ey en a wer a A u dy ‘ yırımar! Due vanı .h ’ ‘ verirrt nn “ .# WW ®.i “% Era 2 L a.a..0..8 Pe ’ batsın and ah ara hama. wann art en Amer‘ ln Do EEE hen! u.“ uriuner dr run ‘ a TE a ee er PERS I TEE AN % uf er i aan aan an eh nen uheraf .r PU LIEBE EICHE HA AIR, .ıregtriıyhenen ” .r 4 waren ur hit wenn rt‘ . . ’ urrier ” DE IT EEE IE etmawaiLr pen dıT en“ Aare ran ame a‘ vratenıbeahuunn nr nn‘ a ... eur. 090 0 x 13511411 10“ ıvıı ‚rıyı99% gt a. oe! .u... I ' BEN M KIEM. N iu . ny N ., E35 >. KARA) (uk ’ - .., BRANDNER NUT, Ne RD f u . . . ede vn. ne dr ur or une ngiene® ’ i+r& ıını.% [u ’ vsıyzaıı v.. ‘ “irrt nr u y har. * RAR UCVEGHE 8 NH AAYH ALLEN ea ar . ysıy 4 are han vn. m..." LER I RL EN BAR . Yu nr he ara j GR ‚ Kınmssarın PERLE DES I ww ehe a nteen h R ne Berehen uhh an na Aut are men teten x er n “ PATH EYWTITEIE x ee er en bie ..n. ıı .. YK. u hen * -e um N ya yi% PL 2 vıra ir y+ , ’ + u... ‘ 2 ne . MB RUE f DOSE a4 rt jr ne am a be - Pa Eu | acae ar dırı or -. N - NO WOR een $ .Y +h . De ‚v) RR ” b | 0 » fz ı.;ı D r ... . DER . u. wine wur. Innen ime » % yıra ‚a u} N AL Y | „* RUHR rt aa vr arena .uiweiihmn via urn IL ENA RENT rem ENT LIE I AA} u onen Ne En HE un a ir, ; Aa vr) UT N MR EN A RAwar 4 t „! vor When eh ww... Yayıyı aa viırfır Yard % ER LE \ .; N =)» PERLE Kura.sc DE 5 f vıy\ mn ıh ee I ”„ ri vawya syusrns eh un a AT EI EC ET Er + ‘ t + ve erinnert nad Konami! Muh sten N f sy" vd“ DETROIT A ERZE sun UK NK TECHN ET ter hit BEYER N a mie ae a ee y ee) rel enatinrhr -... Werner rs van ver cp» wre une, Kima „ + up FEN LK) BYnEURtm .». vr ’ ı» IM N una Drum ee a Were ybH rn ‚ m ana! ta ıi» >) » ‚. . leuıpyr« % y ’ sywrunsy NE NT 4 L bi FU } “ ; x WINKEN ur MEN ‚ * 1,1 2) ' ’ „s DERUTUNLKIHAE Bun en dm IB Taneı ar NE LIEDER VE NE rat r.ı ER IETE men y ır. Fi J a aa IRINA EN q D ı' } N a» ) DE ii NN TH u ' ıet) Y Very UNE AT EM EUR nt ı9 LYJ)% _v) . 4 et PEN TER A. ft ‘ Yin ara PU UL IU NE MAG PLHETEIC HR ER STE auVee ION ‚ bi vtiayaat ehe nıtrnd,n PDC HE a HIER II TER DIE vn erntit NULIRAI.HRL nn . UWE N N RLCHEIT NUN P! nt WERE ICH ER N KR TERR EHE 0 9 NEE DE" rt vn N } yrrd men | BC IE TEE DEE w L N 4 era mree MEIFET yulrk irn viren ü ET ' I » ER 4 R > Y A '\a 14 ' 1) re) \ A ı sinhn 12 y3 ' ' Ah Fire ur E u mt Wir oh 4 hr v "a » ‚dr i un % 72 I) r. Yıyau vos vııd3 ) CET ern“ ® > Be rt een een ee ie wir Bu N DE ehe # Ka »u> yar Bere IR Erz} Yvıaya Er %7] 23 98 ind; er [7 Br u “ x ia biy I) i y) ni hie) | ® ‚3373 als rla ia s Varaıd 11 dd PL IEE 2 N I} ‘ya [) r f D \ Li #2, p 84 .,. ale \ ENPENEELL TER HEN AAN I j ns NETT N ia! ‘ wit er m « Rn ii» BE 7} 5 Ida ri: * v. “win. rd ’ ie ii Reue ER TE IH FL 4 R u) r N WIPLETT Kants MLAU den 003 p Pa ae ua BE Be LE Be ze De EZ Ir sis Bahia al Ha Yr N rad A “' RC Ba IE Ir De IE TEN! vırareunadaheddn y ‘ Paar WE I DX Be DE TEE IR IE REIE PR IE IE LIE N DE RL TE EZ ei ı 5 Yyylmaayuerabaın BEE) wid FETT ne er #r PaE= POT E ' * a PERL * LE .s nie .n i- . wen > [ 7 ‘ Eu “ Pemzy 2 zZ ” Re an dent 2 I dr “ “ kat E PIE EHE NEL HE EIN 2 sah inim“ “wrhı Biere LICH 4 ’ ir yR Br \ Fi n Ki r a ae fi k Jar Fr .n Parueee WR Te TE RL ; APR rer wos u EN DI RER LK Fi dans, Di ee Kar x i un =: ; nz nn ‚ A .. ! . . de .n- \ RA HN EN Y or j ; et a PEN N m qr N FL N br u “wm... mehben, uwrmndis ish ee Ba: .e w ZZ ra re .unntb“ ui WW WER vr Bau RE dl ö ee >> RE LT LLHE Luvend nn ... wre # .ıh“ - “ı Du si.ns Ä dd ' FEW RE 77 Pure ke dc id il ‘ ya ın ii pl Bu EMTEC Pre ra Br CE BLER weh w ni. PARP. I TE Te Di skehdred FEN SCE BR EI IC NEE NEE EIEET EN Fee ee ee 7 iR} -- Jun EDEN jsäwıd ride! \asdıa cheh lu armn dr Ans Pr ETC ICH ae pr ga. td rw r Da a Da Ir HR BE IRLFEN A hr» Kr uhühhedt er hahh Gh ude“ 4 u | eh wand aan ww “N Asa aan haat had win ui a Daeumas sowas TErER FOR NIRLRU TRAUN RE BE BERTBER IC BR AL DERLE EAN, ya a 1a erde eh ide haijaı ala ‘ tra, U Bd alas ara ah « j f f u; ER RE CREE EN FR we m vo. rer, Zr “ ns Pe Tr Du 2 u A KR TUE ED IN DU TEE, PETE N IC} De I u SC » “es “ 4 re ur ak ee er, .. PET Te P* er Ze a zehi.d .. . 4 hear ad dr da yrını im “in ig PETE E Dan Yes is IE EEE NIE IE TE DIE NIE HER ILL rohe 8 udn‘ .r 4-00 6 8 a ade Ben rn d wer ite la iy5r 1.4 84 PIE um ta haha wei k RE EL ET 5 TEILE ER NE IR, ir * Pe LE ME EWR PR u DE DE ELENA N . ern Andy) 4.48 a? u 4 PURE VEN DL ER IL ER EEE I LIE A Peru a ur erE fr Fer? IT ante ba s ad aa ddr re 2 “ % ee hbie cin dr bet ds WEN VAR LIE ICE 7 4,408 u. „ und .. wem! ihm! v aa ri date an ar‘ gaı'dir .. ’Y sieh 3191 Krisen hohit ed wire he ern ide bh. er Pe U VDE HL EIER DA 5 winner ge PrR7 wirea kasnıN uw“ Day bannen PER T Ie KETTE EEE A LE RL ERLERNT LE LH PER IE ROHR SLR. I AM, IE De SS ER 2 -. Dh NEE LS LE IE EHE He REEL LACH EA . Pa I 5 Bautrauiien da am va Kun hihte he we u... Pe PReme YET IE 5 . FRE went Ber Te wert An EREFTILTT 2 2 TE Re ‘tele —- sah is ttiris ihn Fifa WESEN Eu DEE “hi nm yıralaı warn bien PR WEICRELTLEL EL ER Pa N REG INCL NICK. RA RE TER KA + WER ICH TEL AR A us = 2 B : ? m } NE RAR Mae Ev. BAND, era | Sana BRBERSH DATHaQ AUH. ri Dun ‚Bee BRIAN REIT HB Rn. 1 111 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE HUNDERTFÜNFZEHNTER BAND. WIEN, 1906. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN KLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. N CXV. BAND. ABTEILUNG 1. TAHREANE 1906. — HEETTEBIS X (MIT 1 KARTE, 2 KARTENSKIZZEN, 57 TAFELN UND 96 TEXTFIGUREN.) — fe) 01 WIEN, 1906. AUS DER KAISERL ICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, Fi S | \ = 4 _ | : h ER RIE De we ee N RR n. E ke u: | u 1A OMA Mo EANMETR Yyyı gr Ö nm EINER Seite Apfelbeck V., Neue Koleopteren, gesammelt während einer im Jahre 1905 mit Subvention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durchgeführten zoologischen Forschungsreise nach Albanien und Montenegro. (1. Serie.) [Preis:50h—50pfl.......- 1661 Beck v. Mannagetta G., Die Umkehrung der Pflanzenregionen in den Dolinen des Karstes. (Mit 1 Tafel.) [Preis:95h— 95 pfl. - . - 3 Becke F. und Uhlig V., Erster Bericht über petrographische und geo- tektonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Rad- städter Tauern. [Preis: 1K3>0h—1M30pfl .. x... 0... 1695 Brezina P., Beiträge zur Anatomie des Holzes der en otene (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1K20h—- 1 M20pf] . 2.0. une eneıe > 367 Diener C., Beiträge zur Kenntnis der mittel- und obertriadischen Faunen von Spiti. [Preis: 75h — 75pf]l - - - - 090 Doelter C., Die Untersuchungsmethoden bei likatsehmelzen, (Mit 6 Tot, figuren.) [Preis: 1IK10h—1M10pf]l .. - 267 — Die Silikatschmelzen. (IV. Mitteilung.) (Mit 2 T afeln nn 6 Text- figuren.) [Preis: 1K90h— 1M90pf]l ....» tie) — Über die Schmelzpunkte der Silikate. (Mit 2 Tafeln.) Bo ı K IE NM]. une Sir. 1020 Eichler K., Über die a Bee Bei T von orientalis. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 90 h— 90pf]l ... - . 841 Fogy D., Serpentin, Meerschaum und Gymnit (sechste Mitteilung über ie Darstellung der Kieselsäuren). [Preis:50h— 50pf|l .... - 1081 Friedberg W., Das Miozän der Niederung von Nowy Targ (Neumarkt) in Galizien. (Mit 2 Textfiguren und 1 Kartenskizze.) [Preis: KON OPER] Kb: .779 Grafe V., Studien über 3 loan) d. ne (Mit | Tafel.) [Preis: 80 h —80pf]l. .. 2...» ; 2.005 — und Portheim L., v., Untersuchungen über die Rolle en le: in der Pflanze. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 1K60h —1M 60 pf]|ı = . 1003 Grund A., Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im Deltagebiet des Kleinen Mäander bei Ajasoluk (Ephesus). (Mit Karte). Preis: 9051 90 pl], ur. en ee pi = 241 VI Grund A., Die Probleme der Geomorphologie am Rande von Trocken- gebieten. [Preis: 80 h — 80 pf]. : — Vorläufiger Bericht über ohysiogsosrabhieche Untersu ee in den Deltagebieten des Großen und Kleinen Mäanders. [Preis: 50 h — 50 pf]. : Haberlandt G., Über den Gone von ale rolf (Mit 1 Tafel.) [Preis: 75h — 75 pf]. vos Hiekel R., Beiträge zur Morphologie und En iologie ae ER (Dematium albicans Laurent = Oidium albicans Robin.). (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur.) [Preis: 1K85h — 1M 85 pf] Hillebrand S., Serpentin und Heulandit (vierte Mitteilung über die Dar- stellung der Kieselsäuren). (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 80h — 80 pf] Himmelbauer A., Über Lievrit und die Datolithgruppe (fünfte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren). |Preis: 40 h — 40 pf] Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie (lI. Mitteilung, Nr. 64 bis 91). (Mit 2 Textfiguren.) [Preis: 1IK40 h — IM 40 pf] 5 — Revision von 292 der von J. Feltgen aufgestellten Ascomyceten- formen auf Grund der Originalexemplare. [Preis: 3 K 20h — 3M 20 pf] i ee PIE SITTEER — und Litschauer V., Beiträge zur Kenntnis gar Cortieiech (Mit 10 Textfiguren.) [Preis: 2K30h —2M 30pf]. Hoernes R., Melongena Deschmanni nov. form. aus den aquitanischen Schichten von Moräutsch in Oberkrain nebst Bemerkungen über die geographische Verbreitung der lebenden Melongenidae. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 1K10h—1M10pf).. Karzel R., Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde bei Tilia sp. und Aesculus Hippocastanum. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 85 h — 85 pf].. s Klaptocz B., Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werner’s in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax. (Mit 1 Tafel.) [Preis: IK — ıM]. 1 Re E 5 ß — Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unter- nommenen zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werner’s in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 60h — 60 pf]. Kubart B., Die organische Ablösung der Korollen nebst Bemerkungen über die Mohl’sche Trennungsschichte. (Mit 2 Tafeln und 4 Text- figuren.) [Preis: 1K60h—1M60pf].. 2 Linsbauer L. und K., Zur Kenntnis der Reizbarkeit der Centaurea- Filamente nebst Bemerkungen über Stoßreizbarkeit. (Il. Mitteilung.) [Preis: 50 h 50 pf] Se Lorenz L., v., Gazella Salmi n. sp. (Mit 2 Fetikghrä) (Preis: 20 Nu 20 pf] Seite 925 „179% 577 159 697 SLOT 649 ..1189 . 1549 . 1521 . 1347 121 963 . 1491 .‚ 1741 21 Mikosch K., Untersuchungen über die Entstehung des Kirschgummi. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 2 K20 h — 2 Mk 20pf] . LAHN.. Molisch H., Untersuchungen über das Phykocyan. (Mit 2 Tafeln.) |[Preis: 1K15h—1M1l5pfl . 3 RE le Näbelek Fr., Über die systematische Bedoutune des hen Bade der Antherenwand. (Mit 4 Tafeln.) |Preis:2K80h —2M80pf]. Nestler A., Myelin und Eiweißkristalle in der Frucht von Capsicum annnum L. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 70h — 70 pf]. mr Pauksch J., Das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe. [Preis: 70h — 70pf]. I > ; 5 Pöch R., Dritter Bericht über meine Reise Hash Neu Eu Men Süd- Wales, vom 21. Juni bis 6. September 1905, Britisch-Salomonsinseln und Britisch-Neu-Guinea bis zum 31. Jänner 1906). [Preis: 50 h — 50 pf] . { U EISN BEISEER sh, — Vierter Bericht über meine Reise nach Nenn (Niederländisch- Neuguinea), über die Zeit vom 10. Februar bis zum 31. März 1906. [Preis: 35h — 35 pf].. ElaE Bad WESBBBAN EICH NEE Rebel H., Ergebnisse einer zoologischen Foenineree von Dr Franz Werner nach Ägypten und dem ägyptischen Sudan. II. Auchmo- phila Kordofensis, eine neue Psychidengattung und Art, nebst Verzeichnis der übrigen gesammelten Lepidopteren. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 55 h — 55 pf] she Richter ©., Zur Physiologie der Diatomeen. (I. Mitteilane). (Mit 6 Tafeln.) [Preis: 3K90h—3M 90 pf] . ; BEER — Über den Einfluß verunreinigter Luft auf elle losen and Geo- tropismus. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 3K 50h —3M50pf]. l Sassi M., Procavia slatini n. sp. (Mit 1 Tafel und 3 Textfiguren.) [Preis: 90h — 90pf]. N \ ‚Schiller J., Optische Untersuchungen von a und loan. (Mit 8 Textfiguren.) [Preis: 1K 30 h — 1 M 30 pf] Siebenrock F., Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner nach Ägypten und im ägyptischen Sudan. IV. Krokodile und Schildkröten. (Mit 8 Textfiguren.) [Preis: 1:K — EU ee en q 5 Simon E., Ergebnisse der mit bsonten aus E Erbschaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr. F. Werner’s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. VII. Araneida. [Preis: 55 h — 55 pf]. 2 EN ee Steindachner F., Bemerkungen zu Liparophis Bedoti Beracen und Lachesis monticola (Gthr.). (Mit 1 Tafel.) [Preis: 45 h — 45 pf] — Zur Fischfauna der Samoa-Inseln. [Preis: 1K55h— 1M 55 pf] : satt - Tomann G., Vergleichende Dreisichungen über die Bee chafenheit des Fruchtschleimes von Viscum album L. und Loranthus europaeus L. und dessen biologische Bedeutung. [Preis: 50 h — 50 pf] . 601 895 493 27 265 995 . 1623 817 . 1159 905 . 1369 3583 VIH Seite Trebitsch R., Nr. IX der Berichte der Phonogramm-Archivs-Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Phonographi- sche Aufnahmen der Eskimosprache, ausgeführt von Dr. Rudolf Trebitsch und Dr. Gustav Stiassny im Sommer 1906. (Mit 2 Tafeln.) [Preis:1K10h— 1M10pfl...... SE FERHERRT Tschermak G., Metasilikate und Trisilikate (dritte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren). (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 75 h— 75 pf] 217 Waagen L., Die Virgation der istrischen Falten. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 73-275: pflerauuı ah. 5 4199 Wagner R., Über den Bau der Ener des "Trisema Wagapi Vieill. (Mit 7 Textfiguren.) [Preis:IK—1M] .... .. 857 — Über den Aufbau des Disepalum anomalum Hook. Ai. (Mit 5 Text- figuren.).|Rreis 2:65 hr 165 pfj], ei 2: 2 ar ! . 881 — Untersuchungen über den morphologischen kan er Garine Pachynema R. Br. (Mit 15 Textfiguren.) [Preis: 1IK70h— 1M ZONE TE I ar 3 6: 21039 Wahl B., Untersuchungen über En Bau der parasiitäehen T u aus der Familie der Dalyelliiden (Vorticiden). (Mit 4 Tafeln und 6 Text- Aigugen))) [Preis:s2 K’60.h —2:M 60:pf] ru Zr ae Fer £ am: F., Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr. F. Werner’s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. V. Beiträge zur Kenntnis der Fischfauna des Nils. (Mit 4 Tafeln und 6 Textfiguren sowie 1 Kartenskizze.) [Preis:2K95h— 2M95pf]l . .. . . 1097 Wiesner J., Beobachtungen über den Lichtgenuß und über einige andere physiologische Verhältnisse blühender Geranium-Arten. [Preis: 90 h 90. pf | Biaa ae ne IRRE er Zahlbruckner A., Beitrag zur aElSchtendora Baeen [Preis: 70 h — 70 pf] . 503 Zikes H., Über geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. (Mit - 3 Textfiguren.); [Preis: 45h — 45 pf] := 031. „mu Se Es SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN ARADENIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENS CHAFTLICHE KLASSE. CXV. BAND. I. HEFT. JAHRGANG 1906. — JÄNNER. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. — (MIT 8 TAFELN UND 5 TEXTFIGUREN. Eu - WIEN, 1906. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, " OK, U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. des 1. Heftes, Jänner 1906, des cXY. Mendes; Abteilung: LE | berichte der mathem. -naturw. Klasse. Beck v. Mannagetta G., Die Umkehrung der: Pflanzenregionen ind Dolinen des Karstes. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 95 h — 95 pf == Lorenz L., v., Gazella Salmi n. sp. (Mit 2 ae. Be Eu Dale ee "Richter O., Zur Physiologie der De q. Mitteilung.) on 6 | [Preis: 3K90h—3M90pf] . ee SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EXV BAND E HERT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. a a a ar ABEN] Die Umkehrung der Pflanzenregionen in den Dolinen des Karstes von Günther Ritter Beck v. Mannagetta, k.M. k. Akad. Aus dem botanischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag, Nr#98,den2-Reihe: (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 4. Jänner 1906.) Dolinen oder Karsttrichter gehören bekanntlich zur charak- teristischen Eigentümlichkeit aller Karstländer. Insbesondere sind sie aber dem Illyrischen Karste eigen, der von den Juli- schen Alpen längs der Adria bis Albanien reicht. Hier sind nicht nur zahlreiche, sondern auch oft über 100 n tiefe Dolinen vorhanden, die freilich, da ihre Entstehung durchaus nicht immer die gleiche ist, sehr verschiedene Formen wie Spalten, Einstürze, Trichter, Becken und dergleichen aufweisen und demnach für die Besiedelung durch Pflanzen wechselnde Ver- hältnisse darbieten. Die tieferen und größeren Dolinen des Karstes aber waren es vor allem, die für Floristen und Pflanzen- geographen immer besondere Anziehungskraft ausübten. In solchen Dolinen, deren Flanken gewöhnlich steil und felsig zur Tiefe stürzen, konnten seit jeher die interessantesten Gewächse gefunden werden. Ja, für die Erhaltung dieser Gewächse sorg- ten sogar die Karstbewohner. Da nämlich am Grunde vieler Dolinen Kulturen und Felder liegen, auch deren Gehänge be- 'waldet sind, werden die Ränder solcher Dolinen gewöhnlich 1* =: G. Beck v. Mannagetta, durch Rohmauern gegen das Weidevieh gesichert und hiemit erhält auch der in denselben befindliche Pflanzenwuchs im allgemeinen, aber auch jener der felsigen Gehänge, der sonstens dem Ziegenfraße verfallen würde, im besonderen seinen Schutz. Nun war schon lange bekannt, aber kaum erklärt worden, daß in vielen tieferen Dolinen des Karstes isoliert zahlreiche Hochgebirgspflanzen, also Pflanzen der Voralpen und Alpen- region inmitten der Bergregion leben. Ihr Vorkommen daselbst mußte um so auffälliger erscheinen, als das Terrain um diese Dolinen derzeit von einer ganz anderen, auch an ein Bergklima angepaßten Vegetation besetzt ist. Ich führe nur einige Beispiele hiefür aus dem Triestiner Karste auf, die ich teils den bekannten Florenwerken von Marchesetti! und Pospichal? entnehme, teils freundlichen Mitteilungen des Herrn Direktors C. v. Marchesetti selbst ver- danke. In den tiefen, nächst Divacca in einem Bodenniveau von 430 bis 450 m über dem Meere befindlichen Dolinen von Ris- niac, Resbeniac, Radovan zeigt sich eine schonerllern. vegetation, in der Aspidium rigidum Sw. v. australe Ten. bemerkenswert erscheint, da dieser Farn sonst nur auf den Julischen Alpen, am Nanos und andern Gebirgen vorkommt. Überdies finden sich in diesen Dolinen noch die alpine Arabis arenosa Scop. und einige illyrisch-südalpine Hochgebirgs- pflanzen, wie: Saxifraga incrustata Vest, S. petraea L. und Athamanta rupestris Reich. In der geräumigen und tiefen Doline von Orlek nächst Sessana, welche in einem Bodenniveau von zirka 355 m über dem Meere liegt, finden sich von alpinen Hochgebirgspflanzen: Scolopendrium vulgare Sm., Veratrum album L. v. Lobelianum (Bernh.), Arabis arenosa Scop., Primula auricula L. Als Reste einer ehemaligen Buchenwaldflora kann man daselbst Paris quadrifolia L. und Sanicula europaea L. beobachten. Direktor 1 C. Marchesetti, Flora di Trieste e de suoi dintorni. Trieste, 1896 bis 1897. 2 E. Pospichal, Flora des österreichischen Küstenlandes. Wien, 1897 bis 1899. . Umkehrung der Pflanzenregionen. 6) v.Marchesetti verpflanzte dorthin auch die erstim Trnowaner Walde vorkommende Primnla carniolica Jacqu., welche da- selbst sehr gut fortkam. Die Anzahl der Hochgebirgspflanzen in vielen anderen Dolinen schwankt nach der Größe und Tiefe derselben, aber auch nach der Steilheit ihrer in die Tiefe ziehenden Fels- gehänge. Je steiler und unzugänglicher die letzteren, desto reicher sind sie auch mit Pflanzen der Hochgebirge besetzt. Die berühmte, auch von mir besuchte, großartige Dolinen- schlucht von St. Canzian, welche sich von 435 m Seehöhe um 160 m, also bis 275 m Seehöhe vertieft, birgt wohl die größte Zahl von Hochgebirgspflanzen.! Dazu zählen: Aspidium lobatum Sw., Scolopendrium vulgare Sm., Stlene saxifraga L., Aconitum vostatum Bernh,, Lunaria vediviva L., Arabis arenosa Scop., Sarifraga in- crustata Vest, S. petraeaL. (beide illyrisch-südalpin), Aruncus silvester Kost., Euonymus latifolius L., Athamanta rupestris Reich. (südalpin), Primula auricnlalL., Gentiana asclepiadeal., Salvia glutinosa L., Veronica latifolia L. (=V. urticaefolia Jacqu.), Globularia bellidifolia Ten.,, Campanula pusilla Haenke, Prenanthes purpurea L., Aposeris foetida Less. (illyrisch). Mit diesen in die Karstflora eingemengten voralpinen und alpinen Pflanzen treffen an den Gehängen zur größten Über- raschung der Pflanzengeographen auch einige südliche, wärme- liebende Gewächse zusammen, wie: Adiantum capillus veneris L., Ceterach officinarum W illd., Parietaria ramifloraMoench, Corydalis ochrolenca Koch, Eryngium amethystinum L,, Campannla pyramidalis L., Artemisia camphorata V ill. Doch alle angegebenen Voralpen- und Alpenpflanzen, weiters auch noch Cystopteris alpina Desv., Veratrum album L., Thalictrum aquilegiifolium L., Cytisus alpinus L., Rhammus 1 Über die Vegetation der Dolinenschlucht von St. Canzian vergleiche: C. Marchesetti, Florula di S. Canziano, in F. Müller, Führer in die Grotten und Höhlen von St. Canzian, Triest 1887, p. 100 ff. — G.v. Beck, Hoch- gebirgspflanzen in tiefen Lagen. Sitzungsber. des »Lotos«, XXIV (1904), p. 162. — A. Ginzberger in Führer zu den wiss. Exkursionen des II. internat. botan. Kongresses, Wien 1905, I, p. 64 ff. 6 G. Beck v. Mannagetta, fallax Boiss. (= Rh. carniolicus A. Kern.), Adenostyles glabra DC. (=A. alpina Bluff et Fing.) finden sich in diesen Dolinen nur zerstreut vor und schließen niemals zu einer Vegetations- formation zusammen. Daher erscheint der Zusammenschluß dieser Gewächse zu Vegetationsformationen in einzelnen höher gelegenen Dolinen des illyrischen Karstes noch viel auffälliger. Dies ist der Fall in der zu einer Eishöhle herabziehenden Doline Paradana und in der großen Doline Smrekova draga. Beide auf dem Hochplateau des Trnowaner Waldes bei Görz gelegen, konnte ich näher erforschen. Durch herrliche Voralpenwälder gelangt man im Tees waner Walde auf schöner Waldstraße von dem gastlichen Forst- hause Kanisza direkt zur Eishöhle Paradana, nach Moser,! welcher dieselbe näher beschrieb, auch Lepo brdo pod Goljak genannt. Sie ist die bekannteste Eishöhle des Trno- waner Waldes, denn aus derselben werden aus mehr als 100 m Tiefe Eisklötze auf Leitern und in vereistem Schnee ein- gehauenen Stufen heraufbefördert und auf eigenen Wagen nach Görz verfrachtet. Der Eindruck, den diese Eishöhle mit ihrer eigentüm- lichen Vegetation jedem Besucher’? hinterläßt, ist ebenso über- raschend als eigentümlich. Man steigt unmittelbar von der Straße durch schönen Hochwald abwärts. In einer Tiefe von ungefähr 50 m endet plötzlich der Fichtenwald und man steht vor dem Trichter der Eishöhle, der etwa 40 m hinab in die Tiefe zieht. Auf der einen Seite dieses Trichters stürzen die Felsen schroff und unzugänglich zur dunklen Pforte der eigent- lichen Eishöhle ab, aus der bei meinem hier geschilderten Besuche am 30. Mai 1904 kalte Nebelmassen aufstiegen. Durch 1 Dr.L.C. Moser, Die Eishöhlen des Trnowaner und Birnbaumer Wald- gebirges, in Zeitschr. des Deutschen und österr. Alpenvereins, XX (1889), p. 355 bis 397. 2 Mir war es gegönnt, die Paradana und die Smrekova draga am 30. Mai 1904 unter Führung meines ortskundigen Freundes K. Loitlesberger, k.k. Gymnasialprofessors in Görz, zu besuchen, und letzterem verdanke ich überdies außerordentlich wertvolle Beiträge zu vorliegendem Aufsatze. Einen Bericht über diese Exkursion veröffentlichte Herr Prof. Loitlesberger in den Mit- teilungen der Sektion für Naturkunde des Österr. Touristenklubs, XVII (1905), v. 69, unter dem Titel: »Die Smrekova draga im Ternovaner Walde«. Umkehrung der Pflanzenregionen. 7 diese am Grunde des Trichters liegende Pforte wird der zweite, tief ins Erdinnere ziehende, mit Eis und Eiswasser erfüllte, unterirdische Teil der Paradana zugänglich, in dessen schaurigen Schlund man auf Leitern zu Zwecken der Eisgewinnung ab- steigt. Ein schmaler Fußsteig führt vom Rande des Trichters, an welchem das Thermometer am genannten Tage 17° C. Luft- temperatur zeigte, in Zickzack hinab. Man durchwandert reichlichen, geschlossenen Strauch- wuchs, bestehend aus Erlen, blühenden Weiden (Salix grandi- folia Ser.), Rosa. pendnlina L. (=R. alpina L.), Lonicera alpigena L., L. coerulea L., mit einem Unterwuchse von Heidel- und Preiselbeeren (Vaccinium myrtillus L. und V. vitis idaea L.). Die Alpenrebe (Clematis alpina Mill.) schlingt sich durch die Büsche, zwischen welchen später Ranunculus platanifolins L., Aruncus silvester Kost, Melampyrum sylvaticum L. und Mulgedium alpinum Less. erblühen. Ber 20: Tiefe verkrüppeln die Fichten. Niederes, dicht aneinander gedrängtes Buschwerk von Alpenrosen (Rhododen- dron hirsutum L.), Ende Mai noch in Knospen stehend, deckt das Gehänge. Die Lufttemperatur ist auf 9 bis 10° gesunken. Auf den anstehenden Felsen erblicken wir manche in Entwick- lung begriffene Alpenpflanze, darunter Aspidium lonchitis Sw. Poa alpina L. Carex ornithopoda W. Luzula silvatica Gaud. Salix vetusa L. Heliosperma quadrifidum Reich. Sarifraga cuneifolia L. » rotundifolia L. Viola biflora L. Veronica Intea Wettst. (= Paederota ageria a, Valeriana saxatılis L. > tripteris L. Doronicum austriacum Jacqu., außerdem Phegopteris polypodioides Fee, Omphalodes vernum Moench, welches am Rande der Doline in voller Blüte stand, 8 G. Beck v. Mannagetta, das Moschusblümchen Adora moschatellina L. und auch Chrysosplenium alternifolium L. Weitere 3 m tiefer steht das letzte kümmerliche Fichten- bäumchen über uns. Die Vegetation selbst ist kaum aus dem Winterschlaf erwacht. Nur Chrysosplenium aeternifolium L. bricht als Erstling durch die noch winterliche Decke des feuchten Erdbodens. Hingegen werden die Moose häufiger, die Lufttemperatur fällt rasch auf 6°5° C. und sinkt mit zu- nehmender Tiefe noch weiter. | Bei 30 m Tiefe ist sie auf 3° C. gefallen. Dort steht die ganze Vegetation noch im Winterkleide. Die Almrausch- sträucher sind verkümmert und nur Zwergweiden mit einigen Alpenpflanzen und reichlichen Moosteppichen besetzen in Gesellschaft die zum Eisschlunde steil abfallenden Felsen (Abb. 1). Zu diesem Bilde paßt auch das winterliche Schneefeld, an dem wir jetzt stehen und das steil in den finsteren Schlund hinabzieht. Am Eingange des letzteren, aus dem eisigkalter Dunst hervorquillt, fällt das Quecksilber unseres Thermometers, 1 m über den Schneemassen, noch bis auf 1'2° C. Die Vegetation ändert sich somit in der Paradana in über- raschender Weise mit der Tiefe. Ungemein deutlich erkennen wir aber die Erkältung der Lufttemperatur, die am 31. Mai 1904 von 17° C. am Rande des Paradanatrichters bis zum Grunde desselben, also zirka 40 m tiefer, auf 12° C. gesunken war. Die Lufttemperatur sinkt demnach Ende Mai, wenn noch reichlich winterlicher Schnee am Grunde des Dolinentrichters lagert, gegen die Tiefe fast um 0°4° pro Meter. Dies ist jedoch nicht immer so. Die Lufttemperatur ändert sich in ganz anderer Weise, wenn der Schnee am Eingange zum Eisschlote ab- geschmolzen ist. Die beigefügte Tabelle läßt dies aus einigen Messungen entnehmen. Solange Winterschnee im unteren Teile des Dolinen- trichters der Paradana lagert, ist die Differenz zwischen der Lufttemperatur an der unteren Höhengrenze des Waldes und jener am Beginne des Eisschlundes am Grunde des Dolinen- trichters sehr bedeutend, denn sie erreicht fast 13°. Noch überraschender wird diese kolossale Lufttemperaturänderung, Umkehrung der Pflanzenregionen. -ZIıpum semJ9 ‘Fe Jau J93194S9]1107J ol 06 ro6l -OUIS "9PuUeMsIY "IOsse \ sorsa} uloy ISqJeseq "08 ao eacron © 2 os‘ 0 2 sıq @.] |[19qWSAON '6] stq G=7T SIy9USIY J2p Ur YanYy "pusungg Y9OU 2J0AT 2 "deysqloH J9uoyaSs # J93.19qsa]}10 uopju} sopunyossig Sop u | en Öh | Bol 8 Re Bee JOSsey\ SOUayo uI uaJd > i ae -Ol]J Poy uepW "TO1JoauyaS ae "uopue 2 .: ER ar E a 68381 PuUByIOA 99uy>SsIeJulM URN | JBSOoW DI "A o&l G-91 08-6 10qwo1dag 'g "JOId 3 "3eL J9UOU9S j ‘yo}s ZunpulgIo‘\ UI SOp -unjyoS sap asıq wop ru TO N 9) dal (er sep ‘sopjajaauyas uayor 01 09-91 en ol 08-6 09-2 606 sıq 3.1) | FO6I Te "TE -I9}uUIM sap zul) 200 z "d TE GET. "sodwa joqaN uU93 -19]8S apunjyossigy WSOP SnY ı f J0319qsa]}107] Ta E: Bei Te Bi: ne 8061 Seyayul Jougyas 2, 021g ol oP oS Tauuef -@7 9Zua13 yuursog oYyoY opunyas zus | Pdıoy a syana |_ Jaayoy |. uo3unyrowog UdeN -u9gJe.1IS PIEM -yonenS Pennı a u unyed -oJIAq . o1oyun aoyoıaa ojsioyun | 0] ogue3 v oyoyzugg| Oyay wu 0g “oyoy mm] -uIg WV "uspog wop ı9qn u I “uspeıssnıspg y9eu apfeM JOUrMoUuIL wI eurpereg OJYUOysIq A9P AOJy9LJuaumoq wı anyersdwanynT 10 G. Beck v. Mannagetta, wenn man sie mit jener vergleicht, welche mit zunehmender Höhe in den Alpen beobachtet wird und im Mittel nur 0:57° C. für je 100 nm beträgt. Mit dem Abschmelzen des winterlichen, im Grunde des Dolinentrichters lagernden Schneefeldes, das mit den in der Eishöhle befindlichen, stets vorhandenen, wenn auch oft mit Wasser bedeckten Eismassen wahrscheinlich noch bis in die Sommermonate in Verbindung bleibt, vermindert sich jedoch die genannte Differenz in der Lufttemperatur bedeutend. Gegen Ende Oktober beträgt sie nach den Messungen Prof. Loitles- berger’s nur mehr 5° und im November war die Lufttempe- ratur der genannten, 30 m tief voneinander abstehenden Örtlich- keiten so genähert, daß nur eine Differenz von O°5 bis 1° gesuliierte: Aber nicht allein das am Grunde lagernde Schneefeld und die im Schlunde verborgenen Eismassen bewirken die genannte Abkühlung der Luft, sondern auch die stärkere Beschattung und die damit verbundene relative Feuchtigkeit nimmt daran Anteil. Zugleich wird das Tageslicht merklich gegen den Eis- schlund geschwächt, was daraus zu entnehmen ist, daß die Samenpflanzen am Grunde des Dolinentrichters verkümmern und auf den in den Schlund stürzenden Felsmassen nur mehr Höhlen- und Schattenformen von Moosen gedeihen. Hier wachsen nach freundlichen Mitteilungen Prof. Loitlesberger’s z. B. Amblystegium curvicaule Dix et James, Encalypta con- torta Lindb., Zypnum molluscum Hedw. in solchen ver- längerten Höhlenformen. Außerdem trifft man im untersten Teile des Dolinentrichters gegen den Eisschlund noch an: Amblystegium filicinum De Not. » Sprucei Br. eur. Hypnum sulcatum Schimp. » uncinatum Hedw. Oncophorus virens Brid. Orthothecium rufescens Br. eur. » intricatum Br. eur. Plagiopus Oederi Brid. Timmia norvegica Zett. Webera cruda Schimp. Umkehrung der Pflanzenregionen. a: Vergleicht man die Verteilung des Pflanzenwuchses in der Paradana mit jenem des Hochgebirges in den Alpen, so wusde ondieser "Dolmer ener-Umkehrung der Pflanzen- regionen mit ihren charakteristischen Formationen und Be- standteilen deutlich wahrgenommen. Während man in den Alpen stets Laubwald, Nadelwald, Krummholz und Alpensträucher, Zwergsträucher, alpine Matten und Felstriften, endlich die Eis- und Schneeregion übereinander in bestimmter Höhenlage im Aufstiege folgen sieht, trifft man in der Paradana nacheinander mit zunehmender Tiefe Fichten- wald, Alpensträucher, Zwergsträucher (Rhododendron), alpine Felspflanzen, die Fels- und Schneeregion, endlich Eis. Die auffällige Erscheinung der Umkehrung der Pflanzen- regionen kann auch noch an einer zweiten Doline des Trno- waner Waldes in etwas anderer Art beobachtet werden. Es ist dies die Smrekova draga, welche zuerst von Krasan? besucht und kurz beschrieben wurde und die ich ebenfalls in Begleitung des Herrn Prof. Loitlesberger am 31. Mai 1904 besuchte. Die Smrekova draga ist ein etwa 1 km langer Dolinen- komplex nördlich des Goljakberges (1496 m) im Trnowaner Walde, welcher sich an der Landesgrenze zwischen Görz- Gradiska und Krain ausbreitet. Die Straße, welche von der Paradana über die Annahütte weiterführt, hört vor dieser großen Doline auf. Man steht an der Straße in schönem Rotbuchen- walde bei 1230 m über dem Meere. Am 31. Mai begann derselbe gerade sein silberigglänzendes Laub zu entfalten. In der Doline abwärts steigend gelangt man bald in einen prächtigen Wald 1 Pospichal in seiner Flora des österr. Küstenlandes, I (1897), p. XI, hat sich darüber zuerst ausgesprochen, worauf ich diese pflanzengeographisch interessante Erscheinung auf Grund eigener Studien zum Gegenstande eines Vortrages machte. Vergl. G.v. Beck‘, Über die Umkehrung der Pflanzenregionen in den Dolinen des Karstes, in Sitzungsber. des Deutschen naturw.-medizin. Vereins »Lotos« in Prag, XXIV (1904), p. 153. 2 KraSan, Vergleichende Übersicht der Vegetationsverhältnisse der Graf- schaft Görz und Gradiska, in Österr. botan. Zeit., XXX (1880), p. 285. 1 G. Beck v. Mannagetta, von urwüchsigen, schlanken Fichten. Doch plötzlich, ganz unvermutet, findet der Wald sein Ende. Das Aussehen der letzten Fichtenbäume verändert sich wie an der oberen Höhen- grenze dieses Baumes im Hochgebirge (Abb. 2). Deutlich verkümmern die stolzen Stämme. Mit weißgebleichten Baum- leichen, deren Äste mit Bartflechten behangen sind, setzt sich die Baumgrenze scharf gegen abwärts ab und in einer Seehöhe von 1100 m sind die Bäume verschwunden. An die Stelle der Fichten tritt nun, wohl weitere 50 m an dem felsigen Dolinen- hange in die Tiefe ziehend, ein dichter, fast undurchdringlicher Bestand der Legföhre (Pinus mughus Scop. = P. montana Aut.), die den weiten Kessel völlig erfüllt (Abb. 3). In die Formation der Legföhre, welche das dominierende Gehölz abgibt, streuen sich aber doch noch einige höhere Laub- Sträucher ein, so: Salix grandifolia Ser. » arbusculaL. Sorbus chamaemespilus L. Euonymas latifolius L. Rhododendron hirsnutum L. Lonicera alpigena L. >» coernlea L. An den nicht vom Strauchwuchs überdeckten Stellen, namentlich aber auf den Felsen, bemerkt man eine viel größere Anzahl von Hochgebirgs- und Voralpenpflanzen als in der Paradana, darunter: Scolopendrium vulgare Sm. Aspidium lobatum Sw. Lycopodium annotinum L. Carex ornithopoda W. Luzula silvatica Gaud. Veratrum album L. v. Lobe- lianum (Bernh.) Polygonatum verticillatum All. Salix retusa L. Heliosperma quadrifidum Rchb. Moehringia muscosa L. Sagina saginoides Dalla Torre =S. Lima Pre): Clematis alpina L. Helleborus niger L. v. macran- thus Frey.n. Aconitum rostratum Bernh. Umkehrung der Pflanzenregionen. 13 Arabis alpina L. Veronica latifolia L. » arenosa SCOop. Melampyrum silvaticum L. Sarifraga rotundifolia L. Valeriana saxatilis L. >» petraea L. > tripteris L. Arumcus silvester Kost. Campanula cochleariifolia Viola biflora L. Lam. ‚Gi: Gsipusilla Pirola uniflora L. Fliaemize). » rotundifolia L. Doronicum austriacumJacqu. Erica carnea L. Senecio crispus Kitt. Vaccinium vitis idaea L. Aster bellidiastrum Scop. Primnla auricula L. Aposeris foetida Less. Salvia glutinosa L. Mulgedium alpinum Cass. Stachys alpina L. Crepis incarnata Tausch. Je tiefer man steigt, desto dichter und reichlicher bedeckt sich der Boden zwischen den Legföhren mit Torfmoosen (ins- besondere Sphagnum acutifolium Ehr.) und mit den Zwerg- büschen von Vaccinium nliginosum L., bis schließlich die dichte, die längste Zeit im Inneren vereiste Moosdecke eine hochmoor- artige Torfmulde bildet. Bei meinem Besuche zu Ende Mai waren noch große Schneefelder über einen großen Teil dieses Morerumdes gelagert. Wie mir Prof. Loitlesperger mitteilte, findet sich auch an den felsigen Lehnen zwischen den Leg- föhrenbüschen wohl das ganze Jahr hindurch Eis und Schnee, der.sich in den tiefen, meist vonzkesichrenbüschen. .übet- schatteten Felsschründen leicht erhalten kann. Ein kontrastreiches Bild eröffnet sich aber dem Be- schauer, wenn die Alpenrosen Mitte Juli in herrlich rotem Blumenschmucke stehen und der eisige Firnschnee aus den Felskiüften zwischen den dunklen Legföhren herausleuchtet. In der Smrekova draga prägt sich nach vorhergehender Schilderung des Pflanzenwuchses die Umkehrung der Pflanzen- regionen fast noch schöner aus als in der Paradana. Wir finden hier zuerst schönen Buchenwald, unter demselben herrlichen Fichtenwald; weiter abwärts wird die Baumgrenze aus Fichten erreicht; sodann folgt die Legföhrenformation mit eingemengten Alpensträuchern und Alpenpflanzen, endlich eine ausgespro- chene Torfmoorvegetation mit vereisten Schneemassen. 14 G. Beck v. Mannagetta, Sehr schön ist derWechsel der Vegetation mit zunehmender Tiefe auch an der Moosvegetation zu beobachten, deren Kenntnis ich liebenswürdigen Mitteilungen Prof. Loitlesberger’s ver- danke. A. In» der Buchenwaldregion : des Trnewaner Waldes finden sich: Antitrichia curtipendula Brid. Bryum capillareL. Catharinaea Haussknechtii Broth. Dicranum Sauteri Br. eur. Plagiobryum Zierii Lindb. Tortula subulata Hedw. Pterigynandrum filiforme Hedw. Chiloscyphus polyanthus Corda. Seltener: Neckera pumila Hedw. Psendoleskea atrovirens Br. eur. Pterygophyllum lucens Brid. Webera elongata Schwägr. v. nutans. Aplozia lanceolata Dum.! Pellia endiviaefolia Dum. Radula Lindbergii Gott. und als besondere Seltenheiten: Moerkia Flotowiana Schiffn. und Aplozia Schiffneri Loitl. in Abh. zoolog.- botan. Ges. (1905), p. 482. B. In der Fichtenwaldregion kommen vor: Hylocomnium splendens Br. eur. >» squarrosum L. > triquetrum Br. eur. » loreum Br. eur. und andere. 1 Über Lebermoose vergl. K. Loitlesberger, Zur Moosflora der öster- reichischen Küstenländer, in Abh. zoolog.-botan. Ges. (1905), p. 475. Umkehrung der Pflanzenregionen. 1) Hypnum cupressiforme L. v. filliforme, in langen en von den Bäumen hängend. Mnium orthorrhynchum Br. eur. » medium Br. eur. Orthotrichum Lyellii H. et T. Sphagnum Girgensohnii Russ. Bazzania trilobata Gray. Cephalozia reclusa Dum. » leucantha Spr. » curvifolia Mitt. Scapania irrigna Dum. Seltener: Neckera pumila Hedw. Plagiothecium undulatum Br. eur. Racomitrium canescens Brid. Sphagnum squarrosum Pers. » cymbifolium Ehr. » rvecurvum P. B. Blepharozia ciliaris Dum. Frullania fragilifolia Tayl. Harpanthus scntatus Spr. Kantia suecica Arn. Odontochisma denudatum Nees. Scapania convexa Heeg. Trichocolea tomentella Lindb. (selten). Auf schattigen Felsen gedeihen: Anomodon viticulosus H. et T. » rostratus Schimp. Barbula palndosa Schleich. Encalypta contorta Lindb. Orthothecium vufescens Br. eur. Plagiopus Oederi Limpr. Schistidium apocarpum Br. eur. Aplozia atrovirens Dum. Jungermannia turbinala Raddi. 16 G. Beck v. Mannagetta, Seltener: Didymodon giganteus Jur. Eurhynchium cirrosum Mol. » Tommasinii Ruthe. Hypnum Halleri L. fi. Myurella Carayana Sull. Racomitrium lanuginosum Brid. Lejeunia echinata Tay|. Metzgeria pubescens Raddi. Reboulia hemisphaerica Raddi. C. In der Krummholzregion ‚der Smrekoya drasa wurden gesammelt: Dicranum congestum Brid. » majus Turn. » scoparium Hedw. Meesia trichodes Spruce. Eurhynchium cirrosum Mol. Oncophorus virens Brid. Orthothecium rufescens Br. eur. > intricatum Br. eur. Plagiothecinm depressum Dixon. » denticnlatum Br. eur. » undulatum Br. eur. Polytrichum formosum Hedw. » Juniperinum Willd. Sphagnum acutifolium Ehrh. > gquinguefarium Warnst. Timmia austriaca Hedw. Bazzania triangnlaris Lindb. Cephalozia media Lindb. > pleniceps Aust. > bicuspidata Dum. Jungermannia gracıilis Schleich. > heterocolpa Theden. > Floerkei Web. etM. » minuta Crantz. Umkehrung der Pflanzenregionen. 17 Jungermannia Muelleri Nees. > gquinquedentata Huds. > ventricosa Dicks. Kantia suecica Arn. Mylia Taylori Gray (sehr reichlich). Wenn man sich die Frage vorlegt, auf welche Ursachen die vorher geschilderte, auffällige Umkehrung der Pflanzen- regionen mit ihren Formationen und Vegetationslinien zurück- zuführen sei, so dürfte die Annahme kaum angezweifelt werden, daß das lange Liegenbleiben der winterlichen Schneemassen auf dem wasserundurchlässigen Grunde der Dolinen sowie in den vom Legföhrendickicht beschatteten Felsschründen eine stufenweise mit der zunehmenden Tiefe verstärkte Erkältung und Durchfeuchtung der atmosphärischen Luft sowie des Bodens in der Weise hervorruft, daß ähnliche Veränderungen der Temperaturverhältnisse geschaffen werden wie bei der zunehmenden Elevation in den Hochgebirgen. Daß diese Erklärung zutrifft, beweisen die Pflanzenregionen des nahen Goljakberges (1496 m). Hier weichen die Fichten in einer Seehöhe von 1260 m dem aus der Legföhre gebildeten Knieholz sowie den Alpensträuchern, wie Rhododendron hirsntum L., Juniperus nana W., welche die Gipfelkuppe dieses Berges in geschlossener Formation einnehmen. Wir erkennen daher auf der Höhe des Trnowaner Waldes die auf- fällige und sehr bemerkenswerte Tatsache, daß die Fichten einesteils bei 1100 » in der Tiefenlage eine untere und bei Por in der Höhenlage? einer obere Grenze ihres Vor- kommens erreichen und daß beide Vegetationslinien in gleicher Weise durch die Erkältung des Klimas bedingt werden. Das kühlfeuchte Klima der Dolinen ermöglichte jedoch für siensallein nur die Erhaltung der in denselben heute’zerstreut liegenden Inseln der Hochgebirgsflora. Es mußte aber eine ständige Abstufung in den Dolinen erleiden, um auch die Erhaltung mehrerer, in verschiedener Weise den klimatischen Faktoren angepaßter Pflanzenformationen unter denselben Ver- hältnissen wie im Hochgebirge, aber in umgekehrter Reihen- folge zu gestatten. [&°) Sitzb. d. matnem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 18 G. Beck v. Männasgetta, Da aber sowohl die in den Dolinen vorkommenden Hoch- gebirgspflanzen ebenso wie die ausgeprägten Formationen derselben sich heute nur inselförmig im Bereich der montanen Karstflora vorfinden und eine Neubesiedelung mit derartigen Gewächsen unter den gegenwärtigen Verhältnissen ganz un- möglich ist, sind alle diese Hochgebirgs- und Voralpenpflanzen der Dolinen als Relikte der alpinen Flora anzusehen, welche die Karsthöhen zur Zeit der letzten Eiszeit wahrscheinlich im zusammenhängenden Verbreitungsareal besiedelte und nach der Diluvialzeit sich wieder in die besiedelungsfähig gewordenen Höhen der Alpen Friauls und der Julischen Alpen zurückzog. Während mit der Erwärmung des Klimas die Karstflora der alpinen Flora langsam nachdrängte und das Bergland, welches sie in der letzten Interglazialzeit bereits besetzt hatte,! wieder für sich in Anspruch nahm, konnten sich noch manche Ver- treter der Alpenflora in den kühleren Dolinen bis zur Gegen- wart erhalten, was wieder nur dadurch ermöglicht wurde, daß sich seit der letzten Glazialzeit die klimatischen Verhältnisse in den tieferen Dolinen nicht allzusehr veränderten. | Nach der Herkunft ist wohl die Mehrzahl der in den Dolinen isoliert vorkommenden Hochgebirgspflanzen alpinen Ursprunges, die eine weitere Verbreitung im Alpenzuge be- sitzen. Doch sehen wir zwischen denselben auch noch ver- einzelte Hochgebirgspflanzen, welche den südlichen Kalkalpen zur Zierde'sereichen wie. BD: Silene saxifraga L. Felleborus niger L. v. macranthus Sazifraga petraea L. Athamantha rupestris Reich. Veronica lutea W ettst. ferner die aus den illyrischen Hochgebirgen stammenden Saxi- fraga incrustata Vest, Globularia bellidifolia Ten. und 1 Vergl. G. v. Beck, Über die Bedeutung der Karstflora in der Ent- wicklung der Flora der Ostalpen. Vortrag gehalten am Il. internationalen botanischen Kongresse in Wien, 1905. Umkehrung der Pflanzenregionen. 19 Aposeris foetida Less. sowie die arktisch-boreale Viola biflora L. Während das Vorkommen der südalpinen Elemente sowie der arktisch-borealen Viola biflora, welche ja überall im Alpen- zuge mit den alpinen Pflanzen gesellig lebt, nach den vorher- gehenden Erläuterungen leicht zu erklären ist, ist das Vor- dringen illyrischer Hochgebirgspflanzen von den Gebirgen der Balkanhalbinsel bis zu unseren Standorten und weiter in die Alpen hinaus wissenschaftlich noch wenig behandelt worden! und dürfte weitere Studien lohnen. 1 Vergl. G. v. Beck, Vegetationsverh. der illyr: Länder, p. 469. [&6) 20 G. Beck v. Mannagetta, Umkehrung der Pflanzenregionen. Erklärung der Abbildungen. Abbildung 1. Partie im unteren Teile des Paradanatrichters, zum Teil noch ven den Wänden der Doline beschattet. Im oberen Teile die Rhododen- dron-Formation, die bereits in der Mitte des Bildes verkümmert und felsigen, mit Moosen und Alpenpflanzen bedeckten Gehängen den Platz räumt. Anstoßend daran das in die Tiefe ziehende, mächtige, winterliche Schneefeld. Abbildung 2. An der unteren Baum- und Waldgrenze in der Smrekova draga. Die Fichten verkümmern plötzlich und dichte Legföhrenbüsche treten an deren Stelle. Im Hintergrunde erblickt man über der geschlossenen Formation der Legföhre die jenseitige untere Grenze des Fichtenwaldes, der weiter nach aufwärts eingemengte Buchen aufweist. Vorn sieht man noch winterliche Schneeflecken. Abbildung 3. Legföhrendickicht inder Smrekova draga, das im Hinter- grunde von dem Fichtenwalde umsäumt wird. Auf der Kuppe rechts Fichten und Buchen in Mischung. Einige bleiche, abgestorbene Fichtenstämme bezeichnen am Waldessaume die Baumgrenze. | a en. ,, 'SOISIBY SOP USUIOA UAP UI UHUOISEJUSZUENA AP Junayaywn aIq :'9 "IM eyyageuuen "A Y99g "cO6T ‘I 94V AIXD 'Pg ‘ssepy "Manyeu-"yyew “ssım 'P 'PeyYy 'stey 'p oYyarIaqsgunzyıs ‘8 Junpjiggqy ‘3 Zunpprgqy | 7 Sunpprggy Mannagetta Ritt., G.: Die Umkehrung der Pflanzenregionen in den Dolinen des Karstes. Beck v. en « 7 Abbildung 2. Abbildung 3. P= Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXIV, Abt. I, 1905. a 2 ai or en a DC ua ri Ze Zn 1 Der uäner 2 a am han Aura thin ie Ed Be ne u sn ns u ä Gazella Salmi n. sp. von Dr. Ludwig v. Lorenz. (Mit 2 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1906.) Gelegentlich eines Besuches auf dem Schlosse von Mährisch-Budwitz im vergangenen Herbste hatte ich Gelegen- heit, unter einer Anzahl von Seiner Erlaucht dem Altgrafen Rudolf Salm-Reifferscheidt im Februar 1904 in Faschoda erbeuteten Jagdtrophäen auch das montierte Haupt einer Gazelle sowie eine größere Anzahl von Gehörnen derselben Spezies zu sehen, deren Artzugehörigkeit ich nicht aus der Erinnerung festzustellen vermochte. An der Hand der mir hierüber gemachten Notizen konnte ich dann auch in der Literatur keine Art ausfindig machen, deren Charaktere auf die gesehene vollständig gepaßt hätten. Gazella isabella einerseits, G. rufifrons und G. leptoceros andrerseits boten zwar manche gemeinsame Merkmale, aber keine volle Übereinstimmung. Ich wurde daher zu der Ver- mutung gedrängt, daß es sich hier um eine bisher noch nicht beschriebene Art handelt, und war darin auch noch mehr bestärkt, als ich später bei dem Präparator Herrn Ed. Hodek noch eine größere Anzahl von montierten Köpfen und von Gehörnen zu sehen bekam, die aus demselben Gebiet stammten und die ich sofort als mit den von Altgraf Salm heimgebrachten Beutestücken übereinstimmend erkannte. Ich gebe daher eine Beschreibung der augenscheinlich neuen Form, die ich als Gazella Salmi bezeichne, dem Weidmann zu Ehren, der mir die Gelegenheit bot, diese Art zu begründen. Wenn ich meine 2% L.. v.ıLorenz, Diagnose auch nur auf das Haupt und Gehörn beschränken muß, so glaube ich doch, mit derselben die neuentdeckte Form hinreichend charakterisieren zu können. Färbung von Kopf und Hals im ganzen fahl gelblich- braun. Die verlängerten Haare auf der Stirne und dem Scheitel etwas lebhafter rötlich gelbbraun, ebenso der Nasenrücken und der Hinterhals gegen den Nacken zu. Kein dunkler Fleck ober der Nase. Partie rings um die Augen weißlich, das Weiß gegen die Nase zu sich weiter ausdehnend, jedoch ohne ganz bis zu dieser zu reichen, so daß kein vollständiger weißer Ge- sichtsstreifen zur Ent- wicklung kommt, wie bei- spielsweise bei Gazella thomsoni, G. albonotata und anderen. Von den Tränengruben bis zum Beginn der Oberlippen ist das Gelbbraun der ganzen Wangenregion gleichfalls etwas intensiver, so daß einnichtscharf begrenzter, dunklerer Wangenstreit nur angedeutet erscheint. Oberlippen an den Seiten fahl isabell, vorn weißlich. Ganze Unterlippe, Kinn und Kehle ebenfalls von weißlicher Farbe und dann in die fahlgelbliche Färbung des Vorderhalses übergehend. Die etwa 14cm langen Ohren sind außen sehr kurz- haarig, an der Rückseite fahl, seitlich an der Basis weißlich. Die Innenfläche des ÖOhres ist nur am Rande und im oberen Viertel mit verlängerten weißen Haaren besetzt. Die Färbung des weiblichen Hauptes stimmt ganz mit der des männlichen überein, dagegen sind die Hörner bei den beiden Geschlechtern sehr verschieden gestaltet. Gazella Salmi n. sp. 23 Dass miammılle hier Gehörn: ist, vonder Seite gesehen, ähnlich wie bei Gazella thomsoni geschweift, verjüngt sich jedoeh sesen die 'Spitze’raseher. Inder Ansicht von vorn weichen die Hörner in der oberen Hälfte mehr oder weniger lyraförmig auseinander; die Spitzen sind meist mäßig nach innen und bisweilen ganz wenig nach vorn gewendet, sie erinnern in dieser Beziehung an jene der Gazella albonotata Rothschild’s. Die Wülste sind mäßig voneinander entfernt, WEITE NILE- 1904. ° anscheinend etwas weiter als bei der eben genannten Form und als bei Gazella thomsoni. Noch wäre zu bemerken, daß bei den männlichen Hörnern zwischen den Wülsten sich viel Harz an- gelegt findet. Die Hörner der Weibchen sind sehr dünn, mit schwachen, aber deutlichen Wülsten und am Ende weniger divergierend, ähnlich wie bei den Weibchen von Gazella loderi oder G. isabellae. An der Basis fehlen die Wülste, dafür erscheint daselbst das Horn durch zahlreiche engstehende Furchen geringelt. Zur näheren Charakterisierung der Hörner mögen die nachstehenden Maßangaben dienen: 24 L. v. Lorenz, Umfang an der Basis Länge, Länge Abstand Abstand Durchmesser von Zahl gerader nach der an der der vorn nach hinten der Abstand Krümmung Basis Spitzen und der Quere nach Wülste cm cm cm cm cm d' 28:60 29:40 12 148 2 15 4/3 4 28:00. 29:25 155 165 m) 15 3-5/2-5 9727.00 29:00 Io! 12530 1125 13 4-5/3 go 26:78 DIE O) 12 10:0 12 13 4/25 026.00 27.20 27 74 6-6 14 2/1°6 Nach der durch Sclater und Thomas gegebenen Dar- stellung der Gazella isabellae weicht unsere Gazella Salmi von jener in folgenden Punkten ab: Die Hörner zeigen sich weniger gekrümmt, sowohl in der Ansicht von vorn als von der Seite, das Weiß des Gesichtes ist im ganzen weniger aus- gedehnt und nicht so scharf abgegrenzt, reicht dagegen auch unten um das Auge herum, was bei Gazella isabellae nicht der Fall zu sein scheint. Die in Rede stehende Art wurde offenbar bisher vielfach für die Gazella rufifrons Gray angesehen, so erscheint sie z. B. unter diesem Namen in R. Wards »Records of Big Game« neben der richtigen G. rufifrons von Senegal an- geführt. Über das Vorkommen der neuen Art schreibt Altgraf Salm: »Diese Gazelle traf ich nur am-linken Ufer des Weißen Nils in der Umgebung von Kaka. Dieselbe mag wohl auch in anderen Gegenden am Weißen Nil vorkommen, doch habe ich nur bei Kaka gejagt. Gazella Salmi n. sp. 29 Ich traf die Gazelle dort überaus häufig, meist in kleinen Rudeln, die starken Böcke gewöhnlich abseits von den Rudeln allein stehend. In demselben Gebiet wie die Gazelle sah und schoß ich noch Büffel, Roanantilopen, Wasserböcke, Tiangs, Oribis und Warzenschweine. Reedböcke und Cobus leucotis traf ich erst am Bahr el-Zeraf an. Andere Jäger haben jedoch auch die beiden genannten Wildarten in der Gegend bei Kaka erlegt. Ob die besprochene Gazelle am Bahr el-Zeraf auch vor- kommt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich sah dort mehrmals geringe und weibliche Stücke von einer Gazelle, die ich für dieselbe hielt, konnte aber nichts feststellen, da ich diese Stücke unbeschossen ließ. Meine Leute fanden am Zeraf ein Gehörn, von dem ich glaube bestimmt annehmen zu dürfen, daß es von derselben Gazelle herrührt, die ich bei Kaka schoß.« In einem Briefe machte Altgraf Salm darauf aufmerksam, daß die in Rede stehende Gazelle noch folgende österreichische Iieeserzur Strecke gebracht "haben: die Prinzen Heinrich Liechtenstein, Karl Fürstenberg, Franz Josefv.Braganza und .dier Grafen Ernst und Karl Hoyos, Karl’ Podstatzky, Erwein Nostitz. | Zur Physiologie der Diatomeen (I. Mitteilung) von Dr. Oswald Richter. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag. Nr. 80 der zweiten Folge. (Mit 6 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1906.) Die notwendige Vorbedingung für die Beantwortung er- nährungsphysiologischer Fragen über Diatomeen war deren absolute Reinkultur, d. h. deren Kultur ohne jede Bakterie. Die Bemühungen Koch’s haben in Beijerinck’s! bekannten Arbeiten über Algenkulturen Nachahmung gefunden und die interessanten Ergebnisse Artari’s? sprechen jedem, der sich mit Algenkulturen beschäftigt, Mut zu zu dem langwierigen Beginnen der Reinkultur. Beijerinck hat zum ersten Male erst Gelatine und später Agar zur Kultur von Grünalgen ver- wendet, ein Verfahren, das Tischutkin? in der Folge auch zur Kultur von Diatomeen gebrauchte. Seine Agarlösung war eine einprozentige in Flußwasser ohne jegliche Zugabe. »Zur Zubereitung von Kulturen nach Petri’scher Methode« wandte er »gewöhnlich nicht weniger als drei bis vier Verdünnungen in sterilem Wasser an. Hier gingen die Algen in punktförmigen Kolonien auf«. Nachdem er sich 1 M.W. Beijerinck, I. Kulturversuche mit Zoochlorellen, Licheno- gonidien und andern niederen Algen. Bot. Zeitg., 1890, p. 725 u. f. 2 A. Artari, Über die Bildung des Chlorophylis durch grüne Algen. Bes.d.. dub. G,.1902.XX, P2r201. 3 A. Tischutkin, Über Agar-Agar-Kulturen einiger Algen und Amöben. Zentr. f. B. u. P., 1897, 2. Abt., p. 183 — 188. 28 O. Richter, »von der Reinheit dieser Kolonien überzeugt hatte«, machte er Abimpfungen kleiner Teile derselben auf die Oberfläche von schräg erstarrtem Wasseragar oder in sterilisiertes Flußagar. Obwohl ich keine »Diatomeenreinkulturen« Tischutkin’s gesehen habe, möchte ich doch in Anbetracht der Mühe, die es macht, »absolute Reinkulturen« dieser Algen zu erhalten, behaupten, daß der genannte Forscher bloß Spezies-, aber keine bakterienfreien Reinkulturen von Diatomeen besessen hat, un so mehr, als in seiner Arbeit von dem Versuch einer Kontrolle der Reinheit durch Überimpfen auf Gelatine keine Erwähnung gemacht wird. Der erste, der absolute, d. h. bakterienfreie, Reinkulturen von Diatomeen erzielt hat, ist Miquel.! Ich verweise bezüg- lich seiner Versuchsanstellung auf meine frühere Arbeit? und möchte hier einer Fußnote in einer Arbeit Beijerinck’s® über Diatomeen gedenken, die wortgetreu mitgeteilt sein mag: »Die ersten Reinkulturen von Diatomeen erhielt ich im Jahre 1895 bei der Isolierung des Nitritfermentes auf gewaschener Kreide und chiorammonium- haltigem Agar. Vor kurzem hat auch Richter .... 1903 über die Reinkultur von Diatomeen geschrieben«.* Indem ich selbstverständlich, wenn nötig, in der Prioritäts- frage vor Beijerinck zurücktrete, möchte ich doch bemerken, daß ich trotz eifrigen Suchens weder jene Arbeit? und im 1 P. Miquel, I. Comptes rendus de l’Academie des sciences, t. CXIV, 28 Mars 1892, p. 780. 2 Oswald Richter, Reinkulturen von Diatomeen. B.d.d.b.G., 1903, XXI, p. 493. 3 Vergl. die folgende Note. 4 M. W. Beijerinck, II. Das Assimilationsprodukt der Kohlensäure in den Chromatophoren der Diatomeen. Recueil des Travaux Bot. Neerlandais, 1904, No.1, p. 28. | 5 Diatomeen habe ich in Beijerinck’s Arbeit III. Über oligonitrophile Mikroben, Z. f. B. u. P., 1901, 7. Bd., Nr. 16, p. 561, und zwar auf p. 564 erwähnt gefunden, wo es heißt: »Daß die Diatomeen tatsächlich einen hohen Gehalt an organisch: = Steffen 4% vertragen können, geht aus folgendem einfachen Versuche her- vor: Man fülle ein hohes Zylinderglas zur Hälfte mit Gartenerde, zur andern Hälfte mit reinem Wasser, schüttle kräftig und stelle den Schlamm vor einem Fenster auf. Nach einigen Tagen oder Wochen...sieht man an der beleuchteten Physiologie der Diatomeen. 29 Besonderen jene: ‚Stelle in ihr” gefunden” habe, die. mir die Gewißheit gegeben hätte, Beijerinck sei schon im Besitze absoluter Reinkulturen von Diatomeen gewesen, noch schrift- liche Anfragen nach jener für mich so wichtigen Arbeit von Beijerinck beantwortet wurden. Im Jahre 1904 ist endlich eine vorläufige Mitteilung Treboux’s! erschienen, die auch über gelungene Reinkulturen von Diatomeen berichtet. Man sieht eben, daß wie beim Studium der Physiologie anderer Mikroorganismen auch hier die Reinkultur als erstes Erfordernis erkannt wird und man sich daher alle Mühe gibt, die Schwierigkeiten der Reinkultur auch der Diatomeen zu überwinden. Und da es nun auch mir gelang, gewisse Dia- tomeen bakterienfrei zu ziehen, bin ich heute in der Lage, über einige ernährungsphysiologische Ergebnisse zu berichten, um- Seite des Glases einen dunkelbraunen Belag von Diatomeen sich absetzen... Nach einigen Monaten wird der Belag mehr weniger durch Chlorophyceen ersetzt, was offenbar dann geschieht. wenn die Diatomeen selbst sowie andere Mikroben, wie Monaden und Bakterien, das für Assimilation fähige Material umgewandelt haben...«. Endlich fand ich’ in M.W. Beijerinck’s u. A.v. Deldens Arbeit IV. Über eine farblose Bakterie, deren Kohlenstoffnahrung aus der atmosphärischen Paltabe:sührl,@el Br sur Be, X Bay 1903, TABLE, pP? 33, wo über die’ Dar- stellung der Kieselplatten gesprochen wird, folgende Stelle: »Selbst Erddiatomeen, wie die Gattung Nitzschia, sah ich darauf in großen Kolonien wachsen« (von einem Beleg für die Reinkultur ist keine Rede). In dem Berichte über die Organismen der Nitrifikation in Nature, Vol. XLVI, 1892, p. 264, betreffend die Sitz. der Akad. der Wissensch. vom 25. Juni 1892, finde ich die Diatomeen überhaupt nicht erwähnt. Darnach bleibt wohl die Prioritätsfrage noch in Schwebe. Sollte jedoch Beijerinck die genauen Belege zu seinen Gunsten bringen können, so glaube ich, wird man meine Meinung, nach Miquel zum ersten Male wieder Dia- tomeenreinkulturen besessen zu haben, entschuldbar finden, da man doch kaum verlangen kann, daß derjenige, der über Diatomeen arbeitet, in einer Arbeit etwa mit dem Titel: »Oligonitrophile Mikroben« nach der Diatomeenliteratur zu suchen hat. -s Ich möchte übrigens bemerken, daß Fr. Oltmanns: Morphologie und Biologie der Algen, II. Bd., p. 387, zu meinen Gunsten entschieden zu haben scheint. 1 ©. Treboux, Zur Stickstoffernährung der grünen Pflanze. B.d.d. BG, 1908. DO PE5.70: 30 ®5 Richter, somehr, .als die diesbezüglichen Experimente zu einem ge- wissen Abschlusse gelangt sind. Beim Beginne dieser Arbeiten munterte mich besonders der Umstand zu einem eingehenden Studium der Ernährungs- physiologie der Diatomeen auf, als sich seit Miquel! meines Wissens niemand eingehend mit diesem Gegenstande be- schäftigt hat und Miquel mit gewissen vorgefaßten Meinungen an die Arbeit ging, die ihn zweifellos auf eine unrichtige Fährte führen mußten. So nimmt er von vornherein an, man müsse den Diatomeen zweierlei Arten von Nahrungsmitteln geben, anorganische Salze und organische Substanzen. »Il faut pour pouvoir cultiver les Diatomees leur donner deux genres d’aliments: des aliments salins, des aliments organiques«.1l Wir müssen aber heute doch annehmen, daß die Dia- tomeen als selbständig assimilierende Organismen die orga- nische Ernährung nicht benötigen; ob sie gebotene orga- nische Nahrung verwerten können, ist wieder eine andere Sache. Abgesehen davon kann auch die Verwendung der Stamm- lösungen Miquel’s über die Notwendigkeit des einen oder andern der anorganischen Salze keine Vorstellung geben; man vergegenwärtige sich nur deren Zusammensetzung: ? Formule A. Formule 2. Sulfat de masmesie. 2... 1 Phosphat de,soude.. 2.2. az Chlorureydessodium a... 10 Chlorure de cealetumsseeme ze 4 Sultate des sonder 22 22 5 Acide chlorhydrique pura 22°. 2 Azotate d’ammoniaque.... 1 Perchlorure de fer liquide a 45° 2 » despotasseer 20.3 2 Bau u. Sau... 80 » dessouder 72 222 Bromure de potasse...... 022 Outer ee 2 a in > Ausg 100 Um eine Kultur passend zu mineralisieren, fügt man nach Miquel zu 12 gewöhnlichen Wassers 40 Tropfen der Lösung A und 10 bis 20 der Lösung B. Doch könne in Anbetracht der andern Zutaten, die ja selbst die Mineralbestandteile enthielten, das Mineralisieren auch unterbleiben. 1 P. Miquel, II. De la culture artificelle des diatomees. Le diatomiste, Bd7121892, 9294. Physiologie der Diatomeen. 31 Ich brauche wohl kaum eigens hervorzuheben, daß so komplizierte Nährlösungsrezepte, in die sogar Brom- und Jod- verbindungen noch mitaufgenommen sind, auch über die Er- nährungsphysiologie der Kulturpflanzen keine bestimmten Auf- schlüsse geben konnten und daß alle Ergebnisse damit bloß die krage: nach ‘der Förderlichkeit oder Schädlichkeit, nicht aber nach der Notwendigkeit eines Stoffes zu beantworten vermochten. Dazu bedurfte es gewiß genauerer Methoden. Ich hebe die oben erwähnte Fähigkeit der Kieselalgen, ohne organische Substanzen auszukommen, entgegen Miquel nochmals hervor, da sich Benecke! im Anschluß an Miquel’s Experimente und in Anbetracht seiner Erfahrungen mit farb- losen und braunen Diatomeen für die Notwendigkeit derselben ausspricht. So sagt er an einer Stelle bei Besprechung der Befunde Miquel's: »Wir können dies nach den heutigen Erfahrungen erweitern und sagen, daß offenbar irgend welches Nährelement aus organischer Quelle zuströmen muß; es braucht dies nicht notwendig Stickstoff zu sein; bei Diatomeen wäre neben andern auch an die Kieselsäure zu denken.« Es wird sich also in der folgenden Arbeit zunächst darum handeln, über die anorganische Ernährung der Kieselalgen einige Klarheit zu bringen, worauf dann auf die Fähigkeit, auch gebotene organische Nahrung zu assimilieren, genauer eingegangen werden soll. In ernährungsphysiologischer Beziehung beansprucht das meiste Interesse die Frage nach der Notwendigkeit der Kiesel- säure für das Gedeihen der Diatomeen. Bereits auf der Naturforscherversammlung in Breslau hatte ich Gelesenhen über eine Sanze Reihe von Versuchen Zu 1 W. Benecke, Über farblose Diatomeen der Kieler Föhrde. Pringsh. Jahrb., 1900, 35- Bd., B130 2 Oswald Richter, Über Reinkulturen von Diatomeen und die Not- wendigkeit der Kieselsäure für Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. Verh. der Gesellschaft deutscher Naturf. u. Ärzte, 76. Versammlung zu Breslau 1904. I. T., 1. Hälfte, p. 249, Ref. Naturw. Rundsch., 1904, XIX. Jahrg., p. 623. 32 OrfRichter, berichten, welche die Notwendigkeit der Kieselsäureernährung bei Kieselalgen sehr wahrscheinlich machten. Immerhin wollte ich erst noch mehr Erfahrungen gesammelt und eine größere Anzahl von Versuchen auch in der folgenden Vegetationszeit angestellt haben, ehe ich mit meinen Ergebnissen in einer aus- führlichen Arbeit an die Öffentlichkeit. trat. Diese Vorsicht erschien mir um so ratsamer, weil meine diesbezüglichen Befunde mit keiner der bisherigen Erfahrungen übereinstimmen und weil sie mich zwingen, das SiO,, das sonst für nicht notwendig für die Ernährung galt, vorläufig für eine Kieselalge als notwendigen Nährstoff zu erklären. Diese Experimente sind nun, wie gesagt, zu einem gewissen Abschlusse gediehen und sollen in der Weise wiedergegeben werden, daß immer kapitelweise zuerst die Versuchsergebnisse im Zusammenhange graphisch dargestellt und nachher die wichtigsten Resultate in Worte gefaßt werden. 1. Die Notwendigkeit der Kieselsäure für die Diatomee Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. Meine Versuchsanstellung bei der Überprüfung der Frage nach der Notwendigkeit der Kieselsäure für Diatomeen lehnt sich an die von Molisch! für die Kultur von Grünalgen verwendete an. Damals handelte es sich Molisch darum, den Einfluß des K und Ca auf die Ernährung der Algen zu über- prüfen, wobei die zu überwindende Schwierigkeit darin lag, Gefäße herzustellen, bei deren Verwendung von einer Lösung der genannten Substanzen aus den Kulturgefäßen auch bei monatelangem Stehen nicht die Rede sein konnte. Platingefäße waren wegen des hohen Preises von vorn- herein als Kulturgefäße ausgeschlossen, auch mußte man bei ihnen wie bei solchen aus Nickel die oligodynamische Wirkung? 1 H. Molisch, I. Die Ernährung der Algen I. Sep. Abdr. aus diesen Sitzungsberichten, Bd. CIV, Abt. I, Okt. 1895, p. 8. 2 C. v. Nägeli, Über oligodynamische Erscheinungen in lebenden Zellen. Mit einem Vorwort von S.Schwendener und einem Nachtrag von C. Cramer, Basel (Denkschr. der schweiz. naturf. Gesellsch., Bd. XXXII, 1893), Ref. Bot. Zeitg., 1893, Nr. 22, p. 337 — 343. Physiologie der Diatomeen. 33 mit in Betracht ziehen. Schließlich fand Molisch in seinen Versuchen Erlenmeyer-Glaskolben am geeignetsten, die er innen mit Paraffin auskleidete, eine Methode, die den an sie gestellten Anforderungen so vorzüglich entsprach, daß in der Kulturflüssigkeit in einem Paraffinkölbchen, in das zwischen Paraffinauskleidung und Glaswand ein Stückchen Zucker gegeben worden war, nach zwei Monate langem Stehen noch keine Spur von Zucker nachgewiesen werden konnte. Ebenso blieben etliche KClI-Kristalle, analog isoliert, trotz der leichten Löslichkeit dieses Salzes hinter Paraffin ungelöst.! &a) Orientierende Versuche. Indem ich nun gleich vorwegnehme, daß ich mich der Versuchsanstellungvon Molisch erst beimeinen entscheidenden Versuchen über den Einfluß der Kieselsäure auf die Diatomeen bediente, erlaube ich mir, einige Tabellen von Vorversuchen vorauszuschicken, da sie geeignet scheinen, bereits die Mög- lichkeit eines Kieselsäurebedürfnisses dieser Algen nahe zu legen. Die mitzuteilenden Tabellen dürften ohne Schwierigkeit die Versuchsergebnisse klar machen, wenn man die Zeichen- erklärung auf Tafel IV berücksichtigt. Wo eine (innere) Paraffinauskleidung durchgeführt wurde, unterblieb selbstverständlich eine neue Sterilisation der ein- gefüllten Kulturflüssigkeit. Über die dadurch bedingten Ver- suchsfehler vergl. die Beschreibung der Versuchsanstellung bei den »entscheidenden Versuchen etc.«. 1. Die tabellarische Zusammenstellung der Ergebnisse findet sich auf Tafel I und II. Tafel I bringt die Vorversuche I bis II, Tafel II die Vorversuche IV und V. 2. Zusammenfassung der Ergebnisse der Vorversuche 1 bis 4. 1. Alle Versuche lehren übereinstimmend, daß die Dia- tomee Nitzschia Palea in anorganischer Nährlösung nur dort 1 Tr2Mlola sich, 3T.,.1.c. pn, 8: Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 3 34 O. Richter, zur Entwicklung kommt, wo sie mit SiO,, sei es als Calcium-, Kalium-, Natriumsilikat, sei es als Kiesel oder Glas, in Be- rührung kommen kann. Es genügt somit, sie in Glasgefäßen ohne absichtlichen Kieselsäurezusatz zu kultivieren, da die Diatomeen sich die notwendige Quantität dieses Stoffes aus der Wand der Kulturgefäße nehmen. So erklärt es sich auch, warum ich bei den Stammlösungen für das Kulturagar und die Kulturgelatine in meiner früheren Arbeit die Zugabe von Kieselsäure unterlassen konnte; es enthält eben sowohl das Agar — man beachte die Unmengen von Diatomeenpanzern in demselben — als auch die Gelatine so viel des nötigen Stoffes, daß die Diatomeen ihr Auslangen damit finden. Ver- ascht man daher Diatomeen aus den Kölbchen mit und ohne Kieselsäurezusatz, so findet man Kieselpanzer, doch erweisen sich die jener Diatomeen, die sich den Kieselsäurebedarf erst aus den Glaswänden der Kulturgefäße beschaffen mußten, viel zaıter als die Panzer derer, denen SiO, freiwillig in großer Menge zur Verfügung gestellt wurde (vergl. »Glimmerproben« im zweiten Vorversuch, Tafel ]). 2. Es erscheint nicht gleichgültig, in welcher Form das SiO, der Nitzschia Palea geboten wird; am besten bewährte sich CaSi,O,. Um die schwer löslichen Stücke dieses Salzes bilden sich sozusagen braune Inseln. Die Diatomeen heften sich förmlich an diese »Lebensquellen«, um sich später bei weiterer Lösung des Stoffes über den ganzen Boden der Kulturgefäße zu verteilen (vergl. auch p. 84). 3. Aber auch die verwendeten Konzentrationen der dar- gebotenen Silikate sind von Belang. Ein Zusatz von 0°01°), K,Si,O, zur Nährlösung bedingt ein prächtiges Wachstum, der von 0:05°/, läßt überhaupt keines mehr zu. Überprüft man diese unvorteilhafte Lösung, so erweist sie sich als ungemein stark alkalisch. Dieselbe Konzentration von Na,Si,O, schädigt dagegen noch nicht. 4. Die Reaktion der Nährlösung ist von ausschlaggebender Bedeutung. Die von Molisch für die Kultur von Grün- und Blaualgen und für Diatomeen schon von Miquel, später von Karsten" und mir aufgestellte” Forderung eier 2 Auf die Literatur wird später noch eingegangen werden. Physiologie der Diatomeen. 35 schwach alkalischen Reaktion der Kulturflüssigkeit hat auch in diesen Versuchen ihre Bestätigung gefunden. Ein Zuviel ist hier ebenso von Nachteil wie ein Zuwenig. Saure Reaktion vertragen die Diatomeen überhaupt nicht. Der Zusatz von Magnesium-, Ammoniumfluosilikat, saurem Calciumphosphat zur Nährlösung machte daher eine Entwicklung der Alge unmöglich. o. Die Lichtintensität hat einen hervorragenden Anteil am Gelingen der Versuche. 6. Das Ca, dessen Verhalten bei der Ernährung von Dia- tomeen in Anbetracht der Beobachtungen von Molisch an Grünalgen ein besonderes Interesse bietet, schien förderlich, ohne notwendig zu sein. Doch darüber sowie über die Be- deutung des Lichtes für die Diatomeen mag später berichtet werden. Das Wesentlichste der Ergebnisse war also bis- her die anscheinend erwiesene Abhängigkeit der Dia- tomee Nitzschia Palea vom Vorhandensein der Kiesel- säure und die möglicherweise vorhandene Unab- hängigkeit vom Ca als Nährstoft. Um so unangenehmer war ich anfänglich überrascht über den Ausfall des folgenden Versuches.! 3. Ein anscheinend widersprechender Versuch. (5. Vorversuch auf Tafel II.) Der Unterschied in der Versuchsanstellung gegen sonst lag in der Verwendung der wichtigsten Kalksalze anderer Säuren neben dem CaSi,O,. Alle Kölbcehen, ausgenommen die der ersten zwei Kolonnen, die lediglich zur Kontrolle dienten, waren mit einer Paraffinauskleidung versehen. 1 Das Paraffin wirkt an und für sich nicht giftig auf die Diatomeen. Es ist gleichgültig, ob bei 48°, 52° oder 72° schmelzendes Paraffin verwendet wird, es ist auch gleichgültig, ob es in Stücken in die Nährlösung eingetragen wird oder ob es als Wandbelag einer Temperatur von 80°, 100° oder 142° ausgesetzt worden war. Eine solche Untersuchung war um so angezeigter, als ja die oligodynamische Wirkung vieler Stoffe auf Algen bekannt ist. Vergl. pP» »2, Note 2. BE 36 O. Richter, Waren nun zwar, wie auch die Photographie (Fig. 1) zeigt, — zwischen der photographierten CaSO,-Kultur und den Kulturen mit den andern Ca-Salzen waren nur relativ geringe Differenzen zu bemerken — zwischen den CaSi,O,-Kulturen und denen der andern Ca-Salze ganz erhebliche Unterschiede, so ließ sich doch das Aufkommen und Gedeihen in den »SiO,<- freien Kölbchen nicht wegleugnen und die Notwendigkeit der SiO, war fraglicher geworden denn je. Im gleichen Grade rückte die Möglichkeit näher, daß es gelingen könnte, Kiesel- algen ohne Kieselsäure zu ziehen. Wesentlich für die Beurteilung dieses Versuchsergebnisses scheint mir die Tatsache zu sein, daß ich die gesamte Stamm- lösung vor dem Aufteilen auf die Paraffinkölbchen in einem großen Zweiliter-Glaskolben ohne Paraffin im Dampfsterilisator sterilisierte, in der Meinung, auf diese Weise Keime von Pilzen, Bakterien und Algen möglichst ausschließen zu können. Es war also noch immer die Möglichkeit vorhanden, daß jene Spuren von SiO,, die sich im gewöhnlichen destillierten Wasser finden, und im besonderen die, die während des zweistündigen Aufenthaltes der Nährlösung im Sterilisator von der Flüssig- keit gelöst worden waren, ausgereicht hatten, um jenes kümmer- liche Gedeihen der Versuchsalge zu ermöglichen. Es sei noch betont, daß selbst am 15. Juli 1904, also 2!/, Monate nach der zweifellosen Feststellung des Wachstums in den CaCO,-, CaCl,-, CaSO,- und Ca(NO,),-Kölbchen nur ein ganz geringer Fortschritt in der Entwicklung konstatiert werden konnte. Endlich sei erwähnt, daß das Nichtaufkommen in Kölb- chen mit Calciummalat und saurem Calciumphosphat einen Beleg mehr für die Bedeutung der alkalischen Reaktion für das Fortkommen der Diatomeen liefert. | Zum Schlusse sei auf die graphische Darstellung dieses wichtigen Versuches verwiesen, der es nun für unum- gänglich nötig erscheinen ließ, mit den von Molisch! ver- wendeten Vorsichten, Destillation des destillierten Wassers über Platin, Verwendung mehrfach umkristallisierter, reiner Salze u.Ss.f., die Frage nach der Notwendigkeit der Kiesel- IEEL2NMo.lisich I, .1..€.,,P::8. Physiologie der Diatomeen. 32 säure zum Gedeihen der Nitzschia Palea neuerdings in Angriff zu nehmen. b) Entscheidende Versuche über die Notwendigkeit der Kieselsäure für das Gedeihen der Nitzschia Palea. Versuchsanstellung. Me Vorb/e wei runsjen: a. Destillation. In Anbetracht der Tatsache, daß, wie Stas! und Molisch? gezeigt haben, auch das gewöhnliche destillierte Wasser noch so viele Aschenbestandteile enthält, daß Algen darin ganz gut gedeihen können, wurde das destil- lierte Wasser neuerlich destilliert. Dazu benützte ich Jenenser Glaskolben, die mittels eingeriebener Glasstöpsel mit einem Platinkühler in Verbindung standen, von dem das kondensierte Wasser in einen 400 cm’-Kolben, der mit Paraffin bis zum oberen Rand ausgekleidet war, abtropfte. War dann das Kölb- chen bis etwa zu 300 bis 350 cm? gefüllt, so schüttete ich das dest. dest. Wasser in einen mit Paraffin völlig ausgekleideten Zweiliter-Erlenmeyerkolben. Ein Wattapfropf aus reinster Watte besorgte dessen Verschluß. War im »Siedekolben« noch etwas zur Destillation bestimmtes Wasser übriggeblieben, so wurde es ausgeschüttet und der Kolben bis zu 350 bis 400 cm?’ neu gefüllt. Um einen Sıedeverzug zu vermeiden, befand sich ein Stück Platindraht im Kochkolben. Hervorgehoben sei noch, daß alle für die Destillation verwendeten Geräte, also Destilla- tionskolben, Platinkühler, Vorstoßkolben, Stöpselvorstoß, der große Zweiliter-Vorratskolben mit Kalilauge und darauf mit konzentrierter Salzsäure gereinigt und mit viel gewöhnlichem destillierten Wasser abgespült worden waren. Jene Kolben und Objekte, die mit Paraffin ausgekleidet werden sollten, waren nachher im heißen Trockenkasten auf 110 bis 140° erhitzt und so vollkommen wasserfrei gemacht worden — eine Vorsicht, 1 J. S. Stas, Untersuchungen über die Gesetze der chemischen Pro- portionen etc. Leipzig 1867, p. 110 (deutsche Übersetzung von Aronstein). 2 H. Molisch, Il. Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen; eine physiologische Studie. Jena 1892, p. 81 und 106. 38 O. Richter, die schon Molisch! für notwendig erklärte und deren Be- achtung nicht oft genug betont werden kann; — dann hatte ich sie mit reinstem Paraffin des Siedepunktes 78° von Merck versehen und neuerlich über 100°, oft bis 140° erhitzt. Nach dem Abkühlen war dann das Paraffin durch Drehen der Gefäße längs deren Wände und am Boden derselben zum Erstarren gebracht worden. Dabei war der große Kolben mit dem Watta- bausch verschlossen gewesen. In ganz analoger Weise sind auch die kleinen Versuchskölbchen von früher behandelt worden. Das Überfüllen des dest. dest. Wassers geschah mit der größten Vorsicht und möglichst rasch. Ebenso war bei der Destillation durch Überhängen eines weißen Papiers so gut wie möglich für das Fernhalten der Luftkeime und des Luft- staubes gesorgt worden. 3. Herstellung der Nährlösung (Stammlösung). Das Abmessen der Flüssigkeit geschah in Meßzylindern, die ebenso wie die Kolben vorbehandelt und völlig mit Paraffin aus- gekleidet waren. Auch hier wurde möglichst rasch und vor- sichtig gearbeitet, um ein Hereinfallen von Keimen nach Tun- lichkeit auszuschließen. | Durch diese Versuchsanstellung wurde bewerk- stelligt, daß das Wasser seit seiner Kondensation mit keiner Glaswand und somit mit keiner Kiesel- säure in Berührung kam. Die Nährsalze waren entweder von Merck mit der Marke »purissimum pro analysi« oder noch jene mühsam und etliche Male umkristallisierten, die Molisch bei seinen Eisen-,? Pilz-? und Algenarbeiten* gebrauchte. Wie sehr ich Herrn Prof. Dr. H. Molisch gerade dafür, daß er mir die Erlaubnis zur Benützung dieser Substanzen gab, zu Dank verpflichtet bin, wird jeder ermessen können, der. solche zeitraubende Er- 7717 Molisch, 1.,:p..8: 22H. Melisch, IH, l.c. p. 106 p1s2109: 3 H. Molisch, II. Die mineralische Nahrung der Pilze, I. Abhandlung. Diese Sitzungsber., Bd. CIII, Abt. I, 1894, p. 554. *# H. Molisch, I, l. c., p. 8. — IV. Die Ernährung der Algen. Süß- wasseralgen. (Il. Abhandlung.) Ebenda, Bd. CV, Abt. I, Oktober 1896. Physiologie der Diatomeen. 39 nährungsversuche einmal hat durchführen müssen. Die Mate- rialien aus der Sammlung von Prof. Molisch wurden in den Tabellen mit Sternchen bezeichnet. Die Verbindungen Kalium- und Calciumsilikat entsprachen nahezu den Formeln K,Si, O, und CaSi,O,, wie aus dem mir freundlich erteilten Bescheid der Firma Merck hervorgeht. Es sei mir gestattet, auch an dieser Stelle sowohl der ausgezeichneten Qualität der Re- agenzien zu gedenken als auch dem Leiter der Firma für die meine Anfrage betreffenden Analysen meinen besten Dank aus- zusprechen.! Bei der Wahl der Gewichtsmengen der verwendeten Salze waren für mich selbstverständlich die seinerzeit von Molisch? angeführten Erwägungen maßgebend, da ich vor einer ganz ähnlichen Schwierigkeit stand. Deshalb wurde die Konzentra- tion der Lösung möglichst verdünnt gewählt, von KNO, und Bons ale nun 0228, von: MgESO, .bloBr0-.05 8 für) den Liter Flüssigkeit genommen. Sollte den Salzen dennoch etwa durch das Stehen in den Versandglasgefäßen durch die Berührung einzelner Stückchen mit den Glaswänden etwas SiO, angehaftet haben, so wurde diese wohl unwägbare Spur auf I Z Wasser aufgeteilt und die eventuelle Fehlerquelle dürfte als ziemlich ausgeschaltet betrachtet werden können. Um das unliebsame Ausfallen des Magnesiumphosphates zu verhindern, löste ich die betreffenden Salze in verschiedenen 1 Die betreffenden Stellen aus den mir zugesendeten Briefen lauten: »Kalium silicic. pur. sicc. wird entsprechend der Formel K,Si,O, dargestellt. Die Prüfung des soeben abgelieferten Calcium silicicum ergab folgende Zu- sammensetzung: Glühverlust (H,O und Spuren CO,).... 25°440)y. SHORT 56°19 ON Te ee 17:94 Daraus läßt sich annähernd die Formel CaSi,H,O, = CaSi,0;+2H,0 berechnen. Für eine stets genau gleichbleibende Zusammensetzung kann bei diesem Präparate natürlich keine Gewähr geleistet werden, da das Ausgangs- material im Kieselsäuregehalte nicht immer ganz gleich ist und besonders auch deshalb, weil das fertige Calcium silicicum unter dem Einfluß der Luft und Feuchtigkeit sich leicht verändert und CO, aus der Luft aufnimmt.«< 2:72,/Moläisch,skund IV. Ic. 40 O. Richter, paraffinierten Gefäßen und goß erst die Lösungen vorsichtig zusammen. 2eBie eigentliche Versuchsanstellunss Wie ein Blick auf die Tabellen lehrt, wurde bei allen Ver- suchen darauf ausgegangen, sowohl den Einfluß des SiO, sowie den des Ca auf das Wachstum der Diatomeen aufzu- klären; deshalb also die acht Kolonnen, von denen die Kölbchen der ersten weder Ca noch SiO, enthielten. Ebenso befand sich in denen der achten in der Stammlösung keiner dieser Stoffe, dagegen hatte ich CaSi,O,-Stücke unter Paraffin in den Paraffin- wänden derselben Kulturgefäße eingeschlossen, eine etwas ver- änderte Wiederholung der oben angeführten Versuche von Molisch mit Zucker- und KCI-Kristallen. Alle Salzzusätze wurden einheitl!>* mit 0°01°/, gewählt. Die Kolonnen 3 bis 6 erhielten Ca-Salze der verschiedenen anorganischen Säuren, Kohlen-, Salz-, Salpeter- und Schwefelsäure und kein SiO,. Aus früher bereits erörterten Gründen, Erzeugung einer sauren Reaktion in der Nährlösung u. s. f, wurden Kolonnen mit saurem Calciumphosphat u. dergl. nicht erst eingerichtet, in der Kolonne 2 dagegen fehlte das Calcium, dafür enthielt aber jedes Kölbchen 0-01°/, K,Si,0,. Von den Kölbehen derzKe- lonne 7 endlich erhielt jedes beide Nährstoffe, das Ca sowohl wie das SiO,, als CaSi,O,. | Jede Kolonne enthielt drei Kölbchen A, B, C, so daß also ein Versuch aus 24 Kölbchen bestand. Alle Kölbchen waren gleich groß und so gewählt, daß bei Verwendung von 100 cm? Nährlösung gerade die Niveauhöhe von 11/, cm erreicht wurde. Alle Kölbchen waren, wie früher erwähnt, innen paraffniert worden, konnten also nicht nach Füllung und nach der Lösung der Nährsalze neu sterilisiert werden. Es blieb bei allen Experi- menten dieser Art die Gefahr der Infektion durch anfliegende Keime. Daß ihrer sich nach monatelangem Stehen der Versuche auch mitunter welche einfanden, zeigen die betreffenden Zeichen in den Tabellen. Um aber ja diese unangenehme Möglichkeit nach Tunlich- keit zu beschränken, wurden die notwendigen Handhabungen, Physiologie der Diatomeen. 41 wie Überfüllen, Einschütten, Abwägen u. s. f,, entweder in Zimmern ausgeführt, wo sehr selten jemand hinkam, die Luft also sehr wenig bewegt war, oder aber, wo dies unmöglich wurde, am Tage vor dem Eintragen der Salze der Fußboden waschen gelassen oder endlich alle Prozeduren in der Nacht besorgt, so daß ich bezüglich der Aufwirbelung von Staub ziemlich beruhigt sein konnte. Die Befestigung erfolgte an einem Nordfenster an Drähten. Bei sehr grellem Tageslichte wurde mit weißem durchscheinenden Papiere abschattiert.! Nachdem ich beim Versuche vom 13. Mai 1904 ein ein- deutiges Resultat erhalten hatte, dahin lautend, daß sich die Diatomeen nur in den CaSi,O,-Kölbchen entwickelt hatten, wurde noch derselbe Versuch dazu benützt, eine Kontrolle der Frage nach der Notwendigkeit des Ca und des SiO, abzugeben. Es erhielten daher alle ersten Kölbchen der Rblonnen 3 bis 6 OEQERER2S1, 0. N als" Zusatz, ’A”vder Kolonne 2 "aber 0-01), CaCO,, worauf neu geimpft wurde. Da ich mir später den Ein- wand machte, es könnte doch durch das lange Stehen die Paraffinauskleidung besonders in der Kolonne 2 gelitten haben und dadurch sich das etwas unklare Resultat gerade in dieser Kolonne erklären, habe ich beim letzten Versuche gleich von vorneherein diesen Folgeversuch mit dem Gesamtversuche ver- quickt. Darnach resultieren für dieses Experiment vier Kölb- chen in einer Kolonne, von denen immer die Kölbchen Nr. 1 einen K,Si,O,-Zusatz von 0°01°/, erhalten haben. Nach diesen einleitenden Bemerkungen dürften die Ver- suchsergebnisse, bei denen ich dieselbe Bezeichnungsweise wie früher angewendet habe (p. 33), unschwer verständlich sein (vergl. die graphische Darstellung auf Taf. II). Zoe a mmleniaesune der Broebnisse der entschei- denden Versuche über den Einfluß der Kieselsäure auf das Gedeihen der NMitzschia Palea. 1. Die Diatomee Nitzschia Palea entwickelt sich überall dort nicht, wo die Diatomeenimpfmasse keine Möglichkeit hat, 1 Auf diese Weise erspart man sich die Verwendung der von Miquel, I.,1. c., p. 123, empfohlenen Gestelle, Lichtschirme und Vorhänge. 42 OfRiehter, mit SiO, in Berührung zu kommen, sie entwickelt sich aber ausgezeichnet in den Kölbchen mit CaSi,O,-Zusatz. D Ebenso günstig scheint die Verbindung von Ca-Salzen ver- schiedener Säuren mit K,Si,O, zu wirken. 3. Kaliumsilikat ohne Ca ermöglicht im letzten Versuche die Entwicklung nicht. Daraus läßt sich schließen, daß zur Entwicklung der Diatomee Nitzschia Palea Kieselsäure absolut notwen- dig ist und daß sie Ca höchstwahrscheinlich gleich- falls benötigt. Es ist dies der erste Fall, wo nach- gewiesen wird, ‘daß SiO, .für’irgend emerbilanze einen notwendigen Nährstoff bildet. c) Historisches über die Notwendigkeit der Kieselsäure. 1. Für Diatomeen. Die Meinungen, die man sich bisher oft auf Grund der Beobachtungen an den Membranen oder auf Grund von Ana- logieschlüssen über diesen Punkt gebildet hat, gehen sehr stark auseinander. Während sich eine größere Anzahl von Forschern mit Rücksicht auf die ganz eigentümliche Ausstattung der Kiesel- algen sehr reserviert ausdrückt: Molisch:! »Ob die Diatomeen nicht vielleicht im Gegensatze zu den anderen Algen für den Aufbau ihrer Zellhaut die Kieselsäure benötigen, ver- mag ich vorläufig nicht zu sagen, da es mir bisher nicht gelingen wollte, die Diatomeen im Laboratorium gut zu kultivieren«; Pfeffer:2 »Für die besonders kieselsäurereichen Diatomeen und Schachtelhalme ist der Beweis für die Entbehrlichkeit der Kieselsäure bis dahin nicht sicher erbracht«; Jost:3 »Über die Nützlichkeit oder Entbehrlichkeit der Kieselsäure bei den Schachtelhalmen und Diatomeen sind wir gänzlich unorientiert«, 1 H. Molisch, W., I;c., p. 633, erste 'Rußnote. 2 W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl., Leipzig 1897, p. 430. 3 L. Jost, Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. Jena 1904, p. 107. Physiologie der Diatomeen. 43 neigen auf der einen Seite Meyer! und Oltmanns? zu der Ansicht, die Kieselsäure dürfte sich für die Diatomeen als not- wendig herausstellen: Meyer:l »Ob die Schachtelhalme der Kieselsäure entbehren können, ist ungewiß; ob die Kieselpanzer, die Diatomeen, dies können, natürlich ziemlich unwahrscheinlich«; Oltmanns:?2 »Nur die Diatomeen werden kaum ohne Silicium aus- kommen können. Experimente freilich, welche die Unentbehrlichkeit des Si dartun, sind nicht vorhanden. Man weiß nur, daß Plankton-Diatomeen der Hochsee häufig einen sehr dünnen Kieselpanzer führen.« Auch scheinen mir gewisse Erfahrungen Miquel’s?® als Stütze dieser Anschauung gelten zu können: »Wenn man z.B. eine überreichliche Entwicklung der kleinen gewöhn- lichen Nitzschia wünscht, wird man«, meint Miquel, »zu den Mazerations- flüssigkeiten einige Dezigramm gelatinöser Kieselsäure zusetzen...« Ebenso wird das schwer lösliche Ca-Silikat empfohlen. Dagegen freilich hat er mit leicht löslichen Silikaten traurige Erfahrungen gemacht.* Ich komme bei Besprechung der Reaktion der Nährlösung darauf nochmals zurück. Auf der anderen Seite steht es für Kohl? zweifellos fest, daß die Kieselsäure ebenso wie für höhere Pflanzen auch für Diatomeen nicht zu den unbedingt notwendigen Nährstoffen gehört. Hier einige Bemerkungen von ihm, die diese Anschau- ung dartun sollen: p. 198: »Wenn nun auch der experimentelle Beweis der Entbehrlichkeit der SiO, für an dieser Substanz besonders reiche Pflanzen, wie Equiseten, Diatomeen etc., bisher wegen der Schwierigkeit, diese Pflanzen künstlich zu ziehen, noch nicht hat erbracht werden können, so dürfen wir doch nach Analogie schließen, daß auch für sie wie für die beliebig gewählten Versuchs- pflanzen die Kieselsäure nicht zu den unbedingt nötigen Nährstoffen gehört.« 1 A. Meyer, Die Ernährung der grünen Gewächse. Heidelberg 1895, p. 268. 2 Br O)ltnrannish. lea 2. Bd P. 137. 3 PrMiguel, II,R e,2p2127-undl52. pr Miiauuiel U 12 e p5 119, 5 Fr. G. Kohl, Anatomisch-physiologische Untersuchung der Kalksalze und Kieselsäure in der Pflanze. Marburg 1889, p. 244. 44 O. Richter, p. 245: »... während aber die Diatomeen« (er zieht hier den Vergleich zwischen FO, und SiO,) »sicher (!) auch ohne Kieselsäure zu leben ver- mögen, ruft Eisenmangel im Wasser den sofortigen Untergang von Eisen- bakterien hervor.«< Meine Versuche stimmen mit diesen Anschauungen Kohl’s durchaus nicht überein, ja widersprechen ihnen geradezu, so daß ich unseren Befund neuerdings wiederholen und folgender- maßen präzisieren möchte: Bisher war bekannt, daß die höhere grüne Pflanze die zehn Nährelemente brauche: C,H, O,N, P,S, Ca,K, Muse 2 Molisch! und nach ihm Löw? konnten für niedere Grünalgen, Vertreter der Familien der Protococcaceen, Palmellaceen, Chaetophoraceen und Ulotrichaceen, nachweisen, daß Ca für das Gedeihen dieser Algen überflüssig ist, und Benecke? bestätigte dies. Jetzt aber zeigtsestsich,rdaß seine Vene einer- sroßen Gruppe von Algen, der Diatomeenzorer Kieselalgen, «Kieselsäure zu ihrem Gedemhen zus, wendig braucht. Dieses Ergebnis hätte mit Rücksicht auf die materielle Zusammensetzung der Membran nicht über- raschen brauchen. Immerhin schien mir die Tatsache so unge- wohnt, daß ich Mühe hatte, mich mit ihr zu befreunden und der immer wiederkehrende Gedanke an einen möglichen Irrtum hielt mich so lange zurück, dieselbe endgültig zu vertreten. Es drängt sich nun unwillkürlich die Frage auf: »Wozu brauchen die Diatomeen die Kieselsäure?« Und diese Fragestellung führt uns sofort auf das vielumstrittene Gebiet der Membranbildung der Diatomeen und der Frage nach deren chemischen Beschaffenheit (vergl. p. 34). U H-:Meolisch ‚I; 1..e, 1895 p322 2 O. Löw, Bemerkung zur Giftwirkung oxalsaurer Salze. Bot. Zentr., 1895, LXIV., p. 434. — Nachtrag über das Kalkbedürfnis der Algen. Ebenda, p. 433. — Über die physiologischen Funktionen der Calciumsalze. Ebenda 1898, LXXIV., p. 257. } 3 W. Benecke, Über die Kulturbedingungen einiger Algen. Bot. Zeitg., 1898, 56, p. 83. Tu Physiologie der Diatomeen. 45 In Kohl’s! zitiertem Werke wird Pfitzer? als derjenige genannt, der bereits für eine Anzahl Diatomeen die Frage be- antwortet habe. Nach Pfitzer? bleibe nach Entfernung des Kieselgehaltes durch Flußsäure die organische Grundlage als zarte, biegsame Haut übrig, welche ihrer Substanz nach aus einer Modifikation der Zellulose bestehe, die mit J auch bei Einwirkung quellungserregender Stoffe, wie H,SO, etc., sowie nach vorgängiger Behandlung mit KOH und HNO, und KCI0, nur braungelb, nicht blau wird. Auch Sachs? kam auf Grund der Untersuchungen von Mohl® zu einer ähnlichen Auffassung. Die gleiche Anschauung vertritt Oltmanns.’ Kohl® konnte diese Angaben Pfitzer’s bestätigen und nahm an, daß die Membran in Fällen, in welchen von ihr nach der Flußsäurewirkung nichts mehr übrig bleibt, so stark verkieselt wäre, daß eine zusammenhängende Haut nicht mehr zurückbleiben könne. Nach Strasburger’” ist ebenso »von der Membran« der Pinnularia nach Fluß- säurebehandlung »nichts zu bemerken«. Daß die Kieselsäure ein- und nicht etwa aufgelagert sei, geht nach Kohl® aus dem optischen und chemischen Verhalten der Schalen ohneweiters hervor und seine sonstigen Er- fahrungen über Verkieselung legten ihm die Ansicht nahe, daß auch in den Diatomeenpanzern die Kieselsäure als solche und nicht als organische Kieselverbindung eingelagert sei. Ich bin natürlich weit entfernt, diese Anschauung als un- richtig hinstellen zu wollen, doch scheint mir in Anbetracht 1 Fr. G. Kohl, |..c., p. 244. 2 E. Pfitzer, Die Bacillariaceen (Diatomaceen). Schenk’s Handbuch der Botanik, Breslau 1882, p. 410. 3 J. Sachs, Ergebnisse einiger neueren Untersuchungen über die in Pflanzen enthaltene Kieselsäure. Flora 1862, XX. Jahrg., p. 33. 4 H. v.Mohl, Über das Kieselskelett lebender Pflanzenzellen. Bot. ee 1861,.3P, 20 But. 35 Br Olikmannszı l.ic5T.,.p..;102, 6;Er. GeKohllysch:e.;,ps 249. 7 E. Strasburger, Das botanische Praktikum. 3. Aufl., Jena 1897, p. 370. Sr. GYKohlBR ©,:P5 245. 46 O. Richter, meiner Versuchsergebnisse jene Erklärung von der unzu- sammenhängenden Haut gezwungen und viel zweckent- sprechender ersetzt durch die schon von Meyer! auf Grund der Versuche von Friedel und Ladenburg? angedeuteten Annahme, daß ebenso etwa, wie die Zellulose im Stoffwechsel höherer Pflanzen entsteht, sich bei der Nitzschia Palea orga- nische Kieselsäureverbindungen bilden, welche die Rolle der Membranzellulose übernehmen könnten. Widersinnig erschiene diese Annahme schon deshalb nicht, weil eben aus den heran- gezogenen Untersuchungen speziell vom Si bekannt ist,? daß es ebenso wie der C eine Unzahl organischer Verbindungen einzugehen im stande ist. Es wäre somit möglich, daß beim Entzug der Kieselsäure der normale Stoffwechsel nicht vor sich gehen könnte, weshalb kieselsäurefrei gezogene Diatomeen absterben müßten. Es wäre gewiß eine dankbare Arbeit für einen Chemiker, der Frage nach der Bindung des Si in der Diatomeenschale mit Rücksicht auf die neuesten Erfahrungen über die Not- wendigkeit dieses Stoffes für das Gedeihen einer Diatomee näher zu treten. Aber auch für den Mikrochemiker dürfte sich noch allerhand Bemerkenswertes ergeben, da vorläufig nach Oltmanns? feststeht, daß sich verschiedene Kieselalgen ver- schieden verhalten, indem es welche gibt, bei denen die »organische Grundlage«, und welche, bei denen die Silicium- verbindung zurücktritt. Auch hat Schütt* nachgewiesen, daß bei der Diatomee Cyclotella socialis Büschel auftreten, die von der Membran aus- 1 A. Meyer,.l.c., p. 271 Anm. und pr A Anm: 2 Friedel und Ladenburg, Berichte der deutschen chem. Gesellsch., 1869. 3 Fr. Oltmanns,l.c., 1. Bd., p. 102. Ob man sich in Bezug auf das Ver- schwinden der Membranen gewisser Diatomeen nach Flußsäurebehandlung mit der Oltmanns’schen Erklärung: »Dabei bleibt theoretisch in beiden Fällen« (er spricht von Membran und Kieselsäurenachweis) »die gesamte Struktur der Zellmembran sichtbar, weil, wie bereits erwähnt, beide Komponenten sich durchdringen, in praxi wird sie an den Flußsäurepräparaten wegen der Weich- heit der zelluloseähnlichen Masse undeutlich...« nach meinen Experimenten noch zufrieden geben kann, wage ich nicht zu entscheiden. 4 F. Schütt, Ref. Zeitschr. für wiss. Mikrosk., 1901, XVIII., p. 100. Physiologie der Diatomeen. 47 strahlen und als kieselsäurefreie Modifikation derselben erkannt wurden. Nicht minder interessant sind seine! Beobachtungen an Antelminellia gigas. 2. Für andere Pflanzen. Ich erlaube mir im Anschlusse gleich mitzuteilen, daß ich mich im Laufe der nächsten Jahre auch mit der Frage der Not- wendigkeit der SiO, für Equisetaceen, die sich unschwer in Nährlösungen kultivieren lassen, Gramineen und für Litho- spermum beschäftigen möchte. Unsere derzeitigen Kenntnisse über die Bedeutung der Kieselsäure für die genannten Pflanzen stützen sich ja, abge- sehen von noch zu erwähnenden Arbeiten, im Grunde ge- nommen auf die Erfahrungen von J. Sachs? an Zea Mays, von Fr.v. Höhnel? an Lithospermum off. und von C.A.Weber*t an Egqnisetum palustre, Erfahrungen, von denen ich in Anbetracht der verfeinerten Methode, die uns heute zu Gebote steht, trotz der Zuverlässigkeit der Beobachtungen jener Forscher keine als völlig beweiskräftig ansehen kann. So ist es beispielsweise nieht sunyvichtis, zu, betonen, daß die Pflanze vw. Höhnel!s, deren kieselfreie Kultur gelang, in einem Glasgefäße kultiviert wurde (nach v. Höhnel soll übrigens SiO, durch CaCO, ersetzt werden können), daß von Sachs die Maispflanze in einem Glase großgezogen wurde und daß C. A. Weber über seine Versuchsanstellung sich überhaupt nicht äußert, sondern der wichtigen Tatsache von der Si-freien Kultur von Eguisetum ploß mit dem kurzen Satze gedenkt: »Die Asche aller Equiseten ist sehr reich an Kieselsäure. Daß diese aber auch hier nicht als wesentlicher Nährstoff zu gelten hat, beweist der 1 F. Schütt, zitiert nach Fr. Oltmanns, I. c., 2. Bd., p. 338, 339. 2572 Szaelıs, 12... 18062..9,52..58: 3 Fr. v. Höhnel, Beitrag zur Kenntnis der Bedeutung der Kieselsäure für die Pflanze. Wissenschaftlich-praktische Untersuchungen auf dem Gebiete des Pflanzenbaues. Mitt. von Fr. Haberlandt, 2. Bd., 1877, p. 160. 4 C. A. Weber, Bremen. Der Duwock (Eguisetum palustre). Berlin, Paul Parey; oder: Arbeiten der Deutschen landwirtschaftl. Gesellsch., Heft 72, 1902 (2. Ausgabe, 1903). 48 O. Richter, Umstand, daß es mir gelang, Zquisetum palustre ebenso wie E. arvense in einer kieselsäurefreien Nährlösung zu guter Entwicklung zu bringen. Der starke Kieselsäuregehalt der Epidermis dieser Pflanzen darf nur als Schutz- mittel gegen tierische Feinde und gegen das Eindringen von Schmarotzer- pilzen aufgefaßt werden.«e — Dabei ist von der Versuchsanstellung keine Rede, auch wird nicht weiter erörtert, worin die »gute Entwicklung« bestand. Wären die Vorsichten der Paraffinauskleidung der Gefäße angewendet, so wären sie wohl auch erwähnt worden. Ebenso erscheint mir die Frage bei den anderen genannten Pflanzen so lange nicht abschließend beantwortet, so lange nicht unter Anwendung aller oben (p. 37) erwähnten Vorsichten deren Kultur wiederholt wurde. Es ist auch hier von Interesse, auf die widersprechenden Anschauungen, die gerade in diesem Punkt in der Literatur zu finden sind, aufmerksam zu machen. Die Entbehrlichkeit des SiO, als Nährstoff der höheren Pflanze scheinen anzunehmen: Sachs:l »...und ich zweifle nicht« (er beurteilt seinen oft zitierten Versuch), »daß der Mais ebenso gewachsen wäre, wenn er die 30 mg Kiesel- säure, die sich aus den Gefäßen auflösten, nicht aufgenommen hätte«. Jodin,? der vier Generationen Mais hintereinander in »kieselsäure- freier« Nährlösung erzog. Meyer:3 »...und so scheint der Satz von der Entbehrlichkeit des in Rede stehenden Grundstoffes wenigstens für die höheren Pflanzen ein ziem- lich allgemeiner.< — »...wenn wir auf Grund einer großen Reihe von vor- liegenden Kulturversuchen zur Behauptung der Entbehrlichkeit des Siliciums für die höheren Pflanzen berechtigt sinds. Pfeffer:* »Die Möglichkeit, Pflanzen in kieselsäurefreier Nährlösung zu ziehen, wurde zuerst von Sachs dargetan. — Die Versuche von Knop u. a. haben die Entbehrlichkeit für andere Getreidearten bestätigt«. Czapek: »Doch war es erst J. Sachs, welcher mit Hilfe der Wasser- kulturmethode experimentell darzulegen vermochte, daß die Kieselsäure völlig entbehrt werden kann.« 1.19 Sachs,.luch.pr 52% hr 2 Jodin, 1883. Annales d. Chim. et d. Phys. V., 30, 485 zitiert nach Jost, 1465 .p. 106: SHA-#3Meyer;.l. c,,:P.4268 unde270 ZW Bifeffer, 11c4,P:5429: 5 Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen. 2. Bd., 1905, p. 865. Physiologie der Diatomeen. 49 Abgesehen von den von Sachs! bereits kritisierten Ver- suchen von Salm-Horstmar,? machen sich dagegen neuer- lich Bestrebungen zu gunsten der Anschauung von der Wichtig- keit der Kieselsäure als Nährstoff geltend; vergl. Swiecicki (1900).3 Am besten, meine ich, drückt Jost den Stand der Kiesel- säurefrage aus, wenn er über das Sachs’sche grundlegende Experiment meint:* »Ganz streng ist der Beweis freilich noch nicht, denn die Asche der Si-frei gezogenen Maispflanze enthält noch immer 0:70), Kieselsäure (anstatt 18 bis 230/,), die sie wohl aus dem Glas aufgenommen hat« — und seine Ausführungen über das Si mit den Worten schließt: ? »So können wir zurzeit wohl sagen, daß die großen Massen von SiO, bei den Gramineen gewiß entbehrlich sind, wir wissen aber nicht, ob ein gänzliches Fehlen von ihnen ertragen wird.« Die endgültige Lösung des Problems kann eben, wenn überhaupt, nur auf Grund von Experimenten mit innen paraf- finierten Kulturgefäßen oder einer analogen Versuchsanstellung gegeben werden. II. Die Notwendigkeit des Ca für die Diatomeen Nitzschia Palea und Navieula minuscula, Seit den Untersuchungen Böhm’s® über die Notwendigkeit des Ca für die höheren Pflanzen hatte man sich daran gewöhnt, die unbedingte Notwendigkeit des Stoffes für alle pflanzlichen Organismen anzunehmen, um so mehr, als alle Versuche” mit I2]2 Sachssi l. e.,,p.1942und259. 2 Salm-Horstmar, 1856. Versuche und Resultate über die Nahrung der Pflanzen. Braunschweig 1856, p. 15. 3 Swiecicki, 1900. Ber. aus dem landw. Inst. Halle, 14; zitiert nach 1o)sit,=1..0,,. 9.107. =ieelosit, 2c.,.ps108: Sa orssaal C>uP-H107; 6 J. Böhm, Über den vegetabilischen Nährwert der Kalksalze. Diese Sitzungsber., Bd. LXXI, I. Abt., April 1875. W\erelr die IEiteratur in Bostheims Arbeit. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. A 50 O. Richter, höheren Pflanzen im Böhm’schen Sinne ausfielen. Daß die an- scheinend widersprechenden Experimente von Deh£rain,! nach dem höhere Temperatur das Ca-Bedürfnis aufheben soll, auf Beobachtungsfehlern beruhen, ist von Portheim? zweifellos erwiesen worden. Erst Molisch hat bei der Kultur zunächst von Pilzen? und später von niederen Algen? verschiedener Familien den Beweis erbracht, daß es Pflanzen gibt, die des Ca für ihre Ent- wicklung entraten können. Kurze Zeit nach ihm fand Löw* dasselbe. Dabei ist zu beachten, daß gewöhnlich Algen, die im System relativ tief stehen, die erwähnte Fähigkeit besitzen und daßandere, wie Spirogyra und Vaucheria, dieman ohneCa ziehen will, an Ca-Hunger zu Grunde gehen. Ebenso fand Benecke? später Algen, die ohne Ca auskommen, während das Hormidium nitens, mit dem Klebs® gearbeitet hat, Ca braucht. Es ist also offenbar schon zwischen den Grünalgen die Fähigkeit des Wachstums in anorganischer, Ca-freier Nähr- lösung sehr verschieden verteilt und der Rückschluß von der einen auf die andere Gruppe im System in dieser Beziehung durchaus unstatthaft. Um wie viel weniger wäre es berechtigt gewesen, auch bei den Diatomeen ein analoges Verhalten vorauszusetzen. Es erschien somit in Anbetracht der genannten Arbeiten von Molisch” und Löw? als eine verlockende Aufgabe, die Diatomeen auch nach dieser Richtung hin etwas eingehender zu studieren. 1 M. Dehe£rain, Nutrition de la plante. Fremy, Encyclopedie chimique, X., 1835, Chimie agricole. 2 L.R.v. Portheim, Über die Notwendigkeit des Kalkes für Keimlinge, insbesondere bei höherer Temperatur. Diese Sitzungsber., Bd. CX, Abt. I, April ISO, joa s-H. Melisch, Ill; lzes 12 2ge: 750. 6 ws.ilsie: WW. Benecke le 6 G. Klebs, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und Pilzen. Jena 1896, p. 336.— Oltmanns,l.c., Bd.2, p. 133, führt das Hormidium von Klebs an als Pflanze, die Ca nicht braucht. GRLIEBNKorlkts cih lese: STORE, 1. €. - Physiologie der Diatomeen. ol Die diesbezüglichen Ergebnisse an die über das SiO, un- mittelbar anzuschließen, erscheint mir um so berechtigter, als sie sich auf jene Versuchsreihen stützen, die unter dem Namen »entscheidende Versuche« mitgeteilt sind. Versuch I zeigt, daß sich in Kolonne 2 (0 Ca+0'01%, KaSi,0;,) vom 25. Mai bis 13. Juni keine Diatomeen entwickelt haben; Versuch III, daß trotz der langen Versuchsdauer‘ vom 8. August bis 6. September in derselben Kolonne eine Entwicklung unterblieb. Versuch IV. Dasselbe ist hier für die Kölbchen 2, 3 und 4 zu ver- zeichnen. Dagegen weist Kölbchen I der zweiten Kolonne, das von vorneherein einen Zusatz von 0'010/, CaCl, erhalten hatte, eine herrliche Diatomeendecke auf. Im Widerspruche mit diesen einheitlich ausgefallenen Experimenten, die auf eine Notwendigkeit des Ca für die Diatomee Nitzschia Palea hinweisen, steht nur die Beobachtung, daß nach Neuimpfung des Versuches I am 13. Juni auch in den Kölbchen B und C, wo ich CaCO, nicht eigens zugesetzt hatte, am 22. Juni bereits eine deutliche Entwicklung zu bemerken war. Zur Entkräftung dieses Befundes ist hier übrigens noch der Einwand gestattet, daß durch die Dauer des Versuches vom 25. Mai und das Herunternehmen desselben von den Drähten behufs Impfung die Paraffinauskleidung etwas geschädigt worden sein kann, so daß etwas Ca aus dem Glase hätte in Lösung gehen können. Mit Bezug auf diese Versuchsergebnisse ist es höchst- wahrscheinlich geworden, daß die Diatomee Nitzschia aaa Car zu, Sihrem :normalen.:.Gedeihen, braucht, wenigstens für den Fall, als: K,Si,O, der Stoff ist,. der ihr die notwendige Kieselsäuremenge vermittelt und die Stammlösung die gleiche bleibt wie in den behandelten Versuchen. Wenn wir nämlich in Betracht ziehen, daß jeder Nährstoff nach Miquel! und in Anbetracht der Erfahrungen von Löw,? in zu großer Menge verwendet, giftig wirken kann, so ließe sich bei der benutzten Versuchsanstellung immer noch sagen, daß bei der Zusammensetzung der Kulturflüssigkeit 1000£ H,0, 0°2g KNO,;, 0°2g PO,KsH, 0'010), KaSisO, und 005g MgSO, pr.M. ı P. Miquel, II., Recherches experimentales sur la physiologie, la morphologie et la pathologie des diatomees. Paris, Annales de Micrographie, Juin-Juillet 1892, p. 2. 2 O. Löw, Ein natürliches System der Giftwirkungen. München 1893. 48 »2 O. Richter, eine solche Menge von K vorhanden gewesen sein mag, daß das K eben als Gift gewirkt hätte. In diesem Fall ist der Experimentator in einer unange- nehmen Lage, denn auch Versuche mit Na,Si,O, dürften wegen der großen Verwandtschaft beider Basen diese Schwierigkeit kaum beheben. Das Erstrebenswerteste und Idealste wäre natürlich frisch gefälltes reines SiO, als Zusatz zur Nährlösung. Wenn man nun aber die einschlägige chemische Literatur über die Ent- wässerung der gallertigen Kieselsäure liest und die Dialysie- rung und Wässerung selbst einmal versucht hat und wenn man dabei bedenkt, daß für alle diese Experimente, so der Ver- such exakt bleiben soll, Ca-freies, also dest. dest. Wasser in Ca-freien, also paraffinierten Gefäßen benutzt werden muß, daß das fließende Wasser dest. dest. Wasser sein soil und man zur Destillation so großer Quantitäten ganz unglaublich viel Zeit benötigen würde, wobei man nicht einmal voraussagen kann, daß die Wässerung zum ersehnten Resultate führt, so sinkt der Mut, sich dieser Aufgabe zu unterziehen. Jedenfalls verlangt sie, wenn sie durchgeführt wird, die volle Hingabe und neuer- dings eine große Spanne Zeit, Somit kann ich heute noch kein abschließendes Urteil über die Notwendigkeit des Ca für die Nitzschia Palea abgeben, aber das eine glaube ich mit Bestimmtheit wiederholen zu können, daß es höchstwahrscheinlich ist, daß sie eines Ca-Zusatzes zur Nährlösung bedarf. Dieses Resultat wird auch durch gelegentliche Beob- achtungen gestützt, die ich bei weniger exakter Versuchsanord- nung erhielt. Stellt man sich z.B. Nährgelatine her, von der die eine ohne Ca-Zusatz belassen, die andere aber mit einem solchen versehen wird, so erscheinen die Kolonien und Kulturen in der Ca-Gelatine viel satter gefärbt und besser entwickelt. Ebenso gelingt es, mit CaCO,-Körnchen auf gewässertem, »anorganischem« Agar positive Auxanogramme hervorzuruien! (vergl. diese). 1 Auch einige Bemerkungen Miquel’s mögen als Stütze dieser Ergeb- nisse mit angeführt sein: Nach ihm hätten die Diatomeen gerade für die Physiologie der Diatomeen. op) Ich bin mir in diesem Momente wohl bewußt, daß ich mit dem obigen Ausspruche gerade das Gegenteil sage von dem, was ich in Punkt 5 der Zusammenfassung meiner ersten Arbeit! und in der Zusammenfassung der Vorversuchsergebnisse aus- gesprochen habe. Doch ein solcher Meinungswechsel dürfte sehr wohl ent- schuldbar sein, wenn man bedenkt, daß ich damals bloß mit Agar und Gelatine arbeitete, die einen Zusatz eines Ca-Salzes ganz unnötig erscheinen ließen. Auch die ersten Nährlösungen, or iehnibenutzte umd die ich, noch)’ nicht vertraut mit vder großen Genügsamkeit der Diatomeen, im Glaskölbchen stehen ließ, enthalten, wie die betreffenden Tabellen zeigen, noch keinen Ca-Zusatz. Es reichen eben jene Ca-Mengen, die sich die Nitzschien aus den Glasgefäßwänden lösen, die in gewässertem Agar und in Gelatine, ja jene Spuren, wie sie im gewöhnlichen destil- lierten Wasser, das normalerweise zur Darstellung der Nähr- lösung benutzt wird, unvermeidlich sind, aus, um eine Ent- wicklung zu gestatten. Salze des Ca und des Na, dann eıst des.K, eine besondere Vorliebe; die betreffende Stelle lautet: I., p. 94: »Les sels de soude et de chaux sont ceux pour les- quels les diatomees ont une predilection speciale; il en est de meme, mais a un degre moidre, des sels, de potasse«; l., p. 127: Wird CaCl,-Zusatz zur Nährlösung angeraten, um den Nitzschien das Übergewicht zu verschaffen. l., p- 154:. Ebenso, CaSi,O, 0-1 bis 0°2g p. M. Auch in seiner Mitteilung an die Akademie (Comptes rendus de l’Aca- demie des sciences, t. CXIV, 28 mars 1892, p. 780) bezeichnet er Ca-Salze als sehr fördernd für die Diatomeenentwicklung. — Nach meinen Erfahrungen an Rohkulturen ist der Effekt, den CaCl, und K,Si,O, im Lichte hervorrufen, ganz überraschend. Während Kontrollkulturen ohne diese Zusätze von Grün- algen intensiv grün gefärbt sind, erscheint bei den genannten Zusätzen der Boden der Kulturgefäße braun von Diatomeen. Auf Karsten’s Befund von der Schädlichkeit der Ca-Salze (G. Karsten, Über farblose Diatomeen. Flora, 1901, Ergänzungsbd., p. 412) für Diatomeen wird bei der Reaktion der Nähr- lösung noch eingegangen werden. | I Oswald Richter, I2c,, p: 504: 94 O. Richter, Nachdem ich nun durch die neu verwendete Methode, wie sie Molisch bei seinen Algenversuchen benutzte — Aus- kleidung mit Parafüin, Destillation des destillierten Wassers u.s.f. — eines anderen belehrt wurde, stehe ich nicht an, den damals geäußerten Satz vorläufig zurückzunehmen und den Stand, in dem sich die Frage nach dem Ca-Bedürfnis der Diatomee Nitzschia Palea zurzeit befindet, nochmals dahin zu präzisieren: Es ist höchstwahrscheinlich gemacht worden, daß die Nitzschia Palea des Ca für ihre normale: Ent- wicklung nicht entraten kann. Die Diatomee Navicula minuscula scheint ein größeres Ca-Bedürfnis zu haben als die Nitzschia Palea, weil man hier schon bei ganz roher Versuchsanstellung klare Resultate erhält. Am 2. März 1904 wurde ein Versuch mit Navicula minuscula in Glas- kölbchen ohne Paraffinauskleidung hergestellt. Stammlösung 1000 T. H,0, 0:29 KNO,, 029g K,HPO, 0°2g MgSO,, Spur FeSO,, also Ca-frei (I); zur Versuchskolonne (II) wurden dann noch 0:29 CaSO, p. M. zugesetzt. Beobachtung am 11. März 1904: l. ASPISSCH ar 0 Entwicklung. TE ee Deutliche Kolonien. DEE ER Zahlreiche deutliche Kolonien. CE ER Spärliche Kolonien. Beobachtung am 17. März 1904: LA BisIerr. 2 0 Entwicklung. I ARPISTT FE: Boden erscheint braun vom dicken Diato- meenbelag. Dieses Bild bleibt bis fast zum Versuchsschluß am 19. Mai 1904 er- halten. Am 19. Mai waren im Kölbchen IIB die Diatomeen bereits im Ab- sterben begriffen. Ein Eprouvettenversuch gleichen Datums und analoger Versuchsanstel- lung fiel vollkommen gleich aus. Darnach kann der Satz, den wir eben für die Nitzschia Palea abgeleitet haben, erweitert werden und die Antwort auf die Frage nach dem Ca-Bedürfnis beider Diatomeen lautet also: Es ist sehr wahrscheinlich geworden, daß beide Diatomeen Ca zu ihrer Entwicklung brauchen. Physiologie der Diatomeen. 59 III. Die Notwendigkeit des Mg für die Diatomeen Nitzschia Palea und Navicula minuscula, Schon die Untersuchungen von Molisch über Pilze! und Algen? haben ergeben, daß das Mg für die Thallophyten ebenso notwendig ist wie für die höhere Pflanze. Ich habe daher mit der sicheren Erwartung, in Mg-freier Nährlösung keine Diatomeenentwicklung zu erhalten, eine Reihe von Versuchen durchgeführt, die alle erwartungsgemäß ausfielen und von denen zwei Versuche mitgeteilt sein mögen. Am 15. Mai 1903 wurde eine paraffinfreie Kölbchenkolonne, die aus Kölbehen mit »Ca- und Mg-freier« Nährlösung und Stammlösung +!/e 1/,.Yag MgSO, bestand, mit Nitzschia Palea geimpft. Am 27. Mai war in der Stammlösung 0, in 1/,, schwache, in 1/, gute und in 1, g MgSO, starke Ent- wicklung zu bemerken. Am 17. Juni bot sich beziehungsweise verstärkt dem Beschauer das gleiche Bild. In der Mg-freien Nährlösung konnte also keine Entwicklung beobachtet werden. Am 19. September 1903 wurde ein analoger Versuch mit Nitzschia Palea geimpft, am 9. Oktober bemerkte man in der Stammlösung keine, in Y/,, und l/,g MgSO, sehr starke, in 1, g MgSO, spärliche Entwicklung; in der Folge verstärkte sich dieses Bild. Die meisten meiner einschlägigen Experimente fallen schon vor meine erste Veröffentlichung,? weshalb auch das Resultat schon in diese Publikation mit aufgenommen wurde, dahin lautend. »daß das Mg auch für die Diatomeen absolut not- wendig ist«. Dieses Ergebnis finde ich auch in die Referate meiner Arbeit in der »Botanischen Zeitung«, 1904, p. 44, »Bot. Zentr.«, 1904, XCVI., p. 509; »Österr. bot. Zeitschrift«, 1904, LIV., p. 74, und »Naturw. Rundschau«, 1904, p. 152, auf- genommen, leider im »Bot. Zentr.« mit einem »nicht«* zu viel, denn dort heißt es p. 510: »Mg ist nicht notwendig«. Mit dieser Bemerkung mag der unangenehme Druckfehler in Heering’s Referat berichtigt und die Ergebnisse meiner Untersuchungen 1-Hr,.M okis ch ZAHL Ic; 21. Mio isich® Tel: cc. 3 Oswald Richter, ]. c. p. 504. * Im Referate nicht gesperrt gedruckt. 6 OFRTEHTLER über die Bedeutung des Mg für die Diatomeen Nitzschia Palea und Navicula minuscnla in dem Satze zusammengefaßt sein: Das Mg ist zur Entwicklung der genannten Dia- tomeen absolut notwendig. IV. Über die Notwendigkeit gebundenen N für die Diatomeen Nitzschia Palea und Navieula minuscula sowie deren Fähigkeit, organisch gebundenen Stickstoff im Lichte zu assimilieren. Beijerinck’s! und Artari’s? interessante Versuche, be- sonders des letzteren Resultate an Stichococcuskulturen bei hohem Leucin- oder Kalisalpeterzusatze ließen es wünschens- wert erscheinen, ähnliche Experimente auch mit anderen Algen auszuführen, um diesen Ergebnissen eine möglichst allgemeine Gültigkeit zu verschaffen. Da nun mit Diatomeen-Reinkulturen bislang in dieser Richtung nicht gearbeitet worden war, erschien es doch der Mühe wert, hier mit eingehenden Untersuchungen einzusetzen, die zunächst die Antwort geben sollten auf die Frage, ob die Diatomeen im stande wären, organisch gebundenen Stickstoff zu assimilieren. Wie wichtig dabei die Verwendung von abso- luten Reinkulturen war, leuchtet ein. Ebenso begreiflich erscheint es aber auch, daß sich unwillkürlich mit der einen auch noch eine zweite Frage verquickte, die nämlich, ob die Diatomeen im stande wären, den freien oder atmosphärischen Stickstoff direkt zu verwerten. Wie bekannt, hat Frank? behauptet, daß nicht nur die Leguminosen, sondern alle grünen Pflanzen, also auch die Algen, die Fähigkeit besäßen, elementaren Stickstoff zu assimi- lieren, und Th, Schloesing .d.J. und Em. Laurentäschriepen 17MIWErBeijlerinekälgr ge 2 Alexander Artari, Über die Bildung des Chlorophylis durch grüne Algen. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1902, XX., p. 201. 3 A.B. Frank, Landwirtschaftl. Jahrbücher, 1888, p. 421 und Ber. d. d.b. G., 1889, p. 34. * Th. Schloesing fils et E. Laurent, Sur la fixation de l’azote libre par les plantes. C.R., 1891, CXIII, 776 et 1059, 1892, CXV, 659 et 732. Physiologie der Diatomeen. 07 unter anderen Algen auch der Nitzschia diese Fähigkeit zu. Für gewisse Grünalgen haben Kassowitsch! und Molisch? die Unrichtigkeit dieser Anschauung erwiesen.’ Für die Kieselalgen ist meines Wissens die Frage nicht mehr aufgenommen worden, wobei wohl als Hauptgrund der Mangel bakterienfreier Reinkulturen anzusehen ist. Erst in jüngster Zeit, also zwei Jahre nachdem es mir gelungen war, derartige Reinkulturen zu erzielen, bei welcher Gelegenheit ich sofort auf die nun gegebene Möglichkeit, der Stickstofffrage meine Aufmerksamkeit widmen zu können,* hingewiesen habe, kündigte sich Treboux’ mit ähnlichen Experimenten an, weil er sich auch im Besitz absoluter Reinkulturen von Diatomeen befinde. Tatsächlich habe ich auch bei der internationalen botanischen Ausstellung in Wien Reinkulturen aus Treboux’s Stammmaterial gesehen. Indem ich nun noch der Hoffnung Ausdruck gebe, daß seine Experimente eine volle Bestätigung meiner Befunde liefern mögen, teile ich wieder wie früher die Ergebnisse tabellarisch mit, um an der Hand der Tabellen die allgemeinen Folgerungen abzuleiten. Da, wie aus meinen späteren Ausführungen hervorgeht, ® von einer nennenswerten Vermehrung der Diatomeen im Dunkeln nicht die Rede sein kann, darf es nicht wundernehmen, daß Treboux’ vorläufig bei seinen Kulturen mit Navicula exilis- sima Grun., Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm., Diatomee sp. bei gänzlichem Lichtabschlusse keine Resultate hatte. Wenigstens finde ich die Diatomeen, ausgenommen bei der Aufzählung p. 434, in der Arbeit nicht mehr erwähnt. | 1 P. Kassowitsch, Untersuchungen über die Frage, ob die Algen freien Stickstoff fixieren. Bot. Zeitg., 1894, p. 97. 2 MH. Molisch, Die Ernährung; der Algen L., 1. c., p- 11. 3 Im übrigen vergl. die einschlägige Literatur in Fr. Lafar, Technische Mykologie, Jena 1897, p. 316, und Handbuch der technischen Mykologie, Jena 1904, III. Bd., p. 12. 4 Oswald Richtes,l. c., p. 504. 3 TrebousOr2lac pp, 371. 6 p. 94 bis 100. ? Treboux O., Organische Säuren als Kohlenstoffquelle bei Algen. B? a rd. DFG! RR 1905, FH: 9, p:- 432: 98 ORichter; 1. Versuchsanstellung. Da die Versuchsbefestigung im wesentlichen mit der bekannten übereinstimmt und aus den Tabellen das Not- wendige hervorgeht, betone ich nur noch, daß eine Paraffin- auskleidung, weil unnötig, in diesen Experimenten wegblieb. Das starke diffuse Licht des verwendeten Nordfensters wurde mit durchscheinendem Papier abgeblendet. 2. Die tabellarische Zusammenstellung der Versuchs- ergebnisse findet sich auf Tafel II. 3. Zusammenfassung der Ergebnisse aus den mitgeteilten Versuchen über die Stickstoffernährung der beiden rein- kultivierten Diatomeenspezies. 1. Beide Diatomeen sind im stande, organisch gebundenen Stickstoff zu assimilieren. Am geeignetsten sind Asparagin und Leucin, dann Albumin und Pepton. Mitunter lange bevor in den Kölbchen mit anorganisch gebundenem N irgend eine Spur von Entwicklung zu sehen ist, bemerkt man bereits eine dichte Diatomeendecke bei Asparagin- oder Leucinernährung. Bezüglich des »Glutins für die Technik« scheint einige Vor- sicht am Platze, da das chemische Produkt eben nur für die Technik rein und somit nicht vollkommen einwandfrei ist. 2. Der Stickstoff wird von der Nitzschia Palea auch ohne Schwierigkeit den Ammonium- und Salpetersäureverbindungen entnommen. Dabei erscheint es nicht von Belang, ob das Ammo- nium als Chlorid, Sulfat oder Nitrat in Verwendung kommt, dagegen ist das Tartrat, auch das neutrale, unvorteilhaft und Ammoniumcarbonat gestattet überhaupt keine Entwicklung. Der Grund dafür dürfte in dem bei der Sterilisation frei ge- wordenen NR, liegen. | 3. Auffallend ist das vollkommene Unterbleiben jedweder Entwicklung der Navicnula minuscnla in Nährlösungen mit den Physiologie der Diatomeen. 99 genannten Zusätzen. Daraus wäre der Schluß berechtigt, daß diese Diatomee unter meinen Versuchsbedingungen die Ammo- niumsalze nicht verwerten kann. | 4. Kalisalpeter hat sich schon früher für die Nitzschia als gute Stickstoffquelle erwiesen. Die Navicnla gedieh auch in den »Salpeterkölbchen« nicht. Es erscheint, dies um so auf- fälliger, als sie auf dem »anorganischen Agar«, das Kalium- nitrat enthält, gut fortkommt. Ob dabei die im Agar trotz der Wässerung gewiß noch vorhandenen Spuren von organischen Stickstoffverbindungen oder das festweiche Substrat das Aus- schlaggebendesind,wageichnichtzu entscheiden (vgl.auchp.54). 5. Von den Kölbchen ohne N-Zusatz zeigt im Navicula- Versuche keines eine Entwicklung, dagegen war in einigen bei den Versuchen mit Nitzschien eine dünne Haut von Diatomeen zu sehen. Den Schluß daraus ziehen zu wollen, daß die Nitz- schia demnach im stande wäre, den elementaren Stickstoff zu assimilieren, halte ich aber für unberechtigt, da eben gezeigt wurde, daß der Stickstoff auch der Ammoniumsalze verwertet werden kann und die »N-freie« Nährlösung während der langen Versuchszeit, während welcher sie an den Fenstern des Labora- toriums hing, sattsam Gelegenheit hatte, NH,-Dämpfe u. s. f. zu absorbieren. Diese geringe Entwicklung der Diatomee auf die gas- förmigen Verunreinigungen der Luft zurückzuführen, erscheint umso gerechtfertigter, als aus den Versuchen von Rullmann! mit Nitrobakterien bereits hervorgeht, wie vorsichtig man bei der Beurteilung von im Laboratorium angestellten Experimenten über N-Ernährung sein muß. 6. Von ausschlaggebender Bedeutung ist die Konzentra- tion der verwendeten N -Verbindung. Während beispiels- weise im ersten Versuche bei Pepton als N-Quelle bei den verwendeten Konzentrationen von 1,5 und 10 p.M. gar keine Entwicklung zu konstatieren war, kann man im zweiten mit- geteilten Versuche bei O°1°/, doch ein recht gutes Gedeihen bemerken und es ist sehr wahrscheinlich, daß bei weiterer 1 Rullmann W., Der Einfluß der Laboratoriumsluft bei der Züchtung von Nitrobakterien. Z. f. B. u. P. 1899, 2. Abt., V, p. 212 und 713. 60 OFRTchten, Verdünnung ein noch besseres Wachstum hätte beobachtet werden können. Eiweiß wird bis 0 '1°/, vertragen und erlaubt ein ganz prachtvolles Gedeihen bei dieser Konzentration. Bei Aspa- ragin und Leucin ist der Spielraum bedeutend größer, vorläufig ist er-mit 01%, als-untere und 1°), als (obere’Grenzesnoeh nicht abgesteckt. Die anorganischen Stickstoffquellen müssen alle sehr verdünnt geboten werden. 0:5 und 1°/, sind ent- schieden zu konzentriert, O'1°/, gestattet eine prachtvolle Ent- wicklung und */,,, scheint zum mindesten gleich gut geeignet. 4. Frühere Erfahrungen über Stickstoffernährung. Mit diesen Ergebnissen stehen auch noch eine Reihe weiterer Erfahrungen, wie sie bei derartigen Untersuchungen gelegentlich gemacht werden, und andere nicht mitgeteilte, ich möchte sagen: Vorversuche, endlich die Ergebnisse meiner ersten Diatomeenarbeit in gutem Einklang. Schon damals konnte ich hervorheben, daß es nicht not- wendig ist, zur Darstellung der »Diatomeengelatine« einen eigenen Nitratzusatz! zu verwenden, was ich heute dahin ergänzen möchte, daß man zur käuflichen feinsten weißen Gelatine überhaupt nichts zuzusetzen braucht und daß sie so, wie sie ist, nach Neutralisation und Klärung zur Diatomeen- kultur verwendet werden kann. Wenn dies nun freilich vorläufig nur beweist, daß alle notwendigen Nährsalze schon in der Gelatine vorhanden sind, so scheint mir doch der Unıstand, daß die nämliche Gelatine von den Diatomeen gelöst wird, sehr dafür zu sprechen, daß die Diatomeen sich nicht bloß auf jene Spuren anorganisch gebundenen Stickstoffes beschränken, sondern auch, weil er ihnen zur Verfügung steht, wie in den mitgeteilten Versuchen den organisch gebundenen Stickstoff des Kulturmediums ver- werten. Bereits bei Behandlung des SiO, und Ca wurde der großen Bedeutung des CaSiO, sowie der Vereinigung von CaCl, und K,Si,O, in Nährlösungen für die Kieselalgen ge- 1 Oswald Richter, 1. c., p. 497. Physiologie der Diatomeen. 61 dacht. Bei meinen ersten Stickstoffversuchen, die im September 1903 und im Februar 1904 durchgeführt wurden, kannte ich diese fördernde Wirkung noch zu wenig und wußte nur, daß die Diatomeen in Glaskölbchen einen derartigen Zusatz nicht brauchen. Erst bei den mitgeteilten Experimenten wurde durch CaSi,O,-Zusatz im ersten und durch CaCl, und K,Si,O,-Zusatz im zweiten diesen Erfahrungen Rechnung getragen. Wenn ich mir nun zwar bei meinen Vorversuchen in der Stickstofffrage den Einwand machen kann, daß nie die Kölbchen eines Versuches so einheitlich aus demselben Glase gleicher Zusammensetzung und Lösbarkeit gemacht sein können und so durch die verschiedenen Lösungsbedingungen und den damit gegebenen Schwierigkeiten der Beschaffbarkeit von Ca und SiO, erhebliche Versuchsfehler möglich sind, so scheint es mir doch auffällig, daß in beiden Vorversuchen gerade im Leucin, und zwar keine schwache Entwicklung stattfand, während in den andern Kolonnen Stammlösung, Asparagin, Ammoniumtartrat, Ammoniumsulfat, Ammoniumnitrat, Kali- salpeter und Pepton keine zu-beobachten war. Da sich Leucin auch später so ungemein wachstumsfördernd gezeigt hat, stehe ich nicht an, auch diese Beobachtungen trotz ihrer oben angedeuteten Mängel als Stütze für die Assimilierbarkeit organisch gebundenen Stickstoffes durch Diatomeen anzusehen. Wie aus der Zusammenfassung der Ergebnisse der Stick- stoffversuche hervorgeht, ist es unwahrscheinlich, daß die Dia- tomeen den freien Stickstoff zu verwenden vermögen. Jene Spuren von Ammoniak, Salpetersäure u.s.f., die in der Labora- toriumsluft unvermeidlich sind, mögen jenen kümmerlichen Ansatz dazu erklären, den man in den Stammlösungen mit- unter wahrnimmt. Das setzt nun eine sehr große Genügsam- keit der Kieselalgen in dieser Beziehung voraus und dafür noch eine Illustration. Auf ein Agar von folgender Zusammensetzung: 1000 Teile destilliertes Wasser 0:05g MgSO, 001g K,Si,0; VE SRSEEO, Spur BesOy 62 OÖ. Richter, wurde am 1. März 1905 in vier Eprouvetten für Strichkulturen Nitzschia Palea geimpft und die geimpften Kulturen ans Fenster ins gute diffuse Licht gehängt. Der Kontrollversuch enthielt noch 0°2g KNO;. Versuch. Am 7. März: Eprouvette 1 zeigt die erste deutliche Entwicklung. re jolr » » Al » > » » » 14.5 '» » 2 und 3 zeigen die erste deutliche Entwicklung. In der Folge kann man in den Eprouvetten ganz allgemein eine hell- braune, aber dichte Diatomeendecke wahrnehmen. Kontrollversuch. Auch bei ihm begann die Entwicklung am 7. März. Doch erscheinen die Kulturen tiefbraun und kräftig. Dieses Experiment lehrt also in Übereinstimmung mit den andern, daß die Nitzschia Palea mit jenen Spuren vonN, die noch im gewässerten »anorganischen« Agar vorkommen, be- ziehungsweise die ihr durch die Verunreinigungen der Luft zugeführt werden, ihr Auslangen findet; zeigt sie, so gezogen, zwar nicht entfernt ihre gewohnte Üppigkeit, so ist ihr Fort- kommen doch zweifellos. Es lassen sich somit die Resultate der Untersuchungen über das Verhalten der Diatomeen Nitzschia Palea und Navi- cnla minuscula zum gebotenen Stickstoff in. folgendem Satze zusammenfassen: Die beiden Diatomeen vermögen organisch und anorganisch gebundenen Stickstoff zu assimilieren, den freien, nicht gebundenen wahrscheinlich nieht Dieses mit bakterienfreien Reinkulturen von Diatomeen erhaltene Resultat wird gewiß bedeutend gestützt werden und die Folgerungen an Berechtigung gewinnen, wenn es gelänge, Versuche anderer mit Diatomeen und andern Algen namhaft zu machen, die zu ganz ähnlichen Ergebnissen geführt haben ohne Rücksicht darauf, ob Reinkulturen vorlagen oder nicht; dabei bin ich mir, soweit auf Rohkulturen Bezug genommen wird, selbstverständlich des bloß bedingten Wertes einer solchen Beweisführung bewußt.! So stellte sich bei den Untersuchungen 1 Man vergl, dazu die Bemerkung Fr. Oltmanns’, 1. c., II. Bd., p. 155: »Immerhin absolut sichere Resultate geben nur Kulturen, welche nicht bloß Physiologie der Diatomeen. 63 Karsten’'s! in Übereinstimmung mit meinen Versuchen unter andern Nährlösungen die Verbindung von Asparagin und Traubenzucker als sehr günstig für die Diatomeenentwicklung auch für die im Dunklen heraus. Asparagin wird nach Zumstein? auch von Euglenen, nach Pampaloni? von Proto- coccus caldariorum, nach Beijerinck? von Chlorella und nach Artari* von Parmelia parietina assimiliert. Auch Beije- rinck’s? Peptonalgen können hier zum Vergleiche heran- gezogen werden. Stickstoffhaltige organische Verbindungen förderten Miquel’s® Diatomeenkulturen und, wenn wir uns auch nicht mit seiner Folgerung, die Substanzen, die man diesen Algen gibt, müssen stickstoffreich sein, wie sie in der Klasse der Albumoide zusammengefaßt sind, »Les substances a donner a ces algues doivent donc &tre surtout azotees, et faire partie de la classe des corps quaternaires appeles albuminoides« einverstanden erklären werden, so ist doch die Übereinstim- mung seiner Ergebnisse mit meinen Versuchskolonnen über Eiweißernährung beachtenswert. Dagegen erweist sich die Ernährung mit Pepton in meinen Versuchen nicht so fördernd, daß ich meine Diatomeen auch Peptonalgen nennen könnte, wie er es tut. Auf der andern Seite scheint er mit Ammoniumsalzen keine befriedigenden Resultate erzielt zu haben, was anschei- nend daraus hervorgeht, daß er in seinen Rezepten den Zusatz von NH,-Verbindungen für Diatomeenrohkulturen geradezu abrät.® p. 94 erklärt er sie direkt für schädlich: | »...quand aux sels ammoniacaux tres souvent ils leur sont nuisibles«. eine Algenspezies enthalten, sondern auch völlig frei von Bakterien sind; sie sind besonders unentbehrlich, wenn es sich um die Wirkungen organischer N-Verbindungen handelt.« Ser Karsten-, I. c,.prA122 2 Die einschlägige Literatur vergl. in Fr. Oltmanns, I. c., II. Bd., p. 157 bis 159. | 35M.SWBeijlerinek,T.,,ol.ic. AHA. -Attarin Te. P. Miquel, II, 1..e., Juin-Juillet, 1892, p. 1, und Mars 1892, p. 1. Mersl. auch W. Benecke, Le;, p. 567. 6 P. MiquelI, p.153; II, p. 780. Enfin les sels amoniacaux, notamment l’azotate d’ammoniaque — entravent la vegetation —. [Sit 64 O. Richter, Um so auffallender ist die Empfehlung von NH,ClI durch Beijerinck! als Zutat zur Nährflüssigkeit, ein Ratschlag, mit dem meine Ergebnisse harmonieren. Bezüglich der übrigen Literatur über die Assimilierbarkeit von NH,-Verbindungen und Nitraten durch Grünalgen vergl. Br Olmanns. 1. Bde rpHsszusr Daß natürlich die farblosen Diatomeen, wie sie Cohn? und Provazek? beobachteten und Benecke* und Karsten? in Kultur hatten, auf organische Ernährung auch mit organi- schen Stickstoffverbindungen angewiesen sind, dürfte nicht wundernehmen. Bezeichnend aber scheint, daß das Bedürfnis nach organischer Substanz so ausgeprägt ist, daß es sich bei geeigneter Versuchsanstellung in Chemotaxis? verrät. Eine besondere Erwähnung verdient außerdem die bei organischer Ernährung auftretende,® von Miquel, Benecke und Karsten festgestellte Reduktion der Chromatophoren bei saprophytischer Lebensweise. Ich kann mich nicht des Gedankens erwehren, daß diese Chromatophorenreduktion eine pathogene, durch die Bakterien- tätigkeit bedingte Erscheinung ist. Damit ließe sich die von Karsten beobachtete Vergrößerung der Chromatophoren beim Übertragen von Diatomeen aus der organischen in eine anor- ganische Nährlösung ganz gut in Einklang bringen. Denn mit dem Momente des Übertragens” wird in der anorganischen Lösung die Entwicklung der Bakterien ungemein gehemmt und die Vergrößerung des Chromatophors bis zur normalen Gestalt würde verständlich. Wie man sich nun diese Bakterien- wirkung zu denken hätte, entzieht sich vorläufig unserer Beurteilung, es könnte ebenso an eine zerstörende wie eine T2M. W. Beijeriniek, Ialsch=pr 29 2 F. Cohn, Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der mikro- skopischen Algen und Pilze. Verh. d. k. Leopold-Carol. Akad., 1854. 3 S. Provazek, Synedra hyalina, eine apochlorotische Bacillarie. Österr. bot. Zeitschr., L. Jg., März 1900, p. 69. Die übrige Literatur vergl. bei * und 5. 2aW..Benecke, }l-.c.,0P2536/332. 501,569. CAKarsten, 1: c7.p7429: G. Karsten ,.]. e., p. 424. & Karsten. 1.c.29374122: -1 {er} oo Physiologie der Diatomeen. 69 die saprophytische Lebensweise der Diatomeen fördernde ge- dacht werden. Es wäre ja nicht unmöglich, daß die Bakterien Spaltungsprodukte der organischen Substanzen liefern, die für die Diatomeen besonders mundgerecht sind und sie erst zur vollkommen saprophytischen Lebensweise, mit der Entfärbung Hand in Hand gehen könnte, befähigen. Für die Glyzerin- ernährung! nimmt Karsten sogar selbst Ähnliches an. Tatsache ist, daß ich bisher bloß in einer »Rohkultur« auf mit anorganischer Nährlösung getränktem Filtrierpapiere Karsten’s farblos gewordene Nitzschien gesehen habe, nie in einer meiner absoluten Reinkulturen. Ich komme noch später darauf zurück, daß mir in Übereinstimmung hiemit die Erzielung von üppigen Dunkelkulturen von Kieselalgen völlıg mißlang, womit natürlich nicht gesagt sein soll, daß es bei glücklicher Wahl und Kombination verschiedener organischer N- und ezeuellen schließlich" doch "einmal "gelingen sollte, braune Kieselalgen zur saprophytischen Ernährungsweise auch in Reinkulturen zu bringen. Meiner Erklärung widerspricht auch nicht die Angabe? Karsten’s von der rascheren Reduktion der Chromatophoren im Licht als im Dunklen. Man braucht nur seine Erklärung von der sich rasch vergrößernden Individuen- zahl mit meiner zu verquicken. Die Diatomeen haben danach sozusagen keine Zeit, sich unter Hemmung durch die Bakterien der Chromatophorbildung rasch genug zu widmen. Wie} weitdie auehl@von' Karsten zitierte’ Stelle aus Miquel’s* Arbeit damit in Einklang zu bringen sein wird, müssen erst neue Versuche lehren; in allen Fällen aber, wo “er bei der Wärme-,? Sublimat-° und Karbolsäurewirkung® auf »farblos gewordene« bewegliche Diatomeen zu sprechen kommt, scheint er mitRohkulturen gearbeitet zuhaben. Ebenso arbeitete Benecke’ bloß mit Rohkulturen. Di GeKarsten, L7e,P.420. 2 G. Karsten, 1. c., p. 414. 3 G.’Karsten,.l: e.,.p.409. EEE Mintel, Mesa cHap3 110: % BR. Miguel, II. 1.’c5. Mars 1892, .p.15. 62 Derselbe, INS 12e, JumIuillet, 1392, Pz5,und pP: 18. u \W. Benecke, Ire,.97502. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 2 66 O. Richter, Meine Untersuchungen haben also in Übereinstimmung mit früheren Beobachtungen an Grünalgen und Diatomeen, ab- gesehen von einigen Differenzen in damit zusammenhängenden Fragen, gezeigt, daß die Kieselalgen organisch gebundenen Stickstoff direkt zu assimilieren im stande sind. Dieses Ergebnis läßt es nicht unpassend erscheinen, an dieser Stelle die Flußreinigungsfrage zu berühren. 5. Ausblick auf die Bedeutung der Diatomeen für die Fluß- reinigung. Seit den Untersuchungen von Mez,' Kolkwitz und Marsson,? Stronmayer° .und -Schorler” hatrzmanzden Grünalgen eine große Bedeutung bei der Flußreinigung zu- erkannt, indem man sich vorstellte, daß einerseits durch ihre O-Entbindung beim Assimilationsgeschäfte die organischen Substanzen oxydiert und andrerseits auch von ihnen direkt aufgenommen würden. Durch die Untersuchungen von Beijerinck, Artari und vielen anderen? ist die Aufnahme organischer Sticktoffsub- stanzen seitens der Grünalgen zweifellos festgestellt und es so wahrscheinlich gemacht worden, daß diese auch durch direkte Verwertung der stickstoffhaltigen Verunreinigungen desWassers zur Flußreinigung beitragen mögen. Nun erscheinen aber die Grünalgen erst im Juni und Juli in ihrem Optimum der Entwick- lung, wo schon die Lichtstrahlen allein wegen der erlangten In- tensität ihre bakterientötende und somit säubernde Wirkung im Flußwasser geltend machen können, im Februar und März aber, 1 GC. Mez, Mikroskopische Wasseranalyse. Berlin 1898. 2 R. Kolkwitz und M. Marsson, Grundsätze für die biologische Be- urteilung des Wassers nach seiner Flora und Fauna. Sonderabd. »Mitt. d. kgl. Prüfungsanstalt f. Wasservers. u. Abwässerbeseitigung«, Heft 1. Berlin 1902. 3 OÖ. Strohmayer, Die Algenflora des Hamburger Wasserwerkes. Leipzig 1897. # B. Schorler, Die Vegetation der Elbe bei Dresden und ihre Be- deutung für die Selbstreinigung des Stromes. Zeitschrift für Gewässerkunde 1893, H: 2, p. 100 und 102. 5 Vergl. die frühere Literaturzusammenstellung. 6 Fr. Lafar, Technische Mykologie. Jena 1897, 1. Bd., p. 74. Physiologie der Diatomeen. 67 wo die Lichtstrahlen noch ungemein schräg die Wasserläufe treffen und ihre Intensität noch eine sehr geringe ist, zeigen sich die Grünalgen gewöhnlich nicht oder bloß spärlich, so daß ihre reinigende Wirkung in diesen Monaten weder als kohlensäure- assimilierende noch als organisch gebundenen Stickstoff ver- dauende Lebewesen in Betracht kommt. In dieser Zeit sind es, wie Ruttner! jüngst wieder gezeigt hat, gerade die Diatomeen und unter diesen die Synedra ulna, die in so ungeheuren Mengen im Flußwasser auftritt, daß man in 502 Wasser der Wasserleitung rund 2,000.000 Diatomeen zählt. Gewiß werden diese Algen durch die Entbindung von OÖ zur Reinigung des Wassers mitbeitragen. Wenn wir aber bedenken, daß es für zwei Diatomeen, die Nitzschia Palea und die Navicula minus- cula, gelungen ist, nachzuweisen, daß sie organisch gebundenen Stickstoff zu assimilieren vermögen, so dürfte die Behauptung nicht ungerechtfertigt sein, daß wir in den Diatomeen bisher Boebasmicht hinreichend: sewürdigte» Rörderer der Flußhygiene zu erblicken haben.? V. Über die Assimilation von Kohlehydraten durch die Diatomeen Nitzschia Palea und Navieula minuscula, 1. Versuche mit Gelatine. Die interessanten Untersuchungen von Miquel?° über die Chromatophorenreduktion der Diatomeen bei organischer Er- nährung, im besondern bei der mit Kohlehydraten und Alkoholen, die sich durch »Farbloswerden« der Diatomeen im Lichte ver- riet, und die von Karsten bei Licht- und Dunkelkulturen in mit Bakterien verunreinigten Nährmedien organischer Natur 1 Fr. Ruttner, Mikroflora der Prager Wasserleitung. Arch. d. naturw. Landesdurchforsch. in Böhmen, 1906. Vergl. auch Fr. Oltmanns, |, c., NeBd4P7 206. 2 Es erscheint nicht unpassend, hier auf Marsson’s Auffassung von der Mesosaprobennatur der Nitzschia Palea hinzuweisen. 55P Miig well e.1p.21709: # G. Karsten,l. c., p. 421 bis 424. HF 08 O. Richter, beobachtete Chromatophorenreduktion, beziehungsweise das festgestellte Verblassen und Ausbleichen der Chromatophoren ließen es wünschenswert erscheinen, die betreffenden Beob- achtungen mit den rein gezüchteten Kieselalgen zu überprüfen. Daß sich gerade, was das Verblassen anlangt, große Diffe- renzen zwischen den Versuchen der genannten Forscher und meinen Beobachtungen ergaben, werden die folgenden Mit- teilungen dartun, womit sie gleichzeitig als Stütze der früher geäußerten Anschauung von der Bakterientätigkeit beim Ver- blassen von Diatomeen angesehen werden können. Es sei mir nur noch gestattet, ein Zitat aus Karsten's Arbeit anzuführen, das im selben Sinne wirken dürfte: »Das Glyzerin (2°/,) wird daher hier in mehr oder weniger hohem Grade zersetzt worden sein und seine Zersetzungsprodukte wurden von den Diatomeen aufgenommen. Als nun diese Individuen in eine frische Glyzerin- (20/,) Nähr- lösung überimpft waren, fanden sie veränderte Verhältnisse vor, denen sie minder gewachsen waren. Sie antworteten mit Vergrößerung der stark reduzierten Chromatophoren. Mit der Zeit ging aber auch in den neuen. Objektträger- kulturen eine Bakterienvermehrung und Glyzerinzersetzung von statten, die besonders nach Zufügung neuer Giyzerinnahrung sich steigerte, da die Bakterien nicht entfernt worden waren. Eine erneuerte Entfärbung der Diatomeen durch Verkleinerung und Abblassen ihrer Chromatophoren war die Folge.« a) Versuchsanordnung. Zu einer Stammgelatine der normalen Zusammensetzung 1000 g H,0, 0:28 K,HPO,, 0:2 g MgSO,, Spur. FeSO, wurde in dem Verhältnis, wie es Artari! tat, Erythrit, Mannit, Dulzit, Milchzucker, Traubenzucker, Lävulose, Rohrzucker, Maltose, Inulin und Glyzerin zugesetzt. Je acht Eprouvetten waren immer mit der gleichen Substanz gefüllt und je vier davon mit Nitzschia Palea, die vier anderen mit der Navicula minuscnla geimpft worden. Es bestand also ein Nitzschia- ebenso wie ein Navicula-Versuch aus 44 Eprouvetten. Indem ich nun die detaillierten Notizen über den Beob- achtungsverlauf übergehe, verweise ich bloß auf die Photo- ISA. Artarı a 126, 0P%204. Physiologie der Diatomeen. 69 graphien (Nr. 4 und 5), die von dem am 6. Oktober 1903 geimpften Nitzschienversuch am 22. Oktober, vom Navicula- Versuch am 10. November hergestellt wurden. Es wurde dabei innmer je eine Eprouvette von den vier gleich ausgefallenen einer Kolonne verwendet. b) Versuchsergebnisse. Die Betrachtung der Photographien wird schon folgendes klar erscheinen lassen, was am 15. Oktober beobachtet und notiert wurde: 1. Optima für das Gedeihen der Diatomee Nitzschia Palea bieten Mannit, Dulzit, Traubenzucker, Rohrzucker und Inulin. 2. Die Nitzschia-Kulturen zeigen in der Mannitgelatine bereits starke Einsenkungen, während sie bei den anderen Nährstoffen oberflächlich liegen. Es spricht dies für eine starke Produktion des gelatinelösenden Fermentes unter diesen Be- dingungen. 3. Einsenkungen traten auch in der Erythrit- und Dulzit- gelatine auf. Da die Alkohol-, Erythrit-, Mannit-, Dulziternährung in Gelatine auffallende, die Glyzerinernährung mäßig starke Koro- sionen hervorbringt, die mit Lävulose und Milchzucker nur Spuren; daven, bei, Fütterung‘; mit,.Inulin, „ Rohrzucker. ‚und Traubenzucker die Gelatine aber viel, viel später verflüssigt wird,! erscheinen im allgemeinen Alkohole dieser Verflüssigung günstiger zu sein. 4. Die Nährböden, die Milchzucker enthalten, scheinen für die Navicnla nicht wesentlich fördernd auf das Wachstum einzuwirken, denn im großen und ganzen stimmen ihre Kultur- bilder mit denen auf der Stammgelatine überein; dagegen kann man Milchzucker für die Nitzschia und Lävulose für beide 1 Vergl. Auerbach’s in Bezug auf Zucker ähnlich lautende Erfahrungen mit Pilzen und Bakterien. Archiv d. Hygiene, XXX], 4. 70 O. Richter, Diatomeen in der betreffenden Konzentration als wachstums- hemmend bezeichnen. od. Die Färbung der Nitzschien auf Inulin-, Mannit- und Dulzitgelatine ist besonders intensiv braun. 6. Was eben von der Nitzschia Palea gesagt wurde, gilt mutatis mutandis auch für die Navicula minuscnla. Auch sie fördert der Mannit, doch ist die Gelatinelösung nicht in der gleichen Zeit zu bemerken. "Traubenzucker "scheint zuieht besonders günstig. Wegen des langsameren Wachstums wurde der Navicula-Versuch erst am 10. November photographiert. 2. Versuche mit Nährlösungen. a) Versuchsanstellung. Auch hier dürfte die Versuchsanstellung aus dem bereits Mitgeteilten und mit Berücksichtigung der Tabellen verständlich sein. Ich erwähne nur, daß ich wie bei den Stickstoffversuchen die Paraffinauskleidung unterließ. Im ersten Versuch unterblieb noch ein Zusatz von CaSi,O,, im zweiten wurde je 0:05°%, CaSi,O, zugesetzt. Im ersten großen Versuch wurden Kölbchen mit je 70, im zweiten mit je 100 cm? Stammlösung verwendet. Die Stammlösung war natürlich eine komplette anorganische Nährlösung, im ersten Falle ohne, im zweiten mit Ca- und Si-Zusatz. Neben dem ersten Versuch wurde mit den damals verwendeten Flüssigkeiten auch ein Eprouvettenversuch von 44 Eprouvetten mit Nitzschia Palea geimpft. Doch hat sich diese Art der Versuchsanstellung wegen der zu geringen Salz- mengen, die dann in 10cm? Flüssigkeit vorkommen, als un- praktisch herausgestellt. b) Die Tabellen zu den durchgeführten Kohlehydratversuchen finden sich auf Tafel IV. Physiologie der Diatomeen. ra c) Zusammenfassung der Ergebnisse der Kohlehydrat- versuche mit Nährlösungen an Nitzschia Palea. 1. In übereinstimmender Weise macht sich die fördernde Wirkung von Inulin, Mannit, Dulzit und Rohrzucker geltend. Im zweiten Versuche kommt dazu noch die durch Trauben- zucker, Glyzerin und Glykogen. Für die kleinen Differenzen möchte ich die CaSi,O,- Zusätze beim zweiten Versuche ver- antwortlich machen. Die Förderung zeigt sich immer bereits darin, daß tagelang, bevor man in der Stammlösung auch nur eine Spur von Entwicklung wahrnahm, in den Kölbchen mit den gewissen Zusätzen zum mindesten schöne Kolonien, wenn nicht dichte Beläge von Diatomeen beobachtet werden konnten. 2. Lävulose und Maltose scheinen ungünstig zu wirken, 3. Milchzucker und Galaktose indifferent zu sein. 4. Auch die Ergebnisse des Eprouvettenversuches stehen damit in gutem Einklang. O. Im Inulin und Traubenzucker erscheinen die Nitzschien tiefer braun. Es scheint also eine Förderung in der Phäophyll- bildung! bei Ernährung mit diesen Stoffen einzutreten. 6. Beachtenswert ist wieder die Tatsache, daß die ver- schiedenen Konzentrationen, in denen die Zusätze erfolgten, ähnlich wie bei den Stickstoffversuchen für die Entwicklung von ausschlaggebender Bedeutung sind. So scheint Nitzschia Palea beim Rohrzucker die höheren, bei Glyzerin die tieferen Konzentrationen vorzuziehen, während ihr beim Mannit gerade die verwendete mittlere Konzentration von 0°5°/, am meisten zusagt. 7. Auffallend ist der geringe Ertrag beim Erythrit in An- betracht der früher mitgeteilten Gelatineversuche. Während nämlich in allen anderen Punkten eine schöne Harmonie zwischen diesen und den neuen Versuchen besteht, muß man sie hier um so mehr vermissen. Wenn also nicht irgend ein Versuchsfehler mit hereingespielt hat, so wäre daran zu denken, 1 H. Molisch, Über den braunen Farbstoff der Phäophyceen und Dia- tomeen. Bot. Zeitg., 1905, p. 131. 12 BHRICHEET,; daß es auch bei der Nitzschia Palea nicht gleichgültig ist, welche Stickstoffquelle ihr neben der Kohlenstoffquelle geboten wird. Hier war der Stickstoff als Kaliumnitrat vorhanden, dort aber stand ihr der organisch gebundene Stickstoff der Gelatine zur Verfügung. Daß eine solche Beziehung zwischen Stickstoff- und Kohlenstoffquelle bestehen könnte, geht ja schon aus der Fülle von Erfahrungen an anderen Mikroorganismen,! auch an Grünalgen? hervor, wo es auch nicht gleichgültig blieb, ob man bei Zuckerernährung Pepton oder Nitrat, bei Nitraternährung Glykose oder Saccharose verwendete. Hier müßten neue um- fassende Versuche einsetzen, wobei die »Verschiebung des Nahrungsbedarfes mit anderen Lebensbedingungen«® nicht außer Acht gelassen werden dürfte. 8. Die bleichende Wirkung von Mannit und Kalisalpeter, wie sie Artari* bei Grünalgen fand, und die Chromatophoren- reduktion, wiesie Miquel?°in Zucker, Glyzerin, Alkohol, Salzen organischer Säuren und in Karbolsäure® und Karsten’in seinen Nährmedien bei Diatomeen feststellten, konnte in analogen Versuchen bei meinen Diatomeenreinkulturen nie beobachtet werden. Die Ergebnisse beider Versuchsreihen über die organische Ernährung der rein gezüchteten Diatomeen lassen also folgende kurze Fassung zu. Beide! Diatomeemi vermögen außerid uk säure der Luft im Lichte auch den organisch gebun- denen Kohlenstoff zu assimilieren.° IR Tafar, 1.e., I, Aufl. 1904, Bd. In pe 237. Olimanns, 1.'c., IE Bd2 pr 1asnpıselo3. SENVE Beealiereikfer 17 c2pr.968. 4EA! ArtarlJ Lie. 204. PrPIMigu&koH., bres p.nkze: 6 P.Miquel, I.,1. c., Juin-Juillet.1892, p.:13. I Grkansten Ic, D. 409 bis 412. Man vergleiche das bei den Stickstoff- versuchen Gesagte. ‚P- h l 8 Man vergleiche damit die Abhängigkeit der farblosen Diatomeen von der organischen Ernährung in W. Benecke, |. c., p. 568. Physiologie der Diatomeen. 183 VI, Über das Verhalten der Diatomeen Nitzschia Palea und Navieula minuscula gegen den atmosphärischen und den von der Nährsubstanz absorbierten Sauerstofl. Die Meinungen über das Sauerstoffbedürfnis der Diatomeen sind sehr geteilt. Während beispielsweise auf der einen Seite Macchiati! für ein solches eintritt, wird es auf der anderen Seite von Miquel? auf das allerentschiedendste bestritten. Macchiati behauptet geradezu, daß die Diatomeen den O wie die Bakterien an der Oberfläche holen kommen. »On ne trouve rien a cet Egard, si ce n’est cette decouverte, qui fera peu dejaloux, que les diatomees ont besoin d’oxygene libre pour vivre, et qu’elles viennent le chercher a la surface des liquides, comme les bacteries. D’abord, il n’est pas exact que les diatomees viennent a la surface des cul- tures, elle vivent au contraire dans les depöts et contre les parois submergees des vases; d’autre part, les botanistes avaient cru ques les diatomees loin d’avoir besoin d’oxygene gazeux en degagaient comme element residuaire de leur nutrition —«.2 Der Sauerstoff sollnach Miquel? bloß die Aufgabe haben, die Diffusion gewisser in seinen Kulturen entstehender schäd- licher Gase zu verhindern. »L’acces de l’air, a la surface du liquide des cultures est necessaire, non pour fournir des Elements fecondants aux diatomees, mais surtout pour amener la diffusion de certaines gaz toxiques, notamment de l’hydrogene sulfure qui se produit toujours dans les cultures ordinaires, et que l’oxygene transforme aussi partiellement, en eau, soufre et acide sulfurique«. Ergänzend sei noch erwähnt, daß Benecke* bei seinen farblosen Diatomeen positive Aörotaxis beobachtet hat, die sich in geradezu auffallender Weise bei diesen interessanten Organismen schon nach viertelstündigem Verweilen im Hänge- tropfen zeigen soll. 1 L. Macchiati, zitiert nach Miquel’s Brief in »Le Diatomuste«, Bd. |], ?892, p. 119. 2 P. Miquel, |. c., Brief an Macchiati., Vergl. 1, p. 119. S7P: Migateie kt, 1le4.P.493. 4 WeBenecke, 1. 'e;, p. 554 und 558. 74 O. Richter, Nach Engelmann! brauchen die Diatomeen Sauerstoff für ihre Bewegungen. | Meine Untersuchungen über das Sauerstoffbedürfnis der Diatomeen kranken nun an demselben Fehler wie die Miquel’s: siesind bloß imLichte durchgeführt, aus dem einfachen Grunde, weil es mir ebensowenig wie Miquel gelang, Dunkel- kulturen meiner Diatomeen zu erzielen. Karsten,? der Dunkel- kulturen besaß, hat diese Frage nicht weiter berührt. Im Lichte kommen die Diatomeen auch ohne Sauerstorizuiuhr aus. Impft man beispielsweise in flüssige Gelatine einer Eprou- vette, schüttelt kräftig und läßt nachher erstarren, so bemerkt man bei günstiger Beleuchtung schon nach 3 bis 4 Tagen die ersten Kolonien. Es zeigt sich nun, daß auch einige bis fast am Grunde der Eprouvette auftreten und sich prachtvoll ent- wickeln. Der Versuch glückt mit Navicula minuscula ebenso glänzend wie mit der Nitzschia Palea, mit Agar ebensogut wie mit Gelatine. Diese Kolonien waren also von einer hohen Gelatine-, be- ziehungsweise Agarsäule überschichtet, somit vom OÖ sozu- sagen abgesperrt und dennoch entwickelten sie sich normal. Bei dieser Versuchsanordnung wird man gewöhnlich einen Ring dicht gedrängter Diatomeenkolonien etwa 05cm unter dem Gelatine-, beziehungsweise Agarmeniskus wahrnehmen können, so daß man zur Meinung kommt, daß Diatomeen auch im Lichte eine gewisse Sauerstoffspannung besonders zusagt, wenn diese Erscheinung nicht bloß eine Folge der in der Versuchsanordnung gelegenen Dichtsaat in den obersten Schichten der Gelatine und des Agars ist. Man müßte sich etwa vorstellen, daß für größere Mengen der Kieselalgen die absorbierte O-Menge der tieferen Gelatine-, be- ziehungsweise Agarschichten nicht ausreicht, so daß es unten zur Bildung nur vereinzelter Kolonien kommen kann, die sich dann Konkurrenzlos und mit Hilfe des selbst erzeugten O desto 1 W. Th. Engelmann, Über Licht- und Farbenperzeption niederster Organismen. Arch. f. Phys. von Pflüger, 1882, 29, p. 387. Über die Bewegun- gen der Oxillarien und Diatomeen. Bot. Ztg., XXXVII, 1879, p. 49. Zu Kansten .1.c. Physiologie der Diatomeen. 75 besser entwickeln. Dafür spräche auch das späte Sichtbar- werden und die langsamere Entwicklung dieser Kolonien. Versuche im Lichte in Eprouvetten über Pyrogallussäure wurden bisher noch nicht durchgeführt, auch verspreche ich mir kaum ein anderes Resultat. Die Diatomeen kommen eben im Lichte unter Umständen mit dem von ihnen selbst bei der Assimilation erzeugten Sauerstoffe aus. Nitzschien in Agar unter Deckglas mit luftdichtem Abschlusse aus venetianischem Terpentin wenigstens hielten sich im Lichte monatelang am Leben. Die bisherigen Versuche im Lichte würdenalso ereemein starkes O-Bedürfinis m Bichte’sprechen, Immıerhim aber die Anpassung der Diatomeen an eine bestimmte O-Spannung wahrscheinlich machen. Die exakte Beantwortung der Frage nach der obligaten oder fakultativren Aörobiose wird aber erst möglich sein, wenn jene Kombination organischer, beziehungsweise anorganischer N-Quellen bei geeigneter C-Zufuhr gefunden sein wird, die bei Ausschluß von Bakterien das Wachstum der Diatomeen auch im Dunkeln gestattet, VII. Die Reaktion der Nährlösung und des Nährbodens. Nur vorübergehend wurde bisher bei verschiedenen Ge- legenheiten dieses Kapitel gestreift, so bei den Kalk-Kiesel- säure-Versuchen, wo sich herausgestellt hat, daß in keiner Flüssigkeit, zu der irgend ein saures Salz des Ca zugesetzt wurde, eine Diatomeenentwicklung zu beobachten war, und bei früherer Gelegenheit, wo die Darstellung der Nährböden behandelt wurde. Miquel? hat für Diatomeen, Molisch? für niedere Grün- und Blaualgen eine schwach alkalische Reaktion in der Regel 1 Oswald Richter, 1. c., p. 496. Pa Niiauel,, 11... LE cc 1892, p. 1I9S— P.Miquel, Is, Ilse, 1892, Juin-Juillet, p. 9, 11, 13, 14. SSH Molisch, IV., 1. c., 1896, 94634. 76 O. Richter, für notwendig gefunden. Für Diatomeen wurden diese Beob- achtungen von Benecke,! Karsten? und mir? bestätigt. Neue Versuche wurden, abgesehen von jenen Experi- menten, wo ich mich mit Hilfe der Erzeugung negativer Auxanogramme von der Schädlichkeit gewisser saurer Salze wie des sauren essigsauren Ammoniaks u. dgl. überzeugte, wovon später noch die Rede sein wird, in der folgenden Weise durchgeführt: 1. Saure Gelatine, wie sie durch Auflösen der käuflichen Gelatine in destilliertem Wasser erzielt wird; 2. schwach saure Gelatine, erhalten durch Behandlung der ersten mit Natronlauge; 3. mit Natronlauge neutralisierte 4. und damit schwach alkalisch gemachte; 5. mit Natronlauge etwas alkalischer gemachte Gelatine wurden geklärt und von jeder Portion je 2X 4 Strich- und 2X 4 Stich- kulturen vorbereitet. Zur Kontrolle dienten ebensoviele Kolonnen einer mit Nährsalzen ver- sehenen Gelatine in den verschiedenen Stadien der Neutralisierung und Alkales- zenz. Zur Impfung wurde Nitzschia Palea und Navicula minuscula verwendet. Das Resultat war, kurz gefaßt, folgendes: 1. In der sauren Gelatine fand überhaupt kein Wachstum statt, auch nicht in der schwach sauren, ob sie nun Nährsalze führte oder nicht. 2. In der neutralen Gelatine kam vereinzelt schwache Ent- wicklung vor. Die Impfmassen waren braun und blieben am Leben. 8. Dagegen war in »schwach« und »etwas« alkalisch gemachter Gelatine ein lebhaftes Wachstum zu bemerken, ob nun Nährsalze zugesetzt wurden oder nicht. Bei Berücksichtigung dieser Ergebnisse erscheinen ge- wisse Angaben Miquel’s und Karsten’s in einem ganz andern Lichte. 1=W. Benecke, 1..c:, p.564. GR rUsicens I..c5%9..4102. 3 Oswald Richter, 1. c., p. 496. =] = Physiologie der Diatomeen. Wenn wir bedenken, daß bei den SiO,-Ca-Versuchen des I. und II. Kapitels sich gerade CaSi,O,, K,Si,0, und Na3Si,O, bei geeigneter Konzentration, letztere bei Vorhandensein von Ca, als hervorragende Förderer des Diatomeenwachstums er- wiesen haben, dann können wir Bemerkungen Miquel’s,! wie: Er gebe niemals alkalische Silikate in seine Kulturen. Tatsächlich übe der zehnmillionste Teil eines Alkalisilikates einen schädi- genden Einfluß auf die Diatomeen aus, indem Silikate die Entwicklung hemmen, wenn sie sie nicht aufheben: 1. weil sie die Flüssigkeit zu stark alkalisieren, wodurch die Lösung des Bicarbonates des Ca der Flüssigkeit verhindert würde und sie die Ausfällung des Ca als neutrales CaCO; bedingten; 2. weil CaO und MgO, die in ihren löslichen Verbindungen für Dia- tomeen günstig seien, in den unlöslichen Zustand der Silikate umgewandelt würden; 3. weil sich die alkalischen Silikate von selber im Kontakt mit der Luft und unter Einfluß der CO, zersetzen, wobei sie gelatinöse Kieselsäure und alkalische Carbonate liefern, die den Diatomeen schädlich seien; 4, weil diese Silikate die Bakterienentwicklung fördern. M. Peragallo, ein französischer Diatomeenkenner, habe erkannt, daß Na,Si,s0, keine begünstigende Wirkung habe, er aber stelle dessen Schädlich- keit fest — nur so verstehen, daß er zu viel der Silikate bei der Über- prüfung von deren Zweckmäßigkeit den Mazerationsflüssig- Beieens zusetzte. Es sei daran erinnert, daß K,Si,0, in meinen Versuchen bei 0 'O1°/, ausgezeichnete Resultate gab, bei 0'05°), dagegen bereits völlig versagte, wobei sich die Nährlösung als ungemein stark alkalisch gemacht erwies. Ebenso dürfte die Reaktion der Nährlösung die Mißerfolge Karsten’s? mit organischen Kalium- und Calciumsalzen er- klären, wenigstens erwähnt er nicht ausdrücklich, ob er das neutrale oder saure äpfelsaure Kalium u. s. f. verwendet habe. Es ist auch sehr wohl denkbar, daß die angebliche Schäd- lichkeit der NH,-Verbindungen,? wie sie Miquel wiederholt betont, und die tatsächliche des (sauren?) Ammoniumacetates*® HH I Nael, N, I. ©, 98 N, Ne G. Karsten Silde}} p3A12. Vergl. das Kapitel »Stickstoff«. rs Miguelsal.. 12 ep. 780: m Bw 78 ©. Richter, durch Berücksichtigung der Reaktion eine befriedigende Deu- tung findet. Nach dem Mitgeteilten kann man also heute als fest- stehend gelten lassen: Die Diatomeen benötigen eineschwachalkalische Reaktion, ein Zuviel ist hier ebenso von Übelwie ein Zuwenig.! VIII Einfache Rezepte zur Darstellung einer Nährgelatine für Dia- tomeen. Außer der obenstehenden Folgerung lassen sich die Resul- tate des früher wiedergegebenen Gelatineversuches noch in einer andern Richtung hin auswerten. Mit Berücksichtigung derselben vereinfacht sich nämlich die Darstellung einer Nähr- gelatine für Diatomeen ganz außerordentlich. Das neue Rezept lautet: Man mache eine zehnprozentige Gelatine in destilliertem Wasser mit Natronlauge schwach alkalisch und kläre die warme Lösung mittels Eiweiß. Da nun, wie sich in den Kapiteln über Kieselsäure und Kalk herausgestellt hat, die genannten Stoffe wachstums- fördernd wirken, sei folgendes zweite Rezept empfohlen: ? 1 Da nach Fr. Oltmanns, 1. e., I. Bd., p. 133, bisher 'kemesbeop- achtungen in dieser Hinsicht über Meeresalgen gemacht worden sein sollen, erlaube ich mir mitzuteilen, daß meine bisherigen Beobachtungen an Meeres- diatomeen, die vorläufig in Kochsalz-Agar in Kultur sind, auch auf ein Bedürfnis derselben nach schwach alkalischer Reaktion hindeuten. 2 Für Agar gilt mutatis mutandis das gleiche. Sehr gut hat sich dafür folgende Zusammensetzung bewährt: 1000 Teile destilliertes Wasser KO Teer 0.2 g CaCh 0:25 KNO, 0:05g MgSO, 001g KoSioO, Spur BeS®, Bezüglich Wässerung des Agars vergl. meine frühere Arbeit. Ein derartiges, gut gewässertes, mit Mineralsalzen versehenes Agar wird in der Folge Mineralsalzagar genannt. Physiologie der Diatomeen. 79 Man setze zu einer zehnprozentigen Gelatine in destilliertem Wasser 0010), KaSigO, und 0:020%/, CaCl,, mache mit Natronlauge alkalisch und kläre die warme Lösung mit Eiweiß. IX. Der Einfluß verschiedener Kochsalzkonzentrationen auf das Wachs- tum der beiden kultivierten Diatomeen, Nach Oltmanns? sind »die Diatomeen Kosmopoliten und im Süß- wie im Seewasser überall verbreitet. Mögen auch viele von ihnen ausschließlich auf die See und andere ebenso ausschließlich auf das Süßwasser angewiesen sein, so sind doch auch gewisse Formen der Gruppe Ubiquisten; nicht bloß kommen Spezies einer marinen Gattung im Süßwasser vor und umgekehrt, sondern es gedeihen auch viele Arten in beiderlei Gewässern gleich gut und gehen unschwer aus dem einen in das andere über«. Mit Berücksichtigung dieser Tatsachen erscheint es von vornherein nicht unwahrscheinlich, daß es auch gelingen dürfte, die Nichtubiquisten an immer höheren Kochsalzgehalt zu gewöhnen, beziehungsweise des hohen ClNa-Gehaltes der Kulturflüssigkeit entwöhnen zu können, mit andern Worten Süßwasser- als Meeres- und Meeres- als Süßwasserdiatomeen zu ziehen. Gelegentliche Beobachtungen nach dieser Richtung machte Dr Riehter. Er slandınberr seinen systematisch "angelegten Kulturen mit Grünalgen Diatomeen auch in 1lÖOprozentigen Lösungen, in denen sie sich länger als einen Monat und Öfter in 7prozentigen Lösungen, wo sie sogar ein Jahr am Leben blieben. Leider hat er keine einzige von diesen Diatomeen bestimmt. In dieselbe Zeit fallen die Untersuchungen von Miquel über die Kochsalzwirkung auf Süßwasserdiatomeen, wobei er besonders den Gedanken verfolgte, den Kochsalz- zusatz als Mittel zur Reingewinnung gewisser Diatomeen- spezies zu benützen: | 1 Wie sehr vereinfacht diese Rezepte sind, lehrt am besten ein Vergleich mit Miquel’s Kulturformeln, 1. c., II, p. 95. 2,7 Oltmannısy1.releBdip. 97. 3 A. Richter, Über Anpassung der Süßwasseralgen an Kochsalzlösung. Flora, 1892, p. 4—56. 80 OrARichiten, »Si on veut etablir la predominauce des cyclotelles, il foudra ajouter aux1 liquides de cultures 4 a 5 et meme 10 p. 1000 de chlorure de Sodium.« —I Er war also bei seinen Experimenten bis 1°/,, bei anderer Gelegenheit bis 4°/,? ClNa-Gehalt gekommen. Diese und ähn- liche Befunde veranlaßten Tempere und ihn? dann, das Pro- blem: »Les Diatomees sont elles d’origine marine ou d’eau douce?« aufzurollen. Besonderes Interesse verdienen dabei die teratologischen Formen,* die Miquel bei diesen Untersuchungen unterkamen. In jüngster Zeit hat Techet? auch gelegentliche Angaben über die Widerstandsfähigkeit mariner Bazillarien gegen hohen Kochsalzgehalt der Kulturflüssigkeit gemacht. Darnach ist 13:2°/, Salzgehalt (daraus müßte erst der ClNa-Gehalt be- rechnet werden) für die Kieselalgen zu viel. 8:5°/, Salzgehalt wurde noch recht gut ertragen, zahlreiche Arten aber befanden sich bei 1'8°/, Salzgehalt wohl, was also rund 1°/, ClNa ent- spricht. Hier begegnen sich seine Angaben über marine Formen mit meinen an Nitzschia Palea gemachten Erfahrungen. Da auch er keine genaueren Angaben über die beobachteten Formen macht, so wird hier gewiß später noch einmal die experimentelle Physiologie einsetzen können.® Meine eben angeführten Versuche”? habe ich nun wieder- holt und auch auf die Navicnla minuscula ausgedehnt; auf eine ins Kleine eingehende Wiedergabe glaube ich aber ver- zichten zu dürfen, wenn ich auf die Photographie Nr. 2 ver- weise. Sie stellt einen Nitzschia-Versuch dar und beweist, daß bis auf 1'5°/, Kochsalz ein makroskopisch sichtbares Wachstum RIM g velgalsziee. plz Pa N Gquuel,; Il. 12 c>#9..95 SSP2NG@uel, 1. l.c. ep 17a 4 p. PaNbiguet, IT, 1..c, 99 undalyz K. Techet, Verhalten einiger mariner Algen bei Änderung des Salz- gehaltes. Österr. bot. Zeitschr., Jg. 1904; Nr. Ye REp33l8: 5 Die einschlägige Literatur vergl. im übrigen in Fr. Oltmanns, |. c., IL..BdyP..100—l 82. Oswald Richter; le... 2=304 or Physiologie der Diatomeen. 81 stattgefunden hat, daß aber schon 2°/, CINa offenbar die obere Grenze der Anpassungsmöglichkeit bei direkter Impfung von »kochsalzfreier« Gelatine aus darstellt. Ähnlich fielen die Ver- suche mit Navicula minuscula aus, ebenso glichen alle Wieder- holungen der Experimente dem photographierten Versuch im Aussehen, so daß wir als Ergebnis dieser Versuchskolonnen den Satz aussprechen können: Imper man ‚die kulfivierten”’Diatomeen von’ ge- wöhnlicher Gelatine auf solche verschiedenen Koch- Sılzechialveis,.sovermögen sie 1’5%, ElNa noch ohne Sahswieriekeit zu ertragen, während 2%, Kochsalz'als oben Grenze gelten kann.! Aber auch bei weiteren Versuchen, die. darauf abzielten, durch aufeinanderfolgendes Übertragen der Diatomeen aus Gela- tinekulturen höheren ClNa-Gehaltes auf solche noch höheren, war über 2°/, ClNa nicht hinauszukommen, so daß man sagen kann, daß von einer Gewöhnung der Nitzschia Palea und Navi- cnla minuscula an einen so hohen Kochsalzgehalt, wie ihn A. Richter? für gewisse Formen als unschädlich fand, wenig- stens unter den obwaltenden Verhältnissen, wie sie in einer Gelatinekultur gegeben sind, nicht die Rede sein kann. Anschließend an die Experimente, deren Ergebnis ich eben mitgeteilt habe, wurden Versuche durchgeführt, bei denen die Diatomeen aus Kulturen höheren auf Gelatine niederen Koch- salzgehaltes überimpft wurden. Es wurden also eine größere Anzahl Versuchskolonnen gleichzeitig hergerichtet, wobei die Diatomeen aus 1'5°/,, 1%/, MEITEEINal beziehungsweise auf 1%),,.0°9°%/,, 0%, ClINa- Gelatine übertragen wurden. Das Resultat war stets herrliches Wachstum. Und eine vorherige langsame Entwöhnung von dem höheren Kochsalzgehalt war nicht nötig. Auch mit speziesreinen Meeresdiatomeen, deren ich zwei auf einem Kochsalzagar? in Kultur habe, habe ich den Techet- 1 JK wird bis 0:250/, ertragen, vergl. XII, 3, 4), p. 92. 2 A. Richter, 1. c. 3 Ein Agar von der Zusammensetzung, wie ich sie in meiner früheren Arbeit p. 496 oder wie jetzt im Kapitel VIII angegeben habe, mit 30), Koch- salzzusatz leistet vortreffliche Dienste bei der Zucht von Meeresdiatomeen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 6 82 O. Richter, schen Versuchen analoge Experimente ausgeführt und bin dabei wie Techet! bis auf 1°/, ClNa-Gehalt herabgekommen. Wenn man die interessanten Beobachtungen Gran’s? im Polar- meer in Betracht zieht, ist es nicht unwahrscheinlich, daß man bei gewissen Diatomeenformen wird noch tiefer herabgehen können. Wie erwähnt, sind meine derzeitigen Meeresdiatomeen- kulturen noch mit Bakterien verunreinigt, aber auch schon unter diesen Verhältnissen wird sich die Frage nach der Bedeutung des CIlNa für sie beantworten lassen und man wird Experimente über dessen osmotische Wirkung, seine eventuelle Ersetzbarkeit durch MgCl, etc. machen können u. del. m,, wie das in ähnlicher Weise von Molisch?® mit seinen halo- philen Leuchtbakterien durchgeführt wurde. Die Resultate dieser Untersuchungen sollen in einer späteren Arbeit über die Physiologie der Diatomeen, Diatomeen des Meerwassers, ver- öffentlicht werden. Desgleichen soll, wenn mir die Entfernung der Bakterien gelingen sollte, die Assimilierbarkeit von organi- schen N- und C-Verbindungen durch Meeresdiatomeen eine eingehende Bearbeitung erfahren. Wenn wir also die Erfahrungen über die Versuche mit ClNa zusammenfassen, so ließen sich die betreffenden Resul- tate etwa, wie folgt, wiedergeben: Die beiden reinkultivierten Süßwasserdiatomeen wachsen in 0'5%,, 1). 12% CNa-haltigesiGeerize sehr. gut, doch’ sind sie weder bei direkten I mpresss noch durch langsame Gewöhnung über 2°), ClNa in der Gelatine hinauszubringen. Die Rückimpfung auf Gelatine niederen Kochsalzgehaltes bringst steiszeige prachtvolle Entwicklung hervor. Eine Gewöhnung an den niederen Kochsalzgehalt. ist ‚dabei uanorie de wisse Meeresdiatomeen zeigen auf Agar mit bloß 1%, GINa, sehr, schöne Entwicklung. Ze TWeche BAlze: 2 Gran zitiert nach Fr. Oltmanns,l.c., II. Bd., p. 179. Vergl. hier auch die übrige Literatur. > H.Molisch, Leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie. Jena, Verl. von Gustav Fischer, 1904, p. 87—88. Physiologie der Diatomeen. 83 X. Auxanogramme, wVıesbekannt, hat Beijerinek! zum ersten Male ‘zur Beurteilung eines Stoffes als Nährstoff für Bakterien und Pilze die Auxanogramm-Methode empfohlen. Man stellt sich eine Plattenkultur her mit einem Nährboden, auf dem die Orga- nismen bald Hunger leiden würden. Hat man geimpft, so gibt man den fraglichen Stoff in Körnchenform auf die Platte. Ist der Stoff ein Nährstoff, so wird bald entsprechend der gebildeten Diffusionszone ein lebhaftes Wachstum unmittelbar bei ihm und in der nächsten Umgebung stattfinden: Beije- rinck’s positives Auxanogramm. Umgekehrt wird ein Giftstoff in seiner Umgebung, wenn er unmittelbar nach der Impfung auf die Kulturplatte übertragen wird, ein Aufkommen der geimpften Organismen nicht gestatten: Beijerinck’s nega- tives Auxanogramm. Positive Auxanogramme?mit Diatomeen zuerhalten, ist bedeutend schwieriger als die Erzielung der negativen. Das hat seinen Grund in der schon angedeuteten Genügsamkeit dieser Algen. Da selbst ein gut gewässertes Agar ohne jeden Zusatz eine schwache Entwicklung gestattet, wird natürlich die Verwendung von einem Agar auch mit den geringsten günstigen Zusätzen schon eine reichliche Diatomeenentwick- lung hervorrufen und so das ganze Bild undeutlich und unklar machen. Das war hauptsächlich der Grund meiner anfänglichen Mißerfolge nach dieser Richtung. Auch pflegt man im Anfang gern zu viel Substanz zu nehmen, wodurch, wie schon Beije- rinck hervorhebt, das Diffusionsfeld zu groß wird und sich eventuell über die ganze Schale verbreitet. Will man mit Dia- tomeen (Nitzschien) diese interessanten Versuche Beijerinck’s wiederholen, so verwende man ein gut in fließendem Leitungs- 1 M.W.Beijerinck, L’auxanographie ou la methode de I’hydrodiffu- sion dans la gelatine applique aux recherches microbiologiques. (Extr. des Archiv Neerlandaises, t. XXIII, p. 367—372.) Ref. Zentr. f. B. u. P., 1893, INpr, 7. Bd., pr 347. 2 Die Impfung muß wie bei den negativen Auxanogrammen reichlich sein und zu einer Dichtsaat führen. 84 O. Richter, wasser gewässertes Agar, das auch noch einen Tag in destil- liertem Wasser ausgespült wurde, und gebe auf die Agar- platte ein Stückchen CaCO,, CaSO, oder ein winziges Tröpf- chen einer Ca(NO,),-Lösung. Man wird dann gewöhnlich nach 14 Tagen nur an der betreffenden Stelle eine Diatomeen- entwicklung beobachten können, einen Befund, den man sehr wohl als Stütze der Notwendigkeit des Ca für Diatomeen aus- nützen könnte. Als positive Auxanogramme darf man wohl auch mit Recht die Bilder bezeichnen, die man in Nährlösungen, zu denen CaSi,O,-Stücke zugesetzt werden, beobachten kann. Wie schon erwähnt, bedecken sich anfangs nur diese mit den braunen Diatomeenmassen und sind auch noch immer braun von dem gehäuften Phäophyll, wenn ringsum alle Diatomeen abge- storben sind. Negative Auxanogramme. Zur Erzeugung derselben ist es bloß nötig, sich an die Tatsache von der Zweckmäßig- keit einer alkalischen Reaktion des Substrates bei Diatomeen zu erinnern. Alles somit, was sauer wirkt, Säuren und saure Salze, muß schädlich! sein und man wird um die Spur des verwendeten Giftes auf gutem »anorganischen« Nähragar einen hellen Fleck ohne jede Diatomeenentwicklung erhalten. Solche negative Auxanogramme gelang mir hervorzurufen: mit Ammo- niumacetat, Monokaliumphosphat, saurem Calciumphosphat und einem säureabsondernden Penicillium. Als negative Auxanogramme sind aber auch jene Kultur- bilder aufzufassen, die man erhält, wenn man über eine sterili- sierte Münze, sei es aus Nickel, ‚sei es aus Kupfer, frisch geimpftes Agar zu einer Platte ausgießt. Al, Versuche über Oligodynamie, Wie bekannt, hat Nägeli? nachgewiesen, daß Metalle in unendlich kleinen Quantitäten (1 Teil Cu auf 1000 Millionen Teile Wasser) auf Spirogyren bereits giftig wirken. Seine Ver- 1 Vergl. Kapitel VII und Miquel, III, 1. c., Juin—Juillet 1892, p. 2. 2 C.v. Nägeli, 1. ce. ;-vergl. auch Fr. Oltmanns,.e,1. Bd; p. er Physiologie der Diatomeen. 80 suchsanstellung war dabei die, daß er hohe Kulturgläser mit Fluß-, Leitungswasser oder Nährlösung füllte und die Münze oder Metallspäne u. dgl. in die Flüssigkeit herein- brachte, darin ließ oder wieder herausnahm. Es zeigte sich _ dann, daß die Spirogyren durch die unwägbaren ionisierten Metallmengen abgetötet wurden. Für Diatomeen kann man zur Demonstration der Oligo- dynamie sehr gut Agarkulturen verwenden und so diese merk- würdige Erscheinung auch dem Laien unmittelbar verständlich machen. Ich verweise auf die Photographie Nr. 6. Sie zeigt ein Zwanzigheller-Nickelstück in einer Petrischale in Agar eingebettet. Die Münze war ohne vorhergehende besondere chemische Reinigung in der trockenen Petrischale sterilisiert worden, worauf nach dem Abkühlen für Dichtsaat geimpftes Agar in die Schale und über die Münze gegossen wurde. Die bei günstiger Beleuchtung gehaitenen Kulturen zeigen schon nach 9 Tagen das negative Auxanogramm um die Nickelmünze herum recht gut und nach 14 Tagen etwa ist eine solche Kultur demonstrierbar und kann eventuell photographiert werden. Bei der Versuchsanstellung war ich immer darauf bedacht, daß die Lichtstrahlen des diffusen Tageslichtes möglichst senkrecht auf die Platte fielen; dazu wurden die Schalen ans Fenster gehängt. | Der entstandene Ring erklärt sich offenbar so, daß jene unwägbaren und unnachweislichen Mengen des Metalls, die sich im Agar lösen und eventuell zu spurenweiser Salzbildung führen, alle Diatomeen der Dichtsaat in der Umgebung der Nickelmünze töten, so daß nur außerhalb des oligodynamischen Giftbereiches eine Entwicklung stattfinden konnte. Wenn dies BIehtier ist dann müßte eine Zehnhellermünze, die etwa die Hälfte Ni enthält, ein um die Hälfte kleineres Auxanogramm liefern. Das trat wirklich ein. Diese Versuche sind wiederholt mit demselben Ergebnis gemacht worden. Kupfer-, z. B. Heller- münzen, mußten wegen der stärkeren oligodynamischen Wir- kung dieses Metalles auch von einem größeren Auxanogramm umgeben sein und bei den Zweihellerstücken ist die Giftzone schon so groß, daß sie die ganze Schale umfaßt und überhaupt alle Diatomeen getötet werden. 86 GN RICHTER Eine merkwürdige Erscheinung kann man auch beob- achten, wenn man die zu verwendenden Münzen zunächst in konzentrierter Salpetersäure wäscht, dann in destilliertem Wasser abspült und nachher erst mit der Petrischale sterilisiert. Die erzeugten negativen Auxanogramme werden nämlich unter diesen Umständen gewöhnlich fast doppelt so groß, wenn nicht größer. Der Grund kann meiner Meinung nach entweder darin liegen, daß trotz des sorgfältigen Abspülens in Wasser etwas Säure an den Münzen haftet, oder darin, daß sich etwas des leichter löslichen Nitrates gebildet hat, oder endlich darin, daß die Fett- und Schmutzschichte der Gebrauchsmünze entfernt worden ist, so daß die Metaile nun um so leichter, mit dem Agar in Berührunng, ihre oligodynamische Wirkung geltend machen können. Sei dem, wie es will, unangenehm bleibt für die Demonstration diese Tatsache doch, weshalb es ratsam bleibt, Gebrauchsmünzen, so wie sie sind, zu diesen Versuchen zu benutzen. Es gelingt also, durch geeignete Verquickung der Beijerinck’schen Methode der Auxanogrammemitden Erfahrungen Nägeli’s über Oligsodynamie bei höheren Grünalgen die Empfindlichkeit auch von Diatomeen für oligodynamische Wirkung sicher nachzuweisen und für Demonstrationszwecke auszuwerten. AI, Ausscheidungen der Diatomeen. Verschiedene Beobachtungen — das Auskommen der Diatomeen mit der in den Kulturgefäßwänden vorhandenen Kieselsäure, die Verflüssigung der Gelatine, die Lösung des Agars — berechtigten zur Auffassung, daß die Diatomeen die Fähigkeit zu gewissen Ausscheidungen besitzen, die als Säure- oder Alkaliausscheidung die Verwertung des Glases, als Fermentwirkung die Korrosion der Gelatine und des Agars verständlich machen würden. Bereits in der letzten Arbeit habe ich auf die Ausscheidung eines gelatine- und eines agarlösenden Fermentes bei Diatomeen aufmerksam gemacht. Physiologie der Diatomeen. 87 Nun sollte die Frage noch dahin ausgeweitet werden, ob es noch andere Fermente bei Diatomeen gibt und ob man nach den üblichen bakteriologischen Methoden eine Säure- oder Alkaliausscheidung oder aber eine Fermentabsonderung direkt zu demonstrieren vermag, endlich ob es gelänge, unter be- stimmten Verhältnissen Gasabsonderungen in nennenswerten Quantitäten hervorzurufen. 1. Versuche über Säureabsonderung bei Diatomeen. a) Die ersten Experimente wurden mit Lackmus- gelatine angestellt, mit negativem Ergebnis; ebenso kam ich mit der von Petruschky! für Bakterien empfohlenen und allgemein gerühmten Lackmusmolke vielleicht wegen ihrer neutralen Reaktion zu keinem Resultat. Die große Schwierigkeit liegt bei derartigen Versuchen eben darin, daß die wenn vor- handenen, doch gewiß ziemlich schwachen Säuren das zum Gedeihen zweckmäßige Alkali erst neutralisieren müssen, ehe sie auf den Farbstoff einwirken können, und daß sie, wenn man sie, wie hier notwendig, gleich auf neutralen ziehen will, nicht wachsen wollen. Auch dürften die vielleicht entstehenden Farbennuancen so wenig verschieden sein, daß sie von unserem Auge nicht erfaßt werden können. Ich habe vor, es mit kräftigen Kolonien und der von Emich ? angegebenen Lackmusseide zu versuchen, vielleicht daß diese hier Klarheit verschaffen wird. Mona u also telene alle? Versuche mit Lack mus negativ aus. db); Experimente mit! CaCO,. Der’wiel gerühmtenEx- perimentierkunstBeijerinck’s? verdanken wir auch hier wieder ein sinnreiches Mittel, sich von der Säureausscheidung von Mikroorganismen zu überzeugen. Stellt man sich Agar- oder Gelatineplatten dar, die eine Aufschwemmung von CaCO, enthalten oder mit einer sterilisierten Aufschwemmung dieses 1 Joh. Petruschky, Bakterio-chemische Untersuchungen. Zentr. f. B. u. P., VI. Bd. (1889), p. 625. | 2 F. Emich, Mikrochemischer Nachweis von Alkalien und Säuren. Diese Sitzungsberichte, Bd. CX, Abt. IIb, Juni 1901, p. 612. 3 M. W. Beijerinck, Verfahren zum Nachweis der Säureabsonderung BerNikropiemeZentr. 1. BB. u. Ps, Bd 1X (189). 88 OsRıchter: Stoffes begossen wurden, und impft darauf einen säureabson- dernden Mikroorganismus, so entsteht alsbald um die werdende Bakterienkolonie oder den wachsenden Pilzrasen eine durch- sichtige oder durchscheinende Zone, entsprechend der fort- schreitenden Lösung des CaCO,. Es erscheint dabei notwendig, ein Kohlehydrat, wie Traubenzucker, aus dem eben Säure abgespalten werden kann, in dem Nährboden zu lösen. Meine einschlägigen Versuche mit Nitzschia Palea, als der raschwüchsigeren, reinkultivierten Diatomee, wurden zum Teile genau nach dem Rezept von Beijerinck ausgeführt, zum Teile so, daß von dem Traubenzuckerzusatz Abstand genommen wurde, weil ja an eine direkte Ausscheidung von Säure auch ohne Vermittlung einer organischen Substanz gedacht werden konnte. Das Ergebnis aller dieser Ex- perimente war negativ. c) CaCO,-Erzeugung durch Diatomeen. Bekanntlich hat Hassak! für gewisse Grünalgen die Fähigkeit nach- gewiesen, sich unter bestimmten Umständen, etwa bei greller Beleuchtung, in Ca-reichem Wasser mit einem CaCO,-Mantel oder Schirme zu umgeben. Für andere Algengruppen, abgesehen von gewissen Rhodophyzeen, ist meines Wissens der Nachweis für die Fähigkeit der CaCO,-Bildung noch nicht erbracht worden. Bei den beweglichen Diatomeenformen konnte erst die Kultur darüber endgültig Aufschluß geben. Nachdem ich nach meinen Erfahrungen an den Kölbchenkulturen zum ersten Male wieder Ca als Nitrat, beziehungsweise Chlorid in meinem Agar gelöst hatte, bemerkte ich in Kolonien einiger derzeit noch nicht bestimmter, kleiner Diatomeen, deren Speziesrein- kultur mir vorläufig geglückt ist, Unmassen einer gekörnten Masse, die mit HCl lebhaft brauste und sonst CaCO,-Körnern auffallend glich. Meine erste Vermutung war also die, daß es Diatomeenspezies gäbe, die CaCO, ausscheiden, und ich ver- legte mich auf die Reinkultur dieser für mich nun interessanten Formen. Weder bei der Nitzschia noch bei der Navicula hatte 1 C.Hassak, Über das Verhältnis von Pflanzen zu Bicarbonaten und über Kalkinkrustation. Unters. aus dem bot. Inst. zu Tübingen, II. Bd., Leipzig 1886— 18838, p. 465. Physiologie der Diatomeen. 89 ich bisher derartiges beobachtet. An die vorgenommene Ver- änderung in der Zusammensetzung des Nährsubstrates dachte ich zunächst nicht. Als ich die Nitzschia Palea nun auch auf das gleiche Substrat überimpfte, zeigte sie genau die nämliche Erscheinung. In allen Kolonien einer Ca(NO,), oder CaCl, enthaltenden Agarplatte kann man massenhaft, und zwar meist nur innerhalb und manchmal auch in der unmittelbaren Um- gebung rings um den Rand der Kolonie herum, die bewußten CaCO,-Körner wahrnehmen. Da ich über Navicula minuscnla noch keine diesbezüglichen Erfahrungen habe, kann ich also vorläufig bloß für die oben erwähnten unbestimmten und die in absoluter Reinkultur befindliche Nitzschia Palea die Tat- sache konstatieren, daß diese Diatomeen auf Ca-haltigem anorganischen Agar CaCO, zu erzeugen vermögen. Besonders schön habe ich diese Erscheinung bei einer der später zu beschreibenden Lichtschriftkulturen gesehen, wo die von Dia- tomeen gebildeten Buchstaben von CaCO,-Massen wie um- säumt waren. Merssemluß,szurden suns.diese-Beobachtungen.in BezusaufSäureabsonderung berechtigen, lautet also: BiEBiatemeenbscheiden. ‘CO, -aus,deren„Nachweis durchBildung von CaCO, aufCa-reichem Nährsubstrat gelingt. Dadurch wird es auch verständlich, warum weder mit der Beijerinck’schen! CaCO,-Methode noch in Anbetracht ihrer geringen Azidität und Beständigkeit mit Lackmus? ein sicheres Resultat erzielt werden konnte. Gegen diese Schlußfolgerungen wäre noch ein Einwand gestattet, auch mit Berufung auf eine schon mitgeteilte Stelle aus Miquel’s3 Arbeiten, der nämlich, daß die Zersetzung der Alkalisilikate ganz spontan unter Einfluß des CO, der atmo- sphärischen Luft und ohne Zutun der Diatomeen erfolge. Miquel hat geradezu CaCO,-Bildung in seinen Kulturen gesehen. Miquel hatte, wie bekannt, flüssige Kulturmedien. In dem Falle war die Entscheidung schwer, ob für die auftretenden IW2MaJBerijerineks, I..c- 2 Joh. Petruschky,l.c. SP Miigwels II 12e ps 1195 versk NIE PF 7%. 90 O. Richter, CaCO,-Massen die Diatomeen oder die CO, der Luft verant- wortlich gemacht werden sollte. Mir aber standen feste Nähr- böden zur Verfügung und die CaCO,-Massen waren nur in und um die Kolonien zu treffen und waren nicht über die ganze Agarplatte verteilt, wie bei der gleichmäßigen Wirkung der Luftkohlensäure hätte erwartet werden müssen. Ich halte also meine Behauptung von früher aufrecht und wiederhole: Die Diatomee Nitzschia Palea und andere Diato- meen geben auf silicium- und calciumhaltigem Agar zu CaCO,-Bildung Anlaß, wodurch die Ausscheidung von CO, erwiesen werden kann. 2. Versuche über die Abscheidung von Alkali. Auch bei diesen Experimenten sind die Schwierigkeiten ungemein groß, auch hier ist mit Lackmus! zu keinem Resultat zu kommen und die schwache Alkaleszenz des Nährbodens beeinträchtigt auch stark die Phenolphthaleinprobe Dazu kommt, daß der braune Farbenton der Diatomeen hinter dem Weiß des gefällten Phenolphtaleins einen rötlichen Stich erhielt. Wenn ich alle in dieser Richtung gemachten Versuche über- blicke, so war doch kein einziger so eindeutig, daß er alle erwähnten Einwände entkräftet hätte; ich lasse also die Frage vorläufig noch unbeantwortet, ob die Diatomeen Alkali aus- scheiden oder nicht, und hoffe, nach Anwendung von Emich'’s? Methode später sicherere Auskunft geben zu können. 3. Versuche über die Ausscheidung von Fermenten. a) Ausscheidung eines proteolytischen Enzyms. Wie schon mitgeteilt, sind die von mir reinkultivierten Diato- meen Nitzschia Palea und Navicnla minuscnla im stande, Gelatine zu verflüssigen (vergl. Photographie Nr. 7 und 8), was nach den landläufigen bakteriologischen Auffassungen ? das Vorhandensein eines proteolytischen Enzyms beweist. Immerhin Jen. Detruschky,|.e. BeEmIch, el. ec. K.B. Lehmann undR. O. Neumann, Atlas und Grundriß der Bakte- riologie. München 1904, II. Teil, p. 52. 1 2 3 Physiologie der Diatomeen. 91 wollte ich noch nach einer zweiten Methode den Beweis er- bringen. Bekanntlich haben Eijkmann! und Hastings? Milchagar zum Nachweis proteolytischer Enzyme in Anbetracht der Verflüssigung von Gelatine bei höheren Temperaturen empfohlen. Nach Hastings sterilisiert man in Eprouvetten getrennt das Nähragar und die Milch, und zwar werden die Quantitäten so bemessen, daß nach dem Abkühlen auf etwa 40° zu 9 cm? Agar 1 cm? abgerahmte Milch in die sterili- sierten Petrischalen gegossen werden kann, daß also ein Agar mit rund 100), Milch resultiert. Impft man ein solches Agar mit dem Heubazillus, Bact. pro- digiosum, mit Penicillium u. dgl., so erhält man um die Kolonien, beziehungs- weise Rasen durchscheinende Flecke, während das übrige Agar weiß bleibt. Sehr schöne Bilder liefern auch Impfstriche. Beide Forscher deuten nun diese Erscheinung dahin, daß damit wegen der Lösung des Kaseins ein Beleg für das Vor- handensein eines proteolytischen Enzyms gegeben sei. Ich habe mir nach Hastings’ Rezept ein solches Milch- agar hergestellt mit der Modifikation, daß ich als Agar das gewöhnliche anorganische Agar benutzte. Der Versuch fiel negativ aus. Die große Schwierigkeit für die Beurteilung liegt hier wiederum darin, daß das Braun der Diatomeen mit dem Weiß der Milch so eigentümlich sich vermengt, daß der Ein- druck einer Aufhellung des Nährsubstrates hervorgebracht wird. Da bei Verwendung des zehnprozentigen Milchzusatzes der Einwand gestattet war, daß wegen der großen Menge Milch die Wirkung verdeckt würde, wurde durch neue Versuche diesem Umstande durch Verwendung geringerer Konzentra- tionen und dünnerer Agarplatten Rechnung getragen. Es stellte sich dabei wohl heraus, daß die Milch ungünstig auf die Diatomeen einwirkt, daß nämlich Förderung der Diatomeen- entwicklung und Milchzusatz im umgekehrten Verhältnis zu- einander stehen, doch konnte nur in einem einzigen Falle das gewünschte Aufhellungsphänomen konstatiert werden. Zuchtversuche von Nitzschien auf Hühnereiweiß, auf der Innenseite von Eierschalen, auf gefälltem Hühnereiweiß und IE jkmlanns Zur Baus RXIX pr 8E5: 2 E.G. Hastings, Milchagar als Medium zur Demonstration der Er- zeugung proteolytischer Enzyme. Ref. Z. f. Bu. P., 1903, M. Abt.,:p. 384. 92 O. Richter, auf Albumin purissimum von Merck dagegen fielen alle positiv aus, doch konnte ich von einer Verflüssigung nichts bemerken. Aus diesen Versuchen geht sonach trotz der miß- glückten Milchagarexperimente zweifellos hervor, daß die Diatomeen ein proteolytisches, d. hecwenb- verdauendes Ferment besitzen. Wie bereits erwähnt, wird dessen gelatineverflüssigende Wirkung durch höhere Alkohole gesteigert! (vergl. Photographie Fig. 4, II bis IV). b) Ausscheidung eines agarlösenden/Kermene Alle Experimente mit Nitzschia Palea, Navicula minnscnla und den bisher speziesrein erhaltenen anderen Diatomeen, auch denen des Meerwassers, bestätigten meine ersten? Mitteilungen von einem agarlösendem Fermente bei Diatomeen. ec) Versuche über.die Ausscheidung eines dieser. tischen Fermentes. Bekanntlich? wird das Vorhandensein eines diastatisch wirkenden Fermentes durch das Nichteintreten der Blaufärbung rings um die ein solches Ferment in einem Kleisteragar oder in einer Kleistergelatine ausscheidenden Bakterienkolonie (Pilzrasen) angezeigt. Dabei ist aber jeden- falls die Gelatine für die Sichtbarmachung der Reaktion minder günstig. Alle meine Versuche mit Diatomeen bei Anwendung von gewöhnlichem Stärkekleister und der sogenannten lös- lichen Stärke fielen negativ aus. d) Versuche über Ausscheidung anderer nor Ebenso hatten jene Versuche, bei denen ich dem Jodstärke- kleisterpapier analog JK und Stärkekleister verwertete, wohl das interessante Ergebnis, daß die Nitzschien noch in einem Agar mit !/,°/), JK zu starker Entwicklung zu kommen ver- mögen, in der Frage, ob eventuell Ozon oder sonst ein Stoff, der Jod hätte frei machen können, ausgeschieden wird, wobei lokalisierte Bläuung hätte entstehen müssen, lehrten sie nichts. In Anbetracht der starken Giftwirkung naszierenden Jodes war 1 Vergl. V.,p.69 und 70, und Lehmann-Neumann, l. c., II. Teil, p. 54. 2a0swaldRichter, I-e., p.502 3 Eijkmann, |..., p. 846. * M. W. Beijerinck, Über die Eigentümlichkeit der löslichen Stärke. ZB B., IAbt:, 41896, B3 097. Physiologie der Diatomeen. 93 übrigens von vornherein nicht viel in dieser Richtung zu er- warten. BeN\.ersuche über die Entwieklung'von Gasen!!’Es ist eine bekannte Tatsache, daß Diatomeenmassen in Kölbchen- kulturen im Zimmer gehalten, bei intensiver Beleuchtung sich ganz mit kleinen Gasbläschen bedecken, die man gewiß mit Recht für durch die Assimilation erzeugte O-Blasen hält. Miquel? gelang es, bei seinen Kulturen 200 bis 300 cm? O in 14 Tagen,? in einem Falle in einer Nitzschia-Kultur sogar 120 in 5 bis 6 Tagen aufzufangen. Es war mir nun auffallend, daß ich nie oder wenn, so nur ganz zweifelhafte Gasblasenbildung bei meinen Diatomeenkulturen beobachten konnte.® Erst die Verwendung von Eprouvetten- oder Kölbchenschüttelkulturen ermöglicht, bei günstiger Beleuchtung die gleiche Erscheinung Aussehen: Ich verfahre dabei so, daß ich die sterilisierte noch nicht erstarrte Gelatine — mutatis mutandis gilt dies für das Agar auch — mit Diatomeenimpfmasse für Dichtsaat versehe, fest schüttle, erkalten und erstarren lasse. Schon nach 5bis7 Tagen bemerkt man dann in der ganzen Kulturmasse die ersten Kolo- aiemdıe oben gewöhnlich eine diehtere Zone’ bilden? Nach 12 Tagen sind sie schon so massenhaft, daß die Farbe der Gelatine durch das Braun des Phäophylis völlig gedeckt ist. Das ist der Moment, wo die Gasentwicklung anhebt, Gasblasen der verschiedensten Größe werden sichtbar und steigen, an Volumen zunehmend, in der Gelatine auf. Dieses Phänomen verschwindet mit der Verflüssigung der Gelatine. 1 P. Miquel, II, 1. c., p. 98, bemerkte, daß im Sonnenlichte getötete Dia- tomeen einen aromatischen Geruch nach Cumin, dem Wanzengeruche ähnlich entwickeln. »Le liquide degage une odeur aromatique de cumin, fort voisine de celle de la punaise«. Ich habe davon nie etwas bemerkt. azeNkignurel,. 11, 1. c., p2 98: Ser: Mırquels Brier, 1.c., p. 119. ZPRANIIgm en lelE ep 170. 5 Der Grund konnte in der Möglichkeit eines Gasabzuges in den Stich-, beziehungsweise Gasaustausches in den Strichkulturen und den relativ geringen Mengen Gas als Assimilationsprodukt der Kolonien in den Platten gegeben sein oder im Anschluß an Fr. Oltmanns, II. Bd.,p. 142, darin, daß nur soviel O ausgeschieden wurde, als in der Gelatine löslich war. 94 O. Richter, Welches Gas ausgeschieden wird, wage ich nicht mit Be- stimmtheit zu sagen, da eine Aufsammlung in Gährungskölb- chen vorläufig nicht durchgeführt wurde, also eine chemische Analyse unterblieb, doch dürfte die Annahme von OÖ der Wahrheit am nächsten kommen. Fassen wir die Ergebnisse des Kapitels über Aus- scheidungen von Diatomeen zusammen, so zeigt sich bei diesen: 1. Absonderung von Kohlensäure, die zur Bildung von CaCO, führt; 2. Abscheidung eines gelatineverflüssigenden, beziehungs- weise eiweißverdauenden Fermentes; 3. wurde bei ihnen ein agarlösendes Ferment und 4. in Gelatine- und Agarkulturen bei geeigneter Versuchs- anstellung Gasausscheidung zweifellos festgestellt, wobei das entwickelte Gas mit Rücksicht auf Beijerinck’s! Versuche und die Biologie der Diatomeen als Sauerstoff angesprochen werden dar. X. Der Einfluß des Lichtes auf die Diatomeen, im besonderen auf Nitzschia Palea und Navieula minuscula. 1. Gedeihen die genannten Diatomeen auch im Dunkeln? Der Fortschritt in der Kultur der Algen bringt es mit sich, daß die Frage nach der Bedeutung von Licht und Dunkel für diese Kulturpflanzen immer wieder eine eingehende Erörterung erfährt und sich so ein überraschendes Ergebnis an das andere reiht;? man denke bloß an die schönen Resultate, die Artari°® mit seinen Grünalgen erzielt®. 1 Beijerinck, I. p. 744 (1890). 2=Vergl.iEr. Oltmanns,. c5;24Bd.,p- 158 ur 8 SEN EA barı, Ich, Ps203: Physiologie der Diatomeen. 95 Auch bei der Zucht der Diatomeen hat man seit jeher auf diese Frage Rücksicht genommen. So fand Miquel,! daß sich die Diatomeen unter den von ihm geschaffenen Kulturbedin- sungen, also bei organischer und anorganischer Ernährung,? weder in der Dunkelheit noch im Halbschatten entwickelten.! Wenn die Lichtintensität nicht ausreiche, könne man diese Algen nicht kultivieren, doch erhielten sie durch Monate die Fähigkeit, sich, nach der Verdunkelung ans Licht gebracht, zu vermehren. Ebensowenig konnte Benecke?® eine Vermehrung der braunen Diatomeen im Dunkeln — sei es in Massen-, sei es in Tropfenkulturen — auch bei reichlicher organischer Ernährung beobachten, während die von ihm studierten farblosen Diato- meen gerade im Dunkeln prachtvoll gediehen (vergl. dazu p.57). Anders dagegen äußert sich Karsten.* Wie schon früher? erwähnt wurde, benützte er Nährlösungen oder Leitungswasser mit Glykokoll, beziehungsweise Asparagin und Traubenzucker- zusatz, um also auch bei reichlicher organischer Ernährung mit Zählkulturen ® der Frage nach der Vermehrung von Nitzschien und Naviculen im Lichte und im Dunkeln beizukommen. Dabei erscheint es von Interesse, daß er wie ich mit Nitzschia Palea gearbeitet hat. Leider stand mir sein zweites Versuchsobjekt, die Navicunla perpusilla, nicht zur Verfügung. Karsten’s Antwort in unserer Frage lautet: * Es gibt eine Vermehrung gewisser brauner Diatomeen auch im Dunkeln, wobei man bei den verschiedenen Spezies bedeutende Unter- schiede in der Vermehrungsgeschwindigkeit beobachten kann. Gewissen anderen braunen Diatomeen, wie Nitzschia dubia, geht die Fähigkeit, sich im Dunkeln zu vermehren, voll- ständig ab. - Meine Versuche in dieser Richtung sind natürlich mit Nitzschia Palea und Navicula minuscula gemacht, wobei sich B Ni quelle 12 ep. 97. Bank auers Ies1l2c# 07.93: NVznBieinieicike Sc 9862 und 563: Gr Keanstense nern. Als: 3 Vergl. IV und V. 6, Karsten,.sh ci,,p 141. Ro) 2 er) 96 O. Richter, die ersten Experimente auf Gelatinekulturen mit diesen Algen beziehen. Am 2. November 1903 wurden zwei Stich- und zwei Strichkulturen von Nitzschia Palea auf der gewöhnlich verwendeten Gelatine in ein Glas- gefäß mit Watte gestellt, das mit schwarzem Papier umhüllt und überdies unter Dunkelsturz gestelit wurde. Während nun Kontrollversuche am Lichte schon nach 14 Tagen prachtvoll entwickelte Striche und Stiche zeigten, er- schien eine Vermehrung im Dunkeln bloß wahrscheinlich. Am 27. April 1904 waren die Dunkeldiatomeen auch noch lebend und, am selben Tag ans Licht gebracht und ans Fenster gehängt, zeigten sie am 26. Mai schon eine herrliche Entwicklung, die am 21. Juni ihren Höhepunkt erreichte. Am 20. April 1904 wurde ein Versuch begonnen, bei dem partienweise zur verwendeten Stammgelatine 010), und 0°50/, Inulin und 10/,, 50), und 100/, Rohrzucker zugesetzt wurde. Zur Kontrolle diente Gelatine ohne Zusatz. Von jeder Gelatinequantität wurden je acht Strichkulturen hergestellt, von denen je vier ans Licht, je vier in schwarze Schächtelchen in eine Schublade kamen, die, mit schwarzem Papier ausgekleidet und bedeckt, wieder in den Tisch hineingeschoben wurde. Die Schublade wurde verschlossen und der Schlüssel sicher verwahrt. Am 27. April hatte man den Eindruck, als ob sich die Niizschia Palea mit Ausnahme von 5 bis 100), Rohrzucker überall, manchmal sogar reichlich vermehrt hätte, während man derartiges bei der Navicula minuscula nur bei, Inulin behaupten Konnte. Am 26. Mai keine merkliche Änderung. Nun wurde je eine Eprouvette jeder Sorte ans Fenster gehängt, die alsbald lebhafte Entwicklung zeigten. Am 22. Juni wurde der Versuch beendet. Das Bild vom 27. April war noch immer erhalten. Die Diatomeen waren prächtig braun, lebensfrisch und vermehrten sich, ins Licht gebracht, alsbald sehr rasch. Beide mitgeteilten Versuche’ zeigen also, dab reine deutendes Wachstum der beiden rein gezüchteten Diatomeen unter den obwaltenden Verhältnissen nicht stattfindet, daß aber beide eine monatelange Verdunklung vertragen, ohne Schaden zu leiden. Auch machen es diese Experimente sehr wahr- scheinlich, daß eine anfängliche minimale Vermehrung, etwa während der ersten 8 bis 14 Tage, auch im Dunkeln vor sich gehen mag. Wie man sich diese Erscheinung erklären soll, wage ich derzeit noch nicht zu entscheiden, doch dürfte der Gedanke an eine physiologische Nachwirkung des Lichtes, etwa vergleich- Physiologie der Diatomeen. 3% bar der photomechanischen Induktion, z. B. eine Zellteilungs- induktion auf eine Anzahl Generationen hinaus, nicht völlig von der Hand zu weisen sein. Vergleichen wir nun die Ergebnisse Miquel’s, Benecke’s und Karsten’s mit diesen neuen Erfahrungen, so leuchtet zu- nächst ein, daß Miquel und Benecke in Anbetracht der ver- wendeten Massenkulturen und mit Rücksicht auf ihre Versuchs- anstellung bei den Massenkulturen nur sagen konnten, ob nach monatelangem Stehen eine merkliche Veränderung im Aus- scnemweder Kulturen und in der Zahl der eventuell durch Pipettenzug gefischten Diatomeenmengen zu bemerken waren oder nicht. Daß jene geringe Vermehrung am Beginne des Ver- suches übersehen, beziehungsweise wenn beobachtet, zu den bei solchen Experimenten unvermeidlichen Versuchsfehlern gerechnet werden mußte, versteht sich eigentlich von selbst. Makroskopisch war jedenfalls der Eindruck, was die braunen Diatomeen anlangt, der gleiche vor und nach monate- langer Verdunkelung. Daß auch Benecke’s Tröpfchenkulturen? nichts anderes lehrten, wurde bereits erwähnt. Anders bei Karsten, der sich auch der Zählmethode? bediente. Es’'sei mir nun ‘gestattet, einige Ergebnisse "aus seinen Tabellen * herauszugreifen. Tab. I. a? (eine Dunkelkultur)5 enthält bei der Impfung am 29. Jänner 16, am 30. Jänner 18, am 31. Jänner 21 Nitzschien; am 1. Februar hat 1 J. Wiesner, Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Eine physiologische Monographie, I. Teil, 1878. Sep. aus dem 39. Bande der Denkschriften der kais. Akad. der Wissensch. zu Wien, Mathem.-naturw. Kl., BR 01.209. EV Benecke,.l..c., :p. 808. 3 G. Karsten,l.c., p. 411. Die Zählmethode besitzt, meine ich, doch einen Übelstand bei Untersuchungen von Dunkelkulturen, weil man bei der täglich oder fast täglich stattfindenden Zählung nicht umhin kann, die Objekte, wenn auch nur kurze Zeit hindurch, zu beleuchten, und so immer von neuem die Bedingungen zu einer photomechanischen Zellteilungsinduktion schafft. 4,@. Karsten, .l-c., p.416,; 417, 428. DEGE Barsten. sl er, 92415, Alsza bezeichnet Karsten eine Nähr- lösung von der Zusammensetzung: 1 g Glykokoll, 1g Traubenzucker, 100 & Leitungswasser; — als b: eine mit 1 g Asparagin, 1g Traubenzucker, 100g Leitungswasser und als ab: eine mit 1g Glykokoll, 1g Asparagin, 1 g Trauben- zucker, 100 g Leitungswasser. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 7 98 O. Richter, keine Vermehrung mehr stattgefunden. In dieser Zeit haben sich die Lichtkulturen von 4 auf 8, also das Doppelte vermehtt. Tab. II. Nr. 4 (eine Dunkelkultur). Impfmasse 8 Nitzschien; am 26. Jänner noch immer 8 Nitzschien; am 27. Jänner ist eine, am 30. Jänner eine zweite dazugekommen. Von da ab bleibt die Zahl 10 konstant. Nr. 5 (eine Dunkelkultur): Am .21. Jänner. 11, am” 22. Jänner212, am 23. Jänner 14 Nitzschien und von da ab keine Änderung mehr bis zum 2. Februar. Die Lichtkulturen waren inzwischen in 3 Tagen schon verdreifacht. Damit stimmen auch die von Karsten berechneten Vermehrungsfüße 1 von 1'197 für a2, 1'095 für a? der Dunkel-, gegen 1'26 der Lichtkulturen in diesem Versuche. Ganz ähnlich stellt sich das Verhältnis bei der Glyzerinernährung 1 018 und 1°02 gegen 1°225 und 1'257 im Lichte. Betont muß werden, daß sich diese angeführten Berechnungen auf 3-, 4-, im Maximum auf 13tägige Kulturen beziehen. Bei Nitzschia Palea findet also in den bisher heran- gezogenen Kulturen Karsten’s eine Vermehrung im Dunkeln statt, aber eine sehr geringe, die rund auf die ersten 14 Tage beschränkt bleibt. Das ist aber dasselbe Ergebnis wie bei meinen nicht nach Zählversuchen gemachten Beobachtungen. In der Folge bleibt die Vermehrung aus, selbst wenn man den Versuch monate- lang stehen läßt: — der zahlenmäßig von Karsten erbrachte Beweis von der »photomechanischen Induktion der Zellteilung«. Daß Karsten selbst die Nitzschia wegen ihres Verhaltens nicht zu den besten Experimentalobjekten nach der von ihm verfolgten Richtung zählt, beweist die folgende Bemerkung: ? »Vergleichen wir jetzt einmal die beiden Versuchsobjekte Nitzschia Palea und Navicula perpusilla, so zeigt sich, daß die auf gut Glück herausgegriffene Nitzschia nicht gerade die günstigste Form für unsere Zwecke ist,... denn während Nitzschia Palea auch bei bester Ernährung nur einen Bruchteil der bei Licht stattfindenden Vermehrung zu leisten vermag, sind diese Unterschiede bei Navicula perpusilla vollkommen verschwunden .« Ein soicher Fall bester Ernährung, auf den angespielt wird, scheint die Kombination Glykokoll, Asparagin, Trauben- zucker und Leitungswasser zu sein, denn hier stellt sich der 1,67 Kausten,.i. e.. 9, 430,431: ZOG Karsıtenss 1..c, pr 419 Physiologie der Diatomeen. SS) Vermehrungsfuß dar als 1'225 für Dunkelkulturen gegen 1'358 nad 29 für die, imllichte. Immerhin kann: auechin diesem meiner Auslegung am ehesten widersprechenden Falle betont werden, daß, sich ‘auch hier, die Vermehrung‘ in-.den ersten vier Tagen abgespielt hat. Es ist zu bedauern, daß dieser so wichtige Versuch bereits nach vier Tagen abgebrochen wurde. Darnach lassen sich alle Erfahrungen Karsten’s an Neaizschia Palea mit. meinen’.und” im weiteren Sinne‘ mit Benecke’s und Miquel’s Erfahrungen in Einklang bringen. Karsten hat eben die durch Lichtwirkung bedingte Zellver- mehrung zahlengemäß festgestellt und den Massenkulturen und ihrer Allgemeinentwicklung das geringere Interesse geschenkt, den beiden anderen Forschern mußte aber, weil sie sich zu- meist an das Aussehen dieser hielten, die geringe Vermehrung der Diatomeen im Dunkeln entgehen. Was ich hier ausgeführt habe, gilt — ich hebe das noch- mals hervor — nur für die Nitzschia Palea. Ergänzend mag darauf hingewiesen sein, daß meine Erfahrungen mit Navicula minuscula mit den eben mitgeteilten völlig übereinstimmen. Ob und wenn, inwieweit die Karsten’schen? Erfahrungen mit Navicenla perpusilla und der Nitzschia Closterinm? sich auch mit meinen in Einklang bringen ließen, wage ich nicht, auch nur anzudeuten, da ich diese Algen nicht in Kultur habe, doch müßte jedenfalls auch da erst ein lang andauernder Versuch gemacht werden zur Entscheidung, ob jene Verdoppelung, Ver- drei-, ja Versechsfachung der Individuenzahl im Dunkeln inner- halb 7 bis 8 Tagen das Resultat einer Nachwirkung des Lichtes oder ein Ergebnis vollkommener Anpassung an die sapro- phytische Lebensweise darstellt. Weit entfernt, die Möglichkeit einer solchen Anpassung zu leugnen, erkläre ich sie nur für Nitzschia Palea, Karsten’s und mein Experimentalobjekt, derzeit noch nicht für erwiesen. Karsten hat, wie aus meinen Alkohol-, Kohlehydrat- und Stickstoffversuchen zu ersehen ist, mit ungemein glücklichem Griffe gerade jene Substanzen kombiniert, die sich jede allein n 126. Karsten, 8er p° 290: 226 Karsvene eh prAl und 430. SIerRKarsten, I2cHr pr 228 und Aal. 100 O. Richter, schon als sehr fördernd für die Diatomeenkultur herausgestellt haben, wie Glyzerin, Asparagin und Traubenzucker. Über die Bedeutung des Glykokolls habe ich selbst keine Erfahrungen. Als wichtig für die Dunkelzucht kann sich vielleicht gerade die Unreinheit der Kulturen ergeben. Es ist gar. nicht so unwahrscheinlich, daß durch die Bakterientätigkeit Ab- spaltungsprodukte der organischen Nährsubstanzen erzeugt werden, die erst das »Dunkelwachstum« ermöglichen. Vielleicht wird es auch einmal gelingen, jene zweckmäßige Vereinigung von Stickstoff- und Kohlenstoffquelle zu finden, die mit der Sicherheit eines Experimentes das Wachstum der Diatomeen, speziell der Nitzschia Palea und Navicula minuscnla auch im Dunkeln gestatten wird, so daß wir deren Kolonien, Striche und Stiche, sei es in brauner, sei es in weißer Farbe, auf mit jenen Substanzen versenenem Agar, beziehungsweise einer mit ihnen beschickten Gelatine wahrnehmen werden. Heute ist davon noch keine Rede. Heute können wir bloß sagen, daß auch nach monatelangem Aufenthalte meiner rein kultivierten Diatomeen im Dunkeln”awen 5 Feichlieher Zufuirorganischer Nährstoffe eine nen- nenswerte Vermehrung derselben nicht stattfindet, wohl aber 'eine ganz geringe in.der ersten Zeitrder Verdunkelung und daß das Verdunkeln ihrer Lebens- fahiakeit'keinentEmtragtuf Zum Schlusse dieser Ausführungen über die Bedeutung von Licht- und Dunkel für Diatomeen möchte ich auf die Photo- graphie Nr. 3 verweisen. Sie ist dargestellt nach einem Dauer- präparat, das ich mir von einem meiner späteren Lichtversuche hergestellt habe. Er war in der Weise gemacht worden, daß eine Agarplatte mit Dichtsaat von Nitzschia Palea versehen, mit Schablone bedeckt, im übrigen verdunkelt, von den Licht- strahlen nur durch die Buchstabenstanzen getroffen werden konnte, wie solche Versuche bei der Beurteilung der Licht- empfindlichkeit von Bakterien! sich schon lange eingebürgert haben. Nach erlangtem Resultate wurde die Platte, immer noch gleich ausgestattet, "eintrocknen gelassen, wobei die Diatomeen ars Dana lach, 1897, Pe Physiologie der Diatomeen. 101 abstarben, so daß nur mehr die weißen Panzer zu sehen waren; diese sind photographiert und geben so auch auf schwarzem Untergrund eine sehr klare Vorstellung von dem Versuchs- resultate. In der Folge habe ich mir eine größere Zahl Zinkblech- büchsen machen lassen, die, aus zwei Teilen bestehend, gerade so groß waren, daß die Petrischalen darin untergebracht werden konnten. Zu Demonstrationsversuchen sind übrigens Büchsen, die, sonst gleich ausgestattet, Kristallisierschalen aufnehmen können, sehr geeignet. Jede dieser Doppelbüchsen hat in dem Bodenteil eine rechteckige Öffnung, die beim Versuche unmittelbar an den Glasdosenboden anliegt und die umrahmt ist von Führungen aus Metall, so daß man beliebige Blechschablonen einführen kann. Wesentlich zur Erlangung sehr scharfer Buchstaben- ränder ist der enge Anschluß der Schablone an das Glas. Diese Büchsen lassen sich auch zum Studium der Farbenwirkung verschiedener, auf bestimmte Spektralfarben geprüfter Gläser ausgezeichnet verwenden. Wesentlich für das Gelingen aller dieser Experimente ist die Verwendung von Dichtsaaten. Ich verfuhr später gewöhn- lich so, daßich eine Gelatine-Eprouvettenkultur mäßig erwärmte, bis die Gelatine zerfloß, und davon einen Teil nach Zerschütteln in das noch flüssige, erkaltende Agar der Petrischale goß und verteilte. Besonders bei den großen Kristallisierschalen ist dieses Verfahren anzuraten. Endlich vermeide man bei der Exposition eine vertikale Aufstellung oder Aufhängung der Büchsen mit den Versuchen. Es kommt nämlich trotz aller Vorsicht vor, daß das Kondensa- tionswasser das Agar bei vertikaler Lage großer Scheiben all- mählich rutschen läßt, so daß man beim Nachsehen das ganze Agar zusammengefaltet an der untersten Stelle der Schale findet. Bei einem Neigungswinkel von 30 bis 45° ist eine solche Überraschung sozusagen ausgeschlossen. - Was für das Agar gesagt wurde, gilt mit den entsprechen- den Änderungen auch für die Gelatine. Sehr gut ist auch eine Mischung beider in gleichem Verhältnisse, umsomehr als sich bei der Gelatine an heißen Sommertagen die Gefahr des Zer- 102 OmRTehter fließens einstellt und außerdem die früher schon erwähnten Gasblasen! (»O«-Blasen) wiederholt Anlaß zum Zerreißen der besten Platten geben. Meine zahlreichen” Versuche "nach dieser "Richauas stimmten alle darin überein, daß sowohl die Niizschia Palea wie die Navicula minuscula sowohl auf Agar wie auf Gelatine sich nur wermehrten?in jenen Raumenggen Platte, wohin das Licht gelangen konnte, also unter den Buchstaben. Dagegen vermehrten sichunrezallen dunklen Teilen der Büchse die. Diatomeemznkene Dinebrennaber lebend: Infolgedessen verwischt sich die scharfe Schrift sofort, wenn die Petrischale, aus der Büchse genommen, dem Licht exponiert wird. Es tritt eben Teilung und Koloniebildung auch auf den anscheinend diatomeenfreien Plätzen ein, außerdem wachsen die »Buchstabenkolonien« über ihre Grenzen und bald ist von der Schrift nichts mehr zu sehen als eine zarte Andeutung. Interessant ist auch die nach zwei- bis dreiwöchentlicher Kultur in Agar bei starker diffuser Beleuchtung zu beobachtende Umrahmung der Buchstaben mit tiefbraunen Diatomeen knapp unter den Stanzenrändern, während die Buchstaben weiter innen verblassen.? Erklären könnte man sich diese Erscheinung entweder dadurch, daß man die Annahme vom Nährsalzverbrauch im Innern der Buchstaben und der relativen Konkurrenzlosigkeit der Diatomeen “am Buchstabenrande zu Hilfe nimmt, oder da- durch, daß man sagt, die durch Beugung am Schablonenrand erzeugte Lichtintensität sage bei starker diffuser Beleuchtung den Diatomeen am besten zu, was mir Gelegenheit gibt, noch- mals? auf die Frage nach der günstigsten Lichtintensität für Diatomeen einzugehen. ES Oh 2 Von der Umrahmung mit CaCO, auf Ca- und Si-haltigem Nährsub- strate wurde bereits gesprochen. Vergl. XII., 1c), p. 89. 3 Vergl.‘ Oswald Richter, 1. ce., p. 502: Physiologie der Diatomeen. 105 2. Welche Lichtintensitäten erweisen sich bei der Zucht von Diatomeen am günstigsten? Wie die Beobachtungen von Lorenz, Fuchs, Schmidle u. a.! gezeigt haben, kommen Diatomeen aus der Gruppe der Navicula-Arten noch bei 100 m Tiefe im Quarnero vor. In solchen Tiefen sind aber die Lichtmengen schon kaum mehr meßbar. Andrerseits finden sich viele unserer bekanntesten Diatomeen bei starker Beleuchtung erfahrungsgemäß sehr wohl. Daraus schon leuchtet die Notwendigkeit ein, für die jeweiligen Experimentalobjekte die günstigste Lichtintensität empirisch zu ermitteln. Miquel? empfiehlt für die große Menge der Diatomeen die Aufstellung im Sommer an Nordfenstern bei ausreichendem zaildem Lichte.2 Dem Sonnenlichte dürfen die Kulturen‘ unter keiner Bedingung ausgesetzt werden. »Sous l’action des rayons du soleil..., toutes les diatomees ont peri«.# Die schädigende Wirkung der Sonnenstrahlen beruhe hauptsächlich auf der starken Erwärmung des Diatomeenboden- satzes. Auch bei starker diffuser Beleuchtung sind Lichtschirme und Vorhänge von Vorteil. Im Winter? ist die Belassung der Kulturen an Nordfenstern unvorteilhaft. Sehr starke Beleuchtung verträgt nach Miquel® »die kleine gewöhnliche Nitzschie, die sich fast an allen Orten vor- findet«, so daß man sie direkt zur Vorherrschaft bringen kann, wenn man die Kulturen »den stärksten Lichtstrahlen aussetzt«. Auf der anderen Seite nehmen viele Nitzschien, Melosiren und Cyclotellen mit kontinuierlicher relativ schwacher Gas- beleuchtung vorlieb (Gasverbrauch 50 bis 60 / pro Stunde) und em sertsnach Kr Ooltmanns ale se Bd. p. 193. 2 ra Mng mel, le, 12c2 9.97 und 123. 3, lee, NE, I. Ey oslar = ReoMienwe 1 U lcP2 98 und=l2a. 2 9, Wilemell, U es, 128 RZ Migqwels it, ac pEl7o: 104 O. Richter, im Lichte eines Brenners von 50 bis 100 / Gas pro Stunde ver- mehren sich auf 20cm Distanz die meisten Diatomeen des Süß- und Meerwassers.! In Ergänzung meiner früheren Angaben? möchte ich auf den ersten Vorversuch in der Kieselsäurefrage verweisen. Er dauerte vom 25. Oktober 1903 bis 23. März 1904, fiel also in die ungünstigste Jahreszeit, wo die Lichtintensität ohnehin herabgemindert ist. Daß durch die Paraffinauskleidung die Lichtintensität noch geringer werden mußte, liegt auf der Hand. Darum wurde zur Kontrolle die Kölbchenreihe mit der Paraffinumkleidung angebracht. Der Versuch stand an einem Westfenster. Während nun in allen vier Kölbchen »ohne Paraffin< am 13. November bereits reichliche Kolonien entstanden waren und am 25. No- vember der Boden mit einer Diatomeenschichte ganz bedeckt war, begann die Entwicklung am 13. November erst in einem Kölbchen mit Paraffinumkleidung und erst am 6. Februar 1904 war bei allen Kölbchen dieser Sorte der Boden tiefbraun gefärbt von Diatomeenmassen. Es hatte also die Halbschattenwirkung, die der Paraffin- mantel in den Wintermonaten hervorbringt, in Übereinstimmung mit Erfahrungen Miquel’s? die Diatomeen nicht zur erheb- lichen Vermehrung kommen lassen, doch hatten die Diatomeen die Fähigkeit, bei günstigerer Beleuchtung mit Vermehrung zu antworten, durch die lange Zeit des Versuches nicht eingebüßt. Der Versuch lehrt übrigens, wie notwendig die Kontroll- versuche mit Paraffinauskleidung waren, denn bis zum 25. No- vember sahen die Kölbchen A bis D (Paraffin innen) und A bis C (Paraffin außen) völlig gleich aus, wodurch beim Ab- brechen des Versuches in diesem Momente unsichere Schlüsse bezüglich der Notwendigkeit der Kieselsäure hätten gezogen werden können. Schon der nächste Versuch, am selben Westfenster auf- gehängt, zeigt die völlige Verwischung der Unterschiede bei 19E-. Miguel, I, Alserep. 125 Oswald Rtcehter; lie;, p.903: IR NMigwel, 1.c, P:.97. m Physiologie der Diatomeen. 105 den Kölbchen mit Paraffinumkleidung und ohne Paraffin. Der Versuch währte vom 29. Februar bis 7. Mai 1904. Die Licht- intensität hat in diesen Monaten schon so zugenommen, daß der Paraffinmantel keine wesentliche Lichthemmung mehr vor- . stellt. Ja, die gesteigerte Lichtintensität im April und Mai läßt den Diatomeenbelag in 1) bereits verbleichen, während in 2) gerade zu dieser Zeit das üppigste Aussehen zu bemerken ist. Der nächste Versuch, am selben Fenster gemacht, zeigt nun überhaupt nur in den mit Paraffin versehenen Kölbchen eine Entwicklung. Die Kölbchen ohne Paraffin bleiben wasser- klar. Offenbar unterlagen die wenigen Diatomeen der jeweiligen Impfmassen der zerstörenden Wirkung der Lichtstrahlen und kamen auf diese Weise gar nicht zur Erzeugung einer Nach- kommenschaft. Daß bei späteren Versuchen auch in den Kölbchen mit Paraffinmantel keine Entwicklung mehr zu bemerken war, er- kläre ich mir aus dem Umstande, daß ja bis zur Erkenntnis von der Notwendigkeit der Kieselsäure immer von denselben »Ca- und Si-freien« Agar- und Gelatinestammkulturen ab- Fimpin wurde, so; daß: die "Diatomeen, wie ja auch Ver- aschungspräparate zeigten, relativ wenig Kieselsäure mit- bekamen und nun mit den vielleicht gerade in schwerer lös- lichem Glase gehaltenen Si-Mengen nicht ihr Auslangen zu finden vermochten. Es geht somit aus den mitgeteilten Versuchen hervor, daß en atomeen im besonderen die Nirzschia FPalea, an eine optimale Lichtintensität angepaßt sind, daß sie amızer Zeit im. Falbschatten auszuhalten, "starkem Licht aber bloß einen geringen Widerstand zu leisten Mermösen. Bei meinen Versuchen an den Westfenstern wurde daher immer mit einem Vorhange während der Sonnen- belichtung abschattiert und bei den Nordfenstern vom Monate Mai und Juni an ein durchscheinendes weißes Papier vor den Kulturen, die am Fenster hingen, befestigt, wodurch eine Lichtintensität erzielt wurde, die in paraffinfreien Versuchs- reihen, also N-, C-Versuche, eine prachtvolle Entwicklung ermöglichte. Vor Versuchen, deren Kölbchen durchwegs 106 OmRrehter, Paraffinauskleidungen oder Paraffinmäntel hatten, kann jene Maßregel auch unterbleiben. Eine wie große Rolle der Lichtintensität bei der Diatomeen- entwicklung zukommt, beweist jede Plattenkultur, die man macht. Während man im Winter 14 bis 21 Tage auf makro- : skopisch sichtbare Kolonien warten muß, erscheinen sie bereits in vier bis fünf Tagen im Frühjahr und Sommer. Ich hebe das nochmals hervor, da man beim Lesen des Referates meiner Arbeit im Bot. Zentr.,' wo es heißt: »Nach 48 Tagen wurden auf einer Agarplatte schöne Diatomeen- kolonien von zweifachem Habitus beobachtet«. den Eindruck bekommt, als ob man 48 Tage warten müßte, um eine Kolonie zu erhalten — es hätte betont werden sollen: im Winter — und man sich danach von der Verwertbarkeit der Kulturmethode eine unrichtige Vorstellung macht und an der Zweckmäßigkeit einer Ausarbeitung derselben zu zweifeln be- ginnt. Gerade das Gegenteil ist am Platze. Schon Miquel? erwähnt, wenn es sich hier nicht bloß um die Ausbreitung der Impfmasse handelt, daß Nitzschia Palea nach 12 Stunden eine makroskopisch sichtbare Entwicklung zeigen kann: »La Nitzschia palea abandonne a 32—33° sous l’action d’une lumiere tres vive, pullule si promptement que douze heures apres son ensemence- ment, dans une maceration nutrifice avec de la paille, son developpement est nettement visible a l’oeil nu, alors que beaucoup de cryptogames et de bacteries, ne se manifestent en aucune maniere au bout d’un temps si court dans les bouillons ou on les seme.« 3. Welche Lichtstrahlen sind für die Diatomeen am günstigsten? V. Heurck,? der bis 1892 seit 1886 Kulturen mariner Diatomeen besaß, fand, daß die dunkelblauen Strahlen für das Leben der Diatomeen günstig waren. Miquel* ergänzte diese Be, 22902. BeaNgantel all 12c pro: V. Heurck, zitiert nach P. Miquel, vergl. Note 4. Pan gquiels, #11, 12 c,’Pr9%. PP & DD m 2 Zu ee See Zen ei ee > Physiologie der Diatomeen. 107 Beobachtung dahin, daß noch ein zweites Optimum für die Diatomeenentwicklung im Gelb besteht, in den roten Strahlen sei keine Vermehrung bemerkbar. »L’eminent diatomiste de Belgique, M. le Dr. Van Heurck, qui possede dans son laboratoire une culture spontanee de diatome&es marines depuis 1886, et se continuant encore aujourd’hui, a remarque que les rayons bleus etaient favorables a la vie des diatomees, son observation a beaucoup de justesse; en effet, deux sortes de rayons sont utiles aux diatome£es: les rayons bleus et les rayons jaunes; dans les rayons rouges leur multiplication n’est pas sensible.« Sehr vorteilhaft sei daher die Zucht in weißem Licht unter Dosen aus zimtbraunem Opalglas.! Jede Strahlengattung für sich allein sei natürlich weniger vorteilhaft als alle zusammen, als weißes Licht.” Auch verhielten sich verschiedene Diatorneen verschieden. Pleurosigma Balticum wachse im gelben Lichte herrlich.> Ich möchte aber doch hervorheben, daß an keiner Stelle in Miquel’s Arbeit von der spektroskopischen Überprüfung der verwendeten Gläser die Rede ist. Darnach sind die gewiß sehr interessanten Resultate von den beiden Maxima noch nicht völlig einwandfrei. Meine diesbezüglichen Erfahrungen stützen sich auf Ex- perimente mit Plattenkulturen unter Senebier’'schen Glocken, auf solche mit Strichkulturen, die in mit Kaliumbichromat, beziehungsweise Kupferoxydammoniak gefüllten Eprouvetten * Re NMigueln 1. INesep: 98: ZB Niigruiel 211521. 0,2 P2120: SEeeNiig well IE. se, p. 128. * Herrn stud. phil. Josef Reinelt bin ich für die Idee und Anleitung zu dieser Versuchsanstellung sehr zu Danke verpflichtet, da sie kaum an Ein- fachheit übertroffen werden kann. Dicke Eprouvetten von 31/, cm Durchmesser und 16cm Höhe werden mit der Absorptionsflüssigkeit so weit gefüllt, daß beim Eintauchen der Kultureprouvette die Flüssigkeit bis an den oberen Rand der dicken Eprouvette heraufreicht. Ein durchbohrter Stöpsel hält die Kultur- eprouvette und verhindert das Abdunsten. Um Oberlicht zu vermeiden, ist über ihn und den Wattepfropf der Kultureprouvette eine Kappe aus schwarzem Papier gestülpt. Auch E. Bertarelli hat seinerzeit sehr praktische Eprouvetten für derartige Kulturen angegeben: »Pruvetten zur Anfertigung aerober und anaerobischer Kulturen unter Einwirkung kolorierter Strahlen«, Z. f. B. und P. 1903, 2 2Abt., P-r039. 108 O. Richter, eingetaucht waren, und auf Versuche mit Zsigmondy’schen! Gläsern, welche über den erwähnten Büchsen lichtdicht ange- bracht waren. Leider bin ich bis heute zu keinem abschließenden Urteile nach dieser Richtung gelangt, weil mir der Einwand der zu niedrigen Lichtintensität hinter Kupferoxydammoniak zu schwerwiegend erscheint, um meine für die Wirkung gerade der blauen Strahlen ungünstig sprechenden Experimente unter Senebier’schen Glocken und in den genannten Tuben zu denen van Heurck’s und Miquel’s in Gegensatz zu stellen. Vor- läufig sprachen nämlich alle Experimente nur für eine fördernde Wirkung im gelben Spektralteile. Mit Zsigsmondy’s Gläsern habe ich erst in einem Sommer gearbeitet, also noch viel zu wenig, um mit den betreffenden Notizen vortreten zu können, doch verspreche ich mir von ihnen noch das meiste. Wenn wir also die bisherigen Beobachtungen über die Lichtfarben in ihrer Wirkung auf Diatomeen miteinander ver- gleichen, "so "müssen wir uns leingestehen dasssehe Strahlengattung, die auf das Diatomeenwachstum am günstigsten wirkt, bis heute noch nicht einwand- renerm ittelt ist 4, Über Phototaxis der Diatomeen. Von Stahl?rühren, wie bekannt, die ersten Beobachtungen über Phototaxis bei Diatomeen her; sein Versuchsobjekt war eine Navicula. Verworn? hat dessen Beobachtungen über positive Phototaxis bei schwacher und negative bei starker Beleuchtung bestätigt und mit seinen Versuchsobjekten, der Navicula brevis und einer nicht näher bestimmten Stauroneis. I R. Zsigmondy, Über Farbgläser für wissenschaftliche und technische Zwecke. Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1901, Heft 4. 2 E. Stahl, Über den Einfluß von Richtung und Stärke der Beleuch- tung auf einige Bewegungserscheinungen im Pflanzenreiche. Bot. Zeitg., 1880, p- 38. 8° M.. Verworn, Psycho-physiologische Protistenstudien. Jena 1889, p. 46 bis 50. Physiologie der Diatomeen. 109 Experimente über die Wirkung verschiedener Farben auf die Phototaxis angestellt; dabei erwiesen sich als allein wirksam - die kurzwelligen Strahlen. Die Versuchsanstellung! war dabei stets die, »...daß ein Tropfen des diatomeenhaltigen Wassers auf eine Glasplatte ge- bracht wurde und in die Mitte derselben ein mit Diatomeen dicht besetztes Schlammstückchen gesetzt wurde...« Auf die Glasplatte, die in ein schwarzes Kästchen gegeben wurde, fiel durch eine Öffnung Licht. Später hat Miquel? bei seiner Versuchsanordnung für mikroskopische Untersuchungen an Diatomeen deren Photo- taxis wieder beobachtet: »Aussi pour la culture de certaines diatomees, surtout de celles qui viennent chercher la lumiere, on expose la cellule a l’action des rayons...« Er hat dazu eine eigene Kulturkammer konstruiert, über die im Originale nachgelesen werden muß. Bei meinen Versuchen mit Agar und Gelatineplatten® konnte ich durch Zerziehen der Kolonien in der Lichtrichtung die Phototaxis für Navicnla minuscula und Nitzschia Palea nachweisen. In der Folge habe ich bei einer Unzahl von Platten und Kulturen anderer Art diese Erscheinung immer wieder gesehen, so daß es ganz zweifellos ist, daß die Diatomeen im stande sind, bei geeigneter Versuchsanstellung das Licht auf- zusuchen. Es mögen nur mehr einige Rezepte angemerkt werden, die es gestatten, das Phänomen in geradezu klassischer Schön- heit zu demonstrieren. 1. 200 cm?-Kölbcehen werden bis zu 11/,cm Höhe mit anorganischem Agar oder Gelatine gefüllt, sterilisiert und erkalten gelassen, darauf mit fünf Stichen Diatomeen in Kreuzesform eingetragen. Nach kurzer Zeit wan- dern die wachsenden »Auflagen« gegen das Licht. . Auf analog beschickte Kölbchen werden Diatomeen in einem Striche geimpft und dieser senkrecht zum Lichteinfall eingestellt. Die gelungene Kultur sieht wie gekämmt aus. D&D 1 M. Verworn, 1. c., p. 46. 2 Pr Miguel, WM, Lies’ p.-166. a Oswald Riehter, I:c,, p. 503. 110 O. Richter, 3. Stichkulturen mit Agar oder Gelatine (vergl. Fig. 7, 8), ans Fenster ge- hängt, zeigen alsbald einen ganz einseitigen Bau und schicken ihre Diatomeenmassen, Strahlen gleich, gegen das einfallende Licht. Eine besondere Erwähnung verdienen jene Fälle von Gelatinestrichkulturen, die, bei gleicher Beleuchtung wie die genannten Stichkulturen hängend, die Nitzschien büschelartig von dem einfallenden Lichte weg gegen das Zimmer hin wachsen ließen. Zunächst konnte natürlich in Anbetracht der zitierten Beobachtungen von Stahl! an negative Phototaxis gedacht werden. Dabei mußte nur auffallen, daß die Nitzschien in den daneben hängenden Stichkulturen, wie schon bemerkt, gegen das einfallende Licht strebten. Betrachtete man nun solche Strichkulturen genauer, so war eine starke Konzentration des Eichtes Aureh die ‚Gelatine ander der Kichrseite abgewendeten Eprouvettenseite zu bemerken. Was hier vorlag, war also wieder positive Phototaxis, nur hatten die Diatomeen zwischen zwei starken Lichtquellen die stärkere herauszufinden gewußt. Das gibt mir Gelegenheit, auf die interessante Arbeit von Chmielewsky? hinzuweisen, der nachgewiesen hat, daß das, was gewöhnlich als negative Phototaxis bezeichnet wird, als »scharf ausgedrückte Erscheinungen positiver Phototaxis« auf- zufassen sei, eine Tatsache, die sich einfach daraus erklärt, daß man nie auf den Strahlengang im Hängetropfen Rücksicht ge- nommen hat. Nach seinen Untersuchungen sind jetzt auch die Bemerkungen Stahl’s und Verworn’s über negative Photo- taxis der Diatomeen fraglich geworden, bestimmt läßt sich nur das Eine sagen: Die Diatomeen zeisenzbei geeigneten Vezeneh anstellung positive Phototaxis. Da hier von Beziehungen der Diatomeen zum Lichte die Rede. ist, möchte ich im Vorbeisehen die von Schu rStahl,nlc p.838. 2 V. Chmielewsky, Über Phototaxis und die physikalischen Eigen- schaften im Kulturtropfen. Beil. z. bot. Z., Bd. &1,21904.H21, 7.022 3 F. Schütt, Die Peridineen der Planktonexpedition. Kiel und Leipzig, 1899, pP. 110. Physiologie der Diatomeen. 111 KarstenZ und -Benecke? bei Diatomeen beobachtete Reiz- plasmolyse erwähnen, die darin besteht, daß die genannten Alsen auf Reize, 2. B. den Lichtreiz, mit Zurückziehung des Plasmas reagieren. Fassen wir sonach unsere derzeitigen Kenntnisse über die Lichtwirkung zusammen, so werden sie sich in den folgenden Sätzen kurz wiedergeben lassen: 1. Für die Diatomeen Nitzschia Palea und Navicula mi- nuscula ist derzeit Licht zu ausgiebiger Entwicklung absolut notwendig. Für Navicula perpusilla soll es nach Karsten bei reichlicher organischer Ernährung entbehrlich sein. 2. Die geringe Wachstumsförderung und Zellvermehrung die Karsten bei seinen Zählversuchen mit Nitzschia Palea in Dunkelkulturen feststellte und ich bei Gelatinedunkelkulturen von Nitzschia Palea und Navicnla minuscnla beobachtet habe, dürfte sich als durch physiologische Nachwirkung bedingt herausstellen. | 3. Gefärbte wie farblose Diatomeen vertragen eine lange Verdunkelung ohne abzusterben. 4. Die braunen Diatomeen sind auf eine bestimmte Licht- intensität gestimmt, die als optimal bezeichnet werden kann. 0. In gelben Strahlen gedeihen die Diatomeen nach meinen Untersuchungen sehr gut; ob diese Strahlengattung die einzige ist, die ihr Gedeihen fördert, oder ob noch andere Strahlen als besonders günstig bezeichnet werden können, ist derzeit noch nicht einwandfrei ermittelt. 6. Die Diatomeen Navicula sp., Navicnla brevis, Stauro- neis sp. zeigen nach Stahl’s und Verworn’s, gewisse andere nach Miquel’s, Nitzschia Palea und Navicula minuscula nach meinen Untersuchungen zweifellos positive Phototaxis. Die negative ist durch einige meiner Experimente im Hinblick auf Chmielewsky’s Arbeit fraglich geworden. 1 G. Karsten, Die Diatomeen der Kieler Bucht. Wiss. Meeresunters., herausgeg. von der Komm. zur Unters. der deutschen Meere etc. Abt. Kiel. Ne, Bd. 4,1899. NV Bene.cike,].c 107994 bi5558 12 O. Richter, AV. Alter der Diatomeenkulturen. Gelatinekulturen halten sich am längsten. Ist die Gelatine so weit verflüssigt, als der Stichkanal gereicht hat, so sintert die Diatomeenmenge langsam zusammen, immer verflüssigend, und sinkt dabei bis auf den Boden der Eprouvette; hier erhalten sich nun die Diatomeen jahrelang im Licht am Leben. Ich habe heute noch einige meiner ersten Reinkulturen, die noch völlig lebenskräftig aussehen. Aber auch von Agarstichkulturen besitze ich welche vom ‘. September 1904 und ich bin überzeugt, wenn ich die betref- fenden Eprouvetten außer dem Wattepfropf, wie ich dies mit Anabänen und Oszillarienkulturen vor zwei Jahren getan habe, mit Kork und venetianischem Terpentin vor dem Aus- trocknen geschützt hätte, würde ich sie noch ebensolang erhalten können. AV. Genügsamkeit der Diatomeen. Das eben Erwähnte gibt einen Beweis für diese hervor- ragende Eigenschaft besonders der Nitzschien, eine Eigen- schaft, die für eine ganze Menge von Versuchen vom Experi- mentator störend empfunden wird. Ein Agar, gut gewässert und mit den anorganischen Salzen versehen, ermöglicht bei Ausschluß von Stickstoff ein gutes Gedeihen. Die Spuren von Kieselsäure, die bei der Sterilisation aus dem Glase gelöst werden, reichen zur Entwicklung der Algen in Paraffingefäßen aus und dieselbe Genügsamkeit gestattet uns heute in der Ca- Frage noch kein abschließendes Urteil. Auch wird es nie gelingen, ein positives Auxanogramm zu erzeugen, wenn man nicht mit Berücksichtigung jener Eigenschaft zu einem Agar ohne jeden Zusatz greift. Daß man sich zweckentsprechende Gelatine ohne Salzzusatz erzeugen kann, erscheint darnach selbstverständlich. Physiologie der Diatomeen. 113 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der vor- liegenden Arbeit. 1. Vorläufig ist es für die Diatomee Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. bewiesen, daß sie Kieselsäure unumgänglich notwendig hat. 2. Es ist sehr wahrscheinlich gemacht worden, daß sie und die Diatomee Navicula minuscula Grun. V.H. ohne Ca nicht auszukommen vermögen. 3. Magnesium ist in Übereinstimmung mit früher bereits mitgeteilten Befunden als notwendiger Nährstoff für Nitzschia Palea und Navicula minuscula erkannt worden. 4, Beide Diatomeen vermögen den organisch gebundenen Stickstoff zu assimilieren. Am besten eignet sich von den unter- suchten organischen Stickstoffquellen Asparagin und Leucin. Freier Stickstoff wird von der Navicula sicher nicht, von der Nitzschia Palea wahrscheinlich nicht verwertet. 5. Beide rein gezüchtete Diatomeen werden im Lichte bei Darbietung gewisser organischer Substanzen ungemein geför- dert, da sie die Fähigkeit besitzen, Kohlehydrate und höhere Alkohole zu verwerten. 6. Die beiden kultivierten Diatomeen kommen im Lichte auch ohne Sauerstoffzufuhr aus, da sie sich den OÖ selbst zu erzeugen vermögen, scheinen aber trotzdem an eine bestimmte Sauerstoffzufuhr von außen angepaßt zu sein. 7. In Übereinstimmung mit Miquel’s und Karsten’s Befunden an Diatomeen und denen von Molisch für Grün- und Blaualgen wurde eine schwach alkalische Reaktion des Nährsubstrates als zweckmäßig erkannt. Ss. Im Anschluß an frühere Experimente wurde festgestellt, daß sich die beiden Süßwasserdiatomeen bei den vorhandenen Versuchsbedingungen auch durch Gewöhnung an keinen höheren Kochsalzgehalt als einen zweiprozentigen anzupassen vermögen. 2°/, ClNa stellt also die obere Grenze für ihr Ge- deihen vor. Andrerseits wurden Meeresformen bereits auf 1°/, ClNa-haltigem Agar gezogen. 9. Es gelang, durch Ca-Salze auf nährsalzfreiem gewäs- serten Agar positive, auf nährsalzhaltigem durch andere, nament- Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 8 114 O. Richter, lich sauer reagierende Stoffe negative Auxanogramme hervor- zurufen. 10. Mit Hilfe der Auxanogrammethode konnte die oligo- dynamische Wirkung von Kupfer- und Nickelmünzen auf Diatomeen zur Anschauung gebracht werden. 11..Von Ausscheidungen der Diatomeen wurde Kohlen- säure beobachtet, die sich durch Bildung von CaCO, in Ca- reichem Substrate verriet. Mit Sicherheit konnte festgestellt werden: ein gelatine- oder eiweiß- und ein agarlösendes Fer- ment. Das Gas, das in Gelatine- und Agarschüttelkulturen im Lichte beobachtet werden kann, ist der Hauptmasse nach höchstwahrscheinlich Sauerstoff. 12. Die kultivierten Diatomeen brauchen zu ihrer Ent- wicklung Licht, doch können sie eine monatelange Verdunk- lung ertragen. Die auch von Karsten beobachtete geringe Vermehrung im Dunkeln dürfte sich aus einer physiologischen Nachwirkung des Lichtes erklären. Die gelben Strahlen haben sich für das Gedeihen der Diatomeen sehr günstig erwiesen. Ob sie die einzigen günstig wirkenden Strahlen sind, bleibt noch zu untersuchen. Zum Schlusse sei es mir gestattet, meinen Dank meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. H. Molisch, zu wiederholen für die gütige Überlassung der mit so viel Mühe gereinigten Nährsalze sowie für die vielen Anregungen, Winke und Rat- schläge, die mir von seiner Seite zu teil wurden, dann aber meinem Freunde Franz Ruttner, Demonstrator des pflanzen- physiologischen Institutes, der mir durch seine Kunst im Photo- graphieren ganz wesentliche Belege der Arbeitsergebnisse ver- schafft hat. Physiologie der Diatomeen. 115 Figurenerklärung. Tafel IV. Fig. 1. Zwei Kölbchen mit Paraffinauskleidung a) mit Kieselsäurezusatz, b) ohne » vergl“ liext P286: Fig. 2. Ein Versuch mit Gelatine verschiedenen Kochsalzgehaltes, durch- geführt mit Nitzschia Palea (Strichkulturen): Mit steigendem Kochsalzgehalte geringere Entwicklung. 20/5, ClNa gibt unter diesen Verhältnissen deren obere Grenze ana Verol> Text p,80. Fig. 3. Wiedergabe des auf p. 100 beschriebenen Lichtversuches. Tafel V. Fig. 4 und 5. Darstellung des auf p. 69 beschriebenen Versuches über die Assimilation der Kohlehydrater und Alkohole durch Diatomeen. Die Zahlen bedeuten: 1 2 3 4 5 6 7 Rs) 9 10 hl Stammgelatine, mit mit mit mit mit mit mit mit + mi mit Der in Fig. 4 dargestellte Versuch den Fig. 5 wiedergibt, mit Navicula minuscula durchgeführt. Wenn es in der Photographie Fig. 4 in 3) und 4) den Anschein ge- winnt, als ob die Entwicklung in diesen Eprouvetten eine Erythritzusatz, Mannitzusatz, Dulzitzusatz, Milchzuckerzusatz, Traubenzuckerzusatz, Lävulosezusatz, Rohrzuckerzusatz, Maltosezusatz, Inulinzusatz und Glyzerinzusatz. wurde mit Nitzschia Palea, der, geringere wäre als in 1), so hat das seinen Grund darin, daß fast die ganze große Diatomeenmasse infolge der früher auf- tretenden Lösung der Gelatine heruntergerutscht und zusammen- gesintert ist und sich unten — in der Photographie sieht man tiefdunkle Stellen — angesammelt hat; vergl. Text p. 69 und 92, g# 116 OxRichter, Fig. 6. Stellt einen Versuch über Oligodynamie dar. Soweit als die unendlich kleinen Mengen Nickel des Zwanzigheller- stückes reichen, die sich im umgebenden Agar gelöst haben, sind alle bei der Impfung eingetragene Diatomeen abgestorben. Erst außerhalb dieser Giftzone ist üppige Entwicklung zu be- merken: ein negatives Auxanogramm; vergl. Text p. 85. Fig. 7 und 8. Sollen in meiner ersten Arbeit noch nicht wiedergegebene Gelatinestichkulturen zeigen, den großen Unterschied derselben je nach der geimpften Diatomee klarmachen und sowohl zur Illustration der in solchen Kulturen sehr schön auftretenden Phototaxis (vergl. Ni und Text p. 110) als der fortschreitenden Gelatinever- flüssigung dienen (vergl. Text p. 90). Wie die gleichalten Kulturen zeigen, ist diese bei der Nitzschia Palea (Ni) viel intensiver als bei der Navicula minuscula (Na), so daß man entweder von einem stärker peptonisierenden Fermente bei ihr sprechen kann oder von größeren in gleicher Zeit abgeschiedenen Mengen eines gleich starken. Physiologie der Diatomeen. Inhaltsangabe. Einleitung Re ee Me ee Rayaie - Kapard) age wre, Toten SR: Historisches über Reinkulturen und die a sphrsichbere ae Dia- tomeen Io Die Nötweidigkeit de en für die Diatomee Nitzschia Palea (Kütz) W. Sm. a) Orientierende Versuche 17 1. Tabellarische Zusammenstellung ae ne: Taf.IundlI 2. Zusammenfassung der Ergebnisse der Vorversuche . 3. Ein anscheinend widersprechender Versuch (vergl. auch Taf. I) b) Entscheidende ns an die N owend kei Een Kiesel- säure für das Gedeihen der Nitzschia Palea . Is \orbereituneen „2... o.. Destillation . a ws B. Hersteilung der Nährlösung mic 5 2. Die eigentliche Versuchsanstellung (vergl. auch Taf. II) 3. Zusammenfasssung der Ergebnisse (vergl. auch Taf. II) c) Historisches über die Notwendigkeit der Kieselsäure 1. Für Diatomeen (widersprechende Anschauungen, Mem- branbildung) . ZeRursandererbllanzene.en. as la ee ein ce II. Die Notwendigkeit des Ca für die Diatomee Nitzschia Palea und Navicula minuscula . R 2% ER > II. Die Notwendigkeit des Mg für die Dee lan Br und Navicula minuscula ; B IV. Über die Notwendigkeit g nen N für die ne Nitz- schia Palea und Navicula minuscnla sowie deren Fähigkeit, organisch gebundenen Stickstoff im Lichte zu assimilieren . Historischesurjetz ana Bmnbaer i . Versuchsanstellung a ER N EN EFADEN ER I EEE DD. 2. 5» Taf. . Zusammenfassung der Ergebnisse . Po@om m . Frühere Erfahrungen über Stickstoffernährung; eigene und die anderer an Diatomeen, welche geeignet sind, die Ergebnisse der großen Versuche zu stützen . 33 39 37 37 60 118 Os Riehter, Seite Bemerkungen über die von Miquel, Benecke und Karsten beobachtete Reduktion der Chromato- phoren mE - 5 - 64 5. Ausblick auf die Bedeiine N De für die Fluß- reinigung 66 V. Über die Assimilation von Kohlehydraten durch die Diatomeen Nitzschia Palea und Navicula minuscula 67 1. Versuche mit Gelatine . 67 Historisches : 67 a) Versuchsanordnung 68 BD) Versuchsersebnisse 2... 20.2 ce 69 2. Versuche mit Nährlösungen 70 a) Versuchsanstellung ee DL Do), Vabellenze ne 5 EEE a. 1 c) Zusammenfassung de ae: Be: Zi VI. Über das Verhalten der Diatomeen Nitzschia Palea und Navi- cula minuscula gegen den atmosphärischen und den von der Nährsubstanz absorbierten Sauerstoff . 73 VI. Die Reaktion der Nährlösung und des Nährbodens . 75 VIII. Einfache Rezepte zur Darstellung einer Nährgelatine für Diato- meen a 78 Zusammensetzung eines guten Agars 78 IX. Der Einfluß verschiedener Kochsalzkonzentrationen auf das Wachstum der beiden kultivierten Diatomeen 79 X. Auxanogramme er. 83 Positive Auxanogramme . 83 Negative Auxanogramme 84 XI. Versuche über Oligodynamie 84 XII. Ausscheidungen der Diatomeen , : jo. 86 1. Versuche über Säureabsonderung bei Diatomeen 87 a) Mit Lackmusgelatine . 87 b) Mit CaCO; . > - 87 c) CaCO,-Abscheidung dlajaht Diatomesh . 88 2. Versuche über die Abscheidung von Alkali. 90 3. Versuche über die Ausscheidung von Fermenten 90 a) Ausscheidung eines proteolytischen Enzymes . 90 b) Ausscheidung eines agarlösenden Fermentes 92 c) Versuche über die Ausscheidung eines diastatischen Fermentes - Er. 3 92 dA) Versuche über die ee erne Snder Stoffe £ 92 e) Versuche über die Ausscheidung und Entwicklung von Gasen . 93 Physiologie der Diatomeen. XII. Der Einfluß des Lichtes auf die Diatomeen, im besonderen auf Nitzschia Palea und Navicula minuscula , ee 1. Gedeihen die genannten Diatomeen auch im Dankeine Historisches, eigene Versuche, »photomechanische Zell- teilungsinduktion«, die Antwort auf die obige Frage, eine neue Versuchsanstellung mit Blechbüchsen für Lichtversuche mit Algen en : er 2. Welche Lichtintensitäten erweisen sich bei nie Zucht von Diatomeen am günstigsten? / Historisches, eigene Versuche. Antwort auf die obige Frage. Zweckmäßige Vorkehrungen bei der Diato- meenzucht . SE. 1 ee ER SE ie 3. Welche Lichtstrahlen nd für die Dieloreen am gün- stigsten ? Historisches, eigene Versuche. Praktische Kultureprou- vetten für Untersuchungen mit farbigen Lösungen. Derzeitige Antwort auf die obige Frage . 4. Über Phototaxis der ‚Diatomeen: Historisches, eigene Untersuchungen. Ergebnis Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse über den Einfluß des Lichtes auf die Diätomeen . SeNiter der Diatomeenkultuten .. .. . 22. 2... BzEgenuesamkeitider Diatomeen. . . „ .n.nımnn. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit . TIEREN A ne 119 Seite 94 94 103 106 1085 al 112 112 113 115 5 3 ” 4 “, a a 10 y 2.05 u e S 1 Br: Det a A ir ? EN WE Fi i; ds ua u B { R Ar im 12677 E Bann) FREENET OR 18 are PIEIHSrtrE Er ertn 4 4/3 13 per E 5 ”r - Be A An versin 3 er $ 1 31) 2% Ne pe - EN a ß u BE Brote 35% ie e SS Boss Sr HH dene i , 2 h: Ya . ER ? en P Mi; 2 RE VRERERER R : ara, ol Ba, r; A re 2 Ci e 2 e- Er} x BA RN TE.7 SL E2 ER ZU 3 SE en 5 u a 2. N > ER: u 5 , 4 . Dr Er u: ANDERE RE ENERHNERR ie ee er en Wo i en A u r . en 2 - AR A 2 ne x ne E ” . R a e ae) Richter, 0.: Physiologie der Diatomeen.. | Vorversuche I-I über die Notwendi vom 25/x.1903. 005 statt O2gr Mg50, auf 12H,0 d.h: 1000grH,0 02 . KNo, 005» MgSo, Spur FeSo, n Anm: Paraffin innen - Paraffinaus Paraffin aussen = Paraffin-Mantel. AB,CD, bedeuten die Hölbehen. ER & M.Vorversuch S von: 30.A1.190%. $1 S SI N u NEAR ll 1° | Anm: Phenolpht.- eine Hölbehenreihe, be ‚gekochten dest. Wasse Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss,, n Tafl. t der Kieselsäure für die Diatomee Nitzschia Palea. Bezenaben _2/v. WINE FEN BEE BEE Anm: D,ad KzSi,o; A erhielt I grösseres In 0; B „1 kleines ) Gran 2 D), Die Paraffinstücke wurden nieht sterilisiert. M. ?9° zarte, dünne, kleine \g} dicke,grosse Diatomeenpanzer. MW. P-Piüzrasen. -Paraffin innen un 01%. K2 5130510052, Sennmm 9 Aue Ha ala hc fi? afale alale des Hölbchen mit 70 ccm Stammlösung 10 cem, in Glaskolben elt, das eben die Phenelphtaleinprobe gab. turw. Klasse, Bd.CXV. Abth.L1906. Lith.Anstv.Th BamnwarthWien. Richter, 0: Physiologie der Diatomeen- Vorversuche I-II über die Notwendigkeit der Kieselsäure für die Diatomee Nitzschia Palea. Taf. Ir.Vorversuch. P vorn 29/ı1.190%. Stammlösung: looogr Hz0 1.Vorversuch 02 » KNo, vom 25/x.1903. 02 . K2HPo, Stammlösung, 005 » Mg50, Molisch's Spur FeSo, sung » Ca frei = » Ca freis mit 005 statt 0297 Hg So, auf’ 114,0 d.h: 1000grHz0 02 . KNo, 02 »KGUPo, 005- 3930, Anm: B “ - an . rast : D.ad K2Si20; A erhielt I grösseres Stückchen, K,Siz 0; Anm: Paraffin innen - Paraffinauskleidung. B u I kleines r Parafhın aussen - Paraffin-Mantel. (a ER AB,C,D, bedeuten die Holbchen, ID), Die Paraffinstücke wurden. nicht sterilisiert. M. %V zarte,dinne;kleine dicke,grosse Diatomeenpanzer. W). P- Püzrasen. Paraffin inwen - enolpld. \005%8, Sta 05|001% Kz 51, 0;|005xWa,5%, 0; I.Vorversuch £ 112 .€]4 2 ch Tell [ela BIC - von 0/Ar.190%. E S Stammlösung: vgl). Anm: Phenolpht.- eine Kölbehenreihe, bailer jedes Hölbehen mit 70 com Stammlösung 10 com. iv Glaskolben ‚gekochten dest:Wassers enthielt, das eben. die Phenelphtaleinprobe gab. B ü v.Th.Bannwarthien. Sitzungsberichte d.kais. Akad.d. Wiss,mäft-naturw.Klasse, Bd.CXY. Abth.L1906. ER ae: , de u, SEES BEE DEERTERNET EEE BE: EIEAEANGILARANA EIFAEALG EIEARANG FILAEANG EIEAEANGE Sa Bis Da SER ERNEN. 9oR5%y Baychumayranp %10.0+ gamqdorun day] SyonsaaA\ IpuapIayasyuy Richter, 0. Physiologie der Diatomeen. 'e9Jed EIYDSZIIN 99WOJFEL( 9IP any aınesTasaTy ap EEE N: = ” In, L ALU YONSLAA AT 1ıba. "Öumsoyunummg "HOT TA/zr UOA yansaaa Tl HOBL IAygy WR Zunydurmey yoeu yonsaaı 9gposaalT “rogay ındg «"ogSBw “soo OIHUd“ 20 Fony ab 20 ISPISPOH 000 :Dumsoqurumgg: 06T Algr ULQA YONSIONT Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss.,n Taf I. WASTTUIS IST ug] SI WAND UND - 104 Ap ur Bunyas = Zny IP 40a PNA Bunsopurunzg Ag "YPS1JOW-JOLT Sop Binpunumg op sun upuaboayy ap 701090209 % uapyuo Jun Dunydurmapy 10p oa vopma WsDIzpg-g :Urup a 8 Be — L > S re RR 82 e=) = cz = 73: 2 9% "02 Ei er: u 2a, ‘9 902150 2200]70 78 v1 %800 | fo 215 27 %50.0 1 POLRSONZ 2; 5o0 7 yg, auman U9Ssnn e —— U2UUr U2JJPIDT - : UASLPADT ösgp seL d Mer Algz Argı Alz ..‘.’ AL/ 1...‘ 0£ >. eo I DEREN TEN) : Gr Pegoag a eR %0787)2900+ 072 N 057) 730.0 + ap Fo m730.0+ onp | 7909 2500 + orp] ©0907 2500+ onp 2500+ uUypPg ti 0 \ P sel ANAL OYONSUHALON 'B9Jed EIYOSZAN 99WOJEII ATP any aanes[asary ap TOTSTPUSMJON aLp aaqn "0997 undg "osbw " 500 OH " 2.0 EONH " 20 0774 9001 :DumsojuzumJg "3061 I/,z UIoA UOGTOMEITE mUL YONSAIATON AT ”ogag «mdg H0shm “ 200 %0IHEY “« 20 EoNY " 20 0% 4b 9001 :DUMSONUIUIAS "H06T Al, WOA YONSIAAIOA A Lith.Anst.v.Th.BannwarthWien. aturw. Klasse, Bd.CXYV. Abth.1.1906. = = ER © I B oO Entscheidende Versuche = Ru über die Notwendiskeit der Kieselsäure für die Diatomee Nitzschia Palea. EN ILIWENUISKEIL 5 © 2 Der we 3 O8: I.Versuch = vom 3A 1904. 3 Stammlösung: a 1000 H,0 dest.dest. = 5 02 gr KNo, = 02 „PR,HPo, = 005 « Mg30,* r Spur Feso.,* S hier unterblieb +001% > dee die Neuimpfung KaStz05 IL. Derselbe Versuch [verande £ nach Neuimpfung am 31.1904. IL Versuch vom 12/1.190%, R Stummlösung:vgLl W.Versuch vom 7/m.1905. Stammlösung:igll Vorversuche WuV über die Notwendiskeit der Kieselsäure für die Diatomee Nitzschia Palea. V. Vorversuch vom =. 190%. Stammlösung: 1000 gr Hz 0 02 = ANo; 02 » KaHPo, 005 » Hg3oy, Spur #e5o, -IO6LTWAYAXOPA SSSEpy mmgarpma"ssim pP Pal’ SIEy pP AyorIoqsdunzyg Die Stammlösung wurde vor der Auf- teilung in die Kölb - chen m einem blas- Be 2 - araffın innen - kolben 2St.sterüisiert. WV.Vorversuch [ba g 2 2 = Piolosihhact I nt] 0052282 57205 1005228: 5120;]0052 Ca St; 05 mit IL-Kolben. I Burn. vom 27/1.190%. Stammlösung: 1000 gr H30 02 „HNO, 02 » KzHFo, 005 „ HgSo, Spur Fe So, Anm: P-Pizrasen, wurden vor der Neuimpfung in D entfernt. * bezeichnet die Reagentien aus der Sammlung des Prof Molisch. 15 = > 2 < 3 z = & 3 AR D x ichter, 0.: Physiologie der Diatomeen. ” Stickstoff-Versuche. LVersuch mit ee -7 13-3 (C.1014-7 Se Nitzschia Palea | RR | : SEITE A| vom 11.1904. _——- ME Ffreie Stammlösung: BEA OO mE HM Enz: | se ze | DE BES BEE |] Be Bra! | — BAER A| ee ea / BEBERE s Slalbilks 2 0 IVersuch mit Nitzschia Palea vom 5/m. 1905. u.) |» ne ____ Nancıla min. Bi vom °/vu.1905. 16/yım. | MM Stammlös.wiebei | 3,/x. 4 21/0. | _ Anm: adı 15,10 bedeutet 1, 5,10 pro Mille des b A,5,C, sind die Bezeichnungen der Köu ad Zul. A,B erhielten stets 01%, CD Pepton wurde wegen der sonst zw derum Werte gab, die 01% nahe Dabei war bei der Berechnung Cy2 Ayjz Njg OS uı Ermange D. Husemann A Dıe Pflanzenstoffte. EZ) Dammer 0.u.Rung E Chemisches Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss. Taf M. Ammmüm- Kalisalpeter Peptor lbumın pur EEE u Poster Be Ber ze) | |. BE U Ni Be 1 Bi: Bene me. ]:;: + Be: nn ne | |) Bi | Bar | Be ae ze | ı De zer! | WM In a BEEEEE A u - Sa ri Be | Be „ln rau anni 14 Ce) D14 Cc' DI4 4 C\D1A. Se En D- En Er Rene ei] - BED Br | Zum INS Ve il ME: I) EN || nden, Stoffes. Das güt auch bei, den Kohlehydrat-Versuchen zugesetzten Körpers, nur beim Albumin und tenden. Konzentration, Zyggverwendet,was wie- R. d ID die alte Lieberkühn'sche Formel für Eiweiss r für Pepton die für Parapepton Cy,4,Hs2,N26 50,5 IB. 3.239. öpterbuch, Stuttgart 1892. 5.586 (Syntonin). ith.Anst.v.Th.Bann Ien. ı-naturw.Klasse, Bd.CXV. Abth.1. 1906. Lith-Anst.v.Th.Bannwarth,Wie chter, 0.: Physiologie der Diatomeen. Taf II. | Stickstoff-Versuche. TE uelnt Dur 4A Bav:ad Bi FEssee 10a get e-104- Col a-1 == pro. Nitzschia Palea N u — vom 11.1904. | Irfreie Stammlösung: 1000 an? H, 0 dest 02 gr KUPo, 005» Mg50, Spur FeSo, 005% CaSiz 0; in. Stücken. in ‚Jedem Kolben. Versuch mit Nitzschia Palea vom 5/vn. 1905. Hfreie Stv 1000gr Hz 0 02 » K,HPo, 005 » Mg350, 02 » Callz MmVersuch mit Navicula min. vom °/v1.1905. Stammlös.wie bei IL Anm: ad L 15,10 bedeutet 1, 5,10 pro Mille des betreffenden Stof}es. Das gilt aueh, bei der Kohlekydrat-Versuchen AB,C, sind die Bezeichnungen der Kölbchen: adult. A,B erhielten stets 01%, C,D 100 des zugesetzten Körpers, nur beim-Albumin und Pepton: wurde wegev der sonst zu, bedeutenden, Konzentration, Zöggverwendet, was wie- derum Werte gab, die 01% nahe kamen. Dabei war bei der Berechnung maßgebend T) die alte Dreberkühn'sche Formel tür Eiweiss Cy2 Hyyz Njg 0225 End in Ermangelung einer für Pepton die für Parapepton C,,4H,2,.N56 80,29 D. Husemann A Dıe Pflanzenstoffe.Berlin 1882 5.235. D) Dammer O. u.Rung E. Chemisches Handwörterbuch, Stuttgart 1892. 3.586 (Spntonin). & Lith.Anst.v.Th.Bannwarthien. Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss, math:naturw.Klasse, BA.CXY. Abtlı.T.1906. 27 a: Richter, 0.: Physiologie der Diatomeen. Kohlehydrat-Alkohol-Versuche mit Nitzschia I.Versuch TTa v.>/Ar-B/v. 1904. on Steaummlösung: 7000 grHi, 0 02 » KzH.Po, 02 »MgS0, 02. KXo, Spur FeSo, * (ai, o; I.Versuch v Wr-BAx.1904, I tommlosung: 7000 gr Hz 0 02 » BA. Po, 005» 21950, 02 » KNoz Spur FeSo, Zach ae cm I jeden Köln. | 15 NZZ MINI Z Anm: _A,B,C bezeichnen die Kölbehe Zeichenerk Unterblieb ın einer Versuchsreihe die Aufstellung einer a sn wurde dies in derenfsprechenden Kolumne duscheinen schräg die erste Kolonie. kleine Kolonien in steigender Henge. massenhaft kleine Kolonien. grosse Kolonien üv zunehmender Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss,, Taf W. 2 YMe Mmulö 12)Galaktose_ ve -/0 Bi 2 - 7 4-1 13-5 |C- 7 2-5 \C-1O\pro A a BR | Temp.rund 18°C. DerVersuch bestand aus 33 hölbehen a 70cm?. BE —- Te | em ZU 1,5,10 heißt 1,5,10 p.M. ung: n Überschriften in den Tahellen bezeichneten Kölbchenkolonne ich von links unten nach rechts oben angedeutet. entsprechend dem tieferen Schraffentone zunehmende: Diatomeenentwickelung . Maximum derselben. —_ (von da ab Rückgang der Kulturen. mit Diatomeen besiedelte Ca Si, 0; - Stücke als Lebensguellen. keine Diatomeenentwicklung. Lit. Anıet.v. Th Barn=artn Wer. naturw.Klasse, Bd.CXYV. Abth.L 1906. ichter, 0.: Physiologie der Diatomeen. Br a mit Nitzschia Palea. Mb6tyzerin 12)Galaktase | 13) Glwkogen Lan znlend) -1 13-5 C-10| 4-7 13-5\C-10)pro.2%. 1.Versuch [1 v.A-D: 1904. Pan Stammilosung: 1000 grHz 0 02 + KıH.Po, 02» MgS50, Be. 02» KNoy Spur FeS0, # (Casio, DerVersuch bestand aus 33 Kölbohen a 70em®. I.Versuch v.Ar-I5/x.190%. Stammlösung: 7000 97H; 0 02 » K:H. Ro, 005» 21950, 02 - KNoz Spur Fe So . (So Ei. D0sxCuSi. | 9 EEE INN Ya dın Bam a M In le 005% (aSlz 05 Anın: A,B,C bezeichnen. die Kölbohen, und 1, 5,10 heißt 1,5, 10 p.M. Zeichenerklärung: 9, Unterblveb ın einer Versuchsreihe die Aufstellung einer durch die Überschriften in den Tabellen bezeichnelen Kölbchenkolonne, sn wurde dies in derenfsprechenden Kolumne duscheinen schrägen Strich von links unten nach rechts aben angedeulrt. die erste Kolonie. entsprechend dem tieferen. Schraffentone Alleine Kolonien un steigender Menge. zunehmende Diatomeenentwickelung . massenhaft kleine Kolonierv. Maximum derselben. ‚grosse Kolonien üv zunehmender Entwiekelung. . von da. ab Rückgang der Kulturen. BIEIRZEZEREHEN mil Diatomeen besicdelte Ca Si. 0;-Stücke als Debensguellen. keine Dialomeenentwicklung Lith.Anstv Th Bannwarttiien. Sitzungsberichte d.kais. Akad.d. Wiss., math-naturw.Klasse, Bd.CXY. Abth.L 1906. Br "x hter, OÖ ee ng Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien Physiologie der Diatomeen. .„ math.-naturw. K 1SS is. Akad. d. W hte d. ka 1C zungsber t ET $ 2 Eu) Niu STH Co Yorke a BEL Sion ea a re a UENLURG Io > Liehtdruck v. Max Jafle, Wien Bd ERVzr Abt 1190677 zZ) Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Fig. & Fig. 7. Fig. 3. Eiohtakırek v. Max Jafle, Wien Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. GXV., Abt, I. 1906. ° 121 u Ergebnisse der mit Subvention aus der Erb- schaft Treitl unternommenen zoologischen Forsehungsreise Dr. Franz Werners in den äryptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax von Dr. Bruno Klaptocz. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1906.) Die im nachfolgenden behandelten Cestoden wurden von Dr. F.Werner während seiner im Frühjahr 1905 vollführten Reise in den Nordostsudan (von Khartum am Weißen Nil und dann am Bahr el Gebel bis etwas südlich von Gondokoro im nördlichen Uganda) gesammelt und größtenteils gleich an Ort und Stelle konserviert, und zwar in Formol mittels der Schüttel- methode. Ebenso wie auf dieser Reise, so hatten sich auch schon auf der ersten Reise Dr. F.Werner’s im Sommer 1904 (von den Nilmündungen bis Wadi Halfa) die Fische des Nils als sehr arm an Parasiten überhaupt wie auch speziell an Cestoden erwiesen. Die genaueren Verhältnisse werden durch die folgende Tabelle erläutert. Bevor ich in die Beschreibung der einzelnen Arten ein- gehe, sei es mir gestattet, meinem Dank Ausdruck zu ver- leinem:nan erster Stelle” Herrn. Prof. Dr.KrGrobben für die Überlassung eines Arbeitsplatzes in seinem Institute, sodann Herrn Prof. Dr. Th. Pintner für seine freundlichen Ratschläge sowie die gütige Unterstützung mit selteneren Schriften aus seiner Privatbibliothek und schließlich insbesondere Herrn 122 B. Klaptocz, Privatdozenten Dr. F. Werner für die freundliche Anvertrauung des von ihm gesammelten Cestodenmaterials. Tabelle über die auf Parasiten untersuchten Fische. Zahl der unter- suchten cl Davon | | Art des Fisches | mit | Sommer | Frühjahr Parasiten! | 1904 1905 | I: Polypterus-bDIcHarlGelotirere. asp. = 1 C 2: » Endlicheri Heckel...... _ 1 C 3. Petrocephalus bane Lacep:. .. 222... 2 — — 4. Mormyrus longirostris Peters ...... — 1 — 5. Gymnarchus niloticus Cuv......... — 1 — 6. Heierotis miloticus Cum. zn 2 1 N, Co 1. Hyarocyon Eorskalia Cuy2 m... 2 _ — 8. » Lineatus Bilkr. La. - 1 Co 9 Alestes baremose )oammıs 2 2... 15 — — 10. EI 121 11209. Pia ee ee — 2 _ 1a: > HURSeRUDpeON. 2er — 8 = 12. » wmacrolepidotus Cuv. e Val... _ 1 = 13. Citharinus citharus Geoffr......... _ 2 IN lA@Disiichodausspeer 2: 2 nn = 1 = 9. Prabeormtloticus Worskal. 2. 2.2. 12 — — 16. Barbus bynni Forskal........... — 2 — 17.=Barslius Eos Bine 73%. DIR 398: _ 2 = 18.2. Glafias-lazerarC unse Na 23 6 —_ — 9). 37, NNanSUllanIs La... Seren ee — 1 N 20. Schilbeimystuslen en sn 2 _ ET z 21. Bagrus bayadBorskal........... — 2 1 Co 22. Chrysichtis auratus Geoffr. ....... 3 — —= 23. \Clarotesilaticeps Büppell.... 2.3, — 3 1cC 24. Malopterurus electricus Gmelin.... — 3 = 25. Synodontis sorex Günther ........ — 1 Sr 26. » Schal Bi. SChHnara sr 6 — 2 27. > nigrita Cuv. eVal...... = 2 Be 28. Ophiocephalus obscurus Günther... = 2 = 29. Anabas Petherici Günther......... — 2 FE 30.=.Zates: nüloheusH assellg. 22a ms 1 1 TE Bl Trlapiamslorıca En... 16 < == zu 3 Co I! GC = Cestoden, N — Nematoden, Co = Parasitische Copepoden. Cestoden aus Fischen. 123 Ichthyotaenia sulcata nov. spec. (Fig. 1 bis 10). Diese vielgestaltige Art liegt aus zwei verschiedenen Wirten, aus jedem in größerer Individuenzahl vor. Sieswurdes ins einem! amn 19% Apr 9 03 Ihe Duem im Weißen Nil gefangenen Polypterus Endlicheri Heckel von 622 mm Länge, dem einzigen Exemplar dieses Fisches, das von Dr. Werner erbeutet wurde, gefunden. Der gleiche Parasit wurde dann in einem kurz darauf (19. April 1905) gefangenen Ülarotes laticeps Rüppell gefunden, einem Wels, der zu den größten Nilfischen zählt und die Nord- grenze seines Vorkommens ungefähr bei Khartum erreicht, den Brennpunkt seiner Verbreitung im Weißen Nil zwischen Khar- tum und Faschoda (Kodok). Von drei etwa S0 cm langen Exemplaren dieses Fisches, die auf Entoparasiten untersucht wurden, erwiesen sich zwei vollkommen parasitenfrei, während in dem dritten, oben erwähnten, bei Khartum im Weißen Nil gefangenen Tiere sich viele Cestoden der im folgenden beschriebenen Art fanden. Aus Clarotes laticeps liegen mir 59 Scolices von ver- schiedener Größe und mit Ketten von verschiedener Länge vor nebst scolexlosen Ketten und einigen zusammenhängenden Gruppen reifer Proglottiden. Aus Polypterus Endlicheri stammen 16 Scolices mit zum IBeilesskurzen srzums AReiler mehrere "Millimeter Nangen: Ketten sowie 6 scolexlose Stücke, die ich alle konserviert bekam; außerdem fand ich noch im mitgebrachten Spiraldarm dieses Fisches 22 scolexführende und 3 scolexlose Stücke von ver- schiedener Länge. | Das größte Exemplar ist eine vollständige Kette von 68 mm Länge (Fig. 1) aus Clarotes; die drei nächstgrößten aus demselben Wirt erreichen 52, 50 und 48 mm; das größte Exem- plar aus Polypterus ist ein scolexloses Stück von 60 mm Länge. Der Scolex der Ichthyotaenia sulcata (Fig. 2 bis 6) ist von sehr wechselnder Gestalt, bietet aber immerhin bestimmte Eigentümlichkeiten, und zwar: Er ist unbewaffnet, entbehrt einer Scheitelvertiefung und weist stets vier, allerdings sehr verschieden stark 124 B. Klaptocz, ausgeprägte Furchen auf, von denen die beiden in der Median- ebene verlaufenden immer etwas tiefer sind als diejenigen, welche in der darauf senkrechten seitlichen Ebene verlaufen. Dadurch wird die Vorderfläche des Scolex in vier gleich große Quadranten geteilt, die mit ihren spitzen Winkeln am Scolexscheitel zusammenstoßen. Der nach hinten gerichtete freie Rand der Quadranten weist oft mehr minder regelmäßige, aber immer sehr seichte Einkerbungen auf, namentlich auf den abgeflachten Seiten; außerdem erleidet der Rand der ganzen Vorderfläche des Scolex vier große Einkerbungen dort, wo die Furchen auf ihn treffen. Die Furchen, namentlich die stärkeren medianen, setzen sich auch auf die ersten Proglottiden fort. Jeder der Quadranten enthält eingesenkt einen tiefen Saugnapf von runder Gestalt, der dem Scolexrande näher liegt als dem Scolexscheitel. Damit sind die allen Exemplaren gemeinsamen Charaktere erschöpft; wie bereits erwähnt, finden sich aber in der Form des Scolex voneinander sehr abweichende Tiere, die man, wären keine Übergänge vorhanden, beinahe als verschiedene Arten auffassen könnte. Ich will hier die zwei Grenzfälle schildern. | Sämtliche aus Clarotes laticeps stammenden Exemplare ähneln einander in hohem Grade (Fig. 2 und 3). Der Quer- schnitt des Scolex entfernt sich nicht sehr von der kreisrunden Gestalt: er ist wenig abgeplattet. Die Furchen, die die Vorderfläche des Scolex in die vier Quadranten teilen, sind meist schwach ausgebildet, auch an den größten Exemplaren unter der Lupe nicht immer zu sehen, wohl aber an Preßpräparaten. Der Abstand des Scolexscheitels von dem durch den Scolexrand gedachten Querschnitt ist gering; in diesem Quer- schnitte liegen auch die größten Durchmesser des Scolex; dieser selbst gleicht einer sehr stumpfen vierseitigen Pyramide mit abgerundeten Kanten und abgestumpfter Spitze. Infolge der Flachheit der Vorderfläche des Scolex sind die Saugnäpfe stark nach vorn gerichtet. Cestoden aus Fischen. 125 Das andere Extrem (Fig. 4 bis 6) findet sich bei vielen der aus Polypterus Endlicheri stammenden Exemplare; doch sind unter den Parasiten aus diesem Wirt auch Übergänge zur eben beschriebenen Form vorhanden. Diese zweite Alorm ergibt "einen stark elliptischen Ouer- schnitt: der dorso-ventrale Durchmesser des Scolex ist be- deutend kleiner als der darauf senkrechte, der Scolex selbst also stark abgeplattet. Die Furchen sind oft schon mit freiem Auge, fast immer aber mit einer guten Lupe bis an den Scolexscheitel zu ver- folgen; dieser erscheint etwas schärfer abgesetzt gegenüber dem übrigen Scolex dadurch, daß er ziemlich spitz ist, während desrhinter-ihm:'gelesene Teil nach vorn, zu... Unter Zeinem stumpferen Winkel konvergiert (Fig. 4, 5, 6); der Scolexscheitel erscheint also hier oft als ziemlich selbständiger Zipfel. Mit der bei dieser Form größeren Länge des Scolex hängt auch die meist längsovale Gestalt der Saugnäpfe zusammen. Die Saugnapföffnungen sind hier auch mehr seitlich gewendet. Daß es sich in den beiden hier beschriebenen Formen nicht bloß um verschiedene Kontraktionszustände handelt, geht daraus hervor, daß die Cestoden aus dem einen Wirt alle nach dem einen Typus gebaut erscheinen, während die Mehrzahl derer aus dem andern Wirt das letztbeschriebene Gepräge zur Schau tragen. Namentlich die tieferen Furchen, womit wieder die schär- fere Trennung der Quadranten bei den aus Polypterus stam- menden Exemplaren zusammenhängt, dürften sich kaum aus bloßen Kontraktionsverschiedenheiten ableiten lassen. Daß aber andrerseits diese Verschiedenheiten intraspezielle sind, wird durch die Übergangsformen — namentlich jüngere Exemplare aus Polypterus Endlicheri — genugsam dargetan. Der Durchmesser des größten Scolex aus Ülarotes lati- ceps beträgt 1'72 mm, der eines seiner Saugnäpfe 0'25 mm, der Durchmesser des kleinsten Scolex aus demselben Wirt bloß 0:75 mm. Bei einigen Scolices aus Polypterus Endlicheri verhalten sich die Maße, wie folgt: N dorsoventraler lateraler 0-67 0-77 0:92 1778 1:28 1279 _ 0-46 Ein ungegliederter Hals ist nicht vorhanden; an unter der Lupe betrachteten Exemplaren scheint er allerdings oft vor- u sein; in diesem Falle läßt sich nämlich die erste Andeutung einer Gliederung erst in einiger Entfernung hinter dem Scolex erkennen — so Z.B. bei der längsten der vor- handenen Ketten (Fig. 1) 17 mm hinter dem Scolex zunächst durch zarte seitliche Einkerbungen in Abständen von efiwa 36 u; allein an allen gefärbten und gepreßten Exemplaren zeigt sich der Mangel eines gegliederten Halses deutlich, indem sich unmittelbar hinter dem Scolex helle Zonen, die Grenzen der jüngsten Glieder, zeigen, die nach hinten weiter auseinander rücken und immer distinkier werden, bis dann die Gliederung der Kette auch durch seitliche Einkerbungen zum Ausdrucke kommt. Die jüngsten Proglottiden sind in dorsoveniraler Richtung bedeutend weniger dick als der Scolex; in der darauf senk- rechten Richtung jedoch, also in ihrer Breitenausdehnung, stehen sie dem gleichgerichteten Scolexdurchmesser in der er Progloitiden nimmt nach hinien mäßig und langsam zu, gegen das Ende der längeren Ketten wieder etwas B hier die längsten und größten Glieder nicht auch eich die breitesten sind. Die Länge der Proglottiden nimmt hingegen rasch zu. Die Glieder nähern sich also der quadrati- schen Form, durchlaufen dieselbe und weisen am Ende der längeren Keiten die Form eines Parallelogrammes auf. Die Endproglottis ist hinten abgerundet. 6b) OD [07] “7 je) {eb} on [av} Manche Ketten weisen wiederum ein von dem eben ge- schilderten abweichendes Verhalten auf, indem bereits die jüngeren Glieder viel gestreckter, also länger und dabei schmäler Cestoden aus Fischen. 127 sind als die der normalen Ketten. In diesem Falle stehen auch die Dimensionen des Querschnittes der jüngeren, aber meist auch der älteren Proglottiden den entsprechenden des Scolex bedeutend nach. Ein derartiger Dimorphismus scheint etwas ganz Gewöhn- liches zu sein, da Ähnliches auch von vielen andern Cestoden bekannt geworden ist und z. B. auch von Fritsch von Ketten der verwandten Ichthyotaenia malopteruri Fritsch (6) be- schrieben wird. Bei den aus Clarotes stammenden Exemplaren beträgt das Maximum der Gliederbreite l’5 mm, das der Gliederlänge 2 mm, bei den aus Polypterus stammenden 1'9, respektive 1:54 mm. Dies sind jedoch Ausnahmen. In der Regel weisen auch die Proglottiden, deren Uteri bereits vollkommen mit Eiern erfüllt sind, weit geringere Maße auf. Die Dicke eines solchen durch den Uterus aufgewölbten Gliedes kann mehr als die Hälfte seiner Breite betragen, bis über 0:75 mm. Die Geschlechtsreife tritt sehr früh ein; schon an sehr jungen Gliedern läßt sich in gefärbtem Zustande die Anlage der Genitalorgane erkennen, oft schon an solchen, die bloß um die doppelte Scolexlänge vom Scolexscheitel entfernt sind; schon Proglottiden von noch nicht quadratischer Gestalt können geschlechtsreif sein, ja mitunter sind sie vollkommen reif, d.h. ihre Uteri sind völlig entwickelt und mit Eiern erfüllt. Die marginalen Genitalatrien alternieren unregelmäßig; ein bis zehn und mehr der aufeinanderfolgenden Glieder können ihre Genitalsinus nach derselben Seite wenden; in der Regel tun dies jedoch bloß eins bis fünf. Das Atrium genitale liegt hier wie übrigens auch bei manchen andern Ichthyotaenia-Arten nicht in der Mitte des Seitenrandes der Proglottis, sondern ungefähr am Ende des vordersten Drittels desselben. Geringe Abweichungen von diesem Verhalten finden sich allerdings, aber verhältnismäßig selten. Im Gegensatze zur Mehrzahl der übrigen Ichthyotaenia- Arten mündet bei Ichthyotaenia snlcata die Vagina an sämt- lichen untersuchten Gliedern hinter, wohl aber wie bei jenen neben dem Cirrus aus (Fig. 7, 8). 128 B. Klaptocz, Der Cirrusbeutel, der den Cirrus als Schlingenkonvolut enthält, weist eine bald gedrungen, bald gestreckt birnförmige Gestalt auf und liegt senkrecht zum Seitenrande der Pro- glottis, und zwar so, daß das stumpfe Ende nach innen gekehrt ist. Er kann bis über ein Viertel der Proglottidenbreite erreichen. Der Cirrus, der mitunter in beinahe Proglottidenlänge aus- gestülpt und dann natürlich schlank, an der Basis aber erheb- lich dicker als an der Spitze ist, weist keinerlei Stacheln oder Härchen auf. Die in der Flächenansicht meist etwas elliptisch erschei- nenden Hodenbläschen liegen ziemlich dicht und zeigen die Neigung zur Längsstreckung quer zur Proglottidenachse. Ihre Zahl ist groß; sie beträgt gegen 200. Das Hodenfeld wird vom ganzen innerhalb des Dotterstockes gelegenen Raume gebildet, insofern dieser nicht von andern Genitalorganen eingenommen wird; vorn wird es von der Proglottidengrenze, seitlich vom Dotterstock und hinten etwa vom Ovarium begrenzt. Eine Teilung in eine rechte und linke Hälfte, hervorgerufen durch ein schmales, medianes, hodenfreies Gebiet, das von dem sich entwickelnden Uterus eingenommen wird, findet sich erst in späterer Zeit (Fig. 7); ursprünglich liegen die Hodenbläschen auch im medianen Teile der Proglottis vom Knie der Vagina und dem Innenende des Cirrusbeutels bis an die Vordergrenze der Proglottis. Durch die Weiterentwicklung des Uterus werden die dann schon sterilen Hodenbläschen immer mehr zur Seite gedrängt, so daß sie nunmehr zwei strenger geschiedene Gebiete ein- nehmen, von denen das der Atrialseite, wie übrigens auch schon früher, abermals in eine vordere und eine hintere etwa doppelt so große Hälfte durch den Cirrusbeutel und den äußeren Teil der Vagina geteilt erscheint. Die Vagina, die in dem unmittelbar auf ihre Mündung folgenden Stücke das größte Lumen aufweist, erreicht die Mitte der Proglottidenbreite in geradem oder mehr minder geschlän- geltem Laufe von ihrer Mündung her und wendet sich dann rechtwinklig nach hinten, im weiteren Verlaufe die Medianlinie innehaltend. In Proglottiden mit entwickeltem Uterus wird sie Cestoden aus Fischen. 129 durch diesen von der Medianlinie etwas abgedrängt, und zwar — so Scheint es — stets nach der Seite ihrer Mündung. Der Keimstock liegt im hintersten Teile der Proglottis und besteht aus zwei durch ein Mittelstück verbundenen Flügeln, die in der Flächenansicht mehr minder rechteckig erscheinen. Nach den Seiten reichen sie bis in die Nähe des Dotterstockes oder sie werden von diesem begrenzt. Etwas abweichende Ver- hältnisse bietet die Endproglottis dar, deren Hinterende nicht gerade, sondern abgerundet ist; infolgedessen konvergieren die beiden hier auch etwas gestreckteren Flügel nach hinten (Fig.7). Die Ovarialschläuche liegen größtenteils quer zur Pro- glottidenachse. Die beiden Dotterstockhälften erstrecken sich von der Vordergrenze bis zur Hintergrenze der Proglottis, und zwar so weit, daß die Dotterstöcke der aufeinanderfolgenden Glieder nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt erscheinen. Während sonst die beiden Dotterstockhälften parallel verlaufen, also vorn in der Proglottis denselben Abstand voneinander haben wie hinten, nähern sie sich am abgerundeten Hinter- ende der Endproglottis; sie verlaufen eben immer parallel zum Proglottidenrand (Fig. 7). Die Dotterstockhälfte der Atrialseite wird durch den Cirrus- beutel und den Außenteil der Vagina in einen vorderen kleineren und einen hinteren etwa doppelt so langen Teil in der Regel völlig getrennt; mitunter werden aber diese beiden Teile durch einzelne kleine Follikel, die dorsal und ventral von den Außen- teilen der geschlechtlichen Ausführungsgänge gelegen sind, verbunden. Die Breite einer Dotterstockhälfte ist hinten bald ebenso groß wie vorn, bald wieder etwas größer. Der Dotterstock besteht aus Follikeln von (in der Flächenansicht) meist läng- licher Gestalt, deren größere Ausdehnung in der Regel quer zur Längsachse der Proglottis liegt; in dieser Querrichtung liegt oft auch nur ein einziger Follikel. Die Uterusanlage bildet zunächst einen die Medianlinie einhaltenden, bis an die Vordergrenze der Proglottis reichenden Schlauch, der eine größere Anzahl von seitlichen, zur Pro- glottidenachse querstehenden Falten zur Entwicklung bringt Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 9 130 B. Klaptocz, und sich schließlich, von hinten beginnend, verbreitert. Durch das Anschwellen des Uterus werden die angrenzenden, um diese Zeit wohl meist schon sterilen Geschlechtsdrüsen nach den Seiten, respektive nach hinten zusammengedrängt. Der vollkommen reife Uterus besitzt, von den einsprin- genden Falten abgesehen, die Gestalt eines an beiden Polen stumpf abgerundeten Tönnchens und nimmt den größten Teil der Proglottis ein. Die Uteri der aufeinander folgenden Pro- glottiden sind dann nur mehr durch ganz dünne Gewebs- schichten voneinander getrennt (Fig. 9). Die Eier sind birnförmig, im Querschnitt also kreisrund (Fig. 10). Ihr Durchmesser beträgt bis 16, ihre Länge bis 29 u. Cuticula und Subcuticula sind, namentlich an jüngeren Proglottiden, auffallend mächtig entwickelt. Ichthyotaenia pentastomum nov. spec. (Fig. 11 bis 13). Diese Art stammt aus Polypterus bichir Geoffr., und zwar aus dem einzigen Exemplar dieses Fisches, das einer dies- bezüglichen Untersuchung unterzogen wurde, einem Tiere von Ocm Länge. Es wurde am 16. Februar 1905 bei Khor Attar (einem Schilluknegerdorf am rechten Ufer des Weißen Nils zwischen der Einmündung des Sobat und des Bahr el Zeraf) im Weißen Nil gefangen. | Es liegt mir zwar nur ein einziges Exemplar dieser Ichthyo- tänie vor, allein dieses ist so charakteristisch, daß es kaum mit einer der bisher.bekannten Arten verwechselt werden kann. Dieses Exemplar ist eine vollständige Kette von 28 mm Länge (Fig. 13). Der Scolex (Fig. 11, 12a) ist im Querschnitt etwas oval; in der Breite übertrifft er die ersten Proglottiden etwas, in der Dicke um das Doppelte. Er entbehrt einer Häkchenbewaffnung, besitzt aber fünf Saugnäpfe: vier gleichwertige und einen kleineren apikalen. Die ersteren, die an diesem einen Exemplar eine verschiedene Größe und Gestalt (oval oder rundlich) ihrer Öffnungen aufweisen, sind auf die vier Quadranten verteilt. Die Quadranten treten dadurch etwas ballonförmig hervor, daß sich zwischen ihnen in der Längsrichtung verlaufende Hohlrinnen befinden, von denen namentlich die medianen Cestoden aus Fischen. Iwan ausgeprägt erscheinen. Sie setzen sich auf den vordersten Teil der Kette fest. Die apikale Vertiefung ist ein echter Saugnapf, wie sich am gefärbten Tiere vollkommen deutlich zeigt; sein Durch- messer beträgt aber etwa bloß ein Fünftel des Durchmessers der andern Saugnäpfe. Ein ungegliederter Hals fehlt: 60 x hinter dem Hinter- rande der Saugnäpfe läßt sich bereits die erste Gliederung unter dem Mikroskop wahrnehmen. Die ersten Proglottiden sind etwas schmäler als der Scolex (ie. 1l2a), nach hinten nimmt die Breite der Gliederizu;' die größte Breite erreicht die Kette in ihrer Mitte (Fig. 122), von wo sie nach hinten wieder allmählich schmäler wird, gegen das Ende zu rascher (Fig. 12c). Die Endproglottis allein ist länger als breit; sie ist auch länger und schmäler als irgend eine “der vorhergehenden Proglettiden. Die einzelnen »Pro- glottiden mit Ausnahme der letzten sind am Vorderende am schmälsten, am Hinterende am breitesten, so daß die Ketten- seiten gesägt erscheinen und jeder dieser Zähne einer Pro- glottis entspricht. Maße: er amtlange dewKetter nn... ne... 28:000 mm Lateraler Scolexdurchmesser......... 0.9790 > Dorsoventraler Scolexdurchmesser 083073 ME te a rare 0:460 mm DEeiaees eye 0'870 » Jane nr ae 0:040 » Proglottis in der Mitte der Kette (größte Breite): Brei as; 1° 190 mm lamoss 2 us 05.1305 > Bet se... An rnan 0:590 mm lan Send „ar 0.2.0423 9% 82 B. Klaptocz, Vorletzte Proglottis: breite 0:410 mm langes, na 0-30 breit zu. 0:330 mm langs.z.u2 025107> Der größte Durchmesser eines der großen Saugnäpfe be- trägt etwa O'5 mm, der Durchmesser des apikalen Saugnapfes 85 bis 100 u. 7 mm hinter dem Scolexscheitel lassen sich in der Mitte der Proglottiden die ersten Spuren der Genitalorgane in Gestalt dunklerer Partien erkennen. 2:5 mm weiter kann man bereits die Hodenbläschen unterscheiden, die hier allerdings noch sehr klein und undeutlich sind, aber rasch an Größe und Deutlich- keit zunehmen. 10 mm hinter dem Scolexscheitel sind die Hodenbläschen bereits vollkommen distinkt. Seltener von rund- licher Gestalt, meist (in der Flächenansicht) elliptisch erschei- nend, liegen sie in diesem letzteren Falle dann'so/7daßainre längere Achse quer zur Kettenachse steht. Ihre Zahl schwankt zwischen 70 und 100. Innerhalb des Hodenfeldes, das vorn durch die Proglottidengrenze, seitlich durch die Dotterstöcke und hinten durch den Keimstock be- grenzt wird, liegen die Hodenbläschen unregelmäßig zerstreut, reichlicher zwar in den seitlichen Teilen, aber "auch in den medianen Partien, hier hauptsächlich vorn. Die Cuticula, Subcuticularschicht sowie die längs ver- laufende, nach außen hin die Dotterstöcke begrenzende Musku- latur sind außerordentlich stark entwickelt, stärker noch als bei Ichthyotaenia sulcata. Auch hier alternieren die Genitalatrien unregelmäßig; sie liegen aber ungefähr in. der Mitte des Seitenrandes der Pro- glottis, bloß in der letzten Proglottis etwas weiter vorn. Ein Zug, der dieser Art mit Ichthyotaenia sulcata sowie mit der ebenfalls aus dem Nilgebiete stammenden Ichthyotaenia malo- pteruri Fritsch (6) gemeinsam ist, ist die Lage der Vaginal- mündung hinter der des Cirrus, während bekanntlich bei der Cestoden aus Fischen. 138 Mehrzahl der Ichthyotänien die umgekehrte Lagerung vor- kommt. Die Vagina besitzt bei Ichthyotaenia pentastomum knapp vor ihrer Mündung eine bedeutende Erweiterung, deren Durch- messer dem des Cirrusbeutels in seinem breitesten Teil ungefähr gleichkommt. Vor und hinter dieser Erweiterung, aber besonders nach innen zu, ist die Vagina viel enger. Bei der großen Mehr- Zahle der mir vorliegenden Proglottiden ist dieser erweiterte Abschnitt der Vagina bogenförmig gekrümmt, und zwar in der Weise, daß er nach vorn konkav, nach hinten konvex ist. Die längsverlaufenden, das Hodenfeld an seinen Außen- seiten begrenzenden Dotterstockhälften entwickeln sich erst ziemlich spät und sind auch dann ziemlich schwach. Der Keimstock, an der Hintergrenze der Proglottiden ge- legen, besteht aus zwei Flügeln, deren longitudinale Aus- dehnung mit der Länge der Proglottiden zunimmt, aber nur in der Endproglottis der vorliegenden Kette der lateraien Aus- breitung ungefähr gleichkommt. Die Ovarialschläuche liegen meist quer zur Proglottidenhauptachse. Duthiersia fimbriata (Diesing) (mit Fig. 14 und 15). Synonyma: 1849 Bolhridium du varan du Nil Valenciennes (27). 1851 Solenophori (» Bothridii<) sp.? Creplin (3). 1854 und 1863 Solenophorus fimbriatus Diesing (4, 5). 1873 Duthiersia expansa Perrier (19). Duthiersia elegans Perrier (19). 1886 Duthiersia expansa Perrier (20). 1891 Duthiersia fimbriata Diesing (14). 1899 » » » («ae 1900 » » » 2) 1901 » > » (10). Diese Art wurde in einem am 16. März 1905 vier Stunden südlich von Gondokoro in einem Sumpf erbeuteten Varanus niloticus L. gefunden. Im Magen dieses ungefähr 130 cm langen Tieres, des einzigen seiner Art, das auf Entoparasiten untersucht wurde, fanden sich Nematoden, im Enddarm vier Ketten mit Scolices 184 B. Klaptocz, und außerdem fünf kürzere scolexlose Stücke von Duthiersia fimbriata. Die Maße der scolexführenden Ketten betragen in Milli- metern: Kette m in IE eg en I II II IV Gesamtlänge (inklusive Scolex) ... 32 63 67 82 Größte Breite der Kette... ......:. 1:03 1-95 1.18 0:87 Breite unmittelbar hinter dem Sco- lex se ee er 0-41 0°3 046 Val Scolexbreiter.u.n.. 2 3'6 Scolex 206 3:08 Scolexlänge (bis zur Basis der Saugnäpfe)ion 92 ARE 2:25 zerschlissen 28 237 Auch von den Proglottiden der fünf übrigen Stücke ist keine breiter als 2 mm; die größte Proglottidenlänge beträgt nicht ganz ebenso viel, kommt aber nur bei solchen Gliedern vor, die jene Breite nicht erreichen. Die jüngeren Proglottiden sind eben bedeutend breiter als lang, die älteren bedeutend länger als breit, wie auch schon E. Perrier (19) angibt. Perrier gibt von seinen aus Varanus niloticus stammen- den Duthiersien auch an (p. 362), »que la surface des bothrydies est traversee dans cette espece par des lignes transversales, plus transparentes, quelquefois bifurquees, ün peu sinueuses et qui paraissent n’avoir d’ailleurs aucun rapport avec l’appareil vasculaire« und gibt davon auch (Taf. XVI, Fig. 6) eine deut- liche Abbildung. Da an den mir vorliegenden Exemplaren aus dem gleichen Wirt und von annähernd denselben Größen- verhältnissen derartige Transversallinien nirgends zu Sehen sind, so dürfte es sich bei den Exemplaren, die Perrier vor- lagen, wie bei den hinteren Saugnapföffnungen um künstliche Bildungen handeln oder aber um einen bestimmten Kontrak- tionszustand. Die ersten Anzeichen der Entwicklung von Genitalorganen überhaupt finden sich in Proglottiden, die 2:5 mm hinter dem Ende der Saugnäpfe gelegen sind, in Form dunkler sich färbender, zentraler Gewebspartien, während die Hodenbläschen erst viel später auftreten. Cestoden aus Fischen. 133 Daß auch bei Duthiersia wie bei vielen andern Cestoden Größe und Gestalt der Glieder relativ sehr verschieden sein können, geht deutlich daraus hervor, daß Proglottiden von 770 w Länge und 510 u Breite auf dem gleichen Reifezustande stehen wie solche von 460 u Länge und 1490 u Breite oder solche von 5lO uw Länge und 1630 u Breite. In diesen allen finden sich nur die zentralen Genitalanlagen in Gestalt eines die Medianlinie einhaltenden kurzen, gewundenen, an seinem vorderen und hinteren Ende knotig verdickten Gewebszuges sowie die bereits deutlichen Hodenbläschen, deren Zahl bei den mir vorliegenden Exemplaren zwischen 110 und 150 schwankt. Lühe gibt (12) ihre Zahl auf 300 bis 400 an und sagt auch, daß sie sich fast ausschließlich in den beiden Seiten- feldern der Proglottis zusammendrängen und daß nur ganz am Vorderende der Proglottis zirka drei bis vier Hodenbläschen auch noch in dem Mittelfelde, die beiden Seitenfelder mit- einander verbindend, liegen. In den mir vorliegenden Proglottiden, besonders in den jüngeren, in denen die Verhältnisse klarer sind, ist die Zahl der Hodenbläschen, die sich in dem vorderen Teile des Mittel- feldes finden, größer als Lühe angibt; außerdem finden sich in manchen Gliedern auch in dem hinteren Teile des Mittel- feldes ein oder zwei Hodenbläschen. Die Protandrie ist hier deutlich ausgesprochen. Die zahl- reichen Dotterfollikel treten erheblich später auf als die Hoden- bläschen. Glieder von 1600 u Länge und etwa 1000 u Breite, bei denen die Glockenform und das lneinanderstecken viel deut- licher ist als bei den kürzeren und breiteren, sind bereits voll- kommen reif: im Uterus finden sich Eier nahe seiner Öffnung. Man kann also mit Sicherheit annehmen, daß diese ihr Wachs- tum zum mindesten annähernd vollendet haben. Der Bau der Proglottiden von Duthiersia fimbriata ist von Monticelli und Crety sowie besonders von Lühe bereits ziemlich genau geschildert worden. Dazu sei noch bemerkt: Das Atrium genitale liegt in der Medianlinie, und zwar ungefähr am Ende des vordersten Drittels der Proglottis oder 136 B. Klaptocz, etwas weiter nach hinten, die spaltenförmige, mediane Mün- dung des Uterus etwa in der Mitte der Proglottis oder etwas weiter vorn. Das dem Hinterende der Proglottis mehr minder genäherte Ovarium weist etwa die Gestalt eines H auf; seine Flügel sind bedeutend länger als breit (Fig. 15). An den Eiern konnte ich eine Deckelung nicht wahr- nehmen, wie sie Monticelli und Crety zeichnen (14, Fig. 24). Dagegen sind manche in der Längsrichtung in zwei etwa schalenförmige Hälften geteilt; dies ist wohl künstlich zu stande gekommen. Als größten Durchmesser der ovoiden Eier fand ich 63 u, als Querdurchmesser 37 a. Monticelli und Crety geben für die von ihnen untersuchten Eier von Duthiersien aus Varanus salvator Laur. 60, respektive 24 u an. Perrier unterschied zwei Arten von Duthiersia: eine größere, derbere, die Duthiersia expansa aus Varanus salvator Laur. (Varan a deux bandes = Varanus bivittatus Kuhl) von den Molukken, und eine schlanke, zierlichere, die Duthiersia elegans aus Varanus niloticus L. vom Senegal. Er gründete die artliche Scheidung dieser beiden Formen hauptsächlich auf die Größenunterschiede sowie auf die ver- schiedene Lage der — wie schon von Lühe dargetan wurde, künstlich zu stande gekommenen — hinteren Öffnungen der dütenförmigen Saugnäpfe. Die von Perrier angegebenen Maße sind: Duthiersia elegans Duthiersia expansa GrobresKertenlanee 22 DU EN E 28 cm Größte Kettenbreite „..... 2 mm 6 mm Größte Proglottidenlänge.. 3 mm 4 mm Gronfe,seolexbreite 4 mm 8 mm Grobre Scolexlanse ? über 1’9 mm 2 mm Außerdem gibt Perrier noch an, daß die Proglottiden der aus Varanuns niloticus stammenden Form im Gegensatze zu den undurchsichtigen, aus Varanus salvator stammenden sehr Cestoden aus Fischen. 37 durchsichtig seien und gestatten »tres-facile d’observer par transparence tous les details de leur structure«. Auch die mir vorliegenden Proglottiden zeichnen sich durch auffallende Durchsichtigkeit aus. Monticelli und Crety (14), denen zwar nur die expansa- Form Perrier’s vorlag, zogen beide Arten, wohl mit Recht, in eine zusammen. Es scheint aber, daß wir es mit zwei, durch ihre Größe ausgezeichneten Varietäten zu tun haben, mit einer afrikanischen und einer südostasiatischen, für welche die Namen elegans und expansa in Anbetracht des Verhältnisses der Länge zur Breite passend erscheinen. Lühe (12) gibt als Maximalmaße der ihm vorliegenden Pro- glottiden, die aus Varanus spec. von Langenburg (in Deutsch- Ostafrika) am Nyassasee stammen, folgende an: Scolexbreite 38 mm, Scolexlänge 3 mm, Proglottidenbreite 2 mm, Pro- glottidenlänge 0'6 mm. Diese Maße stimmen ebenso wie die oben von mir ange- gebenen mit den von Perrier für seine Duthiersia elegans angegebenen überein oder sie bleiben hinter ihnen zurück. Wenn Monticelli und Crety anführen, daß es Duthiersia- Exemplare aus Varanus salvator von den geringen Maßen gibt, die von Perrier für seine Duthiersia elegans angegeben werden, so kann dies natürlich nicht befremden. Als sehr frag- lich muß es aber angesehen werden, ob die afrikanischen Duthiersien jemals eine solche Größe erlangen wie die in Varanus salvator lebenden. Es sei hier daran erinnert, daß Glieder von 16 mm Länge und 1 mm Breite sich als voll- kommen reif erwiesen. Die beiden Duthiersia-Formen finden sich auch in zwei geographisch scharf getrennten Wirten. Varanus niloticus ist auf Afrika beschränkt, Varanus salvator erreicht seine West- grenze etwa auf Ceylon. Beide sind wasserliebende Arten. Das ganze weite, zwischen ihnen liegende Gebiet wird nur von auf trockenen Plätzen lebenden Formen ihrer Gattung bewohnt, von Varanus grisens Daud., flavescens Gray und bengalensis Daud. Unter allen Varanen ist aber speziell Varanus griseus derjenige, der der Untersuchung am bei weitem leichtesten zugänglich ist; aus ihm ist aber ebensowenig wie aus einer 138 B. Klapto.ez, andern der zuletzt genannten Varanus-Arten eine Duthiersia bekannt geworden, während andrerseits diese Cestoden in Varanus niloticus und in Varanus salvator nicht selten zu sein scheinen. Außer diesen beiden finde ich nur noch den afrikanischen Varanus albigularis Daud. (bei Linstow, 10) als Wirt von Duthiersia fimbriata angegeben. Diese wahrscheinliche Isolation erklärt auch die Ver- schiedenheit der beiden aus den verschiedenen Wirten stam- menden Duthiersia-Formen. Ob die Unterschiede nicht größer sind, als sie oben angegeben wurden, oder ob sie sich wirklich nur auf die Größe beziehen, könnte nur eine genaue Ver- gleichung derselben lehren. Duthiersien südostasiatischer Her- kunft stehen mir leider nicht zur Verfügung. Daß beide Formen trotz ihrer wahrscheinlichen geographi- schen Isolierung so weitgehende Übereinstimmung zeigen, mag in der hohen Spezialisation des Genus Duthiersia seine Erklärung finden, da ja hoch spezialisierte Typen wenig ab- ändern. Taenia (Anopiocephala?) gondokorensis nov. spec. (ki. 6-bis 21.) Diese Art stammt aus dem Enddarm eines jungen Weib- chens einer Procavia Slatini Sassi,! das am 17. März 1905 auf einem der Gondokoro Hills, felsigen Hügeln etwas südlich von Gondokoro, erlegt wurde. Obwohl mir nur ein Scolex sowie mehrere durchwegs kurze und unreife Kettenstücke vorliegen, läßt sich diese Art doch von den bisher aus Hyrax bekannt gewordenen Cestoden infolge der Eigentümlichkeiten des Sco- lex sofort unterscheiden. Der vorliegende Scolex (Fig. 16 bis 19) hat sehr geringe Dimensionen. Bei einer Breite von 0-48 mm weist er einen dorsoventralen Durchmesser von O'41 mm auf. Seine vordere Hälfte ist halbkugelförmig. Er ist unbewaffnet und weist eine ansehnliche apikale Vertiefung auf, bezüglich deren ich aber leider nicht in der Lage bin, zu sagen, ob sie einen echten 1 Die Beschreibung dieser neuen Art, deren Name mir vom Autor, dem Reisebegleiter Dr. Werner’s, der sie auch erlegte, freundlichst mitgeteilt wurde, wird demnächst erscheinen. Cestoden aus Fischen. 139 Saugnapf darstellt; unter der Lupe ließ sich dies überhaupt nicht erkennen, unter dem Mikroskop aber infolge des Um- standes nicht, daß das Präparat ziemlich genau dorsoventral gepreßt worden war. Es läßt sich daran nur die Schließungs- linie der Öffnung erkennen. Vom Schneiden aber mußte abge- sehen werden, da nur ein einziges Exemplar vorlag. In Bezug auf seine vier übrigen Saugnäpfe weist der Scolex ein eigentümliches Verhalten auf, das an die Verhält- nisse gemahnt, welche auf der von Riggenbach gegebenen Abbildung des Scolex seiner Ichthyotaenia abscisa (21, Fig. 15) zu sehen sind, bei der vorliegenden Art aber in weit ver- stärktem Maße auftreten. Die hier kreisrunden Saugnäpfe, deren srößter Durchmesser nicht ganz O2 mm erreicht, liegen näm- lich, nach vorn konvergierend, durchwegs am hinteren, inneren Grunde von Taschen, die sich mit eigenen längsovalen, nach vorn ebenfalls konvergierenden Öffnungen nach außen öffnen und bei der Betrachtung unter der Lupe infolge des durch die darunterliegende Höhlung verursachten Schattens leicht selbst für die Saugnäpfe gehalten werden können. Die erhöhte Um- gebung (Fig. 16, 17) einer dieser Öffnungen stoßt mit den- jenigen der benachbarten Öffnungen zusammen und bildet andrerseits einen etwas nach hinten sich fortsetzenden er- höhten Wulst; solcher Wülste gibt es vier. Jeder derselben liegt in der Fortsetzung der Längsachse einer Taschenöffnung. Der durch das Hervortreten zweier benachbarter Wulste nach hinten eingeschlossene Raum verengt sich nach vorn und endet spitz in der Höhe der hinteren Ränder der Taschenöffnungen (Fig. 17). Diese ganzen Taschenbildungen sowie die Lage der Saug- näpfe am Grunde derselben lediglich auf einen Kontraktions- zustand zurückzuführen — wie dies Riggenbach bei den analogen, aber lange nicht so ausgeprägten Erscheinungen seiner Ichthyotaenia abscisa tut — geht hier wohl nicht an; dazu sind diese Bildungen zu ausgeprägt. Die Funktion der Saugnäpfe ist ja dadurch noch nicht in Frage gestellt. Ein ungegliederter Hals scheint nicht vorhanden zu sein. An dem scolexführenden ‘Stücke, das im ganzen. eine Länge von 154 mm aufweist, folgt auf den Scolex, der eine 140 B. Klaptocz, Breite von 0°48 mm besitzt, eine Verschmälerung von etwa 0:41 mm Breite. Von hier nimmt dann die Breite nach hinten rasch zu, so daß die letzten Proglottiden dieses Stückes bereits eine Breite von 0'75 mm besitzen. Von den übrigen vier sämtlich scolexlosen Stücken sind zwei sehr kurz, zwei etwas länger, 15, respektive 18 mm lang. Die Proglottidengrenzen sind hier überall deutlich, die einzelnen Proglottiden hinten breiter als vorn, der Kettenrand daher gesägt (Fig. 21). Die größte Proglottidenbreite beträgt 138 mm, die größte Proglottidenlänge O4 mm. Die Proglottiden sınd durchwegs breiter als lang und dies meist in sehr ausgeprägter Weise; am wenigsten tritt dieses Verhältnis. noch! bei der. letzten" Proglottis eineszderibeiden kürzeren scolexlosen Stücke hervor; diese, die längste aller vorliegenden Proglottiden, ist nicht viel breiter als lang. Wie schon erwähnt, sind alle Proglottiden unreif; in der Mehrzahl von ihnen finden sich jedoch bereits Andeutungen der Genitalorgane, nämlich längliche, stärker sich tingierende und zur Proglottidenachse quergestellte Gewebspartien, die sämtlich immer einer Kettenseite (Fig. 21) näher liegen als der andern. Da sie, von beiden Flächen betrachtet, gleich deutlich erscheinen, kann man mit Sicherheit annehmen, daß sie in der dorsoventralen Mitte gelegen sind. Zweifelsohne werden also die Genitalatrien unimarginal sein. Dies, zusammengehalten mit der überwiegenden Breite der Glieder, der Hakenlosigkeit des Scolex sowie mit der Tatsache, daß mit Ausnahme der bewaffneten Taenia Paronai Mon. alle bisher bekannten AZyraxr- cestoden [Amnoplocephala critica (Pag.), A. Raggazzii Setti, A. Pagenstecheri Setti und A. spatula Linstow] dem E. Blan- chard’schen Genus Anoplocephala angehören, macht es vielleicht wahrscheinlich, daß auch die vorliegende Art dieser Gattung angehört, wenn man dies auch in Anbetracht unserer Unkennt- nis der Anatomie der geschlechtsreifen Proglottiden nicht als sicher bezeichnen kann. Cestoden aus Fischen. 141 Literaturverzeichnis.! 1. Barrois T., Note de voyage d’un naturaliste a la mer morte (Revue biol.) du’ ?Nord! des lan Kranee, «3° Tannee, 1890/1891). . Braun M,, Cestodes in: Bronn’s Ordnungen und Klassen des Tierreiches. Leipzig, 1894 —1900. 3. Creplin, Nachträge von Creplin zu Gurlt’s Verzeichnisse der Tiere, in welchen Entozoen gefunden worden sind. IV. Nachtrag (Archiv für Naturgesch., XVL. Jahrg., 1. Bd.). 4. Diesing K. M., Über eine naturgemäße Verteilung der Cephalocotyleen (Sitzungsber. der math.-naturw. Klasse der k. Akad. der Wissensch. in Wien, XII. Bd.). Bieinschlbe, Revision ‘der Cephaloeoiyleen, Anteillune: Paramecocotyleen (ebenda, Bd. 48 ]). 6. Fritsch G., Die Parasiten des Zitterwelses (Sitzungsber. der königl. preuß. Akad. der Wissensch. zu Berlin. Erster Halbband, Jahrg. 1886). mel nel, Systema naturae’Einn. XINzeditosEeipzig, 1788. 8. Linstow O. v., Kompendium der Helminthologie. Ein Verzeichnis der bekannten Helminthen. Hannover, 1878. 9. Derselbe, Nachtrag. Die Literatur der Jahre 1878-1889. Hannover, 1889. 10. Derselbe, Helminthen von den Ufern des Nyassasees. Ein Beitrag zur Helminthenfauna von Südafrika (Jenaisch. Zeitschr. für Naturw., 35. Bd.). 11. Lühe M. Zur Anatomie und Systematik der Bothrio- eephaliden (Verh. der D. zool. Ges., 1899). 12. Derselbe, Beiträge zur Kenntnis der Bothriocephaliden. III. Die Bothriocephaliden der landbewohnenden Reptilien (Centralbl. für Bakt., Parasitenk. u. Infektionskr., I. Abt., xXXVIBE 1300 ENT SIBiS): ID an ı Von den Arbeiten über Ichthyotänien werden nur die im Text zitierten hier angeführt. 14. 28. B. Klaptocz, . Moniez R., Notes sur les helminthes. Sur les tenias du daman (Revue biol. du nord de la France, tome IV, 1891/1892). Monticelli Fr. S.e Crety C., Ricerche intorno alla sotto famiglia Solenophorinae Montic. Crety (Mem.R. Accad. d. sc. di Torino, ser. I, t. XLI, 1891). . Nassonow N. V., Endoparasiten des syrischen Klipp- dachses (Procavia Syriaca Ehbg.) (Arbeit des zool. Labor. der Univ. Warschau, 1896. Warschau, 1897, zitiert nach Sekt, 26). . PagenstecheriAJ "Zur Nafturgeschiehterider sl (Zeitschr. für wiss. aa Bd. XXX). .Pallas P.»S;,, Spieilegia lo fasc.1],:1762: . Parona C., Di alcuni elminti raccolti nel Sudan orientale (Annali del mus. civic. di storia naturale di Genova. Serie 220.1 PR): . Perrier E., Description d’un genre nouveau des cestoides (Archiv d. Zool.’experim. eigener, 1: 11571873): ..Poirier L, Appareil’excrefeur" eflsysteme need Duthiersia expansa Perr. et du Solenophorus megace- phalus Crept. (Compt. rend. Acad. sc. Paris, t. 102, 1886). . Riggenbach )J., Das Genus Ichthyotaenia. Inaugural- dissert.Arb.ausdemzool.Inst.derUniv.Basel, 1896. Geneve. . Rudolphi C. A. Entoz. hist. nat. Ill, Amstelaedami, 1808— 1810. . Setti E., Sulle tenie dell’Hyrax dello Seioea At Bor di Sc. nat. e geogr., vol. Il. Genova, 1891). . Derselbe, Elminti dell’Eritrea e delle regioni limitrofe (ebenda, vol. IV, Genova, 1893). . Derselbe, Nuovi elminti dell’Eritrea (ebenda, vol. VII. Genova, 1897). . Derselbe, Nuove osservazioni sui cestodi parassiti degli iraci (ebenda, vol. IX, Genova, 1893). . Valenciennes, Note sur un helminthe rendu par un Varan du Nil (Compt. rend. et Mem. soc. biol. 1° anne&e, 1849, Paris, 1850). Zeder J.G.H., Anleitung zur Naturgeschichte der Ein- geweidewürmer. Bamberg, 1803. Cestoden aus Fischen. 143 Tafelerklärung. Die Figuren 1 bis 6, 11, 13, 16, 17 und 20 wurden unter dem Zeiß’schen Binokular gezeichnet. Wiederkehrende Bezeichnungen. EsB7 — Eirrusbeutel. O. = Eingang in die Höhlen, an D. = Dotterfollikel. = deren Grund die Saugnäpfe G. A. = Anlagen von Genitalorga- liegen. nen. U. lüterus, H. = Hodenbläschen. Ve = Vaeina. K. = Keimstock. V. d._— Nasrdeferens. M. — Längsmuskulatur. Z. — Zipfelförmiger Scolexschei- Koll Ichihyotaenia sulcata nov. spec., Fig. 1 bis 10. Fig. 1. Größtes vorhandenes Exemplar, vollständig, aus Clarotes laticeps Rüppel, natürl. Größe. Fig. 2. Scolex, ebendaher, von oben gesehen. Vergr. zirka 13. Fig. 3. Scolex, ebendaher, von der Seite gesehen. Vergr. zirka 8. Fig. 4. Scolex aus Polypterus Endlicheri Heckel von der Breitseite. Vergr. zirka 12. Fig. 5. Scolex ebendaher, von der andern Seite. Vergr. zirka 12. Fig. 6. Scolex ebendaher, von oben. Vergr. zirka 12. Fig. 7. Proglottis und Endproglottis; nur in der letzteren sind im Uterus die Eier gezeichnet. Vergr. zirka 30. E77 = Cmmus, D-St. — Dotterstock. Fig. 8. Atrium genitale samt Umgebung. Vergr. zirka 60. Fig. 9. Flächenschnitt (etwas schief) durch eine Proglottis mit vollkommen entwickeltem Uterus; die übrigen Genitalien durch diesen sehr zu- sammengepreßt. Vergr. zirka 30. Fig. 10. Eier in verschiedener Ansicht. Vergr. zirka 139. Ichthyotaenia pentastomum nov. spec., Fig. 11 bis 13. Boa L|. Seolex yon oben. Verer. zirka. 12. Fig. 12. a Scolex von der Seite (der apikale Saugnapf ist in dieser Lage nicht Fig. zu sehen). b Breitester Teil der Kette. c Letzte Proglottiden der Kette. Vergr. zirka 23. 13. Kettenumrisse in nat. Größe. 144 B. Klaptocz, Cestoden aus Fischen. Duthiersia fimbriata (Diesing), Fig. 14, 15. Fig. 14. Proglottiden mit beginnender Entwicklung der Genitalorgane. Vergr. zirka 25. Fig. 15. Reife Proglottis. Vergr. zirka 25. A.G. = Atrium genitale, E. Sch. = Eischluckapparat. Taenia (Anoplocephala?) gondokorensis nov. spec., Fig. 16 bis 21. Fig. 16. Scolex, etwas von oben gesehen. Vergr. zirka 12. Fig. 17. Derselbe, von der Seite. Vergr. zirka 13. Fig. 18 und 19. Derselbe, aber gepreßt, von beiden Seiten. Vergr. zirka 28. Sch. = Schließungslinie der apikalen Vertiefung. Die Saugnäpfe und Taschenöffnungen der jeweiligen Gegenseite sind punktiert. Fig. 20. Längstes vorhandenes Kettenstück in natürlicher Größe. Fig. 21. Kettenstück mit Anlagen von Genitalorganen, die auf unimarginale Genitalatrien deuten. Vergr. zirka 28. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax. "B.Klaptoez. Pu 145 Über geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii Dr. Heinrich Zikes. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien. (Mit 3 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1906.) Inremer iruheren Arbeit. hatte ich darzulegen versucht, daß das merkwürdige Wachstum von Bacterium Zopfii auf Peptongelatine in senkrecht gestellten Strichkulturen der Aus- druck einer geotropischen Reizerscheinung ist, die darin besteht, daß sich von vielen Stellen des lotrecht aufgestellten Striches, durch sehr kleine Zwischenräume getrennt, feder- ähnliche Fasern entwickeln, die stets in einem Winkel von 45° vom Strich aus nach aufwärts ausstrahlen. Ich hatte damals zur Stülzung meiner Ansicht verschie- dene Versuche durchgeführt, welche ich der Übersichtlichkeit halber vorerst in Kürze wiederholen will. Dieselben sollten einerseits die Frace lösen, ob die fraglichen Erscheinungen tatsächlich auf Geotropismus zurückzuführen sind, andrer- seits aber auch der Frage näher treten, ob an dieser Wuchs- form nicht etwa eine außerordentlich große Empfindlichkeit dieses Organismus für Wärmedifferenzen schuld sei, wie M. W. Beijerinck ° annahm. Die Versuche nahmen ihren Ausgang mit der Beobachtung von sechs Gelatineröhrchen, welche in der Weise aufgestellt wurden, daß drei von ihnen normal standen, also die Öffnung 1 Zentralblatt für Bakteriologie, II. Teil, XI. Bd., p. 59. 2 Zentralblatt für Bakteriologie, XV. Bd., p. 799. Sitzb. d. mathem.-naturw Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 10 146 H. Zikes, oben hatten, die anderen drei sich aber in umgekehrter Lage befanden. In allen sechs Eprouvetten wuchsen die makros- kopisch gut sichtbaren Hauptzweige der Kultur in einem unge- fähren Winkel von 45° von der Strichlinie nach aufwärts, gleichgültig, ob sich. die Öffnung der Eprouvette oben oder unten befand. Bei einer genaueren Besichtigung der verkehrt gestellten Kulturen konnte beobachtet werden, daß die Seiten- zweige weniger steil nach aufwärts wuchsen, als bei den normal stehenden. Es wurde damals die Vermutung aus- gesprochen, daß der Organismus seine Wachstumsrichtung teilweise zu Gunsten seines Bedürfnisses nach Sauerstoff geändert hatte, eine Annahme, welche jetzt durch genauere Untersuchungen vollauf bestätigt erscheint. Während sich Bacterinm Zopfii in senkrecht gestellten Kulturen stets durch dieses gleichartige Wachstum auszeichnet, bieten die horizontal liegenden Kulturen ein ganz anderes Bild. Von einer Orien- tierung der Seilenzweige ist in diesem Falle keine Reg e wachsen wirr durcheinander. Ferner wurden 'Strichkulturen an "ein Rad rpeiessen welches in der Vertikalebene so langsam gedreht werden konnte, daß es innerhalb zweier Minuten eine Umdrehung machte. Auch hier erwiesen sich die Seitenzweige der Kultur nach achttägiger Beobachtungszeit nicht orientiert und wuchsen wie bei den horizontal liegenden Eprouvetten wirr durchein- ander. Weiters wurden in zwei Petrischälchen Strichkulturen angelegt und dieselben so plaziert, daß in der einen Schale der Strich vertikal, in der anderen horizontal auf der vertikal gestellten Oberfläche der Gelatine zu liegen kam. Vom Vertikal- strich hatten 15 Hauptästchen die Tendenz, nach aufwärts und nur drei nach abwärts zu wachsen. Am Horizontalstrich war die Entwicklung von sieben Hauptzweigen nach aufwärts und nur von einem Hauptansatz nach abwärts gerichtet. Um auch die von Beijerinck aufgestellte Annahme zu überprüfen, wurden zwei mit Strichkulturen versehene Eprou- vetten in die Wandung einer aus dickem Pappendeckel ange- fertigten Schachtel genau in der Weise eingepaßt, daß der Strich der Kultur in der Medialebene der Pappendeckelmasse zu liegen kam und von dem Strich aus sich der Organismus Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. 147 sowohl nach dem Innern der Schachtel wie nach außen ent- wickeln konnte. In der Mitte der Schachtel befand sich ein größeres Gefäß mit Eis, welches die Temperatur im Innern derselben während des ganzen Versuches stets um 5 bis 6° niedriger hielt, als die Temperatur der Außenluft betrug. Das Bakterium ent- wickelte die Seitenästchen in gleich kräftiger Weise sowohl in das Innere der Schachtel wie auch nach außen und zwar wieder schief aufwärts. Ferner wurde in einer längeren, senk- recht stehenden Eprouvette eine Strichkultur angelegt, die im unteren Teile durch Wasserumspülung ständig um 6° kühler gehalten wurde als im oberen Teile Es zeigte sich auch bei dieser Versuchsanstellung in der regelmäßigen Anordnung sowie in der Mächtigkeit der Seitenzweige kein Unterschied längs der ganzen Strichkultur. Nach diesen nur makroskopisch beobachteten Versuchen erschien es mir, daß Bacterium Zopfii in seinem Wachstum auf senkrecht gestellten Gelatinekulturen sich negativ geo- tropisch verhalte. Ich griff nun, speziell auf Anregung Hofrat Wiesner’s, die Untersuchung des Bacterinm Zopfii neuerdings auf, da aus den beschriebenen Versuchen, die, wie gesagt, nur makros- kopisch beobachtet wurden, kein definitives Urteil in der Rich- tung gefällt werden konnte, ob das Wachstum des Organismus tatsächlich auf Geotropismus basiere oder ob nicht vielleicht hiebei Geotaxis eine Rolle spiele. Der Kern der Frage bestand also darin, zu untersuchen, ob eine Wirkung des Schwerkrafts- reizes bei der Orientierung der Kolonien des Bacterium Zopfi mit Sicherheit nachzuweisen ist und im Bejahungsfalle, ob die Reizwirkung eine geotropische, wie ich früher vermutete, oder eine geotaktische ist. Rücksichtlich der Begriffsbestimmung des Geotropismus folge ich der Auffassung Wiesner’s,t nach welcher der Geotropismus eine durch den Schwerkraftsreiz hervorgerufene Wachstumserscheinung ist, welche sich darin äußert, daß ein geneigtes Organ sich so lange krümmt, bis es in die Richtung 1 Anatomie und Physiologie der Pflanzen, 4. Aufl., p. 309. 10* 148 H.;Zikes, der Lotrechten gekommen ist, entweder nach abwärts (positiver Geotropismus) oder nach aufwärts (negativer Geotropismus). Geotaxis hingegen, welche im Gegensatze zum Geotro- pismus nur an frei beweglichen Organismen möglich ist, äußert sich darin, daß die letzteren unter dem Einflusse des Schwerkraftreizes sich unabhängig von den durch das spezifische Gewicht gegebenen Verhältnissen nach der Let- rechten durch Aufwärtsbewegung (negative Geotaxis) oder durch Abwärtsbewegung (positive Geotaxis) orientieren. Nach Pfeffer! gibt es keine scharfe Grenze zwischen Geotaxis und Geotropismus. Nach ihm bezeichnet man mit Geotropismus die Reaktion festgewurzelter oder in anderer Weise fixierter pflanzlicher Organismen auf den Reiz der Schwerkraft, während es sich bei Geotaxis um dieselbe Orientierungsreaktion frei beweglicher Pflanzen handelt. Beide unterscheiden sich nur durch die Mechanik der Bewegung, während im übrigen der Reizvorgang der gleiche ist. Der Hauptunterschied in der Auffassung Wiesner’s und Pfeffer's liest darin, daß Wiesner die Bezeichnung Geotapienıe speziell auf solche Richtungsänderungen einschränkt, die durch Wachstum hervorgerufen werden. Bei der neuerlichen Inangriffnahme der Arbeit wurden vorerst die Rotationsversuche genauer und vielseitiger wieder- holt. Es wurden zu diesem Zwecke zwei Eprouvetten auf einer Zentrifugenscheibe in der Weise befestigt, daß ihre Längsachse im Radius der Scheibe lag, demnach auch der Strich der Peptongelatinekultur eine axiale Lage hatte. Die Zentrifugenscheibe, welche in horizontaler Lage rotierte, machte ein bis zwei Umdrehungen in der Sekunde. Es zeigte sich, daß die Seitenzweige der Kultur während der Drehung nach dem Zentrum der Scheibe gewachsen waren. Auch in einer dritten Eprouvette, welche in einer Entfernung von 1 dm von der Achse tangential befestigt wurde, wuchsen die Seiten- zweige der Kultur gegen das Zentrum der Scheibe. Wurde die Scheibe vertikal gestellt und in gleich schneller Weise, wie angegeben, gedreht, so ergaben sich bei ähnlicher Anordnung 1 Pflanzenphysiologie, II. Teil, p. 247. Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. 149 der Eprouvetten auf der Scheibe die gleichen Wachstums- bilder; die Seitenzweige wuchsen vom Strich aus stets sehr kräftig gegen das Zentrum der Scheibe, während auf der anderen Seite des Striches, die also nach außen lag, nur eine sehr schwache Bakterienanhäufung bemerkbar war. Bei den Versuchen, welche mittels Klinostat zur Ausführung gelangten, wurden die Eprouvetten wieder teils axial, teils tangential befestigt und die Scheibe in der Vertikalebene so langsam gedreht, daß jeder Punkt derselben innerhalb 40 Minuten einen Kreis beschrieb. Diese Versuche ließen die fraglichen Seiten- zweige wirr durcheinander wachsen; eine regelmäßige Anord- nung der Bakterien zu gleich gerichteten Fäden war in keiner Weise zu erkennen. Faßt man die gesamten Ergebnisse dieser Rotations- versuche zusammen, so erhellt aus ihnen, daß die Kulturen des Bacterium Zopfii entschieden durch Schwerkraftwirkung beein- flußt werden. Nun mußte weiter die Frage entschieden werden, ob die Gestalt oder die Form der Kulturen durch geotropische, wie bisher angenommen, oder durch geotaktische Reizwirkung zu stande kommt. Zur Aufklärung dieser Fragen wurde der schwie- rige Versuch gemacht, den Einfluß der Schwerkraft auf den Organismus von der einzelnen Zelle aus zu studieren. Es lag also die Aufgabe vor, zu konstatieren, ob die einzelne Bakterien- zelle während der Entwicklung sich geotropisch durch un- gleichmäßiges Wachstum nach aufwärts krümme oder ob das Individuum, ohne gestaltlich verändert zu werden, seine Lage im Raum ändere, also sich im geotaktischen Sinne orientiere. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang dies in folgen- der Weise: Es wurde auf die Mitte größerer Deckgläschen Peptongelatine in sehr dünner Schichte aufgestrichen und nach deren Festwerden kleine Tröpfchen aus einer ganz jungen Peptonwasserkultur des Dacterium Zopfli mittels engerer Kapillaren auf dieselbe aufgetragen. Diese Peptonwasserkultur enthielt das Bakterium in so geringer Menge, daß zirka ein bis zwei Individuen in einem der genannten Tröpfchen ent- halten waren. Die so adjustierten Deckgläschen wurden auf eine sterile Böttcher'ische Kammer gesetzt, welche eine sehr 150 FE »Zisikeisı) geringe Menge Wasser enthielt, um das Eintrocknen der dünnen Gelatineschichte hintanzuhalten. Hierauf wurde die Böttcher'sche Kammer auf dem Tische eines Mikroskopes 6 Figurenerklärung. 1. Nach 11/, Stunden von Beginn der Beobachtung an. 2 >» 41], » D2 > >» » » 3. > 6 >» >» >» >» > > 4 >» 8 >» > >» >» » > d. » zirka 24 Stunden von Beginn der Beobachtung an. 6. Schematische Darstellung der Fädenlage in einer innerhalb vier Tagen zweimal gewendeten Strichkultur. sicher fixiert und der obere Teil des Mikroskopes horizontal gestellt, so daß der Tisch und daher auch die Gelatinefläche vertikal zu stehen kamen. Es wurde hierauf ein Stäbchen, Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. hal welches horizontal lag, in die Mitte des Gesichtsfeldes gebracht und unter ständiger mikroskopischer Beobachtung gehalten. Die weitere Entwicklung wurde, wie nachstehend angegeben, zwei- bis dreistündlich aufgezeichnet, wobei sich, wie aus der nebenstehenden Zeichnung ersichtlich ist, folgende Verände- rungen ergaben: Nach 11/, Stunden der Beobachtung hatte sich das Aus- gangsstäbchen a geteilt, ohne daß im mindesten eine Krüm- mung desselben eingetreten war. Nach weiteren 3 Stunden war die Trennung der Teilstäbchen a und 5 vollendet; das Tochterstäbchen 5 hatte seine ursprüngliche Lage verlassen und sich schief nach aufwärts gerichtet. Gleichzeitig hatten sich a und 5 weitergeteilt. 6 Stunden nach Beginn der Beob- achtung waren vier Individuen vorhanden. Die Tochterzellen a’ und a”, hervorgegangen aus a, hatten sich getrennt und a” sich nach aufwärts orientiert. Ebenso hatten sich auch die Tochter- zellen von 5b getrennt und es waren zwei Individuen, 5b und c, entstanden. Von diesen zeigte wieder c eine ausgesprochen geotaktische Orientierung, indem es eine nahezu lotrechte Lage eingenommen hatte, während 5 in der ursprünglichen Lage verblieben war. Nach ferneren 2 Stunden war an a’ und a” keine weitere Veränderung eingetreten, während sich von den Teilstäbchen D’ und 2” das letztere schief nach aufwärts stellte und von den Teilstäbchen c’ und c” das letztgenannte in einer zu b”’ nahezu parallelen Richtung nach schief aufwärts ab- schwenkte. Am nächsten Morgen, 8 Uhr früh, war ein Zellcönobium entstanden, das, wie die Zeichnung versinnbildlicht, ein sich in die Länge streckendes Wachstum, das nach aufwärts gerichtet ist, erkennen läßt. Es dürfte auffallen, daß die Ver- mehrung des Bakteriums bei dieser Beobachtung verhältnis- mäßig langsam vor sich ging, doch sei hiezu bemerkt, daß als Nährboden eine sehr leicht flüssige Gelatine (6°),) benützt wurde, die dem Organismus eine möglichst freie Beweglichkeit nach allen Richtungen schaffen sollte. Da diese Gelatine schon bei zirka 20° verflüssigte, war es geboten, die Versuche bei verhältnismäßig tiefen Temperaturen zu halten, wodurch das langsame Wachsen des Bakteriums erklärt wird. Die Beob- 132 H. Zikes, achtung wurde ferner an zwei weiteren, gleichfalls horizontal liegenden Stäbchen wiederholt, wobei das eine fast das gleiche Teilungsbild wie das eben beschriebene bot, das andere aber zwei Züge von Bakterien zur Entwicklung brachte, die durch einen Zwischenraum getrennt waren, aber beide wieder die Tendenz hatten, nach aufwärts zu wachsen. Im Anschluß hiezu sei noch bemerkt, daß das Bacterium Zopfii, wenn esin einem flüssigen Nährboden kultiviert wird, vollständig frei bewegliche Individuen zur Entwicklung bringt, die sich in Bezug auf Lokomotion wie einzellige Schwärm- sporen verhalten; hingegen besteht die in Gelatine, namentlich in der verwendeten 6°, sehr leicht fließenden Gelatine ge- wachsene Bakterienkultur aus sehr locker gebundenen Ele- menten. Die Einzelindividuen derselben sind nicht zu einem vielzelligen Organismus vereinigt, sondern durch Schleimhüllen untereinander locker gebunden. Bei Betrachtung beiliegender Zeichnung kommt man nun zu folgenden Schlußfolgerungen: Da weder das Ausgangs- stäbchen noch die Tochterstäbchen während ihres Wachstums bei horizontaler Orientierung auch nur im geringsten Krüm- mungserscheinungen zeigen, die neugebildeten Zellen vielmehr sich einzeln in der Schwerkraftrichtung orientieren, so kann die Reizwirkung der Schwerkraft nur als eine geotaktische angesehen werden. Würde diese Reizwirkung allein die Lage der Stäbchen beeinflussen, so müßten sich alle Stäbchen, die gebildet würden, lotrecht stellen und in dieser Richtung auch deren Epigonen weiterwachsen. Nachdem dies nicht der Fall ist, so muß noch eine andere Reizursache vorhanden sein, welche die Stäbchen aus dieser idealen, negativ geotaktischen Richtung abdrängt. Es ist anzunehmen, daß ein chemotaktischer Reiz diese Rolle spielt. Die durch Geotaxis vorgeschriebene Lage eines Stäbchens wird also durch die Lage eines zweiten Stäbchens beeinflußt, indem die Ausscheidungsprodukte des letzteren das erste Stäbchen zwingen, eine andere Richtung, als der Geotaxis entspricht, einzunehmen. Die Stellung der Stäbchen D’, d"’ und c’ geben hiezu ein gutes Beispiel. 2” hätte sich im Sinne der Geotaxis parallel zu Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. 153 c' stellen sollen, da aber c’ bereits vor b” bestanden, fand 2” in der Nähe von c’ nicht mehr die günstigsten Ernährungsbedin- gungen, es schwenkte nach einer Richtung ab, wo der Nähr- boden sozusagen noch unangetastet, also von Zersetzungspro- dukten frei war. Auch das Stäbchen c” behielt die Richtung von c’ nicht mehr bei, da es wahrscheinlich gleichfalls durch Ausscheidungsprodukte, welche sich oberhalb c’ gebildet hatten, von dieser Stelle abgedrängt wurde. b”’ und c” sind zu- einander parallel gerichtet und dürfte diese parallele Lage der erste Ausgang der Fadenbildung des Bakteriums sein, die zumeist aus mehreren Reihen von Zellen besteht. Die weitere Entwicklung dieser Bakterienreihen oder der oft genannten Seitenfäden, welche das Bakterium in senkrecht stehenden Eprouvetten schief nach aufwärts aufbaut, wurde in seitlich flachgedrückten, sehr dünnwandigen, zirka 5 mm weiten Eprouvetten unter dem Mikroskope beobachtet. Es kommt hiebei zuerst vom Strich aus zu Entwicklungszentren, die in einer ungefähren Distanz von !/, mm auseinander liegen. Von diesen Orten stärkster Entwicklung beginnt nun die Fadenbildung, die sehr häufig aus parallel gerichteten, in der Ebene liegenden Bakterienfäden, seltener aus schraubig ge- drehten Bakterienzügen, sehr selten aus einer einzelnen Bakte- rienreihe bestehen. Diese Fadenbildungen treten kräftig hervor und geben der ganzen Kultur das charakteristische Gepräge. Von zahllosen Stellen dieser Hauptanlagen der Vege- tation sowie auch aus den Zwischenräumen der Wachstums- zentren vom Stich aus wachsen dann später oder noch während der Bildung der Hauptzweige zartere Fäden, die zumeist nur eine Zellreihe stark sind, in die umgebende Gelatine. In kürzester Zeit sind diese Stellen des Nährbodens von Bakterien- zügen erfüllt, die für sich wieder vielfache Pseudodichtomien zur Entwicklung bringen. Die Hauptfäden sind stets schief nach aufwärts gerichtet, die Seitenfäden zweiter, dritter, vierter Ordnung aber sind nicht mehr geotaktisch orientriert. Die Indi- viduen dieser Bildungen stehen sehon zu sehr unter dem Ein- fluß der Chemotaxis, um noch durch Geotaxis alteriert werden zu können. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 11 154 H. Zikes, Wie kräftig die Chemotaxis übrigens auf die Anlage der Kultur wirkt, ersieht man auch sehr schön an der Entwicklung des Organismus an der Oberfläche von Stichkulturen in Pepton- gelatine. Klatschpräparate zeigen, daß sich von der Mündung des Stiches aus die Hauptzweige radial entwickeln, also wie Speichen eines Rades ausstrahlen. Zwischen diesen Haupt- zweigen, die wieder aus mehreren Reihen von Bakterien gebildet werden, ist die Gelatine von wirr durcheinander liegenden Bakterienzügen erfüllt. Die Anlage der Hauptzweige ist eine radiale, da durch diese Anordnung der Nährboden am besten ausgenützt werden kann. Die ganze Anlage des Cönobiums steht auch hier ohne Zweifel unter dem Einfluß der Chemotaxis. Als weitere Belege, daß Bacterinm Zopfii seine Kulturen unter dem Einfluß der Erdschwere entwickelt, mögen noch folgende Versuche erwähnt werden: In drei lotrecht gestellten, zirka 6 cm im Durchmesser fassenden, also sehr weiten Eprouvetten wurden auf Pepton- gelatine Strichkulturen angelegt. Es entwickelten sich die typischen Seitenfäden in gewohnter Weise schief nach auf- wärts. Nach zwei Tagen wurden die Eprouvetten umgekehrt, so daß die Öffnungen derselben sich jetzt unten befanden; von den Endpunkten der jetzt nach abwärts gerichteten Fäden entwickelten sich nach aufwärts in gleicher Lage wie früher die Fortsetzungen. Als -die Eprouvetten nach dem gleichen Zeit- raum zum zweiten Mal umgekehrt wurden, wiederholte sich die Sache, die dritten Ansätze wuchsen wieder schief nach aufwärts. Diese dritten Ansätze hatten dieselbe Lage wie die ersten; beide waren zueinander vollständig parallel gerichtet und ließ jeder Faden eine sehr regelmäßige, zickzackförmige Gestalt erkennen. | | Ferner möchte ich noch auf die Beobachtung hinweisen, die leicht nachkontrolliert werden kann, daß von einem Tropfen einer ziemlich dichten Aufschlemmung des Bacterium Zopfii in Bouillon, welcher auf einer senkrecht stehenden Pepton- gelatineplatte fixiert wurde, das Weiterwachsen der Bakterien in die umgebende Gelatine nur an der obersten Stelle im größten Maßstabe vor sich geht, während an anderen Punkten Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfü. 199 der von dem Tropfen bedeckten Gelatine selbst nach längerer Zeit kaum eine Entwicklung des Bakteriums bemerkbar ist. Der geotaktische Reizeinfluß auf das Bacterium Zopfti tritt übrigens auch in der Bouillonkultur ziemlich deutlich zu Tage. Ich bediente mich bei dieser Beobachtung enger, steriler Kapillarröhrchen, auf deren Verwendung für den gleichen Zweck schon Aderhold! aufmerksam machte. Es wurde in diese Kapillarröhrchen zuerst eine kleine Menge steriler Bouillon, hierauf, und zwar möglichst rasch, ein geringes Quantum einer dichten, jungen Kultur von Bacterinm Zopfii in Bouillon aufgesaugt. Die Kapillarröhrchen wurden dann mittels Paraffin an beiden Seiten luftdicht verschlossen und mittels eines Gelatinetropfens an dem einen Ende auf einem Objektträger befestigt, welcher auf dem vertikal gestellten Tisch eines Mikroskopes eingespannt wurde. Ich konnte feststellen, daß aus der im untersten Teile des Kapillarröhrchens befind- lichen, dichtstehenden Bakterienmasse sich die beweglichen Stabehen nach aufwärts entfernten und in sehr kurzer Zeit weitabliegende Stellen der Bouillon im oberen Teile des Röhr- chens erreichten. Hier schwammen sie, die meisten mit der Tendenz, höher zu steigen, lebhaft herum. Zu einer dichten Ansammlung derselben im obersten Teile der Bouillon kam es aber nicht, doch konnte bei einem Vergleich einer senkrecht gestellten mit einer horizontal liegenden Kapillare durch Messungen festgestellt werden, daß nach gleicher Zeit die beweglichen Stäbchen in der stehenden Kapillare weit größere Strecken durcheilt hatten als in der liegenden. Wurde die semktecht stehende Kapillare nur am oberen Ende ver. schlossen, so entfernten sich auch die beweglichen Stäbchen vom unteren offenen Ende nicht. In diesem Falle wirkte der hinzutretende Luftsauerstoff der negativ geotaktischen Reizursache entgegen, was bei dem großen Sauerstoffbedürfnis des Bacterium Zopfii eıklärlich ist. Überblickt man nun den Inhalt vorstehender Mitteilungen, so kann man sagen, daß das Bacterium Zopfii sich unter dem Einflusse des Schwerkraftreizes nicht geotropisch, sondern 1 Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften, 1888, p. 321. 11* 156 H. Zikes, Geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfii. geotaktisch, und zwar negativ geotaktisch orientiert. Der Schwerkraftsreiz wirkt hier orientierend auf eine frei beweg- liche oder richtiger auf eine aus lose verbundenen Organismen bestehende Kultur ein. Es wurde ferner ersehen, daß die geo- taktische Wirkung nicht in allen Teilen der Kultur zum Aus- druck kommt, sondern bei einem großen Teil der Einzel- individuen durch Chemotaxis alteriert, ja bei vielen durch diese Reizursache aufgehoben wird. Der Einfluß der Schwerkraft auf die Bewegung der Bak- terien ist bisher nur einmal, und zwar von Massart! für zwei marine Spirillen festgestellt worden, von denen sich die eine als negativ, die andere als positiv geotaktisch erwies. 1 Bull. de ’Academie royal de Belg. 1891, p. 158. CXV. BAND. II. HEFT. JAHRGANG 1906. — FEBRUAR. ABTEILUNG 1. WIEN, 1906. aus DER KAISERLICH- ‚KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREL- N KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, RK. U.K. HOF- UND.UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. beriehte der mathem. -naturw. Klasse. | Dora albicans La aure ne ‚2 Tafeln und 1 Textfigur.) Preis: 1 K 85 h: _ 4 M E03 Spt] . Waagen L., Die Virgation der istrischen, Falten. (Mit. 4 ae) Be nn SIT ZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EXV BAND. I. HERT. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. ıL a Etr [Fa SERIE EHE 159 Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Soorerregers (Dematium albicans Laurent = Oidium albicans Robin.) von Rudolf Hiekel. Ausgeführt mil Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag. Nr. S1 der zweiten Folge. (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. Jänner 1906.) I. Einleitung. Bekanntlich kommt der Soorerreger auf den Schleim- häuten der Menschen, besonders der Mundhöhle und Vagina parasitisch vor, wo er ganze Beläge bilden kann, die aus verfilzten Soorfäden und abgestorbenen Epithelzellen bestehen und gleichzeitig andere Mikroorganismen beherbergen. Bei Kindern und geschwächten Personen kann die Ausbreitung des Soorbelags gelegentlich besonders an Größe zunehmen. Neben dieser lokalen Soorerkrankung beobachtete man je- doch auch Fälle einer Allgemeinerkrankung des Körpers durch den Soor, sogenannte Soormykosen, die von ver- schiedenen Forschern beschrieben wurden und auch durch Impfung des Soors in die Blutbahn bei Tieren hervorgerufen werden.t Inwieweit aber diese Versuche beweisend sind, kann hier nicht beurteilt werden. 1 Vergl. H. Roger, Liinfection oidienne. Presse medicale 1898, Nr. 70. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., XXVII, 1900, p. 868. Ferner Klemperer, Zentralbl. für klin. Medizin, 1885, p. 850.— Grawitz, Virchow's Archiv, 1881, p. 355. 12* 160 | R. Hiekel, Daß eine Weiterverbreitung des Soors im Körper möglich sei, geht aus den Befunden von Schmorl! hervor, der einen Fall von Soormetastase in der Niere beschrieb. Nach ihm kann der Soor die Epithelien durchdringen und in die feinen Blutgefäße der Schleimhaut gelangen. Auch Heller? beobachtete eine ganze Reihe von Fällen, wo der Soor in die Blutgefäße eingedrungen war. Der Infektion durch Soor sind besonders Kinder, schwäch- liche Personen und Diabetiker ausgesetzt. Über die Größe der Pathogenität ist man jedoch bis jetzt noch nicht einig. Meist wird der Soor nur als ein pathogener Pilz zweiter Klasse betrachtet, der an weiterer Ausbreitung erst bei schon allgemein seschwächtem Körper zunimmt, während andererseits manche Fälle eine stärkere Virulenz bezeugen, was besonders Heller betont. Aus den botanischen wie aus medizinischen Arbeiten über den Soorpilz geht aber auch hervor, daß man gegenwärtig noch immer zweifelt, ob die Soorkrankheit durch einen oder durch mehrere Soore oder gar durch verschiedene niederes.ız hervorgerufen werden kann. Daraufhin weisen die wider- sprechenden Beobachtungen, desgleichen die Versuche ver- schiedener Autoren, wie Stumpf,® Fischer und Brebeck,* zwei verschiedene Soore zu unterscheiden oder, wie Plaut? und Grawitz,® den Soor mit anderen Pilzen zu identifizieren. 1 Dr. G. Schmorl, Ein Fall von Soormetastase in der Niere. (Original- arbeit.) Zentralbl. für Bakt. u. Par., VII. Bd., p. 329. 2 Heller, Beiträge zur Lehre vom Soor. Deutsch. Arch. für klin. Medizin, 1894, Nr. 55, p. 123. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., XVII, 723. 3 Stumpf, zitiert nach Fischer und Brebeck, Untersuchungen über die Natur des Soorpilzes. Münchner medizin. Wochenschrift, 3. November 1885. * Fischer und Brebeck, Zur Morphologie, Biologie und Systematik der Kahmpilze, der Monilia candida Hansen und des Soorertegers.. Verlag von G. Fischer, Jena 1894. 5 H.C. Plaut, Neue Beiträge zur systematischen Stellung des Soorpilzes in der Botanik. Leipzig, H. Voigt, 1887. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., I2P.927. 67P.,Grawitz, Bot. Zeite,, 1878, p..A10. Morphelogie und Physiologie des Soorerregers. 161 Aueheitande Vallerion Galli Heinen?Soor, "der“siceh in" der Kultur und Virulenz vom gewöhnlichen verschieden verhält, und OÖ. Heubner? beschreibt einen Fall von Soorallgemein- erkrankung, die von einem Soorpilz hervorgerufen worden war, der sich durch sein fast ausschließliches Konidienwachstum auszeichnete, so daß man eine besondere Art vermuten müsse. Eines der Ziele meiner Arbeit war es nun, die Frage nach der Zahl der Soorerreger aufzuklären und ferner die Morpho- logie und Physiologie des Pilzes, die bisher vielfach lückenhaft war, einer eingehenden Untersuchung zu unterwerfen. II. Wachstumsform. Nach den Beschreibungen der Autoren wächst der Soor auf festen Nährmedien meist in hefeähnlichen, weißen, etwas erhöhten Kolonien von schmieriger Konsistenz, die sich meist aus hefeförmigen Zellen zusammensetzen. Roux und Linos- sier® beschrieben Soorkulturen von solchem Aussehen auf sekochten Karottenschnitten;' Fischer und Brebeck* auf Bierwürzgelatine. In flüssigen Medien beobachtete man meist mehr oder weniger deutliche Hyphenbildung. Der Behauptung, daß feste Nährmedien die Hefeform, flüssige die Hyphenform zur Folge karten a sind Rouxtlunde-l1nessie r mit. Recht rentgegen- getreten, da nach ihren Erfahrungen auch auf festen Nähr- medien Hyphen zu beobachten sind. Dieser makroskopischen Beschreibung der Soorkulturen kann ich mich jedoch nur bedingt anschließen, da man, wie ich gleich erwähne, nach meinen‘ Untersuchungen" zwei Varietätenl unterscheiden muß. Dabei stehen beide Varietäten einander sehr nahe, da 1 Vallerio Galli, Sur une variete d’oidium albicans Ch. Robin isolee des selles d’un enfant atteint de gastroenterite chronique. Archiv de Parasitolog., I, 1902, p. 572. Referat: Just’s Bot. Jahresberichte, 30. Jahrg., 1902. 2 Heubner O., Über einen Fall von Soorallgemeininfektion. Deutsche medizin. Wochenschrift, 29. Jahrg., Nr. 33, 1903. 3 Roux et Linossier, Recherches morphologiques sur le champignon du muguet. Archives de medecine experimentale, 1890, p. 25. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., XI, p. 733. 4 Uses PpsR60! 192 R. Hiekel, sie bis zu einem gewissen Grade durch geeignete Kultur- bedingungen sich einander näher bringen lassen. Die eine Varietät zeichnet sich durch eine größere Neigung zur Hyphenbildung aus und sei deswegen kurz Hyphensoor genannt, während die andere Varietät eine starke Tendenz zur Konidienbildung aufweist und daher als Konidiensoor bezeichnet werden soll. Auf den Konidiensoor passen nun vor allem die Beobachtungen, welche Roux und Linossiertin physiologischer Beziehung an dem Soorpilz gemacht haben. Ich hebe hier die von diesen beiden Forschern beobachtete Variabilität der Wuchsform hervor, wonach der Pilz der ge- nannten Forscher bald ausschließlich in Konidien, also hefe- artig, bald in Hyphen wachsen kann, je nachdem man diese oder jene Stoffe zur Ernährung verwendet. Im allgemeinen gilt nach ihnen das Gesetz, daß mit steigendem Mole- kulargewicht, besonders der Kohlehydrate; die Hyphenbildung zunehme. Die andere Soorvarietät zeigt diese gesetzmäßige Beeinflußbarkeit nicht. Schon Stumpf? unterschied in ähnlicher Weise den Soor in einen fadenbilden- den und einen Sproßpilz. Spätere Autoren bestätigen jedoch eine solche Unterscheidung nicht. In neuerer Zeit nun haben Fischer und Brebeck? den Soor wieder in zwei Varietäten unterschieden, nämlich in einen Soorpilz, der größer ist und die Bierwürzgelatine verflüssigt, und in einen kleineren, »nicht verflüssigenden«. Außerdem beob- achteten sie bei dem ersteren manchmal eine Mycelbildung mit schimmelpilzartiger Verästelung, während bei dem zweiten eine solche Wuchsform nie gesehen wurde. Wie vorhin die makroskopische Beschreibung, so gilt auch die mikroskopische nicht für alle von mir untersuchten Soor- stämme. Zwei nämlich, die als Hyphensoor * zusammengefaßt 1Roux et Linos sier, Recherches biologiques sur le champignon du muguet. Archives de m&decine experimentale et d’anatomie pathologique, 1890, p. 30. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., XXII, p. 164. 24B©.,=p.360: 3b, (EC 1p.-1160. * Der eine wurde von Kral als »verflüssigender Soorpilz Fischer-Bre- beck« bezogen, der andere stammt aus dem deutschen Kinderspital in Prag. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 163 werden, wachsen unter den gewöhnlichen gleichen Kultur- bedingungen anders. Nur unter ganz besonderen Ernährungs- verhältnissen zeigen sie ihre Zugehörigkeit zu dem gegenüber- zustellenden Konidiensoor durch dieselbe Art des Wachstums an. Ich gebe nun im folgenden die genaue Beschreibung der Wuchsform des Soorpilzes im Anschluß an Rees,! der Soor- schorfen in Kirschsaft kultivierte, und nach eigenen Beob- achtungen: Der Pilz wächst in gegliederten Hyphen, welche farblos sind und an dem oberen Ende eines jeden Gliedes, seltener gegen die Mitte zu, hefeartige Zellen einzeln oder zu mehreren abschnüren, die ihrerseits wieder gleiche Gebilde erzeugen und so ganze Sproßverbände produzieren oder noch angeheftet zu neuen in derselben Weise Hefezellen (Konidien) tragenden Fäden auswachsen. Dadurch entsteht ein verzweigtes Mycelium. Indem sich nun um die Gliederenden auf die an- gegebene Weise reichlich Konidien anlagern, kommt eine sehr charakteristische Wachstumsform zu stande, die ich stockwerk- artigen Aufbau nennen möchte (Fig. 7, Tafel I). Durch große Neigung zur Hyphenbildung wachsen jedoch die dann immer in geringer Zahl primär abgeschnürten Konidien gleich zu Gliederfäden aus oder es werden gar an Stelle der Konidien gleich Hyphenseitenzweige gebildet, die ein Hervorgehen aus einer Konidie nicht erkennen lassen. Auf diese Weise wird der Stockwerkbau verwischt und man erhält bei starkem oder völligem Verschwinden der Hefezellen ein Mycel, das mit einem gewöhnlichen Schimmelpilzmycelium verwechselt werden kann (Fig. 7, Tafel I, rechts). Diesen Typus, den Roux’und Limossier* nie beobachtet "hatten, zeigt fast stets der eben deswegen unterschiedene Hyphensoor. Die an den Gliederenden entsprossenen Konidien sind meist rund, jedoch auch in allen Übergängen bis zum langen Faden zu beobachten. Während nun die aus den primär gebildeten Ko- nidien und die direkt entstandenen Hyphen fest am Mutter- faden haften, zerfallen die Konidiensproßverbände außer- 1 Rees, Über den Soorpilz. Bot. Zeitg., 1878, p. 202. — Rees, Ist der Soorpilz mit dem Kahmpilz wirklich identisch? Bot. Zeitg., 1878, p. 218. ZUDME DS MET, 164 R. Hiekel, ordentlich leicht, was wohl zum Zwecke der Verbreitung gedeutet werden muß. Von verschiedenen Autoren, jedoch nicht von allen, wurden mehr oder weniger häufig die von Kehrer! beschriebenen Dauersporen des Soors beobachtet (vergl. Fig. 8, 9, 10; Tafel ]). HI. Dauersporen. Die Dauersporen (Fig. 8 und 9. Tafel I) sind kugelige, mit körnigen Reservestoffen angefüllte Gebilde, die mit einer dicken, stark lichtbrechenden Membran umgeben sind. Sie bilden sich entweder an den Spitzen der Hyphen oder auch seitlich an denselben und sind ungefähr dreimal größer als die Konidien. Diese Dauersporen konnte ich jedoch nicht bei allen unter- suchten Soorstämmen in gleicher Weise beobachten, sondern in hervorragendem Maße nur bei einem, den ich als ver- flüssigenden Soorpilz (Fischer und Brebeck) aus dem Kral’schen Institute in Prag bezogen hatte und den ich unter die Gruppe der Hyphensoore rechne. Auch bei einem Soor, der aus der Mundhöhle eines gesunden Menschen stammte, bildeten sich typische Dauersporen, jedoch in geringerer Menge undneben zahlreichen Konidien. Bei allen übrigen Stämmen trat die Dauer- sporenbildung fast ganz oder vollständig zurück und die Dauer- sporen, falls sie hie und da beobachtet wurden, waren dann oft auch nicht so typisch. Die Erscheinung, daß Dauersporen und reichlich Konidien an einem Faden gebildet werden, ist eine seltene. Meist sah ich entweder lauter Dauersporen an den Hyphen und keine Konidien oder umgekehrt. Auch bei den Sooren, im ganzen genommen, scheint es, als ob Konidien und Dauersporen einander ersetzten, indem gerade bei den Konidiensooren Dauersporen nur höchst vereinzelt gesehen wurden, während andererseits der Hyphensoor, der die Dauer- sporen nach Wunsch bildet, selten in Konidien wächst. Beide Formen, Dauersporen sowie Konidien, bezwecken die Erhaltung der Art, indem die einen mit ihrer Widerstandsfähigkeit, die andern durch ihre Vielheit wirken. Wenn nur eine Erhaltungs- methode angewendet wird, so könnte man das so erklären, daß 1 Kehrer F. A., Der Soorpilz. Bot. Zentralbl., 1883, XIV, p. 48. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 165 sich im Laufe der Zeit die eine oder die andere Erhaltungs- ankieiixiierte, Jund’' wir gelangen zu” Formen mit 'reichlicher Konidienbildung ohne Dauersporen und zu solchen, die Dauer- sporen, aber selten Konidien erzeugen. Diese Formen scheinen tatsächlich in den beiden Varietäten: Hyphensoor und Koni- diensoor realisiert zu sein. Indem wohl hier den einzelnen Autoren entweder der eine oder der andere Soor bei ihren Beob- achtungen zu Grunde lag, mag es sich erklären, daß Dauer- sporen beobachtet wurden oder nicht. Da aber auch nicht unter allen Bedingungen diese charakteristischen Gebilde erzeugt werden, erklärt es sich auch, daß ich gerade an dem von rsseher und Brebeck beschriebenen Soor, der von Kral zu beziehen ist, Dauersporen nach Belieben hervorrufen kann, während die beiden Forscher sie nicht beobachten konnten. Keimungsversuche, die von Roux und Linossiermit den Dauersporen angestellt wurden, führten zu keinem Resul- taten Von anderen Autoren wurden solche Versuche nicht gemacht, weil innen wohl nicht genug Dauersporen zur Ver- fügung standen. Die von mir durchgeführten Versuche ergaben jedoch sehr günstige Resultate, die bei dem Soor, der diese Gebilde reichlich auf gewissen Medien zeigt, beschrieben werden. IV. Herkunft der untersuchten Soore und Methoden. Das Material zu meinen Untersuchungen verdanke ich zum allenenößten; Weile, Herrn Prors Dr Gan’shofer, Keiter des deutschen Kinderspitales in Prag, dem ich gleich an dieser Stelle meinen Dank für sein Entgegenkommen ausspreche. Dessleichensfühlerich miceh”Herrn: Hoftat' Prof. Dr: EChrari für die Überlassung eines Soorstammes aus dem menschlichen Ösophagus! und für die Benützung der Bibliothek zu großem Danke verpflichtet. Dies Soorsehoriensrdiessichz fast, zuisjeder Zeitfaus: dem Kinderspitale abholen konnte, wurden gewöhnlich dort nach ihrer Entnahme von den Schleimhäuten in reines Zuckerwasser 1 Dieser Soor aus dem Ösophagus ist ein Konidiensoor und zeigt besonders schön die Beeinflußbarkeit durch äußere Faktoren. 166 R. Hiekel, gegeben und so nicht allzulange aufbewahrt. Zur Herstellung von Plattenkulturen wurden Teile der Soorschorfen in einer Eprouvette mit flüssiger Bierwürzgelatine (natürlicher saurer Reaktion) kräftig geschüttelt, in andere Eprouvetten überimpft und diese auf Petrischalen aufgegossen. Dadurch wurden meist Plattenkulturen gewonnen, die, wenn nicht Schimmelpilze an- wesend waren, Soorreinkulturen darstellten. Die auslesende Wirkung der sauren Bierwürzgelatine, besonders gegenüber den Bakterien, kommt also bei der Isolierung des Soorpilzes sehr zu statten, so daß bei Anwendung aller bakteriologischen Vorsichtsmaßregeln eine Reinkultur leicht einwandfreigewonnen wird. Alle Kulturen boten freilich nicht denselben Reinheits- grad nach der ersten Aussaat dar. Dem Einwande, warum die Soorschorfen nicht direkt aus dem Munde mit sterilisierter Nadel entnommen wurden, möchte ich entgegenhalten, daß dieses Verfahren eigentlich keine Gewähr einer geringen Ver- unreinigung bietet, da ja ein mit Soor infizierter Säuglingsmund ohnehin Keime verschiedener Art in Unmenge enthält, also eine weitere Verunreinigung in bakteriologischem Sinne durch reines Zuckerwasser nicht gut möglich ist. Um ein Nährmedium zu erhalten, das wenigstens an- nähernd immer gleichmäßig hergestellt werden kann, benutzte ich Molisch’s Pilznährlösung,! zu der Agar (womöglich ge- wässert) oder Gelatine in geeigneter Menge zugesetzt wurde (Agar 1°/,, Gelatine 10°/,). Als Stickstoffquelle benutzte ich jedoch 1°/, Pepton. Als weitere Kohlenstoffquelle wurde meist 3°/, Rohrzucker verwendet, jedoch auch häufig weggelassen. Da das genannte Nährmedium, wie sich erwies, diesen Organismus in stets charakteristischer Form und daher wohl auch in natürlicher Wuchsform erscheinen ließ und dasselbe von jedermann mit annähernd gleichen Nährstoffverhältnissen her- gestellt werden kann, was von den Fleischextrakten nicht gilt, so dürfte es auch für spätere Sooruntersuchungen ge- eignet sein. Besonders gut ist das Agar, da es erstens die 1 500g Wasser, 025g MgSO, 0:25g KH,PO,, Spur FeSO, (auch K,HPO, wurde verwendet). Die C- und N-Quellen verändert! — H.Molisch, Die mineralische Nahrung der niederen Pilze. Diese Sitzungsberichte, Bd. CIII, Abt. I, Oktober 1894. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 167 physiologisch interessante Stichkultur des Soorpilzes am besten zeigt und zweitens leicht aus der Eprouvette durch schnelles Erhitzen der Glaswände als gallertiger Zylinder entfernt werden kann, der sich dann zu Stichkulturquerschnitten sehr gut benützen läßt. Die mikroskopischen Bilder, die ohne jede Härtung auf diese Weise leicht und schnell gewonnnen werden, zeigen den Pilz unberührt in seiner Wuchsform. Im übrigen wurden die üblichen Nährsubstrate und -lösungen sowie die bekannten Methoden zur Untersuchung verwendet. Die Rea- genzien wurden von Merck aus Darmstadt bezogen. V. Einfluß äußerer Faktoren auf den Soor. Bevorich an die Beschreibung der Soorarten gehe, möchte ich erst über einige physiologisch interessante Einflüsse äußerer Faktoren auf die Wuchsform des Soorpilzes berichten. Es sind dies Beobachtungen, die sich bestätigend und ergänzend an diejenige von Roux und Linossier! anschließen sollen. Es muß jedoch gesagt werden, daß die Beschreibungen dieser Benlassernür iür den Konidrensoor ihre volle Geltung haben. Wo der andere Soor dieselben Erscheinungen zeigt oder nicht, wird in dem betreffenden Kapitel stets gesagt werden. a) Einfluß der Nährstoffe. Es ist schon eingangs auf die auch von mir beobachtete Beeinflußbarkeit des Soors in seiner Wuchsform hingewiesen worden, die besonders Roux und Linossier zum Gegen- stande ihrer Studien machten. Nach dem von ihnen aufge- stellten Gesetze, daß die Komplikation der Wuchsform beim Soor mit dem Molekulargewichte der Nährstoffe wächst, mit anderen Worten: daß der Soor bei hochmolekularen Nährstoffen mehr zur Hyphenbildung neigt, erklärten sie das verschiedene Aussehen dieses Organismus in den gebräuchlichsten Nähr- medien, wo man bald Hyphen, bald Konidien beobachtet. Das meist stets zu bemerkende Konidienwachstum auf festen Sub- straten deuteten sie in folgender Weise: Die auf dem festen Bi 0yp3d62; 168 R. Hiekel, Nährboden aufgelagerten Zellen erhalten nur durch Diffusion ihre Nahrung. Da nun nur die wenig komplizierten Stoffe diffundieren können, so werden diese Zellen auch nur von Stoffen mit geringerem Molekulargewicht ernährt und müssen daher, dem Gesetze folgend, in der Konidienform wachsen. Nur die Zellen, die in direkter Berührung mit dem Substrate stehen, können Fäden bilden. Um die Richtigkeit des erwähnten Ge- setzes nachzuprüfen, wurden zwei Reihen von Bouillonkulturen hergestellt. Die erste Reihe enthielt Molisch’s Pilznährlösung mit (NH,),SO, als Stickstoffquelle, während als Kohlenstoff- quellen vier Monosen, drei Biosen und zwei Polyosen folgten. Die zweite Reihe unterschied sich von der ersten nur durch die Stickstoffquelle. Hier wurde Pepton gewählt (siehe beistehende Tabelle). Der Versuch ergab nun, daß diese verschiedenen Zuckerarten nur auf den Konidiensoor, nicht aber auf den Hyphensoor einen formenbildenden Einfluß ausübten. Bei letzeren sah man nur stärkeres oder schwächeres Wachstum, wobei sich bei schlechten Verhältnissen im allgemeinen die Konidien anreicherten. (NH,),SO, schien für diesen Soor nicht vorteilhaft zu sein. Der andere Soor zeigte, wenn ich von einer Monose, der Galaktose, absehe, das von Roux und Linossier aufgestellte Gesetz sehr schön. Aus der beigefügten Tabelle ersieht man bei den Monosen ein starkes Übergewicht der Konidien, das in den Kulturen schon makroskopisch zu er- kennen war, indem man beim Schütteln eine feine Verteilung der Pilzmasse erzielte. Die gebildeten Hyphenilocken erreichten nur eine sehr geringe Größe: !/,, mm schätzungsweise. Die Eprouvetten mit den Biosen ließen viel größere Hyphenflocken (2 bis Smm) erkennen und in den Polyosen war das Hyphen- wachstum ausschließlich. In einzelnen Fällen kam es sogar zur Entwicklung von Kahmhäuten (siehe Tabelle). In den Kulturen mit Pepton sah man ein allgemein besseres Wachs- tum. Das abweichende Verhalten der Galaktose zeigte sich weniger deutlich in den Kulturen mit anorganischer Stickstoff- quelle. Es bestand in den Peptonnährlösungen in einer Hyphen- bildung, welche an die der Biosenkulturen heranreichte und sie auch noch übertraf. Nach diesem Ergebnis möchte ich daher betonen, daß man wohl richtig geht, wenn man von vornherein Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 169 Tabelle, betreffend die Abhängigkeit der Wachstumsart vom Molekulargewichte, besonders der Zuckerarten. Zuckerart Glukose Molisch’s Pilznährlösung 1/40 NH2504 Konidiensoor Bis 1/, „mm große Flöck- chen (vor- herrschend Konidien- sprossung) 1 bis 2mm große sphärit- ähnliche 1/,%/, Pepton I, mm große Hyphen- flöckchen und herrschende Konidien- sprossung Hyphensoort | Konidiensoor | Hyphensoor | 2 bis mm große sphärit- artige Hyphen- kugeln Lävulose Bis 1/,, mm große Flöck- chen (vor- herrschend Konidien- sprossung) lo mm große Hyphen- flöckchen 1) mm große Hyphen- flöckchen und herrschende Konidien- sprossung 2 bis Imm große sphärit- artige Hyphen- kugeln Fruktose Galaktose Bis 1), , mm große Flöck- chen (vor- herrschend Konidien- sprossung) 1 bis 2 mm große sphäfrit- ähnliche Hyphen- kugeln Bis 5/,, mm große Flöck- chen (vor- herrschend Konidien- sprossung) 1 bis 2mm I), mm große Hyphen- flöckchen und herrschende Konidien- sprossung große sphärit- | Schleierförmige, ähnliche Hyphen- kugeln wolkige Hyphen- flocken lmm große sphärit- artige Hyphen- kugeln 33mm große sphäfrit- artige Hyphen- kugeln Maltose Laktose Saccharose 2 mm große Hyphen- flocken 2 mm große Hyphen- flocken, jedoch schlecht gewachsen 3 bis 4 mm große Hyphen- flocken 1 bis Zmm große sphäfrit- ähnliche Hyphen- kugeln große sphärit- ähnliche Hyphen- kugeln 1 bis 2 mm große sphärit- ähnliche Hyphen- kugeln 1 bis Zmm lmım große Hyphen- flöckchen Wolkige, schleierförmige Hyphenflocken Wolkige, schleierförmige Hyphenflocken 1 Zeigt bei dieser Stickstoffquelle in allen Zuckern wicklung. 3 bis 4 mm große sphärit- artige Hyphen- kugeln Smm große sphäfrit- artige Hyphen- kugeln 2 bis Smm große sphärit- artige Hyphen- kugeln schlechte Ent- 170 R. Hiekel, Molisch’s Pilznährlösung Konidiensoor | Hyphensoor | Konidiensoor Hyphensoor 1 bis 2mm 3 bis Amm große sphärit- Schlecht Dextrin große Hyphen-| ähnliche Boa solle erteilt logken a Hyphenflocken kugeln yP Wolkige 2 bis mm Kahmhaut. 7 mm große, Glykogen Hyphen- |große Hyphen-| Große Hyphen- | sphäritartige locken kugeln flocken Hyphenkugeln diesesGesetznurinnerhalb eines gewissen Rah. mens gelten läßt. Die Wirkung der verwendeten Monosen (Galaktose ausgenommen) ist zudem so stark, daß schon früher vorhandene hyphenbildende Bedingungen durch ihren Zusatz aufgehoben werden. Bringt man nämlich in Molisch’s Nährlösung mit Pepton als Stickstoff- und Kohlenstoffquelle, in welcher der Konidiensoor sonst in Hyphen wächst, Trauben- zucker, so wächst er in Konidien. Eine Beobachtung von Roux und Linossier schlägt wohl auch hier herein, nämlich die, daß der Soor in Bierwürze erstin Konidien und dann, wenn nach Ansicht dieser Autoren aller Zucker verbraucht ist, in Hyphen wächst, indem jetzt das Dextrin zur Nahrung dient. Solange also Zucker (Maltose) da ist, wird das Hyphenwachs- tum gehemmt, auch wenn alle Bedingungen dazu gegeben sind. Auffällig ist hier nur, daß die Maltose, die doch nach den vorigen Versuchen schon zu den hyphenbildenden Zuckern ge- hört, hier die verkehrte Funktion haben soll. In meinen Versuchen über die Gärungsfähigkeit des Soors, wo ich 10°), einer Zucker- artin Molisch’s Pilznährlösung + Pepton verwendete, bemerkte ich aber bei der Maltose eine ausschließliche Konidienentwick- lung, während die anderen Biosen, Milchzucker und Rohrzucker, Hyphenbildung aufwiesen. Ich muß also bei der Maltose eine hyphenhemmende Wirkung an- nehmen, die erst mit steigender Konzentration deutlicher sich zu erkennen gibt, was eigentlich mit dem genannten Gesetze Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 171 auch nicht ganz in Einklang zu bringen ist. Gleichzeitig wird Maltose wie die Monosen vergoren, die anderen zwei Biosen jedoch nicht. Daher kann eine Annäherung der Maltose an die Monosen in physiologischer Beziehung fest- gestellt werden, ein Verhältnis, das ein Analogon auch in dem chemischen Verhalten der Maltose findet, die noch ganz die Reaktion der Monosen zeigt und bei der Hydrolyse zwei Mole- küle d-Glukose liefert. Das verschiedene Verhalten des Milch- zuckers, der auch noch die Reaktionen der Monosen gibt, könnte dann darauf zurückzuführen sein, daß dieser Zucker neben d-Glukose auch die bezüglich Hyphenbildung eigen- artig wirkende Galaktose im Molekül enthält, was sich bei der Hydrolyse dieses Zuckers zeigt. Saccharose verhält sich chemisch ganz anders als die Monosen und die ihnen näher- stehenden zwei genannten Biosen, woraus wohl auch ihre physiologische, besonders von der Maltose verschiedene Wir- kung hervorgeht. Roux und Linossier zeigten ferner, daß Toxika, Nitrate, Alkalien und Säuren in größeren Mengen, wodurch letztere eben zu Toxika werden, das Hyphenwachstum fördern. Die Wir- kung der Säuren kann ich dadurch bestätigen, daß ich in Agarstichkulturen der gewöhnlichen Nährlösung mit wein- saurem Ammonium als Stickstoffnahrung einen Nagelkopf des Stiches erhielt, der fast ganz aus Hyphen bestand und eine reichgefaltete Haut bildete. Sonst ist der Nagelkopf des Ko- nidiensoors stets schmierig und aus Hefezeilen gebildet. Ein Versuch mit Essigsäure ergab dasselbe Resultat: Eine Nähr- lösung mit Pepton und Traubenzucker zeigte fast nur Konidien, während ein Hinzufügen von Essigsäure zur Hyphenbildung anregt, also trotz des anwesenden Traubenzuckers, der hem- mend wirkt. b) Einfluß des Sauerstoffes. Die Versuche von Roux und Linossier in dieser Richtung hatten ergeben, daß der Soorpilz streng aerob ist. Nach ihnen wächst derselbe in Bouillonkulturen bei Zutritt freien Sauer- stoffes besser als bei Luftzutritt. Sauerstoffmangel wirkt faden- bildend wie die Toxika, während reiner Sauerstoff Konidien- 172 R. Hiekel, bildung hervorruft. Im Vakuum findet keine Entwicklung statt. Die beiden Autoren verweisen selbst darauf, daß in dieser Be- ziehung noch weitere Versuche nötig sind, um die vorhandene Wirkung zu präzisieren. Ich glaube nun, durch meine Kulturen in dem erwähnten Agar die Art und Weise des Sauerstoff- einflusses genau beurteilen zu können. Die Stichkulturen in diesem Medium sind nämlich äußerst charakteristisch, besonders bei dem Konidiensoor, während der Hyphensoor diese Erscheinung meist undeutlicher zu erkennen gibt. Wenn wir die Photographie (Fig. 12, Taf. II) betrachten, so sehen wir einen Stichkanal, von dem in radiärer Richtung, Wurzelhaaren vergleichbar, Hyphen in das Agar hineinwachsen. Die Länge dieser nach oben zu immer reichlicher Konidien abschnürenden Hyphen ist jedoch keine gleichmäßige, sondern sie nimmt von Null unter dem Nagelkopf, der selbst aus lauter Konidien be- steht, schnell zu bis zu einem Maximum der Länge, um dann langsamer gegen die Tiefe des Stiches abzunehmen, so daß wir, die Hyphenenden mit einer Linie verbindend, zu einer erst steil ansteigenden, dann sanft fallenden Kurve gelangen, aus der uns offenbar eine hier wohl ausschließliche Wirkung des Sauer- stoffes anspricht (vergl. folgende Zeichnung). AB = Richtung der Sauerstoffabnahme. Bei O optimale Sauerstoffabsorption und größte Hyphenlänge (Ordinate). Die Länge der Zelle ist also von dem Gradeset jeweiligen Sauerstoffspannung im Agar abhängig. Die größte Länge der Zellen wird bei einer Sauerstoff- spannung, erreicht,: ' die, “unterhalb- Fjener S-derzsPufeen lee: (Optimum). Bei der Sauerstoffspannung der Luft ist die Länge am geringsten, d. h. sie ist gleich dem Querschnitte der Zelle, woraus eine Konidie resultiert (Maximum). Ebenso ist es gegen das untere Ende des Stichkanales hin, wo eine zu geringe Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 173 Sauerstoffspannung (Minimum) herrscht. Betrachten wir ferner den oberen Teil des Stiches (Fig. 11 und 12, Tafel II) genauer, so finden wir, daß knapp unter dem Nagelkopf am Ende der ganz kurzen Hyphen sich zahlreich Konidien abschnüren, in beiden Photographien leicht kenntlich, da Stellen des Stiches ohne Konidienabschnürung schleierhaft erscheinen. Diese Ko- nidien nun stehen doch (Roux und Linossier) in innigster Berührung mit den hochmolekularen Nährstoffen des Agars und wachsen dennoch nicht in Hyphen aus. Das erklärt sich wohl nur daraus, daß die betreffenden Konidien sich für dieses Medium schon zu nahe dem Sauerstoffe der Luft befinden, dieser also eine große Wirkung auf die Längenverhältnisse der Soorzelle ausübt. Daß es sich bei der beschriebenen Er- scheinung nicht etwa um ein Eintrocknen des Agars von oben- her handelt und so dem Längenwachstum aus Wassermangel und mechanischen Gründen durch Verfestigung des Agars ein größerer Widerstand entgegengesetzt wird, während nur weiter unten sich wirklich Sauerstoffmangel geltend machen könnte, beweist wohl mit Sicherheit der Kontrollversuch im dunst- gesättigten Raume, der dieselben Stichformen lieferte. Auch die Annahme, daß z. B. im Agar (wie im Meerwasser) eine Sauer- stoffanreicherung stattfindet, ist mit der gegebenen Erklärung in Einklang zu bringen, da von oben nach unten die Sauerstoff- spannung auf jeden Fall abnehmen muß, denn ein Austausch der verschiedenen Absorptionsschichten kann im Agar nicht stattfinden. Nur die relative Lage des Optimums würde durch diese Annahme eine Verschiebung erleiden. Ferner ist das Absorptionsvermögen nicht für alle Sub- strate das gleiche. Daher wird man auch nicht in allen Medien dieses charakteristische Bild bekommen und man hält sich wohl deswegen am besten an die genaue Zusammensetzung des angegebenen Agars. Verschiedene Konzentrationen dürften von Einfluß sein. Gelatine, die wohl ein geringeres Absorptions- vermögen hat, zeigt das Optimum ganz gegen die Oberfläche Verschoben (verels Hier 0 Talel). Nun erklärt es sich wohlauch unter Beibehaltung der von Roux und Linossier gegebenen Erklärung, bei, neitemıbessier,iwarum sub- merse Kulturen des Konidiensoors (Fig. 2 und 3, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 13 174 R. Hiekel, Tafel I) (besonders in Bierwürzgelatine) infolge Hyphen- bildung die charakteristischen Sterne zeigen, die aus lauter Stockwerkstrahlen aufgebaut sind, wäh- rend die oberflächlichen sich nur als Konidien- häufchen repräsentieren‘ (Fig. +1," Tafel’) Die7sup- mersen leben einfach in der geeigneten Sauer- stoffspannung, die oberflächlichen nicht, daher ihre Verschiedenheit. Der Hyphensoor, der nicht so beeinfluß- bar ist, zeigt auch in den Oberflächenkolonien Hyphenwachs- tum (Fig. 5, Tafel I). Auf dieselbe Weise kann man auch die Beobachtung Roux’s und Linossier’s deuten, daß der Soor in flüssigen Medien schlechter wächst als auf festen. Denn durch Untersinken auf den Grund des Gefäßes kommt der Pilz in die Zone des Sauerstoffminimums, da der Austausch der Flüssigkeitsschichten nicht so schnell erfolgen kann. In einer Sauerstoffatmosphäre absorbiert die Flüssigkeit viel mehr Sauer- stoff, daher wird vielleicht das Optimum erreicht und der Pilz gedeiht besser als in der Luft. Ich erhielt jedoch auch in Flüssig- keiten ein gutes Wachstum, habe aber keine vergleichenden Versuche vorgenommen. Die Soorhyphe reagiert aber nicht bloß durch stärkeres oder schwächeres Längenwachstum auf den Sauerstoff, sondern auch durch Wachstumsbewegungen, indem sie tatsächlich A&ro- tropismus zeigt. Diese bekanntlich von Molisch! zuerst an Wurzeln, dann an Pollenschläuchen entdeckte Bewegung wurde später auch bei Pilzen, sovon Winogradsky?* bei Schwefel- bakterienfäden und von L. Celakovsky® bei Dictyuchus mono- sporus beobachtet. Bei meinen Versuchen konnte ich nun auch 1 H. Molisch, Über die Ablenkung der Wurzeln von ihrer normalen Wachstumsrichtung durch Gase (Aörotropismus). Diese Sitzungsberichte, Bd. XC, Abt. I, Jahrg. 1884. — H. Molisch, Zur Physiologie des Pollens mit besonderer Rücksicht auf die chemotropischen Bewegungen der Pollenschläuche. Diese Sitzungsberichte, Bd. CII, Abt. I, Juli 1893. ®? Winogradsky, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Bak- terien. Heft 1, p. 37. Leipzig 1888. Verlag A. Felix. REG elakovsky junior, Über den A&rotropismus von Diciyuchus mono- sporus. Prag 1897. Die Art und Weise, wie Celakovsky zitiert (p. 8, Fußnote 13), könnte den Anschein erwecken, als ob Miyoshi den negativen Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 175 Arotropismus beim Soorpilz konstatieren, und zwar nach der- selben Methode, wie dies Molisch! für die Pollenschläuche angegeben hat. Diese Eigenschaft ist wohl auch für den Soor von besonderer biologischer Wichtigkeit, indem das Weg- wachsen vom Sauerstoff der Luft ebenfalls mit einen Faktor darstellt, der neben chemotropischen Reizen die Hyphe zum Eindringen in die Epithelien veranlaßt. Bringt man nämlich Soorkonidien oder Dauersporen auf einen Objektträger in ein geeignetes Nährmedium (am besten Speichel mit wenig Saccharose) unter Deckglas bei einer Temperatur von 37° C., so keimen sämtliche am Rande und etwas gegen die Mitte zu liegenden Konidien zu Hyphenfäden aus, die senkrecht vom Deckenglasrande in das Innere wachsen und, wenn sie zu weit hineingelangt sind, umbiegen, um nun eine kleine Strecke wieder gegen den Rand zu wachsen. Konidien dagegen, die zu weit im Inneren liegen, keimen gleich von vornherein gegen den Deckglasrand. Die in der Mitte gelegenen Konidien keimen wie Pollenkörner! wegen Sauer- stoffmangels nicht. Auf diese Weise erhält man ein ähnliches Bild (Fig. 13, Taf. II), wie es Molisch! mit Pollenkörnern in Zuckergelatine . erhielt, und man muß analog schließen, daß hier ein A&ro- tropismus der Soorzellen vorliegt. Die Soorhyphen verhalten sich danach der atmosphärischen Sauerstofispannung gegen- über wie Pollenschläuche: sie weichen der gewöhnlichen Sauerstoffspannung der Luft aus und sind daher mit Bezug auf diese negativ a&rotrop (Fig. 13, Taf. II). Doch sie können auch, falls sie einer zu niedrigen Spannung ausgesetzt werden, positiv a&rotrop werden (Fig. 14, Taf. Il). Es gibt somit ein Optimum der Sauerstoffspan- name zur dem dien’ Solorhypnhen stetschinwächst> Um Aörotropismus der Pollenschläuche entdeckt hätte. Die Priorität gebührt jedoch zweifellos Molisch. Vergl. darüber: Miyoshi, Über Reizbewegungen der Pollenschläuche. Flora oder Allg. bot. Zeitg., 1894, Heft 1, 2. Absatz der Ab- handlung. — Miyoshi, Über Chemotropismus der Pilze. Bot. Zeitg., 1894, Lienen 1 H. Molisch, Zur Physiologie des Pollens, mit besonderer Rücksicht auf die chemotropischen Bewegungen der Pollenschläuche. Diese Sitzungs- berichte, Bd. CH, Abt. I, Juli 1893, Fig. 1 und 2. 13* 176 R. Hiekel, Konzentrationsverschiedenheiten kann es sich bei diesem Ver- such nicht gut handeln, da er auch im dunstgesättigten Raume gelingt, wo ein Abdunsten vom Rande des Deckglases nicht möglich ist. Um die beschriebene Erscheinung sicher zu bekommen, verfährt man am besten so: Einige Kubikzentimeter Speichel werden mit einem kleinen Körnchen Rohrzucker kurze Zeit ver- setzt, so daß sich ein jedoch möglichst geringer Teil des Zuckers löst. In diesen wenig Zucker enthaltenden Speichel bringt man nun von einer frischen Bierwürzkultur Konidien, die möglichst rein von Gelatine sind, und verrührt sie so gut als möglich mit dem Speichel. Dann bringt man einen ganz kleinen Tropfen davon auf einen Objektträger, so daß das Deckglas beim Be- decken von keinem Flüssigkeitssaum umgeben wird. Die so angefertigten Präparate gibt man in eine überall mit Filtrierpapier ausgekleidete und mit Wasser abgesperrte, feuchte Kammer, die man in einem Warmkasten bei 37°C. ungefähr 12 Stunden stehen läßt. Nach dieser Zeit ist die Keimung sicher eingetreten und bietet das vorhin beschriebene Bild dar.! Die beiden Figuren (13 und 14, Taf. II) zeigen aöro- tropisch reagierende Soorhyphen bei starker Vergrößerung, wobei der Deckglasrand als unscharfer, schwarzer, dicker Strich am unteren Teile der Kreisfläche erscheint, und zwar zeigt Fig. 13 negativen, Fig. 14 positiven Adrotropismus. Wie man sieht, wachsen in der letzteren Figur sämtliche Hyphen, welche verhältnismäßig (vergl. die andere Figur!) wenig weit vom Deckglasrand entfernt liegen, zu diesem, also zum Sauerstoff hin. Ein solches fast ausschließlich positiv acrotropisches Auskeimen wurde nun stets dann gesehen, wenn der Deckglasrand von einem deutlichen Flüssigkeitssaum umgeben war, den man durch einen etwas größeren Speichel- tropfen leicht erzielt. Dieser Saum genügt, um die optimale Sauerstoffabsorptionszone so weit nach außen zu verschieben, daß das gewöhnliche Bild plötzlich verkehrt erscheint, was 1 Man achte auf möglichste Dünnsaat der Konidien, da bei der außer- ordentlichen Empfindlichkeit des Pilzes die durch die gegenseitige Konkurrenz bedingten Verhältnisse leicht auch andere Wachstumsrichtungen hervorrufen können. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 047 auf ein sehr feines Unterscheidungsvermögen des Pilzes dem Sauerstoff gegenüber hindeutet. c) Lichteinfluß. Um zu untersuchen, ob auch das Licht von Einfluß auf die Wachstumsart des Soors sei, wurden Plattenkulturen mit saurer Bierwürzgelatine mit schwarzem Papier zur Hälfte ver- dunkelt und so an einem Nordfenster dem diffusen Sonnenlicht ausgesetzt. Dem Lichte war die Unterseite der Petrischale zugekehrt, wobei die vom schwarzen Papier verdunkelte Schalenhälfte noch durch einen blanken Spiegel vollständig bedeckt war. Dies geschah deswegen, um dem Einwande zu begegnen, es könne hier das schwarze Papier durch fort- währende und stärkere Absorption des Lichtes die verdunkelte Seite gleichsam wie ein Ofen auch stärker erwärmen, so daß das im Dunkeln festgestellte stärkere oder ausschließliche Hyphenwachstum nicht der Abwesenheit des Lichtes, sondern der Wärme zugeschrieben werden müsse, zumal diese in dem- selben Sinne wirkt.! Um nun ferner bei diesem Versuch die so wie so in Hefe- form wachsenden Oberflächenkolonien auszuschalten, war die Aussaat nach der Erstarrung noch mit ungeimpfter 1 Ein Ausschalten der Wärmestrahlen aus dem diffusen Lichte durch Wasserschichten oder Alaunplatten entkräftet meiner Ansicht nach nicht den genannten Einwand. Denn das nun kalte Licht würde ja auch von dem schwarzen Papier stärker absorbiert werden, d. h. in Wärme umgewandelt werden, und damit wäre noch immer ein Temperaturunterschied zwischen verdunkelter und belichteter Hälfte gegeben und man müßte trotz Lichtfilter einen Spiegel verwenden. Bei Anwendung eines Spiegels aber ist wohl von vornherein auch onne Ausschaltung der Wärmestrahlen das Temperaturverhältnis der verdunkelten und belichteten Seite derart, daß, wenn schon ein Unterschied besteht, die durch die Rückstrahlung des Spiegels mehr gegen Wärme und Licht geschützte verdunkelte Schalenhälfte sicher kälter ist als die belichtete Hälfte, welche von der Bierwürzgelatine braun gefärbt ist und daher vermutlich stärker absorbiert. Also kann auf der kälteren Hälfte unter dem Spiegel das starke Hyphenwachstum nicht durch Wärme hervorgebracht werden, sondern es kann seine Ursache nur in der Abwesenheit des Lichtes liegen. Auch ist schließlich zu vermuten, daß diese wohl ganz geringen Temperaturunterschiede kaum einen merklichen Einfluß ausüben würden. 178 R. Hiekel, Gelatine übergossen worden, so daß nun alle Kolonien ziemlich dieselben Sauerstoffverhältnisse hatten. Nach 4 bis 5 Tagen ergaben diese Kulturen ein Bild, das kaum deutlicher einen Einfluß des Lichtes auf das Längen- wachstum beweisen konnte. Die verdunkelte Hälfte der Platte zeigte Kolonien, die sämtlich. mit einem schönen radiären Hyphenkranze (Stockwerke!) um- geben waren, während die belichtete Hälfte nurin Konidien wuchs. Dabei waren beide Hälften scharf von- einander getrennt. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen, wie im Winter, erhält man jedoch nicht einen so ausgesprochenen Gegensatz, sondern nur einen Unterschied in dem Längen- wachstum der Hyphen, weil das schwächere und kurzwährende Tageslicht nicht im stande zu sein scheint, die Hyphenbildung auf der Belichtungsseite hintanzuhalten. Doch kann man auch hier im Lichte eine reichlichere Konidienbildung bemerken. Leider mußte dieser Lichtversuch, da im Sommer versäumt worden war, ihn zu photographieren, im Winter unter, wie erwähnt, weit ungünstigeren Verhältnissen wiederholt werden, so daß in dem beigegebenen Bilde (Fig. 15,: Taf. II) nur "ein Größenunterschied zwischen den im Lichte gewachsenen Kolonien rechts (db) und den verdunkelten links (a) zu sehen ist. Auch gibt die Photographie die Konidienanreicherung bei den belichteten Kolonien nicht wieder. Eine andere Schwierig- keit für das gute Gelingen dieses Versuches ergab sich weiter aus der ziemlich verschiedenen Fähigkeit der "emzemen Konidiensoorstämme zum Hyphenwachstum. Er gelang am besten mit solchen Stämmen, die eine mittlere Neigung zu fädigem Wachstum zeigten, dagegen weniger gut oder gar nicht mit den ausgesprochensten Konidiensooren. Bei den Stämmen, die dem Hyphensoor näher stehen, sowie bei diesem selbst kann man stets nur einen Größenunterschied der Hyphen- kolonien wahrnehmen. Ebenso wie sich die verschiedenen Soorstämme in der Fähigkeit, Hyphen zu bilden, unterschieden, zeigten auch die einzelnen Konidien ein und desselben Stammes hie und da eine Variation in dieser Richtung. Und so kam es, daß man oft auch auf der belichteten Schalenhälfte Hyphenkolonien unter Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 8) den herrschenden Konidienkolonien bemerkte, meist nur ver- einzelt, doch auch manchmal in größerer Zahl. Auf diese ver- schiedene individuelle Fähigkeit der Konidien zur Fadenbildung machen schon Roux und Linossier aufmerksam. Auch scheinen mir Konidiensoorstämme, die lange in hyphengünstigen Nährmedien gezogen wurden, reicher an solchen weniger beeinflußbaren Konidien zu sein, wodurch ein solcher Lichtversuch undeutlich ausfällt. Experimente in dieser Hinsicht wären jedoch noch anzustellen. Hervorgehoben sei weiters, daß sich nicht alle Nährmedien gleich gut zu diesen Versuchen eignen. Bierwürzgelatine ist hier am besten. Aus diesen Versuchen mit einseitiger Belichtung der Plattenkulturen ergibt sich also, daß beim Soorpilz schon diffuses Tageslicht bei längerer Einwirkung eine Hemmung der Hyphenbildaung hervorruft, wobei aber die Größe der Hemmung von der Neigung des Pilzes zum Hyphenwachstum abhängt. Ähnliche Einflüsse des Lichtes auf andere Pilze sind eine bekannte Tatsache und es läßt sich diese spezielle Erscheinung am Soor mit ihnen in Einklang bringen. Erwähnensweıt dürfte hier die Beobachtung von Elfving! an Burotium herbariorum sein, dessen Konidien nach einer gewissen mittleren Intensität des Sonnenlichtes dauernd Hefeformen entwickelten. Im allgemeinen wird bei vielen Fadenpilzen das Längen- Waehstum dureh Beleuchtung verzögert, z.B, bei den Frucht- trägern von Phycomyces nitens.” Der Soor gehorcht demselben Gesetz, indem auch hier ‚eine Verkürzung der Länge eintritt; unter günstigen Verhältnissen bis zur Konidie. Neben dieser speziellen Wirkung des Lichtes auf das Längenwachstum beobachtet man auch eine allgemeine Hem- mung des Wachstums: Kulturen vom Konidiensoor, die ich dem direkten Sonnenlicht längere Zeit ausgesetzt hatte, gingen 1 Elfving, zitiert nach Lafar, Handbuch der techn. Mykologie, 5. Lieferung, p. 545, 8 98, Einfluß des Lichtes. — Elfving, Studien über die Einwirkung des Lichtes auf die Pilze (Helsingfors, Zentraldruckerei, 1890). 2 Vines, Arbeit des bot. Inst. zu Würzburg, 1878, Bd. 2, p. 137 (zitiert nach Lafar). Über den Einfluß des Lichtes auf Pilze vergl. auch Lafar, Techn. Mykologie, 5. Lieferung, 8 98, p. 454. 180 R. Hiekel, zu Grunde. Eine Wirkung des Lichtes auf die Dauersporen- bildung konnte ich nicht feststellen. d) Einfluß der Temperatur. Es war zu erwarten und ist auch schon von den einzelnen Autoren hervorgehoben worden, daß die Temperatur neben ihrem Einfluß auf das Wachstum überhaupt auch die Hyphen- bildung beeinflussen werde. Jedoch zeigt sich ein solcher Einfluß der Temperatur innerhalb der in Betracht kommenden Grenzen nur beim Konidien-, nicht beim Hyphensoor. Die untere Temperaturgrenze der Hyphenbildung liegt, wenn man vom Einfluß der anderen hyphenbildenden Faktoren absehen darf, ungefähr um 20° C. herum, wozu aber bemerkt sei, daß sich die einzelnen von mir gezogenen Konidiensoorstämme sehr verschieden um dieses Minimum gruppieren, was mit dem be- obachteten allmählichen Übergange des Konidiensoors in den Hyphensoor im Zusammenhange steht. Zum Schlusse dieses Kapitels sei darauf aufmerksam ge- macht, daß die äußeren natürlichen Faktoren zusam- menwirken müssen und daß das jeweilige Formergebnis des Pilzes gewissermaßen eine Resultierende dieser vier Faktoren darstellt. Jedem einzelnen kommt nureine Teilwirkung zu, die freilich bei geeigneten Bedingungen fast als aus- schließlich wirksam erscheinen kann. V]. Zahl der Soore. Bevor ich an die Beschreibung des Soorpilzes gehe, will ich das zusammenfassen, was sich aus meinen Beobachtungen für die Entscheidung der Frage, ob ein oder mehrere Soore zu unterscheiden sind, ergibt. Die von mir untersuchten Soorstämme gruppieren sich um zwei voneinander leicht unterscheidbare Typen. Den einen Typus charakterisiert das überaus reichliche Konidien- wachstum, dem ein Zurücktreten des Hyphenwachstums ent- spricht, den anderen Typus zeichnet wieder das Vorherrschen des Hyphenwachstums aus, wobei die Konidien ganz zurück- treten können, dafür aber die Fähigkeit, Dauersporen zu bilden, Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 181 auftritt. Diese beiden Typen stellen gewissermaßen Endglieder einer einheitlichen Reihe dar, die durch Zwischenstufen ver- bunden sind. Diejenigen Soorstämme, welche sich um den konidienreichen Typus gruppierten, faßte ich als eine selb- ständige Varietät, den Konidiensoor, zusammen, während die Soorstämme, die sich um den Hyphentypus scharen, als Hyphensoor eine zweite Varietät darstellen. Das gemeinsame morphologische Merkmal für beide ist der charakteristische Stockwerkbau (vergl. Fig. 7, Tafel I). Die Unterschiede in ihrer Morphologie werden aber nur durch die mehr oder weniger große Neigung zum Hyphenwachstum, der die Fähigkeit, Dauersporen zu bilden, parallel geht, hervorgerufen. Daher kann man diese beiden Varietäten des Soors mehr als physio- logische auffassen und sie so mit den in neuerer Zeit auf- gestellten Rassen der Hefe in Vergleich setzen (vergl. die Dia- gnose beider Varietäten in Abschnitt X). Die Konidiensoore scheinen nach meinen Befunden häufiger zu sein als die Hyphensoore, denn unter den aus dem deutschen Kinderspitale in Prag stammenden Sooren fand ich nur einmal den Hyphensoor; den anderen Hyphensoorstamm, der noch zur Untersuchung gelangte, hatte ich als Oidium albicans lique- faciens Fischer, Brebeck aus dem Kral’schen Institut in Prag bezogen. Ich war oft versucht zu glauben, daß diese beiden unter- schiedenen Varietäten sich nach Wunsch ineinander über- führen lassen könnten, und ich sehe mich gezwungen, hier noch jene Tatsachen anzuführen, welche diese Meinung zu stützen scheinen. So steigerte sich beim Hyphensoor aus dem Kral’schen Institute die Neigung zum Hyphenwachstum in meinen Kultur- medien (besonders Molisch’s Pilznährlösung + 1°/, Pepton und Agar) nach 1!/,jähriger Zucht in dem Grade, daß er sich von einer späteren bezogenen Sendung .desselben Pilzes deutlich durch sein gesteigertes Hyphenwachstum und reichlichere Dauersporenbildung unterschied. Der Unterschied war be- sonders auf der erwähnten Asparagingelatine! deutlich zu 1 Molisch's Pilznährlösung + 1°/, Asparagin. 182 R. Hiekel, sehen, wo die jüngere Sendung neben Dauersporen reichlich Konidien abschnürte, eine Erscheinung, die an der älteren Sendung nicht mehr bemerkt wird. Auch die Beschreibung desselben Soors von Fischer und Brebeck weist auf ein stärkeres Hyphenwachstum hin. Ferner zeigte ein Soorstamm, der aus dem Munde eines ge- sunden Menschen stammte und anfangs als ziemlich typischer Konidiensoor wuchs, wenn er auch schon eine größere Neigung zum Hyphenwachstum aufwies, auf dem gleichen Agar eine Umwandlung in demselben Sinne und zwar so weit, daß man manche seiner Kolonien von einem typischen Hyphensoor nicht mehr unterscheiden konnte. Er stellt sich jetzt nach kurzer Zeit der Kultur als ein Mittelding zwischen den beiden genannten Typen dar, neigt aber fast mehr zum Hyphensoor infolge seiner Dauersporenbildung. Da ich auch alte, wenig auf jenem Agar überimpfte Kulturen desselben Soorstammes aufbewahrt hielt, hatte ich nun anscheinend beide Varietäten aus einem einzigen Stamme herausgezüchtet. In beiden Fällen fand also eine Steigerung der Neigung zum Hyphenwachstum bei längerer Kultur statt und es könnte berechtigt erscheinen, auch bei den typischesten Konidiensooren eine solche Steigerung im Laufe der Zeit zu erwarten und anzunehmen, der Soorpilz könnte je nach äußeren und inneren Ursachen bald im Konidien-, bald im Hyphensoorstadium längere Zeit verharren und es gäbe daher keine Varietäten. Da aber während der Zeit meiner Untersuchungen die Konidiensoore mit Ausnahme des erwähnten sich konstant erhielten, obwohl doch dieselben äußeren Bedingungen auf sie einwirkten, und zwar eben so lang und noch länger, so kann man mit mehr Recht auf eine innere physiologische Ver- schiedenheit schließen und es ist daher wohl besser, das, was wirklich getrennt erscheint, auch zu trennen und den Soor in zwei Varietäten zu spalten. Der umgewandelte Konidiensoor stellt dann das Bindeglied zwischen den beiden Soorvarietäten dar und zeichnet sich durch eine größere Fähigkeit, nach beiden Endgliedern der Reihe hin in seiner Wachstumsart zu variieren, aus, während sich bei den aufgestellten Varietäten die eine oder die andere Art des Wachstums festigte. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 183 Die Art Dematium albicans Laurent (= Oidium albicans Robin.) erscheint somit als eine Formenreihe, die nach zwei Endpunkten verschieden variiert und deren Endglieder gut unterscheidbare Varietäten darstellen (siehe diese Seite unten). Der Vollständigkeit halber sei noch folgendes ange- schlossen: Da ich bei diesem Soorstamme Dauersporen und Konidien nebeneinander leicht bekam, machte ich den Versuch, ob nicht vielleicht die Nachkommenschaft einer Dauerspore sich anders verhielte als diejenige einer Konidie, und zwar isssdem, Sinne, dan, man bei Impfung einer Dauerspore den Hyphensoor, bei Impfung einer Konidie den Konidiensoor erhält und also auf diese Weise beide Varietäten aus einem Stamme plötzlich scharf geschieden hätte. Meine Versuche aber ergaben gar keine scharfe Grenze zwischen beiden Aus- saaten. Die Dauersporenaussaat zeigte wohl das typische Aussehen des Hyphensoors, die Konidienaussaat jedoch wies neben Konidiensoorkulturen auch in großer Menge Hyphen- soorkulturen auf, obwohl mit großer Peinlichkeit für die Ab- wesenheit jeder Dauerspore gesorgt worden war. Der Versuch beweist, glaube ich, eine allmähliche langsame Umwandlung dieses Stammes, wobei die Zwischenstufen noch nicht aus- getilgt sind, und man darf daher die Konidie und die Dauer- spore nicht als Ausgangspunkte von gewissermaßen zwei ver- schiedenen Generationen betrachten. VI. Beschreibung der Soorvarietäten. a) Dematium albicans Laurent, var. mutabilis Hiekel. Der Konidiensoor. Morphologie. Der Pilz zeigt das am Anfange beschriebene Stockwerk- wachstum sehr deutlich und fast in jedem Nährmedium, wo für ihn Hyphen- bildung möglich ist (Fig. 2,3 und 7, Taf. I). Dauersporen wurden nur in einigen wenigen Fällen und dann meist nicht von der typischen Ausbildung an- getroffen wie beim Hyphensoor. Man muß entweder annehmen, daß die zur Bildung der Dauerformen notwendigen Bedingungen nicht so leicht auf künst- lichem Wege hergestellt werden können, oder daß der Pilz durch reichliche Konidienabsonderung die Fähigkeit der Dauersporenbildung verloren habe, zumal ja die biologische Wirkung der Konidien diejenige der Dauersporen vollkommen ersetzen kann. Es sei bemerkt, daß es auch nicht gelingt, Dauersporen auf 184 R. Hiekel, Asparagingelatine zu erhalten, die den Hyphensoor zu reichlicher Bildung ver- anlaßt. Größenverhältnisse. Als ungefähre Zahlen ergeben sich bei Kultur in Molisch’s Pilznährlösung mit 3 %/, Saccharose und 1/,0%/, Pepton: Konidiengrößer. .er.ner. 3 bis 6 u, Hyphendickess.... . 03237: 3, Länge der Hyphenglieder....30 u. Oft sind die Hyphenglieder ampullenartig aufgetrieben und dann natürlich dicker. Nach verschiedenen Ernährungsverhältnissen sind diese Zahlen sehr variabel, besonders diejenige der Hyphenlänge. Aussehen auf verschiedenen Nährmedien. Bierwürzgelatine. a) Der Strich. Hefeartige erhöhte Auflage, entstanden aus zusammen- geschobenen Oberflächenkulturen. Farbe: weiß mit gelblichem Stich, etwas feuchtglänzend. b) Plattenkulturen. Nach drei Tagen Kolonien von 1mmm Durchmesser. Diese haben einen glatten Rand, wenn sie oberflächlich liegen, und sehen aus wie halbkugelig erhöhte Hefekolonien. Farbe: wie oben beim Strich. Die sub- mersen Kolonien sind entweder von einem stockwerkartigen Strahlenkranze umgeben oder hefeartig wie die Oberflächenkulturen, was sich zumeist nach dem Einflusse der äußeren Faktoren richtet und nach der Neigung des betreffenden Konidiensoors zur Hyphenbildung (vergl. Fig. 1, 2, 3, Taf. I). Häufig ist die Gelatine, indem Verflüssigung beginnt, etwas eingezogen. Hefezellen sind am Rande bei schwacher Vergrößerung schwer zu unterscheiden. c) Stichkulturen. Ein Nagelkopf, der einer großen Oberflächenkultur entspricht. Der Stichkanal ist meist hefeartig, doch kann er auch radiäre, infolge Konidienabschnürung meist dickere Ausstrahlungen zeigen (Fig. 6, Taf. I, und zwar die beiden Stiche rechts). Molisch’s Pilznährlösung mit 2 0), Agar, t/,"/, Pepton. a) Strichkulturen. Weite, glänzende und breiig aussehende Konidien- auflage, die meist nie in die Tiefe Hyphen entsendet. b) Plattenkulturen (sind wegen schnellen Austrocknens nicht sehr günstig). Die Kolonien meist nur in Hefeform. c) Stichkulturen. Bei 37° C. (auch darunter!) sehr charakteristisch und zum großen Teile schon im Kapitel über Sauerstoffeinfluß beschrieben. Häufig gleicht der Stichkanal einer Pfahlwurzel mit mehr oder weniger dicken Seitenwurzeln. Die dickeren Stränge, welche die meist flaumigen Hyphen- ausstrahlungen besonders gegen den Nagelkopf hin durchsetzen (Fig. 11, Taf. ID), entstehen durch reichlichere Konidienabschnürung gewisser Hyphen. Kagtoffelabschnitte (alkalisch): Dicke hefeförmige Auflagerungen. Molke. Wolkige Hyphenfetzen und wenig Konidien. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 185 Molisch’s Pilznährlösung + !/,%/u Pepton: Wolkige Hyphenfetzen und Konidien. Das verschiedene Wachstum bei Zuckerzusatz ersieht man aus der, Tabelle p..169. Keimung der Konidien. Bringt man Konidien in Speichel oder in andere zur Hyphenbildung geeignete Flüssigkeiten unter Deckglas auf einen Objektträger, so wachsen sie am Rande, wo genug Sauerstoff vorhanden ist, an ein oder zwei Stellen zu einem Hyphenfaden aus (Fig. 13 und 14, Taf. II). Diese doch nur als Keimung anzusehende Erscheinung unterstützt wohl neben der ganzen Morphologie des Pilzes (Stockwerke!) die Auffassung der Soor- hefezellen als Exosporen, also als echte Konidien und entkräftet die Anschauung von Roux und Linossier, welche die Hefeform des Soors als Mycelform und Hauptwuchsart betrachteten. Temperaturgrenzen. Die geeignetste Temperatur, wo das schnellste Wachstum erfolgt, liegt um 37° C. herum. Doch gedeiht der Pilz auch bei Zimmertemperatur, dann aber meist in der ausschließlichen Konidienform, die eine Wuchsform unter ungünstigen Bedingungen überhaupt darstellt. (Mucor!) Chemische Leistungen. a) Gärung. Der Pilz vergärt nach meinen Befunden die Monosen: d-Glukose, Z-Glukose, Galaktose und Fruktose, von den Biosen nur die Maltose, während Milch- und Rohrzucker nicht vergoren wurden, ebenso ntenus die, bolyosen: Giykogen und. Dextrin. Diese Ergebnisse, die "auf Grund der Gärungskölbchenmethode gewonnen wurden, stimmen mit den früheren Untersuchungen überein und wurden in der bekannten Peptonnähr- lösung ausgeführt. Eine allgemeine Ansicht, gegen die sich Wehmerl wendet und die darin besteht, daß man Hefeform und Gärfähigkeit zueinander in Beziehung bringt, möchte ich hier nur streifen. Ich beobachtete nämlich durchwegs, daß der hefeänliche Konidiensoor stets früher und intensiver mit der Gärung einsetzte als der Hyphensoor, der meist auch quantitativ weniger CO, erzeugte. Es könnte dies wirklich eine Beziehung der Pilzform zur Gär- fähigkeit wahrscheinlich machen, womit aber natürlich nicht behauptet werden soll, daß Hyphen nicht gären. Denn ich kann ja Wehmer’s Beobachtung, daß auch Hyphen gärfähig sind, bestätigen, wenn ich nicht die beim Hyphen- soor äußerst vereinzelt vorkommenden Konidien als Ursache der Gärleistung allein ansehen will. In dieselben Erwägungen schlägt folgendes Ergebnis: der Konidiensoor wächst nämlich in der Biose,? die er gleichzeitig vergären kann, in Konidien, in den beiden anderen untersuchten Biosen in Hyphen. Nach all diesem hat es den Anschein, als ob doch ein gradueller Unterschied in der Gärtüchtigkeit der Hyphen- und der Hefenform zu bemerken sei. 1 C. Wehmer, Über Kugelhefe und Gärung bei Mukor javanicus. Referat, original, Zentralbl. für Bakt. u. Par., Abt. II, Bd. XIII (1904), p. 277. — Referat, Botan. Zentralbl., Bd. XCVII (1905), p. 124. 2 Maltose zu 10°/,. In schwächeren Konzentrationen dieses Zuckers ist noch Hyphenbildung möglich. Siehe Tabelle p. 169. 186 R. Hiekel, Zur Entscheidung wären eingehendere Versuche nötig, wozu sich viel- leicht der Soor besonders eignete. b) Säureabsonderung. Nimmt man eine alkalische Peptonnährlösung und untersucht dieselbe nach einiger Zeit auf ihre Reaktion, so zeigt sich, daß sie durch die Pilzvegetation sauer geworden ist. c) Verflüssigung der Gelatine. Übereinstimmend mit Fischer und Brebeck wird Gelatine mit den gebräuchlichsten Nährsubstraten gewöhnlich nicht verflüssigt, während bei Bierwürzgelatine nach längerer Zeit eine Ver- flüssigung eintritt. Ein Unterschied in dieser Beziehung zwischen beiden Soor- varietäten konnte nicht bemerkt werden, obwohl Fischer und Brebeck die Verflüssigung der Bierwürzgelatine als Diagnostikum zur Unterscheidung ihrer beiden Soore angeben. Anmerkung. Bei zwei Soorstämmen aus dem Kinderspitale wurde stets eine ganz besonders große Neigung zum Konidienwachstum fast in allen Nährmedien beobachtet, die auch nach einjähriger Kultur beibehalten wurde, so daß diese beiden Stämme das unterste Endglied der Reihe darstellen. Im Agar- und Bierwürzgelatinestich gab sich das schwache Hyphenwachstum am besten zu erkennen (Fig. 6c, Taf. D). Durch die Abimpfung dieser beiden Soorstämme wurde ich sofort an den von Heubner beschriebenen Fall einer Soorallgemeinerkrankung erinnert. Diese wurde durch einen Soor hervorgerufen, der sich ebenfalls durch fast ausschließliches Konidienwachstum auszeichnete. Man könnte eine Identität des Heubner’schen Soorstammes mit diesen beiden vermuten. b) Dematium albicans Laurent var., filiformis Hiekel. Der Hyphensoor. Morphologie. Dieser Soor zeigt nur unter gewissen Bedingungen stockwerkartigen Aufbau, da gewöhnlich in allen Kulturverhältnissen das Hyphenwachstum bevorzugt wird. Das Konidienwachstum tritt ganz und gar zurück. In den Kulturen mit (NH,)gSO, und den wechselnden Zuckerarten, die zur Prüfung des bekannten Gesetzes dienten, wuchs dieser Soor schlecht und zeigte unter dem Mikroskop Konidienabschnürung in Stockwerken. Aus dem Bevorzugen des Hyphenwachstums (vergl. den äußersten Hyphenast rechts der Fig. 7, Taf. I) folgt nun ein ganz anderes Aussehen der Kulturen, so daß sogleich zu erkennen ist, welcher Soor vorliegt (Fig. 4, 5 und 6a). Größenverhältnisse. Dieselben wie beim Konidiensoor. Jedoch macht das Mycel einen festeren und mehr starren und steifen Eindruck. Dauersporen rund dreimal größer als die Konidien. Hyphenglieder meist länger und seltener ampullenartig aufgetrieben. Aussehen auf verschiedenen Nährmedien. Bierwürzgelatine. a) Der Strich. Zusammengesetzt aus an- und ineinandergerückten, halb- kugelig erhöhten Oberflächenkolonien, die mit kurzen radialen Hyphenzöpfen Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 187 (Emergenzen) stachelartig besetzt sind oder häufig auch nur faltig und wulstig erscheinen. Farbe weiß mit gelblichem Stich und matt. b) Plattenkulturen. Nach 3 Tagen Kolonien von 1 bis L’5 mm Durchmesser. Oberflächliche Kolonien: Halbkugelig erhöht mit Hyphen- zöpfen, die radial in die Luft ragen, stachelartig besetzt (Fig. 5, Taf. I) oder nur faltig und wulstig; ganz aus Hyphen bestehend. Submerse Kolonien: Um einen dichten Kern ist ringsherum ein Hof von anfangs kurzen, dicken (Roux und Linossier), dann langen und dünnen Hyphen gebildet (Fig. 4, Taf. I). Farbe wie beim Strich. Bei schwacher Vergrößerung sieht man keine Stockwerke. c) Stichkulturen. Ein Nagelkopf, der einer großen Oberflächenkultur entspricht. Der Stichkanal zeigt ringsherum radiär und wirr verlaufende Hyphen, deren Länge von oben nach unten abnimmt. Da Konidienabschnürung fehlt, ist der Stich sehr flaumiger Natur (vergl. die erste Stichkultur von links der Bie6> Tafı]): Molisch’s Pilznährlösung mit 20), Agar, 1/,0/, Pepton. a) Strichkulturen. Erhöhte, reich gefältelte, glänzende oder matte Auf- lagerung, die aus Hyphen besteht. b) Plattenkulturen. Erhöhte gefältelte Auflagerungen, die sich ganz abheben lassen. Untergetaucht sahen die Kulturen wie strahlige Hyphen- kugeln aus. ce) Stichkulturen zeigen (auch bei gewöhnlicher Temperatur) den schon beschriebenen charakteristischen Stichkanal, nur nicht so schön und von stets flaumigerer Natur. Nagelkopf wie eine große Oberflächenkultur. Bei alten Kulturen im Stich reichlich Dauersporenbildung. Konidien fehlen, daher auch die dickeren radiären Stränge. Bei dem erwähnten Soorstamme, der eine Mittelstellung zwischen beiden Varietäten darstellt, sieht man an einem Stichlängsschnitt schon bei schwacher Vergrößerung knapp unter dem aus Konidien bestehenden Nagelkopf an den Hyphen eine reichliche Konidienabschnürung, während die tiefer gelegenen konidienlosen Hyphen reichlich Dauersporen tragen. Die obere Konidien- und die darunter liegende Dauersporenzone gehen ohne scharfe Grenze ineinander über. Kartoffelschnitte (alkalisch). Wulstige, dicke und gefaltete Auflage- rungen, die ganz aus Hyphen bestehen. Molke. Wolkig aussehende Hyphenkugeln. Molisch’s Pilznährlösung —+1/,9), Pepton. Sphäritartige Hyphen- kugeln, bis zu 1/, cm groß. Ebenso bei Zusatz der verschiedenen Zucker. Wolkige Hyphenfetzen werden ebenfalls beobachtet neben den so häufigen Hyphenkugeln (Tabelle p. 169). Charakteristisch für diesen Soor ist die Leich- tigkeit, mit der er Dauersporen bildet. Entstehungsbedingungen der Dauersporen. Die Dauersporen werden im allgemeinen bei Nahrungsmangel gebildet, und zwar kann man die Bildung regelmäßig bei alten eingetrockneten Kulturen 188 R. Hiekel, beobachten. Um sie aber schnell und reichlich zu erhalten, eignet sich am besten eine Gelatine, die die gewöhnliche Zusammensetzung der Molisch’schen Pilznährlösung hat, aber als Stickstofi- und Kohlenstoffquelle noch 10/, Asparagin enthält. Ein Zusatz von Zucker verzögert die Dauersporenbildung, weil dadurch wohl die Nahrungsverhältnisse verbessert werden. In der erwähnten Asparagin- gelatine bilden sich die Dauersporen unter zweierlei Umständen: 1. bei dünn gesäten Kolonien nach längerer Zeit, wenn die Kolonien schon eine ziemliche Größe erreicht haben und die Austrocknung wirken mag, und 2. bei sehr dicht gesäten Kolonien gleich am folgenden Tage. Die Dauersporen hängen dann an sehr kurzen, kaum merklich gewachsenen Hyphen. Auf welche Weise sich die einzelnen Kolanien in dem noch ganz frischen Nähr- medium durch ihr nahes Beieinandersein beeinflussen, ist nicht recht klar. Man ist geneigt, an Ausscheidungen zu denken oder aber auch an durch Atmung be- wirkten Sauerstoffmangel. Wird an einem Hyphenfaden oder dessen Seitenzweig eine Dauerspore gebildet, so sieht man das Ende kolbig anschwellen, wobei gleichzeitig eine Anreicherung von Zellinhaltsstoffen in der Nähe der An- schwellung erfolgt. Allmählich wird die Anschwellung größer, schnürt sich ab und verstärkt ihre Zellhaut, die dadurch sehr stark lichtbrechend wird. Im Innern dieser von der auffallend dicken Zellmembran umgebenen Kugel hat sich mehr oder weniger Reservestoff in Gestalt von ebenfalls stark lichtbrechenden Körn- chen abgelagert. Schon bei schwacher Vergrößerung ist daher ein mit Dauer- sporen behangenes Mycel auf den ersten Blick zu erkennen. Bei starker Ver- größerung sieht man auch oft in der Dauerspore eine Vakuole entwickelt, um die man die Reservestoffkörnchen scheinbar kreisförmig gelagert sieht. Besaß der Hyphenfaden genug Reservestoffe, so wird oft hinter der äußersten und ältesten Dauerspore eine zweite jüngere gebildet oder es verdickt sich wenigstens hinter der Dauerspore ein Stück des Fadens und speichert in diesem Teile eben- falls Reservestoffe an (Fig. 8 und 9, Taf. ]). Diese Erscheinung deutet wohl darauf hin, daß wir es hier mit echten Chlamydosporen zu tun haben, wie schon Roux und Linossier behaupteten, und daß also die Dauersporen morphologisch nicht mit verdickten Konidien zu identifizieren seien, wenigstens nichtbei diesemSoor, sondern es sind offenbar um- gewandelte Hyphenteile, nur mit dem Unterschiede, daß nur die Hyphenenden diese Umwandlungsfähigkeit besitzen, nicht der ganze Faden. An den Konidiensooren aber bemerkt man wirklich manchmal Dauersporen, die nichts anderes als um- gewandelte Konidien darzustellen scheinen und mit der von Kehrer!i be- schriebenen Bildungsweise übereinstimmen. Sind die Dauersporenkulturen schon alt, so verschmelzen oft bei vielen die Reservestoffkörnchen zu einer einzigen stark lichtbrechenden zentralen Kugel. Roux und Linossier beschrieben dieses Stadium als ein Stadium der Reife. Eine eigentliche Auskeimung gelang ihnen jedoch damit nicht. Da ich Dauersporen solcher Gestalt nie aus- keimen sah, halte ich sie jedoch für tot. Die dicke Dauersporenmembran widersteht konzentrierter Schwefelsäure, in der die übrigen Hyphenteile verschwinden, und es zeigt sich nach solcher 1 Kehrer, Der Soorpilz. Bot. Zentralbl., 1883, XIV. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 189 Behandlung in den Dauersporen, schon makroskopisch erkennbar, eine schöne rosenrote- Färbung, die Raspail’sche Eiweißreaktion. Da Zucker anwesend sein muß, geht diese Reaktion sehr gut mit Dauersporen, die sich auf einer zucker- haltigen Asparagingelatine gebildet haben. Durch Osmiumsäure habe ich im Gegensatz zu Roux und Linossier eine deutliche Braunfärbung erlangt. Mit der Natur der Zellinhaltsstoffe haben sich die beiden Forscher genauer be- schäftigt. Keimung. Bringt man nun Dauersporen in Speichel auf den Objekt- träger und bedeckt mit dem Deckglas, so bemerkt man nach ungefähr 12 Stunden eine Keimung der Dauersporen an einer oder an mehreren Stellen (Fig. 10, Taf. I). Die günstigste Temperatur ist 37° C. Wenn die ausgekeimten Hyphen größer geworden sind, erscheint die Dauerspore als leere Zelle und nur ihre dicke Haut verrät, daß sie eine Dauerspore gewesen ist. Die aus der Spore hervor- gewachsenen Hyphen verzweigen sich rasch und bleiben im festen Verbande mit der Mutterdauerspore. Auch in Bouillon erfolgt die Keimung. Eine Asparagin- Dauersporenkultur war, um ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Winterkälte zu erproben, in der Weihnachtszeit 3 Wochen im Freien verblieben, wo sie eine tiefste Temperatur von — 20° C. auszuhalten hatte. Wieder in das Zimmer in die Nähe des Ofens gebracht, keimten nun fast alle Dauersporen aus, weil die Gelatine sich (beim Ofen) halb verflüssigt hatte und so die Keimung ermöglichte. An den ziemlich langen Hyphen, die aus den Dauersporen hervor- gesproßt waren, bildeten sich jedoch wieder neue Dauersporen. Die in Asparagin- gelatine gebildeten Dauersporen trennen sich ziemlich leicht von ihren Hyphen ab, was man durch Verschieben des Deckglases erreichen kann. Dauersporen anderer Herkunft haften oft sehr fest. Die leichte Lostrennbarkeit der Sporen halte ich für ein Zeichen der Reife und voliständigen Ausbildung. Dies wird durch die Beobachtung bestätigt, daß bei manchen Keimungsversuchen keine einzige der Dauersporen keimte, wohl aber das sie tragende Mycel auf Kosten der Dauer- sporen weiter wuchs. Die Dauersporen wurden ärmer an Reservestoffen und verschwanden. Nach Roux und Linossier tritt dasselbe ein oder sie bleiben erhalten. Die Verfasser scheinen tote oder unreife Dauersporen gehabt zu haben. Eigentümlich ist, daß Dauersporen, die längere Zeit der Winterkälte aus- gesetzt worden waren, stets am besten und reichlichsten auskeimten. Versuche bezüglich einer Ruheperiode u. s. w. konnten leider nicht mehr gemacht werden. Temperaturgrenze. Vergl. den Konidiensoor. Unterschiede in der Widerstandsfähigkeit der Fortpflanzungszellen und Mycelfäden sind noch fest- zustellen. Chemische Leistungen. a) Gärung. In qualitativer Beziehung wie beim Konidiensoor, jedoch scheint die Gärkraft eine geringere zu sein. b) Gelatineverflüssigung. Wie der vorhergehende Soor. Jedoch beob- achtete ich auch eine Verflüssigung der Asparagingelatine, aber nur bei Kulturen, die Konidien abschnürten, nicht bei Dauersporenkulturen, die im Zustande Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 1 190 R. Hiekel, latenten Lebens zu sein schienen und daher keine chemische Tätigkeit zeigten. E c) Säureabsonderung wie der vorige.l VID. Über das Vorkommen des Soors in der Natur. Da der Soor auf den verschiedensten Substanzen ganz gut gedeiht, liegt die Vermutung nahe, daß derselbe in der Natur irgendwo gewöhnlich vorkommt und gelegentlich durch Übertragung auf den Menschen gelangt. Die Herkunft des Soores zu ergründen und die Art und Weise der Übertragung aufzudecken, hat schon Rees? als wertvolle Aufgabe hin- gestellt. Nach Grawitz,? der auf Magdeburger Sauerkohl den Soorpilz gefunden haben will und auch durch das Tier- experiment am Hunde mit diesem Pilze Soor hervorrufen konnte, wäre eigentlich diese Aufgabe gelöst. Grawitz’s Angabe in der Literatur scheint aber in Vergessenheit geraten zu sein, da nirgends mehr ihrer Erwähnung geschieht. Ich habe nun auch käuflichen Sauerkohl untersucht, jedoch ohne Resultat. Auch Versuche mit den verschiedensten Obstsorten und menschlichen Nahrungsmitteln* schlugen fehl, obwohl ich sie öfter wiederholte. Als ich dagegen auf den Gedanken kam, den Soor im Munde gesunder Menschen zu suchen, besonders bei Personen weiblichen Geschlechtes, da erfüllten sich meine Erwartungen. Ich fand nämlich dreimal einen Pilz, der sich morpho- logisch genau so verhält wie der Soorpilz, auch dieselbe Variabilität und Agarstichform zeigt wie der Konidiensoor. Er müßte ohneweiters mit diesem identifiziert werden, wenn der Tierversuch, den ich leider nicht anstellen konnte, ein 1 Anmerkung. Diese hier gegebene Beschreibung entspricht dem aus dem Kral’schen Institut in Prag bezogenen, verflüsssigenden Soor Fischer und Brebeck und paßt auch auf einen aus dem deutschen Kinderspital stammenden Soor, jedoch mit dem Unterschiede, daß ich von letzterem fast nie Dauersporen erhielt, auch auf Asparagingelatine nicht. Zac pr 163: 3 P. Grawitz, Bot. Zeitg., 1878, p. 410. * Zur Untersuchung gelangten: Wein, Kirschen, Äpfel, Mispeln, Mehl, Brot, Milch, Bier, Sauerkraut, Gurkenwasser. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 191 positives Ergebnis lieferte. Während meiner Speichelunter- suchungen wurde ich auch durch die freundliche Mitteilung eines mir bekannten Arztes! bestärkt, der mir sagte, daß Kinder fast regelmäßig Soor bekämen, wenn die Mütter dem Kinde die »Nutschel« mit eigenem Speichel anfeuchten. Nach den Ergebnissen der Speicheluntersuchungen und den Beob- achtungen des praktischen Arztes könnte man vermuten, daß der Soor, wenn schon kein ständiger Bewohner des Mundes, so doch ziemlich häufig unter den Mundorganismen zu finden sei. Bemerkt muß noch werden, daß die drei soorgleichen Pilze von weiblichen Personen stammen. Mit diesen Ergebnissen der Speicheluntersuchungen ist aber die Frage nach der Herkunft des Soores noch immer nicht gelöst; denn es bleibt noch immer zu beantworten: Von wo aus kommt der Pilz in den menschlichen Mund? IX. Verwandtschaft. Die Stellung des Soorpilzes im System ist bekanntlich noch immer nicht sicher. Von Robin rührt die Stellung des Pilzes zur Gattung Oidium her. Andere Autoren wie Grawitz? und Plaut? hielten den Soor für identisch mit anderen Pilzen, Grawitz mit Mycoderma vini, Plaut mit Monilia candida Bonorden. Beide Forscher weisen auf die Bestätigung ihrer Ansicht durch das Tierexperiment hin. Eine Mitteilung von - ©. von Herff* über Scheidenmykosen aber, wonach der Autor bei solchen Krankheitsfällen viermal Montlia candida, 16 mal den Soor und einmal Leptothrix vaginalis antraf, beweist, daß Monilia candida eine ähnliche Wucherung auf den Schleim- häuten hervorrufen kann wie der Soor, ohne mit ihm identisch 1 Herrn Dr. Dobischin Auscha sage ich hiemit meinen besten Dank. 272 e.,,P: 190; 3 C. H. Plaut, Neue Beiträge zur systematischen Stellung des Soorpilzes in der Botanik. Leipzig, H. Voigt, 1887. Referat: Zentralbl. für Bakt. u. Par., 1, p- 927. 4 Otto v. Herff, Über Scheidenmykosen (Colpitis mykotica acuta). Zentralbl. für Bakt. u. Par., XVII, p. 751. Sammlung klin. Vorträge, 1895, NRELS7. 14* 192 R. Hiekel, zu sein.t Vielleicht können dies unter Umständen auch sonst ganz harmlose Pilze und bei Berücksichtigung des Tierexperi- mentes von Grawitz auch Mykodermaarten. Roux und Linossier stellten den Pilz zu Mucor und Fischer und Brebeck zu den Saccharomyceten, da sie den Hefeendo- sporen ähnliche Gebilde auf Molke beobachtet haben wollten, Die Bestätigung dieser Auffassung durch Auskeimenlassen liegt aber nicht vor. Auch sprechen sich alle anderen Autoren gegen das Vorkommen von Endosporen aus. Meine dahin- abzielenden Versuche fielen ebenfalls negativ aus. Wenn ich mich aber bezüglich der verwandtschaftlichen Beziehungen des Soors entscheiden soll, möchte ich mich am liebsten der Ansicht Laurent’s? anschließen, der den Soor zur Gattung Dematium stellt und die Bezeichnung Dematium albicans vorschlägt. Denn ich erhielt vom Konidiensoor auf Bierwürzgelatine und im Agarquerschnitte Bilder, die mit der Beschreibung der Soorkolonien von Laurent, der Material aus dem großen Krankenhause und den Hospitälern in Paris untersuchte, vollständig übereinstimmen. Auch impfte ich von Weinbeeren und Kirschen "einen Pilz ab, den ichznachzde: Photographie von Fischer und Brebeck?° und nach der Beschreibung von E. Löw als Dematium pullulans bestimmte und der dasselbe stockwerkartige Wachstum unter dem Mikro- skope auf Bierwürzgelatine zeigte wie der Konidiensoor. Nur die Hyphen waren dicker, die Konidien ovaler und fähig, auch an anderen Stellen des Hyphengliedes sich reichlicher ab- zuschnüren. Besonders, das Habitusbild der Kulturemzpeı schwacher Vergrößerung war dem des Konidiensoors sehr ähnlich, aber doch bei einiger Übung leicht zu unterscheiden. 1 Auf Grund von Kulturen dieses Pilzes, den ich aus dem Kral’schen Institute in Prag bezog, möchte ich glauben, daß auch Monilia candida B o- nordenin den Verwandtschaftskreis des Dematiums gehört. 2 E. Laurent, Observations sur le champignon du muguet (Bulletin de la societ€E belge de microscopie, 1890, Bruxelles. N0S], II et Ill). Referat Zentralbl. für Bakt. u. Par., VIII, p. 407. 3 Fischer und Brebeck, Zur Morphologie, Biologie und Systematik der Kahmpilze, der Monilia candida Hausen und des Soorerregers. Jena, Ver- lag von G. Fischer, 1894. Taf. II, Fig. 12. & N | Q Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 193 Auch erinnere ich an die Mitteilung von Fischer und Brebeck, nach der diese einmal bei einer Soorabimpfung Dematium pullulans fanden. Auf Grund dieser Erwägungen sehe ich mich also ge- zwungen, den Soorerreger mit Laurent Dematinum albicans zu nennen, unterscheide aber innerhalb dieser Art noch zwei ineinander übergehende Varietäten. ZumeSchiisser meinen trbeitisı esımnrseime angenenme Diehl meinem Behrer, Hlerm Pror Dr. HE Nolischwnerzliehst ausdenisen!: iürseme Peitunsund für seinsstreben, mir in jeder Hinsicht alle zur Arbeit erforderlichen Mittel zu beschaffen. Desgleichen gilt mein Dank der löblichen Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, durch deren Subvention die bei derartigen Unter- suchungen unvermeidlichen größeren Auslagen für Reagenzien, Glasgefäße u. dgl. gedeckt wurden. Ferner danke ich Herrn Assistenten Dr. Oswald Richter für mancherlei Ratschläge und Gefälligkeiten sowie Herrn Demonstrator phil. cand. Ruttner für die Anfertigung der Photographien. X. Übersicht der Resultate. I. Die vorliegende Arbeit enthält eine eingehende Unter- suchung über die Naturgeschichte des Soors nach der morpho- logischen und physiologischen Seite hin. II. Aus derselben ergibt sich, daß die Art Dematium albi- cans Laurent (= Oidium albicans Robin) eine Formenreihe darstellt, die nach zwei Endpunkten variiert und deren End- glieder zwei wohl unterscheidbare Varietäten darstellen: 1. den Konidiensoor, 2. den Hyphensoor. Diagnose der beiden Varietäten: a) Der Konidiensoor. Auf Nährmedien, wo der Pilz in Hyphenform wachsen kann: Mycel mehr oder weniger ver- zweigt, bestehend aus farblosen, gegliederten Hyphen. Glieder mittellang, am Ende derselben (selten in der Mitte) schnüren sich zahlreiche, vorherrschend runde Konidien ab, die sich 194 R. Hiekel, zu stockwerkartig gelagerten Häufchen ansammeln (Taf. I, Fig. 7, die linken Hyphenäste). Verzweigungen des Mycels entspringen ebenfalls meist an den Gliederenden. Große Neigung zum Konidienwachstum. In der Art des Wachstums durch äußere Faktoren beeinflußbar. Keine Dauersporen. b) Der Hyphensoor. Auf allen gebräuchlichen Nähr- medien ein reich verzweigtes Mycel, bestehend aus farblosen gegliederten Hyphen. Glieder sehr lang, am Ende derselben (selten in der Mitte) wenig oder meist keine Konidien. Dafür eine reichliche Verzweigung des Mycels. Zweige meist an den Gliederenden (Taf. I, Fig. 7, der äußerste Ast rechts). Große Neigung zum Hyphenwachstum. In der Art des Wachstums durch äußere Faktoren wenig, meist gar nicht .beeinflußbar,;2 Typische Dauersporenz rs Fig. 8, 9 und 10). (Identisch mit dem verflüssigenden Soor von Fischer und Brebeck.) III. Die Ansicht Laurent’s, daß der Soorerreger mehr mit Dematium pullulans De Bary verwandt ist als mit Oidium lactis Fres. wird unterstützt. Endosporen wurden nicht beobachtet. IV. Es werden Mittel angegeben, durch welche man schnell Dauersporen erhalten kann, welche keimungsfähig sind. Ferner wird gezeigt, daß die Soorhyphen stets zu einer bestimmten Sauerstoffspannung (Optimum) hinwachsen und daher positiv oder negativ aörotrop sein können. Der Konidiensoor wird außerdem noch von folgenden äußeren Faktoren in der Art seiner Wuchsform stark beeinflußt: a) vom Sauerstoff, b) von den Nährstoffen, c) von der Temperatur, d) durch das Licht. Der Hyphensoor zeigt mit geringen Ausnahmen keine solche Beeinflußbarkeit. V, Das Streben, das natürliche Vorkommen des Soors außerhalb seines Wirtes aufzuhellen, ist zwar nicht Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 195 geglückt, doch wurde bei den betreffenden Versuchen fest- gestellt, daß der Soor auch im Munde gesunder erwach- sener Menschen gelegentlich zu finden ist. Tafelerklärung. Tafel 1. Fig. 1 bis 3. Drei Konidiensoorkolonien auf Bierwürzgelatine. Fig. 1 eine Ober- Fig. 4. Fig. 5. flächenkolonie, 2 und 3 submerse. Doch können auch untergetauchte Kolonien das Bild der Fig. 1 darbieten. Man beachte den Übergang von der Konidien(Hefe)kolonie zur typischen Stockwerkkolonie. Ver- größerung: Fig. 1 und 3 etwa 20fach, Fig. 2 etwa 50fach. Submerse Hyphensoorkolonie auf Bierwürzgelatine. Stockwerke infolge ausschließlichen Hyphenwachstums nicht mehr zu erkennen. Vergrößerung etwa 20fach. Oberflächenkolonie des Hyphensoors ebenfalls auf Bierwürz- gelatine. Zum Unterschiede von der Oberflächenkolonie des Konidien- soors (Fig. 1) besteht diese Kolonie fast vollständig aus Hyphen, die, zu mehr oder weniger dicken Zöpfen vereinigt, radial in die Luft ragen und der Kultur ein stacheliges oder haariges Aussehen verleihen. Ver- größerung etwa 20fach. Drei Soorstichkulturen auf Bierwürzgelatine. Links ein Hyphensoor, rechts zwei Konidiensoore, der eine rechts mit besonders großer Neigung zur Konidienbildung. Natürliche Größe. Soorhyphen, die an ihren Gliederenden reichlich Konidien abschnüren, wobei sich diese zu stockwerkartig gelagerten Häufchen ansammeln. Diese typische Wachstumsart zeigt bei geeigneten Bedingungen stets der Konidiensoor. Ganz rechts befindet sich ein Ast, der als Seiten- zweige immer wieder Hyphen zweiter, dritter etc. Ordnung erzeugt, so daß ein fast ausschließlich fädiges Mycel entsteht, das für den Hyphensoor typisch ist. Vergrößerung etwa 300fach. Fig. 8 und 9. Dauersporen des Hyphensoors. In Fig. 9 sind die Hyphen entleert Fig. 10. und alles Plasma mit den Reservestoffen in die Dauersporen und in die an sie grenzenden Hyphenteile gewandert. Vergrößerung etwa 300fach. An fünf Stellen gekeimte Dauerspore. Links unten haftet noch der alte Hyphenast, der die Dauerspore an seiner Spitze erzeugte. Er trägt seitlich unten eine kleine, nicht ausgereifte Dauerspore. Vergrößerung etwa 300 fach. 196 ReHiekel, Tafel II. Fig. 11 und 12. Längsschnitte von Stichkulturen des Konidiensoors in Pepton- Fig. 13. Fig. 14. agar. Man sieht das Zunehmen der Hyphenlänge gegen die Tiefe hin bis zu einem Optimum, unter dem die Länge wieder langsam abnimmt. Die reichlichere Konidienabschnürung gegen den Nagelkopf (Sauerstoff!) hin zeigt sich in Fig. 12 als weiße Umsäumung, in Fig. 11 als stärkere Schattierung und deutliches Hervortreten der dunkel gefärbten Stränge (— stark mit Konidien besetzte Hyphen). Vergrößerung: Fig. 11 etwa 20fach, Fig. 12 natürliche Größe. Die im Speichel aus den Soorkonidien ausgekeimten Hyphenschläuche wenden sich alle vom Deckglasrande, der als schwarzer, horizontal durchs Gesichtsfeld ziehender Strich erkennbar ist, weg. Wachstum vom Sauerstoff der Luft weg: negativer Aörotropismus. Vergrößerung etwa 300fach. Die ziemlich entfernt vom Deckglasrande (schwarze Schattierung im unteren Teile des Gesichtsfeldes!) ausgekeimten Konidien wachsen mit ihren Schläuchen senkrecht zu diesem: positiver A&rotropismus. Ver- größerung etwa 300 fach. . Ausschnitt aus einer Plattenkultur des Konidiensoors (Bierwürzgelatine). Die Kolonien links (a) waren verdunkelt und sind doppeit so groß als die im Lichte gewachsenen (b). Natürliche Größe. Anmerkung: Sämtliche Figuren mit Ausnahme von Fig. 7 sind Photographien. Morphologie und Physiologie des Soorerregers. 197 Inhaltsangabe. Seite I. Einleitung. Vorkommen, Pathogenität. Gibt es mehrere Soore?. . . 159 II. Wachstumsform. Beschreibung des makroskopischen und mikrosko- Pischen@äusschensn . 2 Due ee a A eo III. Dauersporen. Beschreibung, onen 2 ge 2er AO PVesklerkunft der untersuchten Soore und Methoden . 22.2 .22.163 MeEmiespaußererBaktorenauf.demSoor. . .. 2 m 1:67, an Eintlundem Nahrstomere. ... 0... 2 a ort DDEBintlunydesgsauerstottese.. ... 2... 2 se le DM Erehteintlun N KA DEimllunsderöiemperaturs. ....... 0. vo 5 Neranigder Soorer sn. a Auer a ee ee‘ NiesBeschreibung: der Soorvarietäten 2... De ee a) Der Konidiensoor. Morphologie, obenverhältnisse, Aus- sehen auf verschiedenen Nährmedien, Keimung der Konidien, Kemperaturssenzens.chemischerBeistungen 7. 2 7272772183 b) Der Hyphensoor. Morphologie, Größenverhältnisse, Aus- sehen auf verschiedenen Nährmedien, Entstehungsbedin- gungen der Dauersporen, Keimung, Temperaturgrenzen, chemische Peistungen. , . Dun a EN ala) VIII Über das Vorkommen des Soors in der len IE a a ie Re 0) De Rwandtschatta sn in ee So! Realipersichtider. Resultaten 0 19 Tejelerklärine nun eo ee ee el) 2 er Vodka DAR sigolone ro i r OB gARe Hadaks = = Aet ei ‚ E oe Sara 2 Id) . Sao (Baar E . i u Er Ye skahälrr Bir DAdsastnez van, Ay 30T ‚dran Pe: Br. a a N Br N, ara 2 and 2 j en v Nr Er er , Be ; £ ‚ Be 9 & a SR Brut. Stor 2 ode Er Tu. BF ge Ash Hab rs hr he Be DE, ; A r 2 . Bee Ki.# old ns Se u ee en Gets eb ER.‘ ee Hisidar RE ENT \ FR EICH ch v VE OBER ae een ee Se. Pe A 3 rl RD Ban Das er area D . - ” n % AR. 5 . D “ j EEE ‚hl E17 3% io “sh ı EP Me BT uns 3 „oforano 01 Sc GERA de sd N aschian 3 won, R Re a Au a Br en a are Be en 2 seele aiselödenaM „wornsdarek 1akh + ET RE a Kata or sie gaulan: Asrogensustl ° sb nee Me . negablais. sdosimade 1 2 a hie SE mi zwoz 20h asmoHoNR E E: - - E » # ” * z P} u . * - “ ‚e = A u i ehe we PN EA enrneeeime ehni u 5 u r Le Zu 5 - = Be Ä “ > - Pe a Se 5 Er e c 3 X j h Zi Fe > 4 . R w- Ar . 12 3 e Hiekel, R.: Morphologie und Physiologie des Soorerregers, TalıE Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. a Fig. 15 b Liehtäruck v. Max Jaffe, Wien, Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. Saar ie RN EIN ir "Be Be RE 199 Die Virgation der istrischen Falten von Dr. Lukas Waagen, (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1906.) Unsere Kenntnis von dem Aufbaue Istriens und der Quarnerischen Inseln beruht im wesentlichen auf den Beob- achtungen Stache’s. Wenn auch früher schon geologische Untersuchungen in dem genannten Gebiete vorgenommen wurden und ebenso Arbeiten ganz jungen Datums Beiträge zu dessen Kenntnis brachten, so war es doch Stache allein, der in systematischer Weise ganz Istrien durchwanderte und geologisch untersuchte und die Resultate dieser Reisen der Öffentlichkeit übergab. Allerdings waren auch diese Studien einseitig, indem sie das Verbreitungsgebiet des Eozäns bevor- zugten, und so findet man in den Publikationen, welche in den Jahren 1859 bis 1867 unter dem Gesamttitel »Die Eozängebiete in Innerkrain und Istrien F; KR 3a Ss; zrr Te vr a f Ders. t.- } Y 1105 ER Araresbipke ER [ Aarsbs gan 5 ati RDE none | ad "<,gönn mantel series De BR 2 Reben ehe 28:47; er BILL us 2IEEETIIOHN torseih ale Besiallerfen re dr er en are vario UT RER LT 52 3er ai cr nschettdrTemisirte DESDEY ste ine a adgaisiiistn sb-t doatszi vög Tale bslteralabishih: hiess bar ag abi ee FE Hersunfiesb asien Ver R shi Baron Aehe, nick ausrree me AGO isBildie] Hoigos sa ee DR uni ae NAIHHORIS TER TR ra erlag ahrenierhne we | e ash ach Auimeb dson Fa ee > IA je au nes 125 ie: sion Eier a ar aan Yeah ren Be IEB an ZESaer Bi errödunsasine ee Biegen ii kein Dii® Pr en Waagen L.: Die Virgation der istrischen Falten. Maßstab I :2190.000 —___ Anliklinal Züuen- nen Hauzulbrach Linder Otocac ng Cayı Tromontores % Jansego Se 2 Sn N Ari Mao En ze N Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Kl., Bd. CXV, Abt. I, 1906. 21% Metasilikate und Trisilikate (dritte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren) von G. Tschermak, w.M.k. Akad. (Mit 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Februar 1906.) Der vorliegende Bericht bildet eine Fortsetzung jener Mit- teilungen, die ich über die Zersetzung von Silikaten und die Darstellung der aus diesen erhaltenen Kieselsäuren in den letzten Jahren veröffentlichte.! Die bei meinen Untersuchungen angewandte Methode ist in einem besonderen Aufsatz in ge- nügender Ausführlichkeit behandelt und mit Beispielen belegt worden.” Im Verfolg der Arbeit haben sich mehrere Tatsachen ergeben, welche die Voraussage bestätigten, daß durch die Abscheidung der Kieselsäuren aus den Silikaten und durch deren Prüfung Aufschlüsse über die Konstitution der ursprüng- lichen Verbindungen erlangt werden können, welche nicht nur für die Klassifikation der Kieselverbindungen, sondern auch für die Bildungsweise und die Paragenese dieser Minerale von Bedeutung sind. Was ich bisher mitteilen konnte, ist noch wenig im Vergleiche zu dem, was von einer vollständigen Erforschung der rationellen Zusammensetzung der Silikate zu erwarten steht, aber diese bildet eine Aufgabe, deren Lösung nur durch viele zeitraubende und mühselige Arbeiten erfolgen kann. 1 Über die chemische Konstitution der Feldspate. Diese Sitzungsber.. Bd. CXII, Abt. I, p. 355 (1903). Darstellung der Orthokieselsäure durch Zer- setzung natürlicher Silikate. Diese Sitzungsber., Bd. CXIV, Abt. I, p. 455 (1905). 2 Zeitschr. für physikal. Chemie, Bd. LIH, p. 349 (1905). 218 G. Tschermak, In der vorigen Abhandlung wurden Silikate besprochen, bei deren Zersetzung Orthokieselsäure SiO,H, abgeschieden wird. Diese sowie alle andern Kieselsäuren erscheinen nach sorgfältiger Reinigung mit Wasser gemengt. Wird dieses Ge- misch bei nahezu gleich bleibender Temperatur getrocknet und täglich einmal zu genau derselben Tageszeit gewogen, werden ferner die erhaltenen Gewichte als Ordinaten aufgetragen, so geben deren Endpunkte eine Kurve an, die im Augenblick, als das beigemengte Wasser sich verflüchtigt hat und die Zer- setzung der Säure beginnt, einen Knick zeigt. Das Gewicht am Knickpunkt ist als das Gewicht der reinen, vom beigemengten Wasser befreiten Säure zu betrachten. Wenn zwei aufeinanderfolgende Beobachtungen g,, &, die vor dem Knickpunkte liegen, und zwei 8,, 8, nach demselben gelegene zur Berechnung benützt werden, so läßt sich, wie schon früher gezeigt wurde, das Gewicht beim Knickpunkte G nach der Gleichung A ——C G=g—a annabernd berechnen, wenn gs 28-=ua 2, re a Sa, = chgeselzt werden. Im Laufe der Untersuchungen hat es sich als wünschens- wert herausgestellt, den Knickpunkt bisweilen dadurch genauer zu bestimmen, daß eine täglich zweimalige Wägung ausgeführt wird. In diesem Fall ist es zweckmäßig, eine Zeitdifferenz von 12 Stunden eintreten zu lassen, also die Wägung während der Trocknungsperiode z. B. um 8° morgens und um 8% abends vorzunehmen. Da jedoch weder ich noch mein Assistent nahe dem Laboratorium wohnen und nur die Winterszeit für die Beobachtung die günstige ist, so wurde in dem Falle, als die täglich zweimalige Beobachtung erforderlich schien, die Wägung in periodisch gleichen Zeiträumen, also z.B. täglich um 8" 30” morgens und 7% 30” abends, vorgenommen. Bei solcher Einteilung erhält man die Gewichte nicht mehr für gleiche Zeitdifferenzen, sondern, wenn die Zählung nach Stunden er- folgt, für die Periode 24—ö, 6, 24—8, 8 etc. Wenn hier © ein solcher Zeitraum ist, innerhalb dessen der Knickpunkt eintritt, so hat man, sobald wieder die zwei aufeinanderfolgenden Metasilikate und Trisilikate. 219 Beobachtungen vor dem Knickpunkte mit g, und g,, die zwei folgenden mit 8, und g, bezeichnet werden und a,b, c die der früher genannten entsprechende Bedeutung haben, für eine diuechirdier Punkte g, und g, laufende Gerade die Glei- chung gm 8, 9ı a 24—6 under tur die zweite Gerade, in welcher die Endpunkte won 2 und g,, liegen, die ge Gleichung C = BER (—24). a3 Nach Elimination von ? ergibt sich für den Schnitt- punkt der beiden Geraden, für welchen g ='g’ = G, mit Rueksicht darauf, dad g, =: 24-5 F) =g—b und g =&+a, % t; tz 2: der Ausdruck: G = 8—a 1 11. Ö inswelchem y =- 24 — 6 Bei der früher genannten Einteilung der Wägungen um 8" 30” morgens M und 7" 30% abends A sind die wechselnden Zeiträume lAund 1. Stunden. Tritt der Kniekpunkt. in der aveszeit 7 Dis A em, so’ ist 5 = Il ünd 7 = =, im andern ı Falle, wenn der Knickpunkt in der Nachtzeit A bis M eintritt, 1 a0 13, tolslich y = - Die Gleichung für die Anwendung periodischer Wägungen unterscheidet sich von der unter I angeführten für täglich ein- malige Wägung bloß durch den Faktor y. Da für die höher zusammengesetzten Säuren c erfahrungsgemäß nur einen 220 G. Tschermak, geringen Betrag ergibt, ob nun die Wägungen in ganztägigen Intervallen oder zweimal täglich vorgenommen werden, so erhält man für beide Fälle fast genau denselben Wert für G. Dementsprechend genügt für solche Säuren die täglich ein- malige Wägung. Für die eifrige Mithilfe bei diesen Beob- achtungen bin ich Herrn J. Bruckmoser zu Dank verpflichtet. Orthosilikate. Die früher untersuchten Orthosilikate waren solche, die verschiedenen Typen angehören: Dioptas, Natrolith, Skolezit, Calamin (Kieselzinkerz). Hier sollen noch zwei andere ange- führt werden, die dem Typus SiO,M, entsprechen, der Willemit und der Monticellit. Zur Prüfung des Willemits SiO,Zn, dienten die im Caleit eingeschlossenen, hell bräunlichroten Kristalle von Franklin Fournace, deren Dichte zu 4'151 bestimmt wurde und deren Zusammensetzung: | Berechnetl Silicitumdioxyd.. .; 27389 27-38 Eisenoxydul s.... 0:90 — Manganoxydul... 6°98 805 Ankoxydazz a. 63:98 6497 99279 100 Diese lieferten bei der Zersetzung durch Salzsäure eine klare Gallerte, nach deren Reinigung beim Eintrocknen eine glasige Masse gewonnen wurde, die bei täglich zweimaliger Wägung folgende Zahlen ergab: A M A M A M A 17.209, 1497 1272, ==1192 21197 2 Loss Aal 288 165 so 30 24 20 Der Knickpunkt der Trocknungskurve tritt hier in der Nachtzeit ein und fällt nahezu in die Ordinate 1192. Daß dieser durch Konstruktion der Kurve gefundene Wert ziemlich richtig 1 Mn:7Zn. Die hier und im folgenden angewandten Atomgewichte sind: — 16, St=28-4, Al=2741, Fe—55"9, Mn==55, Zn 694, Ms —- 223 Ba —A0 VW Na—=2303,.C133345, A Z1E008: Zl Metasilikate und Trisilikate. ist, ergibt sich aus der Berechnung der ganztägigen Beob- achtungsreihe, die, wenn eine vorhergehende Wägung hinzu- genommen wird, lautet: A A A A A 2322 720°, 120220 00 kom airlells DIR 4583 115 44 Bearhier a 453,0 = 115, ec = 44, so berechnet sich nach I[!: Tel G = 1272 — 453 =, 99 Der Glühverlust beim Gewichte 1113 betrug 361, wonach, wenn der Wert von G=1192 als richtig angenommen wird, der Wassergehalt beim Knickpunkte 361-+1192—1113 1192 IM == —30.9 10, sich berechnet, während die theoretische Zahl 37:37), ist. Die etwas über den Knickpunkt getrocknete Säure wird durch Methylenblau schwarzblau gefärbt. Zur Untersuchung des Monticellits SiO,CaMg dienten Kristalle von Magnet Cove, Arkansas, die im Calcit ein- geschlossen vorkommen. Diesen wurde ein ziemlich reines Material von blaß gelblichgrüner Farbe und der Dichte 3°098 entnommen, an welchem Herr A. Himmelbauer bestimmte: Berechnetl Sleimedioxyd-. . 80.30 37.2906 Aluminiumoxyd.. 0°11 _ Bisenoxrydul nr 8:08 009 Manganoxydul... 0°66 — Magnesiumoxyd.. 23°15 21298 Calciumoxyd .... 3446 34:89 Glühvenlust...... 10 —— 10086 100 1 Fe: 7Me. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd, Abt. I. 16 DD, G. Tschermak, Der Glühverlust entspricht einem Gehalt an Wasser und Kohlendioxyd, welche beide nachgewiesen wurden. Das Mineral ist demnach nicht vollkommen rein, wie dies auch der Ver- gleich der gefundenen und der theoretischen Zahlen beweist. Die Abweichung ist jedoch nicht von solchem Belange, um die Entscheidung der Frage, ob das Mineral zu den Orthosilikaten gehöre, zu beeinträchtigen. Die daraus dargestellte Säure verhält sich bei der Ab- scheidung so wie jene, die der Willemit lieferte. Beim Trocknen ergab dieselbe bei täglich zweimaliger Wägung die Zahlen: M A M A M A M 187.0.?9°1600s7 4365 27211251 Fra p7 1084 264 241 114 76 48 43 7 Eiiewseist 2a =242, 2b —l4, 2-70: „m Moe 13°5 9 es berechnet sich das Gewicht beim Knickpunkte nach II: G = 13695 —80°2 = 1284 °8. Da der Glühverlust beim Gewichte 1084 den Betrag von 286°3 ergab, so wurde für den Wassergehalt der Säure beim Knickpunkt erhalten: Ww— 2863 +1284:8 — 1084 — 37-91%%,. 12848 Durch Methylenblau wird die über den Knickpunkt hinaus getrocknete Säure schwarzblau gefärbt. Aus den vorstehen- den Beobachtungen ergibt sich, daß die aus Monticellit hervor- gehende Säure als Orthokieselsäure zu betrachten ist, wonach der Schluß, daß der Monticellit ein Orthosilikat sei, gerecht- fertigt erscheint. Metasilikate. Die hieher gezählten Silikate scheiden bei der Zersetzung durch ziemlich konzentrierte Salzsäure ein Produkt ab, das unterhalb flockig, oberhalb gallertig erscheint. Beim Verdünnen mit Wasser verwandelt sich auch die Gallerte in eine flockige Metasilikate und Tirisilikate. 2283 Masse und es bleibt ein Teil der gebildeten Kieselsäure schein- bar gelöst. Die gereinigte Kieselsäure läßt bei der mikroskopi- schen Prüfung hie und da noch die Umrisse der Splitter des ursprünglichen Pulvers erkennen. Beim Knickpunkte der Trock- nungskurve hat sie die Zusammensetzung SiO,H,, für welche sich 22:98°/, Wasser berechnen. Durch Methylenblau wird die eben trocken gewordene, pulverig aussehende Säure tief berlinerblau gefärbt. In hohem Grad überraschend ist die Tatsache, daß ein Mineral, das ebenso wie der Willemit und Monticellit dem Typus SiO,M, entspricht, in seiner Konstitution von diesen abweicht, indem es nicht das Verhalten der Orthosilikate zeigt. Der Olivin, der bisher als Orthosilikat SiO,Mg, betrachtet Bude, verhalt’sich wie ein Metasilikat. Schon vor zwei Jahren erhielt ich bei der Prüfung des Olivins dem Gesagten entsprechende Resultate, doch wollte ich diese nicht veröffentlichen, bevor nicht wiederholte Bestim- mungen mir die volle Gewißheit brachten. Zu meinen Versuchen diente der Olivin aus den soge- nannten Olivinbomben im Basalttuffe von Kapfenstein bei Gleichenberg in Steiermark, von welchem reine klare Splitter von gelbgrüner Farbe ausgesucht wurden. Sie ergaben die Dichte 3:353 und die Zusammensetzung: | Berechnet! Siliciumdioxyd... 40:82 40:97 Aluminiumoxyd.. 0°13 — Eisenoxydul..... 9:86 92.78 Magnesiumoxyd.. 4946 49:28 10027 100 Bei der Zersetzung des Minerales durch Salzsäure bleiben ziemlich große Mengen des Siliciums in der Lösung. Werden kleine Mengen des Mineralpulvers mit einer großen Quantität verdünnter Säure behandelt, so bleibt fast gar kein flockiger Rückstand. In dieser Beziehung verhalten sich die Metasilikate ähnlich wie die Orthosilikate. Die immer eintretende Flocken- 1 -Be:9 Me. | 16* 224 G. Tschermak, bildung und das pulverige Aussehen der getrockneten Säure sind aber charakteristisch für das Metasilikat. Die gereinigte Kieselsäure wurde wiederholt geprüft. Von den erhaltenen Beobachtungsreihen mögen zwei hier angeführt werden, die sich bei täglich zweimaliger Wägung ergaben: A M A M A M A 2236 1853 1488 1165 : 1001 974 964 383 365 3283 164 27 10 Eier ist 7@,=,223, ar l6420r 27.umde; =. Die Rechnung ergibt G = 1165 - 199. = 1010. Da der Glühverlust beim Gewichte 964 den Betrag von 183'5 ergab, so berechnet sich der Wassergehalt beim Knick- punkte der Trocknungskurve w— 88:5 H1010964 _ 9,.790,,. 1010 Die andere Beobachtungsreihe gab die Zahlen: M A M A M A M 2445 , 20158, 1684: 18333 : 1066 98952987 430 331 3ol 2107 7 2 Hier ist == 351, b =3267., c nd =, wonach sich ergibt: G=.1333 —225:5 = 1107 2. Der Glühverlust beim Gewichte 987 betrug 143, daher sich der Wassergehalt der Säure beim Knickpunkte berechnet zu 143 +1107:5— 987 W- ee ME =23 7948 IV023 Zwei fernere Beobachtungsreihen ergaben 23°46°/, und 22:19°/,. Der Wassergehalt entspricht sonach der Zusammen- setzung SiO,H,. Metasilikate und Trisilikate. 225 Diese Kieselsäure nimmt in trockener Luft beständig an Gewicht ab. Nach mehreren Wochen scheint ein fernerer Knickpunkt einzutreten, da sich die Säure nun längere Zeit bei einem Wassergehalte von zirka 13°/, erhält, was der Zu- sammensetzung Si,0,H, entsprechen würde, welche 12°98°), Wasser fordert. Die Wasserabspaltung dauert jedoch fort. Eine Probe, die ein Jahr lang über Chlorcalcium gehalten wurde, gab einen Glühverlust von 7°95°/,. An der vorher besprochenen Kieselsäure von 23°/, Wasser- gehalt wurde pyknometrisch die Dichte bestimmt und D=1'797 gefunden. Die Färbung durch Methylenblau ist etwas blasser als bei den aus den weiter angeführten Metasilikaten erhaltenen Säuren. Bei der Behandlung der ursprünglich erhaltenen und noch von Wasser bedeckten Säure mit Natronlauge bei der Tempe- ratur von 22° und in solchem Verhältnisse, daß noch ein Teil der Säure ungelöst blieb, entstand nach zwei Tagen eine klare Lösung, die abgegossen und eingedampit wurde. Es entstand eine amorphe, schwach getrübte Masse, aus der nach Behand- lung mit Salzsäure erhalten wurden 500 mg SiO, und 456 mg NaCl. Dies ergibt das Verhältnis von Si,.g, Na, in dem ent- standenen sauren Salze. Die an dem Olivin von Kapfenstein beobachtete uner- wartete Abscheidung einer Säure SiO,H, ließ es noch als mög- lich erscheinen, daß dieses Mineral durch den vulkanischen Prozeß die ursprüngliche Beschaffenheit eines Orthosilikates eingebüßt habe. Daher wurden Versuche mit einem Olivin von anderer Bildungsweise vorgenommen. Zu diesen diente der Olivin aus den Tauern, den ich vor längerer Zeit beschrieb.! Dieser bildet große Kristalle, die in einem grobkörnigen bläu- lichen Calcit, eingeschlossen von Magnetit, Zoisit, begleitet sind und oberflächlich von wenig Serpentin sowie Bergkork über- zogen erscheinen. Die Versuche, welche mit diesem Mineral angestellt wurden, ergaben jedoch bei der Prüfung der daraus entstandenen Kiesel- 1 Beobachtungen über die Verbreitung des Olivins in den Felsarten. Diese Sitzungsber., Bd. LVI, Abt. I, p. 281 (1867). 226 G. Tschermak, säure, was die Zusammensetzung und das Verhalten betrifft, genau die gleichen Resultate wie der Olivin von Kapfenstein. Die bei der Zersetzung des Olivins entstehende Säure ist als Metakieselsäure SiO,H, anzusehen, da kein Grund vor- liegt, eine mit dieser polymere Säure zu vermuten. Dement- sprechend ist im Olivin die zweiwertige Gruppe MgOMg anzu- nehmen. Eine solche Gruppe ZnOZn hat sich schon bei der Betrachtung der Konstitution eines Orthosilikates, des Calamins, als wahrscheinlich ergeben. Für den flüssigen Zustand wäre demnach die Formel des Olivins SIO,MgOMg zu schreiben. Für den kristallisierten Olivin muß wohl ein höheres Mole- kulargewicht, mindestens das doppelte, angenommen werden. Wenn der Übersichtlichkeit wegen, wie dies schon in der ersten Abhandlung geschehen ist, statt —O— ein Strich — geschrieben und statt Si=O die Bezeichnung Si oder Si gewählt wird, so hätte man die Bilder: Olivin, flüssig Olivin, kristallisiert Calamin = Me Mg—Si—Mg A Se | | si — Mg Mg—Si—Mg Zn— —H Dieser Auffassung würde auch, wenn es gestattet ist, die chemische Konstitution mit der Kristallform in Zusammenhang zu bringen,’ die rhombisch-holoedrische Form des Olivins, die rhombisch-hemimorphe Kristallisation des Calamins ent- sprechen. | Als zu den Metasilikaten gehörig wurde schon in der ersten Mitteilung der Anorthit Si,0,Al,Ca bezeichnet, da die aus reinem Anorthit vom Vesuv erhaltene Säure beim Knick- punkte 23:12°/), und 23'72°/, Wasser lieferte. Mittlerweile wurde dasselbe Material nochmals untersucht. Die abgeschie- dene reine Kieselsäure gab, täglich einmal gewogen, die Zahlen: 2097 1347-. 002= 2 013° 689 2.033 680 679 61 = 0) 1 Eine Beziehung zwischen chemischer Zusammensetzung und Kıistall- form. Tschermak’s mineralog. und petrograph. Mitteilungen, Bd. XXII, p. 393 (19093). Metasilikate und Trisilikate. DAR Flienistsg,;= 704, hiennen a=67 3b =r6l, ee woraus nach I das Gewicht beim Knickpunkte (=02087 sich ergibt. Da der Glühverlust beim Gewichte 689 den Betrag von 140 lieferte, so berechnet sich der Wassergehalt beim Knickpunkte W = 22-840), Die Dichte der Säure von diesem Wasserstoffgehalte wurde schon früher zu 1'813 bestimmt, also etwas höher als an der aus Olivin gewonnenen Säure. Als die von Wasser bedeckte Säure mit einer unzu- reichenden Menge von Natronlauge versetzt worden war, ergab die entstandene Lösung beim Eintrocknen eine durchschei- nende Masse, die nach einigen Tagen grobkristallinisch er- schien. Aus dieser wurden erhalten 120 mg SiO, und 114 NaCl, was zu dem Verhältnisse Si... Na, lührt. Es ist fast dasselbe, wie es für die aus Olivin abgeschiedene Säure bestimmt wurde. Das Calciumsilikat SiO,Ca, welches, durch Schmelzen erhalten, hexagonale Kristalle bildet, wurde wegen des Ver- eleiches mit Wollastonit untersucht. Prof. Dölter in Graz stellte mir gütigst ein Präparat zur Verfügung, das er auf mein Ersuchen durch Schmelzen von gefälltem Calciumcarbonat mit Siliciumdioxyd dargestellt hatte. Der Dünnschlifi zeigt Bündel paralleler Blättchen und außerdem eine geringe Menge Glas- srundmasse. Herr Prof. Becke konnte einige Blättchen prüfen, die mit der größten Fläche parallel der Schliffebene lagen. Dieselben zeigten unregelmäßige Umrisse und erwiesen sich optisch einachsig mit positiver Doppelbrechung, was mit J. H.L. Vogt’s Beobachtung übereinstimmt. Bei der Analyse wurden gefunden: Siteiumdioxyd 7. 48.44 Alumnlumossydn.. 2.2256 Eisenoxyd. war... 1:42 Masnesiumeoxyd®er.) 70:85 Caleumoxyd.nr 45:88 Natrumosxyd =: .. n..best: 228 G. Tschermak, Das Verhältnis zwischen Si und Ca ist zwar 1:1'02, jedoch enthält das Produkt außer dem einfachen Calciumsilikat noch andere Verbindungen, die wohl zum Teile der Glasgrund- masse angehören. Die Bestimmungen an der abgeschiedenen Säure können daher nicht Anspruch auf strenge Gültigkeit machen. Die gereinigte und getrocknete Säure wird durch Methylen- blau tief berlinerblau bis schwarzblau gefärbt, also dunkler als bei Anorthit und Olivin. Die Trocknungskurve verläuft etwas unregelmäßig und der Knickpunkt tritt erst bei Gewichts- konstanz ein. Hier wurde an 825 der Säure ein Gewichts- verlust von 186 bestimmt, entsprechend einem Wassergehalte vonN22 209% ,: Bei der Behandlung der gereinigten und von Wasser bedeckten Säure bei gewöhnlicher Temperatur mit unzu- reichender Menge Natronlauge bildete sich eine Lösung, aus der erhalten wurden SiO, = 519 mg gegen NaCl = 429, was zu dem Verhältnisse Si,.,, Na führt. Das Verhalten der aus dem hexagonalen (oder trigonalen) Calciumsilikat gewonnenen Säure stimmt demnach mit jenem der Metakieselsäure nahe überein. Die Formel des Silikates im flüssigen Zustande wäre demnach SiO,Ca zu schreiben. Für den kristallisierten Zustand ist nach meinem Dafürhalten wohl mindestens das Dreifache als Molekulargewicht anzu- nehmen, wonach mit einiger Wahrscheinlichkeit die Konstitu- tion des kristallisierten Silikates durch das Bild angedeutet wird. W ollastonitgruppe. Der Pektolith und der Wollastonit geben bei der Zer- setzung durch Salzsäure eine Gallerte und am Grunde der Flüssigkeit eine leichte Nockige Kieselsäure. Beim Verdünnen Metasilikate und Trisilikate. 229 mit Wasser wird fast die gesamte Kieselsäure flockig und es gingen bei meinen Versuchen bloß 1:7 bis 4°5°/, der ursprüng- lienen Menge des Siliciums in scheinbare Eösung über. Die erhaltene Kieselsäure zeigt bei der mikroskopischen Betrach- tung einfach brechende längliche Splitter von der ursprüng- lichen Form des Pulvers. Die gereinigte und bis zum Knick- punkte getrocknete Säure hat denselben Wassergehalt wie die Metakieselsäure und wird durch Methylenblau tief berliner- blau gefärbt. Dieses Verhalten ist fast genau das gleiche wie jenes der Metasilikate. Der) Pektolith Si,0,Ca,NaH ist ein frisches, "durch- sichtiges Mineral, das in stengelig-strahligen Aggregaten vor- kommt. Das Pulver des frischen Minerales wird durch Methylen- blau berlinerblau gefärbt. Zur Darstellung der entsprechenden Kieselsäure diente das Vorkommen von Bergenhill, N. J., aus welchem klare, durch- sichtige Splitter ausgelesen wurden. An diesen wurde die Dichte = 2:892 bestimmt und die Zusammensetzung: Berechnet Sileiımdioxyd......24'39 94:34 Aluminıumeoxyd-.. Spur — Bısemoxyd „2.2... 0-39 — Manganoxydul.... 0:93 — Galeiumexyd..... 31296 33'609 Nattiumoxyd...... 9.20 9.31 Wasser (Glühy.)2....03797 200 10044 100 Die trocknende Kieselsäure wurde täglich einmal gewogen und gab die Zahlen: 3942 27.36 9707 70727008 009» 065 1206 13695 699 4 6) 2 Elieniise @=1565, 9 = 3699, c = A und es ergibt sich als Gewicht beim Knickpunkte =+19871—697 =.674. 230 G. Tschermak, Der Glühverlust beim Gewichte 663 betrug 142. Somit berechnet sich der Wassergehalt beim Knickpunkte WE ae — 22300 Y8 674 Die Bestimmung der Dichte in diesem Zustande gab in zwei Versuchen die Zahlen 1'810 und 1'814. Diese Kiesel- säure gibt auch weiterhin an trockene Luft Wasser ab. Bei einer Temperatur von ungefähr 15° wird das Gewicht nach drei Monaten konstant. Die Trocknungskurve scheint dem- nach einen zweiten Knickpunkt zu durchlaufen. Bei der Beob- achtung an 900 mg betrug jetzt der Glühverlust 157, also 17:44°/,, was der Formel Si,0,H, entspricht, welche 16:59°%%/, Wasser fordert. Die frisch bereitete, reine, von Wasser bedeckte Kiesel- säure wurde in der schon früher angeführten Art mit ver- dünnter Natronlauge zusammengebracht und bei gewöhnlicher Zimmertemperatur durch drei Tage der Einwirkung überlassen. Die hierauf abgegossene Lösung lieferte nach dem Eintrocknen eine durchscheinende amorphe Masse, die 912 mg SiO, gegen 8894 mg NaCl ergab, was genau dem Verhältnisse Si,Na, ent- spricht. Dieses Resultat, welches die Bildung eines sauren Salzes Si,0,Na,H, verrät, weicht von der an der Metakieselsäure gemachten Beobachtung ab, welche ungefähr auf das Verhält- nis Si,Na, führte, und deutet darauf hin, daß die aus Pektolith erhaltene Säure nicht Metakieselsäure sei, sondern eine höhere Zusammensetzung, nämlich Si,0,H,, besitze. Diese Säure wäre als Pektolivhsaure zu. bezeichnen. Was die Konstitution derselben betrifft, würde unter den hier möglichen vier Isomeren jene die größte Wahrscheinlich- keit für sich haben, welche der Zusammensetzung des Pekto- lithes am besten entspricht und bezüglich der Bindung der Siliciumatome am wenigsten von der Metakieselsäure abweicht, nämlich: MH Si 5 Ssı Lk | H 2 Metasilikate und Trisilikate. DSH Der Wollastonit Si,O,Ca, zeigt in der Kristallform und Spaltbarkeit eine sehr große Ähnlichkeit mit dem Pektolith. Durch Methylenblau wird der Wollastonit blaßblau gefärbt. Zur Untersuchung diente mir das Mineral von Orawitza im Banat, aus welchem durchsichtige klare Splitter gewonnen wurden, an welchen die Dichte = 2:921 bestimmt wurde und die Zusammensetzung: Sılleiummdioxyd.... 5187 51:85 Bisenoxydül...... 0:30 — Mansanexyaul. ... 0-51 — Magnesiumoxyd... 0'080 — Caletumexyd 2... 46:69 48°15 Wasser (Glühv.)... 17714 — 10056 100 Beim Trocknen der hieraus dargestellten Kieselsäure wurde nicht immer das gleiche Verhalten beobachtet, obwohl das Ver- fahren immer dasselbe war. Zwei Versuche führten auf eine Kurve, deren Knickpunkt erst bei der Gewichtskonstanz eintrat. Beim Gewichte von 1304 ergab sich ein Glühverlust von 307, was auf einen Wassergehalt von 23°45°/, leitet. Beim Gewichte von 981 wurde der Glühverlust von 228°5 beobachtet, woraus 23:30°/, Wasser sich berechnen. Bei einem ferneren Versuche wurden bei täglich einmaliger Wägung folgende Zahlen erhalten: 2640, 20047 21210. 7,,.111:6%,1.100 1096 636 094 294 16 - Elena — 594, b — 294, e — 16, wonach G =1410- 28590 =.1124% 3: Beim Gewichte 1096 betrug der Glühverlust 222 und so wird für den Wassergehalt beim Knickpunkt erhalten: w— 222 +1124°3—1096 — 22.260), 1124'3 Zwei Versuche gaben beim Knickpunkt einen Wasser- gehalt von ungefähr 33°/, und bei konstantem Gewichte von 2832 G. Tschermak, ungefähr 19°%,, was den Verhältnissen Si,H,, und Si,H, ent- spricht. Es scheint, daß unter Umständen, die ich nicht ermitteln konnte, eine Zerlegung der Pektolithsäure in Orthokieselsäure und Metakieselsäure eintritt. An einer Menge von 2315 beim Knickpunkte wurde die Dichte zu 1'812 bestimmt. In trockener Luft verliert diese Säure fortwährend an Gewicht. Bei einer Temperatur von ungefähr 15° trat nach drei Monaten ein Stillstand ein, der nun längere Zeit andauerte. Während dieser Zeit war der Glühverlust 16°87°/,, was der Zusammensetzung Si,0,H, entspricht, welche 16 °59°/, Wasser fordert. Als die frisch dargestellte und gereinigte Säure mit einer zur Auflösung unzureichenden Menge verdünnter Natronlauge versetzt wurde, bildete sich bei gewöhnlicher Zimmertempe- ratur nach drei Tagen eine Lösung, die 695 mg SiO, gegen 450 mg NaCl lieferte, was dem Verhältnisse Si,Na,.,, entspricht. Die aus Wollastonit erhaltene Säure zeigt demnach die gleichen Eigenschaften wie jene, die aus Pektolith dargestellt wurde. Wenn der Pektolith sich von der Säure Si,0,H, ableitet, so gilt dasselbe auch für den Wollastonit, dem nun die Formel Si,0,Ca, zugeschrieben würde. Der Wollastonit wäre pektolith- saures Calcium, also von dem durch Schmelzen erhaltenen Calciumsilikat SiO,Ca, das von der Metakieselsäure abzuleiten ist, chemisch verschieden. Wenn diese Auffassung, welche durch fernere Versuche vollständiger zu begründen wäre, als richtig angenommen wird, so könnte die wahrscheinliche Konstitution der beiden Silikate durch folgende Bilder angedeutet werden: Pektolith Wollastonit Si—Na SiCa @a—sSı & 14 Cast & Zah S Si NSSE® Die Verdoppelung dieser Molekulargrößen würde zu einer der monoklinen Kristallform entsprechenden monosymmetri- schen Anordnung führen. Metasilikate und Trisilikate. 29383 Abkömmlinge der Granatsäure Si,0,H.. (SiO, — 83°41, H,O = 1659.) Die aus Grossular, Epidot, Zoisit, Prehnit erhaltene Kiesel- säure scheidet sich in kleinflockiger, oft wollähnlicher Form ab. Unter dem Mikroskop zeigt dieselbe kleine Ballen, welche aus isotropen Splittern von der Form des ursprünglichen Pulvers Bestehen. Von Uleser’ Kieselsaure löste” Sich "nur eine sehr geringe Menge, ungefähr O0'2°/,, in der angewandten Salz- säure. Die reine getrocknete Säure wird durch Methylenblau blaßblau bis hellblau gefärbt. Da die genannten Minerale von Salzsäure bei gewöhn- licher Temperatur wenig angegriffen werden, so war ich ge- nötigt, zur Zersetzung derselben eine höhere Temperatur anzu- wenden. Dieselbe betrug aber höchstens 70°, wobei die voll- ständige Zersetzung von 2 bis 3g des geschlämmten Pulvers bis zu drei Wochen in Anspruch nahm. Anfangs gebrauchte ich ein besonders konstruiertes Wasserbad, wobei die Opera- tion des Nachts unterbrochen wurde, später konnte ich einen elektrischen Ofen benützen und die Zersetzung ohne Unter- brechung durchführen. Es war nun zu besorgen, daß durch die erhöhte Tempe- ratur die abgeschiedene Kieselsäure in ein wasserstoffärmeres Gemenge verwandelt wird. Die Prüfung des Verhaltens der Orthokieselsäure, die durch fünf bis zehn Tage unter Wasser- bedeckung bei einer Temperatur von 80° erhalten wurde, hatte gezeigt, daß nunmehr die Säure verändert war und statt der ursprünglichen 37°3°/, nur mehr bloß 28 bis 20°), Wasser lieferte. Indes gaben Versuche, die mit kleinen Mengen feinsten, durch Schlämmen erhaltenen Grossularpulvers bei 30° und langdauernder Zersetzung, dann bei 60° und kürzerer Zeit- dauer angestellt wurden, eine Säure von gleichem Wasserstoff- gehalt. Ebenso ergaben die Produkte, welche bei 60° nach ver- schieden langer Behandlung der Mineralpulver erhalten worden waren, fast das gleiche Resultat. Daraus darf man wohl schließen, daß die Zersetzung bei einer Temperatur, die nicht über 70° steigt, die ursprünglich gebildete Säure liefert. 234 G. Tschermak, Zur Untersuchung des Grossulars Si,O,,Al,Ca, dienten schöne, blaßgrüne, durchscheinende Kristalle vom Wiluiflusse, aus welchen klare Splitter ausgelesen wurden. An diesen wurde die Dichte 3:575 bestimmt und die Zusammensetzung: Berechnet! Siliciumdioxyd.=. „289220 39:28 Aluminiumoxyd 2.,1:9219 18:46 Eisenoxydea... 8.21 8'78 Manganoxydul... 0°37 — Magnesiumoxyd.. 0°81 — Galeiumoxyd 2. 289274 3648 An der daraus abgeschiedenen Säure wurden durch Trocknen bei täglich zweimaliger Wägung die Zahlen erhalten: M A M a! 1821 1980721059 +20977..9712.900 435 339 76 6 6) je Klier ist @ = 259. 0b 00, 0-0. = wonach sich ergibt: Gi =.1058 12:98 =1980:742 Der Glühverlust beim Gewichte 966 betrug 159 und so berechnet sich der Wassergehalt beim Knickpunkte w- 195-+980 : 7—966 — 17:710,,. 980°7 Andere Bestimmungen lieferten die Zahlen 16°98 und 17:38°/,. Eine Säuremenge, die schon durch zwei Tage kon- stantes Gewicht zeigte, gab 16°40°/,. Die aus Grossular er- haltene Säure soll als Granatsäure bezeichnet werden, deren Zusammensetzung durch Si,0,H, ausgedrückt wird. Derselben entsprechen 8341 SiO, und 16:59 Wasser. 1 5Al: Fe. Metasilikate und Trisilikate. 239 Für die Dichte der Säure beim Knickpunkte wurden die Werte 1'910 und 1'906 gefunden. Vergleicht man die Zu- sammensetzung der Granatsäure Si,O,H, mit jener des davon abzuleitenden Grossulars Si,O,,Al,Ca,, so zeigt sich, daß schon das hier angegebene Calcium mehr ausmacht, als zur Sättigung der Säure nötig ist; daher muß wenigstens die Menge Ca, an Aluminium gebunden sein. Die Gruppe Al,O,Ca, wäre daher zweiwertig. Nach Analogie der Aluminate wie Spinell Al,O,Mg würde in der Tat die Gruppe Al,O, durch Ca abgesättigt und es blieben noch zwei Valenzen frei. Wenn demnach zweimal die einwertige Gruppe CaOAlO angenommen wird, so er- scheint ‚jetzt der Grossular als das neutrale Alumosilikat Si,O,(CaOAlO),Ca. Dementsprechend wird man für die Kon- stitution der Granatsäure unter den hier möglichen neun Ballen jenen bevorzugen, der zwei’ verschiedene Paare von Wasserstoffatomen aufweist gemäß dem Bilde: H— „—Si—H Si H— 2 -—-Si—H Vom Zoisit S1,O,,Al,Ca,H konnten die klaren grünen Kristalle des Vorkommens von Ducktown in Tenn. benützt werden, und zwar. von derselben Stufe, die mir vor längerer Zeit zur Bestimmung der Kristallform des Zoeoisits diente.! Damals wurde die Dichte 3:367 bestimmt und von L. Sipöcz die Zusammensetzung: Berechnet SIICIUMALORYG 199.01 39:76 Alumıniumoxyd...2 82:89 3364 Bisenoxyd .. ur. 0:91 — Bisenoxydule 2...: O7 — Magnesiumoxyd... 0:14 — Caleumeoxyanzız.. 2450 24:62 Wasser... nn® 22 198 10088 100 Bei der Zersetzung, die unter den beim Grossular er- wähnten Umständen erfolgte, schied sich die Kieselsäure in 1 Diese Sitzungsber., Bd. LXXXII, Abt. I, p. 143 (18380). 236 G. Tschermak, gleicher Weise und mit derselben Beschaffenheit ab wie bei der Zerlegung des Grossulars. Die beim Trocknen und täglich einmaliger Wägung erhaltenen Zahlen waren: 4723 3304 1219,20 Ale 1419 1525 102815538 1 Hier ist «= 1525, .B = :1028 (02:33, wonach scher stimmt: =) KOLSESI 76320 Da der Glühverlust beim Gewichte 712 den Betrag von 75 lieferte, so berechnet sich der Wassergehalt beim Knickpunkte: w— 75+763'7—112 — 16-590), 7683 '7 Die aus Zoisit erhaltene Säure ist demnach mit der Granat- säure zu identifizieren. Da die Zusammensetzung des Zoisits von der des Grossulars dadurch verschieden ist, daß dort anstatt Ca die Gruppe AIOH eintritt, so ist im Zoisit die Gruppierung Si,0,(CaO AlO),AIOH anzunehmen. Der Epidot ist nach E. Ludwig als eine isomorphe Mischung zweier Verbindungen anzusehen, wovon die eine dasselbe Silikat ist, welches der Zoisit darstellt, während das zweite Eisenoxyd enthält. Da die Analysen der Epidote bisher niemals mehr als ungefähr 17°/, Eisenoxyd geliefert haben und für das Silikat Si,0,,Al,FeCa,H sich 16°49°/, Eisenoxyd berechnen, so glaube ich annehmen zu dürfen, daß der zweiten im Epidot enthaltenen Verbindung diese Zusammensetzung zukommt. Zur Untersuchung diente eine Probe desselben Materiales, welches Ludwig zuletzt zu seinen Analysen be- nützte. Es sind schöne, klare, tief grasgrüne Kristalle von Untersulzbach, an welchen von ihm die Dichte zu 3'466 bestimmt wurde und die Zusammensetzung:! 1 Mineralog. und petrogr. Mitteilungen, Bd. IV, p. 159 (1882); auch in der Zeitschr. für Kristallographie u. M., Bd. 6, p. 175 (1882). Metasilikate und Tiisilikate. N Berechnetl Silieiumdioxyd'.. .20.372.288 30.80 Aluminiumoxyd .... 23'483 23-61 Bisenoxyde-k2. 13:31 eis 18 Bisenoxydul..nn.a 0:48 — Caleiumoexyd.-.... 2347 2345 Massen. Sm ya 2:06 1:88 100:58 100 Das Verhalten der daraus dargestellten Kieselsäure war das gleiche wie bei den zwei vorher genannten Mineralen. Beim Trocknen wurden bei täglich einmaliger Wägung erhalten: 4673 3313 1990 i 1013 969 965 1360 1323 Zn 44 4 Demmachist ın diesem.Ralle 2,1323, 62977, ed == 44 und es berechnet sich G = 1990—965'2 = 10248. . Hieraus und dem bei Gewicht 965 beobachteten Glüh- verluste von 118 ergibt sich der Wassergehait beim Knick- punkte w— I en 7a, 10248 Somit stimmt auch die aus dem Epidot erhaltene Kiesel- säure mit der Granatsäure überein. Bei dem Versuche mit einer zur Auflösung nicht hin- reichenden Menge von Natronlauge, wobei die Granatsäure langere Zeit bis zirka 60° erwärmt wurde, bildete sich eine Lösung, die 175 mg SiO, gegen 230 NaCl ergab. Ein Versuch bei 20° ergab 199 SiO, gegen 285 NaCl. Die Verhältnisse sind SE Nay.., und'Si,Na,... Demnach” wird ‘der gesamte Wasser- stoff der Granatsäure durch Natrium ersetzt und die Lösung entspricht einem neutralen Salze, während bei andern Kiesel- säuren sich eine Lösung bildet, welche die Verhältnisse eines sauren Salzes erkennen läßt. 1.4 Al:5Fe. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 7 238 G. Tschermak, Nach den vorstehenden Resultaten ist der Epidot von der Granatsäure Si,O,H, abzuleiten. Vom Grossular Si,O,,Al,Ca, unterscheidet sich das nur Aluminium enthaltende Epidotsilikat Si,0,,Al,HCa, dadurch, daß hierAlOH statt Ca eintritt. Für dieses Silikat wäre demnach die Gliederung Si,0,(CaOAl0),AlOH anzunehmen, während für das zweite im Epidot enthaltene Silikat die Gliederung Si,0,(CaOAlO),FeOH gelten würde. Zur Prüfung des Prehnits Si,0,,Al,Ca,H, dienten reine Kristalle des Vorkommens von Ratschinges in Tirol, an welchen die Dichte 2:9325 bestimmt wurde und die Zusammensetzung: Berechnet! Silieiumdioxyd.... 44°05 4360 Aluminiumoxyd.... 23:19 23:64 Bisenosyde ee 52 1:48 Calciumoxyd ..... Zu 2 26°95 Wasser ne 4'395 4:33 100 °23 100 Die Kieselsäure lieferte, täglich einmal gewogen, beim Trocknen die Zahlen: 4614 2995 1472; . :51.016 ,:1012 204 1619 1523 456 4 1 Elier ist.@ 1523,75 = 456, e>>= A nworaus G —= 1472 —453°2 = 1018°8 sich berechnet. Da der Glühverlust beim Gewichte 1011 den Betrag 172 ergab, so folgt für den Wassergehalt beim Knick- punkte: 172 +1018°:S—1011 +1018°8 O1l ul 1018-8 k Da die Eigenschaften der hier erhaltenen Kieselsäure die gleichen sind wie jene der Granatsäure Si,O,H,, so ist auch der Prehnit von dieser abzuleiten. Die Zusammensetzung des letzteren unterscheidet sich von der des Grossulars dadurch, 1 Al:0°:04Fe. Metasilikate und Ttisilikate. 239 daß anstatt Ca im Prehnit H, eintritt. Demnach ist der Prehnit als ein zum Teile saures Salz Si,O,(CaOAlO),H, zu betrachten. Der Bau der zuletzt angeführten Silikate läßt sich durch die folgenden Bilder veranschaulichen: Grossular Al-Epidot Be Aica nr a1" ul Alserbar ne. IDbr Prehnit Fe-Epidot Al—Ca— .—Si—H M—la— Br a rluzgi m aa a u Für Grossular im kristallisierten Zustande wäre zum mindesten das Dreifache der obigen Molekulargröße anzu- nehmen. Die im Epidot enthaltenen beiden Silikate würden bei der angeführten Gliederung ohneweiters dem monoklinen System entsprechen. Für den kristallisierten Zoisit (rhombisch) wäre hingegen das Doppelte der für Al-Epidot angegebenen Molekulargröße anzunehmen und ein gleiches würde wohl auch für den kristallisierten Prehnit gelten. Die angeführten Versuche haben ergeben, daß zwei der Silikate des Typus SiO,M,, nämlich der Willemit und der Monticellit, von der Orthokieselsäure abzuleiten sind, während der Olivin SIO,Mg, als ein Metasilikat zu betrachten ist. Da lerzieges auch für den Anorthit silt, so ist dieser Befund für die Paragenese von Olivin und Anorthit in den Felsarten von Bedeutung. Das künstliche hexagonale Calciumsilikat erscheint gleichfalls zu den Metasilikaten gehörig, der Wollastonit und der Pektolith sind hingegen von einer höher zusammengesetzten Säure, der Pektolithsäure Si,0,H,, abzuleiten, welche im iso- lierten Zustand etwas unbeständig ist. Der Grossular SiO,,Al,Ca,, der bisher auch als Ortho- silikat gedeutet wurde, leitet sich von einer höher zusammen- gesetzten Säure der Granatsäure Si,0O,H, ab und erscheint als ein Alumosilikat, in welchem nach der früheren Ausdrucks- 17® 240 G. Tschermak, Metasilikate und Tiisilikate. weise auch die Tonerde die Rolle einer Säure spielt. Der Epi- dot, Zoisit, Prehnit sind ebenfalls Abkömmlinge der Granatsäure und allen diesen ist die zweiwertige Gruppe Si,(CaOAlO), gemein. Durch diese Untersuchung und Vergleichung ist der erste Schritt getan, der zur Entzifferung der Konstitution der Alumosilikate leitet. Die Bildung von Epidot nach Granat, die Paragenese von Epidot und Prehnit werden durch die gefundene chemische Ähnlichkeit aufgeklärt. Die vorgenannten Beispiele zeigen auch, daß es vergeblich ist, aus der empirischen Formel ohne Zuhilfenahme des Experi- mentes Schlüsse auf die Konstitution der Silikate zu ziehen. Den von Haushofer, Clarke u. A. versuchten Gruppierungen kann demnach irgend ein Wert nicht zugesprochen werden. Die durch Zersetzung der Silikate gewonnenen Resultate stützen sich vorläufig zumeist auf die empirische Formel der- selben. Sie werden ihre volle Bedeutung erlangen, wenn es gelingt, die Molekulargröße dieser Verbindungen zu ermitteln. Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im Deltagebiet des Kleinen Mäander bei Ajasoluk (Ephesus) von Dr. A. Grund (Wien). (Mit 1 Karte.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 1. Februar 1906.) Durch die Bewilligung einer Subvention aus den Mitteln der Boue-Stiftung seitens der kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften in Wien und gefördert durch die Gewährung freier Station im Hause der österreichischen Ausgrabungen des k.K. österreichischen archäologischen Institutes, wurde es mir ermög- licht, die geologisch-geographische Erforschung der Umgebung von Ajasoluk (Ephesus) in Angriff zu nehmen. Die Veranlassung, die Umgebung von Ajasoluk (Ephesus) zum Objekt einer eingehenderen Untersuchung zu machen, war durch folgendes Problem gegeben. Ajasoluk liegt zirka 2 km entfernt von der Stätte des alten Ephesus. Bereits seit längerer Zeit, seit 1895, sind hier die österreichischen Ausgrabungen des k. k. archäologischen Instituts im Gange. Sie förderten eine Reihe von Daten für die physische Geschichte der Gegend zu Tage, so daß Benndorf! in der Einleitung zum Ephesuswerke unter Verwertung sämt- licher literarischer Nachrichten bereits den Entwicklungsgang der Landschaft von Ephesus in antikhistorischer Zeit schildern konnte. Aus diesem archäologisch-historischen Material ergab sich für das Mündungsgebiet des Kütschük Menderes (Kleinen 1Benndorf, Zur Ortskunde und Stadtgeschichte von Ephesos. Forschungen in Ephesos. I. 242 A. Grund, Mäander) eine horizontale Strandverschiebung zu Gunsten des Landes, die den außerordentlich großen Betrag von 8 km (Artemision-Küste) in historischer Zeit erreichen sollte. Dieses beträchtliche Maß historischer Strandveränderungen legte es nahe, den archäologisch-historischen Befund durch den physiogeographischen zu prüfen und zu ergänzen, einer- seits ob diese Strandverschiebung tatsächlich in so großem Maßstabe stattfand, und andererseits, was die Ursache dieser großen Verschiebung der Strandlinie war und wie und wann sich dieser Vorgang vollzog. Über diese Fragen konnte nur eine möglichst eingehende Untersuchung und Aufnahme der Umgebung des alten Ephesus Aufschluß geben, und zwar mußten hiebei die rezenten Ablagerungen die eingehendste Untersuchung erfahren. Ich habe daher die zwei Monate September und Oktober 1905 für diesen Zweck verwendet. Vörgreifend kann ich sagen, daß meine Bisper gewonnenen Ergebnisse dem archäologisch-histo- rischen Befunde in keiner Weise widersprechen, daß sich vielmehr in den meisten Fällen, abgesehen von kleinen Einzelheiten, die wünschenswerte Übereinstimmung ergab. Als Grundlage der Untersuchung und Aufnahme benützte ich die Karte der »Umgebung von Ephesos (1:25000), auf- genommen von Hauptmann A. Schindler«. Leider erwies sich diese außerhalb der nächsten Umgebung von Ajasoluk und Ephesus als im Detail unzuverlässig,! so daß der geologischen 1 Die Karte ist dem oben genannten Ephesoswerke beigegeben, sie be- zeichnet z. B. nördlich der Mündung des Kütschük Menderes im Sumpfe des Alaman Gjöl 2 Inseln, den Katrandschik und den Ada Tepe. Tatsächlich ist nur letzterer als Insel vorhanden, der Katrandschik bildet dagegen einen breit mit dem Festlande verwachsenen Vorsprung. Der Rücken zwischen dem Alaman Gjöl und östlich davon gelegenen Göbek Kilisse Gjöl ist von einem schroffen zackigen Kalkzuge gekrönt, der teils in der Karte fehlt, teils in der Cote 145 gänzlich unrichtig wiedergegeben ist. Die Bergumrisse, Wasserrisse und selbst größere Bäche sind im nordwestlichen Abschnitt zumeist unrichtig oder doch nur annähernd richtig dargestellt. Die Umgebung des unteren Endes des Tales von Arvalia ist teils durch Fehlen von Bergen und Wasserrissen, teils durch unrichtige Bergumrisse unrichtig dargestellt. Ebenso ist das südliche Talgehänge des Kütschük Menderes, östlich von der Eisenbahnbrücke, falsch in der Position. Delta des Kleinen Mäander. DIN Untersuchung fast immer auch topographische Korrekturen und Aufnahmen vorausgehen mußten, ein Umstand, der die Aufnahmen besonders im Alluvialland außerordentlich aufhielt. Besonders die Dünenlandschaft an der Mündung des Kleinen Mäander und die Altwässer desselben mußten ganz neu auf- genommen und in die Karte eingetragen werden. Dieser Umstand, die Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit und die Ungunst der Witterung, welche durch frühzeitiges Eintreten der Regenzeit eine verfrühte Versumpfung der Ebene herbeiführte, verhinderten den Abschluß der Untersuchung. Untersucht wurde bisher das Tal des Kütschük Menderes zwischen Ajasoluk und dem Meere sowie der größte Teil der zugehörigen Talgehänge, während die Untersuchung des Tales oberhalb von Ajasoluk noch nicht fertig ist. Ajasoluk liegt zirka 8km vom Meere (Golf von Scalanova) entfernt. Es liegt neben dem Tale des Kütschük Menderes am Südgehänge eines isolierten Hügels, der vor dem Ausgange zweier Seitentäler liegt. Das eine Tal, Kirkindsche Boghaz, kommt von E und mündet nördlich vom Hügel von Ajasoluk, das andere Tal, das des Derwent Dere, kommt von Süden und mündet westlich vom Hügel von Ajasoluk. Als 1 km breite Fläche geht es in die breite Alluviallläche des Kütschük Menderes über, verbreitet sich aber südlich vor der Einmündung sogar auf 3 km zu einer großen Talweitung, die mit Feigen- gärten bepflanzt ist. Aus dieser führt dann das Tal des Derwent Dere in einer schönen Kalkschlucht empor zum Sattel von Asisie, der den auch von der Eisenbahn benützten Übergang ins Flußgebiet des Großen Mäander ermöglicht. Durch das Tal des von NE kommenden Kütschük Men- deres, durch das Kirkindsche Boghaz und durch das Tal des Derwent Dere wird die östliche Umgebung von Ajasoluk in zwei Berggruppen aufgelöst. Zwischen dem Kleinen Mäander und dem Kirkindsche Boghaz liegt ein Bergland, das im Kurd- Es ist um mehr als einen halben Kilometer zu weit nach Norden gerückt. Als einen Hauptmangel der Karte muß man es aber bezeichnen, daß ihr die Breiten- bestimmung fehlt. 244 A. Grund, Tasch (435 m) gipfelt, nach dem ich es im folgenden benennen will. Zwischen dem Kirkindsche Boghaz und dem Derwent Dere liegt das Bergland des Gök Gedik. Es gipfelt in 753 m und stellt einen Ausläufer des Güme Dagh (Mesogis) dar. Das Tal des Kütschük Menderes wendet sich bei Ajasoluk aus der SW-Richtung in die W-Richtung. Es hat eine breite Talsohle, die auf eine beträchtliche Verschüttung des Tales schließen läßt. Westlich von Ajasoluk wird es durch zwei im Tal aufragende Berge vom eigentlichen Delta- lande getrennt. Der nördliche dieser’Berge,der Kuruslepe ist ein regelrechter Inselberg, mitten im Alluviallande gelegen. Gegen ihn springt vom Nordgehänge des Tales her der Dschowassyr Dagh vor. Der südliche der zwei Berge>ist der’ Panajır Dach Zwischen ihm und dem Kuru Tepe fließt der Kütschük Menderes. Der Panajir Dagh hängt durch einen niedrigen Sattel von 46m Höhe mit dem von NW nach SE streichenden Kamme des 358 m hohen Bülbül Dagh zusammen. Zwischen dem Panajir und Bülbül Dagh und westlich des Panajir Daghs lag einst Ephesus. Hinter dem Bülbül Dagh steigt das Land an, bis es im Ala Dagh die Höhe von 664 m erreicht. Der Bülbül Dagh endet im W mit dem Paulushügel (96 m) am Tal von Arvalia. Letzteresist durch einen breiten Rücken, Pamudschak (215m) genannt, vom Meere getrennt. Dieser verwächst im Süden mit den Ausläufern des Ala Dagh, welche im Vorgebirge Otusbir ins Meer vorspringen. Das Nordgehänge des Deltalandes besteht samt dem Dschowassyr Dagh aus vier nach S vorspringenden Rücken. Zwischen und vor diesen „liegen SSümpfenrund: dreisseere Zwischen dem Dschowassyr Dagh (180 m) und dem im W folgenden Vorsprung Arabdschi liegt Sumpf und der See Tschakal-Boghaz Gjöl. Zwischen dem Arabdschi und dem nächsten Rücken des Hejbeli ist der See Göbek Kilisse Gjöl, zwischen dem Hejbeli und Indschirli (123 m) liegt der große Sumpf und See Alaman Gjöl, in welchen von N her beim Alaman Tschiftlik das Tal Alaman Boghaz einmündet. Die Zusammensetzung dieser das unterste Laufstück des Kütschük Menderes begleitenden Höhen ist nun außerordentlich Delta des Kleinen Mäander. 249 mannigfaltig. Dadurch ist die verschiedenartige Umwandlung der einzelnen Abschnitte des Tales in historischer Zeit erklärt. Die Gesteine ließen sich bis jetzt in drei Formationen gliedern. Die tiefstliegenden Gesteine sind bald wohlgeschichtete kristallinische Kalke, bald ungeschichtete Marmore von schwarzer, grauer und weißer Farbe, welche ich unter dem Namen der Bülbülschichten zusammenfasse. Sie ließen sich bis jetzt nicht deutlich voneinander scheiden, da sie allmählich ineinander übergeben und wechsellagern. Die Bänderkalke werden mitunter reich an Quarz- und Glimmerzwischenlagen und es entwickeln sich mitunter Glimmerschieferschmitzen. Über den Kalken der Bülbülformation folgt die Schiefer- formation. Die Auflagerung ist nicht immer einfach, sie scheint durch Wechsellagerung zu erfolgen, jedoch beobachtete ich am Ausgang des Kirkindsche Boghaz auch ein Verzahnen zwischen den obersten Bülbül- und untersten Schieferhorizonten. Die Gliederung der Schieferformation ist noch nicht ab- geschlossen. Zu unterst liegen Glimmerschiefer von glänzend schwarzgrauer, in den untersten Lagen von rötlicher Farbe. In ihnen finden sich Marmorlinsen und auch Linsen von Chlorit- schiefer. Letzterer lagert auch auf den Glimmerschiefern in einer mächtigen Schichtfolge. In dieser treten in einem bestimmten Horizont grobkörnige Marmorzwischenlagen auf, jedoch ist noch nicht entschieden, ob alle diese Marmorvorkommnisse demselben Horizont an- gehören. Konkordant auf den Chloritschiefer folgende Schichten wurden bis jetzt noch nicht gefunden. Die Bülbülkalke und die Schiefer sind, wie besonders ihr Verzahnen und Wechsellagern beweist, sedimentäre, die Kalke sogar wahrscheinlich organogene Schichten, die aber eine beträchtliche Metamorphose zur kristallinischen Struktur durchgemacht haben. Alles Suchen nach organischen Resten blieb bisher ergebnislos. Sie sind jedenfalls Gesteine der sogenannten Iydisch-karischen Masse Philippson’s! 1 Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. z. Berlin 1905, p. 421—423. 246 A. Grund, und dürften in naher Verwandtschaft zu den attischen Mar- moren und Schiefern stehen. Beide Formationen sind in von SW nach NE streichende Falten gelegt. Sodann erlitten die Bülbülkalke und Schiefer eine intensive Zertrümmerung, denn erstere sind längs Bruch- linien von Kluftbreecien durchzogen und diese Brüche haben auch die aufgelagerten Schiefer in zahlreiche Schollen zer- trümmert. Dieses Zerbrechen des alten Gebirges scheint erheb- lich jünger zu sein als die Faltung, die prämesozoisch war, denn auf die gefaltete und sodann eingeebnete Oberfläche lagern sich diskordant die jüngeren Kalke der Hejbeli- formation. Es sind dichte Kalke, die zum Unterschiede von den grauen Bülbülkalken braune Farbe haben. In ihnen fanden sich organische Reste, die es wahrscheinlich machen, daß man es hier mit mesozoischen Kalken zu tun hat, jedoch wird erst die genauere paläontologische Untersuchung ergeben, ob sich diese Reste zu einer genaueren Altersbestimmung eignen. Die Hejbelikalke beginnen vielfach mit Breccien und Grundkonglomerat, sie lagern übergreifend sowohl auf den Bülbülkalken als auf der Schieferformation. Sie sind in flache Mulden gebogen, welche W--E streichen. Sie selbst werden noch von Brüchen durchsetzt, welche vermutlich den Brüchen gleichzustellen sind, die die älteren zwei Formationen zer- trümmern. Offenbar hat die in den flachen Mulden angedeutete zweite Faltung die alte Masse gestört. Ob jüngere Gesteine als die Hejbeliformation vor- kommen, konnte bisher mit Ausnahme historisch rezenter Ablagerungen noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Vor dem Westende des Bülbül Dagh liegen auf der Ostseite des Tals von Arvalia mächtige Konglomerate, welche sich bis zum Sattel beim Paulusgefängnis (68m) emporziehen, sie erfüllen hier ein ehemaliges Tal im Bülbülkalk. Da aber die Uhnter- suchung des Hinterlandes des Bülbül Dagh noch nicht in An- griff genommen werden konnte, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß man es hier mit Konglomeraten der Hej- beliformation zu tun hat, wenngleich ich es für wahrschein- licher halte, daß sich diese Konglomerate als tertiär heraus- stellen werden. Delta des Kleinen Mäander. 247 Die Verteilung der Formationen ist nun derart, daß das Deltagebiet des Kütschük Menderes in Bülbülkalk eingesenkt ist, auf welchem Hejbelikalk auflagert, während die Schiefer- formation zumeist fehlt oder nur in geringfügigen Muldenüber- resten vertreten ist. Die Hejbeliformation scheint ihrgechlossenes Hauptverbreitungsgebiet auf der Stelle der heutigen Nordhälfte des Deltalandes selbst gehabt zu haben, in welchem sie mulden- förmig gelagert war, denn von hier aus erheben sich die dem Nordgehänge des Tales aufgelagerten Lappen von Hejbelikalk und keilen auf der schräg emportauchenden Unterlage von Bülbülkalk aus. So besteht der Indschirli aus einer Mulde von Hejbelibreccien, die gegen den Alaman Gjöl ausstreicht und unter welcher sowohl an der Südostspitze als besonders an der Nordseite des Alaman Gjöl die Bülbülkalke hervorkommen. Diesesseizen sich auch jenseits-des. Alaman Boghaz in die Nordwesthälfte des Hejbeli fort. Die Südosthälfte des Hejbeli ist eine schräg gestellte Tafel von Hejbelikalk. Sie scheint sich im östlich gelegenen Vorsprung des Arabdschi fortzusetzen, jedoch konnte dieser nicht untersucht werden, und endet in der Westseite des Dschowassyr Dagh. Sonst besteht letzterer zum größeren TeilausBülbülkalk. Auch derausBülbülkalk aufgebaute Kuru Tepe bezeichnet mit den seiner Westhälfte aufgelagerten Fetzen von Hejbelikalk den östlichen Endpunkt der Hejbeli- mulde des Deltalandes. In ihrer östlichen Fortsetzung konnte bisher kein weiteres Vorkommen von Hejbelikalk nachgewiesen werden, vielmehr tritt hier in den Talgehängen des Kütschük Menderes nur der Bülbülkalk auf. Auch in der südlichen Talseite des Deltalandes tritt, soweit man dies gegenwärtig sagen kann, die Schieferformation zu- rück, der Panajir und Bülbül Dagh sowie die Nordspitze des Pamudschak bestehen aus Bülbülkalk. Das Hinterland des Bülbül Dagh scheint dagegen gegen den ’Ala Dagh zu wieder aus einer Mulde von Hejbelikalk zu bestehen, desgleichen der Pamudschak. Gegen den Ala Dagh treten wieder ältere Gesteine auf, jedoch konnte dieses Gebiet noch nicht untersucht werden. Anders beschaffen ist das Land östlich des Derwent Dere. Hier konnte bisher die Hejbeliformation nicht nachgewiesen werden, nur die zwei älteren Formationen sind vorhanden. Und zwar 248 A. Grund, besteht der Gök Gedik, von dem aber bisher nur der nördliche Teil genauer untersucht wurde, vorwiegend aus der Schiefer- formation. Er erwies sich als in kleine Schollen zertrümmert, einzelne der Schollen bestehen aus Kalk der Bülbülformation. Gegen das Tal des Kirkindsche Boghaz heben sich die Bülbül- kalke unter den Schiefern empor und bilden die malerischen Wände, welche das Tal begleiten. Nördlich des Kirkindsche Boghaz, im Bergland des Kurd Tasch, setzen sodann die Bülbül- kalke den Sockel des Berglandes bis hoch empor zusammen. Die Schiefer sind nur in eingefalteten Mulden vorhanden, die erst weiter im NE gegen Belewi größere Flächen einnehmen. Im Kirkindsche Boghaz tritt gegen E eine Spaltung des Kalkzuges ein, zwischen welchem Glimmerschiefer auftritt, so daß das Quellgebiet des Flusses auf Schiefern liegt. Die geschilderte Mannigfaltigkeit der Zusammensetzung bewirkt, daß der Anteil der Flüsse an der Verlandung des Deita- gebietes des Kütschük Menderes sehr verschieden ist. Das breite Tal des Kütschük Menderes ist in sehr jugendlicher Zeit versenkt und seither zum Teil wieder von den Flüssen ver- landet worden. Die von N im Bülbülkalk herabkommenden Täler und Wasserrisse bergen wasser- und schuttarme Bäche. Selbst der größte derselben, der Bach des Alaman Boghaz, hat ein ganz minimales Delta im Alaman Gjöl. All diese Bäche sind in der Talaufschüttung beträchtlich zurückgeblieben und ihre untersten versenkten Talstrecken sind noch unter Wasser, sie bergen die Seeflächen der drei Gjöls und die Sümpfe, welche zusammenhängend vom Dschowassyr Dagh an die Nordseite des Tales des Kütschük Menderes begleiten. Die Täler der Südseite des Tales sind dagegen schutt- reich, so das des Derwent Dere, das Kirkindsche Boghaz und selbst das Tal von 'Arvalia. Besonders reiche Schuttzufuhr erfährt der Derwent Dere aus dem Schiefergebiet von den Bächen, die vom Westgehänge des Gök Gedik herabkommen. Das früher genannte breite Becken südlich von Ajasoluk ist von den Abflüssen desselben aufgeschüttet. Während man in der Schlucht im Oberlaufe des Derwent Dere und auch in einzelnen Gräben des Gök Gedik selbst im Hochsommer Delta des Kleinen Mäander. 249 fließendes Wasser antrifit, versiegt dieses, sobald es die Region der Talverschüttung erreicht. Alle Flußläufe des Beckens von Ajasoluk liegen daher zumeist trocken und bilden die Wege zwischen den Feigengärten; nur nach starken Regengüssen füllen sie sich mit Wasser und verheeren dann die Feigen- gärten durch ihre Vermurungen. Gleichwohl nehmen die Bewohner bei Anlage der Gartenmauern und Erdwälle, welche die Anpflanzungen umgeben, keinerlei Rücksicht auf diese Ver- hältnisse. Vielfach wird der Flußlauf direkt abgesperrt durch Erdwälle oder der Fluß soll sich mit dem ganz schmalen Raum eines Saumpfades zwischen Erdmauern begnügen. Dies hat zur Folge, daß der Fluß bei Regenzeit bald da, bald dort seitlich ausbricht und einen Feigengarten vermurt. Die Aufschüttung erfolgt deshalb zum großen Teil nicht in gleichmäßiger Bö- schung, sondern es bestehen kleine stufenförmige Niveauunter- schiede zwischen den einzelnen Feigengärten, hervorgerufen durch die stauende Wirkung der Einfriedung der Parzellen. Diese stufenförmigen Absätze gaben auch im Raume westlich von Ajasoluk ein gutes Mittel ab, um die Grenze des Alluviums des Derwent Dere gegen das Alluvium des Kütschük Men- deres genau zu bestimmen. Das Alluvium des Derwent Dere, welches das Tal des Küt- schük Menderes erreicht, ist feiner Schlamm, er ist grau und glimmerreich, zum Unterschied vom Alluvium des Kütschük Menderes, das wohl auch glimmeriger feiner Schlamm, aber von bräunlicher Farbe ist. Während beim Derwent Dere das gröbere Material im Becken von Ajasoluk zurückbleibt und nur das feinere Material den Kütschük Menderes erreicht, fehlt beim Kirkindsche Boghaz ein solches Klärungsbecken. Der ziemlich grobsandige Schutt wird hier in einem großen Fächer zwischen dem Hügel von Ajasoluk und dem Bergland von Kurd Tasch ausgebreitet. Dieser Fächer ließ sich in vier ver- schieden alte Schuttkegel auflösen. Wieder sind hier die Fluß- läufe zur Trockenzeit als Wege in Verwendung, wieder sind sie von Erdwällen und Feigenanpflanzungen begleitet. Die Schuttkegel des Kirkindsche Boghaz und auch die des Beckens von Ajasoluk weisen die bezeichnenden Merkmale akkumu- lierender Torrente auf. Der Fluß fließt erhöht in einer Rinne 290 A. Grund, und schüttet von hier aus nach beiden Seiten geneigte Flächen . auf. Ebenso erfolgt auch die Akkumulation seitens des Küt- schük Menderes. Dieser fließt zwischen 2 bis 3m hohen Alluvialufern durch die Ebene. Altwässer zweigen von ihm ab und vereinigen sich wieder mit ihm. Stetssteigt das Land gegen den Fluß und die Altwässer zu an. Bei Hochwasser füllen sich die Flußrinne und die Altwasser mit Wasser und der Fluß breitet, über die Ufer tretend, eine Alluvialschicht aus. Diese erfährt zur Trockenzeit noch vielfache Umlagerung durch den Wind, weshalb das Alluvium des Kütschük Menderes nur unvollkommene Schichtung aufweist. Indem nun die dem Küt- schük Menderes zugeneigten Schuttkegel des Derwent Dere und des Kirkindsche Boghaz mit der vom Kütschük Menderes abgeneigten Aufschüttungsfläche zusammentreffen, müssen sich an der Grenze beider ungenügend trocken gelegte, feuchte Stellen und Sümpfe bilden. So liegt NW von Ajasoluk ein Sumpfgebiet zwischen den drei Schuttkegeln. In die Alluvial- fläche des Kütschük Menderes reißen sodann der Derwent Dere und der Bach des Kirkindsche Boghaz Erosionsrinnen, um zum Hauptflusse zu gelangen. Die Akkumulation des Haupftflusses hat aber noch nicht das ganze Tal trocken gelegt. Das trockene Alluvium ist beider- seits des Kütschük Menderes und seiner Altwässer nur zirka 1 km breit, dann beginnt in allmählichem Übergang der Sumpf. Ein solcher liegt östlich des Dschowassyr Dagh, ein anderer südlich des Flusses setzt den Sumpf von Ajasoluk nach W beiderseits der Straße nach Scalanova fort. Die größte zu- sammenhängende Sumpffläche liegt aber zwischen dem Dscho- wassyr Dagh und Indschirli. Sie bildet den Übergang zu den offenen Wasserflächen der drei Gjöls, aber der Sumpf zieht sich auch längs der Stranddünen nach S, "fast"biszum Kütschük Menderes beim Pamudschak heran. Der Kütschük Menderes hat so von seinem untersten Laufstück höchstens zwei Fünftel mit seinem Delta erfüllt und trocken gelegt. Die Grenze von Sumpfalluvium undtrockenem Flußalluvium war ziemlich schwer zu ziehen, im allgemeinen folgte ich der Vegetationsgrenze D | ll Delta des Kleinen Mäander. Ein großer Teil der Sümpfe trocknet im Sommer aus, dann bedeckt sich der nackte Boden derselben mit Salzaus- blühungen. Das Grundwasser der Ebene ist nämlich bis Ajasoluk salzhaltig. Selbst Brunnen, die im anstehen- den Kalk des Hügels von Ajasoluk gegraben wurden, liefern brackisches Wasser, desgleichen die Quellen, die auf der Süd- seite des Kuru Tepe aus Kalk entspringen. Die Erklärung dieser Tatsache dürfte mit der Geschichte des Deltagebietes zusammenhängen, daß man hier auf einem Boden ist, der in sehr junger Zeit dem Meere entrissen wurde, weshalb er noch mit Meerwasser erfüllt ist und erst nach und nach ausgelaugt wird. Die Flußalluvien sind jedoch nicht die einzigen Ablage- rungen, die manim Tale antrifft, sondern neben ihnen erscheinen andere, marine, die beweisen, daß die Verlandung des Tales sehr jugendlich ist. An der Küste zieht sich ein breiter Saum von Strand- wällen aus feinem marinen Sand entlang. Er beginnt am Vor- gebirge Otusbir und zieht sich zum Indschirli hinüber. Er spitzt sich nach N aus, wo beim Indschirli noch ein Ausfluß für den Alamanı Gjöl” offen! 'steht.>Inv der: Mitte werden die Strandwälle vom Fluß durchbrochen. Die ganze Anlage der- selben weist auf eine von S nach N verlaufende Küsten- strömung, die eine Nehrung vor das Tal baute. Zum Teil ist der Sand der Nehrung äolisch zu Flugsanddünen umgelagert. Man kann im großen drei Züge solcher Flugsanddünen längs der heutigen Küste unterscheiden, welche jeweils längere Stillstandslagen des Küstensaumes bezeichnen. Der innerste zirka !/, km von derKüste entfernte Zug (D, der Karte) muß in die Zeit der Kai- und Moloanlagen (M der Karte) ‚fallen, welche am untersten Kütschük Menderes vorhanden sind. Diese Bauten lehnen sich an einen bis 20 m hohen Dünenwall, den Abalyboz Tepe, der dem Fluß entlang SW—NE verläuft, also senkrecht zu den Küstendünen steht. Die Bauten bestehen aus einem einseitig mit großen Quadern geschützten und dahintermithydraulischemBruchsteinmauerwerk ausgefüttertem Kai, der aber am Westende des Abalyboz Tepe in einen beiderseitig mit großen Quadern geschützten Molo übergeht. Der Innenraum zwischen den Quadern ist wieder mit hydrau- 202 A. Grund, lischem Bruchsteinmauerwerk ausgefüllt und das ganze mit einem gesattelten Quaderpflaster bedeckt, das rund 1m über dem Meeresspiegel liegt. Auch das meerseitige Ende des Molos ist noch unversehrt erhalten. Man bekommt den Eindruck, daß hier ein Molo zur Zeit seiner Anlage zirka’ 100% weit in die offene See hinaussprang. Offenbar sollte er die Einfahrt in den Fluß schützen. Ob am anderen Ufer ein gleicher Molo vorhanden war, Konnte noch nicht festgestellt werden. Jedenfalls steht fest, daß die zwei äußeren Dünenreihen von Flugsand (D, und D, der Karte) jünger sind als der Molo. Sie liegen bereits in der Linie zwischen dem Vorgebirge Otusbir und dem Indschirli. Der innerste dritte Dünenwall liegt dagegen in der Linie Pamudschak —Indschirli und diese Linie kreuzt die Bauten am Flußufer gerade dort, wo der Molo mit dem Kai verwächst. Etwas nördlich vom Kreuzungspunkte beginnt der Flugsand des innersten Walles. Er markiert also den Stand der Küste zur Zeit der Moloanlage. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, daß die Höhenlage des Molos jeden Gedanken an vertikale Niveauveränderungen inhistorischerZeitseitdemBaudesMolosausschließt. Vom Abalyboz Tepe schwenken auch östlich des innersten Flugsanddünenwalles marine Wälle gegen den Indschirli und das Felseneiland Ada Tepe ab, sie laufen in den Sumpf südlich des Alaman Gjöl aus. All diese Wälle sind älter als die Strandliniezdes Mole. Die verlandende Tätigkeit des Meeres bestand gewiß hier seit langem darin, daß es vorerst eine submarine Untiefe von Süden her quer über das tief versenkte Flußtal aufbaute. Des- halb ist das unterste Talstück zum guten Teil nur marin ver- landet worden. Die innere Grenze dieser marinen Ablagerungen darf man bei den kleinen Sandvorkommnissen ansetzen, die bereits jenseits des Sumpfes aus dem Alluvium des Kütschük Menderes aufragen. Sie liegen 21/, km vom heutigen Strand und wurden zwischen den zwei einander gegenüberliegenden Vorsprüngen des Pamudschak und Hejbeli Tepe abgelagert. Östlich der eben genannten kleinen Sandvorkommnisse fand sich in der Alluvialebene des Kütschük Menderes bis zum Delta des Kleinen Mäander. 235 Kuru Tepe keine Spur von Strandwällen. Man könnte hiefür die Erklärung finden, daß der Fluß sie zerstört hat oder daß sie von diesem bereits verschüttet sind, denn die marinen Strandablagerungen liegen so niedrig über dem Meeresspiegel, daß sie mit dem Ansteigen der Alluvialfläche landeinwärts unter dieser verschwinden müssen. Aber auch in dem noch nicht verlandeten Sumpfterrain nördlich des Kütschük Menderes fanden sich bisher keine Strandwälle, sie scheinen daher über- haupt gefehlt zu haben. Der dem linken Talgehänge entlang streichende Abalyboz Tepe findet eine Fortsetzung in inselförmigen Sandwällen, welche dem Laufe des Kütschük Menderes entlang bis zur Straße, die nach Scalanova führt, folgen. Bis hieher ließ sich der marine Ursprung nicht nur durch die Wallform und das Vorkommen von marinem Sande, sondern auch durch marine Fossilien, wie sie noch heute am Strande vorkommen, nach- weisen. Östlich der Straße folgen Hügelwellen der Nordseite des Hafenkanals und des antiken Hafens von Ephesus. Sie sind offenbar zur Zeit des Bestandes von Ephesus intensiv bewohnt gewesen und deshalb mit einer zusammenhängenden Kultur- schicht von Ziegel- und Gefäßtrümmern, Glasscherben und ortsfremden Steinen u. s: w. bedeckt, welche es verhindert, klare Beweise für ihre marine Natur zu finden, außer daß der Kulturboden sandig ist. | Die Anlage dieser Strandwälle ist jedenfalls älter als die sie bedeckende Kulturschicht. Aber diese selbst ist wieder älter als das nördlich davon gelegene Sumpfalluvium beiderseits der Straße nach Scalanova. Die Strandwälle fallen samt der Kulturschicht in vielfach mäandrierender niedriger Stufe nach N gegen das Sumpfalluvium ab. Ein Fluß ist hier entlang geflossen und hat ein beträcht- liches Stück des Dünenlandes zerstört. Daß dem so sei, ergab die Untersuchung des Sumpfterrains. In den Drainagegräben fanden sich Reste vom Fluß zerstörter Häuser und Sandreste mit marinen Fossilien. Da nun die teilweise Zerstörung der Strandwälle an der Stelle, wo heute der Sumpf liegt, durch den Fluß erfolgte, so ist dieser Vorgang selbst wieder älter als die Ablagerung des Sumpfalluviums und des Alluviums des Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 18 254 A. Grund, Kütschük Menderes, das nördlich des -Sumpfes liegt. Die Nehrungsnatur der Hügelwelle nördlich des Hafens von Ephesus erklärt diesen und dessen Erhaltung. Die Strandwälle verbauten das Tal, das vom Sattel zwischen Panajir und Bülbül Dagh herabkommt, und schützten diese Lagune vor der Ver- landung durch den Kütschük Menderes. Sie stellen aber keinen zusammenhängenden Wall, sondern nur langgezogene Inseln dar, denn der Kütschük Menderes hat sie an mehreren Stellen abwechselnd durchbrochen und ist bald da, bald dort in den Kanal südlich derselben eingedrungen. Diese Durchbrüche sind im westlichen Teile gleich alt mit der Ablagerung des jüngsten Alluviums desKütschük Menderes, das von Altwässern durchzogen wird, die vielfach zu den Durchbrüchen hinleiten. Im östlichen Teile sind diese in die Zeit der teilweisen Zerstörung der Kulturschicht und der Ablagerung der älteren Alluvien zu verlegen, die heute ver- sumpft sind. Das Sumpfalluvium hat hier die ehemaligen Alt- wässer ausgefüllt. Nördlich vom Panajir Dagh streichen zwei Reihen sandiger Hügelwellen nach ENE in der Richtung auf das Nordende des Hügels von Ajasoluk; auch sie sind mit Kulturschicht bedeckt. Sie stellen die Fortsetzung des Zuges von Strandwällen dar, der die Südseite des Tales‘ begleitet. Nach’ N taucht de Kulturschicht unter das Alluvium des Kütschük Menderes unter, aber sie ist in der Erosionsrinne, in welcher der Derwent Dere zum Kleinen Mäander durchbricht, in !/, bis 1 m Tiefe als 1/, km breiter Streifen überall aufgeschlossen. Leider läßt sich auch hier nicht ganz mit Sicherheit feststellen, daß sie auf marınem Sand auflagert; obgleich sich sandige Partien fanden, so reichen doch die Aufschlüsse nicht hinlänglich tief und sind vom Derwentalluvium vielfach verhüllt. Nördlich des Derwent Dere heben sich in der Fortsetzung des Kultur- streifens gegen den Kütschük Menderes hin zwei Hügelwellen empor, die auf den Kuru Tepe losstreichen. Sie sind oberirdisch mit, wie es scheint, äolisch vertragenem Alluvium des Menderes verhüllt, an der Südseite des Kuru Tepe kommtaber der Kern der Hügelwellen heraus, er besteht wieder aus Kulturschichten und feinem Sand. Dieser Sand findet dann DD [} | DI Delta des Kleinen Mäander. nördlich derWestspitze des Kuru Tepe eine Fortsetzung als ein Streifen, der sich einst bis zum Dschowassyr Dagh hinüber- gezogen haben dürfte. Jedoch ist hier die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Jedenfalls haben hier Strandwälle, die von den großen W—-E verlaufenden abzweigten und zur Zeit des Bestandes von Ephesus bewohnt waren, den Panajir Dagh mit dem Kuru Tepe und dem Dschowassyr Dagh verbunden. Sie stellen eine Strandlinie dar, die älter ist als die Strandwälle und Dünen des Pamudschak, denn sie verdanken ihre Entstehung einem Zeitpunkt, wo die Küstenströmung! noch" ungehemmt‘’ von: der Nehrungsbildung des Pamudschak starkin das Tal hereinflutete. Zwischen dem Panajir Dagh und dem Hügel von Ajasoluk fand sich keine sichere Fortsetzung des großen Zuges von Strandwällen, der unter dem Alluvium des Derwent Dere unter- taucht und vom Schuttkegel desselben verschüttet oder zer- stört wurde, aber man darf seine Existenz durch die ENE ver- laufenden Wälle nördlich des Panajir Dagh für bewiesen annehmen. Auch die wahrscheinliche weitere Fortsetzung von der Nordspitze des Hügels von Ajasoluk zum Westende des Berg- landes des Kurd Tasch ist unter dem Schuttkegel des Kir- kindsche Boghaz begraben. Daß das Meer aber einst auch bis hieher und noch weiter aufwärts ins Kütschük Menderestal gereicht hat, beweist ein Sandstreifen, der, vom Menderes- alluvium klar trennbar, zwischen dem Kuru Tepe und dem Berg- land Kurd Tasch stellenweise an die Oberfläche kommt. Er stellt jedenfalls den Kamm einer Nehrung dar, welche den Kuru Tepe, der früher eine Insel gebildet haben muß, mit dem Festlande verband. Der Kuru Tepe ist wahrscheinlich die Insel Syrie,.son..der ‚Plimiusrberichtet.; Wie > weitsich das Meer noch weiter im Tale aufwärts erstreckt hat, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Die Schwierigkeit, Dünen fest- zustellen, wächst hier mit dem Ansteigen des Talbodens; 1 Schon H. Kiepert erklärte den Kuru Tepe für die Insel Syrie (siehe Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p. 16). 18* 296 A. Grund, bereits von Ephesus ab sind Dünen und Strandwälie nur mehr durch den Sand, nicht mehr durch marine Fossilien nachweis- bar, weilnur mehr die höchsten Teile von äolisch umgelagerten Flugsanddünen an die Oberfläche gelangen. Daß aber das Meer noch in sehr später Zeit tief ins Tal hereinreichte, be- weisen noch die ganz frischen marinen Klifferscheinungen» welche jeden ins Tal vorspringenden Vorsprung’ zu einer steil- wandigen Brandungsklippe abgeschnitten haben. Besonders schön und frisch sind diese Beweise am Kuru Tepe und am Rande des großen Sumpfgebietes nördlich des Menderesdeltas. Dies alles stimmt zur tiefen Lage des Artemisions. Der Stylobat des herostratischen Tempels lag 2:65—2'7 m hoch.! Das Marmorpflaster an der Westseite des Tempels liegt 1:08 m hoch.” Es dürfte, nachdem man über ihm nur Reste des VI. und V. Jahrhundertes v. Chr. gefunden - hat,? nicht älter als der Tempel sein. Unter dem herostratischen Tempel haben aber bis 2 m Tiefe herabgehende Grabungen noch zwei ältere Heiligtümer, die also vor das VII. Jahrhundert v.Chr. an- zusetzen sind, angetroffen.* Die untere Grenze dieser Grabungen liegt noch immer 0:6 m über dem Meere, so daß auch hier einein historischer ZeiterfolgteSenkung desLandes zum mindesten noch nicht beweisbar ist. Zusammen- gehalten mit dem Molo und den Dünenzügen spricht der Be- fund eher für Stabilität in historischer Zeit. Leider wurde bisher auf das Material, weiches bei den Grabungen zu Tage gefördert wurde, zu wenig Rücksicht ge- nommen, so daß keinerlei Angaben über dasselbe vorlagen.? Wie gegenwärtig der Befund liest, muß man annehmen, daß 1Benndorf, ee in Ephesos, 8 P: 16. 2 Benndorf, ee I, p. 16. 3 Ephesus, . Aufl., p- 8. Sonderabdruck aus dem Anzeiger der kaiser- lichen Akademie des Wirenschaflen Jahrgang 1897. Sitzung der Ba -histor. Klasse vom 17. Februar. 4 Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p.. 110. 5 Die englischen Grabungen des Frühjahres 1905 lagen leider tief unter der Grundwasserlache, die das Artemision erfüllte und deren Spiegel zirka 2:7 m hoch lag. Die anderen Gruben, die weniger tief hinabreichten, wurden von mir untersucht. Delta des Kleinen Mäander. 257 das Artemision auf der Innenseite von Strandwällen, welche den Panajir Dagh mit dem Hügel von Ajasoluk verbanden, _ erbaut wurde, und zwar auf (noch im VII. Jahrhundert v. Chr.) feuchtem Sumpfboden.! Offenbar lag es am Rande der noch nicht völlig verlandeten Lagune, welche das Becken südlich von Ajasoluk erfüllte. Der Derwent Dere und seine Zuflüsse haben diese bald nachher ausgefüllt und zugleich hat der Kütschük Menderes sein Delta sehr rasch talabwärts geschoben, denn die unter König Krösus in die Umgebung des Artemisions verlegte Stadt Ephesus ist bereits zur Zeit des jonischen Auf- standes vom Meere abgeschnitten.? Dieser rasche Vorstoß des Deltas des Kleinen Mäander wäre undenkbar, solange das Meer und dessen Küstenströmung frei bis ans Artemision heranreichte. Es muß daher schon vorher die Nehrungsbildung zwischen dem Panajir Dagh und Kuru Tepe eingetreten sein, welche die Meeresbucht zwischen dem Kuru Tepe und Ajasoluk als Lagune absperrte. Die Aufschüttung des Bodens in der Umgebung des Artemisions zwang, den Stylobat des neuen hellenistischen Tempels im IV. Jahrhundert v. Chr. auf 542 m Höhe zu heben? Die Untersuchungder englischen Ausgrabungslöcher am Ar- temisionergab, daß sichdieantikenziegelreichen Kulturschichten bis zirka dm Meereshöhe verfolgen lassen, einzelne Mauern ragen daraus bis 69m Höhe empor. Diese stecken bereits in sandigen Flußablagerungen, die allmählich aus den Kultur- schichten hervorgehen und arm an Kulturschutt werden. Es dürfte sich daher der Boden bis zum Jahre 401, wo der Diana- kult von Ephesus aufhörte, auf 5 m erhöht haben, das gäbe für 1000 Jahre eine Erhöhung von 4 m, wenn man die Erhöhung seit dem VII. vorchristlichen Jahrhundert beginnen ließe, was noch keineswegs feststeht. Über dem nahezu kulturfreien Sand folgen in zirka 6 m Höhe neuerlich Kulturschichten, sie gehören der byzantinisch-seldschukischen Stadt Ajasoluk an, deren Reste bis 80 cm unter die heutige Oberfläche emporreichen und hier 1 Benndorf, Forschungen im Ephesos, I, p. 16. 2 Benndorf, ebenda, I, p. 57—58. 3 Benndorf, ebenda, I, p. 16. 298 A. Grund, allmählich als umgelagerte Reste in die kulturarme neuzeitliche Ablagerung übergehen. In dem längeren Zeitraume seit dem Untergang des Diana- kults bis zum Untergang des seldschukischen Ajasoluk hat sich der Boden nur mehr um 3 nı erhöht, seither nur um zirka i m. Die Aufschüttung des Derwent Dere und seiner Seiten- bäche hat bereits einen großen Teil der mittelalterlichen Kultur- schichten von Ajasoluk verhüllt, so daß diese nur um den Hügel von Ajasoluk hervortauchen und hier mit den rezenten Kulturschichten des Dorfes verwachsen. Im V. Jahrhundert ist die Lagune zwischen Kuru Tepe und Ajasoluk bereits zu einem Sumpfe geworden.! Am Beginn des II}. Jahrhunderts muß das Delta schon begonnen haben, über die Nehrung hinauszuwachsen, denn kaum, daß Ephesus von Lysimachus ans Meer verlegt ist, naht auch schon das Flußdelta heran. Wieder muß man annehmen, daß zwischen dem Pamudschak und Hejbeli Tepe und Indschirli die Nehrungs- bildung bereits längst begonnen und so die Küstenströmung einen anderen Weg genommen haben muß, sonst hätte die Verlandung nicht so rasche Fortschritte gemacht. Dies stimmt zur Angabe des Strabo, welcher sagt, daß die Fischerei- rechte des Artemisions im selinusischen See bereits zur Zeit der Könige (jedenfalls meint er die hellenistischen Könige) bestanden. ? Als selinusischer See kann nach seiner Beschreibung nur die Lagune angesehen werden, welche durch die Nehrungs- bildung des Pamudschak abgeschnürt wurde und welche zu Strabo’s Zeit außer dem Alaman Gjöl noch den Göbek Kirlisse Gjöl mit umfaßte, während der Tschakal Boghaz Gjöl bereits durch das sich vorschiebende Sumpfland des Deltas von der Lagune abgetrennt war. Damals im I. nachchristlichen Jahrhundert reichte das Delta somit bereits in die Gegend des heutigen Dorfes Burhan- lar. Die Nehrung sperrte natürlich in dieser älteren Zeit die Lagune nicht als geschlossene Linie ab. Dies beweisen die 1 Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p. 59. 2 Strabo, XIV, 1. Jonia. Delta des Kleinen Mäander. 259 inneren niedrigen Dünen, die nur inselförmig aufragen, sondern die Nehrung ließ Einfahrten offen. Desgleichen muß man sich die Dünen, welche die Nordseite des Paulushügels und des Hafens von Ephesus begleiteten, als durch Lücken getrennte Inseln vorstellen. Deshalb kann die Felsinschrift des Paulus- hügels aus dem III. Jahrhundert, wenn sie wirklich die örtlichen Verhältnisse behandelt und nicht etwa irgendwie wieder ver- wendet wurde, vom Meere am Fuße des Paulushügels sprechen.! Bereits 190. v.: Chr. G. “ist. die’ Einfahrt in’’den "Hafen von Ephesus schlauchartig und seicht.” Die Lagune im N des Hafens ist daher bereits durch das Kaysterdelta verlandet, so daß nur von W her hinter der Dünenkette die Einfahrt möglich ist. Damals stand also das Delta nördlich des Hafens von Ephesus.?® Unter Attalus Philadelphus (159—138) macht man einen Versuch, die Reinigung des Hafens durch Zuhilfe- nahme von Ebbe und Flut durch Verengung der Hafeneinfahrt zu verbessern. Der Hafen ist also noch in Verbindung mit der See, der Versuch mißlingt aber, wahrscheinlich hörten in der Lagune die Gezeiten bereits auf. Auch dieses Zeugnis spricht von der verlandenden Tätig- keit des Kleinen Mäander, der sein Delta um ein Stück, ver- mutlich in die Gegend NE des Paulushügels, vorgeschoben hatte und durch die Lücken der Dünenkette die Einfahrt gefährdete. Aus dieser und aus der folgenden Zeit stammen jedenfalls die Flußmäander und die teilweise Zerstörung und Umlagerung der Kulturschichten bei Ephesus. Seither war die Hafeneinfahrt von Ephesus nur mehr künstlich offen zu halten, wie die Zeugnisse aus der Zeit Nero’s und Hadrian’s beweisen, welche von Baggerungen berichten.* Zu Strabo’s Zeit und in den folgenden Jahr- hunderten besteht bereits ein zweiter Hafen, der Panormus. Ich fand auf den Dünen nördlich des Pamudschak sehr viel Kultur- schutt, Reste von Gebäuden und Kaianlagen. Ich meine daher, Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p. 18. Benndort,ebenda,p720: Bennd or, ebenda, ip. 19. Benndorf, ebenda, 1, p..20. Po DD MH 260 A. Grund, daß man den Panormus hier und nicht im Mündünsgstrichter des Arvaliatales anzusetzen hat.! Dies entspricht noch dem heutigen Zustand, denn der noch nicht völlig verlandete Sumpf, der den Alaman Gjöl umgibt, zieht sich bis zu den genannten Kulturresten heran. Auffällig ist das Ergebnis, daß, wenn zur Zeit Strabo’s das Delta bereits bei Burhanlar stand, die Deltabildung seither, also in 19 Jahrhunderten, nur ganz minimale Fortschritte gemacht hat, denn es steht 2m westlich von Burhanlar. Es hat nur einen zweiten See, den Göbek Kilisse Gjöl, abgetrennt und die Lagune des Alaman Gjöl versumpft, aber diese noch längst nicht verlandet. Die Erklärung hiefür dürfte folgender- maßen zu suchen sein. Der Kütschük Menderes fließt heute bereits 3 km oberhalb der Mündung nicht mehr in seinem Alluvium, sondern zwischen den Strandwällen, die die Südseite des Tales begleiten. Der Fluß ist immer wieder in diesen Lauf zurückgekehrt, wie mehrere Durchbrüche durch die Wälle und dahin führende Altwässer beweisen. Schon nach Strabo’s Itinerar muß man annehmen, daß die Einfahrt zu den Häfen von Ephesus nicht mehr durch die selinusische Lagune, sondern durch das heutige Flußtal erfolgte. Der heutige Zustand, der eine Akkumulation durch den Fluß nahezu ausschließt, da er zumeist hohe Ufer hat, besteht also bereits seit sehr langer Zeit. Der Fluß schafft sein Alluvium ins Meer hinaus, wo die Küstenströmung es erfaßt und verträgt. Die Deltabildung hat daher nahezu aufgehört. Der Landzuwachs erfolgt rein marin durch Angliederung neuer Strandwälle. Durch den Eintritt des Kütschük Menderes in den unteren Teil des alten Hafenkanals war das obere Stück desselben und der Hafen selbst gefährdet, denn es unterlag wie ein Altwasser der Verlandung durch den Fluß. Hier vermute ich daher die Baggerungen zur Zeit Nero’s und Hadrian’s. Letzterer soll den Fluß abgeleitet haben, weil er die Häfen gefährdete. Dadurch war wohl ein Übel behoben, aber andrerseits erwuchs dadurch die Gefahr, daß das Meer die alte Flußmündung versande, die l Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p. 48—49. Delta des Kleinen Mäander. 261 bisher durch den Fluß offen gehalten worden war. Deshalb möchte ich die Moloanlage an der Flußmündung, die jedenfalls den Zweck hatte, die Mündung vor Versandung zu schützen, Hadrian zuschreiben.! Der Molo hätte freilich mit dem Landzuwachs immer wieder verlängert werden müssen. Statt dessen kehrte der abgeleitete Fluß in sein altes Bett zurück und hielt so die Mündung offen, aber er hat auch das obere Stück des Hafen- kanals völlig verlandet, so daß der Hafen 1895 ein ab- geschlossenes Becken bildete, das nur durch den Sumpf mit dem Flusse zusammenhing. Auch gegenwärtig, wo ein Eni- wässerungskanal es zum Flusse entwässert, lag sein Spiegel im Herbst 1905 fast 2m hoch.? Deshalb sind die antiken Hafen- bauten heute unter Wasser, aber sie liegen über dem Meeres- spiegel. Auch hier läßt sich daher die Unveränderlichkeit dertlohenlaseinm historischer Zeitnachw.eisen. Nun zeigen die spätrömischen Bauten, z. B. die Arkadius- straße und die Thermen des Konstantius, in der Umgebung des Hafens Hebungen des Straßenpflasters und der Fußböden durch Aufschüttung gegenüber den Anlagen der hellenistischen Zeit Die Hebung des Hafenspiegels muß daher schon damals beträchtlich gewesen sein. In der älteren römischen Kaiserzeit war der Hafen bereits zum Flußhafen geworden, sein Spiegel hatte sich aber doch nur unbeträchtlich gehoben, wie die Hadrian’schen Hallen amHafen beweisen, weil der Hafenspiegel noch ausreichend mit dem Meere in Verbindung stand. Nach Hadrian, aber noch in der römischen Zeit muß der Fluß somit in sein altes Bett zurückgekehrt und den Hafen ab- gesperrt haben. Die Hafenlagune und das sumpfige Deltaland im N machten begreiflicherweise die Stadt zu dieser Zeit 1 Benndorf, Forschungen in Ephesos, I, p. 20. deutet diese Möglichkeit gleichfalls an. 2 Wenn die Höhenkoten beim Hafen soweit verläßlich sind. 3 Heberdey, Sonderabdruck p. 7 aus dem »Anzeiger« (Jahrgang 1902, Nr. VII vom 5. März) der phil.-histor. Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. ©) 262 A. Grund, Delta des Kleinen Mäander. zu einem sehr ungesunden Aufenthaltsort, zudem war sie ihres Hafens beraubt, sie war dem Untergang geweiht. Hat so seit dem Beginn der christlichen Zeitrechnung die Deltabildung des Kleinen Mäander nur geringe Fortschritte gemacht, so erfolgte seither der größte Landzuwachs durch das Meer. Ent- spricht die Küstenlinie des Molos der Hadrianischen Zeit, so sind die davorliegenden, fast 1 km breiten Dünen, die am. Vor- gebirge Otusbir anknüpfen, mittelalterlicher und neuzeitlicher Entstehung. Die inneren Strandwälle sind: hellenistisch, die Nehrung des Kuru Tepe gehört der hellenischen Epoche an, die Sandwälle auf der Südseite des Tales entstammen der archaischen Epoche, zum Teil sind sie aber nochälter als diese, somit prähellenisch. Diese Nehrungen haben nacheinander Teile des versenkten Tales abgesperrt und so die Verlandung der Lagunen durch das Delta herbeigeführt. In der kurzen Zeit der sieben vorchristlichen Jahrhunderte hat sich dieser Vorgang der Ausfüllung des Tales abgespielt und sich die Ausgleich- küste entwickelt, die erst dann einer Fortentwicklung fähig ist, wenn vom Vorsprung von Scalanova her eine weitere Nehrungsbildung gegen N hin erfolgt. Das rasche Vor- rücken. des »Deltası in diesernüZeitiimachi aus unbedingt erforderlich, daß, die vorhereegsang aa Senkung und Untertauchung des Tales ganz kurz vor. der.historischen Zeit. erfolgt sein mußIsSescher ist, »aber diesen -Teibiidenwk heinasiatischenr Kurse in Ruhe geblieben, denn alle bisher gefundenen historischen Reste sprechen gegen vertikale Niveau- veränderungen in historischer Zeit. Hoffentlich ist es mir ermöglicht, diese Studien auch auf die beiden Nachbar- deltas des Gedis Tschai (Hermos) und Böjuk Menderes (Großer Mäander) auszudehnen, um zu prüfen, ob meine Ergebnisse auch dort Bestätigung finden. Ein weiteres Problem, das noch ungelöst ist, ist ferner, wie weit das Meer bei der Senkung in den Flußtälern landeinwärts gedrungen ist. A. Grund: Delta des Kleinen Mäander. N N N N N N N x \ SS VE: ; : Zzan IL . Ta ) ul —n 3 B : ; R 5 f N SPOAaV —/ n P, Y ZI: EL Ge / ZI AN 7 + — AL N, dung Sr N hssparorpasg e 29% \ h Ss DAUMR ‘G N r n \ en \\ ) ) S AR ) GG ——e WE rg Ge rn? zZ \ j WIEN ” \ TEEN » “dep vpy N r GZEIK / HNNv 107) \\ f \ AS Ai — \\ EN AN ) I =GG, Il If) Il] ” If El I] IOun| \ \ sedopueny ANyasıny sep sojorgeserjeg sep Jaey Ba 9 Feeds en ee BT 2a Sitzungsberichte der kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. — CXV. BAND: IIL HEFT. JAHRGANG 1906. — MÄRZ. ABEBIEUNGT. - ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. — (MIT 11 TAFELN UND 6 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1906. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREIL IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, K. U. K,. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. äes 3. Heftes, März 1906, des CXV. lan berichte der mathem. „naturw. Richter O., Über den Einfluß‘ er Luft auf Geotropismus. (Mit . K 50h = 3 Tafeln) (Preis: # K 20 h—1 Mm 20 - Wiesner I a user den m Lihgenu und 2 be a) Pi en a % RR x der , der Gasen Vorieiden) ia 4 Tatı figuren.) | [Preis: BE 60 us — 2M 60 inf in wo SIVZENGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EeXy- BAND: II-HIERT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. DD (®) O1 Über den Einfluß verunreinigter Luft auf Heliotropismus und Geotropismus von Dr. Oswald Richter, Assistent. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag, Nr. 82 der II. Folge. (Mit 4 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1906.) Neljubow! war der Erste, der jene eigentümlichen Krüm- mungen von Wicken-, Erbsen- und Linsenkeimlingen, die man unter dem Namen der horizontalen Nutation zusammenfaßte, als krankhafte Wachstumsformen erkannte, bedingt durch den Einfluß der Laboratoriumsluft, und damit auch der Erste, der die Aufmerksamkeit der Pflanzenphysiologen auf diesen wich- tigen, zu vielen falschen Schlüssen führenden Faktor gelenkt hat, welcher beizahlreichen physiologischen Experimenten kaum ausgeschlossen werden kann. Kurze Zeit nachher erfolgten die einschlägigen Veröffent- lichungen von Singer”? und mir.? Molisch hatte nun bei seinen Untersuchungen über den Heliotropismus im Bakterienlicht* und über den indirekt hervor- 1 D. Neljubow, Über die horizontale Nutation der Stengel von Pisum sativum und einiger anderen Pflanzen. Sep. Bot. Zentralbl., Beihefte, Bd, X, 3,1901. 2 M. Singer, Über den Einfluß der Laboratoriumsluft auf das Wachstum der Kartoffelsprosse. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1903, p. 175. 8 Oswald Richter, Pflanzenwachstum und Laboratoriumsluft. Ebenda, per 180. 4 H. Molisch, I. Über Heliotropismus im Bakterienlichte. Diese Sitzungs- bei, Bd.CXI, Abt.1,1902,p. 141. — II. Leuchtende Pflanzen. Eine physiologische Studie. Jena 1904, p. 149. 20* 266 OrRichter gerufen durch Radium! Gelegenheit, die außerordentlich große Bedeutung der gasförmigen Verunreinigungen der Labora- toriumsluft in Bezug auf Heliotropismus und Geotropismus zu beobachten. In der zweiten der genannten Arbeiten faßt er die dies- bezüglichen Erfahrungen wie folgt zusammen: ? »Die Spuren von Leuchtgas und anderen Verunreinigungen flüchtiger Natur, die sich in der Luft des Laboratoriums vorfinden, genügen, um die Reizbarkeit des Plasmas so zu beeinflussen, daß die Stengel der genannten Keimlinge keinen negativen Geotropismus mehr zeigen. Mit dem Ausschalten des negativen Geotropismus stellt sich gleichzeitig eine so hochgradige helio- tropische Empfindlichkeit ein, daß es unter diesen Umständen gelingt, gewisse Pflanzen noch zu heliotropischen Bewegungen zu veranlassen, die unter nor- malen Verhältnissen dazu nicht mehr befähigt sind«. . Da diese Beobachtungen zweifellos von großer Wichtig- keit sind; da jeder Pflanzenphysiologe, der im Laboratorium Versuche über das Bewegungsvermögen der Pflanze anstellt, unbedingt darauf Rücksicht nehmen muß, wenn er sich vor Irrtümern und Fehlerquellen bewahren will; da, wie ich ge- funden habe, auch das Saatgut eine Rolle spielen kann, so habe ich, anknüpfend an Molisch’s Befunde, die einschlägigen Fragen auf breiter experimenteller Basis erneuten Uhnter- suchungen unterworfen. Dazu war es bloß notwendig, jene Versuchsanordnung, wie ich sie bereits für den Nachweis des Einflusses der Laboratoriumsluft auf Wachstum und Zirkumnutationsbewe- gung beschrieben habe,? mit der Beleuchtung der Keimlinge durch eine beliebige Lichtquelle zu verquicken. Nur. wurden . in der Folge noch gewisse erhöhte Vorsichten gebraucht, wie sie sich bei der weiteren Beschäftigung mit dem Gegenstand als zweckmäßig ergaben, um ja jedem Einwande gerecht zu werden. Was zunächst die alte Versuchsanordnung anbelangt, so bestand sie im wesentlichen darin, daß vier Keimschalen mit 1 H.Molisch, II, Über Heliotropismus, indirekt hervorgerufen durch Radium. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1905, XXII., p. 1 bis 8. 2511.Molisch „IN. „lrc.5P-5Q °® Oswald Richter, 1. c., p. 180. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 267 Glasglocken mit den Keimlingen beschickt wurden, und zwar so, daß zwei mit Wasserabschluß versehen wurden, eine einen Abschluß mit feuchtem Filtrierpapiere, die letzte aber keinen Abschluß erhielt. Indem nun in dem einen abgesperrten Luft- raume durch ein Schälchen mit konzentrierter Kalilauge für die Absorption der erzeugten Kohlensäure gesorgt war, konnte die Unabhängigkeit der bedeutenden Größenunterschiede der Versuchspflanzen sowohl von der Kohlendioxydanreicherung wie von dem vollkommenen Transpirationsausschluß dargetan werden. Dieses Ergebnis möchte ich um so mehr hervorheben, als Rimmer! den großen Höhenunterschied bei Phaseolus vulgaris auch schon beobachtet, aber auf die Unterschiede des Feuchtig- keitsgehaltes im »total feuchten und trockenen Raume« zurück- geführt hat. Ich habe auf diese Frage nochmals meine Aufmerksamkeit gelenkt und kann meine früheren diesbezüglichen Befunde nur bestätigen. Zur genauen Überprüfung dieser Verhältnisse wurden die mit Klötzchen gehobenen Glasglocken auch noch innen vollkommen mit feuchtem Filtrierpapier ausgelegt, während die äußere Umhäufung aus nassem Filtrierpapier be- lassen wurde. Endlich wurde, um ja ganz sicher zu gehen, auch die Glocke, die mit der Laboratoriumsluft in Verbindung treten sollte, in Wasser gestellt und mit einer dickeren Glasröhre gehoben, so daß ihr unterer Rand eben über Wasser kam. Auch bei Anwendung dieser Vorsichten änderte sich im Effekte gar nichts. Die Erwähnung der Glasröhre veranlaßt mich, hier gleich auf ein Ergebnis hinzuweisen, auf das ich an anderer Stelle ausführlicher zu sprechen komme. Es hat sich nämlich gezeigt, daß Terpene und andere gasförmige Verunreinigungen auf die eseielenale Keimlinge in ganz ähnlicher Weise wirken wie die Laboratoriumsluft, und zwar in Verdünnungen, bei denen eine Wirkung geradezu unglaublich erscheint. Da sie aber doch beobachtet wird, konnten auch jene Spuren gasförmiger 1 Fr. Rimmer, Über die Nutationen und Wachstumsrichtungen der Keimpflanzen. Diese Sitzungsber., Bd. LXXXIX, Abt. I, 1884, Maiheft, p. 414. 268 O. Richter, Verunreinigung, die besonders bei erhöhter Temperatur, wie Molisch! gezeigt hat, aus einem Holzklötzchen ausströmen, die Versuchsergebnisse störend beeinflussen, weshalb ich von der Verwendung von Holzklötzchen in der Folge Abstand nahm. Da es auch sehr wahrscheinlich wurde, daß jene Spur von gasförmigen Verunreinigungen, die bei meiner ursprüng- lichen Versuchsanordnung mit dem Abschließen eines Quan- tums Luft im Laboratorium durch Wasser in ihm vorhanden war, bei den bedeutend heikligeren neuen Versuchen störend wirken konnte, wurde das nötige Luftquantum mit Wasser- abschluß aus dem Glashause geholt. Danach ergeben sich als endgültige, vorläufig nach allen Richtungen befriedigende Regeln für die Versuchsanstellung folgende: 1. Die Vorbereitungen für den Versuch sind höchstens mit Ausnahme des Herumlegens von Filtrierpapier um die Glocke im Glashause zu treffen. 2. Alle Glasglocken werden mit Wasserabschluß unter Dunkelsturz in den Versuchsraum übertragen. 3. Die Versuche sind bei schwachem roten Liehr emer photographischen Lampe oder, wenn nötig, was bei einiger Übung nicht schwer fällt, im Dunkeln aufzustellen, d.h. die nötige Zahl von Glocken mittels Glasröhrchen über die Wasser- schichte zu heben, mit feuchtem Filtrierpapier zu versehen, im Halbkreis um die künftige Lichtquelle zu stellen u. s. f. 4. Von einer auch nur teilweisen Auskleidung der Glas- glocken mit Filtrierpapier muß bei heliotropischen Versuchen Abstand genommen werden wegen der dadurch eventuell hervorgerufenen Differenz in der Lichtintensität gegenüber den Kontrollglocken. Ein solches Vorgehen ist um so berechtigter, als bereits die früheren Ausführungen diese Vorsichtsmaßregel als unnötig erscheinen ließen. 2 Nachdem ich so die Methode der Versuchsanstellung in großen Zügen besprochen habe, möchte ich die Versuchs- 1 H. Molisch, IV. Bakterienlicht und photographische Platte. Diese Sitzungsber., Bd. CXII, Abt. I, 1903. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 269 ergebnisse zusammenfassend wiedergeben und auf die am Schlusse der Arbeit als Anhang angefügten Versuchsprotokolle verweisen. I. Orientierende Versuche über den Einfluß von Kohlensäure- anreicherung und Transpirationsausschluß auf Heliotropismus und Geotropismus, Es war selbstverständlich, daß beim Herantreten an meine Frage zunächst alle anderen Möglichkeiten der Tropismen- beeinflussung ausgeschaltet werden mußten. Sperrt man Wintererbsenkeimlinge von etwa 2 cm Höhe, die im Dunkeln im Glashause soweit herangewachsen sind, in reiner Luft a) ohne, 5) mit Kalilauge unter Glasglocken mit Wasserabschluß ab und umgibt man sonst ähnlich beschickte, aber durch Heben mit der Laboratoriumsluft in Verbindung stehende Glocken c) mit feuchtem Filtrierpapier, während man d) ohne Filtrierpapier beläßt und stellt die vier Glocken unter den entsprechenden Vorsichten im Halbkreise um eine kleine, runde Flamme in der Dunkelkammer! auf, so kann man nach zwei bis drei Tagen bei sonst günstiger Temperatur ganz wesentliche Unterschiede an den Keimlingen bemerken: Die Keimlinge in a) und 5) sind um ein bedeutendes länger, man kann sagen rund dreimal so lang als die in c) und d). Sie neigen sich zur Lichtquelle unter einem Winkel von beiläuig 45°, sind schmächtig, relativ geschmeidig und haben relativ große Blättchen. Die Keimlinge in c) und d) dagegen sind, wie auch die Photographie Fig. | zeigt, wahre Zwerge, dabei verhältnismäßig sehr dick, fühlen sich turgeszent an und brechen sofort, wenn man die kurze, vollständig horizontal gegen das Licht strebende Strecke in die Vertikale biegen will. | Das Wesentliche für die Frage über den Einfluß ver- unreinigter Luft auf Heliotropismus und Geotropismus aber ist die Krümmung der Keimlinge von der Vertikalen um 90°. 1 Die Dunkelkammer war in jeder Beziehung exakt und lichtdicht. 270 ONRichtrer, Dabei ist weder zwischen a) und 5b) noch zwischen c) und d) ein besonderer Unterschied zu bemerken. Außer Winter- wurden Sommererbsen, Futterwicken u. s.f. mit ganz ähnlichem Erfolge verwendet. Folgerungen aus diesen Befunden. Aus diesen Versuchen ergibt sich unmittelbar, daß weder dem Transpirationsausschluß noch der Anreiche- rung des Kohlendioxyds eine merkliche Rolle bei den großen beobachteten Unterschieden in der Höhen- und Dicken- entwicklung der Keimlinge und dem heliotropischen Effekte zuzuschreiben ist. Macht man die analogen Versuche im Dunkeln mit hori- zontal gelegten Keimpflanzen, so zeigt sich ebenso, daß auf die noch später zu beschreibenden geotropischen Effekte eben- so weder Transpirationsausschluß noch Kohlendioxydanreiche- rung einen nennenswerten Einfluß haben. Da nun die durch Wieler’s, Jaccard’s und Schaible’s Versuche! nahegeleste starke Beeinflussung des Längenwachstums durch Sauerstoff- entspannung im Hinblick auf meine früheren Experimente un- wahrscheinlich gemacht, dessen Beeinflussung durch die Labo- ratoriumsluft dagegen darnach nicht zu bezweifeln war, auch der Heliotropismus in den zitierten Untersuchungen von Molisch? sich durch die gasförmigen Verunreinigungen der Luft beeinflußbar gezeigt hatte und Experimente über Geotro- pismus im Glashause nach dieser Richtung hin aufmunternd ausgefallen waren, wurde angenommen, daß die gasförmigen Verunreinigungen’ der: Luft'idie Ursache der’ zus. fallenden Ergebnisse seien. Alle Befunde stimmten in der Folge mit dieser Annahme überein, so daß ich nicht anstehe, sie als richtig anzusehen. 1 Vergl. die Literaturangaben in meiner zitierten Arbeit, p. 182. 22719 Motisich, I-L.c.p. 2 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 27 Jaccard! hat seither seine Versuche über den Einfluß des Gasdruckes auf die Entwicklung der Gewächse wieder- holt und darüber in den »Verh. der schweiz. naturf. Gesell- schaft«, Winterthur 1904 (p. 80 bis 51), kurz berichtet. Wie ich aus einer privaten Mitteilung von ihm weiß, steht eine ausführ- liche Arbeit noch aus. Immerhin kann man dem Referat im »Bot. Zentralbl.« soviel entnehmen, daß die neue Serie von Experimenten eine Bestätigung seiner früheren Versuche des Jahres 1893 darstellt. Er wendet sich dabei hauptsächlich gegen meine? Bemer- kung: »Die großen Höhenunterschiede bei den Versuchspflanzen Jaccard’s und Schaible’s dürften sich durch die Wirkung der Laboratoriumsluft auf die Kontrollpflanzen erklären«, ohne dabei anscheinend zu berücksichtigen, daß ich kurz vor- her® für eine geringe Förderung des Längenwachstums im O-entspannten Raum eingetreten war: »Ganz primitive Experimente im Warmhause unseres Glashauses... haben inzwischen gelehrt, daß tatsächlich eine geringe Förderung des Längen- wachstums im O-entspannten Raum eintritt, daß, wie von.Jaccard und Schaible immer hervorgehoben wird, besonders die Blattlamina im Wachs- tum gefördert wird...« Ich glaube nun, daß auch, wenn man sich bereits derzeit ein Urteil erlauben darf, die neuen Versuchskolonnen Jaccard’s meinen oben wiedergegebenen Einwand nicht widerlegen, da Sieigabermalsint reinem! dervderzeit7gebräuchlichen Baberatorien durchgeführt: worden sind. »Les cultures entreprises par Jaccard en juin et juillet 1904 dans le laboratoire de physiologie vegetale du Polytechnikum (Zürich) etaient toutes en pleine vigeur et parfaitement normales, aussi bien dans l’air du laboratoire a la pression normale que dans l’air deprime«. 1 P. Jaccard, Influence de la pression des gaz sur la croissance des vegetaux. Nouvelles recherches. Autoreferat Bot. Zentralbl., 1905, Nr. 46, Bd. XCIX, XXVI. Jahrg., p. 500 bis 501. 2Oswald Richtes I-c., p. 188. 3 Oswald Richter, I. c., p. 187. ePrrlaecard 1.ic, Pr50l: DD O. Richter, Jaccard’s Ansicht gegenüber endlich, wonach bei meinen Versuchen im Winter 1902/53 der Lichtmangel (»le manque de Jumiere) für die Entwicklungshemmung der Keimpflanzen ver- antwortlich gemacht werden könnte (»doit avoir entrave! le developpement des cultures faites par OÖ. Richter & Prague«), möchte ich bloß hervorheben, daß ich absichtlich mit ver- dunkelten Kulturen arbeitete, um nicht weitere, durch den Assimilationsgasaustausch bedingte Unklarheiten zu schaffen. Und ich glaube, es gehe aus sämtlichen wieder- gegebenen Versuchen klar hervor, daß sowohi die Pflanzen unter Glocken mit Wasserabschluß, also in reiner Luft, wie die unter solchen mit Laboratoriumsluftzutritt verdunkelt, die Ver- suchsbedingungen also bei Versuchs- und Kontrollpflanzen in dieser Hinsicht die gleichen waren. Daß natürlich die Düster- heit des winterlichen Himmels gegen die absichtliche Verfinste- rung gar nicht in Betracht kommt, liegt auf der Hand. Ich kann betonen, daß seither auch im Frühjahr und im Sommer bei analog ausgeführten Versuchen im Dunkeln und bei Belichtung die Keimlinge je nach der schlechteren oder besseren Lüftung der Institutsräume größere oder geringere Höhen- und Dicken- unterschiede zeigten, ganz ähnlich wie im Winter 1902/23. Vorläufig erscheint mir also trotz der neuen Versuche Jaccard’s die Frage nach der Bedeutung der O-Spannung für das Längenwachstum nicht endgültig beantwortet. Gelöst wird sie überhaupt nie iin einem unserer derzeitigen Laboratorien mit ihren Gasleitungen und Reagentien- fläschchen. Wenn man diese Frage exakt in Angriff nehmen will, muß man im Freien, ineinem Gewächshaus oder sonst in einem von gasförmigen Verunreinigungen freien Raum arbeiten; ich kann somit nur unter Hinweis auf Wieler's, Jaccard'’s und Schaible’s frühere Versuere und Jaccard's neue Experimente wiederholen,? daß es »in hohem Grade wünschenswert geworden ist, die Befunde der genannten Forscher durch Versuche in reiner Luft einer genauen und eingehenden Prüfung zu unterziehen«. SPlaecard, cr p250R 2 Oswald Richter, 1. c., p. 187. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. . 273 Wie hier, wird sich nach meiner Meinung auch noch bei vielen anderen Gelegenheiten die Notwendigkeit einer Kontrolle vieler bisher auf Grund von Laboratoriumsversuchen auf- gestellten Ansichten durch Experimente in reiner Luft ergeben. In dieser Meinung bin ich durch Wächter’s! interessante Aus- führungen über die chemonastischen Bewegungen von Blättern erst jüngst bestärkt worden und kann nur wieder »auf die Kon- sequenzen hinweisen, die sich für die Einrichtung und den Zu- stand der Laboratoriumsräume, die reizphysiologischen Unter- suchungen dienen«,? aus den Beobachtungen von Neljubow,? Simaen- mir, Melisch® und Wächterl' ergeben, Eimer von. den angedeuteten Fällen, woreine Kon- trolle der derzeitigen Anschauungen unter Berücksichtigung des nun immer mehr beachteten? Faktors der gasförmigen Verunreinigungen der Luft notwendig geworden war, ist die Tropismenfrage. Im folgenden soll nun gezeigt werden, welche Verschie- bungen die gangbaren Ansichten über Heliotropismus und Geotropismus durch eine solche Kontrolle erleiden. II, Versuche über den Einfluß der Laboratoriumsluft. A. Auf den Heliotropismus. Als Versuchsobjekte verwendete ich die auch vonMolisch empfohlenen Keimlinge von Vicia sativa L. 1 W. Wächter, Chemonastische Bewegungen der Blätter von Callisia repens. Vorläufige Mitteilung. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1905, XXIII. Jahrg., p. 379. ZawWe Wächter, 1. ce... pr382. 3 D. Neljubow, |. c. ZeNPEsSInzerT, tl. c. 3 Oswald Richter, I. c. bare Nlolisich, I. und. Ts Ice: ? Es ist nicht uninteressant, daß auch von bakteriologischer Seite wieder- holt auf die Bedeutung der Laboratoriumsluft besonders für die Kultur von Nitrobakterien hingewiesen worden ist. W. Rullmann, Der Einfluß der Labora- toriumsluft bei der Züchtung ‘von Nitrobakterien. I. und II. Zentralbl. für B. andbb.,02. Abt, V. Bd., 1899, p: 212 und 713: DD SQ EB OFRichter In einer Fußnote hat bereits W. Figdor! in seiner Arbeit über heliotropische Empfindlichkeit der Pflanzen, auf die ich später noch wiederholt zu sprechen kommen werde, zur Klärung dessen, was man in physiologischen Laboratorien als Vicia sativa bezeichnet, beigetragen. Nach seinen Ausführungen verhalten sich nahe verwandte Spezies, Vicia segetalis und V. angustifolia, ähnlich wie Vicia sativa, was die Lichtempfind- lichkeit anlangt. Die beiden Spezies seien früher als Varietäten von Vicia sativa angesehen worden. Was nun meine zunächst auf die Rolle des Saatgutes bei meinen Experimenten abzielenden Untersuchungen anlangt, so ergab gleich der ersie lonentierende Ver uch daß man im Handel mit dem Namen »Futterwicke« grundverschiedene Arten bezeichne, und zwar werden sehr gerne Vicia villosa Roth. und Vicia sativa L. miteinander verwechselt. Ich will gleich erwähnen, daß ich mit daraufhin aus Deutschland bezogenen Vicien eine Reihe von Versuchen über die verschiedene Beeinflußbarkeit derselben durch die Labora- toriumsluft angestellt habe, deren Ergebnisse sich im letzten Abschnitte dieser Arbeit zusammengestellt finden. Hier seien zunächst einige Experimente besprochen, die mit Vicia sativa L. und V. villosa Roth. gleichzeitig ausgeführt, in unzweideutiger Weise deren Speziesverschiedenheiten, so- wohl was die Beeinflussung der beiden durch die gasförmigen Verunreinigungen der Luft, wie deren Empfindlichkeit gegen das Licht und die Erdschwere anbelangt, dartun sollen. 1. Der Grundversuch zur Demonstration der verschiedenen Empfindlichkeit verschiedener Wickenspezies sowohl gegen die gasförmigen Verunreinigungen der Luft wie gegen das Licht. Vergl. Protokolle Nr. 1 und Nr. 2 und Photographie Fig. 2. Der Versuch wurde, wie erwähnt, mit Futter-? und Sand- wicken? durchgeführt. 1 W. Figdor, Versuche über die heliotropische Empfindlichkeit der Pflanzen. Diese Sitzungsber., Bd. CII, Abt. I, Februar 1893, p. 49. 2 Der Kürze halber sei Futterwicke mit »Fu«, Sandwicke mit »Sa« ab- gekürzt. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 208 Je zwei Blumentöpfe standen unter einer Glasglocke, davon war immer der eine mit 14 Keimlingen der Fu (zwei Reihen zu 7 Pflanzen), der andere in gleicher Weise mit Keim- lingen der Sa besät. Im übrigen vergleiche man bezüglich der Versuchsanstel- lung das eingangs Erwähnte. Aus den Protokollen Nr. 1 und 2 und aus vielen anderen nicht mitgeteilten Versuchen geht zweifellos hervor: 1. Daß die Pflanzen derselben Art sich wesentlich von ein- ander unterscheiden, wenn sie in reiner oder unreiner Luft kultiviert sind. Man kann sowohl einen großen Längenunter- Sehied,ibei Ku..z..B. 18:42 :4°60 em, bei. Sa. 12:95: 9265 em, als auch bedeutende Dickenunterschiede wahrnehmen, bei Ai 1:2 mm, bei Sa 1:1'83 mm, wobei ich besonders darauf auf- merksam machen möchtc, daß sich diese Differenz in der Dicke beiläufg in der Mitte der Keimlinge am stärksten ausprägt. Das erklärt sich aus der plötzlichen, in der Versuchsanstellung ersichtlichen Einwirkung der gasförmigen Verunreinigungen der Luft auf die Versuchspflanzen. 2. Die Keimlinge der Sandiwvicke zeigen in der Labora- toriumsluft bedeutend größere Längenzuwächse als die der Fu unter sonst gleichen Verhältnissen; dagegen sind die der Sa durchschnittlich stets bedeutend schmächtiger in unreiner Luft. (Prot.2). Dean) : Disay) = 2:Smm:1"5 mm, d.h. die gasförmigen Verunreinigungen der Luft äußern ihren schädigenden Einfluß auf V. sativa viel stärker als auf V. villosa oder V. villosa ist von beiden Wickenspezies die minder empfindliche. 3. In reiner Luft reagiert bei einer gewissen Lichtintensität der verwendeten Flamme die Fu noch, die Sa schon nicht mehr heliotropisch. Die gemessenen Winkel verhalten sich (Prot. 2) in einem bestimmten Falle bei Fu: Sa = 8° :0°. Ist die Lichtintensität größer, so erweist sich auch die Sa heliotropisch, aber viel weniger als die Au. Die Sa ist also viel weniger heliotropisch als die Fu. 1 Die Bezeichnungen werden aus dem betreffenden Protokolle sofort er- sichtlich. DD S] (op) ErRTehter, 4. Wenn wir bei dem dem Versuchsprot. 2 entnommenen Falle bleiben, so zeigt sich, daß die Sa-Keimlinge in der un- reinen Luft bei der verwendeten geringen Lichtintensität noch immer außerordentlich deutlich heliotropisch reagieren. Ebenso macht sich bei den Futterwicken die bedeutend stärkere Krüm- mung zum Licht in der unreinen gegenüber der in der reinen Luft bemerkbar. Es erscheint also ganz allgemein der Winkel, den helio- tropische Pflanzen derselben Spezies in reiner im Vergleiche zu solchen in verunreinigter Luft gegen die Vertikale bilden, als beiläufiges Maß für die Verunreinigungen der Luft. Die Erklärung ist in der eingangs zitierten Stelle aus Molisch’s Abhandlung enthalten. 5. In unreiner -Luft neigen sich die Keimlinge der Fu beziehungsweise der Sa unter bedeutend verschiedenen Win- keln gegen die Lichtquelle. Das Prot. 1 gibt das Verhalten bei Fu: Sa = 883° 67 3%. Auch der bloße Anblick der Photographien Fig. 2 und 6! zeigt das Vorwalten der Krümmung bei den Fu-Keimlingen ganz zweifellos. Eine solche Verschiedenheit des Winkels gegen die Verti- kale findet nun eine einfache Erklärung in der Annahme einer verschiedenen Empfindlichkeit des Protoplasmas der ver- schiedenen Wickenspezies gegen die gasförmigen Verunreini- gungen der Laboratoriumsluft unter Berücksichtigung der schon von Molisch gegebenen Erklärung der fast horizontalen Wen- dung von Wickenkeimlingen zu einer Lichtquelle im Labora- torium. Wenn wir annehmen, daß die Empfindlichkeit der Sa gegen die Verunreinigungen der Luft die gleiche ist wie die der Fu, dann wird die Empfindlichkeit für die negativ geotropische Komponente gänzlich oder fast gänzlich aufgehoben, wie bei der Vicia sativa in den Versuchen von Molisch, wenn aber die Empfindlichkeit für den negativen Geotropismus noch, wenn auch geschwächt, besteht, dann muß zwischen Heliotropismus und negativem Geotropismus ein der Schwächung entsprechen- des Kompromiß entstehen und die Pflanzen müssen, heliotropisch gekrümmt, durch den Winkel, den sie mit der Vertikalen bilden. DD =] N Einfluß der Luft auf Heliotropismus. die Beeinflussung sowohl durch die Erdschwere wie durch das Licht und die Laboratoriumsluft zum Ausdrucke bringen, mit anderen Worten: Der Winkel, den Pflanzen verschiedener Spezies in ver- unreinigter Luft der Wirkung einer Flamme ausgesetzt, mit der Vertikalen bilden, kann als beiläufiges Maß für ihre Empfind- lichkeit für gasförmige Verunreinigungen der Luft angesehen werden. Diese Ergebnisse lassen es wünschenswert erscheinen, nachzusehen, inwieweit die bisherigen Beobachtungen über Heliotropismus, abgesehen von denen von Molisch, als Stütze für meine obigen Ausführungen und Folgerungen angesehen werden können. Am eingehendsten hat sich mit den Erscheinungen des Heliotropismus Wiesner befaßt. Indem ich mir also erlaube, auf p. 35, 50, 86 und 57 der bekannten Monographie der helio- tropischen Erscheinungen! zu verweisen,. möchte ich mir gestatten, einige wichtige Momente hervorzuheben, die zeigen werden, daß Wiesner’s Versuche in einem Raum und unter Bedingungen ausgeführt erscheinen, die eine Beeinflussung der- selben durch die gasförmigen Verunreinigungen der Luft ganz zweifellos machen, so daß Wiesner’s Ergebnisse nach mancher Richtung nur für Versuche im Laboratorium mit verunreinigter Luft Geltung haben. Aus einem Vergleiche der Angaben Wiesner’s mit meinen Versuchen geht zunächst zweifellos hervor, daß Wiesner, freilich ohne Kenntnis der Rolle, welche der Laboratoriumsluft bei solchen Experimenten zukommt, alle jene Erscheinungen an seinen Versuchspflanzen (Vicia sativa) beobachtet und beschrieben hat, die bei meinen Versuchen bei den Pflanzen in verunreinigter Luft wiederkehren. In Anbetracht des engen verwendeten Raumes (55:1 m’), der Anstriche des Mobiliars, der großen Menge brennender Gas- flammen (die Lichtquelle war eine relativ große Gasflamme von 1 J. Wiesner, Die heliotropischen -Erscheinungen im Pflanzenreiche. Eine physiologische Monographie. I. Teil, 1878, p. 35 ff. des Sep. aus dem 39. Bande der Denkschr. der k. Akad. zu Wien, mathem.-naturw. Klasse. 278 O. Richter, 6:5 Walratkerzen; dunkle Brenner wurden in vielen Versuchen hinter Schirmen zur Wärmeregulierung verwendet), des Ab- schlusses nach außen, mußte schließlich eine Atmosphäre ent- stehen, die für heliotropische Versuche, speziell mit Vicia sativa, wie geschaffen war. Was nun zunächst Wiesner’'s Bemerkungen über die Möglichkeit der Aufhebung der Schwerkraft durch die Licht- wirkung (p.55 und 56) anbelangt: eine Glocke mit Keimlingen in reiner Luft mit Wasserabschluß neben die Versuchskeimlinge gestellt, hätte gezeigt, daß diese vor den Schädigungen der unreinen Luft bewahrt, sehr wohl auf den Geotropismus reagiert und so beiden wirkenden Kräften folgend, sich unter einem Winkel von 45° oder einem kleineren Winkel von der Vertikalen gegen die Lichtquelle geneigt hätten, jedenfalls aber nicht in die Lichtrichtung hineingeraten wären. Sicherlich ist es die Lichtwirkung nicht allein, wie Wies- ner meinte, die die Schwerkraftswirkung aufhebt, sondern gewiß auch die Laboratoriumsluft beziehungsweise ganz allge- mein Verunreinigungen der Luft, die das Plasma in der Weise beeinflussen, daß es für den Geotropismus unempfindlich wird. Auch decken sich Wiesner’s p. 57 mitgeteilte Angaben über das Vertikalbleiben des eben exponierten Stengelstückes bei Erbse und Wicke mit meinen diesbezüglichen Beobach- tungen an Pflanzen in unreiner Luft. Endlich hat, wie aus p. 55 hervorgeht, Wiesner, freilich in Unkenntnis des von mir betonten Faktors, auch schon Ver- suche gemacht, die meine Annahme von der verschiedenen Empfindlichkeit des Plasmas verschiedener Wickenspezies gegen Licht und Geotropismus und vor allem gegen die Ver- unreinigungen der Luft zu stützen geeignet sind. Zwar beziehen sich die einschlägigen Bemerkungen Wiesner's auf Vicia sativa und Vicia Faba, von denen diese heute als eigene Gat- tung, Faba, von Vicia bereits abgegliedert wird. Was sich also aus Wiesner’s Versuchen für die schon äußerlich so sehr ver- schiedenen Wicken ableiten läßt, haben meine Experimente für die leicht verwechselbaren Keimlinge von Vicia sativa und Vicia villosa erwiesen. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 279 »Es entsteht nun« (p. 41) »die Frage, ob die Schlußfolge- rungen, welche hier auf Grund von im Gaslichte vorgenom- menen Versuchen gezogen wurden, auch auf solche Pflanzen- teile übertragen werden dürfen«, die unter normalen Verhält- nissen wachsen. Aus meinen vergleichenden Versuchen ergibt sich, daß dies unmöglich ist und daß gewisse der sorgfältigen Versuche Wiesner’s im Laboratorium heute eine entsprechende Wieder- holung heischen mit Berücksichtigung des eben in die Tropis- menfrage eingeführten, bislang unbeachtet gelassenen Faktors der umgebenden Luft. Es werden sich besonders in den Beobachtungen über Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus, über photomechanische Induktion und bei den Bestimmungen der Empfindlichkeitsgrenzen sowie in Bezug auf die Aufhebung der geotropischen Wirkung nicht unwesentliche Abweichungen vom\\ıesners Angaben ergeben, von denen einige noch im folgenden werden besprochen werden können. Inwieweit auch die Versuche über die Wirkung der ver- schieden brechbaren Strahlen, die auch zum großen Teile aus Experimenten gerade mit.Wicken im Laboratorium abgeleitet sind, die durch das Vorhandensein gasförmiger Verunreini- gungen bedingte Einschränkung werden notwendig machen und für reine Luft Geltung haben, dürften in dieser Richtung angestellte Versuche zeigen. Oltmanns! hat auf Grund seiner Experimente mit elek- trischem Lichte die Wiesner’sche Versuchsanordnung einer Kritik unterzogen und als wesentlichen Fehler den wenn auch nicht äußerlich bemerkbaren, so doch höchstwahrscheinlich vorhandenen Feuchtigkeitsmangel in der Nähe der Flamme als Grund der schon oben besprochenen Wachstumshemmung an- genommen, jedenfalls erscheine es »kaum zweifelhaft, daß seine Versuchspflanzen infolge der großen Annäherung an die Flamme geschädigt waren«. Ich habe bereits eine diesbezügliche Vermutung mitgeteilt. 1 Fr. Oltmanns, I. Über positiven und negativen Heliotropismus. Flora, 1897, 83. Bd., p. 20 und 21.'— II. Über die photometrischen Bewegungen der Pflanzen. Flora, 1892, 75. Bd., p. 228. Sitzb. d.mathem.-naturw. Kl1.; CXV. Bd.; Abt. I. 21 280 Q’Riehtenr; Inwieweit nun die sehr wertvollen Versuche Oltmanns an dem gleichen Fehler wie die Wiesner’s — Nichtberück- sichtigung der gasförmigen Verunreinigungen der Luft — leiden, vermag ich nicht zu beurteilen, um so weniger als Oltmanns als Versuchsobjekte Phycomyces-Kulturen und von Keimlingen bloß Gerste und Kresse »etc.« nennt. Dennoch möchte ich auf die folgenden, der Oltmanns’schen Arbeit entnommenen Stellen hinweisen: p. 1: »Das physiologische Institut in Freiburg besitzt eine durch vier- pferdigen Gasmotor getriebene Dynamomaschine, welche wieder eine große Projektionslampe (natürlich Bogenlicht) speist. Diese ganze vortreffliche Ein- richtung stand mir... zur Verfügung« (es ist nicht gesagt, ob der Motor im selben, im Nachbarzimmer oder in einem abgelegenen Raume stand). p. 2: »Die Lampe stand in dem völlig verdunkelten Hörsaal des physio- logischen Institutes< (von besonderen Durchlüftungsvorrichtungen der Dunkel- kammer wird nicht gesprochen). Auch erscheint beachtenswert, daß p. 19 auf spontane Nutationen hingewiesen wird, die »störend eingreifen«. Sie »sind bald stärker, bald schwächer, zuweilen so ansehnlich, daß man glauben möchte, eine heliotropische Krümmung vor sich zu haben«. Auch Correns! fand, daß man durch der- artige »Nutationsbewegungen irregeleitet« werden könne. In Anbetracht der oben zitierten Stellen erscheint es be- sonders wertvoll, daß Figdor, wie ich aus einer privaten Mit- teilung dieses Forschers weiß, demnächst neue Versuche über den Einfluß großer Lichtintensitäten auf Keimlinge veröffent- lichen wird. Nach meinen bisherigen Erfahrungen an verschiedenen Orten unterbleiben alle Erscheinungen, die auf verunreinigte Luft zurückzuführen sind, wenn man mit elektrischen Glüh- lampen arbeitet und sonst keine Laboratoriumsluft da ist. Es dürfte sich daher die Kontrolle der schon oben ge- würdigten Oltmanns’schen Versuche in unserem Sinn am zweckmäßigsten mit einer großen Anzahl Glühlampen in labora- toriumsluftfreiem Raum ausführen lassen und da man heute 1 C. Correns, Über die Abhängigkeit der Reizerscheinungen höherer Pilanzen von der Gegenwart freien Sauerstoffes. Habilitationsschrift. Tübingen 1892, p. 139. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 281 bekanntlich Glühlampen auch sehr geringer Lichtintensität zu liefernoim.\stande. ist, dürfte! auch damit «der Weg'"zu. einer Kontrolle der älteren Versuche gewiesen sein. Natürlich müßte vor allem die verwendete Dunkelkammer von dem mit Gas- leitungen reichlich versehenen Institute vollkommen getrennt werden. Fallen dann die Untersuchungen in dem angedeuteten Sinn, also frei von dem immer wieder hervorgehobenen Fehler aus, dann wird man Oltmanns um so freudiger zustimmen, wenn er p. 22 sagt: »Ich denke die Zeiten nicht mehr fern, wo in einem ordentlichen botanischen Institute hinreichende elek- trische Leitungen und Apparate vorhanden sind«. 2. Der photometrische Versuch von Wiesner. Wiesner! hat bekanntlich als Erster die Idee Payer's, Keimlinge zu photometrischen Zwecken zu benutzen, prak- tisch realisiert. Da Wiesner nach seiner eigenen Angabe den Versuch nur machte, »um eine Andeutung zu geben, daß diese Idee Payer’s eine praktische Bedeutung gewinnen kann, wenn sie in zweckmäßiger Weise in Angriff genommen werden würde« und meines Wissens sich seither niemand dem vorliegenden Problem gewidmet hat, möchte ich einen diesbezüglichen Ver- such beschreiben, der in schlagender Weise die Payer-Wiesner- sche Anschauung bestätigt. Eine solche Mitteilung erscheint umm»so”mehr.am Platze; als’ wirrheute ne’ch mit‘ einem Wiesner damals noch nicht bekannten Faktor, den gas- Koummisen Verunreinigungen der Buityzurrechnen haben: Zunächst vermied ich die Verwendung der relativ stark leuchtenden Flammen. Während Wiesner in dem geometri- schen Halbierungspunkte der Distanz je 5°5 Normalkerzen starker, 3m voneinander entfernter Flammen immer je einen Keimling der Saatwicke oder Schminkbohne einstellte, benutzte ich Mikrobrenner, die 61 cm voneinander entfernt waren. Mit dem Bunsen’schen Fettfleckphotometer fand ich mit in der Dunkelkammer vollkommen ausgeruhtem Auge Gleich- I Wiesmer,l.c. p.43, 44: 21* 282 O. Richter, heit der Lichtintensität, wenn das Photometer von der einen Flamme 35cm, von der anderen 26cm entfernt war. Ich will noch bemerken, daß beide Mikrobrenner, um eine Feuersgefahr zu vermeiden und der Überhitzung vorzubeugen, mit dem unteren Teile, also bis zur Ansatzstelle des Gummischlauches, in Glasschalen mit Wasser standen, weiter, daß sie durch ein T-Rohr mit ein und derselben Gasleitung zusammenhingen und jede eventuelle Schwankung im Gasdrucke bei beiden Flammen gleichmäßig zum Ausdrucke kommen mußte, so daß an der Differenz ihrer Lichtintensitäten an jenem vom Photometer ermittelten Punkte nichts geändert werden konnte. Nachdem ich so die Stelle gleicher Lichtintensität gefunden hatte, markierte ich sie durch einen Strich mit Kreide. Dieser gab nun seinerseits die Möglichkeit einer ganz genauen Orien- tierung der Keimlinge, deren Kolonnen, scharf ausgerichtet, genau über diesen Strich zu stehen kamen. Es war dabei gleich darauf Rücksicht genommen worden, daß die Keimlinge der Sa, die sich immer minder empfindlich erwiesen hatten, zunächst zu beiden Seiten der Verbindungs- geraden beider Lichtquellen aufgestellt wurden. Über Abschluß der Glocken und Umhäufung mit nassem Filtrierpapier u. s. f. vergleiche man das eingangs Gesagte. Wie das Prot. 3 zeigt, trat bei drei Töpfen, zwei mit je 14 Fu und einem mit der gleichen Anzahl Sa besätem Topfe, die heliotropische Reaktion ein, und zwar gegen dieselbe Flamme. Bei einem Topf unterblieb jede Reaktion, in ihm ver- hielten sich die Pflanzen als wüchsen sie im Finstern. Es waren Sandwicken in reiner Luft. Da die in verunreinigter Luft außerordentlich deutlichen Heliotropismus zeigten, ergibt sich unmittelbar wieder der Schluß von der Steigerung der heliotropischen Em- pfindlichkeit durch die gasförmigen Verunreini- gungen der Luft. | Für die Fu in reiner Luft ist der Moment des Unempfindlich- werdens noch nicht erreicht, was die Neigung 5° bis 30° von der Vertikalen zeigt, ein Beleg für die verschiedene Empfind- lichkeit des Plasmas beider Wicken in reiner Luft für Licht- beziehungsweise Schwerkraftreize. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 283 Vergleichen wir endlich den Durchschnittsneigungswinkel der Keimlinge der Fu und Sa in unreiner Luft 54:7° :35°8°, so gibt uns dieser wieder den Beleg von der verschiedenen Empfindlichkeit der verschiedenen Wickenspezies gegen die gasförmigen Verunreinigungen der Luft. Die Sa erweist sich wieder als minder empfindlich. Ich möchte dazu noch betonen, daß die Sa durch die Aufstellung innen den Flammen näher war, also die größere Lichtintensität genoß. Im übrigen verweise ich auf das Prot. 3 und die bei- gegebene Photographie Fig. 3. Es wird daraus sowohl der Längen- wie der Dickenunterschied klar hervorgehen. Die nach Beendigung des Versuches am 9. Juli, 12% 5” nachts, mit ausgeruhtem Auge durchgeführte Bestimmung der Lichtintensitäten der verwendeten Flamme ergab als Werte bei Vergleich mit einer Normalkerze intzdiesersiers.a.. OEOOSOZIENIRE, für die zweite ... 0°00309 N.K. Danach lieferte die erste Flamme unter Berücksichtigung der Distanz \v837?— 14:52 an die Keimlinge eine Lichtintensi- tät von 0:000.00434 N.K., die zweite in ähnlicher Weise 0.0007 002FI’ NER: Iysirre alaienten!! somit "dielnKeimkinge’raufseimen Unterschied! von 0°000.00023 N.K. noch ganz deut- lich und einheitlich, ausgenommen die Sandwicke imereimer Luft, wohl .der&bestetBeweisyfuür rdielMer- wendbarkeit gewisser Pflanzen für photometrische Zwecke. Für die Sandwicke stellt 0°000.00023 N. K. die untere Grenze der Lichtempfindlichkeit in reiner Luft vor. 1 Die berechnete Intensitätsdifferenz muß natürlich auf der ganzen Linie der Aufstellung die gleiche sein. Der Bequemlichkeit halber wurde sie für den Mittelpunkt der Aufstellung berechnet. 284 O. Richter, \ Die bisherigen Versuche haben es .noch nicht möglich gemacht, die für dieselbe Wicke in unreiner Luft oder gar für die Vicia sativa in unreiner Luft bei einer runden Leuchtgas- flamme als Lichtquelle aufzufinden. Immerhin kann man das eine mit Bestimmtheit voraus- sagen, daß sie bei Vicia sativa in reiner Luft eher erreicht sein wird wie in unreiner und jedenfalls führt der Weg der Ver- wendung von Mikrobrennern statt der stark leuchtenden Flam- men in dieser Richtung eher zum Ziel. Man braucht sich nur zu denken, daß ich die verwendeten Brenner 3m auseinandergerückt hätte, so wäre die Licht- intensitätsdifferenz vermutlich schon so klein geworden, daß endlich auch die Vicia sativa wie im Dunkeln gewachsen wäre, also nicht mehr heliotropisch reagiert hätte. Freilich nimmt im selben Grade die Schwierigkeit zu, mit dem Bunsen’schen Photometer den Punkt gleicher Intensität zwischen den Flammen zu finden. 3. Versuche mit phosphoreszierenden Substanzen. Angeregt durch die Untersuchungen von Molisch! über den Heliotropismus im Bakterienlichte hat P. Kleophas Hof- mann? nachgewiesen, daß das Phosphoreszenzlicht minerali- scher Substanzen im stande ist, Heliotropismus hervorzurufen. Er experimentierte mit den bekannten käuflichen, in Glas- röhrchen eingeschlossenen Leuchtpulvern, die nach Belichtung im Finstern längere Zeit phosphoreszieren. Vor solche von Zeit zu Zeit belichtete Röhrchen stellte Hofmann im Finstern Keimlinge der Wicke, Erbse, Linse und Sonnenblume und konnte bei allen mit Ausnahme der Sonnenblume deutlichen positiven Heliotropismus feststellen. Schon die der Abhandlung beigegebenen Photographien machten es mir nach dem Aussehen besonders der Erbsen und Linsen zweifellos, daß er in einem Raume gearbeitet haben IH Molisch,.T.le. 2 K. Hofmann, Heliotropismus im Phosphoreszenzlichte mineralischer Substanzen. (Eine vorläufige Mitteilung.) Jahresb. des Privatgymnasiums in Dup- pau, 1902/3, p. 33 bis 38. ° Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 28 1 mußte, wo sozusagen kaum von gasförmigen Verunreinigungen der Luft gesprochen werden konnte. Bei der Durchsicht der Arbeit wurde diese Ansicht voll bestätigt. Um nämlich jene Fehler, die aus dem Vorhandensein solcher gasförmiger Ver- unreinigungen resultieren konnten, zu vermeiden, hatte er sich einen derartigen Raum »mit möglichst reiner Landluft« (p. 34) zu verschaffen gewußt, in dem er die Versuche anstellte. Dies besonders ließ mich hoffen, in den doch relativ schwach leuchtenden phosphoreszierenden Substanzen eine Ritzmeime Zwecke ausgezeichnete Lichtquelle zu finden und durch Steigerung der Lichtempfindlichkeit in verunreinigter Luft auch auf einige Zentimeter Distanz mit diesen Lichtquellen gehen zu können. Schon Hofmann glaubt aus seiner Versuchsanstellung schließen zu dürfen, daß unter den verwendeten Gläschen das mit dem blauen Lichte die größte heliotropische Wirkung ge- äußert habe. In Anbetracht der umfangreichen Versuche von Wiesner über die verschiedenen Strahlengattungen war ein solches Resultat um so wahrscheinlicher und ich benützte des- halb gleich nur zwei blau und ein violett leuchtendes Gläschen. Besonders ihebe "ich: hervor, "daß nurskurze’ Zeit die leuchtende Eigenfarbe für das menschliche Auge wahrnehmbar ist. Später erscheinen die Gläschen einfach weiß, offenbar wegen der zu geringen Lichtintensität, die nicht ausreicht, in unserem Auge eine Farbenempfindung hervorzurufen. Es scheint, daß, ebenso wie das Bakterienlichtspektrum mit einer Ausnahme nach Molisch! nur ein Helligkeitsspektrum ist auch hier schließlich die Gläschen in weißer Farbe leuchten. Das erwähnte weiße Licht strahlen dann freilich die Sub- stanzen mit abnehmender Intensität stundenlang aus, so daß ich nach Belichtung um Mittag des einen Tages noch am Morgen des folgenden das Licht wahrnehmen konnte. Nach den ersten Vorversuchen, die mir zeigten, daß Keim- linge der Fu beziehungsweise Sa in reiner Luft vollkommen gerade, inwunteiner mie Wiesmers Nutationen 'ohne”jede Orientierung wuchsen, also sich verhielten wie im Dunkeln, > 12 Molischy.Il,,1l7e,#p4129: “ 286 O. Richter, wenn sie mit alle drei oder vier Stunden belichteten Gläschen auf etwa 8 cm Distanz beleuchtet wurden, daß aber bei Be- lichtung der Substanzen nach je einer Stunde bei derselben Distanz der Lichtquellen deutlicher Heliotropismus zu bemerken war, wurde jener Versuch ausgeführt, den das Prot. Nr. 4 in seinem Verlaufe und die Photographien Fig. 4 und 5 in seinem Endergebnisse darstellen. Um die Versuchsanordnung aller Experimente endgültig zu illustrieren, wurde hier auch der ganze Versuch aufgenommen. Versuchsergebnis. Wenn auch in der reinen Luft noch eine Krümmung zum Lichte stattgefunden hat, so ist sie jedenfalls so klein aus- gefallen, daß man sie weder schätzungsweise noch mit dem Transporteur richtig angeben konnte. Diese fast vertikale Stellung im Vergleiche zur starken Krümmung in der verunreinigten Luft spricht klar für die Steigerung der heliotropischen und Schwächung der geo- tropischen Empfindlichkeit der beiden Wickenspezies durch die unreine Luft. Das Verhältnis der Winkel Fu:Sa = 72:8°s46:7° er scheint wieder als der Ausdruck der größeren Empfindlichkeit der Fu für die Laboratoriumsluft, ebenso der geringere Zu- wachs derselben in unreiner Luft, Au: Sa = 1'63cm:2-4Alcm, nicht minder deren größere Dicke, Fun: Sa = 2 mm: 1'5 mm. Ich könnte hier fast wörtlich das beim photometrischen Versuche schon Gesagte wiederholen, weshalb ich diesbezüg- lich auf die eben herangezogenen Ausführungen verweise. Was nun die Lichtintensität! der als Lichtquelle ver- wendeten drei Gläschen mit phosphoreszierender Substanz. 1 Bei der Lichtintensitätsbestimmung mit Hilfe eines Mikrobrenners be- kannter Lichtintensität ergab sich eine große Schwierigkeit darin, daß das Photometer, so lange man mit dem Mikrobrenner innerhalb einer Distanz von 92 bis 92cm vom Photometer blieb, während man die phosphoreszierenden Substanzen auf der anderen Seite des Photometers in der konstanten Ent- fernung von 6cm beließ, nicht mehr die Fettfleckstreifen, sondern nur gleich- mäßig helle Flächen zeigte. Erst diesseits beziehungsweise jenseits der ange- gebenen Distanzgrenzen wurden die Fettfleckstreifen sichtbar. Es wurde daher Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 287 anbelangt, so wurde sie bei den stark leuchtenden, farbigen, eben der Sonne 25 Minuten exponierten Objekten mit vollkommen ausgeruhtem Auge bestimmt — ich hatte mein Auge eine halbe Stunde an die Dunkelheit gewöhnt — und gleich 0.000013 NIRe gefunden, woraus sich für die Lichtintensität bei den Sa bei 6 cm Distanz der Wert von 0°000.0004 N. K., Fu » Scm >» DL» >, .0.000.00022N.R ergibt, eine Zahl, die gut mit der beim Wiesner’schen Photo- meterversuch erlangten übereinstimmt. Da, wie früher erwähnt, nach relativ kurzer Zeit das blaue Licht für unser Auge verschwindet, also die Lichtintensität be- deutend abnimmt, hat man dieses Versuchsergebnis aufzufassen als Spezialfall der noch zu beschreibenden Induktions- versuche, wo mit einer alle Stunden erneutenLicht- intensität von 0°000.0002 N.K. ein ungemein auf- zallendeis Resultat erzielw® wird. Es ist das meines Wissens der erste Fall, wo man mit so geringer Lichtstärke und doch eigentlich relativ großen Zeit- intervallen einen deutlichen phototropischen Effekt erzielt hat. Zu dieser Folgerung, den Versuch als Induktionsversuch anzusehen, glaube ich mich aus den vorhin erwähnten Vorver- suchen berechtigt, die gezeigt haben, daß jenes »weiße Licht« bei der Auslösung der Bewegung zum Lichte kaum mehr in Betracht kommt, und wenn, so gebührt jedenfalls der photo- mechanischen Induktion der Hauptanteil am Effekte. 4. Induktionsversuche. Wiesner! hat zuerst die von Müller-Thurgau? ent- deckte Erscheinung einer Nachwirkung beim Heliotropismus der Mittelwert der Grenzdistanzen 52 bis 92cm, also 72cm, bei der Berech- nung der Lichtintensität der phosphoreszierenden Substanzen verwendet. Daher hat die Zahl für die bei diesem Versuche verwendete Lichtintensität nur einen approximativen Wert. eresmer, I2c., 92.015.09: 2 H. Müller-Thurgau, Über Heliotropismus. Flora, 1876, p. 68. 288 O. Richter, genauer studiert und mit den bisherigen Kenntnissen über den Heliotropismus in Beziehung gebracht. Er ist es auch, der den Ausdruck »photomechanische Induktinn« in Vorschlag brachte. Sie besteht darin, daß ein durch eine bestimmte Zeit beleuchtetes heliotropisches Organ, ob es nun vor der Lichtquelle stehen bleibt oder ihrer Wirkung entzogen oder einer entgegen- gesetzten Beleuchtung ausgesetzt wird, in derselben Stellung bleibt oder in eine andere gebracht wird, sich im Sinne der ursprünglichen Beleuchtung krümmt. Die Tatsache, daß Wiesner alle einschlägigen Versuche in der früher beschriebenen Dunkelkammer unternahm, ließ auch hier neue Experimente, die den Faktor Laboratoriumsluft mit berücksichtigen, aussichtsvoll erscheinen. Wiesner selbst hat, abgesehen von den zahlreichen Ver- suchen Ambronns, die er beaufsichtigte, auch selbst noch solche mit Wicke und Sonnenblume angestellt, von welchen diese nach Müller-Thurgau »stark negativ geotropisch und nur schwach heliotropisch« ist, während jene nach Nelju- bow’s! und meinen Untersuchungen in ganz außerordentlicher Weise von den gasförmigen Verunreinigungen der Luft beein- flußt wird. Wiesner? schreibt über Vicia sativa: »Die Keimstengel von Vicia sativa verhalten sich insoferne denen der Sonnenblume entgegengesetzt, als sie stärker heliotropisch als geotropisch sind. Die Induktion des Heliotropismus erfolgt hier unter günstigen Verhältnissen nach 35 Minuten; die Induktion des negativen Geotropismus hingegen äußert sich bei horizontaler Aufstellung erst beiläufig nach 1 Stunde 15 Minuten.« Auf die eben wiedergegebene Bemerkung Wiesner’s über den Geotropismus komme ich später nochmals zurück, hier möchte ich nur erwähnen, daß es mir gelungen ist, durch Ver- wendung einer Lichtintensität von 0°00438, 0:00357, ja von 0:00165 und 0'0014 N.K. ganz zweifellose heliotropische Effekte bei einer Exposition von 5 Minuten zu erzielen. 1 D. Neljubow, 1. c. 201, 7e:P64. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 289 Indem ich auf die Photographie Fig. 6 und die Versuchs- protokolle Nr. 5 und 6 verweise, möchte ich bloß auf gewisse Vorsichten noch etwas genauer eingehen, die ich bei diesen Versuchen beobachtete. Wie ich bei der Beschreibung des Lichtthermostaten von Molisch noch hervorheben werde, war derselbe unten um die heizende Flamme so dicht mit schwarzem Papier umgeben, daß das menschliche Auge, selbst nach halbstündigem Aufent- halt in der Dunkelkammer nicht eine Spur von Licht wahr- nehmen konnte. War also die Belichtungsflamme ausgelöscht, so herrschte in der Dunkelkammer absolute Finsternis. Die Belichtungsflamme, ein Flachbrenner von 23°65 N.K., stand zwischen beiden durch die Protokolle Nr. 5 und 6 wieder- gegebenen Versuchen in der Höhe des ersten. Die Distanzen der zur Verbindungsgeraden der Flamme und des Aufstellungsmittelpunktes näheren Sa betrugen 119 cm beziehungsweise 73 cm, die der Fu 130 cm beziehungsweise Sl cm. Um ja sicher zu gehen, wurden noch über den zweiten wiedergegebenen Induktionsversuch große Dunkelstürze gleich nach Abdrehen der Flamme gestülpt. Die erhaltenen Resultate könnten von einem der Grund- versuche genommen sein, so genau stimmen sie zu den bis- herigen. Man vergleiche das Protokoll Nr. 5 und 6. Wieder ist ein ins Auge springender Unterschied zwischen den Pflanzen in reiner und unreiner Luft zu bemerken. Diesmal hat auch eine Induktion von 2x5 Minuten binnen 48 Stunden nicht genügt, eine phototropische Krümmung bei den Pflanzen in der reinen Luft auszulösen; selbst die Vicia sativa erweist sich gerade, als ob sie nie dem Licht aus- gesetzt worden wäre. Die negative geotropische Komponente erscheint diesmal bei den Pflanzen in reiner Luft als das einzig maßgebende. | Ganzaandersirst dass Bulassingder/ungeinen-Euft. Hier ist die Krümmung außerordentlich deutlich. Die Krüm- .mungswinkel bei Fu: Sa = 80'5°:47°4° bestätigen die oft gemachte Erfahrung von der verschiedenen Empfindlichkeit der verschiedenen Wickenspezies für die gasförmigen Ver- 290 O. Richter, unreinigungen der Luft, die die geotropische Komponente fast oder teilweise unwirksam machen.t! Die verschiedenen Längenzuwächse sowie die verschiedene Dickenzunahme sind eine Illustration mehr zu den bereits oft hervorgehobenen Tatsachen. Daß ich diesmal im Versuchsprotokolle Nr. 5 alle Winkel angegeben habe, hat seinen Grund darin, weil es mir wichtig schien, einmal die individuelle Variation, mit der man bei solchen Versuchen zu rechnen hat, zu illustrieren. Bei Fu schwanken die Winkelwerte zwischen 60° bis 93°, bei Sa zwischen 20° bis 75°. Mir scheint es um so wichtiger, dies zu zeigen, weil in diesen Zahlen förmlich die ganze Skala der möglichen Winkel vom Optimum oder Maximum Wiesner’s bis zum Minimum enthalten sind, trotzdem die Keimlinge knapp neben einander und nicht, wie Wiesner sie stets auf- gestellt hat, einer hinter dem anderen stehen, so daß jeder im eigenen Blumentopf in seiner Krümmung den Ausdruck der Lichtwirkung in einer bestimmten Distanz abgeben sollte. Wenn auch die so von Wiesner? durchgeführten Versuche bei Wiederholungen ähnliche Ergebnisse zeitigten, so scheinen doch die eventuellen Fehler, die durch individuelle Variation entstehen können, sehr beachtenswert. Die angegebenen Winkelwerte habe ich aber auch noch aus einem anderen Grund ausführlich gebracht. Sie zeigen uns nämlich ganz unzweideutig, daß schon der erste kurze Im- puls‘ des Lichtes. auf>das'!Plasmaiinn derärapess- toriumsluft genügt, um dem weiteren Wachstum die Direktion zu geben, und zwar gleich mit der ganzen Stärke (90° bei Vicia sativa). Wiesner? hat den Prozeß der photomeehanischen Induk- tion verglichen mit der von Bunsen und Roscoe gemachten Entdeckung von der photochemischen Induktion. Mir scheint es nun nicht unpassend, an das Beispiel des Chlors und des Wasserstoffes anzuknüpfen. 1 Wiesner’s Erfahrungen mit Vica faba, die er, um eine heliotropische Wirkung zu erzielen, drei Stunden dem Licht exponierte, können hier zweck- mäßig zum Vergleiche herangezogen werden. 2/1, 6,nP:436. 39le2C5. pP. 66. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 291 Eine Verbindung beider Elemente findet nach Baker! auch im Lichte nur äußerst langsam statt, wenn die Gase absolut trocken in absolut trockenem Raume dem Licht aus- gesetzt werden. Unendlich geringe Spuren eines Körpers fördern gewisse Reaktionen — Katalysatoren — und nach den neuesten Unter- suchungen von Klatt und Lenär? sollen Spuren von Kupfer und anderen Metallen die Phosphoreszenz von Leuchtpulvern wesentlich begünstigen. In diesen Analogis dürfte sich die Erklärung der außer- ordentlichen Empfindlichkeit der Pflanzen in verunreinigter Luft gegen Lichtreize finden. So wie man heute im stande ist, durch gewisse Beimengungen die Lichtempfindlichkeit photographischer Platten ins Unglaubliche zu steigern, so scheinen auch die gasförmigen Verunreinigungen als chemische Agentien das Plasma so zu beeinflussen, daß es eben mit zwin- gender Notwendigkeit reagiert bei einer Beleuchtungsintensität, bei der chemisch unbeeinflußtes Plasma derselben Pflanzen noch keine Spur einer Reizung aufweist. Es ist das eine Anschauung, die sich unmittelbar aus der Wiesner’schen Auffassung der photomechanischen Induktion ergibt und die — eine »chemische Auffassung« — um so berechtigter erscheint, als tatsächlich die interessanten chemi- schen Analysen von Prianischnikow?® ergeben haben, daß Pflanzen, die in Laboratoriumsluft gewachsen waren (er unter- suchte Phaseolus multiflorus-Keimlinge), überhaupt eine andere Zusammensetzung aufweisen als die in reiner Luft. Im zweiten Teile seiner Monographie, p. 25, berichtet Wiesner von neuen Versuchen über Induktion mit inter- mittierender Beleuchtung, die es gleichgültig erscheinen lassen, ob man einen Keimling 25 Minuten kontinuierlich oder je 1 Baker zitiert nach H. Klinger Very Richtew@s@lehrbuch dei” anor- ganischen Chemie, 11. Aufl., 1902, p. 45. 2 P. Lenär und V. Klatt, Über die Erdalkaliphosphore. P. Drude's Annalen der Physik, 1904, Bd. 15, und V. Klatt und P. Lenard, Wied. Ann., Bde 38,,1889, pr 90. 3 D. Prianischnikow, Zur Frage der Asparaginbildung. (Vorläufige Mitteilung.) Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1904, XXII., p. 39. 292 OSRichter 1 Sekunde beleuchtet und dann 2 Sekunden verdunkelt und diese Prozedur 25 Sekunden lang wiederholt. Bei Vicia sativa erwiesen sich als Optimum der Induk- tionszeit bei 15 m Entfernung von der Flamme 35 Minuten, was bei Wiesner’s Normalflamme von 6'5 Walratkerzen der induzierenden Lichtintensität von 0:444W. E.! oder 0:003W.K. entspricht. Bei 11 Minuten 20 Sekunden bekam er mit derselben niedrigen Lichtintensität kein Resultat mehr. Bei meinen Ver- suchen aber reagierten die Wicken noch auf eine Lichtintensität von 000167 beziehungsweise 000139 N.K. binnen 5 Minuten. Daß diese große Empfindlichkeit der Wicke eben wieder nur auf Rechnung der Laboratoriumsluft zu setzen ist, ist zweifellos und so gäbe es noch eine Fülle von Fragen, die sich dem Beob- achter bei der Wiederholung der schönen Experimente von Wiesner aufdrängen, wenn man mit der durch den Gedanken an die Laboratoriumsluft beeinflußten Fragestellung an die Arbeit geht. 5. Bestimmung der Lichtintensitäten. Man vergleiche dazu Protokoll Nr. 2. Wiesner? hat zum ersten Male gezeigt, daß man die heliotropische Empfindlichkeit im Vergleiche zur Intensität des Lichtes zahlenmäßig bestimmen kann.? Er benutzte dazu eine Gasflamme von genau 6°5 Walratkerzen, wobei er die Licht- intensität bei 1 m Entfernung willkürlich gleich 1 annahm. Die Lichtintensitäten wurden unter Berücksichtigung des Satzes, daß die Intensität der Beleuchtung dem Quadrate der Ent- fernungen umgekehrt proportional ist, zahlenmäßig festgestellt. Hier interessieren uns nur die erhaltenen unteren Grenzen und da wieder bloß die für Vicia sativa und Vicia Faba; für jene gibt Wiesner den Wert »jedenfalls bedeutend, une: 0:008«, für diese 0012 (nach Fisdor* 0°-0802 TR) zam: 1 W.E.= Wiesner's Einheiten. 2 J. Wiesner, Die heliotropischen Erscheinungen, 1. c., p. 40; vergl. auch WeRste/dor. Ic. DD. SraWLesnenl-icHnPp2838: = ZW. Ries dior,0l@e:, Ps: Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 293 Schon daraus ergibt sich wieder die Folgerung von der ver- schiedenen Empfindlichkeit der Wickenspezies für das Licht. Nach p. 38 reichten die Lokalitäten des pflanzenphysiologischen Institutes nicht aus, um die untere Intensitätsgrenze, auf die Vicia sativa noch reagiert, zu ermitteln. In den neuen Räum- lichkeiten dieses Institutes in Wien führte W. Figdor neue Versuche in der angegebenen Richtung durch, bei denen er, weil von vorneherein auf die Ermittelung der geringsten In- tensitäten, " die tmoch® einen ! 'heliotropischen? Effekt “erzielen konnten, ausgehend, in der Wiesner’schen Versuchsanstellung zunächst die starke Leuchtflamme durch einen Mikrobrenner ersetzte. Dessen Leuchtintensität wurde mit dem Bunsen’schen Photometer bestimmt und die Intensitäten der Erleuchtung an den Stellen von 50 zu 50 cm von der Flamme aus berechnet. Die Keimlinge wurden so gesät, daß sie sich nicht behinderten und gegenseitig beschatteten. Der Moment der Beobachtung stellte gleichzeitig den des Versuchsabschlusses vor, wodurch Fehler, die einer photomechanischen Induktion zuzuschreiben gewesen wären, gänzlich ausgeschlossen waren. Das auf Vicia sativa bezügliche Resultat lautet:! »Die untere Grenze derheliotropischen Empfindlichkeit liegt zwischen den Lichtintensitäten 0 0025574 und 0:0013048 Normalkerzen«. Die größte Empfindlichkeit fand Figdor bei Amaranthus me- lancholicus ruber (Hortorum), Papaver paeoniflorum und Lunaria biennis, nämlich kleiner als 0:0003262 Normalkerzen. Wichtig erscheint für unsere Frage die Erwähnung von dem Auftreten der undulierenden Nutation (p. 2), die Bemer- kung von den möglichst gerade gezogenen Keimlingen der Wicke (p. 5), den »mannigfachen Nutationen« bei Impatiens Balsamina (p. 6) u. S. f., die sich ja aus der Verwendung eines »mit Leuchtgas gespeisten Mikrobrenners« (p. 3) vollkommen erklären. Wiesner? hat nun im Veröffentlichungsjahre der Figdor- schen Arbeit einige sehr interessante Berechnungen über die 1W. Figdor, l.2e.,.3P.,.0: 2 J. Wiesner, Versuch einer Bestimmung der unteren Grenze der helio- tropischen Empfindlichkeit nebst Bemerkungen zur Theorie des Heliotropismus. Österr. bot. Zeitschr., 1898, Nr. 79.288. 294 O. Richter, chemische Intensität des Lichtes mitgeteilt, die bei Pflanzen, wie den erwähnten, noch Heliotropismus hervorruft. Wie aus seiner Monographie über den Heliotropismus bekannt ist, werden bei niederen Lichtintensitäten alle, selbst sehr lichtempfindliche Pflanzenorgane, die bei größeren Licht- stärken auch auf Rot-Orange reagieren, nur in stark brechbarem Lichte heliotropisch. Da nun das Gaslicht außerordentlich arm an sogenannten chemischen Strahlen ist, erhellt, daß die faktische Empfindlichkeit reizbarer Pflanzenorgane außerordent- lich kleinen Intensitätswerten entsprechen muß, wenn man die chemische Intensität der Gasflamme bei dem gefundenen Grenz- werte berechnet.! Bei Verwendung einer bestimmten Flamme betrug die Lichtintensität in der Distanz von 10cm 1'598 Meterkerzen und die chemische Intensität = = 0°:000143 der Bunsen-Roscoe’schen Einheit. Aus diesen Werten berechnete nun Wiesner die che- mische Lichtintensität, auf die Wickenkeimlinge noch re- agieren, mit 0:000.000.116, bezogen auf die Bunsen-Roscoe- sche Einheit; für Amaranthus ergab sich gar die Zahl 0:000.000.026. Der berechtigte Schluß lautet, daß die Pflanzen »noch auf Bruchteile von Millionstel der Bunsen- Roscoe'ischen Binheit reasieren«? Läßt man die chemische Intensität aus dem Spiele und beachtet bloß die in Normalkerzen ausgedrückten Werte, so erscheinen die von mir verwendeten Intensitäten noch be- deutend kleiner als die Wiesner’s und Figdor’s, wenn die Normalkerzen Figdor’s und die Meterkerzen Wiesner’s sowie die von mir zur Bestimmung benützten »Normalkerzen« als gleich lichtstark angesprochen werden dürfen. Leider haben weder Figdor noch Wiesner die a des verwendeten Mikrobrenners angegeben. Die von mir berechneten Lichtintensitäten, auf welche Futter- und Sandwicken, Vicia sativa L. und Vicia villosa Wiesner, ANe,ip.12342undı235: ZaNdlesmer, Ic wpe235. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 295 Roth. in Laboratoriumsluft ungemein stark und fu in reiner Luft noch deutlich reagieren, lauten gegenüber 00013048 N.K. Figdor's: | Intensität Brote Anmerkung | koll 0°000.0002 N.K. | 1u.2 | Versuche mit Gasflammen 0°000.00023 » 3 Lichtintensitätsdifferenz beim photomettri- schen Versuche 0:000.0002 A 4 Für Zu ) beim Versuche mit den phos- 0:000..0004 N 4 u | phoreszierenden Substanzen 0:000.0007 » 7 Versuch mit einer Leuchtbakterienkultur von 0:00018 N. K. auf 16 cm Distanz Die Vicia villosa reagiert in reiner Luft nicht mehr auf die Licht- intensität von 050990:000R2#F EN. K.. bu, 2 | Versuche mit Gasbrennern und -| 0°000.000.23 » 3 Photometrischer Versuch | Bei Induktionsversuchen mit 5 Minuten-Induktion erzeugten die Intensitäten: | ner an, | ET in Laboratoriumsluft ungemein 0:00139 > 5 » Eu le in reiner Luft keine Resultate, ja selbst 0:00443 N. I, 757U26 | bei Sa ) konnten bei diesen Pflanzen in reiner Luft in derselben Zeit 0:00360 » > » Fu \) Heliotropismus nichtinduzieren. Aus diesen Zahlen geht zunächst wiederum unzweideutig hervor der fördernde Einfluß, den die Laboratoriumsluft bei der Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 22 296 O. Richter, heliotropischen Krümmung ausübt. Ebenso macht sich der wesentliche Unterschied in der Empfindlichkeit beider Wicken gegen Lichtreize und Laboratoriumsluft geltend. Da ich bei der Besprechung der verschiedenen Versuche darauf genauer eingegangen bin, mag mit diesen kurzen Be- merkungen auf das Gesagte verwiesen sein. Im besonderen beachte man den Schluß des Abschnittes »Versuche mit phos- phoreszierenden Substanzen« und »Induktionsversuche«. Dagegen ergeben sich hier unüberbrückbare Differenzen in den Werten, die Wiesner und Figdor einerseits, andrer- seits ich erhalten haben‘ Wenn der Grund nichtinze@er anderen Bewertung der Normalkerze oder in einem minder empfindlichen Photometer, oder in der Schwierigkeit liegt, von eindeutigen Resultaten zu reden, wenn man mit allerlei Nuta- tionen rechnen muß, oder sich die Unterschiede aus meinen meist stark blauen Lichtquellen erklären, dann bleibt nur noch eine Vermutung, da die auffallende Übereinstimmung aller bei so verschiedenen Lichtquellen ermittelten Werte einen erheb- lichen Fehler in der Berechnung nicht wahrscheinlich macht, daß sich Wicken, die in Laboratoriumsluft ausgekeimt sind, wie die Wiesner’s und Figdor’s, gegen Lichtreize weniger empfindlich erweisen als solche, die, wie meine, aus reiner Luft gebracht, plötzlich der Wirkunesarr Laboratoriumsluft vor einer Lichtquelle ausgesetzt werden. Ich habe in der Tat bei den Versuchen über Geotropismus allein öfters eine solche gesteigerte Empfindlichkeit beim Über- tragen von Pflanzen aus der reinen in die unreine Luft gegen- über solchen, die durchaus in unreiner blieben, zu sehen ver- meint, doch niemals größeren Wert darauf gelegt, so daß ich auch keine mitteilbaren Notizen darüber besitze. Jedenfalls aber wäre es von Wert, wenn hier mit einer neuen, freilich etwas mühsamen Arbeit eingesetzt würde, die gewiß zur Klärung dieser Frage führen müßte. Auffallend hoch erscheinen die bei den Bakterienversuchen ermittelten Intensitätsangaben, obwohl sie noch immer unver- gleichlich tiefer sind als die Figdor’s und Wiesner. Die Empfindiichkeitsgrenze scheint hier für Versuche-mit Sa und Fu auch in unreiner Luft durch die Zahl 00000007 N.K. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 297 tasulerreicht,, ZU sein, s jedenfalls, liest siernicht mehr weit davon nach abwärts, da 0°000.000.46 N. K. keinen Helio- tropismus mehr hervorruft. Ganz präzise Resultate erzielteMolisch! bei etwas höherer Lichtintensität. Natürlich würde auch hier noch bei genauen darauf abzielenden Versuchen die Empfindlichkeitsgrenze für Sa in unreiner Luft höher gefunden werden als für die Fi. Die Futterwicke reagiert in reiner Luft kaum mehr auf 0:000.0007 N. K. Dieser Unterschied zwischen Bakterienlicht und den anderen Lichtquellen muß auffallen, um so mehr als derengs\\ertel .ungemein,’gut "miteinander stimmen. Diese scheinbare Erhöhung der Empfindlichkeitsgrenze dürfte sich, da man kaum von »besserer Luft« gerade während der Bakterienlichtversuche sprechen kann — vergl. die sonstige Ver- suchsanstellung — aus dem Mangel eines großen Teiles deskchemischzwirksamen Strahlen ‚des. Bakterium- spektrums erklären, die bekanntlich die heliotropisch wirk- samsten sind. 6. Versuche mit Leuchtbakterien. Molisch? hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß Keimlinge der Wicke, Erbse etc. und Fruchtträger von Phyco- myces nitens der Einwirkung der Strahlen von Leuchtbakterien- kulturen ausgesetzt, sich zu dieser Lichtquelle hinwenden. Der verwendete Leuchtorganismus war das Dacterinm phosphorenm (Cohn)Molisch, das wegen seiner großen Leucht- kraft und der Fähigkeit, durch Wochen seine Leuchtkraft sozu- sagen unvermindert beizubehalten, ausgezeichnet ist. Die ge- wöhnliche Kulturform: Strichkulturen in der Petrischale oder in Eprouvetten; der Nährboden für den Leuchtorganismus Glyzerin-Pepton-Gelatine.° Die gewöhnliche Distanz der in einer Reihe in einem Blumen- topfe gesetzten, im Glashause zum Auskeimen gebrachten, mithin vollkommen geraden und schlanken Versuchs- keimlinge betrug bei Molisch’s Experimenten etwas weniger 157 Molisch, 1, 1..e,ps 148. 2 Molisch, I... ce,.p, 14 SErbaNkolksch il, Les B: 095: — DD [&) 3 298 O. Richter, als 10 cm. Daß der Heliotropismus der Keimlinge im Labora- torium zweifellos eintrat, zeigt schon die der Arbeit beigegebene Photographie. Auf die auffallende Tatsache vom Ausbleiben des Fffektes in der reinen Luft des Gewächshauses hat Molisch bereits aufmerksam gemacht. Bei seinen weiteren Untersuchungen, besonders der Leucht- bakterien im Hafen von Triest,! gelang es ihm, eine Pseudo- monas zu finden, die so intensiv leuchtet, daß es gelingt, ihr Licht in ein Spektrum aufzulösen, das für unser Auge deutlich farbig erscheint. Es ist das der erste Fall, wo dies gelang, und die Psendomonas lucifera der stärkst leuchtende, derzeit be- kannte pflanzliche Mikroorganismus. Von der Dauer des Leuchtens sagt Molisch, es währe mit abnehmender Intensität etwa acht Tage. Da nun bei meinen heliotropischen Versuchen in der Regel bloß eine Versuchsdauer -von zwei Tagen in Be- tracht kam, schien mir dieser Lichtorganismus auch noch ein Hinausgehen über die von Molisch für Dacterium phosı phoreum angegebene Grenzdistanz zu versprechen. Daß ich mich hierin nicht getäuscht habe, beweist ein Blick auf das Protokoll Nr. 7. Da, wie aus den Versuchsaufzeichnungen hervorgeht, der große Längen- und Dickenunterschied zwischen den Pflanzen in reiner und unreiner Luft wieder auftrat, auch die Winkel, welche die verschiedene heliotropische Empfindlichkeit in reiner und unreiner Luft derselben und die der verschiedenen Wickenspezies. in -unreiner: Lufts illustrieren emiig erfahrungsmäßigen Deutlichkeit zur Geltung kamen, verzichtete ich in diesem Fall auf eine Messung derselben, um gleichzeitig mit dem relativ reichlichen Material eine andere Frage zu beantworten. Versuche über Chlorophylibildung im Bakterienlichte. (Im besonderen im Lichte der Pseudomonas lucifera Molisch.) Bekanntlich hat Molisch?. auf Grund seiner genauen Ex- perimente im Bakterienlichte mit Bacterium phosphoreum 1 H.Molisch, V.Die Leuchtbakterien im Hafen von Triest. Diese Sitzungs- ber., Bd. CXII, Abt. I, Oktober 1904. 27H Molisch, T,ileessp. 7147: Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 299 (Cohn)Molisch weder an Gersten- noch an Kressenkeimlingen, die er so nahe wie möglich an die Leuchtkulturen heranbrachte und deren Lichte tagelang aussetzte, auch nur eine Spur von Ergrünen wahrnehmen können, ebenso versagten alle Versuche, mit dem Zeiss’schen Spektralapparat im Alkoholextrakte der Keimlinge eine Spur, ja nur eine Andeutung des Chlorophyll- absorptionsstreifens zwischen B und C zu sehen, von den anderen Streifen natürlich nicht zu reden. Issatchenkothat, angeregt durch die Untersuchungen von Molisch, besonders die Wirkung des Leuchtbakterienlichtes auf die Chlorophylibildung studiert und ist bei Hafer zu einem den Molisch’schen Befunden gerade entgegengesetzten Resultat gekommen. Es schien mir nun ungemein passend, meinen Versuch zur Kontrolle der Streitfrage auszunützen. Das Material an Keimlingen jedes Blumentopfes wurde also, da die Keimlinge ja längere Zeit dem Bakterienlichte aus- gesetzt waren, für sich mit gut gereinigter Schere, in mit Benzin und Alkohol gewaschenen Porzellanreibschalen mit ebenso gereinigtem Porzellankolben in 96°/, Alkohol beidem schwachen Lichte einer roten Lampe in der Dunkelkammer zerrieben, hier durch entsprechend gereinigte Glastrichter filtriert und das Filtrat darauf sofort im Zeiss’schen Spektralapparate unter- sucht. Der Erfolge der Untersuchung war die Feststellung des vollkommenen Fehlens von Chlorophyll. Dieses Resultat fand sich bei den Pflanzen aus der reinen Luft ebenso wie bei denen aus der unreinen. Wenn nun auch dieser eine Versuch mit den vier gleichsinnigen Ergebnissen noch nicht als Entscheidung in der obigen Frage gelten kann, so erscheint er doch als wesentliche Stütze für Molisch’s Ansicht. Wir sehen eben, daß die verwendete Lichtintensität, be- ziehungsweise die im Bakterienlichte enthaltenen Strahlen wohl ausreichend waren, um den Heliotropismus hervorzurufen, aber keineswegs, um Chlorophyll zu bilden. 1 M. B. Issatchenko, Quelques experiences avec la lumiere bacte- rienne. Zentralbl. für Bakt. etc., II. Abt., X. Bd., 1903, p. 497 bis 499. 300 Or Richter, Die Lichtstärke einer Pseudomonas-Kultur ergab sich mit 0:00018 N. K., woraus für die Distanz von 16cm als helio- tropismusauslösende Kraft eine Intensität von 0-009..000TZZN Re resultiert. Diese vermag ebensowenig wie die gewiß bedeutend größere in den Versuchen von Molisch, Ergrünen hervor- zurufen. 0-000.0007 N. R. dürfte "wohl "die Grenze= der encher tropischen Empfindlichkeit der Viceia saltiva-Keimlinge im Bakterienlichte darstellen, da bei 20 cm Distanz, entsprechend 0:000.000.46.N. K. kein heliotropischer Effekt mehr erzielt wurde. 7. Ein neuer Thermostat für Lichtkulturen von Molisch. Die vielfach verwendeten Thermostaten leiden gewöhnlich an dem Mangel, daß sie kein Licht zu den Kulturen zutreten lassen und, da ein Zimmer mit konstanter Temperatur! sich nicht leicht überall herstellen 1äßt,. benützte ich einen yon Molisch konstruierten Lichtthermostaten, dessen Beschreibung ich aus Aufzeichnungen meines Lehrers mit seinen Worten mir wiederzugeben erlaube. | In einem verweise ich auf die Photographie Fig. 9.? »Der auf vier Holzfüßen stehende Thermostat besitzt einen doppelten, aus zwei durch einen 9 cm dicken Luftraum getrennten Kupferplatten be- stehenden Boden. Auf der oberen Kupferplatte steht ein 53 cm breiter, etwa ebenso hoher und 41 cm tiefer, mit Holzrahmen zusammengehaltener Glas- kasten. Darüber steht ein zweiter, ebenso gestalteter Glaskasten, um die Wärmeausstrahlung zu mäßigen. Der Zwischenraum zwischen den Glaswänden des äußeren und inneren Kastens beträgt 5 cm. Um in den Kulturraum zu gelangen, dienen die Glastüren # und 2. Rechts befindet sich ein Reichert’scher Thermoregulator in einem besonderen 1 W. Pfeffer, Ein Zimmer mit konstanten Temperaturen. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., Bd. XIII, 1895, p. 49 bis 54. 2 Für die Herstellung dieser Photographie danke ich meinem Freunde Ruttner herzlich. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 301 Kästchen, von welchem durch eine besondere Öffnung das winkelig abge- bogene Quecksilberrohr fast bis in die Mitte des Kulturraumes hineinreicht. Es ist hier durch ein Metallrohr vor dem Zerbrechen geschützt. Der Kulturraum enthält mehrere beliebig verstellbare Seitenleisten, auf welche Glasplatten zur Aufnahme der Kulturobjekte gelegt werden. Die Beheizung des Thermostaten vermitteln ein bis drei unterhalb des Kupferbodens angebrachte Bunsenbrenner. Die Temperatur in den verschiedenen Etagen des Kulturraumes ist ver- schieden groß, sie ist in den höheren niederer als in den tieferen. Dies ist für den Experimentator sehr erwünscht, weil er dann ähnlich wie in einem Zimmer mit konstanter Temperatur gleichzeitig bei verschiedenen Temperaturen arbeiten kann«... »Dieser Apparat steht bereits seit 6 Jahren in meinem Institute in Ver- wendung und hat verschiedenen Versuchen mit Vorteil gedient«. Dieser Beschreibung hätte ich nur noch hinzuzufügen, daß der Apparat, vorausgesetzt, daß er sich in einem, Temperatur- schwankungen wenig ausgesetzten, also etwa ungeheitzten Faumler.. befindet, tage-, ja wochenlang, trotz der relativ mangelhaften Umkleidung mit schlechten Wärmeleitern, die Temperatur konstant erhält. Wesentlich für die Haltbarkeit des Apparates sind Bohr- löcher, die das gebildete Kondensationswasser ablaufen lassen. Ich bin überzeugt, daß bei Wahl geeigneten Materials auch jeme) Mansel, "die Sich” durch das’ Verquellen des Holzes’bei langem Gebrauch ergeben und ab und zu ein Austrocknen- lassen des Kastens notwendig machen werden, entfernt werden können. Endlich möchte ich darauf hinweisen, daß sich gerade dieser Doppelglaskasten wie selten einer dazu eignet, die Darwin’schen Zeichengitter anzubringen, wodurch man bei Anbringung der Gitter innen und außen die Beobachtungs- richtung des Auges genau fixieren kann, wie dies beim Studium der Zirkumnutationsbewegung notwendig war.? Bei meinen heliotropischen Versuchen stand die Licht- quelle in der Höhe der Keimlinge natürlich außen. Die Be- heizungsflamme war bei den heliotropischen Versuchen durch schwarzes Papier vollkommen verdeckt. 1 Vergl. Fr. Czapek, Ein Thermostat für Klinostatenversuche. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1900, XVIIL, p. 133. 230swald Richter, cy.piMlise. 302 B®Rächter, Über die Spiegeleinrichtung bei Versuchen mit Beleuchtung von unten vergleiche Abschnitt C. Miquel hat zuerst! einen Lichtthermostaten konstruiert, seine »kleine heizbare gläserne Dampfkammer«, die ihm bei seinen Versuchen über die Wirkung der Temperatur auf das Diatomeenwachstum treffliche Dienste leistete. Die Beschreibung des Lichtthermostaten von Molisch zu bringen, schien mir trotzdem umso geeigneter, als der von Molisch konstruierte, in seiner vielfachen Verwendbarkeit meines Wissens einzige Apparat der erste in seiner Art ist. B. Zusammenwirken von Heliotropismus und Geo- tropismus. Die beschriebenen Erscheinungen: ein Spezialfall der anästhe- sierenden Wirkungen der Narkotika. Zu wiederholten Malen konnte ich bereits auf Bemerkungen Wiesners°? aufmerksam machen, die auf seine aus seinen Experimenten sich unmittelbar ergebenden Anschauungen über das Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus zurückzuführen sind. Im besonderen kommt es mir hier auf seine auf p. 55 und 56 geäußerten Ansichten und auf die auf p. 24 meiner Arbeit mitgeteilte Bemerkung an. Darnach braucht es 1 Stunde 15 Minuten, um bei Vicia sativa den Geo- tropismus zu induzieren, während nach 35 Minuten-Induktion der heliotropische Effekt bereits eintritt und bei konstanter, relativ schwacher Beleuchtung vermag die Wirkung des Lichtes die der Schwerkraft wenigstens bei Vicia sativa voll- kommen aufzuheben. ? Inwieweit diese Meinung noch bei Anwendung sehr starker Lichtintensitäten richtig sein mag, muß vorläufig dahingestellt bleiben, obwohl nach dem bisher Mitgeteilten auch für diesen Fall neue Untersuchungen in reiner Luft am Platze sind, soweit sie aber niedere betreffen und die Lichtintensitätsgrenzen, bei 1 P. Miguel, De la culture artificielle des Diatomees. Le Diatomiste, Bd.4, 21892, PB: 97. 2 Wiesner’s Monographie, 1. c.,.p. 64. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 303 denen noch Heliotropismus beobachtet wird, in Betracht ziehen, ist für das Auslöschen der geotropischen Empfindlichkeit nicht das Licht, sondern sind die Spuren der gasförmigen Verun- reinigungen der Luft veranwortlich zu machen. Czapek! vertritt in seiner im Wiener pflanzenphysio- logischen Institute durchgeführten Arbeit in Bezug auf das Zu- sammenwirken des Geotropismus und des Heliotropismus im besonderen auch bei Vicia sativa die von Wiesner geäußerten Anschauungen. Es gelang ihm, Keimlinge ausfindig zu machen, die »gewissermaßen als gleichmäßig heliotropisch und geo- tropisch empfindlich betrachtet werden können«,? nämlich solche von » Avena sativa, Phalaris canariensis, Lepidium sati- vum, Sinapis alba«, die nun im weiteren Verlaufe der Arbeit die bevorzugten Experimentalobjekte bildeten. Es wäre gewiß sehr interessant, nachzusehen, ob dieses gleichartige Reagieren der genannten Gewächse auf Licht- und Schwerkraftreize auch in der reinen Luft eines Gewächshauses beobachtet würde oder ob in reiner Luft der eine oder andere Tropismus gefördert er- schiene. Man könnte sich nämlich auch in Fällen, wie die genannten, ganz gut vorstellen, daß die gasförmigen Ver- unreinigungen der Luft einen unter natürlichen Verhältnissen vorhandenen starken Geotropismus so hemmen können, daß ein gleichmäßiges Reagieren auf Licht- und Schwerkraftreiz im Laboratorium vorgetäuscht werden Könnte. Mit dem Hinweis auf die Laboratoriumsluft erscheint auch der Standpunkt fixiert, den man vorläufig den Oltmanns’schen ? Untersuchungen gegenüber einzunehmen hat. Vielleicht dürfte auch der Umstand, daß nach Stahl * Adoxa- »Rhizome, die bei einseitiger Lichtzufuhr auf dem Klinostaten einer lang- samen Rotation um eine horizontale Achse ausgesetzt waren, bei Ausschluß der geotropischen Krümmungen lebhafte Nutationen ausführen, die sich aber von dem Lichteinfall vollständig unabhängig erwiesen«, 1 Fr. Czapek, Über Zusammenwirken von Heliotropismus und Geo- tropismus. Diese Sitzungsber., Bd. CIV, Abt. I, März 1895, p. 1 [337]. Hrn CZapek, Inc P39.[343], > Er. Oltmanns; lc. * E. Stahl, Einfluß des Lichtes auf den Geotropismus einiger Pflanzen- organe. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., II., 1884, p. 387. 304 O. Richter, durch die Wirkung der gasförmigen Verunreinigungen der Luft seine Erklärung finden. Es sei mir auch gestattet, der »Veränderungen, welche gänzlich unberechenbare Folgen hatten«, zu gedenken, die Vöchting! bei seinen Experimenten mit Blüten und Blüten- stielen hatte, die er zur weiteren Beobachtung im »Labora- torium« hielt. »Manchmal richteten sich die Stiele lediglich empor, dann wieder erhoben sie sich, um nun ganz unregel- mäßige Bewegungen zu beschreiben. 9), habe ich, umso mehr als der Kontrollversuch (Fig. 8a) mit zunächst in ver- unreinigter Luft vor einer Lichtquelle horizontal gezogenen, dann aber in reiner?.Luft von unten beleuchteten Keimlingen 1 F. W. Dafert, Über die Quecksilbervergiftung grüner Gewächse. (Zeit- schrift für das landwirtschaftliche Versuchswesen in Österreich, 1901, p. 1.) Ref. Bot. Zentralbl., 1901,. LXXXVIL,. p-29. 2 Um vollkommen vergleichbare Resultate zu erhalten, wurden beide Glocken mit den horizontal gewachsenen Keimlingen unter Dunkelstürzen ins 310 OmRichuer, den entsprechenden Gegensatz bildet, so daß ein zickzack- förmiges Äußere entsteht, die auffallenden Keimlingsgestalten auch dieses Experimentes im Bilde festzuhalten versucht (Fig. 8a und D). | Über physiologische Nachwirkung der gasförmigen Verun- reinigungen beim Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus. Die eben beschriebenen Experimente erscheinen auch geeignet, aus ihnen einige Rückschlüsse auf die physiologische Nachwirkung der Laboratoriumsluft zu ziehen. Zwischen den Versuchen unter den beiden Glasglocken mit reiner Luft in den beiden aufeinander folgenden Experimenten besteht nur ein wesentlicher Unterschied, der nämlich, daß die Versuchs- pflanzen im zweiten Experimente zuerst durch längere Zeit in der Dunkelkammer im Thermostaten vor einer Lichtquelle horizontal gewachsen waren. Sie waren also durch längere Zeit den gasförmigen Verunreinigungen ausgesetzt worden, wobei ihnen gleichzeitig ein weiteres Wachstum in der Hori- zontalen gegen die Lichtquelle induziert wurde. Darauf wurden sie zum »Luftschöpfen« ins Glashaus übertragen und in reiner Luft neuerlich einer schwachen Beleuchtung von unten, wie die Pflanzen des ersten Versuches, ausgesetzt (Prot. Nr. 9). Die Versuchsbedingungen für die horizontalen Stengel- stücke unterschieden sich demnach‘ jetzt theoretisch ine ear nichts von denen bei den horizontal gelegten frischen Glas- hauspflanzen des ersten Versuches als durch den vorgängigen Aufenthalt der Versuchspflanzen in der unreinen Luft. Es war mit ihnen das gleiche Luftquantum abgesperrt, es traf sie dieselbe Lichtintensität und doch wuchsen alle nicht unter 90° aufwärts, sondern vielfach unter einem weniger steilen Winkel, so daß.man zur Annahme berechtigt ist, daß die chemischen Veränderungen im Innern der Gewächse noch die Disposition gaben, trotz der geringen Lichtintensität auf das Glashaus gebracht, dort gelüftet und, nachdem die Pflanzen so »frische Luft geschöpft hatten«, wieder unter Dunkelstürzen in die Dunkelkammer übertragen und daselbst zum Versuche mit der Beleuchtung von unten hergerichtet. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. sll Licht zu reagieren oder aber, daß ihnen die Tendenz induziert worden war, dem zur Horizontalen gegebenen ursprünglichen Impulse zu folgen. Indem also die Pflanze dieses Bestreben hat, andrerseits aber dem immer stärker werdenden negativen Geotropismus Folge leisten muß, entstehen jene Zickzack- gestalten, auf die bereits aufmerksam gemacht worden ist (Fig. 8a). Nach diesen Überlegungen dürfte man daher nicht fehl gehen, wenn man im vorliegenden Falle von einer den Helio- Boplemmus Iöndernden, dem Geotrepismus entgegen wirkenden physiologischen Nachwirkung der Labo- Barortumsluft spricht. C. Versuche über den Geotropismus. Die Frage nach dem geotropischen Verhalten der Keim- linge in reiner und unreiner Luft war in den bisherigen Ver- suchen stets so innig mit dern heliotropischen verquickt, daß sie nicht getrennt behandelt werden konnte, weshalb sie überall gleich bei den betreffenden Versuchen mit erledigt wurde. Hier soll nunmehr kurz jener Experimente gedacht sein, die, unter Ausschluß von Licht ausgeführt, lediglich nur auf die Darstellung der Beziehungen zwischen Geotropismus und den Verunreinigungen der Luft abzielten. | Neljubow? hat zuerst die von Wiesner,? Mazpileils und Rimmer? beobachtete horizontale Nutation der Wicken-, Erbsen- und Linsenkeimlinge auf die in der Laboratoriums- 1 Es wäre gewiß eine interessante Arbeit, nachzusehen, inwieweit die Laboratoriumsluft auch den Heliotropismus und Geotropismus von Blättern be- einflußt (vergl. W. Rothert, Über Heliotropismus, Cohn’s Beitr. z. Biologie der Pflanzen, 1896, VII. Bd., p. 25 und W. Figdor, Über Heliotropismus und Geotropismus der Gramineenblätter. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch., 1905, DAX... D. 182. ZEN el ublow,T. c., pr 1OFBIS@RT. 3 J. Wiesner, Die undulierende Nutation der Internodien. Diese Sitzungs- ber., Bd. LXXVII, Abt. I, Jänner 1878. 4 M. Wyplel, Beiträge zur näheren Kenntnis der Nutation. Österr. bot. Aeisehr., 1879,.Nr. Fund 2 aslr, Rımmertfee. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 23 312 OtrRichter, luft vorhandenen Spuren gasförmiger Verunreinigungen zurück- geführt. »In den beschriebenen Erscheinungen lernen wir jetzt eine neue Wirkung der Gase — Acetylen, Äthylen und Leuchtgas — kennen; sie bewirken eine horizontale Lage der Triebe«.1 Anschließende Experimente hat Neljubow mit Pflanzen am Klinostaten in reiner und verunreinigter Luft gemacht und bereits der XI. Versammlung der russischen Naturforscher und Ärzte in Petersburg 1901 vorgelegt. Versuche über den Geotropismus unter Berücksichtigung verschiedener Spezies der Versuchsobjekte hat er aber meines Wissens bisher noch nicht durchgeführt. Da sich mit Bezugnahme auf meine Ausführungen über den Heliotropismus die ganze Versuchsanstellung fast von selbst versteht, kann ich mich diesbezüglich hier kurz fassen. Schon eingangs erwähnte ich, daß die Versuche in Glasglocken mit Wasserabschluß mit und ohne Kalilauge gleich ausfielen, während auf der anderen Seite die mit gehobenen Glocken mit und ohne Filtrierpapier ein zu- sammengehöriges Versuchspaar darstellten. In der Folge habe ich stets die gehobenen Glocken innen ganz mit nassem Filtrierpapiere ausgekleidet, das durch einen Filtrier- papierstreifen mit einer unter den Keimlingen stehenden ge- füllten Wasserschale in Verbindung stand und so dauernd naß gehalten wurde. Diese Versuche bewiesen, daß weder .der Tran- spirationsausschluß "noch "die - Kohle ndloxydeas- reicherung für den Versuchseffekt das Ausscehkrr> gebende war. Dennoch wurden die eigentlichen Experimente über den Einfluß der gasförmigen Verunreinigungen der Luft auf den Geotropismus folgendermaßen ausgestattet. Glocke I stand in einer Keimschale mit Wasserabschluß, darunter waren zwei Glasschälchen, ein breiteres a und ein kleineres b. In a wurde der Blumentopf so eingeklemmt, daß die Keimlinge horizontal zu liegen kamen. Auf d, das mit der Mündung nach abwärts stand, kam ein aufrecht- stehender Blumentopf mit der gleichen Anzahl von Keimlingen. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 313 Diese wurden bei kleinen Samen in zwei Reihen von je 7 Keimlingen gesteckt. Bei den Untersuchungen mit Fu und Sa bestand eine Reihe aus Fu, die zweite aus Sa, wobei darauf Bedacht genommen wurde, daß die Fu beim Umlegen des einen Topfes die untere Reihe bildeten. Größere Samen, wie die der Vicia Narbonensis oder der Vicia Faba (größere und kleinere Varietät) mußten natürlich über den ganzen Topf verteilt gesetzt werden. Glocke II. Auf einer Glasschale, die mit Wasser gefüllt war, standen zwei Gläschen a und 5b, über deren Verwendung oben erzählt wurde. In die Glasschale reichte ein nasser Filtrierpapierstreifen, der mit dem nassen Filtrier- papierbelag der Innenseite der Glasglocke in Verbindung stand und diesen naß hielt. Der Rand der Glasglocke griff über den der Glasschale, so daß zwischen beiden das Zuströmen der verunreinigten Luft möglich wurde. Alle Versuche standen im dunklen Keimkasten. Das übrige ersieht man aus den Protokollen Nr. 10 und 11. Was zunächst die beiden Wickenspezies, Vicia sativa und villosa anbelangt, so macht sich ein voller Parallelismus zum Verhalten derselben gegen das Licht geltend. nerasvollosanıst ebien-die seorropischmehrkthelio- Kopıisehrund in? punetorVerunreinigungen der'Luft weniger empfindliche Wicke, was sich auch im ganzen Habitus kund gibt. Während die Fu-Keimlinge in der unreinen Luft fast alle so ziemlich horizontal nutieren und nur ver- einzelte sich aufrichten und so in die für die Pflanzen in der reinen Luft normale Ruhelage kommen (vergl. Photographie Fig. 11 b), wachsen die meisten Sa in die Höhe. Ganz anders ist das Bild in der reinen Luft (Fig. 11 a). Hier kostet es dem Beobachter Mühe, Sa und Fu von einander zu unterscheiden, und wenn nicht früher schon gesagt worden wäre, daß die Fu die untere Reihe bilden, hätte man Not, das zu erkennen. Die Photographie spricht besser als alle Worte, so daß es unnötig erscheint, nun auch noch für die aufrechten Töpfe die Unterschiede abzuleiten (Fig. 11 c und d). Vergleicht man noch das Protokoll Nr. 10, so ergibt sich auch ein Unterschied der Winkel von der Horizontalen aus berechnet als Ausdruck der Krümmung bei Fu und Sa. Dieser Winkel ist größer bei der Sa als bei der Fu; mit anderen Worten, er ist ein beiläufiges Maß der Empfindlichkeit von Sa und Fu in Bezug auf die Verunreinigungen der Luft. In der reinen Luft ist der Winkel bei beiden Wicken 90°. 23* 314 O. Richter, In ganz ähnlicher Weise sind die Versuche mit Vicia Faba große und kleine Varietät), Vicia Narbonensis und Pisum sativum (Sommer- und Winterform) ausgefallen. Von der Wiedergabe noch weiterer Protokolle darf wohl abgesehen werden. Weilnun Vicia Faba (große Varietät) in ganz besonders schöner Weise die Verschiedenheit in der Aufwärtskrümmung nach dem Horizontallegen in reiner und unreiner Luft zeigt, wurde sie am Versuchsschluß aufgenommen. Das Messungs- ergebnis unmittelbar nach dem Photographieren vergleiche man im Protokoll Nr. 11, in dem selbstverständlich auch die Werte für die zum Versuche gehörigen aufrechtstehenden Keimlinge mit aufgenommen sind. Daraus kann man ersehen, daß die Winkel der negativ geotropischen Krümmung in reiner und unreiner Luft sich ver- halten wie 96°:61°6°, der erste den zweiten also um 344° übertrifft. Ganz ähnliche Zahlen haben auch die Messungen bei Vicia Faba (kleine Varietät) und Vicia Narbomensis ergeben, ja bei Pisum sativum erhielt man noch größere Unterschiede der beiden charakteristischen Winkel. Kurz: Alle Experimente zeigen übereinstinmendeden maßgebenden Einfluß der gasförmigen Verunreini- gungen der Luft auf die geotropischen Bewegungen der Stengel bei den untersuchten Pflanzen und zeigen gleichzeitig, wie ungemein verschieden das Plasma verschiedener "Pflanzen auß'den °gleic hen@atss reasıert. | Da dieser Faktor durchgehends als Hemmung erscheintund diese sich in der verschiedenen Fähigkeit der Pflanzen, in die vertikale Ruhelage hereinzukommen, ausprägt, so daß man bei bestimmten Pflanzen auch bestimmte Neigungswinkel erhält, kann man sagen, daß der Winkel, den ein Keimstengel in der verunreinigsten,” gegenüber einer Sin@='derl reinen "Eufanze Hor:izontalen bildet, ein beiläufiges Maß darstellt für die gas- törmigen Verunreinigungen der Luft. N Einfluß der Luft auf Heliotropismus. Si D. Experimente über den Einfluß gasförmiger Ver- unreinigungen der Luft auf eine größere Anzah: ver- schiedener Wickenspezies und auf andere Pflanzen. 1. Experimente mit verschiedenen Wicken. Bereits in den vorhergehenden Kapiteln hatte ich Gelegen- heit, auf die große Verschiedenheit hinzuweisen, die man bei den Wicken verschiedener Art in Bezug auf ihre Empfindlich- keit gegen Licht- und Schwerkraftreize sowie gegen die gas- förmigen Verunreinigungen der Luft beobachten kann. Da mir nun nach meinen bisherigen Erfahrungen die Betonung dessen nicht wertlos erschien, daß nicht jede Wicke für die Demonstration des Einflusses der Laboratoriumsluft gleich gut geeignet sei, daß somit nicht jede sich gleich gut zu den einschlägigen Experimenten eigne, daß man bei Mißerfolgen die Schuld infolgedessen nichteiner mangelhaften Beobachtung meinerseits, sondern den spezifischen Eigenschaften und der verschiedenen Eignung des Versuchsmaterials für die Unter- suchungszwecke zuzuschreiben habe, unternahm ich es, eine Anzahl verschiedener Wickenspezies auf ihre verschiedene Empfindlichkeit für die gasförmigen Verunreinigungen der Luft zu überprüfen. Die Versuchsanstellung war die denkbar einfachste: Von zwei zu einem Versuche gehörigen Glasglocken wurde immer die eine (a) mit Wasserabschluß versehen, d. h. Glocke mit reiner Luft; die andere (b) gestattete der Laboratoriumsluft den Zutritt. Über die weitere Ver- suchsanstellung und die zu beachtenden Vorsichten vergl. das früher Gesagte. Unter jede Glocke kamen zwei Blumentöpfe, von denen jeder mit 20 bis 30 Keimlingen je einer der zu untersuchenden Wickenarten besät war, aus- genommen natürlich Vicia Faba, wo höchstens 7 Keimlinge in einem Topfe gezogen wurden. Die Versuchspflanzen wurden in einer Reihe von Versuchen im eben ausgekeimten Zustande (Würzelchen etwa 0'8 mm, Stengel noch nicht aus der Samenschale hervorgekommen), in einer anderen Reihe von Versuchen 1 cm hoch aus dem Glashause gebracht und zum Experimente verwendet. Alle Ver- suche wurden unter Dunkelstürzen oder unter schwarzem Papier im dunklen, von einer Gasflamme geheizten Keimkasten ausgeführt. 316 O. Richter, Das Ergebnis war übereinstimmend folgendes: Mit seiner Ausnahme erwiesen Sich sallerazer. wendeten Wickensorten als dem Einflusse der gas- förmigen Verunreinigungen der Luft unterworfen, die eine mehr, die andere weniger. Die beobachteten Krankheits- oder Betäubungserscheinungen hatten entweder’den extremen Typus der ViciasativaL. oder mehr minder den von Vicia villosa Roth. Die Pilamzer in der unreinen Luft waren also mit einer Ausnahme durchwegsskürzer, dafür aber dicker als die Gewachs in den zeinen kurt Ein großer Kontrollversuch mit zwei Keimschalen mit Ring, von denen die Mittelpartien mit Sand bedeckt und durch Gerade in radıar geordnete Felder geteilt waren, in diesdıe Keimlinge aller Wickensorten felderweise gesetzt waren und von denen die eine die Kultur der Wicken in reiner, die andere in unreiner Luft gestattete, fiel vollkommen erwartungs- gemäß aus. Es kann also der obige Satz als vielfach gestützt be- trachtet werden. Um rasch eine Vorstellung von der Empfind- lichkeit der verschiedenen Arten zu geben, habe ich den Ertrag aus einer Reihe von Versuchen in einer Tabelle zusammen- gefaßt, in der ich drei Empfindlichkeitsklassen zum Ausdruck zu bringen versuchte: sehr empfindlich (Klasse 3), empfindlich (Klasse 2) und minder empfindlich (Klasse 1), die ich als Über- schriften der betreffenden Rubriken annahm und nun durch Eintragen eines Striches ( | ) die Zugehörigkeit zur einen oder anderen angab. Selbstverständlich habe ich auch die Vicia sativa L. und Vicia villosa Roth. mit in die Übersichtstabelle aufgenommen. Von einer Wiedergabe noch weiterer Protokolle meinte ich, Abstand nehmen zu dürfen, da ich mit zwei Aus- nahmen sämtliche Zahlen Versuchen entnahm, die bloß drei, höchstens vier Tage alt waren, und da ich bei allen auf die Erhaltung einer konstanten Temperatur von nur 20° C. ge- sehen habe, mit den Angaben der fortschreitenden täglichen Entwicklung aber kaum etwas Neues sagen könnte. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 817 Die erwähnten zwei Ausnahmen sind die beiden Vicia Faba, mit ihrer durch ihre Größe bedingten langsameren Ent- wicklung, die erst nach sechstägigem Versuche zur Messung verwendet werden konnten. Da aber in der Tabelle immer der Quotient der Längen und Dicken in reiner und unreiner Luft in Betracht gezogen wird, dürfte eine derartige Abweichung nicht zu sehr ins Gewicht fallen, um so weniger, als bei den beiden größerenWickenspezies auch erst später das Streckungs- maximum in reiner Luft erreicht wird als bei den kleinen Wicken. Bei der Anfertigung der Tabelle waren für mich maßgebend die Verhältnisse der Längen beziehungsweise Dicken in reiner und verunreinigter Luft; sie sind in der Tabelle durch die Brüche L,/Z, und D,/D, wiedergegeben, wobei L, die Länge in der reinen, Z, die in der verunreinigten Luft darstellt. Was D, und D, bedeuten, versteht sich danach von selbst. Die beiden nächsten Kolonnen enthalten jeweilig die wirklich ermittelten Quotienten. Or, bedeutet also: Quotient der Längen in reiner und unreiner Luft. On ist der Ausdruck für den Quotienten der betreffenden Dicken. —. NE; < L AR Dividiert man die so erhaltenen Werte == oder kürzer OD —_ so treten jene Zahlen auf, die in der nächsten Kolonne stehen. L D’ Es ist klar, daß dieser Quotient um so größer wird, je größer Daund je kleiner) D/ desto, kleiner aber, je kleiner 2 und je größer D wird. Er ist somit eine Art mathematischer Aus- druck für die Empfindlichkeit der Wicken. Die Zahl I erreicht er dann, wenn Z und D 1 sind, oder wenn IT, und D, = D,. waren, die/in’reiner und unreiner Luit gezogenen Pflanzen also keine Unterschiede zeigen, mit anderen Worten, die Pflanzen gegen die gasförmigen Verunreinigungen der Luft unempfindlich sind. Ein derartiges Beispiel ist Vicia psendocracca. Daß sich in der Tabelle noch ein geringerer Wert als 1 als Quotient ergab, ist auf das Längenverhältnis !'%/,., zurückzuführen, das zu Gunsten der Pflanzen in verunreinigter Luft spricht. In den Ver- suchsprotokollen ist in Übereinstimmung hiemit ein relativ 318 O. Richter, spätes Aufkommen der Pflanzen in den Glocken mit Wasser- abschluß verzeichnet. Es mögen also Nebenumstände hier noch schädigend mitgespielt haben. Ganz entschieden aber war kein wesentlicher Unterschied zwischen den Pflanzen von V. psendocracca in reiner und verunreinigter Luft zu bemerken. Wird der Wert für ZL größer als 1, so erscheint die Wicke durch die gasförmigen Verunreinigungen beeinflußt. Um nun eine Art Skala der Empfindlichkeit zu schaffen, wurden die oben angedeuteten Klassen aufgestellt und in die erste alle jene Wicken eingereiht, bei denen der erhaltene Quotient >1 oder 2, 3 oder 4 war. In die zweite Klasse wurden diejenigen Wicken aufgenommen, bei denen L/D gleich war 5, 6, 7 oder 8. In die dritte Klasse endlich die gezählt, bei denen sich L/D größer als 3 stellte. Dabei wurden zur leichteren Orientierung die Näherungs- werte angegeben. Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei noch betont, daß die Werte vonZähler und NennerinRubrik Z/,/Z, in Zentimeter, diein Rubrik D,/D, in Millimeter ausgedrücktsind. ‚Da schließlich aber nur die Quotienten gesucht wurden, konnte von diesen Bezeichnungen abgesehen werden. Nach diesen Erläuterungen dürften die Angaben der Tabelle 1 verständlich sein. Aus der Tabelle ergibt sich zunächst, daß es sehr empfind- liche (Vieia calcarata, sativa, tricolor, globosa), empfindliche (Vicia Gerardi, atropurpurea, fulgens, cracca, omobrychi- oides) und minder empfindliche Wicken (Vicia villosa, Nar- bonnensis, Faba, kleine Varietät, Faba, große Varietät) gibt, endlich daß man eine Wickenart als für Laboratoriums- lufteinflüsse unempfindlich bezeichnen kann, die Vicia psendo- cracca). Man sieht also unter Zugrundelegung des ge- wählten Einteilungsprinzipes ‘die untersmene u Wicken eine physiologische Reihe bilden, die mit der Vicia calcarata beginnt und mit der Vicia psendocracca sch lieh. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. _ 319 Tabelle 1. Nähe- | Klasse Wickenart L,/Za D,/Da | 9, | 95 \ZID |rungs- = wert ||1 | ZN ViciaatropurpureaLl.| 5°1/2°4 22, u8. 8 0:70210,.020 7 » calcarala..... 9-5/1°4 I 2, 116.299 1070, Ale 13 | Dia, 2617711097, rarasgrsre 69/2 a 5 6 | » Fabal. große Varietät..... 12-3/8-5 |8-5/5 |1-4 |0-7 | 2 | » Fabal. kleine Vanietäta.X:r. way) 702: alt 211 22850-751926 3 | Su iMigens ...... 93/4126 220 63.3. #05; i. 6026 7 | » Gerardi Willd.| 8°8/2°3 1/2°1|3°3 |0°47| 8 8 | lobosa N... BEYAERLSIE BA 253 OA SE 19 | » NarbonnensisL.| 5'8/ 3 2:3: nle9ull 0:83 3 || » onobrychiodes .| 9:6/2-4911°5/2 |3°8 |0°75| 5 5 | » psendocracca „.\1'83/2'18[1'5/1°5]0°84| 1 Os el sawal...... Spl267 2 1,2 217922 0251028, 11 | SEE HCOT ON ee. 10:8/2 112252 1,5.4,1.0552171008 11 | » wvillosaRoth. .| 6'9/3°3 |0°8/1'5| 2 035 |‘ | 2. Über die verschiedene Empfindlichkeit verschiedener Organe derselben Wickenspezies. Für derartige Beobachtungen eignen sich natürlich bloß entsprechend große Wickenarten: also vornehmlich Vzicia Faba in ihrer großen und kleinen Varietät. | Indem ich zunächst auf Tabelle 1 verweise, aus der sich für die große Varietät von Vicia Faba L/D=2 (Näherungs- wert 2), für die kleine Varietät L/D= 2:5 (Näherungswert 3) ergeben hatte, sei es mir gestattet, in einer kleinen Tabelle die Werte für die mittleren Stengellängen derselben Pflanzen bis 320 O. Richter, zu den Insertionsstellen der obersten Blattpaare, die Stengel- dicken und die Blattlängen (Blattstiel+Blattlamina) und Blatt- dicken in Beziehung zu bringen. Man erhält: Tabelle 2. | | | | | Nähe- | | Klasse Vicia Faba Organe L,/ZLs | D,/Da |Q, | 9) | [826% nungs| | | | wert Iılals 3 | I | | | | | | | | cl | | | | | | | | f 17707 7A .BIR 5 7 E b) i | Groge: of Stengell7'4 /6 7a) 335/521, 1::1.0.:23101°5 2 | | | Varletät | |Bättera-0 1-76 j# | 2:6 ı | 2-6| 3 | | N | i | N | | | | et | | | ( |stensellg-92/ 6-2 | 1E .75| 2 9 | Ken Stengell9 92/62 | 3/4 | 1'610:75| 2-1 2 || | Pe | | | Yarietät | |Biätter|3-98/1°2 | [* aaa | | | | | *= Genauere Angaben können wegen der ziemlich gleichen Dicke der Blätter in reiner und unreiner Luft entfallen, da nur der Quotient 1 in Betracht kommt. Vergleicht man die in der Tabelle 2 angegebenen Werte für L/D, so bemerkt man, daß sie bei beiden Varietäten zu Gunsten der Blätter ausfallen, bei der großen Varietät beträgt die Differenz der Quotienten 1'1, bei der kleinen 1:2. Hätte man sich somit bei der Zahlenermittlung bei beiden Varietäten bloß an die Stengelwerte gehalten, so wären die Werte zu gering, im anderen Falle zu hoch ausgefallen. Gleich- zeitig ist damit aber der Beweis erbracht, daß die Blattlamina unter Umständen sehr stark von den gasförmigen Verunreini- gungen beeinflußt wird, was ich ais weitere Stütze meiner! Ansicht gegen Jaccard’s? Meinung vorbringen möchte. Benzol, Benzin, Terpentin und andere Gifte wirken in dieser Beziehung noch viel stärker. Danach erscheint es notwendig, bei Ermitt- lung der Tabellenwerte wenigstens bei größeren Pflanzen auch 1 Oswald Richter, 1. c., p. 188. pP. Naccard; !1.”C.5 Bot.) Zentralbl 1905 TEN P 750 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 821 aufdiıesemessenen Organe Rücksicht zunehmen und Mittelwerte unter Bezugnahme auf beide Organe (Stengel und Blatt) zu verwenden. 3. Über die langsame Gewöhnung von Wickenkeimlingen an die Laboratoriumsluft und deren physiologische Nachwirkung. Wurde eben gezeigt, daß es bei der’ Beurteilung des Empfindlichkeitsgrades einer Wicke nicht gleichgültig ist, an welchem Organe, Stengel oder Blatt, die maßgebenden Mes- sungen angestellt wurden, auf Grund derer nachher die Ein- reihung in eine Empfindlichkeitsklasse erfolgte, so gilt dies noch weit mehr bezüglich der Vorbehandlung, die die Wicken vor Versuchsbeginn erfuhren. Läßt man nämlich Wicken im Glashause auskeimen (Glas- hauswicken GW) und verwendet sie zu dem bekannten Labo- ratoriumsversuche mit der mit Wasser abgeschlossenen und der offenen mit Filtrierpapier umhäuften Glocke und macht gleichtzeitig einen genau gleich ausgestatteten Kontrollversuch mit Wicken, die im Laboratorium ausgekeimt waren (Labo- ratoriumswicken LW), so fallen die erhaltenen Werte grundverschieden aus. Als Beispiel der folgende Versuch: Am 17. März 1905 wurden GW und LW von Sa und Fu teils aufrecht (1), teils umgelegt (|), sämtlich im Dunkeln in einem der Laboratoriums- thermostaten der Laboratoriumsluftwirkung ausgesetzt und ein genau gleich ausgestatteter Kontrollversuch im selben Thermostaten untergebracht. Die im Thermostaten ausgekeimten Pflanzen hatten beim Versuchsbeginne folgende Längen: Sa durchschnittlich 1'2 cm, Fu O'5cm. Die im Glashaus ausgekeimten Sa und Fu waren wegen der dort herrschenden tieferen Temperatur durchwegs 05cm lang. Am 20. März wurde der Versuch beendet; die Wicken wurden abge- schnitten und gemessen. Die erhaltenen Mittelwerte für Längen und Dicken in reiner und verunreinigter Luft liegen nun der folgenden Tabelle zu Grunde, die nach der zur Tabelle 1 gegebenen Erläuterung unschwer zu verstehen sein dürfte. Es sei nur nochmals betont, daß ich die Lage der Wicken durch die Zeichen _L für aufrecht und — für umgelegt ausgedrückt habe. Die Bezeichnungen GW und ZW wurden oben erläutert. 322 O.FRichter Tabelle 3. re | | | Vor- = eu | | Nähe- || Klasse behand- | = 3 | ZilZe | D,/Da | 9, | 95 |ZID rungs-| oO .- oO | | | | | lung | = 3 | | | | KEEH ııl2la st ers | 2:5] 1:6j0:66| 24 | Er _L 114°8/7°3 1/»1:5|.2 66| 3 | \ = —; [10°6/5°9 12-5] 1°8|0-4 | 4:512°%5 | u ze) as fein] ‚3=alo:su| 6r8i29z | 5 Zr ‚9R:6710 1/2217 5:410,795210 So | \ —| | 8°3/1°85) 1/2 | 4:5j0°5 | 9 9 | GW . | | | 8933 josrı:5| 2 josa 37 4 || \ —| | 8:5/3-4 |0-8/1-5| 2:50-54| 46) 5 | Die Schwierigkeit der Beurteilung dieser Tabelle und des durch sie dargestellten Versuchsergebnisses liegt darin, daß man, wie leicht einzusehen, die Versuchsbedingungen bei einem derartigen Experimente nie völlig gleich gestalten kann. Denn entweder hält man sich an die gleiche Zeit fürs Aus- keimen bei LW und GW, dann sind bei gleicher Temperatur die Glashauswicken zur Zeit, wo die Laboratoriumswicken eben zum Versuche geeignet sind, schon so hoch, daß sie zum Ver- suche nicht mehr verwendet werden können, oder man hält sich an die Stengellänge, wie ich mich das zu tun bemüht habe. — Bei Fu ist es mir ganz geglückt. Die LSaW waren bei Ver- suchsbeginn um 0'7 cm voraus. — Dann muß man bei gleicher Temperatur im Gewächshause und im Laboratoriumsthermo- staten die Keimlinge im Gewächshause später auskeimen lassen oder bei nahezu gleichem Keimungsbeginn für eine nie- dere Temperatur im Gewächshause sorgen. Es werden daher in der Regel die ZW die älteren sein, die zum Versuche be- nutzt werden. Streng vergleichbar sind also immer nur paarweise die Pflanzen, die bei gleicher Vorbehandlung im Versuche in reiner, beziehungsweise unreiner Luft standen. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 823 Indem sich nun in diesen Fällen stets eine gewisse Konstanz der Differenz, beziehungsweise des Quotienten von Länge und Dicke in reiner und unreiner Luft ergibt, können die bei den nach einer Art vorbehandelten Wicken erhaltenen Zahlen mit jenen bei den nach der anderen Art vorbehandelten Wicken erhaltenen in Beziehung gebracht und so im weiteren Sinne vergleichbar gemacht werden. Um diesen Vergleich möglichst zu erleichtern, habe ich das in dieser Weise Vergleichbare in der Tabelle spiegelbildlich angeordnet. Betrachten wir zunächst die Fu nach dieser Richtung, so lauten die Quotienten der Längen L,/ZL, bei den LW 3'4 und 1°8, beiden GW 5°4 und 4°5 bei _|L beziehungsweise 7 Auf- stellung. Danach übertreffen die Quotienten der GW die der LW um 2 beziehungsweise 2°7, also fast 3 und sind also 9:4/8:4=1:6 und 45/18 = 2:5, also rund zweimal so groß. Das besast, daß die Pflanzen im Wachstum fast deppektrsolse hrigehemmtisind, 'wenn’sie, in’reiner Sunartseiekeimt, austdreserin die verunreiniste'über- Rage mwerden,als’wenn sie sleich’in 'unreimer’aus- sekeimt sind. Um sich davon rasch eine Vorstellung zu machen, braucht man ja nur die Längen der verschiedenen vor- behandelten Pflanzen in verunreinigter Luft zu einander in ein Mernakausizuibringen:3 6/1 "67° 2:2, 5°9/) 89 352. Es erreichen also LW im Laboratorium in gleicher Zeit unter sonst gleichen Bedingungen in der verunreinigten Luft des Laboratoriums größere Längenzuwächse als GW, die am Versuchsbeginne mit ihnen die gleiche Länge besaßen. Man kann somit von einer Gewöhnung der ZW an die Labo- ratoriumsluft sprechen. Eine Erklärung dieser Erscheinung dürfte in Prianisch- nikow’s! Versuchen liegen, nach denen es zweifellos geworden ist, daß die chemischen Umsetzungen in Laboratoriumsluft- pflanzen ganz andere sind als bei den Pflanzen in reiner Lutft. Wird also ein Keimling aus reiner in verunreinigte Luft übertragen, so wird er sozusagen von den veränderten Ver- hältnissen überrascht und findet keine Zeit für die doppelte 1 D. Prianischnikow, |. c., 1904, p. 35. 324 O. Richter, Arbeit, die darin besteht, auf der einen Seite jene durch die Narkose bedingten chemischen Umsetzungen vorzunehmen, auf der anderen jene chemischen Umsetzungen zu besorgen, die zur Vergrößerung des Pflanzenleibes führen. Das unter der zwingenden Last der Verhältnisse Notwendigere, das Erste wird zunächst besorgtunddie zweite Arbeit aufgeschoben beziehungs- weise auf ein Minimum reduziert. Dadurch verzögert sich natürlich das Wachstum ungemein. Da Prianischnikow durch makrochemische Ana- Iysen besonders auf die Asparaginanhäufungin Keimlingen auf- merksam gemacht hat, man aber schon lange Wickenkeimlinge (natürlich Laboratoriumspflanzen) als Demonstrationsobjekte zum mikrochemischen Nachweise des Asparagins ver- wendet, wäre es gewiß nicht uninteressant, die Prianisch- nikow’schen Versuche mit diesen ausgezeichneten Versuchs- objekten mit mikrochemischen Methoden! zu wiederholen und damit gleichzeitig die Frage der Gewöhnung von Wicken an die verunreinigte Luft durch Auskeimen in ihr zu überprüfen. Andrerseits müßte es gelingen, sozusagen den Moment auch mikrochemisch festzustellen, wann beim Übertragen aus der reinen in die verunreinigte Luft der neue Stoffwechsel beginnt. Ebenso dürfte sich, wenn die geäußerte Anschauung richtig ist, ein allmähliches Abklingen der Reaktionsfähigkeit auf Asparagin einstellen, wenn man Pflanzen, die nach Aufenthalt in verunreinigter in reiner Luft gewachsen waren, untersucht. Daß tatsächlich eine Art langsamen Erwachens von der Narkose stattzuhaben scheint, das zeigen das allmähliche Schmälerwerden der Keimlinge, wie ich es früher? bei Bohnen im Bilde festgehalten habe, und die bei solchen Versuchen nach der Übertragung in reine Luft in der Regel beobachteten zunächst kleinen, später aber starken Zuwächse in den auf- einander folgenden Versuchstagen. Es mag eben eine gewisse Zeit dauern, bis dienormale Wachstumsgeschwindigkeit erzielt wird. Somit hemmt die Laboratoriumsluft die normale Ent- wicklung noch eine Zeitlang, wenn die Keimlinge ihrer direkten Wirkung schon entzogen sind. 1 A. Zimmermann, Die botanische Mikrotechnik. Tübingen 1892, p. 80. 27 OswaldSRichter, 1. c52 ps L85WRiez5: Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 325 Von diesem Gesichtspunkte aus kann manalso auch von einer physiologischen Nachwirkung der verunreinigten Luft sprechen. Sie wird ebenfalls in dem Quotienten der Längen beziehungsweise Dicken der Pflanzen in reiner und verunreinigter Luft ihren Ausdruck finden. Bildet man dann auch noch die Quotienten aus O, und On, also L/D, so muß sich nach früher Gesagtem! natürlich der Unterschied, den verschiedene Vorbehandlung mit sich bringt, noch klarer ausdrücken lassen. Die so gewonnenen Näherungs- werte verhalten sich nachher wie 7 und 8 zu 11 und 9 bei 1 und — Pflanzen. Hält man sichnun an die früher? angenommene Bezeich- nungsweise und Klasseneinteilung, so sieht man sich genötigt, die Futterwicke in zwei Empfindlichkeitsklassen unterzubringen, in die zweite und dritte, je nachdem sie in unreiner oder reiner Luft ausgekeimt war, der beste Beweis dafür, wie viel die Futterwicke bei dauerndem Aufenthalte in verunreinigter Luft an Empfindlichkeit für deren schädigende Wirkung einbüßt. Daraus ergibt sich auch eine wichtige Folgerung für die Zusammenstellung von Tabellen über die Empfindlichkeit von Pflanzen, wie die auf p. 319 wiedergegebene. Will man völlig vergleichbare Werte erhalten, dann darf man in sie, wie dies dort geschehen ist, nur gleichartig vorbehandelte Wicken auf- nehmen. Will man die denkbar deutlichsten Unterschiede erhalten, dann empfiehlt sich, wie dies eben da auch geschehen ist, die Pflanzen im Glashause auskeimen zu lassen und diese »Glashauspflanzen« zum Versuche zu verwenden. Versäumt man dies, so werden die Werte durch die infolge Auskeimung in Laboratoriumsluft erzeugte Gewöhnung an die schlechte Luft stark herabgedrückt und berücksichtigt man bei einer Anzahl Wicken das Moment der Vorgeschichte, bei anderen nicht, so werden die aus der Tabelle erschlossenen Resultate un- wahr. Bahazsich. alsıor zumachst für..dtie Eutter wieke aelsenassen. daß sie umso empfindlicher gesien die 1 p. 317. 2° p. 316. 326 O. Richter, gasförmigen Verunreinigungen der Luft erscheint, je plötzlicher sieihnen ausgesetzt wird. Was in so auffälliger Weise bei der Futterwicke zutage tritt, zeigtsich, wie zu erwarten war, entsprechendabgeschwächt bei der Sandwicke. Ohne die analogen Betrachtungen zu wieder- holen, sei nur auf die Näherungswerte verwiesen: sie verhalten sich wie 3 und 2 zu 4 und 5 bei den _L und — Pflanzen. Wenn also die Sandwicke im allgemeinen nach Auskeimung in reiner Luft nicht über die erste Empfindlichkeitsklasse hinauskommt, so sind doch ganz deutliche Unterschiede zu sehen, eine Illu- stration mehr für das parallele, aber doch graduell verschiedene Verhalten von Futter- und Sandwicken. Die in diesem Kapitel behandelte physiologische Nach- wirkung der Laboratoriumsluft ist mit der im Abschnitte B besprochenen nicht zu verwechseln. Denn hier hemmten die gasförmigen Verunreinigungen der Luft in Übereinstimmung mit ihrem sonstigen Verhalten bei dauernder Einwirkung nachwirkend das Wachstum, während sie dort wie bei dauernder Einwirkung die heliotro- pische Empfindlichkeit steigern. Aber auch die allmähliche Gewöhnung der Keimlinge an die Vergiftungs- und Narkosewirkungen der gasförmigen Ver- unreinigungen der Luft, dieses allmähliche Abgestumpftwerden gegen neuerliche Schädigungen des Plasmas und die trotzdem beobachtete gesteigerte heliotropische Reizbarkeit sind Erschei- nungen, deren Existenz nebeneinander verständlich wird, wenn man die allmähliche Abstumpfung des Alkoholikers gegen die stets neu aufgenommenen Dosen des verderblichen Giftes "zum Vergleiche’theranzieht, "die in” der Reserayen einer unglaublichen Reizbarkeit für gewisse äußere Ursachen begleitet ist. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 327 4. Über die Empfindlichkeit verschiedener Pflanzen für die gasförmigen Verunreinigungen der Luft. Wiesner!, Wyplel?, Rimmer°?, Oltmanns* und viele andere haben abnorme Nutationen bei den Versuchspflanzen im Laboratorium beobachtet. Auch Correns?° spricht von solchen Erfahrungen und nach Rothert® sollen besonders Tropaeolumkeimlinge abnorme Krümmungen aufweisen. Nach Neljubow” unterliegen’ Erbse, Wicke, Einse, nach Singer® die Kartoffel, nach meinen? Erfahrungen Phaseolus multiflorus Willd., Fehianthus annuus L. und Cucurbita Pepo L., nach Wächter!! Callisia repens der hemmenden Wirkung der gas- förmigen Verunreinigungen der Luft. Ich habe. meine Untersuchungen: nun noch auf andere Pflanzenfamilien und auf andere Arten der Papilionaceen aus- gedehnt, die ich in der Folge unter Berücksichtigung früherer Versuchsprotokolle und unter Ausschluß der schon behandelten Wiieken 2in eine Pabelle "zusammengestellt habe; "Die! Be® zeichnungen der Kolonnen sind nach früheren Bemerkungen ohne weiteres verständlich. Die Tabelle 4 lehrt, daß die Pflanzenarten beziehungs- weise -familien, von denen man bisher die Beeinfluß- Daukeit dureh die gasförmigen Verunreinigungen’der Luft kannte, noch um einige (Lathyrus odoratus, Poly- gonum Sieboldi, Zea Mays) vermehrt worden sind, daß, wie zu erwarten war, die verschiedenen Arten wieder verschieden empfindlich sind. So steht obenan die Erbse, dieser zunächst Kartoffel und Bohne, woran sich die übrigen Arten und Familien reihen. Jaifesmer; l.c. Wyplel,.l.c. Rıintmer, Il. c. Er Oltmanns).l. e. Cortenssel e.,äp. 189. W. Rothert, Heliotropismus. L. c. D> Neljubow, k. c. NeesSime.er, 1. c Oswald Richter, 1. c. weiWächter, Ixe: oO oo 199 a“ 2» © BD HK fen o Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 24 OmRichter 328 j1e=3 sl 97-1 9.1 6:6 Oyb..t keit ten g ZT za Cal CH | Wer 2-7 |8-9/ #9 #1 elz 6-9 Ir.#/ c.2 gl .E IC.9/ CF 8.28 SE » /c [muroy 2pjogas mnuosKjog OT / 8.21 8-.17/ 81 9.1/90-2 2.31 6-€ 3-3 /#1-91 el] I SKoM 097 7 odag v1ganand I snnuuv Snyjuo1ar] "I mnsoAaaqn] mnuvlos snjv1opo SnAhyoT "7 mnanvs mnsıd "PITEM Sina snjoasoyg 7771777777027) “2090 U0SNOT VI WIIGANINZ tt 2p11sodmo) nn 20990UD10S 909 90N0111dVT e | Z | I | yom - | -samı |alı | 26 18 sal’a &7/°7 IV org, oSsse] -aUeN 7 o]]29®eL Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 329 Am wenigsten scheint Mais unter der Wirkung der Labora- toriumsluft zu leiden (man vergleiche die im Kapitel D wieder- gegebene Erfahrung Czapek’s über die gleiche heliotropische und geotropische Empfindlichkeit von Gräsern). Obwohl nun natürlich mit der Feststellung dieser Tat- sachen nur ein ganz geringer Beitrag zur Physiologie der Gewächse gegeben ist, so läßt sich immerhin daraus mit großer Wahrscheinlichkeit eine bedeutende Vermehrung dieser Fälle voraussagen und zweifellos ist damit ein Beleg mehr erbracht für die Notwendigkeit, den Faktor »die sastormisen Verunreinigungen der 'Luft« bei allen Versuchenim Laboratorium mit zu berücksichtigen. Da man beim Lesen der vorliegenden Arbeit, falls man noch nie Gelegenheit hatte, die außerordentliche Empfindlich- keit der besprochenen Versuchspflanzen kennen zu lernen, zur Auffassung gelangen könnte, als ob die Räume, in denen gearbeitet wurde, für physiologische Experimente die denkbar ungünstigsten und ungesündesten wären, möchte ich wie früher schon einmal zum Schlusse hervorheben, daß das k. k. pflanzen- physiologische Institut der deutschen Universität in Prag einen prächtigen, in freier Lage befindlichen Neubau vorstellt, der wesen der modern eingerichteten Räume "in. hygienischer ‚Beziehung, namentlich aber was Licht und gute Luft anlangt, jedenfalls zu den besten pflanzenphysiologischen Instituten gehört. II. Zusammenfassung der Versuchsergebnisse, Wie aus früheren Untersuchungen von Neljubow, Singer und mir hervorgeht, hat die Laboratoriumsluft einen auffallenden Einfluß auf Keimlinge im Vergleiche mit reiner Luft. Molisch beobachtete bei seinen Versuchen über den Heliotropismus im Bakterienlichte und den Heliotropismus, indirekt hervorgerufen durch Radium, sehr starkes Hinwenden der Keimlinge zum Lichte nur bei Experimenten im 24* 330 O. Richter, Laboratorium, während sonst gleich ausgeführte Versuche in der reinen Luft des Gewächshauses mißlangen. In der vorliegenden Arbeit wurde nun festgestellt, daß Keimlinge der verschiedensten Pflanzen für Lichtreize tat- sächlich viel empfindlicher sind, wenn sie in verunreinigter Luft wachsen, als wenn sie sich in reiner Luft befinden. Sorgt man dafür, daß Keimlinge unter sonst gleichen Versuchsbedingungen. in reiner und unreiner Luft der Ein- wirkung einer schwachen Lichtquelle ausgesetzt sind, so zeigen bei genügender Verminderung der Lichtintensität die Pflanzen in reiner Luft keine Spur von Heliotropismus, während die in der verunreinigten Luft noch außerordentlich deutlich heliotropisch reagieren. Bei etwas höherer Lichtintensität tritt natürlich auch in der reinen Luft der Heliotropismus auf, doch erreicht der Ablenkungswinkel von der Vertikalen nie jene Größe wie bei den gleich alten Pflanzen in der verunreinigten Luft. Der Winkel, den die heliotropisch gekrümmten Keimlinge derselben Pflanzenart in reiner im Vergleiche zu solchen in verunreinigter Luft mit ihrer früheren Ruhelage bilden, erscheint somit als ungefähres Maß für die Verunreinigung der umgebenden Luft. Als die günstigsten Versuchsobjekte für die genannten Experimente erwiesen sich Wicken und Erbsen. Die Empfindlichkeit gegen Licht und Laboratoriumsluft ist bei den verschiedenen Wickenspezies verschieden. Nach der Empfindlichkeit gegen diese ließen sich die untersuchten Wicken in eine physiologische Reihe bringen, die mit Vicia calcarata beginnt und mit Vicia psendocracca abschließt. Vicia. pseudocracca kann man als gegen Verunreinigungen der Luft unempfindlich bezeichnen. Dabei reagieren die verschiedenen Organe wie Blatt und Stengel gegen diesen Faktor verschieden. Auch konnte der Beweis für eine allmähliche Gewöhnung der Wicken an die narkotisierende Wirkung der Laboratoriums- luft erbracht und die Nachwirkung dieser im Sinne einer Hemmung des Längenwachstums nach Übertragung in reine Luft erwiesen werden. Die Laboratoriumsluft hemmt also in Einfluß der Luft auf Heliotropismus. Bol Übereinstimmung mit ihrem sonstigen Verhalten bei dauernder Einwirkung auch nachwirkend das Längenwachstum und steigert die heliotropische Empfindlichkeit. Unter den Wicken wurden auf ihre Empfindlichkeit gegen die zwei oben genannten Faktoren hin am eingehendsten die Futter- und Sandwicken (Vicia sativa L. und Vicia villosa Roth.) geprüft, bei denen eine solche Untersuchung umso mehr am Platze war, als die Samen beider Pflanzen oft verwechselt werden, wodurch recht unangenehme Nachteile für physio- logische Experimente erwachsen können. Es erscheint dabei die Sandwicke gegen Licht und Luft minder empfindlich. Das zeigten alle Experimente in überein- stimmender Weise: Die nach neuer Versuchsanstellung bewerkstelligte Wiederholung des photometrischen Versuches von Wiesner, des heliotropischen Versuches mit Leucht- bakterien von Molisch, des von Hofmann mit phosphores- zierenden Substanzen, Induktionsversuche u. s. f. ler Bxperimente erwiesen die Richtiskeit "der yon Molisch gemachten Beobachtung von der Beeinflussung des Heliotropismus und Geotropismus durch die gasförmigen Verunreinigungen der Luft und man kann danach den Winkel, den Keimlinge verschiedener Wickenspezies bei Flankenbe- leuchtung in reiner und unreiner Luft mit der Vertikalen bilden, auffassen als beiläufiges Maß für ihre Empfindlichkeit gegen die gasförmigen Verunreinigungen der Luft. Andrerseits erscheint in Anbetracht der Wechselbeziehung zwischen positivem Heliotropismus und negativem Geo- tropismus von Stengeln beim Vergleiche von Pflanzen ver- Ssehiedener Spezies in reiner Luft vor einer Lichtquelle die Größe des Neigungswinkels zum Lichte als beiläufiges Maß für die geotropische Empfindlichkeit der Pflanzen. Bei Be- leuchtung horizontal gelegter Keimlinge von unten erfolgt bei bestimmter Lichtintensität in unreiner Luft noch ein ent- schiedenes Abwärtswachsen gegen die Lichtquelle, während die Kontrollpflanzen negativ geotropisch aufwärts wachsen. Bo ließ sieh dabei auch eine.den Heliotropismus steigernde Nachwirkung der Laboratoriumsluft feststellen. BO2 O. Richter, Geotropische Versuche bei Ausschluß von Licht haben eine ähnliche Abhängigkeit des Geotropismus von den gas- förmigen Verunreinigungen der Luft dargetan. Endlich wurde gezeigt, daß auch andere Papilionaceen als Wicken, Erbsen und Linsen und noch andere Familien als die schon bekannten, gleichfalls der Laboratoriumsluftwirkung unterliegen, wobei sich ähnlich wie bei den Wicken eine ganze Empfindlichkeitsskala aufstellen läßt. Zum Schlusse sei es mir gestattet,meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. H..Molisich, für .das”rege’ Interesse, dasge: jedem Fortschritt der Arbeit entgegenbrachte, meinen verbind- lichen Dank auszusprechen. iotropismus. \ _— S I Protokolle, 04 Richter, 334 "uossowas Joyuovu egjoypruun pun Jloryde1Soroyd opınm yansıa\ Jod "soyonsioA SOP gnIU9S "yorpnop umwedgun puIs opoıyosıoJun Id '17194519A Juroyasıo PoyA Jod 088 punı oe 003 ya -9q USENTLIOA J9p UoA | -Yruyasysaınp Y3e.994 00, punı 06 EMO Sunwwniy uoyosıdoy | Sunwwniy uoyosrdong ysegoq AP A'M Aa | Ieoq 'A PA 'M ’q || -orey op [oyurM A9q | -oray Jop JoyuIM 19q MII-—S.I TQ m2 ı) TA mat Ta m> OL TA 9YyarT o9JyarT OJUyOrT wnz Sunwuwn4ay 03102 | SunyyonssSungyonajog unz SunwumIyg > | wnz woSunwurn.ıg] oTlols -UIMFYOAL 4SC} OJeUOS yjn aursun ONOIMPURS J9p ur Ssunwwnm4ay 9]199S || So NUrmy991 oLwyaS | U9ST0Z odumwmoyM old ynT aumı JnT auroıun JJnT ouroı ONIIMIONNA ol6 "duo umezueı udveer Buchy6| Mdv'] ‘d wog yE zieN "TE ZEN "08 Se v wsF yu8 ZIe]N "TE U9soTossne Zunyydegqoag A9P UIPBU 210J0S pun 49Punzasur uadumuwma‘sT UP JOIUIU 9PINM owwensdungypoegoag a .. .. . ‘ P4 . . W327 NT 32Pp TAT :m9 G.T PS op 7QT U9ZUurfJg USNWIONSSSNE UOZINIS[OJUng Joun Sneyse>y wı “uayosıdoN093 Aıyedou “uoyurjyas sFomyoınp pur Gr ee) Spu9ge 49 ‘C06F ZIEN 67 WOA yansıa A zoypsıdoyorppy. IT ,N 1102303044 339 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. uago 0 syım Jop up 'wu woun n ‚usgasagur Womspruyosyoang un Sunwwniy uoyosrdoyomoy 1op JoyurM "IM Up & "UONIIMIOYNIT 7 "uoyoImpuegs vs oyoıpspruyosyamg Ta "ESyeMnzZ op uoryez uspomz Ip uomopogq NT Joufsiun UI uszuejg usp Iog) aSurspruyssysing 7Q SunJefyIouayo9Llgaz 98.0 '0 8.0 0 Jeq 50 T 20 Jeq 9. ww | ...89-5 nem -unups Zn 09.7 a -ununs \ m -9q Jyoul — -9q Jyaul a ee | ee) rn 6-71 you | en Nee 00.G | or.88 | caTen cr-St yyoru min mI nm 19 md um m SM-U-D STEUER DT TB ee q aa I p aa 7a > ag 7a | > aa ICH p yn7 oulesun pn auloıl ı7n7 oumJlun ymT oulaı OYdIMpuBS OIIMIOEYN A "STUgIZIASFUNSSON SeA ZunwunmAy] oyosıdony Zunumuniy oyasıdon -oıfoy opuouugag - -orpoy opuouundog = 008 "wu mdy 2 +] 70T 94S1uradungoA | ]J] Ya our *] 40T 97I71ur01un19A *4 NT aummı dwas, ıyn SeL OMIIMIONNA oYOIMmpurS en. [oo er ne Be ee ee se zn u. 1225 2 ol 22 12200 oo) "oıydvı3ojoyg Jop UI uausp uoy99sdsjus uUsjyBZ 9SIA % "ynaJ y6’/s ‘co6I Nady ', we soyonsıoy uaydı]Juagıo sop uurdog un yosıdon}093 Aregau UOyas o ‘Iyypewyos m zZ EM TAT syydewyas *u9Z CM TAT c6I wwgI y8 dv ', = | 2 uopog up Joqn uage YaIs uSGAU.LI 9JUurjUmoM] Old m9®l; emp TA ml; emo TA 008° | wOEy0Ol adv '9 @) duch yS jdoL 1019mZ jJdo]L 1995J9 JdoL 9PoMZz jJdoL 199517 dus], ıyn SeL ONIIMIOYNA OYOIMPULBS ‘[oJsodjne uojseyune MM WI uUozÄangsppyung Joyun pun gnjyosgeisssen NW UONDOLTSEINT aojun “uopey uogemodsne goq uoyppzinm UP “uoyoıM Ip uapınm ‘spuoge y9 Wdy 'G uy -ZuUnyl919qJOA "yndz u6”le ‘g067 adv 'z„ woa yonsıoy Aoyosrdonor>H (723 'd3xOL 'I Y Pe) 'z 'S1g oryde1sojoyg Anz 'Z IN 110207044 336 85 N N Einfluß der Luft auf Heliotropismus. wuwmsaq uayonsIaA\ UOIOPUr UsP 199 yane uspersusgunysrT aıp UopInM 9SToM JOSaIp UF 'YerIsusjumyorT opuapn1loAlay snusıdon -ofoH Up aIp any "A 'N 3000'000-:0 = 61000'000 -0 = 3881: 1C700-0 UOA MOM JOPp 33]07 "UOIEM JUI9JJU9 UOABP 19 EC] adurumoy? aıp pun YJoJSIoA owwregse[g Jop FaysusgunyarT op x eqQ — 78107 'M'N I9700.0 U0A MOM Ip c3086:93.07 7 =r ın sneIom %COE 79:03 = T:*r UuUam YensusjunysrT ay9Is]3 JueIJsuoy 19WOJOUF SEP 9481792 usdunwwrsog JolA YOeN 'S1949WOJoUyd -799]7379 9 ways uasung Sap S[oJ4Tw oyonsıay uay9stdo1JorJoy uapu9agaL]ıoA wiagq Je}ısuojur}y9IlT 1op JZunwuwrjsag ! } \ | | | 49% 96-9 10 1459 rIE-S9 1.0 cz ul —— j u c.z ul —— wu In 199.778-T | 09-09 en 99.87 o0 g.T nn | 88-8786-T | 04-59 sn 3.71 08 mu ms mm md | mm m9 mu 19 läge Ogker ge Os og Te oo aa 7a em | am Ta | ga Ze | "SOYINSIOA U9SLOA SOP IP IM USYILIYSSIEAN) USgjesoıp uogey uauuojoy}dnry JoIA aIq -stuqadIosZunssa "uassoWwog Jnerep ziny Yıorydeıogoyd yelızı wn Judy 01 we opınm yonsıay IQ — 'Sayansıa\ Sp gniyas ue uogo 9Y90]9) Jop uw syoloq UIFOFS AUT WIOM aZrurg yasıdomorfay yıeys ape193 USWWOY]JOA yasıdomoray yıeJs | yasrdomormay yaemyas 061 "Bu6 dv 'OI ums nz "I Ioq se Jodunı 009 punı uspeyyıo\ | ywumıyo3 yasıdoyorpay -93 senp ıy ypPb J9p UOA [oyuIM J9q | SemI> Jursyas aFumwmoy‘ msyp sıqe punı ope193 zue3 SofopomZz "ms g punı sy9em JoP aUYIOY 919PIOA IA 3e10q sy9emnz 19q m30I TqA -NZ 9feJuozLIioy Jod m30] punı 7q o61 e wG] yS sdy '6 Juwnıyo3 ywuwnıy93 yasıdoıyorpay Jyasıpne ‘“opeı1a3 yasıdonyorpay Jyasıme ‘apeıa3 o61 "ducFysl iudv 'g 19 6:6 (50) G.7 0 8:60 [sta SC "ggau "U c.z 'w —— j u G.z u | mn eo]6. Aivßı "NZyRUOS mom °t6.0 08:56 [U 6:8 00 rn m r.1776-0 o4-V78 Mer 6-8 0089 mm ms mın 9 mu m mm md | De : Spy ' rar alte NT Ren da Ta "2 | aa 1a | aa Ta = | au I -STUIIFIOSTUNSSIMN -ZunssajN IP 99[04 — "dull ıne ‘8 R "uop.ınM Jy91pa3 TunjfoIspny uaJoyniz) nz „Gy UOA d upyury Jojun oJdoL oıp pun yusopyyus U9NP0]9 oIp wopur “orydvssogoyd yoansıo\ AP OpınM 007 'd u9 ımf ‘8 3 jI ur se Sypemy9s v y9op Yuwmıyad snursrdo. 2 yosıdo.oroy yaıynaq u9go 9IM u9go 9IM -OlfoH] UOA Sunmopuy 20% "d wOE 46 ne ywum1]o3 SWUWJSEH ywwn.1s[o° oU1O 9:P U9S9S SIONUIM yosrdo.yorfoy SIGRN yosıdomoroy JysıN || -I49919S%J ‘yaıpnop.ayag | yosıdomomoy JU9IN 50Z "d wog yl Inne») +4 NT oulosun ll pw oureı +]I WT ourosıun ] ynT ou - dwa], un SUL ONPIMPUTS ONOIMIONNH -9Iyde13ojoyf Jop Ur uauop uayaaıdsyjus uajyeZ 9SoIq "ynIF u6 ‘SOGT Af zZ, WOA "yJoy vsopa vioıy pun "T vAnes vor‘ Ju yonsıoA IOYUISLIOWMOFJOUA 338 (183 'd xaL ‘ZW Pe) 'e 31] olyde1SoJoyd ANZ 'SIN TON0J0I4 339 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 0 8.0.°0 ]'0 10 g.r u En y u wgsogge | Z u 2 g.r u egqsajgw | a 6-8 you Fern | eo. sa sr len v8 ayoru mm MD mu MI Mu MI mm MI a Be ae a aa Tq os ner Ta ne er Ta Ar Z | era Ta = a m7 aumıun mT aus JnT oursıun pn aut oyDImpurg ONOIMIOYN.A "STUIISIISTUNSSOM "uOwwousossyem Snustdo1loNoH NT uo}SlursIunJoA Jop UL UoZuNunoy] op og UazurIsqng uspusıorzssroydsoyd 10P JyorT wr ‘d wog y6 wn syersg opımm ımf ', wy ‚uossowad "dy0]°ı wn Se] uogps we pun orydeısogoyd opınmn “d us ‘06T Inf 'g wnz SIq o}lonep yonsıo\ Jod e wOE y6 ‘S06T Inf °, WOA uazue)sqns uspusaaızss1oydsoyd uw yansıa A IOy9sıdonjoay (983 'd1xsL ‘e 77 pe) 'c pun F 'S1g uorydesSoJoyg uopnzZ 'F IN [[0oN0J014 ‚oryde13ojoyg AP uausp uoysordsJus uojyezZ 9SIIq orydeısogoyd pım yonsıa\ 19Q 'PIIEISIOA Juroyas.ıo Joy 9A — "ew0g yS rung 'e7 | | | BuGEyd uonsodxq oyomz op oYSIOJKH SI urO CZ, ee Une snwsrdo. jeI1419A uauray9s snwsrdo} jeyt19A uOUIoyos -oror] Jeyarnop 74934 -19 Oduwmoy] Old -oraH Joyarmop 4994 -19 oduwmoy] old] Er "we wOE yL runf "36 a "wwG yOl © uomsodxf} 97519 IP 973[0J17 = sıqg yO] tunf 'Tg = 2 | | | ja a x] NT oumaun +] NT ausı #] NT ourmıun *6 MnT auıı duo] ayn Su] OYOIMPUrS OMOTMAOYINT ‘YeIJsounoyL SYOSITOM :SsayansıoA SEP MO "ZUnpuaNmIaA UI UOJLIS -pPutH 107240] Up 19q IS10 WEN JUOTT S9J01 SOy9eMyos UUP “upyung wı S1J0A ISCJ "® yOT 0A 9)I[0]9 Soyansıo\ sap FunjjaIspny Id m3 6] I 30194 MU 'N C9.E7 UOA HWweljsuonynpuf uoyoıpuyaq odumunoyy Jop oyod J9p ur Jop Sunwipyug oaIq °C06I runp °Jzg WOA UYONSIOASUOHNYNpUuL ‘I oO paq uszınysddeg usziemyds ur yoou UonNNPUT 4098]0J9 yoeu uapınm oyonsıo\ MIA Ogumwmoy] olp Se Joyoy puejs owweLT dIq "mag, InNoq "MN S9.EZ UOA Hwwejjsuonynpuf J9p Zunwlopyus] old (Jowweyfoyung Jop yosysyansıoy WOP Jne) GOG6F Tunp *Tz WOoA yonsI9AsuonNynpuJ 'Z (683 'd3IxeL ‘7 V pe) ‘9 IN [TOoN0J0414 Ppuamıoa oyysruonopyeg wı Sunpgg4kydosoyg Jop yoeu odeıy Jop Sunynidiogn Anz opanm yonsıo\y 0A 343 EOREST EU DE > Zunwwni]y oyosıdon OELDLUD -olfey opuauulsaq | yasıdo.y uasuumoy uosıurs 1oq y9asıdoıy ZunwwnI]M Z -oay yarynap O]V “TeynoA oe Iseg -onoy yarmmap OILV soyosrdonoey uaındg >= ad, rung. "0€ a, 2 © ywumıyo3 ywwnıyo3 © yostdonoroy a]ly yyoasıpne afy yasıdonomaoy A]Iy Jysoaıpne oJIvy — vwOgyS | ung '6% 3 Io} 3 NT our.Jun | ynT ouraıl JjnT ouroıun ynT7 ouraı n wo u dus], ayn SeL ke) SYOIMpurS | ONIMISNNA a = = "oJy9rT U940I WI 975]05.19 ZunjjeJspnesyansIo\ lq an9q 997] ol usuyr UOA USUUOJOYSFUNUIMDM JOP ZurIsIgq oIp gep ‘os eyonsıoy aIp uUopurjs uaıny[nyyoLNS J9p UsIag uapıaq nz VunefoHd-uoJdag-unszÄ]g ne yoıs uspurjoq ueanynyY4y9n9T aldq "c067 runp '8z woA >ajjanbyyarT Se usanypny-eIojJIon; SeUowopnasg uw yonsıaA J9yosıdonjoroy (867 'd IxaL ‘9 ‘Y pe) "3 AN 1109034044 25 Sitzb. d. mathem.-naturw.Kl.; CXV. Bd., Abt. I. ®.J Richter, 344 ywumıyod oponbyyorT aıp 19393 uopeynIo‘ J0p UOA „OK un em uam pun uszuepdsumrioyeroge] 19p uoyossny ayosıdA} sep oe UsYSI9Zz Jouurf OT WY zjosagsne uOWWeN„SseH uayoıpuyoq »durunsy] 1op ayQH op ur Iomz uoA Zunyyonajsg uayammos Joum 9ım InT op uagunstupssunge/‘\ USSTULIOF -sed 19P [yomos JunyuM op UY90J9 uaymeywn sordedıormgmg woyyonsz} pw aoyun 906] Jouurf '6 we uopinm osqıg Jop odumwroy] ayosıdomoa3 Amegou ‘ope1a3 “oyuejyas “oyumoyadsne SOsneysyseMman sap asneyuneM WI ‘07240898 uaydsr]) ur ‘oyoy mo] puny e wchy6 906T Jouupf '6 we soyonsjo\ Sop uuldag -oSqIg A9p uoFurwımoy] U9J2}y9n9J2q uayun uoA 19Yeds ‘oyag Iap uUoA }Isydzunz ‘uspeyy1sA Hw yonsıay T9y9sıdonjor>H (608 pun 908 'd 4xaL 'g Pe) ‘ga pun v?g 'Sıg alydeigojoyg ANZ 6 IN 1T0oN040I4 -uogunwmy] usppuamaA uap Ioq Zunwwniyp] uoyosrdo1}003 AneZou op spoyurm SOp Pamspruyssydang = 4 ‘3 "Sau 'p I z 0 | 3 0 MI 99.€ f m9 70.17 Kr SD — uumen. 3:7 r —— mmY.g n 3.3+CE.] 08-16 0 mmg.g m FI-914+6-5 0 | 076 aa Ta yyupb |+113 up aa Ta yyupb |=113 up 70T ouroduf 47m ouroy EEE EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEESEEEREERIBBEBSRRE -stugad1asdunssaNl -uossound pun JLorydeıdojoyd yonsıoy Jop apınm Toqwazoq ‘II WYy 'uoyosejg ur pueg ur odumwimoy] "un yO]°/; wn sayansıo‘ sap uursog °C06T IOqwoZaq "9 WOA UASAIT USFFYONFJIq us}un uoA ‘U9439]J93 Teyuozrıoy yw yonsıay J9yosrdororoH ('gog pun 90€ 'd IxaL 'g Pe) 'q pun v9, 'S1g oryde13ojoyg NZ 8 IN TION0I04A 345 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. Bo | ae or: Sr ed: 814 OS: Pe mm g=vuoa | mogg.]—=Pv fatal! 01.78 |mmep.g=vuon| m gp.]—=v o2:£01 028 aa Ta d n aa Ta g n NT J9ursJun ur uozueljg Op ınJ Jouuef 'HT we uoyeusg NT 19uUr01 ul U9ZUr]Jg AIp anJ Jouupf ‘CT we uoyfeysg "SIuUQIZIASZUNSSON "uOWwWWOU9S uagumumay] Usppureyag IHTey2IS]IS uyaz al usyaıywes uoA Joqe puIs offegeL Top 91OMTEYIN aIp “uawwousaspne uasqıg Jung Ju uoy9JdoIse]>y ur Inu Jowun opımMm yaıınyen "uopinm Jjopueyaq INieydroj3 9mz af usyun uUoA Sunyyanajag op Pu ayonsIo\ WI UoAOM “YıynjJodsne uaguumoy Jun; ol pw uoysJdogsefy sara pw sIamyamp em yansıo\ Jod ‘d :9gomyosurs > pur q uop ‘sppyurMm SOp Mamspruyssysing Jep 0 :Igamyasum q Yu v uop ‘sppyury Sop Momsyruyosyamg op 9 1979945 opusgqayssyemge asIaMmsgunyalzag -SUEMNE aIp ‘Q :9Y991S afeuozlioy aIp ‘0 :yOnIS eyy9aıjne 99SI0 Sep ogıoy SA Yy9ewa3 Smou ussunuyamwzag UOA ZuniynFurs -NON Sul ey NT Jajgıum.JungsA UT JunwwnıyusyeH J9p “ToulsI UT UaZUeJJd Uop 194 Sunwwniygy9ezy1o0rzZ Jap umsuopuryso‘ Sseq Zumwmoy Joe USPaTUOSI9A ayaTajsıa\ WOP Sne Jogqe YaIs 1eINJo Noyursjy} oAmefoT oayJ "Inusd g013 y9ou Jouıuuı IS puIls 0S ‘puıs uojfeJodsne JnT Joulsı UI UszurfJg Jop UsIsUnd nz 9asıayy Japuajfejjne os Yyoru ur yone jewsaıp U9ZUS1JJIPUSUrT] uausyeyso aIp osfe uuaM "uaypeu nz „eIN IsyaIsow pjıg sep wn ‘“opınmn Jollemodsge 999915 UEUSSYIBMoSgLIEUyU “uslodur] SEA Joum ZunjyoImug aIp Y9ou 4519 [EM ‘uswwoussfne NT Us}ITuUrsIundgsA Jop UaZURJJd IP yone uspınm Jouurf '6] we Isıy "uossowod nelep segjoyprwun “orydeı3ojoyd 'd yj wn pun Jopuaag JnT uoureı Jop Sne yonsıay Jop opınm ouugf 'CT UYy Y0jy9naJ9q usyun UoA 9spM ueuaganyosagq 608 'd Jap UI uosqJg aIp uspınm soyonsioA SOp FunzJaso,] Jop 109g opınm usgagum Jordediorypg weyjyone} Ju pun uU9goyaS 9Y90JISL[I su ap Om “usgeniagn JOwweyjoyung OIp Ur USZINS[Syung Jeyun JopeIm gnjyasgersssey Pu oyonsıo\ op pun Yindsadsne 1assem -S3uny>aT Au Yoyynjod UY90]I aIp “uodeiogn Sosneysy9RMmaN sap sSneywse A SU UOZINIS[OYJUNG Joyun 9Is uopinm Jouugf 'eI WY 25* u9ago 9IM )SUOS u9do 91IM IS5UOS uU9dO 9IM JSUOS u9agdo 9IM ISUOS ‘ms 1 Ta onen aa m» 9 Ta “m39 Ta 068 wwOEy8 | ZIEM '87 u9go 9m 3suos ‘you ualopur Snyaewyos Yuepyos ap ‘y9sıdo.N093 sem £ uago 9LM ISUOS “d0.1093 2.1298 yas oyfe ope1a3 ‘yurıyas m3 8.0 TA 'm> 8.0 TQ m9 & TQ m9& TQq 066 v wOs y8 ZEN "28 YO1P.I9A PIOTP 006 "I '3 Zou 'p > 19U19N JsUoSs ‘GP UOAD| -I9A vs YuwmayıoAa ‘Jwwn.ıy93 Ssnmyoruryas Joyun ‘1098 'Sou zZ Anu | uogunyyary uorfe yoru || YOSTdo1093 us om pun 9pe.a3 oje wqyysıs odumumoy 2 |w9g.0 woy 2 10P Tq|| m | "wroyp 2 op Tq | “mo j ‘jwioyy 2, 'p IXaT 066 gl ZEN '9% & E yurum.ıymJoA ywumm.ıy E> y>s1rd0.14093 J9UloY uagunyydıy ua] yoru -93 yosıdo.093 ae rs “eqyydıs ogumuno‘? P “egqyysIs sumwmoy 9 “wegyydıs ogurluoy F JeqJysıs adumumay € 2 eu ZIeN 'C2 © ymT ouraıun | r TE u * I | ynT um. dwa]L ayn SeL ON A) . zuegdoq 7 2 ol pun vs , ol yw Jdo] aopol :FungpeIs 1079>[Fumn uı MH 24 “ojypaıme ur T x "UISYIEMOSURIEU 77 MO ].O SIq NZ ‘m9g.0Q SIq wnwIxem wr vg upyung wı Sneyse[g wı uslem U9ZUrJdsyansIoA 9Iq "upoyung we Jgn’T FOulaıun pun J9oulsı Ur USYdIMpurS pun -Ioyng UoA Snwsıdo1Joan) usanesau uap ıaqn yonsıaA 346 keresdaıxo] ‘9 pe) p9a'g'v]] 3 aiydeiıdojoygd nz 01 IN [IOoN0J0J4 347 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. siydeı3ojoyd pun usssojyasagge yonsıoy A0p opıny\ — dwOgusl | ZIEMN '8 yysıu uslopue 9Ip Ce « 32 « I ed 06 11 3 Bau 1op ‘06 uon pP ıyyun g Ywwnıyo3 YwumıNo3 yostdo1]093 GC usgo 9IM ISU0OS y9srdoN093 11845 affe usgo 9IM JSUos ‘m>Y% TA my 7Q m> 9 Ta ‘m3 9 Ta 060 wwOEy8 | ZIEM 87 yuumıa -33 y9sıdo.1]093 € us9go IM }SUoS uago IM JsUos ope193 ‘yurjyas w2 9.1 T@ m2% TA m & TAT m2& Tq 089 Buw0syu8 | ZIEN "26 00 Sumwioy I Toq ‘og uogumwmy 7 10q POTP ‘06 13 'Iau op Io | -19A sem Ywunayıaa | 06 IM 3 Zeupb “yosıdoN093 Yıerıs eg | uadunyysıy uajfe ydeu ‘ysıdo4093 Yıeıs C 9pe193 USWWON]JOA "mIC.O 'JwIo‘M 2 19p Taq| "m3g.O TwIoy4 2 J9p Ta “wo | 'Twioy 2 10p Tq | ma | 'Jwioyy ) 10P TA.|| 067 u) zIeN '97 yunumgM y9s1do1]093 ale ywwmıyIoA NOTPA9A -93 y9SId01]093 fe “wegyyaıs adumumoy 2 | “egyysıs odumunsy 2 | “wayysıs adumwmy 9 | Jeqyysıs agumwioyy 9 037 eu ZIBIN RC H T H a7 ypnT oursJun | yynT aulaı duo un SeL oy2ımapuesg (q ©. Richter, 348 OSYIEMNZ »U9Pualormu [eUoOZLIoy« 19p MOMSspUuyosyomd 3. 0) ®) ywumm | 8.0 0 8.0 0 | R . -J19A ; z.p wu SE.€% wu LG I 8.0 u 61-9 8.0 u oPL.103 sn |G.3768:.0 | 02-87 9.7 0 |19.378-0| Te Yen IT 971-0 006 ran &.2 Yyaaımy mu 9 mın 9 mu mo mm 9 yuuum.Ia 12.50 T 0 g wu ale 20.7 SR (era at ul j 'w opr193 — | — | 1910 —— G.9 nn |96-0T2.0 o0F "n I.9t7 006 en En 8:9 yaayny mm mo mm ms mm ma ay9rmaaıınJAa (P ze "I '3'39u pums oSurf 3 "Iy 3 Z9U puts 9.3ulf UC IÄCH pp da 7a -WIOM Old da IN pp dqT 7a -uoy] 21 = M Jn7 oumauf m oumy Jwyeuyny uoyasıydeıdoroyd 19p ydeu zegppyrwun stugas1assunssoN] 349 Einfluß der Luft auf Heliotropismus. 70 9pe.193 yo g uw gs u PEN g.y u ope.193 Jyaul yaayny Yydaıny "14 3 Zu puıs 93u1j "IM 3 'Zau puıs ou ag IKQL pp da KL -uNoy] old aqT 7q pp dqU 7@ -WION Orq uoyaIy 935pZun uoyaıM yyaaıne uoyoIM 9730[9Jum uayaILM 94y9aıme ynT aumıun 7n7 ouroy °C06I Nady 'zy we sıuqasıasdunssa "cO6I .udy ‘9 won -ujoyungq wı 37n7] saursıun pun J9uIsı ur ‘yeJorseA 97013 “egeg eIIı$ UOA Snwsıdo1}J099 usaesau uap A9qn yansıaA (Fie:dıxarL 9 pe) 'g pun 70] ‘Sig arydeısSojoyd ANZ "TI IN TTOY0Y0A14 Fig. 1 Fig. 2 Fig. 3 OHRichtet, Figurenerklärung. Tafel 1. Heliotropischer Versuch mit Erbsen. Vergl. Text p. 269. Die Lichtquelle wäre in der Photographie zwischen I und II zu denken. II Keimlinge in reiner, I in unreiner Luft. Der Grundversuch zur Demonstration der verschiedenen Empfindlich- keit verschiedener Wickenspezies sowohl gegen die gasförmigen Ver- unreinigungen der Luft wie gegen das Licht. Vergl. Text p. 274 und Protokoll Nr. 2. I und II Sand-, 1 und 2 Futterwicken; I und 1 ın verunreinigter, II und 2 in reiner Luft. Ein photometrischer Versuch mit Sand- und Futterwicken. Vergl. Text p. 282 und Protokoll Nr. 3. 1 und 2 die Sand-, I und II die Futterwicken; I und 1 in reiner, II und 2 in verunreinigter Luft. Tafel II. Fig. 4 und 5. Ein heliotropischer Versuch mit phosphoreszierenden Substanzen mit gleichzeitiger Darstellung der Versuchsanordnung. Die Glocke links in Fig. 4 steht in einer Glasschale mit Wasser und ist durch dieses von der umgebenden Luft abgeschlossen. Das abgeschlossene Luftquantum wurde aus dem Glashause geholt. Die Glocke rechts im Bild ist durch ein Glasröhrchen über die Oberfläche einer dünnen Wasserschichte in der zweiten Glas- schale gehoben und mit Filtrierpapier umhäuft. Die vier Blumen- töpfe stehen auf umgekehrten Glasschalen, die ein im Wasser- stehen der Wurzeln verhindern. Zwischen beiden Glocken hängen an einem Drahte die verwendeten drei Gläschen mit den phosphoreszierenden Substanzen. Der Ver- such stand auf dem Versuchstisch der Dunkelkammer. In Fig. 5 ist der Versuch ohne Glasglocken abgebildet. I und II sind die Futter-, 1 und 2 die Sandwicken. In der Mitte sind die Gläschen mit den phosphoreszierenden Sub- stanzen, jetzt in Sand gesteckt aufgenommen, Vergl. Text p. 286 und Protokoll Nr. 4. Einfluß der Luft auf Heliotropismus. sol Tafel III. Fig. 6. Ein Induktionsversuch. Vergl. Text p. 289 und Protokoll Nr. 5 und 6. I und II Sand-, 1 und 2 Futterwicken; I und 1 in verunreinigter, II und 2 in reiner Luft. Fig. 7. Ein heliotropischer Versuch mit Erbsen mit Beleuchtung von unten. Vergl. Text p. 306 und 308 und Protokoll Nr. $%# a) Keimlinge in reiner, b) in verunreinigter Luft. Fig. 8a) und 5b). Ein heliotropischer Versuch mit Erbsenkeimlingen, zunächst mit Beleuchtung von der Seite, dann von unten. Vergl. Text p. 306 und 309 und Protokoll Nr. 9. Während der Seitenbeleuchtung waren alle Versuchskeimlinge der Laboratoriumsluft ausgesetzt; bei der weiteren Beleuchtung von unten nur die Keimlinge der Fig. 8b). Fig. 8a) stellt die in reine Luft übertragenen, von unten beleuchteten Pflanzen dar. Tafel IV. Fig. 9. Der neue Thermostat für Lichtkulturen von Molisch. Vergl. die Be- schreibung p. 300; Z und Z, Türen. Fig. 10 a) und b). Vicia Faba-Keimlinge im Dunkeln, horizontal gelegt. Vergl. Text p. 314 und Protokoll Nr. 11. a) in reiner, b) in verunreinigter Luft. Fig. 11a), b),c), d). Ein geotropischer Versuch mit Wicken. Vergl. Text p. 313 und Protokoll Nr. 10. In den umgelegten Töpfen a und 5 bilden die Futterwicken die untere, die Sandwicken die obere Reihe. Bei den aufrechten Blumen- töpfen sind die Futterwicken in den vorderen Reihen. a und c befanden sich in reiner, 5b und d in verunreinigter Luft. 392 O. Richter, Einfluß der Luft auf Heliotropismus. Inhaltsangabe. Seite Einleitung (Literaturübersicht, Methodisches) . . . „2... Iu.87 265 I. Orientierende Versuche über den Einfluß von Kohlensäureanreiche- rung und Transpirationsausschluß auf Heliotropismus und Geotropis- MUS 0. 2BEE CURSE 269 Kritik der neuen Experimente von Jaccard . . „. .. „.. 271 II. Versuche über den Einfluß der Laboratoriumsluft 273 A. Auf’ den Heliotropismus WE 0 ur Zur . 2 1. Grundversuch zur Demonstration der verschiedenen Empfindlichkeit verschiedener Wickenspezies sowohl gegen die gasförmigen Verunreinigungen der Luft wie gegen das Licht. Ausblick auf Wiesner’s heliotropische Experimente? 2377 All) TUST. DR SISRERTE Ne . : 274 Die Versuche von Oltmanns. ... lK En ee 2. Der photometrische Versuch von wie : 281 3. Versuche mit phosphoreszierenden Substanzen . 284 4. -Induktionsversuche "I ..1.1..) MIDI Bene 5. Bestimmung der Lichtintensitäten 292 6. Versuche mit Leuchtbakterien . . . - - 21 29% Versuche über Chlorophylibildung im "Bakterienlichte .. 238 7. Ein neuer Thermostat für Lichtkulturen von Molisch. 300 B. Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus. Die beschriebenen Erscheinungen: ein Spezialfall der anaesthe- sierenden Wirkungen der Narkotika . . . . ala BI Über physiologische Nachwirkung der a, Verun- reinigungen beim Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus . 310 C. Versuche; über den Geotropismus 72... 22 Dr sill D. Experimente über den Einfluß gasförmiger Verunreinigungen der Luft auf eine größere Anzahl verschiedener Wickenspezies und andere Pflanzen . ua BR > 315 1. Experimente mit verschiedenen Wicken . 3 2. Über die verschiedene Empfindlichkeit verschiede Organe derselben Wickenspeziesa . 1. „ee 319 3. Über die langsame Gewöhnung von Wickenkeimlingen an die Laboratoriumsluft und deren physiologische Nach- wirkung . . . aeg ee... 22. 4. Über die Empfindlichkeit ne: Pflanzen für die gasförmigen Verunreinigungen der Luft... ... 327 III. Zusammenfassung der Versuchsergebnisse. . © 2 2 2 2 2... 8329 IV. Protokolle E 333 Figurenerklärung L 350 Richter, ©.: Einfluss der Luft auf Heliotropismus, Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Richter, ©.: Einfluss der Luft auf Heliotropismus, [4 l/ Liehtdruck v. Max Juffe, Wien, Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math,-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt, I. 1906, Richter, O.: Einfluss der Luft auf Heli Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss. \ v Richter, ©.: Einfluss der Luft auf Heliotropismus. rl Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien, Sitzungsberichte d, kais. Akad. d. Wiss, math,-naturw, Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906, \ r ‘ ni EN “ 1 l “ ’ Barry 9) EL: z ; z v vv F x ’ e> R b i fl BR ET { « ' > ö h y ‚ “ ’ w ' ’ U ; f 1 Y } I v “ AT } r \ j { N - Hi h ; Be AS f j Y L “ y F x Va n B B R $ j i j & * “ ' u y \ Ta‘ IE } ı W } . i P a f \ ” | x N ä “ 4 BR Kr \ u 7 h ” x ji 227 gt a! nA E ‘ { “ . 1 Er ; & 1 x « - * # ) R ‘ r r g h h \ , [3 bi IN E A f x x } ‘ i { + Y i u We k { { \ ) ig - \ b N 7 N ‚T : & \ 4 > r \ f h . y r \ Wen { f \ y ; Dr! . A ; 2 {) 1% m hi * ‘ ” ; 2 on > 1% , L 7 : >, n 1 ul j \ £ u ” u - Pe - _ a -_—. - - - ey —— - i ı } i 7 y D t u 6 5 a ( Riehter, -O.: Einfluss der Luft auf Fig. 8a. Sera nesberichte d. kais. Ak Richter, O.: Einfluss der Luft auf Heliotropismus, Fig. 8b. Lichtdruck v. Max Sitzungsberichte bu 2 gsberichte d. ka ad. d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Bd, CXV, Abt, I. 1906, EEE LE LT nn. ARE LER a eu n r be . ‚ en " 4 un Richter, O.: Einfluss der Luft auf Heliotropismus. Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math,-naturw, Klasse, Richter, ©.: Einfluss Gera -uft auf Heliotropismus, Fig 11. Lichtdruck v. Max Jafle, Wien. Sitzungsberic hte d. kais, Akad. d. Wiss., math,-naturw, Klasse, Bd, CNV, Abt. I. 1906, 308 Vergleichende Untersuchungen über die Be- schaffenheit des Fruchtschleimes von Viscum album L. und Loranthus europaeus L. und dessen biologische Bedeutung von Dr. Gustav Tomann. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. (Vorgelegt in der Sitzung am 8. Februar 1906.) Gjokic hat in seiner Abhandlung: »Zur Anatomie der Frucht und des Samens von Viscum«! unter anderem auch die Ergebnisse seiner Untersuchung des Fruchtschleimes von Viscum album dargelegt. Herr Hofrat Professor Dr. J. Wiesner betraute mich nun mit der Aufgabe, den Schleim der Frucht von Loranthus europaeus zu untersuchen. Ich ging ver- gleichend vor, indem ich die von Gjokic angestellten Unter- suchungen wiederholte und prüfte, dieselben und auch andere aber mit Loranthusschleim ausführte. Dadurch wurde es mir möglich, auch geringe Unterschiede mit Sicherheit erkennen zu können. Bevor ich jedoch an die Darlegung der Ergebnisse meiner Untersuchung schreite, will ich zur Orientierung die Ansichten einiger Forscher über Schleim überhaupt anführen. Tschirch? unterscheidet nach dem Verhalten zu Jod und Chlorzinkjod Zelluloseschleime, welche die bekannten Zellulosereaktionen geben, echte Schleime und Gummi, die sich mit Chlorzinkjod mehr oder weniger gelb bis braun färben, 1 Gjokic, Sitzb. d. kais. Akad. der Wiss. in Wien, Bd. CV, Abt. I, (1896). 2 Tschirch, Anatomie, Wien und Leipzig, 1889, p. 193 ff. 304 G Bomann? endlich Amyloid (zum Beispiel in den Kotyledonen der Samen von Tamarindus). Dieses wird schon durch Jod allein gebläut. Echte Schleime unterscheiden sich auch dadurch von den Zelluloseschleimen, daß erstere bei der Oxydation mit Salpeter- säure neben Oxalsäure auch noch Schleimsäure liefern, während letztere bei diesem Prozesse nur Oxalsäure geben. Betreffs der Löslichkeit in Kupferoxydammoniak bemerkt Tschirch, daß die beiden letztgenannten Schleimarten darin unlöslich sind. Als Ausnahme nennt er den Flohsamenschleim (von Plantago Psyllium). Czapek! sagt: »In chemischer Hinsicht sind die Schleime noch sehr unzureichend bekannt. Beziehungen zu Pektin- substanzen und Gummi sind vielleicht vorhanden, konnten aber noch nie mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. In Wasser bilden alle Schleime kolloidale Lösungen.« Eine auch von Strasburger? akzeptierte Einteilung rührt von Mangin? her. Dieser teilt die Schleime ein in Zellulose-, Pektose- und Kalloseschleime. Die Pektoseschleime entsprechen so ziemlich den echten Schleimen Tschirch'’s. Außerdem unterscheidet Ale en noch gemischte und unbe- stimmte Schleime. | Auch Giraud* hat eine, wenn auch für unsere Zwecke entbehrliche Einteilung der Schleime angegeben. Ich gehe jetzt zur Behandlung des eigentlichen nie suchungsstoffes über. Vor allem will ich diejenigen Angaben Gjokic’? anführen, die sich mit meinen Befunden decken. Die Frucht von Viscum album hat das Aussehen einer Beere von ziemlich rein weißer Farbe. An ihr kann man unter- scheiden: eine derbe Außenhaut, eine gänzlich verschleimte Schichte, die uns interessierende Viscinschicht, endlich den 1 bis 3Embryonen enthaltenden Kern, den sogenannten Samen, welcher vom Schleim rings umschlossen wird. 1 Czapek, Biochemie der Pflanzen, Jena, 1905, I, p. 582. ?E. Strasburger, Das botan. Praktikum, Jena 1902, p. 596. ® Mangin, Bull. de la soc. bot. de France, Bd. XLI, 1894, p. XLI. * Giraud, Compt. rend., 80, 477. 3 Gjoki& ke Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Zoranthus europ. L. 30) Zerdrückt man eine Beere zwischen den Fingern, so quillt der Kern, umgeben von einer Schleimschichte, hervor. Ebenso bleibt an der Außenhaut ein Viscinbelag zurück. Untersuchen wir jede der beiden Schichten für sich allein unter dem Mikroskop, so sehen wir, daß sie nicht das gleiche Aussehen haben. Die äußere, an der Außenhaut hängende Schicht besteht fast nur aus Fäden, die innere dagegen stellt sich dem bewaffneten Auge als ein Gemenge der erwähnten Fäden mit einer großen Zahl knäuelig geballter Klümpchen dar. Gjokic scheint nur die äußere Schicht untersucht zu haben, da seine Angaben sich nur bei dieser mit meinen Befunden decken. | Jeder Faden dieser Schicht entspricht nach Gjokic und Czapek! einer Zelle, die, spindelförmig, an ihren spitzen Enden auseinandergezogen wurde. Man kann den Zellkörper besonders nach Tinktion mit Methylenblau leicht sehen, dasich das Plasma lebhaft blau gefärbt hat. Geben wir nun ein wenig Schleim der Außenschichte auf den Objektträger, ohne ihn aber zu zerziehen, und lassen Chlor- zinkjod hinzutreten, so färbt sich der Schleim langsam und nur an den Rändern. Auseinandergezogen färbt er sich rasch, und zwar werden die Fäden violett, die Zellen gelb bis lichtbraun. Dies stimmt nicht mit den Angaben Strasburgers? überein, wonach Jodverbindungen kaum auf Zelluloseschleime ein- wirken. Außer der vorhergehenden Angabe Gjokic’ fand ich noch folgende seiner Angaben bestätigt. Mit Jodtinktur und Schwefelsäure tingieren sich die Schleimfäden blau, die Zellen gelb bis braun. Rutheniumrot, ein von Mangin? empfohlener Farbstoff, in 0:02 °/, wässeriger Lösung, färbt den Schleim schwach rosa- rot, ebenso wie Baumwolle oder Sulützellulose ganz wenig rosarot gefärbt wird. Kongorot verursacht eine sehr lebhafte Rotfärbung, die sich auch durch sorgfältiges Waschen kaum verändert. 1Czapek, l.e. 2 Strasburger, |. c. 3 Mangin, Compt. rend. de l’Acad. de sc., Paris, 20 Mars 1893. w Oi (op) G. Tomann, Die sich bei längerer Einwirkung von Methylenbiau auf den Schleim zeigende blaue Färbung wird durch andauerndes Waschen mit Wasser wieder vollkommen beseitigt, so daß.die Fäden farblos bleiben. Dagegen speichert der Zellinhalt den Farbstoff in sich auf. In Wasser löst sich der Schleim nicht oder nur äußerst wenig auf. Als ich solches Schleim enthaltendes Wasser filtrierte, das Klare Filtrat mit Alkohol (96 °/,) versetzte, war wohl eine leichte Trübung bemerkbar, die Untersuchung des Niederschlages war unmöglich. In Kupferoxydammoniak ist der Schleim vollkommen lös- lich. Auch später werden wir noch einige Schleime kennen lernen, welche in diesem Mittel löslich sind, so daß sich die Angabe Tschirch’s,! echte und Zelluloseschleime seien darin unlöslich, doch als Regel mit einigen Ausnahmen darstellt. Auch in Schwefelsäure löst sich der Schleim auf. Soweit stimmen die Angaben Gjokic’ mit meinen Befunden überein. Daß die Schleimfäden doppelt lichtbrechend sind, da sie im dunklen Gesichtsfelde der gekreuzten Nikols irisierend aufleuchten, läßt er unberücksichtigt. Einige seiner Resultate stehen aber mit den meinen in direktem Widerspruche. So schreibt er, daß Korallinsoda den Schleim färbe. Ich konnte durch Auswaschen den Farbstoff wieder entfernen, So daß kaum eine Spur einer Tinktion zurückblieb. | Ferner gibt er an, in Kalilauge löse sich der Schleim nicht auf, sondern quelle nur. Dies ist gewiß nicht richtig. Ich digerierte Schleim 3 bis 4 Tage mit starker Kalilauge, filtrierte und setzte tropfenweise Alkohol zu. An der Berührungsstelle schied sich dabei ein flockiger Niederschlag ab. Bei größerem Zusatz von Alkohol und darauffolgendem Schütteln ballten sich die Flocken zu Klümpchen zusammen. Dieser Niederschlag gab bei der Untersuchung alle spezifischen Zellulosereaktionen gseradeso wie der ursprüngliche Schleim. Zerdrückte man ein Klümpchen des Präzipitats auf dem Objektträger, so sah man unter dem Mikroskope, daß esin sehr dünne Fäden zerfallen war. Diese erwiesen sich auch als doppelt lichtbrechend. 1 Vgl. p. 354. Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Loranthus europ. L. 397 Die Löslichkeit in Kalilauge ist ja nicht nur eine Eigen- schaft des Zelluloseschleimes, sondern auch der reinen Zellulose. So schreibt Tollens,! daß 10 °/, Natronlauge, die hier gleiche Wirkung wie Kalilauge hat, bis 40°, von damit digerierter Zellulose auflöse und Alkohol aus der Lösung eine amorphe Masse fälle (nach Koch)?. Ähnlich schreibt B. Quadrat.? Auch meine Versuche mit Sulfitzellulose und Salepschleim, der auch ein Zelluloseschleim ist, bestätigten diese Angaben. Der Schleim der äußeren Schichte der Viscumfrucht zeigt also alle Reaktionen, die für Zellulose typisch sind, gehört also zu den Zelluloseschleimen. Anders verhalten sich aber die Klümpchen der inneren Schicht. Ich fand nirgends eine Angabe über das Vorhanden- sein dieser Schleimschichte. Mit Chlorzinkjod oder mit Jodtinktur und Schwefelsäure färben sich diese Klümpchen gelb bis braun, mit Methylenblau dagegen intensiv blau. Sie unterscheiden sich also wesentlich von den Schleimfäden und gehören den später noch zu erörtern- den echten Schleimen Tschirch’s oder den Pektoseschleimen Mangin'’s an. Löslich sind die Klümpchen in Kupferoxydammoniak, Kali- lauge und in konzentrierter Oxalsäurelösung. Der daraus mit Alkohol gefällte Niederschlag gibt dieselben Reaktionen wie die Schleimklümpchen, erweist sich auch wie diese optisch inaktiv. Auch einige Fettröpfchen konnte ich im Schleim suspen- diert bemerken. Ob dieselben aber der von Gjokic gefundenen epicuticularen Wachsschichte des »Samens« oder aber der Schleimschichte ursprünglich angehören, wage ich nicht zu entscheiden. Daß es ein fett- oder wachsartiger Körper war, erkannte ich an den Färbungen mit Sudan III, Alkannatinktur und Osmiumsäure. Der Bau der Früchte von Loranthus europaeus ist im sroßen und ganzen derselbe wie der Bau der“Früchte von Viscum. Farbe der Frucht ist aber ein ziemlich lebhaftes Gelb. 1 Tollens, Kurzes Handbuch der Kohlenhydrate. Breslau 1898. 2 Koch, Pharmac. Zeitschr. für Rußland. 1886, p. 652. 3B. Quadrat, Lehrb. der Chemie. Brünn 1857, 2. Abt., p. 83. 358 G. Tomann, Untersucht man den fahlgelben Schleim unter dem Mikro- skop, so sieht man eine homogene Masse, worin stark licht- brechende Tröpfchen eingelagert sind. Von Zellen ist keine Spur vorhanden. Die ganze Schleimschicht ist gleichartig. Tingieren wir nun mit Chlorzinkjod oder Jodtinktur und Schwefelsäure, so erhalten wir eine gelbe bis braune Färbung. Methylenblau färbt sehr stark und lebhaft blau. Kongorot färbt ebenfalls sehr gut und haltbar. Dieses Verhalten des Farb- stoffes stimmt überein mit den Angaben Heinricher’s! und Chalon’s,? wonach sich mit Kongorot, welches sonst als typisches Tinktionsmittel für Zellulose gilt, auch Pektinstoffe, Kallose, verholzte und verkorkte Zellwände tingieren. Safranin färbt ebenfalls. Korallinsoda läßt sich wieder gänzlich entfernen. Dagegen färbt Anilinblau sehr stark, ohne sich beim Waschen zu entfärben. Alle diese Färbungen halten sich einige Zeit in 1 bis 2%, Borsäure, schwinden dagegen rasch in Säuren, Glyzerin und selbst in Alkohol. | Rutheniumrot gibt eine starke und äußerst haltbare Tinktion, die auch durch tagelanges Waschen kaum vermindert werden kann. Der Schleim von Loranthus gerinnt in Bleiacetat und ist optisch inaktiv. | In Wasser quillt er rasch auf, zerfällt in Flocken und löst sich ein wenig auf; versetzt man eine klare Lösung desselben mit Alkohol, so fällt ein schwacher Niederschlag heraus. Auch in Kupferoxydammoniak, Kalilauge, Oxalsäure löst er sich auf. Das Verhalten zu ersterem Lösungsmittel ist keine Besonderheit, da nach Frank? auch Plantagoschleim darin löslich ist; da- gegen ist Leinsamenschleim darin unlöslich. Und doch sind beide Pektoseschleime. Vielleicht sind unter den Pektose- schleimen zwei Modifikationen anzunehmen, ähnlich wie sie Husemann“ für den Schleim von Cydonia anführt. 1 Heinricher, Zeitschr. f. wiss. Mikrosk., Bd. V, 1888, p. 343. 2 Chalon, Bull. de la Soc. Bot. de Belgique, T. LXXXVII, 1898, p. 79. 3Frank, Über die anat. Bedeutg. u. d. Entsthg. d. veget. Schleime, Pringsh. Jahrb. 5, p. 161 ff. * Husemann, Die Pflanzenstoffe, Bd. I, Berlin 1882. Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Loranthus europ. L. 309 Die Löslichkeit des Fruchtschleimes von Loranthus in Kalilauge und Oxalsäure kongruiert mit den Angaben Wiesner’s,! laut welchen Pektinstoffe in diesen Mitteln löslich sind. Die Oxalsäure muß aber konzentriert sein. Aus den Lösungen fällt Alkohol einen Niederschlag, der alle Reaktionen und Eigenschaften des Schleimes zeigt. Die angeführten Reaktionen zeigen, daß der Fruchtschleim von Loranthus enropaeus ein Pektoseschleim ist. Die früher erwähnten, stark lichtbrechenden Tröpfchen im Schleime färben sich mit Jodverbindungen tiefrotbraun, mit Sudan III eigentümlich gelbrot, mit Alkannatinktur rosarot, mit Osmiumsäure grau bis schwarzgrau. Sie lösen sich vollkommen in Benzol und Schwefelkohlenstoff. Es sind also Tropfen einer fett- oder wachsartigen Substanz. Es scheinenBeziehungen zwischenden einzelnen Schleimen und den Gummisubstanzen zu bestehen. Denn nach Kirchner? zerfallen die verschiedenen Schleime beim Kochen mit 1:25, Säure in Zellulose und Gummi, welches letztere bei fortgesetztem Kochen in Zucker übergeht. Nur die Art des Zerfalles und die Quantitäten der Zerfallprodukte ist bei verschiedenen Schleimen verschieden. »Der Pflanzenschleim ist also ein glycosid- oder ätherartiger Körper aus Zellulose und Gummi.« (Kirchner) Auch das früher erwähnte Verhalten von Gummi gegen Salpeter- säure istähnlich dem Verhalten der echtenSchleime Tschirch’s. Die Ergebnisse sind also: Der Schleim von Viscum färbt sich in der Er Loranthus mit: äußeren inneren Schichte färbt sich eMerzinkjod ;....... violett gelbbisbraun gelbbisbraun Jod+Schwefelsäure .. blau gelb gelb Methylenblaus. . ..... farblos blau blau KEOMEOEOL . nase. rot rot rot Rutheniumrot "ir... ee rosa rosa rosa Keoralinsoda ......:.. nicht nicht nicht SANLANIN: anne fsnnamenpe nicht rot rot 1 Wiesner, Untersuch. über das Auftreten v. Pektinst. in der Runkelrübe. Sitzb. der kais. Akad. d. Wiss. in Wien, L, Abt. II, 1864. 2 Kirchner, Untersuch. über Pflanzenschleim, Göttingen 1874. Zitiert nach Vogl, Kommentar zur österr. Pharmakopöe. Wien 1892, p. 549. Sitzb. d.mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. !. 26 360 G. Tomann, In Betreff der Löslichkeit: Viscum ist in der PIERRE ERBE DE Een! Loranthus in: äußeren inneren Schichte ist Kupferoxydammon... löslich löslich löslich Kalttauser.: 2m löslich löslich löslich konz. Oxalsaurer unlöslich löslich löslich nicht nach- schwach schwach Wasser. ......enee.. weisbar löslich löslich Der Schleim ist also: Zellulose-, Pektose-, Pektoseschleim. (Nachtrag: Giordana! entdeckte jüngst südamerika- nische Loranthaceen mit Kautschuk bis zu 20°/, an Stelle des Schleimes, welch ersterer der Viscinschicht von Viscum ent- spricht.) Wie wir gesehen haben, besteht die Schleimschichte der Frucht von Viscum aus zwei verschiedenen Schleimarten. Zur Erklärung dieser Tatsache erschienen mir zwei Gesichtspunkte berücksichtigungswert: 1. Welche Aufgabe fällt dem Schleim beim Keimungsprozesse zu? 2. Hat er eine Aufgabe berd- Verbreitung zu erfüllen? Wiesner? widerlegte die Angabe Querin’s,? wonach der Schleim von Viscum album für die Keimung unentbehrlich sei. Wiesner zeigte, daß der Schleim nicht nur nicht notwendig ist, sondern geradezu keimungshemmend wirkt, wodurch sich der merkwürdige Keimverzug der Samen von Viscum album erklärt. Er schreibt diese hemmende Wirkung Stoffen zu, welche im frischen Schleim enthalten sind und die Keimung verhindern, im Frühjahre aber aus dem Schleime verschwinden. Verschiedene Versuche, die ich mit verschiedenen Schleimen anstellte, lassen _ vermuten, daß außerdem auch noch der durch den Schleim be- wirkte Sauerstoffabschluß eine der Ursachen der Keimungs- hemmung sei. Zu den Versuchen benützte ich den Schleim von Cydonia, Plantago Fsyllium, Lepidium sativum, Viscum und Salep. Ich 10. Warburg, Die Kautschukmisteln. Der Tropenpflanzer, 9. Jahrg., Nr. 11, Nov. 1905, p. 633 ff. 2 Wiesner, Über Ruheperiode u. Keimbeding. von Viscum alb. Ber. d. deutsch. bot. Gesellsch. Jahrg. 1897, XV, Heft 10. 3 Querin, Bull. de la Soc. Linndenne de Normandie, Ser. IV, Vol. VI. Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Loranthus europ.L. s36l ließ Kressesamen frei auf feuchtem Papier, auf Schleim und in Schleim eingebettet unter sonst gleichen Verhältnissen keimen. Im ersten Falle keimten sie schon nach 30 bis 36 Stunden, im zweiten Falle in 3 bis 5 Tagen, im dritten Falle aber im Schleim von Plantago Psyllium noch nicht einmal nach 12 Tagen, in dem von Lepidium noch nicht nach 10 Tagen. Die Keimung wurde durch den Schleim gänzlich verhindert. Dagegen konnte ich bei Anwendung einer dünnen Gallerte von Cydoniaschleim oder Salep keine Verzögerung bemerken, was wohl der Fall wäre, wenn lösliche, keimungshemmende Stoffe in größerer Menge im Schleim enthalten wären. Hier dürfte also der durch den Schleim bewirkte Sauerstoffmangel wenigstens eine Ursache der Keimungshemmunßg sein. Daß Schleim für Luft gar nicht oder nur äußerst wenig durchgängig ist, zeigen meine Diffusionsversuche. In eine zirka Im lange Glasröhre von 5 bis 6 mm innerer Weite wurde Wasser 80 bis 85 cm emporgesaugt und am oberen Ende mit Schleim luftdicht verschlossen. Trotz des ziemlich starken auf dem Schleime lastenden Druckes blieb die Höhe der Wasser- säule so lange konstant, bis der Schleim eingetrocknet war. Dies währte bei Plantagoschleim 14 Tage, bei Salep 15 Tage, bei Viscinschleim 16 Tage etc. Kleine Fläschchen wurden mit Indigoküpe gefüllt, hierauf, wie oben, mit Schleim verschlossen. Die Küpe, welche in Fläschchen ohne Schleimverschluß war, verlor ihre schön wein- gelbe Farbe in 2bis3 Tagen. In den verschlossenen Fläschchen erst, nachdem der Schleim vertrocknet war. So bei Verschluß mit Plantagoschleim nach 12, mit Viscin nach 14 Tagen. Grüne Kristalle von Ferrosulfat wurden auf einem Uhr- glase in Schleim eingebettet, andere feucht der freien Ein- wirkung der Luft ausgesetzt. Während letztere nach 4 bis 5 Tagen schon ganz braun geworden waren, blieben die in Plantagoschleim eingebetteten noch nach 10 Tagen vollkommen grün. Ähnliche Resultate erzielte ich auch mit den anderen Schleimen. Diese Versuche zeigen mit Gewißheit, daß die Schleime für Luft, somit auch für Sauerstoff, zum mindesten nur äußerst schwer und langsam diffusibel sind, so daß die Annahme, 26* 362 G. Tomann, daß der Sauerstoffmangel eine Ursache der Keimungshemmung sei, doch einige Berechtigung hat. Allerdings läßt sich, wenn man den Sauerstoffmangel als Ursache der Keimungshemmung ansieht, nicht leicht die Tat- sache erklären, daß in völlig intakten Früchten sich die Hypo- cotyle im Frühjahre (April-Mai) hervorstrecken, trotzdem sie vom Schleime völlig umgeben sind (Kronfeld )). Wiesner? sagt, daß derSchleim gegen den Frühling seine Klebrigkeit einbüßt und die keimungshemmenden Stoffe ver- schwinden. Vielleicht bewirkt die Abnahme der Klebrigkeit leichteren Sauerstoffzutritt, so daß sich der erwähnte Vorgang auf diese Weise erklären ließe. Daß tropische Loranthaceen keine Ruheperiode durch- machen, obwohl sie ebenfalls von einer, wenn auch geringen Schleimschicht umhüllte Samen haben, läßt sich erklären durch Mangel an Hemmungsstoffen oder aber durch den hygrophylen Charakter dieser Gewächse, indem der Schleim durch hefüge Regengüsse weggewaschen wird. Viscum album dagegen ist im Keimungsstadium ein Xerophyt (Wiesner°). Die Annahme, daß der Schleim von Viscum album als Wasserspeicher diene, wird hinfällig durch die Untersuchungen L. Linsbauer’s#, wo- nach der Viscinschleim nur schwach hygroskopisch ist. Die Ruheperiode, die man unter den günstigsten Bedin- gungen auf !/;, verkürzen kann (Wiesner), stellt sich uns als eine durch Anpassung erworbene erbliche Eigenschaft dar (Wiesner). Als eine weit wichtigere Ursache für das Vorhandensein der beiden Schleimarten in der Frucht von Viscum glaube ich die Anpassung der Beeren an die Verbreitung durch Vögel erachten zu dürfen. Eine Anpassung ist es, wenn Viscum, dessen weiße Beeren im Winter im Schnee nicht zu sehen 1 Kronfeld, Zur Biologie der Mistel. Biolog. Zentralbl., VII, Nr. 15, 1887, p. 449 ff. | 2 Wiesner, Über die Ruheperiode etc. von Viscum. 3 Wiesner, ]l. c. und Biologie der Pflanzen, Wien 1902, p. 55 Anm. und p. 102. # Wiesner, Pflanzenphys. Mitteilg. aus Buitenzorg. IV. Sitzb. der kais. Akad. d. Wiss. in Wien, Bd. CII, Abt. I, 1894. Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Zoranthus europ. L. 363 wären, immergrün ist, Loranthus mit seinen gelben Früchten aber im Herbste sein Laub abwirft. Daß eine ausgiebige Verbreitung der Leimmistel nur durch Vögel erfolgt, sagen Kerner! und Kronfeld°. Wohl zeigt letzterer, daß durch das Fallen der Beeren von Ast zu Ast ein Ankleben derselben erfolgen kann, was er durch Experimente bestätigte. Doch ist diese Art der Verbreitung nur auf dem Baume, auf welchem die Mutterpflanze lebt, möglich oder höchstens auf einem kleinen benachbarten Gebiet. Für die weitere Verbreitung sorgen aber verschiedene Vögel. Sie säen den Samen aus, indem sie den Schleim fressen, den Kern aber an den Ästen abstreifen, oder aber verzehren sie die ganze Frucht und werfen den Kern mit dem Gewölle oder den Fäces wieder aus. Da erscheint nun die Einrichtung der Frucht, daß die äußere Schleimschichte vornehmlich aus Zellulose-, die innere aus Pektoseschleim besteht, höchst zweckmäßig. Denn Zellulose ist verdaulich. Neumeister ° sagt, daß dieselbe zwar von den Verdauungssekreten nicht verändert wird, jedoch durch bakterielle Einflüsse zum mindesten teilweise gelöst wird. Bei Pflanzenfressern wird ein bedeutender Bruchteil von verfütterter Zellulose inden Fäces nicht nachweisbar. Hofmeister’s* Ver- suche mit undesinfizierter Darmflüssigkeit von Pferden zeigten, daß durch dieselbe bis 78°/, Zellulose gelöst wird. Daß mit Zelluloseschleim dasselbe geschieht, gibt Voit? an. Danach wird bei Fütterung von Hunden mit Salep der Schleim größten- teils resorbiert. In den Exkrementen gelingt der Nachweis des- selben nicht. Anders verhalten sich Pektinsubstanzen. Diese sind sehr schwer verdaulich. Neumeister® lehrt, daß Pentaglukosen oder Pentosen oder deren Muttersubstanzen, die sogenannten 1 Kerner v. Marilaun, Pflanzenleben, I. Bd. Leipzig und Wien 1896, p=1'96. 2Rmomfeild,. |. c: 3 Neumeister, Lehrb. der physiol. Chemie, Jena 1897, p. 289. 4 Hofmeister, Über Zelluloseverdauung beim Pferde, Arch. f. wiss. u. prakt. Dierheilk-, Bd. 11, 1885, Heft Lu. 2. 5 Voit, Zeitschr. f. Biologie, 10, 59, 1874. 6 Neumeister, |. c. p. 782. 364 G. Tomann, Pentosane (Pektinstoffe, Pflanzengummi) von Organismen nur sehr unvollkommen resorbiert werden. Ebenso sagt Wiesner, daß Pentaglukosen schwer zersetzbar sind und unverändert in den Harn übergehen. Daß dieinnere Schleimschichte aus Pektoseschleim besteht, wird wohl den Zweck haben, daß der für den Samen als Keimungsschutz notwendige Schleimüberzug infolge seiner Unverdaulichkeit erhalten bleibt, während die Zelluloseschichte, obwohl sie ebenfalls keimungshemmend wirkt, den Vögeln als Nahrung dient. Würde dieser Keimungsschutz nicht vorhanden sein, so könnten die Samen schon anfangs Januar zu keimen beginnen, da die zur Keimung nötige Wärme (+38 bis 10° C.) um diese Zeit manchmal vorhanden ist. Ein darauf folgender Frost würde aber dann die ganze Generation vernichten (Wiesner). Bei Vögeln, die den Schleim ablösen und die Kerne mit dem Schnabel abstreifen, verhindert die Pektoseschleimschicht wohl auch die Verletzung des Samens durch den Schnabel. Denn, wäre nur Zelluloseschleim vorhanden, würde der Vogel beim Ablösen des Schleimes auch den Samen verletzen. Andere Vögel verzehren den Samen samt dem Schleime. Der Kern selbst wird aber mit dem unverdauten Pektoseschleim entweder mit dem Gewölle oder den Fäces ausgeworfen. Immer bleibt aber infolge der Unverdaulichkeit der Pektoseschicht ein Schleimbelag um den Kern erhalten. Hier liegt also eine Anpassung der Frucht an die Ver- breitung durch Vögel vor, ähnlich wie zum Beispiel bei Zaxus baccata, deren Früchte ja auch an die Verbreitung durch Vögel angepaßt sind, indem der rote Arillus nicht giftig und genießbar, der Same dagegen infolge seiner Giftigkeit unge- nießbar ist. Da bei Zoranthus die Schleimschichte nur aus schwer ver- daulichem Pektoseschleim besteht, werden wohl die massenhaft vorhandenen Fettröpfchen zur Nahrung der Vögel dienen, da die Loranthusbeeren bei ihrer Verbreitung ebenfalls auf Vögel angewiesen sind. 1 Wiesner, Anatom. u. Physiol. d. Pflanzen, Wien 1898, p. 210 Anm. Fruchtschleim von Viscum alb. L. und Zoranthus europ. L. 365 Überblicken wir nun die gewonnenen Resultate, so ergibt sich folgendes: 1. Der Schleimkomplex der Frucht von Viscum album be- steht aus zwei verschiedenen Schleimarten: einer Zellulose- schleimschicht, welche vornehmlich die äußere, und einer Pektoseschicht, welche die innere Schleimschicht bildet. Tröpfchen einer fett- oder wachsartigen Substanz sind in ge- ringer Menge vorhanden. 2. Der Schleim von Loranthus europaeus ist gleichartig und besteht nur aus Pektoseschleim, in welchem massenhaft Fettröpfchen suspendiert sind. 3. Beide Schleimarten wirken keimungshemmend. Ursache davon sind keimungshemmende Stoffe (Wiesner) und wahr- scheinlich nebenbei auch der durch die Undurchdringlichkeit des Schleimes für Sauerstoff bedingte Ausschluß der Atmung, welche aber ein Erfordernis der Keimung bildet. 4, Die Teilung des Schleimes von Viscum in eine äußere, verdauliche Zelluloseschicht und eine innere, unverdauliche Pektoseschicht erscheint als eine Anpassung der Früchte an die Verbreitung durch Vögel. 8. Bei der Frucht von Loranthus dürften die zahlreichen Fettröpfchen den die Früchte verbreitenden Vögeln als Nahrung dienen, da der Schleim als Pektoseschleim schwer resorbier- bar ist. Basasei mir nun, gestattet, Herrn Hotrat Professor Dr.]. Wiesner für seine so überaus wohlwollende und werktätige Unterstützung und Förderung vorliegender Arbeit meinen er- gebensten Dank aussprechen zu dürfen. 3 a KB er T Enns! now misldamhlsi en 3b Has BER: se zeit ih a - UST ERRR ESTER WRLErE. en nn wald use 3 er, ac ua Aare anstianuslipe 15 beirloenay IIWE aus Y i bi ee ah RE ars Snow er rin 2 Haikisseniähine ‚taratı, Sl ‚BRD Alidag 1. Bes B4 siert REN EN de U inc c1) EB} Bi art: j ea ei, wahrer Yadoriin 3a Sonne aninhrelinberriinlidi = ie j HAIIOSERRITL. (2 en ‚mis Rössachna ZUS. SHARE tele re un aabnie either danese | Re) DEERTTEPTNSE STRN EHEN Ber | nur en Bern. bare DH maragmsie ‚re bet). Ale Airkib ab sn La senden iR ah öyte: eilt? stanibad Anl sure in ELT: table gran sh & neineträhäis ©: Be di DETAVEHSETSET m RL TEN Erle): Age seh Per Sialuahievait.ssferiit.enis Bau asaid eseolstis Nee s "iens Slrhaeh srisebart BR su es tädaeiy rel ® : send eines sach dedegiee tler ikea wre unse asian akie $ una An lea lMnabreiisihen ulsinkaik abe sad ins ai era HOEE lehrt ars sohn IE sh wos raw. FbrBhoiniko: Wr zusBralleoR 'Snise Er > Hat, Er a Irre ou ghnisbri bar? i vi iin Kat ur nschsorgeainerune eve res Inirsz SEE EL f MEERE % setgnscht: one N Zu bee re A jenen nasdenrsi : 1 Re üR 2 Das veg % z = s 3 RER > : = 3 | i hr P Zu RN a > z ur “ ; Er co (op) SQ] Beiträge zur Anatomie des Holzes der Kompo- siten von Paula Brezina. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. (Mit 3 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 8. Februar 1906.) Nicht bloß für die Artcharakteristik, sondern auch für die Charakteristik anderer systematischer Einheiten, insbesondere der Pflanzenfamilien ist die innere Struktur von großer Bedeu- tung, und es gebührt Rad!kofer und seiner Schule, nament- lich Solereder das Verdienst, auf diesem Gebiete weitgehende Forschungen von Wichtigkeit angestellt zu haben. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag liefern zur Ana- tomie des Holzes der Kompositen. Herr Hofrat Wiesner be- traute mich mit der Aufgabe, nach dieser Richtung Unter- suchungen vorzunehmen und unterstützte mich bei meinen diesbezüglichen Studien fortwährend, wofür ich demselben an dieser Stelle meinen ergebensten Dank ausdrücke. Auch Herr Prof. v. Wettstein förderte meine Bestre- bungen dadurch, daß er mir lebendes Material aus dem botani- schen Garten zur Verfügung stellte, weshalb mir gestattet sei, demselben gleichfalls wärmstens hiefür zu danken. Das Material zu meiner Arbeit hatte Herr Hofrat Wiesner zum großen Teile im Jahre 1904 aus Amerika, und zwar aus dem Yellowstonegebiete mitgebracht. Es sind dies die von ihm selbst gesammelten Spezies: Artemisia tridentata, A. gnapha- lodes und Bigelovia sp., ferner folgende von Aven Nelson, Pro- fessor in Laramie, gesammelten Kompositenhölzer: Chrysotham- nus pulcherrimus fasicnlatus, in der Ebene von Alaska sehr 368 P- Brezina, verbreitet; Ch. lanceolatus aus derselben Gegend, in großen Mengen am Fuße steiniger, freiliegender Hügel vorkommend; Ch. linearis, auf sandigen, kiesbedeckten Bänken längs des Yellowstone-Sees sich findend; Artemisia cana, in der Nähe der »Cascade Creek« an trockenen Abhängen vorkommend. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute erhielt ich nach- folgende Spezies: Eupatorium arboreum, E. adenophorum (lebende Stämme), Verbesina arborea und Rudbeckia glutinosa. Teils aus dem botanischen Garten, teils aus der Umgebung von Wien stammen folgende Arten, von denen mir fast durch- wegs lebendes Material zur Verfügung stand: Eupatorium bogotense, E. ianthinum, E. cannabinum, E. Weinmannianum ; — Aster carolinianus, A. rotundifolius, A. subcoeruleus, Bac- charis sp., Felicia caffrorum. — Inula ensifolia, Cassinia lepto- phylla, Helichrysum eximium, H. Newii; — KHelianthus uni- florus, H. divaricatus, Silphium ternatum, Montanoa pinnati- fida, Verbesina gigantea. — Helenium Hoopesii. — Achillea collina, Chrysanthemum corymbosum, Ch. Leucanthemum, Ch. pinnatifidum, Ch. indicum, Artemisia afra, A. arborescens. — Senecio Petasitis, S. glaucophylla, S. ficoides, S. articnlatus, S. Sarracenicus, S. Jacguinianus, Gazania splendens, G. uni- flora. — Jurinea mollis, Cirsium rivulare, Centaurea Scabiosa, C. Cyanus, C. Rhenana, C. axillaris. — Crepis biennis, Hiera- cium speciosum, H. umbellatum, Leontodon hispidus, Trago- pogon pratensis, Scorzonera hispanica, Mulgedium prenantho- ides. — Chamaepeuce stellata. Wie bekannt, sind die meisten der bei uns vorkommenden Kompositen Kräuter, doch gibt es auch in unseren Gegenden, namentlich aber in tropischen Ländern ausdauernde Spezies dieser Familie, Stauden und Sträucher und in den Tropen auch Bäume. Es bilden die Kompositen beispielsweise in manchen Ge- bieten der neuen Welt vorherrschende Bestandteile der Wälder. In der vorliegenden Arbeit beziehe ich mich hauptsächlich auf die unten angeführten Werke.! la) Solereder, Systematische Anatomie der Dikotyledonen, Stuttgart 1899, p. 524 ff.; b) Solereder, Holzstruktur, München 1885; c) Sanio, Ver- gieichende Untersuchungen über die Elementarorgane des Holzkörpers, Bot. Ztg. 1863; d) Sanio, Vergleichende Untersuchungen über die Zusammensetzung Anatomie des Holzes der Kompositen. 369 Ohne Zweifel weisen die Kompositen einen deutlich aus- geprägten gemeinsamen Typus im anatomischen Bau ihres Holzes auf, nichtsdestoweniger entstehen oft sehr große Ab- weichungen von dieser Gesetzmäßigkeit in der Struktur da- durch, daß sich die Pflanze entweder bestimmten physiolo- gischen Funktionen angepaßt hat oder daß eine ökologische Anpassung an gewisse, durch Klima oder Standort bedingte Verhältnisse stattgefunden hat. Man muß also spezifische Charaktereigenschaften von jenen unterscheiden, die sich als Anpassungen zu erkennen geben. Diese Anpassungen äußern sich oft schon im ganzen Habitus der Pflanze. So gibt es beispielsweise unter den Kompo- siten kräftig hoch emporwachsende Lianen. Solche finden sich namentlich unter den amerikanischen Vertretern dieser Pflanzen- familie und gehören den Gattungen Mikania, Salmea, Proustia, Mutisia und Senecio an. Auch sukkulente Pflanzen trifft man unter den Kompositen an. Zu diesen zählen Antenuphorbium und einige andere aus der Untergattung Kleinia; fleischige Blätter besitzen auch /nula crithmoides, Othonna- und Euryops-Arten. Wir kennen die spezifischen anatomischen Charaktere der Lianen und der Sukkulenten. Wenn wir dieselben bei den kletternden oder sukkulenten Kompositen finden, so sind dies eben anatomische Anpassungsformen, auf die wir im folgenden keine Rücksicht nehmen, sondern bloß auf jene anatomischen Bildimzen,.) die ‚unssyalsıspezifische,-Charaktereigen- schaften desHolzes der Kompositen erscheinen. Wir erkennen, daß dieselben erblich festgehalten werden, also als angeborene Eigenschaften sich darstellen. Freilich soll damit nicht gesagt sein, daß dieselben, phylogenetisch betrachtet, nicht auch er- worben worden sein konnten. Aber in diesem Falle wären es Eigenschaften, welche vor Generationen erworben wurden, deren Zusammenhang mit ehemals wirkend gewesenen Ur- sachen nicht mehr klar und unzweideutig, wie etwa bei Sukku- lenten und Lianen, erkennbar ist. Indeß werde ich in einzelnen des Holzkörpers, Bot. Ztg. 1863; e) De Bary, Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanerogamen und Farne, Leipzig 1877. 370 PBirezama: Fällen im nachfolgenden, nämlich dort, wo eine diesbezügliche Aufstellung erlaubt erscheint, versuchen, darzulegen, welche Ursachen bei dem Zustandekommen dieser Bildungen tätig ge- wesen sein mochten, so zum Beispiel bei Besprechung der rudimentären und funktionslosen Markstrahlen von Enpatorium adenophorum. Zunächst untersuchte ich eine Anzahl krautiger Kompo- siten und fand bei jenen Formen, die krautig bleiben, beispiels- weise bei Leontodon hispidus, Chrysanthemum Lencanthemum, Mnulgedium prenanthoides, ferner bei Arten der Gattung Gaza- nia keine Spur eines Interfaszikularkambiums vor. Dagegen zeigt sich bei jenen Formen, die später verholzen, schon in den frühesten, noch krautigen Entwicklungsstadien ein deutliches Interfaszikularkambium (Fig. 10, c’), so zum Beispiel bei Eupa- torinm cannabinum, das einer Gattung mit zahlreichen ver- holzten Formen angehört, ferner bei Centaurea Rhenana, Inula ensifolia, Helianthus divaricatus, Hieracium speciosum, Sil- phium ternatum u. a. m. Bei einigen Spezies, so bei Hieracium umbellatum, Achillea collina, Centaurea axillaris, Helianthus uniflorus finden sich Andeutungen eines Interfaszikularkambiums, indem sich in ein- zelnen Zellen über den Holzmarkstrahlen in der Region, welche bei Hoizgewächsen dem Kambium entspricht, Teilungswände zeigen. Es ist also hier offenbar die Tendenz zur Bildung eines Interfaszikularkambiums, somit zur Umwandlung einer krau- tigen Pflanze in ein Holzgewächs vorhanden. In allen beobachteten Fällen aber werden die Gefäßbündel der Kompositen getrennt angelegt und sind fast ohne Ausnahme kollateral. Bei Centaurea Rhenana treten als rindenständige Gefäßbündelt solche auf, die der Anordnung von Xylem und Phlo&m zufolge den konzentrischen zuzurechnen sind. I. Phloem der Gefäßbündel. Sehr häufig finden sich an der Außenseite des Phlo&ms mächtig entwickelte Bastbündel; in einigen Fällen kann man Bast auch an der Innenseite der Gefäßbündel, dem Mark zuge- 1 Über rindenständige Gefäßbündel siehe p. 381. Anatomie des Holzes der Kompositen. 371 kehrt, beobachten, zum Beispiel bei Mulgedium prenanthoides, Chrysanthemum corymbosum, Centaurea Rhenana (Fig. 10, b). Häufig fehlt der Bast in den Gefäßbündeln vollständig, so bei Senecio glaucophylla, S. ficoides, S. articulatus, Gazania uni- flora u. a.m. An Stelle des Bastes finden sich manchmal kollenchy- matisch verdickte Zellen im Phlo&m, zum Beispiel bei Senecio Petasitis (Fig. 1, cv., Fig. 2), S. Jacguinianus, S. Sarracenicus, Cirsium rivulare, Chamaepeuce stellata, Enpatorium canna- binum. Schumannt erwähnt das Vorkommen von kollen- chymatischen Zellen an Stelle der Bastfasergruppen bei S3l- phium Hornemanti. Schon inSchwendeners? »Mechanischem Prinzip« wird das Vorkommen kollenchymatisch verdickter Elemente im Phlo&m der Gefäßbündel mancher Pflanzen erwähnt. Schwen- dener sagt, daß die Wandungen des Kollenchyms sehr weich und quellungsfähig seien, und gibt ferner an, daß sich manch- mal in späteren Entwicklungsstadien einzelne Zellen nach Art der Bast- und Libriformzellen ausbilden, indem sie eine derbere Membran von gleichmäßiger Dicke mit zahlreichen linksschiefen Poren erhalten; als Beispiel hiefür führt er Tecoma radicans an. Solche Zellen fallen schon durch ihr starkes Lichtbrechungs- vermögen im Querschnitte auf. Schwendener sagt ferner, daß sich eine ähnliche Um- wandlung im Phlo&m der Gefäßbündel mancher Pflanzen, zum Beispiel bei Astragalus falcatus und Eryngium planum, voll- ziehe. Er führt an, daß der junge Bast bei diesen Pflanzen geradezu kollenchymatisch sei und daß sich erst später aus diesem Kollenchym die eigentlichen Bastzellen gleichsam »herausmodellieren«. Es findet also Übergang von Kollenchym in Bast durch eine Art nachträglicher Metamorphose statt. Das Kollenchym bildet sozusagen das provisorische Gerüst während des Auf- baues der Zellen. 1 Schumann, Beitrag zur Anatomie des Kompositenstengels, Bot. Zentral- blatt, Bd. XL], 1890,p:.193. 2 Schwendener, Das mechanische Prinzip, Leipzig 1874, p. 5. 372 P. Brezina, Daß die Kollenchymzellen, deren Wachstumsfähigkeit und Dehnbarkeit lange erhalten bleibt, die mechanischen Elemente noch wachsender Pflanzenteile sind, zeigten Ambronn’si Untersuchungen. Als Festigkeitselemente von Organen, die ihr Längenwachstum bereits beendigt haben, fungieren nach seinen Angaben dagegen Libriform- und Bastelemente, die zumeist nach kurzer Zeit absterben. In jenen Fällen, die kollenchymatisch verdickte Elemente im Phlo&m aufweisen, tritt, wie Schwendener sagt, aber nicht immer eine durchgreifende Umwandlung des Kollenchyms zu Bast ein; es bleiben vielmehr oft einzelne Kollenchymzellen unverändert, werden jedoch durch den Druck der Bastzellen unregelmäßig komprimiert und verzerrt. Diese Erscheinung läßt sich bei Enpatorinm bogotense und bei Verbesina gigantea beobachten, wo sich neben deutlich ausgebildetem Bast an der Innenseite des Phlo&ms, dem Xylem zugewendet, kollenchy- matisch verdickte Zellen finden. Wo sich im Phloöm der Kompositen kollenchymatische Elemente zeigen, tritt bei Behandlung mit Phloroglucin+ Salz- säure bioß ein starkes Aufquellen der Membranen jener Ele- mente ohne Färbung derselben ein. Behandelt man ein der- artiges Präparat dagegen mit Chlorzinkjod, so färbt sich die Wandsubstanz des Kollenchyms violett. Eine hellblaue Färbung, wie sie De Bary? als charakteristisch für die Wandsubstanz des Kollenchyms bei Behandlung desselben mit diesem Rea- gens angibt, konnte ich bei dem von mir untersuchten Material in keinem Falle nachweisen. In einigen Fällen treten im Phlo&m der Kompositen stark verdickte, tangential abgeplattete, mit quellbaren Wänden ver- sehene Elemente auf. Man kann dies beispielsweise bei Arte- misia arborescens und Rudbeckia glntinosa beobachten, in welch letzterem Falle die Membranen dieser Elemente, welche die äußersten Teile des Phlo&ms bilden, auch stark aufge- quollen sind. l Ambronn, Pringsheim’s Jahrbuch für wiss. Bot., XII (1881). 2 De Bary, Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanero- gamen und Farne, Leipzig 1877, III, p. 127. Anatomie des Holzes der Kompositen. 873 Es sind dies dieselben Elemente, welche De Baryt bei einigen anderen Fflanzengattungen angetroffen hat. Er erwähnt zum Beispiel, daß in den primären Bündeln der Koniferen, spe- ziell der Blätter, und in den Bündeln des Blattes von Welwi- ischia der Querschnitt des Phlo&ms Reihen gleichartiger Ele- mente mit weichen, stark quellbaren Membranen aufweise, die zum Teil’ Siebröhren, zum Teil: Kambiformzellen’ seien. Er erklärt ferner, daß die äußersten, erstentwickelten Elemente des Phlo&ms (Protophlo&m Russow’s) von den folgenden sich oft unterscheiden durch geringere Weite und dickere, anscheinend gelatinöse Wände; ihrer Qualität nach seien sie jedoch teils Siebröhren, teils Kambiformzellen. In stärkeren Bündeln nun werden diese Elemente infolge der Dehnung ihrer Umgebung nicht selten von innen nach außen zusammengedrückt unter anscheinender Quellung ihrer Wände und bis zur Obliteration ihrer Lumina. I. Xylem der Gefäßbündel. Was den Holzkörper der Kompositen betrifft, so finden sich hier alle jene Elemente vertreten, die Sanio? als charakte- ristisch für den anatomischen Bau des Holzes der Dikotylen anführt. | Es lassen sich also nachweisen: Holzparenchym und Ersatzfasern, ferner die beiden nach Sanio dem bastfaser- ähnlichen System angehörigen Elemente, nämlich ungeteilte Libriformfasern und gefächerte, welch letztere allerdings nur für bestimmte Gruppen in der Familie derKompositen, beispiels- weise für die Gattungen Eupatorium, Senecio und Verbesina, charakteristisch sind. Endlich finden sich im Holzkörper der Kompositen auch noch die beiden dem trachealen System an- gehörigen Elemente, nämlich Gefäße und Tracheiden. Der Querschnitt durch den Stamm der Kompositen zeigt in den meisten Fällen einen von Markstrahlen durchzogenen Holzkörper, in welchem die Gefäße verschiedenartige Anord- 1 De Bary, Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Phanero- gamen und Farne, Leipzig 1877, IL, p. 337. 2 Sanio, Vergleichende Untersuchungen über die Elementarorgane des Holzkörpers, Bot. Ztg. 1863. 374 P..Brezina, nung aufweisen können. Sie treten bisweilen isoliert auf, zum Beispiel bei Rudbeckia glutinosa, oder sie stehen in kleinen Gruppen oder kurzen, radialen Reihen, wie bei Enpatorium arboreum und E. adenophorum. Manchmal ist die Orientierung dieser Elemente eine ganz eigentümliche. Es vereinigen sich nämlich die mechanischen Zellen, die dann gewöhnlich sehr zahlreich entwickelt sind, ohne häufig durch Gefäße unter- brochen zu werden, zu tangentialen, breiten Streifen, auf welche die Gefäße folgen, die gleichfalls zu breiten Binden vereinigt erscheinen. Eine solche Anordnung zeigt sich bei Artemisia cana, A. gnaphalodes, Chrysothamnus pulcherrimus fasiculatus und Bigelovia. Bei strauch- und baumarigen Kompositen tritt uns sehr häufig deutliche Jahrringbildung entgegen, so zum Beispiel bei Baccharis, Artemisia tridentata, A. gnaphalodes und Bigelovia. In den genannten Fällen ist das Frühholz durch eine reichere Anzahl von Gefäßen dem Spätholz gegenüber charakterisiert; auch besitzen die Gefäße des ersteren ein bei weitem größeres Lumen als die letzteren. Außerdem sind die Elemente des Früh- holzes gewöhnlich dünnwandiger als die des Spätholzes, was um so mehr ins Auge fällt, als im Spätholz die radialen Durch- messer meist stark verkürzt sind, so daß tangentiale Abplattung der Elemente hervorgerufen wird Bei Artemisia tridentata, einer Pflanze, die in verschiedener Hinsicht vom normalen Typus abweicht, kann man am Quer- schnitt, an der Jahrringgrenze mehrreihige Züge weitlumiger Elemente (Fig. 7, hp) beobachten, die sich am radialen Längs- schnitt ihrer Gestalt nach als Holzparenchymzüge zu erkennen geben (Fig. 8, hp). Bei Behandlung mit Phloroglucin und Salz- säure färbt sich die Mittellamelle dieser Elemente rot, ist also verholzt. Bei Eupatorinm adenophorum treten, wie bereitsMichaelt erwähnt, Jahrringe kaum hervor. Der Mangel einer Vegetations- ruhe, der diese Pflanze in der Tat kennzeichnet, offenbart sich eben in dieser sehr schwach oder gar nicht ausgeprägten Jahr- ringbildung. Eupatorium adenophorum hat tatsächlich keine i Michael, Holzanatomie der Kompositen etc., Diss., Leipzig 1885, p. 14. Anatomie des Holzes der Kompositen. 379 eigentliche Vegetationsruhe, es findet kein periodisches Ab- werfen des Laubes statt. Diese Erscheinung läßt sich biologisch dadurch erklären, daß bei dieser Pflanze, die sehr langgestreckte, nach aufwärts gerichtete Zweige besitzt, die älteren Blätter durch die jungen, neu entstandenen im Assimilationsgeschäft nicht behindert werden und infolgedessen keine Notwendigkeit für ein periodisches Abwerfen des Laubes vorhanden ist. Das Laub geht an diesem Holzgewächse nur langsam durch Ver- wesung zu Grunde, während die Pflanze im übrigen das ganze Jahr mit grünen Blättern besetzt ist.! So gehen also die Vege- tationsprozesse das ganze Jahr hindurch, und es wird begreif- lich, daß das Holz ohne Jahrringbildung sich weiter entwickelt. Bei den aus den Tropen stammenden baumartigen Kompo- siten kann im Holzkörper wie bei unseren der Vegetations- ruhe unterworfenen Holzgewächsen Zonenbildung beobachtet werden; diese Zonenbildung ist bei tropischen Pflanzen auf verschiedene Ursachen zurückführbar.? Sehr häufig kommt es vor, daß die einzelnen Zonen ungleiche Ausbildung erfahren, daß sie beispielsweise nahe dem Zentrum bei weitem schwächer ausgeprägt sind als gegen die Peripherie zu, wo sie häufig deut- lich, ja scharf hervortreten. Von Jahrringen kann man bei einer derartigen Zonenbildung nicht sprechen, wohl aber muß ein Wechsel in den äußeren Lebensbedingungen eintreten, um eine derartige Erscheinung hervorzurufen. Bei Bäumen, welche aus Vegetationsgebieten mit jährlicher Ruheperiode stammen und in die Tropen einwanderten oder dort akklimatisiert wurden, kann allerdings eine Jahrringbildung im Holzkörper vorkommen. Es ist dies aber nicht eine durch die klimatischen Verhältnisse bedingte Eigentümlichkeit, sondern eine erblich festgehaltene Eigenschaft. Eupatorinm arboreum, dessen Heimat Ecuador ist, weist deutliche Zonenbildung auf. Am quer durchschnittenen Stamm zeisen sich komzentrische, ‚geschlossene dunkle Ringe. Ein Unterschied in der Zahl und Lumengröße der Gefäße in den I SwWiesner, Ber. d. Deutschen Bot. Ges. 1905, p- 1721. 2 Siehe Ursprung, Zur Periodizität des Dickenwachstums in den Tropen, Bot. Ztg. 1904. Sitzb.d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt.]. 27 ano P. Brezina, dunkleren und lichteren Partien ist jedoch hier nicht konstatier- bar. Es offenbart sich also bei dieser Pflanze kein gesteigertes Bedürfnis nach Vermehrung und Vergrößerung der Leitungs- bahnen während einer bestimmten Zeit der Vegetation. Auch zusammenhängendes, holzparenchymatisches Gewebe, wie es beispielsweise bei Tectona grandis! senkrecht auf den Mark- strahlen als ein System feiner weißer Linien auftritt und die Färbung in den lichteren Partien bedingt, konnte bei Eupato- rinm arboreum nicht nachgewiesen werden. Es zeigt sich bloß eine stärkere Verdickung der Elemente in den dunkleren Par- tien, welche Beobachtungen besonders scharf hervortreten, wenn man eine Färbung des Querschnittes oder Radialschnittes mit Safranin oder einem ähnlichen Farbstoff vornimmt. Und nun zur Beschreibung der einzelnen Elemente des Holzkörpers, deren charakteristische Eigenschaften uns am Längsschnitte deutlich entgegentreten. Die Gefäße, deren Anordnung bereits früher besprochen wurde, sind in den meisten Fällen durch doppelte Skulptur ihrer Wände gekennzeichnet; zunächst finden sich an allen Seiten der Gefäße, auch an den an das Holzparenchym angrenzenden, Hoftüpfel (Fig. 5, A); außerdem weisen die Gefäßwände meist mehr oder weniger deutliche schraubige Verdickung auf. Es zeigt sich dies bei Arten der Gattungen Artemisia, Aster, Bac- charis, Cassinia, Chrysanthemum, Felicia, Helichrysum, Mon- tanoa, Rudbeckia, Senecio, Verbesina (Fig. 3, 8). Die Hoftüpfel sind elliptisch, mit spaltförmigem Porus, in manchen Fällen stehen sie gekreuzt, so zum Beispiel bei Aster Carolinianus, Artemisia arborescens, Cassinia leptophylla, Chrysanthemum pinnatifiidum, Enpatorium bogotense, Bigelovia. Die Gefäßperforierung ist bei den Kompositen meist einfach, entweder elliptisch oder kreisrund (Fig. 50). In einigen Fällen aber ist sie leiterförmig, wie zum Beispiel bei Zupatorium adenophorum (Fig. 5, n), wo diese Art der Perforation neben kreisrunder auftritt (Fig. 5, o). Die Lumengröße der’Gefaße ist sehr schwankend. Sie beträgt beispielsweise bei Eupatorium arboreum im Mittel 0 045 mm, bei Verbesina arborea 0:14 mm. 1 Siehe Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, Leipzig 1873, p. 592. Anatomie des Holzes der Kompositen. 377 Rrzeheiden umden "siehtbei denKompeositen meist in der Nähe der Gefäße (Fig. 3, ir), von denen sie sich nur durch ge- ringere Lumengröße und durch den Mangel der Perforation unterscheiden. Wie die Gefäße zeigen auch häufig die Trache- iden mehr oder weniger stark ausgeprägte doppelte Skulptur ihrer Membranen. Neben mit Höfen versehenen Tüpfeln kann man nämlich in zahlreichen Fällen noch schraubige Verdickung beobachten, so zum Beispiel bei Artemisia cana, A. afra, Bac- charis, Chrysanthemum pinnatifidum, Cassinia leptophylla, Helichrysum eximinm. Die Querwände, die meistens schief stehen, so daß also sogenannte prosenchymatische Verbindung zwischen den Tracheiden stattfindet, zum Teil aber auch hori- zontal sind, weisen häufig Tüpfelung auf. Das Holzparenchym ist in den meisten Fällen, um mit Sanio zu sprechen, paratracheal, findet sich also meist in unmittelbarer Umgebung der Gefäße! (Fig. 3, Fig. 5, Fig. 6, kp). Die bei Artemisia tridentata vorkommenden Züge aus Holz- parenchym an der Jahrringgrenze wurden bereits p.374 erwähnt. Bieszellen? des Holzparenchyms besitzen einfache Tüpiel in großer Zahl. Als mechanische Elemente fungieren im Holzkörper der Kompositen in reichlicher Menge entwickelte Libriform- fasern (Fig. 3, 2). Dieselben zeigen prosenchymatische Ver- bindung und sind, wie schon oben erwähnt, in manchen Fällen zart gefächert. Sie führen Luft und nur sehr selten sind deut- liche Protoplasmareste vorhanden. Die Libriformfasern besitzen einfache, schraubig angeordnete Tüpfel, die auf Radialschnitten häufiger zu sehen sind als auf Tangentialschnitten. Diese rund- lichen Tüpfel weisen manchmal gekreuzten Porus auf, so zum Beispiel bei Senecio Petasitis, Eupatorium bogotense, Chrysan- themum pinnatifidum, Artemisia arborescens, Helichrysum exi- minm U. a. m. 1 J. Moeller, Holzanatomie, in Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. 1876, p. 45, bzw. 341. Charakteristische Abbildungen von paratrachealem (Holz von Copaifera bracteata) und metatrachealem Holzparenchym (Holz von Pterocarpus sectoliens) finden sich in Wiesner’s Rohstoffen des Pflanzenreiches, 2. Aufl., II. Bd., p. 928 und 937, in Schneider’s Handwörterbuch der Botanik, Leipzig 1905, p. 301, reproduziert. 27% 378 P. Brezina, III. Markstrahlen. Was auf den ersten Blick am Tangentialschnitt ins Auge fällt, ist die ganz eigentümliche Zusammensetzung der Mark- strahlen! (Fig. 3, m). Die Breite derselben ist für verschiedene Pfllanzenspezies verschieden, kann aber selbst bei ein und der- selben Pflanze variieren. Es finden sich häufig einreihige Mark- strahlen neben mehrreihigen, so zum Beispiel bei Artemisia arborescens, Baccharis, Chrysanthemum pinnatifidum, Aster Carolinianus. Die mehrreihigen nun zeigen ein eigentümliches Bild; sie sind in der Mitte gewöhnlich sehr breit, verschmälern sich gegen die beiden Enden zu und gehen schließlich auf kürzere oder längere Strecken in einreihige über, worauf wieder ein allmäh- licher Übergang dieser in mehrreihige stattfindet. Die einzelnen Zellen, welche solch einen mehrreihigen Markstrahl zusammen- setzen, sind bezüglich ihres Baues sehr different. Die Zellen, welche die Mitte des Markstrahles bilden (Fig. 3, m), sind meist von ebenmäßiger Gestalt, manchmal etwas in radialer Richtung gestreckt, also typisch entwickelt, dabei gewöhnlich von gerin- ger Größe. Dagegen zeigen die Zellen, welche das Zentrum des Markstrahles in ein oder mehreren Lagen umgeben, meist be- deutende Größe, ihre Höhe übertrifft bei weitem ihre Länge, sie ähneln in dieser Hinsicht dem Holzparenchym. Es wechseln, wieman amRadialschnitt sehen kann, liegende Markstrahlzellen mit sogenannten stehenden ab, deren verti- kaler Durchmesser bedeutend größer ist als der horizontale. Solch aufrechte Markstrahlzellen, die nach Kny’s Termi- nologie als Markstrahlpalisaden bezeichnet werden, sind im Pflanzenreich keine allzu häufige Erscheinung. De Bary fand sie bei Asklepiadeen, Drimys Winteri, Medinilla farinosa. = bei Erikazeen wurden sie beobachtet.? 1 Siehe Michael, Holzanatomie der Kompositen etc., Diss., Leipzig 1885, P-10. 2 K. Linsbauer, Zur Anatomie der Vegetationsorgane von Cassiope tetragona. Don. Aus den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien, Bd. CIX, Abt. I, November 1900. Anatomie des Holzes der Kompositen. 379 Was die Skulptur der Membranen betrifft, so kann man an allen Wänden der Markstrahlzellen einfache, unbehöfte Tüpfel beobachten (Fig. 4, £.) In den Markstrahlen eines fünfjährigen Stammes von Enpatorium arboreum waren die Zellkerne noch erhalten, was ja im übrigen bei dieser Kategorie von Zellen keine Seltenheit ish. Als eine Ausnahme von der Regel bezüglich der Mark- strahlen sei hier eine wegen ihres merkwürdigen Verhaltens des öfteren schon erwähnte Pflanze genannt, nämlich Eupa- torium adenophorum. Bereits Michael? sagt, daß bei dieser Pflanze die Markstrahlen kaum hervortreten. In der Tat zeigt uns der Querschnitt einen geschlossenen Holzkörper, in dem man mit Deutlichkeit Markstrahlen nicht wahrnehmen kann. An Längsschnitten dagegen lassen sich Spuren dieses Gewebes nachweisen. Am Tangentialschnitt finden sich nämlich an einigen wenigen Stellen Komplexe von secehseekie gestalteten, in "die Länge Vgestreckten "Zellen (Fig. 6, rm), die den Eindruck von Markstrahlzellen machen. Es ist in diesem Falle schwer, eine Grenze zu ziehen zwischen Markstrahl- und Holzparenchymzellen, wie denn diese Be- nennungen überhaupt mehr oder weniger konventionelle sind, da die beiden Zellgattungen bezüglich ihrer Funktionen große Übereinstimmung aufweisen. Beide dienen hauptsächlich der Speicherung stickstoffloser Assimilate, beide auch sind an den Stoffleitungsvorgängen im Holzkörper beteiligt. Überdies zeigen sich auch, was ihre Gestalt betrifft, häufig Übergänge zwischen den beiden Zellgattungen. Sehr hohe, gestreckte Markstrahlzellen nehmen oft fast faserartigen Charakter an. In allen typischen Fällen sind die Markstrahlen von dem Holzparenchym durch ihre Lage verschieden, indem erstere radial verlaufen, letzteres die Tendenz zu tangentialer Anordnung zeigt; aber auch in dieser Beziehung existieren Übergänge. Selbst das metatracheale Holz- parenchym ist von dem paratrachealen nicht so scharf unter- schieden, daß nicht auch hier Übergänge zu finden wären. So 1 Wiesner, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Wien 1898, p. 25. 2 Michael, Holzanatomie der Kompositen etc., Diss., Leipzig 1885, p. 14. 380 P. Brezina, stößt also die Unterscheidung von Markstrahlen und Holz- parenchym in manchen Fällen auf Schwierigkeiten und es ist in solchen Fällen Sache der Interpretation, ob man vereinzelte oder in Gruppen vorkommende, im Holze auftretende paren- chymatische Zellen als Markstrahlzellen oder Holzparenchym- zellen deuten will. Um nun wieder zu EZupatorium adenophorum zurückzu- kehren, so dürften die hier auftretenden Markstrahlzellen rudi- mentär und da sie keine Spur eines Inhaltes aufweisen, wohl auch funktionslos sein. Eine Erklärung für diese Rückbildung der Markstrahlzellen ist vielleicht darin zu suchen, daß die Pflanze, die das intensive Bestreben hat, sich nach der Höhe zu entwickeln, alle jene Elemente zu beseitigen sucht, die der Emporleitung des Wassers hinderlich sind. Ein ähnliches Ver- halten finden wir beispielsweise bei Schlingpflanzen, so bei Phaseolus multiflorus.! Eine merkwürdige Abweichung von dem der Familie der Kompositen eigentümlichen Bau und Verlauf der Markstrahlen findet sich auch bei Artemisia tridentata und A. gnaphalodes, welche beide aus dem Yellowstonepark stammen. Der Quer- schnitt durch den Stamm dieser beiden Spezies zeigt nämlich, daß die Markstrahlen nicht nur bei ein und derselben Art von verschiedener Breite sind, sondern daß auch ein und derselbe Markstrahl an differenten Stellen ungleiche Breite aufweist, (Fig. 7, m). Was nun vollends den Verlauf der Markstrahlen betrifft, so ist es auffallend, daß dieselben sehr häufig nicht bis zur primären Rinde reichen, sondern daß sie sich plötzlich ver- schmälern und zwischen den mechanischen Elementen, manch- mal auch gerade an der Jahrringgrenze im Holzparenchym ihr Ende finden, so daß in den später folgenden Jahrringen keine Spur mehr von ihnen zu entdecken ist. Andere Markstrahlen — wenn man diese Gewebe überhaupt so nennen darf, da sie ja im anatomisch-physiologischen Sinn dem Begriff »Markstrahl« nicht entsprechen, setzen mitten im Holzkörper ein, erstrecken sich, in radialer Richtung verlaufend, über einen Teil desselben 1 Siehe Wiesner, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Wien 1898, Pr 470. El a FD 5 Anatomie des Holzes der Kompositen. 381 und verschwinden dann gleichfalls zwischen den mechanischen Elementen. Wiesner! erwähnt das Vorkommen von sogenannten »scheinbar deutlichen Markstrahlen« bei der Weißbuche (Car- pinus betulus). Das Verschwinden der Markstrahlen in diesem Balsıstw aber beirdiesem Klolze'nuriein scheinbares,szeist’siech nämlich nur bei makroskopischer Betrachtung, während unter dem Mikroskop erkennbar wird, daß zarte, mit freiem Auge nicht unterscheidbare Markstrahlenzüge sich stellenweise einander nähern und scheinbar zu größeren Komplexen ver- einigen. Die Markstrahlen der genannten Artemisien dürfen also nicht wie die der Weißbuche zu den »scheinbar deutlichen« gerechnet werden; sie sind vielmehr faktisch aussetzende Markstrahlen. IV. Normale Stellung der Gefäßbündel und Anomalien im Holzbau. Wie bereits an früherer Stelle erwähnt, werden die Gefäß- bündel des Kompositenstammes getrennt angelegt (Fig. 9, 10). Zwischen die ursprünglichen Bündel werden in der Regel neue eimoeschoben (kig, 12,,e G). Als Anomalie ist das Auftreten rindenständiger Gefäß- bündel zu betrachten, wie sie zum Beispiel bei Verbesina gigantea und namentlich bei verschiedenen, der Gattung Centaurea? angehörigen Arten vorkommen. Bei einigen der letzteren, beispielsweise bei Centaurea Scabiosa, haben die rindenständigen Bündel nicht die normale Stellung, sondern richten ihre Xyleme nach außen, ihre Phlo&me nach innen. Solereder? bereits erwähnt diese eigentümliche umgekehrte Orientierung der Rindenleitbündel bei Centaurea- Arten, welche neben der normalen Stellung vorkommt. Er fügt hinzu, daß die rindenständigen Gefäßbündel in manchen Fällen 1 Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreiches, 1. Aufl. (1873), p. 600, und 2. Aufl; Bd. II (1903), p. 889. 2 Heinricher, Stengelbau der Zentaureen, in den Ber. d. Deutschen Bot. Gesm 18883. 3 Solereder, Systematische Anatomie der Dikotyledonen, Stuttgart 1899, p. 328. 382 P. Brezina, bis auf die Xyleme reduziert sein können. Stets entwickeln sich aber Rindenleitbündel beiCentaureen nur dann, wenn reichliches Assimilationsgewebe vorhanden ist. Als eine besondere Ausnahme ist das Auftreten solcher rindenständiger Gefäßbündel zu betrachten, die ihrem anato- mischen Bau nach den konzentrischen zuzuzählen sind. Solche kommen bei Centaurea Rhenana (Fig. 10, r G) vor. Ebenso wie das Vorhandensein rindenständiger Gefäß- bündel muß auch das Auftreten markständiger Bündel als Anomalie betrachtet werden. Solche markständige Gefäßbündel (siehe Solereder, p. 527), wie sie namentlich bei Cichoriaceen vorkommen, sind meist kollateral. Manchmal bestehen sie bloß aus Phlo&m, sind also markständige Siebbündel. Man kann dies beispielsweise bei Tragopogon pratensis (Fig. 11, m, sb) beobachten. Sind der- artige, bloß aus Phlo&m bestehende Bündel ganz am Markrand gelegen, so können sie in manchen Fällen den Eindruck her- vörrufen, als wäre hier ein bikollaterales Gefäßbündel anzu- nehmen. Diese Erscheinung zeigt sich bei Scorzonera Hispa- nica (Fig. 12, m, sb). Daß es sich hier nicht um ein ursprünglich bikollaterales Gefäßbündel handelt, geht aber schon daraus hervor, daß im selben Stamm häufig die Siebbündel nicht unmittelbar enge an die primären Bündel anschließen (Fig. 12, m’, sb'), somit auch an derartigen Stellen Bikollateralität nicht beobachtet werden kann. V. Zur Struktur der Kompositenrinden. In der Rinde der Kompositen läßt sich immer dann Peri- dermbildung konstatieren (Fig. I, p), wenn der Stamm in das sekundäre Entwicklungsstadium durch Dickenwachstum ein- getreten ist. Die primäre Rinde enthält in zahlreichen Fällen kollenchymatisches Gewebe (Fig. 1,c; Fig. 12,c). Die beiden genannten Gewebe — Periderm und Kollenchym — hängen genetisch insofern zusammen, als, soweit meine Beobachtungen reichen und soweit es sich um Öberflächenperiderme handelt, dieselben aus Kollenchym, selbstverständlich nachdem zuerst ein Phellogen gebildet wurde, hervorgehen. Anatomie des Holzes der Kompositen. 389 Bei einigen krautartigen Kompositen, namentlich bei meh- reren Senecio-Arten, so bei Senecio glaucophylla, S. ficoides, S. articulatus, zeigt sich genau über dem Phlo&m eines jeden Gefäßbündels in der primären Rinde ein mächtig entwickelter Interzellulargang von regelmäßiger Gestalt (Fig. 9, 2). Ob es sich hier um einfache luftführende Interzellularen oder um Inter- zellularen anderer Kategorie handelt, konnte an dem mir zu Gebote gestandenen Materiale nicht ermittelt werden. Resume. Der Hauptzweck der vorliegenden Arbeit war, einen Bei- trag zur Anatomie des Holzes der Kompositen zu liefern. Die Untersuchungen führten zu dem Resultat, daß die Kompositen wohl einen gemeinsamen Typus im anatomischen Bau ihres Holzes aufweisen, daß aber häufig Abweichungen von diesem Typus stattfinden. Was den gemeinsamen anatomischen Bau des Holzes be- trifft, so ist den Angaben der hierüber existierenden Abhand- lungen hinzuzufügen, daß nicht bloß in den Gefäßen, sondern häufig auch in den Tracheiden doppelte Skulptur der Membran zu finden ist; man kann daselbst nämlich Hoftüpfel und schraubige Verdickung beobachten. Die auffallendsten Abweichungen vom normalen Typus sind folgende: ir dase Auftreten kollenchymatisch verdiekter Zellen im Phlo&m an Stelle des Bastes bei Senecio Petasitis, S. Jacgqninia- nus, S. Sarracenicus, Cirsiums rivnlare, Chamaepence stellata, Enpatorium cannabinum; 2. das Vorkommen rudimentärer und wahrscheinlich funktionsloser Markstrahlen bei Enpatorium adenophorum; 3. das Auftreten von mehrreihigen geschlossenen Zügen aus Holzparenchym an der Jahrringgrenze bei Artemisia tri- dentata; 4. das Auftreten von Markstrahlen, die sich nicht bis zur primären Rinde erstrecken, sondern mitten im Holzkörper ver- schwinden. Dies ist zu beobachten bei Artemisia tridentala und A. gnaphalodes; 384 5) BrBrezina, . das Vorkommen von rindenständigen Gefäßbündeln bei Centaurea Rhenana, die dem anatomischen Bau zufolge den konzentrischen zuzuzählen sind. Biosle Eine 2 Kieas: Fig. 4 Fig... Big. 6 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Vergrößerung 40. Querschnitt durch den Stamm von Senecio Petasitis. p Periderm; ph Phellogen; c Kollenchym; cv kollenchymatische Ver- dieckung im Phlo&m; c’ Kambium; g Gefäße; / Libriform; m Mark- strahl. . Vergrößerung 420. Zellen aus dem Phlo&m von Senecio Pelasitis mit kollenchymatisch verdickten Membranen. Im Zellumen Kristalle kr von Kalkoxalat. Vergrößerung 110. Tangentialschnitt durch das Holz des Stammes von Enupatorium arboreum. tr Tracheide mit Hoftüpfel und schraubiger Verdickung; g Gefäß; h Hoftüpfel, die sich an allen Wänden der Ge- fäße, auch an den an das Holzparenchym grenzenden finden; schr schraubige Verdickung der Gefäßwände; hp Holzparenchym in unmittel- barer Umgebung der Gefäße; ZLibriform mit einfachen Tüpfeln; m» Mark- strahl mit zumeist niederen, mehr oder weniger regelmäßig gestalteten Zellen im Zentrum, sehr hohen Zellen in der Umgebung des Zentrums. An allen Wänden sind die Markstrahlzellen mit einfachen Tüpfeln ver- sehen. . Vergrößerung 450. Radiaischnitt durch das Holz des Stammes von Montanoa pinnatifida. m Markstrahlzellen, zum Teil liegend, zum größten Teil aber stehend, an allen Wänden einfach getüpfelt> Z, Rüpfel. Tafel II. . Vergrößert 360. Radialschnitt durch das Holz des Stammes von Zupa- lorium adenophorum. g Gefäß; n leiterförmige Perforation der Gefäß- wand; o kreisrunde Perforation derselben; 7 Hoftüpfel; %p Holzparen- chym in der Umgebung der Gefäße. . Vergrößerung 360. Tangentialschnitt durch das Holz des Stammes von Eupatorium adenophorum. g Gefäß; hp paratracheales Holzparenchym; rm rudimentärer und, weil ohne Inhalt, wohl auch funktionsloser Mark- strahl. Fig. Fig. Fig. Anatomie des Holzes der Kompositen. 389 7. Vergrößerung 35. Querschnitt durch das Holz von Artemisia tridentala. 110% g Gefäße; 2 Libriform; Ap Holzparenchymzüge; m Markstrahlen, die an verschiedenen Stellen von ungleicher Breite sind und im Holzparenchym oder zwischen den mechanischen Elementen allmählich verschwinden- . Vergrößerung 330. Radialschnitt durch das Holz des Stammes von Artemisia tridentata. hp Holzparenchymzüge; g Gefäß. Tafel III. . Vergrößerung 40. Querschnitt durch den Stengel von Senecio glauco- phylla. e Epidermis; p Parenchym; ; Interzellulargänge, die genau radial über den Gefäßbündeln stehen; gb Gefäßbündel. Vergrößerung 50. Querschnitt durch den Stengel von Centaurea Rhe- nana. p Parenchym; rg rindenständiges, konzentrisches Gefäßbündel; x Xylem; phl Phlo&m; b Bast an der Außen- und Innenseite der Gefäß- bündel; c’ Interfaszikularkambium; m Mark. . Vergrößerung 70. Querschnitt durch den Stengel von Tragopogon pra- tensis. c Kollenchym; phl Phlo&em; x Xylem; m sb markständige Sieb- bündel. . Vergrößerung 52. Querschnitt durch den Stengel von Scorzonera His- panica. e Epidermis; ce Kollenchym; eg eingeschobene Bündel ; 5 Bast; phl Phlo&m; x Xylem; m.sb markständiges Siebbündel, das unmittelbar an das ursprüngliche Gefäßbündel anschließt; m’.sb’ markständiges Siebbündel, das nicht unmittelbar anschließt. Ye une r % % = 1 \ “H u iH ne slumglätehe ! 3 & e 63 ‘ n \ x 3 kt f En Fi E e E 7 - Re nz % 4 “ ni u * ni ts ans ET DONE IR N DEE Er:0 = E u naEreL? N ri “or uch er Hrıts Dior Ofeptil ZOrLote bar Terre un, ken ekl; a - E NER DENT ‘2 Pa Ep J r on rar 4 ur ei NL: KOTTITERN u are OBE re j myrnonge ‚horenkin A. " f i } Kerr) SUR a a Ta are ie, zes 3 b dann - DO Kata Kehiiah erdsahlaatinN auuibaslen abe ir idanetal ge -tfe oitmegraftiil DEN MOB SE son ri era Ar; £ es : EINER unit Ikackıalı Ge Ya = g Fe Gr i ? LE R- . & a EN 75 ra EIERN IE ö 3 ; & ? ze % x - e) # FREENET 1 rer nit EyA, x het Y Tara iten. Sy Anatomie des Holzes der Compo Brezina P. ERTITRTT a late EEE © © H ae Ph Del |* BIrURASN eg Ä [ A En & 9 CX . Dee ee Tu en ange [ar = v = Druck von Alb, Berger, Wien, VIII. UITX- I > IE a en groß 0,9 5 en AIURE u DEN 90 Bi { en en 3 % “5,0 5 & go Ö IE WEL ED OL er Ö KARTE 2 le 20,00 ” N J. Fleischmann, n. d. Nat. a. Stein gez. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss.. math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. 1. 1906. u TataıE des Holzes der Compositen. le : Anatomi na pP. Brez — rn EEE re RE v —— m un LI Dr erg 8 ö ° UN TEEN a Ur \ AHA TE SIRRRERREKTNG RR IT: 0 &, a ee Me En | % = Ei sera 3 1 ge = & v0 0000. 0N “eo er er FOZHENS SFC TR RT °07 ee ENGL © 0 0 0 {) 0:0, 0, 0 olf,e?,o - - G a Se er ee) REN RR SD ae - u 0 Ei ee 0000 o © EL) Dr MILE 0 on 0 A FERRIETERO SHARMMEO [} du°%, 9 0o © 6) \ ® 4 EM z 5% R © J {N % h © I RE et LEN DENE RNEIE ITALIEN DAN — - _ - nn men — - a nn et a En Se de Druck von Alb. Berger, Wien, VII. J- Fleischmann, n. d. Nat. a. Stein gez, Akad. d. Wiss, math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. IS. Iskesdieka IC tzungsberi i S Brezina P.: Anatomie des Holzes der Compositen. Taf. IT IE = Eat ö —_—— ne SE Fe@ ses ea felern ISEZLISITIITIIZSELOOTJET oT IL Se SO I 30252 R Be era SD = AN 150 n A 7 OST ESS A] DZIESSS 020 ERHII = WEB ERBE REN ID I RB EL ER Ya CET Sr we Yy TE ES NE, YO Lo on Re 00% Son: SEN AI NAN GODS ? ®: A : { > Ä 3 BI un cz W202 sang, Fr y- SR Ten EN DAN 4A I TER 7 / ) | RC SONY N { J- Fleischmann, n. d. Nat. a. Stein gez. Druck von Alb. Berger, Wien, VII. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. Beobaehtungen über den Lichtgenuß und über einige andere physiologische Verhält- nisse blühender Geranıum-Arten J. Wiesner, w. M.k. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 22. Februar 1906.) Die Blüten von Geranium pratense haben schon vor län- gerer Zeit meine Aufmerksamkeit erregt, insbesondere wegen der sehr auffälligen Eigentümlichkeit, sowohl bei völlig freier Exposition als bei konstant einseitiger Beleuchtung ihre Apertur vertikal zu stellen.! Diese Pflanze besitzt also ausgesprochene Vorderlichtblüten.? Bei späteren, gelegentlich an derselben Pflanze angestellten Beobachtungen fielen mir einige merk- würdige Richtungsverhältnisse auf, welche die Blüten teils vor, teils nach Vertikalstellung der Blütenapertur darboten. Es wurde mir schon damals ziemlich deutlich, daß die früher genannte Aufrechtstellung der Blütenöffnung nur ein Glied in einer Kette von Bewegungsänderungen bildet, durch welche die Blüten dieser Pflanze ausgezeichnet sind. Ich nahm mir vor, die Sache weiter zu verfolgen, sobald sich Zeit und Gelegenheit hiezu bieten würden. Der Sommer des abgelaufenen Jahres (1905)war dem geplanten bescheidenen Unternehmen günstig. Ich verbrachte denselben zu Friesach in 1 Wiesner, Die heliotrop. Erscheinungen. II. Teil. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. Bd. 43 (1880), Sep.. p. 64. 2 Wiesner, Die Stellung der Blüten zum Lichte. Biol. Zentralbl. Bd. XXI (1901), p. 807. 388 J. Wiesner, Kärnten, wo Geranium pratense im Tale die reich ausgedehnten Wiesen förmlich bedeckt. Es schien mir zweckmäßig, die Studien nach zweierlei Art auszudehnen, erstlich, indem ich an allen von mir be- suchten Standorten den Lichtgenuß dieser Pflanze festzustellen suchte, und sodann, daß ich vergleichend auch die anderen in der Beobachtungszeit reichlich dort auftretenden Geranium- Arten sowohl in Bezug auf ihren Lichtgenuß als auch auf ihre Blütenbewegungen studierte. Im Zusammenhange mit den Studien über die Richtungs- bewegungen wurden auch Beobachtungen über die Dauer der Geranium-Blüten und über die Wachstumsgeschwindig- keit der Blütenteile vorgenommen. Es lag sehr Takes Wachstumsgeschwindigkeit dieser Blütenteile mit jener der Blütenteile einiger anderer Pflanzen zu vergleichen und dadurch die Anregung zu geben, die, wie es scheint, weitverbreitet sich einstellende Relation zwischen der Funktionsdauer dieser Blütenteile und ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit zu unter- suchen. — Was, um zunächst von der einfachsten Sache zu sprechen, den Lichtgenuß der dortigen häufig auftretenden Geranium- Arten anlangt, so hielt ich es für ausreichend, das Maximum und Minimum des relativen Lichtgenusses zu ermitteln, also nachzusehen, welchen Anteil des gesamten Himmelslichtes diese Pflanze für sich in Anspruch nimmt, wobei besonders beachtet wurde, wie weit jede der untersuchten Arten ins helle Tageslicht und wie weit sie in den Schatten geht. In Betreff der Blütenbewegungen wurde zunächst ermittelt, welche Richtungen zur tragenden Achse und zum Horizont die Blüten vom Knospenzustande an bis zur völligen Ausbildung und von hier an bis zur Fruchtreife durchmachen. Es schien nun nichts näher zu liegen, ais alle diese Bewe- gungen, welche zu denRichtungsänderungen der Blüten führen, auf ihre Ursache zurückzuführen, zu konstatieren, inwieweit dieselben spontan, inwieweit sie durch äußere Kräfte hervorge- rufen werden und welcher Art diese äußeren Einflüsse sind. Es istdiesaber ein zum Teilsehr schwieriger Gegenstand, der ohne genaue experimentelle Prüfung nicht zu erledigen ist. Allein Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 389 da mir während meines Sommeraufenthaltes in Friesach die zu den Experimenten erforderlichen Apparate und Instrumente fast gar nicht zur Hand waren, so konnte ich nur einige sehr primitive Versuche anstellen. So weist die vorliegende Schrift, wie ich selbst am meisten fühle, sehr große Lücken auf. Wenn ich diese Arbeit trotzdem veröffentliche, so lasse ich mich von dem Gedanken leiten, daß die Richtungsänderungen der genannten Blüten bisher noch nicht mit so großer Aufmerk- samkeit, wie es von mir geschehen ist, verfolgt wurden und, schon als nackte Tatsachen betrachtet, des Interesses wert sind, überdies, was ich nicht gering anschlage, zu weiteren Unter- suchungen über die Ursachen dieser Richtungsänderungen reichliche Anregung geben. Im übrigen werden die Lichtgenußkestimmungen, wie ich meine, willkommen erscheinen, da über diesen Gegesstand bis- her doch noch viel zu wenig Beobachtungen vorliegen. Meine Studien erstreckten sich auf Geranium pratense, G. palustre, G. phaeum und G. Robertianum, die, wie schon bemerkt, in der Umgebung von Friesach häufig auftreten. I. Lichtgenuß. Über die Lichtverhältnisse, unter welchen die vier genann- ten Geranium-Arten in der Natur vorkommen, ist in der Lite- ratur sehr wenig zu finden, nichts anderes als die rücksicht- lich der Beleuchtungsverhältnisse doch ziemlich unbestimmten. Angaben, die in floristischen Werken vorkommen. So heißt es mit Bezug auf G. pratense bei Neilreich: Auf feuchten Wiesen, an. Bächen, Gräben, Hecken sowohl mieerioer als. gebirsioer Gegenden.- Bei Beck: ! In Teuchtren Wiesen, an Bächen, in Auen von der Ebene bis in die Vor- alpen. Bei Koch:> Wiesen, Ufer, feuchte Gebüsche. Diese Angaben lassen vermuten, daß diese Pflanze bei freier oder nahezu freier Exposition vorkommt, aber doch auch starke Beschattung verträgt. 1 Neilreich, Flora von Wien, 1846, p. 590. 2 Beck, Flora von Niederösterreich. Wien 1890, p. 560. 3 Koch, Taschenbuch der deutschen Flora, 3. Aufl., p. 103. co» de) >) J. Wiesner, G.palustre. Auffeuchten Wiesen, an Sümpfen (Neilreich). In feuchten Wiesen und Gräben (Beck). Sumpfige Wiesen und Wiesengebüsche (Koch). Diese Daten lassen teils auf starke Beleuchtung, teils auf eine von starker Beleuchtung bis zur starken Beschattung reichenden Beschaffenheit des Standortes schließen. G. phaeum. In Wäldern, Auen und an Gebirgsbächen (Neil- reich). In Wäldern, Auen und auf Wiesen (Beck). Wälder der Voralpen und Gebirge (Koch). | Die Angaben von Neilreich und Koch weisen auf gerin- gen Lichtgenuß, die von Beck wieder darauf hin, daß die Pflanze sowohl im hellen Lichte als bei starker Beschattung ge- deihen könne. G. Robertianum. An feuchten, schattigen Stellen, auf Fel- sen, Schutt, in Auen und Wäldern (Neilreich). An schattigen, feuchten, steinigen und wüsten Stellen, in lichten Wäldern unter Buschwerk (Beck). Schattige Wälder, Felsen, feuchte Zäune (Koch). Die Angaben aller drei Autoren weisen auf stark beschat- teteStandorte hin, dochscheint aus denselbenhervorzugehen, daß die Pflanze sich auch lichtstarken Standorten anpassen könne. Ich willauf andere Autoren nicht reflektieren. Ihre Angaben sind in Bezug auf die Lichtverhältnisse der Standorte nicht lehrreicher. Vergleicht man die angeführten Daten, so muß man wohl den Eindruck erhalten, daß die vier genannten Geranium- Arten unter gleichen Beleuchtungsverhältnissen vorkommen; höchstens könnte man mit Bezug auf Koch’s Angabe ver- muten, daß G. phaeum im Vergleich zu den drei anderen Spezies nur in geschwächtem Lichte gedeihe. Allein Beck’s Angabe macht dies doch wieder zweifelhaft. Ich will durch Vorführung meiner Beobachtungen über den Lichtgenuß der vier genannten Geranium-Arten zeigen, daß man die Lichtverhältnisse dieser Pflanzen genau zu präzisieren im stande ist.! X Über die Methode, den Lichtgenuß der Pflanzen zu bestimmen, s. Wies- ner, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wisssensch., Bd. 102 (1893), und später genauer in Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch., Bd. 64 (1893). Ba: Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 391 Das Maximum desrelativen Lichtgenusses von Geranium pratense ist = 1, d.h. diese Pflanze verträgt auch das gesamte Tageslicht; sie kann auf ganz ebenen Standorten vorkommen, wo ihr Lichtgenuß keinerlei Einschränkung erfährt, weder durch die Konfiguration des Terrains noch durch eine beschat- tende Vegetation. Nach zahlreichen Beobachtungen hat sich als Minimumdes Lichtgenusses dieser Pflanze der Wert — er- geben. Keine der anderen von mir untersuchten Geranium-Arten weist einen so hohen Lichtgenuß auf; keine hat nämlich ein so hoch gelegenes Minimum und nur G. palustre reicht in Bezug auf das Maximum des Lichtgenusses an G. pratense näherungs- weise heran. Das Maximum des Lichtgenusses von G. Rober- franum ist Die beob- ‚ das von G. phaeum gar nur r 7E 3d I 75 achteten Minima des Lichtgenusses sind folgender Zusammen- stellung zu entnehmen: 1 Genamım pratensa........ 2.0... m palustre a re = phaeum N == 1 » IRODenTIanuUND N: — 2 Wie man sieht, gehen die Minima sehr weit auseinander, während die Maxima nur wenig differieren. Zur Charakteri- sierung des Lichtgenusses erscheinen deshalb die Minima be- sonders geeignet, was nach meinen früheren Untersuchungen für krautige Pflanzen und Stauden ebensowie für Holz- gewächse gilt. Wie ich gleichfalls schon bei früheren Gelegenheiten aus- führlich auseinandersetzte, sind die Werte für den relativen Lichtgenuß von der geographischen Breite und von der See- höhe abhängig. Dieselben ändern sich -mit der Änderung der beiden genannten Größen bei verschiedenen Arten (oder Varie- Sitzb. d.mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 28 392 J. Wiesner, täten) in sehr verschiedenem Maße und können auch für weite Gebiete konstant bleiben. Die oben genannten Werte sind für Friesach (46° 57’n.B,, Seehöhe der Talsohle 637 m) ermittelt und werden gewiß für weite Gebiete bei angenähert gleicher Seehöhe dieselben bleiben oder nur sehr geringe Abweichungen zeigen. Allein daß sie mit der Seehöhe sich ändern, habe ich in der weiteren Umgebung von Friesach mehrmals zu beobachten Gelegenheit gehabt. Ich fand nämlich für Geranium pratense in einer Höhe, welche etwa 300 m über der Talsohle lag, das Minimum bei r Es steigt also auch bei dieser Pflanze das Minimum mit der Seehöhe und mithin der relative Lichtgenuß: überhaupt. Ferner beobachtete ich bei G. phaenm Maximum und Mini- mum schon in einer zirka 300 bis 400 m über der Talsohle gele- genen Höhe im Sinne eines vermehrten Lichtgenusses verscho- ben. Diese Pflanze kommt auf den bezeichneten Höhen beinahe / \ frei exponiert vor ( Maximum von 2. — ) Die Konfigura- \ 20 tion des Terrains und die auf demselben vorkommende Vege- tation ließ ein stärkeres Sinken des Lichtgenusses nicht zu, so daß eine genaue Bestimmung des Minimums in diesen Höhen nicht vorgenommen werden konnte. Ich möchte bei dieser Gelegenheit ein Wort über die Opti- ma desLichtgenusses einschalten. Bisher habe ich in meinen Schriften über Lichtgenuß nur Maxima und Minima angegeben, obwohl ich gleich bei Beginn meiner Studien über den Licht- genuß der Pflanzen darüber im klaren war, daß jede vom Lichte abhängige Pflanze an gewisse Optima des Lichtgenusses ebenso gebunden ist wiean bestimmte Maxima und Minima. In der Regel sind diese Optima schwierig zu konstatieren, während es viel leichter ist, die Maxima und Minima zu ermitteln. Um nicht durch zu große Komplikation meiner Methode den Ein- gangzu erschweren, habe ich optimale Werte, beziehungsweise die Methode, dieselben zu ermitteln, nicht angeführt. Hier scheint mir nun eine passende Gelegenheit, eine kleine einschlägige Bemerkung einzuschalten. Mir schien es auffallend, daß Geranium pratense gerade an den freiesten, LA aa a ME RE, ee Aa ZA A Zi a ern a u en a and 2 ce Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 393 sonnigsten Standorten am üppigsten gedeiht, hier am reich- lichsten blüht und fruchtet. Es fällt bei dieser Pflanze offenbar das Optimum des Lichtgenusses mit dem Maximum zusam- men. Aber gewiß verhält sich bei den anderen drei Spezies von Geranium die Sache anders und insbesondere fällt es bei G. phaeum auf, daß sie auf den hellsten Standorten, auf denen ich sie in. Friesach, (Tal) beobachtete) (Z = | 1 ) er 39 allerwenigsten gedeiht. Die Optima zu finden, ist umständlich, da nicht nur auf die Zahl von Blüten und Früchten, sondern auch auf die Masse der assimilierten Substanz Rücksicht zu nehmen wäre. Solche Versuche habe ich nicht ausgeführt und möchte hier nur bemerken, daß nach allen meinen bisher ange- stellten Beobachtungen bei Geranium palustre das Optimum des relativen Lichtgenusses mit dem beobachteten Maximum (= }) nicht zusammenfällt, wodurch sich diese Pflanze von G. pra- tense wohl deutlich unterscheidet. | Ich habe oben die Minima des Lichtgenusses von G. phaeum | au 1 : und Robertianum mit ms und — bezeichnet. Diese Werte lehren, q daß der Lichtgenuß von G. Robertianum tiefer sinkt als der von G. phaeum. Ohne Vornahme von Messungen könnte man leicht geneigt sein, anzunehmen, daß dieses Verhalten den Tatsachen nicht entspreche, denn im allgemeinen findet man die letztere häufiger auf tiefschattigen Standorten als die erstere. Es scheint dies darauf hinzudeuten, daß das Optimum bei G. phaeum tiefer liegt als bei Robertianum. Aber eingehende Beob- achtumsenshabent gelehrt, daß’letztere tiefer" in den” Schatten geht als erstere, also ein niedriger gelegenes Minimum besitzt. Die mitgeteilten, auf den relativen Lichtgenuß Bezug nehmenden Werte betreffen nur solche Individuen (Stöcke), welche blühen und fruchten. Die grünen Vegetationsorgane werden auch bei Lichtstärken gebildet, welche unterhalb des Minimums der blühenden und fruchtenden Pflanze gelegen sind. Diese Eigentümlichkeit ist bei den vier genannten Arten in verschiedenem Grade wahrzunehmen. Unter den vier unter- suchten Geranium-Arten scheint mir dieselbe bei G. pratense am wenigsten ausgebildet. 28* 394 J. Wiesner, Obwohl Wiese und Wald im Friesacher Tale sich reichlich berühren, habe ich, so sorgsam ich auch darauf achtete, nie- mals blühende Exemplare von Geranium pratense im Walde gesehen. Es ist dies auch begreiflich, da das insbesondere am Wealdrande stark entwickelte Unterholz das Licht so abmindert, daß dessen Stärke sofort stark fällt und schon in nächster Nähe des Randes unterhalb des Minimums des Lichtgenusses dieser Pflanze gelegen ist. Hingegen habe ich in einem Föhren- wald bei Längsee (Kärnten) dieselbe in einigen blühenden Exemplaren gesehen, welche aber an der unteren Lichtgrenze zur Entwicklung gekommen waren und nur ein sehr kümmer- liches Dasein führten. | Die drei anderen Geranium-Arten habe ich in den Wäldern der Umgebung von Friesach angetroffen: G. phaeum und G. Robertianum häufig, G. palustre seltener.! Die vorgeführten Daten über den Lichtgenuß der vor- genannten Geranium-Arten, insbesondere die Werte, welche das Maximum und Minimum des relativen Lichtgenusses beziffern, lehren deutlich, welcher Gewinn aus den Studien über den Lichtgenuß in Bezug auf die Lebensweise, speziell in Betreff der Lichtverhältnisse, unter welchen diese Pflanzen in der Natur vorkommen, zu ziehen ist. Ein Vergleich der oben angeführten Standortsdaten mit den mitgeteilten Licht- genußwerten spricht wohl sehr zu Gunsten der von mir in Vorschlag gebrachten Auffassung und Methode. 1 Bei meinen Beobachtungen über die Frage, wie tief die Geranien in den Wald eindringen, habe ich auch auf einige andere Wiesenpflanzen in derselben Absicht geachtet. Ich wählte hiezu die auf der Friesacher Talsohle häufig vor- kommenden Umbelliferen: Chaerophyllum hirsutum, Heracleum sphondylium, Pastinaca sativa und Pimpinellamagna. Am tiefsten ging Chaerophyllum hirsutum 1 in die Tiefe des Waldes (Emm = m. daran reihten sich Pimpinella magna [ ! : ! 2m in — en und Heracleum sphondylium (Zmin — an Pastinaca sativa, \ o auf Wiesen um Friesach gemein, habe ich dort niemals in den Wald eintreten sehen. Aber im lichten Föhrenwalde bei Längsee fand ich sie in schwächlichen verpilzten Exemplaren neben den oben genannten schwächlichen Exemplaren von Geranium pratense. Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 395 Ich wünsche sehr lebhaft, daß die mitgeteilten Angaben über den Lichtgenuß der untersuchten Geranien zu weiteren ähnlichen Studien Veranlassung geben mögen. Am meisten Vorteil würde aus derartigen Untersuchungen die Pflanzen- geographie ziehen können. Es müßten die betreffenden Beob- achtungen in möglichst vielen Florengebieten und an möglichst vielen Standorten vorgenommen werden; dann wäre der Pflanzengeograph am besten in den Stand gesetzt, den Licht- genuß einer Pflanze innerhalb ihres natürlichen Verbreitungs- gebietes mit Rücksicht auf geographische Breite und Seehöhe zu charakterisieren. II. Dauer der Blüten. Auf die Morphologie der Blütenstände der Geranien soll hier nicht eingegangen werden. Für die nachfolgende Betrach- tung über die Dauer der Blüte der hier in Betracht kommenden vier Geranium-Arten genügt es, wenn ich bemerke, daß die Blüten an der Infloreszenz in der Regel paarweise auftreten.! Nur sehr selten stehen die Blüten unserer vier Geraninm-Arten infolge Fehlschlagens einer Blüte einzeln. Welchen morpho- logischen Wert diese Blütenpaare haben, ist eine Sache, auf die ich hier nicht eingehe. Ich erwähne nur, daß die beiden Blütenstiele eines Paares in den Achseln von vier in gleicher Höhe erscheinenden Nebenblättern zu stehen scheinen, so daß es den Anschein gewinnt, als läge eine falsche Dichotomie vor salsııwürdentalso. die Blüten?in den” Achseln’ von fehl- geschlagenen Laubblättern stehen und als wäre die Terminal- knospe völlig abortiert. Die Sache verhält sich übrigens, wie bekannt, gewiß anders, da die Blüten eines Paares ungleich- zeitig erblühen, was schon auf den cymösen Charakter der Infloreszenz hindeutet und die Annahme einer durch Fehl- schlagen hervorgerufenen Dichotomie ausschließt. Hier interessiert uns nur das ungleichzeitige Öffnen der Blüten eines Paares, welches höchst augenfällig ist, indem man fast immer eine Blüte eines Paares früher ihre Korollen 1 Dies gilt nicht nur für alle vier der untersuchten Spezies, sondern für die Mehrzahl der Geranium-Arten. Nur bei wenigen Spezies, z. B. bei (7. sibiricum L., treten die Blüten fast konstant einzeln auf. 396 J. Wiesner, entfalten sieht als die andere. Nur sehr selten kommt ein gleichzeitiges Blühen der beiden Teile eines Paares vor. Aber auch in diesen seltenen Fällen kann man immer leicht konsta- tieren, daß eine Blüte älter als die andere ist. Die oben genannten Geranien besitzen nämlich dichogame, und zwar protandrische Blüten, d. h. das Andröceum eilt in der Entwicklung dem Gynäceum voran.! In ‘einer der Blüten fehlen entweder schon die Antheren, indem sie von Insekten entweder vertragen oder gefressen wurden oder abgefallen sind, und es stehen nur mehr die Filamente, während das Gynäceum sich entweder noch in Entwicklung befindet oder bereits ausgewachsen ist. Gemeinschaftlich ist beiden Blüten nur die vollentwickelte Korolle und selbstverständlich der noch stehen gebliebene Kelch. Von diesen beiden Blüten ist die eine (die ältere), physiologisch betrachtet, weiblich, die andere (die jüngere) männlich. Häufig findet man eine Blüte eines Paares voll entwickelt, während die andere sich noch im Knospen- zustande befindet. In Bezug auf die Zeitfolge des Aufblühens der Blüten eines Paares zeigen die einzelnen der vier genannten Spezies ein verschiedenes Verhalten. Ein gleichzeitiges Blühen beider Partner eines Paares, also das Vorhandensein schon normal ausgebildeter Korollen an beiden Blüten, habe ich bei G. pratense und auch bei G. phaeum, freilich selten, unter Hunderten von Paaren ein oder das andere Mal beobachtet. Häufiger fand ich ein solches gleichzeitiges Blühen beider Blüten eines Paares bei G. palustre. Hingegen habe ich bei G. Robertianum niemals ein gleich- zeitiges Blühen der Blüten eines Paares gesehen, obgleich ich Hunderte von blühenden Pflanzen dieser Spezies nach dieser Richtung untersuchte. 1 In seinem Handbuch der Blütenbiologie führt Knuth, Bd. HJ, I. T., p. 228 an, daß die Blüten von Geranium protandrisch, selten protogynisch sind (@. dissectum und pusillum). Zudem werden (l. c., p. 228) die Blüten von G. palustre, pratense (1. c., p. 230) und phaeum (1. c., p. 233) als »ausgeprägt protandrisch« hervorgehoben. Hingegen bezeichnet der Autor die Blüten von G. Robertianum unter Hinweis auf Herm. Müller’s Untersuchungen (l. c., p- 237) nur als »schwach protandrisch«. Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 397 Dieses verschiedene Verhalten erklärt sich auf folgende einfache Weise. Bei Geranium pratense dauert das Blühen (vom Hervortreten der Korollblätter aus dem geschlossenen Kelch bis zu deren Abfall) gewöhnlich 1 bis 2 Tage, selten mehr oder auch weniger. Das Zeitintervall im Aufblühen der beiden Einzelblüten eines Paares beträgt auch gewöhnlich 1 bis 2 Tage. So steht im Paare gewöhnlich nur eine geöffnete Blüte und nur bei dem Zusammentreffen von langer Blütezeit und kurzem Intervall erscheinen beide Blüten geöffnet.! Häufiger findet man bei Geranium palustre beide Blüten gleichzeitig voll geöffnet, weil bei etwa gleichen, | bis 2 Tage in Anspruch nehmenden Intervallen die Blüten länger ausdauern (1 bis 3 Tage). Hingegen ist es verständlich, daß die Blüten von G. Robertianum stets einzeln auftreten. Die Blüte dauert gewöhnlich nur einen Tag, während das Intervall 2 bis 3 Tage in Anspruch nimmt.! II. Entwicklungsgeschwindigkeit der Blütenteile von Gera- nium pratense und einiger anderer Pflanzen. Aus dem geschlossenen Kelche treten bei Geranium pra- tense zuerst die Enden der Korollblätter, dütenförmiggeschlossen, hervor. Die Korolle wächst hierauf heran und erscheint zuerst glockenförmig, um sich dann beiläufig in einer Ebene auszu- breiten, welche, wie erwähnt, in der Regel vertikal gestellt ist. 1 Über die Dauer der Blüten unserer vier Geranium-Arten habe ich in der Literatur keine Angabe gefunden, auch über die Blüten der anderen nicht, mit Ausnahme einiger einschlägiger Daten, welche von Robertson herrühren, von Knuth (l. c., Bd. III, I. Abt., p. 434) angeführt werden und sich auf in Ilinois an Geranium macnlatum angestellte Beobachtungen beziehen. Dieses Geranium verhält sich dem genannten Autor zufolge in Bezug auf die Blüten- einrichtung und Befruchtung so wie G. pratense und palustre. Es heißt bei Robertson, daß bei ungünstigemWeetter die Blüten langsamer ihren Geschlechts- zustand ändern; manche Blüten verharren bis zu 3 Tagen im männlichen und andere ebenso lange im weiblichen Zustande. Dagegen durchlaufen die Blüten bei warmem Wetter beide Stadien am nämlichen Tage. Daß der Geschlechtswechsel bei G. pratense rascher sich vollzieht, wenn es warm und sonnig ist, als wenn feuchtes, kaltes Wetter herrscht, habe ich oft beobachtet. Es scheint somit, daß die oben hervorgehobene Gleichzeitigkeit des Blühens eines Blütenpaares durch warmes, trockenes Wetter begünstigt werden kann. 398 J. Wiesner, Zwischen dem ersten Hervortreten der Korolle und ihrer völligen Ausbildung verstreicht ein verschieden langer Zeit- raum. Oft beobachtete ich, daß dieser Zeitraum bloß 4 bis 6 Stunden währte. Er kann aber zwei- und dreimal so lange dauern, und zwar sind es nicht bloß äußere Einflüsse, sondern auch individuelle Eigentümlichkeiten, welche eine Verzögerung in der Entwicklung hervorrufen. Ich ersehe aus meinen Auf- zeichnungen, daß an einem und demselben Stocke, ja in gegenüberliegenden Infloreszenzen eines und desselben Sprosses, zwei in gleichem Entwicklungsstadium befindliche Blüten in verschieden langen Zeiträumen aufblühen: die einen erblühien in 4 bis 6, die anderen in 8 bis 12 Stunden. Die Zeit des Aufblühens ist nicht bestimmt, denn man kann bei Geranium pratense zu jeder Zeit des Tages jeden Entwicklungszustand der Blüte beobachten. Am häufigsten scheint die Entwicklung der Korolle zwischen Früh und Mittag stattzufinden. Ich habe in der Zeit, in welcher ich auf diese Verhältnisse am meisten achtete, nämlich Ende Juli, morgens sehr häufig das Hervorbrechen der Korolle, vormittags die Glockenform und später deren Umwandlung in die flach aus- gebreitete, vertikal gestellte Blüte gesehen. Es wurde die Geschwindigkeit, mit welcher die Ent- wicklung der Blütenteile bei Geranium pratense vor sich geht, verfolgt, wobei folgende Resultate erzielt wurden. Ich berücksichtigte nur jene häufigen Fälle, in welchen die Entwicklung der Korolle, vom ersten Beginn ihres Hervor- brechens aus dem Kelche bis zu ihrer vollkommenen Aus- bildung, bloß 4 bis 6 Stunden in Anspruch nahm. Es betrug, in Mittelwerten ausgedrückt, beim ersten Hervor- brechen der Korolle die-Längerdei/Kelchblätere are 10:5 mm > » >» Korollblätter alte: 10555 > » > "StauDiademt sr 4:0 » > >» des 'Griftelser rer 90» 1 Die obigen Werte betreffen die Länge der Filamente. Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 399 Nach Beendigung des Wachstums der Korolle betrug dierBanee der Kelchbläatter. 2....,. 11:0 mm » » > Korollblatter. 2.2... io. 0 > » » > Staubladent.. 20, 229025 » » desiGrittels... „nn se RS) » Die Blüten von Geranium pratenseund auch die deranderen oben genannten Geranium-Arten sind, wie schon erwähnt, dichogam, und zwar protandrisch; es kommen also die männ- lichen Organe rascher zur Reife als das weibliche Organ. Bei Geranium pratense wächst das ganze Gynäceum noch weiter, wenn das Wachstum der anderen Blütenteile schon beendigt ist. Erst 5 bis 6 Stunden nach Beendigung des Wachstums der anderen Blütenteile und manchmal auch später hat der Griffel seine volle Länge erreicht, welche im Mittel 10 mm beträgt. Es berechnen sich die stündlichen Zuwächse, von dem Hervorbrechen der Krone angefangen bis zur Erreichung der vollen Länge der einzelnen Organe, in Mittelwerten ausge- drückt, auf eine Entwicklungsdauer von 5, beziehungsweise 10:5 Stunden bezogen, folgendermaßen: Zuwachs der Kelchblätter.». 22.22.33 0100 mm » u Korollplätter NIEREN 2005 » erStaubfädene 2.2 Seelen ie 70082> » dEBERTEIS IN VERS > Dieser Zusammenstellung ist zu entnehmen, daß vom Hervorbrechen der Korolle angefangen bis zur vollkommenen Ausbildung der Blüte der Kelch nur sehr wenig wächst, bedeutend rascher der Griffel, daß aber Krone und Staubfäden ein sehr beträchtliches Wachstum aufweisen. Selbstverständlich variiert die Wachstumsgeschwindigkeit der Blütenteile, abgesehen von individuellen Abweichungen, je nach den äußeren Vegetationsbedingungen. In den warmen Julitagen erfolgt das Wachstum rascher als an kühlen Tagen des September. Trockenheit verzögert gleichfalls wie niedere Temperatur das Wachstum. Bei großer Bodentrockenheit ver- zögert sich die Entwicklung nicht unbedeutend. Es kann 1 Die obigen Werte betreffen die Länge der Filamente. 400 J. Wiesner, vorkommen, daß die Weiterentwicklung des Griffels stille steht. Ein Gleiches habe ich auch oft an abgeschnittenen Blüten- sprossen, welche mit dem unteren Ende in Wasser tauchten, beobachtet. Auch unter Wasser geht die Entwicklung einer abge- schnittenen, auch ihres Stieles beraubten Blüte vom Beginn des Aufbrechens der Korolle anscheinend ganz normal vor sich, woraus zu schließen ist, daß bei der diesem Entwicklungs- stadium folgenden Weiterentwicklung der Blüte dieselbe keiner Zufuhr plastischer Stoffe vom Stiel her bedarf. Zur Entwicklung ist aber — bei mittlerer Temperatur — ein Zeitraum von 18 bis 20 Stunden erforderlich. Die Blüte öffnet sich unter Wasser nicht vollständig, sondern bleibt glockenförmig. Sobald die unter Wasser zur Entwicklung gekommenen Korollblätter vollkommen ausgewachsen sind, erfolgt gewöhnlich sofort oder ein paar Stunden später ihre organische Ablösung, während, wie wir gesehen haben, die Korolle sich im völlig ausgebildeten Zustande 1 bis 2 Tage erhält. Die rasche Ablösung wirft ein Licht auf den Modus dieses Vorganges, welcher auf großer Turgeszenz der Zellen der Trennungsschicht beruht. Inwieweit noch Mazeration durch Säuren die Ablösung unter- stützt, bleibe hier unerörtert. | Die Geschwindigkeit, mit welcher das Wachstum der Korolle und der Staubfäden bei Geranium pratense erfolgt, scheint mit der kurzen Dauer dieser Organe im Zusammen- hange zu stehen. Schon der Vergleich mit den anderen Blüten- teilen, Kelch und Gynäceum, welche mit viel längerer Dauer ein beträchtlich langsameres Wachstum verbinden, bildet eine Stütze für diese Annahme. Vielleicht besteht ein solcher Zusammenhang in weiterer Verbreitung, als bisher angenommen wurde. Möglicherweise geht bei Blüten stets mit rascher Wachstumsgeschwindigkeit eine kurze Dauer der betreffenden Organe parallel. Es wäre indes gewagt, dies jetzt schon behaupten zu wollen, obgleich manche bereits bekannt gewordene Tatsache die Existenz einer solchen Relation zu bekräftigen scheint, z. B. das bekannte, von Askenasy Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 401 entdeckte, ungemein rasche Wachstum der Gramineen- Antheren.! | Ein durchgreifendes Zusammenfallen von hoher Wachs- tumsgeschwindigkeit und kurzer Dauer ist gewiß nicht zu erwarten, da schon jetzt Tatsachen bekannt sind, welche einer solchen Auffassung geradezu widersprechen. Ich erinnere an die enorme Wachstumsgeschwindigkeit des Bambusrohres. Es ist dies eine der größten Wachstumsgeschwindigkeiten, welche man bisher im Pflanzenreiche beobachtete; sie ist etwa so groß als das schon berührte fast plötzliche Heranwachsen der Staubfäden von Roggen und Weizen vor dem Stäuben der Antheren. Der so rasch wachsende Bambushalm hat aber eine lange Dauer. Es werden indes auch mit Rücksicht auf die ganze Entwicklung der Pflanze sich zahlreiche Fälle ergeben, in welchen rasche Ausbildung und kurze Dauer oder langsame Entwicklung und lange Dauer zusammenfallen. Man denke an das sprichwörtlich gewordene rasche Aufschießen der saft- reichen Pilze (richtiger ihrer Fruchtkörper) und an deren rasche Vergänglichkeit, während bei wasserarmen Pilzen gewöhnlich sehr langsames Wachstum mit langer Dauer verbunden ist. Zweifellos existieren Relationen zwischen Entwicklungs- geschwindigkeit und Lebensweise, die sich aber nicht in einen einfachen Satz einzwängen lassen, da sie zumeist tiefere Gründe haben, als der Augenschein im einzelnen Falle zu lehren scheint. Ich bringe all dies nur als Anregung zu weiteren Studien vor und begnüge mich mit der Vorführung einiger Beob- achtungen über den Zusammenhang von Wachstums- geschwindigkeit und Dauer von Korollblättern, welche ich in Friesach im Anschlusse an die auf Geranium pratense Bezug nehmenden, oben mitgeteilten Messungen angestellt habe. Ich verglich die Geschwindigkeit des Wachstums der Korollen von Geranium pratense mit jener der Korolle des Gartenwindlings (Ipomoea purpurea), welche bei gutem Wetter im Sommer sich gewöhnlich nur einen halben Tag oder etwas länger erhält, ferner mit den Korollen der Sonnenblume 1 Hierüber und über Wachstumsgeschwindigkeiten überhaupt s. Wiesner, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, 4. Aufl., p. 285 fi. 402 J. Wiesner, (Helianthus annuus) und der Ringelblume (Calendula offiei- nalis). Die Korollen des Windlings hatten vor dem Öffnen eine mittlere Länge von 28mm. Sie wuchsen in 20 Stunden bis zu völliger Ausbildung der Blumenkrone auf durchschnittlich 60mm heran. Die Spielart der Sonnenblume, welche ich zur Beobach- tung benützte, hatte Randblüten, deren Korollen eine Länge von 70mm erreichten. Beim Öffnen der Blütenköpfe hatten diese Korollen eine Länge von durchschnittlich Smm. Sie wuchsen zu der genannten Länge ind Tagen (im August bei warmem Wetter) heran. Ein sehr schwaches Wachstum war über diese Zeit hinaus bei aufmerksamer Beobachtung auch noch zu be- merken, doch habe ich dies nicht in Rechnung gebracht und habe den Zuwachs bloß auf 5xX24 Stunden bezogen. Die be- treffenden Blütenköpfe wurden durch 11 Tage von Bienen besucht, aber auch über diese Zeit hinaus blieben die Koroll- blätter noch erhalten. Die Korollen der Randblüten von Calendula officinalis hatten im Beginne des Öffnens der Blütenköpfe eine Länge von 6mm. Sie erreichten in 5 Tagen eine Länge von 16mm. Die Korollen erhielten sich durch 10 Tage in völlig frischem Zustande. Hierauf begannen sie zu welken, während gleich- zeitig die Früchtchen heranwuchsen. Die Beobachtungen über den (mittleren) stündlichen Zu- wachs und über die (mittlere) Dauer der Korolle der vier ge- nannten Pflanzen sind der folgenden Tabelle zu entnehmen: Zuwachs Dauer der pro Stunde Korollen Korolle von Geranium pratense...... 12mm 30 Stunden > » Ipomoea purpurea ...... 1 O2 19 392 > » Helianthus annuus....... 0:45 » 264 » > » Calendnla officinalis..... 0:08 » 240» IV. Richtungsbewegungen der Blüten von Geranium pratense und einiger anderer Geranium-Arten. Ich habe schon in der Einleitung auf die Lage der Blüten von Geranium pratense hingewiesen. So charakteristisch die- Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 403 selbe ist, so habe ich doch in keinem floristischen Werke oder sonst in einer Schrift, welche die Beschreibung der Geraniaceen zum Gegenstande hat, dieselbe erwähnt gefunden. Andere Lagezustände von Geranienblüten bestimmten aber doch einige Botaniker der systematischen Richtung, dieselben als Merk- male in den Diagnosen der Arten oder Gruppen zu berück- sichtigen. So hat z. B. Koch! bei der Charakterisierung der deut- schen Geranien solche Arten unterschieden, bei welchen die Blütenstielchen nach dem Verblühen abwärts geneigt sind (G. palnstre, pratense, sibiricum, pyrenaeicum, pusillum, dis- sectum, columbinum, votundifolium, molle, lucidum, divari- catum), und andere, bei welchen die Blütenstielchen nach dem Verblühen aufgerichtet sind (G. macrorhizum, nodosum, sylvati- cum, acomitifolium, bohemicum). Bei G. phaeum, sanguineum und Robertianum heißt es, daß die Blütenstielchen nach dem Verblühen »etwas abwärts geneigt« seien. Sonst wird von Koch noch @. argentenm genannt, bei welcher Pflanze rück- sichtlich der Richtung des Blütenstiels überhaupt nichts ange- geben ist. In ähnlicher Weise werden in neueren einschlägigen Werken die Richtungen der Blütenstielchen vor und nach dem Blühen berücksichtigt. Es gehen aber die auf Blüten-, bezie- hungsweise Fruchtstellung Bezug nehmenden Daten kaum über die genannten, von Koch verwerteten Kennzeichen hinaus und nirgends fand ich, auch nicht in der physiologischen und ökologischen Literatur eine vollständige Beschreibung der Lageänderung der Geranium-Blüte von der Anlage an bis zur Fruchtreife, wie ich sie plante und zunächst für Geranium pra- tense durchführte, vor. In den ersten Entwicklungsstadien, die sich nur mikro- skopisch verfolgen lassen, ist die Blütenknospe nach aufwärts gerichtet, ihr Träger (das Blütenstielchen) ist gerade. Weiter- wachsend wendet sie sich sukzessive nach abwärts, sie nickt, indem das Blütenstielchen sich nach abwärts krümmt. Auch 1 Koch, Taschenbuch der deutschen und Schweizer Flora, 3. Aufl., Leipzig 1851, p. 103 ff. 404 J. Wiesner, die ganze Infloreszenz nickt, indem die Infloreszenzachsen ähnliche Krümmungen wie die Blütenstielchen durchmachen. Diese Abwärtskrümmung der Blütenstielchen und der Inflores- zenzachsen sind bereits mit freiem Auge wahrnehmbar. Ich werde erst weiter unten die Ursachen all dieser Krüm- mungsbewegungen aufzuklären versuchen. Einstweilen gehe ich nur rein deskriptiv vor und will nur an die schon vor- geführten Lageveränderungen jene reihen, welche sich später vollziehen. Wir haben bis jetzt zwei Lagezustände der Blütenknospen unserer Pflanze kennen gelernt: anfangs sieht die Knospe nach aufwärts, später nach abwärts. Würde in dieser letzteren Lage die Knospe sich Öffnen, so würde sie nach abwärts schauen. Aber infolge einer Lageänderung der Blütenstielchen, welche beim Aufblühen sich vollzieht, wird, wie schon mehrmals gesagt, die Blütenapertur vertikal, die Blüte schaut, wenn ich mich so ausdrücken darf, geradeaus. Es sind zwei Lageänderungen des Blütenstielchens möglich, welche zu dieser Stellung der Blütenapertur führen: entweder wird das Stielchen gerade und die sich öÖffnende Blüte kommt durch Selbstregulierung in die beschriebene Lage oder das Stielchen ändert seine Krümmung so lange, bis die Blütenapertur vertikal geworden ist. Aber auch in dem ersteren der beiden angenommenen Fälle muß zum mindesten das oberste Ende des Blütenstielchens in den Richtungsprozeß ein- greifen, sonst müßte die Blüte nach aufwärts schauen. Die Beobachtung lehrt nun, daß eine Geradestreckung des Blüten- stielchens nicht eintritt, dasselbe vielmehr eine neue Krümmung annimmt, bei welcher die Vertikalstellung der Blütenapertur erfolgt. Diese Stellung wird erst dann erreicht sein, wenn das ge- krümmte Stielchen an seinem obersten Ende, wenn auch nur in einer kurzen Strecke, horizontal gerichtet ist. In der Tat steht das obere Stielende in jedem Entwicklungsstadium der Blüte senkrecht zur Blütenöffnung. Daraus möchte man anzu- nehmen geneigt sein, daß die Blüte weder durch ihr Gewicht noch auf eine andere Art selbsttätig in die Annahme jener Stellung eingreift, welche die vollgeöffnete Blüte einnimmt. Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 405 Wäre dies richtig, so würde die Lage der Blüte ganz und gar von der Richtungsbewegung des Stielchens abhängig sein. So hat es den Anschein; allein einer aufmerksamen Beobachtung wird es nicht entgehen, daß in schwächerem oder stärkerem Grade die charakteristische Lage der Blüte anfangs über- schritten wird, so daß dieselbe, um mich bildlich auszudrücken, anfänglich mehr oder weniger stark ausgeprägt nach oben schaut. Es geschieht dies, wenn die Blüte ‘noch nicht voll- kommen geöffnet ist und noch eine glockenförmige Gestalt besitzt. Diese Glocken erheben sich und richten sich erst später, nämlich bei vollkommener Öffnung, so, daß die Apertur der Blüte vertikal wird. Die später wieder rückgängig gemachte Bewegung spricht sich in mehr oder minder starkem Maße aus; dabei erreicht die Blütenachse gewöhnlich nicht die verti- kale Richtung und überschreitet diese niemals. Diese Auf- richtungstendenz der Blüte ist um so mehr ausgesprochen, je feuchter die Luft ist. Bei Kultur im absolut feuchten Raume erheben sich die Blütenstiele sehr stark und erreichen manch- mai die vertikale Richtung. Wie sich die äußeren Verhältnisse auch immer gestalten mögen, auch im absolut feuchten Raume neigt sich die mehr oder minder aufgerichtet gewesene Blüte wieder so weit, bis die Apertur der Blüte vertikal ge- worden ist. Wie schon gesagt, es tritt die Erhebung. der sich öffnenden Knospe in sehr verschiedenem Grade ein und nicht selten hat es den Anschein, als würde sich diese Erhebung gar nicht einstellen, mit anderen Worten: es scheint, als würde die nach abwärts gekehrte Knospe beim Aufblühen sich nur so weit erheben, bis die Apertur der Blüte vertikal geworden ist. Aber diese vertikale Stellung der Blütenapertur wird nicht fortwährend eingehalten. Bei Regen und starkem Taufall tritt ein schwaches Nicken der Blüten ein, welches aber bei trockenem Wetter verschwindet. Bei starkem Winde wird die normale Blütenlage in sehr unregelmäßiger Weise verändert, wobei die Blüte gewöhnlich mehr oder weniger nickt, aber bald nachdem die Luft ruhig geworden ist, stellt sich wieder die normale Blütenlage ein. Wenn man von jenen Fällen absieht, in welchen das an- fängliche »Aufwärtsschauen« der Blüte nicht in Erscheinung 406 J. Wiesner, tritt, weil, wie ich meine, in diesen Fällen die Aufwärtsbewe- gung so schwach ausgeprägt ist, daß sie sich dem Augenschein entzieht, so nimmt die Blüte, vom ersten Entwicklungs- stadium angefangen..bis zur Anthese,, d2i;bis zum völligen Aufgeblühtsein, vier verschiedene Lagen ein: sie steht zuerst aufrecht, nickt dann, erhebt sich so, daß sie auf- wärts sieht, um endlich die Vertikalstellung der Apertur zu erreichen. Nach vollzogener Befruchtung treten aber neue Lage- änderungen ein. Nach Abfall der Krone richtet sich der Stiel wieder nach abwärts. Die nach abwärts gerichtete junge Frucht ändert aber noch vor der Fruchtreife wieder ihre Lage, indem sie sich nach aufwärts krümmt. Diese letztere Bewegung er- folgt aber in zweierlei Weise: entweder so, daß sich der Frucht- stiel vom Gelenke aus erhebt und in diesem Falle gerade gestreckt erscheint, oder indem der Fruchtstiel sich nach auf- wärts krümmt. Wie. aus. diesen: - Beobachtungen; -hervossch, nimmt die Blüte im Gange ihrer Entwicklung, vom Knospenzustande angefangen. bis zur. EKruebiret, abwechselnd sechs verschiedene Lagen ein (natürlich von den Zwischenlagen abgesehen): dreimal erscheint die Blüte (beziehungsweise die Knospe oder die Frucht) auf- recht, zweimal abwärts gerichtet und einmal so ge- richtet,.daß.die Blütenapertur vertikal, gezichrer ge Die Lageänderungen der Blüten der anderen oben ge- nannten Geranium-Arten konnte ich leider nicht mit derselben Aufmerksamkeit verfolgen. Doch gehen aus meinen Aufzeich- nungen immerhin einige interessante einschlägige Resultate hervor. Geranium palustre scheint sich im wesentlichen so wie G. pratense zu verhalten bis auf folgende Besonderheit. Bei freier Exposition bildet diese Pflanze nicht wie G. pratense Vorderlichtblüten. Wohl geschieht dies aber, wenn sie bei der Entwicklung der Knospe und später bis zur Anthese konstant einseitiger Beleuchtung ausgesetzt war. Auch G. phaeum scheint sich im wesentlichen ähnlich so wie (Gr. pratense zu verhalten. Erstere weicht aber zunächst Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 407 von letzterer darin ab, daß die Blütenapertur niemals vertikal ist, auch nicht bei einseitiger Beleuchtung, vielmehr ist die Korolle mehr oder weniger stark vorgeneigt, sie schaut, um mich eines früheren bildlichen Ausdruckes zu bedienen, etwas nach abwärts. Denkt man sich an den obersten Punkten der Korolle eine symmetrische Tangierungsebene gelegt, so schließt diese mit dem Horizont einen Winkel bis zu 60 Graden ein. Dazu kommt roch eine andere Eigentümlichkeit, welche ich bei den Blüten der anderen drei Geranium-Arten niemals gesehen habe. Wenn die Blüte — nach erreichter Anthese — einen halben oder einen ganzen Tag alt geworden ist, so er- scheint jedes Kronenblatt epinastisch gekrümmt, so zwar, daß Scskorolle, einem flachen Kegel gleicht, dessen Spitze der Mitte der Blüte entspricht.! Wieder anders verhält sich Geranium Robertianum. Die Blüten sind im ganzen fortwährend nach oben gerichtet, aber in höchst verschiedener Neigung zum Horizont. Selten wird eine genau aufrechte Stellung erreicht und, soviel ich gesehen habe, niemals eine genau horizontale. Im Vergleiche zu den früher genannten drei Geranium-Arten ist der Wechsel der Blütenlage bei G. Robertianum der geringste, die schließliche Lage der Blüte aber die wechselvollste. Die Ursachen der Blütenlage dieser vier Geranien zu ent- wirren, nämlich nachzuweisen, was spontan und- angeboren und was auf äußere Einwirkungen zu setzen ist, bildet einen 1 Wie ich nachträglich dem Werke Knuth’s entnehme, ist das oben be- schriebene Überneigen der Blüten von Geranium phaeum nicht ganz übersehen worden. Es heißt dort (l.c., II, 1. Abt., p. 233) unter Hinweis auf Mac Leod: Die Blüten dieser Pflanze stehen senkrecht und hängen sogar ein wenig über. Auch die epinastische Krümmung der Blütenblätter von Geranium phaeum finde ich an dieser Stelle erwähnt. Es heißt hier unter Bezugnahme auf Kirchner: »Im Anfange der Blüten breiten sich die Kronblätter zu einer Fläche von 22mm Durchmesser aus, schlagen sich aber bald so weit nach hinten zurück, daß der Durchmesser nur noch 18mm beträgt.« Nach meinen Aufzeichnungen stellt die oben genannte Epinastie sich nach erfolgter Befruchtung ein. Ob diese Epinastie eine Folge der Befruchtung ist, muß ich aber dahingestellt sein lassen, da ich den entscheidenden Gegenversuch nicht machte, welcher darin bestehen müßte, das Verhalten der Blüte bei Aus- schluß der Befruchtung zu beobachten. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 29 408 J. Wiesner. schwierigen Gegenstand, der ohne eingehende experimentelle Studien nicht ergründet werden kann. Derartige Studien konnte ich, wie schon oben erwähnt, in meiner Sommerruhe zu Friesach, wo ich, fern von den Behelien eines physiologischen Laboratoriums, nur mit den primitivsten Mitteln arbeiten konnte, nicht ausführen. Wohl habe ich den lebhaftesten Wunsch, bei späterer Gelegenheit diese Fragen wieder aufzunehmen und der Lösung näher zu bringen. Allein in meinen Jahren ist es nicht so gewiß, daß ich noch dazu komme. Und so mögen die hier vorzubringenden Bemerkungen über die Ursachen der Blütenbewegungen der Geranien, falls ich sie selbst nicht mehr zu verfolgen in die Lage kommen sollte, zu weiteren Forschungen anregen. Die nachfolgenden Versuche, die Blütenbewegungen zu erklären, beziehen sich ausschließlich auf Geranium pratense. Die anfängliche Stellung der Blütenknospen ist, soweit es die Raumverhältnisse der tragenden Achse zulassen, eine auf- rechte. Das Blütenstieichen ist gerade, es ist, wie man sich jetzt häufig auszudrücken pflegt, autotrop oder, um mit einer anderen Terminologie nicht in Kollision zu geraten, geradlinig- autotrop. Dieser Lage der Knospe und ihres Trägers folgt sukzes- sive die nach abwärts gekrümmte Lage, welche, wie man ja ohneweiters sieht, durch die Krümmung des tragenden Stiel- chens bedingt wird. Die entscheidenden Experimente, wie ich solche früher bezüglich anderer Organe ausführte,! konnte ich in Friesach nicht unternehmen. Nach meinen anderweitigen Erfahrungen? kann ich mich nicht zu der Ansicht bekennen, daß hier eine Form des positiven Geotropismus vorliege, son- dern neige zu der Meinung, daß die Abwärtskrümmung des Stielchens durch die Last der Blütenknospe verursacht werde. Ich habe mich so vielfach davon überzeugt, daß, wenn die Achse einer Pilanze eine relativ große Last an ihrem oberen, weichen, plastischen Ende zu tragen hat — in der Regel eine 1 Wiesner, Studien über den Einfluß der Schwerkraft auf die Richtung der Pflanzenorgane. Diese Sitzungsber., Bd. 111 (1902), p. 733 ft. 2 L. e. p. 734 W..und p. 743 ff Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 409 Knospe — in solchen Fällen niemals positiver Geotropismus im Spiele ist, sondern immer eine Lastkrümmung. Ich halte also dafür, daß hier eine Lastkrümmung anzunehmen ist. Ich unter- scheide zwei Arten der Lastkrümmung, die tote und die vitale. Was ich unter toter und unter vitaler Lastkrümmung verstehe, habe ich bei früherer Gelegenheit auseinandergesetzt.! Ich will nur daran erinnern, daß ich unter toter Last- krümmung ein Verhalten von Pflanzenorganen verstehe, welche sich, von einer Last in Anspruch genommen, so ver- halten wie tote, gewöhnlich wie »fließende« feste Körper, und daß unter vitaler Lastkrümmung jenes Verhalten von Pflanzenorganen zu verstehen ist, bei welchem diese letzteren auf die Wirkung von Belastungen eine im Leben begründete Reaktion ausüben, sei es durch eine Gegenkrümmung, sei es durch eine in Organisationsverhältnissen begründete Fixierung der Krümmung oder auf andere Art. Wenn ein durch eine Last gekrümmtes Organ bei Um- kehrung nicht gleich die entgegengesetzte Krümmung an- nimmt, so spricht dies noch nicht gegen das Vorhanden- senwseinens totenV Bastkrummung. 7 Denn! wennVauchvsbei großer Biegsamkeit von Pflanzenorganen durch eine Um- kehrung der Krümmung die Umkehrung der Lage hervor- Besuieneswerden kann)! so/ristw.dieitRegel doch die) 7daß der betreffende einer toten Lastkrümmung unterworfene Körper, wie schon angedeutet, sich so wie ein »fließender fester Körper« (Wachs, Blei etc.) verhält, also nur eine langsame Zurück- krümmung zuläßt. Die Kennzeichen der toten Lastkrümmung treffen hier ieh zu: lchchaberaber in: Briesacht auchinichr die Iittel gehabt, um eine etwa vorhandene vitale Lastkrümmung direkt nachzuweisen und zu entscheiden, ob bei dieser Abwärts- krümmung nur positiver Geotropismus im Spiele sei. Aber ich habe Versuche angestellt, welche mit Wahr- scheinlichkeit dafür zu sprechen scheinen, daß die Krümmung der Blütenstielchen, welche zum Nicken der Blütenknospen führt, auf vitaler Lastkrümmung beruhe. OLE 410 J. Wiesner, Läßt man die ganze junge, noch mit Blütenknospen besetzte Infloreszenz vor dem Aufblühen so lange welken, bis die Knospen in jeder Lage der Achse sich nach abwärts richten, also die einseitige Krümmung, welche im normalen Zustande durch die Last der Knospe hervorgerufen wurde, aufgehoben und in die entgegengesetzte umgewandelt er- scheint, taucht man sodann den welken Blütenstand unter Wasser, bis er wieder turgesziert, so nehmen die Blütenstiele wieder jene Krümmung an, welche sie im Leben eingenommen hatten. Bei einiger Vorsicht und mit dem erforderlichen Geschick gelingt es, zu zeigen, daß sich die gekrümmten Blütenstielchen genau so verhalten wie die nickenden Glieder der Infloreszenzachse. Auch hier tritt die Krümmung der schlaff gewordenen, gerade gestreckten, durch Belastung nach jeder Richtung hin biegsam gewordenen Gebilde wieder ein, sobald man sie durch Uhntertauchen in Wasser wieder turgeszent gemacht hat. Während der im Leben vor sich gegangenen Krümmung müssen in den Zellen, und zwar entweder in deren Membranen oder in ihrem Protoplasma oder in beiden Veränderungen ein- getreten sein, welche durch Aufhebung des Zellturgors nicht zum Verschwinden gebracht werden können. Nach all den Versuchen, welche ich mit durch tote Last- krümmung hervorgerufenen Organen angestellt habe, möchte ich schließen, daß wir in den Krümmungen der Blüten von Geranium pratense keine tote Lastkrümmung vor uns haben. Es sind offenbar während des Lebens der betreffenden jugend- lichen, im plastischen Zustande befindlichen Stengelorgane während der Abwärtskrümmung Veränderungen vor sich gegangen, welche als Reaktion des lebenden Organismus auf die sich einstellende Krümmung aufzufassen sind, Verände- rungen, welche durch Welkung verschwunden zu sein scheinen, aber faktisch nicht aufgehoben wurden. Es ist deshalb wohl wahrscheinlich, daß hier eine vitale Lastkrümmung vorliegt. Eine solche stellt sich nach zahl- reichen von mir angestellten Beobachtungen, wie schon bemerkt, ungemein häulg ein, wenn ein derartiges jugendliches, plasti- sches Stengelglied durch einen schwereren, an seinem oberen Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 411 Ende befindlichen Körper — hier durch eine Blütenknospe — belastet wird.! Allein ob eine Lastkrümmung hier faktisch vorliegt, kann, wie schon gesagt, nur durch das Experiment mit Sicherheit entschieden werden. Ich möchte aber hier versuchen, zu zeigen, daß das vor- geführte Verhalten der gewelkten und später wieder zur Turges- zenz gebrachten Blütenstiele mit Wahrscheinlichkeit darauf schließen läßt, daß hier keine tote Lastkrümmung vorliegt. Wenn ich analoge Versuche mit in toter Lastkrümmung befindlichen Organen anstelle, so komme ich nicht zu dem gleichen Resultate, wohl aber, wenn ich mit Organen experi- mentiere, bei welchen ich mich auf exakte Weise überzeugt habe, daß sie einer vitalen Lastkrümmung unterliegen, z. B. mit den Blütenstielen des Mohns (Papaver Rhoeas). Ich beobachtete, daß bereits deutlich durch die Last gekrümmte Blütenstiele des Mohns, nachdem sie im welken Zustande in jeder Lage durch das Gewicht der Knospe zur Abwärtskrümmung zu bringen sind, nach Herstellung des ursprünglichen Turgors wieder jene Krümmung annehmen, welche im Beginne des Versuches vor- handen war. Ich habe ferner mit mehreren heliotropisch oder geotropisch oder infolge spontaner Nutation gekrümmten Organen derartige Welkungsversuche vorgenommen und habe hierbei zweierlei beobachtet: entweder wird durch die Welkung die Krümmung nicht aufgehoben (geotropisch gekrümmte Keimwurzeln von Mais etc.; geotropisch gekrümmte Keimstengel von Phase- olus, nutierende Sproßspitzen derselben Pflanze etc.) oder aber sie wird aufgehoben, aber es gelingt an den schlaffen, nach allen Richtungen zum Überhängen geeigneten Organen nicht mehr oder nur in geringem Grade, durch Zuführung von Wasser die ursprüngliche geotropische oder heliotropische Krümmung hervorzurufen (Keimstengel von Lepidium sativum, Helianthus annmus etc.). Es hat nach den bisher durchgeführten Untersuchungen den Anschein, als würde das vorgeführte Verhalten, nämlich 1 Wiesner, Studien über den Einfluß der Schwerkraft etc., 1. c. Line. Per TA: 412 J. Wiesner, die durch neu eingeleiteten Turgor erfolgende, rasch eintretende und vollständig sich vollziehende Wiederherstellung der ur- sprünglichen Krümmung eines Organes nach Aufhebung der- selben durch Welkung, auf das Vorhandensein von vitaler Lastkrümmung hinweisen. Es wird aber erst zu untersuchen sein, ob das vorgeführte Verhalten als ein sicheres Anzeichen einer vitalen Last- krümmung zu betrachten ist. Vor allem möchte ich aus den wenigen Versuchen über das Verhalten zum Welken gebrachter heliotropisch oder geotropisch gekrümmter Stengel, bezie- hungsweise Wurzeln noch nicht ableiten, daß alle derartigen Organe sich stets so verhalten wie die oben genannten. Und auch die spontan nutierenden wären diesem Verfahren zu unterziehen, obwohl ich kaum zweifeln möchte, daß dieselben sich stets so verhalten, wie ich es oben beschrieb. Zur Ent- scheidung dieser Fragen müßten viel umfassendere Unter- suchungen angestellt werden. Aus den wenigen von mir unternommenen ergibt sich das abgeleitete Resultat nur mit Wahrscheinlichkeit. Ich leite also aus meinen Versuchensplergnse einiger Wahrscheinlichkeitab, daß die erste Abwärts- krümmungderdieBlütenknospentragenden Stielchen auf vitaler und nicht auftoter Lastkrümmunsg beruhe. Die Möglichkeit einer geotropischen Abwärtskrümmung ist aber nicht ausgeschlossen. Wie schon bemerkt, war ich in Friesach nicht in der Lage, die erforderlichen. beweisenden Experimente durchzuführen. Ich habe ferner die Wahrnehmung gemacht, daß das Welken der Infloreszenzachsen des genannten Geranium rascher erfolgt, wenn man an den abgeschnittenen, mit Blüten- knospen besetzten Sprossen die Laubblätter beläßt. Diese ent- reißen den Blütenachsen einen Teil des Wassers. In minderem, aber doch noch nachweisbarem Grade erfolgt eine solche Absaugung von Wasser auch an der lebenden Pflanze, ins- besondere unter den Bedingungen starker Transpiration und ungenügender Bodenfeuchtigkeit. Es ist hieraus zu entnehmen, daß durch diesen Absaugungsprozeß (»absteigender Wasser- strom«) das Nicken der Blütenknospen auch an der lebenden, Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 413 im Boden wurzelnden Pflanze befördert wird. Würde das Nicken der Blütenstiele durch positiven Geotropismus er- folgen, so würde die Absaugung des Wassers denselben nicht nur nicht befördern, sondern geradezu schwächen, da alle Formen der paratonischen Nutation unter sonst gleichen Umständen am kräftigsten bei stärkstem Turgor eintreten. Der während der Abwärtskrümmung der Blütenknospen herrschende Zustand der Plastizität der Blütenstiele (und der Infloreszenzachsen) verringert sich mit der Weiterentwicklung der Blüte immer mehr und mehr. In dem Wachstumsstadium der Stiele, in welchem die Knospe sich Öffnet, nehmen die- selben einen anderen physiologischen Charakter an; sie werden, wenn auch im geringen Grade, negativ geotropisch.! Daß die anfangs hängende Knospe im aufgeblühten Zu- stande die hier schon oft genannte normale Stellung annimmt, kommt unter Mitwirkung von negativem Geotropismus der Blütenstiele zu stande, der sich bei starker Turgeszenz der letzteren am kräftigsten betätigt. Denn nur so läßt sich die schon oben angeführte Tatsache erklären, daß beim Öffnen der Blüten im absolut feuchten Raume die glockenförmig geölineten Blüten sich so weit erheben können, daß die Blüten- apertur schief oder genau nach oben gewendet erscheint. Diener komm, das die Apertur der vollie . geofneten Blüte im die vertikale Kager gelangt und in’ dieser während der Anthese verharrt, ist eine schwierige Sache, welche. ich noch nicht genügend aufzuklären vermag. Aber so viel ist sicher, daß bei den Blüten von Geranium pratense und wohl bei allen »Vorderlichtblüten« eine Ruhelage, ein Gleich- gewichtszustand, sich einstellt, wenn die Blütenblätter sich (angenähert) in einer vertikalen Ebene ausbreiten. Es liegt am nächsten, anzunehmen, daß hier zwei antagonistische Kräfte sieh ins Gleichgewieht.setzens dies’durch die last. der Blüte verursachte Abwärtsbewegung des Stielchens und die durch den negativen Geotropismus bedingte Aufwärtsbewegung der- selben. Aber diese Aufstellung müßte erst durch das Expe- 1 Inwieweit dabei auch positiver Heliotropismus nachzuweisen ist, wird erst weiter unten erörtert werden. 414 J. Wiesner, riment sichergestellt werden. Andere Möglichkeiten will ich hier nicht weiter in Betracht ziehen. Wenn man während des Blühens die Sprosse so richtet, daß die normale Stellung der Blüten aufgehoben wird, so findet man, daß nach einiger Zeit die normale Stellung 'wieder her- gestellt wird. Es kommt dies unter Mitwirkung der Knoten der Sprosse zu stande. Die Sprosse von Geranium pratense sind wie Grashalme gegliedert: Knoten und Stengelglieder wechseln miteinander ab. Wie die Grasknoten, so sind auch diese Knoten negativ geotropisch. Werden die blühenden Sprosse horizontal fixiert, so tritt einer oder es treten einige der Knoten derart in Aktion, daß die Blüte nahezu in die normale Stellung. kommt und alsbald diese unter Mitwirkung des Blütenstiels erreicht wird. Daß die Blüten von Geranium pratense durch positiven Heliotropismus der Blütenstandsachsen sich dem Lichte zu- wenden, kann nicht zweifelhaft sein, wenn man die Pflanze auf Standorten beobachtet, auf welchen sie einseitig stark beleuchtet ist, z. B. am Waldrande oder an einer Mauer, einem Zaune u. dergl., wo ihr das Licht von der einen Seite reich- lich zufließt, während sie von der anderen Seite nur ein sehr schwaches Licht empfängt. An solchen Standorten ist der relative Lichtgenuß der Pflanze nahezu gleich = Hier. ‚sieht man sehr auffällig, daß alle Blüten der Pflanze gegen das Licht gewendet sind; selbst die ihrer Anlage nach an der Rückseite der Infloreszenzachsen inserierten erscheinen in der Anthese nach vorn gewendet. In welcher Weise der Heliotropismus eingreift, um dieses Wenden aller Blüten der Pflanze zum Lichte zu bewirken, ist nicht so ohneweiters einzusehen. Die Blüten selbst verhalten sich hierbei selbstverständlich völlig passiv. Ihre unmittelbaren Träger, die Blütenstielchen, sind nur in sehr geringem Grade heliotropisch, sie tragen durch diese Eigenschaft zum Wenden der Blüten zum stärksten Lichte hin nichts oder nur sehr wenig bei. Dieses bewirken die älteren Blütenstandsachsen, welche in weit höherem Maße heliotropisch sind. Sie neigen sich helio- tropisch nach dem stärksten Lichte hin und bewirken, daß alle Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. 415 Blütenknospen nach der Lichtseite überhängen. Indem nun die sich öffnenden Blüten in der früher geschilderten Weise sich erheben und ihre Aperturen vertikal stellen, müssen alle Blüten nach dem stärksten Lichte hinschauen. Das Überhängen der Blütenknospen nach dem Lichte hin wird also dadurch befördert, daß infolge des Heliotropismus der älteren Teile der Infloreszenzachsen deren jüngere Teile sich selbstverständlich gleichfalls zum Lichte kehren und damit gewissermaßen die Knospen mitnehmen. Wie schon oben genauer auseinandergesetzt wurde, ist Geranium pratense gewöhnlich einem relativen Lichtgenuß = | ausgesetzt. Die Pflanze ist frei exponiert, erhält von allen Seiten her reichlich Licht und es ist hier ohne Messung nicht leicht, zusemischeiden, ob jede einzelne Blüte sich "serade- dem stärksten Lichte zuwendet. Aber der Umstand, daß alle blüten- tragenden Seitensprosse nach außen gekehrt, mithin dem Außenlichte zugewendet sind, lehrt, daß jede Blüte ein relativ starkes Licht empfängt. Wenn man photometrisch vorgeht, so findet man indes, daß viele Blüten nicht gerade immer dem stärksten Licht des ihnen zugemessenen Lichtareals zugewendet sind. Aber bei einseitiger Beleuchtung, wenn also große Unter- schiede der Lichtintensität auf der Licht- und Schattenseite herrschen, erfolgt, wie wir gesehen haben, das Wenden der Blüten stets nach der Richtung des stärksten diffusen Lichtes, Hier kommt auch in gewissem Grade der Heliotropismus der Blütenstiele zur Geltung. Wie ich schon bei einer früheren Gelegenheit nachge- wiesen habe, kann man, ähnlich wie bei den Laubblättern, zunächst photometrische und aphotometrische Blüten unter- scheiden.! Aber, wie ich damals zeigte, lassen sich in Ana- logie zu den Laubblättern unter den ersteren solche finden, welche sich senkrecht auf das stärkste ihnen zufließende diffuse Licht stellen (euphotometrische Blüten), und solche, welche allerdings eine große Menge diffusen Lichtes auf- zunehmen im stande sind, aber doch so gestellt sind, daß sie das 1 Wiesner, Die Stellung der Blüten zum Lichte. Biol. Zentralbl, 1901, p. 8O1ff. 416 J. Wiesner, Lichtgenuß blühender Geranium-Arten. stärkste direkte Sonnenlicht abwehren (panphotometrische Blüten). Die Vorderlichtblumen habe ich damals in die letztere Kategorie gestellt und es ist leicht einzusehen, daß die Blüten von Geranium pratense infolge der Vertikalstellung ihrer Blüten- apertur den Charakter panphotometrischer Blüten haben, sich also so wie andere Vorderlichtblumen verhalten. Aus obiger Darstellung ergibt sich aber auch, daß die Blüten von Geranium pratense bei freier Exposition sich pan- photometrisch verhalten, aber bei einseitiger Beleuchtung das Licht ökonomischer ausnützen, also sich dem euphotometrischen Typus nähern. Zum Schlusse möchte ich noch versuchen, die Ergebnisse meiner Untersuchungen über die Ursachen der Lagezustände der Blüten von Geranium pratense kurz zusammenzufassen. 1. Die anfänglich aufrechte Stellung der Blütenknospen ist auf Autotropismus zurückzuführen. 2. Das hierauf folgende Nicken der Blütenknospen kommt wahrscheinlich durch vitale Lastkrümmung zu stande. 8... Die sich sodann _ einstellende. Aufrichtungz der zieh öffnenden Blüten beruht auf negativem Geotropismus der Blütenstiele. | 4. Die in der Anthese der Blüte zu stande kommende merk- würdige Vertikalstellung der Blütenapertur ist eine Gleich- gewichtslage, welche ich auf das Zusammenwirken von nega- tivem Geotropismus und Lastwirkung der Blüte zurückzuführen versuchte, ohne hiefür aber noch den sicheren Beweis führen zu können. o. Das sich im Beginn der Fruchtbildung einstellende Nicken der Blüte beruht wahrscheinlich auf einer epinastischen Krümmung. 6. Die schließliche Aufrichtung der heranwachsenden Frucht hat negativen Geotropismus zur Ursache. Diese geht ent- weder von den Gelenksknoten aus oder von der geotropischen Krümmung des Fruchtträgers. Unter welchen Bedingungen das erstere und unter welchen das letztere geschieht, bleibt ebenso weiteren Untersuchungen vorbehalten wie die Beantwortung der in diesem Resume offen gelassenen Fragen. 417 Untersuchungen über den Bau der para- sitischen Turbellarien aus der Familie der Dalyelliiden (Vortieiden). Il. Teil. Die Genera Anoplodium, Graffilla und Paravortex von „ Dr. Bruno Wahl (Wien). Mit 4 Tafeln und 6 Textfiguren. (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1906.) Als im Jahre 19053 die Arbeit meines früheren Vorstandes Dart über »DiteYFurbellärien alsı Barasitenvund Wirte« (8.) erschien, machte ich auf seine dankenswerte An- regung hin es mir zur Aufgabe, unsere Kenntnisse über para- Sieisehe, Durbellariem noch. mehr zus erweitern. Zu..diesem Zwecke weilte ich im Frühjahre wie im Herbste des Jahres 1903 an der k. k. zoologischen Station in Triest und während der Osterzeit des darauffolgenden Jahres an der zoologischen Station in Neapel, wobei es mir gelang, eine Anzahl nur un- genügend bekannter, sowie auch neuer Arten zu finden und das Material zu ihrer Bearbeitung in genügender Menge zu sammeln und zu konservieren. Es sei mir an dieser Stelie vor allem gestattet, einer hohen BeiserkeNkademie, dem Wissenschaften in Wien für Gewährung eines Reisestipendiums und einem hohenk. k.Mini- SEE Luna ur Ku keuis und Unterricht. sowie, dem. Kura- Bokumıderiktks zoeloeischen:Ssration’in Triestrfür Ver- leihung der Arbeitsplätze an der Neapeler, beziehungsweise an 418 B. Wahl, der Triester Anstalt meinen ergebensten Dank auszudrücken, desgleichen aber auch den Leitern der beiden Stationen, Herrn Geheimrät Prof. Dohrn und Herrn Bror. CJ. Com undaneh: minder :den Herren Prof. Eisig, Dr. Lo Bianeomnd Dre Steuer für ihre gütige Fürsorge während meines Aufenthaltes in Triest, beziehungsweise in Neapel. Ich habe zahlreiche Tierspezies auf parasitische Turbel- larien untersucht und werde über die Wirtstiere, in welchen ich derartige Parasiten fand, bei Gelegenheit der Besprechung der letzteren berichten, möchte hier aber nicht versäumen, auch jene Formen namentlich anzuführen, welche ich ver- geblich nach solchen Schmarotzern durchsuchte. Es waren dies zahlreiche Cucumaria Planci Br. und Aspidosiphon spec., sowie einige Sipunculus nudus L., Synapta digitata Müll. und Bonellia viridis Rol. in Triest, ferner in Neapel 17 Stichopus regalis Sel.,4 Holothuria Sanctori Delle Chiaje, 8 Holothuria impatiens Gm., 25 Cucumaria Grubei v. Marenzeller, 10 Cucumaria syracusana Sars, 7 Phyllo- phorus urna Grube, 5 Synapta digitata Müll. 26 Echino- cardium cordatum Gray, 20 Sipunculus nudus L., 1 Sipuncu- lus tesselatus Kef., 15 Aspidosiphon Mülleri Dies., 10 Car- dium tuberculatum L., 3 Mytilus edulis L., 14 Solen ensis L., 1 Solen vagina L., 32 Lima hians Lov. 23 Tellina nitida Poli, 3 Aplysia depilans Gm., 1 Aplysia punctata Cuv. und 4 Murex brandaris L.;, sie alle enthielten keine parasitischen Turbellarien. Die Vollendung dieser schon vor so geraumer Zeit begonnenen Arbeit hat sich leider durch meine Übersied- lung von Graz nach Wien über Erwarten verzögert und habe ich aus diesem Grunde mich nunmehr auch entschlossen, die bereits fertiggestellten Abschnitte als ersten Teil zu ver- öffentlichen, um nicht noch länger mit der Publikation warten zu müssen. Der vorliegende Teil enthält die Beschreibung der Gattungen Anoplodium, Graffilla und Paravortex, welch letzterem neu aufgestellten Genus ich das unter dem Namen Macrostomum scrobiculariae Graff bekannte Tier unterstelle, mit dem ich auch den Provortex tellinae Graff identifizieren zu können glaube. Parasitische Turbellarien. 419 Der zweite Teil, den ich bald folgen lassen zu können hoffe, wird die Beschreibung einer neuen Art des von Dörler (5) aufgestellten Genus Collastoma aus dem Darm von Phymosoma grannlatum F. S. Leuck. enthalten sowie diejenige einer neuen Gattung und Art aus dem Darme von Holothuria Forskalii Delle Chiaje, welche ich Umagilla forskalensis benennen will und die der Gattung Anoplodium sehr nahe steht, sich aber insbesondere durch die Paarigkeit der Keim- stöcke und eine andere Form der Hoden davon anatomisch unterscheidet. Übersichtsbilder dieser beiden neuen Arten habe ich auf der ersten Tafel dieses Teiles gebracht, wo ich sämt- liche kolorierte Figuren aus Zweckmäßigkeitsgründen ver- einigt habe (vergl. Fig. 9 bis 11). Als Konservierungsmittel gebrauchte ich in erster Linie kon- zentrierte Lösungen von Sublimat in einer ®/,prozentigen Koch- salzlösung oder in Seewasser, welche ich heiß und meist mit Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure anwandte, ferner das Lang’sche Sublimat-Essigsäuregemischh Flemming’s starke Chromosmiumessigsäure, sowie Pikrinessigsäure nach Boveri, von denen mir die Sublimatgemische im allgemeinen die besten Resultate gaben. Die in Alkohol gehärteten und aufbewahrten (bei Sublimatfixierung vorher mit Jod behandelten) Objekte färbte ich vor der Einbettung in Paraffin durch Zusatz von einigen Tropfen einereinprozentigen wässerigen Bordeauxlösung zum 95prozentigen Alkohol, um selbe beim Schneiden leichter Schem und orientieren zu können. Diese Bordeauxfärbung wäscht sich aus den Schnitten leicht in Alkohol wieder aus. Dies Dis ou dieken Schnitte: wurden stets mit Wasser im Thermostaten bei einer Temperatur von 35 bis 45° C. auf Objekt- trägern aufgeklebt, welche vorher mit einer minimalen Menge von Eiweißglyzerin bestrichen worden waren; das Paraffin wurde schließlich vor der Lösung in Xylol durch Erhitzen bis zum Schmelzen erwärmt und hielten derartig behandelte Serien vortrefflich fest. Zur Färbung der Schnitte gebrauchte ich das Delafield- sche oder auch das Ehrlich’sche Hämatoxylin mit Eosinnach- färbung, Ehrlich’s Hämatoxylin- Van Gieson (Pikrinsäure- Fuchsin S.) und insbesondere das Benda’sche Eisenhämatoxylin, 420 B. Wahl, verbunden mit Kongorot, Orange G oder Eosin. Speziell zur Erkennung der Basalkörper der Epithelzilien war die genannte Eisenhämatoxylinmethode sehr günstig, zur Dar- stellung der Basalmembran die Färbung von Längsschnitten nach Van Gieson, wenn Sich bei diesen Tieren auch die Basalmembran nicht so schön und leuchtend rot färbt, wie dies beispielsweise bei den Trematoden der Fall ist. Zur Übersicht der Anatomie waren lebende Tiere zum Studium am geeignetsten, außerdem erhielt ich auch durch die Färbung konservierter Tiere mit Bordeaux (Zusatz einiger Tropfen der wässerigen Lösung zum 9Y5prozentigen Alkohol) recht hübsche und brauchbare Präparate, denen ich in vielen Fällen den Vorzug geben möchte vor solchen, die mit Kern- farbstoffen, wie Hämatoxylin oder Karmin, tingiert waren. Die Färbung mit Methylenblau intra vitam habe ich bei Anoplodium parasita gleichfalls versucht, doch ohne besondere Beob- achtungen hiebei machen zu können. Die Mazeration frischer Individuen dieser Art in einer verdünnten Salpetersäurelösung gab mir einzelne Muskelfasern isoliert zu erkennen. I. Anoplodium Ant. Schneider. Dalyelliide! "mit einem im vorderen Korpere schnitte gelegenen kugeligen, kleinen Pharyaxzısr paarem, asymmetrischen Keimstock und davon ge- trennten, geweihartis verzweisten. Dottersioele me Hoden unregelmäßig ‚gelappt, _Geschleehtsermmte terminal. (Alle mit Sicherheit bekannten Arten dieser Gattung sind Bewohner der Leibeshöhle von Holothurien.) Die Anatomie dieses Genus ist durch die Untersuchungen Anton Schneiders (19, 20), ©. Schmidts (18) ungez Graff’s (7) in der Hauptsache bekannt, das Gehirn dieses Tur- bellars wurde von Böhmig (2, p. 81) beobachtet und so habe ich nur einen wichtigen Punkt zur Anatomie noch nachzu- tragen, der von allen Autoren bisher übersehen wurde, nämlich das Vorhandensein eines Ductus communis, womit ich einen 1AVerer 9 9.13%. Parasitische Turbellarien. 421 Gang bezeichne, weicher parallel zur Vagina von der Bursa seminalis (oder, wie die Autoren sie häufig nennen, vom Re- ceptaculum seminis) nach hinten verläuft und in das stielartige Ende des Uterus führt, nahe der Einmündung-des letzteren Organes in das Atrium genitale (vergl. Textfigur 1). In die Bursa seminalis (ds) münden also Keimstock (X) und Dotterstöcke, beziehungsweise deren Ausfuhrgänge (Dg), ferner die Vagina (V) und der eben genannte Ductus com- munis (dc). Letzterer ist in Schnitten leicht erkennbar, hingegen bekam ich ihn an Quetschpräparaten des lebenden Tieres nur ein einziges Mal zu Gesicht, nämlich bei einem Exemplar der hier neu beschriebenen Art Anoplodium gracile (Fig. 7), da gerade noch der Stiel einer neugebildeten Eikapsel in diesem Ductus gelegen war. Aus Längsschnitten ergibt sich also für diese Gattung ein Schema des Geschlechtsapparates, wie es in der Textfigur 1 dargestellt ist. Fig. Schematische Profilansicht des Geschlechtsapparates von Anoplodium parasita Ant. Schneider. 150fache Vergrößerung. Die beiden von mir gefundenen Arten dieses Genus sind ungefärbt oder doch nur ganz schwach getönt — schmutzig gelblichweiß. Auch in anatomischer Beziehung sind keine Unterschiede nachweisbar, nur histologisch sind kleine Diffe- renzen vorhanden, speziell in der Ausbildung der Muskulatur, die ich im histologischen Teile erwähnen werde und welche sich auch in der Verschiedenheit der Bewegungen beider Arten ausprägen, worauf ich noch zurückkommen will. Da ich die 422 B. Wahl, Histologie beider Arten nebeneinander beschreiben kann, so möchte ich nunmehr zunächst die statistischen Daten über diese Formen hier vorbringen sowie dasjenige, was über ihren äußeren Habitus und ihre Biologie noch zu sagen erübrigt. Den von Monticelli (16) in der Leibeshöhle der Holo- thuria impatiens Forsk. gefundenen Parasiten (Anoplodium Graffi) habe ich leider nicht wieder zu finden vermocht; aller- dings war die Zahl dieser Seewalzenart, welche ich untersuchte, nicht groß. Auch in Cucumaria Planci Br. habe ich das von dem genannten Autor erwähnte Turbellar nicht wiedergefunden und kann daher seine spärlichen Mitteilungen über diese beiden Arten leider nicht ergänzen. Anoplodium parasita Ant. Schneider. Diese Art fand ich in ganz ungeheuren Mengen in Triest sowie an der istrianischen Küste der Adria, bei Umago und bei Pirano. Der Wirt, Holothuria tubulosa Gm., findet sich daselbst allenthalben in großen Mengen am Meeresboden in nicht allzu bedeutender Tiefe und kann entweder mit dem Schleppgrund- netz oder bei ganz ruhiger See auch mit der Zange gefangen werden. In einer einzigen Holothurie können bis über 100 Para- siten enthalten sein und nur selten wird man inzjenen Gegenden des Meeres eine dieser Seewalzen völlig infektionsfrei finden. Die Durchschnittszahl der Schmarotzer in einer Holo- thurie dürfte bei 10 oder 12 sein. "In Neapel TandZienen 27 Wirtstieren 17. infiziert mit zusammen 59 Tırpeiaren wobei die Höchstzahl in einem 16 betrug. Danach ist also im allgemeinen der Prozentsatz der Schmarotzer im Golfe von Triest höher als in jenem von Neapel. Ich "elaube, dapser damit zusammenhängt, daß in der ersteren Fundstätte auch die Holothurien häufiger zu sein scheinen und infolge des dichten Beisammenlebens dieser die Parasiten besserer Existenzbedin- gungen sich erfreuen, indem sie stets sehr leicht eine Seewalze finden, welche sie sich zu ihrem Aufenthalte erwählen können. Es erscheint mir überhaupt wahrscheinlich, daß mit der Häufig- keit eines Wirtes auch der Prozentsatz seiner Parasiten wächst, weil die Nachkommen jedes einzelnen Schmarotzers dann Parasitische Turbellarien. 423 minder Gefahr laufen, selbst keinen Wirt zu finden und infolge- dessen zu Grunde zu gehen. In Fig. 12 sind Bewegungszustände dieses Tieres darge- stelit, welche die so mannigfachen Formen desselben bei seinen stetigen Kontraktionen wiedergeben; es erscheint bald lang- gestreckt, bald zu einer ellipsenförmigen Gestalt zusammen- gezogen, bald vorn, bald hinten oder auch in der Mitte einge- schnürt; die Bemerkung Monticelli’s (16, p. 255), daß es stets nur rückwärts verschmälert erscheine, ist nicht ganz zu- treffend, wenngleich dies auch der häufiger vorkommende Fall sein mag. In der Ruhe ist es mehr oder minder oval. Seine Be- wegungen sind zwar lebhaft, aber gleichmäßig und nie ruck- weise. Die Größe beträgt bis über 2 mm Länge und bis zu 1 !/, mm Breite. In Holothuria Pohi Delle Chiaje fand Monticelli (16) im Neapeler Golf ein Anoplodium, das er aber nicht genauer beschrieben noch auch genau untersucht hat und Anoplodium pusillum benannte. Auch ich fand in der bezeich- neten Holothurienart sowohl in Triest als in Neapel Ano- plodien (vergl. 8, p. 33), aber dieselben zeigten Eigenschaften, welche jenen von Monticelli angeführten geradezu entgegen- gesetzt sind, soweit die Verschiedenheit nicht etwa dadurch sich erklären ließe, daß dieser Autor Jugendstadien vor sich gehabt hat, welche stets einige der von ihm erwähnten Merk- male besitzen, daß nämlich die Dotterstöcke nicht so stark und mächtig ausgebildet sind, hingegen um so mehr die Hoden; desgleichen kann ich die hervorgehobene lichtere Färbung der Eikapseln, weiche Monticelli ebenfalls als ein charakteristi- sches Kriterium seiner neuen Art anführt, nicht als ein essen- tielles Kennzeichen einer Spezies anerkennen, da ich die Beob- achtung gemacht habe, daß eben erst gebildete Kikapseln stets durch eine derartige lichtere Farbe ausgezeichnet sind, ja an- fänglich sogar völlig farblos erscheinen und erst allmählich sich die Kapselwand dunkelgelb färbt. Was aber der italienische Autor bezüglich der Größe und der Bewegungsart der von ihm in Holothuria Polii gefundenen Anoplodienart erwähnt, schiene mir viel eher auf die zweite von mir gefundene und hier beschriebene Art zu passen, auf Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 30 424 B. Wahl, die Anoplodien aus der Leibeshöhle von Holothuria Forskalii Delle Chiaje, so daß ich fast vermuten möchte, daß Monti- celli jene beiden Holothurienarten miteinander verwechselt hat, also sein Anoplodium pusillum ein Parasit der Holothuria Forskalii wäre. Wer die Literatur über die europäischen Arten der Seewalzen kennt, weiß, wie oft schon die unter den Namen Polii, atra, stellata, glabra, catanensis, Helleri, affınis und Fors- kalii beschriebenen Arten verwechselt und in der mannigfachsten Weise wieder identifiziert wurden, und halte ich dafür, daß selbe noch einer gründlichen Revision in systematischer Beziehung bedürften; allerdings werden sich mehrere der ältesten Arten heute vielleicht nicht mehr mit Sicherheit wieder erkennen lassen, da ihre ursprünglichen Diagnosen sich nur auf rein äußerliche, wenig konstante Merkmale stützen und daher un- genügend sind. Infolge dieser Unklarheiten wäre es aber leicht möglich, daß Monticelli jene Holothurienart, welche ich für die Holothuria Forskalii hielt, als Holothuria Polii ansprach. Ich hatte leider nicht Zeit und Gelegenheit, mich in das gewiß dankenswerte Studium der Seewalzenarten des Mittelmeeres näher einzulassen und so möchte ich hier nur einige Anhalts- punkte geben, auf Grund deren es möglich sein wird, die von mir mit Erfolg auf Parasiten untersuchten Arten dieser Gattung an Ort und Stelle wieder zu erkennen, ohne aber auf eine er- schöpfende Artdiagnose derselben mich einzulassen. Auf die Holothuria tubulosa brauche ich hiebei, wie ich glaube, nicht einzugehen, da diese Art genügend scharf um- schrieben erscheint. Hingegen habe ich die beiden Arten Folo- thuria Polii und Forskalii in folgender Weise auseinander zu halten gesucht: Holothuria Forskalii ist kenntlich an seinem gelben Hautpigmente, welches bei Berührung sehr stark ab- färbt und in Alkohol ausgezogen wird, an den mehr oder minder dunklen, nie aber weißen Spitzen seiner Ambulakral- füßchen, an seiner weichen und hinfälligen Haut sowie an der auffällig geringen Anzahl von Kalkkörpern in derselben, die eine Form zeigen, wie sie in Textfigur 2 a abgebildet ist. Dem entgegen hat die Holothuria Polii eine derbe und viel kon- sistentere Haut, weiße Spitzen der Füßchen und zahlreiche, meist wohlausgebildete, glatte, schnallenförmige Kalkkörper vom Parasitische Turbellarien. 425 Typus ß; außerdem fand ich auch in Neapel einige Exemplare der Holothuria Polii, welche infolge von Kalkarmut nur eine geringe Anzahl von Kalkkörperchen besaßen, zwar auch nach dem Muster der schnallenförmigen gebaut, aber verhältnismäßig nur selten wohlausgebildet, meist rudimentär (6); gleicher- weise waren hier auch die Kalkplättchen an den Enden der Ambulakralfüße anders geartet (e) als beinormalen Individuen (y). In diesen kalkarmen Individuen fand ich aber niemals Parasiten. » Sa >) ff O Sn & Kalkkörper von Holothuria Forskalii (a) und von Holothuria Polii (B—e); a,ß und ö der Haut, y und e der Ambulakralfüßchen. 100fache Vergrößerung. Da aber meine Anhaltspunkte für die gemutmaßte Ver- wechslung der beiden Holothurienarten von Seite Monti- celli’s mir nicht ausreichend erscheinen, um selbe als eine fest- stehende Sache darzustellen, habe ich die von mir in der ZHolo- thuria Forskalii gefundene Anoplodiumart neu benannt, auf die Gefahr hin, die Zoologie dadurch um ein überflüssiges Syno- nymum bereichert zu haben. Das in der Holothuria Polii lebende Turbellar kann ich höchstens als eine Varietät des Anoplodium parasita gelten 30* 426 B. Wahl, lassen. Ich fand dasselbe zu Neapel in 10 unter 15 untersuchten Wirten in einer Gesamtzahl von 64 Stück; eine Holothurie enthielt 16, eine sogar 18 Schmarotzer; in Triest, wo die Holothuria Polii gleichfalls, wenn auch nicht allzu häufig vor- kommt, fand ich auch einige Exemplare dieses Schmarotzers. Anatomisch und histologisch gleicht diese Varietät völlig der Stammform und ist nur vielleicht durch eine etwas bedeuten- dere Breite und durch wenig trägere Bewegungen von ihr unterschieden, also genau umgekehrt, als es Monticelli angibt. Während ich bei dem gemeinen Anoplodium parasita z.B. bei einer Länge von 1' 92 mm eine Breite von 1:34 mm messen konnte, bei einer Länge von 1'42 eine Breite von 1:04, fand ich bei der Varietas pusillum (Monticelli) bei einer Länge von 1'92 die Breite gleich 1’44 mm, bei einer Länge von 1'44 die Breite gleich 1'2 und derartig waren auch die Er- gebnisse meiner übrigen Messungen; doch sind diese Diffe- renzen stets nur minimale gewesen; Form und Farbe der Ei- kapseln sind bei beiden Arten gleich und können letztere daher nicht nach ersteren unterschieden werden. Die Unterschiede im Baue der Eikapseln, auf welche ich 'an’ späteren Stelewzu sprechen kommen werde, sind nur rein individuelle und können daher zu einer Artdiagnose nicht herangezogen werden. Anoplodium gracile nov. spec. Diese Form erscheint mir als eine eigene, selbständige Art völlig sichergestellt. Auf sie würden die Bemerkungen Monti- celli's (16) passen, daß sie nämlich stets mehr langgestreckt und kleiner als Anoplodium parasita sei, ferner die Dotter- stöcke minder entwickelt und relativ viel mehr die Hoden. Weitaus am charakteristischesten aber erscheint mir die Art und Weise ihrer Bewegungen zu sein, die im Gegensatz zur ersten Spezies und zu deren Varietät viel lebhafter und unver- mittelter, plötzlich und ruckweise vor sich gehen, — fast möchte ich sagen — »konvulsivisch« sind. Unsere Form kann sich nahezu fadenartig dünn in die Länge strecken, was bei der anderen Art nie, auch nur in annähernd gleicher Weise der Fall ist, verharrt oft durch längere Zeit in solchem gestreckten Zu- Parasitische Turbellarien. 427 stande, um sich dann mit einem jähen Rucke wieder zu ver- kürzen. Sie ist viel zierlicher gebaut, ihre Bewegungen sind viel geschmeidiger; ihre Durchsichtigkeit bei Betrachtung mit dem Mikroskop ist höher als die der anderen Spezies und läßt daher auch den inneren anatomischen Bau am leichtesten und klarsten erkennen. Einige Bewegungszustände dieser Art sind in Fig. 28 dargestellt, ein Übersichtsbild ihrer Anatomie in Fig. 7. Sie ist nur wenig über 1 mm lang bei einer Breite von kaum 1/, mm, erscheint also auch im Ruhezustande relativ schmäler als Anoplodium parasita. Mein Material konnte ich zum kleineren Teile an der istri- anischen Küste in der Nähe von Umago sammeln; bei Triest selbst kommt ihr Wirt nur ganz vereinzelt vor. Den größeren Teil meines Untersuchungsmateriales habe ich aus Neapel; daselbst beherbergten 11 von 47 untersuchten Holothuria Forskalii zusammen 35 Anoplodien dieser Art, wobei die stärkste Infektion eines Wirtes 9 Parasiten betrug. Histologie der Anoplodien. Bei der vollständigen anatomischen Übereinstimmung der beiden mir vorliegenden Anoplodienarten und der einen Varie- tät glaube ich am besten zu tun, wenn ich sie histologisch gemeinsam beschreibe; die Differenzen sind ja auch in histo- logischer Beziehung nur gering und meist nur als Größen- und Formunterschiede zu bezeichnen; die wesentlichste derselben ist jedenfalls die stärkere Ausbildung der Hautmuskulatur bei Anoplodium gracile, wogegen die übrigen Unterschiede sich teilweise durch verschiedenartige Kontraktion erklären lassen, indem die eben genannte Art sich bei der Konservierung meist mehr in die Länge streckt, Anoplodium parasita aber nicht in so ausgesprochener Weise dies tut. Das Epithel ist stets ein einschichtiges Zylinderepithel, das auf der ganzen Oberfläche gleichmäßig bewimpert erscheint. Messungen der Dimensionen desselben habe ich bei dieser Gattung wie bei allen anderen fast nur an konservierten Indi- viduen gemacht, da mir Maße, welche nach Quetschpräparaten lebender Tiere gewonnen wurden, weniger instruktiv und ver- 428 B. Wahl, läßlich schienen, da sie nicht so sehr den wirklichen Verhält- nissen Ausdruck geben als dem jeweiligen Grade der Quet- schung des betreffenden Exemplares. Aber auch die Größen- und Formbestimmungen, welche man durch die Untersuchung konservierter Tiere erhält, sei es an Totopräparaten, sei esan Schnitten, differieren sowohl bei verschiedenen Individuen der- selben Art als an verschiedenen Körperstellen eines und des- selben Individuums. Man kann hiebei mit Sicherheit erkennen, daß hiefür nicht immer der Umstand maßgebend ist, daß sich tatsächlich das Epithel an verschiedenen Stellen verschieden verhält, was ja in gewissen, noch zu erwähnenden Fällen auch vorkommt, sondern daß diese Schwankungen der Dimensionen zum großen Teile auf den jeweiligen Kontraktionszustand sich zurückführen lassen, in welchem sich das betreffende Tier im Momente der Konservierung befand. Nur zum kleinsten Teile aber dürften sie durch Schrumpfungen bei der Fixierung zu er- klären sein, da ich stets nur gut erhaltene Exemplare zu diesen Messungen heranzog, wo diese Fehlerquelle möglichst aus- geschaltet ist. Die Epithelhöhe beträgt bei ausgewachsenen Individuen von Anoplodium parasita (Fig. 13) dorsal bis zu 16 p, ventral bis zu 13 mw, also auf der Bauchseite etwas weniger; gleichwohl fand ich gelegentlich im Gegensatz zu diesem als Norm zu bezeichnenden Größenverhältnisse auch einzelne Exemplare, wo das Ventralepithel das Dorsalepithel an Höhe übertraf. Auffällig ist speziell für diese Art der Umstand, daß das Epithel an den beiden Körperenden ausgesprochen höher erscheint; ich konnte am Hinterende, welches meist die bedeutendste Höhenentwicklung zeigt, bis zu 25 messen, am Vorderende aber bis zu 18 und einmal ausnahms- weise war hier die extreme Höhe von 27 zu finden. Bei Anoplodinm gracile (Fig. 29) ließen sich keine solch bedeuten- den Differenzen konstatieren, hier betrug die Höhe durch- schnittlich 8 bis 12!/,w. Dies hängt aber jedenfalls teilweise mit der schon erwähnten Längsstreckung zusammen, welcher diese Art bei der Fixierung fast stets unterliegt. Der Quer- schnitt der Epithelzellen ist unregelmäßig polygonal, die Zell- grenzen treten bei geeigneter Färbung an flächenhaften An- Parasitische Turbellarien. 429 schnitten als dunkle Linien hervor, der Ausdruck einer die Zellen verbindenden Interzellularsubstanz; auch an Quer- und Längsschnitten sind die Grenzen erkennbar. Das Zellplasma ist fein längsgestreift und färbt sich im oberflächlichen Drittel oder in der oberen Hälfte stärker als in den mehr basal gelegenen Partien (Fig. 13). Die Zilien (ci) sind über die ganze Körperoberfläche des Tieres gleichmäßig verteilt, ihre Länge beträgt bei Anoplodium parasita etwa 5 bis 7 1, bei Anoplodium gracile ungefähr 3 u. Eine Kutikula ist nicht vorhanden, wird aber insbesondere an lebenden Individuen leicht durch die oberflächlichste Schichte der Epithelzellen vorgetäuscht. Die hier gelegenen Basalkörper- chen der Wimpern lassen sich durch Eisenhämatoxylinfärbung gut zur Anschauung bringen; sie sind einreihig angeordnet. Wie die Form der ganzen Zelle von dem Kontraktions- zustande abhängig ist, in dem sich das Tier bei der Konser- vierung befunden hat, so hängt in gleicher Weise wiederum die Bosmsder Kerneivonjenerider Epithelzellen’ab.. Wennletztere mehr langgestreckt sind, ist auch der Kern von länglicher Gestalt, seine zur Körperoberfläche senkrecht stehende Achse Kamnsbier) zu) Fu seines Querachses nur awrmessen;n solche oblonge Kerne sind entweder regelmäßig oval oder nach der einen Seite stärker ausgebuchtet; in mehr abgeplatteten Epithellzellen hingegen erscheinen die Kerne meist schön kreisrund mit einem Durchmesser von etwa 6 w. Graff fand bei einem Epithel von 13 u Höhe die Kerne nur 2 bis 3 groß, was vielleicht auf eine Schrumpfung derselben ‚ zurück- zuführen ist. Diesukerneniliegen Nstetseziemlichh Basalz manchmalndie Basis sogar anscheinend berührend; bei Anoplodium gracile sah ich einzelne Male, wenn das Epithel stark abgeflacht war, die Kerne sowohl die Zellbasis als auch die Basalkörperschicht tangieren. Die Größe der Kerne beträgt bei dieser Gattung etwa An. Die Kernmenbran färbt sich mit Hämatoxylin deutlich, desgleichen auch die Chromatingranula, insbesondere aber das Kernkörperchen, welches bis zu Iw Durchmesser haben kann und häufig, wenn auch nicht immer, von einem heller sich färbenden, granulaärmeren Hofe umgeben ist. Von Rhabditen 4830 B. Wahl, oder verwandten Gebilden ist nicht das Geringste im Epithel zu bemerken, wie schon Graff (8, p. 45) erwähnt hat, des- gleichen fehlen Hautdrüsen bei dieser Gattung vollständig. Unter dem Epithel liegt eine Basalmembram (dm), die insbesondere an Längsschnitten von der darunter gelegenen Ringmuskelschicht gut zu unterscheiden ist. Sie färbt sich mit Hämatoxylin-„Van Gieson“ dunkelbräunlich, ähnlich den Muskeln, kann aber mit letzteren deshalb nicht verwechselt werden, da sie sich an feinen Schnitten durch die ganze Dicke des Präparates verfolgen läßt, während die Fasern der Muskel- schicht schon bei der geringsten Drehung der Mikrometer- schraube des Mikroskopes (bei homogener Immersion) aus der deutlichen Sehweite verschwinden und an ihrer Stelle andere, ersichtlich davon unterscheidbare, höher oder tiefer im Schnitte gelegene Fasern neu im Gesichtsfelde eingestelit werden. Auch besitzen diese Muskeln einen stets mehr oder weniger welligen Verlauf, wobei sich die Wellenlinien verschiedener übereinander gelegener Muskeln nicht decken, daher als einzelne getrennte Fasern leicht erkennbar sind, wogegen die Basalmembran kon- tinuierlich unter dem Epithel hinwegstreicht. Wie auch bei allen anderen von mir besprochenen Arten und Gattungen, so blieb auch hier die Basalmembran stets in Zusammenhang mit der Muskelschicht und dem Mesenchymgewebe, wenn sich das Epithel infolge der Konservierung durch eine Schrumpfung der inneren Gewebe etwas abgehoben hatte, wie dies auch von anderer Seite an verschiedenen Turbellarien schon beobachtet und beschrieben wurde. Unter der Basalmembran liegt ein Hautmuskelschlauch (vergl. Fig. 13, 14, 29, 30), welcher auf der Ventralseite stärker entwickelt erscheint als auf der dorsalen. Er besteht aus drei Schichten, deren äußerste von sehr feinen Ringmuskeln (rm) gebildet ist, die ziemlich dicht und gleichmäßig parallel zu- einander angeordnet sind, ohne zu Bündeln zusammengefaßt zu sein. Dem entgegen bilden die Längsmuskeln (lm) Bündeln, die in größeren Zwischenräumen voneinander und nicht immer ganz parallel verlaufen, sondern vielfach konvergieren. Die Zahl der in einem Bündel vereinigten Fasern schien mir 2 bis 3 zu sein; sie sind etwas stärker als die vorerwähnten Parasitische Turbellarien. 431 Zirkulärfasern und liegen stellenweise nur locker im Muskel- bündel nebeneinander, stellenweise aber dicht aneinander gepreßt, so daß selbe dann leicht für nur eine einzige stärkere Muskelfaser gehalten werden könnten. Jede einzelne Faser derselben scheint durch die ganze Länge des Tieres sich zu erstrecken. Nicht ganz so regelmäßig wie die beiden eben besprochenen Muskelsorten ist die Anordnung der Diagonal- muskelfasern (dm), die ebenfalls Bündel bilden, deren Ver- teilung aber sehr unregelmäßig, ja regellos zu sein scheint. Sie kreuzen einander häufig in nicht genau rechtem Winkel, sondern sind zur Längsachse des Tieres, beziehungsweise zu den Längsmuskeln in etwa 45 oder 50 Graden geneigt; die Vermutung Graff’s, daß diese Diagonalfaserschicht zwischen den Ring- und Längsmuskeln läge, glaube ich als richtig bestätigen zu können. Die Kerne der Muskelfasern konnte ich an den Schnittpräparaten nicht konstatieren. Bei Mazeration in verdünnter Salpetersäure durch mehrere Stunden aber gelang es mir, einzelne Muskelfasern isoliert zur Anschauung zu bringen und an solchen dann zu erkennen, daß ihnen das Sarkoplasma fahnenartig anhängt und sich in letzterem ein rundlicher Kern (ke) findet (Fig. 15). Ob allerdings diese Muskeln gerade dem Hautmuskelschlauche angehörten, läßt sich bei der Art ihrer technischen Darstellung nicht nachweisen, es könnten ja auch Muskeln des Pharynx oder anderer Organe gewesen sein, also auch Mesenchym- muskeln im weiteren Sinne. Es ist nun ein sehr charakteristisches Unterscheidungs- merkmal für die beiden hier beschriebenen Arten, daß die Haut- muskulatur des Anoplodium gracile vielmächtiger entwickelt ist als diejenige des Anoplodium parasita. Diese stärkere Muskel- entwicklung beruht hauptsächlich auf einem kräftigeren Baue der einzelnen Fasern und kommt dies auch in Schnitt- präparaten zur Beobachtung. Diese Verschiedenheit steht in engstem Zusammenhange mit der für die beiden Arten so be- zeichnenden Weise ihrer Bewegungen, sie erklärt uns, warum die Kontraktionen der ersteren Spezies sich durch so bedeuten- dere Lebhaftigkeit und Heftigkeit von jenen der anderen unterscheiden. 432 B. Wahl, Alle von den Geschlechtsorganen, dem Nervensystem und dem Verdauungsapparat freigelassenen Räume sind von einem wasserreichen Gewebe erfüllt, dem Mesenchym, das je nach dem Erhaltungszustande sehr verschiedene Bilder dem Beob- achter bietet. Zellgrenzen lassen sich hierin nicht nachweisen; man erkennt bei guter Konservierung eine feinkörnige Grund- substanz, welche von Böhmig als Saftplasma (1, p. 33), von Luther: ‚als ‚periviscerale! Rlüssigkeitz(15, ps 33)rbe2zeiehner wurde. Dieser im Leben zähflüssigen Substanz ist eingelagert und bei guter Konservierung in den Präparaten erkennbar ein System von gröberen und feineren Balken und Membranen, das Gerüstplasma, welches das Saftplasma in größere oder kleinere wabenartige Räume zerlegt. Bei Anoplodium parasita ist das Mesenchym in reichlicherem Maße entwickelt und lassen sich an dieser Art zwei verschiedene Partien dieses Gewebes unterscheiden; in den Randpartien (Fig. 16, pms) sowie am vorderen Körperende sind die Waben kleiner, liegen dicht aneinander und es zeigt das Gerüstplasma hier einen netz- artigen Bau. Von etwas anderer Beschaffenheit ist das Binnen- mesenchym (bms) zwischen den Geschlechtsorganen und deren Ausführungsgängen, es enthält weniger, aber kräftigere Balken und Membranen, die bedeutendere Mengen des Saft- plasmas umschließen als im peripheren Mesenchym. Dieses zentrale Mesenchym zeigt auch eine gewisse färberische Ver- schiedenheit vom randständigen, indem es sich mit Kongorot manchmal intensiver färbt. Dies scheint mir dafür beweisend zu sein, daß die Verschiedenartigkeit der beiden Gewebsarten nicht auf einen minderen Erhaltungszustand der zentralen Teile infolge von ungenügender Konservierung zurückzuführen ist, sondern daß tatsächlich zwei verschiedene, wenn auch nahe verwandte Arten des Mesenchyms sich vorfinden, die sich durch eine differente Anordnung des Gerüstplasmas unter- scheiden. Es sei hier darauf hingewiesen, daß auch Graff bei Graffilla buccinicola Jameson (8,p. 16ff.) zweierlei Partien des Bindegewebes unterschieden hat, ein randständiges, retiku- läres, und ein in den vorderen Regionen des Körpers sich findendes blasiges Mesenchym, welches letztere dem Binnen- mesenchym von Anoplodium gleicht. Parasitische Turbellarien. 433 Die Kerne dieses Gewebes sind etwa 5 bis 7 u groß, kreisrund oder doch dieser Form genähert; sie enthalten zwei größere Körperchen, deren eines sich mit Eosin, das andere aber, ebenso wie die zahlreichen, kleinen Chromatinkörnchen, mit Hämatoxylin färbt. Die Kerne liegen bald in der Mitte einer Wabe, bald seitlich dem Gerüste an- oder eingelagert. Wirkliche Vakuolen finden sich im Mesenchym nur sehr spärlich; wo immer sich derartige Bildungen zahlreicher zeigen, sind sie größtenteils nur ein Kunstprodukt, nur Risse, die bei der Konservierung entstanden sind. Sie sind in solchen Fällen nicht klar konturiert, sondern höchst unregelmäßig ausgefranst und undeutlich berandet. Auch dort, wo das Mesenchym sich nicht lückenlos und dicht an die in ihm eingebetteten Organe anschließt, sind diese Zwischenräume nur als ein Produkt des manselhaiten Hixierung zu betrachten) Dies; ist zu rB: sehr oft bei den Dotterstöcken zu-beobachten. Endlich wird vakuolisiertes Mesenchym leicht durch Verwechslung mit dem Darmgewebe vorgetäuscht, speziell an Stellen, wo das Lumen des genannten Organes nicht getroffen ist; bei genauer Be- trachtung aber lassen sich an gut konserviertem Material beide Gewebsarten nicht allzu schwer voneinander unterscheiden. Eine gewisse Anzahl von wirklichen Vakuolen ist aber tat- sächlich im Mesenchym vorhanden; sie sind ziemlich regel- mäßig kreisrund und enthalten meist einen, ihr Lumen nicht völlig erfüllenden Niederschlag, der vielleicht als ein hier auf- gespeichertes Exkretionsprodukt zu erklären ist. Das Mesen- chymgewebe bildet um die verschiedenen Organe, wie ins- besondere um die Geschlechtsdrüsen und den Darm, stützende Hüllmembranen, die aus der Gerüstsubstanz oder dem Spongio- plasma, wie Böhmig (2, p. 32) es auch genannt hat, sich auf- bauen. Dieses täuscht leicht das Vorhandensein einer Tunica der betreffenden Organe vor. Das eben beschriebene Bindegewebe wird durchsetzt von einer Anzahl Muskeln, welche alle eine mehr oder minder dorsoventrale Richtung haben und dem Gerüstplasma ein- gelagert erscheinen oder von ihm begleitet werden. Mit diesem dringen sie auch zwischen die einzelnen Äste der geweihartig verzweigten Dotterstöcke und die übrigen 434 B. Wahl, Geschlechtsorgane ein, wobei sie sich von ihrem geradlinigen Verlaufe und von ihrer Richtung nur wenig ablenken lassen. Sie sind vielfach in Bündeln geordnet und es strahlen die ein- zelnen Fasern eines jeden solchen Bündels pinselartig an der Dorsal- und Ventralseite gegen das Epithel aus, wo sie sich an der Basalmembran festheften. Einzelne Mesenchymmuskeln treten in spezielle Beziehungen zu bestimmten Organen, wie Pharynx oder Geschlechtsausführungsgängen, und ich werde über diese noch an späterer Stelle zu berichten haben. Die Mundöffnung liegt bei Anoplodium etwa im ersten Viertel der Körperlänge. Sie. führt in eine’ nur "sehrakleme Pharyngealtasche, an der man ein besonderes Epithel aber nicht unterscheiden kann; sie wird einerseits noch von Epithel- zellen begrenzt, welche gleichzeitig auch den Mundrand um- schließen und sich von den Zellen des Hauptoberflächenepithels in keiner Weise unterscheiden lassen, andrerseits aber begrenzt von der vordersten Partie des Pharyngealepithels (Fig. 17, pf). Die Mundöffnungist durch einen sphinkterartigen Muskel (Fig. 18, sph) verschließbar, der wohl als eine besonders ausgebildete Gruppe von Hautmuskeln betrachtet werden kann. Das Epithel und die Basalmembran der Haut gehen direkt in die entsprechenden Elemente des Pharynx über. Dieser ist sehr klein, etwa 0'045 mm lang und 0:06 mm breit, also von annähernd kugelartiger Gestalt. Unter seiner Basalmembram liegt eine Schicht von inneren Ringmuskeln (Fig. 18, irm), auf welche nur spärliche innere Längsmuskeln (film) folgen, so daß selbe nicht in jedem Schnitte erscheinen. Die Außenwand des Pharynx aber ist wiederum von äußeren Längsmuskeln (alm) bekleidet, unter denen dann äußere Ringmuskeln (arm) sich vorfinden. Zwischen dieser äußeren und der inneren Pharyngeal- muskulatur spannen sich eine Anzahl von Radialmuskeln (ram) aus; diese sämtlichen Muskelfasern sind annähernd gleichstark und nicht allzu mächtig. Die übrigbleibenden Zwischenräume aber sind von Mesenchymgewebe erfüllt, dessen Kerne leicht erkennbar sind und sich in nichts von den Mesenchymkernen des übrigen Körpers unterscheiden lassen. Drüsenzellen habe ich im Pharynx nicht gefunden, hingegen möchte ich gleich an Parasitische Turbellarien. Aa) dieser Stelle der ansehnlichen Speicheldrüsen Erwähnung tun, die seitlich und am Hinterende des Pharynx gelagert sind. (Fig. 17, spd). Sie besitzen einen großen Kern mit sich scharf färbendem Kernkörperchen und sind oftmals mit Vakuolen erfüllt, die ein körniges Sekret enthalten, das sich mit Eosin leuchtend rot färbt; wir haben es also mit erythrophilen Drüsen zu tun. Ihre Ausführungsgänge münden in die Pharyngeal- tasche. | An den Pharynx setzen sich von außen Muskeln an, welche den Mesenchymmuskeln zuzuzählen sind und als Pro- und Retraktoren dieses Organes dienen. Sie sind nicht allzu stark entwickelt, woraus auch erhellt, daß die Bewegungen des Pharynx keine sehr heftigen sein werden, wie dies durch die parasitische Lebensweise dieser Tiere leicht. verständlich wird. Die Protraktoren setzen sich an der Vorder- und Hinter- seite, etwas hinter der Mitte des Pharynx, an dessen Außen- wand fest und streichen von hier zur ventralen Körperseite; sie sind in Längsschnittserien leicht zu erkennen. Die Retrak- toren hingegen haben ihren Insertionspunkt an den beiden Seiten des Pharynx, sind also am besten in Querschnittserien (Fig. 18, ret) zu beobachten und spannen sich von hier an die Dorsalseite, wo sie sich am Hautmuskelschlauche inserieren. Sie umgreifen so den vordersten Abschnitt des Darmes. Die Achse des Pharynx ist zur Längsachse des Tieres häufig in einem annähernd rechten Winkel gestellt, manchmal auch etwas von vorn und ventral nach hinten und dorsal gerichtet, oder bis zu einem Winkel von etwa 45° gegen die Körperachse geneigt. In Quetschpräparaten lebender Tiere erscheint es oft so, als ob die Pharynxachse parallel zur Längsrichtung des Tieres liegen würde, doch ist diese Lage nur künstlich durch den Druck des Deckglases hervorgerufen. SG rarftchieltı(7,9:340) die im Bharynzı zwischen den Radialmuskeln eingelagerten Kerne, welche ich dem Mesen- chymgewebe zurechne, für Kerne der eingesenkten Pharyn- gealepithelzellen, deren Zelleiber nicht isoliert zur Anschauung zu bringen seien, sondern eine körnige Ausfüllung des Pharynx darstellen. Ich glaube, das Epithel im Pharynx in anderer Weise erklären zu müssen. 436 B. Wahl, Betrachtet man einen Querschnitt, so sieht man als Epithel um das Lumen radial angeordnet eine große Anzahl kernloser Zellräume, höher als breit, ganz so, wie ich es von Paravortex scrobicnulariae (Graff) in Fig. 51 abgebildet habe; die Zell- grenzen sind also hier deutlich wahrnehmbar. An Längs- schnitten des Pharynx aber erscheint das Epithel stets sehr grob längsgestreift (Fig. 31). Diese Streifung ist aber nicht der Ausdruck einer plasmatischen Struktur, sondern die Folge des Umstandes, daß nicht bloß eine der zahlreichen radiär um das Lumen angeordneten Zellen getroffen ist, sondern stets deren mehrere. Hingegen sind Zellgrenzen, welche etwaige in der Längsachse des Pharynx aufeinanderfolgende Zellen abgrenzen würden, nie erkennbar. Am hinteren Ende des Pharynx findet sich nun eine Anzahl von größeren Zellen (kr), welche den Übergang in das Darmepithel vermitteln, wie ein Kropf ange- ordnet. An günstigen Stellen, insbesondere auch an seitlichen Anschnitten, wie in Fig. 31, kann man erkennen, daß sich jede dieserZellen des»Kropfes« als Auskleidung des Pharynx fortsetzt. Ich glaube daher, den Bau dieses Organes derart erklären zu müssen, daß »Kropf« und Pharyngealepithel ein einziges, histologisch einheitliches. Gebilde’ dar stellen, dessen Zellen sich durch die ganze Länge des Pharynx wie auch des Kropfes erstrecken, also einen ungemein aus- gedehnten Längsdurchmesser haben, wogegen die Höhe und noch mehr der Querdurchmesser nur sehr vielmal kleiner sind. Nur in ihrem hintersten Teile schwillt der Leib jeder dieser Pharyngealepithelzellen keulen- oder birnförmig an, sie erscheinen für einander gedrängt und bilden so das erwähnte kropfartige Gebilde am Pharynxhinterende. In diesem Ab- schnitte derZellen liegt auch der ansehnliche Zellkern, weshalb man im Pharynxlumen keinen solchen finden kann. Wir haben es also hier nicht mit einem eingesenkten Epithel zutun,sondern es kommt die eigentümliche Beschaffen- heit nur durch eine außerordentliche Längsstreckung jeder Zelle zu stande, wobei die Kerne in den hintersten, keulig verdickten Teil verlagert werden. Einen ebensolchen Bau des Pharyngealepithels fand ich nicht nur bei Anoplodium, sondern bei allen hier beschriebenen parasitischen Turbellarien Parasitische Turbellarien. 437 aus der Familie der Dalyelliiden (Vorticiden). Ob die schein- bare Kernlosigkeit auch der übrigen Angehörigen dieser. Familie, speziell auch der nicht parasitischen Formen, in der gleichen Weise zu erklären ist, kann ich nicht feststellen, da ich die anderen Gattungen zu untersuchen keine Gelegenheit hatte. Es sei hier darauf hingewiesen, daß Luther (15, p. 51) bei Vortex penicillatus Braun gleichfalls die Pharyngealzellen und deren Kerne in die Nähe des Ösophagus verlegt, während Graff die betreffenden Zellen als Speicheldrüsen deuten will. Auf die Befunde Böhmig’s bei Graffilla komme ich später noch zurück. Möglicherweise ist das, was man bei Vorticiden (vergl. 6, p. 266) als Ösophagus bezeichnet hat, wenigstens teilweise nichts anderes als der hinterste Abschnitt der Pharyngeal- zellen: Es wäre nun die Frage aufzuwerfen, ob bei Anoplodium ein echter Ösophagus fehle, der Darm sich also direkt an das Pharyngealepithel anschließe. Für die erwähnte kropfartige Bildung müssen wir natürlich den Namen Ösophagus ver- meiden, da es bei den Mesostomiden einen echten Ösophagus gibt (vergl. 15, p. 51), dessen Zellen andere sind als jene des Pharynxepithels. Wie ich im Folgendem berichten werde, kommt tatsächlich auch bei einigen in dieser Arbeit behandelten Formen (z.B. bei Graffilla) ein deutlich erkennbarer Ösophagus vor, bestehend aus offenbar ektodermalen Zellen, die sich in der Färbung ähnlich den Pharyngealzellen verhalten, in der Form aber davon unterscheiden und den Übergang zum Darme dar- stellen. Für Anoplodium kann ich diese Frage aber nicht mit Siemerheit; entscheiden; doch halte, ieh es nicht, für aus: geschlossen, daß zwischen den Kropf- oder Pharyngealzellen und dem Darme einige kleinere Zellen noch eingeschaltet sind, welche den ersteren in ihrer Beschaffenheit und in ihrem Aus- sehen vollkommen gleichen. Da aber auf den Schnitten nie eimemeinzelnei®Kropfzelle " getroffen. ist, "sondern "'steis 'deren mehrere, so ist es nicht leicht zu sagen, ob die äußersten der angeschnittenen Zellen (Textfigur 3, oe) auch noch in das Pharyngealepithel übergehen oder einem selbständigen Ab- schnitt, nämlich einem Ösophagus, angehören. Diese Schwierig- keit der Erkenntnis wird noch dadurch erhöht, daß der Pharynx 438 B. Wahl, dieser Gattung meist nicht am äußersten Vorderende des Darmes gelegen ist, sondern etwas hinter demselben, wodurch der Übergang zwischen beiden Organen nicht wie bei anderen Arten ein zylinderartiges Rohr oder einen meist sehr engen Trichter darstellt, sondern nahezu eben ausgebreitet ist. Ich glaube, den Sinn meiner Worte durch die beigefügte Text- figur 3 veranschaulicht und leichter verständlich gemacht zu haben. Schema des Pharynx von Anoplodium. 600fache Vergrößerung. Der Darm ist ansehnlich entwickelt, unverästelt, stabförmig und besteht meist aus einem kleineren Abschnitte, welcher vor dem Pharynx gelegen ist und oftmals nach vorn in mehrere Zipfel ausgezogen erscheint, wie dies auch v. Graff beob- achtet und beschrieben hat, und aus einem viel größeren Ab- schnitt, welcher hinter dem Pharynx liegt. Beide Teile lassen sich aber histologisch nicht voneinander unterscheiden. Die Darmzellen sind wie das äußere Körperepithel in ihrer Form und Beschaffenheit sehr abhängig von dem jeweiligen Kon- traktionszustand des betreffenden Individuums; sie haben in Parasitische Turbellarien. 439 stark verkürzten, kontrahierten Tieren eine ansehnliche Höhe und keulenförmige Gestalt (Fig. 19), in langgestreckten aber sind sie entsprechend niederer und dafür breiter. Bei Anoplodium gracile (Fig. 32) ist ihre Form stets noch flacher als bei Anoplodium parasita, wie es scheint, nicht nur deshalb, weil sich erstere Art bei der Konservierung mehr in die Länge streckt, sondern schon von Natur aus. Die Zellen sind meist mit mehreren großen Vakuolen (va) erfüllt, in deren Hohlräumen man verschiedentliche Fraßstücke vorfindet, bald noch unverdaut, bald in mehr oder minder vorgeschrittenem Grade der Verdauung. Einzelne Vakuolen sind auch leer und manchmal gegen das Darmlumen zu offen; dies ist wohl damit zu erklären, daß die von der Nahrung restierenden Körper, welche nicht assimiliert werden können, als Ex- kremente wieder in den Darm ausgestoßen werden, von wo deren Entleerung durch den Mund stattfinden kann. Ein Bei- spiel für solche in das Darmlumen einmündende Vakuolen ist auch in der genannten Fig. 19 abgebildet. Sämtliche Zellen des Darmes sind untereinander gleich- artig, besondere Drüsenzellen, wie sie sich bei manchen rhab- doeslen Durbellanten ünden, sind”hier nicht vorhanden. Die Kerne dieser Darmzellen sind sehr unregelmäßig gelagert, bald ganz basal, bald wieder der freien Oberfläche ungemein ge- nähert oder auch in der Mitte der Zellhöhe sich findend. Sie sind bei Anoplodium parasita ungefähr Su groß, desgleichen auch bei Anoplodium gracile, meist schön rund geformt oder von ovaler Gestalt und enthalten ein sich mit Eosin färbendes, sowie ein mit Hämatoxylin tingierbares Körperchen sowie mehrere kleinere Chromatinkörnchen. Das Lumen des Darmes ist in Seiner Größe zwar schwankend, aber immer deutlich vorhanden; da der Darm meist seitlich komprimiert ist, erscheint dasselbe oit auf einen schmalen, senkrecht zur Bauchseite gestellten Spalt zusammen- gedrängt. Um den Darm bildet das Mesenchym eine mehrschichtige, membranöse, stützende Hülle von ansehnlicher Dicke (Fig. 32) und in diese Gerüstsubstanz sind zirkulär verlaufende Muskeln eingelagert, durch deren Kontraktion das Darmlumen verengert Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 31 440 B. Wahl, werden kann. In erster Linie aber sind die umgebenden Organe, die verschiedenen Teile des Geschlechtsapparates, durch den Druck, welchen sie auf den Darm ausüben, von form- bestimmendem Einfluß auf den Darmblindsack. Das Gehirn ist nur sehr spärlich entwickelt, ist daher an Quetschpräparaten nicht leicht erkennbar. Schon Graff(7,p.109) hat Spuren desselben gesehen, doch nicht mit Sicherheit zu agnoszieren vermocht, Böhmig (2, p. 81) hat sein Vorhanden- sein dann endgültig festgestellt. Es ist etwas vor dem Pharynx gelegen, der ventralen Seite mehr genähert und besteht aus einer bogenförmig angeordneten Masse feiner Fasern, welche in Querschnitten größtenteils der Länge nach getroffen sind, teils auch quer durchschnitten erscheinen. Dieser Nervenmasse sind nur spärliche Ganglienzellen von außen angelagert. Die beiden seitlichen Zipfel dieses Organes sind etwas nach rück- wärts gebogen und umgreifen oft in Querschnitten den vor- dersten präpharyngealen Abschnitt des Darmes, wenn derselbe in dem betreffenden Individuum nach vorn vorgezogen ist; in manchen Serien aber ist in jenen Schnitten, welche durch die Gehirnregion geführt sind, vom Darme noch keine Spur zu bemerken. Vom Gehirne strahlen zahlreiche Nerven aus, welche, anfänglich dick, sich bald in feinere Fasern aufsplittern, so daß deren Verfolgung weiterhin unmöglich wird. Den Eintritt von Nervenendigungen in bestimmte Organe habe ich nicht zu beobachten vermocht. Besondere Sinnesorgane fehlen der Gattung Anoplodium vollständig, was mit deren parasitischen Lebensweisezusammen- hängen dürfte. An dieser Stelle sei gleich auch mitgeteilt, daß ich von Exkretionskanälen weder am lebenden Tiere etwas zu erkennen Gelegenheit hatte, noch auch an den Schnitten irgend etwas fand, was auf das Vorhandensein eines derartigen Organes hätte schließen lassen. Es scheint der Mangel der Exkretions- organe (Nephridien) mit der schmarotzenden Lebensweise zusammenzuhängen. Die Gattung Anoplodium ist bis zu einem gewissen Grade protandrisch, d. h., die männlichen Geschlechtsorgane erreichen früher das Reifestadium als die weiblichen. Infolge Parasitische Turbellarien., 441 dieses Umstandes sind bei jungen Individuen die Hoden viel leichter erkennbar als bei älteren, da sie bei letzteren von den reich entwickelten Ästen der Dotterstöcke ganz oder doch zum großen Teile verdeckt werden. Diese Protandrie ist aber nicht so weitgehend, daß in weiblicher Reife befindliche Individuen nicht auch noch als Männchen fungieren könnten und zeugungs- unfähig wären; an Schnitten lassen sich in jedem Alter die Hoden leicht erkennen und esist auch in vorgeschrittenen Alters- stufen die Spermaentwicklung leicht nachweisbar. Hingegen besitzen sehr junge Tiere zwar schon reifes Sperma, aber ver- mögen noch nicht befruchtungsfähige Eier zu produzieren. Die Hoden sind an jugendlichen Exemplaren nicht nur relativ, sondern auch absolut größer als an ausgewachsenen, bei denen sie an Dicke abgenommen haben. Bei Anoplodium gracile besitzen die männlichen Ge- schlechtsdrüsen eine relativ ansehnlichere Größe als bei Ano- plodium parasita; sie sind bei ersterer etwa 04 bis 0'45 mm lang bei einem Durchmesser von etwa 0'08 mm, bei der zweiten Draigentsprechend‘ der bedeutenderem Größe des! ganzen Körpers, ungefähr 0'485 mm lang und bei ausgewachsenen Indi- viduen nur zirka 0:08 mm, bei jüngeren aber bis zu 011 mm dick. Sie sind von annähernd kreisrundem oder ovalem Quer- schnitt, am Vorder- und Hinterende stumpf abgerundet und schimmern in Quetschpräparaten lebender Tiere als helle, lichte Räume zwischen den Dotterstöcken durch. Bei der Konser- vierung schrumpfen sie fast immer etwas zusammen, so daß um sie herum ein freier Spaltraum entsteht, der aber nur als Kunst- produkt zu betrachten ist. Diese Geschlechtsdrüsen sind von einer mesenchymatösen Gerüstplasmamembran umgeben. Sie sind vollständig mit einer Masse von Zellen erfüllt, die scharf voneinander geschieden sind, ja in den zentralen Partien nur locker aneinander liegen. Die Kerne derselben zeigen vielfach verschiedene mitotische Figuren, doch habe ich die Spermato- genese nicht eingehender untersucht, weder an dieser noch an einer anderen hier besprochenen Art. Die hinteren Enden der Hoden setzen sich durch die Vasa deferentia fort, dünne Gänge, welche nach vorn umbiegen, um ale 442 B. Wahl, dann etwas vor der Bursaseminalis wieder rückläufig zu werden und sich alsbald in den Penis (im weiteren Sinne) zu ergießen. Das Epithel der Vasa deferentia besitzt nur spärliche, kleine Kerne. Nach der Zeichnung Anton’ Schneiders (a2) könnte man glauben, daß sie aus der Mitte derHoden an deren medianen Seite entspringen; dies ist aber nicht der Fall, wie aus dem Gesagten erhellt. Der Penis im weiteren Sinne des Wortes besteht in der Hauptsache aus einem geraden Rohre, an welchem man aber . mehrere Abschnitte unterscheiden kann, welche sich nicht allzu scharf voneinander trennen lassen, sondern teilweise ineinander allmählich übergehen. Der vorderste Abschnitt hat ein sehr weites Lumen, das als Vesicula seminalis fungiert und mit einem aus platten Zellen zusammengesetzten niederen Epithel "bekleidet ist (Fig. 33, 34, P). Insbesondere bei Anoplodium gracile ist dieser Teil ansehnlich "entwickelt (ig. 39: Gegen die NWeHE Organes aber nimmt die Zelihöhe plötzlich zu, das Plasma nimmt eine andere Beschaffenheit an, welche man speziell bei der eben genannten Art als schaumartig bezeichnen kann, das Lumen aber verringert’sich (Fig. 35, P). Gegen die Penisspieze wird dasLumen sogar oftauf ein kaum wahrnehmbares Minimum eingeengt (Fig. 25, 36°und'39), wogegen die Zellentandieser Stelle ihre bedeutendste Höhe erreichen und ihre Plasma- struktur ein Testeres’ Gefüge "zeigt. "Besonders deutliche sed diese Abschnitte an günstig getroffenen Längsschnitten erkenn- bar. Während der obere, weite Teil als Vesicula fungiert und oftmals Spermaballen enthält, können wir den distalen, engen Teil als Ductus ejaculatorius betrachten. Die Zellkerne sind an allen Abschnitten des Penis leicht zu unterscheiden, aber nur von geringer Größe. Sehr kräftig ist die Entwicklung der Muskulatur dieses Organes. Es findet sich eine innere Schicht von Longitudinal- muskeln,. welche "sieh "durch “die, sanze Wkängeirdes BE erstrecken, und eine äußere Schicht von Zirkulärfasern, die sich durch besondere Breite auszeichnen und infolge dieses Umstandes in Eisenhämatoxylinpräparaten der Peniswand ein eigentümlich gestreiftes oder gebändertes Aussehen verleihen Parasitische Turbellarien. 443 (Fig. 26). Eine chitinöse Auskleidung, wie Graff beschrieb (7, p. 164, Taf. 14, Fig. 13), habe ich nie beobachtet, des- gleichen sah ich am Penis niemals so eigenartige vorspringende Zellen, wie sie der genannte Autor abgebildet hat; wahrschein- lich dürfte es sich dabei um eine Verwechslung mit einem Organe des weiblichen Geschlechtsapparates handeln, nämlich um den Uterus, dessen Zellen ein derartiges Verhalten zeigen. Auch an den von Graff abgebildeten Querschnitten (7, Taf. 14, Fig. 14 bis 16) kann ich der Deutung dieses Autors nicht beistimmen; denn tatsächlich liegt in Querschnitten stets der Uterus dem ventralen Körperepithel am meisten genähert und nicht der Penis, ihm zunächst liegt der Ductus communis, dann erst das männliche Begattungsorgan und endlich, am meisten nach der Dorsalseite verlagert, findet sich die Vagina. Der Penis mündet in eine kanalförmige Ausstülpung des Atriums, welche ich als Atrium masculinum betrachte und die im histologischen Baue dem Atrium commune gleicht. Die Penis- spitze ragt in diesen Vorraum oft papillenförmig (Fig. 39) vor, so daß sie in manchen Serien in 2 oder 3 Querschnitten (Schnittdicke — 4 u) von der Atriumwand ringförmig um- schlossen erscheint (Fig. 36). Den Begattungsakt selbst habe ich nie beobachtet, doch sah ich zu wiederholten Malen Ano- plodien herumkriechen, deren Penis mehr oder minder aus- gestülpt war (Fig. 24); hiebei wird offenbar das Atrium mascu- linum handschuhfingerartig umgestülpt und die Spitze des Begattungsorganes schiebt sich durch das Atrium hindurch und bei der Geschlechtsöffnung heraus. In diesem Zustande bildet dann die Wand des Atrium masculinum die äußere Be- kleidung des Penis. Wahrscheinlich wird bei diesem Akt das ganze Atrium genitale dem Hinterleibsende genähert und ermöglicht so die Ausstülpung; die leichte Verschiebbarkeit aller Teile des Geschlechtsapparates kann nicht überraschen, wenn man die Veränderlichkeit und geringe Formbeständigkeit des Mesenchymgewebes in Betracht zieht, in welches ja alle diese Teile eingebettet sind. Umfangreicher und komplizierter als der männliche Genitalapparat ist der weibliche, welcher zwei von dem unpaaren Keimstock getrennte, mächtige, geweihartig ver- 444 B. Wahl, zweigte Dotterstöcke erkennen läßt. Die letzteren verleihen der Gattung Anoplodium in Quetschpräparaten das typische Gepräge. Die Form und Größe des ersteren sind normal, die Zellen des- selben sind in dem zweilappigen blinden Ende noch nicht durch Grenzen voneinander geschieden und erst mit dem allmählichen Größenwachstum erreicht jede Keimzelle eine vollständige Selbständigkeit; im Endteile bildet jede derselben eine jener geldrollenartig angeordneten Scheiben, welche man auch am lebenden Tiere oft schön beobachten kann (vergl. auch 7, Taf. 14, Fig. 12). Kern und ein mächtiges Kern- körperchen sind deutlich zu beobachten, doch bieten uns die histologischen Verhältnisse dieses Organes nichts, was von dem Baue desselben bei anderen schon bekannten Arten abweicht. Der Durchmesser eines reifen Eies beträgt etwa 0:027 mm. Die Zweige der Dotterstöcke konvergieren gegen einen etwas hinter der Körpermitte gelegenen Punkt, sind an jugend- lichen Individuen noch wenig entwickelt und besitzen hier ein noch größtenteils undifferenziertes Plasma; nur in den medianen Partien sind manchmal schon die Umwandlungsprodukte dieser Zellen zu sehen, die Dotterschollen, deren Entwicklung schon an anderen Turbellarienarten und Gattungen genau studiert und beschrieben wurden, so daß ich über diesen Punkt hinweggehen zu können glaube. Bei älteren Individuen nimmt die Größe der Dotterstockäste stetig zu und bestehen die- selben endlich fast ausschließlich aus Partien, welche Dotter- schollen führen. An Quetschpräparaten von Anoplodien (Fig. 5) kann man häufig zwei scheinbar getrennte Teile dieses Organes jederseits unterscheiden: einen mehr median gelegenen und einen randständigen; beide sind scheinbar oft gar nicht oder doch nur durch einige sehr dünne, schwer wahrnehmbare Gänge verbunden. Die Erklärung für diese Erscheinung ist darin zu suchen, daß sich in der mittleren, vom Dotterstock scheinbar freien Partie der Hoden findet und hiedurch unter dem Druck des Deckglases die Dotterstockteile verdrängt, beziehungsweise die Dotterschollen aus denselben gepreßt werden. Tatsächlich ist von einer solchen Zweiteilung dieses Parasitische Turbellarien. 445 Organes weder an Schnitten noch an ungequetschten Indivi- duen etwas erkennbar. An vollkommen ausgewachsenen Exemplaren, bei welchen viel Dottermaterial schon aufgewendet wurde, erscheint in den Dotterstöcken ein Netzwerk, aus dessen Lücken offenbar die Schollen schon ausgefallen sind; dieses Netzwerk ist aus einer feinfaserigen Substanz mit zahlreichen eingelagerten Körnchen gebildet, offenbar ein Restkörper, welcher bei der Umwandlung des Plasmas der ursprünglichen Dotterzellen in die Dotter- schollen zurückbleibt. Kerne sind in diesem Netzwerk nicht mehr vorhanden; hie und da aber liegen noch einzelne Dotter- schollen in den Lücken desselben und am Rande schließen sieh meist noch Partien undifferenzierter Zellen an, deren Plasma erst in Dotterschollen umgewandelt werden muß (Bi2.027). Suschrdie Dotterstocke undder Keimstocke'sindayierdie Hoden von mesenchymatösen Membranen umschlossen. Die einzelnen Dotterstockäste gehen in feine Ausführungsgänge über, welche sich jederseits endlich zu einem Dottergang vereinen, der in die Bursa seminalis einmündet. Die Dotter- gänge haben ein eigenes Epithel mit deutlichen Kernen, welch letztere aber gegen die erwähnte Bursa zu sehr selten werden; in den Ausführungsgängen der einzelnen Dotterstockäste aber sind sie ziemlich häufig zu bemerken (Fig. 41). Die Bursa seminalis ist eine annähernd kreisrunde Kammer (Fig. 20, bs), deren Wand aus Zellen von sehr ver- änderlichem Aussehen besteht; sie enthalten stets einen rund- lichen Kern, erscheinen bald hoch, bald niedrig, zeigen eine ausgesprochene Längsstreifung oder eine schaumige Struktur (Fig. 22). Diese Variabilität dürfte wohl mit dem jeweiligen Grade der Entwicklung der Sekrete dieser Zellen zusammen- hängen; denn zweifelsohne sind dieselben von drüsiger Be- schaffenheit. In dieser Bursa wird das bei der Kopulation auf- genommene Sperma aufbewahrt, sie fungiert also als Recepta- culum seminis, weshalb man sie oft mit Spermaballen erfüllt sehen kann. Wird nun eine reife Keimzelle aus dem Uterus ausgestoßen, so gelangt dieselbe durch einen nur sehr kurzen Ovidukt, dessen flaches Epithel auch einzelne platte Kerne 446 B. Wahl, besitzt (Fig. 40), in diese Bursa, wird hier befruchtet und gleichzeitig auch mit Dotter versorgt. Das nunmehr entwick- lungsfähige Ei, beziehungsweise ein Embryo wandert nun in einen Kanal, welcher genau an jener Stelle aus der ventra- len Bursawand entspringt, wo einer der beiden Dottergänge mündet. Derselbe ist sehr eng, daher am lebenden Tiere nahezu nie bemerkbar und wird nur durch ein hindurch- gleitendes Ei ausgedehnt. Ich nenne diesen Kanal, der von den Autoren bisher übersehen wurde, Ductus communis (Fig. 20, de), da er zur Aufnahme von Keimzelle und Dotter bestimmt ist. Wenn die Eikapsel eben gebildet wurde und der kolbige Teil derselben bereits in den Uterus eingetreten ist, so liegt in diesem Ductus noch der geißelförmige Stiel der Eikapsel und in einem solchen Falle habe ich auch an einem lebenden Tiere diesen Gang unterscheiden können (Fig. 7). Er mündet in den Anfangsteil des Uterus, nahe der Einmündung des letzteren in das Atrium genitale. Das Epithel dieses Ductus ist ein Plattenepithel mit spärlichen Kernen, von sehr feinen Längs- muskeln umspannt. Seine Wand wird von den Ausführungs- gängen eines Büschels nicht unansehnlicher, erythrophiler Drüsen durchbohrt (Fig. 35, sd), deren Sekret in dem Endteil des Ductus wie auch manchmal im basalen Teile des Uterus zu beobachten (Fig. 20, sds) ist. Es sind dies jedenfalls die Schalendrüsen, von welchen die ansehnliche Eikapsel gebildet wird. Von diesem Ductus communis hat L. v. Graff vielleicht etwas gesehen, wenn auch nicht völlig erkannt, indem er nämlich schreibt, daß die Dotterstöcke vermutlich durch einen unpaaren Kanal in das Atrium oder den Anfangsteil des Uterus einmünden. Tatsächlich aber münden die Dottergänge, wie erwähnt, in die Bursa seminalis, aber an der Einmündungs- stelle des einen derselben entspringt eben jener Kanal. Da die Bursa dorsal vom Penis gelegen ist, der Uterus aber ventral, so sehen wir in der Profilansicht (Textfigur 1) den Ductus sich mit dem Penis Kreuzen; zum größten Teil aber verlauft ersterer ventral von letzerem. Die Bursa seminalis ist durch einen ansehnlichen Gang auch direkt mit dem Atrium commune verbunden, nämlich durch die Vagina (V); diese ist in der Mitte oftmals eingeschnürt, Parasitische Turbellarien. 447 besteht aus ansehnlichen Epithelzellen mit deutlichen Kernen und besitzt eine Muskularis aus Längs- und Ringfasern. Oft springen einzelne ihrer Epithelzellen papillenartig gegen das Lumen vor, was ich als Ausdruck einer gewissen Bewegungs- fähigkeit und Formveränderlichkeit derselben ansehe; die Vagina mündet sowohl in die Bursa wie in das Atrium von der Dorsalseite ein. Eine ähnliche, aber in noch höherem‘ Grade formver- änderliche Beschaffenheit als die Zellen der Vagina haben auch jene des Uterus (Ut); die freie Fläche seines Epithels sieht stets wie gezackt oder gezähnt aus. Die Größe dieses Organes ist abhängig von dem Umstande, ob es eine Eikapsel enthält oder nicht. Im ersteren Falle wird es in bedeutender Weise ausgedehnt sowie auch verlängert und ist von der Eikapsel prall erfüllt. In kontrahiertem Zustande erscheint der Uterus als ein Gang von mäßiger Weite (Fig. 20, Uf). Durch die Kontraktionen seiner Längsmuskeln kann er verkürzt und dadurch die Eikapsel herausgepreßt werden. Das Uterusepithel ist nicht drüsig und zeigt auch nicht schaumige Struktur, wie Graff geglaubt hat (7, p. 377) Das Atrium genitale ist eine Einstülpung des äußeren Körperepithels; nahe der Ausmündung sind die Kerne länglich, ziemlich dicht aneinander gedrängt (Fig. 21) und kranzartig um das Lumen angeordnet. In den inneren Teilen des Atriums aber sind die Zellkerne mehr rundlich geformt und nie ge- drängt, sondern verstreut. Verfolgt man eine Querschnittserie vom Hinterende des Leibes nach vorn, so sieht man anfäng- lich ein einheitliches, seitlich etwas komprimiertes Atrium; nach vorn aber machen sich allmählich zwei übereinander gelegene seitliche Einschnürungen an demselben bemerkbar (Fig. 38), das erste Anzeichen der Spaltung seines Lumens in drei gesonderte Räume: Uterus, Atrium masculinum und Vagina (Fig. 37). Noch weiter nach vorn erkennt man dann die Abtrennung des Ductus communis vom Uterus (Fig. 36). Ein besonderes Atrium femininum ist nicht zu unterscheiden. Atrium commune und Atrium masculinum sind durch den Besitz einer Basalmembran und eigener Muskeln ausge- zeichnet, welche Fortsetzungen der Balsalmembran und des 448 B. Wahl, Muskelschlauches der Haut sind. Es sind teils Ring-, teils Längsfasern zu bemerken, dazwischen anscheinend auch einige gekreuzte. Um die Geschlechtsöffnung herum bilden diese Muskeln ein sehr dichtes Geflecht, das als Schließapparat fungiert. Außer den erwähnten Muskeln finden sich aber auch noch andere, welche nicht in ihrem ganzen Verlaufe der Atriumwand und den Geschlechtsausführungsgängen so innig anliegen und jedenfalls auf Mesenchymmuskeln zurückzu- führen sind; sie ziehen vom Atrium an die Ausführungsgänge, teilweise aber auch an den Hautmuskelschlauch. Durch die vereinte Wirkung aller dieser Muskeln werden‘ die mannig- fachen Bewegungen des Geschlechtsapparates bei der Begattung, bei der Fortbewegung des Eies sowie bei der Eikapselaus- stoßung hervorgebracht. Zellgrenzen sind im Atrium wie auch in den Geschlechtsausführungsgängen nicht erkennbar. Die anfangs ungefärbte Eikapsel nimmt bald nach ihrer Bildung eine schwefelgelbe bis chromgelbe Färbung an. Sie hat die Form eines an einem Ende langgestielten Ovals oder einer Birne, deren Größe ohne Stiel bei Anoplodinm parasita ungefähr in der Länge 0-15 mm, in der Breite 0-06 mm beträgt, bei A. gracile um weniges aber geringer ist. Ich stelle mir die Bildung dieses Eibehälters folgendermaßen vor. Wenn die Keimzelle mit dem Dotter in den Ductus communis tritt, so wird derselbe ausgeweitet und nimmt eine ovale Form: ‘an. Durch den?’Reiz; welchen NdieıKeimzelber Passieren des Ductus auf diesen ausübt, wird die sekreto- rische Tätigkeit der Schalendrüsen ausgelöst, das Sekret um- schließt den Keim und. den Dotter in”der' Form, Sweleche der Ductus in diesem Zustande hat, und erhärtet so zu dem birnförmigen Teile der Eikapsel. Wenn dann das Ei aus dem Ductus aus- und in den Uterus eingetreten ist, so dauert die Tätigkeit der Drüsen noch weiter an; da aber der Ductus nicht mehr vom Ei erfüllt ist und daher auf ein nur kleines Lumen zusammenschrumpft, so nimmt auch das erhärtende Sekret nunmehr eine der jetzigen Gestalt des Ductus communis entsprechende Form an und bildet solchermaßen den schlanken Stiel. Dieser ist, wie schon Graff (7, p. 378) beobachtet hat, stellenweise hohl (Fig. 23), indem das Sekret nicht den ganzen Parasitische Turbellarien. 449 Innenraum des Ductus erfüllen konnte und daher Blasen im Innern einschließt. In der Form des Hohlraumes der Eikapsel machen sich kleinere Verschiedenheiten geltend, indem das im allgemeinen ovale Lumen gegen die Wurzel des Stieles bald abgerundet erscheint (Fig. 6), bald aber in eine Spitze ausge- zogen ist (Fig. 8, 23). Zu irgend einer Artunterscheidung kann aber diese Erscheinung nicht herangezogen werden, da sie rein individuell ist. Die äußere Oberfläche der Eikapsel ist glatt, die Wand hat eine Dicke, welche individuell von 21), bis 5 u schwankt; die innere Fläche aber ist wabenartig vertieft, indem sich das Sekret bei der Kapselbildung an die eingeschlossenen Dosecschellens enger’anzulesen “scheint; "oft! machtest.den Eindruck, als ob einzelne kleinere Schollen auch ganz vom Drüsensekret umhüllt wurden und so in die Kapselwand ein- gegangen wären. In jeder Eikapsel finden sich eine Keimzelle oder deren zwei; diesBemerkuns!Grarft'siı(2, plo7r/),.daß stets! nurlein.einziges; hartschaliges Ei im Uterus liege, ist dahin zu verstehen, daß immer nur eine Eikapsel sich in demselben befinde. Der Endteil des ziemlich langen Eikapselstieles ist immer wirr aufgerollt (Fig. 25), das äußerste Ende oftmals verdickt. Nicht selten findet man anormal ausgebildete Eikapseln, wie dies auch schon von dem ersten Beobachter der Gattung Anoplodium wahrgenommen worden war (19, p. 325). Der Prozentsatz reifer Anoplodien, deren Uterus mit einer Eikapsel erfüllt ist, scheint nicht sehr hoch zu sein, was darauf schließen läßt, daß letztere nicht allzu lange in demselben verweilt, dann aber ausgestoßen wird. Häufig findet man in der Leibeshöhle der Holothuren solche Eikapseln mit dem Stielende am Gewebe des Wirtes festhängend. Solange die Eier noch im Uterus ruhen, ist von einer weiteren Entwicklung des Embryos nichts zu bemerken. Die Hauptzeit des Embryonallebens wird offen- bar außerhalb des mütterlichen Leibes verbracht. Wie die Weiterentwicklung erfolgt, speziell darüber, ob die Eikapseln vom Wirte nach außen gestoßen werden und wie etwa die Neuinfektion der Holothurien mit diesen Parasiten stattfindet, hatte ich keine Gelegenheit, Beobachtungen zu machen. 450 B. Wahl, 2. Grafülla. V. Ihering. Dalyelliidemitam Vorderende desKörpersgelegenem Pharynx, paarigen Keimstöcken von der Form gewun- dener Bänder und davon getrennten Dotterstoeken: Geschlechtsöffnung mittelständig, Hoden schlauch- artig. Von dieser Gattung” fand ich : die, beiden, Übereitsayon Böhmig (1) genauer untersuchten Arten, Graffilla muricicola Ihering zu vier Stück in vier Murex trunculus L. aus Triest, wogegen vier M. brandaris L. daselbst keinen einzigen dieser Parasiten enthielten, und G. parasitica Czern. in drei Tethys leporina Cuv. in Neapel, letzteren Schmarotzer sogar in ganz enormer Anzahl und in Organen, welche bisher nicht als Sitz desselben bekannt waren. In der ersten der drei Tethys waren weit über 400 Turbellarien enthalten, von denen drei sich bereits losgelöst hatten und in dem Wassergefäß frei umher- schwammen, weitere vier Stück steckten im Bindegewebe des Fußes und des Kopfschirmes, alle übrigen aber fanden sich in den inneren Organen, wie insbesondere Niere und Zwitter- drüse. Die große Mehrzahl -derselben war noch sehr jung, fadenförmig und so klein, daß sie mit freiem Auge kaum wahr- zunehmen waren, ein kleinerer Teil aber war schon ausge- wachsen und zu letzterem gehörten alle, welche das Wirttier bereits verlassen hatten oder in dessen Haut steckten. Bei dem zweiten Exemplare waren schon zirka 60 Parasiten frei geworden, eine größere Zahl steckte noch in der Haut, der weitaus größte Rest aber wiederum war in der Zwitterdrüse, Niere und in ‚der Darmwand' zu Anden. In) demadnzea Individuum von Teihys, welches selbst noch sehr jung und klein war, fanden sich in der Haut gar keine, in den inneren Organen einzelne Exemplare dieses Turbellars. Lang (12, p. 107), welcher Graffilla parasitica ziemlich gleichzeitig mit Czerniavsky (4) gefunden hat, beschrieb sie als Parasiten des Bindegewebes des Fußes; aus meinem Befund aber erhellt, daß diese Ansicht eine irrtümliche ist und daß diese Dalyelliide sich als Schmarotzer der inneren Organe der Tethys entwickelt, Parasitische Turbellarien. 451 und daß nur völlig geschlechtsreife Individuen in das Körper- integument ihres Wirtes auswandern, um es zu durchbohren und auf diesem Wege ins Freie zu gelangen; vermutlich pflanzen sie sich dann außerhalb fort und verursachen neue Infektionen. Ich habe in Fig. 4 Habitusbilder dieser Art gebracht, da solche noch nicht existieren (Böhmisg hatte nur konserviertes Material für seine Untersuchungen zur Verfügung). Das lebende Tier ist gelblich rot, in der Mitte oft etwas dunkler gefärbt und daselbst häufig eingeschnürt; die Länge des Tieres beträst im ausgewachsenen Zustande über 2 mm, bei einer Breite von über !/, mm. Einzelne Exemplare waren aber lichtockergelb gefärbt; ob darin eine dem Tode vorausgehende Erscheinung zu sehen ist, oder welche andere Ursache diese anormale Färbung bedingten, ist mir nicht bekannt. Ich habe weder die Anatomie noch Histologie dieser Gattung untersucht, da uns ja über dieselben bereits ein- gehendere Untersuchungen vorliegen, nur den Epithelverhält- nissen des Pharynx wandte ich meine Aufmerksamkeit zu. Da konnte ich mir die Überzeugung verschaffen, daß dieselben sich genau so verhalten, wie ich sie im Vorangegangenen für Anoplodium beschrieben habe und wie ich sie zuerst bei der neuen Gattung Umagilla erkannt habe, wo die Verhältnisse besonders klar liegen, wie ich im zweiten Teile dieser Arbeit noch darlegen werde. Bei Einsichtnahme in die Literatur über Graffilla sah ich, daß F. Schmidt (17) bei Graffilla Brauni sich über diesen Punkt der Histologie überhaupt nicht äußert und er nur von einem Ösophagus spricht (p. 310), welcher oft »kropfartig« aufgetrieben sei. Letztere Art habe ich leideg nicht untersuchen können. Für Graffilla parasitica aber ersah ich aus der Arbeit Lang’s, daß dieser zur nämlichen Auffassung wie ich gelangt war, indem er sagt: »Die innere Öber- Detener des: Schlundestäist momleiner Rortsetzung. des Darmepithels überzogen. An der Übergangsstelle des- Sehbenin de muaverlosenV"DarmTinden! wirnämlich konstantbirnförmige Darmzellen, derensackförmiges Endeinachivornsaufrdie Außenflächerdesselben um- Seschla sten erst Swährendeder Steirder Birnformigen 452 B. Wahl, Zellen ins Innere desselben sich begibt, seiner Wand sich anlagernd. Auf Querschnitten durch den Schlund zeigen sich daher eben diese Fortsätze alsein inneres Epithel ohne Kerne; diesennletzteren Tindenzsieh nämlich in den außerhalb des Pharynx heeenden verdiekten Teilender Zellen g(2 10) Ihering (10) hat in seiner Fig. 16 einen Querschnitt des Pharynx ganz richtig gezeichnet, in dem man die schmalen Durchschnitte der Pharyngealzellen deutlich erkennen kann. In der Deutung derselben ist er aber einem Irrtum verfallen, wie dies schon Böhmig nachgewiesen hat (1, p. 13). Böhmig selbst spricht nur von einem kernlosen Pharyngealepithel (1, p. 13) und erwähnt, daß sich im hinteren Teile des Pharynx- lumens nicht selten kernhaltige Zellen zwischen das Epithel und die innerste Muskelschichte eingeschoben finden. Er glaubt aber, insbesondere auf Grund der Befunde an jungen Tieren, dieselben als nach vorn gerückte Ösophaguszellen deuten zu müssen. Ich habe derartige Verschiebungen der Kerne nicht selten beobachtet (Fig. 42); nur weiche ich in der Deutung ab, indem ich diese Kerne nicht dem Ösophagus zurechne, sondern für Kerne der Pharyngealzellen halte, die normalin dem hintersten, angeschwollenen Teile (kr) derselben liegen, wie dies auch Lang gefunden hat, nur daß dieser Autor sie offenbar als entodermale Bildungen betrachtete und deshalb die ganzen Pharyngealzellen birnförmige »Darmzellen« nannte. Es sind aber außer diesen Zellen des Pharynx noch andere, deutlich abgesonderte kleinere vorhanden, welche in ihrem Aussehen (Struktur und Färbung) den Pharyngealzellen ähneln und den Übergang in den Darm (42) vermitteln (Fig. 42,203) zieh spreche dieselben als echten, ektodermalen Ösophagus an, der in allen Präparaten scharf und deutlich vom Kropfe gesondert erscheint. Ich glaube daher annehmen zu müssen, daß nicht Kerne des Ösophagus vorwärts in das Pharyngeal- epithel, beziehungsweise zwischen dieses und die Pharyngeal- muskulatur wandern, sondern daß dem Pharyngealepithel eigene Kerne zukommen, welche meist in den hintersten Ab- schnitten seiner langgestreckten Zellen (im »Kropfe«) liegen, Parasitische Turbellarien. 458 aber manchmal ausnahmsweise auch in den das Pharyngeal- lumen auskleidenden Teil vorgeschoben werden. Auch bei den beiden mir vorliegenden Arten von Graffilla sind im Quer- schnitt die Zellgrenzen ganz deutlich erkennbar und wurden auch von Böhmig richtig beobachtet, abgebildet und so ge- deutet; dagegen kann man an Längsschnitten des Pharynx in seinem Epithel nichts von Zellgrenzen bemerken, da, wie früher bereits dargelegt wurde, sich jede Zelle durch die ganze Länge des Schlundorganes und des »Kropfes« erstreckt. 3. Paravortex nov. gen. Dalyelliidermit sam’ Vorderende des Körpers’ gele- gsenem Pharynx, paarigen Keimstöcken, verzweigten Dotterstöcken, rundlichen Hoden und ventral vorder Kompienmiittergelesiener Geschlechtsöffnune: Das Genus Paravortex ist Provortex sehr nahe verwandt und haupsächlich durch die verästelten Dotterstöcke und eine andere Lage des Geschlechtsporus von ihm verschieden. Paravortex scrobiculariae (Graff), synonym Macrostomum scrobiculariae Graff. Villot (22, p. 31, 32) fand in dem Darme von Scrobicu- laria tennis F. und H. ein parasitisches Turbellar, von dem er eine nur ungenaue Darstellung gab. Er erwähnt das Vor- handensein eines am Vorderende gelegenen Mundes, zweier schwarzer Augen mit Linsen und eine eigentümliche Ver- mehrungsweise dieses Tieres; in allen diesen Punkten stimmt diesvon- mir in dem. Darme einer anderen Scerobieulariaart gefundene Dalyelliide überein. Graff hatte den von Villot ge- fundenen Parasiten Macrostomum scrobiculariae genannt, aber auch schon Zweifel ausgedrückt, ob wir es tatsächlich mit einem Vertreter dieses Genus zu tun hätten (7, p. 245, 246). Ich fand den Paravortex scroubiculariae in 69 von 125 untersuchten Individuen von S. piperata (Gm) Ad.in Triest. Die- selben enthielten zusammen 290 Parasiten. Später fand ich in Neapel den Darm von Tapes decussata Meg. in 36 von 50 Fällen infiziert mit dem nämlichen Schmarotzer, in der Gesamtzahl von 207 Exemplaren; die höchste Zahl derselben in einer 454 B. Wahl, Scrobicnlaria betrug 22, in einer Tapes 45; in letzterem Falle, wie überhaupt immer, wenn ich ziemlich viele in einem Wirte beisammen lebend fand, waren es größtenteils sehr junge Individuen. Wenn man den Darm dieser Muscheln sorgfältig heraus prä- pariert, kann manim durchfallenden Lichte bei etwa zehnfacher Vergrößerung die älteren, ausgewachsenen Exemplare schon recht gut durch die Darmwand durchschimmern sehen. Spaltet man dann die Darmwand mit Zupfnadeln der Länge nach, so verden die Parasiten frei und schwimmen im Seewasser in der Uhrschale ziemlich lebhaft umher, oftmals unter rotierenden Bewegungen, oder sie suchen sich unter Fetzen der Darmwand zu verbergen; das Licht scheint sie zu beunruhigen. Für die Aufsuchung des Parasiten ist es von Vorteil, die Muscheln vorher einige Tage lang in Aquarien mit reinem See- wasser zu halten, damit der Darm möglichst leer wird. Ich habe mir nach Graz Scrobicularien aus Triest schicken lassen und hielt dieselben dort durch mehrere Monate, ohne daß ich eine Schädigung der Lebensbedingungen dieser Turbellarien, beziehungsweise eine Abnahme der Zahl der letzteren be- ınerken konnte, ja, sie schienen mir dann sogar eher zahlreicher zu sein, wie wenn sie sich noch in den Aquarien vermehrt hätten, oder’als' ob. die Parasiten "mancher eneesanacıer Muscheln in den Darm der überlebenden ausgewandert wären. Anatomie. Paravortex scrobiculariae hat einen annähernd runden Querschnitt, ist gegen das Vorderende etwas verjüngt und zeigt seine größte Breite meist ein wenig hinter der Körpermitte. Die Tiere sind, wie in Fig. 3 abgebildet, blaßselbichzeer or manchmal im durchfallenden Lichte und bei schwacher (zehn- facher) Lupenvergrößerung mit rötlichem Schimmer. Ihre Länge variiert sehr nach dem Alter, von ungegähr 0'4 bis gegen Il mm, bei einer Breite von etwa 0:15 bis 0:35 mm; ja ich habe sogar in Neapel ein Exemplar von 128mm Länge und 045 mm Breite gefunden und ein zweites Individuum, weiches bei der gleichen Breite 11 mm lang war. Diese Zahlen beziehen sich auf ungequetschte, lebende oder konservierte Tiere, wogegen Parasitische Turbellarien. 495 _ mir die Maße eines gequetschten Exemplares weniger instruk- tiv scheinen, da selbe weniger von der wirklichen Gestalt und Größe des Objektes, als von dem Grade der Quetschung ab- hängen. Paravortex scrobicnlariae hat im allgemeinen eine ziemlich beständige Körperform, die nur durch geringe Ver- kürzungen der Längsachse und langsame Biegungen derselben wenig verändert wird. Sehr junge Individuen oder schon ältliche (Fig. 1) lassen in Quetschpräparaten von dem inneren Baue meist fast nichts erkennen; die ersteren, weil sie noch zu wenig entwickelt sind, vd. VS. de; am.G. ae. af Textfig. 4. Schematische Profilansicht des Geschlechtsapparates von Paravortex scrobiculariae. 230fache Vergrößerung. die letzteren aber, weil bei ihnen die zahlreich vorhandenen Embryonen alle übrigen Details verdecken. An anderen Exem- plaren hingegen kann man, wenn nur wenige Embryonen vor- handen sind, die allgemeine Organisation ziemlich vollständig überblicken. Man erkennt (vergl. Fig. 43 und Textfgur 4) ein außergewöhnlich dicht — ich möchte fast sagen — pelzartig bewimpertes Epithel, durch welches am vorderen Stirnrande einige Drüsen (F) nach außen münden. Ziemlich nahe dem Vorderende liegt ventral die Mundöffnung und unmittelbar dahinter der kugelige Pharynx (Ph), welcher durch einen kurzen, kropfartigen Abschnitt in den Darm übergeht; dem Pharynx Sitzb. der mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 32 456 B. Wahl, angelagert zieht von einer Seite quer zur anderen das Gehirn (©), nach vorn seitlich in zwei Zipfel ausgezogen, an deren Enden die Augen jederseits liegen, welche kugelige Pigment- körnchen sowie mehrere Linsen erkennen lassen und seitlich vom Pharynx gelagert sind. Nur wenig hinter dieser Region finden sich ventral beider- seits die rundlichen, bald mehr kugeligen, bald mehr lang- gestreckten Hoden (Z), welche mittels feiner nur selten wahr- nehmbarer Vasa deferentia (od) in eine sehr scharf um- Schriebene Blase (vs) einmünden, welche als Vesicula seminalis zu deuten ist und durch einen kurzen Ductus ejaculatorius in das unmittelbar dahinter gelegene, sehr kleine Atrium masculinum (am) ein- mündet, das nur durch eine Ringfalte vom Atrium commune (ac) getrennt und in Quetschpräparaten nicht erkennbar ist. Das Atrium commune besitzt der Ein- mündung des männlichen Apparates gegenüber eine Öffnung nach außen, den ventral, etwas vor der Körpermitte ge- legenen Geschlechtsporus (G). Der weib- liche Geschlechtsapparat besteht aus Textfig. 5. einem paarigen, ventral gelegenen, nach Paravortex scrobiculariae, YOrne sich erstreckenden Keimstock (K) juvenis. 100fache Vergrö- sowie einem paarigen Dotterstock (D) ßerung. mit mehreren, teilweise im vorderen Körperabschnitte, hauptsächlich aber in den hinteren Partien befindlichen Ästen. Die Dotterstöcke ver- einigen sich untereinander und mit dem Keimstockende an- nähernd in der Mitte der Körperlänge oder etwas dahinter zu einem rechten und linken Keimdottergang oder Ductus com- munis (dc), die beide horizontal gegen die Mitte verlaufen, dort verschmelzen und daselbst in das Atrium femininum (af) münden, welches als unpaarer Gang von hinten in das Atrium commune (a c) führt. In der blasig erweiterten Vereinigungsstelle der beiden Keimdottergänge kann man sehr häufig auch am lebenden Tiere Parasitische Turbellarien. 497 Spermatozoen beobachten; diese Stelle fungiert offenbar als receptaculum seminis (rs). In meiner Fig. 1 sind die Dotter- stöcke nahezu unerkennbar, weil sie durch die bereits zahlreich vorhandenen Embryonalkammern verdeckt waren; ich verweise diesbezüglich auf die Abbildung Fig. 43. Die Zahl und Größe der Dotterstockzweige variiert sehr nach dem Alter der Tiere; bei jungen ist entweder noch gar nichts von denselben zu sehen oder nur ein einziger sehr kurzer Strang (Textfigur 5), welcher nach hinten verläuft. Erst später entwickeln sich die übrigen Äste dieses Organes. In älteren Tieren sind eine mehr Textfig. 6. Paravortex scrobiculariae Exkretionskanäle. 180fache Vergrößerung. oder minder große Zahl der Embryonalkammern erkennbar, welche meist zwei oder auch hie und da nur einen Embryo enthalten. In diesen Embryonalkammern kann man anfänglich die Keimzelle, später in der Entwicklung schon weit vorgeschrit- tene Embryonen erkennen. Zwei in einer Kammer beisammen befindliche Embryonen liegen Seite an Seite, entweder mit den gleichnamigem Polen nach derselben Richtung orientiert (Fig. 54), wie das die Regel ist, oder auch das eine verkehrt gegen das andere. Alle von Darm, Gehirn und dem Geschlechtsapparat frei gelassenen Zwischenräume sind von dem Mesenchym- gewebe erfüllt, welches der Träger des diffusen, gelblichen Pigmentes ist. 32* H> Oo 0) B. Wahl, Paravortex scrobicnlariae ist die einzige hier beschriebene Turbellarienart, bei der ich etwas von den Exkretionskanälen beobachtet habe. Bei einem gequetschten lebenden Individuum von zirka mm Länge konnte ich einige Kanäle an derrechten Seite sehen (Textfigur 6), desgleichen einzelne linkerseits, jedoch weniger deutlich, weil daselbst Embryonen lagen. Auch bei einigen anderen Exemplaren waren kleine Teile dieses Organ- systems erkennbar, jedoch in noch geringerem Maße als dies bei dem oben abgebildeten der Fall war. Eine weitere Einsicht in den Verlauf der Exkretionskanäle habe ich nicht erhalten. Zur Gattung Paravortex ist jedenfalls jenes parasitische Turbellar zu ziehen, welches von Kunstler (11) in Solen vagina (L.) gefunden und von Busquet (3, p. 135) abge- bildet wurde. Es ist ganz ähnlich gebaut (vergl. 8, p. 8 und 9) und hätte jener Autor nicht so scharf markierte, radial an- geordnete Drüsen um die Geschlechtsöffnung herum ein- gezeichnet, so müßte ich beide Arten füridentisch erklären. Den Provortex tellinae Graff aber, welchen R. Leuckart (13, 14) gefunden und mit wenigen Worten auch beschrieben hat, möchte ich jedenfalls mit meinem Paravortex scrobiculariae identifizieren; es entfiele dann dieser Artname, da die Bezeich- nung scrobiculariae die Priorität besitzt. Leider habe ich selbst in Tellinen nichts von Parasiten gefunden. Ob auch der von Vaillant (21) gefundene Schmarotzer aus Solen vagina hieher gehört, läßt sich nach der kurzen von diesem Autor gegebenen Beschreibung nicht mit Sicherheit sagen. Histologie. Das Epithel der Körperoberfläche besteht aus sehr großen Zellen, die in zur Oberfläche parallelen Schnitten polygonal sind (Fig. 44). Die Zellkerne sind mit einer dünnen Membran umgeben und enthalten ein mit Kernfarbstoffen sich lebhaft färbendes Kernkörperchen. Um den Kern ist das Plasma etwas dichter angeordnet als in den übrigen Partien, wo es auf Nächenhaften Anschnitten der Zelle punktiert erscheint (Fig. 44), in Schnitten aber, welche senkrecht zur Oberfläche geführt sind, eine deutliche, feine Längsstreifung zeigt. Der Außenrand der Epithelzellen färbt sich mit Eisenhämatoxylin meist Parasitische Turbellarien. 459 homogen schwarz, der Audruck der hier liegenden Basalkörper der außergewöhnlich dicht stehenden Wimpern. Bei genügender Entfärbung und bei Betrachtung mit homogener Immersion löst sich diese Kontur tatsächlich in eine Reihe kleiner schwar- zer Pünktchen auf, aus denen die Zilien entspringen. Manch- mal kann man außerhalb der Basalkörperschichte noch eine schmale Plasmapartie erkennen (Fig. 45), die sich wie das Plasma der Epithelzellen färbt, und man kann dann beobachten, wie die Wimpern (ci) diese oberflächlichste Schichte durch- dringen und in den Basalkörpern wurzeln. Eine reihenweise Anordnung der Zilien war nicht bemerkbar, sie schienen mir regellos zu stehen. Die oberflächlichste Schichte täuscht bei Quetschpräparaten lebender Tiere leicht eine Kutikula vor. Die Zellgrenzen sind bei günstiger Färbung erkennbar; an flächen- haften Anschnitten färbt sich die Interzellularsubstanz dunkel Badsbildet eine dicke Kontur um jede der Zellen. Die’Tlöherder Zellen beträgt in ausgewachsenen Individuen etwa 5 bis 7!/,1, der Querdurchmesser (auf Schnitten) zirka löp, die Länge der Wimpern ist annähernd St. Letztere erscheinen je nach dem Kontraktionszustande des Tieres und seines Epithels bald um weniges kürzer, bald um weniges länger als die Höhe der Epithelzellen der Haut. An der Basis des Epithels findet sich eine sehr feine Basalmembran, die man nur auf Längsschnitten des Tieres mit Sicherheit von der daruntergelegenen Ringmuskulatur (7 m) unterscheiden kann. Diese letztere besteht aus einzelnen, in Abständen von 2 bis 3 gelegenen Fasern, welche nicht in Bündeln zusammengefaßt erscheinen. Unterhalb der Ringfasern liegt eine Schichte von Längsmuskeln (Im), deren Elemente aßerszur je drei’oder vier in- Bündeln’vereinist sind, welche ihrerseits in Abständen von je 5m parallel zueinander ver- laufen. Unterhaib dieser Längsmuskeln findet sich noch eine Lage etwas unregelmäßiger liegender Diagonalmuskeln (dm), dieteilweise einzeln, teilweise zu zweien unmittelbar aneinander geschmiegt verlaufen. Die Muskelfasern aller drei Schichten sind ungefähr gleich dick. Sie lassen sich am besten an Schnitten erkennen, welche diese Schichte des Körpers flächen- haft treffen (Fig. 46). 460 B. Wahl, Unterhalb des Hautmuskelschlauches liegt ein Mesenchym- gewebe, welches alle Räume des Tieres erfüllt. Es zeigt das gewöhnliche Bild, ein netzartiges System von Balken und Membranen (Fig. 47), spärlich eingelagerte Zellkerne und den Mangel erkennbarer Zellgrenzen. Die im Leben zähflüssige, wasserreiche Substanz, welche dieses Maschenwerk erfüllt, die periviszerale Flüssigkeit oder das Saftplasma, erscheint in den Präparaten meist zusammengeschrumpft und füllt die Hohl- räume nicht mehr vollständig aus; das Gerüstplasma bildet um manche Organe feste, stützende Hüllen. Am Stirnende sind in dieses Bindegewebe einige erythro- phile Drüsenzellen (Fig. 1, 2 und 43, F) eingebettet, welche an der Kopfspitze durch das Epithel nach außen münden und an welche feine Nerven heranzutreten scheinen. Sie sind schon am lebenden Tiere, wie bereits erwähnt, als helle, glänzende Gebilde zu beobachten; ihr Sekret färbt sich mit Eosin leuchtend rot und ist feinkörnig. Es handelt sich hiebei wohl um ähnliche Drüsen wie die Kopfdrüsen, welche Luther (15, pag. 24) bei Castrada und Typhloplana beschrieben hat. Eine im Mesenchym liegende, innere Körpermuskulatur ist nicht vorhanden, ein Umstand, mit welchem die geringe Formveränderlichkeit dieser Art innig zusammenhängt. Nur im Zusammenhang mit dem Pharynx und dem Geschlechtsapparat finden sich einzelne Bündeln von Muskelfasern, auf die ich bei späterer Gelegenheit zurückkommen werde. Das Gehirn liegt bogenförmig, etwas oberhalb und hinter dem Pharynx, also in der Höhe des Pharyngealkropfes, und ist leicht erkennbar. Es besteht aus einer zentralen Masse von Fasern (Fig. 47, c), von welchen ein großer Teil bogig von links nach rechts zieht, daher auf Querschnitten in der Länge ge- troffen erscheint. Dieser Partie sind peripher sowohl ventral als auch insbesondere dorsal und lateral Ganglienzellen in annähernd symmetrischen Gruppen angelagert. Vom Gehirne gehen zahlreiche Nerven aus, die ventral oder lateral ver- streichen und in ihrem weiteren Verlauf nicht mehr erkennbar sind. Nach vorn zu ist das Gehirn in zwei seitliche Zipfel ausgezogen, denen die beiden Augen direkt anliegen. Diese bestehen aus kugeligen, schwarzen Pigmentkörnern von einer Parasitische Turbellarien. 461 Dicke bis zu St/, |, welche dicht beisammen gruppiert liegen, und denen außen (seitlich) einige kugelige, hyaline Linsen- körper angelagert sind, die sich mit Eosin leuchtend rot färben und deren Größe sehr variiert (Fig. 48). Der Durchmesser einer Linse kann bis zu 5 u betragen. Die Mundöffnung ist ventral, nahe dem vorderen Körper- ende gelegen. An dieser Stelle schlägt sich das Hautepithel nach innen um, verliert plötzlich seine Bewimperung und geht so in das Epithel der Pharyngealtasche über (Fig. 49). Am Mundrande (Mr) sind die Zellen mehr oder minder vor- gewulstet und es lassen einzelne derselben deutlich einige kleine Vakuolen erkennen; ob diese letzteren vielleicht auf hier mündende Exkretionskanäle zurückzuführen sind, vermag ich nicht zu entscheiden. Die Mundöffnung ist von zahlreichen Muskeln umgeben, deren einige einen sphinkterartigen Schließ- muskel bilden. Alle diese Muskeln liegen unmittelbar unter der Basalmembran, welche, ebenso wie das Epithel, vom Körper- integument sich in die Pharyngealtasche einschlägt, und sind auf modifizierte Hautmuskeln zurückzuführen. Im speziellen die Ringmuskeln des Körpers biegen nach innen um, streichen an der Pharyngealtasche vorbei, inserieren mit einem Ende am Pharynx und stellen so einen Protraktormuskelapparat des letzteren dar. Die Pharyngealtasche hat eine nicht unbedeutende Weite, die sich nahezu auf dieselbe Dimension ausdehnen kann, als der Durchmesser des Pharynx groß ist. In dem äußeren Epithel der Pharyngealtasche (Fig. 50, ap?) konnte ich bisweilen Kerne finden; aber in jenem Teile, welcher das äußere Pharyngeal- epithel (pt) darstellt, nie. Hingegen sah ich manchmal dem peripheren Rande dieser Tasche Kerne angelagert, die vielleicht als Kerne eingesenkter Epithelzellen dieses Teiles gedeutet werden könnten (vergl. 15, p. 44). Sowohl das äußere als das innere Pharyngealtaschenepithel ist zilienlos. Der Pharynx selbst ist annähernd kugelig, seine Längs- achse mißt bei einem ausgewachsenen Individuum ungefähr 0.05 mm, sein Querdurchmesser 0:06 mm. Er besteht aus einer, das Lumen auskleidenden inneren Epithelschichte (pe), welche stets eine deutliche, grobe Längsstreifung (parallel zur 462 B. Wahl, Richtung der Längsachse des Pharynx) erkennen läßt. Das Lumen ist stets sehr eng. Unter dem Epithel liegt eine zarte Basalmembrane, auf welche eine Schichte mächtiger innerer Ringmuskeln (ir) folgt. Hingegen muß ich das Fehlen einer inneren Längsmuskelschichte im Pharynx von Paravortex betonen, die sich sonst fast stets im Dalyelliidenpharynx zu finden pflegt. Die Radialmuskulatur (ram) ist wohl ausgebildet und in gleicher Weise auch die äußeren Ringmuskeln (arm) und äußeren Längsmuskeln (alm); weitaus am mächtigsten von allen diesen sind die inneren Ringfasern entwickelt. Die Räume zwischen den Pharynxmuskeln sind von einem blasigen Mesenchymgewebe erfüllt, dessen Kerne (bkp) völlig den Kernen des übrigen Körpermesenchyms gleichen. Auch in dieser Art streichen die Pharyngealepithelzellen durch die ganze Länge dieses Organes und verdicken sich an seinem hinteren Ende zu einem kropfartigen Wulste (kr), der leicht einen Ösophagus vortäuschen könnte. In diesem hintersten, birnförmig verdickten Teile derselben liegt wiederum der Zell- kern, weshalb man solche im Bereiche des Pharynxlumens nicht zu finden vermag. Im Gegensatz zur ansehnlichen Länge der Pharyngealzellen ist deren Höhe nur gering, am kleinsten aber ihr Querdurchmesser, so daß eine große Anzahl von Zellen radial um das Lumen gestellt erscheinen (Fig. 51). Ein eigentlicher Ösophagus scheint dieser Gattung zu fehlen. Am Pharynx inserieren eine Anzahl von Muskeln, welche seine Stellung zur Längsachse des ganzen Tieres zu ver- ändern mögen. Mit dieser bildet die Pharyngealachse bald einen spitzen Winkel, bald ist letztere mehr oder minder senkrecht zur Körperachse gestellt. Der Protraktoren habe ich schon früher Erwähnung getan; die Retraktoren inserieren seitlich an der Pharyngealwand und ziehen von hier dorsalwärts, wo sie sich fächerartig ausbreiten und an den Hautmuskelschlauch sich festheften. Außerdem ist aber auch der allgemeine Kon- traktionszustand des Körpers vom Einfluß auf die Stellung des Schlundes. Vom letzteren ziehen außerdem auch Längsmuskeln über den Kropf hinweg an den Darm. Der Darm erstreckt sich annähernd durch die ganze Länge des Tieres, zeigt meist ein deutliches Lumen, welches aber wie Parasitische Turbellarien. 463 die Größe des Darmumfanges sehr vom Alter des betreffenden Individuums abhängt. Bei sehr reich mit Embyronen erfüllten Exemplaren erscheint das Lumen spaltförmig und es ist der ganze Darm auf einen verhältnismäßig beschränkten Raum zusammengedrängt. Bei jüngeren Tieren aber erfüllt er den größten Teil des Tierkörpers und nur spärliche Bindegewebs- partien sind zwischen ihm und dem Hautmuskelschlauch vor- handen, so daß nahezu nur am Vorder- und Hinterende größere zusammenhängende Mesenchympartien sich finden. Die Zellen des Darmes sind alle untereinander gleich, spezielle Drüsen- zellen mangeln völlig. Die Darmzellen sind alle reich vakuoli- siert, in den einzelnen Vakuolen liegen oftmals Nahrungs- körper in verschiedenen Graden der Verdauung; manche der Vakuolen sind auch leer. Die Zellkerne sind meist mehr basal gelegen, die Zellgrenzen nur schwer erkennbar. Der Darm bietet in seinem Baue nichts Besonderes. Die Höhe des Epithels schwankt je nach dem Kontraktionszustand, ist aber im allgemeinen nicht allzu bedeutend. Eine Muskularis des Darmes ist in Form einzelner Längsmuskeln vorhanden, die aber nur selten deutlich erkennbar sind. Den Situationsplan des Geschlechtsapparates habe ich bereits besprochen, so daß hier nahezu nur mehr erübrigt, einiges über seine Histologie und Entwicklung zu sagen. Wie bei Anoplodium und überhaupt bei den meisten der herma- phroditischen Turbellarien ist auch hier eine gewisse Pro- tandrie unverkennbar, bei dieser Art vielleicht in höherem Grade als bei den vorerwähnten Anoplodien. Die männlichen Organe sind zu viel früherer Zeit geschlechtsreif entwickelt als die weiblichen; an dem der Textüigur 5 zu Grunde liegen- den Individuum waren die Hoden und deren Ausführungsgänge schon mächtig ausgebildet und daher leicht erkennbar, wo- gegen der weibliche Apparat einen ganz auffälligen, minderen Entwicklungszustand erkennen ließ. Andererseits aber ist bei älteren Tieren der Hoden nicht mehr in derselben relativen, ja kaum noch in der gleichen absoluten Größe zu finden, wie bei den Jugendstadien. In sehr vorgeschrittenem Alter reduzieren sich zuerst die Hoden, schließlich aber auch die weiblichen Geschlechtsdrüsen, Keim- und Dotterstöcke, so daß wir endlich 464 B. Wahl, Individuen finden, die fast nur mehr einen Komplex von Embryonalkammern darstellen, wogegen alle übrigen Organe zurücktreten. Die Hoden sind erfüllt mit den verschiedentlichen Ent- wicklungsstadien der Spermatozoen; man kann manchmal Mitosen deutlich erkennen. Der Hoden ist von Bindegewebs- membranen eingehüllt, ebenso nehmen solche auch an dem Aufbau der Vasa deferentia Teil, an denen ich Epithelkerne nie zu unterscheiden vermochte. Die Vasa deferentia münden in eine mächtige Blase, die Vesicula seminalis (Fig. 52, vs), welche im Penis (im weiteren Sinne) eingeschlossen erscheint und durch einen kurzen, mit Ring- und Längsmuskeln aus- gestatteten Ductus ejaculatorius (de) in das Atrium mascu- linum (am) einmündet. Die Vesicula seminalis ist bald mit Sperma prall erfüllt, das meist noch in Bündeln gruppiert liegt, bald enthält es nur lockere Ballen von Samenfäden. Sie ist von einem flachen Epithel mit spärlichen, runden Kernen aus- gekleidet und mit einer Ringmuskulatur umgeben (Fig. 53). Ihr angelagert finden sich einige Drüsen, welche in den er- wähnten Ductus zu münden scheinen. Durch die Kontraktionen ‘der Muskeln dieser Samentasche wird das Sperma in den Ductus ejaculatorius gepreßt. Die Ringfalte, welche das Atrium masculinum vom Atrium commune scheidet, ist nicht bei allen Individuen leicht erkennbar, manchmal aber sehr deutlich aus- geprägt (Fig. 92 und Textfigur 4). Das Atrium masculinum stellt nur einen besonderen Abschnitt des Atrium commune dar. Das Sperma habe ich am lebenden Tiere nicht untersucht, an Schnitten durch konserviertes Material stellt es sich in Form langer Fäden dar, deren eines Ende verdickt ist und sich mit Kernfarbstoffen lebhafter färbt als die restlichen Teile; dieses Ende enthält also den Zellkern. Der Keimstock ist histologisch ganz so gebaut, wie Böhmig (1, p. 32 ff) es von Graffilla beschrieben hat. Er liegt mit seiner Achse annähernd parallel zur Längsachse des Tieres, nur sein blindes Ende erscheint meist etwas nach der Ventralseite zu gekrümmt. In seinem vorderen Anfangsteile kann man zahlreiche Kerne angehäuft sehen, die in eine noch gemeinsame Plasmamasse eingebettet sind. Mit dem Wachstum Parasitische Turbellarien. 465 der Keimzellen aber ordnen sich stets deren mehrere zusammen und bilden eine »Keimscheibe«, wie Böhmig es genannt hat; diese Keimscheiben sind im hintersten Teile des Keimstockes geldrollenartig aneinandergereiht, wie dies auch schon am lebenden Tiere zu beobachten ist (Fig. 43). Die fertige Keimzelle mißt, wenn sie aus dem Keimstock austritt, etwa 0:017 mm in der Längsachse und 0'012 mm in der Querachse; sie enthält einen großen, hellen Kern mit einem ansehnlichen, dunkel färbbaren Kernkörperchen. Die Dotterstöcke mit ihren reichen Verzweigungen, welche hauptsächlich in der hinteren Körperhälfte gelegen sind, geben der Gattung Paravortex in einer gewissen mittleren Altersstufe ein typisches Aussehen (Fig. 43). Die Dotterstöcke sind vom Anbeginn ihrer Entwicklung in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Keimstock (vergl. Textfigur 5) und sind histologisch aus Zellen mit deutlichen Kernen aufgebaut; im Verlaufe seiner Entwicklung wächst dieses Organ nicht unbedeutend unter Bildung von Nebenästen und im Plasma seiner Zellen lagern sich zahlreiche Dotterschollen ab, wodurch das Organ bei schwächerer Vergrößerung ein gewisses gekörntes Aussehen erhält. Auch Keim- und Dotterstöcke sind von Mesenchym- membranen umschlossen, berühren einander unmittelbar. An ihrer Vereinigungsstelle entspringt ein horizontal verlaufender, nur sehr kurzer gemeinsamer Gang, der Keimdottergang oder Ductus communis (Fig. 43, dc); er besteht aus einem Platten- epithel mit flachen Kernen, entbehrt einer eigenen Muskularis und ist oftmals mit Dotterschollen erfüllt. Die in der Median- linie gelegene Vereinigungsstelle des linken und rechten Keim- dotterganges ist blasig erweitert, fungiert als receptaculum seminis (rs) und enthält daher fast stets Spermamassen. Von hier aus entspringt das Atrium femininum (af), welches ein Pflasterepithel ohne Zellgrenzen mit rundlichen Kernen, eine schwache Ringmuskulatur und eine ansehnliche Längs- muskulatur besitzt. An der Einmündungsstelle dieses Atrium femininum in das Atrium commune mündet auch ein Büschel einzelliger Drüsen (Fig. 52, dr) von körnigem Aus- sehen und mit in der Tiefe des Zelleibes gelegenen Kernen. 466 B. Wahl, Das Atrium commune (Fig. 52 und 48, ac), und das Atrium masculinum (am) zeigen ein ziemlich hohes Epithel mit rund- lichen Kernen, aber ohne deutliche Zellgrenzen; einzelne Zellen desselben springen oftmals gegen das Lumen papillenartig vor. Die Muskularis dieses Atriums ist eine direkte Fortsetzung der Hautmuskulatur, wie ja auch das Atrium selbst als eine Ein- stülpung des Hautepithels zu deuten ist. Schließlich sei noch erwähnt, daß von dem Atrium genitale zum Penis wie auch vom letzteren zur Haut einzelne in das Mesenchymgewebe eingebettete Muskeln verlaufen, welche als Bewegungsapparat des männlichen Begattungsorganes dienen; eine weite Vorstülpung des Penis ist allerdings in Anbe- tracht der geringen Größe dieses Organes nicht möglich. Der Genitalporus liegt etwas vor der Mitte des Körpers und ist durch einen Sphinktermuskel verschließbar. Diese Lage der Geschlechtsöffnung bildet mit der Verzweigung der Dotter- stöcke die Grundlage für meine Aufstellung des neuen Genus Paravortex. Der weibliche Geschlechtsapparat entbehrt eines selb- ständigen Uterus, in dem sich die Eier nach ihrer Befruchtung entwickeln könnten. Die Entwicklung der Embryonen vollzieht sich in eigentümlichen Kammern, welche im Mesenchym sich bilden. Auf welche Weise dieselben entstehen, habe ich direkt nicht beobachtet. Ich vermute, daß die mit Dotter- material ausgestatteten Keimzellen nicht in den als Atrium femininum bezeichneten Teil des Geschlechtsapparates ein- treten, daß letzterer also nur einen das Sperma zuführenden Kanal darstelle. An welcher Stelle der Übertritt der Eier in das Mesenchymgewebe erfolgt, kann erschlossen werden, wenn man in Betracht zieht, daß dieser Austritt nur an einer einzigen Stelle möglich wäre, ohne daß eine Zerreißung des Epithels der Genitalausführungsgänge notwendigerweise einträte, näm- lich an der Vereinigungsstelle von Keimstock und Dotter- stock. Wie erwähnt, fehlt ein Ovidukt; die Verbindung des Endes der weiblichen Geschlechtsdrüsen mit dem Ductus communis wird nur durch Membranen des Mesenchyms her- gestellt, welche beide Teile überziehen. An dieser Stelle könnte also das Ei auch am leichtesten in das Bindegewebe Parasitische Turbellarien. 467 eingeschoben werden. Eine Eischale wird nicht gebildet, ein Epithel ist in den Embryonalkammern nicht vorhanden, die letzteren sind einzig und allein aus mesenchymatösen Elementen, aus Gerüstplasma, aufgebaut; die Embryonen liegen nackt in denselben. Der Austritt der reifen Jungen kann jedenfalls nur durch eine Ruptur der Leibeswand stattfinden, da bei der allmählichen Entwicklung zahlreicher Embryonen auch die entferntesten Körperteile mit Embryonalkammern erfüllt werden. Daß diese Entleerungaller Embryonen gleichzeitiguntertödlichem Ende des Muttertieres stattfindet, ist an sich wahrscheinlich, doch spricht der Umstand dagegen, daß die Eier nicht alle gleichzeitig be- fruchtet und zur Geburt reif werden; wir finden in älteren Individuen nebeneinander Embryonen in den verschiedensten Altersstufen. Direkte Beobachtungen über diesen Punkt habe ich nicht gemacht. Es liegen bei dieser Gattung ähnliche Verhältnisse vor wie bei Vortex viridis M. Sch. und bei VW scoparins ©. Sch. (vergl. 7, p. 354.), bei denen ebenfalls ein Uterus fehlt und die Eier zu großer Zahl sich in Kammern des Mesenchyms entwickeln. Literaturverzeichnis. 1. BöhmigL., Untersuchungen über die rhabdocölen Turbel- larien, I. Das Genus Graffilla V.Jhering, Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 43. Bd., p. 290 bis 328, Far 11 und 12-Ee1ıpzierl8se: mrBohmig. L.,. Untersuchungen über die, rhabdoeölen Turbellarien, II. Plagiostomina und (ylindrostomina Craft. Ebenda, ala Bd, p2 1675157479, Darf. 12 Bis 21. Leipzig 1890. 3. Busquet P, Les £tres vivants: Organisation— Evolution. (pr 185, Eig., 1 18), Ragis 1899. "4. Czerniavski V., Materalia ad zoographiam ponticam comp. Bull. soc. Imp. Moscou, 55. Vol. II. Moskau 1880 (1881). 0. Dörler A., Neue und wenig bekannte rhabdocöle Turbel- larien. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 68 Bd. p> Lbis 12 Tara, Leipzie. 1900. 468 B. Wahl, SQ] 10. 18 12. 13. 14. 15. 16. ‚Fuhrmann ©. Die Turbellarien der Umgebung von Basel. Revue suisse de Zoologie, 2. Vol., p. 215 bis 290, Taf. 10, 11. Genf 1894. . Graff, L. v. Monographie der Turbellarien, I. Rhabdocoelida. Leipzig 1882. .Graff, L.v. Die Turbellarien als’ Parastem me re Festschrift der k. k. Karl-Franzensuniversität in Graz. für das Jahr 1902. Graz 1903. . Graff, L. v. Marine Turbellarien Orotavas und der Küsten Europas, II. Rhabdocoela. Zeitschrift für wissenschaft- liche, Zoologie, 83.” Bd, p. 68 bis 150, Tarr 2uBE78 Leipzig 1909. Jhering, v. Graffilla muricicola, eine parasitische Rhab- docoele. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 34. Bd., p. 147 bis 174, Taf. 7. Leipzig 1880. Kunstler_L. Sur de nouveaux vers remarquables. Comptes rendus Acad. des sciences, 106. T., p. Sasrbise3B5: Paris 1888. Lang A. Notiz über einen neuen Parasiten der Tethys aus der Abteilung der rhabdocölen Turbellarien. Mitteilungen der Zoologischen Station in Neapel, 2. Bd., p. 107 bis 112, Targa eipzientss0: Leuckart R. Bericht über die Leistungen” inTderNaeur- geschichte der niederen Tiere’ während? @erz Jaare 1866 bis 1867. Archiv für Naturgeschichte. 33. Jahrg- 2. Bd., p. 292, Berlin 186211868). Leuckart 'R. Bericht "über die "Leistungen ar demNzeur- geschichte der niederen Tiere” während der Jchre 1876 bis 1879. Ebenda, 44. Jahrg., 2. Bd., p. 661 bis 662. Berlin 1878 (18832). Luther A. Die Eumesostominen. Zeitschrift für wissen- schaftliche Zoologie, 77. Bd. p. E bie273,, Tazrpesr Leipzig 1904. Monticelli F. S. Notizia preliminare intorno ad alcuni inquilini degli Holothurioidea del Golfo di Napoli. Monitore zoologico italiano, Anno 3, p. 248 bis 259. Florenz 1892. Parasitische Turbellarien. 469 17. Schmidt F. Graffilla Brauni n. sp. Archiv für Natur- geschichte) 52. Jahre., 1. Bd., p. 3804 ’Bis’ 318. Tal. 15, 16. Berlin 1886. 18. Schmidt O. Untersuchungen über die Turbellarien von Corfu und Cephalonia nebst Beiträgen zu früheren Arbeiten. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Me Bdspebiss2,.Taf. 1 bis 4. Leipzie 1861. 19. Schneider A. Über einige Parasiten der Holothuria tubulosa. I. Anoplodium parasita. Müller’s Archiv für Anatomie und Physiologie, Jahrg. 1858, p. 324 bis 329, 72712 Berlin. 1858. PUR Schmieider A. Einige Bemerkungen? zur @. Schmidts Untersuchungen über die Turbellarien von Corfu und Cephalonia. Ebenda, Jahrg. 1861, p. 783 bis. 784. Berlin 1861. 21. Vaillant L. Histoire naturelle des Anneles marins et d’eau doueesT. 3. L.partie,'p. 668. Paris 1889. 22. Villot A. Organisation et developpement de quelques especes de Trematodes endoparasites marins. Annales dessseiences natuxelles, Zoologie, 6. Serie, 8, 2. Art. Diesspezüeliehe Stelle”beiindet”sich "auf p. 31:22. Paris 1879. 470 B. Wahl, Erklärung der Buchstaben auf den Tafeln und den Textueusen: A Auge. @c Atrium commune. af Atrium femininum. alın Äußere Längsmuskeln. ag Atıium genitale. am Atrium masculinum. apt Äußeres Pharyngealtaschenepithel. arm Äußere Ringmuskeln. b Basalkörper. bk Bindegewebskerne. bkp Bindegewebskerne im Pharynx. bm Basalmembran. Dms Binnenmesenchym. bs Bursa seminalis. C Gehirn. ci Zilien. D Dotterstock. da Darm. dc Ductus communis. de Ductus ejaculatorius. Dg Dottergang. dm Diagonalmuskeln. dr Akzessorische Drüsen. dz Darmzellen. E Epithel und dessen Zellen. Ek Embryonalkammern. Em Embryonen. F Frontaldrüsen. G Geschlechtsporus. ilm Innere Längsmuskeln. ipt Inneres Pharyngealtaschenepithel oder äußeres Pharyngealepithel. irm Innere Ringmuskeln. K Keimstock. ke Kern. kr Kropf. Im Längsmuskeln. . M Mundöffnung. Mr Mundrand. nıs Mesenchym. O Keimzelle. Oe Ösophagus. oe’ Zellen, welche entweder noch dem Kropfe oder schon einem Ösophagus angehören (). ov Ovidukt. P Penis. pe Pharyngealepithel. pek Pharyngealepithelkern. Ph Pharynx. pıns peripheres Mesenchym. Ps Penisspitze. pt Pharyngealtasche. ram Radialmuskeln. ret Musculus retractor. rm Ringmuskeln. rs Receptaculum seminis. sd Schalendrüsen. sda Schalendrüsen - Ausführungs- gänge. sds Sekret der Schalendrüsen. Sp Sperma. spd Speicheldrüsen. T Hoden. Ur Uterus. V Vagina. va Vakuolen. vd Vas deferens. vs Vesicula seminalis. Z Vereinigungsstelle der Keimdottergänge (Ductus com- munes). beiden Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Parasitische Turbellarien. 471 Tafelerklärung. Sämtliche Figuren sind mit einem Abbe’schen Zeichenapparat gezeichnet. Tafel]. Die Figuren dieser Tafel sind alle nach lebenden Tieren gezeichnet. ES: ld. zul. 15. 16. Paravortex scrobiculariae (Graff), Triester Exemplar, gequetscht; 60fache Vergrößerung. Paravortex scrobicnlariae (Graff), Triester Exemplar, juvenis, ge- quetscht; 45fache Vergrößerung. Paravortex scrobicnlariae (Graff), Neapler Exemplar, ungequetscht, 10fache Vergrößerung. Graffilla parasitica (Czern.), ungequetscht; natürliche Größe. Anoplodium parasita Ant. Schn., Triester Exemplar, schwach ge- quetscht; 30 fache Vergrößerung. Anoplodium parasita Ant. Schn., Triester Exemplar, Eikapsel; 100 fache Vergrößerung. Anoplodium gracile Wahl, Neapler Exemplar, gequetscht; 85fache Vergrößerung. Anoplodium gracile Wahl, Neapler Exemplar, Eikapsel; 100fache Vergrößerung. .9. Umagilla forskalensis Wahl, Neapler Exemplar, gequetscht: 85 fache Vergrößerung. Collastoma minuta W ahl, gequetscht; 120 fache Vergrößerung. Collastoma minuta Wahl, Eikapsel; 500fache Vergrößerung. Tafel I. Anoplodium parasita (Ant. Schneider). . Bewegungszustände lebender Individuen; 30 bis 35fache Vergrößerung. . Schnitt durch das Epithel und den Hautmuskelschlauch aus einer Längsschnittserie (Ventralseite); 800 fache Vergrößerung. . (Var. pusillum.) fHautmuskelschlauch, flächenhaft angeschnitten; 700fache Vergrößerung. Eine einzelne Muskelfaser durch Mazeration isoliert; Vergrößert. Schnitt durch das Mesenchymgewebe und die weiblichen Geschlechts- drüsen, aus einer Querschnittserie; 300 fache Vergrößerung. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 33 Rio. 21. DD NSEEea ud ae DES ww o = a DD N Fig. 28. Eig.29: Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32. B. Wahl, . Schnitt durch den Pharynx und die Pharyngealtasche aus einer Quer- schnittserie; 500 fache Vergrößerung. . Schnitt durch den Pharynx; 1000 fache Vergrößerung. . Schnitt durch die Darmzellen, aus einer Längsschnittserie; 600fache Vergrößerung. . Schnitt durch die Geschlechtsausführungsgänge aus einer Längsschnitt- serie (die in dem betreffenden Schnitte nicht getroffene Verbindung des Ductus communis und des Dotterganges mit der Bursa seminalis ist durch punktierte Linien angezeigt); 230fache Vergrößerung. Schnitt durch das Atrium genitale und die Geschlechtsöffnung; 300 fache Vergrößerung. . Schnitt durch die Bursa seminalis; 450 fache Vergrößerung. . (Var. pusilum.) Eikapsel; 100fache Vergrößerung. . Ausgestülpter Penis eines lebenden Individuums; 150 fache Vergrößerung. . Schnitt durch den Penis; 400fache Vergrößerung. . Ringmuskeln des Penis, flächenhaft angeschnitten; 500fache Ver- größerung. . Schnitt durch den Dotterstock eines schon älteren Individuums; 600 fache Vergrößerung. Tafel II. Fig. 28 bis 41. Anoplodium gracile nov. spec. Bewegungszustände lebender Individuen; SOfache Vergrößerung. Schnitt durch das Epithel und den Hautmuskelschlauch aus einer Längs- schnittserie; 1000 fache Vergrößerung. Hautmuskelschlauch, flächenhaft angeschnitten; 700 fache Vergrößerung. Schnitt etwas schräg durch den Pharynx und den Pharyngealkropf geführt; 800 fache Vergrößerung. Schnitt durch das Darmepithel; 800 fache Vergrößerung. Fig. 33 bis 38. Auswahl von Schnitten durch die Geschlechtsausführungsgänge, Fig. 33. Fig. 34. Fig. 35. Fig. 36. Fig. 37. Fig. 38. Iie239. Fig. 40. Fig. 41. aus einer Querschnittserie; 450fache Vergrößerung. Region der Bursa seminalis. Region hinter der Bursa seminalis. Region der Schalendrüsen. Region der Penisspitze. Region des Atrium masculinum. Region des Atrium commune. Längsschnitt durch den Penis; 700 fache Vergrößerung. Durchschnitt durch den Ovidukt und eine in demselben gelegene Keimzelle; 830fache Vergrößerung. Schnitt durch den Anfangsteil eines Dotterganges; 600fache Ver- größerung. Fig. 42. Graffilla parasitica (Czern.). Schnitt durch den Pharynx und Ösophagus, seitlich und etwas schräg geführt; 400fache Vergrößerung. Parasitische Turbellarien. 4175 Tafel IV. Paravortex scrobiculariae (Graff). . Triester Exemplar, gequetscht, lebend; 125fache Vergrößerung. . Epithel, flächenhaft angeschnitten, 350 fache Vergrößerung. . Epithel aus einer Längsschnittserie; 680 fache Vergrößerung. . Hautmuskulatur, flächenhaft angeschnitten; 1000fache Vergrößerung. . Querschnitt durch die Region des Gehirnes und des Pharynx; 300 fache Tarot . Vergrößerung. . Schnitt durch ein Auge (aus einer Querschnittserie); 700fache Ver- größerung. . Längsschnitt durch Mund und Pharynx; 1000 fache Vergrößerung. . Schnitt durch die Pharyngealtasche (aus einer Querschnittserie); 650fache Vergrößerung. . Querschnitt durch das Pharyngealepithel im Bereiche des Pharynx; 1000 fache Vergrößerung. . Schnitt durch die weiblichen Geschlechtsausführungsgänge (aus zwei Schnitten einer Längsschnittserie kombiniert); 800fache Vergrößerung. . Schnitt durch die Vesicula seminalis; S00 fache Vergrößerung. . Eine Embryonalkammer mit zwei Embryonen (nach dem lebenden Tiere gezeichnet); 160fache Vergrößerung. 33* 1: Ra ei R u Du 5 ab u a PER. - z WE, 3 Pas 0 1 0% Fan GARUITEER ‚ : E 2 = = e 3® - x a Pr R j © j s P| » Ne ze - ; | STETTIN VERSTEHE AN - Fa 5 1% E ; Prince u > re . PN R* er Er Er Sr \ v > Er N = 5 £ = a — z ’ R 4 er 4 = AT j H er = —_ = S - Zr ot oe ne RE Ta Pa NE ee er az 7 a ze el Sg a ee RE AR Es ia m einen Br = . 2 = N SyPee A r a8 HE as 4 Gaga HURS sim ai Tri ir Gin sunn Ba } Be 2 Te © - ER “De Bir Ein An AEG erh ar 1 = ; f FRE? " A N 2 S ” r f . > ge P de, Fler Ro Eos J h u (NET 7 io: - i = Re T £ e Br £ ” # k ir Ar Ir 3 BR £ Dr a | se = Fe et rs Diseng: RER N er ? : u 2 5 en R ; 2 ä Er FE en „ Ra Be G ’ > 5 SH x Pu - © x b E = ei nf 5 { ie et er ar Eu i a h x L n e\ | = Ai DIE L + >; A pl = 2 3 5 N &| Pa x \ 7 ' 4 7 7 x - = ” u & _ — ® e > = i | » =. E F 2 r = ar & S Er B. e . ie Bruno Wahl: Parasitische Turbellarien.]. 7. . nn £ ar Gez.v. Verf. | | | | =—— | Sitzungsberichte der kais.Akad.d.Wisse Lith. Kunstanstalt v. Friedr: Sperl, Wien Il. math-nalturw.Klasse Bd..CXV. Abt. 11906. Bruno Wahl. Paras Ü | tische Turbellarien. 1. /E Taf. I. Gez.v. Verf. we itzungsberichte der kais.Alkad.d.Wissensch.mathrnaturw.Kl ‚Klasse Bd. CNV. Abt.I ‚CAV. Abt.1.1906. Lith.Kunstanstalt v Friedr: Sperl, Wien. ‚Ill „ Wie, ll Bruno Wahl: Parasitische Turbellarien.!. 7. u Sitzungsberichte der kais. Akad. d.Wissense Zith.Kunstanstalt v: Friedr. Sperl, Wien, IA Ih-nalurw.Klasse, Bd. CAV. Abt. 1.1906. Bruno Wahl: Parasıtische Turbellarien.1. T. too») Br a Ith.Kunetanstalt v Friedr Sperl, Wien.I Sitzungsberichte der kais..\kad.d.Wissenschamalhsnaturw.Klasse, Bd. CXV. AbLI.1906. ws - Me; Bruno Wahl: Parasitische Furbellarien.I. T. alm. rm. zZ Gez.v. Verf. RE: ISSENSc .W Sitzungsberichte der kais.Akad.d bm. zZ OB ©® N 7 N V. rn ya ‚8 5. = e_\ OR MM — — — de. K7 ® ® alm. ıh-naturw.Klasse,Bd.EXV. Abt. 1.1906. 38. ram. Lıth. Kunetanstalt vw Friedr. Sperl, Wien ‚I]A. Bruno Wahl: Parasitische Tarbellarien.1.T. ? ‚Lith.Kunstanstalt v. Friedr: Spert, Wien, Il. Sitzungsberichte der kais.Akad.d.Wissensch.malhznaturw.Klasse,Bd.CXV. AbLI.1906. Bruno Wahl: Parasitische Turbellarien.1. T: Gez. v. Verf. re z er | Sitzungsberichte der kais.Akad.d.Wissensch, ram. 79, a af: | Lith. Kunstanstalt v Friedr: Sperl, Wien JA. -nalurw. Klasse, Bd. CEXV. Abt. 1.1906. uno Wahl: Parasitische Turbellarten.d. T 3 af Lit. Kunstanstalt v- Friedr: Sperl, Wien. „Il. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWIS SEN SCHAFTLICHE KLASSE. CXV:BAND; IV; HEET. JAHRGANG 1906. — APRIL. ABTEILUNG I ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, © KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, "PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 3 TAFELN.) 2 e. | | WIEN, 1906. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER. BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN’ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Eine : iz Eu - = Grund An Die Probleme der * Geomarpänlogie am Rande von m #700 70 pi]. EEE Haberlandt G., Über di Geotropismus von kn ‚1 Tafel.) [Preis: 75 h iD: 2 Na a w S ; SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EIVEBAND. IV. HEFT. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 477 Myelin und Eiweißkristalle in der Frucht von Capsicum annuum L. von A. Nestler. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. deutschen Universität Prag. Nr. 85 der 2. Folge. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 8. März 1906.) I. Myelin. Betrachtet man die gelbbraunen oder braunen Flächen der bekanntlich im oberen Teile unvollkommen ausgebildeten Scheidewände trockener Früchte von Capsicam annnnm L.! mursıder Eüpe, so sieht: man vereinzelt, mitunter in größerer Menge braune, feuchtglänzende Stellen von verschiedener Größe, auf welche zuerst Molisch ? hingewiesen hat: »Die Epidermis der Scheidewände von C. annunum repräsentiert stellenweise eine Art Drüsengewebe, welchem die Abscheidung des Capsaicins vornehmlich zukommt; zwischen Cuticula und den Epidermiszellen (= Drüsenzellen) sind Hohlräume, welche mit einem flüssigen Exkret erfüllt sind; dieses Exkret ist ein mit Kali leicht verseifbares Fett, welches intensiv scharf schmeckt und das Capsaicin zweifellos in großen Mengen ge- löst enthält.« Dadurch wurde die von A.Meyer° nachgewiesene 1 Zu allen im folgenden angeführten Versuchen wurden reife, trockene Früchte aus den Jahren 1898 und 1905 verwendet. 2 H. Molisch, Grundriß einer Histochemie der pflanzlichen Genuß- mittel, 1891, p. 54. 3 A. Meyer, Der Sitz der scharf schmeckenden Substanz im spanischen Pfeffer, Pharm. Ztg., 1889, Nr. 16, p. 130. 34 478 A. Nestler, Tatsache, daß der Sitz des Capsaicins sich auf die Scheide- wände beschränkt, bestätigt und näher erklärt. Außer diesen feuchtglänzenden Drüsenflecken sieht man namentlich bei älteren Früchten, jedoch stets nur vereinzelt, kleine, weiße, wie Effloreszenzen erscheinende Fleckchen, die aus gut ausgebildeten, mitunter in einem Öltropfen liegenden Kristallen (Fig. 2, a), Kristallaggregaten und kristallinischen Stücken bestehen. Bringt man eine Spur dieser Substanz zu- nächst zur näheren mikroskopischen Prüfung auf einen Objekt- träger und von da auf die Zunge, so fühlt man sofort ein inten- sives Brennen, ein genügender Beweis, daß sie Capsaicin ent- hält.. Denn die physiologische Wirkung des Capsaicins, die selbst die kleinsten, mit dem Auge nicht mehr wahrnehmbaren Teilchen derselben auszuüben vermögen, ist das einfachste und sicherste Reagens.! Die Substanz jener feuchtglänzenden Drüsenfleckchen, die mitunter erst durch ein sanftes Streichen mit der Präparier- nadel über die Fruchtscheidewand sichtbar werden — es wird dadurch die Cuticula entfernt und die Drüse bloßgelegt —, zeigt folgende Eigenschaften: Berührt man sie mit dem Finger oder mit der Nadel, so bleibt ein Teil derselben haften; sie ist jedoch nicht klebrig, Unter dem Mikroskope erscheint sie als eine ölartige homogene Masse; mitunter ist sie durchsetzt von zahlreichen nadel- förmigen und kurzen prismatischen Kristallen oder langen, stabförmigen Prismen, die von einem Punkte strahlig ausgehen oder wirr durcheinander liegen; seltener sah ich in der Ölmasse nur zahlreiche feine Nadeln. Eine Spur dieses Sekretes, auf die Zunge gebracht, erzeugt ein heftiges Brennen. Es. gelingt sehr-leicht, eine Spunzdieser Sekretmasse zu folgendem Versuch auf einen Objektträger zu übertragen: sie wird mit einem Deckgläschen bedeckt und unter dem Mikroskope (anfangs bei etwa 200facher, später bei I K. Micko (Zur Kenntnis des Capsaicins«, Zeitschr. f. Unters. der Nahr.- und Genußm., 1898, p. 825), der auf Grund seiner chemischen Unter- suchungen dem Capsaicin die Formel C,gHagNO3 zuschreibt, gibt an, daß schon ein Tropfen einer alkalisch-wässerigen Lösung, welche 0:01 g Capsaicin in einem Liter enthält, auf der Zunge ein starkes, anhaltendes Brennen erzeugt. Myelin und Eiweißkristalle. 479 schwächerer Vergrößerung) beobachtet, während man gleich- zeitig einen Tropfen Ammoniak (ich verwendete stets eine 1Oprozentige, aus käuflichem Ammoniak bereitete Lösung) zu- fließen läßt; es zeigen sich sehr eigentümliche, schöne Bildungen, die, wie ich später näher erklären werde, bei anderen Substanzen in analoger Weise auftreten und als »Myelinformen« bekannt sind (Fig. 1). In der homogenen, farblosen, ölartigen Masse entstehen durch die Einwirkung des Ammoniaks sofort zahlreiche, mikroskopisch kleine Kügelchen; gleichzeitig sieht man am Rande des Öltropfens allmählich die sonderbarsten Gebilde hervortreten, vor allem” dichtgedrängt homogene Fäden, die sehr lang werden können; andere, dickere Fäden zeigen genau in der Mitte einen Kanal; wieder andere sind am Ende spiralig eingerollt oder enden mit einer kompakten oder hohlen Kugel; sehr zierlich und regelmäßig gestaltet sind jene Bildungen, die in ihrer Form große Ähnlichkeit mit der Oscillaria Spirulina Jenneri haben; sie tragen mitunter an der Basis einen scheinbar kompakten Stiel, während der vordere, Bedrehte Weil” breit ist‘ und im weiteren Verlaufe der Ent- wicklung seine regelmäßige Gestalt verliert; außerdem sieht man runde oder ellipsoidische oder unregelmäßig gestaltete Gebilde mit sehr schöner Schichtung. Es ist nicht möglich, die Mannigfaltigkeit dieser Gebilde entsprechend hervorzuheben. Man kann ihre allmähliche Entwicklung nach Zusatz des Am- moniaks eine Stunde und länger verfolgen, wenn man den Objekt- träger vollständig ruhig liegen läßt. Infolge der durch Verdunsten des Ammoniaks bewirkten Bewegung dieser Flüssigkeit wird allerdings später das Bild verwischt und undeutlich. Bringt man jedoch eine kleine Menge des Sekretes der Fruchtscheidewand mit der Nadel auf einen ausgehöhlten Objektträger, der mit einem Vaselinring versehen ist, fügt zur Sekretmasse einen Tropfen Ammoniak und verschließt die Höhlung mit einem Deckgläschen, so kann man, da nun jede Verdunstung des Ammoniaks ausgeschlossen ist, diese herrlichen Bildungen tagelang verfolgen, vorausgesetzt, daß Mikroskop und Objekt- träger vollständigruhig bleiben. Durch Ammoniak (10prozentig), das etwas Safranin, Methylenblau oder einen anderen Anilin- farbstoff enthält, entstehen prachtvoll gefärbte Myelinformen, 480 A. Nestler, da diese den Farbstoff gierig aufnehmen. Ich erwähne noch, daß die dickeren Myelinfornen bei gekreuzten Nicols hell erscheinen. Derartige sogenannte »Myelinformen« sind seit langer Zeit durch die Untersuchungen von VirchowundF.W.Beneke bekannt. »Aus der Schnittfläche von Nerven quellen bei Zusatz von Wasser aus dem Nerveninhalt kugelige, eiförmige und un- regelmäßig geformte Gebilde hervor, welche nach Virchow als Formen einer besonderen Substanz »Myelin« (= Nerven- mark) mit dem Namen Myelinformen bezeichnet wurden. Der Name »Myelin« für eine chemische Substanz ist jedoch längst aufgegeben.«! Dieselben schönen Formen wie bei dem Sekret der Fruchtscheidewand von Capsicum annuum erhält man, wenn man nach Neubauer? zu reiner Ölsäure Ammoniak zufließen läßt. »Es zeigen sich da die wunderbarsten Formen, deren allmähliche Entwicklung unter dem Mikroskope zu den interessantesten Erscheinungen gehört und lange Zeit den Beobachter fesseln kann. Wendet man statt Ölsäure ein an Öl- säure reiches Neutralfett, Olivenöl, Mandelöl etc. an, so ent- stehen, in gleicher Weise mit Ammon behandelt, dieselben Formen, allein viel langsamer; auch bleiben sie viel kleiner.« Bei Olivenöl und Mandelöl kann man die sehr zarten, sich rasch entwickelnden Myelinformen besser beobachten, wenn man kein Deckgläschen anwendet. Myelinformen erhält man auch, wenn man nach Beneke? Cholesterinkristalle in Seifenwasser oder den Abdampfrückstand vom alkoholischen Extrakt des gekochten Eidotters in reinem Wasser beobachtet. Im letzteren Falle ist es die Wirkung des Wassers auf das Eidotterlecithin, wie überhaupt »alle Lecithine, 1 Realenzyklopädie der Pharmazie, 7. Bd., 1889, p. 203. . 2 R. Virchow, Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie, 36. Bd., 1866, p. 303. 3 E. Brücke, Über den Zusammenhang zwischen der freiwilligen Emul- gierung der Öle und dem Entstehen sogenannter Myelinformen. Diese Sitzungs- ber., 1879, III. Abt., p. 268. Beneke, Studien über das Vorkommen, die Verbreitung und die Funktion von dGallenbestandteilen in den tierischen und pflanzlichen Organismen. Gießen, 1862. Myelin und Eiweißkristalle. 481 wenn man sie in lufttrockenem Zustande mit Wasser in Be- rührung bringt, zu Myelinformen aufquellen«.* Nach meiner Beobachtung bringt bei dem alkoholischen Extrakt des Ei- dotters 1Oprozentiges Ammoniak dieselbe Wirkung wie reines Wasser hervor. Wenn man ein Stück der bekanntlich sehr fettreichen Papua-Macis (Myristica argentea Warb.) mit dem frischen Querschnitt auf einen Objektträger drückt, so bleibt ein Teil des Fettes haften; nach Zusatz von Ammoniak erhält man die- selben schönen Myelinformen wie bei dem Paprikasekret. Bei der weniger Fett enthaltenden Banda- (Myristica fragvans Houtt.) und Bombay-Macis (M. malabarica Lam.) muß man den Abdampfrückstand des alkoholischen Extraktes benützen; im letzteren Falle sind die Myelinbildungen auffallend gering.? Das Fett von Cocos nucifera (direkt aus dem festen Endosperm gewonnen oder der Abdampfrückstand von dem alkoholischen Extrakt) und von Zlais guineensis zeigt nach demselben Vor- gange keine Myelinformen; bei dem Kokosfett dringen aus der Masse nach Zusatz von Ammoniak nur zahlreiche größere und kleinere Kugeln hervor. Zusatz von Wasser zum Sekret der Fruchtscheidewand von C. annunm (ferner zu Fettsäure und zu den anderen ge- nannten Fetten und Ölen) gibt keine Myelinformen. Es besteht daher das Paprikasekret vorherrschend aus einem vielleicht an Ölsäure reichen Fett, das bei Zusatz von Ammoniak die Myelinformen hervorruft. Fügt man, nachdem die Myelinformen durch den Einfluß von Ammoniak sich entwickelt haben, konzentrierte Kochsalz- lösung hinzu, so ziehen sich die Myelinfäden sofort zurück, teilweise. werden sie abgerissen und ballen sich zu Kugeln und Klumpen zusammen; dasselbe erreicht man durch Zusatz von Essigsäure. Läßt man zu der ursprünglichen Sekretmasse Essigsäure oder konzentrierte Kochsalzlösung hinzufließen, so 1 Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen, I. Bd., 1905, p. 153. 2 Die Bildung von »myelinartigen Körpern« erwähnt auch Molisch bei der Erklärung seiner Fettverseifungsmethode (Zusatz eines Gemisches von gleichen Volumteilen wässeriger konzentrierter Kalilauge und wässeriger kon- zentrierter Ammoniaklösung zu fettem Öle). H. Molisch, 1. c., p. 10. 482 A. Nestler, zerfällt sie in einzelne Tropfen; durch Ammoniak entstehen nun um jeden Tropfen schöne Myelinformen. Die Bildung der Myelinformen ist daher eine durch Ammoniak bewirkte Quellungserscheinung, wie sie in analoger, einfacher Weise das Sekret der Drüsenhaare von Dipsacus sylvestris zeigt.! Wenn man zu einem vollständig homogenen Sekret der Fruchtscheidewand von C. annuum Ammoniak hinzufließen läßt, so entstehen außer den schönen Myelinformen sehr zahl- reiche, gut ausgebildete, monokline Kristalle (Fig. 1 und 3), deren mikrochemische Eigenschaften später angegeben werden. Man kann sich auf leichte Weise größere Mengen der zu Myelinformen geeigneten Substanz verschaffen, wenn man etwa zwei Fruchtscheidewände kurze Zeit (3 bis 5 Minuten) mit Alkohol (96prozentig) extrahiert; dann filtriert man, um Verunreinigungen zu entfernen, und verdampft das Filtrat auf dem Wasserbade; es bleibt eine schwach gelbliche, mitunter auch farblose, ölartige Substanz zurück. Eine sehr kleine Menge derselben, etwa so groß, wie sie mit der Präpariernadel auf- genommen werden kann, wirkt auf der Zunge heftig brennend; sie enthält viel Capsaicin. Mikroskopisch betrachtet, sieht der Abdampfrückstand homogen, farblos oder schwach gelblich aus; erst nach 24 bis 48 Stunden sieht man in ihmKristalle von der bekannten Form (Fig. 3). Fügt man zu dem Abdampfrückstand in dem Porzellan- schälchen Ammoniak hinzu, so sieht man nach einigen Stunden ruhigen Stehens in dem nun gelblich gefärbten Ammoniak große Flocken herumschwimmen, welche durchwegs aus jenen wohlausgebildeten Kristallen bestehen. | Sehr schöne, rötliche Myelinformen erhält man, wenn man den blutrot gefärbten, beißenden Abdampfrückstand des alko- 1 R. Rostok, Über die biologische Bedeutung der Drüsenhaare von Dipsacus sylvestris. Bot. Ztg., 1904. »Die in den Becken und auf anderen Teilen der Blätter von Dipsacus sylvestris vorkommenden Drüsenhaare stoßen nach Cohn, sobald sie mit Wasser in Berührung kommen, aus ihrem Scheitel einen oder mehrere dünne Fäden aus; setzt man dem Wasser osmotisch wirksame Sub- stanzen zu, so verschwinden die Fäden mit großer Schnelligkeit in der Drüse; verwendet man Ammoniak, so verlängern sie sich auffallend. Darwin erhielt durch Anwendung von Ammoniak ball- oder wurstförmige Massen, die freiwillig ihre Form änderten und fast amöboide Bewegungen ausführten.« Myelin und Eiweißkristalle. 483 holischen Extraktes von normalem, gepulvertem Paprika ver- wendet; auffallenderweise kommt es hier, selbst nicht bei Anwendung eines viele Tage alten Abdampfrückstandes, zur Bildung jener charakteristischen Kristalle, wie sie stets bei demselben Vorgange die Fruchtscheidewand oder direkt das Eekret derselben’zeiset. Ein gepulverter, schön rot gefärbter Paprika, der aus allen Teilen der Frucht bestand und nach chemischer und mikro- skopischer Untersuchung keine Verfälschung zeigte, aber keine Spur eines beißenden Geschmackes besaß, gab einen roten Abdampfrückstand, der, auf die Zunge gebracht, gleichfalls ohne Wirkung war; er besaß also kein Capsaicin. Bei An- wendung von Ammoniak erhielt ich dieselben schönen, roten Myelinformen wie bei dem normalen Paprika, jedoch ebenfalls keine Kristalle. Der Abdampfrückstand des alkoholischen Extraktes der Enuechtwand allein, der, wie, der Geschmack‘ zeist,t "kein Capsaicin enthält,? gibt nur vereinzelte, dicke Myelinfäden und 1 Die Fruchtwand hat infolge des reichen Gehaltes an reduzierendem Zucker einen süßlichen Geschmack. H. Molisch, |. c., p. 53. 2 Nach Gy. Istvänffi (Beih. zum bot. Zentralbl., III. Jahrg., 1893, p. 469) soll Capsaiein nicht allein in den Drüsen der Fruchtscheidewand, sondern auch im Perikarp und im Samen vorkommen, weil hier gewisse mikrochemische Reaktionen (mit Kalilauge und Chlorammon, Salpetersäure, Schwefelsäure etc.) mit denen des Drüsengewebes der Scheidewand übereinstimmen. Aus dieser Übereinstimmung den Schluß zu ziehen, daß in diesen Geweben auch Capsaicin enthalten sein muß, scheint mir nicht richtig zu sein. Wenn z. B. Schwefel- säure die Drüsenzellen, namentlich das abgezogene Drüsengewebe nach Istvänffi schön rosenrot färbt, so ist dies eine der bekannten Eiweißreaktionen. (Tatsäch- ich enthält die Fruchtscheidewand viel reduzierenden Zucker und namentlich in der Epidermis mitunter sogar sehr große Mengen von Eiweiß, wie ich später zeigen werde.) Tritt die Rosafärbung bei einem anderen Gewebe derselben Frucht ein, so können wir nicht auf Capsaicin schließen, sondern eben nur urteilen, daß hier sehr wahrscheinlich gleichfalls Eiweiß und Zucker vorhanden sind. Selbst wenn alle jene von Istvänffi angeführten Reaktionen bei zwei oder mehreren verschiedenen Geweben mit denen des Drüsengewebes übereinstimmen, so ist das nach meiner Meinung noch kein Beweis, daß alle diese Gewebe auch Capsaicin enthalten müssen. Ein sicheres, mikrochemisches Reagens, das an der reinen Substanz erprobt ist, kennen wir bis heute nicht; das feinste Reagens ist, wie schon gesagt, der Geschmack. Da nun die Fruchtwand keine Spur eines beißen- den Geschmackes erkennen läßt, so enthält sie kein Capsaicin. Die von 484 A. Nestler, runde Gebilde, die wie eine eingerollte Uhrfeder aussehen oder eine netzartige Zeichnung haben. Auch hier von Kristallen keine Spur. Direkte Gewebestücke der Fruchtwand geben nach Zusatz von Ammoniak keine Myelinformen.! Man kann also schließen, daß das zu Myelinformen sich eignende Öl in der Fruchtwand nur in geringer Menge vorhanden ist. Auch von der Fruchtscheidewand geben nur solche Frag- mente Myelinformen, die eine Drüse enthalten; hier erhält man auch gleichzeitig die bekannten Kristalle. Macht man einige Querschnitte durch eine Fruchtscheide- wand etwa in der Mitte derselben (in Beziehung auf die Längs- achse der Frucht), so’ wird. man sicher. einige Stellen mit drüsenartigen Hohlräumen finden; diese zeigten sich (bei trockenen Früchten aus dem Jahre 1905) nach Zusatz von Ammoniak stets nach innen eingesenkt, so daß die Epidermis- zellen eine nach außen konkave Linie bildeten (Fig. 4); die Cuticula (c) nicht nach außen gewölbt, sondern (im Querschnitt) als gerade’Linie über den Hohlraum gespannt; in der Drüsen- höhle zahlreiche Myelinformen und Kristalle. An anderen Stellen des Querschnittes fehlen die Myelinformen vollständig sowohl an und in den Epidermiszellen als auch in dem zu- sammengedrückten Mesophyll. Aus allen diesen Versuchen kann man schließen, daß das Sekret in den Drüsen der Fruchtscheidewand eine große Menge von zu Myelinformen geeignetem Öl und, wie durch den Geschmack sicher nachzuweisen ist, Capsaicin enhält; das Capsaicin beschränkt sich nur auf die Scheidewand, und zwar auf das Drüsensekret; mit dem zu Myelinformen geeigneten Öl ist aber keineswegs immer Capsaicin verbunden, wie die Versuche mit dem capsaicinfreien, gepulverten Paprika und der Fruchtwand deutlich zeigen. A. Meyer und H. Molisch ausgesprochene Ansicht, daß nur die Frucht- scheidewände die Träger des Capsaicins sind, ist daher durch die Unter-' suchungen von Istvänffi weder erschüttert noch widerlegt. 1 Es entstehen hier auf dem Gewebestück und außerhalb desselben stets zahlreiche, kleine, an beiden Enden mit einem mehr weniger tiefen Einschnitt versehene Prismen und Aggregate derselben von unbekannter Natur. Sie sind mit den Kristallen (Fig. 3) niemals zu verwechseln. Myelin und Eiweißkristalle. 480 Ob die öfters erwähnten Kristalle bestimmter Form! (Fig. 2 und 3), die sowohl direkt im Sekret beobachtet werden können, als auch in dem Abdampfrückstand des alkoholischen Extraktes der Fruchtscheidewand nach einigen Tagen entstehen und nach Zusatz von Ammoniak zu jenem Sekret sich bilden (aber niemals bei einem anderen, ebenfalls Myelinformen zeigenden Öle vorkommen), Capsaicin oder vielleicht nur ein kristallisiertes Fett sind, soll im folgenden erwogen werden. Läßt man bei einem mikroskopischen Präparate — Sekret der Drüse einer Scheidewand plus Ammoniak — nach dem Sichtbarwerden der Kristalle fortgesetzt Ammoniak und später Wasser zufließen, das durch Filtrierpapier beständig entfernt wird, so bleiben schließlich nur farblose Kristalle, Kristallaggregate und kristal- linische Stücke übrig; man bemerkt keine Spur einer anderen Substanz. Die Aggregate, welche öfter sehr groß sind (zZ. B. 264 u lang, 96 u breit), lassen ihre Zugehörigkeit zu dem System der regelmäßig ausgebildeten Kristalle sehr leicht erkennen. Bringt man eine sehr kleine Menge dieser Kristallbildungen auf die Zunge, so wirkt sie stark beißend. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß diese Kristalle Capsaicin enthalten.? Die mikrochemischen Eigenschaften dieser Kristalle und ihrer Aggregate sind folgende: In kaltem Wasser unlöslich; in heißem Wasser ver- schwinden sie sofort; sie sind leicht löslich in Alkohol (96 pro- zentig), Chloroform, Äther, Benzol, Schwefelkohlenstoff, Aceton, Methylalkohol; Zusatz von Holzgeist: aus jedem Kristall ent- steht ein Tropfen; sie sind löslich in Chloralhydrat, Nelkenöl; nicht (oder vielleicht nur schwer?) löslich in Petroläther; lang- sam löslich in Tetrachlorkohlenstoff; in konzentrierter Salpeter- säure werden sie sofort gelöst mit anfangs gelber, später gelb- brauner Farbe; sie sind löslich in konzentrierter Schwefelsäure; 1 Sie gleicht auffallend den monoklinen Prismen des mit Ammoniak ge- fällten Kreatins. H. Behrens, Anleitung zur mikrochemischen Analyse, 1897, H.4,p.9. 2 Daß der Abdampfrückstand vom alkoholischen Extrakt eines gepulverten, Scharf schmeckenden Paprikas selbst nach vielen Tagen, auch nach Zusatz von Ammoniak, keine derartigen Kristalle zeigt, hat seinen Grund offenbar darin, daß ihre (der Kristalle) Substanz durch andere Stoffe so festgehalten wird, daß es unter den gegebenen Umständen nicht zum Auskristallisieren Kommt. 486 A. Nestler, bei Zusatz von konzentrierter oder verdünnter Salzsäure bilden sich aus den schrumpfenden Kristallen kleine Tröpfchen; Zu- satz von Eisessig: die Kristalle werden sofort zu Tröpfchen, die sich nicht weiter zu verändern scheinen; sie sind ferner leicht löslich in verdünnter Kali- und Natronlauge; nach Zusatz eines Tropfens eines Gemisches von wässeriger konzentrierter Kalilauge und wässeriger konzentrierter Ammoniaklösung (1:1) bildet sich aus jedem Kristall ein farbloser Tropfen, der sich selbst nach einigen Stunden nicht verändert; Zusatz von O'A prozentiger Osmiumsäure: die Kristalle verlieren ihre scharfen Umrisse und färben sich allmählich braun bis braun- schwarz. K. Micko,! der das Capsaicin in Form von farblosen, durchsichtigen Täfelchen, Blättchen oder glitzernden Schüpp- chen rein erhielt, gibt für dasselbe folgende Eigenschaften an: »Große Löslichkeit in Äther, Alkohol, Chloroform, Benzol; in Schwefelkohlenstoff löst es sich etwas schwerer als in den genannten Flüssigkeiten; in kaltem Wasser unlöslich; in heißem Wasser nur schwer löslich; unlöslich in kalter, ver- dünnter oder konzentrierter Salzsäure; in verdünnten Aikalien leicht löslich; konzentrierte Salpetersäure scheint heftig ein- zuwirken und gibt schließlich eine braungelbe Lösung. « Bezüglich der übrigen, von mir auf jene Kristalle an- gewendeten Flüssigkeiten liegen für reines Capsaicin keine Beobachtungen vor. In ihrem Verhalten zu Äther, Alkohol, Chloroform, Benzol, annähernd auch zu Schwefelkohlenstoff, ferner zu verdünnten Alkalien und konzentrierter Salpetersäure stimmen jene Kristalle mit dem von Micko charakterisierten Capsaicin überein; dagegen nicht in ihrem Verhalten zu heißem Wasser und zu Salzsäure. Manche Eigenschaften, so die leichte Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff, Äther, Chloroform, Nelkenöl und Aceton, ferner ihre Braunfärbung durch Osmiumsäure haben sie mit fetten Ölen gemeinsam. Unter Berücksichtigung aller dieser Eigenschaften möchte ich unter Hinweis auf das von mir angewendete Reinigungs- verfahren vorläufig nur urteilen, daß diese Kristalle und 1 L. c., p. 824. Myelin und Eiweißktristalle. 487 Kristallaggregate wahrscheinlich Capsaicin enthalten. (Mit Rücksicht auf die noch in den kleinsten Teilchen zum Aus- drucke kommende Wirksamkeit des Capsaicins bleibt es zweifelhaft, ob diese Kristalle selbst Capsaicin sind oder in ihrer Substanz Capsaicin enthalten oder durch anhaftendes capsaicinhaltiges Öl verunreinigt sind.) li. Eiweißkristalle. Gelegentlich der Untersuchung der Sekretdrüsen fand ich bisweilen an manchen Stellen der Fruchtscheidewand, und zwar in den Epidermiszellen, mitunter auch in den kollabierten Mesophylizellen eigentümliche, kristallartige Bildungen, die sich sofort von den früher besprochenen Kristallen nicht allein durch ihre Form, sondern auch dadurch unterschieden, daß sie in Alkohol unlöslich waren. Einmal auf die bisher nicht beach- teten Kristalle der Paprikafrucht aufmerksam geworden, unter- suchte ich die Formen, Eigenschaften und das Vorkommen derselben näher und konnte sie auch in der Fruchtwand nach- eisen Soweit meinenbisher anvtrockenen Früchten dureh- Beiuhrten Untersuchungen zeigten, läßt sich” über diese Bildungen folgendes sagen: Sie sind wahrscheinlich nicht in jeder Fruchtscheidewand und auch nicht an jeder Stelle derselben vorhanden, sondern vorherrschend dort, wo Sekretdrüsen sind. In dem gezeichneten Querschnitt durch eine Scheidewand (Fig. 4) waren sie nicht allein in den Epidermiszellen der Drüse, sondern auch in den gegenüberliegenden (nicht gezeichneten) Epidermiszellen der ungefähr 170 u dicken Fruchtscheidewand vorhanden. Am leichtesten sind sie, falls überhaupt vorhanden, zu bemerken, wenn man die abgeschnittenen Scheidewände einige Stunden 1 Die in den Drüsen der Fruchtscheidewände von C. annuum leicht nach- weisbaren Kristalle (und kristallinischen Stücke) gelten allgemein als »Capsaicin- kristalle«, obwohl streng genommen niemand bisher einen Beweis dafür gebracht hat. Man weist auf den brennend scharfen Geschmack hin. Da aber, wie schon öfters hervorgehoben wurde, das Capsaicin selbst in ganz minimalen Spuren auf der Zunge noch sehr wirksam ist, so kann man durchaus nicht sicher be- haupten, ob das, was man durch den Geschmack prüft, rein ist oder doch noch kleine Mengen einer anderen Substanz, etwa eines Öles besitzt, das das Capsaicin enthält. ASS A. Nestler, in Alkohol liegen läßt, um Öl, Capsaicin und Farbstoff möglichst zu entfernen und die Präparate in Wasser oder Glyzerin be- trachtet. Wo sie aber in der Fruchtwand vorkommen, da können sie ohne weiteresin den Zellen der direkt in das Wasser gelegten Präparate klar und deutlich gesehen werden, ein Beweis, daß sie ursprünglich vorhanden sind undnicht etwa erst durch den Einfluß des Alkohols entstehen. Da, wo sie vorkommen, sind sie stets in großer Menge vorhanden und nicht zu übersehen. Die Form dieser farblosen Kristalle und kristallartigen Bildungen ist teilweise aus den Figuren erkenntlich: in jeder dieser Epidermiszellen einer Fruchtscheidewand ein oder mehrere Kristalle, vier- und sechsseitige Prismen, normal aus- gebildet oder mit schwach abgerundeten Kanten; viele zeigen verschiedene Risse und Sprünge, durch welche Spaltungsstücke entstanden sind; seltener sind sie ganz unregelmäßig, ohne bestimmte Form. Sehr charakteristisch sind die namentlich im Mesophyll der Scheidewand und in der Fruchthaut sehr oft wahrgenommenen Formen, die scheinbar aus mehreren an- einander liegenden, eine bis /O u lange Reihe bildenden kleinen Prismen bestehen (Fig.6). Wie schon erwähnt, können sie auch in der Fruchthaut vorkommen, hier aber wahrscheinlich sehr selten; unter 14 untersuchten trockenen Früchten konnte ich nur einen einzigen Fall feststellen, der jene kristallartigen Bil- dungen, und zwar in ungeheurer Menge zeigte: die meist sehr großen, mehr oder weniger gut ausgebildeten Kristalle ver- schiedener Form (Fig. 6) fanden sich hier von der Basis bis zur Spitze der Frucht, und zwar nur in dem zartwandigen, kollabierten Parenchym, das auf den kollenchymatischen Kork folgt; auch die Epidermis der Innenseite, sowohl die dünn- wandigen Zellen als auch die zierlich gestalteten, bekannten Sklereiden führten diese Kristalle, im letzteren Falle nur ver- einzelt. Ich konnte leicht beobachten, daß die Menge derselben von der Grenze des kollenchymatischen Korks an gegen die innere Epidermis bedeutend zunahm. In den anderen 13 Früchten waren sie nur in wenigen Scheidewänden, aber niemals in der Fruchthaut nachweisbar. (Hier findet man mitunter an manchen Stellen sehr bedeutende Myelin und Eiweißkristalle. 489 Mengen oxalsauren Kalkes, schöne, tetragonale Pyramiden oder Drusen, deren Natur leicht nachweisbar ist.) Die folgenden mikrochemischen Eigenschaften machen es sehr wahrscheinlich, daß wir es hier mit einer eiweißartigen Substanz zu tun haben: sie sind in kaltem und heißem Wasser unlöslich; Alkohol (96 prozentig) verändert sie selbst nach fünf Tagen in keiner Weise;! in Chloralhydrat quellen sie, verlieren ihre Konturen und verschwinden; sie sind löslich in konzen- trierter Salzsäure, Schwefelsäure, im letzteren Falle zeigt das Präparat eine schöne rosa Färbung (es ist, wie mit Fehling- scher Lösung leicht nachweisbar, auch viel reduzierender Zucker vorhanden); in verdünnter Kalilauge quellen sie auf und verschwinden; in konzentrierter Essigsäure löslich; durch konzentrierte Salpetersäure werden sie sehr schwach gelb ge- färbt; legt man das Präparat aus der Salpetersäure in Ammoniak, so zeigen sie deutliche Gelbfärbung; Jodalkohol färbt sie gelb, Millon’s Reagens allmählich rosenrot; durch Säurefuchsin (Zimmermann’s Methode B) sind sie sehr leicht färbbar. Ob auch andere Capsicum-Arten dieses Vorkommen von Eiweißkristallen zeigen und wie diesbezüglich die Verhältnisse in der noch grünen Frucht sind, darüber werde ich in einer späteren Arbeit berichten. Als Erklärung für dieses Vorkommen von Eiweiß scheint mir folgendes wahrscheinlich zu sein, soweit die Unter- Behune trockener Früchte ein Urteil gestattet: der Frucht, beziehungsweise den Fruchtscheidewänden werden als den Trägern der Samen bedeutende Mengen von Bildungstoffen zum Aufbau der Samen zugeführt; die Samen entstehen jedoch in der Regel vorherrschend an der Zentralplazenta und nur in geringer Anzahl an den oberen, unvollkommen ausgebildeten Scheidewänden. Der Mangel der Samen an dieser Stelle ist wahrscheinlich nicht auf den Mangel an Baustoffen, sondern 1 Die Proteinkörper verhalten sich zu Alkohol verschieden: die von H. Molisch (Diese Berichte, Bd. III, p. 195) in den Zweigen von Epiphyllum - entdeckten Eiweißspindeln sind, wahrscheinlich infolge des Einflusses von Zell- bestandteilen, in Alkohol leicht löslich, dagegen zeigt das von C. Mikosch (Diese Berichte, Bd. VII, p. 33) in den Blättern von Oncidium microchilum nachgewiesene, geformte Eiweiß in Alkohol keine Veränderung. 490 A. Nestler, auf eine andere Ursache zurückzuführen. Die nicht zur Ver- wendung kommenden Eiweißstoffe werden daher hier, und zwar vorherrschend in den Epidermiszellen, öfters auch in den Mesophylizellen abgelagert. Was ihr Vorkommen in der Frucht- haut anbelangt, so läßt sich vorläufig, da nur ein einziger Fall vorliegt, ebenfalls keine bestimmte Erklärung abgeben. Die Zentralplazenta der betreffenden Frucht war, wie sich deutlich zeigte, aus einem unbekannten Grunde nur sehr mangelhaft ausgebildet und trug nur wenige Samen; die oberen Scheide- wände fehlten vollständig. So gingen vermutlich fast alle für die Entwicklung der Samen bestimmten Baustoffe in die Frucht- wand über und wurden hier abgelagert. Ob diese Erklärung richtig ist, erde ich durch weitere Untersuchungen und Experimente prüfen. Für meine Erklärung spricht auch das von Heinricher * nachgewiesene, massenhafte Vorkommen von Eiweißkristallen in den basalen Teilen kranker Kartoffel- triebe: »Da die kranken Pflanzen keine Knollen besaßen und im übrigen durch die Fäule der basalen Stengelteile jede Ab- fuhr des plastischen Stoffmaterials nach unten unmöglich ge- macht war, so wird man in dem abnormen Kristalloidvor- kommen nichts anderes erblicken als eine zwangsweise Ab- lagerung der sonst für die Knollen bestimmten Proteinstoffe im Laubtriebe.« Anmerkung. Nach meinen gemachten Erfahrungen halte ich es für not- wendig, auf die Gefährlichkeit des Arbeitens mit trockenen Paprikafrüchten, d.h. auf die überaus heftige Wirkung des Capsaicins hinzuweisen, die bereits von allen jenen hervor- gehoben wurde, welche diese Substanz näher untersuchten. Flückiger (zit.aus »Köhler's Medizinalpflanzen«, Bd. I) nennt Capsaicin einen »sehr gefährlichen Körper«. Micko (l. c., p. 825) weist darauf hin, daß »das Capsaicin, wenn es in Schüppchen kristallisiert ist, ungemein leicht, wenn auch gar nicht sichtbar, verstäubt und in dieser feinen und sehr ver- 1 E. Heinricher, Über massenhaftes Auftreten von Kristalloiden in den Laubtrieben der Kartoffelknolle; Diese Berichte, IX. Bd., p. 288. Myelin und Eiweißkristalle. 491 dünnten Verteilung einen heftigen Reiz zum Husten und Niesen bewirkt«. Da ich öfter mit sehr alten, trockenen Früchten arbeitete, bei denen das Sekret auf den Scheidewänden besonders schön und in verhältnismäßig großen Mengen, aber auch direkt leicht verstäubende Kristalle zu finden waren, merkte ich die außer- ordentlich heftige Wirkung des Capsaicins sehr deutlich. Die Reizung der Schleimhäute hielt tagelang an; die Untersuchung mußte, deshalb ‚öfter. unterbrochen werden. Hat man mit Fruchtscheidewänden gearbeitet, so müssen die Hände sorg- fältig mit Alkohol und hierauf mit Wasser gereinigt werden. Das Waschen mit Wasser und Seife allein genügt nicht; in diesem Falle bleiben immer noch Spuren des Capsaicins übrig, welche bei unbedachtem Reiben der Augen ein heftiges, lang anhaltendes Brennen verursachen. Noch nach Tagen wird man an dem Orte, wo mit trockenen Paprikafrüchten gearbeitet wurde, trotz aller Reinigung zum Husten und Niesen gereizt werden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 35 492 [8) OL A. Nestler, Myelin und Eiweißkristalle. Erklärung der Zeichnungen. . Myelinformen und Kristalle, entstanden aus einem Sekrettröpfchen einer Drüse der Fruchtscheidewand von Capsicum annuum L. nach Zusatz von Ammoniak. Vergrößerung ungefähr 100. Kristalle des Sekretes; a=in einem Öltropfen liegend. Vergrößerung 300. Kristalle und Kristallaggregate, nach Zusatz von Ammoniak zum Sekret oder zum Abdampfrückstand von dem alkoholischen Extrakt einer Fruchtscheidewand sichtbar. Vergrößerung 300. Querschnitt durch eine Drüse der Fruchtscheidewand: c = Cuticula, d = Drüsenhöhle, e = Epidermis mit Eiweißkristallen. (Etwas schema- tisiert.) Epidermiszellen der Fruchtscheidewand mit Eiweißkristallen. Ver- größerung 360. Eiweißkristalle aus dem dünnwandigen Parenchym der Fruchthaut. Ver- größerung 360. B2.v: A Nestler. Pr FT a , u) 1» Br | yelin und Eiweisskrystalle. Lith.Anst.v.Th.Bannwarth,Wien. Sitzungsberichte d.kais. Akad.d. Wiss. math-naturw.Klasse, Bd.CXV. Abth. I. 1906. * A a a a ee a a er DRTE TE ee Er = e; { ae Pi Bu „ir RE u — er Su A 3 a 493 Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Wernernach Agypten und dem ägyptischen Sudan. UDL- Auchmophila Kordofensis, eine neue Psychidengattung und Art, nebst Verzeichnis der übrigen gesammelten Lepidopteren von Dr. H. Rebel. (Mit 1 Tafel.) Vorgelegt in der Sitzung am 22. März 1906. Auchmophila! n. gen. d Fühler doppelkammzähnig bis zur Spitze, Vorder- Schiene mit’ einem! sehr langen, das Ende der Schiene ei: seiehenden; Sporn. "Die kurzen Hinterbeine mit verdicktem Schenkel und spornloser Schiene. Flügel hyalin ohne ein- geschobene Zelle. Vorderflügel gestreckt, mit Ader la und 1b nur an einem Punkt anastomosierend, Ader Ic durch einen kurzen Querast mit 15 verbunden. Ader 3 fehlt, Ader S und 9 sind lang gestielt. Auf den kurzen Hinterflügeln fehlt Ader 3 und 6, Ader 7 und 8 anastomosieren bis zum Schluß der Mittelzelle. Das 9 ist vollständig rückgebildet. Der Sack der Raupe ist lang, konisch, nackt, pergament- artig. Die angeführten Merkmale der vorliegenden Psychide rechtfertigen die Annahme einer neuen Gattung, welche nach 1 odyuös Trockenheit, peAetv lieben. 35* 494 H. Rebel, dem Verlauf der Innenrandadern der Vorderflügel (Ader 1a bis 1c) und Mangel einer eingeschobenen Zelle in die Sub- familie der Psychinen (Heyl.) zu stellen ist. Für die neue Gattung besonders charakteristisch ist die Verbindung von Ader Ic der Vorderflügel durch einen kurzen Querast mit Ader 15, ferner die von der Basis ausgehende lange Anastomose von Ader 7 und 8 der Hinterflügel und der vollständige Mangel von Spornen auf den Hinterschienen. Eine kurze Diagnose der Art könnte lauten: Auchmophila kordofensis n. spec. (C’, 2). Das Z mit glas- hellen Flügeln und schwarzem, zottig weiß behaartem Körper. Exp. 22— 25 mm.‘ 2 gelblich, der Kopf ünd’die vier ersten Segmente am Rücken glänzend schwarzbraun, die Afterwolle gelbgrau. Die Raupe dunkelbräunlich, Kopf und Rückenschilder des Thorax gelblich mit brauner, verwaschener Zeichnung. Der in beiden Geschlechtern gleichgeformte konische Sack ist weiß und erreicht eine Länge von 30 bis 36 mm. Aus Kordofan, wo die Säcke auf Acacia nilotica zahlreich vorkommen. Im nachstehenden folgt eine ausführlichere Beschreibung des Kieres: d‘ Die Fühler mit derbem, knopfförmig erweitertem Pedi- cellus, vom ersten Geißelglied ab doppelkammzähnig bis zur Spitze. Die Kammzähne erreichen beim 16. Geißelglied (was in der halben Geißellänge liegt) ihre größte Länge und nehmen hierauf bis zur Spitze an Länge ab. Die Farbe des Geißel- schaftes ist weiß, jene der stark gewimperten Kammzähne dunkelbraun. P Der ganze Körper ist schwarz, überall ziemlich langzoitig weiß behaart. Die Scheinpalpen sind dunkelgrau behaart. Der Thorax sehr robust, seine zottige Behaarung hängt am Rücken über die erste Abdominalsegmente und bedeckt auf der Brust sroßenteils die schwächlichen Beine. Bei letzteren sind die Vorderbeine viel länger als die Hinterbeine. Erstere tragen an der Innenseite ihrer Schiene einen sehr langen Sporn, welcher an dem Beginn der Schiene inseriert und fast bis an ihr Ende reicht. Die Mittelbeine von normaler Beschaffenheit. Die Hinter- beine sind auffallend rückgebildet, ihr Schenkel stark verdickt, die verkürzte Schiene spornlos. Der Hinterleib überragt mit Auchmophila Kordofensis. 495 seiner Spitze den Afterwinkel der Hinterflügel, seine zottige Behaarung steht ab, ohne aber in der Mittellinie des Körpers geteilt zu erscheinen. Die glashellen, durchsichtigen Flügel sind gestreckt ge- formt. Die Vorderflügel, mit fast geradem, schwärzlichem Vorder- rand, abgeschrägter Spitze und schräg verlaufendem Saume, zeigen nur eine ganz kurze Anastomose von Ader la und Ib, wonach ein kurzer Endast gegen den Innenrand zieht, den- selben aber nicht erreicht, wogegen der zweite Endast etwas ober dem Innenwinkel in den Saum mündet. Ader Ic ist durch einen kurzen Querast mit 15 verbunden und weist danach nur einen kurzen Endast auf. Ader 3 fehlt, Ader 4 und 5 ent- springen getrennt voneinander, Ader 8 und 9 sind meist lang gestielt, zuweilen fehlt aber Ader 9, d. h. die Gabelung fällt so weit an den apikalen Flügelrand, daß sie verschwindet, wie dies bei einem J auf dem linken Vorderflügel der Fall ist, wogegen der rechte noch eine kurze Gabelung zeigt. Eine eingeschobene Zelle fehlt. Zuweilen atrophiert auch der untere, die Mittelzelle teilende Banssast (Ader5 = M,). Die Hinterflügel sind kürzer, gerundeter, ebenfalls mit schwärzlich beschupptem Vorderrand und mit drei Innen- randadern; es fehlen daselbst Ader 3 und 6; Ader 4 und 5 entspringen sehr nahe aneinander, Ader 7 und S anastomosieren bis zum Schluß der Mittelzelle. Vorderflügellänge 11 mm, Exp. 22 bis 23 mm. Das 9 vollständig rückgebildet, mit stummelförmigen Beinen, der fühlerlose Kopf, die Thorakalschilder und das Rückenschild des ersten Abdomens lebhaft glänzend dunkel- braun, der Leib gelbbraun mit einem vollständig geschlossenen Ring gelbgrauer Afterwolle, aus welchem das spitze Abdominal- ende hervorragt. Länge (im Leben gemessen) 11 mm. Die Raupe von Gestalt und Färbung wie in der Gattung Pachithelia Westw. Der Kopf, nach vorn schräg abfallend, ist wie die Rückenschilder der drei Thorakalsegmente gelblich gefärbt, mit feinen braunen Punkten gezeichnet. Die Thorakal- segmente zeigen die verwaschene Anlage eines breiten, braunen Seitenstreifens und solcher feinerer Subdorsalen, deren Beginn 496 H. Rebel, namentlich am Vorderrande des ersten Segmentes erkennbar ist. Einzelne braune Punkte finden sich noch zerstreut auf den Brustschildern und bilden am Hinterrand des ersten eine gegen die Mittellinie gerichtete Bogenzeichnung. Die Brustbeine bräunlich mit dunkleren Tarsen. Auch der übrige Körper zeigt eine gelbbraune Färbung, welche am Rücken meist in breiter Ausdehnung ins Schwarzbraune übergeht. Die rudimentären Bauchbeine und Nachschieber sind dunkler. Länge der erwach- senen Raupe zirka 27 mm. Die männliche Puppe gestreckt, mit relativ kurzen Flügel- scheiden, am Rücken ist der Hinterrand des 3. bis 6. Abdominal- segmentes scharf gesägt, wogegen die folgenden Segmente 7 bis 9 eine dem Vorderrande stark genäherte gezähnte Quer- leiste besitzen. Bei der Entwicklung schiebt sich die männliche Puppe» bis zum 3. Abdominalsegsment laus dem Ssacksan welchem die weibliche vollständig verborgen bleibt. Der Sack ist sehr charakteristisch, lang, konisch, von weißer Färbung, ohne weitere Bekleidung, so daß nur das sehr dichte, pergamentartige, feste und zugleich auch geglättete Gespinst seine Außenseite ‘bildet. Die Eängerdes=saeles variiert zwischen 30 bis 36 mm. Die Säcke sind nach dem Geschlechte nicht verschieden. Die ersten Säcke dieser interessanten Art kamen mir durch Herrn Dr. Kammerer zu und waren auf der Sudanreise des Herrn Dr. Przibram bei EI Dueim (Duem) \nder Rreymz Kordofan Ende Dezember 1903 auf Acacia nilotica gesammelt worden. Mangels Vergleichsmaterials schickte ich einen Sack an den bekannten Psychidenmonographen Herrn Dr. F.J.M. Hey- laerts (Breda), der nur die große Ähnlichkeit mit den Säcken der ebenfalls aufeiner gedornten Acacia in Ostafrika gefundenen Chalia emiliae Heyl. hervorhob, welch letztere allerdings »parte inferiori 2—4 ramulos separatim positos« angeheftet zeigen sollen. Ein Sack enthielt noch eine weiche, männliche Puppe, welche aber nicht zur Entwicklung gelangte. 1 Cfr. Compt. rend. Soc. Ent. de Belgique, 8. November 1890. Auchmophila Kordofensis. 497 Auf seiner vorjährigen Reise in den ägyptischen Sudan fand nun Herr Dr. Werner in der ersten Hälfte April am Fuße des Gebel Araschkol bei Duem in der Kordofanwüste zahl- reiche Säcke dieser Art auf Acacia nilotica angeheftet, sodaß manche Zweige dieser Pilanze dicht damit besetzt waren (vergl. Fig. 6). Die Säcke waren durch ihre lichte Färbung schon von weitem auffallend. Die meisten Säcke waren bereits durch ein ringförmiges Gespinst an den Zweigen festgesponnen, einzelne Raupen krochen aber noch nach der anfangs Mai erfolgten Rückkehr Dr. Werner’s nach Wien im Raupenzwinger umher und er- möglichten eine Beschreibung der Raupe aufzunehmen. Aus den Säcken entwickelte sich nun bis Ende August kein Falter, so daß ich schon die Hoffnung auf ein Zucht- resultat aufgegeben hatte. Erst am 26. August erschien der erste männliche Falter, der sich aber früh morgens entwickelt hatte und ganz zerfetzt am Boden des Zuchtkastens lag. Ich erebrauchte nun die Vorsicht, die Säcke in mehrere Zucht- kästen zu verteilen, dieselben während des Tages der Sonne auszusetzen, aber gegen Abend ins Finstere zu verschließen, wodurch es mir gelang, eine kleine Serie gut erhaltener Z zu erhalten. Dieselben entwickelten sich ebenfalls zeitlich am Morsen, blieben aber im Finstern an den Säcken sitzen. Ein mehrmaliges Besprengen der Säcke mit Wasser hatte guten Erfolg. Trotzdem entwickelte sich die überwiegende Mehrzahl der Falter nur krüppelhaft. Aus vielen Säcken schlüpften para- sehe Dipteren. Erst am 21. September, als nur mehr ganz Breinzelte & erschienen, entwickelte"sich ein 9, dem bald darauf ein zweites folgte. Dem Verhalten der Psychiden ent- sprechend, hatten die weiblichen Imagines den Kopfteil aus dem Sackende hervorgestreckt. Eine Untersuchung des männlichen Tieres ergab, daß es sich um eine echte Psychide handle, so daß eine Zugehörigkeit zur Gattung Chalia ausgeschlossen war. Ich teilte dieses Resultat nebst mehreren krüppelhaften Stücken Herrn Dr. Heylaerts mit, welcher die dankenswerte Freundlichkeit hatte, mir Gattung und Art als neu zu bestätigen. 498 H. Rebel, Schließlich folgt noch ein sysiematisches Verzeichnis der übrigen von Herrn Dr. Werner auf seiner Sudanreise gesam- melten Lepidopteren: Pieridae. 1. Pieris mesentina Cr. d’, 2. Eine größere Anzahl Stücke beiderlei Geschlechtes von nachstehenden Fundorten: Doleib Hill Sobat 17. Februar, Bor 1. März, Mongalla 2. März, Gondokoro 8. März. Die Stücke durchschnittlich klein, beim S mit schwacher, schwarzer Rand- zeichnung der Oberseite; beim 2 sind ebenfalls die schwarzen Randbinden schmäler, auf den Vorderflügeln tritt darin zuweilen eine Reihe weißer Saumflecke auf. 2. Teracolus calais Cr. d. Holzstation Khor Attar 11. Februar ein kleines, schwach gezeichnetes d‘. 3. Teracolus protomedia Klug.2J, 19. Von Bor und Gondokoro in kleinen Stücken. 4. Teracolus jone God. v. jalone Butl. d‘, ©. Bor 1. März, /, 9 verflogen. 5. Teracolus eupompe Klug. d), 2. Bor 1. März, Gondokoro 10. März, mehrfach. 6. Teracolus daira Klug. d, 2. Bor 1. März, Gondokoro 13. März, Mongalla 28. März, zusammen 30,40. 7. Teracolus Heuglini Feld. d, 9. Bor 1. März, Gondokoro 13. März, 4 d, 3 9, darunter zwei auffallend kleine Stücke, wovon das Ö den Apikalfleck der Vorderflügel nach innen schwarz gerändert zeigt. 8. Teracolus evagore Klug. v. Yerburii Swinh. Nur 2 d von Gondokoro 13. März. Auchmophila Kordofensis. 499 9. Teracolus citreus Butl. d.. Bor 1. März, Gondokoro 13. März, Mongalla 28. März. Drei geflogene d.. 10. Catopsilia florella F. Gondokoro 2 Jd’ dieser häufigen Art. Nymphalidae. 11. Danais chrysippus L. und ab. alcippus Cr. Doleib Hill Sobat 17. Februar und Gondokoro 24. März. Stammform und ab. alcippus in beiden Geschlechtern in Anzahl. 12. Danais dorippus Klug. und ab. albinus Lanz. Gondokoro 24. März, Mongalla 28. März, von ersterem Fundorte auch die ab. albinus. 13. Acraea encedon L. und ab. Iycia F. und ab. daira Godm. und Salv. Kodok 8. Februar, Doleib Hill Sobat 19. Februar; ab. lycia und ab. daira von Kodok 8. Februar. 14. Pyrameis cardui L. Assuan; von dieser gemeinen Art wurden weiters keine Belegexemplare mitgenommen. 15. Junonia oenone L. Gondokoro 16. März. 16. Junonia cebrene Trim. Gondokoro 17. März. 17. Byblia ilithyia Dru. Khor Attar 8. Februar, Gondokoro 16. März. 18. Hamanumida daedalus F. Gondokoro 16. März, drei Stücke. 500 H. Rebel, 19. Neptis agatha Cr. Gondokoro 17. März, zwei Stücke. Lycaenidae. 20. Tarucus theophrastus F. Bor 1. März, Gondokoro 13. März. 21. Larucus eretosus Buel; Bor 1. März, ein J dieser bereits von Aurivillius (Swed. Exped. to Egypt. 1901, p. 3) für Ägypten angeführten Art (ME), 22. Lycaena jesous Guer. Gondokoro 13. März. 23. Lycaena moriqua Wllgr. Gondokoro 13. März, neu für den Sudan (M. C.). Sphingidae. 24. Cephenodes hylas-virescens Wllgr. d. Gondokoro 7. März. Lymantriidae. 25. Creaga adspersa H.S. d, 0. Gaba Shambe 26. Februar, 20, 19. Die S sind kleiner und blässer als Herrich-Schäffer’s Bild (Exot. Fig. 109), die verloschenen Diskalpunkte sind deutlicher. Agaristidae. 26. Xanthospilopteryx geryon F. Gondokoro 9. März, ein d’ (M.C.). 27. Tuerta (trimeni Feld. v.) halans Karsch. Ein einzelnes 9, zwischen Kenissa und Bor am 28. Februar erbeutet, stimmt vollständig mit der Beschreibung und Abbildung Auchmophila Kordofensis. o0l von Mitrophus halans Karsch. (Ent. Nachr. XXI, p. 354, Taf. 2, Fig.7 von Togo), weicht aber von Zuerta trimeni Feld., wozu sie Hampson (Cat. Phalaen. III, p. 624) als Synonym zieht, durch geringere Größe, viel schmälere Form der weißen Basal- längsbinde und solcher Subapikalquerbinde der Vorderflügel sehr stark ab. Die Bauchseite des Abdomens ist weiß mit breit- schwarzen Segmenträndern. Trotz der gewiß großen Varia- bilität von Z. trimeni scheint halans zum Mindesten eine namensberechtigte Form zu bilden. Das Stück befindet sich im Wiener Naturhistorischen Hofmuseum. Nectuidae. 28. Prodenia littoralis B. Bor 2. April. 29. Leucania? amens Gn. Gaba Shambe 26. Februar, ein stark beschädigtes Exem- plar, dürfte dieser Art angehören. 30. Sphingomorpha chlorea Cr. Bor 1. März, Mongolla 28. März, mehrfach. 31. Polydesma quenavadi Gu. Gondokoro 5. März, 7. März. 32. Catephia dulcistriga WIk. Bor 26. Februar, ein J‘. Die Hinterflügel sind in der Basal- hälfte weiß mit schwarzem Mittelpunkt. 38. Ophiusa Croceipennis WIk. Bor 1.März, nur ein 9 (M.C.) Geometridae. 34. Eubolia disputaria Gn. Ed el Oud 13. März, ‘’ stimmt gut mit der Abbildung der Er bei Rothschild (Nov. Zool. XII, Taf. 4, Fig. 25). 002 H. Rebel, Auchmophila Kordofensis. Limacodidae. 30. Parasa vivida WIk. Bor 28. Februar, ein frisches d’ (M. C.). Cossidae. 36. Rhizoma pallens H. S. Bor 1. März, nur ein d’ (M.C) Pyralidae. 37. Scirpophaga? auriflua Z. Ein 9 von Bor 1. März mit abgebrochenem Abdomen, gehört entweder dieser Art an oder zu praelata Sc. 38. Schoenobius spec. Bor 28. Februar, ein einzelnes 9, vielleicht zu ndloticus Z. gehörig (M. C.). Tafelerklärung. Fig. 1. Auchmophila Kordofensis j'. >28 » » Geäder. » 8 » » Beine ohne die Behaarung (nach einem Gly- zerinpräparat). > 4. Auchmophila Kordofensis @ (lebend gezeichnet). >09. » > Raupe (nach einem Alkoholpräparat). >60. > » Raupensäcke. r UN ” \ bel H., Dr.: Auchmophila kordofensis. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. dr wer 03 Beitrag zur Flechtenflora Kretas von Kustos Dr. A. Zahlbruckner. (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1906.) Im Jahre 1904 wurden auf der Insel Kreta zwei Flechten- kollektionen aufgebracht und mir zur Bearbeitung übergeben. Diese merndie artenseichere Sammlung, brachte Herr Dr. R. Sturany aus Ostkreta! mit, wohin er mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung der naturhistorischen Erforschung des Orients in Wien eine zoologische Studienreise unternahm. Diezaweite übergab mir Herr 'J: Dörfler; der mit einer Sub- vention der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien die Insel botanisch durchforschte; sie stammt teils aus dem Gebiete des Berges Ida, teils von den beiden im Golfe von Massare gelegenen Inseln Paximadhia. Die beiden Kollektionen umfassen insgesamt 89 Flechten- arten. Diese im Vereine mit derjenigen Raulin’s,? der einzigen vier Arten umfassenden Angabe über die Flechtenflora Kretas, gestatten selbstredend keine näheren Studien über die verti- kale und horizontale Verbreitung der Flechten Kretas und einen eingehenden Vergleich ihrer Flechtenvegetation mit der- jenigen der angrenzenden Gebiete. Nur soviel läßt sich sagen, daß die in Ostkreta berührten Teile gut übereinstimmen mit dem griechischen Festlande,? die beiden Inseln Paximadhia 1 Vergl. H. Rebel und R. Sturany, Bericht über eine zoologische -» Studienreise nach Ostkreta (X. Jahresber. der Gesellsch. zur naturhist. Erforsch. des Orients, Wien, 1904, p. 6 bis 18). 2 Description physique de !’ıle de Creta (Paris, 1869). 3 J. Steiner, Prodromus einer Flechtenflora des griechischen Festlandes (diese Sitzungsber., Bd. CVII, 1898, p. 103 bis 189). 504 Ar Zahlbiruekner; hingegen zeigen einen engen Anschluß an die insulare Flechten- flora Süddalmatiens, welches ich als das »adriatische Flechten- gebiet« bezeichnet habe.! Verrucariaceae. 1. Verrucaria (Lithoicia) iuscella (T urn.) Nyl. An Kalkfelsen bei Neapolis (Sturany). 2. Verrucaria (Euverrucaria) marmorea (Scop.) Arn. An Kalkfelsen in der Hochebene Lasithiotika bei Kristal- lenia (Sturany). 3. Verrucaria (Euverrucaria) decussata Garovgl., Lichenoth. Italian., edit. 1%, Dec. 24, No. 10 (1840) et Tentam., Disp. Meth. (1865), p.40, Tab. III, Fig.1; Arn. in Flora, Bd. LXVIII (1835), p:75; Jatta, Sylloge Lich. Italie. «1900 PS 7 Verrucaria cyanea Mass., Mem. Lichgr. (1853), p. 144, Fig. 172; Anzi, Lich. rar. Venet., No. 148! — Verrucaria limitata Krph. apud Mass., Sched. critic., vol. VI (1856), p. 123; Krph., Lich.-Flora Bayerns (1861), p. 241; 7Hepp, Flecht. Europ. Nr. 429! An Kalkfelsen der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). 4. Verrucaria (Euverrucaria) rupestris (Schrad.) Nyl. An Kalkfelsen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). o. Verrucaria (Euverrucaria) calciseda DC. An Kalksteinen der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler) und bei Neapolis (Sturany). Dermatocarpaceae. 6. Dermatocarpon miniatum (L.) Th. Fr. An Hornsteinauflagerungen auf dem Gipfel des Aphendi Christös im Lasithigebirge, 2155 m (Sturany). 1 A. Zahlbruckner, Vorarbeiten zu einer Flechtenflora Dalmatiens II. (Österr. Botan. Zeitschr., Bd. LIN, 1903, p. 148). Flechtenflora Kretas. 005 Arthoniaceae. 7. Arthonia galactites Duf. in Journ. de Phys. (1818), Sep. p. 5; Fon rareresrbich. (1861), p. 267% Almqus «Nenogr. Arthon. in kgl. Svensk. Vet.-Akad. Handl., Bd. XVII, No. 6 (14880), P.455, Willey, Synops. Arthon. (1890), p. 3} Jatta, lose Lich Kal. 1900) p. 436 ,-O11v, Exp. Eich. Ouest Franc., vol. II (1902), p. 219. — Verrucaria galactites DC., Flor. frang., vol. 1 (1805), p. 335. — Arthonia punctiformis Nass» Rieesch. auton. Lich.(1852), p- 30, Fig. 93 exel. syn: Auf den Zweigen von Pistacia Lentiscus auf der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). Die Sporen dieses Stückes sind Ilm lang und 3 bis 35 u Breite, die Pyknokonidien 9 bis Il u lang und | u breit. Diese Dimensionen würden besser .auf' die f. galactites Bagl.- (cfr. Arn. in Flora, Bd. LXX, 1837, p. 160) stimmen, doch sind die Exemplare wegen der Kleinfrüchtigkeit zum Typus zu ziehen. Graphidaceae. 8. Opegrapha Chevallieri Leight., Brit. Graphid. in Ann. and Magaz. Nat. Hist., Sec. Series, vol. XIII (1854), p. 90, Tab.V, Fig. 4a —c; Arn. in Flora, Bd. LXX (1887), p. 162. — ÖOpe- grapha atva var. Chevallieri Stzbgr., Steinbew. Opegr. (1865), p. 20, Tab. I, Fig. 1a—e, t—. — Opegrapha cal- carea var. Chevallieri Oliv., Exp. Lich. Ouest Franc., vol. Il .902)2 pP. 198. An kalkhaltigem Mergel der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). Chiodectonaceae. 9. Chiodecton cretaceum A. Zahlbr. in Österr. Bot. Zeitschr., Bad. XERN (1899), p- 2AB:et Lich. rar.zexsice. No. 6. An Kalkfelsen der größeren Insel Paximadhia (Dörfler). Die Exemplare von Kreta stimmen mit denjenigen von Pola und der Insel Pelagosa vollkommen überein. Die Art Scheint der Adria und dem östlichen Teile des Mittelländischen Meeres anzugehören. 006 A. Zahlbruckner, Roecellaceae. 10. Roccella fucoides Wainio apud Catal. Welwitsch, Afric. Plants, vol. II, part. II (1901), p. 433; A. Zahlbr. in Annal. naturh. Hofmus. Wien, Bd. XIX (1904), p. 413. — Roccella phycopsis (L.) Ach.; Darb., Monogr. Roccell. (1898), p. 34, Tab. XIII—XIV, Fig. 44—61. An den senkrechten, in das Meer abstürzenden Fels- wänden und mitunter auch Gesträuche besiedelnd, an der Nordküste der größeren Insel Paximadhia (Dörfler). Lecanactidaceae. 11. Lecanactis Dörfleri A. Zahlbr. nov. spec. Thallus crustaceus, uniformis, tenuissimus, effusus, con- tinuus, laevigatus, cinerascenti-albus, KHO—., CaC1l,0, —, KHO-+CaCl,O, leviter erythrinosus, in margine linea obscu- riore non cinctus, esorediosus, ecorticatus, gonidiis chroolepoi- deis. Apothecia sessilia, minuta, 0-3—0'8 mm lata, tenuia, e concavo subplana, rotunda vel subrotunda, nigra; disco leviter caesio-pruinoso; margine tenuissimo, integro vel sublobulato, leviter prominente et parum incurvo; excipulo fuligineo cum hypothecio fuligineo confluente; hymenio pallido, in parte superiore olivaceo-fuscescente, 70—80 u alto, J e violaceo demum fulvescente; paraphysibus haud crebre ramosis, conglu- tinatis, apice subclavatis; ascis cylindraceo-clavatis, hymenio parum brevioribus, 50—75 u longis et 10—12 u latis, mem- brana apice incrassata cinctis, 3sporis; sporis in ascis sub- oblique dispositis, decoloribus, subfusiformi-oblongis, apicibus rotundatis, rectis vel subrectis, in medio nonnihil parum con- strictis, Sseptatis, tellulis cylindricis, membrana tenui cinctis, sine halone, 11—16 longis et 35 — 4 u latis. Conceptacula pyenoconidiorum minuta, subsessilia, depresso-semiglobosa, nigra, poro tenuissimo (solum sub lente visibili); perithecio dimidiato, fusco, non celluloso; fulcris exobasidialibus, iteratem et subunilateraliter divisis; pycnoconidiis bacillari-Aliformibus, plus minus arcuatis vel etiam subrectis, 8—13 w longis et vix lu crassis. Flechtenflora Kretas. 507 An abgestorbenen Strauchzweigen an der Nordküsle der größeren InselPaximadhia, in Gesellschaft der Roccella fucordes, 300 m über dem Meere (Dörfler). Dierneue Art ist dureh ‘die, kleinen, beiderseits” abge- rundeten Sporen, durch die sitzenden, kleinen Apothecien und durch die schwach entwickelte Kruste gut gekennzeichnet. Gyalectaceae. 12. Petractis clausa (Hoffm.) Arn. An Kalkfelsen bei Kritsa nächst S. Nicola (Sturany). Diploschistaceae. 13. Diploschistes actinostomus A. Zahlbr. in Hedwigia, Bd. XXXT.(1892),,p. 34; Star, in Sitzungsber. kais, Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 166. — Urceolaria actinostoma Pers. apud Ach., Lichgr. Univ. (1310), p. 288; Crom.bie, Monogr. Brit: Lieh,, wol. 541893), 818. An schieferigem Gestein der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). 14. Diploschistes scruposus (L.) Norm. An Schiefer bei Neapolis (Sturany). 15. Diploschistes gypsaceus (Ach.) A. Zahlbr. in Hedwigia, Bar OXXI (1892), P.89. An Schiefer bei Neapolis (Sturany). Lecideaceae. 16. Lecidea atrobrunnea Schaer., Lich. Helvet. Spicil., sect. II (828), 2. 184: Th. Friesehkicher Seand, vol: 1.1372), pr 48], Stnr in Sitzumsesber. kais, Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 155; Jatta, Syl- loge Lich. Italic. (1900), p. 481. — Rhizocarpon atro- brunneum Ram. apud DC., Flor. frang., vol. II (1805), Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd,, Abt. 1. 36 508 A. Zahlbruckner, p. 367. — Lecidella atrobrumnea Körb., Syst. Lich. Germ. (1855), p. 239. — Psora atrobrunnea Mass., Ricerch. auten. Lich. (1852)} p- 927320190: Exsiec.: Anzi, Lich. Langob., No. 84 A—B; Erbar. eritt. Ital., No. 1081; Rabh., Lich. Europ., No. 439; Zwackh, Eien. EXSICCH. NO: 982% An Urgestein auf dem Gipfel des Aphendi Christös, 2115 m über dem Meere (Sturany). 17. Lecidea macrocarpa var. platycarpa (Ach.) Th. Fries, Licher#Scand A714 874)202°903: An Schiefer bei Neapolis (Sturany). 18. Lecidea albocoerulescens (Wulf.) Schaer. An Schiefer bei Neapolis (Sturany) und ebendaselbst auch die f. alpina Schaer. 19. Lecidea fuscoatra (L.) Th. Fries. f. Mosigii (Ach.) Nyl., Lich. Scand. (1861), p. 230; Wainio, Adjiums IL(LSS3) pP. 77. An Schieferfelsen der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 20. Lecidea latypea Ach., Method. Suppl. (1803), p. 10. — Lecidea elaeochroma a) latypea Th. Fries, Lichgr. Scand., I (1874), p. 548. An Schiefer bei Kristallenia (Sturany). 2]. Lecidea enteroleuca var. atrosanguinea Arn. in Flora, Bd. LXVII (1884), p. 559. — Biatora goniophila var. atro- sangninea Hepp, Flecht. Europ., Nr. 252 (1857). An Kalkfelsen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Katharos und Mallaes (Sturany). 22. Lecidea parasema (DC.) Arn. An Juglans regia, Amudhari, im Hochtal Askiphu, Distrikt Sphakia (Dörfler). Flechtenflora Kretas. 509 23. Lecidea olivacea (Hoffm.) Arn. An Quercus coccifera auf dem Berg Ida (Dörfler), an Rinden bei Kristallenia in derHochebeneLasithiotika (Sturany). 24, Lecidea (Biatora) fuscorubens Nyi. in Botanisk. Notis. (1853), p.153 et in Flora, Bd. XLV (1862), p. 463; Th. Fries, Lichgr. Scand., I (1874), p. 440; Oliv., Exp. Lich. Ouest Franc., vol. II (1900), p. 85. — Diatora fuscornbens Arn. in Flora, Bd. LXVII (1834), p. 552. An Kalksteinen, kleinere Insel Paximadhia (Dörfler). 25. Lecidea (Psora) decipiens (Hoffm.) Ach. Auf dem Erdboden bei Neapolis (Sturany). var. galactina A. Zahlbr. nov. var. Thallus superne aequaliter lacteo-pulverulentus, made- factus dilute roseus, squamis in margine crebre et leviter cre- natis, crenato-dentatis vel eroso-crenatis, subtus albis; medulla alba KHO e luteo aurantiaco-sanguinea. Apothecia albopul- verulenta; epithecio rufofusco, KHO olivaceofusco; hypothecio Ealideruteseente; sporis 13 17 u longis et 7 7-5 wlatis. Lehmiger Erdboden auf der kleineren Insel Paximadhia MNörfler). Bei var. .dealbata,.Mass., Lich. rar, Venet., No. 56, (sub Psora) sind die Lagerschuppen nur zum Teil ausgebleicht und die Apothecien nackt; außerdem unterscheidet sich var. galactina noch durch die Färbung der Markschichte und des, Epitheciums durch Kalilauge. 26. Catillaria chalybeia Arn. in Verhandl. zool.-bot. Gesellsch. Miien. Bd, DOT 8SSO) Ir pA1l3S etiein -Rlore; Bds LXVI USSAI),E PC HTONV,H Exp, Lich.+Ouest-Eranc,,zvoldH (1901), p.137. — Lecidea chalybeia Borr. in Engl., Botan., Supp!l. I (1831), Tab. 2637, £.! Eoeexsiee addex Klasey, Lich. Alser. exs- No. 159! Harmand, Lich. Lothar, No. 1142! An Schiefer bei Neapolis (Sturany). 36* >10 A. Zahlbruckner, 27. Catillaria lutosa Mass., Ricerch. auton. Lich. (1852), p. 79, Fig.159; Flagey, Catal. Lich. Alger. (1896), p. 66 et exsicc. Nr. 151! — Lecidea Iutosa Mont. apud Schaer., Enum. Lich. Europ. (1850), p. 116 et exs. Nr. 579! Eershesrreı Flora Great Brit. edit.. 32 (1879), p. 326; Zwackh, Lieh. exsicc., No. 348! — Biatora lutosa Hepp, Flecht. Europ., No. 506! — Buellia lutosa Anzi in Comment. Soc. crittog. Ital., vol. I (1862), p. 157 et Lich. Langob. exsicc., No. 360! — Biatorina lutosa Jatta, Sylloge Lich. Italic. (1900), pP 381. Auf sandigem Schiefer bei Neapolis (Sturany). Sporae 11—13 x longae et 3:5—4'5 u latae, apicibus rotundatis; conceptacula pycnoconidiorum punctiformia, nigra, perithecio dimidiato, celluloso, pycenoconidiis oblongis, apicibus rotundatis vel fere truncatis, 3:5 —4 u longis et 0-8 — 1 y latis. 28. Catillaria olivacea (Duf.) A. Zahlbr. in Österr. Bot. Zeitschr. BAHT 190972822 UbRsynon: An Kalkfelsen der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). 29. Rhizocarpon distinctum Th. Fries, Lichgr. Scand., vol. I (1874), p. 625; Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 165. An Quarzschieferfelsen bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 30. Rhizocarpon geographicum (L.) DC. f. contiguum Fw. An Urgestein bei Kristallenia in der Hochebene Lasithio- tika und auf dem Gipfel des Aphendi Christös (Sturany). Cladoniaceae. 31. Cladonia foliacea var. convoluta (Lam.) Wainio. Größere Insel Paximadhia, auf dem Erdboden (Dörfler). Flechtenflora Kretas. Bi Collemaceae. 32. Collema multifidum var. marginale (Huds.) Schaer.; Arn. in Flora, Bd. L (1867), p. 134, Tab. III, Fig. 61—62. An Kalksteinen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). Pannariaceae. 33. Pannaria leucosticta Tuck.; A. Zahlbr. in Österr. Botan. Zeitschr., Bd. LI (1901), p. 339 ubi syn. — Pannaria cras- Beaıa Korb, karere. Lieh. (18959), p. 25, Arm. ın Rlora, Bd. EXX (1887), p. 184. Auf der Rinde von Acer creticum in der Hochebene Nidha auf dem Ida, zirka 1400 m über dem Meere (Dörfler). Die Flechte wurde von Prof. X. Rieber auch auf der Insel Samos, an Eichen zwischen Vatug und Varlisthe gesammelt; sie ist demnach am nördlichen Gestade des Mittelländischen Meeres weit verbreitet. Acarosporaceae. 34. Biatorella (Sarcogyne) simpiex (Dav.) Th. Fries, Lichgr. Seand., 1(1874), p. 407; Oliv., Expos. Lich. Quest Franese, 012. 1171900), xp? 392. An schieferigem Sandstein in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 85. Acarospora smaragdula (Ach.) Körb. An Urgestein auf dem Gipfel des Aphendi Christös im Lasithigebirge, 2115 m» über dem Meere (Sturany). 86. Acarospora percaenoides Flagey, Catal. Lich. Algerie 2296), 1P2 53,20 vs Bxpeas! Eich. Ouest: France, vol II esI7)sp 2105 Jatta, Syllose Lich. kale. (1900) Pp1231 (pr. p.). — Lecanora castanea f. percaenoides Nyl. in Bull. Soc. Botan. France, tome X (1863), p. 263. — Lecanora per- caenoides Nyl. apud Wedd. in Bull. Soc. Botan. France, tome XVIH4869) p: 202, Stzber., Bieh.. Helvet.'in Bericht. olz A. Zahlbruckner, Sct. Gallisch. naturwiss. Gesellsch. (1880/1881), p. 386; Lamy, Lich. Cauter. (1884), p. 60, Crombie,eMeneer Lich. Great-Brit., vol. I (1894), p. 482. — Acarospora versi- color Bagl. et Car. in Comment. Soc. Crittog. Ital.,, vol. I (1864), p. 440. An Kalksteinen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). Pertusariaceae. 37. Pertusaria communis DC. f. meridionalis A. Zahlbr. nov. £. Thallus albidus vel flavido-albidus, verrucae apotheciigerae majores ut in planta typica, magis confluentes et ya plura (usque 20) includentes. An Pinienstämmen auf der Paßhöhe zwischen Katharos und Mallaes (Sturany). Dieser Form entsprechende Exemplare sah ich auch aus Südfrankreich, Dalmatien und Algier. Lecanoraceae. 38. Lecanora atra (Huds.) Ach. An Kalksteinen auf dem Berge Stavrös bei Neapolis, 840 m über dem Meere, an Hornsteineinschlüssen auf der Paßhöhe Bebona bei Kavusi, an Quarzschiefer bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika und an Kalkfelsen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany); an Schiefer auf der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). 39. Lecanora subfusca var. chlarona Ach. An Juglans regia im Hochtal Askipha bei Amudhari (Dörfler); an Baumrinden bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 40. Lecanora glaucoma (DC.) Ach. An Urgestein auf dem Gipfel des Aphendis Christös im Lasithigebirge, 2115 m über dem Meere (Sturany). Flechtenflora Kretas. Di 41. Lecanora sulphurata Nyl. in Flora, Bd. LVI (1873), p. 69; Bie,sAddendeuBiehst'n Burop. (1886); Pı589; Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. der Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Ba. CIH(1S93), 3 px 1931 Pak: KK ‚etsiVab. II, Biesa: Huenin, Bullet! Soc. Botan., ‚France, tome XLVI, sess. extraord. (1899), 1905, p. LXXIX. — Lecanora glau- coma ß) sulphurata Ach. Synops. Lich.'(1814), p. 166; Puelirıes, Lieher-Seand,, vol. I (1370), p. 247. An Urgestein bei Kristallenia und auf dem Gipfel des Aphendi Christös, 2115 m über dem Meere (Sturany). 42. Lecanora Agardhiana var. pacnodes Arn. in Flora, Bd. LXVII (1884), p. 330. — Lecanora Agardhinoides var. macnodes Mass., Symmict. Lich. (1855), p- 19; Anzi, Lich. Venet. exs. No. 35! — Lecanora Agardhinoides var. cilo- Phihalma.Mass. |. &, 285 18;,Anzi,, Lich, Venet: exs. No. 34! Bidwexsiec, adde: Anzi, Lich. Venet.vexst/No,) s0RF@ub Aspicilia coernlea) et Anzi, Lich. Ital. min. rar. No. 172a. Conceptacula pycnoconidiorum punctiformia, nigra; peri- thecio dimidiato, sub lente coerulescente, subcelluloso, NO, violascente; fulcris exobasidialibus; basidiis fere fasciculatis, subcylindrieis, pycnoconidiis longioribus; pycnoconidiis fAili- formibus, arcuatis vel curvatis, rarius hamatis, 10—13 u longis et O5 crassis. An Kalkfelsen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes; ebenfalls an Kalk bei Neapolis (Sturany). 43. Lecanora crenulata (Dicks.) Nyl. An Kalksteinen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). f. dispersa (Flk.) Arn. in Flora, Bd. LXVII (1884), p. 330. An Schiefer und an Kalk bei Neapolis (Sturany). 14 A. Zahlbruckner, 44. Lecanora sulphurea (Hoffm.) Ach., Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 137; A. Zahlbr. in Annal. naturhist. Hofmus. Wien, Bd. XIX (1904), p. 417 ubi syn. An schieferigem Gestein auf der kleineren Insel Paxi- madhia (Dörfler); an Quarzschiefer bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 45. Lecanora (Aspicilia) cinerea (L.) Sommrft. An Sandstein bei Kristallenia in der Hochebene Lasithio- tika (Sturany). 46. Lecanora (Aspicilia) intermutans Nyl. in Flora, Bd. LV (1872), p. 354 et 429; Hue, Addend. Lichgr. Europ. (1886), p. 105; Stnr! in Sitzungsber. kassr Akag Ws math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 141; Lojka, Eich. exsice. Hung. N0: 168. An Quarzschiefer bei Kristallenia in der Hochebene Lasi- thiotika (Sturany). f. reticulata Nyl. in Flora, Bd. LXIX (1386), p. 466; Stnr, l. c., p. 142. — Aspicilia reticnlata Rehm apud Arn. in Verhandl. zool.-bot. Gesellsch. Wien, Bd. XIX (1869), p. 610 (nomen solum). — Aspicilia intermutans f. veti- culata Arn. in Verhandl. zool.-bot. Gesellsch. Wien, Bd. XXXVI (1887), p. 98. Mit der Stammform. 47. Lecanora (Aspicilia) calcarea (L.) var. concreta Schaer. An Kalksteinen bei Neapolis und bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 48. Lecanora (Aspicilia) farinosa (Flk.) Nyl.in Flora, Bd. LXXI (1878), p. 248; Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. LVII (1898), p. 141. Auf mergeligem Kalk bei Kristallenia und an Kalksteinen bei Neapolis (Sturany). | Flechtenflora Kretas. 54 49. Lecanora (Aspicilia) viridescens Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII 98) pP. 140, A. Zahtbr. in Österr. Botan. Zeitschr, Bd. LI (1901), p. 342. — Pachyospora viridescens Mass,., Bieerch. auten..lich (1852), p. 45, Fig..80. o) Auf mergeligem Kalk bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 0. Lecanora (Aspicilia) olivacea Stnr. apud Haläcsy in Denkschr. kais. Akad. Wiss. Wien, Bd. LXI (1894), p. 526. — Aspicilia olivacea Bagl. et Car. in Comment. Soc. Crittog. Ital., vol. I, No. 4 (1863), p. 441 et Anacris. Lich. Male. in Atti Soe. Crittog. Ital., Anno XII, diap. 2 (1880), p. 225, Tab. Il, Fig. 24. — Lecanora cupveoatva Nyl. in Blosa, BALXEIX (1866), p: #17, et Bd. LVi(1872), p: 299; IEaeoatesso Bichgri:Seand, wol. 1141874)7 p22863!Stine. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. EVI(1893), p. 145; Jatta, Sylloge Lich. Italie. (1900), p. 217. — Aspicilia cerinocnuprea Arn.in Verhandl. zool.- Bo# Gesellseh. Wien, Bd. XXVI (18786),,,p.., 397. Exsiee.: Nun. Bien. exsiec, No. 3954|, I114!; Flora exs. Ausiz- Eiune#ıNo. 751" ELoj;ka, Kich-regn. Hung. exs, No. 44! Auf Urgestein auf dem Gipfel des Aphendi Christös im Basithigebirge, 2115 m. über dem Meer. und, an Schiefer bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 81. Lecanora (Placodium) sulphurella A. Zahlbr. in Österr. >02 Zetsche Bd.Tı. (1909), P.'842,.et Ba. EII2(1903), p. 244. — Placodinm sulphurellum Körb.! in Verhandl. zool.-botan. Gesellsch. Wien, Bd. XVII (1867), Abh. p. 703. An Kalkifelsen bei Neapolis (Sturany). 02. Lecanora (Placodium) subcircincta Nyl.; Stnr. in Sitzungs- ber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (e98), 2. 132 An Schiefer bei Neapolis und an Kalk bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). 816 A. Zahlbruckner, 53. Lecanora (Placodium) saxicola Ach. An Hornsteinauflagerungen auf dem Gipfel des Aphendi Christös im Lasithigebirge, 2115 m über dem Meere (Sturany). f. areolata Leight. apud Stzbgr., Lich. Helvet mabertene Sct. Gallisch. naturwiss. Gesellsch. (1880/1881), p. 342; Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.- naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 131. Exsicc.: Flagey, Lich. Alger., No. 44 (specim. super. in herb. Palat. Vindob.). An Quarzschiefer bei Kristallenia in der Hochebene Lasi- thiotika (Sturany). var. diffracta Ach. An Urgestein auf dem Gipfel des Aphendi Christös und an schieferigem Sandstein bei Kristallenia (Sturany). var. versicolor (Pers.) Ach. An Kalksteinen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes und ebenfalls an Kalk bei Neapolis (Sturany). var. albopulverulenta Schaer. An Kalkfelsen bei Neapolis (Sturany). 54. Lecanora (Placodium) crassa (Huds.) Ach. Auf kalkhaltiger Erde bei Neapolis, bei Chalepa nächst Canea, bei Kristallenia und im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 00. Lecanora (Fulgensia) fulgens (Sw.) Nyl. Auf lehmiger Erde auf der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). 06. Lecanora (Fulgensia) bracteata (Hoffm.) Ach. Auf dem Erdboden bei Neapolis (Sturany). Flechtenflora Kretas. 517 57. Ochrolechia tartarea (L.) Mass., Darbish. in Engler’s Beranidahrba!BdIAXRIE (1897). p: 616,1 Pig.31e; An Onercus coccifera auf dem Berge Ida (Dörfler), an Pinienstämmen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mal- laes (Sturany). 2.2,.Ochrolechia parella (L.) Mass., Darbish,, 1. s. c., p. 618: An Schieferfelsen bei Neapolis (Sturany). 59. Candellariella vitellina (Ach.) Müll. Arg. in Bullet. Herb. Boiss., vol. II (1894), Appendix, p. 47. An Sandstein bei Kristallenia in der Hochebene Lasithio- tika und an Urgestein auf dem Gipfel des Aphendi Christös, 2115 m über dem Meere (Sturany). 60. Placolecania candicans (Dicks.) A. Zahlbr. Auf Kalksteinen der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). Die Gattung Placolecania (Stnr.) A. Zahlbr. umfaßt die früher bei Ricasolia Mass.! non DNotrs.? untergebrachten Arten. Die Beziehungen dieser Gattung zu Lecania sind nahe, so daß sie vielfach nur als eine Sektion derselben, mit am Rande blattartig effiguriertem Lager, als ein Analogon der Sektion Placodinm der Gattung Lecanora angesehen wurde. Die Ver- hältnisse des Lagers würden in der Tat zur Abtrennung als eigene Gattung nicht genügen. Was mich veranlaßt, Placo- lecania als selbständiges Genus aufzufassen, ist der Bau des pyknokonidialen Apparates, welcher durch seine endobasi- dialen Fulkren von den exobasidialen Fulkren der Gattung Lecania wesentlich abweicht. Bei der Bearbeitung der Flechten für Engler und Prant!’s »Natürliche Pflanzenfamilien« ist es mir klar geworden, daß die endobasidialen Fulkren, als die phylogenetisch höheren Stufen, stets auf eine höhere Entwick- lungsstufe der Flechtengattung hinweisen und daß die gene- rische Trennung thallodisch verwandter, doch in der Regel 1 Mass., Memor. Lichenogr. (1853), p. 47. 2 DNotrs. in Giorn. Botan. Italian., vol. I (1846), p. 178. o18 A. Zahlbruckner, sich nicht völlig deckender Artengruppen mit verschiedenen Fulkren gerechtfertigt ist. Von diesem Standpunkt aus be- trachte ich die Trennung der Gattung Dichodium von Physma, Parmeliopsis von Parmelia u. A. als notwendig und das in dem pyknokonidialen Apparat gelegene Merkmal dieser schon vielfach abgetrennten Gattungen zur scharfen Umgrenzung geeignet. Offenbar wegen ihrer endobasidialen Fulkren wurde die Gattung auch mehrfach mit Caloplaca sensu Th. Fries in Beziehung gebracht und zu den Theloschistaceen gestellt (so bei Anzi, Crombie u. A.); die Art der Sporenseptiereee: bei Placolecania widerspricht indes dieser Anschauung und ich erachte ihre Einreihung bei den Lecanoraceen als natür- licher. Zur Nomenklatur dieser Gattung sei bemerkt, daß der von Steiner! kreierte Sektionsnamen zum Gattungsnamen zu eı- heben ist, da Ricasolia Mass. wegen der gleichnamigen älteren Gattungsbenennung durch De Notaris nicht verwendet werden darf. Als Synonym wird hiezu Diphratora* Ricasolina Jatta? zu ziehen sein, indes nur zum Teile, da die von ihm in dieser Sektion untergebrachte Diphratora olivacea (Duf.) Bagl. ent- schieden zur Gattung Catillaria? gehört. 61. Placolecania Cesatii A. Zahlbr. — Ricasolia Cesatii Mass., Memor. Lichgr. (1853), p. 47, Fig. 46. — Gyalo- lechia candicans var. Cesatii Anzi, Lich. Langob. exsicc., No. 447! — Lecanora candicans fß) Cesatii Nyl. apud Crombie in Grevillea, vol. XVIII (1889), p. 46, et Crombie, Monogr. Lich. Brit., vol. I (1894), p. 390. Fulcris subsimplicibus vel parce ramosis, subindistincte septatis, endobasidialibus, pyenöconidiis oblongis, subacutis, 2:51 longis et ad Im latis. Conceptacula pycnoconidiorum immersa, vertice punctiformi nigricante. 1 Steiner in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CV (1896), p. 439. 2 Sylloge Lichen. Italic. (1900), p. 262. 3 Cfr. Zahlbruckner in Engl.-Prantl, Natürl. Pflanzenfamil., Bd. ], I DS [Mb] L Flechtenflora Kretas. 519 Auf lehmigem Erdboden und eingestreuten Kalksteinen auf der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler), an Kalkfelsen bei Neapolis und auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). Parmeliaceae. 62. Parmelia acetabulum (Neck.) Duby. An Acer creticnum auf der Hochebene Nidha am Ida, zirka 1400 m über dem Meere, fruchtend (Dörfler); an Pinien- stämmen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes fruchtend (Sturany). 63. Parmelia prolixa (Ach.) Nyl. An Urgestein bei Kristallenia fruchtend (Sturany). 64. Parmelia glabra Schaer. An Acer creticum auf der Hochebene Nidha am Ida, zirka 1400 m über dem Meere, fruchtend (Dörfler). 69. Parmelia scortea Ach.; Crombie, Monogr. Lich. Brit., vol. I (1894), p. 240. An Pinienstämmen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 66. Parmelia furfuracea var. olivetorina A. Zahlbr. — Evernia olivetorina Zopf in Beiblatt zum Botan. Zentralblatt, Bd. XIV (1903), p. 110, Taf. IV. — Pseudoevernia oliveto- HiNa 0 P1,. 1.5. CP. 125. An Onercus coccifera auf dem Berge Ida, steril (Dörfler). 67. Evernia prunastri (L.) Ach. An Ouercus coccifera auf dem Berge Ida, steril (Dörfler). . Theloschistaceae. 68. Biastenia cretensis A. Zahlbr. nov. spec. Thallus fere omnino endolithicus, extus macula effusa, continua, plumbeo-cinerascenti et opaca indicatus, in margine 820 A. Zahlbruckner, linea obscuriore non cinctus; gonidiis palmellaceis, 9—11 m latis. Apothecia sessilia, minuta, O2—0'3 mm lata, rotunda, e plano demum modice convexo; disco primum plano et rufes- centi-fusco, mox fusco nigricante, opaco, nudo; margine pro- prio tenuissimo, nigro, integro, demum depresso; excipulo molli, extus (in sectione) nigricante, minute celluloso, intus decolore, ex hyphis sat dense contextis formato; hymenio dilute kermesino-rufescente, usque 90 u alto, J coeruleo, in parte superiore fuscescente et KHO solutionem violaceo-kerme- sinam effundente; hypothecio pallido; paraphysibus simplici- bus, strictiusculis, apice haud dilatatis, eseptatis; ascis oblongo- clavatis, hymenio subaequilongis, 8sporis; sporis decoloribus, polari-diblastis, late ellipsoideis vel ellipsoideis, apice angu- stato-rotundatis, isthmo lato, membrana tenui cinctis, 9—13 u. longis et 5—7 w latis. Pycnoconidia non visa. An Kalkfelsen auf der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). Durch den Habitus und das gefärbte Hymenium ist die Art gut gekennzeichnet. 69. Caloplaca (Pyrenodesmia) Agardhiana (Mass.) Flag, f. minuta Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 126. — Calo- placa intercedens f. minnta Stnr. in Denkschr. kais. Akad. Wiss. Wien, Bd. REF AST, pP 1 An Kalkfelsen auf dem Stavös bei or 840 m über dem Meere (Sturany). f. albomarginata®stnr.1. 5.02.9126 An Kalkfelsen auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 70. Caloplaca (Pyrenodesmia) chalybeia (E. Fries) Müll. Arg.; Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.- naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 124. An Kalkfelsen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes, ferner auf der Paßhöhe Bebona bei Kavasi (Sturany). Flechtenflora Kretas. Si 71. Caloplaca cerina (Ehrh.) Th. Fries. An Acer creticum auf der Hochebene Nidha am Ida, zirka 1400 m über dem Meere (Dörfler). 72. Caloplaca aurantiaca var. diffracta (Mass.) Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse BETEN (1833), p. 1223: b) An Kalkfelsen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 73. Caloplaca pyracea (Ach.) Th. Fries. An Schieferfelsen bei Neapolis (Sturany). f. pyrithroma (Ach.) A. Zahlbr. in Österr. Botan. Zeitschr, ed. Li (1903), -p. 289. An mergeligen Kalkfelsen der kleineren Insel Paximadhia WBiörtler). 74. Caloplaca lactea (Mass.) A. Zahlbr. in Österr, Botan. Zeitschr., Bd. LI (1901), p. 347. An Kalksteinen im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 75. Caloplaca arenaria var. Lallavei (Clem.) A. Zahlbr. — Wasrenia Fallaveı Körb., Parerg. Lich. (1860), p. 128; 221.08 Im Rlora,, Bd. BXX (1887), p. 190. An Kalkfelsen auf der Paßhöhe Bebona bei Kavasi und an Schiefer bei Neapolis (Sturany). 76. Caloplaca ferruginea (Huds.) Th. Fries. In der f. saricola an Schiefer bei Neapolis (Sturany). 77, Caloplaca (Gasparrinia) callopisma (Ach.) Th. Fries. An Kalkfelsen bei Neapolis auf dem Berge Stavös, zirka 840 m über dem Meere, bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika und auf der Paßhöhe Bebona bei Kavasi (Sturany). 522 A. Zahlbruckner, 78. Caloplaca (Gasparrinia) sympagea (Ach.) A. Zahlbr. An Kalksteinen bei Neapolis (Sturany). 79. Caloplaca (Gasparrinia) murorum (Ach.) Th. Fries. An Kalksteinen bei Kristallenia in der Hochebene Lasi- thiotika (Sturany). 80. Xanthoria parietina (L.) Th. Fries. An Rinden bei Kristallenia in der Hochebene Lasithiotika (Sturany). var. retirugosa Stnr. apud A. Zahlbr. in Österr. Botan. Zeitschr., Bd. LIII (1903), p: 333. An Kalkfelsen der kleineren Insel Paximadhia (Dörfler). Buelliaceae. 81. Buellia (Diplotomma) alboatra (Hoffm.) Th. Fries. var. subochracea A. Zahlbr. nov. var. A var. ambigua (Ach.) Th. Fries differt areolis thalli scabridis, subpulverulentis (non laevibus), ochraceo-cineras- centibus, apotheciis nudis, hypothecio fuscescente, hymenio J violaceo. An schieferigem Gestein der kleineren Insel Paximadhia (Bötfliem) 82. Buellia (Diplotomma) epipolia (Ach.) Oliv., Exp. Lich. Oulese Dranee, vol I, «(902 Pp2195 An Kalk bei Neapolis und im Pinienwald auf der Paßhöhe zwischen Kätharos und Mallaes (Sturany). 83. Rinodina immersa (Körb.) Conceptacula pycnoconidiorum semiemersa, minuta, nigra, nitida; perithecio dimidiato, haud celluloso, fusco-nigricante, NO, fusco; fulcris endobasidialibus, ramosis, articulatis, cellulis subrotundatis; pycnoconidiis oblongis vel oblongo-subbacillari- bus, rectis, apicibus rotundatis, 3:5 —4 w longis et ad Iy latis. An Kalkfelsen bei Neapolis (Sturany). Flechtenflora Kretas. 923 84. Rinodina demissa (Hepp) Arn. in Flora, Bd. LV (1872), Bas34 et Bd. EXX (1887), p. 163. An Kalksteinen bei Kristallenia in der Hochebene Lasi- thiotika (Sturany). Bas Physcia stellaris var. leptalea. Nyl., Synops. Lich., vol. I (1860), p. 425; Crombie, Monogr. Lich. Brit., vol. I (1894), Dal A Zahlbı. in Österr.‘ Botan. Zeitschr, Bd EM (1903), p. 334. — Lichen leptaleus Ach., Lichgr. Suee. Prodr. (1798), p. 108. — Parmelia leptalea Arn. in Flora, Bd. LXVII (1884), p. 168. An Acer creticum auf der Hochebene Nidha am Ida, zirka 1400 m über dem Meere (Dörfler). Die Randrhizinen des gesammelten Stückes sind dunkel, fast schwarz. 86. Physcia pulverulenta (Schreb.) Nyl.f. argyphaea (Ach.) Nyl. An Acer creticum auf der Hochebene Nidha am Ida, zirka 1400 m über dem Meere (Dörfler). var. subvenusta Nyl. in Bull. Soc. Linn. Normandie, 2° serie, yore 872),P.289;,Crombie, Monogr. Eich. Brit, vol] (83), pP. 3075. Stnr. in Sitzungsber. kais. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Klasse, Bd. CVII (1898), p. 115. An Pinienstämmen auf der Paßhöhe zwischen Katharos und Mallaes (Sturany). Von der typischen Varietät durch schmälere, etwa I mm breite, tierer geteilte und mehr auseinanderstehende Lager- lappen verschieden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd, Abt. 1. 37 —_— Ben ” ge Va = ” 27 F ARE et a) ve. > re Beziindh Ai A Treu tete hau. seite 20 u I05 ar, ® e Mi FI U e, N. ’ TE Be 2.7 4 0 rt ? N De e = x ” R k - - . TO RS TARE2 E71, 700: En TREE Deo SS . DA : ab site tod" none X: ri: A x ; 3 Mn Ind ! SIE ER keinsast Sr zinnltane. ehe et rd Re f ; r 7 3 1 P7 A P 112 A, alas yaran ler „I. ee 1 Ay. SERBIEN a: % “= Ei } an} I 73 SHAW RS ISRdeH 135 Ye won « 2 an A Äwe 31Pı0CH aa Iren He erh daein is bi Brass N sesdayars IR kick uiaAsineiiTeeiagn 27? UNE 77%0% ie Lewr sb ehr ‚sdarlsoh, 3 ab. is mung BEN. er; GER sıoal mob %, Mans Blank ewiiE ‚Jaeger rede end eigens siert IE ‚ON Fr Ei nn PR jeynusie- 1 #2 2 TOR Be Surleah (PRBHH va: ‚auge nmsarieliel HE NEBDSIWS ansnurT at: ee Diäten einen ( Br 18 limef ;2 ER. AAFHTRN, . narlsaigirR 3 8E are sig niseNs: aan. br lialsg 9 “= up Bor: GG e7:21 New Bi Walhan 3 Marke! Sturay). IM vasdlal Ks Tamıı abs, Ben: & es as BrahR dir Dune wel orten 3% f Er ls, ee re BR Bor 6 ei ee; ,Z x: r jr 2 HI I 2 = I Zu: Dun EN =- . Be 2 . 2 I < .> PS = B bi FiB eu ö e 2 Sim ee = ie 74 = - rd u BU 020 Die Probleme der Geomorphologie am Rande von Trockengebieten von Dr. A. Grund (Wien). (Vorgelegt in der Sitzung am 22. März 1906.) Die Scheidung der Landoberfläche in zwei Gebiete, in ein größeres, das zum Meere entwässert, und in ein kleineres, in mehrere einzelne Teile zerfallendes, das gegen das Meer abflußlos ist, ist eine der Hauptteilungen, welche die Lehre vom Wasserhaushalt der Landoberfläche vornimmt. Dieser großen hydrographischen Zweiteilung kommt aber nicht auch morphologische Bedeutung zu. Die morphologische Grenze muß vielmehr anders gezogen werden, denn große abflußlose Gebiete, die sich in ihren Landschaftsformen in gar nichts von den zum Meere entwässernden unterscheiden, fallen nur deshalb in die hydrographische Scheidelinie, weil die von ihnen ausgehenden Ströme in abflußlosen Becken enden. Des- halb besitzen die Randgebiete abflußloser Gebiete häufig die- selbe Morphologie wie das marine Einzugsgebiet. Ein großes Beispiel für diese Tatsache ist das abflußlose Wolgagebiet, das erst im unteren Teil morphologisch anders erscheint. Obwohl andrerseits der Nil das Meer erreicht, hat Ägypten gleichwohl die Landschaftsformen der Wüste und an dieser Tatsache würde sich nichts ändern, wenn der Nil das Meer nicht er- Teiche. DienGeomorpholegie unterscheiden "deshalb nicht zwischen marinem und abflußlosem Gebiete, sondern zwischen feuchtem und trockenem Gebiete. Es erhebt sich nun da die Frage, wo die Grenze beider zu ziehen sei und ob diese Grenze sich überhaupt scharf ziehen läßt; denn die Zunahme der Trockenheit gegen das Trockengebiet erfolgt ja allmählich, nicht sprungweise. Das 37# ozd Ar Grund; Treckengebiet ist daher vorläufig nur relativ zu definieren als das Gebiet der Regenarmut, wo theoretisch die Formen des fließenden Wassers im Landschaftsbild allmählich zurücktreten müßten. Aber auch die Vorstellung, daß die inneren Teile der Trockengebiete sich deshalb von den feuchten Gebieten durch vollkommen verschiedenen Formenschatz unterscheiden, wo die Modellierung durch das fließende Wasser ersetzt wird durch das äolisch geschaffene Relief, ist nicht aufrecht zu erhalten. Die zunehmende Erforschung der Trockengebiete zeigt, daß der Formenschatz der Erdoberfläche, soweit die großen Züge des Wechsels von Hoch urd Nieder, Berg und Tal in Betracht kommen, auch dort zum überwiegenden Teil durch das rinnende Wasser geschaffen wurde. Man muß es daher als morphologisches Problem künftiger Untersuchungen bezeichnen, endgültig festzustellen, inwieweit die äolische Denudation in Trockengebieten formgebend wirkt. Walther,! der der äolischen Denudation als Deflation wohl die größte Wirksamkeit zuschreibt, läßt gleichwohl die Wadis der Wüste durch das rinnende Wasser allerdings rezenter Regengüsse entstehen und schreibt der Windwirkung nur die Verbreiterung, Verbindung und Ausmodellierung der Wadis zu. Nach meinen Beobachtungen im Saharaatlas möchte ich diese Wirksamkeit einschränken auf die Ausmodellierung von morphologischen Detailformen niederster Ordnung, daß dagegen die großen Züge, der Wechsel von Hoch und Nieder, Berg und Tal tekto- nisch oder fluviatil geschaffen wurden. Hat sich so die Anschauung, daß auch in den Trocken- gebieten das rinnende Wasser die Landoberfläche gestaltet hat, immer mehr Bahn gebrochen, so stehen wir jetzt als Folge dieser Anschauung vor der weiteren Frage, wie alt der Formenschatz der Trockengebiete ist. Man kann fragen, ob die Formen das Werk der geologischen Gegenwart sind und ob die spärlichen Regenmengen, die heute fallen, im stande sind, die großen Züge in der Landschaft zu erzeugen. Manche Beobachter haben diese Möglichkeit zugegeben angesichts der 1 Walther, Das Gesetz der Wüstenbildung, p. 41 bis 43 und 62. Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 027 vehement erosiven Wirksamkeit solcher seltener Regenfälle auf vegetationsarmes Land. Besonders Walther! bekämpft die pleistozäne Pluvialperiode und will die Oberflächenformen der Wüste nur aus den Verhältnissen der Gegenwart erklärt wissen. Er schaltet ein wüstenfremdes Klima für die Ent- stehung der Wadis gänzlich aus und erklärt sie durch die seltenen wolkenbruchartigen Regengüsse der Gegenwart. Ich selbst konnte die Wirkung eines solchen Vorganges beob- achten gelegentlich eines Aufenthaltes in Tripolis in Nord- afrika, der anfangs April 1904 kurz nach der großen Frühjahrs- überschwemmung des Jahres 1904 fiel. Damals waren stärkere Regengüsse in der Umgebung von Tripolis niedergegangen. Die Umgebung der Stadt ist äolisches Akkumulationsgebiet, bestehend aus Wüstenstaub und Flugsand. In dieser für Wasserabfluß nicht eingerichteten Landschaft sammelte sich das Wasser in den Mulden zwischen den Flugsanddünen und brach sich sodann einen Weg zum Meere. Es nahm seinen Weg durch die Haine von Dattelpalmen, welche die Stadt im Süden und Osten umgeben, direkt auf die Stadt zu und bahnte sich einen Kanal mitten durch die südöstliche Vorstadt der- selben, wobei es eine Menge allerdings leicht zerstörbarer Luitziegelhäuser einriß. Das Wasser schuf einen ungefähr 1Om breiten und 1m tiefen Kanal und eine 1m hohe Wasser- marke an den Gebäuden neben dem Kanale bezeugte, daß noch viel größere Wassermassen, als der Kanal fassen konnte, durch- geströmt waren. Noch zur Zeit meines Aufenthaltes sah man in der Wüste südlich der Stadt die einschrumpfenden Regenlachen umgeben von dem polygonal zersprungenen Schlammboden. Wir hätten hier einen Beweis für eine ganz ansehnliche Erosionsleistung der Gegenwart, die das Werk einiger Tage war, aber man muß doch zugeben, daß dem Wasser die Arbeit durch das sehr weiche Material außerordentlich erleichtert war. Und alle Schilderungen ähnlicher Erosionsleistungen betreffen fast stets nur solche Wirkungen in lockerem Boden.? Deshalb 1 Walther, Das Gesetz der Wüstenbildung, p. 32, 33 und 62. 2 Auch die Beispiele von Erosionswirkungen, die Walther (Gesetz der Wüstenbildung, p. 12, 13, 101 und 107) bringt, betreffen nur lockeres Schutt- material. 928 A. Grund, hat sich wohl die Mehrzahl der Beobachter für die Auffassung ausgesprochen, daß die fluviatilen Erosionsformen von Trocken- gebieten zum überwiegenden Teil das Werk einer günstigeren hydrographischen Vergangenheit sind.! Ich möchte nun im folgenden einige Beobachtungen vor- bringen, welche geeignet sind, die Morphologie und den Ent- wicklungsgang der Trockengebiete näher zu erläutern. Sie ent- stammen einer Reise nach Nordafrika, welche mich mehrfach das Trockengebiet betreten ließ. Das Problem der Wasserscheide am Rande von Trocken- gebieten betrifft den besonderen Fall, wo die hydrographische Grenze des abflußlosen Gebietes der morphologischen Grenze eines Trockengebietes nahekommt, denn dort, wo die Wasser- scheide eines abflußlosen Gebietes weit außerhalb im feuchten Gebiet verläuft, hat die Wasserscheide die normalen morpho- logischen Züge des feuchten Gebietes, im ersteren Fall da- gegen die des Trockengebietes. Die Wasserscheide erheischt in diesem Falle eine Betrachtung in Hinsicht darauf, wie sie beschaffen und wie sie zu stande gekommen ist, ferner ob sie stabil geblieben ist. Auf der Reise von Philippeville über Constantine nach Biskra quer durch den Atlas überschreitet man die Wasser- scheide zwischen dem Mittelmeer und dem abflußlosen Gebiet Nordafrikas südlich von Aine M’lila.” Die Fahrt quer durch das Gebirge zeigt in außerordentlich klarer Weise die Art, wie die Vegetationszonen Nordafrikas einander ablösen, da sie sich hier im Gebirge auf verhältnismäßig schmale Streifen zu- sammendrängen. Bei Philippeville bedecken mediterrane Wald- bäume die Höhen der Berge. Aber diese Zone des Tell endet schon wenige Kilometer von der Küste. Südlich davon findet 1 Walther bekämpft diese Ansicht (ebenda p. 32, 33, 44), kann aber als Wirkung der rezenten Wasserwirkung doch nur erweisen, daß das rinnende Wasser den Schutt der Gehänge und des Talbodens des Wadi eine kurze Strecke weit fortbewegt. Aber ein solcher Vorgang hat doch das Dasein des Wadi schon zur Voraussetzung. ?2 Die Schreibung der im folgenden gebrauchten nordafrikanischen Namen ist die französische, die ich den offiziellen französischen Karten (besonders der Carte d’Algerie, 1: 200.000) entnehme. Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 29 man nur auf der Nordseite höherer Berge Wald- und Gestrüpp- inseln der Tellvegetation. Bäume treten weiterhin nur mehr als Auenwälder in den Flußtälern auf, während die Höhen der Berge, mit Ausnahme der eben erwähnten Tellinseln, baumlos sind. Die Tellinseln sprechen, falls man sie nicht sämtlich durch äolische Samenverfrachtung erklären will, dafür, daß einst der ganze Atlas Waldland war und daß/erst die rezente Klimaverschlechterung die Auswahl der Tellinseln bewirkte. Man kann sie daher in bedingter Form, zusammengehalten mit der südosteuropäischen Vegetationsschichtung, als einen Beweis der postglazialen Klimaveränderung im Atlasgebiete ansehen. Je mehr nach Süden, desto schütterer werden die Auen- wälder und südlich von Constantine begleiten nur mehr einzelne Bäume und Baumgruppen den Flußlauf des Oued bou Merzoug, eines Zuflusses des Rummel, in welchem von Constantine ab die Bahn nach Süden führt. Der Talboden des Flusses ist eben die einzige dauernd feuchte Stelle, wo Bäume gedeihen können. Hinter El Guerra sah ich die letzten Bäume. Das oberste Talstück des Oued bou Merzoug ist baumlos, die Grassteppe ist ins Tal hinabgestiegen und hat die Bäume ab- gelöst, sie beginnt bereits die Berge der herannahenden Wüste zu räumen, denn das Vegetationskleid derselben wird immer spärlicher und der nackte Kalkfels tritt immer mehr zu Tage. Von Constantine bis EI Guerra behält die Gegend jedoch die reinen Formen einer vom rinnenden Wasser ausgestalteten Tallandschaft, Wasserrisse zerfurchen reichlich die Bergflanken, der Denudationsschutt wird aus dem Lande geschafft, überall herrscht gleichsinnige Böschung. Nur die Baumlosigkeit der SBerehohen!belehrt, daß!'man’ im"Bereich der ‘Steppe’ ist, und zwar einer Steppe, die noch zum Meere entwässert wird. Bezeichnend für sie ist, daß sie noch die morphologischen Formen eines feuchten Gebietes besitzt, sie aber kombiniert mit der Erscheinung, daß sie nur mehr längs der Flußläufe noch Bäume aufweist, daß somit in der Vegetation bereits die Trockenform, die Grassteppe, vorherrscht. Die Vegetation reagiert früher auf die Regenarmut als die Formen der Land- oberfläche; würde man die Vegetation allein als ausschlag- 280 A. Grund, gebend betrachten, so müßte man auch die zum Meere ent- wässerte Steppe bereits zu den Trockengebieten der Erde rechnen. Kombiniert man aber die Vegetation mit den morphologischen Formen, so erhält das humide Element der Flußauenwälder durch diese eine solche Verstärkung, daß man die zum Meere entwässernde Steppe noch. zum feuchten, Gebietzrechnene darizzıch meine daher, mich für letztere Auffassung entscheiden zu solien. Betrachtet man nun das Flußtal unterhalb der Vereinigung des Oued bou Merzoug mit dem Rummel, so gewinnt dieses, je mehr man abwärts geht, immer jugendlicheren Charakter. Bei Constantine und unterhalb Aine el Kerma folgen die wilden Schluchten des Rummel, wo der Fluß in schmaler Erosions- rinne Kalkketten durchbricht. Beträchtliche Gefällsknicke be- weisen hier die Jugend der Talbildung. Bei Constantine fällt der Fluß auf einer Strecke von 31), km um 117 m und bildet beim Austritt aus den Höhlen eine 60 m hohe Kaskade. Die Schlucht le Kreneg unterhalb Aine el Kerma hat bei 4 km Länge ein Gefälle von 80 m, während oberhalb der Schlucht bis zur Kaskade von Constantine bei einer Länge von 20 km nur 110 m Fall herrscht. Kleinere Gefällsknicke treten auch unterhalb noch auf. Die Felsbildung dieser Schluchten des Rummel reicht aber nur bis zu gewisser Höhe empor und beweist dadurch, daß die Schluchten nur die Ergebnisse einer jugendlichen Talvertiefung im alten Tale als Folge einer Neu- belebung der Erosion sind. Dies kann man besonders in der Schlucht des Rummel bei Constantine sehen, wo der Fluß bei der Brücke EI Kantara in Höhlen eintritt, während ein alter Talboden, der an mehreren Stellen durch Deckeneinstürze der Höhlen unterbrochen ist, sich über den Höhlen fortsetzt. Es müssen daher im Unterlauf des Rummel und des Oued el Kebir, dem er zufließt, jugendliche Tieferlegungen der Erosionsbasis stattgefunden haben. Diese Erscheinung kehrt noch an anderen Flußtälern der nordafrikanischen Küste, und zwar stets in deren Unterlauf wieder. Ich verweise auf die jugendlichen Schluchten der Chiffa, des Isser und des Oued Agrioun u. a. Sie stehen wohl & 7 R ße Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. Do mit den jugendlichen Hebungserscheinungen der algerischen Küste im Zusammenhange, die unter anderem auch durch die gehobene junge Strandablagerung am Kap de Garde bei Böne dargetan wird, wo rezente marine Fossilien mit der Strand- ablagerung 25 m hoch gehoben wurden.! Oberhalb Constantine nimmt das Tal des Oued bou Merzoug ebenso wie das des Rummel morphologisch alten Charakter an. Gefällsknicke fehlen. Nirgends schneidet der Fluß anstehendes Gestein an. Er pendeit vielgewunden auf dem Talboden umher, der für die kleine Wasserader zu breit ist. Das Tal steigt sanft an. Je mehr man sich hinter EI Guerra den Quellen des Oued bou Merzoug nähert, desto breiter wird das Tal und desto mehr treten die Talgehänge auseinander. Immer ebener wird das Land, die Berge ragen zum Schlusse nur mehr inselartig aus der hochliegenden Ebene auf. Ohne daß man es merkt, überschreitet man in dieser ebenen Land- schaft in 775 m Höhe die Wasserscheide und befindet sich im Gebiet der westlichen constantinischen Chotts. Diese Wasser- scheide stellt aber gar nicht den höchsten Teil einer Boden- welle dar, von dem sich beiderseits das Land senkt, sondern sie liegt mitten auf der geneigten Fläche eines Schuttkegels, den der von Südost kommende Kerchabach aufschüttet und auf welchem dieser sowie der zeitweise Ausfluß des Salzsees Sebkret ez Zmoul bei Hochstand versiegt, während am Nord- ende des Schuttkegels in 772 bis 775 m Höhe die Quellen des Oued bou Merzoug entspringen. Das Bezeichnende der Chottlandschaft ist das inselartige Aufragen der Berge aus ebenen Flächen. Diese letzteren liegen flach muldenförmig zwischen den Inselbergen eingebettet. In 1 Mit solchen Hebungen stehen wohl auch die Terrassen des Isser (de Lamothe, Etude comparee des systemes de terrasses des vallees de I/Isser, de la Moselle, du Rhin et du Rhöne, Bulletin de la soc. geol. de France, IV, ser. I, 1901) in Beziehung. Auch die Felsbildung der Schluchten des Isser bei Palestro hat eine obere Grenze innerhalb des Tales und beweist dadurch eine ‘jugendliche Talvertiefung. Gehobene junge marine Strandbildungen sind an der Atlasküste Nordafrikas schon längere Zeit bekannt (siehe Blanckenhorn, Die geognostischen Verhältnisse von Afrika. Ergänzungsheft Nr. 90 zu Petermann’s Mitteilungen, p. 42 bis 46). 5832 A. Grund, der Muldenmitte liegen als flache Becken die Salzseen der Chotts. Diese Ebenen sind Aufschüttungsebenen. Sie bestehen aus Schutt von meist eckiger Beschaffenheit, der auf kurzen Transport weist. Er entstammt, wie schon die Oberflächen- verhältnisse verraten, den umliegenden Inselbergen, von denen er herabgeschwemmt wurde. Die Akkumulation erfolgt in der constantinischen Steppe noch durch das rinnende Wasser. Bedeckt sind die Ebenen mit Grassteppe und in der Umgebung der Chotts mit Salzpflanzen. Betrachtet man nun die Umgebung der constantinischen Chotts, so senkt sich die Ebene, von den Berggehängen aus- gehend, vollkommen gleichmäßig gegen die Chottbecken. Terrassen, welche einen früheren höheren Stand des Salzsees verrieten, fehlen. Die Bildung solcher Terrassen wäre hier ein Ding der Unmöglichkeit. Bei einer nur geringen Steigerung der Niederschläge und damit verbundenem Steigen des Seespiegels müßten die westlichen constantinischen Chotts über die nied- rige Wasserscheide zum Meere entwässern, somit ihre Abfluß- losigkeit verlieren. Ihre flachen Becken stehen untereinander durch die zeitweise benützte Flußader des Oued Saboun in Verbindung und der tiefstgelegene Endsee Sebkret ez Zmoul hat bei hohem Wasserstand zur Regenzeit einen Ausfluß, der sich im Schuttkegel des Kerchabaches verliert, während er bei tiefem Stande zur Trockenzeit ebenso wie die anderen Chotts zu einer kleinen abflußlosen Salzlache einschrumpft. Bei bestän- dig hohem Stande müßte hier ein Fluß entstehen, der, über den Schuttkegel des Kerchabaches hinüberfließend, sich an den Oued bou Merzoug angliedern würde. Durch den Mangel an Terrassen unterscheiden sich die constantinischen Chotts von anderen abflußlosen Seen, wie es z. B. das Tote Meer, das Kaspische Meer oder der große Salz- see in Utah sind. Während diese eine Reihe pleistozäner Terrassen als Zeichen einstiger höherer Seestände aufweisen, bilden die constantinischen Chotts einen morphologisch anderen Typus abflußloser Seen ohne pleistozäne Terrassen. Man darf aus dem Fehlen dieser schließen, daß die constantinischen Chotts zur Eiszeit nicht als abflußlose Seen bestanden haben, daß ihre Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 033 Abflußlosigkeit jünger ist als die Eiszeit, denn selbst wenn schon die heutigen Oberflächenverhältnisse vorhanden gewesen wären, hätte sich die Abnahme der Verdunstung bei der Tem- peraturherabsetzung der Eiszeit in einem Ansteigen des See- spiegels kundgegeben, welche die abflußlosen Seebecken in der oben geschilderten Weise in einen Flußlauf umgewandelt hätte, welcher die niedrige Wasserscheide überwand. Man muß daherannehmen, daß die Chotts erst nach der Eiszeit abflußlos wurden. Aber man muß sich noch die Frage vorlegen, ob über- haupt die heutige Chottlandschaft zur Eiszeit bereits bestan- den hat. Die obengeschilderten Oberflächenverhältnisse der Chott- region kamen dadurch zu stande, daß das Gebirge, da es abfluß- los ist, im eigenen Schutt erstickt, es unterliegt dem Ver- steppungsprozeß. Die Schuttanhäufung erfüllt die Vertie- fungen einer älteren Landoberfläche und hat diese zur Voraus- setzung. Es muß daher vor der heutigen Zeit der Akku- malatıom. eime'Zeit’der Erosion, der’ Herausbildung ern No en un Berschieden” ven-Berg und’Tal liegen. Diese ältere Landoberfläche ist gegen das zum Meere ent- wässernde Gebiet offen, denn wir sahen, daß der Übergang aus dem Flußgebiet des Oued bou Merzoug ins Gebiet der constanti- nischen Chotts nicht über eine Wasserscheide von an- stehendem Gestein, sondern über eine ganz unmerkliche Schuttwasserscheide hinüberführt. Der Schuttkegel des Kercha- baches bildet die Wasserscheide. Ein altes Tal zieht sich daherlumter dem” Sehutt der Wasserscheide ins ab- flußlose Gebiet hinein und verzweigt sich jedenfalls in die verschüttete Landoberfläche der constantinischen Chotts. Jen- seits der Wasserscheide zieht sich die Schuttausfüllung mit abnehmender Mächtigkeit ins Tal des Oued bou Merzoug hinab, bis dieser schließlich mit der Steigerung seiner Wasser- kraft des zuwachsenden Schuttes Herr wird und Gleichgewicht zwischen Schutt-Zu- und Abfuhr eintritt. Diese Grenze der übermächtigen Akkumulation liegt bei El Guerra, wo die Tal- gehänge näher zusammenrücken. Hier ist daher die Grenze zwischen humider und arider Steppe sehr scharf zu ziehen. °94 A. Grund, Daß die heutigen Inselberge wirklich nur die Überreste einer verschütteten Tallandschaft sind, die sich in gar nichts vom Atlas nördlich der Wasserscheide unterschied, wird sofort klar, wenn man z. B. auf dem Blatt Constantine Nr. 73 der Carte d’Algerie (1:50.000) die Berge nur bis 950 m Höhe aus dem Schutt aufragen läßt und den Zwischenraum der Berge durch flache Schuttmulden, die bis 800 m herabreichen, aus- füllt. Von der ganzen reichgegliederten Tallandschaft bleiben tatsächlich nur wenige Inselberge übrig. Den Vorgang der Akkumulation und die Entstehung der Abflußlosigkeit muß man sich folgendermaßen erklären. Die Akkumulation erfolgte von der Seite von den Talgehängen und von den Seitenbächen, während zugleich die Flußader durch Abnahme der Feuchtigkeit schwächer wurde. Es entstand ein Mißverhältnis zwischen Schutt-Zu- und Abfuhr. Das Fluß- gefälle minderte sich und schließlich konnte an günstigen Stellen das Gefälle unterbrochen werden. Im vorliegenden Falle war es der Schuttkegel des Kerchabaches, welcher nördlich des Sebkret ez Zmoul das Talgefälle unterbrach. So entstand die heutige Wasserscheide als Schuttwasserscheide. Über- mächtige Lateralakkumulation schuf ungleichsinnige Abdachung und führte zur Bildung der Chottbecken. Die Chottbildung ist auf diese Weise eine Folge des ganzen Akkumulationsvorganges und mit diesem innig verbunden. Die Region der constantinischen Chotts war somit früher zur Zeit einer Erosionsepoche nicht nur nicht abflußlos, sondern tief erodiert und entwässerte durch ein Tal zum Meere und erst später erfolgte das Anwachsen des Schuttes, welches schließlich das Gebiet der Chotts abflußlos machte; auf die Erosions- epoche folgte also eine Akkumulationsepoche. Die Akkumulationsepoche hat zur Voraussetzung eine Abnahme der Niederschläge, denn solange diese reichlich blieben, war auch der Fluß erosions- und transportfähig und der Schutt konnte nicht anwachsen. Die Erosionsepoche umgekehrt beweist, daß vor der Gegenwart einst reichlichere Wasserkräfte zur Verfügung gestanden haben müssen, daß früher größere Feuchtigkeit herrschte. Nun ließ sich oben aus der Terrassenlosigkeitschließen, daß die constantinischen Chotts Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. DO zur Eiszeit nicht bestanden haben können, daß sie jünger sind als diese. Nachdem nun die Chottbildung eine Folge der Akkumulation ist, so darfman schließen, daß die Akkumulations- epoche gleichfalls erst nach der Eiszeit fällt. Die Erosions- epoche wäre daher spätestens in die Eiszeit zu verlegen. Damals muß das Erosionstal mindestens zum letzten Male in Funktion gewesen sein. Bis zur Gegenwart ist seither eine Ver- ‚schlechterung des Klimas eingetreten, welche die Wasser- mengen verminderte und in der weiteren Folge die Akkumu- lationsvorgänge der Chottregion entfesselte und die Abfluß- losigkeit derselben herbeiführte. Wir kommen daher zu dem Ergebnisse, daß es in Nord- afıika eine Zeit reicherer Niederschläge, eine Pluvialzeit, gegeben haben muß, die wahrscheinlich gleichzeitig mit der Eiszeit ist, und daß die Entstehung der Erosionsformen spätestens ein Werk dieser Pluvialzeit ist, ferner daß die Erosionsprozesse seither zum Stillstand gelangt sind, in der Gegenwart höchstens noch an den Inselbergen fortschreiten daß die Erosionsformen aber heute einer Verhüllung durch Akkumulation entgegengehen. Der Nachweis der Pluvialzeit stellt uns nun vor weitere Probleme, deren Lösung erst von eingehenderen Studien der Zukunft erwartet werden kann. Die genaue Erforschung der Biszeic ine den Alpen durch Penck und Brückner’ergabreine Aufeinanderfolge von vier Eiszeiten und drei Interglazialzeiten. Wenn jede Eiszeit sich in den Trockengebieten als Pluvialzeit äußerte, so gab es dort vier Erosionsepochen, die unterbrochen waren von drei Akkumulationsepochen der Interpluvialzeiten. In den Pluvialzeiten müßten sich die abflußlosen Chottgebiete der Versteppungszone immer wieder in Flüsse umgewandelt haben, welche den in den Interpluvialzeiten angesammelten Schutt wieder aus dem Gebirge herausräumten. Es wird einer genauen Untersuchung der Schuttablagerungen bedürfen, ob sich ältere, der Zerstörung entgangene Schuttmassen erhalten haben, um zu prüfen, ob diese Anschauung zutreffend ist. Sie müßte den Nachweis von drei verschieden alten Schuttein- lagerungen der Täler erbringen können. 036 A. Grund, Die heutige Wasserscheide bei Aine M’lila entstand dadurch, daß ein Fluß seines Quellgebietes durch laterale Akku- mulation beraubt wurde. Im Quellgebiet mußten solche Vorgänge eintreten, denn hier beginnt die Wirksamkeit des fließenden Wassers in Gestalt kleiner dünner Wasserfäden, die leicht zu unterbrechen sind. Das Quellgebiet eines Flusses stellt stets einen Gleichgewichtszustand dar, wo die Schuttzufuhr der Denudationsvorgänge (Abspülung, Schuttkriechen etc.) über- geht in den Wassertransport. Wird die Wasserkraft größer, so wird der Schuttransport bereits höher im Quellgebiet beginnen, wird sie schwächer oder die Schuttzufuhr größer, so wird sich der Gleichgewichtszustand ersttiefertalabwärts einstellen. Beim Vorgang der Versteppung schiebt sich diese Gleichgewichts- grenze außerordentlich tief hinab und raubt so dem Flusse sein ursprüngliches Quellgebiet. Wir haben in diesem Vorgang eine der bezeichnenden Formen der morphologischen Versteppung zu erblicken, die sich mit der Steppenvegetation zu einem Typus kombiniert, der verschieden ist von dem Typus der zum Meer entwässernden Steppe; dort haben wir humide Öber- flächenformen und Trockenflora, hier aride Formen und Trockenvegetation. Die Grenze dieser zwei morphologischen Typen fällt aber nicht scharf zusarnmen mit der Wasserscheide des abflußlosen Gebiets, sondern sie reicht über dieses hinaus ins marin entwässerte, in unserem Falle bis El Guerra. Beide Steppenformen unterscheiden sich morphologisch scharf von- einander. Die eine ist bezeichnet durch Erosions-, die andere durch Akkumulationsformen. Mußten wir deshalb die erstere als Erosionssteppe noch dem humiden Gebiet zuweisen, so gehört die Akkumulationssteppe zum ariden Gebiet. Unsere anfangs gehegten Zweifel, ob sich das Trockengebiet bei der allmählichen Niederschlagsabnahme einigermaßen scharf begrenzen läßt, sind daher nicht zutreffend. Die Grenze zwischen Erosions- und Akkumulationssteppe in den Talböden ist die morphologische Grenze der Trockengebiete. Der ganze Vorgang der Versteppung ist analog der der Vergletscherung eines Gebirges. In beiden Fällen wird das fließende Wasser im Talbeginn außer Funktion gesetzt und der Gleichgewichtszustand gestört, indem die Tallandschaft Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 587 einerseits mit Firn, andrerseits mit Schutt verhüllt wird. Während aber die Vergletscherung lebendige Kräfte an die Stelle des rinnenden Wassers setzt, breitet die Versteppung ein Toten- kleid über das Land. | Der heutige Oued bou Merzoug hat auf diese Weise durch die Versteppung einen beträchtlichen Teil seines Quellgebietes eingebüßt, er ist ein geköpfter Fluß. Das ihm entrissene Quellgebiet läßt sich noch heute an- nähernd begrenzen. Der nahezu zusammenhängende Zug von Inselbergen, der südlich von Aine M’lila beginnt, nach Westen zieht und im Rokbete el Djemel endet, sowie der Djebel bou Adfen westlich des El Merdj-Sumpfes geben die Nord- und Westgrenze des abflußlosen Gebietes, wo anstehendes Gestein fast zusammenhängend die Wasserscheide gegen das Quell- gebiet des obersten Rummel bildet. Innerhalb dieses Gebietes zieht sich eine breite Senke von West nach Ost und später nach Nordost. Sie beginnt im El Merdj-Sumpf, führt um den Djebel Roknia herum zum Chott Zana und weiterhin zum Chott Saboun und von diesem zum Chott Gadaine. Aus den drei letztgenannten führt die zeitweise Verbindung des Oued Saboun zu den tiefstgelegenen Chott Tinecilt und Sebkret ez Zmoul. In den Chott Gadaine mündet auch der Oued el Mader, der von Batna und Lambe£se aus dem Saharaatlas kommt. Die große Schuttsenke ist mit Grundwasser erfüllt, das jeweils in den tiefsten Punkten in Gestalt der Chotts austritt. Das Grundwasser senkt sich nach Osten. Der Chott Zana liegt zirka 810 m hoch, der Chott Saboun 800 m, der Chott Gadaine etwas unter 800 m, der Chott Tinecilt 796 m, der Sebkret ez Zmoul zirka 790 m. Alle genannten hängen bei Hochstand miteinander zeitweise zusammen und stellen einen nach Ost geneigten Grundwasserspiegel dar, der erheblich höher liegt als die Versitzstelle des Kerchabaches (777 m), die nur 7 km nördlich des Sebkret ez Zmoul liegt und gleichfalls höher als die 10 2m nördlich des Salzsees gelegenen Quellen des Oued bou Merzoug (772 bis 775 m). Dieses Gebiet ent- wässerte zur Pluvialzeit im Oued bou Merzoug-Tale einst ober- irdisch zum Meere, seither ist es abflußlos geworden. 238 A. Grund, Es wird aber noch Untersuchungen bedürfen, ob das Grundwasser südlich von Aine M’lila überhaupt eine Wasser- scheide bildet. Zur Trockenzeit scheint dies der Fall zu sein, wenn der Sebkret ez Zmoul zu einer kleinen Salzlache ein- schrumpft. Ob dies aber zur Regenzeit zutrifft, ist noch die Frage. Es wäre nicht unmöglich, daß sich dann der Grund- wasserspiegel von den Chotts einfach gegen die Quellen des Oued bou Merzoug senkt; allerdings müßte sich dies in einer Steigerung des Salzgehaltes der Quellen kundgeben, die freilich minimal sein dürfte, denn zur Regenzeit mindert sich der Salz- gehalt des Chottwassers außerordentlich.! Jedenfalls kann die durch die Verdunstung geschaffene Depression des Grund- wasserspiegels im Chottbecken nur die obersten Grundwasser- schichten betreffen und an sich ziehen, die tieferen müssen sich gegen das Oued bou Merzoug-Tal bewegen. er alte Erosionstalboden weist dem Grundwasser den Weg dahin und die Quellen des Oued bou Merzoug beziehen tatsächlich ihr Wasser aus dem abflußlosen Gebiet durch die Schuttwasserscheide. Der Gedanke, daß das schwerere Salzwasser der Chotts auf dem angeblich leichteren süßen Grundwasser schweben kann, ist nicht kurzerhand abzulehnen, denn das Grundwasser dürfte unter dem Chott in seinen oberen Schichten teils infolge des Druckes, teils infolge der Verdunstung der obersten Schichten in aufsteigender Bewegung gegen die Verdunstungs- pfanne sein, zudem hat auch das Grundwasser nicht die hydrostatischen Eigenschaften des frei beweglichen Wassers, sondern die einer zähflüssigen Masse von größerem spezi- fischen Gewicht. Die eben geschilderte Möglichkeit, daß die Oued bou Merzoug-Quellen ihr Wasser aus dem abflußlosen Gebiet be- ziehen, ist jedenfalls ein Sonderfall, der nicht häufig aufireten dürfte, da er nur am äußersten Rande von Trockengebieten auftreten kann, wo die Verdunstung noch geringer ist. 1 Der starke Salzgehalt des Chott Tinecilt und Sebkret ez Zmoul stammt von dem Rücken salzhaltigen Dolomits, der sich zwischen beide Seen schiebt (Blayac, Les Chotts des Hauts Plateaux de I’Est Constantinois [Algerie]. Origine de leur salure. Bulletin de la Societe geologique de France, 1897, t. XXV). Me Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 299 Dies zeigen schon die östlichen constantinischen Chotts, die südlicher liegen als die westlichen. Sie stellen wahr- scheinlich das verloren gegangene Quellgebiet des Oued Seybouse dar, von dem sie durch eine Schuttwasserscheide von 900 m Höhe getrennt sind. Der Chott Garaet et Tarf südlich derselben liegt aber nur 846 m hoch (bei hohem Wasserstande), somit erheblich tiefer als die Wasserscheide und die Brunnen und Quellen, welche die Karte auf derselben verzeichnet. Hier ist eben die Verdunstung bereits so stark, daß sie eine tiefe Depression im Grundwasserspiegel hervorruft,- so daß auch von der Schuttwasserscheide her sichtlich ein Gefälle des Grund- wassers gegen den Chott herrscht. Angesichts des Ergebnisses, daß der Oued bou Merzoug sein ehemaliges Quellgebiet seit der Eiszeit durch die Ver- steppunewverloren‘ hat, erhebt sich‘ die Frage, ob. derselbe Vorgang auch an anderen Orten stattgefunden hat. Die Be- trachtung der Carte geologique de l’Algerie (1: 800.000) scheint dies zu bestätigen, denn alle mediterranen Atlasflüsse, die an die Chottregion heranreichen, haben an einzelnen Punkten Schuttwasserscheiden. Ähnlich liegen anscheinend auch die Verhältnisse im Quellgebiet des großen Mäander in Klein- asien. Das Gebiet der Abflußlosigkeit hat offenbar am Rande der Trockengebiete seit der Eiszeit eine Erweiterung erfahren und die Wasserscheide des abflußlosen Gebietes wurde durch den Versteppungsprozeß in ehemals humide Gebiete hinausge- schoben, jedoch nur, wo die Flüsse vom Trockengebiet weg- flossen. Dort, wo sie in dieses hineinflossen und wo die Wasserscheide außerhalb der morphologischen Versteppung blieb, änderte sich die Größe des abflußlosen Gebietes nicht, denn die Wasserscheide blieb stabil. Hier fehlen Schuttwasser- scheiden, die Wasserscheide knüpft sich an anstehendes Gestein. Dies sieht man an der Wasserscheide im Norden des Chott el Hodna, wo der Einbruch dieses tektonisch! ent- standenen Beckens die Wasserscheide zwischen der medi- 1 Bernard Ficheur, Les regions naturelles de l’Algerie. Annales de Geographie 11, 1902, p. 423. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 38 40 A. Grund, terranen und saharischen Abdachung des Atlas weit nach Norden gerückt hatte, so daß sie den Versteppungsvorgängen entrückt blieb. Hier fehlt eine Schuttwasserscheide, dagegen findet sich eine solche in der Südumrandung bei Medoukal, welche beweist, daß das Becken des Chott el Hodna zur Eiszeit nach der Sahara entwässert wurde. Ein altes Entwässerungstal, das des Oued Salsou, Öffnet das Becken des Chott elHodna südlich von der Wasserscheide von Medoukal, die nur aus Schuttkegeln von Südwesten kommender Bäche zu bestehen scheint, gegen das Becken von El Outaya und somit gegen das saharische Einzugsgebiet des Oued el Biskra. Die Versteppung hat also hier wieder ein Fluß- system zerstört und von ihm den Oberlauf in Gestalt eines abflußlosen Beckens abgetrennt. Sie konnte dies um so leichter tun, da der in dem großen Becken von allen Seiten herbei- geschaffite Schutt von einer einzigen Wasserader hätte bewältigt und aus dem Becken herausgeschafft werden sollen. Zur Eiszeit entwässerte somit der Chott el Hodna jedenfalls zum Oued el Biskra, aber die Frage nach dem Alter des Entwässerungstales ist noch offen. Eine genaue Erforschung der Seeumrandung wird die Frage zu beantworten haben, ob das tektonische Becken schon vor der Eiszeit geöfinet war oder erst durch diese erschlossen wurde. Die Geschichte des Flußtales könnte somit Aufschluß geben über die präpluvialen Klimaverhältnisse der Atlasländer, ob schon vor der Eiszeit Abflußlosigkeit herrschte oder nicht. Jedenfalls stellt der Chott el Hodna einen etwas anderen morphologischen Typus dar als die westlichen constantini- schen Chotts. Die Versteppung ergriff hier Besitz von einer tektonischen Hohlform, die allerdings bereits in eine Talland- schaft eingefügt gewesen war. Aus unseren Ausführungen ergibt sich somit folgendes Ergebnis, daß in Trockengebieten Schuttwasserscheiden zu Verrätern der rezenten hydrographischen Veränderungen werden. Diese wird man daher zu ermitteln haben. Das Problem der morphologischen Erforschung der Trockengebiete wird es weiters sein müssen, die pluvialen Wasserscheiden und Flußläufe zu ermitteln. Da die Pluvialzeit Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 941 in den Trockengebieten eine Erosionsepoche darstellt, so müssen die Wasserscheiden im anstehenden Gestein verlaufen sein. Ein weiteres Problem ist ferner die Aufgabe, festzustellen, wo es zur Eiszeit abflußlose Gebiete gegeben hat und wie groß damals sich das Verhältnis zwischen abflußloser und marin entwässerter Erdoberfläche stellte. In unserem Falle ist die Frage, ob das ganze Einzugsgebiet des Chott Melrir zur Eiszeit abflußlos war oder zum Meere entwässerte, noch nicht gelöst, da die Ostumrandung des Chotts noch nicht erforscht ist. Der östlich gelegene Chott Djerid hatte einen Abfluß gegen den Golf von Gabes, denn die 45 m hohe Schuttwasserscheide bei Gabes verschüttet einen alten Talboden, dessen Sohle 30 m tiefer in anstehendem Fels gefunden wurde.! Um die eiszeitliche Wasserscheide des marin entwässerten und des abflußlosen Gebietes festzulegen, wird man vor allem eine sorgfältige Scheidung der abflußlosen Seen vornehmen müssen. Man kann einerseits terrassenlose Seen unterscheiden, die postpluvial sind (Typus der constantinischen Chotts) und andrerseits Seen mit Terrassen, deren Entstehung präpluvial ist. Der letztere Typus zerfällt wieder in zwei Gruppen, einer- seits in Seen ohne eiszeitlichen Abfluß (Typus des Toten Meeres), was sich in einer Mehrzahl von Terrassen kundgibt, die tiefer liegen als der tiefste Punkt der Umrandung, und andrer- seits solche mit eiszeitlichem Abfluß und Rückzugsterrassen (Typus des Lake Bonneville), wo die höchsten Terrassen den tiefsten Punkt der Umrandung mindestens erreichen. Diese letztere Gruppe stellt solche präpluvial abflußlose Gebiete dar, wo die Eiszeit nicht im stande war, sie vollkommen zu erschließen und in Gestalt von Erosionstälern in die gleich- sinnige Abdachung einzugliedern. Man erhält somit zwei genetisch verschiedene und ver- schieden alte Typen von heute abflußlosen Seen. Der erstere bezeichnet das erst nach der Eiszeit abflußlos gewordene Gebiet, er liegt in ehemaligen durch Akkumulation außer Funktion gekommenen Erosionstälern. Er dürfte wohl der am 1 Rouire, La decouverte du bassin hydrographique de la Tunisie centrale et l’emplacement de l’ancien lac Triton, p. 6, 7 und 30. 38*F 542 A. Grund, meisten in Trockengebieten vorkommende Seetypus sein, der besonders in den Randgebieten eine geschlossene Zone bildet, wo die Abflußlosigkeit erst ein Werk der Klimaverschlechterung der Gegenwart ist. Die Seen mit Terrassen stellen den Überrest des schon vor der Eiszeit abflußlosen Gebietes dar, das durch die Eiszeit nicht in die gleichsinnige Abdachung einbezogen wurde. Sie sind tektonisch entstanden, entweder durch Einbruch von Senkungsfeldern oder dadurch, daß die Gebirgsbildung die Regenwinde absperrte. Die Gruppe der Terrassenseen ohne Abfluß liegt im Zentrum des abflußlosen Gebietes, das auch durch die Eiszeit nicht erschlossen wurde. Um sie und ihr Einzugsgebiet, das begreiflicherweise auch Terrassenseen mit Abfluß umfassen konnte und das heute auch Seen ohne Terrassen aufweist, ist die eiszeitliiche Wasserscheide des damais abflußlosen Gebietes zu ziehen. Sie muß durchwegs in anstehendem Gestein verlaufen, denn eine Schuttwasserscheide wäre ja der Beweis für die eiszeitliche Aufgeschlossenheit. Über den Umfang des präpluvialen abflußlosen Gebietes sagen uns dagegen die zwei Gruppen der Terrassenseen nur den Minimalwert; es muß größer gewesen sein, denn wenn die Eiszeit die eine Gruppe früher abflußloser Terrassenseen zeit- weise mit Abflußtälern versah, so hat sie gewiß noch eine viel größere Zahl früher abflußloser Seen gänzlich geöffnet und in Erosionstäler umgewandelt. Die verschüttete Erosionslandschaft, die heute die terrassen- losen Seen enthält, könnte deshalb vor der Eiszeit sehr wohl abflußlos gewesen sein. Die jugendliche Form der Klammen des Oued el Ksour und Oued el Guebli und die Formen des Berglandes von Aures, die im folgenden geschildert werden, lassen es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß diese Täler erst zur Eiszeit als Erosionsrinnen entstanden sind. Südwestlich von Batna liegt die Wasserscheide in 1080 m zwischen dem Oued el Mader und dem Oued el Ksour, einem Quellfluß des Oued el Biskra, der in die Depression des Chott Melrir am Südfuß des Saharaatlas eintritt. Sie trennt das Saharaeinzugsgebiet vom Gebiet der westlichen constantini- schen Chotts und liegt in einer breiten Längstalfurche des Saharaatlas. Auch sie ist eine ganz unmerkliche Schuttwasser- “ Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 943 scheide, gelegen auf zwei beiderseits ins Tal gebauten Schutt- kegeln zweier Seitenbäche, verdankt somit gleichfalls erst der postpluvialen Akkumulationsperiode ihr gegenwärtiges Aus- sehen. Manches spricht dafür, daß sie nicht stabil geblieben ist, sondern sich nach Südwesten verschoben hat und früher nord- östlich von Batna lag. Das Quellgebiet des Oued el Mader richtet sich nämlich nach Westen gegen das von Südwest nach Nordost streichende Längstal von Batna, wo der Fluß dann mit spitzem Winkel nach Nordost abbiegt, statt im stumpfen der Sahara zuzufließen. Zugleich treten nordöstlich von Batna die Talgehänge näher zusammen, so daß zu ver- muten ist, daß hier der anstehende Fels seichter liegt als süd- westlich von Batna, wo das Tal bis über Mac Mahon außer- ordentlich breit ist (4 bis 5 Am) und im Becken von Mac Mahon seine größte Breite (zirka 10 km) erreicht. Es dürfte somit zur Eiszeit eine Talwasserscheide aus anstehendem Fels nord- östlich von Batna bestanden haben. Die Erklärung, warum sich hier die Wasserscheide verschoben hat, ist wieder in der zu groß gewordenen Lateralakkumulation zu suchen. Die Umgebung von Batna gehört bereits dem Bergland von Aures an, das bedeutende Höhen bis über 2000 :z erreicht und deshalb eine regenreiche, baumbestandene Telloase inner- halb des Saharaatlas darstellt. Die Abflüsse desselben bauen große Schuttkegel ins Längstal von Batna und überschütteten schließlich die Wasserscheide nordöstlich von Batna, so daß der Oued el Mader, der früher das Quellgebiet des Oued el Ksour gebildet hatte, über sie hinweg den constantinischen Chotts zufließen konnte. Bis Mac Mahon behält so die Landschaft den Charakter eines der Ausreifung entgegengehenden Trockengebietes, wie ihn Davis definiert hat,! mit steigender Erosionsbasis in Gestalt von Akkumulationsebenen, wo das Bergland zusehends im Schutt erstickt, bis schließlich nur mehr Inselberge auf- ragen. Ist dieser Landschaftscharakter im Gebiet der constan- tinischen Chotts bereits vollkommen ausgereift, so ist er im 1 Davis, The geographical cycle in an arid climate, The Geographical Journal. Januar 1906, Vol. XXVII, No. 1. 044 AT Grund) Längstal von Batna noch nicht vollendet, denn das ne Bergland von Aures hat noch jugendliche Formen und die reifen beschränken sich nur auf das Längstal von Batna. Von Mac Mahon an ändert sich auch das Bild des Tales. Man tritt in eine Erosionslandschaft, obwohl das Gebirge immer mehr Wüstencharakter annimmt, Deflations- und Corra- sionsformen auftreten und die Vegetation sich nahezu gänzlich auf die künstlich bewässerten Talsohlen zurückzieht und bei El Kantara die erste Dattelpalmenoase der Wüste auftritt.! Man passiert hier die jugendliche, noch unausgereifte Landschaft des Berglandes von Aures. Mit rapidem Gefälle und in wilden Klammen, deren jugendliche Wildheit durch die Deflations- und Corrasionserscheinungen scheinbar noch gesteigert wird, bricht der Oued el Ksour durch eine Kalkkette ins Längstal des Oued el Guebli und dieser durchschneidet die nächste Kalkkette in der malerischen Schlucht des Foum-es-Sahara (Mund der Sahara), um in das 400 bis 500 m hoch gelegene Talbecken von EI Kantara zu gelangen. Von hier ab hört der jugendlich wilde Charakter der Landschaft auf und es ent- wickeln sich zusehends wieder Landschaftsformen der zu- nehmenden Ausreifung, wie man sie bei Mac Mahon verlassen hat und die talabwärts immer reifer werden. Das Gebirge erstickt wieder im Schutt. Schon im Längstal des Oued el Guebli ragen nur mehr die oberen Partien der Berge als Fels aus den sie verhüllenden Schutthalden auf, aber auch das anstehende Gestein ist tief zersprengt, denn durch den grellen Wechsel von Hitze und Kälte schuppt es sich längs der Schichtflächen ab, bleibt aber vielfach noch in seiner Lagerung, so daß ganze Gehänge aus abgelösten Gesteinsplatten bestehen. Zugleich tritt schon von Mac Mahon an, besonders aber unterhalb El Kantara, neben dem Gehängeschutt in der Talmitte auch 1 Der Übergang von der Steppe zur Wüste ist hier außerordentlich kurz und unvermittelt. Das Bergland von Aures trug Mitte April 1904 noch Schnee- flecken. In les Tamarins und Mac Mahon blühten erst die künstlich bewässerten europäischen Obstbäume und die Pappeln und andere blatitabwerfende Bäume zeigten sich erst im frischen Frühlingsgrün, während in 17 km Luftlinie Ent- fernung und 400 m tiefer in drückender Hitze die immergrünen Dattelpalmen von El Kantara gedeihen. Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 045 äolischer Wüstenstaub auf, der mit steiler Stufe gegen die Flußrinne abfällt und in tiefen Regenrissen zerfurcht ist. Das Längstal der Oued Biskra unterhalb EI Kantara ist so bereits im Schutt erstickt, dann bricht der Fluß durch zwei Kalkketten ins 250 bis 200 m hohe, mit Steppenstaub erfüllte Becken von El Outaya; aber beide Durchbrüche haben ihre jugendfrische Wildheit eingebüßt, denn sie sind im Schutt vergraben. Ebenso gilt dies vom letzten Durchbruch bei Biskra, wo der Fluß in die Sahara eintritt, er mündet hier in das Depressionsgebiet des Chott Melrir, das offenbar ein Senkungsfeld darstellt. Die Sahara stellt sich bei Biskra als eine weite, ebene Akkumulationsfiäche dar, die sich ganz allmählich von 122 m Höhe bei Biskra zur 30 m tiefen Depression des Chott Melrir senkt. Sie besteht in der Umgebung von Biskra zum größten Teil aus äolischem Wüstenstaub; es ist eine feine, ungeschichtete Ablagerung von rötlicher Färbung, ein rezenter Löß, der nur in der Nähe der aus dem Gebirge kommenden Flüsse Schotter, und zwar von ziemlich grobem Korn eingebettet enthält. Die äolische Akkumulation dauert auch gegenwärtig fort, sie ist so stark, daß sie über das breite Schotterbett des Oued el Biskra und auch die anderen aus dem Bergland von Aures kommenden Flüsse emporwächst, so daß diese bereits in diesen rezenten Löß mit allerdings niedrigen, senkrechten Steilufern eingesenkt sind und deshalb ihren groben Schotter nicht über die Ebene ausbreiten können. Die Ausbreitung der Fluß- sedimente erfolgt, nach der geologischen Karte (Carte geolo- gique de l’Algerie)! zu schließen, erst in der zentralen Senke um den Chott Melrir. Das Schottermaterial ist zu grob, als daß man den rezenten Löß von Biskra als fluviatilen Über- schwemmungslehm erklären könnte, er müßte in diesem Fall aus Schotter und Sandlagen allmählich hervorgehen und anfangs mit diesen wechsellagern. Tatsächlich tritt aber in den Flußufern der Löß scharf und unvermittelt an das Schotterbett heran. 1 Die Carte geologique de 1l’Algerie (1: 800.000) schreibt dem Löß pleistozänes Alter zu, anscheinend nur deshalb, weil er Löß ist und trennt ihn von den rezenten Alluvien um den Chott herum. 046 A. Grund, Die heutige orographische Grenze des Atlas gegen die Ebene ist nicht die Grenze der gefalteten Ketten des Atlas, sondern aus der Ebene ragen noch bei Biskra, das 8 km vom Gebirgsrande liegt, inselförmige Hügel von aufgerichteten Kalkschichten auf, welche beweisen, daß ein Teil des Gebirges unter der Ebene begraben liegt. Die Akkumulation dringt sicht- lich ins Gebirge ein und hat innerhalb desselben die Becken von EI Outaya und EI Kantara ausgefüllt. Es ist auch hier eine alte Landoberfläche erstickt, ein altes Flußsystem, dessen Talsohle in den alten Durchbrüchen oberhalb von Biskra und El Outaya tiefer lag und dem jedenfalls auch das Gebiet des Chott el Hodna zugehört hat, das durch das Quertal des Oued Salsou ins Becken von Outaya entwässerte. In welchem Verhält- nis dieses spätestens eiszeitliche Erosionstal zu den Schotter- massen steht, welche terrassenartig den Fuß des Gebirges in der Umgebung von Hammam es Salahine bei Biskra und den Südrand des Berglandes von Aures begleiten und welche als Reste eines eiszeitlichen Seestandes gedeutet werden könnten, wage ich vorläufig nicht zu entscheiden, da erst die genauere Erforschung und vor allem die Untersuchung der Ostumrandung des Beckens des Chott Melrir hierüber Aufschluß geben könnte, ob hier ein eiszeitlicher Abfluß in der Höhe dieser Terrasse vorhanden war. Die Erosionsrinne des verschütteten Tales scheint tiefer zu liegen als diese Schottermassen und diese auch noch zu zerschneiden, die Erosion dürfte daher auch nach dem Rück- zuge des Sees, falls dieser bestanden hat, noch eine Zeitlang fortgedauert haben. Das Becken des Chott Melrir ist offenbar ein tektonisches Senkungsfeld, das, im Trockengebiet gelegen, sich nicht bis über den Meeresspiegel mit Wasser füllt, sondern nur bis zu der Höhe, wo sich. Verdunstung und Zufluß die Wage halten. Deshalb braucht man die tiefe Lage der Erosionsrinne des Oued Biskra-Tales, die dem Meeresniveau nahekommen dürfte, nicht mit Senkungserscheinungen in Zusammenhang bringen, sondern mit einem früheren Zustande, wo die Melrir- depression noch nicht so hoch ausgefüllt war. Es ergibt sich somit auch auf der saharischen Seite des Atlas dieselbe Aufeinanderfolge einer Erosions- und Akkumu- | : r, Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 047 lationsepoche. Dies alles ist auch im stande, die jugendlichen Landschaftsformen zu erklären, welche zwischen den alten Formen der Landschaft der constantinischen Chotts und der reifen Landschaft südlich von El Kantara liegen. Im letzteren Gebiete haben wir denselben Vorgang des Erstickens des Gebirges wie im Gebiet der constantinischen Chotts, nur daß er hier von unten her erfolgt. Ihm arbeitet der Vorgang des Erstickens des Quellgebietes oberhalb Mac Mahon entgegen, zwischen beiden liegt aber der Überrest der jugendlichen Landschaft, der noch nicht von der Akkumulation vernichtet und ausgereift wurde. Es ist ein Überrest einer pleistozänen Topographie, die, nach der Jugend der Formen zu schließen, erst in der Eiszeit entstand, die hier erhalten geblieben ist und die auch im ganzen übrigen Berglande von Aures wegen seines Regenreichtums noch fortlebt und fortleben wird, bis die Höhen des Berglandes erniedrigt und aufgelöst sind. Das ganze Berg- land stellt so heute ein Inselbergland vor, das sich später in Inselberge auflösen wird. In diesem Teile des Saharaatlas herrscht deshalb noch Erosion, während sonst überall Akkumu- lation eingetreten ist. Solche Inselbergländer, die wegen ihrer Höhenlage reichlicheren Niederschlag empfangen, wo infolge- dessen die Erosion fortlebt, sind feuchte Inseln innerhalb des Trockengebietes, sie entsprechen den Tellinseln der Vegetation. Man darf sie aus diesem Grunde nicht als charakteristisch für Steppe und Wüste ansehen und von ihnen morphologische Gesetze für Trockengebiete ableiten, da sie vielmehr unaus- gereifte Relikte und Ausnahmserscheinungen der Morphologie von Trockengebieten sind. Die Wüste und Steppe ist ebenso wie das Waldland und die Alpenzone eine Höhenzonen- erscheinung; was über sie emporragt, hatreichlicheren Nieder- schlag und gehört deshalb nicht zu ihr, sondern stellt eine Insel des feuchten Gebietes dar. Diesen Grundsatz wird man auch für die morphologische Beurteilung der zentralasiatischen Steppen und Wüsten festhalten müssen. Das Davis’sche Schema der Ausreifung eines Trocken- gebietes! bedarf nach obigem einer Ergänzung. Es besteht Bene The geographical cycle in an arid climate. The Geographical Journal, 1906, January, Vol. XXVII, No. 1. 048 A. Grund, nicht bloß eine Hebung des Erosionsniveaus, welche das Land im Schutt ersticken läßt. Man muß bei der Versteppung eines Gebirges vielmehr zwei Vorgänge unterscheiden, einen dort, wo die Arbeit des fließenden Wassers beginnt, wo somit die Erosion die Denudation ablöst, und einen dort, wo sie endet, wo die Erosion durch die Akkumulation ersetzt wird. Beide Vorgänge arbeiten einander entgegen. Bei der Versteppung schiebt sich einerseits die Grenze zwischen Denudation und Erosion im Flußtal abwärts und köpft so den Fluß, und andrerseits schiebt sich von unten her die Grenze zwischen Akkumulation und Erosion aufwärts und schneidet so die Extremitäten des Flusses ab. Zum Schlusse wachsen beide Vorgänge zusammen und erst dann ist die Ausreifung eines Trockengebietes vollzogen. Der Fluß hat sich in abflußlose Becken aufgelöst. Dieses Stadium ist beim Chott el Hodna erreicht, beim Oued el Biskra ist es erst halb fertig, im Gebiet der constantinischen Chotts ist nur der erstere Vorgang überhaupt zur Entwicklung gelangt, da der Unterlauf des Flusses nicht versteppt wurde. Diese eben geschilderte morphologische Klassifikation gilt vorläufig nur für die Randgebiete einer Wüste, also für die Steppenzone, wo noch fließendes Wasser alljährlich periodisch tätig ist. Inwieweit sie für die eigentliche Wüste anwendbar ist, ist erst zu untersuchen. In der Wüste tritt der umgestaltende und schuttumsetzende Faktor des fließenden Wassers nur mehr nach seltenen, spärlichen Regengüssen auf; der fluviatile Verschüttungsprozeß der eiszeitlichen Erosions- formen dürfte sich daher hier um vieles langsamer vollziehen als in der Steppe. Die tote Landschaft der Wüste erfährt eine flächenhafte Abtragung durch den Wind; da aber dieser nur kleine Körner und Staub bewegen kann, ist das Maß der äolischen Abtragung gering.! Dies sieht man am Foum es Sahara sehr deutlich. Das 1 Walther, Das Gesetz der Wüstenbildung, p. 39, spricht an der Hand der chemischen und mechanischen Zerstörungsprozesse im Gestein von der riesengroßen Wirkung der abtragenden Kräfte in der Wüste, aber die chemischen und mechanischen Zerstörungsprozesse am Gestein der Wüste bedeuten noch nicht Abtragung derselben, sondern das mürbe gewordene Gestein bleibt Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. 949 pleistozäne jugendlich V-förmige Profil der Schlucht ist, obwohl hier stets heftige Windzirkulation herrscht, noch ganz un- versehrt, nur die einzelnen Felsen sind zu abenteuerlichen Zacken und Pilzformen ausgeblasen. Die äolische Denudation hat somit hier seit der Eiszeit nur Detailformen niedrigster morphologischer Ordnung geschaffen, sie war dagegen unfähig, die jugendliche Form der pluvialen Schluchten des Oued el Ksour und QOued el Guebli auch nur irgendwie zu verändern. Die eiszeitliche Form wurde hier nicht zerstört, sondern viel- mehr durch die Wüste erhalten. Bezeichnend ist es nun, wie sich die Zerstörungsprodukte der Wüste am Rande derselben gruppieren. Jenseits von Ouargla liegt die breite Zone der Flugsanddünen des Erg, die nahezu geschlossen den Nordsaum der Sahara bildet. Nördlich der- selben liegt die Zone rezenter Lößbildung, als welche sich die Umgebung von Biskra darstellt. Der Flugsand liegt somit dem Ursprungsherde näher als der Löß. Diese Gruppierung der äolischen Ablagerungen um das zentrale Zerstörungsgebiet der Sahara erfolgt im nördlichen Teil derselben durch südliche Winde, die in der nördlichen Sahara in der kühleren Jahreszeit keine Seltenheit sind. Sie treten ein, wenn ein an der nord- afrikanischen Küste vorbeiziehendes barometrisches Minimum herannaht. Mein Aufenthalt in Biskra im Frühjahre 1904 war gerade günstig für solche Beobachtungen. Bei sinkendem Baro- meter herrschte trockener heißer Südwind, der die Atmosphäre mit Staub erfüllte, nach dem Vorüberzug des Minimums fiel bei steigendem Barometer ein heftiger kühler Nordwind ein. Während aber an der Küste heftige Regengüsse niedergingen, äußerte sich in Biskra die Zunahme der Feuchtigkeit nur durch leichte Bewölkung. Die Sortierung des Materials erfolgt somit im Nordsaum der Sahara entgegengesetzt der herrschenden Windrichtung des Passats, weil eben nicht so sehr die herr- vielmehr am Platze und schützt die Unterlage. Zum Teil schützt es sich selbst durch die Schutzrinde vor der Abtragung. Verwitterung ist eben nicht identisch mit Abiragung. Wenn Foureau in der Sahara Kamelspuren von 1877 noch 1892 vorfand (p. 54), wenn Wagenspuren sich 11 Jahre in der kalifornischen Wüste frisch erhalten, so spricht das nicht für starke Abtragung. Auch die wunderbar konservierten ägyptischen Baudenkmäler und Inschriften sprechen dagegen. 850 Ay Grunds schende Windrichtung, sondern der Ursprungsherd der äoli- schen Produkte maßgebend ist. Der Nordostpassat bringt keinen äolischen Schutt herbei, weil er aus dem vegetations- reicheren Gebiet kommt, wohl aber der zeitweise Südwind, der aus dem vegetationsarmen Land ins vegetationsreichere weht, wo der herbeigeschaffte äolische Staub festgehalten wird, so daß ihn der Passat nicht zurückwehen kann. Die festhaltende Wirkung der Vegetation kann man auf der Lößfläche um Biskra sehr gut beobachten, jede Pflanze thront auf einem selbst ge- bauten Hügel und die ganze Oberfläche ist warzenförmig be- deckt mit diesen Vegetationshügeln. Äolische Ablagerungen sind daher gar nicht beweiskräftig für herrschende Windrichtungen, da unter Umständen die nicht herrschende Windrichtung allein äolisches Material herbeibringen kann. Äolische Ablagerungen beweisen nur für die Nachbarschaft eines wüstenhaften Zerstörungsgebietes. Auf der Lößfläche südlich von Biskra sind einzelne Flugsanddünen aufgesetzt. Es sind die äußersten nördlichen Vorposten des Erg. Betrachtet man aber die Aufschlüsse längs der Flußeinschnitte, so sieht man nie Flugsand im Löß ein- gebettet. Es ist dies eine Beobachtung, die man in den quartären Lößgebieten Europas gleichfalls machen kann. Etwas sandigere Partien kommen hier wohl vor, ferner Schotterlagen, die offen- bar analog den Schottern des Oued Biskra zur Ablagerung kamen, aber niemals findet man eine Ablagerung, die man direkt als Flugsand ansprechen könnte. Die Betrachtung der Flugsanddünen erklärt diese auf- fällige Tatsache. Der Flugsand ist stets nur eine Oberflächen- erscheinung, die über die Lößoberfläche rast- und restlos hinweg wandert. Hiebei wirkt die Bewegung der Sandkörner durch den Wind gegenseitig mechanisch zerstörend auf die Körner. Dies ist die Ursache, daß sich die Dünenzone des Erg nach Norden in den einzelnen Vorposten gegen Biskra ver- liert. "Das Ende ist, daß sich die, Düne, fast sänzliehezu Staub aufreibt. Der Zerreibungsstaub derselben senkt sich mit dem übrigen herbeigewehten Staub, wenn Ruhe in der Atmosphäre eintritt, zu Boden und wird von der spär- lichen Vegetation, die die Lößoberfläche im Becken von Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. vol Melrir deckt, festgehalten. Deshalb ist der Flugsand in der Zone der Lößablagerung nur eine vorübergehende Erscheinung des Zerstörungsprozesses, die bleibende Ablagerung stellt viel- mehr der Löß dar, er ist das geologische Endprodukt der Zer- störungen. Die Vorbedingung der Lößablagerung ist aber die Vegetation, welche den Wüstenstaub festhält, deshalb kann die äolische Akkumulation im großen nur eine Randerscheinung der Wüste sein. Im Zentrum derselben ist äolische Akkumu- lation nur an windgeschützten Punkten möglich. Hier ist da- her die flächenhafte äolische Denudation der vorherrschende morphologische Vorgang. Ihn wird man ausnützen müssen, um die morphologische Grenze von Steppe und Wüste zu ziehen. Diese Beobachtungen zeigen, daß es dringend notwendig ist, die Umgebung von Biskra zum Gegenstand eingehenderer Knrerssuehungen zu machen, da hier in nächster und leichtest erreichbarer Nähe von Europa so manches Problem der euro- päischen Lößfrage zu lösen ist. Ist der europäische quartäre Löß Europas entstanden durch eine Verschiebung der Klimazonen nach Norden, dann muß in Südeuropa Wüste gewesen sein, und dies könnte das Fehlen des interglazialen Löß! im Mittelmeergebiet erklären, denn dort war dann in den Interglazialzeiten Wüstengebiet mit vorherrschender äolischer Denudation und der Löß konnte sich nur an den Rändern dieser Wüste in Mittel- und Osteuropa ablagern, wohin er durch südliche und östliche Winde kam, somit wieder durch Winde, die der herrschenden Windrichtung entgegengesetzt waren. Dies kann uns weiters einen Anhalts- punkt geben, wie die Alpen in den Interglazialzeiten ausgesehen haben müssen. Der Atlas mit seiner Versteppungslandschaft und feuchteren Inselbergländern dürfte im Aussehen dem Landschaftsbild der Alpen in den Interglazialzeiten sehr nahe kommen. Die Alpen bildeten wahrscheinlich ein etwas regen- reicheres Steppengebirge mit der Morphologie der Versteppung. 1 Penck, Studien über das Klima Spaniens während der jüngeren Tertiärperiode und der Diluvialperiode. Zeitschr. der Gesellsch. für Erdkunde zu Berlin, XXIX. Bd., 1894, p. 140, sowie Das Klima Europas während der Eiszeit. Naturwissensch. Wochenschr. IV, Nr. 38, p. 597. Penck weist (p. 596 ebenda) dem Löß von Turin postglaziales Alter zu, ebenso dem von Krems . FB u Er; >? rf pr SEE 2 EI ER ERLE Be I A. FIihl 39 BR i - u fort ß Pr Ir LuX; ur be} ! fr 139 ur SE BEEIEIDERT . Bit PISchl 12 ER & = 2 z ” HBHISTIAHIOV SIE scHab mac akbailgi [31,622 Hin ISSUES -FIETH BI ‚nal Busyın Y ara £ ah sı) aaa od SCH i5 HER 3 is bau Isiedskre. ni 364. BD, AR osED FR 55.20 sion erben 0a, agcıu NOY - Be | | = R 423 nseöhus, asiztas zagpnud, AG rähıssıp st193 Bao eb aa NEN nsaosacHliln: buapsidgi ü horn. Sb hrs giisp nssawsp Sail .sı slirarisihaäsga en -dö.l. fi, teisslsyai ige 3 aiinansiaßk.gstissisiseighsigl nab ai, ‚Rah Be sie inna ia bi Fouebnang wagt eos, Volt use Bau. dal be ni al agenih i gria | un WW arailab ba sesibbe Kaum, K . arnsklahbmiW sebmeragt nadııab Ah, ‚abı WA Sub 1ok | iumiHrrans IHN apa] AR „12 IE’ En: a: wılszsazua satianisiselg ale g ab,ri sagl ‚ah, Hiper >55 lag a ttieg, tier ‚arlbes al una | iagenk. AS, eubsigwdiäggl a BEsE! tr per Ba Si; siralgaint, SEE küi, gl iah-h | k £ er Pe N in # laden 777) otsblid. a8 h, HN Ran qgalege i = sipoladienokg, a Peer “ — % Sanur 3 Deasui w Ensinnae a En, alt "neh E she dr ar nat oe ee Sagen | | | Bo Brrttie re 5 . - a : Ber A A u # SER, jr SETARUE er Zn ER ÄT Ele Maya Vans, or rel zeh di En; = f Bee mean u ER - N= { - . £ ar $ e Fe ; e- » 2 Er he x 12: Das magnetische Verhalten der Pflanzen- gewebe von Julius Pauksch. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. (Vorgelegt in der Sitzung am 22. März 1906.) Bei Wiesner! ist die Angabe zu finden, daß ‘die vege- tabilische Zellhaut diamagnetisch sei. Eingehendere Studien über das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe scheinen nicht gemacht worden zu sein, wenigstens konnte ich mit Ausnahme obiger Angabe Wiesner’ und der kurzen Notiz physikalischer Werke,® daß Baumblätter und Holz diamagne- tisch seien, in der Literatur über diesen Gegenstand nichts finden. im Jahre 1892 stellte Herr Hofrat Wiesner selbst mit den dem pflanzenphysiologischen Institute gehörigen Elektro- magneten eine Reihe von Versuchen über das magnetische Nerkelten einiger Pilanzensewebe an, welche‘ Versuche er jedoch wegen anderer dringender wissenschaftlicher Arbeiten abbrach. Im Verlaufe meiner Ausführungen komme ich auf diese Versuche noch zurück. Im Herbste des Jahres 1903 hat mich Herr Hofrat Wiesner mit der Aufgabe betraut, seine Studien über das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe fortzusetzen, überhaupt den Gegenstand systematisch zu studieren, und unterstützte mich 1 Wiesner, Elemente der wissenschaftlichen Botanik, I. Bd. (Wien 1881), und in den späteren Auflagen, zuletzt 1898. 2 Siehe beispielsweise Wiedemann, Elektrizitätslehre, IV. Bd. 894 J. Pauksch, fortwährend bei der Durchführung der Untersuchungen. Einer eingehenden Prüfung empfahlmir Herr Hofrat Wiesner dasVer- halten solcher Pflanzengewebe, welche durch einen größeren Gehalt von Eisenverbindungen ausgezeichnet sind. Merk- würdigerweise fand er bei der Untersuchung solcher Gewebe, daß dieselben diamagnetisch sind, und sprach die Vermutung aus, daß in denselben das Eisen in Form einer diamagnetischen Verbindung vorhanden sei. Die qualitativen Untersuchungen wurden im pflanzen- physiologischen Institute mit obgenannten Elektromagneten, die quantitativen Bestimmungen aber, wo es sich um die Messung der Stärke der Anziehung, beziehungsweise Ab- stoßung handelte, wurden im Institute für theoretische Physik der Wiener Universität ausgeführt, wobei ich mich der Unter- stützung des Assistenten Herrn Dr. Stephan Meyer zu erfreuen hatte, dem ich an dieser Stelle meinen besten Dank aus- spreche. Selbstverständlich wurden bei diesen Untersuchungen alle störenden äußeren Einflüsse, wie Anwendung gedrehter Fäden zum Aufhängen, eiserner Instrumente zum Schneiden der Ob- jekte etc, vermieden. Ferner sei bemerkt, daß es sich bei meiner Untersuchung nur um die empirische Feststellung des magnetischen Ver- haltens der Pflanzengewebe handelte, die physikalisch-theore- tische Deutung der festgestellten Tatsachen lag nicht im Plane der Arbeit. Zur Verfügung stand mir der obgenannte Elektromagnet. Sein Eisenkern ist 408 mm lang, 55mm stark, aus bestem Schmiedeeisen verfertigt. Die Bewicklung besteht aus acht Lagen 3mm dicken, gut isolierten Kupferdrahtes; die größte bei diesem Apparat zur Anwendung gekommene Stromstärke betrug 10 Ampere. Stets wurden die Untersuchungen in der Weise aus- geführt, daß die zu prüfenden Objekte an einem ungedrehten Seidenfaden aufgehängt und dann dem Einfluß der Pole aus- gesetzt wurden. Waren sie diamagnetisch, dann stellten sie sich äquatorial ein, nämlich senkrecht auf die Verbindungslinie der Pole, und wurden von jedem der beiden Pole abgestoßen, waren OD ed} | Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. sie aber paramagnetisch, so stellten sie sich axial und wurden von jedem der beiden Pole angezogen. Paramagnetische Stoffe werden sich, wenn sie zwischen zwei erregten Polspitzen auf- gehängt sind, immer axial, d. h. in die Verbindungslinie der Polspitzen, einstellen; aber aus der bloßen axialen Einstellung darf man bei anisotropen Medien noch nicht auf den para- magnetischen Charakter schließen. Ich fand z. B., daß sich ein Teil eines Blattes, ein längliches Stück Hollundermark, bis- weilen zwischen beiden Polen axial einstellt, die quantitative Messung jedoch deutlichen Diamagnetismus ergibt. Die axiale Einstellung läßt demnach bei anisotropen Medien nur auf das Vorhandensein verschiedener magnetischer Achsen schließen. Die quantitativen Bestimmungen zur Messung der Abstoßung, beziehungsweise Anziehung wurden nach einer bekannten physikalischen Methode so ausgeführt, daß zwischen beiden Polen eine lange Eprouvette hängt, die an einer empfindlichen eisenfreien Wage so angebracht ist, daß ihr eines Ende in der Mitte des homogenen magnetischen Feldes sich befindet, während das andere Ende außerhalb desselben schwebt. Wäst man zunächst die Eprouvette ohne Feld, dann im Feld, so ist die Differenz beider Gewichte gleich der Abstoßung oder Anziehung, je nachdem sie im Felde einen scheinbaren Gewichtsverlust oder eine scheinbare Gewichtszunahme erfährt. Die zu untersuchenden Substanzen werden am besten in fein gepulvertem Zustande in die Eprouvette gegeben und zuerst ohne Feld und dann nach Einschaltung des Stromes im Felde gewogen. Von der Differenz beider Wägungen muß dann die früher gefundene Abstoßung oder Anziehung des Glasesin Abrechnung gebracht werden, um die richtige Maßzahl der Abstoßung oder Anziehung der verwendeten Substanz zu erhalten. Um die Stoffe bezüglich der Stärke der Abstoßung untereinander zu vergleichen, wurde als Vergleichseinheit das chemisch reine Wasser gewählt. Es empfiehlt sich dann, den Versuch in der Weise zu machen, daß von allen Stoffen gleiche Volumina unter- suchtwerden, um ihreMagnetisierungszahlen zu berechnen, und zwar in folgender Weise: Bezeichne ich die Kraft, mit der ein bestimmtes Volumen eines Stoffes angezogen, beziehungsweise Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 39 D06 J.;Pauksich); 4 i K, wobei M die Feld- 28 —oS stärke, g die Akzeleration der Schwere und X die Magneti- sierungszahl oder Suszeptibilität bedeutet. Für Wasser ist: abgestoßen wird, mit p, so istp= .. —_ M?.Kmo PH,0 = TE ’ daher pn,0:? = Ku,o:K, in welcher Gleichung 9, fn,o und Kr Kp,o bekannt sind, daher X = PO | | Pn,o Der Faktor Kp,o, d. h. Suszeptibilität! für Wasser, ist gegeben durch Ko — 0.691 0700167,1027 wobei £ die jeweilige Temperatur bedeutet, bei welcher der Versuch gemacht wurde, daher die Suszeptibilität des zu untersuchenden Stoffes px 0° 69 (1—0 0016 2) 10 PH,0 ee Will ich noch die spezifische Suszeptibilität, d. h. die Suszeptibilität der Masseneinheit wissen, so muß ich obiges K, durch die in der Volumeneinheit bei der gegebenen Pulver- anordnung vorhandene Masse (scheinbares spezifisches Ge- wicht der jeweiligen Raumanordnung der Teilchen) der be- treffenden Substanz dividieren. Magnetisches Verhalten einiger Pflanzenstoffe. Meine erste Aufgabe war die, eine Anzahl jener Stoffe auf ihr magnetisches Verhalten zu prüfen, die in erster Linie am Aufbau des Pflanzenkörpers beteiligt sind, soweit sie mir zur Verfügung standen und eine Untersuchung zuließen. 1 Dr. Gustav Jäger und Dr. Stephan Meyer, Untersuchungen über die Magnetisierungszahl des Wassers. Diese Sitzungsberichte, CVIII. Bd. (1899), Abt. a;pri 2788: Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 897 Zunächst untersuchte ich Zellulose,! denn sie hat unter allen Pflanzenstoffen neben den Eiweißstoffen vielleicht die weiteste Verbreitung. Chemisch reine Zellulose ist diamagne- tisch. Verschiedene Arten der Zellulose, wie Natron- und Sulft- zellulose, reine Baumwolle, wurde in kleinen Stücken zwischen den Polen aufgehängt und, als der Magnetismus erregt wurde, von den Spitzen abgestoßen. | Neben Zellulose wurde noch eine große Zahl anderer Stoffe qualitativ und einzelne auch quantitativ geprüft. Die Resultate dieser Untersuchungen sind in folgender Tabelle zusammengestellt, in welcher bei Kolonne »Gewichtsdifferenz« das negative Vorzeichen Gewichtsverlust im magnetischen Felde, mithin die Stärke des Diamagnetismus bedeutet. ä Gewichts- Gewicht der ; differenzen Name des Stoffes verwendeten ‚ Stoffmenge derselben im Felde Salsszellulaser............22. done. 0635 8 —0'244g BEENDEN IRRE a RE RER 0'783 —0°016 Neizemstiikeen 2 3'590 9.079 Bemtanelstacken........ ehesten 3° — 0:11 Ferse 2 oa. MR a 4'046 —0 091 Gummi von Prunus avium. cc 5'679 2045 Sr A 5'198 — SONS) rasantivon Astragalus spa. ..... 2.2... 20. 3'842 —0'019 Klarz von der Schwarzföhte... ....:........ 7'408 —- 0,034 Die nachstehend angeführten Stoffe wurden nur quali- tativ untersucht. Dieselben wurden durchaus diamagnetisch befunden. Es sind dies die folgenden Stoffe: Weihrauch von Boswellia Carteri, Gummigutti, Gummi von Acacia Verek, A. Senegal, A. Ehrenbergiana, Tragant von Astragalus creticus, Albumin, Fichtenharz, Lärchenharz, Koniferin, Vanillin, Olivenöl, Rizinusöl, Kakaobutter, Tabaschir, Agar-Agar und Gelatine. 1 Über das chemische Verhalten derselben siehe Wiesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, I. Bd., 2. Auflage, Leipzig 1900. 39* 9098 J. Bauksch, Zur Bestimmung einiger Magnetisierungszahlen ging ich in der früher angegebenen Weise vor. Ich fand, daß eine 5O mm hohe Flüssigkeitssäule von destilliertem Wasser bei 15° C. Zimmertemperatur eine Ab- stoßung von Pı,o =—-O'1 g erfährt; das Gewicht dieser Menge außerhalb des magnetischen Feldes betrug 7°'46g, mithin das Volumen rund! 7'46cm?; das gleiche Volumen Stärke (C,H, ,„0;,) in der Eprouvette, gleichfalls eine Säule von 80 mm Höhe einnehmend, erfuhr eine Abstoßung ?ca,0, = 0128 (—.0° 12) —-0 69) —1—0 0016.15) 1076 Keen — m —0O'] Va — — —— .0:6734. 1078 = 0:000000803128 = Ne Ku,o = 067.107 Die spezifische Suszeptibilität beträgt daher Or St spezifisches Gewicht Das scheinbare spezifische Gewicht läßt sich berechnen, da die Menge Substanz abgewogen wurde. Ist diese Menge = M, so ist die scheinbare Dicehie — Es :81.7°46 und daraus die spezifische Suszeptibilität = — iz 105°. Über das magnetische Verhalten des Holzes. Unter den Daten, welche mir Herr Hofrat Wiesner zur Verfügung stellte, befanden sich auch einige auf Holz bezug- nehmende. Ich bemerke gleich, daß in den Versuchen das Holz diamagnetisch befunden wurde. Auch meine auf ein viel größeres Material ausgedehnten Untersuchungen ergaben übereinstimmend Diamagnetismus, 1 Dichte des Wassers bei 4° C.— 1:°0000, bei 15° C. — 0999132. Magnetisches Verhalten der Pfllanzengewebe. 809 allerdings mit der Beschränkung, daß die Stärke des letzteren in verschiedener Orientierung des Objektes verschieden ist. Wenn es sich darum handelt, das magnetische Verhalten des Holzes quantitativ zu bestimmen, ist esam zweckmäßigsten, dasselbe in Form von Holzmehl in eine Eprouvette zu geben und in der bereits früher angegebenen Weise zu wägen. Bei meinen Versuchen füllte ich die Eprouvette stets bis zu einer Höhe von 40 mm an und fand bei einer Anzahl von Holzarten folgende Resultate: I II II IV Art des Holzes = a M == Stärke we sierungszanl, bezogen auf Gewicht | der Ab- | Volumen | .. ne die Massen- = einheit! ENRRIMWSTEXEElSiOr u... 101 &, 0013| 5965cm2 | 0265. 1078 Carpinus beiulus........... 14 0'016 » 0:45.1076 Aesculus Hippocastanım....\| 1'6 0015 > 0.37.1076 Cyhsus Laburnum'........ 112 0°016 » 056. 1076 Pleeatampesimise... =... 1:53 0021 » OT OmE SBETIIANDTGES 2. ee 1:13 VOR) » 0:65.1076 BIBRWSaVIUM. >23. nn. nn. 12311 0016 » 0:48.1076 Se Monalebe2.. 20... 0:99 02019 3 VOTE Pinus mönlana .........: 181 0°016 » 0.29.1076 EiDres peetinatan... 2.22... 1:66 0018 » 0:43.1076 BBarar eunopaca 2... en. oT ROM » d.27.10-6 Syringarvulgaris......2.... SE] 0015 » 022.108 DREHEHS-SPE ES eenens I 0:019 » 0:41.1076 I aGITKEN DON rer sa! 0015 » 0:54.1076 Die in Kolonne II angeführten Zahlen, welche die Stärke der Abstoßung der verwendeten Masse bedeuten, sind natürlich sehr variable Größen, denn sie hängen allzu sehr von der 1 Abgekürzt auf zwei Dezimalen. 560 J.-Bauksch, zufälligen, mehr oder minder lockeren Raumanordnung (d. i. scheinbaren Dichte) des eingefüllten Holzmehls ab. Sie werden aber brauchbar, wenn ich spezifische Magne- tismen, d. h. die Magnetisierungszahlen bezogen auf die Masseneinheit, bestimmen will. Zu diesem Zwecke brauche ich nur mit Hilfe der früher angegebenen Formel X, d. i. die Magnetisierungszahl der jeweiligen Menge, berechnen und durch das Gewicht der Substanz dividieren und mit dem Gewicht des 40 mm hoch eingefüllten Wassers multiplizieren. Mithin m p Ku,o Eu PH,0 m Neben den obgenannten Holzarten untersuchte ich noch eine Anzahl anderer, die ich, ohne die früher beschriebene Wäsung auszuführen, bloß auf ihr Verhalten zwischen den zwei Polspitzen prüfte. So untersuchte ich noch Holz von Juglans regia, Evonymus europaeus, Sambucns nigra, Betnla alba, Platanus orientalis, Pirus commmunis, P. malus, Lonicera sp., Caragana pendula, Rhus typhina, R. cotinus, Viburnum Opnlus, Nerium oleander, Ligustrum vnlgare, Eleagnns sp., Rhododendron hirsutum, Cornus mas, C. sangninea, Ulmus campestris, Buxus semper- virens, Robinia psendacacia. Sämtliche von mir untersuchten Holzarten waren dia- magnetisch. Schon bei früherer Gelegenheit habe ich hervor- gehoben, Yaß ein und dasselbe Gewebe bei verschiedener Orientierung verschieden starken Diamagnetismus zeigt. Die weitere Ausführung dieser Tatsache, welche mit dem Vor- handensein magnetischer Achsen zusammenhängt, ist einem späteren Abschnitt dieser Abhandlung vorbehalten. Verhalten der Blätter. Nicht so einfach wie das Verhalten der Hölzer war das der Blätter. Auch sie zeigten vorwiegend diamagnetischen Charakter, einzelne jedoch wurden bei gewisser Orientierung deutlich angezogen. Auch fand ich, daß das Verhalten frischer Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 61 und toter Blätter in manchen Fällen voneinander verschieden, ja gerade entgegengesetzt ist. Zum Zwecke der Untersuchung schnitt ich größere Blätter in Scheiben von 2 bis 3 cm? Größe, die ich dann an einem Kokonfaden in drei verschiedenen Richtungen aufhing. nämlich so, daß ihre durch den Hauptnerv gesenener Achse 1. axial, 2. aquatforial,'3lwertikal'ge- richtet war. | Ich untersuchte zunächst frische grüne Blätter und fand, daß sie zwar vorwiegend, aber doch nicht durchwegs dia- magnetisch waren. Unter etwa hundert von mir untersuchten Blattarten fand ich folgende in jeder Lage diamagnetisch: Rosa (verschiedene Spezies), Solanum tuberosum, Sedum telephium, Tropaeolum maius, Aralia Sieboldi, Aescnlus Hippo- castanum, Cheiranthus cheiri, Pinus montana, Evonymus euro- paeus, E.japonicus, Buxus sempervirens, Citrus media, C. auran- tium, Robinia pseudacacia, Syringa vulgaris, Arum macnlatum, Echeveria glauca, Acer platanoides, A. psendoplatanns, A. cam- pestris, Ailanthus glandnlosa, Ligustrum vulgare, Berberis vulgaris, Pirus communis, Juglans regia, Iris pumila; Orchis (verschiedene Spezies) und zahlreiche andere. ‚Gleichfalls diamagnetisch in jeder Lage waren die Phyllo- ladien von Ruscus acnleatus und Muehlenbeckia sp. Bei einer kleinen Zahl von Blättern machte ich die Wahr- nehmung, daß sie dann, wenn ihre Hauptachse im magne- ischen Melde axial gerichtet war, von jedem Pole angezogen wurden. Diese Erscheinung fand ich bei älteren Blättern von Cytisus Laburnum, bei Plantago major und bei Chelidonium majus. Ich untersuchte die meisten angeführten Blattarten in verschiedenen Entwicklungsstufen, konnte aber diesbezüglich keine Verschiedenheiten wahrnehmen. Anders jedoch verhielten sich lufttrockene Blätter. Sie waren bisweilen im Gegensatz zu den frischen paramagnetisch.! Ich untersuchte vergleichsweise normale und etiolierte Blätter, und zwar von Zea, Helianthus, Pisum, Solanum, konnte aber ein abweichendes Verhalten der grünen von den etiolierten Blättern nicht feststellen. 1 Siehe folgendes Kapitel, betreffend den Einfluß des Wassergehaltes auf das magnetische Verhalten der Gewebe. 262 J.»Pauksch, Grundgewebe. Von dieser Gewebeart habe ich nur einige Markarten untersucht. Mark von Sambucus zeigte im frischen Zustande deutliche Abstoßung, im trockenen Zustande aber ziemlich starke Anziehung. Dasselbe Verhalten fand ich beim Marke von Helianthus annuus. Das von Chenopodium album aber war im frischen wie im trockenen Zustande paramagnetisch. Hautgewebe. Ich verwendete zunächst die Oberhaut von Allium Cepa, A. Porrum und Echeveria glauca. Dabei fand ich, daß alle von mir untersuchten Stücke dieser Oberhäute, die sich durch ein- faches Abschälen leicht erhalten lassen, stark paramagnetisch waren, denn sie wurden von jedem Pole deutlich angezogen. Desgleichen fand ich paramagnetisch eine Anzahl von Periderm- geweben, so Z. B. von Betnla verrucosa, Syringa vulgaris, Citysus Laburnum, Aesculus Hippocastanum, Ampelopsis hederacea, Rubus Idaenus. Dagegen war das Periderm von Caragana arborea (war. pendula), das von Platannus orientalis, Prunus avium, P. Mahaleb und Juglans regia diamagnetisch. Auch den gewöhnlichen Kork fand ich diamagnetisch. Sklerenchymgewebe.! Behufs Untersuchung dieser Gewebe verwendete ich die im nachstehenden angeführten Steinschalen von Samen und Früchten. Die zu prüfenden Objekte wurden teils in kleinen Stücken zwischen den Polen aufgehängt, teils zu einem feinen Pulver zerstoßen, um den Grad der Abstoßung in der eingangs angegebenen Weise ermitteln zu können. Alle untersuchten Sklerenchymgewebe waren stark dia- magnetisch. Ich fand z. B., daß 7:46 cm? pulverisierter Stein- schalen, die in der von mir verwendeten Eprouvette eine Höhe von 50 mm einnahmen, folgende Werte ergaben: 1 Sklerenchym im Sinne von Mettenius, Wiesner, Haberlandt, also nicht nach de Bary. Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 9683 Steinschalen von Stärke der Abstoßung Bualanmsinesiansnh...2.. 7:46cm? 50mm Höhe 0:046g Poryius avellana‘....:.. > > > EOS Amygdalus communis ... >» > > 0'042 Prunus armeniaca...... > > » 0: 064 Bertholletia excelsa...... > > > 0038 Um Stranggewebe zu untersuchen, wurden aus größeren Blättern, wie Aralia Sieboldi, Ficus elastica, Aesculus Hippo- castanum, Fagus silvatica, Sambucus nigra, Ailanthus glandu- losa, Acer campestris, Platanus orientalis, Jnglans rvegia u. a., die Nerven herauspräpariert und in kleinen Stücken auf- gehängt; sie zeigten durchwegs Abstoßung. Ich teile hier noch die Resultate mit, welche Herr Hofrat Wiesner bei seinen 1892 begonnenen Versuchen, betreffend das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe erhielt, und die er mir gütigst zur Verfügung stellte. Berannamannzn.......... trockenes Lager diamagnetisch Zieinens vesicnlosus........ >» » >» SEECNONATUSTErISPUSs ... ..... >» > > 4. Macrocystis pyrifera ..... > >» > 9. Polyporus sulfureus ...... "trockener >» Fruchtkörper BRoNporus officinalis‘..... trockenes Lager >» BesSecalercornuntum....2..22.. trocken > ©. BlEIe. Se PURE frisch » 2, (Rleten Sr trocken >» Auch mit der Untersuchung des magnetischen Verhaltens von Hölzern hat sich Herr Hofrat Wiesner beschäftigt. Zu diesem Zwecke schnitt er die Objekte in kleine Würfel, um die Orientierung der Fasern berücksichtigen zu können. Seine Beobachtungen waren folgende: Holz von Fasern Ailanthus glandulosa... axial diamagnetisch Tihia parvifolia ....... äquatorial » Masusasilvatica......0,. axial » Abiespeeclinatan.......3. äquatorial » 064 J.ıPauksierhs Holz von Fasern Abtes pechinatan.e. axial diamagnetisch Kagus Silyuaticana äquatorial > Acer SP. ae er axial > ER äquatorial >» Unter den übrigen Geweben und Gewebekomplexen, welche ich noch untersuchte, zeigten nur wenige noch Para- magnetismus. Angezogen wurde Parenchym aus den breiten Schoten von Lumaria biennis und rote Zwiebelschalen von. Allium Cepa. Dagegen fand ich diamagnetisch alle von mir untersuchten Blumenblätter und fleischigen Wurzeln, Schuppen verschiedener Koniferenzapfen, Samenschalen von Pisum sati- vum, Phaseolus multiflorus u. a. Sämtliche untersuchte Samen von Pisum sativum, Phaseolus multiflorus, Phoenix dactilifera, Eryobotria japonica,ferner Getreidekörner waren diamagnetisch. Bei Samen wurden die Samenhaut und die Kotyledonen einzeln untersucht, aber auch der Samen in toto; die Raseıa 0 Linum usitatissimum, Corchorus capsularis und Cannabis sativa habe ich paramagnetisch gefunden. Aber auch jene trockenen Fasern, die ich mir aus den Stengeln von Linum usitatissimum und Cannabis sativa herauspräparierte, waren paramagnetisch. Einfluß des Wassergehaltes auf das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe. Schon oben habe ich darauf hingewiesen, daß der Wasser- gehalt das magnetische Verhalten der Gewebe beeinflußt. Zufällig beobachtete ich an einem halbvertrockneten Blatte von Scilla armoracia, daß der grüne, frische Teil stark dia- magnetisch war, während der andere, welke und bereits gelb gewordene Teil entschieden vom Magnetpol angezogen wurde. Dieses entgegengesetzte Verhalten derselben Blätter konnte wohl nur in dem verschiedenen Wassergehalt des Objektes seinen Grund haben. Meine Vermutung wurde auch durch die 1 Durchwegs verkäufliche Handelsware. OD ©) ol! Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. zahlreichen über diesen Gegenstand angestellten Versuche bestätigt. Ich untersuchte zunächst eine Reihe von Blättern im frischen Zustand und ließ dieselben Blätter, deren Verhalten ich eben als diamagnetisch festgestellt hatte, lufttrocken werden, teils machte ich sie im Heißluftbade bei 110° C. vollständig trocken. Bei den Blättern mancher Pflanzen konstatierte ich, daß sie im welken oder auch bisweilen erst im lufttrockenen Zustand eine merkliche Anziehung erkennen ließen. Andere Blätter dagegen, welche im frischen Zustande stark abgestoßen wurden, erfuhren im trockenen Zustande eine bedeutend schwächere Abstoßung. Dies war z.B. bei den Blättern von Aesculus Hippocastanum, Juglans regia, Orchis sp., Aralia Sieboldi, Lilium Martagon, Iris pumila, Pirus sp. und zahl- reichen anderen der Fall, während trockene Blätter von Sedum telephium, Scilla armoracia, Cheiranthus cheiri, Syringa vulgaris, Robinia psendacacia eine schwache Anziehung er- fuhren. Zur genaueren Feststellung dieser Tatsache ging ich in folgender Weise vor. Ich nahm eine bestimmte Menge fein zerteilter Spinatblätter (es waren 5'103 8) und bestimmte wie früher die Stärke ihrer Abstoßung, welche 0078 g betrug. Dann trocknete ich diese zerkleinerten Blätter vollständig im Heiß- luftbade bei 110° C. Dabei verlor die Masse 2'232 g Wasser, was etwa 43°/, gleichkommt. Die übriggebliebene Masse Spinat- blätter, welche im getrockneten Zustande 2:871 g wog, wurde bei gleicher Feld- und Stromstärke wie früher nur mit einer Stärke von 0:016g abgestoßen. Die Differenz zwischen 0'078 und 0:016 (= 0062) ist demnach gleich der Abstoßung des in den Blättern enthalten gewesenen liquiden Wassers. Bei einem Blatte von Aralia Sieboldi, dessen Wassergehalt 72°), betrug, fand ich die Abstoßung im lufttrockenen Zustande halb so groß als im frischen. Infolge des großen Einflußes, den der Wassergehalt auf das magnetische Verhalten ausübt, ist es erklärlich, warum die gleichen Gewebe bisweilen kein einheitliches Verhalten zeigen, und es wird daher nicht wundernehmen, wenn Gewebe, die ich in meiner Abhandlung als paramagnetisch bezeichnet habe, sich bei anderen Versuchen als diamagnetisch erweisen, 066 JBauksich, So habe ich selbst bei Hollundermark, das ich als para- magnetisch angegeben habe, im Verlauf meiner Beobachtung Stücke gefunden, die im Gegensatz zu den früheren entschieden diamagnetisch waren. Ich unterzog nun einige diamagnetische Hollundermark- stücke einer genauen Messung der Intensität des Magnetismus. Dabei fand ich, daß nach erfolgter Trocknung immer Para- magnetismus auftrat. So wogen z.B. 2'563 frisches Hollunder- mark im magnetischen Felde nur 2:479g. Nach erfolgter Trocknung aber betrug das Gewicht derselben Masse im magnetischen Felde 2:597 g, daher eine Anziehung von 0'034 8, und zwar trotz ziemlich bedeutenden Wasserverlustes, der etwa 10°/, betrug. Einfluß der Zell- und Gewebestruktur auf das magnetische Verhalten vegetabilischer Gewebe. An verschiedenen pflanzlichen Objekten, wie an einzelnen Stücken Hollundermark, Holzfasern, Blattrippen, ferner an einigen Blattarten habe ich die Beobachtung gemacht, daß die zwischen beiden erregten Polen hängenden Objekte sich mit ziemlicher Heftigkeit in die äquatoriale Lage einstellen, während die Abstoßung von einem einzigen erregten Pole sehr gering, bisweilen unmerklich war. Ich fand auch, daß ein 3 cm langes Stück Hollundermark sich zwischen beiden Polen axial ein- stellte, woraus ich natürlich zuerst auf paramagnetische Eigen- schaften schloß. Als ich unmittelbar darauf dasselbe Stück einer genauen Messung bezüglich der magnetischen Stärke unterzog, fand ich im erregten Magnetfeld eine Abstoßung (Gewichtsdifferenz) von 0'046 8. Ebenso auffallend war auch das Verhalten eines Blattes von Plantago major. Ein etwa 2cm? großes Stück davon wurde so zwischen beiden Polen aufgehängt, daß die Längs- achse des Blattes horizontal gerichtet war. Im erregten Felde stellte es sich axial ein, so daß die Blattfläche in die Vertikal- ebene der beiden Pole zu liegen kam. Als aber dasselbe Stück Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 067 nun reimemveinzisen, Pole >ausgesetztu wurde;serfuhriwest eine deutliche Abstoßung Diese Erscheinungen führten mich zunächst zur Über- zeugung, daß man hier aus der bloßen axialen Einstellung noch nicht auf paramagnetischen Charakter schließen darf, was der oben angeführte Versuch mit Hollundermark tatsächlich beweist. Da wir es bei pflanzlichen Zellen und Geweben mit organi- sierten Gebilden zu tun haben, so schloß ich auf das Vor- handensein verschiedenwertiger magnetischer Achsen. Durch genaue Versuche fand ich diese Ansicht bestätigt. DiesVersuchermachte- ich" in folgender Weise: Ich ließ ’aus mehreren Holzarten, wie Aesculus Hippocastanım, Acer und Pinus, je zwei ganz gleich große Zylinder, deren spezifisches Gewicht fast gleich war, so herstellen, daß bei je einem Zylinder die Fasern parallel zur Längsachse desselben liefen, beim zweiten aber normal zu ihr waren. Ich gab nun jeden dieser Zylinder, deren Länge 45 mm und deren Durchmesser des Querschnittes 12 mm betrug, in eine Eprouvette, deren Abstoßung ich vorher in eingangs erwähnter Weise ermittelt hatte, und bestimmte die Größe der Abstoßung. Auf diese Art erhielt ich bei Acer folgende Resultate: Jener Zylinder, dessen Fasern mit ihrer Längsachse vertikal standen, erfuhr eine Abstoßung in der Stärke von 0°040 8, jener aber, dessen Fasern im magnetischen Felde quer gerichtet waren, erfuhr eine Abstoßung von nur 0'019g. Diese Zahlen ergeben, daß die Längsachse der Zellen, welche im ersten Falle der Einwirkung des Magnetfeldes ausgesetzt war, etwa doppelt so stark diamagnetisch war als die Querachse. Bei den Zylindern von Pinus ergab die Messung folgende Resultate: Längsachse 0:009 8, Querachse 0:003 8; bei den Zylindern von Aescnlus Hippocastanum fand ich die Längsachse diamagnetisch mit 0:031 8, die Querachse 0'018 g. Die großen Differenzen zwischen je zwei Zahlen geben trotz des angenähert gleichen spezifischen Gewichtes (je zwei Zylinder derselben Art waren aus demselben Stammstück hergestellt) ein deutliches Bild von der Verschiedenartigkeit der magnetischen Längsachse und der Querachse in der Zelle. Es muß aber eingeräumt werden, daß 568 J. Pauksch, diese von mir angeführten Zahlen nicht etwa völlig konstante Größen bedeuten. Das Vorhandensein magnetischer Achsen im Zellkörper erklärt auch die Tatsache, warum ein organisiertes Gebilde, wie es die Zelle ist, trotz axialer Einstellung diamagnetisch sein kann und es auch tatsächlich ist, z. B. das Hollundermark. Die Einstellung zwischen zwei Polen erfolgt bei anisotropen Medien nämlich immer nach der stärker magnetischen Achse. Bei jenen Geweben, deren Elemente nach verschiedenen Richtungen orientiert sind, ist die Beurteilung der magnetischen Achsenverhältnisse natürlich ungemein schwierig. Wenn sich z. B. ein bilateral gebautes Blatt mit seiner Fläche äquatorial einstellt, vermag ich nicht zu entscheiden, welche Zellachsen, ob die Längsachsen der Palisadenzellen oder gewisse Achsen des Schwammgewebes, für die Einstellung maßgebend waren. Wenn ich annehme, daß die Längsachsen der Palisadenzellen die diamagnetisch schwächere, mithin als magnetisch stärkere, die Achsen sämtlicher anderer Zellen dieses Blattes über- wiegen, dann muß natürlich eine äquatoriale Einstellung des ganzen Blattes erfolgen. Bei sämtlichen Beobachtungen an Holz habe ich gefunden, daß die Längsachse die diamagnetisch stärkere ist, weshalb sich Holzfasern mit ihrer Querachse, welche im Vergleich zur ersteren magnetisch stärker ist, axial einstellen. Wenn sich ein isolaterales Blatt von Viscum album mit großer Heftigkeit äquatorial einstellt, so kann man daraus schließen, daß die zur Blattoberfläche normale Achse, welche bei äquatorialer Orientierung des Blattes axial steht, die magnetisch stärkere ist. Bei Zellkomplexen (Geweben und Organen) werden sich die einzelnen Achsen natürlich gegen- seitig summieren oder reduzieren je nach der Anordnung und der Stärke der Komponenten. Aus den von mir schon oben angeführten Beobachtungen an Holz und Blättern geht zwar hervor, daß Längsachse und Querachse der Zelle an der Orientierung im magnetischen Felde in erster Linie beteiligt sind; ob aber die magnetischen Achsen der Zelle mit der geometrischen immer genau zusammen- fallen, vermag ich nicht zu entscheiden, da ich die zu diesen Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 069 Beobachtungen nötigen Studien mangels der erforderlichen Mittel nicht machen konnte. Welchen Einfluß hat der Eisengehalt eines Gewebes auf dessen magnetisches Verhalten? Ein kurzer Rückblick auf die im früheren angeführten Tatsachen zeigt uns, daß der Diamagnetismus im Pflanzenreich viel häufiger ist als der Paramagnetismus, letzterer zwar auch, aber nur vereinzelt auftritt. Wenn man bedenkt, daß am Aufbau eines Gewebes stets Mineralsubstanzen Anteil nehmen, die bis auf zwei, Mangan und Eisen, diamagnetisch sind, so wird namentlich mit Rücksicht auf das oben angeführte magnetische Verhalten der an dem Aufbau der Zellen anteilnehmenden organischen Stoffe das Vorherrschen des Diamagnetismus wohl verständlich. Da nun sämtliche Stoffe, aus denen das Pflanzen- gewebe besteht, ihren Einfluß im magnetischen Felde in addi- tiver Weise geltend machen, so ist wohl klar, daß der Para- magnetismus eines Gewebes nur auf die beiden Elemente Mangan und Eisen zurückzuführen ist. Vor allem interessiert die Frage, in welcher Weise das Eisen das magnetische Ver- halten eines Gewebes bestimmt. Die Verbreitung dieses Elementes im Pflanzenreich ist bekanntlich eine außerordentlich große und seine Rolle im Leben der Pflanze eine sehr bedeutende. Seine Verbreitung wurde unter anderen auch von. H. Molisch? in’ einer sehr anziehenden Schrift in eingehender Weise behandelt. Nach seinen Untersuchungen liegt das Eisen in der Pflanze in zweierlei Modifikationen vor, nämlich in einer solchen, in der es sich durch die gewöhnlichen Reagenzien auf Eisensalze (Oxydul- und Oxydsalze), z. B. mit Ferrocyankalium und Rhodankalium, leicht nachweisen läßt, und in einer zweiten, bei der alle diese Reaktionen mißlingen. Diese zweite Art der Eisenverbindungen, welche sich erst nach Behandlung mit gesättigter wässeriger Kalilauge nachweisen lassen, nennt Molisch »maskiertes Eisen«. ı H. Molisch, Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen. Jena 1892. OD =] &) JI=Bauksich, Alles in der Pflanze vorkommende maskierte Eisen liest nach der Ansicht Molisch’ in organischer Bindung vor, über deren Natur wir bisher nicht ins Klare gekommen sind. Aus den Eisenverbindungen, welche in der Asche der Pflanzen- gewebe sich befinden, läßt sich kein Schluß auf die Verbindung ziehen, in welcher das Eisen in derselben vorkommt. Ein- gehende Studien über das magnetische Verhalten von organi- schen Eisensalzen sind vor langer Zeit von Hofrat Wiesner! angestellt worden. Von den bekanntesten Eisenverbindungen organischer Natur ist nach Wiesner’s Untersuchungen das gelbe Blutlaugensalz, Ferrocyankalium, diamagnetisch, während Ferricyankalium, das rote Blutlaugensalz, entschieden para- magnetisch ist. Man sieht hieraus, daß es Eisenverbindungen gibt, die entschieden diamagnetisch sind. Welcher Art aber die diamagnetischen Eisenverbindungen sind, welche in den trotz bedeutenden Eisengehaltes doch diamagnetischen Pflanzen- geweben auftreten, konnte nicht festgestellt werden. Diese beiden Eisensalze wurden von mir als Ausgangsobjekte für meine Untersuchungen verwendet. Zunächst überzeugte ich mich, bis zu welchem Grade der Konzentration einer Lösung von rotem Blutlaugensalz sich der Diamagnetismus des Wassers geltend mache; dabei kam ich zu dem Resultat, daß selbst eine 2Oprozentige Ferricyankaliumlösung noch diamagnetisch ist und erst bei dem Mischungsverhältnis: 25 g rotes Blutlaugen- salz auf 100g destilliertes Wasser der Paramagnetismus des Eisensalzes ausschlaggebend ist. An der Hand derin oben angeführtem Werke von Molisch? enthaltenen Tabellen zur Eisengehaltbestimmung sowie der Aschenanalysen von Wolff? untersuchte ich eine Reihe von Pflanzen mit auffallend hohem, in der Asche nachgewiesenem Eisengehalt. Unter anderem erhielt ich mit solchen Pflanzen folgende Resultate: 1 Wiesner, Untersuchungen über das magnetische Verhalten einiger Cyanverbindungen des Eisens, Nickels, Cobalts. Sonderabdruck aus dem XLVI. Bande dieser Sitzungsberichte. Wien 1862. 2°H. Molischz,l. &zp.4s%. 3 E. Wolff, Aschenanalysen. Berlin 1871. Magnetisches Verhaiten der Pllanzengewebe. an Eisengehalt BenticheBlätter MOIN. 2: Sri Bapine 9. IN=0T N 0) Kiefernholz !HRHZTRA ES: 10 Biefernadeln!. il, 8:08 Lärehe, Blätter. 0... 0-41 | er Reinasche stark dia Kiiebtemholz 727.2. 117: 14 Magen, Daucus Carota, Blätter.. 2:74 Rohlrabı "Blätter 220.7! 7203 Allium Cepa, Blätter.... 6:04 panatans “2 NE 26 Fast sämtliche in vorstehender Tabelle angeführten Objekte untersuchte ich auch im trockenen Zustande, nachdem ich sie mehrere Stunden einer Temperatur von 110° C. ausgesetzt hatte, und fand, daß sie auch dann noch diamagnetisch waren. In diesem Falle kommen für das magnetische Verhalten nur die organischen und mineralischen Bestandteile des Gewebes in Betracht. Hiebei ist nur zweierlei möglich, entweder ist der Diamagnetismus der diamagnetischen Stoffe ein so bedeutender, daß er den Paramagnetismus des vorhandenen Eisens über- wiegt, oder es sind in dem betreffenden Gewebe keine para- magnetischen Eisensalze enthalten. Um mich zu überzeugen, wie weit ein paramagnetisches Eisensalz eines Gewebes, indem es suspendiert ist, sich geltend macht, ging ich in folgender Weise vor. Ein rechteckiges Stück reine Sulfitzellulose wurde bei 110° C. so lange getrocknet, bis keine Gewichtsabnahme mehr stattfand. Die Trockensubstanz, deren Gewicht 0'572g8 betrug, wurde in eine zehnprozentige rote Blutlaugensalzlösung 8 Tage lang eingelegt und dann wieder bei 110° C. getrocknet. Sie ergab infolge Aufnahme des Eisensalzes eine Gewichts- zunahme von 0:049g und war paramagnetisch, während sie vor dem Einlegen in die Lösung sich diamagnetisch verhielt. Ein anderes trockenes Stück Zellulose von 0'984, welches in fünfprozentige rote Blutlaugensalzlösung eingelegt worden war, erwies sich nach einer Aufnahme von 0'018g der Eisen- verbindung (etwa 2°/,) gleichfalls paramagnetisch. Sitzb. d. mathenm.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 40 8/2 J:#Pa tikesich® In gleicher Weise machte ich den Versuch mit Samen von Phaseolus, Cucurbita und fand, daß schon nach dem Im- prägnieren mit ganz geringen Mengen von rotem Blutlaugen- salz sonst diamagnetische Gewebe paramagnetisch wurden. Wenn nun einzelne Pflanzen trotz ihres hohen Eisen- gehaltes auch in völlig wasserfreiem Zustande diamagnetisch sind, so ist wohl die Annahme berechtigt, daß hier das Eisen in Form einer Verbindung vorliegt, die dem gelben Blutlaugen- salz analog gebaut ist, oder doch wenigstens sich magnetisch wie dieses verhält, wie schon oben hervorgehoben wurde. In anderen Fällen wurde in einzelnen Geweben, wie zZ. B. Peri- dermen, Oberhäuten, Parenchym aus den Früchten von Lumaria biennis, teilweise auch Hollundermark deutlich Paramagnetis- mus beobachtet. Daß dieser einzig und allein dem im Gewebe enthaltenen Eisen, nebenbei vielleicht auch dem Mangan zu- zuschreiben ist, ist selbstverständlich und mit Rücksicht auf das entgegengesetzte Verhalten der beiden Blutlaugensalze ist man wohl zu dem Schlusse berechtigt, daß in den aus- gesprochenen paramagnetischen Geweben das Eisen in Form einer dem roten Blutlaugensalze analog gebauten Verbindung oder eines gewöhnlichen Eisensalzes vorkommt.! Dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß in dem Gewebe beide Arten von Eisensalzen, nämlich Oxyd- und Oxydulverbindungen, vorkommen, wobei selbstverständlich die quantitativ reichlichere den magnetischen Charakter des Gewebes bestimmt. Damit findet aber auch die Tatsache, daß manche Gewebe im frischen Zustande diamagnetisch, im trockenen Zustande aber para- magnetisch sind, eine sehr einfache Erklärung. Im wasser- reichen Zustande ist eben der Paramagnetismus der vor- handenen Eisensalze zu schwach, so daß er dem ziemlich bedeutenden Diamagnetismus des liquiden Wassers und der übrigen Stoffe gegenüber nicht zur Geltung kommen kann. 1 Wiesner. In der oben zitierten Schrift heißt es: Diejenigen Cyan- verbindungen des Fe, Ni, Co, in welchen diese Metalle wie in einem Haioid- salze enthalten sind, verhalten sich paramagnetisch. Diejenigen Verbindungen, in welchen Cyan mit einem der drei genannten Metalle zu einem zusammen- gesetzten Radikal verbunden erscheint, können sowohl paramagnetisch als auch diamagnetisch sein. Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. D78 Selbstverständlich hängt der Grad des Paramagnetismus von der Art der Eisenverbindung ab, welche sich in der Pflanze vorfindet. Die Art dieser Abhängigkeit ist aus den Magneti- sierungszahlen ersichtlich, die, bezogen auf ein Gramm- Belzeil imsr; liter für, Kerroverbindungen. X =8.10°, für Ferriverbindungen X = 12.579 und- für analoge Mangan- verbindungen 15.1076 betragen. Auch in der älteren Literatur wurde schon der verschie- dene Grad des Magnetismus je nach der Beschaffenheit des Eisensalzes berücksichtigt. So gab Plücker folgendes an: Setzt man den Magnetismus des metallischen Eisens =100.000, so ist der Magnetismus im Oxyd nur mehr 714, im Eisen- glanz 761, Eisenoxydhydrat 296, in der Lösung von salpeter- haltigem Eisenoxyd 410, im salzsauren Eisenoxydul 490. An dieser Stelle will ich einer Beobachtung Erwähnung tun, die ich an den Blättern von Philadelphus coronarius mehrere Male machte, sowohl an Blättern von verschiedenen Sträuchern dieser Art als auch zu verschiedener Zeit. Ich fand nämlich, daß Blätter dieser Art in einem schwachen Magnet- felde deutlich paramagnetisch waren, während sie abgestoßen wurden, sobald ich durch Einschalten stärkerer Ströme. die Feldstärke vergrößerte. Ich machte den Versuch in der Weise, daß ich ein kleines rechteckiges Stück solcher Blätter zwischen beiden Polspitzen, die 22 mm voneinander entfernt waren, SO aufhing, daß es frei schweben konnte: es stellte sich zwischen beiden Polspitzen axial ein; als ich die Feldstärke durch Ein- schalten stärkerer Ströme änderte, wurde es mäßig, aber deut- lich abgestoßen. Dann ließ ich dasselbe Stück. zwischen beiden Spitzen, die aber nur 6 mm voneinander entfernt waren, schweben und fand, daß es sich‘ mit seiner Fläche auf die Verbindungslinie der beiden Pole senkrecht (äquatorial) stellte. Eine Erklärung dieser merkwürdigen Erscheinung vermag ich nicht zu geben, sondern begnüge mich damit, auf analoge Beobachtungen von Plücker! hinzuweisen, welcher fand, daß 1 Aus Pfaundler, Lehrb. der Physik, II. Bd., p. 984 ff. Braunschweig 1883 bis 1890. 40 574 J. Pauksch, Substanzen, denen Eisen in geringen Mengen beigemengt ist, sich in schwachen Feldern paramagnetisch, in starken Feldern aber diamagnetisch verhalten. Der Grund dafür ist der, daß das Eisen, wie von Physikern gezeigt wurde, über eine gewisse Grenze hinaus nicht magnetisiert werden kann. Wenn nun in einer Substanz geringe Mengen Eisen enthalten sind, genügen schon schwache magnetische Kräfte, um das Maximum des Magnetismus zu erzeugen. Sobald die Stromstärke wächst, so wächst proportional damit die Stärke des Diamagnetismus der ungleich größeren diamagnetischen Substanz. Ob diese Erklärung auch für die von mir beobachtete Er- scheinung ausreicht, vermag ich nicht zu entscheiden. Wenn nun einzelne Gewebe schon im frischen Zustande einen starken Magnetismus zeigen, wie z. B. die obgenannten Periderme, Oberhäute u. a., so ist wohl mit Recht anzunehmen, daß hier die Speicherung von paramagnetischen Eisensalzen eine sehr reichliche ist. Für anorganische Eisensalze wurde bereits von Physikern gezeigt, daß der Magnetismus dem Salz- gehalte der Lösung proportional ist. In der Tat wurde von Molisch! nachgewiesen, daß gerade in Oberhäuten einzelner Pflanzen eine sehr starke Eisenreaktion zu beobachten ist. Was nun endlich das Mangan betrifft, welches unter den in der Pflanzenasche sich findenden Mineralsubstanzen gleich- falls paramagnetisch ist, vermag ich nicht zu sagen, in welcher Weise es bei der Beeinflussung des magnetischen Verhaltens der vegetabilischen Gewebe beteiligt ist. Seine Verbreitung in Pflanzen ist bekanntlich, wie neuerliche Untersuchungen ge- lehrt haben, eine viel größere, als man früher angenommen hat, aber sein Prozentsatz in der Pflanzenasche meist geringer als der des Eisens. Eine Ausnahme hievon machen Usnea barbata mit 5:5°/, und Trapa natans, bei welcher die Asche der Blätter 14°/,, die Asche der Samenschalen 68°/, Mangan enthalten; sowohl Usnea barbata, als auch Blätter von Trapa natans habe ich diamagnetisch gefunden. Daß infolge des additiven Verhaltens sämtlicher in Ge- weben enthaltenen Stoffe auch das Mangan zum Teil für 1-Molisch, le, p- 4» Magnetisches Verhalten der Pflanzengewebe. 08) den Magnetismus eines Gewebes mitbestimmend ist, ist wohl erklärlich. Genauere Versuche über diesen Gegenstand habe ich jedoch nicht gemacht. Resume. l. Die Mehrzahl der Pflanzengewebe ist, wie schon Wiesner fand, diamagnetisch; doch gibt es auch Pflanzen- gewebe, welche paramagnetisch sind. 2. Das magnetische Verhalten der vegetabilischen Gewebe wird vom Wassergehalte, von der Zellstruktur und vom Eisen- gehalte beeinflußt. 3. Die an Eisen reichen Gewebe sind häufig, wie schon Wiesner zeigte, diamagnetisch; doch gibt es, wie der Verfasser zeigte, auch eisenreiche Gewebe, welche einen entschiedenen paramagnetischen Charakter an sich tragen. Im ersteren Falle ist das Eisen zweifellos in einer diamagnetischen Verbindung vorhanden, im letzteren hingegen in Form eines gewöhnlichen Eisensalzes oder überhaupt in einer paramagnetischen Eisen- verbindung. 4. Der Paramagnetismus ist zweifellos auf in demselben enthaltene paramagnetische Metallverbindungen, in erster Linie auf Eisen, zurückzuführen. o. In den Pflanzengeweben sind magnetische Achsen nachweisbar, welche, soweit die bisherigen Beobachtungen reichen, mit den geometrischen Hauptachsen der die Gewebe zusammensetzenden Zellen zusammenfallen. B; ; + sa a eh u S rg adegsd © sälsıns: is 3 | a a rinerndner nähe er geraaerminß is a ao : et | en 231093 ea 85 ERSE ER ; 3alsE BITTER SR 3 Sue! r Re ah ine Belinea RERHRLISK 5 ee ‚negaubicna Aa Aloe | | | Er VEREIN seotchä sen ee Knie N alas dnstneT | Grat isgieslate sibeiltewäg Scaler SE ers) Si en Bee ee A SI SQ] Über den Geotropismus von Caulerpa prolifera G. Haberlandt, k.M.k. Akad. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) I. Über den Geotropismus der Algen ist bisher nur wenig bekannt geworden und verschiedene Forscher, wie Berthold, Noll, Oltmanns! u. a. haben die Ansicht ausgesprochen, daß der Geotropismus bei den Orientierungsbewegungen der Algen überhaupt nur eine untergeordnete Rolle spiele. Um so inter- essanter mußte es sein, an einem hiezu besonders geeigneten Objekte den Geotropismus etwas eingehender zu studieren. Meine Wahl fiel auf Caulerpa prolifera Lamour, und zwar nicht nur deshalb, weil bereits Klemm für die Sprosse dieser Siphonee einen wenn auch nur schwachen negativen Geo- tropismus angegeben hat, sondern auch deshalb, weil bei dieser merkwürdigen Pflanze der Vergleich der festzustellenden Er- scheinungen mit den geotropischen Vorgängen bei hochent- wickelten Pflanzen besonders lehrreich zu werden versprach. Die nachstehend beschriebenen Beobachtungen und Ex- perimente wurden in der letzten Märzwoche und im April 1904 an der zoologischen Station zu Neapel angestellt. Dem k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht bin ich für die 1 Fr. Oltmanns, Morphologie und Biologie der Algen. 1905, II. Bd., pP 8 P227. 878 G. Haberlandt, Bewilligung eines Arbeitsplatzes und der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien für die Gewährung einer Reisesub- vention zu aufrichtigem Danke verpflichtet. I: Über den Geotropismus von Canulerpa prolifera liegen bisher nur Angaben von Klemm! vor. Er setzte Stücke der Pflanze, die alle Arten von Prolifikationen besaßen, in den ver- schiedensten Stellungen in ein größeres Gefäß ein, das voll- ständig verdunkelt wurde. Dann und wann wurde das Wasser gewechselt. »Nach 17 Tagen hatten die vorhandenen Prolifika- tionen sämtlich lotrechte, zylindrische Neuzuwächse eıfahren und hatten außerdem zahlreiche neue, aufwärts gerichtete Prolifikationen gebildet von 15 bis 2:5 cm Länge. Nun wurde die Lage der Versuchsobjekte wiederum so geändert, daß die neu hinzugewachsenen Stücke in horizontale oder lotrecht invers gerichtete Stellung kamen. Nach 2 Tagen bereits waren an allen Spitzen vertikale Neuzuwächse zu beobachten, sowohl bei den invers gestellten, den Boden berührenden, wie bei denen in horizontaler Lage. Sie blieben nachher noch eine Woche stehen und wuchsen auch dann noch ein Stück weiter.« | Aus diesen Beobachtungen folgert Klemm, daß die Pro- liikationen von Caulerpa schwach geotropisch sind, da unter natürlichen Beleuchtungsverhältnissen »die geotropische Richt- kraft« vollständig zurücktritt. Um gleich nach meiner Ankunft in Neapel mit den im Dunkeln entstandenen zylindrischen Prolifikationen experi- mentieren zu können, hat auf meine Bitte hin Herr Dr. Lo Bianco schon Anfang März eine Anzahl von Caulerpa-Stöcken in große Glaszylinder verpflanzt, die am Boden mit einer mehrere Zentimeter hohen Sandschicht bedeckt waren. Die Gefäße wurden im Hintergrunde des Zimmers, in dem ich arbeitete, über den Aquarien aufgestellt und mit darüber gestülpten Blechzylindern verdunkelt. Im Deckel jedes Zylinders 1 P. Klemm, Über Caulerpa prolifera. Ein Beitrag zur Erforschung der Form- und Richtkräfte in Pflanzen. Fiora, 77. Bd., 1893, p. 473, 474. Geotropismus von Caulerpa prolifera. 579 befand sich ein kleines Loch, durch welches ein am Ende eines Kautschukschlauches befestigtes Glasröhrchen gesteckt wurde; durch dieses wurde in dünnem Strahle kontinuierlich frisches Meerwasser in die Glasgefäße geleitet. Nach meiner Ankunft — Ende März — waren die blatt- artigen Assimilationssprosse — ich will sie in üblicher Weise als »Blätter« bezeichnen — bereits mit zahlreichen stiftchen- artigen Prolifikationen versehen (Fig. 1), die eine Länge von 5 bis 20 mm und eine Dicke von 0'4 bis O8 mm besaßen und an ihrem Ende konisch zugespitzt waren. Ihr abgerundeter Scheitel war 0:15 bis 0°25 mm dick. Häufig zeigten sie eine dichotome Verzweigung; die beiden Gabeläste waren meist von gleicher Länge. Seltener war die schon von Klemm beob- achtete kandelaberartige Verzweigung eingetreten. Alle Ästchen standen genau vertikal aufwärts. Die Färbung dieser etiolierten Prolifikationen hing von der Färbung der Blätter ab, die sie erzeugt hatten. Waren letztere chlorophylireich, dunkelgrün, so waren auch die Ästchen bis auf den 1 bis 3 mm langen, weißen Spitzenteil grün gefärbt. War dagegen das Blatt nur blaßgrün, so waren die Ästchen nur in ihrer unteren, kleineren Hälfte grünlich gefärbt, in ihrem oberen Teile dagegen von weißer oder gelblichweißer Farbe. Die später entstandenen Ästchen waren häufig ihrer ganzen Länge nach rein weiß. Die im Dunkeln neuangelegten Ästchen treten fast aus- schließlich auf den Oberseiten der in den Kulturgefäßen meist schräg aufwärts gerichteten Blätter auf. Daß der Ort der Neubildung junger Blatt- und Stengelsprosse bei Caulerpa von äußeren Kräften bestimmt wird, ist in überzeugender Weise bereits von Noll! nachgewiesen worden. Abgeschnittene Blätter, die im Aquarium mittels eines Spiegels von unten beleuchtet wurden, bildeten ausnahmslos nur auf den belichteten Unterseiten Neuanlagen aus, woraus hervorgeht, daß der Ort der Neubildung in erster Linie vom Lichte bestimmt wird. Die ! Fr. Noll, Über den Einfluß der Lage auf die morphologische Ausbildung einiger Siphoneen. Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg, Ill. Bd., 1888, p. 470 ft. 580 G. Haberlandt, im Dunkeln horizontal auf dem Sande liegenden zwölf Blätter brachten es im ganzen nur auf drei Neuanlagen, die alle auf der Oberseite erschienen. Ein sicherer Schluß auf den Einfluß der Schwerkraft ist aber in diesem Falle, wie Noll bemerkt, wegen der zu geringen Anzahl der Neubildungen nicht möglich; es konnte hier auch der Zufall im Spiele gewesen sein. Meine Beobachtungen machen es aber zumindestens sehr wahrscheinlich, daß beiLichtabschluß der Ort der Neubildungen von der Schwerkraft bestimmt wird: die physikalische Ober- seite des Blattes ist es, auf der die Neuanlagen entstehen. Da aber durch das kleine Loch im Deckel des Blechzylinders, durch welches der Kautschukschlauch mit dem Glasröhrchen eingeführt wurde, immerhin eine von der Zimmerdecke reflek- tierte minimale Lichtmenge von oben her in das Kulturgefäß eindringen konnte, so ist die obige Schlußfolgerung mit einer gewissen Reserve auszusprechen. Daß bei Noll’s Versuchen im Dunkeln nur ganz wenige Neuanlagen gebildet wurden, bei meinen Versuchen dagegen zahlreiche, kann aus dem Grunde nicht überraschen, weil Noll mit isolierten Blättern, ich dagegen mit ganzen, gut eingewurzelten Pflanzen experi- mentierte. | Daß der Ort der Neubildung von Prolifikationen nicht nur durch das Licht, sondern eventuell auch durch die Schwerkraft bedingt wird, ist auch aus Ökologischen Gründen sehr wahr- scheinlich. Die stiftchenförmigen Neuanlagen an den Blättern dürften unter natürlichen Verhältnissen nur dann gebildet werden, wenn eine Verdunklung der Blätter, mögen diese in- takt geblieben oder abgerissen worden sein, durch Überdeckung mit einer Sand- oder Schlammschicht erfolgt ist. Da nun die Ausbildung negativ geotropischer, spitzer Ästchen zweifellos die Bedeutung hat, die lebende Substanz des verschütteten Blattes wenigstens teilweise wieder an das Tageslicht zu bringen und so ihre Fortexistenz zu sichern, so wäre es höchst zweckwidrig, wenn diese Ästchen auf den Unterseiten der Blätter entstehen würden. Auch die konisch zugespitzte, zylin- drische Form der Ästchen, wodurch diese in hohem Maße befähigt sind, eine darübergelagerte Sand- oder Schlammschicht Geotropismus von Caulerpa prolifera. 081 zu durchbohren, ist sicher als eine nützliche Anpassung zu deuten. Es wäre nicht ohne Interesse, festzustellen, ob nicht auch bei anderen Meeres- und Süßwasseralgen durch Verdunklung mittels Sand- oder Schlammschichten latente geotropische Eigenschaften geweckt werden, welche die verschütteten Pflan- zen in stand setzen, entweder direkt durch geotropische Krüm- mung oder durch Vermittlung negativ geotropischer Neu- bildungen sich aus der sie überlagernden Sand- oder Schlamm- schicht gewissermaßen wieder herauszuarbeiten. II. Um die geotropischen Krümmungen der im Dunkeln ent- standenen Ästchen von Caulerpa prolifera richtig beurteilen zu können, war vorerst die Wachstumsweise der Ästchen, insbesondere die Verteilung ihres Längenwachstums zu untersuchen. Schon vor mehr als 60 Jahren hat Nägeli! aus der dichteren und minder dichten Anordnung der an die Zell- membran ansetzenden Zellulosefasern auf die Wachstumsweise der Stengel- und Blattspitzen geschlossen. In den Stengel- spitzen »stehen die Fasern an den vorderen Enden ganz eng ineinander; nach hinten rücken sie bis auf einen gewissen Punkt allmählich auseinander«. An den eingebuchteten Blatt- spitzen sind die obersten, jüngsten Fasern, die in der Flächen- ansicht des Blattes als feine Punkte erscheinen, durchschnitt- lich 0:0015 bis 0:002’’ voneinander entfernt. »Je weiter die- selben sich vom Punctum vegetationis entfernen, desto größer werden sie und desto mehr rücken sie voneinander. An aus- gebildeten Blättern sind diese Punkte oder die Fasern durch- schnittlich um 0: 150’’ voneinander entfernt.« Nägeli folgert daraus, daß dem eigentlichen Spitzenwachstum durch neue Membranbildung bis zu einer gewissen Entfernung von der Spitze noch ein »Wachstum durch Ausdehnung« folgt, eine interkalare Streckung, wie man heutzutage zu sagen pflegt. 1 C. Nägeli, Canlerpa prolifera Ag. Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik; herausgegeben von Schleiden und Nägeli, I. Bd., Zürich 1844, Pr 1SI M. G. Haberlandt, OD (02) DD Später hat auch Janse! auf Grund von Zählungen fest- gestellt, daß im Blatte die Zahl der Zellstoffasern »an der Basis am kleinsten ist und von dort an nach der Spitze hin zuerst langsam, dann aber schnell zunimmt«. Wenn er aber daraus die Folgerung ableitet, daß die neuen Balken ausschließlich oder doch fast ausschließlich an der äußersten Blattspitze gebildet werden, so kann man dem im Hinblick auf die Zahlen- angaben in seiner zweiten Tabelle? nicht zustimmen. In dieser Tabelle werden die Faserzahlen für 18°3 u lange und 220 u breite, unmittelbar aufeinander folgende Blattzonen, berechnet auf 1 mm?, mitgeteilt. In der Richtung von der Spitze zur Basıs wurden folgende Zahlen ermittelt: 12000, 7040, 6270, 5830, 8940, 6100, 38610, 6600, 6490. In der neunten Zone, 165 u vom Scheitel entfernt, waren also noch mehr Zellulosebalken (6490) vorhanden als in der dritten Zone (6270), deren Entfernung vom Scheitel nur 55.4 betrug. Da nun in der zwischen diesen beiden Zonen befind- lichen, dem Scheitel noch immer sehr nahen Strecke selbstver- ständlich noch ein sehr ausgiebiges Flächenwachstum der Membran stattgefunden hat, so folgt daraus, daß in dieser Strecke während ihres Wachstums zahlreiche Zellulose- balken zwischen den schon vorhandenen neu ge- bildet, d. h. interkalar eingeschaltet wurden. Nur so ist es zu erklären, daß die Zahl der Balken von der dritten bis zur neunten Zone nicht nur nicht abgenommen, sondern sogar etwas zugenommen hat. | In den im Dunkeln entstandenen Ästchen treten die ersten sehr zarten Zellulosefasern schon knapp unter dem Scheitel, zirka O'1 mm von diesem entfernt, auf. Um Zählungen vor- nehmen zu können, wurden die vorher mit Alkohol fixierten Ästchen einige Stunden lang mit Javelle’scher Lauge behandelt, bis sie ganz durchsichtig geworden waren. Da bei der sehr ungleichen Entfernung der Insertionsstellen der Fasern brauch- 1 J.M. Janse, Die Bewegungen des Protoplasma von Caulerpa prolifera. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, 21. Bd., 1889, p. 180 ff. 9 rc PLZ: Geotropismus von Caulerpa prolifera. 989 bare Durchschnittswerte kaum zu erzielen sind, so nahm ich, gleich Janse, in verschiedenen Entfernungen vom Scheitel Zählungen der »punktförmigen« Ansatzstellen der Fasern für bestimmte Flächenstücke der Membran vor. Nachstehend teile ich die Resultate solcher Zählungen, die am Endstück eines 2 cm langen Ästchens vorgenommen wurden, in tabellarischer Form mit: Nummer h | Größe Zahl der a , des Flächen- all ; der Fasern ns vom Scheite re der Fasern pro O'1 mm? Br Hi O0’ I mm 0:016 mm? 27 168 ae 0-5 0:034 38 112 len ..2.. 0 0032 34 106 I. 1:5 0054 80 55 Ne 22V 0:044 217 0 Die Anzahl der radialen Fasern pro Flächeneinheit ist also knapp unter dem Scheitel, wie schon Nägeli und Janse gefunden haben, am größten. In der Zone II und III ist die Zahl der Fasern pro Flächeneinheit ungefähr gleich groß (112 und 106; die Differenz von 6 fällt in den Bereich der Beobachtungs- fehler). Es ist nun nicht anzunehmen, daß in der Strecke zwischen Zone II und III kein Längenwachstum mehr statt- gefunden hat, weil ein solches zwischen Zone III und IV noch in ausgiebigem Maß erfolgt ist, wie dies aus der beträchtlichen Abnahme der Anzahl der Fasern (106 und 55) deutlich hervor- geht. Daraus folgt also, daß zwischen Zone II und III, d. i. in einer Entfernung von 0°5 bis Imm vom Scheitel, während des Längenwachstums eine interkalare Neubildung von ra- dialen Zellstoffasern stattgefunden hat, so daß trotz des Flächen- wachstums der Membran die Anzahl der Fasern pro Flächen- einheit keine nennenswerte Abnahme erfahren konnte. Eine solche interkalare Einschaltung neuer Fasern hat sicher auch schon zwischen Zone I und II stattgefunden, so daß auch hier 084 G. Haberlandt, die wenn auch beträchtliche Abnahme der Faserzahl kein richtiges Bild vom Ausmaß des Längenwachstums zu geben vermag. Erst von der Zone IV, d. i. 1:5 mm vom Scheitel an, blieb die Anzahl der Fasern pro Flächeneinheit annähernd gleich groß, das Längenwachstum war (gleich dem Dicken- wachstum) nahezu oder ganz erloschen. Der interkalaren Einschaltung radialer Zellulosefasern im Endstücke des Ästchens entspricht es, daß die Fasern hier von sehr ungleicher Dicke sind, was schon von vornherein auf ihr ungleiches Alter hindeutet. Beweisend ist aber diese Tatsache für sich allein natürlich nicht. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, daß aus der Verteilung der radialen Zellulosefasern kein sicherer Schluß auf die Ver- teilung des Längenwachstums der Ästchen zu ziehen ist. Es war daher die Methode der künstlichen Markierung nicht zu umgehen, um verläßliche Resultate zu erlangen. Zu diesem Zwecke wurden "einzelne Pflanzen, deren Blätter reichliche Ästchen aufwiesen, aus den Kulturgefäßen in mit Meerwasser gefüllte, 12cm hohe, 12cm breite und 3cm tiefe Glasküvetten gebracht und dabei so orientiert, daß die früher vertikal aufrechten Ästchen nunmehr horizontal standen. Eine besondere Fixierung der Pflanzen, respektive Blätter war . meist nicht notwendig, da dieselben an den Wänden .der engen Küvetten durch Reibung genügend festgehalten wurden. Nötigenfalls wurden zur Fixierung Glasstäbe zu Hilfe genom- men. Die Markierung der Ästchen geschah in der Weise, daß auf die Wasseroberfläche Gips- oder Glaspulver gestreut wurde. Von den untersinkenden Körnchen und Splittern blieben einige an den Ästchen in verschiedenen Entfernungen von der Spitze haften und konnten nun als Marken benützt werden. Die Länge der einzelnen Zonen wurde mit Hilfe des Okularmikrometers eines Horizontalmikroskops bestimmt. Die Entfernung zweier Teilstriche des Mikrometers entsprach 20 u. Bei der ersten Mes- sung wurden die einzelnen Marken in ihrer Lage und Umrißform möglichst genau aufgezeichnet, um jene Fehlerquelle zu ver- meiden, die aus einer nachträglichen Verschiebung der Marken durch kleine Tiere etc. erwachsen konnte. Nach der ersten Messung wurde die Glasküvette mittels einesinnen geschwärzten Geotropismus von Caulerpa prolifera. 983 Sturzes aus Pappendeckel verdunkelt; die nächste Messung wurde nach 24 Stunden vorgenommen. Nur wenige von den zahlreichen Ästchen, die ich auf diese Weise markiert hatte, lieferten brauchbare Versuchs- resultate; gewöhnlich waren am nächsten Tage die Marken abgefallen, seltener verschoben. Immerhin konnte in einigen Fällen ein einwurfsfreies Ergebnis erzielt werden. Es waren das hauptsächlich solche Ästchen, die nach 24 Stunden noch keine oder keine nennenswerte geotropische Aufwärtskrüm- mung erfahren hatten. In nachstehender Tabelle teile ich die an drei kräftig wachsenden Ästchen durchgeführten Messungen mit. Die ein- zelnen Längszonen sind vom Scheitel an basalwärts mit I, II, MR opezittentr. DievDemperatur'betrug 17 bis’197C. Länge der Zonen in Skalenteilen des Okular- Nummer \ Längen- mikrometers der BEE SDOR NEBEN 5 THE SD DALE Zuwachs Ze zu Beginn des Versuches nach 24 Stunden zen A. I 11 22 100 II 11 19 54 III 17 22 m IV 1%) 0) V 20 20 0 J8% N 13 40 207 II 10 18 80 II 20 30 510) IV 10 12 20 V 15 15 0) | C. I 13 35 169 I DA, 33 22 II 20 24 20 IV 16 16 0 586 G. Haberlandt, Aus diesen Zahlenangaben ergibt sich folgendes: 1. Die Gesamtlänge des im Längenwachstum begriffenen Endstückes des Ästchens A betrug höchstens 0:78 mm, des Ästchens B 1:06 mm, des Ästchens C 1:2 mm. Wie voraus- zusehen war, ist die Gesamtlänge der Wachstumszone bei den einzelnen Ästchen eine ziemlich verschiedene; sie kann nach anderen Beobachtungen bis auf 1'9 mm ansteigen, andrerseits bis auf O'5 mm sinken. 2. Der gesamte Längenzuwachs betrug innerhalb 24 Stun- den beim Ästchen A 0:44 mm, beim Ästchen B 0:9 mm, beim Ästchen © 0:64 mm. Bezogen auf die Gesamtlänge der wach- senden Region betrug also der Längenzuwachs bei A 56°), bei B 85°/,, bei C 53°/,. Die Ästchen wachsen demnach lang- samer als Wurzeln phanerogamer Pflanzen. Nach den von Sachs! mitgeteilten Zahlenangaben berechnet sich zP2der Gesamtzuwachs zweier Keimwurzeln von Vicia Faba in 24 Stunden, bezogen auf die Gesamtlänge der wachsenden Region, auf 250°), 3. Die Wachstumsschnelligkeit ist in derspezcır region des Ästchens am größten und nimmt gegen das basale Ende «der wachsenden! Region umge rascher, dann langsamer ab. Ausgiebiges Spitzenwachs- tum kombiniert sich demnach mit nachträglicher interkalarer Streckung. Die Ästchen von Caulerpa nehmen hinsichtlich der Wachstumsverteilung gewissermaßen eine Mittelstellung zwi- schen den Wurzelhaaren, Rhizoiden von Marchantia und Lunu- laria,® Pilzhyphen? einerseits und den Wurzeln der höher ent- wickelten Pflanzen andrerseits ein. Denn bei ersteren findet nur Spitzenwachstum statt, bei letzteren ist die interkalare Streckung weit ausgiebiger als das Spitzenwachstum. 1 J. Sachs, Über das Wachstum der Haupt- und Nebenwurzeln. Arbeiten des botanischen Instituts in Würzburg, I. Bd., 1874, p. 417. 2 Vergl. G. Haberlandt, Über die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkernes bei den Pflanzen. Jena 1886, p. 54 ff. — Derselbe, Über das Längenwachstum und den Geotropismus der Rhizoiden von Marchantia und Lunularia. Österr. bot. Zeitschrift, 1889, Nr. 3. 3 M.O.Reinhardt, Das Wachstum der Pilzhyphen. Jahrbücher für wiss. Botanik, Bd. 23, 1892. Geotropismus von Caulerpa prolifera. 087 Schließlich muß noch bemerkt werden, daß die inteıixalare Streckung der wachsenden Ästchen durch experimentelle Ein- griffe ganz oder fast ganz unterdrückt werden kann, so daß nur noch Spitzenwachstum stattfindet. Zu Beginn meiner Ver- suche trachtete ich ein Verfahren ausfindig zu machen, welches ein besseres Festhaften der als Marken dienenden Glassplitter bewirken sollte. Zu diesem Zwecke bepinselte ich die Ästchen rasch mit einer Gelatinelösung, der Glaspulver zugesetzt war, und brachte dann die Pflanze in die Glasküvette. Nach 24 Stun- den waren die Ästchen an der Spitze häufig geplatzt, das ‚Plasma war in Form eines erstarıten Klumpens ausgetreten. Diejenigen Ästchen aber, welche die Prozedur gut überstanden hatten, zeigten nunmehr ausschließliches Spitzenwachstum. Nachstehend ein Beispiel. Die Einrichtung der Tabelle ist die- selbe wie oben. Länge der Zonen in Skalenteilen des Okular- Nummer Längen- mikrometers der zuwachs Zune zu Beginn des Versuches nach 24 Stunden oa | | I 15 45 200 II 30 30 0 IIT 40 40 0) IV 27, 27. ) V 28 28 ) Dieses Beispiel lehrt zugleich, daß das Spitzenwachstum der mit einer dünnen Gelatinehülle versehenen Ästchen gegen- über dem der auf gewöhnliche Weise markierten Ästchen keineswegs zurückbleibt. Auf welche Weise die Gelatinehülle die interkalare Streckung zum Stillstande bringt, ist ungewiß, doch kann es sich kaum um eine rein mechanische Hemmung handeln. Bezüglich der Wurzeln hat Pfeffer! gefunden, »daß Versi Piefter, Jahrbücher für wiss. Botanik, Bd. 27, p. 482. — Fr. Hering, Über Wachstumskorrelationen etc. Jahrbücher für wiss. Botanik, Bd. 29, p. 144 ff. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 41 588 G. Haberlandt, durch Einschmelzen in Gelatine die Wachstumsverteilung in der Wurzel nicht wesentlich verändert wird«. IV. Bekanntlich nimmt die geotropische Krümmung eines Organs zumeist in der am schnellsten wachsenden Region des- selben ihren Anfang. Wenn aber die Perzeptionszone nicht mit der am schnellsten wachsenden Partie zusammenfällt, so pflegt die Krümmung in der der Perzeptionsstelle am nächsten liegen- den Region zu beginnen; erst etwas später dehnt sie sich auf die am stärksten wachsende Region aus. Rothert! hat dies für die Keimblattscheiden der Gräser, Czapek? für Wurzeln nachgewiesen. Unter der Voraussetzung, daß das geotropische Perzep- tionsvermögen annähernd gleichmäßig über die ganze Länge der im Wachstum begriffenen Endpartie der Ästchen von Cau- lerpa verteilt ist, müßte man erwarten, daß nach der Horizontal- legung die Krümmung in der am schnellsten wachsenden Endzone beginnen würde. An der Spitze hätte zunächst eine scharfe Krümmung einzutreten, die sich dann basalwärts allmählich verflachen müßte. Von einer solchen Form der Krümmung ist aber in Wirklichkeit nichts zu sehen. Die geotropische Krümmung beginnt vielmehr in einer ziemlich weit.hinter (dem. Scheitel. gelegenen zesr in der das Längenwachstum schon viel langsamer verläuft alssin derzEndresion: 24 Stunden nach erfolgter Horizontallegung der Ästchen war in der Regel die Endpartie von 2 bis 2:3 mm Länge in flachem Bogen um 15 bis 30° geotropisch aufwärts gekrümmt (Fig. 4, 5), wobei die stärkste Krümmung in einer 0°5 bis O'7 mm langen Zone, die 0'5 bis O°7 mm hinter dem Scheitel begann, zu beobachten war. Die im schnellsten Längenwachs- tum begriffene Endzone war oft fast ganz gerade. 1 W. Rothert, Über Heliotropismus. Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. 7, 1896, p. 189. 2 Fr. Czapek, Über den Nachweis der geotropischen Sensibilität der Wurzelspitze. Jahrbücher für wiss. Botanik, Bd. 35, p. 361 ff. Geotropismus von Caulerpa prolifera. 889 Die Zone, in der die geotropische Krümmung beginnt, liegt manchmal unmittelbar vor den schon ausgewachsenen Teilen, ist also die am langsamsten wachsende Zone. In einem Falle war der Endteil des Ästchens durch zwei Marken in zwei gleich lange Zonen I und Il von je 0°32 mm Länge ge- teilt worden. Nach 24 Stunden war die Endzone (I) um 0:58 mm gewachsen und fast ganz gerade geblieben; die Zone II dagegen, in welcher Jie geotropische Krümmung fast ausschließlich erfolgt war, hatte auf der Oberseite (Konkav- seite), wo sich die Marken befanden, gar kein Längenwachs- tum erfahren; die auf Grund einer möglichst genauen Zeichnung ausgeführte Konstruktion ergab für die Unterseite (Konvex- seite) einen Längenzuwachs von zirka 0:07 mm. Der Krüm- mungswinkel betrug zirka 40°. Nach einigen Tagen ist die geotropische Aufwärtskrüm- mung beendet. Der oberhalb der Krümmungszone befindliche Teil des Ästchens steht wieder vertikal aufrecht. Der Krüm- mungsbogen zeigt zuweilen keinen gleichmäßigen Verlauf, sondern zwischen flacheren Bogenstücken treten solche mit kürzerem Krümmungsradius auf (Fig. 3) — eine Erscheinung, die ich seinerzeit auch an den sich positiv krümmenden Rhi- zoiden von Marchantia und Lunularia beobachtet habe. Peri- oden energischerer Reaktion wechseln also mit solchen schwä- cherer Reaktion ab. Ob dies auf einem Wechsel des Grades der geotropischen Empfindlichkeit oder des Reaktionsvermögens beruht, bleibt unentschieden. Manche Ästchen vermochten sich überhaupt nicht wieder ganz aufzurichten, sondern wuchsen in mehr oder minder schräger Richtung nach aufwärts gerad- linig weiter. Ob bei genügend langer Beobachtung schließlich nicht doch die Einstellung in die Lotlinie erfolgt wäre, ist eine offene Frage. Die mit einer dünnen Gelatinehülle versehenen Ästchen (vergl. oben p.587), die zunächst nur Spitzenwachstum zeigten, wiesen 24 Stunden nach der Horizontallegung noch keine geo- tropische Krümmung auf. Dieselbe trat erst nach einigen Tagen ein, als der durch Spitzenwachstum erzielte Zuwachs sich soweit verlängert hatte, daß nunmehr auch die interkalare Streckung wieder zur Geltung kam. -41# 890 G. Haberlandt, Sehr lehrreich sind die Erscheinungen, welche sich bei inverser Vertikalstellung der Ästchen (die Spitzen abwärts gerichtet) einstellen. Nach 24 Stunden läßt sich zwar eine schwache geotropische Krümmung der hinter der Endzone gelegenen Region wahrnehmen, in der Verlängerung dieser gekrümmten Zone liegt aber nicht die ursprüngliche Endzone, sondern ein unter dieser neuangelegter Scheitel, «der also eine seitliche Auszweigung vorstellt (Fig. 6). Die ursprüngliche Endzone von ungefähr O2 mm Länge ist durch den neuen, höckerförmigen Vegetationspunkt aus ihrer Lage gebracht und zurückgedrängt worden, so daß sie trotz der schwachen geo- tropischen Krümmung der darunter befindlichen Zone nach wie vor vertikal abwärts oder sogar in entgegengesetzter Rich- tung etwas schräg abwärts orientiert ist. Besonders auffallend ist ferner, daß diese von der geotropischen Aufrichtung aus- geschlossene Endzone schon nach 24 Stunden abgestorben oder wenigstens im Absterben begriffen ist. Das im Scheitel befindliche Plasma ist zwar noch licht, der darunter befindliche Zellinhalt ist aber mißfarbig geworden, von braungelber Farbe und grenzt sich ziemlich scharf von dem ganz lichten, neuen Scheitel ab. Nach 48 Stunden ist die geotropische Krümmung der hinter der neuen Vegetationsspitze gelegenen Zone noch etwas stärker geworden, die alte abgestorbene Spitze hat sich natür- lich nicht verlängert und auch sonst nicht sichtbar verändert, die neue Spitze dagegen ist bereits ansehnlich gewachsen und schon länger als die alte (Fig. 7). Sie wächst horizontal oder etwas schräg abwärts geradlinig weiter, ohne die ge- ringste Neigung zur geotropischen Aufwärtskrümmung zu zeigen. Am dritten Tage ist das Bild im wesentlichen dasselbe. Die geotropische Krümmung der hinter der abgestorbenen End- zone befindlichen Region ist zum Stillstande gekommen, die neue Vegetationsspitze ist geradlinig weitergewachsen. Erst am vierten oder fünften Tage, bei langsamem Wachstum noch später, wenn die neue Spitze ungefähr so lang geworden ist, wie die gesamte, im Längenwachstum begriffene Region der vertikal aufwärts wachsenden Ästchen, beginnt sich dieselbe Geotropismus von Caulerpa prolifera. og in gleicher Weise geotropisch aufzurichten wie ein horizontal gelagertes Ästchen. Zuweilen wächst das neue Seitenästchen noch eine Zeitlang horizontal weiter, bevor es sich geotropisch aufwärts krümmt (Fig. 8). Die im Dunkeln entstandenen negativ geotropischen Äst- chen von Caulerpa prolifera erfahren also durch die Invers- stellung insofern eine schwere Schädigung, als ihre Vegetations- spitze bald abstirbt. Unter ihr entsteht seitlich ein neuer Vege- tationspunkt. Die gesamte geotropische Aufwärtskrümmung geht in zwei scharf voneinander geschiedenen Phasen vor sich: zuerst erfolgt eine schwache geotropische Krümmung des primären Ästchens und dann nach entsprechender Pause eine ausgiebige Krümmung des sekundären Ästchens. Dementsprechend lassen sich auch an dem ganzen sympodialen Krümmungsbogen zwei räumlich getrennte Abschnitte unterscheiden, die dort inein- ander übergehen, wo die abgestorbene primäre Vegetations- spitze dem Krümmungsbogen aufsitzt. Dieser meines Wissens bisher einzig dastehende Modus der geotropischen Aufrichtung bei inverser Stellung des par- allelotropen Organs gibt zu manchen Fragen Veranlassung, auf die ich die Antwort schuldig bleiben muß. Warum stirbt über- haupt die primäre Vegetationsspitze in inverser Stellung ab? Sinken in ihr Protoplasma, respektive in dessen Hautschicht spezifisch schwerere Körperchen hinab, welche destruierend wirken oder geht seitens des neugebildeten Vegetationspunktes ein schädigender Einfluß auf den primären aus? Wird die Lage des neuen Vegetationspunktes durch die Krümmungsrichtung der dahinter gelegenen Zone der primären Achse bestimmt oder ist das Umgekehrte der Fall? Ein genaueres Studium dieser Korrelationen lag außerhalb des Planes meiner Arbeit und hätte auch Zeitmangels halber unterbleiben müssen. V. Im vorstehenden Abschnitte wurde gezeigt, daß die geo- tropische Krümmung der horizontal gelegten Ästchen nicht in der am schnellsten wachsenden Endregion, sondern in einer 092 G. Haberlandt, dahinter gelegenen Zone beginnt; der geotropische Krümmungs- bogen umfaßt einen ziemlich langen Abschnitt des Ästchens, die Endzone ist aber daran nicht beteiligt. Es liegt nun kein Grund zu der Annahme vor, daß die Perzeption .des Schwerkraftreizes in einer anderen Zone erfolgt als in der, welche die geotropische Krümmung ausführt. Nichts spricht dafür, daß die Geoperzeption, wie bei den Wurzeln, in der Spitze des Ästchens stattfindet und daß demnach von hier aus eine Reiztransmission nach dem Reaktionsort eintritt. Diese Möglichkeit wäre nur dann ins Auge zu fassen, wenn die Scheitelregion nicht die Zone schnellsten Längenwachs- tums wäre. Da sie es aber ist, so würde sie zweifellos auch am frühesten und schnellsten die geotropische Krümmung ausführen, wenn sie überhaupt im stande wäre, den Schwer- kraftreiz zu perzipieren. Haben wir aber in jener Zone des Ästchens, in welcher die geotropische Krümmung vor sich geht, zugleich die reiz- perzipierende Zone zu erblicken, so taucht nunmehr die Frage auf, ob in dieser Region, der Statolithentheorie ent- sprechend, spezifisch schwerere Körperchen nachweisbar sind, welche auf die Plasmahaut der physikalisch unteren Membran- partie einen Druck ausüben. Das Vorkommen von Stärke im Zellinhalte von Caulerpa prolifera hat bereits Nägelit nachgewiesen. Die kleinen Stärkekörnchen haben nach ihm eine längliche, auf der einen Seite konvexe, auf der anderen Seite abgeplattete Gestalt und entstehen unter dem mit »Schleim« gefüllten Punctum vege- tationis einzeln oder zu mehreren »nicht unmittelbar im Zellen- inhalt, sondern in besonderen kleinen Schleimzellchen«. »Wenn diese Stärkekörner fertig gebildet sind, so werden die Bläschen resorbiert.« Nägeli hat demnach bereits die Ent- stehung der Stärkekörner von Caulerpa in Leukoplasten beob- achtet. Später hat Janse? das Vorhandensein von farblosen »Amyloplasten« bloß vermutungsweise angegeben. Geotropismus von Caulerpa prolifera. 93 Wenn man den Stengel einer frisch aus dem Meere ge- holten Caulerpa durchschneidet, so kann man in seinem ausfließenden, milchsaftähnlichen Inhalt reichlich Stärkekörner beobachten, welche eine längliche, eiförmige Gestalt besitzen und häufig, wie dies schon Nägeli angegeben, auf einer Längsseite abgeplattet, ja zuweilen schwach konkav sind (Fig. 9a, b). Ihre Länge beträgt 4 bis 7 u. Bei genügend starker Vergrößerung läßt sich deutlich beobachten, daß die Stärke- körner in Leukoplasten liegen, deren Stroma um den breiteren Teil des Stärkekornes eine äußerst dünne Schichte bildet, am spitzeren Ende desselben dagegen eine abgerundete, dickere Kappe darstellt. Das Stärkekorn ist also im Leuko- plasten exzentrisch gelagert. Im kappenförmigen Teil des Leuko- plasten habe ich stets ein kleines, ziemlich stark lichtbrechendes, nach Jodzusatz sich nicht bläuendes Körnchen oder Tröpfchen gefunden, das sich in Alkohol teilweise löst und zu einem winzigen Reste zusammenschrumpft. Über die Natur dieses Körnchens weiß ich nichts näheres anzugeben. Ich fand es auch schon in jenen sehr kleinen, rundlichen Leukoplasten, die in ihrem Inneren noch keine Stärkekörnchen aufweisen (Fig. 9c). Diese stärkelosen Leukoplasten besitzen ungefähr dieselbe Größe und Gestalt, wie die recht kleinen Chlorophylil- kormerlider Blätter, iin "denen "zuweilen ganz’ am Rand ein kleines, stäbchenförmiges Stärkekorn vorkommt. Größere Stärkekörner wie in den Leukoplasten habe ich in Chlorophylikörnern nie beobachtet. In den im Dunkeln entstandenen Ästchen lassen sich noch nach mehrwöchentlicher Verdunklung sehr zahlreiche, allerdings schon winzig kleine Stärkekörnchen nachweisen (Fig. 10 5b). Sie besitzen eine stäbchenförmige, zuweilen etwas gekrümmte Gestalt, sind durchschnittlich 3w lang und kaum lm dick und treten hauptsächlich in den inneren Teilen des Plasmakörpers auf, in den Belegen der Zellstoffbalken und in den strömenden Plasmasträngen. In dem die Scheitelregion ausfüllenden Plasma kommen sie gar nicht oder nur verein- ZEN VOT. Außer dieser feinkörnigen »Wanderstärke« im Inneren des Plasmakörpers treten auch in dem in Ruhe befindlichen 994 G. Haberlandt, plasmatischen Wandbelege! Stärkekörner auf. Dieselben sind zum Teile von gleicher Größe und Gestalt wie die Körn- chen der Wanderstärke, zum Teil aber sind sie rundlich ge- staltet und etwas größer als diese; auch treten häufig zusammen- gesetzte Körner auf, die aus 2 bis 5 Teilkörnern bestehen. Dieser Unterschied zwischen den beiderlei Stärkekörnern ist gewöhnlich nur wenig auffallend, zuweilen wird er aber größer und in einem Falle war er besonders ausgeprägt. In diesem Ästchen von 12cm Länge fanden sich knapp unter der Zell- membran in einer Zone, die OS mm hinter dem Scheitel be- gann und zirka 4 mm lang war, fast ausschließlich und in gleichmäßiger Verteilung relativ große, zusammengesetzte Stärkekörner vor. Sie bestanden aus 2 bis 5 Teilkörnern und besaßen eine meist rundliche, oder auch unregelmäßige Gestalt (Fig. 10 a); ihr Durchmesser betrug 4 bis S w, im Durchschnitt 6 1. Pro Gesichtsfeld (0068 mm?) zählte ich durchschnittlich 35 solcher Stärkekörner, was 514 Körner pro I mm? ergibt. Übergangsformen zwischen diesen und den um vieles kleineren, zirka 31 langen und I w dicken Körnchen der Wanderstärke ließen sich nicht beobachten. In der die geotropische Krümmung ausführenden Region der Ästchen treten also im ruhenden proto- plasmatischem Wandbelege Stärkekörner auf, die sehr wohl als Statolithen fungieren können. Inwie- weit in der Größe und Gestalt dieser Stärkekörner eine An- passung an die Statolithenfunktion vorliegt, muß unentschieden bleiben. Daß die Stärkekörner im Wandbelege nicht auf größere Entfernungen hin verschiebbar sind und bei horizontaler Lage der Ästchen keine einseitige Ansammlung zeigen, ist begreif- lich. Sie würden ja sonst in der geotropischen Gleichgewichts- lage des Ästchens abwärts sinken und der plasmatische Wand- beleg der geotropisch empfindlichen Zone wäre dann gegebenen- falls stärkefrei, die geotropische Reizung könnte nicht erfolgen. 1 Daß in den Blättern von Caulerpa prolifera der die Hauptmenge der Chlorophylikörner enthaltende plasmatische Wandbeleg sich in relativer Ruhe befindet, hat bereits Janse nachgewiesen (l. c., p. 183, 184, 200). Geotropismus von Caulerpa prolifera. 895 Überhaupt wird man in allen nicht zellulär gebauten, respek- tive einzelligen, geotropisch empfindlichen Pflanzenorganen ent- weder gleichmäßig im ganzen Plasmaschlauche verteilte, relativ wenig bewegliche Statolithen erwarten dürfen, von denen dann nach Störung des geotropischen Gleichgewichtes nur die den physikalisch unteren Wandpartien anliegenden in Aktion treten — oder es müssen im Plasmakörper eigene Statozysten (Vakuolen) fixiert sein, in denen leicht bewegliche Statolithen enthalten sind. Als ein Beispiel für den ersten Typus können die Ästchen von Caulerpa namhaft gemacht werden; ein Bei- spiel für den zweiten Typus sind nach Giesenhagen! die Wurzelhaare von Chara, vielleicht auch die Endvakuolen von Closterium mit ihren Gipskriställchen. Zu Gunsten der Auffassung, daß die im ruhenden plasma- tischen Wandbeleg der Caulerpa-Ästchen auftretenden Stärke- körner als Statolithen fungieren, spricht in hohem Maße der nachstehende Versuch. Am 27. März wurde eine Caulerpa-Pflanze mit zwei Blättern aus dem verdunkelten Kulturgefäß in die Glasküvette gebracht und so orientiert, daß die an jedem Blatte vorhandenen, schön entwickelten, aufrechten Ästchen horizontal standen. Das eine Blatt (A) war kleiner, von hellgrüner Farbe, gegen die Spitze zu etwas verbleicht; seine acht Ästchen waren in der unteren Hälfte blaßgrün, in der oberen milchweiß. Das zweite Blatt (B) war größer, dunkler grün, seine zwölf Ästchen zeigten bis auf die 1 mm lange, milchweiße Spitze eine schön grüne Färbung. Nach 24 Stunden waren drei Ästchen des Blattes A an der Spitze geplatzt; die übrigen zeigten, obwohl sie ansehnlich in die Länge gewachsen waren, keine Spur einer geotropischen Aufwärtskrümmung. Dagegen waren alle Ästchen des Blattes B in flachen Bögen geotropisch aufwärts gekrümmt. Der Er- hebungswinkel betrug 25 bis 40°. 1 K. Giesenhagen, Über innere Vorgänge bei der geotropischen Krüm- mung der Wurzeln von Chara. Berichte der deutschen bot. Ges., Bd. 19, 1901. Die Einwände, welche vor kurzem Zacharias (Über Statolithen bei Chara, ebenda, Bd. 23, 1905, p. 358) gegen die Deutung der Glanzkörperchen als Statolithen geltend gemacht hat, kann ich nicht für zutreffend halten. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 42 096 G. Haberlandt, Nun wurde in die Glasküvette Jodjodkaliumlösung ge- gossen, um die Plasmakörper zu fixieren und die Stärkekörner zu bläuen. Nach einer halben Stunde schnitt ich die Ästchen ab und untersuchte sie mikroskopisch. In den Ästchen des Blattes A, die sich nicht geotro- pisch gekrümmt hatten, enthielt der plasmatische Wand- beleg bis gegen die Scheitelregion zu dichtgedrängt farblose Chromatophoren von der Größe und Gestalt der Chlorophyll- körner, aber keine Spur von Stärke. In den Ästchen des Blattes B, welche geotropische Krümmungen zZeisten, waren aber, zwischen den wandständigen Chlorophylikörnern gleichmäßig verteilt, ziemlich zahlreiche Stärkekörner von wechselnder Größe und rundlicher Gestalt vorhanden. Bei genauer Einstellung ließ sich bestimmt ermitteln, daß diese Stärkekörner dicht unter der Zellwand lagen. Die Ästchen mit wandständigen Stärkekörnern hatten sich also geotropisch sekrümmit), diesswarke losen dagegen nicht. Ich erblicke” darintemenBeweresstes die Annahme, daß jene Stärkekörner in den negativ geo- tropischen Ästchen von Caulerpa als Statolithen fungieren. Man wird dagegen wahrscheinlich wieder einwenden, daß gleichzeitig mit dem Verschwinden der Stärke möglicherweise auch die geotropische Sensibilität verloren gegangen sei. Bis- her ist aber noch niemals auch nur der Versuch gemacht worden, den Nachweis zu erbringen, daß die Sensibilität gerade in dem Zeitpunkt erlischt, in dem die Stärke’ ver- schwindet. Das vollständige Fehlen der Stärkekörner in der am schnellsten wachsenden Scheitelzone der Ästchen macht es auch verständlich, warum in dieser keine geotropische Krüm- mung eintritt. Denn wenn selbst in der Scheitelregion das Plasma sensibel sein sollte, was ich nicht für wahrscheinlich halte, so könnte es doch mangels der Statolithenstärke nicht gereizt werden. Eine Reizleitung von den dahinter gelegenen geotropisch krümmungsfähigen Zonen aus findet aber offenbar nicht statt; zumindestens löst sie keine Krümmung aus. 1 a De er ee Se ie ee ee ee 2 nee. Be ee 5 he Geotropismus von Caulerpa prolifera. 997 Auf den Transversalgeotropismus des »Rhizoms« von Caulerpa und auf den positiven Geotropismus ihrer »Wurzeln« hat bereits Reinke! hingewiesen. Inwieweit die für die negativ geotropischen Ästchen ermittelten Tatsachen auch für jene Organe Geltung besitzen, müssen künftige Untersuchungen lehren. 1 J. Reinke, Über Caulerpa. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. Neue Folge, Bd. 5, Kiel 1899, p. 79. 298 G. Haberlandt, Geotropismus von Canlerpa prolifera. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein »Blatt« von Caulerpa prolifera mit den im Dunkeln entstandenen, negativ geotropischen Ästchen. Natürliche Größe. Fig. 2 bis 5. Geotropische Krümmungen der horizontal gelagerten Ästchen. Fig. 4 und 5 nach einem Tage, Fig. 2 nach zwei Tagen, Fig. 3 nach drei Tagen. Vergr. 20. Fig. 6. Ein invers gelagertes Ästchen (Spitze nach abwärts) nach einem Tage. Die Vegetationsspitze ist abgestorben, darunter hat sich links ein neuer Scheitel gebildet. Vergr. 30. Fig. 7. Dasselbe Ästchen nach zwei Tagen. Fig. 8. Zwei invers gelagerte Ästchen nach acht Tagen; die neugebildeten Seitenästchen haben sich schließlich geotropisch aufwärts gekrümmt. Natürliche Größe. Fig. 9. Leukoplasten aus dem Rhizom von Caulerpa prolifera; a und b mit je einem großen Stärkekorn, c ohne Stärke. Vergr. 1400. Fig.10. Stärkekörner eines mehrere Wochen alten Ästchens; a zusammen- gesetzte Stärkekörner im ruhenden plasmatischen Wandbeleg, b stäb- chenförmige Körner der »Wanderstärke« im Inneren des Protoplasten. Vergr. 700. _ Lith. Ansiyatt) Bannwrarth,Wien. 9% “m S, ‚math- -natuew. ‚Klasse, Bd. CXY. Ab, Ir. 190) > sberichte d.kais. Akad.d. Wiss. r >" - b z 7 . ar N - Ä \ - Pr . > ’ ri = > = e re 1% AKADENIE DER WISSENSCHAFTEN. _ MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. \ CXV. BAND. V. HEFT. JAHRGANG 1906. — MAI. ABTEILUNG I. - ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, _ _ _ KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, _ PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. E. | (MIT 1 KARTENSKIZZE, 2 TAFELN UND 17 TEXTFIGUREN.) ae 2 : WIEN, 1906. ee ä AUS;,DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UNDSTAATSDRUCKEREI IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, K. U, K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER. BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. berichte der maihem. naturw. a Br a Se ee eu [Preis: 1 K 90 e 1 M 90 pf 6 Diener C., Beiträge zur Kenntnis der mittel- und obertriadischen. von Spiti. Die 75 h. 7 5 Be I: BEL Calren (Mit 3 Texifiguren und 1 Kartenskizze), ee .70pf]. ee ea = SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EXV. BAND. V. HEFT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 43 601 Dritter Bericht über meine Reise nach Neu- Guinea (Neu-Süd-Wales, vom 21. Juni bis 6. September 1905, Britisch-Salomonsinseln und Britisch-Neu-Guinea bis zum 31. Jänner 1906) von Rudoif Pöch. (Vorgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) Die ersten Wochen in Sydney benützte ich zum Studium der Sammlungen im Australian Museum, namentlich der ethnologischen. Am 16. Juli begab ich mich nach dem Clarence- Distrikt im Norden von Neu-Süd-Wales, um an australischen Ureinwohnern anthropologische Studien zu machen. Am 10. September schiffte ich mich in Brisbane nach Britisch- Neu-Guinea ein, auf einem Dampfer, der zuerst die britischen Salomonsinseln anlief. Am 7. Oktober kam ich in Samarai an, von wo ich mich in der folgenden Woche nach der Nordost- küste begab und Cape Nelson zum Standquartier machte. Auf der dortigen Governementsstation wurde ich vom Resident Magistrate G. ©. Manning gastfreundlich aufgenommen und in meinen Arbeiten in jeder Weise unterstützt. Zunächst nahm ich an etwa 50 Eingeborenen aus der Gegend von Cape Nelson genaue Messungen vor und machte Typenphotographien. In der Woche vom 6. bis 11. November fanden große Tänze auf der Regierungsstation statt, zu denen über 700 Leute kamen. Ich hatte reichlich Gelegenheit, die Tänze mit dem Kinemato- graphen und die Gesänge mit dem Phonographen des Phono- grammarchivs festzuhalten. Vom 17. November bis zum 0. Dezember bereisteich mit G. O. Manning in dem Regierungs- 43# 602 R. Pöch, kutter »Murüua« die Collingwood- und Goodenough-Bay, wobei sich viele Gelegenheit zu vergleichenden ethnologischen und anthropologischen Beobachtungen bot. Am 13. Dezember begann ich prähistorische Ausgrabungen in Wanigda, Collingwood-Bay, in großen Abfallshügeln, die vor einigen Jahren entdeckt, aber noch von keinem Fachmann besichtigt und systematisch durchsucht waren. Die Ausbeute waren Topfscherben weit höherer keramischer Technik als heute irgendwo im Gebiete und eine verzierte Muschelschale; alle Ornamente sind wesentlich verschieden von den heute üblichen; außerdem exhumierte ich vier mehr oder weniger vollständige Skelette. In den letzten Wochen in Cape Nelson sammelte ich Material zur Kenntnis des Totemsystems des Kworafi-Stammes. Am 4. Jänner 1906 verließ ich Cape Nelson und begab mich, einer Einladung des Gouverneurs Kapitän F. R. Barton folgend, nach Port Moresby an die Südküste von Neu-Guinea. Dort kam ich gerade an zur Zeit der Rückkehr der »Lakatoi’s«, großer Segelfloße, auf denen die Motu-Leute jährlich einmal eine mehrmonatliche Expedition nach dem Westen unternehmen, um gegen ihre Töpfe Sago- einzukaufen. Da diese Reisen mit besonderen Zeremonien, Gesängen, Tänzen u. s. w. verbunden sind, so war die Zeit meiner Anwesenheit besonders günstig zur Beobachtung und Erkundung darauf bezüglicher Dinge. Von Port Moresby wurde ich über Yule Island und Daru auf dem Gouvernementsdampfer nach Thursday Island gebracht, wo ich am 1. Februar 1906 ankam. I. Ureinwohner von Neu-Süd-Wales. Dieser fast ganz ausgestorbene Teil der australischen Rasse ist nur noch in ganz kleinen Gruppen oder einzelnen Individuen erhalten, die über das Areal des großen Staates verstreut leben. Nur wenige dieser »New South Wales Ab- originals« sind wirklich reinrassig; die meisten sind mit euro- päischem Blute gemischt. Meine Wahl war trotzdem auf diesen Teil der australischen Ureinwohner gefallen, da ich zu meinem Vergleiche mit der papuanischen und melanesischen Rasse ein von der Beimischung letzterer sicher freies Material brauchte, Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea. 603 und mir außerdem jede Untersuchung in einer Völkergruppe wertvoll erschien, deren Existenz in absehbarer Zeit aufgehört haben wird. | Die Schwierigkeit der Wahl des Ortes wurde behoben durch einen freundlichen Rat des Kurators des »Australian Museum« R. Etheridge jun. der meine Aufmerksamkeit auf den Clarencedistrikt lenkte und mir die wenigen dort lebenden reinrassigen Ureinwohner als gute Vertreter der australischen Rasse empfahl. Ich fand die Eingeborenen in kleinen Gruppen zunächst in einem Lager bei Copmanhurst am Clarence-River, dann in zwei Lagern bei Grafton und einem bei South-Grafton und schließ- lich eine größere Menge, letztere allerdings zum größten Teile mit europäischem Blute gemischt, im »Grafton Home«, einem vom Staate Neu-Süd-Wales geschaffenen Asyl. Bei 22 der Leute, die ich gesehen, gemessen und photographiert habe, besteht kein Zweitel über die Reinheit der Rasse. Die äußere Betrachtung und Messung ergab ein von den in Neu-Guinea gesehenen Rassen ganz verschiedenes Bild. Der auffallendste Unterschied liegt in dem viel stärkeren Vor- springen der Augenbrauenwülste, dem um so mehr Bedeutung zukommt, als die Nasenwurzel viel höher liegt; dann in dem flachwelligen, nicht krausen Haar. : Um außer den Messungen und Photographien noch ein weiteres Vergleichsmaterial zu haben, erwarb ich zwei Skelette erwachsener Australier, ein Kinderskelett und acht weitere Schädel, von denen einer wegen seiner kolossal vorspringenden Augenbrauenwülste interessant ist und etwas an einen Tas- manierschädel zu erinnern scheint; dann einen Gipsabguß eines Schädels aus dem Australian Museum. Schließlich wurden noch zwei Gipsmasken von zwei typischen, reinrassigen Ureinwohnern von Neu-Süd-Wales abgegossen, einem Manne andreiner.Frau. | Il. Britisch-Salomonsinseln. Es wurden folgende Plätze angelaufen: Rura-Sura, Aola, Nils Island (Hauptinsel Quadalcanar), Gavuto und Gezo (gegen- über von Choiseul). Die Bevölkerung ist von melanesischem 604 R. Pöch, Typus, den Neu-Irländern recht ähnlich, nur heller, besonders auf den südlichen Inseln. Die Stellung der Buka-Leute!, einer ganz dunklen Bevöl- kerungsgruppe inmitten hellerer, erschien mir dadurch umso rätselhafter. Auf den Inseln scheint überall Totemismus zu herrschen. III. Britisch-Neu-Guinea (Papua). 1. Tänze und Gesänge der Eingeborenen der Nordostküste von Britisch-Neu-Guinea (Papua), von Cape Vogel bis zum Musa-River. Am einfachsten sind die Tänze im Osten (Cape Vogel), am kompliziertesten und lebhaftesten im Nordwesten (Mambari- River). Das Gesicht sah ich immer unverhüllt, es sind also keine Maskentänze; Tänze, die auf Totemkult und andere religiöse Zeremonien Beziehung hätten, sah ich auch nie, sondern immer nur Kriegs- und Siegestänze und Verwandtes. Der Tanzschritt ist immer auf dieselben Elemente zurück- zuführen, nämlich ein Vorschleifen des Fußes und zweimaliges Niedersetzen der Ferse, das Bein ist im Knie- und Hüftgelenk etwas gebeugt. Tanzschritt und Körperbewegungen eines jungen Tänzers aus dem Norden, wo der Tanz seine höchste Vollendung erreicht (am Mambari-River) müssen dem euro- päischen Auge als etwas durchaus Ästhetisches und Kunst- volles erscheinen. Der Takt zum Tanze ist, dem Schritte ent- sprechend, ein zweiteiliger und wird von kleinen Handtrommeln (Holztrommeln, mit Eidechsenfell überspannt), welche der Tänzer selbst schlägt, angegeben. In der Regel ist der Tanz von Gesang begleitet, mitunter, namentlich bei raschen und lebhaften Tänzen, fehlt er. Frauen und Mädchen beteiligen sich am Cape Vogel regelmäßig an den Tänzen, gehen jedoch nur außen im Schritt 1 Vergleiche zweiter Bericht. 2 Durch Parlamentsbeschluß wurde seit Ende 1905 für den englischen Teil der alte, ursprüngliche Name der Insel »Papua« wieder eingeführt. Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea, 605 mit; im Collingwood-Bay und um Cape Nelson begleiten sie ebenfalls häufig die Tänze der Männer. Der Tanz selbst wird fast immer in Viererreihen auf- . geführt und besteht in Auflösung und Vereinigung dieser Reihen in großer Variation. Beim Tanze wird ein großer Kopf- schmuck getragen, bestehend aus den langen Schnäbeln der Nashornvögel, Paradiesvogel-, Kasuar- und Papageienfedern. Die Melodien der Gesänge! sind höher entwickelt als alle früher in Deutsch-Neu-Guinea gehörten. Meist, aber nicht immer, sind die gesungenen Worte den Leuten selbst unverständlich. 2. Reise auf der »Murua« entlang den Küsten von Colling- wood- und Goudenough-Bay. Zuerst wurde Pusu-Pusu in Collingwood-Bay angelaufen und von dort gegen den Südostwind angekreuzt, wobei wir bis Goudenoush Island kamen und Eingeborene in ihren Kanu’s sahen. Darauf wurde Yassiassi nahe bei Cape Vogel erreicht und von dort wurden einige in Land gelegene Dörfer besucht. Die Bevölkerung ist von hier an stark mit dem melanesischen Element von den Inseln gegenüber gemischt und von ihm beeinflußt. Der nächste Ankerplatz war Mosquito Island in Goude- nough-Bay, von da wurde der ganze innere Teil der Bucht bis zum gegenüberliegenden Boiana teils zu Fuß, teils mit Kanu’s bereist. Nach Mosquito Island zurückgekehrt, wurde noch das nahe. gelegene Menapi besucht und dann die Rückfahrt nach Cape Nelson angetreten. Die eingewanderte melanesische Bevölkerung drängt in Goudenough-Bay das papuanische Element von der Küste zurück. Im innersten Winkel dieser Bucht sind im Dorfe Ladine alle Häuser nach melanesischem Typus ohne Pfeiler unmittelbar auf dem Erdboden erbaut, etwa eine Stunde land- einwärts liegen auf den Hügeln Dörfer mit Häusern auf Pfählen und Bewohnern von anderem Typus und mit anderer Sprache. 1 Die Gesänge u. s. w. sind besprochen in den Berichten an das Phono- grammarchiv. 606 R. Pöch, Gegenüber von Mosquito Island, im Dorfe Uira und in Menapi glaube ich eine gegenseitige Beeinflussung dieser beiden Typen von Hausbau zu sehen: der Wohnraum steht zwar auf Pfählen, aber das Haus ist außen mit Mattenwänden bis nach . unten verkleidet, so daß es von außen wie ein unmittelbar auf dem Erdboden stehendes Haus aussieht. 3. Prähistorische Ausgrabungen in Wanigela (Collingwood- Bay). Im Dorfe Wanigela befinden sich drei lange Erdhügel, etwa 1!/, bis 2 m hoch und ursprünglich jeder 100 m bis 200 m lang. Zwei dieser Hügel wurden bei der Anlage einer Missions- station abgegraben und man fand sie voll von Topfscherben. Die heutige Bevölkerung, die zwar auch wieder sehr eifrig mit Topfindustrie beschäftigt ist, hat aber keine Beziehung zu diesen Resten früherer Keramik und besitzt auch keine Tradi- tion über die Erzeuger derselben. Von dem früheren Resident Magistrate on A.W.Monckton wurden Proben dieser Töpferei an das British Museum gesendet und der Fund ist in dem letzten Annual Report von British New Guinea beschrieben. Ich begann den dritten, bisher noch unberührten Hügel quer zu durchstechen und stieß, etwa 1 m unter der Öber- fläche auf vier Skelette, die, nach Lage und Vollständigkeit zu urteilen, dort begraben waren. Gerätschaften waren den Toten nicht beigegeben. Ich möchte für diese Begräbnisstätte folgende Erklärung geben: Größere Abfallshügel gibt es in jeder Niederlassung. Ich erinnere mich, im Dorfe Uiaku ein Haus gesehen zu haben, welches, offenbar der höheren und luftigeren Lage wegen, auf einem Teile des dortigen Abfallshügels erbaut war. Die Leute pflegen fastüberallindiesen Gegendenihre Toten unterdem Hause zu begraben. So mag auf dem eröffneten Hügel bei Wanigela auch einmalein Haus der früheren Ortsbewohner gestanden sein. Als Begräbnishügel oder Tumuli sind - die De pLocuE u Abfallshügel jedenfalls nicht aufzufassen. Außerdem fand ich in dem Hügel Knochen vom en. Scherben und Henkel von Töpfen, Muschelschalen, die teils als . Si; . . . I Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea. 607 Schmuck, teils zum Schneiden verwendet waren, teils nur den Überrest der Mahlzeiten vorstellen. Alles bis 1 m Tiefe Gefun- dene wurde von dem bis 2 m Tiefe Ausgegrabenen getrennt aufgehoben. Außerdem begannen die Eingeborenen auf eigene Faust an anderen Stellen zu graben, darunter auch an einem weiteren Eliueelnzeine sute Strecker landeinwärts,. den jeh: nichtn'sehen konnte. Auch brachten sie besonders schöne Stücke zum Ver- kaufe herbei, die sie früher einmal gefunden und in den Häusern als Rarität aufbewahrt hatten. Sehr mannigfaltig sind die Topfhenkel gestaltet, von denen ich eine große Menge bekam. Sie werden dadurch besonders merkwürdig, daß die heutigen Wanigela-Leute keine Henkel an ihre Töpfe zu machen verstehen. Bei der Auswahl der Scherben war die verschiedene Form und die Ornamentik maßgebend. An Stärke, Größe und schöner Ausführung sind diese alten Stücke der jetzigen Keramik weit überlegen, die Ornamente sind von den heute üblichen voll- ständig verschieden. In eine Muschelschale ist eine Verzierung eingeschnitzt, wie sie der heutigen Kunst dort ganz fremd ist, außerdembesteht die Technik, Muscheln zu verzieren, nicht mehr. Der KundSyvonsSspurenleiner Bevölkerung, deren"Kultur zweifellos eine höhere war, überrascht auf Neu-Guinea sehr _ und war nicht zu erwarten. Ich neige, soweit ich die Verhält- nisse heute überblicken kann, zu der Annahme, daß es sich um eine Einwanderung eines höher kultivierten Volkes von den weiter südöstlich gelegenen Inselgruppen des stillen Ozeans handelt. 4. Anthropologie und Ethnologie des Kworäfi-Stammes. Während meines mehrmonatlichen Aufenthaltes in Cape Nelson hatte ich Gelegenheit, mich hauptsächlich mit dem in der nächsten Umgebung wohnenden Stamme der Kworäfi zu beschäftigen. Die Kworäfi sind mesocephal (mit Neigung zur Dolicho- cephalie), mittelgroß und mittelkräftig von durchschnittlich dunkleren Hautfarbe als die Monumbo!. Sie sind wohl durch i Siehe erster Bericht. 608 R. Pöch, eine Vermischung papuanischer und melanesischer Elemente entstanden. In ihrer Sprache! konnte ich keine der von S. Ray und P. W. Schmidt angegebenen Merkmale der melanesischen Sprachen finden. Um Kenntnis von Mischungen und Wanderungen der Stämme zu bekommen, wurden an vielen benachbarten Stämmen Messungen vorgenommen: den Ok£na, Maisim, Ari- famu, Winiäpi, Barigi, Baifa, »Doreri« (Sammelname für Inland- völker), in Yassiassi, auf Mosquito Island und in Boiana. Bei den Kworäfi besteht ein wahrscheinlich in Verfall geratenes Totemsystem: In der Regel hat jeder nur ein Totem- tier, meist ist es ein Vogel. Die Zugehörigkeit zum betreffenden Tiere vererbt sich väterlicherseits. Bei der Verheiratung nimmt die Frau das Totemtier des Mannes an, der Mann respektiert aber auch das Totemtier der Frau, ebenso die Kinder das Totemtier der Muttter; immer aber nennen sie das Totemtier des Vaters als das, zu dem sie gehören. Angehörige desselben Totemtieres wohnenin derselben zusammenhängenden Häuser- gruppe (unter einem Dach), in demselben Dorfe wohnen aber Angehörige verschiedener Totemtiere. Die Zugehörigkeit zu ein und demselben Totemtiere ist kein Ehehindernis. 5. Die Lakatoi-Expeditionen des Motu-Stammes. Alljährlich werden von einigen größeren Ansiedlungen des Motu-Stammes große Segelfloße nach dem Westen entsendet, um für ihre Tontöpfe Sago einzutauschen. Das Motu-Land bringt nämlich während der langen Trockenzeit gar nichts hervor, so daß diese Expeditionen eine natürliche Abwehr einer jährlich wiederkehrenden Hungersnot vorstellen. Das Flachland im Golf von Papua mit den großen Sümpfen an den Flußmündungen ist sehr reich an Sago. Als Tauschmittel benützen die Motu ihre Tontöpfe, auf deren Erzeugung sie durch den vorzüglichen Ton in ihrem Lande hingewiesen werden, während im Westen das Material dazu fehlt. 1 Aufnahmen mit dem Archivphonographen. Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea. 609 Gegen Ende des Südostwindes fahren die Segelfloße west- wärts, also etwa im Oktober. Die Zeit der Windstille benützen sie, um in die Flußmündungen hinauf zu rudern (beziehungs- weise das Floß mit Stangen zu stoßen) und ihr Handelsgeschäft abzuwickeln; mit Einsetzen des Nordwest, also etwa im Jänner kehren sie heim. Diese Lakatoi’s sind sehr große Segelfloße. Ich sah mehrere, deren jedes aus 14 einzelnen, ungewöhnlich großen Kanu’s (Assi) zusammengebunden war und wohl mehr als 100 Tonnen Sago trug. Die Lakatoi-Expeditionen sind das Hauptereignis im Leben des Motu-Mannes. Ihre Geschichte ist von einem Kreise von Sagen umwoben, die jährliche Aussendung und Heimkehr der Fahrzeuge mit religiösen Zeremonien, Tänzen und Gesängen! verbunden. Es wurden die drei Motu-Dörfer Hanuabäda, Tanobäada und Eliwära bei Port Moresby während des Aufenthaltes täglich besucht und viele photographische Aufnahmen über Häuser- bau, Töpferei, Tatuierung und die Lakatois gemacht, auch Aufnahmen belebter Szenen mit dem Kinematographen (Biosko) wurden versucht. Außerdem wurde das etwa 30 Meilen - östlich gelegene Motu-Dorf Tupuseleio besucht. | Während meines Aufenthaltes in Port Moresby konnte ich folgende Küstenstämme sehen (von Osten nach Westen): Hula, Maifa, Motu-Motu, Kaimari und Kiwai. Von Bergleuten die Koitapu, die nun auch neben den Motu am Ufer wohnen; die Koiari und Kagi. Letztere, ganz aus der Hauptkette des Hoch- gebirges kommend, überraschen durch ihre verhältnismäßig schmalen und hohen Nasen und die geringe Prognathie; die Hula, ein Fischervolk, durch die helle Hautfarbe und oft fast blonden Haare. Hula und Motu scheinen vom Osten einge- wandert zu sein. 1 Vergleiche Berichte an das Phonogrammarchiv. 610 R. Pöch, Anhang zum dritten Bericht. 1. Tropenhygienische Beobachtungen. Die Eingeborenen des kleinen Mosquito-Islands (Goude- nough-Bay, British New Guinea) leiden auffallend viel an sehr bösen Fußgeschwüren. Die meist großen, mit veinem wuchernden Granulationsgewebe bedeckten Wunden heilen oft erst nach Jahren und lassen Narben zurück, die zu Defor- mation und wesentlicher Beeinträchtigung der Funktion der Extremität führen können. Der fast überall auf der Insel nackt zu Tage tretende, äußerst scharfe Korallenboden gibt fort- während Gelegenheit zu Verletzungen. Süßes Wasser zum Waschen der Wunden fehlt und außerdem geht den Leuten merkwürdigerweise jeder medizinische Instinkt zur Behandlung dieser Wunden ab. In Yassiassi sah ich bei einer Frau ein ausgebreitetes Granuloma venericum. Auf den Trobriands-Inseln gibt es jetzt ein Regierungshospital, hauptsächlich zur Behandlung einer venerischen Erkrankung, die nach sehr verläßlichen Beschreibungen ebenfalls mit dem in Deutsch-Neu-Guinea vor- kommenden Granuloma venericum! identisch ist. Die in Deutsch-Neu-Guinea gesehene Hautschuppen- krankheit (überall kurz »Ringwurm« genannt) ist auch über Britisch-Neu-Guinea verbreitet. An der Nordostküste nimmt die Krankheit von Westen nach Osten zu. Ihre Verbreitung scheint sehr von der Reinlichkeit der betreffenden Stämme abzuhängen. Unter den Motu-Leuten, die sich sehr häufig baden, kommt sie fast gar nicht vor. In den englischen Hospitälern werden Schwefelfumigationen mit gutem Erfolg angewendet. Was die hygienische Erziehung der Kolonisten zur Malaria-Prophylaxis anlangt, so wurde vom Gouvernement ein Rundschreiben der Liverpooler Tropenärzte Stephens und Christophers zur allgemeinen Kenntnis gebracht, das die Maßregeln zur Verminderung der Zahl der Moskitos und die Trennung der europäischen und Eingeborenenquartiere zum 1 Ursprung sind die melanesischen Inseln (Neu-Island u. s. w.). Vergleiche ersten Bericht. Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea, 611 Gegenstande hat. Das Chinin wird aber meist noch verkehrt genommen, nämlich im Fieberanstieg, anstatt während oder nach dem Abfall, was bekanntlich die Disposition zum Schwarz- wasserfieber erhöht. Ich persönlich blieb bei regelmäßigem Gebrauch der Koch’schen Chininprophylaxe (jeden 8. und 9. Tag 19) in Britisch-Neu-Guinea ganz fieberfrei. 2. Nachträge zur Anthropologie. Press austrabischen Ureinwohner "besteresrennr die hohen, glatten, eine weite Strecke hinauf astlosen Eucalyptus- bäume oft ganz frei, den Baum mit der linken Hand halb umklammernd, in. der’rechten die Axt haltend, mit der sie ın sehr großen Abständen nur ganz seichte Einkerbungen für die erste Zene schlagen!; man wäre geneigt, in der größeren Frei- heit? der ersten Zehe oder in stärker entwickelten Muskelgruppen eine Erklärung dieser auffallenden Erscheinung zu suchen. Es ist mir aber ein sicheres Beispiel eines Europäers? bekannt, der durch Übung in früher Jugend ebenso klettern konnte wie die Australier. Auch in Deutsch Neu-Guinea sah ich im Lande auf- gewachsene Knaben an vertikalen Pfosten mit angestemmten Füßen hinauflaufen wie Eingeborene. Überall nach Spuren einer Zwergrasse suchend, fiel mir zuerst in Yassiassi (bei Cape Vogel) ein Mann von nur 142 cm Körperhöhe und äußerst grazilem Körperbau auf, der im Gesichts- typus von der anderen Bevölkerung abstach und dunklere Hautfarbe hatte. Vater und Bruder sollen ebenfalls klein sein. Später sah ich Leute von der Insel Fergusson (D’Entrecosteaux- Gruppe), die fast durchwegs unter 150 cm waren; zwei maßen nur 140°3 und 142°5 cm. Von verläßlicher Seite wurde mir mit- geteilt, daß die Messung eines auffallend kleinen Mannes der benachbarten Insel Normanby nur 129°6 cm (!) Körperhöhe ergab. Die Bewohner dieser Inseln haben die Schleuder als Waffe und sind ein Bauernvolk mit festen Wohnsitzen. 1 Photographien und Rindenstücke im Australian Museum, Sydney. 2 Für die Weddahs zuerst von P. und F. Sarasin gezeigt. 3 Sohn des Herrn Savidge in Copmanhurst, Neu-Süd-Wales. 612 R.Böch; Über Nomaden liegt aus Britisch-Neu-Guinea nur ein Gerücht vor, welches einen »Kukukuku« genannten Stamm nördlich von Mekeo (Südküste) betrifft. Sie sind Pfeil- und Bogenschützen, überfallen häufig die Nachbarstämme und sollen im Walde umherstreifen, ohne feste Wohnsitze. Die Agaiambo (richtig Aghändi) am Barigi-River (Nordost- küste von Britisch-Neu-Guinea), über die vor nicht langer Zeit aufsehenerregende Nachrichten durch die Presse gingen, die sie als Menschen mit Schwimmhäuten an den Füßen schilderten, konnte ich, trotzdem ihr Wohnsitz nicht entfernt von Cape. Nelson liegt, nicht besuchen, weil die Gegend zur Regenzeit ganz unter Wasser steht. Resident Magistrate G. O. Manning, der die Leute selbst gesehen und photographiert hatte, legte mir wohlgelungene Photographien zur Ansicht und Messung vor, die mich davon überzeugten, daß es sich nur um Deformität und Atrophie der Unterschenkel und Füße handeln kann. Die Leute bringen tagtäglich einen großen Teil der Zeit in Kanu’s Knieend oder hockend zu und haben fast nie Gelegen- heit, auf festem Boden zu gehen. 3. Photographie. Neben der Reisekamera mit dem Formate 9xX12 cm wurde diesmal auch ein größere Kamera, 13x18 cm ange- wendet; die Vorteile des größeren Formates zeigten sich namentlich bei den anthropologischen "Typenaufnahmen. Bei diesen wurde als Hintergrund eine gleichmäßig grau getonie Leinwand gebraucht, die Schattenseite wurde durch einen Reflektor aufgehellt (zerlegbarer Rahmen mit Leinwand über- spannt). Es wurde außerdem auch eine stereoskopische Kamera verwendet, die ebenfalls besonders zu anthropo- logischen Aufnahmen gut zu gebrauchen war, da durch sie ein getreues Bild von dem Relief des Gesichtes gegeben wird: Prognathie, Vorspringen der Augenbrauenbogen, Gestalt der Nase u. s. w. Schließlich wurden Versuche mit einem Kinematographen (Bioskopkamera) gemacht, um belebte und bewegte Szenen festzuhalten und zu reproduzieren. Die erste Gelegen- Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea. 613 heit hiezu gaben die Tänze in Cape Nelson, es wurden aber später auch verschiedene Szenen aus dem Dorfleben auf- genommen; die meisten Bewegungen der primitiven Menschen sind recht verschieden von denen der hochentwickelten Rassen. Daher ist auch schon die Wiedergabe des Gehens, Nieder- setzens, Tragens u. s. w. mit dem Bioskop äußerst lehrreich. BiessWiedersabe,, des Tatuierens; ..der Topffabrikation, des Zurechtschlagens von Steinwerkzeugen können von besonderem ethnologischen Werte sein. Kleine Proben der Filmrollen wurden entwickelt, um sich von der richtigen Expositionsdauer und Geschwindigkeit des Ablaufes zu überzeugen. -Damit ist aber noch nicht der Beweis erbracht, daß die Versuche mit dem Bioskop gelungen sind. Es muß erst abgewartet werden, ob die äußerst empfindlichen Films auch noch den Rücktransport aushalten und ob sie zu erfolgreicher Reproduktion geeignet sein werden. 4. Aufnahmen mit dem Archivphonographen. Mit dem zu dieser Reise mitgegebenen, ganz neuen Phono- graphen wurden 72 Aufnahmen für das Phonogrammarchiv gemacht.” Es wurden verschiedene, schwer nachzuahmende Laute verschiedener eingeborenen Sprachen festgehalten; ferner Zahlwörter, einzelne Worte, freie Erzählungen, Lieder und Chorgesänge, Spiel mit Instrumenten (Flöte, Maultrommel und Handtromme]); ferner Ausrufen und Schreien, Lachen und eine Beschwörungstormel. 5. Ethnologisches Sammeln. Die Zahl dern ‚gesammelten „Objekte wurde. um „rund 1000 Stücke erhöht. Aus verschiedenen Orten in Collingwood- Bay stammt eine große Anzahl von Baumbastkleidern (Männer- und Weiberschürzen) mit farbigen Ornamenten, deren Bedeutung ermittelt wurde, von Cape Nelson alle Arten Trauerschmuck, aus den Samenkörnern von Coix Lacryma, Tanzschmuck besonders drei große Kopfschmucke, verschiedene Arten Stein- Feulen, ferner andere Waffen und. Werkzeuge. Aus. Port 1 Davon sind zwei Platten als »geworfen« auszuscheiden. 614 R. Pöch, Moresby große Bambustrommeln, wie sie nur während der Fahrt auf den Lakatois gebraucht werden. 6. Zoologisches Sammeln. Die Zahl der gesammelten und präparierten Häute und Bälge wurde auf 266 erhöht. Darunter sind Paradiesvögel mit zehn Spezies vertreten: Manu codia, Parota sixpennis, Ciecinurns regius, Diphyllodes chrysoptera, Ptilorhis paradisea (davon auch die in Südwest-Wales vorkommende Varietät), Paradisea raggiana, P. intermedia, P. minor, P. guileilmi, Selencides nigra. Von allen, die beiden ersten ausgenommen, sind Männ- chen und Weibchen vorhanden, von den fünf letzten auch junge Männchen in verschiedenen Stadien der Entwicklung ihres Schmuckes. Ferner wurden einige Reptilien gesammelt, darunter eine Neu-Süd-Wales Schildkröte; von einer Neu-Guinea-Schildkröte konnte ich nur die Schilder bekommen. Es wurden ungefähr 400 Insekten gesammelt, meist Lepi- doptera. 7. Lebende Tiere. Aus den blauen Bergen in Neu Süd-Wales wurden zwei ganz junge wilde Hunde (Dingos)nach Schönbrunn geschickt.! In Britisch-Neu-Guinea wurden ein Kakadu von den Salomons-Inseln, ein Dorka-Känguruh und ein grauer Baum- bär längere Zeit in Gefangenschaft gehalten, gingen aber schließlich ein. Dagegen gelang es mir, nun schon durch sechs Wochen einen Ameisenigel lebend zu halten; es ist eine Echidna acu- leata, var. Lawesi, Rams., aus Port Moresby. Derzeit ist die Nahrung, weiße Ameisen, leicht zu beschaffen. Die Schwierig- keit liegt darin, das Tier allmählich an Milch zu gewöhnen. 8. Beiträge zur Geologie wurden gegeben in Photographien des Vulkans Mount Victory und der fjordartigen Einschnitte in seinem mächtigen Lavastrom 1 Bisher konnte ich noch keine Nachricht über die Ankunft erhalten. Bericht über eine Reise nach Neu-Guinea. Sl) gegen Norden (Cape Nelson). Von dort wurden auch Gesteins- proben gesammelt. Ferner Photographien der Terrassenland- schaften des südlichen Ufers der Goudenough-Bay, welche gehobener Korallenboden sind. Beiträge zur Botanik sind eine Reihe von Vegetations- bildern: lichter Eucalyptuswald in Australien; in Neu-Guinea: hohes Lalanggras, Mangrove, Cykaspalmen, Ficus Rigo u. S. w. Außerdem wurden einige auffallende Pflanzen (Schmarotzer) in Spiritus konserviert. Merauke in Niederländisch-Neu-Guinea, am 16. Februar 1906. ‘ Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 44 ie) MR 28 raten ot kmesishh ea risliasehtie she igsrgsiohTiaenmel Fler Br HHHEW a 87818, ib al. Be | > u | URN Be nsbedner “ser tstags’ pam. Adied Bar Hiupiof: au ie green biewesie soul ah ee! SER it ses rmlagzenint hir ge ussioreiglatr neun sbnelatus Sure N ab j en . | eu Dar orüR under k pe Surf] BO@), San ‚de a zus era ee = - = NE ET Sa 45) = a i a ee a - een] orc ae in wen SANT ale Zu Ye Haie Se -Kaukseen uurden ur Belange Inseln el Dass RER Kr &ß ; ihnen Zeit In Gran enscha zei ala mir, nun "schon durch hie lebend zu nahe} wu. ar ih van. _— KanzzAau ROEE Markibg wi Au A zu besten, 227 me Tier Atmählich ı E: IR va Bu) au rl Ge m eh: HL AEEN. a rare >> ‚Ua ‚BE .xD } Ri : (ai = er B | Au =y = Re. . t - Ze R E NE a j 1 617 Die Untersuchungsmethoden bei Silikat- schmelzen von C. Doelter, k.M.k. Akad. (Mit 6 Textfiguren.) (Votgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) Die Anwendung der physikalischen Chemie auf die Ab- scheidung der Silikate im Schmelzflusse bietet nicht geringe Schwierigkeiten, denn es mußten einerseits dıe Methoden bei diesen hochschmelzenden Körpern stark modifiziert und zum Teil neue gefunden werden, andrerseits traten auch vom theo- retischen Standpunkte vielfache Unterschiede von bisher unter- suchten Stoffen auf, da die Viskosität Verzögerungen der Geschwindigkeit, mit welcher sich die Gleichgewichte ein- stellen, hervorbringt. Schon die Art und Weise der Abscheidung aus dem Schmelzfluß erfolgt nicht wie bei Legierungen nach dem eutektischen Schema, wie J. Vogt im vorhinein aus theo- retischen Gründen annahm, und die einfachsten Vorgänge, wie diedesSchmelzensundErstarrens,zeigengewisseAbweichungen von denen der bisher untersuchten Stoffe. Unsere Kenntnisse von den Zuständen in der Silikatschmelzlösung und von den Vorgängen bei der Erstarrung sind bisher sehr geringe ge- wesen, können aber nicht durch theoretische Betrachtungen allein, sondern durch gründliche experimentelle Durchforschung und Vermehrung des Tatsachenmaterials gefördert werden. Es scheint aber von Wichtigkeit, die Methoden der Forschung mit Bezug auf ihre Brauchbarkeit näher zu besprechen. 44® 618 C. Doelter, Die Bestimmung der Schmelz- und Erstarrungspunkte der Silikate. Die Silikate zerfallen bezüglich ihres Sermez- punktes in zwei Gruppen: A. Solche mit scharfem Schmelzpunkte. B. Solche, bei denen die Schmelzgeschwindigkeit so klein ist, daß zwischen dem Beginn des Schmelzens, dem Auftauchen von Partikeln der flüssigen Phase und dem völligen Ver- schwinden der festen Phase ein langer Zwischenraum von 60 bis 100° vorhanden ist; es ist also ein fester Schmelzpunkt hier kaum zu bestimnıen, sondern ein unterer und ein oberer Punkt des Schmelzintervalles, was mit der Dissoziation im Zusammenhange steht. Daher stimmen für erstere die Beobachtungen verschie- dener Forscher gut überein, für letztere jedoch nicht mehr; es handelt sich dabei oft um beträchtliche Differenzen; diese können allerdings, aber wohl nur zum Teil, Verschiedenheiten der Methode zugeschrieben werden, in der Hauptsache handelt es sich um die Schwierigkeit, den Schmelzpunkt, respektive das Intervall zu bestimmen. Diese Unterscheidung der zwei Gruppen konnte erst nach ausgedehnter Untersuchung durchgeführt werden, wobei aber betont werden muß, daß auch Übergänge zwischen jenen Abteilungen vorhanden sind. Zu der ersten Gruppe gehören nur einfache Ca-, Mg-, Fe-Silikate, Augite, Hornblenden, Olivine. Dagegen zeigen die Alumo-Doppel-Silikate von der Form Il I I RSiO,.ALSIO, ' "RLSIO, ALSO, ""RISIO. ALSO welche möglicherweise durch thermolytische Dissoziation in derartige Gruppen zerfallen, das erwähnte große Intervall; aber dieser Unterschied ist nicht der einzige zwischen den beiden Gruppen, denn weitere Unterschiede liegen in der verschie- denen Kristallisationsgeschwindigkeit und dem verschiedenen Kristallisationsvermögen, welche bei der ersten Gruppe be- trächtlich größer sind als bei der zweiten. Es muß aber hervorgehoben werden, daß beide Gruppen durch Zwischen- Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 619 glieder ineinander übergehen, und zwar auch bezüglich der Viskosität der betreffenden Schmelzen, welche die Ursache des verschiedenen Verhaltens ist. Es dürfte also immerhin ein Zusammenhang existieren Emuischen chemischer Konstitution, Dissoziation, Schmelzpunktsintervall, Viskosttät, Kristallisa- tionsgeschwindigkeit der Silikate. Einfacher konstituierte Silikate (Gruppe 4) Mabeneschartfen Schmelzpunkt, geringere Visko- sität und größeres Kristallisationsvermögen. KomplexereSilikate (Gruppe 5)habenein großes Schmelzpunktsintervall, große Viskosität, gerin- gere Kristallisationsgeschwindigkeit. Nun zeigen bekanntlich Doppelsalze ein Schmelz- intervall und man könnte versucht sein, die zweite Klasse als Doppelsalze zu betrachten und hat auch W.Meyerhoffer darauf aufmerksam gemacht, daß Doppelsalze keinen scharfen Schmelzpunkt haben, sondern ein Schmelzpunktintervall; ob aber deshalb die komplexeren Silikate etwa als Doppelsalze zu betrachten wären, ist auf Grund dieses Verhaltens nicht zu Emtsemerden; doch dürfte es sich hier um einen Zerfall. ‘in Komponenten im Schmelzfluß handeln. Bestimmung der Schmelzpunkte der Mineralien. Die Art und Weise der Bestimmung der Schmelzpunkte, d. h. die verschiedenen Methoden, habe ich schon früher geschildert.! Man kann entweder im Horizontalofen das Schmelzen beobachten, was aber weniger genau ist, oder im vertikalen elektrischen Ofen. Naheliegend war es, die ther- mische Methode anzuwenden, doch ist dies bei der Bestim- mung der natürlichen Vorkommen schon deshalb schwierig, weil es schwer ist, reines Material in größeren Mengen, wie es diese Methode verlangt, zu erhalten. Abgesehen davon, stellt sich im Laufe der Untersuchung heraus, daß diese Methode nur bei den erstgenannten Silikaten (A) anwendbar ist. Bei den andern Silikaten ist die Schmelzgeschwindigkeit doch zu 1 Silikatschmelzen I, diese Sitzungsberichle, 1904, Bd. 113. 620 C:Deaeilter; gering, so daß ein Verweilen des Thermometers selten eintritt und in vielen Fällen ganz fehlt; die Zeittemperaturkurve hat daher keinen horizontalen Teil, was auch aus der Arbeit von Allen und Day über Feldspate hervorgeht. Den Verlauf der Kurven zeigt Fig. 1. Eine Kurve wie die in d gezeichnete kommt meistens nur bei Augiten und solchen Verbindungen vor, bei denen dem Beginn des Schmelzens auch gleich die Verflüssigung folgt (Gruppe A). Ein zweiter Fehler liegt im Mangel an Rühren, welches ja bei der thermischen Methode eine Bedingung der Genauig- keit der Bestimmung ist. (Aa kig.jl. Auch Day und Allen erhielten ähnliche Kurven und nur Anorthit (d. h. das entsprechende künstliche Calciumalumi- niumsilikat) zeigte eine ausgesprochene Kurvenneigung, doch war auch hier ein Stillstand des Thermometers während einer Minute nicht wahrzunehmen.! Vergleich der thermischen und der optischen Methode. Die Methoden zur Schmelzpunkts-, respektive Erstarrungs- punktsbestimmung sind dieselben, die bei der polymorphen Um- wandlung zur Bestimmung des Umwandlungspunktes dienen. 1 Zeitschr. für physik. Chemie, 53, p. 24 (1906). Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 621 Bakhuis-Roozeboom! teilt sie ein in optische, ther- mische, volumetrische, elektrische. Von diesen ist, wie ich an anderem Ort ausgeführt habe, besonders die optische für Mineralien geeignet.” Die elektrische durch Bestimmung der Änderung der Leitfähigkeit ist vorläufig für Silikate tech- nisch zu schwierig durchführbar, ebenso wie die volumetrische. Ich hatte anfangs die thermische Methode für die genaueste gehalten,bin aber im Laufe meiner mehrjährigen Untersuchungen doch zu dem Resultate gelangt, daß sie eben nur bei wenigen Silikaten genaue Resultate gibt und daß man leicht bei der thermischen Methode ohne optische Untersuchung Irrtümer begehen kann. Ich komme zu dem Schlusse, daß die optische Deecmorde die vwenaueste zur Bestimmung der Schmelz- Pneterst und. daß die thermische Methode nur bei der Klasse A der Silikate ebenso genaue Resultate gibt wie die mikroskopische; auch bei den Feldspaten ist sie weniger zu empfehlen. Dann möchte ich noch auf eine Fehlerquelle der thermi- schen Methode aufmerksam machen. Bei der Erhitzung eines elektrischen Ofens wird nicht immer eine langsam ansteigende Temperatur zu beobachten sein, sondern, da man ja gewöhn- lich diese durch Ausschaltung von Widerstand erhöht, oft eine ruckweise; Konstantbleiben der Temperatur kann daher auch, ohne daß Schmelzen eintritt, beobachtet werden. Bei der bkohlume einer Schmelze tritt dieser Fehler nicht ein, da man die erhitzte Schmelze in ein Bad von konstanter Tem- peratur bringt und abkühlen läßt. Die thermische Methode kann daher bei der Schmelzpunktsbestimmung von Silikaten im allgemeinen keinen hohen Grad von Genauigkeit erreichen: sie erfordert dazu auch sehr große Mengen, wobei aber leicht an einzelnen Stellen des Schmelzgefäßes Temperaturdifferenzen eintreten, da ja nicht gerührt werden kann; diese Unmöglich- KeredesrRührensast eine Hehterquelke: Zur optischen Bestimmung. der Schmelzpumkte habe ich mehrere Methoden angewandt. ' 1 Heterogene Gleichgewichte, I, p. 156. 2 Physikalisch-chemische Mineralogie, p. 26. 622 C. Doelter, 1. Beobachtung von kleinen Splittern mit einem Fernrohr, wobei jene in einem elektrischen Horizontalofen (Heräus) auf einem Halter befestigt waren, neben welchem sich die Löt- stelle des Thermoelementes befand. Die Methode zeigt aber nicht die nötige Genauigkeit, insbesondere nicht bei jenen Sili- katen, die ein großes Schmelzintervall haben. 2. Beobachtung von kleinen, aus feinem Silikatpulver geformten Tetraedern, deren Kanten wie bei der erwähnten Methode mit dem Fernrohre beobachtet wurden, wobei schließ- lich das Pulver unter dem Mikroskop untersucht wird. 3. Das feine Pulver wird mit eingestecktem Thermo- element in einem Tiegel im Vertikalofen erhitzt; hiebei kom- biniere ich die thermische Methode mit der Beobachtung der Festigkeit der Schmelze. Insbesondere läßt durch letztere sich ziemlich genau der Punkt, bei dem die Schmelze zu erweichen beginnt, und daher der untere Schmelzpunkt bestimmen; der obere Punkt, bei dem alles flüssig ist, ist zu subjektiv und man muß daher etwas von dem Pulver herausnehmen und unter dem Mikroskop beobachten, ob alles flüssig ist; man kann den Punkt auch leicht überschreiten. Daß die thermische Methode allein nicht genau ist, erwähnte ich früher; man über- sieht jedenfalls bei ihr den unteren Punkt, den Beginn der Umwandlung, weil die Wärmeabsorption erst bei der eigent- lichen Verflüssigung merkbar wird. Nur bei der ersten Klasse von Silikaten, welche einen scharfen Schmelzpunkt haben, ist die thermische Methode gut anwendbar, doch kann hier der Schmelzpunkt auch nach den früher erwähnten optischen. Methoden 1 und 2 ebensogut bestimmt werden; auch verwend- bar scheint jene bei der Bestimmung der Erstarrungspunkte. 4. Die genaueste Methode zur Beobachtung des Schmelzvorganges:istiaber'die vermritreis des Kristallisationsmikroskopes für hohe Tem- peraturen. | Man wendet hiezu möglichst feines Pulver an, das in dünner Schicht am Boden des Quarzglasschälchens aus- gebreitet wird, und beobachtet die Veränderung einzelner winziger Blättchen oder die Konturen aus Pulveraggregaten. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 623 Es läßt sich dabei schon der Beginn des Schmelzens sehr gut an der Umrandung der festen Blättchen beobachten, deren Konturen allmählich sich runden; später wird das Ganze zäh- flüssig, was sich ausgezeichnet unter dem Mikroskop beob- achten läßt, indem sich Tropfen bilden und auseinander- getrennte Teilchen zusammenfließen oder die ganze Flüssig- keit, wenn sie schon dünnflüssig ist, wandert. Aber man kann in manchen Fällen beobachten, daß Teile nur zähflüssig sind, und ist diese Methode wie keine andere geeignet, die Umwand- lung der festen Substanz zu beobachten. Wenn die Substanz einen größeren Grad von Flüssigkeit angenommen hat, wird sie ganz durchsichtig und man kann daher auch die Viskosität nach dem Grade des Durchscheinens oder der Durchsichtig- keit schätzen. Bei größerem Flüssigkeitsgrad ist das Fließen zu beob- achten. Beim Schmelzprozeß ergibt sich, daß man in allen Ballen ein Intervall hat; d. h. daß der: Punkt, bei. dem das Schmelzen anfängt, mit dem, bei welchem ein vollkommener Flüssigkeitsgrad zu beobachten ist, nicht zusammenfällt. Ich habe daher von Anfang an getrachtet, diese zwei Punkte gesondert zu betrachten, es kann der Unterschied beider, also das Intervall, nur 10 bis 30° (bei den unter A aufgezählten Silikalten), in andern Fällen aber 60 bis 100° betragen, daher man bei den Silikaten der zweiten Gruppe D von einem scharfen Schmelzpunkte nicht sprechen kann. Siehrawesiemtlichsistolbeniderischmelzpunkts:; Bestim mungsıdie Zeit;snespektivenrdierDawer ideir Behitzung: Schon Joly machte darauf aufmerksam, daß man beim Erhitzen während mehrerer Stunden doch ganz andere Schmelz- punkte erhält, als wenn man rasch erhitzt, und dies ist voll- kommen richtig; es ist äußerst wahrscheinlich, daß, wenn man den Körper durch mehrere Tage bei dem untersten Punkte belassen würde oder wenig darüber, man die Umwandlung in amorphen Zustand (in eine noch zähe Flüssigkeit) erhalten könnte. Allerdings sind die von mir beobachteten Unterschiede nie solche, wie sie Joly angab (er fand Unterschiede von mehreren hundert Graden). 624 &. Doelter, Der obere Schmelzpunkt, respektive der obere Punkt des Intervalles ist der, bei dem keine feste Phase mehr vorhanden ist, doch ist manchmal die Viskosität der Schmelze noch oft eine bedeutende. Da man bei der optischen Methode den Umwandlungs- prozeß vollkommen verfolgen kann, so ist diese bei der Be- stimmung der Schmelzpunkte der Silikate um so mehr der thermischen vorzuziehen, als diese wegen der geringen Lösungsgeschwindigkeit in vielen Fällen keinen deutlichen: Knick pünkt der Temp erazır zeitkurve ergibt. Die Genauigkeit der Messung kann bei der mikroskopischen Methode ebenso erreicht werden wie bei den andern; man muß, damit die Lötstelle die Temperatur des zu untersuchenden Pulvers habe, jene mit dem Boden des kleinen Quarzglasgefäßes, welches das Pulver enthält, in Be- rührung bringen. Bei gemengten Schmelzen ist es vorteilhafter, Dünnschliffe zu beobachten, weil dann die Kristallumrisse, die deutlich hervortreten, in Bezug auf die allmähliche Veränderung beim Schmelzen gut zu beobachten und die Schmelzintervalle genau meßbar sind. Was nun die Abnahme der Viskosität bei steigender Temperatur anbelangt, so habe ich in einer früheren Arbeit gezeigt, daß in manchen Fällen, trotzdem der Körper bereits amorph-isotrop ist, der Flüssigkeitsgrad ein geringer sein kann und daher das Verschwinden der festen kristallisierten Phase nicht unbedingt mit dem Eintreten des eigentlichen Flüssig- keitszustandes einzutreten braucht. Viele Silikate werden zu Glas umgewandelt, ohne dünnflüssig zu werden. Die Wärmeabsorption, also das Stillstehen des Pyrometers, kann, falls eine solche überhaupt merklich ist, was, wie wir sahen, in sehr vielen Fällen nicht zutrifft, auch bei höherer Temperatur eintreten, wenn Dünnflüssigkeit eintritt. Die Erstarrungspunkte der Silikate. Die Erstarrungspunkte homogener Silikate von be- stimmter chemischer Zusammensetzung fallen nie mitihren 1 Silikatschmelzen III, diese Sitzungsberichte, 114 (1905). Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 625 Schmelzpunkten zusammen, sondern liegen immer tief unter ihnen, was von der Unterkühlung abhängt. Da aber die Unterkühlung wieder abhängt von der Abkühlungsgeschwindig- keit, von der Maximaltemperatur, auf welche erhitzt wurde, von der Zahl der Umschmelzungen, so ist ein fixer Erstar- rungspunkt überhaupt nicht vorhanden, das um so mehr, als nicht ein eigentlicher Erstarrungspunkt, sondern ein Erstarrungsintervall existiert, welches größer oder kleiner sein kann, was wieder von der Abkühlungsgeschwindigkeit abhängt. Die Bestimmung der Erstarrungspunkte einer Reihe von Mischungen hat nur dann Wert, wenn die Abkühlung stets unter denselben Bedingungen vor sich geht. BiresBeseimmuner der Erstarrängspunkte !kamıfer- folgen 1. durch die thermische Methode, 2. unter dem Mikro- skop, 3. dadurch, daß man den oberen Punkt, bei welchem die Schmelze viskos wird, und den unteren Punkt, bei welchem sie Sanz fest wird, bestimmt; in letzterem Falle’ist die Schmelze ganz hart. Eine genauere Bestimmung der Erstarrungspunkte kann nur dort erfolgen, wo die Silikate bei langsamer Abküh- lung kristallinisch und nicht glasig erstarren; in dem Falle des Glasigerstarrens sind die zwei ersten Methoden unbrauchbar Imesnus der Lunkt des Starrwerdens läßt sich nach 3. be- stimmen, aber dieser Punkt hat dann auch weniger Wert. Bei der Erstarrung kann die thermische Methode wenig- stens bei manchen Silikaten besser angewandt werden als bei dem Schmelzprozesse. | Man kann die thermische Methode mit der unter dem Mikroskop vergleichen und man wird, aber nicht durchwegs, genaue Übereinstimmung erhalten, weil, wie früher auseinander- gesetzt, die thermische Methode keine so genaue ist, da die Erstarrung in den meisten Fällen nicht plötzlich, sondern all- mählich erfolgt und dann die Zeittemperaturkurve keinen hori- zontalen Kurventeil zeigt, aber dort wird die thermische Methode von Nutzen sein, wo Silikate von großem Kristallisationsver- mögen rasch sich abscheiden. Aber bei mehreren Komponenten wird uns die thermische Methode nicht Aufschluß darüber geben, welche der Kristallarten sich im jeweiligen Moment 626 C. Doelter, abscheidet; das ist nur durch die mikroskopische Methode möglich. Bei der Bestimmung des Schmelzpunktes kann auch die Feststellung des Erstarrungspunktes zur Kontrolle des ersteren dienen, da die erste Erstarrung mit dem Beginn des Schmelzens zusammenfällt und natürlich nicht höher gelegen sein kann als der eigentliche Schmelzpunkt. Fig. 2. Bei zwei Komponenten oder mehreren wird die Gestalt der Zeittemperaturkurven noch komplizierter und sich der in Fig. 2,a abgebildeten nähern. Die Erstarrung einheitlicher Schmelzen geht entweder normal wie in Fig. 2, b vor sich — und dies ist der Fall bei den Schmelzen von großem Kristallisationsvermögen (A) — oder sie geht auch ruckweise vor sich, was besonders bei den Schmelzen (B) vorkommt; bei solchen, deren Kristallisationsvermögen sehr klein ist, hat man eine fast gerade Linie; hier ist dann der Erstarrungspunkt schwer bestimmbar. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 627 Die Erstarrungspunkte von Silikatgemengen aus zwei oder mehr Komponenten! werden nach denselben Methoden bestimmt. Aber weder die thermische noch die Prüfung der Starrheit können uns Aufschluß geben über die Reihenfolge, nach welcher die einzelnen Komponenten erstarren, und darüber, ob sie nacheinander oder gleichzeitig erstarren. Genaue Kenntnis der Verhältnisse können wir nur erhalten, wenn wir die Abscheidung unter dem Mikroskop prüfen. Man kann, um zu erkennen, welche der Komponenten sich später ausscheidet, auch Kristallisationsversuche mit Temperatur- messungen derart einrichten, daß man anfangs sehr langsam abkühlt, bis die Schmelze stark viskos geworden ist, und dann den Versuch unterbricht und den Tiegel mit der Schmelze herausnimmt, dann kristallisiert meistens nur eine Komponente, während die zweite und dritte glasig erstarrt, und die spätere Untersuchung unter dem Mikroskop ergibt, welche der Kom- ponenten zuerst kristallisiert erstarrte. Schwierigkeiten macht die Bestimmung der letzten Ausscheidung, d.h. des Punktes, bei dem die Kristallbildung abgeschlossen ist, da man sich ja auch bei mikroskopischer Untersuchung darin irren kann, falls die Schmelze ganz kristallin ist oder wenigstens nur Spuren von Glas enthält. Dieser Punkt ist in einer Schmelze daran zu erkennen, daß alles fest ist. Aber wo Glas zurückgeblieben ist, ist dieser letzte Punkt nicht der Kristallisationsendpunkt. Unter dem Mikroskop läßt er sich nur bei kristallinischen Schmelzen gut bestimmen als der Punkt, bei dem sich die letzten Kristalle bilden. Dieser Punkt ist aber in hohem Grade von der Unter- kühlung abhängig und diese wieder von der Abkühlungs- geschwindigkeit, der Maximaltemperatur, zu welcher die Schmelze erhitzt wurde, der Häufigkeit der Umschmelzungen. Daher erhält man bei Wiederholung der Versuche, wenn jene Bedingungen wechseln, Verschiedenheiten von 30 bis 40°. Man kann daher dem unteren Erstarrungspunkte keinen so großen Wert beilegen. 1 Schaum und Schönbeck, Annalen der Physik (11), VIII, 652 (1902). CiaDioxelltieh; = (00) Die Bestimmung der eutektischen Punkte. Zur Aufsuchung dieses Punktes ist es notwendig, Mischun- gen der beiden Komponenten bei wachsender Konzentration zu untersuchen. Die Schmelzpunkte kristalliner Gemenge, sei es, daß man Mischungen von Mineralpulvern, sei es, daß man bereits kristallin erstarrte umgeschmolzene Gemenge nimmt, geben, wie ich durch viele Experimente nachgewiesen habe, oft keine eutektischen Punkte. Hiebei ergibt sich aber, daß der unterste Erweichungspunkt der Gläser mit der Konzentration sich regel- mäßig verschiebt und nicht etwa, wie man glauben könnte, bei allen Mischungen verschiedener Konzentration sich gleich- bleibt. Die unteren Erweichungspunkte der Gläser sind daher wichtig. Die eutektische Mischung gibt sich im Glas durch ein geringes Schmelzintervall kund. Wir haben folgende Kurven: 1. Kurven der Schmeizpunkte 'gemenster feinster Pulver. 2. Kurven der Schmelzpunkte kaıstallinisch er starrter Mischungen. 8 Kurven der’Schmelzintervalle der Gläsee 4. Kurven der Erstarrungsintervallie ir Mr schungen. Es ergeben sich beı jeder dieser Kurven ein oberster und ein ‚unterster Schmelzpunkt, man kann also acht Kurven kon- struieren. Die Höhe der Schmelzpunkte folgt der angegebenen Reihenfolge der Kurven von 1 bis 4. Die Erstarrungspunkte sind wegen der Unterkühlung die niedrigsten Punkte, aber der Kristallisationsendpunktiststarkvonder Unter- kühlung abhängig und wechselt daher mit der Abkühlungsgeschwindigkeit. Weniger beeinflußbar ist der obere Erstarrungspunkt, der Beginn der Kristallisation, und dieser Punkt stimmt bei den meisten Mischungen mit den Schmelzpunkten der Gläser, d.h. mit dem unteren Punkte ihres Erweichungsintervalles, überein, wie die Versuche ergaben. Die Kurven der Punkte völliger Erstarrung und des Be- ginnes der Kristallisation gehen wegen der Unterkühlung nicht Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 629 immer parallel, doch sind die Kurven der Punkte, bei welchen die Kristallisation beginnt, den Kurven, welche die Erweichungs- punkte der Gläser darstellen, zumeist parallel und wenig von jenen verschieden. Aus allem dem geht hervor, daß bei Berech- nungen mit dem Erstarrungs- und Schmelzpunkte keine große Genauigkeit möglich ist, da ja in gemischten Schmelzen die Erstarrungspunkte von der Unterkühlung so abhängig sind. Berechnung der eutektischen Mischung. J. H. Vogt berechnet die eutektische Mischung nach der Formel: 0:02.7%.[100-+n.(1+%.)] | Alu | Ry.na(l-+0,) ar en) Be TE NN EEE N UERERETTEREEFTE, WO OFTEN 0:00 | 100 +n.(1+0,) 0:02 di: 100+n, (1-+9) Rp Na(l-+0%,) Rn np.(14+0%) In dieser Formel sind 7,, 75 die Schmelzpunkte der Kom- ponenten in absoluter Zählung, R,, R, deren Schmelzwärmen in Grammkalorien, #,, 0, die Molekulargewichte der Verbin- dungen, &,, & die Dissoziationsgrade. Da man aber letztere gar nicht kennt, so kann man sie auch nicht in Berech- nung ziehen und die Formel ist nur anwendbar, wenn man da = % = OÖ Setzt; die Formel würde sich dann vereinfachen zu: 0202. Wr ——— rn fe, SAD ERRIIEN E r asE ze VSVMHEE 100-+n. 0:02 100+n, R; Na 1 NY Hiebei ist aber zu bemerken, daß R,, R, bisher nur sehr approximativ bestimmt sind und daß bei den sehr viskosen Silikaten es schwer zu sagen ist, wo der Schmelzpunkt liegt; man bekommt daher nur sehr angenäherte Resultate. Es gibt aber trotzdem Fälle, wo Berechnung und Beobachtung stimmen, während andere Male dies nicht der Fall ist, und hängt dies wahrscheinlich mit der Dissoziation und auch mit dem Vor- kommen eines scharfen Schmelzpunktes zusammen. Wenn man eutektische Mischungen bezüglich des Schmelz- und Erstarrungsintervalles betrachtet, so wird man finden, daß 630 C. Doelter, bei glasigen Schmelzen der betreffenden Mischungen das Inter- vall zwischen Beginn des Weichwerdens und völliger Flüssig- keit immer viel kleiner ist als bei andern Mischungen, und nähert sich daher diese Mischung einem einheitlichen Stoffe; das Erstarrungsintervall ist etwas größer als jenes Schmelz- intervall, aber doch wieder geringer als bei den übrigen Mischungen. Die Ausscheidungsfolge läßt sich am besten unter dem Mikroskop verfolgen und bei dieser Beobachtungsart kann man auch die Temperatur der Ausscheidungen verfolgen und die Erstarrungspunkte, insbesondere den Verlauf der Kristallausscheidung, beobachten, was vermittels der thermi- schen Methode nicht möglich ist, wenn, wie dies sogar in den meisten Fällen erfolgt, die Abscheidung allmählich vor sich geht und nicht plötzlich. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen die Abscheidung plötzlich vor sich geht, aber zumeist erfolgt die Aufhebung der Übersättigung nicht auf einmal, sondern bei verschiedener Unterkühlung. Daß die Ausschei- dungsfolge sehr stark von dem Kristallisationsvermögen beein- flußt wird, habe ich früher nachgewiesen.! Photographieren von Schmelz- und Erstarrungsvor- gängen vermittels des Kristallisationsmikroskopes. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Beobachtung dieser Vorgänge ist die photographische Aufnahme der Schmelzen in verschie- denen Stadien bei steigenden oder fallenden Temperaturen. Diese sind im Kristallisationsmikroskop möglich. Die Messung der, Temperaturen erfolgt, wie früher beschrieben, mit dem Thermo- element, wobei die Lötstelle direkt den Boden des kleinen Schälchens aus Quarzglas, in welchem die Schmelzversuche ausgeführt werden, berühren muß. Die Temperatur wird ver- mittels eines eigens konstruierten Widerstandes so reguliert, daß man sie durch beliebige Zeit konstant erhalten kann und durch Ausschalten von Widerstand um 5° erheben oder fallen lassen kann. Die photographischen Aufnahmen sind besonders 1 Diese Sitzungsberichte, 114, Abt. I, Juniheft 1903. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 631 wichtig, um die Form und Menge der Kristallausscheidungen bei bestimmten Temperaturen konstatieren zu können. Sehr wichtig sind sie auch, um die allmählichen Veränderungen beim Schmelzvorgange zu veranschaulichen. Das Photogra- phieren bei hohen Temperaturen ist mit gewissen Schwierig- keiten verknüpft und die ersten Versuche mißlangen. Im all- gemeinen gelingt die Aufnahme um so besser, je höher die Temperatur; unter 1100° ist das selbstleuchtende Präparat zu lehtechwach. Mit Hilferdes Herrn stud. Hugo Proboscht, dem ich hiemit meinen Dank ausspreche, gelang es, durch Einschub eines roten Farbenflters bei Anwendung von rot- empfindlichen Platten zwischen 1200 bis 1360° Aufnahmen zu machen, die klare Bilder lieferten.! Unterschiede in den Schmeizpunkten bei natürlichen und künstlichen Verbindungen. Übersieht man die Resultate, welche verschiedene Forscher bezüglich der Schmelzpunkte künstlicher und natürlicher Ver- bindungen erhalten, so fallen die Unterschiede sofort auf, obgleich bezüglich der ersteren recht viel Material vorliegt. Ich habersumdiese Unterschiede zu verfolgen, einige Versuche angestellt. Die Feldspate wurden kürzlich von Allen und Day untersucht, welche ganz auffallend hohe Zahlen erhielten. Da die Methode der Messung dieselbe ist, so könnten die Unter- schiede zum Teil darin liegen, daß eben unter Schmelzpunkt von ihnen etwas anderes verstanden. wird als von mir, zum Teil aber wohl darin, daß die künstlichen Verbindungen eben nicht genau dieselbe chemische Verbindung darstellen wie die natürlichen; so existiert, wenn man die Analysen des Labra- dorits vergleicht,” wohl kaum eine, die die Zusammensetzung des von Allen und Day versuchten Labradors hatte. Alle natürlichen Labradorite enthalten etwas Kali, ihr Calcium- und Natriumgehalt weicht immer von dem berechneten ab, viele enthalten auch Einschlüsse. Da in erster Linie die Anwendung 1 Siehe die gleichzeitig erscheinende Arbeit: »Silikatschmelzen IV«e, Tafel I. 2 Rammelsberg, Mineralchemie, II, 1875. — Hintze, Mineralogie, I. Sitzb. der mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. 1. 45 632 C. Doelter, der Schmelzpunkte auf die Ausscheidungsfolge zu studieren ist, so ist für uns auch das Studium der natürlichen Feldspate vor allem wichtig, obgleich ja das der künstlichen Mischungen auch von großem Interesse ist. Unrichtig ist es aber, zu sagen, daß Labradorit den Schmelzpunkt von 1460° hat;! dies könnte sich auf natürlichen, auch ganz reinen Labradorit nicht beziehen. Im allgemeinen zeigen übrigens aber isomorphe Mischungen auch ein Schmelzintervall und nicht einen Schmelzpunkt und beobachtet man das auch tatsächlich bei allen Versuchen. Bezüglich der Plagioklase verweise ich auf den betreffenden Abschnitt (p. 2 bis 6) meiner Silikatschmelzen IV. Die Unterschiede künstlicher und natürlicher Mineralien können begründet sein 1. in der Reinheit der Kunstprodukte; 2. in der Verschiedenheit der chemischen Zusammensetzung beider, da die berechneten theoretischen Silikate in der Natur nicht vorkommen; 3. in manchen Fällen wohl auch darin, daß die künstlichen Mineralien vielleicht wirkliche Unterschiede in ihren physikalischen Eigenschaften aufweisen. Ich habe hauptsächlich mit Mineralien gearbeitet, weil es sich ja hauptsächlich um Vergleich mit den Erstarrungsvor- gängen der Gesteine handelt. Es tritt die Frage auf, ob aus chemischen Mischungen bereitete »künstliche Mineralien« mit denen der Natur ident sind. A priori ist dies wegen der weit verbreiteten Eigenschaft der Poly- morphie nicht sichergestellt und muß im einzelnen Fall experi- mentell bewiesen werden. Für viele Verbindungen scheint das nun wirklich der Fall zu sein, wie die Versuche es gezeigt haben, für manche dagegen nicht. So war z. B. kaum zu erwarten, daß geschmolzener WollastonitCaSiO, anders erstarrt als der natürliche und eine dimorphe Phase ergibt, die sich aber im spezifischen Gewichte wenig unterscheidet, hauptsächlich aber im Schmelzpunkte; den des Wollastonits bestimmte ich mit 1255°,* während der Schmelzpunkt des künstlichen Kalk- Aalen undeDasy; resp 2 In Übereinstimmung hiemit fanden E. Allen und W. P. White (Ame- rican Journ., 12 [1906], Februar) 1250°, sie vergaßen aber, meine frühere Bestimmung aus dem Jahre 1903 (Miner.-petr. Mitt., Bd. 22, p. 308) anzuführen. r Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 639 silikats CaSiO, 1512° nach E. Allen und W. White be- tragen soll. Auf anderem Gebiet erwähne ich die Polymorphie von Ag,S und Cu,S, die sich auf optischem Wege, wie ich durch direkten Versuch beweisen kann, nicht nachweisen ließ, die aber nach Hittorf! bei 175° und 125° sich vollzieht und durch die thermische Methode nachgewiesen werden. kann, nament- lich aber durch die elektrische Methode, weil bei jenen Tem- peraturen die Leitfähigkeit sich plötzlich ändert. Andere Fälle sind von Gossner? erwähnt worden; bei der Polysymmetrie Groth's liegt nur eine geometrische Isomerie vor; Steinmetz? betont neuerdings, daß bei Quarz und Tridymit die Volumina nahezu gleich sind, und erwähnt ebenfalls Fälle, bei denen bei polymorpher Umwandlung die Volumveränderung eine minimale ist. Bei den aus Schmelzfluß erzeugten künstlichen Mineralien ist also in vielen Fällen der Beweis erbracht, daß sie mit den natürlichen in vielen Eigenschaften übereinstimmen, bei andern ergibt sich Übereinstimmung aller Eigenschaften. Doch sind eizrenes Bälle’ seltener, weil die. Untersuchung bisher keine genaue und umfassende war; sie beschränkte sich meist auf die Übereinstimmung der kristallographischen Eigenschaften, dann der Härte, Spaltbarkeit, optischen Konstanten und des Volums. Sie sollte aber auch noch aufdie Löslichkeit und Schmelzpunkts- bestimmung ausgedehnt werden. Manche Autoren, namentlich ältere, erachteten die Übereinstimmung der chemischen Zu- sammensetzung für genügend, um die Identität auszusprechen, aber gerade hier ist die Analyse kein Beweis für diese. Es läßt sich nicht immer mit Bestimmtheit sagen, welche der früher erwähnten Ursachen die Verschiedenheit in einzelnen Fällen erzeugt. Wo geringere Unterschiede vorhanden sind, können es Unreinheiten sein oder die unter 2. erwähnte Ur- sache. Die natürlichen Labradorite sind nicht immer rein, sie sind oft eisenhaltig, daher ihr niedrigerer Schmelzpunkt. 1 Pogg. Ann., 84, 1 (1851). 2 Zeitschr. für Kristallographie, Bd. 37 (1903). 3 Zeitschr. für physik. Chemie, Bd. 53 (1906). 634 C. Doelter, ° Bei Anorthit ist, falls die Bestimmungen von Allen und Day richtig sind, der Unterschied so groß, daß es nicht unmöglich wäre, daß der künstliche Anorthit vielleicht eine polymorphe Kristallart darstellt, denn daß natürlicher Anorthit einen Schmelzpunkt von 1932° haben sell, haltem1charn: ganz ausgeschlossen. Innere Reibung der Silikatschmelzen. Die Viskosität der Silikate ist von größtem Einfluß auf die Ausscheidung, da das Kristallisationsvermögen (K.V.) und die Kristallisationsgeschwindigkeit (K.G.) davon abhängen, ebenso steht das Schmelzen der Silikate im Zusammenhang mit der Viskosität. Es wäre daher von der größten Wichtigkeit, die- selbe zu kennen. Daß die Größe der inneren Reibung bei ver- schiedenen Silikaten sehr verschieden ist, ist längst bekannt, doch liegen genaue Daten bisher nicht vor. Der Viskosität nach zerfallen die Silikate in die p.617 erwähnten zwei Gruppen. Von der Viskosität hängt das Kristallisationsvermögen und die Kristallisationsgeschwindigkeit stark ab; in gemischten Schmelzen, z.B. in Schmelzen von zwei oder drei Komponenten ist die Viskosität eine andere als in der eigenen Schmelze eines Stoffes und werden daher in solchen gemischten Schmelzen die K.G. und das K.V. verschieden sein. Auch die Aus- scheidungsfolge hängt von der Viskosität ab 1. durch Änderung der K.G. und des K. V., 2. weil stark viskose Silikate zu Übersättigungen neigen und sich in solchen labile Gleich- gewichtszustände ausbilden, denn nur in wenig Vis- kosen Schmelzlösungen tritt stabiles Gleichgewicht auf und nur in solchen kommt der Einfluß des Lösungs- gleichgewichtes auf die Ausscheidungsfolge zur Geltung. Die innere Reibung hängt ab 1. bei demselben Silikat von der Temperatur, da sie mit letzterer stark fällt; "2. "bei verschiedenen Silikaten von der chemischen Natur der Sili- kate. Bei der Abhängigkeit von der Temperatur ist zu berück- sichtigen, daß die Differenz zwischen der Schmelzpunkts- temperatur Z des Stoffes und der jeweiligen Temperatur, also (£,—£) in Betracht kommt. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 639 Erhitzt man ein Silikat, so wächst der Flüssigkeitsgrad v zuerst weniger als {,—t und allmählich tritt das Umgekehrte ein. Es gibt nun Silikate, bei denen die Viskositätsverminderung eine plötzliche ist, und solche, bei denen sie allmählich beim Erhitzen fällt, was wieder den beiden oft erwähnten Silikat- gruppen entspricht. Die Kurven sind bei ersteren mehr geradlinig und es kann v proportional dem Temperaturzuwachs, also (1, —t) sein. Bei letzteren haben wir dagegen eine parabolische oder hyperbel- ähnliche Kurve. Es wurde bereits früher erwähnt, daß diese beiden Abteilungen von Silikaten durch das Verhalten beim Schmelzen und beim Kristallisieren sich unterscheiden. Es ist aber noch zu unterscheiden zwischen der Viskosität bei der Erstarrung und jener beim Schmelzen. Erstere ist maß- gebend für die Möglichkeit der Kristallbildung, da das Kristalli- sationsvermögen und die Kristallisationsgeschwindigkeit von ihr abhängen. Der Einfluß der sogenannten »Mineralisatoren« oder »Kri- stallisatoren«, zZ. B. der Wolframsäure, ist vorwiegend der, die Viskosität zu vermindern, respektive die Kristallisations- geschwindigkeit zu vergrößern. Kristallisatoren sind daher ins- besondere Viskositätsverminderer. Ä Ein anderer Einfluß der Kristallisatoren ist auch, den Schmelzpunkt zu erniedrigen, daher insbesondere bei poly- morphen Stoffen die Möglichkeit der Ausscheidung der niedriger schmelzenden Kristallart gegeben werden kann, wenn wir z.B. die Schmelze von CaSiO, erstarren lassen. Früher suchte man den Einfluß der Kristallisatoren mehr als einen chemischen darzustellen und ihn durch Zwischenreaktionen, die die be- treffenden Verbindungen eingehen sollten, zu erklären, doch finden solche Reaktionen doch selten statt. Bestimmung der inneren Reibung. Von den Methoden, welche zur Bestimmung der inneren Reibung von Flüssigkeiten angewendet werden, ist die, nach weicher die Zeit 7, innerhalb der eine Flüssigkeitsmenge unter einem Drucke P durch ein Kapillarrohr strömt, eine der wich- tigsten. Man muß bekanntlich diese Zeit 7 mit der, welche 636 CaDelkteiz Wasser zur Durchströmung braucht, vergleichen: 7’, und außer- dem die Dichte der Flüssigkeit ö kennen, um dann aus der Formel nr — =: in welcher n’ den Koeffizienten der inneren I Reibung für Wasser bedeutet, berechnen. Foussereau! hat für einige geschmolzene Salze den Reibungskoeffizienten nach dieser Methode bestimmt und die Zeit gemessen, welche notwendig ist, damit die Schmelze einen bestimmten Abschnitt eines Kapillarrohres durchläuft, und den Zeitabschnitt mit dem des bei Wasser erhaltenen verglichen, wobei die Ausdehnung des Glases, durch welches die Schmelze durchfloß, berücksichtigt wurde. Nach Foussereau wurden die von Poiseuille erhaltenen Gesetzmäßigkeiten für die von ihm verwendeten Salzschmelzen bestätigt. Die Anwendung der Methode stößt auf große Schwierig- keiten; erstens wird 7 bei verschiedenen Temperaturen sehr verschieden sein, im allgemeinen aber gegenüber 7’ sehr groß sein, dann ist ö sehr schwer genau zu bestimmen und es werden also große Fehlerquellen eintreten; besonders ist aber die Ausführung der Versuche sehr schwierig. Die Methode, die Schwingungen einer mit der Flüssigkeit gefüllten Kugel (Helmholtz und Pietrowski) oder die Schwingungen einer Kugel in der Flüssigkeit zu beobachten (König), halte ich nicht für anwendbar. Besser erscheint die Methode von Jones,? das Niederfallen eines Kügelchens zu beobachten. Genaue Methoden erwiesen sich bisher als nicht gut anwendbar, auch weil der Raum, in welchem mit geschmol- zenen Flüssigkeiten experimentiert werden kann, sehr gering und die Viskosität so groß ist, daß jene Methoden versagten. Um einen Vergleich der Viskosität der einzelnen Silke schmelzen zu ermöglichen, habe ich die Länge gemessen, in welche ein Platinstift vom Gewichte von 165 8 in die Schmelze eindringt. Die Methode kann aber keine genauen Resultate 1 Annales de chimie et de physique, VI. Ser., 1885, Bd. V, 360. 2 Philos. Magaz., 37, 451 (1894). Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 637 liefern, da bei sehr viskosen Flüssigkeiten oft nur ein Ein- dringen von 1), mm stattfindet und bei sehr wenig viskosen Stoffen sofort untersinkt. Zum Vergleiche der inneren Reibung der Silikatschmelzen ist diese vorläufige Methode immerhin brauchbar, statt dieser könnte man ähnlich wie Jones eine Platinkugel fallen lassen und nach der Geschwindigkeit,mit welcher diese eindringt, die Visko- sität beurteilen. Im Vergleiche mit Wasser oder nur mit Glyzerin, dessen innere Reibung 42 mal so groß ist wie die des Wassers, war die der Silikatschmelzen enorm; und zwar ist das Ver- hältnis von Sie für die verschiedenen Silikate weniger ver- 7 schieden, da n’ sehr klein im Verhältnis zu n ist. Ich halte ‘es nicht für unmöglich, für eines der früher erwähnten Silikate, bei denen n verhältnismäßig klein ist, z. B. Akmit, Fayalit, Augit, durch die Beobachtung der Ausfluß- geschwindigkeit das genannte Verhältnis zu bestimmen. Es geht aus den bisherigen, ganz rohen Messungen her- vor, daß bei Augit, Hornblende, Eisenolivin die Viskosität beim Schmelzpunkte sofort abnimmt, während bei andern Silikaten Leueit, Nephelin, Albit, Orthoklas die Viskosität allmählich abnimmt. Auch Day und Allen haben einige Versuche über Visko- sität der Feldspate gemacht, die mit meinen übereinstimmen. Viskosität erstarrender Silikatschmelzen. In meinen Silikatschmelzen, III. Mitteilung,! hatte ich ver- sucht, die Viskosität der schmelzenden Silikate bei Temperatur- erhöhung zu untersuchen und wenigstens annähernd die Visko- sitätsveränderung zu messen. Hiebei ergab sich, daß ein Teil der Silikate, wie Augit, Hedenbergit, Diopsid wie auch Magnetit, bei Temperaturen, die wenig über dem Schmelzpunkte liegen oder mit ihm zusammenfallen, eine plötzliche Viskositätsver- minderung zeigen und daß bei ihnen Umwandlungspunkt und Verflüssigungspunkt ungefähr zusammenfallen, während bei andern Körpern, wie den Feldspaten, Leucit und Quarz, letz- 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 114, Juni 1905. 638 C. Doelter, teres nicht der Fall ist und daß diese erst allmählich bei steigender Temperatur ihre Viskosität verlieren und, obwohl sie bereits glasig-amorph sind, doch noch einen bedeutenden Visko- sitätsgrad zeigen. Für die Kristallisation einer Schmelze sind bekanntlich maßgebend das Kristallisationsvermögen und die Kristallisa- tionsgeschwindigkeit; diese hängen ab von der wechselnden Viskosität der Schmelzen bei der Abkühlung. Es fragt sich dabei, wie groß die Viskosität ist zwischen dem Schmelz- punkt und dem Ausscheidungspunkte. Die Ausscheidung einer Verbindung kann bekanntlich nicht über ihrem Schmelz- punkte stattfinden, sondern der Erstarrungspunkt liegt nicht über, sondern unter dem Schmelzpunkte, falls beide nicht zusammenfallen. Ich habe nun nach der früher! angegebenen, allerdings nur sehr angenäherten Methode versucht, die Viskosität bei sinkender Temperatur zu schätzen, soweit der Flüssig- keitsgrad eben noch merklich ist. Hiebei ergeben sich jedoch wieder jene zwei Klassen von Körpern, die wir früher auf- stellen konnten, nämlich solche, bei welchen die Viskosität sich plötzlich, und solche, bei denen sie sich allmählich ändert. Erstere sind nun diejenigen Stoffe, deren Flüssigkeitsgrad beim Schmelzpunkte noch recht bedeutend ist, während die andern Stoffe über dem Schmelzpunkte schon sehr viskos sind; letztere können daher nicht kristallinisch erstarren, weil in dieser stark viskosen Schmelze die Kristallisationsgeschwindigkeit unend- lich klein ist. Zu diesen ersteren gehören Augit, Akmit, Labra- dorit, Hedenbergit, Olivin, zu den andern Albit, Orthoklas, Quarz und in geringerem Grade Nephelin, Leucit. Hier nun die Resultate bei einigen Silikaten. 1. Labradorit von Kiew (CaAlSi,0,),(NaAlSi,O,), (Fig. 3). Bei 1280° ist dieser Labradorit vollkommen flüssig; er wurde bis 1300° erhitzt und langsam gekühlt, wobei bei 1200° die Schmelze flüssig verbleibt, so daß der Platinstab bei 5 mm tief einsinkt. Auch bei 1160° sinkt er noch bis fast 4 mm ein; 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 114, Juniheft 1905. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 639 erst bei 1100° wird die Viskosität größer, der Stab sinkt nur noch zirka 11/, bis 1!/, mm ein und bald darauf bei 1080° nur noch I mm; bei 1070° kann noch eine kleine Einwirkung wahr- genommen werden, bei 1060° ist die Schmelze ganz fest. Bei einer Wiederholung des Versuches mit neuem Pulver war der Stab in der Schmelze bei 1190° noch 4 mm tief eingesunken, bei 1160° aber 31/, mm, bei 1140° 3 mm; ‘erst bei 1100° —_—— pp 43 1020 1040 1060 1030 1100 1120 1140 1160 1180 1200 Fig. 3 zeigt sich merkliche Erhöhung der Viskosität und der Stab sinkt nun etwas über Imm ein, bei 1050° war die Schmelze ganz fest. Aus diesen Daten folgt, daß die Unterkühlung sehr be- deutend ist und daß von zirka 1160 bis 1050° sich Kristalle bilden können, was übrigens auch aus den später zu erwäh- nenden Versuchen mit dem Kristallisationsmikroskop hervor- geht. 640 C. Doelter, 2. Erstarrung des Orthoklases KAlS,O, iss: Der Orthoklas gibt beim Erstarren keine Kristalle; solche erhält man nur bei Zusatz sogenannter Kristallisatoren. Der Einfluß besteht darin, daß die Viskosität, trotzdem der Schmelz- punkt herabgesetzt wird, so stark vermindert wird, daß bei der Erstarrung weit unter dem Schmelzpunkte des Gemenges die Schmelze noch so flüssig ist, daß die Kristalle wachsen Können, | Te f 1269 1230 1300 1520 1340 1360 1380 Fig. 4. 1220 1240 während dies in der reinen Orthoklasschmelze nicht möglich ist. Jeder Körper, der die Viskosität herabsetzt, kann als Kri- stallisator wirken. In der Natur dürfte das Wasser oft von größtem Einflusse sein; es wirkt schmelzpunktherabsetzend und viskositätsvermindernd. Die folgenden Bestimmungen der Viskosität zeigen, daß über dem Schmelzpunkte von zirka 1220° der Orthoklas fast fest ist und demnach Kristalle sich nicht bilden können. Adular vom Gotthard, der also das reinste Material dar- stellt, das in der Natur vorkommt und der die Zusammen- Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 641 setzung KAISi,O, hat, wird erst bei zirka 1300° einigermaßen flüssig, während schon viel früher die Umwandlung in die glasig-amorphe Phase sich vollzieht; der Schmelzpunkt, bei dem also noch die kristallisierte Phase neben der amorphen Torhanden) ist,.liegt; bei: 1210. bis '1220°, bei! 1250°"ist!/nach meinen Messungen kein Kristall mehr vorhanden. Untersucht man dann die erkaltete Masse, so hat man ein Glas vor sich und dies zeigt, daß die Umwandlung sich vor dem Flüssig- werden vollzieht. Läßt man nun umgekehrt Orthoklas, den man auf etwa 1350° erhitzt hat, bei welchem Punkte die Schmelze vollkommen flüssig ist, erkalten, so zeigt'es sich, daß bei 1250°, bei welcher Temperatur sich die ersten Kristalle bilden konnten, falls keine Unterkühlung stattfinden würde, die Sehmelze nahezu fest ist und bei 1220° vollkommen Test, und das beweist, daß sich dann keine Kristalle mehr bilden können, weshalb man bei der Erstarrung des Orthoklases keine Kri- stalle, sondern nur Glas erhält. Die näheren Daten sind folgende: 2er 112207 wird die Schmelze glasig, ist aber noch. ganz fest, und erst gegen 1300° sinkt der Platinstab etwas ein. Bei 1370° dringt dieser zirka 3 mm tief ein. Es wird nun langsam abge- kühlt. Bei 1320° dringt der Stab kaum bis !/, mm ein, bei 1280° ist noch ein sehr geringes Maß von Plastizität vorhanden, bei 1220° ist die Schmelze ganz starr; hieraus ist ersichtlich, daß sich aus der Orthoklasschmelze keine Kristalle bilden können, denn diese könnten sich nur unter 1220° absetzen, hier ist aber vollkommene Starrheit vorhanden. 3. Tonerde-Ausgit (Fig. 5). Ganz anders ist das Verhalten des Tonerde-Augits (von den Monti rossi). Bei der Erhitzung geht die Umwandlung zwischen 1185 bis 1200° vor sich und schon bei diesen Temperaturen zeigt sich ein gewisser Grad von Flüssigkeit, bei 1210° war aber dieser Augit bereits vollkommen flüssig. Bei dem umgekehrten Vorgange waren die Verhältnisse folgende: Bei 1225° war noch vollkommene Flüssigkeit zu beobachten, der Platinstab dringt ganz in die Schmelze ein. Bei 1195° dringt er 4 mm, bei 1185°, welches der untere Punkt des Schmelzpunktintervalles 642 C. Doelter, ist (bei welcher Temperatur jedoch bei Temperaturerhöhung beim Erhitzen die Kristalle noch fast fest sind), tritt nun bei der Erstarrung ein großer Flüssigkeitsgrad auf, der Stab sinkt 31/, mm tief ein; bei dieser Temperatur können sich schon Kristalle bilden. Die Viskosität wächst nun sehr langsam, bei 1160° sinkt der Stab 1!/, mm tief ein, bei 1140° noch !/, mm, bei 1135° ist noch Plastizität vorhanden, zwischen 1140 bis 1130° wird die Schmelze ganz fest. 1130 1140 1150 1160 1170 1180 1150 1200 Fig. 5. 4. Elaeelith, K,Na,ALS1,O,,(Hi2.29). Elaeolith von Miass wird bei 1190° beginnen zu schmelzen und ist bei zirka 1220° in Glas umgewandelt; bei 1270° ist dieses vollkommen flüssig. Es wird nun abgekühlt; bei 1235° dringt der Stab noch 2 mm tief ein; die Schmelze beginnt viskos zu werden; bei 1200° dringt sie noch 1 mm tief ein; dies ist, wie sich unter dem Mikroskop ergibt, der Punkt, bei dem sich Kristalle bilden können. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 643 Bei 1190° sinkt der Stab kaum merklich mehr ein und bei 1175° ist die Schmelze ganz fest; demnach ist das Tem- peraturgebiet, bei welchem sich Kristalle bilden können, klein und dies erklärt das geringe Kristallisationsvermögen des Nephelins. Es wird natürlich notwendig sein, wenigstens bei den leichtflüssigeren Silikaten durch genauere Methoden, z.B. durch Beobachtung der Ausflußgeschwindigkeit, die Viskosität zu messen; bei der Gruppe B von Silikaten, die (p. 617) er- 1160 1170 1180 1190 1200 1210 1220 1230 1240 Fig.6. wähnt wurden, sind allerdings jene genaueren Methoden aus- geschlossen; sehr störend ist für die exakte Messung der große Temperatureinfluß. Die Dissoziation der Silikatschmelzen und das Nernst’sche Gesetz. Silikatschmelzen sind Elektrolyte und daher dissoziiert. Über die Dissoziation der Schmelzen überhaupt ist nicht viel be- 644 C. Doelter, kannt; genauere Arbeiten über das Leitvermögen der Schmelzen liegen nur wenige vor, wie die von F. Braun, Foussereau,! Poincarre, Graetz. Bei den von jenen Forschern untersuchten Schmelzen, Chloriden, Nitraten, Sulfaten, war das Leitvermögen ein sehr großes und es nimmt mit der Temperatur stark zu. Für Silikate haben Barus und Iddings in drei Fällen das Leitvermögen bestimmt, wobei sich keine Gesetzmäßigkeit ergab, weil bei den Versuchen keine einfachen Silikate von stöchiometrischer Zusammensetzung, sondern mechanische Ge- menge, Kristallkonglomerate, angewandt wurden. Es ergibt sich daher die Notwendigkeit der Bestimmung derLeitfähigkeit 1. reiner Silikate, 2. gemengter Silikate, indem kleine Mengen eines Silikates A in einem Silikat D von bekannter Leitfähigkeit gelöst werden. Aus vorläufigen Untersuchungen und auch aus den Versuchen von Barus und Iddings geht hervor, daß der Tiemperatureinfluß auf die Dissoziapienee a enormer ist, indem diese mit steigender Temperatur sehr stark wächst. Für Elektrolyte hat das Nernst’sche Gesetz von der Lös- lichkeitserniedrigung bei Gegenwart eines gemeinschaftlichen lons Gültigkeit. Demnach müssen sich auch für Schmelzlösungen Schlüsse über die Dissoziation aus der Anwendung des Nernst- schen Gesetzes ergeben. Die zahlreichen Versuche zeigen nun, daß bei Zugabe eines fremden Ions die Löslichkeit erhöht und bei Zugabe eines gemeinschaftlichen Ions erniedrigt wird. Im allgemeinen zeigen aber die bisherigen Beispieie keine sehr große Veränderung, höchstens 40 bis 50°, oft sogar weniger, was 1'5 bis 3°/, ausmacht, und dabei müssen noch die Ver- suchsfehler angerechnet werden; aber die Konstanz der Er- niedrigung zeigt doch, daß wirklich ein Einfluß vorhanden ist: Es gibt aber auch Ausnahmsfälle, wo die Schmelzpunkte erhöht werden, statt, wie die Theorie es verlangt, erniedrigt. So hat Orthoklas KAISi,O, die Eigenschaft, die Schmelz- punkte von Mischungen aus Olivin Mg,SiO, und Diopsid 1 Annales de chimie et physique, VI serie, 5 (1885). 2 Ibidem, VI ser., 21 (1890). 3 Annalen der Physik, Bd. 40. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 645 CaMgSi,O, zu erhöhen. In den meisten Fällen liegt aber ein nicht unmerklicher Einfluß vor und dies zeigt, daß der Disso- ziationsgrad wahrscheinlich doch kein sehr geringer ist, wenn er auch nicht ein bedeutender ist.. Ohne Bestimmung der Leit- fähigkeit sowohl einfacher als auch gemischter Schmelzen kann aber kein exakter Schluß gezogen werden. Daß bei Zusatz eines Nichtsilikates die Schmelzlöslichkeit bedeutend geändert wird, ist begreiflich, doch treten dann meist che- mische Reaktionen in der dissoziierten Schmelze ein, welche die Schmelzkurven verändern, außerdem können z. B. Al,O,, Fe,0O, sich mit Silikaten in isomorpher Mischung verbinden. Der Einfluß eines dritten Ions zeigt aber, daß der Disso- ziationsgrad oft ein merklicher ist; jedoch sind direkte Ver- suche notwendig. Icnehabe daher bereits angefangen, "die experimentelle Bestimmung der Leitfähigkeit einfacher und gemengter Silikat- schmelzen durchzuführen; doch sind nicht geringe technische Schwierigkeiten, welche sich einer genaueren Bestimmung ent- gegenstellen, vorhanden, insbesondere wegen des großen Tem- peratureinflusses, während die Polarisation wenig störend wirkt. Elektrische Leitfähigkeit und Viskosität. Die Leitfähigkeit von Silikatschmelzen wechselt stark mit der Temperatur und ebenso wächst der Flüssigkeitsgrad stark bei steigender Temperatur. Foussereau hat in einigen Fällen den Zusammenhang zwischen Viskosität und elektrischer Leit- fähigkeit untersucht. - Bei dem großen Einflusse der Viskosität auf die Wande- rungsgeschwindigkeit der Ionen war vielleicht zu erwarten, daß viskose Silikate weniger dissoziiert sind, und Foussereau hat den Quotienten I wenn n, den Reibungskoeffizienten, x die Fre elektrische Leitfähigkeit bei derselben Temperatur darstellt, für verschiedene geschmolzene Salze und bei verschiedenen Tem- peraturen berechnet; er schloß, daß das Leitvermögen jedes Salzes bei verschiedenen Temperaturen dem Reibungskoeffi- zienten n proportional ist. Ein Vergleich verschiedener Salze gab keine einfache Relation zwischen n und %. 646 C. Doelter, Für Silikate kann ebenfalls angenommen werden, daß bei steigender Temperatur diese beiden Größen proportional sich ändern und daß der Dissoziationsgrad bei hoher Temperatur größer ist; die Änderung von n und x ist eine sehr bedeutende. Beurteilung der Dissoziation aus der Gestalt der Schmelz- kurven. Die Änderung der Schmelzkurven bei dissoziierten Verbin- dungen wurde vor kurzer Zeit durch Bakhuis-Roozeboom! einer theoretischen Betrachtung unterzogen, welche sich haupt- sächlich auf den Fall bezieht, bei welchem die beiden Kom- ponenten zu einer binären Verbindung zusammentreten. Auch Kremann? hat früher solche Fälle bei organischen Verbin- dungen studiert und die Kurven benützt, um aus ihnen den Dissoziationsgrad kennen zu lernen. Die Berechnungen sind nach Roozeboom sehr kompliziert und dürfte nach ihm ein Bild vom Dissoziationsgrad aus der Abflachung der Schmelz- kurven nur bei binären Gemischen organischer Körper ableit- bar sein. Er schließt, daß die Existenz einer Schmelzkurve einer binären Verbindung die Existenz dieser in den flüssigen Gemischen ihrer Komponenten voraussetzt. Wichtig ist "sein Satz, daß ‘bei scharfen 7Schmel punkten das lonisationsgleichgewicht sich rasch einstellt; wir können daher z.B. bei der ersten Klasse von Silikaten (A), vergl. p. 618, schließen, daß hier tatsächlich das Ionisationsgleichgewicht sich viel rascher einstellt als bei der zweiten Klasse (Feldspat, Leucit). Bei diesen findet in der Schmelzlösung ein Zerfall in Komponenten statt. Auch von einem andern Standpunkte kommen wir zu ähnlichen Resultaten; jene letztere Klasse von Silikaten ist nicht so leicht kristallisierbar wie erstere. Schmilzt man die ersteren Silikate, so bekommt man meistens bei der Um- schmelzung denselben Körper wieder, was bei ersteren nicht zutrifft. Auch mißlingen bei jenen die Impfversuche. Es scheint, daß also die Viskosität mit der langsamen Einstellung des Gleichgewichtes in Zusammenhang steht. I Zeitschr. für physik. Chemie, 53, 449 (1905). 2 Diese Sitzungsberichte, Bd. 113 (1904). Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. 647 Man könnte daher aus dem Umstande, daß die Klasse B keinen scharfen Schmelzpunkt hat, schließen, daß hier stärkerer Komponentenzerfall in der Schmelze eingetreten ist wie bei l, andrerseits sind aber jene Silikate stark viskos, was eine geringe Wanderungsgeschwindigkeit der Ionen voraussetzt; man kann sich daher denken, daß in stark viskosen Silikaten bei der Er- starrung sich kein lonisationsgleichgewicht einstellt und diese nicht kristallisieren. Solche Silikate haben daher auch kleines Kristallisationsvermögen. Es werden sich daher auch Beziehungen zwischen Dissoziation, Viskosität und dem Kristallisationsvermögen sowie dem Vorhanden- sein eines scharfen Schmelzpunktes ergeben. Es ist auch wirklich häufig der Fall beobachtet worden, daß die Schmelzkurven nicht die ideale Form zeigen, sondern daß Unregelmäßigkeiten, Abflachungen, Erhöhungen vorkommen; in andern Fällen hat die Schmelzkurve kaum einen deutlichen eutektischen Punkt. Sie ist ganz abgeflacht und mehr hori- zontal; dies würde auf Dissoziation, auf Zerfall in Komponenten hinweisen. Namentlich Schmelzen, die Nephelin, Albit enthalten, zeigen Solche flache Kurven ohne scharfen eutektischen Punkt. Wo also ein solcher nicht vorkommt, dürfte Dissoziation in stärkerem Grade zu vermuten sein. Übersicht. Die Resultate dieser Arbeit stelle ich kurz zusammen: 1. Die Silikate zerfallen in zwei Klassen; die erste zeichnet sich durch größere Viskosität, wenig scharfen Schmelzpunkt, geringeres Kristallisationsvermögen aus. Das lonisationsgleich- gewicht stellt sich langsam bei ihnen ein. Die andere Klasse hat geringere Viskosität, schärferen Schmelzpunkt, großes Kri- stallisationsvermögen. Zu diesen ersteren gehören die ein- idchen, zu den letzteren die komplexeren Silikate, welche in der Schmelze thermolytisch in zwei Komponenten zerfallen. 2. Für die Möglichkeit der kristallinen Erstarrung eines Silikates ist die Veränderung der Viskosität bei fallender Tem- Beratur von Wichtigkeit; Schmelzen, die bei der Erstarrung unter ihrem Schmelzpunkte noch einen großen Flüssigkeits- Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl1.; CXV. Bd., Abt. I. 46 648 C. Doelter, Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. grad haben, zeigen großes Kristallisationsvermögen; dies sind zumeist solche Silikate, welche nicht in Komponenten zerfallen. 3. Zur Bestimmung der Schmelz- und Erstarrungskurven ist die optische Methode mit dem Kristallisationsmikroskop viel besser geeignet als die thermische bei jenen Stoffen, deren Schmelz- und Kristallisationsgeschwindigkeit sehr gering ist. 4. Bei Silikatgemengen müssen die Schmelzpunkte kristal- liner Mischungen, die Erweichungspunkte der Gläser und die Erstarrungspunkte bestimmt und die entsprechenden Kurven verglichen werden. Die letzteren Kurven laufen meist annähernd parallel, doch sind die Punkte der letzten Erstarrung stark von der Unterkühlung abhängig. Das Schmelz- und Erstarrungs- intervall eutektischer Mischungen hängt von der Viskosität ab; bei wenig viskosen Mischungen ist es geringer. \ o. Eine Anzahl von Beobachtungen läßt auf Dissoziation der Silikatschmelzen schließen, doch muß vor allem die Leit- fähigkeit direkt bestimmt werden. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d, kais. Akad, d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. “ ® ” —_ Doelter, C.: Die Silikatschmelzen. Fat, I, Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss,, math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. 649 Fragmente zur Mykologie (II. Mitteilung, Nr. 64 bis 91) von Prof. Dr. Franz v. Höhnel, Nik Mek. Akad! (Mit 2 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) 64. Cenangium rosulatum n. sp. Apothecien zu 6 bis 20, meist bis zum Rande miteinander verwachsen, aus der Rinde hervorbrechend, halbkugelige, meist 4 bis 6 mm breite Rosetten bildend, lederartig-fleischig, sepia- bis umbrabraun, trocken schwärzlich, mehr weniger verbogen becherförmig, 1 bis 1] mm breit, außen weißkleiig bestäubt, am Rande mit größeren weißen Flocken besetzt. Paraphysen fehlend oder sehr spärlich, fädig, farblos. Asci zylindrisch, ‘0 bis 110 = 6 bis 3 u, Ssporig; Sporen hyalin, zweireihig, ein- zellig, würstchenförmig, meist schwach gekrümmt, meist 10 bis 14 = 2 bis 21), (selten 20 w lang). Jod gibt keine Blaufärbung. An morschen berindeten Zweigen von Salix purpurea in den Donauauen bei Langenschönbichl bei Tulln in Nieder- österreich, Dezember 1905 in schönster Reife. Der Pilz dürfte am nächsten mit Cenangium tryblidioides Ell. und Ev. verwandt sein und ist durch die auf einem flach- höcker- oder scheibenförmigen Stroma sitzenden, meist mit- einander seitlich vollständig verwachsenen Apothecien, die zusammen einen an Cyitaria erinnernden Körper bilden, sehr ausgezeichnet. Von Cenangium salicelmm v. Höhn. und C. Salicis Schröter ist er völlig verschieden. Stellenweise sind die Paraphysen zahlreicher. 46 650 Bez Hiohnele Die beigegebenen Figuren wurden von Herrn Viktor Litschauer gezeichnet. 65. Naemacyclus caulium v. Höhn. n. sp. Apothecien gesellig, erst geschlossen eingesenkt, dann die unverfärbte, zuletzt etwas schwärzliche Oberhaut hervor- wölbend, dieselbe schließlich unregelmäßig mehrlappig zer- Fig. 1. Cenangium rosulatum v. Höhn. Der Pilz von außen gesehen und im Durchschnitt (45/1), drei Asci (600/1) und drei Sporen (900/1). Gezeichnet von V. Litschauer in Wien. reißend und die rundliche, längliche, oft unregelmäßig eckige, schmutziggraue, flache, !/, bis */, mm lange und !/, bis ?/, mm breite Fruchtscheibe entblößend. Asci keulig, oben stumpf ab- gerundet, unten stark verschmälert, 52 = 10 u; Sporen zu 8, hyalin, fadenförmig, parallel gelagert, beidendig stumpflich, meist Szellig (Zellen 4 bis 5 u lang), mit 8 bis 12 Öltröpfchen, Fragmente zur Mykologie. 601 . 86 bis 52 = 16 bis 2°5 u. Parphysen sehr zahlreich, dünnfädig, oben verzweigt-verflochten, ein dünnes farbloses Epithecium bildend. Hypothecium oben farblos, unten gelblich, aus 3 bis 6 breiten, zarten Parenchymzellen aufgebaut, 30 bis 70 wu dick. Gehäuse fehlend. Jod färbt die ganze Fruchtschicht intensiv rotbraun. An morschen Stengeln von Urtica dioica im Wiesenbach- tal (Reisalpengebiet) in Niederösterreich, Juni 1909. Steht der Naemacychus flavus Rehm jedenfalls nahe, scheint aber von derselben doch bestimmt verschieden zu sein. 66. Über Sphaeria Cicutae Lasch-Mspt. Von dieser Art fehlt noch jede Beschreibung. In der Botanischen Zeitung, 1354, p. 188, sowie in der Syll. Fung,., I, p. 443, wird nur der Name aufgeführt. Hingegen existiert das Originalexemplar im Klotzschii Herb. viv. mycol., Nr. 1848. Von diesem konnte ich ein gutes, mit einer handschriftlichen Notiz von Lasch »Sphaeria Cicutae m. prope Driesen, Lasch« versehenes Exemplar, dasich der Güte des HerrnDr. ©. Pazsch- kes verdanke, untersuchen. Dasselbe zeigte mir folgenden Befund. Auf der Unterseite gebräunter und vertrockneter Blatt- zipfel sitzen zerstreut oder teilweise einander genähert 50 bis 115 u breite, mit der Lupe betrachtet schwärzliche, unter dem Mikroskope braune dünnhäutige Pycniden ohne deutliches Ostiolum, die anfangs kugelig und unter die Epidermis ein- gesenkt sind und dann hervorbrechen und die Gestalt von kurzen Zylindern, dicken Scheiben oder breit abgestutzten Kegeln annehmen, die anscheinend oberflächlich sitzen. Diese springen dann oben unregelmäßig oder meist mit einer weiteren, oft den Durchmesser der Pycnide erreichenden Öffnung auf und entlassen die zahllosen hyalinen geraden oder schwachgekrümmten, an beiden Enden abgestumpften und kaum merklich verdickten (also fast Knochenförmigen), Abis 5 = I u Sroßen Sporen. Die Sporenträger, die im unteren Teil der Pycniden dicht parallel stehen, sind einfach oder wenig verzweigt und bis 150 u lang, kaum !/, bis 1 u dick. Die Sporen scheinen ursprünglich in kurzen, leicht zerfallenden 602 E.rv.. Hiohntel; Ketten zu stehen. Die Pycnidenwandung ist deutlich paren- . chymatisch. Neben diesen Pycniden findet man noch an denselben Blattstellen einen etwa ebenso großen, ganz unreifen Pilz, der zwar noch keine Asci aufweist, von dem ich aber nach seinem sonstigen Verhalten nicht zweifle, daß es ein kleiner Dis- comycet, und zwar höchstwahrscheinlich eine : Pyreno- peziza Ist. Die Pycniden könnte man als eine Phyllosticia mit sehr weitem Ostiolum oder besser als eine Dothichiza betrachten. In der Tat sind ganz ähnliche Dothichiza-Arten mit kleinen stäbchenförmigen Sporen bekannt. Wären die Sporen deutlich gekettet, so könnte man an die Formgattung Sirococcus denken. Damit wären aber die wirklichen Verwandtschafts- verhältnisse des Pilzes nicht erkannt. Nach einiger Überlegung gewann ich, namentlich mit Rücksicht auf den die Pycniden begleitenden Discomyceten die Überzeugung, daß es sich hier um eine Placosphaeria handelt, als Conidienpilz einer neuen Pyrenopeziza. Diese Überzeugung wurde vollkommen bestätigt durch die vergleichende Untersuchung von Placosphaeria Campannlae und Pl. punctiformis, welche bekanntlich zu zwei Pyrenopeziza-Arten gehören. Die Ähnlichkeit der Sphaeria Cicntae mit Pl. punctiformis ist eine so große, daß jeder Zweifel an der richtigen Stellung des Lasch’schen Pilzes bei Placosphaeria ausgeschlossen ist. Die Pycniden der Sphaeria Cicntae Lasch müssen daher Placosphaeria Cicutae (Lasch) v. Höhn. genannt werden, sie gehören so gut wie sicher zu einer Pyrenopeziza, die bis heute reif noch nicht gefunden wurde und Pyrenopeziza Cicutae (Lasch) v. Höhn. zu nennen sein wird. Noch bemerke ich, daß auf Umbelliferen schon einige Pyrenopeziza-Arten bekannt sind, von welchen P. Eryngi Fuck. und P. subplicata Rehm sowie die auf (icuta auf dürren Blättern vorkommen. 67. Über Zythia Rhinanthi (Sommerf.) Fr. Obwohl ich schon vor drei Jahren (diese Sitzungsberichte, Bd. 111, p. 1018) angegeben habe, daß Zythia Rhinanthi Fragmente zur Mykologie. 693 ommert)almaskeinenSphäropsideelist, 2'sondern)”der sklerotienähnliche unentwickelte Zustand einer Pyrenopeziza, und zwar wohl zweifelsohne der Pyrenopeziza Rhinanthi (Karsten, Mycol. fennica, Pars I, p. 200, sub Mollisia), figuriert der Pilz noch immer als Zyfhia und wurde noch jüngst von Krieger, F. sax., Nr. 1946, als Zythia Rhinanthi (Lib.) Fr. aus- gegeben. Eine erneute Untersuchung ergab das gleiche Resultat. Andere Pyrenopeziza-Arten, z.B. P. Rubi, verhalten sich im gleichen Entwicklungsstadium ganz gleich. Querschnitte der ent- wickeltsten Stücke der Zythia Rhinanthi zeigen die beginnende Entwicklung der Fruchtscheibe mit parallelen Paraphysen und schließen jede andere Deutung aus. Der Pilz dürfte erst spät ganz ausreifen, da noch im November gesammelte Exemplare den Sklerotienzustand aufwiesen. Wahrscheinlich entwickelt er sich wie so viele Ascomyceten erst im folgenden Früh- jahre. Darüber wären Versuche anzustellen. Karsten fand seine Mollisia Rhinanthi nur ein einziges Mal. Libert’s Originalexemplar (Pl. crypt. Arduennae, Nr. 263) zeigt eine Etikette mit dem Inhalte: Sphaeronema Rhinanthi, Sphaeria Rhinanthi Sommerf. Lapp., p. 220. Perithecis sparsis, rotundis, plano depressis, poro simplici pertusis, nigris, globulo sporophoro minuto albo. Ad caules et capsulas Rhinanthi. Vere. Dasselbe zeigt nur den in Rede stehenden Pilz, daher Sphaeria Rhinanthi Sommerf. der älteste Name für diesen ist und ommertielt als ’Autor der Spezies zu gelten hat. Kerner ist sicher, daß die von Fries (Elench. fung., II, p. 108) erwähnte, von Mougeot auf Rhinanthus gefundene Form von Sphaeria complanata Tode auch derselbe Pilz ist. Sphaeria complanata Tode ist offenbar eine Mischform und wahrscheinlich so wie Zythia Rhinanthi ein unreifer Zustand verschiedener Pyreno- peziza-Arten. Da Libert’s Originalexemplar nur den in Rede stehenden Pilz zeigt und Fuckel denselben als völlig identisch mit seiner Phoma deustum erklärt, so ist letzterer Name einfach eine überflüssige Umtaufung und daher ein Synonym. Nach allem Gesagten muß der Pilz Pyrenopeziza Rhinanthi (Sommerf.) Saccardo heißen. P. Hennings gibt in Rabenhorst-Pazschke, F. europ. et extraeuropaei, Nr. 4187, sub Sphaeronema Rhinanthi Lib., 604 F. v. Höhnel, Exsc. Nr. 263, als Synonyme Phoma deustum Fuck. und Doassansia Rhinanthi Lagerh. an. Daß Doassansia Rhinanthi Lagerh. in der Tat derselbe Pilz ist, zeigt das Original- exemplar in Sydow, Ustilagineen, Nr. 95, sofort. Da Fuckel (Symb. mycol., p. 377) seine Phoma deustum = Sphaeronema Rhinanthi Lib. Exs. 263 erklärt, so ist Hennings’ Angabe richtig, im Gegensatze zu der von Magnus (Verh. bot. Ver., Brandenburg 1896, 38. Bd., p. 10), der beide für verschieden hält und sagt, daß sich auf dem Berliner Abectorolaphus minor beide vorfinden. Ich kann jedoch aufSydow, Myc.march., 4306, nur einen Pilz und absolut keine Phoma finden, obwohl das Exemplar (ausnahmsweise!) reichlich ist und von Wilmersdorf bei Berlin stammt. Die falschen Angaben Fuckel’s über den inneren Bau und die »Sporen« der Phoma deustum müssen auf irgend einem Irrtum beruhen, denn der Pilz ist sklerotium- artig entwickelt und hat weder Sporen noch Sporenträger. Wahrscheinlich hat Fuckel entwickeltere Stücke untersucht und die Paraphysen, die zuerst entstehen, für Sporenträger gehalten. Zerquetscht man die Sklerotien, so lösen sich häufig die Parenchymzellen derselben voneinander und runden sich ab. Diese Zellen hat P. Hennings für Sporen gehalten. Er beschreibt sie (l. c.) als kugelig, elliptisch oder eiförmig, farblos, 14 bis 25 = 12 bis 20 und mit 3°5 u dicker, glatten Membrane. Die Synonymie dieses Pilzes lautet: | Pyrenopeziza Rhinanthi (Sommerf.) Sacc., Syll., Bd. 8, p. 308. Sphaeria complanata Tode pro parte! Sphaeria Rhinanthi Sommerfelt, Fl. lapp., 1826, p. 220. Sphaeronema Rhinanathi Libert, Exsic. 263. Zythia Rhinanthi Fries. Summa veg. Sc., 40°. Phoma deustum Fuckel, Symb. myc., 377. Mollisia Rhinanthi Karsten, Mye. fenn., I, p. 22. Doassansia Rhinanthi Lagerheim in Sydow, Myec. march., Nr. 4306, und Sydow, Ustilag., Nr. 9. 68. Unguicularia falcipila n. sp. Ascomata oberflächlich, breit aufsitzend, flach, dünn, zer- streut oder zu mehreren genähert, sehr blaß fleischrötlich, - Fragmente zur Mykologie. 699 100 bis 240 u breit, außen dicht mit 20 bis 24 w langen, hyalinen, einzelligen, unten bauchig auf 3 bis 4 u. verbreiterten, daselbst mit einem breiten Lumen versehenen, nach obenhin bis zum Verschwinden des Lumens verdickten, rasch bis auf 1 bis 1!/, | verschmälerten, stark bogig-hakig einwärts ge- krümmten Haaren bedeckt. Asci breit sitzend, dickkeulig, stumpf, dünnwandig, oben kappenförmig bis 2 u verdickt, Ssporig. Sporen zweireihig, hyalin, einzellig, länglich, fast stäbchenförmig, gerade oder kaum gekrümmt, ohne oder mit zwei sehr kleinen Öltröpfchen an den Enden, daselbst ab- gerundet, 51), bis 7 =1'5 bis 2 a. Paraphysen spärlich, dünn- fädig. Jod gibt nirgends Blaufärbung. An morschen Stengeln von Urtica dioica im Wiesenbach- tal (Reisalpe) in Niederösterreich, sehr spärlich, Juni 1909. Eine höchst charakteristische Form, die ganz gutin die von mir aufgestellte Gattung Ungnicularia paßt, obwohl nicht zu verkennen ist, daß sie zu Dasyscypha neigt (siehe Ann. mycol., 1905, p. 404). Unter den bereits beschriebenen Formen scheint es mir nur möglich, daß Peziza cirrata Crouan damit verwandt oder identisch ist, was aber aus der ungenügenden Beschreibung nicht sicher festzustellen ist. 69. Enchnoa alnicola n. sp. Perithecien dicht zertreut, etwa 1 mm breit, scheibenförmig flachgedrückt, weich, fleischig-lederartig, vollständig und dauernd bedeckt, das Periderm mit sehr kleiner Mündungs- warze durchbrechend; außen dicht wollig, dunkelbraun, filzig, Filz aus violettbraunen, zirka 4 bis 5 u breiten Haaren gebildet. Paraphysen sehr zahlreich, die Asci weit überragend, fädig, 3 bisödn breit. Asci sehr zahlreich, sehr zart, gestielt, keulig, 60 bis 80 = 6 bis 8 u, 8sporig; Sporen 2- bis 5-reihig geballt, gelblich, in Haufen gelbbräunlich, würstchenförmig, mit meist zweiteiligem Inhalte, schwach gekrümmt, 8bis 12 = 1'dbis20 1. An fingerdicken Zweigen von Alnus (glutinosa?) in den Langenschönbichler Donauauen bei Tulln in Niederösterreich, Dezember 1905. Steht der Enchnoa lanata Fries auf Beinla-Zweigen sehr nahe, hat aber kleinere, lockerer stehende Perithecien und 656 F. v. Höhnel, dürfte, wie der Vergleich mit Fuckel’s Exemplar der letzteren Art zeigt, davon spezifisch verschieden sein. 70. Über Sphaerella Leersii Pass. Ein großer Teil der aufgestellten Pyrenomycetenarten beruht teils darauf, daß unreife Exemplare als reif gehalten und beschrieben werden, teils auf unrichtiger Bestimmung des Nährsubstrates und teils darauf, daß die Beschreibungen meist Einzelbeschreibungen sind, die nicht den ganzen Formenkreis der Art umfassen und daher auf die Maßangaben zuviel Gewicht gelegt wird. So ist sicher ein großer Teil der zahllosen Lepto- sphaeria-Arten nicht autonom. Sphaerella Leersii Pass. (Hedwigia, 1878, p. 46) ist als Originalexemplar in de Thümen, Mycoth. univ., Nr. 965, ausgegeben. Die Beschreibungen dieser Art sind sämtlich falsch. Saccardo (Syll. I, 173) und Berlese (lcones fung,., Vol. I, p. 128) betrachten diese Art als Metasphaeria. Berlese sah nur die mittlere Querwand der Sporen, doch fand er Paraphysen und meint, daß vielleicht eine Didymella vorliegt. Die Untersuchung des (ganz guten und unzweifelhaften) Originalexemplares zeigte mir, daß ein unreifer Pilz vorliegt. Die ganz unreifen Perithecien entsprechen der Beschreibung der Autoren, ich fand eben neben solchen auch etwas reifere und ein ganz reifes, dessen Zugehörigkeit außer Zweifel war, da alle Übergänge zu finden waren. Dieses reife Perithecium zeigte sechszellige, blaß bräunlichgelbe, 25 u lange und 5 bis O1/, ı breite Sporen und Asci 60 bis 70 = 10 bis 11 u mit ver- klebten Paraphysen. Der Pilz ist vollständig identisch mit Leptosphaeria culmicola (Fries) sensu Winter. Dieser gibt zwar die Sporen mit 19 bis 22 = 3t/, bis 4!/, u an, allein sein eigenes Exemplar (in de Thümen, Mye. univ. Nr. 457) zeigt bis 30 m lange Sporen! Daraus ergibt sich zugleich, wie vor- sichtig die Maßangaben beurteilt werden müssen. Sphaerella Leersii Pass. = Metasphaeria Leersii Sacc. ist daher als Art völlig zu streichen und synonym zur Lepto- sphaeria culmicola (Fries) sensu Winter. Fragmente zur Mykologie. 697 71. Über Diaporthe syngenesia (Fr.), Berlesiana Sacc. et R. und nigricolor Nke. Diaporthe syngenesia (Fr.) Fk]. ist eine häufige Art, die in zahlreichen Exsikkaten ausgegeben ist. Das Originalexemplar von Diaporthe Berlesiana Sacc. und Roumeg. findet sich in C. Roumegue£re, Fung. gall. exsic., Nr. 2687 (Reliquiae Liber- tianae, Serie II]). Ein sehr schönes Exemplar dieser Form hat Rehm in seinen Ascomyceten sub Nr. 15958 ausgegeben. Diaporthe nigricolor Nitschke ist von demselben Autor sub Nr. 1538 ediert worden. Diese drei Diaporthe-Formen wachsen sämtlich auf dünneren Zweigen von Rhamnus Frangula. Nur von Diaporthe syngenesia gab Sydow, Myc. march., Nr. 3138, ein angeblich auf Rhammus infectoria gewachsenes Exemplar aus. Einsesen’ cab; FE. Fautrey in’ Fung. gallic., Nr. 6917, "eine Diaporthe syngenesia (Fries) forma Salicis auf Salix vitellina aus, deren Sporen zwar denen von Diaporthe syngenesia höchst ähnlich sind, die ich aber für Diaporthe Briardiana Sacc. (Rkeeeikamye;,s 1, -p.)85in Atti :delöR.'Istitutosveneto, Ser.i6, Tome III) halte. Durch die Unmöglichkeit, diese drei Diaporthe- Arten äußerlich voneinander zu unterscheiden, aufmerksam gemacht, studierte ich sie genauer und fand, daß sie alle derselbe Pilz sind. Diaporthe Berlesiana, die ich am Originalexemplar studieren konnte, ist vollkommen gleich der gewöhnlichen Form von syngenesia. Nach der Beschreibung sollen sich die Sporen der Berlesiana durch den Mangel der Anhängsel von denen der syngenmesia unterscheiden. Allein diese Anhängsel sind auch bei letzterer Art meist nur rudimentär entwickelt, oft fehlen sie ganz und nur selten sind sie deutlich borstenförmig. Kurz, zwischen Berlesiana und syngenesia ist gar kein Unter- schied vorhanden. Scheinbar ganz anders verhält es sich aber mit Diaporthe nigricolor, welche eine Euporthe ist, während syn- genesia zu Chorostate gehört. Es erscheint von vorneherein fast absurd, daß sie denselben Pilz darstellen könnten, und doch ist es so. Nicht nur, daß man bei syngenesia nicht selten einzelne Peri- thecien ins Holz hineinreichen sieht, ja oft ganz im Holzkörper 658 F. v. Höhnel, eingesenkt findet, sieht man bei nigricolor stets, daß nur ein Teil der Perithecien in dem Holzkörper versenkt ist, andere stecken ganz im Rindengewebe. So Könnte zZ. B. Rabenhorst’s Fungi europaei, Nr. 2525, die als syngenesia ausgegeben ist, ebensogut als nigricolor gelten. Es stellt eine vollständige Übergangsform dar. Jene Formen, deren Perithecien ins Holz eingelagert sind, haben die Neigung, dieselben mehr vereinzelt und zerstreut auszubilden, während die im weicheren Rindengewebe ge- bildeten Perithecien, wie mir scheint, naturgemäß einen gemein- schaftlichen Austrittspunkt suchend, eher valsoide Gruppen bilden, doch fand ich oft holzständige Perithecien in Valsa- artigen Gruppen. Überhaupt ist in der Anordnung der Peri- thecien zwischen den als syngenesia und den als nigricolor geltenden Exemplaren, von der Tiefenlage der Perithecien ab- gesehen, gar kein Unterschied vorhanden. Offenbar hat Nitschke der der nigricolor stets locker zerstreute Perithecien zuschreibt, nur wenig Material in Vorlage gehabt. Der Umstand, ob an berindeten Zweigen Perithecien in der inneren Rinde oder in den äußersten Holzschichten lagern, ist weit weniger — vielleicht gar nicht — eine spezifische Eigentümlichkeit des betreffenden Pilzes als vielmehr ein zufälliger Umstand, der davon abhängt, wann die Perithecien- anlage stattfindet. Geschieht diese etwa im April bis Mai, wenn das Holzcambium in lebhaftester Tätigkeit ist, so werden die Perithecien von den rasch gebildeten Holzmassen einge- schlossen, geschieht sie aber etwa im August, wenn der Holz- ring fertig ist, so werden sich die Perithecien in der Innenrinde vorfinden müssen. Es ist auch möglich, daß spät entstehende Perithecien, die in der Cambiumschicht gelagert sind, im darauffolgenden Jahr ins Holz eingeschlossen werden. Daraus geht hervor, daß dem Umstande, ob an berindeten Zweigen die Perithecien ins Holz eingesenkt sind, oder in der Innenrinde gelagert sind, nicht jene große systematische Be- deutung zukommt, die ihm Nitschke zuschreibt. Ich zweifle nicht, daß ein näheres Studium noch andere Fälle ergeben wird, wo Euporthe-, Tetrastaga- und Chorostate-Formen als zusammengehörig erkannt werden werden. Fragmente zur Mykologie. 659 Aus dem Gesagten geht hervor, daß Diaporthe syngenesia, Berlesiana und nigricolor ein und derselbe Pilz sind und daß diese Formen nicht einmal als Varietäten gelten können. 72. Über Valsa subcongrua Rehm. Da mir beim Studium derDiagnose dieser Art dieAngabe auf- fiel»Paraphyseslongae,tenerae,septatae,c.öwcrassae« (Hedwigia, 1882, p. 75; die Diagnose in Winter, II. Gymnoas- ceen und Pyrenomyceten, p. 719, ist unvollständig), gewann ich die Überzeugung, daß sie eine Calosphaeria ist, und zwar höchstwahrscheinlich C. parasitica Fuckel. Herr Dr. Rehm hatte auf meine Bitte hin die Freundlichkeit, mir ein Original- exemplar »Auf faulendem Ast von Alnus viridis, Buchenegger Berg bei Oberstauffen (Allgäu), 900 m, leg. Britzelmayer, 1881« zu senden. Die Untersuchung desselben zeigte mir Fagus-Zweige, die dicht mit überreifen, entleerten Peritheciengruppen von Ouaternaria Persooniti besetzt waren, in welchen hie und da sehr spärlich einzelne Perithecien von Calosphaeria parasitica Fuckel saßen, die ganz reif und sicher bestimmbar waren. Rehm hielt diese Perithecien und die alten der Ouaternaria als zusammengehörig, woraus sich seine Beschreibung, die eine Kombination von Teilen der beiden Pilze darstellt, erklärt. Valsa subcongrua Rehm,, ist daher völlig identisch mit Calosphaeria parasitica Fuckel die, wie bekannt, genau die- selbe Lebensweise und denselben Standort hat wie Rehm’s Bilz. 73. Über Valsa melanodiscus Otth. Der Güte des Herrn Prof. Dr. Eduard Fischer in Bern verdanke ich die Möglichkeit, das kleine, aber gute Original- exemplar dieser Art, das von Otth bei Steffisburg an dünnen Alnus-Zweigen gesammelt wurde, zu untersuchen. Ich über- zeugte mich, daß wirklich Alnus die Nährpflanze des Pilzes ist, und glaube, daß die Art, die sehr schön und charakteristisch ist, bisher nur von ihrem Entdecker gefunden wurde. Auf dem- selben kleinen Zweigstücke kommt neben dem Ascus-Pilz noch eine ganz ähnlich aussehende und ohne jeden Zweifel dazu- 660 Bey Hlohnlek, gehörige charakteristische Cytospora vor, die bisher nicht beschrieben wurde. Da die vorliegende Otth’sche Beschreibung (in Bern. Mitth., 1870, p. 97; Syll., XIV, 482) unvollständig ist, so gebe ich die folgende zur Ergänzung. I. Ascus-Pilz. Perithecien zu 2’ bis 6 "m rüneheren valsoiden Gruppen, unter dem dünnen Periderm im primären Rindenparenchym nistend, das Periderm wenig blasig auf- treibend, rundlich, meist leibartig flachgedrückt, 500 bis 620 u breit, liegend, mit zirka 500 langen Hälsen, die zu einer rund- lichen, glatten, schwarzen, festen, placentaartig erweiterten, 1/, bis °/, mm breiten, oben in der Mitte oft bräunlichen, mit punktförmigen undeutlichen Mündungen versehenen Scheibe fest verwachsen sind. Perithecienmembran braun, lederartig. Stroma von der Rindensubstanz nicht verschieden. Asci ohne Spur von Paraphysen, sehr zahlreich, sehr zartwandig, zylin- drisch-keulig, nach unten verschmälert, nicht gestielt, oben quer abgesehnitten, 386 bis 40 =®5_bis-6 w. Sporen ?zudacht (manchmal scheinbar etwas mehr), ganz hyalin, gerade, meist aber schwach gekrümmt, würstchenförmig, 8bis11=1bis1!/, w. II. Spermatienpilz: (ytospora melanodiscus (Otth) v. Höhn. Pilz halbiert, schildförmig, flach, innen meist nur mit einer am Rande oft gelappten, ein mehr minder deutliches Mittelsäulchen ringförmig umgebenden Kammer, 1 bis 1!/, mm breit, durch das scheiben- oder sehr flachkegelig aufgetriebene Periderm dunkelbraun durchschimmernd, in der Mitte einen schwarzen, glänzenden, rundlichen, knopf- oder scheiben- förmigen, oben abgeflachten und meist einige punktförmige Ostiola zeigenden Discus tragend. Sporenträger die einfache, seltener geteilte Kammer überall dicht auskleidend, einfach, 6 bis 12 u lang; Spermatien hyalin, sehr klein, meist gerade, stäbehenförmig, 2bis.s = 1, m Der Pilz ist durch den bei beiden Formen gleichgestalteten knopfartigen schwarzen harten Discus sehr ausgezeichnet und leicht kenntlich und bedeckt die Zweige, ziemlich dicht stehend, ringsum. Er gehört zu den Euvalsa circinatae und nimmt unter diesen eine isolierte Stellung ein. Fragmente zur Mykologie. 661 74. Über Coronophora thelocarpoidea n. sp. und die Gattung Cryptosphaerella Sacc. Perithecien schwarz, kohlig, meist birnförmig, scheinbar oberflächlich, aber offenbar ursprünglich zum Teil unterrindig entwickelt, mit kleinem Ostiolum auf der kegelförmigen Papille, einzelns "stehend oder zu zwei bis mehreren) dicht gehäuft, 220 bis 260 u breit, 300 bis 360 u hoch. Asci wenige, nicht oder kurz gestielt, keulenförmig, oben verschmälert, quer abge- stumpft, zahllose, hyaline, eiförmige oder längliche, zirka 2 wu lange und 1 w breite Sporen enthaltend, 170 bis 200 u lang, 14 bis 16 u breit. Paraphysen lang, zahlreich, fädig. An einem stark vermorschten, teilweise berindeten Ast- stück von Fagus silvatica im großen Steinbachgraben bei Untertullnerbach im Wienerwalde, Juli 1905. Eine sehr interessante Form, die durch Asci und Para- physen sofort an Zhelocarpon erinnert. Die Perithecien stehen tatsächlich oberflächlich und würde daher der Pilz eine neue Gattung darstellen, allein seine Verwandtschaft mit Corono- phora myriospora Nitschke = (. Nitschkei Sace. (Nitschke, Ditenemye, serm,,.p. 100, Saccardo, Syll, IL. p. 109)listreine so unverkerinbare, daß er nur bei Coronophora untergebracht werden kann. Wenn, wie dies oft der Fall ist, die Perithecien einzeln, zerstreut stehen, erinnert der Pilz äußerlich an Mela- nomma ovoideum. Aber er kommt auch valsoid gehäuft vor. An stark vermorschten Hölzern kommen oft Pyrenomyceten oberflächlich stehend vor, die eigentlich normal eingesenkt auftreten, und dies ist auch sicher bei der beschriebenen Form der Fall. Schon das oft valsaartige Auftreten desselben spricht dafür. Leider ist Coronophora Nitschkei Sacc. wie es scheint, bisher nur einmal gefunden worden und daher nicht aus- gegeben. Rehm hat zwar in seinen Ascomyc. exsiccat. sub Nr. 1512 einen Pilz unter diesem Namen ediert, allein die Untersuchung zeigte mir, daß es nicht diese Art, sondern Coronophora annexa Nitschke mit 6bis 7 = 1 u großen Sporen ist, während C. Nitschkei Sacc., sowie mein Pilz 2 = | u große Sporen, die auch viel zahlreicher im Ascus sind, 662 F. v. Höhnel, hat. Rehm, Asc., Nr. 1512, stimmt völlig mit seiner Nr. 1180 (und Krieger, F. Saxon., Nr.968), die richtig als C.annexa Nke. bestimmt sind, überein. Die nähere Untersuchung der drei genannten Exsikkaten- nummern zeigte mir, daß Coronophora annexa Nke. sich ganz eigenartig erhält und mit den echten Coronophora-Arten nichts zu tun hat. Schon das völlige Fehlen von Paraphysen, von denen, wie ich an zahlreichen Perithecien konstatierte, keine Spur vorhanden ist, zeigt dies. Schon Nitschke sagt, daß C. annexa, jungens und angustata paraphysenlos sind. Daher können sie keine echten Calosphäriaceen sein und sind eher als Cryptosphaerella zu betrachten, womit auch die Tat- sache stimmt, daß die genannten drei Arten sowie die einzige bekannte Cryptosphaerella Nitschkei (Auersw.) sehr lang gestielte Asci besitzen. Ich fand aber weiter, daß Coronophora annexa keine Spur eines Ostiolums besitzt, da die Perithecien bis zur völligen Reife vollständig geschlossen sind und dann bei der Sporenentleerung unregelmäßig aufreißen. Berlese (Icones Fung., III. Bd., Taf. 39) bildet zwar ÖOstiola ab, aber sie existieren nicht, wie ich mich in zahlreichen Perithecien überzeugt habe. Mit diesem Mangel einer Mundöffnung hängen der innere Bau und die Art der Sporenentleerung zusammen. Die Perithecienmembran ist weich, häutig-fleischig und besteht aus zwei Schichten, deren jede aus mehreren Zellagen zu- sammengesetzt ist. Die äußere Schicht besteht aus braunen festen Parenchymzellen; die innere, dickere besteht aus mehreren Lagen von hyalinen, stark quellungsfähigen, meist quergestreckten Zellen und bildet einen oben mit einem kleinen verschleimten Porus versehenen Sack, in welchem die zahl- reichen, langgestielten Asci ohne Paraphysen eingeschlossen sind. Die Asci sind äußerst zahlreich und entspringen radiär angeordnetan einem rundlichen Zellkomplex, der unten befestigt und leicht ablösbar ist. Legt man ein im richtigen Reifezustande befindliches Perithecium in einen Tropfen Wasser, so quillt es an, wird kugelig, reißt plötzlich oben auf, die innere, quellende Peritheciummembranschicht löst sich von der äußeren ab und bildet einen Sack, der sich rasch kontrahiert bis zum Ver- schwinden des Innenraumes, während der radiär gebaute Fragmente zur Mykologie. 663 Ascusknäuel hinausgeschleudert wird. Drückt man nun das unter dem Deckglase befindliche Perithecium etwas zusammen, so tritt noch der zusammengezogene, aus stark verquollenen Zellen bestehende Sack in Form eines zylindrisch-kegel- förmigen Gebildes, das nun solide erscheint, heraus und läßt an der Spitze die (ursprünglich eingestülpt gewesene) von längeren pinselförmig abstehenden verquollenen Hyphen be- grenzte Austrittsöffnung der Ascusmasse erkennen. Die plötzlich eintretende Kontraktion des Sackes ist keine gleichmäßige, sie findet in geringerem Maße in radialer Richtung (also von außen nach innen), in viel stärkerem Maße von unten nach oben statt, woraus sich die schließliche Kegelform mit flachem Boden und der Umstand erklärt, daß die Zellen zuletzt schmal und quergestreckt erscheinen. Daher erscheint der kegelförmig zusammengezogene Sack quergestreift. In überreifen, noch nicht aufgesprungenen Perithecien erscheinen die Asci bereits verquollen und aufgelöst. Die Sporen (6 bis? = 1) liegen dann frei im Sacke und werden von diesem nach Zerreißen des Peritheciums hinausgepreßt. | Bei Coronophora annexa wird daher die gesamte Ascus- inhaltmasse der Perithecien durch die aktive Kontraktion eines auschdens inneren Schichten, ‘der: Peritheeienmembranttente stehenden, infolge Verquellung kontraktilen Sackes hinaus- geschleudert, und zwar auf einmal. Diesen bemerkenswerten Vorgang, der meines Wissens bisher bei Pyrenomyceten noch nicht beobachtet worden ist, habe ich an zahlreichen frei präparierten Perithecien beob- achtet. Darnach ist es klar, daß Coronophora annexa eine ganz abweichende Form ist, die mit den stets ein offenes Ostiolum auf- weisenden echten Calosphäriaceen nichts zu tun hat. Durch die geschlossenen Perithecien ohne Mundöffnung wäre es eine Perisporiacee, die Weichheit und Nichtkohligkeit der Perithecienwandung würde ihr wieder einen Platz bei den Hypocreaceen anweisen. Allein die Verwandtschaft mit den allantoidsporigen Sphäriaceen ist doch zu offenkundig, als daß eine Abtrennung von diesen möglich wäre. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 47 664 F. v. Höhnel, Es scheint mir wahrscheinlich, daß noch andere Coro- nophora-Arten, vielleicht angustata oder jungens denselben Bau aufweisen werden wie die annexa, doch fehlt mir das Vergleichsmaterial zum Nachweise. Insbesondere aber vermutete ich eine nähere Verwandt- schaft von Uryptosphaerella Nitschkei (Auersw.) mit Coro- nophora annexa. Trotzdem war ich nicht wenig überrascht, als ich bei der Untersuchung des von G. Winter an Zweigen von Salix Capraea bei Leipzig 1870 gesammelten, mir von Herrn Prof. P. Hennings in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellten Exemplares von Cryptosphaerella Nitschkei(Auersw.), das vollkommen mit Nitschke’s Diagnose stimmt und so gut wie ein Originalexemplar ist, da Winter mit Nitschke in Verbindung stand, fand, daß dieser Pilz vollkommen spezifisch gleich der Coronophora amnexa ist! Der Unterschied, daß bei letzterer Form die Perithecien in valsoiden Gruppen stehen, während sie bei Oryptosphaerella Nitschkei isoliert und zerstreut stehen, ist ohne Wert, denn die Perithecien der beiden Arten sind mikroskopisch völlig gleich und je nachdem, ob sich der Pilz mehr oder weniger üppig entwickelt, entsteht die eine oder die andere Form. Das Vorkommen oder Fehlen eines Stromas, die Anordnung der Perithecien, der Umstand, ob sie sich im Holze oder in der Rinde entwickeln, sind sekundäre Eigenschaften, denen durchaus nicht immer ein systematischer Wert zukommt. Ein richtiges Pyrenomycetensystem kann nur auf Basis der genauen Kenntnis des inneren Baues der Peri- thecien geschaffen werden, die heute noch ungenügend ist, wie der dargelegte Fall zeigt, wie auch meine Konstatierungen, betreffend Crotonocarpia, Diaporthe syngenesia, nigricolor und Berlesiana u. S. w. beweisen. Winter’s und seiner Nachfolger Pyrenomycetensystem ist ganz unnatürlich; es ist kein Zweifel, daß z. B. Rosellinia mit Hypoxylon und Xylaria viel näher wirklich, d.i. phylo- genetisch, verwandt ist als mit den anderen »Melanommeen«. Crotonocarpia moriformis und Cucurbitaria Berberidis stehen bei Winter in zwei ganz verschiedenen Familien und sind dabei identisch. Diaporthe nigricolor und D. syngenesia stehen bei Nitschke, Winter, Saccardo in zwei scheinbar ganz Fragmente zur Mykologie. 665 voneinander verschiedenen Subgenera von Diaporthe und sind dabei derselbe Pilz! Gibt es schlagendere Beweise dafür, daß Nitschke auf die äußeren Verhältnisse der Pilze (Fehlen oder Vorkommen des Stromas, gegenseitige Lagerung der Peri- sneeien, Bildungs? derselben’in Holz oder Rinde) ’ein’viel zu großes Gewicht gelegt hat? Nur die genaue Untersuchung des inneren Baues der Perithecien kann hier Wandel schaffen. Selbstverständlich kann ein reines »Sporensystem« wie Saccardo’s auch nicht ge- nügen, aber gewiß ist es, daß es doch richtiger ist als ein zum größten Teile auf die äußeren Merkmale gegründetes, das mich ame dier Einteilung der. Pilanzen, in Bäume, Sträucher und Kräuter erinnert. Aus dem oben Gesagten geht hervor, daß Uryptosphaerella Sareensylla |, 186 (1882), auf die Art. Nitschkei (Aulersw.) gegründet, ein ganz eigenartiger Pilz ist. Es ist zweifelhaft, ob die paar anderen in diese Gattung gestellten Arten (Sylloge, IX, 470) zu ihr gehören. Da der Name annexa (1867) älter als Nitschkei (1870) ist, hat er den Vorrang. In der folgenden Charakteristik der Gattung sind die inneren Merkmale, wie dies immer sein sollte, vorangestellt. Nach dem Auseinander- Seserwzrene sindadie Piguren, die'sich bei Berleserlleanes, II) auf diese Gattung beziehen, falsch. Insbesondere fehlt die Mündungsöffnung der Perithecien. Cryptosphaerella Saccardo, Sylloge, 1882, Bd. I, p. 186, Charakter emendiert, v. Höhn. Perithecien lederartig-fleischig, ohne Ostiolum, Perithecien- membran zweischichtig, äußere Schicht braunzellig; innere Dyalınzellie, bei der Ouellung? sich ' unter‘ Zerreibung der äußeren plötzlich kontrahierend und den gesamten Nucleus hinausschleudernd, mit vorgebildeter Öffnung. Asci dicht stehend, ohne Paraphysen, radial zu einer Kugel angeordnet, spindelförmig-keulig, langgestielt, viel(32?)sporig; Sporen hyalin, allantoid. Perithecien zerstreut oder valsoid gehäuft, eingewachsen, ohne Stroma. 47# 666 F. v. Höhnel, Cryptosphaerella annexa (Nitschke) v. Höhn. Synonymie: Calosphaeria biformis Tul., Sel. Fung. Carp., II, pP. 11,.pro parte: Valsa Nitschkei (Auersw.) Nitschke, Pyren. verms 103 Cryptovalsa Nitschkei Auersw. in literis ad Nieschake. Sphaeria Nitschkei Auersw. in literis. Cryptosphaerella Nitschkei (Auersw.) Sacc., Sy. 72180. Exsikkaten: Rehm, Ascomye. exsic, Nr. 15122 215 a0 nophora Nitschkei Sacc., Nr. 1180 sub Coro- nophora annexa N., ebenso Krieger, F. Sax., Nr. 968. Kommt auf dünnen Zweigen von Salix, Alnus und Onercus vor. 25: Botryosphaeria Molluginis n. sp. Stromata zerstreut, hervorbrechend, rundlich oder länglich, scheibenförmig, ziemlich scharf berandet, von der eingerissenen Epidermis begrenzt, schwarz, weichkohlig, flach, außen glatt und schwach glänzend oder matt, manchmal etwas konkav mit aufgebogenen Rändern, t/, bis 1 mm lang und !/, bis t/, mm breit, zirka 260 uw dick, aus dünnwandigen, polyedrischen, bis 25 u breiten Zellen aufgebaut. Loculi sehr zahlreich (50 bis 60 und mehr), einschichtig, eiförmig bis länglich, zirka 100 w hoch und 50 bis SO u breit, im Querschnitt rundlich-polygonal, meist nur durch ein bis drei Zellschichten voneinander getrennt. Para- physen relativ spärlich, fädig, Asci zahlreich, keulig, nicht ge- stielt, zirka 60 bis 80 = 8 bis 10 u, meist weniger als 8sporig. Sporen hyalin, elliptisch bis fast spindelförmig, mit stumpflichen Enden, ohne Öltröpfchen und mit ganz homogenem Inhalte, | 4 bis, 18 5, Bieyat: | An dürren Stengeln von Galium Mollugo im Weingebirge von St. Georgen im Preßburger Komitat, leg. Dr. A. Zahl- bruckner, September 1903. Fragmente zur Mykologie. 667 Ist am nächsten offenbar mit der nordamerikanischen B. Hypericorum Cooke (Grevillea, XIII, p. 102), die aber un- genügend beschrieben ist, verwandt. Der Pilz ist, wie mehrere andere Dotryosphaeria-Arten eigentlich eine Dothideacee, ohne scharf begrenzte Perithecien. Indessen kann er weder als Phyllachora noch als Mazzantia aufgefaßt werden und steht am besten in der Gattung Botryosphaeria. Die noch unvoll- ständig bekannte Excipula (Ephelina) Galii (Lasch) ist nach Fuckel’s Exemplar ein ganz anderer Pilz. 176. Über die systematische Stellung der Gattung Dothiora Fr. Die Stellung der Gattung im System war von jeher eine sehr schwankende. Während Persoon Dothiora sphaeroides als Sclerotium beschrieb, stellte Fries Dothiora mnutila zu Sphaeria und Dothiora sphaeroides zu Dothidea. Berkeley stellt die Gattung nach Sphaeropsis zu den Sphäropsideen. Fuckelbringt sie zuden Cenangieen. Nachdem schon Fries eine Verwandtschaft von Dothiora mit Rhytisma und Phacidium vermelsere, stellte sie.Rehm direkt zu den Pseudphaeidieen, ein Vorgang, dem sich auch Lindau und Saccardo an- geschlossen haben. Tulasne stellt hingegen den Pilz zu Dothidea. Diese Sachlage veranlaßte mich, das sehr gute Exemplar von Dothiora Sorbi (W ahlbg.) Fuck. aus Krieger, Fungi Sax., Nr. 970, näher zu studieren, indem ich Quer-, Längs- sowie Flächenschnitte untersuchte. Obwohl ich schon aus der hübschen Abbildung von Dothiora sphaeroides von Rehm (Hyst. und Discom., p. 93) den Schluß gezogen hatte, daß Dothiora eine Dothideacee sein dürfte, war ich doch überrascht, in der Dothiora Sorbi Eiocrso auseesprochene Dothideacee"zu’nnden, daß jeder Zweifel hierüber ausgeschlossen war. Die Gründe, die ver- schiedene Autoren veranlaßten, Dothiora zu den Discomy- ceten zu stellen, liegen offenbar in der parallelen Lage der Asci und in dem Mangel der Ostiola. Wenn aber die Loculi größer sind, erhalten sie eine flache Basis und stehen dann die Asci parallel. Dies ist z. B. sehr schön an Längsschnitten von Mono- graphus Aspidiorum zu sehen, welche Art überhaupt sich, von 668 Eava Hoknel den Sporen abgesehen, von Dothiora generisch gar nichttrennen läßt. Sie hat genau den Bau des Stromas von Dothiora, große, oft miteinander verschmelzende Loculi, die keine Spur einer beson- deren Abgrenzung zeigen, ganz so wie Dothiora, nur daß das Parenchymgewebe der Stromata weniger entwickelt ist. Was die Ostiola anlangt, so sind sie bei vielen Dothi- deaceen überhaupt nicht oder undeutlich entwickelt, wenig- stens der Anlage nach fehlen sie häufig. Erst bei der völligen Reife scheinen sie durch Zerfall oder Obliterierung gewisser Gewebepartien in unregelmäßiger Weise zu stande zu kommen. Bei Monographns sind sie höchst undeutlich, bei Scirrhia rimosa konnte ich überhaupt keine finden. Hier wird offenbar zur Zeit der völligen Reife das kohlige Gewebe über den Loculi so wie bei Dothiora morsch und Zerstört. Auch bei Dothiora Sorbi findet man, wenigstens in den größeren Stromata stets mehrere Loculi, die man oft scharf getrennt, oft aber auch mehr weniger verschmolzen antrifft; genau so verhält sich Monographus. Wenn man Langschnitte durch Dothiora mit solchen von Monographns und Scirrhia vergleicht, sieht man ohneweiters, daß die erstgenannte Gattung sogar äußerst nahe mit den beiden anderen verwandt ist. Wenn es überhaupt noch eines Beweises für die Dothi- deaceen-Natur von Dothiora bedürfte, so läge er in der über- einstimmenden, dickkeulig-zylindrischen Form der ungestielten Asci und indem Mangel der Paraphysen. Abgesehen von Phyllachora, welche sich schon sehr den Sphäriaceen nähert und vielleicht sogar besser als solche betrachtet wird, fehlen bei den meisten (vielleicht allen) echten Dothideaceen die Paraphysen, ganz so wie bei Dothiora. Aus dem Gesagten geht mit aller Evidenz hervor, daß Dothiora von den neueren Autoren völlig verkannt wurde und eine echte, mit Scirrhia und Monographus ganz nahe ver- wandte Dothideacee ist. 77. Über Xyloma confluens Schweinitz. Dieser von Schweinitz in Synops. Fung. Carolin. (in Schriften der Naturforschenden Gesellsch., Leipzie, le Fragmente zur Mykologie. 669 Bin | )sibeschtiebene Pilzwist (von»EKriesi(Systema)myeol., II, p. 570) zu Rhytisma gestellt worden. Er ist von Fuckel im Rheingau an Eupatorium-Stengeln gefunden worden und in den Fung. rhen., Nr. 1086, ausgegeben. Da ich keinen Grund habe, daran zu zweifeln, nehme ich an, daß Fuckel’s Pilz wirklich der von Schweinitz gemeinte ist. Dieser Pilz ist seither zweimal unter anderen Namen neu beschrieben worden: l. als Leptostroma Eupatorii Allesch. (Ber. der Bayr. bot. Gesellsch., IV, 1896, 36; ausgegeben in der Mycotheca italica Nr. 1163, und Kabät et Bubäk, Fungi imperfecti exsic., Nr. 75). Beide diese Exemplare stimmen mit Fuckel’s Pilz und Allescher’s Diagnose überein; 2. als Dothichiza ?) Eupatorii C. Mass. (Contr. Mico!. Veron., p: 99, Taf. IL, Fig. 18). Die Beschreibung stimmt voll- ständig zu Fuckel's Pilz. Ich fand denselben Pilz auch in Niederösterreich voll- kommen mit den zitierten Exsikkaten übereinstimmend. Die genauere Untersuchung der mir vorgelegenen vier ver- schiedenen Exemplare zeigte mir, daß die bisherige Einreihung des Pilzes im Systeme eine völlig falsche ist und daß derselbe offenbar ein ganz eigentümlieher Ascomycet ist, dessen Asci sehr rasch zerfließen. Nur an ganz dünnen Querschnitten kann man sich davon überzeugen. Der Pilz besteht aus kleinen, einige Hundert u großen rundlichen oder länglichen, oft zu zwei bis drei zusammen- fließenden, schwarzen, glänzenden, etwa 40 bis 50 u dicken, flach-schildförmigen Fruchtkörpern, die ringsum von einer umbrabraunen, aus nur einer Lage kleiner Parenchymzellen bestehenden, überall ganz gleich beschaffenen und keine Spur eines Ostiolums aufweisenden Membran umhüllt sind. Er entsteht in den Epidermiszellen des Substrates und wird von den Cutieular bedeckt, Zuletzt „reißt ersoben‘ zur’ Speren- entleerung unregelmäßig auf, Der Fruchtboden ist völlig eben und mit ganz dichtstehenden, palisadenartig angeordneten, etwa 12 langen und 2 bis 3 a dicken, zylindrischen, mit zwei bis vier Querwänden versehenen hyalinen Fäden bedeckt, die ebenso dicht, parallel, paraphysenlos angeordnete, zylindrische, 670 F. v. Höhnel, bis zur Decke reichende, etwa 25 w lange, 2 bis 3 ı breite, sehr rasch verschleimende Asci tragen, in welchen, wie es scheint, acht stäbchenförmige, gerade, an den Enden stumpfe, hyaline, meist 4 bis 5 u lange, 1 bis 1!/, u breite, schief sich deckende, ein bis zweireihig angeordnete Sporen enthalten sind. An ganz dünnnen Querschnitten sieht man die in einfachen oder Doppelreihen stehenden Sporen, welche Reihen durch hyaline Zwischensubstanz voneinander getrennt sind. Es scheint mir unmöglich zu sein, diese Anordnung der Sporen anders als durch das Vorhandensein von dichtstehenden, pali- sadenartig angeordneten zylindrischen Asci zu erklären, dieman wegen ihrer zarten Beschaffenheit und raschen Verschleimung allerdings im isolierten Zustande nicht zu sehen bekommt. Einen‘ ganz» ähnlich gebauten Pilz’ fand’ ich” 79037 auf Eicheln bei Zelenika (Bocche) in Dalmatien. Schon damals sah ich, daß wahrscheinlich ein Ascomycet vorliegen müsse, die Exemplare waren aber zu alt zur Erzielung eines sicheren Schlusses. Es wäre allerdings auch denkbar, daß die als Asci auf- gefaßten verschleimten Gebilde von den sporenbildenden Hyphen irgendwie erzeugte Röhren sind, in welchen die nach- einander gebildeten Sporen hineingeschoben werden. Ich konnte bei der Kleinheit des Objektes trotz vieler untersuchter OQuerschnitte hierüber nicht "ganzeinsekler kommen. Wie dem auch sei, ob der Pilz wirklich ein Ascomycet oder, was mir weniger wahrscheinlich ist, eine eigentümliche Leptostromacee ist, so viel ist sicher, daß es weder eine Rhytisma, noch Leptostroma oder Dothichiza ist, sondern eine neue Gattung, die, wenn man sie zu den Ascomy- ceten rechnet, eine Mittelstellung zwischen den Micro- thyriaceen und den Dothideaceen (doch von beiden stark abweichend) einzunehmen scheint. Dothideaceen mit par- allelen Asci gibt es (Monographus) und solche mit nur einem Loculus auch (Dothiora); ist nun das Stroma sehr schwach entwickelt, so wird es schließlich zu einem dünnen Schein- perithecium, so wie bei dem in Rede stehenden Pilze, der mir daher eine eigentümliche Dothideacee zu sein scheint. Ich nenne sie Myxodiscus. Fragmente zur Mykologie. 671 Myxodiscus n. g. (Dothideaceae?). Stroma perithecienartig, flach schildförmig, subcuticulär (scheinbar oberflächlich), mit einem einzigen Loculus, manch- mal zu zwei bis mehreren zusammenfließend. Fruchtboden palisadenartig aufgebaut, paraphysenlose, zylindrische, rasch verschleimende, dicht stehende, parallele Asci, die (stets?) acht stäbchenförmige, hyaline Sporen enthalten. Rinden- schicht des Stroma aus einer Lage brauner Zellen bestehend, oben schließlich unregelmäßig aufreißend. Myxodiscus confluens (Schweinitz) v. Höhn. Synonymie: Xyloma conflnens Schweinitz, Syn. Fung. | Carol,.1822. Rhythisma confluens Fries, Syst. mycol., II, 372021823. Dothichiza (?) Enpatorüi C. Mass., 1899, 1. c. Leptostroma Eupatorii Allesch., 1896, |. c. 78. Über Gnomonia amoena (Nees) f. carpinea. Diese Form auf den Stielen morscher Blätter von Carpinus Betulus, welche schon von Auerswald beobachtet und von ihm zwar als Gn. amoena betrachtet, jedoch möglicherweise als besondere Art hingestellt wurde, fand ich im Kiental am Anninger im Wienerwald im Mai in schönster Reife. Sie ist von der gewöhnlichen Form auf Corylus-Blattstielen durch Sehimalere und.längere; Sporen. (18,bis.22 =32 bis 2%/, w), die 2- bis 4-, selten 6zellig sind, verschieden. Die (paraphysenlosen) Asci sind samt dem zarten Stiel 62 bis 76 w lang und 9 bis 91/, u breit. Die Ascusstiele, die sehr feinspitzig auslaufen, sind 20 bis 30 u lang. Gnomonia amoena ist durch die weiße, scharf berandete Scheibe sehr auffallend und erinnert, von dem zarten, meist abgebrochenen Schnabel abgesehen, sehr an gewisse Sticti- deen oder Ostropeen. Die Perithecienwandung ist zirka 30 bis 40 u dick, großzellig parenchymatisch und lederartig- fleischig, daher der Pilz leicht für eine Ostropee gehalten werden kann. Jedenfalls nimmt er unter den Gnomonieen eine isolierte Stellung ein. 672 P&wy. Hohnmel 79. Über Nectria oropensis Cesati. Cesati beschrieb in der Botan. Zeitung 1857, p. 406, diese Art und gab sie in Klotzschii, Herb. vivum mycol., Edit. nova, Cent. V, Nr. 524, und im Erbar. Critiogam. Ital., Nr. 540, aus. Die Untersuchung des letzteren Originalexemplares zeigte mir, daß der Pilz zwar eine IIypocreacee, aber keine Neev on sondern den Typus einer neuen Gattung darstellt, die zu den FIysp/omyie era cree nrzurstellensist: Der Pilz schmarotzt auf dem Thallus einer unbestimmbaren Biatora (decolorans?) und besitzt ein spinnfädiges, weißes Subiculum (Stroma), wodurch er sich als Hypomycetacee verrät; die Perithecien sind ei- bis birnförmig, 260 bis 350 # hoch und 200 bis 290 u breit und stehen einzeln oder zu zwei Fig. 2. Ciliomyces oropensis (Ces.) v. Höhn. (Nectria oropensis Ces.). 2 Peri- thecien (60/1), 3 Sporen (580/1) und 1 Ascus (260/1) des Pilzes. Gezeichnet von V. Litschauerin Wien). bis mehreren genähert oder selbst verwachsen und stets ober- Nächlich und nur mit der Basis schwach eingesenkt. Frisch sind sie nach Cesati rosa oder fleischrot. Nach 45jähriger Aufbewahrung waren sie schmutziggelblich. Sie sind weich- fleischig, an der Basis mit längeren, nach obenhin etwa 20 bis 40 u langen, 3 bis 4 breiten, hyalinen, septierten, dünn- wandigen, stumpfen Haaren, filzig-dichtbedeckt, am Ostiolum fast kahl. Paraphysen bald verschleimend, Asci dick und stumpfkeulig, etwa 120 = 20 u. Sporen zu acht, zweireihig, hyalin, breit spindelförmig, beidendig scharf zugespitzt und in je eine zirka 8 u lange Cilie verlängert, zarthäutig, 28 bis 36 — Fragmente zur Mykologie. 679 9 bis 11 wm, mit meist sechs bis sieben Querwänden und einer Längswand. Aus dieser Beschreibung geht hervor, daß der Pilz durch sein fädiges Stroma und sein Schmarotzen auf einem Flechtenpilze sich der Gattung FZypomyces nähert, wo die Sporen auch meist spindelförmig und häufig beidendig scharf zugespitzt sind, während der Umstand, daß die Sporen mit einer Längswand versehen, also dyctiospor sind, eine gewisse Verwandtschaft mit Pleonectria verrät, von welcher Gattung er sich durch die Sporenform, das fädige Stroma und die Cilien der Sporen unterscheidet. Es stellt daher Nectria oropensis Ces, eine neue Hypo- mycetengattung dar, die Ciliomyces genannt werden soll. Es ist kaum zweifelhaft, daß Pleonectria lichenicola (Crouan) Sace., Michel. I, 325, in dieselbe Gattung gehört und wahrscheinlich sogar mit Nectria oropensis Ces. identisch ist. Es ist dies um so sicherer, als V. Mouton (Bulletin de la Societe royale de Botanique de Belgique, 1897, 36. Bd,, I. Teil, p. 15) die Nectria lichenicola Crouan bei Beaufays in Belgien wiedergefunden hat und seine Beschreibung und Abbildung dee ar A, Kie.9) mit den von mir bei N. oropensis Gesati konstatierten Befunden bis auf unwesentliche Abweichungen vollkommen übereinstimmen. Mouton gibt die Asci mit 100 == 294, che Sporen mit 4 bis6 Querwänden und 25 bis 40 = 10 bis 13 u, die Cilien der Sporen mit 4 bis 7 mw Länge an. Ciliomyces n. 8. Perithecien weichfleischig, hell gefärbt, oberflächlich, mit fädigem Subiculum (Stroma), nicht geschnäbelt, kahl oder haarig-filzig. Asci keulig, achtsporig; Sporen hyalin oder blaß, spindelförmig, beidendig zugespitzt und mit je einer Cilie ver- sehen dyctiospor. Pilz- oder Flechtenschmarotzer. Ciliomyces oropensis (Cesati) v. Höhn. Synonymie: Nectria. lichenicola (Crouan), Fl. finist., p. 256. Pleonectria lichenicola (Crouan) Sacc. Michelia, LE, P-.323. (op) —1]) HH Fa Hohner Die beigegebenen Figuren sind von Herrn Assistenten Viktor Litschauer nach meinen Präparaten gezeichnet. 80. Über Sphaeropsis guttifera Otth. An im Juni 1905 in Schönbrunn bei Wien gesammelten Lindenzweigen fand ich eine sehr charakteristische und schöne Macrophoma, die, auf normalem Wege bestimmt, eine mit Macrophoma Scheidweileri (West.) verwandte, doch sicher verschiedene neue Art dargestellt hätte. Da jedoch Saccardo bei Sphaeropsis guttifera (Otth) angibt, daß der Perithecien- nucleus grau ist, so schloß ich, daß die Sporen hyalin sein müssen, da gefärbte Sporen einen schwarzen oder dunkelbraunen Nucleus bilden. Da überdies die weitere Beschreibung vor- trefflich stimmte, erachtete ich den gefundenen Pilz für die Otth’sche Art, die also eine Macrophoma sein mußte. Nachdem nun Herr Prof. Dr. Eduard Fischer in Bern die große Freundlichkeit hatte, mir das Otth’sche Originalexemplar zur Untersuchung zu senden, konnte ich mich davon über- zeugen, daß ich richtig geschlossen hatte. Sphaeropsis guttifera Otth hat daher Macrophoma guttifera (Otth) v. Höhn. zu heißen. Da sowohl an meinem Exemplare wie am Otth’schen der Pilz zwischen der Rabenhorstia Tiliae auftritt, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß der in Rede stehende Pilz eine seltene Nebenfruchtform der Hercospora Tiliae darstellt. Neben- her sei bemerkt, daß an Otth’s Exemplare auch die Massaria heterospora Otthzu linden war, die, wie ich sah, der M. Platani äußerst nahe steht und vielleicht nur eine Form dieser ist. Da Otth’s Beschreibung der Macrophoma guttifera (Otth) v. Höhn. unvollständig ist, so gebe ich nachfolgende Diagnose- Pycniden kugelig, zirka 800 1 breit, schwarz, derbwandig, außen von kurzen Hyphen rauh, sehr zerstreut und vereinzelt, das Periderm nicht auftreibend, tief im Rindenparenchym ein- gesenkt, mit weißem, später grauem oder bläulichgrauem Kerne. Sporen kugelig oder elliptisch, doch meist eiförmig, ganz hyalin, mit dicker Membran und einem großen Öltropfen, der oft die ganze einzellige 13 bis 20 = 12 bis 15 # große Spore erfüllt. Sporenträger teils ganz kurz, teils verschieden, bis 150 u lang und 1'5 bis 2 ıw breit, einfach, hyalin. Fragmente zur Mykologie. 675 Nachträglich fand ich, daß Otth selbst in der Original- diagnose (Mitteilungen der Naturf. Gesellsch. in Bern, 1868 [1869], p. 60) die Sporen als hyalin bezeichnet, was in der Sylloge, XI, p. 512, wo der Pilz als Sphaeropsis angeführt ist, nicht gesagt wird. Otth betrachtet den Pilz als zu Massaria Fuckelii Nitschke gehörig. 81. Zythia muscicola v. Höhn. n. sp. Pycniden kugelig, zerstreut oder zu zwei bis mehreren genähert oder verwachsen, 80 bis 200 u groß, dünnhäutig, schmutzig dunkelviolett, meist eingesenkt und mit der flachen geschwärzten Mündungspapille die Oberhaut durchbrechend, kahl, von zarten, hyalinen oder sehr blaßvioletten Hyphen ümseben, mit deutlichem, zirka 10 bis 12 u breitem Ostiolum. Sporen in farblosen Ranken austretend, hyalin, meist kurz- stäbchenförmig, 4bis 5 =1'5 u. An dürren Kapseln von Orthotrichum fastigiatum, bei Allentsteig im niederösterreichischen Waldviertel, leg. Prof. Dr. wesekitmer Juli 1905). Auf den Kapseln sind die Pycniden unter die Oberhaut eingesenkt, doch treten sie auch frei zwischen Kapsel und Haube auf und zeigen dann deutlich die sie umgebenden zarten Hyphen. Mann könnte diese Form auch als Phoma betrachten, doch sind die Pycniden deutlich violett gefärbt und wird sie daher wohl besser als Zythia bezeichnet. 82. Über die Pycniden von Tympanis conspersa (Fr.). Ich zweiflenicht, daß die Pycniden von Zympanis conspersa, die von Rehm, Karsten und Schröter sowie Phillips erwähnt werden und in die Formgattung Dothiorella gehören; unter verschiedenen Namen beschrieben wurden und daß Dothiorella stromatica (Preuss) auf Prunus Cerasus und die drei auf Sorbus Aucuparia beschriebenen D. sorbina Karsten, D.multiplex (Preuss) und D.caespitosa (Preuss) alle denselben _ Pilz darstellen, da wesentliche Unterschiede in den Diagnosen nicht zu finden sind. Sie sind offenbar alle derselbe häufige Conidienpilz der Tympanis conspersa. 676 FFvye-Höhniel; Nach Fuckel hat diese Art aber noch eine zweite Dothio- rella-Form als Conidienpilz mit 4= 2 u großen Sporen, die eiförmig sein sollen, während die anderen Formen stäbchen- förmige Sporen auf ästigen Trägern bilden. Diese Form ist ohne Zweifel identisch mit Cyiosporella conspersa Richon, welche von Saccardo (Syll, X, 242) als Pycnidenform von Tympanis conspersa angeführt wird. Ist wahrscheinlich nur eine Form der obigen Dothiorellen. 83. Über Sphaeria inversa Fr. Dieser’ in Kunze’und Schmidt, Mykol- Herten p kurz, aber ganz kenntlich beschriebene Pilz gehört, wie Phillips (Man. brit. disc., p. 395) bemerkt, als Nebenfruchtform zu Tympanis Alnea (P.). Derselbe bricht in kleinen Räschen, die aus drei bis mehreren, doch niemals sehr zahlreichen, glatten, rundlich eiförmigen, oben etwas genabelten, schwarzen, derb- wandigen, aber feucht weichen Pycniden bestehen, aus der Zweigrinde von Alnus-Arten hervor. Die Sporen sind hyalin, gerade stäbchenförmig, 2 bis 4=1u groß und sitzen an SObis50 u langen, gebüschelt verzweigten dünnen hyalinen Sporen- trägern. Manchmal bestehen die Räschen nur aus Pycniden, öfter sitzen auch Apothecien dazwischen. Unter den Sphäropsideen findet man diese charakte- ristische und sicher bestimmbare Form nicht aufgeführt. Sie reiht sich am besten in die Formgattung Dothiorella ein und muß nun Dothiorella inversa (Fr.) v. Höhn. heißen. 84. Synonymie der Septoria Heraclei Desm. Nach P. Magnus (Hedwigia, 1900, p. 113) sind Septoria Heraclei (Lib.) Desm., Cylindrosporium Heraclei Ell. und Ev. und wie C. hamatum Bresad. wahrscheinlich oder vielleicht derselbe Pilz. Krieger“(Fungi Sax, Nr. 1597) Vbetrachtezdie beiden erstgenannten Namen als synonym. Nachdem Desmaziere (in Pl. crypt. du Nord de la France, 1831, Nr. 534) ausdrücklich angibt, daß die Sporen von Septoria Heraclei Desm. 6 bis 8 sehr deutliche Querwände besitzen, Saccardo bei demselben Pilze von Perithecien und vier Quer- wänden spricht, Voss (Mycol. carniolica, p. 247) ebenfalls vier Fragmente zur Mykologie. 677 Septen sah, während die beiden genannten Cylindrosporium- Arten fast stets nur eine (selten zwei) Septe in den Sporen zeigen und kein Gehäuse besitzen, kann nur die Untersuchung der Originalexemplare die nötige Entscheidung bringen. Ich untersuchte daher 1. Septoria Hervaclei Desm.in Pl. crypt. du Nord de la France, Nr. 534; 2. Septoria Heraclei (Lib., Exs., 52) in Fungi gallici, Nr. 1626, Reliquiae Libertianae. Exemplar gesammelt von M. Libert bei Malmedy; 3. Cylindrosporium Heraclei Ell. und Ev., Fungi Colum- biani, Nr. 784. On Heracleum lanatum (ZN. A. F., Nr. 3181); 4. Cylindrosporinm hamatum Bresad., auf Blättern von Heracleum austriacum bei Maria-Zell an der niederöster- reichischen Grenze 1898 von mir gefunden und vollkommen mit der Beschreibung Bresadola’s (Voss, Mycol. carniolica, p. 256) übereinstimmend. Die Untersuchung ergab, daß diese vier Pilze miteinander vollkommen identisch sind. Die Sporen sind bei allen stark gekrümmt, zwei-, selten dreizellig, 40 bis 60 —3bis5 uw. Gehäuse fehlend. Der richtige Name desselben lautet: Cylindrosporium Heraclei (Lib.) v. Höhn. | 85. Agyriellopsis difformis n. sp. Pycniden schwarz, matt, rundlich warzenförmig oder länglich, oberflächlich (aposphärienähnlich), ohne Mündung, schließlich oben unregelmäßig zerfallend, 100 bis 300 u lang, zirka 150 wu hoch; Wandung etwa 10 x dick, nach innen nicht scharf abgegrenzt, sehr kleinzellig parenchymatisch. Innen ebwanorbis 8 uertikale, kürzere) oder längere, zum Teile die Decke erreichende, aus einigen braunen, kurzgliederig sep- tierten, 4 bis Sy breiten Hyphen bestehende, einfache oder wenig verzweigte Fädenbündel, welche, wie auch die Pycniden- wandung, mit meist hyalinen oder sehr blaß bräunlich gefärbten, büschelig verzweigten, etwa 8 bis 121 langen, sehr dünnen, spitzen, sporentragenden Hyphen dicht besetzt sind. Sporen sehr zahlreich, hyalin, einzellig, 2 bis 5 w lang und I breit. 678 F. v. Höhnel, An nacktem, trockenem Astholz von Tika, Hinterhallbach (Reisalpe) in Niederösterreich, Juni 1905. Der Pilz ist ganz so gebaut wie Agyriellopsis coeruleo-atra v.Höhn. (Ann. mycol., 1903, p. 403), davon aber spezifisch völlig verschieden. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, daß der als Aposphaeria difformis Sacc. beschriebene Pilz, den ich leider nicht vergleichen konnte, damit identisch ist. 86. Über Sphaeropsis scutellata Otth. An dünnen Weidenzweigen fand ich, zwischen Ocellaria aurea Tul. sitzend, ein Myxosporium, das in dieser Form- gattung nicht beschrieben erscheint und von dem ich gleich vermutete, daß es als Nebenfruchtform zur Ocellaria gehören müsse. In der Tat ist sie von Tulasne (Sel. Fung. carp., III, p. 129, Taf. XVII) als zur Öcellaria anurea gehörig genau beschrieben und abgebildet worden. Es ist nun keinem Zweifel unterworfen, daß der von Otth- (Bern.Mitt., 1868, p. 60) als Sphaeropsis scutellata beschriebene, in den Sylloge (XI. p. 496) als Macrophoma aufgeführte Pilz nichts anderes als dieses Myxosporium ist, das nun M. scutel- latum (Otth) v. Höhn. zu heißen hat. 87. Über die Spermatien- und Stylosporen-Nebenfrucht- formen bei Diaporthe. Nitschke (Pyren. germ., p. 242 [1870]) machte wohl zu- erst auf das häufige Vorkommen von spermatien- und stylo- sporenführenden Nebenfruchtformen bei Diaporthe-Arten auf- merksam. Er glaubt sogar annehmen zu sollen, daß weitere Untersuchungen dieselben als für die Gattung Diaporthe über- haupt oder doch die meisten Gruppen derselben als charakte- ristisch erweisen werden. Er macht hiebei auf die Tatsache aufmerksam, daß bei Euvalsa und Lenucostoma nur die Sper- matienform (Cylospora-Form) vorkommt; Eutypa, Eutypella und Cryptosphaeria weisen nur die Stylosporenform mit fädigen Sporen auf (ÜOyfosporina), während merkwürdigerweise das Auftreten beider Sporenformen, und zwar oft sogar in dem- selben Behälter zusammen bei Diaporthe charakteristisch ist. Fragmente zur Mykologie. 679 Diese Behälter der Diaporthe-Arten sind leicht kenntlich. Es sind Hohlräume im jungen Stroma, die vor der Entwicklung der Perithecien entstehen und keine eigene Wandung besitzen, können daher nur als Melanconieen betrachtet werden. Die- selben enthalten entweder nur sogenannte Spermatien (von Tulasne entgegen Nitschke Stylosporen genannt), welche länglich und beidendig spitz sind und meist zwei Öltröpfchen führen, oder führen sehr charakteristische Stylosporen (von Tulasne als Spermatien bezeichnet) von fädiger Gestalt, meist zirka 20 bis 30 m lang und oft hakenförmig an einem Ende eingekrümmt, oder aber sehr häufig beide Formen gemischt. In letzterem Falle sieht man zwischen beiden Sporenformen alle Übergänge. Die Form der Hohlräume, die innen dicht mit relativ langen, einfachen Sporenträgern ausgekleidet sind, ist höchst ver- schieden. Bald rundlich, bald mehr weniger flach (dann aber in der Mitte dicker und am Rande dünn auslaufend) oder häufig kappenförmig. Der von der Hohlkappe umschlossene Raum wird im letzteren Falle von einem kurzzylindrischen Stroma- polster ausgefüllt, unter welchem später die Perithecien sich entwickeln können. | Diese sporenführenden Hohlräume sehen daher je nach ihrer Form und je nachdem sie nur Spermatien oder Stylo- sporen oder beide enthalten, sehr verschieden aus, wurden daher von verschiedenen Autoren in verschiedenen Form- , gattungen beschrieben. Man findet sie in den Formgenera Phoma (Saccardo), Libertella (Fuckel), Rhytisma (Tulasne), Myxosporinm (Saccardo), Fusicoccum (Saccardo), Myxo- libertella (vw. Höhnel). Alle diese so verschieden beurteilten Formen gehören aber zusammen. Sie können voneinander nicht getrennt werden und gehören, so verschieden sie auch scheinbar sind, in eine und dieselbe Formgattung, die zu den Melanconieen zu rechnen ist. Ich habe hiefür die Formgattung Myxolibertella auf- gestellt. Später kam ich aber darauf, daß zu Myxolibertella offenbar jene Phoma-Arten Saccardo’s gehören, von welchen Sac- cardo sagt: »Adsunt enim species, aptius separandae, perithecio Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 48 680 F. v. Höhnel, subastomo depresso, basidiis demum uncinatis instructae (Phomopsis), spermogonia Diaporthes sistentes« (Syll., Ill., 66). Saccardo sah auch bei mehreren dieser Phoma-Arten, von denen er also meint, daß sie vielleicht besser als eigene Gattung Phomopsis abgetrennt würden, neben den Spermatien die Stylosporen, er hielt aber merkwürdigerweise letztere (die schon von Tulasne, Nitschke und Fuckel richtig gedeutet waren) als abgelöste Basidien (Ann. mycol., 1904, p. 12), eine falsche Ansicht, die ich (Ann. mycol., 1904, p. 247) entschieden zurückgewiesen habe. Obwohl Saccardo Phomopsis als Gattung nicht auf- gestellt und das Wesen von Phomopsis nicht richtig erkannt hat, da er sie für eine abweichende Form von Phoma hielt, nach den Nomenklaturregeln also ein Zwang, sie anzunehmen, nicht vorliegt, betrachte ich meine später aufgestellte und nach Bau und Stellung richtig erkannte Formgattung Myxolibertella doch nur als Synonym von Phomopsis, da nunmehr feststeht, daß beide denselben Formentypus vorstellen. In diese Formgattung Phomopsis Sacc. (= Myxolibertella v. Höhn.) sind mit mehr minder großer Zuverlässigkeit nach- folgende Formen einzureihen. . Phoma oblonga Desm. zu Diaporthe Eres N.?! . Phoma Pseudoacaciae Sacc. zu D. fascicnlata N. . Phoma sordida Sacc. zu D. sordida N. Phoma sorbariae Sacc. zu D. sorbariaeN. Phoma ceryptica Sacc. zu D. cryticaNN. Phoma incrustans Sacc. zu D. incrustans N. Phoma immersa Sacc. zu D. immersa (Fuck.)N. Phoma Acchilleae Sacc. zu D. orthoceras (Fries) N.? . Rhytisma Urticae Tul. non Fries zu D. Tulasnei N. . Phoma juglandina Sacc. zu D. juglandina (Fuck.)N. . Phoma vndis Sacc. zu D. rudis (Fries) N. Br om — rm - sonen [N 1 Phoma Eres Sacc. und Phoma ulmicola Rich. sind vielleicht nur Formen von Phoma oblonga Desm.; Phoma ulmicola scheint schließlich zwei- teilige Sporen zu haben. Fragmente zur Mykologie. 681 12. Phoma velata Sacc. zu D. velata (P.) N. 13. Myxolibertella Scobina v. Höhn. zu D. Scobina N. 14. Phoma tinea Sacc.? zu D. Backhausii N. 15. Phoma incarcerata Sacc. zu D. incarcerata (B. und Bo)N 16. Phoma vepris Sacc. zu D. vepris (De Lacr.) Fuck. 17. Phoma rvevellens Sacc. zu D. revellens N. 18. Phoma Sarothamni Sacc. zu D. Sarothamni (Aw.)N. 19. Phoma pntator Sacc. zu D. putator N. 20. Phoma' alnea Sacc. zu D. almea Fuck. 21. Phoma Landeghemiae Sacc. zu D. Landeghemiae (West.) N. 22. Phoma Ryckholtii Sacc. zu D. Ryckholtii (West.?) N. 23. Phoma oncostoma Sacc. zu D. oncostoma Duby. 24. Phoma picea Sacc. zu D. picea Sacc. 25. Myxosporium sulphureum Sacc. zu D. sulphurea Fuck. 26. Fusicoccum Carpini Sacc. zu D. Carpini Sacc. 27. Fusicoccum Kunzeanum Sacc. zu D. Kunzeana Sacc. 28. Fusicoccum castanenm Sacc. zu D. castanea (Tul.) SAaCc. 29. Fusicoccum galericnlatum Sacc. zu D. galericulata WEIT)» Sacc. 30. Fusicoccum quercinum Sacc. zu D. leiphaema (Fries) SAICE: 31. Fusicoccnm fibrosum Sacc. zu D. fibrosa (P.) Fuck. 32. Fusicoccum lencostomum Sacc. zu D. Spina Fuck. 83. Libertella pallida Fuck. auf Salix. 34. Myxolibertella Aceris v. Höhn. (Ann. mycol., 1903, 526). 35. Septomyxa Tulasnei (Sacc.) v. Höhn. = Myxosporium Tulasnei Sacc. = Myxosporium Späthianum Allesch. —. Septomyxa Negundinis Allesch. = Myxosporium Tulasnei Sacc. var. monacense Allesch. gehört zu Diaporthe longirostris (Tul.) und hat im reifen Zustand zweizellige Sporen; die Stylosporen sind hier noch nicht beobachtet, doch dürften sie auch vorkommen. Übrigens haben die Spermatien aller angeführten Pho- mopsis-Formen die Neigung zur Bildung zweizelliger Sporen, 48# 682 F. v. Höhnel, was daraus schon hervorgeht, daß in den Spermatien stets zwei Öltröpfchen auftreten als Anzeichen einer beginnenden Zweiteilung. In ähnlicher Weise sind die Ascussporen der Diaporthe-Arten eigentlich vierzellig, wie schon Nitschke (l. c., p. 243) betont, doch wird meist nur die mittlere Scheide- wand der Sporen deutlich, weshalb sie meist, z.B. in der Sylloge, zu den zweizelligen gerechnet werden, aber eigentlich mit Unrecht. Se Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß Calospora leucostroma Niessl, Melanconis thebebola (Fries) und Pseudo- valsa Innesii (Curr.) offenbar Diaporthe-Arten sind, bei welchen zum Teil als Nebenfruchtform Phomopsis-Formen vorkommen und die Paraphysen teils völlig fehlen, teils undeutlich ent- wickelt sind. 88. Über einige Melanconieen (Stilbospora, Coryneum). Da über die zu besprechenden Arten in den gebräuchlichen Bestimmungswerken einige Unklarheit herrscht, seien über sie nachfolgende Bemerkungen im Anschluß an die sich von mir über Stilbospora macrosperma Berk. und Br. in den Ann. my.col., 1904, p. 28, befindlichen gemacht. 1. Stilbospora macrosperma Berk. et Br. (Hooker’s Journ. of Bot., 1851, IIl., p..321, Taf. IX und X) non Bersoo kon nur an Ulmenzweigen vor, gehört zu Psendovalsa Berkeleyi (Tul.) SaccıSyli, IL, pP) 18 w=tMelaneonis"Berkeieyi= u Sel. f. carp., 11. p. 130, »und!hat'stets®vierzellisesizleichmane dunkelbraune Sporen von 40 bis 60 und 16 bis 20 u. Der Pilz ist von Tulasne (Selecta f. carp., Il., p. 130) und von Fuckel (Symb. mycol., p. 1858) gut beschrieben worden, er fehlt aber in den Bearbeitungen der Melanconieen bei Sac- cardo und "AlleseheriwNachkBerle se (Icon REspr ie: Psendovalsa convergens (Tode) Sacc., Syli., IL, p. 136; Winter, Pyrenomye. ll, p. 791, der ältere Name für Pseudovalsa Ber- keleyi (Tul.). Nach Fuckel (Symb. mycol., I. Nachtrag, p. 25 [313]) hat dieser Pilz neben der Stilbospora noch eine Pycniden- form, deren Sporen lange, eingerollte, hyaline Anhängsel be- sitzen und die von Saccardo (Syll., Il, p. 138) als Hendersonia Fragmente zur Mykologie. 689 Berkeleyi bezeichnet wird. Es ist keine Cryptostictis, wie ich früher (Ann. mycol., 1904, p. 56) annahm. Sie fehlt im Systeme der Sphäropsideen bei Saccardo und Allescher. An einem in Niederösterreich gesammelten ee fand ich noch eine dritte Nebenfruchtform der Psendovalsa convergens, dichte, fest verwachsene Gruppen, die aus zwei bis mehreren rundlichen, 200 bis 300 u großen Pyeniden bestehen, mit derber Wandung, die innen 20 bis 25 radial oder gyrös nach innen vorspringende, faltenartige, oft bis in das Zentrum reichende Vorsprünge besitzen, die mit kurzen, einfachen, sehr dünnen Sporenträgern dicht besetzt sind, welche äußerst kleine, hyaline, gerade, I bis 31 lange und !/, bis 1 breite Spermatien bilden. Es scheint eine Cyfospora zu sein, die sich aber sehr Dothiorella nähert und vielleicht am besten als Dothiorella convergens v. Höhn. vorläufig zu bezeichnen ist. Nockesseixbemerktsrdaßtinach'! Berkeley und Broome (l. c., Taf. X, Fig. 6) die Stzlbospora macrosperma an denselben Sporenträgern drei- bis viermal hintereinander Sporen bildet, wodurch kragenförmige Gebilde an den ersteren entstehen, was noch weiter zu verfolgen wäre. Stilbospora macrosperma B. und Br. findet man in den Exsikkaten Allescher und Schnabl, F. bav., No 164, und Breeze chen, : N052330; I. (mein: Exemplar von Fuckek F. rhen., No 586, wächst nicht auf Ulmus und gehört daher nicht hieher). 2. Stilbospora macrospora Persoon (Tentam. dispos., 1797, p. 14, Taf. 3, Fig. 13), später 1801 in Synops. meth. fung., p. 96, Stilbospora macrosperma Pers. genannt und unter diesem falschen Namen in die Literatur übergegangen, zeigt nach der Persoon’schen Abbildung längliche, 4 bis 4!/,mal so ‘ lange als breite Sporen, mit meist vier, seltener fünf Quer- wänden; der Pilz bricht in rundlichen Häufchen aus der Rinde hervor. Mit Persoon’s Abbildung stimmt gut überein die in Nees, System der Pilze, Fig. 17; hingegen nicht güt die von Berdasin Sturm; Deütschl.Flora,.IIE.;IL!Bdch. „pr 47x Eal 2% welche zwar auch fünfzellige, aber nur 2 bis 21/,mal so lange als breite Sporen zeigt. Exsikkaten dieses Pilzes gibt es nicht; die unter diesem Namen ausgegebenen sind teils Siilbospora 684 F. v. Höhnel, angustata, teils Steganosporium pyriforma; so sind Libert, Crypt. Ard., Nr. 390 (nach Fresenius’ genauer Beschreibung in Beiträge zur Mykol., p. 64, Taf. VII, Fig. 46 bis 51), Stilbospora angustata Rabenhorst, Herb. mycol., 993, und F. europ., 2559, Steganosporrium pyriforme. Fuckel und spätere fanden den Pilz auch nicht, ebensowenig Tulasne; dabei soll er nach Fries (Syst. mycol., IIl., 485) nicht selten sein. Er gehört daher zu den zweifelhaften und dürfte zu streichen sein. Ebenso ist Stilbospora macrosperma Pers. Syn. in De&s- maziere, 1826, Pl. crypt. du Nord de la France, No 136, nichts anderes als Stilbospora angnstata auf Carpinns-Rinde, nach dem Originalexemplar. 3. Didymosporium macrospermum Corda, Icon., 1854, VL, p. 5, Fig. 17, hat'nach Corda zweizellige' Sporen DarzEilz ist zweifellos echt von Fuckel in FE. rhen., Nr. 83, ausgegeben. F. gallici, 5788, ist nicht diese Art und mein Exemplar davon ohne Wert. Fuckel’s Pilz hat Fresenius (Beiträge zur Mykol., p. 104, Taf. XIII, Fig. 39 bis 42) genau untersucht und die Sporen stets vierzellig gefunden. Diesen Befund kann ich auf Grund meiner eigenen Prüfung von F. rhen. 83 vollkommen bestätigen. Der Pilz ist daher eine Stzlbospora und muß nun, da der Speziesname Corda’s im Jahre 1854 publiziert wurde, während der gleichlautende von Berkeley und Broome vom Jahre 1851 datiert ist, umgetauft werden. Ich nenne Corda’s Pilz Stilbospora Cordaeana v. Höhn. Es ist nach allem Bekann- ten eine sehr charakteristische Art, die durch die hyalinen End- zellen an eine vierzellige Pestallozzia-Art nach Abfall der Cilien erinnert. Fuckel’s Exemplare zeigen relativ schmälere Sporen, als Corda’s Bild zeigt, und sind überhaupt alt und schlecht, so daß die Gattungszugehörigkeit durchaus nicht feststeht. Scheint nur auf nacktem Holz aufzutreten (Fuckel: Onercus). 4. Coryneum macrospermum Berk. und Broome (Annals of nat. Hist:, 18615.7.,.'p. 381, Tafı XV, Eig. 12) wird woRn@drr Autoren für eine weiter entwickelte Form von Didymosporium macvrospermum Corda gehalten. Der Pilz wächst auf nacktem Ulmenholz (und nicht auf Alnus, wie Syllog., II, 776, und darnach bei Allescher steht). Diese Meinung wird aber schon von Fresenius (l. c.) bekämpft, und mit Recht, denn der eng- Fragmente zur Mykologie. 685 lische Pilz, über den leider keine Größenangaben existieren, hat fast zylindrische, längere und relativ schmälere Sporen, die vier bis fünf Querwände aufweisen, ferner derbe Sporenträger, die oft gabelig verzweigt sind. Die Endzellen der Sporen sind hin- gegen wie bei Corda’s Pilz hyalin. Der Pilz dürfte kaum ein Coryneum sein und sollte er sich als Stzlbospora entpuppen, so müßte er umgetauft werden. 89. Über die Haplographiumarten auf Koniferennadeln und Sclerotium glauco-albidum Desm. Auf am Boden liegenden Tannennadeln findet man im Wienerwalde sehr häufig einen penicilliumähnlichen, aber braunhyphigen Pilz. Derselbe entspringt einem dünnen, aus praunen, kurzgliederigen und dicht verwachsenen Hyphen bestehenden Subiculum und zeigt an der Basis meist zu mehreren verwachsene, unten dunkelbraune, etwa 12 bis l4 u breite, nach obenhin allmählich blässere und auf etwa 8 u ver- schmälerte Fruchthyphen von verschiedener, oft zirka 240 ı betragender Länge. Diese Fruchthyphen sind oben ganz so wie Penicillinm verzweigt. Die primären Zweige sind subhyalin oder blaßbräun- lich, stehen zu etwa drei bis fünf in einem Quirl, sind etwa 12 u lang und 4 bis 5 u breit und tragen an der Spitze etwa 81 lange und 3 u breite, wieder quirlig angeordnete Sterigmen, welche die einfachen Sporenketten entwickeln. Die Sporen sind dünn- wandig, fast hyalin oder blaß schmutziggelb, eiförmig (7 und 5) oder fast kugelig (8 und 7 u), glatt oder sehr schwach raunh. Wie der Vergleich mit dem Originalexemplar in Fungi gallici, Nr. 5289, zeigte, ist dieser Pilz identisch mit Aaplo- graphium penicilloides Fautrey auf Nadeln von Fichten (siehe Revue mycol., 1890, p. 68). Das zitierte Originalexemplar ist zwar sehr kümmerlich und schlecht, doch ist genug zu sehen, um in Verbindung mit der Diagnose die Identität beider Pilze festzustellen. Das oben erwähnte Subiculum ist ursprünglich nur in Form von braunen, zelligen Pfropfen, welche die Spaltöffnungen der Unterseite der Nadeln ausfüllen, entwickelt. Erst später 886 F. v. Höhnel, breitet es sich weiter aus. Aus jeder Spaltöffnung kommen eine bis drei Fruchthyphen. Kultiviert man den Pilz unter der Glasglocke im feuchten Raume, so bildet er statt den verhältnismäßig großen, runden Sporen, die meist gelblich gefärbt sind, nur 3 bis 5 w lange, ganz glatte, hyaline, längliche Sporen aus, die auch in längeren Ketten stehen. Man glaubt nun, einen ganz anderen Pilz vor sich zu sehen, da die Sporen ganz anders aussehen. Es ist mir daher wahrscheinlich, daß. die von Preuss (Linnaea, 1851, 24. Bd. p. 134 bis 136) auf Pinus-Nadeln be- schriebenen, braunhyphigen ZPenicillium-Arten: Penicillium flexuosum, fuscipes und finitimum in den Formenkreis der in Rede stehenden Art gehören, um so mehr, als die Diagnosen der Arten Preuss’ einander sehr ähnlich lauten und die sich auf die Sporen beziehenden Unterschiede nach dem Gesagten offenbar keinen Wert haben. Wenn dies der Fall ist — und es wird sich dies bei dem Mangel an Originalexemplaren nicht mehr sicher feststellen lassen — muß der Pilz Haplographium finitimum (Preuss) Sacc. (Sylloge Fung,, IV., p. 307) heißen, da bei-Breussrdiese Art voransteht. Mit der Entwicklung der Sporenträger ist aber die des Pilzes nicht abgeschlossen. Wenn die Sporen abgefallen sind, sprossen aus dem Subiculum und aus der Basis der Sporen- träger 2 bis 3w dicke, braune, sparrig verzweigte, sterile Fäden heraus, die schließlich ein lockeres, die Unterseite der Nadeln bedeckendes Polster bilden. In diesem Polster bilden sich nun stellenweise meist in zwei Reihen zu beiden Seiten des Mittel- nerves stehende, anfänglich ganz hyaline und knorpelige, später bis auf zirka 300 u Breite anwachsende, weiße, dann blaugraue und endlich etwas bräunlich werdende Sclerotien heraus, deren weitere Entwicklung noch zu verfolgen ist. Meine Vermutung, daß die von Desmaziere auf den Nadeln der Eibe gefundenen und unter dem Namen Sclerotium glauco-albidum beschriebenen Gebilde damit identisch sind, konnte durch den direkten Vergleich mit dem Desmaziere’schen Originalexemplar in Plantes crypt., Ed. 1, Nr. 2034, als richtig bestätigt werden. Auch Desmazie£re sah den braunen Filz, in Fragmente zur Mykologie. 687 welchem die Sclerotien sitzen (Ann. scienc. nat., 1851, XVI. Bd., p. 329). | Sclerotinm glauco-albidum Desm. gehört daher in den Entwicklungskreis der obengenannten Hyphomyceten, die offenbar alle denselben Pilz darstellen. 90. Über Dacryomyces Lythri Desm. Daß dieser Pilz kein Dacryomyces ist, geht schon aus der Beschreibung hervor (Ann. scienc. nat., 1847, 8. Bd., p. 190, Not. 14). Die Untersuchung des Originalexemplares in Des- zaaszi ne Bl. cerypt., Nr... 1545x\ergab;, daß! ’es> ein kleines Fusarium mit einzelligen Sporen ist, in die Gruppe Fusamen, Selenospora (Syll., IV, p. 714) gehörig. Die Sporenträger sind baumartig-büschelig verzweigt, etwa 40 bis 60m hoch, 1 bis 1!/, w dick, septiert und tragen an den Spitzen der Äste ein- zellige, hyaline, spindelförmige, beidendig spitze, meist ge- Krumamtesıbis 10 = 1-5 bis 2-5 1) große Sporen, die einzeln erebe mund nichtin Ketten, wie Desmaziere angibt. Solche kleine, auf Blättern sitzende einzellig-sporige Fusarium-Arten, die, wie .es scheint, meist hervorbrechend sine werden, in. den Syll., III, : p..ı 698,- zur Melanconieen- gattung Hainesia gestellt und wäre daher der in Rede stehende Pilz als Hainesia Lythri (Desm.) v. Höhn. zu nennen. Allein die Gattung Hainesia kann neben Fusarium nicht aufrecht erhalten werden, da auch viele Arten von Fusarinm hervor- brechen und ein anderer Unterschied zwischen der Sektion Selenospora und Hainesia nicht existiert. Jedenfalls ist Hainesia keine Melanconiee, da, wenn der Pilz auch hervor- Brechend! ist, die Sporenträger schließlich” doch” ganz "ober- flächlich freistehen und nicht bleibend eingesenkt sind wie bei den echten Melanconieen. Auch haben diese stets kurze, einfache Sporenträger, während sie bei Hainesia sowie bei Tubercularia verzweigt und lang sind. Hainesia kann daher nur als Sektion von Fusarium betrachtet werden und fällt dann mit Selenospora zusammen. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß in dieser Gruppe von Pilzen ganz nahe miteinander verwandte Formen im Systeme oft weit getrennt erscheinen. 688 F.v. Höhnel, So zweifle ich nicht daran, daß Hainesia borealis Ell. und Ev. (Syll., X, p. 446), Hymenula Galii Peck. (Syll., XIV, 1118), Dacryomyces epiphylins Schw. (Syll., VL, p. 802) wahr- scheinlich derselbe Pilz sind. Pactilia Galii All. und P. Henn. (Hedwigia, 1879, p. 245) ist offenbar eine Hainesia und mit Tubercularia Galii (Mo ug.) zu vergleichen. Hainesia Epilobiüi Eliass. (Bihang k. Sv. Vet. Akad. Handl., Bd. XXII, Abh. III, Nr. 12, p. 16 [|1897]) wird als oberflächlich wachsend beschrieben und wäre mit Gloeo- Sporinm Browmanni Ell. und Ev. und mit Fusidium puncti- forma Schlecht. zu vergleichen. Hainesia taphrinoides D. Sacc. et Cav. (Syll., XVI, 995) ist, soweit ich an dem Originalexemplar (Mycoth. italica, Nr. 770) erheben konnte, kein Pilz, sondern eine gallenartige, etwas verschimmelte Bildung, wahrscheinlich von einer Milbe (Calophya oder Eriophys) herrührend. 91. Zur Synonymie einiger Pilze. 1. Gymmosporangium Oxycedri Bres. (Fungi Lusitanici in Broteria, 1903, I, 88) dürfte von ’G. gracıle Par (Chasap: Algero-Tunisiens. ın Bull. Soc. Myc. de France, IWZFP 77 nicht versehieden sein: 2. Ulocolla badio-umbrina Bres. (Ann. myc., I, p, 115) ist nach derBeschreibung und nach erhaltenen Originalexemplaren offenbar gleich Exidia neglecta Schröter (Pilze Schlesiens, p. 393). 3. Mernlius gigantens Sauter (Hedwigia, 1877, p. 73) ist nach der Beschreibung vielleicht Polyporus Schweinitzii Fr. im jugendlichen Zustande, in dem dasHymenium ganz merulius- artig aussieht (s. auch Hedrigia 1903, 181). 4. Ganoderma Pfeifferi Bres. (Bull. Soc. Myc., 1889, p. 70) ist trotz der voneinander sehr verschiedenen Beschreibungen, wie durch Vergleich der beiden Originalexemplare festgestellt werden konnte, vollkommen gleich Polyporus laccatus Kalchbr. (Österr. bot. Zeitschr., 1885, p. 81; Bot. Zentralbl,, 1885, I, p. 337). Fragmente zur Mykologie. 689 Der Pilz ist jedenfalls weit verbreitet; ich sah ihn aus Niederösterreich, Steiermark (Wotsch, leg. Wettstein) und aus dem Schwarzwalde. Da nach Bresadola Placodes resi- nosus Quelet, Flore mycol., p. 400, auch @. Pfeifferi ist, kommt er auch im Jura vor (s. Revue myc., 1890, p. 103). Er wächst auf Laub- und Nadelhölzern (Prunus, Fagus, Abies). Er wurde angeblich auch bei Cilli (Steiermark) und bei Laibach (W. Voss) gefunden. 5. Lenzites faventina Cald., Herb. (1866) in de Notaris, Erb. eritt. ital., II. Serie, Nr. 89 (auf Populus bei Faenza; aus- gegeben 1868) ist vollkommen identisch mit Lenzites Reichardtii SchulzerindeThümen,Myc.univ.,Nr. 1501, aufPopulus nigra (1879), wie durch Vergleich der beiden Originalexemplare fest- gestellt wurde. Sriunocybeijulvella, Bres.. (Fungi trid., 1892, pi 16, Taf.i19)istvon Znocybe rufo-albaPat. et Doass. (Patouillard, Tab. anal. Nr. 548; Rev. myc., 1886, p. 26) nicht spezifisch ver- schieden. Der Pilz ist im Wienerwald nicht selten und tritt herdenweise auf. Er variiert sehr; ein Stück hatte einen viel größeren Hut und einen vollkommen hohlen Stiel. Der Pilz ist sehr verbreitet und ist aus den Pyrenäen, England, Mittel- deutschland, Niederösterreich und Tirol bekannt. 7. Lycoperdon annularins Beck (Zool. Bot. Ges. Wien, 1885, p. 369) ist nach der Beschreibung und den von mir gesehenen, von Ratthay gesammelten Exemplaren gleich L. hyemale Bull. = L. depressum Bonord. 8. Lycoperdon Ratthayanım Wettst. (Sitzungsber. d. kais. Akad.d. Wiss. Wien, mathem.-naturw. Kl., 94. Bd. [1886], p. 71) ist derselbe Pilz. 9. Bovista ochracea Wettst. (Zool. Bot. Ges. Wien, 1885, p. 576) ist nach der Beschreibung offenbar gleich Lycoperdon pusillum Batsch. 10. Peziza lugubris de Not. in Erb. critt. ital. (= Pyreno- peziza Iugubris (de Not.) Sacc., Syll., VII, 358, ist nach dem Originalexemplar vollkommen gleich Scleroderris aggregata (Lasch). Das de Notaris’sche Original ist unreif. Die Abbildung hievon in Gonnermann und Rabenhorst (Mycologia europ., Taf. V) ist offenbar falsch. [@p) de) oO F.v. Höhnel, 11. Helotinm glabrescens Boud. (Bull. soc:. bot., 1831, p. 95, Taf. II, Fig. 6) ist wahrscheinlich Coryne prasinnla Karst. | 12. Als auf Phragmites commmnnis vorkommend sind 9 Arten Stagonospora beschrieben. Diese große Zahl ist jeden- falls auffallend. Drei derselben (St. hydrophila Br. und H. hysteri- oides (Karst.) und Si. vexatula Sacc.) fand ich an einem. und. demselben Halmstücke. Sie zeigen genau den gleichen Bau der Gehäuse und Sporen und unterscheiden sich nur durch die verschiedene Länge der letzteren voneinander. Mikroskopisch untereinander verglichen, erkennt man sofort, daß sie eine zusammengehörige Entwicklungsreihe desselben Pilzes bilden, zu welchem offenbar auch Stagonospora lophioides Sacc. und Diplodina arnundinacea Sacc. gehören. 13. Sphaeronaemella Helvellae Karst. (Hedwigia, 1884, p. 18) ist ohne Zweifel identisch mit Sphaeria vitrea Corda (Icon. Fung., I, p. 25, Fig. 297) = Ceratostoma vitreum Fr. (Summa veg. scand., p. 396) = Melanospora vitrea Sacc. Syl1.,II,463 (s. auch Zukal, Verh. d. Zool.-bot. Ges. Wien, 1885, p. 431). Der Pilz ist aus breiten Hyphen aufgebaut und ist glas- artig durchsichtig. Er verdient in ein eigenes Formgenus ge- stellt zu werden, da er mit den anderen Sphaeronaemella-Arten in keiner näheren Verwandtschaft steht. 14. Oedemium Thalictri Jaap. (Ann. mycol., 1905, p. 401) wird mit Haplobasidium Thalictri Ericks. (Bot. Zentralbl., 1889, 38. Bd., p. 786) identisch sein. 15. Fusidium leptospermum Pass. ist offenbar das. Conidiumstadium von Entyloma Ranunculi Bon. (die in Winter, Pilze, I, p. 113, erwähnten Nebenfruchtformen ge- hören nicht dazu). 16. Naematogoninm album Bainier (Bull. soc. myec., 1905, p. 127) ist nach Beschreibung und Abbildung kein Naematogonium und vollkommen identisch mit Physospora albida v. Höhn. in Ann. mye., 1], p. 527. Fragmente zur Mykologie. 691 Namenverzeichnis. Seite Aiiellopsis coeruleo-atra. v.Höhn‘a..aeuuik.(I. 2 678 RrSeihorRmis. N. Ohne (ka 677 Be Lead TORWASSAC cn nn. ee ahdnr. . 678 Bosryosphaeria Hypericorum., Cke,; 52. non Lana! 667 » INollmgan1ı5.0.Sspal.&.H. 2. aa. ua 666 Beni ochraeeaNebhtsh2..n lH... (a) nn 689 u DIOR DINO NE NE 666 >» PAHaSIUGONRUCK. u. 699 PoosHonA. \eneostinoMmaNSSs1K 2.2.1433 Tassen! 2.28. 682 Beyangium. (Osulalnmu nn. Span... nenne. \oskin. 649, 650 » „SO ICON m NONE 0 Re. 0 00: 649 >% Sal SISICHNOM..N. 2,00 aaa 39 649 >. Baybliaiorndes EIlset.EV........ „aaa 649 East o0maDurenm EL nennen sr algee.g 690 PR nennen DER RR ROTE » oropensis (Ges) V. jstoln 2 msn 642, 673 Coronophora Bea. N Re... 5082 a 661, 662, 664 > 1 mospora Nkeaas2. ini oe 661 > NoschkeunSsacc.. . SBOS2- 661 »_ Erlelocanmoidear,n..sp.22: 2. 1m... 2 0 Bisıaenasinula Karst..sa......238 7. wawjanzeisal sie 690 Coryneum. macrospermum B..et Br... mn Samen 2 2.e 684 Bryptosphaerella,.annexa (Nke.) v. Höhn. 2 Y.2.. 2a 666 > Neischkei(A weisw nenn. 662, 664, 666 ern hamatnıaBres.\.2.2.2.) WEHR an 676, 677 » Hexacleı, E11. et Bviııaı ma 676, 677 > > (ab)asEbshnß 3 2er rn 677 ospora melamediscus. (Oltth)ıv. Hehn.2 iss war 660 Ewosponellasconspersa Rich... Hl nme DE 676 Persryomyces epiphylius Schw) nı n222 sera 12.2.3 688 »_ then De sm. es 1 al uehanse 687 Rkanorthe. Berlesiana Set Rusar dd). num. unssannae 697 > Birakdina-Ssac ce tyeT beit da... .. 697 » WASTICOLOV.N Kennen IR DIENEN A 697 » SyNSeHesia, (Er), Kuck..r... ern Ua 697 692 F.wy. Hohnel, Seite Didymosporium macvrospermum Cda........2c..0u0e.. 684 Diplodina arundinacea Sace. - nr... 22 690 Doassansia Rhinanthi La gerh.. 2... 22.2... 2 Se 654 Dothichiza. (2): Eupatorii-ANESCHhE EEE 667,671 Döthiora. Sorbi (Wahlbg.), Kuck2.n..2 SEE re 667 >. . ‚„Sphaeroides un nn IE 667 Dothiorella- caespitosa. (Breuss) Ar II 675 >» convergens ©: 160h13.2.. 8 Dr Se 683 > inveysa.(E.)v. Höhn. ....222N 2a 676 » multiplex Preuss.)..2... 233 re 675 » sorbina. Karst.2u.... DRIN Pe 675 » stromalica (Preuss). ar ERNST r 675 Enchnoa.alnicola-n: Sp... rn. en ER 699 De 70171017770 35: GREEN SE SE 2000 - - 659 Entyloma Rannnculi Bon. 1.2.2... 2028 Vor 690 Euvalsa. circinatae. 2a 2. ne DIR 660 Fxidianeglectae Schrök..e....e. 2.02. SUSE Pre 688 Fusicocenm. Larpini Sace un. Mer nner 681 » Castaneum- SACa.t.. 2.1.22 N 681 > Abrosum Sacc.2.:.02 82. DR AR 681 > galericulatum Sacc. 23H. sm ER ae 681 » Kunzeanum.SaACC: 1. 22. WIRFT re 681 >» ZUELEIMUM. DICHT IN NISEINDEE De 681 Eusidium leptospenmum Bass... Je 232 SWR 690 » puncliforme.SchlechtI. aa! ee 688 Ganoderma. Rfeifjexi Bries.! 232.4, SE 2833 2398 688, 689 Gloeosporium Browmanni Ell.etEv.................. 688 Gonomonia amoena (Nees) f. carpinea ............... 671 Gymnosporangium graclePatı..) 1 WEssN. nee 688 » Osyeedri Bires.!. a. ee 688 Hainesia boxealis Ell.set! Ey. 2 E17. a 688 2, . „Zythri.(Desm.) vH... 4239 Ener 687 >»... .Laplirimoides.S acc. el.Caxır Zur ra 688 Haplobasidium T. halictrkBricks.. „well ea ae 690 Haplographium finitimum (Preuss) Sacc. ............ 686 » penicilloides;K aut Er ABC Mr ER F T 689 FHelotium. glabrescens.Boud...... Ban 690 Flendersonia. Berkeleyi ...... AS 2 see 682 Fragmente zur Mykologie. 693 EIER REDE anna a N 888 Be Dear es. 22. EIS 689 Snnyo- Alban atı\et Doass.ıH. N. Ban. EAN 689 BESTE Wenimas Cl ald. + ARTE ER: 689 Sreichandiii DSENUVZ.u zur. ER 689 BESBISSphaadarcHhımicola: Er.) »..r00000 en REN are 656 Meptosivoma Eupatorii Allesch..... I. 0 DAR 669, 671 BERNER. re er ON ah ee 681 BO BODcHAONn Aunulari ns Beck... zuen anne nn nn 689 » ÄEHNESSÜUMU BON .: 03"... 00 00 nn NR 689 » eye alerana u... 2 Re 689 » NS IN NBER SE HA denn een nn en RN 689 » WarchasyanumNNistist.22..10 2 DyamBRR 689 Dizcnophoma Enttifera (Otth) v. Höhn. an etaag 674 » Sohcidneler N est.) 2... ee: 674 UTSSRFEO, JONES Se RE 675 » Dererosnana DU Ha Ler are Er 674 » la ERDE ee OA ARE A 674 Ba zeemis Berkeleyi. ul. 20.2. ee 682 >» BDELEDOLGHNE Nenn. ABER ER 682 BU enoma Vlaldeum nase) en WARE. 661 Be re sRaa Ditnea, 5 asics IRRE 690 DIS Hsanteus' SAUER... LAIEN FIAT 683 IN aangenin Decks Sa € Ca... Bee: 656 on aerhınanıhn Barst.ı.e in. ae 688,694 Dienoenaplıns; Aspidiorum .... 223 00 een. 667 BE a es N ERLAM. nsaneneten ERERTT FAR EIEN 671 >» EOMINENS.Se hin.) v. Höhn azeer er: 671 Rue cbextella: v2 Hohn... 200 Er 680 >» ICE VNIO HN, nn era REEL 681 » SCObARNNS Töh ni 125: 2. 681 Myxosporinm scutellatum (Otth) v. Höhn..........»... 678 >» SHlohureum SaC@C3B2n.N ER 681 Diıcmacyelus caulium x. Höhn! 293803 ER 2229. 650 » avns Rehm. >...002. a Varaerr er 651 Age matogoninm.album.Bainier. . non... va... 690 Neenaaslichenicola. Crouan.......n. eeas.kores.. Sa 673 IUEAKOHenSsiSs Gesine EB ER BEAMIEEN. 672, 673 694 F.v. Höhnel, Seite Odellaria aurea. Tulu.uussse ann DI NA 678 Oedeminm Thalictri Jaap. 2... 2.222]. Aleeui 690 Pactilia Gali All: und P. Hennzsfl 2 Je T Tai Er 688 Penicillium. flexuosum. au uun Eh) BISESBERRe 686 > ‚finitimum =... 0... SH IRE ASS 686 > SUSCHPES:niunenann armen EEE NEIN 686 Pezizaeirrata GLowan an. aas iR Ines Sure 699 >. ..Mmgubris. de; Not. Dakzın...- 2 322 DONE 689 Phoma Sp. une ehe nn er ERDE 680 Phomopsis SAC Cs en OH IP Fe 680 Physospora,albida,;v. Hohn... 11ER See 690 Placodes. Pfeiffer... sau 2.133128 Beier 689 >, .Nesinosus Quelet.!2132W. were 689 Rlacosphaeria campannlae; I. u 221). BESSERE Beer 652 »_ Cicutae (Las.ch) 7) Höhnnb a2 Ta » 2 SDUNCHFOrMÄS aunenen nenn ne a AR 692 Pleonectria.lichenicola (Cr ouan).. 22 2 zu aearzer 6783 Polyporus.laccotus Kalchbr.... 0... -... wear 688 > Schweine Ras... hr a 688 Pseudoyalsa ‚Berkeleyi Bulls... «en. 62 4, case 682 » convergens(Tode) Sacc... ALS EEE 682 >» TNIESÜUINRNT NE Le ne ADER. asutre nase 682 Pyrenopeziza, Geutaes(Lasch) »..Höhn22 esse 692 >» kugnbris. de’ N0t......,0932 ara 689 >». Rhinauthi,(Somm) sacera me 693, 654 » 2». DrKarnst...u... manebaich Zee 693 OüaternaniaPersoond BE rennen 659 Rhytisma:confluens. Schw 722232), Zr 671 » UrticaeTul:(aox Ür.) - ..- 2EOR za 680 Seirrhia vimosa...Auanen eh a OH N ah 668 Selerodenvis aggvegata (Las5ch)a22.H zuesae Fre 689 Sclerotium glauco-albidum Desm..........2..2..2.0e.. 686, 687. Septomyxa Negundinis Alles.ch322 sammkaeju2 22237 681 » var. MonNacenSseAllesich! 2. mia: EEG RRELTLN 325, Septoria. Heraclei Desm:. Ir 22.2. de zus u. OR a > >... „albibiana a Fan de ae 676, 677 Sphaerella, Leersü Bassar..n.... AS2c2) Syneaane 656 Sphatria.Circntae Lasch ._.. .... 2 ea 12a 631,692 Fragmente zur Mykologie. 695 Bebwema complanata Töde:...........n2en0.con. 655, 654 » INVenrsaltı....... an ale Va a RER 676 >» INLSCHREINUIERSW. aan ee 666 >» Nelinaminaleiba 3.3 ...22 on ee 653, 654 » » SO ln) eco 653, 6094 » VOLNEAR ER N ee ee 690 Sehacronaemella HelvellaeKarst..:........w.......: 690 Selaevonema RhinanthiLib.........----.......>. 653, 694 Farneronsisteattifera Ötth.....:...-.2.:euo nur 674 >» SoWLeNatanO Nee ee 678 BE romospona Nydvrophila Br. el. .....:.-ecuecomeen. 590 >» Ste moRdes NRamst.) 2 2.2.0.2 020 0. 690 » loBlnolde Daten na... Seleeee 690 >» vexatula Sacc..... RR 3 .0uc 690 Sresamospomiumpyriferme Buck. ...........22ecn..ne 684 Didlkospovanangzustaia Rab.i.isa......:-... 20.2 nenon. 684 >» Bondeana st Hoher... ae 684 >» Bea enoOSDeRmaBuer Bin... 222... 08 682, 683 » » Bess Nee 683 » HRACHOSHOHONIREE SEN en. ne sen leere 683 Bimenerlanta,GaliE MOUS:... 2.0.0.2... ern 688 WRITER. ON Wa) PR ee N: 676 >» EONSDEHRSaO (DT Eye a ee 675, 676 UlneoNa badio-umbrina Bres............u. 20. .we>..n. 688 Be Waniosjalcipilanıspy.:... 2... 654 YES NDS ON N eo 659 NZ schkei (Auessw.) 22.02... een ee 666 Se ibeonsnnasRehm. 2.0 Seien an ee en 659 EOOIRa, CoNjUeNS SCHW. 2... une see nennen 668, 671 BEI mUsSeieolas Hohn... an. denen nn. 675 eelananthi(somm) Pr... este... 652, 694 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 49 AU AY. 7 SEE - = u ' r Ber Br A a8 = 5 Tr ae - ud: ee ee 2: Zus as a ee ee ee ab : near ge DR | ad. solaufatt a - I lies a a a WW 3 ea a es 1 I 22 Fa to BERN 2. o u ee a ae ee i ie ee Sog ee % ne uhritiyah | un ne see AB a Fr Bd en ee a IT 2 a Se a Be RR, BR, al ICH ; 7 N s EB Se is 8 Tea Fa 5 nn ee TEN ge a | al een BIO Re eoraällgz en ea ae RUHM Nor 5 SE Ten ur none SD. 1 Dee alwa ne ee En si: R: Er HEISE en FIR ie ee ar eiscdiennt BED ann Serie TAN AU Er, Fl Ba, DE ee Kansde sans HERLORT I: re RE ee ae ST Fe ee i RT: 1708 Sa ar Peer Rn . MAIS IE. yeigee niannsänsuuch van as. A. Be: I RE ee ar % a (mmeo2). un BER des er ! k +4} BPLE Sr = ei z $ 697 Serpentin und Heulandit (vierte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren) von Silvia Hillebrand. (Mit 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Mai 1906.) Die direkte Bestimmung der Säuren, von denen sich die Silikate ableiten, ist in vielen Fällen ausführbar, seitdem G. Tschermak den Weg gewiesen, der zu dem genannten Ziele ührt. Wenn es gelingt, das zu prüfende Siikat bei gewöhnlicher oder etwas erhöhter Temperatur zu zerlegen und die entsprechende Kieselsäure vollkommen abzuscheiden, so besteht die weitere Aufgabe darin, die gereinigte Kiesel- säure auf ihr Verhalten beim Eintrocknen zu prüfen. Manche der Säuren, es sind immer die wasserstoffarmen, verlieren beim Trocknen das mechanisch beigemengte Wasser allmäh- lich und sind hierauf ziemlich luftbeständig. Sie haben also im lufttrockenen Zustande die normale Zusammensetzung. Die wasseıstoffreichen hingegen haben die Eigenschaft, nachdem sie vom mechanisch beigemengten Wasser befreit sind, auch weiterhin an der Luft ihre Zusammensetzung zu ändern, indem sie Wasser abspalten. Wenn eine solche Kieselsäure dem Ein- trocknen bei konstanter Temperatur überlassen und in gleichen Zeitintervallen gewogen wird, so ergibt sich eine Trocknungs- kurve, die in dem Augenblick, als das mechanisch beigemengte Wasser verdampft ist und die chemische Zersetzung der Säure beginnt, einen Knick erleidet. Wird der Knickpunkt bestimmt und nach weiteren Wägungen der Wassergehalt ermittelt, so läßt sich die Zusammensetzung der geprüften Kieselsäure beim Knickpunkte, also deren normale Zusammensetzung, ermitteln. 49# 698 S. Hillebrand, Sobald aber die Kieselsäure bekannt ist, welche einem bestimmten Silikat zu Grunde liegt, läßt sich die chemische Konstitution des letzteren entweder unmittelbar angeben oder nach Zuhilfenahme weiterer Versuche mit großer Wahrschein- lichkeit erkennen. Eine vollkommene Sicherheit in dieser Beziehung wird in vielen Fällen möglich sein, sobald es gelingt, das Molekulargewicht zu bestimmen. Es erschien mir eine lohnende Aufgabe, die Darstellung einiger noch nicht bekannter Kieselsäuren zu versuchen und einen bescheidenen Beitrag zur Kenntnis solcher Silikate zu liefern, die in letzter Zeit den Gegenstand gründlicher Unter- suchungen in physikalischer Richtung bildeten, indem ich die Zerlegung und Beobachtung nach der von Tschermak ange- gebenen Methode! ausführte. Zuerst sollen hier einige Mit- teilungen Platz finden, die sich auf drei Gattungen beziehen, die unter dem Namen Serpentin vereinigt und als dichter Serpentin, Blätterserpentin und Serpentinasbest unterschieden werden. Dichter Serpentin. Zur Untersuchung diente ein Handstück von edlem Ser- pentin mit Adern von Chrysotil, das von der Fundortangabe Montville in New Jersey begleitet ist. Das Stück wurde gewählt erstens wegen seiner hellen Farbe, die auf einen geringen Eisengehalt schließen und bei der Zersetzung nicht die Bildung von basischem Eisenchlorid befürchten läßt, das nur schwer zu entfernen ist, zweitens wegen der Verbindung mit Chrysotil, der, obwohl chemisch verschieden, doch von gleichartiger Bildung ist. Der Serpentin erscheint bei Beobachtung mit freiem Auge vollkommen dicht und ist von hell gelblichgrüner Färbung. Beim Zerschlagen erhält man wachsglänzende Bruchflächen und beobachtet auf diesen stellenweise sehr kleine, glatte, stark glänzende Flächen, die wohl Kristallflächen des ursprüng- lichen Minerals entsprechen. Bei der mikroskopischen Prüfung zeigt sich ein körniges Gefüge. Die einzelnen Körnchen sind 1 Zeitschrift für physikalische Chemie, Bd. LIII, p. 349 (1905). Serpentin und Heulandit. 699 aus Bündeln von sehr fein radialfaseriger Textur zusammen- gesetzt. An manchen Stellen sieht man größere Körner mit scharfen Umrissen, die eine rhombische Form verraten und auf Olivin als ursprüngliches Mineral deuten. Die Fasern sind schwach doppelbrechend, doch ist ihr ferneres optisches Ver- halten wegen der außerordentlichen Feinheit schwer zu er- mitteln. Herr Prof. Becke war so gültig, die Bestimmungen vorzunehmen, wonach die Fasern in den am stärksten doppel- brechenden Schnitten schief auslöschen und die Schwingungs- Biehtune yovon ‚der Längsriehtung ‚der: Fasern 15 bis 20° abweicht. Die erste Mittellinie ist &, der Winkel 2V nicht groß, etwa 40 bis 50°. Die Dispersion erscheint schwach p er, 7 w— 156 '1+ 832 °6— 79 — 23-020), 8326 Dieses Ergebnis stimmt sehr nahe mit jenem überein, das Herr Hofrat Tschermak, der mir die Fortsetzung der Arbeit überließ, schon früher bei täglich einmaliger Wägung mit dem gleichen Material erhalten hatte — gemäß den Zahlen 45467 188187. 081837 BrNON2 987 984 1359 1350 829 25 3 Da hier 8,==1837, 2213077825) .0- Zoe ne rechnet sich | —1837—815 = 1922 Serpentin und Heulandit. 01 und entsprechend dem Glühverluste 194 beim Gewichte 984 der Wassergehalt beim Knickpunkte zu or 1022 984 Ir 1022 W — 22 08 Um die Dichte der Säure bei der normalen Zusammen- setzung, also beim Knickpunkte zu bestimmen, wurde eine ausreichende Menge der gereinigten feuchten Säure in ein Pyknometer getan, dieses nach Anfüllen mit Wasser gewogen, die Säure hierauf dem Eintrocknen überlassen und das Gewicht derselben beim Knickpunkte bestimmt. So wurden für die Dichte die Zahlen 1'809 und 1'798 erhalten. Als die Säure mit Natronlauge bei gewöhnlicher Zimmer- temperatur in solchem Verhältnis zusammengebracht wurde, daß ein Teil der Säure ungelöst blieb und nach zeitweiligem Schütteln sich nach 3 Tagen oberhalb eine klare Lösung gebildet hatte, wurde von dieser ein Teil abgegossen und darin bestimmt SiO, = 123, NaCl = 118, was dem Verhältnis Si... Na, entspricht. Der gefundene Wassergehalt der Säure stimmt mit jenem überein, der für die Metakieselsäure SiO,H, gilt, welche 22:98°/, Wasser fordert. Das Verhalten aber ist ein anderes. Bei der Zersetzung des Serpentins bildet sich keine Gallerte, die abgeschiedene Säure, ist pulverig und löst sich nur in geringer Menge in Salzsäure. Die Färbung der lufttrockenen Säure durch Methylenblau ist viel heller. Die empirische Formel des Serpentins Si,0,Mg,H, läßt erkennen, daß die demselben zu Grunde liegende Kieselsäure eine höhere Zusammensetzung besitzt als die Metakieselsäure; und zwar muß dieselbe zum mindesten der doppelten Formel Si,0,H, entsprechen, wonach der Serpentin als ein Salz von der Zusammensetzung Si,O,. (MgOH),H zu betrachten wäre. Solange nicht fernere Beob- achtungen über die Höhe der Zusammensetzung Aufschluß geben, soll für die aus dem Serpentin erhaltene Kieselsäure die Formel 5,0, EL, angenommen werden. 702 S. Hillebrand, Tschermak hat diese einstweilen mit der Leucitsäure zusammengestellt, jedoch auf einige Unterschiede hingewiesen, die in der chemischen Struktur begründet sein dürften. Serpentinasbest (Chrysotil). Um einen allfälligen Unterschied zwischen Serpentin und Chrysotil leichter aufzufinden, erschien es zweckmäßig, beide zu untersuchende Proben von derselben Stufe zu nehmen und sich durch die chemische Analyse von der bisher ange- nommenen gleichen empirischen Zusammensetzung zu über- zeugen. Der Chrysotil erscheint, beiläufig senkrecht auf die Fasern gesehen, hell bräunlichgelb, hingegen haarbraun auf dem Querschnitte der Fasern. Nach dem Zerdrücken erscheint die wollige Masse gelblichweiß. Die übrigen Eigenschaften stimmen mit jenen, die von den lichtgefärbten Chrysotilen bekannt sind, überein. Die Dichte wurde zu 2'520 bestimmt, ist also geringer als die des dichten Serpentins. Die chemische Analyse I des Chrysotils lieferte nahezu dieselben Zahlen wie die Analyse il für den besprochenen dichten Serpentin. I 1I Berechnet SIICLUMdIoxyde ra nn 42:48 4272 43:47 AluUmımumoxydere nr... 0229 0-20 Eisenoxyd Nr me 0:74 0:68 Maenesiumoxyde. 2. 42:96 43'838 43'097 Wasser (Glühverlust)...... 1356 13:40 12296 10003 10038 10000 Herr Prof. Becke unterzog sich freundlichst der Mühe, die optische Untersuchung vorzunehmen. Eine Platte, die bei- läufig senkrecht zur Längsrichtung der Fasern genommen war, zeigte den Austritt der ersten Mittellinie y und ließ den Winkel der optischen Achsen beiläufig bestimmen, wonach 2V = 50 bis 40°. Schliffe parallel den Fasern gaben in der Stellung der stärksten Doppelbrechung eine gerade Auslöschung. Die Doppel- brechung y—a wurde = 0'013 gefunden. Sie ist für blau größer als für rot, der mittlere Brechungsquotient = 1'540. ehe Serpentin und Heulandit. 03 Serpentin und Chrysotil, welche beide unter dem Mikro- skop eine feinfaserige Struktur zeigen, sind dennoch optisch verschieden. Zwar ist in beiden die Schwingungsrichtung der Faserrichtung nahezu parallel, aber im Chrysotil ist y erste Mittellinie, die Doppelbrechung positiv — im Serpentin ist a die erste Mittellinie, die Doppelbrechung negativ. Der Unter- schied rührt hier nicht von der Beimengung des Eisensilikates her wie bei Enstatit und Bronzit, denn der Eisengehalt ist in beiden gleich. Die Verschiedenheit ist also eine wesentliche trotz gleicher prozentischer Zusammensetzung. Der Chrysotil wird durch Salzsäure schwieriger zersetzt als der Serpentin. Dabei gehen ungefähr 3°/, des ursprüng- lichen Siliciumgehaltes in scheinbare Lösung. Um ein feines Pulver zu erhalten, wurde der Chrysotil mit isländischem Doppel- spat zusammengerieben, wodurch sich die Operation wesentlich erleichtert, ohne daß ein die zu untersuchende Kieselsäure ver- unreinigender Stoff beigefügt wird. Die abgeschiedene Säure war sehr voluminös und hatte ein feinflockiges Ansehen, ähn- lich dem Aluminiumhydroxyd, welches aus Lösungen durch Ammoniak gefällt wird. Die mikroskopische Prüfung ergab eine Zusammensetzung aus kleinsten Körnchen, Blättchen und Fasern. Die Säure ließ sich nur schwer auswaschen und gab beim Eintrocknen eine Haut, welche peripherische Risse zeigte. Bei täglich einmaliger Wägung wurden folgende Zahlen erhalten: 3308 2031 1248 : 768 706 703 1327 1883 480 62 6) Bien ist 2, 1248, a — 789, b 480, c —62r und es berechnet sich 2A II Der Glühverlust beim Gewichte 703 betrug 125. Demnach ergibt sich für den Wassergehalt beim Knickpunkte Ww— 125+794— 703 — 27:200),. 794 Dieses Resultat ist verschieden von demjenigen, welches der Serpentin ergab, daher zur Bestätigung desselben noch 704 S. Hillebrand, fernere Versuche angestellt wurden. Der eine lieferte bei täg- lich einmaliger Wägung 3006 2107. 1424, 9847921772 829 7583 440 43 9 | Da g, = 1424, a = 7595, b = 440, c — 43, so wird erhalten G.= 42422) =21005 und da der Glühverlust beim Gewichte 932 zu 206 bestimmt wurde, _ 206-1003 — 932 W= — 27:62°),. 1003 Eine fernere Beobachtung ergab 27 :80°/,. Hiernach besteht kein Zweifel darüber, daß der aus dem Chrysotil dargestellten Säure ein anderer Wassergehalt zu- kommt als der Säure, welche der Serpentin liefert. Die Dichte der Säure wurde zu 1'725 bei 17° bestimmt. Die eben über den Knickpunkt getrocknete Säure wird durch Methylenblau berlinerblau gefärbt. Bei der Behandlung der frisch dargestellten Säure mit einer geringeren Menge von Natronlauge, als zur völligen Auflösung erforderlich ist, ent- stand eine Lösung, aus welcher SiO, = 378 mg gegen NaCl = sol mg erhalten wurden, was dem Verhältnis Si,..,Na, ent- spricht. Die neue, dem Chrysotil zu Grunde liegende Kieselsäure, welche als Chrysotilsäure bezeichnet sei, liefert das cz hältnis Si,H,,, wonach derselben die Zusammensetzung S40,;H;0 zukommt, welche 27 :16°/, Wasser fordert. Wenn der Chrysotil von dieser Säure abzuleiten ist, so kommt demselben eine höhere Zusammensetzung zu, als bisher angenommen wurde und die Formel wäre Si,0.,Mg,H, zu schreiben. Die Struktur der Verbindung ist so zu deuten, daß ein Teil des Magnesiums mit Hydroxyl verbunden er- scheint. Dies führt zunächst auf die unsymmetrische Struktur S1,0,,5Mg(MgOH),H,. Wenn aber auf die Bildung aus Olivin Be ı A ee Serpentin und Heulandit. 705 Rücksicht genommen wird, welcher nach Tschermak’s Untersuchungen ein Metasilikat von der Zusammensetzung SiO,MgOMg ist, so erscheint es naheliegend, auch im Chrysotil die Gegenwart einer zweiwertigen Gruppe MgOMganzunehmen, wonach sich die symmetrische Struktur Si,O,,(MgOMsg). (MsOH),H, ergibt. Nach dieser Auffassung würde hier ein noch unverletztes Erbstück an den Vorfahren erinnern. Bienchen Struktur der Chrysotilsäure ist’ won den zwei möglichen Fällen derjenige zu wählen, welcher eine paarige Anordnung von Wasserstoffatomen darbietet nach dem Bilde: ! H,=Si Si Si Si=H, Blätterserpentin (Bowenit, Antigorit). Ein Teil der zum Serpentin gerechneten:. Mineralarten bildet blätterige Aggregate, die mehrere Namen erhalten haben, da sie verschiedener Abkunft sind. Um wiederum mit einer solchen Art zu beginnen, die nur wenig Eisen enthält, wurde der Bowenit aus Afghanistan gewählt. Derselbe ist früher als Nephrit bezeichnet worden, weil er durchscheinend- ist, eine hell apfelgrüne. Farbe zeigt und eine schöne Politur annimmt. Derselbe könnte aber besser mit dem Jadeit verglichen werden. Er ist sehr zähe. Die mittlere Härte 4-5 ist größer als die des dichten Serpentins (4), was auf Beimengung eines härteren Minerals hindeutet. Biere Brof Becke konstatierte eine Zusammensetzung aus Blättchen mit vollkommener Spaltbarkeit parallel der größten Fläche und eine große Ähnlichkeit mit Chlorit. Die erste Mittellinie «& ist beiläufig senkrecht zur Blätterung, also y nahezu parallel derselben, der Winkel 2V nicht groß. Die “ Doppelbrechung y—a = 0:004 ist etwas geringer als im diearen-Serpentin, für, blau ebenfalls>größer als far ob, der mittlere Brechungsquotient 1'564. 1 Der Übersichtlichkeit wegen schreibe ich statt —O— einen Strich — und statt Si=O die Bezeichnung Si oder Si. 706 SurHillebirands Die Dichte wurde zu 2587 bestimmt. "Es ’ergab sieh folgende Zusammensetzung: Berechnet Prior Siliciumoxyderrs. 2 44:75 43:47 44:78 Aluminiumexyd...... ! — 0.32 Bisenoxyduln.... ... 0,27 — 0:33 Magnesiumoxyd..... 42:27 43:57 42:64 Calciumoxyd „2... 0:38 — Spur Wasser. „rn lag: 12,289 12296 222 100:67 100.00 10023 Meine Resultate stimmen mit den von Prior erhaltenen überein. Der Vergleich mit den aus der Formel Si,0,M&E, berechneten Zahlen läßt ein Plus an Silicium erkennen, während die gefundene Menge des Magnesiums gegen die berechnete etwas zurückbleibt. Wird eine Beimischung von Quarz oder Opal angenommen, so ergeben sich für diese ungefähr 2°), SiO,. Die Zersetzung des Mineralpulvers durch Salzsäure geht etwas schwerer von statten als die des dichten Serpentins, das Ergebnis ist jedoch das gleiche. Von dem ursprünglich vor- handenen Silicium gingen dabei 2:8°/, in scheinbare Lösung über. Die erhaltene Kieselsäure liefert ein Pulver, welches aus isotropen Splittern von der Form der ursprünglichen Teilchen besteht. Nach dem Trocknen über den Knickpunkt hinaus mit Methylenblau zusammengebracht, wird dieselbe berlinerblau gefärbt. Beim Eintrocknen wurden bei täglich einmaliger Wägung folgende Zahlen erhalten: 3290 222299, la00 1281 1264 1249 99] 944 74 197. 15 Hier ist-g, =1355, a = 944, b =174,le= l Zund’esiersibe sich für das Gewicht beim Knickpunkt 649399 55 = DM. Der Glühverlust beim Gewicht 1249 betrug 245:6. Hier- nach berechnet sich der Wassergehalt der Säure beim Knick- punkt: 2 m 2456-1297 —1249 — 99-649], 129M Serpentin und Heulandit. 707 Diese Zahl stimmt mit der für das Verhältnis Si,0O,H, be- Teehmeien ‚von 22:98), nahe überein, bleibt jedoch dieser gegenüber um etwas zurück. Wird in dem Mineral eine Bei- mengung von 2°/, SiO, angenommen, so ergibt sich für die daraus erhaltene Säure samt dieser Beimengung der Wasser- gehalt von 22:20°/,. Die Dichte der Säure beim Knickpunkt ‘wurde zu 1:820 bestimmt. Diese Zahl ist höher als die für die Serpentinsäure gefundene. Der Grund hiefür ist der eben angeführte. Als die frisch bereitete gereinigte Säure mit Natronlauge in solchem Verhältnis zusammengebracht wurde, daß ein Teil gesssaurenungelöst blieb, wurde’ nach 3’ Tagen eine klare Lösung erhalten, die 532 mg SiO, gegen 522 mg NaCl lieferte, was dem Verhältnis Si,Na,.,, entspricht. Nach dem Überschreiten des Knickpunktes spaltet die Säure durch einige Zeit Wasser ab, doch wird das Gewicht nach ungefähr 2 Wochen konstant. Für diesen Zustand wurde der Wassergehalt in zwei Versuchen zu 13:40°/, und 13°48°/, bestimmt, wonach die Säure nunmehr die Zusammensetzung Si,0,H, besitzt, für welche sich ein Wassergehalt von 13°/, berechnet. ZNsr em blätteriger Serpentin wird auch der Amtieorit angesehen. Untersucht wurde eine Probe des bekannten Vor- kommens aus dem Antigoriotale in Piemont, welche eine dünn- schieferige Struktur und hell lauchgrüne Farbe zeigte. Bei der mikroskopischen Prüfung wurde eine Zusammensetzung aus kleinen, schwach doppelbrechenden Schüppchen erkannt, die optisch zweiachsig sind. Das schon von Haidinger beschrie- bene Verhalten, nach welchem die Platten des Minerals ziemlich einheitliche Auslöschung und bei schiefer Durchsicht einen deutlichen Dichroismus zeigen, wurde auch hier beobachtet. Neben den grünen Schüppchen wurden auch sehr wenige, äußerst dünne Lagen eines fast farblosen, optisch isotropen Gemengteils wahrgenommen. Das Mineral ist demnach nicht ganz homogen. Beim Zexreiben zeisten, siehe nz dem moch eröblichen Pulver neben unregelmäßig geformten Partikeln auch einige wenige Blättchen von regelmäßig sechsseitigem Umriß mit 708 S. Hillebrand, Sprüngen parallel den Seitenkanten. Sie verhielten sich wie Kristalle, erwiesen sich optisch zweiachsig negativ mit ziemlich kleinem Winkel der optischen Achsen, die Achsenebene parallel einem Paare der Seitenkanten. Die Blättchen entsprechen dem- nach einem Orthochlorit der serpentinreichen Anfangsglieder. Die Dichte wurde zu 2°617 bestimmt und die Zusammen- setzung: Silieiumdioxyde Relzr3ar: 4140 Aluminiumoxyd I.» 1:45 Eisen ash 3:06 Eisenoxydukernem er: 3:84 Masnesiumerydı..,. co 3701 Galcumewude „Dir au. 0.22 Wasser spojrejas. ... 3% 37 13:22 100:75 Die Analyse läßt erkennen, daß dieser Antigorit zum größeren Teile aus Serpentin besteht, jedoch deutet die erheb- liche Menge der Oxyde des Typus R,O, darauf hin, daß derselbe schon zum Orthochlorit zu zählen ist. Betrachtet man das Mineral als homogen, so würde sich nach Tschermak’s Theorie eine Mischung aus ungefähr 10°/, Amesitsubstanz und 90°/, Serpentinsubstanz berechnen. Das feine Pulver wird durch Salzsäure nach etwa 12 Tagen vollständig zersetzt, wobei 3°3°/, des Siliciums in scheinbare Lösung gehen. Die erhaltene Säure besteht aus isotropen . Splittern von den Formen des ursprünglichen Pulvers. Sie ergab beim Trocknen und bei täglich einmaliger Wägung die Zahlen: 4782 3034 1372 200 1072 1066 1748 1 7% fo%5) 6 Hier ist & =1125)#=787 Hz 37 e6 Tad ep rechnet sich | G = 1125 —47 4 = 1077'6. Der Glühverlust beim Gewicht 1066 betrug 234, wonach 31234410706 1008 Ww— — 22:79%,. 10776 Serpentin und Heulandit. 709 Der Versuch mit einer anderen Probe gab jedoch keine Übereinstimmung und führte auf 25°49°/, Wasser. In beiden Fällen wurde durch Behandeln mit Methylenblau eine tief berlinerblaue Farbe erhalten. Daß die Resultate nicht über- einstimmen, hier, wo eine Mischung verschiedener Substanzen vorliegt, erscheint nicht überraschend, doch kann man aus den erhaltenen Zahlen schließen, daß der Antigorit vor- herrschend aus Serpentinsubstanz besteht. Die bei einem Ver- such erhaltene höhere Zahl für den Wassergehalt und die dunklere Färbung der Säure führen aber zu der Vermutung, daß auch eine variable Menge einer anderen Kieselsäure bei- gemischt ist. Die beiden ms anlaheen Blätterserpentine, der Bowenit und der Antigorit, sind nicht vollkommen rein, doch ergibt sich aus den Zahlen, welche für die Kieselsäure des ersteren, reineren Minerals erhalten wurden, und aus deren Beschaffen- heit, daß der blätterige Serpentin von derselben oder einer ähnlichen Kieselsäure abzuleiten ist wie der dichte Serpentin. Für die Säure des letzteren wurde vorläufig die Formel Si,0,H, abgeleitet. Vergleichung der Ergebnisse. Die drei vorher genannten Minerale, der Chrysotil, der bBiErreriee und der dichte Serpentin, zeigen bei gleicher pro- zentischer Zusammensetzung verschiedene Eigenschaften. Daß dem auch ein chemischer Unterschied entspricht, geht aus den früher angeführten Versuchen hervor. Die physikalische Verschiedenheit des Chrysotils und des Serpentins bei gleicher empirischer Zusammensetzung hat schon Weinschenk dazu geführt,! eine Dimorphie zu ver- muten. Da jedoch, wie sich nun herausgestellt hat, Chrysotil und Serpentin substanziell verschieden sind, läßt sich hier der Ausdruck Dimorphie wohl nicht anwenden. Daß der Chrysotil vom Serpentin optisch verschieden ist, hat sich schon aus den Untersuchungen von Websky,? 1 Zeitschrift für Krist., Bd. 25, p. 481 (1896). 2 Zeitschrift der Deutschen geolog. Ges., Bd. 10, p. 281 (1858). ID S. Hillebrand, Reusch,! Brauns,? Lacroix? ergeben und‘ die’ von Proi. F.Becke an dem zur chemischen Analyse verwendeten Material vorgenommene Prüfung hat dieses Resultat bestätigt. Die physikalischen Unterschiede, welche die drei unter- suchten Serpentinminerale darbieten, werden durch den folgen- den Vergleich deutlich gemacht. Dichter Serpentin Bowenit Chrysotil Auslöschung 2. 22 rn Schiet, gerade gerade Doppelbreeiune 7 Ze negativ negativ positiv DIV En u. edel” bi5 30 runichtsstoß 7 AO Dispersion. 2 22. p>roi blau >rot Mittlerer Breehunssq. 2... 1.5395 1'564 1'540 Dichte ». men 22309 2984 2520 Während die Fasern des Chrysotils ungefähr wie optisch positive rhombische Kristalle sich verhalten, hat der blätterige optisch negative Serpentin große Ähnlichkeit mit Orthochlorit und die Blättchen dürften dem monoklinen System angehören. Der dichte Serpentin hat eine wirrfaserige Textur und seine optischen Eigenschaften lassen auf ein monoklines oder tri- klines System schließen. In allen seinen physikalischen Eigen- Pogg. Annalen, Bd. 127, p. 166 (1866). Jahrb. für Mineralogie, 5. Beilageband, p. 275 (1887). Michel Levy et A. Lacroix, Les mineraux des roches, p. 278 (1888). © m om) Serpentin und Heulandit. ze schaften ergeben sich wenn auch geringe Unterschiede gegen- über dem blätterigen Serpentin. In chemischer Beziehung ist der Chrysotil von den beiden anderen Mineralen stark ver- schieden. Seine Zusammensetzung leitet sich von der Chrysotil- Sure 51,0 ,H,, ab, wonach die summarische” Pormel "des Chrysotils Si,0,,Mg,H, zu schreiben ist und die rationelle Zusammensetzung durch die symmetrische Formel Si,O,;3- (MsOMs)(MgOH),H, ausgedrückt werden kann. Aus den beiden untersuchten Serpentingattungen wurde eine andere Säure, die Serpentinsäure, erhalten, für welche einstweilen die Formel Si,0,H, aufgestellt wurde, wonach die summarische Formel der Serpentine Si,0,Mg,H, wäre. Die Chrysotilsäure und die Serpentinsäure zeigen in Bezug auf.die Löslichkeit in Salzsäure und ihre Färbung durch Methylenblau große Ähnlichkeit. Wären ihre Molekulargewichte so verschieden, wie dies oben angenommen wurde, so müßte sich nach den bisherigen Erfahrungen in diesem Verhalten ein merklicher Unterschied zeigen, daher es wahrscheinlich ist, daß auch der Serpentinsäure die höhere Zusammensetzung S1,0,,H, zukommt. Dafür spricht auch die Beobachtung des gleichzeitigen Entstehens von dichtem Serpentin und von Chrysotil aus Olivin. Denn die Pseudomorphosen von Serpentin nach Olivin von Snarum bestehen aus dichtem Serpentin, in welchem feine Adern von Chrysotil verstreut vorkommen. Wird nun für die Chrysotilsäure die Zusammensetzung Si,O,3H,0, für die Serpentinsäure die Zusammensetzung Si,O, ,H, angenommen, so erhalten sowohl der Chrysotil wie der Ser- pentin die summarische Formel Si,O,,Mg,H, und damit wäre der erste Fall von Isomerie an Mineralen erkannt. Der dichte und der blätterige Serpentin verhalten sich in physikalischer Beziehung nicht gleich. Außer diesen beiden sind aber noch andere Serpentingattungen bekannt, der Marmo- lith, Pikrolith, Thermophyllith, welche bei gleicher empirischer Zusammensetzung von den vorigen und untereinander ver- schieden erscheinen. Dies deutet auf eine größere Mannigfaltigkeit, in diesem Falle auf die Existenz mehrerer Serpentinsäuren von gleicher empirischer Zusammensetzung. Da nun die Kieselsäure Si,0,,H, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 0 7.12 S. Hillebrand, eine größere Zahl, nämlich acht Isomere umfaßt, so dürften die vorher genannten Minerale von verschiedenen isomeren Arten dieser Kieselsäure abzuleiten sein. Welche derselben jeder einzelnen Serpentingattung zukommt, wird sich erst durch künftige Untersuchungen bestimmen lassen. Von der Bildungsweise der Serpentine ist nur jene durch Umbildung des Olivins genauer bekannt. Die Konstitution des letzteren wurde schon früher angeführt, auch bemerkt, daß Chrysotil und Serpentin gleichzeitig aus Olivin entstehen. Wird nun für einen solchen Serpentin eine der symmetrischen Struk- turen angenommen, so ergibt der Vergleich von 2 Molekeln Olivin mit den daraus gebildeten Produkten die folgende Übersicht: Olivin Serpentin Chrysotil Si,0,(MgOMg), Si,0,92(MgOH).Hs Si,O,,(MgOMg)(MgOH),H, H iii | | Mg Si— Ne H—Mg—Si—Mg—H H—Mg—Si—Mg—H | | Mg H—Mg—Si Mgs—Si—H | | | M Si i—Mg H—Mg—Si Mg—Si—H | | | | Mg—Si—Mg H—Mg—Si—Mg—H H—Mg—Si—Mg—H “= | | H jel Daraus ist zu ersehen, wie durch Austritt von 2MgO und die Hydratbildung eine gegenseitige u der Si-Atome durch Sauerstoff eintritt. Heulandit. Dieser Zeolith war in letzter Zeit oft Gegenstand physi- kalisch-chemischer Untersuchungen, insbesondere wurden dureh, Rinnezdie Veränderungen studiert, welche der Heulandit bei Abgabe von Wasser erleidet.! Derselbe zeigte, daß Heulandit- blättchen beim Erwärmen durchsichtig bleiben und dabei ihre 1 Jahrbuch für Min., 1896, Bd. I, p. 139, und 1899, Bd. I, p. 1. Serpentin und Heulandit. Eid optische Orientierung mehrmals wechseln, während gleich- zeitig der Wassergehalt ailmählich abnimmt, in der Weise, daß die Änderungen im Wassergehalte mit den Änderungen des optischen Verhaltens gesetzmäßig verknüpft erscheinen. Die veränderten Blättchen (Metaheulandite) sind demnach als homogene Pseudomorphosen zu betrachten, in denen trotz des Wasserverlustes keine direkt erkennbaren Poren entstehen und ein solcher Zusammenhang der Teilchen erhalten bleibt, daß die Pseudomorphosen sich optisch ähnlich wie Kristalle ver- halten. Rinne bezeichnet den gesamten Wassergehalt als Kristallwasser und glaubt ebenso wie Tammann das Verhält- nis desselben zu der übrigen Verbindung als das einer festen Lösung betrachten zu sollen. Die 7Zeolithet verhalten? sieh” demnach verschieden‘ von anderen kristallwasserhaltigen Salzen, z. B. BaCl+2H,O oder Kupfervitriol CuSO,+5H,O, welche bei Erwärmen stufenweise Wasser abgeben, indem je 1 oder 2 Molekel Wasser austreten, während dessen die Temperatur (Siedetemperatur) konstant bleibt und die Kristalle sich trüben. Die kontinuierliche Wasserabgabe bei der Erwärmung und die Wiederaufnahme des Wassers an der Luft, wofern der Zeolith nicht zu stark erhitzt worden, wurde wie am Heulandit so auch an anderen Zeolithen beobachtet und zugleich wahr- genommen, daß der Wassergehalt dieser Minerale nicht nur von der Temperatur, sondern auch von dem Feuchtigkeitsgrade der sie umgebenden Luft abhängt. G. Friedel glaubt daher, daß hier kapillare Erscheinungen eineRolle spielen.Tammann, der viele Zeolithe untersuchte, fand ebenfalls,” daß der Dampf- druck der Zeolithe abhängig sei vom Wassergehalte der Sub- stanz und folglich umgekehrt dieser von der Feuchtigkeit der Umgebung. Das Verhalten der Zeolithe wird etwas weniger rätselhaft, wenn auch die Beobachtungen von van Bemmelen? in Be- tracht gezogen werden, nach welchen das Gel der Kieselsäure 1 Bull. soc. Min., Bd. 19, p. 94 und 363 (1896), ferner Bd. 21, p. 5 (1898). 2 Ann. der Physik von Wiedemann, Bd. 63, p. 16 (1897). 3 Zeitschrift für anorgan. Chemie, Bd. 13, p. 269 (1896). 50# 714 S. Hillebrand, (Orthokieselsäure, Metakieselsäure) dieselbe Kontinuität der Wasserabgabe zeigt, nach Tammann auch der Opal, ohne daß jedoch hier der Vorgang umkehrbar wäre. Wenn ferner auf eine Bemerkung Tschermak’s Rücksicht genommen wird,! nach welcher alle Zeolithe als Verbindungen eines normalen Silıkates mit Siliciumhydroxyd betrachtet werden können. Wie dies aufzufassen sei, zeigt die wahrscheinliche Struktur des Natroliths, der nach Tschermak von der Orthokieselsäure abzuleiten ist:? H,=Si=Al—-Si—-Al=Si=H | Na, DC Die Zeolithe erscheinen nach diesem Beispiel als saure Salze und in den kristallisierten Zeolithen verhalten sich die Gruppen der Siliciumhydroxyde einerseits wie das Gel einer Kieselsäure, andrerseits sind dieselben mit dem übrigen Silikat verknüpft und teilen mit diesem die Orientierung im Kristalle. Bei der Erwärmung scheiden diese allmählich Wasser ab, zu- gleich tritt aber auch allfällig vorhandenes Kristallwasser aus. Die Stufen dieser letzteren Wasserabgabe werden durch den ersten Vorgang verwischt. Die Frage nach der Struktur der Verbindungen, welche die Zeolithe zusammensetzen, ist demnach sowohl in chemischer als in physikalischer Beziehung von großem Interesse. Es erschien daher lohnend, einen Beitrag zur Lösung derselben zu liefern und dazu den Heulandit zu wählen, dessen chemische Konstitution durch Darstellung der entsprechenden Kieselsäure aufgeklärt werden kann. Als Material für meine Untersuchung diente Heulandit vom Berufjord auf Island, welcher schon mehrmals analysiert wurde. Das vorliegende Mineral besteht aus großen, weißen Kristallen, die sich in vollkommen durchsichtige Blättchen zer- teilen lassen. Der Heulandit wurde in vollkommen lufttrockenem 1 Lehrbuch der Mineralogie, 1. Aufl., p. 483 (18834), und in den späteren Auflagen. 2 Diese Sitzungsberichte, Bd. 114, Abt. I, p. 455 (1905). Serpentin und Heulandit. 718 Zustand angewandt und ergab die Dichte 2:104 und die Zu- sammensetzung: Berechnet Siletiimdiexyd.....: 98'089 5769 NUnAMMUMERyd... .n. kom 16°25 ISsenossyde ur... O3 — Geleiumoxyd .ı.r...0. 298 7-81 Maenesiumoxyd’...,. 0.07 — Neteiumosxydlirn.... 0:95 0:83 Kaltemmexydeo. 2.2... 0:66 0-62 "N asselrraeiats sr 16 AS 16:84 100:52 10000 Außerdem wurden sehr geringe Mengen von Baryum, Strontium, Lithium nachgewiesen. Die empirische Formel auf- zustellen ist insoferne schwierig, als eine isomorphe Mischung von wesentlich drei Verbindungen: einer Ca-haltigen, einer Na- und einer K-haltigen, vorliegt und das Mischungsgesetz nicht genauer bekannt ist. Da jedoch hier und in allen Heulan- diten gleicher Zusammensetzung das Verhältnis von Si zu Al sehr nahe 6:2 ist, so ist anzunehmen, daß dieses für alle drei isomorphen Silikate gilt. Was die übrigen Metallatome betrifft, so darf auf die von Tschermak aufgestellte Regel! hinge- wiesen werden, nach welcher in den Calciumverbindungen der 2 omonphen Zeolithe die Gruppe CaH,O, gegenüber der; in den anderen Verbindungen vorkommenden Gruppe Na,O oder RO enthalten ist, wonach das Na- oder K-Silikat um H,O weniger aufweist als das Ca-Silikat. Demnach wäre für das Calciumsilikat die Formel Si,0,Al,CaH,, anzunehmen und für die beiden Alkaliverbindungen zu schreiben: Sl, OABNaSEls SEO, Pal, Ein: 1 Lehrbuch der Mineralogie, 6. Aufl., p. 563 (1905). 16 S, Hillebrand, Nach diesen ist die Zusammensetzung des Heulandits berechnet, wobei das Molekularverhältnis der drei Verbindungen zu 21:2:1 vorausgesetzt wurde. Durch Salzsäure wird der Heulandit bei Zimmertemperatur nach wenigen Tagen vollkommen zersetzt und die Kieselsäure bleibt pulverförmig zurück. Sie besteht aus isotropen Splittern von den Formen des ursprünglichen Pulvers. Bei der Zer- setzung wird ein kleiner Teil des gesamten Siliciums (weniger als 3°/,) in scheinbare Lösung übergeführt. Die erhaltene Kieselsäure lieferte beim Trocknen und täglich einmaliger Wägung die Zahlen: 3899 2840 1823 : 1012, 7996729394 1059 1017 sıl 16 2 wonach sich, .da 8, = 1823, @= 1017, Pb z811, € =Ho Tre Gewicht beim Knickpunkte berechnet: G = 1823—807 7 = 1015°3. Der Glühverlust beim Gewichte 994 betrug 187°5 und es ergibt sich der Wassergehalt der Säure beim Knickpunkte 7:5+1015:3—994 ww 187 5H1015°3 984 _ o9.ujon, 1015-3 Zwei fernere Versuche lieferten die Zahlen 19:56 und 19:69°/,. Diese Resultate lassen erkennen, daß eine Säure von der Zusammensetzung | Sig O7 Hjo vorliegt, welche 19:91°/, Wasser fordert. Diese Kieselsäure soll als Heulanditsäure bezeichnet werden. Durch Methylenblau wird die fast lufttrockene Säure hell berlinerblau gefärbt. Die frischbereitete Säure wurde durch drei Tage bei gewöhnlicher Temperatur mit einer zur Auf- lösung nicht hinreichenden Menge von Natronlauge behandelt. Es entstand oberhalb eine klare Lösung, welche 278 mg SiO, gegen 274 mg NaCl ergab, was dem Verhältnisse Si, : Na,.gıs Serpentin und Heulandit. ra entspricht. Die Heulanditsäure ist ziemlich hoch zusammen- gesetzt und es läßt sich die Formel nicht auf kleinere Ziffern bringen, außer man wollte die bis jetzt durch nichts begründete Ansicht aufstellen, daß die erhaltene Säure aus zwei oder drei niedriger zusammengesetzten Verbindungen bestehe. Dann wäre der Heulandit als eine Molekularverbindung aufzufassen, die aus einem Silikat und einer oder zwei freien Kieselsäuren besteht. Für eine solche Annahme liegt aber Tatsächliches nicht vor. Die Gliederung, welche der Heulanditsäure zukommt, läßt sich vorläufig nicht bestimmen. Erst wenn eine größere Zahl von Zeolithen in gleicher Weise geprüft sein wird, dürfte sich ein Schluß auf den Bau dieser Verbindungen ergeben. Über den Charakter der Verbindung, welche im Heulandit vorliegt, läßt sich jetzt nur insoferne Bestimmtes aussagen, als die beiden Grenzen ermittelt werden, innerhalb deren sich die hier möglichen Annahmen bewegen. Faßt man den ersten Fall ins Auge und vergleicht man die Zusammensetzung der Säure Si,O,,A,, mit der empirischen Formel des Heulandits Si,0,,Al,CaH,,, so zeigt sich, daß, wofern die Atome Al,Ca ohne gegenseitige Bindung, also zusammen achtwertig angenommen werden, der Heulandit Si,0,,Al, CaH,+5H,O zu Schreiben wäre, wonach mit dem Silikat 5 Molekel Kristall- wasser verbunden erscheinen. Dem entsprechen 14°), Kristall- wasser. Nach Rinne’s Versuchen entweicht das Wasser des Heulandits bei steigender Temperatur kontinuierlich und sein Verlust beträgt 14°/, bei ungefähr 400°, während Verbindungen wie BaCl,+2H,O und CuSO,+5H,0O das Wasser stufenweise und in seinem gesamten Betrage bei Erwärmung bis 162° und 258° verlieren. | Die Formel Si,0,,A,CaH,+5H,O kann also nicht den Zustand des Heulandits bei gewöhnlicher Temperatur dar- stellen, weil dieser das Wasser abgibt, ohne daß dabei mehrere Abstufungen (Siedepunkte) zu erkennen wären. | 718 S. Hillebrand, Das zweite Extrem wäre damit erreicht, daß die größte Menge Wasserstoff angegeben wird, welche in dem Silikat ent- halten sein kann. Dieser Fall tritt ein, wenn das Vorhandensein der zweiwertigen Gruppe HOAIOCaOAIlOH angenommen und infolgedessen die Formel des Heulandits Si,0,,H;0, Al, O,CaH,+H,O geschrieben wird, welcher 2:8°/, Kristallwasser entsprechen. Die Temperatur, bei welcher nach Rinne diese Quantität Wasser entweicht, beträgt ungefähr 90°. Die letztere Formel würde den ursprünglichen Zustand des Heulandits einwandfrei darstellen, weil dieser nur bei ungefähr 100° einen wenn auch undeutlichen Siedepunkt des enthaltenen Wassers erkennen läßt. Zwischen den beiden so bestimmten Grenzen liegt eine Zusammensetzung des Heulandits, welche auch eine bestimmte Deutung zuläßt. Wenn angenommen wird, daß die vierwertige Gruppe AlOCaOAl vorhanden sei, so ergibt sich die Formel Si,0,,Al,0,CaH,+3H,0, welcher 8°4°/, Kristallwasser entsprechen. Dieser Betrag der Wasserabgabe wird bei ungefähr 230° erreicht. Aus dem früher angeführten Grunde, daß bei dieser Temperatur kein stationärer Zustand, kein Siedepunkt beobachtet wurde, kann diese Quan- tität Kristallwasser in dem ursprünglichen Mineral nicht ange- nommen werden. Nach dieser Prüfung der Zusammensetzung unter Berück- sichtigung des Verhaltens bei Erhöhung der Temperatur ergibt sich die folgende Deutung: Der Heulandit hat im lufttrockenen Zustande die Zu- sammensetzung: Si,0,.H,0,Al,0,CaH,+H,0. Bei ungefähr 90° beginnt eine merkliche Abgabe von Kristallwasser, zugleich auch von chemisch gebundenem Wasser des Silikates, so daß der Siedepunkt des Kristallwassers sich etwas verwischt. Nunmehr entweicht bei der ferneren Erwär- mung allmählich das chemisch gebundene Wasser und bei Serpentin und Heulandit. 719 ungefähr 230° hat der Rückstand eine Zusammensetzung, die als SEO, ALO,CAEI: gedeutet werden kann. Bei steigender Temperatur dauert die allmähliche Abgabe des chemisch gebundenen Wassers fort, bis der Rückstand bei ungefähr 400° die Zusammensetzung Si,0,,Al,CaH, besitzt. Bis dahin könnte die Zusammensetzung des Rück- standes noch von der Kieselsäure Si,O,.H,, abgeleitet werden, was Gegenstand später auszuführender Versuche sein wird. Wenn es sich bestätigt, so wäre damit die Erscheinung der Wiederaufnahme des Wassers in feuchter Luft der Erklärung näher gerückt. Beim Erhitzen über 400° wird der Bau des Silikates jeden- falls zerstört. Nun noch eine Bemerkung bezüglich der Zusammen- setzung des Heulandits bei gewöhnlicher Temperatur und Feuchtigkeit. Die Veränderlichkeit des Wassergehaltes der Zeo- lithe bei gleichbleibendem äußeren Ansehen hat bei manchen Forschern die Ansicht hervorgerufen, daß für diese eine be- stimmte Zusammensetzung nicht angegeben werden könne. Für Heulandit trifft dies jedoch nicht zu, da derselbe nach Rinne’s Versuchen bei gewöhnlicher Temperatur umgeben von Wasserdampf nach 114 Stunden bloß 1'08°/, Wasser an- nimmt, was die Richtigkeit der oben angeführten Formel nicht berührt. Zersetzung des Heulandits durch Wasser. Bei dem Versuch, aus Heulanditpulver die feinsten Teil- chen abzuschlämmen, wurde die Beobachtung gemacht, daß diese in Berührung mit Wasser in wenigen Wochen eine deut- liche Quellung zeigen und sich nicht mehr wie das ursprüng- liche Pulver verhalten. Es gelang aber nicht, die veränderten Teilchen abzusondern, weil diese immer mit etwas größeren unveränderten Partikeln vermengt blieben. Um den Vorgang der hier eintretenden Umwandlung so weit als tunlich zu verfolgen, wurden 2:38 des feinen Pulvers 1720 S. Hillebrand, mit einer größeren Menge Wassers unter wiederholter Erneue- rung des letzteren durch 4 Monate in Berührung gelassen. Das feinste Pulver setzte sich auch nach längerem Stehen nicht vollständig ab, vielmehr blieb die darüberstehende Flüssigkeit immer etwas trübe durch schwebende veränderte und unver- änderte Teilchen. Der Bodensatz wurde schließlich dem all- mählichen Eintrocknen bei gleichbleibender gewöhnlicher Tem- peratur überlassen und täglich gewogen. Es ergab sich eine Gewichtskurve ohne deutlichen Knickpunkt. An der Oberfläche hatte sich eine etwas gallertige Schicht gebildet, welche nach dem Eintrocknen glänzend und glasig erschien mit allmäh- lichem Übergang in die untere pulverige Masse. Das Ganze wurde, nachdem das Gewicht konstant geworden, der Analyse unterzogen, deren Ergebnis unter II angeführt ist, während die Analyse des frischen Heulandits unter I wiederholt wird. I II H—1 Silieiumdioxydy:. 22% 08'083 87:10 — 0'983 Alummimoxyda=rzzrr 19297 16:06 +0:09 : Bisenaxydias.ter 02193 0:13 Calcımoxyd. ur Ben 7:98 669 — 1:28 Magnesiumioxyd TagaseE 0:07 | Natrumaxsyd2. 25.082 3 0-23 0:69 —0'26 Kalumeoxydieaeme. > 0:66 023 —0'37 Wassers t. eeiı: net 16:78 19:30 +2'52 10052 10009 Aus dem Vergleich ergibt sich, daß eine Aufnahme von Wasser stattgefunden hat, während Calcium ausgeschieden wurde, in geringerem Betrag auch Alkalien. Um eine voll- ständige Übersicht zu erhalten, hätte auch die entstandene Lösung untersucht werden müssen, was jedoch hier wegen der suspendierten Teilchen nicht zu dem gewünschten Ziele geführt haben würde. Es besteht aber kein Zweifel darüber, daß der Heulandit durch eine größere Wassermenge zersetzt wird und dieses dürfte wohl auch für die übrigen Zeolithe gelten. a — Serpentin und Heulandit. 22 Für die Bildung der Zeolithe würde daraus folgen, daß eBhese nicht aus sehr verdünnten, sondern aus ziem- Benzkonzentrierten Lösungen Sich absetzen. Vorstehende Arbeit wurde in dem Laboratorium des Hof- rates E. Ludwig und jenem des Hofrates G. Tschermak aus- seführt. Beiden Herren: sowie Herrn Prof. F. Becke bin ich für die gütige und bereitwillige Förderung meines Unternehmens zu großem Danke verpflichtet. at 02) 723 Die Silikatschmelzen (IV. Mitteilung) von C. Doelter, k.M.k. Akad. (Mit 2 Tafeln und 6 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) Durch Unterstützung der kaiserlichen Akademie war ich in die Lage versetzt, meine Untersuchungen fortzusetzen. Diese Mitteilung enthält 1. Untersuchungen über die Schmelz- punkte natürlicher Feldspate, 2. die Schmelzkurve der Augit- Labradoritmischungen, 3. Bestimmung eutektischer Punkte von Gemengen von zwei und drei Komponenten und Beobach- tungen über Ausscheidungsfolge. I. Die Schmelzpunkte der Feldspate. Nirgends sind vielleicht die Unterschiede, die verschiedene Beobachter erhielten, so groß wie bei dieser Gruppe von Mine- ralien, was zum Teil damit zusammenhängt, daß der Begriff Schmelzpunkt von verschiedenen Forschern verschieden auf- "gefaßt wird. Der Punkt völliger Flüssigkeit liegt bei manchen 50 bis 100° höher als derjenige Punkt, bei welchem beide Phasen, flüssige und feste, noch vorhanden sind. Unterschiede zeigen sich selbstverständlich aus anderen Ursachen bei künst- lichen und natürlichen Verbindungen.! A. Day undEE. T. Allen haben in einer Arbeit über Iso- morphismus und thermische Eigenschaften? der Feldspate für 1 Vergl. Die Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen, p. 5. 2 Washington, 1905, und Zeitschrift für physik. Chemie, 54, Heft I, 1906. 724 C=Dpelter die künstlich dargestellten Plagioklase ganz ungewöhnlich hohe Zahlen, die nämlich zwischen 1532° für Anorthit, 1463° für Labradorit und 1225° für Albit schwanken, gefunden. Ich verweise für die Details auf diese Arbeit. Da ich nun sehr oft Messungen nach verschiedenen Methoden mit natürlichen Feldspaten unternommen und dabei viel niedrigere Temperaturen erhalten hatte, da ich ferner, auf eine zwanzigiährige Erfahrung gestützt, weiß, daß die Feldspate, wenigstens die natürlichen, nicht schwer schmelzen, denn ich habe alle in meinem Fourquignongasofen zum Schmelzen gebracht, in welchem ein beschickter Tiegel niemals mehr als den Schmelzpunkt des Nickels, zirka 1420°, erreichte, so war es mir von Interesse, den Grund der Abweichungen zu erfahren. Vor allem ist allerdings hervorzuheben, daß ja a priori natürliche und künstliche Silikate nicht denselben Schmelz- punkt zu haben brauchen, worüber ich des weiteren verhandle.! Speziell die natürlichen Feldspate, auch wenn sie ganz rein sind, sind nicht isomorphe Mischungen von Albit, Anorthit allein, sondern sie enthalten auch das Orthoklassilikat KAISi,O, in kleinen Mengen. Auch die natürlichen Albite und Anorthite enthalten kleine Mengen des anderen Silikats und auch etwas Kalisilikat. Es genügt, auf die Handbücher von Rammelsberg und Hintze zu verweisen, um darzutun, daß eben die idealen Mischungen, wie sie künstlich darstellbar sind, in der Natur nicht vorkommen; wenn wir die reinsten natürlichen Feldspate untersuchen (es kann sich nur um Kristalle handeln), so finden wir oftneben K, Na, Ca auch in den Fällen wasserklarer Kristalle ohne Einschlüsse noch Spuren von Mg, Fe, die allerdings meist dann wohl so geringfügige sind, daß sie die Zusammen- setzung kaum beeinflussen. Hier wäre noch eine Bemerkung bezüglich des Ausdruckes »reines Material« zu machen. Ein Feldspat, der weder Eisen noch Magnesia enthält, kann jedenfalls als rein bezeichnet werden, auch wenn er Kali enthält. Denn dieser Gehalt an Kali zeigt keine Unreinheit an, sondern er zeigt, daß in der 1 Die Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen, p. 15. Die Silikatschmelzen. 129 Natur jeder Plagioklas kalihaltig ist, weil eben die theore- iischen Sihikate, die wir aus'.den Formeln heraus- rechnen, in der Natur nicht existieren. Es ist eben in der Natur das Bestreben der Stoffe, isomorphe Mischungen zu bilden, sehr groß und kleine Mengen einer isomorphen (respektive isodimorphen) Verbindung sind jedem Stoffe bei- gemengt. Welchen Einfluß haben nun die Beimengungen? Ein- schlüsse, welche in Feldspaten vorhanden sind, müssen den Schmelzpunkt erniedrigen. Nun enthalten manche auch gut und rein ausgewählte Kristalle doch noch immer Spuren von Fe, Mg; nehmen wir an, es sei in solchen Fällen eine Beimengung von 1/,°/, eines Pyroxensilikats oder von Magnetit, so wird immerhin eine Erniedrigung des Schmelzpunktes erfolgen; nehmen wir an, der Schmelzpunkt beider, des einschließenden und eingeschlossenen Minerals, sei um 200° verschieden, so können wir eine erhebliche Erniedrigung durch jene kleinen Mengen kaum erhalten, weil nach den zahlreichen bisherigen Erfahrungen beim Zusammenschmelzen kristalliner Silikate bei geringen Mengen nur eine sehr geringe, in vielen Fällen oft kaum merkbare Differenz der Schmelzpunkte eintritt und erst bei größerer Beimengung die Schmelzpunktserniedrigung sich geltend macht. Eine große Schmelzpunktserniedrigung ergäbe sich also nur bei erheblicherer Beimengung und, falls etwa der eutektische Punkt zwischen den Einschlüssen Magnetit,Pyroxen einerseits und dem Feldspat andrerseits erreicht würde, was aber nie in Mischungen bei ganz vorherrschender Komponente eintritt, und auch hier wäre eine Erniedrigung von höchstens SDermis 290°: zu erwarten.‘ Wir können-daher die Diffe- renzen von über 200° zwischennatürlichen und künst- Menenmeldspaten nicht durch Einschlüssererklären. Dasselbe gilt für kleine isomorphe Beimengungen, da ja bei isomorphen Mischungen die Schmelzpunktsveränderung dann annähernd proportional der beigemengten Molekularprozente erfolgt, also bei 1°/, Beimengung 2 bis 3° betragen würde. Um nun zu prüfen, ob meine früheren Messungen, die ich in »Silikatschmelzen, I,« und in meiner Arbeit über Zusammen- hang zwischen Schmelzpunkt und chemischer Zusammen- C. Doelter, =] DD © setzung angab, richtig sind, habe ich möglichst reine Plagioklase unter dem Mikroskop geschmolzen. Den Apparat beschrieb ich früher und verweise auf meine »Silikatschmelzen, I und II«.! Das Thermoelement berührt die Quarzschale und ich habe bei meinen letzten Messungen es so eingerichtet, daß die: Lötstelle das Pulver berührt. Die Temperatur desselben kann vermittels eines besonders konstruierten Widerstandes durch beliebig lange Zeit auf 2° genau konstant erhalten werden. Ich stellte außerdem zwei Galvanometer nebeneinander auf und schaltete bald auf das erste, bald auf das zweite um. Die Temperatur ließ ich regelmäßig und langsam ansteigen, so daß in 5 Minuten ein Temperaturanstieg von 5°, höchstens 10° eintrat. Wünschenswert wäre es allerdings gewesen, noch langsamer vorzugehen. Ich bemerke noch, daß die Tempera- turen eher etwas zu hoch bestimmt sein können, da die Löt- stelle des Thermoelementes sich am Rande des Quarzschälchens befand, wo die Temperatur zirka 10° höher ist als in der Mitte des Ofens. Was die Genauigkeit der Messung selbst anbelangt, so glaube ich, daß sie hinter keinen anderen derartigen Messungen zurücksteht. Es wurden mehrere Thermoelemente und zwei Galvanometer (das eine von Kaiser und Schmidt, das andere von Siemens und Halske) verwendet und ver- glichen. Die Pyrometer waren von der physikalisch-technischen Reichsanstalt geeicht und außerdem habe ich sie mit dem Schmelzpunkt von reinem Gold verglichen. Überdies habe ich bei vielen Versuchen immer wenigstens annähernde Vergleiche mit Legierungen von bestimmtem Schmelzpunkt gemacht und überall Übereinstimmung getroffen, ein Irrtum in den Messungen ist also ausgeschlossen. Ich glaube daher, daß die Messung so genau als möglich war; das Galvanometer von Siemens und Halske zeigt 10° an und läßt Schätzungen von 2° zu. Im übrigen habe ich die Millivolt abgelesen und nach der für das Thermoelement von der physikalischen Reichsanstalt gelieferten Tabelle be- rechnet. Angegeben habe ich hier bei den Versuchen nur die 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 113 (1904). Die Silikatschmelzen. 12 Temperaturen. Ich will übrigens gerne zugeben, daß bei allen derartigen Messungen sogar Fehler von —10° möglich sind und daß ja bei allen Methoden (auch bei der von Day und Allen angewandten thermischen Methode) verschiedene Teile des zu schmelzenden Körpers verschiedene Temperaturen haben dürften. Doch werden die Differenzen bei kleinen Mengen sehr geringe sein, während allerdings in einem großen Tiegel leicht solche von 20° denkbar sind. Aber alle diese Fehler sind doch verhältnismäßig gering gegenüber der Schwierigkeit, den Schmelzpunkt wahrzunehmen; die geringste Schwierigkeit bietet aber dafür die mikroskopische Methode. Es ist bei natürlichen Feldspaten meistens nicht möglich, die thermische Methode anzuwenden, weil dazu größere Mengen von Material gehören und solche in reinem Zustande nicht zu beschaffen sind; möglich wäre das nur mit Albit und Orthoklas; da aber bereits Day und Allen zeigten, daß ein Temperatur- stillstand bei dem Schmelzen dieser Silikate nicht eintritt, so ist eine Wiederholung überflüssig. Für Labradorit und Anorthit waren größere reine Mengen nicht zu beschaffen, während dies bei der mikroskopischen Untersuchung leicht möglich ist, da dazu nur winzige Mengen nötig sind, die rein herstellbar sind. Was nun die hohen Schmeizpunkte anbelangt, die Day und Allen gefunden haben, so beziehen sie sich auf künst- liche Feldspate, aber die kleinen isomorphen Beimengungen können 200° Differenz nicht erklären. Es wäre noch denkbar, daß hier eine Art Dimorphie vorliegt,! oder aber, daß die kleine Wärmetönung, die jene Autoren allerdings nur bei Anorthit und Bytownit wahrnahmen, erst bei vollständiger Flüssigkeit eintritt. (Es ist auch noch nachzuweisen, ob über 1300° die durch Extrapolation erhaltenen Daten noch zuverlässig sind.) e In einer anderen Abhandlung habe ich auch darauf hin- gewiesen, daß bei vielen Silikaten, zu denen auch die Feldspate gehören, die thermische Methode nicht verläßlich ist, was Day und Allen bestätigen. Sie sagen: ? 1 Siehe meine gleichzeitig erscheinende Arbeit »Über die Untersuchungs- methoden bei Silikatschmelzen«. 2 Zeitschrift für physik. Chemie, 53, 24 (1906). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd.; Abt. I. Sl | DD 00) C=Doselter, »Der Schmelzpunkt ‘ist nicht ‘dürchreeine kon- stante Temperatur gekennzeichnet.« Bei Ab,An, war er schwer erkennbar, bei Ab,An, war jede Spur von einer Schmelz- wärme verloren. Nur bezüglich des Anorthits trat das nicht ein, aber auch hier sagen sie, »daß eine merklich konstante Tempe- ratur für die Zeit einer Minute nirgends zu finden ist«. Ich ‚ziehe daher aus den »Arbeiten‘ von Dayrunda len den Schluß, daß die von ihnen aufgestellten Schmelzpunkte doch nur berechnete sind, da sie ja selbst hervorheben, daß die Zeit-Temperaturkurven’ keinen horizontalen Teil Zeiten! Ich muß mich hier gegen eine Bemerkung von O. Mügge gelegentlich eines Referates im Zentralblatt für Mineralogie etc., 1906, Nr. 4, wenden; er meint: »Die Schmelzpunkte der Plagio- klase von C. Doelter sind durch die von Day und Allen zu ersetzen.« Urteil darüber hat nur der, der solche Versuche selbst gemacht hat, und falls Mügge dann finden wird, daß meine Schmelzpunkte unrichtig und die anderen richtig sind, wird er zu jenem Ausspruch berechtigt sein. Der Schmelzpunkt des Albits (NaAilSi,0,) vom Rhönetal. Für Albit hatte ich den Anfang des Schmelzens mit 1130° undals den Punktdervollkommenen Umwandlung in dieamorphe Phase 1160 bis 1170° gefunden.! Spätere wiederholte Versuche nach verschiedenen Methoden ergaben zirka 1160° als Schmelz- punkt, doch ist der Flüssigkeitsgrad bei dieser Temperatur noch sehr gering und erst über 1200° tritt merkliche Flüssig- keit ein. Ich habe nun den Vorgang des Schmelzens unter dem Mikroskop verfolgt, wobei Kristallpulver während des ganzen Vorganges beobachtet wurde und die Erhitzung sehr langsam, erfolgte, und zwar zirka 1'!/, Stunden von 1150 bis 1220°; einer Erhitzung von 5° entsprechen zirka 6 Minuten Zeit. Man kann dabei die Vorgänge sehr genau beobachten, die Abrundung der eckigen Kristallbruchstückchen, die Ver- Nüssigung, das Ineinanderfließen von Tropfen sehen. Als 1 Tschermak’s Mineralog. und petrogr. Mitt., XXII, 298 (1903). Die Silikatschmelzen. 1729 Resultat der Beobachtung ergibt sich, daß der Schmelzprozeß, wie auch aus meinen früheren Versuchen bereits hervorging, ein sehr langsamer ist und daß man hier von einem plötzlichen Schmelzen nicht sprechen kann, sondern von einem allmäh- lichen; ein scharfer Schmelzpunkt existiert nicht. Eine Hauptbedingung, welche nun von allen Beobachtern nicht immer eingehalten zu werden scheint, ist langsames Er- hitzen und die Beobachtung wird um so genauer sein; je lang- samer dasErhitzen vor sich geht, desto genauer sind die Resultate. Zeit Temperatur Beobachtung (vergl. Fig. 1) 44 20% 1135° Kleine Veränderung an den Kanten. 45027, 1.140° 42 35% 1150° Es beginnen die Kristallbruchstücke an vielen Stellen sich abzurunden. 4 aQm 1155° Die Ecken verschwinden, die scharfen Kanten runden sich ab. 4" 45% 1160° DieKristallbruchstücke nehmen Kugelform an, einzelne getrennte Bruchstücke vereinigen sich. 4° 50% 1165° Es bilden sich Gasporen in der flüssigen Masse. ar 55m 1175° Kleinere Bruchstücke vereinigen sich zu großen Tropfen. 5 1180° Die Tropfen werden flüssiger, weniger visKkos. 5" 10% 1190° Die Tropfen werden durchsichtig und flüssiger. Su ls2 1195° 0.202 12007 East alles ist: flüssig. 5. 25% 1205° Die Tropfen fließen zusammen. 2021215 °, ‚Alles ist flüssig. Bei 1135° ist daher der Beginn der Veränderung wahrzu- nehmen, bei 1160° haben wir bereits nur wenig Festes mehr, bei 1175° ist alles umgewandelt und bei 1200° ist fast alles flüssig; bei 1215° ist die Flüssigkeit sehr wenig viskos. Der Beginn des Schmelzens ist also 1135°, der Punkt, bei dem alles flüssig ist, 1210° und derjenige, bei welchem beide Phasen vorhanden sind, 1160 bis 1170°, was mit meinen früheren Beobachtungen übereinstimmt. DemnachhatAlbit keinen scharfen Schmelzpunkt. 51* 730 C. Doelter, Hiebei ist zu bemerken, daß der jetzt zur Untersuchung verwendete Albit kleine Mengen von Ca (nämlich 0:50%,), daher kleine Mengen Anorthitsilikat enthält; da dieses den Schmelzpunkt erhöht, so wäre der des theoretischen Albits NaAlSi,O,, der in der Natur nicht existiert, noch etwas niedriger. Albit wird amorph, ohne dünnflüssig zu werden, was auch Day und Allen beobachteten, ebenso wie ich früher. Sie glauben,! daß »hier kristallinische Stoffe vorliegen, welche nicht nur über längere Zeitperioden bei Temperaturen weit oberhalb ihres Schmelzpunktes erstarren können, sondern welche mit äußerster Langsamkeit in dem unteren Teile dieses Instabilitätsbereiches schmelzen«. 1130° 1145° 1165° 1185° ne Fig. 1. Veränderungen bei Albitbruchstücken. Bezüglich des Albits bemerkten sie,? daß bis 1200° »auch noch Gruppen von Kristallfragmenten von mikroskopischer Größe, die ihre ursprüngliche Orientierung vollständig bewahrt hatten, dazwischen schmale Streifen von Glas,...« »Es hatte beträchtliches Schmelzen stattgefunden, aber kein Fließen.« »Mitchell C°-Albit zeigte Spuren des Schmelzens nach 4 Stunden bei 1100°, bei 1125° gab ein vierstündiges Erhitzen unverkennbar Glas.« »Es würde sicher keine Übertreibung sein, zu sagen, daß Albit einige Wochen brauchen würde, um den amorphen Zu- stand zu erreichen, wenn die Temperatur konstant auf 1125° erhalten würde.« IL. c., p. 34. * Zeitschrift für physik. Chemie, 54, 30. Die Silikatschmelzen. Val Es stimmen also die von Day und Allen hervor- gehobenen Tatsachen mit jenen überein, auf welche ich in früheren Arbeiten aufmerksam machte; ihr erster Punkt, bei welchem das Schmelzen beginnt, ist sogar etwas unter jenem gelegen, den ich fand, nämlich 1130°. Es ist mir aber nicht klar, warum jene Autoren trotz der eben angeführten Daten und Meinungen schließlich den Schmelzpunkt des Albits auf 1225° ansetzen, da sie ja für das Zusammensein fester und flüssiger Phase viel niedrigere Zahlen erhielten, und gerade der letztzitierte Ausspruch würde eher 1125° als Schmelz- punkt ergeben. Welches istnun der Schmelzpunkt des Albits, ist es der Punkt, bei dem die ersten Anzeichen des beginnenden Schmelzens eintreten, oder der Punkt der Verflüssigung? Daß diese beiden Punkte auseinanderzuhalten sind, habe ich schon vor mehreren Jahren behauptet. Nimmt man den ersten Punkt an, so müßte er, falls man den Körper bei jener Temperatur durch viele Stunden (eventuell Tage) belassen würde, schließ- lich flüssig werden. Ich glaube aber, daß er bei dieser Temperatur nicht flüssig, wohl aber isotrop wird, ohne seine große Viskosität zu verlieren, und deshalb habe ich schon damals jenen Punkt den Um- wandlungspunkt in die isotrope Phase genannt. Die Eigenart des Albits und vieler anderer Silikate, die sich ähnlich ver- hielten wie die meisten Feldspate, Nephelin, Leucit, ist es also, glasig zu werden, ohne eigentlich flüssig zu sein. Der Flüssigkeitsgrad ist daher mehr eine sekundäre Erscheinung und besser noch als bei Albit sehen wir bei Leucit, daß dieser erst bei 1400° flüssig wird, obgleich er schon längst glasig- isotrop geworden ist. Was nun diese erwähnte Eigenschaft des Albits (und, wie ich hinzufüge, auch vieler anderer Silikate) anbelangt, so deuten sie Day und Allen als eine Überschreitung des Schmelz- punktes, d. h. diese Körper können über ihren Schmelzpunkt erhitzt werden. Ich glaube, daß dies aber doch nur scheinbar 1 Mineralog.-petrogr. Mitteilungen, herausgegeben von G. Tschermak, Wien 1901. C. Doelter, =] (eb) ID der Fall ist; infolge der geringen Schmelzgeschwindigkeit stellt sich das Gleichgewicht sehr langsam ein. Man kann aber sagen, daß solche Körper überhaupt keinen Schmelzpunkt haben, denn der erste untere Punkt ist doch nur der Beginn des Schmelzens und selbst bei mehr- stündigem Verharren auf diesem Punkte war der Albit zum allergrößten Teil noch fest. Immerhin ist das Temperaturintervall, bei welchem feste und flüssige Phase auch bei sehr langsamem Erhitzen nebeneinander verharren können, noch ein großes und dies ist eine Folge der großen Viskosität dieser Stoffe, welche die geringe Schmelzgeschwindigkeit zur Folge hat. Auch die Erstarrungsgeschwindigkeit ist eine sehr geringe und, weil infolge der Viskosität diese fast Null ist, bilden sich keine Kristalle. Wie ich schon in früheren Arbeiten gezeigt habe, liegt der Verflüssigungspunkt, das Abnehmen der Kohäsion, viel höher als der Schmelzpunkt. Es wäre nun zu untersuchen, z.B. bei künstlichem Labrador oder Anorthit, ob die Wärmeabsorption in dem Moment des Flüssigwerdens eintritt oder früher, wenn die kristallisierte Phase amorph-zähflüssig wird; bei den meisten Feldspaten scheint sie allmählich, wie auch der Schmelzverlauf sich einzustellen. Wir haben also bei den Feldspaten, insbesondere bei den stark viskosen, doch ein Pseudogleichgewichtsgebiet, . bei welchem feste und flüssige Phase nebeneinander ko&£xi- stieren, und wenn ein Schmelzpunkt in diesem theoretisch an- genommen wird, so ist die Umwandlungsgeschwindig- keit der festen Phase in die flüssige eine äußerst geringe. Zwischen Dissoziation und dem abnormen Schmelzverhalten existiert jedenfalls ein Zusammen- hang, es tritt während des Schmelzens Zerfall im Kompo- ponenten ein. Oligoklas von Bakersville (vergl. Fig. 2). Folgendes sind die erhaltenen Daten, wobei die Millivolt gleich in Temperaturgrade umgerechnet sind: Zeit Temperatur Beobachtung 4" 10% 1170° Beginn des randlichen Schmelzens, kaum merkliche Umwandlung an den Rändern. Die Silikatschmelzen. Zeit Temperatur Beobachtung 420% 1175° Fortsetzung der randlichen Veränderung. 4" 25% 1185° Deutliche allgemeine Veränderung an den Rändern. 4» 30% 1195° Zusammenfließen. 7352 .1200° >» ah 38" 1205° Einige ganz Nüssige Teile treten auf. 4% 40m 1210° Trennung früher vereinigter Teile. Vieles ist schon flüssig. Dee 1220° 1250201225° -Der’stößte Teil ganz flüssig. 42 55% 1228° Die Schmelze wird dünnflüssiger und durch- sichtig. 5% 0% 1235° Die meisten Teile durchsichtig und schon flüssiger. 5% 5m 1240° Feste Teile sind keine mehr vorhanden. 5% 10% 1250° Alles ziemlich flüssig und weniger viskos. ol igohlas Fig, 2: Veränderungen bei Oligoklaspulver. Demnach würde der Beginn des Schmelzens bei 1170° eintreten. Bei 1200° wäre ungefähr gleich viel Flüssiges und Festes vorhanden. Bei 1240° ist alles flüssig. Diese Daten stimmen mit meinen früheren Beobachtungen recht gut überein; da hier sehr reines Material vorlag, so ist 34 C. Doelter, der Schmelzpunkt etwas höher, natürlich ist auch die Methode etwas genauer. Pilagioklas der Labradoritreihe von der Szuligata (Sieben- bürgen). Dieser Plagioklas hat die Zusammensetzung: Sı OuzeilsS: 95'092 | ASOE Tarlile 28:93 | CaO. 2.2 9235 | NasO re 9201 | ON Sn 0597:3 | Es war möglich, sehr reine Teilchen zur Untersuchung zu erhalten. _ Unter dem Mikroskop ergibt sich folgendes (vergl. auch Fig. 3): Temperatur Beobachtung 1180° Kleine Veränderung an den Kanten. 1185° Kleine, unbedeutende Abrundung scharfer Ecken. 1195° Randliche Umwandlung. Anschmelzen benachbarter Bruchstücke. 1200° Weiterer Fortschritt in dem Anschmelzen. 1210° Deutliche Abrundung der Kanten. 1215° Die meisten Bruchstücke sind abgerundet; Zu- sammenschmelzen derselben. 1225° Stärkeres Zusammenfließen der Ränder. 1230° 1250° Zähflüssiger Zustand; einzelne Bruchstücke sind - ganz geschmolzen. 1260° Viele Bruchstücke sind flüssig. [2655 1270° Die Tropfen fließen zusammen. 1280° Das Ganze ist flüssig, durchsichtig. 1290° Die Tropfen sind dünnflüssig. Der Plagioklas von der Szuligata gehört zwar schon der Labradoritreihe an, steht aber doch dem Andesin sehr nahe, da er zwischen Ab,An, und Ab,An, ungefähr Ab,An,, ent- spricht; sein Schmelzpunkt liegt zwischen 1185 und 1275° Die Silikatschmelzen. 7435) leränderungen bev L abrader Ö D 0 © | © 1190° 12210)2 1:2,3.0)° RED 1250° Bis 8. und dürfte der Punkt, bei dem gleiche Mengen flüssiger und fester Phase vorhanden sind, bei 1225° liegen. Der Unterschied gegen den Oligoklas von Bakersville ist merklich. Labradorit von Labrador (vergl. Tafel ]). Es wurde ein Kristall ausgesucht, der von Einschlüssen möglichst frei war. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß an manchen Stellen die bekannten Einschlüsse vorhanden waren, während andere daran arm sind; diese wurden zur Untersuchung herangezogen. Die Analyse des Labradorits ergibt, daß er ungefähr der Mischung Ab,An, entspricht. Es wurde das Pulver wie früher unter dem Mikroskop erhitzt. Zeit Temperatur Beobachtung 11° 20% 1185° Beginn des Schmelzens; unbedeutende rand- liche Veränderung. 56252. 1190,. 11° 30% 1210° Einzelne Körner runden sich deutlich ab. kesanr 12157 11240=2 -1220° Deutliche Bildung einzelner Tropfen; die Hauptmasse ist noch wenig verändert. 11 450 1225° Größere Bruchstücke fangen an zu schmelzen. 11%55% 1230° Am Rande ist alles rundlich, aber einzelne Teile sind noch unversehrt. D200°:1240° 12E 5m 1245° Einzelne Teile ganz flüssig. 12% 107 1250° Der größte Teil ist ganz flüssig. 238 C. Doelter, Zeit Temperatur Beobachtung 122152712607 Rast allestiussie 12° 20% 1270° Alles ist in Tropfen geschmolzen. 12% 25% 1290° Alles ziemlich dünnflüssig. Man kann daher sagen, daß bei 1185° der Schmelzfluß beginnt und bei 1260° alles amorph ist; der Schmelzpunkt, bei welchem feste und flüssige Phase noch gleichmäßig vorhanden sind, wäre 1220”. Bei der Abkühlung bilden sich die ersten Kristalle bei 1200°, die Kristallbildung dauert bis 1150° an. Gegenüber dem Labradorit der Szuligata ergibt sich daher fast kein Unterschied, trotzdem der erstere mehr Na enthält; dies dürfte dem Umstande zuzuschreiben sein, daß der Labra- dorit von Labrador weniger rein war. Den Labradorit von Kiew hatte ich früher untersucht und den Schmelzbeginn mit 1160° und unter dem Mikroskop den eigentlichen Schmelzpunkt mit 1215° bestimmt; bei 1230° war alles glasig, aber sehr zähflüssig. Dieser Labradorit hat den niedersten Schmelzpunkt, was davon herrühren dürfte, daß er am meisten verunreinigt ist; ich habe ihn daherin die Tabelle, p. 21, nicht einbezogen, da er eisenhaltig ist. Man sieht daher, daß die drei Labradorite sehr gut über- einstimmen bezüglich ihrer Schmelzpunkte. Die von Allen und Day gefundenen Punkte können sich nicht auf natürlichen Labradorit beziehen, denn kleine Beimengungen haben nach den Erfahrungen beim Zusammenschmelzen von Kiristall- gemengen doch nur geringen Einfluß und derartige minimale Verunreinigungen können vielleicht den Schmelzpunkt um 20 bis 50° herunterdrücken, nicht aber um 200°. Schmelzpunkt des Anorthits. Den Schmelzpunkt des Anorthits habe ich wiederholt bestimmt, doch gelang es mir bisher nicht, reines Material zu erhalten. Die Bestimmung geschah bisher im Horizontalofen, die, wie ich früher ausführte, nicht so genau ist, daher hatten anfängliche Bestimmungen sogar etwas unter 1200° ergeben. Später gelang es mir, für nicht ganz reinen Anorthit vom Vesuv Die Silikatschmelzen. SW. 1230°, für solchen von Pizmeda 1250 bis 1260° und für den vom Mijakeshima (Japan) zirka 1290° zu bestimmen. Da jedoch die Bestimmungen entweder im Horizontalofen oder im Ver- tikalofen mit größeren Mengen gearbeitet werden mußten, war reines Material in solchen Mengen nicht zu beschaffen gewesen. Nur die mikroskopische Methode erlaubt dies, da es schließlich nicht schwer ist, einen kleinen reinen Kristall oder ein reines Kristallbruchstück zu erhalten, während die anderen Methoden größere Mengen erfordern. Day und Allen erhielten für künstlichen Anorthit die Temperatur 1534°, Brun für denselben 1490°. Aus diesen Daten geht hervor, daß der künstliche Anorthit einen weit höheren Schmelzpunkt haben muß als der natürliche. Ich habe nun bei neuerlicher Untersuchung durch die mikro- skopische Methode folgende Daten erhalten. 1. Anorthit vom Vesuv (vergl. Tafel I]). Es diente dazu ein kleines wasserhelles Bruchstück, dessen mikroskopische Untersuchung keine Einschlüsse ver- riet und welches bei mikroskopischer Methode weder Na noch Ms ergab. Es darf daher der Anorthit, soweit bei Mineralien möglich, als rein betrachtet werden. Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 20. 202212209: Unverändert. 1022522242307 >» 10° 30% 1250° Einzelne Teilchen am äußeren Rande der Quarzschale zeigen Veränderung. 10% 35% 1260° Bereits merkliche Veränderung der Umrisse. 10:AQR2 .1270° 10° 45" 1270° Stärkere Veränderung der Ränder. Ro 557 21280? 1° 1290° Einzelne Teilchen schmelzen ganz. 11% 59 1295° Zusammenfließen von Bruchstücken;Tropfen- bildung. 11? 10” 1295° Viele Teile sind flüssig, durchsichtig. 11% 15% 1300° Dasselbe Bild, aber noch feste unveränderte Beile: 738 C. Doelter, Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 11% 20% 1310° Die Ränder der Bruchstücke sind ganz ver- ändert und rund. 11° 25% 18310° Starke Tropfenbildung. 11° 30% 1315° Nur wenig feste Teile mehr. t12°3505: 18205 - Kasfäallesfhlüssis 17.4093 13257 11? 45% 1330° Alles flüssig und zum Teil fließend. 11° 50” 1345° Deutliches Fließen einer viskosen Flüssigkeit. Anorlit TAI:ONS oO ER Fig. 4. Veränderungen von Anorthitpulver. Daraus schließe ich, daß der Schmelzpunkt, nämlich der Punkt, bei welchem feste und flüssige Phase auch gleichmäßig vorhanden sind, bei zirka 1290° liegt, was mit früheren Be- stimmungen gut übereinstimmt. Der Beginn des Schmelzens liegt bei 1250°, der Punkt, bei dem alles amorph ist, bei 1330°. Was die Viskosität anbelangt, so ist bei 1330° jedenfalls nur Zähflüssigkeit vorhanden und dürfte, wie mir auch frühere Versuche ergaben, die Dünnflüssigkeit erst über 1360° beginnen, was mit meinen früheren Beobachtungen übereinstimmt. Es ist auch denkbar, daß sie vielleicht sich erst bei 1500° einstellt und daß die Bestimmungen, welche jene Temperatur ergaben, sich auf die Dünnflüssigkeit beziehen. Glasig, zähflüssig und amorph wird Anorthit sicher bei 1330°. Erstarrung des Anorthits. Bei der ziemlich raschen Abkühlung von 1340 bis 1220° innerhalb 10 Minuten ergab sich, daß die ersten Kristalle sich bei etwa 1240 bis 1250° Die Silikatschmelzen. 739 bildeten; doch war die Hauptausscheidung bei 1230°, nach 1215° war keine Kristallbildung mehr zu beobachten, demnach bilden sich Kristalle hier in keinem sehr großen Intervalle. Die erstarrte Masse war aber nur halbkristallin und mit Glas ver- mengt und die Kriställchen sind sehr winzig, so daß die Kristallisationsgeschwindigkeit vielleicht nicht so groß ist wie bei Labradorit. 2. Anorthit von Mijakeshima (Japan). Dieser Anorthit bildet große Kristalle und enthält große Olivinkörner; es war aber möglich, einzelne kleine Bruchstücke zu erhalten, die frei von Einschlüssen waren. Die chemi- sche Prüfung auf Mg und Fe ergab, daß das Pulver weder Eisen noch Magnesium enthält, doch war eine Spur von K vorhanden. Leider kenne ich keine Analyse dieses Anorthits. Zeit Temperatur Beobachtung 10220 771235. 2 Keine.Veränderuns. RO 5221245” » > 10? 10% 1250° Kleine Veränderung, Beginn des randlichen Anschmelzens, 10° 15% 1260° Sehr feiner Staub beginnt flüssig zu werden. 1.2027 1265° Die Umrandungen beginnen sichzu runden. 10° 25% 1270° Starke Veränderung des Gesamtbildes, ins- besondere an den Rändern der Schale. 10% 30% 1280° Gewisse Teile des Pulvers trennen sich und schmelzen. 10° 35% 1290° Einzelne Teile deutlich flüssig. 10,402721295° 10% 50% 1295° Fortschritte der Verflüssigung. 5 20.219057 Eisseroßer Teibschmilzt: Irene s >» > >» 2102 72,1510°7 Das'meisteschomflüssie: 11° 15% 1320° Die Flüssigkeit wird etwas durchsichtiger. 11? 20” 1325° Eckige Bruchstücke sind verschwunden. BEDa2 .1330° 112302 1335° Pastilauter”Pröpfen,skeine-feste Phase’mehr vorhanden. 740 'C. Doelter, Zeit Temperatur Beobachtung H35r Er Die Flüssigkeit ist stark durchsichtig, aber 11° 40% 1340° noch zähe. 113:.5031018302 12% 0% 1360° -Kleine benachbarte Tropfen vereinigen sich an einigen Stellen. 12% 5% 1370° Abnehmen der Zähigkeit der Flüssigkeit. Bei der Abkühlung, welche ziemlich rasch vor sich ging, da die Temperatur von 1290 bis 1160° in 10 Minuten fiel, bildeten sich bei 1240° die ersten Kristalle, bei etwa 1200° die letzten; doch war der glasige Anteil stark vorwiegend und die Kristallmikrolithen sehr klein. Der Schmelzpunkt wäre demnach zwischen 1255 und 1335° und der Punkt, in dem beide Phasen gleichmäßig vor- handen sind, ist 1310°. Bei 1370° ist ein Abnehmen der Visko- sität merklich. 3. Zweiter Versuch mit Anorthit von Mijakeshima. Zeit Temperatur Beobachtung 4 5m 1250° Keine Veränderung. 4° 10% 1255° Ganz geringe Abrundung- einzelner Bruch- stücke. 4" 15% 1260° Stärkere randliche Veränderung. 4" 2023412705 » » » ar 25% 1275° Die eckigen Umrisse sind zumeist ver- schwunden. 4° 30% 1280° Es bilden sich Tropfen. 42 352712902 4" 40% 1295° Die Tropfenbildung nimmt zu. 4"45% 1305° Alles ist rundlich begrenzt. 450" 1310° Einzelne Tröpfchen werden durchsichtig; nicht viel feste Teile mehr. 4" 55% 1310° Keine Veränderung. 5" 0% 1320° Manche Tröpfchen sind durchsichtig und zäh- flüssig. ö" 5% 1330° Keine festen Teile mehr. 5" 10% 1340° Alles zähflüssig in Tropfen. Die Silikatschmelzen. 741 Zeit Temperatur Beobachtung 5 15% 1345° Die Durchsichtigkeit nimmt zu. Sr 20% 1355° Die Tropfen fließen stellenweise zusammen. Dr 252 N Die Durchsichtigkeit und der Flüssigkeitsgrad 3a 1370° sind stark bemerkbar. Demnach beginnt die Abrundung bei 1260° und bei 1340° ist alles tropfbar-zähflüssig; bei 1300° waren beide Phasen noch gleichmäßig vorhanden. Es zeigt sich also große Überein- stimmung bei den beiden Versuchen. Anorthit von Mijakeshima hat einen Schmelzpunkt, der den des Anorthits vom Vesuv um zirka 10° übersteigt. Die Erstarrung von 1360 bis 1210° wurde in der Zeit von 258 Minuten durchgeführt. Die ersten Kristalle bilden Sich bei 1270°, doch findet stärkere Kristallbildung zwischen 1255 und 1240° statt, bei 1220° wurde noch Abscheidung bemerkt, Bemr210 ist alles fest. Leucit vom Monte Somma. Dieser Leucit wurde, soweit möglich, durch Ausklauben der Beimengungen und durch Behandlung mit dem Elektro- magneten gereinigt. Unter dem Mikroskop sieht man keine Einschlüsse mehr. Zeit Temperatur Beobachtung 5% 10% 1285° Keine Veränderung. 515m 1295° Ganz unbedeutende Veränderung an den Kanten. 52 20% 1300° Randliche Veränderung an den Kanten. 54253,,01310) 5 30% 1320° Weitere Umwandlung, starke Abrundung der Bruchstücke. Br 35% 1330° Einzelne Bruchstücke sind bereits flüssig. Sr 37% 1340° Zusammenfließen kleiner Teilen. 5 40m 1345° Größere Teile sind flüssig. 5 50% 1350° Der größte Teil tropfenartig, keine scharfen Kanten mehr sichtbar. ou 552 1355° Fast alles zähflüssig,. die Tropfen "vereinigen sich. 42 C. Doelter, Zeit Temperatur Beobachtung 6" 0m 1360° Die Flüssigkeit fließt seitlich ab. 6r 59 1365° Gasporen durchbrechen die Flüssigkeit. GEAR 207 62192 213602 6% 26% 1390° Der Flüssigkeitsgrad nimmt zu. 625° 1410° Alles ist flüssig und die Beweglichkeit der Flüssigkeit nimmt zu. Bei 1400° ist also schon ein gewisser Flüssigkeitsgrad vorhanden. Während also bei 1320° der Schmelzprozeß schon merklich ist, ist bei 1350° alles amorph und bei 1400° schon flüssig; ich kann demnach meine früheren Mitteilungen über die Viskosität des Leucits dahin ergänzen, daß bei 1410° diese schon merklich abgenommen hat und das seinerzeit punktiert gezeichnete Kurvenstück jedenfalls eher etwas steiler zu ziehen ist. Ich kann meine früheren Beobachtungen über den Schmelz- punkt des Leucits nur bestätigen; derselbe ist zwischen 1290 und 1355° gelegen. Bei rascher Abkühlung wurde zwischen 1250 und 1190° Kristallbildung wahrgenommen, doch erstarrte die Masse vor- wiegend glasig. Die Resultaterder Beobachtungen sind as zB Plagioklase (wie auch Leucit) haben keinen scharfen Schmelzpunkt. Man hat ein großes Intervall zu unterscheiden, dessen unterer Punkt, der Schmelzbeginn, 60 bis 100° unter dem oberen Punkt, demjenigen, bei welchem die feste Phase verschwunden ist, liegt. Definiert man den Schmelzpunkt als einen solchen, bei dem beide Phasen noch gleichmäßig vor- handen sind, so kann man die in Fig. 5 erhaltenen mittleren Schmelzpunkte (punktierte Linie) annehmen. In beistehender Zeichnung sind die Resultate der jetzigen Untersuchung dargestellt. Es sind eingezeichnet: I. Beginn des Schmelzens (untere Kurve), II. Stadium des vollständigen Verschwindens der kristalli- sierten Phase (oberste Kurve), II. mutmaßlicher mittlerer Schmelzpunkt (mittlere Kurve). Die Silikatschmelzen. 743 Was die künstlichen Plagioklase anbelangt, so war es mir bisher nicht möglich, eine ausgedehnte Untersuchung dieser vorzunehmen. | 1300° | r 7100° NS 5 S S- SR S S S S SS Sıa = SIR are SIE S as Ss & au: =; S | 8 3 S S 2 | & JE N: JR - r nz ; i 1 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Alb — — > Anorlut Fig. 5. Beginn des Flüssige und Keine Schmelzens feste Phase feste Phase lbit>rhonetal .......... ro, ll 210 Oligoklas, Bakersville .... 1160 1200 1240 Labradorit, Szuligata..... 1185 1225 1275 Kabradori..-:..:: 1185 1220 1270 Bnorfthit, Vesuv .... ..... 1255 1290 1330 Japan... 2... 1260 1310 1340 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 52 744 C. Doelter, II. Die Schmelzpunkte der Augit-Labradorit- mischungen. Diese Reihe wurde von mir in »Silikatschmelzen, I«,! behandelt. Dabei ergab sich das auffallende Resultat, daß trotz der naheliegenden Schmelzpunkte der beiden Komponenten Augit und Labradorit die eutektische Mischung nicht in der Mitte, etwa zwischen den Komponenten, liegt, also ungefähr gleichen Mengen derselben entspricht, wie die Theorie verlangt und wie man sie aus der van 't Hoffschen Formel unter An- wendung der Berechnungen Vogt’s erhalten würde. Die Gründe, warum sich die Kurve derart abnorm verhält, besprechen wir unten bei Betrachtung der eutektischen Mischungen. Um aber die Behauptung, daß der eutektische Punkt in einem derartigen Falle in der Mitte zwischen beiden Schmelz- punkten gelegen sein müsse, obgleich vom theoretischen Stand- punkt bereits der Einwand berechtigt ist, daß dies nur dann richtig ist, wenn keine Dissoziation stattfindet, objektiv zu prüfen, habe ich die erwähnte Reihe nochmals vorgenommen. Ich wählte damals die in größeren Mengen beschaffbaren Vorkommen Augit vom Monti.Rossi als einen Typus der Augite aus Eruptivgesteinen und Labradorit von Kiew; da die in Gesteinen vorkommenden Komponenten auch nicht rein sind, so schien es mir der Analogie halber mit natürlichen Gesteinen richtiger, solche zu nehmen, als etwa die idealen, aber in der Natur nicht vorkommenden theoretischen Mischungen. Übrigens habe ich auch aus chemischen Mischungen solche theoretische Silikate herstellen lassen, um sie mit den Vorkommen in der Natur zu vergleichen. Ich hatte anfangs nur diejenigen Schmelzpunkte bestimmt, welche die mechanischen Mischungen der Komponenten, dann die zu Glas geschmolzenen homogenen Mischungen ergeben, und dabei die untere und die obere Grenze des Schmelzinter- valles berücksichtigt. Nun wurden auch die Erstarrungs- punkte, und zwar die oberen und unteren gemessen, ferner wurden die Schmelzpunkte der bereits einmal erstarrten 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 113 (1904). ee Die Silikatschmelzen. 745 Schmelze beider Komponenten nochmals bestimmt. Man erhält auf diese Weise vier Kurven, die jede aus zwei bestehen, wenn man immer den unteren und den oberen Schmelz-, respektive Erstarrungspunkt mißt. Ich habe nun die Labradorit-Augitreihe dahin vervoll- ständigt, daß ich zu den früher erwähnten Bestimmungen auch noch die der Erstarrungspunkte und die der Schmelz- punkte bereits erstarrter Mischungen vornahm; denn aus meinen früheren Arbeiten und jenen meiner Schüler ergibt sich, daß die Mischungen von Mineralpulvern oft keine charakteristischen Kurven ergeben. Um aber jedem Einwande zu begegnen, es läge hier keine innige Mischung vor, habe ich die zu Glas geschmolzenen Mineralmischungen erstarren lassen und dann von diesem ganz innigen Gemenge die Schmelzpunkte be- stimmt. Es ist zu erwarten, daß dabei das Korn einen wenn auch geringen Einfluß hat, obgleich auch bei den Mineralpulvern das feinste erreichbare Korn durch Passieren eines Beutel- tuches angewandt worden war. Bei den bereits zusammen- geschmolzenen und wieder erstarrten Mischungen kann aber ein feineres Korn erhalten werden. | Bei Labradorit-Augit ergab sich, daß die Schmelzpunkte kristalliner Mischungen um. 10 bis 20° höher sind als jene, welche man erhält, wenn man aus der Schmelze die Kristalle erstarren läßt und dann diese kristallinisch gewordene Masse wieder erhitzt und den Schmelzpunkt neuerdings bestimmt. Diese Erniedrigung dürfte aber damit zusammenhängen, daß jene Schmelze niemals ganz kristallinisch erstarrt, sondern immer Glas enthält und daß sich etwas Magnetit bildet; die bereits erstarrte Schmelze ist also nicht mehr genau eine der Mischung der Anfangskomponenten entsprechende. Die Schmelzpunkte wurden von mir wiederholt bestimmt und es ergeben sich, wenn man die höchsten Zahlen unter den vielen Messungen auswählt, 1210 bis 1220° für Labradorit, 1190° für Augit, die Verflüssigungspunkte sind 1245° für ersteren, 1200° für letzteren. Selbstverständlich gelten diese Zahlen nicht für alle Labradorite und Augite. Der betreffende Plagioklas liegt den Analysen zufolge zwischen Ab,An, und 02% 746 C. Doelter, Ab,An, und dürfte dem Verhältnisse Ab, An, entsprechen. Doch ist er kein reiner Feldspat, da er Einschlüsse enthält ebenso wie der Augit; außerdem enthält er wie alle natürlichen Labra- dorite etwas Kali infolge isomorpher Beimengung, was aber nicht als Unreinheit aufzufassen ist. Außer den Schmelzpunkten der Mineralgemenge (1) und jenen der bereits zusammengeschmolzenen und wieder erstarrten Gemenge habe ich die Erstarrungspunkte der wichtigsten Mischungen neu bestimmt. Dies geschah derart, daß diese in einem Gasofen geschmolzen, dann in einen elek- trischen Ofen, dessen Temperatur möglichst konstant gehalten wurde und ungefähr 150° unter dem Schmelzpunkt des Ge- menges gelegen war, rasch übertragen wurde und bei ein- gestecktem Thermoelement (ohne Schutzrohr) die Abkühlung der Schmelze beobachtet wurde. Der Endpunkt der Erstarrung wurde aber auch direkt geprüft, indem der Punkt notiert wurde, bei dem die Schmelze vollständig erstarrt war; dieser Punkt läßt sich leicht daran bestimmen, daß eben die Schmelze voll- kommen hart ist. Bei den Erstarrungspunkten darf aber nicht vergessen werden, daß der untere Punkt niemals ganz verläßlich ist, weil er von der Unterkühlung abhängt, welche wieder von mehreren Faktoren abhängig ist. | Die Resultate der jetzigen und früheren Untersuchung stelle ich hier zusammen. Hiebei wurde für die kristallinen Mineralgemenge das Mittel genommen, weil hier der obere Schmelzpunkt, bei welchem die letzten Kristalle verschwinden, überhaupt nicht zuverlässig bestimmt werden kann. Ich habe außer den früher untersuchten Mischungen auch die Mischung 3 Augit und I Labradorit und 3 Labradorit, 1 Augit untersucht. Aus den Beobachtungen geht hervor, daß der eutektische Punkt ungefähr bei 25 Ausgit, 75 Labradorit liegt und daß bei hohem Augitgehalt (75°/,) wieder eine kleine Erniedrigung stattfindet; auch zeigt sich, daß die Kurven, sowohl die der Schmelzpunkte der Gläser als die der Erstarrungspunkte, ziemlich flach verlaufen, was auf Unregelmäßigkeiten durch Dissoziation und vielleicht auch durch Bildung isomorpher NMischkristalle schließen läßt. Die Silikatschmelzen. 1747 Was die Ausscheidungsfolge anbelangt, so hat die eutek- tische Mischung keine vorwiegende Bedeutung für dieselbe, trotzdem gerade hier eigentlich eine solche zu erwarten wäre, denn die Kristallisationsgeschwindigkeit beider ist nicht so sehr verschieden, aber wir haben offenbar Ausscheidung im unter- kühlten Zustande, daher labiles Gleichgewicht und dann kann sich bald die eine, bald die andere Komponente früher ausscheiden. Im allgemeinen beobachtet man aber doch, daß der Augit eher sich ausscheidet und daß dort, wo der Labradorit stark überwiegt, gewöhnlich Einschlüsse von Augit in Labradorit sich bilden, während oft nach der Labradoritausscheidung noch die von Augit anhält. Selten sind die Fälle, wo bei über- wiegendem Ausgit die Reihenfolge Augit-Labradorit- Augit eintritt, welche einem labilen Gleichgewicht entsprechen würde. Dem Einwurfe Vogt’s, welcher meine Ausscheidungsregel (die mit der von Rosenbusch aufgestellten übereinstimmt) deswegen bekämpft, weil die eutektischen Punkte nicht durch die Schmelzpunkte kristalliner Mischungen, sondern durch die der Gläser bestimmt waren, kann ich jetzt entgegensetzen, daß mit Ausnahme des störenden Falles der Unterkühlung auf dem untersten Erstarrungspunkt die Schmelzkurven der Gläser jenen der Erstarrungspunkte parallel gehen, daß also die Schmelzpunkte der Gläser nicht ohne Wert sind, wie J. H. Vogt meinte. In anderen recht zahlreichen Fällen habe ich aber nach seiner Methode die eutektische Mischung berechnet und dabei konstatieren können, daß die Ausscheidungsfolge jedenfalls nicht von dieser allein abhängt, wie Vogt glaubte. Aus verschiedenen Bestimmungen des eutektischen Punktes Pyroxen-Plagioklas geht hervor, daß dieser für verschiedene chemische Zusammensetzung des Pyroxens und des Plagio- | klases sehr verschieden ist; die entsprechenden eutektischen Mischungen haben folgenden Wert: | Tonerde-Augit (Monti Rossi)-Labradorit (Kiew)........ 19:90 Diopsid(Nordmarken)-Labradorit (Kiew) ............. 0:50 Eiedenpersir Anortbit (Bizmeda), ... .2. 2..2...1..... So: Diopsid (CaMe S1.0,)- Anorthit KCa21,51,0,). ®......... 70:80 C: Doelter, 748 o0OIOI o00OlI o0LIT « OETI o0OSTI o09TI SOLLE SZIGTT o0OIOI 00901 PORLEELENHOT 0686 08701 SOLL EESEVZOT 00801 00801 o00IT « 0801 = 4m oSElT SQ 0811 o0LOI Be: BZ J91ojun 191990 JoseIg Jop uoZzPWUOS Jop PyundsZunneysis] pyundzjouyos o08IT « 02T] o0617 * 901 08T Or] oS6l I «S2T7T o06I I SId GZTI u9ZEWUOS JOUITEISTIN 1011107519 yyundzjuwuysg oS6lT 00081 oO61 I 006 00661 U9TUIWOSTLIAUN se! Vo] 0871 « 0831 sıq Olsl UOA yjundzpwwyos any 99‘99 OpeIquT pR‘EE any 06 MIOPBIgET 0C yany pg'ge Miopw.iqe”] 99°99 1anv cz UopBIAgRT G, nanv 99‘91 MIopeiqv] Fg‘gg yanv Ol Nopeagv’] 06 ro PRBTEBET 749 Die Silikatschmelzen. o0O1 I o0sOT oS81l oS2ll FE oO811 33 o08IT * 0911 o0ElI See 00601 or =E eC9 IT -* For Sole >07] So oO SEO 00081 o0051 00051 o061 1 00031 « « SFll 0811 0611 GFll ST ee 0002 8. 080 Le 00“ u 00000. any yany g‘G6 yıopeige] Gy any 6‘06 uopeige] 1 ‘6 any Fg‘g8 IopeIgeT 99‘91 any 08 „lopeage’] 07 any C) Iopeige] CZ 1300° 1200° 1100° 1000° 900° große Schmelzpunktsdifferenzen zeigen, welche vielleicht 100° 0 C. Doelter, N] Im allgemeinen enthält die eutektische Mischung mehr Pyroxen als Plagioklas, trotzdem der Schmelzpunkt des letz- teren höher ist als der des ersteren. Da aber die verschiedenen Plagioklase und Pyroxene sehr überschreiten, so ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß 1300° | 1200° B | 1000 ° L 900° Fig. 6. das eutektische Verhältnis der beiden Komponenten ungemein wechselt und daß es bald in der Nähe des Pyroxens, bald in der Nähe des Plagioklases liegt. Wollte man also auf die Gesteine jene aut Mi- schungen anwenden, so hätte man überdies durch Gegenwart dritter Komponenten noch weitere Schwankungen und man käme zu dem Resultat, daß für die Kombination Pyroxen- Plagioklas die eutektische Mischung zwischen 80 und 20 einer- seits, zwischen 50 und 50 andrerseits liegt. OD ii Die Silikatschmelzen. / In Fig. 6 stellt die obere Kurve die Schmelzpunkte der Kristallgemenge, die mittlere Kurve die unteren Erweichungs- punkte des Glases, die untere Kurve die Erstarrungspunkte dar. Wir wissen nun, daß bei Plagioklas-Pyroxengesteinen (die aber immer noch eine dritte und vierte Komponente aufweisen) zungeist der Pyroxen zuerst auftritt, und dies ist nachnden zahlreichen Versuchen, die ausgeführt wurden, zumeist der Fall; aber es kommt auch vor, daß unbeschadet des Mengen- verhältnisses bald das eine, bald das andere zuerst sich aus- scheidet. Solche Fälle habe ich mitunter bei der Kombination Augit-Labradorit-Magnetit beobachtet; die Ursache liegt wahr- scheinlich in der Unterkühlung; in stark unterkühlten Schmelzen bildet sich bald die eine, bald die andere Komponente zuerst. Diese Unterkühlung wird auch dort von der größten Wichtigkeit sein, wo, wie bei Basalten, der Plagioklas sich zuerst ab- scheidet. Daneben kann auch immer noch das Mengenverhältnis wirken, also wahrscheinlich wirken mehrere Faktoren. Bei diopsidartigen Pyroxenen, bei Natronaugiten bewirkt auch das kleinere Kristallisationsvermögen die spätere Aus- scheidung, bei leicht schmelzbaren Natronaugiten überdies auch der Schmelzpunkt, da kein Körper sich über seinem Schmelzpunkt ausscheiden kann. III. Beobachtungen eutektischer Mischungen unter dem Mikroskop. Meine früheren Beobachtungen der Erstarrung von Mineral- gemengen unter dem Mikroskop habe ich fortgesetzt und bei dieser Beobachtungsreihe namentlich mit Mischungen künst- licher Gemenge gearbeitet, wobei sowohl mit zwei als auch mit drei Komponenten experimentiert wurde. 1. Mischung von 70 Diopsid und 30 Anorthit. Diese Mischung entspricht nach einer unveröffentiichten Arbeit des Herrn cand. Freis der eutektischen, sie hat die niedrigsten Schmelz- und Erstarrungspunkte. 2. Mischung von 70 Diopsidsilikat und 30 Anorthitsilikat. Die Mischung hat die Zusammensetzung 70 CaMg>i,0, und 30 CaAl,S1,0,. Der Schmelzpunkt des Glases liegt bei =] O1 ID C. Doelter, 1160 bis 1290°. Es wird von 1210° an abgekühlt. Die Schmelze wird so dünnflüssig, daß sie vollkommen wasserhell erscheint. Bei 1160° bilden sich plötzlich zahlreiche kleine, wasser- helle Mikrolithe, welche Diopsid sind. Bei 1150° größere, stark brechende Diopsidnadeln mit Anorthit. Bei 1145° Fortsetzung der Ausscheidung. Bei 1140° fest. Zwischen den Kristallen liegt Glas. Das Intervall ist hier also ein kleines. Anorthit war wenig entstanden, er steckt zumeist noch im Glas. 3. Mischung von 60 Diopsid und 40 Anorthit. Das Schmelzpunktsintervall liegt bei 1205 bis 1250°, die Maximaltemperatur war 1265°. Bei der Abkühlung von 1265° auf 1165°, welche 35 Minuten dauerte, ergab sich folgendes: 1200° Beginn der Kristallausscheidung. Diopsid. 1190° starke Ausscheidung von Diopsid (kleine ml 1185° noch etwas Diopsid. 1185° Anorthit. 1180° Anorthit und Diopsid. 1170° kleine Nadeln von Anorthit. 1165° keine weiteren Ausscheidungen. 1160° alles ist fest, die Schmelze enthält noch viel Glas. Bei der nachträglichen mikroskopischen Untersuchung ergab sich, daß die Schmelze ein filzartiges Gemenge von Diopsid mit wenig Anorthit darstellte, dazwischen war noch viel Glas. 4. Mischung von Diopsid-, Olivin- und Anorthitsilikat im Verhältnis 60°8:26°1:13. OBEN Mg,SiO, Es waren hier die Silikate CaMgSi,O,, und CaAlSi,O, angewendet worden; erstere beide stehen im Ver- hältnis 70:30, welches das eutektische ist. Der Schmelzpunkt des Glases ist 1190 bis 1230°. Nachdem auf 1270° erhitzt worden war, wird abgekühlt. Bei 1205° bilden sich Olivinnadeln. » 1195° ebenso mit etwas Diopsid. Die Silikatschmelzen. 753 Bei 1190° bildet sich Diopsid und wenig Anorthit. » 1185° ebenso. » 1180° noch Diopsidbildung. oz allestest. Es ergab sich ein Gemenge von Olivin und Diopsid mit wenig Anorthit und Glas. 5. Mischung von 72 Albitsilikat, 18 Olivinsilikat und 10 Nephelinsilikat. Die Silikate entsprechen den Mischungen NaAlSi,O, f Mg,SiO, BessiO, una-k120”. Die erste Ausscheidung beginnt bei 1180°, es sind Olivin- skelette. Bei 1060° bilden sich noch diese und Nephelin. Bei 1050° starke Nephelinausscheidung in Skeletten. Bei 1040° ist diese noch nicht ganz beendet, während bei 1030° alles fest ist, wobei noch viel Glas übrig bleibt. \ K,Na,Al,Si,0,,. Schmelzpunkt zwischen 1080 6. Mischung von Diopsid-, Olivin- und Nephelinsilikat im Verhältnis 78°3:8°7:13°0. Es war hier der Mischung 90 Diopsid zu 10 Olivin 15 Teile Nephelin zugesetzt worden, woraus sich dann obiges Verhältnis ergab. Angewendet wurden Mischungen, entsprechend der Zusammensetzung CaMgSi,O, für Diopsid, Mg,SiO, für Olivin und K,Na,Al,Si,O,, für Nephelin. Der Schmelzpunkt des Glases liegt zwischen 1150 und 1210°. Nachdem auf 1280° erhitzt worden war, erfolgte die erste Ausscheidung bei 1060°; es schienen zuerst einzelne Olivin- mikrolithe sich abzuscheiden, dann aber fast gleichzeitig massenhaft Diopsid, der auch bis zur Abkühlung auf 1040° noch sich ausscheidet. Bei 1020°, vielleicht bei 1010° ist alles fest. Nephelin hatte sich nicht abgeschieden. 7. Mischung von gleichen Teilen Diopsid- und Nephelin- silikat. Die Silikate haben die Zusammensetzung CaMgSi,O, und K,Na,Al,SigO,,. Der Schmelzpunkt liegt zwischen 1000 und ‚4 ' €. Doelter, 1050°. Nachdem die Schmelze auf 1095° erhitzt worden war, wurde sie langsam abgekühlt. Bei 1000° bilden sich einzelne Biopäidkristätte » 990° stärkere Ausscheidung. » 960° Diopsid neben Nephelin. » 955° Nephelinskelette. » 950° Erstarrung des restlichen Glases. 8. Mischung von 10 Anorthit, 27 Oiivin und 63 Orthoklas. Hiebei wurden nicht die Mineralien, sondern künstliche Mischungen, entsprechend 10CaAl,Si,O,, 27 Teile einer ‘der 7M8,SiO, Ke,Su®, bindung und 63 Teile KAl,Si,0, verwendet. Der Schmelzpunkt der glasigen Mischung liegt zwischen 1140 und 1170°. Bei der Abkühlung bildeten sich erst bei 1120° Kristalle von Olivin, zumeist skelettartige, nämlich unter 90° sich schneidende, sehr lange Nadeln; bei 1100° findet eine Ausscheidung von Anorthit statt, die sich bis 1090° fortsetzt. Es erscheinen noch radialfaserige Gebilde bei 1085°, die nach der späteren Untersuchung sich als Orthoklase herausstellten. Von 1080 bis 1070° wird das Glas starr. Hier hat sich also Orthoklas gebildet, ein seltener Fall, der aber durch die Abnahme der Viskosität erklärlich ist, der wenig viskose Olivin wirkt als »Kristallisator«. Ähnliches hatte ich schon früher beobachtet und Lenar£ic hatte ebenfalls Albit durch Zugabe von Magnetit erhalten. Olivinzusammensetzung entsprechenden Ver- Nachtrag zu p. 14. Durch Prof. F. Becke erhielt ich Labradorit von St. Rafael (Var), welcher bei 1190° zu schmelzen beginnt und bei 1260° glasig zähflüssig ist. aewbmdD — akrwuwurmnD m Die Silikatschmelzen. 38) Tafelerklärung. Tafel I. Aufnahmen unter dem Kristallisationsmikroskop gemacht. . Anorthit von Japan, zum Teil geschmolzen, bei 1310° aufgenommen. . Anorthit, geschmolzen, aufgenommen bei 1360°, . Labradorit von Labrador, bei 1250° aufgenommen. . Labradorit von Labrador, bei 1270° aufgenommen. . Labradorit, geschmolzen und bis 1200° abgekühlt, bei 1200° aufgenommen. Tafel II. . Anorthit von Japan, geschmolzen, bis 1360° erhitzt und abgekühlt. . Anorthit vom Vesuv, bis 1350° erhitzt und abgekühlt. . Anorthit von Japan, bis 1360° erhitzt und abgekühlt (2. Versuch). . Anorthit von Japan, vor dem Versuch aufgenommen. . Labradorit von der Szuligata, auf 1260° erhitzt und wieder abgekühlt. N] (@r| |] Beiträge zur Kenntnis der mittel- und ober- triadischen Faunen von Spiti von Dr. C. Diener. (Vorgelegt in der Sitzung am 5. April 1906.) Obschon seit der Publikation der Ergebnisse jener Unter- suchungen, denen das von der Expedition in den Zentral- himalaya von Painkhanda und Johar im Jahre 1892 ge- sammelte Material an Triasfossilien zu Grunde lag,! nur eine verhältnismäßig kurze Spanne Zeit verflossen ist, hat doch unsere Kenntnis der Himalaya-Trias seither in mehrfacher Richtung eine erhebliche Förderung erfahren. Besondere Be- deutung kommt in dieser Hinsicht der geologischen Neu- aufnahme von Spiti zu, die von H. Hayden und dem so früh verstorbenen Dr. A. v.. Krafft in den Jahren 1.893 bis 190] durchgeführt wurde. Über die stratigraphischen Resultate jener Neuaufnahme haben die beiden genannten Beobachter ausführlich berichtet.” Das gesamte Material an Fossilien der auleren und oberen. Irias wurde. mir; nach dem Tode A. v.Krafft’s von der Direktion der Geological Survey of India zur Bearbeitung übergeben. Die Bearbeitung dieser Auf- sammlungen, die zum überwiegenden Teile neues Material enthielten, ist nunmehr abgeschlossen, so daß auf Grund der- selben eine Übersicht der Faunen gegeben und ein Vergleich 1 Es sei hier insbesondere auf meinen Reisebericht im 62. Bande der Denk- schriften der kaiserl. Akad. der Wiss. (1895), p. 533 bis 608, aufE.v. Mojsiso- vics, »Beiträge zur Kenntnis der obertriadischen Cephalopodenfaunen des Himalaya« (ibid. 63. Bd., 1896, p. 575 bis 701, und auf Bd.-II und Ill der XV. Serie der Palaeontologia Indica (Himalayan Fossils) verwiesen. 2 A.v. Krafft: »Stratigraphical notes on the mesozoic rocks of Spiti«, General Report Geol. Surv. of India for 1899/1900, p. 199 bis 230. H. Hayden: »The geology of Spiti«. Memoirs Geol. Surv. of India, Vol. XXXVI, Pt. 1. 798 C. Diener, mit den von der Expedition des Jahres 1892 studierten Profilen des Bambanag und Shalshal Cliff durchgeführt werden kann. Durch diese Bearbeitung haben die stratigraphischen Er- gebnisse der Untersuchungen A. v. Krafft's in allen wesent- lichen Punkten eine volle Bestätigung erfahren. Ich werde zunächst die einzelnen, über der skythischen Serie folgenden Triasfaunen beschreiben und dann auf eine Parallelisierung derselben mit den im Zentralhimalaya von Johar und Painkhanda ermittelten Triasniveaus näher eingehen. I. Anisische Stufe (Muschelkalk im engeren Sinne). Aus A. v. Krafft’s Profilen ergibt sich eine Dreigliederung der von den älteren Beobachtern als »Muschelkalk« zusammen- gefaßten Schichten im Himalaya. Die ganze Schichtgruppe hat in Spiti, ebenso wie in den Ööstlicheren Teilen des Zentral- himalaya, eine Mächtigkeit von 100 engl. Fuß. Die obersten 30 Fuß enthalten die reiche Cephalopodenfauna, die von mir im 2. Teile des II. Bandes der Himälayan Fossils beschrieben wurde.! Darunter folgt der Horizont der Spiriferina Stracheyi mit einer zweiten Cephalopodenfauna, dann eine ungefähr 60 Fuß mächtige Masse eines fast fossilleeren Knollenkalkes, an dessen Basis der Brachiopodenhorizont der Rhynchonella Griesbachi liegt. | Als Ausgangspunkt für eine Parallelisierung mit außer- indischen Triasbildungen eignet sich nur der Horizont des oberen Muschelkalkes mit seiner reichen Cephalopodenfauna, die ich bereits im Jahre 1895 als ein homotaxes Äquivalent der Zone des Ceratites trinodosus Mojs. angesprochen habe. Durch die Neuaufsammlungen Hayden’s und A. v. Krafft’s hat sich die Zahl der Arten dieses Niveaus auf 126 erhöht, von denen mehr als neun Zehntel auf die Klasse der Cephalopoden entfallen. Numerisch spielt unter den Ammoniten Ceratites die bedeutendste Rolle. Diese Gattung ist durch 10 Subgenera mit 4] Arten vertreten. Auch Piychites, Gymnites und Beyrichites zeichnensich durch einen bemerkenswerten Formenreichtum aus. 1 Nachträge in Vol. V, Pt. 2 der »Himälayan Fossils« (Palaeontologia Indica, ser. XV). ai Zu de Triadische Faunen von Spiti. 17599 Im Jahre 1895 waren mir neben einer größeren Anzahl nahe verwandter nur drei mit alpinen Formen identische Spezies aus dem oberen Muschelkalk des Himalaya bekannt, nämlich: Orthoceras campanile Mojs., Sturia Sansovinii Mojs., Proarcestes Balfouri Opp. (= P. Escheri Mojs.). Diesen sind als bestimmt oder wahrscheinlich identisch nunmehr hinzuzufügen: Ceratites trinodosus Mojs., der mit C. Thuilleri Opp. durch Übergangsformen verknüpft ist, Japonites cf. Dieneri Martelli, Joannites cf. proavus Dien., Acrochordiceras cf. Carolinae Mojs., Monophyllites sphaerophylius v. Hauer, Gymnites incultus Beyr., >» cf. Humboldti Mojs., Anagymnites cf. acutus v. Hauer, Germanonantilus cf. salinarius Mojs., ferner die nachstehenden Brachiopodenarten, die zu den häufig- sten und verbreitetsten des alpinen Muschelkalkes gehören: Coenothyris vulgaris Schloth,, Mentzelia Mentzelii Dunk,., Spiriferina Koeveskalliensis Suess. Die nahen Beziehungen dieses indischen Cephalopoden- niveaus zu der Zone des Ceratites trinodosus in der alpinen Trias erscheinen durch diese Tatsachen außer Zweifel gestellt.! Dagegen erscheinen die Beziehungen der Trinodosus- fauna des Himalaya zu den Faunen der arktisch-pazifischen Triasregion weniger enge, als ich im Jahre 1895 voraussetzen zu dürfen glaubte. Allerdings bleibt noch immer eine charak- teristische Art, Beyrichites affinis Mojs., beiden Regionen ge- 1 Es dürfte sonach die Annahme einer Verbindung der indischen und mediterranen Triasprovinz, die während der skythischen Epoche unterbrochen war, zur Zeit des oberen Muschelkalkes kaum zu umgehen sein. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 83 60 ErDiener! meinsam und zeigt die Gruppe der indischen Piychites rugiferi zu ihren Vertretern im Muschelkalk von Spitzbergen die nächste Verwandtschaft. Dagegen ist der phylogenetische Zu- sammenhang der Untergattung Hollandites, welcher die Mehr- zahl der eigentlichen Leitformen des indischen Muschelkalkes angehört, mit der arktischen Gruppe des Ceratites polaris sehr zweifelhaft geworden. Auch die indischen Vertreter der Gattung Japonites stehen dem japanischen J. planilateratus weniger nahe als den in den letzten Jahren in den europäischen Trias- bildungen entdeckten Repräsentanten jenes Genus. Die Zahl der der indischen Triasprovinz zur Zeit der anisischen Stufe eigentümlichen Faunenelemente hat durch die Untersuchung des neuen Materials keine wesentliche Ver- änderung erfahren. Zu diesen Elementen gehören die Gruppen des Ptychites Gerardi Blanf. und Pf. Malletianus Stol., die Gattung Duddhaites Dien., unter den Ceratiten die Subgenera Pseudodanubites Hyatt, Haydenites Dien., Salterites Dien. und die Mehrzahl der Ceratites circumplicati, insbesondere die Untergattung Hollandites. | Unter der die Trinodosuszone repräsentierenden Cephalo- podenfauna liegt in Spiti die Fauna des Horizonts der Spiri- ferina Stracheyi Stol. Dieser Horizont ist von verhältnismäßig geringer Mächtigkeit. An der Basis überwiegen Cephalopoden, in den höheren Lagen Brachiopoden, doch mischen sich beide Faunengruppen und können nicht als selbständige Horizonte abgetrennt werden. Das nachstehende Profil, das A. v. Krafft in der Nähe von Lilang aufgenommen hat, läßt diese Verhält- nisse deutlich erkennen: 4. Oberer Muschelkalk mit der Cephalopodenfauna der Tri- HOdOSUSZONERSI HN EIER N HS SD Z2AUD 5) Graue Kalke'mit Zollandites Ravana27 22 7% 16 Zoll e) Grauer Knollenkalk PH 8, Br 6 Zoll d) Kalk'mit'SpiriferimaStracheyi 222. Aue Be 4 Zoll 3. 1 c):Grauer Kalk „LH RE Re 3 Zoll b) Grauer Kalk mit der Cephalopodenfauna des Keyserlingites.Dienennee sun. a 4 Zoll ka) Dünne Lage von grauem Kalk und Schiefer... 3 Fuß Triadische Faunen von Spiti. (61 9 Obenenäbteilinem samen. 30 Fuß Knollenkalk (Nitikalk Umrere Noetling) | Abteilung nei niet in solar ai ai, karte tan ra a ideen hate em Erin etafie b) Lager der Ceratites sp.ind. a) Lager des Tirolites cf. in- \ 30 Fuß ncundus Kratlt....... BaRelke mit Rıynchonella Griesbachi. .:... a. ..... Sn lu. Die Brachiopodenfauna des Horizonts der Spiriferina Stracheyi ist von Bittner (Himälayan Fossils, Vol. III, Pt. 2) beschrieben worden. Das charakteristischeste Element in der Cephalopodenfauna ist die eine Reihe von Parallelformen zu der Gruppe der Ceratites subrobusti enthaltende Ceratiten- gruppe des Keyserlingites (Durgaites) Dieneri Mojs. Keine dieser Formen des Himalaya kann, wie ich an anderer Stelle ! näher ausgeführt habe, mit einem der sibirischen Keyserlingiten identifiziert werden, obwohl in der Gestalt und Skulptur der Schlußwindungen vollständige Übereinstimmung besteht. Auf das Alter der Triasschichten Nordsibiriens mit Ceratites (Keyser- lingites) subrobustus sind daher Schlußfolgerungen aus dem Altersverhältnis der indischen Ablagerungen mit Keyserlingites Dieneri nicht zulässig. | Das interessanteste Element der Fauna mit Keyserlingites Dieneri sind, wie schon A. v. Krafft betont hat, sechs Ammo- nitenspezies, die mit solchen aus dem roten Klippenkalk des Middlemiss Crag am Chitichun Nr. 1 in Tibet übereinstimmen. Es sind dies die folgenden: Florianites Kansa Dien,, Japonites Ugra Dien., Monophyllites Kingi Dien,, > Confucii Dien., >» Hava Dien, » Pradyumna Dien. Die Zuweisung der Fauna des Middlemiss Crag zum unteren Muschelkalk, die seinerzeit lediglich auf Grund der 1 Diener, Über einige Konvergenzerscheinungen bei triadischen Ammo- neen. Diese Sitzber. Bd. CXIV, 1905, p. 681ft. 53% a ep) DD ErDitenet, Prüfung des Gesamtcharakters jener Fauna vorgenommen werden konnte, erscheint somit durchaus begründet. Eine Ammonitenart, Sibirites Prahlada Dien., ist diesem Horizont und den Schichten mit Rhynchonella Griesbachi ge- meinsam. Endlich haben sich in der Fauna des Keyserlingites Dieneri auch Vertreter von zwei Ammonitengattungen, SZacheites Kittl und Dalmatites Kittl gefunden, die bisher nur aus der unteren Trias der Ostalpen bekannt waren. Die Zahl der mit dem oberen Muschelkalk des Himalaya gemeinsamen Cephalopodenarten ist gering. Jedenfalls ist an der stratigraphischen Selbständigkeit des Horizonts der Spiri- ferina Stracheyi kein Zweifel möglich. Eine Parallelisierung desselben mit der Zone des Ceratites binodosus im alpinen Muschelkalke dürfte gerechtfertigt sein, obgleich Beziehungen zwischen den Faunen der Zone des Kevyserlingites Dieneri und dem alpinen Dinodosus-Niveau kaum angedeutet erscheinen. Da die Zone des Ceratites binodosus im alpinen Muschel- kalk bereits eine verhältnismäßig hohe Lage einnimmt, so liegt es nahe, eine Vertretung für die fossilarme Hauptmasse des unteren alpinen Muschelkalkes (Horizont des Dadocrinus gracilis) in der großen Masse des Knollenkalkes zwischen den beiden Niveaus der Spiriferina Stracheyi und Rhynchonella Griesbachi zu suchen.! Es ist jedoch zu bemerken, daß von Hayden und A. v. Krafft gegen das’ anisische” Ahterzder ganzen Masse des Knollenkalkes (Etage 2 in dem oben er- wähnten Profil von Lilang) Zweifel geltend gemacht worden sind. Diese Zweifel stützen sich auf die Funde von einigen Ammonitenfragmenten durch Hayden im Jahre 1901. Diese Fragmente stammen aus zwei Bänken des Knollenkalkes, von denen die eine knapp über den Schichten mit Rhynchonella Griesbachi, die andere 30 Fuß höher, fast in der Mitte der Knollenkalkmasse liegt. Eines der Bruchstücke wurde von A. v. Krafft mit einer Ceratitenspezies aus den untertriadischen Hedenstroemia beds 1 Für diesen Knollenkalk hat Noetling (»Die asiatische Trias«, Lethaea geognostica, Bd. II, 1. Teil, 2. Lfg., p. 139) den Namen »Nitikalk<« vor- geschlagen. a u Triadische Faunen von Spiti. 763 (skythische Stufe) von Muth, ein anderes mit Tirolites in- jucundus (Manuskript) aus derselben Schichtgruppe iden- tifiziert. Auf Grund dieser Funde ist A. v. Krafft geneigt, die Schichten mit Rhynchonella Griesbachi noch der skythischen Stufe zuzuweisen und die Grenze zwischen Muschelkalk und unterer Trias mitten durch die Masse der Knollenkalke zu ziehen, wie ich dies in dem Profil von Lilang angedeutet habe. Die erwähnten Fossilien sind mir bisher ebensowenig als das übrige aus der skythischen Stufe von Spiti neu auf- gesammelte Material vorgelegen. Ich muß daher eine Ent- scheidung dieser Frage vorläufig zurückhalten. Gegen die Trennung der Schichten mit Rhynchonella Griesbachi und der Knollenkalke von der anisischen Stufe würde das Vorkommen von Sibirites Prahlada in den Horizonten der Rhynchonella Griesbachi und Spiriferina Stracheyi sprechen. Ein sicher be- gründetes Urteil über die Altersstellung der einigermaßen zweifelhaften basalen Glieder des indischen Muschelkalkes wird wohl erst auf Grund der Funde besser erhaltener und zahlreicherer Fossilreste abgegeben werden können. 2. Ladinische Stufe. Die Vertretung ladinischer Bildungen in Spiti ıst durch Besıden und A, v. Krafft. mit voller Sicherheit festgestellt worden. | Bisereichste ladinische Kauna liest in den Daonela Shales, einem 160 Fuß mächtigen Komplex dünn geschichteter, dunkler Kalkschiefer, die allmählich in die obersten Lagen des Muschelkalkes übergehen. In dem ganzen Komplex sind Daonella Lommeli Wissm. und Daonella indica Bittn. häufig und weit verbreitet. In den tieferen Lagen sind auch Cephalo- poden häufig. Unter den 25 Cephalopodenarten dieses Horizonts sind 4 neu. Eine derselben gehört einem neuen Genus, Thanamıtes, an, das mit der äußeren Form eines Arcestes oder Didymites eine sehr einfache Suturlinie — besonders auffallend durch den engen, zweispitzigen Laterallobus — verbindet. Sieben Arten sind bereits aus den Triasablagerungen des Himalaya bekannt. Zwei derselben sind Nachzügler aus dem Muschel- 764 C. Diener, kalk (Piychites Gerardi Blid., Proarcestes Balfouri Opp.), vier sind von E. v. Mojsisovics teils aus dem Traumatocrinuskalk des Shalshal Cliff, teils aus dem Kalkstein am Ralphugletscher (Lissartal) beschrieben worden, nämlich: Arpadites Rimkinensis Mojs., Rimkinites Nitiensis Mojs., > Edmondii Dien. (die beknotete Form des R. Ni- tiensis — Ammonites floridus jwv. Salter), Joannites Kossmati Dien. (= J. cf. cymbiformis v. Mojs. aus dem Traumatocrinuskalk). Dazu kommen noch zwei von Bittner beschriebene Arten dieser von E. v. Mojsisovics der karnischen Stufe zugeteilten Bildungen: Daonella indica Bittn., Spirifera hunica Bittn. Diesen Formen mit karnischen Anklängen stehen nicht weniger als acht gegenüber, die mit solchen der Wengener Schichten in den Ostalpen direkt oder wenigstens mit großer Wahrscheinlichkeit identifiziert werden können, nämlich: Daonella Lommeli W issm.,, Fungarites Pradoi Mojs., Protrachyceras Archelaus Lbe., >» ladinum Mojs., » cf. longobardicum Mojs., >» cf. regoledanum Mojs., Anolecites cf. Lazköi Dien., Joannites cf. tridentinus Mojs. Einige der hier aufgezählten Arten gehören zu den charakteristischesten Leitfossilien der Wengener Schichten. Dagegen sind Beziehungen zu der Fauna der Schichten von St. Cassian und Raibl nur spärlich angedeutet. So steht Joannites Kossmati dem J. Joannis Austriae Klipst., Gymnites calosoma Dien. dem G. Breunneri nahe. Im ganzen aber über- wiegen die Beziehungen der Fauna der Daonella shales zu jener der Wengener Schichten so außerordentlich, daß sie in N op) ON Triadische Faunen von Spiti. einer Parallelisierung mit der longobardischen, nicht mit der cordevolischen Unterstufe ihren naturgemäßen Ausdruck finden müssen. Wie Hayden gezeigt hat, ist der stratigraphische Zu- sammenhang der ladinischen Stufe in Spiti mit der Muschel- kalkgruppe ein sehr inniger. Die obersten Bänke der letzteren enthalten bereits eine Fauna von ladinischem Gepräge. Der longobardische Charakter ist in dieser Fauna aus den obersten Bänken des lithologisch noch der Muschelkalkgruppe zu- gehörigen Kalkkomplexes nicht weniger deutlich aus- gesprochen als in jener der Daonella shales. Allerdings fehlen einige wichtige Leitfossilien der Daonella shales, wie Daonella Lommeli und Protrachyceras Archelaus. Eine Vertretung der Fauna der Buchensteiner Schichten, beziehungsweise der fassa- nischen Unterstufe, ist mir bisher nicht bekannt geworden. Nur zwei ladinische Arten: Protrachyceras Cantleyi Dien., Hungarites sp. ind. aff. Mojsisovicsi Boeckh. zrsce eniiernte Beziehungen zu solchen‘ der Buchensteiner Schichten, die erstere Spezies zu der Gruppe des P. recnbariense Mojs. Da die Annahme einer stratigraphischen Lücke zwischen der anisischen und ladinischen Stufe in Spiti ausgeschlossen erscheint, so müssen Äquivalente der fassanischen Unterstufe in der Muschelkalkgruppe gesucht werden. Wahrscheinlich hat zur fassanischen Zeit keine selbständige, von der anisischen wesentlich abweichende Cephalopodenfauna das Meer der indischen Triasprovinz bevölkert. Über den Daonella shales folgt in Spiti eine isopische Masse dunkler Kalksteine, deren untere und obere Abteilung — Daonella limestone und Halobia limestone — verschiedene Faunen führen. Aus dem Daonellenkalk sind folgende Formen bekannt geworden: Tranumatocrinus sp. ind., Daonella Lommeli Wissm., » indica Bittn,, 766 C. Diener, Daonella sp. ind. aff. Cassianae Mojs., Rhynchonella cf. Rimkinensis Bittn,, Phloioceras deliciosum Dien., Styrites lilangensis Dien., Celtites trigonalis Dien., » perauritus Dien,, Rimkinites Nitiensis Mojs., Monophyllites cf. Wengensis Klipst., Joannites Kossmati Dien., » cf. Klipsteini Mojs. In dieser Fauna weist vor allem Daonella Lommeli sehr bestimmt auf die ladinische Stufe hin, da sie als ein Haupt- leitfossil der Wengener Schichten und des Marmolatakalkes in den Ostalpen ausschließlich auf diese Stufe beschränkt ist. Drei Arten (Rimkinites Nitiensis, Joannites Kossmati und Daonella indica) hat der Daonellenkalk mit den unterlagernden Schiefern, aber auch mit den karnischen Traumatocrinuskalken des Shal- shal Cliff gemeinsam. Auf karnisches Alter weist die über- wiegende Mehrzahl der übrigen Formen — abgesehen von Monophyllites Wengensis — hin. Insbesondere sind die drei Gattungen Traumatocrinus, Phloioceras und Styrites in der alpinen Trias nur aus karnischen Schichten bekannt. Ich halte es für wahrscheinlich, daß in dem Daonellenkalk die longobardische und die cordevolische Unterstufe vertreten sind. Da die relativ nicht zahlreichen Fossilien in dem mir vor- liegenden Material von verschiedenen Fundorten stammen, so liegt vorläufig noch durchaus kein Beweis für die Einheitlich- keit der hier besprochenen Fauna vor. | III. Karnische Stufe. Die obere Abteilung der großen, die Daonella shales über- lagernden Masse dunkler Kalke (Halobia limestone) gehört unzweifelhaft der karnischen Stufe an. Wahrscheinlich findet innerhalb dieser Masse ein durchaus allmählicher Über- gang longobardischer, cordevolischer und julischer Triasbildun- gen statt. Das wichtigste Fossil des Halobienkalkes ist Halobia comata Bittn., die Hauptleitform der von Griesbach als Triadische Faunen von Spiti. 167 »Daonella beds« bezeichneten Schichtgruppe im Bambanag und Shalshal Cliff, deren julisches Alter E. v. Mojsisovics sicher- gestellt hat. Zusammen mit dieser Bivalvenart fand sich ein riesiges Exemplar eines Joannites mit sehr komplizierter Sutur- linie, dessen Verwandtschaft ebenfalls auf karnische Typen hinweist. Die julische Unterstufe ist in Spiti von sehr bedeutender Mächtigkeit. Auch die 500 Fuß mächtige, über dem Halobien- kalk folgende Gruppe grauer Schiefer und dünn geschichteter Kalke, die A.v. Krafft und Hayden unter dem Namen der »Grey beds« zusammengefaßt haben, enthält Faunen juli- schen Alters. In den Grey beds sind zwei fossilführende Horizonte bekannt. Der tiefere liegt nahe der Basis und hat folgende Cephalopodenfauna geliefert: Trachyceras sp. ind. (aus der Gruppe der 77. acanthica), Trachyceras sp. aff. Ariae Mojs., Carnites floridus Wulf., » nodifer Dien. (die beknotete Varietät des C. floridus mit breiter Externseite) Monophyllites sp. aff. Simonyi v. Hauer, Joannites cymbiformis Wulf. An dieser kleinen Fauna fallen die nahen Beziehungen zu der alpinen Fauna der Aonoideszone zunächst auf. Joannites cymbiformis, der häufigste Ammonit dieses Cephalopoden- lagers, Carnites floridus und C. nodıfer sind wohlbekannte Leitfossilien jener Zone. Auch die leider nur in Bruchstücken erhaltenen, aber häufigen Trachyceraten stehen julischen Arten nahe. Über die Homotaxie des basalen Ammonitenhorizonts der Grey beds mit der julischen Zone des Trachyceras Aonoides kann demnach kein Zweifel bestehen. Der zweite fossilführende Horizont in den Grey beds liegt zirka 300 Fuß über dem vorigen. Er enthält zahlreiche Reste von Bivalven und Brachiopoden. Das einzige aus demselben bekannt gewordene Ammonitenfragment ist von A. v. Krafft auf die juvavische Gattung Distichites bezogen worden, gehört 768 C. Diener, jedoch sicher einem anderen Genus, wahrscheinlich Para- tropites an. Die Lamellibranchiaten bestehen, von einigen spezifisch unbestimmbaren Schalen von Gonodon und Lima abgesehen, ausschließlich aus Vertretern von zwei neuen, in mehrfacher Hinsicht eigenartigen Gattungen. Die eine derselben, Lilangina, erreicht bedeutende Dimensionen und erinnert einigermaßen an Cassianella, von der sie jedoch durch den glatt abgestutzten Vorderrand und den vollständigen Mangel eines vorderen Ohres unterschieden ist. Die andere, Pomarangina, gleicht einer ungleichklappigen Pachycardia ohne Diagonalkiel, deren Schloßzähne verkümmert sind. Anhaltspunkte für eine Altersbestimmung liefern den die Brachiopoden, unter denen eine erhebliche Zahl mit alpinen Formen identisch oder sehr nahe verwandt sind. Die meisten derselben weisen auf die cordevolische oder julische Unterstufe hin, so insbesondere: Austriella sp. aff. nux Suess, Rhynchonella cf. semiplecta Muenst., > cf. bajuvarica Bittn., > himaica Dien. (der Rh. subacuta Muenst. sehr nahestehend), Spiriferina gregaria Suess, Dielasma julicum Bittn. Bemerkenswert ist das Zusammenvorkommen dieser Formen mit Typen, die man eher im Muschelkalk als in ober- triadischen Bildungen erwarten würde. Zu solchen gehören Rhynchonella Freshfieldi Dien. aus der Gruppe der anisischen Rh. trinodosi Bittn., Spiriferina orophila Dien. aus der Ver- wandtschaft der Sp. avarica Bittn. aus dem Muschelkalk des Bakony, endlich die echte Mentzelia Mentzelii Dunk., die auch Bittner bis in die Veszpremer Mergel des Bakony als seltenen Nachzügler verfolgt hat. Keinesfalls bietet diese Brachiopodenfauna Anlaß zu einer Parallelisierung mit Bildungen der tuvalischen Unterstufe. Wir sind vielmehr berechtigt, die Grey beds in ihrer Gesamtheit als Triadische Faunen von Spiti. 769 ein Äquivalent der Aonoideszone, beziehungsweise der juli- schen Unterstufe anzusprechen. Der nächste fossilführende Horizont über den Grey beds sind die Tropites shales. Sie bilden eine 600 Fuß mächtige Schichtfolge von grauen Schiefern und splittrigen dunklen Kalken. Das Fossillager der Tropites shales befindet sich 900 Fuß über dem basalen Cephalopodenlager der Grey beds in einer 15 Fuß mächtigen Bank von Knollenkalk, Die Fauna setzt sich aus folgenden Arten zusammen: Clydonantilus acutilobatus Dien., Germanonanutilus cf. Breunneri v. Hauer, Styrionautilus cf. Sauperi v. Hauer, Pleuronautilus sp. ind. aff. Wulfeni Mojs., Tropites cf. subbunllatus v. Hauer, >» discobullatus Mojs., >» cf. torguillus Mojs., > sp. aff. Paracelsi Mojs., Paratropites tikhensis Dien., Trachysagenites cf. Herbichi Mojs., » galeatus Dien,, Eutomoceras sp. aff. Plinii Mojs., Anatomites cf. Bacchus Mojs., Jovites spectabilis Dien., » cf. sicnulus Gemm., Sandlingites nov. sp. aff. Reyeri Mojs., > > 2». Castell No|s, Chionites herachtiformis Dien., Proarcestes cf. Gaytani Klipst. Das tuvalische Gepräge dieser Fauna ist unverkennbar. Mehr als die Hälfte aller von Hayden und A. v.Krafft in diesem Niveau gesammelten Ammoniten, die allerdings leider nur selten eine sichere spezifische Bestimmung zulassen, ge- hört der Gattung Tropites an. Auch die übrigen Gattungen der Gruppe sind für ein oberkarnisches Niveau bezeichnend. Eine Beimischung jüngerer Typen fehlt durchaus. Die diesbezüglichen Angaben A. v. Krafft’s haben sich nicht bestätigt. Die Exem- plare von Clydonautilus aus den Tropites shales sind von 1770 Er Diener Proclydonautilus Griesbacht Mojs. aus der tiefsten juvavischen (norischen) Schichtgruppe des Bambanag Profils (Hauerites beds antea) durchaus verschieden. Die von A. v. Krafft zu Parajuvavites gestellten Ammoniten gehören ausnahmslos der karnischen Gattung Jovites an. Gerade die durch ihre Häufigkeit bezeichnendsten Faunenelemente der Tropites shales sind für die Zone des Tropites subbullatus in den Hallstätter Kalken charakteristisch, so die in dem obigen Verzeichnis angeführten Vertreter der Gattungen Tropites, Jovites, Trachysagenites, Clionites und Amatomites. Die Tropites shales repräsentieren daher ohne Zweifel in der Trias von Spiti die tuvalische Unter- stufe. Die vollständige Abwesenheit einer Beimischung juvavi- scher Faunenelemente in den Tropites shales von Spiti ist für eine richtige Auffassung der bathrologischen Stellung des Tropitenkalkes von Byans von großer Bedeutung. Sie zeigt deutlich, daß die überraschende Assoziation karnischer und juvavischer Typen in der Fauna des Tropitenkalkes von Byans auch in der Himalaya-Trias einen Ausnahmefall darstellt und daß der letztere daher keineswegs nur mit der tuvalischen Zone des Tropites subbulatus parallelisiert werden darf. Er ist vielmehr trotz seiner geringen Mächtigkeit als ein homotaxes Äquivalent tuvalischer und lacischer Bildungen zu betrachten. In die tuvalische Unterstufe muß auch ein über den Tropites shales folgender, 300 Fuß mächtiger Komplex dolomitischer Kalksteine verwiesen werden. Die spärlichen Fossilreste um- fassen Brachiopoden und Bivalven von mittel-, beziehungs- weise oberkarnischem Habitus, darunter: Dielasma jnlicum Bittn., Terebratula sp. ind. aff. piriformis Suess, Lima cf. austriaca Bittn,, Daonella aff. styriaca Mojs,., Halobia aff. superba Mojs. Die Gesamtmächtigkeit der tuvalischen Bildungen in Spiti ist demnach auf wahrscheinlich 900 Fuß, jene der karnischen Bildungen überhaupt auf mindestens 1600 Fuß zu ver- anschlagen. Triadische Faunen von Spiti. De! IV. Juvavische (norische) Stufe. Die juvavische Stufe zerfällt in Spiti in vier stratigraphisch deutlich geschiedene Abteilungen, von denen aber nur die tiefste eine Cephalopodenfauna enthält. Die Cephalopoden führenden Schichten sind braune Kalke mit zwischengelagerten Sandsteinen und Schiefern. In ihren tieferen Lagen enthalten sie Reste von Bivalven und Brachiopoden, auch vereinzelte Ammonitenfragmente, in den oberen Lagen sind sie reich analler- dings meist schlecht erhaltenen Ammoniten. Das Leitfossil ist Juvavites angnlatus Dien., der keinerlei nähere Verwandtschaft mit einer europäischen Art dieser Gattung aufweist. Er gehört zur Gruppe der Juvavites continni, erinnert aber in seiner Externskulptur an Dimorphites, indem die stark vorwärts gebogenen Rippen auf der Externseite in scharfem Winkel zusammenstoßen. Die Cephalopodenfauna der Juvavites shales, die eine Gesamtmächtigkeit von 500 Fuß erreichen, umfaßt folgende Zutenl: Paranantilus arcestiformis Dien., Pleuronautilus sp. aff. Kossmati Dien., » cf. tibeticus Mojs., Indonautilus cf. Kraffti Mojs., Dittmarites lilliformis Dien., » cf. trailliformis Dien., Clionites sp. ind. aff. Hughesii Mojs., Metacarnites Footei Dien., » Hendersoni Dien., Pinacoceras sp. aff. parma Mojs., Tibetites cf. Ryalli Mojs., Anatibetites Kelviniformis Dien., Paratibetites Tornquısti Mojs., >» sp. aff. Wheeleri Dien., Rhacophyllites sp. ind., Juvavites sp. ind. aff. Ehrlichii Hauer, » angnlatus Dien., Anatomites sp. aff. Melchioris Mojs., » nov. sp. (Gruppe der scissi), | za ID G.2Diremei; Anatomites sp. aff. Caroli Mojs., >» sp. aff. Alphonsi Mojs,., Atractites cf. alveolavis Quenst. Trotz der Mangelhaftigkeit des leider meist schlecht erhal- tenen Materials tritt der juvavische Typus der Fauna un- zweifelhaft hervor. Solche juvavische Typen sind die Vertreter der Gattung der Juvavites, unter denen auch eine dem J. Ehrlichii nahestehende Form sich befindet, ein großes Pinacoceras aus der Gruppe des P. parma, eine Dittmarites Lilli Guembel sehr nahestehende Form dieses Subgenus, die Untergattung Metacarnites, die ich für die von E.v.Mojsisovics auf Hauerites bezogenen Ammonitenreste aus der Zone des Proclydonanutilus Griesbachi aufgestellt habe, Atractites_ cf. alveolaris, endlich jene Arten, die mit solchen aus den lacischen Bildungen im Bambanag-Profil identisch oder nahe verwandt sind. Die zwischen den Juvavites shales und dem Hochgebirgs- kalk (Dachsteinkalk) eingeschlossenen obertriadischen Bil- dungen zerfallen in drei natürliche Abteilungen: den Coral limestone, die Monotis beds und die Quartzite series. Sie sind arm an Fossilien und enthalten keine Cephalopodenfaunen. Der Coral limestone, ein 100 Fuß mächtiger, grauer Korallenkalk, hat nur zwei Brachiopodenarten geliefert, nämlich: Spiriferina Griesbachi Bittn., Rhynchonella bambanagensis Bittn. Er wird überlagert von einer 300 Fuß mächtigen Gruppe von Schiefern und Kalksandsteinen, die den Juvavites shales lithologisch sehr ähnlich sind. Nach dem Hauptleitfossil, Monotis salinaria Schloth., werden diese Schichten von A.v. Krafft und Hayden als Monotis beds bezeichnet. Die Untersuchung des reichen, fast in allen Profilen gesammelten Materials an Momotis-Schalen hat ergeben, daß wirklich die echte Monotis salinaria vorliegt, die bis dahin wohl aus dem Pamir und aus Baluchistan, aber noch nicht aus dem Himalaya bekannt war. So interessant dieser Fund ist, so darf man doch seine Bedeutung für die Frage der Altersstellung der Monotis ee ne Triadische Faunen von Spiti. 773 beds nicht überschätzen. In den Hallstätter Kalken der Nord- alpen scheint das massenhafte Auftreten von Monotis salinaria allerdings für die sevatische Unterstufe bezeichnend zu sein, aber in den oberkarnischen Hallstätter Kalken Süddalmatiens hat G. v. Bukowski! zahlreiche Stücke einer Monotis ge- sammelt, auf deren Übereinstimmung mit M. salinaria bereits von Bittner hingewiesen wurde und die ich vorläufig auf Grund persönlicher Untersuchung von jener Art zu unter- scheiden außer stande bin. Einige Cephalopodenbruchstücke aus den Monotis beds gehören der von mir aus dem Tropitenkalk von Byans beschriebenen Ammonitengattung Trachypleuraspidites an. Die Monotis beds sind mit der hangenden Quartzite series, einer aus Quarziten mit zwischengelagerten Kalken und Schiefern bestehenden Stufe von 300 Fuß Mächtigkeit, faunistisch enge verbunden. Eine Anzahl von Brachiopoden- und Lamellibranchiaten ist beiden Horizonten gemeinsam. Spiriferina Griesbachi und Rhynchonella bambanagensis gehen aus dem Korallenkalk bis in die Quarzitstufe hinauf. Von wirklich bezeichnenden Leitfossilien sind nur Monotis salinaria auf die Monotis beds, Spirigera (?) Maniensis Krafft auf die Quarzitstufe beschränkt. Den Abschluß der Obertrias bildet in Spiti wie im ganzen Himalaya eine gewaitige Masse wohl gebankter dolomitischer Kalke vom Habitus der ostalpinen Dachsteinkalke, die aber in Spiti, wie A. v. Krafft gezeigt hat, auch noch liasische (Spiriferina obtusa Oppel) und mitteljurassische Bildungen Stephanoceras cf. coronatum Brug.) einschließen. Die untere Abteilung dieser Kalkmasse (Para limestone Stoliczka’s) ist reich an Megalodon und Dicerocardium, aber eine typische ‘Fauna der rhaetischen Stufe ist bisher aus dem Himalaya nicht bekannt geworden. Die Entwicklung mächtiger isopischer Massen von ge- schichteten Kalken, die aus der oberen Trias ohne wesentliche Änderung in den Lias hinaufreichen, erinnert an die strati- graphische Entwicklung in einzelnen Teilen der Kalkzone 1 G.v. Bukowski, Verhandl.d. k.k. Geol. Reichsanst. 1396, p. 105. 174 C. Diener, Südtirols, wo ebenfalls die triadischen von den liasischen An- teilen des Dachsteinkalkes nur sehr unsicher getrennt werden können. Ein Vergleich der mittel- und obertriadischen Faunen von Spiti mit jenen der Profile des Shalshal und Bambanag Cliff in Painkhanda und Johar führt zu folgenden Ergebnissen. Die anisische Stufe zeigt eine durchaus gleichartige Aus- bildung und Faunenfolge. Auch im Bambanag- und Shalshal- Profil liegen, wie A.v.Krafft gezeigt hat, unmittelbar über den skythischen Hedenstroemia beds die Schichten mit Rhyn- chonella Griesbachi. Dann folgt eine gewaltige Masse fossilleeren Knollenkalkes und in ihrem Hangenden der Horizont der Spiriferina Stracheyi mit Keyserlingites. Erst der obere Muschel- kalk enthält auch hier die Fauna der Trinodosuszone. Der Traumatocrinuskalk ist wohl faunistisch, nicht aber lithologisch von der Muschelkalkgruppe zu trennen. E. v. Mojsisovics hat gezeigt, daß seine Fauna karnisches Alter besitzt und hat sie mit jener der Aonoideszone verglichen. A. v. Krafft hat die Identifizierung einiger Ammoniten des Traumatocrinuskalkes mit europäischen Formen (Joannites cf. cymbiformis, Trachyceras austriacum var. tibetica) beanständet, aber die Beweise für ein karnisches Alter nicht zu erschüttern vermocht. Wenn ich geneigt bin, dem Traumatocrinuskalk eher ein unterkarnisches (cordevolisches) als ein mittelkarnisches (julisches) Alter zuzuschreiben, so geschieht es hauptsächlich mit Rücksicht auf eine nicht ganz unerhebliche Zahl von Arten, die dem Traumatocrinuskalk und dem Daonellenkalk von Spiti gemeinsam sind. Drei Ammonitenformen und Daonella indica gehen in Spiti sogar bis in die unzweifelhaft ladinischen Daonella shales hinab. Diese auffallende Beimischung älterer Typen zu den karnischen Elementen der Fauna des Traumato- crinuskalkes spricht eher für ein cordevolisches als für ein julisches Alter des Traumatocrinuskalkes. Die Gattung Zrau- matocrinus selbst ist sowohl in dem letzteren als in dem Daonellenkalk von Spiti häufig. Äquivalente der ladinischen Stufe habe ich in den von mir 1892 untersuchten Profilen des Himalaya nicht auffinden A ON ou Triadische Faunen von Spiti. können. Ich habe jedoch nicht unterlassen, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß hier wohl eine faunistische Lücke, keines- wegs aber eine solche in der Schichtfolge vorliegen dürfte. A. v. Krafft ist es gelungen, in den obersten Bänken der Muschelkalkgruppe, im Liegenden des Traumatocrinuskalkes eine ärmliche Fauna von ladinischem Gepräge zu entdecken. Die Faunula besteht aus folgenden Arten: Daonella indica Bittn., » cf. obligna Mojs., Spirigera hunica Bittn., Protrachyceras sp. ind., Celtites cf. trigonalis Dien., » » peranritus Dien,, Joannites ci. proavus Dien. Es scheint also auch im Shalshalprofil die ladinische Stufe nicht vollständig verkümmert, sondern durch fossilarme Ablagerungen von sehr geringer Mächtigkeit vertreten zu sein. Auch die Fauna der dunklen Kalke am Ralphugletscher (Lissartal), die E. v. Mojsisovics mit jener des Traumato- crinuskalkes vereinigt, dürfte vielleicht noch in die ladinische Stufe zu stellen sein. Diese Fauna enthält die nachstehenden Arten: Daonella indica Bittn,, Arpadites lissarensis Mojs., Protrachyceras ralphnanum Mojs., Joannites sp. ind., Ptychites Gerardi BIf. (teste Krafft), > posthumus Mojs. Die beiden Arten von Pfychites geben dieser Fauna einen entschieden älteren Anstrich. Protrachyceras ralphnanum steht dem karnischen P. Aeoli ebenso nahe als dem ladinischen P. longobardicum aus den Wengener Schichten. Arpadites lissarensis fehlt dem Traumatocrinuskalk, hat sich aber in den Daonella shales von Spiti wiedergefunden. Die Beziehungen zur ladinischen scheinen daher jene zur karnischen Stufe in dieser Fauna erheblich zu überwiegen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 54 —| =] ©) CaDiener; Einen »Horizont der Daonella indica« als ein bestimmtes stratigraphisches Niveau im Sinne von Bittner gibt es im Himalaya nicht. Im Shalshalprofil findet sich Daonella indica unmittelbar über und unter dem eigentlichen Traumatocrinus- kalk, in Spiti geht sie durch die ganzen Daonella shales und den Daonellenkalk hindurch. Sicheren Boden für eine Parallelisierung gewinnen wir wieder, sobald wir uns den karnischen Bildungen in Spiti zuwenden. Der Halobia limestone enthält in Aalobia comata Bittn. einen Vertreter der rugosa-Gruppe, der das Hauptleitfossil des mächtigen von Griesbach als Doanella beds zusammen- gefaßten Komplexes karnischer Schiefer und Kalke im Shalshal- und Bambanagprofil darstellt. Die Cephalopodenfauna des letzteren Niveaus zeigt nach den Untersuchungen von E. v. Mojsisovics bedeutende Anklänge an die julische Fauna der Ellipticus Schichten des Röthelstein bei Aussee. Die höheren Bänke dieser 600 bis 750 Fuß mächtigen Schichtgruppe sind allerdings nahezu fossilleer. In ihnen hat man vermutlich ein Äquivalent der tuvalischen Tropites shales von Spiti zu suchen. Die tuvalische Fauna des Tropites subbullatus ist bisher in Johar und Painkhanda noch nicht gefunden worden.! Die juvavische (norische) Stufe beginnt sowohl in Spiti als in Painkhanda und Johar mit Cephalopoden führenden Schichten. In Spiti sind es die Juvavites shales, in den letzt- genannten Distrikten die fossilarmen Kalke der Zone des Proclydonanutilus Griesbachi (Hauerites beds antea), vor allem aber der darüber lagernde Haloritenkalk, die reiche Cephalo- podenfaunen von lacischem Alter geliefert haben. Nach den Lagerungsverhältnissen müssen wohl die beiden erwähnten Schichtgruppen im Bambanagprofil als Äquivalente der Juva- vites shales angesehen werden. Gleichwohl sind die Bezie- hungen der Faunen viel weniger innige, als man in Anbetracht der geringen Entfernung und mit Rücksicht auf die gleich- 1 In den Profilen der Bambanag und ShalshalCliffs fehlt jede Andeutung einer tuvalischen Dolomitfacies, die den Dolomiten mit Lima cf. austriaca im Profil von Lilang entsprechen würde. Triadische Faunen von Spiti. CK mäßige Ausbildung der Muschelkalkgruppe erwarten sollte. Eine Art, Paratibetites Tornguisti Mojs., ist beiden Ablagerungsgebieten gemeinsam. Dazu kommen als sehr nahestehend: Pleuronanutilus cf. tibeticus Mojs., Indonanutilus cf. Kraffti Mojs,., Tibetites cf. Ryalli Mojs., Clionites sp. aff. Hughesii Mojs. Es sind dies verhältnismäßig seltene Arten, während die Hauptelemente in beiden Faunen verschieden sind. Para- Juvavites und Halorites, die häufigsten und formenreichsten Gattungen im Haloritenkalk des Bambanagprofils, fehlen in den Juvavites shales vollständig. Parajuvavites, das bezeich- nendste unterjuvavische Genus der indischen Triasprovinz im Haloritenkalk, wird in Spiti durch Juvavites ersetzt, der aus dem Haloritenkalk bisher nicht bekannt geworden ist. Die Erklärung dieser auffallenden Lokalunterschiede der im Alter offenbar sehr nahestehenden und auch in geographisch nahegelegenen Gebieten verbreiteten Faunen ist einer der dunkelsten Punkte in unserer Kenntnis der Himalaya-Trias. Die Parallelisierung der über den Juvavites shales in Spiti folgenden Schichtgruppen mit solchen des Bambanagprofils ergibt sich ohne Schwierigkeit, seit durch A. v. Krafft auch im Bambanagprofil eine wohl entwickelte Quarzitstufe zwischen den Sagenites beds und dem Megalodonkalk nachgewiesen worden ist. Auch das Leitfossil der Quartzite series, Spirigera Maniensis, hat sich hier gefunden. Auch gegen die Paralleli- sierung des Coral limestone, dessen Hauptleitfossil Spiriferina Griesbachi ist, mit den »Kalken mit Spiriferina Griesbachi« des Bambanagprofils dürfte sich kaum ein Einwand erheben lassen. Daraus ergibt sich die beiläufige Gleichstellung der Monotis beds mit den Sagenites beds, obschon Monotis sali- naria im Zentralhimalaya nach Osten über Spiti hinaus noch nicht verfolgt worden ist. S4* I | 00 C. Diener, Triadische Faunen von Spiti. Die nachstehende Tabelle zeigt die Korrelation und die relative Mächtigkeit der triadischen Schichtgruppen über der skythischen Stufe in den beiden bestbekannten Profilen des Himalaya, in der Umgebung von Lilang (Spiti) und in den Bambanag Cliffs. Der Muschelkalk ist sehr gleichmäßig entwickelt. Die ladinische Stufe ist in Spiti gut ausgebildet und durch eine reiche Fauna charakterisiert, in Kumaon verkümmert und stellenweise kaum noch angedeutet. Auch die karnische Stufe zeigt sich in Spiti unvergleichlich mächtiger und reicher ge- gliedert. Die nahen Beziehungen der julischen und tuvalischen Faunen zu solchen der alpinen Triasregion sind bemerkenswert. Eine tuvalische Fauna kennt man im Bambanagprofil noch nicht. In der Mächtigkeit und Ausbildung der juvavischen (norischen) Stufe besteht wieder eine größere Ähnlichkeit zwischen beiden Profilen, immerhin ist die Verschiedenheit der unterjuvavischen Faunen auffallend genug. Es scheint somit in Spiti die vollständigste und am besten aufgeschlossene Schichtreihe aller Triasetagen im Himalaya vorzuliegen, wenngleich keine Fauna eines einzelnen ober- triadischen Horizonts an Formenreichtum dem Haloritenkalk des Bambanagprofils gleichkommt. Noetling! hat die Meinung ausgesprochen, daß nur die allgemeinsten Verwandtschaftsverhältnisse, die Assoziation der verschiedenen Genera, Beziehungen zwischen der alpinen und indischen Trias vermitteln. Nachdem nunmehr eine so große Zahl identischer oder sehr nahestehender Arten in beiden Faunengebieten bekannt geworden ist, dürfte sich diese Meinung nicht länger aufrecht erhalten lassen. Auf alle Fälle zeigen die Faunen der mittleren und oberen Trias des Himalaya innigere Beziehungen zur alpinen als zur sibiro-japanischen Trias. 1 F. Noetling, Die asiatische Trias, Leihaea geognostica, II. Teil, Bd. 192. Lig p. 108. 779 Das Miozän der Niederung von Nowy Targ (Neumarkt) in Galizien von Dr. Wilhelm Friedberg. (Mit 2 Textfiguren und 1 Kartenskizze.) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. März 1906.) Während der letzten zwei Jahre war ich mit geologischen Studien im Miozän von Westgalizien beschäftigt; ich habe des- halb auch der Niederung von Nowy Targ einen mehrtägigen Ausflug gewidmet, woselbst nach Raciborski! ein miozäner Tegel vorkommt. Im k. k. Revierbergamt in Krakau habe ich erfahren, daß vor einigen Jahren in dieser Gegend, speziell in den Ortschaften Podcezerwone, Ciche, Mietustwo und Ratulöw Schurfarbeiten auf Braunkohle vorgenommen wurden, von deren Resultaten ich mich überzeugen wollte. Der geologischen Beschreibung möchte ich einen ganz kurzen geographischen Überblick vorausschicken. Die Niederung von Nowy Targ und Arva ist ringsum von Gebirgen umgeben, weshalb man sie auch einen Kessel nennen könnte. Ihre Länge von Nameszto? im Westen bis Maniowy im Osten beträgt 57 km, die größte Breite zwischen Chocholöw und Piekielnik ist zwar 12 km, sie wird aber immer geringer, denn schon bei Nowy Targ mißt sie kaum 5 km. Die beiden Niederungen (von Nowy Targ und von Arva) bilden ein Ganzes, 1 M. Raciborski, Zapiski paleobotaniczne (poln. Paläobotanische Bei- träge). Kosmos, Lemberg 1892, p. 527 und 528. 2 Im Arvaer Teile der Niederungen gebrauche ich diejenigen Ortsnamen, welche die Spezialkarte angibt, obwohl sie mit den vom Volke gebrauchten nicht immer übereinstimmen. 780 W. Friedberg, was Rehman! betont hatte; ich werde beide deshalb zusammen kurz Niederung von Nowy Targ nennen. Eine scharfe Grenze zwischen beiden Teilen läßt sich überhaupt nicht ziehen; wenn man durchaus eine finden wollte, so würde sie die schmale und niedrige Erhöhung sein, welche von Podczerwone nach Piekielnik sich hinzieht, gegen Norden aber niedriger wird und sich schließlich ganz verliert.? Die große europäische Hauptwasserscheide verquert be- kanntlich die Niederung von Nowy Targ, obwohl sie gleich im Norden (Babia Göra) wie auch im Süden (Tatra) hoch hinauf- steigt. Im Bereiche der Niederung kann man sogar an manchem Orte den Verlauf der Wasserscheide kaum verfolgen. Im Torf- moore »Bory«, südlich von Zaluczne und Piekielnik, beginnt der Bach Piekielnik und Kluska, welche in den Czarny Dunajec münden; in einer Entfernung von kaum 100 m» nimmt aber in demselben flachen Torfmoor auch der Bach Zimny seinen Ursprung, welcher in den Arvaer Piekielnik und mit ihm in die Schwarze Arva sich ergießt. Der westliche Teil der Niederung ist durch unbedeutende Geländewellen, welche in der Richtung von Westen nach Osten sich hinziehen, gerunzelt. Bei Bobröw, Nameszto und Szlanica greift die Niederung buchtenförmig zwischen die Beskiden und die Arvaer Magöra. Die Oberfläche der Niederung ist gegen NO geneigt, was man sogar landschaftlich beobachten kann (Fig. 1); man ersieht es auch aus der Karte, wenn man folgende Niveau-Angaben vergleicht: Czarny Dunajec 675 m, Nowy Targ 593 m, Ostrowsko 579 m. Die Ortschaften wurden in der Richtung von Westen nach Osten aufgezählt. In dem erwähnten Werke von Rehman ist die Niederung von Nowy Targ zu weit gegriffen, denn er zählt dazu die Erhöhung der Gubalöwka im Süden, also die Flyschbildungen nördlich von Zakopane. Deshalb gibt auch dieser Forscher die Breite der Niederung mit 26 km an, indem er sie vom Berge Kopieniec am Fuße der Hohen Tatra bis zu den Bergrücken 1 A.Rehman, Geografia ziem polskich (poln. Geographie von Polen), Bd. I, p. 66. 2 Den Verlauf dieser Grenze gibt schon Rehman an (l. c., p. 66). Miozän von Nowy Targ. (S1 über Nowy Targ mißt. Dieser Begriff ist entschieden zu weit, ‚denn zwischen Zakopane und Nowy Targ liegt außer der Niederung noch ein mächtiger Flyschzug und die Klippenzone, es sind hier also, nicht nur orographisch, sondern auch geo- logisch betrachtet, sehr verschiedene Bildungen. Ich möchte meinen, daß man unter Niederung von Nowy Targ nur jenen z Fig. 1. Das Torfmoor von Diugopole (man sieht die Niederung gegen NO einfallen, im Hintergrunde die südliche Randzone, im Torfe sind aufrechtstehende Baumstrünke sichtbar). Photographische Aufnahme des Verfassers. am tiefsten gelegenen Landstrich verstehen sollte, welcher mit den Ablagerungen des Miozäns bedeckt ist, die auf den ge- falteten Klippen und Flyschbildungen diskordant aufruhen. Ich möchte sogar annehmen, daß ich früher gegen Osten eine zu weit gehende Grenze angegeben habe (bis Maniowy), denn das zungenartige Eingreifen der Niederung gegen Osten ist durch Erosion und Denudation des Dunajec und der Bialka zu stande 782 W. Friedberg, gekommen. Auf der Übersichtskarte habe ich deshalb ein weniger ausgedehntes Erstrecken des Miozänmeeres in dieser Richtung eingetragen. Meine Beobachtungen sind im allgemeinen nicht voll- ständig, da ich dem Arvaer Abschnitte zu wenig Zeit geschenkt habe. Ich war überzeugt, daß die ungarischen Geologen diese Gegend schon beschrieben haben, wenigstens in Anbetracht des Braunkohlenbergwerkes in Ljeszek. Nachdem ich aber die diesbezügliche Literatur durchstudiert habe, kam ich zur Über- zeugung, daß außer den Angaben von Foetterle im Jahre 1851,! welche später durch die Arbeiten von Stur? und Paul? nicht viel ergänzt wurden, und außer dem schon genannten Berichte von Raciborski keine diesbezüglichen neuen Arbeiten exi- stieren,* wenigstens konnte ich keine finden. Geologische Beobachtungen. Im galizischen Teile der Niederung habe ich Miozän nur‘ in Szaflary, Podezerwone und Chochoföw beobachtet. Szaflary. Bei der Bahnstation erhebt sich eine weithin sichtbare Klippe. Hier wurde im Steinbruche (am nördlichen Abhange) ein feinkörniger, jurassischer Kalkstein von schöner, hell rötlicher Farbe entblößt. Im vorigen Jahre hat man vom Steinbruche gegen Norden einen 3m tiefen Graben ausgehoben. Hier wurde derselbe Kalkstein, welcher im Steinbruche gewonnen. wird, aufgeschlossen (sein Einfallen ist gegen SSO h. 8) und außerdem gegen Norden ein blauer Gipston angetroffen, 1 Foetterle, Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, 1851, Bd. JH, p. 160 und 161. 2 D. Stur, Bericht über die geologische Übersichtsaufnahme des Wasser- gebietes von Waag und Neutra. Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, 1860, p. 124 bis 125. 3 K. Paul, Die nördliche Arva. Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, 1868, p. 245. * Im Werke von M. Hantken, Die Kohlenflötze und der Kohlenbergbau in den Ländern der ungarischen Krone, Budapest 1878, finden wir nur diesen Satz: »In den Karpathen treten außerdem an mehreren Orten Lignitflötze auf, namentlich im Arvaer Komitate in der Gegend von Ustja, Turdossin u. S. w...., welche indessen wegen Mangels an Absatz oder geringer Mächtigkeit der Flötze nicht betrieben werden.« Miozän von Nowy Targ. 183 welcher zwar kein deutliches Einfallen zeigt, aber doch mit dem Terrain gegen NNO geneigt ist (siehe Fig. 2). Unter dem Ton ist eine gelbe Ockererde zu sehen; der Ton enthält sehr viele kleine Gipsblätter. Geschlämmt gab er nur drei Fora- miniferen in drei Arten, nämlich Polystomella acnleata d’Orb,, Oristellaria gibba d’Orb., Cristellaria cf. cultrata Mont. und eine Ostrakodenschale. Das miozäne Alter und die marine Her- kunft des Tones unterliegen sonach keinem Zweifel. In der oberen Partie enthält der Gipston viele lose Kalksteintrümmer S5W NNO N 7 I PD PR Da 7 2 IN Gy (H zT a Y% Profil bei Szaflary. L. „allslenn, 2. Ockererde, 3. Gipstegel, oben Blöcke führend, 4. Humuserde, 9. Schutt. eingeschlossen, welche von der Klippe stammen. Die Ocker- erde ist wahrscheinlich ein Sumpfprodukt, welches vor dem Eindringen des miozänen Meeres auf dem Festlande sich gebildet hat. Aus dem Aufschlusse kann man erkennen, daß die Gipstone in keinem Zusammenhange mit der Ockererde sind und, was ich schon betont habe, daß sie leicht gegen Norden einfallen. Den nächsten Aufschluß habe ich erst im südlichsten Teile des Dorfes Podczerwone gefunden, am Fuße der öst- lichen Flußterrasse. Ihre Wände sind hier 10 7 hoch und lassen nur mächtiges Flußgerölle, oben mit Lehm bedeckt, erblicken. Die Unterlage des Schotters tritt weiter südlich im Weg- einschnitt als ein blauer, vom Rasenerz rötlich überzogener Ton 84 W. Friedberg, hervor. In der Nähe wurde vor einigen Jahren ein tiefer Brunnen ausgegraben, da man hier Kohle zu finden hoffte. Eine Probe dieser Tone gab keine Foraminiferen, sie war stark durch kleine Körner von Granit, Quarz etc. verunreinigt. Diese Beimengungen sind leicht zu verstehen, wenn man berücksichtigt, daß ich eine Probe des Tones 'entnahm, welcher direkt unter dem Schotter lag. Endlich konnte ich noch ein drittes Vorkommen von blauem Ton, dem Aussehen nach zum Miozän gehörig, am Fuße des linken steilen Dunajecufers zwischen Chochoföw und Koniöwka unter dem Diluvialschotter nachweisen. Es sind dies die einzigen Miozänaufschlüsse, die ich im galizischen Teile der Niederung auffinden konnte.! Gerölle und Torfmoore verdecken größtenteils das Miozän. Gegen Norden bilden ebenfalls Flyschbildungen die Um- rahmung des galizischen Teiles der Niederung; ich möchte sie zum Magöra-Sandsteine zählen, wie sie schon Uhlig? aus- geschieden hat. Sie sind im allgemeinen gegen Süden geneigt und streichen Ost— West, es gibt aber auch lokale Abwei- chungen, von denen diejenigen zwischen Krauszöw und Nowy Targ am wichtigsten sind. Die Schwefelquelle von Kokoczöw, die in diesem Gebiete gelegen ist, entspringt daher nicht im Miozän, sondern im Magöra-Sandstein. Gehen wir jetzt zum westlichen, also dem Arvaer Teile der Niederung über, von wo schon seit lange miozäne Tone mit Braunkohle bekannt waren. Die erste und eigentlich die einzige Nachricht darüber stammt, wie schon gesagt wurde, von Foetterle; Stur und Paul wiederholen nur dieselbe und geben kleine Ergänzungen. Stur schreibt (l. c.): »Das Becken von Arva wird durch die Arvaer Magöra in zwei Teile getrennt, in das obere Becken von Namesto und das untere Becken von Unter-Kubin.« »Der tiefste Teil des Beckens von Namesto, und 1 In den Ortschaften Mietustwo, Ciche und Ratuföw habe ich kein Miozän gefunden. Raciborski (l. c., p. 527) hat die Tone mit Kohlenpartikeln in Mietustwo und Ciche für miozän erklärt; ich bin überzeugt davon, daß hier ein Mißverständnis vorliegt und daß es sich hier um alttertiäre Flyschbildungen handelt. 2 Uhlig, Der pieninische Klippenzug etc., p. 605 und 606. FENDT ORDER ECRUENEREDE ER. 00 Miozän von Nowy Targ. (88 zwar von Trsztena nördlich bis Jabfonka und von Namesto östlich bis an die Grenze gegen Galizien, ist mit neogenen und alluvialen Bildungen erfüllt, die dadurch von Wichtigkeit sind, daß sie bedeutende Lager an Brennstoff, und zwar Braunkohle und Torf, enthalten. Die tertiären Bildungen kommen nur an einzelnen Stellen, wo Bäche sich tiefer in die Alluvien und Geröllablagerungen eingeschnitten haben, besonders an den Rändern des Beckens zum Vorschein. Sie bestehen zu unterst aus blaugrauen Mergeln, die dem Tegel des Wiener Tertiär- beckens ähnlich sind und unbestimmbare Molluskenschalen sowie auch Pflanzenreste, besonders häufig den im Wiener Becken vorkommenden Calmites ambiguae Ett, enthalten. Über diesen Mergeln sind Braunkohlen abgelagert; sie finden sich am südlichen Rande des Beckens bei Slanica, Ustja, Trsztena, Ljesek und Cimhova, an dem nördlichen Rande bei Unter- und Ober-Lipnica, endlich bei Bobröw und Oszada. Da die Ablage- rung eine horizontale ist, so läßt sich daraus entnehmen, daß sie überall innerhalb des Beckens in dem Arvakomitat auf einer Ausdehnung von 4 bis 5 Quadratmeilen zu finden sein dürfte. Ihre Mächtigkeit beträgt 2, 3 und 4 Fuß, bei Ustja, Ljesek und Cimhova wurden Schurfarbeiten eingeleitet. Die Kohle ist recht brauchbar.«< »Die Kohle ist von einem braunen, dünn ge- schichteten Mergelschiefer überlagert, der an manchen Orten bloß wenige Fuß, an andern 3 bis 4 Klafter mächtig ist und viel Cytherinenschalen enthält.« Paul wiederholt die Angaben Foetterle’s, schreibt aber noch außerdem: »Das tiefste Glied dieser durchgehends fast horizontal gelagerten, beckenausfüllenden Schichten ist ein grauer, plastischer Ton, dem Wiener ähnlich, der namentlich an den tiefsten, durch Wasserläufe entblößten Stellen zu Tage tritt, so am Gehänge der Schwarzen Arva bei Jabfonka, Oszada und Usztya, außerdem im Orte Bobröw, im Tale von Ober- Lipnica....« Einige neue Beobachtungen hat erst Raciborski geliefert. Er schreibt: »Schon über der ungarischen Grenze kommen die- selben (miozäne) Tone in den Ortschaften Leszek, Szczepanow, Ujscie, Wawreczko, Lipnica zum Vorschein, immer begleitet von Schichten einer sehr guten Braunkohle, welche in Ujscie 786 W. Friedberg, die Mächtigkeit von 170 cm erreichen. In Ujscie und Leszek habe ich eine sehr reiche, bis jetzt unbekannte fossile Flora! gesammelt zusammen mit Süßwasserschnecken aus der Gattung Planorbis und diese Flora deutet auf ein älteres als pliozänes Alter dieser Schichten. Es sind das Tone, welche denjenigen in Niskowa bei Nowy Sacz gleichen. Die gewöhnlichste Pflanze ist Glyptostrobus europaeus Ung.« Die angegebene Mächtigkeit der Kohlenschichten in Ljeszek wird wohl sehr lokal sein, was meinen Beobachtungen entspricht. Alle diese Angaben sprechen davon, daß die Niederung von Nowy Targ auch im westlichen Teile von miozänen Tonen bedeckt wird, welche Braunkohle enthalten, und daß die Tone flach lagern. Wie schon am Anfange bemerkt wurde, habe ich nur flüchtig den Arvaer Abschnitt besucht; trotzdem habe ich aber Miozän in Hladovka, Csimhova, Ljeszek und Chizne gesehen, überall aber (die Notizen über Chizne habe ich zufällig ver- loren) sah ich nur leicht geneigte, nicht völlig horizontale Schichten. Alle diese Aufschlüsse sind im südlichen Teile der Niederung gelegen; man könnte (allerdings nicht bestimmt) auf eine beckenartige Oberfläche des Miozäns schließen. In Hladovka (Chiadöwka) sind südlich vom Dorfe an den Ufern des Baches Jelesna Woda überall miozäne Tone auf- geschlossen. Im allgemeinen liegen hier zuerst blaue, etwas mergelige Tonschiefer, höher sandige Tone und darüber ein dunkler, plastischer Ton, weicher zerdrückte Planorbis-Schalen und kleine Einschaltungen, eigentlich Linsen von Braunkohle, enthält. Die Schichten sind hier leicht gegen Nord geneigt (h. 23); vier Schlämmproben gaben nur einige kieselige Fora- miniferen (Cornuspira incerta d’Orb., Trochammina trullisata Brady, Uyclammina sp.), welche jedoch höchstwahrscheinlich aus Flyschbildungen stammen, also eingeschwemmt sind. Es ist wichtig, daß etwas gegen NW, bei der Brücke auf der Hauptstraße, in demselben Flusse gegen S geneigte Flysch- sandsteine vorkommen. Die Ufer des Miozänmeeres greifen also buchtenförmig in die Flyschbildungen. 1 Leider bis jetzt nicht veröffentlicht. et De Free A Pr Miozän von Nowy Targ. (8/ Csimhova (Czymchowa). Östlich vom Dorfe finden sich in den 20 m hohen Ufern des Orawicabaches sehr stark ent- wickelte Flußschotter, unter ihnen miozäne Tone, welche auch unbedeutende Einschaltungen an Braunkohle enthalten. Das Einfallen ist stark gegen Nord (wahrscheinlich durch Unter- waschung stärker als gewöhnlich). Foraminiferen habe ich nicht gefunden, | Ljeszek (Leszek). Direkt gegen Nord von diesen Auf- schlüssen, nördlich von der Eisenbahnlinie und vom P. 717 m, hat man vor wenigen Jahren ein Kohlenbergwerk errichtet, welches wegen Mangels an Kohle eingestellt wurde. Wahr- scheinlich waren die Voruntersuchungen sehr mangelhaft. Nach einer mündlichen Information im Orte selbst war der Schacht 150 m tief und die angetroffenen Kohlenschichten zu gering. Auf den Halden sah ich Schiefertone und Kohlenstücke, welche mit denen vonCsimhova übereinstimmen. Raciborski sammelte in Ljeszek eine fossile Flora und Planorbis-Schalen. Westlich von Ljeszek sind bei Trsztena in der Nähe der Eisenbahnbrücke Flyschgesteine zu finden. Miozän sah ich nur noch in Chizne im Bach unter der Brücke; es waren hier Schiefertone und graue, sandige Tone. Geschlämmt, gaben sie zahlreiche winzige Sandkörner (Durchmesser unter 025 mm) und Glimmerschuppen; Foraminiferen waren keine zu finden. In Jabtionka am rechten Ufer der Schwarzen Arva (in der Nähe der Stelle, wo von der Hauptstraße der Weg nach Piekielnik sich abzweigt), sah ich Flyschgesteine, ebenfalls auch zwischen Jabtonka und Unter-Lipnica im Lipnicabache. Hier waren gegen SSO (h. 10) geneigte Sandsteine in mächtigen Bänken und graue Mergelschiefer. Nach früheren Literaturangaben finden sich noch miozäne Tone in Usztya, wo Raciborski eine fossile Flora sammelte, dann in Szlanica, Bobröw und ÖOszada, vielleicht noch in Unter-Lipnica im südlichsten Teile des Dorfes. Andere von früheren Forschern angegebene Lokalitäten (Stepanow, Vavrecska, Trsztena, Ober- und Unter-Lipnica, Unter-Zubrzyca) liegen schon höher als die Uferlinien des miozänen Meeres; es werden deshalb dort nur Flyschbildungen vorhanden sein, wovon ich mich in einigen Fällen tatsächlich überzeugt habe. 1788 W. Friedberg, Die miozänen Tone sind jedoch nicht nur am Rande des Beckens, sondern auch in der Mitte vorhanden. Das beweisen am besten die zahlreichen Torfmoore, welche zu den Hoch- mooren gezählt werden, also eine geneigte, wasserundurch- lässige Schicht erfordern. Die Mächtigkeit des Torfes beträgt nach Angaben von Rehman! und Jablonszky? bis 3 m, nach meinen Beobachtungen ist sie manchmal (Torfmoor bei Diugo- pole) noch größer, denn in einem 5 m tiefen Einschnitt ist sein Untergrund noch nicht erreicht worden. Hier war (Fig. 1) unter einer oberen Schicht etwas reineren Torfes eine Lage von ver- moderten Baumstrünken, welche größtenteils ihre natürliche vertikale Lage behielten. Es sind das Überreste alter Wald- bestände, welche auf älteren Torfmooren wuchsen. Jedenfalls verdienen diese sehr großen Anhäufungen an Pflanzenmaterial einetechnische Ausbeute, welche leider noch nicht eingetreten ist. Ausallen diesen Erörterungen und Beobachtungen kommen wir zu folgenden Schlüssen. Im oberen Miozän (Tortonien) drang das Meer in die Niederung von Nowy Targ; es entstand also hier eine Meeresbucht, welche bald ihre Verbindung mit dem Meer einbüßte. Infolgedessen trat eine Aussüßung des Wassers ein, worauf zahlreiche Pflanzenreste und Kohlen- bildungen, dann auch Planorbis-Schalen und fast gänzlicher Mangel an Foraminiferen hindeuten. In manchen zurück- gebliebenen kleinen Wasseransammlungen wurde beim Ver- dunsten des Wassers Gips ausgeschieden (Szaflary). Mit Konstatierung eines marinen Miozäns in der hiesigen Gegend fällt selbstverständlich die manchmal angenommene Vermutung, daß diese lignitführenden Tone dem Pliozän ent- sprechen und durch das Arvatal mit dem Turoczer Kessel in Verbindung standen. Wie gelangte das Meer in die hiesige Gegend? Man muß seine Verbindung mit dem obermiozänen Meere von West- galizien annehmen und speziell mit der Bucht von Nowy Sacz. 1 A.Rehman,.c., p. 68 bis 76. 2 Fl. Jablonszky, Die Torfmoore von Jablonka (Földtani Közleny), Budapest, 1886, p. 354. Miozän von Nowy Targ. 789 Szajnochat hat sogar die Vermutung ausgesprochen, daß das Tal des Dunajecflusses die Verbindung des miozänen Meeres einerseits mit dem Becken von Nowy Sacz, dann auch mit dem von Nowy Targ verursachte; das jetzige Tal des Dunajec sollle einem ehemaligen Fjord entsprechen. Die Annahme eines Fjordes ist jedoch schon deshalb unmöglich, weil das Tal des Dunajec ein ausgesprochenes junges Erosionstal ist und weil viele andere Lokalitäten, welche interkarpathische Miozän- ablagerungen besitzen, wie Iwkowa, Brzozowa und Rzegocina ziemlich weit entfernt liegen. Hier muß ich bemerken, daß der Abstand zwischen Iwkowa und den nördlichsten Miozän- aufschlüssen bei Nowy Sacz, d. i. von Niskowa, 23 km beträgt. Vom Dunajectal ist Iwkowa zwar nur 6 km entfernt, ist aber davon durch über 400 m hohe Bergzüge getrennt. Das Miozän von Rzegocina? ist noch viel weiter westlich von Iwkowa gelegen (18 km südlich von Bochnia) und ringsum von Bergen umgeben, deren Höhe zwischen 400 bis 600 m schwankt. Die jungmiozänen Tone, Sande etc. liegen in sehr ver- schiedener Höhe: in Szaflary zirka 650 m hoch, in Chladowka 700 m, in Rzegocina 330 m, in Niskowa 350 m, Iwkowa 320 m, bei Rajsko 350 m; für alle Lokalitäten kann man also die Durchschnittsziffer 350 m annehmen, das Niveau des Meeres in Nowy Targ war aber um 350 m höher gelegen. Alle diese Ablagerungen sind ufernahe Bildungen desselben Alters; es müßte selbstverständlich dort überall das Meeresufer in einer Höhe liegen. Da wir jetzt diese Schichten verschieden hoch sehen, so müssen wir zu dem Resultate gelangen, daß die uiyschkarpathen? nach: dem: FTortonienTmoich” seine Niveauveränderung erfahren haben. Die Gegend von Nowy Targ lag am Anfange des Tortonien noch in demselben Horizonte wie die Gegend von Nowy Sacz, Rzegocina und die karpathischen, mit Miozän bedeckten Randregionen. Von einer obermiozänen Transgression der ganzen Karpathen bis zu der 1 Szajnocha, Text zum 11. Hefte des »Atlas geologiezny Galicyi«, p. 7. 2 Das Miozän von Rzegocina hat früher Dyduch als der I. Mediterran- stufe gehörig gedeutet; ich habe es neulich zum Tortonien gestellt (Rewizya fauny miocenu w Rzegocinie. poln. Kosmos, Lemberg 1905). 3 Unter Karpathen meine ich nur die Flyschkarpathen. 790 W, Friedberg, Höhe von 700 m kann keine Rede sein; das beweisen ganz deutlich die sudetischen Ausläufer bei Krakau, welche vom Miozän frei sind, man sieht hingegen, daß das miozäne Meer nur in Form von Buchten in die Vertiefungen eingedrungen ist (z. B. die Bucht von Krzeszowice).! Über die geodynamische Natur der besprochenen Hebungs- erscheinungen wollen wir uns hier mit aller Reserve aussprechen. In neuerer Zeit schenkt man den geologisch jugendlichen Be- wegungen große Aufmerksamkeit und verfolgt sie selbst bis in das Pieistozän.” Hiedurch wird gewiß neues Licht über diese Erscheinungen verbreitet werden, so daß wir uns hier auf einige wenige Bemerkungen beschränken wollen. So viel dürfte feststehen, daß wir die ungleiche Hebung der tortonischen Beckenfüllungen der Flyschkarpathen nicht mit der Hauptfaltung der Karpathen in Verbindung bringen dürfen. Gegen eine derartige Anschauung spräche die tatsächlich vor- handene Diskordanz zwischen dem innerkarpathischen Miozän und dem die Unterlage bildenden intensiv gefalteten Flysch (was schon Niedzwiedzki betont hatte), ferner die zweifellos ziemlich flache, wenn auch nicht völlig horizontale Lagerung des innerkarpathischen Miozäns, endlich die geographische Verbreitung desselben, die sich von den Hauptfaltungszügen der Flyschkarpathen gänzlich unabhängig erweist. Das Miozän der Arva und von Nowy Targ liegt diskordant und flach auf den hochgradig gestörten und abgewaschenen Gesteinen nicht bloß der Klippenzone, sondern auch der Alttertiärzonen im Norden und im Süden der Klippenzone und überzieht die ver- schiedenartigen tektonischen Bänder in gleichmäßiger Weise. Daher muß der eigentliche tektonische Bau und die innere Struktur der Karpathen vor Ablagerung der innerkarpathischen Miozänbecken eingetreten sein. Die geodynamische Bewegung, 1 Zareczny gibt im Texte zum 3. Hefte des »Atlas geologiezny Galicyi< (Krakau 1904, p. 194 und 195) die Höhen des Miozäns im außerkarpathischen Teile der Krakauer Gegend an; das Niveau des miozänen Meeres liegt gewöhn- lich zwischen 250 bis 260 m, bei Krzeszowice 270 bis 300 , vielleicht auch bis 310 mn. 2 Herr Prof. Dr. V. Uhlig hat meine Aufmerksamkeit auf diese neuen Arbeiten gelenkt. Miozän von Nowy Targ. ol deren Spuren wir hier verfolgt haben, war also ein späteres Ereignis als jene Faltung, welche den inneren Bau der karpathi- schen Klippen- und Sandsteinzone bewirkte. Über die jungmiozäne Faltungsphase spricht sich Prof. Uhlig! in einer neueren Publikation über die Karpathen dahin aus, daß »dieser Phase, der man vordem die Hauptaufrichtung der ganzen Karpathen zuschrieb, lediglich der Karpathennord- rand als eigentliche Domäne vorbehalten bleibt«, und in einer früheren Arbeit? bemerkt er, daß die karpathischen Miozän- ablagerungen im allgemeinen um so stärker aufgerichtet sind, je näher sie dem Karpathennordrande liegen. Auf Grund des neuen Miozänvorkommens von Szaflary und der Vereinigung des Arvaer Jungtertiärs mit diesem Miozän können wir nun die jung- oder nachmiozänen Bewegungen etwas vollständiger darstellen. Wir müssen auf die starke Erhebung dieses inner- karpathischen Miozänbeckens hinweisen und können uns vor- stellen, daß die jungmiozäne Faltungsphase, die am Nordrande Faltungen hervorbrachte (Faltung der Krakowiecer Tone etc.) und im allgemeinen einen ähnlichen Charakter besaß wie die Hauptfaltung, nach innen mehr das Wesen einer faltigen Ver- biegung des ganzen Gebirges ohne intensive Beeinflussung der schon vorhandenen Struktur oder selbst einer ungleichen »Hebung« annahm. Das leichte Einfallen der Miozänschichten im Becken von Nowy Targ nach Norden könnte mit dieser Ungleichheit dieser Bewegung, d. i. mit einer stärkeren Hebung des südlichen Beckenteiles, in Verbindung stehen. Bei der Notwendigkeit, jungmiozäne Niveauveränderungen in den Karpathen zuzulassen, verlieren die Erhebungen, welche die innerkarpathischen Miozänvorkommnisse vom Miozänsaum am Nordfuße der Sandsteinzone scheiden, ihre Bedeutung als Hemmnisse für die Ausbreitung des Miozänmeeres. Man kann also sehr leicht Meereseinbuchtungen (Engen) annehmen, welche die innerkarpathischen Miozänbecken mit dem Hauptmeer in Verbindung setzten. Ihren Verlauf kann man jedoch heute noch nicht genau angeben; es ist aber gewiß, daß man mit der Ze‘ 1 Bau und Bild der Karpathen, Wien 1903. 2 Jahrbuch der geol. Reichsanstalt, 1888, p. 260. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. 1. 59 192 W. Friedberg, Miozän von Nowy Targ. in den Karpathen noch weitere Miozänpartien finden wird, die von der Erosion verschont wurden. Die Bucht von Nowy Targ wurde, so müssen wir annehmen, ziemlichschnellabgeschnürt und unterlag dann einer Aussüßung. Es ist das ein Beweis für das Fortdauern der geodynamischen Bewegung im Tortonien; größtenteils aber erfolgte die Hebung nach dem Tortönien. Man kann sie mit der negativen Strand- verschiebung in Einklang bringen, durch welche die Grenzen des miozänen Meeres am Anfange der sarmatischen Periode gegen Osten verlegt wurden. Friedberg — Flyschbildungen BE Mioeän;vom Verfasser beobachtet Shrien un ass wahrscheinliche Grenze des miocinen Meeres. Der Klippenzug wurde raır schematisch eingetragen. Maßstab 1: 200000 1000 2000 4000 6000 2000 10000 12000 Meter Lith. Anst.v.Th.Bannwarth Wien. Friedberg W.:Miocänvon Nowy-Tar$. | SW EHI N ea Arte SI 5 = ER x S > De i EI ERAN e Ve AD EORFT 5 EL 107%, E 7: Z BERN EINE GE En )) Fahr - N 5 2 9 ee, N N Ha Podezerwontfy.d hi / 4 e Alippenzug | rtysermitaungen, EEE 1ocin vom Verfasser beobaantet el Alluvien —————— walıscheinliche Grenze des miocünen Meeres Mo Kobe °2 Der Mippenzug wurde raw schematisch eürgelragenv. 692 g fe H NOT z Maßstab. 1: 200.000 1 RT \ Be 5 ® SER 1000 2g00 #090 ‚6000 — g0gp 10000 42000 Nieten 3 orov —FTE > Ri N anyterkil\ NN £ S N 1078 = N N S ‚Lith.Anst.vTh.BunnworthiWten, Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss., math-naturw. Klasse, BA.CXY. Abth.1.1906. y Fu 5 a, IE Ford use r J ee ’ EN Fi RE EN Ir 7. TR ry Es 7er er ae Den Ir aan - a “ y er Er > el x 2 wu Mast MN ö } Terg Ee 5 wu” RR E °°_SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXV. BAND. VL HEFT. JAHRGANG 1906. — JUNI. : ABTEILUNG L _ ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, gr: -_PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND. REISEN. dee = es. - (MIT 14 TAFELN UND 38 TEXTFIGUREN.) > ee : WIEN, 1906, ; 7 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. r B. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, iS E Be K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER. ee = 4 BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. SS . REITS FR Sr RER 5 i „902 ° Y - Mikosch K., Untersuchungen über die Entstehung des ee - Blaptser B., Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl Grafe V., Studien über das Anthokyan. (I. ee (Mit 1 Tafl) & Ne der 'beriehte a -naturw. Klasse. - rn —-, SERIE Molisch H., Untersuchungen über das en (Mit 2 Tafeln.) Be. : Be = IKTSh=1MI1Spfl 22... na Siebenrock F., Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von. = > = . Dr. Franz Werner nach Ägypten und im ägyptischen Sudan. —ö IV. Krokodile und Schildkröten. (Mit 8 Textfiguren.) [Preis: IK ee —AiMle nr, 2, na ee 8317 Eichler K., Über die doppelte Befroshtang bei Tragopogon rien län ; (Mit'2 Tafeln.) [Preis: 90 h — 90 pf] . i ee 841 Wagner R., Über den Bau der- Rispen des ne ae Vieilt. (Mit 7 Textfiguren.) [Pres:IK— IM)... . . 22 22 857 3 — Über den Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. 1. it 6) Text- > ö x i 2 figuren.) [Preis:65h — 65 pfli .... .. A Pöch R., Vierter Bericht über meine Reise nach Nee (Niederländisch- = == Neuguinea), über die Zeit vom 10. Februar bis zum 31. März 1906 > rasch 35 Pl 2 2 Se nn Steindachner F., Bemerkungen zu Liparophis Bedoti Pers und Lachesis monticola (Gthr.). (Mit 1 Tafel.) [Preis: 45 h — 45 pf] 905 - (Mit 4 Tafeln.) [Preis:2K20h— 2Mk20pf].. ...2..., 94 unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr, Franz Werner‘ 2 = er in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 60h — 60 pf]. 963 [Preis: 80 h — 80 pf].. FE : 0%, Sassi M., Procavia slatini n. Sp. ,. (Mit 1 Tafel nd 3 Testiguren) TPreis: 2. % R 90h — 9Opf]. ee er mr Grafe V. und Portheim L, v5 ee über die Rolle des Kalkes ® in der Pflanze. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 1K60h—1M60pf]l - . 1003 3 Wagner R., Untersuchungen über den morphologischen Aufbau dr Gattung u R. Br. (Mit 15 Textfiguren.) [Preis: 1 K 70 ee. SEM pi]: = en ren, 1090 9 Fogy D., Serpentin, rn ae Eyiunit (eich Mitteilung über die. "Darstellung der Kieselsäuren). [Preis: 50h — 50pf] .. . = j SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. — SVEBAND. VI HEFT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. —] Untersuchungen über das Phykocyan von Hans Molisch, k.M.k. Akad. (Mit 2 Tafeln.) Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k.k. deutschen Universitätin Prag. Nr. 88 der 2. Folge. (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Mai 1906.) 1. Bei den Cyanophyceen kommen im Zellinhalt drei Farb- stoffe vor: Chlorophyll, Carotin und Phykocyan. Daß die Blau- algen Carotin führen und daß man diesen Farbstoff leicht kristallisiert aus den Algen gewinnen kann, habe ich bereits 1896 angegeben.! Seither ist das Vorkommen des Carotins in der genannten Algengruppe von Tammes? und Kohl? an verschiedenen Objekten bestätigt worden. Charakteristisch für die Cyanophyceen ist das Phykocyan. Nach den Schilderungen der Autoren hat dieser Farbstoff in wässeriger Lösung im durchfallenden Lichte eine blaue und im auffallenden eine karminrote Farbe. Nahezu allgemein, und zwar auch in den neuesten Schriften wird die Sache nun so dargestellt, als ob das Phykocyan bei allen Cyanophyceen immer dieselben Eigenschaften hätte. Zweck dieser Zeilen ist 1 Molisch H., »Die Kristallisation und der Nachweis des Xanthophylis (Carotins) im Blatte.« Berichte der Deutschen botan. Ges., 1896, Bd. XIV, p. 20. 2 Tammes T., Über die Verbreitung des Carotins im Pflanzenreiche. Flora 1900, 37. Bd., p. 240. 3 Kohl F., Untersuchungen über das Carotin etc., Leipzig 1902, p. 68 bis 69. 56* 96 H. Molisch, es, darauf aufmerksam zu machen, daß das Phykocyanbei den verschiedenen Cyanophyceen Verschiedenheiten aufweist, mit anderen Worten, dab es nie Phykocyan, sondern. verschiedene Modiskapres a davon gibt, mindestens drei, vielleicht noch mehr. Bereits Sorby '! hat drei Arten von Phykocyan. unter- schieden, die er als »Blue phycocyan«, »Purple phycoeyan« und »Pink phycocyan« bezeichnet hat. Seine Beobachtungen haben aber keinen Anklang gefunden, und zwar mit Recht, da die von ihm angewandte Methodik zur Trennung der Farbstoffe in hohem Grade Bedenken hervorrufen muß. Um seine Farb- stoffllösungen vor Zersetzung zu bewahren, versetzt er sie mit Zucker bis zur Sättigung und, um die Farbstoffe zu trennen, erwärmt er den Sirup auf bestimmte Temperaturen. Hiefür ein Beispiel: Er gewinnt aus Öscillaria nigra eine purpurne Lösung, versetzt sie mit so viel Zucker als sich darin auflöst und erwärmt sodann auf 75°. Hiebei fällt nach Sorby das »Pink phycocyan« als roter Niederschlag heraus, während das »Purple phycocyan« gelöst bleibt. Er betrachtet daher das Phykocyan seiner Öscillaria als ein Gemisch ven zwei Farb- stoffen, ohne aber den Beweis zu liefern, daß die beiden Farb- stoffe wirklich von Anfang an schon vorhanden waren und nicht erst hinterher infolge der angewandten Prozeduren eine Dissociation des Phykocyans eingetreten ist. Schon vor dem Erscheinen der Sorby’schen Abhandlung hat Askenasy? aus Peltigera canina, deren Algenkomponent einer Cyanophycee angehört, im Wassereine Farbstofilösung er- halten, die sich von dem typischen Phykocyan in wesentlichen Punkten unterscheidet. Nach Askenasy ist diese Farbstoff- lösung violett- oder weinrot, besitzt eine braungelbe Fluoreszenz und ein anderes Spektrum als das typische Phykocyan. Die aus Collema plicatile (?) bereitete wässerige Farbstofflösung hatte eine blaue Farbe und fluoreszierte granatrot, während das Spektrum wieder dem von Feltigera ähnelte. Askenasy i Sorby H.C., On the Characteristic Colouring-matters ofthe Red Groups of Algae. The Journal of the Linnean Society. Botany, Vol. XV, 1877, p. 343—40. 2 Askenasy S., Beiträge zur Kenntnis des Chlorophylis und einiger dasselbe begleitender Farbstoffe. Botan. Zeitg., 1867, Bd. XXV, p. 234. Untersuchungen über das Phykocyan. [Le glaubt nun auf Grund der optischen Eigenschaften des gelösten Farbstoffes von Collema und Peltigera vermuten zu dürfen, daß beides nur Gemische von zwei Farbstoffen in verschiedenen Mengenverhältnissen seien. Der eine habe eine gewisse Ähn- lichkeit mit Phykoerythrin, den anderen glaubt er in reiner Form bei Oscillaria antliaria (?) gefunden zu haben. Die Phyko- cyanlösung dieser Pflanze war in dünner Schichte meergrün, in dickerer schön himmelblau und fluoreszierte rot. Vor etwa 10 Jahren konnte ich! das Phykoerythrin und das Phykocyan in Kristallform ausscheiden und an diesen Kristallen die Eiweißnatur der beiden genannten Farbstoffe nachweisen. Hiedurch wurde es möglich, die Eigenschaften der Farb- stoffe an reinerem Material, beziehungsweise an den Kristallen selbst zu studieren und so die Farbstoffe schärfer zu charak- venisienen®# Dier dadurch erzielte nähere Kenntnis der beiden: genannten interessanten Farbstoffe erweckte die Hoffnung, die seinerzeit geäußerten Ansichten Sorbys und Askenasy’s über das Vorkommen verschiedener Phykocyane vielleicht entscheiden zu können. Ich habe daher seit der Veröffentlichung meiner ersten Arbeit über das Phykocyan die angedeutete Frage im Auge behalten, darüber Erfahrungen gesammelt und will über diese im folgenden berichten. LI. Zunächst möchte ich auf ein auffallendes mikrochemisches Verhalten, das sich übrigens auch makrochemisch äußert und welches verschiedene Cyanophyceen aufweisen, aufmerksam machen, Wenniman ein Räschen “einer typisch span- srünen Nostocacee oder Öscillarinee, etwa Anabaena inaegualis Bornet? oder ÖOscillaria leptotricha Kg. in eine aisessioneetüllte. Dose einlegt, so’ nımmr die 1 Molisch H., Das Phykoerythrin, seine Kristallisierbarkeit und chemi- sche Natur. Botan. Zeitg., 1894, p. 177. Molisch H., Das Phykocyan, ein kristallisierbarer Eiweißkörper. Ebenda, 1895, p. 131. 2 Für die gütige Bestimmung dieser Alge sowie einiger anderer bin ich. Herrn Dr. S. Stockmayer zu großem Danke verpflichtet. 798 H. Molisch, Alge nach etwa einer Viertelstunde eine schön blaue Farbe an. Die Reaktion ist folgendermaßen zu erklären. Der Eisessig verwandelt das in den Zellen vorhandene Chlorophyll in braunes oder braungrünes Chlorophyllan und löst es samt dem vorhandenen Carotin aus den Zellen so vollständig heraus, daß schließlich von den ursprünglich vorhandenen drei Farbstoffen nur mehr das durch die Essigsäure gefällte und hiedurch unlöslich gewordene Phykocyan in den Fäden zurückbleibt. Daher die blaue Farbe des Rasens. Versenkt man jedoch anstatt einer spangrünen Oseillarie eine braune, grünlichbraune, olivengrüne oder graubraune Oscillarie, etwa ÖOscillaria Froelichü Kg. oder Oscillaria sancta Gomont., so gehen dieselben Prozesse vor sich, allein das Räschen nimmt jetzt schließlich keine blaue, sondern eine tief violette Färbung an. Es ist von Interesse, die Versuche mit spangrünen und braunen Cyanophyceen auch direkt unterm Mikroskop zu ver- folgen. Wird die Oscillarie vom Wasser, am, besten durch rasches Abtupfen mit Filtrierpapier, befreit, mit einem großen Tropfen Eisessig versehen und schließlich mit einem Deckglas bedeckt, so werden die Fäden zunächst braun, dann blau oder violett, je nachdem man eine rein spangrüne oder eine braune Oscillarie zum Versuch herangezogen: hat. Mit dem Verdampfen des Eisessigs kristallisiert dann nicht selten in der Umgebung des Deckglasrandes das Chlorophyllan in den charakteristischen locken- oder peitschenartigen Kristallen aus und zwischen den Algenfäden treten gewöhnlich; auch noch die orangeroten Schuppen und Plättchen des Carotins oft zu Hunderten auf. Besonders wenn die Fäden in Haufen übereinander liegen, tritt die Phykocyanfarbe deutlich hervor, doch ist sie auch häufig leicht an den einzelnen Fäden zu beobachten.! 1 In derselben Weise kann mittels Eisessig auch das Phykoerythrin bei Florideen, wo,es, fast oder. ganz. verdeckt erscheint, wie beii Bangia, Batracho- spermum, Porphyra in ausgezeichneter Weise zur Anschauung gebracht. werden. Nebenbei will ich erwähnen, daß ich durch Einlegen der Fäden von Bangia: Juscopurpurea Lyngb. in Thymolmeerwasser-oder-eine Kaliumnitritlösung nach 1 bis 3 Tagen schöne Phykoerythrinkristalle. erhielt. Untersuchungen über das Phykocyan. 799 Der Farbenunterschied zwischen dem blauen und wioletten Phykocyan ist so distinkt, daß man sie mit Leichtigkeit auseinanderhalten kann, ja wenn eine spangrüne Oscillaria zufällig mit einer braunen verunreinigt sein sollte, so verrät sich dies auf Grund der angegebenen FEisessigreaktionen, man sieht dann zwischen einem Heer von himmelblauen Fäden einzelne von violetter Farbe. Tritt die Färbung unter dem Mikroskop nicht deutlich hervor, so muß man die Alge in möglichst dicker Schichte betrachten; bei manchen Cyanophyceen, z. B. gewissen Gloeocapsa-Arten, scheint allerdings so wenig Phykocyan vorhanden zu sein, daß man von einer entsprechenden Färbung fast nichts sieht. Die erwähnten, auf Grund der Behandlung mit Eisessig gewonnenen Erfahrungen legen schon den Gedanken nahe, daß es sich in der Gruppe der Cyanophyceen nicht immer um ein und dasselbe Phykocyan handelt, sondern um mindestens zwei. Um darüber ins Klare zukommen, empfiehlt es sich, das Phyko- cyan aus: einer spangrünen Cyanophycee und einer anders gefärbten zu untersuchen und die Eigenschaften der ge- wonnenen Farbstoffe im einzelnen zu vergleichen. Zunächst mögen einige Bemerkungen über die Gewinnung der Phykocyanlösungen hier ihren Platz finden. Arbeitet man mit marinen Cyanophyceen, so empfiehltessich, die Algen rasch im destillierten Wasser abzuspülen, um die Salze zu entfernen und dann die gewaschene Alge in destilliertes Wasser ein- zulegen. Die marinen Algen sterben: im: destillierten Wasser rasch ab und lassen häufig mit Leichtigkeit das Phykocyan austreten. Bei Süßwasser-Cyanophyceen führt dieses Verfahren nicht zum Ziele. Für diese wurde behufs der Farbstoffgewinnung mehrfach‘ empfohlen, das Wasser, in dem sich die Alge be- findet, mit etwas: Schwefelkohlenstoff, Chloroform (Hegler) oder Thymokkristallen (Nadson, Gaidukov): zu versetzen, um hiedurch die Algen abzutöten und so dem Farbstoff den Austritt aus den Zellen zu ermöglichen. Ich verfuhr anfangs auch so, allein ich überzeugte mich, daß die erwähnten Körper keineswegs so indifferent für den Farbstoff sind als es beim ersten Anblick den Anschein hat. Ich habe mich speziell bei 800 H. Molisch, Versuchen mit dem Phykocyan von Scytonema Hofmanni Agardh überzeugt, daß z.B. Thymol alsbald eine Veränderung der Lösung verursacht, die sich in Farbe, Fluoreszenz und Spektrum kundgibt. Ausgezeichnete Resultate erhielt ich bei Cyanophyceen dadurch, daß ich die lebende, rasch mit destilliertem Wasser gewaschene Alge bei 30° C. im Thermostaten trocknete, im trockenen Zustande fein zerrieb und dann mit wenig destil- liertem Wasser auszog. Bei manchen Algen tritt der Farbstoff fast momentan, bei anderen nach kurzer oder längerer Zeit aus den Zellen heraus, jedoch immer so rasch, daß die Gefahr einer Zersetzung durch Bakterien nicht gut möglich war. Derartig getrocknetes Material, z.B. das von Scyfonema Hofmanni oder Oscillaria limosa läßt sich monate- ja jahrelang im finsteren, trockenen Raum aufheben, ohne daß das Phykocyan eine merkliche Änderung erleidet. Typisch spangrüne Oscillarien aus der Umgebung von Prag lieferten, wenn in der angegebenen Weise extrahiert, durchwegs eine Phykocyanlösung, wie sie bisher gewöhnlich beschrieben wurde. Die Lösungen sind im durchfallenden Lichte blau mit einem grünen Stiche, hingegen im auffallenden Lichte prachtvoll dunkelkarminrot. Ich werde dieses Phykocyan von jetztan das blaue Phykocyan nennen. Ihm kommen alle jene Eigenschaften zu, die ich seinerzeit! im Detail von dem Phyko- cyan der Öscillaria leptotricha Kg. angegeben habe. Die wässerige Phykocyanlösung einer relativ schmal- fädigen spangrünen Öscillaria gab, mit dem Vergleichsspektro- skop von Zeiß betrachtet, ein Spektrum wie es auf der Tafell, Fig. 1 und 2, abgebildet ist. Das Spektrum ist durch eine Endabsorption im äußersten Rot und durch zwei Bänder (Il und II) knapp zu beiden Seiten der Linie D ausgezeichnet. Schon bei einer Schichtendicke von Smm sind die beiden Bänder sowie die Endabsorption zu sehen, besonders Band I, noch deutlicher bei 8 mm. Bei einer Schichtendicke von 15 mm fließen die beiden Streifen zu einem 1 Molisch H., Das Phykocyan, 1. c., p. 132 bis 135. Untersuchungen über das Phykocyan. sol breiten dunklen Band zusammen. Die Bänder haben folgende Lage: 3 mm Schichtendicke, I A 635 — X 605, 8 9» » » IA 580 — X 60, 8 » » » 1645 —X 590, 8.» >» >» IX 580 — X 560. Bei dem von mir untersuchten. verschiedenen Arten der spangrünen Nostocaceen (Amabaena inaegnalis) und Öscil- larineen fand ich das Spektrum im wesentlichen überein- stimmend, es war stets ausgezeichnet durch die Endabsorption im äußersten Rot und die beiden dunklen Bänder I und II. Wie verhalten sich nun die Phykocyanlösungen anders gefärbter Cyanophyceen, sind sie identisch oder verschieden von den Lösungen spangrüner Cyanophyceen? Ich begann meine diesbezüglichen Untersuchungen mit einer Alge, die im Warmhaus des deutschen botanischen Gartens zu Prag auf den feuchten Mauern in großer Üppigkeit wuchert und hier bräunlichschwarze oder schwärzlichgrüne chroolepusartige Überzüge bildet. Es ist die Scylonema Hofmanni Agardh. Ihre Fäden sind unregelmäßig verkrümmt und haben eine recht schwer definierbare, etwa graugrüne Färbung. Die frisch aus getrocknetem, zerriebenem Materiale ge- wonnene wässerige Lösung sieht anders aus als die des blauen Phykocyans. Sie ist im durchfallenden Lichte prachtvoll anilin- violett, hingegen im auffallenden venetianischrot, fast wie gebrannter Ocker. Farbe und Fluoreszenz sind also bei diesem Phykocyan, das ich von nun an das »violette« nennen werde, wesentlich anders; dazu kommt noch ein abweichendes Spektrum (siehe Tafel I, Fig. 6 und 7). Es weist nicht zwei, sondern vier Bänder auf (I—IV). Bei einer Schichtendicke von lmm sieht man den Streifen III als ein zartes Band zuerst auftauchen. Bei 2 mm Schichtendicke taucht knapp daneben im Grün ein zartes Band auf (IV). Fig. 6 d. Taf.I. Bei einer Schichtendicke von 3 mm sieht man bereits vier Bänder. Die zwei neuen (l und Il) liegen im Rotorange. Die Lage der vier Bänder (I—IV) ist aus folgendem ersichtlich: 802 H. Molisch, Schichtendicke 6 mm, 1]...... * 655-—X 650 Ss: Rie. 7 d.alar!. u )* 630— X 600 IE: 344 28975-853565 RU * 555-1 540 Schichtendicke 10 mm. 1...... * 695-1 650 a * 630— X 600 II. +IV. ı% 578—X 520. Bei der letzteren Schichtendicke sind die Bänder Ill und IV eben noch getrennt wahrzunehmen, bei oberflächlicher Betrachtung erscheinen sie zu einem dunklen Band ver- schwommen. Grün erscheint gegen Blau zu etwas geschwächt. Bei 20 mm verschmelzen I und II sichtlich, sind aber noch getrennt zu sehen, III und IV bilden nunmehr nur eine breite Absorption. Grün erscheint bedeutend geschwächt, Blau und Violett viel weniger. Bei dieser und größerer Schichtendicke tritt mitunter ein schmaler Streifen zwischen B und C auf; dieser hat aber mit dem Phykocyan nichts zu tun, denn er ist nichts anderes als Chlorophyliband I zwischen B' und €, welches von den bei der Filtration der Phykocyanlösung durch das Filter hindurch gegangenen Chlorophylimassen herrührt. Es stimmt dieser Streifen in seiner Lage genau mit jenem überein, den auch im Wasser aufgeschwemmte Chlorophyllikörper jeder chlorophyligrünen Pflanze zeigen. Filtriert man die Phykocyan- lösung durch eine Chamberlandkerze, so werden die: Chloro- phylifragmente vollständig zurückgehalten und eine derartige Lösung zeigt natürlich von einem solchen Streifen nichts. Wenn die Scytonema-Phykocyanlösung längere Zeit steht oder mit Thymol längere Zeit in Berührung bleibt, so wird sie. äußerlich einer Phykoerythrinlösung recht ähnlich, sie verliert ihre schön violette Farbe, wird mehr rosa (siehe Tafel II, Fig. 8) oder fleischrot und auch die Fluoreszenzfarbe nähert sich noch mehr der des: Florideenrots. Bemerkenswert ist auch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen. dem: Spektrum des Phyko- erythrins und dem des Phykocyans von Scytonema. Hofmanni. Ich studierte das Spektrum einer Ceramium-Art (strictum?); und des Nitophyllum punctatum Harv. Die Phykoerythrin- Untersuchungen über das Phykocyan. 803 lösung wurde gewonnen durch Einlegen der rasch gewaschenen lebenden Algen in destilliertes Wasser. Sie zeigte im Spektrum fünf Bänder (I—V), das Band I allerdings erst bei sehr hoher Schichtendicke von 35 mm und darüber; siehe Fig. 11 der Tafel I. Die Lage der fünf Bänder bei Ceramium ist folgende: Schichtendicke 35 mm. 1.....ı 650—X 645 20 mm. Il... .ı 620—X 610 IT... 20°575-NX 560 IV 2,0530 525 V.....% 500 485, siehe Fig. 10 der Tafel 1. Dieses Phykoerythrinspektrum stimmt nahe überein mit dem, wie es Schütt! angibt, doch sah der genannte Autor bei seinem Ceraminum rubrum nicht den Streifen 7, während er ihn für Dumontia filiformis angibt. Es ist das jener schwach. ausgeprägte, leicht übersehbare Streifen, welcher knapp an Chlorophyliband I heranreicht, mit demselben aber nicht zu- sammenfällt. Ein Vergleich des Scyfonema-Spektrums mit dem von Ceramium sp. zeigt nun, daß die Bänder I und II in ihrer Lage beiläufig, die Bänder III und IV einigermaßen übereinstimmen. Charakteristisch aber bleibt für das Phykoerythrin das dunkle breite Band V. Kann daher auch von einer Identität des Scytonema-Farb- stoffes mit dem Phykoerythrin nicht die Rede sein, so hat es doch allen Anschein, daß das Scytonema-Phykocyan dem Phykoerythrin jedenfalls näher steht als das typische Phykocyan spangrüner Öscillarien und daß Phykocyan und Phykoerythrin verwandte Farbstoffe sind. Wenn wir das Spektrum dieser letzteren mit dem von Scytonema Hofmanni vergleichen, so springen die Unterschiede in die Augen, dort vier, hier nur zwei Bänder. Man vergleiche dazu die Fig. 1—2 und 6— 7. Dazu gesellen sich nun noch andere Unterschiede. Die Differenz in der Farbe der beiden Phykocyane tritt nicht bloß t Schütt F., Über das Phykoerythrin. Berichte der deutschen botan. Ges., VI. Bd., Jahrg. 1833, p. 36. 804 H. Molisch, in der Lösung hervor, sondern auch im eingetrockneten Zu- stande. Nach der Filtration sammelt sich der Farbstoff infolge der Verdampfung am Rande des Filtrierpapieres an. Wenn er hier eintrocknet, so weist er bei dem blauen Phykocyan eine blaue oder blaugrüne, bei dem violetten eine diesem ’ent- sprechende violette Farbe auf. Auffallend ist ferner Folgendes: Eine wässerige, violette Phykocyanlösung von Scytonema Hofmanni ändert, wenn sie längere Zeit steht und bakteriös wird, ihre Farbe von oben nach unten nach rosa- oder fleischrot, um später vollständig mißfarbig, d.h. gelbbräunlich zu werden. Längere Berührung mit Thymol verändert die violette Farbe gleichfalls in Rosa. Eine solche Farbenwandlung zeigt das blaue Phykocyan nicht, hier verschwindet einfach der blaue Farbenton vor dem Eintritt der gelbbräunlichen Mißfarbe. Ich habe seinerzeit eine Methode angegeben, die es ge- stattet, Phykoerythrin und Phykocyan kristallisiert abzu- scheiden. Sie beruht im wesentlichen auf einer langsamen Aussalzung der beiden eiweißartigen Farbstoffe durch schwefel- saures Ammonium. Während die Kristallisation des blauen Phykocyans leicht gelingt, habe ich sie beim Scyfonema-Phyko- cyan nicht zu Wege gebracht, weder bei niederer noch bei gewöhnlicher Temperatur, weder mit frischem noch mit aus- gesalztem und wieder gelöstem Farbstoff, weder mit schwefel- saurem Ammonium noch mit schwefelsaurem Magnesium oder Chlornatrium. Bei Behandlung mit Ammoniumsulfat fiel das Phykocyan hier stets als ein amorpher Niederschlag heraus. Nur ein einziges Mal bemerkte ich in einer stehengebliebenen und faulenden Phykocyanlösung, die dem Eintrocknen nahe war, schwache Ansätze zu einer Kristallisation, es würde daraus hervorgehen, daß auch dem Scyionema-Phykocyan die Kristallisationsfähigkeit nicht vollständig mangelt, daß sie aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen eintritt, was bei einem Eiweißkörper nicht gerade auffallen darf. Aus dem Gesagten geht auf das Bestimmteste hervor, daß die beiden untersuchten Phykocyane sich leicht unterscheiden lassen und daß sie, obwohl beide Ei- weißkörperundmiteinander nahe verwandt sind, zwei Untersuchungen über das Phykocyan. 805 aniardenmerstem! Blick zuminterseheidende"Modifi- keattomentdarstellen. Daßrdiessaber nteht diseinzigen Bhykocyanarten sind, lehrte mich die’weitere Unter- Su chumerdestPhykocyansıvonfolgen denılyano- Phyeeen. Oscillaria limosa Agardh. Diese Cyanophycee tritt im Frühjahr bei Branik in Prag regelmäßig in großer Menge in einem Grabenwasser auf und bildet hier auf der Oberfläche große wattenartige Massen von braungelber Farbe. Die ein- zelnen Fäden haben im Mikroskope eine gelbbräunliche oder schmutzig graugrüne Färbung. Der Eisessigprobe unterworfen, nahmen die Fäden eine blauviolette Färbung an, welche die Mitte hielt zwischen der, welche unter denselben Umständen die spangrünen Oscillarien und Scytonema Hofmanni aufwiesen. Die wässerige Lösung dieses Phykocyans ist tief blau- violett und fluoresziert prachtvoll dunkel karminrot. Sie hält bezüglich dieser optischen Eigenschaften gewissermaßen die Mitte zwischen den beiden vorhin beschriebenen Phykocyanen. Von diesen unterscheidet sich das Phykocyan von ÖOscillaria limosa auch durch das Spektrum (siehe Fig. 3—5 auf Tafel ]). Es hat drei dunkle Bänder (I—IIl) mit folgender Lage. o mm Schichtendicke. I. ....ı 695—X 650 - I. ...ı 630 — X 600 Il. ...ı 875—X 555 10 mm Schichtendicke. I. ....ı 695 —X 600 li. ...ı 635—X 600 II. ...X 875—X 830. Bei einer Schichtendecke von 5 mm sind alle drei Bänder deutlich zu sehen, besonders II und UI, weniger I. Bei 10 mn verbreitert sich besonders III, die Bänder I und II beginnen zusammenzufließen, sind aber noch gutunterscheidbar. Bei einer Schichtendicke von 20 mm macht sich im äußersten Rot eine chwache Endabsorption geltend, die Bänder I, II und III fließen fast ganz zu einem Band zusammen und von diesem erscheint das Spektrum gegen Violett verwaschen. Das Spektrum des ÖOscillaria limosa-Phykocyans unter- scheidet sich also sowohl von dem der ScyZonema als auch von 806 H. Molisch, dem der spangrünen Oscillarien. Von dem ersteren haupt- sächlich durch den Mangel des Bandes IV und von dem letzteren durch das Hinzukommen des Bandes X 6895-4 68%. Die einander entsprechenden Bänder stimmen aber in der Lage genau oder beiläufig überein. Mit SO,(NH,), behandelt, erhält man den Farbstoff bei langsamer Verdampiung als kugelige Gebilde von der Größe kleiner Hefezellen. Ich habe es vielfach sehr zweckmäßig gefunden, die Verdampfung dadurch zu verlangsamen, daß man auf die Oberfläche der in der Kristallisierschale befind- lichen Farbstofflösung sehr große Deckgläser (3x4cm) lest. Es stellen sich dann die Kügelchen hauptsächlich knapp beim Deckglasrande ein. Kristalle mit regelmäßigen, ebenen Flächen habe ich bei diesem Phykocyan niemals bekommen. Peltigera canina L. Die wiederholten Versuche, aus der lebenden und aus der toten, aber nicht zerkleinerten Flechte das Phykocyan zu gewinnen, scheiterten. Auch aus der getrockneten und in einer Reibschale zerkleinerten Flechte konnte ich den Farbstoff, weil er nursehrlangsam herausdiffundierte, unzersetzt nicht erhalten. Und doch warer, wie die mikroskopische Untersuchung lehrte, in den Gonidien sicher reichlich vorhanden. Bringt man Schnitte durch die lebende Flechte in Eisessig, so färben sich die ur- sprünglich schmutzig bläulichgrün gefärbten Gonidien alsbald blauvioleit. Es wurde mir wahrscheinlich, daß der Farbstoff offenbar nur sehr schwer die Membranen der Alge und des ganzen Thallus zu durchdringen vermag. Ich versuchte daher die Gonidienzellen zu zerreißen. Dies geschah durch Verreiben der bei 30° getrockneten Flechte mittels Quarzpulver in der Reibschale. Auf diese Weise gewinnt man aus der Flechte ein sehr feines Pulver, welches mit Wasser behandelt, schon nach 1 bis 3 Stunden das Phykocyan in größerer Menge austreten läßt. Die wässerige Lösung des Farbstoffes war schmutzig grauviolett und fluoreszierte sehr stark in einer schwer definier- baren Farbe, welche etwa die Mitte hielt zwischen Indischrot und Scharlachlack. Untersuchungen über das Phykocyan. 807 Das Spektrum erinnerte insofern an das von Scylonema, als es zwei knapp nebeneinander liegende Bänder in Grün aufweist, hingegen besitzt es nur einen Streifen im Rot und hier auch eine schwache Endabsorption. Dieser stimmt in seiner Lage mit dem Scytomema-Band Il überein, während das Band II im Gelbgrün im Vergleich zu dem entsprechenden von Scytonema etwas verschoben erscheint. Die Lage der Bänder ist folgende (siehe Fig. 8 auf Tafel ]). Schichtendicke 10 mm. 1. ...ı 630-—ıX 590 ID. 7...1 3202 70500 IF FEN 355 N Die Untersuchung des Farbstoffes muß alsogleich vor- senommen werden, weil er sich alsbald zersetzt. Er nimmt dann eine schmutzig rotviolette Farbe und hierauf eine braune Farbe an. Aus den vorhergehenden Untersuchungen ergibt sich mit Bestimmtheit, daß es zweifellos mehrere Modifikationen von Phykocyanen gibt. Eine ähnliche Erfahrung hat man bekannt- lich auch beim Haemoglobin gemacht, denn früher hielt man die Haemoglobine der verschiedenen Tiere für identisch, heute weiß man, daß sie vielfach verschieden sind. Wenn man die Beschreibungen des Phykocyanspektrums bei verschiedenen Autoren vergleicht, so wird man selten eine Übereinstimmung finden. Man vergleiche nur z. B. das Phyko- cyanspektrum einer Spirulina bei Cohn,! das einer Oscillaria bei Reinke,? Nadson? und das Spektrum bei Kohl.* Die Ergebnisse sind sehr verschieden und merkwürdiger- weise hat bisher meines Wissens niemand darauf aufmerksam 2! CohnF., Beiträge zur Physiologie der Phykochromaceen undFlorideen. Schulze’s Archiv f. mikroskop. Anatomie, 1867, Bd. III, Tafell. 2 Reinke J., Beitrag zur Kenntnis des Phykoxanthins. Pringsheim’s Jahrb. f. wiss. Bot., X. Bd., 1876, Tafel XXX (11). 3 Nadson S., Über das Phykocyan der Oscillarien und seine Bezie- hungen zu anderen Pflanzenfarbstoffen. Scripta botanica Univ. Petropol, IV, 1893. Referiert im Bot. Centralblatt, Bd. LIII, 1893, p. 315. 4 Kohl F., Über die Organisation und Physiologie der Cyanophyceen- zellesete:, Jena 1903, p. 76. 808 Ha=Meoliseh, gemacht. Die Verschiedenheit der Angaben kann verschiedene Ursachen haben: Sie kann unter anderem liegen in der Gewinnungsart des Farbstotfes, in. der Konzentration, in der Verunreinigung mit anderen Stoffen, sie kann aber, wie ich jetzt annehmen muß, auch darin liegen, daß die Autoren ver- schiedene Arten von Phykocyanen unter den Händen hatten. II. Über den Farbstoff von Porphyridium cruentum Naeseli Fi 5 (Palmella cruenta Ag.) Da diese Alge von manchen Algologen! zu den Cyano- phyceen gestellt wird, so zog ich sie wegen ihrer höchst auf- fallenden blutroten Färbung gleichfalls in den Bereich meiner Untersuchung, um auf Grund meiner Erfahrungen die diver- gierenden Ansichten über den Farbstofi des Porphyridium vielleicht klären zu können. Gelänge es, über die Natur des Farbstoffes bestimmte Aufschlüsse zu erhalten, so wäre dies vielleicht auch den Systematikern erwünscht, da die Stellung der Alge bekanntlich im System eine höchst unsichere ist. Sorby”hatdas Porphyridium auf seinen Farbstoff geprüft und findet darin ebenso wie in den roten Florideen viel pink Phykoerythrin, aber zum Unterschied von diesen nur eine Spur red Phykoerythrin. Phipson? hält in vollständiger Unkenntnis der Befunde Sorby’s und der Eigenschaften des Phykoerythrins den roten Farbstoff für einen ganz neuen, der kein Analogon im Pflanzen- reiche haben, wohl aber dem Blutfarbstoff (Haemoglobin) ähnlich sein soll. Er benennt ihn daher auch mit dem besonderen Namen »Palmellin«. Auffallend ist, daß Phipson an Phyko- erythrin gar nicht gedacht hat, wahrscheinlich hat Phipson nie eine Phykoerythrinlösung gesehen, denn wenn sie ihm 1 Hansgirg A., Prodromus der Algenflora von Böhmen. I. Teil, Prag 1886, p. 147. 2 Sorby, l. c., p. 39 und Just’s Jahresbericht, IV. Jahrg., 1876, p. 4. 3 Phipson T.L., Sur la matiere colorante du Palmella cruenta. Comptes rendus 1879, p. 316. Untersuchungen über das Phykocyan. 809 bekannt gewesen wäre, so hätte er auf die außerordentliche Ähnlichkeit, welche zwischen seiner Palmellinlösung und einer typischen Phykoerythrinlösung besteht, kommen müssen. Nebelung! fand, daß der rote Porphyridium-Farbstoff ein etwas anderes Spektrum als die entsprechenden Farbstoffe der Süßwasserflorideen und deren Verwandte besitzt, daß er sonst in Farbe, Fluoreszenz, Verhalten bei Zersetzungen u. S. w. mit ihnen übereinstimmt. An anderer Stelle (p. 419) bezeichnet er die roten, violetten und blauen Farbstoffe der Bangia, Lemanea, Chantransia, Batrachospermum und Phormidium als eine Reihe zusammengehöriger verwandter Farbstoffe, deren Beziehung zum Chlorophyli durch ihre nahe Verwandtschaft mit dem Phykoerythrin der Meeresflorideen vermittelt wird. Schließlich präzisiert Nebelung seine Ansicht in dem Satze: »Außerhalb dieser Reihe von Farbstoffen, aber durch Farbe, Fluoreszenz und Verhalten gegen chemische Einflüsse mit ihnen verknüpft, steht das rote Pigment von Porphyridium cruentum, dessen Spektrum als ein modifiziertes Spektrum des Phormidium-Farbstoffes aufgefaßt werden kann.« Nach Gaidukov ist das rote Pigment von Porphyridium auf Grund spektroskopischer Untersuchungen mit dem Phyko- erythrin sehr nahe verwandt.” Später spricht der genannte Autor? unter Hinweis auf dieselbe Arbeit von echtem Phyko- erythrin. Ich gelange nun zu meinen eigenen Beobachtungen. Porphyridium cruentum trat im Frühling und Sommer auf nassem Boden und nassen Blumentöpfen meines Gewächs- hauses auf, wurde durch Abheben mit einem Messer möglichst rein gewonnen, an der Luft rasch getrocknet, zu einem feinen Pulver verrieben, mit destilliertem Wasser 12 bis 24 Stunden 1 NebelungH., Spektroskopische Untersuchungen der Farbstoffe einiger Süßwasseralgen. Botan. Zeitg. 1878, p. 410. 2 Gaidukov N., Zur Morphologie und Physiologie der Alge Porphy- ridium cruentum Naeg. Arbeiten d. Petersburger naturforschenden Ges. XXX (D), 1899, p. 152. Russisch. Die Arbeit war mir leider nicht zugänglich. Ich zitiere nach Just’s Bot. Jahresber. 1899, I. Abt., p. 187. 3 Derselbe: Die komplementäre chromatische Adaption bei Porphyra und Phormidium. Ber. d. deutsch. bot. Ges. 1906, p. 4. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. o7 810 H. Molisch, stehen gelassen und dann filtriert. Das Filtrat war im durch- fallenden Lichte rosarot und fluoreszierte schön gelborange. Die Lösung sieht genau so aus wie eine typische Phyko- erythrinlösung. Sie verhält sich auch bezüglich der Einwirkung äußerer Faktoren wie Licht, Wärme, Säuren, Alkalien und Fällungsmittel im wesentlichen so wie ich dies seinerzeit für Phykoerythrinlösungen mariner Florideen ausführlich ausein- andergesetzt habe.! Das Spektrum zeigt folgende Bänder: Schichtendicke 10 mm. Band II. % 570—X 560 20 mm. >21 90920275560 > I X.5502 0530 30 mm. » 1% 610-1 630 | v 2 » IE Fee SR 5501 520 | Sog > TV. 50029. 220 Band II und III fließen bei 30 mm schon zusammen, Band IV erscheint undeutlich. Außerdem findet sich eine End- absorption vor, die sich schon bei geringer Schichtendicke von äußerstem Violett an bemerkbar macht und sich schließlich mit den drei Absorptionsbändern vereint zu einer Gesamt- absorption bis 570 erstreckt. Die Lage der vier Bänder stimmt mit der der entsprechenden Bänder des Phykoerythrins so ziemlich überein. Meine Lösungen waren, weil das Material in großen Mengen nicht’ leicht Zu. beschaffen” ist, nichlzzehr konzentriert, es erscheint mir aber nicht unwahrscheinlich, daß bei konzentrierteren Lösungen vielleicht auch der äußerste Streifen des Phykoerythrins im Rot zum Vorschein kommen würde. Geht schon aus diesen Beobachtungen höchstwahr- scheinlich hervor, daß man es hier mit einem dem Phyko- erythrin außerordentlich ähnlichen, wenn nicht sogar identischen Farbstoff zu tun hat, so wird dies durch die folgenden Beob- achtungen zur Gewißheit erhoben. 1 Molisch H., Das Phykoerythrin ete., 1. c., p. 182. Untersuchungen über das Phykocyan. sıl Bisher war es nicht gelungen, den Porphyridium-Farbstoff in Kristallen zu gewinnen; als ich aber den Farbstoff in Lösung vor mir sah und seine mit dem Phykoerythrin so überein- stimmenden Eigenschaften kennen lernte, war es für mich sehr wahrscheinlich, daß der Porphyridium-Farbstoff auch kristal- linisch gewonnen werden könnte, ebenso wie ich dies seiner- zeit für typisches Phykoerythrin gezeigt habe. Versetzt man die Lösung des roten Farbstoffes mit etwas Ammoniumsulfat, jedoch nur mit so viel, daß der Farbstoff noch nicht ausgesalzt wird, und läßt dann in einer Kristallisierschale bei gewöhnlicher Temperatur verdampfen, so fällt der Farbstoff allmählich in roten Kristallen heraus, wie sie in Fig. 15, Tafel II abgebildet sind. Man erhält solche Kristalle auch leicht, wenn man die Lösung auf einer größeren Glasplatte (10 X 10 cm) ausgießt und mit einer gleich großen bedeckt, so daß dann zwischen den beiden Platten eine Flüssigkeitsschichte adhäriert. Derchiseiniger. Zeit Nlassen# sich - in: '-der, Nähe> des/;Randes der Platten, wo sich der Farbstoff infolge der Verdampfung konzentriert, Hunderte von Kristallen nachweisen. Sie treten in derselben Farbe und Form wie das Phyko- erythrin mariner Florideen auf, sind meist schlank prismatisch, häufig an beiden Enden oder nur an einem Ende zugespitzt. Auch sternartige Aggregate kommen vor. In ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften, insbesondere in Bezug auf ihre Quellbarkeit in Kalilauge, auf die Aufnahme von Farb- stoffen, in Bezug auf die Blaufärbung in gesättigter Kalilauge und auf die Eiweißreaktionen zeigen sie dasselbe Verhalten wie die Phykoerythrinkristalle mariner Rhodophyceen. Es sei daher, um nicht weitläufig zu. werden, emiachzaun.dies ent sprechenden Ausführungen meiner Arbeit! verwiesen. Der rote Farbstoff von Porphyridium ist also tatsächlich Phykoerythrin. Und wenn auch das Spektrum mit dem Spektrum z. B. von Ceramium nicht in den feinsten Details völlig übereinstimmt, so können wir doch auch hier von Phykoerythrin mit vollem Rechte sprechen, denn wenn sich herausstellen sollte, daß das Phykoerythrin der verschiedenen 1 Molisch H., Das Phykoerythrin, 1. c., p. 179£f. [Di —ı ı% S12 H. Molisch, Rhodophyceen nicht in allen Punkten übereinstimmt, so könnte man noch immer, schon aus praktischen Gründen, von Phyko- erythrin eventuell als Gruppenbegriff sprechen, in analogem Sinne, wie man jetzt von Oxyhaemoglobin, Carotin spricht und wie man auf Grund meiner Untersuchungen von nunan von Phykocyan sprechen wird. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, daß die syste- matische Stellung unserer Alge äußerst ungewiß ist. Schmitz! behandelt sie zusammen mit einigen anderen Algen, deren systematische Stellung schwer zu bestimmen ist, in einem Anhang, reiht sie aber den Bangiales an. Oltmanns? enthält sich eines Urteils und spricht von Porphyridium gleichfalis in einem Anhang. Gaidukov?° stellt die Alge auf Grund ihres Zellbaues und des sternförmigen Chromatophors zu den Bangiales. Jetzt, wo wir wissen, daß Porphyridium (neben Chlorophyll und Carotin) Phykoerythrin, aber kein Phykocyan enthält haben wir einen Grund mehr, an eine Verwandtschaft mit den Bangiales zu denken. Porphyridium ist die einzige bisher bekannte Luftalge, die Phykoerythrin enthält. Sie verdient daher die Aufmerk- samkeit des Physiologen, des Phyiogenetikers und Syste- matikers und würde es verdienen, zum Gegenstand einer ausführlichen Studie auch auf Grund von Reinkulturen gemacht zu werden. IV. Zusammenfassung. 1. Die in Lehr- und Handbüchern der Botanik vertretene Ansicht, daß die Cyanophyceen insgesamt stets ein und dasselbe Phykocyan besitzen, daß also nur ein einziges Phykocyan 1 Engler-Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien, Leipzig 1897, 166. und 167. Lief., p. 315. Vergl. ferner Schmitz Fr., Die Chromatophoren der Aigen. Verhandl. des naturw. Vereines zu Bonn. XL. Jahrg., 4. Folge, X. Bd., pP. 3.des Separ. Abdr. 2 Oltmanns F., Morphologie und Biologie der Algen. I. Bd., p. 191. 5 GaidukovN.,l1.c., p. 4bis5. Untersuchungen über das Phykocyan. 813 existiert, ist auf Grund meiner Untersuchungen aufzugeben. Es laßt sich vielmehr’ leicht nachweisen, "daß es’ sicher zum mindesten drei, wahrscheinlich aber noch mehr Phykocyane gibt, die zwar miteinander sehr nahe verwandte Eiweißkörper darstellen und eine eng zusammengehörige Gruppe bilden, aber durch die Farbe ihrer wässerigen Lösungen, ihre Fluores- zenzfarbe, durch ihre Kristallisationsfähigkeit und ihr spektro- skopisches Verhalten sich leicht unterscheiden. So geben alle untersuchten spangrünen Cyanophyceen eine Phykocyanlösung, die im durchfallenden Lichte eine blaue Farbe mit einem Stich ins Grüne aufweist, dagegen im auffallenden Lichte prachtvoll dunkelkarminrot fluoresziert. Ich nenne diesen Körper blaues Phykocyan. Die anders gefärbten Cyanophyceen von brauner, grünlich- brauner, olivgrüner oder graubrauner Farbe geben violette Phykocyanlösungen mit venezianischroter, fast ockerartiger oder karminroter Fluoreszenz. Dieses Phykocyan, von dem ich wieder zwei Modifikationen unterscheiden konnte, will ich kurz als violettes Phykocyan bezeichnen. Der Farbenunterschied zwischen blauem und violettem Phykocyan ist gewöhnlich in die Augen springend, doch finden sich auch Übergänge vor, wie das blauviolette Phykocyan von Oscillaria limosa. Dieser äußeren Verschiedenheit entspricht anichzeime deutliche” Verschiedenheit der Spektrem. So zeigt das blaue Phykocyan nur zwei, das violette hingegen drei (Oscillaria limosa) oder vier (Scytonema Hofmanni) Bänder im Spektrum. Von der Verschiedenheit der Phykocyane, beziehungs- weise von dem Vorkommen des blauen und violetten Phyko- cyans kann man sich auch durch eine einfache mikrochemische Reaktion, die übrigens auch sehr schön makroskopisch zur Geltung kommt, leicht überzeugen. Behandelt man eine typisch spangrüne Cyanophycee, zZ. B. Anabaena inaequalis Bornet, mit Eisessig, so nimmt die Alge nach kurzer Zeit eine blaue Farbe an, da Carotin und Chlorophyll! (Chlorophylian) in Lösung gehen und das Phykocyan von den Farbstoffen allein zurück- bleibt. Anders gefärbte Cyanophyceen werden unter denselben Umständen violett. 814 H. Molisch, Diese mikrochemische Reaktion bringt also das Phyko- cyan in der Zelle nicht bloß zu deutlicher Anschauung, sondern läßt auch gleichzeitig erkennen, ob die blaue oder die violette Modifikation vorhanden ist. Trotz der Verschiedenheit der Phykocyane möchte ich empfehlen, den Terminus »Phykocyan«, der sich doch allgemein eingebürgert hat, nicht aufzugeben, sondern auch weiterhin zu behalten, aber nichtmehrim Sinneeineschemischen Individuums, sondern im Sinne eines Gruppenbegriffes, also in dem Sinne, wie wir von Carotin oder Haemoglobin sprechen, welch letzteres sich ja gleichfalls bei verschiedenen Tieren als verschieden herausgestellt hat. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit der Färbung im Be- reiche der Cyanophyceen beruht zweifellos auf verschiedenen Faktoren! und daß hiebei die verschiedene Farbe der Phyko- cyane einen Anteil haben kann, darf wohl jetzt nicht mehr bezweifelt werden. 2. Die von manchen Systematikern zu den Cyanophyceen gestellte blutrote Alge Porphyridium cruentum Naegeli besitzt kein Phykocyan, sondern kristallisierbares Phykoerythrin. Es ist die einzige bisher bekannte Luftalge, die diesen Farbstoff führt. Dieser Befund unterstützt die Ansichten Schmitz’ und Gaidukov’s von der Verwandtschaft des Porphyridium mit den Bangiales. 1 Vergl. auch F. Kohl, Über die Organisation etc., 1. c., p. 78. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig Iebisl 2. Subis 5. 6 bis 7. 10bis 11. ibıs 12. „Ibis. Untersuchungen über das Phykocyan. 815 Brklarung der Tareln. Tafel 1. Fig. 1 bis 11 Absorptionsspektren. Phykocyanspektrum einer spangrünen Osczllaria. Fig. 1. Schichtendicke 3 mm. Fig. 2. Schichtendicke 8 mm. Phykocyanspektrum von Öscillaria limosa. Fig. 3. Schichtendicke 5 mm. Fig. 4. Schichtendicke 10 mm. Fig. 5. Schichtendicke 20 mm. Phykocyanspektrum von Scyfonema Hofmanni Agardh. Fig. 6. Schichtendicke 2 mm. Fig. 7. Schichtendicke 6 mm. Phykocyanspektrum von Peltigera canina L. Schichtendicke 10 mm. Phykoerythrinspektrum von Porphyridium cruentum Naegeli. Schichtendicke 30 mm. Phykoerythrinspektrum von Ceramium sp. Fig. 10. Schichtendicke 20 mm. Fig. 11. Schichtendicke 60 mm. Tafel II. Farbentöne verschiedener wässeriger Phykocyanlösungen im durchfallenden und auffallenden Lichte, betrachtet in einer gewöhnlichen Eprouvette. Farbe der Phykocyanlösung einer spangrünen Oscillaria im durchfallenden (Fig. 1 bis 2) und auffallenden (Fig. 3 bis 4) Lichte. 816 H. Molisch, Untersuchungen über das Phykocyan. Fig. 5 bis 8. Farbe der Phykocyanlösung von Scyfonema Hofmanni Agardh im durchfallenden (Fig. 5 bis 6) und auffallenden (Fig. 7) Lichte. Fig. 8. Farbe der durch Thymol veränderten Lösung im durch- fallenden Lichte. Fig. 9 bis 12. Farbe der Phykocyanlösung von Öscillaria limosa Agardh im durchfallenden (Fig. 9) und im auffallenden Lichte (Fig. 10 bis 12). Fig. 13. Phykocyankristalle einer spangrünen Osczllaria. Vergr. 400. Fig. 14. Phykocyanfarbstoffkugeln von Oscillaria limosa. Vergr. 400. Fig. 15. Phykoerythrinkristalle aus Porphyridium cruentum. Naegeli. Vergr. 400. ++. lisch, H.: Untersuchungen über das Phyoeyan. M, A, | 14 [ 6 #- mm Lith. Anst.v.Th.Bannwarth Wien. naturw.Klasse, Bd.CXV. Abth.1.1906 et Molisch del. Sitzungsberichte d.kais. Akad. Irti ss., math i d.W Molisch , H.: Untersuchungen über das Phyoeyan. Taf. Iö Htis et Moksch del. Lith:Anst.v.ThBannwarth Wien. Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss., math-naturw. Klasse, Bd.CXV. Abth.IL.1906. ” 817 Ergebnisse einer zoologischen Forschungs- reise von Dr. Franz Werner nach Agypten und im ägyptischen Sudan. IIY« Krokodile und Schildkröten von Kustos Friedrich Siebenrock. (Mit 8 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Mai 1906.) Alles, was von den beiden Reptilienordnungen an Arten im ägyptischen Sudan vorkommt, hat Dr. Werner auf seiner Reise gesammelt, darunter Uyclanorbis oligotylus Siebenr., welche Schildkröte gemeinsam mit (. senegalensis D. et B. im Oberlaufe des Weißen Nil lebt. Besonders letztere Art, bisher nur in wenigen Individuen aus dem genannten Stromgebiete bekannt, ist in der Werner’schen Sammlung durch zahlreiche Exemplare in verschiedenen Größen vertreten. Das reichhaltige Material gab mir Gelegenheit, bei den ein- zelnen Arten sowohl systematische als auch insbesondere zoo- geographische Mitteilungen anzufügen. Aber auch in morpho- logischer Hinsicht konnten einige neue oder noch ungenügend bekannte Befunde, wie die physiologische Bedeutung der Bullae pterygo-palatinae bei den Krokodilen sowie die Zahl und Entwicklung der Neuralplatten bei der Gattung Cyclanorbis Gray, zur Erörterung gebracht werden. Beide Tatsachen sind für die Systematik von großer Wichtigkeit. Schließlich fand die Biologie dort Berücksichtigung, wo mir dafür Anhaltspunkte zur Verfügung standen. 818 F. Siebenrock, A. Emydosauria. Gattung Crocodilus Laur. Crocodilus, Boulenger, Cat., p. 277. Mecistops part., Tornier, Zoolog. Jahrb., Syst. XV, 1902, p. 579. Gray (Cat. Shield .Rep., IL, 1872, p. 6) unterschied naeh dem’ Vorbilde Huxley’s (Journ. Proc. Linn. Soc Zeerery- 1860, p. 5) bei den echten Krokodilen mit Rücksicht auf das Verhalten der Nasenbeine zur Nasenöffnung zwei Gruppen, von Fig.-1. Schnauze von Crocodilus niloticus Laur. m. —= maxillare; n. = nasale; p. m. — praemaxillare. denen jede wieder in mehrere Gattungen geteilt wurde. In die eine Gruppe gehören die kurzschnauzigen, in die zweite die langschnauzigen Gattungen. Bei den ersteren reichen die Nasen- beine bis zur Nasenöffnung und begrenzen diese hinten, wie beispielsweise bei C. niloticus Laur., bei den letzteren aber werden sie durch die Zwischenkieferknochen von ihr getrennt, wie bei Mecistops cataphractus Cuv. Tornier, l.c., stellt sich auf Gray’s Seite, indem er nach den oben angeführten Gründen die Gattung Mecistops Gray von Crocodilus Laur. trennt, während sie Boulenger, |. c., damit vereinigt hatte und, wie es scheint, mit vollem Rechte. Krokodile und Schildkröten. 819 Denn auch bei kurzschnauzigen Krokodilen kommt es vor, daß die Nasenbeine durch die Zwischenkieferknochen von der Nasenöffnung getrennt bleiben können, wie von mir (Denk. Ak. Wien, 76, 1905, p. 29) bei zwei Schädeln von C. niloticus Laur. aus Ambriz, Westafrika, nachgewiesen wurde. In der Sammlung von Dr. Werner befindet sich gleichfalls ein Schädel derselben Art, bei dem die Nasenbeine das Nasenloch nicht erreichen, sondern durch die Zwischenkieferknochen ganz deutlich da- von getrennt werden, wie Fig. 1 beweist. Allein solche Fälle kommen nicht nur bei C. niloticus Laur. vor, sondern auch bei C. americanns Laur. nach einem mir vorliegenden Schädel aus Mexiko. 1. Crocodilus niloticus Laur. Biouleneer, Gat., p. 283, Ein halbwüchsiges Exemplar, 182 cm lang, von Khor Attar; außerdem die Schädel von sieben Individuen in ver- schiedenen Größen von 34cm bis 64cm Länge aus Lado, Mongalla und Gondokoro. Das ganze Exemplar, von Dr. M. Sassi erlegt, hat oben beiderseits 18 Zähne; Schnauze reichlich doppelt so lang als breit an der Basis. Die Nuchalplatte, welche aus sechs Schil- dern zusammengesetzt ist, bleibt durch einen großen Zwischen- raum von den Dorsalschildern getrennt; letztere in 17 Quer- und 6 Längsreihen angeordnet. Von erhöhtem Interesse sind die Schädel, weil sie eine morphologische Eigentümlichkeit zeigen, die bisher nur von Gavialis gangeticns Gm. Beachtung gefunden hat. Die Palatina bilden nämlich mit den Pterygoidea bei einigen Schädeln (Männ- chen) beiderseits eine ziemlich ansehnliche, blasenförmige Er- weiterung, bulla pterygo-palatina, welche mit dem Nasengang verbunden ist und somit eine Vergrößerung desselben darstellt. Die Knochenblasen sind nach oben gegen das Schädeldach ausgedehnt, sie liegen sehr nahe beisammen, werden aber durch die perpendikulare vordere Knochenplatte des Pterygoideums getrennt (Fig. 2). Die analogen Gebilde bei G. gangeticus Gm. sind dagegen mehr horizontal auf beiden Seiten der Palatina gelagert und 820 F. Siebenrock, scheinen bloß eine Erweiterung des Pterygoideums allein zu sein. Von den eigentümlichen Knochenblasen dieser Gattung berichtet zuerst Geoffroy St. Hilaire (Mem. Mus., Paris, XI, 1825, p. 101). Sie sind so wie die häutigen Anschwellungen an der Nasenöffnung nur bei den männlichen Tieren entwickelt und nach der Meinung des genannten Autors als Luftbehälter zu betrachten, welche denselben ermöglichen, sich längere Zeit en Crocodilus miloticus Laur. Augenhöhle mit der Bulla pterygo-palatina. (Der Kopf etwas nach abwärts gedreht.) p. — palatinum; pi. = pterygoideum. Die Bulla pterygo-palatina ist in Wirklichkeit bedeutend größer, als sie auf dem Bilde vom Zeichner dargestellt wurde. unter Wasser zu halten, um ihre Nahrung zu erhaschen oder den Verfolgungen zu entgehen. Wenn dies wirklich der Fall wäre, dann würde sich nicht erklären lassen, warum gerade die Männchen diese Fähigkeit besitzen und nicht auch die Weib- chen, welche doch auch auf die gleichen Existenzbedin- gungen angewiesen sind wie die ersteren. Daher auch für sie die Fähigkeit, sich längere Zeit unter Wasser halten zu können, von derselben Wichtigkeit ist wie bei den Männchen. Krokudile und Schildkröten. 821 Es ist bekannt, daß die Knochenblasen bei jungen Indi- viduen noch gänzlich fehlen und sich erst mit der Wachstums- zunahme nur bei den Männchen entwickeln, also zu einer Zeit, wo die Tiere geschlechtsreif werden. Somit liegt der Gedanke sehr nahe, daß die Funktion dieser Knochenblasen mit dem Geschlechtsleben in irgend einem Zusammenbang stehen dürfte. Vielleicht ist die in ihnen enthaltene Schleimhaut durch eine besondere Innervation des N. olfactorius befähigt, das Geruchs- vermögen des Männchens zur Paarungszeit zu steigern, um das Weibchen leichter auffinden zu können. Die Knochenblase würde, wenn sie auch bei einem Gavial- schädel von 85cm Länge einen Durchmesser von 75cm besitzt, bei einem so kolossalen Organismus, welcher der Größe dieses Schädels entspricht, weder als Luftreservoir noch auch als Tauchapparat eine bedeutende Rolle spielen, weshalb ich meine Annahme für wahrscheinlicher halte. Allerdings müßte sie durch entsprechende Untersuchungen und Experimente erst bestätigt werden. Die Knochenblasen scheinen bei den erwachsenen Männ- chen aller Krokodile anwesend zu sein. Ich fand sie nicht nur bei C. miloticus Laur., sondern auch bei (. porosus Schn., wo sie sogar viel größer werden als bei der ersteren Art. Ebenso besitzt sie Tomistoma schlegelii S. Müll.; ihre Form hat aber viel mehr Ähnlichkeit mit denen der Krokodile als mit Gavialis Opp. Daraus wäre der Schluß zulässig, daß Tomistoma S. Müll. der Gattung Crocodilus Laur. phylogenetisch näher stünde als der Gattung Gavialıs Opp. B. Chelonia. Gattung Testudo Linne. Boulenger, Cat. p. 149. 2. Testudo calcarata Schn. Boulenger, 1. c., p. 159; — Vaillant, Bull. Mus., Paris, 1904, p. 186. Ein Exemplar, ?, aus Kordofan. Länge des Rückenschildes 186 mm, dessen Breite 146 mm, Höhe der Schale 94 mm. 822 F. Siebenrock, Die habituellen Merkmale dieses Tieres stimmen mit den gangbaren Beschreibungen überein, nur sind auf der Oberfläche des Kopfes nicht drei, sondern zwei große Schilder anwesend, weil das Frontale fehlt, respektive in viele kleine Schilder zer- fällt ist. Die Färbung der Rückenschale wird bei dieser Art gewöhn- lich als gleichmäßig gelb, bräunlich oder schwarz angegeben. Die herpetologische Sammlung unseres Museums besitzt ein junges Exemplar von 130 mm Schalenlänge, bei dem die Areolen sowie der erste Wachstumstreifen strohgelb sind, der übrige Teil der Schilder aber dunkelbraun erscheint. Wie eine Reihe verschieden großer Exemplare beweist, hellt sich die dunkle Randfarbe immer mehr auf, je weiter das Wachstum des Tieres fortschreitet, bis die ganzen Schilder strohgelb werden und bloß ein schmaler, brauner Saum übrig bleibt. Endlich ver- schwindet bei einem Exemplare von 46/7 mm Schalenlänge auch dieser und der Rückenschild bekommt eine mehr weniger gleichförmig gelbe Färbung. Vaillant, 1. c., gibt eine sehr interessante Darstellung von der Jugendfärbung der Rückenschale dieser Art. Darnach besitzen die Diskoidalschilder nicht nur schwarze Ränder, son- dern auch ebensolche Flecken und Punkte auf den ’ZAreolem. Die letzteren Pigmentstellen scheinen schon frühzeitig zu ver- schwinden, wie das eingangs erwähnte Exemplar von 130 mm Schalenlänge beweist. T. calcarata Schn. lebt hauptsächlich in Abessinien sowie im ägyptischen Sudan und breitet sich von da gegen Westen hin aus, denn man findet auch Exemplare in Senegambien. Das Museum selbst besitzt eine Schale dieser Art von Dagana, welche Hofrat Steindachner von seiner Reise 1868 ai gebracht hat. Dagegen bezweifle ich, daß Z. calcarata Schn. auch in Südafrika einheimisch sein soll. Alle diesbezüglichen Angaben sind ungenau und aus früherer Zeit. Es muß doch auffallen, daß in den letzten Jahren von dort keine Exemplare mehr bekannt geworden sind. Nicht einmal das südafrikanische Museum in Kapstadt besitzt nach den Angaben Sclater’s (Ann. S. Africa Mus., I, 1899, p. 96) von dieser Art ein Exemplar, während alle Krokodile und Schildkröten. 823 übrigen Testudo-Arten Südafrikas mit Ausnahme von T. fiskti Blgr. in der herpetologischen Sammlung desselben vertreten sind. Wäre T. calcarata Schn. in Südafrika wirklich ein- heimisch, so müßte ihre Ausbreitung nach Süden wie bei T. pardalis Bell nachweisbar sein; sie wurde aber bisher weder in Zentralafrika noch in Ostafrika aufgefunden. 3. Testudo pardalis Bell. Boulenger, Cat. p. 160; — Boettger, Ber. Senck. Ges., 1839, p. 281; — Biorease, Herpet. d’Angola, 1895, p. 3; — Lindholm in Eampe, Jahrh. nassau. Ver. 54, 1901, p. 15; — Tornier, Zoolog. Jahrb. Syst., XXII, 1905, pP: 366: Sechs Exemplare in verschiedenen Größen von Bor, Mon- galla und Gondokoro. Länge des Rückenschildes vom größten Exemplare, d‘, 840 mm, dessen Breite 220 mm, Höhe der Schale 173 mm; beim kleinsten Exemplare verhalten sich diese Maße wie 92:72:93. Die Vertebralschilder sind bei manchen Exemplaren dieser Art stark buckelartig erhaben, so wie es bei T. elegans Scchoepi in-derRezel den Rallzist. Insbesondere zeist dies eine Schale von 390 mm Länge aus Harrar, wie von mir (Denk. Ak. Wien, 76, 1904, p. 6) schon bei einer anderen Gelegenheit bemerkt wurde, in auffallender Weise, weshalb sie große habituelle Ähnlichkeit mit der vorgenannten Art besitzt. Das Kolorit variiert bei 7. pardalis Bell sehr bedeutend und ich glaube, die Wahrnehmung gemacht zu haben, daß die Exemplare nördlich vom Äquator im allgemeinen eine hellere Färbung der Rückenschale besitzen als südlich davon, d.h., daß bei ersteren weniger schwarze Flecken anwesend sind als bei letzteren. Die primärste Färbung dieser Art zeigt ein noch ganz junges Exemplar von 54 mm Schalenlänge (Fig. 3). Sie ist auf- fallend verschieden von derjenigen bei erwachsenen und halbwüchsigen Individuen und gleicht einigermaßen der Primärfärbung von T. calcarata Schn. Die Areolen der Rückenschilder sind gelb mit einem lichtbraunen Streifen, der so gelagert ist, daß der Areolarrand gelb bleibt. Nur beim ersten Vertebrale bildet dieser Streifen hinten eine sagittale 824 RerSiebenrock, Schlinge, welche nach vorne gegen die Mitte des Schildes reicht. Der einzige, die Areolen begrenzende Wachstumstreifen ist tief schwarz gefärbt und enthält nur wenige lichtere Stellen. Im Verlaufe der Größenzunahme des Tieres verschwindet der lichtbraune Streifen vollständig und der schwarze Rand wird durch die Ausdehnung der Schilder zerrissen, um sich in zahl- reiche schwarze Flecken zu teilen, die dann bei den einzelnen Individuen je nach der Zunahme der Chromatophoren ver- schieden groß und mehr weniger intensiv werden. Fig. 3. Testudo pardalis Bell, pull. Rückenschale von oben. Das Ei von T. pardalis Bell stellt ein kurzes Oval dar mit einem Längendurchmesser von 43 mm und einem queren von 37 mm. Es ist von oben nach unten etwas zusammengedrückt, weshalb der Höhendurchmesser nur 35 mm beträgt, also um 2 mm weniger als der quere. Somit gleicht es in der Form dem- jenigen von T. radiata Shaw aus Madagaskar (c. f. Sieben- rock, Schildkröten von Ostafrika und Madagaskar, in Voelt- kow: Reisen in Ostafrika, 1903 bis 1905). ! Den Vorgang der Eiablage schildert Duerden (Albany Mus. Notes, XIII, 1906) nach Angaben eines Augenzeugen in 1 Befindet sich im Drucke und wird demnächst erscheinen. Krokodile und Schildkröten. 825 Kapland folgendermaßen. Das Tier gräbt mit den Hinterbeinen, wie es alle Schildkröten zu tun pflegen, im Boden eine Höhle aus, um die Eier hineinzulegen. Weil aber der Boden sehr fest ist und dem Vorhaben des Tieres zu viel Widerstand leistet, befeuchtet es denselben mit Flüssigkeit aus seinem Körper (Harnblase). Zu diesem Zwecke nimmt das Tier vorher größere Quantitäten Wasser zu sich. Erst wenn das Erdreich gehörig befeuchtet und dadurch locker gemacht ist, vollendet die Schild- kröte das Grabgeschäft, bis die Höhle zur Aufnahme der Eier, in der Zahl von 10 bis 12 Stücken, groß genug ist. Nach der Eiablage Bedeckt das Tier die Eier wieder mit Erde, duüren. feuchtet diese abermals mit Flüssigkeit und stampft die Stelle mit dem Körper fest, indem es denselben mit den Beinen erhebt und dann jäh fallen läßt, bis sie dem Erdboden gleich wird. Wir erblicken in diesem Vorgange nicht eine bloß rein instinktive Handlungsweise, sondern vielmehr einen gewissen Grad von Intelligenz, weil das Tier ein Hindernis, welches sich seinem Vorhaben entgegenstellt, durch einen Akt von Über- legung zu beseitigen sucht. T. pardalis Bell hat wohl unter allen afrikanischen Schildkröten die größte Ausdehnung in ihrer geographischen Verbreitung auf dem Kontinent aufzuweisen. Sie übertrifft in dieser Beziehung noch Cinixys belliana Gray. Denn T. par- dalis Bell kommt schon nördlich vom Äquator vor, wo sie sogar bis zum 10° n. Br. vordringt (Artu und Harrar nach Tornier und Siebenrock,), erstreckt sich dann über Zentral- afrika (Uganda-Protektorat und Oberlauf des Weißen Nil nach Boulenger und Siebenrock) und Ostafrika (Tornier und Beier), nach Kapland (A. Dumeril,»Dymeril und Bibren, Schlegel und Smith) und geht von da über Groß-Namaland (Boettger) nach Benguela (Bocage) an der Westküste. Es dürfte jedoch fraglich sein, ob T. pardalis Bell den 10° n. Br. überschreitet und auch in Omdurmän (Chartum) einheimisch sei, wo Dr. P. Kaınmerer (Wochenschr. f. Aquar. und Terr. Kunde, III, 1906, p. 48) ein Exemplar von den Ein- gebornen erstanden hat. Höchstwahrscheinlich wurde dasselbe vom Oberlauf des Weißen Nil mittels einer Barke dorthin ge- bracht. Viel größer ist die Möglichkeit, daß die in Omdurmän Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 58 826 F. Siebenrock, gleichzeitig erworbene T. calcarata Schn. aus der Umgebung dieser Örtlichkeit stammt, denn Fitzinger (diese Sitzungsber., XVII, 1855, p. 251) berichtet von Exemplaren dieser Art, welche Heuglin in Kordofan gesammelt hat, und Rüppel (N. Wirbelt. Abyss., Amphib, 1835, p. 4) will sogar Sum bei Dongola in Nubien beobachtet haben. Gattung Sternothaerus Bell. Boulenger, Cat., p. 191. 4. Sternothaerus adansonii Schw. Boulenger,l..c., p. 196; — Siebenrock, Zoolog. Anz,, XXVI,-I903, p. 197. Fünf Exemplare aus dem Khor Attar und aus dem Bar- el-Gebel bei Mongalla und Gondokoro. N Länge des Rückenschildes beim größten Exemplare 161 mm, - dessen Breite 124 mm, Höhe der Schale 64 mm; diese Maße verhalten sich’beim kleinsten Exemplare wie 118: 80: 41. Die Exemplare stimmen in Form und Färbung genau mit der Abbildung von Gray (Proc. Zool. Soc. London, 1864, Taf. XXI) und mit der Beschreibung von Boulenger, |. c., überein. St. adansonii Schw. bewohnt das Stromieebfet des Weißen Nil. Als nördlichster Fundort wird von Flower (Proc. Zool. Soc. London 1900, p.967) Abu Zeit angegeben und Andersson (Results Swed. Zool. Exp., Part I; 1904, Rept., p. 9) erwähnt ein Exemplar von’ Geber Ahmed Agha. Außerdem kon- statiert Flower das Vorkommen dieser Art im Bar- el-Ghazal und im Bar-el-Zeraf. Sie scheint aber bis zum obersten Lauf des Weißen Nil nicht vorzudringen, wenigstens führt sie Boulenger (Johnston, The Uganda Protectorate, Mole 1902, p. EN unter den Schildkröten dieses Gebietes nicht an. St. adansonii Schw. ist die einzige Art dieser Gattung, welche bisher sowohl in Ost- als auch in Westafrika‘ gefunden wurde und am weitesten nach Norden bis an die Grenze des paläarktischen Faunengebietes vordringt. Ihre Ausbreitung von Ost nach West wurde, wie es scheint, durch die Wüste von Kordofan und Darfur unterbrochen, sonst wäre das Krokodile und Schildkröten. 827 Auftreten in zwei so weit voneinander getrennten Gebieten nicht zu erklären. Gattung Trionyx Geoffr. Boulenger, ‚Cat., p. 242, 9. Trionyx triunguis Forsk. Bowllengert,l.c., p. 252: Ein Exemplar aus dem Weißen Nil bei Duem. Länge des Rückenschildes 680 mm, dessen Breite 540 mm; Länge des Diskus 440 mm, dessen Breite 355 mm. Die hyohypoplastralen Kallositäten besitzen in der Ge- samtform große Ähnlichkeit mit denen von Üyclanorbis oli- gotylus Siebenr. von derselben Größe; nur der hintere Aus- schnitt am RHypoplastron ist weniger tief als bei der letzteren Art. Gattung Cyclanorbis Gray. Boulenger, Cat., p. 275; — Siebenrock, diese Sitzungsber, CXI, 1902, p. 807. Die meisten Exemplare dieser Gattung, welche man bisher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, stammen aus den Flüssen Westafrikas, wo diese Schildkröte nicht gar so selten zu sein scheint. Dagegen sind nur wenige Exemplare auch im Nil gefunden worden, weshalb man zur Annahme berechtigt sein sollte, daß Cyclanorbis Gray in diesem Stromgebiet sehr selten sei. Allein Werner sammelte mit seinem Reisebegleiter Dr. M. Sassi die Rückenpanzer von dreizehn Individuen in verschiedenen Größen, die während eines zehntägigen Auf- enthaltes in Mongalla, einem Baridorf nördlich von Gondokoro am Bar-el-Gebel, von den Eingebornen erstanden wurden. Diese Tiere gelten daselbst als besonderer Leckerbissen, weshalb die Eingebornen durch nichts zu bewegen waren, lebende oder doch ganze Exemplare zum Kauf anzubieten. Erst nach beendeter Mahlzeit präsentierte man Werner die ungenießbaren knöchernen Rückenpanzer, an denen sogar der lederartige Rand fehlte, welcher so wie der häutige Teil des 98* 828 F. Siebenrock, Plastrons für kulinarische Zwecke Verwendung fand. Aus diesem Grunde bekam Werner auch niemals ein ganzes Plastron zu Gesicht, sondern nur immer die größten Knochen desselben, nämlich die Hyohypoplastralplatten. Der Rückenpanzer von Cyclanorbis Gray besitzt eine Eigentümlichkeit, welche ihn vor allen anderen Trionychiden auszeichnet und welche unter den rezenten Schildkröten nur noch bei der pleurodiren Gattung Mesoclemmys Gray aus Südamerika wahrgenommen werden konnte. Alle Schildkröten mit einer knöchernen Rückenschale lassen sich nach der Anwesenheit oder dem Mangel von Neural- platten in zwei Gruppen teilen. Zur ersteren Gruppe gehört die weitaus größere Zahl, während durch den Mangel von Neural- platten nur fünf Gattungen ausgezeichnet sind, die ausnahmslos den pleurodiren Schildkröten zugerechnet werden. Diese Gat- tungen sind: 1. Chelodina Fitz., 2. Platemys Wagl., 3. Emydura Bp., 4 Pseudemydura Siebenr., 5. Elseya Gray. Durch den Ausfall der Neuralplatten stoßen bei den ge- nannten Gattungen die Costalplatten in der Mitte des Rücken- schildes zusammen und bilden eine sagittale Längsnaht. Das Fehlen der Neuralplatten ist jedoch nur ein scheinbares, denn sie sind bloß an der Oberfläche der Rückenschale nicht sicht- bar, wohl aber an der Innenfläche. Entfernt man bei einer solchen Schildkröte die Wirbelsäule samt den anstoßenden Rippen von der Rückenschale, so zeigt es sich, daß hier die Costalplatten nicht so wie an der Außenfläche eine kontinuier- liche Längsnaht bilden, sondern durch sagittal eingelagerte Knochenplättchen entweder vollkommen oder wenigstens teil- weise getrennt bleiben. Diese Knochenplättchen stellen die oberen, verbreiterten Endstücke der Spinalfortsätze dar, welche durch eine viel größere Wachstumsenergie der Costalplatten in der Weiterentwicklung gehemmt worden waren, so daß sich ihre Ausdehnung bloß auf die Innenfläche der Rückenschale be- schränken mußte. | Dieser Vorgang, welcher bei den fünf genannten Gattungen zur Norm geworden ist und deshalb auch in der Systematik Anwendung findet, kommt bei Mesoclemmys Gray nur aus- nahmsweise vor. Bei dieser Gattung ist die Zahl der Neural- Krokodile und Schildkröten. 829 platten überhaupt schon geringer, als sie sonst zu sein pflegt, denn sie beträgt bloß drei bis vier (Siebenrock, Denk. Ak. Wien, 76, 1904, p. 20, Fig. 4, und Zoolog. Anz.,, XXVIIH, 1905, p. 465, Fig. 1); ja, bei einem Exemplare konnte sogar der gänzliche Mangel von Neuralplatten (Siebenrock, Denk. Ak. Wien, 76, 1904, p. 21, Fig. 3) konstatiert werden. Hier hat also derselbe Vorgang zufällig stattgehabt, der bei den austra- lischen Chelydidae und bei der südamerikanischen Gattung Platemys Wagl. in der Regel auftritt. Ein ganz analoger Fall läßt sich bei Cyclanorbis Gray nachweisen. Denn gerade bei dieser Gattung unterliegt das Auftreten von Neuralplatten, was ihre Zahl und deren Verhalten zueinander anbelangt, bedeutenden Schwankungen. Boulen- ger, l. c., unterschied vornehmlich nach der Beschaffenheit der Neuralplatten, ob sie eine kontinuierliche Reihe bilden oder durch das Zusammenstoßen der Costalplatten in der Mittel- anwesend. Diskus | En In Kontakt Nr. | Länge | Breite 5 sind Anmerkung Neural- Neträfnl FE latten | euralp atten in Millimetern | P | | 2 480 430 8 1.—8. , 3 470 425 8 1.— 8. Die dritte Neuralplatte ist mit der zweiten Costal- platte links verwachsen. 5 450 425 8 1.—8. 7 445 385 8 1.— 8. 1 490 425 7 3.—4. u.5.—6. + 470 430 Ü 1.—7. Die vierte und fünfte Neural- | platte ist mit der dritten und vierten Costalplatte | links verwachsen. | 6 470 430 7 1.—6 8 440 405 7 1.—6. 10 223 180 6 1.—2. 18 140 150 ) 0 Alle Neuralplatten werden y 230 215 4 0) durch die Costalplatten 12 | 190 175 se, 0 Seirenun, 11 175 170 1 0) Nur die erste Neuralplatte | roc K, F. Siebenr | Cyclanorbis Gray. Zahl der Neuralplatten und ihr men var un | Koenig N Eee nn, , i ; RE nr r & gi 2 4 ‘ he 4 4 L ” ) ” 4 “ {i ja t " Pa je - Ni oe Alumni D N rn F 2 Den Y . . ’ . ; De 1 tn f v { N n ww a } a N 4 ET A D ud wu er nun } v { un 3 ] N N x hen 5 > . 42 5 5 N er a) er ran n vr. = > De ren 4 ' : mr " 63 ci ! (a ER In 1 Ss NL \ 1 \ Ki Ki , ' % x \ ' 4 ft 4 ' Verhalten zu.den Costalplatten. 0. nn Krokodile und Schildkröten. 831 achse Unterbrechungen erfahren, die Gattungen Cycloderma Ptrs. und Cyclanorbis Gray. Jedoch schon einmal konnte von mir ‘(diese Sitzungsber., CXI, 1902, p. 808) nachgewiesen werden, daß bei der letzteren Gattung in der Anordnung und auch in der Zahl der Neural- platten keinerlei Gesetzmäßigkeit besteht, sondern sehr häufig Aberrationen vorkommen, die sogar individueller Natur ‘sein können. An den 13 Rückenpanzern von Mongalla, die eine Länge von 140 mm bis 490 mm aufweisen, ist nicht nur die Zahl der Neuralplatten eine sehr wechselnde, sondern auch ihr Verhalten zueinander großen Abänderungen unterworfen. Die Tabelle auf p. 829 möge dies veranschaulichen. Aus der Betrachtung dieser Zusammenstellung geht hervor, daß die Zahl der Neuralplatten sehr variabel ist, ja, daß sie sogar auf die vorderste Neuralplatte beschränkt sein kann (Fig. 6). Ebenso variabel sind die Beziehungen derselben zueinander. Sie können entweder eine kontinuierliche Reihe bilden, wie es bei fünf Individuen der Fall ist (Fig. 4), oder die Reihe wird durch das Zusammenstoßen der Costalplatten zwischen den entsprechenden Neuralplatten verschiedenfach unterbrochen (Bio. 5). | Der Ausfall der Neuralplatten ist ebenso wie bei den vorgenannten Gattungen aus der Familie Chelydidae nur ein scheinbarer, denn an der Innenfläche der Rückenschale findet man immer die gleiche Anzahl Spinalplatten vor, welche zwi- schen den Costalplatten in einer mehr oder weniger kontinuier- lichen Längsreihe liegen, ob sie an der Rückenfläche der Schale sichtbar sind oder nicht. | | Diese merkwürdige Tatsache, welche bis jetzt nur in zwei Familien bei je einer Gattung, nämlich bei Mesoclemmys Gray und bei Cyclanorbis Gray, beobachtet werden konnte, läßt sich durch den Entwicklungsvorgang der Rückenschale erklären. Goette (Zeitschr. wiss. Zoolog., Bd. 66, 1899) hat gezeigt, daß die Spinalplatten bei Schildkrötenembryonen subkutan aus periostalen und ligamentösen Verknöcherungen hervorgehen und daß zu gleicher Zeit die Costalplatten auf dieselbe Weise entstehen. Diese Verknöcherungen sind ursprünglich so klein, 832 Er Steblenrolcks daß sie den Raum zwischen den Nachbarknochen nicht aus- zufüllen vermögen, sondern durch vorgelagerte Zellgewebs- massen getrennt bleiben. Erst durch das Fortschreiten des Wachstums der genannten Knochengebilde werden letztere immer mehr verdrängt, bis sich die Knochenplatten vollkommen aneinanderschließen und bloß durch Nähte getrennt werden. Tritt nun bei manchen Individuen in der Entwicklung der Big. 7. Cyclanorbis senegalensis D. et B. Linkes Hyohypoplastron. Costalplatten eine größere Wachstumsenergie auf als bei den Neuralplatten, so kann es geschehen, daß jene mitten zusammen- stoßen, bevor die letzteren zum Durchbruch gelangt sind. In diesem Falle breiten sich dann die Spinalfortsätze nur an der Innenfläche der Costalplatten aus, ohne äußerlich sichtbar zu werden. | Was aber bei Mesoclemmys Gray und Cyclanorbis Gray individuell und sporadisch auftritt, ist bei den australischen Chelydidae und bei der Gattung Platemys Wagl. zur Norm geworden. Goette, I. c., fand bei reifen Föten von Emydura albertisii Blgr., daß sich die Costalplatten schon über den Krokodile und Schildkröten. 833 Wirbeln vereinigt hatten, ehe die Neuralplatten zur Entwicklung gelangten. Diese Eigentümlichkeit ist aber nicht etwa ein Jugendstadium, wie Rütimeyer (Neue Denkschr., Schweiz. Ges., 25, 1873) annehmen zu dürfen’ glaubte, sondern sie persistiert zeitlebens, denn dies beweisen die ausgewachsenen Exemplare. Unter den fossilen Schildkröten findet man bei /diochelys Meyer (Neues Jahrb., 1839), einer Gattung der Pleurodira,! und Fig. 8. Cyclanorbis oligotylus Siebenr. Linkes Hyohypoplastron. zwar bei I. filzingeri Meyer einen analogen Fall wie bei Mesoclemmys Gray und Cyclanorbis Gray. Auch hier variiert die Zahl der Neuralplatten nach Individuen; sie sind außerdem teilweise stark rückgebildet und mehrfach unterbrochen. Ja, in jüngster Zeit hat Stache (Verh. geol. Reichsanst. Wien, 1905, Nr. 138) eine pleurodire Schildkröte aus der unteren Karst- kreide des Monte Santo bei Görz beschrieben, an der so wie bei den australischen Chelydidae die Neuralplatten in der 1 Fraas (Jahresh. Naturk. Württemb. LIX, 1903) stellt die Gattung Idiochelys Meyer zu den Cryptodira. 834 F. Siebenrock, ganzen Ausdehnung des Rückenpanzers fehlen. Stache! glaubt, dieses Faktum ebenfalls als ein Jugendstadium des Tieres auffassen zu müssen, was wohl nicht zutreffend ist, wie von mir vorher nachzuweisen versucht wurde. Es ist allerdings sehr merkwürdig, daß der Mangel von Neuralplatten noch niemals bei kryptodiren Schildkröten beobachtet werden konnte. Bei ihnen tritt sowohl’ die Zahl als auch die Form derselben mit einer solchen Gesetzmäßigkeit auf, daß sie mit vollem Rechte zur Charakteristik der einzelnen Gattungen Anwendung finden. Wie schon eingangs erwähnt wurde, gelang es Werner, in Mongalla vom Bauchschild dieser Gattung nur die hyohypo- plastralen Knochenplatten zu erwerben. Dieselben stammen, nach der Größe zu urteilen, teilweise von jungen und teilweise von ausgewachsenen Individuen und sie dürften wahrscheinlich zu den aufgezählten Rückenpanzern gehören. An ihnen lassen sich ohne Rücksicht auf die Größe zwei verschiedene Formen unterscheiden. Die einen sind mehr scheibenförmig, mit stark abgerundeten Vorder- und Seitenkanten, die anderen gleichen fünfeckigen Platten mit geraden Kanten, wie es die beigefügten Abbildungen Fig. 7 und 8 veranschaulichen. Und zwar dürften die ersteren von Cyclanorbis senegalensis D. et B., die letzteren von (. oligotylus Siebenr. herrühren. Da der Artcharakter der beiden Formen hauptsächlich im Plastron zum Ausdruck kommt, ist es leider nicht möglich, die Rückenpanzer nach den zwei Arten zu unterscheiden. Ob dabei die Zahl der Neuralplatten und ihr Verhalten zueinander maßgebend sei, vermag ich nicht auszusprechen. Allerdings müßten dann die Rückenpanzer mit. vielen Neuralplatten ohne Unterbrechung nach den bisherigen Erfahrungen zu (. oligotylus Siebenr. gerechnet werden und die übrigen zu C. senegalensis D. et B. 1 Die Behauptung, welche mir Stache Il. c.in den Mund legt, daß der Mangei von Neuralplatten bei Sontiochelys auf ein Jugendstadium. des Individuums zurückzuführen sei, beruht auf einem Mißverständnisse. Nicht den Mangel von Neuralplatten bezeichnete ich als ein Merkmal jugendlichen Alters, sondern die Anwesenheit der Lücken zwischen den Costal- und Marginal- platten. Krokodile und Schildkröten. 839 Werner erwarb aber außer den besprochenen Panzern und Plastralplatten auch noch zwei ganze Tiere, von denen er das kleinere sogar lebend nach Wien brachte. Das größere Exemplar gehört zu C. senegalensis D. et B., das kleinere zu C. oligotylns Siebenr. 6. Cyclanorbis senegalensis D. et B. Boulenger,. Cat., p. 271; — .Tornier, Arch, Naturgesch., 1901, Beih., p. 68; — Siebenrock, diese Sitzungsber., CXI, 1902, p. 839, und Zoolog. Anz., XXVII, 1905, p. 467. Ein Exemplar, 9, von Duem am Weißen Nil. Länge des Rückenschildes 295 mm, dessen Breite 250 mm, Höhe der Schale 112 mm; Länge des Diskus 225 mm, dessen Breite 185 mm. Das Tier zeigt am Plastron die Entwicklung der Kallosi- täten So, wie sie für diese Art typisch sind, und zwar zwei Paare epiplastrale, von denen wie gewöhnlich das prägulare Paar viel kleiner ist als das gulare; diesem schließt sich hinten die entoplastrale Kallosität an, der beiderseits die hyohypo- plastralen folgen. Zwischen der ersteren und den beiden letzten Kallositäten ist ein großer häutiger Raum, obwohl dieselben eine kreisförmige Gestalt besitzen. Allein ihre Aus- dehnung erreicht nicht den Umfang wie bei den Exemplaren der westafrikanischen Flüsse von der gleichen Größe. Dies beweisen nicht nur die von mir gesehenen Tiere aus dem Berliner, Hamburger und Stuttgarter Museum, sondern insbesondere zwei Exemplare des Münchener Museums, welche aus dem Tschadsee stammen und mir von Herrm L. Müller zum Vergleiche hieher gesendet wurden. Das eine Exemplar hat eine Diskuslänge von 287 mm, das andere von 208 mm und bei beiden sind die Kallositäten noch stärker entwickelt, als dies die Figur.1 bei Gray (Proc. Zool. Soe. London, 1865, p. 424) von einem ausgewachsenen Exemplar ‚veranschaulicht. Insbesondere die xiphiplastralen Kallositäten haben bei jenen eine bedeutendere Ausdehnung als in der genannten Abbildung. Für die Beurteilung der Art kommt es aber nicht auf die Anwesenheit oder Größe der xiphiplastralen Kallositäten an, 836 F. Siebenrock, sondern vielmehr auf diejenigen des vorderen Plastralabschnittes. Die epiplastralen Kallositäten sind bei (C. senegalensis D. et B. von einem bestimmten Alter, beziehungsweise von einer gewissen Größe an immer anwesend. So besitzt ein junges Tier von 110 mm Diskuslänge aus dem Senegal im Pariser Museum das gulare Paar und ein bloß etwas älteres von 160 mm Diskuslänge aus demselben Fluß auch schon das prägulare samt der entoplastralen Kallosität (Siebenrock, diese Sitzungsber, CXI, 1902, p. 842). Ebenso hatte ein junges Exemplar von 150 mm Diskuslänge aus dem Weißen Nil, gleichfalls im Pariser Museum, schon die gularen Kallosi- täten entwickelt. Im weiteren Verlaufe des Wachstums ent- stehen erst die prägularen Kallositäten und die entoplastrale. Daß die ersteren mit den Epiplastra in gar keinem Zusammen- hang stehen, sondern sich von diesen ganz unabhängig im vorderen Plastralrande entwickeln, wurde von mir. c. bereits hervorgehoben. Somit ergibt sich für C. semegalensis D. et B. als artliches Charakteristikum die Anwesenheit von zwei Kallositäten im vorderen Plastralabschnitt bei jungen und typisch von fünf solchen bei erwachsenen Individuen. Die hyohypoplastralen Kallositäten haben so wie bei dieser Art überhaupt eine Scheibenform mit dem charakteristi- schen Ausschnitt am hinteren Umfange in der Leistengegend. Nur bei ganz jungen Tieren sind sie fünfeckig mit nahezu geraden Seitenrändern, wie zwei Exemplare von 55 mm Dis- kuslänge des Pariser Museums beweisen. Ihre Form stimmt mit derjenigen überein, welche Gray, |. c., p. 324, an einem jugend- lichen Plastron dieser Art zur Darstellung gebracht hat. Erst mit der Zunahme des Wachstums dehnen sich diese Kallositäten nach allen Richtungen mehr weniger gleichmäßig aus und er- halten abgerundete Seitenkanten. Dies beweisen nicht nur die von mir gesehenen Exemplare der genannten Museen, sondern auch jene des British Museums, wie mir Kollege L. v. Lorenz mitteilte, der während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes daselbst im Vorjahre auf mein Ersuchen ihre Form nach mitgegebenen Mustern verglichen hat. Auch bei den Exemplaren dieser Sammlung, aus Westafrika Krokodile und Schildkröten. 837 stammend, haben die hyohypoplastralen Kallositäten eine mehr weniger ausgeprägte Scheibenform. Nur ein ganz junges Indi- viduum aus dem Weißen Nil (Collectio Flower) besitzt noch die für dieses Stadium eigentümliche, fünfeckige Form. Die xiphiplastralen Kallositäten, welche bei dem in Rede stehenden Exemplar aus Duem vollständig fehlen, sind, wie schon Gray, l. c., gezeigt hat, sehr inkonstant in ihrem Auf- treten. Sie kommen daher bei der Beurteilung der Art weniger in Betracht. Sie entwickeln sich immer am spätesten, so daß sie oftmals bei schon ziemlich großen Individuen noch gar nicht vorhanden sind. Ein Pränuchalknochen ist anwesend, aber weniger ent- wickelt als beim kleineren der beiden Exemplare aus dem Tschadsee. Auch hierin unterscheiden sich diese von den westafrikanischen und den im Nil lebenden Exemplaren, bei denen dieser Knochen nie so groß zu werden scheint. Samt dieser Schildkröte wurden Dr. Werner sechs Stück Eier von den Eingebornen zum Kaufe angeboten, welche das Tier im Momente der Eiablage gefangen hatten. Tatsächlich ist bei demselben, jetzt in Alkohol konserviert, die Kloake auffallend weit, was die Richtigkeit dieser Angabe bestätigen würde. Die Größe der Eier entspricht im Verhältnis jener des Tieres, ihre Zahl dürfte aber nicht stimmen und in Wirklichkeit eine höhere sein als sechs, doch gewiß nicht die Zahl 100 betragen, wie S. Baker (Die Nilzuflüsse in Abessinien, II, 1868, p. 71) von Trionyx triunguis Forsk. angibt. Diese horrende Summe wäre schon aus rein physischen Gründen unmöglich. Sie dürfte nach meiner Schätzung mit Rücksicht auf die Größe der Eier höchstens 20 bis 25 Stück betragen. Sie sind hart- schalig, fast kugelrund, so wie sie Agassiz (Contrib. N. H.U. S., U, pl. VII, Fig. 20 bis 23) von den amerikanischen Triony- chiden abbildet und haben einen Durchmesser von 36 mm. Die Eiablage fällt in die Mitte des April, um welche Zeit von Dr. Werner das Tier samt den Eiern erworben wurde. Dieses Exemplar liefert zugleich den Beweis, daß Oyclanorbis Gray schon frühzeitig geschlechtsreif wird, da ja ausgewachsene Tiere eine Diskuslänge von 490 mm erreichen. 838 F. Siebenrock, 7. Cyclanorbis oligotylus Siebent Siebenrock, Diese Sitzungsberichte, CXI, 1902, p. 810, und Zoolog. Anz,., XXVII, 1905, p. 465. Ein Exemplar von Khor Attar, nahe der a des Sobat in den Weißen Nil. Länge des Rückenschildes 230 mm, dessen Breite 190 mm, Höhe der Schale 62 mm; Länge des Diskus 160 mm, dessen Breite 146 mm. Das Plastron zeigt nur ein Paar Kallositäten Au den Hyo- hypoplastra, wie es für diese Art typisch ist. Weder auf den Epiplastra noch auf dem Entoplastron ist davon eine Spur vorhanden; diese Knochen sind vielmehr vollkommen glatt, während ebenso große Exemplare aus dem Senegal und auch aus dem Weißen Nil (Pariser Museum) schon ein Paar Kallosi- täten auf.den Epiplastra besitzen. Beim kleineren Exemplar von 208mm Diskuslänge aus dem Tschadsee, das also C. oligotylus Siebenr. von Khor Attar bloß um 48mm Länge übertrifft, sind alle Kallositäten und sogar auch die xiphiplastralen in ausgedehntem Maße entwickelt. ! Die hyohypoplastralen Kallositäten zeichnen sich . durch die charakteristische, fünfeckige Form aus, wie sie eben dieser Art eigentümlich ist (Fig. 8). Allerdings besitzen dieselbe auch ganz junge Individuen von C, ‚senegalensis D. et B. Dies beweist aber nur, daß beide Arten einer gemeinsamen Stamm- form entsprungen sind und sich erst nachträglich differenziert haben. ' Xiphiplastrale Kallositäten fehlen ebenso spurlos als die am Vorderlappen. Der Vorderrand des Rückenschildes ist ohne Pränuchal- knochen, ein Umstand, der ganz bedeutend für die Selbständig- keit .dieser Art in die Wagschale fällt. Denn es ist von großer Wichtigkeit, daß der Mangel eines Pränuchalknochens immer, d. h. bei den vier bis jetzt bekannten Fällen, mit der Abwesenheit aller Kallositäten bis auf die hyohypoplastralen zusammenfällt. Die hier angeführten Gründe erscheinen mir gewichtig genug, um an der Selbständigkeit der beiden in Rede stehenden Krokodile und Schildkröten. 839 Arten festzuhalten, wenn sie auch in ein und demselben Fluß- gebiete vorkommen. Denn würde es sich bei (C. odigotylus Sie- benr. wirklich nur um individuelle Hemmungserscheinungen in der Entwicklung der Kallositäten handeln, so wäre es doch höchst unwahrscheinlich, daß sie bloß bei C. senegalensis D. et B. aus dem Nil und nicht auch bei solchen Individuen aus den westafrikanischen Flußgebieten beobachtet werden konnten, woher doch die meisten bis jetzt bekannt gewordenen Exem- plare stammen. u 1% Be Tue: y = a RE SER Ze aka hr > nacisertsb BEFRIE Pac ”S k' ad . I SENAT US Ale ausbiin Bausch} SOILTNINDELSTITHMEE ER ae St FIT x < e . : En ze m nn BD: r- j Va a tar 1 F in er etet 2 & 43 eAT IrBE 3528 SUCHE : E „ er an 2 = Bart ja EROBRATe BAHBIT EICHERT PER G 2 er z\ , 7 "23 nz er VOR ez ; Ih % ” 7 ’ ’ a, B ” ar p EE die 5 Er Are en Et 2 | el iade Pi over Re ruhe: a Palten; it ar. ee (art Se: e2 a inen un er ständigen. ‚den ‚beiden in Bi ur 41 Über die doppelte Befruchtung bei Tragopogon orientalıs von Karl Eichler. Botanisches Institut der k. k. Universität Wien. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Mai 1906.) Die interessanten Befunde Raunkiaer’s (25) bei Tara- xacum und die Östenfeld’s (22) bei Hieracium, also bei zwei polymorphen Gattungen in der Familie der Kompositen, legten die Frage nahe, wie die Embryo in einer Gattung dieser Familie entstehe, welche ein entgegengesetztes Verhalten bezüglich der Zahl der Spezies zeigt, die also ausgezeichnet ist durch relativ große Konstanz innerhalb dieser Formen. Ummdiese Erage näher zu‘ beleuchten, erteilte mir Hetr Eroiesor Dr R.v. Wettstein: die Aufgabe, einerseits den Befruchtungsvorgang bei Tragopogon zu untersuchen, andrer- seits aber auch durch Kastrierungsversuche nachzuweisen, ob hier auch Parthenogenese möglich sei. Leider aber konnte ich bisher den zweiten Teil dieser Aufgabe nicht durchführen, da erst noch die Kastrierungsversuche wiederholt werden müssen. Ich beschränke mich deshalb im folgenden auf die Darstellung des Befruchtungsvorganges, um später auf den zweiten Teil meiner Aufgabe zurückzukommen. Methode. Zum Zwecke der Untersuchung wurden anfangs Mai 1905 mehrere Exemplare von Tragopogon orientalis im Freien ge- sammelt und im botanischen Garten der k. k. Universität eingepflanzt. Die Blütenköpfchen wurden in verschiedenen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. Di 842 KoBichler Stadien abgeschnitten und in Alkohol fixiert. Diese Fixierungs- weise zeigte sich jedoch nicht ganz geeignet. Der Inhalt des Embryosackes war vielfach zu wenig fixiert. Doch erhielt ich immerhin ziemlich viel gute Präparate. Nach Behandlung mit absolutem Alkohol und Xylol oder Chloroform wurden die einzelnen Objekte in Paraffin eingebettet und mit dem Mikro- tom zu Serien, 12 w dick, geschnitten. Nach der Entfernung des Paraffins versuchte ich zuerst einfache Färbungen mit Wasser- blau und Kernschwarz, was aber zu keinen günstigen Resultaten führte. Schöne Resultate erhielt ich mit dem Dreifarbengemisch Safranin-Gentianaviolett-Orange G. Um die Färbung zu ver- einfachen, wählte ich aber schließlich die Färbung mit Eisen- hämatoxylin nach Heidenhain, die sich für das Objekt als sehr geeignet erwies. Die in Kanadabalsam eingeschlossenen Schnitte wurden unter dem Mikroskope von Reichert unter- sucht, alle Präparate, welche zu Zeichnungen verwendet wurden, außerdem noch unter dem Mikroskope von Zeiß mit Ölimmer- sion nachuntersucht. Die Zeichnungen wurden mit dem Zeichen- apparate von Leitz und dem Mikroskope von Reichert mit dem Objektiv 7A angefertigt, und zwar so, daß die Höhe des Zeichenblattes mit der Höhe des Objekttisches des Mikro- skopes übereinstimmte. Die Details sämtlicher Zeichnungen wurden unter Zuhilfenahme von Ölimmersion angefertigt. Ich will gleich hier anführen, daß manche Stadien des Befruchtungs- vorganges sehr schwer aufzufinden waren, weshalb es notwendig war, zirka 450 Serien zu schneiden, um zu den erhaltenen Resultaten zu gelangen. Der Embryosack. Die für die Kompositen charakteristische anatrope Samen- anlage ist mit einem Integument versehen und zeigt im Nucellus einen stark verlängerten, in der Mitte etwas verbreiteten Em- bryosack, welcher einerseits von der Mikropyle, am anderen Ende von den Antipoden begrenzt ist. Gegen den Nucellus hin wird der Embryosack von einer Zellschicht, bestehend aus dicht aneinandergereihten, meist kubischen Zellen begrenzt, welche nur in der Antipodenregion an ganz zentralen Schnitten etwas breiter als lang sind. Durch ihre Gestalt sowie durch Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 843 ihr reiches Plasma und durch ihren verhältnismäßig großen Kern heben sie sich von dem angrenzenden Gewebe stark ab. Diese Zellschicht wurde von Hegelmaier (11) als »Endo- dermis«, von Schwere (26) als »Endothel«, von Chamberlain (3) als »tapetal cells«, von Billings (2) als »Tapetum«, von Goldflus (10) und den meisten anderen Autoren als »Epithel« bezeichnet. In der Mikropylarregion geht dieses Epithel all- mählich in das Integument über. An dem der Mikropyle ent- gegengesetzten Ende überdacht das Epithel nicht ganz den Embryosack, sondern endigt hier mit mehr oder weniger drei- eckigen Zellen, die sich enge an die oberste! Antipode anlegen, so daß diese meist noch aus dem Embryosack hervorragt (Fig. 10 5). Zum mindesten ist aber diese Antipodalzelle an der obersten Seite frei vom Epithel. Dieses Verhältnis des Epithels zu den Antipoden kann man natürlich nur an ganz zentralen Längsschnitten beobachten. Eine Verstärkung dieses Epithels nach Eintritt der Befruchtung durch Entwickelung zu einer Mehrzahl von Zellschichten durch der Oberfläche parallel oder öfters auch schief zu ihr verlaufende Scheidewandbildungen, wie sie von Hegeimaier (11) für mehrere Synanthereen (Bi- dens, Tussilago, Feliopsis, Rudbeckia) angegeben wird, wurde nicht beobachtet. Die ernährungsphysiologische Funktion dieses Epithels ist von Goldflus (10) und den anderen Autoren be- wiesen worden. Zwischen den obersten Epithelzellen und den Antipoden kommen hier konstant zwei oder mehrere Zellen vor, weiche sich durch ihre Struktur sowohl von den Epithelzellen wie auch von den Antipoden wesentlich unterscheiden, was aber für keine der bisher untersuchten Kompositen angegeben wurde (Fig. 1 und 105). Diese Zellen sind langgestreckt, parallel zur Längsrichtung der Antipoden und zwischen dem Epithel und der obersten Antipode gleichsam eingekeilt. Von den sie um- gebenden Elementen heben sie sich um so deutlicher ab, da sie keinen Farbstoff aufnehmen und einen um vieles kleineren Zellkern besitzen, als die angrenzenden Antipoden. Gewöhnlich 1 Mit »oben« und »unten« bezeichne ich in der ganzen Darstellung die Lage des Organs in Bezug auf Fig. 14. 59* 844 K. Eichler, zeigt jede dieser Zellen einen kleinen, ebenfalls nur schwach gefärbten Kern; oft findet man aber auch zwei, selbst drei Kerne, was dann auch zu einer nachträglichen Teilung dieser Zellen führen kann (Fig. 105). Es könnte sein, daß diese Zellen reduzierte Embryosackmutterzellen sind, die dann in der Anti- podalregion lange Zeit erhalten bleiben. Man bemerkt diese Zellen auch noch bei stark entwickelten Embryonen (Fig. 105). Die auflösende Tätigkeit des Epithels läßt sich schon in frühen Stadien erkennen, trotzdem noch keine Befruchtung eingetreten. Besonders rege ist diese auflösende Tätigkeit in der Antipodalregion, wo man bald angesammelte Plasmamassen mit eingestreuten, in Desorganisation begriffenen Zellkernen wahrnimmt; oft bemerkt man auch Überreste von Zellmem- branen. Nach Eintritt der Befruchtung und besonders bei Beginn der Endospermbildung werden rasch nacheinander die Zell- schichten des Nucellus aufgelöst. Die Eizelle zeichnet sich durch bedeutende Größe aus und nimmt fast die ganze Breite des Embryosackes ein. Ihre Gestalt ist birnförmig, das schmälere Ende der Mikropyle zugekehrt. Der obere Pol zeigt eine reiche Plasmaansammlung, in welcher der Kern eingebettet ist, unterhalb welchem eine große Vakuole fast den ganzen übrigen Teil der Eizelle einnimmt. Die beiden Synergiden sind schmäler und kürzer als die Eizelle und meist verschieden stark entwickelt, so daß die eine bisweilen nur die Hälfte der Größe der anderen erreicht. Die Gestalt der Synergiden ist gleichfalls birnförmig. Ihr Kern ist bedeutend kleiner als der der Eizelle und zeigt eine verschiedene Stellung. Immer befindet er sich aber in der oberen Hälfte der Synergide. Oberhalb des Kernes liegt gewöhnlich die Vakuole. Eizelle und Synergiden sind am Grunde des Keimsackes inseriert in der - Nähe der offenen Mikropyle. Die Synergiden werden durch den Eintritt des Pollen- schlauches nicht zerstört und bleiben oft sehr lange erhalten (Fig. 3, 8). Sie nehmen dann gewöhnlich eine dunkle Farbe an; der Kern derselben fällt etwas früher der Zerstörung anheim. Nach Coulter and Chamberlain (4) war, es Straßburger, der diesen Zellen den Namen »Synergiden« gab, der von vorn- herein darauf hinwies, daß sie beide nutritive oder mechanische Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 845 Helfer beim Befruchtungsprozesse sind. Vielfach war man der Meinung, daß sie die Aufgabe hätten, die Befruchtungssubstanz vom Pollenschlauch zur Oosphäre zu führen. Straßburger (29) sagt in seinen »Neue Untersuchungen über den Befruch- tungsvorgang bei den Phanerogamen als Grundlage für eine Theorie der Zeugung«: »Es ist kaum zu bezweifeln, daß es die das mikropylare Ende des Embryosackes ganz ausfüllenden Synergiden sind, welche die Substanz ausscheiden, die Einfluß auf die Wachstumsrichtung der Pollenschläuche ausüben. Der Pollenschlauchinhalt bleibt von den Synergiden getrennt, im Augenblicke, wo der Pollenschlauch an den Scheitel herantritt, desorganisiert sich die eine der beiden Synergiden, wobei ihr Kern sich zusammenzieht und stark lichtbrechend wird. Die Synergiden haben mit Eintritt des Pollenschlauches ihre Funk- tion vollendet.« Etwas oberhalb der Eizelle liegt der sekundäre Embryo- sackkern, der aus der Vereinigung der beiden Polkerne hervor- gegangen. Diese Vereinigung vollzieht sich sehr bald, so daß man meist den sekundären Embryosackkern antrifft. Dieser übertrifft um vieles die Größe des Eikernes und liegt hart am oberen Ende der Eizelle, gewöhnlich von dichten Plasma- massen umgeben (Fig. 1). Ei- und Synergidenkerne zeigen das gewöhnliche Aussehen, während der sekundäre Embryosack- kern bald eine schaumige Struktur annimmt. Der übrige Teil des Embryosackes ist mit Plasma erfüllt, welches an der Wand und besonders an den Antipoden dicht ist, während es im Innern des Sackes eine netzartige Struktur zeigt. Die Zahl und Größe der Antipoden ist in der Familie der Kompositen sehr variabel. Nach CoulterandChamberlain(4) sind in einer Anzahl von Fällen, wie bei Doronicum, Petasites, Taraxacum gewöhnlich nur drei Antipoden, welche aber aktiv bleiben. Nach Murbeck (19) kommen bei Taraxacum und Hieracium drei nackte, winzige Antipoden vor, die bald der Desorganisation anheimfallen. Hegelmaier (11) gibt für Tra- gopogon floccocus an, daß hier die Antipodengruppe zu einem parenchymatischen Gewebe von 7 bis 9 Zellen entwickelt ist, welches etwa den fünften Teil der Länge des Neimsackes ein- nimmt. Hier bei Tragopogon orientalis kommen konstant drei 846 K. Eichler, Antipoden vor, die am oberen Ende des Embryosackes in einer Längsreihe angeordnet sind. Von diesen ist die unterste sehr breit und quergestellt, während die beiden oberen länglich sind. Die oberste ragt, wie schon erwähnt, entweder etwas aus dem Embryosack hervor (Fig. 105) oder liegt in gleicher Höhe mit den beiden Enden des Epithels (Fig. 1). Letzteres Verhalten zeigen gewöhnlich junge Embryosäcke vor und kurze Zeit nach der Befruchtung, während mit dem Heranwachsen des Embryos auch die oberste Antipode in die Länge wächst und dann aus dem Embryosack hervorragt. Portheim (24) konnte bei Senecio vulgaris konstatieren, daß die Membran des Embryo- sackes in der antipodalen Gegend eine Öffnung habe, aus der die unterste große Antipode hervortrete, was eine direkte Berührung dieser mit den aufgelösten Stoffen gestattet. (Andrer- seits sind in ZTussilago nach Guignard (9) gewöhnlich 4, in Senecio nach Mottier (18) 2 bis 6, in Silphium nach Merrel(16) 3 bis 8, in Conyza nach Guignard (9) 8 bis 10, in Aster Novae Angliae nach Chamberlain (3) 13; in Antennaria bilden die Antipoden nach Juel (13) einen ausgiebigen parenchymatischen (sewebekörper. Ebenso bilden die nach Goldflus (10) in Gallatella vigida die Antipoden, 20 bis 25 an Zahl, ein paren- chymatisches Gewebe.) Jede Antipode zeigt eine scharfe Begrenzung und einen im Plasma eingebetteten Kern, der sich durch seine Größe sowie durch seine Struktur von den anderen Kernen des Embryosackes unterscheidet. Das Plasma der Antipodal- zellen, welches sich in jungen Stadien lebhaft färbt, ist in älteren Stadien bedeutend lichter, eine Erscheinung, welche wohl mit der Funktion der Antipoden, Nahrungsstoffe dem Embryo zu- zuführen, zusammenhängt. In drei Fällen konnte eine Vermehrung der Antipoden auf vier bemerkt werden, und zwar war es immer die unterste, breite Antipode, deren Kern sich sekundär geteilt hatte und so die Bildung einer vierten Antipodalzelle veranlaßte. Mehr als vier Antipoden wurden nicht bemerkt. Die Antipoden haben hier zweifellos die Aüfeabet die aus der Auflösung des Nuceilargewebes gewonnenen Nahrungs- stoffe zu assimilieren und weiter zu befördern. Dies beweist Doppelte Befruchtung bei Tyagopogon. 847 schon ihr Bau und ihr Verhalten nach Eintritt der Befruchtung. Lötscher (15) sagt in seiner Arbeit »Über den Bau und die Funktion der Antipoden in der Angiospermen-Samenanlage« speziell über die Antipoden der Kompositen: »Die Hauptbedeu- tung der Antipoden ist durch ihre Gestalt, ihre Anordnung in einer Linie und durch ihren engen Anschluß an das Leitgewebe und die zuleitenden Organe überhaupt sowie durch ihre Stellung im Embryosack, dem Endziel der Stoffleitung, deutlich gekenn- zeichnet. Ich bezeichne daher ihre Funktion als eine haustoriale, glaube aber, dabei mehrere Momente unterscheiden zu müssen. Am meisten tritt ihre Anpassung für die Stoffleitung hervor, einmal durch ihre gestreckte Gestalt und seriale Anordnung der Zellen, dann durch ihre Angliederung in die Leitungsbahn zum Embryosack. Daß aber die Antipoden nicht bloß passive Leitungsbahnen sind, sondern auch die Stoffe aktiv in sich auf- und weitersaugen, bekundet ihr Gehalt an Plasma und Kernmasse. Die häufige kolbenförmige Anschwellung der un- tersten Antipode dürfte als eine Oberflächenvergrößerung des Saugteiles zu betrachten sein. In diesen zwei Funktionen der Aufsaugung und Weiterleitung der Nährstoffe besteht die Haupt- arbeit dieses Antipodentypus, der dadurch zum haustorialen wird. Damit sind aber verwandte Funktionen nicht aus- geschlossen. Ich meine vor allem die Auflösung von benach- barten Gewebeteilen, um sie dadurch der Absorption fähig zu machen. Eine solche Tätigkeit ist als untergeordnete Funktion wohl möglich in manchen sonst typischen Fällen.« Mit der Funktion der Antipoden hängt auch deren lange Lebensdauer zusammen. Fig. 105 zeigt den oberen Teil eines Embryosackes, der bereits einen ziemlich entwickelten Embryo (Fig. 10a) ent- hält. Selbst wo bereits die beiden Kotyledonen zur Entwicke- lung gelangten, konnten noch immer die Antipoden nach- gewiesen werden. Der Befruchtungsvorgang. Ehe noch der Pollenschlauch mit den beiden Sperma- kernen in den Embryosack eintritt, zeigt der sekundäre Embryo- sackkern und teilweise auch der Eikern eine schaumige Struktur. Der Pollenschlauch nimmt seinen Weg durch die 848 K. Eichler, Mikropyle und dringt weiter zwischen den Synergiden vor, die aber keineswegs dadurch zerstört werden. Wohl bemerkt man in diesem Stadium meist nur eine Synergide, während die zweite meist von dem dichten Inhalt des Pollenschlauches, der ziemlich viel Farbstoff aufnimmt, überdeckt wird. Doch konnten auch nach dem Eindringen des Pollenschlauches in den Embryo- sack noch beide Synergiden bemerkt werden, was dafür spricht, daß hier nicht durch das Eindringen des Pollenschlauches die eine Synergide zerstört wird, wie es von den meisten Autoren angegeben wird. Wohl zeigen die Synergiden jetzt bald ein etwas verändertes Aussehen, indem sie sich dunkler färben und der Kern derselben bald ganz verschwunden ist; trotzdem bleiben sie noch lange Zeit erhalten, wie Fig. 3 und 8 zeigen. Bei Silphium tritt der Pollenschlauch nach den Angaben von Land (14) gewöhnlich von einer Seite der Synergiden ein. Die Synergide, gegen welche der Pollenschlauch liegt, beginnt bald Desorganisation zu zeigen, während die andere intakt bleibt, bis das reife Ei sich zu teilen beginnt. Bei Helianthus annuus entleert nach Nawaschin (20) der Pollenschlauch seinen Inhalt ins Innere des Embryosackes, seitlich, wie es scheint, zwischen den beiden Synergiden, deren eine stark zusammen- fällt. Die beiden Spermatozoiden machen sich frei aus dem trüben, grobkörnigen Pollenschlauchinhalt und der eine drängt sich an das Ei an dessen Seite, der andere schmiegt sich dem Embryosackkern fest an. Bei Tragopogon orientalis drängt der Pollenschlauch die Eizelle etwas gegen die gegenüberliegende Wand des Embryo- sackes und dringt weiter zwischen Eizelle und Epithel vor. Fig. 2a zeigt ein solches Stadium. Der Pollenschlauch selbst hat sich im Embryosack mächtig erweitert und zeigt im etwas zugespitzten Ende die beiden Spermakerne, welche, über- einander gelagert, bei schwächerer Vergrößerung den Eindruck eines einzigen Spermakernes machen. Fig. 25 zeigt das Ende des Pollenschlauches gezeichnet mit homogener Ölimmersion (Zeiß) und Zeichenokular 3 (Leitz). Die Spermakerne sind in Eisenhämatoxylin dunkel gefärbt, etwa wie die anderen Kerne des Embryosackes. Der Pollenschlauch ist hier an den Seiten durch eine feine Membran ziemlich scharf abgegrenzt, während Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 849 die obere Umrandung weniger deutlich ist, wahrscheinlich deshalb, weil derselbe nicht genau in der Schnittebene liegt. Nach Guignard (7) setzt der Pollenschlauch bei Nigella Damascena am Öftesten seinen Inhalt in eine der Synergiden schief ein. Die Zelle verschwindet und der Kern löst sich auf. Die andere Synergide behält noch ihre normale Struktur bei, bisweilen selbst bis nach der Bildung einer bestimmten Anzahl von Endospermzellen. Bisweilen auch, aber selten kommt der Pollenschlauch bei der Oosphäre an und man findet noch nach der Befruchtung die zwei Synergiden intakt. Dieses letztere Verhalten des Pollenschlauches bei Nigella Damascena gilt für Tragopogon orientalis als Regel. Ja er dringt hier zwischen der Eizelle und dem Epithel noch weiter vor bis knapp unterhalb des sekundären Embryosackkernes und entläßt erst zwischen dem oberen Pole der Eizelle und dem sekundären Embryosackkern die beiden Spermakerne. Fig. 3 zeigt ein solches Stadium unmittelbar nach dem Öffnen des Pollenschlauches. Die beiden Spermakerne liegen hier sich kreuzend unmittelbar oberhalb der Eizelle in derselben Lage noch wie in Fig. 2, nur haben sie sich in die Länge gestreckt. Man sieht die eine Synergide und im unteren Teile ein Stück des Pollenschlauches. Fig. 5 zeigt den ganzen Verlauf des Pollenschlauches innerhalb des Embryosackes. Die Eizelle zeigt in ihrer Peripherie eine Durchbrechung, durch welche wahrscheinlich der Spermakern zum Eikern gelangte. Die Gestalt derSpermakerne ist wurmförmig, ohne schraubig gewunden zu sein. Im Vergleiche zu den von Nawaschin (20) bei Helianthns annuus gefundenen sind sie hier etwas kürzer und weniger gewunden, dagegen länger, aber auch dünner als bei Rudbeckia. Nawaschin gibt für die Spermakerne dieser beiden Arten eine lockere, poröse Struktur an, was hier nicht so genau beobachtet werden konnte. Sicher aber ist ein Unter- schied in der Dicke und Länge zwischen dem Spermakern, welcher mir der! Eizelle’ kopuliert, !und dem, der! mit: dem sekundären Embryosackkerne sich vereinigt, wie ihn Möbius (17) voraussetzt, nicht vorhanden. Die Spermakerne legen sich der eine an den Eikern, der andere an den sekundären Embryo- sackkern dicht an und werden gleichsam nach und nach 850 K. Eichler, verschluckt, ohne dabei ihre wurmförmige Gestalt zu verlieren. Bei Aster nehmen die Spermakerne nach den Angaben von M. Oppermann (21) in der Zeit der Vereinigung mit dem Ei und dem Endospermnucleus die Gestalt eines gewöhnlichen Nucleus an. Der Verlauf des Pollenschlauches bis oberhalb der Oosphäre und die Entleerung desselben zwischen Eizelle und sekundärem Embryosackkern beweist, wie ich glaube, die Richtigkeit der Ansicht Straßburger’s (30), daß die Sperma- kerne trotz ihrer wurmförmig gewundenen Gestalt nicht selbst- ständig beweglich sind, sondern daß sie passiv, hier also durch den Pollenschlauch selbst, bis zu ihrem Bestimmungsorte gebracht werden. In der Regel trifft der Spermakern bereits den vereinigten sekundären Embryosackkern an. Doch kann es auch vor- kommen, daß sich der Spermakern noch vor der Verschmelzung der beiden Polkerne mit einem von diesen vereinigt. Fig. 5 zeigt einen solchen Fall. M. Oppermann (21) erwähnt den- selben Fall bei Aster. Shibata (27) zeigt bei Monotropa. untflora, daß die Pollenschläuche bei Blüten, bei welchen die Bestäubung bei einer höheren Zimmertemperatur vorgenommen wurde, viel rascher durch den Griffel in den Embryosack gelangen, und daß hier die beiden Polkerne noch völlig isoliert oder eben im Begriffe sind, sich zu vereinigen, während sich sonst der Spermakern stets mit dem aus der Vereinigung der beiden Polkerne hervorgegangenen sekundären Embryosack- kerne zu vereinigen pflegt. Nach der Befruchtung beginnt sich der sekundäre Embryo- sackkern sofort zur Teilung anzuschicken. Das Plasma um den Kern nimmt eine strahlige Anordnung an. Fig. 6a undb stellt ein Endstadium der Prophase vor. Die befruchtete Eizelle hat indessen an Umfang zugenommen, wobei sich ihre Membran etwas verdickt, der Eikern selbst bleibt noch einige Zeit ungeteilt und zeigt eine schaumige Struktur. Bei Fig. 6a sieht man im unteren Teile noch ein Stück vom Pollen- schlauche. Die beiden Figuren sind von zwei aufeinander- folgenden Schnitten einer Serie. Weitere Teilungsstadien der Kerne konnte ich nicht wahrnehmen. In rascher Aufeinander- ze | Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. sol folge werden nun Endospermkerne gebildet, welche sich mit Plasma umgeben und ein weitmaschiges Endosperm bilden. Die ersten Endospermzellen werden in der Umgebung der Eizelle gebildet, indem die ersten Teilkerne des Endosperm- kernes gegen die Eizelle zu liegen kommen. Land gibt ein ähnliches Verhalten der ersten Teilkerne für Erigeron an, wo diese den infolge des Verschwindens der Synergiden frei gewordenen Platz einnehmen. Fig. 7 zeigt ein Stadium mit acht gebildeten Endospermkernen, von denen sechs im unteren Teile des Embryosackes, also in der Nähe der Eizelle liegen, während nur zwei in der oberen Hälfte zu finden sind. Von diesen geht auch ein breiter Plasmastreifen gegen den unteren Teil des Embryosackes. Die vier Zeichnungen der Fig. 7 sind von vier aufeinanderfolgenden Schnitten einer Serie und zeigen die jedesmal angeschnittene Eizelle und die Verteilung der Endospermkerne. Der Eikern.ist noch ungeteilt. Ich fand Stadien mit 16 und selbst mit 32 Endospermkernen, in denen der Eikern noch immer ungeteilt war. Murbeck (19) gibt für Taraxacum an, daß zwischen den Endospermkernen Zellulose- wände gebildet werden, was für Tragopogon sowohl bei Behandlung mit Chlorzinkjod wie auch mit Jodlösung und darauffolgender Schwefelsäure nicht nachgewiesen werden konnte. Erst wenn der ganze Embryosack mit Endosperm erfüllt ist, teilt sich der Eikern durch eine transversale Wand, um Keimzelle und Suspensor zu bilden. Nachdem in der oberen Hälfte abermals eine transversale Wand aufgetreten ist (Fig. 8), werden dann 'meridiane Wände‘ gebildet’ (Pie 9)" In’ den weiteren Zellen verlaufen die Membranen keineswegs regel- mäßig, vielmehr kann man schon in frühen Stadien, wie Fig. 9 zeigt, Andeutungen von dem unregelmäßigen Verlaufe der Zellwände wahrnehmen. Schon in diesem Stadium streckt sich der Suspensor in die Länge und drückt gleichsam den kugeligen Embryo in das Endosperm des mittleren Keimsackes. Die Zellbildung erfolgt in der Keimzelle sehr rasch im Gegen- satz zu der Zellbildung im Suspensor, wo diese in basipetaler Reihenfolge vor sich geht. Der Keimsack erweitert sich immer mehr und mehr und nimmt dabei bedeutend an Länge zu. 802 K. Eichler, Dabei flachen sich die Epithelzellen im unteren Teile etwas ab, während sie in der Antipodalregion noch ihr ursprüngliches Verhalten zeigen. Fig. 10a zeigt den unteren Teil des Embryo- sackes mit dem Embryo, 2 die Antipodalregion. Die Antipoden haben hier an Größe etwas zugenommen und die oberste ragt aus dem Epithel hervor. In ihrer Umgebung sieht man Plasma- massen mit zum Teil desorganisierten Zellkernen. Diese Plasma- massen, die samt den Kernen vom Nucellus herstammen, dessen Auflösung bereits stark vorgeschritten ist, Zeigen immer eine gegen die Antipoden gerichtete Anordnung, was für deren ernährende Tätigkeit spricht. Die weitere Ausbildung des Embryos geht in der von Schwere (26) für Taraxacum offici- nale Web. angegebenen Weise vor sich. Verlauf des Pollenschlauches. Der Pollenschlauch legt den ganzen Weg von der Narbe bis zum Eindringen in den Embryosack im Gewebe zurück mit Ausnahme der kleinen Strecke der Mikropyle. Dabei hält er sich immer in der Nähe des Gefäßbündels. Fig. 14 zeigt den Verlauf des Gefäßbündels und neben diesem den des Pollen- schlauches. Die Fruchtknotenwand, welche unterhalb des Griffels noch ein Stück solid ist, schließt dann einen ziemlich großen Luftraum ein, in welchem der vom Integument umschlossene Nucellus hineinragt. Das aus dem Stiel kommende Gefäß- bündel gabelt sich etwas unterhalb der Ansatzstelle des Funi- culus und je ein Ast desselben durchzieht rechts und links die Fruchtknotenwand, während ein Ast weiter in den Funiculus wächst. Im Griffel selbst verlaufen die beiden aus der Frucht- knotenwand kommenden Gefäßbündel nebeneinander. Ein eigener Griffelkanal ist nicht vorhanden. Der Pollenschlauch bahnt sich seinen Weg mechanisch durch das Gewebe, weshalb dasselbe auch unverändert bleibt. Fig. 11 zeigt einen Teil der Fruchtknotenwand mit dem Pollenschlauche. Zu beiden Seiten des Gefäßes sind langge- streckte parenchymatische Zellen, die als Leitungsgewebe für den Pollenschlauch fungieren. Dieser nimmt immer seinen Weg zwischen Gefäß und Fruchtknotenwand, niemals auf deranderen Seite des Gefäßes. Die Zellen sind hier auch in der Nähe des Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 893 Gefäßbündels etwas mehr langgestreckt und etwas englumiger als dieandie Fruchtknotenwandangrenzenden Zellen. DerPollen- schlauch ändert während seines ganzen Verlaufes nur wenig seine Richtung, sondern dringt mehr oder weniger gerade vor. Er zeigt eine feine Membran und einen feinkörnigen Inhalt, der sich leicht tingiert. Sehr oft findet man hier mehrere Pollen- schläuche, und zwar sowohl im rechten und linken Teile der Wand als auch in einem dieser Teile nebeneinander. Immer ist der Verlauf des Pollenschlauches parallel zum Gefäß- bündel. In dieser Weise wächst er bis zu der Stelie, wo sich das aus dem Stiel kommende Gefäßbündel gabelt, um hier einen spitzen Winkel zu bilden (Fig. 12). Von hier dringt er längs jenes Astes des geteilten Gefäßbündels vor, welcher in den Funiculus wächst. Auch hier sind neben dem Gefäße langgestreckte, englumige Zellen als Leitungsgewebe. Nachdem so der Pollenschlauch fast die ganze Länge des Funiculus durchlaufen, verläßt er dort, wo der Funiculus am stärksten gebogen ist, also unmittelbar unterhalb der Mikropyle, das Gewebe und dringt in diese ein. Fig. 13 zeigt den Verlauf des Pollenschlauches innerhalb der Mikropyle. Dieser hat sich hier mächtig erweitert und man sieht, wie er die Zellen des Inte- guments zur Seite drückt. Erst unmittelbar vor dem Eintritt in den Embryosack, an der Stelle, wo das Epithel beginnt, nimmt er seine gewöhnliche Stärke an, um im Embryosacke selbst an Dicke wieder zuzunehmen. Sein weiteres Vordringen wurde beim Befruchtungsvorgange geschildert. Zusammenfassung. Bei Tragopogon orientalis konnte die doppelte Befruchtung konstatiert werden. Der Pollenschlauch dringt hier geschlossen bis knapp unterhalb des sekundären Embryosackkernes vor, um erst hier die beiden männlichen Kerne zu entlassen. Die Spermakerne zeigen eine wurmförmige Gestalt, ohne schraubig gewunden zu sein. Der Pollenschlauch verläuft von der Narbe bis zum Ein- tritt in die Mikropyle längs des Gefäßbündels innerhalb des Gewebes. 8% = do) 10. 14. K. Eichter, Literaturverzeichnis. . Albanese M., Ein neuer Fall von Endotropismus des Pollenschlauches und abnormaler Embryosackentwick- lung bei Szdbaldia procumbens. Diese Sitzungsberichte, Bd.:CXHl, Abe 2 | . Billings Fried., Beiträge zur Kenntnis der Samenentwick- lung. »Flora« (1901), 296. Chamberlain J., The embryo-sac of Aster Novae Angliae. The bot. Gaz., Vol. XX (1395), 209. . Coulter J. M. and Chamberlain C. J., Morphology of Angiosperms. 1903. . Dalmer M., Über die Leitung des Pollenschlauches bei den Angiospermen. Jenaische Zeitschr. für Naturwiss., Bd. 14 (1880), 330. | . Gu£rin P., Les connaissances actuelles sur la fecondation chez les Phan&rogames. 1904. . Guignard L, La double fecondation chez les Renon- culace&es. Journ. de Bot., XV (1901), 394. — Recherches sur les developpement de la grain en parfi- culier du tegument seminal compos&es. Journ. de Bot. (1893), 282. | ! — Recherches sur le sac embryonnaire des Phanerogames. Angiospermes. Ann. Soc. Nat. Bot., VI (1832), 136. Goldflus Mathilde, Sur la structure et les fonctions de Vassise epitheliale et des antipodes chez les Compose&es. Journ. de Bot., XII, 374 bis 384; XI, 9 u. £ . Hegelmaier F., Über den Keimsack einiger Compositen und dessen Umhüllung. Bot. Ztg., 1889. . Hofmeister W., Neuere Beobachtungen über Embryo- bildung der Phanerogamen. Jahrb. für wiss. Bot. (1858), 82. . Juel ©. H., Vergleichende Untersuchungen über typische und parthenogenetische Fortpflanzung bei der Gattung Antennaria. Land W. J. G., Double fertilization in Composites. Bot. G3a24 RXAXI222 15. 16. 23. 24. - Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 899 Lötscher P.K., Über den Bau und die Funktion der Anti- poden in der Angiospermen-Samenanlage. »Flora«, Bd. 94, H. 2 (1905), 213. MerrelW.D., A contribution to the life history of Silphium. Bot. Gaz., XXIX (1900), 99. . Möbius, Die neuesten Untersuchungen über den Befruch- tungsprozeß bei Blütenpflanzen. Biol. Zentralbl., 1899. . Mottier D. M., On the embryo-sac and embryo of Senecio aureus. The bot. Gaz., Vol. XVII (1893). . Murbeck Sv., Parthenogenese bei der Gattung Taraxacıum und Zieracium. Botaniska Notiser (1904), 285. . Nawaschin S., Über die Befruchtungsvorgänge bei einigen Elüienpilanzen. Ber. der Deutsch, Bor Ges. (1900), 224. . Oppermann M., A contribution to the life history of Aster. Bot. Gaz.,, XXXVIH, 353. Bosrenteld €. HL, ZumRenntnis der Apogamie der Gattung Inlienacımm: Ber. der Deutsch. bot. Ges., XXI, 370. Overton J.B., Über Reduktionsteilung in den Pollenmutter- zellen einiger Dikotyledonen. Jahrb. für wiss. Bot., Ba xTEll. Portheim L.,, v., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Achene und des Empbryos der Compositen. Senecio vulgaris. Sitzber. des Deutsch. naturw. Ver. »Lotos«, Böhmen, 1901. . RaunkiaerC., Kimmdanelse uden Befrugtning hos Malke- bötte (Taraxacum). Botanisk. Tidskrift, Bd. XXV, 109. Schwere Siesi., Zur Entwicklung der Frucht von Tara- xacum officinalis Web. Ein Beitrag zur Embryologie der Compositen. »Flora<, Bd. 82 (1896). . Shibata R, Die Doppelbefruchtung bei Monotropa uni- Mora. >Rlora< (1902), 81: as aßbureer Befruchtung "und? Zellteilung, Jera 19728; — Neuere Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang bei den Phanerogamen. 1884. — Einige Bemerkungen zur Frage nach der doppelten Befruchtung bei den. Ansiospermen. Bor. Zig,., 58 (1900), 304. | 806 K. Eichler, Doppelte Befruchtung bei Tragopogon. 31. Straßburger, Die Angiospermen und Gymnospermen. 1879. 32. — Botanisches Praktikum. 1902. 33. Westermaier M., Zur Embryobildung der Phanerogamen, insbesondere über die sogenannten Antipoden. Ver- handlg. der Leop. Carol. Akad. der Naturforscher, Bd. 57 (1890), 1 bis SO. Br Paee a E SE ER FE TE a a EEE ER a En a Er TE Sr 5 ? ”27 ee b a En Rz TE A > eat, PS >* , iR. 1906. ‚Wien, |Ü 2 TEE: Taf.l. Sehen ware age le 2 = en Q | ol, Io, ä, DR u RT a 09 E. R Kr ] LithKunstanstalt Friedr Sper ; | Ra 106. Ne\) e a : aa .„„ math-naturw. Classe, Bd. CXV, Abth: I Se ER ze Se RE SLADDOGT \ N dag % 7 x OODanp, el Ale; K. Doppelte Befruchtung bei Tragopogon i BEGREIFEN RT is : > TOGSTRIDEL Daacaa I ungsberichte d. Ta Akad de Waes - Eichler K.del IA, | in itzun &sberichte d.kais. Akad. d. We math-naturw. Classe, Bd. CXV., Abth. 1,1906. Taf.IE LithKunstanstaltFhiedr öperl Wien, A Bunsug Eichler K.del. Eichler K. Doppelte Befruchtung bei va gopogon. Über den Bau der Rispen des Trisema Wagapii Vieill. Dr. Rudolf Wagner. (Mit 7 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Mai 1906.) Die morphologischen Verhältnisse der von J. D. Hooker in seiner Arbeit »Descriptions of Two New Dilleniaceous Plants from New Caledonia and Tropical Australia« im Jahre 1857 aufgestellten Gattung Trisema! sind noch außerordentlich wenig bekannt und beschränken sich mit Ausnahme des im großen und ganzen mitgeteilten Blütenbaues auf sehr vage Daten, aus welchen Genaueres zu entnehmen nicht möglich ist. Die sehr merkwürdigen Verhältnisse, die der Blütenstand bietet, stehen nach meinen bisherigen Erfahrungen ganz vereinzelt da und auch die Gattung Hibbertia Andr. mit der Trisema von Brasslllo nr und "später: ven Gilg°’ und Bri.quet” vereinigt wurde, bietet nichts Ähnliches, wenigstens soweit bekannt; die Sektion Trisema, wenn man Baillon folgt, hat damit zum min- desten eine isolierte Stellung. Da in den folgenden Zeilen der . Blütenbau nicht behandelt werden soll — mit Ausnahme des zum Verständnis der Verzweigung nötigen Kelchanschlusses — sondern eine Erörterung der blütenmorphologischen Charaktere einer sich auf ein breiteres Material stützenden Untersuchung zufällt, so wird auch nicht in dezidierter Weise zur Frage der Gattungsselbständigkeit Stellung genommen. 1 Kew Journ. Bot., Vol. 9, p. 47 mit Taf. 1. 2 Hist. plant., Vol. 1. 3 Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfam., III, p. 115 (1893). 4 Ann. Conserv. et Jard. Bot. Geneve, 1900, p. 217, ex Ind. Kew. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 60 858 R. Wagner, Der Name der Gattung gründet sich auf das Vorhanden- sein von drei Kronblättern,! die auf den pentameren, eutopisch- quinkunzialen Kelch folgen, während die Gattung Hlebbertia oder, wenn man will, die anderen Sektionen der Gattung Hib- bertia eine isomere Krone aufweisen. Gegründet wurde sie auf einen von J. Macgillivray und Milne anläßlich der Reise des Kapitäns Denham im Oktober 1853 auf der zu Neukale- donien gehörenden Fichteninsel, die mit der Insel Wagap der späteren Vieillard’schen Kollektion identisch sein dürfte, ge- sammelten Strauch, der daselbst in nicht näher angegebener Meereshöhe »versus summum montis« wächst und seiner lede- rigen Blätter wegen den Namen Tr. coriaceum Hook. fil. er- hielt.” Später (1864) wurden noch von dem bereits genannten Vieillard einige nahestehende Sträucher gesammelt, die sich habituell, wenigstens soweit die spärlichen Herbarexemplare derartige Schlüsse zulassen, nur wenig von der ersten Art unterscheiden, und es scheint, daß auch die Charaktere des lütenstandes in hohem Maße übereinstimmen, so daß auch in dieser Beziehung die Trisemen eine abgerundete Gruppe bilden. Eine Übersicht über die Arten teilt Gilg in der »Nat. Pflanzenfam.«, III®, p. 115, mit. Die Artunterschiede bestehen in der mehr oder minder eiförmigen Gestalt der Blüten, der Größe der Blüten, der Beschaffenheit des Indumentes, auch wäre viel- leicht die vegetative Verzweigung heranzuziehen, doch liegt die Frage nach der Artabgrenzung außerhalb des Rahmens dieser Arbeit; sie muß sich außerdem auf ein sehr viel reicheres Ma- terial stützen, um so mehr als, wie gesagt, die Formen einander recht nahe stehen. Die Blütenstände sind terminal,? im übrigen beschränkt sich die Beschreibung auf die für alle Arten gültige Angabe: 1 Die Schreibweise »Trisemmas bei Pancher et Sebert (Not. Bois. Nouv. Caled.) ist etymologisch falsch. Soweit beobachtet, stehen die Petala zwischen den Sepp. 1 und 3, 2 und 4 sowie 3 und 5 und decken sich ent- sprechend; cfr. die Diagramme Fig. 3 und 7. 2 Habitusbild eines Zweiges, 1. c., Taf. 1; ebenso Blütenanalyse. 3 Die gegenteilige Angabe der ursprünglichen Diagnose wird in obigem Zitat (Bentham et Hooker fil., Genera plantarum, Vol. I, p. 14 [VII, 1862]) richtig gestellt. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 859 »Flores secus ramos paniculae terminalis sericeo-canescentis sessiles, unilaterales, bracteolis 1—2 fultice. Aus der Bezeich- nung »panicula« wird man entnehmen, daß es sich um einen zum mindesten verzweigten Blütenstand handelt; die unilaterale Anordnung läßt einen ziemlich sicheren Schluß auf Wickel- _ sympodien zu, der um so näher demjenigen liegt, der die Partialinfloreszenzen der zwar in eine andere Tribus, aber doch in die nämliche Familie gehörenden Schumacherien Ceylons kennt, die zwar einer genaueren Bearbeitung zur Zeit noch entbehren, aber, was den Habitus anbelangt, mit gewohnter Meisterschaft von Baillon für Schumacheria castaneaefolia Vahl zur Darstellung gebracht worden sind.! Die Angabe »bracteolis 1—2 fulti« weist auf ein ver- schiedenes Verhalten der Blüten hin, doch läßt die Hooker’sche Abbildung in dieser Hinsicht völlig im Stich. Die folgenden Ausführungen sind zunächst Blütenstände von Trisema Wa- gapii Vieill. oder Hibbertia Wagapii (V ieill.) Gilg zu Grunde sekesi (Vieillard:n..]): 1 Hist. plant., Vol. I, p. 102, Fig, 140 (1868); kopiert von Gilg in Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfam., III6, Fig. 64. Eine weniger schöne Abbildung hat Wisght 1840 in seinen Ill. Ind. Bot., Vol. I, Taf. 1, veröffentlicht. In welcher Weise die Wickelsympodien zu rispigen Blütenständen zusammentreten, ist ohne genauere Untersuchung nicht festzustelien. Eine andere der drei Arten, Sch. angustifolia Hook. fil. et Thoms., wurde 1893 von Trimen in seiner Flora of Ceylon, pl. II, abgebildet; die Blütenstände sind wie bei der dritten, soweit mir bekannt, nicht abgebildeten Art, Sch. alnifolia Hook.fil. et Thoms,., Wickelsympodien, bisweilen in nicht näher bekannter Art gegabelt. Ferner finden wir zweifellose Wickelsympodien bei den zur Sektion, früher Gattung Hemi- stemma gehörigen Hibbertien; man vergleiche nur die Abbildungen von H. candicans Hook. fil. in Kew. Journ. Bot., Vol. IX (1857), tab. 2, H. angusti- Na BeBr) Benth. in Detess., Ic-sSel., Vol. T (1820), tab} 77, Fr Zealbata Benth. in Deless.,l.c., tab. 76, aus Australien oder der beiden madagassischen Arten, die l. c. tab. 74 und 75 unter dem Namen Hemistemma Commersonii DC., beziehungsweise 7. Aubertii DC. abgebildet sind. Diese Beispiele ließen sich noch aus der Gattung Hibbertia beträchtlich vermehren; wahrscheinlich gehören die einseitwendigen Blütenstände mancher Wormia-Arten auch hieher, cfr. W. triquetra Rottb. in Trimen, Fl. Ceyl., tab. III; indessen lassen die Ab- bildungen einen im Stich, die von W. madagascariensis DC. in Deless.,l.c., tab. 82, und von W. Burbidgei Hook. fil. aus Borneo in Curtis’ Bot. Mag., tab. 6351 (1880), sind mir unverständlich, der Text ist vieldeutig. 60% 860 R. Wagner, E Ein durch Infloreszenz abgeschlossener Zweig, dessen Gesamtlänge 6cm beträgt, ist in Fig. 1 abgebildet.! Das graue, feine, seidenglänzende Indument, das den ganzen Blütenstand und auch die Unterseite der Blätter überzieht, konnte bei der gewählten Technik nicht zum Ausdruck gebracht werden. Auf die Laub- blätter, die nach oben nur wenig an Größe ab- nehmen, folgt ein termi- naler Blütenstand; in der Achsel des obersten Laubblattes ist eine Knoö- spe sichtbar, und zwar diejenige der Hauptinno- vation. Die Sympodien- bildung erfolgt hier aus der Achsel des obersten Laubblattes, eventuell wohl auch noch aus den- jenigen der nächst un- teren "Blätter TAB ade Laubblätter, die hier an- nähernd nach zwei Fünf- tel in einer linksläufigen zublühen begonnen hat. Näheres im Texte. Spirale stehen — der Aus- Länge 6 cm. druck wird hier in einem dem Gebrauche der übri- gen Naturwissenschaften entsprechenden Sinne gebraucht, Fig. 1. Trisema- Wagapii Vieill. Habitus eines Blütenstandes, der eben auf- 1 Die Untersuchungen wurden an Materialien des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien durchgeführt; es ist mir daher eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle dem Leiter der botanischen Abteilung, Herrn Kustos Dr. A. Zahlbruckner, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen; ebenso Herrn Prof. Dr. v. Wettstein für die Erlaubnis, die Sammlungen des botani- schen Museums der Wiener Universität benützen zu dürfen, die das eine und andere Objekt bargen, das für das erstgenannte Museum ein Desiderat darstellt. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 861 entsprechend einem vor einigen Jahren gemachten Vorschlage! — folgt zunächst ein längeres Internodium, das anscheinend bei einer Blüte sein Ende hat. Bei der Untersuchung zeigte es sich, daß bei dieser untersten Blüte ebensowenig wie beim ganzen Blütenstand Brakteen oder Brakteolen abgebrochen sind, sie fehlen vielmehr bei der untersten Blüte vollständig, um aber weiter oben, und zwar an den dünnsten ‚Auszweigungen sogar in Zweizahl aufzutreten; bei der Feinheit des Indumentes macht sich irgend welche Abbruchstelle sofort bemerkbar. Geht man von den Partialinfloreszenzen aus, so ist schon aus der Kelchdeckung die Bestimmung der einzelnen Hochblätter eine leichte: an der Basis jeder Blüte findet man das o-Vorblatt, das eimeswrrchselproduktes'stets entbehrt. Daszandere’ der Blüte benachbarte Blatt ist das B-Vorblatt der nächst tiefer inseriert scheinenden Blüte, das mit seinem Achselprodukt hoch hinauf verwachsen ist, ein Verhältnis, das uns auch außerhalb der Familie in den allerverschiedensten Verwandtschaftskreisen begegnet. Bei der Alternation der Richtungsindizes haben wir also ein Wickelsympodium, und zwar ein B-Wickel kompli- ziert durch weitgehende Rekauleszenz.? Die in der Abbildung unterste dieser Partialinfloreszenzen endigt, wie gleich bemerkt sein mag, bei einer anderen Scheinachse; bevor sie diese erreicht, istymochl ein’ augenscheinlich nach rechts’fallendes, in’ der Abbildung größtenteils verdecktes a-Vorblatt entwickelt. In analoger Weise sind die beiden anderen Partialinfloreszenzen zu deuten, deren eine so auffallend schwächer entwickelt ist; 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 110, Abt. I, Separatabdruck p. 8 sg. 2 Rekauleszenz findet sich in verschiedenen Gattungen der Dilleniaceen, so zweifellos bei den durch Wickelsympodien ausgezeichneten Hibbertia-Arten (efr. p. 859, Anmerkung), dann in Gestalt der akropetal und mit steigendem Generationsindex zunehmender Rekauleszenz, die als progressive bezeichnet sein mag und in großer Verbreitung in den verschiedensten Verwandtschafts- kreisen auftritt, bei der tropisch-asiatischen Delima sarmentosa L., in eigen- tümlicher, meines Wissens einzig dastehender Art bei den Flachsprossen von Pachynema dilatatum Benth. und P. complanatum R. Br. Letztere Art wurde in Deless., Ic. Sel., I, tab. 73, abgebildet, wobei die Einzelheiten zumeist richtig gegeben sind, was man von anderweitig publizierten Darstellungen der Gattung nicht behaupten kann. Auch P. junceum Benth. zeigt, wenigstens an be- stimmten Sprossen, Rekauleszenz. 862 R. Wagner, ihre Interpretation führt zu der Feststellung, daß ihre untersten Blüten, die eine im Bilde nach links gewandt, die andere von der Gabelung teilweise verdeckt, ein nach links fallendes «- Vorblatt haben, also homodrom sind. Nun finden wir neben dem einen a-Vorblatt noch ein mehr gegen den Beschauer gerichtetes, daher etwas verkürztes Blatt, zweifellos das ß- v2 Vorblatt, der zwischen der oberen und unteren Gabe- lung befindlichen, durch eine Scheinachse teilweise verdeckten Blüte, ergo ein nach links fallendes $-Vor- blatt, dem in der Tat das in der Verkürzung haken- förmig nach rechts unten gebogene Blatt als «-Vor- blatt entspricht. Die beiden der unteren Gabelung benachbarten Blüten sind also homodrom, stehen so- nach zueinander im näm- lichen Verhältnis wie die deroberen Gabel benach- barten, denen sie antidrom sind. So löstsich die Frage unerwartet, aber ziemlich einfach: Die Gabeln setzen sich aus serialen, homo- dromen Wickelsympodien zusammen, das letzte, noch der Deutung harrende Blatt, das an der scheinbaren Hauptachse bei der dritten Blüte schräg nach rechts oben zeigt, ist das gemeinsame Tragblatt der serialen unteren Gabeläste, die unterste Blüte die Terminalblüte. Wir gelangen somit zu einer Auffassung des Blütenstandes, wie sie in halbschematischer Weise in Fig. 2 verdeutlicht wird. Hier sind die konsekutiven Sproßgenerationen abwechselnd schraf- fiert und nicht schraffiert, die Serialsprosse aber in der gleichen Weise behandelt wie das Hauptachselprodukt. Die dunkel Fig. 2. Trisema Wagapii Vieill. Halbschematische Darstellung des in Fig. 1 dargestellten Blütenstandes. Näheres im Dexie: Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill, 563 gehaltenen Teile entsprechen unterstrichenen Formeln, mit einem Strich ist das Hauptachselprodukt, mit zwei Strichen der Serialsproß bezeichnet, die Anwendung griechischer Buch- staben nach einem früheren Vorgang auf sichere Seitenachsen beschränkt, deren Blätter in Beziehung zu den Vorblättern sich bestimmen ließen. Das Blatt n, somit das auf das Laubblatt m, das die Innovation stützt, folgende Hochblatt ist mit seinem Achselprodukt, beziehungsweise dem einen derselben und außerdem noch mit dem Sproßsystem W7B% ein kleines Stück verwachsen,! die ß-Vorblätter sämtlicher Generationen aber nur mehr bis zum Kelch ihres Achselproduktes. Außerdem sind die Achselprodukte, nämlich Hauptachselprodukt und Serialsproß, miteinander verwachsen; in Diagramm Fig. 3 sind, wie schon in den Abhandlungen über Roylea,? Lagochilus,? dann später in der über Arzoon Kochii,* die miteinander verwachsenen Teile deken, Striche verbunden, des weiteren die im. Aufriß dunkel gehaltenen Teile schrafüiert, beziehungsweise die Blätter stärker ausgezogen. Wie aus Obigem hervorgeht, hat man die in der Diagnose erwähnte »panicula« nicht, wie zu erwarten, als Pleiochasium, sondern als ein allerdings recht sonderbares Monochasium auf- zufassen, als ein serial gefördertes B-Wickelsympodium. Nun ist bei der erdrückenden Mehrzahl aller Fälle bei serial an- geordneten Achselprodukten derjenige Sproß der kräftigere, der der Abstammungsachse benachbart ist; in häufigen Fällen er- Eeneimu der Beisproß nur in der Gestalt einer Reserveknospe, Ineznderen wächst er regelmäßig aus, und Zwar in ganz 1 Eine derartige Verwachsung des Tragblattes mit höheren Achsel- produkten hat meines Wissens zuerst Velenovsky 1883 in der »Flora«, p. 161, mit Taf. V für Drosera rotundifolia L. nachgewiesen; bei der australischen D. binata Lab. konnte ich sie regelmäßig beobachten. In noch höherem Maße findet sie sich bei einigen Gesneriaceen, nämlich bei den in der Literatur als einseitswendige Trauben unrichtigerweise bezeichneten Wickelsympodien von Klugia zeylanica Gardn. und Rhynchoglossum obliguum (Wall.) Bl., wahr- scheinlich auch bei den anderen Arten der einander so nahe stehenden Gattungen. 2 Österr. bot. Zeitschr., 1902, p. 4 ff. 3 Verh. Zool.-botan. Ges., Bd 52 (1902), p. 943. * Ann. Naturhist. Hofm., Bd. 19 (1904), p. 83. | 864 R. Wagner, h bestimmter Weise, wie ich z.B. für einige Amorpha-Arten vor ein paar Jahren nachweisen konnte.! In anderen Fällen tritt oberhalb eines Achselproduktes ein anderes auf,” das erst Fig. 3. Trisema Wagapii Vieill. Diagramm des in Fig. 1 und 2 dargestellten Blütenstandes. Näheres im Texte. später zur Entwicklung gelangt. Auf diese beiden Fälle wurde eine besondere Terminologie gegründet,® es wurden die in der 1 Über Erythrina Crista-galli L. in Österr. bot. Zeitschr., 1901, p. 12 (Separatabdruck). 2 Einige Gattungen sind in den Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 50 (1900), p. 304, genannt. 3 Verh. Zool -bot. Ges. Wien, Bd. 50 (1900), p. 302. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 865 Mediane entwickelten Sprosse, soweit sie Beisprosse sind, als basipetale Serialsprosse, denen die anderen, weit selteneren Fälle als akropetale Serialsprosse gegenüber gestellt wurden. Das geschah zu einer Zeit, in der ich noch ziemlich wenig Pflanzen gesehen hatte, inzwischen haben sich die Anschau- ungen etwas modifiziert und jetzt scheint es mir richtiger, den Sproß als Hauptachselprodukt zu bezeichnen, der der Abstammungsachse zunächst ist, ohne Rücksicht auf die Art seiner Entwicklung; es kann also der Beisproß früher zur Ent- wicklung gelangen als das Hauptachselprodukt, es kann letz- teres in sehr jugendlichem Stadium sogar verharren, bis es vielleicht durch rein mechanische Momente, wie sie z.B. das sekundäre Dickenwachstum mit sich bringt, zerstört wird. Dies würde die Bestimmung eines Sprosses vegetativen oder floralen Charakters von der Untersuchung des zwischen ihm und der Abstammungsachse gelegenen Winkels abhängig machen; doch wird diese relativ umständliche Arbeit uns dadurch erspart, daß die in Frage kommenden Fälle »akropetaler« Serialsprosse auf wenige Familien beschränkt sind und am typischesten wohl in den Blütenständen vieler Hippokrateaceen in die Erscheinung Beten DenmoberenBeisproß« Eichler's, den.erin der’Be- sprechung der Infloreszenzen dieser Familie erwähnt (Blüten- diagramme, Bd. I, p. 368), möchte ich als Hauptachselprodukt bezeichnen, die ungleiche Entwicklung als eine seriale För- derung, wie in unserem Falle von Trisema Wagapii. Es ist biologisch gewiß wahrscheinlicher, daß sich in dem dürch die Blattbasis so gut geschützten Winkel zwischen Hauptachsel- produkt und Blatt ein Meristem konserviert, um dann kräftig auszuwachsen, als daß dies in dem offen liegenden Raume zwischen einem Seitensproß und der Abstammungsachse geschieht. Der eine Punkt, die Frage, was als Serialsproß in dem konkreten Falle zu bezeichnen ist, scheint mir demnach erledigt. 1 Ein schönes Beispiel dafür bietet Zippocratea indica W. und die aus dem westlichen tropischen Afrika stammende ZZ. myriantha Oliv. (leg. Mann Herb. Mus. Pal.); dagegen entbehren die dekussierten Pleiochasien der kameru- nischen H. bipindensis Loes. (Zenker, n. 1295) der sonst in der Gattung so verbreiteten Beisprosse gänzlich. 866 R. Wagner, Nun kommen die Verwachsungen. Die eine davon, nämlich das Verwachsen des Achseiproduktes mit dem Tragblatt, wurde schon oben behandelt; es erübrigt also, das Verhältnis der serial angeordneten Achselprodukte zu besprechen. Der ein- fachste Fall wäre derjenige, bei welchem beide Sprosse in der Blattachsel stehen und keinerlei Verwachsungen stattfinden. Nun kann die Verwachsung serialer Sprosse gedeutet werden als eine Neigung zur Konkauleszenz von Seite des Serial- sprosses oder aber als Neigung zur Rekauleszenz beim Haupt- achselprodukt; da Rekauleszenz beim Serialsproß auftritt und, wo dieser fehlt, beim Hauptachselprodukt, so kann die Deutung wohl keinem Zweifel unterliegen. Ein solcher Passus macht wohl heute den Eindruck eines Reliktes aus der Zeit formellster Auffassung, es scheint mir aber mit Rücksicht auf Vorkomm- nisse bei Clusiaceen und auch anderen Familien nicht ganz gegenstandlos, eine solche Frage aufzuwerfen, da sich ihr wohl auch eine deszendenztheoretische Seite abgewinnen läßt; so neige ich zur Ansicht, daß bei Tovomita rubella Spruce,* wo aus Hauptachselprodukt und Serialsproß die Partialinflores- zenzen erster Ordnung zusammengesetzt sind, die Serial- sprosse konkauleszieren. Bei dem Hauptobjekt unserer Ab- handlung rekauleszieren beide Achselprodukte. Es erübrigt noch, die Aufblühfolge darzustellen. Dies geschieht in der nebenstehenden Tabelle, die so eingerichtet ist, daß die horizontalen Zeilen den Entwicklungszustand, die vertikalen Kolonnen die Sproßgeneration angeben, der sie an- gehören, wodurch die Übersichtlichkeit, die ja bei wenig gewohnten Formeln immer zu wünschen übrig läßt, gewinnt. 1 Originalexemplar vom Rio Negro; an anderer Stelle soll näher auf diese Verhältnisse eingegangen werden, ebenso auf Cratoxylon ligustrinum Korth. aus Hongkong, wo die Komplikation noch größer ist. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 867 Terminal- Priman- | Sekundan- Tertian- Ollartanbiit blüte blüten blüten len uartanblüten 1 JE — = BEE AB 2 —_ N Rt a [#5 3 —— Be N By EN Ke | N = = & ’ m m RBso = = ae- — 1 x 2 = = = EI, a = = = — BB 3 ne = — | MBoBis - A er 5? T ze WR BeoBasBsu = E9 35 5 =, N BoBasB; si I gr nn; 2 NBeoBasBsi Man sieht, daß nach der Terminalblüte zunächst die seriale Primanblüte und dann erst die Primanblüte des Hauptachsel- produktes folgt; wie aus den unter II und Ill mitgeteilten Fällen ! hervorgeht, pflegt eben das geförderte Achselprodukt, der Serial- sproß nämlich, dem Hauptachselprodukt in der Entwicklung vorauszueilen. Daß dies hier mit geradezu pedantischer Regel- mäßigkeit geschieht, das lehren die unter 3 und 6 notierten Sekundanblüten, die Tertianblüten Nr. 7 und 9 sowie die Quartanblüten Nr. 10 und 12. Im übrigen wird weiter unten noch auf diese Verhältnisse einzugehen sein. ? II. In ganz anderer Weise als im Falle I präsentiert sich ein demselben Herbarzweig entnommener Blütenstand, bei dem allerdings die Streckungen der einzelnen Scheinachsen sich 1 p. 869, beziehungsweise 876. 2 p. 880. 868 R. Wagner, noch nicht vollzogen haben. Derin Fig. 4 abgebildete Blütenstand ist nur 23 mm lang, seine Terminalblüte noch nicht geöffnet. Mächtig tritt die Scheinachse hervor, an deren Bildung hier die Hypopodien des Hauptachselproduktes sowie zweier Serial- sprosse beteiligt sind; weiterhin setzt sie sich bis zu der auf- fallenden Gabelung zusammen aus dem Hypopodium von N Bei, und NY’ BXa plus der ver- wachsenen Basis des in der Zeichnung Fig. 4 verdeckten Blattes W’R,. Die Blüten sind in der Abbildung ihrem Entwicke- lungszustande nach angeordnet; die Tabelle, die über die Be- deutung der einzelnen Blüten orientiert, ist genau wie die p. 867 und p. 876 mitgeteilten eingerichtet (siehe p. 869). An Blättern wäre zu er- wähnen das erste Hochblatt, wieder mit n bezeichnet und mit seinen Achselprodukten hoch hinauf verwachsen; rechts da- von, in nahezu gleicher Höhe inseriert, das o-Vorblatt des zweiten, durch die Blüte2 = N” abgeschlossenen Serialsprosses; Blütenstand vor der Änthese. Länge wenig weiter unten, etwas nach des Objektes 25 mm. Näheres im abwärts geneigt und vor Blüte 3—W stehend, deren a-Vor- blatt, somit NY a.: fast parallel damit weiter unten das «-Vorblatt des ganz auffallend schwach entwickelten Hauptachselpro- duktes I, dessen Primanblüte teilweise verdeckend. Das mit Ba abgekürzt bezeichnete Blatt ist ein Vorblatt des serialen ß-Achselproduktes von NYß, und zwar als NY’Bgsßz zu bezeichnen; das rechts davon stehende, nach oben konkave Blatt ist W’BYsBasaa. Das vor Blüte 11 =NY’BizBy;s stehende Blatt ist deren Tragblatt, die rechts und links davon gezeich- neten Blätter sind W’Biao,, beziehungsweise W’Bssß;. Die Fig. 4. Trisema Wagapii Vieill. Texte. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 869 Terminal- Priman- | Sekundan- Hr r * blüte len hlüter Tertianblüten | Quartanblüten j TE — — — = 2 e> m ® R. = 3 = % — u — u ea - ir une — a | > = 7 er Jr, Ei = er 8 en = — R BsoBas == 9 vg vr | R B, 2 B, 0) WIE 10 7 FR Fe a N BeoBasBa 1 1 I Er, Ye N Bio Br 12 — — R B, > — Se Bestimmung der Kelchblätter läßt sich im Anschluß an das in Fig. 5 mitgeteilte Diagramm leicht durchführen, wenn man unter Berücksichtigung der stets eutopisch-quinkunzialen Stellung sich die Verhältnisse konstruiert. Die oben gegebene Beschreibung findet ihren Ausdruck im Diagramm Fig. 5, doch scheint damit die Abbildung wenig zu stimmen. Es fällt indessen nicht schwer, die Ursache aufzufinden. Die Scheinachse verdeckt in Fig. 4 die Terminalblüte so, daß sie symmetrisch geteilt erscheint; das Blatt n steht dagegen schon erheblich nach links, ebenso sind die Blüten viel mehr dem Beschauer zugewendet, als das nach der Stellung vonn zu erwarten wäre. Augenscheinlich handelt es sich hier um eine Torsion, die weniger mit der Konservierungsmethode zu- sammenhängt als mit der einseitigen, aus dem stets gleich orientierten ß erfolgenden Förderung und Scheinachsenbildung ein detaillierteres Verfolgen dieses Vorganges würde natürlich den Besitz eines ausgiebigen, in den verschiedensten Entwicke- lungsstadien befindlichen Materials zur Voraussetzung haben, 870 R. Wagner, = (Dx) 1 DR gg Fig. 5. Trisema Wagapii Vieill. Diagramm des in Fig. 4 dargestellten Blütenstandes. Näheres im Texte. gewiß ein Desiderium von recht geringer Aussicht in einer Gattung, von der man trotz halbhundertjähriger Bekanntschaft nur Vermutungen über die Beschaffenheit der Früchte hat. III. Der dritte zur Untersuchung gelangte Fall betrifft, wie Fig. 6 zeigt, einen Torso, in welchem einige Partialinflores- zenzen höherer Ordnung, durchwegs Wickelsympodien, ab- gebrochen sind. Somit ist es eben nicht möglich, anzugeben, Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. Sl bis zu welcher Sproßgeneration die Sympodien ausgebildet waren; im übrigen wird die Interpretation des Falles dadurch nicht gestört. Wie bei Il sind auch hier die Achselprodukte von n vor- handen, doch ist die Verzweigung eine reichere, bedingt durch die Entwickelung eines serialen Wickelsympodiums auch aus dem ß-Vorblatt des ersten Serialsprosses; hier verhält sich dieses einfache seriale Wickelsympodium, das sich aus W’BZaBßs entwickelt, zu seinem Hauptachselprodukt wie WY’B4s zu "By, beziehungsweise wie I zu W/, d.h. das seriale ß-Achsel- produkt ist kräftiger entwickelt als das Hauptachselprodukt aus B im weiteren Sinne und übergipfelt dieses; das nämliche gilt vom zweiten, wiederum aus ß serial bereicherten Serial- sproß gegenüber demersten, gleichfalls aus £ serial bereicherten. Wie im Falle II und, wenn schon weniger deutlich, im Falle I werden hier im Laufe der Entwickelung die Endblüten nicht nur durch die sich bildenden Achsenverwachsungen, beziehungs- weise Scheinachsen zur Seite geworfen, die sich in die Ver- längerung ihrer Abstammungsachse stellen, sondern der Vorgang wiederholt sich insofern, als der kräftigere erste Serialsproß das Hauptachselprodukt, der noch kräftigere zweite Serialsproß dene erstenraus! seimen Richtung "andrängt, Sor.daß von der Scheinachse .Äste mehr oder minder senkrecht abzustehen seheimen;; man vergleiche in dieser Beziehung im Kalle II das Verhalten von W und WR’ mit ihren B-Achselprodukten, wie aus Fig. 4 ersichtlich, und dasjenige von MW und NY im Falle II], dawsestelluin Fig. 6. Das in Fig. 6 abgebitidete Objekt mißt in seiner größten Ausdehnung 45 mm und hat bereits mehrere Blüten entfaltet. Wie immer, so gelangte auch hier zunächst die in der Abbildung unterste Terminalblüte zur Entwickelung, deren Kelchdeckung auf eine rechtsläufige Spirale hinweist. Die drei Achselprodukte aus n, wie immer unter sich homodrom, sind der Abstammungs- achse antidrom, die «-Vorblätter fallen nach links, beziehungs- weise sind gleich W[as], wie die Kelchdeckung von NW zeigt, nach links zu ergänzen. Dieses gänzliche Fehlen von W [es], das durch die eckigen Klammern angedeutet sein mag, bedeutet eine Komplikation gegenüber dem Verhalten von U; ob das R. Wagner, N Da Fig. 6. Trisema Wagapii Vieill. Mehrfach serial bereichertes Monochasium. Größe 45 mm. Näheres im Texte. Abkürzungen: B/,, für Wi’ Byo; Bl, für NY’ B5oBss; Bas für Ri BgaBss Pas B,6 für IB BB BB Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 878 öfters vorkommt, kann natürlich an der Hand eines so be- schränkten Materials nicht festgestellt werden. Immerhin erweckt es den Anschein und trägt sogar den Stempel einer gewissen Wahrscheinlichkeit, daß das oa-Vorblatt des Hauptachsel- produktes sich bereits in einem labilen Gleichgewicht befindet. Da trotz reicher Verzweigung, trotz vollkommenen Fehlens direkt koordinierter Sproßsysteme das a-Vorblatt in keinem einzigen Falle ein Achselprodukt aufweist, vielmehr die In- floreszenzbildung hier ausschließlich dem ß-Vorblatt zufällt; da wir ferner, wenn nicht alles trügt, ganz analoge Erschei- nungen bei den schon oben erwähnten Schumacherien und wohl auch bei Wormia-Arten und gewissen Hibbertien! haben, so scheint die Annahme nicht von der Hand zu weisen, daß die zunächst anzunehmende Dichasienbildung schon längst verschwunden ist und einer ganz einseitigen Förderung aus ß Platz gemacht hat. Der hiedurch bewirkte numerische Ausfall wird ausgeglichen durch die Serialbildungen und in biologischer Hinsicht ist das Zustandekommen einer sparrigen Verzweigung, wie sie oben geschildert wurde, gewiß von Vorteil, so daß damit wohl geradezu eine Überkompensation des durch die Sterilität des a-Vorblattes bedingten Mankos gegeben sein dürfte. Nun lehrt mannigfache Erfahrung, daß Brakteen oder Brakteolen, die keine Achselprodukte mehr hervorbringen, vielfach in der Entwickelung zurückbleiben; man braucht nur die Rispen von Gartenecheverien, also amerikanischen Ver- tretern der Gattung Cotyledon anzusehen und man wird die sehr reduzierten a-Vorblätter finden, die in Abbildungen von ungeschulten Zeichnern hier wie bei Sedum-Arten wohl meist übersehen werden und in höheren Sproßgenerationen überhaupt nicht mehr auftreten; oder die Gattung Aesculus, deren Partial- infloreszenzen Wickelsympodien aus ß darstellen, wobei das a-Vorblatt vielfach fehlt.” Die Beispiele ließen sich noch sehr 1 Cfr. p. 859, Anmerkung. 2 Die Angabe Eichler’s (Blütendiagramme, Bd. 2, p. 350), daß « gänzlich unterdrückt sei (cfr. auch |. c. p. 346, Fig. 137 A, Diagramm von Aesculus Hippocastanum L.) ist nicht allgemein zutreffend; bei der häufig kultivierten Ae. parviflora Walt. (Ae. macrostachya Mchx.) werden öfters Doppelwickeln ausgebildet, ebenso erinnere ich mich, bei Ae. californica Nutt. an Herbar- Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 61 874 R. Wagner, vermehren; es bedarf aber keiner weiteren Ausführungen, daß vom Ausbleiben eines Achselproduktes bis zur Unterdrückung des Tragblattes nur ein kleiner Schritt ist. Außerdem zeigen die Serialsprosse in manchen Fällen ein ursprünglicheres Ver- halten als das Hauptachselprodukt; ich erinnere nur an die Fälle von Phlox paniculata L., wo das Hauptachselprodukt ein einziges freies Vorblatt aufweist, nämlich das a-Vorblatt — Schraubelsympodien stellen dort den extremen Fall von Förde- rung aus « dar — während der Beisproß dichasialen Typus aufweist. Mit solchen Verhältnissen, die übrigens noch viel zu wenig studiert sind, würde das Verhalten des Hauptachsel- produktes im Falle III, der.übrigens eine kleine Torsion erlitten hat, recht gut in Einklang zu bringen sein. Aus diesen Gründen braucht man nicht zum Deus ex machina einer teratologischen Erscheinung zu greifen, wenn man das Fehlen von X [es] erklären will. In Fig. 7 sind, wie in früheren Publikationen wiederholt,! der Einfachheit halber die Infloreszenzen durch doppelte Kreise bezeichnet, die im konkreten Falle B-Wickelsympodien dar- stellen. Eine Darstellung des Diagrammes in der gewöhnlich üblichen, in den Figuren 3 und 5 gebrauchten Weise verbietet sich durch den Raum, den Sympodien aus ß einnehmen; ist doch eine dieser Scheinachsen in der Zeichnung erst durch die Oktanblüte NWYBAaBs3 BasBs5BasBs7Bas abgeschlossen. Die Darstellung würde eine Doppeltafel großen Formates be- anspruchen, wodurch die Druckkosten sehr erheblich wachsen würden, die Deutlichkeit aber nur sehr wenig. Die Entwicke- lungsstadien sind in der Weise angedeutet, daß die einfachen, beziehungsweise doppelten Kreise der Größe nach abnehmen, wobei für die Doppelkreise eben deren relative Terminalblüte zu lesen ist. Demnach haben wir die Aufblühfolge: Terminal- blüte, dann WR”, RU, NBis, WB, WMBiz, MBiz, N, MBae. Stellt man diese Daten, die der Einfachheit wegen nur die Sekundanblüten noch umfassen, tabellarisch zusammen und exemplaren dergleichen gesehen zu haben. Auch im Falle einseitiger Wickel- bildungen findet man wenigstens das a-Primanvorblatt bei Ae. parviflora häufig ausgebildet, wenn schon von sehr geringer Größe. 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 110, Abt. I, p. 532 sqq., zuerst angewendet. Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 875 ergänzt man sie aus den Angaben über die Fälle II und I, so erhält man ein übersichtliches Bild von der Aufblühfolge. Zwecks Erhöhung der Übersichtlichkeit sind hier die ir- relevanten Richtungsindices weggelassen. Überall findet man zunächst die Termialblüte geöffnet, dann die Primanblüte des zweiten, beziehungsweise einzigen Serialsprosses, darauf ent- Fig. 7. Trisema Wagapii Vieill. Abgekürztes Diagramm des in Fig. 6 abgebildeten Falles. weder die des ersten oder die einem Serialsproß angehörende Sekundanblüte. Innerhalb der Sekundanblüten kann man dann eine ganz analoge Reihenfolge beobachten; zu Tertianblüten gelangt man selbstverständlich am raschesten bei geringer Beisproßentwicklung. 61* 876 R. Wagner, ui Terminal- ı Priman- Sekundan- Tertianblüte | blüte | blüten blüten u. III. 1 78 2 en a ı? 3 Ju > 2 en 1 — — .Q = a 4 un, Tab = = = 109 == Re) = A 5 -_ _ RB x 2 [4 6 Br a8 Ta = S ı P2 = nn € 7, 173 ’ Sn 7 — Be ale B, ae R E 8 Ser RT, —_ == x e 3 2 (©) — II. & = 1 % rs en ER S 2 et Ye EN FR [oR 1 e- 3 ® 8 3 -- 7 _ — Sir ‘od un 4 u u N By ir 3 S ex! = [®) 5 — = RB, — E 'z fe — 6 22 “e N”B a | $ 1 Sr ja=) n 7 — 27 — er = [270 [7 8 SE: 5; z2 N, Bs B, I; 1 IE mr SE ze 2 Br SR x et ER- 1 = S 3 = — Ry By = En ö rs R ze = ee {on} 7, bel; ’ a 58 2 ER "mi . Erz a 77, Be Ba we Je BaB = je 3 Pe RR 8 — > > 2 B,B, Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 77 Was die anderen Arten der Trisemen anbelangt, so sind des dürftigen Materials wegen die Erfahrungen nur sehr ober- flächlicher Natur. Die am längsten bekannte Art, auf die die Gattung gegründet wurde, Tr. coriaceunm Hook. fil.,, liegt mir in Exemplaren vor, die Vieillard sub n. 973 auf der oben genannten Insel Wagap gesammelt hat. Eines dieser Exemplare, das sich habituell am meisten an Fall III von Tr. Wagapii an- schließt, läßt mit voller Deutlichkeit drei Achselprodukte des auf die Laubblätter folgenden Hochblattes erkennen, das auch hier bis zu NY’ mit seinem Achselprodukt verwachsen ist; das sterile «-Vorblatt der genannten Blüte steht hier aber nicht unmittelbar unterhalb des Kelches, sondern ist erheblich tiefer inseriert; ebenso finden wir an der durch Verwachsungen gebildeten Scheinachse das Vorblatt Na, während der durch WU abgeschlossene Sproß, also der erste Serialsproß von n, fast genau rechtwinkelig durch N’ zur Seite geworfen erscheint: Das Vorblatt des Hauptachselproduktes, W o,, hat seine Stelle ungefähr in der Mitte des von WHNY zur Seite geworfenen Teiles von W. An dem — soweit es das Material erlaubt — genauer untersuchten Blütenstand ist einmal eine Homodromie des Hauptachselprodukles sowie der beiden Serialsprosse zu konstatieren und dann eine Förderung des durch NY’ Bis ein- geleiteten Sympodiums gegenüber dem relativen Hauptachsel- produkt WI’ Ba2. Von den Partialinfloreszenzen zweiter Ordnung ist nur die zweite serial bereichert, von denen zweiter Ordnung keine. Wir finden somit bei Tr. coriaceum Hook. fil. über- einstimmend mit Tr. Wagapii Vieill. die Bildung eines serial bereicherten Monochasiums, dessen Partialinfloreszenzen erster Ordnung sämtlich homodrom sind. Die Partialinfloreszenzen zweiter Ordnung stellen beim Hauptachselprodukt und dem ersten Serialsproß einfache Winkelsympodien aus ß dar, das jeweils mit seinem Achselprodukt verwachsen ist, beim zweiten Serialsproß aber serial bereicherte, und zwar serial geförderte, gleichfalls homodrome Wickelsympodien. Das sind Züge, die mit dem Verhalten von Tr. Wagapii Vieill. voll und ganz in Einklang zu bringen sind und, wenn sich in puncto des Ver- haltens der «-Primanvorblätter eine Differenz ergibt, so mag 8178 R. Wagner, darauf hingewiesen werden, daß es sich dabei doch nur um quantitative Unterschiede handelt, die durch ein etwas aus- giebigeres Material gewiß leicht ausgeglichen werden können.! Eine weitere Art, Trisema Vieillardi Brongn. et Gris,? zeigt die nämlichen einseitswendigen Partialinfloreszenzen; habituell schließt sie sich so an die besprochenen Fälle an, daß auch ohne detaillierte Untersuchung, die die Dürftigkeit des Materials verbietet, die Art als im wesentlichen mit den anderen übereinstimmend betrachtet werden kann. Den kompliziertesten Bau der Infloreszenz finden wir bei Trisema Pancheri Panch. et Seb.? Trotz des mangelhaften Erhaltungszustandes läßt sich feststellen, daß hier die Terminal- blüte in gewohnter Weise übergipfelt und zur Seite geworfen wird, wobei das Tragblatt der Partialinfloreszenzen — wie überall als Hochblatt ausgebildet — weit hinauf verwächst. Hier scheint sich X, aus dem Hauptachselprodukt und drei, wenn nicht vier Serialsprossen zusammenzusetzen und entsprechend finden wir eine stärker betonte Entwickelung der 3-Achsel- produkte im Sinne der serialen Sproßbildung; konnte doch in einem der Fälle eine Blüte X7’B%% mit voller Bestimmtheit nach- gewiesen werden, deren ß-Vorblatt wiederum ein serial ge- tördertes Achselprodukt stützt. Die Serialsproßbildung erstreckt sich somit hier auf Sproßgenerationen, in denen wir bei anderen Arten nur einfache Achselprodukte feststellen konnten. Im 1 Die von Hooker fil., 1. c., tab. 1, publizierte Abbildung ist zu sehr von rein zeichnerischern Standpunkt aus aufgenommen, gar viel des Wesent- lichen verschwindet unter dem Indument. Immerhin läßt sich mir voller Sicherheit die hier teilweise durch die Scheinachse verdeckte Terminalblüte erkennen; ihr beinahe opponiert ist das Tragblatt der Partialinfloreszenzen erster Ordnung, in unseren Fällen mit n bezeichnet, zu sehen. Die Partialinfloreszenzen sind unter sich in gewohnter Weise verwachsen, das letzte seriale Achseiprodukt rekau- lesziert aber so gut wie gar nicht, was wohl zu Gunsten der oben entwickelten Anschauungen spricht. 2 Montagnes ferrugineuses de Kanala, leg. Vieillard, n. 60, 61; cfr. Bull. Soc. Bot. France, Vol. XI (1864), p. 191; Ann. Se. Nat, Ser. W Vol ir leo), pP: 1190: 3 Pancher und-Sebert, Not. Bois. Nouv. Caled., p. 211; vom Kew- Index zu Tr. coriaceum gezogen. Ren Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. 879 übrigen schließt sich Tr. Pancheri an die besprochenen Formen an. Das Trisema salicifolium Brong. et Gris, von Gilg als Hibbertia Brongniartii bezeichnet, habe ich nicht gesehen, doch kann man der Beschreibung nach annehmen, daß es mit großer Wahrscheinlichkeit den durch die übrigen Arten ge- gebenen Rahmen nicht verläßt. Solange es nicht möglich ist, an einem ausgiebigen Material sämtliche Formen, über deren Bewertung ich mich eines jeden Urteils enthalten möchte, genau zu studieren, erscheint es mir müßig, den genetischen Zusammenhang der Arten in den Bereich der Spekulation zu ziehen. Das nämliche silt"von den Beziehungen der Trisemen . zu den anderen Gattungen, von denen die wohl nächststehende Hlibbertia ist; wie in den systematischen Werken stets betont, ist der Blüten- bau ein sehr mannigfaltiger und hat dadurch zur Aufstellung mehrerer Gattungen Veranlassung gegeben. Auch hier ist für eine moderne Systematik der Boden noch nicht geebnet, die morphologischen Verhältnisse sind eben nur so weit untersucht worden, als sie zur Aufstellung von Sektionen, beziehungsweise Gattungen sowie zur leichten Unterscheidung der Arten ver- wendbar schienen; zu Erörterungen über die Phylogenie läßt hier das Vergleichsmaterial im Stich, da eben die Vorbedingung, die genaue Kenntnis der Verhältnisse, zur Zeit noch gänzlich fehlt. Somit sind wir bezüglich der Frage nach der Ableitung der Trisema-Monochasien — und um sehr abgeleitete, nichts weniger als ursprüngliche Gestaltungen handelt es sich hier, darüber besteht wohl nicht der mindeste Zweifel — auf Analogieschlüsse angewiesen; das scheint ein bedenklicher Punkt, da es analoge Verhältnisse in anderen Familien, soweit bekannt, nicht gibt. Doch läßt sich bei allem Mangel an einer in biologischen Fragen so oft versagenden exakten Beweis- führung mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit an- nehmen, daß die Trisemen von Formen abstammen, die serial bereicherte Pleiochasien hatten, so etwa, wie wir sie in großer Verbreitung bei den Melastomaceen finden, wo wenigstens die unteren Partialinfloreszenzen erster Ordnung bei zahlreichen 880 R. Wagner, Rispenbau des Trisema Wagapiü Vieill. Arten der verschiedensten Gattungen serial bereichert sind, Die Förderung aus dem ß-Vorblatt ist ein Charakter, den wir häufig antreffen, wie ein Blick in Eichler’s »Blütendiagramme« zeigt; ebenso sind die Rekauleszenzen ungleich viel häufiger, als aus den Literaturangaben hervorgeht; sie stellen eine Komplikation dar und sind dem gewöhnlichen Verhalten des Achselsprosses gegenüber als abgeleitet zu betrachten. Die Förderung des Serialsprosses, beziehungsweise die basipetale Förderung der Serialsprosse ist ein, wie schon oben bemerkt, nur selten beob- achteter Charakter, gewiß ein Novum in der Entwickelung der Trisemen. Der Gedanke liegt nahe, daß diese mächtige Aus- bildung der Beisprosse mit der weitgehenden numerischen Reduktion der die Achselprodukte stützenden Hochblätter im Zusammenhange steht, mit anderen Worten, daß in jener Zeit, als die Sterilität des «-Vorblattes sich einzustellen begann, auch die Entwicklung der Beisprosse kräftiger wurde. Ob diese Annahme durch das noch ausstehende Studium der Hippo- crateaceenrispen eine Stütze finden wird, läßt sich natürlich zur Zeit noch nicht sagen; aber ohne das subjektive Moment zu sehr in den Vordergrund treten zu lassen, kann man über die Richtungen, in denen sich die Veränderungen an den Infloreszenzen abspielen, durch ausgedehnte vergleichende Untersuchungen ein bestimmtes Urteil sich bilden, das es uns gestattet, trotz des völlig mangelnden paläontologischen Mate- rials gewisse Schlüsse auf den Bau der längst ausgestorbenen Vorfahren zu ziehen. 881 Über den Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. von Dr. Rudolf Wagner. (Mit 5 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Mai 1906.) Josef Dalton Hooker beschrieb 1860 in seinen »Illustra- tions of the Floras ofthe Malayan Archipelago and of Tropical Africa«! unter anderem eine Serie von Pflanzen, die der eigent- lich heute noch wenig bekannten Flora von Borneo angehören; sie entstammten den Aufsammlungen von Motley, der dem Fanatismus der mohammedanischen Bewohner Südborneos zum Opfer fiel, von Thomas Lobb, dem wir die Einführung einer Reihe schöner Gartenpflanzen auch aus anderen Ländern ver- danken, und von Hugh Low, der uns als erster mit der Vegeta- tion des Kina Balu bekannt gemacht hat. Motley sammelte im Norden und Süden der Insel, Thomas Lobb in Sarawak und Labuan. Unter der Ausbeute des letztgenannten Forschers findet sich auch ein grünblühender, etwa fünf Fuß hoher Strauch, »in insulae Borneo locis humidis depressis prope Sarawak « gesammelt, den Hooker il. I. c. als eine »very remarkable plant, in some respects quite as anomalous as Eupomatia« bezeichnet; weiterhin: »it differs in habit from any Anonaceous plant known to me, and approaches Schizandreae in texture and some other respects. The minute punctation of the foliage is peculiar; the stamens and ovaries are typically Anonaceous; but thetwo valvate sepals, and four organs which appear to represent 1 Transact. Lin. Soc., Vol. 23, p. 155 bis 172, Tab. 20 bis 28 (1360). 882 R. Wagner, the petals, are quite unlike anything else in the Order. Techni- cally it will rank in the tribe Unoneae; but I know of no genus to which it is at all nearly allied.« Der nur in Zweizahl vor- handenen Kelchblätter wegen erhielt die Gattung den Namen Disepalum; der Artname anomalum bedarf nach dem Erwähnten keiner weiteren Erklärung, sind doch Abweichungen von der Trimerie der Perianthkreise selost heute nur verschwindend wenig bekannt; Eichler erwähnt außer unserer Gattung nur noch Tetrapetalum Mig.,! sowie als Ausnahme eine Blüte von Anona spinescens Mart.? Abgesehen von dem an dieser Stelle nicht näher zu be- rücksichtigenden, im übrigen sehr merkwürdigen Blütenbau ® erfahren wir über die Morphologie des Strauches nur von »ramis gracilibus«; dann werden »folia bifaria« und »pedunculi terminales, solitarii« erwähnt, Angaben, die gewiß dürftig, dafür aber meist zutreffend sind. Zur Untersuchung stand mir ein von Haviland und Hose bei Kuching in Britisch-Nordborneo gesammelter und sub n. 1652 ausgegebener Zweig zur Ver- fügung, wodurch ich in den Stand gesetzt wurde, die Hooker- sche Abbildung zu interpretieren. Da diese einen etwas ein- facheren Fall darstellt, so mag die Besprechung des Lobb’schen, in Kew aufbewahrten Exemplars vorangehen. Der l. c., Tab. 20, abgebildete Zweig wurde in halbschema- tischer Darstellung Fig. 1 umgezeichnet, so zwar, daß die konsekutiven Sproßgenerationen abwechselnd dunkel und licht gehalten sind. Entsprech@nd sind bei den einen Blättern die Nerven eingetragen, bei den anderen nicht, erscheinen die axıllaren Knospen als dunkle, beziehungsweise lichte Körper. 1 Tetrapetalum volubile Mig., ein Strauch aus Borneo, mir nur aus der Beschreibung bekannt; hat mit Disepalum anomalıın Hook.fil. und D. longipes King die Tetramerie der Krone gemeinsam, aber keine Einzelblüten, sondern Blütenstände: »Spicae densiflorae, suboppositifoliae«; höchtwahrscheinlich sind die terminalen Infloreszenzen keine Monopodien. f 2 Dimer sind außerdem noch die Kelche von Uvariopsis Engl. (U. Zenkeri Engl. aus Kamerun) und Tridimeris Baill. (Tr. Hahnii Baill. aus Mexiko). 3 Am nächsten steht unserer Art das D. longipes King (Materials for a Flora of the Malay Peninsula, n, 4) aus Johore, entfernter die zweite bekannt gewordene Art, das D. coronatum Becc. aus Borneeo, das Infloreszenzen und eine achtblätterige Krone hat. Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fiil. 883 Aus der Hooker’schen Textangabe geht noch nicht hervor, daß ein Sympodium zu stande kommen müsse, denn die Blüten Fig. 1. Disepalum anomalum Hook. fil. Halbschematische Darstellung der Hooker’schen Abbildung. Näheres im Texte. fo) oO könnten ja auch an besonderen Ästen terminal sein, und außerdem nimmt es die deskriptive Botanik mit dem Ausdruck »terminal« nicht immer sehr genau; wie oft findet man die Angabe, ein Blütenstand sei terminal, während er tatsächlich unterhalb einer terminalen Laubknospe axillär ist. 884 R. Wagner, An der ersten, durch die abgebrochene Blüte I abgeschlos- senen Achse sind fünf Laubblätter in !/,-Stellung inseriert. Die vier ersten stützen je eine kleine Laubknospe, in der Achsel des fünften steht der Fortsetzungssproß und darunter eine seriale Laubknospe; solche Serialknospen, beziehungsweise Serialsprosse habe ich in der Familie wiederholt beobachtet.! Die zweite, in der Abbildung weiß gelassene Sproßgenera- tion trägt drei Laubblätter, nämlich das wie bei der in der Anmerkung dargestellten Unona Richardiana adossierte Vor- blatt, das hier ein langes Hypopodium abschließt, und zwei weitere Laubblätter, die viel kürzeren Internodien folgen. Im Gegensatz zur genannten Unona sind hier die adossierten Vorblätter nicht oder kaum kleiner als die übrigen Laubblätter. Wie aus der Abbildung ersichtlich, trägt der zweite Sproß nur drei Blätter, um alsdann mit einer Blüte abzuschließen, deren abgebrochener Stiel mit II bezeichnet ist. Auch hier findet sich wieder aus der Achsel des dritten Laubblattes die Haupt- 1 Als Beispiele dafür mögen angeführt sein: Meiocarpidium lepidotum (Oliv.) Engl. et Diels aus Bipinde in Kamerun. Aus der Achsel des letzten Laubblattes unterhalb der terminalen Infloreszenz entwickelt sich mit langem & Hypopodium die Hauptinnovation, dar- EN unter befindet sich eine vegetative Serial- knospe. \ J Anona coriacea Mart. aus Brasi- lien. Ähnliche Verhältnisse, unterhalb PEN der Hauptinnovation öfter kleine Serial- knospen zu finden. num Unona Richardiana Baill. von der an der Nordwestküste Madagaskars ReeEr gelegenen Insel Nosi-Be hat wahrschein- Fig. 2. Unona Richardiana Baill. lich terminale Blütenstände, ein Punkt, Vorblattstellung des Achsel- der übrigens in der Familie wegen der produktes. Blattstellung und allerlei Verwachsungen nicht immer leicht zu ergründen ist, worüber Näheres an anderem Orte veröffentlicht werden soll. Auffallend kräftig tritt hier die Entwicklung vegetativer Serialsprosse hervor, die sich bezüglich der Blattstellung wie das Hauptachselprodukt verhalten (Fig. 2). Das adossierte Vorblatt ist viel kleiner als das median vordere Laubblatt, aber gleichfalls als Laubblatt ausgebildet. Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. 16226) innovation, darunter eine vegetative seriale Knospe. Das Hypo- podium der dritten vorliegenden Sproßgeneration ist erheblich kürzer als bei der zweiten, ein Umstand, dem weiter wohl kaum Bedeutung beizumessen ist; wiederum wird es durch ein adossiertes Vorblatt begrenzt, in dessen Achsel eine Laub- knospe sichtbar ist. Diese dritte Sproßgeneration trägt gleich- falls drei Laubblätter, um dann durch die Blüte III abgeschlossen zu werden; das dritte Blatt ist aber an dem abgebrochenen Zweige zu ergänzen, wie durch die punktierte Linie an der Scheinachse angedeutet wird. Damit sind wir an einem anderen Punkte angelangt, nämlich an den Verwachsungen, die hier in verschiedener Weise sich geltend machen, übrigens auch anderen Anonaceen keineswegs fremd sind. Betrachtet man die erste Sproßgeneration, so finden wir deren Ende ein Stück weit mit der Innovation verwachsen» also augenscheinlich ein Fall von Konkauleszenz. Die zweite Sproßgeneration zeigt noch Anklänge an ein derartiges Ver- halten; der Zweig steht nahezu in gewöhnlicher Weise in der Blattachsel, nur ganz wenig gegen die Abstammungsachse verschoben. Somit bildet er die Vermittlung zwischen der Konkauleszenz der zweiten Sproßgeneration und der Rekaules- zenz der vierten, die hier sehr deutlich ausgesprochen ist. Diese Änderung der Verwachsungsverhältnisse, die in einer zentrifugalen Verschiebung der zu Grunde liegenden inter- kalaren Wachstumszone besteht, bildet keineswegs ein Uni- kum, sondern entspricht einer verbreiteten Erscheinung und tritt namentlich bei Blütenständen, vor allem bei Pleiochasien deutlich hervor. Wie ich in einem noch nicht zur Publikation gelangten Vortrag über den Blütenbau einiger Saxifrageen auf einem »botanischen Abend« in der Wiener Universität aus- zuführen Gelegenheit hatte, finden wir in den Pleiochasien der Gartenhortensien sowie anderer Alydrangea-Arten die unter- sten Partialinfloreszenzen stark konkauleszierend, wie es auch Eichler! darstellt. Weniger weit reicht die Verwachsung bei den folgenden Achselprodukten und — nebenbei bemerkt — unter Auflassung der dekussierten Stellung und Übergang in 1 Blütendiagramme, Bd. 2, p. 428. 886 R. Wagner, eine Spiralstellung werden die geschilderten Verhältnisse durch- laufen, aber nicht so rasch wie bei Hooker’s Disepalum, sondern erheblich langsamer, in viel mehr Etappen, namentlich wenn man die sehr reichblütigen Rispen der in den Wiener Gartenanlagen so viel kultivierten Aydrangea panicnlata in Betracht zieht. Dabei reichen aber die Verwachsungen nach beiden Enden der bei Disepalum beobachteten Reihe viel weiter; einmal, wie das in den Partialinfloreszenzen der Hydrangea arborea zu beobachten ist, kann das a-Achselprodukt viel höher mit der zugehörigen Achse verwachsen als das ß-Achselprodukt, so daß letzteres tiefer inseriert scheint, namentlich wenn die Vorblätter unterdrückt sind. In diesem Falle ergeben sich für den mit dieser regressiven Konkauleszenz nicht Ver- trauten ganz erhebliche Interpretationsschwierigkeiten. Des weiteren nimmt die Rekauleszenz einmal mit der Annäherung an die relative Terminalblüte und dann mit steigendem Gene- rationsindex! extreme Formen an; wir konstatieren somit eine progressive Rekauleszenz, die dann vielfach, wenn schon nicht immer, ihr Extrem in der äußersten Heteromerie? des als Schauapparat dienenden Kelches findet. In Verbindung mit typischer Vorblattlosigkeit setzt er sich dann bei Tetramerie zusammen 1. aus dem überhaupt einer anderen Achse an- gehörenden Tragblatt, 2. aus den beiden Vorblättern und 3. aus einem wirklichem, median nach hinten fallendem Kelchblatt; Verhältnisse die entschieden als sehr abgeleitet zu betrachten sind.” So weit geht die Verwachsung aber nur in sehr seltenen Fällen, so unter den tetrasepalen Nymphaeaceen bei Nymphaea alba L., wie wir durch Casparys in Eichler’ Blütendia- grammen mitgeteilte Untersuchungen? wissen, vielleicht auch 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 110, Abt. I, p. 511. 27E.7C.12 970: 3 Die blütenmorphologischen Angaben Eichler’s (Blütendiagramme, Bd. 2, p. 428 sq. und Fig. 173) kann ich in diesem Umfange nicht bestätigen, seine Darstellung tetramerer strahlender Randblüten habe ich zwar beobachtet, aber nicht bei den von ihm genannten Hortensien, sondern bei Hydrangea aspera Don.; demnach darf man nicht alle Randblüten als von gleicher morphologisciıer Beschaffenheit annehmen. 277..2eH Bd.2, pr 1184, Hie28: 00 O - |; Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. bei den anderen Arten der Tetfrasepaleae, worüber Unter- suchungen noch ausstehen.! Wie in einer anderen, im Druck befindlichen Abhandlung ausgeführt wurde, haben wir aus dieser oben charakterisierten Reihe von der Konkauleszenz zur Rekauleszenz bei verschiedenen Pflanzen oder Pflanzen- gruppen Ausschnitte von recht verschiedenem Umfang, wobei am häufigsten die Beschränkung der interkalaren Zone auf das Achselprodukt, also der Fail der reinen Axillarität ist, dann folgt an Häufigkeit die Rekauleszenz, eine Tatsache, die viel- fach übersehen wurde, und zwar in Gestalt einer mehr oder minder weitgehenden progressiven Rekauleszenz. Derlei findet sich in den verschiedensten Verwandtschaftsverhältnissen; so sind mir Beispiele von Commelinaceen, Dioscoreaceen, Chenopodiaceen, Myristicaceen, Droseraceen, Saxi- frasaceen, Crassulac&en, Rosaceen, Oxalidaceen, Cneoraceen, Rutaceen, Anacardiaceen, Sapindaceen, staphyleaceen, Rhamnaeeen, Vitaceen, Dilleniaceen, Marcgraviaceen, Guttiferen, Turneraceen, Passiflora- ceen, Cäricaceen, Loasaceen,. Myrtaeeen, UmbeHli- feren, Pirölaceen, Diapensiaceen, Erieäceen, Theöo- phrastaceen, Loganiaceen, Borraginaceen, Labiaten, Venibienmaeeen, Nolanaeeen), Serephularraeeen, Gesneriaceen, Rubiaceen und Cueurbitaceen bekannt, eine Liste, die nur das enthält, was mir gerade einfällt, wobei die bekanntesten Schulbeispiele übergangen sind. Schöne Bei- spiele von Konkauleszenz mit ihrem Übergang in Rekauleszenz finden wir bei den Äonien, Konkauleszenz allein bei einigen Guttiferen? und Rubiaceen,? ferner bei Adenostyles-Arten; 1 M. v. Raciborski bestreitet übrigens in seiner »Morphologie der Cabombeen und Nymphaeaceen« sowohl die typische Vorblattlosigkeit wie die Existenz eines Brakteosepalums (Flora, 1894, Heft 3, p. 33, S. A.). 2 So in der vegetativen Region von Garcinia anomala Pt. et Tr. aus den Khasiabergen; Rekauleszenz ist allerdings in der Familie häufiger, beides kom- biniert bei Cratoxylon ligustrinum aus Hongkong, worauf bereits an anderer Stelle hingewiesen wurde. 3 Bei Alibertia elliptica Hook. fil. (Brasilien), Coussarea corcovadensis Müll. Arg., C. hydrangeaefolia Bth. et Hook. fil. (Brasilien), Craterispermum laurinum (Poir.) Bth. (Ober-Guinea), Faramea anisocalyx Poepp. (Peru), 888 R. Wagner, wie weit hier die Regression geht, vermag ich nicht zu sagen, da nach dieser Richtung meine Notizen zu unvoll- ständig sind. . Es liegt auf der Hand, daß je geringer das Maß der Ver- wachsung in einem oder dem anderen Sinne bei einer Art zu sein pflegt, desto leichter der Charakter im einzelnem Falle schwankt; mit anderen Worten, daß bei einer so schwachen Ausbildung der progressiven Rekauleszenz eine nur geringe lokale Hemmung diese eben nicht prononziert zum Ausdruck gelangen läßt; ein Beispiel dafür bietet das später zu be- sprechende Exemplar von Haviland und Hose. Es fragt sich nun, welcher Art das in einer Ebene ent- wickelte Sympodium ist; wie die Abbildung lehrt, fallen die konsekutiven Sproßgenerationen abwechselnd auf die eine und die andere Seite, wir haben also ein Sympodium, das dem ent- spricht, was man seit Buchenau eine Fächel nennt. Kon- struiert man das Diagramm, wie es in Fig. 3 dargestellt ist, so wird dieses Verhalten noch übersichtlicher; die darin gezeichneten Blätter einer Sproßgeneration sind stets in gleicher Größe dargestellt, die Achselprodukte durch Klammern zusammengefaßt. Die halbmondförmigen Figuren stellen die adossierten Vorblätter der Knospen dar. Bezeichnet man die Blätter der Reihe nach mit D, e, f etc., das adossierte Vorblatt mit &,, so ist das hell gehaltene Blatt der dritten Sproßgene- ration 9, I%2, 7, das punktierte Blatt das Vorblatt seines Achselproduktes,„also.9,,E23; 123, 02, Der: Kelehesezerdie Stellung der Laubblätter fort, die Übergipfelung erfolgt wie bei vielen anderen Vertretern der Familie frühzeitig, die Blüte wird zur Seite geworfen, wie aus dem Habitusbild ersichtlich. Die Übergipfelung ist ein Vorgang, der sich in dieser Famlie recht häufig früh abspielt, vielfach zur Blütezeit oder gar schon vor- her; an Beispielen für frühzeitige Entwicklung der Haupt- innovation erwähnt Prantl! Melodorum Leichhardtii Bth,, F. Martiana Müll. Arg. (Brasilien), F. pendula Poepp. et Endl. (Amazonas- gebiet), A. pulchella Spruce (ebenso), F. leucocalyx Müll. Arg., F. heteromera Müll. Arg., F. intercedens Müll. Arg. 1 Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfam., III, 2, p. 25. ER Gr hr 889 Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. -(Kenseieg) I N v11dydoonv]s vnouy Y39J01] ZUSZSOneyUoy 9JuoJ2gq Y1e9s ınz [ordsiog saugyos ug "oqey JoJyoegoog (eref) "Un([ s227np vıwan pun (euiyg) Jye A 4070951p 'n ‘(oourog) 'DIMW vsopnpuvgsiggns vnonn ‘(uoıpuniopumg) 'sWOouy]L Io 'Iy 'N00oH vonnI? 211mAKXx0 12q “[Y 'N0OH PP 'yrg vofvaısaad vıy 104707 uayastue]kaz Jap Tag yane susgngn Y9Luap “ONEIEUI T9pulopur Jy9Io] uoe.WwUa3 -go1ds ap uw yoIs 4819Z03 uogo am ‘uro ‘YelgsesL wop Au Sossordsjosyay Ssop USSY9eBmIJoA Sep yone Joy Juypmlo [JueId r sayasıdoy) sJETGq PR Zum Mmonoyong pvımodoqg ‘(oauıog) 'bIm vsompuvsjsiıqgqns 'n ‘Ceseg “euiyg) IyeNA 10]0951p pnony “(uaıjıseag) 18 N Puoıopuely20]49S pızanang wepiagne “oJyogw uoanynz (eAef) 'I]OZ 39 'IY 'ayoy pjvpadomvs 'y “Tg sısuasomn 'n “Keaeg) 'uurg Je wsAa L v4n9v 'n ‘(eıyeuns) 'DIW 2421.140445v ‘N ‘(exef) Jeung Sıapnp vıavan y9ou ysı uausp „'ITH IS vırofisuo] vımmoy pun "bi 28unum) snypuvoryg "9x9 L WI SOIOYEN "SOjfeg LOJJPISOSAeP [ "Sg UI Soap wwelserg 'I5 'J00H mnppmouv mngodasıqg '& 'S1J Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 0) 90 R. Wagner, Ostafrika), Anona glaucophylla R. E. Fr. und A. natans R.E. Fr. (Paraguay). Zweifellos ist die Zahl der Fälle sehr viel größer; Prantl erwähnt noch, daß sie in den Gattungen Alphonsea, Bocagea, T. etrapetalum, Anazxagorea, Trigynaea, Polyalthia, Melodorum, Phaeanthus, Mitrephora, Orophea, Rauwenhoffia und Cyathocalyx vorkommen.! Im übrigen wird an anderer Stelle näher auf diese Verhältnisse eingegangen werden, soweit es eben das leider allein zur Verfügung stehende Herbar- material erlaubt. Die Sympodienbildung erfolgt somit in einer Ebene, ent- sprechend der 1/,-Stellung, deren Ebene sich nicht mit der Mediane beim Seitenzweig schneidet, wie das sonst bei t/,- Stellung die Regel ist. Durch das adossierte Vorblatt ist die 1/,-Stellung eingeleitet, Blatt y und ö stehen ebenfalls median. Augenscheinlich ist die Anzahl der einer Sproßgeneration an- gehörigen Laubblätter nicht konstant, demnach auch nicht der Charakter des resultierenden Sympodiums, das also wohl auch ein gemischtes Sympodium ? sein kann; in dem zweiten Falle kommt ein Drepanium zu stande. Bei unserer Pflanze haben wir terminale Einzelblätter, denen, wie wir gesehen, eine wechselnde Zahl von Laubblättern vorangeht. Zur weiteren Illustration möge ein Teil des bei Kuching gesammelten Verzweigungssystems diagrammatisch dargestellt sein (Fig. 4). Im wesentlichen die nämlichen Ver- hältnisse wie beim abgebildeten Exemplar, vor allem die laubige Ausbildung der stets medianen Vorblätter, wie das Diagramm wenigstens zeigt. Auch hier eine wechselnde Anzahl von Laubblättern, an der relativ ersten, durch die Blüte II ab- geschlossenen Tochtersproßgeneration nur zwei, dann vier. Hier sind sämtliche Blüten nach einer Richtung entwickelt, die Verzweigung erfolgt aus dem zweiten Medianvorblatt, aus ß oder aus dem vierten Blatte, die beide nach vorn fallen. Wenn nun stets Medianvorblätter vorhanden und die 1/,-Stellung konstant wäre, dann würde sich der ganze Strauch 1 Die von Prantl zitierte Gattung Cardiopetalum (C. calophyllum Schlechtd.) ist mit Duguetia Schlechtendaliana Mart. synonym. 2 Diese Sitzungsberichte, Bd. 110, Abt. I, p. 552. A RR EAT BERES Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fiil. 891 in einer Ebene verzweigen und erhielte dadurch ein sehr sonderbares Aussehen; das ist indessen nicht der Fall, sondern die 1/,-Stellung beschränkt sich auf die höheren Sproßgenera- tionen. Wenn auch das Material zur genaueren Feststellung der Verhältnisse durchaus unzulänglich ist, so ist doch so viel mit Sicherheit zu entnehmen, daß die Zweige mit 1/,-Stellung Tochtersprosse von anderen Zweigen sind, die eine andere, vielleicht annähernd ?°/,-Divergenz aufweisen und keine medi- anen, sondern transversale Vorblätter besitzen. Hier tritt also der umgekehrte Fall ein, wie wir ihn von Limnanthemum nymphaeoides Lk. kennen, wo wir in der floralen Region trans- Fig. 4. Disepalum anomalum Hook. il. Sympodienbildung. Näheres im Texte. versale Vorblätter, in der vegetativen dagegen ein adossiertes Vorblatt haben, wie ich in einer früheren Arbeit nachweisen konnte,! allerdings nicht in !/,-Stellung, sondern in einer der ?/,-Stellung sich allmählich nähernden Spirale. Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen scheint sich die 1/.-Stellung nur bei Formen zu finden, denen: wir eine reiche morphologische Vergangenheit imputieren müssen, die wir mit anderen Worten als abgeleitet zu betrachten gewohnt sind; ich erinnere nur an die Gramineen,? bezüglich deren sich 1 Botan. Zeitung, Bd. 53 (1895), tab. 8, Fig. 2, 8. 2 Allerdings nicht ausschließlich, cfr. Merostachys-Ährchen oder das Köpfchen der Athroostachys capitata Bth. oder die Anordnung der distichen Ährchen bei vielen Rispen. 62* 892 R. Wagner, schon Nägeli in diesem Sinne ausgesprochen hat, dann an die Verbreitung bei Monokotylen überhaupt, unter der den Dikotylen an die Sektion Distichae der Kompositengattung Baccharis, an Arten der Rosaceengattung Cliffortia, die mit ihren apetalen, diklinen, im Kelche meist trimeren Blüten zweifellos einen sehr abgeleiteten Typus darstellt, an die Aristo- lochiaceengattung Dragantia, die einer gewiß der Anonaceen nahestehenden Familie angehört und demnächst näher be- sprochen werden soll, und, um noch zwei Fälle zu nennen, die sehr bekannt sind, die Flachsprosse von Phyllanthus S Aylophylla, in unseren Glashäusern häufig vertreten durch Ph. speciosus Jacg., über den wir durch Dingler’'s Unter- suchungen Näheres wissen, und die Mühlenbeckia platyclada, die in den wenigen Jahrzehnten, die sie bekannt ist,! in den Kalthäusern eine große Verbreitung erlangt hat. Das alles — die Liste erhebt ja auf irgend eine Vollständigkeit keinerlei Anspruch — sind zum mindesten innerhalb ihrer Familie, be- ziehungsweise näheren Verwandtschaft abgeleitete Formen,? in denen zum mindesten an gewissen Zweigen die Distichie hervortritt, die wir in der Phylogenie der fraglichen Arten eben als einen neueren Charakter zu betrachten haben. Es wird sich Gelegenheit bieten, anläßlich der Besprechung einer teilweise durch Flachsprosse ausgezeichneten Dilleniaceengattung, des australischen Genus Pachynema, wieder auf die Frage zurück- zukommen. | Bei der in der’ Familie so’ verbreiteten” Distichten may bindung mit dem adossierten Vorblatt drängt sich die Frage nach dem Verhalten derjenigen Anonaceen auf, die keine Einzelblüten, sondern Blütenstände aufweisen. Eichler schreibt l.c. p. 147: »Die Blüten stehen bald einzeln axillar (Asimina etc.), bald terminal oder durch Übergipfelung blattgegenständig (Uvariae sp.), bald sind sie in meist armblütige Infloreszenzen geordnet, die, soweit ich sie kenne, dem einfach botrytischen 1 War 1862 noch eine neue Gartenpflanze; cfr. Curtis’ Botan. Mag., t. 9382 sub Coccoloba platyclada F. v.M. 2 Das gilt auch von den Vitis-Arten, deren Morphologie so viele Deu- tungen erfahren hat. Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. 893 Typus angehören und nur dann und wann Sekundanblüten aus den Vorblattachseln entwickeln. Bei seitlicher Stellung fand sich in den (wenigen) untersuchten Fällen der unpaare Kelchteil der Achse zugekehrt; Vorblätter nicht immer sichtbar, bei Asimina gewöhnlich nur eines, bei Anona involucrata Baill. sollen sie zu einem die Blüte anfangs einschließenden Sack ausgebildet sein.« Prantl (l. c. p. 25) erwähnt, daß die Blüten- stände zum Teil traubig, zum Teil nicht näher analysiert seien. Demgegenüber sei festgestellt, daß »einfach botrytische Blüten- stände« nicht nachgewiesen sind, dafür aber Cymen verschie- dener Art vorkommen, so das eigentümliche Pleiochasium des Melodorum latifolium Don. von den Philippinen, dann jene EONMOIOSEOmRX Fig. 5. Rhipidium von Uvaria sp. Näheres im Texte. Reduktionsform, bei welcher im Pleiochasium die Primansprosse unterdrückt werden (Xylopia-Arten, so sehr schön X. Wilwer- ZB ilde et ihr Dur.) fernerlalsveine, wieres’schein:, ziemlich häufige Form die Fächelbildung ausdemadossierten Vorblatt, ein Fall, der besonders schön an einer nicht näher bestimmten, als Uvaria bezeichneten Pflanze aus Penang (leg. Curtis) hervortritt (Fig. 5); das Diagramm gilt auch wohl für Melodorum Korthalsii Miqg. Außerdem wurden mehr oder minder reichblütige Fächelsympodien beobachtet bei Ellipeia cunei- folia Hook. fil. (Borneo), Anomianthus heterocarpus Rchb. il. (Madura), ?Umona Dielsiana Engl. (Kamerun), U. elegans Thw. (Ceylon), Oxymitra glanca Hook. fil. et Th. (Perak), Pipto- stigma multinervinm Engl.und P.longifolium Engl.(Kamerun), Mitrephora macrantha Hassk. (Java) und M. Maingayi Hook. 1 Abgebildet in Ill. Flor. Congo, tab. 64. 894 R. Wagner, Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. fil. et Th. (Perak), Popowia Buchanani Engl. et Diels (tropi- sches Ostafrika), Amona febrifuga Otto (Venezuela) und A. furfuracea Th. Hil. (Brasilien). Eine zusammenhängende Dar- stellung der im übrigen sehr wechselnden Verhältnisse hoffe ich in einigen Monaten geben zu können, wobei sich Gelegen- heit bieten wird, auf eine der wichtigsten Fragen der Syste- matik einzugehen, auf die Monokotylenfrage. Vierter Bericht über meine Reise nach Neu- guinea (Niederländisch-Neuguinea), über die Zeit vom Äi0. Februar bis zum 31. März 1906 von Dr. Rudolf Pöch. (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Juni 1906.) Reiseroute und Exkursionen. Am 10. Februar verließ ich an Bord des niederländischen Regierungsdampfers »Valk« Thursday-Island und langte am 12. Februar an meinem Bestimmungsort, Merauke, an der Südküste von Niederländisch-Neuguinea an. In zwei Tagen waren alle Vorbereitungen zu meinen anthropologischen und ethnologischen Arbeiten beendet, so daß ich schon am 15. Februar die erste Exkursion nach den nächstliegenden Dörfern des Kaja-Kaja-Stammes unternehmen konnte, begleitet von einer Militärpatrouille, die Herr Assistent-Resident Hellwig auch in der Folge immer zu meinem persönlichen Schutze mitgab. Die Verständigung mit den Eingeborenen geschah mit Hilfe des von der Regierung bestellten Dolmetsches. In einer Reihe solcher Exkursionen besuchte ich wiederholt die östlich vom Merauke-Fluß am Strande gelegenen Kaja-Kaja- Dörfer bis zum Dorfe Kämisan, besonders häufig aber die beiden nächstgelegenen Ortschaften Nawäri und Buti. Ferner konnte ich mich dem Herrn Controleur van der Meulen auf einer Reise nach dem Westen anschließen, die vom 24. bis zum 28. Februar dauerte und bei der alle Dörfer am Strande zwischen Merauke- und Kumbe-Fluß und zwei Dörfer noch westlich von diesem Flusse besucht wurden. Vom: 5. bis‘ zum 13. März durfte ich ' den ' Assistent- Residenten auf einer Reise begleiten, die mit dem Regierungs- 596 R. Pöch, dampfer »Valk« längs der Küste in westlicher Richtung unter- nommen wurde. Der westlichste erreichte Punkt war das Dorf Mäkaling, zwischen Bian- und Boläka-Fluß. Der Bian-Fluß wurde einen Tag flußaufwärts von dem »Valk« befahren, den folgenden Tag brachte uns die Dampfschaluppe ineine Gegend, die bisher noch nicht besucht war. In dem ganzen von Merauke aus bereisten Gebiete fand ich eine und dieselbe Bevölkerung vor, die alle zu dem großen, sicher nach vielen Tausenden von Köpfen zählenden Volke der Kaja-Kaja gehören. Nur in den gegen \Vesienenr ferntesten Dörfern fand ich geringe Abweichungen in Sprache und Hausbau. Die Ergebnisse der anthropologischen und ethnologischen Untersuchungen folgen unten. Die Zahl der gesammelten ethnologischen Objekte beträgt 60, darunter viele Nova. Waffen, Schmuck und Kleidung wurden in ziemlicher Vollständigkeit zusammengebracht. Die Ermittlung von-Name, Zweck und Material gelang fast immer. Außerdem wurden vier menschliche Schädel erworben. Es wurden ungefähr hundert photographische Platten exponiert, größtenteils für anthropologische Aufnahmen. An 16 Personen wurden anthropologische Messungen vorgenommen. Ein.nach dem G. von der Gabelentz’schen Handbuch aufgenommenes Vokabular der Kaja-Kaja-Sprache. ‘umfaßt 300 Wörter. Andere naturwissenschaftliche Beobachtungen und Samm- lungen wurden nebenbei gemacht. Es wurden zusammen 14 Vogelbälge und Säugetierhäute präpariert. Am 20. März verließ ich mit dem Paketboote Merauke. Die Route führte über die kleinen Sunda-Inseln nach Java. Der Dampfer lief Hafenplätze im portugiesischen und im nieder- ländischen Timor an, dann auch Soemba, Soembawa, Lombok und Bali. Am 31. März traf ich in Soerabaia an. Von da trete ich, zuerst zu Land durch Java fahrend, dann von Batavia via Singapore die Heimreise an. | \ Bericht über eine Reise nach Neuguinea. 897 Beiträge zur Anthropologie und Ethnologie der Kaja-Kaja. Physische Anthropologie. Der Körper ist meist schlank gebaut und groß (Gesamt- höhe meist über 170 cm, bis 188 cm)), die oberen Extremitäten sind überlang, der Schädel ist meist dolichocephal oder meso- cephal,! die Nase ist groß und gebogen. Der Kaja-Kaja- Typus schließt sich unter den bisher gesehenen am besten dem am Augustafluß und im »Golf of Papua« an. Die Hautfarbe ist hellbraun, bei manchen Individuen auffallend hell; Ernährungszustand ist meist gut, die Muskulatur, auch die Wadenmuskulatur, ist gut entwickelt, wirklich athletischer Körperbau ist nicht selten. Nahrung und Genußmittel. Sago ist die Hauptnahrung. Die Sagobaumstämme werden hauptsächlich in der Regenzeit gefällt und ausgewaschen, weil es da genug Süßwasser gibt. Bananen, Yams und Taros werden gepflanzt. Diese Pflanzungen sind mit großer Sorgfalt angelegt und in den tiefgelegenen, sumpfigen Küstenstrichen durch Entwässerungskanäle vor Überflutung geschützt. Diese Kanäle treffen meist rechtwinkelig aufeinander, zu der Pflanzung führt bisweilen ein künstlich aufgeworfener Weg. Die erste Anlage der Pflanzung fällt den Männern zu, das spätere wird von den Weibern besorgt. In der unmittelbaren Nähe der Dörfer und längs der Meeresküste sind sehr zahlreiche Kokosbäume gepflanzt. Mais ist unbekannt. Von Haustieren kennen die Kaja-Kaja nur das Schwein und den Hund, beide der Rasse nach nicht verschieden von den sonst von den Papuas gehaltenen. Das Huhn war vor Ankunft der Europäer ganz unbekannt. Wild ist zahlreich und wird viel gejagt; vor allem ein verwildertes Schwein, dann ein großes Wallaby; der gefleckte Je Pansenbreitenmdices#7 63.0, 069.8, 08. 2.009.1,.71.715772:8 73°, 74-4, 75'3, 75°4, 754, 76°—, 78°—, 794, 82:2. 895 R. Pöch, Baumbär (Cuscus maculatus), der Kasuar, eine Art (oder zwei?) eines Großfußhuhns, viele Sumpfvögel, das Krokodil, welches auch gegessen wird, dann viele Arten eßbarer Fische. Jagd und Fischfang bilden die Hauptbeschäftigung der Männer. Alle Speisen werden nur über dem offenen Feuer geröstet, Kochgeschirr kennen die Kaja-Kaja noch nicht. Der Ge- brauch des Salzesist unbekannt. Der Tabak ist schon vor der Ankunft der Europäer gepflanzt und geraucht worden. Der einheimische Name ist »Tamuku«. Es wird aus einem Bambusrohr geraucht, in der Weise, daß aller Rauch von einem einzigen auf einmal in großen Zügen inhaliert wird. Darauf sinkt er betäubt und nach Atem ringend zurück; nach einigen Minuten folgt ein krampf- haftes Husten und Spucken, und noch lange Zeit nach dem Rauchakt bleibt ein stupider und verstörter Gesichtsausdruck zurück. Das Rauchen wird nicht sobald wiederholt, es wird überhaupt nicht viel geraucht. Häufiger ist das Betelkauen. Die Kaja-Kaja kennen drei Getränke: reines Wasser, Kokosnußwasser und »Wati«, ein berauschendes, alkoholisches Getränk, - durch Zerkauen einer Art Kawa-Kawa-Wurzel gewonnen. »Wati« wird zweimal täglich getrunken, früh und abends, immer in kleiner Dosis, aus einer halben Zwerg- kokosnußschale von der Größe eines Kochlöffels. Unmäßigkeit kommt wohl nur selten vor. Schmuck und Kleidung. Die Männer tragen einen Gürtel (seguin) oder eine bloße Schnur um den Leib; der Penis wird hinaufgezogen und die Eichel, bedeckt von der Vorhaut, darunter gesteckt und so der Penis nach oben fixiert. Bei jungen Männern (ewäti) wird die Eichel außerdem von einer Schnecke (k&kewi) oder einer kleinen halben Kokosnußschale (ongät) bedeckt. Die Frauen haben ein schmaies Baumbasttuch (nöwa) zwischen die Beine hindurchgezogen zur Verhüllung der Schamteile. Die Haare der jungen Männer sind oft in Locken gedreht und diese Locken durch ein angeflochtenes Stück aus Kokosnußblatt verlängert (beisam). Bericht über eine Reise nach Neuguinea. 899 Sonstigen Schmuck bilden Jagdtrophäen, Zähne, Schwänze und Hautstücke vom Schwein (bassik), Schwänze des Cuscus, Kehlkopf des Reihers u. s. w. Häufig sind über die Brust gekreuzte Bänder, mit den Samen von Coix lacryma besetzt (baba). Die Ohrläppchen sind oft durchbohrt und maximal dilatiert, die Nasenwände werden nach oben’ zu durchbohrt und diese Öffnung durch eingeschobene Klötze stark erweitert, wodurch die Nase nach vorne flußpferdartig verbreitert erscheint. Wohnung. Die Häuser sind auf dem Boden, nicht auf Pfählen erbaut. Nur kleine, vor den Häusern isoliert stehende Plattformen, teils zur Arbeit, teils, wenn sie höher sind, zu Festen, sind auf Pfähle gestellt. Immer findet sich längs der ganzen Länge des Dach- firstes der Häuser ein Spalt, um dem Rauch einen Abzug zu gestatten. Dorfanlage. Alle männlichen Bewohner eines Dorfes wohnen und schlafen zusammen in einigen wenigen Männerhäusern (anmänga safä), meist je eines am Anfang und am Ende des Dorfes. Dazwischen liegen, gewöhnlich in einer Linie, die _ Weiberhäuser (bübti safä), je ein Haus für die Mutter, deren Kinder und einzelne weibliche Verwandte bestimmt. Die Zahl der Weiberhäuser entspricht daher ungefähr der Zahl der Familien. Die unverheirateten Männer (ewäti) schlafen in den Männerhäusern, müssen sich aber tagsüber im »Kotäd», einem Junggesellenhause, außerhalb des Dortes aufhalten. Die Hoch- schwangere bezieht eine neuerbaute kleine Hütte (oram safäa), die sie bis einen Monat nach der Geburt des Kindes bewohnen muß. Die Männer dürfen die Frauenhäuser nicht betreten und umgekehrt. Es gibt Dörfer mit 50, 80 und mehr Häusern. Der Meeresstrand ist dicht bewonnt. 990 R. Pöch, Totemismus. Es gibt Haupttotemgruppen mit Unterabteilungen, Pflanzen und Tiere sind kombiniert. | " Gepsi, die Kokosbaumieute; dazu gehören die Kiu-boan, die vom Krokodil Abstammenden. Mahüse, die Sagobaumleute; dazu gehören die gät-boan, die vom Hunde Abstammenden. Kahise, die Kasuarleute; dazu gehören die samkäke, die Känguruhleute; die Takäf-boan, die Feuerleute (weil sie mit Grasfeuern jagen). Bragäse, die Yamsleute; dazu gehören die Kidüb-boan, vom Adler abstammend. Diwarek, die Djamboe-Leute (djamboe, malai., ist eine apfelartige Baumfrucht); dazu gehören die sohe-boan, »Kartoffel«leute; andä-boan, die vom Neunfisch (malai. »ikan sembilan«) Abstammenden. Basise, die Schweineleute. Wabarik, die Eidechsenleute. Die Gepsi erfreuen sich eines besonderen Ansehens: »Gepsi anem ningeb anem«, »der Gepsi ist ein feiner Mann«, das geht aber nicht so weit, daß ein Gepsi einem Mahüse etwas befehlen kann. Ein Gepsi-Mann darf eine G£psi-Frau nicht heiraten — in erselben Totemgruppe besteht Heiratsverbot. Wie zwischen den einzeinen Gruppen geheiratet werden darf, ist durch die Sitte geregelt: »gepsi esäm mahüse«, der Kokosnußmann ist der Gatte der Sagofrau. Die Kinder eines G£öpsi sind wieder G£psi, die Zugehörig- keit zu der Totemgruppe vererbt sich also durch den Vater (bei der noch geringen Festigung der Familie wäre das Gegen- teil zu erwarten gewesen). In jeder Gruppe gibt es Speiseverbote; die G£psi dürfen zwar die Kokosnuß essen, aber nicht das Flugeichhörnchen, Petaurus, welches auf dem Kokosbaume lebt. Die Sagoleute essen auch Sago, aber nicht den Hund, weil sie auch gät-boan sind, d.h. vom Hunde abstammen. Das Speiseverbot des Mannes gilt auch für die ange- heiratete Frau und natürlich dann auch für die Kinder. Pa u nu Bericht über eine Reise nach Neuguinea. 901 Schwirrholz, Wiedergeburt der Knaben, Jünglingsweihe. Die Kaja-Kaja kennen das Schwirrholz, sosöm. Sosöm heißt auch ein Riese, der der Sage nach jedes Jahr mit dem Südost erscheint. Er ist von Stein und so groß, daß er mit einem Fuß auf dem einen, mit dem zweiten auf dem anderen Ufer des Merauke-Flusses steht. Wenn er kommt, wird ein Fest gehalten, bei dem das Schwirrholz ertönt. Die Frauen dürfen ihn nicht sehen, sonst müssen sie sterben. Ihm werden Knaben, patür, gebracht, die er tötet, aber wieder zum Leben erweckt. Ein größerer Knabe heißt »aroi patür«. Wird er zum Jüngling, »ewäti«, geweiht, so gibt es ein Fest, »Si«. Kopfjagden. Alliährlich zur günstigen Jahreszeit werden gemeinsame Menschenjagden in das Gebiet fremder Stämme unternommen, zum Zwecke der Erbeutung von Köpfen. Früher waren Küsten- stämme im benachbarten Britisch-Neuguinea das Ziel, seit dies verhindert ist, ziehen sie nur noch inlandwärts in das Fluß- gebiet des Digoel. Bevor der Gefangene geköpft wird, sucht man seinen Namen zu erfragen. Der Name wird auf ein kleines Kaja-Kaja-Kind übertragen, welches dem Koptfjäger nächst verwandt ist. Kinder, für die noch kein Kopf geholt wurde, haben keinen Namen. Den Leib des Getöteten läßt man liegen, mitgenommen wird nur der Kopf. Gehirn und Zunge werden gegessen, dann der Schädel entweder in mumifiziertem oder in entfleischtem Zustande im Männerhause aufgehängt. Handel, Reisen, Feste. Handel wird sowohl längs der Küste als nach dem Inland betrieben. Die Kaja-Kaja führen hauptsächlich Kokosnüsse und Sago aus und tauschen dafür Kanus, Trommeln (Kandara), Steine für die Keulen und Federn der Paradiesvögel aus dem Hinterlande ein. Sie reisen in Einbäumen, ifün, ohne Ausleger, die im Inlande gemacht werden. 902 R..Röich, Es gibt Feste, »Si«, nach einer glücklich abgelaufenen Kopfjagd, bei der Jünglingsweihe, bei Heirat, nach guter Erntertssave Von Zeit zu Zeit werden große Feste abgehalten, zu denen sich viele Hunderte aus befreundeten Dorfschaften zusammen- finden. Bei diesen Tänzen werden Masken angelegt, die ver- schiedene Tiergestalten nachahmen. Ehe und Sexualia. Geschlechtlicher Verkehr vor der Heirat wird dadurch zu verhindern gesucht, daß sich die unverheirateten jungen Männer im Junggesellenhause außer dem Dorfe aufzuhalten haben. Wenn der Verlobte, »miakin«, heiratet, wird das jus primae noctis von einer großen Anzahl seiner männlichen Verwandten ausgeübt. Die Ehe ist vorwiegend monogam. Der geschlechtliche Verkehr wird nie im Dorfe, sondern immer in der Pflanzung oder im Walde ausgeübt. Verkehr mit einer Frau, ohne das Wissen des Mannes, wird schwer geahndet. Die Zustimmung wird aber leicht gegen eine bestimmte Entschädigung gegeben, oft werden Frauen für einen einmaligen Gebrauch getauscht. Bei Festen scheinen sich die Frauen ganz frei dem Manne ihrer Wahl hingeben zu dürfen. Die Stellung bei Coitus ist für die Frau halb zurück- liegend, für den Mann hockend — genau so, wie Dr. Walter Roth dies für die Queensland-Eingeborenen beschrieben hat. Die dort dafür vermutete Ursache — die Verstümmelung des männlichen und weiblichen Genitales — fällt für die Kaja-Kaja weg. Es wird weder Beschneidung noch sonst irgend welche Operation an den Geschlechtsteilen vorgenommen. Krankheiten. Die meisten Infektionskrankheiten der Kulturvölker, Tuberkulose eingeschlossen, scheinen zu fehlen; so sind auch sicher Syphilis und wahrscheinlich auch Gonorrhöe nicht vor- gekommen. Gelenksverkrümmungen infolge von Rheumatismus chronicus sah ich häufig. Eine ganz eigentümliche Erkrankung, ee Bericht über eine Reise nach Neuguinea. 903 »Karwässi« genannt, besteht in einer Verkürzung der Beuge- sehnen der Finger, die zu Schlusse in hakenförmig eingezogener Stellung verharren. Malaria scheint in Merauke ursprünglich gar nicht vor- zukommen. Die Gegend bei Merauke — ein malariafreier Küsten- strich in Neuguinea? Eine tropenhygienische Merkwürdigkeit Meraukes darf nicht unerwähnt bleiben: Die an einer Flußmündung in sumpfiger Niederung liegende Niederlassung ist zur Regenzeit in grauenerregender Weise von Moskitos heimgesucht. Trotz- dem ist mir während der Zeit meiner Anwesenheit keine Malariaerkrankung bekannt geworden und nach meinen Erkundigungen scheint Merauke ganz malariafrei zu sein. Es gibt eine Anopheles-Art (wurde konserviert), wahrscheinlich aber eine zur Übertragung des Plasmodium malariae nicht geeignete Spezies. Leute mit latenter Malaria sind schon häufig aus anderen Teilen Niederländisch-Indiens nach Merauke zugezogen; trotzdem fand bisher keine Verbreitung der Krank- heit statt und die Infizierten verloren meist nach einiger Zeit ihr Fieber. 2 _ ‚ =) \ I x 7 e . . r . 2 A \ 1 i © « i =) { - \ or Fran BR an F 2 [3 ER: 3 —\ C h = =" bei S FRN - . y 7 = ER a a x x PR Er | Be h re A re Fe | | | nsrıgcdıey gu ® 5 v e 4 4 £ “ - vg > a 2 N wert £ 7 PN E ee ap stEr DD LESEN SEID IT Er I DE EI ER 35 Bemerkungen zu Liparophis Bedoti Peracca und Lachesis monticola (Gthr.) von Dr. Franz Steindachner, w. M. k. Akad. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1906.) 1. Liparophis Bedoti Perac. In dem 12. Bande der »Revue Suisse de Zoologie«, 1904, B2.663: bis.665,: gab. Conte: Dr.; M..G..Beräsc ca,.die. Beschreibung einer neuen Schlangengattung und -Art aus China, welche er Liparophis Bedoti nannte. Da dem Verfasser nur ein Exemplar (von 717 mm Länge), welches sich im Museum zu Genf befindet, zur Verfügung stand, bin ich in der Lage, die ganz ausge- zeichnete Beschreibung Peracca’s in einigen Punkten durch die Untersuchung weiterer drei Exemplare zu ergänzen, welche ich aus Cambodja und Tonkin durch Herrn Fruhstorfer erwarb. Die Totallänge dieser drei Exemplare beträgt 280 mm, 872 mm und 642 mm, von denen 55 mm, 126 mm und 147 mm auf den Schwanzteil entfallen. Körperform gestreckt, Kopf nicht deutlich vom Rumpfe abgesetzt, Schwanz namentlich in der hinteren Hälfte stark komprimiert, Auge von mittlerer Größe, Rostrale 1!/,- bis 2mal höher als lang, von oben sichtbar. 9 Supralabialia, von denen das 5. das Auge begrenzt. Bei einem Exemplare ist auf der rechten Kopfseite das 4. Supra- labiale nur halb entwickelt, daher oben von dem 3. und 5. Supralabiale umschlossen, ferner das 9. Supralabiale in zwei Schildchen gespalten. Die beiden Internasalia haben eine bohnenförmige Gestalt und divergieren nach hinten. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 63 906 F. Steindachner, Das Frenale ist trapezförmig, unbedeutend länger als hoch; sein vorderer Rand ist fast vertikal gestellt, der Hinter- rand desselben fällt schräge nach hinten ab. Das einzige, große Präfrontale biegt sich über die Seiten des Kopfes ein wenig herab und begrenzt daselbst das Nasale, Frenale und Supraoculare. Bei dem größten unserer Exemplare ist auf der rechten Kopfseite dieser absteigende Teil des Präfrontale durch einen tiefen Einschnitt von seinem oberen Teile zu zwei Dritteilen abgeschnürt, so daß es bei oberfläch- licher Betrachtung den Anschein hat, als wären zwei Frenalia vorhanden. Der obere vordere Rand des Präfrontale ist ——förmig ein- gebuchtet und schiebt sich mit seiner mittleren Spitze ein wenig zwischen die beiden Internasalia ein. Das schildförmige Frontale ist unbedeutend länger als breit, nach hinten zugespitzt, vorn quer abgestutzt. Der Ab- stand seines Vorderrandes vom vorderen Kopfende gleicht der Länge des Frontale. Die Parietalia sind zirka 1!/,mal länger als das Frontale. Bei jedem der uns vorliegenden Exemplare ist ein Prä- und ein langes Supraoculare vorhanden. Die Zahl der Postocu- laria beträgt normal zwei. Nur bei einem Exemplare unserer Sammlung sind ähnlich wie bei dem typischen Exemplare des Genfer Museums auf einer Kopfseite drei Postocularia vor- handen. Das untere Postoculare zieht sich ein wenig über den unteren Augenrand hinab, daher nur ein, und zwar das fünfte Supralabiale mit seinem oberen Rande das Auge direkt begrenzt. Das hintere, zweite Paar der Kinnschilder ist viel länger als das vordere. Bei einem Exemplar ist das linke Kinnschild des zweiten Paares in drei abgeteilt. Ein kleines Schüppchen trennt vorne die beiden Schilder eben dieses Paares. Das Temporale der ersten Reihe ist verhältnismäßig sehr groß, lang. Häufig löst sich in seinem hinteren Teile unten ein zweites, kleines Schildchen vollständig ab. In zweiter Reihe liegen bei jedem unserer Exemplare drei Temporalschilder (bei dem typischen Exemplare nur zwei) übereinander, von denen das obere am größten ist. Liparophis Bedoti und Lachesis monticola. 907 Das Nasale ist in seiner unteren Höhenhälfte gespalten. Die in dem hinteren Längsdrittel des Rumpfes gelegenen Schuppen sind schwach gekielt, doch schon in geringer Ent- fernung vor der Analgegend treten die Kiele deutlicher hervor und bilden dann am Schwanz, namentlich auf den obersten Schuppenreihen, stark hervorspringende Leisten. Das hintere Endstück der Rumpfschuppen zeigt zwei Apikalgrübchen. Die Schwanzlänge ist bei dem kleinsten unserer drei Exemplare etwas mehr als 5mal, bei den zwei größeren zirka 41/,mal in der Totallänge enthalten. Analschild geteilt, Subcaudalia paarig. Bei einem Exem- plare ist das 4. bis 11., ferner das 13. bis 15. Caudalschild abnormerweise unpaarig. Die Zahl der Schuppenreihen am Rumpfe beträgt 19, die der Ventralschilder schwankt zwischen 199 bis 204, die der Subcaudalia zwischen 76 bis 89, während dastypische Exemplar (ein 9) nach Dr. Peracca nur 55 paarige Subcaudalia enthält. Imm@benkieter\liesenn jederseits) 17 bis 18° Zähne. "Der vorderste derselben ist bei einem der untersuchten Exemplare auf einer Kopfseite auffallend klein, auf der anderen aber ein wenig größer; die folgenden nehmen bis zum 6. oder 7. all- mählich, im ganzen nur unbedeutend an Höhe und Stärke zu, die übrigen Zähnchen sind bis zu dem hintersten Zahne von gleicher Höhe und Stärke. In jedem Unterkieferaste zähle ich 19 bis 20 Zähne, von denen die im mittleren Drittel der Kiefer- länge gelegenen nur ganz wenig länger als die vorangehenden und nachfolgenden sind. In der Zeichnung und Färbung stimmen unsere Exemplare genau mit dem typischen Exemplare überein, von welchem ich durch die besondere Güte des Herrn Professors Bedot in Genf eine kolorierte Abbildung des Kopfes erhielt. Die bräunlich- gelbe Grundfarbe des Kopfes ist an dessen Oberseite bis auf einige gelbe Punkte und Linien durch ein bräunliches Schwarz verdrängt, welches auch hinter dem Auge bindenförmig zu den Mundwinkeln herabzieht. Die Labialia sind schwärzlich ge- randet. 63* 908 F. Steindachner, Die erste der ringförmigen schwärzlichen Rumpfbinden liegt unmittelbar am hinteren Kopfende, ist schmäler als die folgende und steht zuweilen an der Bauchseite durch einen schmalen, gleichfalls schwärzlichen Strich mit dem T-förmigen Fleckchen in Verbindung, welches an der Unterseite des Kopfes zwischen dem zweiten hinteren Paare der Kinn- schilder legt. Die folgenden Rumpfbinden sind an der ganzen Rücken- seite durch einen mehr minder hellen grauvioletten Querstreif halbiert, der in der Regel bis zum Bauchrand herabreicht. Die Rückenbinden selbst liegen am Rumpfe mit ihren beiden Seitenhälften nicht immer vollkommen wagrecht, sondern häufig mehr oder minder schräge verschoben, so daß stellen- weise ihre ventralen Ausläufer auf den Bauchschildern sich nicht zu einer geschlossenen Querbinde vollkommen ver- einigen, sondern miteinander alternieren oder nur teilweise zusammentrefien. Die Zahl dieser ringförmigen schwarzen Binden ist ziemlich konstant und schwankt am Rumpfe nur zwischen 46 bis 49, am Schwanze dagegen zwischen 20 bis 27. Die Grund- farbe der Bauchseite ist schmutzig weißlichgelb; ebenso gefärbt sind bei dem kleinsten unserer Exemplare auch der Rücken und die Seiten des Rumpfes (zwischen den dunklen Binden), während bei den beiden größeren Exemplaren dieselben eine matt grauviolette Grundfärbung zeigen. 2. Lachesis monticola (Gthr.) Blgr. Zugleich mit den soeben angeführten Exemplaren von Liparophis Bedoti erhielt ich zwei halberwachsene Exemplare (wahrscheinlich 9) von Lachesis monticola aus Cambodja, 223 mm und 270 mm lang, bei welchen sämtliche Subcaudalia, 40 und 41 an der Zahl, ungeteilt sind. Ebenso verhält es sich bei einem sehr großen, erwachsenen Exemplare von Darjeeling aus Dr. Stoliczka’s Sammlung. Man kann demnach wohl kaum das Vorkommen einfacher, unpaariger Subeaudalschilder bei L. monticola als eine seltene Abnormität bezeichnen. Bei einem vierten, 93mm langen Exemplare aus dem Himalaja, wahrscheinlich von Darjeeling, mit 34 Subcaudal- P ee Liparophis Bedoti und Lachesis monticola. 909 schildern, sind die vorderen 3l-paarig und die drei letzten ungeteilt, bei einem fünften jungen Exemplare von 195 mm Länge (aus dem Himalaja) aber sämtliche Subcaudalia paarig. Bei den sieben Exemplaren, durchgängig 9 (daher mit kurzem, gedrungenem Schwanze), von 35 bis 76 cm Länge, welche das Hofmuseum aus Padang, Sumatra, besitzt, sind die Subcaudalia, nur 16 bis 21an der Zahl, sämtlich paarig. Nebenbei sei erwähnt, daß die beiden Exemplare von Cambodja 27, sechs Exemplare von Padang je 21 und nur ein Exemplar von Padang 23 Schuppenreihen am Rumpfe besitzen. Auch die Zahl der Ventralschilder ist bei sämtlichen von uns untersuchten Exem- plaren der letztgenannten Lokalität verhältnismäßig etwas geringer als bei der Mehrzahl der von anderen Örtlichkeiten untersuchten Individuen gleichen Geschlechtes und schwankt zwischen 131 bis 138. 19: p \ = Ki} 5% “ ar D NOSUNSEE sh DIS Mona ZIRSHRFAREN ® s Sal Wer ne ee Say ab Bo 3) e: | fr Tale Tode. (eialam A ni ”s re Hoda 3% ei 7 Ba: an ET Kur = "Ha molsareı ANNE en mau 12 nn / * 319 aldar HeinHArıs ja anlles 164 Aston) Hotsbar av 19B IHasıl e f ‚switae bu 8idos 15250 ‚ed A = SE 2 n u ES ESTER DET (BETT: EB. N eh Br N u 7 wi . > R at ICH: X u " BKL BL er L au 3 | 2 $) RX Kr # x - Pr a 2 6; = ; 2 h 2 N e r£ ws y" ur Den » u uf ie re Y y 13 Keen Tate Bor 2 ä 2 % Be La ARTE ne) et; rar DIR 3 i Be 7.28 ®; 31% De A w wu. En | Mal F 7 ä au HR nn uashenss ohanticola 25% N a ne En: rk a wachsen er RN: Ei xleigh: nabdemn worlren ange Hihrien Eva u EL u ad BpPhlE BEADEE SCHICHTATH EWELT ‚eis TNESE IT Brandpiehrig run Buche non En a EN Ten an; Dermiklähores söntiichel und sIcas der Zeil, Se Sind. Khönss x : erden sehtereh ef, ervwenche asp Baunblare oh ni ss: ek as, Saremuang, as Kan ‚Kerkomimen eis cher anpärngen -SübeR skier ala nla.eine Selting“ Abnarenität Ba Ir ETBE": Reh vierten,:98 weht ihzer: Erengioruß aa, Aaeeihlich u BrTE jetielg, N Bu Steindachner, F.: Liparophis bedoti und Lachesis monticola. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. Snhl Untersuehungen über die Entstehung des Kirschgummi Dr. Karl Mikosch, Professor an der k. k. technischen Hochschule in Brünn. (Mit 4 Tafeln.) (Vorgeiegt in der Sitzung am 15. Juni 1906.) Wiesner bezeichnet als Kirschgummi die gummiartigen Ausscheidungen der verschiedenen Steinobstbäume (Kirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsich, Mandelbaum).! Es ist diese den erwähnten Gummiarten gemeinsame Bezeichnungsweise gerechtfertigt, denn die Gummi der ver- schiedenen Steinobstbäume sind in ihren wesentlichen physi- kalischen und chemischen Eigenschaften nahezu überein- stimmend; sie entstehen auch in der Pflanze durch dieselben Prozesse und es werden überall letztere durch dieselben Ur- sachen bedingt. Was die Entstehung des Kirschgummi betrifft, so wird heute, entsprechend den Untersuchungen von A. Wigand?, allgemein angenommen, daß das Gummi im Holzgewebe, vor- zugsweise aber in der Rinde der genannten Bäume, und zwar hier wie dort durch chemische Umwandlung der Zellmembran, respektive Stärkekörner gebildet wird.? Die in den bezeichneten Geweben entstandenen Gummimassen quellen bei gesteigerter Wasserzufuhr stark auf, pressen sich durch die Rinde hindurch, 1 Wiesner, Rohstoffe, I. Aufl., p. 107. 2 A. Wigand, Über die Desorganisation der Pflanzenzelle. Pringsheim’s Jahrb. III, p. 115 bis 182. 3 Wiesner, l.c., p. 108. Tschirch, Angewandte Pflanzenanatomie, p- 210. 912 K. Mikosch, en bis an das Periderm, durchbrechen dasselbe und ergießen sich an der Außenfläche der Baumrinde, woselbst sie erstarren und die bekannten, der Rinde fest aufsitzenden, halb- kugeligen, nierenförmigen Stücke des »Kirschgummi«< bilden. Der von Trecul ausgesprochenen Meinung, daß das gesamte ummi nur dem Holzgewebe entstammt, wurde nicht bei- gepflichtet.! Das Material, woraus das Gummi gebildet wird, geben der heutigen Annahme zufolge neben den in den in Gummosi begriffenen Geweben enthaltenen spärlichen Stärke- körnern die Membranen der betreffenden Gewebe her, und zwar sollen die primären Membranen zuerst und dann erst die sekundären Membranen (Verdickungsschichten) gelöst, d. h. in Gummi umgewandelt werden. Die Gummifikation würde also nach dieser Annahme in der Zelle von außen nach innen, zentripetal, fortschreiten. Diese Ansicht über die Entstehung des Gummi versuchte A. Wigand in der eben erwähnten Abhandlung eingehend zu begründen. Wigand’s Ansicht blieb nicht ohne Widerspruch. Es war insbesondere A.B. Frank, der Wigand'’s Erklärungsversuchen entgegentrat.” Mit Recht wies Frank auf den Umstand hin, daß nach Wigand’s Ansicht, der zufolge bei der Gummosis der Pflanze nur feste Zellwände, Stärke, niemals aber Säfte entzogen werden, die große Menge des ausgetretenen Gummi nicht erklärt werden kann, sondern daß alle Tatsachen mit der an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit für eine gleichzeitige Assimi- lation neuen Gummis aus dem Nahrungssafte sprechen, daß neben der Umwandlung der Membran in Gummi auch noch eine Assimilation neuen Gummi stattfindet.? In ähnlichem Sinne äußert sich auch Prillieux, welcher Forscher von dem die Gefäße erfüllenden Gummi behauptet, es verdanke seine Entstehung den Inhaltsstoffen der benachbarten Zellen und auch von dem Rindengummi angibt, daß die Hauptmasse des- selben aus Stärke, die sich in besonderen, aus dem Kambium 1 Trecul, Maladie de la gomme chez les cerisiers, les pruniers, les abricotiers, les amandiers. Compt. rend. 1860, p. 621 bis 624. 2 Frank, Über die anatomische Bedeutung der vegetabilischen Schleime. Pringsheim’s Jahrb. V, p. 1.bis 40. 9 Krank; c,,pr832, 533 Entstehung des Kirschgummi. 918 entstandenen parenchymatischen Zellen anhäuft, gebildet wird.! Der entschiedenste Vertreter der Ansicht, daß das Kirschgummi zuerst als Zellinhalt auftritt, ist W. Hofmeister. In der »Lehre von der Pflanzenzelle« beschreibt Hofmeister den Vorgang der Kirschgummibildung als einen Prozeß, der von noch dünn- wandigen Zellen jungen Holzparenchyms ausgeht, in denen Gummi als Zellinhalt vorkommt; dann erst erfolgt eine Ver- flüssigung der Membranen dieser Zellen.” Trotz dieser Ein- wände schloß sich die Mehrzahl der Anatomen der Wigand- schen Ansicht an. Bestimmend für die allgemeine Annahme der Wigand’schen Ansicht über die Entstehung des Gummi mag wohl der Umstand gewesen sein, daß H. v. Mohl schon vor mehreren Jahren die Entstehung des Tragants durch Meta- morphose der Membran der Mark- und Markstrahlzellen nach- wies,? daß weiter Wiesner für die Enistehung des Gummi von Moringa pterygosperma denselben Nachweis führte,* daß sich letztgenannter Forscher in der von ihm monographisch durchgeführten Bearbeitung der Gummiarten für eine Ent- stehung des Gummi aus der Membran aussprach?, und daß J. Möller in einer ausführlichen Untersuchung über das arabische Gummi die Entstehung desselben durch chemische Metamorphose ganzer Gewebe, wobei die Zellulose der Zell- häute das Hauptmaterial zur Bildung der Gummisubstanz liefert, annahm.® Wenn nun auch für gewisse, hier nicht näher in Betracht kommende Gummiarten eine Entstehung aus der Membran nachgewiesen wurde, so ist damit, wie Wiesner mit ! Prillieux, Etudes sur la formation de la gomme dans les arbres fruitiers. Annales des sciences nat. VI, Serie T, I. und Compt. rend. 1874. 2 W. Hofmeister, Lehre von der Pflanzenzelle, p. 234. 3 H. v. Mohl, Über die Entstehungsweise der Tragant. Bot. Ztg., 1857, p. 36 ff. 4 Wiesner und Beckerhinn, Über das Gummi von Moringa pteryg- Dingler’s polytechn. Journal, Bd. CXCII, p. 166. 5 Wiesner, Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze, Balsame, Erlangen, 1869, p. 34. 6 Möller, Über die Entstehung des Akaziengummi, Sitzungsber. d. Wr. Akad., CXXII, 1875. 914 K.Mikosch, Recht hervorhebt,t noch keineswegs erwiesen, daß alle Gummi- arten auf diesem Wege entstehen. Mit Bezug auf das arabische Gummi liegen zwei Untersuchungen vor, welche sich mit Wigand’s Ansicht nicht vereinbaren lassen. Nach G. Kraus geht die Entstehung des Gummi in der Rinde von Acacia melanoxylon hauptsächlich im Innern der Siebröhren vor sich>, und nach v. Höhnel, der das Verhältnis des Volumens des ausgetretenen Gummiballens zu jenem des Raumes, aus welchem dieser hervorgequollen ist, durch Messung festgestellt hat, muß gleichfalls für das in der Rinde von Acacia Verek entstehende Senegalgummi angenommen werden, daß die auf- gelösten Zellmembranen nur zum geringsten Teile, hingegen zugewanderte Zellinhaltsstoffe das Hauptmaterial geliefert haben. Ich habe mich seit längerem mit der Untersuchung der Entstehung des Kirschgummi beschäftigt und teile im nach- stehenden meine Beobachtungen mit. Hiebei versuchte ich folgende zwei Fragen der Lösung näher zu bringen: »Wie sind die großen Mengen des austretenden Kirschgummi zu erklären?« und »in welcher Weise gehen die Veränderungen in der Membran, soweit diese bei der Gummibildung in Betracht kommt, vor sich?« Letztere Frage stellte ich mir mi* Rücksicht auf einige widersprechende Angaben in Tschirch’s ange- wandter Pflanzenanatomie. Dort heißt es p. 196: »Die ganze Membran verschleimt bei den Iysigenen Gummigängen der Akazien, Amygadalaceen. Die Vergummung scheint hier von den mittleren Membranpartien auszugehen.« Und p. 210 (bei Be- sprechung der Bildung des Kirschgummi) finde ich folgende Angabe: »Die Gummibildung geht in jeder Zelle in zentripetaler Richtung vor sich; zuerst wird die primäre Membran und zuletzt werden die inneren Schichten von außen nach innen aufgelöst.« 1 Wiesner, Rohstoffe, p. 71. 2 G. Kraus, Über Entstehungsweise des Gummiarabicum, Stzgsber. d. naturf. Ges. in Halle, 1834, p. 20. 3 F. v. Höhnel: Über das Material, welches zur Bildung des arabischen Gummi dient. Berichte d. deutsch. bot. Gesellsch.,1888, p. 158. ern BE BER” Entstehung des Kirschgummi. 915 Präparationsmethoden. Nachweis von Gummi in Geweben. Ich habe meine Präparate durchwegs aus lebendem Material hergestellt. Dabei kann allerdings der nicht unbe- rechtigte Einwand gemacht werden, daß die immer halb- weichen, gequollenen Gummimassen beim "Schneiden aus ihrer natürlichen Lage gebracht, über die Schnittfläche ver- schmiert werden und man dadurch, abgesehen von der Verun- deutlichung des mikroskopischen Bildes, zu ganz irrtümlichen Vorstellungen gelangen kann. Als Fixierungsmittel käme nur absoluter Alkohol in Betracht, da dieser das einzige Mittel ist, welches Gummi fällt und härtet. Doch steht der Verwendung von Alkohol zu diesem Zwecke ein Hindernis im Wege: Die gummiführenden Gewebe werden in Alkohol derart spröde, daß ein Schneiden derselben unmöglich. ist. Ich habe mich wohl lange Zeit bemüht, aus in Alkohol gehärtetem Material brauchbare Schnitte herzustellen, es waren aber alle Be- mumungens vergeblich. “Ich versuchte, auch "Alkahel 'ver- schiedener Konzentration anzuwenden und fand, daß allzu verdünnter Alkohol unter 50 Prozent Gummi überhaupt nicht mehr fällt und bei Anwendung konzentrierten Alkohols, in welchem Fällung stattfindet, sich die oben erwähnte Brüchig- keit geltend macht. Übrigens bewirkt Alkohol in allen gummi- bildenden Elementen, die stets dünnwandig sind, Rißbildungen und Schrumpfungen, die auch bei nachherigem Wasserzutritt nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Es blieb daher nichts anderes übrig, als frisches Material zu verwenden und den oben bezeichneten Übelstand zu berücksichtigen. Wird ein gummiführendes Gewebe angeschnitten und dabei ein Gummiraum getroffen, so tritt die in letzterem angesammelte Gummimenge sofort heraus, sich auf der Schnittfläche mehr oder weniger ausbreitend. Entfernt man vorsichtig das aus- getretene Gummi und fertigt jetzt eine Reihe weiterer Schnitte‘ an, so wird sich darunter immer der eine oder der andere finden, der die natürlichen Verhältnisse wiedergibt und zur mikroskopischen Beobachtung tauglich ist. Als Einlegeflüssigkeit verwandte ich meist Wasser, dessen Benützung tunlich ist, da das im Gewebe noch enthaltene 916 K. Mikosch, Gummi, stets von vornherein wasserhaltig, sich im gequollenen Zustande befindet, daher beim Einlegen des Schnittes in Wasser keine Veränderung vor sich geht, insofern man sofort die Beobachtung ausführt. Beim längeren Liegen im Wasser treten allerdings mit der Zunahme der Quellung des Gummi Veränderungen ein. Ich habe daher, wenn ich durch längere Zeit einen gewählten Schnitt der Beobachtung unterzog, auch mit Wasser verdünnten Alkohol (2:1) angewendet und mich überzeugt, daß bei dieser Verdünnung erst nach längerer Zeit Kontraktionen und im ganz geringen Grade Fällungen ein- treten. Dauerpräparate herzustellen, in denen die ursprünglichen Verhältnisse erhalten blieben, war schwer möglich. Für kurze Zeit, einen Tag, erhalten sich die Präparate in verdünntem Glyzerin (1:1) unverändert. Wenn es sich darum handelte, mit Alkohol vorher behandelte Schnitte als Dauerpräparate zu erhalten, konnte ich mit einigermaßen günstigem Erfolge Rizinusöl und Alkohol zu gleichen Teilen anwenden, welches Gemenge auch von Walliczek als Beobachtungs-Konser- vierungsflüssigkeit für das Studium der Membranschleime empfohlen wird.! Was nun den mikroskopischen Nachweis von Gummi betrifft, so fehlt uns leider ein verläßliches, nur Gummi anzeigendes Reagens.?” Kirschgummi ist ein Gemenge von in Wasser löslicher Substanz (Arabin) und einer in Wasser un- löslichen, aber darin quellenden Gummiart, die sich in Kalk- wasser löst (Cerasin). Diese beiden Körper erscheinen im Naturprodukt als inniges Gemenge, aus welchem sich durch fortgesetzte Behandlung mit Wasser die löslichen Anteile zum Teile, niemals aber vollständig entfernen lassen. Das wasser- lösliche Arabin wird durch Alkohol körnig gefällt und bewirkt dann die Trübung. das milchweiße Aussehen des erstarrenden Gummi. Der im Wasser unlösliche Anteil zeigt, wenn er ganz frei von löslicher Substanz ist, was aber bei dem aus den 1 Walliczek, Studien über Membranschleime veget. Organe, Prings- heim’s Jahrb. f. wissensch. Botanik, 1893, p. 223. 2 Zimmermann, Botanische Mikrotechnik, p. 153. Entstehung des Kirschgummi. 91% Stämmen und Zweigen ausgetretenen Gummi niemals der Fall ist, mit Alkohol keine körnige Fällung; er bleibt darin homogen und wird kontrahiert, welche Kontraktion bei Zutritt von Wasser wieder aufgehoben wird. Das Arabin wird deutlicher gefällt, wenn man angesäuerten Alkohol verwendet. Findet im Inhalte der Zellen eines gummierzeugenden Organs körnige Fällung mit Alkohol statt, die bei Wasserzusatz verschwindet, und tritt in demselben Organ in- oder außerhalb der Zellen eine Substanz auf, die das Aussehen von Gummi besitzt und mit Alkohol keine Trübung zeigt, sondern homogen bleibt, aber in Alkohol sich kontrahiert und in Kalkwasser löslich ist, so ist es erlaubt anzunehmen, daß man im ersteren Falle lösliches Gummi, im letzteren hingegen unlösliches, im Wasser quellendes Gummi vor sich hat. Diese Annahme ist aber nur dann gestattet, was ich besonders hervorhebe, wenn das betreffende Gewebe einem Organ angehört, welches zweifellos Gummi gebildet hat, was aus dem Austritt des Gummi zu ersehen ist. Membranen, deren Verdickungsschichten ganz oder teil- weise in Gummi umgewandelt sind, färben sich mit Chlorzink- jod gelb; waren sie verholzt, so treten auch die charak- teristischen Ligninreaktionen ein. Übrigens sind in Gummi umgewandelte Membranen infolge des gequollenen Zustandes, in dem sie sich befinden, als solche von den normalen Mem- branen durch ihre Lichtbrechung unterscheidbar. Tinktionsmittel versagten in den meisten Fällen; ich konnte mir bei deren Anwendung kein sicheres Urteil über Auftreten von Gummi bilden. Entweder färbten sich mit der als Gummi zu bestimmenden Substanz auch noch andere ver- änderte Membranen, oder es tritt mit deren Färbung auch noch eine solche des übrigen Zellinhaltes ein. Selbst das mehrfach empfohlene, von Mangin eingeführte Rutheniumrot ist nicht verläßlich.! Etwas sicherere Färbungsresultate erhielt ich mit der von Lutz für die Färbung von Akaziengummi gebrauchten Lösung von Neutralrot allein oder durch Nachfärben mit Säure- 1 Mangin, Sur l’emploi du rouge de ruthenium en anatomie vegetale Compt. rend. 1893. 918 K. Mikosch, grün, wobei letzteres die protoplasmatischen Substanzen blau- grün, während die Membran (ob verändert oder unverändert) rotorange, reines Gummi schön rosenrot färbt. Lutz hingegen gibt an, daß bei dieser Doppelfärbung die Zellulosemembran grün, Gummi hingegen rot tingiert wird.! Ich habe auch versucht, zur Entscheidung der Frage, ob eine Membran in Gummi umgewandelt sei oder nicht, deren Verhalten im polarisierten Lichte heranzuziehen. Wiesner hat zuerst die Doppelbrechung des Kirschgummi sowie anderer Gummiarten nachgewiesen® und gezeigt, daß diese Erscheinung der an und’ für sich=einfach "breehenden?Subsamz aueh Dichtigkeitsunterschiede hervorgerufen, durch ungleiche Zu- sammenziehung der Gummimasse verursacht wird. Dieser Erklärung hat sich auch v. Ebner angeschlossen, während Schwendener und Ambronn die Anisotropie der Gummi- arten auf Zusammensetzung derselben aus anisotropen Micellen zurückführen.> Die Angaben über Doppelbrechung des Gummi beziehen sich auf jenes Gummi, das aus der Pflanze ausge- treten und an der Oberfläche der betreffenden Pflanzenteile erhärtet ist. Wenn jedoch die in den Gummiräumen der Pflanze noch eingeschlossenen Gummimassen im Polarisationsmikro- skop bei gekreuzten Nicols untersucht werden, so nimmt man kein Aufleuchten des dunkeln Gesichtsfeldes wahr; die Substanz verhält sich isotrop. Wohl konnte ich ein Aufleuchten beobachten, wenn die Schnitte längere Zeit in konzentrieriem Alkohol gelegen und die Gummimassen erstarrt waren. Es verhält sich also das noch im Gewebe befindliche, wasserreiche, stark gequollene Gummi optisch anders als das an der Luft oder, was denselben Effekt hervorruft, in Alkohol erhärtete. Nach Hofmeister geht in der Wandsubstanz der Markzellen von Astragalus creticus, die sich in Tragant umgewandelt hat, jede Spur von Doppelbrechung verloren, während die äußerste, je zwei Nachbarzeilen gemeinsame Lamelle der Membran noch doppelbrechend ist, und nach demselben Forscher zeigen die 1 Lutz, Sur la marche de la gommose dans les Acacias. Bull. de la societe bot. de France, 1895, Zeitschr. für wissensch. Mikrosk., XII, p. 533. 2 Wiesner, Gummi und Harze, p. 7. 3 Wiesner, Rohstoffe, II. Aufl., p. 55. " ec u ee Bee ee 1 Entstehung des Kirschgummi. 319 aus dem Zusammenhang gelösten Zellen des Holzparenchyms oder der Markstrahlen von Prunus avium, die man in den Gummilücken häufig findet, teils auf einzelnen Stellen der Wand, teils in der ganzen Ausdehnung derselben den Verlust der Fähigkeit der Doppelbrechung des Lichtes.t Ich habe mich von der Richtigkeit dieser Angaben Hofmeister’s überzeugt und glaube daher unter Berücksichtigung der früher ange- führten Reaktionen annehmen zu dürfen, daß, wenn in einem gummibildenden Gewebe die Membranen, die im normalen Zustande der Gewebe doppelbrechend erscheinen, ihre Doppel- brechung verloren haben, die Veränderung des optischen Charakters durch das Auftreten von Gummi in der betreffenden Membranschichte verursacht wurde. Beobachtungen an abgeschnittenen Zweigen. Es wurden Mitte Oktober abgeschnittene Zweige ver- schiedenen Alters eines ganz gesunden Pflaumenbaumes beiläuig 1O cm unter der Spitze dekapitiert, mit der unteren Schnittfläche in Wasser gestellt und unter einer Glasglocke bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Nach 8 Tagen, in einzelnen Fällen noch früher, traten aus der freien Schnittfläche an der Grenze zwischen Holz und Rinde ganz klare, farblose Gummitropfen aus, die sich bei weiterem Austritt vergrößerten. Der Versuch wurde im Laufe des Winters öfters wiederholt, stets mit demselben Erfolge, was den Austritt von Gummi überhaupt betrifft, doch mit Differenzen in der ausgetretenen Gummimenge und in der Zeit, innerhalb welcher der Gummi- austritt erfolgte. Während im Oktober, November die Gummi- ausscheidung an der Schnittfläche sich stets in kurzer Zeit eiastellterädauerte "eswbei Zweigen, "die@ Ende’ Dezember geschnitten wurden, erheblich länger; auch war dann die Menge des ausgetretenen Gummis bedeutend geringer, und bei im Frühjahr, anfangs Mai, nach vollständiger Belaubung in der angegebenen Weise behandelten Zweigen konnte gar kein Gummiaustritt konstatiert werden; erst an im Sommer, anfangs Juni, abgeschnittenen Zweigen ließ sich die Erscheinung mit 1 Hofmeister, Lehre von der Pilanzenzelle, p. 345. 920 K. Mikosch, demselben Verlaufe wie in den Herbstmonaten beobachten. Da ich nur die anatomischen Veränderungen, die im Gewebe zur Gummibildung führen, studieren wollte, hatte ich dieser Unregelmäßigkeit in der Zeit und der Menge des Gummiaus- trittes keine weitere Beachtung geschenkt und weise hier nur auf die Untersuchungen A. Fischer’s hin, denen zufolge sich bei den Laubhölzern während des Jahres bezüglich der Stärke- wandlungen mehrere Phasen unterscheiden lassen und erwähne, daß, soweit aus meinen Beobachtungen sich ein Schluß ziehen läßt, die größere, beziehungsweise geringere Menge des ausge- tretenen Gummi mit Fischer's Stärkemaximum, respektive Stärkeminimum nahezu zusammenfällt.! Auch an den Zweigen anderer Amygdaleen (Kirsche, Aprikose, Pfirsich, Mandel) zeigten sich dieselben Erscheinungen, wenn erstere, wie oben beschrieben, behandelt wurden. Eni- fernte ich die ausgeschiedenen Gummitropfen, so erneuerten sich diese in 24 Stunden. Nach drei Wochen fand kein neuer Gummiaustritt mehr statt, der Prozeß stand still. In einigen wenigen Fällen konnte ich die Ausscheidung wieder hervor- rufen dadurch, daß etwa 5 mm unterhalb der alten Schnitt- fläche das Zweigstück abgeschnitten wurde; die Mengen des ausgetretenen Gummi waren aber da immer sehr gering. Eine Entwicklung der Winterknospen trat in solchen Zweigen nicht ein, wenn dieselben sich auch frisch und lebend erhielten. Meistens traten die Gummitropfen nicht ın der ganzen Peri- pherie der erwähnten Grenzzone auf, sondern nur in einem bestimmten Kreisausschnitt. Dieses Gummi gibt an Wasser nur wenig lösliche, in Alkohol fällbare Substanz ab; die Haupt- masse desselben quillt in Wasser zu einer wenig dichten Gallerte. Legt man einen unveränderten Gummitropfen in Alkohol, so erhält er ein milchiges Aussehen und trübt sich bei gleichzeitig starker Kontraktion der ganzen Substanz. Behandelt man jedoch eine solche Gummimasse längere Zeit mit Wasser, so ist bei nachherigem Zusatz von Alkohol die Trübung viel schwächer, ja, einige Male ist sie ganz ausgeblieben, die 1 A. Fischer, Beiträge zur Physiologie der Holzgewächse. Pringsheim’s Jahrb. f. wissensch. Botanik, 1891, p. 111. | | | Ä Entstehung des Kirschgummi. 921 Substanz blieb ganz homogen; die Kontraktion stellte sich aber in derselben Weise ein, wie im früheren Falle. Wenn nun auch bei allen genannten Amygdaleen durch Anschneiden eine Gummiausscheidung hervorgerufen werden konnte, so muß ich bemerken, daß dem ausgeschiedenen Gummi verschiedener Arten verschiedene Eigenschaften zukommen. Denn, während bei der Pflaume und bei der Kirsche die Gummitropfen ziemlich konsistent sind und ihre Gestalt auch behielten, trotzdem sie im feuchten Raume sich befanden, sind bei Aprikose, Mandel und Pfirsich die austretenden Gummimassen dünnflüssiger, sie verschmelzen untereinander, zerfließen endlich auf der Schnitt- fläche. Diese dünnflüssigen Gummimassen zersetzen sich sehr bald, das Substrat für eine reiche Pilzvegetation bildend. Die Gewebe des Zweiges werden durch Fäulnis zerstört und in kurzer Zeit ist der ganze Trieb abgestorben. Anders bei Kirsche und Pflaume. Hier blieben die ausgeschiedenen Gummitropfen unverändert, die Triebe behielten ihre Lebensfähigkeit lange Zeit hindurch. Bei Kirschen-, seltener bei Pflaumenzweigen konnte ich noch folgende Beobachtung machen: Es trat einige Male in den ersten Tagen nach der Dekapitierung keine Gummiausscheidung ein, dafür bildete sich von der Holzgrenze aus ein Callusring, dessen oberflächliches Gewebe braun und hart wurde, während seine inneren Partien durch lange Zeit ihr normales Aussehen behielten. Solche Zweige erhielten sich monatelang frisch. Das an der Schnittfläche zwischen Holz und Rinde ausgetretene Gummi ist stets klar und wasserhell. An älteren Zweigen konnte jedoch auch ein Gummiaustritt aus dem Rindengewebe beobachtet werden, namentlich dann, wenn die Zweige längere Zeit schon vom Baume entfernt und nahe an das Ende ihrer Lebenstätigkeit gelangt waren. Dieses aus Rindenpartien entquellende Gummi ist niemals farblos, sondern immer gelblich bis braun gefärbt. Mitte Jänner wurde ein siebenjähriger Ast von einem gummikranken Baume, an dessen Rande sich die bekannten, knollenförmigen Gummimassen abgelagert vorfanden, ge- nommen, in das Wasser gestellt und mehrere Tage im Zimmer stehen gelassen. Es trat nach zirka 10 Tagen an der alten Aus- trittstelle erneuerter Gummifluß ein. Nun wurde der Ast 6 cm Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd, Abt. 1. 64 922 K. Mikosch, oberhalb der Austrittstelle durchgesägt, die freie Schnittfläche mit einem scharfen Skalpell geebnet und wie früher wieder in Wasser stehen gelassen. An der Grenze zwischen Holz und Rinde zeigten sich bereits nach fünf Tagen farblose Gummi- tropfen, die in kurzer Zeit an Größe bedeutend zunahmen; an der alten Austrittstelle hingegen ging die Ausscheidung von Gumni nun in viel geringerem Maße als früher vor sich und wurde nach beiläufig 8 Tagen vollständig sistiert, während an der frischen Schnittfläche von der an der Holzgrenze liegenden kambialen Region noch weiteres farbloses Gummi ausge- schieden wurde (Fig. 1). | Mikroskopische Beobachtungen. Bei mikroskopischer Untersuchung der an der freien Schnittfläche Gummi absondernden Zweige finden sich in der kambialen Jungholzregion am Querschnitt kreisrunde oder etwas radial oblonge, am Längsschnitt länglich elliptische Zell- gruppen, bestehend aus dünnwandigen, parenchymatischen Elementen, die im Gegensatz zu den normalen Jungholzzellen vollständig mit einem stark ausgebildeten Protoplasmakörper erfüllt sind. Jede dieser Parenchymzellen enthält einen deut- lichen Zellkern und reichlich Stärkekörnchen (Fig. 2). Diese Parenchymnester, die in einer, manchmal in zwei tangentialen Reihen liegen, habe ich in allen Gummi absondernden Zweigen vorgefunden; sie ließen sich auch in der kambialen Region mehrjähriger Äste und Stämme nachweisen, sofern an deren Rinde sich Gummiaustritt bemerkbar machte. In ganz gesunden Ästen sowie in abgeschnittenen Zweigen, die unmittelbar, nachdem sie dem Baume entnommen waren, untersucht wurden, konnte ich nirgends diese Zellkomplexe beobachten. An Stelle dieser Parenchymgruppen finden sich späterhin mit farblosem Gummi erfüllte Räume (Gummihöhlen, Gummidrusen) vor. Wie ich weiter unten zeigen werde, entsteht hier das Gummi in den erwähnten Parenchymzellen, welche ich »Gummizellen« nenne. Ihrer Lage nach sind es wohl Holzparenchymzellen, doch da ihre Membran ausZellulose besteht und in diesem Entwicklungs- stadium niemals verholzt ist, weiters auch die für die Holz- parenchymzellen charakteristischen, porösen Verdickungen Wr 92 ‚Ps Entstehung des Kirschgummi. 923 fehlen, wähle ich eine besondere Bezeichnung; es sei jedoch schon hier bemerkt, daß aus diesen Gummizellen echte Holz- parenchymzellen hervorgehen können. Diese in kambialer Region zur Entwicklung kommenden Gummiräume hat bereits Wigand beobachtet, legt ihnen jedoch für die weitere Gummibildung keine Bedeutung bei.! Auch Prillieux erwähnt, daß das Kambium, statt an »dieser Stelle« sich in Holzfasern umzuwandeln, Zellen produziert, in welchen Stärke in größerer Mege abgelagert wird, und die in eine ursächliche Beziehung zur Gummibildung gebracht werden müssen,® Aderhold findet an verletzten und mit ÜClastero- sporium carpophilum (L&v.) Aderh. geimpften Amygdaleen- Zweigen eine ganz analoge Erscheinung: »Merkwürdig zarte, lockere Parenchymgruppen, die nicht verholzen, vielmehr hin- fällig sind und sich alsbald in Gummidrusen verwandeln.«3 Daß in verwundeten Zweigen die Gummibildung mit einer anormalen Tätigkeit des Kambiums beginnt, wird auch von Frank zugegeben. In dessen Handbuch der Pflanzenkrank- heiten heißt es: »Die Kambiumschichte erzeugt nämlich in solchen Fällen stellenweise kein normales Holz, sondern kleinere und größere, lediglich aus abnormem Holzparenchym bestehende Gewebskomplexe, und aus diesen entstehen, indem ihre Zellen in Gummi sich umwandeln, größere, mit Gummi erfüllte Kanäle* Von einem Gummi bildenden Parenchym spricht auch gelegentlich der Beschreibung der Gummibildung im Zuckerrohr und den. Aurantiaceen Delacroix;:doch ist dieser Forscher geneigt, die Entstehung dieses Parenchyms in. den Bast, beziehungsweise das Holz bezeichneter Gewächse zu verlegen, für die Amygdaleen aber in dem Kambium anzu- nehmen. 1 Wigand,l. c., p. 136. 2 Prillieux, Compt, rend., 1874, p. 173. 3 Aderhold, Über Clasterosporium carpophilum (Lev.) Aderh. und Beziehungen desselben zum Gummiflusse des Steinobstes. Arbeiten der bio log. Abt. f. Land- und Forstwirtschaft am kais. Gesundheitsamte, Ii., H.5, 1902, p. 554. 4 Frank, Die Krankheiten der Pflanzen, II. Aufl., 1896, I. Bd., p. 51. 5 Delacroix, Sur quelques processus de gommification. Compt. rend. 1904, p. 278 bis 279. | 64* 924 K. Mikosch, Alle diese Angaben zusammenfassend, ist die Annahme zulässig, daß von der Wunde aus ein Reiz auf das Kambium ausgeübt wird, durch welchen dieses veranlaßt wird, eine abnormale Tätigkeit zu entwickeln. Daß das Kambium sich durch eine bedeutende Reaktionsfähigkeit bei Verwundungen auszeichnet, wird in der Pathologie als erwiesen angenommen.! In den abnormen Parenchymzellen wird plastisches Material angehäuft; es findet aus den angrenzenden normalen Geweben ein Zug von Baustoffen dahin statt, die daselbst nicht in die normalen Zellbestandteile, sondern in Gummi umgewandelt werden. Wir haben es miteinem hyperplastischen Zustand zu tun, und zwar jener Form der Hyperplasie, welche Küster Heteroplasie nennt.” Auch Czapek ist der Ansicht, daß es sich bei der Gummibildung um pathologische Hyper- plasie handelt und will mit diesem Zustande die Einwände, welche gegen die Entstehung des Gummi aus Zellmembranen erhoben wurden, entkräftet haben. Bevor ich zur weiteren Besprechung der anatomischen Befunde schreite, sei es gestattet, auf jene eigentümlichen, von Harz erfüllten Bildungen hinzuweisen, die im Holze der Abietineen als Folge von Verwundungen auftreten und als Harzgallen bezeichnet werden. Nach den Untersuchungen von Nottberg entstehen die Harzgallen nur durch die Tätig- keit des Kambiums bei Verletzungen mannigfacher Art.* Das Kambium erzeugt ein Wundparenchym, Parenchymnester. Die inneren Zellen des Nestes sind dünnwandig, ihre Membranen geben Zellulosereaktion; die äußeren Zellen haben verdickte und verholzte Membranen. In beiden Zellformen entstehen im Innern Harztröpfchen. Später verschleimen die Membranen, das Harz tritt aus den Zellen heraus und erfüllt den durch das Zugrundegehen der früher vorhandenen Parenchymzellen ent- standenen Raum. Es kommt zur Bildung einer »Harzgalle«.? 1 Küster, Pathologische Pflanzenanatomie, p. 298. >>Kuster, cp. 106: 3 Czapek, Biochemie der Pflanzen, 1905, p. 532. * Nottberg, Experimental-Untersuchungen über die Entst, d. Harzgallen u. verwandt. Gebilde unserer Abietineen. Inaugural-Dissertat., Bern, 1897. 5 Nottbersg, 1. c., p. 34. EEG EEE WETTE Entstehung des Kirschgummi. 925 Die Bildung der Harzgalle geht immer vom Kambium aus als Folge der Verwundung; das Harz entsteht immer im Inhalte der pathologischen Parenchymzellen; aus welchen Substanzen es jedoch gebildet wird, gibt Nottberg nicht an. Ich finde in Nottberg’s Arbeit keine Bemerkung über das Vorkommen von Stärke in den pathologischen Zellen. Sei nun dem so oder so, stets ist die Entstehung der Harzgalle mit Vorgängen ver- bunden, welche den bei der Bildung der kambialen Gummi- räume wirkenden sehr ähnlich sind, und man könnte daher bei den Amygdaleen von »Gummigallen« sprechen, als einer Bildung, welche ihre Entstehung, analog der der Harzgallen der Abietineen, einer durch Verwundung hervorgerufenen abnormen Tätigkeit des Kambiums verdankt. Die Gummilücken, die im Holze und der Rinde der Amyg- daleen entstehen, werden allgemein als auf Iysigenem Wege entstandene Räume bezeichnet.! Meine Beobachtungen zeigen, daß diese Lehre nur zum Teile richtig ist. Verfolgt man nämlich die weitere Entwicklung der aus anormalen Gummiparenchym zusammengesetzten Zellkomplexe, so ergibt sich folgendes: Anfangs sind die anormalen Parenchymzellen dicht aneinander liegend und lassen keine Interzellularen zwischen sich frei. Bald sieht man jedoch im Zentrum der Gruppe einen schizogenen Interzellularraum sich bilden (Fig. 3), der, wie Längsschnitte zeigen, zu einem schizogenen Kanal wird und den Zellkomplex nahezu der ganzen Länge nach durchzieht (Fig. 4). Häufig ent- stehen an mehreren Stellen solche schizogene Räume, ja auch in so großer Zahl, daß das ganze Gewebe locker wird und es den Eindruck hervorruft, als ob ein Zerfall des Gewebes durch Lösung der gemeinschaftlichen Mittellamelle (primäre Membran) eingetreten wäre, Die von Aderhold erwähnten Spalten und Lücken zwischen den dünnwandigen Zellen der vom Kambium erzeugten anormalen Zellkomplexe, die allmählich zu einem zentralen, mit Gummi erfüllten Raume zusammenschließen, sind gewiß auf solche schizogene Räume zurückzuführen. Mittlerweile gehen im Zellinhalte mehrfache Veränderungen 1 Tschirch, Pflanzenanatomie, p. 509. 2 Aderhold,l. c., p. 555. ; 026 K. Mikosch, vor sich: Die in den Gummizellen angehäufte Stärke ver- schwindet nach und nach, und die noch vorhandenen Stärke- körnchen färben sich mit Jod oder besser mit Jodkalium rot bis rotbraun. Der Protoplasmakörper, der zu Beginn des Prozesses die Zelle dicht erfüllt, zieht sich als mehr oder minder dicker Wandbeleg zurück und erhält ein schaumiges Aussehen (Fig. 4. Im Innenraum der Zelle liegt dann ein großer, kugelförmiger Körper, manchmal auch mehrere kleinere, traubenförmig aneinander gereihte Körperchen, deren Substanz dasLicht sehr stark bricht, in Wasser erst beilängerer Einwirkung desselben, in Alkohol jedoch sich sofort löst. Mit Eisensalzen werden diese Kugeln schmutziggrün, mit Kaliumbichromat bilden sie eine voluminöse, braune Masse, die im Wasser nicht löslich ist. Mit Ammoniumkarbonat geben die fraglichen Körper körnige Fällungen, die nach kurzer Einwirkung des Reagens wieder löslich, nach längerer Einwirkung jedoch unlöslich geworden sind.t Mit Methylenblau behandelt, speichern diese Körper den Farbstoff und nach einiger Zeit treten in ihnen die von Pfeffer beschriebenen blauen Niederschläge auf.” Mit Vanillinsalzsäure werden die Kugeln unter Bei- behaltung ihrer Gestalt körnig gefällt und rotbraun gefärbt. Alle diese Reaktionen deuten darauf hin, daß man es hier mit einem gerbstoffartigen Körper zu tun hat, der aber, der Vanillin- Salzsäurereaktion nach zu schließen, in den Kugeln nicht allein, sondern im Verein mit Phloroglucin auftritt.:s Auf das Auftreten von Gerbstoffen in größerer Menge in gummihaltigen Zellen der Tarihülsen hat Hanausek hingewiesen*, und eine Anhäufung von Phloroglucin an Schnittstellen bei Ringelungs- versuchen wurde von Waage mit der erhöhten Bildungs- tätigkeit des Wundparenchyms in Zusammenhang gebracht.’ 1 Klercker, Studien über die Gerbstoffvacuolen. Tübinger Inaug. Diss., 1888. 2 Pfeffer, Über Aufnahme von Anilinfarben in lebende Zellen. Untersuch. a. d. bot, Inst. in Tübingen, IL, p. 190 ft. 3 Waage, Über das Vorkommen des Phloroglucins in der Pflanze. Ber. der deutsch. bot. Gesellsch. 1890, p. 273. 4 Hanausek, Über die Gummizellen der Tarihülsen, Ber. d. deutsch. bot Ges., 1902,92 82: 3 Wange, cp. 240: Entstehung des Kirschgummi. 927% Eine größere Menge von Gerbstoffen konnte auch Tunmann in den Sezernierungszellen verschiedener Drüsen, so zZ. B. in den älteren Entwicklungsstadien der schleimabsondernden Drüsen von Sambucus nigra u. a. m. konstatieren.! Diese Gerbstoff-Phloroglucinkugeln lassen sich bei der weiteren Entwicklung der Gummihöhlen in den Gummizellen nicht mehr auffinden. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt und ob ihre Substanz bei der Entstehung des Gummi in den Zellen eine Rolle spielt, darüber Kann ich keine Auskunft geben. Jedenfalls verdient die Tatsache Beachtung, daß in den gummi- bildenden Elementen dem Auftreten des Gummi Körper aus der aromatischen Reihe vorangehen. Läßt man auf die oben beschriebenen Gerbstoff-Phloro- glucinkörper führenden Zellen Alkohol einwirken, so wird der Inhalt der stark glänzenden Kugeln sofort gelöst, und es bleibt ein scheinbar leerer Raum zurück. Das sich kontrahierende Protoplasma wird in Alkohol trübe; bei Zutritt von Wasser wird es in einzelnen Partien etwas lichter, ohne das ursprüng- liche Aussehen zu erhalten, so daß angenommen werden muß, daß Alkohol verschiedene, in Wasser lösliche Körper gefällt hat, von denen die einen, in Wasser wieder löslich, ich als Gummi anspreche, die anderen aber von Gummi verschiedener Natur sein dürften. Das Material für dieses Gummi, das im lebenden Plasmakörper entstanden ist, wurde von der Stärke geliefert. Frank nimmt Gummibildung aus Stärke an, doch spricht er von Gummikörnchen, die sich an Stelle der Stärke- körnchen vorfinden.? Ich konnte keine festen Gummikörnchen beobachten, sondern nur gelöstes Gummi, das in denim Wand- beleg auftretenden Vacuolen seinen Sitz hat (Fig. 9). Eine Beteiligung der Stärke an der Gummibildung in der Zelle be- hauptet auch Prillieux,® und Tschirch gibt dieselbe für die Bildung der dem Gummi nahe verwandten Schleimmem- branen zu.* Tunmann, Über die Secretdrüsen. Inaug. Diss., Leipzig, 1900, p. 44. Bramık) 1..c., Pr 28. Prilkeuxskrespr 174 Tschivchdäsesh,p. 203: Bo mw Hm 928 K. Mikosch, Dieses durch die Tätigkeit lebenden Plasmas erzeugte Gummi wird von letzteren ausgeschieden und sammelt sich zwischen Hautschichte und primärer Membran an, diese pa- pillenartig vortreibend. In dem schizogenen Raume tritt zu dieser Zeit kein Gummi auf. Die Ausscheidung des Gummi von Seite des Plas- mas findet meistens einseitig an der gegen den Interzellular- raum zugewendeten Membranfläche statt und bildet an dieser eine stark lichtbrechende Kappe, oft von beträchtlicher Mäch- tigkeit (Fig. 5). Die primäre Membran ist in allen Fällen noch vorhanden, färbt sich mit Chlorzinkjod blauviolett, während das Gummi insbesondere in den äußeren, der Membran anliegenden Partien mit einem gelblichen Farbenton tingiert wird. Läßt man auf die oben beschriebenen, Kappen tragenden Parenchym- zellen Alkohol einwirken, so trittin der Kappe (Raum zwischen Plasma und primärer Membran) Körnchenfällung ein. Der ganze Raum wird dicht mit Körnchen angefüllt, die in den innerenPartien anfangs lebhafte, später stillstehende Molekular- bewegung zeigen und bei längerem Liegen in Alkohol zu größeren, klumpenartigen körnigen Bildungen verschmelzen. In den äußeren Partien der gefällten Substanz zeigen die Körnchen niemals Molekularbewegung, sie sind hier dicht an- einander gelagert und bilden innerhalb der primären Membran eine ganz deutliche, zusammenhängende Schichte, die stellen- weise homogen erscheint und ohne nach innen zu scharf ab- gegrenzt zu sein, in die körnige Substanz kontinuierlich über- geht (Fig. 12, 13). Bei Zutritt von Wasser wird der frühere Zustand wieder hergestellt. Betrachtet man einen Längsschnitt, der durch einen von Gummizellen begrenzten Interzellularraum hergestellt ist, so sieht man die den Raum begrenzenden Paren- chymzellen etwas gestreckt, und letztere zeigen, da die innere Fläche der Kappe nicht parallel mit der primären Membran verläuft, eigentümliche, ungleichmäßige Verdickungsmassen, die aber nicht aus normaler Membransubstanz bestehen, son- dern gummiartiger Natur sind (Fig. 10, 11). Eine unregel- mäßige Ablagerung von Wandsubstanz und auch lokal ver- dickte Membranen, nach innen ragende Zapfen, Klumpen, die nicht selten miteinander verschmelzen, werden von Küster Entstehung des Kirschgummi. 929 auf jene pathologischen Zustände zurückgeführt, die er als Metaplasie bezeichnet.! Eine Schichtung ist an der Kappen- substanz nicht deutlich wahrzunehmen, nur in einigen Fällen angedeutet (Fig. 14), doch keineswegs in einer solchen Weise, daß ich die Erscheinung als durch echte Schichtenbildung hervorgerufen bezeichnen könnte. Auch an den gefällten Körnchen läßt sich in der Regel keine reihenweise Anordnung erkennen. In einzelnen Fällen konnte ich wohl in der Peripherie Körnchenreihen beobachten. Bei Behandlung mit Neutralrot und Säuregrün färben sich die Kappen in den inneren Partien schön rosenrot, in den äußeren geht die Färbung in Orange über. Das Plasma färbt sich blaugrün, an der primären Mem- bran konnte keine distinkte Färbung wahrgenommen werden. Die lokalen Verdickungsmassen sind stets farblos, heben sich durch ihre Lichtbrechung von der Umgebung scharf ab und sind in den äußeren (der primären Membran anliegenden) Partien dichter als in den dem Plasma zugekehrten. Geht man eine Reihe von Längsschnitten durch, so findet man Gummi- parenchymzellen, deren lokale Verdickungsmassen verschiedene Mächtigkeit erreichen, ja auch einzelne, in denen letztere so weit nach innen vorgedrungen sind, daß das Lumen beinahe ganz verschwunden ist (Fig. 14, 19). Zusatz von Alkohol be- wirkt in den inneren Partien deutliche Körnchenfällung, die äußere Substanz wird in Alkohol unter schwacher Trübung zu einer der primären Membran enge anliegenden, aber von dieser doch unterscheidbaren Schichte kontrahiert, welch leiz- tere bei starken Vergrößerungen betrachtet, geschichtet und stellenweise von Körnchen durchsetzt erscheint, bei Wasser- zutritt quillt und das frühere homogene Aussehen gewinnt (Fig. 12, 13). Einige Male habe ich auch beobachtet, daß bei längerer Einwirkung des Alkohols die ganze als ungleich- mäßige Verdickung erscheinende Gummimasse sich zurück- zieht und im Zellraume als ein unregelmäßig gefalteter, ziem- lich dickwandiger Schlauch zu liegen kommt. Bei der zentri- petal vor sich gehenden Substanzzunahme der gummiartigen Verdickungsmassen wird das Plasma immer mehr zurück- 1 Küster, 1. c., p. 63; s. auch die dort zitierte Literatur über deraitige lokale Wandverdickungen. 930 K. Mikosch, gedrängt, bis es schließlich auf eine ganz schmale, häufig sichel- förmig gekrümmte Masse, die der inneren Membran anliegt, reduziert ist (Fig. 8, 19). Schließlich wird das Plasma ganz aufgebraucht, und die Zelle ist von einer farblosen, gequollenen Gummimasse erfüllt, die außen von der noch vorhandenen primären Membran umkleidet ist (Fig. 8). Einzelne Plasma- stücke werden häufig von dem zurückgedrängten Körper los- gelöst und erscheinen als abgequetschte Teile in der Kappen- substanz, beziehungsweise am Längsschnitt in der lokalen Ver- dickungsmasse (Fig. 8,19). Bei Behandlung mit dem Lutz’schen Farbengemisch tritt die blaugrüne Färbung dieser losgelösten Plasmapartien von der rosaroten Färbung der sie umgebenden Gummimasse deutlich hervor. An einzelnen Gummizellen konnte ich während des Eintrittes von Alkohol in die Zelle noch eine eigentümliche, auf den ersten Blick befremdende Erscheinung wahrnehmen. Sobald nämlich der Alkohol in die Zelle einzu- dringen beginnt, findet sofortige Kontraktion des Plasmas statt und gleichzeitig mit dieser eine Ausdehnung der Verdickungs- masse nach innen zu; letztere bleibt homogen, zeigt keine Fällung und rückt gewissermaßen dem sich kontrahierenden Plasma nach. Es macht den Eindruck, als ob der Alkohol eine Quellung in der Gummimasse hervorgerufen hätte, was aber nicht der Fall ist, denn nach 1 bis 2 Minuten ändert sich das Bild, indem in der verbreiterten Gummimasse Körnchenfällung eintritt, und sich dieselben Vorgänge, die oben beschrieben wurden, abspielen. Fig. 15, 18 zeigt 3 Gummizellen mit deutlich ausgebildeten Kappen. Das Präparat liegt in verdünntem Alkohol, in dem noch keine Fällung eintritt. Jede dieser Zellen enthält einen Plasmabeleg p/, der Zellkern n liegt überall an der nach außen gewölbten Partie, in dem Plasma eingebetiet. Der Wandbeleg zeigt an der Außenfläche eine scharfe Grenzschichte Z,, die ich als eine von ihm ausgeschiedene Membranschichte auffasse, dann folgt nach außen zu eine Gummimasse g,, hierauf wieder eine scharfe, deutlich doppelt konturierte Membranschichte Z,, hierauf eine Gummimasse g,, die der den Interzellularraum be- grenzenden, primären Membran pr anliegt. Bei Behandlung mit absol. Alkohol wurde das Plasma kontrahiert, 8, körnig gefällt, g, Ve 72 Entstehung des Kirschgummi. 931 ohne Fällung stark kontrahiert, Z,, Z, und pr treten in absolutem Alkohol noch deutlicher als früher hervor (Fig. 16). pr und t, färben sich mit Chlorzinkjod blauviolett, g,, g, schwach gelb, pl und £, dunkelgelb. Nach Behandlung mit Kalilauge und ent- sprechendem Auswaschen trat mit Chlorzinkjod auch in Z, eine Blaufärbung ein. Der Protoplast hat in diesen Zellen abwech- selnd eine Gummi- und eine normale Zelluloseschichte aus- geschieden, welch letztere eine der tertiären Membran analoge Bildung ist. Der Vorgang verläuft ähnlich wie ihn Walliczek für die Schleimzellen in der Epidermis der Blätter von Tilia grandifolia (p. 233), Cassia- und Barosma-Arten (p. 238, 240) beschreibt.! Übrigens sei hier auf eine Bemerkung Haber- landt’s, den näheren Vorgang der Sekretbildung in der Zell- wand betreffend, hingewiesen. Haberlandt hält es wohl für wahrscheinlicher, daß das Rohmaterial für die Sekretbildung aus dem Zelllumen stammt, erachtet jedoch auch eine chemische Metamorphose bestimmter Zellwandschichten, die dann in demaNMahe als sie szurlSekretbildung, verbraucht rem immer wiederäneW entstehen müßten, für möglich. In beiden Fällen faßt aber Haberlandt den che- mischen Vorgang als einen unter Einfluß des lebenden Proto- plasten der Drüsenzelle vor sich gehenden auf.? Die primären Membranen sowie die eventuell erzeugten tertiären Membranen bleiben sehr lange erhalten, endlich ver- schwinden sie. Sie werden gelöst, vielleicht auch in Gummi umgewandelt. Die Gummimassen behalten meistens die Gestalt der Zellen, aus denen sie entstanden sind, und ich konnte dann, insbesondere bei allmählichem Zutritt von Alkohol in dem scheinbar homogenen Gummi, das den Interzellularraum aus- kleidet, die Grenzen der früher vorhandenen Zellen deutlich erkennen (Fig. 8). Da aber das Gummi in wasserreichen Ge- weben stets gequollen ist, so verschwindet diese Zellstruktur, indem die einzelnen (den Zellen entsprechenden) Gummikörper zu einer homogenen, farblosen Masse verschmelzen, die, von 1 Walliczek, Studien über die Membranschleime veget. Organe. Prings- heim’s Jahrb. f. wissensch. Bot. 1895. 2 Haberlandt, Physiol. Pflanzenanat. II. Aufl., p. 451. 932 K. Mikosch, außen nach innen gegen die Mitte des Interzellularraumes zu fortschreitend, diesen erfüllt. Werden an verschiedenen Stellen des anormalen Parenchyms schizogene Räume angelegt, in deren Grenzzellen dieselben Vorgänge vor sich gehen, so ist es begreiflich, daß ein Zerfall des ganzen Gewebskomplexes ein- tritt, an dessen Stelle man später eine homogene Gummimasse vorfindet, in welcher einzelne isolierte Zellen auftreten. Es macht dann den Eindruck, als ob die Gummibildung von einer »Interzellularsubstanz«und derprimären Membran ausgegangen wäre, in welcher die Zellen eingebettet erscheinen, was aber hier ganz gewiß nicht den tatsächlichen Verhältnissen ent- spricht.. Die .Gummibildung: begin nt-im7 Innernrder noch immer lebenden Zelle, die primäre Membran ist hiebei gar nicht beteiligt. Diese wird wohl später in den Prozeß mit einbezogen, doch ist die durch eine Umwandlung der primären Membran etwa entstandene Gummimenge eine mini- male. Gummibildung von innen her wird für einzelne Wund- parenchymzellen auch von Aderhold als sicher angenommen.? Eine Beobachtung, welche das eben Gesagte bekräftigt, will ich noch mitteilen. Wenn man Querschnitte aus einem im Zimmer längere Zeit gestandenen Amygdaleenzweig, der im oberen Teile infolge verminderter Wasserzufuhr dem Ein- trocknen nahe ist, untersucht, so indet man neben den gewöhn- lichen Gummihöhlen in derselben tangentialen Reihe wenig- zellige Parenchymgruppen, deren Elemente stellenweise sich nicht berühren, sondern durch eine stark lichtbrechende, homogene »Interzellularsubstanz« getrennt sind (Fig. 6). Gibt man zu einem solchen Schnitt Alkohol und läßt denselben genügend lange einwirken, so erscheint an Stelle der »Inter- zellularsubstanz« ein leerer Interzellularraum, der von un- gemein stark verdickten, vergummten Membranen begrenzt wird. (Fig. 7, 8.) Verdrängt man den Alkohol während der Be- obachtung durch Wasser, so beginnen in dem Maße, als das Wasser eindringt, die verdickten Membranen g zu quellen und gegen den Interzellularraum hin vorzuwölben, bis sie sich RranmkalicH pr 2 2 Aderholdäzil..e, Ps5533: Entstehung des Kirschgummi. 933 gegenseitig berühren und an den Außenflächen verschmelzen, wodurch die früher erwähnte homogene »Interzellularsubstanz« gebildet erscheint (Fig. 6). Hier sind also die Membranen noch vollständig erhalten, nur stark gequollen und die gequollene Membransubstanz erfüllt den schizogen angelegten Raum. Von Molisch wird eine Beobachtung an verletzten Stengeln von Zuckerrohr angeführt, der zufolge das unterhalb der Wunde liegende Parenchym infolge der Verletzung nach und nach ein collenchymatisches Aussehen annimmt, während man im unverwundeten Parenchym davon nichts sieht, sondern die Zellen zwischen sich luftführende Interzellularen bilden.T Nach Molisch sezernieren die Zellen in die Räume Gummi und er- halten, die Interzellularen ganz verstopfend, das Ansehen von Collenchymzellen. Die Vergrößerung des Gummiraumes erfolgt nun derart, daß, nachdem die den schizogenen Raum begrenzende Zellschichte vollständig in Gummi umgewandelt wurde, der Prozeß die nächste Zellreihe, die zur Grenzzellschichte ge- worden ist, ergreift, und sich in ihr dieselben Vorgänge wiederholen, die in der ersten Zellschichte stattgefunden haben (Fig. 8). Die Erweiterung kann man als auf lysigenem Wege zu stande gekommen erklären. Das Kambium erzeugt aber auch noch weiter Gummiparenchym, das sich den für die Ent- stehung des Gummi vorgebildeten Zellkomplexen anschließt, mit einem Worte, die Parenchymnester werden immer größer. So können in der Folge ganz bedeutende Gummimengen pro- duziert werden, die sich in den Räumen ansammeln, bei ge- nügend vorhandener Feuchtigkeit quellen und auf die benach- barten normalen Gewebe sowohl mechanisch als chemisch zerstörend wirken werden, wie bereits von W. Hofmeister hervorgehoben wurde.? Überdies werden aber auch noch anormale parenchymatische Elemente, die von den schizogenen Interzellularräumen weiter entfernt sind und noch allseitig im Gewebeverbande stehen, von der einmal angeregten Gummi- 1 Molisch: Zur Kenntnis der Thylien nebst Beob. über Wundheilung in der Pflanze. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch,. Wien, Bd. XCVII, 1888. pP. 28, 29. 2 "W. Hofmeister, I.c.,p. 215. 934 K. Mikosch, bildung ergriffen. Ich habe nicht selten gesehen, daß ganze solche Zellgruppen, die keine Interzellularen führen, durch die in den einzelnen Zellen von außen nach innen fortschreitende Gummibildung in farblosess Gummi umgewandelt wurden. Solche Zellkomplexe sind von ihrer Umgebung durch ihre Lichtbrechung scharf unterscheidbar. Die primären Membranen sind noch erhalten und treten namentlich bei beginnender Alkoholeinwirkung deutlich hervor; endlich werden sie gelöst, es entsteht ein auf Iysigenem Wege angelegter, mit Gummi erfüllter Raum, beziehungsweise Kanal. Aber die weitaus größere Zahl der in der kambialen Region vorkommenden Gummiräume sind ihrer ersten Anlage nach schizogen und werden dann später Iysigen erweitert; sie sind also als schizo.Iysizene Raume zusbezerehnen Tscehireh,rder zuerst.den Ausdruck Schädel Iysigen ge- gebraucht, und sein Schüler W. Sieck haben die schizo-Iysi- gene Entwicklung einer ganzen Reihe von Harz- und Ölräumen festgestellt.! Wenn man die Vorgänge, welche Tschirch und Sieck für Harz- und Ölräume beschreiben, und insbesondere die beigegebenen Zeichnungen mit den von mir konstatierten Prozessen, die zur Gummibildung und zur Entstehung der kambialen Gummiräume führen, sowie mit meinen Figuren vergleicht, so ergeben sich für die Gummiraumbildung einer- seits und für die Harz- und Ölräumebildung andrerseits mehr- fache Analogien. Hier wie dort ist die erste Anlage des Sekret- raumes schizogen, die Erweiterung desselben Iysigen. In beiden Fällen findet häufig Kappenbildung nach dem Interzellularraum hin statt. Eine Differenz ergibt sich allerdings: während nach Tschirch die Harz-, beziehungsweise Ölbildung in einer be- stimmten Membranschichte (resinogene Schichte), die von dem Plasma durch eine Zellulosenwand getrennt ist, stattfindet? finde ich die Gummibildung direkt vom Plasma ausgehend, durch die Tätigkeit des lebenden Plasmas bedingt. Die Ent- stehung von Gummi in einer bereits vorhandenen Membran- 1 Tschirch, Harze und Harzbehälter, Leipzig 1900; Sitzungsber. d. Geselisch. naturforsch. Freunde, Berlin 1884. W. Sieck, Die schizo-lysigenen Secretbehälter, A Jahrb., 1895. ZEsichitich, Ir en pr 804% Entstehung des Kirschgummi. 939 schichte konnte ich in allen bisher beschriebenen Vor- gängen nicht beobachten. Ich stelle mir vor, daß das Plasma der Gummizellen aus bestimmtem, zugeführtem Material (Stärke) eine im Wasser lösliche Gummiart (Arabin?) »erzeugt, diese nach außen zwischen Plasmahaut und primärer Membran aus- scheidet; in diesem Raume geht nun eine allmähliche Umwand- lung des löslichen Gummi in unlösliches, aber im Wasser quel- lendes (Cerasin),und zwar von außen nach innen fortschreitend, vor sich. Daß eine solche Umwandlung möglich ist, geht aus den Beobachtungen Fremy’s und Barfoed’s hervor, denen zufolge die lösliche Arabinsäure (Gummisäure) beim Erhitzen auf 150° unlöslich wird und sich in Metarabinsäure (Meta-Gummisäure) umwandelt, einen Körper, der die Eigenschaften des Cerasins besitzt.” Wenn nun auch in unserem Falle eine Umwandlung von Arabin in Cerasin durch die angegebene Ursache aus- geschlossen ist, so muß, abgesehen von der durch die Beobach- tungen Fremy’s und Barfoed’s sichergestellten Tatsache, hier berücksichtigt werden, daß Änderungen in den Eigen- schaften eines Körpers in der lebenden Zelle durch die Tätig- keit des lebenden Plasmas erreicht werden können, und bei der Umwandlung des Arabins in das ihm jedenfalls nahestehende Cerasin an die chemische Energie des Plasmas sicher keine höheren Anforderungen gestellt werden, als dies bei vielen anderen Umwandlungsprozessen, die sich zwischen in der chemischen Zusammensetzung ganz verschiedenen Körpern in der Zelle abspielen, der Fall ist. Die Entstehung des Gummi in den kambialen Gumm!- räumen der Amygdaleen weist aber auch noch einige über- einstimmende Merkmale mit der Entstehung der von H. Wal- liczek genau studierten Membranschleime auf.” In Absatz 2 der Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse der unten zitierten Abhandlung heißt es: »Die Membranschleime ent- stehen durch Ausscheiden einer Schleimlösung seitens des Plasmas zwischen der primären Zellmembran und dem Plasma. 1 Tollens, Handbuch d. Kohlenhydrate I, 2. Aufl., p.' 218. 2 H. Walliczek, Studien über d. Membranschleime veget. Organe. Pringsheim’s Jahrb., 1893, p..209 fi. 936 K. Mikosch, Diese Schleimlösung differenziert sich allmählich zu Schichten, welche sich an die primäre Membran anlegen. Das Plasma wird hiebei größtenteils resorbiert. Niemals liegen die Schleim- schichten innerhalb des Primordialschlauches.« Die Analogie mit der Gummibildung fällt, von der Schichtung der Schleim- membran abgesehen, in die Augen. Wohl ist der Vorgang, der bei der Membranschleimbildung ein normaler ist, bei der Gummibildung ein pathologischer. Das Plasma, dasin gewissen Geweben der Amygdaleen normalerweise die gewöhnlichen Membransubstanzen (Zellulose) erzeugt und ausgeschieden hätte, hat bei dem durch die Verwundung hervorgerufenen krankhaften Zustand seine chemische Tätigkeit geändert und das vorhandene und durch weitere Zufuhr stets ergänzte, plastische Material zur Gummibildung verwendet. Das ge- bildete Gummi wird in Lösung ausgeschieden, wandelt sich unter dem Einflusse des Plasmas in eine unlösliche Modifi- kation um und bildet zwischen äußerer Plasmahaut und primärer Membran den sekundären Zellwandschichten ent- sprechende Verdickungen. Weiters führt Walliczek für die Schleimzellen von Althaea offic an einzelnen Stellen eine Verdichtung der Schleimkörnchen in der Nähe der Zellwand an? und auch für die Schleimzellen von Epiphyllum trun- catum werden ähnliche Verhältnisse beschrieben. ? Ich er- wähnte oben eine dichtere Anlagerung der von Alkohol ge- fällten Körnchen unterhalb der primären Membran und brachte diese in Zusammenhang mit der in der Zelle zentripetal all- mählich fortschreitenden Umwandlung von Arabin und Cerasin. In den Schleimzellen von Telia grandifolia beobachtet Wal- liczek eine teilweise Abquetschung der Plasmafortsätze in die Schleimsubstanz;* eine ähnliche Erscheinung habe ich gleich- falls oben beschrieben. Weiters wird von Walliczek für die- selben Schleimzellen angegeben, daß diese sich infolge zentri- petaler Ablagerung der Schleimschichten schließlich ganz mit 1 Strasburger, Die pflanzl. Zellhäute. Pringsheim’s Jahrb., 1898, p. 573. 2 Walliczek,.c., p. 256: 3 Walliczek,l.c., p. 263. * Walliczek, l. c., p. 248, s. auch Tafel XI, Fig. 24. Entstehung des Kirschgummi. 937 Schleim füllen, die einander berührenden, primären Zellwände sich lösen und auf diese Weise eine lysigene Schleimhöhle entsteht.! In einzelnen Fällen konnte auch ich für die Gummi- räume eine Iysigene Entstehungsweise feststellen. Endlich weise ich auf die von Walliczek beobachtete, wiederholte Bildung der tertiären Verdickungsschichten hin, die auch von mir in ähnlicher Art bei einzelnen Gummizellen gesehen wurde. Jedenfalls stehen die von mir beobachteten Vorgänge in den Gummizellen nicht vereinzelt da; es lassen sich, was die morphologischen Veränderungen in der Zelle betrifft, nach einigen Richtungen hin übereinstimmende Momente zwischen Gummibildung und der Entstehung der Membranschleime, sowie der Harze sicherstellen. Die kambialen Gummiräume sind stets, wie bereits Wigand?und Frank? angeben, beiderseits von unveränderten Markstrahlen begrenzt, die entweder dauernd erhalten bleiben (dann werden die Gummiräume nicht weiter vergrößert) oder deren Elemente auch in den Prozeß miteinbezogen werden können, in der Weise, daß zunächst die seitlichen Markstrahl- zellen zu Gummizellen werden und die zur Gummibildung führenden Veränderungen dürchmachen. Häufig ergreift dann die Gummibildung auch die inneren Partien des Markstrahlen- gewebes, dessen Elemente nach Lösung der Membran in der allgemeinen Gummimasse verschwinden. Es findet also zweifel- los auch eine vollständige Lösung der Zellulosemembranen, vorher nicht der Gummibildung dienenden Elemente, statt. Das zeigt die Zerstörung der Markstrahlen in der kambialen Region, das kommt auch, wie weiter unten noch auseinandergesetzt wird, in der Rinde vor. Ob nun die Lösung, beziehungsweise Umwandlung der Membran in Gummi in der Zelle von innen nach außen oder umgekehrt vor sich geht, läßt sich bei der Dünne der Membranen nicht genau feststellen, wahrscheinlich werden beide Vorgänge beteiligt sein. Eine Umwandlung der iembran von innen nach außen möchte ich annehmen, da 1Walliczek,l. c., p. 249; s. auch Tschirch, Anatomie, p. 215. zw I samdalre., pr 136; Ezankslt.c..p3 26: Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 65 938 K. Mikosch, auch die der Gummibildung verfallenden Markstrahlenelemente lösliches Gummi führen und dieses auf die primäre Membran von innen her lösend wirkt, wie es bei den vorgebildeten Gummizellen der Fall ist, was oben beschrieben wurde. Den Umwandlungsprozeß, in entgegengesetzter Richtung fort- schreitend, könnte man wieder zugeben in Berücksichtigung des Umstandes, daß die einmal gebildete, strukturlose, halbflüssige Gummimasse sichtlich als ein Lösungsmittel auf die Membran, die von ersterer allseitig umgeben sein kann, wirkt.! In dieser Hinsicht stimme ich Wigand bei, wenn er eine Umwandlung der Membran in Gummi annimmt, doch kann ich der Verall- gemeinerung dieses Satzes nach allen meinen Beobachtungen nicht beipflichten. Die Menge des durch Membranmetamorphose erzeugten Gummi ist immer so gering, daß das Vorhandensein der ganz bedeutenden Gummimassen durch diesen Prozeß allein nicht erklärt werden kann; vielmehr wird die Haupt- masse des Gummi im Innern von durch die kambiale Tätigkeit vorgebildeten, nur dem Zwecke der Gummibildung dienenden Elementen erzeugt. Der Ausgangspunkt der Gummibildung ist immer die kambiale Region; dort sind die Gummiherde zu suchen. Die Gummiherde entstehen an bestimmten Stellen des kambialen Holzgewebes, wo sich nestförmig angeordnete Gruppen von anormalen Parenchymzellen (Gummizellen) bilden. Die anormale Tätigkeit des Kambiums hat ihre Ursache in dem durch den Schnitt hervorgerufenen Wundreiz: Sie stellt die Reaktion der Pflanze auf den äußeren Eingriff dar. Nachdem ich nun auch an vieljährigen Ästen und Stämmen, an deren Rinde Gummifluß stattfindet, dieselben Bildungen in der kam- bialen Region stets beobachten konnte, so erblicke ich hier unter Annahme einer Fortdauer des Wundreizes für dieselben Wirkungen dieselben Ursachen, nämlich, daß auch in den Stämmen die Ursache der Gummibildung auf eine bis zum Kambium gehende Verwundung zurückzuführen ist, welche der Stamm vielleicht vor Jahren erlitten hat, deren Folge- erscheinungen aber nicht sofort zu Tage getreten sind. Der 1 Hofmeister, |. c., p. 234. Entstehung des Kirschgummi. 939 Stamm entwickelt sich normal weiter, die Gewebedifferen- zierung erfolgt normal, die Disposition des Kambiums, anor- male Gewebe zu erzeugen, ist aber vorhanden. Die anormale Tätigkeit des Kambiums schlummert und wird erst später durch irgend welche, nicht bekannte äußere Faktoren geweckt, so daß es erst lange Zeit nach erfolgter Verwundung zur Gummi- bildung kommen kann. Anhyperplastischen Geweben wird sehr häufig eine erhöhte Wachstumsintensität beobachtet. Als sichtbarer Ausdruck der- selben kann die mit Gestaltsveränderungen verbundene Vergrö- Berung hyperplastischer Elemente gelten. Es ist daher nicht auf- fallend, wenn wir in dem anormalen Parenchym eine ähnliche Er- scheinung beobachten. Fig. 20 stellt eineGummiparenchymzelle dar, die durch das nach einer Richtung hin gesteigerte Wachs- tum eine ganz eigentümliche, flaschenförmige Gestalt ange- nommen hat. Ich habe solche deformierte Zellen sehr häufig beobachtet und ganz merkwürdige Formen wahrgenommen. Häufig lösen sich einzelne der denGummiraum abschließenden Grenzzellen aus dem Gewebeverband ganz los; sie erscheinen dann isoliert in der Gummimasse. Solche freie Gummi- zellen können lange Zeit ihre Lebenstätigkeit bewahren, sie zeigen auch lebhafte Teilungsfähigkeit und bilden dann ganze, in der Gummimasse freiliegende Gewebskomplexe (Fig. 21). Ist die Zahl der losgelösten Zellen eine große, so erfüllen sie nicht selten, bei dem gesteigerten Wachstum sich gegenseitig berührend und das vorhandene weiche Gummi als scheinbare Interzellularsubstanz zwischen ihren äußeren Grenzen zu- sammenpressend, den ganzen Gummiraum. Diese losgelösten Zellen bilden nun entweder Gummi in der früher beschriebenen Weise; es treten die charakteristischen lokalen Verdickungen auf, die primären Membranen sind zellulosehaltig, oder ihr Protoplast erwacht wieder zu normaler Tätigkeit, er scheidet aus Zellulose bestehende Verdickungsschichten aus, welche von den für das Holzparenchym charakteristischen großen Porenkanälen durchsetzt sind. Man findet dann dickwandige, parenchymatische Zellen im Gummiraum, deren etwas gelblich gefärbte Membranen bei Untersuchung im Polarisations- mikroskop anisotrop erscheinen. Die Membranen färben sich 65* 940 K. Mikosch, später mitPhloroglucin und Salzsäure, häufig auch beialleinigem Zusatz von Salzsäure rot, sind also verholzt. Diese großen, dickwandigen Holzparenchymzellen können lange Zeit als solche unverändert bleiben, können aber auch der Zerstörung durch Gummibildung anheimfallen. In ihrem Inhalt findet sich in geringer Menge eine mit Alkohol körnig fällbare Substanz; die Hauptmenge des im Innern entstandenen Gummi rührt aber zweifellos von einer in den Verdickungsschichten vor sich gehenden Metamorphose her. Die Verdickungsschichten er- scheinen dann auffallend stark lichtbrechend, gequollen, bei Zusatz von Alkohol kontrahiert. Untersucht man solche Mem- branen im polarisierten Lichte, so findet man, daß die vorher beobachtete Anisotropie verschwunden ist, die Verdickungs- schichten erscheinen dunkel, während die primären Membranen wenigstens stellenweise noch deutlich hell aufleuchten. Es ist also eine Veränderung in den Verdickungsschichten eingetreten. Dann werden auch die äußeren Grenzschichten (primären Membranen) gelöst, das gebildete Gummi verquillt an der Ober- fläche. der Zelle und bildet hier einen schwach gelblich ge- färbten Hof ohne äußere scharfe Kontur (Fig. 26). Diese ver- queillende Gummimasse färbt sich mit Phloroglucein und Salz- säure mehr oder weniger rot, während das übrige farblose Gummi in den kambialen Gummiräumen niemals, das später noch zu besprechende Rindengummi selten diese Reaktion gibt.! In jüngeren Amygdaleenzweigen schreitet die Gummi- bildung nicht besonders weit vor. Es wird ja auch an jüngeren Zweigen Gummiaustritt selten beobachtet.” Die Gummiräume erweitern sich wohl in tangentialer Richtung durch Zerstörung der Markstrahlen, bleiben aber geschlossen. In einzelnen Fällen konnte ich wohl beobachten, daß das Kambium noch einen zweiten Kreis von Gummiparenchymnestern erzeugt, der durch eine tangential verlaufende Platte normalen Jungholzgewebes von dem inneren Kreis getrennt ist und in dem durch Anlage schizogener Interzellularen und Wiederholung der oben be- schriebenen Vorgänge Gummibildung sich einstellt. Wigand I Hohnmelalrerp2 180% ARTEN U ICHEDNDN Entstehung des Kirschgummi. 941 erwähnt für die Gummibildung im Holze, daß zuweilen zwei, seltener drei Gummihöhlen hintereinander zwischen zwei Jahresgrenzen liegen und in der betreffenden Jahresschichte je ein bis drei konzentrisch sich über einen mehr oder weniger großen Teil des Umfanges erstreckende Reihen von Punkten bilden.! Eine Vereinigung dieser Gummiräume habe ich an jungen Zweigen nicht beobachtet, wohl aber an älteren, vier- bis fünfjährigen Ästen, wo eine solche Verschmelzung stellen- weise eintritt, und die Gummibildung nach Zerstörung des Kambiums an diesen Stellen auf fertig gebildete Rindengewebe übergreift (Fig. 28). Ein Fortschreiten der Gummosis von diesen Räumen aus nach dem fertigen Holze hin findet nicht statt. Bildung des Gummi in der Rinde. In der Rinde der von Gummosis befallenen Amygdaleenstämme finden sich in den Phlo&ämstrahlen zwischen je zwei Markstrahlen große, radial verlaufende, mit farblosem, mitunter auch gelbbraunem Gummi erfüllte Räume vor. Auch im Chlorophyll führenden Rindenparenchym, unmittelbar unterhalb der Peridermschichte, treten Gummi führende Räume auf, welche hier meistens tangentialen Verlauf besitzen. Eine Kommunikation dieser Rindenräume mit den kambialen Gummihöhlen läßt sich häufig, wenn auch nicht immer, feststellen. In jüngeren Zweigen (drei- bis vierjährig) kommen mit Gummi erfüllte Rindenräume seltener vor, doch sind gerade solche Zweige für die mikroskopische Beobachtung besonders geeignet, da ein Schneiden der Rinden- gewebe hier leichter ist, als dies bei der mehr oder weniger trockenen Rinde älterer Zweige und Stämme der Fall ist. Eine von mir Öfters beobachtete Erscheinung sei an dieser Stelle erwähnt: die in den Rindenräumen auftretenden Gummimassen zeigen gegen Alkohol verschiedenes Verhalten; einmal wird deren Substanz unter Kontraktion körnig gefällt, so daß man bei Alkoholbehandlung in dem Raume eine zusammen- geschrumpfte, körnige Masse findet; ein andermal unterbleibt die Körnchenfällung, es trittnur Kontraktion ein, das zusammen- geschrumpfte Gummi bleibt homogen. IWAIBSandıılze,, p.r123. 0942 K. Mikosch, Was die Entstehung der Gummiräume in der Rinde be- trifft, konnte ich folgendes beobachten: Der Bildung von radialen Rissen und Spalten zwischen den verschiedenen Ge- webeformen der Rinde (Markstrahlen, Phlo&ömparenchym, Horn- prosenchym) kommt der strahlige Bau der Rinde sehr zu statten; ob nun durch äußere Einflüsse bedingt oder durch innere Ursachen, wie ungleichmäßiges Wachstum der einzelnen Gewebeformen hervorgerufen, immer bilden sich in der Rinde durch Auseinanderweichen nebeneinander liegender Gewebe radiale, spaltenförmige Räume. Grenzt ein Markstrahl an einen solchen Raum, so findet man, daß einzelne Markstrahl- zellen nach dem Raume hin sich papillenartig vorwölben und in den Raum hineinwachsen, daselbst sich mehrfach teilen und ein dünnwandiges, parenchymatisches Gewebe bilden, das unter Umständen den ganzen Raum erfüllen kann (Fig. 24 gp.). Eine ähnliche Erscheinung als Folge von Verletzung ein- tretend, wurde von Molisch in den großen Luftgängen der Wurzelrinde von Musa Ensete sowie an Zweigstumpfen ver- schiedener sSelaginella-Arten beobachtet.! Die Membranen dieser Parenchymzellen sind durchwegs dünnwandig und zellulosehaltig. Die Zellen führen einen deutlichen Plasma- körper, dem überall ein Zellkern und Stärkekörnchen einge- lagert sind. Bei Behandlung mit Alkohol erscheinen diese Parenchymzellen dicht mit Körnchen erfüllt, die sich in Wasser wieder lösen (Fig. 25%). Auch die Markstrahlzellen geben mit Alkohol mehr oder minder deutliche Körnchenfällung. Da ich nun ananderen Stellen die radialen Räume von einer homogenen Gummimasse erfüllt sehe, so muß ich annehmen, daß letztere aus den im Raume früher vorhandenen Parenchymzellen ent- standen ist, und zwar in der Weise, daß die in der Zelle befindliche Gummilösung verflüssigend auf die Membran gewirkt hat, so daß schließlich der ganze Gewebskomplex zu einer Gummimasse geworden ist. Besonders lehrreich ist der in Fig. 25 wiedergegebene Gummiraum. Das Bild zeigt den oberen Teil eines solchen Raumes nach Behandlung mit Alkohol. Während bei Beobachtung des Schnittes in Wasser 1 Molisch, I.e.p.20: ER (u; Be, Entstehung des Kirschgummi. 943 die den Raum erfüllende Gummimasse homogen erschien, und nur an einzelnen Stellen (bei pr) die primären Membranen sichtbar waren, ließ sich nach längerem Liegen in Alkohol die Gewebsstruktur noch ganz deutlich erkennen. Die einzelnen Zellen treten scharf hervor mit einer scheinbar stark verdickten, geschichteten Membran (g) und einem körnigen Inhalt (k). Ich hatte zu selbem Präparat während der Beobachtung Wasser zufließen lassen. Bei allmählicher Einwirkung desselben wurde zunächst die periphere, geschichtete Masse homogen und quoll auf; dann trat Lösung der Körnchen ein, und schließlich war ein Unterschied zwischen den beiden früher differenten Teilen nicht mehr zu erkennen: Die Zelle war mit farblosem, ganz homogenem Gummi erfüllt. In Fig. 25 sind zwei mit farblosem Parenchym erfüllte Räume nach Behandlung mit Alkohol dar- gestellt: Der eine beiderseits von Hornprosenchym begrenzte Raum zeigt deutliche Körnchenfällung imInhalte der Parenchym- zellen, im anderen sieht man keine Fällung, doch eine andere, bemerkenswerte Veränderung: Das Präparat wurde vor der Alkoholbehandlung im Wasser liegend beobachtet, da erschien der zwischen den Zellen a, b, c, d liegende Interzellularraum von einer farblosen, homogenen Gummimasse erfüllt, die voll- ständig den Eindruck einer Interzellularsubstanz hervorrief. Nach längerem Liegen in Alkohol fand ich im Interzellularraum eine konzentrisch geschichtete, scharf abgegrenzte Gummi- masse, die das Aussehen einer quer durchschnittenen, voll- ständig verdickten Sklerenchymfaser darbot (Fig. 25 g). Endlich sei noch auf Fig. 27 hingewiesen. Die Zeichnung ist wieder einem in Alkohol liegenden Querschnitte durch eine Rinden- partie entnommen. Man sieht hier den ganzen, radial ver- laufenden Gummiraum, der auf der einen Seite von einem Markstrahl, auf der anderen Seite von parenchymatischen Phlo&melementen begrenzt ist. Drei untere Zellen des Mark- strahles enthalten je einen Kristall von oxalsaurem Kalk. In der Mitte ist die Gummimasse körnig, auf der Markstrahlseite liegt ein kontrahierter homogener Gummistreifen (g). Die Phlo&m- elemente sind papillenartig gegen den Gummiraum gewölbt und tragen hier ganz deutlich die in den kambialen Gummi- parenchymzellen beschriebenen Kappen (gk). Bei Zufließen 944 K. Mikosch, von Wasser wurde der Raum breiter und die ganze Gummi- masse unter Quellung homogen. Der seitliche Gummistreifen verschmolz mit der inneren Substanz, die Kappen der an der anderen Seite liegenden Zellen wurden in tangentialer Richtung höher; ihre Substanz quoll gleichfalls, doch war deren Volums- vergrößerung, da sie wegen der noch erhaltenen primären Membran im beschränkten Raume stattfand, geringer, als bei der gegenüberliegenden Gummimasse. Beim Vergleiche der in den Rindengummiräumen bisher beobachteten Vorgänge mit jenen, die in der kambialen Zone zur Gummibildung führen, ergibt sich, daß in der Rinde die Gummibildung mit analogen Prozessen beginnt. Wir finden auch hier ein Gewebe, das aus dünnwandigen, protoplasma- haltigen Parenchymzellen besteht und wasserlösliches Gummi erzeugt. Es können also auch diese Elemente als Gummi- parenchymzellen bezeichnet werden. Dieses Gewebe geht aus den Rindenmarkstrahlen hervor, indem der vom Kambium aus- gehende, in das Rindengewebe sich fortpflanzende Wundtreiz die Markstrahlzellen veranlaßt, eine abnormale, erhöhte Lebens- tätigkeit zu entwickeln, die sich einerseits durch vermehrtes Wachstum und wieder eintretende Teilungsfähigkeit, andrer- seits durch das Vermögen kundgibt, das vorhandene und zu- geführte, plastische Material in Gummi umzuwandeln. Solange die Markstrahlen diese erhöhte Lebenstätigkeit bewahren, sind sie auch imstande, neues Gummiparenchym zu erzeugen, in welchem die Gummibildungsprozesse sich so lange wieder- holen werden, bis mit dem Absterben der Markstrahlenzellen dem Vorgange ein Ende gesetzt ist. Die Entstehung des Gummi erfolgt hier genau so wie in den kambialen Gummizellen: Vom Plasma wird eine Gummilösung ausgeschieden, das lösliche Gummi in der Zelle von außen nach innen in in Wasser un- lösliches umgewandelt, wobei aber immer noch ein Rest von löslicher Substanz zurückbleibt, der beim Absterben der Zelle sich mit der nicht löslichen, aber gequollenen Gummimasse mengt. Ist der Raum mit Gummi vollständig ausgefüllt, so können die angrenzenden Markstrahlzellen neuerdings zu Gummizellen werden, deutliche Gummikappen an der Außen- seite bilden und auf diese Weise die gummibildende Tätigkeit Entstehung des Kirschgummi. 945 fortsetzen; oder einzelne Markstrahlzellen wachsen in die weiche Gummimasse hinein, teilen sich und bilden nicht selten ver- zweigte Zellfäden, die allseitig von Gummi umgeben sind. Wigand hat bereits diese isolierten Zellfäden beobachtet und sie richtigerweise mit Gummibildung in Beziehung gebracht, indem nach seiner Angabe die in den Fäden enthaltene Stärke verschwindet, dann lösliches Gummi auftritt und schließlich die Membran gelöst wird.! Sorauer, nach dessen Angabe die An- fänge der Gummibildung häufiger in der Rinde als im Holze zu treffen sind, beschreibt die von den Markstrahlen ausgehenden Zellfäden als durch »Wasserreichtum in Verbindung mit reich- lich vorhandenem, plastischem Material verursachte Neu- bildungen, die in die Gummidruse hineinwachsen«.”? Von Wigand wird für diese Zellfäden noch angegeben, daß. sie neben Stärke auch Öl enthalten, das ebenfalls an der Gummi- bildung Anteil nimmt. Ich konnte Öl nicht beobachten, "wohl aber dieselben stark lichtbrechenden Körper, die auch in den kambialen Gummizellen vor der Gummibildung auftreten, und deren Substanz ich als ein aus Gerbstoff und Phloroglucin be- stehendes Gemenge bezeichnet habe. Wigand gibt an, daß die Hauptmasse des Rindengummis von dem Hornprosenchym geliefert wird; aus seiner Darstellung geht hervor, daß er die Gummibildung in der Rinde als gerade von dem Hornprosenchym ausgehend betrachtet.? Dieser An- sicht kann ich mich nicht anschließen. Die Gummibildung in der Rinde geht von einem parenchymatischen Gewebe aus, das aus den Grenzzellen der Markstrahlen entsteht und die Zuuisehenirdenz einzelnen Geweben. derz-Rinde) auftretenden radialen Räume erfüllt. Ich habe in den ersten Stadien der Gummibildung in jüngeren Ästen überall unveränderte Horn- prosenchymstränge aufgefunden; auch in alten Stämmen, deren Rindereich anGummi war, trafich nicht selten Hornprosenchym; nur bei hochgradiger Gummosis, wenn das ganze Gewebe der Zerstörung anheimgefallen ist, wird auch das Hornprosenchym in den Prozeß miteinbezogen, indem die dickwandigen Mem- ZWisand,ı e., p. [02. 2 Sorauer, Handbuch der Pflanzenkrankheiten, I. Aufl., p. 876. 3 Wigand,l. c., p. 130; siehe auch Möller, |. c., p. 229. 946 K. Mikosch, branen sich unter dem Einflusse des bereits gebildeten Gummi in solches umwandeln. Die Umwandlung des Hornprosenchyms in Gummi beginnt in der an den Gummiraum grenzenden Partie und schreitet von da aus nach der Mitte des Stranges zu weiter. Die Membranen des Hornprosenchyms bestehen aus Zellulose, mitunter sind sie auch verholzt; im ersteren Falle widerstehen sie der Gummosis weniger als im letzteren. Wenn verholztes Hornprosenchym in Gummi sich umwandelt (der seltenere Fall), so gibt das den Rindenraum erfüllende Gummi stets Ligninreaktion. Noch weise ich darauf hin, daß, während das in den ersten Entwicklungsstadien der Gummibildung in der Rinde auftretende Gummi stets farblos erscheint, dasselbe später, wenn an dessen Bildung auch die Membranen fertiger Gewebe Anteil genommen haben, gelb bis gelbbraun gefärbt ist. Wigand spricht an mehreren Stellen seiner grundlegenden Abhandlung von einem Steinparenchym, das sowohl im Holze als in der Rinde auftretend, durch Verflüssigung der Zellwände das Material zur Gummibildung teilweise liefert. Dieses in der Rinde vorkommende Steinparenchym soll nach Wigand durch Umwandlung entweder eines Baststrahles oder eines Mark- strahles entstanden sein.! Ein solches dickwandiges Parenchym konnte ich im Rindengewebe nicht auffinden, wohl aber dick- wandige, faserförmige Elemente, die nicht selten verzweigt sind und verschieden orientiert, mit ihren Ästen sich gewisser- maßen zwischen die dünnwandigen Rindenelemente, ja selbst auch zwischen die Markstrahlzellen hineinschieben. Die Membranen dieser faserförmigen Zellen sind immer verholzt. Werden nun diese Zellen von einer Gummimasse von außen berührt, so verfallen sie der Zerstörung, indem die sekundären, verholzten Membranen sich in anfangs farbloses, bald aber bräunendes Gummi umwandeln und schließlich die primären Membranen gelöst werden. Dieses durch Membranmetamorphose entstandene Gummi zeigt bei Einwirkung von Alkohol niemals körnige Fällungen, es zieht sich wohl in Alkohol zusammen, bleibt aber homogen. In Kalilauge, Chloralhydrat quillt es bedeutend, in Kalkwasser tritt Quellung und später Lösung ein. 1 Wigand.l: 63 p-. 182: Entstehung des Kirschgummi. 947 Dem angeführten Verhalten nach zu schließen, scheint dieses Gummi mit der in Wasser unlöslichen Modifikation, also mit Cerasin identisch zu sein. Da das in der lebenden Rinde vor- kommende Gummi sich stets im Zustande hoher Quellung be- findet, so ist eine innige Vereinigung des Membrangummi mit dem schon vorhandenen, dem Inhalte der Gummizellen ent- stammenden Gummi möglich, so daß der Raum von einer ganz homogenen Gummimasse erfüllt erscheint. Begreiflicherweise wird ein Rindengummi, an dessen Bildung auch verholzte Membranen teilgenommen haben, Ligninreaktion geben. Die oben erwähnten Sklerenchymfasern finden sich auch im Chlorophyll führenden Rindenparenchym vor und verlaufen dort meistens tangential. Bei weit vorgeschrittener Gummosis findet auch in den sekundären Membranen dieser Sklerenchym- fasern eine Umwandlung der Membransubstanz in Gummi statt. Die Gummibildung ergreift dann bisweilen auch die an- grenzenden Rindenparenchymzellen, die nicht selten papillen- artig in den durch Verflüssigung der Sklerenchymfasern ge- bildeten Gummiraum hineinwachsen, und sich an der Gummi- bildung durch Metamorphose ihrer sekundären Membranen be- teiligen. Es entstehen dann die oben erwähnten tangential verlaufenden Rindengummiräume, die außen an die Periderm- schichten, innen an intaktes Rindenparenchymgewebe oder bei vollständiger Zerstörung des letzteren an einen radial ver- laufenden Gummiraum grenzen, in welchem Falle eine Ver- einigung beider Räume erfolgt. Das häutige Periderm ist an solchen Stellen stets nach außen gewölbt, widersteht häufig nicht dem Drucke der unter ihm angesammelten Gummimasse und reißt, was dann den Austritt des Gummis an die Außen- fläche des Astes zur Folge hat. Bei weitgehender Gummosis können also alle Rinden- gewebe zur Gummibildung herangezogen werden mit Ausnahme des Periderms. Verkorkten Membranen geht die Fähigkeit, Gummi zu bilden, vollständig ab, eine Tatsache, die bereits Wigand hervorgehoben hat.! Nach Wigand erscheinen sehr häufig Gummidrusen in der Rinde, wenn gewisse Partien des Rindengewebes durch IS Witssand;.l. ep. 138. 948 K. Mikosch, ein Periderm aus dem lebenden Verband abgeschnitten werden.! Diese Beobachtung kann ich bestätigen; doch während Wigand annimmt, daß mit dem Auftreten des Periderms die Neigung zur Gummibildung in dem zur Borke umgewandelten Gewebe zunimmt, muß ich, meinen Beobachtungen entsprechend, gerade das Gegenteil annehmen. Gummibildung in einer durch Periderm von den inneren Geweben abgeschlossenen Gewebs- masse tritt niemals ein. Ist Gummi hier vorhanden, so ist es schon vor Auftreten des Periderms entstanden. Ja, ich führe eine öfter gemachte Beobachtung an, aus der zu schließen ist, daß die Rindengewebe sich durch Peridermbildung in ge- wissem Sinne vor Gummibildung schützen, In der Rinde aller Amygdaleen finden sich größere und kleinere Gruppen von Bastzellen in tangentialen Reihen angeordnet. In diesen Bast- zellen findet selten Gummibildung statt. Wenn alle anderen Gewebe der Rinde durch Gummibildung zerstört sind, so bleiben die Bastbündel noch ganz erhalten. Der Grund davon mag darin liegen, daß die die Bastbündel unmittelbar um- gebenden, dünnwandigen Zellen sich wieder zu teilen beginnen und ein Gewebe bilden, dessen Elemente platt gedrückt, in Reihen hintereinander stehen. Die Membranen dieser Zellen verkorken; das ganze Bastbündel erscheint von einem Kork- mantel umgeben (Fig. 22). Daß die Membranen verkorkt sind, geht aus ihrem Verhalten zu konzentrierter Schwefelsäure, aus ihrer Gelbfärbung und dem Auftreten einer Körnelung mit heißer konzentrierter Kalilauge,? sowie aus ihrer Färbung mit Alkanna? hervor. Auch die aus den Markstrahlen hervorgegangenen Gummiparenchymzellen bilden nicht selten in Reihen hinter- einanderliegende Teilungswände, welche die oben angeführten Reaktionen geben (Fig. 23). In einem solchen, mit verkorkten Membranen versehenen Parenchym konnte niemals weitere Gummibildung beobachtet werden. 1 Wigand,l. c., p. 132. 2 Höhnel, Über den Kork und verkorkte Gewebe überhaupt. Diese Sitzber., IS pleze 3 Zimmermann, Mikrochem. Reaktionen von Kork und Cuticula. Zeitsch. wissensch. Mikroskopie, IX, p. 64. Entstehung des Kirschgummi. 949 Die normalen Rindengewebe aller Amygdaleen enthalten in ihren parenchymatischen Elementen sehr häufig große Kalkoxalatkristalle; in gummibildenden Rinden hingegen ssen sichinurivereinzelte' Kristalle, in’ der Regel gar. Keine auffinden. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Verschwinden des Kalkoxalats in einer Beziehung zur Gummibildung steht; finden wir ja in den natürlichen Gummiarten die eigentlichen Gummisubstanzen (Arabin, Cerasin) nicht als solche, sondern verbunden mit Kalk, Kali etc. vor.! Wie aus den oben mitgeteilten Beobachtungen zu ersehen ist, entsteht auch das Rindengummi seiner Hauptmasse nach im Inhalte gewisser Elemente und nur bei vorgeschrittenem Prozesse nehmen auch die Membranen bei der Gummibildung Anteil. Daß in den Elementen der Rinde Gummi oder gummi- ähnliche Substanzen auftreten, wurde schon mehrfach be- obachtet. Wigand führt an, daß die aus den Rindenmarkstrahlen hervorwachsenden, perlschnurartige Fäden bildenden ‚Zellen Stärke und Öl enthalten, welche beide Stoffe an der Gummi- bildung beteiligt sind.” Auch Frank spricht wiederholt von einer Umwandlung des Stärkemehles in Gummi in den den un- veränderten Zellen der Holzparenchymstränge angrenzenden Markstrahlen des Holzes und der Rinde.® G. Kraus schließt aus seinen an Acacia melanoxylon gemachten Wahrnehmun- gen, daß das Gummi aus dem Zellinhalte der Bastschichte, und zwar augenfällig aus den weiten Siebröhren stammt.* Wilhelm gibt an, daß in den Siebröhren der Cucurbitaceen oft schleimige Stoffe aus dem Wandbeleg ausgeschieden werden, die stellenweise zusammenfließen, oft mehrere von- einander getrennte Ringzonen, seltener eine kontinuierliche Auskleidung des Hüllschlauches bilden. Die zuletzt erwähnten 1 Kohl. Zur Kalkoxalatbildung in der Pflanze. Bot. Zentrabll. 1889, XXXVH, p. 475, und Kohl, Anatomisch-physiol. Untersuch. der Kalksalze und Kieselsäure in der Pflanze. Marburg, 1839. 2 Waisand,ixe.,p. 132. 3 Frank, Vegetab. Schleime, p. 28. BGRKrauisel. e.»P20: 5 Wilhelm, Beiträge zur Kenntnis des Siebröhrenapparates der Pflanzen, 1880, p. 16. n 950 K. Mikosch, Vorkommnisse von Gummi, beziehungsweise gummiähnlichen Stoffe im Inhalte lebender Zellen beziehen sich auf Bildungen, die durch die normale Lebenstätigkeit der betreffenden Elemente entstanden sind; die Entstehung des Kirschgummi ist jedoch durch einen krankhaften Zustand, in welchen die Gewebe durch äußeren Einfluß versetzt werden, bedingt. Dieser Zustand äußert sich aber nicht nur darin, daß bestimmte Bestandteile (Membranen) vorhandener Zellen durch Umwandlung ihrer Substanz in Gummi übergeführt werden, sondern er kommt vor allem andern dadurch zum Ausdrucke, daß gewisse Gewebe (Kambium, Bastmarkstrahlen) zu erhöhter Lebenstätigkeit ver- anlaßt werden, welche die Erzeugung eines besonderen Gewebes (Gummiparenchym) zur Folge hat. In diesem letzteren Gewebe findet eine Überproduktion von Stoffen statt, die von der Pflanze nicht weiter verwertet werden können. In diesem Sinne schließe ich mich der von Möller ausgesprochenen Ansicht an, derzufolge »Gummi zu den physiologischen Pflanzenstoffen gehört, welche bei gewissen krankhaften Prozessen im Übermaße gebildet werden, etwa den Lymph- körperchen vergleichbar, die ja auch normal im Blute vor- kommen, aber bei Entzündung massenhaft im Eiter auftreten«.! Das Kirschgummi ist ein pathologisches Produkt, das seine "Entstehung der anormalen Lebenstätigkeit gewisser Elemente verdankt, wobei wir, wie bereits Frank es ausgesprochen hat, ? nicht nur eine Umwandlung der Zellmembranen in Gummi, sondern auch eine gleichzeitige Assimilation neuen Gummis aus dem Nahrungssafte anzunehmen haben. Das Material, das der Pflanze zur Gummibildung dient, werden wohl in erster Linie Stärke und Zellulose, also soge- nannte Hexosane liefern. Die charakteristischen Gummistoffe (Arabin, Cerasin) sind als Pentosane erkannt. Wie, d.h. durch welche Vorgänge in der Pflanze die Umwandlung der Hexosane in Pentosane erfolgt, darüber lassen sich heute keine sicheren Angaben machen, sondern nur Vermutungen aussprechen. Tollens hält es für wahrscheinlich, daß die Pentosen, deren 1 Möller, Lehrbuch der Pharmakognosie, 1884, p. 367. =PRranklacHpr 32 Entstehung des Kirschgummi. 951 Muttersubstanzen die Pentosane sind, aus vorgebildeten Hexosen durch Oxydation entstehen und verweist auf das Vor- kommen größerer Mengen dieser Körper in älteren Pflanzen- teilen, speziell den verholzten Zellen sowie in veränderten Produkten, wie in den Gummiarten.! Dieser von Tollens ausgesprochene Gedanke gewinnt duten die Untersuehungen von O. Ruff, denen zufolge es gelungen ist, aus Glucose, respektive der Gluconsäure einen in seinen charakteristischen Eigenschaften mit Arabinose über- eimstiimmenden Körper durch Oxydation zu erhalten, an Sicherheit.? | Nun findet in Wundgeweben als Reaktion auf die Ver- letzung eine erhöhte Atmungstätigkeit statt? und es wäre daher immerhin möglich, daß auch bei der Gummibildung, die in der Pflanze durch Verletzungen hervorgerufen wird und sich vorzugsweise in anormalen Geweben abspielt, die erhöhte Oxy- dation eine Umwandlung der vorhandenen Hexosen und Pen- tosen (Arabinose) bewirkt, aus welchen Pentosen dann durch einen DehydrokondensationsprozeßPentosane (Arabin, Cerasin) entstehen könnten.* Eeummiıbildunge im Holze° Das Kambium "kann außerhalb der Gummiparenchymkomplexe vor oder nach Ausbildung der Gummi erfüllten Räume normales Holzgewebe produzieren, die Gummiräume werden dann vollständig von letzteren umgeben und bleiben im Holze eingeschlossen. Die Gummiparenchymzellen wandeln sich dann immer in Holz- parenchym um und sistieren ihre gummibildende Tätigkeit zeitlebens oder nur zeitweilig. Im letzteren Falle kommt es zur Ikollens;il: cip..60: 2 O. Ruff, Über die Verwandlung der d-Gluconsäure in d-Arabinose. Ber. d. deutsch. chem. Gesellsch., 1893, II, p. 1573. 3 Pfeffer, Physiologie, I, p. 576. 4 s. Grüß, Über Lösung und Bildung der aus Hemizellulosen bestehen- den Zellwände und ihre Beziehung zur Gummosis. Biblioth. bot., Heft 39, p. 1. 5 Von dem in den Gefäßen vorkommenden Wundgummi sowie von dem als Bestandteil der verholzten Zellwand erkannten Holzgummi (Xylan) ist in folgenden Bemerkungen nicht die Rede. 952 K. Mikosch, Bildung von Gummiräumen im Holze, deren Produkte aber im Holze verbleiben. Unter den vielen Hunderten von Präparaten, die ich untersuchte, konnte ich nur in einem einzigen Falle den Austritt des in einem Holzgummiraum gebildeten Gummi nach der Rinde beobachten. In diesem Falle wurde allerdings das normale Holzgewebe, das zwischen Gummi und Rinde lag, von Gummosis ergriffen. Das im Holze aus dem zu Holzparenchym umgewandelten Gummiparenchym entstandene Gummi zeigt immer Ligninreaktion. Die verschiedenartigen Fälle, welche Wigand sub 2a, 2b, 2c, 2d beschreibt, 1. c., p. 122 bis 126, lassen sich’auf den zuletzt erwähnten Vorgang zurückführen; ebenso die von Frank beschriebene Gummibildung unter Resorption eines in abnormer Menge erzeugten Holzparenchyms, 1. c., p. 26 bis 27. Beide Forscher lassen die Gummibildung von der Interzellular- substanz und der primären Membran aus beginnen, so daß die Zellen in Gummi eingebettet erscheinen; dann erst soll die sekundäre Membran aufgelöst werden. Meine Beobachtungen zeigten mir, daß die Gummibildung hier in derselben Weise vor sich geht, wie auf Seite 939 und 940 beschrieben wurde. Es findet eine Wanderung von Stärke nach diesem Holzparenchym statt,! die aus den Zellen verschwindet und lösliches Gummi liefert. Die Hauptmasse dieses Gummi stammt jedoch von den umgewandelten sekundären Membranen, welche die oben dar- gestellten Veränderungen durchmachen. Alle meine Beobachtungen sowie viele der mir bekannt gewordenen Erfahrungen der Obstbaumzüchter beiestigten in mir die Überzeugung, daß die von Frank ausgesprochene Ansicht, der Gummifluß werde in erster Linie durch Verwun- dungen, die in der Nähe der Wunde auf die Kambiumschichte und auf die Rinde einen Reiz ausüben, veranlaßt, die größte Wahrscheinlichkeit für sich hat.? Ich bin mir wohl bewußt 1-Wigandy,d:'cz p.!1265-Rrank) LicH/p2 28. 2 Frank, Pflanzenkrankheiten, p. 55. Entstehung des Kirschgummi. 953 daß mit der Annahme eines Wundreizes die in der Zelle wirk- samen Faktoren, welche zur Gummibildung führen, keineswegs näher aufgeklärt sind. Man hat die Unzulänglichkeit dieses Be- griffes schon früher erkannt und versucht, die Ursachen des Gummiflusses in andern Momenten zu finden. So hatte Oudemans die Gummosis als eine durch den Pilz: Coryneum Beyerinckii OQudemans verursachte Krankheit aufgefaßt? und diese Ansicht wurde von Beyerinck experimentell zu stützen gesucht.” Dievon Oudemans und Beyerinck aus ihren Beobachtungen gezogenen Schlußfolgerungen wurden von Frank entkräftet, indem dieser Forscher darauf hinwies, daß es auch die vom Pilze dem Gewebe beigebrachte Wunde sein könne, welche zur Gummibildung führt, ohne daß der Pilz selbst für den Prozeß eine Bedeutung hat, und auch Aderhold, dem wir die letzten eingehenden Untersuchungen über diesen Gegenstand verdanken, hatwohl gewisse Beziehungen zwischen einem Pilz (Clasterosporium carpophilum (Lev.) Aderh. = Coryneum Beyerinckii Oud.) und dem Gummiflusse konsta- tieren können, ohne aber den Schlußfolgerungen Beyerinck’s in ihrer Allgemeinheit zuzustimmen.* Einen ganz neuen Gedanken in dieser Streitfrage sprach Wiesner aus. Durch die Untersuchungen dieses Forschers wurde in verschiedenen Gummiarten, darunter auch dem Kirsch- gummi, ein Ferment nachgewiesen, das in die Kategorie der diastatischen Enzyme gehört, von diesen sich aber dadurch 1 Bei anderen Gummiarten, so zZ. B. bei der Rebe, wurden Bakterien als die Ursache der Gummibildung bezeichnet und diese Erscheinung als Gommose bacillaire von Prillieux beschrieben. Prillieux’ Angaben wurden später von Räthay widerlegt. (Räthay: Über das Auftreten von Gummi in der Rebe und über die Gommose bacillaire. Jahresber. d. k. k. önolog. u. pomolog. Lehranstalt in Klosterneuburg. 1896.) 2 Oudemans, Zwei neue schädliche Pilze: Coryneum Beyerinckii n. sp. u. Discella Ulmi n. sp., Hedwigia, 1883, Nr. 8. 3 Beyerinck, Onderzoekingen over de besmetteligkheid der gomziekte bij Planten. Amsterdam, 1884. 4 Aderhold, Über Clasterosporium carpophilum (L&v.) Aderh. u. Beziehungen desselben zum Gummifluß des Steinobstes. Arbeiten a. d. biol. Abt. f. Land- u. Forstwirtsch. am kais. Gesundheitsamte. II., 5, 1902. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 66 954 K. Mikosch, unterscheidet, daß es Stärke in Dextrin, nicht aber in eine reduzierende Zuckerart umwandelt; dieses Ferment bedingt nach Wiesner die Umwandlung der Zellulose in Gummi (oder Schleim). Gegen Wiesners Behauptungen wandte sich mit Entschiedenheit Reinitzer, der wohl die Existenz eines Fer- ments in den Gummiarten zugeben mußte, doch auf Grund seiner Untersuchungen leugnete, daß dieses Ferment der Ur- heber der Gummibildung sei.” Reinitzer spricht sich dahin aus, »es berechtige uns gegenwärtig nichts zur Annahme, daß die Gummi- und Schleimarten im Pflanzen- reiche durch ein Ferment gebildet werden; es seien die sich hierauf beziehenden, von Wiesner aufgestellten Sätze wieder aus der Pflanzenphysiologie zu streichen« (l. c., p. 469). Wenn nun auch zugegeben werden muß, daß die spe- zifische Wirkung des in Gummi zweifellos vorhandenen Fer- ments bisher nicht einwandfrei nachgewiesen wurde,’ so. können Wiesner’s Behauptungen aber nach den heutigen Kenntnissen, die wir über das Vorkommen und die Wirkungen der Fermente besitzen, nicht zurückgewiesen werden. Pfeffer, obwohl auf dem Standpunkte stehend, daß die Existenz eines Gummiferments nicht erwiesen ist, hält jedoch die Beteiligung der Enzyme bei der retrograden Metamorphose der Zellwand für wahrscheinlich* und Grüß kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu demSchlusse, daß die Hemizellulosen Galactan und Araban, die in den sekundären Verdickungs- schichten der Libriform- und Holzparenchymzellen auftreten, durch Enzyme in die Gummiarten Arabin und Galactin über- geführt werden können.’ Aderhold kann sich die merkwür- dige Tätigkeit des Coryneum bei der Gummibildung nicht anders erklären als durch die Annahme, daß von dem Pilze 1 Wiesner, Über das Gummiferment. Sitzungsber. d. k. k. Akademie d. Wissensch., 1885. 2 Reinitzer, Über die wahre Natur des Gummifermentes. Zeitschr. f. physiolog. Chemie, XIV, 5. ® Green-Windisch, Die Enzyme. 1901, p. 399. #4 Pfeffer, Pflanzenphysiologie. I, p. 477. 5 Gruß!) ]2c.1psils: Entstehung des Kirschgummi. 938 ein Ferment abgeschieden wird, das im Kambium sich aus- breitet und dieses zu abnormer Tätigkeit veranlaßt.! Wie nun nach den Versuchen Aderhold’s, welche in jeder Hinsicht als beweiskräftig anzusehen sind, ein Pilz es ist, von dem angenommen werden kann, daß er den wirksamen Faktor für die Gummibildung hervorbringt, so ist auch die Annahme erlaubt, daß ein durch die Verwundung allein hervor- gerufener Wundreiz es ist, der die Erzeugung dieses Faktors bedingt. Daß nun letzterer ein Enzym ist oder vielleicht ein Gemenge mehrerer Enzyme, von denen jedes einzelne einen gewissen Anteil an der Bildung jenes Stoffgemenges, das wir Kirschgummi nennen, hat, das ist in Berücksichtigung des Um- standes, daß von Wiesner in Kirschgummi ein auf Stärke wirkendes Ferment tatsächlich aufgefunden wurde sowie daß die Gummibildung bei den Amygdaleen von einem erhöhte Lebenstätigkeit zeigenden Gewebe ausgeht, das in seiner lebenden Substanz das Ferment bilden kann, immerhin möglich und es gewinen die von Wiesner in die Pflanzenphysiologie eingeführten Sätze an großer Wahrscheinlichkeit. Der strenge Nachweis der Gummifermente bleibt aber den für das Studium dieser Frage berufenen Chemikern vorbehalten. Ich fasse die Resultate der vorliegenden Untersuchungen in folgende Sätze zusammen: 1. Kirschgummi ist ein pathologisches Produkt. 2. Der zur Gummibildung führende krankhafte Zustand ist die Folge von Verwundungen, durch welche das Kambium direkt affiziert wird. Der Ausgangspunkt der Gummibildung ist immer kambiales Gewebe. 3. Das Kambium erzeugt infolge desWundeinflusses in der Jungholzregion statt normaler Holzelemente nestförmig ange- ordnete, dünnwandige Parenchymzellen (Gummiparenchym). Nach diesem anormalen Gewebe findet ein lebhafter Zug von assimilierten Stoffen statt, welche nicht zur normalen Wand- verdickung, sondern zur Gummibildung verwendet werden. 1 Aderhold,l. c., p. 557. 66* 956 K. Mikosch, 4. Das Gummi entsteht in der lebenden Substanz der Gummiparenchymzellen, wird von dem Plasma als Lösung zwischen Hautschichte und primärer Membran ausgeschieden und hier unter dem Einflusse des Plasmas zum Teil in Wasser unlösliches, aber darin quellendes Gummi umgewandelt. Der Prozeß geht in der Zelle zentripetal vor sich. Die primären Membranen bleiben lange erhalten und werden erst später gelöst. 5. Inden Gummiparenchymzellen treten vor der Gummi- bildung Gerbstoff-Phloroglucinkörper auf, die später wieder verschwinden. ; 6. Die Gummiparenchymzellen einer Gruppe vergummen einzeln; es findet sich dann nach Auflösung der primären Membran an Stelle der Zelle ein mit Gummi erfüllter, Iysigener Raum vor; dies der seltenere Fall. Häufiger entstehen in einer Parenchymgruppe schizogene Interzellularen; in den den Interzellularraum begrenzenden Zellen geht die Gummibildung einseitig, und zwar an der dem Interzellularraum anliegenden Seite vor sich. Dort kommt es zu kappenförmigen Bildungen, die in den ersten Entwicklungszuständen stets durch die pri- märe Membran vom Interzellularraum getrennt sind. Nach Lösung der primären Membran treten die gequollenen Gummi- massen in den Interzellularraum und erfüllen denselben als farblose, homogene Masse mehr oder weniger vollständig. Man ist also berechtigt, hier von schizo-Iysigenen Gummiräumen zu sprechen, einer Bezeichnung, die von Tschirch für gewisse Harzräume vorgeschlagen wurde. 7. Das Kambium erzeugt bei weiterer Tätigkeit neues Gummiparenchym, in welchem sich die in Punkt 4, 5, 6 ange- gebenen Vorgänge wiederholen, wodurch eine Erweiterung der vorhandenen Räume stattfindet und beträchtliche Gummimassen in letzteren angesammelt werden. 8. Die kambialen Gummiräume werden bei fortschreiten- der Gummosis auch noch dadurch erweitert, daß die angrenzen- den Markstrahlen in den Umwandlungsprozeß mit einbezogen werden, in der Weise, daß die vorhandene Stärke und die bereits verdickten, bisher normalen Membranen in Gummi um- gewandelt werden. Entstehung des Kirschgummi. IM Das durch. die Membranmetamorphose erzeugte Gummi entspricht stets dem in Wasser unlöslichen Anteil des Kirsch- gummi, während das im Inhalte der Zellen entstandene Wasser lösliches Gummi ist, das sich wohl innerhalb der Zelle in die unlösliche Modifikation umwandeln kann. 9. Erzeugt das Kambium außerhalb der angelegten Gummiräume normales Holzgewebe, so schließt dieses erstere ein; die Gummiparenchymzellen werden zu Holzparenchym- zellen mit verdickten und verholzten Membranen, die früher oder später der Gummiumwandlung verfallen können. Das hier erzeugte Gummi gibt immer Ligninreaktion und bleibt im Holz- körper eingeschlossen. 10. Der in den kambialen Parenchymnestern beginnende Gummibildungsprozeß setzt sich, vorzugsweise in älteren Zweigen, auch nach der Rinde hin fort. Dort bildet sich von den Rindenmarkstrahlen aus ein dünnwandiges anormales Paren- chym, das die sich zwischen den einzelnen Gewebeformen bildenden, meist radial gerichteten Spalten vollkommen aus- füllt. In diesem Markstrahlparenchym wird gleich wie in dem kambialen Parenchym lösliches Gummi gebildet und die dünn- wandigen Membranen werden schließlich gelöst. Dieses Gummi gibt so wie das in den kambialen Räumen vorkommende nie- mals Ligninreaktion. Der Prozeß verläuft in der Rinde stets sehr rasch und ergreift endlich auch die vorhandenen Dauer- gewebe: Markstrahlen, Hornprosenchym. 11. Die Gummibildung beginnt in der Membran stets in den Verdickungsschichten, schreitet von hier nach außen hin fort; zuletzt werden die primären Membranen gelöst. 12. Die in der normalen Rinde zahlreich auftretenden Kalkoxalat-Kristalle lassen sich in einer von Gummibildung ergriffenen Rinde spärlich oder gar nicht nachweisen. 13. Die zwischen den normalen Rindenelementen einzeln auftretenden Sklerenchymfasern werden bei weit vorge- schrittener Gummosis auch von dem Prozesse ergriffen; es bilden sich dann im normalen Dauergewebe Gummilücken, die durch Übergreifen der Gummibildung nach den begrenzenden Elementen und Zerstörung derselben vergrößert werden. 958 K. Mikosch, 14. Die verkorkte Membran vergummt nicht, daher ist dort, wo eine Peridermschichte angelegt wird, dem Weiter- schreiten der Gummibildung im Gewebe eine Grenze gesetzt. 15. Wenn auch eine Mitwirkung von Fermenten bei der Gummibildung heute nicht bestimmt nachgewiesen werden kann, so ist eine solche doch sehr wahrscheinlich und es ge- winnen die von Wiesner über das von ihm entdeckte Gummi- ferment aufgestellten Behauptungen erhöhte Bedeutung. 16. Die auffallend großen Mengen von Kirschgummi finden ihre Erklärung darin, daß bei den Amygdaleen infolge von Ver- wundungen teils vom Kambium, teils von den lebenden Rinden- markstrahlen anormale parenchymatische Gewebe ihre Ent- stehung nehmen, durch deren Lebenstätigkeit immer neue Gummimengen produziert werden. Bei vorgeschrittenem Pro- zesse werden wohl auch die Membranen vorhandener Gewebe in Gummi umgewandelt; hier beginnt aber die Gummibildung niemals in der primären Membran, sondern sie geht von den Verdickungsschichten aus. Schließlich’ erfülle ich die "angenehme Prien Herın Dr. H. Iltis, der sich bereitwilligst der großen Mühe unterzog, sämtliche Zeichnungen in formvollendeter Weise herzustellen, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Entstehung des Kirschgummi. 959 Erklärung der Abbildungen. Die Fig. 2 bis 8, 22 bis 28 sind mit Objektiv 7a Compens. Ocul. 4 Reichert, die Fig. 9, 10, 14 bis 16, 18 bis 21 mit homogener Immersion Apochromat 1:8 mm Compens. Ocul. 4 und die Fig. 11 bis 13 mit homogener Immers. 1:8 mm Compens. Ocul. 8 aufgenommen. Die Fig. 1 bis 5, 8 bis 13, 15 bis 21 beziehen sich auf Prunus domestica Fig. 6 und 7 auf Prunus Armeniaca, Fig. 14 auf Prunus Cerasus. pl. — Plasma, n — Zellkern, h — Hautschichte, pr = primäre Mem- bran, s = sekundäre Membran, Z,, fa = tertiire Membran, g = homogenes Gummi, k = körnig gefälltes Gummi, gp — Gummizellen, .gk = Gummikappen, i — Interzellularraum, c = Kambium, m = Markstrahl, y = Xylem, hp = Hornprosenchym. | Wo nicht besonders bemerkt ist, liegen die Präparate im Wasser. Fig. 1. Photographie nach der Natur (aufgenommen von Herrn stud. ing. O. Stern), natürliche Größe, Aststumpf von Prunus domestica mit farblosen Gummiabscheidungen an der Schnittfläche. Fig. 2. Querschnitt durch eine kambiale Gummiparenchymgruppe. Paren- chymzellen mit feinkörnigem Plasma, Zellkern und Stärkekörnchen. Fig. 3. Querschnitt durch kambiale Gummiparenchymgruppe mit schizo- genen Interzellularen. Fig. 4. Längsschnitt durch kambiale Gummiparenchymgruppe mit schizo- genem Interzellulargang. Fig. 5. Querschnitt durch kambialen Gummiraum; die den schizogenen Raum begrenzenden Parenchymzellen mit stark entwickelten Gummikappen. Fig 6. Querschnitt durch kambialen Gummiraum von Prunus Armeniaca; die Gummimasse g erfüllt den Raum als scheinbare Interzellularsubstanz. Fig. 7. Derselbe Schnitt nach Behandlung mit konz. Alkohol. Fig. 8. Querschnitt durch einen kambialen Gummiraum in lysigener Er- weiterung; in verdünntem Alkohol liegend. Der Raum ist zum Teil mit homogenem Gummi erfüllt, die Innenpartie ö leer. Einzelne Gummi- zellen gz ganz in Gummi umgewandelt, einzelne mit sichelförmig ge- stalteten Protoplasmakörpern. Fig. 9. Gummizellen mit beginnender Gummibildung; im plasmat. Wand- beleg Stärkekörnchen, an deren Stelle sich später kleine Vakuolen vc vorfinden. Das Plasma wird schaumig, 3 Zellen mit schwachen Gummikappen. Fig. Fig. 14. K. Mikosch, . Partie aus einem längs durchschnittenen Gummiraum. Die den Raum begrenzenden Zellen mit lokalen, aus Gummi bestehenden Ver- dickungen v an der Außenseite. . 2 Zellen aus demselben Schnitt bei starker Vergrößerung, v lokale Verdickungsmassen. 13. Gummiparenchymzellen aus einem quer durchschnittenen kambi- alen Gummiraum. Fig. 12 in Wasser liegend, gl ausgeschiedenes lös- liches Gummi, gg in Wasser gequollenes Gummi der primären Mem- bran innen anliegend. Fig. 13 dieselbe Zelle in Alkohol liegend; das lösliche Gummi körnig gefälit, die Körnchen an der Peripherie bei d dichter aneinandergelagert. An der Xylemseite liegende Gummizellen eines kambialen Gummi- raumes von Prunus Cerasus (gummikranker Stamm), Gummi- : kappen stark entwickelt, Protoplasma nicht mehr vorhanden, primäre 19. 20. Re . 2A. Membran überall sichtbar. bis 18. Gummizellen aus einem kambialen Gummiraum. Fig. 15, 16 im Längsschnitte, 17, 18 im Querschnitte. Wiederholte Membran = u. Gummibildung an der dem Interzellularraum anliegenden Wandfläche. Fig. 15, 16, 18 aus einem dreijährigen Zweig, Fig. 17 aus einem achtjährigen gummikranken Stamme. Fig. 16 in Alkohol liegend, die Gummimasse g, deutlich körnig gefällt, 9, hingegen homogen bleibend. Zellkerne überall der den Gummiraum begrenzenden Fläche anliegend. Fig. 17, 2 Zellen a und 5 in verschiedenen Stadien der Gummiabscheidung, in 5b führt die Gummimasse g, vakuolenartige Hohlräume Ar. Gummizellen aus einem quer durchschnittenen kambialen Gummi- raum mit stark entwickelten Gummikappen, in denen stellenweise isolierte Plasmareste sichtbar sind. Abnorm gestaltete Gummiparenchymzelle. Isolierte Gummiparenchym-Zeligruppe aus einem längs durch- schnittenen kambialen Gummiraum. Die Gummiparenchymzellen in Holzparenchymzellen umgewandelt, deren verholzte sekundäre Mem- branen zum Teil gummifiziert sind; bei Z primäre Membran gelöst. 23. Querschnitte aus einem gummibildenden Rindengewebe. In Fig 22 ein Bastbündel 5), von einem Korkmantel » umgeben, in Figur 23 die Membranen der gummibildenden Markstrahlparen- chymzellen verkorkt. Querschnitt durch einen radial gestreckten Rindengummiraum; von dem Markstrahl »z aus hat sich ein dünnwandiges parenchymatisches Gewebe gp gebildet, das den ganzen Raum erfüllt. . Partie aus einem quer durchschnittenen Rindengewebe mit zwei ange- legten Gummiräumen, in Alkohol liegend; der rechts liegende mit körniger Fällung in den Zellen. Im links liegenden Raume begrenzen die Zellen a,b,c,d,e, f, g einen Interzellularraum, der, in Wasser Fig. Fig. Fig. 26. 27. 28. Entstehung des Kirschgummi. 961 gelegen, von einer homogenen farblosen Gummimasse erfüllt war; in Alkohol tritt in dieser Gummimasse Kontraktion ein; erstere erscheint deutlich geschichtet. Hornprosenchym überall unverändert. Quer durchschnittene Rindenpartie in Alkohol; die primären Membranen der Gummiparenchymzellen noch sichtbar, darunter liegt eine kontra- hierte geschichtete Gummimasse, im Innern der Zellen grobkörnige Fällung. Querschnitt durch einen Rindengummiraum, in Alkohol liegend; die innere Gummimasse k körnig gefällt, die periphere g homogen und bildet an der Markstrahlseite einen bandartigen Beleg. Die rechts liegenden Phlo&mparenchymzellen tragen an der dem Raume zuge- wendeten Seite deutliche Gummikappen. Rindengummiraum in Verbindung mit einem kambialen Gummiraum aus der in weit vorgeschrittener Gummosis begriffenen Rinde eines vier- jährigen Astes, in Alkohol liegend. Die zentrale Gummimasse körnig gefällt, die periphere, stellenweise noch Zellstruktur zeigend, homogen. - 150 JelknrssSattesb yandslan ei . 7 Niko ERTL Sacldra SRDSOION e rsisrnans Salat nie noise ® erh ec ai ai Ent 1a) oh lo BER 2 E - ; »pionl ariar tes solle ah didoie oda nallasıhr winnisldore asilss Tan na ak Bibi) NEN. de ar ae Korages. te; brain ER, ‚sine 62 Bi BIS Boy IST rg: Eifi Sb, Auer Binsöd: Mszası „asilser all waste sitabned- senlsästiseileuanhehe Er BR ” ya smUHIl nei nass nellssan nenne Bee 20: a gg lub ie { ll a 30711020228, ea sein Sn unbe een ‚ 4917 29199 in sed, alsgkummne: sahne g error Br Siauaa. sd. aregail FortodiA a esta AS30MONDHsaa8 un ya at Ei: ingagliaig a tr . ü, 1 er Re N . Kar Re ai Bar d: Brdi nich \ SERT E 5 ah 3 KIEFER r rs En Kun ech Eemdeng b wre ae” Meriorehen, ae r ‚ 2 2 - a ea N = a > > Bee ir BY EHER Bar, RL TREN Bee EEE Arten Anti Pre R er B 2 y Aalen rs ER E, F7 : FR eine 2 2 A re J 5 _ Br c N ! x | En B), x : Mikosch, K.: Entsteliung des Kirschgummi. Tall: u CHR % Zezzenn SEN ar Sa ıen M (au ma AT aaa el SO ERON ZSoORTO= \o\0]n! WaN fi 3 } N /Q 0 AA ( I; N AdLE7SN Zahle der Häkchen ist sehr groß; an einem Querschnitt von 7 w Dicke lassen sich an einem Saugnapfrand 12 bis 15 solcher Häkchen erkennen. Die größten derselben stehen 7 bis Sy über die Kutikula hervor (Fig. 3). Fig. 2a stellt die durchschnittliche Gestalt eines Saugnapfhäkchens dar, doch ist die Gestalt dieser Häkchen, namentlich in Bezug auf die Stärke der Krümmung, ziemlich variabel. Die Häkchen enden spitz, ihre beiden Wurzelteile stumpf. Das Rostellum ist von einem doppelten Hakenkranz um- geben; die beiden Häkchenreihen, die ihn bilden, stehen nahe untereinander. Die Häkchen der unteren Reihe scheinen etwas kleiner zu sein als die der oberen Reihe; sie sind derart an- geordnet, daß je eines von ihnen unter dem Zwischenraum steht, der sich zwischen zwei Häkchen der oberen Reihe findet. Beide Reihen besitzen sonach gleich viel — und zwar jede über 100 — Häkchen. Die Rostellarhäkchen weichen wie gewöhnlich in der Gestalt stark von den Saugnapfhäkchen ab; sie ähneln sehr den Rostellarhäkchen von Davainea tanricollis Zschokke, die Buhrmann!(Pl. IV, Fig. 3) abbildet. 1 O. Fuhrmann, Beitrag zur Kenntnis der Vogeltaenien. II. Über das Subgenus Davainea. Revue Suisse de zoologie, Tome IV, Fasc. I, 1896. 966 B. Klaptocz, Der über die Kutikula hervorstehende Teil der Rostellar- häkchen ist kürzer, derber und stärker gekrümmt als der ent- sprechende Teil der Saugnapfhäkchen; dagegen ist die hier ebenfalls zweiteilige Wurzel viel länger als bei den Häkchen der Saugnäpfe, namentlich der Teil der Wurzel, welcher parallel zur Längsachse des Skolex steht. Je nach dem Kontraktionszustande treten die Saugnäpfe an verschiedenen Exemplaren verschieden stark hervor; immer heben sich ihre Ränder deutlich ab. An einem Exemplare sind die Saugnäpfe sogar beinahe kurz gestielt (Fig. 1). Hinter den Saugnäpfen folgt ein Körperstück von etwa O'2 mm Länge, an dem eine Gliederung nicht erkennbar ist; dann aber tritt die Gliederung auf einmal scharf hervor. Die ersten Proglottiden sind bedeutend breiter als lang; weiterhin nimmt die Breite der Glieder langsam, ihre Länge rascher zu. Die Proglottiden erlangen die Gestalt kurzer Glocken; der vorderste Teil einer Proglottis wird vom Hinterrande der vorhergehenden überdeckt. Da sonach die einzelnen Proglot- tiden an ihrem Vorderende bedeutend schmäler sind als an ihrem Hinterende, so erscheint der Kettenrand gesägt. Weiter nach hinten wird die Länge der Proglottiden oft größer als ihre Breite; Proglottiden von solcher Gestalt ent- halten indes meist schon ziemlich reife Eikapseln. Die End- proglottis ist bedeutend kleiner als die unmittelbar vorher- gehenden Proglottiden, hinten abgerundet und nicht steril. Die Proglottidenbreite beträgt in der Regel weniger als 1 mm, im Maximum jedoch 1'13 mm, die größte Proglottidenlänge 0:6 mm. Auch bei dieser Art variieren übrigens die einzelnen Ketten in Bezug auf die Gestalt ihrer Proglottiden beträchtlich. eine unter denselben weist bereits in geringer Entfernung vom Skolex schmale Proglottiden auf, bei denen die Länge be- deutend größer ist als die Breite. In Proglottiden, die 5 bis 6 mm vom Skolexscheitel ent- fernt sind, lassen sich die ersten Anzeichen von Genitalorganen, wenn auch noch sehr undeutlich, erkennen. : Die unimarginalen Genitalpori liegen etwa am Be des vordersten Drittels des Proglottidenrandes, bald hinter dem Cestoden aus Numzida ptilorhyncha Lebt. 967 Hinterrande der vorhergehenden Proglottis, der den Anfangsteil des betreffenden Gliedes überdeckt. Was die Muskulatur anbelangt, so bietet die Haut- muskulatur bei der vorliegenden Art nichts Besonderes. Die ganze Proglottis ist vor Bildung der Eikapseln mit dichtem Parenchym erfüllt; in ihm verläuft die Parenchymmuskulatur. Unter diesen Muskeln sind die längs verlaufenden die zahl- reichsten und auch die kräftigsten; besonders die nach innen der Markschicht zu gelegenen Fasern sind sehr kräftig. Diese längs verlaufenden Muskeln, die eine wenig deutliche An- ordnung in Bündel aufweisen, bilden einen lockeren Muskel- schlauch, der nur vom Atrium genitale durchbrochen wird. Ziemlich zahlreiche, wenn auch nicht starke und nicht genau im Sinne der Kettenachse verlaufende Längsmuskelfasern finden sich auch außerhalb des Längsmuskelschlauches in dem den Anfangsteil der folgenden Proglottis überragenden Hinter- rand eines Gliedes (Fig. 4); ein Teil dieser Fasern — und zwar die schwächeren, dem Hinterrand der Proglottis mehr ge- näherten — scheint selbständige Muskeln darzustellen, ein anderer Teil dagegen — die weiter vorn gelegenen, sich gabelnden Fasern — scheint bloß die in der Kutikula sich inserierenden Enden jener Muskeln darzustellen, welche den Längsmuskelschlauch zusammensetzen. Die dorsoventral und die transversal verlaufenden Fasern sind, besonders die letzteren, bedeutend weniger zahlreich und auch schwächer als die längs verlaufenden. Die Transversal- muskeln sind beinahe ganz auf die Grenzen der Markschicht beschränkt. | Sämtliche Genitalorgane sind in das die Markschicht er- füllende Parenchym eingebettet. In der Markschicht verlaufen auch die Exkretionsstämme: zwei größere ventrale, die in der Regel bis über 30 u im Durch- messer halten und am Hinterende jeder Proglottis durch einen zur Kettenachse querstehenden Kanal miteinander kommuni- zieren — diese Kommunikationen sind noch weitlumiger als die ventralen Gefäße — und zwei engere, dorsale, weiter nach innen der Medianebene zu gelegene Exkretionsstämme, deren Lumen im Durchmesser bloß 5 bis 7 u mißt. 968 B. Klaptocz, Die Größe der ventralen Gefäße wechselt übrigens sehr; stellenweise beträgt ihr Durchmesser über 50» und füllt in dorsoventraler Richtung den Markraum gänzlich aus; andrer- seits wird wiederum das Ventralgefäß der Atrialseite dort, wo es unter dem Cirrusbeutel — d.h. also, ventral von diesem — verläuft, meist ziemlich eng. Die englumigen dorsalen Gefäße erweisen sich hingegen in Bezug auf den Durchmesser ihres Lumens viel konstanter; dies hängt wohl damit zusammen, daß sie eine verhältnismäßig dicke, stark sich tingierende, mit zahlreichen Zellen bedeckte Wand — wie dies übrigens schon von Fuhrmann! bei anderen Davainea-Arten beschrieben wurde — besitzen, während den ventralen Gefäßen Wandungen von solcher Beschaffenheit mangeln. Die Exkretionsstämme, namentlich die dorsalen, beschreiben in jeder Proglottis einen Bogen, indem sie am Vorder- und Hinterende jeder Proglottis der Medianebene am meisten ge- nähert sind; an Flächenschnitten durch mehrere Proglottiden erscheinen sie daher wellenförmig geschlängelt; die dorsalen Gefäße sind dies übrigens auch in dorsoventraler Richtung. Am Hinterende der Endproglottis liegt eine Exkretions- blase, die hinten nach außen mündet; in sie münden die ventralen Gefäße; ob auch die dorsalen Gefäße zu ihr in Be- ziehung treten, konnte ich leider nicht nachweisen. | Die dorsalen Gefäße kommunizieren während ihres Ver- laufes in der Proglottis weder untereinander noch mit den ventralen Gefäßen. Ein sonderbares Verhältnis bietet die letzte Proglottis einer der vorliegenden Ketten dar, die infolge des Umstandes, daß sie kein abgerundetes, sondern ein breites, hinten hohles Ende besitzt, sowie auch wegen der im folgenden dargelegten Um- stände kaum als Endproglottis angesprochen werden kann (Fig. 5). In dieser Proglottis findet sich, wie es ja auch sonst der Fall ist, ein breites Gefäß, das, unmittelbar vor dem Hinter- rande der Proglottis gelegen und parallel zu demselben ver- laufend, die beiden ventralen Exkretionsstämme verbindet. Nach hinten und außen Öffnet es sich durch zwei Kanäle, deren Lumen mit einer dicken Kutikula bekleidet ist, ebenso wie 10.Fuhrmann, a. obena. O. en D Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. 96 auch das ganze Hinterende der Proglottis eine gleiche Kutikula aufweist. Diese Kutikula scheint sich vom übrigen Integument (der Proglottis in nichts zu unterscheiden, obwohl sie jedenfalls eine verhältnismäßig junge Bildung darstellt, die erst, nachdem eine oder einige Proglottiden sich ablösten, zu stande gekommen sein kann. In dieser Proglottis nun scheinen — mit voller Sicherheit kann ich das nicht behaupten — auch die dorsalen Exkretionsstämme in das transversale Gefäß zu münden, und zwar gerade gegenüber den beiden nach außen mündenden kurzen Kanälen. Die beiden kräftigen Nervenstämme, welche etwa 12 p im Durchmesser messen, liegen außerhalb der ventralen Ex- kretionsgefäße, aber noch inrerhalb des Markparenchyms. Das Atrium genitale befindet sich, wie bereits erwähnt, ungefähr am Ende des vordersten Drittels einer Proglottiden- Senersderinor Sihmsreelesene Mheiliider"betrefienden! Broglottis wird noch vom glockenförmig nach hinten gerichteten Rand der vorhergehenden Proglottis überdeckt. Das Atrium genitale (Fig. 6 bis 9) ist hier ein normal zur Längsachse der Proglottis stehender enger Kanal, an dessen Innenende eine weitlumige Erweiterung sich findet. Während der kanalartige Teil des Atrium genitale von einer so dicken Kutikula — der Fort- setzung des Proglottideniniegumentes — ausgekleidet wird, daß sein Lumen stellenweise auf enge Lücken beschränkt ist, sind die Wandungen der blasenförmigen Erweiterung an seinem Innenende nur schwach. Diese Erweiterung liegt einer- seits ventral vom Innenende des kanalartigen Teiles des Atrium genitale, andrerseits hinter demselben; sie gehört ebenso wie der in sie mündende gedrungen-eiförmige Cirrusbeutel — dessen Achse von der Verlängerung der Achse des kanal- arügen Teiles des Atrium genitale nur etwas nach vorn und etwas deutlicher nach der Dorsalseite abweicht — der Mark- schicht an. Erwähnt sei noch, daß der kanalartige Teil des Atrium genitale von kräftigen Ringmuskeln umgeben ist, die zweifellos von den Ringmuskeln der Haut abzuleiten sind, denen sie ja auch in Bezug auf die Lage zur Kutikula ent- sprechen; sie sind indes kräftiger als die homologen Haut- muskeln (Fig. 8). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 67 970 B. Klaptocz, Der Cirrusbeutel, dessen Wandungen außerordentlich — bis über 10 w — dick sind, enthält den in einigen Schlingen zusammengelegten Cirrus. Am inneren der Medianebene der Proglottis zugekehrten Ende des Cirrusbeutels wird dessen Wand vom Vas deferens durchsetzt, das, zahlreiche Schlingen bildend, im vorderen Teile der Proglottis gelegen ist; es zieht zur Medianlinie der Proglottis und löst sich hier in die Vasa efferentia auf. Die rundlichen Hodenbläschen liegen etwas dorsal; ihre Zahl steigt über 20. Etwa drei Viertel von ihnen gehören der der Atrialseite abgekehrten Proglottidenhälfte an, während das restliche Viertel in der Hälfte der Prosglottis, welcher das Atrium genitale angehört und hier hinter den Schlingen des als Receptaculum seminis fungierenden Ab- schnittes der Vagina gelegen, also auf die hinteren Partien der Proglottis beschränkt ist. Die Maße der männlichen Genitalorgane betragen un- gefähr: | Cirrusbeutellange... „2 0... 0.2.2200 un 22. 100 u, Cirrusbeuteldurcehmesser ..... 2.0000... om Länge des Kanalartigen Teiles des Atrium genitate 70 bis 80 w, FHodenbläschendurchmesser „._ _......... 2 vers 40 u. Der Cirrus, dessen äußerster Teil mit spitzen Papillen be- setzt zu sein scheint (Fig. 6) — es ist jedoch auch möglich, daß diese Erscheinung durch Schrumpfung bedingt wird — weist einen Durchmesser von etwa 30 u auf. Er wird nur in geringer Länge aus dem Cirrusbeutel aus- gestülpt, und zwar nicht in gerader Richtung durch den kanal- artigen Teil des Atrium genitale — das enge Lumen desselben würde dies auch gar nicht erlauben — sondern nach hinten und ventral in die blasenförmige Erweiterung am Innenende des kanalartigen Teiles des Atrium genitale, die auch meist mit Spermatozoen erfüllt erscheint. Die Vagina mündet am Innenende des kanalartigen Teiles des Atrium genitale von hinten in diesen, und zwar mittels einer sehr feinen Öffnung, so daß ich die Mündung selbst an den allerdings ziemlich — 7 bis 10 — dicken Schnitten wegen der starken Wandungen der Vagina wie auch namentlich Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. 97] der des betreffenden Teiles des Atrium genitale nicht sehen konnte. Aus dieser Organisation des Atrium genitale geht wohl zur Genüge hervor, daß bei diesem Tiere Selbstbefruchtung nicht nur das normale, sondern auch das einzig mög- liche ist. Der kanalartige Teil des Atrium genitale, dessen enges Lumen den Durchtritt des weit dickeren Cirrus nicht gestattet, ist hier wohl nichts weiter als ein dem ursprünglichen Zwecke entzogenes Überbleibsel einer älteren Organisation, ein rudi- mentäres Organ. Der jetzt aktive Rest des Atrium genitale ist die weitlumige Blase; in sie gibt der Cirrus das Sperma ab, das dann von der Vagina aufgenommen wird. Daß jene blasenförmige Erweiterung tatsächlich ein selb- ständiger Teil des Genitalatriums und nicht etwa eine durch den vielleicht mit papillenartigen Gebilden besetzten Cirrus im Parenchym hervorgebrachte Lücke ist, geht sowohl daraus hervor, daß ihr Lumen bedeutend größer ist als der Cirrus, wie auch daraus, daß sie eine eigene Wandung besitzt. Diese Davainea-Art weist sonach in Bezug auf die Befruchtungs- verhältnisse eine Analogie zur Anoplocephalidengattung Aporina Fuhrmann! auf, wenn sie natürlich auch noch eine weit weniger vorgeschrittene Entwicklungsstufe darstellt. Der Anfangsteil der Vagina ist ziemlich dickwandig und, von ihrer engen Einmündung in den kanalartigen Teil des Atrium genitale etwas entfernt, auch weitlumig; ihr Lumen beträgt nämlich in diesem Teile ungefähr 10 u, die Stärke ihrer Wände 2:5 1; dann folgt eine plötzliche Verengung zu einem Kanal von etwa 51 Durchmesser, wovon indes nur der ge- ringste Teil auf das Lumen entfällt. Dieses enge Stück ist sehr kurz; es findet nun wieder eine plötzliche Erweiterung statt in einen sehr dünnwandigen Teil von 20 x» und mehr Durch- messer. Dieser mit Sperma meist dicht erfüllte Teil der Vagina fungiert als Receptaculum seminis; er übertrifft die übrigen Teile der Vagina vielfach an Länge und zieht, stark dorso- 1 O0. Fuhrmann, Die Anoplocephaliden der Vögel. Zentralblatt für Bakteriologie, XXXI. Bd., 1902. 67% 972 B. Klaptocz, ventral sich schlängelnd, hinter dem Vas deferens der Proglot- tidenmitte zu. Ein dem eben geschilderten sehr ähnlicher Bau der Vagina ist durch Fuhrmann schon von einer Reihe anderer Cestoden, darunterauch von Davainea-Arten, bekanntgeworden. Nach einer abermaligen Verengung vereinigt sich die Vagina mit dem Keimleiter, dem Ausführungsgange des Keim- stockes, läuft dann noch etwas nach hinten — in der Richtung zum Hinterrande der Proglottis also — und nimmt hier den einfachen Ausführungsgang des ziemlich kompakten Dotter- stockes auf, der von den weiblichen Genitalorganen das am meisten dem Hinterrande der Proglottis genäherte ist. Un- mittelbar nach dieser Vereinigung bildet der weibliche Gang eine etwa 10 w im Durchmesser haltende, sehr stark dorsal ge- legene Erweiterung, die von den Schalendrüsenzellen umgeben zu sein scheint, und setzt sich dann in den Uterusgang fort, der nach vorne verläuft. Dieser Zusammenhang der weiblichen Genitalorgane ist wegen seiner Komplikation sehr schwer zu verfolgen. Die weiblichen Genitalorgane werden später ebenso wie auch die männlichen durch die sich entwickelnden Eikapseln an die dorsale Wand des Längsmuskelschlauches gepreßt; die Pro- glottiden werden dadurch so aufgewölbt, wie dies auf Fig. 10 zu sehen ist. Während die Eier eine Zeitlang frei im Parenchym der Proglottis zu liegen scheinen, gestalten sich die Verhältnisse später folgendermaßen: In einer Proglottis finden sich 12 bis 25 ım Flächenschnitt kreisrunde bis polygonale Eikapseln, die sich anscheinend durchwegs vom ventralen Teil des Hautmuskel- schlauches bis zum dorsalen Teil desselben erstrecken; in dieser Richtung, der dorsoventralen also, erreichen die ein- zelnen Eikapseln ihre größte Dimension. Die kompakte Waänd, die eine Eikapsel anfänglich (Fig. 11) besitzt, weist eine Dicke von durchschnittlich 151 auf; in ihr finden sich viele mit Eisenhämatoxylin intensiv sich schwärzende Körperchen von unregelmäßiger Begrenzung — jedenfalls Zellkerne mit Plasma- resten — von denen ebenfalls sich färbende Fasern ausgehen, die sich verzweigen und untereinander in Beziehung treten. Die Zwischenräume erscheinen von einer homogenen Substanz, Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. 978 die sich mit Eisenhämatoxylin nur wenig tingiert, erfüllt zu. sein. Diese Wandschicht der Eikapseln wird später zu einem großmaschigen Parenchym. Nach innen von dieser Wand- renemutiolet eine undeutlich gefaserte Schicht, die sich durch großen Reichtum an kreisrunden Körnern von verschiedener Größe auszeichnet, welche meist ein mehr minder intensiv sich färbendes, ebenfalls kreisrundes Zentrum erkennen lassen. In diesem Gewebe verlaufen, hauptsächlich in dorsoventraler Richtung, die Hohlräume, in denen die großen, ziemlich dick- schaligen Eier liegen (Fig. 11); diese erreichen eine Länge von etwa 90 u. Aus der Organisation dieser Art geht hervor, daß sie der Gattung Davainea zuzuzählen ist, aber die Aufstellung einer neuen Art erfordert. Die sonderbaren Verhältnisse, die sie in Bezug auf das Atrium genitale aufweist, können lediglich als spezifische Eigentümlichkeiten aufgefaßt werden; daß sie ver- hältnismäßig junge Erwerbungen sind, wird dadurch wahr- scheinlich gemacht, daß die Wände des Cirrusbeutels noch so kräftig sind, obwohl dies unter den gegenwärtigen Umständen kaum mehr nötig ist. 974 B. Klaptocz, Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. Tafelerklärung. Davainea Pintneri nov. spec. Wiederkehrende Bezeichnungen: A. g. — Atrium genitale. E. v. = Ventrale Exkretionsstämme. 6. —Cirtos. R. = Rostellum. Cb. = Cirrusbeutel. V. = Vagina. E.d. == Dorsale Exkretionsstämme. Fig. 1. Skolex in natürlicher Form; Exemplar mit besonders stark hervor- tretenden Saugnäpfen. Vergr. zirka 65. Fig. 2. Skolex gepreßt. Vergr. zirka 130. Die Häkchen sind hier ebenso wie in Fig. 1 bloß schematisch gezeichnet. Fig. 2 a. Isoliertes Saugnapfhäkchen; durchschnittliche Gestalt. Fig. 3. Skolexquerschnitt (etwas schief). Vergr. zirka 180. E. —= Exkretions- gefäße. Fig. 4. Seitlicher Teil eines Flächenschnittes durch eine Proglottis, um die Anordnung der Längsmuskulatur zu zeigen. Vergr. zirka 130. L. m. — Äußerste Fasern des Längsmuskelschlauches. Fig. 5. Flächenschnitt durch eine falsche Endproglottis. Einige Genitalorgane sind eingezeichnet, um ihre Lage zu zeigen. Vergr. zirka 695. V-a.—Nascdeferens. D.—- Dotterstock. V. e. = Vasa efferentia. E. c. —= Kommunikation der Ventralgefäße. Fig. 6 und 7. Aufeinanderfolgende Sagittalschnitte, welche die Art und Weise, wie sich der Cirrus ausstülpt, darstellen. Der blasenartige Teil des Atrium genitale mit Spermatozoen erfüllt. Vergr. zirka 130. Fig. 8 und 9. Aufeinanderfolgende Flächenschnitte, welche dasselbe zeigen. Vergr. zirka 200. Fig. 10. Querschnitt durch eine Proglottis, die durch die Entwicklung der Ei- kapseln dorsoventral aufgewölbt ist. Vergr. zirka 100. XI ist diejenige Eikapsel, welche in Fig. 11 stärker (170 mal) vergrößert dargestellt ist. Zi —= Eier, geschrumpft und angeschnitten. r ith.Anstv.Th BannwarthNien: — Autor del. Lith Anstv.Th annwarth, Sitzungsberichte d.kais. Akad.d.Wiss., math-naturw.Klasse, Bd.CXV. Abth.T. 1906. I) SI Qu Studien über das Anthokyan (I. Mitteilung) von Dr. Viktor Grafe. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1906.) Seitdem Ch. Marquart! die roten und blauen Farbstoffe in Blüten und Blättern, welche durch Säuren rot, durch Alkalien blau und schließlich grün gefärbt werden, als »Anthokyan« bezeichnet hatte, ist man daran gewöhnt, die genannten Farb- stoffe bloß auf das Kriterium dieses Farbenumschlages hin als identisch zu betrachten, ohne auf ihre sonstige Individualität Rücksicht zunehmen. So ist das» Anthokyan« mit der Zeit fast ein Individualbegriff geworden, statt ein Klassenbegriff zu sein. Unter den ersten äußerte sich schon Wiesner? dahin, daß im Antho- kyan schwerlich ein chemisches Individuum vorliege, »dem sowohl das Rot der Fuchsia als jenes der Portulaca unterzu- ordnen sei«. Weigert? klassifiziert die Farbstoffe der Antho- kyangruppe nach ihrem Verhalten zu basischem Bleiacetat, Säuren und Basen. Er unterscheidet danach eine »Weinrot«- gruppe, deren Farbstoffe mit basischem Bleiacetat blaugraue i Ch. Marquart, Farben der Blüten (1835); nach Czapek, Biochemie der Pflanzen, 1. 2 Wiesner, Einige Beobachtungen über Gerb- und Farbstoffe der Blumen- blätter. Bot. Zeitg. (1862), 20, p. 392. 3 Weigert, Beiträge z. Chemie der roten Pflanzenfarbstoffe. Jahresber. 1894,95 der k. k. önolog. und pomolog. Lehranstalt Klosterneuburg. 976 Verter aifey bis blaugrüne Niederschläge liefern, mit konzentrierter Salz- säure sich hellrot färben und einen Niederschlag geben, bei Zusatz von Alkali endlich genau am Neutralitätspunkte über Blau in Grün umschlagen. Die Farbstoffe der »Rübenrot«gruppe geben mit basischem Bleiacetat rote Niederschläge, Salzsäure färbt violett, ebenso aber auch Ammoniak, Kalilauge dagegen gelb. Da die folgenden Untersuchungen sich hauptsächlich auf den Malvenfarbstoff beziehen, welcher im großen ganzen der »Weinrot«gruppe zuzurechnen ist, soll über das »Rübenrot« vorläufig nichts gesagt werden. Diese scharfe Trennung der Pigmente der Anthokyangruppe ist jedoch nicht konsequent durchführbar. Auf diesen Umstand macht Molisch! in einer hochinteressanten Arbeit aufmerksam, indem beispielsweise der Farbstoff von Dianthus Caryophyllus in keine der beiden Gruppen seinen Reaktionen nach streng einzureihen ist. Dieser Beobachtung kann ich vorausgreifend die Tatsache anschließen, daß auch der Malvenfarbstoff mit konzentrierter Salzsäure nicht heller rote, sondern dunkelrote Färbungen liefert, daß diese Farbe beim Versetzen mit Ätzkali oder Ätznatron in Dunkelblau und bei einem geringen Überschuß schnell in Grün übergeht. Mit Ammoniak hingegen entsteht sofort die grüne Farbe. Dieser Farbenumschlag erfolgt jedoch nicht genau am Neutralitäts- punkt, sondern es ist noch die rotviolette Farbe erhalten, wenn die Lösung gegen Lackmustinktur bereits deutlich alkalisch reagiert, so daß also der Malvenfarbstoff wenigstens als Indi- kator nicht so brauchbar ist wie Lackmus. Die Farbe des Blei- acetatniederschlages ist verschieden, je nachdem man mit neu- tralem oder basischem Bleiacetat fällt, blau mit neutralem, grünlichblau mit basischem Bleiacetat. Czapek®? nimmt an, daß die blaue Farbe den einwertigen, die grüne Färbung den zweiwertigen Ionen der Farbstoffsäure zukommt, während die nicht dissoziierten Moleküle der freien Säure rote Farbe besitzen. Wiesner’ sprach die Anschauung aus, daß die Anwesenheit von Gerbstoffen die grüne Färbung von Anthokyanlösungen 1 H. Molisch, Über amorphes und kristallisiertes Anthokyan. Bolt. Zeitg., 1905, H. VII/VIIL, p. 159. 2 Biochemie der Pflanzen, I, 472. 3 Wiesner.l.c. r x v Bu Studien über das Anthokyan. 977 mit Alkalien bedinge, eine Anschauung, welche durch die Overton’schen! Arbeiten, nach welchen die Anthokyane glyko- sidartige Gerbstoffverbindungen darstellen, gestützt wird. Diese Hypothese scheint mir aber trotzdem nicht völlig stichhältig zu sein, weil, abgesehen von den schon erwähnten Reaktionen mit Bleiacetat, die Möglichkeit der Darstellung einer reinblauen Alkaliverbindung vorliegt, welche später beschrieben wird, weil ferner nach völliger Hydrolyse des Farbstoffglykosids mit verdünnter Schwefelsäure, wenn Fehling’sche Lösung keinen Niederschlag mehr gibt, trotzdem dieselben Farbenreaktionen wie vorher auftreten und weil der Niederschlag mit Eisen- chlorid, welcher allerdings auch in Lösungen des Malvenfarb- stoffes auftritt, noch kein hinlängliches Kriterium für Gerbstoff abgibt, sondern auch auf Rechnung von aromatischen Kom- plexen, die sich im Anthokyan nachweisen lassen, fallen kann. Coffein und Antipyrinlösungen, diese Niederschlagsreagenzien für Gerbstoffe, erzeugen übrigens in den Auszügen des Malven- farbstoffes keinen Niederschlag. Im übrigen weist Wiesner? darauf hin, daß nicht nur Gerbstoffe, sondern auch andere Sub- stanzen die gelbe Nebenfärbung und infolgedessen mit dem reinen Blau des alkalischen Anthokyans die Mischfarbe Grün geben können. Nun ist wohl zweifellos, daß sich in jeder Pflanzenzelle Substanzen finden, die sich mit Alkalien gelb inben? Wiesner stützt sich "dabei auf die Beobachtung, ’daß sich anthokyanführende Zellen mit einer Spur Alkali blau färben, daß aber bei einem kleinen Überschuß an Alkali die grüne Färbung auftritt, indem dann die sich mit Alkali gelb färbenden Zellinhaltsstoffe die Farbe in der angegebenen Weise zu modifizieren beginnen. In besonders ausgezeichneter Weise zeigen dieses Verhalten rote Blüten von Pflanzen, die auch rein weiße Varietäten aufweisen, z. B. die Schafgarbe. Während die weißen Blüten mit Alkalien gelb werden, färben sich die roten mit Alkali grün. Wiesner faßt dann folgerichtig diese Grün- färbung als Mischfarbe aus Blau und Gelb auf und es ist wohl zweifellos, daß der grüne Farbenton des Anthokyans in der 1 Overton, Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. XXXII (1899). 2 Anatomie u. Physiologie der Pflanzen. Wien 1898, p. 63. 978 V. Griafe, Pflanzenzelle durch andere Zellinhaltsstoffe, die sich mit Alka- lien gelb färben, modifiziert werden kann. Mit Ammoniak tritt, wie erwähnt, sofort grüne Färbung, respektive Fällung ein. Wurde aber der neutrale alkoholische Auszug vorher mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure angesäuert und dann ein Überschuß von wässerigem Ammoniak hinzugefügt, so zeigt die Flüssigkeit beim Schütteln an der Eprouvettenwand und in der Aufsicht grüne Färbung, erscheint aber in der Durchsicht durchaus dunkelrot. Eisenchlorid erzeugt in der neutralen alkoholischen Auflösung des Farbstoffes blau- violette Fällung, ebenso in schwach sauren Lösungen. Ein Überschuß der Säure löst den Niederschlag mit hellroter Farbe. Nach längerem Kochen mit verdünnten Säuren geben die Farb- stofflösungen keinen Niederschlag mit Eisenchlorid, mit Alka- lien allerdings momentane grüne Fällungen, die aber, ent- sprechend dem abgespaltenen Zucker, sehr bald in schmutzig- braune Niederschläge übergehen. In der vorhin zitierten Arbeit berichtet Molisch über das Vorkommen von amorphem und kristallisiertem Anthokyan in der lebenden Zelle. Diese inter- essante Arbeit bewog mich, der Frage nach der chemischen Beschaffenheit des Blütenfarbstoffes näherzutreten. Es gelingt vor allem schwer, ein entsprechendes Ausgangsmaterial zu ge- winnen, da die verschiedensten Inhaltskörper der Zelle in die Extrakte mit übergehen und eine Reindarstellung des Farb- stoffes illusorisch machen. Die ersten Versuche stellte ich mit Brassica oleracea (Rotkraut) an. Die noch zum Kopf zusammen- schließenden, fast chlorophylifreien, stark anthokyanhaltigen Blätter wurden zerrieben und mit Äther ausgekocht. Dann wurden sie im Extraktionsapparat drei Stunden mit destillier- tem Wasser behandelt. Die rotviolette Lösung wurde am Wasserbad konzentriert, mit gesättigter Bleiacetatlösung ver- setzt, der voluminöse grünlichblaue Niederschlag abgesogen, wiederholt mit Wasser und schließlich mit Alkohol gewaschen, in Wasser aufgeschlemmt, gekocht, mit einigen Tropfen Salz- säure angesäuert und heiß durch Einleiten von Schwefel- wasserstolf zerlegt. Das Filtrat, vom Schwefelblei zur Trockene abgedampft, wurde mit Alkohol aufgenommen und im Vakuum längere Zeit stehen gelassen. Die Rückstände hatten stets Studien über das Anthokyan. 979 amorphen Charakter. Als bemerkenswert sei noch erwähnt, daß die Rotkrautblätter, mit heißer schwefeliger Säure im Ex- traktor behandelt, sich sehr schnell entfärbten, daß aber die rote Farbe beim Erkalten wieder zum Vorschein kam. Selbst wieder- holte Fällung mit Bleiacetat und nachfolgendes Zerlegen mit Schwefelwasserstoff gestattet nicht, den Farbstoff in Kristallen zu gewinnen. Das nächste Material, welches in Verwendung genommen wurde, waren die schwarzblauen Beeren von Li- gustrum vulgare. Die zerquetschten Beeren wurden zunächst mit Äther erschöpft, welcher sich dunkelgrün färbte. Es war aber keine Spur Anthokyan in den Äther gegangen, da die ent- sprechenden Reaktionen — Rötung durch Säure, Bläuung durch Alkalien — ausblieben. Die Extraktion geschah in einem eigens hiezu konstruierten Extraktor,! welcher sich namentlich zur Bewältigung größerer Mengen auch später beim Arbeiten mit Malvenblütenblättern bewährte, weshalb seine Beschreibung hier Platz finden möge. Ein 5 / fassender Kolben mit langem breitem Hals trägt am Boden (Taf. I) ein enges Röhrchen an- gesetzt, welches, am Kolbenbauch aufwärtsgehend, in eine weitere Röhre mündet, die, rechtwinkelig abgebogen, am Kolben- hals angeschmolzen ist. Das engere Röhrchen läuft in dem weiteren konzentrisch bis zu dessen Ende fort, welches sich einige Zentimeter unterhalb des Kolbenbodens befindet. Der große Kolben wird mit dem Extraktionsmaterial gefüllt und mit Rückflußkühler versehen. An das Röhrenende wird mittels eines Stöpsels ein Kolben mit der Extraktionsflüssigkeit so angesetzt, daß die Röhre niemals im Verlaufe der Extraktion in die Flüssig- keit hineinragt. Erhitzt man nun die Extraktionsflüssigkeit, so steigen deren Dämpfe durch das weitere Rohr auf, gelangen in den großen Kolben, verdichten sich und durchziehen das Ex- traktionsmaterial. Schließlich sammelt sich so viel Flüssigkeit, deren Steigen man in dem engeren Bodenröhrchen beobachten kann, im Kolben an, daß die Luft in dem Röhrchen verdrängt wird und der gesamte Flüssigkeitsinhalt des Kolbens durch auto- matische Heberwirkung in den angeheizten Kolben gelangt, worauf sich das Spiel von neuem wiederholt, so daß es möglich 1 Nach meinen Angaben von der Firma Rud. Siebert (Fritz Vog]), Wien, IX., Garnisongasse 9, konstruiert. 980 V. Grafe, wird, mit einer verhältnismäßig geringen Menge von Lösungs- mittel größere Quantitäten von Ausgangsmaterial zu extrahieren. Aus dem grünen Ätherextrakt kristallisiert nach Abdestil- lieren des Äthers eine weiße Substanz in körnigen Aggregaten, die, aus Äther umkristallisiert, feine Nadeln bildet, welche die Acroleinreaktion zeigten und sich so als Fett dokumentierten, vorläufig aber nicht weiter untersucht wurden. Die mit Äther extrahierten Beeren wurden nun auf dieselbe Weise mit Wasser ausgezogen. Es resultierte ein blauschwarzer. Extrakt, der mit einer Spur Säure intensiv rot wurde. Mit Eisenchlorid gab er keine Gerbstofireaktion, so wie auch die übrigen auf Gerbsäuren angesteliten Proben erfolglos blieben. Trotzdem zeigten sich auch hier die gewöhnlichen Alkalifärbungen. Ein Teil des Extraktes wurde am Wasserbade zur Trockene abgedampft, es hinterblieb eine braune, sehr harte Masse, welche, in wenig Wasser gelöst, mit Säuren rot, mit Alkalien aber nicht mehr blau, sondern braun wird. Ein anderer Teil wurde mit basischem Bleiacetat gefällt. Die Flüssigkeit über dem dunkelgrünen Niederschlag war völlig farblos, es war also der gesamte Farb- stoff gefällt worden. Die Bleifällung wurde mit Wasser bis zum Verschwinden der Bleireaktion gewaschen, dann in ge- wohnter Weise mit H,S zerlegt, das Filtrat vom Schwefelblei- niederschlag am Wasserbad eingedampft. Auch hier zeigte sich dieselbe Erscheinung wie früher. Selbst die wässerige Lösung des Farbstoffes bei Extraktion der Beeren wies dieselbe Emp- findlichkeit auf, die sich nach längerer Kochdauer durch Aus- bleiben der Aikalireaktion dokumentierte. Es ist das eine sehr charakteristische Verschiedenheit von dem Anthokyan des Rot- krauts, welches gegen Wasserbadwärme völlig unempfindlich ist. Ein dritter Teil des Extraktes wurde, in offenen Kristallisier- schalen angesäuert, längere Zeit stehen gelassen, wobei eine sirupöse Masse resultierte, die, mit wenig Wasser aufgenommen, über gereinigte Tierkohle filtriert wurde. Die Tierkohle nimmt den Farbstoff völlig auf, so daß das abtropfende Filtrat farblos erscheint. Die Masse läßt sich mit Alkohol waschen und der Farbstoff mit Wasserdampf extrahieren. Der Rückstand, welcher nach langsamem Abdunsten der Lösung resultiert, stellt eine glänzend schwarze kristallinische Masse dar, welche sich mit Studien über das Anthokyan. 981 Leichtigkeit in Wasser mit karmoisinroter Farbe löst, in Alkohol aber vollkommen unlöslich ist. Die Elementaranalysen dieser Substanz ergaben trotz weiterer Reinigungsversuche keine über- einstimmenden Resultate, weshalb die Arbeit mit Ligustrum vorläufig beiseite gestellt wurde. Ein Versuch mit Rosenblättern verlief ebenfalls resultatlos, da die große Menge von Gerbstoff und Zucker hier die Herstellung des analysenreinen Farbstoffes außerordentlich erschwerte. Der wässerige oder besser alko- holische Extrakt aus Rosenblättern erschien fast farblos und wurde durch eine Spur Säure karmoisinrot. Ein geeigneteres Material für die Reindarstellung des Farb- stoffes bilden die Blüten der Malve (Althaea rosea), deren sich schon früher R. Glan! zu demselben Zwecke bedient hatte. Die getrockneten schwarzen Blüten, welche im Handel erhält- lich sind, wurden von Kelch und Staubgefäßen befreit und zunächst im Extraktor einer erschöpfenden Behandlung mit wasserfreiem Äther unterzogen, dann zur Vertreibung des Äthers bei 50° getrocknet und hierauf einer Extraktion mit absolutem Alkohol ausgesetzt. Unter dem Mikroskop lassen die dunkel gefärbten Blätter zunächst nichts erkennen. Nach Be- handlung mit Essigsäure am Objektträger diffundiert wohl der Farbstoff zum Teile aus der Zelle heraus, aber weder die exos- mierten Farbstofipartikelchen noch auch die in der Zelle zu- rückgebliebenen lassen kristallisierte Struktur erkennen. Wenn im folgendem vom »Anthokyan« die Rede ist, so bezieht sich alles Gesagte zunächst nur auf den Malvenfarbstoff, denn ich möchte, wiewohl sich enge Beziehungen zwischen diesem und dem von Heise untersuchten Heidelbeer- und Weinfarbstoff herausgestellt haben, doch vorläufig noch an der individuellen Verschiedenheit der verschiedenen »Anthokyane« festhalten. Im Verlaufe zahlreicher Vorversuche wurde zunächst fest- gestellt, daß eine Extraktion der Blüten mit Wasser oder ver- dünnten Säuren untunlich ist, da bei dieser Operation so viel Schleim mit in den Extrakt gelangt, daß an eine Reindarstellung des Farbstoffes nicht gedacht werden kann. Bei dem Versuche, 1 Über den Farbstoff der schwarzen Malve. Inauguraldissert., Erlangen 1892. 932 V.Grafe, einen solchen schleimhaltigen Extrakt, welcher vor allem nicht filtrierbar ist, durch Kochen mit Alkalien oder Säuren zu hydro- lysieren und den gebildeten Zucker mit Phenylhydrazin zu ent- fernen, machte ich die Erfahrung, daß auch der Farbstoff dabei zerstört werde, jedenfalls traten die charakteristischen Antho- kyanreaktionen nicht mehr ein. Ein Niederschlagen des Schleimes mit Alkohol mißlang, weil auch der Farbstoff dabei niedergeschlagen wurde, ebenso verlief ein Aussalzversuch mittels Ammoniumsulfats, respektive Kochsalz resultatlos. Das einzige Verfahren, welches gestattet, den Farbstoff von schleimi- gen Verunreinigungen frei zu erhalten, ist eben die Extraktion mit absolutem Alkohol. Allerdings gewinnt man dabei nur ziem- lich schwach gefärbte Auszüge und die Ausbeute ist eine höchst unbefriedigende. Die Kochdauer beträgt bei jeder Partie etwa 10 Stunden. Die so extrahierten Blätter wurden zur Vergrößerung der Ausbeute in der Regel noch im gewöhnlichen Kolben am Rückfluß ausgekocht. Dabei konnte man an den Kolbenwänden den Farbstoff sich in dünnen Bändern in fester Form rein blau als Kali-, respektive Natronsalz absetzen sehen, da die Lösung beim langen Kochen offenbar eine Spur des Alkalis aus dem Glase aufgenommen hatte oder das Kalisalz direkt aus den Blüten, welche ja nach Glan starken Kaligehalt aufweisen, extrahiert worden war. Der rotviolette Extrakt nahm mit Säuren intensiv rotviolette Farbe an, wird mit Alkalien blau bis blau- grün. Eisenchlorid fällt blauviolette Flocken aus der Lösung. Fehling’sche Lösung reduziert sofort beim Erwärmen. Zur Her- stellung des wasserfreien Alkohols wurde der 96prozentige Alkohol mit einer größeren Menge entölten metallischen ge- raspelten Calciums beschickt, welches sich, abgesehen von dessen neuerdings verhältnismäßig billigem Preis, als Ent- wässerungsmittel sehr bewährt hat. Der so behandelte Alkohol erwies sich ohne nachfolgende Destillation für meine Zwecke brauchbar und wurde immer mit einem Stückchen durch Sublimat aktivierten Aluminiumblechs geprüft, welches durch die aufsteigenden Gasblasen schon kleine Mengen Wassers anzeigt. Von dem so hergestellten Auszug wurde der Alkohol zum großen Teil abdestilliert, der Rest mit dem gleichen Volumen Studien über das Anthokyan. 983 Wasser versetzt und mit basischem Bleiacetat als grüner Nieder- schlag gefällt, der durch Dekantieren von der farblosen Lösung getrennt wurde. Nachdem er durch Aufgießen von Wasser und wiederholtes Abdekantieren gereinigt worden war, wurde er mit Alkohol nachgewaschen und der Alkohol durch Digerieren mit Äther entfernt. Der mit Wasser suspendierte und mit HCl angesäuerte Niederschlag ward schließlich heiß der H,S-Be- handlung unterworfen. Das vom Schwefelbleiniederschlag ge- wonnene tiefrote Filtrat wurde zur Entfernung des Schwefel- wasserstoffs gekocht und nach der Neutralisation in einer flachen Kristallisierschale unter der Vakuumglocke verdunsten gelassen. Es hinterblieb ein metallglänzendes dunkelrotes Pulver, das sich in Aceton vollständig löste und, nun in eine größere Menge Äthers eingegossen, den Farbstoff in körnigen Flittern ausfallen ließ. Dieser Niederschlag wurde über Asbest filtriert und mit absolutem Alkohol aufgenommen. Es zeigte sich, daß nur ein Teil des Farbstoffpulvers in absolutem Alkohol in der Kälte löslich war. Der zurückbleibende Teil löste sich glatt in Wasser. Die Alkohollösung wurde mit so viel Äther versetzt, bis der Farbstoff sich als brauner Niederschlag ab- schied, dieser abfiltriert und neuerdings in absolutem Alkohol gelöst. Im Vakuum erschien dieser Farbstoffteilnach Abdunsten des Lösungsmittels in winzigen kristallinischen Blättchen von tiefroter Farbe. Die Wasserlösung wurde ebenfalls im Vakuum eingedunstet, abfiltriert und mit wenig angesäuertem Wasser aufgenommen. Schließlich erhielt ich eine körnige, amorphe Masse, welche nicht zum Kristallisieren gebracht werden konnte, aber trotzdem recht gut aufeinander stimmende elementar- analytische Daten gab. Abgesehen von ihren verschiedenen Löslichkeitsverhältnissen und ihrer Konsistenz unterschieden sich die beiden Farbstoffteile durch ihr Verhalten gegen Säuren. Der alkoholunlösliche, wasserlösliche Teil gibt mit einem Tropfen konzentrierter Salzsäure eine karminrote Färbung, während die gleiche Konzentration des wasserlöslichen Anteils dunkel violettrote Farbe mit Salzsäure gibt. Gegen Alkalien zeieten. sie , Keime ausgesprochen‘, verschiedenes Verhalten, sondern die bezügliche normale »Anthokyan«reaktion. Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, daß die alkohol- 984 V. Grafe, lösliche Form im Gegensatz zur wasserlöslichen Fehling’sche Lösung nicht mehr reduziert und beim Kochen damit in Bezug auf die Farbenreaktionen zerstört wird. Der Elementaranalyse unterworfen, erwiesen sich beide Körper als stickstofffrei. Die Daten der quantitativen Analyse waren folgende: I. Alkohollöslicher Anteil: l. 02812 g Substanz gaben 0'6197 g Kohlensäure und 0:1422 g Wasser. 11. 01777 g Substanz gaben 0':3909 g Kohlensäure und --0:0908 g Wasser. In 100 Teilen: Gefunden Berechnet für IETOANORTEN, C,4H4g0g Gen 60:10 ‚59:99 60:00 Eles.us, RER 5208 DT Or 34.280542 95 94:28 II. Wasserlöslicher Anteil: 1..0:1702..8 . Substanz, ‚gaben::0:3127. 8 „Kehlensauiezazd 0:0992 8 Wasser. In 100 Teilen: Berechnet für Gefunden C59H30013 syn m RB 0-11 021 se 6:48 0,220 VRR 43°41 43'592 11. 0.2043 g Substanz gaben 0'3758 g Kohlensäure und 0:1160 g Wasser. In 100 Teilen: Gefunden Berechnet m Te ——— Oeilramsar. BOHAISA 50:21 Hivstorlsa 30 0827 Studien über das Anthokyan. 985 Die Bestimmung des Molekulargewichtes geschah, nach- dem beide Anteile sich in flüssigem Phenol als löslich (wenn auch erst beim Erwärmen) erwiesen hatten, durch die Methode der Gefrierpunktserniedrigung nach Eykmann in Phenol als Lösungsmittel: I. Alkohollöslicher Anteil: Phenol: 102388 g | Konstante: 76, entsprechend einer 2°35- Substanz: 0'2406 g prozentigen Lösung. Erniedrigung des Gefrierpunktes als Mittel aus drei Be- stimmungen: 0'659° C., entsprechend einem Molekulargewicht von Berechnet für Gefunden C,4H 160g ma m Nm mm 274 280 wodurch also die obgenannte Summenformel bestätigt er- scheint. eNassenlösiicher Anteil,'ebenso durchgeführt wie ZIUN.OM: Phenol: 112576 2» Eentsprechend, einer 2771 prozentisen Substanz; 0'3050 g Lösung. Gefrierpunktserniedrigung: 0°45° C., entsprechend einem Molekulargewicht von Berechnet für Gefunden ° C5H3004 3 nn a ———s 460 478 Die Ergebnisse der chemischen Analyse zeigen also, daß die alkohollösliche Komponente des Farbstoffes sich von der wasserlöslichen durch ein Minus von C,H,,O, unterscheidet. Man könnte bei der Entstehung des alkohollöslichen Körpers an einen Vorgang, etwa im Sinne der folgenden Gleichung Benkem 5651,05 HOCH ,O, # C,H „0, woraus 26,0, 24,502 0,==2C ‚H,.0;, Sich ergibt. Ein Bild’von einem etwa so verlaufenden Vorgang wird man sich natürlich erst machen können, bis über die Konstitution der fraglichen Körper Näheres bekannt sein wird. Tatsache ist, daß, wie schon früher erwähnt, der wasserlösliche Körper Fehling’sche Lösung Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 68 986 V. Grafe, reduziert, also mit einer Monose in Verbindung steht, der andere nicht. Wie schon früher Glan! konnte auch ich kon- statieren, daß der durch Kochen der wässerigen Lösung mit Schwefelsäure abspaltbare Zucker Dextrose sei, konnte aber auch im Einklang mit dem Genannten die Abspaltung von Furfurol bei der Hydrolyse durch das Schiffsche Reagens nachweisen. Ich möchte darauf hinweisen, daß Molisch in seiner bereits zitierten Abhandlung (p. 157) Anthokyankristalle von Pelargonium zonale und aus der Rose beschreibt, welche er durch Behandeln der betreffenden Blütenblätter mit Essig- säure oder zehnprozentiger HCl erhalten hatte und die sich als in reinem Wasser unlöslich erwiesen. Es liegt nahe, anzu- nehmen, daß durch die Säurewirkung das vermutliche Antho- kyanglucosid gespalten und in eine wasserunlösliche Modi- fikation übergegangen war. Hier möchte ich auch erwähnen, daß auch Heise? bezüg- lich des Rotweinfarbstoffes oder vielmehr des Hülsenfarbstoffes der blauen Trauben zu ähnlichen Anschauungen kam wie ich. Auch dort fand Heise zwei .differente 'rote Barbstofessdie genetisch zusammenhängen und sich durch ihre Löslichkeits- verhältnisse voneinander, wenn auch in etwas anderer Weise, als dies für das Malvenanthokyan gilt, unterscheiden. Der lös- liche Farbstoff verwandelt sich nach ihm durch Oxydation in den unlöslichen. Gautier? stellte für den Rotweinfarbstoff die Formeln C,H, oder C,,H„,0,, auf, welche vol 0m bedeutenden Wert beanspruchen können, da dieser Forscher mit einem Gemenge der beiden Farbstofikomponenten gearbeitet hat. Auch im Heidelbeerfarbstoff konnte Heise* zwei ver- schieden lösliche - Körper \ isolieren, welche die wRermeln C.H,405 respektive C „H,0, besitzen, sordaßralsozderz nie als das Glucosid des anderen erscheint. Meine weiteren Untersuchungen erstreckten sich zunächst auf die wasserlösliche Modifikation des Anthokyans, welche in größerer Quantität vorlag. I R. Glan, 1zc,,p2 12. 2 R. Heise, Arbeiten d. kais. Gesundheitsamtes, V, 618 (1889), Berlin. 3 Arm. Gautier, Comptes rend., T. 36, p. 1507; T. 114, p. 623. 4 R. Heise, Arbeiten d. kais. Gesundheitsamtes Berlin, IX, 478 (1894). Studien über das Anthokyan. 987 Untersuchung des wasserlöslichen Anteils. Schon die Fällbarkeit der Substanz in Salzform mit ver- schiedenen Basen zeigt deren saueren Charakter. Wenn man nach dem Vorgang Glan’s die wässerige Lösung mit Schwefel- säure ansäuert und sehr vorsichtig mit verdünnter Kalilauge gerade bis zur Neutralfärbung bringt, erhält man nach län- gerem Stehen der Lösung in der Tat die Kaliverbindung des Farbstoffes als blaugrünen Niederschlag, welcher abfiltriert, gewaschen und bei 100° getrocknet wurde. Der Verbrennung unterworfen, wurde das zurückbleibende Kalicarbonat geglüht und gewogen. Es hinterließen 1'0540 g Substanz 02477 g K,CO, = 0.1400K = 13:28 °/, K.. Das stimmt so ziemlich mit der Annahme einer zweibasischen Säure überein, welche bei einer Molekularformel C,,H3,0;3 1408 %/, K verlangen würde. Ähn- liche, wenn auch nicht ganz so befriedigende Resultate ergab das Aluminiumsalz, welches durch Fällen mit Aluminiumhydroxyd als lichtviolettes Pulver, und das Barytsalz, welches durch Fällen mit kochendem Baryumcarbonat als lichtgelber, beim Trocknen an der Luft bräunlich werdender Niederschlag er- halten wurde. Es möge noch erwähnt werden, daß Glan bei _ einem Versuch, das Kalisalz des methylalkoholischen Auszuges aus Malvenblättern darzustellen, nur zu der Zahl 6'32 °/, Kalium kam, was beiläufig auf eine einbasische Farbsäure hindeuten würde, aber wohl nur darauf zurückzuführen ist, daß dieser Forscher mit einem Gemenge beider Komponenten gearbeitet hat. In keinem der Fälle wurden jedoch kristallisierte Salze, sondern stets nur amorphe Farblacke erhalten. Ebenso war es bisher unmöglich, das saure Salz darzustellen und zu ana- lysieren. Behandlung mit Natriumbisuläfit. Es ist eine lange bekannte Erscheinung, daß rot oder blau gefärbte Blätter, mit wässeriger schwefeliger Säure oder mit SO,-Dämpfen behandelt, sich entfärben. Dieser Prozeß wird zumeist als Reduktionsprozeß aufgefaßt, so daß durch die reduzierende Wirkung der schwefeligen Säure eine Leuko- verbindung des Anthokyans entstehe. So wie die Blüten 68* 988 V. Grafe, anderer Pflanzen zeigen auch Malvenblüten diese Entfärbungs- erscheinung. Es zeigte sich aber, daß dieselbe Erscheinung auch eintritt, wenn man den alkoholischen Extrakt der Malven- blüten mit frisch bereiteter konzentrierter Natriumbisulfitlösung andauernd, zuletzt unter Erwärmen schüttelt, wobei sich keine schwefelige Säure entwickeln darf. Die ersten Versuche wurden übrigens so durchgeführt, daß zum alkoholischen Extrakt festes NaHSO, zugefügt und dann unter fortwährendem Schütteln so viel Wasser zugetropft wurde, als zur Lösung notwendig war. Es trat in der Kälte nahezu völlige Entfärbung ein. War es schon unwahrscheinlich, daß es sich bei der Ein- wirkung der SO, um einen Reduktionsprozeß handle, da die Wiederherstellung der roten Farbe nicht beim Kochen oder Stehen an der Luft, sondern erst durch Hinzufügung einer stärkeren Säure stattfand, so war bei der Entfärbung durch NaHSO, eine Reduktionswirkung noch unwahrscheinlicher und es konnte die Vermutung Platz greifen, daß Additionswirkung durch eine (oder mehrere) Aldehydgruppe oder eine andere Doppelbindung im Molekül die Bindung des NaHSO, und damit die Bindung der chromogenen Gruppe zur Folge gehabt haben.! Eine ähnliche Erscheinung ist ja von der Holzsubstanz her bekannt, wo ebenfalls nach Nickel und Seliwanow°” Durch- tränkung des Holzes mit Natriumbisulit das Eintreten der Wiesner’schen Farbenreaktionen mit Phloroglucin etc. ver- hindert. Auch hier werden die chromogenen Gruppen der Holz- aldehyde Vanillin, Methylfurfurol durch das Natriumbisulät gebunden. Wenn man die durch NaHSO, entfärbte Lösung mit Amyl- alkohol durchschüttelt, so nimmt dieser einen Teil der Substanz auf, denn der amylalkoholische Extrakt regeneriert mit einem Tropfen konzentrierter Salzsäure, welche das Bisulfit unter SO,-Entwicklung zerlegt, den Farbstoff in rein karminroter Nuance, während der Rest mit Salzsäure tief violettrote Fär- 1 Zit. nach Grafe, Untersuchungen über d. Holzsubstanz. Ber. d. kais. Akad. d. Wissensch., Wien, Bd. CXIII, Abt. I, p. 3. 2 Die erstere Möglichkeit scheint mir vorderhand wahrscheinlicher, da auch andere Aldehydreaktionen positiv ausfielen. Der definitive Beweis muß natürlich erst geführt werden. Studien über das Anthokyan. 989 bung zeigt. Ausschüttelungsversuche mit Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff etc. verliefen erfolglos. Die Bisulfitverbin- dung stellt sich, auf dem Wasserbad eingedampft, als sirupöse, farblose oder leicht grünliche Masse dar, welche einen an- genehm aromatischen Geruch besitzt. Unter der Vakuumglocke über Chlorcalcium vollkommen von Wasser befreit und dann mit absolutem Alkohol versetzt und digeriert, scheidet sie einen bräunlichen, in Wasser leicht löslichen Niederschlag aus, welcher die Säurereaktion des Anthokyans höchst intensiv violettrot zeigt, während die alkoholische Lösung weingelb aussieht und dieselbe Reaktion mit karminroter Nuance auf- weist. Um über die Natur der Bisulfitverbindung und damit über das vermutete Carbonyl im Molekül des Anthokyans Näheres zu erfahren, wurde zunächst die Bisulfitverbindung des reinen wasserlöslichen Anteils hergestellt. Das geschah in der Weise, daß die Substanz durch Digerieren mit gewöhnlichem Alkohol gelöst, sorgfältig neutralisiert und nun die intensiv blaurote Lösung vorsichtig mit frischem festem NaHSO, versetzt wurde. Nun wurde tropfenweise destilliertes Wasser hinzugefügt, bis eben Lösung eingetreten war, und dieser Vorgang unter fort- währendem Schütteln so lange, schließlich unter ganz gelindem Erwärmen fortgesetzt, bis nahezu völlige Entfärbung eingetreten war, worauf vom ungelöst gebliebenen Natriumbisulfit abfiltriert wurde. Die schwach rötliche oder gelbliche Flüssigkeit zeigte, mit einer konzentrierten Säure versetzt, unter SO,-Entwicklung intensiv rotviolette Färbung. Nachdem der Alkohol durch Ab- destillieren entfernt war, wurde am Wasserbad durch mehrere Stunden eingedampft, mit absolutem Alkohol versetzt und vom auskristallisierten NaHSO, abfiltriert. Dieses Verfahren wurde so lange wiederholt, bis absoluter Alkohol keine Fällung von Bisulfit mehr bewirkte. Dann wurde das Ganze im Vakuum über geschmolzenem Natriumsulfat stehen gelassen. Dabei resultierte eine sirupöse, grünlichbraune Masse von angenehm anisartigem Geruch (der Geruch des Ausgangsproduktes ist völlig verschieden, der alkohollösliche Anteil ist völlig geruch- los), welche die Anthokyanreaktionen ungemein intensiv zeigt. Der Vakuumdestillation unterworfen, ging nach einer geringen 990 V. Grafe, Menge Wassers und Alkohols, die offenbar infolge Zersetzung eines kleinen Teiles des Anthokyanbisulfits nach SO, rochen und die Anthokyanreaktionen schwach zeigten, bei etwa 150° bis 160° unter 15 mm Vakuum eine schlecht destillierende, ölige, farblose Flüssigkeit über, welche mit einer Spur Säure violettrote Farbenreaktion zeigte. Die Analyse des Anthokyanbisulfits wurde in der Weise durchgeführt, daß die Lösung des Bisulfits in Wasser in frisch bereitetes überschüssiges Bromwasser eingegossen wurde, wo- bei nicht eine Spur SO, sich entwickelte. Nachdem die Oxy- dation des Bisulfits vollzogen war, wurde anhaltend so lange gekocht, bis kein Brom mehr entwich, in die siedend heiße Lösung 1 cm? Salzsäure getan, sodann mit siedend heißer Chlor- baryumlösung tropfenweise versetzt, der Niederschlag am Wasserbad absitzen gelassen, filtriert und sorgfältig gewaschen, das Filter mit dem Niederschlag im Platintiegel naß verbrannt und das Baryumsulfat vorsichtig geglüht und gewogen. 43245 g Substanz gaben 1'7398 g BaSO,, entsprechend 07799 g NaHSO,, so daß also das Molekulargewicht des Bisul- fits, nämlich 582 g, an NaHSO, 10497 g hätte addieren müssen. Das entspricht aber geradeeinem Molekül NaHSO,—=10413, so daß das Bisulfit des wasserlöslichen Anthokyans C,,H3,013 eine Aldehydgruppe enthalten müßte. Gerade diese dürfte es auch sein, welche durch ihre Verbindungsfähigkeit die Antho- kyanfärbungen hervorruft, denn durch ihre Bindung werden die bekannten Farbenreaktionen verhindert. Nun hat R. Karzel (in einer noch nicht veröffentlichten Arbeit) die Beobachtung ge- macht, daß gewisse weiße Blüten oder farblose Blütenblätter, die sich noch in einem frühen Stadium der Entwicklung befinden, durch Betupfen mit konzentrierten Mineral- oder organischen Säuren mehr oder weniger intensiv rot werden. Es bleibt auf Grund der dargelegten Untersuchungen weiteren Arbeiten vor- behalten, zu ergründen, in welcher Weise die hypothetische Aldehydgruppe im Anthokyan der Karzel’schen farblosen Blüten, welche durch Säuren offenbar in Freiheit gesetzt wird, gebunden war. Es ist ferner von Interesse, daß das Licht bei vielen Pflanzen bei der Ausbildung des Anthokyans eine Rolle spielt, bei anderen Studien über das Anthokyan. ol wieder nicht. So konnte erst neuerdings D. Katic! zeigen, daß bei Hydrilla verticillata (p. 19), Hydrocharis morsus ranae etc. in gewissen Nährlösungen (Knop’scher Lösung u. s. w.) die Farbe im Dunkeln sich überhaupt nicht ausbildete, während zugesetzter Rohrzucker, Traubenzucker, Fruchtzucker das Licht bezüglich Ausbildung der Farbe auffallenderweise ersetzen konnten. Es wird auf Grund der gewonnenen chemi- schen Anschauungen von der Natur des Anthokyans inter- essant sein, zu sehen, welche spaltende oder bindende Rolle das Licht bei der Aktivierung des schon im Dunkeln vorgebil- deten, durch die Säurereaktion nachweisbaren Farbstoffes spielt. Wenn man die streng neutrale Lösung des Farbstoffes in Wasser längere Zeit in flachen Schalen an der Luft stehen läßt, entwickelt sich eine reiche Kultur von Penicillium auf der- selben. Nach mehreren Wochen Stehens zeigt ein abfiltrierter Tropfen der Lösung die Fehling’sche Probe nicht mehr; die braunrote Flüssigkeit wurde vom Pilz abfiltriert, vorsichtig zur Trockene eingedampft und das übrigbleibende Pulver mit ab- solutem Alkohol aufgenommen. Es löst sich darin vollständig auf, so daß man sich die Ansicht bilden könnte, der Pilz forme unter Spaltung des Glycosids die alkohollösliche Modifikation des Farbstoffes aus der wasserlöslichen. Es müssen sich aber da- bei zweifellos weitergehende chemische Veränderungen voll- zogen haben, da die Alkalireaktion des Anthokyans ausbleibt. Silbernitrat, welches übrigens auch durch die beiden reinen Modi- fikationen des Farbstoffes, wenn auch langsam, reduziert wurde, wird nunmehr augenblicklich stark reduziert, wobei Entfärbung der Flüssigkeit eintritt. Wahrscheinlich hat der Pilz alkoho- lische Hydroxyle des Moleküls, welche bereits Glan? durch Acetylierung konstatiert hat, zur Aldehydgruppe oxydiert. Um zu erkennen, ob die Darstellung der Bisulfitverbindung irgend welche chemischen Änderungen des Farbstoffes mit 1 Beitrag zur Kenntnis der Bildung des roten Farbstoffes (Anthocyan) in vegetativen Organen der Phanerogamen. Inauguraldissertation, Halle-Witten- berg, 1905. Gl any le p220, 992 V. Grafe, sich gezogen hatte, was ja von vorneherein nicht anzunehmen war, wurde ein Teil der Verbindung mit Alkohol versetzt und nun so viel Wasser zugefügt, daß gerade Lösung eintrat, dann eine unter Kühlung bereitete Auflösung von Schwefelsäure in Alkohol zufließen gelassen, bis sich keine schweflige Säure mehr entwickelte, gekocht, um die Zersetzung zu vervoll- ständigen, und vom ausgeschiedenen Niederschlag abfiltriert. Die violettrote Lösung wurde sorgfältig mit alkoholischem Kali neutralisiert, bis ein wenig in die braune Lösung eingeleitete Kohlensäure Blaufärbung gab, zur Trockene eingedampft, mit gewöhnlichem angesäuerten Alkohol aufgenommen, abfiltriert und von neuem eingedampft. Es resultierte eine rote, körnige Masse, welche, der Elementaranalyse unterworfen, die Daten der Ausgangssubstanz ergab, so daß also vermutlich eine wirk- liche Addition des Natriumbisulfits vorgelegen hatte. Die Reak- tionen des Anthokyans waren bei diesem regenerierten Produkt dieselben wie bei dem Ausgangsmaterial. Diese Methode eignet sich also so wie das analoge Verfahren bei anderen Aldehyden auch zur Reindarstellung des Anthokyans. Gegen Salpetersäure ist der Farbstoff sehr wenig wider- standsfähig; er wird durch mäßig konzentrierte Salpetersäure schon in der Kälte unter Gelbfärbung in Bezug auf die typischen Farbenreaktionen offenbar unter Oxydation zerstört. Ebenso- wenig resistent verhält er sich gegen alkalische Kaliumperman- ganatlösung. Es wird Sache weiterer Untersuchungen sein, die Spaltungsprodukte, unter welchen schon Glan! Brenzkatechin, Protokatechusäure, ferner einen »vanilleartig« riechenden Körper aufgezeigt hatte, näher zu analysieren. Die wichtigsten Resultate dieser vorläufigen Mitteilung sind folgende: 1. Das Anthokyan der Malvenblüten zeigt Reaktionen, welche von den von Weigert gefundenen einigermaßen ab- weichen. Es kann wohl als sicher hingestellt werden, daß die roten und blauen Farbstoffe in Blüten und Blättern, welche unter der Bezeichnung »Anthokyan« zusammengefaßt werden, wohl chemisch untereinander verwandte, keineswegs aber identische Individuen vorstellen. II lan lc sRplg Studien über das Anthokyan. 993 2. Die grüne Reaktion des Anthokyans, welche mit einem Überschuß an Alkali eintritt, dürfte entgegen der älteren An- schauung nicht oder wenigstens nicht in allen Anthokyanen auf die Anwesenheit von Gerbstoffen zurückzuführen, sondern eine dem Anthokyan selbst eigentümliche Eigenschaft sein. 3. Das Anthokyan der Malve, welches durch Alkohol aus den Blüten extrahiert wurde, läßt sich durch ein bestimmtes Verfahren in zwei voneinander durch Lösungsverhältnisse und andere Eigenschaften verschiedene rote Farbstoffe zerlegen, von denen dem wasserlöslichen Körper, welcher als Glycosid erscheint, die Molekularformel C,,H;,0,,, dem alkohollöslichen, welcher kein Glycosid ist, die Formel C,,H,,O, zukommt. Der Korper C,, 71,0% ist eine zweibasische Saure, ent- hält nach früheren Angaben alkoholische Hydroxyle und nach der vorliegenden Untersuchung vermutlich eine Aldehydgruppe. 5. Durch Anlagerung von Natriumbisulfit entsteht eine farblose Verbindung, welche beim Behandeln mit Mineralsäuren den ursprünglichen Farbstoff regeneriert. 6. Durch Schimmelpilze wird die Glycosidbindung ge- spalten und der Zucker verarbeitet, aber auch der Farbstoff in Bezug auf seine Alkalireaktion modifiziert. 7. Konzentrierte Schwefelsäure verändert wohl das Mole- kül, nicht aber die chromogene Gruppe des Farbstoffes; Sal- petersäure und Kaliumpermanganat zerstören den Körper voll- ständig. 3 Y A EN a > Sr ia Be = j 174 = B 220 i | A f R Le + 2 P Su rl f >; er. « ie i m En Studien über das Anthokyan. Y. Grafe d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. Sitzungsberichte der kais. Akad. 995 Procavıa slatıni n. Sp. von Dr. Moritz Sassi (Wien). (Mit 1 Tafel und 3 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Juni 1906.) Der Fundort dieses Klippschliefers sind die Hügel am Weißen Nil etwas südlich von Gondokoro, ungefähr am 5. n. Br., und zwar speziell die dem rechten Nilufer zunächst liegende Bodenerhebung von zirka 80 m Höhe. Dieser Felsen- hügel ist von den westlich gelegenen durch eine Ebene getrennt und durch einige schmale Täler und ein in der Mitte gelegenes 'Kesselplateau in mehrere Kuppen geteilt; diese sind wenig bewachsen, meist tritt der nackte Fels zu Tage; gegen Norden fallen steile Felswände in die Ebene ab. Die Täler und das Plateau sind mit meist nur niederen Bäumen, Gesträuch und Gras bedeckt. Die Höhlen und Spalten dieses von Menschen völlig unbewohnten Felsenhügels beleben nebst zahlreichen großen Pavianen diese Klippschliefer und treiben sich auf den steilen Wänden und Felsplatten geschickt herum. Durch die Weigerung unserer Träger an einem längeren Aufenthalt gehindert, konnte ich leider nur zwei Weibchen, und zwar ein erwachsenes und ein noch junges erlegen; es. war dies am 16. März 1905. Die Dimensionen des ausgewachsenen Exemplares (am ausgestopften Tiere gemessen), auf welches sich alle folgenden Bemerkungen beziehen, sind folgende: Die Körperlänge von der Nasenspitze bis zum Hinter- enden Ha. nee ner 45.0 cm Die Distanz von der Nasenspitze bis zum Öhreingang 8°5 Der Kopf an der breitesten Stelle der Oberseite, ober- halbrder Ausen su. tr Bis er: 4:0 996 M. Sassi, Von der Spitze der vorderen Mittelzehe bis zum EII- bogengelenk . 2... „22 22. „u en ee socm Von der Spitze der hinteren Mittelzehe bis zum Fersen- gelenk ... .....r. re... sonen ee Se Pe 6:0 Vom Fersengelenkbis zumsKmiegelenker ae ze 80 Die Färbung läßt sich, wie folgt, im allgemeinen kurz zusammenfassen: Die Oberseite vorn grauschwarz, hinten rotbraun, mit Lichtmattgelb gemischt; die Unterseite licht- fahlgelb, etwas roströtlich angehaucht; Kehle und Unterseite des Halses wie der Bauch, nur mit Mattbraun gemischt; Ober- kopf, Gesicht und Ohren dunkelbraun, teilweise mit Licht- graugelb meliert; Rückenfleck deutlich sichtbar und lichtgelb. Im Detail wäre über die Färbung folgendes zu bemerken: Die Mitte des Oberkopfes ist dunkel-schwarzbraun, gegen den Hinterkopf hin sich allmählich mit Blaßgraugelb vermischend; der Nasenrücken und die Augengegend dunkelbraun, fein mit Lichtgraugelb meliert; die Kopfseite und ein breiter Augen- brauenstreifen braun, aber stark mit Lichtgelbgrau gemischt; Oberlippe graugelb mit Braun fein meliert; Unterseite des Kopfes blaßgelblich mit Mattrötlichbraun gemischt; die Außen- und Innenseiten der Ohren braun und selblich gemischt; die Ohrränder mit langen schwarzbraunen Haaren; Oberseite des Halses, Schultergegend und Vorderücken dunkel- grau bis schwarzgrau mit bräunlichem Schimmer, licht grau- gelb gemischt; Rückenfleck lichtgelb, deutlich sichtbar, aber bei normal liegendem Haar nur zirka 2 bis 3cm lang und höchstens 1 cm breit; teilt man die Rückenhaare etwas nach rechts und links auseinander, so tritt der Rückenlleckesch: auffallend hervor und mißt zirka 5 cm in der Länge Die Färbung des Rückens und der Körperseiten sind von hier nach hinten zu allmählich mehr rotbraun bis rostbraun mit Graugelb gemischt; Brust und Bauch sind einfärbig fahlgelb. Die Vorder- beine an der Vorderseite braun, zart mit Lichtgelbgrau maeliert, an der Hinterseite licht rotbraun mit Gelblich meliert, an der Innenseite lichtgelb; die Zehen fast einfärbig braun; die Hinter- beine im ganzen braun und zart lichtgelb meliert, an der Innen- seite etwas blasser; die Zehen wie an den Vorderbeinen fast einfärbig braun; die Sohlen nackt und schwarz. Procavia slatini n. sp. 997 An der Oberlippe, den Augenbrauen und der Kehle lange schwarze Borsten, schwächere am Kinn; einzelne lange schwarze Grannen am ganzen Körper spärlich verstreut, zahl- reicher am Hinterkörper; einige wenige dieser langen Grannen am äußersten "Hliinterende und an! der"Bruse sind’ an der terminalen Hälfte braun oder ganz lichtgelb. Das Haar ist ziemlich weich; die Länge der Rückenhaare beträgt zirka 30 mm. Die Haare des Oberkopfes an seiner dunkelsten Stelle sind ganz dunkel schwarzbraun mit einem schmalen lichten Ring vor der Spitze; die Nackenhaare an der Basis bräunlich, dann lichtgelb, dann dunkel schwarzbraun, hierauf ein licht- gelber Ring und eine lange schwarze Spitze. An den Rücken- haaren verdrängt der dunkel gefärbte Teil der basalen Hälfte immer mehr den. lichtgelben, so’ daß am Hinterrücken die ganze Partie des Haares vor dem lichtgelben subterminalen Ring braun, am Hinterende rotbraun wird. Die Haarspitzen werden gegen hinten lichter und brauner. Die Haare des Rückenfleckes sind in dessen Mitte einfärbig lichtgelb, an den kandern Ides BHleckes mit langen "braunen "Spitzen. Das Weibchen hat 1—2=6 Zitzen. Das Gebiß ist hypsodont, der letzte Molar ist schon in beiden Kiefern vorhanden, allerdings nicht ganz in Benützung und daher noch nicht abgerieben. Das Tier war also im Siebemten der »vonnOlneld' Themas (Proe!Z: S., 1892733) aufgestellten acht Altersstadien (VII. m? partly or nearly up, but still unworn), also fast erwachsen. Die beiden oberen Schneidezähne sind deutlich dreikantig, die beiden seitlichen Kanten scharf, die vordere etwas abgerundet. Das Diastema im Oberkiefer beträgt 10 mm, im Unterkiefer 3 mm. Länge der Zahnreihe im Oberkiefer (Zirkelmessung) 395 mm, im Unter- kiefer 40 °5 mm, die Breite des ersten Molars im Oberkiefer ist ‘ mm. Die Parietalnaht ist deutlich sichtbar, ebenso die beiden ungleich großen Interparietalia; die Frontalia sind flach, nur gegen die Parietalia hin leicht gewölbt. Die Länge der Schädel- basis vom unteren Rand des Zwischenkiefers bis zum unteren Rand des Foramen occipitale magnum beträgt 80 mm, die größte Breite (an den Jochbeinen) 50 mm, die Höhe der 998 M. Sassi, Schädelkapsel 29:5 mm, die Breite des Occipitale superior 23 mm, die Breite der Frontalia von einer Orbitalspitze zur anderen gemessen 32 mm, Länge der Nasenbeine an der Nath 21 mm, größte Länge 235 mm, größte Breite beider Nasenbeine zusammen 20 mm. Die Orbita ist auf eine Ent- fernung von 6°5 mm nicht geschlossen. (Siehe Textfiguren.) Wenn man den in Proc. Z. S., 1892, pl. IH, abgebildeten Schädel von Procavia pallida Thos. aus dem nördlichen Somaliland vergleicht, so zeigt dieser ungefähr dieselbe Größe (Schädelbasis 71 mm, größte Breite 45 mm) wie der von Pr. slatini, vorausgesetzt, daß die Tafel den Schädel genau in Naturgröße wiedergibt. Ein Unterschied liegt in den Frontalia, die im Verhältnis zur Länge etwas breiter sind und oben eingedellt zu sein scheinen; ferner ist das Diastema auffallend kleiner (vergl. Proc. Z. S., 1892, p. 67), die Orbita mehr geschlossen und der aufsteigende Ast des Unterkiefers verhältnismäßig schmäler. Mit einem Schädel von Pr. capensis Pall (von Dr. Holub) verglichen, fällt hier vor allem die starke Eindellung des vorderen und mittleren Teils der Frontalia auf, die bei Pr. slatini nicht vorhanden ist. Ferner sind die Nasalia von Pr. capensis viel schmäler und kürzer (14 mm, respektive 20 mmx17 mm; Pr. slatini: 21 mm, respektive 23:5 mmxX x20 mm), das Foramen occipitale breiter und niedriger, die Schädelkapsel höher (31:5 mm, Pr. slatini 29-5 mm); die Schädelbasis mißt 73:5 mm (Pr. slatini 80 mm), die größte Breite 49:5 mm (Pr. slatini 50 mm); die oberen sowie die unteren Schneidezähne von Pr. capensis sind viel länger als die von Pr. slatini, obwohl beide Schädel ziemlich dasseibe Alter haben dürften, denn in beiden Fällen ist der letzte Molar noch nicht ganz in Benützung, bei Pr. capensis allerdings schon etwas mehr; das Diastema von Pr. capensis ist im Öberkiefer kleiner, im Unterkiefer gleich ; die Länge der oberen Zahnreihe sowie die Breite des ersten Molars im Oberkiefer sind gleich den entsprechenden Maßen von Pr. slatini. Im Unterkiefer hat Pr. capensis nur drei Prämolare. Das vorliegende Exemplar wurde zu Bestimmungszwecken mit folgenden Spezies von Procavia verglichen: 1. Procavia Procavia slatini n. sp. 999 matschiei OÖ. Neumann, 2. Ayrax alpini Gr, 3. Hyrazx ferrugineus Gr., 4. Hyrax Iuteogaster Gr. (var. v. irrorata Gr.), 5. Procavia meneliki OÖ. Neumann, 6. Procavia mackinderi Thos,., 7. Procavia johnstoni Thos., 8. Procavia jacksoni Thos. Ich will nur kurz die hauptsächlichen Unterschiede zwischen diesen Arten und dem Exemplar aus Gondokoro anführen. | ad 1. Procavia matschiei O.Neumann (Zool. Jahrbücher, 1900, p. 555) habe ich im Berliner Museum mit meinem Exemplar vergleichen können und stimmt sie keineswegs mit diesem überein; besonders ist Pr. matschiei durch die viel lichtere Unterseite unterschieden. Nach Neumann’s kurzer Beschreibung in den Zool. Jahrbüchern, 1900, ist Pr. matschiei der Pr. brucei Gr. sehr ähnlich; letztere ist nach Matschie (Säugetiere Deutsch-Ostafrikas) »hellgrau, weiß gesprenkelt, Oberkopf etwas dunkler graubraun etc.« ad 2. Hyrax alpini Gr. (Catalogue of Carnivorous, Pachy- dermatous and edentate Mammalia in the British Museum by lea ernay): Die Haare haben selbe Spitzen; Lippe, Kinn und Kehle sind rötlichgelb; die Haare des Kopfes und der Wangen haben weiße Spitzen, der Rückenfleck ist. rötlichgelb. ad 3. Hyrazx ferrugineus Gr. (Catalogue of Carnivorous etc. by J. E. Gray). Rückenhaare schwärzlich nach der Basis zu, mit kurzen grauen Spitzen; die Haare des Rückenileckes an der unteren Hälfte schwarz; Unterseite grauweiß; die kurze Bemerkung über den Schädel würde auch auf Pr. slatini passen. ad 4. Hyrax Inteogaster Gr. (var. von H. irvrorata Gr.) (Catalogue of Carnivorous etc. by J.E. Gray). Bei A. irrorata sind die Haare schwarzgrau an der Basis und haben weiße Spitzen; die Unterseite ist weiß; bei 7. /uteogaster ist zwar die Unterseite gelblich, aber die Haarspitzen scheinen auch weiß zussein. ad 5. Procavia meneliki O.Neumann (Proc. Z. S., London 1902, p. 143). Auch von dieser Spezies habe ich die Bälge im Berliner Museum vergleichen können. Bei der Spezies aus Gondokoro ist der Rücken schwärzlicher als bei Pr. menelikt, weshalb die lichten Ringe der Haare deutlicher abstechen; der 1000 M. Sassi, Rückenfleck von Pr. slatini ist etwas kleiner als der von Pr. meneliki. Kehle und Hals sind bei Pr. meneliki ganz einfärbig wie der Bauch und nicht bräunlich gemischt; ferner ist hier kein Unterschied im Ton zwischen der vorderen und hinteren Rücken- färbung; der Oberkopf ist zwar auch dunkelbraun, aber gleich- mäßig fein mit Gelblich gemischt, die Nase mehr schwarzgrau mit Lichtgrau meliert. Die lichtere basale Hälfte der Rücken- haare ist bei Pr. meneliki schmutzig isabellfarben, bei Pr. slatini licht graubraun; die Rückenhaare sind zirka 40 mm lang, bei Pr. slatini 30 mm. Was den Schädel betrifft, so ist der von Pr. meneliki steiler, das Oceipitale superior höher im Verhältnis zur Breite. ad 6. Procavia mackinderi Thos. (Proc. Z. S., London, 1900, p. 176). Die Rückenhaare sind 40 mm lang (Pr. slatini 30 mm); Allgemeinfarbe blaß olivengrau gesprenkelt; der Rückenfleck ohne Beiseiteschieben der langen Rückenhaare überhaupt nicht sichtbar; Ohrenhaare am Rand und an der Innenseite chamoisgelb, während der Ohrrand bei Pr. slatini auffallend braunschwarze lange Haare trägt. Der Schädel von Pr. mackinderi ist nach den angegebenen Maßen größer; ebenso ist die Länge des Tieres (allerdings nur annähernd am Balg gemessen) größer als die von Pr. slatini (Pr. mackinderi 865 mm, Pr. slatini 450 mm, Hinterfuß von Pr. mackinderi ‘O0 mm, von Pr. slatini 60 mm). ad 7. Procavia johnstoni Thos. (Proc. Z. S., London 1894, p. !42) kommt infolge des schwarzen Rückenfleckens nicht weiter in Betracht. ad 8. Procavia jacksoni Thos. (Proc. Z. S., London, 1900, PRO): Der Oberkopf ist hier rotbraun (rufous), wogegen der von Pr. slatini schwarzbraun ist; die Halsseiten sind gelblich, einige der längeren Haare mit schwarzen Spitzen; bei der vorliegenden Art tritt zwar das Geib am Hals auch etwas mehr hervor, aber alle Haare haben schwarzbraune Spitzen. Bei Pr. jacksoni sind die langen Haare braun mit gelbem subterminalem Band oder schwarzer Spitze, während bei Pr. slatini alle Haare mit Ausnahme der der Unterseite und des Rückenfleckens einen gelblichen Ring und eine schwarz- Procavia slatini n. sp. 1001 braune, respektive am Hinterkörper rotbraune Spitze haben. Bei Pr. jacksont ist »die Rückenseite der Ohren teils gelb, teils braun«; die Zeichnung der Ohren von Pr. slatini ist durch den schwarzbraunen Rand so auffallend, daß dies, wenn bei Pr. jacksoni auch vorhanden, von Thomas nicht mit der nicht viel sagenden Bemerkung von »teils gelb, teils braun« abgetan worden wäre. Die Innenseite aller vier Beine von Pr. jacksoni soll gelblich sein, während dies bei Pr. slatini nur an den Vorderbeinen zutrifft, die Innenseite der Hinterbeine ist nur lichter braun als die Außenseite. Hand und Fuß von Pr.jacksoni sind graubraun und weißlich, von Pr. slatini fein braun und gelblich meliert, besonders die Zehen dunkler. Das Haar von Pr. jacksoni wird als grob und hart beschrieben, was bei Pr. slatini nicht der Fall ist. Die Länge von Pr. jacksoni (am Fell gemessen) wird mit 49 cm angegeben (Pr. slatini am aufgestellten Tier 45 cm), die des Hinterfußes 6°7 cm (Pr. slatini 6 cm); Pr. jacksoni scheint also etwas größer zu sein, da das Alter der Type (stage VII.) mit dem von Pr. slatini übereinstimmt oder eher etwas geringer ist. Die Schädelmaße verhalten sich wie folgt: Länge der Schädelbasis bei Pr. jacksoni 83 mm (Pr. slatini 80 mm), größte Breite von Pr. jacksoni 49-5 mm (Pr. slatini 50 mm), Nasenbeine von Pr. jacksoni 26x 19 mm (Pr. slatini 21 [Naht- länge], respektive 23:5 [größte Länge]x 20 mm), Länge der oberen Zahnreihe (p! bis m?) 38 mm (Pr. slatini 39:5 mm), größte Breite von m! 6:9 mm (Pr. slatni 7:5 mm). Der Schädel von Pr. jacksoni scheint also länger und schmäler zu sein; dagegen scheint Pr. slatini stärkere Zähne zu haben. Von den angeführten Arten ist Pr. matschiei aus Muansa an der Südküste des Victoria-Sees, A. alpini aus Nordafrika, FH. ferruginens, Inteogaster und irrorata aus Abessinien, Pr. meneliki aus dem Flußgebiet des Blauen Nils (abessinische Provinz Gindebarat), Pr. johnstoni aus dem Nyassaland, Pr. mackinderi und Pr. jacksoni aus dem Keniagebiet. Die mit der Art aus Gondokoro noch am nächsten ver- wandte Form Pr. jacksoni ist vom Äquator und aus dem Hoch- gebirge, während die Hügel von Gondokoro, der Fundort von a slatind, nunters deme >», n. Br liesen, eine Flöhe von Sitzb. der mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 69 1002 M. Sassi, Procavia slatini n. sp. höchstens 150 m erreichen und einzelne aus der Ebene auf- steigende Hügelgruppen bilden, von deren Fuß an sich die sudanesische Ebene nach Norden erstreckt. Nach dem Gesagten glaube ich die Form aus Gondokoro als neue Spezies, und zwar als Procavia slatini aufstellen zu können. Am nächsten scheint dieser Art Pr. jacksoni Thos. aus dem Keniagebiet (Kikuju) zu stehen und ist es Sache eines direkten Vergleiches der verwandten Formen, bei Vorhanden- sein größerer Balgserien festzustellen, ob die eine oder andere Form als Subspezies aufzufassen ist. Zum Schluß will ich noch Herrn Kustos Dr. Ludwig v. Lorenz meinen Dank für seine Unterstützung aus- sprechen. "9061 'I 394Y 'AXD 'PI Dssepy "ManJeu-Jeu 'ssıy 'P 'peyy 'stey 'p oJyanIoqssunzyIg "USIM apyef XeWN UOA ADSNIPUSALEFOICT = ° Tg er “ vi; > ” DOds "AOU TUNEIS EIABIOIG !'W 'IsseS N. Sassi: Procavia slatini n. sp. Textfi guren. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. 1003 Untersuchungen über die Rolle des Kalkes in der Pflanze von Dr. Viktor Grafe und Leopold Ritter v. Portheim. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien und der Biologischen Versuchsanstalt in Wien. (Mit 2 Tafeln und 2 Tabellen.) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. Juli 1906.) Die vorliegenden Untersuchungen wurden insgesamt zunächt mit Keimlingen von Phaseolus vulgarıs durchgeführt und es bleibt einer späteren Arbeit überlassen, dieselben Ver- suche auch auf ältere Stadien dieser Pflanze und auf Vertreter anderer Pflanzengattungen zu übertragen. Eine Übersicht über die in Bezug auf die Kalkfrage vor- handene Literatur teilen wir nicht mit, da eine solche an vielen Stellen bereits gegeben ist. Wir beschränkten uns zunächst auf die Frage, ob und inwieweit der Kalk bei der Bildung und Wanderung der Kohle- hydrate eine Rolle spiele. Boehm! war der erste, welcher auf die Funktion des Kalkes bei der Umwandlung der Stärke in Zucker und beim Transporte des letzteren und bei dessen Verarbeitung durch die Pflanze hinwies, doch ließ er die Frage, in welcher Weise der Kalk dabei beteiligt wäre, offen. 1 Josef Boehm, Über den vegetabilischen Nährwert der Kalksalze. Diese Sitzungsberichte, I. Abt., Bd. LXXI, Aprilheft 1875, p. 15, 18. 69* 1004 V.Grafe und L. v. Portheim, Eine ganze Reihe von Arbeiten! weist, ausgehend von der Stärkestoppung bei Pflanzen in kalkfreien Kulturen, auf die Notwendigkeit des Kalkes bei der Umwandlung von Stärke in Zucker und beim Transporte des Zuckers nach den Verbrauchs- stätten und bei dessen Umwandlung in Zellulose hin. Hier ist auch die Ansicht Loew’s? zu erwähnen, der an- nimmt, daß der Kalk für die Bildung der Diastase, wenn auch nur indirekt, notwendig sei. Ausführliche Angaben über diesen Gegenstand finden sich bei Kohl,? welcher auf die Notwendigkeit des Kalkes beim Zuckertransport und auf seine Rolle bei der Umwandlung des Zuckers in Polysaccharide aufmerksam macht. Wir gingen von dem Gedanken aus, daß, falls eine der Funktionen des Kalkes tatsächlich eine diesen Ansichten ähnliche ist, durch Zufuhr von Zucker die Erkrankung der Pflanzen in kalkfreien Kulturen entweder gänzlich aufgehoben oder wenigstens eine Zeitlang hintangehalten werden könnte. Nachdem bekannt war, daß Lävulose für die Pflanzen- wurzel ein besonders günstiges Nährmaterial bietet, haben wir in erster Linie diese Zuckerart berücksichtigt, haben aber auch andere Mono- und Disaccharide in den Bereich unserer Unter- suchungen gezogen. Es hat sich herausgestellt, daß auf die oben gestellte Frage durch unsere Versuche keine befriedigende Antwort ge- geben werden könne, doch sind dabei einige für die Entschei- dung anderer Fragen interessante Momente zu Tage ge- kommen, denen die folgende Beschreibung gewidmet ist. 1 Josef Boehm,l.c. E.v. Raumer, Kalk und Magnesia in der Pflanze. Die landwirtschaft- lichen Versuchsstationen, Bd. XXIX (1883). Raumer und Ch. Kellermann, Über die Funktion des Kalkes im Leben der Pilanze. Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen, Bd. XXV (1880). A.v. Liebenberg, Untersuchungen über die Rolle des Kalkes bei der Keimung von Samen. Diese Sitzungsberichte, Bd. LXXXIV, I. Abt., Oktober 1881. 2 O. Loew, Über die physiologischen Funktionen der Calcium- und Magnesiumsalze im Pflanzenorganismus. Flora, 1892, Heft 3, p. 372. 3 F. G. Kohl, Anatomisch-physiologische Untersuchungen der Kalk- salze und Kieselsäure in der Pflanze. Ein Beitrag zur Kenntnis der Mineralstoffe im lebenden Pflanzenkörper. 1889, p. 42, 43 u. a. Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1005 Die ersten Versuche wurden im Warmhause bei einer Temperatur von zirka 20° aufgestelltund später, als sich zeigte, daß der Raum nicht genügend steril zu erhalten war, in einem eigens dazu konstruierten Kasten, welcher durch Sublimat- ausspülung sterilisiert werden konnte. Die Hansen’sche Kammer hatte sich für unsere Zwecke nicht bewährt. Dieser Kasten, welcher einen beiläufigen Inhalt von 20 / hat, ist für Durchlüftung eingerichtet, doch wurde von dieser Einrichtung kein Gebrauch gemacht, da das zur Verfügung stehende Luftquantum für die Keimlinge während der Versuchs- dauer vollkommen ausreichte. Der Kasten ist aus starkem Eisenblech gebaut, von allen sechs Seiten mit Glas ausgekleidet und mit wasserhartem Kitt gedichtet. In der Mitte der Glasdecke befindet sich ein Messing- aufsatz mit Hahn, an welchem innerhalb des Kastens ein Schlauch zur allseitigen Bespritzung des Innenraumes mit Sublimat befestigt ist; der Hahn kann auch nach Einführung eines Trichters und nach Entfernung des Schlauches zur Füllung der Kulturgläser mit Lösungen verwendet werden. An der Manipulationsseite sind Türen angebracht, welche mit Kautschukstreifen gedichtet, durch Schrauben und Bolzen an- gezogen werden können. Ein zweites, in die obere Glasplatte eingelassenes, durch einen Hahn verschließbares Messingrohr diente der Durchlüftung, ein gleichartiges an der Unterseite ebenfalls der Durchlüftung und zum Ablassen der Sublimat- lösung. Es zeigte sich jedoch in der Folge, daß trotz aller Vor- sichtsmaßregeln auf diese Weise die Kulturen nicht ganz keim- frei gehalten werden konnten, und es mußte für die späteren quantitativen chemischen Untersuchungen eine andere Methode in Anwendung gebracht werden. Zu diesen Versuchen wurden acht tubulierte Glocken, von denen jede einen Inhalt von zirka 37 hatte und deren Ränder glatt geschliffen waren, verwendet. In den Tubus jeder Glocke wurde ein Kautschukstöpsel mit doppelter Bohrung luftdicht aufgesetzt. Durch die eine Bohrung war eine Glasröhre mit eingeriebenem Hahn oberhalb des Stöpsels bis etwa in die Mitte der Glocke geführt, welche Glasröhre durch 1006 V.Grafe und L. v. Portheim, einen Vakuumschlauch mit den gleich zu beschreibenden Ein- füllkolben verbunden werden konnte. Durch die andere Bohrung war die Durchlüftungsvorrichtung geführt, welche aus einem langen, bis zum Boden der Glocke reichenden, abgebogenen Glasrohr bestand, welches oben in eine weitere Glashülse ein- geschmolzen war, die ihrerseits in der Bohrung des Stöpsels steckte. Oberhalb des Stöpsels zweigte von dieser Hülse das kurze Luftausfuhrrohr ab, während das eben beschriebene lange Rohr noch ein Stück über die Hülse hinausragte und dann rechtwinklig abbiegend der Luftzufuhr diente. (Tafel I.) Die Manipulation bei den Versuchen war nun folgende: Die Bohnen, welche sorgfältig ausgesucht waren, wurden in dem oben beschriebenen sterilen Kasten unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln zum Ankeimen gebracht. Zu diesem Behufe wurden die trockenen Bohnen mit 1°/,, Sublimatlösung abgerieben, mit destilliertem, sterilisiertem Wasser abgespült, eingequollen und nachher auf sterilisiertem schwedischen Fil- trierpapier ausgebreitet. Als Kulturgefäße verwendeten wir anfangs gewöhnliche dickwandige Einsiedegläser, welche sich aber nicht zum Sterilisieren in der Hitze eigneten, weshalb wir bei den späteren Versuchen dünnwandige Bechergläser, welche genau aus- gemessen und kubiziert waren, gebrauchten. Diese Gläser wurden nun mit verdünnter Salzsäure, hierauf mit destilliertem Wasser sorgfältig ausgewaschen und mit Organtin überspannt, der in verdünnter HCl ausgekocht und dann mit destilliertem Wasser bis zum Verschwinden der AgCl-Reaktion nachgespült worden war. Dann wurden die Gläser in einen Bogen Filtrierpapier völlig eingehüllt und so im Dampfdrucktopfe durch 20’ bei 120° belassen, nach dem Ab- kühlen zum sterilen Kasten gebracht, von der Hülle befreit und rasch hineingeschoben. Dort wurden dieselben mit den ange- keimten Bohnen belegt, mit vorbereitetem sterilisierten Filtrier- papier umhüllt und zu einem geschlossenen Raume gebracht, der vorher mit 1°/,, Sublimatlösung abgerieben worden war und zum Sterilisieren der Glocken diente. Die Bechergläser wurden in Glasschalen gestellt, in denen sich Sublimat befand Rolie des Kalkes in der Pflanze. 1007 und die beinahe den inneren Umfang der Glocken hatten. Das Ganze wurde auf eine mattgeschliffene dicke Glasplatte placiert und die Glocke, welche ebenfalls mit Sublimatlösung gewaschen worden war, rasch darüber gestülpt. Dann wurde die Glocke auf der Glasplatte mit Glaskitt befestigt und mit Paraffin ver- gossen. Das lange Rohr der Durchlüftungsvorrichtung tauchte nun in die Sublimatlösung in der Glasschale ein. Die Luft- zufuhr- und -abfuhrrohre wurden sofort abgeflammt und blieben bis zur Verbindung der Glocken untereinander durch Kaut- schukkappen verschlossen. Zur Aufbewahrung der Nährlösungen dienten Pasteur’sche Kolben mit langem Hals und etwa dem doppelten Rauminhalt wie die verwendeten Kulturgläser. Der lange Hals war während des Sterilisierens der Kolben durch einen Wattepropf, das kurze Ansatzrohr durch eine Kautschukkappe verschlossen. Als Nährlösung diente die normale Knop’sche, respektive als kalkfreie die analoge mit Weglassung des Ca(NO,),, wobei also auf die Veränderung der osmotischen Wirkung der Lösung gegenüber den Pflanzen durch Fortlassung des Kalkes keine Rücksicht genommen wurde. In diesen Nährlösungen wurde die genau dosierte Menge des Zuckers stets so aufgelöst, daß die Lösung in allen Fällen in Bezug auf Zucker ein- prozentig war. Saccharose und Dextrose waren, obwohl kristallisierte Merck-Präparate zur Verwendung kamen, vorher einer sorg- . fältigen Reinigung von Kalk und Strontian unterzogen worden. Die konzentrierte Lösung dieser Zuckerarten wurde mit einer kleinen Quantität konzentrierter Ammonoxalatlösung digeriert und 24 Stunden in gelinder Wärme stehen gelassen. Der entstandene sehr geringe Niederschlag wurde abgesogen. Die Zuckerlösung wurde wiederholt mit Ammonoxalat behandelt, bis auch nach 24 Stunden keine Trübung mehr eintrat, hierauf eingedampft und bis zum Kristallisieren stehen ge- lassen. Dann wurden die Zuckerkristalle abgesogen, zuerst mit Y6prozentigem Alkohol und dann mit wenig destilliertem Wasser wiederholt ausgewaschen, bis eine CaCl,-Lösung mit einigen Tropfen des Waschwassers klar blieb. Die getrockneten Kristalle wurden für die Nährlösung verwendet. 1008 V. Grafe und L.v. Portheim, Die Lävulose (Kahlbaum-Präparat), bei der die Gefahr einer Verunreinigung mit alkalischen Erden nicht vorlag und durch die vorgenommene Prüfung auch nicht konstatiert werden konnte, wurde direkt verwendet. Die Lösungen wurden in den Pasteurkolben in normaler Weise sterilisiert und nach dem Abkühlen in die Kulturgläser eingefüllt. Das Ansatzröhrchen des Kolbens wurde mittels eines langen Kautschukschlauches mit dem Einfüllrohr der Glocke verbunden und nun konnte die Lösung durch Öffnen des Hahnes und entsprechendes Neigen des Kolbens in das Kulturglas unter dem Einfüllrohr bis zu einer beliebigen Marke eingelassen werden, so daß die Menge des in diesem Glase enthaltenen Zuckers stets quantitativ genau deter- miniert war. Nun wurden die Glocken durch Vakuumschläuche so miteinander verbunden, daß das Lufteinlaßrohr der nach- folgenden mitdem Ablaßrohr dervorhergehenden kommunizierte. Einerseits war das ganze System an eine Geißler’sche Saug- pumpe, bei späteren Versuchen an eine Druckpumpe ange- schaltet, andrerseits kommunizierte es unter Vermittlung zweier mit konzentrierter Schwefelsäure gefüllter Wasch- flaschen, welche als Keimfilter fungierten, mit der Atmo- sphäre. Zwischen Pumpe und System war ein Schwefelsäure ent- haltender Blasenzähler eingeschaltet. Durch das Glockensystem, welches zur Vorsicht noch auf einer Zinkuntertasse in Subli- matlösung stand, wurde täglich während einer Stunde Luft durchgeleitet. Die Versuchsanordnung ist aus der Tafel I ersichtlich. Es mag noch erwähnt werden, daß, um möglichst vor- sichtig vorzugehen, die Testa von den Samen unmittelbar vor dem Auflegen auf die Kulturgläser im sterilen Kasten entfernt wurde, was bei Phaseolus vulgaris leicht zu bewerkstelligen ist. Im folgenden werden die Daten des Versuchsprotokolles an- gegeben. Vorversuche. Am 10. Juli 1905 wurden im Warmhause bei einer Durchschnittstemperatur von 20° C. acht Gläser mit je acht Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1009 Keimlingen im sterilen Kasten aufgestellt. Ganz analoge Kulturen wurden mit einem lichtdichten Sturz bedeckt. I. Lichtkulturen. Dauer der Kulturen acht Tage. 1. Normale Nährlösung. Völlig normales Bild. Die Länge der Hypokotyle schwankt zwischen 10'1 bis 10'3 cm, die der Wurzeln zwischen 6'5 bis 75 cm. Die Wurzeln sind weiß, kräftig, mit zahlreichen Nebenwurzeln. Primordialblätter bei allen Keimlingen kräftig entwickelt. ZUNormalelNährlösung: mit! 1%), Dextrose.! In der Länge des Hypokotyls dieser Versuchspflanzen und der im ersten Glas gezogenen war kein deutlicher Unterschied zu be- merken; die Wurzeln waren hier etwas kürzer als bei den Keimlingen in der Normallösung ohne Zucker. 3. Normale Nährlösung mit 1°/, Saccharose. Die Erscheinungen waren in diesem Falle ähnliche wie bei 2. 4. Normale Nährlösung mit 1°), Lävulose. Die Hypo- kotyle hatten eine Länge von 9'8 bis 12:6 cm, die Wurzeln eine solche von 8'3 bis 9:5 cm. Letztere hatten kurze, kräftige Nebenwurzeln. Die Primordialblätter waren so wie beil entwickelt. | o. Kalkfreie Nährlösung. Die Wurzeln, welche bloß Längen von 2:5 bis 3:5 cm aufweisen, waren dünn, braun oder braun gefleckt. Die Hypokotyle hatten braune Flecken. Nur bei einem Keimling waren die Primordialblätter aus den Kotyle- donen hervorgetreten. 6. Kalkfreie Nährlösung mit 1°/, Dextrose. An den 4:5 bis 5'2 cm langen schleimigen Wurzeln wechselten weiße Partien mit braunen. An letzteren waren die Wurzeln gewöhn- lich eingeschnürt. Es hatten sich nur wenige Nebenwurzeln gebildet. Die Hypokotyle hatten braune Flecken und waren 4 bis 54 cm lang. Die Blattausbildung war bei allen Keimlingen zu beobachten. 7. Kalkfreie Nährlösung mit 1°, Saccharose. Die Wurzeln waren 1'5 bis 5°8 cm lang, braun, zum Teil einge- schnürt. Am Hypokotyl waren die Krankheitserscheinungen noch nicht aufgetreten. 1010 V. Grafe und L. v. Portheim, 8. Kalkfreie Nährlösung mit 1°/, Lävulose. Die 48 bis 58 cm langen, dünnen, aber weißen Wurzeln hatten warzenförmige Nebenwurzeln. Die Hypokotyle waren hier noch nicht erkrankt und maßen 6:2 bis 7'1 cm. Die Primordialblätter waren klein. UI. Dunkelkulturen. 1. Normale Nährlösung. Wurzeln 85 bis 12:5 cm lang, rein weiß, völlig normal. Hypokotyle 10'8 bis 11:5 cm. Bei den meisten Pflanzen Primordialblätter entwickelt. 2.Normale Nährlösung mit 1°/, Dextrose. Die Wurzeln, deren Länge 6'2 bis 7'5 cm betrug, erschienen kräftig, weiß mit vereinzelten braunen Flecken. Die Nebenwurzeln waren warzenförmig. Die Hypokotyle erreichten 9'8 bis 112 cm. 3. Normale Nährlösungmit 1°/,Saccharose. Die Keim- linge dieses Versuchsglases ähnelten den eben beschriebenen. 4. Normale Nährlösung mit 1°/, Lävulose. Wurzeln durchwegs braun, 41 bis 5'’2 cm lang, Hypokotyle 5:1 bis OD .CM. o. Kalkfreie Nährlösung. Die braunen, schleimigen Wurzeln waren bloß 1 bis 15 cm lang. Die stark gekrümmten Hypokotyle waren im Wachstum zurückgeblieben. 6. Kalkfreie Nährlösung mit 1°/, Dextrose. Wurzeln braun, 2'3 bis 3:5 cm lang; Hypokotyle braun gefleckt. 7. Kalkfreie Nährlösung mit 1°/, Saccharose.: Die Wurzeln waren erkrankt, an einigen Stellen noch weißlich und hatten eine Länge von 3 bis 3'7 cm. Die Hypokotyle waren nicht so stark gekrümmt wie in den beiden vohergehenden Kulturen und hatten braune Flecken. 8: Kalkfreie©Nährlösung! mit 1/aEavueezBE Wurzeln waren braun, schleimig, ganz unscheinbar; die Hypo- kotyle waren völlig eingekrümmt und durchwegs erkrankt. Es hatte sich also bei den Lichtkulturen gezeigt, daß bei den in normaler Knop’scher Nährlösung kultivierten Keimlingen die Zufuhr von Lävulose einen günstigen Einfluß auf die Ent- wicklung der oberirdischen Organe und der Wurzeln hatte. In den Dextrose- und Saccharosekulturen blieben die Wurzeln gegen die in der Normallösung ohne Zucker zurück, während Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1011 betreffs der Hypokotyle eine genaue Reihenfolge des Grades der Entwicklung nicht festgestellt werden konnte. Bei den kalkfreien Kulturen standen die Lävulosepflanzen am besten. Die Hypokotyle wiesen hier gegenüber den Keim- lingen in den drei anderen Versuchsgläsern eine bedeutende Längenzunahme auf. Die Wurzeln ähnelten, was Ausbildung und Farbe der Hauptwurzeln anbelangt, denen der Normalpflanzen und hatten auch eine größere Länge als die der übrigen Ver- suchspflanzen erreicht. Die nächstlängsten Wurzeln hatten die Dextrosepflanzen, dann folgten die Saccharosepflanzen. Die Wurzeln dieser Pflanzen stellten ihr Wachstum scheinbar später ein als die der Keimlinge in der Kultur ohne Zucker und zeigten charakteristische Färbungen, welche oben bereits be- schrieben wurden. Die Nebenwurzeln waren nur als Höcker vorhanden. Die Länge der Hypokotyle der Dextrose- und Saccharosepflanzen unterschied sich nicht wesentlich von der der kalkfrei ohne Zucker gezogenen Bohnen. Von den obigen abweichende Resultate wurden im Dunkeln erzielt. Bei den Normalkulturen waren es die in ge- wöhnlicher Nährlösung kultivierten Keimlinge, welche das günstigste Bild darboten, während die ungünstigsten Ergebnisse hier in Bezug auf Färbung, Länge und Ausbildung der Wurzeln und Länge der Hypokotyle die Lävulosepflanzen zeigten. Während die Dextrose- und Saccharosebohnen, was die Länge der Wurzeln betrifft, stark hinter den Nörmalpflanzen zurück- blieben, erreichten deren Hypokotyle beinahe dieselbe Länge wie die der Keimlinge in der Normallösung ohne Zucker. Bei den kalkfreien Kulturen war zu dieser Zeit eine Erkrankung in allen Versuchsgläsern zu beobachten; am besten standen, respektive am schwächsten erkrankt waren die Saccharose- pflanzen; am schlechtesten standen die Keimlinge der Lävulose- kultur. Die hier besprochenen Verhältnisse und die der noch zu erwähnenden Versuche sind in den beigeschlossenen Tabellen 1 und 2 übersichtlich zusammengestellt. In der Tabelle 1 sind die in den verschiedenen Kulturen erreichten Längen der Wurzeln, Hypokotyle und Epikotyle angegeben, während in der Tabelle 2 die Reihenfolge des 1012 V. Grafe und L. v. Portheim, Entwicklungsgrades der ober- und unterirdischen Organe in den Licht- und Dunkelkulturen und in den Lösungen ohne und mit Zucker angeführt wird. In der ersten Reihe dieser zweiten Tabelle wird angegeben, bei welcher Kultur jeder Versuchsreihe die längsten Wurzeln, Hypokotyle, respektive Epikotyle konstatiert werden konnten. In der zweiten Reihe sind die Kulturen mit den nächstlängsten Pflanzen verzeichnet. Die Kulturen, deren Keimlinge noch kleinere Organe aufwiesen, sind aus der dritten Reihe und die mit den kleinsten Pflanzen aus der vierten Reihe zu ersehen. Nachdem einige Wiederholungen obiger Versuchsreihe ähnliche Ergebnisse zeitigten, wobei sich überdies heraus- stellte, daß Variationen der Zuckerkonzentration von t/, bis 2°/, nichts Wesentliches an dem qualitativen Resultat zu ändern vermochten, wurden die Versuche mit der auf p. 1005 ft. beschriebenen Apparatur wiederholt. Nach Ablauf jedes Ver- suches wurden die Pflanzen gemessen und bei einigen die qualitative und quantitative Veränderung des dargebotenen Zuckers untersucht. Versuche unter den Glasglocken. Versuchsreihe vom 14. Februar 1906. Dauer des Versuches 8 Tage. Maximaltemperatur: 17°C. Lichtkulturen. 1. Normale Nährlösung. Die Keimlinge entwickelten sich normal, entsprechend den auf p. 1009 gegebenen Angaben. 2. Normale Nährlösung mit 1°), Dextrose. Die Wurzeln waren gekrümmt, gegen die Spitze zu gebräunt; die Wurzelhauben weißlich. Die Hypokotyle waren beiläufig so lang wie die der Normalpflanzen; die Primordialblätter kleiner als bei den ohne Zucker kultivierten Bohnen. 3. Normale Nährlösung mit 1°/, Saccharose. Die Wurzeln waren stark gekrümmt und gebräunt. Die Hypo- kotyle waren beinahe gleich lang wie die der Normal- kulturen. N TEE WE _ ee, ae Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1013 4. Normale Nährlösung mit 1°/, Lävulose. Die Keim- linge dieser Kultur hatten schön ausgebildete, im oberen Teile etwas gebräunte, sonst aber weiße Wurzeln. Die Hypo- kotyle erreichten hier, verglichen mit den anderen drei Kulturen, die größte Länge, sie waren aber dünner als die der Normalkeimlinge und dicker als die der Saccharose- keimlinge. 5. Kalkfreie Nährlösung. Die Erkrankung trat nach fünf Tagen auf; die Wurzeln waren stark zurückgeblieben. Beikalkinesess Nährlösung, mit I 1%, .Dextroses Die Wurzeln blieben klein und waren ganz braun und schleimig. Die Hypokotyle waren nur um weniges länger als bei den Keimlingen in der kalkfreien Nährlösung ohne Zucker. Rallkefreier Nährlösungsmit 1%, 'Saccharose.oDie Wurzeln und Hypokotyle dieser Pflanzen waren länger als die der kalkfrei ohne Zucker und kalkfrei mit Dextrose gezogenen Keimlinge. Die Primordialblätter waren noch nicht entwickelt. Die Kotyledonen dieser Versuchspflanzen waren kaum ergrünt. Sakalkireie Nährlösung mit. 1%, Läayuloserv!Die . Wurzeln, welche am oberen Teil gebräunt, am unteren weiß waren, und die Hypokotyle, welche im Gegensatz zu den zuletzt besprochenen drei Kulturen kaum eine Erkrankung zeigten, waren hier viel länger als die in den gewöhnlichen, kalk- freien-, Dextrose- und Saccharosekulturen. Die Primordial- blätter waren bei den Lävulosekeimlingen gut ausgebildet. Es sei hier auch darauf hingewiesen, daß bei den kalk- freien Kulturen ohne Zucker die Wurzeln 1°’527mal, bei den Kulturen mit Dextrose 1'236mal länger waren als die Hypo- kotyle. Bei den Saccharose- und Lävulosepflanzen trat das entgegengesetzte Verhältnis ein, indem die Wurzeln um 1'397, respektive 1'030 kürzer waren als die Hypokotyle. Das Ver- hältnis der Länge der Wurzeln zu der der Hypokotyle war nbkeigens bei denTeinzelnen kalkfreien’ Kulturen! der Tver- schiedenen Versuchsreihen im Licht nicht immer das gleiche; in manchen Fällen waren die Wurzeln in einer Nährlösung länger als die Hypokotyle, in anderen Fällen in derselben Lösung kürzer. 1014 V. GrafeundL.v.Portheim, Im Dunkeln waren die Hypokotyle in den Kulturen ohne Kalk stets länger als die Wurzeln. Kontrollversuche, welche am 22. Februar und 1. März 1906 zur Aufstellung kamen, ergaben ähnliche Resultate wie die des Versuches vom 14. Februar. Die Ergebnisse des Versuches vom 1. März waren folgende: Bei den Kulturen in normalen Nährlösungen standen die Lävulosekeimlinge in Bezug auf Dicke, Länge der Haupt- wurzeln und Ausbildung der Nebenwurzeln am besten; am wenigsten günstig waren die Ergebnisse bei Dextrose. Bei den Kulturen in kalkfreien Nährlösungen wiesen die Dextrosekeimlinge die stärkste Bräunung an Wurzeln und Hypokotylen und die geringsten Längen auf; während sich die Lävulosekeimlinge durch feste, kaum gebräunte Haupt- wurzeln mit den charakteristischen warzenförmigen Neben- wurzeln, gut entwickelte Primordialblätter und relativ starke Hypokotyle auszeichneten. Die Saccharosepflanzen nahmen zwischen den Lävulose- und Dextrosepflanzen eine Mittel- stellung ein. Am 15. März 1906 wurden neue Versuchsreihen im Licht und im Dunkeln aufgestellt. Leider waren bei den Lichtkulturen die Kulturen in der normalen Nährlösung ohne Zucker verunglückt, so daß nur eine Vergleichung der Normallösungen, die eine der drei Zucker- arten enthielten, möglich war. Das Resultat entsprach dem für den Kontrollversuch vom 1. März angegebenen. Bei den kalk- freien Kulturen waren auch die Saccharosepflanzen frühzeitig zu Grunde gegangen; aber die günstige Beeinflussung der Entwicklung der Keimlinge in der Lösung, der Lävulose zugesetzt worden war, und die weniger günstige Entwicklung in der Lösung mit Dextrose war deutlich zu sehen. Bei den Dunkelkulturen konnte bei den normalen Nähr- lösungen, was die Wurzeln betrifft, folgende Reihenfolge mit Bezug auf die Entwicklung festgestellt werden. Am besten standen die normalen Keimlinge, dann die Dextrosekeimlinge, denen die Saccharosekeimlinge und schließ- lich die Lävulosekeimlinge folgten. Bei den Hypokotylen war Rolle des Kalkes in der Pflanze. NONE) die Reihenfolge dieselbe, nur waren die Dextrosepflanzen beinahe gleich lang wie die Normalpflanzen. Bei den kalkfreien Kulturen im Dunkeln lieferten die mit Dextrose kultivierten Bohnen die relativ besten Ergebnisse, an zweiter Stelle standen die Saccharosebohnen, an dritter Stelle die Bohnen der kalkfreien Kulturen ohne Zucker mit Bezug auf die Wurzeln und die Lävulosepflanzen mit Bezug auf die Hypokotyle. Die schlechtesten Wurzeln hatten die Keimlinge der Lävulosekultur, die schlechtesten Hypokotyle die der Kultur ohne Zucker. Andere am 18. April und 28. April 1906 unternommene Versuche ergaben analoge Resultate, die hier nicht in extenso mitgeteilt werden sollen, dagegen soll hier noch der Versuch - vom 5. Mai dieses Jahres besprochen werden, da Taf. II das Photogramm der kalkfreien Kulturen dieses Versuches dar- stellt und auch die weiter unten mitgeteilten Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Zuckeranalyse aus dieser Ver- suchsreihe stammen. Übrigens wurden qualitative Zucker- untersuchungen auch beim Versuche vom 15. März vorge- nommen. Versuch vom 5. Mai 1906. Lichtkulturen. Normale Nährlösungen. Die schönsten Wurzeln waren in der normalen Knop’schen Nährlösung ohne Zucker zu beobachten; die nächstbesten Wurzeln hatten die Lävulose- keimlinge, die schlechtesten die Keimlinge der Dextrose- kultur, obzwar die Wurzeln der Saccharosepflanzen nicht viel länger waren als die der Dextrosepflanzen. Wie die Wurzeln verhielten sich auch die Hypokotyle, doch waren die der Saccharosepflanzen bedeutend länger als die der Dextrosepflanzen. Die längsten Epikotyle hatten die Lävulosekeimlinge, dann folgten die in der Normallösung ohne Zucker, dann die Saccharose- und schließlich wieder die Dextrosekeimlinge. Kalkfreie Nährlösungen. Die Wurzeln, Hypokotyle und Epikotyle waren in der Lävulosekultur besonders gut entwickelt, ohne: freilich die Längem diesers Organei-in. der 1016 V. GrafeundL. v. Portheim, normalen Nährlösung ohne Zucker zu erreichen. Dieser Lösung gegenüber waren besonders die Wurzeln zurückgeblieben. In der kalkfreien Lösung ohne Zucker und in der mit Dextrose waren die Wurzeln beinahe gleich lang, am kürzesten waren sie in der Lösung mit Saccharose. Was die Hypokotyle und Epikotyle anbelangt, so standen den Lävulosepflanzen die Dextrosepflanzen am nächsten, dann kamen die Keimlinge der Lösung ohne Zucker und zum Schluß die der Saccharose- lösung. Dunkelkulturen. Normale Nährlösungen. Wurzeln: Die besten Resultate ergab in diesem Falle die Dextrosekultur, dann die normale Nährlösung ohne Zucker, nachher die Saccharosekultur. Die schlechtesten Wurzeln hatten die Keimlinge aus der Lävulose- kultur. Hypokotyle: Die längsten Hypokotyle hatten die Normal- pflanzen, denen die Dextrose-, Saccharose- und Lävulose- pflanzen, was die Länge betrifft, der Reihe nach folgten. Epikotyle: In der Normallösung ohne Zucker hatten zur Zeit des Abbruches des Versuches bereits alle Keimlinge ganz schön entwickelte Epikotyle. In den Dextrose- und Saccharose- kulturen hatten nur je drei Keimlinge Epikotyle, welche eine Länge.von 1 bis 2’cm'. erreichten. In der Lävuleseckuiss hatten die Epikotyle nicht meßbare Längen. Kalkfreie Nährlösungen. Wie beim Versuche vom 15. März 1906 so konnte auch hier mit Bezug aufrdie Entwicklung der Wurzeln folgende Reihenfolge konstatiert werden: 1. Dextrose, 2. Saccharose, 3. kKalkfreie Lösung ohne Zucker, 4. Lävulose, während bei den Hypokotylen die kalk- freie Lösung "und die” Eävuloselösung” ihre’ 'Stellungener tauschten. Epikotyle: Während sechs Keimlinge der Normallösung ohne Zucker Epikotyle in der Länge von 1 bis 2 cm gebildet hatten, hatten bloß fünf Keimlinge der Dextrosekultur Epikotyle entwickelt. Freilich waren letztere (2:06 cm) im Durchschnitt länger als erstere (145 cm). Rolle des Kalkes in der Pflanze. O7 In der Saccharosekultur hatten zwei Keimlinge Epikotyle mit einer Durchschnittslänge von l’Scm, in der Lävulose- kultur hatten zwei Epikotyle eine durchschnittliche Länge von 1:25 cm. Den mitgeteilten Ergebnissen zufolge besteht also offenbar eine Beziehung zwischen Kalk und Zucker; es geht daraus aber, wie schon eingangs erwähnt, nicht hervor, daß der Kalk bei der Umwandlung oder Leitung der Kohlehydrate not- wendig ist. Höchst auffallend ist, daß, was die individuelle Form der Zuckerarten anbelangt, es einen Unterschied ergibt, ob Dextrose, Saccharose oder Lävulose verwendet wird. Unsere Versuche haben ergeben, daß in Nährtstofflösungen, denen der Kalk fehlt, durch Zufuhr von Lävulose die Ent- wicklung der Wurzeln und oberirdischen Organe im Licht gefördert wird und daß die mit Lävulose gefütterten Pflanzen die Erkrankung infoige von Kalkmangel zu einer Zeit noch michss zeisen,., zu, welcher. die ‚in rgewöhnlichen,, kalkfreien Lösungen kultivierten Keimlinge bereits erkrankt sind. Die Saccharose- und Dextrosepflanzen hatten sich gewöhn- lich besser entwickelt als die kalkfrei gezogenen. Im Dunkeln, wo frühzeitig eine Erkrankung aller kalkfrei SezosenenssBohnmen jerfolsite, waren ‚es die Keimlinge: "der Saccharose- und Dextrosekulturen, hauptsächlich aber letzere, welche das günstigste Bild boten, am ungünstigsten standen auch hier die Keimlinge der Nährlösung ohne Kalk, was die Hypokotyle anbelangt. Die schlechtesten Wurzeln hatten bei den Dunkelpflanzen die mit Lävulose ernährten. Bei den Versuchen mit normalen Nährlösungen im Licht waren die Resultate nicht so deutlich; das Wachstum der Hypokotyle scheint auch hier im allgemeinen durch Zusetzen von Lävulose, Dextrose und Saccharose zu der Nährlösung, besonders durch erstere Zuckerart, gefördert zu werden. Was die Wurzelentwicklung betrifft, so konnte kein klares Ergebnis erzielt werden. Bei den Kulturen mit Kalk im Dunkeln findet eine Förderung des Wachstums bei Darbietung von Zucker nicht statt, sondern im Gegenteil eine Herabminderung des Längenwachstums. Sitzb. der mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 70 1018 V. Grafe und L. v: Portheim, Dickenwachstum und Gewicht der Versuchspflanzen wurde bei unseren Versuchen vorläufig nicht näher geprüft. Die Resorption von Kohlenstoffverbindungen durch Phanerogamenwurzeln und ein dadurch erzielter Ernährungs- effekt wurde von einzelnen Autoren gelegentlich schon be- schrieben. So erwähnt bereits Boehm! Zuckeraufnahme durch die Wurzel. Acton? hat Stärkebildung in den grünen Teilen von Pflanzen im Dunkeln beobachtet, denen er Zucker in einer Nährlösung geboten hatte. Da Laurent und Maze&? konnten an’Zuckerkulturen von Maispflanzen stärkere Zunahme an Trockengewicht und dunklere Farbe der grünen Blätter als in den zuckerfreien Kontrollkulturen konstatieren. Zaleski* beobachtete reich- liche Eiweißbildung an FZelianthus-Blättern im Dunkeln, wenn diese Blätter auf einer nermalen Nährlösung mit Lävulose schwammen. Ohne Lävulosezufuhr fand eine Abnahme der Eiweißmenge statt. Unseren bisherigen Befunden im großen und ganzen ent- sprechende Resultate ergaben die quantitativen Analysen der Zuckerlösungen der kalkfreien Kulturen im Licht, welche nach Abbruch der Versuche angestellt wurden. Dabei zeigte es Sich zunächst, daß in den Saccharoselösungen der Zucker völlig invertiert war und daß der meiste Zucker in der Lävulose- kultur, der wenigste in der Dextrosekultur konsumiert worden war. Ein Vorversuch, der auf dem mikrochemischen Nachweis der verschiedenen Zuckerarten basierte, zeigte, daß in allen Versuchsgläsern, gleichgültig mit welcher Zuckerart, ob im 1 Josef Boehm; Über.. Stärkebildung aus Zucker. Botanische Zeitung, 41. Jhrg., 1883, Nr. 4, p. 54. Eye 2 H. Acton, Proc. Roy. Soc. London, Vol. XLVII, p. 150 (1890), zit. nach F. Czapek, Biochemie der Pflanzen, I, p. 396. 3 J. Laurent, Compt..rend., T. CXXV, p. 887 (1897), T. CXXVI, p. 786 (1898), T. CXXXV, p. 870 (1902); Rev. gen. de Botan., T. XV], p. 14 (1904). Maze, Compt. rend., T. CXXVII, p. 185 (1899). Maze und A. Perrier, Compt. rend., T. CXXXIX, p. 470 (1904), zit. nach F. Czapek, Biochemie der Pflanzen, I, p. 396, 397. 4 W. Zaleski, Die Bedingungen der Eiweißbildung in den Pflanzen. 1900. Botanisches Zentralblatt, 1901, Bd. LXXXVII, Nr. 8, XXII. Jhrg., p.282, Ref. Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1019 Licht oder im Dunkeln, gefüttert worden war, neben dem verwendeten Zucker stets noch Lävulose vorlag. Dieser Nach- weis wurde mittels der Methode geführt, welche der eine von uns für die: individuelle Feststellung dieser Zuckerarten aus- gearbeitet hal! Ferner wurde gefunden, daß die Flüssigkeit der Rohr- zuckerkultur Fehling’sche Lösung beim Erwärmen, jedenfalls aber ohne vorhergegangene Hydrolyse, reduzierte. Es mußte der Rohzucker also schon vor Anstellung der qualitativen Prüfung im Kulturgefäß hydrolysiert worden sein, was ja nicht auffallend ist, selbst wenn man nicht an die Wirkung von Bakterien denkt, die doch trotz aller peinlichen Sorgfalt in die Kultur gelanst sein konnten; hat doch Molisch? über amylo- lytische und invertierende Wirkungen durch Wurzelsekrete höherer Pflanzen berichtet. Auffallend war hingegen die teilweise Umwandlung der Dextrosein Lävulose und die stärkere Aufnahme der Lävulose aus der originalen Lävulosekultur und der Invertzucker- oma Es sei aber. auch” beireffs der Umwandlung der Zuckerarten ineinander hier darauf aufmerksam gemacht, daß solche Umwandlungen von Monosen ineinander von Pony. de Bruyn und van Ekenstein® unter Binwirkuns sehr verdünnter wässeriger Alkalien beobachtet wurden und daß, wie schon erwähnt, zweifellos auch enzymatische Wurzel- sekrete diese Wirkung haben könnten. Übrigens hat einer von uns* eine solche Umlagerung in der Zwiebel von Allium cepa beim Austreiben beobachtet. Die Methode zur quantitativen Bestimmung der Zucker war aus der Knapp’schen und Sachsse’schen kombiniert und 1 Viktor Grafe, Studien über den mikrochemischen Nachweis ver- schiedener Zuckerarten in den Pflanzengeweben mittels der Phenylhydrazin- methode. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. CXIV, Abt. I, März 1905. 2 Hans Molisch, Über Wurzelausscheidungen und deren Einwirkung auf organische Substanzen. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, 1887, Bd. XCVI, I. Abt., Oktober. 3 Lobry de Bruyn, Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. XXVII, p. 3078. Chemisches Zentralblatt, Bd. XCVII, I, p. 1173. N Graie t’e,p il. 70# 1020 V. Grafe und L. v. Portheim, beruht auf der Verschiedenheit der Reduktionskonstanten gegen Knapp’sche und Sachsse’sche Lösung bei Glukose und Fruktose. Die Lösungen, deren ursprünglicher Zuckergehalt ja genau bekannt war, wurden in einen Meßkolben gespült, auf das Doppelte verdünnt, um eine zirka !/,prozentige Lösung zu erhalten, und dann je ein Drittel zur Ausführung der beiden Proben herauspipettiert. Die erhaltenen Zahlen sind folgende: Lichtkultur vom 5. Mai 1906. Kalkfreie Lösungen. 1. Saccharose. Verbraucht für ein Drittel der Flüssigkeit nach Sachsse 863 cm’, verbraucht für ein Drittel der Flüssig- keit nach Knapp 757 cm’, woraus sich rechnungsmäßig die Mense der kayulosermie 2. 2.02 2 271900 die der Dextrosemun mm 273202 > zusammen mer ge EN IE nn - 451628 ergibt. Da das Versuchsglas auf 675 cm? aufgefüllt worden war und daher zu Beginn des Versuches.. 675008 enthalten hatte, soswaten 22 a 22338 » des Zuckers verbraucht worden. 2. Lävulose.: Verbraucht. wurden für, ein Dress: Flüssigkeitsmenge von der Sachsse’schen Lösung 340°5cm°, woraus sich die Menge der vorhandenen Lävulose mit. 2°17558 8 ergibt. Da das Versuchsglas 755. cm? Flüssigkeit, also 70000 » Lävulose,;enthielteyyaren Ir 2000 002 8'3742 8 Lävulose von den Keimlingen aufgenommen worden. 3. Dextrose. Für ein Drittel der Flüssigkeitsmenge wurden von der Sachsse’schen Lösung 897 cm’, von der Knapp’schen Lösung 1206 cm? verbraucht, woraus sich die, Menge,derTsäyulese, mit 0.00 De L.I608 die:derDextrossmith ar Ya bei. mean 1:2314 » respektive für die ganze Quantitäfmit Ser... 212. 35004 » für Lavulose Una N ER 36942 » für. Dextrose, zusammenemit wer u m. was 719468 Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1021 berechnet. Die ursprüngliche Ra des Kulturglases Bee beitrug 2... ee ne 0 OOUUFS Dextrose, es: wurden- daher im- sanzen nur... 06094 » Dextrose resorbiert. Die Resultate der quantitativen Analyse stimmen bei den Lävulose- und Dextrosekulturen wohl mit den Ergebnissen der äußeren Erscheinung der Pflanzen bei Fütterung mit den beiden Zuckerarten in den Lichtkulturen überein, nicht aber bei der Saccharosekultur, deren Pflanzen eine Zuckermenge von 2:2338 g aufgenommen hatten, aber die kleinsten Individuen ergaben. Dunkelkuituren. Die Tatsache, daß sich bei den Dunkelkulturen gegenüber den Lichtkulturen das Verhältnis in der Wirkungsweise der drei Zuckerarten völlig umkehrte, ließ erwarten, daß auch die Resultate der quantitativen Untersuchung der Lösungen der Dunkelkulturen 'entsprechende sein würden. Diese Erwartung hat sich nur zum Teil bestätigt. Wie bei den Lichtkulturen so wurden auch hier die größten Quantitäten Zucker der Lävulose- lösung entnommen. ‚Während aber bei den Lichtkulturen die nächstgrößte Menge des Zuckers von den Saccharosekulturen aufgenommen wurde, waren es hier die Dextrosepflanzen, die nach den Lävulosepflanzen den größten Zuckerverbrauch auf- wiesen. Während die Zuckeraufnahme der Keimlinge der Dextrosekultur im Licht 0:6054 g betrug, stellte sie sich im Dunkeln auf mehr als das Doppelte, nämlich auf 1:6563 8. Die Differenz zwischen derim Dunkelnbei Saccharose- und Dextrose- fütterung aus der Lösung verschwundenen Zuckermenge war aber nicht sehr groß, während sie bei den Kulturen im Licht sehr bedeutend war. Nachfolgend die Daten der Dunkelkultur: 1. Saccharose. Für ein Drittel der Flüssigkeitsmenge wurden 602cm? der Sachsse’schen Lösung und 817 cm? der Knapp’schen Lösung verbraucht. Das entspricht einer 1022 V. Grafe und L.v. Portheim, Menge. VoR;5+ ze + Attest 2:2497 8 L.ävulose-und..... er as. ae ae 2.:02241» Dextrose,; zusammen, zur aaıas ilaselan rer 48768 8 Zucker: Da im Kulturglas (650 cm?) ursprüng- lich u: 2... 228, AS TE I re 65000 8 Zucker vorhanden waren, soswaren. 2. aa 16232 > von der Saccharose resorbiert worden. 2. Lävulose. Nachdem für ein Drittel der Flüssigkeits- menge 275 cm? der Sachsse’schen Lösung verbraucht wurden, so ergibt sich die ‚Menge .der vorhandenen _Lävulese mit ones sen ee se 1 Zoanzae Da ursprünglich 600 cm? Flüssigkeit, also ......... 600000 » Lävulose vohanden waren, hatten die Pflanzen.... 4°24275g8 des Zuckers aufgenommen. 3. Dextrose. Verbrauch für ein Drittel der Flüssigkeits- menge nach Sachsse 735 cm’, nach Knapp 980 cm’, woraus sich’die Menee der Päyvulose mit 20.0... 22 2.974598 und die der Dextrasemmie 2. 2 220.2 Se 2:8692 » die des Gesamtzyiekers mita na 98437 8 berechnet. Da anfangs im Kulturglas 750 cm?, also 1.58. Tuade Aura PET ee a ee 75000 » Dextrose vorhanden waren, so wurden .......... 1'656938 verbraucht. Zu dem früher auf p. 1021 Gesagten ist noch hinzuzufügen, daß bei den Dunkelkulturen weniger Lävulose und Saccharose aus den entsprechenden Lösungen aufgenommen wurde als bei den Lichtkulturen, bei den Dextrosekulturen war das Umge- kehrte der Fall. | Die quantitative Untersuchung ist wegen ihrer außer- ordentlich schwierigen Durchführung vorläufig nur an den kalkfreien Keimlingen und nur an einer Versuchsreihe ange- stellt worden. Es wird eine Aufgabe der nächsten Arbeit sein, die diesbezüglichen Verhältnisse einer genauen Prüfung zu unterziehen. Auffallend war bei dieser vorläufigen Untersuchung die Konstatierung der Bevorzugung gerade der linksdrehenden Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1023 Monose in den meisten Fällen, was ja auch im Licht an der Entwicklung der Bohnen beobachtet werden konnte und die Feststellung der Disharmonie zwischen Zuckeraufnahme, und sonstigem Verhalten der Versuchspflanzen bei den Licht- und Dunkelkulturen. Die Tatsache, daß durch die Zuckerarten eine bessere Entwicklung der kalkfrei gezogenen Bohnen und eine Ver- zögerung der Erkrankung derselben herbeigeführt werden konnte, erweckte den Gedanken, ob nicht vielleicht die charak- teristische Krankheit infolge von Kalkmangel einer anderen, bisher noch nicht untersuchten Ursache zuzuschreiben sei. Nach Schimper! und anderen Forschern soll das saure oxalsaure Kali, respektive die freie Oxalsäure die Erkrankung der kalkfrei gezogenen Pflanzen herbeiführen. Nun konnte aber einer von uns? bei infolge von Kalkmangel erkrankten Bohnen kaum eine bemerkenswerte Zunahme von freien Säuren nach- weisen. Es war daher wahrscheinlich, daß eine andere Gift- wirkung, da ja die Pflanzen die charakteristischen Vergiftungs- erscheinungen zeigen, hiebei eine Rolle spiele. Wie Loew und Bokorny? nachgewiesen haben, ist es möglich, im Laboratorium aus Formaldehyd durch längeres einfaches Stehen mit verdünnter Kalklösung bei gewöhnlicher Temperatur einen reduzierenden Zucker synthetisch zu erzeugen, welchen sie Formose nannten und der sich bei späteren Untersuchungen als ein Gemisch von Dextrose und Lävulose heraus- stellte. Es lag daher nahe, zu prüfen, ob nicht vielleicht auch in der lebenden Pflanze ein ähnlicher synthetischer Prozeß sich abspiele und ob dem Kalk ‚unter anderen Rollen auch die des synthetisierenden Agens zukomme, ferner ob er quasi als Schutzstoff gegen den bei der Kohlensäureassimilation sich 1 A. F.W. Schimper, Zur Frage der Assimilation der Mineralsalze durch die grüne Pflanze. »Flora oder allgem. bot. Zeitung«, 1890, H. 3, p. 248. 2 L. v. Portheim, Über die Notwendigkeit des Kalkes für Keimlinge, insbesondere bei höherer Temperatur. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. CX, Abt. I, April 1901, p. 38, 43. 3 ©. Loew, Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. XX, p. 142, 3039, Bd. XXI, p. 270, Bd. XXII, p, 470, 478. 1024 V. Grafe und L. v. Portheim, bildenden Formaldehyd wirke, also bei seinem Fehlen die Vergiftungserscheinungen von Formaldehyd herrühren. Einen ähnlichen Gedanken, daß nämlich der Kalk als Schutzstoff wirkt, hat Loeb! bezüglich der Wirkung des Kalkes im Tier- körper ausgesprochen. Unsere Versuche mußten also darauf gerichtet sein, festzustellen, ob bei kalkfrei gezogenen Pflanzen im Licht und im Dunkeln eine Zunahme an Formaldehyd gegenüber den normal kultivierten zu konstatieren sei. Das Vorkommen von Formaldehyd in assimilierenden Pflanzen hat in neuerer Zeit Pollacci? darzutun gesucht und auch Usher und Priestley?habenFormaldehyd mit Erfolg inassimilierenden Pflanzen nachgewiesen. Unsere diesbezüglichen Vorversuche wurden in der Weise angestellt, daß vier Kulturen von Phaseolus vulgaris angesetzt wurden, und zwar je eine mit normaler Knop’scher Nährlösung und mit einer Nährlösung, der Kalk fehlte, im Licht und zwei ebensolche Kulturen im Dunkeln. Die Dunkelkulturen sollten zeigen, ob Aldehydbildung nicht auch im Dunkeln, also durch Destruktion, stattfinden könne. Nachdem die Keimlinge von Phaseolus vulgaris in den kalkfreien Kulturen in der gewöhnlichen Weise erkrankt waren, wurden sie und die normalen Keimlinge der Unter- suchung unterzogen. Dieselbe wurde vor allem in der Weise vorgenommen, daß die einzelnen Pflanzen von Wurzeln und Kotyledonen befreit und klein zerschnitten wurden. Nachdem ihr Lebendgewicht bestimmt worden war, wurden sie der Destillation mit Wasserdampf unterworfen. Es wurden zirka 1 J.. Loeb, Vorlesungen über die Dynamik der Lebenserscheinungen. Leipzig, 1906, p. 116. 2 Gino Pollacci, Intorno alla presenza dell’ Aldeide Formica nei vegetali. Rendiconti del R. Ist. Lomb. di sc. e lett. Ser. II, Vol. XXXII, 1899. Intorno all’ assimilazione clorofilliana delle piante. Instituto Botanico della R. Universita di Pavia,' 1899. L’ assimilation chlorophyllienne. Archives ital. de Biologie, Bd. XXXVII, 1902. 8 Francis L. Usher und J. H. Priestley, Untersuchung über den Mechanismus der Kohlenstoffassimilation in grünen Pflanzen. Proceedings of the Royal Society, 1906, Bd. 77, p. 369 bis 376. Ref. Naturwissenschaftliche Rund- schau, XXI. Jhrg., 1906, Nr. 17, p. 212. Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1025 500 cm” abdestilliert, aber je 100 cm?’ für sich aufgefangen und einer nochmaligen Destillation unterworfen. Es sei gleich bemerkt, daß stets nur die ersten Fraktionen ein Resultat lieferten, was ja bei der Leichtflüchtigkeit der Aldehyde natürlich ist. Die Prüfung auf Formaldehyd wurde nach folgenden Methoden unternommen: Nach Lebbin,! indem durch Er- hitzen der Flüssigkeit mit fünfprozentiger alkalischer Resorcin- lösung bis zum Kochen mit Formaldehyd eine rote Färbung eintritt; ferner durch Bläuung oder Violettfärbung eines mit neutraler Lösung von Rosanilinchlorhydrat getränkten Papieres und schließlich nach einer Methode, welche, bei Gelegenheit dieser Versuche gefunden, sich als außerordentlich scharfes und spezifisches Reagens auf Formaldehyd bewährt hat und deren Beschreibung anderenorts erfolgt. Diese Reaktion manifestiert sich durch Auftreten eines grünen Ringes, respektive bei halbwegs größeren Formaldehydmengen durch Bildung eines grünen Niederschlages beim Versetzen der Lösung mit dem Reagens, einer Lösung von Diphenylamin in Schwefelsäure. Die im Dunkeln gezogenen Pflanzen, normale und kaik- frei kultivierte, lieferten weder mitdem einen) noch mit dem anderen Reagens ein positives Ergebnis, aber auch nicht mit dem allgemeinen Aldehydreagens nach Schiff, welches auf der Rötung einer durch SO, entfärbten Fuchsinlösung durch Aldehyde beruht. | Es hatten sich also hier Aldehyde überhaupt nicht ge- bildet. Bei den Lichtkulturen wurde das Schiffsche Reagens sowohl durch das Destillationsprodukt der normalen Keimlinge als auch durch das der kalkfrei gezogenen Keimlinge gerötet. Das Lebbin’sche Reagens gab kein brauchbares Resultat. Das Rosanilinpapier blieb in dem Extrakte der normalen Pflanzen unverändert, in dem der kranken Bohnen erschien es nach längerem Stehen unter dem Uhrglase schwach violett gefärbt. 1 Zit. nach: H. Henriet, Sur la presence de l’aldehyde formique dans Pair atmospherique. Compt. rend., T. 138 (1904), p. 203. 1026 V. Grafe und L. v. Portheim, Das obgenannte neue Reagens lieferte in den beiden von den gesunden und kranken Keimlingen von Phaseolus vulgaris stammenden Flüssigkeiten einen ganz schwachen grünen Ring, suviel man beurteilen konnte, in derselben Zeit und derselben Intensität. Da aber das Gewicht der zu dem Versuche ver- wendeten kalkfrei gezogenen Pflanzen nur 21°5g, das der normal kultivierten Pflanzen aber 495g betrug, so ist es möglich, daß erstere mehr Formaldehyd geliefert haben. Eine endgültige Entscheidung dieser Frage kann aber natürlich erst die Anstellung zahlreicher und sorgfältiger Versuche geben. Diese weiteren Untersuchungen sind um so mehr erforder- lich, da ja bei den erkrankten Keimlingen im Dunkeln kein Formaldehyd nachgewiesen werden konnte. Wenn sich unsere Vermutung bewahrheitet, müßte die Erkrankung in diesem Falle auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Zum Schlusse gestatten wir uns, unserem hochverehrten Lehrer, Herrn Hofrat Wiesner, für das Interesse, das er unseren Untersuchungen entgegenbrachte, unseren innigsten Dank auszusprechen. Auch Herrn Dr. Emil Löwi, der so freundlich war, die photographischen Aufnahmen unserer Versuche zu besorgen, danken wir bestens. Zusammenfassung. 1. Werden Keimlinge von Phaseolus vulgaris in normaler Knop’scher Nährlösung oder in einer solchen, der der Kalk fehlt, gezogen und wird ihnen dabei Gelegenheit geboten, auch Zucker aus der Lösung aufzunehmen, so wird hiedurch ihre Entwicklung beeinflußt, und zwar je nachdem, welche Zucker- art dargeboten wurde, und je nachdem, ob die Kulturen im Licht oder im Dunkeln vorgenommen worden waren, in ver- schiedener Weise. | 2. Wurden Bohnen im Licht in normaler Nährlösung‘ kultiviert, so wurde im allgemeinen, wenn der Lösung Lävulose, Saccharose oder Dextrose zugesetzt wurde, eine Begünstigung des Längenwachstums der Hypokotyle gegen- über denen der Keimlinge in der normalen Nährlösung ohne Rolle des Kalkes in der Pflanze. 1027 Zucker beobachtet. Lävulose lieferte die besten Resultate, während sich Dextrose und Saccharose ziemlich gleich zu ver- halten schienen. Bezüglich der Wurzeln war es nicht möglich, ein klares Resultat zu erzielen. Im Dunkeln waren es aber die ohne Zucker kultivierten Bohnen, welche das schönste Wachstum. aufwiesen. Am schlechtesten standen die Kulturen, denen Lävulose zugesetzt worden war. 3. Viel deutlichere und gleichmäßigere Ergebnisse lieferten die Keimlinge der kalkfreien Kulturen. Im Licht war stets eine Bevorzugung der Entwicklung der Wurzeln und oberirdischen Organe in den Lävulosekulturen den anderen‘ Kulturen, insbesondere aber den kalkfreien Kulturen ohne Zucker, gegenüber zu sehen. Der Termin der Erkrankung wurde bei den Lävulosepflanzen bedeutend hinausgeschoben. Auch die Kulturen in den Dextroselösungen und die in den Saccharoselösungen ergaben gewöhnlich bessere Resultate als die in den kalkfreien Lösungen ohne Zucker, doch blieben sie mitunter gegen letztere Lösungen zurück. Während also im Licht eine Begünstigung des Wachstums der Keimlinge der Lävulosekulturen zu verzeichnen war, trat die günstigste Wirkung im Dunkeln bei den Dextrose-, respek- tive Saccharosekulturen zu Tage. Die schlechtesten Wurzeln lieferten die Lävulosepflanzen, während die ungünstigsten Ergebnisse, was die Hypokotyle betrifft, bei den Pflanzen in den kalkfreien Lösungen ohne Zucker gefunden wurden. 4. Ein Versuch, der als Vorversuch zu gelten hat und der darüber Aufschluß geben sollte, ob die Aufnahme der einzelnen Zuckerarten aus den Lösungen unter den ver- schiedenen Wachstumsbedingungen bezüglich der aufge- nommenen Mengen mit den besprochenen Erscheinungen übereinstimme, ergab, daß dies im großen und ganzen der Fall ist, obgleich die Unterschiede hier nicht so scharf zum Vorschein kamen. D. Die Behauptung verschiedener Forscher, daß in grünen, assimilierenden Pflanzen Formaldehyd nachweisbar sei, wurde 1023 V. GrafeundL. v. Portheim, nachgeprüft und dies für normale und ohne Kalk gezogene Pflanzen bestätigt. Unsere bisherigen Untersuchungen konnten keinensicheren Aufschluß darüber geben, ob bei den im Licht ohne Kalk kulti- vierten Keimlingen von Phaseolus vulgaris den in normalen Nährlösungen auferzogenen gegenüber ein Plus an Formaldehyd nachzuweisen sei. | Fernere Versuche sollen hierüber und über die Frage, ob nicht vielleicht dem Kalk bei der Entstehung des: Zuckers in der assimilierenden Pflanze und bei der Aufhebung der Gift- wirkung des Formaldehyds eine Rolle zukomme, Aufklärung geben. 1029 Rolle des Kalkes in der Pflanze. MonJSUnJoA Jopro] voIem IOYONZ 9Uo Funsojwunon Jop ur vormymy} old r 289.9112.38116-6118-S1]C20-8119-F01 |8-210-01| 8-3117-201 |0-ST|IC-01896-0812-291 |9.c2lo-g1| 8 sly-» |8-G8 |T-9 12-8 leIr-E |e-23 0-9 Is-T |ezo-E Ie-77 |s-r lo-2 It — ee rIE-6 2-59 |0-110-8 |837-2 IT.7G |e-orls-e |eso-8 19-.9C \0-6 |S-2 I122-z1l6.c8 |c.81l0-9 || 2 — le || — ||| — ul = || wosnynyIyor] -UJOZINM "UOSUNSOJIYEN OEULION 1 9180 ul Pur 977 Br — = N Q Q Q Q Q = sur] UBZIO our] uveZlg our] UBHIO our] (0472478) ER Lues) —— Lange) m — k—i -— © 2 Ele ler Ss jez er | 5 je jeları) 5 je pen = I Den ie u je 206 8 g2 S Do © 02 S 50 & 02 N 20° & 02 S © BE =) + @ 3.5 = x @ BD, 5 = u ) BD 5 = © © 2 = ı E (6 an Zen E © u es = ® 2 x er ® ER 2 Zi { u Emae = = ns ı u S un © 7 ı u ® on [) u © n (ev) o 1 u 1 un 1 un 1 un Sr un Do jene} 0 | 0 0 5 9sonAR Tu 9SOIBY9IR 1008 9SO1X9 Tu S may or} eyoons Cor ı aa or 9 a a Elmar |1 SunsoJIlyeN SunsoJIyeN ZUnsoJJyeN 5 I o1I29B.L IC EI, CO "OSB L "SOyOnsIoA\ SEP Joneq 9067 Ag 9061 'II/'ST 9061 I FT 06T 'TIA/'OI Sunjjp}sue -Sy>ansI9 A TOP umeq V. Grafe undLL. v. Portheim, 1030 122-8 |6-28 |e-11 3-8 |8es-9 |9-Er IS-2 (0-7 |FIE-9 |-977 |S-8 (6-8 |oPI-9 10-87 |0.6 [6-7 4 8 9067 "II F1 — ohelgzıle.s | — | =) - ||) — nl | — | |. .[8-onr.orl 8 || 8 |°''S061 '11A/'or uoynynyYy9Tr7] -9JAJ0oyodAH 292-3111: 2011#-ST12-OL| ST-91|8-681 |2-8T13-31| 8-81|7-06T |0-78|5-511928-91|0-SET |0-0810- 11 SEO NS T-O1|S-2 |686-6 [9-66 19-61|9-8 | 9 90 Sn “6061 'IIAJ'0I > &) Sales st | 8 | © en len } on —_j mel u TI TTTT I 0) eis S a ale oO ao le = Q Bl zul u Zunj[oIsuv ol else meı ss el sel 5 || El ac 2 ||| El | Sn al Sl er 8 Hal aSE | =urs se |@a|I ss | Be 8 SEINES aller -SYaNSIO\ Op Bel sel elzelss ale Selen elle $ m a el 5, Ze De en | ns a|8|5|&® wuneg 1 u 1 un { u [ 5: DO un un | a |: fear ® | > osomarT Io T mu ososeyaoes I), T pw 9s01x9q oT pw a S | 09 Seo 4 OH = De 19yonZ auyo Zunsoniyen | I || © ZunsofsyeN SunsoJiyeN SunsoliyeN ® 1031 Rolle des Kalkes in der Pflanze. "oyoImyu9 orKIoyrdg usseggau auray uazueydasopnAwT uap 19q pun g af uszuepydosorey9ses pun -950J4Xx9q uap I9q ‘8 ualem uozuepdjeunon Up Iog y ’ ST | ze ALT See FE! r-I 6-7 0.6 0-1 629-8 [0-66 10-2 |G-1 |8 8 70a | wainyınypoyung| & : i cG.8 17-89 10-6 16-2 1289-2 19-19 |0-11/0-9 1698-7 |6-8E 18-9 |T-8& |6-8 9.9 16-6 |0*9 8 ge 2° 7 9061 CAS ueın}]ny4y91T ‚op4yoyıdq 028-2 lo-e9 |e-ırle-g |e96-8 |z-12 lo-e1lo.9 Iggo.Fıle-zıı \s.61lc-6 |ezg.cılo.caı je.zılc-vıle |8 I °''" 9061 ale 9.6 19-28 |T-2110-2 | 6-O1|7-C9 |0-91/9-2 |880-E1l9-82 |s-61r]2-.8 |OTT-Erlz.82 |s-Frle-ı19 8 |" "9067 'Im/S1 = ee ae ee | alla || — 18-1718-07118 8° |». 2067 MN:or woınypnyjfeyung G.2 |890-C Ie.0# |2-9 |e.e |98.016-98 "9061 ‘ale R9L.8 1-02 6-6 GL1-8-|7.59 610-9 |1.87 . [9-6 |G-8 |S6-G 19-27 10-6 IG-% "9061 'II/'ST V. GrafeundL. v. Portheim, 1032 0.7 So. 19.77 ze] |Koa ko) || == 2.97 19-8 19T |986-T |6-E1 ae ao | 1 "U9OINITNAYYYOTT -ujpszin AM "UOSUNSOTLYEN OTEAATEY or 6 Um a7 5 I Q ei Sy o) ogur] WIO sur] UBLSIO | Our] UEHO ur] URFIO 5 a He er ee — : 2 = Ze nn (ON, © oa leere one else a5 © Selewleoe © Se ER RSNe oO Selle 5 | || || la) u [0fe} je Ey 4 nn 09 IX a | un re) kr = er un [61) je — [@) Deo Do n N BIER =) u N Bio e) 2 N Ele) p Ü N (q) 7 Bin 3 A I er = = Ed: =) a ee = una B See + | EN @ En oo |! ER [@) ER er Es (@) u + | IS @ + 4 = Im ' u + ı u Pen + ı un = + ı un ® = o u @ u u un [e) >25 f 107} 1 un f un f un 15 Do un un el 0) 0) Da = 2 OSOINAR TU ISOILYIIBS run OSOIXD yruu ; I 2 Mal ui! > ol ar a lot 10y0nZ suyo SunsofigeN | I SunsollyeN SunsojayeN ZunsolsgeN . LT 3 oje N 9061 "II'ST "9061 If FI GO6T "IAL'OL Sunjjo}sue -SYONSIOA OP wnyedq 1033 Rolle des Kalkes in der Pflanze. "seqyoneig Jy9IU UINVIMZSYIWTSIOA NZ JOTU USIUM JOYONnZ Juyo Inyjny‘ USIOLpN] ey Jop pun InyInyasoreyadeg op uszuejd ld z "LOP.OM JwwNsog MOUYISYIIS Joe MW Fy9IU U9JUUON 9ZUefjd JOUII TO 9SSIUNEUITDAUSSUVT AIG r GL&E-6 [0-52 |0-8119-8 || S2-O1|0-98 992.7 |9-88 |6-8 |6-5 |e86-G |9-5E GL9.2 |9-.09 [6-6 8-1 |619-.7 16-98 GlLV.7 |8-58 |0-8 10-8 Ber =7 86L.2 |1-79 |8-0118-9 1809-9 |2-88 i “ [1.2 [6-9 u = 0-91|5-7 G.81|0-001 10-81|9-8 |IGTT-Z [6-98 6-2 |0-7 1686-8 14-67 "wosny[pnyJoyung 6-9 |I-6 289-6 |1-%7 27216921 316.4G1 G.9 16-7 \6VL-T [6-51 wornyıny1yor] ‘9]4J0oyodAy c0-2 17-99 uoıny]nyJoyung G.8 19.9 6 |S.9 919-7 |1-.23 1-8 618-7 |S-88 0-01/0-9 18 6:2 |8:7 9 0.9 “9061 'al'S “9061 "IST " CO6T 'IIA/'OT NR ons "9061 "II FT CHOTEILN.OT TENNIS “* 9061 IST ""*C06T 'IIA/'OI (1 Sitzb..d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. I. Grafe und L. v. Portheim, V. 1034 "oydınJua oLKyoNIdy Z of uoanynyPSopnAr] pun -9soAey99vS uop 1aq pun G anynY9SOAX9 Aop 109g ‘9 UOIEM JOyonz auyo Inyny} uorappey Jop IOg z oyoımyuo o]KYoyTd] voSumuwmoy 9 T9q nu yoıs uoyyey anynyosoluy99rS Jop UL 97-1] S-3 19-7 0-7 |G-1 0-6 0-5 |0-T || 90-5 16-07 |S-& I0-T || SI-T |2-8 0-5 10-1 || 8 8122006 MEN. sl "woInypnyJoyundg Fr 8:08 |v.2 2-2 |092-1 |r9.01 [8-2 [0-1 |2se-2 |1-61 or gosr "Al'g "woan}[ny4y9TT "odyoyıdy Too mW TUu97 5 = | 8 our] UESIO 93ur] UBFIO Sur] UEIIO SUR] UBFIO ER X : | oe | & Sunjpsgsur See | ee en les Sie | | ee I ee | SS} es 5 ee ze ee So 8 v N D'o BD u N Do 8 08 N Bo D GEN o || 7 -SYONSIOA JOp Sa | le | ee 7 ' u oO 75 1 7) © 7 1 u oO ni ß u © S, 2 Ye (ge) un un u \ | BE N 1 = | 4 0/0 0 0 S || ® OSONAPT tut 9SOJEU9IR run 9SOMX9 ur og l Boa a! us oT = alor J9YOnZ auyo gunsoniygeN || S ® SUNSQJLIUEN gunsolIyeN SUunsollyeN aan 8 “ 1035 Rolle des Kalkes in der Pflanze. | SO] ISO. er gunso] 250] ISO. e Sunso] 950] 9s01 Sunso] Bar : EN -naen |-e len ck 7 -naeg | -e Se euro -nawı | -eyoous | -runon | red Y06L ATS a es sl Ge insa en ar > Sunso] uf -nAB] | -eyases er -[JewIoN | -nAeT | -ey9oes ed -[eULION 9061 IST asoleya | 9soleyd 9SONXaq | aso1ey2 | co | -98S A9PO|-9eS 19PO ungel | 19po 9So1|-98S A9p0| el c061 'IIA/'OI -NABT -[eULION | -NnArI -[eUNON a 9SOAIXIT | 9SONXOA > -BUO0ES |9SO1XOC woıny]nyJoyund 9501} 9501 Zunso] 9S0[ 2 SEIoR 950] Zunso] 2 9501 ISO] Zunso] a Nee -xX9qQ |-ey29eS | -Teunion | -NAPT el -vys9eS | -nAr] | -[eunoN a -By99eS | -NABT | -[JeuNoN 9061 AS Sol 9SO] = 9504 950] ee ; EN -ey9deS | -nA®T | -By90eS | -NA®T 9061 SI aso.l 90] p 9s01 950] EN: 98011X9A -uysoeg -nAP] 9SOJJXIA -uyoorg -nar] 9061 "11/1 Zunso] 9501 : 950] 9S0J a 950] Zunso] EEßT® -wunon | -wypous | POA| mag || -eyoows SSONXOA | nase | -peunon || 9061 I PT Joysısun Bene rue 050] a Be Sunso] oso] Eo6l kon ; sunso] -nAP] Du 5 g P -JeumoN | -NA®T -JeULION VSOJEYIILS ‘9S01JXIA -ey99eS |9SONX9A "uo9ıny]nyJy9TT "UOSUNSOTJEULION Y | & 6 | 7 'Y | '& | 'G | =T r | '& | K% | e) Zunjfejsue | -Syans.JoA J9P o]44oyıdq 9]490Y0dAH upDZzin M | wnyeq Fon BE EB EREE ER EEEREED-SS BEER FIRE BERNIE EEE EI EBENE EEE || BERSEIEIEN BIN HERE BEENDEN = SSERDEEREERREERER BE SEC Ve BL. VB EEE EEE ee Lan nn nn Te]SdeT iS V. Grafe und L. v. Portheim, 1036 950] Sunsg’] ISO. So.) || SunsoT SO] EA nl 950] SunsoT PA ä L ans! S # Bi ‚aha En vn. ezt e 5 = v -f et, Si) IAEN | . Hure GR ! perut ul H Mr R = ’ TEEN) u ea j B. u ee: er j g’ ’ Ah a ee ii ve E En Pe Bf) a une ee erschien nn z ri Terre in: a j r 1 f " N o N BR | : E { R, | = Mi a“ Gatunegpärgi RR Fe vg as i | | - Re et R e i t nd A LS LU P z er nr nt we iirafer a ae Eu Pre = w ER En Y y £ 1 e r > u x 5 2 ß ine er 107 Fr R % 506 - ji N f ) BY fi g { { fl P FL LIF LER: €), Ba u N . . N # i x j L } 43 > 3 | \ \ R N N Pl 3 ! \ 5 1“ 5 ec tum. 2 . an en re ' e N) n s j J R; 1 78 "9061 I AV ‘AXD PA ‘ossery "mangeu-'yeu "ss °P 'pesy 'stey 'P aMpLagsFunzyg usıy ‘>pef XeN UoA Y9nıpyyaı EN azueyq 19P ur sayjey SSp >]joNy “A "IT wiayJtog 'A Sein IL lopeL '906T "I 34V "AXI "PA 'Ossepy 'nanyen-' jew "ssıqn ‘pP 'peyy 'sIey 'p oJypnogsunzug "uaıyy ‘Oel xepN UOA YanıpyyorJ ie ne slarzı | SzuUeyd 49P ur soyjey] sap Joy “A "T wısyJloq pun 'A open 1039 Untersuchungen über den morphologischen Aufbau der Gattung Pachynema R. Br. Dr. Rudolf Wagner. (Mit 15 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Mai 1906.) Die habituell merkwürdigsten Dilleniaceen sind einige Arten der von Robert Brown auf einen tropisch-australischen Strauch gegründeten Gattung Pachynema,! vor allem des P. dilatatum, das Bentham in seiner Flora australiensis beschrieben hat.? Eine weitere Art, P. junceum Bth., entbehrt im Gegensatze zu P. complanatum R. Br. der Flachsprosse, wie schon der Name besagt, und erinnert habituell an die Arten der Aizoaceengattung Macarthuria Endl., außerdem an gewisse Hibbertien, die früher — noch 1862 — von Bentham zu Pachynema gerechnet wurden und die Sektion Auttia nach der Auffassung von Ferdinand v. Müller bilden.® Eine vierte Art, P. sphenandrum F.v. M. & Tate,* ist mir nur aus dem Kew-Index bekannt. Die morphologischen Verhältnisse der Gattung sind noch nicht studiert, soweit sie sich auf die Verzweigung beziehen; das Auftreten von Wickelsympodien in der nahestehenden Gattung Hibbertia ließ Ähnliches bei Pachynema vermuten, was sich indessen nicht bewahrheitet hat. Die systematischen Werke beschränken sich auf allgemein gehaltene Angaben, wie 1 In DC. Syst., Vol. I, p. 411 (1818). 2 Vol. I, p. 48 (1862). SC Kraem.rhyt. Austes Mol. VIIy Base: LU p2SCa 871). 4 Trans. Roy. Soc. S. Austr., Vol. 5, p. 79 (1882). 1040 R. Wagner, sie bei der Notwendigkeit, ein großes Material in relativ kurzer Zeit zu bewältigen, nicht anders geliefert werden können. Bentham und Hooker fil. schreiben in der Genera plantarum, Vol. I, p. 15 (1862): »Folia ad squamulas minutas reducta, vel rarius pauca ad basin caulis trifida. Pedicelli laterales, breves, secundi.« Nun zeigt es sich, daß die Blüten keineswegs alle lateral sind, sondern terminal, daß Sympodien zu stande kommen, deren Blattzahl dann auf zwei sinkt, so daß diese Blüten im Sinne der üblichen Nomenklatur allerdings als lateral bezeichnet werden müssen; infolge der Streckung des Hypo- podiums und eigenartiger Verwachsungsverhältnisse sind die Verhältnisse indessen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Wenn das erste Beispiel mit besonderer Ausführlich- keit behandelt wird, nämlich der Fall von P. juncenm Bth., so hat das seinen Grund darin, daß in einer ziemlich kontinuier- lichen Reihe die verschiedenartigen Anschlüsse in gesetz- mäßiger Weise beobachtet werden konnte, während bei den beiden andern Arten das Materiale teilweise versagte, ohne indessen für die Betrachtung wesentliche Lücken zu lassen. Außerdem ist P. junceum wohl die ursprünglichste Form, während die extremsten Flachsproßbildungen das P. dilatatum aufweist; die Mitte zwischen beiden hält P. complanatum. Für die liebenswürdige Erlaubnis, die Sammlungen be- nützen: zu "dürfen, spreche”ich auch an’ dieser StelerHerrn Prof. Dr. v. Wettstein sowie dem Vorstande der botanischen Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums, Herrn Kustos Dr. A. Zahlbruckner, meinen verbindlichsten Dank aus. Pachynema junceum Bth. Materiale: Herb. Mus. Univ. Vind., aus Nordaustralien, ohne nähere Standortsangabe. Wie es scheint, ein etwa fußhoher Strauch mit schlanken, rutenförmigen Ästen, der habituell vor allem an Hibbertia (Huttia) Goyderi F.v. M. aus der nämlichen Heimat erinnert. Von dem vorliegenden Verzweigungssystem ist in Fig. 1 nur der obere Teil abgebildet, um die Darstellung nicht gar zu kompliziert zu machen. Die erste Achse, also die wenigstens Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1041 relative Hauptachse, wird durch die Terminalblüte T abge- schlossen, wobei zu bemerken ist, daß weitaus die meisten Blüten unmittelbar unterhalb des Kelches abgebrochen sind. Zwecks Erhöhung der Übersichtlichkeit sind die Sproßgenera- tionen abwechselnd dunkel und licht gehalten. Die Blattstellung an der Hauptachse ist anfangs etwa die ?/,-Stellung, sie geht aber rasch in höhere Divergenzen über, ohne indessen den Wert von 180° zu erreichen, der in den höheren Sproßgenera- tionen eine so große Rolle spielt. Bezeichnet man willkürlich die an der Hauptachse inse- TeremBlätter mit _D,e ete., so haben wir ın ©, ein einfaches, nicht serial bereichertes Achselprodukt, das weiter unten näher Beschsießen? werden: wird; in Big. Fist es’ nicht gezeichnet. Die Achselprodukte %,—S, sind einfach serial bereichert, außerdem rekaulesziert 3,, ein Hinweis auf die in den höheren Sproßgenerationen vielfach zu beobachtende progressive Rekauleszenz. &, ist dem Hauptsproß antidrom, bis &,s.a sind die Blätter und deren Achselprodukte vorhanden, dann ist &, abgebrochen. Wie schon aus dem genannten Richtungsindex hervorgeht, zeigt der opisthodrome Seitensproß eine spiralige BDlatt- stellung, die ziemlich genau der ?/,-Stellung entspricht. &,Ass hat ein auffallenderweise von der Abstammungs- achse zweiter Ordnung abgewandtes a-Vorblatt EC, Asa, auf welches in !/,-Stellung weitere Blätter bis &, Asus folgen, worauf der Sproß mit einer Blüte t&,Aso abschließt. Mit Ausnahme von E,Asaas und E,Asa{ werden Achselprodukte nicht entwickelt. &,AsaAas beginnt mit adossiertem Vorblatt, dem die andern Blätter in 1/,-Stellung folgen, und zwar bis &,AsA430., ohne Achselprodukte zu bilden; Abschluß durch Laubknospe, keine Re- kauleszenz. &,A,Ms; ist mit seinem kaum 1 mm oberhalb &, Asova inserierten Tragblatt auf 11 mm verwachsen, hat ein adossiertes Vorblatt und schließt nach 1042 R. Wagner, ——d_ <— u. f Fiss: Pachynema junceum Bth. Habitus; d sind die Richtungsindizes des «-Vor- blattes, das in den nicht angegebenen Fällen adossiert ist. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1043 seinem dritten Blatt &, AaMs,s7, wiederum mit einer Blüte ab. Weitere Sproßgenerationen sind nicht entwickelt. &, Bas hat im Gegensatze zum a-Achselprodukt kein trans- versales Vorblatt mehr, sondern ein adossiertes, verhält sich somit wie die Sprosse nächst höherer Ordnung E,A3aAss, beziehungsweise E&,AsM,;, mit denen es die !/,-Stellung gemeinsam hat. Nach Entwicklung von 10 Blättern schließt der Sproß mit einer Blüte ab, Achselprodukte finden sich von E&,BaBßa, &;Bası, und E, Baer. &,BaeBas Sproß mit adossiertem Vorblatt, unterhalb des zweiten Blattes abgebrochen. &, Baelys verkümmerter Sproß. &,BaK.; ist auf S mm mit seinem Tragblatt verwachsen und schließt nach den Medianvorblättern wieder mit Blüte ab. &B»K.sB.. verhält sich ebenso. &,BaK.sB.ıBas rekaulesziert und ist abge- brochen. E,lU'saa beginnt mit adossiertem Vorblatt, hat 1/,-Stellung und schließt nach 8 Blättern mit Blüte ab. E&,Tsaelys rekaulesziert, nach den Medianvorblättern durch Blüte abgeschlossen. E&,TsaalysBaz verhält sich ebenso, weitere Genera- tionen sind nicht entwickelt. &,A,2 schließt sich an ET,» an, Endblüte schon nach 6 Blättern. C, A,aZas produziert nur die Medianblätter, dann End- blüte; Rekauleszenz. E,A,2Z.sBaı verhält sich ebenso; keine weitere Generation. &,Eaaa schließt nach 3 Blättern schon mit Endblüte, deren scheinbare Insertion in der Achsel von E&,Eaas Ba. 1044 R. Wagner, &,E.a2 1»; rekaulesziert auf lo mm und schließt schon nach den Medianvorblättern mit Blüte ab. Das- selbe gilt von G Ea2Ty3B.ı sowie von E, Eu 173 BaaBa;, dessen Endblüte aber nicht mehr entwickelt ist. Obwohl die Achse E, oberhalb des fünften Blattes abge- brochen ist, lassen sich aus dem Verhalten anderer Sprosse Schlüsse ziehen, die eine Rekonstruktion bis zu gewissem Grad erlauben. Alle Seitenachsen zweiter Ordnung entwickeln sich einige Zeit monopodial, um dann in Sympodien über- zugehen, und zwar geschieht das bei € A, nach Entwicklung von 12 Blättern » 64 Ba# > » >00 » > 64 Vs » > » 8 > » (64 A p2 » » » 6 » Daraus sowie aus dem Vergleiche mit der Abbildung läßt sich entnehmen, daß die Achse-vielleicht noch eine oder zwei Seitenachsen ausgegliedert hätte, um dann mit Endblüte abzu- schließen, die von dem ais armblätteriger Achselsproß des obersten Blattes anzunehmenden rekauleszierenden Innova- tionssproß zur Seite geworfen wird. Was das Verhalten der Vorblätter anbelangt, so haben wir hier merkwürdige und in dieser Weise bisher unbekannte Differenzen zu konstatieren. Wohl kennen wir Fälle, wo die Stellung der Vorblätter in der floralen Region eine andere ist als in der vegetativen,! aber so weitgehende Differenzen in der vegetativen Region sind nirgends beobachtet. In Fig. 2 ist das Diagramm des Systems €&, teilweise dar- gestellt; auf die Abbildung des ganzen p. 1041 bis 1056 nieder- gelegten Beobachtungsmateriales mußte aus Raumgründen ver- zichtet werden, wie wohl allein schon aus dem Diagramm von C, E.aa hervorgeht (Fig. 3). In €, sehen wir zunächst eine 1 Erst kürzlich wurde auf Disepalum anomalum Hook. fil. hingewiesen. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1045 linksläufige °/,-Spirale, die in gewöhnlicher Weise mit trans- versalen Vorblättern einsetzt; ob sie gleich der Abstammungs- achse sich weiterhin dem Werte von 180° nähert, ist defekten Materiales wegen nicht mehr zu konstatieren. | Die Seitenachsen zweiter Ordnung zeigen ein abweichendes und unter sich differentes Verhalten: Während €, Ass transversale Vorblätter besitzt, auf die !/,-Stellung in gleicher Orientierung &® GE TS 6 7 — 12 (") = \ a ge ! eur. O, un u Bie-32. Pachynema junceum Bth. Differente Vorblattstellung. Näheres im Text. folgt, haben die koordinierten Achsen — und zwar, wie wir anzunehmen berechtigt sind, sämtliche, wie &,Z,, &,H, etc. — Medianvorblätter mit anschließender !/,-Stellung, ebenso die subordinierten Achsen, wie &,A3aAss. Von den nach hinten konvergierenden Vorblättern, die eine ?/,-Stellung einleiten, ausgehend, haben wir als nächste Stufe streng transversale Vorblätter mit !/,-Stellung und dann folgen mit einem Sprung Medianvorblätter. In diesen Differenzen liegt eine Schwierig- keit, auf die weiter unten noch zurückzukommen sein wird; ganz unüberbrückbar scheint mir der Sprung nicht, wenn schon 1046 R. Wagner, die Hilfsmittel bei der isolierten, durch das Aussterben der Verwandtschaft begründeten Stellung unserer Gattung dazu in ganz andern Familien, teilweise vielleicht bei Monokotylen, zu Fig. 3. Pachynema junceum Bth. Diagramm von EC, Eaa2. Näheres im ext: suchen sind. Die im Diagramm Fig. 2 an- gegebenen Ziffern bezeichnen die Anzahl der bis zur relativen Endblüte vorhandenen Blätter, das Diagramm von E,E.a» ist in Fig. 3 voll- ständig gezeichnet. Ein von &, erheblich abweichendes Ver- halten zeigt %, wie schon ein Blick auf das Habitusbild lehrt. Zunächst ist es kein ein- faches Achselprodukt mehr, sondern ein serial bereichertes, und dann setzt die Sympodien- bildung viel früher ein, indem das Haupt- achselprodukt bereits nach dem zweiten Vor- blatt mit Blüte abschließt. Die Vorblattstellung des Hauptachselproduktes ist eine transver- sale, ebenso die des defekten Serialsprosses; die Orientierung von a wechselt; der Erhal- tungszustand des Sprosses 75\ läßt eine Fest- stellung des weiteren Verhaltens nicht zu, doch ist aus Gründen, die aus dem Bau von 67,57 und $ ersichtlich werden, nicht aus- geschlossen, daß wir bei $/ noch ?/,-Diver- genz anzunehmen haben, wenn schon die größere Wahrscheinlichkeit für die 1/,-Stel- lung spricht. 3, entwickelt nur die Vorblätter und deren Achselprodukte, Förderung und Verwachsungsverhältnisse des serial be- reicherten B-Achselproduktes erinnern etwas an die Gattung Trisema Hook. fiil. Aus ist ein Zweig, dessen Vorblätter wahrscheinlich median sind. 31B2 besteht aus zwei Sprossen von differenter Vorblatt- stellung, die miteinander verwachsen sind und rekau- leszieren; da das Tragblatt an der scheinbaren Inser- Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1047 tion von %,B% steht, ist nur Rekauleszenz des Haupt- achselproduktes anzunehmen, was mit dessen in der Vorblattstellung ausgedrückten weiter fortgeschritte- nen morphologischen Qualität in Einklang steht. Wie häufig zeigt der Serialsproß ursprünglichere Charak- tere: transversale Vorblätter und keine Rekauleszenz. 3,Bis entwickelt vier Blätter in medianer Stellung, die sämtlich Achselprodukte stützen; Hauptinnova- tion aus $Bioda. 31Bs2A,s ist ein Zweig mit gewiß medianen Vor- blättern. SW BloBas ein Verzweigungssystem mit Median- blättern; nach dem dritten Blatt Endblüte, vorher zwei Sprosse, Hauptinnovation aus Y,. %BeBasBaı zweiblätteriger Sproß, Innova- tion aus ß, abgebrochen, kaum über B,; entwickelt. 3 BseBasT,ı, die Hauptinnovation, verhält sich wie der koordinierte Sproß, rekau- lesziert dagegen stark. 3BieT',; hat keine Rekauleszenz, Medianblätter, nach ß, Abschluß durch Blüte; die Innovation SBsel,sB.aı rekaulesziert ausnahmsweise nicht, was entwicklungsgeschichtlich gar keine Deutungsschwierigkeiten macht; ß steht daher dem Blütenstiel gegenüber. 3 BseA.s rekaulesziert auf die Hälfte seines Hypopodiums, auf etwa 15 mm; nach den Medianvorblättern Endblüte, beide Achsel- produkte entwickelt. 3: BA. A,ı verhält sich ebenso, dessen ß-Achselprodukt abgebrochen. 3, B%eA.sB.ı ist zweiblätterig, rekaulesziert im Gegensatze zum kKoordinierten Sproß; das a-Achselprodukt ist verkümmert. 1048 R. Wagner, 3/BeAusBaıB.; hat nur ein B-Achsel- produkt, dasabgebrochen und wohl seinerseits aus ß nicht weiter ent- wickelt ist. 3,B% hat im Gegensatze zum Hauptachselprodukt transversale Vorblätter; nach Entwicklung von 8 Blättern ist der Sproß immer noch nicht abge- schlossen. %, hat gleichfalls transversale Vorblätter, deren erstes nach links fällt. Blattstellung wahrscheinlich t/,; vergl. übrigens die Bemerkungen in der Einleitung zu 3@. Wahrschein- lich hat dieser seriale Sproß erst nach einer größeren Anzahl von Blättern einen Abschluß gehabt. Überblickt man die Verhältnisse von %” im Vergleiche zu &,, so fällt zunächst die seriale Bereicherung in die Augen, die in Gestalt von %) und von %,B% auftritt; letzteres ist der Beisproß der Hauptinnovation. Wie bereits betont, erfolgt der Abschluß der Seitenachse erster Ordnung hier viel rascher als bei &,; die ?/,-Stellung scheint, wie wir wohl annehmen dürfen, verschwunden, doch bleibt noch die Transversalstellung der Vorblätter beider Seitenachsen erster Ordnung sowie von A En so daß sie bei den Seitensprossen zweiter Ordnung auf einen Serialsproß lokalisiert ist, ein Faktum, auf dessen Bedeutung im Sinne des Atavismus schon wiederholt aufmerksam gemacht worden ist. Besonders scharf tritt in’ der "Kigsur die Differenz Vorblattstellung zwischen Hauptachselprodukt von %1ßs (der Kürze halber in der Figur als ß{, bezeichnet) hervor. Im Hauptsympodium haben wir zunächst 2, dann 4, darauf, soweit es die Beobachtung zuläßt, konstant 2 Medianblätter, im kräftigsten Nebensympodium %BisB.s 3 Medianblätter, in beiden folgenden Sympodien nur mehr deren 2. Im übrigen mag auf nebenstehende Figur verwiesen sein, die aus Raum- gründen nur noch die dritte Seitenzweigsgeneration zur An- schauung bringt, auf die Achsen höherer Ordnung aber ver- zichtet, deren diagrammatisches Verhalten ohneweiters aus Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1049 En Fig. 4 Pachynema junceum Bth. Diagramm des Sprosses 32. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 72 1050 R. Wagner, den oben mitgeteilten Formeln ersichtlich und graphisch dar- stellbar ist. S”. Gleich $? setzt sich ©” aus Hauptachselprodukt und Beisproß zusammen, doch tritt hier die Sympodienbildung später ein, nämlich bei & nach 9, bei © nach 11 Blättern. Beide Sprosse haben transversale Vorblätter, die nach ent- gegengesetzten Seiten fallen: a, und GYa;. In der nächst höheren Sproßgeneration tritt nur noch einmal transversale Vorblattstellung auf, nämlich im a-Achselprodukt des Haupt- sprosses. © entwickelt Seitenachsen aus G1a,, G1ßs, Öiys, Öle; und die Hauptinnovation aus &%;. As weist noch transversale Vorblätter auf, die eine wiederholt beobachtete Orientierung zeigen, indem ©/Asas von der Abstammungsachse zweiter Ord- nung abgewandt ist; nach 10 Blättern in !/,-Stel- lung ist die Spitze verkümmert, ohne daß eszzpr Bildung einer Endblüte gekommen wäre. © Bas hat wie alle folgenden Sprosse ein adossiertes Vor- blatt; Divergenz 180°, nach 11 Blättern Endblüte. © Ba Aa; schließt nach ß mit nicht entwickelter End- blüte. Ö/T'ss schließt nach 4 Blättern mit Endblüte. OT; A,„s rekaulesziert auf 12 mm, nach den Median- vorblättern Endblüte. GT s2A,sBar rekaulesziert gleichfalls, verküm- merte Endblüte nach den Vorblättern, keine weitere Sproßbildung. © Ess schließt nach 4 Blättern mit Endblüte. © EA. rekaulesziert und schließt nach den Median- vorblättern mit der kleinen Knospe einer Endblüte. ©’ I; rekaulesziert auf das halbe Hypopodium und schließt nach B mit Blüte. Ö/1Ba.s verhält sich ebenso und verzweigt sich aus ß weiter, doch ist der Sproß nicht erhalten. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1051 &’ beginnt mit 67a, und entwickelt an Seitenachsen zweiter Ordnung nur seine Hauptinnovation G’/Aas, deren weitere Untersuchung der Zustand des Materiales ausschließt. Höchstwahrscheinlich nähert sich die Sympodienbildung rasch der Verzweigung aus ß. Bei © haben wir nur einen Serialsproß, nämlich 6”; die transversalen Vorblätter sind lokalisiert auf ©, &/ und Ö As; sämtliche andern Achselprodukte haben Medianvorblätter. Die Zahl der einer relativen Endblüte vorangehenden Blätter beträgt in der Seitenachse erster Ordnung (Hauptachselprodukt) Be 9 » » » » » (Beisproß) 7 OO 14 = 3 > zweiter Ordnung De —=10 ES ; : : Ge Di 11 Sees » » » & Ts ee neire N A >23 » » » & Es Seele 3 . a > a > > » dritter » 6% Bas Aps . 2 3 % 2 64 r s2 Ans > Dr 7 4 2 & Es Aus Den. » » » Ö/lsBas 600 Du > 2 % > OT Aus Ba4 . Die Sympodienbildung nähert sich somit rasch der Ver- zweigung aus ß,. Einen Überblick über das Verhalten der ersten zwei Seitenzweigsgenerationen gibt das nachstehende Diagramm; auch hier muß bezüglich der weiteren sympodialen Entwicklung auf den Text verwiesen werden. (2) 3: °. Während wir bisher bei den Seitensprossen erster Ord- nung ganz ausschließlich transversale Vorblätter gefunden haben und mediane auf höhere Sproßgenerationen beschränkt waren, haben wir hier im Hauptachselprodukt das als morpho- logisch fortgeschrittener betrachtete Verhalten, nämlich Median- stellung, im Beisproß des ursprünglichen transversale Orien- 72* R. Wagner, tierung. Außerdem tritt uns als Rückschlagsbildung auf der weniger geförderten Seite die Transversal- stellung nochmals entgegen, und zwar zwischen median orientierte Achselprodukte, eingeschaltet in Gestalt von Sıl'ya, das ein nach rechts fallendes «-Vorblatt hat. (O))KO)N Fig. 5. Pachynema junceum Bth. Übersicht über die beiden ersten Sproßgenerationen von &®. Die Punkte geben die Richtung der weiteren Sympodienentwicklung an. Näheres im Text. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1053 9, schließt nach 6 Medianblättern, die sämtlich Achselprodukte stützen, mit einer Endblüte ab. HAyps trägt 5 Blätter, rekauleszierende Innovation aus SH, Apse, abgebrochen, keine andern Seitensprosse. 9, Bas ist ein schwacher Zweig mit wahrscheinlich medianer Blattstellung. Sıl'ps hat Transversalstellung, nach y Endblüte. ST yel’as rekaulesziert, ist zweiblätterig bei Median- stellung, Innovation aus ß, abgebrochen. HA. wie HiBas- S,Eya schließt nach den Medianvorblättern mit Blüte; Innovation aus ß rekaulesziert. 91 Eya Bas zweiblätterig, nicht weiter entwickelt. SH Zae zweiblätterig, rekaulesziert, Innovation aus ß.. 9 Zae Bas verhält sich wie $1Z.,, S/ZaeBasBaı gleichfalls, schließt mit der unent- wickelten Knospe einer Endblüte, weitere Sympodienbildung nicht zu stande ge- kommen. 9, beginnt mit a,, nach 11 Blättern noch keine Endblüte, Spitze abgebrochen. Die Sympodienbildung tritt ein bei der Seitenachse erster Ordnung (Hauptachsel- BE ee ne nach 6 Blättern bei der Seitenachse erster Ordnung (Beisproß) $7 » mehr als 11 Blättern ur % zweiter » 5, Ara NEN >45 » 2» » » » 9 Use omoooo » 3 » ».» » » » SH Er2 ehlele Lan 2119» » » » 9 Zaa See PD » dritter » Se ee ER S » >» » » » 5 E,a Bas wre >1,032 » » » SH Zus B,s . » >» » vierter > GE Dog Bas Buı a ul Fig. 6. Pachynema junceum Bth. Übersicht über den Aufbau von 9%. Vergleicht man die Tabelle mit der von ©?, so haben wir bezüglich derSympodienbildung ge- meinsam den späteren Eintritt im Beisproß, im einen Fall nach 11 Blättern gegen 9, im andern nach mehr, alsILl"gegen 0 cn Verhalten, dem wir bei dem letzten der Seiten- sprosse erster Ordnung, bei 3, wieder begegnen werden. Die Seitenachsen zwei- terOÖrdnungnehmenrasch ab, bei &1 finden wir eine mit 11 Blättern, zwei mit 4 und eine mit 2’Blatero: bei 9; nur mehr jereme mit 5 und 3 Blättern sowie zwei zweiblätterige. In bei- den Systemen beschrän- ken sich die zur Entwick- lung gelangten Seitenach- sen dritter und vierter Ord- nung auf 2 Blätter und nehmen somit den bei Di- kotylen außerordentlich seltenen, wenn überhaupt je beobachteten Fall des Drepaniums an, etwa in- folge der Verzweigung aus B,.« Die”andere a eier Ebene entwickelte Cyma, das Rhipidium, wurde kürzlich erst mit Sicher- heit für eine Anzahl von Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1055 Anonaceen nachgewiesen, wo bei Medianvorblättern die Ver- zweigung des a, erfolgt.! Be Die bisher besprochenen Seitenachsen erster Ordnung weisen keine Verwachsung mit dem Tragblatt auf, eine solche wurde vielmehr ganz ausschließlich bei den Hauptinnovationen konstatiert, und das trifft auch hier zu, indem die Terminal- blüte von Sr dem Hauptachselprodukt des obersten Blattes, zur Seite geworfen wird, wobei sich der Fortsetzungssproß in gewohnter Weise in die Verlängerung seiner Abstammungs- achse stellt. Die scheinbare Insertion des Tragblattes i befindet sich da, wo SS abzweigt; das läßt an und für sich mehrere Deutungen zu, von denen die akzeptiert sein mag, daß die Hauptinnovation, in geringerem Maße aber auch der Beisproß, zur Rekauleszenz neigt. Der schon bei 9” beobachtete Gegensatz zwischen Haupt- achselprodukt und Serialsproß bezüglich der Vorblattstellung tritt hier wiederum hervor, mit der Maßgabe, daß Rückschlags- bildungen im obigen Sinne bei den beiden ersten Seitensproß- generationen zweiter Ordnung, nämlich bei YAy,s und Asa zu konstatieren sind. &% hat 5 mediane Blätter, sämtlich mit Achselprossen. Ss pa hat transversale !/,-Stellung, «a, ist steril, Haupt- innovation aus Ys. SAyaBa; hat Medianstellung; abgebrochen, wahr- scheinlich zweiblätterig. SAypal'ss rekaulesziert auf die halbe Länge des Hypo- podiums, zweiblätterig, Innovation aus ß, abge- brochen. S Bas schließt nach den beiden transversalen Vor- blättern mit Blüte ab; nur B-Achselprodukt vorhanden. 3 Ba2Bs; hat Medianblätter; Sympodium aus ß.. 1 Diese Sitzungsberichte. Im Druck. 1056 R. Wagner, S BaeBssB.ı ist zweiblätterig, schließt mit nicht zur Entwicklung gelangter Blüte ab; keine weitere Sproßbildung. SıT,s ist zweiblätterig; Sichel aus ß.. Sıl'pe Bas rekaulesziert, im übrigen wie Sl ;2. Sl’ pa Bas Baı zweiblätterig, Spitze verkümmert. SA.» zweiblätterig, Sympodium aus ß.. SAusBus ebenso, aber rekaulesziert, das gleiche gilt von SıAueBasB.ı, das nicht zur Entwicklung ge- langt ist. 3 Es, die Hauptinnovation, rekaulesziert, ist zweiblätterig und entwickelt zwei Achselprosse, von denen der- jenige aus ß, sich in die Verlängerung stellt. S Ep Aa; ist ein Kleiner, verkümmerter, wohl zwei- blätteriger Zweig, SEre Bas ist die im Gegensatze zum koordinierten Sproß rekauleszierende Hauptinnovation, die zwar oberhalb a, abgebrochen ist, aber sich sicher aus ß, weiter verzweigt. S” hat, mit a, beginnend, 9 Transversalblätter, ohne damit die Endblüte zu erreichen. Die Sympodienbildung tritt hier in der Weise ein, daß ent- wickelt werden bis zur Primanblüte (Hauptachselprodukt)... 5 Blätter ir» > (Beisproß)e rer mehr als9 » > » -Sekundanblütess Ara... eh: 3 8» » » » S Baa tere e ee ee ekere » » » Sl ee fode ve tertelieiiekleie ae » » » S A, Der Baur Bar ar SE Br ar Er Tr » » » 5 Eya oe ler ee eleh one ee >, 7» WTerlianblüte 2 N Ba. te Sp >» » > Sale sans een. » » » 3 Ve Bis ee c 0 fayleieller tete » » » A Asa B,s alelrtofeteleleie >, ,» .Quartanblüten SB. BD.ber ckrrae » » » 072 Be Ba o.ofsle\niece Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. Rascher als in den bisher betrachteten Fällen wird hier dieSichelbildung erreicht, nur eine einzige Partialinfloreszenz zweiter Ordnung weist drei Blätter auf, bis die Sympodien- bildung eintritt. Pachynema junceum Bth. Fig.7. Diagramm der Hauptinnovation erster Ordnung 9, nebst Serial- sproß. Die Blüten, welche die Seitenachsen zweiter Ordnung beschließen, sind stark ausgezogen, die Tertiansprosse nur mit Punkten markiert, sämtlich zweiblätterig mit Fort- setzungssproß aus ß.,. Pachynema complana- tum R. Br. Auf seiner australi- schen Reise sammelte Ro- bert Brown »ad Carpen- tariam«, also im tropischen Nordaustralien, einen »blattlosen« Strauch mit flachen Ästen, dem er den Namen Pachynema com- planatum gab; die Ver- öffentlichung erfolgte in DE. Syst... Vol.<], p!4ll (1815), wo sich u.a. fol- gende Angaben finden: »Suffrutex erectus; rami a $ Fig. 7. 1058 R. Wagner, juniores fere ut in Platylobio scolopendrio compressi fasciati, sed angustiores, hic inde ad margines denticulis acutis brevibus (foliorum vestigiis) distantibus subdentati; ramis veteris sub- teretis; folia praeter denticulos nulla; flores ex denticulorum axillis orti, solitarii aut gemini; pedicelli flore breviores tenuis- simi 1-flori.« Die Blüten werden hier als axillär bezeichnet, eine Angabe, die nach den über P. junceum hier gemachten Angaben auffällt; auf das »solitarii aut gemini« werden wir noch zurückkommen. Zwei Jahre später publizierte A.P. de Candolle wieder eine kurze Beschreibung in de Lessert, Icones selectae, Vol. I, p. 19, die nichts Neues bietet; auf Taf. 73 dieser Ikonographie gibt de Lessert ein recht gutes Habitus- bild nebst Analyse und weiteren Details, so in Fig. 2 einen »flos supraaxillaris«, in Wirklichkeit eine Terminalblüte, wie wir sehen werden. Bentham schreibt im ersten Bande seiner Flora australiensis, p. 48, nach Erwähnung der Flachsprosse: »Peduncles usually several together in a little cluster or short raceme«, eine Angabe, die man auf ein botrytisches System oder ein Pleiochasium deuten möchte, gewiß aber nicht auf das, worum es sich tatsächlich handelt, um ein Sichelsympodium. Die zitierte Abbildung läßt deutlich das in einer Ebene entwickelte Sproßsystem erkennen, die langen Hypopodien, das adossierte «-Vorblatt, das übrigens bei einigen Sprossen vom Zeichner übersehen wurde, der möglicherweise ein defektes Herbarmaterial vor sich hatte; für den, der Ü. junceum kennt, bietet die Interpretation der einzigen bisher erschienenen Ab- bildung kaum wesentliche Schwierigkeiten. Doch liegen die Verhältnisse nicht immer ganz so einfach und in Ergänzung der de Lessert’schen Figur mögen einige weitere Beispiele besprochen werden, die den Aufbau des ?P. complanatum nicht so wesentlich von P. junceum verschieden erscheinen lassen. 13 Exemplar des botanischen Museums der Wiener Uni- versität aus Nordaustralien, ohne Angabe von Standort und Sammler. Steifästiges, im Habitus von der de Lessert’schen Pflanze etwas verschiedenes Exemplar; der Erhaltungszustand erlaubt nur recht mangelhafte, aber für unsere Zwecke aus- Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1059 reichende Angaben. Bezeichnet man die Tragblätter willkürlich mit m, n und 0, so zeigen die erhaltenen Äste folgenden Bau, wobei zu bemerken ist, daß sich Anlagen der Serialsprosse M}’ und O7 finden, während NT abgebrochen ist. Mı schließt nach 11 Blättern mit Endblüte; wie sämtliche Seitensprosse und der obere Teil der (relativen) Haupt- achse !/,-Stellung, mediane Vorblätter.t Alle Blätter tragen Achselsprosse, nur die Hauptinnovation aus MX, rekau- lesziert. | M/A,s schließt nach 8 Blättern mit Endblüte, aus %, Hauptinnovation. Mi AysO.; rekaulesziert und entwickelt nur 2 Blätter; davon ist a, steril, Verzweigung aus dem nach vorn fallenden ß-Vorblatt, daher Sichelsympo- dium, und zwar die sonderbare, meines Wissens in der Literatur noch nicht registrierte Form einer) Nlachsichel} wie sie in Fig. .8,:p-1061 wiederholt deutlich hervortritt. Mi! Bas ist verkümmert. M;l,. schließt nach 4 Blättern mit Endblüte; rekaules- zierende Innovation aus MT ,2d.. Mi A.. entwickelt 5 Blätter, aus der Achsel des letzten erfolgt die Bildung einer ß-Sichel M,AusE,;, die zweiblätterig ist. Ausnahmsweise ist hier die Rekauleszenz des ß-Achselproduktes ausgeblieben, so daß die Blüte ihrem ß-Vorblatt gegenübersteht, ein Fall, der schon bei P. jun- ceum einmal beobachtet und erörtert wurde (vergl. p- 1047, 3: BaT,sBau). M Ey MU Za2 h M/H,. | sind zweiblätterige Sprosse, Sympodienbildung MO. [ aus Ba. Me MKas 1 Im Gegensatze zu 9,. 1060 R. Wagner, NM Ays ist die rekauleszierende Hauptinnovation, wiederum in Gestalt einer Flachsichel entwickelt. 3 hat transversale Vorblätter, die Seitenachsen zweiter Ordnung dagegen mediane. D/ Aa ist nach 4 Blättern abgeschlossen. D/AssBas trägt 3 Blätter, D/AgBasT,ı Sichelsympodium. D/AusA.; ist eine durch mehrere Generationen ent- wickelte Flachsichel. D/B,. trägt 6 Blätter; die nächst höheren Seitenachsen deren 3 oder 4, wie z.B. O/B.E,.. D! Ass schließt nach 5 Blättern. D/ Eas » >05 » An diesen beiden Zweigen fällt zunächst auf, daß ober- halb einer Achse mit Medianvorblättern ein Sproß mit Transversalvorblättern sich entwickelt, ein Fall, dem wir übri- gens auch in höheren Sproßgenerationen bei P. jyunceum schon begegnet sind (HT ;a, cfr. p. 1053, Fig. 6, p. 1054, Fig 1, p. 1042). Was die Sympodienbildung anbelangt, so schließt die Seitenachse erster KOrdnune Me NSAHRSEH nach 11 Blättern » » zweiter » ME Alonn-. » 8 » » » » » MU re oo... » 4. > » » » » M, A EEE » 5 » » » dritter » ME. Sue aaa » Di » » M a . » » » » MH 0.0:.0.0:.0.0 » » » » MO 0.0.0000 » 2 >» » » » » Mil On 00.0 S : 5 ; DENIAK elage » » » » MA Soon >» >» erster » DIR AEE nach mehr als o Blättern » » zweiter » DI As Beone, > x » » » » » Di Bs Soonoo » 6 3 » » » » Do. » 6) » » » » » OD’ Eaa ee » 6) 2 » » dritter » D/ AaeBas ME 3 » » » » » D/ Ass N Juan 2 » Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1061 Il. In Fig.8 ist ein Seiten- sproßerster Ordnungnebst seiner serialen Bereiche- rung halbschematisch dar- gestellt. Die Blattstellung beider Sprosse ist die !/,- Stellung, doch ist die Vor- blattorientierung in dem bei P. junceum wiederholt beobachteten Sinne ver- schieden: einem ados- sierten a-Vorblatt des Hauptachselproduktes folgt ein transversales des Serialsprosses. Sonst tref- fen wir bei diesem Sproß- system nirgends mehr transversale Vorblätter, während beiandern Exem- plaren derselben Art bis in die Nähe der Endblüte transversale Vorblätter vorkommen und ados- siente, erst zuletzt in die Erscheinung treten. 1 Das Materiale ist von Ferdinand Bauer im Anfange des vorigen Jahrhunderts ge- sammelt, demselben, dessen Auf- sammlungenEndlicher’s Prodr. Flor. Norfolk. zu Grunde lagen; »celeberrimus plantarum pictor, Flindersiani peripli cum Roberto Brown socius« sagt Endlicher l. e. in der Vorrede (Mus. Pal). Der Kleinheit wegen sind alle Fig. 8. Blütenstiele schwarz gezeich- Pachynema complanalum R. Br. Serial be- net. reicherter Seitensproß. Näheres im Text. 1062 R. Wagner, An dem Hauptachselprodukt sind 5 Blätter entwickelt, die aus der Achsel des letzten sprossende, stark rekauleszierende Fig. 9. Pachynema complanatum R. Br. Diagramm des in Fig. 3 dargestellten Sproßsystems. Die Doppelkreise bezeichnen Flachsicheln aus Ba. Hauptinnovation fällt somit gegen die Abstammungsachse, wie auch das nächst kräftige Sympodium, das sich aus dem Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1063 adossierten Vorblatt entwickelt. Alle Blattachseln entwickeln Achselsprosse, die durchwegs mit o, einsetzen, so daß also das ganze Hauptachselprodukt in einer Ebene verzweigt ist, ein Fall, der bei P. junceum vielleicht vorkommen mag, aber bisher nicht beobachtet ist. Wir gelangen somit zu dem sonderbaren, in Fig. 9 abgebildeten Diagramm, in welchem durch doppelte Kreise die aus ß, entwickelten Flachsicheln dargestellt sind. Durch den verschiedenen Radius ist die relative Mächtigkeit der Sympodien angedeutet, und zwar — wenn man willkürlich das Tragblatt mit n bezeichnet — ist die Reihenfolge: NW Ey», NUEs2, Wi Apa, N Bas, N Ass, N Ace, MTye, MA, MT. Vor allem sind es also die beiden Hauptinnovationen, die sich durch besonders kräftige Entwicklung auszeichnen. Wir finden somit hier eine absolute Herrschaft des ados- sierten «-Vorblattes im Hauptachselprodukt, während diese im Serialsproß auf die nächst höhere Sproßgeneration lokalisiert ist. Ungemein einfach gestalten sich hier die Tabellen, die eine Übersicht über das Einsetzen des sympodialen Wuchses geben. Es entwickeln dr ei uachsen erster Ordnune IU und .....: 5 Blätter, Samekicher Achsen höherer Ordnung. ......:0.2.8. 2 » bis zur relativen Endblüte. II. In dem eben besprochenen Falle waren mit Ausnahme der «-Vorblätter des Seitensprosses erster Ordnung und dessen Beisprosses sämtliche a-Vorblätter steril. In andern Fällen kommen Achselprodukte reichlicher zur Entwicklung, wobei aber die Beisprosse zurücktreten. Ein solcher Fall, der außer- dem noch andere Differenzen aufweist, ist in Fig. 10 abgebildet. Bezeichnen wir willkürlich die Blätter der (relativen) Haupt- achse mit I, m,n ete., so finden wir bei sämtlichen Seitenachsen erster Ordnung bis inklusive Q, transversale Vorblätter und erst die Hauptinnovation N, hat mediane Vorblätter (D, ist verkümmert). Die Sprosse 2”, MP und RP sind durch weiter nicht zur Sympodienbildung gelangte Beisprosse be- reichert, die transversale Vorblätter haben und höchstwahr- 1064 R. Wagner, scheinlich den Hauptachselprodukten antidrom sind. Weiterhin sind Beisprosse nicht zu erkennen, mit Ausnahme einer Knospe ’PY & d2: & ist zweiblätterig und hat zwei Vorblattachselprodukte; wie zu erwarten, die Hauptinnovation aus ß,. 2/A, hat wie sämtliche Seitenzweige zweiter Ordnung von X Medianblätter; Flachsichel aus ß, entwickelt bis u AsBasBaa. BR ist aus einer Flachsichel und einer Knospe nicht näher bekannten Baues, wahrscheinlich einer Blüte mit 2 transversalen Vorblättern. Bis, ein Sichelsympodium, entwickelt bis % BosBasBaaBas- 2” ist eine Blüte mit 2 transversalen Vorblättern. Mi beginnt mit o,, dessen Achselprodukt verkümmert ist. Mi Bss Flachsichel, oberhalb MW BsB.; abgebrochen. MN wie 27, wahrscheinlich mit a, beginnend. N. wie Mi, aber.ag. I Ass Blüte mit 2 augenscheinlich medianen Vorblättern. N Base Sympodium, entwickelt bis zur Quintanblüte (in der Zeichnung herabgebogen). %7 Blüte mit zwei transversalen Vorblättern, wahrscheinlich o,. De > » 172 %, zweiblätteriger Sproß mit a,. %,As» Blüte mit Medianblättern, keine Sympodienbildung. P,Bas Sichelsympodium bis zur Tertianblüte. OD), transversales Sichelsympodium aus ß,, dann ß,, unterhalb Q,Ba2ß. abgebrochen. %,, die Hauptinnovation, rekaulesziert und hat in beiden Blatt- achseln Sprosse entwickelt, von denen aber nur das B-Achselprodukt ein Sympodium bildet, während R,As eine Blüte mit ihren beiden Vorblättern darstellt. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. Sämtliche Seitenachsen erster Ordnung sind schon nach den Vorblättern durch eineBlüte abgeschlossen; das ist auffallend sowohl im Ver- gleiche mit dem vorhin be-: sprochenen Falle, vor allem wenn man die Stellung der Vorblätter in Betracht zieht, als auch mit den Vorkomm- nissen bei P.junceum, wo nur .. in einem Falle (Bas) nach transversalen Vorblättern der Sproß mit einer Blüte abge- . schlossen. war. In Fig. 10 sind die Vor- blätter überall median, wo nichts Besonderes vermerkt ist; die Kreuzschraffen an der Hauptachse sollen andeuten, daß sie an den betreffenden Stellen noch ausgesprochen | dreikantig ist; weiter oben wird sie dann vollkommen flach. Bei allerhabituellen Ver- schiedenheit zwischen dem zuerst besprochenen Pachy- nema junceum und dem P. complanatum R. Br. finden wir eine Reihe gemeinsamer Momente: den sympodialen Wuchs, die Reduktion der Blattzahl bei den einzelnen Sympodialgliedern bis auf Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. Fig, 10. zwei, den Übergang von der Pachynema complanatum R. Br. Oberer ?/,-Stellung zur !/,-Stellung, Teileines Sproßsystems. Näheres im Text. 73 ee Zum TI en 1065 1066 R. Wagner, die wechselnde Stellung der Vorblätter, die mit der Annäherung an die Terminalblüte, beziehungsweise mit steigendem Genera- tionsindex median wird; außerdem das Auftreten atavistischer Züge bei den Serialsprossen. Bei P. complanatum finden wir die Fertilität des a-Vorblattes ohne Rücksicht auf die Stellung besser gewahrt als bei P. junceum. Die merkwürdigste Art der Gattung ist aber wohl das Pachynema dilatatum Bth. Während sich das P. junceum Bth. habituell an gewisse Hibbertien — so an H. Goyderi F. v.M. — und H. Huttii F. v. M.‚! die von ihrem Entdecker Drummond als Repräsen- tant einer eigenen Gattung Futtia beschrieben wurde,’ an- schließt, zeigen die zwei übrigen Arten Flachsprosse. Besonders schön ausgebildet sind diese bei dem erst 1862 durch Bentham bekannt gewordenen P. dilatatum aus dem tropischen Nord- australien. l: In Fig. 11 ist das Ende eines Exemplares abgebildet, das dem Naturhistorischen Hofmuseum gehört, dem Botanical Museum of Adelaide entstammt und an nicht näher bezeich- netem Ort an der Nordküste Australiens (von Schomburgk?) gesammelt wurde. Ob das dargestellte Stück das Ende der Hauptachse oder einer Seitenachse niederer Ordnung darstellt, das vermag ich an dem vorliegenden Materiale ebensowenig zu entscheiden wie an der großen Menge von Sträuchern über- haupt, deren Fragmente in den Herbarien liegen; bezüglich des Unsicheren einer solchen Bestimmung sei nur noch auf die manchmal schon bei ganz jungen Pflanzen beginnende Sym- podienbildung hingewiesen. Um nun zunächst die übersichtlicheren Teile des £. dila- tatum zu besprechen, möge in Fig. 11 das unterste Blatt will- kürlich mit [ bezeichnet sein. Wie man sofort sieht, ist die 1 Pachynema ($ Huttia) conspicua. Bth. Flor. austr., Vol. I, p. 47; Baillon, Hist. plant., Vol. I, p. 93. 2 W. H. Harvey, Characters of some New Genera of Plants recently discovered by Mr. James Drummond in Western Australia, Hook. Journ. Bot., Vol. VI, p. 51 (1855). | Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1067 Figs,l: Pachynema dilatatum Bth. Spitze eines Verzweigungssystems. Näheres im Text. 73# 1065 per R. Wagner, Blattstellung des Flachsprosses eine t/,-Stellung, und im Gegen- satze zu andern Flachsproßbildungen entwickeln sich hier die Seitensprosse erster Ordnung — ob absolut, muß nach Obigem wie bei P. junceum und der folgenden Art dahingestellt bleiben — in dernämlichen Ebene wie ihre Abstammungsachse, meines Wissens der erste derartige Fall; wie nach der Beschrei- bung des P. junceum nicht überraschend, beginnen die Flach- sprosse mit adossiertem Vorblatt, nämlich soweit sie schon als Flachsprosse.- aus der Blattachsel treten, Wie wir später sehen werden, liegen die Verhältnisse nicht immer so einfach, wir werden vielmehr Analoga zur Ausgestaltung des P. jun- ceum zu registrieren haben. Wie im Habitusbild des ?P. junceum sind Allen hier die konsekutiven Sproßgenerationen abwechselnd licht und dunkel gehalten. Sofort fällt das Fehlen jeglicher Beisprosse auf; das ist indessen keineswegs ein Artcharakter, sondern es sind augenscheinlich die schwächeren Exemplare, die der Serial- sprosse entbehren, wie das ja bei den verschiedensten Pflanzen beobachtet werden kann, sucht man sich doch zum Studium von Beisprossen immer kräftige, sehr üppig entwickelte Exem- plare aus. | An dem in Fig. 11 abgebildeten Verzweigungssystem sind an der Hauptachse — mit obigem Vorbehalt — sieben Blätter gezeichnet, die mit Ausnahme des obersten, am Stiel der Terminalblüte inserierten Blattes sämtlich Achselprodukte ent- wickelt haben (Diagramm Fig. 12). 2, entwickelt 3 Blätter, von denen %,a, steril ist, das zweite Medianblatt in exotrophischer Förderung die Hauptinnova- tion, 2,y, ein Nebensympodium stützt. 2 B.e rekaulesziert im Gegensatze zu 2, und entwickelt gleichfalls 3 Blätter; wiederum exotrophische Förde- rung im Sinne der Bildung des Sympodiums aus ß,, Sterilität von &,. 2 B.2B.s rekaulesziert gleichfalls und schließt schon nach den Medianvorblättern mit Endblüte ab. Innovationsbildung nach Analogie von P. jun- ceum aus ß., mitandern Worten Sichelsympodium. MORE OSIHIMN SAUSSOZIISNE JOYIEIS SEMI9 y9ınp puis oJonsuaInig uauseyas [oYunp vopioq oId| 'ueyos pjrqsnyigey wı goads uop ıım aIm ‘08 UIOPUOS SI UOgO asysesdunwweisqy Sıp gep Puy9loz93 astoM LoysNan Jop ul YyaIu ZI 'I1g wweigerg sep 1st uogom dan us19weonbaq soq 1069 'IXoL ur sorsyen "3 sassordg sap wwesgerg yrg mnopopp vmauKyog ar a ® ( ä yo | on) | ‚wnıpodwAäsusgeN SO}]oY21MJud | J9OM Iyalu 'souassoyosodge oma yaınp LINE IqUrIPOIN z Kat opus oz somezeg y1es ulo Jsı 7 y' 3 Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 4guv]o9 8 Sunpgoragugg ınz yoıu Is. [?g'z -Uouuayıd nz ypou ındı g.10p ur orggwg'T 1070 R. Wagner, M, zeigt bereits eine wenn schon schwach ausgeprägte Re- kauleszenz. Auch hier ist das adossierte Vorblatt steril, ebenso entbehrt y, eines entwickelten Achselproduktes, nur ß, stützt die Anlage einer rekauleszierenden Innovation. M,Baz schließt nach den Medianvorblättern mit Endblüte; keine weitere Entwicklung des Sympodiums. N, kaum rekauleszierend, ist ein auffallend schwacher Sproß, der ohne Fortsetzung nach 3 Medianblättern mit Blüte abschließt; die Vorblätter sind fast genau opponiert. D, zeigt schwache Rekauleszenz, im übrigen das nämliche Verhalten wie N, nur ist O,y, schon am Blütenstiel inseriert, ein Fall, dem wir bei r wieder begegnen werden. %, rekaulesziert stark, nach ß, Endblüte, Sichelsympodium aus ß entwickelt bis W,Bas, dessen zweites Vorblatt dem ersten Han gegen- . übersteht, da eine Verwachsung noch nicht statt- gefunden hat. Q), verhält sich wie ®,, Q,Bas ist mit Bestimmtheit als Flachsproßsichel aus ß, bei Zweiblätterigkeit derkonsekutiven Sproßgenerationen; r,, am Stiel der Terminalblüte inseriert, entwickelt kein Achsel- produkt. Vergleicht man die Sympodienbildung der koordinierten Seitensprosse erster Ordnung und zieht man die nicht abge- bildeten Achsen hinzu, soweit sie sich morphologisch bestimmen lassen, so erfolgt der Abschluß durch Endblüte bei 3, nach 10 Blättern M, I. rise N, | nach 3 Blättern 9 » a » D, R: » » ji { n R = } nach 2 Blättern. Die Seitensprosse zweiter Ordnung 3 Aaa 3,Er2 £ Schließen nach 2 Blättern mit Endblüte ab CN 3 2a2 Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1071 2 Ba» schließt nach 3 Blättern mit Endblüte ab Ay? WM, Bas BıBaa Q,Ba Also im wesentlichen das nämliche Verhalten, Reduktion der Blattzahl der Sympodialglieder, und zwar progressiv ein- mal mit der Annäherung an die Terminalblüte und dann mit steigendem Generationsindex. Die äußerste zur Beobachtung gelangte Reduktion ist die auf die Medianvorblätter, wie wir sie auch von den andern Arten kennen. Die Rekauleszenz ist hier nicht wie bei P. junceum auf die Hauptinnovation be- schränkt, sondern es finden sich allmähliche Übergänge, wir haben es mit dem Falle der progressiven Rekauleszenz zu tun. Gemeinsam ist wieder die Sichelbildung aus dem obersten Blatt ß,, hier in der merkwürdigen, noch unbekannten Form von Flachsproßsicheln ausgebildet. Es erübrigt noch, auf drei Punkte näher einzugehen, und das ist einmal die Frage nach dem Vorkommen von Bei- sprossen und dann die nach der Vorblattstellung sowie nach dem Auftreten von Flachsprossen überhaupt. Biie erste Drage wird bei‘ dem sub Nr. 2,besprochenen Exemplare näher behandelt werden, das weit kräftiger ent- wickelt ist und Beisprosse besitzt. Der Erhaltungszustand unseres Exemplares I erlaubt nur festzustellen, daß in ganz ähnlicher Weise wie bei P. junceum ein allmählicher Über- gang von ?/,-Stellung zu !/,-Stellung unter Verbreiterung der ursprünglich runden Achse stattfindet. Die Seitenzweige erster Ordnung sind nicht durchwegs von Anfang an als Flachsprosse entwickelt, sondern die unteren beginnen mit runder Achse und machen die nämliche Veränderung durch wie die Haupt- achse: die Blattstellung geht erst allmählich in die !/,-Stellung über. Dabei ist das Hypopodium gestaucht, die Internodien verlängern sich rasch und bereits nach wenigen Blättern ist der Flachsproß ausgebildet. schließen nach 2 Blättern mit Endblüte ab. II. Ein sehr kräftiges, üppig entwickeltes Exemplar des Uni- versitätsherbars zeigt eine viel größere Mannigfaltigkeit der 1072 R. Wagner, morphologischen Formen. Die Achse ist am unteren. Ende scharf dreikantig, verflacht sich aber nach oben, wobei sich die Divergenz dem Werte von 180° nähert. Die untersten. Blätter stehen in einer linksläufigen Spirale, die 6 Blätter stützen sämtlich Achselprodukte von recht differentem Verhalten, dann ist die Achse abgebrochen. Bezeichnet man willkürlich das unterste Blatt mit f, dann haben die relativen Seitenachsen erster Ordnung &, und &, transversale Vorblätter, M,R, und DO, dagegen mediane; außerdem werden wir bei den Seitenachsen zweiter Ordnung wiederholt transversalen Vor- blättern begegnen. Sehr wechselnd ist auch die Ausgestaltung von Hypo- und Epipodium; ferner sind hier im Gegensatze zu dem sub I besprochenen Exemplare als Bereicherung der Seitenachsen zweiter Ordnung öfters Serialsprosse entwickelt, die konform dem bei den andern Arten beobachteten Verhalten atavistische Charaktere aufweisen. Im einzelnen muß auf die Beschreibung verwiesen werden. K, beginnt mit zentimeterlangem Hypopodium, dem ein wenig längeres Epipodium folgt; schon bei $, merkliche Ver- breiterung des noch bei o, runden Seitensprosses, der dann breit und flach wird; die Internodien nehmen an Länge rasch zu. | | R,As hat basale Transversalvorblätter; « ist im Gegensatze zu mehreren bei £. junceum beobachteten Fällen gegen die Abstammungsachse zweiter Ordnung gerichtet; die Blattstellung ist Ya {a Lcm über.den Vorblättern- inseriert. &,Bs> verhält sich wie der koordinierte Sproß, also hier o,; Internodium ßB bis y bedeutend Kürzer, dann erst Streckung. | A 8, Ta hat Medianvorblätter, von Anfang an Flachsproß. R,A® setzt sich zusammen aus einem Flachsproß mit Medianblättern und einem flach werdenden Beisproß mit transversalen Vorblättern. %,A% hat ein wenige Millimeter messendes Hypo- podium, das Epipodium ist über 2 cm lang. - Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1073 KR A%BBas ist eine verkümmerte Blüte mit trans- - versalen Vorblättern. | RASTss ist ein Flachsproß, der nach seinen medianen Vorblättern mit einer ausgespro- chen »extraaxillären«< Blüte abschließt. Sichelsympodium aus ß.. ge dilalatum Bth. Sproßsystem M Kurlpe- 2 Eee mit gestrecktem Hypo- und Epipodium; trans- versale Vorblätter. 2 Aa N Flachsproß mit gestrecktem Hypo- und Epi- x BB " podium; transversale Vorblätter, a4. X Ts Flachsproß mit Medianvorblättern. M, ist ein Flachsproß mit Medianvorblättern. M,A,sistin Fig.13 dargestellt, wie der Sproß, beim Pressen gedreht, im Herbar zu sehen ist. Die Blätter «, bis 6, 1074 R. Wagner, sind steril, e; stützt eine Blüte mit transversalen Vorblättern, (z und ns Flachsprosse mit Median- vorbläattern: M,ApsZas schließt nach den Vorblättern mit dem in der Zeichnung teilweise verdeckten Blütenstiel. NEN entwickelt 3 Medianblätter, ohne indessen sympodial weiter gebildet zu sein. M,ApeZasBas ist ein rekauleszierendes, aus ß. weiter verzweigtes Sichelsympodium. M,AyeHsz ist ein Sichelsympodium. M,Ba ist aus einem medianen Flachsproß und einem transversalen, dem Beisproß, zusammengesetzt. M,Biz beginnt mit basalen Vorblättern; a. Dann Streckung der Internodien, 9 Blätter im ganzen, Abschluß durch Endblüte; Hauptsympodium aus ts, schwächere Medianflachsprosse aus d,, dann aus [4 Sowie g;. %, ist ein medianer, in Fig. 14, p. 1075, dargestellter Median- flachsproß ohne seriale Bereicherung. Nach 4 Blättern ist der Sproß abgeschlossen, die Hauptinnovation fällt daher nach vorn. Sämtliche Blätter stützen Achselprodukte, das o-Achselprodukt ist einfach, die drei übrigen serial be- reichert. N, Ays beginnt mit basalem adossierten Vorblatt, nur wenig höher ist ß, inseriert. Dann flacht sich der Sproß ab; an Achselprodukten ist mit Sicherheit nur N, AyaEys zu erkennen, eine Blüte mit 2 Medianvorblättern. N,B2 besteht aus einer Flachsichel, die das Hauptachsel- produkt darstellt, und einem Beisproß, dessen Blatt- stellung transversal ist. N,B7» hat basale Vorblätter, nach ß; verkümmert. Entwickelt ist nur N,BisBss, ein Sproß, der mit runder Basis einsetzt; «,, also der Abstammungsachse zweiter Ordnung zugewandt. Hypopodium sehr kurz. Nach Ca Abschluß durch Endblüte. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1075 x x x x \ x ZI % Fig. 14. Pachynema dilatatum Bth. Habitus des Achselsprosses W,. Etwa 1/, nat. Gr. 1076 Saar Burg Walsiieg, N, BiBssT'sı ist eine Blüte mit 2 Medianvorblättern. Rt, BieBs; Aa ist eine Blüte mit 2 Medianvorblättern und gestrecktem Hypopodium. | N,BieBssEsı schließt nach 2 Blättern ab, Fort- setzung durch ein Sichelsympodium aus ß.. N,BleBssZas ist die rekauleszierende Haupt- innovation, zweiblätterig, Flachsichel aus ß.. NT ist aus einem Flachsproß mit Medianblättern und einem Beisproß mit transversalen zusammen- gesetzt. N,T% ist nach 3 basalen, nach 2/, ‚angeordneten Blättern verkümmert, deren drittes R,1'%» steril ist. TEBaAz hat Transversalvorblätter, a;, also von der Abstammungsachse zweiter Ordnung abgewandt, basal. Nach 6 Blättern End- blüte. var le AAAL ! Sprosse mit Medianvorblät- N,T% AsEsı tern, zweiblätterig. N,lTY2AasZas eine Flachsichel aus ß,; Re- | kauleszenz so stark, daß &4; über dem o-Vorblatt seines Achselproduktes in- seriert scheint. N,TYeBss hat Transversalstellung: %a, von der Abstammungsachse zweiter Ordnung abge- wendet. Nach 8 Blättern Abschluß durch Endblüte. Sämtliche Achselprodukte mit 2 Medianblättern. NlyeBssla; mit gestauchtem Hypopodium. R,lY%eBsAsı insofern merkwürdig, als hier das a-Vorblatt höher inseriert erscheint als 8,; durch Wachstumsvorgänge leicht zu erklären, ein Fall, der übrigens in andern Familien mit transversalen Vorblättern eine gewisse Rolle spielt. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1077 1,T%Bs;Eau ist eine Flachsichel aus ß,, N,TyBsH.u. ist eine Flachsichel aus ß,, wie auch: NlWeBs0s, die Hauptinnovation, an der ine der Abbildunesnechr diew Blüte N,TYeBss 04BasBas zu erkennen ist, von ihrem Tragblatt halb verdeckt. NA ist insofern das komplizierteste in der Gattung bis- her gefundene "Sprößsystem, als zwei Beisprosse vorhanden sind; Hauptachselprodukt und erster Bei- sproß haben Medianblätter, der zweite Beisproß transversale Vorblätter. Die Hauptinnovation I, Aha Zas ist wie der vorhergehende Sproß nur teilweise erhalten. Im übrigen bedarf das durch das Habitusbild Fig. 14, p. 1075, und das Diagramm Fig. 15, p. 1078, illustrierte Sproßsystem keiner weiteren Erörterung. OD, hat Medianvorblätter; Hypopodium gestreckt. D,A® ist aus einem von der Basis an medianflachen Sprosse und einem mit transversalen Vorblättern beginnenden Beisprosse zusammengesetzt. D,A% beginnt mit einem basalen, der Abstammungs- achse zweiter Ordnung zugewandten Vorblatt, . dem die weiteren Blätter des sich rasch ver- Nachenden Sprosses mit länger werdenden Inter- nodien folgen, ohne daß bis O,Ayn; ein Abschluß erfolgt. _ | D,B2 verhält sich wie O,A%, der Serialsproß hat 2 basale Transversalvorblätter. %,, in einer Region inseriert, wo die Hauptachse schon fast bandförmig ist, hat Medianvorblätter; beide Vorblattachsel- produkte serial bereichert, Sympodienbildung wegen Mate- rialdefektes:nicht zu ermitteln. BA ist — eine auffallende Rückschlagserscheinung — aus zwei Sprossen zusammengesetzt, die beide transversale Vorblätter haben. R. Wagner, Ro) ‘ 10 Fig. 15. Pachynema dilatatum R. Br. Diagramm des Sprosses N,A®) in Fig. 14. Näheres im Text. Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. 1079 B,Ar72 hat basale Vorblätter; rasche Streckung der Internodien, Abschluß nach 6 Blättern, Haupt- sympodien aus (4. Außerdem Achselprodukte aus ö, und g, entwickelt. B,Ap2Ass ist eine Flachsichel, entwickelt bis PB, Ap2 Aus BasBas. P,Ar2 Es; ist ein zweiblätteriger Sproß; wie schon anderweitig beobachtet, ist infolge starken epinastischen Wachstums das «-Vorblatt höher inseriert als ß.. %,B% besteht in ähnlicher Weise wie WB aus einem medianen Flachsproß und einem hier schon nach den basalen Vorblättern verkümmerten Beisprosse B,Bäs, der transversaleVorblätter hat, ein Achsel- sproß aus ß;. B,B4eBs; beginnt mit einem der Abstammungs- achse zweiter Ordnung zugewandten Blatte &s, nach den basalen Vorblättern verbreitert sich die Achse rasch, um nach 6 Blättern mit Blüte abzuschließen. An Seitensprossen ist nur die Hauptinnovation B,BisBs3Za4 zu nennen, ein Sichelsympodium aus ß,, in welchem der Sproß ®,BZ2BssZ244Ba5 Bas noch deutlich zu erkennen ist. Was für weitere Varianten der Achselprodukte oberhalb ®, folgten, entzieht sich der Beurteilung; höchstwahrscheinlich trat nach einigen Seitensprossen das sub I geschilderte Verhalten ein, eine akropetale Verarmung der Seitenachsen erster Ord- nung, bis aus der Achsel des letzten Blattes — die Sterilität von rin der Abbildung p. 1067 ist eine Ausnahme, geradezu ein teratologischer Fall — die Hauptinnovation in Gestalt einer ß-Flachsichel und ebenso in der des vorletzten sich entwickelt. Auf diese Art kommen eben die Gabelungen zu stande, wie sie auch in der von Gilg publizierten Abbildung hervortreten (Nat. Pflanzenfam., III, 6a). 1080 R. Wagner, Morphologischer Aufbau der Gattung Pachynema. Die Übereinstimmung der drei Arten erstreckt sich auf die bei P. complanatum: aufgezählten Punkte, P. dilatatum ist die am reichsten gegliederte Art. Nach Besprechung der beiden andern fallen die eigentümlich wechselnden Vorblattverhält- nisse nicht mehr. besonders auf, die transversalen Vorblätter stellen einen atavistischen Zug dar,‘ das Vorgeschrittenere, Abgeleitete ist die mediane 1/,-Stellung, die in den höheren Sproßgenerationen erreicht wird. Im Laufe der Ontogenese gehen alle drei Arten von einer komplizierteren Divergenz aus, reduzieren diese allmählich auf !/,, das zunächst transversal, dann erst median auftritt: die 1/,-Stellung hat, wie P. junceum zeigt, mit der Flachsproßbildung nichts zu tun, sondern ist ein älterer Charakter, der übrigens auch bei der Gattung Dillenia nicht ganz fehlt, indem die Hauptinnovation der D. pulcherrima Kurz ein adossiertes a-Vorblatt aufweist, worüber an anderer Stelle näher eingegangen werden mag, sobald das Beobachtungs- materiale genügend vollständig ist.. Die Ausbildung von Sichel- sympodien ist die Folge der sich bald einstellenden Sterilität des adossierten Vorblattes oder, wenn man so will, eine Form der Exotrophie. | | 1081 Serpentin, Meerschaum und Gymnit (sechste Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren) von Dorothea Fogy. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Aus den drei oben genannten Mineralen wurde nach dem Verfahren, welches Herr Hofrat G. Tschermak in seiner Abhandlung! über die Darstellung der Kieselsäuren der Sili- kate angegeben hatte, die entsprechende Säure gewonnen und ihre Zusammensetzung angegeben. Die drei Minerale gehören ein und derselben Gruppe, nämlich der Serpentingruppe an und es war daher zu ver- muten, daß zwischen ihnen ein Zusammenhang besteht, welcher auch in den entsprechenden Säuren zum Ausdrucke kommt. I. Serpentin. Die Kieselsäure, von welcher sich der Serpentin ableitet, wurde schon von Tschermak und von Frau S. Hillebrand bestimmt.? | | Für die Kenntnis der Bildung des Serpentins aus Olivin schien es aber nicht unwichtig, auch eine hiehergehörige Pseudomorphose zu untersuchen und das Resultat mit dem vorigen zu vergleichen. Zu diesem Zwecke diente eine Probe des bekannten Vor- kommens von Snarum in Norwegen, das die vollkommen deut- liche, ja meßbare Form des Olivins erkennen läßt und häufig glatte Flächen zeigt. 1 Zeitschrift für physikalische Chemie, LI, 3. 2 Diese Sitzungsberichte. Bd. CXV, Abt. I, p. 697 (1906). Vierte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren, von Silvia Hillebrand. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 74 1082 D. Fogy, Die Pseudomorphose besteht aus gelbem, dichtem Serpen- tin mit mattmuscheligem Bruche, welche von vereinzelten Adern von Chrysotil durchzogen wird. Im Dünnschliff zeigt sich, daß die Zahl der größeren und kleineren Chrysotiladern viel beträchtlicher ist. Die einzelnen Fasern lassen parallel zu ihrer Richtung x, senkrecht dazu a erkennen; die Auslöschungsrichtung schließt mit der Richtung der Faserung einen Winkel ein. Diese Adern werden an den Rändern von einer ebenfalls faserigen Substanz begleitet, welche die entgegengesetzte Orientierung des Chrysotils zeigt und höhere Lichtbrechung als jener und als der dichte Serpen- tin besitzt. Zwischen den genannten Adern breitet sich dichter Serpentin aus, der stellenweise sehr feinfaserig zusammen- gesetzt erscheint, sehr schwache Doppelbrechung und posi- tiven Charakter erkennen läßt; genauere Bestimmungen waren jedoch nicht ausführbar. Die Dichte, bei 18° C. bestimmt, war 2194. Der Serpentin zeigte für bei 100° getrocknetes Material folgende Zusammensetzung: Berechnet Silieiumdioxydissar: 41:59%/, 43:40), Magnesiumoxyd ..... 42:32 | 435 Eisenoxydr 2.22 2:48 Wasser. 2. au ma 13:55 1259 99:89%, Die empirische Formel entspricht dem Verhältnis S1,0,M2,1,, die berechnete Zusammensetzung weicht besonders im Kiesel- säuregehalt etwas von den gefundenen Prozenten ab. Das Eisen ist, nach der Farbe zu urteilen, größtenteils als Fe,O, enthalten. Die Zersetzung in verdünnter Salzsäure ging nur langsam vor sich, sie dauerte fast einen Monat. Unter dem Mikroskop konnte man an den isotropen, durchsichtigen Splitterchen der Säure deutlich die Form des Mineralpulvers erkennen. Die einzelnen Teilchen klebten aneinander, was der Säure die Serpentin, Meerschaum und Gymnit, 1083 eigentümliche Beschaffenheit verlieh, welche Frau S. Hille- brand in ihrer Abhandlung! über die Serpentinsäure als teigig bezeichnet. Die geglühte Säure hinterließ nach dem Abrauchen mit Flußsäure einen Rückstand von 2 bis 3 mg, welcher jedesmal als Eisenoxyd bestimmt werden konnte. Die Färbung, welche die trockene Säure nach Behandlung mit Methylenblau zeigte, war heller als jene, welche der Metakieselsäure zukommt. Der zersetzte Serpentin wurde gewaschen und die in ver- dünnter Salzsäure sich lösende Kieselsäure mit 4°/, bestimmt. Die gereinigte chlorfreie Säure wurde nun in eine Glas- schale gebracht und bei gleichbleibender Temperatur in einem kühlen Raume dem Eintrocknen überlassen. Das mechanisch beigemengte Wasser verdunstete und bei täglich zweimaligem Wägen in Intervallen von 14!/, und 9°%/, Stunden wurden folgende Werte in Milligramm erhalten: 25714 18547 130822 77128629 1181.76 1165 °1 71637 456°5 161°3 55'8 16°5 Die in der zweiten Zeile angegebenen Zahlen sind die Differenzen der einzelnen Wägungen. | Von der Differenz 161'3 an wird der Verlust an Wasser im Verhältnis zu dem früher abgegebenen Wasser bedeutend geringer. Es liegt daher zwischen den Zahlen 1398°2 und 1236°9 der Knickpunkt der Kurve, und zwar fällt er in ein Wägunsgsintervall von 14!/, Stunden. Für solche Wägungen in ungleichen Zeiträumen gibt Hof- rat Tschermak zur Berechnung des Gewichtes der Säure am Knickpunkte folgende Formel: bc GI gu | nee, Der Faktor y ist Ö 9 ı 7 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. CXV. Vierte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren. 748 1084 D. Fogy, wobei ö die Zahl der Stunden des Zeitraumes bedeutet, in welchen der Knickpunkt fällt, hier 141/, Stunden. ao Pop $, = 18547 mg, &— 13982, 5 — 1236-9, &— 1181-6, a — 456° 5, b=1613, c=553 yce= 80-8 Das Gewicht G am Knickpunkte, in Milligramm aus- gedrückt, ist: G = 1398:2—91'59 = 130661 ng. In Abzug zu bringen ist ein Rückstand von 2 mg Eisen- oxyd: G = 13046 mg. Nach der letzten Wägung wurde die Säure geglüht und bei 1161 mg ein Glühverlust von 1738 mg festgestellt. Daraus berechnet sich der Wassergehalt der Säure am Knickpunkte nach folgender Formel: (173-8+ 1304 :6—1161)100 = 1304-6 W — 243208 Eine zweite Kurve ergab 24:93°/, Wasser für die Säure am Knickpunkte. Nach den vorher von Hofrat Tschermak und Frau S. Hillebrand ausgeführten Beobachtungen kommt der Säure ein Wassergehalt von 22:70°/, und 23:02°/, zu. Die’ bei meinen Versuchen gefundenen Zahlen sind um mehr als 1°), höher. Dies erklärt sich daraus, daß die untersuchte Pseudo- morphose außer dichtem Serpentin auch, wie schon eingangs erwähnt, feine Adern von Chrysotil enthält, welcher eine Säure von 27'16°/, Wassergehalt liefert. Für den dichten Serpentin kann daher auch hier das Verhältnis SiIH, angenommen werden. Das Verhalten der Säure, welche keine Gelatine bildet, ihre Färbung mit Methylenblau und die Zusammensetzung des Minerals verweisen auf eine höher zusammengesetzte Säure, für welche nach dem Vorschlage von Frau S. Hillebrand die Formel Si,O,,H, anzunehmen wäre. Der Serpentin erscheint demnach als ein saures Salz und seine Formel läßt sich schreiben Si,0,,(MgOH),H,. Unter den Serpentin, Meerschaum und Gymnit. 1085 möglichen Konstitutionsformeln soll aus später erkennbaren Gründen eine unsymmetrische gewählt werden, nämlich fol- gende:! H | H— Mg—Si—Mg—H | H—Mg—Si—Mg—H | Si-Mg-—H | H—Si-Mg—H Die erhaltene trockene Säure ist luftbeständig, denn es zeigte sich nach mehrmonatlichem Stehen nur eine Gewichts- zunahme von 2°4 mg, welche wohl auf hygroskopische Wasser- aufnahme zurückzuführen ist. I. Meerschaum. Das zur Untersuchung dienende Material war dem aus Kleinasien stammenden Handelsprodukt feinster Qualität ent- nommen. Es erschien rein weiß, Anreicherungen von Kiesel- säure waren nur in geringer Menge als kleine harte Körnchen zu bemerken; sie wurden nach Möglichkeit aus dem Mineral- pulver entfernt. Das lufttrockene Mineral zeigte deutlich alka- lische Reaktion. Die Dichte wurde an lufttrockenem Material Eee mer Temperatur von 22:5 €. mit 17925 bestimmt. Dem bei 100° C. getrockneten Material kommt eine berechnete Biehie von 2.197 zu. Um die im Meerschaum enthaltene Wassermenge zu bestimmen, wurde lufttrocken gewogenres Mineralpulver einen Tag über Chlorcalcium, dann zwei Tage über Schwefelsäure im Exsikkator belassen, hierauf bei 100° C. und dann bei 200° C. getrocknet, bis kein Gewichtsverlust mehr zu beob- achten war. Das getrocknete Material wurde geglüht; die Gewichtsverluste in Prozenten waren: 1 Der Übersichtlichkeit wegen wird statt —O— ein Strich — gesetzt. 1086 D. Fogy, Beim’ Trocknen:über EhlorcaleiummPiZERUEI ENDE 5149) 5: beim Trocknemiüber Schwefelsaure Tran ee 6288 beim Trocknen bei 1007 1C2 re 0-19 beim Trocknen bei 2007 CI Sa 0252 nach-dem Glühen.... 22.0. re 9:30 nach dem :Glühen vor dem Geblase2.. 2. 772 O-EB Der gesamte Wasseryerlust betsuo2. Are 21:84 Die Analyse, gerechnet für Meerschaum, der bei 100° getrocknet wurde, ergab folgende Zusammensetzung: Berechnet Silietumdioxyd 946°), 60.8205 Magnesiumoxyd..... 2 20409 Wassefen se 193 12:09 Kehlensauren sera 1272 — 100:00%, 100:00°%), Bei der Behandlung mit Salzsäure wurde eine geringe Entwicklung von Kohlensäure beobachtet; die Menge wurde aus dem Verluste der Analyse berechnet. Dieser entspricht ein Verhältnis von Si,0,,Mg,H, oder 8S10, 2MgO 2H,O. Die theoretische Zusammensetzung stimmt annähernd mit den gefundenen Prozenten überein. Zur Darstellung der Säure wurden beiläuig 2g des luft- trockenen Pulvers in verdünnte Salzsäure eingetragen. Der Meerschaum zersetzte sich rasch, gab aber keine Gelatine, sondern eine sehr feinflockige Säure. Unter dem Mikroskop zeigten die Flocken noch die Form der ursprünglichen Mineral- teilchen, sie waren isotrop, durchscheinend und zeigten die Farben trüber Medien. Nach längerem Auswaschen, beiläufig nach drei Wochen, zeigte das Wasser keine Chlorreaktion mehr. Die gereinigte chlorfreie Säure wurde dem Eintrocknen überlassen und täg- lich zweimal in Intervallen von 14!/, und 9°/, Stunden gewogen. Für die Wasserverluste erhielt man folgende Zahlen: 29054 2263-8 1871-3 1418-515 | 103728 1214°5 6416 392-5 452-8 160-7 43-7 Serpentin, Meerschaum und Gymnit. 1087 Die Zahlen der zweiten Zeile sind die Differenzen, aus- gedrückt in Milligramm. Zwischen den Zahlen 1418°5 und 1257 8 liegt der Knick- punkt der Kurve und er fällt in ein Intervall von 9°/, Stunden. else, 2578, >12 De 2452°8, DR W007, (= 43-7, nn iar==.29)762, Nach der früher angeführten Formel beträgt das Gewicht der Säure am Knickpunkte, in Milligramm ausgedrückt: G = 1418:5—144:9 = 12735 mg. Die Säure spaltete nach dem Knickpunkte nur mehr wenig Wasser ab und als nach zwei Wägungen das Gewicht kon-. stant blieb, wurde sie geglüht. Für 1210°4 mg der Säure betrug der Glühverlust 2065 mg. Daraus berechnet sich der Wassergehalt am Knickpunkte 2 020654127335 212.10°4)100 [ei 1273-5 W — 21179). An der Trocknungskurve ist der Knickpunkt deutlich erkennbar; der zweite Teil derselben, die Umwandlungskurve, welche den Verlust des Konstitutionswassers angibt, nähert sich in ihrem Verlaufe rasch einer Geraden. Bin zweiter) Mersuchnliefentesieine, Säure,-dies bei täglich einmaligem Wägen einen Wassergehalt am Knickpunkte von 20:23°/, ergab; derselbe weicht von jenem der ersten Kurve um 0'94°/, ab. Der Wassergehalt, welcher der Säure des Meerschaums zukommt, ist etwas geringer als jener der Metakieselsäure, der sich zu 22 °98°/, berechnet. Immerhin dürfte hier das Verhältnis der Metakieselsäure SiH, anzunehmen sein. Mit Methylenblau gefärbt, wurde die trockene Säure berlinerblau. 1088 D. Fogy, Nach der Beschaffenheit der Säure, welche, wie schon erwähnt, flockig war und keine Gelatine zeigte, nach der empirischen Formel des Minerals Si,O,,Mg, H, sowie nach der berlinerblauen Färbung ist jedoch auf eine höhere Zusammen- setzung zu schließen. Es ist zunächstliegend, für die Säure die | Formel Si,O,H, anzunehmen. Zur genaueren Charakterisierung wurde die Dichte der Säure bestimmt; sie ergab bei einer Temperatur von 18° C. einen Wert von 1'708. Zur Herstellung eines sauren Salzes wurde eine bestimmte Menge der Säure mit einer entsprechenden Menge Natrium- hydroxyd zusammengebracht. Nach drei Tagen wurde die klare Flüssigkeit über der ungelösten Kieselsäure abgegossen und daraus das Silicium und das Natrium bestimmt, und zwar SiO, =181 und NaCl = 157, was einem Verhältuis sea 3 entspricht. Vergleicht man die Zusammensetzung der Säure Si,0,H, mit jener des Meerschaums, so ergibt sich für diesen die Gliederung Si,0,Mg(MgOH)H,. Daraus ist zu schließen, daß in der Säure die Wasserstoffatome nach dem Schema Si,0,H,HH, gruppiert seien, und es zeigt sich eine große Ähnlichkeit mit der von Tschermak dargestellten Pektolithsäure,! die gleich- falls die Zusammensetzung Si,O,H, und eine Gliederung nach dem Schema Si,O,HH,H, aufweist. Demnach können diese auf zwei verschiedenen Wegen erhaltenen Säuren identisch sein. Da jedoch bei der Zer- setzung des Pektoliths und Wollastonits zum Teile Gallerte gebildet wird, was bei der Zersetzung des Meerschaums nicht eintritt, so scheinen die beiden Säuren nicht gleich, sondern isomer zu sein. Daher mag die am Meerschaum (Sepiolith) erhaltene Säure als Sepiolithsäure bezeichnet werden. Da es wahrscheinlich ist, daß der Meerschaum aus dem Serpentin hervorgeht, so hat der Vergleich beider einiges Interesse. | Wenn man, wie schon beim Serpentin angegeben, eine für Si,O,,(MgOH),H, mögliche unsymmetrische Konstitutions- formel wählt, so läßt sich folgende Übersicht geben: | 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 115, Abt. I, p. 230 (1906). Serpentin, Meerschaum und Gymnit. 1089 H | H—Mg—Si—Mg—H | H—Mg—Si—Mg—H Si ls | | Si-Mg-—H Si Me—H \ \ H—-Si-Mge—H Si=Mg Serpentin Meerschaum Die Umwandlung des Serpentins im Meerschaum würde sonach durch Austritt von SiO,(MgOH), und Umlagerung der Hydroxyle erfolgen. Für das Gefüge der Sepiolithsäure wurde hier die Form H,=Si-- Si—Si—H, | H angenommen. II. Gymnit. Das Material, welches zur Untersuchung vorlag, stammte aus Bredazzo in Südtirol. Nach den Angaben’ von Richt- hofen! kommt der Gymnit am Kontakt des Kalkes mit Syenit, nach Doelter jetzt Monzonit genannt, vor, und zwar im Verein sau Serpentin. Der Gymnit war hellgelb, durchscheinend und bestand aus erößeren und kleineren Körnern, welche in ein weißes Mineral, das beim Übergießen mit Salzsäure Kohlensäure- entwicklung zeigte, eingelagert waren. Das Innere der Körner zeigte auch häufig eine milchige Trübung, welche von dem- selben weißen Mineral herrührte. Zur Untersuchung gelangten nur reine gelbe Partien. Da der Gymnit amorph ist, war zu erwarten, daß er sich zwischen gekreuzten Nicols wie ein isotropes Mineral ver- halten würde. Es fanden sich aber zahlreiche Partien, welche zwischen gekreuzten Nicols Aufhellung zeigten. Diese Struktur, welche dem Gymnit eigen ist, wurde als chalcedonartige Struktur 1 Jahrbuch der geol. Reichsanst., 1857, Richthofen. 1090 D. Fogy, bezeichnet und ist wahrscheinlich auf Spannungserscheinungen oder Beimischung eines anisotropen Minerals zurückzuführen. Beim Glühen wurde das Mineral undurchsichtig .und schwarz, an den Kanten schmolz es zu einem blauschwarzen Glase. Das Pulver zeigte alkalische Reaktion. Eine Dichte- bestimmung bei 20° C. ergab 2747. Die Wasserbestimmung wurde auf dieselbe Art wie beim Meerschaum gemacht. Die beim Trocknen für die Wasserverluste erhaltenen Werte sind folgende: Über Chlorcaletum ee ar 0 Wer 10397 über Schwelelsaure ee a 1278 bei 100° ce er ee 0’39 Dei 200° 2 2 Sr RE 0292 beim Glühen... „HR kl aut ae 1425 beim Glühen vor dem Gebläse... .. 2.2.2.2. 0.62 18-965 Der gesamte Wasserverlust betrug 18°'96°/,. Die Analyse bezieht sich auf Material, welches bei 100° C. getrocknet wurde: Berechnet SiliCiumdioxyd2>2. PERIEOEE I 41:57), 42:19 Maginesitumeoxydio®. JEAE03%8 4125 42:20 Eisemosyd. 22 se 0579 Wassert. AASIISNARRIUR. „2 1636 1569 999707, 100° 00°/, Nimmt man für diese Zusammensetzung das Verhältnis S1,0,Mg,H,., so zeigt sich im Vergleiche zu früheren Ana- lysen ein Unterschied. Oellacher gibt für seine Analyse folgende Formel: Si,0O,,Mg,H,,; nach andern Angaben käme dem Gymnit die Formel Si,0,,Mg,Hıs zu. Die merkliche Ver- schiedenheit der Resultate läßt schließen, daß dem Mineral keine bestimmte Zusammensetzung zukommt und daß es, wie ähnliche amorphe Minerale, ein Gemenge mehrerer Verbin- dungen ist. Um die Säure zu erhalten, wurden etwas über 2 g luft- trockenen Mineralpulvers in verdünnter Salzsäure zersetzt. Lee dee Serpentin, Meerschaum und Gymnit. 1091 Der Gymnit brauchte zu seiner vollständigen Zersetzung über einen Monat. Die Säure war feinpulverig und zeigte unter dem Mikro- skop deutlich die Form der ursprünglichen Mineralsplitter; die einzelnen Teilchen erwiesen sich als isotrop und durchsichtig. Die Säure ist sehr schwer auszuwaschen, was sich wohl dadurch erklären läßt, daß bei der splitterigen Beschaffenheit derselben das Wasser schwerer diffundieren kann. Die trocknende Säure wurde täglich zweimal in Inter- vallen von 9°%/, und 14!/, Stunden gewogen. Die erhaltenen Gewichte in Milligramm sind: 2388-1 19482 16404 1309-4 | 1201°0 11090 4399 3078 331°4 108 92 Zwischen den Gewichten 13094 und 1201 liegt der Knick- Band der Kurve in einem Intervall von .93/, Stunden. Der 1 Faktor y ist 19, 1) Be lenken, 809 ug, = 207, 2 1109 a 8314, DI=MVS! E02 or 62-02. Das Gewicht der Säure am Knickpunkt ist demnach G = 1309— 62:37 = 12466 mg. Nach eingetretener Gewichtskonstanz wurde die Säure geglüht und für 10532 mg derselben ein Glühverlust von 1877 mg festgestellt. Daraus berechnet sich der Wassergehalt am Knickpunkte 100 (1877 +1246°6 — 10532) 12466 Bei einem zweiten Versuche wurde ein Wassergehalt am Knickpunkte von 31'93°/, erhalten. Mit Methylenblau a nahm die Säure eine berlinerblaue Farbe an. Der oben angegebene Wassergehalt entspricht einer Kiesel- säure von der Zusammensetzung Si,O,H,, welche 30°91°/, fordert. Diese würde sich von zwei Molekülen der Orthokiesel- säure SiO,H, durch Austritt von H,O ableiten: 2Si0,H,—H,0 = Si,0,H,. Mr = 930, 940,,: 1092 D. Fogy, Davon ausgehend, könnte man den Gymnit von zwei Molekülen dieser Säure ableiten, wobei vorausgesetzt wird, daß hier wie im Olivin nach Tschermak und im Chrysotil nach S. Hillebrand eine Bindung durch die zweiwertige Gruppe MgOMg eintritt: Si,0,,Mg,H,, = H,(MgOH),0,Si,MgOMgSi,0,(MgOH),H,. Dieser Auffassung widersprechen jedoch zweierlei Tat- sachen. Der Gymnit wird hier als eine einheitliche Verbindung hingestellt, während die Analysen eine Variabilität der Zu- sammensetzung angeben. Derselbe wird ferner von einer Kieselsäure Si,O,H, abgeleitet, welche vermöge ihres großen Wasserstoffgehaltes der Orthokieselsäure ähnlich sein und sich auch von der Metakieselsäure nicht stark unterscheiden müßte, welche sich gelatinös oder flockig abscheidet. Die hier erhaltene Säure ist aber pulverig und ihre Färbung durch Methylenblau nähert sich jener, welche die Metakieselsäure erfährt. Somit muß eine höher zusammengesetzte Kieselsäure vorhanden sein, die mit einer niedrig zusammengesetzten gemischt; sein. .kann..So zZ; B. würder die SauresSEOgE: gemischt mit Orthokieselsäure, das gefundene Verhältnis er- geben: 51,0, Hr SIORHFZ2SE072H;: Von einer solchen Annahme ausgehend, würde man den Gymnit Si,O,.Mg,H,, als ein Gemenge von zwei Silikaten betrachten, die diesem Schema entsprechen: 5,0, M2OH;H,+SiO,MsH, = S1,0, Merk Wenn ein Schwanken der Verhältnisse der beiden Kom- ponenten zugegeben wird, so ist damit die Ungleichheit des analytischen Ergebnisses beim Gymnit erklärt. Man könnte auch von einer schon bekannten Kieselsäure ausgehen und eine Mengung von Chrysotilsäure Si,O,,H,, mit Orthokiesel- säure annehmen, wodurch das Verhältnis ein von dem vorigen verschiedenes würde, doch genügt die obige Andeutung, aus welcher hervorgeht, daß der Gymnit als ein Gemenge betrachtet werden kann, was bei amorphen Mineralen in vielen Fällen zutrifft. Serpentin, Meerschaum und Gymnit. 1093 Die aus dem Gymnit erhaltene Säure läßt beim Ein- trocknen über den vorher angegebenen Knickpunkt hinaus noch einen zweiten Knickpunkt erkennen. Es sind die Gewichte der früher angegebenen Kurve folgendermaßen zu ergänzen: 23881 1948-2 1640°4 1309 | 1201 1109 1078 | 1056°7 10513 4399 3078 3314 108 92 31 213 54 Wie die Differenzen zeigen, fällt zwischen 1078 und 1056°7 der zweite Knickpunkt, und zwar in ein Wägungs- intervall von 141/, Stunden. FM 1078, 2 = 1056, 2, 105155, G=:3l, Bela Racer, ee 13 lea = 1:89. Nach der früher angegebenen Formel berechnet sich das Gewicht am Knickpunkte: G, = 1078 —16:23 = 1061:77 mg. Der entsprechende Wassergehalt beträgt: (187°7+1061 77 — 1053 2)100 LOS 127. We — — [Or 180, Für die zuletzt erhaltene Säure, deren Wassergehalt am ersten Knickpunkte mit 31:93°/, angegeben wurde, berechnet sich für den zweiten Knickpunkt ein solcher mit 20°:38°/,. Diese letzteren Zahlen entsprechen ungefähr einem Ver- hältnis Si,O,;,H,, welches 18'28°/, Wasser fordert, während der erste Knickpunkt Si,0,H, ergab. Beim Eintrocknen über den ersten Knickpunkt hinaus findet also eine Umwandlung statt, indem Wasser abgespalten wird und Säuren entstehen, die schon ziemlich luftbeständig sind. Wird obiges Schema angenommen, so würde sich ergeben, daß aus Si,O,,H, eine Säure von der Zusammensetzung Si,0,H, und aus der Ortho- kieselsäure die Metakieselsäure entstanden ist: Si,0,,H;+Si0,H,—3H,0 = Si,0,H,+Si0,H,. 1094 D. Fogy, Serpentin, Meerschaum und Gymnit. Die Säure Si,0,H, hat Tschermak schon beim Trocknen der Pektolithsäure als ziemlich luftbeständige Verbindung er- halten. Vergleicht man ‚die hier gefundene Zusammensetzung des Gymnits Si,0,,Mg,H,, mit der des Serpentins Si,0,,Mg;,H,, so erscheint jener als ein gewässerter Serpentin, jedoch ist der wirkliche Zusammenhang beider nicht so einfach, weil der Gymnit nicht von der Serpentinsäure abzuleiten und ‚weil ER. als Gemenge anzusehen ist. Die drei Minerale, deren Säuren rriärsilieh wurden, sind ihrer Entstehung nach Zersetzungsprodukte. Der Serpentin entsteht, wie bekannt, aus Olivin, was sich am Serpentin meistens mikroskopisch, manchmal, wie bei dem hier ver- wendeten Material, auch makroskopisch nachweisen läßt; mikroskopisch, indem man im Dünnschliff oft noch deutlich die Umrisse der Olivinkristalle erkennen kann. Von den beiden andern Mineralen, Meerschaum und Gymnit, wurde eine Ent- stehung aus Serpentin angenommen, weil beide fast immer mit Serpentin verbunden auf den Lagerstätten zu finden sind. Für Meerschaum ist auf Grund der vorliegenden Untersuchungen die Entstehung aus Serpentin leicht erkenntlich. Die Säuren, welche den beiden Mineralen zu Grunde liegen, lassen sich von der Metakieselsäure ableiten. Beim Gymnit dagegen, welcher auch immer mit Serpentin zusammen vorkommt und wohl nie als Kontaktmineral anzusehen ist, läßt sich die Bildung aus Serpentin noch nicht mit Sicherheit angeben. Es muß daher weiteren Beobachtungen überlassen werden, Aufklärung zu bringen. | Herr Hofrat G. Tschermak hatte mir die vorliegende Arbeit zugewiesen; ich bin ihm für die Ratschläge, welche er mir bei der Ausführung derselben erteilte, zu sehr großem Danke verpflichtet. Durch die Freundlichkeit des Assistenten Herrn J. Bruckmoser war es möglich, die Wägungen zwei- mal täglich auszuführen, wofür ich ihm hier danke. CRV. BAND. VII HEET., JAHRGANG 1906. — JULI. ABTEILUNG IL ee | 5 IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, R. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, H ae BUCHHÄNDLER Dez EETTERREHEN AKADEMIE DER R WISSENSCHAFTEN. FRRIER ER unternommenen zoologischen Forschungsreise „Dr. F nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. Y. Kenntnis der Fischfauna des Nils. (Mit 4 Tafeln und 6 ° sowie 1 Kartenskizze.) [Pr&s:2K 95h — 2M 95 pf] 2 nach dem ägyptischen Sudan und Nord- we we: [Preis: en SAN Far BER 20h —3M 20 pf]. Doelter C., Über die Schmelzpunkte der Sitikate. it 2 Tat 1IK—h—-1M-pf]. RE Du i Karzel R., Experimentelle Beiträge zur Kenntnis ‚der Het: Holz und Rinde bei Tilia- ‚Sp. und Aesculus Be 1 Tafel.) [Preis: 85 h — 85 pf]. u Steindachner F., Zur Fischfauna der eh (Preis: x 1M55pf]. RE ET de Näbelek Fr., Über die ek ER des feinere Antherenwand. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 2 K 80h — 2 M 80 Kubart B., Die organische Ablösung der Korollen ne Be 3 über die Mohl’sche ‚Trennungsschichte. aA? 2 Tafeln figuren.) [Preis: 1 K en h-—1 M 60 BR: SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE, — EXV. BAND. VII. HEFT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 2 ar E u et a Fe e e „e En .- u. ’E E34: 2,0 x y r. TER E 5 = R Ir Er B „ 1097 Ergebnisse der mit Subvention aus der Erb- schaft Treitl unternommenen zoologischen Forsehungsreise Dr. F. Werners nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. V. Beiträge zur Kenntnis der Fischfauna des Nils von Dr. Franz Werner, Privatdozent an der k.k. Universität in Wien. (Mit 4 Tafeln und 6 Textfiguren sowie 1 Kartenskizze.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Das Material zu nachstehenden Beiträgen habe ich auf meinen beiden, mit Unterstützung der kaiserl. Akademie der Wissenschaften aus der Treitl-Stiftung ausgeführten Reisen (siehe Bericht im Anzeiger Nr. XXIII, 1904 und XXIV, 1905) teils von Eingebornen der Uferdistrikte gekauft, teils wurde es auf meine Veranlassung von nubischen Fischern gefangen oder schließlich von mir selbst mit dem Handnetz gefischt. Es stammt aus dem ganzen durchfahrenen Teile des Stromes, nämlich aus dem unteren Nil (Alexandrien, Barrage von Kalioub, Kairo, Luxor, Assuan, Wadi Halfa, Khartoum), dem Weißen Nil (Geteina, Duem, Renk, Khor Attar), dem Bahr- el-Gebel (Mongalla, Gondokoro) und aus verschiedenen Sümpfen und Tümpeln im Gebiete des unteren und oberen Nils (Fayum, Mongalla, Gondokoro). Während in Ägypten und Nubien die Fischerei ganz rationell mit trichterförmigen Wurfnetzen (die, von einem Mann nach kunstgerechter Faltung mit einem Schwung ausgeworfen, mit dem bleibeschwerten Rande den Boden berühren und dann um Max 1098 F. Werner, vorsichtig eingezogen werden) oder mit großen, zahlreichere Männer erfordernden Zugnetzen betrieben wird,' und zwar sowohl am Ufer als im tieferen Wasser vom Boot aus, ist der Fischfang bei den schwarzen Völkern am Bahr-el-Abiad und Bahr-el-Gebel ein höchst primitiver und, da die Fische großenteils gespeert, d. h. mit Speeren, welche Widerhaken tragen, gestochen werden, kann man nur große und meist arg verletzte Exemplare auf diese Weise erlangen. Außerdem sind die Eingebornen in manchen Gegenden völlig abgeneigt, die gefangenen Fische zu verkaufen, wie z.B. die Schilluks bei Khor Attar, welche weder auf Geld noch auf europäische Tauschartikel Wert legen, weil sie weder Kleider noch Schmuck europäischer Provenienz tragen. Hie und da werden kleinere Fische mit einfachen, aus Palmenfasern geflochtenen korbartigen Handnetzen von Frauen in Sümpfen gefangen. Da die größeren Fische häufig stundenlang auf dem Boden der Fischerboote oder am Ufer in der Sonne liegen, so ist nament- lich die Schwanzflosse in der Regel leider ganz eingetrocknei und zerbrochen. Über den Fischfang mit dem Speer siehe Marno, Sudan, p. 325. Trotz der vorhin geschilderten Hindernisse kann die Aus- beute wohl als eine befriedigende bezeichnet werden, da ja nicht nur die meisten die Nilfauna zusammensetzenden Gat- tungen vertreten sind, sondern auch eine Anzahl seltener, erst in den letzten Jahren von Boulenger neu beschriebener oder wenigstens für den Nil zum ersten Male nachgewiesener Arten sich darunter befinden und es mir sogar gelungen ist, einen neuen, interessanten Wels zu entdecken, welcher der großen, drei Jahre währenden und den ganzen oberen Nil umfassenden Fischerei-Expedition Loat’s entgangen ist. Trotz aller Neuentdeckungen in den letzten Jahren er- scheint die Nilfauna an Fischen im Verhältnis zu der gewaltigen Größe des Stromes und zur Zahl der vom Congo bekannten Arten als eine wenig reiche, indem sie nicht mehr als 105 Arten 1 Abbildungen dieser Fischereimethoden sind in den Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde, Jahrg. XVI. i905, p. 143, 228, und XVII, 1906, p. 304, zu finden. Fischfauna des Nils. 1099 umfaßt (mit Ausschluß des Blauen Nils und des Atbara, welche nicht dem megapotamischen Flußgebiete angehören und daher hier nicht in Betracht gezogen sind). Da aus verschiedenen Gründen die Mitnahme großer, wohlbekannter Fische sich als untunlich erwies, so wurden dieselben nicht konserviert, sondern nur auf Parasiten unter- sucht; es ergab sich hiebei eine recht wertvolle Ausbeute an großenteils neuen Arten. Die Cestoden wurden bereits von enme Dr. BeKlaptoez in! Wien bearbeitet; die’Nematoden werden von Herrn Prof. A. Looss in Cairo bearbeitet werden; drei neue ektoparasitische Copepoden wurden ebenfalls ge- iandens welche Tier? PX). Schachermair beschreiben wird. Für die Bestimmung zweifelhafter Arten bin ich meinem hochverehrten Freunde Herrn G. A. Boulenger am British Museum in London wieder zu großem Danke verpflichtet, ebenso für Vergleichsmaterial von einigen von ihm beschriebenen Arten. Da von diesem ausgezeichneten Kenner der afrikani- schen Fischfauna ein großes Werk über die Fische des Nils auf Grund des gewaltigen, von Loat gesammelten Materials in Vorbereitung ist, so habe ich es vorgezogen, nicht wie in den andern von mir in Bearbeitung genommenen Gruppen eine vollständige systematische Beschreibung der sudanesi- schen Arten zu geben, sondern mich auf die Beschreibung des vorliegenden Materials und auf Daten bezüglich Ernährung und Lebensweise zu beschränken, wobei ich auch die Kiemen- eikereimrichtungen, welche in letzter Zeit bei europäischen Süßwasser- und Meeresfischen eingehender untersucht worden sind, in den Kreis meiner Untersuchungen einbezog. Von den 43 Familien von Fischen, welche im Süßwasser Afrikas (mit Einschluß der Inseln) vorkommen, sind nur 19 im Nil vertreten. Von diesen sind 4 (Olupeidae, Anguillidae, Athe- rinidae und Mugilidae) vom Mittelmeer eingewandert und finden sich‘ nur in Unterägypten. Sie zählen je I Art (Clupea finta L., Anguilla vulgaris Turt., Atherina mocho C. V. und Mugil cephalus L.). Die übrigen 15 Familien enthalten 49 Gat- tungen mit 105 Arten. Die artenreichsten Familien gehören der Unterordnung der Ösztariophysi an, die ja allerdings reine Süß- wasserformen enthält. Die drei Familien der Characinidae, F. Werner, 1100 Kartenskizze des oberen Nils und seiner Nebenflüsse. (Nach der offiziellen Karte des ägyptischen Sudan.) WadHedani a mans & Sennar of El Obeid N GoZ Abu Guma nie SeeNo shra „Me ] FRENCH WR : {le Falk HArUNı D ek ER mmunurt Fischfauna des Nils. r101 Cyprinidae und Silnridae enthalten je 17, 15 und 36, zusammen also 66 Arten, 63°/, der ganzen Fischfauna des Nils; zunächst kommen dann die Mormyridae mit 16, die Cichlidae mit 7 und die Cyprinodontidae mit 4 Arten, schließlich die Polypteridae mit 3 Arten, während die 8 übrigen Familien nur durch I Art im Nil vertreten sind. Die artenreichsten Gattungen sind: in erster Linie die Siluridengattung Synodontis, von deren 48 (ausschließlich afrikanischen) Arten 12 im Nil vorkommen, zunächst Barbus mit 7, Mormyrus und Tilapia mit je 5, Alestes, Distichodus, Labeo und Haplochilus mit je 4 Arten. Nur eine Familie von Fischen ist ausschließlich im Nil gefunden worden (Cromeriidae); endemische Gattungen finden sich außerdem nur in der Familie der Siluridae (davon Silura- nodon bloß im unteren, Andersonia dagegen bloß im oberen Nil), wasim Vergleich zum Congo sehr wenig ist. Von den im Nil vor- kommenden Arten sind endemisch bei den Mormyriden 50°%,, den Cypriniden 46 6°/,, den Siluriden 44: 1°/, und den Cyprino- donten 100°/,. Von den großen, gegenwärtig mit dem Nil in Zusammenhang stehenden Seen hat der Tsanasee 17 größten- teils ihm eigentümliche Arten, fast durchwegs Cypriniden aus der Gattung Darbus nebst zwei Discognathus und einem Varicorhinus und den einzigen afrikanischen Nemachtlus; es ist, wie man annimmt, die‘ Verbindung dieses Sees mit dem Blauen Nil, dessen Fischfauna, soweit wir wissen, sich kaum wesentlich von der des Weißen Nils unterscheidet, erst nachträglich entstanden. Der Victoria Nyanza, dessen Fischfauna erst kürzlich von E. Degen erforscht wurde, ent- hält etwa 50 Arten, die großenteils im Nil vorkommenden Gattungen angehören (Boulenger, Ann. Nat. Hist., [10], XVII, 1906), aber nur wenige ım Nil vorkommende Arten, daneben aber auch 4 Arten von Pelmatochromis, 6 von Haplochromis, je 1 Art von Neobola, Fundulus, Astatoreochromis, Platytae- niodus und Mastacembelus; letztere Art vertritt eine auch in Afrika recht artenreiche Familie, aus der keine einzige Art im Nil, jedoch eine im Tsadsee vorkommt. Auch im Albert Nyanza, dessen ichthyologische Erforschung noch sehr mangelhaft ist, wird eine im Nil fehlende Gattung (Petrochromis), die aber nicht (wie Astatoreochromis und Platytaeniodus für den Victoriasee) 1102 F. Werner, charakteristisch ist, durch eine eigentümliche Art (P. ander- sonii) vertreten. Ansonsten kennen wir noch zwei Arten und ebenso viele aus dem Albert Eduard. Der Rudolfsee hat fast ausschließlich Nilische und keine einzige eigen- tümlicheratt: Betrachten wir die Verbreitungstabelle, die nach Boulen- ger’s »List of ihe Freshwater Fishes of Africa« (Ann. Mag. N. H. [7], XVI, 1905) zusammengestellt ist, so ersieht man daraus einerseits die relativ ziemlich große Artenarmut des Nils (die 19 Familien, welche im Nil vertreten sind, enthalten gegen 1000 afrikanische Arten, nur 10°/, davon bewohnen dem- nach den Nil), andrerseits die stark ausgesprochene Überein- stimmung mit den westafrikanischen Flüssen nördlich vom Äquator (besonders mit dem Niger und Senegal, aber auch noch mit dem Gambia), während die Fischfauna des Congo und Zambesi wesentlich verschieden ist. Auch der Tsadsee beherbergt außer dem vorerwähnten Mastacembelus, dem west- afrikanischen Sarcodaces und weiteren 9 dem Nil fremden Arten (darunter Protopterus annectens) noch fast ein Drittel aller aus dem Nil bekannten Fischarten, während die großen Nilseen außer den endemischen relativ wenige Nilarten enthalten, soviel man bis jetzt weiß. Daß der Zambesi in seiner Fischfauna so geringe Beziehungen zum Nil aufweist, ist am Ende nicht verwunderlich; daß aber der Congo, dessen nördliche Neben- flüsse denen des Bahr-el-Ghazal so nahe kommen, daß bei den sommerlichen Überschwemmungen sicherlich hie und da ein Zusammenhang durch kleine Seen hergestellt wird, nur so wenige gemeinsame Arten enthält, schien mir kaum glaublich; doch hat sich, wie mir Herr Boulenger brieflich freundlichst mitteilte, in einer ihm kürzlich zugegangenen Fischsendung aus dem Bahr-el-Ghazal nichts für die Nilfauna Neues vor- gefunden. Trotzdem dürfte gerade aus diesem ausgedehnten und reichbewässerten Gebiete noch am ehesten eine Bereiche- rung unserer Kenntnisse über die Fischfauna des Nilstromes zu erwarten sein und vielleicht doch in der ichthyologischen Fauna eine größere Annäherung an die so überaus reiche Fauna des Congo (Boulenger zählt in seinem 1901 erschienenen Werke »Poissons du Bassin du Congo« nicht weniger als 7 R) Fischfauna des Nils. 1703 221 Arten auf, zu denen seither noch 44 hinzukamen) sich ergeben. Freilich ist die von allen Teilen des ägyptischen Sudan landschaftlich am meisten den Charakter der Tropen tragende Bahr-el-Ghazal-Provinz des Kriegszustandes halber derzeit für Fremde unzugänglich und auch wohl klimatisch noch ungünstiger als die Länder am Weißen Nil und Bahr- el-Gebel. Aber auch das Gebiet des Sobat, des Blauen Nils und des Atbara sind durchaus noch nicht genügend bekannt, da im allgemeinen stets die größeren und weitverbreiteten Arten, die auf dem Markt gekauft werden können, gesam- melt, kleinere, unansehnliche aber, die gewöhnlich nur mit vieler Mühe in Tümpeln und seichten Stellen des Stromes mit einem Handnetz gefangen werden müssen, meist vernach- lässigt werden. Diese oben genannten drei Flüsse haben eine weit geringere Länge als der Hauptstrom, dabei einen weit abwechslungsreicheren Verlauf. Da sie aus dem abessyni- schen Hochgebirge kommen, das nach Boulenger einer ganz andern ichthyologischen Subregion Afrikas angehört als das Gebiet des Hauptstromes, der auf einer großen Strecke von über 1000 englischen Meilen in Bodenbeschaffenheit, Ufer- bepflanzung und Strömungsverhältnissen wenig variiert, so wird hier noch eine Vermehrung der Artenzahl namentlich aus den Cypriniden zu erwarten sein (Barbus, Discognathus, Varicorhinus),;, hat doch Zaphiro aus dem Stromgebiet des Blauen Nils nicht weniger als 9 Barbus-Arten mitgebracht eene Boulenger, Ann. Nat. Hist. [7], XVIl, 1896) p. 557). Nur bei Gondokoro und Mongalla ist der Bahr-el-Gebel reißend und ziemlich tief, sonst aber besitzt der Hauptstrom vielfach sehr geringe Tiefe und schwache Strömung. So kann man an vielen Stellen im Weißen Nil vom Ostufer bis zur. Mitte waten und auch am Westufer finden die Nilpferde noch immer Stellen, wo das Wasser seicht genug ist, um Kopf und Rücken stehender Tiere unbedeckt zu lassen. Bei Hochwasser ist die Strömung ganz bedeutend stärker als sonst; während man vor dem Ein- tritte der Nilüberschwemmungen im unteren Nil meist ohne Schwierigkeit stromaufwärts schwimmen kann, ist dies dann ganz ausgeschlossen. Bei dieser Gelegenheit mögen sudanesi- sche Fische (Polypterus u. a.) in den unteren Nil gelangen. B9suyTkundum], wm ojdunsppwän|) — esetyoo]] Snaldomoo "7 “+ snı1ordojoad :Funyen I | vuprusasoprdor :oıpum nsnaudigg :SUunupılo uno And SHMzenaS.'E Pr VO H MayNRuT "2 en | B [EI me u er‘ Sur 099% Aımyaıdq “l Ei = ‚Oo j tr" snaoydkfog :Sunyen z 3% st ompraoydKjog :orpruv,f 13A19YI08804 !"UP.IO H] N So N & 2 J> Di. Le » u Bat m) En & UOULON o 4 A i Ir ve, 4 -10 A sodnsuog || ® B m 3 & m} [er 104 — en nn men, nenn nn ame nee 1105 Fischfauna des Nils. a 0% =) es Sp) Sp) OO — 6& 12% 01 Zi] ME L En Bong 7 sapıonnadk? "2 DU Bra '* snwouoyjeun :Sunyt) a; SU 791101704 "Ex Zug 2nojSunmoH "4 es "AD 1IOPIST "I "+ snrussnalepf :Sunyeg A 9. 22009 ‘So ET ISUurg 28U1WaM "0% 0.0: LO OLD ON daoe auvg a7 “" snjeydsaonag :Sunyeg Et “A sapıoypındup T# * sdosfunoyy :SunyeH IT |" 9epııAwIoN] :oIprweT ıökaeydooefen »"UPAIOJ9}UN 193809] ] :SUNUPIO F. Werner, 1106 u a 17551. NOJSUSTTAIM N zur ı| dom 9osnlaomM || — | — || 6 G un Sul 495| 8 un og {>} {>} 09 2.5 er, UIWWOY o=. -10\ saänsuos | 8 ı = =) [or n : Be 1 a la A And snoyonm *] | I + snydreuwfin :Sunyen 1 N Es Ei Br | ER N lee |, An oo. -dooe 2929 ‘| I 7 “ snsıdossd£4 :3unyen - I — | I -|i— Tr] — | | —-|7 et ySIo,] amnuuvy 'G ll] | a2 303 [ " s4193494 S117S0o118u07 "FH ea | | |nouesascn [1 Smoyyozim "2 | N | zo Jr 3 a0 en “nbjsssepg anıy9sv2 'z — a ZT rl de en AD usınbjasspf] "| GC ne | 0 snı4kunloW :Sunyen Zar 79 Tea ar ou edge es z|sIs|z e#|le|s|2|5| s|s|s sale | ea a I 3 ne & o ee Do 4 \lop ©) FE sE u no no Se Dr > = =‘ > ® un © (a; [@) == : a =) ® 1107 ischfauna des Nils. F SL Zen ee eernare | ST 12707 | Cca | 02 58€ een een 0 ||, 0 Brenn, ie ‘ododwy] ‘99s I I I I 1439 Sinaaq '& -oJomsueg pun -nEAM eısarı |— I — | —|1 I I —|— |] I I a ee a | ee zug snjvanı ‘2 a9sajn[urg Sl Ele Eee tl | (a ne ee AND 221704SA0,7 "I @ a 2 uo4J901pÄH :Zunyen ZT | 76 8 05 | Jeprumereyp :orweA ısAydordeIsg ""upIoJlojuN — || | | | | | | | — I IEISuTg 9ooNUrT% ° erLIaWOI) :Sunyey Rn BE nn } Sn wi — "* * HEPILIIWOIY :OljIUE Ix Enge > AND Ssnoyomu ‘| h | -—i -— wi wi — vi hun } -— -— en s019J°1] :Zunyeng I | "9epıssof8093sQ :orıwey -i — ii 03u0N wunz enIoqr] uoA eyyeisM | — —- | -|ı |)ı I -\- | -|1ı I - | -|—-| I 101.0. ıy49 udım "| — -— -— " "snys4wousx :Zunyen — -— “** 9eprı93doJjoN :olfıwe,y - a n_ a ER In |. Da |, | Ind En I N 990% STUUBOLF 2882q "] I I “+ snaoqokyıy>f :Sunyen eumaoy ‘oug | — | — | — | I I —I1—|]1 — |] I See Sry osaınluen I 9 "S9JSOJeIaI N :Sunyyen 9MOSO sıq eSouss IT “| 1 [ I Alle ld a I AD smopıdajo1um "%y uniowey .n Sense N ie | | "able ‚ddny asınu "ge {eb} = rl] 1 N fi Ze 4 —ir i I Lee I 29U0P '7 = wel | i — || ji — #7 I °SIUUBOL 350MAAvg '] EM f 12 0999 89Jsa]y :dunyen sus ı 2 hir) ael ee N ara | al 27101 age 02 ser Sean Sina zul and Sell ou au) zul zs; SEES ss R = = = Ze | 3:3 |&|8 |3 e2lese #2 |E) ©. >22] 2/85 ga a el alas va = a ea I Seil =. ) DES yo © & ne ee ieh a De See ER ; zo no UOWWOY Zaren a, Zul Sn Ss -Jo\ sodyysuog ||? 5 =. 7 a 2 A = ! a © © ® Er = © =) = SQ 4 5° 08 = | | - © 1109 Fischfauna des Nils. wsIsÄsoug 1qn09 ‘5 Y199H 21oy 'Z Br: 4SJ04 Snaoım "| len oager :3un}}%9 2 27 |" veprurad£g :oıpureg L®3'W Snpı '2 ER. 7J099 snavyy19 "| ‘Ang snuneygmy :Sunyen "*" STUUBOL Sn9YoJM "Te "xeleyoouueN :Sunyeg er ay3g) snwydaswSus BES "I snayzoplu 'g ken JUJN sn1014504 "7 N Pan "1449 siuundinang "I ° snpoysnstq :Zunyen 19 Snjpımapgıun "| °* sdoryjseuuen :Sunyeng 1110 Sonstiges Vor- kommen eıquieg JOSIN 03uU0J ıssoqwez 9asorueyde}s pun -opnYy || S9SBLIOPIA pun -Uaqıv [0q59-[o-ıyeg TN JoneIlg EN 29 M IN EN UN EL V UI Us4Iy Jop JyezZ IN eyLyV u usdunyen Jop [yeZ ı8 2, 18 14 23 50 ‚ Übertrag. . F. Werner, Gattung: Discognathus . Vinciguerrae Blngr... 1, 146 Gattung: Barbus ....... Baringosee 1. Dbynni Forsk. .. RD sperönce RÜpPp...::.:: #3. meglectus Bingr...... Rovuma 4. Werneri Blngr. ..... %5. anema Blngt... se #6. stigmalopygus Blngr.. 00 #7. pumilus Bingr... 1111 “ischfauna des Nils. WIISÄSOWUO 99selady L99SIWBIN “a9spienpq j1oq[y ‘usLıks ogays ıqaM vl [ [ [87 80, 7272000, 78892 7 172028 == le! E Ze] & S I — _— TE I [I I I I & 129 Ge. 10a EIN BES I [ [ I 6 I I SE I ee ! 6 97 0) 0 alla efieerie eure ae sı71[1 307 or oo. 0.000 oo 00. 000°. ° sısua]wSsauas "2 7 S1pSA0PIq "x snysueigorsj7af] :Sunyeng 3.00 zug mamma °'E oe. 70.000 oo 0 00.» "T SIADIJINSUD "Q% 19 904920] | seniejg :SunyeHg eree Seplingg :olurg 0. e.0. stuuvorf argıq "I * sdomyjsejayy :SunyeHg „ee 00 000. NOLTE 2007 7 "*** SITUUBOL Snayopım "T AD re snıeg :Sunyeg r . 76 CXV.Bd., Abt. 1. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; IR Werner, 1112 (ejfeng) ue3es 99sopmaueg “SOSeMAny pun -NJIIMW degejen PIO U9WWOY -IO\ SO314SU0S [ =) a 99SpesL pun -eyıfueQue], S — ll ill —|-|ı 0° | FI | 9 ® og © B & 09 SA rel. 03u0N ısoquiez s9sorueydals [4 LS & zelnen = o' 2| zZ mie s|e/=|*®)|. Sa = az ı zZ {) = = oL ©, 889 EyHV ur usJIy Jop [yez IENMUUT 88 eNLIYV ul uagunyen 10p [yeZ "re adug vpIonıad 1% ızujg emesAyqg :Sunyeng TO ESTIDUNDET °* * uOpoueimfis :Sunyeya en "T smısam '7 -ddny sndossonvan "Tx " sqfıyas :Zunyeg SS eesddnssnomonn 7 re snrdoryn4 :Zunyen “genogN BEENDEN TUN SS KRLILNETTRTE A GT CIEET ITS HUNDUCTER TEE EIER TRERETET BED 13 Fischfauna des Nils. | on | Keane] IS | 09 || 06 | 8g9 | IF | 88 — — —_—— — — — — — — — I — ee! I Zu lerne za = — — _— — —— — ——H —— — — I —_— gnyoug | — | — | - | - | - | - | 1) —|1 al, — a na a ee ne ee ed a9sepnlueg‘urses) — | I —I|—- || -|ı 1 —|1ı — | | ir cl | 67 9asopmaueg |— | I I I I a | ale I kette ee 6 9 Senpfosya le ale le ee ee I 66 egnseuee | ee et — (ri — (— 7 za ı, © I T | | ee ee ee 3! —Siel [I il — ol | Ser Bez | en 3! — I 6 2 a ıSujg snAa1dna "9% en "1'O Pnasım 'c "OIZUIg SNIWIMAOPNVI "px ee ITteA snsoquoaf 'g Be "AO Smpaamny "3% en UNISTTITUPRSSTET ‘°* spuopoufg :Zunye)g 0.00.0008 AI S1104W2P1990 "7 Sen J]7099 Sniv4n3sıq "| “"sıuejJousayany :ZSunyen ]JJ099 Snvanv "| 500 sAyıyaısAkıyy : Zungen ET "ddny sdoıwy ‘I Ba sr No saJo01eJY : Zungen ÄEn ae reh "NSIOT 0M20p "7 a/slelalerıcee "1SJ0oJ popAvg a7 IN snıideg : Zunyeg QGE F. Werner, 1114 mer "ISUIg Staa1g '"%% —— —_— — — — _—— — -— — — I _— — il — I — ll — |— gl — | I — | X0) "* STUUBOLF SnIyogım "| z z "999° SHIOUYIONL :Bunyen — I —ı — | — | — | — | — | — 1 —4 — || lo lee ISufg Snayopm ‘| I a a EI | sıuefsonyy :Z3unyvHg ei | — 6 — | — || — | — | — il 7 == 'JJ099 snospunıgmam '7] 1 ee ht Hedi 1) El) ee ddny vposuspwq "II ah, : ES a male Eli | U en | N ehe Da "| sv107 "01 S ER u Ar aA ans _ BEı* RE FE 1 PER || 110 VOEREE || n Ge | e T II CCHRL VE WAR" ET yJ9 X310S "6% le ee a ae er e- “Igujg Snsomamoqı[ "3% -—l tele il I oe ee ddny snwaas ')% ga‘el se | 9r | ze |or |e |T/orne %| ı#7 |» | Te | 09 || 06 | 8eg | 17 | 88 || "Sean = — - JE ee een ME er ee a Salze u = > ee lie) Sl Ss E|I®I3|3 2a Be 45 Oo’ rm gg io7" (4) Q, oO lo ” fa Se) = =) == Er ri a. [e) o lo Rl=r| © 4 © Re I fer nm || © NE „= > No = ® UOUNUOY Sollen) A| ne =, -10A SO34NSU0S = Bila au ıc a = 5 ® in es o, ® Er 8 : = 5° (2) (q) = (GUCK AESIETLEEBEE SE ZU Ver HEN BCEnE EIER BED TRENNT UTTERRRESTN AUrOEr, - PETRUS PCUSEN LER TETCNEETTECTTE NTSC N WERE EBEN EEE HEETEE EHER IRESTEIG TC AUFCHLE ETRRENUTIERETECENG SFT DEEN KCSETFENETN BE HIECSFESEEE NETRUH LE COLT WEST TENTRTEERENT CZ SOME HEERES KENLEN EICH RER TULITEITA FL AERTLUGTIENG EIERN SCHEITERN MLBELADTE N U EHCTEIVET UMESLRE UORENMERTE GEUNEISLIGETESENETITTERERFUTSTTESSEEN EINE 5415 Fischfauna des Nils. SO.I39N USJON SOp usjsny] “uaLıkg puejmeuos “U9LIOS]V IMOSO “egepe) PIO 97 89 | #6 | 829 © I Zilcz (N) N) (Zieeine (9) #| OF : I I ji ji 0) I I nen ee all JSUIJG 1007 "x " 'IU9PIS SmD1ISDfIq "Ex ee IYUIPIS 1U10 MW "C% EEE SSUJg 1491700998 "Tx "snjıysofdeyy :SunyeHg ie ddny wwasıp 'z] ER uog snupgnLwpws 7] “** uopoundAkJ9 :Suny}eH (2) 1 SG |oepguopoundAy :orrure,g rwo]deH „"upI1ols}un RT Te wn sn911719913 "| “°snaınısydofeyr :Zunyeng " uJoM S2SU2]708uom "Tx " ul9M erumelg :Sunyen Le ıgujg vanda] "|% “** BeIUOSIOPUY :Zunyey% F. Werner, 1116 I — 9MOSO |T — 26 = mo 8 © 2.5 UIWUION Be -10\ sadyysuog || ° S G > [er er) a jeZauss verqueg ısoquuez —| I — | — |! Br esa2or I >| @& fan — ab} nal = 02 >) nbjesseg snasopm *| Eee soye7] :SunyeH "9° 9epIUeIIOg :oljıure] ı3kaoıd -OUIUE9IY :upIo1sjun we 1U}9 29112Y12IJ "1x Koran "segeuy :Zunyeg " oepHuegeuy :oue,] rer) SMANISGO *T ‘"snpeydssorydo :Zunyen 9epıeydasorydog :orrue,] Ss990599I194 : "up1O.1oJuN A SeaaN td Fischfauna des Nils. 5 Ss BULBINN | = ESLIV MEN | InY Tuezueg unz sıq ENLIJEISO "39SnALM n -ersgqy ‘-eues] || — eIeyeS ‘oMoOSQ |T — I cr | FI enge ers — nd ler" nbjassey vyoyo/[ "| ae N a uopon2], :Sunyen "* 9epYuopo1aL :oıfweg Iyyeu3o0o[d "upIJoI9JuN og JSujg snuou "x Varna Bea ae er SLOoSTH :Zunyen Tozarı az en Jepngon :ormurg Be JJoJd puasısıns 'C ee eo mallerksike A1OH ımmz 'r 010-000 080. ON IV DOVJ1708 ‘e 1 voryonm "z BEN 1aujg 27005mM "1x Ser a erdegt], :Sunyeg 19][90Y9S 107091 77nm "Ta ya | a IS erdepneireg :Sunyeg Pre II9 Snyvynovmag "7 p "+ SIWOIYITWIH :Sunyen SR Er Suede ee SepIyoIg :o1jrwm 14418 F. Werner, Ordnung: Brachioganoidea (Crossopterygii). Polypterus bichir Geoff. 1802. Steindachner, Denkschr. Ak. Wiss. Wien, 1882, p. 52. Boulenger, Ann. Mag. N. NH. (7) II, 1898, p. 417. Ich erhielt diese Art nur bei Khor Attar, wo sie von den Schilluks mit Speeren gestochen wird. Die Länge des einen mir vorliegenden Exemplares beträgt 567 mm. Die Kopflänge ist genau 4°/,mal in der Totallänge enthalten und beträgt das 2!/,fache der Kopfbreite. Rücken- stacheln 16, die vordersten etwas mehr als Dmal so lang als breit. Brustflosse reicht deutlich bis zum 2. Rückenstachel: 63 Schuppen in der Längsrichtung des Körpers, 50 um die Mitte. Lippen und Flossen deutlich gefleckt, Rumpf aber ober- seits einfarbig graubraun. Dieses Exemplar stimmt in den Körperdimensionen und in der Färbung viel eher mit P. Lapradii überein, von dem es sich eigentlich nur durch die etwas geringere Zahl der Rücken- stacheln unterscheidet. Ein zweites Exemplar (ebenfalls aus Khor Attar), fast 70 cm lang, welches leider auf der Rückreise nebst anderen Fischen (Citharinus, Distichodus) infolge Undichtwerdens eines der blechernen Transportgefäße verdarb, zeigte folgende leb- hafte Färbung der inneren Organe: Darm lichtviolett, Leber schwarz, Schwimmblase ziegelrot, Hoden orangegelb. Im End- darm ein Cestode, der von Dr. Bruno Klaptocz als Ichthyo- taenia pentastomum n. sp. beschrieben wurde (Anz. Ak. Wiss. Wien, 1906, Nr. I). | Polypterus Endlicheri Heck. 1849. Steindachner, Denkschr. Ak. Wiss. Wien, 1882, p. 53. Boulenger, Ann. Mag.N.H. (7) II, 1398, p. 418. Diese Art scheint namentlich im Weißen Nil bei Duem vorzukommen. Ich erhielt daselbst ein Exemplar von 623 mm Totallänge. Die Kopflänge ist nicht ganz 5mal in der Total- länge, die Kopfbreite etwa 1?/,mal in der ersteren enthalten. Fischfauna des Nils. 1119 15 Rückenstacheln, die ersten 4mal so lang als breit. 54Schuppen längs des Rumpfes, 44 um die Mitte. Flossen und Kopfseiten gefleckt. Rücken mit 5 breiten Querbinden, Seiten mit 9 schmäleren, fleckenartigen Vertikal- binden. Diese Zeichnung erhält sich auch bei ganz großen Exemplaren vollkommen scharf, was die Art in Verbindung mit der Rückenstachelzahl von ihren beiden Verwandten im Nil leicht unterscheiden läßt. Das Exemplar enthielt im Enddarm zahlreiche Exemplare eines bisher noch unbekannten Cestoden, der von Herrn Dr. Bruno Klaptocz im Anz. Ak. Wiss. Wien, 1906, Nr. II, als Ichthyotaenia sulcata n. sp. beschrieben worden ist. Polypterus senegalus Cuv. 1829 (Taf. I, Fig. 1). Steindachner, Denkschr. Ak. Wiss. Wien, 1882, p. 52. Beowlenser, 1. c., P,419,), und P. Z. S.-1902,) p. 124, Taf. IX, Fig, 3. Biutlesert: Trans: 7001.>Sec.,. XV, Pt. VII, und XVL,. Pt. II, 1901. Diese Art ist wohl die gemeinste und verbreitetste Art im oberen Nil. Ich erhielt ein erwachsenes Exemplar in Khor Attar und fing drei Junge selbst, davon das kleinste mit der von Beoulenmser.]..c. abgebildeten Streifenzeichnung, in ‚einem Klumpen von Papyruswurzeln im Weißen Nil bei Khor Attar, zwei größere, bereits einfarbige in einem kleinen Tümpel bei Mongalla, ganz nahe am Bahr-el-Gebel. Eines dieser letzteren Exemplare hielt ich über einen Monat lebend, es machte die ganze Heimreise von Mongalla mit und verendete erst in der Nähe von Brindisi. Das Wasser in dem Tümpel, in welchem ich die beiden letzterwähnten Exemplare fing, war ein schlammiger Brei von mehr als 36° C. Mittagstemperatur und der Fang geschah in der Weise, daß ich mit dem Netz große Klumpen Schlamm herausholte und denselben am Ufer durchsuchte. In demselben Tümpel fand ich auch Anabas Petherici, Ophio- cephalus obscurus, Haplochilus Marni und bifasciatus. Der lebend beobachtete Polypterus war ein sehr lebhaftes Tier, welches zwar bei Tage sich ziemlich ruhig verhielt und auf dem Grunde, den Vorderkörper auf den Brustflossen auf- gerichtet, verweilte (vergl. die Abbildung bei Budgett), abends aber unter lebhafter Schlängelung nahe der Oberfläche herum- schwamm. 1120 F. Werner, Das größte Exemplar mißt 294 mm (mit Schwanzflosse); die Kopflänge ist über 5°/,mal in der Totallänge (ohne Schwanz- flosse) enthalten und 1'/,mal so groß als seine Breite. Rücken- stacheln 10, die vordersten etwas mehr als 4mal so lang wie breit. Brustflosse erreicht nahezu die Vertikale des ersten Rückenstachels. 58 Schuppen in der Längsrichtung des Körpers, 37 um die Mitte. Die zwei Exemplare aus Mongalla sind trotz ihrer ge- ringen Größe (57, mit der Schwanzflosse 67 mm) auf dem Rumpf oberseits bereits völlig einfarbig; nur der Kopf ist auf dunklerem Grunde fein heller punktiert und über die Ober- lippe, unter dem Auge bis zur Basis der Vorderflosse, zieht eine dunkle Linie, vom Hinterrand des Auges bis zum Rande des Kiemendeckels, parallel der vorigen eine zweite dunkle Linie, welche die dunkle Oberseite von der hellen Unterseite des Kopfes scheidet; eine weitere dunkle Linie zieht, ebenfalls parallel zur oben erwähnten, am Unterkieferrand hin und ver- bindet sich in der Mittellinie mit der der andern Seite. Rücken- flossenstachein 10; die Bauchilossen sind relativ kürzer als bei der Abbildung von Boulenger; bei einem der beiden Exem- plare ist die rechte nur halb so lang als die linke, offenbar regeneriert. Dieses Exemplar hat keine Spur von äußeren Kiemen mehr, das andere dagegen noch zwei sehr kurze Stummel. Dieser Umstand, das Fehlen der Streifenzeichnung und andrerseits die Längsstreifen der Kopfseiten unterscheiden diese beiden Exempiare ganz wesentlich von dem ebenso großen, von Boulenger abgebildeten westafrikanischen Exem- plare. Das jüngste Exemplar endlich (39 mm lang, davon 8 auf die sehr lange und auffallend gebildete Schwanzflosse) fällt dadurch auf, daß es auf der einen Seite zwar eine wohlaus- gebildete, aber im Vergleiche zu der oben zitierten Abbildung doch schon stark reduzierte Kieme besitzt, daß sich aber auf der andern drei kurze Kiemenrudimente untereinander, ganz wie etwa bei Urodelen, vorfinden. Ich habe das Exemplar deshalb auch von dieser Seite abbilden lassen. Es ist das kleinste aus dem Nil bekannte Exemplar und nur Budgett hat aus dem Gambia noch ein kleineres (2!/, cm) mitgebracht. Fischfauna des Nils. Bl Ordnung: Dipnoi (Dipneusti). Protopterus aethiopicus Heck. 1851. Sitz. Ber. Ak. Wiss. Wien, VI, 1851, p. 685. — Boulenger, Poiss. Bass. Congo, p. 36 (siehe auch: Baker, Albert Nyanza, 1866; Marno, Sudan [Wien 1874], p. 398—399, und Aeg. Aegq. Prov. u. Kordofan [Wien 1878], p. 164). e Günther, in: Petherik’s Travels, II, 1864, p. 268; Moore, Tanganyika-Pro- lem, 1902Ne. 1527 Eie.). Diese Art erhielt ich nur bei Khor Attar, wo mir, nachdem ich fast 14 Tage lang alle Anstrengungen gemacht hatte, um sie zu erhalten, gerade während der Einschiffung nach Gondo- koro ein Exemplar von etwa 58cm Totallänge gebracht wurde. Das Exemplar besitzt keine Spur äußerer Kiemen. DieSchwierig- keit, Exemplare zu erlangen, hängt nicht etwa mit der Selten- heit des Vorkommens zusammen, denn ich traf am 15. Februar mit einem Trupp Schilluks zusammen, welche in einem Sumpf gefischt hatten und zahlreiche teilweise über meterlange Proto- pterus nebst großen Gymnarchus und Clarias schleppten. Doch ziehen es die stets sehr ausgehungerten Schilluks vor, die Beute sofort zu verzehren, anstatt sich in Tauschunterhandlungen einzulassen, die ja auch nur zum Eintausche von Nahrungs- mitteln führen. Nach meinen Erkundigungen geht P. aethiopicus nach Norden nicht über den 14. Grad nördlicher Breite; nach Süden ist er weit verbreitet, südlich von Gaba Shambe aber jedenfalls selten, denn während er am Weißen Nil ebenso wie Polypterus, Cyclanorbis und andere Wasserbewohner nach den mitgebrachten Abbildungen sofort erkannt wurde, kannten die Eingebornen .am Bahr-el-Gebel das Tier nicht und brachten Clarias und Ophiocephalns an ihrer Stelle. Einheimischer Name: Taban-samak, Debib, Abu-Schutrah. Das mir gebrachte, durch Speerstiche verletzte Exemplar besitzt 57 Schuppenreihen vom Hinterrande der Kiemenspalte bis zum After. Die Länge der Vordergliedmaßen beträgt 145, die der hinteren 120 mm, also ist letztere gleich der halben Entfernung der vorderen von der hinteren; der After befindet sich auf der linken Seite. Die zoologisch-vergleichend-ana- tomische Sammlung der Universität Wien besitzt drei Exem- plare dieser Art, von welchen zwei den After links haben, eines 1122 F. Werner, aber rechts. Nur das jüngste, von 200 mm Totallänge, weist jederseits zwei äußere Kiemen auf, die übrigen lassen keine mehr erkennen. Die Dimensionen der vier mir vorliegenden Exemplare sind 580 (Exemplar von Khor Attar), 380, 243, 200 mm; ich bezeichne sie als I bis IV und gebe nachstehend die Maße, die namentlich für die Gliedmaßen sehr stark schwanken. (Regeneration.) | | "Totallänge 580 380 243 200 | Von Schnauzenspitze zum After... 325 240 129 101 | Vorderfloessen .. 0.0. 145 100 83 47 | Hiinterflossen Ss er 120 60 93 41 | Rumpfhoher ze er Fee 75 0 30 25 Kopflänse 85 65 33 30 | Verhältnis der Totallänge zur Koptlanger? SAIEAEEIE SIR 6°883:1] 5°84:1| 7’36:7) 6.662 Verhältnis der Kopfrumpflänge zur Kopflänse. osHtza spe rg 3:82.:1|.3:69:1] 39h 32353854 ; Verhältnis der Totallänge zur Rumpfhobe 7.2 2 Nee 7.7321] 2:60: K | esse s: 1) Verhältnis der Vorderflossen zur | | Totallänge u Behr l HOMER | 38:1] 2-92:1| 4-25:1 Verhältnis der Hinterflossen zur | | Totalänse. Lose: a 4-83:3.1,B333: 1.4208 4-89: 1| | Verhältnis der Vorderflossen zu | . den -Hinterflossen.2 2.2. 2... 1°21:11 1:67: 1, 1757: 2 TE | I Das Exemplar aus Khor Attar ist oberseits schwarzbraun, an den Seiten und auf dem Schwanz etwas heller, mit größeren, sehr undeutlichen, dicht gedrängten, dunklen Flecken. Die Unterseite zeigt auf hell gelbbraunem Grunde zahlreiche rot- braune, in undeutlichen Längsreihen stehende rundliche Flecken. Diese Zeichnung der Unterseite läßt auch noch Exemplar II, welches oberseits rotbraun, vorn mit vereinzelten, hinten mit zahlreicheren dunklen Flecken gezeichnet ist, erkennen; Exem- plar IV zeigt die Fleckenzeichnung nur auf dem Schwanz; Fischfauna des Nils. | 1128 Exemplar II ist grau, oben mit großen, vereinzelten, dunkler grauen, gegen den Schwanz zu zahlreicher werdenden Flecken, während an den Bauchseiten die Flecken dichtgedrängt stehen und auch die Bauchmitte mit kleineren, dichtstehenden, grauen Flecken auf weißlichem Grunde gewölkt erscheint. Es ist immerhin auffallend, daß die beiden größten, in der Länge (und auch noch in der relativen Breite) der Flossen und in der Lage des Afters verschiedenen Exemplare auch in der Färbung am meisten voneinander abweichen. Ordnung: Teleostei. I. Unterordnung: Malacopterygü. 1. Familie: Mormyridae. Mormyrops anguilloides L. 1766. Boulenger, A Revision of the Genera and Species of Fishes of the Family Mormyridae (P. Zool. Soc. London, 1898, p. 782). Ich erhielt ein Exemplar aus dem Nil bei Assuan. D. 24, A. 40. Diese Art ist eine der wenigen, die ausschließlich auf den unteren Nil beschränkt sind. Petrocephalus bane Lacep. 1809. Baulenzer, |; c., p: 788. Diese Art ist bei Cairo häufig, doch erhielt ich ein junges Exemplar (95 mm lang) auch noch bei Assuan. Im Weißen Nil habe ich sie nicht gesehen. Im Darmkanal und Magen der untersuchten Exemplare wurden außer Schlamm spärliche Reste von Cladoceren und Wasserinsekten gefunden. Ein laichreifes Weibchen von 185 mm Totallänge enthielt zahl- reiche gelbliche Eier von 12 mm Durchmesser. Gnathonemus cyprinoides L. 1766. Boulenger,'l. e:,p.803. Ein Exemplar von Luxor (D. 25, A. 31). Im Weißen Nil nicht beobachtet. 24 F. Werner, Mormyrus longirostris Peters 1852. Boulenger, l.c., p. 817. Im Weißen Nil bei Khor Attar. D. 75. Im Darm wurden Massen von Chironomns-Larven gefunden. Mormyrus kannume Forsk. 17795. Boulenger, 1. c., p. 817. Die häufigste Mormyrus-Art im Nil. Im Jahre 1899, als ich zum ersten Male Ägypten besuchte, waren im April zahl- reichere Exemplare dieser Art auf dem Fischmarkt, als ich je später von allen andern Mormyridenarten zusammen gesehen hatte. Ein kleines Exemplar erhielt ich in Cairo; es ist 110 mm lang und besitzt 63 Dorsal- und 18 Analstrahlen. Hyperopisus bebe Lacep. 1803. Boulenger, lc, 92819. Nur bei Assuan erhalten (D. 14, A. 55), kommt aber auch im Weißen Nil vor, wie ein von Dr. Paul Kammerer von dort mitgebrachtes Exemplar erweist. Gymnarchus niloticus Cuv. 1829. Boulenser l.e, p.821. Nicht selten bei Khor Attar in einem Sumpf, in welchem auch Protopterus vorkommt. Dieses ist wohl die größte Mor- myridenart und Exemplare unter Meterlänge findet man selten, Auch auf dem Markt in Khartoum sah ich ein großes Exemplar. Das von mir mitgebrachte aus Khor Attar mißt fast genau 1 m; der Kopf nimmt davon 20 cm ein; Körperhöhe schon dicht hinter dem Kopf !/. der Totallänge. 2. Familie: Notopteridae. Xenomystus nigri Gthr. 1868. Günther, Cat. Fishes, VII, p: 479. — Steindachner, Sitz. Ber. Ak. Wiss. Wien, 83, I, 1881, p. 196, Taf. IV, Fig. 2 (Notopterus nili). Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 118 (1901). Nur in einem kleinen Sumpf am Bahr-el-Gebel in Gesell- schaft von Clarias Werneri, Anabas petherici und Ophio- WINNIE E » . 1 Fischfauna des Nils. 1125 cephalus obscurus gefunden. Dieser Fisch ist außerordentlich zart und schwierig zu konservieren. Das Wasser im oben- genannten Sumpf ist höchstens 20 cm hoch, mit schwarzem Schlammgrund und sehr warm (403° C. Mittagstemperatur am a. Marz), Daß. der’Fisch im‘ offenen Strom vorkommen sollte, kann ich nicht recht glauben; auch Anabas und Ophio- cephalus sind ausschließlich Sumpfbewohner. Meine Exemplare sind auf graurötliichem Grunde mit feinen dunklen Längslinien versehen, von denen zwei über, eine unter der Seitenlinie liegen; über diese und noch unter der untersten Längslinie zieht ein undeutlicher, breiterer Längs- streifen hin. Die Tiere sind äußerst lebhaft und beweglich. 3. Familie: Osteoglossidae. Heterotis niloticus Cuv. 1829. Günther, Cat. Fishes, VII, 1868, p. 380. Dieser große Fisch war im Weißen Nil und Bahr-el-Gebel sehr häufig und die großen Schuppen sind in der Nähe der Dörfer am Nil, wo die Fische ausgeweidet und abgeschuppt werden, eine regelmäßige Erscheinung; alle hatten ein recht defektes Flossenwerk, was ich den Angriffen der Krokodile, Trionychiden und des Hydrocyon zuschreiben möchte. Kleine Exemplare sind schwierig zu erlangen; die Reste eines solchen wurden im Magen eines Exemplares von Ardea Goliath ge- funden. Ein zweites Exemplar wurde auf seinen Mageninhalt untersucht und große Mengen kleiner Muscheln und Dipteren- larven darin gefunden nebst einigen Copepoden. Il. Unterordnung: Ostariophysi. 1. Familie: Characinidae. Hydrocyon Forskalii Cuv. 1817. Günther, Cat. Fishes, V, p. 351 (1864). Von Cairo bis Mongalla angetroffen, durch die schlankere Gestalt, das Fehlen der (auch oben schmäleren) dunklen 1126 F. Werner, Streifen unterhalb der Seitenlinie und die hellere (graue) Fett- flosse ohne Schwierigkeit von der zweiten Art zu unter- scheiden. Ich konservierte je ein Exemplar von den beiden oben genannten Fundorten sowie zwei sehr junge Exemplare. aus Assuan (44 bis 46 mm). Hydrocyon lineatus Blkr. 1863. Günther, Cat. Fishes, V, p. 352 (1864). Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 143 (1901). Von. dieser Art liegt mir der Kopf eines bei Khor Attır erhaltenen Exemplares und ein vollständiges Exemplar aus Mongalla vor; letzteres besitzt 43 Schuppen in der Seitenlinie und 15 Strahlen in der Anale; Kopflänge (775 mm) in der Totallänge (340 mm) etwas über 4mal enthalten, Rumpfhöhe (90 mm) 3°/,mal. Fettflosse blauschwarz. Caudale dunkelgrau, nur unten rot. Die Längsstreifung wird von oben gegen die Seitenlinie immer deutlicher, ist auf derselben kaum merkbar und auf der Schuppenreihe unter derselben wieder deutlich. (Das oben erwähnte, fast ebenso große [310 mm] Exemplar des FH. Forskalii aus Mongalla hat 65 mm Kopflänge, 66 mm Rumpfhöhe.) Der Kopf von Mongalla ist- 130 mm lang und schon dicht hinter dem Kiemendeckel ist der Rumpf 125 mm hoch. Alestes baremose Joannis 1835. Boulenger, Ann. Mag. N. H-(7), VII 1901, p. 488 Von der Gattung Alestes liegen mir Exemplare aller im Nil vorkommenden Arten vor, von denen drei sowohl in Ägypten als im oberen Nil leben. Es sind dies diejenigen Fische, welche oft in sroßer Zahl aus dem Wasser sich herausschnellen, in ähnlicher Weise, wie dies manche unserer Cyprinoiden tun. Besonders häufig beobachtete ich das Springen bei A. nurse und baremose. Letztere Art gehört im ganzen Verlaufe des Stromes zu den gemeinsten Fischen. Sie ist in meiner Ausbeute in mehreren Exemplaren aus Cairo und je einem aus Khor Attar und Mongalla vertreten; das letztere ist durch das Fehlen der charakteristischen dunklen Seitenbinde ausgezeichnet, gehört Fischfauna des Nils. 2127 aber nach der Zahl der Analstrahlen (29) doch wohl zu dieser Art, wenngleich außer der Färbungsverschiedenheit auch noch die große Schlankheit (Verhältnis der Körperhöhe zur Länge wie 1:5°8, bei dem Exemplar aus Khor Attar wie 1:4°17, bei dem größten wie 1:47) ins Gewicht fallen könnte. Sollte dieses durch intensiv blaugrünen Metallschimmer der OÖber- seite, der ganz allmählich in die silberweiße Färbung der Oberseite übergeht, ausgezeichnete Exemplar eine besondere Art vorstellen, so möchte ich dafür den Namen A. splendens vorschlagen. In den Schuppenzahlen ist kein Unterschied von A. baremose zu finden. Im Magen der untersuchten Exemplare wurden massen- haft Cladoceren und Copepoden (vorwiegend Cyclops und Diaptomus) gefunden nebst kleineren Mengen von pflanz- lichem Detritus. Alestes dentex L. 1766. Beeulensgerr, ;l.:c. Seltener als vorige Art, mir nur aus Mongalla und Khor Attar vorliegend. Im Leben meist mit deutlichem Messingglanz, am Rücken braun, daher schon nach der Färbung leicht von voriger Art zu unterscheiden; auch fehlt dieser Art stets das blaugraue Längsband, welches bei A. baremose die braune Dorsal- von der silberweißen Ventralzone trennt. Analstrahlen 25 bis 24. Im allgemeinen ist diese Art robuster gebaut als A. baremose und steht in dieser Beziehung zwischen Alestes baremose und A. nurse. Dimensionen von Exemplaren der drei Arten aus Khor Attar: A. baremose...Totallänge 292 mm, Rumpfhöhe 70 = 4:17 :1 Alidemtesi. ia >» 240 > 60 =4°'00:1 A.nukse...a. .. > 135 > 40 >= ars Dimensionen von Exemplaren aus Mongalla: A. baremose...Totallänge 200 mm, Rumpfhöhe 383 = 5°3:1 Audenter I » 210 » Ay Zara A.nurse...... » 130 » Be ale Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. [X 1128 F. Werner, Alestes nurse Rüpp. 1832. Boulenger, 1. c. Im unteren Nil seltener, wird diese Art schon bei Assuan häufig angetroffen; ich erhielt sie auch im Weißen Nil bei Khor Attar und im Bahr-el-Gebel bei Mongalla. Sie ist die kleinste Alestes-Art des Nils und meine voll erwachsenen Exemplare messen nicht über 135 mm. Die Exemplare aus Mongalla enthielten im Magen große Mengen von zerkauten Krebsen (Caridina) und Chitinreste von Käfern. Alestes macrolepidotus C. V. 1839. Boulenger, l.c., p7490. Nur im Bahr-el-Gebel, woselbst mein Diener Osman el Zeini zwei Exemplare an der Angel fing, beobachtet. Dieses ist wohl die größte Alestes-Art im Nil; mein größeres Exemplar mißt 35 cm ohne die Schwanzflosse. Die Zahlen der Anal- flossenstrahlen variieren in den angegebenen Grenzen; die Zahl der Schuppen vom Kiemendeckelrand bis zur Schwanz- flossenbasis beträgt 23 bis 25. Der Fisch zeigt auch im Tode ein prächtiges Farbenspiel, da die sehr großen, mit deutlichem Kanalsystem versehenen stark längsgerieften Schuppen außer dem Silberglanz auch noch gelbliche, bläuliche und rosenrote Farbentöne aufweisen. Im Magen eines der beiden Exemplare befanden sich ausschließlich pflanzliche Reste, Stücke harter Körner sowie Bruchstücke von Gräsern. | Micralestes acutidens Peters 1852. Peters, Monatsber. Ak. Wiss. Berlin, 1852, p. 276 (Alestes). Dieser kleine Fisch ist bereits bei Assuan sehr häufig und an dem silbernen Seitenband leicht zu erkennen. Er findet sich aber auch im ganzen Weißen Nil, z.B. bei Khor Attar, sowie im Bahr-el-Gebel bei Mongalla und Gondokoro. Der Fang dieses Fischchens ist sehr leicht, da er durch Brotkrumen ohneweiters verlockt werden kann, in ein gegen die Strömung gestelltes Netz zu schwimmen. Fischfauna des Nils. 1129 Es ist merkwürdig, daß dieser so häufige und verbreitete kleine Fisch noch im Jahre 1901 ausschließlich vom Zambesi bekannt war (siehe Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 160), von wo ihn Peters beschrieb, sowie vom Rovuma, welchen Fundort Günther (Cat. Fishes, V, p. 316) erwähnt. Jetzt ist er auch noch vom Omo, Niger und Congo bekannt geworden. Micralestes acutidens ernährt sich, wie aus der Uhnter- suchung des Mageninhaltes verschiedener Exemplare horvor- ging, von Wasserinsekten und deren Larven sowie von Spinnen; Corethra-Larven waren deutlich zu erkennen. Nannaethiops unitaeniatus Gthr. 1371. Proc. Zool. Soc. London, 1871, p. 669. Diesen Fisch traf ich nicht im Nil, sondern in Tümpeln 4 Stunden südlich von Gondokoro, am Fuße der Hügel in Gesellschaft von Barbus Werneri, Hemichromis bimaculatus und Amabas petherici an, ebenso bei Gondokoro selbst und bei Monzgalla. Distichodus engycephalus Gthr. 1864. @unther, Cat. Fishes, V, p. 361: Boulenger, Ann. Mag.N.H. (7), VII, .p. 511, 513 (1901). Ich erhielt von dieser seltenen Art ein einziges Exemplar bei Mongalla. Schuppenformel D. 24; A. 13; Squ. 8014), .- Schwanzstiel mit einem großen dunklen Fleck. Sonst unter- scheidet sich das (14 cm lange) Exemplar nicht wesentlich von Günther’s Beschreibung. Ein unterwegs zu Grunde gegangenes Exemplar einer Distichodus-Art aus Khartoum enthielt im Magen reichlich dunkelgrauen Schlamm und lebende Nematoden. Nannocharax niloticus Joannis 1835 (Taf. IIL, Fig. 10—11). De Joannisin: Guerin, Mag. Zool. 1835 (zitiert nach Günther, Cat. Fishes, V, p. 379) (Coregonus). Günther, Ann. Mag. N.H. (3), XX, 112 (1867). Zwei Exemplare im Bahr-el-Gebel bei Mongalla, und zwar am linken Nilufer zwischen Pflanzen in Gesellschaft der 7108 1130 F. Werner, Slatinia mongallensis mit dem Handnetz gefangen. Das kleinere besitzt ein dunkles Längsband vom Präoperculum bis zur Basis der Schwanzflosse, die Schuppenreihe unterhalb desselben ist durch deutlichen Silberglanz ausgezeichnet, ebenso der post- orbitale Teil des Kopfes; die Oberseite des letzteren ist hell- grau, die Schuppen der Rückenfirste mit feinen dunklen Rändern; sonst ist das Exemplar fast farblos, auch die Flossen ungefleckt. Es ist auch viel schlanker als das größere, welches 4 undeut- liche größere blaugraue, metallisch schimmernde Längsflecken an jeder Körperseite besitzt (der vierte auf der Schwanzbasis). Die dorsalen Schuppen besitzen durchwegs feine, bräunliche Ränder; es sind 8 dorsale Querbinden vorhanden, die in ganz unregelmäßigen Abständen voneinander stehen und die aus Schuppen mit breiteren dunklen Rändern gebildet werden. Ebensolche Querbinden, 9 an der Zahl, finden sich auch ventralwärts von der Fleckenreihe; sie bilden nicht immer die Fortsetzung der dorsalen. Silberglanz an denselben Stellen wie beim vorigen Exemplar, aber als breiteres Band an den Körper- seiten entwickelt; Dorsale und Anale mit kleinen dunklen Längsstrichen längs der Strahlen; ein dunkles vertikal-halb- kreisförmiges Band, mit der Konkavität nach vorn, am basalen Teile der Caudale. Verhältnis von Totallänge (ohne Caudale) zur Rumpfhöhe bei dem zweitbeschriebenen Exemplar wie 59'9:1 (33:6 mm), bei dem ersterwähnten wie 6'5:1 (26:4 mm). Wenn sich Färbung und Körpergestalt dieser längsgebänderten, schlankeren Form als konstant erweisen sollte, so würde ich hiefür den Varietätsnamen var. lateralis vorschlagen. Diese Art ist ausschließlich vom Nil bekannt. 2. Familie: Cyprinidae. Labeo niloticus Forsk. 1775. Günther, Cat. Fishes, VII, p. 47 (1868); Boulenger, Ann. Mag. N.H. (7), XI, p. 358 (1903). Bei Cairo außerordentlich häufig, kommt in zwei ständigen Varietäten vor, von denen die eine schon bei geringerer Größe hochrückiger ist als die zweite (Körperlänge ohne Schwanz- fllosse zu größter Körperhöhe wie 3:16—3'76:1, bei der Fischfauna des Nils. 1131 zweiten aber 3:56—4'68 : 1); die erstgenannte Form besitzt namentlich auf dem Caudalstiel deutliche dunkle Längslinien, ähnlich wie Aydrocyon, bei der andern sind diese Längslinien kaum unterscheidbar und die jungen Tiere besitzen an den Körperseiten einige große, dunkle Flecken, von denen der erste dicht hinter dem Kiemendeckel, der zweite in geringer Ent- fernung davon auf der Seitenlinie, der dritte, kleinste, häufig fehlende, über der Seitenlinie unterhalb der Dorsalflosse liegt. Bei beiden Formen ist die Körperhöhe bei älteren Tieren größer als bei jüngeren. Im Darm stets nur Schlamm gefunden. Labeo coubie Rüpp. 1832. Günther, Cat. Fishes, VII, p. 48 (1868); Boulenger, I. c., p. 360. Von dieser Art liegt mir ein einziges Exemplar aus Duem "h es Höhe der Dorsale 75 mm. vor. D. 14, Squ. 40 ‚4,16. Totallänge 275, Kopflänge 59, Labeo Forskalii Rüpp. 1835. Gıether,, Cat, Fishes, VI, ,p. 50 (1868) [excl. ©Z. cylindrico Peters]; Bouleneer,\l.'Cc2.p. 300. 1 er 5,410: Ai Ein Exemplar von Cairo, D. 10, Squ. 41 2 Diese Art ist wie L. niloticus dem Nil eigentümlich. Barbusvbynni Rorsk".1l775: Cuvier et Valenciennes, XVI, p. 174; Günther, Cat. Fishes, VII, p. 104. Von dieser Art.liegen mir 7 Exemplare vor, von denen 2 aus dem unteren Nil bei Cairo, 3 aus dem oberen bei Assuan, 1 aus Duem (Weißer Nil), 1 aus Mongalla (Bahr-el-Gebel). Diese Exemplare weichen nicht unerheblich voneinander ab. Das größte Exemplar (von Duem, 32 cm bis zur Basis der Schwanzflosse) hat einen außerordentlich starken, schwach gekrümmten Rückenflossenstachel von 10 cm Länge, der, nach hinten auf den Rücken umgelegt, von der Basis der Caudale um eine Strecke entfernt ist, die etwas geringer ist als die Höhe des Caudalstieles an dieser Stelle oder ?/,mal so lang 1182 F. Werner, als der Stachel selbst. Das nächst kleinere Exemplar aus Mongalla (22cm) hat einen 4°/, cm langen, starken, schwach gekrümmten Rückenstachel, dessen nach hinten gelegte Spitze der Afteröffnung gegenüberliegt (bei dem vorigen noch hinter der Afterflosse) und dessen Entfernung von der Caudale etwa um ein Drittel größer ist als die Körperhöhe an dieser Stelle oder die Länge des Stachels. Das eine Exemplar aus Cairo 93/, cm lang, mit 21), cm langem Rückenstachel, bietet trotz der Kürze desselben (t/, der Körperlänge) etwa dieselben Ver- hältnisse in Bezug auf die oben in Vergleich gezogenen Punkte dar wie das größte. Der Stachel ist aber gerade und schwach. Das Verhältnis der Länge desselben zu der des vorhergehenden ist bei 1 2.5.31, beiden übrigem 22T: Das vierte Exemplar, 71/, cm lang, unterscheidet sich von allen übrigen durch den gebogenen Kontur des Vorderrückens. Sein Dorsalflossenstachel ist etwas länger als !/, des Körpers, gerade, seine Spitze liegt, wenn an den Rücken angelegt, über der Mitte der Anale; er ist etwas länger als sein Abstand von der Caudale und die Körperhöhe an der Stelle, wo seine Spitze den Rücken erreicht. Die. Schuppenformel hält "sich in den in der Pirerarıe angegebenen Grenzen (siehe Boulenger, Ann. Nat. Hist. [7] X, 1902, p. 423ff.) Barbus bynni erreicht wie Labeo niloticus und combie ganz ansehnliche Dimensionen (nach Flower bis 67 °3 cm). Bemerkenswert ist auch die mit dem Alter zunehmende Körperhöhe. Die drei kleinsten Exemplare von Assuan haben eine Länge von 37, 38, beziehungsweise 40 mm bei einer Körperhöhe von 9, beziehungsweise 81/, mm. Es verhält sich also bei ihnen: Totallänge (ohne Caudale) zu Rumpfhöhe wie 379 ee ES 40.2858, As ze dagegen bei den Exemplaren von Cairo: 1.2292 == ‚3el62E 1 97:32:28 =, yel Sy . Fischfauna des Nils. | 33 dem Exemplar von Mongalla: 2201 10 12" 95.1, dem Exemplar von Duem: B207 Jar — Dial" Während die ganz jungen Exemplare den Habitus eines Labeo haben und der Winkel, welchen der Rücken vor und hinter der Insertion des Rückenflossenstachels bildet, von 180° nicht sehr abweicht, ist er bei den großen 135 bis 120° und der Rücken bildet an der Stelle, wo die Dorsale endet, aber- mals einen Winkel von ähnlicher Größe, aber in entgegen- gesetzter Richtung, so daß der Teil vor mit dem hinter der Dorsalen annähernd parallel läuft und der Rücken eine ”\N_- förmige Gestalt annimmt. Barbus Werneri BlIngr. 1905. Barbus miolepis Blngr. Ann. Mag. N. H. (7), XI, 1903, p. 532 (nec B. m. Blngr. 1902). — Werneri Blngr. P. Z.S., 1905, p. 63. Diese, an unseren Bitterling erinnernde, Art traf ich häufig in kleinen Tümpeln 4 Stunden südlich von Gondokoro sowie in einem Tümpel in der Nähe dieses Ortes. Die letzteren Exemplare besitzen aber viel kleinere Flecken und keines der- selben erreichte die Größe der ersteren (bis 40 mm). Einige ganz kleine Exemplare, die ich im August 1904 beim Planktonfischen im Nil bei Wadi Halfa erbeutete, be- weisen, daß diese Art auch noch weiter nördlich geht; sie wurde ursprünglich vom Weißen Nil beschrieben. Barilius niloticus Joannis 1835. De Joannis, in: Guerin, Mag. Zool., 1835, Taf. 3; Cuvier et Valen- ciennes, XVII, p. 311 (Leuciscus). Häufig im Nil bei Assuan, wo man diese Art neben Chelaethiops bibie und Alestes nurse sogar mit Handnetzen leicht fangen kann. Im Darm der untersuchten durchwegs jungen Exemplare wurden Pflanzenreste und Schlamm gefunden. 1134 F. Werner, Barilius Loati Blngr. 1901. Boulenger, Ann. Mag.N.H. (7), VO, p. 80 (1901). Ich erhielt von dieser Art drei größere Jundleinzunges Exemplar in Mongalla, also weit südlich vom Originalfundort (Wadi Halfa). Sie unterscheidet sich von allen Cyprinoiden des oberen Nils auffallend durch die dunkel blaugrauen vertikalen Seitenstreifen. Im Magen und Darm fand ich bei einem Exem- plare zahlreiche Chitinreste von Coleopteren und Hymeno- pteren, die jedenfalls im Fluge oder, nachdem sie ins Wasser gefallen waren, aufgenommen wurden. Squ. 48—52; D. 11 8—9, A. III 14. Die Anzahl der verti- kalen Seitenstreifen ist 11—11, 12—13, 13—13. Totallänge 130 bis 135 mm (Schwanzflosse nicht gerechnet). Chelaethiops bibie Joannis 1335 (Taf. II, Fig. 8). De Joannis, in: Guerin, Mag. Zool., 1835, Taf. 4 (Leneciscus). Diesen kleinen Cyprinoiden fand ich in einem Wasser- graben nahe dem Staudamm (Barrage) von Kalioub, nördlich von Cairo. Dieser Fundort ist der nördlichste bekannte und zugleich der einzige in Unterägypten. Außerdem findet sich das Fischchen noch häufig bei Assuan und schließlich auch noch im Bahr-el-Gebel bei Mongalla. In Sümpfen kommt diese Art nicht vor. Der von Günther in Ann. Nat. Hist. (6), XVII, 1896, p. 277, Taf. XV, Fig. (C, als Barilius bibie beschriebene Fisch ist nicht diese Art, sondern der dem vorigen sehr ähnliche B. Kingsleyae Blingr. 2. Familie: Siluridae. Clarias anguillaris L. 1766. Günther, Cat. Fishes, V, p. 14 (1864). Zwei Exemplare von Khor Attar, das größere 73 cm lang. Färbung der Oberseite beim erwachsenen Tiere schwarz; das junge Exemplar oben olivenbraun mit schwarzen Flecken auf der Caudale, der hinteren Hälfte von Anale und Dorsale und Fischfauna des Nils. HDD auf der hinteren Rumpfhälfte; ein dunkles Längsband vom äußeren Unterlippenbartel bis zur Brustflosse ist auch bei dem erwachsenen Tiere vorhanden. Verhältnis von Kopflänge zur Totallänge (ohne Caudale) wie 1:3:41—3'46. Diese Art ist auf den Nil beschränkt und wird wie die folgende über meterlang. Clarias lazera C. V. 1840. Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 252 (1901). Mir liegt ein Exemplar von Cairo und’ zwei von Mongalla vor; letztere sind viel dunkler, fast schwarz und errinnern in mancher Beziehung an Ü. macracanthus Gthr. (der aber wohl als Art aufzulassen ist); namentlich ist ein schwacher Fortsatz des Vomerzahnbandes und die Länge der Bartfäden dieser Form entsprechend. Erreicht wenigstens ebenso große Dimen- sionen wie vorige Art. Ein schwärzlicher Kehlstreifen ist auch bei dieser Art angedeutet. Ein Exemplar bracht®ich lebend nach Europa, doch ging es leider auf dem Wege nach Wien dureh Kalte zu Grunde. Nach London äst/dierArtibereitstlebend er mizicht worden (siehe Boulenser.in P.Z.S. 39, R.715). Clarias Werneri Blngr. 1906 (Taf. IV, Fig. 12 —14). Ann NatzHlist. (7), XVIL,\p: 569. Während meines Aufenthaltes in Gondokoro übergab mir Eeusspire, Taxkollektor daselbst, ein Glas mit einem Fische aus der Gattung Clarias, welchen er in einem Sumpfe in der Umgebung von Gondokoro gefangen hatte und den ich Herrn G. A. Boulenger am British Museum in London über- one laNsollte, dat 'diesen! Tümpel'’vonsHerrn: Boat,!'der die Umgebung ichthyologisch erforscht hatte, nicht abgesucht worden war. Er gab mir auch die genaue Lage des eine Stunde östlich von Gondokoro gelegenen Tümpels (Rest eines Khor's) an und es gelang mir, selbst vier Exemplare zu fangen, deren größtes eine Totallänge von 147 mm (bei 32 mım Kopflänge) maß. Da alle Exemplare noch jung waren, gelang es Herrn Boulenger nicht, die Art zu identifizieren, und er warnte mich auch brieflich, trotz der mir auffallenden Merk- male, eine neue Art darauf zu begründen. Später brachte E. Degen größere Exemplare (bis 230 mm Totallänge) vom 1136 F. Werner, Victoria Nyanza mit, nach welchem die Art beschrieben werden konnte und kann ich auf diese Beschreibung verweisen. Die in oben genanntem Tümpel (siehe p. 1125) lebenden Welse besaßen eine schmutzig dunkelolivengrüne Färbung mit zahlreichen kleinen gelblichen Flecken in der hinteren Körperhälfte; die Unterseite des Kopfes ist beim lebenden Tier ebenso dunkel wie die Oberseite, der übrige Teil dagegen hell grünlichgrau. Ihre Oberhaut war ebenso zart als die von Xeno- mystus, daher habe ich, um die Exemplare zu schonen, nur von einem der am schlechtesten erhaltenen Exemplare die Zahl der Dorsalstrahlen (84) und Analstrahlen (68) gezählt. Die paarigen Flossen sind kurz, die Bartfäden durchwegs deutlich länger als der Kopf. Am auffallendsten an dieser Art ist die Kürze des Kopfes, der oberseits mit glatter Haut bedeckt ist, wodurch sie sich sofort von den beiden Arten des Nils unterscheidet. Eutropius niloticus Rüpp. 1829. Günther, Cat. Fishes, V, p. 52 (1864). Diese einzige Eutropius-Art des Nils erhielt ich nur in einem Exemplare bei Cairo sowie im Weißen Nil bei Khor Attar. Schilbe mystus L. Günther, Cat. Fishes, V, p. 50 (1864). Häufig im Nil bei Cairo, im Jussufkanal bei Medinet- Fayum; von Eutropins außer durch den Mangel der Fettflosse durch den viel breiteren Kopf leicht unterscheidbar. Rücken und ein auf der Seitenlinie verlaufendes, nach hinten immer deutlicher werdendes Längsband braun; ein dunkler Fleck auf dem Operculum und ein ebensolcher größerer auf der Seiten- linie hinter demselben. Das helle Seitenband zwischen der dunklen Rücken- und Lateralzone sowie die Unterseite gelb- lich, durchscheinend. Das dunkle Seitenband verschwindet im Alter. Ein gefräßiger Raubfisch, dessen relativ kleiner, dick- wandiger\agen (welcher infolge der auf das vordere Rumpfdrittel Fischfauna des Nils. 637 beschränkten Leibeshöhe dicht hinter dem Kopf liegt) stets mit Fischen erfüllt erscheint und die Körperwand stark vortreibt. Physailia pellucida Blngr. 1901. Boulenger, Ann. Mag. N.H. (7), VIII, p. 445 (1901). Ich erlangte ein einziges, etwas defektes Exemplar (80 mm), als ich in der Nähe von Geteina mein kleines Planktonnetz in die Tiefe versenkte, während der Dampfer daselbst anhielt. Es war außer Micralestes der einzige Fisch, den ich auf diese Weise erhielt. Er stimmt mit der Beschreibung und zwei von Herrn Boulenger erhaltenen Exemplaren gut überein. Bagrus bayad Forsk. 1775. Günther, Cat. Fishes, V, p. 69 (1864). Diese Art liegt mir aus Cairo, Khor Attar und Mongalla vor. Der Unterschied von B. docmac ist nicht bedeutend und beschränkt sich auf dieZahl der Dorsal- und Pektoralstrahlen und die Länge des Brustflossenstachels; alle andern Differenzen sind‘ sehr variabel, so z.B. ist die Fettflosse namentlich bei dem Exemplar aus Cairo sehr deutlich von der Dorsale entfernt. Die vier ersten weichen Strahlen der Dorsale sind bei dem Exemplar aus Khor Attar in Filamente ausgezogen. Dimensionen .....:... Kopflänge Kopfbreite Dorsalstachel Totallänge Tao) ne 63 39 30 259 Kher Attarl..... 115 70 07 460 Nomealla u... 138 95 — — Bagrus docmac Forsk. 1775. Günther, Cat. Fishes, V, p.70 (1864); Cuvier et Valenciennes, XIV, p. 404. Ein Exemplar von Khartoum, ganz typisch. Chrysichthys auratus J. Geoff. 1829. Günther, Cat. Fishes, V, p. 71 (1864). Häufig ım unteren Nil von Cairo bis Assuan, bei Khartoum durch eine großäugige Form (Ch. macrops Gthr.) ersetzt. Ein 1138 F. Werner, bei Assuan mit vielen Alestes nurse, Barilius niloticus, Chel- aethiops bibie, kleinen Barbus bynni und Hydrocyon Forskalii gefangenes ganz junges Exemplar mißt 19 mm und ist bis auf | die fein punktierte Dorsalgegend ganz unpigmentiert (Kopf- länge 4, Caudale 3 mm). Clarotes laticeps Rüpp. 1829. Günther, Cat. Fishes, V, p. 73. Im Weißen Nil von Khartoum bis Renk angetroffen, er- reicht namentlich bei diesem Orte eine enorme Größe (über 1!/, m), woran namentlich der Kopf Anteil nimmt. Meine Exemplare stammen aus Khartoum und Duem (Weißer Nil) und besitzen durchwegs eine Fettflosse mit deutlichen Strahlen und einem starken, am Außenrande gezähnelten Stachel, obwohl sie bei der Größe, welche diese Art erreicht, sicherlich noch als jung (oder besser als »klein«) anzusprechen sind, ebenso wie die von Günther besprochenen. Färbung im Leben bei kleineren Exemplaren oberseits schön stahlblau, unten silberweiß; Caudale in der Mitte schwärzlich, oberer Rand bräunlich-, unterer gelblichweiß. Im Darm dieses Fisches lebt Ichthyotaenia sulcata Klaptocz (siehe auch Polypterus Endlicheri, p. 1119). Malopterurus electricus Gm. 1789. Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 836—341, Taf. XVI, Fig. 2 (1901). Bei Renk, Duem und Khartoum beobachtet. Der »Raa- Ardh« ist im unteren Nil bereits selten geworden. Meine beiden Exemplare von den beiden erstgenannten Fundorten messen 51 bis 54cm; von den zwei kleineren, schlecht er- haltenen und daher zu osteologischen Zwecken verarbeiteten war das eine durch besonders starke Fleckenzeichnung der Anale und Caudale auffallend. Die Exemplare haben 12 bis 13 Strahlen in der Anale und die beiden großen sind durch auffallend faltige Haut ausgezeichnet. Fischfauna des Nils. 1139 Andersonia leptura Boulenger 1900 (Taf. I, Fig. 2—4). Ann. Nat. Hist. (7), VI, 1900, p. 528 bis 530. Slatinia mongallensis Werner (Anz. Akad. Wiss. Wien, Nr. XVII, 1906.) Da mir Herr Boulenger mitteilte, daß auch Andersonia 4 Unterlippenbartel besitzt (in der oben zitierten Beschreibung dieser Gattung ist nur ein Paar angegeben) und daß er den ersten Strahl der P. und der D. bei Slatinia ‚doch als Stachel betrachte, so ist die Identität der beiden Arten und Gattungen wohl außer Zweifel und muß daher Slatinia in die Synonymie fallen. Mir scheint freilich der erste Strahl der vorderen D. und der A., ebenso auch der erste Strahl der P. zwar verdickt, aber nicht als Stachel entwickelt. Von der sehr ähnlichen Gattung Phractura unterscheidet sich Andersonia durch die Stellung der vorderen D. und durch den Stachel der hinteren; auch fehlen Zähne vollständig. Von den beiden Dorsalen beginnt edeshiniere senau übern dem Hinterende der Anale; die P. hat nur z. die Ventrale nur'6 Strahlen. Die vier Plattenreihen des Forpers sind der Länge nach gekielt. Augendurchmesser etwa ein Drittel des Interorbitaldurch- messers; Pektoralen kürzer als der Kopf, länger als die Ven- tralen. Oberkieferbarteln reichen bis zur Basis der Pektoralen; von den Unterkieferbarteln sind die inneren kürzer als die äußeren und reichen bis zum Isthmus. Oberseite hellbraun oder hellgrau mit drei breiten, dunklen Querbinden. Unterseite weiß. Diesen interessanten kleinen Panzerwels fing ich im Bahr- el-Gebel bei Mongalla nahe dem Ufer mit dem Handnetz, und zwar ein Exemplar am 24. März am rechten und zwei am 27. März am linken Nilufer. Totallänge 40 mm (ohne Cau- dale 35), Kopflänge 5, Kopfbreite 4:5 mm; größte Rumpfhöhe 2:5 mm.! Mochocus brevis BIngr. 1906. Boulenger, Ann. Nat. Hist. (7), XVII, p. 147, 148. Ein Exemplar dieses kleinen Welses fand ich in einem Schlammklumpen aus dem Weißen Nil bei Khor Attar, also zwischen den Originalfundstellen (Faschoda und See NO). Es 1 In der Tabelle p. 1115 ist Slatinia, um die sonst unvermeidlichen Änderungen im Druck hintanzuhalten, noch beibehalten. 1140 F. Werner, stimmt mit.den mir von Herrn Boulenger übersandten Rxem- plaren gut überein. Synodontis sorex Gthr. 1864. Günther, Cat. Fishes, V, p. 211 (1864). Von dieser anscheinend seltenen Art liegt mir ein Exem- plar aus Khor Attar vor. Totallänge (ohne Caudale) 185 mm, Kopf 55, Dorsalstachel 63, Pektoralstachel 43, größte Körper- höhe 56 mm. Mandibularzähne 7, einer sehr kurz. Die Zähnchen am Außenrande des Dorsalstachels nehmen distalwärts an Größe zu; die proximalen sind mehr kegelförmig, werden aber distalwärts oben und unten gleich breit, am Ende abgestutzt; fast die ganze distale Hälfte des äußerst kräftigen Stachels ist außen glatt. Dieselben Verhältnisse finden sich beim Pektoral- stachel, doch ist hier nur etwa ein Drittel unbewehrt. Skapular- fortsatz hoch, stumpf. Oberseite braun, einfarbig, Unterseite weiß. Das Exemplar enthielt in seinem äußerst dickwandigen Magen zahlreiche Schalen von kleinen Muscheln (junge Corbi- cnla?) nebst Schlamm. S. sorex ist auf den Weißen Nil be- schränkt. Synodontis membranaceus Geoff. 1809. Günther, Cat. Fishes, V, p. 215 (1864); Cuvier et Valenciennes, XV, p.258. Diese durch die breit schwarz gerandeten Barteln und die schwarze Unterseite auffällige Art ist mir leider nur in einem einzigen, nach der gewöhnlichen Methode der dortigen Fischer. arg verstümmelten großen Exemplar in Khartoum zugekommen. Dieselbe Verstümmelung (durch Abhauen der Rücken- und Brustflossenstacheln) macht mir die Bestimmung eines andern Synodontis-Exemplares, welches S. serratus oder schall sein könnte, bei der großen Ähnlichkeit beider Arten unmöglich. Synodontis schall Bl. Schn. 1801. Günther, Cat. Fishes, V, p. 212 (1864). Häufig im unteren Nil sowie im Jussufkanal bei Medinet- Fayum. Lebend olivenbraun mit zahlreichen runden Punkten Fischfauna des Nils. 1] und weißen, unregelmäßigen Flecken und Linien. Bauchseite weiß. Dieser Fisch, der sonst sehr widerstandsfähig ist, ver- fällt, wenn er, frisch gefangen, nicht sofort wieder ins Wasser gebracht wird, in einen starrkrampfähnlichen Zustand, wobei Dorsal- und Pektoralstacheln mit Hilfe der Sperrvorrichtung aufgerichtet bleiben. Solche Exemplare können nicht mehr zum Niederlegen der Stacheln gebracht werden und gehen meist bald zu Grunde. Im Magen stets nur Schlamm ohne Spur tierischer Reste gefunden. Synodontis nigrita C. V. 1840. Cuvier et Valenciennes, XV, p. 265, Taf. 441. Dieser bis vor kurzer Zeit nur aus dem Senegal bekannte Wels wurde von Loat auch im Nil gefunden; er ist bei Mon- galla nicht eben selten und vertritt dort die vorige Art, von der er sich durch die schwärzliche Färbung der Ober- und Unter- seite, den am Hinterrande stark gezähnten Dorsalstachel, den höheren Skapularfortsatz, die verschieden aussehenden An- hänge der inneren Unterlippenbarteln und die längeren Ober- lippenbarteln sowie durch plumpere, gedrungenere Gestalt unterscheidet. Die Beschreibung der Art paßt übrigens nicht überaus gut auf die Nilexemplare, weshalb ich sie Herrn Boulenger nach London zur Kontrolle einsandte, welcher durch das enorme zu seiner Verfügung stehende Material von Nilfischen im stande war, die Identität mit obiger Art nach- zuweisen. III. Unterordnung: Haplomi. 1. Familie: Cyprinodontidae. Haplochilus Schoelleri Blngr. 1904. Boulenger, Ann. Mag. N. H. (7), XIV, p. 135. Diesen von Schoeller bei Alexandrien und von Loat im Menzalehsee gefundenen Cyprinodonten fand ich auch in einem einzigen 14mm langen Exemplar in einem Tümpel bei Medinet- Fayum (12. August 1904), also ungefähr um dieselbe Zeit, als die Art publiziert wurde; es stimmt mit der Beschreibung gut überein. 1142 F. Werner, Haplochilus Marni Stdchr. 1881. Steindachner, Sitz. Ber. Ak. Wien, LXXXIL, 1, 1331, p. 198. In Sümpfen bei Gondokoro und Mongalla nicht selten. Nur aus dem Nilgebiet bekannt, aber wohl sicherlich nicht im offenen Strome vorkommend. Haplochilus bifasciatus Stdchr. 1831. Steindachner, 1.2c52p2199: Nur bei Mongalla in den Sümpfen am Ufer, viel seltener als die vorige Art, ebenso wie diese auf das Gebiet des oberen Nils beschränkt und nicht im Strom lebend. Haplochilus Loati BIngr. 1901. Boulenger, Ann. Mag. N.H. (7), VIII, p. 446 (1901). Ein einziges Exemplar, welches ich dieser Art zurechne, erhielt ich mit einer Anzahl Micralestes zusammen in Khor Attar; weitere konnte’ ich” nieht. erlangen” Auchedieses 7: gehört ausschließlich dem Nil an; ob sie in Sümpfen oder im Strom lebt, ist mir nicht "bekannt; ’ersteres ware ben dem Zusammenvorkommen mit Micralestes nicht ausgeschlossen, aber auch letzteres möglich. => IV. Unterordnung: Percesoces. 1. Familie: Ophiocephalidae. Ophiocephalus obscurus Gthr. 1861. Günther, Cat. Fishes, III, p. 476. Steindachner, Sitz. Ber. Ak. Wiss. Wien, LXXXIII, 1, p. 197 (1881); Notes Leyden Mus., XVI, 1894, p. 36. Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 368. In Sümpfen bei Gondokoro und Mongalla, nicht selten. Mein größtes Exemplar, aus einem Tümpel zwei Stunden land- einwärts von Gondokoro, mißt 375 mm. Die Art lebt hier mit Clarias lazera und Anabas Petherici zusammen und wird von den Eingebornen mit Hilfe kurzer Speere (Kokab), die fort- während blindlings in das schlammige Wasser gestoßen werden, gefangen. Daß die Art auch noch weiter nördlich vorkommt, scheint ein Exemplar zu beweisen, welches dem Magen eines Reihers bei Khor Attar, also um etwa fünf Grade nördlich von Mongalla, entnommen wurde. Fischfauna des Nils. 1743 2. Familie: Änabantidae. Anabas Petherici Gthr. 1864 (Taf. II, Fig. 6—7). Ann. Mag.N.H. (3), XIII, p. 211 (Cienopoma), (III), XX, 1867, p. 110, und (6), AV 1896, P. 270: Bei Mongalla und Gondokoro häufig in Sümpfen in Ge- meinschaft mit der vorigen Art. Mein größtes Exemplar, aus Gondokoro stammend, mißt 170 mm. Bei den vorliegenden Exemplaren finde ich die Dorsale mit 16 bis 17, die Anale mit SEE 2107 Stacheln, Schuppen in ‚der Seitenlinie 27 bis 28 Erwachsene Exemplare sind fast einfarbig, braun, unten heller als oben, mit deutlichem dunklen Fleck auf der Schwanzbasis; junge dagegen können diesen Fleck entweder deutlich und hell gerändert haben oder aber es kann derselbe unkenntlich sein. Die jungen Exemplare (22 mm) zeigen fast ausnahmslos vertikale graubraune Bänder, deren Zahl sich aber nur bei dem jüngsten genau (auf 11) bestimmen läßt; aus dem 11. geht der Schwanzflecken durch stärkere Verdunklung des mittleren Teiles hervor. Mit zunehmendem Alter werden die Binden unregel- mäßig und die Zeichnung wird mehr marmoriert oder gefleckt. Nach meiner Beobachtung nährt sich die Art ausschließ- lich von Pflanzenstoffen; nicht nur junge, längere Zeit in einem kleineren Aquarium gehaltene Exemplare wurden beim Auf- nehmen von Stückchen von Wasserpflanzen beobachtet, son- dern auch in den großen nichts anderes als Reste von Gräsern u. dgl. sowie sehr wenig Sand und Schlamm, aber keine Spur von tierischen Resten gefunden. V. Unterordnung: Acanthopterygiü. 1. Familie: Serranidae. Lates niloticus Hasselqu. 1757 (Taf. III, Fig. 9). Günther, Cat. Fishes, I, p. 67 (1859). Cuvier et Valenciennes, Hist. Poiss., U, p. 89 (1828), II, p. 490 (1829). Steindachner, Sitz. Ber. Ak. Wiss. Wien, LX, 1,“p. 612, Taf. I (1869). Boulenger, Cat. Fishes, I, p. 362 (1895); Poiss. Bassin Congo, p. 381 (1901). Ein junges, nur 45 mm langes Exemplar fing ich in einem Wassergraben beim Barrage von Kalioub (Unterägypten). Es ist dunkelbraun mit gelblichweißer, unregelmäßiger Flecken- Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 78 1144 F. Werner, zeichnung. Schwarz sind die Flossenstacheln und die basale Hälfte der Ventralen. Weitere Exemplare sah ich in Cairo (wo ein sehr großes Exemplar vor meinen Augen im Selamlikkanal im Zoologischen Garten von Giza gefangen wurde) und bei Khor Attar (Weißer Nil). Das größte mir bekannte Exemplar dieser Art ist dasjenige, welches bei der Entleerung des Esbekiehsees bei Cairo gefangen wurde und gegenwärtig in der Sammlung des Zoologischen Gartens von Gizeh aufgestellt ist. Es mißt 1’22 m und hatte ein Gewicht von 25 Ag. Von dem Exemplar aus Cairo konnte ich den Mageninhalt untersuchen; er bestand ausschließlich aus großen Mengen einer Garneelenart (Caridina nilotica), welche sich dort zahl- reich findet. Daß dieser große Raubfisch dieser Nahrung nach- ging, obgleich die Kanäle des Zoologischen Gartens sehr reich an Fischen sind, ist sehr bemerkenswert, wird aber durch die mehrfach beobachtete Tatsache erklärt, daß manche Raubtiere es vorziehen, kleinere, massenhaft auftretende und dabei leichter zu erbeutende Nahrung zu verschlingen, als auf größere Beute- tiere Jagd machen zu müssen. 2. Familie: Cichlidae. Hemichromis bimaculatus Gill 1862 (Taf. Il, Fig. 5). Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p. 411 (1901); P. Z. S., London 1898, p. 135 Bei Khor Attar und in Tümpeln vier Stunden südlich von Gondokoro. Färbung im Leben olivengrün, Schwanzflosse hell- rot, Seitenflecken (auf dem Operculum, über dem Zwischen- raum zwischen Ventralen und Anale und auf der Schwanz- basis) schwarzbraun. Auch diese Flecken sind wie der Caudal- flecken von Anabas nichts anderes als die stark verdunkelten Reste einer Vertikalstreifung, wie einige Exemplare, in denen sich auch ein Vertikalband vor und hinter dem Seitenflecken noch erkennen läßt, deutlich beweisen. Paratilapia multicolor Schoeller 1903. Blätter f. Aquarien- u. Terrarien-Fr., XIV, p. 185, Fig. (Chromis). Hilgendorf, Sitz. Ber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1903, p. 429 (Paratilapia). In einem Wassergraben nächst dem Maryutsee bei Meks (Alexandrien) fing ich einige Exemplare in Gesellschaft der Fischfauna des Nils. 1945 Tilapia ntlotica. Durch die schlankere Gestalt und die Längs- streifung von allen ägyptischen und sudanesischen Tilapien leicht zu unterscheiden. Tilapia nilotica L. 1766. Boulenger, Poiss. Bassin Congo, p..455 (1901); P. Z.S., London 1899, p. 112. Überaus häufig im Nil von Alexandrien bis Gondokoro. Ein großes Exemplar von Mongalla besitzt eine nahezu bis zum Hinterrande beschuppte Schwanzflosse. Mein größtes Exemplar, aus Khor Attar stammend, mißt 280 mm bis zur Basis der Caudale. Sehr bemerkenswert ist das fast vor den Augen des Zuschauers vor sich gehende »Subfossil- werden« dieses Fisches im Mörissee (Birket-el-Kurun) im Fayum. Beim Austrocknen dieses Sees im Hochsommer bleiben zahlreiche große Exemplare hilfios am Ufer liegen, trocknen vollkommen ein und platten sich ab und die dem Ufer zunächst- liegenden werden noch im Sommer durch den Wellenschlag, eie übnisen aber im Herbst durch Schlamm überdeckt Im Magen aller untersuchten Exemplare wurde stets nur feiner Schlamm in großen Mengen gefunden. Tilapia galilaea Art. 1762. Boulenger, P. Z. S., London 1899, p. 114. Nur bei Khor Attar beobachtet, hier aber nicht selten. Die dunklen Zeichnungen fehlen bei dieser Art durchaus nicht, verschwinden aber früher als bei »zlofica, und zwar die des Rumpfes früher als die der Flossen. Tilapia Zilli Gerv. 1848. Boulenger, P. Z. S., London 1899, p. 119. Ich erhielt von dieser Art, welche ich zwölf Jahre vorher in den Bewässerungsgräben der Oase Tuggurth in der algeri- schen Sahara zahlreich gefangen hatte, diesmal nur ein, noch dazu stark vertrocknetes Exemplar aus einem Sumpf vier Stunden südlich von Gondokoro. Der Opercularfleck ist lebhaft blauschillernd, im übrigen war das Exemplar, wie es mir von 78* 1146 F. Werner, einem unserer Träger gebracht wurde, rotbraun mit undeut- lichen dunklen Querbinden. Jüngere Exemplare dieser Art, welche meines Wissens aus Ägypten und dem nördlichen Sudan nicht bekannt ist, sind durch ein dunkles interokulares Querband ausgezeichnet, welches im Alter verschwindet. Einige Bemerkungen über Lebensweise und Nahrung der Fische des Nilstromgebietes. Das Nilstromgebiet beherbergt, vom biologischen Stand- punkt aus betrachtet, drei Kategorien von Fischen: Sumpf- fische, Grund- und Oberflächenfische des fließenden Wassers. Selbstverständlich kann diese Unterscheidung keine scharfe sein. Sumpfbewohnerleben zum Teil auch in Teilen des Stromes selbst, die ihnen die geeigneten Lebensbedingungen darbieten, andrer- seits bleiben nach den Überschwemmungen der Regenzeit im Sudan in den sogenannten »Backwaters« kleine Exemplare der Stromfauna oft zahlreich zurück. Die Fischfauna größerer Seen erinnert immer mehr an die des Stromes als an die der Sümpfe, deren Hauptcharaktere niedriger Wasserstand, massen- haftes Pflanzenwachstum und höhere Temperatur (schon im Winter, Februar, März, ist die Mittagstemperatur in den Sümpfen um 6 bis 12° C. höher als im offenen Strom) sind. Auch zwischen Grund- und Oberflächenfischen ist der Unterschied nicht ganz durchgreifend, indem die Jungen von Grundfischarten (speziell Welsen: Synodontis schall und nigrita) gar nicht selten in den oberen, klaren Wasserschichten schwim- mend angetroffen werden und sich andrerseits die phyto- phagen Cyprinoiden und Characiniden mitunter ganz wie Grundfische verhalten. Dabei ist zu bemerken, daß nicht selten die Jungen der im Alter mehr grundbewohnenden Formen etwas, ja wie 2. B. bei Barbus bynni, bedeutend schlanker sind als diese, ja daß sogar kleine Arten, welche mit großen, hoch- rückigen Formen nahe verwandt sind, schlankeren Körperbau besitzen (vergl. Nannocharazx und Distichodus). Als Sumpfbewohner wären von den von mir beobachteten Fischen zu betrachten: Protopterus, Gymnarchus, Xenomystus, Fischfauna des Nils. 1147 Nannaethiops nnitaeniatus, Haplochilus (zum mindesten marni und bifasciatus), Ophiocephalus, Anabas, Tilapia Zillii, gelegent- lich auch Polypterus senegalus (jung), Micralestes acutidens, Barbus Werneri, Hemichromis, häufig Clarias lazera und angwillaris. Als Grundbewohner dürfen alle Welse und Polyp- terns, in Bezug auf ihre Ernährungsweise bis zu einem gewissen Grade auch die herbivoren Cyprinoiden und Characiniden sowie die im Schlamm gründelnden Mormyriden betrachtet werden. Als Oberflächenfische bleiben dann in erster Linie die carnivoren Characiniden, die Cichliden und Lates übrig. Im Zusammenhang mit ihrer Lebensweise und dem mit Ausnahme mancher seichter Stellen fast durchwegs dunklen, schlammgrünen Bodengrunde zeigen die Nilfische keinerlei lebhafte Färbung oder Zeichnung der Oberseite, von den Sumpf- bewohnern gar nicht zu reden. Auch die wenigen in klarem Wasser mit steinigem Grund nach Art der Cobitis barbatula lebenden Arten (Andersonia, Nannocharax) haben die gleiche Farbe der Oberseite. Bei den irgendwie gezeichneten Arten ist die Zeichnung auf der Oberseite kaum bemerkbar, wenn man die Fische im Wasser betrachtet. Von den Sumpfbewohnern sind ziemlich viele mit akzes- sorischen oder stellvertretenden Atmungseinrichtungen ver- sehen; ersteres ist bei Clarias, Heterobranchus, Ophiocephalus und Anabas der Fall, letzteres bei Protopterus und Polyp- terus. Herbivor sind die Cyprinoiden und größeren, plumper " gebauten Characiniden sowie Anabas. Raubfische, welche Fische und andere Vertebraten ver- zehren, sind Polypterus, Protopterus, Hydrocyon, die Siluriden mit Ausnahme der kleinen Arten und der jüngeren Malopte- rurus- und Synodontis-Exemplare, von denen die ersteren nur von Würmern, die letzteren von kleinen Muscheln zu leben scheinen, Ophiocephalus, Lates und wohl auch gelegentlich die größeren Cichliden und große Synodontis und Zitterwelse. Von kleineren Crustaceen, Insekten und Insektenlarven ernähren sich die kleineren carnivoren Characiniden, die Mormyriden und zum mindesten die kleineren Exemplare von Heterotis und Lates. 1148 F. Werner, Wie wenig Berechtigung die oft gemachten Versuche haben, die Zeichnung der Tiere in bestimmte Beziehungen zur Lebensweise und Umgebung zu bringen, namentlich aber die Längs- und Querstreifung sowie die Fleckenzeichnung auf Anpassung an eine bestimmte Umgebung zurückzuführen, kann man an den Nil- und Nilsumpfbewohnern recht deutlich sehen. Niemand kann behaupten, daß Haplochilus marni und bifasciatns, eine längs- und quergestreifte Art derselben Gattung, nicht, soweit menschliches Ermessen reicht, unter genau den- selben Lebensbedingungen leben oder daß bei den Grund-Raub- fischen Ophiocephalus obscurus und Polypterus senegalas, vor. denen ich Junge gleichfalls im selben Tümpel fing, die ver- schiedene Zeichnung einem von ihnen zum Schaden gereichen könnte. Der Kiemenfilterapparat einiger Nilfische. Die Arbeiten von Zander, Steuer u.a. haben mich an- geregt, den Reusenapparat der Kiemenbögen einiger häufigerer Nilfische, von denen ich durch Magenuntersuchungen etwas über die Nahrung erfahren hatte, zu untersuchen, da darüber nur vereinzelte Angaben, aber keine zusammenhängende Dar- stellung mit Rücksicht auf Nahrung und Lebensweise vorliegt. Die 22 Arten repräsentieren ebensoviele Gattungen und il Familien; von allen war nur bei Xenomystus nigrıs keine Spur irgend welcher Einrichtung der in Frage kommenden Art zu bemerken, die Kiemenbögen waren vollkommen glatt. Wenig entwickelt, wenn als solcher überhaupt in Betracht kommend, ist der Filterapparat bei Ophiocephalus obscurus; hier ist der erste Bogen an der den Kiemen entgegengesetzten Seite mit einer Reihe von sehr stumpfen Hervorragungen versehen, deren Zahl schwer anzugeben ist, weil nur die mittleren jeder Reihe deutlich vorragen; es mögen im ganzen etwa 12 vorhanden sein; auch die übrigen Bögen tragen ähnliche weiche Hervor- ragungen, welche etwas schief nach vorn und außen stehen; ein Verschluß der Kiemenspalten kann durch sie nicht aus- geführt werden. Noch weiter ausgebildet, jedoch zum Ver- schluß der Kiemenspalten noch immer ungenügend, sind die Fischfauna des Nils. 1149 auf den Kiemenbögen von Polypterus bichir sich findenden Einrichtungen; hier sind die inneren Kiemenbogenränder! mit einer’Reihe von feinen Stacheln besetzt und außerdem befindet sich eine Reihe von rundlichen Wülsten, die gleichfalls mit Stacheln besetzt sind, längs der Vorderfläche der Bögen. Diese Wülste sind am ersten Bogen nicht deutlich erkennbar, diffe- renzieren und erhöhen sich aber an den folgenden immer mehr zu knolligen Höckern. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Stacheltragender Wulst Zahnförmige Siebfortsätze Zahnfortsätze an den am 4. Kiemenbogen an den Kiemenbögen Kiemenbögen von von Polypterus bichir. von Schilbe mystus. Hydrocyon Forskalii. Von den übrigen Arten, die alle mit Filtereinrichtungen nor euer sınd, besitzen einise solche, welehe: nur einseitig, und zwar auf der Vorderfläche entwickelt sind; hieher gehören von den untersuchten Arten nur Aydrocyon Forskalii und mehrere Welse (Bagrus, Synodontis, Malopterurus, Clarias); einen Übergang zu den Arten mit Fortsätzen nach vorn und hinten bildet Schilbe, bei welcher erst am 3. und 4. Kiemen- bogen die Fortsätze nach beiden Richtungen ausgebildet sind. Diese Fische sind mit wenigen Ausnahmen (Synodontis und 1 Als Innenrand bezeichne ich den der Mundhöhle zugewandten und dem kiementragenden Rande entgegengesetzten Rand des Kiemenbogens; als Vorder- und Hinterfläche die dem Kopf-, beziehungsweise Schwanzende zu- gekehrten Seiten des Bogens. 1190 F. Werner, Malopterurus nehmen wohl nur, wenn ganz erwachsen, kleine Fische an), Raubtiere und Wirbeltierfresser; ihre Reusenappa- rate sind daher fast durchgehends grob, aus einer geringen Anzahl von mehr weniger starren Fortsätzen gebildet. Bei Hydrocyon sind die Fortsätze des 1. Bogens lang (mehr als halbmal so lang als die Kiemen; 3:5 mm gegen 6 mm bei dem untersuchten Exemplare), in der Zahl 11 vor- handen, in der Mitte des Bogens am längsten, gegen die beiden Enden, namentlich nach aufwärts, an Länge abnehmend; der 2. bis 4. Bogen besitzen am Vordeirande nur kurze Zähnchen, 12, beziehungsweise 9 an der Zahl; ein Abschluß der Kiemen- spalten kann dadurch nicht erfolgen. Bei Bagrus trägt der 1. Bogen auf der Vorderseite 13 starke Stacheln (»branchiospines« bei Boulenger, Poiss. Congo), die ebenso lang sind wie die Kiemen; am 2. Bogen beträgt die Zahl 14, am 3. 12, am 4. wieder 14; diese Zahlen gelten natürlich nicht für alle Exemplare, doch variieren sie nur sehr wenig; vom 1. bis zum 4. Bogen nehmen die Stacheln an Länge allmählich ab. Bemerkenswert ist der Umstand, daß bei allen Fischen, deren |. "Kiemenbogen "aus "der Vorderfläche besonders stark entwickelte, starre Fortsätze trägt, dieselben nicht nach vorn, sondern .nach-innen (also. in die Ebene des Kremer. bogens) stehen, so daß dadurch eine Wand gebildet wird, welche der aufgenommenen Nahrung, die etwa zwischen Kiemendeckel und den 1. Kiemenbogen gerät (was bei Raub- fischen die andere Tiere lebend verschlingen gar niehr sches vorkommt), von vornherein den Eingang in die Kiemenspalten verwehrt. Der 1.. Kiemenbogen bei ‚Synodontis, tiast Krane spitz dreieckige, seitlich. komprimierte, an ‚der nach Lialeo gerichteten Kante etwas gekerbte Fortsätze von 4 mm Länge (also ein Fünftel der Länge der Kiemen);. ebensoleher.»1 kürzere, befinden sich auch am 2. und 4. Bogen; sie sind nach vorn gerichtet und reichen quer über die Kiemenspalten hin- über; der 3. Kiemenbogen besitzt aber. kürzere, stare rue breiter Basis aufsitzende, dreieckige Zähne; die Zahl der Fort- sätze am 2. bis 4. Bogen beträgt 21, 21, 23. Fischfauna des Nils. 1:01 Von Malopterurus konnte ich nur zwei ziemlich schlecht erhaltene Exemplare untersuchen, aber immerhin feststellen, daß.derisl. Kiemenbogsen 19..schmale, nach. innen gerichtete Fortsätze trägt, von denen -die längsten (2!/, mm bis 12!/, mm Kiemenlänge) dornartig, etwas gekrümmt erscheinen, während die äußersten Fortsätze jedes Bogens sehr klein und weich sind; es lassen. sich im ganzen. 15 zählen. Wer 2. Bogen ist mit ganz ähnlichen, aber etwas kleineren und weniger Fort- sätzen ausgestattet; am 3. und 4. konnte ich keine entdecken. Wie schon erwähnt, bildet Schilbe mystus insofern ein Bindeglied zwischen den Formen mit einreihigen Siebfort- Salzen, und ‚denen mit zweireihigen, daß. zwar. der lsrund 2. Bogen solche nur nach außen stehende trägt (und zwar der 1. 14 von maximal Amm, der 2. 13 von 3 mm Länge, während die äußeren Fortsätze des 3. Bogens, 14 an der Zahl, 1?/,, die 19 des 4. aber 1 mm lang sind bei 9 mm Kiemen- länge, der 3. und 4. aber auch nach innen, und zwar ersterer 19) letzterer 16 Fortsätze. Einen wohlausgebildeten, wenn auch nur einseitigen Seiheapparat besitzt. Clarias lazera; hier sind die Siebfortsätze sehr dichtstehend und zahlreich; .bei dem» unter- suchten Exemplare waren sie mm 2lans wahrend die Länge der Fig. 4. Kieme nur 3 mm betrug; daß bei dieser Art die Fortsätze wirklich die Kiemenspalten überdecken und das Eindringen von Sand und Schlamm verhindern können, ersah ich aus der Menge des letzteren, der bei allen frisch ein- gebrachten Tieren dieser Art auf dem Kiemenfilter sich vor- fand. Da dieser Fisch ein Grundbewohner und dabei von sehr lebhaftem Charakter ist und bei jeder seiner Bewegungen ganze Wolken von Schlamm aufwirbelt, so mag in diesem Falle die beschriebene Einrichtung gegen die Verschlammung der Kiemenöffnungen sehr nützlich sich erweisen. Die Arten mit zweireihigen Kiemenfilterfortsätzen gehören zwei Gruppen an; die einen besitzen grobe, zahnartige, wenig Siebfortsätze (einreihig) an den Kiemen von Clarias lazera. 1492 F. Werner, zahlreiche Siebfortsätze (Chrysichthys, Clarotes, Micralestes, Barbus, Barilins, Chelaethiops, Tilapia, Hemichromis, Anabas, Lates, Petrocephalus), die andern dichtstehende, sehr zahl- reiche und feine Siebfortsätze (Labeo, Alestes, Heterotis). Bei der ersten Gruppe greifen die inneren Zähne des vorderen Bogens in die Zwischenräume zwischen den äußeren Zähnen des hinteren Bogens ein und umgekehrt, so daß bei dicht aneinanderliegenden Kiemenbogen ein fester Verschluß her- gestellt ist; werden die Bögen aber voneinander entfernt, so ers: Fig. 6. Spießförmige Siebfortsätze am 1. Kiemenbogen Siebfortsätze am von Lates niloticus. 1. Kiemenbogen von Alestes baremose. sind die Kiemenspalten vollkommen frei. Die äußeren zahn- artigen Fortsätze des 1. Bogens unterscheiden sich fast aus- nahmslos von den inneren und von den beiderseitigen aller übrigen Bögen in Größe, Zahl und Entfernung voneinander; nur bei Anabas konnte ich in dieser Beziehung keinen Uhnter- schied finden und auch bei Micralestes, Barbus, Petrocephalns, Tilapia ist er unbedeutend, am stärksten bei Lates, wo die äußeren »Branchiospines« des 1. Bogens große, starke, ver- knöcherte Spieße vorstellen, deren längste zehnmal so lang sind als die Siebfortsätze des 4. und noch immer siebenmal so lang als die inneren des 1. Bogens. | | | Mi ee Dee a nn Fischfauna des Nils. 1155 Was nun die mit wirklichen Reusenapparaten versehenen drei Arten anbelangt, so sind sie bei Labeo kurz (1'5 mm bei 5:5 mm Kiemenlänge), bei Alestes sind die mittleren von den äußeren des ersten Bogens lang (ö mm bei 7 mm Kiemen- länge) und bei FHeterotis am längsten, nämlich länger als die Kiemen (5 gegen 4 mm); bei diesem Fisch ist auch der Ver- schluß der Kiemenregion durch die äußeren Siebfortsätze des 1. Bogens der denkbar vollständigste, was mit der starken Knickung des Bogens zusammenhängt, welche es ermöglicht, daß die Fortsätze des oberen Bogenschenkels in einer langen Reihe an die des unteren anstoßen. Die Kiemenspalten werden auch bei ziemlich starker Entfernung der Bögen voneinander noch immer durch die dichte Fransenreihe der Siebfortsätze überdeckt, so daß Schlamm- und namentlich organische Reste darauf bleiben müssen und nur das filtrierte Wasser durch die Kiemenspalten tritt; dies gilt für alle drei hier erwähnten Formen. Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, daß die Be- ziehungen zwischen der Nahrungs- und Lebensweise einer-, dem Bau der Kiemenfilterapparate andrerseits nicht so ein- fach und klar sind, wie man dies von vornherein erwarten würde; wir finden neben Raubfischen mit den typischen groben Siebfortsätzen auch solche mit dichtem Bürstenbesatz (ÜUlarias) und sichere Pflanzenfresser können bezahnte (Barbus, Barilins, Chelaethiops) oder bebürstete (Labeo) Kiemenbögen haben. Grund- und Schlammbewohner haben dichten (Clarias), spär- lichen, zahnartigen (Clarotes etc.) bis gar keinen (Xenompystus) Besatz der Kiemenbögen, pelagisch lebende gezähnte (Hydro- cyon) oder dicht bebürstete (Alestes) Kiemenbögen. Höchst- wahrscheinlich sind diese Verschiedenheiten auf spezielle An- passungen an Lebensweise und Nahrung zurückzuführen. Hydrocyon lebt vorwiegend von Fischen, welche auch ohne besondere Schutzeinrichtungen nicht in die Kiemenspalten geraten, Alestes aber von Plankton, das durch den dichten Siebapparat eben am Entweichen durch die Kiemenspalten gehindert wird. Clarias ist unter den Welsen die am meisten im Schlamm wühlende Gattung; daher wird sie auch allein von allen Formen der Siluridenfamilie in Sümpfen und Tümpeln 1154 F. Werner, gefunden; damit mag wohl der dichte Siebbesatz der Kiemen- bögen zusammenhängen. Am wenigsten vermag ich die Ver- schiedenheit der Filtereinrichtungen bei den beiden, meines Übersichtstabelle über die Kiemenfilterfortsätze einiger Nil- Länge nn a Zahl der | Zahl der - änge in | Kiemen- |längsten le 5 Name “ne .: j Fortsätze | Fortsätze Milli- länge Fort- . n am l. Bogenlam 2.Bogen meteıi sätze am 1. Bogen | Xenomystus .. =... 13 _ _ | Ophiocephalus...... 36 129 | Polypterus .. 2... 135... 12-0 5 | Anabas an 12 0:8 02 6 | Barilius 2. 10 6 ChelaelNi0PSEIERE : 8 8 Hemichvomis...... 18 4-5 0:4 9 FIydYocyonzEn nr 40 6 3:5 11 12 Petrocephalus ..... 40 8 2 5 DAaIVuS. See 32 B) 6) 13 14 BOHBUSS: 22: Are: 23 3 0°5 13 SCHIIbe. 2 u 0 3 164,4 14 13 Fischfauna des Nils. 21.89 Wissens vollständig unter gleichen Verhältnissen und neben- einander lebenden Gattungen Barbus und Labeo zu erklären; hier müssen noch weitere Beobachtungen gemacht werden. fische, angeordnet nach der Zahl derselben am 1. Kiemenbogen. Zahl der Fort- Zahl der sätze am Foıtsätze am „aorcnung Beschaffenheit der Fortsätze der Fortsätze 3. Bogen 4. Bogen | 2 lreihig weich, wenig hervorragend b) » knollig, mit Stacheln be- setzt; am 1. Bogen keine distinkten Fortsätze 20» kurz, gleichartig, weich Du kurz, am 1. Bogen außen zahnartig, weniger zahl- reich als innen und an den andern Bögen 223 länger, stachelförmig; am l. Bogen innen rudi- mentär ZUNS am 1. Bogen weniger zahi- reich außen als innen 9 1353 am 1. Bogen lang, spieß- förmig, an den übrigen sehr kurz, sägezahn- artig 22» kurz, zahnartig 12 14 I" 53 spießförmig, nach hinten zu größer, abnehmend 202 kurz, zahnartig 14 (19) 19 (16) die beiden am 1. Bogen lang, spieß- ersten ein- förmig, nach hinten reihig, die kürzer übrigen zwei- reihig a jrmch OD © F. Werner, esse ET TEE EEE | | Länge | Kopf- der 15 . ä ER Zahl der Zahl der änge in | Kiemen- |längsten Fortsätze Fortsätze Name a u am 1. Bogenlam 2.Bogen länge Fort- meter sätze am 1. Bogen L,ateS: 2... | ? | 14 20 14 (14—15)|18 (14—15) | | I I N | Malopterurus ..... Ka |" B2 15 [6] Chrysichtihys -..... 18 | ou 80 R S S N ID oO Q Q I I [0 NE TIETR OR HOTEL? sehr zahl- reich [1 sehr zahl- reich O1 | | | | | | Synodontis........ 13 4 1074 1 | 5'5 1°5 zirka 50 65 4 6°5 zirka 75 ee Fischfauna des Nils. 1.157 Zahl der Fort- Zahl der sätze am Fortsätze am noralung Beschaffenheit der Fortsätze der Fortsätze 3. Bogen 4. Bogen | 13—14 (11—13)| 10 (9—10) 2 reihig am 1. Bogen lang, stark, spießförmig > schmal, dornartig; fehlen am 3. und 4. Bogen 2, > kurz, dornartig, vom 1. Bo- gen an an Größe abneh- mend 21 21 l;:,,» kurz, spitz dreieckig; am 3.Bogen starr, breit drei- eckig DEN > dornartig, ziemlich gleich Zu > zahnartig, kurz Ze» schmal, dichtgedrängt D&D [8e) m v Yv v Y Yv Y v v v 1158 > 90 w [ol 1 &. 10. F. Werner, Fischfauna des Nils. Tafelerklärung. Tafel I. Polypterus senegalus, jung, mit drei Rudimenten äußerer Kiemen am Kiemendeckel (Khor Attar, Sudan). Andersonia leptura, Seitenansicht (Mongalla, Sudan). » » (von oben). » » (von unten). Tafel I. Hemichromus bimacnlatus, jung (zeigt die Entwicklung der Seiten- flecken aus Vertikalstreifen) (Gondokoro, Uganda). Anabas Petherici, jung. » » halbwüchsig (Gondokoro, Uganda); die beiden Figuren illustrieren die Verschiedenheit in der Bewehrung des Kiemen- deckels und in der Färbung bei jungen und älteren Tieren. Chelaethiops bibie (Kalioub, Unterägypten). Tafel II. Lates niloticus, Jugendform (Kalioub, Unterägypten). Nannocharax niloticus, » »: Varietät (beide aus Mongalla). Tafel IV. . Clarias Werneri Seitenansicht (Gondokoro). » » Kopf von oben. » » » » unten. WE ni | Taf. T. 0 | -Terner F.: Fischfauna des Nils. 2: SE me | USERN, 1 4a 1 I Ge en Be y2 > DT Druck von Alb, Berger, Wien, VII. J. Fleischmann, n. d. N. Jith. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt.1. 1906. Terner F.: Fischfauna des Nils. Katz I. Fleischmann, n. d. N. lith. Druck von Alb, Berger, Wien, VII. itzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. Br DE BB N No Werner P.: Fischfauna des Nils. Tat... 1IE I. Fleischmann, n. d. N. lith. Druck von Alb, Berger, Wien, VII. jitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1306. Verner F.: Fischfauna des Nils. Tat. IN: 12 13 A 7 ', Fleischmann, n. d.N. Iith. Druck von Alb, Berger, Wien, VII. Sitzungsberichte d. kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. 1199 Ergebnisse der mit Subvention aus der Erb- schaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise Dr. F. Werner’'s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. VII. Araneida von Eugene Simon in Paris.! (Vorgeiegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Ich gebe nachstehend eine Aufzählung von 45 Arten von Spinnen, welche von Herrn Dr. Franz Werner im Verlaufe seiner Forschungsreise nach dem oberen Nil, namentlich bei Khor Attar nahe der Einmündung des Sobat in den Weißen Nil sowie bei Mongalla und Gondokoro, an der Grenze von Sudan und Uganda gesammelt worden sind. Dieser Teil des Sudan stellt keine wohldefinierte fauni- stische Region vor; die Arachniden, welche ihn bevölkern, sind größtenteils Arten, deren sehr ausgedehntes Verbreitungs- gebiet sich entweder längs des Nils bis zum Mittelmeer er- streckt (Palpimanus gibbulus, Cyrtophora citricola etc.) oder aber die ganze weite Wüstenzone einnimmt, welche von der Westküste Mauritaniens bis zum Roten Meere hinzieht (Ptero- tricha Schaefferi, Menemerus animatus etc.); indessen mischt sich unter sie auch eine gewisse Anzahl von Formen, welche mehr ausgesprochen tropisch sind und große Analogien zu denjenigen von Mozambique und vom Congo aufweisen (Gea ntlotica, Pycnacantha tribulus, Rhytimna Werneri etc.). 1 Die nachstehende, in französischer Sprache abgefaßt gewesene Ein- leitung wurde von mir auf Wunsch des Verfassers übersetzt. Dr. F. Werner. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 79 1160 E. Simon, Ich gebe vorerst das Verzeichnis der bisher veröffent- lichten Arbeiten über die Arachniden des Sudan und der benachbarten Regionen, Oberägyptens, Äthiopiens und der Somali- und Gallaländer. L. Koch, Ägyptische und Abyssinische Arachniden, gesammelt von«€C. Jeckeli. Nürnber22 1872. P. Pavesi, Studi s. Aracnidi Africani. Ill. Aracnidi del regno di Scioa; in Ann. Gen., XX, 1883. — Aracnidi raccolti dal conte Bouturlin ad Assab e Massaua; in Bull. soc. ent. taDIXHE188322®: 197). — Aracnidi raccolti nel paese dei Somali dall’ing. L. Bricchetti- Robeechi; in Boll: Seientiiico, XVII 21895; — Esplorazione del Giuba e dei suoi affluenti, compiuta dal Cap. Bottego. Risultati zoologici, XVII, Aracnidi; in Ann. Gen, 2rserı 28y 2895! — Aracnidi Somali e Galla raccolti dal principe Ruspoli; ibid., 218er. RUN 2ISIZ E. Simon, Arachnides recueillis a Khartoum par M' Vossion; in-Bull. Soc. Zeel. Er IX, 18834 — Arachnides recueillis.a Obock en 1886 par MU le Dr. L. Baurort; ibid X1721887: — Arachnides recueillis par M’C. J. Dewitz en 1898 a Bir Hooker;,in Bull. Soc, ent, France, 18997 Ne — Etude sur les Arachnides recueillis au cours de la Mission de Bonchamps & travers l’Ethiopie, de Djibouti au Nil Blanc; in -Ann. Soc, ent, France, 4901. — Etude sur les Arachnides recueillis au cours de la Mission du Bourg de Bozas en Afrique; in Bull. du Museum, 1904, No.7 (p. 442). W. Kulczynski, Arachnoidea in colonia erythraea a Dr. K. M. Levander collecta; Cracoviae 1901. Familia Palpimanidae. 1. .‚Palpimanus gsibbulus -L. Dufour, in Ann, Se Bm 57 1820, p. 364. — Palpimanus haematinus C. Koch, Ar, ul, 1836, p. 21, f. 178—179. — Platyscelum Savignyi Araneida aus dem Sudan und Nord-Uganda. 1161 Audouin, in Descript. Eg., 1, pars IV, p.168 (ex Savigny, Atlas, tab. VII, f. 6—7). — Chersis gibbulus et Savignyi Walckenaer, Apt., |, p. 390— 391. Khor Attar. P. gibbulus species est per totam Africam septentrionalem et austro-tropicalem diffusa; etiam in Arabia atque in India. Familia Drassidae. 2. Pterotricha Schaefferi (Audouin). — Drassus Schaefferi Mudouın, loc. cit., p. 106 (ex Savigeny, tab.V,f. 9). Gnaphosa aethiops L. Koch, Aeg. u. Abyss. Ar., 1875, Der tab. V, f. 1. Ouadi Alfa. Praeter in multis locis arenaceis Africae septentrionalis et Arabiae inventa est P. Schaefferi. Familia Theridiidae. 3. Latrodectus tredecimguttatus (Rossi) lugubris (L. Dufour). — Latrodectus erebus Audouin, in Descript.Eg.,1, pars IV, p. 187 (ex Savigny, Atlas, tab. II, f. 9). Gondokoro. L. tredecimguttati forma nigra concolor. Familia Argiopidae. 4. Eucta isidis E. Simon, in Ann. Soc.. ent. Fr., 1380, Bull,, BXEevill. Khor Attar, Gondokoro, Mongalla. Species in Aegypto inferiori atque in India capta est. 5. Argiope trifasciata (Forskal). — Arg. aurelia Audouin et auctores. Doleib Hill, Sobat (forma typica). Species regiones tropicales et subtropicales fere cunctas habitat. 792 1162 E. Simon, 6. A. trifasciata deserticola, subsp. nova. A typo differt magnitudine paulo minore, tegumentis albidioribus, pedibus angustius annulatis, metatarsis quatuor anticis nigris, annulo subbasali annuloque medio latissimo fulvo-rufulis notatis, tarsis nigris (in typo metatarsis nigris annulo basali obscure rufulo tantum notatis). Gondokoro. 7. Gea nilotica, Sp. nov. 0 long. 6 mm. — Cephalothorax fusco-castaneus, versus marginem sensim obscurior, oculis nigro-limbatis. Oculi late- rales utrinque valde prominuli et crasse pediculati. Oculi medii postici anticis haud vel vix majores, spatio oculo plus duplo latiore a sese distantes. Abdomen breviter ovatum, antice recte truncatum, nigrinum, supra antice sat crebre et inordinate testaceo-punctatum, postice macula intense nigra foliiformi utrinque sinuosa et tenuiter albo-marginata ornatum, subtus utrinque, prope mamillas, testaceo-plagiatum. Sternum nigro- fuscum, postice linea media tenui lutea notatum, utrinque tuberculis trinis subrotundis et nitidis instructum. Pedes-maxil- lares pallide lutei, femore subtus rufulo, tibia valde rufulo- variegata et sublineata, tarso fusco. Pedes obscure fusco- castanei, femoribus fere nigris, metatarsis, praesertim subtus, paulo dilutioribus. | Gondokoro. A Gea africana E. Simon (ex Africa tropica occidentali) differt tegumentis obscurioribus, pedibus subnigris haud annu- latis, oculis lateralibus magis pediculatis, oculis mediis posticıs anticis similibus sed inter se latius distantibus. 8. Cyrtophora citricola (Forskal). — Epeira opuntiae L. Du- four. Khor Attar, Gondokoro. Species latissime diffusa per Europam meridionalem, Afri- cam, Arabiam et Indiam. 9. Cyclosa insulana (Costa). Epeira insnlana O. G. Costa, in Cenni zool., 1894, p. 69. — Ep. anseripes Walckenaer, Apt., I, p. 466. — Ep. trituberculata Lucas, in Expl. sc. Araneida aus dem Sudan und Nord-Uganda. 1165 Alg., Ar., p. 248, tab. XV, f. 4. — Ibid. E. Simon, Ar. Fr., I, p. 43. — ? Cyrtophora interalbicans Bösenberg et Benz Ostalr Spion; lSsIHs p.imon, in Ann. soc. ent. Fr. 1901, p..19. Gondokoro. Species in Abyssinia inventa est. Epeira Liriope L. Koch (ex Suakim) marem Ar. Potteri E. Simon fortasse est. 13. A. (Hypsosinga) affinis (Ö.P. Cambridge). — Singa affinis emor. in Proeeed. 2060|. Soc. Fond. 1870, 9. 575. Mongalla. Etiam in Aegypto inferiori. 14. Larinia chloreis (Audouin). — Epeira chloreis Audouin, in DeseriptcEg.s1,4pars' IV p. 133 (ex}Säavieny. Atlas, tabs IIl, Fe Si EeOE Unter der Annahme, daß die Kristallmolekel aus chemi- schen Molekeln aufgebaut sind, wäre für den kristallisierten Lievrit die vierfache Formel zu schreiben, da erst diese der Symmetrie der rhombisch-holoedrischen Klasse genügt. Die Zugehörigkeit des Lievrites zu dieser Klasse wird auch durch die Ätzfiguren bestimmt. Es ist aber auch die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen, daß der Lievrit eine Molekularverbindung darstellt, in welcher die Verbindung Magnetit mit einem wasserhaltigen Calcium- Ferrosilikat vereinigt wäre. Die doppelte Formel des Lievrites Si,O,,Fe,Fe,H, ergäbe sodann die Gliederung Fe,FeO,+ za OLD, Be,0;.: Von den zur Datolithgruppe gezählten isomorphen Mine- ralen Euklas, Datolith, Homilit und Gadolinit ließen sich zwei, der Datolith und der Gadolinit, in größeren Mengen beschaffen und durch Säuren zersetzen. Sie versprachen bezüglich der Kieselsäuren, aus denen sich die Minerale der Datolith- gruppe ableiten, ein brauchbares Resultat zu geben. . Datolith Si,O, „Ca, B,H,. a) Bergenhill. Zur Untersuchung wurden Icm große, wasserklare Kristalle verwendet, deren spezifisches Gewicht bei 181/,° 30031 betrug. 1 Ebenso wie in den früheren Mitteilungen ist statt —O — ein Strich, statt Si=O die Bezeichnung Si oder Si gesetzt. 1182 A. Himmelbauer, Eine Analyse des Minerales ergab (Aufschließen mit Salz- säure, B,O, aus der Gewichtsdifferenz berechnet): Gefunden Berechnet Bodewig "held Silieiumdioxyd ...... 37:49 3754 3748 35'74 Eisenoxyd \ 0-08 = 0-12 Aluminiumoxyd$ < — .. - Eisenoxydul: 031 Caleiumoxyd. ".n.2. 34:70 3500 35'42 3514 Wassers er 2 5:84 3'683 571 6-14 Borsesguioxyd 2... 21°89 21'883 „21:14 2260 10000 10000 99-837 99-93 Analysen des Datolithes von diesem Fundorte haben Bodewig! und Whitfield? veröffentlicht. Dieselben sind zum Vergleich angeführt. 2:5 g geschlämmten Pulvers wurden durch verdünnte Salzsäure zersetzt. Die Zersetzung ging innerhalb weniger Tage vor sich. Es bildete sich eine flockige Kieselsäure. Die. einzelnen Flocken ließen unter dem Mikroskop deutlich die Umrisse des ursprünglichen Materials erkennen; sie zeigten die Färbung trüber Medien und waren einfachbrechend. Zur Kurvenbestimmung wurde die Säure in eine Glas- schale gespült und vom Beginn des Trocknens täglich ein- mal gewogen. Die Gewichte waren: 4.2339 26174 1'3527 10708 10714 16165 12647 02819 — 00006 Unter Vernachlässigung der kleinen Gewichtszunahme liegt der Knickpunkt bei 10708. Die Entwässerungskurve bricht plötzlich ab und setzt sich in eine Gerade fort. Die dargestellte Säure ist demnach luftbeständig. Nach einer späteren Wägung beim Gewichte 1:0720 8 wurde die Säure geglüht und ergab einen Gewichtsverlust von 01405 8, was 13°10°/, H,O entspricht. Der’ Rückstand nach dem Abrauchen mit Flußsäure konnte vernachlässigt werden. b) Toggiana. Zur Untersuchung dienten große, wasser- helle Kristalle einer Stufe des k. k. naturhistorischen Hof- museums. 1 Zeitschrift für Kristallographie, VIII, p-. 217. 2 Ann. Journal Sc., 1887, XXXIV, p. 281. Whit- Über Lievrit und die Datolithgruppe. 1183 Pulver dieses Datolithes, das durch einen Tag der Ein- wirkung von Methylenblau überlassen blieb, färbte sich nur ganz schwach bläulich. Eine Analyse ergab: Gefunden Berechnet Tschermak SIieltumdiorydei. era RR 877256 37:54 38'2 Eisenoxyd-+Aluminiumoxyd.. 0°40 — — EHeimexydt MhymnR m 34:74 3500 349 NIERBEReN ORTEN AR: 10209 8683 DZ BoszesqWOorRyYH.nN heller 2022 21388 202 10000 10000 1000 . Auffallend ist.der hohe Wassergehalt. Vielleicht entweicht bei starkem Glühen mit dem Wasser auch etwas Borsäure. Vor dem Gebläse. schmilzt das Pulver.zu einem durchsichtigen, farblosen Glas. Von dem Datolith dieses Fundortes liegt eine Analyse von Herrn Hofrat Tschermak! vor, die zum Vergleiche mit- angeführt ist. Zur Darstellung der Kieselsäure wurden 218g ge- schlämmten Pulvers mit verdünnter Salzsäure zersetzt; die Säure schied sich nach einigen Tagen in Gestalt von Flocken ab. Nach der üblichen Methode behandelt, gab sie bei täglich einmaliger Wägung folgende Gewichte: 51781 34474 19376 170159 09375 09384 127807 15098 09217 00784 — 0°0009 Der Knickpunkt liegt bei 09375 £. Der Wasserverlust bei einer späteren Wägung von 09390 g betrug 0:1265 8 = 13'47°/,. Der Rückstand nach dem Ab- rauchen konnte wieder vernachlässigt werden. Bei der Zersetzung einer Menge von 1'1568 g Datolith gingen 0°0303 g SiO, in Lösung, ungefähr 7°/, der ge- samten Säure. Eine Datolithsäure, die, nachdem sie völlig getrocknet war, stehen blieb, gab nach zwei Monaten einen Wasser- 1 Diese Sitzungsberichte, XLI, p. 60. 1184 A. Himmelbauer, verlust von 12°67°/,, was wieder für die Beständigkeit der Säure spricht. Einen Tag mit Methylenblau behandelt, färbte sich die bereits trockene Säure hell berlinerblau. Zur Charakterisierung der Kieselsäure wurde zunächst deren Brechungsquotient nach der Methode der Becke’schen Lichtlinie bestimmt. Als Vergleichsflüssigkeit diente ein Gemisch von Benzol und Alkohol. Die Bestimmung ergab n = 1'436 als Mittel aus zwei Werten » = 1'4357 und n = 1'4367. Versuche, mit Natriumlicht zu arbeiten, scheiterten an der großen Licht- . schwäche desselben. Die Bestimmung war durch eingeschlos- sene Luftbläschen sehr erschwert. ‘Die Dichtebestimmung (bei 181/,°) gab folgenden Wert: Pyknometer mit Wasser... 327248 Säure.... 0'3762 (für den "theoretischen Wassergehalt berechnet) 33 1005 Pyknometer mit Säure .... 329293 Onkzi2 Daraus berechnet sich die Dichte zu 2 197. Bei dreitägiger Behandlung mit NaOH ging ein Teil der Säure in Lösung. Diese gab beim Eindampfen einen vollständig farblosen, glasartigen Körper. Bei der Analyse desselben wurden erhalten 04187 g SiO, und 0°3818 g NaCl, was auf ein Ver- hältnis Si,.,, Na, führt. Die erhaltenen Zahlen für den Wassergehalt der Säure 1310 und 13'47 ergeben das Verhältnis Si,O,H,, welchem 12°98°/, Wasser entsprechen. Da die (unter Berücksichtigung der Isomorphie) einfachste Formel des Datolithes Si,O,,B,C3,H; ist und kein Grund vorliegt, eine höhere Zusammensetzung anzunehmen, so wird für die Formel der hier erhaltenen Säure der Ausdruck Si,O,H, angenommen. Diese Kieselsäure soll als Datolithsäure bezeichnet werden. Für ihre Konstitution sind mehrere Möglichkeiten gegeben, je nachdem die beiden Si Über Lievrit und die Datolithgruppe. 1185 einfach, doppelt oder dreifach gebunden angenommen werden. Die betreffenden Strukturformeln wären demnach: a) H-5Si-S—H D|SI=SI=H, c) H-Si=Si—H Am wahrscheinlichsten ist die erste Formel, welche sich direkt aus jener der Metakieselsäure ableitet. Der Datolith ist demnach ein Borosilikat. Wird nach Ana- logie der Aluminiumverbindungen angenommen, daß in der Borsäure ein Atom Wasserstoff durch ein Metall ersetzt sei, so wäre hier das Calcium durch Sauerstoff zum Teil an Silicium, zum Teil an Bor gebunden, so daß mit dem Ca-Silikat ein saures Ca-Borat vereinigt erscheint. Die Strukturformel des Datolithes wäre demnach zu schreiben: Se Gef | | Si Car El Durch Einwirkung von Essigsäure läßt sich der Datolith bereits in der Kälte zersetzen, ebenso durch langes Einwirken von Ammonchlorid bei 100°. Gadolinit Si,O,,„Y,Be,Fe.! Verwendet wurde ein großer, undeutlicher Kristall von Ytterby. Das Material wurde sorgfältig aus den innersten, reinsten Partien des Kristalles ausgewählt. Die einzelnen Splitter waren unter dem Mikroskop braungrün, doppelbrechend. Das Mineral war demnach nicht zersetzt und die daraus abge- schiedene Säure mußte dem frischen Gadolinit entsprechen. Das Pulver hatte hellgraubraune Farbe. Das Mineral hatte bei 18!/,° ein spezifisches Gewicht von 4'4473. Eine Analyse wurde nicht vorgenommen. Mit Salzsäure zersetzte sich der Gadolinit viel schwerer als der Datolith, erst nach zwei bis drei Wochen hörte das Knirschen unter dem Glasstab auf. Die erhaltene Säure war feinflockig und ließ unter dem Mikroskop deutlich die ursprüng- liche Form der Splitter erkennen. Die einzelnen Flocken waren 1 In Hintze’s Handbuch ist irrtümlich Fe,Be,Y,SigO;, geschrieben. 1186 A. Himmelbauer, isotrop, sehr selten gab ein Splitter schwache Aufhellung unter gekreuzten Nicol. Die Gewichte einer aus 334g Gadolinit dargestellten Säure betrugen bei halblägiger Wägung: 2 0605 1'3628 08831 07835 07825 07829 06977 04797 00996 00010 —0 0004 / Die Entwässerungskurve bricht wieder plötzlich ab und setzt sich annähernd in eine Gerade fort. Die Säure wurde bei einem Gewichte von 0:7841g seglüht und ergab einen Wasserverlust von 0°1108 g. Mit Flußsäure und einigen Tropfen Schwefelsäure abgeraucht, blieb ein bedeutender Rückstand, 0'0354 8, wahrscheinlich unzersetzte (isotrope?) Substanz, da nach dem Aufschließen desselben mit Natriumcarbonat ein etwa der Zusammensetzung desGadolinites entsprechender Gehalt an SiO, gefunden wurde. Die durch Subtraktion dieses Wertes korrigierten Zahlen ergeben einen Wasserverlust von 14°80°),. Ein zweiter Versuch, bei dem 4:40 g Pulver zersetzt wurden, gab die Gewichte: 25070 1'9213 1'3592 10235 0:9771 09766 09784 05857 05621 03357 0.0464 00005 —0'0018 Der Glühverlust bei dem Gewichte von 0°'9784 betrug 0:1320 g, der Rückstand nach dem Abrauchen 0:0500 8. Wird dieser Wert als Korrektur benützt, so ergibt sich ein Wasser- gehalt von 14°22°/,. Mit Methylenblau färbte sich die trockene Säure ber blau, dunkler als die aus dem Datolith erhaltene. Die Dichtebestimmung, die bei einem so großen Rück- stande nicht sehr zuverlässig erscheint, gab folgendes Resultat: Pyknometer mit Wasser... 32:7338 Säure ..... 11063 (für den Theereischen Wassergehalt Sarselr ned) Pyknometer mit saure. ..0.98 3199 1 Der gefundene Wassergehalt betrug 14°270/,. Über Lievrit und die Datolithgruppe. 1187 Diese Werte sind bereits für einen Rückstand von 00761, der wieder als unzersetzter Gadolinit angenommen wurde, korrigiert. Es ergibt sich daraus eine Dichte von 2'217 (18!/,°). Durch drei Tage mit NaOH behandelt, ging ein Teil der Säure in Lösung. Eingedampft war das saure Salz glasartig, völlig farblos. Die Analyse desselben ergab 0'9380 g SiO, und 0:7964 g NaCl, also ein Verhältnis Si,.,,Na.. Es ist anzunehmen, daß dem Gadolinit dieselbe Säure zu Grunde liegt wie dem Datolith. Seine einfachste Struktur- formel wäre demnach zu schreiben: Ser, | | Dopz Ste Bey Mit Chlorammon färbt sich das Pulver langsam braunrot. Obwohl zwei Glieder der Datolithgruppe, der Euklas und der Homilit, nicht untersucht wurden, so ist doch vermöge der Isomorphie der vier Minerale sehr wahrscheinlich, daß die- selben dem gleichen chemischen Typus entsprechen und alle von der Kieselsäure Si,0O,H, (Datolithsäure) abzuleiten sind. Die Struktur dieser Verbindungen wäre daher eine analoge, wie sich aus folgender Übersicht ergibt: Euklas Datolith Se Be Al Si—-Be—Al—H SION NE Be, Hl, Gadolinit Se Be NM & | | 7 Fe Si—Be —Y SEOmMNsBe le Si Ca BSH | | Si Ca Bon Si,0,,B,Ca,H, Homilit Si,0,,B,Ca, Fe 1188 A. Himmelbauer, Über Lievrit und die Datolithgruppe. Die vorliegende Arbeit wurde im mineralogisch-petro- graphischen Institute der Universität ausgeführt. Meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Hofrat Tschermak, spreche ich für die gewährte Hilfe meinen ergebensten und innigsten Dank aus. Herrn Hofrat Ludwig sowie Herrn Dozenten Dr. Panzer und Herrn Assistenten Dr. Zdarek danke ich recht sehr für die Erlaubnis, einen Teil der Analysen im medizinisch- chemischen Institute durchführen zu dürfen und für die dabei gewährte Unterstützung, ebenso Herrn Prof. Becke, der mich die Bestimmung der Brechungsquotienten bei den Kieselsäuren lehrte. Schließlich verdanke ich noch der Güte des Herrn Direk- tors Berwerth die Überlassung schöner Datolithe für die Untersuchung aus dem k. k. Hofmuseum. 1189 Revision von 292 der von J. Feltgen auf- gestellten Ascomycetenformen auf Grund der Originalexemplare von Prof. Dr. Franz v. Höhnel, k.M.k. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Unter den Mykologen, welche im letzten Jahrzehnte, nach ihren Publikationen zu urteilen, am meisten zur Kenntnis der mitteleuropäischen Ascomyceten beigetragen haben, ist in erster Reihe J. Feltgen in Luxemburg zu nennen. Derselbe hat nach seinen Angaben nicht nur gegen 1800 verschiedene Ascomycetenarten im Gebiete von Luxemburg an zahlreichen Standorten nachgewiesen, sondern gibt auch in seinen verhältnismäßig umfangreichen, im »Recueil des Memoires et des travaux, publies par la societe botanique du Grand-Duche de Luxembourg« erschienenen » Vorstudien zu einer Pilzflora des Großherzogtums Luxemburg« nicht weniger als 435 als neu bezeichnete Formen an, die sich in 241 Arten, 85 Varietäten und 109 Formen gliedern. Wenn man bedenkt, daß die Pilze im allgemeinen weite Verbreitungsbezirke haben und gerade der nordwestliche Teil des europäischen Festlandes seit Desma- ziere,LibertundRoberge durch zahlreiche Kryptogamologen verhältnismäßig genau erforscht ist, so muß diese Fülle von neuen Formen auf einem kleinen Gebiete sehr wundernehmen. Nichtsdestoweniger wurden Feltgen’s Publikationen, aus einer Hauptarbeit samt Nachtrag I, 1897 bis 1899, 417 Seiten; Nachtrag I, 1901, 243 Seiten; Nachtrag III, 1903, 328 Seiten, und dem 1905, nach dem im Mai 1904 erfolgten Tode des Autors erschienenen Nachtrag IV, aus 91 Seiten bestehend, von den 1120 F. v. Höhnel, Fachkreisen und der mykologischen Literatur als vollgültig und mit großem Interesse entgegengenommen und Seine neuen Formen haben sämtlich Aufnahme in das wichtige Sammelwerk der Sylloge fungorum gefunden. Ein näheres kritisches Studium derselben hätte allerdings auch ohne Einsichtnahme in die Originalexemplare Momente zu Tage gefördert, die zu Zweifeln geführt hätten. Wenn der Autor des Öftern an demselben Zweigstücke zwei oder drei neue Formen findet oder gar vier verschiedene neue Ophiobolus- Arten auf denselben /ris-Stengeln angibt, so müssen derartige ans Unglaubliche grenzende Funde für jeden Erfahrenen als höchst unwahrscheinlich erscheinen. Ebenso ergeben sich beim Studium seiner Arbeiten Momente, die eine unzureichende Substratkenntnis verraten und bekanntlich ist diese Substrat- kenntnis ein Grunderfordernis jedes tüchtigen Mykologen. Unter diesen Umständen hatte ich mich entschlossen, ins- besondere auch mit Rücksicht auf die Wahrscheinlichkeit, daß sich unter den zahlreichen Funden Feltgen’s sicher auch vieles Gute und Interessante vorfinden werde, die Originalexemplare der von Feltgen publizierten und als neu angegebenen Formen einer Nachuntersuchung zu unterziehen. | Die Möglichkeit hiezu wurde mir geboten durch das opfer- willige Entgegenkommen des gegenwärtigen Besitzers des Herbarium Feltgen’s, Herrn Professors Dr.. Felix Heuwertz-in ‚Echternach (Luxemburg), der mir in wohlverstandenem Inter- esse der Wissenschaft mit der größten Bereitwilligkeit auf meine Bitte hin die von ihm vorgefundenen Originalexemplare der „neuen Formen Feltgen’s zur Untersuchung überließ. Es waren dies 292 Exemplare (199 Arten, 46 Varietäten und 47 Formen). ‚Damit war allerdings die Zahl der von Feltgen angegebenen Neuheiten nicht erschöpft, es fehlten noch davon 143 (42 Arten, 39 Varietäten und 62 Formen); diese scheinen im Herbar durch Originalexemplare nicht vertreten gewesen zu sein. Da sich durch die ausgeführte Untersuchung herausgestellt hat, daß sich unter den 292 geprüften Originalexemplaren 251 aus irgend einem stichhaltigen Grunde zu streichende Formen be- finden, so müssen die nicht geprüften, im Herbar anscheinend Revision der Ascomycetenformen. 1191 fehlenden 143 Formen, deren Verzeichnis weiter unten folgt, als sehr zweifelhaft angesehen werden. Die Gründe für die vielen Fehlgriffe Feltgen’s sind natur- gemäß sehr mannigfaltig und von Fall zu Fall andere. Im all- gemeinen liegen sie in den ganz unzureichenden Hilfsmitteln des Genannten an Literatur und Vergleichs-Exsikkaten und in dem Umstande, daß derselbe auch die dürftigsten und unbrauch- barsten Funde als vollwertig ansah und auf solche zahlreiche Neuheiten gründete. Auch fehlte ihm der absolut notwendige Verkehr mit den hervorragenden Spezialisten, ohne deren Hilfe der Anfänger über gewisse Fehler und Schwierigkeiten nicht hinweskommt. Es ist irrtümlich, zu glauben, daß man mit Hilfe der gewöhnlichen Handbücher oder der Sylloge fungorum sichere Bestimmungen ausführen könne. Es sind dies zwar unentbehrliche Hilfsmittel hinzu, aber für sich allein genügen sie nicht und führen in der Regel zu Fehlgriffen. Die Haupt- schwierigkeit des speziellen Mykologen bestehtin derrichtigen Feststellung des nächstverwandten Formenkreises des unter- suchten Organismus. Da nun aber bei der großen Zahl und der engen Verwandtschaft der Pilze miteinander sich ähnliche Formenkreise fast bei jeder Form an oft weit voneinander ent- fernten Stellen des Systems vorfinden, wird schon bei dieser Feststellung vom Unerfahrenen in der Regel der Fehler gemacht und bleibt dann jede weitere Mühe vergeblich. So zeigen die Dothideaceen unterden Pyrenomyceten enge Beziehungen mit den Pseudophacidien, finden die Humarien analoge und höchst ähnliche Formen bei den Ascoboleen, zeigen die Hypocreaceen Wiederholungen von Sphaeriaceen, ebenso haben die Lophiostomaceen homologe Gattungen bei den Leptosphaeriaceen, die Gnomonieen sind aufs engste mit Diaporthe verbrüdert u. S. w. Daher ist die genaue Kenntnis der häufigeren Grundtypen der wichtigeren Familien von größter Bedeutung. Diese Kenntnis fehlte augenscheinlich Feltgen, daher die zahlreichen falschen Einreihungen. An so dürftigen Exemplaren, an welchen er, wie die von mir nachgeprüften Exsikkaten lehren, seine Mühe ver- schwendete, kann diese Kenntnis auch nicht erworben werden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 8l 1192 F. v. Höhnel, Tatsache ist, daß bei weitem der größte Teil seiner Auf- sammlungen (auch die von mir durchgesehenen Polyporeen und Telephoreen zeigen dasselbe) ganz unzureichend ist. Bei 6Discomyceten und 27’ Pyrenomycetenwares mirun- möglich, den von ihm als darauf vorkommend angegebenen Pilz am Originalexemplar zu finden. Überdies zeigten 13 Originale von Discomyceten und 11 solche von Pyrenomyceten nur ganz unbestimmbare Pilzrudimente. Als wirklich gute Exemplare konnten nur einige Prozente derselben gelten. Durch diesen prekären Zustand seiner Aufsammlungen ergaben sich bei der Nachprüfung die größten Schwierigkeiten und ein bedeutender Aufwand von Mühe. Wenn trotz der hiemit verbundenen Enttäuschungen die Arbeit doch mit der größten Gewissenhaftigkeit und Geduld durchgeführt wurde, so war es die Überzeugung von der Wichtigkeit derselben, welche leitete. Ist doch durch dieselbe die große Anzahl von 251 nicht oder falsch begründeten Formen, die sonst wahrscheinlich durch Jahrzehnte in der Literatur ihr Unwesen getrieben hätten, unschädlich gemacht und auch gleichzeitig den noch fehlenden 143 Formen ein Warnungs- zeichen beigefügt worden, während die, wenn auch nicht sehr zahlreichen, aber zum Teile sehr interessanten Formen von Wert in das wohlverdiente Licht gesetzt wurden. I.+Spezieller @Peil: A.Pyrenomyceten. Nectria Westhofliana P. H. et Lind. var. ccriicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 307). Auf faulendem Schuhleder. Die Sporen sind 10 bis 13= 5 bis 5t/,ı« groß; einreihig im 8SO= 61 großen Ascus. Ist von N. ditissima Tul. ein- fach nicht zu unterscheiden. Das Stroma ist allerdings nicht entwickelt, doch kommt dies bei dieser Art auch auf dem nor- malen Substrate oft vor, um so weniger ist es bei der anormalen oder zufälligen Kümmerform auf Leder auffallend. Warum sie zur N. Westhoffiana gezogen wird, die offenbar viel breitere Sporen hat, ist mir nicht klar. Revision der Ascomycetenformen. 1193 Der (III. Nachtrag, p. 307) als N. citrina auf Zweigspitzen von Sorbus Aria angeführte Pilz ist laut Originalexemplar Charonectria lıteola (Rob.) von Höhnel auf Blattspindeln von Fraxinus, ganz übereinstimmend mit Desmaziere, Pl. crypt. de France, Ed. 1, Nr.2078 (Ann. de Sc. nat. 3,8. XV]. p. 312). Ist in der Sylloge als Calonectria angeführt, hat aber einge- wachsene Perithecien. Nectria Aquifolii Berk. var. appendiculata Feltg. (III. Nach- erale> 79209). An berindetem Zweig von Dex Aguifolium. Der Pilz ist ganz typische N. inaurata, Berk. u.Br. Die Anhängsel der Sporen sind die sich entwickelnden Spermatien. Die ganze seitenlange Auseinandersetzung Feltgen’s ist gegen- standslos. Nectria cinnabarina Fr. var. oligocarpa Feltg. (III. Nach- trag, p. 304). An Spiraea Douglasii. Ist nichts als eine an den dünnen Zweigen naturgemäß schlechter entwickelte N. cinnabarina und keine eigene Form. Calonectria belonospora Schröt. var. unicaudata Feltg. (III. Nachtrag p. 3058). An dürren Stengeln von Olematis Vitalba. Der Pilz kommt am Originalexemplar nur äußerst spärlich vor. Erst nach längerem Suchen gelang es mir, einen Quer- schnitt durch ein anscheinend reifes Perithecium (und einige unreife) zu Gesicht zu bekommen. Die Perithecien sind tief eingesenkt und kann iich Feltgen’s Angabe, daß sie schließlich fast oberflächlich werden, nicht bestätigen. Die Wandung der Perithecien ist weich, aber blaß bräunlich, also nicht ganz typisch nectriaceenartig, doch dazu neigend. Die übrigen Angaben Feltgen’s dürften richtig sein, soweit ich dies nach dem Gesehenen beurteilen kann. Demnach hat der Pilz mit. der Schröter’schen Art gar nichts zu tun und kann entweder als eine nicht ganz typische Micronectria oder als eine (sehr abweichende) Metasphaeria betrachtet werden. Der Pilz hat anscheinend seinen nächsten Verwandten in M. Pterocarpi Racib. (welche Art ebenfalls keine typische Micronectria ist) und scheint es mir am richtigsten, 1194 F. v. Höhne], die Art als M. unicandata (Feltg.) v. H. zu bezeichnen. Viel- leicht empfiehlt es sich, jene Micronectria-Arten, welche keulige Asci und zylindrische bis spindelförmige (nicht fadenförmige) Sporen besitzen, in eine eigene Gattung, für welche ich den Namen Micronectriella vorschlage, zu versetzen. Zur sicheren Feststellung der richtigen Stellung des Pilzes muß seine noch- malige Auffindung in besseren Exemplaren abgewartet werden. Giberella Saubineti (Mont.) f. acuum, Feltgen. (III. Nachtrag, p. 308). An faulenden Pinus-Nadeln. Feltgen hat hier, ohne die Sporen gesehen zu haben, eine Form aufgestellt. Die Sporen sind länglich zylindrisch, mit drei Querwänden, an beiden Enden abgerundet, 20 bis26=6 1 groß. Die Asci sind zirka 84 = 9, oben stumpf abgerundet. Die Peri- thecienmembran ist dunkelblauviolett. Hat mit G. Saubinetii nichts zu tun und ist identisch mit G. cyanogena (Desm.). G. Saubinetii hat zugespitzte Asci und spindelförmige Sporen. Sporormia funiculorum Feltg. (II. Nachtrag, p. 300). An faulendem Bindfaden. An dem Originalexemplar findet sich neben Perispo- rinm funicnlatum Pr. noch P. typharum Sacc. Letztere Art hat deutlich zellige, dünnwandige, häutige Perithecien und längere Asci. Beide Pilze sind ganz überreif, ohne Ascı. Von einem Ostiolum und von Borsten, die Feltgen angibt, ist nichts zu sehen. Da das Material sehr alt ist, sind die Peri- thecien nicht mehr so glänzend. Trotz der Ausführungen Feltgen’s handelt es sich hier um ein Perisporium und nicht um eine Sporormia. Da P. typharum ganz gut stimmt und eine große Zahl voneinander höchst ähnlichen Perisporium-Arten (unvollständig) beschrieben sind, handelt es sich sicher nicht um eine neue Art. Dazu wäre das Exemplar auch zu alt. Sp. funicnlorum Feltg. muß als synomym zu P. typharum betrachtet werden. Der hier als P. funiculatum Pr. bezeichnete Pilz wurde von Feltgen (Ill. Nachtrag, p. 313) als P. vulgare Cda. be- stimmt; allein nach eingehendem Vergleich des Pilzes mit den Revision der Ascomycetenformen. 1195 Exemplaren in Krieger, Fung. saxon., und den Abbildungen in den Funsi italici ist diese Bestimmung unrichtig. Lophiostoma roseotinctum EIl. u. Ev. var. ebulicula Feltg. (III. Nachtrag, p. 263). Auf dürren Stengeln von Sambucus Ebulus. Die Beschreibung Feltgen’s ist ganz gut, doch ist der Pilz ganz unreif und seine Zugehörigkeit zweifelhaft. Mit L. roseo- tinctum (= Leptosphaeria rubro-tincta Ell.etEv.) hat der Pilz gewiß nichts zu tun. Eher könnte er als eine Riesenform von L. rubicunda Rehm betrachtet werden. Doch scheint es eine neue gute Art zu sein. Die Ostiola sind bald rundlich, bald länglich und stellt der Pilz daher eine Zwischenform zwischen Lophiostoma und Leptosphaeria dar. Der Pilz hat L. ebulicolum (Feltg.) v. Höhn. zu heißen. Lophiotrema quercinum Feltg. (II. Nachtrag, p. 186). Auf dürrem Astholz von Ouercus robur. Der Pilz wächst nicht auf Eichenholz, sondern auf Fagns- Holz. Ich halte ihn für Lophiosphaera Beckhaustii (Nitsch.) Bee: Vogl (in, Berlesse,..leen., .1,,p..3,...Lafel IH, Deut 3). Die. Kisur, in. Berlese,; stimmt, zwar, .ıyas “ die Sporenform anlangt, gar nicht überein, allein ich zweifle nicht daran, daß sie verfehlt ist, denn Lehmann'’s Figur 42 (in Systematische Bearbeitung der Pyrenomycetengattung Lophiostoma in Nova acta Leop. Carol. 1886) stimmt voll- kommen. Nur gibt Lehmann die Sporen mit 45 = 9 u wesent- lich größer an, während Berlese die Sporen als 32 bis 3428 u groß bezeichnet, was ziemlich gut zu dem Exemplar, das bis 30=61. große Sporen nach dem Feltgen’schen Original zeigt stimmt. | Die Sporengrößen wechseln aber bei den Lophiosto- maceen außerordentlich, wie ich mich oft überzeugt habe, und auch aus Lehmann's Bearbeitung und den vielen Wider- sprüchen der Autoren hervorgeht. Maßgebend ist jedenfalls, daß der Pilz wie L. Beckhausii auf Fagus-Holz vorkommt und Lehmann'’s Figur vollkommen stimmt. Auch ist Feltgen’s 1196 F. v. Höhnel, Exemplar nicht ganz reif. Wie schon Berlese angibt, neigt die Art zu Lophiotrema und dürfte im Alter 3 bis 5 Querwände in den Sporen haben. Sie dürfte daher besser als Lophiotrema betrachtet werden. Mit dieser Form hat Feltgen (Ill. Nachtrag, p. 262) einen ganz anderen Pilz, der tatsächlich auf Eichenholz wächst, zu- sammengeworfen, der aber, wie das eingesehene Exemplar mir zeigte, davon gänzlich verschieden ist. Die Perithecien dieser Form sind unregelmäßig knollig-kugelig und meist mit sitzen- der kurzer Mündungsspalte, ohne Schnabel. Die Sporen sind braun und bis über 40 uw lang, meist 4- (bis 6?)zellig, die zwei mittleren Zellen sind kürzer. Der Pilz ist schlecht entwickelt und vor der völligen Reife vertrocknet und eigentlich un- bestimmbar. Da das Ostiolum auch oft rundlich ist, stellt er eine Mittelform zwischen Lophiostoma und Trematosphaeria dar, dürfte aber am besten als Lophiostoma betrachtet werden. Es scheint eine bisher unbeschriebene Form zu sein und wird wohl am besten als L. guercinum Feltg. emend. bezeichnet. Ceratosphaeria obliquata Feltg. (II. Nachtrag, p. 203). Auf Pinus-Astholz. Wächst nicht auf Pinus-Holz, sondern auf Fagus-Holz. Feltgen hat nach dem Originalexemplar einen unreifen Zustand beschrieben. Der Pilz ist ganz genau Rhamphoria iympanidispora Rehm. Viele Asci sind ganz mit den sperma- toiden Sporen ausgefüllt. | Lentomita dubia Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 279). An verholzten Zweigen von Calluna vulgaris. Die Perithecien sind dicht gesellig, sitzen in der Rinde, werden durch Abwurf derselben frei, 250 u breit, mit etwa 400 u langem Schnabel. Ein Stroma kaum angedeutet. Para- physen ganz fehlend. Asci keulig, 40 = 6; Sporen spindelförmig, hyalin zweizellig mit 4 Öltropfen, an den Enden mit kurzen Schleimspitzchen, etwa 14 x 21), bis 3 u. Ist eine ausgesprochene (Gmomonia ähnliche) Dia- porthe Tetrastaga aus der Verwandtschaft der D. crassicollis Nitschke. Revision der Ascomycetenformen. IL Hat daher D. dubia (Feltg.) v. H. zu heißen. Die Perithecien sind im reifen Zustande ziemlich weich, häutig und werden im Alter hart, kohlig und brüchig. Der als Ceratostomella investita Starb. (1. Nachtrag, p. 202) bestimmte Pilz hat nach dem Originalexemplar 8 bis 9 = 3 bis 4 u große Sporen und ist (C. cirrhosa (P.). Ceratosphaeria aparaphysata Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 280). An dürrem Astholz von Fagus. Das ÖOriginalexemplar besteht nur aus ein paar kleinen Holzsplittern. Ich fand an denselben nur einige Perithecien von Ceratostomella cirrhosa (P.). Von Feltgen’s Pilz keine Spur. Auffallend ist eine gewisse Ähnlichkeit der Beschreibung Feltgens mit der von Metasphaera Robergia Sch. u. Sacc. Ich kann Arten, die am Originalexemplar nicht zu finden sind, Deireinem Autor, der so viele Behler machte, nicht anerkennen. Sie muß daher gestrichen werden. Ceratosphaeria occultata Feltg. (III. Nachtrag, p. 280). Auf morschem Astholz von Fagus. Was Feltgen beschrieben hat, ist ein unreifer Pilz. Die Sporen sind schließlich eiförmig, oben abgerundet, unten zuge- spitzt,bis 25 2 9°5 uw groß, mit 7 bis 9 Querwänden und mehreren Längswänden. Es ist eine Rhamphoria, welche der Rh. tym- panidispora Rehm nahe steht. Der Pilz muß Rh. occultata (Feltg.) v. H. heißen. Rosellinia occultata Feltg. (II. Nachtrag, p. 208). Auf berindeten Onercus-Schößlingen. Wächst nicht auf Eichen-, sondern auf Pirus-Schößlingen und stimmt aufs vollkommenste mit Fuckel’s Originalexemplar der Rosellinia conglobata Fuck. überein. Diese ist eigentlich eine Coniochaete, da die Perithecien nicht bloß rauh sind, wie angegeben wird, sondern auch zerstreute, kurze Borsten be- sitzen, was bisher übersehen wurde. Die Sporen sind meist nur 4 bis 6 u breit und bis 11 w lang. 1198 F. v. Höhnel, Feltgen’s Exemplar hat meist S bis 10:5 z4 bis 5 u große Sporen. Rosellinia subcompressa El]. et Ev. var. denigrata Feltg. (III. Nachtrag, p. 287). An Zweigholz von Sarothamnnus scoparius. Schon aus der Beschreibung Feltgen’s geht hervor, daß der Pilz keine Rosellinia, sondern ein Anthostoma sein wird. Nach längerem Suchen fand ich in der Tat an dem aus einem einzigen kurzen entrindeten Zweigstücke bestehenden Origi- nalexemplar einige im Holze meist gruppenweise eingesenkte Perithecien, die sich als zu Anthostoma intermedium Nitschke gehörig herausstellten. Die Sporen sind bis 12=5 uw groß und etwas abgeplattet; letzterer Umstand wird von Nitschke wohl nicht erwähnt, allein sicher nur aus Versehen, ist auch nicht wichtig, da die meisten Anthostoma- etc. Sporen etwas seitlich zusammen- gedrückt sind, was in der Regel nicht beachtet wird. Rosellinia brassicaecola Feltg. (I. Nachtrag, p. 288). An faulen Kohlstrunken. Die Sporen sind an dem nicht ganz reifen Pilz bis 16212 u groß, doch meist etwas kleiner. Warum die Art am nächsten mit R.horrida Hasz]. verwandt sein soll, ist nicht einzusehen; ich finde den Pilz, nach Vergleich, von R. ligniaria nicht ver- schieden. Die Art ist daher zu streichen. Rosellinia sordaria (Rehm) v. microtricha Feltg. (III. Nach- trag, p. 288). | Auf entrindetem Fagus-Astholz. Wächst nicht auf Fagus-, sondern auf Carpinus-Holz. Hat mit R. sordaria sicher nichts zu tun. Von R. velutina Fuckel durch viel stärkere Beborstung und größere Sporen verschieden. Ist bestimmt, wie der Vergleich mit Fuckel’s Originalexemplar lehrte, eine Form mit stärkerer Beborstung von R. conglobata (Fuckel), welche auch einzelne Borsten trägt und zu Coniochaete gehört. Sporen ganz übereinstimmend. Revision der Ascomycetenformen. 98 Feltgen’s Pilz kann als Varietät betrachtet werden und hat R. conglobata (Fuckel) var. microtricha (Feltg.) zu heißen. Stigmatea Gnaphalii Feltg. (III. Nachtrag, p. 255). Auf der Unterseite dürrer Blätter von Gnaphalium sylva- tieum. Dürfte nach dem Originalexemplar eine gute Art sein. Die Perithecien haben eine kleinerundliche Mündung. Sie befinden sich scheinbar im Haarfilz, doch ist das Exemplar alt und ver- morscht und sind sie ursprünglich offenbar in die Epidermis eingewachsen. Stigmatula applanata Feltg. (III. Nachtrag, p. 255). An Nadeln von Juniperus virginiana. Ist nach dem Originalexemplar Niptera turicensis Rehm vollkommen mit Rehm, Ascom. exsic. Nr. 1111, -überein- stimmend. (Diese Art dürfte keine Niptera sein, sondern zu den Dermateaceen gehören, da die Apothecien hervorbrechen und lederartig sind.) In den braunen Zellen des Excipulums kommen eigentümliche charakteristische Konkremente vor. Guignardia Berberidis (Delacr.) forma Spiraeae Feltg. (III. Nachtrag, p. 254). An dürren Zweigen von Spiraea. Das Originalexemplar ist alt und schlecht und zeigt nur enkleerie Perithecien. Nach Feltgen’s Notizen im Herbar ist es zweifelhaft, ob die Paraphysen fehlen und ob die Nährpflanze Spiraea ist. Die Art ist daher zu streichen. Guignardia rosaecola Feltg. (III. Nachtrag, p. 254). An dürrem berindeten Ast von Rosa canina. Ich konnte an dem Originalexemplar, das aus einem ein- zigen, kurzen, stark morschen, dürren Zweigstück besteht, keine Spur von dem beschriebenen Pilze finden. Die Art ist daher zu streichen. 1200 F. v. Höhnel, Physalospora macrospora Feltg. (III. Nachtrag, p. 253). An Zweigen von Acer campestre. Das Originalexemplar zeigt zweierlei Zweige, von Acer und von Cornus. Der beschriebene Pilz findet sich nur an den Cornus-Zweigen. Derselbe ist ganz unreif und zeigt hie und da zweizellige Sporen. Es ist ein Entwicklungszustand von Massa- rina Corni (Fuck.) sensu Winter und Berlese. Die Art ist daher zu streichen. Physalospora Alismatis Feltg. (II. Nachtrag, p. 179). An dürrem Stengel von Alisma Plantago. Das Originalexemplar besteht aus einem einzigen kurzen, stark morschen Stengelstück, an dem keine Spur von dem beschriebenen Pilze zu finden ist. Die Angabe, daß die Sporen zwei große elliptische Öltropfen zeigen, deutet darauf hin, daß es sich um einen Entwicklungszustand handelt. Die Art ist da- hen zulstzeichen: Physalospora microspora Feltg. (H. p. 208; I. Nachtrag, LO) An dürren Halmen von Zuzula albida. Nach dem Originalexemplar liegt ein ganz Unreitersrız vor, wahrscheinlich ein Discomycet, vielleicht Pyrenopeziza corcellensis Sacc. Wie Feltgen zu seinen Angaben kornmt, ist mir völlig unklar, da selbst das genaueste Absuchen des Originals keine Spur eines reifen Pilzes zeigte. Die Art ist volle zur Sa dert Physalospora dissospora Feltg.n. sp. (II. Nachtrag, p. 180). Auf dürren Zweigen von Calluna vulgaris. Ist eine sehr interessante neue Form, die aber mit Physa- lospora gar nichts zu tun hat. Ist meiner Ansicht nach auf Grund der Untersuchung des Originalexemplars, das aber fast zur Gänze überreif ist, eine eigentümliche Dothideaceae, mit Asporigen Asci, die die Mitte zwischen Phyllachora und Plowrigthia einnimmt. Die Stromate sind der Rinde tief eingesenkt und dann hervorbrechend, bis ?/, mm lang und !/, mm breit, mit wenigen Revision der Ascomycetenformen. 1201 Loculi. Asci zylindrisch, 60 bis 84 > 7 bis 8 u, sehr zahlreich, von vielen fädigen Paraphysen umgeben und überragt, viersporig. Die Sporen stehen einreihig, sind hyalin, im Alter etwas gelb- lich, ziemlich derbwandig, 16 bis 18 =7 bis 10 u. Jede Spore besteht aus zwei elliptischen, beidendig etwas spitz ver- schmälerten Hälften, die durch eine sehr schiefe Querwand voneinander getrennt sind, so daß der Eindruck erweckt wird, als wäre sie durch Verwachsung von zwei elliptischen, fast breitspindelförmigen Sporen entstanden. Würden die beiden sporenähnlichen Hälften voneinander getrennt sein, so hätte man eine Phyllachora oder Mazzantia vor sich. Auastiehitiesten scheint,es mir, für diesen Piizfemereiseme Dothideaceengattung Diplochora aufzustellen, die von der verwandten durch die viersporigen Asci und die Form der eigentümlichen Doppelsporen zu unterscheiden sein wird. Der Pilz wäre demnach Diplochora dissospora (Feltg.) varszuinennen. Mycosphaerella Sabinae Feltg. (III. Nachtrag, p. 258). An Zweigen von Juniperus Sabina. Von dem Pilze ist keine Spur an dem Originalexemplar zu finden. Die’ Art ist daher zu streichen. (Vielleiehtreine:Rlechte:) Mycosphaerella Columbaria Feltg. (Il. Nachtrag, p. 182). Auf Köpfchenstielen von Scabiosa Columbaria. leh finde diesPerithieeien ‚60.bis KlO7W stoß;, die Aset unten bauchig, oben derbwandig, zylindrisch und quer abge- stumpft, 32 bis 36 < 10 u; die Sporen länglich-keulig'9 bis 7 215 27, u mehrreihis, ‘Der Pilz stimmt vollkommen genügend zu M. sagedioides (Winter) auf Dipsacus und er- scheint die Aufstellung einer neuen Art ganz ungerecht- fertigt. Didymosphaeria lignicola Feltg. Forma Frangulae Feltg. An entrindeten Zweigen von Rhammus Frangnla. Die Paraphysen sind nicht einfach fädig, wie Feltgen angibt, sondern netzig verzweigt. Der Pilz ist also eine echte 1202 F. v. Höhnel, Didymosphaeria mit Clypeus. Ist nach dem Originalexemplar von der Stammform, die mir nicht vorlag, nicht verschieden. Scheint mir von D. brumneola oder D. albescens Niessl kaum wesentlich verschieden. Das Auftreten auf dem nackten Holz- körper ist ohne Bedeutung, da es auf eine nachträgliche Infek- tion der morschen, entrindeten Zweige zurückzuführen ist. Ist jedenfalls eine Form ohne Bedeutung. Didymella cladophila (Niessl]) var.buxicola Feltg. (III. Nach- trag, p. 251). | Auf dürren Zweigen von Buxus sempervirens. Ist nach dem Originalexemplar Diaporthe retecta Fuck. et Nitsch. Hat vereinzelte Pseudoparaphysen. Didymella apiculata Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 25). Auf dürren Ranken von Rubus caesins. Schon aus Feltgen’s Angabe, daß die Sporen zuletzt hell- bräunlich werden, ergibt sich, daß keine Didymella, sondern wahrscheinlich ein unreifer Pilz vorliegt. In der Tat zeigte die Unteisuchung des Originalexemplars, daß die Sporen reif braun und vierzellig sind. Es ist eine Leptosphaeria, wahr- scheinlich ZL. conoidea de Not. Didymosphaeria massarioides Sacc.etBrun. Forma Hederae Feltg. (IIL Nachtrag, p. 248). Auf berindeten Zweigen von Hedera Helix. Ist nach dem Originalexemplar eine hübsche Form, die aber mit D. massarioides gewiß gar nichts zu tun hat, wie der Vergleich der Diagnosen und das untersuchte Exemplar zeigten. Sehr wahrscheinlich ist die Form mit Sphaeria scabella Quclet, die ebenso wie jene auf morschen Efeuzweigen vor- kommt, identisch, obwohl bei der Que&let’schen Art die Sporen 80 u lang sein sollen, während sie bei Feltgen’s Form nur 22 u lang werden. Doch müßte dies noch geprüft werden, wozu mir das Material fehlt. Auch ist eine große Verwandtschaft mit Revision der Ascomycetenformen. 12083 Cladosphaeria latanicola Otth. unverkennbar. (Cladosphaeria — Massariella.) Auf keinen Fall kann die Form als Didymosphaeria be- trachtet werden, da die Perithecienwände dick und derb sind und die Paraphysen einfach und unverzweigt, während alle mir bekannten echten Didymosphaerien netzig verzweigte Paraphysen besitzen. Am richtigsten scheint mir die Form als Massariella sca- bella (Qu&let)? vorläufig bezeichnet zu werden. Berlese und Voglino stellten die Quelet’sche Art zu Didymosphaeria. Didymosphaeria subcorticalis Feltg. Forma Thujae Feltg. (III. Nachtrag, p. 247). Auf der Innenfläche der Rinde von Thuja orientalis. Der Pilz ist eine Didymosphaeria mit Clypeus (Massa- riopsis). Perithecien kugelig-birnförmig, zirka 220 u breit, derb; Sporen einreihig, wenig oder nicht eingeschnürt, braun, 11 bis 17 2 5!/, bis 7 u. Kann eine eigene Art sein, doch keine charak- teristische. Die Stammform (D. subcorticalis Feltg., II. Nach- trag, p. 173) auf der Innenseite von Salix-Rinde ist jedoch zweifelhaft, da Feltgen keine Asci gesehen hat. In der Sporen- form scheint aber nach der Beschreibung und dem, was ich bei der Forma Thujae gesehen habe, kein Unterschied zu bestehen. Von der Stammform lag mir kein Original vor. Didymosphaeria Rhois Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 248). An berindeten Zweigen von Rhus typhıina. Ist nach dem Originalexemplar offenbar eine gute Art, die durch feinwarzig rauhe und hiedurch körnig-trübe Sporen sehr ausgezeichnet ist und sich hiedurch, soweit mir bekannt, von allen Arten der Gattung unterscheidet. Keltgen hat jedoch diese Eigentümlichkeit der Sporen übersehen und ist seine Diagnose dahin zu verbessern. Didymosphaeria minima Feltg. (III. Nachtrag, p. 246). Auf Stengeln von Echium vulgare. Trotz aller Mühe konnte ich an dem spärlichen Original- exemplar den Pilz nicht finden. Die Angabe, daß die Asci nur 1204 F. v. Höhnel, bis 5 u breit sind, ist jedenfalls falsch, sie müssen bis 10 p breit werden, da die Sporen auch zweireihig vorkommen. Letztere werden als nicht eingeschnürt beschrieben, im Gegensatze zu den Skizzen im Herbar, die sie eingeschnürt zeigen. Die Art ist kaum autonom, wahrscheinlich nur eine klein- sporige Form von D. Winteri und wegen mangelhaftem Ori- ginalexemplar zu streichen. Venturia Deutziae Feltg. (III. Nachtrag, p. 245). Auf abgestorbenem, einjährigem Schößling von Denutzia scabra. Das Originalexemplar besteht aus einem einzigen, dünnen Zweigstück. Dasselbe rührtnicht von Deutzia scabra, sondern von Cornus alba her. Erst nach längerem Suchen fand ich (neben zahlreichen ganz leeren) ein Perithecium mit überreifem Inhalt, der der Feltgen’'schen Beschreibung entsprach. Von Mün- dungsborsten war aber an keinem Perithecium eine Spur zu sehen. Der Pilz ist daher keine Venturia, sondern eine Didy- mella, mit im Alter etwas gefärbten Sporen, also eventuell eine Didymosphaeria. Ich glaube, daß es sich um Didymosphaeria Corni (Sow.) sensu Niessl handelt. Leider ist aber Rabenh. Fungi europ. Nr. 2554 Saccothecium Corni (Sow.) Niessl (in Sched.)in meinem Exemplar nicht ganz reif, so daß keine sichere Entscheidung getroffen werden konnte;doch stimmt der Pilz, soweit ein Vergleich möglich ist, mit dem Feltgen’schen überein. (Sphaeria Corni Sow. in Fuckel, fungi rhen. Nr. 912 ist ganz unreif.) Didymosphaeria Typhae Feltg. necPeck (ll. Nachtrag, p. 172) —,D., Keltgeni Sy.d: Auf faulenden Stengeln von Zypha latifolia. Ganz vergeblich habe ich mich bemüht, an dern alten und schlechten Originalexemplar eine Didymosphaeria oder über- haupt einen bestimmbaren Pilz zu finden. Die Art ist daher zu streichen. Dazu kommt noch, daß, wenn man die Beschreibung kritisch betrachtet (dickkeulige Asci mit nicht einreihigen Sporen, Form dieser, keulig verdickte Paraphysen, die fast ein Revision der Ascomycetenformen. 1208 Epithecium bilden) und insbesondere Feltgen’s Skizzen der Art im Herbar näher ansieht, man zur Überzeugung ge- langt, daß es sich hier wahrscheinlich um ein verirrtes Apo- thecium von Karschia lignyota handelt, was zwar sehr absurd klingt, aber doch kaum anders sein dürfte. Didymosphaeria Idaei Feltg. (II. Nachtrag, p..172). Auf Ranken von Rubus Idaens. Ich finde am Originalexemplar, daß die Epidermis über den Perithecien, ebenso wie bei D. brunneola und D. diplospora dunkel gefärbt ist. | Dereinzige Unterschied gegenüberdiesen Arten, dieeinander sehr nahe stehen und zusammen mit D.albescens wahrscheinlich in denselben Formenkreis gehören, bestehtindenetwas größeren Sporen, wodurch die Form einen Übergang zur D. permutata Sacc. und D. rubicola Ber]. bildet. Die Sporengröße wechselt aber sehr und kann ich bei dem Mangel sonstiger Unterschiede diese Art nuralszur D. diplospora (Cooke) gehörig betrachten (wie auch Feltgen ursprünglich im Herbar). Amphisphaeria juglandicola Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 270). An entrindetem Astholz von Juglans regia. Das Holz rührt nicht von Juglans, sondern von Salix her. Ist nichts anderes als die Holzform von Didymosphaeria epider- midis (Fries). Wenn diese Art auf nacktem, festem Holz wächst, steht sie oberflächlich und die Perithecienmembran wird derber. Übrigens vollkommen mit der Normalform in der Rinde übereinstimmend. Es ist kein Zweifel, daß ein großer Teil der Didymosphaeria-Arten zusammengehört. (Siehe Rehm, Hedwigia 1879.) Die Art ist daher völlig zu streichen. Amphisphaeria Thujae Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 269). An dürren, berindeten Astspitzen von Thuja orientalis. Das Originalexemplar ist sehr kümmerlich. Erst nach län- gerem Suchen fand ich ein einziges überreifes Perithecium des Pilzes. Es ist kein Parasit, sondern ein Saprophyt, der sich nach- 1206 F. v. Höhnel, träglich in kleinen Rindenrissen angesiedelt hat und daher nur scheinbar hervorbrechend ist. Die Perithecienmembran ist braunschwarzz, fast kohlig, brüchig und außen mit kurzen, stumpfstacheligen Haaren versehen und daher rauh. Die Sporen sind nicht eingeschnürt, wie Feltgen angibt, zweizellig und rauchgrau. In jeder Zelle sind zwei Öltropfen. Gut ausgereift und entwickelt werden sie jedenfalls vierzellig sein. Die Paraphysen sind spärlich und undeutlich. Der Pilz ist jedenfalls eine Chaetomastia mit schlecht entwickelten Borsten und vielleicht nur eine Kümmerform von Chaetomastia jumi- perina (Karsten). Wahrscheinlich ist Amphisphaeria deformis Ell. und Langl., deren Diagnose eine auffallende Überein- stimmung mit unserem Pilze zeigt und die ebenfalls auf Thuja vorkommt, derselbe Pilz. Die Art ist wegen ungenügendem Originalexemplar völlig zu streichen. Er ist schlecht entwickelt, stellt ein spärliches und zufälliges Vorkommen dar und ist nicht sicher bestimmbar. Phorcys Eriophori Feltg. = Massariella Eriophori Sacc., Syll. XVII, 683 (Nachtrag III, 162). Auf Eriophorum angustifohium. Ist nach dem Originalexemplar Pleospora scabra Mouton (Bull. soc. bot. Belgique, 1900, p. 48) im unreifen Zustande. Phorcys sp. nov. Vorstudien, p. 221 = Massariella acerina Sacc,et Syd. in Sy EV 127303: An dürren Zweigen von Acer campestre. Die Perithecien sind, wo sie gut entwickelt sind, rasig ge- häuft und werden schließlich entblößt. Der Pilz ist daher keine Phorcys oder Massariella, sondern eine Otthia, die ganz be- iriedigend mit Ofthia Aceris Winter übereinstimmt. Die gering- fügigen Abweichungen genügen nicht zu einer spezifischen Trennung. Ein Originalexemplar von Otthia Aceris Winter konnte zwar nicht verglichen werden, doch stimmt Feltgen’s Pilz ganz mit Fungi longobardi Nr. 119 überein, die ich für Ofthia Aceris Winter halte. Revision der Ascomy cetenformen. 1207 Melanopsamma minima Feltg. (II. Nachtrag, p. 211). An Salixholz. Ist nach dem Originalexemplar Karschia cratincola Rehm. Der Pilz ist schlecht entwickelt, wird bis 250 u breit, reißt oben unregelmäßig auf. Asci 56 = 20, oben sehr dickwandig; Paraphysen oben ein schwach gefärbtes Epithecium bildend. Die Sporen stehen zu 5 bis 8 im Schlauche 2- bis 3reihig und sind reif durchscheinend oliven-gelbbraun, bis 32=29 u; die obere Zelle derselben ist etwas breiter und gegen die Spitze etwas verschmälert, die untere ist schmäler, mehr zylindrisch und abgerundet stumpf. Die Ascomata sind außen eigentümlich knotig-körnig rauh. Jod gibt keine Blaufärbung. Zigno&lla prorumpens (Rehm) v. oxystoma Feltg. (III. Nach- Enzen pr 292). Auf Eichenholz. Ist nach dem Originalexemplar Rhamphoria delicatula (Niess]), davon nur wenig durch relativ etwas schmälere und etwas längere Sporen (14 bis 22 = 7 bis 10 u) abweichend, aber sicher dazu gehörig. Feltgen hat unreife Zustände beschrieben. Zignoälla faginea Feltg. (III. Nachtrag, p. 292). Auf entrindetem Buchenast. Wächst nicht auf Fagus, sondern auf Carpinus, kann daher nicht faginea heißen. Ist ein sehr hübsches neues Odontotrema, das ich, da der Feltgen’sche Speziesname auf einem Irrtum in der Substratbestimmung beruht und daher ungültig ıst, Odontotrema Rehmianum nenne. Der Pilz ist schwarz, hervorbrechend und oberflächlich etwas rauh, erst fast halbkugelig, mit rundlichem Porus, zuletzt flach mit weiter unregelmäßiger Öffnung, etwa 300 bis 400 breit. Das Excipulum ist derb, knorpelig-lederartig, undeutlich dickwandig-kleinzellig. Das ganze Hymenium färbt sich mit Jod schön weinrot. Die Asci sind keulig, oben dickwandig, o0 bis 60 = Sbis 9 u; Paraphyten zahlreich, dünnfädig, ver- schleimend, die Schläuche überragend. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 82 1208 F. v. Höhnel, Die Sporen stehen zu 8, 2- bis Zreihig, sind hyalin, gerade oder schwach gebogen, mit ziemlich derber Membran bis 12 bis 14 <= 2 bis 31/s u groß, einzellig, aber mit oft deutlichen 4 dich- teren Stellen im Protoplasma als Andeutungen von Querteilungen. Die Form der Sporen ist länglich-stäbchenförmig, gegen beide stumpfliche Enden hin etwas verschmälert, fast allantoid. Manchmal enthalten sie 4 Öltröpfchen. Danach ist Feltgen’s Diagnose zu ändern. Die neue Art ist am nächsten mit Odontotrema Pini Romell verwandt, die allantoide, meist unseptierte Sporen hat. Sie ist aber nach der Beschreibung offenbar davon ver- schieden. Melanomma (Chaetomastia) herpotrichum Feltg. (III. Nach- trag, p. 296). An einem trockenen, entrindeten Pappelzweigstücke. Die Untersuchung des Originalexemplars dieser »Art« er- gab, daß es sich um ganz alte Perithecien einer ursprünglich in der Rinde eingewachsen gewesenen Leptosphaeria, wahr- scheinlich Lept. vagabunda handelt, die infolge der gänzlichen Zerstörung der Rinde auf dem Holze kleben blieben und so scheinbar oberflächlich wurden. Daher die kriechenden braunen Hyphen, welche nach Feltgen die Perithecien bedecken! Melanomma lopadostomum Feltg. (III. Nachtrag, p. 295). An dürren Zweigen von Zlex Agnifolium. Eine sehr schöne und charakteristische Form, deren Stellung aber von Feltgen völlig verkannt wurde. Es ist eine Thyridaria mit kurz flaschenförmigen oder birnförmigen Peri- thecien von zäh-ledriger Beschaffenheit, deren Ostiolum etwas erweitert ist. Stroma deutlich vorhanden. In demselben (wie auch bei anderen Thvridaria-Arten) kommen rundliche Höhlungen vor, die 3 bis 4 = 2 u große, rundliche bis elliptische durchscheinend braune Conidien führen (Coniothyrium). Durch Verwitterung des stellenweise wenig entwickelten Stromas werden die Perithecien oft ganz frei, daher sie Feltgen für Melanomma hielt. Revision der Ascomycetenformen. 1209 Die Form ist unbeschrieben und hat Thyridaria lopa- dostoma (Feltg.) v. H. zu heißen. Leider lag dieser Pilz nur in einem einzigen Stücke mit wenigen Perithecien vor. Herpotrichia cauligena Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 296). An faulenden Stengeln von Silene inflata. Ist nach dem Originalexemplar eine durch Abwurf der Epidermis frei gewordene, ganz unreife, unbestimmbare, mit braunen Hyphen versehene Leptosphaeria. Daher zu streichen. Herpotrichia laricina Feltg. (II. Nachtrag, p. 215). An berindeten Zweigen von Larix decidna. Das Originalexemplar besteht aus 3 Zweigstücken von Abies excelsa, an welchen keine Spur von dem beschriebenen Pilze zu nnden’ist Die Art, die jedenfalls auf irgend einem Irrtum beruht, muß daher gestrichen werden. Herpotrichia ochrostoma Feltg. (III. Nachtrag, p. 296). Auf morschem Aste von Fraxinus excelsior. Das Substrat ist nicht Esche, sondern Acer psendoplatanus. Der Pilz sitzt auf dem vom Periderm entblößten Rinden- parenchym. Ist jedenfalls eine gute Art, die aber mit Enchno- sphaeria Caput-Medusae Sacc. et Speg. gar nicht, hingegen mit Enchnosphaeria santonensis Sacc. nahe verwandt ist. Diese ArtSaccardo's ist nicht, wie Berlese (Icon.I, p. 105) angibt, mit Enchnosphaeria pinetorum Fuck. identisch, sondern nach der Beschreibung und Abbildung von Berkeley und Broome (Ann. nat. Hist. 1852, IX, p. 319, Taf. 9, Fig. 2), wahr- scheinlichst gleich Sphaeria macrotricha Berk.und Br., welche Art von Berlese mit Unrecht zur Herpotrichia nigra Hartig gezogen wird. Saccardo’s Beschreibung der Enchnosphaeria santonensis stimmt vortrefflich zu der von Berkeley und Broome. 82* 1210 F. v. Höhnel, Die Gattungen Acanthostigma, Herpotrichia, Enchno- sphaeria und Lasiosphaeria sind sehr wenig untereinander abgegrenzt und mehrere in Berlese Icones als Lasiosphaeria aufgenommene Formen gehören nicht in diese Gattung (Z. stannea, muscicola, Caput-Medusae, hemipsila, Pezizula, Keithti sindnach den Abbildungen zu urteilen Enchnosphaeria-Arten; caesariata dürfte eine Acanthostigma sein). Feltgen’s Pilz zeigt nicht blaßfarbige Mündungspapillen, sondern schwarze; der Speziesname ochrostoma ist daher schlecht gewählt. Die Perithecien sind auch stets zerstreut und nicht rasen- förmig gehäuft. Sie sind niedergedrückt kugelig, waren niemals ganz eingesenkt, die Papille ist flach und nicht stumpf kegel- förmig, der Hyphenpilz besteht aus 3 bis 6, meist 4 bis 5 u breiten Fäden, die Perithecien sind nicht warzig-höckerig, son- dern, soweit es die Behaarung erlaubt, glatt. Die Asci fand ich 100 bis. 210-> 12 bis 14 m, keulig. Die Sporen sind hyalin, stets 6zellig, an den Wänden nicht oder kaum eingeschnürt, verlängert spindelförmig, an beiden Enden lang spitz und meist 45 < 4 bis 6 u. Die Sphaeria macrotricha Berk. und Br. hat verhältnis- mäßig breitere, in der Mitte stark eingeschnürte Sporen, mit einer Querwand und 6 bis 8 großen Öltröpfchen, wird also reif wahrscheinlich 6zellige Sporen haben. Auch Feltgen’s Pilz ist nicht ganz reif. Nach den ge- machten Angaben muß seine Beschreibung geändert werden. Der Pilz wird besser als Enchnosphaeria ochrostoma (Feltg.) v. H. bezeichnet, da die Mündungspapille nicht ocker- gelb ist. Der Speziesname sollte daher geändert werden. Herpotrichia pinetorum (Fuck.) F. Fagi Feltg. (Nachtrag II, P-32109): Aufl Fagus-Holz. Die (spärlichen) Perithecien sitzen auf dunkel kirschroten Flecken und sind ganz typische Melanomma sangninarinm (Karst). Asci 105 = 8; Paraphysen zahlreich, fädig; Sporen braun, 4zellig, an den Querwänden etwas eingeschnürt, an den Revision der Ascomycetenformen. zu Enden stumpf, abgerundet, schief einreihig im Ascus. Die die- selben umgebenden Hyphen kirschrot. Perithecienmembran häutig, daher das schüsselförmige Einsinken der Perithecien. Ist keine echte Melanomma, nähert sich Leptosphaeria. Er- innert an die Hypocreaceen. Acanthostigma Heraclei Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 299). An dürren Stengeln von Heracleum Spondylium. Die Stengel rühren kaum von Heracleum her. Der Pilz ist unter der Epidermis eingewachsen, mit der Basis das Holz be- rührend. Die Papille und das Ostiolum sind groß. Die Peri- thecienmembran ist derb, fest und dick, außen rauh. Die Sporen sind 14 bis 20 = 6 bis 7 a. Durch Abwurf der Epidermis werden die Perithecien frei. Im übrigen ist Feltgen’s Beschreibung richtig. Der Pilz ist ganz genau Pocosphaeria eriophora (Cooke) Benlesiei Bisher nur aus Nordamerika bekannt. Lasiosphaeria luticola Feltg. (III. Nachtrag, p. 297). Auf Lehmboden. Ist ganz genau Bombardia ambigna Sace. v. carbonaria Rehm. Friosphaeria conoidea Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 232). An dürrer Rinde von Pirus communis. Die Perithecien sind eingesenkt, 400 u breit und haben einen kurzen, 300 pw langen, 100 1 breiten Schnabel, der wenig hervorragt. Die Perithecien sind mit braunen, spärlichen Hyphen bekleidet. Die hyalinen Sporen sind lreihig in zylindrischen 70 = 4 u großen Schläuchen enthalten, elliptisch stets mit zwei Öl- tropfen versehen 8 bis 9 = 31), bis 4 u; eine Scheidewand konnte in derselben nicht wahrgenommen werden, doch wird sie in ganz reifen Sporen jedenfalls auftreten. 1242 F. v. Höhnel, Es ist eine Lentomita. Die meisten Lentomita-Arten stehen heute noch in der Gattung Ceratostomella (s. Annal. mycol. 1905, p. 553). Der Pilz stimmt fast genau zu Ceratostomella de Baryana (Auersw.),nur sind hier nach den Angaben diePerithecien nur 140 u breit (was wahrscheinlich falsch ist und noch geprüft werden muß). Andere sehr nahestehende Arten sind noch Lentomitella vestita (Sacc. B.R.) v. H. mit kleineren, längsgestreiften Sporen; Ceratostomella subpilosa Fuckel mit stets ungeteilten Sporen mit nur einem Öltröpfchen; C. investita (Schw.) Starb. nach Starbäck von cirrhosa (P.) kaum oder wenig verschieden; und Ceratostomella albocoronata (El1l.) mit kleineren Asci. Alle diese Formen stehen sich äußerst nahe. Der Pilz ist daher von Feltgen ganz verkannt worden und bis auf weiteres als Lentomita de Baryana (Auerw.) v.H. zu bezeichnen. Trichosphaeria culmorum Feltg. (II. Nachtrag, p. 204). An faulendem Getreidehalm. Das Originelexemplarbesteht auseinem stark vermorschten, beschmutzten, kurzen Halmstücke. Ich fand nur ein einziges Perithecium des beschriebenen Pilzes. Dasselbe ist schwarz- braunhäutig und mit spärlichen, 1zelligen schwarzen bis 80 = 3 bis 4 u großen stumpflichen Borsten versehen. Die Asci fand ich bis 100 uw lang, die Sporen werden schließlich braun und bis 13 = 6 u groß. Der Pilz ist eine Rosellinia (Sect. Coniochaete) und viel- leicht eine neue der R. Clavariae, chordicola, Gagliardi ver- wandte Art, die vorläufig als R. culmorum (Feltg.) v.H. zu bezeichnen ist. Doch ist das ÖOriginalexemplar ganz unge- nügend. Trichosphaeria Pulviscula Feltg. (III. Nachtrag, p. 281.) An entrindetem Nadelholz. Der Pilz wächst auf einem Fichtenholzspan. Feltgen’s Beschreibung desselben ist falsch und bezieht sich auf den ganz unreifen Pilz. Die Borsten sind bis 140 <4 bis 5 u, doch Revision der Ascomycetenformen. 23 meist viel kürzer, die Asci bis 80 bis 90 = 5 u; die Sporen sind hyalin, anfänglich einzellig, mit 2 bis 4 Öltröpfchen, später zwei- zellig, 8 bis 9 w lang und 4 w dick. (Manchmal scheinen drei zarte Querwände vorhanden zu sein.) Paraphysen vorhanden. Der Pilz ist daher eine Eriosphaeria und stimmt genau zu E. Vermicnlaria (Nees.). Dieser Art sehr ähnlich ist ein von mir im Wienerwalde auf morschem Laubholz gefundener Pilz, der auch 2(bis 4?)- zellige hyaline Sporen hat, die aber zu 16 im keuligen Schlauche liegen. Durch die geteilten Sporen unterscheidet er sich von Trichosphaerella, die ebenfalls höchst ähnlich ist und 16sporige Asci hat. Es ist dies eine neue kleine Gattung, die ich Eriosphae- rella n. g. nenne. Perithecien ganz oberflächlich, kohlig, zerbrechlich, mit kleinem Ostiolum, rundlich, mit steifen Borsten bekleidet, meist klein. Asci keulig, 16sporig. Paraphysen vorhanden. Sporen hyalin, typisch 2zellig (unreif mit 3 bis 4 Öltröpfchen). Eriosphaerella Rehmiana v.H.n.sp. Perithecien klein (200 u), etwas durchscheinend, dünnwandig, zerbrechlich, kohlig, mit rundlichem Ostiolum, kugelig, ganz oberflächlich, ringsum mit lzelligen, steifen, spitzen oder stumpflichen, schwarzbraunen, bis 40 =22 bis 5 u großen Borsten besetzt. Asci keulig, 16sporig, zart, 40 bis 64=7 bis 10 u, Paraphysen spärlich. Sporen hyalin, länglich, stäbchenförmig, gegen beide Enden zu fast spindel- förmig verschmälert, erst 1zellig mit 2 bis 4 Öltröpfchen, dann 2zellig (selten undeutlich 4zellig), 2- bis Zreihig, 6 bis 9=1'5 bis 2 u. An morschem Carpinus-Holz. Pfalzau, Wienerwald, Mai 1908. Trichosphaeria tetraspora Feltg. (III. Nachtrag, p. 281). Auf einem Holzspan von Fagus (nicht Ouercus). Monzdemäbescehtiebenen Pilze ist nichts zu sehen am Originalexemplar. Hingegen fand ich: 1. Etwa 350 bis 450 u breite, halbkugelige Gebilde, die aus einer undeutlich kleinzelligen, flachen bis warzenförmigen 1214 F. v. Höhnel, Gewebemasse bestehen, welche mit zahlreichen, fast stets ganz schwarzen, undurchsichtigen, unregelmäßig knollig-kugalig- eiförmigen, vielzelligen Sporen von etwa 20 bis 27 w Länge und 20 u Breite dicht bedeckt waren. Die Art des Ansatzes dieser Sporen konnte an dem alten Material nicht festgestellt werden. An einzelnen, heller gebliebenen Sporen war die kleinzellige Struktur der Sporen zu sehen. Das Ganze ist offenbar ein Thyrococcum (eine mit Epicoccum nahe verwandte Tuber- culariee) (Sy1l.X, p. 672). Es sind das offenbar dievonFeltgen als einzellig gehaltenen »Conidien«. 2. Einen sterilen, alten dematieen Hyphomyceten, der vielleicht die schwarzbraunen Borsten Feltgen's darstellt. 3. Dazwischen ein schönes, reifes Exemplar einer zirka 400 u breiten Ceratosphaeria, mit in 130—190 = 6—7 u großen, von fadenförmigen Paraphysen umgebenen, achtsporigen, zylindrischen Asci einreihig stehenden, hyalinen, elliptischen, fast spindelförmigen, 4zelligen, mit 4 Öltropfen versehenen, 14—16=51u großen Sporen. Der Hals der Perithecien war kürzer als die halbe Perithecienhöhe, aber doch soweit ent- wickelt, daß man den Pilz als Ceratosphaeria entsprechen konnte. Vermutlich ist dies eine etwas abweichende Form von C. rhenana (Auersw.). Da vom Feltgen’schen Pilze gar nichts zu finden war und seine Beschreibung eigentümlich ist, so glaube ich nach genauer Untersuchung des Originalexemplares, daß ihm ein unreifes (und noch 4sporiges) Exemplar der Ceratosphaeria unterkam, mit scheinbar darauf wachsenden Hyphomyceten, umgeben von den schwarzen Sporen, und er dieses Mixtum compositum irrtümlich als seine Art beschrieben hat. Wie dem auch sei, jedenfalls muß diese Art gestrichen werden, da sie am Originalexemplar bestimmt nicht vorkommt. Wallrothiella melanostigmoides Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 285). Auf Eichenastholz. Die Sporen zeigen zuletzt eine Andeutung einer Querwand. Der Pilz ist Zignoella (Zignoina) groenendalensis B. S. R. Revision der Ascomycetenformen. 1215 Trichosphaeria atriseda Feltg. (Il. Nachtrag, p. 205). An Holz von Alnus glutinosa. Da die Perithecien völlig kahl sind, ist mir unverständlich, warum dieser Pilz als Trichosphaeria aufgeführt wird. Es ist ganz genau Zignoella pygmaea (Karst.) Rehm (Hedwigia 1879, p. 95). Wurde auch von Karsten auf Erlenholz ge- funden. Richtig ist, wie schon Berlese bemerkt, der Pilz eine ausgesprochene Melanopsamma und hat daher M. pygmaea (Karst.) zu heißen. Wallrothiella sylvana Sacc. et Cav. var. meiospora Feltg. (III. Nachtrag, p. 284). Auf Fagns-Zweigholz. Am kleinen Originalexemplar ist von dem beschriebenen Pilze nichts zu finden. Wegen der ganz anderen Sporengröße und Form hat der Pilz sicher nichts mit Wallrothiella sylvana zu tun. Da die Sporen nach Feltgen’s Beschreibung einige Öltröpfchen führen, ist es wahrscheinlich eine Zignoina. Die Art ist daher gänzlich zu streichen. Wallrothiella fraxinicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 236). Auf Holz und Rinde von Fraxinus. Ist Winterina tubercnligera (Ell. und Ev.) Sacc. Der innere Bau dieser interessanten, bisher nur aus Amerika (auf Prunns-Rinde) bekannt gewesenen Gattung, stimmt durch den Mangel der Paraphysen, die große Zahl und die Form der Asci und den Bau und die Form der Sporen mit Gnomonia und Diaporthe überein, von welchen sie sich durch die ober- Isehliche Page der Beriiheeien unterscheidet. Berlese näledie Gattung mit Unrecht mit Zignoella sehr nahe verwandt. Sie hat damit gar nichts zu tun. Es ist sehr fraglich, ob die anderen Ze Wonsenma Serechneten Arten (Sacc, syll. XIV, p. 589) wirklich dazu gehören. Soweit sie Paraphysen haben, gewiß nicht. | Die Feltgen’sche Art ist daher zu streichen. Nitschkia subconica Feltg. (II. Nachtrag, p. 201). Auf einem entrindeten Zweigstücke von Platanus orien- talıs. 1216 F. v. Höhnel, Ist nach dem Originalexemplar Calosphaeria (Togninia) minima Tul. durch Abwurf und Zerstörung der Rinde frei- gelegt und daher am Holze oberflächlich sitzend. Gibberidea ribesia Feltg. (II. Nachtrag, p. 200). An einem stark vermorschten Zweig von Ribes rubrum. Das Originalexemplar ist sehr alt und schlecht und erst nach längerem Absuchen fand ich den beschriebenen Pilz. Es ist eine Leptosphaeria, die von L. fusispora Niesslkaum spezifisch verschieden ist. Die Sporen sind etwas schmäler und länger. Die Perithecien stehen teils ganz einzeln in Herden, teils in dichten Gruppen sich gegenseitig abplattend. Sie durchbrechen mit ihrem kurz zylindrischen Ostiolum die Epidermis. Von einem Subiculum oder Stroma, wie von Feltgen beschrieben, ist keine Spur vorhanden, wie Querschnitte lehren. Ebenso brechen sie nicht, wie Gibberidea gemeinsam durch die Epi- dermis. Möglicherweise ist es eine eigene gute Art, allein bei der großen Zahl der aufgestellten Leptosphaeria-Arten halte ich es für unrichtig, neue Arten zu schaffen, die sich nicht ganz scharf und bestimmt unterscheiden lassen, zumal, wenn das Material so alt, unvollkommen und spärlich ist, wie das vorliegende. Auffallend sind allerdings die dicht verwachsenen Gruppen von Perithecien, welche Feltgen irre leiteten. Ferner wäre erwähnenswert, daß die Perithecienhälse oben rotbraun bis fast blutrot gefärbt sind. Allein andere Perithecien stehen ganz einzeln und zeigen nichts Auffallendes. Die Art ist zu streichen. Strickeria Cerasi Feltg. (Il. Nachtrag, p. 197). An entrindetem Zweig von Cerasus Avium. Das Originalexemplar besteht aus einem entrindeten, außen stark vergrauten Zweigstück, das offenbar längere Zeit den Atmosphärilien ausgesetzt war. An solchen Zweigen siedeln sich nachträglich häufig gemeine Pyrenomyceten an, die, wenn der Holzkörper noch hart ist, stets ganz oder halb oberflächlich stehen, während sie am normalen Standorte (in der Rinde als Schmarotzer) eingesenkt sind. So fanden sicn an dem vorliegenden Zweigstücke Lepto- sphaeria dumetorum und Pleospora vulgaris Niessl ein. Revision der Ascomycetenformen. Fa Letztere Art hat nun Feltgen als Strickeria Cerasi be- schrieben. Die Art ist daher zu Streichen. Strickeria subcorticalis Feltg. (III. Nachtrag, p. 274). An der Innenseite von Birnbaumrinde. Die Perithecien sind flach und nicht so gestaltet, wie sie Beil senksbeschreibt, Der Pilz, ist ‚nieht. besonders sum ent wickelt. Er stimmt vortrefflich zu Teichospora aspera Ell. und Ev., die an alten Rinden und Hölzern vorkommt. Die weniger entwickelten Sporen von Fungi longob. Nr. 177 (Teichospora pezizoides Sacc. F. Aesculi — Teichospora aspera Ell. und Ev. nach Berlese, Icon. Il) stimmen aufs vollkommenste mit denen von Feltgen’s Exemplar überein. (Hingegen ist der Pilz ver- schieden von Zeichospora trabicola Fuckel, wie der Vergleich mit dem Original lehrt, trotz der sehr gut stimmenden Diagnose.) Die Art muß daher, als bereits beschrieben, gestrichen werden. Cucurbitaria naucosa Fuck. F. populi Feltg. (III. Nachtrag, B275). Auf dürren Zweigen von Popnlus italica. Ist ganz mit Cucurbitaria crotonoides (Pass.) Berl. über- einstimmend (Berlese, Icon. II, p. 83). C. populina (Rehm) ist äußerlich ganz ähnlich, hat aber ganz andere Sporen. Cucurbitaria Spartii Ces. et de Not. F. Sophorae Feltg. im Herbar. (Ill. Nachtrag, p. 275). An dürren Zweigen von Sophora Japonica. Diese Form hat mit Cuc. Spartii nichts zu tun, sondern ist, wie schon Fuckel (Syınb. myc. 174) fand, von Cucurbitaria Amorphae (Wallr.) nicht verschieden. Es ist mir wahrscheinlich, daß der als Pleosphaeria ota- gensis (Linds.) Sacc. Syll. IX, p. 912, beschriebene Pilz damit identisch ist. 1218 F. v. Höhnel, Trematosphaeria Triacanthi Feltg. im Herbar. An entrindeten Ästen von Gleditschia Triacanthos. Neben dem Ascus-Pilz mit mauerförmig geteilten Sporen kommt noch die Camarosporium-Form vor. Ist eine etwas verkümmerte Holzform von Cnucurbitaria Gleditschiae Ces. et de Not. nach dem Originalexemplar. Pleospora filicina Feltg. (III. Nachtrag, p. 186). Auf einem Wedelstiel von Pteris aguilina. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen Stücke eines Wedelstieles. Dasselbe zeigt keine Spur eines der Be- schreibung entsprechenden Pilzes. Überdies deutet auch die Beschreibung Feltgen’s dahin, daß keine Pleospora vorlag (Kleinheit der Perithecien, Mangel der Paraphysen). Da Arten, deren Originalexemplare den Pilz nicht zeigen, unmöglich an- erkannt werden können und der Pilz (wenn er überhaupt existiert) gar keine Pleospora sein dürfte, ist diese Art einfach zu streichen. Pleospora discoidea Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 198). An Zweigen von Sambucus racemosa. Ist nach der Beschreibung und dem Originalexemplare eine großsporige, ganz normale Pl. herbarum. Auch Pl. negun- dinis Oud. ist gewiß nichts anderes. Auf die Variabilität von Pl. herbarum haben v. Niessl und Berlese zur Genüge hin- gewiesen. Pleospora Feltgeni Sacc. et Syd. var. Pseudacori Feltg. (III. Nachtrag, p. 183). Auf dürren Stengeln von Iris Psendacoris. Was Pl. Feltgeni Sacc. et Syd. ist, konnte ich nicht fest- stellen, da mir Originalexemplare nicht vorlagen. Die Original- exemplare der var. Psendacori Feltgen sind so vermorscht und schlecht, daß sich nicht einmal mehr feststellen ließ, ob ein Ascomycet vorlag, geschweige denn das Material dazu hin- reichte, eine Varietät aufzustellen! Von Asci nichts zu sehen, die Sporen augenscheinlich überalt. Diese Varietät ist daher zu Revision der Ascomycetenformen. 1219 streichen. Sie gehört jedoch, wenn überhaupt einer Pleospora, jedenfalls einer ganz anderen Art an als die Pl. Feltgeni Sacc. et Syd. var. Eriophori Feltgen. Dieser ist genau derselbe Pilz, den Feltgen als Phorcys Eriophori beschrieben hat. Es ist Pleospora scabra Mouton. Feltgen übersah die rauhe Skulptur der Sporen. Auch Wegelin, der denselben Pilz zu- erst (als Pleospora opaca) beschrieb, übersah die Rauhigkeit der Sporen. Es ist mir nicht zweifelhaft, daß Pleospora scabra Mouton, Pl. opaca Wegelin, Phorcys Eriophori Feltg. und Pleospora Feltigeni var. Eriophori Feltg. genau derselbe, an den äußerst charakteristischen Sporen stets leicht kenntliche Pilz:ist. Pleospora collapsa Feltg. (III. Nachtrag, p. 198). Auf berindeten Ästchen einer strauchartigen Papilionacee. Die Nährpflanze ist Amorpha fruticosa und der Pilz nach dem ÖOriginalexemplare nichts anderes als Pleospora herbarum, womit auch Feltgen’s Diagnose ganz gut stimmt. Pleospora massarioides Feltg. (III. Nachtrag, p. 192). Auf Stengeln von Echium vulgare. Die Sporen sollen 40 bis 47 w lang sein. Ich fansihi nur in einem 4sporigen Ascus bis 40=14 bis 15 u große Sporen. Die meisten, fast alle Asci sind aber Ssporig und haben 32 bis 87z13bis 14 u große Sporen. Ist nichts anderes als eine der zahlreichen Formen von P. herbarum (P.), von denen schon Niessl sagt, daß man sie nicht spezifisch trennen kann. Niessl unterscheidet zwei Sporeniormen der P. herbarum, eine ge- drungene (2mal so langals breit) und eine schlankere (2!/, bis Smal so lang als breit). Die Sporen der Feltgen’schen Art ge- hören zum zweiten Typus und paßt sein Pilz (richtig be- schrieben) vollkommen zur Niessl’schen Diagnose der P. her- barım Rabh. emend. Pleospora Ribesia Feltg. und Pl. Vitis Catt. forma Ribis- alpini Feltg. (III. Nachtrag, p. 197). Auf dürren Zweigen von Ribes alpinum im Luxemburger Stadtpark. 1220 F. v. Höhnel, Wieder zwei neue Formen an einem Zweigstückchen. Das Originalexemplar zeigte nur sehr spärliche Perithecien von Pl. infectoria Fuckel und Pl. herbarum, beide in schlech- ten, nicht normal ausgereiften Exemplaren. Pl. Ribesia Feltg. ist daher gleich Pl. infectoria Fuck. und P. Vitis F. Ribis-alpini ist nichts als Pl. herbarum. Pleospora denudata Feltg. (III. Nachtrag, p. 196). Auf einem Ast von Tilia. Das Originalexemplar besteht aus einem zirka 8 bis 10 cm langen, dünnen, stark vermorschten, offenbar lange am Boden gelegenen Zweigstückchen von Tilia, mit bereits weggefaultem Periderm. Das Material ist zu einer sicheren Bestimmung der darauf in spärlichstem Maße auftretenden Pilze ganz unzu- reichend. Erst nach längerem Suchen konnte ein einziges halb- morsches Perithecium gefunden werden, das der Feltgen’schen Beschreibung seiner P. denudata soweit entspricht, daß man annehmen kann, daß er damit diesen Pilz gemeint hat. Offen- bar hat Feltgen auch nur wenig von dem Pilze gefunden, was bei der Beschaffenheit des Materials nicht anders möglich ist; daher ist seine Beschreibung trotz ihrer Ausführlichkeit und anscheinenden Gründlichkeit teilweise falsch und irreführend. Die Perithecien sind bis über 300 u breit, die Sporen stehen meist 1- bis 1!/sreihig und nicht 1!/>- bis Zreihig. Die Sporen zeigen allerdings meist 3 Querwände, doch sind häufig auch solche mit 4 bis 6 Querwänden. Das Originalexemplar ist so schlecht, daß es ohne besondere Erfahrung gar nicht möglich festzustellen, in welche Gattung der Pilz gehört. Feltgen nahm einfach an, daß es eine Pleospora ist. Es konnte aber ebenso- gut eine Teichospora, Thyridaria, Cucurbitaria, Fenestella u. s. w. sein. Tatsächlich ist es eine Teichospora. Auf solchem vermorschten Material wächst überhaupt keine Pleospora. In der Tat zeigte die nähere Prüfung und Vergleichung, daß der Pilz der Teichospora aspera Ell. u. Ev. äußerst nahe steht und davon spezifisch kaum verschieden ist. Die Abbildung dieser Art in Berlese,. Icon.-Il, "Taf:=66, "Zeigt nurS 37 Dis Epee Sporen, allein F. longobardi Nr. 177 (welche von Berlese als aspera erklärt wird) zeigt 3 bis 6 Septen. Die Form Feltgen’s Revision der Ascomycetenformen. 22 steht etwa in der Mitte zwischen diesen Extremen. Die Pl. de- nudata Feltg. ist daher zu streichen. So schlechtes Material kann man ja zu seinem Vergnügen untersuchen, aber damit ganz sichere Bestimmungen auszuführen, ist unmöglich und darauf neue Arten aufzustellen, heißt die Literatur unbrauchbar machen und ist irreführend. Pleospora Convallariae Cocc. et Mor. F. Polygonati Kette. (III. Nachtrag, p. 184). Auf dürren Stengeln von Polygonatum vulgare. Die Pl. Convallariae C. et M. ist nach der Diagnose nichts anderes als Pl. herbarum. Die F. Polygonati Feltg. ist, wie das Exemplar lehrt, ebenfalls nichts anderes als Pl. herbarum. Pleospora culmigena Feltg. (Il. Nachtrag, p. 145). Auf Getreidehalmen. Das Originalexemplar zeigt, daß Feltgen’s Beschreibung falsch ist und stimmt vollkommen mit Pl. rubicunda Niessl überein; überdies sitzen die Perithecien auf blaßviolettroten Flecken. Die Diagnosen der Pl. rubicunda Niessl bei Niessl, Ber- lese, Monogr. und Berl. Icon., weichen beträchtlich vonein- ander ab, woraus erhellt, wie diese Pilze variieren und welchen Wert flüchtig und auf Grund unzureichenden Materials und ohne Vergleich aufgestellte Arten haben. Ich glaube, daß Pl. straminis Sacc. als extreme Form in denKreis der Pl. rubicunda gehört. Pleospora Glyceriae Feltg. (II. Nachtrag, p. 145). Auf Glyceria fluitans. Das Originalexemplar besteht aus einem einzigen, einige Zentimeter langen, stark vermorschten Halmstück, mit wenigen Perithecien. Feltgen’s Beschreibung ist falsch. Die Asci werden 140 bis 19016 bis 20 u groß; die Sporen sind meist 32=11y. Deutliche Rötung des Halmgewebes um die Perithecien zu sehen. Stimmt vollkommen genau mit Niessl’s Beschreibung von seiner Pl. rubicunda überein (die bekanntermaßen auch auf Gräsern vorkommt). 102022 F. v. Höhnel, Pleospora Sorghi Feltg. (II. Nachtrag, p. 181). An einem Sorghum-Besen. Trotz vieler Mühe konnte ich an dem Originalexemplar keine Spur des unter diesem Namen beschriebenen Pilzes finden. Diese Art muß daher gestrichen werden. Pleospora lacustris Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 185). Auf dürren Halmen von TZypha. Das Originalexemplar besteht aus zwei stark vermorsch- ten, 3 bis5 cmlangen Halmstücken, die sicher schon mindestens ein halbes Jahr am Boden gelegen waren. Erst nach längerem Suchen fand ich ein einziges Perithecium der Pleospora. Was Feltgen über die Verwandtschaft der Form sagt, ist falsch, denn Pl. lacustris ist nach dem Originalexemplar nichts anderes als eine wenig abweichende Form von Pl. rubicunda Niessl. (In der Tat ist das größere Halmstück rotfleckig!) Mein Peri- thecium war über 300 u breit, die Asci 85 bis 10018 bis 20 u. Das Originalmaterial genügt nicht einmal zur sicheren Be- stimmung, viel weniger zur Aufstellung einer neuen Art. Diese _ ist zu streichen, da es sich nur um Pl. rubicunda Niessl handelt und das Material ungenügend ist. Pleospora socialis Niessl F. Lilii Feltg. (III. Nachtrag, p. 181). Auf Stengeln von Lilium. Da nach Berlese Pl. socialis, infectoria und vnlgaris der- selbe Pilz auf verschiedenen Substraten ist, hat die F. Lihi Feltg. keine Bedeutung und ist einfach ein Synonym zu infec- toria Fuckel. Pleospora Clematidis Fuckel F. Viburni Feltg. (III. Nach- tale, p. 190). Auf Zweigen von Viburnum Opulus. Schon aus Feltgen’s Beschreibung geht hervor, daß diese Form mit der Pl. Clematidis Fuck. gar nichts zu tun hat. Das- selbe wird auch durch das Originalexemplar erwiesen. Der Pilz ist einfach die allverbreitete Pl. infectoria—= vulgaris = sociahs. Revision der Ascomycetenformen. 1228 Pleospora Clematidis Fuck. F. Sambuei Feltg. (III. Nachtrag, p:2195): Auf dürren, berindeten Ästen von Sambucus racemosa. Das Originalexemplar besteht aus einem dünnen Zweig- stücke. Ein der Beschreibung der F. Sambuci entsprechender Pilz ist darauf nicht zu finden. Hingegen wächst darauf eine 'Leptosphaeria mit meist 4-, seltener 5- bis 6zelligen Sporen mit 80 bis 1002.15 u großen Asci und zirka 400 u breiten Peri- thecien. Die 24 bis 28=6!/, bis 7 u großen, gelbbräunlichen Sporen zeigen aber niemals Längswände. Es ist kein Zweifel, daß Feltgen diese Leptosphaeria vor sich hatte. Ich halte sie als in den Formenkreis der L. vagabunda Sacc. gehörig. Es ist daher auch diese Form zu streichen. Pleospora Tiliae Feltg. (III. Nachtrag, p. 193). Auf faulen Trlia-Blättern. Das Originalexemplar besteht aus einem 4 cm? großen, stark vermorschten Bruchstücke eines Blattes. Darauf waren sehr wenige 250 bis 300 w breite Perithecien, mit 120228 u großen und 4 bis 8sporigen Asci; die Sporen sind 4016, respektive 23=12 u groß und zeigen stets 7 Querwände. Der Pilz ist ganz typische Pl. herbarum (P.), die ja auch auf morschen Baumblättern häufig auftritt. Diese »Art« ist daher zu streichen. Pleospora juglandina Feltg. (III. Nachtrag, p. 193). Auf dürren Blättern von Juglans regia. Das Originalexemplar besteht aus einem einzigen morschen Fiederblättchen. Darauf fand ich Pl. infectoria Fuck. (=vul- garis Niessl) und Pl. herbarum (P). Feltgen’s Diagnose ist ein Mixtum compositum, das sich auf diese beiden Formen bezieht. Diese Art ist daher zu streichen. Pleospora leptosphaerioides Sacc.et Th.F. Oenotherae Feltg. (in Sched.) (III. Nachtrag, p. 192). Auf dürren Stengeln von Oenothera biennis. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 83 1224 F. v. Höhnel, Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen, stark de- molierten Stengelstücke (von ?). Ich fand darauf Perithecien, die sehr gut der Beschreibung Feltgen’s entsprachen. Mit P/. lepto- sphaerioides hat der Pilz gar nichts zu tun, da diese Art Azeilige Sporen besitzt. Feltgen’s Pilz ist Pl. coronata Niessl. (Viele Sporen zeigen aber gar keine Längswand, sind also Lepto- sphaeria-Sporen.) Die F. Oenotherae ist daher zu streichen. Auf demselben Stengelstücke sollte auch die Pl. Oenotherae Feltg. n. sp. vorkommen! Ich habe mich ganz vergeblich be- müht, sie zu finden. Feltgen hielt sie ursprünglich für eine Form von Pl. herbarum (Notiz im Herbar). Ist jedenfalls nur eine längersporige Form von Pl. herbarum und da das Original- exemplar ganz unzureichend ist und den Pilz gar nicht zeigt, ist die »Art« ganz zu streichen. Pleospora herbarum (P.) v. spinicola Feltg. (III. Nachtrag, P=1s9): Auf den Hüllkelchblättern von Onopordon. Diese Varietät ist nach dem Originalexemplar gar nicht verschieden von der gewöhnlichen Form der Pl. herbarum; ist daher zu streichen. Die Asci sind nicht so lang als Feltgen angibt und die Sporen von normaler Farbe. Pyrenophora Salsolae Griffiths v. Majanthemi Feltg. (III. Nachtrag, p. 204.) Auf der Oberseite der Blätter von Majanthemum. Das Originalexemplar, bestehend aus einer Anzahl von ganz trockenen und morschen Blättern, zeigte zwar reichliche Mengen eines Sclerotiums, ferner von Vermicularia Liliacearum und Aszeroma reticulatum, jedoch keine Spur einer Pyreno- phora. Diese neue Varietät ist daher wegen unzureichenden Originalmaterials zu streichen. Vergleicht man überdies die Diagnose der P. Salsolae mit Feltgen’s Beschreibung der an- geblichen Varietät, so findet man so bedeutende Abweichungen, daß man nicht versteht, warum die beschriebene Form gerade zur P. Salsolae gezogen wurde, mit der sie einfach nichts zu tun hat. Auch aus diesem Grunde ist sie zu streichen. Revision der Ascomycetenformen. 1225 Pyrenophora flavo-fusca Feltg. (III. Nachtrag, p. 203). Auf Ranken von Clematis Vitalba. Ich fand an dem Originalexemplar die Perithecien 200 bis bis 250 u breit, weichhäutig; die Asci 75 bis 85224 bis 26 u, die Sporen 26-14 olivenbraun. Feltgen gibt ‚die, Sporen- dimensionen mit 33 bis 37213 bis 16 p irrtümlich zu groß an. Brreh\Vereleich überzeuste ich mich, daß der Pilz zu der sehr variablen P. hispida Niessl| gehört, für welche besonders cha- rakteristisch ist, daß die 3 älteren Querwände der Sporen lange Zeit durch ihre Dicke stark hervortreten. Catharinia Hircini Feltg. (III. Nachtrag, p. 199). An Stengeln von Aypericum hircinum. Das Originalmaterial ist zur Aufstellung einer neuen Art völlig ungenügend. Trotz aller Mühe konnte ich nur ein paar ganz alte, halb zerfallene Perithecien ohne Asci finden, welche nach den einzelnen gefundenen Sporen wahrscheinlich der Pilz sind, welchen Feltgen unter obigem Namen beschrieben hat. Ist, soweit ich sehen konnte, nur eine ganz alte Didymella. Die Art muß wegen mangelhaftem Originalexemplar unbedingt gestrichen werden. | Catharinia cylindrospora Feltg. (III. Nachtrag, p. 199). Auf Stengeln von Symphytum. Das Originalexemplar ist total überreif und unbrauchbar. Obwohl über 100 Perithecien geprüft wurden, konnte nicht ein brauchbares gefunden werden. Nur 2 Perithecien zeigten einige der Beschreibung Feltgen’s einigermaßen entsprechende Sporen (ohne Asci), welche aber dunkel gefärbt waren. Der Pilz ist offenbar gar keine Catharinia, dagegen spricht auch der deutliche Schnabel der Perithecien. Die Art ist wegen un- genügendem Originalexemplar unbedingt zu streichen, Ich ver- stehe nicht, wie auf Grund solchen Materiales Diagnosen ver- fertigt werden konnten. 83* 1226 F. v. Höhnel, Leptosphaeria petiolaris Feltg. (III. Nachtrag, p. 216). An einem Blattstiele von Juglans regia. Kann nach der Beschreibung und nach meinem Befunde am Originalexemplare (das übrigens nur aus einem Blattstiele besteht) ohneweiters zu L. vagabunda Sacc. gezogen werden. Vergleicht man die Diagnosen dieser Art untereinander, z. B. bei. Winter, Berlese, Saccardo, so bemerken bedeutende Differenzen, die zum Teil größer sind als sie die L. petiolaris zeigt. Wollte man alle diese Formen spezifisch trennen, so käme dies auf eine Bezeichnung derselben nach den Nährpflanzen hinaus. Metasphaeria Deutziae Feltg. in Sched. —= Leptosphaeria | (?) dichroa Pass. (= Passeriniella dichroa |[Pass.] Berlese) (III. Nachtrag, p. 214). | An Zweigen von Dentzia scabra. Das Originalexemplar besteht aus einem dünnen, 9 cm langen Zweigstückchen, das den meist unreifen Pilz spärlich trägt. Mit Z. dichvoa Pass. hat der Pilz gar nıch(szesr Feltgen’s Beschreibung bezieht sich auf den unreifen Pilz, der natürlich Metasphaeria-artig ist. Ein reifes Perithecium zeigte mir, daß der Pilz zu L. vagabunda gehört. Er ist von der vor- hergehenden Form einfach nicht verschieden und die Bestim- mung Feltgen'’s zu streichen. Rebentischia thujana Feltg. (III. Nachtrag, p. 223). An dünnen Zweigen von Thuja orientalis. Die Zweige sind Absprünge, wie sie bei Th. occidentalis und plicata vorkommen. An denselben ist nicht die Spur des Pilzes zu finden. Feltgen hat daher seine Diagnose nach einem einzigen zufällig gefundenen Perithecium entworfen, was nicht statthaft ist. Da R. unicandata nicht bloß auf Clematis, sondern auch auf Berberis, Sambucus, Populus und Sarothammus beobachtet wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie gelegentlich auch auf Nadelholzrinden auftritt und der Feltgen’sche Pilz nichts anderes als R. unicandata ist, um so mehr, als die Größe Revision der Ascomycetenformen. 1227 und Form der Sporen dieser Art sehr variieren und nach Feltgen’s Beschreibung die Unterschiede zu gering zu einer Abtrennung sind. Die spezifische Identität der R. thujana mit der unicaudata wird dadurch fast zur Gewißheit, daß ich an den Thuja-Zweigen ein kleines Exemplar von Excipnlaria fusispora (Berk. und Br.) auffand, welche Form bisher nur als Begleiter von R. unicandata gefunden wurde und daher offenbar dazu gehört, wie ich in Annal. mycol. II, (1904) p. 51, auseinander- gesetzt habe. Es ist daher diese Art zu streichen. Leptosphaeria trematostoma Feltg. (III. Nachtrag, p. 214). Ich konnte weder an den als Syringa noch an den als Tilia bezeichneten (stark vermorschten) Zweigstücken diese neue Art finden. Ich fand nür ganz vermorschte Perithecien, nebst zwei halbreifen von Metasphaeria sepincola Sacc.Ich vermute, daß Feltgen eine Altersform der letztgenannten Art vor sich hatte. Die als Tilia-Zweige bezeichneten Stücke rühren von Acer campestre her. | Die Art ist wegen völlig unzureichendem Originalmaterial, das dieselbe nicht zeigt, unbedingt zu streichen. Leptosphaeria Euphorbiae Niess!l forma Esulae. Feltg. (II. Nachtrag, p. 212). Auf dürren Stengeln von Euphorbia Esula. Das Originalexemplar dieser Form zeigt nichts anderes als Pleospora herbarum mehr weniger unreifund Metasphaeria sepincola Sacc. (und zwar jene etwas kleinersporige, von mir öfter gefundene Form, die Feltgen M. vulgaris nennt, die aber von sepincola sicher nicht spezifisch verschieden ist). Wie aus der Beschreibung und insbesondere aus den Zeichnungen in Sched. mit Bestimmtheit hervorgeht, hat Feltgen die M. sepin- cola vor sich gehabt. Er hat daher ursprünglich in Sched. die Art als M. betrachtet und sie später bei einer Revision, da ihm unreife Pleospora-Perithecien zu Gesicht kamen, in der Meinung, daß diese dazu gehören, zu Leptosphaeria gestellt. Feltgen’s Beschreibung ist daher ein Mixtum compositum, 1228 F. v. Höhnel, das sich auf M. sepincola und ganz unreife Pleospora herbarum bezieht. Die Art existiert daher nicht und ist einfach zu streichen. Leptosphaeria dumetorum Niessl var. dolichospora Feltg. (III. Nachtrag, p. 210). Auf berindeten Ästchen von Sambucus racemosa. Diese Varietät ist nach dem Originalexemplar vollkommen typische Leptosphaeria rubicunda Rehm. Leptosphaeria oxyspora Feltg. (II. Nachtrag, p. 165). Auf Zweigen von Rubus Idaeus. Das Originalexemplar ist sehr kümmerlich und besteht nur aus 2 dürren, dünnen Zweigspitzen. Trotz aller Mühe konnte ich an denselben nur Metasphaeria sepincola und 2 Ophiobolus- Arten finden. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Ent- wicklungsstadium eines Ophiobolus, denn Feltgen bezeichnet die Sporen als hyalin (danach wäre es gar keine Lepio- sphaeria). Auf jeden Fall muß diese Art wegen gänzlich unzu- reichendem Originalmaterial gestrichen werden. Leptosphaeria Echii Feltg. (IV. Nachtrag, p. 28, 1905). Auf Stengeln von Echium vulgare. Die Perithecien zeigen an der Mündung kurze schwache Borsten; die Sporen sind vollkommen hyalin, meist mit 4, seltener 5 Querwänden, sehr verschieden groß, häufig 25 bis s0=6bis7 u. Ist Metasphaeria trichostoma (Pass.) = Leptosphaeria eburnea Niessl (siehe Berlese, Icones ]). Ganz typisch. Leptosphaeria sylvestris Feltg. (II. Nachtrag, p. 162). Die Sporen sind nach den Originalexemplaren nicht 13 bis 15 u lang, sondern bis 22 und darüber lang und bis 7 bis 8 u breit. Feltgen gibt diese neue Art auf 2 Nährpflanzen an. Die Untersuchung der betreffenden Originalexemplare ergab, daß die Art nur auf falscher Bestimmung beruht. Revision der Ascomycetenformen. 1229 Leptosphaeria sylestris Feltg. auf sSzlene inflata ist Lophiostoma caulium Ces. et de Not. Leptosphaeria sylvestris Feltg. auf Scabiosa Columbaria ist Lophiostoma insidiosum (Desm.). Leptosphaeria dumetorum Niessl v. Symphyti Feltg. = Leptosphaeria Symphyti Feltg. (in Sched.) (IH. Nachtrag, Pr221). Auf dürren Stengeln von Symphytum caucasicum. Die Beschreibung ist falsch und widerspricht den ent- sprechenden Notizen im Herbare. Die Perithecien sind größer unddie Sporen viel kleiner als angegeben. Letztere sind überdies mit farblosen Anhängseln versehen. Der Pilz ist nach dem Originalexemplar nichts anderes als Lophiostoma insidiosum (Desm.). Leptosphaeria fuscella Ces. et de Not. var. Hippophaäs Deilte. Auf Zweigen von Hippophae rhamnoides. Ist Massaria Hippophaes (Sollm.) Jaczew. nach dem Originalexemplar. Leptosphaeria Proliferae Feltg. (IV. Nachtrag, p. 50). Auf Tunica prolifera. Die Beschreibung entspricht ganz gut dem Original- exemplare. Trotz der dikotylen Nährpflanze glaube ich nicht, daß diese Art von L. culmorum Auersw. — L.typharum Desm. verschieden ist. L. Euphorbiae Niessl steht auch sehr nahe. Die Zahl der Leptosphaerien mit 4zelligen Sporen ist schon jetzt eine so große, daß mir die Möglichkeit der Formenmannigfaltigkeit schon erschöpft scheint. Leptosphaeria Cerastii Feltg. (III. Nachtrag, p. 221). Auf dürren Stengeln von Cerastium arvense. In Feltgen’s Diagnose fällt die Dissonanz zwischen Sporen- und Ascusform, ferner der Umstand auf, daß die Zahl 1230 F. v. Höhnel, der Querwände der Sporen von 3 bis 7 wechseln soll, was für eine Leptosphaeria nicht wahrscheinlich ist. In der Tat zeigte. die Untersuchung des Originalexemplares, daß der Pilz gar keine Asci besitzt und eine bisher, wie es scheint, unbeschriebene Hendersonia ist. Leptosphaeria longispora Feltg. (I. Nachtrag, p. 159). Auf Stengeln von /ris Psendacorus. Ist nach dem Originalexemplar ein ausgesprochener Ophi- obolus und ist mir unverständlich, warum der Pilz als Lepto- sphaeria beschrieben wird. Die /ris-Stengel, auf welchen diese Art wuchs, wurden am 6. September 1900 bei Kockelscheuer gesammelt. Dieselben Stengel wurden auch 3 Wochen vorher, am 14. August 1900, mitgenommen. Auf diesen also von einem Standorte her- rührenden /ris-Stengeln, die von 2 Aufsammlungen stammen, die rasch hintereinander erfolgten, beschreibt Feltgen vier neue, einander sehr ähnliche Pilze: Ophiobolus Pseudacori, O.bactrosporus, OÖ. peduncularis und Leptosphaeria longispora, die wie gesagtauch ein Ophiobolns ist; also vierneue Ophiobolus- Arten auf denselben Stengeln! Welchen Wert dieselben haben können, ergibt sich hieraus von selbst. Ich halte trotz der voneinander abweichenden Beschrei- bungen diese vier Formen für eine und dieselbe Art;- vielleicht OÖ. compar Karst. Die Ophiobolus-Arten sind einander sehr. nahe verwandt und scheinen dabei sehr stark zu: variieren, daher sich die Beschreibungen der verschiedenen Autoren sehr widersprechen. Trotz Berlese, Icon. Fung. -I, 'wäre eine kritische Untersuchung der Ophiobolus-Arten auf Grund der Originalexemplare dringend nötig. Die Neuaufstellung einzelner von den Bisher bekannten nur wenig abweichenden Ophiobolus-Arten, hat bis zur ge- naueren monographischen Feststellung der bisher bekannt gewordenen gar keinen Wert. - Leptosphaeria paludosa Feltg. (II. Nachtrag, p. 157). An Carex Vesicaria. Revision der Ascomycetenformen. 1231 Trotz der langen und breiten Beschreibung ist diese Art nach dem Originalexemplar nichts .anderes als ganz typischer Ophiobolus eucryptus (Berk. und Br.) = O0. graminis Sacc. Leptosphaeria rivalis Feltg. (1897 bis 1399, p. 256). An Carex palndosa. Ist nach dem Originalexemplar vielleicht eine gute Art. (Könnte aber auch eine Altersform von Lophiotrema Cadu- briae Speg. sein, der sie jedenfalls-sehr nahe steht.) Leptosphaeria sparsa Sacc. var. meizospora Feltg. (II. Nachtrag, p. 207). | | Das Exemplar auf Sparganium ramosum halte ich nach Untersuchung des Originals als in den Formenkreis von Leptosphaeria typhicola Karsten gehörig, von der es sich nur dureh etwas geringere Größe in allen Teilen unterseheidet: Das zweite Exemplar auf Carex scheint nach den Skizzen der- selbe Pilz zu sein, konnte jedoch von mir nicht aufgefunden werden. Leptosphaeria iridigenaFautr. forma Typhae Feltg. (III. Nach- trag, p. 206). Auf Blättern von Typha angustifolia. lechtinde am Originalexemplar die- Asci bis 80 2 T2’und die Sporen etwas gebogen, beidendig allmählich verschmälert, 6zellis, an den Querwänden nicht eingeschnürt und 30 bis 40 = 4 bis 5 u, gelbbraun. Mit Leptosphaeria iridigena Fautrey hat der Pilz nach Eaitrey's Abbildung (Revue,‚myeol,; Tafel:157,'Eig.;i3) und Feltgen’s Originalexemplar sicher nichts zu tun. Hingegen stimmt vortreffllich die Beschreibung der Leptosphaeria dubiosa Mouton (Sylloge, 9. Bd., p. 789), die auf Scirpus- sylvaticus wächst. Wenn der Pilz nicht diese Art ist, muß man ihn als neue Art aufstellen. Noch sei bemerkt, daß, entgegen Feltgen’s Angabe, eine deutliche Mündungsöffnung der Perithecien vor- handen ist. 1232 F. v. Höhnel, Leptosphaeria Wegeliniana Sacc. et Syd. forma Teucrü Feltg. (III. Nachtrag, p. 222). Auf dürren Stengeln von Teucrium Scorodonia. Die Mündung der meist länglichen Perithecien ist etwas flachgedrückt, die Sporen sind vollkommen hyalin und werden niemals braun und sind an den Querwänden nicht einge- schnürt. Der Pilz hat mit Leptosphaeria Wegeliniana gar nichts zu tun und ist ganz typisch Lophiotrema Cadubriae Speg. Leptosphaeria Vitalbae Niessl forma Sarmenticola Feltg. (III. Nachtrag, p. 221). An Ranken von Clematis Vitalba. Ist nach dem Originalexemplar von der Stammform gar nicht verschieden und muß daher diese Form gestrichen werden. Leptosphaeria Galeobdolonis Feltg. (III. Nachtrag, p. 221). An Stengeln von Galeobdolon. Das sehr kümmerliche, nur aus einem einzigen Stengel bestehende Originalexemplar zeigte den Pilz nur äußerst spär- lich und nur im unreif vertrockneten Zustande. Die Art ist daher wegen gänzlich unzureichendem Originalmaterial zu streichen. Leptosphaeria Hemerocallidis Feltg. (Vorarb.,, p. 282, II. Nachtrag, p. 159). Auf dürren Stengeln von Hemerocallis fulva. Ich finde die am ÖOriginalmaterial sehr spärlichen Peri- thecien etwa 350 u breit und stark flachgepreßt. Die Asci zu 80 = 10 bis 11 u; die Sporen 36 bis 44 = 4 1. Jede Spore be- steht aus zwei dreizelligen Hälften, von welchen die eine etwas breiter und wenig länger ist. Der Pilz stimmt vollkommen über- ein mit Leptosphaeria ogilviensis Berk und Br., einer der ge- meinsten Arten, die allerdings noch nicht mit Sicherheit auf einer monokotylen Pflanze beobachtet ist, ein Umstand, dem Revision der Ascomycetenformen. 1233 aber gar keine Bedeutung zukommt, schon deshalb, weil die Bestimmungen der Leptosphaerien in der Regel sehr vage und unsichere sind, aus den verschiedensten Gründen. Metasphaeria charticola Feltg. (= M. chartarum Sacc. Syll. XVI, p. 534) (Vorarb., p. 269; Nachtrag II, p. 171). Auf faulem Pappendeckel. Ich finde am Originalexemplar die Sporen stets 3zellig und etwa 30 = 5l/, u groß; die Perithecien sind etwa 180 bis 250 bis 300 u groß und haben eine etwas flachgedrückte Mündung, wodurch sich der Pilz den Lophiostomeen nähert. Der Pappendeckel besteht aus Strohstoff und ist daher wahr- scheinlich, daß der natürliche Standort des Pilzes irgend ein Gras ist. In der Tat stimmt der Pilz vortrefflich zu Metasphaeria hyalospora Sacc., die sich nur durch etwas größere Perithecien unterscheidet und auf Maisstroh etc. beobachtet wurde. Von dieser Art bemerkt Berlese ganz richtig, daß sie sich Lophio- trema nähert. M. charticola ist daher zu streichen. Metasphaeria lentitormis Feltg. (III. Nachtrag, p. 230). Auf Rinde von Viburnum Opulns. Das Originalexemplar besteht aus einem 9 cm langen und 1 cm breiten Rindenstreif, an welchem ich trotz aller Mühe keine Spur von dem beschriebenen Pilze finden konnte. Die Artist daher nicht genügend begründet, da man auf einzelne verirrte Perithecien hin, und um ein solches handelt es sich wahrscheinlich, keine neue Spezies aufstellen kann. Sie ist daher zu streichen. (Ist wahrscheinlich eine Fiechte, Sagedia ?) Metasphaeria nigrovelata Feltg. (II. Nachtrag, p. 229): Auf der Rinde dürrer Zweige von Carpinus Betulns. Das Originalmaterial besteht aus einer Anzahl stark ver- morschter, kurzer, dünner Zweigstücke. Nach längerem vergeb- lichen Suchen überzeugte ich mich, daß Feltgen’s neue Art nichts anderes als die so häufige Flechte Sagedia carpinea (Wers.) ist: 1234 F. v. Höhnel, Metasphaeria Epidermidis Feltg. (III. Nachtrag, p. 230). Auf dem Periderm von Zweigen von Rhamnus Frangula. Schon aus der Beschreibung wird es klar, daß es sich offenbar wieder um eine Sagedia (wahrscheinlich carpinea). handelt. Durch die Untersuchung des Originalexemplares wurde diese Vermutung vollkommen bestätigt. Damit erledigen sich die gelehrten Bemerkungen Feltgen’s über die Ver- wandtschaftsverhältnisse dieser »neuen Art« von selbst. Feltgen hat diese Sagedia noch einmal als »neue Art« auf- getischt, und zwar als: | Metasphaeria errabunda Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 235). Das mir vorgelegene Originalexemplar (auf Thuja orientalis) ist wieder nichts anderes als die obige Sagedia (carpinea?). Mehr kann man nicht leisten! Metasphaeria acerina Feltg. (III. Nachtrag, p. 228). An berindeten Ästen von Acer campestre. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen, dünnen Zweigstückchen, stark demoliert und halb entrindet. Ich fand darauf Lophidium compressum, Lophiostoma Desmazierii und einen ganz unreifen großen Pyrenomyceten, aufden Feltgen’s Artbeschreibung paßt. Ich fand jedoch, daß die Sporen schließ- lich braun werden, es sich also um einen unbestimmbaren Ent- . wicklungszustand handelt,- den Feltgen als meuerszun be- schrieben hat, die daher gänzlich zu streichen. ist. Metasphaeria Hederae Sacc. forma corticola Felte. (III. Nachtrag, p. 232). An der Rinde (stark!) faulender Zweige von Hedera Helix. Mit M. Hederae, die nur an lebenden Blättern flecken- bildend auftritt, hat der Pilz gar nichts zu tun. 10 Die wenigen Perithecien, die ich andem sehr vermorschten Originalexemplar finden konnte, gehörten ganz typische zu Metasphaeria sepincola Sacc. Revision der Ascomycetenformen. 1238 Metasphaeria Taxi Oud. var. corticola Feltg. (III. Nach- trag 228). An dünnen, berindeten Zweigen von Zaxus. An den stark vermorschten Zweigen ist ein Pilz nicht zu finden. Hingegen findet man eine Sagedia (carpinea?), die von Feltgen als die in Rede stehende Form beschrieben wurde! Metasphaeria cavernosa EIl. und Ev. forma Salicis Feltg. (III. Nachtrag, p. 234). An ganz dünnen Salix-Zweigen. Ich finde die Sporen nur 4 bis 6 ı breit und den Pilz als sanz typische M. sepincola Sacc.; die Perithecien sind etwa ZU085132 25071 breit und> ist "mir’rätselhaft, "wieso 'Beltgen diese Form zu M. cavernosa bringen konnte, schon der ganz andere Standort hätte ihn belehren sollen. Die Form ist völlig zu streichen. Metasphaeria Liriodendri Pass. forma Catalpae Feltg. (III. Nachtrag, p. 233). Auf berindeten Ästen von Bignonia Catalpa. Die Sporengröße wechselt sehr. Ich fand bis 30 w lange und bis 6 u breite Sporen. Schon aus Feltgen’s Beschreibung und seiner Angabe, daß diese Art seiner M. vulgaris sehr nahe steht, geht wie aus dem Originalexemplar hervor, daß es sich um M. sepincola Sacc. handelt. Metasph. Liriodendri Pass. gehört gewiß auch in den weiten Formenkreis dieser Art, deren Sporen äußerst variieren. NachrBerlese sind sie 18 Dis 20 = 4 pis.6; nach Sac- cardo 22 bis 24 = 6 bis / u. In vorliegender Form wechseln siesvon 18 bis 30 und 4 bis 6 u. Diese Form.ist als ganz wertlos zu streichen. Metasphaeria Cirsii Feltg. (III. Nachtrag, p. 239). Auf dürren Stengeln von Cirsium arvense. Die Perithecien haben keine kugelige Papille, sondern ein flachspaltiges Ostiolum und gehört die »neue Art«, wie das 1236 F. v. Höhnel, (ausnahmsweise) gute Originalexemplar zeigt, ganz typisch zu Lophiotrema vagabundum Sacc. — Lophiostoma Origani Kze. Die Perithecien sind nicht O°1 bis 0:2 m groß, sondern 200 bis 300 1 breit und breiter. Selbst ein Anfänger und Autodidakt, der mit »Winter« oder »Schröter« bestimmt, muß hier bei ordentlicher Untersuchung zum richtigen Resultate gelangen. Während Feltgen zahlreiche nicht existierende Formen und Varietäten unterscheidet, meist in Folge schlechten Materials und falscher Bestimmung, zwingt erwieder im Gegensatz hiezu gefundene Formen in andere Arten hinein, zu denen sie sicher nicht gehören. So ist das, was er als Lophiotrema Oenotherae Ell. und Ev. (III. Nachtrag, p: 260, und Sacc. Syll. XIV, p. 703) anführt, nach seiner Beschreibung gewiß nicht diese Art, wie der Vergleich der Diagnosen ergibt. Es ist sicher wieder Lophio- trema vagabundum Sacc. Metasphaeria Senecionis (Fuck.) Sacc. forma Urticae Feltg. (III. Nachtrag, p. 238). | Auf Urtica-Stengeln. Die Beschreibung ist mehrfach unrichtig und rührt offen- bar von nicht ganz reifen Perithecien her. Die Sporen sind meist dzellig, später gelblich; das Ostiolum hat Borsten. Der Pilz ist nach dem Originalexemplar ganz typisch Metasphaeria tricho- stoma Pass. = M. eburnea (Niess|). | Metasphaeria conorum Feltg. (III. Nachtrag, p. 237). An Fichtenzapfenschuppen. Das Original besteht aus einem halben, zerquetschten, zer- fallenden und stark vermorschten Zapfen, der lauter entleerte Perithecien trägt und keine Spur eines der Beschreibung dieser Art entsprechenden Pilzes. Zu einer sicheren Bestimmung und gar zur Aufstellung einer neuen Art ist das Material völlig ungeeignet. Die Artist ganz unbegründet und völlig zu streichen. Metasphaefia Mezerei Feltg. (III. Nachtrag, p. 232). Auf Zweigen von Daphne Mezereum. Ich konnte am Originalexemplar keine Spur des Pilzes finden, der nach der Beschreibung wahrscheinlich in den Revision der Ascomycetenformen. 1257 Formenkreis von M. sepincola Sacc. gehört und wegen mangel- haftem Material zu streichen ist. Auf keinen Fall stellt er, nach der Beschreibung zu urteilen, eine irgendwie charakteristische Form dar. Metasphaeria Periclymeni Feltg. (Il. Nachtrag, p. 168). An dürren Zweigen von Lonicera. Die Peritheeien fand ich ‚bis über 200:w ‚breit und’ist der Pilz nichts anderes als schlecht entwickelte und nicht gut aus- gereifte Metasphaeria sepincola Sacc., die sehr verbreitet und variabel ist. Metasphaeria depressa (Fu ck.) forma caulium Feltg. (III. Nach- trag, p. 225). An dürren Stengeln von Origanum vulgare. Nach dem Originalexemplar ist diese Form nichts anderes als Lophiotrema vagabundum. Das was Feltgen Metasphaeria depressa nennt, ist kaum diese Art, welche bisher nur von Fuckel, und zwar auf Car- pinus gefunden wurde. Weder Winter noch Berlese und andere kennen diese Form, die sich, wenn überhaupt nur in Bwekel’s Herbar (im Herbier Boissier in Genf) befindet und in den Fungi rhenani nicht ausgegeben wurde. Da Fuckel’s Beschreibungen und insbesondere seine Maßangaben fehlerhaft sind, so geht es nicht an, nach seinen Diagnosen, ohne Ver- eieiehsmarterial Pilze’ zu bestimmen, wie: dies Feltgen «tat. (Es ist ganz gut möglich, daß Metasphaeria depressa irgend eine Lophiotrema oder Metasphaeria sepincola ist.) An denselben Origanum-Stengeln fand ich eine Lepto- sphaeriamit stets6zelligen, rauhen, meist 30 bis 32= S bis 1IO u großen Sporen, mit 200 bis 300 u breiten Perithecien, deren Mün- dung mit zahlreichen kurzen, schwarzen Borsten besetzt sind. Diese Leptosphaeria scheint als solche bisher nicht be- schrieben worden zu sein. Möglicherweise ist Metasphaeria Origani Mouton (Sy1!. IX, 827), derselbe Pilz im unreifen Zu- stande beschrieben, wo die Sporen noch hyalin sind und die Rauhigkeit derselben schwach ist. 1238 F. v. Höhne], Metasphaeria Jaceae Feltg. (III. Nachtrag, p. 239). Auf dürren Stengeln von Centaurea Jacea. Das Originalexemplar zeigt, daß diese Art gleich Meta- sphaeria trichosioma (Pass.) = Leptosphaeria eburnea Niess]l ist. Passerini und Niessl beschrieben mit Recht den Pilz als Leptosphaeria, da die Sporen zuletzt etwas gelblich bis blaß- bräunlich sind. Metasphaeria Petasitidis Feltg. (III. Nachtrag, p. 238). An dürren Blattstielen von Petasites officinalıs. Diese Art, welche nur von der Cuticula bedeckt sein soll, und bei welcher gar keine Asci beobachtet werden konnten, hat Feltgen selbst im Herbar als »incerta et rejicienda« bezeichnet und trotzdem veröffentlicht. Am Originalexemplar war nichts Bestimmtes zu finden und ist diese »Art« zu streichen. Soweit ich etwas sehen konnte, handelt es sich um eine ganz unreif vertrocknete Hoysteriacee. Metasphaeria vulgaris Feltg. (III. Nachtrag, p. 225). An Ästen verschiedener Bäume und Sträucher. Diese Art ist nichts anderes als Metasphaeria sepincola Sacc.; es geht dies nicht nur aus einzelnen untersuchten Exemplaren hervor, sondern aus Feltgen’s Diagnose selbst, die gegenüber der M. sepincola Sacc. (non Fries) keine genügen- den Unterschiede bietet. Metasphaeria CoryliCelottiforma Juglandis Feltg. (III. Nach- trag, p. 234). Das Originalmaterial (sehr schlecht und alt) zeigt keine Spur von Metasphaeria Coryli. Hingegen fand ich darauf Lophidium compressum reif und unreif und eine Calospora oder Melanconis (sicher verschieden von Melanconis Carthusianorum Tul.), mit 2- bis 4 zelligen hyalinen Sporen. Der Pilz hatein gut _ entwickeltes Stroma und ist keine Metasphaeria. Die Perithecien sind nur 300 bis 450 u (und nicht, wie Feltgen angibt, bis Imm) Revision der Ascomycetenformen. 1239 breit. Der Pilz ist schon zu sehr demoliert, um beschrieben zu werden, stellt aber wahrscheinlich eine neue Calospora dar. Die »forma« ist zu streichen. Metasphaeria CoryliCelotti forma Quercus Feltg. (III. Nach- trag, p. 233). Auf berindetem Zweig von Ouercus. Die dünnen morschen Zweigstücke rühren nicht vom Ouercus her und den Pilz halte ich nur für M. sepincola Sacc.. womit er vollkommen übereinstimmt. Metasphaeria Ulicis Feltg. (III. Nachtrag, p. 234). Auf berindeten Ästen von Ulexr europaeus. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen Zweig- stück. Ich finde darauf nur Lophiotrema praemorsum (Lasch), dessen häufiges Vorkommen auf Ulex bekannt ist. Diese Art . ist höchst variabel (siehe Berlese, Icon. I), besonders was die Beschaffenheit der Sporen anbelangt. Metasphaeria Ulicis Felte. ist zu streichen. Metasphaeria sambucina Feltg. (III. Nachtrag, p. 227). An faulenden, entrindeten Ästen von Sambucus racemosa. Das sehr schlechte, demolierte Material zeigt auch an den von Feltgen ausgesuchten und besonders bezeichneten SWeken nicht die Spur von einem‘ der Beschreibung ent- sprechenden Pilze. Es ist mir völlig rätselhaft, wieso es möglich ist, auf Grund solcher Exemplare (denen ein erfahrener Myko- loge sofort. ansieht, daß sie wertlos sind) eine neue Art aufzu- stellen, um so mehr, wenn der Autor (wie aus den handschrift- lichen Notizen im Herbar zu erkennen ist) offenbar selbst nichts Sicheres an dem schlechten Material feststellen konnte, weshalb er nicht wußte, in welche von fünf Gattungen er den Pilz stellen sollte! Die Art ist daher schon wegen gänzlich unzureichendem Material zu streichen. Alles zusammengefaßt, wird es sich um alte, halbzerfallene Reste von Diaporthe circumscripta handeln. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 84 1240 F. v. Höhnel, Metasphaeria Phalaridis Feltg. (III. Nachtrag, p. 243). Auf dürren Halmen von Phalaris arundinacea. Zu dieser »neuen Art« ist zu bemerken: 1. Das Nährsubstrat ist kein Gras, sondern ein hohler dikotyler Stengel. 2. Ein der Beschreibung entsprechender Pilz ist auf diesem Stengel nicht zu finden. 3. Der Pilz soll nach Feltzen (. cc.) sanzzeleiehe ca Metasphaeria vulgaris Feltg., »aber auf monokotyler Pflanze« und mit dem einzigen Unterschiede, daß die Sporen 1- bis 1!/,reihig sind, während sie bei M. vulgaris 1!/,- bis Zreihig (sale pr229)1 4. Metasphaeria vulgaris Feltg. ist von M. sepincola Sacc. (von Fries) spezifisch nicht verschieden. Metasphaeria Phalaridis Feltg. beruht daher auf einer Kette von Irrtümern. Metasphaeria Polystichi Feltg. (II. Nachtrag, p. 171). An Fiederblättern von Polystichum filix mas. Das Originalexemplar besteht aus ein paar kleinen, stark vermorschten Bruchstücken eines Wedels, der offenbar lange am Boden gelegen war. Ich finde darauf nur ganz leere, alte Mycosphaerella-Perithecien und verstehe nicht, wieso Feltgen zu seiner Diagnose kam. Die Art ist wegen gänzlich unzu- reichendem Originalmaterial zu streichen. Metasphaeria Luzulae Feltg. (III. Nachtrag, p. 244). Auf dürren Halmen von Zuzula maxima. Nach dem Originalexemplar ist diese Art wohl zweifellos auf unreife Zustände von Leptosphaeria sparsa Fuckel auf- gestellt. Ich fand auf demselben keinen anderen Pyrenomyceten. Feltgen’s Beschreibung der Sporen (deren Länge zu groß an- gegeben ist, da sie offenbar nur im Ascus und nicht außerhalb desselben beobachtet wurden) legt nahe, daß er nur unreife Zustände gesehen hat. Meist war die L. sparsa unreif; sie ent- ae ‘ Revision der Ascomycetenformen. 1241 sprach in diesem Zustande ganz gut der Feltgen’schen Be- schreibung. Zwei reife Perithecien zeigten meist 7-bis 3zellige, schwach gekrümmt spindelförmige Sporen, welche genau zu Winter’s Beschreibung (Pyrenomyceten, p. 457) und Fuckel’s Abbildung (Symb. myc., I. Nachtrag) stimmten. Auch die sonstige Be- schaffenheit des Pilzes stimmte vortrefflich zu Rueckel’s Art. (Leider konnte der wünschenswerte direkte Vergleich nicht vorgenommen werden, da mein Fuckel’sches Originalexemplar sich als steril erwies.) Metasphaeria juncina Feltg. (III. Nachtrag, p. 243). An dürren Halmen von Juncus effusus. Das Originalmaterial besteht aus einem einzigen kurzen, vermorschten, dünnen Halmstück, an welchem keine Spur des beschriebenen Pilzes zu finden ist. Die Art ist daher zu streichen. Melomastia salicicola (H. Fabr.) var. nigrificans Feltg. An faulendem Zweigholz von Salix. Belre einieeipt die Sporen mit ‚33 bis 42 > 8&.Diss1l 0,1 zu sroß an. Ich fand sie meist 32 bis 36 = 7 bis 8 u; der-Pilz stimmt vollkommen mit dem Fuckel’schen Originalexemplar von Trema- tosphaeria corticola Fuckel überein. Fuckel gibt die Sporen Bess. lange’ an; Winter mit 50 "bis 393 > 6°bis 7a Wan, Bierlese mit 82 bis 399 =6 bis’8 u. Der Feltgen’sche Pilzist die Holzform des Pilzes, der sonst auf der harten Rinde vorkommt. Saccardo und Berlese rechnen den Pilz zu Zignoölla, allein seine wahre Verwandtschaft liegt ohne Zweifel bei den groß- sporigen Metasphaeria-Arten. Diese haben allerdings ganz ein- gesenkte und daher dünnwandigere, weichere, nicht kohlige Perithecien. Da aber die Tr. corticola auf härteren Substraten vorkommt, wird sie mehr oberflächlich und daher auch derber, kohliger, wie das bei allen Pyrenomyceten der Fall ist. Zu- dem ist der Pilz nicht ganz oberflächlich (da Weidenrinde und -Holz nicht sehr hart sind), sondern hervorbrechend. Nach Bäumler (Österr. bot. Zeitschr., 1890, p. 18) soll Zignoella corticola (Fuckel) mit Trematosphaeria errabunda H. Fabr. identisch sein. Dies ist aber nach Berlese, Icon. I, 84* 1242 F. v. Höhne], p. 34, nicht der Fall, da letztere Art gleich Melanommia pertusum (P.) Berl. ist; offenbar hat Bäumler eine andere Form vor sich gehabt. Nach dem Gesagten ist auch diese Feltgen’sche Art zu streichen und hat dieselbe richtig Metasphaeria corticola (Fuck.) ver zusheinen: Acerbia rhopalasca Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 179). Auf entrindetem Eichenholz. Das Originalexemplar zeigt nicht die Spur des Pilzes, sondern nur eine teils reife, teils unreife Eutypa, daneben eine Melanconiee mit fadenförmigen Sporen. Ich vermute, daß die unreifen Perithecien der Eutypa, mit den fadenförmigen Sporen der Libertella kombiniert, die irrtümliche Aufstellung der Art erklären, die unbedingt zu streichen ist, weil das Original- exemplar den Pilz nicht zeigt, und wenn die Art auch nicht in- folge eines Irrtums aufgestellt wurde, es sich nur um verein- zelte, verirrte Ophiobolus-Perithecien irgend einer häufigen Art handeln könnte, wie ich sie öfter auf morschem Holz fand. Ophiochaeta Inulae Feltg. (III. Nachtrag, p. 178). Auf Stengeln von /Inula Helenium. Der Pilz sitzt nicht oberflächlich wie Feltgen annimmt, sondern unter der Epidermis, nach deren Abwurf er scheinbar oberflächlich wird. Er ist (nicht nach der Diagnose, sondern nach dem Originalexemplare) ganz gleich Ophiobolus incomptus Niessl (in Linhart, F. hung. Nr. 472) = Oph. Niesslii Bäum- ler, eine Art, die von Berlese, Icon. I, p. 135, als Varietät zu Oph. erythrosporus gezogen wird. Ophiobolus Sarothamni Feltg. (Nachtrag III, p. 174). An einem berindeten Sarothamnus-Ast. Das Originalexemplar besteht nur aus einem kurzen, dünnen, stark vermorschten Zweigstück, an dem ich nur ein paar ÖOphiobolus-Perithecien fand. Wahrscheinlich ist es O. porphyrogonns. Die kurze Beschreibung Feltgen’s würde auf mehrere der gewöhnlichen Arten passen, um so besser als die Sporen im Ascus gelb und nicht hyalin sind. Das Original- rn Revision der Ascomycetenformen. 1243 exemplar ist zu schlecht zu einer sicheren Bestimmung und daher noch weniger geeignet zur Aufstellung einer neuen Art; diese ist daher ohne Wert und muß gestrichen werden. Ophiobolus collapsus (E. et Sacc.) v. trinodulosus Feltg. An dürren Stengeln (von Teucrium Scorodonia?) Das Material istspärlich und schlecht und genügt nicht zur Aufstellung einer neuen Form. Die Sporensindim Ascus gelblich und von den drei Knoten an denselben ist nichts zu sehen. Die Stengel zeigen stellenweise eine rötliche Färbung und halte ich den Pilz für eine breitsporige Form von 0. porphyrogonns. Unter allen Umständen ist diese Varietät, die nichts Charakte- ristisches bietet, zu streichen (III. Nachtrag, p. 170). Ophiobolus pellitus (Fuck.) forma Bidentis Feltg. Auf dürren Stengeln von Bidens tripartıta. Ist von ©. pellitus nicht zu unterscheiden. Ohne Wert und zu streichen (IH. Nachtrag, p. 167). Ophiobolus eburensis Sacc. forma Hellebori Feltg. Auf dürren Stengeln von FHelleborus viridis. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen Stengel- stückchen, auf dem ich einen ÖOphiobolus nicht entdecken konnte. Da die Form von der Stammart ohnehin kaum ver- schieden sein soll (Feltg., Nachtrag Ill, p. 167), so ist sie ange- sichts des unzureichenden Originalexemplares einfach zu streichen. Ophiobolus Alismatis Feltg. (Vorarb. 231; II. Nachtrag, p- 140). Auf dürren Stengeln von Alisma Plantago. Das Originalexemplar zeigt zweierlei Stengel, monokotyle, die zu Alisma gehören können und dikotyle (mit 4seitigen und gegenständig verzweigten Axen), vielleicht zu Scrophularia nodosa gehörig. Auf den Alisma-Stengeln ist ein Ophiobolus nicht zu finden, hingegen sind die Scrophnlaria-Stengel damit versehen. Die Untersuchung ergab, daß O. persolinus vorlag, 1244 F. v. Höhnel, die offenbar nichts anderes als eine langschnäbelige Form von O. erythrosporus ist. Die meisten Ophiobolus-Arten sind sehr nahe miteinander verwandt, weshalb die Aufstellung von Arten, die keine charakteristische Besonderheit zeigen, keinen Wert hat. ©. Alismatis Feltg. muß nach dem Gesagten einfach ge- strichen werden. Ophiobolus bactrosporusFeltg. und Oph. peduncularis Felt. An Iris Psendacorus. Kockelscheuer, am 6. Sep- tember 1900 (II. Nachtrag, p. 139). Die Originalexemplare dieser zwei Arten bestehen aus einigen stark vermorschten Bruchstücken von Stengeln und Blütenstielen einer monokotylen Pflanze, wahrscheinlich Iris Psenudacorus. Das Material ist schlecht und alt, zur Aufstellung neuer Arten nicht geeignet, da fast alle Perithecien entleert und vermorscht sind und erst nach längerem wiederholten Suchen einige wenige brauchbare gefunden werden konnten. Diese ge- hörten alle einer Art an, höchst wahrscheinlich Ophiobolus compar Karst. Die Perithecien waren etwa 250 bis 300 u breit, konisch geschnäbelt, die verschieden langen Asci waren manchmal nur 4, manchmal bis 6 y. breit; die Sporen zeigten keine deutlichen Septen, waren zirka 1 u breit und im Ascus bräunlichgelb. Charakteristisch ist die (von Feltgen nicht er- wähnte) rote Färbung des Gewebes um die Perithecien herum. Oph. compar Karst. steht dem O. tenellus sehr nahe. Er ist offenbar das, was Feltgen Oph. peduncularis nennt. Diese Art ist also zu Streichen, ebenso aber auch die andere bactrosporus Feltg., da sie am Originalexemplar nicht zu finden ist und dieses überhaupt unbrauchbar ist; es handelt sich offenbar um ein verirrtes Perithecium einer verbreiteten Art. Dieselben Iris-Stengel sammelte Feltgen (laut Etikette im Herbar) auch schon am 14. August 1900, also 3 Wochen vorher, und fand darauf eine weitere neue Ophiobolus-Art (also 3 neue Ophiobolus-Arten auf denselben Stengeln gleichzeitig reifend!). Das Originalexemplar dieser dritten O. Psend-Acori ge- nannten Art ergab erst nach längerem Suchen ein einziges Perithecium mit bis 140 =5 bis 51/, u Asci und 110 212 w im Ascus gelben, nicht oder undeutlich septierten Sporen, ohne ie Az Revision der Ascomycetenformen. 1245 sicher konstatierbare Anschwellung (Knoten). Die Form ist nicht spezifisch verschieden von der oben als OÖ. compar Karst. bezeichneten; nun muß daher auch Oph. Psend-Acori Feltg. (schon mit Rücksicht auf das ganz unbrauchbare Original- exemplar) einfach gestrichen werden. Ophiobolus acerinus Feltg. (III. Nachtrag, p. 175). Auf Acer campestre. Das Originalexemplar zeigt nichts anderes als Trema- tosphaeria mastoidea (Fries). Damit stimmt auch die Beschreibung der Perithecien und Aseci bei Feltgen. Offenbar hat er aber ein unreifes Perithecium untersucht und wahr- scheinlich die zahlreichen, parallelen, die Asci weit überragen- den Paraphysen für Sporen gehalten. Ein Ophiobolus ist am Originalexemplar absolut nicht zu finden. Die Art ist daher, als auf einem Irrtum beruhend, zu streichen. Ophiobolus petiolaris Feltg. H. p. 236. An Blattspindeln von Juglans regia. Ich finde bei den Originalexemplaren die Asci nur zirka 140=9 u; die Sporen sind gelblich und deutlich septiert, etwa 2 w breit und ohne oder mit einem undeutlichen Knoten. ich kann diese Form von Ophiobolus Paulowniae P. Br. (nach Untersuchung des Originalexemplares in F. gallici Nr. 2582) nicht unterscheiden. | | Ophiobolus calathicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 172). An Hüllkelchblättern von Centaurea Jacea. Ich finde die Perithecien feucht bis 360 w breit; die 120 1 langen, deutlich septierten Sporen, ohne Knoten, stets 12 bis 1-5 u breit. Von einer Einschnürung der Sporen an den Quer- wänden ist nichts zu sehen. Ist nichts anderes als Ophiobolns tenellus (Auersw.) Ophiobolus gonatosporus Feltg. (II. Nachtrag, p. 143). Auf dürren Zweigspitzen von Sorbus Aria. Das Substrat ist Ononis spinosa, und der Pilz ist Oph. Jruticum (Rob.); die Asci sind meist 160= 10 bis 12 g; die 1246 F. v. Höhne], Sporen sind knotenlos, meist bogig gekrümmt, septiert, in der Mitte am breitesten, gegen die stumpfen Enden allmählich ver- schmälert, 120 < 4 m. (Die widersprechenden Angaben bei Feltgen sind falsch.) Ophiobolus fruticum Sacc. forma Dulcamarae Feltg. AufRanken von Solanım Dulcamara (ll. Nachtrag, p. 173). Das Originalexemplar zeigte mir nur in reichlicher Menge Ophiobolus porphyrogonus, hie und da auf verbleichten rötlichen Flecken sitzend. Diese an den Flecken leicht kenntliche Art zeigt am besten, wie sehr die Ophiobolus-Arten variieren, wie der Vergleich der Diagnosen der Art in verschiedenen Werken lehrt. Die meisten Ophiobolus-Arten sind sehr nahe mitein- ander verwandt undes geht nicht an, auf Grund der Diagnosen ohne Zuhilfenahme von sicherem Vergleichsmaterial in dieser Gattung neue Arten aufzustellen, wie dies Feltgen tat. Da eine der Beschreibung der Forma Dulcamarae ent- sprechende Form auf dem ÖOriginalmaterial nicht zu finden ist, muß diese Forma gestrichen werden, um so mehr als sie nach obigem gewiß nur eine breitsporige O. porphyrogonus ist. Mit O. fruticum (Rob.) hat_dieselbe nichts zu tun. Thyridaria Sambuci (Niessl) forma Fagi Feltg. (III. Nach- trag, p. 122). An dürren/Zweigen von Fagus sylvatica. Das Originalexemplar zeigt nicht .‚Fagus-, sondern Ulmus- Zweige. Diese sind mit ganz abgestorbener und unbestimmbarer, entleerter Cryptospora hypodermia (Fries) besetzt. In den ver- rotteten Stromata dieses Pilzes haben sich hie und da Perithecien von Metasphaeria sepincola Sacc. angesiedelt (während außen eine rote, kleine, alte Nectria sitzt). Feltgen hat nicht gesehen, daß die reifen und die entleerten Perithecien zu zwei ganz ver- schiedenen Pilzen gehören und das Ganze als eine neue Art beschrieben! Alle diesen Tatsachen widersprechenden Angaben in Feltgen’s Diagnose sind falsch. ; Die Zweige sind ganz alt, mit Algen überzogen und halb vermorscht und kein Objekt zur Aufstellung einer neuen Art. Revision der Ascomycetenformen. 1247 Kalmusia Sarothamni Feltg. (II. Nachtrag, p. 109). An Zweigen von Sarothamnus scoparius. Ist genau Thyridaria incrustans Sacc. forma minor Sacc. völlig mit dem Exemplar auf der gleichen Nährpflanze in Krieger, Fungi saxonici Nr. 27, übereinstimmend. Melanconis populina Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 119). An berindetem Zweige von Popnulus italica. Ich finde an dem kümmerlichen Originalexemplar nur Cucurbitaria crotonoides (Pass.) und Thyridaria rubro-notata (Berk. und Br.). Feltgen hat unreife Zustände der letzten Art als Melanconis beschrieben, wie aus seiner Darstellung klar hervorgeht. | Fenestella Prunastri Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 121). An Zweigen von Prunus spinosa. Das dünne Zweigstück des Originalexemplares zeigt keine Spur von dem. beschriebenen.Pilze..Die;; Art} ist ‚dahesinicht genügend begründet und muß gestrichen werden. Thyridaria texensis Berl. et Vogl. forma Corni Feltg. (III. Nachtrag, p. 123). Auf berindeten Zweigen von Cornus sangninea. Die Zweige rühren nicht von Cornus, sondern von Buxus her und der Pilz ist Lepfosphaeria melanommoides Berl., Icon. |], p. 54. Wie groß demnach die nach Feltgen »fast vollständige« Übereinstimmung mit der obgenannten Art sein kann, ergibt sich hieraus von selbst. Melanconiella leucostroma (Niessl) f. Piri Feltg. (III. Nach- trag, p. 119). | Auf dürrem Zweig von Pirus communis. Das Originalexemplar besteht aus einem dünnen, kurzen, mit Erde beschmutzten, halbvermorschten Zweigstücke. Der Pilz hat schon der braunen Sporen wegen mit Melan- coniella leucostroma (Niessl) gar nichts zu tun, auch wegen der sehr zahlreichen feinen Paraphysen. Diese hat gar keine 1248 F. v. Höhnel, Paraphysen und ist eine ausgesprochene typische Diaporthe, hat also Diaporthe lencostroma (Niessl) v. H. zu heißen. Die Angabe bei Winter, daß sehr zarte lange Paraphysen vorhanden sind, istfalsch. Die im ganz reifen Zustande blau- grauen Sporen sind durch die 4 schwarzen Stellen, 2 davon an den Spitzen und 2 an der Scheidewand von allen mir be- kannten Sporen verschieden. Sie haben auch schöne, lange Anhängsel. Als Diaporthe-Art hat sie auch hyaline, spindel- förmige 1- bis 2zellige Conidien als Nebenfruchtform (Phomopsis — Myxolibertella), in Gegensatze zu Melanconis mit den dunklen Melanconium-Sporen.! Im nichtganz ausgereiften Zu- stande sind die Sporen dieser Art ganz hyalin und ohne schwarze Punkte und kann der Pilz sehr leicht mit anderen Diaporthe-Arten, insbesondere mit D. galericnlata (Tul.) ver- wechselt werden, ja möglicherweise ist letztere Art nur ein Entwicklungszustand, um so eher, als beide Pilze nur auf Fagns-Zweigen vorkommen und auch äußerlich einander sehr ähnlich sind, wobei auch die Diagnosen derselben eine unverkennbare Ähnlichkeit miteinander aufweisen. Feltgen'’s Pilz ist nichts anderes als Valsaria insitiva Ces.etde Not. im nicht ganz. ausgereiften Zustande vertrocknet und vermorscht. Danach sind mehrere Angaben Feltgen’s (die an dem be- schmutzten Stücke gar nicht festgestellt werden konnten) ganz falsch und die Schlußbemerkungen gegenstandslos, Diese Form muß also gestrichen werden. Cryptospora quercina Feltg. (III. Nachtrag, p. 118). An berindetem faulenden Ouercus-Ast. Der Pilz sitzt ganz oberflächlich auf nacktem Eichenholz. Feltgen’s Beschreibung ist ganz falsch und zum Teil aus der Luft gegriffen, denn der Pilz ist Bizzozeria veneta Sacc. et Berlese. | Die Perithecien sind birnförmig-kugelig, frei aufsitzend, zirka 400 u breit und wenig höher; im kugeligen Teil mit einem 1 Siehe Niessl, Hedwigia 1883, p. 66, und v. Höhnel im Sitzungsber. d. k. Akad. Wien, math.-nat. Kl. 1906. (Fragmente zur Mycologie, II. Mitt.) Revision der Ascomycetenformen. 1249 graugrünlichen, schmutzig-färbigen, anliegenden, mikroskopisch farblosen, zarten Filz bedeckt, die kegelige Spitze ist schwarz, kahl und scharf abgegrenzt. An der Basis zarte 2 bis 3 u breite, olivenbraune Hyphen. Perithecienmembran olivengrün, weich, deutlich zellig. Paraphysen zahlreich, dünnfädig; Asci keulig, etwa 120 = 20 u; Sporen zu 8, 2- bis 3reihig, zylindrisch, wenig gekrümmt, beiderseits abgerundet, mit stets 8 großen Öltropfen, in der Mitte sehr zart septiert, hyalin, zuletzt sehr blaß gefärbt, etwa 36 n lang und 7 w dick. (Häufig an einem oder beiden Enden mit Keimfäden.) Danach weicht er nur durch den anders beschaffenden Inhalt der Sporen ab, da Dizzozeria veneta einen granulierten Sporeninhalt haben soll. Das Auftreten der Querwand und Öl- tropfen ist aber offenbar eine Alterserscheinung. Bizzozeria veneta ist zweifellos sehr nahe mit Zasiosphaeria ovina, Libertiana und sulphurella verwandt und ist es mir fraglich, ob das Genus Bizzozeria nicht besser wieder auf- gelassen wird. Phomatospora secalina Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 158). Hat nicht 8 bis 10, sondern nur 6 bis 7 u dicke Asci und nicht 5 bis 6, sondern 4 bis 5 u breite Sporen. Ist ganz identisch mit Phomatospora hydrophila P. H. u. K. (Verh. bot. Ver. Brandbg., 41. Bd., p. XI), dessen Originalexemplar (Rehm, As- comye. Nr. 1342) mir nicht 31/, bis 4, sondern 5 bis 7 w dicke Asei zeigte und 3t/, bis 5. breite: Sporen. hat. Diese Art ist zwar auf Enphorbia-Stengeln angegeben, während Ph. secalina auf morschem Stroh wächst, allein die Phomatospora-Arten sind Saprophyten. Die häufigste Art Ph. Berkeleyi kommt auf zahlreichen Substraten vor. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Ph. hydrophila und Ph. cupnlaris Winter miteinander identisch sind. Gnomonia Hieracii Feltg. (III. Nachtrag, p. 156). Auf dürren Stengeln von Hieracium boreale. Die Nährpflanze ist nicht Flieracium, sondern eine Euphor- bia (wahrscheinlich E. pülosa). Der Pilz ist identisch mit Gn. 1250 F. v. Höhnel, Euphorbiae Fuck., mit welcher Art nach der Beschreibung zweifellos gleich ist Gn. tithymalina Sacc. et Br. Gnomonia Molluginis Feltg. (I. Nachtrag, p. 384; II., p. 130; 1,3p: 21250)) Auf dürren Stengeln von Galium Mollugo. Da die Rinde stellenweise weithin geschwärzt ist, so ist zweifellos ein Stroma vorhanden. Der Pilz ist daher eine Dia- porthe. Die Sporen fand ich nicht 15 bis 154 bis 5 u, sondern nur 10 bis 15=3 bis 4 u. Von Diaporthe mazzantioides Sacc. et Speg. weicht der Pilz eigentlich nur durch die Schnäbel der Perithecien ab, allein man weiß ja, wie sehr die Schnabellänge variiert. Ich kann mich nur der Ansicht Rehm’s anschließen, daß Gnomonia Molluginis Feltg. — Diaporthe mazzantioides Sacc, ei Splenise | Gnomonia Vitis-Idaeae Feltg. (II. Nachtrag, p. 129). Da selbst Feltgen keine Asci fand und an dem Original- material nichts zu sehen ist, ist diese Art einfach zu streichen. Gnomonia epidermis Feltg. (III. Nachtrag, p. 157). Das Substrat ist jedenfalls nicht, wie angegeben, Feldahorn, sondern Acer Negundo. Trotz genauer Untersuchungdes Originalexemplareskonnte ich einen Pilz an demselben nicht entdecken. Nach der Be- schreibung scheint eine Sphaerella-Art vorgelegen zu haben. Angesichts des gänzlich unbrauchbaren Originalexemplares muß die Art gestrichen werden. Es geht nicht an, auf Grund einzelner verirrter Perithecien (und nur um ein solches kann es sich hier gehandelt haben) eine neue Art aufzustellen. Gnomonia rhoina Feltg. Ist eine gute Art, aber mit einer im Holze verlaufenden schwarzen Saumlinie versehen und daher, wie schon Rehm (in lit.) bemerkte, eine Diaporthe: D. (Tetrastaga) rhoina (Feltg.)Rehm zu nennen. Revision der Ascomycetenformen. 251 Gnomonia Aceris Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 157). An dürren Zweigen von Acer campestre. Ist völlig identisch mit Diaporthe Hystricula Sacc. et Spee. Die Peritheeien’ sind nicht”wierPeltgen’angibr 200, sondern 4 bis 500 u breit. Diaporthe (Chorostate) Helicis Niess! forma Ampelopsidis Beite- (Vorarbeiten, p. 206, II. Nachtrag, p. 125). Die Perithecien sind nicht valsoid gehäuft, sondern stehen zerstreut in Längsreihen. Das Stroma gehört ganz der Rinde an. DiezPerithecien berühren das Holz nicht. Der Pilz hat mit D. Helicis nichts zu tun und stimmt völlig mit Diaporthe (Tetra- staga) incompta Saecc. (Syll. I., p. L.) überein. Diaporthe leucostoma Feltg. in Sched. (= D. farinosa Peck. iankeltsen, II. Nachtrag, p. 125). Auf Carpinns Betulus; ist vollkommen gleich D. bitornlosa (Berk. undBr.). Diese Art dürfte mit D. mucosaW inter identisch sein, ist hingegen von D. decipiens Sacc. verschieden. Letztere Art hat 20 bis.,25 =5.bis 6. große, an den. Enden mit je einem kleinen Schleimknopfe versehene Sporen, während D. bitorulosa 15 bis 20 23 bis 4u große, mit dünner Schleimhülle versehene Sporen ohne Schleimknöpfe an den Enden besitzt. Letztere Art hat den kleineren Sporen entsprechend auch etwas kürzere Asci. Diaporthe Buxi Feltg. (III. Nachtrag, p. 190). An berindetem Ast von Buxus sempervirens. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen, alten, schmutzigen Zweigstück, an dem von einer Diaporthe Choro- state absolut nichts zu finden ist, hingegen trifft man hie und da einzeln oder in verwachsenen Gruppen stehende Perithecien von Metasphaeria sepincola Sacc. an, die, wie namentlich aus Feltgen’s Zeichnungen im Herbar hervorgeht, von ihm unter dem obigen Namen beschrieben wurden. Die gerade bei dieser Metasphaeria so auffallenden Paraphysen hat er übersehen. 1282 F. v. Höhnel, Die übrigen Angaben in Feltgen’s Diagnose, die den Pilz zu einer Chorostate zustutzen sollen, sind einfach aus der Luft gegriffen. Zu sehen ist davon nichts. Diaporthe Feltgenii Sacc. et Syd. forma Cydoniae Feltg. (III. Nachtrag, p. 148). Auf dürren, berindeten Zweigen von Pirus Cydonia. Das Originalexemplar der Diaporthe Feltgenii lag nicht zur Untersuchung vor (s.H. p. 201; II. Nachtrag, p. 124; Sacc. Syll. XVI,p. 493). Schon Feltgen sagt, daß zwischen D. leiophemia und D. Feltgenü (= D. cerasi Feltg.) nur sehr geringe Unter- schiede bestehen. Vergleicht man Feltgen’s Beschreibung mit der von leio- phemia in Winter, so fällt der Mangel an Unterschieden so- fort auf. Daher istmir nicht zweifelhaft, daß, die Richtigkeit von Feltgen’s Beschreibung vorausgesetzt, D. Feltgenii und D. leiophemia derselbe Pilz sind. Da letztere Art nur auf Eichen- zweigen vorkommt, wird wohl eine falsche Nährpflanzen- bestimmung, wie so häufig bei Feltgen, vorliegen. Wie dieser sagen kann, daß D. Feltgenii f. Cydoniae von der »Stammform im ganzen nur wenig« verschieden ist, bleibt unverständlich, denn die Forma Cydoniae ist eine von D. leio- phemia total verschiedene Art, nämlich ganz typische D.oligo- carpa Nitschke, die also nicht bloß auf Prunus, sondern auch auf anderen Rosaceen auftritt. Diaporthe Rhododendri Feltg. (III. Nachtrag, p. 141). An dürren Zweigen von Rhododendron sp. (Zierpflanze). Die Nährpflanzenbestimmung ist richtig. Der Pilz ist eine Tetrastaga mit sehr kurzem Halse. Im Hoizkörper ist eine schwarze Stromasaumlinie. | Wird eine gute Art sein, doch ist das Originalexemplar (ein kurzes Stengelstück) sehr kümmerlich. Scheint mit D. crassicollis N. verwandt zu sein. Heagı AT Revision der Ascomycetenformen. 1289 Diaporthe detrusa (Fries), f. Mahoniae Feltg. (III. Nachtrag, p. 146). An Zweigen von Mahonia Aguifolium. Ist, wie schon Feltgen (II. Nachtrag, p. 124) bemerkt, von der Normalform auf Berberis vulgaris in nichts verschieden. Da überdies Mahonia eigentlich nur ein Subgenus von Berberis ist, hat die Aufstellung einer Forma keinen Sinn. Diaporthe simplicior, Feltg. (III. Nachtrag, p. 154). An dürren Ästen von Populus Tremnla. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen dünnen Zweigstückchen von Salix-sp., das gut mit dem Pilze besetzt ist. Der Pilz ist ganz genau Diaporthe Briardiana Sacc., eine Zuesdie der D. Spima Buckel verwandt ist und sich durch die kurzen Sporen und Perithecienhälse von ihr unterscheidet- Diaporthe Juniperi, Feltg. (III. Nachtrag, p. 149). An berindetem Ast von Juniperus communis. Der Pilz wächst nicht auf Juniperus, sondern auf Ulmus und ist eine ganz alte Eutypa, ohne Sporen, völlig leer und halbverrottet, vielleicht £. ludibunda v. eutypelloidea Sacc., in deren leeren Perithecien höchst spärlich eine hyaline Hypo: creacee schmarotzt, welche der Debarvella hyalina v.H. (Ann. myc. 1904, p. 274) nahe steht, aber davon verschieden ist. Ich nenne sie Debaryella vexans x. H. n. sp. Perithecien weichhäutig, blaßgelblich, kugelig, etwa !/, mn breit, mit einem dünnen, etwa !/, mm langen oder etwas längeren Hals. Perithecienmembran undeutlich kleinzellig. Perithecien im Stroma oder in den Perithecien von Entypa ganz eingesenkt (mit dem Halse vorragend?). Asci sehr zahlreich, zylindrisch, oben abgerundet, unten lang. zugespitzt, zirka 100=6, Ssporig; mit sehr zarten, rasch verschleimenden Paraphysen. Sporen hyalin, erst I-, dann 2- bis 4zellig, länglich, elliptisch, gerade oder etwas gekrümmt, beidendig etwas verschmälert, 10 bis 16 <& 4 bis 6, meist 13 bis 14 5 1 groß, mit 2 bis 4 Öl- tropfen, zartwandig. Diaporthe disputata B.R. S., forma Ulmi Feltg. (III. Nachtrag, p. 143). Auf berindetem Zweig von Ulmus campestris var. suberosa. 1254 F. v. Höhnel, Die Form beruht auf einer Kette von unbegreiflichen Irr- tiimern. Die Zweige rühren nicht von Ulmus, sondern von einer Pomacee her, wahrscheinlich Pirus oder Crataegus. In der Rinde finden sich in großer Merge dicht zerstreut ganz unreife graue, noch solide Körper, in denen man hie und da junge Peri- thecienanlagen (die Feltgen nicht gesehen hat) findet. Es sind dies die Anlagen der Stromata irgend einer Valsa oder Dia- porthe. Diese Anlagen hat Feltgen für große Perithecien »mit weißgrauem Inhalt« gehalten; zwischen diesen Anlagen kommen stellenweise und sehr zerstreut kleine, dünnwandige, 250 bis 300 u große, kugelige, schön reife Diaporthe-Perithecien tief in der äußeren Rinde eingelagert vor. Diese Diaporthe (Sektion Tetrastaga) hat 55 bis 60=8 u große Asci und spindelförmige 12 = 3 bis 31), ® große Sporen. Es ist ohne jeden Zweilel die Diaporthe oligocarpa Nitschke. Den Inhalt dieser D. oligo- carpa-Perithecien hat nun Feltgen den für große Perithecien angesehenen Stromaanlagen zugeschrieben. So erklärtsich seine lange Auseinandersetzung, die, wie vieles andere, sehr gelehrt klingende seiner Arbeiten nur eine Folge falscher Bestimmungen und völliger Verkennung der wahren Sachverhalte ist. Diaporthe conigena Feltg. (III. Nachtrag, p. ı36). An Zapfenschuppen der Fichte. Wie schon aus Feltgen’s Beschreibung hervorgeht, ist die Art völlig identisch mit D. occulta (Fuckel). Diaporthe Hircini Feltg. (III. Nachtrag, p. 134). An dürren Stengeln von Aypericum hircinum. Das Originalexemplar besteht aus einem alten, stark ge- bräunten, kurzen Stengelstück. Der Pilz ist fast ganz überreif und entleert. Ich fand nur ein altes Perithecium mit Sporen. Diese sind 12 bis 13 w lang, 2!/, bis 3 y breit, spindelig, an den Enden spitzlich und mit kurzen, hyalinen Anhängseln. Die Peri- thecien stehen meist einzeln, seltener zu wenigen, valsoide Häufchen bildend. Von einem Stroma ist keine Spur zu sehen. Der Pilz ist daher eine Gnomonia und hat Gnomonia Hircini (Feltg.) v. H. zu heißen, vorausgesetzt, daß es wirklich eine neue Art ist, was an dem alten und spärlichen Material nicht konstatiert werden kann. (Die Angabe, daß die Sporen 18 u lang werden, ist ein Druckfehler.) Revision der Ascomycetenformen. 283 Diaporthe Teucrii Feltg. (III. Nachtrag, p. 134). Auf dürren Stengeln von Teucrium Scorodonia. Die Stengel rühren nicht von Teucrium, sondern von Solidago her und der Pilz ist genau Diaporthe linearis (Nees). Diaporthe rhoina Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 145). An dünnen Zweigen von Rhus typhina. Ist eine sehr schöne Form, die aber mit Diaporthe gar nichts zu tun hat, sondern eine ausgesprochene Hypospila ist. Die Zweige sind einjährig, noch ohne Periderm. Das Pseudostroma ist schwarz, lanzettlich, !/, bis !/;,mm breit und !/, bis 21/, mm lang, zerstreut, unter die Epidermis eingewachsen, am Quer- schnitte durch eine scharfe, dicke schwarze Linie allseitig gut begrenzt, flachgedrückt, innen weiß, 2 bis 4 mit einer derben, häutigen, schwarzviolettbraunen, großzelligen Membran ver- sehenen, mit unregelmäßig rundlichen, 30 ı breiten, manchmal länglichen Mündungen, die kurz breitkegelig nach außen durch- brechen und das Stroma überragen, ausgestatteten, in einer Panssreine stehenden 800 Bis ’350” u breiten, 200 A dicken, niedergedrückt kugeligen oder etwas länglichen Perithecien enthaltend. Asci paraphysenlos, sehr zart, zahlreich, keulig, unten zugespitzt, 39 bis 40 = 6 bis 8 u. Sporen zu 8, 2- bis Zreihig, hyalin, 2- bis 4zellig, mit 4 kubischen oder rundlichen Öl- tröpfchen, spindelförmig, gerade oder sehr schwach gekrümmt, an den Enden mit undeutlicher, kurzer Schleimspitze, meist 12 23bis 4 u. Durch das Vorkommen an Zweigen sehr bemerkenswert, da die Hypospila-Arten sonst an Blättern auftreten. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß die Gattungen Diaporthe, Gno- monia, Gnomoniella, Gnomoniopsis, Rehmiella, Mamiania, Hoypospila, Ditopella, Winterina tuberculigera, Uryptoderis und Linospora genau den gleichen typischen Bau des Nucleus der Perithecien besitzen und eine scharf begrenzte natürliche Fa- milie bilden. Das Fehlen oder Auftreten des Stromas ist Nebensache. Diaporthe spiraeaecola Feltg. (III. Nachtrag, p. 147). An dürren Zweigen von Spiraea. Feltgen’s Beschreibung ist ganz falsch, denn der Pilz ist typische Diaporthe Strumella (Fries) auf Ribes-Zweigen. Si*zb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. I. 85 1256 F. v. Höhne], Diaporthe Androsaemi Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 152). An berindetem Ast von Androsaemum officinale. Das Originalexemplar besteht aus einem kurzen, stark vermorschten Zweigstück mir unbekannter Abstammung. Von einer Diaporthe oder einem bestimmbaren Pilz überhaupt ist nichts zu finden und ist daher diese Art als unbegründet zu streichen. Diaporthe pinastri Feltg. (H. p. 205, und II. Nachtrag, p. 126). An dürren Ästen von Pinus sylvestris. Substrat und Stromata völlig morsch und alt; ein der Be- schreibung entsprechender Pilz ist nicht zu finden am Original- exemplar. Die Art ist daher zu streichen. Diaporthe Robergeana Niessl f. Sambuci Feltg. (III. Nach- trag, p. 125). An dürren Ästen von Sambucus sp. Ist ganz genau kräftig entwickelte Diaporthe circumscripta Otth. Der an denselben Zweigen stehende, von Feltgen er- wähnte Conidienpilz ist Tubercularia vulgaris. Valsa Cerasi Feltg. (Il. Nachtrag, p. 113). An Zweigen von Prunus Cerasus. Ist ganz typische Valsa ceratophora (Tul.) nach dem Originalexemplare. Valsa ceratophora Tul. var. Deutziae Feltg. (III. Nachtrag, p. 124). An Zweigen von Deutzia scabra. Ist, wie das Originalexemplar zeigt, von der normalen Form gar nicht verschieden; auch sind die Sporen nicht größer. Valsa ceratophora Tul. var. Rhois Feltg. (II. Nachtrag, p. 124). An dünnen Zweigen von Rhus Cotinus. Ist nach dem Originalexemplar von V. ceratophora ganz verschieden und stellt eine eigene gute V. Rhois (Feltg.) v. H. zu nennende Art vor. Die Stromata sind gleichmäßig zerstreut, treiben das Peri- derm nur wenig auf und durchbrechen dasselbe mit einer 500 bis 600 ı breiten, runden, meist etwas convexen, grau-gelblichen Scheibe, welche nur undeutlich von einer bis einigen der nicht Revision der Ascomycetenformen. 1257 schwarzen Mündungen punktiert erscheinen. In jedem der dick zylindrisch-kegelförmigen, etwa 1!/, bis 2 mm breiten Stromata sind etwa 6 bis 12 kleine, 250 bis 400 u breite, zarthäutige, blaßockergelb-olivengrüne Perithecien mit etwa doppelt so langen, blaß (nicht schwarz) gefärbten, parallelen Hälsen. Die Asci ohne Paraphysen sind keulig, oben quer abgestumpft, etwa 30 < 4 oder wenig größer. Sporen hyalin, zu acht, schwach gekrümmt oder gerade, etwa 7 bis8= 1'5 uw. Die Stromasub- stanz ist schmutzig-graugelb, dieScheibe etwaskleiigrauh. Dabei sind Spermogonien: Ceuthospora (in meinem Sinne, Annal. my- col. 1903, p. 400) mit etwa 8 bis 12 den Perithecien ganz ähn- lichen Pycniden, die in einem Kreise stehen und an büschelig verzweigten Sporenträgern von zirka 20 ı Länge kleine, hyaline, meist gerade 4= 1 u große Spermatien bilden. Die Ceuthospora- Stromata sind etwas größer als die des Schlauchpilzes und treiben das Periderm stärker auf. Diese Form hat Ceuthospora Rhois v. H. zu heißen. Diese sehr charakteristische Valsa-Art ist mit keiner der beschriebenen zu identifizieren. Durch die helle Scheibe gehört sie zur Sektion Leucostoma. Auffallend ist die helle Färbung des ganzen Pilzes, Braun oder Schwarz fehlen völlig. Hiedurch nähert sich der Pilz den Hypocreaceen, bei denen er aber sonst keine verwandte Form hat. Die verschiedenen, der gegebenen Beschreibung wider- sprechenden Angaben in Feltgen’s Darstellung sind falsch und rühren zum Teil davon her, daß er die alten Zustände des Pilzes beschrieben hat. Curreya rhoina Feltg. (Il. Nachtrag, p. 101). An berindetem Ast von Rhus typhina. Das, was Feltgen als Stromata beschreibt, sind die Lenticellen; in diesen schmarotzen hie und da die von ihm an- geführten Pycniden und daneben (höchst spärlich!) eine Pleo- spora (wahrscheinlich P. infectoria Niessl); das Ganze ist ihm eine Curreya. Dieser Vorgang ist um so eigentümlicher, als Feltgen dasselbe fingerlange Zweigstück, aus welchem das Originalexemplar besteht, seinerzeit schon anDr. Rehm gesandt hatte und dieser mit dem Vermerke antwortete: »Zu dürftig, unbestimmbar.« Rehm ahnte natürlich nicht, daß Feltgen die Lenticellen für den Pilz hielt. 85* 1258 F. v. Höhnel, Phyllachora Scirpi Feltg. (II. Nachtrag, p. 99). An dürren Halmen von Scirpus lacustris. Von einem Stroma ist am Originalexemplar nirgends eine Spur zu sehen. Kleine unreife Perithecien kommen hie und da (auch in schwarzen länglichen Flecken) vor. Eine Dothidea- cee findet sich nicht vor. Feltgen hat.offenbar die schmalen Flecke für Stromata gehalten und den kleinen Pyrenomyceten dazu gerechnet. Die Art existiert nicht und ist zu streichen. Mazzantia rotundata Feltg. (Il. Nachtrag, p. 100). Auf Stengeln von Laserpitinm latifolium. Am Original ist nicht die Spur von einer Mazzantia zu finden und da Feltgen keine Beschreibung gibt, so läßt sich nicht feststellen, was er als Mazzantia rotundata betrachtet hat. Der Pilz existiert nicht und ist zu streichen. B. Discomyceten. Hysterium angustatum, A. u. S. forma minuta Feltg. (IV. Nachtrag, p. 10). An Zweigen von Juniperus Sabina. Die Sporen sind nur 4 u breit und der Pilz ist Mykilidion decipiens Karst. ganz typisch. Genau der gleiche Pilz erscheint im III. Nachtrag, p. 112, als Mytilidion Juniperi Ell. und Ev. bestimmt; diese Art scheint nur wenig von der Karsten’schen verschieden zu sein. Hysterographium ilicicolum Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 110). An entrindetem Zweig von Dex Agnifolium. Ich finde die Sporen etwa 8 u breit und die Asci 99 = 18 u. Stimmt vortrefflich zu 7. curvatum (Fries) und erscheint die Aufstellung einer neuen Art ungerechtfertigt, um so mehr, als das Exemplar zu klein und kümmerlich ist. Die Bestimmung der Nährpflanze ist richtig. Gloniopsis Ilicis Rost. wird wohl kaum verschieden sein. Mytilidion Thujae Feltg. (III. Nachtrag, p. 112). An alter Rinde von Thuja orientahs. Scheint eine gute Art zu sein; eine Mittelform zwischen M. Karstenii Sacc. und M. laevinsculum Karst. Hat, so wie erstere Art, nicht dietypische Mytilidion-Apothecienform, nähert sich Aysterium. Revision der Ascomycetenformen. 1259 Lophodermium alliaceum Feltg. (IV. Nachtrag, p. 34). An Blattscheiden von Allium oleracenm. Ist von L. herbarum (Fries) auf Convallaria nicht spezi- fisch verschieden. Bei alliaceum sollen die Sporen 33 bis 40=21:25 bis 15 w groß sein, bei kerbarum nach Rehm 602 1. Allein ich finde beim direkten Vergleich der beiden Arten keinen faßbaren Unterschied, bei beiden sind die Sporen etwa 1:5 x dick. Die Länge solcher nadelförmiger Sporen ist so variabel, daß, wenn keine ganz bedeutenden Unterschiede, die sich schon in der Ascuslänge kundgeben müssen, vorhanden sind, sie zur Unterscheidung nicht verwendbar ist. Da die Ascuslänge bei beiden Formen die gleiche ist, so zweifle ich, in Berücksichtigung der nahen Verwandtschaft der beiden respek- tiven Nährpflanzen miteinander, nicht daran, daß die Feltgen- sche Art nur eine Substratform von L. herbarum ist. Die Art muß daher gestrichen werden. Hysterium Castaneae Schw. forma Populi Feltg. (I. Nach- mas, P. 92). An Zweigholz von Popnlus. Der Pilz ist am Originalexemplar nicht zu finden. Warum er zu H. Castaneae gestellt wurde, die zu den nicht näher bekannten zweifelhaften Arten gehört, ist nicht ersichtlich. Er ist hingegen gewiß nichts anderes als eine Kümmerform von FH. angustatum A. und S., wie sich beim Vergleiche von Feltgen’s Beschreibung mit der Rehm’s von angustatum ergibt. Die Form ist zu streichen. Stictophacidium Rehmianum Feltg. (II. Nachtrag, p. 84). An dürren Ranken von Rubus fructicosus. Ist nach dem Originalexemplar Ploettnera caernleo-viridis (Rehm). Ocellaria charticola Feltg. (II. Nachtrag, p. 84). Auf faulendem Pappendeckel. Istnach dem Originalexemplar (Jod die Asci stark bläuend') Ascophamns testacens Moug. 1260 F. v. Höhnel, Schizoxylon aduncum Feltg. (III. Nachtrag, p. 96). An dürren Stengeln von Szlene sp. Ist wegen der einfachen Paraphysen eine Siictis. Die Sporen haben reif zahlreiche Querwände und scheinen im Ascus in Glieder zu verfallen. Insofern verhält sich der Pilz wie Schizoxylon. Ist jedenfalls eine gute Art, die Stichs adunca (Meilte.)v=E- zucheigenmar Schizoxylon alneum Feltg. (TI. Nachtrag, p. 90). An dürren Zweigen von Alnmus glutinosa. Eine merkwürdige Form mit schließlich nach Abfall der Rinde dem Holzkörper frei aufsitzenden Apothecien, deren Hymenium zuletzt gewölbt und ganz schmal schwarz berandet erscheint. Die Sporen sind nur I w und die Asci 5 bis 6 dick. Der Pilz macht schließlich den Eindruck einer Patella- riaceae, zu Sch. Sarothamni Fuckel, mit schließlich auch weit entblößter Fruchtschichte kann er nicht als Varietät ge- zogen werden. Pseudographis hysterioides Feltg. (III. Nachtrag, p. 99). An Holz und Rinde eines Gleditschia-Astes. Ist nach dem Originalexemplar Patellaria proxima B. u.Br.; eine Altersform mit teilweise bereits auskeimenden Sporen, die von Feltgen als conidienbildende Paraphysen beschrieben wurden. Pseudographis Mahoniae Feltg. (IH. Nachtrag, p. 99). An morschen Zweigen von Mahonia. Ich finde die Sporen nur 15 bis 20 w lang und ist der Pilz Patellaria proxima Berk. u. Br. Propolidium Rehmianum Feltg. (III. Nachtrag, p. 83). An Zapfenschuppen der Fichte. Jod färbt die Fruchtschichte besonders oben schön blau, der Pilz ist daher ein Cryptodiscus und muß, da er jedenfalls eine neue Art darstellt, C. Rehmianus (Feltg.) v. H. heißen. Revision der Ascomycetenformen. 1261 Crumenula Sarothamni Feltg. (III. Nachtrag, p. 91). An entrindetem Zweig von Sarothammus scoparins. Ist nach dem Originalexemplar Durella connivens (Fries). Propolidium pallescens Feltg. (II. Nachtrag, p. 80). An Zweigrinde von Thuja orientalis (1901). Ist genau derselbe Pilz, den Feltgen 1903 (III. Nachtrag, p. 95), wie folgt als Uryptodiscus rhopaloides Sacc. forma Thujae beschrieben hat. Er ist von der Normalform von C. rho- paloides nicht verschieden. Cryptodiscus rhopaloides Sacc. forma Thujae Feltg. (III. Nachtrag, p. 95). An dünnen Zweigen von Thuja orientalis. Ich finde die Sporen nur 4 bis 5 u. breit. Ist von der Nor- malform, die offenbar pleophag ist, nicht verschieden. Die Art wurde bisher auf Vitis, Sambucus und Nadelholzpapier ge- funden. Phragmonaevia charticola Feltg. (II. Nachtrag, p. 87). Auf faulem Papier (aus Nadelholzfasern). Ist genau gleich Cryptodiscus rhopaloides Sacc.; Jod färbt die Fruchtschichte oben schön blau, unten gelblich-weinrot. Pseudophacidium Vincae Feltg. (III. Nachtrag, p. 98). An Stengeln von Vinca minor. Ist vollkommen gleich Phacidium Vincae Fuckel. Pseudophacidium Salicis Feltg. (III. Nachtrag, p. 97). An dürren Zweigen von Salix Capraea. Die Zweige rühren von einer Salix-Art, aber nicht von S. Capraea her. Der Pilz entsteht unter der Epidermis der ein- jährigen Zweige. Das Gehäuse ist ganz dünn, aus 2 bis 3 Zell- schichten bestehend, an der Basis großzellig parenchymatisch, gegen oben hin aus mehr rechteckigen Zellen bestehend, dunkelviolettbraun, gegen den fast hyalinen Rand allmählich blässer werdend; am Rande parallelfaserig; außen, besonders 1262 F. v. Höhne], gegen den Rand hin, mit einer gelbbraunen (harzigen?) klein- scholligen Masse in dünner Schichte bedeckt. Das Hypothe- cium ist dünn, hyalin kleinzellig. Das Öffnen der Apothecien geschieht durch einen Längspalt. Die Asci sind etwa 60 <4 bis 5 u, schmalkeulig, lang, fast stielartig nach unten verschmälert, von einfachen, meist an der Spitze keulig auf 2 bis 3 w ver- breiterten und daselbst schwach gelblich gefärbten Paraphysen umgeben. Die Sporen zu 8, zweireihig. Ich fand sie nur im Ascus etwa 6 bis 8=1°5 u. Feltgen gibt sie mit 8 bis 12 22 bis 2:5 m an. Der Pilz ist nicht gut entwickelt und nicht ganz reif. Er ist kein Pseudophacidium, sondern eine Trochila (Hysteropeziza), und zwar eine eigene, aber von T. petiolaris (A. u. S.) nur wenig verschiedene Art. Sie wird T. (Hysteropeziza) Salicis (Feltg.) v. H. zu nennen sein. Die Hysteropeziza-Arten stehen einerseits Pyrenoperiza, andrerseits FZypodermella äußerst nahe. Die T. Salicis unterscheidet sich von petiolaris durch die geringere Größe, den scholligen Harzüberzug und den fehlenden braunen Hyphenfilz, der bei petiolaris die Apothecien unten umgibt. Im Hymenium scheinen keine brauchbaren Differenzen zu bestehen. Trochila ramulorum Feltg. (III. Nachtrag, p. 102). An dünnen dürren Zweigen von Viburnum Opulus. Der Pilz ist nach dem Originalexemplar vollständig iden- tisch (nur schöner entwickelt) mit T. salicis (Feltg.) v.H. Der Speziesname ramnlorum wäre zwar zweckmäßiger, aber die T. Salicis ist einige Seiten vorher publiziert und hat daher dieser Name die Priorität. Die Angabe Feltgen’s (Ill... Nachtrag, p...103), daß der Pilz auch auf Tilia- und Rubus-Zweigen vorkommt, muß ge- strichen werden, da die betreffenden Originalexemplare den Pilz nicht zeigen. Schizothyrium Pteridis Feltg. (III. Nachtrag, p. 103). An Wedelstielen von Pferis agnilina. Revision der Ascomycetenformen. 1263 Ein reifer Pilz ist am Originalexemplare nicht zu finden. Die zahlreich vorhandenen unreifen Zustände entsprechen im Aussehen ganz dem von Sch. agnilinum Fries. Offenbar hat Feltgen Entwicklungszustände dieser Art vor sich gehabt und ist daher seine Art zu streichen. Trochila Buxi Capron. (Hpt. p. 125 bis 128; II. Nachtrag, p. 94). Auf der Unterseite dürrer Blätter von Duxrus sempervirens. Ist ganz genau, Laestadia Buxi (Fuckel). Die Sporen scheinen nur selten, wenn sie ganz reif sind, 1 bis 3 Querwände zu erhalten, danach der Pilz wahrscheinlich in eine andere Gattung gehört, was weiter zu verfolgen ist. Sphaeropeziza gallaecola Feltg. (Hpt. p. 127, und II. Nachtrag, p. 95). An einer Hormomya Fagit-Galle. Von dem Pilze ist an dem Originalexemplar, das schon Dr. Rehm seinerzeit in Händen hatte und als unbestimmbar mit dem Vermerke »zu dürftig« versah, absolut nichts zu sehen. Die Art ist daher zu streichen. Scleroderris equisetina Feltg. (II. Nachtrag, p. 91). Auf Halmen von Egnisetum. Ist nach dem Originalexemplar eine kurzstielige, rasig hervorbrechende,unreife Form von Stammaria Equiseti(H offm.). Die von Feltgen beschriebenen Sporen gehören wahrschein- lich einem Fusarium an. Was den angeblich zu S#. Eguiseti gehörigen Conidienpilz Fusarium Equisetorum (Lib.) Desm. anlangt, so gibt Des- Mmazrere (Ann. des sciene. nat., Ml.’ser., XI. Bd. p. 363 [1849]) die Sporenlänge mit 3°3 x, während Berkeley und Broome OnnsandMasror nar mist 183 Ve Bd 9 150, Nr. 1907) die Sporenlänge mit 5 bis 38 m angeben. Also offenbar zwei voneinander ganz verschiedene Formen. Diese letzteren An- gabeniinden stemwauch bei Saeedardor(syll. IV, p. 216) und 1264 F. v. Höhnel, Schröter (Pilze Schlesiens Il, p. 97). Die Untersuchung des Originalexemplares in Desmaziere, Pl. crypt. Ed. I, Nr. 1846: Fusarium Eguisetorum und nicht Equiseti, wie es bei Schröter und Berkeley und Broome heißt, zeigte mir, daß der Pilz ein Gloeosporinm mit 3 bis 5 w langen, stäbchenartigen Sporen ist. Er muß also G. Eqguisetorum (Desm.) v. H. heißen, oder wenn der Name Hymenula Equiseti Libert, der älterist, nomen- klatorisch in Betracht kommt, was ich nicht entscheiden kann, G. Equiseti (Libert) v.H. In den Acervuli dieses Gloeosporinm sieht man öfter die beginnende Entwicklung eines Ascomyceten; ob es Si. Egniseti oder, was mir wahrscheinlicher ist, Phragmonaevia laetissima (Ces.) sein wird, ist mir fraglich. Von diesem G. Eguisetorum verschieden sind: 1. Rabenhorst, Fungi europ. Nr. 859 (FH. Egniseti Lib.). 2. Fungi gallici exs. Nr. 811 (Cryptosporium Equiseti Fries.). 3. Fungi gallici exs. Nr. 3799 (Dendrodochium Egnisetorum Desm.). Diese drei Pilze sind miteinander identisch, sind hell- farbige Stromata, in denen man auch die beginnende Ascomy- cetenentwicklung beobachten kann. Wahrscheinlich gehören diese Stromata zu Ph. laetissima. In denselben kommen auch manchmal Hohlräume vor, in denen zylindrisch-spindelförmige Sporen zur Entwicklung kommen, die vielleicht jene Form darstellen, die Berkeley undBroome vor sich hatten. Cenangium Rehmii Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 84). An berindeten Zweigen von Carpinus Betulus. Daß der Pilz kein Cenangium ist, geht schon aus Feltgen’s Beschreibung hervor. Es ist ein Pseudophacidium, das von Ps. Betulae Rehm nur wenig verschieden ist, doch sind die Sporen wesentlich größer und ebenso die Asci viel länger. Wird Ps. Rehmii (Feltg.) v. H. zu nennen sein. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß die Gattung Psendophacidinm meiner Ansicht nach eigentlich zu den Dothideaceen gehört und sich von diesen nur dadurch Revision der Ascomycetenformen. 1265 unterscheidet, daß bei der Reife der über der Fruchtschichte liegende Teil des Stromas lappig zerreißt und schließlich ab- geworfen wird. (Siehe »Über die systematische Stellung der Gattung Dothiora« in Sitzungsberichte der kaiserlichen Aka- demie, Wien, 1906, p. 667, math.-nat. Klasse.) Cenangium ligni Desm. var. olivascens Feltg. (III. Nachtrag, p. 83). An stark vermorschtem Eichenholz. Ich finde die Sporen 7 bis 9=1'5 u; die Paraphysen bilden kein Epithecium. Wird wohl, soweit das sehr kümmer- liche Material einen Schluß erlaubt, ein Cenangium sein, das besser als eigene Art betrachtet wird, als C. olivascens (Feltg.). Der Name ist zwar nicht passend, da ich die Scheibe gelblich- grau und die Außenseite des Pilzes schwarzviolettbraun finde. Von €. quercicola Rom. ist der Pilz völlig verschieden. Cenangium pallide-favescens Feltg. (III. Nachtrag, p. 86.) Auf entrindetem Ast von Ligustrum vulgare. C. p. forma Enpatorii Feltg. C. p. forma Atropae Feltg. Vone diesen drer Formen. lag’mir nur. ‘die letzte in zwei Exemplaren vor. Ich fand darauf jedoch nur zwei ganz unreife Apothecien vor. Schon aus der Beschreibung Feltgen’s ersieht man, daß der Pilz kein Cenangium, sondern eine Pezizella ist, und zwar offenbar die P. caespitulosa Bresad., deren Beschreibung vor- trefflich zu jener Feltgen’s stimmt. Diese 3 Formen sind daher zu streichen. Cenangella Syringae Feltg. (III. Nachtrag, p. 89). An morschen Zweigen von Syringa vulgaris. Ist nach dem Originalexemplar eine ganz alte, mit Algen besetzte unbestimmbare Patellariacee, saprophytisch an den morschen Zweigen. Die Art ist völlig zu streichen. 1266 F. v. Höhnel, Cenangella alnicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 89). An morschem dünnen Zweig von Alnus glutinosa. Der Pilz sitzt saprophytisch auf dem ganz morschen Zweig, hat die Sporen 10 bis 12 >35 bis 4 m und ist, wie der Vergleich zeigte, von Calloria austriaca v. H. (Ann. myc. 1903, p. 396) nicht spezifisch verschieden. Die richtige Stellung dieser Art ist mir noch zweifelhaft; sie zeigt, ihrem Baue nach, nach ver- schiedenen Richtungen hin Beziehungen. Patinella punctiformis Rehm forma quercina Feltg. (III. Nach- trag, P279). Auf faulendem Onuercus-Holz. Das Substrat ist nicht Eichen-, sondern Föhrenholz, der Pilz ist von der Normalform Rehm’s auf Fichtenrinde kaum verschieden und kann als eine Forma lignicola v. H. derselben bezeichnet werden. Leciographa patellarioides Feltg. (III. Nachtrag, p. 83). Auf entrindetem Buchenast. Das Substrat ist ein entrindeter Eichenzweig. Die Sporen stehen zweireihig, sind stets hyalin, meist 16=5!/, u, stets 4zellig; an den Querwänden gar nicht eingeschnürt; Jod gibt gar keine Blaufärbung. Der Pilz stimmt ganz genau zu Patellaria proxima B. und Br. Ombrophila fiavens Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 76). An faulendem Holz (?) von Salix (?). An demschwarzmorschen Holz- oder Rindenstückchen des Originalexemplares sitzen einige gelblichgraue, knorpelig-gela- tinöse, zähe, Peziza ähnliche Pilze, die aber alt, ganz steril und ohne Spur von Asci sind. Wo hier Feltgen Asci und Sporen gesehen hat, ist mir unerfindlich. Wahrscheinlich befand sich dabei ein von ihm verbrauchtes Exemplar einer Humaria (?), das er in der Beschreibung mit der knorpelig-gelatinösen Auri- u ah; Revision der Ascomycetenformen. 1267 cularia? oder Exidia?, wohin wahrscheinlich der steril ge- fundene Pilz gehört, zusammengeworfen hat. Die Art ist daher als nichtexistierend einfach zu streichen. Ombrophila graminicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 76). Auf faulenden Halmen von Festuca ovina. Das Material besteht aus stark vermorschten und humi- fizierten Halmen einer Grasart. Der Pilz saprophytiert darauf. Er ist gänzlich unreif und unbestimmbar. Vermutlich ist es eine blasse Form von Coryne sarcoides (Jqu.) auf anomalem Sub- strat. Die Sporen werden reif jedenfalls 2- bis 4zellig sein, da stets 2 bis 4 Öltropfen vorhanden sind. Eine 2zellige Spore sah ich, danach ist der Pilz keine Ombrophila. Äußerlich ziemlich ähnlich ist Humaria deerrata (K.) auf faulenden Pflanzenstengeln, doch durch die stets nur einen Öltropfen enthaltenden Sporen gänzlich verschieden. Der Pilz muß in besserem Zustande nochmals beobachtet werden, um ein sicheres Urteil über ihn abgeben zu können. Mollisia diaphanula Feltg. (III. Nachtrag, p. 24). An entrindeter Stelle eines Eichenastes. Der Eichenast ist ein kleines, dünnes Zweigstück eines mir unbekannten Zierstrauches (Rosaceae?), die entrindete Stelle ist ein paar Quadratmillimeter groß; darauf fand ich zwei ganze Apothecien. Es ist mir unverständlich, wie man aufGrund eines solchen wertlosen Materiales eine neue Art aufstellen kann, um so mehr, als der Pilz nach Aussehen und Diagnose ganz gut zu Mollisia microcarpa Fuck. stimmt; es könnte aber auch M. caespiticia Karst. sein, und schlecht entwickelte M. cinerea (Batsch) sieht auch nicht anders aus. Diese ganz unbesründete, Art ist daher zu streichen. Mollisia leptosperma Feltg. (III. Nachtrag, p. 27). An dürren Stengeln von Oenothera biennis. Ist nach dem Originalexemplar nichts als M. atrata (P.) mit etwas schmäleren Sporen, die bis 8 x lang werden. Offen- bar nur eine magere Form. Ist daher als Art zu streichen. 1268 F. v. Höhnel, Mollisia atrocinerea Phill. forma Violae Feltg. «III. Nachtrag, P> 26): Auf dürren Stengeln von Viola sylvatica. Ist nach dem Originalexemplar nichts als M. atrata. Sporen in der von Feltgen angegebenen Breite fand ich nicht. | Mollisia complicata Karst. var.-petiolicola Feltg. (III. Nach- trag, p. 29). An dürren Blattstielen von Aesculus. Das Originalexemplar zeigt nur ganz alte und verdorbene Apothecien. Da M. complicata mit Jod keine Blaufärbung gibt, kann es nicht diese Art sein. Die Scheibe ist feucht weißlich- grau, im Gegensatze zu Feltgen’s Angabe, im übrigen stimmt die Diagnose fast wörtlich zu M. cinerea, zu der der Pilz jeden- falls gehört. Mollisia luteo-fuscescens Feltg. (III. Nachtrag, p. 26). Auf dürren Stengeln von Echtium vulgare. Ist nach dem kümmerlichen Originalexemplar nichts anderes als ganz alte, schon mit Algen besetzte und dement- sprechend veränderte Pezizella Teucriü (Fuckel). Mollisia Androsaemi Feltg. (III. Nachtrag, p. 28). An dürren Zweigen von Androsaemum officinale. Die Apothecien sind lederartig fest und meist kurz ge- stielt. Es ist ein zweifelloses Cenangium, verwandt mit C. Saro- thamni Fuckel und (,. clandestinum Rehm, hat demnach C. Androsaemi (Feltg.) v. H. zu heißen. Mollisia rufula Sacc. forma Iridis Feltg. (III. Nachtrag, p. 25). An Stengeln von Jris Pseudacornus. Ich finde am Originalexemplar die Asci bis über 40 w und die Sporen bis 9 mw lang. Von einer Flaumigkeit der Apo- thecien ist nichts zu sehen. Manchmal sind dieselben außen und am Rande von vorstehenden braunen Zellgruppen mehr weniger rauh, andere sind wieder ganz glatt. Daraus ersieht Revision der Ascomycetenformen. 1269 man die Wandelbarkeit dieser Eigenschaften. Der Pilz ist gewiß nur eine Form von Mollisa revincta Karst., die auf mono- und dicotylen Stengeln verbreitet ist. Mollisia rufula Sacc. forma Luzulae Feltg. (III. Nachtrag, DB), Auf Halmen von Luzula albida. Von einer Weißflaumigkeit der Apothecien ist nichts zu sehen. Ich finde die Sporen bis 8 u und die Asci bis über 40 u. lang. Gehört zweifellos in den Formenkreis der M. revincta Karst., die auch auf grasartigen Pflanzen vorkommt. Mollisia griseo-albida Feltg. (Hptarb.p. 44; II. Nachtrag, p. 26). An Blättern und Halmen von Molinia coernlea. Ich finde (an beiden vorliegenden Exemplaren) die Apo- thecien unten bis zum Rande braun, die Asci verhältnis- mäßig schmal, 50 bis 60 = 4 bis 5 m, die Sporen bis 8 w lang und meist etwas über 1'5 u breit. Die Form ist von revincta Karst. nur durch längere und schmälere Asci verschieden, im übrigen mit den vorstehenden Arten ganz übereinstimmend. Jedenfalls keine stets unterscheid- bare Art. Mollisia cinerea (Batsch) v. spadicea Feltg. (III. Nachirag, Pr): An dürren Zweigen von Spiraea. Zu streichen, da am Originalexemplar keine Spur einer Mollisia zu finden ist. Mollisia Ulicis Feltg. (III. Nachtrag, p. 25). An entrindeten Stellen eines Ulex-Zweiges. Der Pilz sitzt nicht nur am Holze, sondern auch auf der Rinde. Die Sporen sind schließlich 2zellig und stimmt der Pilz vollkommen genügend zu Niptera discolor (M. et Fr.) Rehm. 1270 F. v. Höhnel, Mollisia Ilicis Feltg. (III. Nachtrag, p. 25). An Zweigen von Dex. Wie schon Feltgen bemerkt, ist diese »Art« von M. mela- lenca eigentlich gar nicht verschieden. Sie kann auch nicht als Forma Jlicis dazu gezogen werden, da sie ja nur zufällig sapro- phytisch auf Der wuchs. Muß also ganz gestrichen werden. Mollisia adhaerens Felt g. (III. Nachtrag, p. 32). Auf faulendem Getreidestroh. Feltgen’s Beschreibung ist ganz irreführend. Von den Haaren und dem Subiculum ist nichts zu sehen. Der Pilz sitzt nur mit schmaler, etwa 100 u breiter Basis auf und ist unten bald blaß, bald bis dunkelbraun, ganz so, wie M. arundinacea (D C.), zu derrergehöst Die graue Färbung der Scheibe, von welcher Feltgen spricht, kommt nur bei ganz alten Exemplaren, die unten dunkelbraun sind, vor, sonst ist die Scheibe gelblich. In Be- tracht zu ziehen ist auch M. revincta K. f. culmina Sacc. ‘auf faulendem Getreidestroh, welche Art wahrscheinlich damit identisch ist; doch ist Feltgen’s Original zu schlecht, um völ- lige ‚Gewißheit- zu 'erlangen,. daher seine Art jedenfalls zu streichen ist. Moilisia Caricis Feltg. (III. Nachtrag, p. 30). An faulenden Blättern von Carex elongata. Das Originalexemplar aus einem kurzen, stark morschen Blattscheidenstück bestehend, genügt nicht zur Aufstellung einer neuen Art. Es zeigt nur ein paar, offenbar alte Apothecien, die mit schmaler Basis aufsitzen. Der Pilz hat ein braunhyphiges Subiculum, ist daher eine Tapesia, die von T. evilescens Karst. kaum verschieden sein wird. Mollisia Polygonati Feltg. (III. Nachtrag, p. 31). Auf dürren Stengeln von Polygonatum vulgare. Stimmt sehr gut zu M. revincta Karst. forma Polygonati Reihmt em. o7 Revision der Ascomycetenformen. az Mollisia pallida Feltg. (III. Nachtrag, p. 21). An entrindetem Zweig von lIlex. Das äußerst dürftige Originalexemplar lieferte mir nur zwei unreife Apothecien und reicht in dieser schwierigen Gattung nicht zur Aufstellungeiner neuen Art hin, um so weniger, als die Beltsensche Beschreibung " ganz . gut zur M.. Microcavpa Fuckel paßt. Leider ist mein Originalexemplar letzterer Art ganz steril. Bei der Ähnlichkeit der meisten Mollisia-Arten miteinander geht es nicht an, auf ein paar Apothecien hin, die noch dazu sichtlich schlecht entwickelt sind, eine neue Art auf- zustellen. | Dieselbe wird daher am besten gestrichen. Mollisia cinerea Karst. v. clavulispora Feltg. (III. Nachtrag, Bez): Auf faulem Föhrenholz. Da am Originalexemplar keine Spur. einer Mollisia zu finden ist, muß diese ohnedies ganz wertlose Varietät ge- strichen werden. Mollisia cinerea (Batsch) v. undulato-depressa Feltg. (nenachtrae pr 18). Auffaulendem Weidenholz. Ist nichts als eine vertrocknete und ausgewachsene Altersform und keine Varietät. Also zu streichen. Mollisia cinerea (Batsch) v. aurantiaca Feltg. (III. Nachtrag, e= 19). Auf faulendem Weidenholz. Das kleine Holzstückchen des Originalexemplares trug zwei braunrot gefärbte, knorpelig-gelatinöse Apothecien, die unter dem Mikroskop einen Stich ins Violette zeigten. Es ist eine Ombrophila mit etwa 6 bis 8= 2 u großen Sporen, die der Ombrophila hklacina (Wulf) v. carnea (P.) offenbar sehr nahe steht, sich jedoch durch wesentlich kleinere und relativ schmälere Sporen von ihr unterscheidet. | Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 86 Er FöyHöhnel, Der Pilz müßte Ombrophila aurantiaca (Feltg.) v. H. heißen; da aber schon Massee eine so benannte Art aufgestellt hat, möge sie den Namen Ombrophila rubicunda v. H. er- halten. Mollisia cinerea (Batsch) forma Juglandis Feltg. (III. Nach- frag, p4 19): An faulem, entrindetem Juglans-Zweig. Ich fand an dem ganz unzureichenden Originalexemplar nur ein einziges, unreif vertrocknetes Apothecium einer Mol- lisia. Das Material reicht nicht zur Aufstellung einer Form hin, die daher zu streichen ist. Mollisia cinerea (Batsch) v. nigrescens Feltg. (III. Nachtrag, p. 16) und M. c. v. allantospora Feltg. (III. Nachtrag, ul): An faulendem Holz von Tilia. Beide diese »Varietäten« finden sich an einem kleinen, stark morschen Holzstückchen untermischt! Ist eine Mollisia, unbestimmbar, weil ganz alt und schlecht, wahrscheinlich die gewöhnliche M. cinerea. Wie man offenbar zusammengehörige Apothecien auf Grund stets vorkommender Maßunterschiede in Varietäten trennen kann, von der völligen Unzulänglichkeit des ganz unbrauchbaren Materiales ganz abgesehen, ist mir unver- ständlich. Mollisia crenato-costata Feltg. (III. Nachtrag, p. 31). An dürren Blättern einer Festuca-Art. Die Nährpflanze ist sicher keine Festuca, da die Ligula der Blätter nicht häutig ist, sondern aus kurzen steifen Haaren be- steht. (Vielleicht Setaria, die ähnliche Halme und Ligulae besitzt.) Die Beschreibung des Excipulums bei Feltgen ist irre- führend, da von Rippen an demselben nichts zu sehen ist. Es ist einfach außen von dicken, knotigen,aus Gruppen von Parenchym- zellen bestehenden unregelmäßigen Warzen rauh. Am Rande sind diese Warzen am größten, daher dieser oft grob crenuliert { { 1 Revision der Ascomycetenformen. 12283 aussieht. Der Pilz sitzt mit einer kleinen rundlichen Scheibe auf, ist also nach abwärts stark verschmälert. Der Pilz ist jedenfalls eine gute Art, welche aber von M. pulveracea (Fuck.) nur sehr wenig verschieden ist. Diese Art hat auch 5 bis 6 u (und nicht 8 u) breite Asci und hat dieselbe dunkelbraune (nicht braunrote) Färbung. Das Excipulum ist außen mit ganz ähnlichen, aus braunen Zellengruppen be- stehenden Warzen bedeckt, die aber gegen den Rand nicht auf- fallend größer werden. Der Rand ist mehr faserig und daher mie stoD cerenuliert. Nahe verwandt ist auch M. Ulmariae (Lasch.), deren Ex- cipulum aber außen dunklere Rippen zeigt, die meist am Rand etwas vortreten, daher dieser etwas gezähnt oder crenuliert er- scheint und kurze, stumpfe, braune, 3- bis 4zellige Haare auf- weist. M. Ulmariae scheint mir von M. pulveracea gut ver- Sehreden- zu sein, wie mich der Vergleich von Krieger, Rune. Zen ei und uckel Bung. rhen. Nr. 21917, Tenrte M. crenato-costata Feltg. kann daher als eine mit M. pul- veracea (Fuckel) nahe verwandte Art betrachtet werden. Mollisia umbrina Starb. v. Galeobdolonis Feltg. (III. Nach- krae, p. 27). Auf dürren Stengeln von Galeobdolon Iuteum. Die Substratbestimmung ist richtig. Mit M. umbrina St. hat der Pilz schon wegen der Jodreaktion nichts zu tun, er stimmt vielmehr sehr’ gut mit M. Mercurialis (Fuck.) überein, wie der Broich mit Buckel’s Orisinalexemplar, Kung. chen Ne KO zeiste. Diese Art ist durch das Auftreten von etwa 20 bis253 25 w großen braunen, 3- bis 4zelligen Haaren, die gegen den Rand Bin au kegeliörmisen Zähnen verwachsen, leicht kenntlich. Pyrenopeziza Alismatis Feltg. (Il. Nachtrag, p. 32). An dürren Stengeln von Alisma Plantago. Der Pilz bricht nicht hervor, hat sich saprophytisch und nachträglich auf den ganz alten und morschen Stengeln ange- siedelt. Es ist eine ganz alte, überreife und unbestimmbare Mollisia. Die Art ist daher völlig zu streichen. 1274 F. v. Höhnel, Tapesia fusca Fuck. v. Fagi Feltg. (III. Nachtrag, p. 11). Auf entrindetem Fagns-Ast. Ist in nichts von der Stammart verschieden. Tapesia Corni Fuck. forma Alni Feltg. (III. Nachtrag, p. 15). An Alnus-Zweigrinde. Die Sporen werden über 12 w, die Asci über 60 u lang und ist der Pilz in nichts von der Tapesia fusca (P.) verschieden. Belonidium villosulum Feltg. (III. Nachtrag, p. 35). _ An Zweigrinde von Crataegus Oxyacantha. Der Pilz bricht hervor und ist nach dem Originalexemplar ganz genau Dermatea Ariae (P.), aber alt und schlecht. Trichobelonium tomentosum Feltg. (II. Nachtrag, p. 12). An morschem Onercus-Wurzelstock. Ist nach dem Originalexemplar nichts anderes als alte und schlecht entwickelte Tapesia fusca, womit auch die Beschrei- bung ganz gut stimmt. Trichobelonium Rehmii Feltg. (III. Nachtrag, p. 13). An der Innenseite der Rinde eines Eichenstumpfes. An demselben Eichenstumpfe und gleichem Tage fand Feltgen noch dieses zweite neue Trichobelonium; die Unter- suchung des ÖOriginalexemplares zeigte aber eine typische Dermateacee mit meist 1-, seltener 2zelligen, stäbchenförmigen, geraden oder schwach gekrümmten, gegen die stumpflichen Enden wenig verschmälerten, hyalinen, meist 12 bis 14 22 u großen Sporen. Die Scheibe ist grau. Wird wohl am richtigsten als Cenangella zu betrachten sein, obwohl seine nächsten Ver- wandten zweifellos Cenangium quercicolum Romell und C. glabrum (Wallr.) Rehm, die ähnlich breite und gestaltete, aber kürzere Sporen haben, sind. Mit Cenangium caespitosum Fuckel, das nach seinem Originalexemplar allantoide, schwach gekrümmte, 5 bis 6 = Revision der Ascomycetenformen. 1275 1:5 x große Sporen und rotbraunes Excipulargewebe hat, ist der Pilz nicht näher verwandt. Wenn er nicht doch mit einer der beiden obgenannten Arten, die ich nicht vergleichen konnte, identisch ist, muß er als neue Art, die Cenangella Rehmii (Feltg.) v. H. genannt werden muß, betrachtet werden. Feltgen’s Beschreibung ist im allgemeinen zutreffend, doch ist kein Subiculum vorhanden und sah ich auch niemals 4zellige Sporen. Übrigens ist der Pilz schlecht entwickelt. Mollisia fallens Karst. v. variecolor Feltg. (III. Nachtrag p- 24). An einem entrindeten faulenden Weidenzweig. Ich fand an dem schlechten Originalexemplar nur ein ein- ziges unbestimmbares Apothecium mit 10 = 1'5 x großen Sporen und muß daher die ganz unbegründete Varietät ge- strichen werden. Mollisia complicatulaRehm v. pallidior Feltg. (III. Nachtrag, P=22). An Ranken von Clematis Vitalba. Das sehr kümmerliche Originalexemplar zeigte mir nur wenige, halbentwickelte, kaum bestimmbare Apothecien einer Mollisia, die aber sicher nicht zur M. complicatula gehören, welche eine hochalpine Form ist. Die Ranken sind halb verfault und hat sich darauf eine der gewöhnlichen Mollisia-Arten, wahrscheinlich eine schlecht entwickelte cinerea oder caesia, angesiedelt. Diese Varietät ist daher zu streichen. Pirottaea longipila Feltg. (III. Nachtrag, p. 41). An dürren Stengeln von Silene inflata. Ist nach dem Originalexemplar ein hervorbrechender, ganz unreifer, an der Basis mit derben, braunen Hyphen versehener Pyrenomycet, wahrscheinlich eine Leptosphaeria. Die etwa 600 bis 700 wbreiten Perithecien sind schüsselförmigeingesunken 127.6 Rey. THohmen! und wurden von Feltgen für Apothecien gehalten. Daneben mehrfach Rhabdospora pleosporoides Sacc. Diese Art hat (ent- gegen den vorhandenen Angaben) nadelförmige, beidendig scharf spitze, 40 bis 50 21'858 bis2 w große, mit 3 bis 4 deutlichen Querwänden versehene Sporen. Beloniella Polygonati Feltg. (II. Nachtrag, p. 33, und II. Nach- trag, p. 40). Auf dürren Stengeln von Convallaria Polygonatum. Ein schöner, relativ großer Pilz, der an die Cenangieen er- innert. Die Fruchtscheibe scheint frisch rötlich zu sein. Wäre mit Stictis Convalleriae M. et Ces. (die jedenfalls eine Pyre- nopezizacee ist) zu vergleichen. Ich fand die Sporen meist 14 bis 16 = 2 bis 3 u groß und stets 1zellig. Danach wäre der Pilz eine Pyrenopeziza. Jod färbt nur den Porus der Asci hellblau. Der Pilz hat Pyrenopeziza Polygonati (Feltg.) v. H. zu heißen. Könnte auch als Aysteropeziza auf- gefaßt werden. Orbilia Savida Feltg. (III. Nachtrag, p. 43). An dürren Stengeln von Libanotis montana. Ich fand an dem unzureichenden Originalexemplar nur ein unreifes Apothecium. Danach ist der Pilz eine Orbilia. Ich fand die Asci zirka 6 1 breit. Verzweigte Paraphysen fand ich nicht. Unter dem Mikroskope war mein Apothecium blaß rötlich. Das Exemplar reicht nicht zur Aufstellung einer neuen Art hin, um so weniger als der Pilz nach Feltgen’s Beschreibung von ÖOrbilia flavide-roseola Rehm. nicht wesentlich ver- schieden ist. Pezizella subhirsuta Feltg. (Il. Nachtrag, p. 40; II. Nachtrag, p. 49). An Ranken von Rubus Idaeus. Ist ganz genau Ungnicnlaria scrupnlosa (Karsten) v. H. = Pezizella scrupnlosa (Karst.) nach dem Originalexemplar. Revision der Ascomycetenformen. 12727 Pezizella dematiicola Feltg. (III. Nachtrag, p. 48). Aufmorschem Holz von Fraxinus und Popnlus balsami- fera. Ist ganz genau die auch auf Holz vorkommende Ungui- cularia (Pezizella)scrupulosa (Karst.) v. H. Das Holz dürfte von Juglans herrühren. Pezizella subaurantiaca Feltg. (III. Nachtrag, p. 48). An schwarz gewordenem faulen Eichenholz. Ist nach dem Originalexemplar nichts anderes als sehr schlecht entwickeltes, fast ungestieltes Aelotium _citrinum (Hedw.). Eigentlich unbestimmbar, könnte auch H. trabinellum (Karst.) sein. Pezizella Pseud-Acori Feltg. (Il. Nachtrag, p. 42). An stark vermorschten Blättern von /ris Psendacoris. Eine sehr interessante, aber von Feltgen ganz falsch be- schriebene und daher nach seiner Diagnose nicht erkennbare Art. Die Apothecien frei aulsitzend, etwa 120 u breit und SO hoch, hyalin, trocken blaßgelblich, sehr zerstreut und spärlich verteilt, oben etwas convex, unten in einem ganz kurzen und dicken Stiel verschmälert, außen besonders gegen den Rand dicht mit zahlreichen, stark lichtbrechenden, daher glänzenden, meist stumpfen, nach oben verschmälerten, glatten, unregel- mäßig meist nach einwärts verbogenen, oft sehr knorrigen, fast der ganzen Länge nach bis zum Verschwinden des Lumens verdickten, etwa 15 bis 30 ıw langen und 3 bis 4 w breiten, ganz hyalinen, sich mit Jod blau färbenden Haaren bedeckt. Lumen der Haare nur an der Basis rundlich-eiförmig, daselbst die Wandung ganz dünn. Unten kahl. Asci etwa 30 bis 50, die äußeren länger und eingekrümmt keulig, etwa 60 <10 u, die mitt- leren 36 bis 40 = 10 wgroß, dickkeulig, gerade, in einen kurzen dicken Stiel rasch verschmälert, oben dickwandig, mit breitem Porus, der sich mit Jodlösung aus dem Violetten weinrot färbt, während der ganze Ascus blauvioleit wird. Sporen zu 4 bis 8 (?) schief 2reihig, Izellig, mit großen Öltropfen, gerade, länglich, 1278 F. v. Höhnel, fast zylindrisch, doch gegen die Enden etwas verschmälert, abgerundet, stumpfendig, bis 12 „lang und 2 bis 3 u breit. Paraphysen zahlreich, oben etwas verzweigt und nicht verbreitert, 1/a bis 1 u breit. Gewebe kleinzellig-parenchymatisch. Zellen länglich. Unter den in Rehm'’s klassischem Discomyceten-Werke beschriebenen Formen ist der Pilz am meisten, undzwar nahe mit Pezizella scrupulosa (Karst.) verwandt. Diese Art hat fast die gleichen eigentümlichen Haare, die sich aber mit Jod nicht blau färben und so wie der ganz ungestielte Pilz größer sind. Auch der Bau des Hymeniums ist ein ganz anderer. Nach der Diagnose viel näher verwandt,ja wahrscheinlich sogar identisch mit dem Pilze ist jedoch Psendohelotium Galii Mouton (Bull. soc. bot. Belgique 1900, Bd. 39, p. 52), der dieselben Haare hat, die aber angeblich nur am Rande stehen, welche Haare mitJod ebenfalls blau werden; die Sporen scheinen ganz gleich zu sein, aber die Asci sollen nur 4sporig sein und sich mit Jod nicht färben; auch soll der Pilz bis 250 u breit werden, also größer sein. (Mouton hat die Haare als mit »plasmate oleoso continuo« beschrieben, es handelt sich aber offenbar um Wandverdickung bis zum Verschwinden des Lumens.) Feltgen gibt die Asci 4- bis ösporig an. Ich fand nur un- reife Perithecien und konnte daher die Anzahl der Sporen nicht feststellen. Die Färbung der Asci mit Jod ist blaß und tritt sehr gegen die der Haare zurück, dürfte daher von Mouton über- sehen worden sein. Wenn dies der Fall ist, dann kann es als fast sicher gelten, daß beide Pilze identisch sind und dann hätte der Speziesname Gali (1900) vor dem Psend-Acori (1901) den Vorrang. Da es mir höchst unwahrscheinlich ist, daß zwei Pilze, die so auffallende, gemeinschaftliche Merkmale haben, voneinander verschieden sind, betrachte ich sie bis auf weiteres als die- selbe Art. Diese Art sowohl als auch P. scrupnlosa gehören in die von mir (Ann. myc. 1905, p. 404) aufgestellte Gattung Ungni- cularıa. Bei letzterer Art wurden bisher die Haare übersehen und als stärker lichtbrechende Gewebshyphen angesehen. Eli I Se Far en & 1 we ‘ Revision der Ascomycetenformen. 1279 Zu Unguicularia gehören bisher 3 Arten: l. Unguicularia ungniculata v. H. (Ann. myc. 1905, p. 404) auf morschen Tannennadeln. 2. Ungnicularia scrupulosa (Karst.) v. H. auf Rubus- Spiraea- etc. Stengeln und morschem Holz. 3. Unguicnlaria Galii (Mouton) v. H. auf stark ver- morschten Blättern von Iris Pseudacorus und Stengeln von Galium Mollugo. Die Charakteristik der Gattung Unguicularia, die eine sehr natürliche und bisher nur verkannte ist, muß etwas geändert Deren sacspitzen laaren muß es’ heißen »spitzen’ oder stumpfen Haaren«. Pezizella Pseud-Acori Feltgen ist daher als Unguicnlaria eo, Nouvon) v F.’zw bezeichnen und als eigene Art zu streteei. Ungnicnlaria hamulata (Feltg.) v. H. ist besser in eine eigene Gattung (s. p. 1281) zu stellen. Pezizella griseo-fulva Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 54). An faulenden Blättern von Platanus orientalıs. Der sich in der Färbung von den braunen Blättern nicht abhebende minutiöse Pilz ist auch mit der Lupe absolut nicht zu sehen und ich fand nur zufällig durch Abkratzen mit der Lanzette ein paar Exemplare. Es ist keine Pezizella, sondern wegen der 2- bis 4zelligen Sporen und dem parenchymatischen Aufbau der breit aufsitzen- den Apothecien ein Belonidium, das sich durch den eigentüm- lichen Bau der Paraphysen ganz an Mollisia hamnlata Rehm anschließt, die sich vornehmlich durch die 1zelligen Sporen davon unterscheidet. Unter den Belonidinm-Arten dürfte am nächsten DB. Punctum Rehm stehen. Feltgen’s Beschreibung ist mehrfach unrichtig. Die Apothecien sind blaß, das Hypothecium ist ganz dünn und hyalin, undeutlich, eher großzellig, parenchymatisch; breit aufsitzend, flach; Exeipulum dünn, prismatisch zellig aufgebaut; außen mit kurzen, hyalinen oder blassen, etwa 8 bis 10 u langen und 1 bis 2 dicken Haaren locker besetzt, welche an der 1280 F. v. Höhnel, Spitze ein bräunliches, dickwandiges, hohles, 5 bis 6 u breites, kugeliges oder eiförmiges Köpfchen tragen. Die Asci sind breit aufsitzend, nach unten wenig verschmälert, 8sporig, 34 bis 40 < 6 bis 7 uw; die Paraphysen sind dünn, hyalin, oben oft mit ] bis 2 Zweigen, an der Spitze meist gebogen, bräunlich, eiförmig bis kugelig angeschwollen, in der Anschwellung ein brauner, runder, dickwandiger Hohlkörper. An der Spitze sitzt häufig ein hyalines, gebogenes, oft S-förmig gekrümmtes An- hängsel. DieSporen sind schief Zreihig, lang und spitz, spindel- förmig, zuletzt 2- bis 4zellig, etwa 15 22 u. Der Pilz ist nicht ganz reif. Offenbar sah Feltgen auch nur unreife Stücke, da er nicht einmal die Querteilung der Sporen sah. Aus der Beschreibung des noch weiter zu untersuchenden Pilzes geht ohneweiters die oben angedeuiete Verwandtschaft desselben hervor und muß derselbe bis auf weiteres Belonidium griseo-fulvum (Feltg.) v. H. heißen. Pezizella hamulata Feltg. (III. Nachtrag, p. 51), 1903. An dürren Stengeln von Trifolium medium. Der interessante Pilz ist völlig identisch mit dem von mir in Niederösterreich auf Urtica-Stengeln gefundenen und (in Sitzungsb. der k. Akad. Wien, 1906) als Unguicularia falcipila beschriebenen Pilze.Da Feltgen’s Name älter ist, muß nun der Pilz U. hamulata (Feltg.) v. H. heißen. Feltgen’s Angabe, daß der Porus der Asci mit Jod blau wird, kann ich nach wiederholter Untersuchung meiner und seiner Exemplare nicht bestätigen. h Hingegen ist es richtig, daß die spärlichen Paraphysen wenigstens zum Teile über das Hymenium weit hinausragen und in ganz ähnlicher Weise wie die Haare des Excipulums verdickt und hakig eingebogen sind. Hiedurch weicht der Pilz von Ungnicularia ab und stellt vielleicht eine eigene Gattung dar, für die ich den Namen Unguiculella vorschlage. Pezizella aggregata Feltg. (II. Nachtrag, p. 39, III. Nachtrag, p. 49). An faulenden, entrindeten Zweigen von KRibes alpinum. wärs 1 ‘ Revision der Ascomycetenformen. 1281 Der Pilz ist vollkommen identisch mit dem auf faulendem Leder gefundenen und von Feltgen (III. Nachtrag, p. 69) als Dasyscypha hamala (Sacc.) var. coriicola beschriebenen. Die Asci fand ich (meist alt und schlecht) bis 7sporig; sie werden gewiß auch 8sporig vorkommen. Sie färben sich mit Jod gar nicht, im Gegensatze zu Feltgen’s Angabe, daß sie ganz blau werden. Die Paraphysen sind dünn, überragen die Asci und sind an der Spitze meist, ganz so wie die Haare, grannenartig auslaufend und hakig zurückgebogen. Der Pilz gehört mit Unguicunlaria falcipila v. H. (= Pezi- zella hamulata Feltg.) und Trichopeziza hamata Sacc.in eine eigene Gattung, die ich Ungnicnlella nenne. Unguiculelia v. H. Apothecien aufsitzend, unten wenig oder bis kurzstielig verschmälert, außen ganz dicht mit unten breiteren, ein- bis wenigzelligen, in eine dünne, hakenförmig zurückgebogene Granne verlängerten Haaren bedeckt. Hypothecium mehr weniger deutlich parenchymatisch, Excipuium wenigstens gegen den Rand parallelfasig, Asci keulig, 4- bis Ssporig, mit Jod keine Färbung gebend. Paraphysen den Haaren des Ex- cipulums ähnlich, eine die Asci überragende, hakig oder bogig zurückgekrümmte Granne habend. 1. Umguiculella hamulata (Feltg.) v.H. (= Ungnicnlaria Daleipilas. I. diese Sitzungsber., 1906.) 2. Ungniculella hamata (Sacc.) v. H., Syli. XIV, p. 1137, Saccardo als Trichopeziza. 3. Unguiculella aggregata Feltg. v. H. = Pezizella aggre- gata Feltg. = Dasyscypha hamata (Sacc.) var. coriicola Feltg. (siehe daselbst). Pezizelia albidolutea Feltg. (II. Nachtrag, p. 42). An Halmen von Scirpus silvaticns. Das Originalexemplar zeigt den Pilz nur äußerst spärlich. Feltgen’s Beschreibung stimmt im allgemeinen, doch zeigt das Gehäuse an der Basis, welche fast stielartig verschmälert ist, ziemlich große, hyaline Parenchymzellen, wie sie bei den 1282 F. v. Höhnel, echten Pezizellen nicht vorkommen. Ferner sind die Sporen im reifen Zustand scharf zweizellig. Ich fand sie kaum 2 ı. breit. Die Art ist weder eine typische Pezizella noch eine Phialea, sie nähert sich Belonidium. Sehr nahe damit verwandte Formen sind Pezizella helo- tioides Starb. und Allophyllaria byssacea Karsten auf Lilium, respektive Carex. Letztere Art hat schließlich zwei- zellige Sporen und könnte mit Feltgen’s Form identisch sein, was aber nur der Vergleich entscheiden könnte. Leider ist das Exemplar zu kümmerlich, um völlige Klar- heit zu gewähren. Der Pilz kann vorläufig als neue Art angesehen werden. Pezizella radio-striata Feltg. (III. Nachtrag, p. 52). An dürren Stengeln von Symphytum sp. Ich finde die Asci nur etwa 5yg breit. Der Pilz ist nur gegen den Rand hin prosenchymatisch, im übrigen ist er ganz aus blassen, 5 bis 6 u breiten Parenchymzellen aufgebaut. Gegen den Rand mit kurzen kolbigen Haaren, die zu stumpfen Zähnen verwachsen, versehen. Der Rand selbst ist faserig und bilden die Fasern bis etwa 60 u lange dreieckige Zähne. Der Pilz ist eine Cistella (Qu&let) und stimmt vortrefflich zu Cistella (Niptera) dentata (Fuckel) Qu., F. rhen. Nr. 2379, ein Pilz, der ganz ebenso gebaut ist. Leider sind an Fuckel’s Pilz die Sporen’ nicht zu sehen, doch mub er mnachsderse schreibung ähnliche Sporen haben. | Der Pilz muß daher bis auf weiteres als in den Förmen- kreis von Cistella dentata (Fuckel) Quel. gehörig betrachtet. werden. Pezizella orbilioides Feltg. (III. Nachtrag, p. 53). An faulenden Blattstielen von Petasites officinalis. Unter diesem Namen lagen zwei Exemplare vor. Das eine enthielt den beschriebenen Pilz ziemlich reichlich, aber meist unreif. Mit Wasser angefeuchtet, wird derselbe ganz weich, gallertartig, an Dacryomyces stillatus erinnernd. Die Apothecien sind schließlich (obwohl noch unreif) ganz un- berandet, unregelmäßig gefaltet und gelappt. 2 h x Revision der Ascomycetenformen. 1283 Der Pilz ist eine sehr schöne und eigentümliche, offenbar neue Ombrophila, die daher O. orbilioides (Feltg.) v. H. ge- nannt werden muß. Das zweite Exemplar zeigte nur eine sitzende Cyathicula (Cistella Qu&let), wahrscheinlich die Cistella ciliata (Crouan); die, Art ist nur ungenügend beschrieben, daher ich sie im folgenden genauer charakterisiere. | Dessbilz isterst verkehrt kegelförmig mit einem” sanz kurzen dicken Stiel, schalenförmig, 300 bis 500 u breit, im Alter flach ausgebreitet und bis über I mm breit, ocker-aprikosen- gelb, am Rande mit 14 bis 30, aus verklebten, glatten, stumpfen, ziemlich dünnwandigen, 3 u breiten Haaren bestehenden, drei- eckigen, bis SO u breiten Zähnen besetzt. Außen glatt oder mit einzelnen abstehenden, zarten, einzelligen oder einmal septierten stumpfen, 30 =3 u großen Haaren versehen. Gewebe des Ex- cipulums gewunden prismatisch-prosenchymatisch. Hypo- thecium aus bis 15 u. breiten Parenchymzellen bestehend. Paraphysen fädig, oben nicht verbreitert. Asci gestielt- keulig, etwa 35 —45 =25—6 u; Sporen zu 8, Zreihig, spindel- förmig-stäbchenartig, beidendig stumpflich, meist gerade, 6 bis 1221 A bis 18 u. Jod bläut den sehr kleinen Schlauch- porus. Pezizella tetraspora Feltg. (IIL. Nachtrag, p. 54). Auf faulenden Blättern von Salixr pentandra. Ist eine offenbar neue Form, die aber von Feltgen un- kenntlich beschrieben und falsch klassifiziert wurde. Der Pilz ist eine kleine Lachnella, welche äußerlich täuschend ähnlich der Pezizella punctiformis ist. Er ist aber außen ziemlich dicht mit zartwandigen, septierten, nach der Spitze allmählich verschmälerten, hyalinen oder sehr blaß- bräunlichen, meist unregelmäßig verbogenen und verkrüppelten, 40 bis 60 w langen und 2 bis 31 dicken, spitzen oder stumpf- lichen Haaren bedeckt. Ferner sind die Sporen, die Feltgen ebensowenig wie ich außerhalb des Ascus gesehen haben wird, da der Pilz nicht völlig ausgereift ist und äußerst spärlich vor- lag und welche in der Tat, soweit ich sie deutlich sah, stets zu vier im Ascus liegen, nicht stumpflich an den Enden und 1284 F. v. Höhnel, einzellig, sondern spindelförmig, mit scharf zugespitzten Enden und stets scharf und deutlich 2zellig. Ich fand ste 107Bi5 1222 bis 2!/,w. Jod färbt nur den Porus blau. "Derzrilaapz: Lachnella tetraspora (Feltg.) v. H. zu heißen. Bei dieser Gelegenheit habe ıch nebst anderen Pilzen das Originalexemplar von Peziza tumidula Roberge verglichen, einer Art, die bisher verkannt wurde. Peziza tumidula Roberge in Desmaz,, PI. erypt. derPranee Bd, Ne 207 Auf morschen Birkenblättern. Hat gelbliche, flache, unten wenig verschmälerte, 300 bis 500 u breite Apothecien, die unten aus 7 bis 8 u breiten, blaß- gelbbraunen Parenchymzellen aufgebaut sind. Die Asci sind Ssporig, ungestielt, keulig, oben abgerundet, 40 265 u; Para- physen spärlich, 2 bis 21/, w, dickfädig, stumpf. Die Sporen stehen 2reihig, sind stets gerade, an beiden Enden stumpf ab- gerundet, einzellig, meist 9 bis 142 bis 3u (selten 1822) groß. Pilz kahl, Gehäuse außen blaßbräunlich, dunkler als das Hymenium. Es ist offenbar eine Mollisia und hat Mollisia tumidnla (Rob): El. zufheißen- Davon gänzlich verschieden ist Pezizella tumidula (Rob. et Desm.) in Rabenh. F. europ. Nr.1121 (beschrieben in Rehm’s Discomyceten und Hysteriac., p. 666, Bild p. 650); das ist nach dem Originalexemplar eine Pezizella und hat Pezizella tnımidula Rehm zu heißen. Die Asci sind hier viel länger und unten stielartig verschmälert, die Sporen beidendig spitz, lanzettlich. Wieder ein anderer Pilz ist Helotium tumidulum (Rob.) in Sydow. Myc. march. Nr. 1853, mit 32 p langen, breitsitzenden Aseci und zuletzt 4zelligen, 15 bis 1821'5 bis 1'8 u breiten Sporen. Leider ist mein Exemplar zu kümmerlich, um völlige Klarheit über diese Form zu schaffen; es scheint aber jedenfalls ein Delonium zu sein. Mikroskopisch sehr ähnlich ist der Lachnella tetraspora, (Feltg.) v. H. die Peziza lachnobrachya Desm. auf Ahorn- blättern, dessen Originalexemplar in Plantes crypt., Ed. I, ne = Revision der Ascomycetenformen. 1285 Nr. 2003, ich untersucht habe. Die Apothecien sind gelblich, flach, 150--180 m breit, nach unten stark verschmälert und sitzen auf einer braunen, aus: einer Schichte:' von kleinen, braunen Zellen bestehenden, etwa 50 u breiten Scheibe. Sie sind sehr leicht ablösbar. Gewebe Pezizella-artig, undeutlich, kleinzellig, hyalin. Excipulum dünn, außen besonders gegen den Rand mit sehr zarten, hyalinen, einzelligen, unten dünn- wandigen, mit breitem Lumen versehenen, 3 bis 5 w breiten tlaumigen Haaren bedeckt, die nach oben kein Lumen haben und rasch bis auf 1 m schmal werden, spitz und unregelmäßig - verbogen und bis etwa 30 u lang sind. Apothecien, vornehmlich auf den feinen Blattäderchen sitzend, herdenweise. Asci oben stumpf, keulig, nach unten wenig verschmälert, sitzend, meist 4sporig, häufig etwas gebogen, 28 = 5 bis 6 u, Paraphysen sehr spärlich, fädig, oben nicht oder kaum verbreitert, 21/, w dick. Sporen hyalin, einzellig, keulig-spindelförmig, gerade oder schwach gebogen, mit abgestumpften Enden, 12 bis 14=1°5 bis 2 w. Jod färbt den Porus blau. Der Pilz ist eine Pezizella und hat Pezizella lachnobrachya BDeEsm)v. I. zu heißen. Arachnopeziza Pineti Feltg. (ll. Nachtrag, p. 38, und Ill. Nach- trag, p. 47). Auf morscher Rinde von Pinns sylvestris. Ich fand nur ein Apothecium auf der Außenseite der Rinde. Durch Vergleich desselben mit dem Originalexemplare der Arachnopeziza delicatula Fu ckel, Fungi rhenani Nr. 2384, " konnte ich genau feststellen, daß Fuckel’s und Feltgen’s Pilze einander vollkommen gleichen. Fuckel’s Pilz ist trocken ebenfalls mehr bräunlich, hat an dem Excipulum besonders gegen den Rand hin distinkte Haare, welche zartwandig, mehrfach septiert, steif, gerade, spitzlich, von der 4 bis 6 u breiten Basis gleichmäßig und all- mählich gegen die Spitze hin verschmälert und bis über 100 u, lang sind. Die Asci sind 70=7 bis 8 u; die Sporen sind etwa 40 bis 50 w lang und mit 7 bis 8 Querwänden versehen, dabei nur 1'5 bis 2 u breit. 1286 Fov. Höhnel, Vergleicht man diese Angaben mit denen Feltgen’s, so findet man die beste Übereinstimmung. Arachnopeziza Pineti Feltg. ist daher gleich A. delicatula Fuckel (nec Rehm). Daraus geht hervor, daß A. delicatula Rehm (Disco- mycet., p. 700) ein etwas abweichender Pilz ist, vielleicht eimereiseneräre Rutströmia firma Karst. var. acuum Feltg. (III. Nachtrag, p. 46). Auf Pinus-Nadeln. An der Basis des Stieles des der Normalform völlig gleichenden einzigen gefundenen Apotheciums des Original- exemplares dieser von Feltgen. ausführlich beschriebenen »Varietät« haftet zufällig eine kleine, eingerollte Knospen- deckschuppe von Fagus, welche von Feltgen für eine Pinus- Nadel gehalten wurde, worauf er seine Varietät gründete. Wächst also nicht auf Prnus-Nadeln und ist völlig zu streichen. Ciboria carbonaria Feltg. (III. Nachtrag, p. 44). Auf Graswurzeln. Ich fand nur ein einziges Apothecium; dasselbe stimmt nebst Feltgen’s Beschreibung so gut zu Ciboria rhizophila Fuckel, daß beide als identisch betrachtet werden müssen. Leider zeigt mein Fuckel’sches Originalexemplar den Pilz nicht. Phialea tetraspora Feltg. (Il. Nachtrag, p. 51). An der Innenseite faulender Fruchtkapseln von Aesculns. Von einer Flaumigkeit der (manchmal rötlichen) Apo- thecien habe ich nichts gesehen. Jod bläut den Porus der Asci. Scheint eine gute, hübsche Art zu sein. (Auf demselben Substrate wurde bisher nur Helotium humile Sacc. gefunden, das nach der Diagnose davon verschieden ist.) A ei u ee Fe ee ET a En nn eh Revision der Ascomycetenformen. 1287 Humaria pusilla Feltg. (III. Nachtrag, p. 5). An morschem Holz. Ist nach dem Originalexemplare (und dem größten Teile der Beschreibung) nichts anderes als Mollisia cinerea (Batsch) in (wie aus Feltgen’s Handzeichnungen schon hervorgeht) unreifem Zustande beobachtet und zum Teil falsch be- schrieben. Pyromena armeniacum Feltg. (III. Nachtrag, p. 4). Auf faulem Leder und Tuch. Ist nach dem Originalexemplar Ascophanus carneus (P.). Jod bläut die Schläuche stark. Lachnum cannabinum Rehm. forma Dipsaci Feltg. (II. Nach- Eracı p. 20). Auf dürren Stengeln von Dipsacus silvester. Ist nach dem Originalexemplar Lachnum Nidulus (Sch.u. K.); eine etwas robuste Form, nicht ganz reif. Lachnum relicinum Karst. forma minor Feltg. (III. Nachtrag, p. 73; Hauptarbeit p. 87; Il. Nachtrag, p. 69). An dürren Stengeln von Spiraea Ulmaria und Angelica sylvestris. An den beiden Exemplaren ist nicht die Spur einer Lachnum rvelicnum K. = Lachnum Atvopae (P.) zu finden, auch entspricht die Beschreibung nicht dieser Art, daher die Form gestrichen werden muß. Lachnum Noppeyanum Feltg. (III. Nachtrag, p. 72). An dürren Zweigen von Ouercns. Die Ouercus-Zweige sind Rubus-Ranken. Ein ganz eigen- tümlicher Pilz, der büschelig hervorbricht und vielleicht eine Cenangiee ist. Sein nächster Verwandter ist unzweifelhaft Peziza aureola Rabenhorst (auf Stengeln von Eupatorium), ein Pilz, der, wie der Vergleich mit Rabh,., F. europ. Nr. 1622, zeigte, ganz ähnlich gebaut ist und lanzettliche, aber etwas rauhe und stumpfliche Paraphysen, die weit vorstehen, besitzt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 87 1288 F. v. Höhnel, Die nahe Verwandtschaft ist unverkennbar. Peziza anreola Rbh. figuriertin der Literatur als Pyrenopeziza, Pezizella, Dasys- cypha und Pirottaea, womit seine zweifelhafte Stellung im System charakterisiert ist. | Ich glaube, daß Zachnum Noppeyanım Feltg. und Peziza aureola Rabh. am besten bei den Cenangieen untergebracht werden, und zwar in einer neuen Gattung mit einzelligen Sporen und lanzettförmigen, weit vorragenden Paraphysen. Ich habe mich vergeblich bemüht, den Feltgen’schen Pilz mit einem der beschriebenen zu identifizieren, er wird daher neu sein und mag vorläufig neben Pyrenopeziza aureola a Rehm. gestellt und als er Noppeyana (F SUSE bezeichnet werden. | Feltgen’s Beschreibung ist ziemlich gut. Der Pilz hat mit Pyrenopeziza escharodes (B. und Br.) auf Rubus-Ranken, wie der Vergleich zeigte, gar nichts zu tun. | Dasyscypha hamata (Sacc.) var. coriicola Feltg. (III. Nachtrag p. 69). An faulendem Schuhbleder. k Der Pilz ist vollkommen identisch mit Pezizella aggregata Feltg. (II. Nachtrag, p. 39, und III. Nachtrag, p. 49) und gehört in die neue Gattung Unguicnlella' als Ungniculella aggregata (Feltg) vaH (sp. 1289; | Die Apothecien stehen meist etwas gebüschelt in dichten Herden oder Rasen, sind anfangs kugelig geschlossen, später schalenförmig, im Alter flach ausgebreitet, meist 300 bis 500 u. breit, im Alter breiter, graubräunlich mit gelbbrauner Scheibe, außen zart weißlich-filzig, unten in einen kurzen dicken Stiel verschmälert, im Grunde aus derben, ziemlich großen, braunen Parenchymzellen aufgebaut, gegen den Rand hin fein parallel- faserig, außen ganz dicht mit einem Filze von an der Basis meist braunen, 1- bis 3zelligen, 2 bis 5 u breiten, oben in eine 1 bis 1’5 m dicke, lange, hyaline, an der Spitze hakenförmig einwärtsgekrümmte, lumenlose Granne, die an der Spitze oft ein ganz kleines Köpfchen hat, ausiaufenden, 24 bis 36 w langen Haaren bedeckt, wodurch der Pilz einen grauweißen Anflug erhält. Die Granne ist meist ns als das eigentliche Haar. 3 | Revision der Ascomycetenformen. 1289 Die Asci sind derbwandig, keulig, in einen kurzen dicken Stiel verschmälert, 30 bis 36 <4 bis 5'5 u; Paraphysen fädig, ebenso lang oder noch länger als die Asci, oben kaum ver- breitert, 1’S 1 dick, oft grannenartig auslaufend und zurück- gebogen. Sporen hyalin, einzellig, ziemlich derbwandig, länglich- elliptisch, 6 bis 7=1:8 bis 21, zu 4bis8 im Ascus, |- bis 2reihig; Jod gibt keine Blaufärbung. Apothecienrand anfangs eingebogen, fast eingerollt, be- sonders dichthaarig. Von Trichopeziza hamata Sace. (Syll. XIV, p. 1137) durch die meist nur 4- bis 6-, statt Ssporigen Schläuche und die kürzeren Haare nur wenig verschieden. Dasyscypha hamata (Sacc.) var. bulbopilosa Feltg. (II. Nach- trag, p. 68). An faulendem Salix-Holz. Ein sehr hübscher Pilz, der aber mit Dasyscypha hamata gar nichts zu tun hat. | Die Apothecien sind verkehrt kegelförmig oder fast halb- kugelig, nur mit schmaler Ansatzstelle befestigt, durchsichtig, hyalin, sehr zart, 150 bis 210 u breit, anscheinend mit einem zarten, hyalinen, lockeren, spinnwebigen Subiculum. Aus sehr auffallenden, 8 bis 12 24 bis 6 uw großen, prismatisch-paren- chymatischen Zellen aufgebaut, aus welchen außen unten kürzere, gegen den Apothecienrand hin längere, gerade oder etwas verbogene, zarte, hyaline, in der unteren Hälfte weit- lumige, dünnwandige und bauchig bis auf 9m erweiterte, ziemlich rasch in eine lumenlose, 1 bis 2 u breite, spitze, oben häufig sehr feinwellig verbogene Granne auslaufende, bis 90 u lange Haare entspringen. Asci keulig, breit sitzend, 24 bis 34= 4 bis 6. Paraphysen nicht vorragend, spärlich, steif, 16% dick, oben nicht verbreitert, stumpf. Sporen zu 8, 2- bis 3reihig, hyalin, 1zellig, gerade oder wenig gekrümmt, beidendig stumpf, fast stäbchenartig, 5 bis 8= 15 bis 1'8 1. Jod färbt den Porus undeutlich oder nicht. Manchmal, besonders bei kleineren Apothecien, sind die Haargrannen kürzer und sehen dann die Haare fast stachel- "artig aus. 87# 1290 F. v. Höhnel, Der Pilz hat seinen nächsten Verwandten in Trichopeziza pygmaea Mouton, die möglicherweise sogar nur eine weniger entwickelte Form desselben ist. Hingegen ist Trichopeziza Aranea (de Not.), wie die Untersuchung des Exemplares in Mycoth. veneta Nr. 1283 lehrte, ein der Beschreibung nach zwar anscheinend ganz ähnlicher, in der Tat aber ganz anderer Pilz, mit zarten, stark gekräuselten, körnig-rauhen Haaren. Der Feltgen’sche Pilz muß Dasyscypha bulbopilosa (Felt 8). v. H. heißen. Dasyscypha grisella (C. u. Ph.) forma Ilicis Feltg. (III. Nach- trag, p. 67). * An einem Zweige von Dex Aguifolium. Der Pilz hat mit Dasyscypha grisella gar nichts zu tun, sondern ist vollkommen gleich D. coerulescens Rehm var. dealbata Rehm (Ann. mycol. 1905), Ascomyc. exsic. Nr. 1580. Helotium pineum Sacc. (ll. Nachtrag, p. 58). An einem berindeten Pinus-Ästchen. Das Pinus-Ästchen ist ein kurzes, dünnes Laubholzzweig- stück (wahrscheinlich Prunus spinosa) mit einem ganz alten unbestimmbaren Helotium, wahrscheinlich A. citrinum. Helotium Scutula K., forma Potentillae Feltg. (III. Nachtrag, p. 69). Auf Stengeln von Potentilla anserina. Von einem Helotium ist am Originalexemplar nichts zu finden. Diese ohnehin wertlose Form ist daher zu streichen. Dasyscypha leucomelaena Feltg. (III. Nachtrag, p. 67). An einem Ast von Rhamnus Frangula. Istnach dem Originalexemplar nicht ausgereifte Dasyscypha coerulescens var. dealbata Rehm. Phialea pertenera Feltg. (II. Nachtrag, p. 50). Auf faulender Fichtenrinde. Ist sicher nichts anderes als Phialea acunm (A. und S.), schlecht entwickelt. Kleine Stücke dieser Art haben auch nur Revision der Ascomycetenformen. 1291 2424 u große Asci und stäbchenförmige 4 bis 5= 1 Sporen; der Vergleich unter dem Mikroskop und nicht der Buchstabe der Diagnose ist entscheidend. Phialea pinicola Feltg. (Il. Nachtrag, p. 49). An dicker Rinde von Pinus sylvestris. Scheint mir eine gute neue Art zu sein,. die sehr charak- teristisch ist. Von Feltgen ganz kenntlich beschrieben. Phialea vitigena Feltg. (Hauptarbeit, p. 65, und II. Nachtrag, p. 47). An Zweigen von Vitis vinifera. Die Zweige sind bereits entrindet, daher kein Hervorbrechen durch die Epidermis; Jod bläut den Ascus-Porus; die Para- physen sind farblos. Stimmt ganz genau zu Phialea Urticae (P.) aus den F. rhenani. Phialea cyathoidea (Bull.) var. puberula Feltg. (Ill. Nachtrag, p. 98). An faulendem Brassica-Stengel. Ist nichts als ein Altersstadium der Normalform und keine Varietät. Belonoscypha Dulcamarae Feltg. (II. Nachtrag, p. 56). An dürren Stengeln von Solanum Dulcamara. Jod bläut den Porus schwach; die Sporen fand ich nur 31 breit und stets ohne Anhängsel. Der Pilz ist ganz genau Phialea dolosella (Karst). II. Übersicht der Resultate. I. Pyrenomyceten. Von:den 197 aufgestellten Pyrenomycetenformen ist eine eine neue Gattung, 5 sind gute Arten in richtiger Stellung, 14 sind gute Arten mit falscher Benennung, 132 sind bereits ‘bekannte, falsch bestimmte Arten, 6 sind aus den Merkmalen je zweier als zusammengehörig gehaltenen Spezies entstanden, 1292 E. v. Höhne], eine besteht aus Lenticellen mit eingenisteten Perithecien, 11 sind auf unbestimmbare Zustände von Pilzen aufgestellt und 27 sind am Originalexemplare nicht ‘vorhanden. Daher müssen 177 Pyrenomycetenformen gestrichen werden. Insgesamt sind von den von Feltgen aufgestellten und von mir nachuntersuchten 292 IE nicht EL als 250 zu streichen. 1. Neue Gattung, verkannt., Physalospora dissospora Feltg. = Diplochora dissospora (elies) SzsEdn 2 2. Gute Arten in richtiger Stellung. Stigmatea Gnaphalii Feltg. Didymosphaeria snbcorticalis Feltg. forma Thujae Feltg. (?) Didymosphaeria Rhois Feltg. Leptosphaeria rivalis Feltg. (etwas zweifelhaft). Diaporthe Rhododendri Feltg. 3. Gute Arten und Varietäten in falscher Stellung. Calonectria belonospora Schröt. var. a Felt = Micronectria unicandata (Feltg.) v. pin Lophiostoma rvoseotinctum Ell. et E., var. N. Belgtes— . Lophiostoma ebnlicolum (Felt 2 v.NM. Be quercinum "Feltg..-pro- parte = Lopkiostoma quercinum (Feltg.) v. H. emend. - Lentomita dubia Feltg. = Diaporthe dubia (Felt a) v. Ceratosphaeria occultata Felt g. = Rhamphoria Be. (Reltg.)v. Hi Rosellinia sordaria (Rehm) var. microtricha F elta — ee linia conglobata (Fuck.) var. microtricha (Feltg.) v. Zignoella faginea Feltg. = Odontotrema Rehmianum v. H. Melanomma lopadostomum Feltg.=T, RE Be «eltz)ScH. Herpotrichia ochrostoma Feltg.= Enchnosphaeria ee (Feitg) v. H. | | | | | | | | | | | ö Revision der Ascomycetenformen. 1293 Trichosphaeria culmorum Feltg. —= Rosellinia. culmorum Gelrsaiv.H. ad'inter. Gnomonia. rhoina Feltg. = Diaporthe (Tetrastaga) rhoina (Feltg.) Rehm. Diaporthe hircina. Feltg. = Gnomonia hircina XFeltg.) v.H. Diaporthe rhoina Feltg.= Hypospila rhoima (Feltg.) v. H. Valsa ceratophora Tul. var. Rhois Feltg.— Valsa Rhois (Feltg.) ve al 4. Bereits bekannte Arten, Varietäten und Formen. Nectria Westhoffiana P.H.etL. var. coriicola Feltg. = Nectria ditissima Tul. Nectria Aguifolii Berk. var. appendiculata F a 2, — = Neetria inaurata Berk. et Br. Nectria cinnabarina Fr. var. oligocarpa Felte = Need cinnabarina Fr. | Giberella Saubinetüi (Mont.) forma acuum Feltg. = Giberella cyanogena (Desm.). Sporormia funiculorum Feltg. = ee typharum Salec: rungen quercinum Feltg. pro parte = Lophiosphaera (Lophiotrema?) Beckhanusti De itsch.) Berl. Ceratosphaeria obliguata Feltg. = —= Rhamphoria umranidı aspora Rehm. = Rosellinia occultata Belt. = Rosellinia conglobata RE uckel. Rosellinia subcompressa Ell. et Ev. var. denigrata Feltg. = Anthostoma intermedium Nitsch. ar Rosellinia brassicaecola Feltg. —= KRöosellinia ligniaria (Grev.) Stigmatnla applanata Feltg. —= Niptera turicensis Rehm. Physalospora macrosporaFeltg. = Massarina Corni (Fuck.) sensu Winter et Berl. Mycosphaerella Columbariae Feltg. = a sage- dioides (Winter). Didymosphaeria lignicola Feltg. forma Frangulae FR Sen Didymosphaeria brunneola Niessl oder albescens Niessl. Didymella cladophila (Niessl) var. buxicola Felt z = Dia- porthe reiecta Fuck. et Nitsch. 1294 F. v. Höhnel, Didymella apiculata Feltg. = Leptosphaeria (conoidea de Not.?). Didymosphaeria massarioides S. et Br. forma Hederae Feltg. — Massariella scabella (Que&let)? Venturia Deutziae Feltg. = Didymosphaeria Corni (Sow.) sensu Niessl (?). Didymosphaeria Idaei Feltg. = Didymosphaeria diplospora (Cooke). Amphisphaeria” juglandicola Feltg. = Didymosphaeria Epi- dermidis (Fries.). Amphisphaeria Thujae Feltg. = Chaetomastia jnniperina (Karst.)? Phorcys Eriophori Feltg. = Pleospora scabra Mouton. Massariella acerina Sacc. et Sydow. = OÖltthia aceris Verne Melanopsamma minima Feltg. = Karschia cratincola Rehm. Zignoella prorumpens (Rehm) var. oxystoma Feltg. = Rham- phoria delicatnla Niessl. Melanomma_ (Chaetomastia) herpotrichum F ee nr Lepto- sphaeria (vagabunda Sacc.?). Herpotrichia canligena Feltg. = ee sp. Herpotrichia pinetorum Feltg. = en] sanguninarium (Karst). Acanthostigma Heraclei Felt g. = Pocosphaeria eriophora (Cooke) Berl. | wiha Lasiosphaeria Inticola Feltg. = ne ı Sacc. var. carbonaria Rehm. Eriosphaeria conoidea Feltg. = Lentomita de Baryana (Auersw.)v. H: @). Trichosphaeria. Pnlviscula-Feltg. —= Eriosphaeria Vermi- cnlaria (Nees.). nr Wallrothiella melanostigmoides Tells Zignoella (Zignoina) groenendalensis B. S.R. Trichosphaeria atriseda Feltg. = Melanopsamma pygmaea (Karst.). | Wallrothiella fraxinicola Feltg. = Winterina. tuberculigera (BteidaA)sSaece Revision der Ascomycetenformen. 1295 Nitschkea subconica Feltg. = Calosphaeria minima Tul. Gibberidea ribesia Feltg. = Leptosphaeria fusispora Niessl. Strickeria Cerasi Feltg. = Pleospora vulgaris Niessl. Strickeria subcorticalis Feltg. = Teichospora aspera EReuEY: CGucurbitaria naucosa Fuck. forma Populi Feltg. = Cucur- bitaria crotonoides (Pass.) Berl. Cueurbitaria Spartü Ces. et de Not. forma Sonkerak Feltg. in herb. = Cucurbitaria Amorphae (W allr.) Trematosphaeria Triacanthi Feltg. in herb. = Cucurbitaria Gleditschiae Ces. et de Not. Pleospora discoidea Feltg. = Pleospora herbarum (P.). Pleospora collapsa Feltg. = Pleospora herbarum. (P.). Pleospora Feltgeni Sacc. et Syd. var. Eriophori Feltg. = Pleospora opaca Weg. Pleospora massarioides Feltg. = Pleospora herbarum (P.). Pleospora Ribesia Feltg. = Pleospora infectoria Fuck. Pleospora Vitis Catt. forma kibis alpini Felt 2 — Pleospora herbarum (P.). Pleospora denudata Feltg. = Teichospora aspera E. et Ev. (?). Pleospora Convallariae Cocc. et Mor. forma Polygonati Feltg. — Pleospora herbarum (P.). Pleospora culmigena Feltg. = Pleospora rubicunda Niessl. Pleospora Glyceriae Feltg. = Pleospora rubicunda Niessl. Pleospora lacustris Feltg. = Pleospora rubicunda Niessl. Pleospora socialis Niessl. forma Liliüi Feltg. = Pleospora infectoria Fuck. Pleospora Clematidis Fuck. Viburni Felt 8. = Bleo- spora infectoria Niessl. Pleospora Clematidis Fuck. forma en, F eltg. =. Lepto- sphaeria (vagabunda Sacc. ). Pleospora Tiliae Feltg. = Pleospora herbarum ()) Pleospora leptosphaerioides Sacc. et Th. forma Oenotherae ‚Feltg. = Pleospora coronata Niessl. Pleospora herbarum (P.) var. spinicola Feltg.. = Pleospora herbarum (P.). Pyrenophora flavo-fusca Feltg. = Pyrenophora hispida N. 1296 F. v. Höhnel, Catharinia Hircina Feltg. = Didymella sp.?. \ Leptosphaeria petiolaris Feltg. = a in Sace- | Metasphaeria Deutziae Feltg. in herb. = er vaga- bunda Sacc. Rebentischia thujana Feltg. = Be unicaudata (BeerBr): Leptosphaeria dumetorum Niessl var. dolichospora Feltg.—= Leptosphaeria rnbicunda Rehm. Leptosphaeria Echii Feltg. = Metasphaeria trichostoma (P.). Leptosphaeria sylvestris Feltg. pro parte = Lophiostoma can- lium Ces. et de Nöt. Leptosphaeria sylvestris Feltg. pro parte = Lophiostoma insidiosum (Desm.). Leptosphaeria dumetorum Niessl var. Symphyti Feltg. = Lophiostoma insidiosum (Desm.). Leptosphaeria fuscella C. et de Not. var. Hippophaes Feltg. — Massaria Hippophaes (Sollm.) Jacz. Leptosphaeria Proliferae Feltg. = Leptosphaeria culmorum (Auersw.). Leptosphaeria Cerastii Feltg. = ende sp. Leptosphaeria longispora Feltg. = Ophiobolus (compar Karst.?). | | | Leptosphaeria Belndase el = a Ri (B. EnB.): Leptosphaeria sparsa Sacc. var. meizospora Feitg: == a sphaeria typhicola Karst. (?). Leptosphaeria iridigena Fautr. forma Zyphäe Feltg. — Leptosphaeria dubiosa (Mout.) (?). ANNE Leptosphaeria Wegeliniana Sacc. et Syd. forma Tenucrii Feltg.= Lophiostoma Cadubriae Speg. B Leptosphaeria Vitalbae Niess| forma sarmenticola F eltg. = Leptosphaeria Vitalbae Niessl. Leptosphaeria hemerocallidis Feltg. = Leptosphaeria ogilvien- Ssösı(D essk. etiBr). | Metasphaeria none) Feltg. == rasen | hyalospora SAarcıc, | le SEHR visaaoR Revision der Ascomycetenformen. 1297 Metasphaeria nigrovelata Feltg. = Sagedia carpinea (P.). Metasphaeria Epidermidis Feltg. —= Sagedia (carpinea [?]). Metasphaeria errabunda Feltg. — Sagedia carpinea (P.). Metasphaeria Hederae Sacc. forma corticola Feltg. = Meta- sphaeria sepincola Sacc. Meetasphaeria Taxi Que£l. var. corticola Feltg. =. Sagedia (carpinea. [P.]?) Metasphaeria cavernosa -E. et Ev. forma Salicis Feltg. = Metasphaeria sepincola Sacc. Metasphaeria Liriodendri Pass. forma Catalpae Feltg. — Metasphaeria sepincola Sacc. =. Metasphaeria Cirsii Feltg. = Lophiotrema vagabundum SIAGC. Metasphaeria Senats (Euck.) forma Urticae elle = Metasphaeria trichostoma Pass. Metasphaeria Periclymeni Feltg. = = Melasphaeria sepincola See. | Metasphaeria deprvessa (Fuck.) forma canlium Feltg. = Lophiostoma vagabundum Sacc. Metosphaeria Jaceae Feltg. — Metasphaeria ‚trichostoma (Pass.). Metasphaeria vulgarisFeltg. = Metasphaeria sepincola Sacc. Metasphaeria Coryli Cel. forma Juglandis Feltg. = Calospora n. sp. (zu schlecht und unbeschreibbar). | | Metasphaeria Coryli Cel. forma Ouercus Feltg. = Meta- sphaeria sepincola Sacc. u Metasphaeria Ulicis Feltg. = Lophiostoma praemorsum (Lasch.). Metasphaeria sambucina Feltg. — = Diaporthe circumscripta Oltih. (2). Metasphaeria Luzulae Felt Ep — Leptosphaeria sparsa Fuck. Melomastia salicicola (H. Fb.) var. nigrifi cans F elt ir — Meta- sphaeria corticola (F uck.) v.H. | Ophiochaeta InnlaeF eltg. = Ophiobolus erythrosporus (Riess). Ophiobolus collapsus (E. et Sacc.) var. trinodulosus Feltg. — Ophiobolus porphyrogonus (Tode). Ophiobolus pellitus (Fuck.) forma Bidentis 3 eilt g&.. = Ophio- bolus pellitus (Fuck.). 1298 | F. v. Höhne], Ophiobolus Alismatis Feltg. pro parte = Ophiobolus perso- linus (Cal. et de Not.) Ophiobolus bactrosporus Feltg. = Ophiobolus compar Karst.? Ophiobolus peduncularis Feltg. = Ophiobolus compar Karst.? Ophiobolus Psend-Acori Feltg. = Ophiobolus compar Karst.? Ophiobolus acerinus Feltg. —= Trematosphaeria mastoidea (Eiries)) Ophiobolus petiolaris Feltg. = Ophiobolus Paulowniae P. Br. Ophiobolns calathicola Feltg. = Ophiobolus tenellus (Auersw.). Ophiobolus gonatosporus Feltg. = Ophiobolus fruticum (Rob.) SICH Ophiobolus fruticnum (Rob.) forma Dulcamarae Feltg. = Ophiobolus porphyrogonus (Tode). Kalmusia Sarothamni Feltg. = Thyridaria incrustans Sacc. forma minor Sacc. Melanconis populina Feltg. = Thyridaria rubro-notata (Berk. er Br). Thyridaria texensis B. u. V. forma Corni Feltg. = Lepio- sphaeria melanommoides Ber!. | Melanconiella leucostroma (Niessl) forma Piri Feltg. = Valsaria insitiva (C. et de Not). Cryptospora quercina Feltg. = Bizzozeria veneta Sacc. Phomatospora secalina Feltg. = Phomatospora hydrophila BRAHser® > Gnomonia Hieracii Feltg. = Gnomonia Tithymalina Sacc. et br | Gnomonia Molluginis Feltg. = Diaporthe mazzantioides Sacc. et sp: Gnomonia Aceris Feltg. = Diaporthe Hysiricnla Sacc. Diapor the (Chorostate) Helicis Niessl forma Ampelopsidis Feltg. = Diaporthe (Teirasiaga) incompta Sacc. Diaporthe leucostoma Feltg. im herb. = Diaporthe bitorulosa (B. u. Br.). Diaporthe Buzi Feltg. = Metasphaeria ni Sacc. Diaporthe Feltgeni Sacc. et-Syd.forma Cydoniae Feltg. = Diaporthe oligocarpa Nitsch. ee | Revision der Ascomycetenformen. 1299 Diaporthe detrusa (Fr.) forma Mahoniae Feltg. = Diaporthe detrusa (Fr.). Diaporthe simplicior Feltg. = Diaporthe Briardiana Sacc. Diaporthe conigena Feltg. = Diaporthe occulta (Fuck.). Diaporthe Teucrii Feltg. = Diaporthe linearis (Niess!). Diaporthe spiraeaecola Feltg. = Diaporthe Strumella (Fr.). Diaporthe Robergeana Niessl forma Sambuci Feltg. = Diaporthe circumscripta Otth. Valsa Cerasi Feltg. = Valsa ceratophora (Tu!.). Valsa ceratophora (Tul.) var. Dentziae Feltg. = Valsa cerato- phora (Tul.). 5. Arten aus zwei verschiedenen neben- oder aufeinander wachsenden, oft zum Teil unreifen, zusammengeworfenen Formen bestehend. Pleospora juglandina Feltg. = Pleospora infectoria Fuck. und Pleospora herbarum (P.). Leptosphaeria Euphorbiae Niessl forma Esunlae Feltg. = Metasphaeria sepincola Sa cc. mit Pleospora herbarum (P.) Acerbia rhopalasca Feltg. = Eutypa sp. und Melanconiee (?). Thyridaria Sambuci (Niessl) forma Fagi Feltg. = Crypto- spova hypodermia (Fries) und Metasphaeria sepincola SIALCC. Diaporthe Juniperi Feltg. = Eutypa sp. mit Debaryella vexans v. H.n.sp. Diaporthe disputata B.R.S. forma Ulmi Feltg. = Valsa- oder Diaporthe-Stroma plus Diaporthe oligocarpa Nitsch. 6. Lenticellen mit darauf schmarotzenden Perithecien als Pilz mit Stroma beschrieben. Curreya rhoina Feltg. sind Lenticellen von Rhus typhina mit darin schmarotzender Pleospora (infectoria?). 1300 F. v. Höhnel, 7. Nach dem Originalexemplar auf ganz unreife oder ver- altete unbestimmbare Pilze begründete und edbez zu strei- chende Arten. Guignar dia Berberidis (Del.) forma Spiraeae ee Physalospora microspora Feltg. (wahrscheinlich unreifer Discomycet). | Catharinia cylindrospora Feltg. Leptosphaeria trematostoma Feltg. Leptosphaeria oxyspora F eltg. Leptosphaeria Galeobdolonis Felte. Metasphaeria acerina Feltg. Metasphaeria conorum Feltg. Metasphaeria Petasitis Feltg. Metasphaeria Polystichi Feltg. Ophiobolus Sarothamni Feltg. 8. Formen, die am Originalexemplar fehlen und daher zu streichen sind. Ceratosphaeria aparaphysata Feltg. Gnuignardia rosaecola F eltg. Physalospora Alismatis Feltg. Mycosphaerella Sabinae Feltg. Didymosphaeria minima Feltg. Didymosphaeria Typhae Feltg. /Terpotrichia laricina Feltg. Trichosphaeria tetraspora Feltg. Wallrothiella sylvana S. u. C. var. meiospora Feltg. Pleospora ftlicina Feltg. Pleospora Feltgeni Sacc. et Syd. var. Psend-Acori Feltg. Pleospora Sorghi Feltg. Pleospora Oenotherae Feltg. Pyrenophora Salsolae Gr. var. Majanthemi F eltg. Metasphaeria lentiformis Feltg. | Metasphaeria Mezerei Feltg. Metasphaeria Phalaridis Feltg. Metasphaeria juncina Feltg. Revision der Ascomycetenformen. 1301 Ophiobolus eburensis Sacc. forma Hellebori Feltg. Ophiobolus Alismatis Feltg. pro parte. Fenestella prunastri Felte. Gnomonia Vitis-Idaeae Felts. Gnomomia epidermis Feltg. Diaporthe Androsaemi Feltg. Diaporthe pinastri Feltg. Phyllachora scirpi Feltg. Mazzantia rotundata Feltg. II. Diseomyceten. Von den 95 aufgestellten Discomycetenformen sind 6 gute Arten in richtiger Stellung; 15 gute Arten in falscher Stellung und Bezeichnung; 55 bereits bekannt gewesene Arten; 13 sind auf unbestimmbare, zu alte oder unentwickelte Exemplare auf- gestellt, und 6 waren am Originalexemplar nicht zu sehen. Daher sind 74 der nachgeprüften Bean u Felt- a. Ss zu streichen. 1. Gute Arten in richtiger Stellung. Mytilidion Thujae Feltg. Schizoxylon alnenm Feltg. _ Mollisia crenato-costata Feltg. Pezizella albidolntea Feltg. Phialea tetraspora Feltg. Fhialea pinicola Reiter 2. Gute Arten in falscher Stellung. Schizoxylon adımcum F elta, = Stictis adımca delta Hl. Propolidium Rehmianum Feltg. = Uryptodiscus Rehmianus deltg;)viH: — Psendophacidinm Salicis Feltg. = Trochila (Hoysteropeziza) Salieis (Feltg.) v.H. Cenanginum Rehmii Feltg. = Psendophacidium Rehmii (Feltg.) | v.>H: Cenanginm ligni Desm. var. olivascens Feltg. = Cenanginm olivascens (Feltg.) v. H 1302 F. v. Höhnel, Mollisia Androsaemi Feltg. = Cenangium Andrvosaemi (Bekte)ysER Mollisia cinerea (Batsch) var. aurantiaca Feltg. = Ombro- phila rubicunda v. H. Trichobelonium Rehmiti Feltg. = Cenangella Rehmii (Feltg.) al Beloniella Polygonati Feltg.= Pyrenopeziza Polygonati (Feltg.) varrle Pezizella griseo-fnulva Feltg. = Belonidium griseo-fulvum (Feltg.) v. H. Pezizella hamnulata Feltg. = Ungwicnlella hamnlata (Feltg.) v. HD. Pezizella orbilioides Feltg. = Ombrophila orbilioides (Feltg.) v.H. Pezizella teiraspora Feltg. = Lachnella tetraspora (Feltg,.) vol Lachnum Noppeyanum Feltg. =? Pyrenopeziza Noppeyana (geltsanz EI Dasyscypha hamata Sacc. var. bulbopilosa Feltg. = Dasys- cypha bulbopilosa (Feltg.) v.H. 3. Bereits bekannte Arten, Varietäten oder Formen. Hysterinm angustatum A. et S. forma minnta Feltg = Mytilidion decipiens Karst. Hysterographium ilicicolum Feltg. —= Hysterographium cur- vatum (Fries.). Lophodermium alliaceum Feltg. = Lophodermium her- barım (Fr.). | Stictophacidiunm Rehmianum Feltg. = Ploettnera coeruleo- viridis (Rehm). Ocellaria charticola Feltg. = Ascophannus testaceus (Moug.). Psendographis hysterioides Feltg. = FPatellaria proxima Berkrerbr Psendographis Mahoniae Feltg. —= Patellaria proxima Berk. erubm: Crumenula Sarothamni Feltg. = Durella connivens (Fries.) Propolidium pallescens Feltg. = Uryptodiscus rhopaloides Sacc. Revision der Ascomycetenformen. 1303 Cryptodiscus rhopaloides Sacc. forma Thujae Feltg. = Cryp- todiscus rhopaloides Sacc. Phragmonaevia charticola Feltg. = Uryptodiscus rhopaloides Sauce. Psendophacidium Vincae Feltg. = Phacidinm Vincae Fuck. Trochila ramnlorum Feltg. = Trochila (Hysteropeziza) Salicis (Kelts)w.H. Schizothyrium Pteridis Feltg. = Schizothyriunm aquilinum (Fries)? Scleroderris equisetina Feltg, = Stammnaria Eqniseti (-korım.). Cenangium pallide-flavescens Feltg. forma Atropae Feltg. = Pezizella caespitulosa Bres. Cenangella alnicola Feltg. = Calloria austriaca v.H. Patinella punctiformis Rehm forma quercina Feltg. = Pati- nella punctiformis Rehm forma lignicola. Leciographa patellarioides Feltg. —= Patellaria proxima Berk. et Br. Mollisia diaphanula Feltg. = Mollisia microcarpa Fuck. ? Mollisia leptosperma Feltg. = Mollisia atrata (P.). Mollisia atrocinerea Phill. forma Violae Feltg. = Mollisia atrata (P.). Mollisia complicata Karst. var. petiolicola Feltg. = Mollisia cinerea (Batsch). Mollisia Inteo-fuscescens Feltg. = Pezizella Teucrii Fuck. Mollisia vufula Sacc. forma Jridis Feltg. = Mollisia revincta Karst. Mollisia rufnla Sacc. forma Luznlae Feltg. = Mollisia re- vincta Karst. Mollisia griseo-albida Feltg. = Mollisia revincta Karst. Molhisia Uhcis Feltg. = Niptera discolor (M. et Fr.) Rehm. Mollisia Jlicis Feltg. = Mollisia melalenca (Fries.). Mollisia adhaerens Feltg. = Mollisia arundinacea (D. C.). Mollisia Polygonati Feltg. = Mollisia revincta Karst. forma Polygonati Rehm. Mollisia cinerea (Batsch) var. undulato-depressa Feltg. = Mollisia cinerea (Batsch), ältere Form. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 88 1304 F. v. Höhnel, Mollisia umbrina Starb. var. Galeobdolonis Feltg. = Mollisia Mercurialis Fuck. Tapesia fusca Fuck. var. Fagi Feltg. = Tapesia fusca. Fuck. Tapesia Corni Fuck. forma Alni Feltg. = Tapesia fusca Fuck. Belonidium villosulum Feltg. = Dermatea Ariae (P.). Trichobelonium tomentosum Feltg. = Tapesia fnusca Fuck. Orbilia flavida Feltg. = Orbilhia flavide-roseola Rehm. Pezizella subhirsuta Feltg. = Ungnicularia scrupulosa (Karst.) Ve al Pezizella dematiicola Feltg. = Ungnicularia scrupulosa (Karst)v Hl: Pezizella Psend-Acori Feltg. = Ungnicularia Galii (Mouton) VASE | Pezizella radio-striata Feltg. = (istella (Niptera) dentata (Fuck.) Queil. Arachnopeziza pineti Feltg. = Arachnopeziza delicatula Fuck. non Rehm. Rutströmia firma Karst. var. acuum Feltg. —= Rutströmia . firma Karst. Ciboria carbonaria Feltg. = Ciboria rhizophila Fuck. Humaria pusilla Feltg. = Mollisia cinerea (Batsch.). Pyronema armeniacum Feltg. = Ascophanus carnens (P.). Lachnum cannabinum Rehm forma Dipsaci Feltg. = Lach- num Nidulus Schm. et Kze. Dasyscypha hamata Sacc. var. coriicola Feltg. = Unguiculella aggregata (Feltg.) v.H. Dasyscypha grisella (C. et Ph.) forma Ilicis Feltg. = Dasy- scypha coerulescens var. dealbata Rehm. Dasyscypha lencomelaena Feltg. —= Dasyscypha coerulescens var. dealbata Rehm. Phialea pertenera Feltg. = Phialea acuum (A. et S.). Phialea vitigena Feltg. = Phialea Urticae (P.). Phialea cyathoidea (Bull.) var. puberula Feltg. = Phialea cyathoidea (Bull.). Belonoscypha Dulcamarae Feltg. = Priakh dolosella Karst. Revision der Ascomycetenformen. 1305 4. Nach dem Originalexemplar auf ganz unreife oder ver- altete unbestimmbare Pilze begründete und daher zu streichende Arten. Cenangella Syringae Feltg. ist eine unbestimmbare Patella- Tracee. Ombrophila flavens Feltg. ist ein ganz unbestimmbarer Pilz. Ombrophila graminicola Feltg. ist vielleicht eine ganz unreife und schlecht erhaltene Coryne sarcoides auf anormalem Substrat. Mollisia Caricis Feltg. ist vielleicht Tapesia evilescens Karst. Mollisia pallida Feltg. ist vielleicht Mollisia microcarpa FUCK. Mollisia cinerea (Batsch) forma Juglandis Feltg. ist eine ganz unbestimmbaıe Mollisia, alt und schlecht. Mollisia cinerea (Batsch) var. nigrescens Feltg. Mollisia cinerea (Batsch) var. allantospora Feltg. sind beide vielleicht Mollisia cinerea, in unbestimmbarem Zustande. Pyrenopeziza Alismatis Feltg. ist eine unbestimmbare Mol- lisia. Mollisia fallens Karst. var. variaecolor Feltg. ist eine unbe- stimmbare Mollista. Mollisia complicatula Rehm. var. pallidior Feltg. ist eine alte unbestimmbare Mollisia. Pirottaea longipila Feltg. ist eine unreife Leptosphaeria. Pezizella subaurantiaca Feltg. ist Helotinm citrinum oder frabinellum, unbestimmbar. 5. Formen, die am Originalexemplar fehlen und daher zu streichen sind. Hysterium Castaneae Schw. forma Populi Feltg. Sphaeropeziza gallaecola Feltg. Mollisia cinerea (Batsch) var. spadicea Feltg. Mollisia cinerea (Batsch) var. clavnlispora Feltg. Lachnum relicinum Karst. forma minor Feltg. Helotium Scutula Karst. forma Potentillae Feltg. 88 1306 F. v. Höhnel, III. Nicht untersuchte Formen. Acanthostigma vameale Feltg. I, 219 (1425). Acrospermum compressum Tode. forma Iridis Feltg. Il, 99 (ad 425). Anthostoma dubinm Feltg. U, 111 (ad 540). Ascophanus immersus Feltg. I, 10 (1177). Belonoscypha Campannla Rehm var. dentata Feltg. Il, 56 (1223). Belonopsis excelsiovr Rehm forma Brachypodi Feltg. II, 30 (ad 1147). Briardia purpurascens Rehm forma Juglandis Feltg. II, 85 (1250). Calonectria Richoni Sacc. forma Sambuci Feltg. Il, 228 (ad 1082). Cenangium pallide-flavescens forma Eupatorii Feltg. II, 86 (1513). Cndoniella acicularis Schröt. forma humosa Feltg. II, 2 (ad 17). Cyathicula coronata de Not. forma fructigena Feltg. II, 55 (ad 217). Dasyscypha calycina Schröt. var. microsperma Feltg. II, 64 (ad 247). Dasyscypha densissima Feltg. II, 70 (1495). Dasyscypha dryina Sacc. forma quercina Feltg. III, 67 (ad 249). Diaporthe (Chorostate) Helicis Niessl forma Rhois Feltg. II, 125 (ad 649). > >» Mezerei Feltg. II, 126 (1302). > (Tetrastaga) Nucis-Avellanae Feltg. I. 121 (1294). > >» Sarothamni Nke. forma Genistae tinc- toriae Feltg. II, 119 (ad 624). >» (Chorostate) Taxi var. rvedncta Feltg. I, 126 (ad 654). Didymella applanata Sacc. forma strobiligena Feltg. IL, 117 (ad 846). Didymella Cymbalariae Feltg. III, 250 (1693). » sambucina Feltg. IN, 252 (1697). Revision der Askomycetenformen. 1307 Didymosphaeria crastophila Winter var. Brachypodii Feltg. II, 175 (1360). >» epidermidis Fuck. forma Catalpae Feltg. III, 249 (ad 831). » >» Fuck. forma petiolorum Feltg. IL, 174 (ad 831). Didmosphaeria lignicola Feltg. II, 173 (ad 829). >» minnta Nssl. forma Psend-Acori Feltg. I, 120.(1359). >» subcorticalis Feltg. U, 173 (1357). Enchnoa Friesii Fuck. forma Salicis Feltg. II, 135 (1313). >» Syringae Feltg. Il, 161 (1585). Gibberella Evonymi Sacc. forma Piri Feltg. II, 224 (ad 1067). Gnomonia campylostyla Awd. forma Molluginis Feltg. II, 130 (ad 670). > petiolicola Karst. var. Rhododendri Feltg. Il, 128 (1304). Helotinm infarciens C.etde Not. var. subtlomentosum Feltg. 1,09 W222. » >» var. ? tomentosum Feltg.Ill,61 (ad 1227). » scutula Karst. forma Psend- Acori Feltg. II, 63 (ad 238). >» > >» forma Pieridis Felte. Ih 63: (ad 238). » > >» forma rhizophila Feltg. I, 62 (ad 238). Herpotrichia callimorpha Winter forma Juniperi Feltg. 1 21621421). > Rubi Fuck. forma Cerasi Feltg. II, 216 (1420). Hypoderma scirpinum D. C. var. Psendo-Acori Feltg. II, 96 (ad 396). Hysterographinm Rousseliüi Sacc. forma Piri Feltg. II, 111 (1538). Lachnum agaricinum Retz. forma strobilorum Feltg. Il, 71 (ad 259). >» rigidipilum Feltg. IIL, 74 (1499). Leptosphaeria caespitosa Nssl. forma Salviae Feltg. II, 161 (ad 796). 1308 F. v. Höhne], Leptosphaeria dolioloides Awcd. forma Lathyri Feltg. II, 164 (ad 801). > > » forma Rhinanthi Feltg. II, 165 (ad 801). >» dumetorum Nssl. var. coniformis Feltg. II, 159 (ad 778). > echiellanselte: 147 21911652): | > epicalami Ces.et de Not. var. pleosporoides Feltg. II, 155 (ad 762). » Junci Feltg. II, 156, et III, 206 (ad 764). >» microthyrioides Feltg. II, 154 (1337). >» montlispora Sacc. forma Triglochinis Feltg. Il, 208 (ad 774). > Phyteumatis Winter forma Knantiae Feltg. II, 164 (1345). » planinscnla Ces. et de Not. forma Succisae Feltg. Il, 161, et IV, Aoladızaa = » plectrospora Feltg. II, 162 (1344). & > Trifolii Feltg. III, 210 (1645). Leptosphaeriopsis ophioboloides Berl. forma Achilleae Feltg. Ill, 175 60 >» ophioboloides Berl. var. Euphorbiae Feltg. Il, 176 (602% Lophiostoma caulium C. et de Not. forma Vitalbae Feltg. IN, 267 (ads » collinum Speg. forma PoaeFeltg. II, 189 (1378). >» guadrinucleatum Karst. var. Sarothamni Feltg. III, 265 (ad 906). Lophiotrema crenatum Sacc. forma Ribis-alpini Feltg. Il, 186 (ad 902). » pusillum Sacc. var. Iridis Feltg. II, 187 (1376). Massarina Corni Sacc. forma Mali Feltg. II, 136 (ad 695). >» eburnea Sacc. forma Coryli Feltg. Il, 136 (ad 697). Melanomma mutabile Feltg. II, 214 (1417). >» Rhododendri Rehm forma Rosae Feltg. 1. 213 (ad1002)> Melomastia corylina Feltg. I, 191 (1381). Revision der Ascomycetenformen. 1309 Melomastia Morthieri Fuck. forma Thujae Feltg. Q, 191 (1380). Metasphaeria acute-conoidea Feltg. Il, 169 (ad 814). Bellynckii Sacc. var. maculans Feltg. III, 241 (ad 812). clypeata Feltg. Il, 171 (ad 813). Hyperici Feltg. III, 239 (1678).' ocellata Sacc. forma Hircini Feltg. II, 224 (ad 806). oxyspora Feltg. Il, 171 (ad 817). Seiupe Welte. I, 170 (ad 815). vagans Feltg. IV, 36. Microthyrium Hederae Feltg. III, 310 (1762). Mollisia cinerea Karst. var. convexula Feltg. II, 15 (ad 116). encoelioidess Rehm forma Sarothamni Feltg. Ill, 22 (ad 1144). Myricariae Bres. var. fuscidula Feltg. I, 21 (ad 125). pinicola Rehm var. gemmifolia Feltg. Il, 30 (ad 1186). Siierella Sacereispee: var, Irubieola Felte. 121 (ad 2b) SWbeoNtıcalis Sace. var. lapesioides Feltg. III, 15 (ad 115). Mycosphaerella parasitica Winter forma Tapesiae Feltg. II, 183 (1371). Naevia Junci Rehm. forma Phragmitidis Feltg. U, 85 (1249). Nectria aurantiaca Feltg. IV, 11. Ophiobolus Antenoreus Berl. forma Sambuci Feltg. IN, 175 » = A601) erythrosporus Winter forma sSeseleos Feltg. III, 168 (ad 714). Georginae Sacc. var. Symphyti Feltg. II, 172 (1595). persolinus Sacc. var. brachystomus Feltg. III, 171 | (1594). Rhamni Feltg. Il, 143 (1327). surculorum Pass. var. Deutziae Feltg. II, 174 (1593). 1310 F. v. Höhnel, Ophiobolus Typhae Feltg. I, 139 (1316). > Vitalbae Sacc. forma Berberidis Feltg. II, 143 (ad 721). > S > forma Sambuci Feltg. II, 143 (ad 721). Pezienla Coryli Tul. forma Frangnlae Feltg. I, 80 (ad 317). >» » » forma Platani Feltg. II, 80 (ad 317). > > » forma Pruni-spinosi Feltg. 11,80 (ad 317). Peziza vesiculosa Bull. var. papillosa Feltg. III, 7 (ad 1173). Pezizella dentata (Pers.) Rehm var. allantospora Feltg. II, 0 (ad 1206). Pezizella epicalamia Rehm var. secalina Feltg. I, 46, (1211). Pezizella leucostigmoides Rehm forma Helianthi Feltg. II, 41 (ad 186). Pezizella radio-striata Feltg. var. lignicola Feltg. IV, 81. Phacidium lacerum Fr. forma Austriacae Feltg. Il, 94 (1259). Phialea cyathoidea Gill. var. aurantiaca Feltg. Il, 52 (ad 205). > Inteo jusca® elite 11,.53.1220). Phomatospora Hederae Feltg. II, 127 (13093). » ribesia Cke. et Mass. var. Sambuci Feltg. Il, 127 (ad 659). Physalospora gregaria Sacc. forma Taxi Feltg. IV, 56. >» Idaei Sacc. forma Rubi-fruticosi Feltg. Il, 179 (13695). Pleospora Briardiana Sacc. forma Achilleae Feltg. III, 190, (1618). Pleospora Cerastii Feltg. IV, 84. » Clematidis Fckl. forma Sarothamni Feltg. II, 149, et IV, 64 (ad 735). Pleospora discors Ces. et de Not. var. Antherici Feltg. Il, 147 (ad 7.27): Pleospora herbarum Rbh. forma major Feltg. I, 149 (ad 732). » Meliloti Rbh. forma Achilleae Feltg. Il, 148 (1333). >» SalicissKelte- U, 19301633). > spinosella Rehm var. Luzulae Feltg. II, 147 (1332). > » » var. Psend-Acori Feltg. I, 148 (1332). Revision der Ascomycetenformen. 1311 Plowrightia Mali Feltg. Il, 100 (ad 449). Podospora Brassicae Wint. forma Bryoniae Feltg. II, 222 (ad 1030). Propolidium acerinum Feltg. Il, 87 (1252). Psendovalsa Crataegi Feltg. II, 107 (ad 529). Pyrenopeziza dermatoides Rehm var. odontotremoides Feltg. II, 38 (1470). Pyrenophora trichostoma Fckl. var. flavobrunnea Feltg. UI, 205 (ad 747). Rosellinia Millegrana Sacc. var. minuta Feltg. II, 287 (1735). Sporormia octomera Awd. var. macrospora Feltg. Il, 223. Stigmatea applanata Feltg. IV, 13. Strickeria denudata Feltg. Il, 196 (1389). >» ignavis Wint. var. Rhois Feltg. Il, 195 (1386). Tapesia Alni Feltg. Il, 12 (ad 1150). > > » forma Callunae Feltg., IV, 70. » fusca Fckl. forma Viburni Feltg. I, 13 (ad 1095). » prunicola Fckl. forma snubvillosa Feltg. I, 15 (ad 109). Tapesia Rosae Fckl. forma snbvillosa Feltg. II, 14 (ad 108). Trematosphaeria pertusa Fckl. var. maculans Feltg. U, 192 (ad 926). Trichobelonium piloso-marginatum Feltg. I, 16 (ad 112). Trochila petiolaris Rehm. var. pusilla Feltg. Ill, 102 (ad 1153). Valsa ceratophora Tul. var. Corni Feltg. III, 127 (ad 552). > FfarinosaBelte:1l, 115; et IH, 126(1285). Zignoella superficialis Feltg. IV, 73. IV. Namenverzeichnis. Acerbia rhopalasca Feltg. 1242. Acanthostigma Heraclei Feltg. 1211. Allophyllaria byssacea Karst. 1282. Amphisphaeria deformis Ell. et Longl. 1206. Amphisphaeria juglandicola Feltg. 1209. >» Thujae Feltg. 1205. Anthostoma intermedium Nitschke. 1198. 1942 F. v. Höhnel, Arachnopeziza delicatula (Fckl.) non Rehm. 1285. > Pineti Feltg. 1285. Ascophanus carneus (Pers.). 1287. > testaceus (Moug.). 1259. Asteroma reticnlatum. 1224. Belonidium griseo-fulvum (Feltg.) v. H. 1280. > Punctum Rehm. 1279. > villosulum Feltg. 1274. Beloniella Polygonati Feltg. 1276. Belonoscypha Dulcamarae Feltg. 1291. Bizzozeria veneta Sacc. et Berl. 1248, 1249. Calloria austriaca v. H. 1266. Calonectria belonospora Schröt. var. unicandata Feltg. 1193. Calosphaeria (Togninia) minima Tul. 1216. Catharinia cylindrospora Feltg. 1225. > Hireini Felt 2/01225 Cenangella almicola Feltg. 1266. > Rehmii (Feltg.) v. H. 1275. >» Syringae Feltg. 1269. Cenangium Androsaemi (Feltg.) v. H. 1268. > caespitosum Fckl. 1274. >» clandestinum Rehm. 1268. » glabrum (Wallr.). 1274. » ligni Desm. var. olivascens Feltg. 1269. > pallide-flavescens Feltg. 1260. >» quercicolum Rom. 1265, 1274. >» Rehmiti Feltg.. 1264. » : Sarothamni Fckl. 1268. Ceratosphaeria aparaphysata Feltg. 1197. >» obliguata Feltg. 1196. >» occultata Feltg. 1197. >» rhenana (Auersw.). 1214. Ceratostomella albocoronata (E11). 1212. > de Baryana (Auersw.). 1212. » cHtlosa‘(Piers.)s 11971212; > investita (Schw.) Starb. 1197, 1212. > subpilosa Fckl. 1212. Chaetomastia juniperina (Karst.). 1206. Revision der Ascomycetenformen. 1313 Charonectria Inteola (Rob.) v. H. 1193. Ciboria carbonaria Feltg. 1284. » rhizophila F ck]. 1284. Cistella ciliata (Crouan.). 1283. » (Niptera) dentata (Fckl.) Qu. 1282. Cladosphaeria latanicola Otth. 1203. Coryne sarcoides (Jqu.). 1267. Orumennla Sarothamni Feitg. 1261. Cryptodiscus Rehmianus (Feltg.) v. H. 1260. » rhopaloides Sacc. 1261. » > » forma Thujae Feltg. 1261. Cryptospora hypodermia (Fr.). 1246. » quercina Feltg. 1248. COryptosporium Equiseti Fr. 1264. Cncurbitaria Amorphae (Wallr.). 1217. » crotonoides (Pass.) Berl. 1217, 1247. » Gleditschiae Ges. et de Not. 1218. >» naucosa Fckl. forma populi Feltg. 1217. » popnlina (Rehm.). 1217. » Spartii Ces. et de Not. forma Sophorae Feltg. Curreya rhoina Feltg. 1257. 217. Dacryomyces stillatns. 1282. Dasyscypha bulbopilosa (Feltg.) v. H. 1290. » coernlescens Rehm. var. dealbata Rehm. 1290. >» grisella (C. et Ph.) forma Jlicis Feltg. 1290. > hamata Sacc. var. bulbopilosa Feltg. 1289. > > u var conMcola>Belte. 128], 1288. » lencomelaena Feltg. 12%. Debaryella hyalina v. H. 1253. >» Dexamsv. Fl.r1298. Dendrodochium Equisetorum Desm. 1264. Dermatea Ariae (Pers.). 1274. Diaporthe Androsaemi Feltg. 1256. >» bitorulosa (B. et Br.) 1251. > Briardiana Sacc. 1253. >» Buxiiseto 1251 > Cerasi.Feltg. 1252: » circumscripta Otth. 1239, 1256. 1314 F. v. Höhnel, Diaporthe conigena Feltg. 1254. » crassicollis N. 1196, 1252. >» decipiens Sacc. 1251. >» detrusa (Fr.) forma Mahoniae Feltg. 1253. » disputata B. R. et S. forma Ulmi Feltg. 1253. > dubia (Feltg.) v. H. 1197. > ‚farinosa Reckal25% >» Feltgenii Sacc. et Syd. forma Cydoniae Feltg. 1252. > galericulata. (Tul.) 1248. > Helicis (Nss].) forma Ampelopsidis Feltg. 1251. » Hircina Feltg. 1254. >» Hystricula Sacc. et Speg. 1251. >» (Tetrastaga) incompta Sacc. 1251. » Juniperi Feltg. 1253. > leiophemia. 1232. >» lencostoma Feltg. 1251. >» lencostroma (Nssl.) v.H. 1248. > linearis (Nees.) 1259. » mazzantioides Sacc. et Speg. 1250. » mucosa Wint. 1251. > occulta (Fck].) 1254. > oligocarpa Nitschke. 1252, 1254. » pinastri Feltg. 1256. » retecta Fckl. et Nitschke. 1202. » Rhododendri Feltg. 1252. » (Tetrastaga) rhoina (Feltg.) Rehm. 1250, 1255. » Robergeana Nssl. forma Sambuci Feltg. 1256. >» simplicior Feltg. 1253. > Spina Fckl. 1253. » spiraeaecola Feltg. 1253. » Strumella (Fr.) 1255. » Teucrii Feltg. 1259. Didymella apiculata Feltg. 1202. » cladophila (Nssl.) var. buxicola Feltg. 1202. Didymosphaeria albescens Nssl. 1202. » brunneola. 1202, 1209. | > Corni (Sow.) sensu Niessl. 1204. > diplospora (Cke.). 1205. £ Revision der Ascomycetenformen. 1315 Didymosphaeria epidermidis (Fr.). 12095. » Feltgenii Syd. 1204. >» Jdaei Feltg. 1209. >» lignicola Feltg. forma Frangnlae Feltg. 1201. » massarioides Sacc. et Brun. forma Hederae Beileerr1202: > minima Feltg. 1203. >» permntata Sacc. 1209. » Rhois Feltg. 1203. >» rubicola Berl. 1205. » subcorticalis Feltg.forma Thujae Feltg. 1203. » Typhae Feltg. (non Peck.). 1204. Diplochora dissospora (Feltg.) v. H. 1201. Durella connivens (Fr.). 1261. Enchnosphaeria Caput-Medusae Sacc. et Speg. 1209. >» ochrostoma (Feltg.) v. H. 1210. > pinetorum Fckl. 1209. » santonensis Sacc. 1209. Eriosphaerella Rehmiana v. H. n. gen. et sp. 1213. Eriosphaeria conoidea Feltg. 1211. » Vermicnlaria (Nees.). 1213. Eutypa Indibunda var. eutypelloidea Sacc. 12593. Excipnlaria fusispora (B. et Br.). 1227. Fenestella Prunasti Feltg. 1247. Fusisporium Egnisetorum (Lib.) Desm. 12693. Gibberidea ribesia Feltg. 1216. Gibberella cyanogena (Desm.). 1194. >» Sanbinetiüi (Mont.) forma acuum Feltg. 1194. Gloeosporium Eqniseti (Lib.) v. H. 1264. >» Egnisetorum (Desm.) v. H. 1264. Gloniopsis Ilicis Rostr. 1258. Gnomonia Aceris Feltg. 1251. >» epidermis Feltg. 1250. >» Hieracii Feltg. 1249. » hircina (Feltg.) v. H. 1254. » Molluginis Feltg. 1250. » rhoina Feltg. 1250, 1293. » tithymalina Sace. et Br. 1250. 1316 F..v.,Höhnei, Gnomonia Vitis-Idaeae Feltg. 1250. Guignardia Berberidis (Delacr.) forma Spiraeae Feltg. 1180: > rosaecola Feltg. 1199. Helotium citrinum (Hedw.) 1277, 1290. > humile Sacc. 1286. > pineum Sacc. 1290. >» Scutula Karst. forma Potentillae Feltg. 1290. > trabinellum Karst. 1277. > tumidulum (Rob.). 1284. Herpotrichia cauligena Feltg. 1209. >» laricina», seltg..1209. >» ochrostoma Feltg. 1209. > pinetorum (Fckl.) forma Fagi Feltg. 1210. Humaria deerrata (Karst.). 1267. > pusilla Feltg. 1287. Hymenula Egniseti Lib. 1264. Hoysterium angustatum A. et S. 1259. >» >» forma minuta Feltg. 1258. >» Castaneae Schw. forma Populi Feltg. 1259. Hysterographium curvatum (Fr.) 1258. >» tlicicolum Feltg. 1288. Kalmusia Sarothamni Feltg. 1247. Karschia cratincola Rehm. 1207. » lignyota. 12093. Lachnella tetraspora (Feltg.) v. H. 1284. Lachnum Atropae (Pers.). 1287. > cannabinum Rehm. forma Dipsacı Feltg. 1287. > Nidulus (Sch. et K.). 1287. > Noppeyanum Feltg. 1287, 1288. > relicinum Karst. forma minor Feltg. 1287. Laestadia Buxi Fckl. 1263. Lasiosphaeria Libertiana. 1249. » InticolaFeltg. 1211. > sulphurella. 1249. » ovina. 1249. Leciographa patellarioides Feltg. 1266. Lentomita de Baryana (Auersw.) v.H. 1212, 1294. >» dubia Feltg.: 1196, 1292. ur Vu a nn 1 A Revision der Ascomycetenformen. 1317 Lentomitella vestita (S. B. et R.) v.H. 1212. Leptosphaeria Cerastü Feltg. 1229. conoidea de Not. 1202. culmorum Auersw. 1229. (2) dichroa Pass. 1226. dubiosa Mout. 1231. dumetorum Nssl. var. dolichospora Feltg. 1216, 1228. >» >» var. Symphyti Feltg. 1229. eburnea Nessl. 1228, 1238. Echii Feltg. 1228. Euphorbiae Nssl. forma Esnlae Feltg. 1227, 1229. fuscella Ces. et de Not. var. HippophaösFeltg. fusispora Nssl. 1216. H229 Galeobdolonis Feltg. 1232. Hemerocallidis Feltg. 1232. iridigena Fautr. forma Typhae Feltg. 1231. longispora Feltg. 1230. melanommoides Berl. 1247. ogilviensis B. et Br. 1232. 07ysporakieltg:1228. paludosa Feltg. 1230. petiolaris Feltg. 1226. Proliferae Feltg. 1229. valıs,Bealtswl2al. rubicunda Rehm. 1195, 1228. rnbro-tincta E. et Ev. 1195. sparsa Fckl. 1240. »..31Sacc. var. meizospora. Feltg. 1231. SWlUesti1s Wekterı 122831229 trematostoma Feltg. 1227. iypharum Desm. 1229. iyphicola Karst. 1231. vagabunda Sacc. 1208, 1223, 1226. Vitalbae Nssl. forma Sarmenticola Feltg. 1232. Wegeliana Sacc. et Syd. forma Teucrii Feltg. Lophidinum compressum. 1234, 1238. 11232. Lophiosphaera Beckhausii (Nitsch.) Berl. et Vogl. 119. 1318 F. v. Höhnel, Lophiostoma Cadubriae Speg. 1231, 1232. > canlium Ces. et de Not. 1229. > Desmazierii. 1234. > ebulicolum (Feltg.) v. H. 1195. > insidiosum (Desm.). 1229. >» Origani Kze. 1236, » quercinum Feltg. 1196. >» roseotinctum E. et Ev. var. ebulicola Felt &. 1495. Lophiotrema Cadubriae. 1231, 1232. > Oenotherae E. et E. 1236. » praemorsum (Lasch.). 1239. » gquercinum Feltg. 119. >» vagabundum Sacc. 1236, 1237. Lophodermium alliaceum Feltg. 1259. >» herbarum (Fr.). 1259. Massaria Hippophaes (Sollm.) Jacz. 1229. Massariella acerina Sacc. et Syd. 1206. » Eriophori Sacc. 1206. >» scabella (Qu&l.). 1203. Massarina Corni (Fckl.) sensn Wint. und Berl. 1200. Mazzantia votundata Feltg. 1258. Melanconiella lencostroma (Nssl.) forma Piri Feltg. 1247. Melanconis Carthusianorum Tul. 1238. >» popnlina Feltg. 1247. Melanomma (Chaetomastia) herpotrichum Feltg. 1208. » lopadostomum Feltg. 1208. > sangwinarium (Karst.). 1210. Melanopsamma minima Feltg. 1207. » pygmaea (Karst.). 1215. Melomastia salicicola (Fabr.) var. nigrificans Feltg. 1241. Metasphaeria acerina Feltg. 1234. > cavernosa E. et E, forma Salicis Feltg. 1235. » chartarum Sacc. 1233. > charticola Feltg. 1233. >» Cirsi Feltg.).1233. » conorum Feltg. 1236. >» corticola (Fckl.) v. H. 1242. >» Coryli Cel. forma Juglandis Feltg. 1232. Revision der Ascomycetenformen. 1319 Metasphaeria Coryli Cel. forma Ouercus Feltg. 1239. » depressa. 1237. » h (Fckl.) forma caulium Feltg. 1237. » Deutziae Feltg. 1226. » eburnea Nssl. 1236. » epidermidis Feltg. 1234. » evvabunda Feltg. 1234. » Hederae Sacc. forma corticola Feltg. 1234. » hyalospora Sacc. 1233. » Jaceae Feltg. 1238. » Juncina Feltg. 1241. » lentiformis Feltg. 1233. » Liriodendri Pass. forma Catalpae Feltg. 1235. » LInzulae Feltg. 1240. » Mezerei Feltg. 1236. > nigvovelata Feltg. 1233. » Origani Mout. 1237. > Periclymeni Feltg. 1237. » Petasitidis Feltg. 1238. » Phalaridis Feltg. 1240. » Polystichi Feltg. 1240. » Moberzia Sch.et Sace.”11l97. » sambucina Feltg. 1239. » Senecionis (Fck]l.) forma Urticae Feltg. 1236. » sepincola Sacc. 1227, 1228, 1234, 1235, 1237,1238, | 1239, 1240, 1246, 1251. » Taxi Oud. var. corticola Beltg: 1233 » trichostoma Pass. 1228, 1236, 1238. >» EDiness Re ite 1239. >» vulgaris Feltg. 1227, 1235, 1238, 1240. Micronectria Pterocarpi Racib. 1193. » untcandata (Feltg.) v.H. 1194. Micronectriella. 1194. Mollisia adhaerens Feltg. 1270. » Androsaemi Feltg. 1268. ». arundinacea (D. C.). 1270. > alvata (Pers. 120241268: » atrocinerea Phill. forma Violae Feltg. 1268. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 89 1320 F. v. Höhnel, Mollisia caespiticia Karst. 1267. » Caricis Feltg. 1270. > cinerea (Batsch). 1267, 1268, 1287. 5 >» > var. allantospora Feltg. 1272. > » >» var. aurantiaca Feltg. 1271. = » » var. clavnlispora Feltg. 1271. S > > forma Juglandis Feltg. 1272. » > » var. nigvescens Feltg. 1272. > > » var. spadicea Feltg. 1269. >» > » var. undulato-depressa Feltg. 1271. » complicata Karst. var. petiolicola Feltg. 1268. » complicatula Rehm var. pallidior Feltg. 1275. » crenato-costata Feltg. 1272, 1273. » diaphanula Feltg. 1267. > Fallens Karst. var. vaniecolon leilte-127>: » griseo-albida Feltg. 1269. » hamnlata Rehm. 1279. > N Theısawelise 12720: » .leptiosperma \Vel0221267. » Inteo-fuscescens Feltg. 1268. » melalenca. 1270. » MercurialisxWiek)))r 1272: » . micvrocarpa (F ckl.). 1267, 1271. Sul ipalhdasiyeluo@ 127% >» »Bolygonan.Keltge 1270. » . pnlveracea (Fckl.). 1273. » rvevincta Karst. 1269. » » » forma culmina Sacc. 1270. » > » forma Polvgonati Rehm. 1270. » "rupula Sacc. forma Tridis. Beltg21268% > » > forma Luzulaeslelte,r1269. » tumidnla (Rob.) v. H. 1284. > DhzsE elite. 126% >» ÜUlmariae (Lasch.). 1272. » numbrina Starb. var. Galeobdolonis Feltg. 1273. Mycosphaerella Columbariae Feltg. 1201. » Sabinae Feltg. 1201. Mycosphaerella sagedioides (Wint.) 1201. Revision der Ascomycetenformen. 1321 Mytilidion Juniperi Karst. 1258. > Karstenii Sacc. 1258. >» laeviusculum Karst. 1258. >» ThujaeFeltg. 1258. Nectria Agnifolii Berk. var. appendicnlata Feltg. 1193. » cinnabarina Fr. var. oligocarpa Feltg. 1193. Se enrma. 1193. | SE dınssima 1012) 17192: Se moaurataB. et Br. 1198. » Westhoffiana P.H. et L. var. coriicola Feltg. 1192. Niptera discolor (M. et Fr.) Rehm. 1269. Titmeensis Rehm. 1199. Nitschkea snbconica Feltg. 1215. Ocellaria charticola Feltg. 1259. Odontotrema Pini Rom. 1208. » Rehmianum. 1207. Ombrophila aurantiaca Feltg. 1272. >» Mavens Felte. 1266. » graminicola Feltg. 1267. » kilacina (Wulf.) var. carnea (Pers.). 1271. > orbilioides (Feltg.) v. H. 1283. » rnbicunda v. H. 1272. Ophiobolus acerinus Feltg. 1249. >» Alismatis Feltg. 1243, 1244. » bactrosporus Feltg. 1230, 1244. » calathicola Feltg. 1248. » collapsns (E. et Sacc.) var. trinodulosus Feltg. 1243. >» compar Karst. 1230, 1244, 1245. » eburensis Sacc. forma Hellebori Feltg. 1243. >» erythrosporus. 1242, 1244. > eueryptus (B. et Br.). 1231. > fruticum Rob. 1245, 1246. » » Sacc. forma Dulcamarae Feltg. 1246. >» gonatosporus Feltg. 1249. > graminis Sacc. 1231. > incomptus Niessl. 1242. » Niesslii Bäuml. 1242. > Panlowniae (Pers.). 89* 1322 F. v. Höhnel, Ophiobolus peduncularis Feltg. 1230, 1244. » pellitus (Fckl.) forma Bidentis Feltg. 1243. > persolinus. 1243. > petiolaris Feltg. 1245. > porphyrogonus. 1242, 1248, 1246. > Psend-Acori Feltg. 1230, 1244, 1245. » Sarothamni Feltg. 1242. » tenellus (Auersw.). 1244, 1245. Ophiochaeta Inulae Feltg. 1242. Orbilia flavida Feltg. 1276. » flavide-roseola Rehm. 1276. Otthia aceris Wint. 1206. Passeriniella dichroa (Pass.) Berl. 1226. Patellaria proxima B. et Br. 1260, 1266. Patinella punctiformis Rehm forma lignicola v. H. 1266. » >» » forma gnercina Feltg. 1266. Perisporium funicnlatum Pr. 1194. >» typharum Sacc. 1194. >» vulgare Cda. 1194. Peziza Aureola Rbh. 1287, 1288. » lachnobrachya Desm. 1284. » tmmidula Rob. 1284. Pezizella aggregata Feltg. 1280, 1281, 1288. >» albidolutea Feltg. 1281. » caespitulosa Bres. 1269. >» dematiicola Feltg. 1277. >» griseo-fulva Feltg. 1279. >» hamnulata Feltg. 1280, 1281. » helotioides Starb. 1282. » lachnobrachya (Desm.) v. H. 1285. » orbilioides Feltg. 1282. >» Pseud-Acori Feltg. 1277, 1279. >» vadio-striata Feltg. 1232. _. > scrupnlosa Karst. 1276, 1277, 1278. » subaurantiaca Feltg. 1277. » subhirsnta Feltg. 1276. » tetraspora Feltg. 1283. » Teucrii (Fckl.) 1268. Revision der Ascomycetenformen. 1323 Pezizella tumidnla (Rob. et Desm.) Rehm. 1284. Phacidium Vincae Fckl. 1261. Phialea acuum (A. et S.). 1290. » cyathoidea (Bull.) var. puberula Feltg. 1291. » dolosella (Karst.). 1291. > perienera Feltg. 12%. rpmicolakeltg. 1295 Sitetraspova Feltg. 1286. ar Onteaeikers.) 1291. Szvingenaelvg. 1231. Phomatospora cupnlaris Wint. 1249. > hydrophila P.H. et K. 1249. >» secalina Feltg. 1249. Phorcys Eriophori Feltg. 1206, 1219. Phragmonaevia charticola Feltg. 1261. » laetissima (Ces.). 1264. Phyllachora Scirpi Feltg. 1258. Physalospora Alismatis Feltg. 1200. > dissospora Feltg. 1200. . >» macrospora Feltg. 1200. >» microspora Feltg. 1200. Pirotiaea longipila Feltg. 1275. Pleosphaeria otagensis (Linds.). 1217. Pleospora Clematidis Fck]. forma Sambuci Feltg. 1223. » >» » forma Viburni Feltg. 1222. » collapsa Feltg. 1219. >» Convallariae C. etM. forma Polygonati Feltg. 1221. » coronata Niessl. 1224. >» culmigena Feltg. 1221. » denndata Feltg. 1220. » discoidea Feltg. 1218. >» Feltgeni Sacc. et Syd. var. Zriophori Feltg. 1218. » >» > » » var. Psend-Acori Feltg. 1218. » ‚filicina Feltg. 1218. > Glyceriae Feltg. 1221. >» herbarum. 1218, 1219, 1220, 1221, 1223, 1224, 1227, > >» (P.) var. spinicola Feltg. 1224. [12282. » infectoria Fckl. 1220, 1222, 1223, 1297. 1324 F. v Höhnel, Pleospora infectoria Nssl. 1220, 1222, 1223, 1257. > juglandina Feltg. 1223. >» lacustenis; Relto1222 > leptosphaerioides Sacc. et Th. forma Oenotherae Bellte1223 » massarioides Feltg. 1219. » Negundinis Oud. 1218. > Oenotherae Feltg. 1224. » opaca Wegel. 1219. >» Ribesiae Feltg. 1219. >» rvubicunda Nss]. 1221, 1222. >» scabra Mout. 1206, 1219. >» socialis Nssl. forma Lilii Feltg. 1222. » Sorghi Feltg. 1222. » straminis Sacc. 1221. | >» MMliaeBelter 1223. > vulgaris Nssl. 1216, 1222, 1223. | >» Vitis Catt. forma Ribis-alpini Feltg. 1219, 1220. Ploettnera coeruleo-viridis Rehm. 1259. Pocosphaeria eriophora (Cke.) Berl. 1211. Propolidium pallescens Feltg. 1261. » Rehmianum Feltg. 1260. Pseudographis hysterioides Feltg. 1260. >» Mahoniae Feitg. 1260. Psendohelotium Galii Mout. 1278. Psendophacidium Betulae Rehm. 1264. » Rehmii (Feltg.) v. H. 1264. » Salicıs Relboı 1264: » Vincae Beilter 1291: Pyrenopeziza Alismatis Feltg. 1272. >» Anreola (Rbh.) Rehm. 1288. >» corcellensis Sacc. 1200. » escharodes (B. et Br.). 1288. » Noppeyana (Feltg.) v. H. 1288. >» Polygonati (Feltg.) v. H. 1276. Pyrenophora flavo-fusca Feltg. 1225. > hispida Nssl. 1225. >» Salsolae Griff. var. Majanthemi Feltg. 1224. Revision der Ascomycetenformen. 1325 Pyronema armeniacum Feltg. 1287. Rebentischia thujana Feltg. 1226. » unicandata. 1226. Rhabdospora pleosporioides Sacc. 1276. Rhamphoria delicatnla (Nssl.) 1207. » occultata. (F elte.) v. H..1197. >» iympanidispora Rehm. 1196, 1197. Rosellinia brassicaecola Feltg. 1198. » conglobata Fckl. 1197, 1198. > >» » var. microtricha (Feltg.) v.H. 1199. >» culmorum (Feltg.) v.H. 1212. » horrida Haszl. 1198. > ligniaria. 1198. » ocenltata Weit 1197 >» sordaria (Rehm) var. microtricha Feltg. 1198. > subcompressa E. et E. var. denigraia Feltg. 1192. >» velntina Eck]. 1198. Rutströmia firma Karst. var. acuum Feltg. 1286. Sagedia carpinea (Pers.). 1233, 1234, 1235. Saccothecium Corni (Sow.) Nssl. 1204. Schizothyrium agnilinum Fr. 12693. » kienidis Kelto. 1262 Schizoxylon aduncum F eltg. 1260. » alneum Feltg. 1260. >» Sarothamni F ckl. 1260. Scleroderris equisetina Feltg. 1263. Sphaeria Corni Sow. 1204. » macrotricha B. et Br. 1209, 1210. » scabella Quel. 1202. Sphaeropeziza gallaecola Feltg. 1263. Sporormia funiculorum Feltg. 1194. Stamnaria Eguiseti (Hoffm.). 1263, 1264. Stictis adunca (Feltg.) v. H. 1260. » Convallariae M. et C. 1276. Stictophacidium Rehmianum Feltg. 1259. Stigmalea Gnaphalii Feltg. 1199. Stigmatula applanata Feltg. 1199. Strickeria Cerasi Feltg. 1216. 1326 F. v. Höhnel, Strickeria subcorticalis Feltg. 1217. Tapesia Corni Fckl. forma Alni Feltg. 1274. > evilescens K. 1270. » fusca Fckl. var. Fagi Feltg. 1274. Teichospora aspera E. et Ev. 1217, 1220. » trabicola Fckl. 1217. Thyridaria incrustans Sacc. forma minor Sacc. 1247. » lopadostoma (Feltg.) v. H. 1209. » rubro-notata (B. et Br.). 1247. > Sambuci (Nssl.) forma Fagi Feltg. 1246. >» texensis B. et V. forma Corni Feltg. 1247. Trematosphaeria corticola (Fckl.). 1241. >» errabunda Fabr. 1241. » mastoidea Fr. 1245. » Triacanthi Feltg. 1218. Trichobelonium Rehmii Feltg. 1274. » tomentosum Feltg. 1274. Trichopeziza Aranea (de Not.). 1290. » hamata Sacc. 1281, 1289. >» pygmaea Mout. 1290. Trichosphaeria atriseda Feltg. 1215. » culmorum Feltg. 1212. » Pulviscula Feltg. 1212. » tetraspora Feltg. 1213. Trochila Buxi Capr. 1269. » petiolaris (A. et S.). 1262. » ramnlorum Feltg. 1262. » (Hysteropeziza) Salicis (Feltg.) v. H. 1262. Tubercularia vulgaris. 1256. Unguicnlaria falcipila v. H. 1280, 1281. >» hamnlata (Feltg.) v. H. 1279, 1280. > scrupulosa (Karst.) v. H. 1276, 1277, 1279. > ungniculata v. H. 1279. | Unguicnlella aggregata (Feltg.) v. H. 1281, 1288. » hamata (Sacc.) v.H. 1281. > hamnlata (Feltg.) v. H. 1281. Valsa Cerasi Feltg. 1256. » ceratophora Tul. var. Dentziae Feltg. 1256. Revision der Ascomycetenformen. 1027. Valsa ceratophora Tul. var. Rhois Feltg. 1256. 2 Rhois (Feltg.) v.H. 1256. Valsaria insitiva Ces. et de Not. 1248. Venturia Deutziae Feltg. 1204. Vermicularia Liliacearum. 1224. Wallrothiella fraxinicola Feltg. 1215. » melanostigmoides Feltg. 1214. » sylvana Sacc.etCav. var. meiospora Feltg. 1215. Winterina tubercnligera (E. et Ev.) Sacc. 1215. Zignoälla corticola Fckl. 1241. » faginea Feltg. 1207. » (Zignoina) groenendalensis B. S. R. 1214. > prorumpens Rehm var. oxystoma Feltg. 1207. » pygmaea (Karst.) Rehm. 1215. GE R 2 7 3 hi r EB 31 Se EN SORBrS <- r Ka SR En ri fi rn = r ’ : a R £ Ka Rn £ i .- =. U au Bu Über die Schmelzpunkte der Silikate von C, Doelter, k.M.k. Akad. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1906.) In meinen Silikatschmelzen, IV,! gab ich die Resultate der Bestimmungen der Schmelzpunkte einiger Feldspate nach der optischen Methode; ich habe damals auseinandergesetzt, daß letztere derthermischen wie auch allen anderen Methoden vorzuziehen ist. Diese Untersuchungen wurden nun auf andere Silikate ausgedehnt. Wie früher, so ergab sich auch bei diesen, daß zwei Punkte zu unterscheiden sind, der Beginn des Schmelzens und der des Glasigwerdens; allmählich verwandelt sich die kristallisierte Phase in die glasig-isotrope, bis man zu einem Temperatur- punkte gelangt, bei welchem keine Kristalle mehr, sondern nur Glas in Tropfen vorhanden ist. Diese Glaströpfchen sind aber nicht im landläufigen Sinne als flüssig anzusehen, da sie äußerst viskos sind und ein Fließen nicht stattfindet; bei weiterem Er- hitzen vergrößert sich der Flüssigkeitsgrad und es wird all- mählich bei steigender Temperatur ein Punkt erreicht, bei welchem die Substanz fließt. Wir hätten demnach drei Punkte zu unterscheiden: den Anfangspunkt, Schmelzbeginn, den Punkt, bei dem die feste Phase verschwunden ist und ein glasig-isotroper, aber viskoser Körper vorliegt, und endlich den Punkt,beidem jener dünnflüssig wird; doch ist es keineswegs festgestellt, ob letzterer Punkt einer bestimmten Temperatur entspricht und ob 1 Diese Sitzungsberichte, 1906, Aprilheft. 1330 C. Doelter, erinmanchenFällen vielleicht dadurch kennbar ist, daß ein Tem- peraturstillstand eintritt; in vielen Fällen ist dies wohl nicht der Fall, z.B. bei Leucit, Albit, Orthoklas, Labradorit, und dann ist dieser Punkt überhaupt kein ausgerzeichnererse das Glas allmählich seine Viskosität verliert. Dagegen sind die zwei anderen Punkte, der obere und der untere Schmelzpunkt, von Wichtigkeit. Erhitzt man rasch, so wird der untere Punkt nicht bemerkbar werden und wird überschritten. Würde man den ersteren Punkt als den eigentlichen Schmelzpunkt angeben — und esistwahrscheinlich, daß bei tage- langem Verharren auf diesem Punkte die ganze Masse in die amorph-glasige Phase übergeführt würde — so könnte man zu dem Schlusse kommen, daß ein Körper vorliegt, welcher über seinen Schmelzpunkt erhitzt werden kann und es sind Day und Allen für Albit (NaAlSi,O,) dieser Ansicht.! Disposition des Apparates. Den Apparat zur optischen Bestimmung des Schmelzpunktes beschrieb ich früher.” Ich habe jetzt die Disposition etwas abgeändert. Das Schmelzen wird in einer kleinen Quarzglasschale wie früher ausgeführt, diese ruht jetzt auf einem kleinen Dreifuß aus Platin und das 'Thermoelement wird von oben eingeführt und taucht in das Pulver, es muß jedoch, um das Gesichtsfeld des Mikroskopes nicht zu stören, am Rande befestigt werden, wo die Temperatur 10 bis 15° höher ist als in der Mitte, die erhaltenen Tempera- turen sind daher eher etwas (um jenen Betrag) zu hoch. Im Anfang wandte ich Öfen an, die nur 6cm Höhe hatten. Dieselben eignen sich besonders dort, wo es sich um die Reihen- folge der Ausscheidung handelte. Für höhere Temperaturen sind sie weniger geeignet, da man schwer über 1260° erreicht, auch werden die Temperaturmessungen in einem so kleinen Ofen nicht so genau sein, weil das Thermoelement nur 4cm in den Schmelzraum hineinreicht. Ich habe daher die Höhe der Öfen allmählich vergrößert und bin zu solchen von 9 cm Höhe und endlich von 11 cm Höhe übergegangen, speziell für 1 Zeitschr. für physik. Chemie, Bd. 54 (1906). 2 Silikatschmelzen, I. Diese Sitzungsberichte, Bd. 113, p.177 bis 249 (1904). 2 Schmelzpunkte der Silikate. 1331 Schmelzpunktsbestimmungen, bei welchen starke Vergrößerung überflüssig ist. Der Ofen wurde gegen früher etwas erhöht, damit das 'Thermoelement mindestens 60 mm in den Ofen eintaucht, damit nicht zu niedere Temperaturen erhalten werden. Die nötige Vergrößerung beim Schmelzprozesse braucht keine große zu sein und genügt 30- bis S0fache, bei der Er- starrung ist jedoch eine stärkere Vergrößerung wünschenswert. Die Kühlung des Objektivs gelingt auch bei sehr geringem Ab- stande von dem Ofen sehr gut, der Verschluß des Ofens wird durch eine Quarzglasplatte bewerkstelligt. Das Erhitzen wird allmählich eintreten, doch wäre wünschenswert, es noch zu verlangsamen, wodurch allerdings der Versuch sehr lange an- dauern würde. Ich schalte zwei Präzisionsgalvanometer abwechselnd ein und verwende, wenn die Versuche wiederholt werden müssen, verschiedene Thermoelemente, welche beide von der physika- lischen Reichsanstalt geprüft sind. Es werden die Millivolt ab- gelesen und die Temperaturzahlen des Galvanometers durch die von der physikalischen Reichsanstalt gegebenen Zahlen korrigiert, wobei sich aber nur Abweichungen von 2° ergaben. Ferner wird auch von Zeit zu Zeit der Schmelzpunkt des Goldes nach derselben Methode gemessen und mit dem für diesen jetzt gültigen Wert von 1063° verglichen; die Abweichungen be- trugen höchstens einige Grade. Immerhin sind ja vielleicht Fehler von & 10° noch denk- bar, die aber bei diesen hohen Temperaturen keine Rolle spielen. Zur Kontrolle der Vorgänge ist öfteresPhotographieren der Schmelzen von großer Wichtigkeit, wie ich schon früher hervorgehoben, wobei zuerst bei gewöhnlicher Temperatur das Pulver photographiert wird und dann bei Beginn des. Schmelzens, bei Eintritt des glasig-isotropen Zustandes, nach der Wiedererstarrung beim Abkühlen, eventuell auch noch zwischen jenen Temperaturpunkten. Leider ist bei Anwendung 1 Die Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. Diese Sitzungs- berichte, 1906, Aprilheft. 1332 E..Doelter, von rotempfindlichen Platten die Expositionszeit bei Tempe- raturen unter 1200° zu lang, nämlich 11/, bis 2!/, Minuten.! Schmelzpunkt des Fassaits. (Tafel II.) Gewählt wurde ein frischgrüner reiner kleiner Kristall vom Monzoni; die chemische Zusammensetzung ist nach meiner Analyse.? SUSE: 44:76 AO. OO BerO 9:09 BeEO 2209 MeOn 2 11808 Ca 3, 24:90 Frühere Versuche mit Fassait nach der thermischen Methode hatten 1200 bis 1220° ergeben. Diese konnten aber nicht so genau sein, weil größere Mengen frischen und reinen Fassaits schwer zu beschaffen waren. Nach der von mir früher angewandten Tetraeder- methode hatte sich 1200 bis 1220° für das Schmelzintervall ergeben und die direkte Beobachtung an feinen Splittern für den Schmelzbeginn 1210° und es stimmen diese Zahlen mit den neuen recht gut überein. Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 5t 0% 1180° Keine Veränderung. 5 5m 1185° Keine Veränderung. 5t 15% 1195° Kleine Rundung der Ecken einzelner Bruch- stücke. 52.20222512002 — 5° 25% 1200° Deutliche Rundung der Umrisse. 530012057 Tropfenbildune: 5 35% 1205° Vermehrung der Tropfen. 1 Sämtliche Aufnahmen in den Tafeln I und Il mit Ausnahme der den Olivin aus Kapfenstein betreffenden wurden mit Rotfilter gemacht, letztere mit Gelbfilter ist wenig deutlich; vergl. Anm. p. 1345. 2 Tschermak’s Mineral. Mitt., 288, Bd. I (1877). Schmelzpunkte der Silikate. 1333 Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers Sh 45m 1215° Alles ist glasig, keine festen Teile mehr. 5 50m 1225° Die Dünnflüssigkeit beginnt. 5 55m 1230° Plötzliche Änderung des Gesamtbildes, alles ist dünnflüssig, durchsichtig. eo 240°; — Demnach beginnt der Schmelzfluß bei zirka 1195°; bei 1205° sind feste und flüssige Phase noch vorhanden, während bei 1215° alles in die isotrope Phase umgewandelt ist und bei 1230° die bisher mehr viskose Schmelze plötzlich ganz dünn- flüssig wird. Auch dieser Fassait wurde im Schmelzflusse photographiert, ünd zwar bei 1195°, wo flüssige und feste Phase noch vorhanden sind, und bei 1240°, als alles schon dünnflüssig war (vergl. Taf. II, Fig. 1, für das erstgenannte Photogramm). Demnach ist der Schmelzbeginn bei zirka 1195° etwas tiefer, als früher gefunden, und der zweite Punkt stimmt gut überein mit den früheren Beobachtungen. Bemerkenswert ist, daß hier, was nur bei wenigen Silikaten der Fall ist, die drei Punkte: Beginn des Schmelzens, das Iso- tropwerden und der Eintritt der Dünnflüssigkeit sehr nahe bei- einander liegen und daß der letzte sehr gut wahrnehmbar ist; bei diesem Silikat ändert sich unmittelbar über dem Schmelz- punkte die Viskosität. Schmelzpunkt des Diopsids. Es gelang mir, vollkommen weißen Diopsid vom Zillertal, der ganz durchsichtig und wasserhell und frei von allen Ein- schlüssen ist, zu erhalten; die Prüfung auf Eisen gab ein negatives Resultat und ist demnach anzunehmen, daß hier das Silikat CaMgSi,O, ohne die isomorphe Beimengung von CaFeSi,O, vorliegt. | Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 4% 10% 1310° Keine Veränderung. 4° 20% 1310° Kleine Veränderung an den Rändern. 2025213157 Bildung von’ Tropfen. 44 30% 1315° Starke Veränderung der Umrisse. 1334 ©. Doelter, Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers aseloure 13910 5 — 4: 40" 1320° Fast alles ist flüssig. 48 45% 1325° Man hat nur noch größere oder kleinere Tropfen. 4 50% 1330° Die Flüssigkeit ist heller. 47592015305 —— 5" 0” 1335° Allesistdünnflüssig, man sieht keine einzelnen Tropfen, sondern nur eine Flüssigkeits- schicht. St 5m 1340° Helle dünnflüssige Schicht. Demnach ist der Anfang der Veränderung bei zirka 1305°, bei 1330° hat man keine kristallisierte Phase, sondern nur eine noch viskoseFlüssigkeit, welche bei1340° dünnflüssig geworden ist. Wir haben also hier im Gegensatz zu den Plagioklasen ein kleines Schmelzintervall von 1305 bis 1330°. Photogramme. Die Schmelzvorgänge wurden in den verschiedenen Stadien photographiert, und zwar bei: 1. 1200° Keine Veränderung des ursprünglichen Pulvers cRatelsky. 2. 1315° Die Hauptmasse ist in eine viskose Flüssigkeit umgewandelt, doch sind noch einzelne feste Teile vorhanden (Pal 2, | 3. 1350° Es liegt eine ziemlich dünnflüssige durchsichtige Schicht vor (Taf. I, 3). 4. 1260° Die abgekühlte Masse zeigt einzelne Diopsid- Mikrolithe (Taf. I, 4). Nun wird auch das von J. Vogt! erhaltene Ergebnis bei der Erstarrung eines künstlichen Diopsides verständlich. Dieser Forscher hat nach der üblichen Methode die Abkühlungskurve des Diopsids berechnet. Bei 1330° verläuft die Kurve etwas horizontal, um allmählich bei 1200° abzufallen; merkwürdig ist allerdings dabei, daß dieser Kurventeil konkav und erst von 1 Die Silikatschmelzlösungen, I. Kristiania, 1905. Schmelzpunkte der Silikate. 1335 1200° an etwas konvex ist. Den Inflexionspunkt nimmt Vogt als Schmelzpunkt an; der Schmelzpunkt des eisenfreien Diopsids liegt aber bereits bedeutend höher als der des eisen- haltisen, der bei 1265° liegt. Wegen der Unterkühlung könnten wir recht gut annehmen, daß der Erstarrungspunkt tiefer läge, aber die Deutung des Punktes von 1200° als Erstarrungspunkt ist mir unwahrschein- licher als folgende: Der wirkliche Schmelzpunkt des eisen- freien Diopsids ist nicht 1225°, sondern um zirka 100° höher gelegen, da wir hier 1330° für diesen fanden, und bei dieser Temperatur haben wir auch ein horizontales Kurvenstück, das allerdings dann allmählich abfällt. Nun können aker die Messungen nicht so genau sein, weil eine sehr große Menge vorhanden war, schichtenweise Abkühlung eintrat und Rühren nicht möglich war, was ja auch Vogt’s Meinung (p. 17) ist, und ist daher der von ihm gedachte Inflexionspunkt viel- leicht der Punkt, bei dem die totale Erstarrung bereits einge- treten war. Zu verwundern ist nur, daß die Vogt’sche Kurve konkav verläuft statt konvex; dies läßt sich vielleicht durch die Schwierigkeiten einer genauen Messung erklären. Bem’ Punkte ven’ 12007 ‘ist aber auch aus der Vogt- schen Zeichnung keine zu große Bedeutung beizulegen, da er nicht deutlich hervortritt, er kann der Kristallisationsendpunkt sein: aber? Idie "Erstarkung‘ findet "zum . größten” Teil’ viel früher statt. Diopsid von Nordmarken. Der dunkeigrüne Diopsid von Nordmarken zeigt nach meiner Analyse!folgende Zusammensetzung (er kommt bekannt- lich in schönen Kristallen vor): SO ee 50-91 BIO Te Boa; 17:34 Asbest una rd Ma sine 0:21 ee air Dal a. 22:98 1 Tschermak’s Mineral-petr. Mitt., I (1878), 61. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 90 1.336 C. Doelter, Ein früherer Versuch hatte für den Schmelzbeginn 1135 bis 1140° ergeben, also ziemlich nahe dem jetzt erhaltenen Punkte gelegen. Zeit Temperatur Verhalten des Präparates 4" 10% 1095° Keine Veränderung. 4% 15% 1415° Keine ’Veränderüng. 42207 212125% — 4» 25% 1135° Rundung der Ecken und Kanten. 4" 30% 1135° Fortschritt der Veränderungen am Rande der Bruchstücke. AS 1388 — 4" 40® 1145° Die Zacken und Ecken verschwinden. Au AS AN AsE — 42'502 115097 Tropfenbildung: 42.550 5550 Dropfenbildung:! 5% 0% 1160° Keine feste Phase mehr, nur Tropfen. 5.1.07 3AP6O° — 5b 20% 1165° Die Flüssigkeit wird durchsichtig. Sr 25% 1175° Die Flüssigkeit wird ganz dünnflüssig. Der! Schmelzbeginn:' ist daher bei, .1135°,..bei All60g FE: keine feste Phase mehr vorhanden und bei 1175° ist alles dünn- flüssig. Bezeichnen wir mit 7, den Beginn, so wäre das Inter- vall zwischen 7, und dem Moment, wo keine kristallisierte Phase mehr vorhanden ist, 25°; doch erst 15° höher tritt voll- kommene Dünnflüssigkeit ein. Also auch hier liegen die drei Punkte sehr nahe beieinander. Wir haben also für den Schmelzbeginn 1135° wie früher, für den Punkt der totalen Umwandlung in die glasig-isotrope Phase 1160°, demnach ‚ein Intervall’ von 25°, bei 1175 Fre Dünnflüssigkeit ein. Endlich wurde noch ein künstlich dargestellter Diopsid CaMgSi,O, untersucht, welcher die drei Punkte 1305°, 1330°, 1545° ergab; diese Beobachtung stimmt mit einer des Herrn Pöschl überein, welcher im Horizontalofen für die ersten Punkte 1300 bis: 1325°. fand. 8%) co SO] Schmelzpunkte der Silikate. 1 Übersehen wir die Resultate bei den verschiedenen Dio- psiden, so ergibt sich: 1. Diopsid, künstlich (CaMgSi,O,). BE onmndeskschmelzensi.u.as lu versagen Pers ai 110.0) % Verschwinden der kristallisierten Phase‘... ............ 13307 Eintett vollkommener Dünnflüssiskeit». .....). wraa..: 1345° Biopsids etsenitei, vom Zillertal. Fr anmedesiSchmelzenst Wir a ren 1300° Mersehwimnden den ;ktistallisierten Phase. . ..:..... 294.4. % 1330° Binimite vollkommener Dünnflüssigkeit :....... 2.2. 1340° BiopSid von Ala (2:31, .BeO). Sernn es Sana 12505 ersehwuinden der kristallisierten-Phase .......5.2.2.20% 12702 Eintritt vollkommener Dünnflüssigkeit == eriatre, tefie/,e/.oi e Lelle) sr (ein neire Diopsid von Nordmarken. Er agde chmelzens a: ie en ee ne NSS Merschwinden der kristallisierten Phase ..:....:...4.... 1160° Birne vollkommener Dünnflüssigkeit ..... 2.2.2.2... EZ us diesem Beobachtungen geht hervor daßdie Schmelzkurve derDiopside dem TypusIvonBakhuis- Roozeboom angehört; übrigens hat HerrPöschl in meinem Laboratorium an künstlichen Mischungen der Diopsidreihe zahlreiche Beobachtungen ausgeführt, die dasselbe Resultat ergaben. Nephelin von Monte Somma. Nephelin hatte ich früher schon untersucht und dafür 1090 bis 1130° gefunden. Doch war es mir bisher nicht möglich gewesen, ganz reines Material zu untersuchen, denn es ist kaum möglich, einigermaßen reine Nepheline in genügender Menge zu erhalten. Nur vermittels der mikroskopischenMethode, die ja sehr wenig Material erfordert, ist es möglich, genauer den Schmelzpunkt zu bestimmen. Ich opferte zu diesem Zwecke einen kleinen durchsichtigen Kristall (Prisma mit der Basis), der 90* 1388 C. Doelter, dann noch unter dem Mikroskop untersucht wurde und sich als rein erwies. Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers Ah Oi a 4h 5m. 1110° Beginn des Schmelzens, an manchen Stellen Rundung. 4810 + 1130 " Deutliche Runduns. 42 19”. , 11407 ARottischreiten der Ahruadune 44.207 14452 _ 495m - 145° > Propfenbildung 4% 30%" 1150° Nur wenig Festes mehr, sehr viele Tropfen. 4" 35% 11585° Einzelne Teile werden dünnflüssiger, . durch- sichtig. 4" 40% 1160° Vermehrung dieser durchsichtigen Teile. ah 45m 1170° Keine festen Teile mehr, nur noch Tropfen, die aber meist zäh sind. Demnach ist hier der Schmelzbeginn bei 1110° und der Punkt, bei dem alles geschmolzen ist, bei 1160°. Der Punkt der Dünnflüssigkeit ist hier kein ausgezeichneter Knickpunkt. Der Beginn des Schmelzens ist also ziemlich mit dem früher ge- fundenen übereinstimmend. Eläolith von Miasc. Für dieses Silikat waren die Resultate verschiedener früher Versuche ziemlich verschieden, indem Versuche zuerst nur 1100 bis 1125° gaben, während andere im Horizontalofen gegen 1200° zeigten. Nun ist allerdings der Eläolith nicht immer rein und war es daher wichtig, zu konstatieren, ob der Unterschied gegen Nephelin ein so bedeutender war. Die betreffenden zum Schmelzen bestimmten Bruchstücke wurden sorgfältig von Verunreinigungen befreit und unter dem Mikroskop auf Reinheit untersucht. Die Resultate sind folgende: Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 9" 15% 1125° Noch unverändert. 5" 20” 1130° Kleine Veränderung an den Rändern. Über die Schmelzpunkte der Silikate. 1859 Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 5 25% 1140° Deutliche Veränderung. 08.802 115597 Fortschreiten deriRundung der’Bruchstücke. 5 35m 1155° Einzelne Teile fließen zusammen. ot 40% 1170° Bildung von Tropfen. 5 45m 1180° Nur wenig feste Teile mehr. 5? 50% 1190° Alles zähflüssig und geschmolzen. 6% 0m 1195° Beginn der Dünnflüssigkeit. 6° 10% 1205° Alles in zum Teil dünnflüssigen Tropfen. 6% 15% 1210° Die Dünnflüssigkeit nimmt zu. Der Schmelzpunkt des Eläoliths ist demnach zwischen 1130 bis 1190° gelegen, doch tritt Dünnflüssigkeit erst später, von zirka 1220° an, ein. Da sie aber ganz allmählıch eintritt, so haben wir wahrscheinlich keinen besonderen Temperatur- Paunkezu verzeichnen. Der Schmelzpunkt des Eläoliths ist demnach etwas höher als der des Nephelins gelegen, obgleich dasangewandte Material keineswegs zersetzt, sondern sehr frisch war. Bei der Abkühlung wurde beobachtet, daß zwischen 1135° bis 1110° einzelne Kristallskelette sich abscheiden, doch er- Srarrender eronrer leit der Schmelze’ elasig. Zweiter Versuch mit Eläolith. Es war dasselbe Mineral verwendet worden. Die Resultate sind folgende: Zeit Temperatur Beobachtung sah 45m 1145° Unbedeutende Veränderung der Umrisse. >90 1155 -— 3% 55% 1165° Deutliches randliches Anschmelzen. 4 0m 1175° Stärkere Veränderung. 2 5 1185° Tropfenbildung an vielen Stellen. 4" 10% 1190° Fast alles ist in Tropfen umgewandelt. Aal 1190> — 4% 20% 1195° Keine feste Phase mehr. 44 25% 1200° Manche Teile wurden durchsichtig. 41.3029€11200° — 4" 35% 1210° Vieles wird dünnflüssig. 1540 C. Doelter, Zeit Temperatur Beobachtung 2. 100 12108 .— a se aa En ar 55m 1225° ' Der größte Teil ist dünnflüssig. 5% 5m 1240° Zunahme der Dünnflüssigkeit. Es ist zu bemerken, daß hier bis 1150° rascher erhitzt worden war und daß vielleicht diesem Umstande die etwas höhere Temperatur des Beginnes des Schmelzprozesses Zuzu- schreiben ist. Demnach ist dieser bei diesem zweiten Versuche bei 1145° gelegen, während die feste Phase bei 1195° ver- schwand. Bei der Erstarrung bildeten sich von 1155° an Kriställchen und bei 1145° wurden weitere beobachtet, bei 1115° war alles fest, das Ganze aber nur zum kleinsten Teil in Kristallen er- starrt, sondern hauptsächlich glasig. Ich habe auch die Schmelzpunktsbestimmung nochmals nach der Tetraedermethode! wiederholt und diesmal rasch erhitzt; hiebei ergab sich ein höherer Schmelzpunkt, was ich der raschen Erhitzung zuschreibe, nämlich Schmelzbeginn 1170°, vollkommene Umwandlung in amorph-glasige Phase 1220°; nach derselben Methode hatte B. Vukits? die Zahlen 1140° und 1190° gefunden, die mit der mikroskopischen Methode übereinstimmen; hiebei war langsam erhitzt worden. H. H. Reiter fand um 20° höhere Zahlen als die letztgenannte. Olivingruppe. Bei den Olivinen ist der Schmelzpunkt ungemein von dem Eisengehalte abhängig, was begreiflich ist, wenn man bedenkt, daß der Schmelzpunkt von Fe,SiO, bei zirka 1100° liegt, der des reinen Mg,SiO, zwar unbekannt, aber jedenfalls sehr hoch ist und vielleicht zwischen 1500 bis 1600° liegt oder noch höher sein kann. Ein Forsterit, welchen ich in dieser Hinsicht erprobte, war bei 1500° noch nicht geschmolzen, höhere Temperaturen standen mir nicht zur Verfügung, so daß ich gegenwärtig diese Frage nicht entscheiden kann. Brun erwähnt 1 Tschermak’s Min. petr. Mitt., 1903, Bd. 22. 2 Centralblatt für Mineralogie etc., 1905. Schmelzpunkte der Silikate. 1341 Schmelzpunkte von 1700 bis1800° ‚jedenfalls dürfte der Schmelz- punkt nicht viel tiefer liegen wie der des Quarzes. Edler Olivin. Diesen Olivin hatte ich von der Firma Dr. Krantz als aus Ceylon stammend bezogen, doch soll auf Ceylon selbst kein edler Olivin vorkommen und hat dieser Olivin auch mit jenem große Ähnlichkeit, welcher sonst auch die Bezeichnung »Edler Olivin aus Ägypten« trägt. Die chemische Zusammensetzung dieses Olivins ist nach einer Analyse von M. Vucnik STOHAg.EE. 40-21 BERND. 11-33 MaO sat 47:48 Eal @lsalioH 0r57 99-59 was einer Mischung 8M,SiO, \ Fe,SiO, f entspricht. Zeit Temperatur Verhalten des Präparats Ar 55% 1260° Unverändert. 5: gm 1300° Unverändert. S® 5% 1315° Deutliche Veränderung des Präparats, welche offenbar mit der Oxydation des Eisens zusammenhängt, jedochs,;,.tritt keine Schmelzung ein. =202 1365° — 5% 25% 1395° Beginn der randlichen Veränderung. = 302. 1400° 5” 40m 1405° Stärkere Rundung. 5% 45% 1410° Ein Teil ist bereits geschmolzen. 5% 55” 1410° Keine feste Phase mehr. 6% 0® 1420° Noch nicht dünnflüssig. 6° 10% 1435° An vielen Stellen ist Dünnflüssigkeit zu beob- achten. 6" 15% 1445° Dünnflüssigkeit ist sehr deutlich. Demnach liegen Beginn des Schmelzens und Verschwinden der festen Phase hier sehr nahe beieinander, 1395 bis 1410°, 1542 C. Doelter, also nur im Intervalle von 15°, aber die Dünnflüssigkeit selbst, welche aber vielleicht kein ausgezeichneter Punkt ist, tritt erst bei viel höherer Temperatur ein. Es wurde noch ein Versuch im Horizontalofen mit einem Tetraeder gemacht und hiebei folgende Werte erhalten: Bei 1305° Braunwerden der Masse durch Oxydation, bei 1390° ist der Anfang des Schmelzens wahrzunehmen, bei 1400° sind die Kanten des Tetraeders zusammengeflossen, bei 1430° war das Tetra&öder zusammengeschmolzen. Die Daten differieren wenig in Anbetracht der verschiedenen Methoden. Olivin von Monte Somma. Es gibt verschiedene Olivine in den Auswürflingen des Monte Somma, welche von Hellgelb bis Braungelb schwanken und die natürlich im Eisengehalt voneinander differieren, daher sind auch ihre Schmelzpunkte sehr voneinander ver- schieden. Die gelbe Varietät mit einem Stich ins Braune, welche ich untersuchte, wurde analysiert und ergab einen Eisengehalt von 13:14%), Beo: Für zwei verschiedene Varietäten vom Monte Somma hatte ich an Splittern im Horizontalofen gefunden: 1340 bis 1360° und 1265 bis 1290° und, wie wir sehen werden, stimmt erstere Beobachtung ziemlich gut mit der neuen. Diese Methode ist jedoch weniger genau. Neuerdings untersuchte ich diesen Olivin unter dem Mikro- skope und erhielt folgende Resultate: Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers 10% 25” 1240° Keinerlei Veränderung. 10% 35% 1255° Veränderung des Präparats. Es bilden sich schärfere Partien aus, ohne daß Schmelzen eintritt, wahrscheinlich tritt Oxydation ein. 10° 45% 1270° Veränderung durch Oxydation. 10%50=°1815% Beginn des Schmelzens. 11? 0" 1305° Tropfenbildung. 11" 5% 1320° Zusammenfließen einzelner Teilchen. 11° 15% 1325° Häufigere Tropfenbildung. Schmelzpunkte der Silikate. 1348 Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers wu sn.. 1333. — 11° 30% 1350° Keine feste Phase mehr vorhanden. 11° 30% 1365° Einzelne Teile sind dünnflüssig. 11% a0% 1385° Sehr viel Dünnflüssiges. Demnach haben wir hier ein Intervall von 1310 bis 1350° für den Beginn des Schmelzens und das Verschwinden der festen Phase, aber auch hier tritt die Dünnflüssigkeit erst viel später ein. Es wurde nun nach der erwähnten Tetraedermethode die Bestimmung durchgeführt und es ergab sich: Denanderung aurch Oxydatiomeanklidadsoı .. !OS22: 1275% Bramnades, Schmelzenstartssuitl a3>5t ana. I 038 13305 Diterbhase. rmese. Hansteelllandd. aut -FZ88H 197208 Dünnilüssiglzeug enge Br ER N E 13905 Olivin von Kapfenstein. (Tafel II.) Für den Olivin von Kapfenstein hatte ich früher nach der allerdings nicht sehr genauen Methode, bei welcher Splitter im Horizontalofen beobachtet wurden, 1275° erhalten. Bammeuerdinss "von G Tschermak!’ eine Analyse”des Kapfensteiner Olivins an gelbgrünem Olivin vorgenommen worden ist, so versuchte ich an einer ähnlichen Varietät den Schmelzpunkt zu bestimmen. Die Analyse von G. Tschermak ergab: SO WRE 40:82 UNO 0-13 Bo ambssn: 9-86 Mestei:gei. 49-46 Im allgemeinen haben die Schmelzpunktsbestimmungen an Olivinen nur dann einen Wert, wenn sie an chemisch bekannten Stücken ausgeführt werden, da, wie gesagt, auch an demselben Fundort Stücke vorkommen, die im Eisengehalt differieren; dies gilt namentlich vom Olivin der Somma, dessen Eisengehalt und auch Schmelzpunkt sehr stark wechselt. 1 Diese Sitzungsberichte, Bd. 115. Februarheft, 1906. 1544 C. Doelter, Zeit Temperatur Verhalten des Pulvers. 002 12705 | 4 55% 1280° Deutliche Veränderung, aber nicht in’ den Umrissen, wahrscheinlich tritt Oxydation ein. | Sucdom2ra3To7 — 5153001320 — 5h 25%: 1335° Noch keine Veränderung. 0290. 023505 — 5" 40% 1360° Beginn des Schmelzens. 5 45m 1365° Deutliche Rundung. 5.502 13207 AEroprenbildunsz Sr 55% 1380° Keine feste Phase mehr. 6%" 0% 1385° Die Dünnflüssigkeit beginnt. 6727920771400? — 6% 10% 1410° Die Dünnflüssigkeit nimmt zu. Olivin von Söndmöre. Für den Olivin von Söndmöre fand H.H.Reiter einen Eisenoxydulgehalt von 8:18°/,; der Schmelzpunkt war für 7, 1400°. Früher hatte ich 1350° für einen anderen, dessen Eisen- oxydulgehalt aber nicht bestimmt worden war, erhalten. Die erneute Untersuchung ergab für den Schmelzbeginn 1390°, für den Umwandlungspunkt in die isotrop-glasige Phase 1415°. Nach der Tetraedermethode erhielt ich: Beginnrdes»Schmelzent RP... 2... een 13982 Starkes AnschmelzemdegKanten, > ern 2 1410°° Zusammenschmelzensdes’ Tetraeders Os See 1430° Die Kurve des Olivins ist jedenfalls eine derartige, daß man sagen kann, sie entspricht dem Typus I von Bakhuis- Roozeboom, aber um sie völlig auszuführen, müßte man den Schmelzpunkt des reinen Mg,SiO, kennen. Aus den Schmelzpunkten der natürlichen Silikate läßt sich die Kurve deshalb nicht konstruieren, weil diese bezüglich ihrer chemi- schen Zusammensetzung ziemlich wenig Unterschiede zeigen, indem die meisten zwischen 8 bis 11 °/), FeO enthalten und die anderen Mischungen fast ganz fehlen. Herr Pöschl hat nun Schmelzpunkte der Silikate. 1345 solche in meinem Laboratorium hergestellt und gefunden, daß die Kurve tatsächlich dem Typus I entspricht. Es darf aber nicht vergessen werden, daß wir hier eizentlich niehsden Schmelzpunkt des reinen Ohiyıns Pestimmen, somdern.zum Teil eines’ Zersetzungs- produktes, eines Gemenges aus zwei oder mehr Komponenten; offenbar ist hier bei den eisenhaltigen Olivinen Dissoziation eingetreten und die erhaltenen Punkte können nicht als die Schmelzpunkte des Olivins bezeichnet werden, ebensowenig wie beim Schmelzen des Glimmers die Schmelzpunkte der ursprünglichen Verbindung erhalten werden. Wir haben daher eigentlich nicht den Schmelzpunkt des Olivins bestimmt, son- dern eines Gemenges von Silikat mit Eisenoxyd und Magnet- eisen. Auch hier bestätigt sich also, daß von einem einfachen Schmelzprozesse wie bei Metallen überhaupt nicht die Rede sein kann, sondern man hat zwischen Beginn des Schmelzens und dem Verschwinden der kristallisierten Phase ein Intervall, welches bei Pyroxen, Olivin gering ist, 15 bis 35°, so daß hier nahezu ein scharfer Schmelzpunkt vorhanden ist, während es bei Nephelin, Leucit, Feldspaten 60 bis 100° beträgt. Aber der Punkt, bei welchem Dünnflüssigkeit eintritt, liegt noch höher und werden alle Silikate zuerst glasig-isotrop, ohne ihre Zäh- flüssigkeit zu verlieren. Der Punkt, bei welchem sie dünnflüssig werden, tritt erst bei noch stärkerem Erhitzen ein, aber nur bei den einfach zusammengesetzten Silikaten tritt Dünnflüssigkeit bei einem bestimmten Temperaturpunkt ein. Nachtrag. Herr Hofrat Eder hatte die Güte, mir Farben- filter herzustellen, welche die Expositionszeit bei den photo- graphischen Aufnahmen auf 20 bis 40” herabmindern, so daß dieselben jetzt sehr scharf sind; ich statte dem genannten Herrn dafür hier meinen verbindlichsten Dank ab. 1346 C. Doelter, Schmelzpunkte der Silikate. Tafelerklärung. Tafel I. . Diopsidpulver vor dem Schmelzen, aufgenommen bei 1200°. . Photogramm des Diopsidpulvers, bei 1315° aufgenommen. . Photogramm des Diopsidpulvers, bei 1350° aufgenommen, . Diopsidpulver nach der Erstarrung, bei 1260° aufgenommen. » ww — Tafel II. 1. Olivin von Ceylon bei 1395°. 2. Fassait auf 1240° erhitzt und abgekühlt, aufgenommen bei 1200°, 3. Olivin von Kapfenstein bei 1400° (unter Anwendung von Gelbfilter) auf- genommen. 4. Eläolith von Miasc, bei 1190° aufgenommen. (Mit Ausnahme des Olivins von Kapfenstein erfolgte die Aufnahme mit Rotfilter.) Doelter, C.: Schmelzpunkte der Silikate. Tata Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d, kais. Akad, d. Wiss,, mat.-naturw, Klasse, Bd, CXV, Abt. I. 1906. b Doelter, C.: Schmelzpunkte der Sitzungsberichte d, kais, Akad, d. Wiss., Silikate, Ans SR Lichtdruck v. Max Jafie, Wien. mat.-naturw, Klasse, Bd. CXV. Abt. IL 1906. 1347 Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde bei Tilia sp. und Aesculus Hippocastanum von Rudolf Karzel. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der K. k. Universität in Wien. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Einleitung. Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, daß an seit- lichen schiefwachsenden Zweigen von Laub- und Nadelhölzern das einseitig geförderte Dickenwachstum von Holz und Rinde Beserzmanıo verteilt ist, eine Erscheinung, die Wiesner als Heterotrophie! bezeichnet hat. Die Untersuchungen dieses Forschers haben gelehrt,” daß bei Coniferen aus- schließlich Hypotrophie des Stammholzes vorkommt, bei dikonylen Faubholzern dagesen der epitrophen Ent- wicklung eine Hypotrophie folgt. Ferner haben die Beobach- tungen Wiesner’s?® ergeben, daß diese Verhältnisse nicht allein angeboren, sondern auch durch äußere Ursachen bedingt sein können. Wiesner begnügte sich mit der Fest- stellung dieser Tatsachen, ohne eine kausale Erklärung zu 1 Wiesner, Biologie, 1839, p. 29. 2 Wiesner, Untersuchungen über den Einfluß der Lage auf die Gestalt der Pflanzenorgane. I. Abhandlung: Die Anisomorphie der Pflanze. Diese Sitzungsberichte, Bd. CI, Abt. I, Juli 1892. 3 Wiesner, Über Trophien nebst Bemerkungen über Anisophyllie. Ber. der Deutschen botan. Gesellschaft, Bd. XIII (1895), Heft 10. 1348 R. Karzel, versuchen. Es ist indessen eine vollkommen befriedigende kausal-mechanische Erklärung überhaupt noch von keiner Seite gegeben worden. Eine vollständige Zusammenstellung der Literatur über die Trophien findet sich in einer Arbeit von Ursprumes welche erst im vorigen Jahre erschienen ist. Es wäre voll- ständig überflüssig, diese Aufzählung hier zu wiederholen, und ich kann nur auf sie verweisen. Herr Hofrat Wiesner hat mir die Aufgabe übertragen, die Resultate eines von ihm in der erwähnten Richtung vor 1O Jahren eingeleiteten Versuches festzustellen, und hat mir außerdem noch ein anderes, ähnliches Versuchsobjekt von Herrn..Dr.. Figsdor zur Untersuchung erbeten. Ich will e/zies an dieser Stelle Herrn Hofrat Wiesner dafür meinen Dank aussprechen. Versuch mit Tilia Sp. Auf Veranlassung des Herrn Hofrates Prof Wiesar wurde von Prof. Cieslar am 26. Mai 1896 im Versuchs- garten der forstlichen Versuchsanstalt in Mariabrunn bei Wien nachfolgender Versuch mit Tilia sp. eingeleitet. Es 1 Ursprung, Untersuchungen über das exzentrische Dickenwachstum an Stämmen und Ästen. Beihefte zum Botan. Zentralblatt, 1905, Bd. XIX, 1. Abt., Heft 2. Ursprung versucht in dieser und in zwei folgenden Arbeiten aus dem Jahre 1906 eine teleologische Erklärung der Trophien zu geben. Da in seinen Arbeiten die Frage, ob die Trophien paratonisch oder spontan seien, nicht berührt wird, so brauche ich hier auf sie nicht einzugehen. Es ist nur bedauerlich, daß Ursprung für die verschiedenen Formen des exzentrischen Dickenwachstums die seinerzeit von Schimper (Amtlicher Bericht über die 31. Versammlung deut- scher Naturforscher und Ärzte in Göttingen im September 1854, Göttingen 1860, p. 7) eingeführten Ausdrücke Epi- und Hyponastie verwendet, welche längst für andere Formen des Wachstums vergeben sind. Deswegen benütze ich die von Wiesner (Biologie, 1889, p, 29) vorgeschlagenen und ziemlich allgemein (vergl. Pfeffer, Pllanzenphysiologie; Haberlandt, Physiologische Pflanzenanatomie) angenommenen Termini: Epi- und Hypotrophie, welche er in Anlehnung an den in der Medizin gebrauchten Namen Hypertrophie geschaffen hat. Diese Namen sind um so weniger bedenklich, als sie ja nicht die Ernährung als primäre Ursache der Heterotrophie bezeichnen sollen. Heterotrophie von Holz und Rinde. 1349 wurde damals das noch junge (dreijährige) Bäumchen in einer Höhe von 115 cm nach Osten beiläufig horizontal ab- gebogen. Die Länge des abgebogenen Teiles betrug 55 cm; dazu gehörte der ganze Langtrieb aus dem Jahre 1895 und der eben erwachsene Höhentrieb aus dem Jahre 1896 in einer Länge von 17 cm. Das Bäumchen wurde in der abgebogenen Lage an einem Holzgestell befestigt und während der ganzen Versuchsdauer in dieser Stellung erhalten. Im Dezember 1905 wurde die Versuchspflanze abgeschnitten. Der Versuch dauerte somit zehn Vegetatinnsperioden. Die Gesamtlänge des mir zur Untersuchung übergebenen 13jährigen Bäumchens betrug zirka 3m. Die Linde ist nicht nur durch Heterotrophie des Holzes ausgezeichnet, sondern auch durch Epitrophie der Rinde. Wiesner! hat zuerst diese Tatsache für die Linde und alle anderen Tiliaceen, die er untersuchen konnte, konstatiert. Er fand, daß sie gleichzeitig auftritt mit der Epitrophie des Holzes; in der Regel entsprach starker Epitrophie des Holzes auch starke Epitrophie der Rinde. Lämmermayr? verfolgte diese Erscheinung weiter. »Während....die Exzentrizität des Holz- körpers«, heißt es in seiner Abhandlung auf p. 24 der Sep. A., »mit dem Alter des Sprosses zunimmt, erreicht die Exzentrizität der Rinde schon in einem sehr frühen Altersstadium ihr Maximum und nimmt dann sogar ab, allerdings ohne völlig zu ver- schwinden«. Wiesner? stellte ferner für die Linde Endo- trophie fest, welche oft mit Epitrophie kombiniert auftritt und besonders an Zweigen zweiter Ordnung zu sehen ist. Bevor ich nun die Resultate meiner Untersuchungen wiedergebe, möchte ich noch auf einen Einwand aufmerksam machen, den man gegen die Versuchsanstellung bei der Linde 1 Wiesner, Über Epitrophie der Rinde und des Holzes bei den Tiliaceen und Anonaceen. Ber. der Deutschen botan. Gesellschaft, 1894. Generalversamm- lungsheft, p. 93 bis 96. 2 Lämmermayr, Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde. Diese Sitzungsberichte, Bd. CX, Abt. I, Februar 1901. 3 Wiesner, Über das ungleichseitige Dickenwachstum des Holzkörpers infolge der Lage. Ber. der Deutschen botan. Gesellschaft, Bd. X (1892), Heft 10, P- 6078. 1350 Rrkarzeir machen könnte. Beim Abbiegen des Stammes bringt man nämlich nicht nur den abgebogenen Teil in die horizontale Lage, sondern man ruft an der Umbiegungsstelle Druck- und Zug- verhältnisse hervor, deren Wirkung im vorhinein nicht zu ermessen ist. Man kann nicht ohneweiters sagen, wie viel in dem Resultate des Versuches auf Rechnung der veränderten Lage des Stammes zu setzen und wie viel dem Druck und Zug zuzuschreiben ist. An der Umbiegungsstelle sind Druck und Zug offenbar am größten und nehmen nach beiden Seiten ab. Wie weit diese Zone reicht, ist nicht leicht anzugeben. Es ist aber auch unmöglich, diese Schwierigkeit im Experimente ganz auszuschalten. Deshalb muß man sie auch bei der Beurteilung des Resultates berücksichtigen. Vielleicht ist eine Bemerkung Robert Hartig’s im stande, wenigstens zum Teil den angeführten Einwand zu entkräften. Er sagt nämlich:! »Die ersten Versuche, durch Umbiegen von Fichtengipfeln oder älteren Fichtenpflanzen Rotholzbildung auf der Oberseite an der konkaven Beugungs- stelle hervorzurufen, hatten ein negatives Resultat. Offenbar wirkt der durch die Biegung erzeugte Längsdruck nur kurze Zeit als Reiz und schon.nach wenigen Zellteilungen im Cam- bium ist von einem Längsdruckreiz nicht mehr die Rede.« Zur Untersuchung wurde der Stamm in mehrere Stücke zersägt. Ihre Länge betrug, beim ältesten Teile angefangen: 74:6, 16°1, 8:6, 7:7, 144, 12-2, 9-2, 9:6, 62, 80cm. Die Querschnitte bezeichne ich, vom untersten angefangen, mit den Zahlen 1 bis 11. Die Schnitte 3, 4, 0 liegen ‚ander Um: biegungsstelle. Erwähnt sei noch, daß die Messung der Rinde und der einzelnen Jahresringe mikroskopisch durch- geführt wurde. Die Rinde. Die Rinde zeigt am ganzen Stamme deutliche Epitrophie. Das ersieht man aus folgender Tabelle, welche die Maßzahlen der Rinde auf der Ober- und Unterseite in Millimetern enthält und ihr Verhältnis zueinander, wobei die Maßzahl der Unterseite gleich 1 gesetzt wird. Es wird hier und später die konvexe 1 Robert Hartig, Holzuntersuchungen, 1901, p. 76. Te Heterotrophie von Holz und Rinde. 1351 Seite des Stammes als Ober-, die konkave als Unterseite bezeichnet. Tabelle 1. Stärke der Rinde in Millimeter Verhältnis der Rinden- Querschnitt stärke oben : unten oben unten (unten = 1) et > (e>) (de) [0,0] (>) =] =] Don DD =] 10 1’4 1°05 1'383 9 2°3 0°8 2.87 8 28 10 230 7 2°8 171 2'595 6 3'5 al 3'18 5) 4°8 1523 3'830 4 46 1:9 242 3 3°6 1°6 2:25 2 30 26 1°198 1 43 34 126 Die Epitrophie kommt hier bei der Rinde dadurch zu stande, daß auf der Oberseite die Zahl der Bast- und Phlo&m- schichten und der Grundgewebsanteile vermehrt erscheint, was auch Lämmermayr! bei den von ihm untersuchten Linden gefunden hat. Auf dem Querschnitt 7 zählte ich z. B. auf der Oberseite 31, auf der Unterseite 20 Bastschichten. Öfters scheinen aber auch die einzelnen Bastplatten auf der Ober- seite dicker zu sein wie auf der Unterseite. Lämmermayr berichtet ferner,? daß das primäre Hautgewebe auf der Ober- seite früher ersetzt wird als auf der Unterseite. Ich konnte bei der Versuchspflanze nur sehen, daß das Periderm der Unterseite noch glatt, während das der Oberseite rauh, rissig, ZEammermayt, 1. c., p. 24. 2-Lämmermayr, |. c,, p. 29. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 91 13932 R. Karzel, schuppig ist. Ob dieses Verhalten auf das intensivere Wachstum zurückzuführen ist oder darauf, daß der Stamm nach Osten abgebogen, mithin seine Oberseite dem Wind und Regen vom Westen her exponiert war, läßt sich schwer entscheiden. Schon früher wurde eine Stelle aus der Arbeit Lämmermapyr's zitiert, in der es heißt, daß der Grad der Heterotrophie der Rinde bis zu einem gewissen Alter zu- nehme, dann geringer werde, ohne ganz aufzuhören. Dasselbe kann man auch bei der vorliegenden Linde konstatieren. In den mittleren Partien des Stammes (Querschnitt 6 und 5) ist die Exzentrizität am stärksten und nimmt gegen beide Enden zu ab (vgl. auch Fig. 1 der Tafel). Sie geht von den jüngsten Stammteilen gegen die Mitte ungefähr parallel mit der Hetero- trophie des Holzes; das Ansteigen der Epitrophie der Rinde erfolgt aber allmählicher, sie sinkt dann auch nicht so jäh wie die Exzentrizität des Holzes. Gegen das untere Ende nehmen beide wieder zu. An der Stelle, wo das Holz hypotroph wird, wird die Epitrophie der Rinde auch etwas schwächer, doch scheint der Druck und Zug in diesem Teile des Stammes bei ihr weniger wirksam gewesen zu sein als beim Holze. Als Resultat der Untersuchungen der Rinde kann man folgendes sagen: Während bei einem vertikal gewachsenen Lindenstamme, bei allseits gleichen Wachstumsbedingungen, die Rinde überall gleichmäßig ausgebildet ist, sind wir im stande, experimentell — in diesem Falle durch Abbiegen des Stammes —- Heterotrophie der Rinde, und zwar Epi- trophie, an dem Hauptstamme hervorzurufen. An dem ab- gebogenen Teile tritt die Epitrophie offenbar unter dem Einfluß der Lage zum Horizonte auf. Diese muß aber auch irgend einen Reiz auf den vertikal stehen gebliebenen Teil des Stammes auszuüben im stande sein, so daß auch dort eine Förderung des Wachstums der Rinde im selben Sinne erfolgt. Von den Ästen werde ich später sprechen. Das Holz. Die Tabelle 2 enthält die Dimensionen der einzelnen Jahres- ringe auf der Ober- und Unterseite in Millimetern (o= Oberseite, u — Unterseite). Heterotrophie von Holz und Rinde. 1398 Tabelle 2. Jahresringe, Querschnitte durch den Stamm von außen an gezählt njiolos|sir|elsla|s|2|ı ıf° naar 0-46|0-7711-05|0-70|1-23|1-75|2-45|1-23|1-93|1-75|3*5 BD. 0-53|1-05|1°05|1°400:53|0-53/0-53|4-73|2-98|1-75|1-4 36 ER RE 0-88|0-53|0:53|0-53/0-88|1:40|1°93|1-05|1°58|1°75/2-98 BO. 0-35[0-63|0-53|0- 7010: 70/0:35|0°70!2-80|1-23|1°23|1 58 36 RT . |1:05/0-88j0-88|1-05|1 93|2-98j1-23]1-93\1°75|3-50 EEE .- 10:70/0:5610:42|0:35|0:28|0-35|12310-53|1-58|0-53 ıl° BEN as. . I1-°0511:2611-40|2-28|2-28|2-28|1-0511°3311-23]1-05 Bu... 0-53|0:2810°25|0-53I0-25|0°1810:52|0-28|0- 1810-18 ai BE; 0:53/0-53|0-35|1-23|1-40|1-23|0-63|0-88|1-40|1-05 SE . \0-35/0-28|0-21|0-70|0:25|0- 18/0-8810-53|0 35/035 o[‘ NE 0:42|0:70/0: 70|1-40|1-75|1-58|0-70|0:63|0-35|1-05 IINREN. . .. \0-2810-42/0-35/0-28|0-35|0: 1810-88|0-70|0: 1810-53 2 BaS,: - | » |0:70/0:70)0:60)0:70]2:28|1:23|1:4011:93|2: 10 m SEN), . |. jo-46|0-53|0- 1810 35|0- 180° 70|0:53|0-35|0-70 af‘ Be. 275205 |1205|1-05 1-05|3:68)1-5811-58/2:10| 1.740 een, 2 0230253,0235/0-.53|0:18|0-35|1 051050: 35/0-70 Aa LEzEEEE 1. H:23[1:23|1-05|070|1-°23/0-9411:40/1-40|1 05 r hodıy, . |... |0-8810-42)0-53|0-53|0-35|0:88|0 88|0-53|1 05 10f?° Iullin . 21... [0-42|0-70|1:05|0:88|2°10|1°58|1-58|1 40 BENEDD, . 2.1. [0-4210-53l0:53I0:70|1:58|0°88|0-53|1°05 uf‘ Be . 0288 3215114022 10/2, 101.40 a: Le Bl [0272011.05|1758|12:102545/1.40 10f° lan a a ee : 1698070210 10 ea al rstaasstl Wclhon Nee als (05 702:10 af” en & ä ; ; x i s i : “10570 Rn : ; ; i ; $ . g : . 10=53 91* 1354 R. Karzel, Tabelle 2. Verhältnis der Jahresringbreiten auf der Oberseite zu denen auf der Unterseite (Maßzahl der Unterseite = 1). Querschnitte Jahresringe N) 8 | 7 | 6 5 4 3 | 2 | 1 1 0:87,0:731 0°5 12°3213°3 | 4°62.0°26,0 651 2593 2 2:5 |0°8311 0-75|1'26/4 2°76.0°3811°2811°43|1°89 3 1-5 11°5612-10[3 6-88] 8-5 |1 3-67|1 1116-67 4 2 4:5 15:6014-3019-12 12-67 2-01|4756-83|5-83 %) 1-5, 11-.88|1.67|1°75]|5°6 | 683077212664 3 6 12512672 6) 5 8:780'800'9 11'942 7 1521 °33/3°33]2 12-671 Dre 8 2 3 2 6 10-5: 11.501256 2 9 1’4 |2-92|2 1:32 3-51/1:0711-59 2-641 10 Si 17'322 1-26 1-33|1:7912-98 33 91 1:26 3 0891 0:86| 1 12 1 1 13 | 1.32 Tabelle 4. Gesamtdurchmesser des Holzes auf der Ober- und Unterseite in Milli- metern und das Verhältnis der Maßzahlen zueinander (dabei Maßzahl der Unterseite wieder —= 1). Onuerschnitte 11 10,8. 1.e. | iz. Ike... 2 Dos Sch 1:344'35/7'93|7°96111°47|14°89124°67|13°14116 341180412328 2.2 4 0:88/3:5414°99|5°05] 4°86| 4:30) 4°75116°83111°69110 18/1210 —....|[1°52|1:23/1:59|1:58| 2-36|:3°46) 5°19| 0:73] 1-39 71772 2232 Anmerkung: Querschnitt 5 hat eine Symmetrale, welche gegen eine Vertikale um zirka 30° geneigt ist. Dieser Richtung entspricht auch die Aus- bildung der Heterotrophie von Holz und Rinde, weswegen längs dieser Linie alle Messungen durchgeführt wurden. Die Tabellen zeigen, daß die Verhältnisse beim Holze nicht so einfach sind wie bei der Rinde. Die Ringe 11, 12, 13, welche Heterotrophie von Holz und Rinde. 1355 gebildet wurden, solange der Baum noch aufrecht wuchs, zeigen im großen und ganzen einen konzentrischen Bau. Wenn auch hie und da Exzentrizität auftritt, so kann man doch nicht sagen, daß eine Seite besonders gefördert ist. Es ist wichtig, festzustellen, daß das einseitig geförderte Dickenwachstum erst im Experiment auftrat. Interessant sind die Resultate, die man aus den Messungen der übrigen Jahresringe 1 bis 10, welche im Experiment ge- wachsen sind, ableiten kann. Tabelle 4! zeigt zunächst, daß alle Querschnitte epitroph sind, ausgenommen den Querschnitt 4. Dieser Querschnitt stammt so ziemlich aus derStelle der stärksten Krümmung. Die einzelnen Jahresringe zeigen einen Unterschied in Bezug auf das Dickenwachstum auf der Oberseite gegenüber der Unterseite. Auf der Oberseite nehmen die Jahresringe von der Spitze bis zum Querschnitt 5 an Dicke zu, werden dann plötzlich bis zum nächsten Querschnitt 4 bedeutend schmäler, um sich dann von hier aus wieder gegen das untere Ende zu verdicken. Anders ist es auf der Unterseite: die Ringe werden von der Spitze bis zum Querschnitt 4 immer breiter; aber das Anwachsen geht ungleichmäßig vor sich, nämlich bis zum Querschnitt 5 allmählich und von 5 bis 4 ganz enorm; vom Querschnitt 4 schwinden sie dann allmählich gegen das untere Ende. Was man an den einzelnen Jahresringen beobachten kann (Tabelle 2), zeigen auch die Durchmesser des ganzen Holzes auf der Ober- und Unterseite. Das Verhältnis der Jahresringbreiten auf der Ober- und Unterseite entspricht dem vorher besprochenen Wachstum der Ringe. Die Jahresringe 3 bis 10 sind von der Spitze bis zum Querschnitt 5 durchwegs epitroph. Das Wachstum ist hier auf der Oberseite stärker als auf der Unterseite; der größte Unterschied zeigt sich auf dem Querschnitt 5, dementsprechend findet sich hier die stärkste Epitrophie. Etwas anders verhalten sich in dieser Partie des Stammes die Ringe 1 und 2. An den Querschnitten 7, 6, ö zeigen sie noch deutlich Epitrophie, während auf den Quer- schnitten 11 bis 8 fünfmal Hypotrophie auftritt und nur einmal Epitrophie und zweimal Isotrophie. Man sieht hier schon 1 Siehe Fig. 2 der Tafel. 1336 R. Karzel, deutlich die Tendenz des Sprosses, hypotroph zu werden. Diese Tatsache stimmt mit den Beobachtungen Wiesner’s! überein, welcher zeigte, daß bei Laubbäumen mit schwacher oder nicht nachweisbarer Anisophyllie die Epitrophie schiefwachsender Äste später von einer oft starken Hypotrophie abgelöst wird. Der Querschnitt 4 zeigt, als ganzer betrachtet, Hypotrophie. Es wurde früher erwähnt, daß die Jahresringe der Oberseite vom Querschnitt 5 gegen den Schnitt 4 an Dicke plötzlich abnehmen, die Ringe auf der Unterseite sich dagegen an derselben Stelle sehr verdicken. Das hat zur Folge, daß dort die Epitrophie der einzelnen Ringe schwächer wird oder sogar in Hypotrophie übergeht (Tabelle 3). Vom Querschnitt 4 angefangen nehmen die Ringe der Oberseite gegen das untere Ende wieder an Stärke zu, die der Unterseite dagegen ab. So zeigt schon der Querschnitt 3 deutliche Epitrophie (siehe Tabelle 4), indem nur zwei Ringe hypotroph sind, und gegen das untere Ende wird die Epitrophie noch stärker. Lämmermayr behauptet,” daß die Epitrophie bei den Tiliaceen mit dem Alter zunehme. Bei der untersuchten Linde läßt sich dasselbe nicht konstatieren, die Stärke der Ringe auf einem Stammquerschnitt wechselt scheinbar regellos. Dagegen fand ich auch wie Lämmermayr° auf der geförderten Seite nicht nur die Menge der Zellen, sondern auch ihr Lumen vergrößert. | Es hat also die Untersuchung gelehrt, daß im Ex- periment an einem sonst isotrophen Lindenstamm, den man abbiegt, unter dem Einfluß der Lage zum Horizont Epitrophie des Holzes auftritt, welche später in Hypotrophie übergeht. Offenbar unter dem Einfluß des abgebogenen Teiles tritt dann Heterotrophie des Holzes auch an dem vertikal stehenden Stammstück auf, wie wir es auch bei der Rinde gesehen haben. Es handelt sich in beiden Fällen wahrscheinlich um einen Reizvorgang, dessen genaue Analyse vorläufig unmöglich ist. 1 Wiesner, Untersuchungen über den Einfluß der Lage auf die Gestalt der Pflanzenorgane. I. Die Anisomorphie der Pflanze. Diese Sitzungsberichte, Bd. CI, Abtz1 (18932). 2’Laämmermayr, Mes, pr 2A. ® Lämmermayr, |.c., p. 4. Heterotrophie von Holz und Rinde. 1397 In etwas geringerem Grade zeigte sich eine Fortpflanzung der Heterotrophie des Holzes vom abgebogenen auf den vertikalen Teil des Stammes in einem Experiment, das Wiesner! mit einer Fichte anstellte. Die Hypotrophie hörte bald unter der Krümmunsgsstelle auf. Soviel ich aus einer Abbildung in einer Arbeit Ursprung’s? ersehe, ist diese Erscheinung auch an einer Fichte aufgetreten, die Robert Hartig in einer Schleife zu wachsen zwang. An der Umbiegungsstelle des Lindenstammes herrscht auf der Oberseite Zug, auf der Unterseite Druck. Als Resultat der Wirkung beider Kräfte tritt Hypotrophie auf. Beide Kräfte sind offenbar im Querschnitt 4 am stärksten und nehmen gegen die Schnitte 5 und 3 ab, wo sie auch wahrscheinlich ganz auf- hören. Denn von diesen Schnitten angefangen wird das ana- tomische Bild nach beiden Seiten hin ein anderes. Die Äste. Die Äste zeigen meistens deutliche Epitrophie des Holzes und der Rinde. Das stärkere Wachstum auf der Oberseite ist meist schon mit freiem Auge erkennbar. Die Symmetrale der mehr oder weniger elliptischen Querschnitte ist meistens nicht vertikal, sondern schief und schließt mit der Vertikalen oft einen großen Winkel ein. Es seien nur einige Beispiele angeführt. Vom Stammstück 6 (zwischen den Querschnitten 6 und 7) entspringt ein in der Nähe der Basis etwa 12 mm starker Ast auf der Unterseite und wächst, mit Ausnahme einer schwachen Krümmung an der Basis, ziemlich horizontal. 30 cm von der Basis zeigt sich deutliche Epitrophie der Rinde und des Holzes. Die Symmetrale geht hier von rechts oben nach links unten und ist gegen die Vertikale um zirka 45° geneigt. An dieser Stelle wurden bei der Messung folgende Resultate erhalten. 1 Wiesner, Experimenteller Nachweis paratonischer Trophien beim Dickenwachstum des Holzes der Fichte. Ber. der Deutschen botan. Gesellschaft, 1896, Bd. XIV, Heft 5. 2 Ursprung, Untersuchungen über das exzentrische Dickenwachstum an Stämmen und Ästen. Beihefte zum Botan. Zentralblatt, 1905, Bd. XIX, I. Abt., Hleits 2} 1358 R. Karzel, Tabelle 5. Maßzahlen der Rinde und der einzelnen Jahresringe in Millimetern und das Verhältnis der Maßzahlen von der Ober- und Unterseite zueinander (Unterseite = 1). Querschnitte 0°7 1 0°81| 0-21| 1-3 | 1:23 0.8810 5 mn j—— Unotens Eur. 0:175l0-175| 0-28] 0:14 0:21| 0:88) 0-7 Oben Ver 2 2-4 2-5 16°5 583 ml 2:65 unten Der älteste Jahresring ist noch isotroph, dann kommt gleich auffallende Epitrophie, die in einzelnen Jahren so stark war, daß auf der Unterseite überhaupt kein Holz gebildet wurde. Die Klammer bei den Ringen 4, 5, 6 soll besagen, daß sie zusammenfließen und man unten nur einen Jahresring findet. Bei den jüngeren Ringen 3, 2, 1 wird die Epitrophie wieder schwächer. Die Rinde zeigt sehr starke Epitrophie. Stammstück 9 (zwischen den Querschnitten 9 und 10) trägt ungefähr in der Mitte an der rechten Seite einen Ast, welcher fast horizontal nach außen wuchs. 1O cm von der Basis zeigte sich deutliche Epitrophie von Holz und Rinde. Die Symmetrale des Querschnittes ist um zirka 40° gegen die Vertikale, gleichzeitig nach Innen, d.h. gegen den Hauptstamm geneigt, so daß wir hier ein Beispiel von Epitrophie kombiniert mit Endotrophie haben, eine Erscheinung, die, wie oben er- wähnt, Wiesner zuerst für Tilia auffand (vgl. die Fig. 2 in Wiesner’s Abhandlung: »Über das ungleichseitige Dicken- wachstum des Holzkörpers infolge der Lage. Ber. der Deutschen botan. Gesellsch. Bd. X [1892], Heft 10, p. 607 ff.) Heterotrophie von Holz und Rinde. 1359 Tabelle 6 Dicke der einzelnen Jahresringe und der Rinde auf der Ober- und Unter- seite in Millimetern, 10 cm von der Basis. Jahresringe, von außen gezählt Querschnitte | Rinde 1 | 2 | 3 | 4 | 5 OBEN 2...4; 1'58 0:81 VER 0263 105 0253 Unten... =... benz 0'42 0:49 0°46 063 0°42 Oben 1:41 1392 957 1'46 1'66 1.25 unten Den Zahlen brauchen nach dem oben Gesagten keine Erläuterungen mehr hinzugefügt zu werden. Endlich sei noch ein Ast hier angeführt, weil er Hypo- trophie nicht nur des Holzes, sondern auch der Rinde zeigt. An dem vertikalen Teile des Stammes befindet sich das basale Ende des Astes, welcher knapp an der Basis abgeschnitten worden war. Den Ast selbst habe ich nicht erhalten. Der Schnitt selbst ist zu nahe am Stamme ausgeführt worden, als daß man etwas Sicheres darüber sagen könnte, unter welchen Verhält- nissen Holz und Rinde hier hypotroph wurden. Tabelle 7. Maßzahlen der Rinde und der Jahresringe auf diesem Aststumpf. Jahresringe, von außen gezählt Querschnitte Rinde 1 | 2 | 3 | 4 DDENER. DU 92... 1'7 1:03 1a 1 06 Unter 321. Ay 3 2°7 2 2:3 3'7 08 Oben Versuch mit Aesculus Hippocastanum. GG VMorzeinieens Jahren nat Herr Privatdozent Dr. Fisdor ın der biologischen Versuchsanstalt in Wien Experimente zum Studium der Anisophyllie und Heterotrophie bei verschiedenen 1360 R. Karzel, Bäumen, darunter auch bei der Roßkastanie, eingeleitet. Da Herr Hofrat Wiesner diesen Versuchen lebhaftes Interesse entgegenbrachte, so hat mir Herr Dr. Figdor, obwohl er aus verschiedenen Gründen die Experimente noch nicht ab- geschlossen hat, doch ein Exemplar der Roßkastanien zur Untersuchung überlassen und behält sich vor, später selbst ausführlich über diese Versuche zu berichten. Ich danke Herrn Dr. Figdor auch hier für diese große Liebenswürdigkeit. Um die Druck- und Zugwirkungen, die bei der Versuchs- anstellung mit der Linde in Betracht kommen, wenigstens zum Teile zu eliminieren, wurden die Bäumchen zu Beginn des Versuches schief eingepflanzt, so daß sie gegen den Horizont um 45° .geneigt waren. Nach den Mitteilungen des Herrn Dr. Figdor begann der Versuch in der ersten Hälfte des März im Jahre 1903 vor dem Austreiben der Bäumchen. Das von mir untersuchte Exemplar wurde Anfang Mai 1906 abgeschnitten, war also drei ganze Vegetationsperioden im Experiment und einen Teil der Vegeta- tionsperiode des laufenden Jahres. Der Baum hatte in diesem Jahre bereits einen Sproß von 30cm gebildet. Die Langtriebe der drei vorigen Jahre hatten Längen von 5°5, 22, 24 cm. Der Stamm wurde ungefähr I dm über dem Boden abgesägt und in mehrere Stücke zerschnitten, welche von unten angefangen folgende Längen hatten: 16, 19, 21, 18,21, 30.17 127527277 Die Gesamtlänge des Stammes betrug demnach zirka 190 cm. Die Querschnitte werden im folgenden mit den Zahlen 1 bis 9, vom untersten angefangen, bezeichnet. Wie bei den Tiliaceen tritt auch bei Aesculus nicht nur Heterotrophie des Holzes, sondern auch der Rinde auf. Es gehört die Roßkastanie zu den Bäumen mit stark ausgeprägter Anisophyllie, von denen Wiesner! als allgemeine Regel fest- gestellt hat, daß sie zunächst hypo-, dann epi- und endlich wieder hypotroph werden. Wiesner? hat auch zuerst, und 1 Wiesner, Untersuchungen über den Einfluß der Lage auf die Gestalt der Pflanzenorgane. Diese Sitzungsberichte, Bd. CI, Abt. I (1892). 2 Wiesner, Beobachtungen über den Einfluß der Erdschwere auf Größen- und Formverhältnisse der Blätter. Diese Sitzungsberichte, Bd. LVIII, Abt. I (1868). Heterotrophie von Holz und Rinde. 1361 zwar bereits im Jahre 1868, für Aesculus Hippocastanum die Epitrophie der Rinde entdeckt. Die Rinde. Wie die Tabelle 8 zeigt, ist die Rinde mehr oder weniger epitroph (siehe auch Fig. 4 der Tafel). Tabelle 8. Stärke der Rinde in Millimetern und das Verhältnis der Ober- zur Unterseite. Onrersehnittel 1 | 2 | 3 4 5 6 | 7 8 | 9 Oben: 217m 1°53| 1:58] 1°30| — IS ala — =— Unten... 1:33, L°51| 1°16| —:.| 0:98| 0:98. — — . ®pben sunten..| 1:18) 1-05) L°.12| — N — —— Das Experiment lehrt also, daß wir im stande sind, an einem Hauptstamm der Roßkastanie Epitrophie der Rinde hervorzurufen, indem wir ihn aus der gewöhnlichen orthotropen Stellung in eine schiefe Lage zum Horizont bringen. . Das Holz. Tabelle 9. Gesamtdurchmesser des Holzes auf der Ober- und Unterseite in Milli- metern und ihr Verhältnis zueinander. ? Querschni-tte ro: u VE 2-56| 3-82] 5-22] 6-06) 8-51 9-87|10-995 12- 7416-91 Enten Is 1-45| 2-98| 1-92] 4-66] 6-60) 7-53| 8-995 10-61l12-6 Oben unten. 1276| 1-28| +72] 1:3 | 1:20| 1-31| 1:23 | 1-2 es | 1 An den mit — bezeichneten Stellen konnte die Stärke der Rinde nicht genau gemessen werden, da sich dieselbe beim Schneiden spaltete. 2 Vgl. Fig. 3 der Tafel. 1362 Breite der einzelnen Jahresringe oben und unten in Millimetern. Quer- schnitte OS ERFO- nn m? 0%24.150 ee |) 1 Die Klammern bei einzelnen Jahresringen auf der Tabelle 10 und 11 sollen nur anzeigen, daß die betreffenden Jahresringe an den Flanken des [em iu B% \ \ Kabelle 205 Jahresringe von außen an gezählt -46 2-1 53|1-93 6712:1 | 1:05 3511-58 | 1:05 | 7711-16 | 0-35 4210-56 | 0-14 4611-02 | 0:28 — ı8| 0:28 2611-02 | 0-25 BZ —7 -11l 0315 4611-68 | 0-35 —— ill, 0:35 3511-995) 0-35 0.35 5612-66 | 0-18 NER N EEE 30, 0583 ‚rzle-s | 0-25 NS ——— 0595 MR Stammes zusammenfließen. [88) [&) R. Karzel, 4 BRRERNESERRTENEZEREN 5 ‚94 "5 ”8 "8 Re) 49] "59 N . a in Heterotrophie von Holz und Rinde. 1363 Tabelle 11. Verhältnis der Jahresringbreiten auf der Oberseite zu denen auf der Unterseite (Unterseite = 1). Jahresringe von außen an gezählt e- schnitte osichracha disc), wi] nee 09 71 : 083] 0-97] 1 1 1 1-1:1 1 1°071 10:9 m Di » oa 9 N 80 c Schon bei flüchtiger Betrachtung muß die kolossale Epi- trophie in den Ringen 1 bis 3 auffallen im Vergleich zu den Ringen 4 bis 10, welche mehr oder weniger isotroph sind. Es ist also auch bei diesem Aescnlus-Stamm die Epitrophie erst im Experiment aufgetreten. Sie ist hier oft so stark, daß einzelne Ringe an der Unterseite aussetzen, so daß man auf der Ober- Sseiter2 bis-3 Ringe, auf. der Unterseite nur ] zählen kann. Die Jahresringe 2 und 3 sind an ihrem Beginn isotroph und erst in den älteren Partien werden sie epitroph. Der erste Jahresring ist zuerst hypotroph, zeigt dann aber gleich starke Epitrophie. Man durfte erwarten, daß der Stamm sich so verhalten werde, wie es Wiesner sonst bei den Bäumen mit auffallender Aniso- phyllie gefunden hat. Das erste Stadium der Hypotrophie ist hier durch Isotrophie ersetzt, auf welche Epitrophie folgt. Nach dem Verhalten des Ringes 1 auf dem Schnitte 9 zu schließen, wäre der Stamm dann hypotroph geworden. Die Epitrophie nimmt von der Spitze an Intensität bis zum Schnitte 3 zu, um dann gegen das untere Ende wieder zu sinken. Nach der oben angegebenen Versuchsdauer hätte man vier heterotrophe Jahres- 1364 R. Karzel, ringe erwartet, statt dessen zeigten sich nur drei. Die genauere mikroskopische Prüfung einiger Querschnitte zeigte, daß auf der Oberseite des Stammes im Frühjahr des laufenden Jahres einige Frühholzzellen bereits gebildet worden waren, die beim Messen mit dem. vorjährigen Ringe vereinigt worden waren. Auf der Unterseite dagegen schließt der Holzkörper mit Herbst- holzzellen ab, es ist hier also im laufenden Jahre noch keine Holzbildung eingetreten. Ob es sich hier um eine Verzögerung der kambialen Tätigkeit auf der Unterseite handelt oder ob in diesem Jahre überhaupt kein Holz gebildet werden sollte, ist nicht zu entscheiden. Die Äste. Die Äste zeigen einige interessante Tatsachen. Auf der Oberseite des Stammstückes 4 entspringt ungefähr 3 cm vom oberen Ende ein zirka 17 cm langer Ast, dessen End- knospe vertrocknet ist. Infolgedessen hatte er in diesem Jahre keinen Langtrieb gebildet. Durch die geneigte Lage der Haupt- achse kam er in eine fast vertikale Stellung. Die Messung ergab folgende Zahlen. Tabelle 12. Maßzahlen der Jahresringe an der Außen- und Innenseite des Astes in Millimetern und ihr Verhältnis (Innenseite = 1). Jayhr e;sh image außen |... 120263 282 Querschnitt 10°5 cm ) innen ..... 0:35 1:58 von der Basis außen ——..... 18 1°16 innen auben22#2.111:0:35 2 0°53 O7 Schnitt 3-5 cm von Jinnen..... 0532 2:28 0:35 0:42 der Basis außen re 1 0:92 135 1°67 innen Heterotrophie von Holz und Rinde. 1365 Man sieht aus der Tabelle, daß alle Ringe mehr oder weniger exotroph sind. Diese Exotrophie ist offenbar un- abhängig von äußeren Faktoren aufgetreten, trotzdem der Ast in eine vertikale Lage gebracht worden war. Das hier auf der Außenseite stärker auftretende Dickenwachstum des Holzes wäre in der gewöhnlichen Stellung des Astes auf die Unterseite gefallen. Der Ast wäre bei gewöhnlichem Wachstum, wenn also der Hauptstamm normal hätte wachsen dürfen, um zirka 45° gegen den Horizont geneigt gewesen. Die Exotrophie zeigen noch zwei andere Äste sehr deut- lich, welche das Stammstück 6, ungefähr I dm vom unteren Ende, rechts und links gegenüber trägt. Sie wachsen schief nach aufwärts, wobei sie mit dem Hauptstamm und mit der horizontalen Ebene Winkel von 45° einschließen. Tabelle 13. Jahresringe | 1 2 3 Rechter Zweig, 6 cm über der Basis geschnitten und gemessen OBERE AUS ERLEN, 0:32 1:02 0683 men re he, 028 0:98 0:63 Openkuntenz Wa. as 1°125 1°036 1 Decnist 1 1 he anen 0'283 0°95 0'683 ILS 0-21 081 046 Kechts links .......2.0.. .% 1-33 10107. 1°38 Linker Zweig, 6 cm oberhalb der Basis geschnitten Oben 0221 1202 07593 Blüten ee 0:18 102 0'593 Obenzlnten 2... 12 1 1:13 BEcHIS een 0:14 0'683 039 ILIniE Ts Br NR 0-18 0:95 0'583 Reehtsi>links .....=....:.: 0-8 0:67 0:73 Die angeführten Zahlen zeigen deutlich, wie bei beiden Ästen die Außenseite gefördert ist. Das Verhältnis der Ober- 1366 R. Karzel, und Unterseite ist dasselbe wie beim Stamme, es zeigt sich nämlich schwache Epitrophie. Zusammenfassung. 1. Die geschilderten Versuche mit Tilia sp. und Aescnlus Hippocastanum, welche durch 10, beziehungsweise 3 Jahre 2 Monate währten, bestätigen die Anschauungen Wiesner's über das Zustandekommen der Trophien. Danach hat man paratonische und spontane Trophien zu unterscheiden. Die Experimente zeigen, daß auch an einem Hauptstamm dadurch, daß man denselben in eine geneigte Lage zum Horizont bringt, Heterotrophie des Holzes und der Rinde auftreten, mithin Heterotrophie durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden kann. 2. Durch Abbiegen des oberen Stammteiles wird auch auf den vertikalen Teil des Stammes ein Wachstumsreiz ausgeübt, der eine Heterotrophie des Holzes und der Rinde veranlaßt. Heterotrophie von Holz und Rinde. 1367 Nachtrag. Während des Druckes dieser Arbeit ist in Pringsheims Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik (Bd. XLIII, 2. Heft, August 1906, p. 271 bis 360) eine Arbeit von Hermann Bücher unter dem Titel: »Anatomische Veränderungen bei gewaltsamer Krümmung und geotropischer Induktion« erschienen, die des- wegen hier noch erwähnt werden soll, weil sie sich zum Teile mit demselben Thema beschäftigt wie meine Arbeit und dabei dieselben Resultate liefert. In der Terminologie schließt sich der Verfasser Wiesner an und benützt die von diesem Forscher vorgeschlagenen Bezeichnungen für das exzentrische Dicken- wachstum von Holz und Rinde. Was die Experimente Büchers betrifft, so konnte er z.B. bei Pinus austriaca und Trlia parvi- folia durch Abbiegen von radiär gebauten, vertikalen Sprossen Heterotrophie hervorrufen, und zwar bei der Kiefer Hypotrophie des Holzes, bei der Linde Epitrophie von Holz und Rinde. Bücher nimmt die veränderte Lage zur Vertikalen als Ursache dieser Wachstumserscheinung an; die Fähigkeit auf äußere Reize in bestimmter Weise zu reagieren ist nach seiner Ansicht für jede Pflanze »spezifisch« und »erblich fixiert« (l. c. p. 303). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 92 1368 R. Karzel, Heterotrophie von Holz und Rinde. Tafelerklärung. Auf der Abszissenachse ist in jeder Figur die Länge des Stammes auf- getragen; die Zahlen bezeichnen den Ort der Querschnitte, welche gemessen wurden. Als Ordinaten sind die Maßzahlen vom Holz, beziehungsweise von der Rinde auf der Ober- und Unterseite des Stammes sowie das Verhältnis derselben (wobei die Maßzahl der Unterseite immer —=1 ist) eingezeichnet. Die Kurven, welche die Ordinatenpunkte verbinden, sind sinngemäß mit o, u, v bezeichnet. Die Dicke des Holzes und der Rinde ist im Vergleich zur Länge des Stammes in den Figuren übertrieben eingetragen. Fig. 1. Darstellung der Rinde des untersuchten Lindenstammes (siehe Tabelle 1 auf p. 1351). Fig. 2. Darstellung des Holzes von demselben Stamme (siehe Tabelle 4 auf p. 1354). Fig. 3. Darstellung des im Experimente gewachsenen Holzes des untersuchten Aesculus-Stammes (siehe Tabelle 9 auf p. 1361). Fig. 4. Rinde desselben Stammes (siehe Tabelle 3 auf p. 1361). arzel R.: Heterotrophie von Holz und Rinde. Fig.1. e 7 E 1369 Zur Fisehfauna der Samoa-Inseln von Dr. Franz Steindachner, w. M.k. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) Herr Dr. Rechinger unternahm im Jahre 1905 eine län- gere Studienreise nach Samoa, um die dortige Flora gründlich kennen zu lernen, und verwendete seine wenigen freien Stunden auf meine Bitte hin zu ichthyologischen Aufsamm- lungen, über welche in den nachstehenden Zeilen Bericht er- stattet wird. Dr. Rechinger machte mir einige Mitteilungen über die vielfachen Schwierigkeiten, mit denen er bei Anlegung einer Fischsammlung auf Samoa zu kämpfen hatte. Da es in Apia, der Hauptstadt von Samoa, keinen öffent- lichen Markt gibt, ist man mehr oder weniger auf den Zufall und die Gefälligkeit der Eingebornen oder der dort ansässigen Weißen angewiesen, fallsman sich nicht selbst auf die Fischerei versteht. | Gewöhnlich sind die Samoaner zu bequem, um auch nur für ihren eigenen Gebrauch Fische zu fangen, da sie sonst an vegetabilischen Nahrungsmitteln nicht Mangel leiden. Mitunter entschließen sie sich, auf Fischfang auszugehen, und suchen dann eine windstille Nacht aus, während der Himmel von Wolken umhängt ist. Eine Schar von ihnen in ihren schmalen Booten stoßen vom Ufer ab und nun sieht man auch auf große Entfernung hin ein schönes Schauspiel. Einzelne Männer halten, wohl um die Fische im tiefen Dunkel der Nacht anzulocken, weithin leuchtende qualmende Fackeln in den Händen, die aus 92* r320 F. Steindachner, trockenen, zusammengeknäulten Wedeln der Kokospalme be- stehen. Einige Stunden lang streifen die Fischerboote auf dem ruhigen Meere nicht zu weit vom Lande hin und her. Am nächsten Morgen ist schon die Beute verteilt, meist bevor man noch Gelegenheit hat, mit den Eingebornen wegen Ankaufes ihrer Fische in Unterhandlung zu treten. Ja, sie geben sie über- haupt sehr ungern, auch um relativ hohes Geldangebot her, da den meisten die richtige Beurteilung des Geldwertes fehlt, es also sonst für jeden gleichgültig ist, ob er 5, 10 oder 20 Mark für eine Anzahl von Fischen bekommt oder nicht, da er den Genuß des greifbaren Leckerbissens höher schätzt als das Geld. Dr. Rechinger hat sich oft und oft bemüht, gegen hohe Geldangebote die Samoaner zum Fischen zu bewegen, um wieder neue Beute zu erlangen, meistens vergebens. Als ein- zige Nachwirkung kamen mitunter an den folgenden Tagen ein oder der andere Samoaner mit einigen wenigen Fischen, die ihnen zu klein zum Essen waren, und boten sie zum Kauf an. Seltener sieht man vereinzelte junge Eingeborene, mit einem Fischspeer ausgerüstet, auf dem Riff im Wasser waten, um Fische zu speeren. Ihre Beute ist meistens gering. Die Speere waren früher aus mehreren an einem Ende zuge- spitzten kurzen Stäben aus sehr hartem Holz gebildet, die, zu einem Bündel vereinigt, an einem langen geraden Lanzenschaft aus Holz befestigt wurden; jetzt hat meist schon das Eisen die Holzstäbchen verdrängt. Bei tiefer Ebbe sieht man vereinzelte, meistens alte Samoanerinnen mit kleinen Handnetzenund einem Samoakorb, aus Kokosblättern geflochten, ausgerüstet auf dem jetzt wasserfreien Riff suchend umherschreiten. Oft heben sie eine lockere Korallenplatte auf — dort wohnen gernedie »Puri«, beißlustige Aale (Muränen), oft weiß, braun, gelb, querge- streift oder punktiert — oder sie nehmen ein paar Krabben auf oder einige Holothurien, die sie leidenschaftlich gerne essen. Indem Dr. Rechinger selbst mit samoanischen Begleitern bei Ebbe auf das Riff sich begab, war es ihm möglich, seine Sammlungen an marinen Zoologicis zu bereichern. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1571 Gelegentlich eines Ausfluges nach Savaii fand er in einer Bucht bei Satana große rundliche Lavablöcke in der Nähe der Ausmündung einer Süßwasserquelle in das Meer am Strande gelagert. Eine Schar von Kindern schaute zu, wie Dr. Rechin- ger die Steine wegwälzte, um die darunter befindlichen Tiere zu fangen; sofort waren sie hilfsbereit und die kleinen Hände wälzten und schoben nach allen Seiten. Auf diese Art gelang es, in kurzer Zeit eine ganze Reihe von kleinen Muränen und anderen Fischen gegen Verabreichung von »Marri«-Zwieback von den Kindern zu erhalten. Aber leider waren solche gün- stige Gelegenheiten selten. In den im Verhältnis zur Ausdehnung der Inseln groß zu nennenden Flüssen Samoas — einzelne von ihnen führen während der trockenen Jahreszeit kein Wasser — leben auch verschiedene Arten von Fischen; immer und immer wieder war Dr. Rechinger bemüht, einmal die Eingebornen zum Auslegen ihrer Netze in einem dieser Flüsse, besonders in dem wasser- reichen Vaisingane zu bewegen, leider umsonst. Diese Süß- wasserfische haben (und zwar ziemlich weit von der Mündung in das Meer, wo also kein brackisches Wasser mehr anzunehmen ist) meist die Gestalt unserer Weißfische und im Gegensatz zu den Meeresbewohnern keine bunten und auffallenden Farben. Einmal gelegentlich eines Festes am Wasserfalle Papaseca auf der Insel Upolu hatte ein Eingeborner einen großen schwarz- grauen Süßwasseraal gefangen, den zu erwerben es gelang. Diese Aale sind wegen ihres scharfen Gebisses sehr gefürchtet und leben gerne vereinzelt in den Wasserbecken, welche sich durch die Kraft der stürzenden Wassermasse unter Wasser- fällen bilden. Dort verbergen sie sich zwischen großen Steinen und in Klüften. Die Samoaner wissen sie recht geschickt, meistens mit der Hand zu fangen. Die Taropflanzungen (Colocaria antigquorum und andere Spezies dieser Gattung)werden gewöhnlich von kleinen Wasser- gräben durchzogen. Die Sonne lagert brühend darüber und bei genauerer Betrachtung zeigen diese Wässer auch Tierleben: Larven von Libellen und sich träge im schlammigen Boden dahinschlängelndeMuränen mit häßlichem schnauzenartig vor- gestrecktem Maule mit spitzen Zähnen, vonschwarz gescheckter, 1872 F. Steindachner, grünlich-bläulicher Hautfarbe. Nur einmal war in Apia eine Samoanerin zu sehen, die zirka 20 solcher Tiere zum Verkauf anbot, die im Nu vergriffen waren, wovon auch einige Tiere der Sammlung stammen. Da das Erlangen von Fischen zu Speisezwecken von Seite der Eingebornen für die dort ansässigen Europäer mit so großen Umständen verbunden ist, haben einzelne Weiße vom Gouver- nement sich die Erlaubnis verschafft, mit kleinen Dynamit- patronen Fische erbeuten zu dürfen. Nur sehr wenigen ist es gestattet worden schon mit Rücksicht auf die Fischbrut. Früher, als in Samoa noch keine geregelte Aufsicht der Behörden wirksam war, verschaffte sich mitunter ein Einge- borner von einem »Trader« (Händler) einige Dynamitpatronen, um Fische zu erbeuten. Man sieht noch jetzt manchen kräf- tigen gesunden Samoaner mit nur einer Hand oder nur einem halben Arm. Das hat früher das Dynamit angerichtet. Diese Art der Fischerei wird bei Flut vom Ufer oder sonst von einem Boot aus, das man an bekannte fischreiche Stellen rudert, betrieben. Plötzlich taucht ein Schwarm schöner Fische auf, die Lunte der Patrone wird rasch an einem Zündhölzchen oder an einer Zigarre entzündet; da ändert plötzlich der Fisch- schwarm in spitzem Winkel seine Schwimmrichtung und nun halten die Fischer, welche trotz aller Warnung die Gefahr nicht erkennen wollen, noch immer die Patronen mit der brennenden Lunte in der Hand, um einen günstigeren Augenblick zur Pla- cierungzuerhaschen.Die Patrone wird nunins Wasser geworfen, explodiert unter Wasser und tötet oder betäubt die Fische auf einem kleinen Umkreis. Diese werden von den Eingebornen getaucht oder von der Oberfläche des Meeres aufgelesen. Während seiner viermonatlichen Anwesenheit lernte Dr. Rechinger einen Europäer (v. Dinklage) kennen, welcher sich sehr gerne bereit erklärte, ihm mit Dynamit getötete Fische zu Sammelzwecken zu liefern; er brachte auch welche. Gerade im Begriffe, um die Sache in größerem Maßstabe anzulegen, mit demselben aufs neue zu unterhandeln, hörte Dr. Rechinger, daß er eines Morgens von einer Dynamit- patrone zerrissen am Strande in Apia noch lebend aufgefunden Fischfauna der Samoa-Inseln. 18783 undin das Spital gebracht wurde. Nach einem Tage war er von seinen gräßlichen Leiden durch den Tod erlöst. Eine Reihe von Fischen verdankte Dr. Rechinger auch dem liebenswürdigen Kommandanten des deutschen Kriegs- schiffes »Condor«, Herrn Kapitän J. Begas, welcher sich per- sönlich um das Wohl seiner ichthyologischen Sammlungen annahm und ihm beispielsweise die von der Mannschaft für die Verköstigung gefangenen und entbehrlichen Fischarten, be- sonders wenn sie der Sammlung noch fehlten, stets gerne überließ. Dr. Rechinger’s Sammlung enthält bei 170 Arten, darunter eine sehr interessante neue Gattung und Art, zunächst mit Nettastoma verwandt, ein Exemplar einer noch unbekannten Caranx-Art mit auffallend langer Ventrale und verhältnismäßig kurzer, nicht säbelförmiger Brustflosse, eine wahrscheinlich mit Crepidogaster tasmaniensis identische Art, welche also einer Gattung angehört, deren Vertreter bisher nur von Tas- manien und dem Schwanflusse in Australien bekannt waren, etc. Zur Vervollständigung der Sammlung Rechinger’s von den Samoa-Inseln habe ichin die nachfolgende Liste der Fische der Samoa-Inseln auch jene Arten aufgenommen, die das Wiener Museum in früheren Jahren von dem Museum Godeffroy erwarb, sowie eine kleine Anzahl von Samoafischen aus der Sammlung des Herrn Dr. Krämer, die mir vom Stuttgarter Museum zur Bestimmung eingesendet worden waren und unter denen sich eine neue Gattung und Art aus der Familie Tricho- notidae vorfand. Diese Arten sind mit einem * bezeichnet. Subordnung Acanthopterygii. Div. Perciformes. Familie Berycidae. Gattung Myripristis Cuv. 1. Myripristis murdjan (Forsk.) C. V. Zahlreiche junge und erwachsene Exemplare von Upolu und Savaii. L. 1. 30. L. tr. 3/1/4!/, zur V. — L. lat. 30. 1374 F. Steindachner, 2. Myripristis pralinius C. V. 4 junge Exemplare von Upolu, 7:3 bis 91 cm lang. D. 10[1/16 bis 17. A. 4/15. bis Io.L. 1.33. Eier Sy ZUr NV. Körperhöhe 3mal, Kopflänge 31/,mal in der Totallänge, Stirnbreite Amal, Augenlänge 2mal in der Kopflänge enthalten. Das hintere Ende des OÖberkiefers fällt hinter die Augenmitte. Die Höhe des 3. wie des 4. Dorsalstachels gleicht der Augenlänge. Gattung Holotrachys Gthr. 3. Holotrachys lima (C. V.) Gthr. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Holocentrum Artedi. 4. Holocentrum spiniferum (Forsk.) Rüpp. ] Exemplar von Upolu, erwachsen. 5. Holocentrum caudimaculatum Rüpp. 2 Exemplare. 7'9 und 106, von Upolu. Das größere der beiden Exemplare hateinengroßen dunklen Fleck zwischen den 2 ersten Stacheln der Dorsale, welenes die Verbindungshaut zwischen denselben zum größten Teile deckt, und der Silberfleck hinter der Dorsale am Schwanzstiele ist sehr deutlich entwickelt. Bei dem kleineren Exemplare liegt ein kleines schwärz- liches Fleckchen auf der Flossenhaut zwischen dem ]. und 2. Dorsalstachel und ein zweites Fleckchen zwischen dem 2. und 3. Stachel nächst über der Basis der Flosse. 6. Holocentrum rubrum (Forsk.) Rüpp. l erwachsenes Exemplar von Savaii. ‘. Holocentrum diadema Lace£p. Zahlreiche junge Exemplare von Upolu. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1373 8. Holocentrum erythraeum Gthr. 3 Exemplare, 10 bis 14 cm lang, von Upolu. Die Rumpfhöhe ist etwas weniger als 2!/,- bis fast 2*/,malin der Körperlänge (d. i. Totallänge mit Ausschluß der Kaudale) enthalten und gleicht der Kopflänge. Der 3. Analstachelist etwas mehr als 5mal in der Körperlänge begriffen. Bei dem größten Exemplare dieser Sammlung von 14 cm in der Totallänge mißt das Auge 13 mm, die Schnauze 103 mm, die Stirnbreite 95 mm, bei einem zweiten Exemplare von 11 cm Länge ist die relative Breite der Stirne merklich geringer und beträgt nur 5'’5 mm, während die Augenlänge (12 mm) und die Schnauzenlänge (9 mm) im Verhältnis zur Kopflänge nahezu unverändert bleiben. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt merklich hinter die Augenmitte. 9. Holocentrum sammara (Forsk.) Rüpp. 1 halberwachsenes Exemplar von Upolu. 10. Holocentrum operculare C. V. 1 junges Exemplar von Upolu. 11. Holocentrum laeve Gthr. Ss junge Exemplare von Upolu, mit violetten Fleckchen auf den 3 unteren Schuppenreihen in der vorderen Längenhälfte der Rumpfseiten und bei 2 Exemplaren in größerer oder gerin- gerer Anzahl auch auf der obersten Schuppenreihe längs der Basis der stacheligen Dorsale. 12. Holocentrum microstoma Gthr. l Exemplar von Savaii. 13. Holocentrum punctatissimum C. V. (= Holocentrum diploxyphus Gthr.). 2 junge Exemplare, 105 mm und 77 mm lang, von Upolu und Savaii. Bei dem kleineren Exemplare von Savaii ist der Rumpf, namentlich in der unteren Hälfte, dicht mit violetten Punkten und Querfleckchen gesprenkelt. 1826 F. Steindachner, Bei dem größeren Exemplare von Upolu liegt eine Reihe dunkler Flecken mit silberfarbener Umrandung im mittleren Höhendrittel der stacheligen Dorsale und am Rumpfe treten bereits silberige Längsstreifen, je einer im mittleren Höhen- dritte] jeder Längsschuppenreihe gelegen, deutlich hervor. Mundspalte kurz, Schnauze schwach vorgezogen, steil ab- fallend. D.:11/13..A.,.4/9..L..lat; 47, (bis zur Kaudale)gEste 77 zwischen der Basis des 1. Dorsalstachels und der Seiten- linie. Familie Pempheridae. Gattung Pempheris C. V. 14. Pempheris oualensis C. V. (= Pempheris mangula C.V.,, Gthr.). 3 Exemplare von Savaii und 1 Exemplar von Upolu. 18 bis 21 cm lang. Leibeshöhe 2!/,-, 2°/,;-, 2!/,;mal in der Körperlänge und zirka 3-, 210/ ,-, 2°/,mal in der Totallänge, Kopflänge fast 31/,- bis 31/,mal in der Körperlänge, Augen- diameter 21/,- bis fast 2°/,mal in der Kopflänge enthalten. Die vorderen Strahlen der Dorsale tiefbraun, ebenso die ganze überschuppte Basis der Anale. Ein großer, scharf abgegrenzter schwarzer Fleck an der Vorderseite der Pektoralbasis. 6 Schuppen liegen in einer vertikalen Reihe zwischen der Basis des ersten Strahles der Dorsale und der Seitenlinie, ferner zirka 15 zwischen letzterer und dem Beginn der Anale. Die Seitenlinie durchbohrt zirka 60 Schuppen bis zur Basis der Schwanzflosse und setzt sich über letztere bis zum hinteren Ende des mittleren Strahles fort. Der obere Kaudallappen ist etwas länger als der untere. Die obere Profillinie des Kopfes bildet mit der des Nackens einen gleichmäßig schwach gekrümmten Bogen. | Die Kieferzähne der Außenreihe sind nicht nach außen gekehrt. Fischfauna der Samoa-Inseln. a Die uns vorliegenden Exemplare von den Samoa-Inseln entsprechen demnach genau Dr. Günther’s Abbildung von Pempheris mangula in »Fische der Südsee«, Taf. 49, Fig. B. Vulgärname: Manifi (nach Dr. Krämer). Familie Centrarchidae. Gattung Kuhlia Gill. 15. Kuhlia taeniura (C. V.) Jord. et Bollm. 3 Exemplare von Savaii. Familie Serranidae. Gattung Epinephelus Bl. 16. *Epinephelus sonnerati (C. V.) Blgr. Samoa. 17. Epinephelus argus (Bl, Schn.) Blkr. 2 Exemplare von Upolu, jung und erwachsen. 18. * Epinephelus miniatus (Forsk.) Bl. Schn. Samoa. 19. Epinephelus merra Bl. Sehr häufig bei Upolu und Savaii. o Exemplare von Upolu und 1 Exemplar von Savaii; letzteres gehört der Var. C. an. 20. Epinephelus leopardus (Lacep.) Blkr. 1 Exemplar von Samoa aus der Sammlung Dr. Krämer’s im Museum zu Stuttgart. Vulgärname: Mata ‘eie. Subgattung Variola. 21. *Epinephelus (Variola) louti (Forsk.) Blkr. Samoa. Vulgärname: Papa (nach Dr. Krämer). 1378 F. Steindachner, Gattung Plectropoma pr. Cuv., Blgr. 22. Plectropoma maculatum (Bl.) C. V. Je 1 Exemplar der Var. A. et B. von Upolu. Gattung Plesiops Cuv. 23. Plesiops nigricans Rüpp. Mehrere größere und kleinere Exemplare bis zu 94 mm Länge, von Upolu, von denen nur das größte bläuliche Fleck- chen am Rumpfe zeigt. Bei den 2 kleinsten Exemplaren bemerkt man einige breite helle, nicht scharf abgegrenzte Rumpfbinden. 2 kleine tiefschwarze Exemplare von Savaii. 3 kleine Exemplare bis zu 106 mm Länge von Samoa in Dr. Krämer’s Sammlung. Bei halberwachsenen Exemplaren gleicht die Länge der Ventralen genau oder nahezu der Kopflänge, welche zirka 2?/,- bis 2*/„mal in der Kopflänge enthalten ist. Der obere Ast der Seitenlinie durchbohrt 17 bis 18, der untere 14 Schuppen am Rumpfe und 2 auf der Schwanzflosse. D. 12/7. A278 Bei einem jungen Exemplare von 45 mm Länge ist die Ventrale etwas länger als der Kopf, erstere zirka 21/,mal, letzterer 2°/,mal in der Kopflänge enthalten. Vulgärname: Tafuti. Gattung Grammistes (Artedi) Cuv. 24. Grammistes sexlineatus (Thunb.) Klunz. (Grammistes orientalis B1.). 1 halb erwachsenes Exemplar von Upolu. Vulgärname: J‘“atusi (nach Dr. Krämer). Gattung Priacanthus Cuv. 25. Priacanthus cruentatus (Lacep.) Cuv. 1 Exemplar von Savaii. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1379 Gattung Chilodipterus Lacep. 26. Chilodipterus macrodon (Lacc£p.) Klunz. 2 Exemplare von Upolu. Gattung Amia Gronov. (1763). 27. Amia savayensis (Gthr.). 3 kleinere Exemplare von Upolu, 1 größeres, 8°1 cm lang, von Savaii. 28. Amia frenata (Val.) Blkr. 2 Exemplare von Upolu. Die dunkle Seitenbinde verschwindet am Schwanzstiele. Der große dunkle Fleck an der Basis der Schwanzflosse ist in seiner oberen, über der Seitenlinie gelegenen Hälfte am inten- sivsten gefärbt. Außenrand der Ventrale sehr dunkel gefärbt. Amia snyderi Jord. et Everm. dürfte kaum von Apogon frenatus V al. der Art nach verschieden sein. 29. Amia fasciata (White) Gill. 2 Exemplare von Apia (Samoa) und Upolu. Die 3 braunen Längsbinden des Rumpfes setzen sich über die Schwanzflosse fort. | Ein intensiv brauner Querfleck auf der Basis der Brust- flosse. Gattung Lutjanus Bl. 30. Lutjanus gibbus (Forsk.) Day. 1 Exemplar, 37°2 cm lang, von Upolu. 31. Lutjanus marginatus (C. V.) Blkr. Eine der gemeinsten Fischarten bei Upolu. Gattung Therapon Cuv. 32. Therapon jarbua (Forsk.) Klunz., Day. 2 Exemplare von Upolu und Savaii. 1380 F. Steindachner, Das größere Exemplar von Savaii besitzt 12 Dorsal- stacheln. Diese Art hält sich mit Vorliebe in brackischen Gewässern oder nahe den Flußmündungen auf und verzehrt gerne mensch- liche Exkremente. Gattung Cirrhitus Lace£p. 33. Cirrhitus marmoratus (Lacep.) Gill. (Cirrhitichthys macu- latus Gthr., Klunz.). 1 ganz junges Exemplar von Savaii. Familie Gerridae. Gattung Gerres Cuv. 34. Gerres (Xystema?) gigas Gthr. 2 Exemplare, 15:1 und 28:5 cm lang, von Upolu. L. lat. 46 bis 48. L. tr. 6/1/10 zur V. Bei dem größeren Exemplare ist die Kopflänge fast 3!/;mal, bei dem kleineren 3mal, die größte Rumpfhöhe Smal in der Körperlänge (d. i. Totallänge mit Ausschluß der Schwanzflosse), die geringste Rumpfhöhe am Schwanzstiel bei dem größeren Exemplare 31/,mal, bei dem kleineren zirka 3!/,;mal in der größten Rumpfhöhe, der Augendurchmesser bei dem größeren Exemplare 3 mal, bei dem kleineren nur wenig mehr als 3mal, die Stirnbreite bei ersterem 3mal, bei letzterem 3!/,mal, die Schnauzenlänge 3mal in der Kopflänge enthalten. Die Grube für die Zwischenkieferfortsätze ist schuppenlos, bei dem größeren Exemplare nach hinten zugespitzt, bei dem kleineren aber stumpf gerundet und reicht beträchtlich über den vorderen Augenrand zurück, doch nicht bis zur Augen- mitte. Vordeckel und Präorbitale sind ganzrandig. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt hinter den vorderen Augenrand, das hintere verbreiterte Endstück desselben zeigt, soweit es nicht von dem Präorbitale überdeckt wird, eine tropfenförmige Gestalt. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1381 Unter dem Auge liegen auf den Wangen bis zur unteren Vorleiste des Vordeckels 3 Längsschuppenreihen. Der ge- rundete Vordeckelwinkel gleicht einem rechten Winkel. 7 schlanke zugespitzte Rechenzähne in lockerer Reihe am vorderen unteren Aste des ersten Kiemenbogens, welche gegen den vordersten zu allmählich an Länge zunehmen. Der 2. Dorsalstachel ist bei dem großen Exemplare nur um */, Augenlänge, bei dem kleineren aber um mehr als eine ganze Augenlänge kürzer als der Kopf. Auch die zugespitzte Pektorale ist bei dem größeren Exem- plare relativ merklich länger als bei dem kleineren, und zwar beiersterem nicht unbedeutend länger, bei letzterem aber nahe- zu so lang wie der Kopf, daher bei dem größeren Exemplare zieas 23, ,mal, bei dem kleineren aber zirka 3, malrin des Kopflänge enthalten. Der obere Lappen der Schwanzflosse ist gleichfalls bei dem größeren Exemplare etwas länger, bei dem kleineren un- bedeutend kürzer als der Kopf, die Länge der Ventrale mehr als 13/,mal bei ersterem, bedeutend mehr als 1°/,mal bei letzterem in der Kopflänge enthalten. Die Spornschuppe der Ventrale ist überschuppt, schmal, spitz zulaufend, ihre Länge bei dem Eeimeren Exemplare zirka 1'/,mal, bei dem größeren aber zirka 1?/,mal in der Länge der Ventrale enthalten. Einfärbig silberig, Rückenflosse am oberen Rande schwarz gesäumt, in minderem Grade auch der Innenrand der Schwanz- flossenlappen. 30. Gerres (Xystema) macrosoma Blkr. 4 Exemplare, 171 bis 24°6 cm lang, von Upolu. By IOT2= 3/7 bis,8., L.1. 42bis A, 2 auf d, CE 41/,/1/81/, bis 9/, (z. V)). | Größte Rumpfhöhe bei jüngeren Individuen von 17 bis 18 cm Länge, etwas weniger als 3mal (zirka 2”/,- bis 2°/ymal), bei älteren 2*/,- bis 2!/;mal, Kopflänge 3?/,- bis 31/,mal in der Körperlänge, Augendiameter zirka 3- bis etwas mehr als 31/,mal, 1382 F. Steindachner, Stirnbreite nahezu 3- bis 2°/‚,mal, Schnauzenlänge nahezu 3- bis 3?/,;mal in der Kopflänge enthalten. Vordeckel und Präorbitale ungezähnelt. Winkel des Vor- deckels gerundet, einem rechten Winkel gleich. 3 Schuppen- reihen unter den Wangen bis zur Vorleiste des Vordeckels, unteres Randstück desselben unbeschuppt. Die Grube für die Fortsätze des Zwischenkiefers nicht überschuppt, hinten oval gerundet; ihr hinteres Ende fällt nur wenig vor die Augenmitte. Der 2. höchste biegsame Dorsalstachel ist bei den jüngeren Individuen 1?/,mal, bei dem größten Exemplare 1?/,mal in der größten Rumpfhöhe enthalten und 2- bis 2?/,mal länger als der 3. Analstachel, der den vorangehenden nach unten ein wenig überragt und ebenso lang wie das Auge ist. Die Anale zeigt bei einem Exemplare unserer Sammlung 8 Gliederstrahlen. Der 2. Analstachel ist namentlich gegen die Basis zu kräftiger als ders. Stachel Die Pektorale gleicht an Länge genau oder nahezu der Höhe des Rumpfes, übertrifft somit die Kopflänge zirka um eine halbe Augenlänge, reicht aber nicht bis zum Beginn der Afterflosse zurück. Die Ventrale ist zirka halb so lang als die Pektorale, der obere Lappen der Schwanzflosse durchschnittlich ebenso lang wie der Kopf. Die Schwimmblase endigt in 2 Hörner, die in der seichten Höhlung der Außenseite des 2. ziemlich langen, speer- förmigen Interhämale liegen. Bei jüngeren Exemplaren ist der Rücken bis zur Seiten- linie hell stahlblau, die untere silberweiß, beide Hälften aber metallisch glänzend. Die Dorsale ist wie bei G. gigas nächst dem oberen Rande schwärzlich und die weißlich-graue Kaudale amıInnenrande etwas dunkler gesäumt. Die Anale zeigt nament- lich bei jüngeren Individuen am hinteren Rande einen weiß- lichen Saum und vor diesem eine bleigraue Färbung, die gegen die Basis der Flosse in ein sehr helles, weißliches Grau all- mählich übergeht; ähnlich verhält es sich mit der Anale. Die Hinterseite der Pektoralbasis ist im oberen Teile dunkelbraun. Gerres macrosoma Blkr. ist, wie schon Klunzinger in seinem meisterhaften Foliowerke über die Fische des Roten Fischfauna der Samoa-Inseln. 1383 Meeres bemerkt, mit Gerres argyrens (Forsk.) C. V. nahe verwandt. Letztere Art zeigt jedoch 45 bis 46 Schuppen längs der Seitenlinie am Rumpfe (+ 2 auf der Schwanzflosse), 51), Schuppenreihen zwischen dem Beginne der Dorsale und der Seitenlinie, die Kopflänge ist 31/,- bis 2°/,mal, die größte Rumpf- höhe 3- bis unbedeutend weniger als 3mal in der Körperlänge enthalten. An der Spitze der stacheligen Dorsale ist nur bei sehr jungen Individuen ein schwarzer Fleck deutlich entwickelt, verschwindet aber bei älteren Exemplaren spurlos. Dagegen liegen stets mehr minder scharf ausgeprägte dunkle Längs- streifen oder Reihen von Fleckchen, zirka 8 bis 10 an der Zahl, in der größeren oberen Rumpfhälfte, welche bei jungen und noch nicht ganz halberwachsenen Exemplaren von unregel- mäßigen dunklen bindenartigen Querstreifen oder Flecken durchkreuzt werden. Zahlreiche Exemplare von dGerres argyreuns wurden während der beiden Rote Meer - Expeditionen der kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften bei Habban, Hamfela und Abayil von mir mit dem Zugnetze, also ganz nahe der Küste gefangen. Gattung Equula Cuv. 36. Equula edentula Bl. 1 Exemplar von Upolu, 7 '2 cm lang. Leibeshöhe 2mal in der Körper-, 2!/,mal in der Totallänge enthalten. L. 1. zirka 66. 37. Equula fasciata (Lacep.) C. V. 4 Exemplare, bei Upolu. Bei den größten Exemplaren von 23 und 23!/, cm Länge ist die Rumpfhöhe 2 mal in der Körperlänge, der Augendiameter etwas mehr als 3mal, die Schnauzenlänge 3mal in der Kopf- länge enthalten. Bei kleineren Individuen gleicht die Länge des Auges der der Schnauze und beträgt !/, der Kopflänge. | Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 93 1384 F. Steindachner, Familie Sparidae. Gattung Scolopsis (= Scolopsides) Cuv. 38. Scolopsis lineatus G. Gaim. et Gthr. (exkl. Syn.). 2 junge Exemplare, 5°8 und 6 cm lang, von Upolu. Körper in den beiden oberen Dritteln seiner Höhe dunkel- braun mit einem unpaarigen bläulich-weißen, silberglänzenden Längsstreifen, der vom Stirnende der Schnauze horizontal bis zum Beginne der Dorsale zieht, und 3 paarigen ebenso gefärb- ten Seitenbinden. Von letzteren läuft die oberste schmale Binde, gleich- falls am hinteren Ende der Schnauze beginnend, bis zur Basis des letzten Dorsalstachels, die 2. mehr als doppelt so breite Binde vom oberen Teile des hinteren Augenrandes, nach hinten zu an Höhe abnehmend, bis zur Basis des letzten Gliederstrahles der Dorsale; die dritte. Seitenbinde, die im unteren Teile des hinteren Augenrandes ihren Anfang nimmt, ist nach unten nur bis zur Basis der Pektorale oder nur wenig darüber zurück nach unten scharf abgegrenzt und hell, da weiter nach hinten die dunkelbraune Grundfarbe der oberen Rumpfhälfte durch die silbergraue Färbung der unteren Rumpf- hälfte großenteils verdrängt, nur mehr durch winzige hellbraune Pünktchen auf 2 horizontalen Schuppenreihen angedeutet ist, die erst am Schwanzstiele sich wieder aneinander rücken. Unter dieser hellbraunen Umrandung der 3. Seiten- binde, die hinter der Basis der Pektorale allmählich die silber- graue Färbung der unteren Körperhälfte annimmt, bemerkt man bei einem Exemplar gleichsam eine 4. helle linienartige Seitenbinde, da nach unten durch einen mattgrauen Längs- strich abgegrenzt wird. Kein dunkler Fleck vorne auf der Stachelflosse. Der von Dr. Günther in »Fische der Südsee« als ? zu Sc. lineatus G. Gaim. bezogene Sc. bleekeri Blkr. (nec Gthr.) istnach Bleeker identisch mit Sc. cancellatus Cuv., nicht aber mit Sc. bleekeri Gthr. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1385 39. Scolopsis trilineatus Kner. 4 Exemplare von Upolu. 1 Exemplar von Samoa in Dr. Krämer’s Sammlung. Gattung Lethrinus Cuv. 40. Lethrinus harak (Forsk.) Rüpp. 1 Exemplar, 22 cm lang, von Savaii. Bei demselben liegen auf der rechten Körperseite S1/,, auf der linken 4!/, Schuppen in einer vertikalen Reihe zwischen der Basis des 1. Dorsalstachels und der Seitenlinie und es ist rechts die oberste, sogenannte halbe Schuppe groß, auf der linken aber sehr klein und die darunter liegende ganze Schuppe kleiner als normal. Die Leibeshöhe übertrifft nur unbedeutend die Kopflänge, welche !/; der Totallänge mit Ausschluß der Kaudale er- reicht. Die Länge der Schnauze gleicht genau der Llalttesder Kopflänge, die Länge des Auges nahezu !/, der Kopf- und der Hälfte der Schnauzenlänge. Seitenfleck sehr groß, durch die dunkle Umrandung einer Anzahl von Schuppen gebildet. 4]. *Lethrinus miniatus (Forsk.) Bl, Schn. Upolu. 42. *Lethrinus ramak (Forsk.) Rüpp. Samoa. Familie Mullidae. Gattung Upeneus (Cuv. pt.) Blkr. (= Upenoides, Blkr. olim). 43. Upeneus vittatus (Forsk.) C. V. 1 großes und 1 halberwachsenes Exemplar von Upolu. Bei dem erwachsenen Exemplar ist die schwefelgelbe Fär- bung der Bauchfläche scharf abgegrenzt von der rosenroten 93* 1386 F. Steindachner, der Rumpfseiten, längs welcher 4 goldige Längsstreifen hin- ziehen. Vulgärname: Ulaoa (nach Dr. Krämer). Gattung Mulloides Blkr. 44. *Mulloides aurilamma (Forsk.) Klunz. (=M. flavo- lineatus Blkr., Gthr.). Samoa. 45. Mulloides samoensis Gthr. 2 Exemplare, erwachsen und jung, von UÜpolu. Bei dem großen Exemplare, einem Weibchen, ist der dunkle Seitenfleck deutlich entwickelt, bei dem jungen äußerst schwach angedeutet. Die Leibeshöhe ist zirka 4mal, die Kopflänge 31/,- bis etwas mehr als 3°/;mal in der Körperlänge, der Augen- diameter bei dem kleinen Exemplare etwas mehr als 4mal, bei dem großen etwas mehr als 4!/, mal, die Schnauzenlänge 21/,- bis etwas mehr als 2mal, die Stirnbreite zirka 31/smal in der Kopf- länge enthalten. Die Seitenlinie durchbohrt im ganzen 39 bis 40 Schuppen, von denen die 2 bis 3 letzten auf der Schwanzflosse liegen. Zur selben Art dürften wohl, nach der Zahl der Rumpf- schuppen zu schließen, 3 junge Exemplare von 10 bis 11 cm Länge gehören, die von sehr schlanker Körperform sind und bei denen ein dunkler Rumpffleck spurlos fehlt. Die Kopflänge ist 31/3- bis etwas mehr als 3!/; mal, die Leibeshöhe etwas mehr als 4?/3- bis 5mal in der Körperlänge, der Augendiameter 3t/,- mal, die Schnauzenlänge mehr als 2°/mal in der Kopflänge enthalten. Gattung Parupeneus Blkr. 46. Parupeneus indicus (Shaw) Blkr. 2 Exemplare, 16 und 35 cm lang, von Upolu. 47. Parupeneus trifasciatus (Lacep, C. V.) Steind. Syn: Mullus trifasciatus Lacep., III, p. 404, pl. 15, Fig. 1 (1802). Mullus multifasciatus G. Gaim., Voy. Uranie, Zool. (1824), pl. 59, Fig. 1. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1387 Upeneus trifasciatus C. V., II, p. 468. » » Gthr., Catal. Fish., I, p. 407 (nec syn. ex parte), 1859; Bische der Südsee, Heft 1, p.r59, Taf. A4, His Rn, 1873/75. » » Kner, Zool. Novara, Fische, p. 71 (nec syn. ex parte). Parupeneus multifasciatus Blkr., Revis. des esp. insulind. de la fam. des Mulloides, p. 20 (1874). Pseudupeneus multifasciatus Jord. & Everm., Shore Fish oft he Hawaian Isl, p. 256, pl. 22 (1905). Ein Exemplar, harpuniert, 191 mm lang, von Upolu. Kopflänge 4mal in der Totallänge, zirka Sl/smal in der Totallänge, Augendiameter etwas mehr als 5!/smal, Schnauzen- länge 1°/„mal, Stirnbreite 4mal, Länge der Barteln 1/,, mal in der Kopflänge enthalten, daher nur um zirka 1!/, Augenlängen kürzer als der Kopf. Die größte Höhe der 1. Dorsale ist zirka 1?/‚mal in der Kopflänge enthalten. Ä Ein großer hellgelber Fleck zwischen den 2 letzten dunklen Rumpfbinden, nurbis zur Seitenlinieherabreichend. DieSchuppen im unteren Teile der vorderen Rumpfhälfte bis zur Analgegend tief schwefelgelb, linienförmig gerandet. Die dunkle Binde an der Basis der 2. Dorsale nimmt nach hinten allmählich an Höhe zu und reicht am letzten stark er- Dolsens strahl bis#zur Spitze desselben. Die. obere’ Hälfte, der 2. Dorsale und die untere der Anale zeigen zarte violette Längs- streifen. Die erste Dorsale ist dunkel grauviolett, die Ventrale blaugrau und nach außen hell gerandet. Wenn auch die oben zitierte Abbildung Lacepede’s auf Genauigkeit keinen Anspruch machen kann, so gibt sie doch darüber hinreichenden Aufschluß, daß Mullus bifasciatus Lacep. einerseits wesentlich von Mullus trifasciatusLace&p. verschieden sei und andrerseits wegen der Länge der Kinnbarteln und der großen Ähnlichkeit in der Körperzeichnung kaum von dem später beschriebenen Mullus multifasciatus Q. Gaim. der Art nach getrennt werden könne. ‚Diese letztere Ansicht sprachen schon CuvierundValenciennes aus, während Bleeker den Mullus multifascıatus O. Gaim. (als Parupeneus multifasciatus) für eine besondere Art hält, Sauvage dagegen mit Maullus bifasciatus Lacep. der Art nach zusammenwvirft. 1388 F. Steindachner, Als eine Jugendform und Varietät von Parupeneus tri- fasciatus (sp. Lacep.) ist wahrscheinlich die von Kner als Upeneus atrocingnlatus nach einem jungen Exemplar beschrie- bene Art zu betrachten, die schon von Dr. Günther im Kataloge der Fische des Britischen Museums, Band I, als eine Varietät von Parupeneus trifasciatus erwähnt und: im ersten Hefte seines Werkes »Fische der Südsee« auf Tafel 44, Fig. C, vorzüglich abgebildet wurde. Nach Günther soll diese Varietät bereits in Amboina (nach Frank’s Angabe) vorkommen, was ich bezweifeln möchte, da sie Bleeker unbekannt geblieben war, dagegen scheint sie bei Samoa und Vavau nicht sehr selten zu sein und wurde in mehreren Exemplaren von diesen Lokalitäten durch das Museum Godeffroy versendet. Das von Dr. Rechinger gesammelte Exemplar von Upolu ist 7/O mm lang und stimmt ganz genau mit Günther’s Ab- bildung überein. Die Kopflänge ist unbedeutend weniger als 3mal, die Körperhöhe zirka 3?/;mal in der Körperlänge, der Augendiameter fast 3°?/;mal, die Schnauzenlänge zirka 2mal, die Länge der Kinnbarteln zirka 1?/;mal, die Länge der Kaudale ganz unbedeutend mehr als Imal in der Kopflänge enthalten. Fr. 29 2 Fauna Vulgärname: Matulau (nach Dr. Krämer). 48. *Parupeneus barberinus (Lac£p.) Blkr. Upolu. Dr. Jordan und Evermann sind in der neuesten Zeit der Ansicht, daß dem Gattungsnamen Psendupeneus Blkr. nach dem Prioritätsrechte der Vorzug vor Parnpeneus einzuräumen sei, da beide Genera miteinander zusammenfielen. Die Gattung Psendupenens wurde von Bleeker namentlich für eine west- afrikanische Art, Upeneus prayensis C. V., kreiert, bei welcher vorne am Zwischenkiefer jederseits eine kurze Reihe relativ stärkerer Zähne, von denen der letzte mit der Spitze haken- förmig nach hinten umgebogen ist, liegt, auf welche nach innen die viel längere Reihe zarter Zähne folgt. Diese Eigen- tümlichkeit kommt auch bei der ostamerikanischen Art Upeneus maculatus vor, welche demnach Bleeker gleichfalls zu Psend- upeneus bezieht, ferner bei Upeneus grandisgnuamis Gill. von Fischfauna der Samoa-Inseln. 1389 der Westküste Zentralamerikas, einer der früher erwähnten sehr nahestehenden Art, wahrscheinlich auch bei Upeneus marti- nicus C. V. und Upeneus xanthogrammnms Gill. Bei sämtlichen von Bleeker zur Gattung Parupeneus gestellten Arten sind aber die Kieferzähne ausnahmslos einreihig. Meines Erachtens liegt daher kein triftiger Grund vor, die Gattungen Psend- upeneus und Parupeneus zu vereinigen, wenn man auf die Be- zahnungsweise der Kiefer bei den Mulloiden großen Wert lest. Die Gattungen Pseudupenens und Parupenens im Sinne Bleeker’s haben auch einen scharf abgegrenzten Verbreitungs- bezirk, die Arten erstgenannter Gattung gehören den tropischen und subtropischen Teilen des Atlantischen Ozeans an den Küsten Amerikas und Afrikas, ferner des Stillen Ozeans in gleichen Gebieten Amerikas, die Arten der Gattung Parnpeneus aber dem Roten Meere, dem Indischen und dem Stillen Ozean bis China und Japan mit Einschluß Mikronesiens an. Was Upenens dentatus Gill. von Cap San Lucas, La Paz und den Tres Marias-Inseln anbelangt, so glaube ich nicht zu irren, daß diese Art zur Gattung Mulloides gehört, wie ein im Wiener Museum befindliches Exemplar von den Tres Marias- Inseln aus der Sammlung Forrer’s beweist, das mit Ausnahme der Mehrreihigkeit der Kieferzähne genau mit der in Dav. Starr Jordan & Bart. Warr. Evermann’s ausgezeichnetem Werke ineskishes 0! North ‘and Middle America«, pl.1, p. 859, gegebenen Beschreibung übereinstimmt. L. lat. 37 + 2 auf der CL. tr. 21//1/5 z. V. — Kopflänge zirka 3 ?/; mal, Leibeshöhe zirka 3*/,mal in der Körperlänge, Augendiameter 4mal, Schnauzenlänge 2!/, mal, Stirnbreite 3?/-- mal, Länge der Kinnbarteln etwas mehr als 1?/; mal in der Kopf- länge enthalten. Kiemendeckel mit einem zarten Dorn. Die 5. bis 9. Schuppe der Seitenlinie zeigt auf der linken Körperseite, nicht aber auf der rechten eine dunkle Umrandung als Andeu- tung eines dunklen Seitenfleckes. Totallänge 28 cm. Nächst verwandt mit Mulloides dentatus (Gill?) Steind. ist Mulloides samoensis Gthr. 1390 F. Steindachner, Familie Chaetodontidae. Gattung Chaetodon Cuv. 49. Chaetodon setifer Bl. 1 Exemplar von Upolu. 50. Chaetodon lineolatus C. V. 1 Exemplar von Samoa. 51. Chaetodon lunula (Lacep.) C.V. 1 Exemplar von Upolu. 02. Chaetodon unimaculatus Bl. 1 Exemplar von Upolu. 98. "Chaetodon miliaris G. Gaim. 2 Exemplare von Samoa aus dem Museum Godeffroy. 04. Chaetodon trifasciatus Mungo Park. 4 Exemplare von UÜpolu. 5. Chaetodon quadrimaculatus Gray. 1 Exemplar von Upolu, aus dem Museum Godeffiroy stammend. 06. Chaetodon citrinelius Brouss. 2 Exemplare von Upolu. 97. Chaetodon vagabundus Lin. Sehr häufig bei Upolu. 8 Exemplare. 08. Chaetodon ephippium C. V. Gleichfalls sehr gemein bei Upolu. 5 Exemplare. 09. Chaetodon falcula Bl. 2 junge Exemplare von Upolu. 60. Chaetodon semeion Blkr. 1 Exemplar von Upolu. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1391 Gattung Heniochus C. V. 61. Heniochus (Taurichthys) varius (C. V.) Gthr. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Holacanthus Lacep. 62.Holacanthus cyanotis Gthr. (? = Holacanthus luteolus C.V.). Das von Dr. Rechinger in Upolu gesammelte Exemplar besitzt 14 Dorsalstacheln wie Holacanthus cyanotis Gthr., doch sind die Dorsale, Anale und Kaudale nur mit einem zarten linien- förmigen, schwarzen Saume umrandet wie bei Holacanthus Inteolus C. V., welche Art, nach einer Abbildung Parkin- son’s beschrieben, 16 Dorsalstacheln besitzen soll. Ich glaube, daß Holacanthus cyanotis und Holacanthus Inteolus zu einer und derseiben Art gehören dürften, ohne gerade einen Fehler in Parkinson'’s Zeichnung voraussetzen zu sollen, da auch bei einigen anderen Holacanthus-Arten die Zahl der Dorsal- stacheln etwas variabel ist. 63. *Holacanthus bicolor (Bl.) C. V. Nach Dr. Jordan häufig bei Samoa. Gattung Platax C.V. 64. Platax vespertilio (Bl.) Cuv. 1 Exemplar von Upolu, jung. Vulgärname: Lalafutu. Famlie Drepanidae. Gattung Drepane C. V. 69. Drepane punctata (Gm. L.) C. V. Samoa (nach Angabe des Kataloges IV des Museums Godeffroy). Familie Acanthuridae. Gattung Zanclus (Commers.)C.V. 66. Zanclus canescens (L.) Gthr. (= Zanclus cornutus EC. V. ad). Sehr häufig bei Upolu und Savaii. 1392 F. Steindachner, Gattung Hepatus Gronov. (1763), (= Acanthurus BI.). 67. Hepatus lineatus (Bl, Schn., €. V., Gthr.) Steind. Mehrere Exemplare von Upolu und Savaii. Vulgärname: Pone. 68. Hepatus triostegus (L.). 6 Exemplare von Upolu und Savai. Sie stimmen in der Körperzeichnung genau mit J. W. Bennet’s Abbildung in seinem Werke über die Fische von Ceylon (Taf. 11, Acanthurus hirudo [= Acanthurus triostegus]) überein. Die I. eigentliche Rumpfbinde reicht nicht über die Pektorale hinab. Vor der Basis der letzteren, und zwar an deren Außenseite liegt ein schwarzbraunerFleck. Ein ziemlich kleiner rundlicher Fleck oder ein kurzer Querstreif liegt am oberen und unteren Ende des Schwanzstieles. Sehr häufig zieht vom unteren Ende der Kopfbinde oder noch ein wenig vor diesem ein dunkler Längsstreif zur unteren Ende der 2. Querbinde des Rumpfes. Bei Exemplaren von 14 bis 15 cm Länge ist die größte Rumpf- höhe genau oder nahezu 2mal in der Körperlänge und zirka 21/5- bis 2°/,mal in der Totallänge, die Länge des Kopfes zirka 3!/3mal in der Körper- und etwas mehr als 4mal in der Totallänge, der Augendiameter etwas mehr als 3!/amal, die Schnauzenlänge fast 1?/;mal, die Stirnbreite 3malin der Kopf- länge enthalten. 6 gelappte Zähne zu jeder Seite des Oberkiefers und 8 jederseits im Unterkiefer. Verglichen mit gleichgroßen Exemplaren von den Sand- wichsinseln finde ich bei letzteren nur eine regelmäßig stärkere Längenentwicklung der 1. Rumpfbinde,! die bis in die Nähe des Bauchrandes herabreicht, und eine etwas größere relative Rumpfhöhe, die zirka 1$/,- bis 1°/,, mal in der Körperlänge oder etwas mehr als 21/;- bis fast 21/,;,malin der Totallänge enthalten ist. Es dürfte somit HZepatus sandvicensis (Streets) kaum als eine besondere Artvon Hepatus triostegus unterschieden werden können. Ebenso möchte ich Acanthurus pentazona Blkr. von 1 Bei einem großen Exemplare unserer Sammlung ist übrigens der unter- halb der Pektorale gelegene Teil der 1. Rumpfbinde nur äußerst schwach angedeutet. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1393 Java und Rhombotides polyzona Blkr. von Bourbon und Mayotte nur für Varietäten von Fepatus (= Acanthurus) trio- stegus halten. Von letztgenannter vielstreifiger Varietät mit 8 Querstreifen am Rumpfe besitzt das Wiener Museum 2 Exemplare von Reunion, ferner von Hepatus triostegus mit ganz normaler typischer Zeichnung 1 Exemplar, welches nach Schilling’s Angabe, die mir übrigens nicht glaubwürdig zu sein scheint, von der Westküste Afrikas im Kongogebiet stammt. Vulgärname: Manini (nach Dr. Krämer). 69. Hepatus achilles (Shaw) Jord. et Everm. 1 Exemplar von Upolu. 70. Hepatus gahm (Forsk.) Steind. 1 Exemplar von Upolu. 71. Hepatus elongatus (Lacep.) Jord.etEverm. (=Acan- thurus nigros Gthr.). 1 Exemplar, bis zur Spitze der Kaudale 16°5 cm lang, von Upolu. D. 9/27. A. 3/24. Die Körperhöhe gleicht zirka der Hälfte der Körperlänge mit Ausschluß der Kaudale; die Kopflänge ist. 4mal in der Körperlänge, der Augendurchmesser zirka 3°/,- mal in der Kopflänge und zirka 3mal in der Schnauzenlänge enthalten. Zwischenkieferzähne oval, schlanker und länger als die des Unterkiefers, am ganzen freien Rande, die Unterkiefer- zähne nur am oberen abgestutzten Rande tief eingekerbt. Gattung Zebrasoma Swains. 72. Zebrasoma flavescens (Benn.) Jord. et Everm. 3 junge Exemplare von Upolu. Gattung Ctenochaetus Gill. (3. Ctenochaetus striatus (G. Gaim.) Jord. et Everm. (= Acanthurus [Ctenodon] strigosus Benn.). 1 Exemplar von Upolu, 16°5 cm lang. 1394 F. Steindachner, Gattung Acanthurus Forsk. (= Naseus C uv.). In Forskal’s Descriptiones Animalium 1775 wurde zuerst der Name Acanthurus als Subdivisio der Gattung Chaelodon in Verwendung gebracht mit der Bemerkung »Diversum prorsus a Chaetodonte Genus; aliquando propriam constituens familiam«. Zur Subdivisio Acanthurus zählt Forskal Chaetodon unicornis, Ch. sohal, Ch. nigrofuscns, Ch. gahm und Ch. trifasciatus. Da die erste der von Forskal zu Acanthurus gestellte Art Chaeto- don unicornis ist, wird nach dem Prioritätsrechte dieselbe als typische Form der Gattung Acanthurus betrachtet und der so charakteristische Gattungsname »Naseus« verschwindet als Synonymum aus der modernen Gattungsreihe der Fische. 74. Acanthurus brevirostris (C. V.) Jord. et Everm. 1 halberwachsenes Exemplar von Upolu, 114 cm lang. Die Leibeshöhe ist 1?/smal, die Kopflänge etwas mehr als 4!/,;mal in der Totallänge, der Augendiameter zirka 3!/amal, die Schnauzenlänge 2mal, die Entfernung des unteren Endes des vorderen Augenrandes von dem Schnauzende nahezu 1!/amal in der Kopflänge enthalten. Die beiden Schwanzplatten ohne Stacheln. Familie Teuthididae. Gattung Teuthis L. 75. Teuthis albopunctata (Schl.) Gthr. 1 Exemplar von Upolu, 15 cm lang. Schwanzflosse tief eingebuchtet, mit zugespitzten Lappen, welche doppelt so lang sind als die mittleren Strahlen. Leibes- höhe etwas mehr als 2!/;mal, Kopflänge fast 4!/amal in der Körperlänge enthalten. Die Schwanzflosse ist unbedeutend länger als der Kopf. 76. Teuthis striolata Gthr. o Exemplare von Upolu. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1395 Familie Pomacentridae. Gattung Amphiprion Bl. Schn. 77. Amphiprion polymnus (L.) Bl., Schn. Apia. Häufig zwischen Korallenriffen. Die bisher von Samoa bekannten Exemplare gehören den a A. xan- thurus und A. melanurus an. Gattung Dascyllus Cuv. 78. Dascyllus aruanus (L.) C. V. Sehr häufig bei Upolu und Savaii zwischen Korallenriffen. Gattung Abudeefduf Forsk. (= Glyphisodon Lace£p.). Da der von Forskal vorgeschlagene Name Adudeefduf nach den Regeln der Nomenklatur eigentlich nicht zu Recht bestehen kann, bin ich im Zweifel, ob die Rezeption desselben seitens der amerikanischen Ichthyologen gerechtfertigt sei und nicht der Name Glyphisodon (Glyphidodon neuerer Autoren), obwohl jüngeren Datums, für diese Gattung einzutreten hätte. 79. Abudeefduf sordidus Forsk. 1 Exemplar von Savaii. 80. Abudeefduf septemiasciatus (C. V.) Steind. 4 erwachsene Exemplare von Upolu. Bei einem zirka 20 cm langen skelettierten Exemplare liegen 34 einreihige Zähne im Zwischen- und 40 im Unter- kiefer, von denen die hintersten des Zwischenkiefers viel kleiner als die gegenüberliegenden im Zwischenkiefer sind, da- gegen sind die großen mittleren Zähne des letzteren bemerkens- wert kleiner als die entsprechenden im Unterkiefer. DES HE AA 2 1O.R..8, 81. Abudeefduf abdominalis (G. Gaim.) Jord. et Everm. 2 Exemplare von Upolu. 1396 F. Steindachner, 82. *Abudeefduf dickii (Lien.) Steind. Samoa. 83. Abudeefduf lacrymatus (G. Gaim.) Steind. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Glyphidodontops Blkr. 84. Glyphidodontops antjerius (K. v. Hass, C. V.) Bikr. (= Giyphidodon brownriggiü [Benn.] C. V., Gthr. [pt. ?]) 2 kleine Exemplare, 44 und 2'6 cm lang, von Upolu. Das größere derselben wäre nach Körperform, Färbung und Zeichnung, Dr. Günther’s Ansicht entsprechend, als ein Bastard zwischen Glyph. brownriggii und Glyph. uniocellatus zu deuten (s. Günther, Fische d. Südsee, Bd. I, p: 123, Tat. 1287272752). Das kleinere stimmt mit Glyphisodon biocellatus C. V. (s. Schlegel et Müller, Verh. nat. Gesch. ned. ov bezs0.:2 Amphipr., p. 24, tab. 6, Fig. 4) überein, zeigt jedoch eine bläu- lich-weiße, schmale Querbinde am Rumpfe, und zwar gegen Ende des ersten Drittels der Rumpflänge. Weitere 8 größere Exemplare vom gleichen Fundorte, 61/3 bis 9 cm lang, wären nach Bleeker’s Ansicht zu Glyph. zona- tus (C. V.) Blkr. zu beziehen, während Dr. Günther, dem ein sehr reiches Material zur Untersuchung vorlag, diese Art mit Glyph. antjerius = Glyph. brownriggii identifiziert. Von den erwähnten 8 Exemplaren unserer Sammlung ent- spricht 1 Exemplar der von Dr. Günther (Fische der Sad) auf Taf. 127, Fig. A, abgebildeten Abart mit breit schwarz ge- randeter Dorsale und Anale, die übrigen 7 aber der Var. zonatus, respektive der Figur E derselben Tafel. Die stachelige Dorsale ist bei diesen bis in die Nähe ihrer Basis herab oder nur in ihrer oberen Hälfte schwefelgelb. Ein weißlicher Fleck liegt an und hinter der Basis des letzten Gliederstrahles der Dorsale wie der Anale. Pektorale schmutzig-gelblich, gegen den unteren und hinteren Rand allmählich ins Schwärzliche übergehend. Eine breite weißliche Querbinde vor der Längenmitte des Rumpfes. | | | h Fischfauna der Samoa-Inseln. 1397 Gattung Chromis Cuv. (Regne Anim.) (=Heliases C. V.). 85. Chromis ternatensis Blkr. Viele Exemplare von Samoa, gesammelt von Dr. Krämer. 86. Chromis lepisurus (C. V.) Blkr. 15 Exemplare von Upolu. Eine blaue Binde von Auge zu Auge über die Schnauze ziehend. Gattung Pomacentrus Lacep. 87. Pomacentrus scolopsis G. Gaim. ale Exemplare, von denen 21 der Var. P. albofascıiatus Schleg. angehören, von Upolu, bis zu 12:5 cm Länge. Zirka 32 Zähne im Zwischen- und 36 im Unterkiefer. B3Er2/15. Ar 2/13: 88. Pomacentrus lividus (Forsk.) Gthr. Gleich der vorhergehenden Art überaus häufig an der Küste Upolus. Zirka 34 Zähne im Zwischen- und 44 im Unterkiefer. 89. Pomacentrus pavo Lac£p. 3 halberwachsene Exempiare von Upolu. Obere Rumpfhälfte von dunkelvioletter Färbung, welche nach unten in ein helleres Braunviolett allmählich übergeht. Die dunkelblauen Längsstrichelchen am Kopf und in der Brustgegend bis zur Pektorale hinauf und nach hinten bis zur Ventrale sind gleich dem schwärzlichen Skapularfleck scharf ausgeprägt. Bläuliche Querstrichelchen sind am Rumpfe nur in dessen unterer heller gefärbten Höhenhälfte gut unterscheidbar. Bei einem Exemplare sind die hinteren Gliederstrahlen der Rückenflosse gelblich. Familie Labridae. Gattung Cheilinus Lacep. 90. Cheilinus trilobatus Lac£p. 2 Exemplare von Upolu und Savaii. 1398 F. Steindachner, 91. Cheilinus radiatus (Bi., Schn.) Blkr. Samoa. Gattung Pseudocheilinus Blkr. 92. Pseudocheilinus hexataenia Blkr. 1 Exemplar von Samoa (Koll. Dr. Krüger). Vulgärname: Sugale. Gattung Epibulus Cuv. 93. Epibulus insidiator (Pall.) C. V. 3 Exemplare, jung und erwachsen, von Upolu. Gattung Anampses Cuv. 94.* Anampses melanurus Blkr. Samoa (durch das Museum Godeffroy erhalten). Gattung Hemigymnus Gthr. 95. Hemigymnus melapterus (Bl.) Gthr. 4 Exemplare jung und halberwachsen von Upolu und Samoa (Koll. Rechinger und Dr. Krämer). Bei den größeren Exemplaren ist der Kopf und der Vorder- rumpf mit Ausnahme der Oberseite und des angrenzenden obersten seitlichen Teiles, welche von matt hellbraun-violetter Färbung sind, schmutzig bräunlich-weiß, hierauf bis zum Schwanzstiele oder selbst bis zur Kaudale intensiv schokolade- farben, am Schwanzstiele bei den kleinsten Exemplaren aber bräunlich- oder gelblich-weiß. Mit oder ohne großen dunklen Fleck hinter dem Auge. Vulgärname: Sugale lupe (nach Dr. Krämer). Gattung Gomphosus Lace£p. 96. Gomphosus varius Lace£p. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Macropharyngodon Blkr. 97.” Macropharyngodon geoffroyi (G. Gaim.) Blkr. 2 Exemplare von Samoa (durch das Museum Godeffroy). Fischfauna der Samoa-Inseln. 1399 Gattung Stethojulis Gthr. 98* Stethojulis renardi Blkr. Samoa (durch das Museum Godeffroy mehrere Exemplare erhalten). Gattung Thalassoma Swains. (Julius Gthr. nec Cuv.). 99. Thalassoma purpureum (Forsk.) Fowl. Mehrere Exemplare von Upolu. 100° Thalassoma fuscum (Lace£p.) Jord. et Everm. Samoa. 101* Thalassoma güntheri (Blkr.) Steind. Mehrere Exemplare von Samoa durch das Museum Godef- froy; 1 Exemplar aus der Sammlung des Herrn Dr. Krämer im Stuttgarter Museum. Vulgärname: Sugale ula. 102. Thalassoma dorsale (G. Gaim.). 2 Exemplare von Upolu. Gattung Halichaeres Rüpp. 103. Halichaeres trimaculatus (G. Gaim.) Steind. (Güntheria trimaculata Blkr.). 2 Exemplare, ganz- und halberwachsen, von Upolu. Mittleres Höhendrittel des Rumpfes bei dem größeren Exemplare, welches ziemlich genau noch die ursprüngliche Färbung bewahrt hat, kanariengelb, gegen den Bauchrand zu blässer und mit einem Stiche ins Grünliche, gegen den Rücken hinauf ins Olivengrün übergehend. Flecken kirschrot. Kaudal- flecken violett. Kopf in der oberen Hälfte hell olivenfarben, in der unteren weißlich mit einem Stich ins Grünlichgelbe. 104. Halichaeres centriquadra (Commers., Lace£p.) Steind. (Hemitautoga centrignadrus Blkr.). 1 großes Exemplar, harpuniert, von Savaii. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 94 1400 F. Steindachner, Familie Searidae. Gattung Callyodon Gronov. (nec C. V., Gthr.) (= Pseudo- scarus Blkr.). 105. Caliyodon niger (Rüpp.) Steind. 1 Exemplar, 148 cm lang, von Upolu. Kiefer dunkel, intensiv smaragdgrün. 106. Callyodon bennettü (C. V.) Jord. et Everm. 8 Exemplare, 8°4 bis 14'6 cm lang, von Upolu. Bei allen Exemplaren mit Ausnahme des größten ist der hintere Rand der Schwanzflosse zart, doch ganz deutlich weiß gesäumt. Vor diesem Saume ein etwas breiterer schwärzlicher Intermarginalsaum, der bei dem größten Exemplare an den hinteren Rand gerückt erscheint. Bei der Mehrzahl der Exem- plare sind die 3 Silberbinden im unteren Teile der Rumpfseiten scharf ausgeprägt. Ein dunkles Strichelchen längs der Basis der Brustflossen. Nur bei dem größten Exemplare ist der obere Randstrahl der Schwanzflosse über den hinteren Flossenrand vorgezogen. Letzterer bei vollkommen ausgebreiteten Strahlen schwach konvex. 107. Callycdon erythrodon (C. V.) Jord. et Everm. (Pseudo- scarus sumbavensis Blkr.). 1 Exemplar, 1% cm lang, von Savaii. Es stimmt in der Körperfärbung, Beschuppungsweise der Wangen und in der Bezahnung der Kiefer mit Bleeker’s und Günther’s Beschreibung überein, doch ist der hintere Rand der Schwanzflosse nur äußerstschwach konvex, fast quer abge- stutzt und wird ein wenig von den Spitzen zweier unterer Rand- strahlen überragt. Vordeckelrandsaum schuppenlos. Ein koni- scher Zahn am Mundwinkel. Dorsale und Anale dunkler als der Rumpf, mit zartem hellen Randsaum. 108. Callyodon globiceps (C. V.) Steind. 1 großes Exemplar von Savaii. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1401 Sämtliche Rumpfflecken und Punkte tief smaragdgrün. Die bogige Schnauzenbinde, die bis zum Deckel reicht, ist rot- violett und tief smaragdgrün gesäumt. Brustflossen mit rot- violettem Streif zwischen 2smaragdgrünen Längsstreifen in der oberen Flossenhällte. Bauchflossen in der äußeren Hälfte smaragdgrün, in der inneren matt rosenrot. 3 smaragdgrüne Längsstreifen im untersten Viertel der Rumpfhöhe und I medianer am Bauche. Der Zwischenraum ist matt rosenrot mit einem Stiche ins Grünliche. Die Dorsale ist an der Basis und im obersten Teile smaragd- grün, im mittleren Drittel rosenrot, doch liegen in Höhenmitte desselben, und zwar im gliederstrahligen Teile der Flosse grüne Flecken. Anale am freien Rande mit breiter smaragdgrüner Ein- fassung und auch längs der Basis smaragdgrün. Schwanzflosse dunkelgrün, heller im mittleren Teile und nahe dem oberen und demunteren Rande mit einem rosenroten Längsstreif geziert. Untere Kopfhälfte matt grüngelb. 109. Callyodon lauia (Jord. et Everm.). 1 Exemplar von Upolu. Die vordere größere Rumpfhälfte zitronengelb mit smaragd- grünem Anfluge längs der ganzen Höhe des vorderen freien Schuppenfeldrandes. Von der Längenmitte des Rumpfes an breitet sich diese Vorderrandfärbung rasch fleckartig aus, bis zuletzt im hintersten Drittel der Rumpflänge die gelbe Grund- färbung nur mehr als ein schmaler Saum am Hinterrand der Schuppen erscheint. Die breite smaragdgrüne Binde an der Öberlippe ver- schmälert sich gegen die Mundwinkel, vereinigt sich daselbst mit der ebenso gefärbten schmäleren Binde der Unterlippe und zieht sich dann in horizontaler Richtung längs dem unteren Augenrande noch ein wenig hinter dem Auge fort. 2 kurze grüne Längsbinden beginnen am hinteren Augenrande. Hinter der Längsbinde der Unterlippe liegt eine 2. breitere Querbinde, 94* 1402 F. Steindachner, die im Bogen (mit hinterer Konvexität) zum Vorderteil der Wangen hinaufzieht. Hierauf folgen an der Unterseite des Kopfes 2 viel kürzere smaragdgrüne Querbinden, von denen die vorderste, etwas längere, noch über den unteren Rand des Vordeckels hinaufreicht. -| smaragdgrüne Längsbinde an der Mittellinie der Brustgegend setzt sich hierauf, von der Ventrale unterbrochen, nach hinten noch bis zur Analmündung fort. 2 nicht sehr scharf ausgeprägte smaragdgrüne Binden liegen ferner im untersten Teile der Rumpfseiten; sie beginnen zwischen der Basis der Brustflossen und der der Ventralen und verschwinden bald hinter, respektive über dem Beginne der Anale. Ein schmaler grüner Streif an der Basis der Dorsale und der Anale; eine breite grüne Binde am freien Rande der Anale und eine viel schmälere am oberen Rande der Dorsale. Eine Reihe verschwommener Fiecken längs der Höhenmitte der Dorsale. Äußere Strahlen der Ventralen smaragdgrün. Eine breite smaragdgrüne Binde am oberen und unteren Rande der Schwanzflosse, deren hinterer Rand schmal grün gesäumt ist. In einiger Entfernung vor diesem hinteren Rande eine Querreihe grüner Flecken. Pektorale im weitaus größeren vorderen Teile grünlich, und zwar am intensivsten am oberen Rande gefärbt. Ein bräunlicher Fleck am oberen Teile der Basis der Pektorale. Am konkaven unteren Hinterrande des Deckels liegt eine grüne Binde. Wangenschuppen in 2 Reihen, jede derselben enthält od Schuppen. Das untere Randstück des Vordeckels ist schuppenlos. Länge des Auges 6°/,mal, der Schnauze fast 2. mal Stirnbreite etwas weniger als 3mal in der Kopflänge enthalten. Die Oberlippe deckt den Kiefer vollständig. 2 spitze Hunds- zähne im Oberkiefer nächst den Mundwinkeln und 1 stumpfer - im Unterkiefer. Kiefer rosenrot. Der hintere Rand der Schwanzflosse ist konkav mit 3 lappenförmig vorgezogenen oberen wie unteren Randstrahlen. Die Länge der Schwanzflosse ist 1?/, mal, die der Brustflossen Fischfauna der Samoa-Inseln. 1403 fast 11/,mal, Länge der Ventralen nahezu 1?/,mal in der Kopf- länge enthalten. Seitenlinie vollständig unterbrochen. Bzserenlar 18 bis 19/7 (+ 2 auf der C.) Div. Scombriformes. Familie Carangidae. Gattung Trachurops Gill. 110. Trachurops crumenophthalmus (B].) Gill. 4 Exemplare von Upolu und Savaii. Gattung Caranx Lacep. 111. Caranz melampygus (C. V.) Streets. 2 Exemplare von Upolu. 112. Caranx forsteri C. V. 1 Exemplar von Upolu, 15°5cm lang. Die Kopflänge ist zirka 2*/,mal, die Leibeshöhe etwas weniger als 3mal (zirka 2°/,mal) in der Körperlänge, der Augen- diameter zirka 41/,mal, die Länge der sichelförmigen Pektorale imal, die der Ventrale 2mal in der Kopflänge enthalten. Der ganze horizontal verlaufende Teil der Seitenlinie mit bedornten Schildern, 32 an der Zahl. Der gekrümmte Teil der Seitenlinie durchbohrt zirka50 Schuppen. EinwinzigesschwarzesFleckchen am oberen Rande des Deckels. Kieferzähne 2- bis 3reihig, spitz, die in der Außenreihe gelegenen Zähne sind im Zwischen- kiefer größer und lockerer gestellt als im Unterkiefer und viel größer als die der Innenreihen. Zähne am Vomer, auf den Gaumenbeinen und längs der Mitte der Zunge sehr klein. DD. lan 2bıs ir. Wahrscheinlich gehört zur selben Art ein zweites kleines Exemplar von 72 mm Länge, bei welchem gleichfalls sämtliche im horizontal verlaufenden Teile der Seitenlinie gelegenen Schilder Dornen tragen. Auch die Körperverhältnisse stimmen ziemlich genau mit jenen des größeren Exemplares überein. Kopflänge etwas mehr als 3mal, Leibeshöhe zirka 2!/, mal in der Körperlänge. Sc. lat. 33. D. 7/!/,,. Obere Kopflinie stark 1404 F. Steindachner, gebogen, Vordeckel ganzrandig. Ventrale halb so lang als die Brustflosse, letztere ebenso lang wie der Kopf. 113. Caranx longipes n. sp. 1 Exemplar, Scm lang, von Upolu. In seiner dritten Abhandlung über die Fısche von Celebes hat Dr. Bleeker ein junges Exemplar eines Carangiden beschrieben, bei welchem der ganze Vordeckelrand gezähnt ist, und basierte auf diese Eigentümlichkeit die Gattung Carang- ichthys, welche von neueren Autoren nicht anerkannt wurde, da nicht so selten bei Jugendformen von Fischen am Vordeckel eine Zähnelung sich vorfündet, die im vorgerückteren Alter spurlos verschwindet. Ich stimme mit dieser Ansicht vollkommen überein, muß jedoch, wie jedem Ichthyologen bekannt ist, hervorheben, daß das Vorkommen von Zähnchen am Vordeckel- rande bei jungen Individuen von Caranx-Arten ein sehr selten vorkommender Fall ist, daher nicht für die Caranzx-Arten im ganzen ausgedehnt werden kann. Das Wiener Museum besitzt zahlreiche Jugendformen verschiedener amerikanischer und indischer Caranx-Arten und bei keiner einzigen derselben ist eine Zähnelung am Vordeckelrande bemerkbar. Die Sammlung Dr. Rechinger’s enthält nun ein zweites Mal ein junges Exemplar eines Carangiden, dessen Vordeckel- zähnelung schon mit freiem Auge bemerkbar ist, überdies aber einige andere Eigentümlichkeiten zeigt, die nicht vom Alter abhängig sind und daher die Aufstellung einer besonderen Art rechtfertigen; es sind dies die auffallende Länge der Ventrale, deren Spitze bis zur Basis des ersten Gliederstrahles der Anale zurückreicht, und die relative Kürze der ovalen Pektorale. Körper stark komprimiert, ziemlich hoch. Die Kopflänge ist zirka 2°/,mal, die Leibeshöhe 2mal in der Körperlänge (d. i. Totallänge mit Ausschluß der Schwanz- flosse), die Länge des Auges wie der Schnauze 3mal in der Kopflänge enthalten. Die Mittellinie des Kopfes ist wie bei anderen jungen Caranx-Arten von der Stirne an bis zur Dorsale zu einer zarten schneidigen Falte erhöht. Die Mundspalte steigt schräge an und reicht bis unter die Augenmitte. Die Kieferzähne sind spitz, Fischfauna der Samoa-Inseln. 1405 etwas hakenförmig gekrümmt und stehen in 2 lockeren Reihen. Auch die Vomerzähnchen sind spitz. Der ganze aufsteigende Rand und die Winkelgegend des Vordeckels sind ganz deutlich gezähnt. Die Spitze dieser Zähne ist bis zur Mitte des gerundeten Winkels hinab nach oben, die der übrigen unteren Winkelzähne schräge nach hinten und unten geneigt. Der kurze, stark nach vorne und unten geneigte vordere Vordeckelrand endigt in keine frei vorspringende Zähne, zeigt jedoch zarte kammartige Leistchen. Der zart er- haben gestreifte Deckel endigt in einen kleinen Dorn. Der Rumpf ist stark komprimiert. Der mäßig stark gebogene vordere Teil der Seitenlinie ist etwas länger als der horizontal verlau- fende hintere Teil, dessen 4 vorderste Schildchen noch in keinen Dorn endigen. Die folgenden Schildchen nehmen hierauf bis kurz vor Beginn des Schwanzstieles rasch an Höhe zu. Die höchsten Schildchen am Schwanzstiele sind zirka von halber Augenlänge. Rumpfschuppen Klein, im unteren Teile des Rumpfes über- häutet, namentlich in der Brustgegend lassen sich die Schuppen nur unter der Lupe unterscheiden. Auch der dreieckige Raum vor der Ventrale scheint überschuppt zu sein. Die lange spitze Ventrale ist kaum nennenswert kürzer als der Kopf, die nach hinten oval gerundete Pektorale zirka !!/, mal in der Kopflänge enthalten. Der vorderste Teil der gliederstrahligen Dorsale und der Anale ist stark sichelförmig erhöht. Leider sind die Strahlen- spitzen bei dem mir zur Untersuchung vorliegenden Unikum abgebrochen. Jedenfalls war der vordere Teil der 2. Dorsale an Höhe der Länge des Kopfes gleich und der der Anale etwas kürzer. Die zarten Stacheln der Dorsale sind von normal geringer Höhe. Kein liegender Stachel am Beginne dieser Flosse. Die Lappen der tief eingeschnittenen Schwanzflosse sind gleichfalls von Kopflänge. Der Schwanzstiel ist kurz, schlank, nur wenig länger als hoch. Die grauviolette Grundfarbe des ganzen Körpers wird durch zahllose dicht aneinander gedrängte Pünktchen veranlaßt, die unter der Lupe sich deutlich unter- scheiden lassen. Die vordere Hälfte des vorderen erhöhten Teiles der 2. Dorsale sowie die Ventrale sind dunkler als der 1406 F. Steindachner, Rumpf, die Pektorale schmutzig gelblich-weiß. Ein intensiv dunkelbrauner Querfleck liegt hart am hinteren Rande des Kiemendeckels in seiner größeren oberen Höhenhälfte. Div. Gobiformes. Familie Gobiidae. Gattung Eleotris (Gron.) Schn. 114. Eleotris fusca (Bl. Schn.) Gthr., Sanv. Mehrere junge Exemplare aus dem Brackwasser der Man- grovesümpfe von Upolu. Ziemliche erwachsene Exemplare, bis zu 12 cm Länge, von Samoa, in Dr. Krämer’s Sammlung. 60 bis 68 Schuppen liegen zwischen dem oberen Ende der Kiemenspalte und der Basis der Schwanzflosse. Vulgärname: Apofu (nach Dr. Krämer). 115* Eleotris güntheri Blkr. 2 Exemplare, "nicht besonders’ gut erhalten, 110 -Ssuad 10°7 cm lang. Samoa, im Süßwasser (Koll. Dr. Krämer). Die dunkle Seitenbinde am Rumpfe ist nur durch die dunklere Umrandung einer oder !/,/1!/, Längsschuppenreihen bei beiden Exemplaren angedeutet. Ein scharf ausgeprägter schwarzbrauner Querstreif an der Vorderseite der Basis der Pektoralen und ein dunkler Fleck an der Kaudale am Ende der Rumpfbinde. 28 bis 29 Schuppen in einer Längsreihe am Rumpfe. Kopflänge etwas mehr als 3!/,mal, Leibeshöhe 4mal in der Körperlänge, der längere Durchmesser des ovalen Auges ganz unbedeutend kürzer als die Schnauzenlänge, nahezu 4 mal, Stirnbreite 4mal in der Kopflänge enthalten. Die zugespitzte Pektorale steht der Kopflänge nur um zirka eine halbe Augen- länge nach und ist nur ganz wenig kürzer als die gleichfalls zugespitzte Ventrale. 1/, 8 !/, Schuppenreihe liegen in einer vertikalen Reihe über dem ersten Analstrahle. A. 1/10. Kopf nach vorne rasch an Höhe abnehmend, Stirne quer- über flach. Mundspalte kurz, etwas schräge gestellt. Die Mund- winkel vor das Auge fallend. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1407 Gattung Gobius Artedi. 116. Gobius ehinocephalus Rüpp. 1 Exemplar von Upolu. Einfärbig rotbraun. Gattung Periophthalmus Bl., Schn. 117. Periophthalmus koelreuteri Pall. var. argentilineatus eV. Zahlreiche erwachsene und junge Exemplare aus dem Brackwasser der Mangrovesümpfe von Upolu. DEI BIS 19. A. FI. Kopflänge bei erwachsenen Exemplaren zirka3t/, malin der Körperlänge und zirka 4'/,- bis 4°/, mal in der Totallänge ent- halten. Div. Discocephali. Familie Echeneididae. Gattung Echeneis. 118. Echeneis remora L. 1 Exemplar von Upolu. Div. Scleroparei. Familie Scorpaenidae. Gattung Sebastopsis Gill. 119. Sebastopsis guamensis (G. Gaim.) Klunz. 10 Exemplare von Upolu. Gattung Pterois Cuv. 120. Pterois brachyptera C. V. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Synanceia Bl. Schn. 121. Synanceia verrucosa Bl., Schn. 2 Exemplare von Upolu. Vulgärname: Nofu (nach Dr. Krämer). 1408 F. Steindachner, Div. Jugulares. Familie Gobiesocidae. Gattung Crepidogaster Gthr. 122. Crepidogaster samoensis n. sp.” an Cr. tasmaniensis &chr. Viele Exemplare bis zu 3°5 cm Länge, von Upolu. 9:9’515 10,426 bDisazs Pat EN Lee Körper seitlich karminrot, Dorsale und Anale etwas dunkler. Unterseite des Körpers rotgelb. Zuweilen zeigt sich eine gelbe Linie zwischen den hinteren Augenenden an der Oberseite des Kopfes. Kopflänge zirka 3mal in der Total- oder etwas mehr als 21/,- bis 23/, mal in der Körperlänge, größte Kopfbreite 1!/, mal, Augendiameter 5mal, Stirnbreite etwas mehr als 4mal, Länge der Brustflossen etwas mehr als 3mal, Schwanzflosse weniger als 2mal in der Kopflänge enthalten. Die Kopfbreite nimmt an der Schnauze rasch ab. Das vordere Schnauzende ist stumpf gerundet oder nahezu quer abgestutzt. Die Mundwinkel fallen unter das vordere Ende des Auges. An den Seiten beider Kiefer liegt nur eine einzige lockere Reihe verhältnismäßig ziemlich großer Hakenzähne, die zunächst dem Vorderteile der Kiefer ein wenig kleiner werden und deren Spitze nach hinten umgebogen ist. Am Vorderrande des Unterkiefers selbst sind die Zähne der Außenreihe bedeutend kleiner als die seitlich gelegenen, gleichfalls hakenförmig, doch nach innen umgebogen. Es folgen auf die Außenreihe noch 2 Innenreihen bedeutend kleinerer Zähnchen, :so : daß also worne im’ Ühnferkieier 3 Zahnreihen liegen. Ähnlich verhält es sich mit der Bezahnung des vorderen mittleren Teiles des Zwischenkiefers, nur sind daselbst die Zähnchen der Innenreihen noch etwas kleiner als die entsprechenden im Unterkiefer; die Zahl der Innenreihen ist endlich auch größer und die Länge derselben etwas bedeu- tender, daher sie ein wenig nach den Kieferseiten übergreifen. Die Scheibe zwischen den Ventralen ist etwas breiter als lang. Von der Spitze des letzten Dorsal- und Ventralstrahles zieht die Flossenstrahlenhaut genau bis zur Basis des vordersten Fischfauna der Samoa-Inseln. 1409 oberen, respektive unteren Stützstrahles der Schwanzflosse herab. Ventrale mit der Pektorale durch eine Membrane ver- bunden. Crepidogaster samoensis Steind. ist sehr nahe verwandt mit Or. tasmaniensis Gthr.' und vielleicht von letzterem nicht spezifisch verschieden, da sich erstere Art vornehmlich nur durch die geringere Zahl der Analstrahlen von letzterer unter- scheidet. Familie Trichonotidae. Gattung Kraemeria Steind. ({n. g.). Körperform wie Trichonotus. Kiefer bezahnt. Vomer zahn- los. Kopf und Rumpf völlig schuppenlos. Zunge frei, tief lappen- förmig gespalten. Kiemenstrahlenmembran unten gespalten, frei von Isthmus. Flossen wie bei Trichonotus und Hemerocoetes. 123” Kraemeria samoensis n. sp. Zahlreiche Exemplare, bis zu 3:1 cm Länge, gesammelt von Dr. Krämer auf Samoa. Vulgeärname: Tolo. Körperform sehr schlank, Kopf und Rumpf gegen die Kaudale zu stark komprimiert, weiter vorne im Durchschnitt oval. Kopf nach vorne zugespitzt: Unterkiefer vorspringend, am vorderen Ende in ein stumpf-konisches, etwas deprimiertes Läppchen auslaufend. Augen sehr klein, nahe neben einander an der Oberseite des Kopfes gelegen. Zähne im Zwischenkiefer wie im Unterkiefer spitz, sie stehen auf ersterem in einer ziemlich lockeren Reihe, im Unter- kiefer etwas näher aneinander gerückt in einer Doppelreihe. Die Mundwinkel fallen in vertikaler Richtung hinter das Auge. Eine Reihe zarter Läppchen oder Einkerbungen am hinteren Rande des Oberkiefers und am Seitenrande der Unterlippe. Deckel und Vordeckel, bei sehr starker Vergrößerung gesehen, dicht und zart der Länge nach gestreift. Vordeckel am unteren Rande zart gelappt oder sägeartig eingekerbt. Die Anale beginnt in halber Länge des Körpers mit Aus- schluß der Schwanzflosse. Ventralen 6strahlig (1/5), nahe an- 1 Nur nach einem Exemplar beschrieben. 1410 F. Steindachner, einander gerückt, zugespitzt. Die Strahlen derselben nehmen bis zum innersten ziemlich rasch gleichförmig an Länge zu. Die Länge der Ventrale gleicht durchschnittlich der Hälfte der Kopflänge, die viel kürzere Pektorale ist nach hinten stark ge- rundet und wird von 7 Strahlen gebildet. Die oval gerundete Schwanzflosse ist etwas länger als die Ventrale; sie enthält 10 Strahlen und überdies oben wie unten 2 ganz kurze über- häutete Randstrahlen, von denen ein zarter niedriger Hautsaum gegen das hintere Ende der Dorsale wie der Anale über den Rand des Schwanzstieles zieht. Die Dorsale beginnt ein wenig vor dem hinteren Ende der Pektorale in vertikaler Richtung und reicht zirka ebensoweit zu- rück wie die Anale. Sämtliche Dorsal- und Analstrahlen sind einfach. Schwanzstiel kurz. Die Kopflänge ist durchschnittlich 4 mal, die größte Leibeshöhe zirka Y9mal in der Totallänge, die Schnauzenlänge zirka 3mal in der Kopflänge enthalten. oO Kiemenhautstrahlen, 4 Kiemenbogen. Körperfärbung matt bräunlich, hellgelb. Bräunliche Chro- matophoren liegen in der oberen Körperhälfte dicht gedrängt aneinander. Zuweilen verbreiten sie sich über die ganze Höhe des Schwanzstieles und sind nur unmittelbar am oberen Körper- rande durch fleckartige helle Stellen von der Grundfarbe des Rumpfes unterbrochen. Ein bräunliches Fleckchen auf der Basis der Schwanzflosse. D. 17 BiS207 Ar 1b aloe Familie Blenniidae. Gattung Salarias. a. Ohne .oder nur’ mit ‚seichtem, Einschnuseee Rückenflosse. 124* Salarias nitidus Gthr. Samoa (durch das Museum Godeffroy). b.Miteinemtiefen Einschnittin der Rückenflosse: 125 Salarias alboguttatus Kner. 1 Exemplar von Upolu, 4 von Samoa. Letztere von Dr. Krämer gesammelt. Vulgärname: Mano °o. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1411 126. Salarias biseriatus C. V. 3 Exemplare von Savaii. 127. Salarias quadricornis C. V. 1 Exemplar, 11°5 cm lang, von Savaii. Kopflänge 4t/, mal, Leibeshöhe etwas mehr als 4?/, mal in der Körperlänge, Augendiameter unbedeutend mehr als 4mal in der Kopflänge enthalten. Rumpfzeichnung normal, einige wenige himmelblaue Pünktchen unregelmäßig über die Seiten des Rumpfes zerstreut. D. 13/20. A. 23. 128. Salarias lineatus C. V. 1 Exemplar, 10°4 cm lang, von Savaii. Kopflänge 5'/,mal, größte Rumpfhöhe nächst hinter den Pektoralen 6mal, Rumpfhöhe über dem Beginne der Anale zirka 6°/;,mal in der Körperlänge enthalten. Pektorale etwas kürzer als der Kopf, mit 14 Strahlen. Ventrale zirka halb so lang wie der Kopf. DE 1223. A. 20. 129* Salarias striato-maculatus Kner, Steind. 1 Exemplar, Type, durch das Museum Godeffroy er- halten, von Samoa. 150.” Salarias rechingeri n. sp. 1 kleines Exemplar, 3:5 cm lang, von Savaii. DEIS/LI A 27. Kopflänge 4mal, Leibeshöhe 4!/,mal in der Körperlänge (d. i. Totallänge mit Ausschluß der Schwanzflosse) enthalten. Dorsale mit der Schwanzflosse häutig verbunden, nicht aber die Anale. Kein Hundszahn in den Kiefern. Ein ungeteiltes Läppchen über dem Auge, etwa halb so lang wie letzteres. Schnauze steil abfallend. Strahlen der Anale bedeutend nied- riger als die der Dorsale, welche letztere ziemlich tief einge- schnitten ist. 1412 F. Steindachner, Körperseiten hell gelblichbraun, mit 6 bräunlich-violetten Ouerbinden, deren jede durch 2 bis 3 helle Querlinien abge- u teilt ist. Zwischen je 2 Querbinden noch ein etwas hellerer, violetter, kürzerer Querstrich, etwas bis zur Mitte der Rumpf- höhe herabreichend. Unter der Lupe betrachtet, zeigen sich zahllose winzige grauviolette Pünktchen über den ganzen Rumpf zerstreut. Anale und hinterer Teil der Dorsale hell ge- randet. Dorsale grauviolett mit einigen (2 bis 3) hellen Längs- streifen, in etwas schräger Richtung verlaufend. Kopf hell grau- violett, mit silbergrauen geschlängelten Linien in der Wangen- gegend. Eine äußerst schwache Andeutung eines Hautkammes am Hinterhaupte. Gattung Exalias Jord. et Everm. 131.* Exalias brevis (Kner) Jord. et Everm. 2 typische Exemplare von Samoa, in den Sammlungen des Wiener Museums. Gattung Petroscirtes Rüpp. 132. Petroscirtes mitratus Rüpp. 1 Exemplar von Upolu. 133.” Petroscirtes tapeinosoma Blkr. Apia (durch das Museum Godeffroy erhalten). 134.” Petroscirtes atrodorsalis Gthr. Samoa (aus dem Museum Godeffroy). Gattung Tripterygium Rissv. 135.* Tripterygium hemimelas Kner. Samoa. 136.* Tripterygium minutum Gthr. Apia. Fischfauna der Samoa-Inseln. 12 Subordnung Pediculati. Familie Antennariüdae. Gattung Antennarius Commers. 137. Antennarius commersonii Gthr. var nigromaculatus. 1 Exemplar, 8:5 cm lang, von Upolu. Es entspricht in der Zeichnung des Körpers genau dem von Dr. Günther in »Fische der Südsee« auf Tafel 102, Fig. A, abgebildeten Exemplare. Spitze der Pektoralstrahlen intensiv gelb. Wegen der dunklen Grundfarbe des Körpers treten die runden schwarzen Flecken nur undeutlich hervor. Subordnung Plectognathi. Div. Selerodermi. Familie Balistidae. Gattung Balistes (Artedi) Lin. 138. Balistes (Balistapus) aculeatus Lin. 4 Exemplare von Upolu. 139. Balistes (Balistapus) undulatus Mungo Park. 9 Exemplare von Upolu. 140. Balistes (Balistapus) rectangulus Bl., Schn. 1 Exemplar von Savaii. 141. Balistes (Balistapus) niger Mungo Park. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Monacanthus Cuv. Subgattung Cantherines Swains. 142. Monacanthus (Cantherines) sandwichiensis (G. Gaim.) Fowler (= Monacanthus pardalis Rüpp.). 1 Exemplar, 13:2 cm lang, von Savaii. 1414 F. Steindachner, Gattung Alutera Cuv. Subgattung Osbeckia Jord. et Everm. 143. Alutera (Osbeckia) scripta (Osb.) Jord. et Everm. 1 Exemplar von Upolu, 63°5 cm lang. Kopflänge 14'4 cm, Rumpfhöhe 16°2 cm, Länge der Schwanzflosse 19 cm. 2.2D:. 19.2246. RB 11. Kopf und Rumpf mit rundlichen dunklen Flecken. Familie Ostraciontidae. Gattung Ostracion L. 144. Ostracion cornutus L. 1 Exemplar von Upolu. Div. Gymnodontes. Familie Tetrodontidae. Gattung Tetrodon L. 145. Tetrodon nigropunctatus Bl., Schn. 1 erwachsenes Exemplar von Upolu. 146. Tetrodon immaculatus Lacep,, var. virgata Richards. (= manillensis [Proce)). 2 Exemplare von Upolu. 147.* Tetrodon hypselogenion Blkr. 1 Exemplar von Samoa (Koll. Dr. Krüger). Gattung Canthigaster Swains. (Anosmius Pet.) 148.* Canthigaster amboinensis Blkr. 1 Exemplar von Samoa. Das Wiener Museum besitzt von derselben Artnoch 1 Exem- plar von Amboina. Beide stimmen in der Körperzeichnung ziemlich genau mit Dr. Bleeker’s Abbildung im » Atlas Ichthyo- loque des Indes orient. n&erland.« T. V, tab. IX, Gymnod., Fig. 7, überein, doch fällt der Kopf vom Hinterhauptkamme merklich steiler nach vorne ab, daher die Körperform ein wenig Fischfauna der Samoa-Inseln. 1438 gedrungener als in der erwähnten Abbildung erscheint. Das von Dr. Rechinger gesammelte Exemplar ist 8°8cm lang, die Kopf- länge desselben zirka 2°/, mal in der Körperlänge oder zirka 3mal in der Totallänge, der Augendiameter 5mal, die Stirn- breite etwas weniger als 3mal, die Schnauzenlänge unbe- deutend mehr als 1!/,mal in der Kopflänge enthalten. (Bei dem kleineren Exemplare von Amboina ist die Kopflänge im Ver- hältnis zur Totallänge unbedeutend geringer und zirka 3!/, mal in letzterer, der Augendiameter 5mal in der Kopflänge enthalten.) Stirne zwischen den Augen querüber konkav; obere Profillinie des Kopfes gerade verlaufend. Kaudale am hinteren Rande sehr schwach konvex. Die Dorsale enthält bei beiden Exemplaren 10 Strahlen, von denen der erste ungespalten ist. Sämtliche Flossen sind ungelfleckt. Oberseite des Kopfes mit dunklen Querstreifen. Vom Augenrande laufen zarte dunkle Linien radienförmig nach vorne, unten und hinten aus. Zahlreiche schräge (nach vorne und unten) gestellte Reihen dunkelblauer Fleckchen an den Seiten desKopfes bis in die Brustgegend zurück, stellenweise im unteren Teile der Wangen zu Streifen sich vereinigend. Bei dem Exemplare von Samoa verlieren sie sich aber im vorderen Teile des Schnauzen- abfalles. Zahlreiche punktförmige dunkle Fleckchen (im Leben blau) mit breiter heller Einfassung an den Seiten des Rumpfes. Am oberen Teile des Vorderrumpfes fehlen sie bei dem Exemplare von Samoa. Die dazwischen gelegenen größeren dunkelbraunen ovalen Fleckchen sind bei dem uns von Amboina vorliegenden Exemplare zahlreicher als bei jenem von Samoa. Dorsale, Pektorale, insbesondere die Anale sind nächst ihrer Basis dunkelbraun. Kopf und Bauchgegend mit zarten Stachelchen besetzt, diein der dicken Körperhaut halb verborgen liegen; Schwanz- gegend glatt. Bei dem Exemplare von Amboina aber fühlt sich der ganze Körper rauh an. D. 1/10. A. 1/10. 149.* Canthigaster margaritatus (Rüpp.) Blkr. 2 Exemplare von Samoa (Koll. Dr. Krämer), im Museum zu Stuttgart. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 95 1416 F. Steindachner, Subordnung Percesoces. Familie Mugilidae. Gattung Mugil (Artedi) Lin. 150. Mugil waigiensis G. Gaim. 2 junge Exemplare und I erwachsenes, 45 cm lang, von Upolu. Vulgärname: "Afa oder Manase (nach Dr. Krämer). 151. Mugil kellartii Gthr. 2 Exemplare, 11 und 12°5 cm lang, von Upolu, dürften zu dieser Art gehören. D. 4/!/,. A. 3/9. L.1.34.L. tr. 10 zur-V., IT, zuge ger Größte Leibeshöhe 4mal in der Körperlänge oder 5mal in der Totallänge, Kopflänge etwas mehr als 3°/,mal in der Körperlänge oder unbedeutend mehr als 4!/,mal in der Total- länge, Augendiameter 4mal, Stirubreite etwas mehr als 2?/,mal, Schnauzenlänge unbedeutend mehr als 4mal, Kopfbreite etwas mehr als 1?/, mal in der Kopflänge, geringste Höhe des Schwanz- stieles 2!/,mal in der größten Rumpfhöhe enthalten. Die Unterkiefer treten unter einem stumpfen Winkel zusammen. Die Unterkieferäste schließen an der Unterseite des Kopfes aneinander. Das Öberkieferende ist bei ge- schlossenem Munde äußerlich nicht sichtbar. Fettlid des Augenrandes dünn, vor wie hinter dem Auge mäßig entwickelt. Der Beginn der 1. Dorsale fällt fasst um eine Augen- länge näher zur Basis der Schwanzflosse als zum vorderen Kopfende, die Spitze der Brustflosse vertikal unter den Beginn der 1. Dorsale. 2. Dorsale und Anale beschuppt. Die Pektorale ist etwas kürzer als der Kopf, die Länge derselben zirka 1!/.mal, die der Ventrale unbedeutend mehr als 1!/,mal, dieHöhe der 1. Dorsale zirka 2mal in der Kopflänge enthalten. 152. Mugil rechingeri n. sp. 6 Exemplare, 12 bis 13 cm lang, von Upolu. D./4f,.CA.8/O87L.ıd 3b: B33taie Ib Bauchl. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1417 Auge vorne ohne Fettlid. Die Leibeshöhe gleicht nahezu der Kopflänge und ist 4°/,mal in der Totallänge, die Kopflänge 3°/,mal in der Körperlänge oder etwas mehr als 41/,mal in der Totallänge, der Augendiameter 3°/,mal, die Stirnbreite 21/, mal, die Schnauzenlänge etwas mehr als 4mal, die Kopfbreite zirka 1?/, mal, die Länge der Brustflossen etwas mehr als 1!/,mal, die der Ventralen 1?/,mal in der Kopflänge enthalten. Das hintere Ende des Unterkiefers ist bei geschlossenem Munde äußerlich nicht sichtbar. Die Unterkieferäste stoßen unter einem stumpfen Winkel vorne zusammen. An der Unterseite des Kopfes lassen sie vorne einen kleinen schmalen Zwischenraum frei. Eine kleine grubenartige Vertiefung vor dem Vomer. Die Achselschuppe ist zirka 1?/,mal in der Länge der Brustflossen enthalten. Das hintere Ende der Anale fällt nur wenig hinter das Ende der 2. Dorsale, die Spitze der angelegten Pektorale ein wenig vor den Beginn der 1. Dorsale, welche etwas näher zur Schwanzilosse als zum vorderen Kopfende liegt. Die Höhe des stark komprimierten Schwanzstieles ist zirka 2t/,mal in der größten Rumpfhöhe enthalten. 20 Schuppen vor der 1. Dorsale bis zum Schnauzenrande. Die 2. Dorsale und die Anale sind stark überschuppt. Familie Polynemidae. Gattung Polydactylus Lace£p. 153. Polydactylus plebejus Brouss. 2 Exemplare, 33 und 37 cm lang, von Upolu. Kopflänge 3!/,mal, Leibeshöhe etwas weniger als 4mal in der Körperlänge. Der obere Lappen der Schwanzflosse ist länger als !/, der Körper- oder !/, der Totallänge. Familie Scombresocidae. Gattung Hemirhamphus Cuv. 154. Hemirhamphus far (Forsk.) Rüpp. 1 Exemplar von Upolu, 398 cm lang. Unterkiefer etwas mehr als 4!/,mal in der Körperlänge. 95 1415 F. Steindachner, Gattung Hyporhamphus Gill. 155. Hyporhamphus samoensis n. sp. 2 Exemplare, 18:6 und 19’4 cm lang, von Upolu. Kopflänge genau oder etwas mehr als 3mal in der Total- länge, der vor der Intermaxillarplatte gelegene Teil des Unter- kiefers zirka 1'/,mal, Augenlänge sowie die Stirnbreite 7 mal in der Kopflänge oder zirka 1!/,mal in dem postorbitalen Teil des Kopfes, Länge des unteren Kaudallappens zirka 2!/, mal, Länge der Pektorale zirka 3°/,mal, die der Ventrale zirka 6°/„mal in der Kopflänge enthalten. Zwischenkieferplatte ebenso lang wie breit. Die,. Einlenküngsstelle. ..der Ventrale., liegt, um oder 1 Augenlänge näher zur Basis der Schwanzflosse als zum hinteren Kopfende. Die Dorsale sowie die Anale zeigen je 14 bis 15 Strahlen. Der Beginn der Dorsale fällt in vertikaler Richtung ganz unbedeutend vor dem der Anale. Der; Veerlauf,,der, Seitenlinie ist, durch eine-Doppelschhe schwarzbrauner Strichelchen und Punkte scharf markiert. Zwischen dem hinteren Kopfende und dem Beginne der Dorsale liegen zirka 58 Schuppen in einer Längsreihe. Die oberhalb der silbergrauen Längsbinde des Rumpfes gelegenen Schuppen sind am Rande dicht braun punktiert. Der obere und untere Rand des unteren Kaudallappens ist zart schwarzbraun gerandet, minder scharf der Vorderrand der Dorsale. D. 14 bis 15. A. 14 bis215. 1.21. zirkas97 8: Subordnung Catosteomi. Familie Aulostomidae. Gattung Aulostoma Lac£p. 156. Auiostoma valentini Blkr. 1 Exemplar, 35 cm lang, von Upolu. Dasselbe stimmt in Zeichnung und Färbung ziemlich genau mit dem von Dr. Günther abgebildeten Exemplare (Fische der Südsee, Tat. 125, SEig?5) übereiı Dres ne 2.sowie die 3. und 4. braune Längsbinde des Rumpfes fließen Fischfauna der Samoa-Inseln. 1419 jedoch in dem zwischen der.’ 2. Dorsale und der Anale gelegenen Rumpfteile zu je einer Binde zusammen. Kopflänge etwas weniger als 3mal in der Körperlänge, Leibeshöhe zwischen dem Beginn der 2. Dorsale und der Anale etwas mehr als 13mal in der Körper- oder fast 4°/, mal in der Kopflänge, Leibeshöhe über der Ventrale etwas mehr als 5mal, Länge des schlanken Schwanzstieles 3°/,mal in der Kopflänge, Augendiameter 8!/,mal in der Schnauzen-, un- bedeutend mehr als Ilmal in der Kopflänge enthalten. Der hinter dem Auge gelegene Teil des Kopfes ist 3mal länger als das Auge. Die Höhe des Schwanzstieles gleicht 1 Augenlänge. 1. Dorsale mit 9 Stacheln. Familie Fistulariidae. Gattung Fistularia L. 157. Fistularia petimba Lac&p. sec. Jenkins, Jord. et Everm. (= Fistularla depressa Gthr.). 1 Exemplar, ohne Schwanzfaden 1 n lang, von Savatii. Kopflänge 35:3 cm, Schnauzenlänge 26 cm, Augen- diameter 2.6 cm, g1:ößte, Rumpfbreite 9 :2,.cm. Familie Syngnathidae. Gattung Doryrhamphus Kaup. (= Doryichthys Kaup.,, Gthi.). 158. Doryrhamphus pleurotaenia (Gthr.) Jord. et Everm. 1 Exemplar, 51 cm lang, von Samoa, gesammelt von Du Krämer. Kopflänge etwas weniger als 4!/,mal in der Körperlänge, größte Rumpfhöhe zirka 3!/,mal, Schnauzenlänge unbedeutend mehr als 2mal in der Kopflänge enthalten. Vulgärname: Isealeva. Subordnung Heteromi. Familie Tierasferidae. Gattung Tierasfer Cuv. 159. Tierasfer homei (Richards.) Kaup. Il Exemplar von Savaii, 9 cm lang. Kopflänge 11!/, mm. Leibeshöhe 8!/, mm. 1420 F. Steindachner, Subordnung Ostariophysi. Familie Cyprinidae. Gattung Carassius Nils. 160. Carassius auratus (L.) Blkr. 4 Exemplare, 8 bis 12 cm lang, aus dem Kratersee Lantoo auf Upolu. L. 1. 23+1. Über der Seitenlinie 5 Schuppen in einer vertikalen Reihe bis zum Beginn der Dorsale. Familie Siluridae. Subfamilie Clariinae. Gattung Plotosus Lacep. 161. Plotosus arab (Forsk.) Blkr. Sehr gemein bei Upolu in Rifflagunen. Vulgärname: Apoa (nach Dr. Krämer). Subordnung Apodes. Familie Anguillidae. Gattung Anguilla (Thunb.) Cuv. 162. Anguilla mauritiana (Benn.) 1 Exemplar, 52:5 cm lang, gefarıgen unter dem Wasserfall Papase-ea auf Upolu. Länge des Kopfes 9cm, die des Schwanzteiles 29 cm; Abstand der Kiemenspalte vom Beginne der Rückenflosse 6°7 cm. Der Beginn der Dorsale ist von jenem der Anale 10.2 cm entfernt und der Abstand des hinteren Kopfendes von der Anale beträgt zirka 16 cm. Der Augendiameter ist etwas mehr als 2mal in der Schnauzenlänge enthalten. Das hintere Ende des Auges fällt um zirka °/, einer Augenlänge vor den Mundwinkel. Rumpf dunkel marmoriert. Gattung Nettastomops Steind. Diese Gattung unterscheidet sich von Nettastoma in der Art der Kieferbezahnung. Die Kiefer sowie der Vomer sind nur Fischfauna der Samoa-Inseln. 1421 mit einer einzigen Reihe spitzer Zähne bewaffnet, die überdies nicht dicht gedrängt nebeneinander stehen. Die vorderen Narinen münden am oberen Ende eines (paarigen) häutigen Röhrchens, das an der Oberseite der Schnauze, und zwar nächst dem Seitenrande derselben liegt, die hinteren Narinen nahe vor dem Auge. Dorsale und Anale sind ziemlich hoch, insbesondere die Dorsale. 163. Nettastomops barbatula Steind. (Anzeiger der kaiser!. Akad. der Wiss, Jahrg, 1906, Nr. XVII, 21./Vn). 1 Exemplar, 58°5 cm lang, von Upolu. Die Rumpfhöhe ist sehr gering und beträgt an der höchsten Stelle nur 1cm; die Kopflänge, bis zur Kiemenspalte gemessen, erteicht kaum. !/,, der Totallange, indem sie sich zu lefzterer wie 34 zu 585 verhält. Die Länge der Mundspalte ist etwas mehr als 2?/,mal, die der Schnauze etwas mehr als 6mal, der Augendurchmesser zirka 19 mal in der Kopflänge oder fast Smal in der Schnauzen- länge, die Stirnbreite gleichfalls zirka 3mal in letzterer enthalten. Das Auge nimmt die ganze Höhe der vertikal abfallenden Kopfseite ein und liegt genau in der Längenmitte der Mundspalte. Das hornartig aufgebogene zylindrische zarte Tentakel am vorderen Ende der Schnauze ist etwas länger als die 3 gleichfalls zylindrischen Tentakeln am Vorderrande des Unterkiefers sowie das Post-Symphysealtentakel an der Unter- seite des Kopfes und gleich diesem gelblich. Die vorderen Narinen münden vorne nächst dem Seiten- rande der Oberseite der Schnauze an der verjüngten Spitze einer breiteren häutigen Röhre. Die vorderen Narinen liegen nahe vor den Augen hart am oberen Ende des seitlichen Schnauzenabfalles. Oberseite des Kopfes von der Schnauzen- spitze an bis ziemlich weit hinter den Augen querüber flach. Der Beginn der Dorsale fällt nahezu um !/, Schnauzen- länge näher zur Kiemenspalte als zum vorderen Kieferende. Sie erreicht ihre größte Höhe gegen Ende des zweiten Drittels der Totallänge und übertrifft daselbst die Höhe des darunter liegenden Rumpfstückes. Erst nächst der Schwanzspitze 1422 F. Steindachner, nimmt sie rasch an Höhe ab. Das Schwanzstück des Körpers ist zirka 21/,mal.länger als der Rest des Körpers. Die Anal- mündung liegt hart vor dem Beginn der Analflosse, welche bedeutend niedriger als die Dorsale ist. Beide Flossen umgeben saumartig das in eine zarte Spitze auslaufende Rumpfende. Rumpf und Flossen violett, der gelbe Randsaum .der Dorsale ist viel breiter als der der Anale. Gattung Liuranus Blkr 164. Liuranus semicinctus (Benn.) Gthr. 1 junges Exemplar von Upolu. Gattung Moringua Gray. 165. Moringua (Aphalmichthys) macrocephala. 1 Exemplar von Upolu. Totallänge 37'4 cm, Kopflänge 42 mm, Leibeshöhe 10 mm, Länge der Mundspalte 5 mm, Länge der Schnauze o mm, Augenlänge 2 mm. Der schmale Flossensaum am erde zeigt unter der Lupe deutliche Faserstrahlen. Familie Muraenidae. Gattung Echidna Forst. 166. Echidna zebra (Shaw) Blkr. 2 erwachsene Exemplare von Upolu. Eines derselben wurde skelettiert. Unter der Körperhaut liegen zwei Reihen dicht neben einander gelagerter Knochen- platten, und zwar die obere hart unter der Basis der Dorsale, die zweite in mäßiger Entfernung unter der oberen, oberhalb der Höhenmitte des Rumpfes. Nach außen sind diese Platten glatt, flach, an der Innenseite derselben liegt eine diagonale kammartige Leiste. In der oberen en: zählt man 127, in der unteren 125 Platten. 167. Echidna nebulosa (Ahl) Jenk. 3 Exemplare, erwachsen und jung, von Upolu. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1423 168. Echidna polyzona (Richards.) Blkr. 1 Exemplar, 5°6 cm lang, von UÜpolu. Die Zahl der breiten braunen Querbinden beträgt bei demselben 30. Die vorderste Binde umfaßt die Schnauzenspitze, ae elieer in. der Ausengegend, ‘die 3. bereits viel? sroßere unmittelbar hinter dem Mundwinkel. Die beiden ersten dieser Ringe fließen zuweilen ganz oder teilweise zusammen. Die hellen Zwischenräume zwischen den braunen Ringen sind sehr schmal, die Ringe selbst scharf abgegrenzt und deren Ränder nicht ausgezackt. Ein zweites größeres Exemplar von gleichem Fundorte ist 24-5 cm lang. Es entspricht genau Richardson’s Abbildung mEr7001. 01 (me, Voy: ol the sulphur«, Taf.-55, Fig. I Die dunklen Leibesringe sind braunviolett, viel schmäler als bei dem jungen früher erwähnten Exemplare, an den Rändern mehr oder ' minder ausgezackt, die hellen Zwischenräume dagegen verhältnismäßig breiter und zugleich zart gesprenkelt. Die Zahl der dunklen Querringe 28, respektive 29 bei Hinzu- rechnung des kleinen Fleckes an der Kaudalspitze. 169. Echidna xanthospila Blkr. 1 Exemplar von Upolu. Gattung Gymnothorax Bl. Schn. 170. Gymnothorax undulatus (Lace£p.) Jenk. 8 Exemplare von Upolu. 171. Gymnothorax reticularis Bl. 1 Exemplar von Upolu. 172. Gymnothorax fimbriatus (Benn.) Steind. 2 junge Exemplare von Upolu. 173. Gymnothorax richardsonii Blkr. 8 junge Exemplare von Savaii. Gattung Strophidon Blkr. 174. Strophidon brummeri Blkr. 1 Exemplar von Upolu. 1424 F. Steindachner, Subordnung Malacopterygii. Familie Clupeidae. Gattung Clupea. 173. Elupea rechingeri n_ sp. 2 Exemplare von Upolu. Leibeshöhe 31/,mal, Kopflänge fast 3!/,mal in der Körper- länge, Augendiameter 31/, bis 3!/,mal, Schnauzenlänge 3mal in der Kopflänge enthalten. Der Oberkiefer reicht in vertikaler Richtung bis zur Augen- mitte und ist nahezu halb so lang wie der Kopf. Deckel, Vor- deckel und auch die Wangen sind zart gestreift. Die Ventrale beginnt vertikal vor der Mitte der Dorsale, und zwar fast um 1 Schnauzenlänge näher zur Basis der Kaudale als zum vorderen Kepfende. Die Schwanzflosse ist etwas kürzer als der Kopf. Schuppen festsitzend. Die Bauchsäge zeigt 17+13 Zähne bis zur Analmündung. Zwischen der Ventrale und Anale ‚springen sie ganz deutlich vor. Rumpf auf den 3 oberen Schuppenreihen stahlblau. Die Längsbinde des Rumpfes ist bläulichweiß und mit einem etwas dunkleren Streif gesäumt. Weiter hinab ist die Rumpffärbung silberweiß. Die Spitzen der Schwanzflossenlappen und der Innenrand derselben sind dunkel angeflogen. Dorsale sehr zart dunkel punktiert. D. 16. A. 19. L. 1. 43 bis 44. L. tr. 11. 176. Clupea (Harengula) atricauda Gthr., Blkr. 2 Exemplare von Upolu. Die Kopflänge sowie die Leibeshöhe gleichen !/, der Körperlänge. Die Profillinie des Bauches ist etwas stärker konvex als die des Rückens. Gattung Engraulis. 177. Engraulis indicus V. Hass., Day. 1 Exemplar, 10:5 cm lang, von Upolu. Beide Kiefer sind fein gezähnt. Eine Silberbinde an den Seiten des Rumpfes. Die Länge des Oberkiefers gleicht der des Kopfes mit Ausschluß der Schnauze. Fischfauna der Samoa-Inseln. 1425 Leibeshöhe fast 6mal (mehr als 5°/,mal), Kopflänge zirka 4?/, mal in der Körperlänge. Subordnung Selachii. Familie Carchariidae. Gattung Carcharias Cuv. 178. Carcharias (Prionodon) limbatus M. et H. 1 Exemplar, über 1m lang, 9, von Upolu. ch £ SEHON ‚a er His M assdmil.lnoboroch BE 1427 Über die systematische Bedeutung des feineren Baues der Antherenwand von Fr. Näbelek. Botanisches Institut der k. k. Universität in Wien. (Mit 4 Tafeln.) Vorgelegt in der Sitzung am 2. Juli 1906. Die Wand der reifen Anthere besteht in der Regel aus zwei Zellschichten: der Epidermis und der darunter liegenden Faserschicht. Die Epidermis ist das Schutzgewebe, das einen Abschluß der Antherenwand nach außen bildet, während die Faserschicht (das Endothecium) eine für die Pflanze hoch- wichtige Aufgabe zu erfüllen hat, nämlich die Dehiszenz der Anthere herbeizuführen. Der Entwicklungsgang der Anthere ist hinlänglich be- kannt:(1)! Die Epidermis ist hervorgegangen ausdem Dermatogen der ersten Anlage. Es kommen in demselben fast nur radiäre Teilungen vor, so daß die Epidermis immer einschichtig ist. Der Pollen ist hervorgegangen aus dem Archespor, das sich im Innern des Gewebes der jungen Anthere sehr bald differenziert und entweder als einfache Zellreihe die Anthere der Länge nach durchläuft (Anautia) oder als Zellschichte (Hyoscyamus) oder als Zellkomplex auftritt (Symphytum). Aus dem Archespor bilden sich die Pollenmutterzellen gewöhnlich, nachdem die Archesporzellen perikline und antikline Teilungen eingegangen sind. In einzelnen Fällen gehen aus den Archesporzellen die Pollenmutterzellen hervor ohne vorangehende Teilung der- selben, so daß die Pollenmutterzellen ebenfalls als eine ein- fache Zellreihe parallel zur Längsachse der Anthere an- geordnet sind oder eine meist rinnenförmig gegen das 1 Literaturverzeichnis. 1428 Fr. NäbE&lek, Konnektiv gebogene Zellschichte darstellen (z. B. Thunbergia, Taf. IV, Fig. 1, 2). Die Pollenkörner werden aus den Pollen- mutterzellen gebildet, indem die Wände derselben verschleimen und der Inhalt sich in Tetraden teilt (Taf. IV, Fig. 2). Jede der so entstandenen Zellen bildet sich zu einem Pollenkorn aus. Das Archespor ist von mehreren Zellschichten umgeben, welche durch perikline Teilungen aus einer unter der Epidermis liegenden Zellschicht hervorgegangen sind. Die Zellen der das Archespor zunächst umgebenden Schichte vergrößern sich stark und werden sehr inhaltsreich: sie bilden das Tapetum. Dieses hat die Aufgabe, die sich weiter entwickelnden Archespor- zellen bis zu ihrer Ausbildung zum Pollen mit Nahrung zu versorgen. Die Tapetumzellen sind sehr dünnwandig, so daß die in ihnen aufgespeicherten Stoffe leicht dem sporogenen Gewebe zugeführt werden können; sehr bald treten in ihrem Innern Vakuolen auf, die sich immer mehr vergrößern, bis endlich der ganze Inhalt verbraucht ist und die Zellschicht nur mehr als ein dünnes Häutchen zu sehen ist (vergl. Laf..l,.Fig;. 1; 22, Taf. IV, Eig. 67.27). Eine /ederzarwe Wandschichten, die sich an das Tapetum nach außen an- schließen, bleiben dünnwandig und kollabieren bei der Weiter- entwicklung der Anthere. Die Zellschichte unmittelbar unter der Epidermis (auch zwei, drei unter der Epidermis liegende Schichten) ist diejenige, welche sich zum Endothecium um- wandelt. Die Zellen wachsen heran, zeigen deutlichen proto- plasmatischen Inhalt und einen Zellkern und meist sehr reichlich Stärkekörnchen. Erst ziemlich spät, meist wenn der Pollen schon beinahe reif ist, treten auf den Wänden dieser Zellen faserförmige Verdickungen auf, wobei die Stärke auf- gebraucht wird. Protoplasma und Zellkern bleiben oft lange Zeit erhalten und sind bisweilen noch nach der Dehiszenz der Antheren vorhanden. Ist die Anthere reif, so öffnen sich die Pollensäcke in den weitaus meisten Fällen durch je einen Längsriß und die Valveln rollen sich nach außen um ihre Längsachse. Viel seltener sind die Fälle, daß die Pollensäcke sich durch Klappen öffnen (zZ. B. Berberidaceae), oder durch Poren (Ericaceae) oder durch lokal beschränkte Risse ihren Pollen entleeren. (2) Die Aufrißlinie ist Bau der Antherenwand. 1429 in der Regel genau präformiert als die Partie der geringsten Festigkeit der Wand. Entweder werden die Zellen allmählich kleiner und die Wand dadurch dünner und weniger wider- standsfähig oder es treten in der Dehiszenzlinie von den übrigen verschiedene Zellen auf, die durch ihre Beschaffenheit (dünne Wände, Kleinheit...) den Verlauf des Risses be- stimmen. Die Zellen der Präformationslinie sind nicht immer bloß passiv am Dehiszenzvorgange beteiligt, sondern es kommt ihnen in manchen Fällen auch eine aktive Rolle zu (Flelleborus, Acanthus...). Die Bildung der Poren der Ericaceen-Antheren beruht nach Artopoeus (3) auf Resorption gewisser Wand- partien. Die zur Dehiszenz notwendige Kraft wird, wie schon Mirbel (4) erkannt hat, von der »lame contractile«, der Faser- schicht geliefert. Das Studium dieser Schicht nahm später Purkinje (5) auf, der zahlreiche Beobachtungen machte, aber infolge der unzureichenden Optik der damaligen Mikroskope den Bau der Faserzellen nicht richtig deutete. Von ihm rührt her die Bezeichnung »Exothecium« für die Epidermis, »Endo- thecium« für die Faserschicht. Mohl (6) bestätigte die Ansicht Purkinjes, daß die Fasern auf den Seitenwänden paraliel zu- einander von außen nach innen laufen und auf der Innenfläche viel häufiger sind als auf der Außenfläche, hier mitunter ganz fehlen. Die Entstehung von Spannungen leitete er aus den Schrumpfungsdifferenzen der dünnwandigen und der dick- wandigen Partien der Faserzellen ab. Zahlreiche Antheren hat dann Chatin (7) untersucht und ist besonders auf den ana- tomischen Bau derselben eingegangen. Das Hauptprinzip im Baue des Endotheciums ist, Biegungs- widerstände zu schaffen, durch die das Krümmen der Valveln bedingt ist. Die Zellwände des Endotheciums zeigen in der Regel folgenden Bau: die Außenwände der Zellen, d.h. die der Epidermis zugewendeten Wände, sind dünn und frei von Ver- dickungen; die Seitenwände sind durch faserartige Verdickungs- leisten ausgesteift, die senkrecht auf die Längsachse der Anthere, also von der Außenwand gegen die Innenwand hin verlaufen und sich auf der Innenwand sternförmig oder netz- artig verbinden oder zu einer Platte verschmelzen; oder sie 1430 Fr. Näbelek, verlaufen mehr oder weniger parallel zueinander über die Innenfläche, ohne zu anastomosieren. Wenn sich die Faser- verdickungen auch über die Außenwände fortsetzen, so sind sie hier doch in der Regel schwächer und weniger zahlreich als auf den Innenwänden. Es kommt aber auch vor, daß die Fasern kontinuierliche Ringe oder Spiralen bilden, die die Außenwände ebenso aussteifen wie die Innenwände; in den meisten Fällen erscheinen aber die Innenwände der Faser- zellen stark ausgesteift, während die Außenwände der Aus- steifungen entbehren oder beinahe entbehren. Nach der Form der Faserzellen und dem Verlaufe der Fasern wurden die Zellen als Griffzellen (Sternzellen), Stuhlzellen, Bankzellen, U-Zellen, Ringzellen, Spiralzellen unterschieden. Griffzellen nennt man jene Zellen, die von mehr oder weniger würfel- förmiger Gestalt sind. Die Faserverdickungen verbinden sich auf der Innenwand sternförmig, steifen die Seitenwände als ungefähr parallel verlaufende Leisten aus, treten aber auf die Außenwand nicht oder nur wenig über. Verschmelzen die faserförmigen Verdickungen auf der Innenfläche plattenartig miteinander, so wird eine solche Zelle als Stuhlzelle bezeichnet. Ist die Zelle bei sonst gleichem Baue langgestreckt, so nennt man sie Bankzelle. U-Zellen entstehen, wenn die Verdickungen U-förmige Leisten darstellen, die miteinander nicht in Ver- bindung treten, sondern etwa parallel zueinander über die Innen- und Seitenflächen verlaufen und die Außenwand frei- lassen. Wenn die Verdickungen auch die Außenwand um- spannen, also geschlossene Ringe sind, heißen die Zellen Ring- zellen, wenn die Verdickungen spiralig über die Wände ver- laufen, Spiralzellen. Zwischen allen diesen Formen finden sich alle möglichen Übergänge. Schon Purkinje versuchte es, eine Erklärung für die Art und Weise des Dehiszenzvorganges zu finden und diese Frage tritt bei den späteren Untersuchungen immer mehr in den Vordergrund. Mohl und Chatin glaubten, daß der Epidermis bei der Dehiszenz neben dem Endothecium eine bedeutende Rolle zufalle, Chatin zog sogar das von ihm entdeckte Tapetum zur Erklärung der Dehiszenz heran. Mohl sah den Grund der auftretenden Spannungen in den Schrumpfungs- Bau der Antherenwand. 14341 differenzen zwischen den dickwandigen und den dünnwandigen Partien der Antherengewebe. Schinz (8) wies nach, daß sich die Epidermis bei der Dehiszenz bloß passiv verhält. Er ver- mutete, daß der Grund der Auswärtskrümmung der Valveln darin liege, daß die an das Zellumen grenzenden Partien der Fasern stärker quellbar seien als die weiter auswärts gelegenen Teile derselben, daß infolgedessen die Fasern beim Aus- trocknen ihre freien Enden einander zu nähern suchten. Schrodt (9) und Leclerc du Sablon (10) schließen sich wieder der Ansicht Mohl’s an insofern, als sie annehmen, die Spannungen seien zurückzuführen auf die Schrumpfung der dünnen Membranpartien der Faserzellen im Gegensatze zu den nicht oder nur minimal schrumpfenden verdickten Partien. Leclerc du Sablon erklärt diesen Schrumpfungsunterschied, ndemzer annimmt, '/die‘" Kasern’ seien verholzt, die dünnen Partien nicht. In mehreren Arbeiten beschäftigt sich Stein- brinck (11) mit dem Probleme der Wirksamkeit der Faser- schicht. Gestützt auf die Micellartheorie von Nägeli und die durch Zimmermann (12) beobachtete und von Schwende- ner (13) durch Messungen sichergestellte Anisotropie der Zell- membran hinsichtlich des Maßes der Wassereinlagerung beweist er durch Messungen und durch Zuhilfenahme des Polarisationsmikroskopes, daß die Quellbarkeit der Membran der Faserzellen parallel zum Verlaufe der Fasern viel kleiner ist als senkrecht auf diese Richtung. Infolgedessen müssen die Membranen in der Richtung senkrecht auf die Fasern viel stärker schrumpfen als parallel zu denselben. Die Fasern sind nur als Widerstände aufzufassen; die Außenwände der Faser- zellen hält er für ganz unwirksam und schreibt die ganze Wirkung den dünnen Partien der Seitenwände zwischen den Fasern zu. Später aber schließt er sich der Meinung Kamerling’s (14) an, die Ursache der Krümmung der Valveln sei in der Adhäsion des aus dem Zellumen schwindenden Füll- wassers an die Wände zu suchen und sucht es in mehreren Abhandlungen zu beweisen (15). Derselben Ansicht ist Schrodt (16), allerdings nur, was die erste Bewegung der Val- veln beim Aufspringen anbelangt. Für die Bewegungen der Val- veln nach der Dehiszenz nimmt er Membranschrumpfungen an. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 96 1432 Fr. Näb£lek, Gegen die »Kohäsionstheorie« wendete sich besonders Schwendener (17), indem er nachweist, daß die Bewegung der Antherenwände erst beginnt, nachdem das »Füllwasser« vollständig aus den Zellen verschwunden ist. Früher noch bekämpfte diese Theorie Brodtmann (18) (zitiert von Colling). In neuester Zeit wies Colling (19) nach, daß die Bewegungen der Antherenwände in den meisten Fällen auf Membranschrumpfungen zurückzuführen sind, in einigen Fällen aber auch die Adhäsion des verdunstenden »Zellwassers« an die Wände in Betracht komme. Für einen Fall (Zuphrasia Serotina) beweist er, daß auch die Epidermis bei der Krümmung der Wand aktiv beteiligt ist. In den meisten Fällen beruht die Wirksamkeit des Endo- theciums auf Folgendem: Die Innenwände der Faserzellen können, da sie nach allen Seiten durch Verdickungen aus- gesteift sind, ihre Gestalt und Größe gar nicht oder nur in beschränktem Maße verändern. (Gedacht wird an die am häufigsten vorkommenden Griff- oder Stuhlzellen.) Dünne \Wandpartien sind verhältnismäßig wenige vorhanden und ihre Schrumpfung kann nicht zur Geltung kommen, da die Fasern fest miteinander verbunden sind und ihre gegenseitige Lage nicht ändern können. Auf den Seitenwänden sind aber zwischen den Verdickungsfasern genug unverdickte Flächen. Die Achse ihrer größten Schrumpfungsfähigkeit steht senkrecht auf den Fasern, sie werden sich also beim Austrocknen in dieser Richtung stark zusammenziehen und die Fasern einander nähern. Die durchwegs unverdickte Außenwand wird durch ihre Kontraktion die Seitenwände in ihrer Wirkung unter- stützen, oder, falls sie sich nicht kontrahieren sollte, sich in Falten legen. Notwendigerweise muß also die Außenfläche der Faserschicht sich vermindern, während die Innenfläche unver- ändert oder nahezu unverändert bleibt. Daher muß eine Spannung entstehen, welche die Vaiveln nach außen zu krümmen trachtet, geradeso wie zwei miteinander verbundene Metallstreifen von verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten sich beim Erwärmen nach der Seite jenes Metalles krümmen, das die kleinere Dehnung aufweist (Duchartre). Aus dem- selben Grunde wirft sich ein Holzbrett nach der Seite, deren Bau der Antherenwand. 1433 Fläche z. B. durch Erwärmen Wasser abgegeben hat und geschrumpft ist. Beim Farnsporangium und denjenigen Antheren, welche auf Bewegungen infolge der Adhäsion des aus dem Zellinnern verdunstenden Wassers eingerichtet sind, wird die äußere Membran der aktiven Zellen mit der Ver- dunstung des Zellwassers nach innen gezogen und die die Seitenwände aussteifenden Faserverdickungen gegen die Mitte der Zelle oben eingebogen. Infolge dessen wird wieder die Außenfläche verkleinert; die Innenfläche bleibt unverändert und die Wand muß sich wieder nach außen rollen. Die Bewegungen der Antherenvalveln sind immer abhängig vom Baue der Endotheciumzellen. So werden z.B. Valveln, deren Endothecium aus Ring- oder Spiralzellen mit Außen- und Innenwänden von gleicher Beschaffenheit besteht, überhaupt keine Krümmungen beim Austrocknen zeigen, sondern ledig- lich durch Schrumpfung kleiner werden. Sobald die Fasern auf der Innenwand anastomosierefi, wird sich ein Auswärts- krümmen einstellen, das um so kräftiger wird, je häufiger die Fasern auf der Innenwand miteinander in Verbindung treten, je größer der Unterschied des Biegungswiderstandes auf der Innen- und Außenwand wird. Ist der Biegungswiderstand auf der Außenseite größer als auf der Innenseite, dann muß ein Einrollen der Valvein nach Innen eintreten (z.B. Acanthus). Es kommt aber auch vor, daß die Valveln sich scheinbar ganz unabhängig vom Verlaufe der Faserverdickungen in den Endotheciumzellen krümmen wie bei Psenderanthemum tuber- culatum und Whitfieldia lateritia, deren Valveln sich nach außen rollen, trotzdem ihr Endothecium aus Ring- und Spiral- zellen besteht mit durchwegs gleichen Innen- und Außen- wänden (Colling). Die Antheren zeigen in der Ausbildung ihrer Wände, besonders in der Faserschicht eine große Mannigfaltigkeit. Festzustellen, ob sich im Baue der Antherenwand auch verwandtschaftliche Beziehungen ausdrücken, ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit. 96* 1434 Fr. Näb£lek, Untersucht wurden die Antheren folgender Pflanzen: Ranunculaceae. Trollius Europaeus L. Helleborus niger L - viridiss): — antignorum A.Br. — dumetorum W.K. — atvorubens W.K. = Pontens A Br. — (ancasicus A. Br. Eranthis hiemalis (L.) Salisb. Nigella arvensis L. — elata Boiss. — DamascenaL. Actaea (spicata) nigra (L.) — (Üimicifuga L. - Agmilegia vulgaris L. Delphinium formosum Boiss. — Manritanicum Coss. — Cheilanthus Fisch. — Przewalsküi Huth. — Caucasicum C. A. Mey. — elatum L. — bicolor Nutt. Aconitum ochroleuncum Willd. — Napellus L. — Kusnezoffii Rchb. — Nenbergense D.C. — Lycoctonum L. — fallacinum Blocki — Ihyraicum Blocki — orientale Mill. — Vulparia Rchb. — Gmelini Rchb. — moldavicum Hacg. Anemone nemorosa L. — ranuncnloides L. — alpinaL. — blanda Schott et Kotschy — HepaticaL. — angulosa Lam. — Pulsatilla L. — vernalis L. Clematis Vitalba L. — jubata Bisch. — Banusseti kult.! — rectaL. — Viticella L. — patens Morr. et Decne. — cylindrica Sims. — alpina (L.) Mill. Ranunculus Flammula L. — Serbicus Vis. — hybridus Biria. u SAardouUs Er — psendo-sardous kult.! — acevL. — bulbosus L. — aconitifolius L. — alpestris L. Thalictrum aquilegifolium L. — trigynum Fisch. — MncidumL. — macrophylium kult.! — petaloideumL. — stlvaticnam Bruege. Paeonia rosea Host. 1 Unter diesem Namen im botan. Garten der k. k. Universität in Wien kultiviert. Bau der Antherenwand. 1435 Magnoliaceae. Magnolia Yulan Dest., Liriodendron tnlipifera L. Berberidaceae. Berberis vulgaris L. Mahonia Aguifolium Nutt. — Darwini Hook. Diphylleia cymosa Mich. Lauraceae. Laurus nobilis L. L. Canariensis Webb. et Berchs Papaveraceae. Chelidonium majus L. Dicentra spectabilis D.C. — Franchetianum kult. Corydalis cava (L.) Schw.etK. Argemone Mexicana kult. — solida (L.) Sm. Papaver somniferum L. —_ imtea, (DEE — Rhoeas L. — ochroleuca Koch. — (Cancasicum J. Hennig Fumaria Anatolica Boiss. — pilosum Libth. et Sm. —..caprveolata!.. — macrostomum Boiss. et I.kureit. Ericaceae. A. Artopoeus: Über den Bau und die Öffnungsweise der Antheren und die Entwicklung der Samen der Ericaceen. Flora 1903, p. 309 bis 345. Nachuntersucht wurden: Erica arboreaL. Rhododendron Indicum Sw. — carneaL. Azalea mollis Blume. — pelviformis Salisb. Epacris impressa Labill. — rubens Andr. — longifolia Car. Calluna vulgaris (L.) Salisb. Kalmia glauca Ait. Vacceinium undnlatum kult. Kalmia angustifolia L. Andromeda polifolia L. Fr. Näbelek, Primulaceae. Primula acanlıs (L.) Jacg. — Auricnla L. — elatior (L.) Jacg. — verticillata Forsk. — (Clusiana Tausch. — viscosa All. — marginata Curt. Androsace Chamaejasme Host. — carneaL. Soldanella alpina L. Nicandra physaloides (L.) Gärtn. Lycium vulgare Dun. Atropa Belladonna L. Scopolia Carmiolica Jacg. Hyoscyamns niger L. —zalbus Physalis Alkekengi L. Saracha viscosa Schrad. Solanum Dulcamara L. — nigvum|L. — pyracanthum Jacg. — sisymbrifolium Lam. — Hedersonii kult. — tuberosum L. — Lycopersicum L. Datura Stramonium L. Lysimachia vulgaris L. — punctalaLl. Anagallis arvensis L. — coerulea Schreb. Cyclamen Europaeum L. — Libanoticnum Hildebr. — (ypricum Unger et Kotschy. — Persicum Mill. — Africanum Boiss. Solanaceae. Datura Wrighti Hort. Cestrum fascicnlatum Miers. — aurantiacnm Lindl. Nicotiana affinis Hort. — quadrivalvis Pursh. — noctiflora Hook. — silvestris Speg. et Comes. — campannlata kult. — rvusticaL. — Tabacum L. — Langsdorfii Schrank. — grandiflora L. Petunia hybrida Hort. Browallia speciosa Hook. Brunfelsia acuminata (Pohl) Beniuh: Acanthaceae. Ihunbergia alata Boj. Strobilanthes anisophyllus Reändegs — Deyrianus kult. Acanthus mollis L. — montanus T. Anders. Aphelandra nitens Hook. Jacobinia sp. Ruellia longifolia (Pohl) Grieseb. Bau deı Antherenwand. AST Ranunculaceae. Trollins Europaeus zeigt einen Wandbau seiner Antheren, wie er für die meisten Ranunculaceen charakteristisch ist (Taf. I, Fig. 1). Die Epidermiszellen sind ziemlich hoch, ihre Außenwände sind verdickt und von einer gerillten Kutikula bedeckt. Das Endothecium wird durchwegs nur durch eine Zellage gebildet. Es bedeckt die ganzen Valveln, reicht aber nur eine ganz kurze Strecke in das Konnektiv hinein. Die Verdickungen hören in den Zellen der betreffenden Lage ganz plötzlich auf. In der Aufrißlinie ist das Endothecium nicht unterbrochen, sondern die Zellen werden nur kleiner und runden sich etwas ab. Die Zellen des Endotheciums sind typische Stuhlzellen; sie sind von etwa kubischer Form. Die Verdickungsleisten sind kräftig entwickelt und verlaufen über die Seitenwände durchwegs in radiärer Richtung und parallel zueinander, ohne sich zu verzweigen und untereinander ver- bunden zu sein. Auf die Außenwand greifen sie gar nicht über, sondern hören bei Berührung mit derselben mit einem stumpfen Ende auf. Beim Übertritt auf die Innenfläche verbreitern sie sich stark und verschmelzen miteinander zu einer kontinuier- lichen Platte, welche die ganze Innenfläche bedeckt. Die Innen- fläche ist also gleichmäßig stark verdickt, während die Außen- fläche ganz dünn ist und auch von keinen Verdickungsfasern ausgesteift wird. Die Dehiszenz erfolgt hier wie bei allen Ranunculaceen (mit Ausnahme von Paeonia) durch Trennung der Zellen der Präformationslinie in ihren Mittellamellen, nicht durch Zerreißen der Wände. Actaea spicata und A. cimicifuga zeigen einen Ähnlichen Bau der Antherenwand. Die Innenfläche der Faserzellen ist gleichmäßig verdickt, die Außenfläche ist dünn und ohne Ver- dickungsleisten. Die Faserverdickungen an den Seitenwänden sind öfters gekrümmt und verzweigt (besonders in der Mittel- partie der Valveln), meist aber isoliert und gerade, parallel zu- einander verlaufend. Das Endothecium ist durchwegs ein- schichtig und am Konnektiv sowohl an der Bauch- als auch auf der Rückenseite unterbrochen und verläuft durch die 1488 Fr. Näb£lek, Valveln ohne Unterbrechung in der Aufrißlinie. Bei beiden Arten sind die Epidermiszellen sehr niedrig und flach und kollabieren leicht, so daß sie an der reifen Anthere bloß ein Häutchen bilden. Nur über der Aufrißlinie sind sie höher und resistenter. Die Gattung Felleborus (mit Ausnahme von Helleborus niger) zeigt folgenden Antherenwandbau: Das Endothecium ist wieder fast durchwegs einzellschichtig, nur vereinzelt treten in der Nähe des Konnektivs in einer tieferen Schichte Zellen mit unregelmäßig verlaufenden Verdickungen oder mit gleich- mäßig verdickten Wänden auf. Die Innenwand der Faserzellen wird in der Mittellinie der Valveln beinahe ganz von den stern- förmig zu einer Platte sich vereinigenden Fasern eingenommen. Gegen das Konnektiv und besonders gegen den Rand hin lösen sich die Platten immer mehr in miteinander anastomo- sierende Leisten auf, die am Rande oft isoliert voneinander über die Innenwand laufen (wie bei Eranthis, Taf. 1, Fig. 7). Die Seitenwände werden von Fasern bedeckt, die mehr oder weniger parallel zu einander von außen nach innen verlaufen und voneinander getrennt sind mitAusnahme der mittleren Partie der Valveln, wo die Fasern sich verbreitern und vereinigen, so daß sie miteinander in Verbindung treten. Außen verbreitern sich die Fasern in der Regel etwas, aber die Außenwand bleibt frei von Verdickungen. Das Endothecium erstrecktsich bis in das Konnektiv hinein, wo es allmählich verschwindet (die Fasern werden in den letzten Zellen schwächer und seltener, bis sie ganz ausbleiben). In der Aufrißlinie ist das Endotheceium durch zwei ganz kleine dünnwandige Zellen unterbrochen (Taf. I, Fig. 2). Die Epidermiszellen sind hoch, mit verdickten Außen- wänden und dünnen Seitenwänden. Die Kutikula ist fein gerillt. In der Aufrißlinie werden die Epidermiszellen plötzlich klein, so daß eine tiefe Längsrinne entsteht (Taf. I, Fig. 2a). Die Außen- fläche der Epidermis ist an dieser Stelle von beiden Seiten scharf nach innen eingebogen. Der Boden derRinne wird von zwei sehr kleinen Zellen gebildet, die in gleicher Höhe stehen. Sie sind am Querschnitte rundlich, von der Fläche gesehen rechteckig und dünnwandig. Die Zellen der Faserschicht sind an dieser Stelle ebenfalls klein, so daß die Aufrißlinie als die dünnste Bau der Antherenwand. 1439 Partie der ganzen Antherenwand präformiert ist. Zwischen den zwei kleinsten Epidermis- und Endotheciumzellen entsteht der Riß durch deren Trennung in der Mittellamelle. Die Präformation verhält sich nicht rein passiv bei der Dehiszenz, sondern sie ist an derselben aktiv beteiligt. Beim Sinken des Turgors werden die Epidermiszellen im allgemeinen ihre Innenfläche verkürzen, während die Außenflächen infolge ihrer Dickwandigkeit unverändert bleiben. An der Prä- formationslinie wird infolge der fächerförmigen Anordnung der Zellen ein Zug entstehen, welcher trachten wird, die am Rande den Malveln gelegenen’ Zellen’ nach innen”zu’ bewegen; die Schichte der Epidermiszellen wird hier das Bestreben zeigen, sich nach einwärts Zu rollen. Infolgedessen wird eine Spannung entstehen, die die Dehiszenz begünstiset. An Querschnitten sieht man, wie die Zellen beim Wasserentzuge sich in die Furche vorwölben (Taf. I, Fig. 3a, b), an Flächenansichten, wie die Rinne, die bei Turgeszenz der Zellen ziemlich breit ist, bei Wasserentzug enge wird und durch die sich vorwölbenden Zellen oft ganz geschlossen wird. Die Anthere von Helleborus niger verhält sich ganz ähnlich wie die von Eranthis hiemalis. Nach der Dehiszenz verhalten sich die Valveln einer Theka nicht gleich. Die nach innen ge- wendete Valvel krümmt sich in ihrer Gesamtheit um ihre Längs- achse rinnenförmig ein, so daß die Epidermis auf die konkave Fläche zu liegen kommt, während die äußere Valvel nur am Rande und in der Nähe des Konnektives eine analoge Krüm- mung ausführt, die mittlere Partie dagegen beinahe unbeweg- lich ist. Das Endothecium der sich krümmenden Wandpariien ist ganz ähnlich dem von Trollius oder Actaea und Helleborus. Die Zellen sind typische Stuhlzellen mit gleichmäßig verdickten Innenwänden und dünnen faserlosen Außenwänden. Die Seiten- wände sind von parallel verlaufenden, unverzweigten Ver- dickungsleisten ausgesteift, die bei Berührung mit der Außen- wand endigen. Eine ganz andere Entwicklung zeigen die Faser- verdickungen in den sich nicht krümmenden Partien der Valveln. Schon bei Actaea und bei den anderen Felleborus-Arten sind in der mittleren Partie der Valveln die Fasern nicht so regel- mäßig angeordnet wie sonst: sie sind auf den Seitenwänden 1440 Fr. Näabe&lek, oft gekrümmt, verzweigt, treten miteinander in Berührung und sind breiter als in den übrigen Partien der Wand. Dieselben Ver- hältnisse finden wir, und zwar in sehr gesteigertem Maße (Taf. 1, Fig. 5) bei Helleborus niger und besonders bei Eranthis hiemalis. Die Innenfläche der Faserzellen ist ganz von den zu einer Platte verschmolzenen Fasern bedeckt. Auf den Seiten- wänden sind die Fasern so stark verbreitert und treten so häufig miteinanderin Verbindung, daß nur ganz schmale porenähnliche Partien der Wände unverdickt bleiben. Gegen die Außenwand hin verschmelzen oft zwei oder mehrere Fasern vollständig mit- einander und setzen sich auf der Außenfläche fort. Gegen die Mitte der Außenwand keilen sie sich allmählich aus, so daß man bei der Daraufsicht sternförmig gegen die Mitte ver- laufende, sich von der Peripherie gegen das Zentrum ver- schmälernde Leisten sieht, die zwischen einander nur schmale Partien der Wand frei und dünn lassen. Die Leisten gehen in die Wand ohne scharfe Grenzen über (Taf. I, Fig. 8). Wand- partien mit derartig ausgebildetem Endothecium können natür- lich keine merklichen Bewegungen ausführen. Die Innenwände sind von einer Verdickungsplatte bedeckt, können sich also nicht verändern. Die Seitenwände sind so ausgesteift, daß sie eintretenden Spannungen nicht nachgeben können; kon- traktionsfähige Membranpartien sind auf ein sehr geringes Maß reduziert und außerdem die Fasern innen und meist auch außen miteinander verbunden. Auch die Außenwand besitzt sehr wenig schrumpfungsfähige Fläche und kann auch dem eventuell auftretenden Zuge des verdunstenden Zellsaftes nur sehr wenig nachgeben, da sie durch Leisten ausgesteift ist, deren Enden sich in der Mitte beinahe berühren und seitlich eng beieinander stehen (in Taf. I, Fig. 8, sind scharfe Grenzen der Verdickungsleisten eingetragen, wie sie bei Einstellung des Mikroskopes auf eine etwas unter der Wandfläche gelegene Ebene erscheinen. Bei höherer Einstellung verbreitern sich die Leisten und ihre Grenzen verschwinden allmählich; sie gehen allmählich in die unverdickte Membran über). Ge- meinsam mit den anderen Helleborus-Arten hat Helleborus niger und Eranthis hiemalis die Ausbildung des Endotheciums in den sich krümmenden Wandpartien. Die Präformation ist bei Bau der Antherenwand. 1441 Helleborus niger gleich der der anderen Helleborus-Arten; Eranthis fehlt die Längsrinne. Bei Eranthis löst sich die Epi- dermis sehr leicht vom Endothecium (Schinz.) (Vergl. Taf. I, Fig. 5). Das Endothecium ist einschichtig und verläuft bei Helleborus niger ohne Unterbrechung über den Rücken des Konnektivs, fehlt aber an der Bauchseite. Bei Zranthis ist es auch auf der Außenseite des Konnektivs unter- brochen. Bei einer reifen und aufgesprungenen Anthere von Aconitum sieht man, daß die in der Jugend gegen das Innere der Blüte gewendeten Valveln bedeutend schwächer und kürzer sind als die äußeren und zur Gänze schnecken- förmig um ihre Längsachse nach außen gerollt sind, während die äußeren Valveln in ihrer Mittelpartie viel dicker sind und in dieser Gegend keine aktive Bewegung zeigen (Taf. I, Fig. 9). Nur ein schmaler Streifen der Wand längs der Anheftungs- stelle an das Konnektiv und längs der Aufrißlinie krümmt sich nach außen. Auch hier ist das Verhalten der Valveln bedingt durch den anatomischen Bau der Faserzellen (Taf. I, Fig. 10, hbj12): Die Endotheciumzellen der kleineren Valveln sind durch- wegs gleichmäßig ausgebildet; sie sind nahezu isodiametrisch, und wie bei den meisten Ranunculaceen sind ihre Seitenwände durch sehr kräftige Verdickungen ausgesteift, die sich beim Übertritt auf die Innenfläche zu einer Platte vereinigen. Sie er- reichen die Außenwand und endigen hier mit einem etwas verbreiterten Ende. Die Außenwand ist sehr dünn. Es ist klar, daß bei Austrocknung — mag nun die Adhäsion des ver- dunstenden Wassers oder Schrumpfung der dünnen Membranen die Spannungen hervorrufen — die ganze Valvel sich nach außen rollen muß. In jenen Partien der äußeren Valveln, welche sich beim Austrocknen krümmen, sind die Faserzellen ebenso beschaffen wie die der kleineren Valveln. Dort, wo die Wand sich nicht rollt, ist die Beschaffenheit der Faserzellen eine andere. Die Zellen werden viel höher und die Fasern, welche in den sich krümmenden Partien über die Seitenwände durch- aus parallel zu einander standen und vollständig unverzweigt waren, sind hier häufig verzweigt und anastomosieren nicht 1442 Fr. Näbölek, selten. Auf der Innenwand vereinigen sie sich wieder zu einer Platte oder durchkreuzen sich sternförmig, treten aber auch auf die Außenwand über, über die sie eine ziemlich große Strecke weit verlaufen und dann enden, oder sie vereinigen sich auch auf der Außenwand, so daß der Unterschied in der Aussteifung der Innenfläche des Endotheciums und der Außen- fläche gering wird, vielleicht ganz verschwindet. Daher ist der Widerstand, den die Innenfläche dem Verbogenwerden ent- gegensetzt, ungefähr ebenso groß wie der der Außenfläche und diese Partie der Wand wird sich weder nach innen noch nach außen biegen. Das Endothecium verläuft über die Bauch- seite des Konnektivs ohne Unterbrechung, an der Rückenseite ist es hie und da unterbrochen. Die Epidermis ist an der ganzen Anthere gleichmäßig entwickelt; die Zellen sind niedrig, die Seiten- und Innenwände dünn, die Außenwände stark verdickt und mit einer gerillten Kutikula überzogen. Die Epidermis löst sich leicht vom Endothecium ab. Gegen die Aufrißlinie werden sowohl die Epidermiszellen als auch die Zellen des Endo- theciums kleiner, in den letzteren werden die Fasern seltener, bis sie ganz verschwinden und die Wände der hier rundlichen Zellen gleichmäßig dick sind. Die Dehiszenz erfolgt auch hier durch Trennung der Zellen voneinander an der Stelle ihres schwächsten Zusammenhanges. | Die Antheren der Gattung Delphininm unterscheiden sich in ihrem Baue von jenen von Aconitum bloß dadurch, daß die äußeren Valveln nur wenig größer sind als die inneren und daß sämtliche Zellen der Bauchseite des Konnektivs bis zur Parenchymscheide des Gefäßbündels mit unregelmäßig ver- laufenden Faserverdickungen versehen sind. Die Faserzellen des Endotneciums gehen direkt in diese Zellen über. Auf der Außenseite des Konnektivs ist das Endothecium unterbrochen und die Wände der Konnektivzellen zeigen keine Verdickungen. Sonst zeigt Endothecium und Epidermis denselben Bau wie bei Aconitum. | Noch viel größer als bei Aconitum und Delphinium ist der Unterschied zwischen den beiden Valveln eines Antheren- faches bei Nigella. Im folgenden ist der Bau der Anthere von Nigella Damascena beschrieben. Die anderen untersuchten Bau der Antherenwand. 1443 Arten verhalten sich ganz gleich.! Das Gefäßbündel ist ganz exzentrisch gelegen und gegen die Außenseite des Konnektivs gerückt. Die Septa der Theken verlaufen nicht parallel zur längeren Querachse der Anthere, wie es sonst der Fall zu sein pflegt, sondern schräg vom Rücken gegen die Bauchwand. Die Aufrißlinie liegt dort, wo das Septum die Wand trifft; diese zerfällt also in zwei ganz ungleiche Valveln, eine ganz schmale auf der Innenseite und eine breite auf der Außenseite (Taf. |, Fig. 13). Das Endothecium verläuft über die Wand des Faches ohne Unterbrechung an der Aufrißlinie, geht aber in das Konnektiv nicht über und ist durchwegs einzellschichtig. Die Faserzellen der kleineren Valveln sind durchwegs gleich ge- baut; die Faserverdickungen entspringen aus einer Platte, welche die Innenfläche der Zellen ganz bedeckt (bis auf zahl- peiche Poren); (Taf. Fig. 161@),; verlaufen senkrecht ‚auf die Innenfläche, durchaus unverzweigt, über die Seitenwände und endigen bei Berührung mit der Außenwand stumpf (Taf. |, Fig. 15). Demzufolge rollen sich die kleineren Valveln beim Austrocknen ganz um ihre Längsachse nach außen ein. Die Faserzellen der größeren Valveln sind von doppelter Be- schaffenheit; in der Nähe des Konnektivs und gegen den Rand zu zeigen sie dieselbe Größe und denselben Bau wie die Faserzellen der kleineren Valveln; ihre Wirkungsweise ist ebenfalls dieselbe. Gegen die Mitte zu werden die Zellen höher und die Fasern gewinnen eine andere Ausbildung. Die Innen- wand bleibt unverändert, auf den Seitenwänden kommen ab und zu Verzweigungen der Fasern vor. Im oberen Teile, d.h. gegen die Außenwand hin, verbreitern sich die Fasern plötzlich kopfartig und verschmelzen zu mehreren miteinander, so daß man ste mit einer Säulenreihe vergleichen könnte, die auf einem gemeinsamen Sockel steht und oben ein Gesimse trägt. Es verschmelzen aber die Köpfe fast immer nur in der Längs- richtung der Anthere, so daß man sich die Säulenreihen in der Längsrichtung der Anthere aufgestellt denken müßte. Am Querschnitte durch die Anthere sieht man daher fast immer nur 1 Nigella Hispanica wurde von Leclere du Sablon untersucht ; der Bau der Antherenwand stimmt mit dem der übrigen überein. 1444 Fr. Näb£lek, einzelne »Säulen« (Taf. I, Fig. 14). Die kopfartigen Ver- breiterungen stoßen so nahe aneinander, daß sie sich fast be- rühren. Taf. I, Fig. 16 a zeigt eine Ansicht der Innenwand der Faserzellen. Man sieht die langgestreckten Poren in der stark verdickten Wand, ferner die Durchschnitte durch die säulen- förmigen Partien der Fasern und die Grenzen der Faserzellen, wie sie bei Einstellung des Mikroskopes auf eine andere Ebene erscheinen. Fig. 165 stellt die Daraufsicht auf die Außenwand der Faserzellen dar. Man sieht die verschmolzenen Köpfe der Fasern, durch die die säulenförmigen Teile der Fasern als hellere Flächen durchschimmern. Die Grenzen der längs- gestreckten Epidermiszellen sind nicht eingetragen. Sie sind undeutlich sichtbar, da die Seitenwände der Epidermiszellen sehr dünn und niedrig sind. Das Bild würde durch ihre Ein- zeichnung in seiner Übersichtlichkeit gestört. Fig. 16 c gibt die- selbe Stelle wieder mit Eintragung des Bildes, das sich bei tieferer Einstellung des Mikroskopes zeigt. Es sind die opti- schen Querschnitte der Fasern als helle, rundliche Flächen und die Seitenwände der Faserzellen zu sehen. Entsprechend diesem Baue der Endotheciumzelien kann sich diese Partie der Valveln weder auswärts noch einwärts krümmen. Bei Spannungen, welche während der Austrocknung eintreten, kann die Innenwand wegen ihrer Verdickung nicht nachgeben, die Außenwand kann ihre Fläche ebenfalls nicht oder nur sehr wenig vermindern, weil die Köpfe der Faser- verdickungen bei Schrumpfung der Membran aneinanderstoßen und so eine weitere Bewegung unmöglich wird. Die Aufrißstelle ist an der noch geschlossenen Anthere kaum zu erkennen; sie ist nur dadurch präformiert, daß die Endotheciumzellen etwas kleiner werden und die Fasern in den letzten Zellen zu beiden Seiten der Dehiszenzlinie einen unregelmäßigen Verlauf auf- weisen. Die Dehiszenz erfolgt durch Trennung der Zellen von- ‘einander in der Mittellamelle. | Die Antherenwand von Aguilegia vulgaris ist ähnlich der von Helleborus, auch die Präformation ist gleich gebaut. Das Endothecium umgibt die ganze Anthere ohne Unter- prechung am Konnektiv. An der Aufrißlinie ist es ebenso wie Bau der Antherenwand. 1445 bei Helleborus durch zwei kleine dünnwandige Zellen unter- brochen, zwischen denen die Dehiszenz erfolgt. Das Endothecium der Arten der Gattung Ranunculus weist wieder typische Stuhlzellen auf. Die Fasern vereinigen sich auf der Innenwand zu eıner Platte, die die Wand ganz (oder beinahe ganz) bedeckt und keilen sich meist auf den Seitenwänden aus, oft ohne die Außenwand zu erreichen. Die Wandpartien zwischen den Faserverdickungen und die Außen- wände der Zellen sind sehr dünn. Die Epidermiszellen sind parallel zur Längsachse der Anthere gestreckt, am Querschnitte etwas breiter als hoch und sehr dünnwandig. Innerhalb des Endotheciums gelegene Zellschichten sind zur Zeit der Reife der Antheren vollständig kollabiert und bis auf ein dünnes Häutchen verschwunden. Das Endothecium ist durchwegs einzellschichtig und bedeckt die ganzen Vaiveln. In der Aufriß- linie werden die Zellen desselben bloß etwas kleiner, ohne ihre Gestalt und Ausbildung zu verändern. Beim Übertritte aus der Valvel in das Konnektiv verschwinden plötzlich in den Zellen der dem Endothecium entsprechenden Schichte alle Ver- grekungen (Pat. -l, Fig. 17). "Ganz ähnlich wie bei Ranuncnlus ist die Faserschicht bei der Gattung Anemone gebaut. Die Faserzellen sind besonders in der Nähe des Konnektivs parallel zur Längsachse der Anthere gestreckt. Sie stellen also Bankzellen dar. Die Innen- wand ist wieder gleichmäßig verdickt, die Fasern sind gegen die Innenwand breit, verschmälern sich allmählich in ihrem ‚Verlauf über die Seitenwände und endigen stumpf an der Grenze zwischen Seiten- und Innenwand. Die Ausdehnung des Endotheciums ist dieselbe wie bei Ranunculus, die Dehis- zenzlinie ist hier noch undeutlicher präformiert als dort, da die Zellen kaum kleiner werden. Die Epidermiszellen sind nicht so zartwandig wie bei Ranunculus; bei Anemone alpina treten in einzelnen Epidermiszellen schwache faserförmige Verdickungen der Seitenwände auf, die parallel zu einander senkrecht auf die Längsachse der Anthere orientiert sind (Taf. I, Fig. 19). Die 'Faserzellen von Anemone Hepatica und A. glandulosa sind sämtlich nahezu isodiametrisch (Taf. I, Fig. 20). 1446 Er .Nabrelek, Die Gattung Clematis zeigt einen von den früheren nur dadurch verschiedenen Antherenwandbau, daß die Faserzellen noch mehr längsgestreckt sind und die Faserverdickungen sich nicht wie bei Anemone oder Ranunculus von innen nach außen allmählich verschmälern, sondern sich nur an der Basis etwas verbreitern, sonst aber gleich stark bleiben und am Ende stumpf begrenzt sind. Die Epidermiszellen sind im Querschnitt ungefähr quadratisch und haben ziemlich stark verdickte Außenwände. Die Aufrißlinie ist deutlicher präformiert, indem hier die Endothecium- und die Epidermiszellen bedeutend kleiner werden (Taf. I, Fig. 23). Die Arten der Gattung Thalictrum haben ähnlich gebaute Antherenwände wie die der Gattung Clematis. Die Faserzellen sind auch hier längsgestreckt, aber im Querschnitte mehr rundlich, nicht rechteckig wie bei Clematis u. a. Die Innenwand der Faserzellen ist gleichmäßig verdickt, die Faserverdickungen sind den Seitenwänden entsprechend gebogen, sehr kräftig, unverzweigt, parallel zueinander gestellt. Bei Berührung mit der Außenwand endigen sie stumpf und breit. Das Endo- thecium setzt sich im unteren Teile der Antheren über das Konnektiv hin beiderseits ununterbrochen fort, im oberen Teile fehlt es manchmal in der Mittellinie des Konnektivs. An der Aufrißlinie werden die Zellen des Endotheciums klein, rundlich, die Faserverdickungen verschwinden ganz, die Wände sind allseits mäßig verdickt (Taf. I, Fig. 21, 22). Aus der Gruppe der Päonieen wurde bloß Paeonia rosea untersucht. Die Antheren derselben zeigen einen von den übrigen Ranunculaceen abweichenden Bau. Die Septen sind nur schwach entwickelt und setzen sich direkt in die bogen- förmig vorgewölbten Valveln fort (Taf. II, Fig. 1). Die beiden Fächer einer Theka bleiben bis zum Momente des Aufspringens der Anthere voneinander ganz getrennt. Eine Anthere weist also selbst unmittelbar vor der Dehiszenz vier Fächer auf, was sonst in der Regel nicht der Fall ist, da das Septum schon früher kollabiert. Das Endothecium ist ein- bis zweischichtig, die Faserzellen sind etwa zylindrisch, höher als breit, und werden vom Konnektiv gegen den Rand der Valveln immer Bau der Antherenwand. 1447 kleiner. Die Faserverdickungen sind ziemlich dünn, ver- laufen aber in großer Zahl über die Seitenwände, im großen und ganzen parallel zueinander und gerade, oft aber auch schraubig gekrümmt und verkreuzt (Taf. Il, Fig. 2). Auf der Innenfläche vereinigen sich die Fasern nicht, anastomosieren auch sehr selten, sondern verlaufen mehr oder weniger parallel zueinander über dieselbe, und zwar in verschiedenen Zellen in verschiedener Richtung, so daß beim Austrocknen die Innen- fläche des Endotheciums in ihrer Gesamtheit der Schrumpfung mehr Widerstand leistet als die Außenfläche, auf die die Fasern nur wenig übergreifen. Die Innenfläche wird in ihrer Funktion als Biegungswiderstand unterstützt durch _ tiefer gelegene Faserzellen, die stets viel kleiner sind als die äußeren Faserzellen und deren Wände ziemlich unregelmäßig ausgesteift sind. Auch im Konnektiv sind alle Zellen bis auf eine oder. zwei "Schichten "um das. Gefäßbündel Tmit unregelmäßigen Verdickungen ausgesteift, das Endothecium erstreekt sich’ > durehrrdie7 ganzen 'Valveln“ bis’"an © deren Anheftungsstelle an das Septum, und nur die wenigen das Septum bildenden Zellen sind ohne Fasern und sehr dünn- wandig. Diese Zellen werden bei der Dehiszenz zerrissen und die Fächer öffnen sich auf die Art durch einen gemeinsamen Spalt. Die Epidermiszellen sind groß und flach, ihre Außen- wände sind stark verdickt. | Die Untersuchung anderer Arten aus dieser Gruppe wird ergeben, ob dieser Bau der Antherenwand für die Päonieen charakteristisch ist. Für die Ranunculaceen ist (mit Ausnahme der Päonieen) folgender Bau der Antherenwand charakteristisch: Die Wand besteht im reifen Zustande bloß aus zwei Zell- schichten: der Epidermis und dem einschichtigen Endothecium. Die Epidermis zeigt bei verschiedenen Gattungen verschiedene Ausbildung, ohne daß sich gemeinsame Merkmale für die ver- schiedenen Gattungen deutlich ausprägen würden, das Endo- thecium zeigt einheitliche Charaktere. Die Innenwand der Faserzellen ist gleichmäßig verdickt, indem die Fasern sich auf ihr zu einer Platte vereinigen. Diese Platte bedeckt die Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 97 1448 Fr. Näb£lek, ganze Innenfläche oder sie ist sternförmig ausgerandet, indem die Fasern sich nicht gleich, sondern erst weiter gegen die Mitte der Fläche verbinden. Nur am Rande der Valveln von Helleborus und Eranthis löst sich die Platte in zickzackförmig anastomosierende Leisten auf (Taf. I, Fig. 7). Auf den Seiten- wänden sind die Verdickungen meist kräftig entwickelt, gegen die Innen- und Außenwand gleich stark oder nach außen ver- schmälert. Sie sind meist gerade, die Richtung ihres Verlaufens senkrecht auf die Oberfläche der Anthere, untereinander parallel gestellt und unverzweigt. Sie endigen an der Grenze zwischen den Seitenwänden und der Außenwand, auf die sie nicht übergreifen. Die Außenwand ist dünn. Die Faserschichte ist an der Aufrißstelle in der Regel nicht unterbrochen, sondern die Zeilen werden nur kleiner und die Fasern seltener. Die Dehiszenz erfolgt in der Regel nicht durch Zerreißen der Membranen der Zellen, sondern durch ihre Trennung in der Mittellamelle. Die Präformationszellen der Aufrißlinie verhalten sich bei der Dehiszenz in der Regel passiv, in einzelnen Fällen (Helleborus, Agmuilegia) sind sie bei derselben auch aktiv beteiligt. Abweichend ist das Endothecium nur in jenen Fällen ge- baut, wo die Anthere an spezielle Einrichtungen der Blüte an- gepaßt ist und auch nur in jenen Teilen der Wand, die ein ab- weichendes Verhalten zeigen, während die übrigen Partien derselben normal sind (z. B. Aconitum). Magnoliaceen. Untersucht wurden bloß die Antheren von Magnolia Yulan und Liriodendron tulipiferum. | Die Antheren von Magnolia Yulan zeigen in den Aufriß- linien tiefe Furchen, die dadurch zu stande kommen, daß sich die Valveln hier mit den Rändern nach innen wenden und mit den Septen verbinden (Taf. II, Fig. 8). Die Dehiszenz’ erfolgt durch Losreißen der Valveln vom Septum, dessen dünnwandige Zellen zerrissen werden. Das Endothecium auf den Valveln ist ähnlich entwickelt wie bei Ranunculaceen. Die Zellen sind hoch und verkleinern sich allmählich gegen die Aufrißlinie. Ihre Innenwand ist plattenförmig. verdickt, mit vielen Poren; die Bau der Antherenwand. 1449 Fasern verlaufen über die Seitenwände mehr oder weniger parallel zueinander, kreuzen sich aber auch oft. Sie sind ziemlich dünn und zahlreich, hie und da verzweigt. Auf die Außenfläche gehen die Fasern nicht über. Gegen das Konnektiv hin werden die Endotheciumzellen immer höher, die Faser- verdickungen werden spärlicher und schwächer und beim Übertritte aus der Valvel in das Konnektiv treten an den Seitenwänden quer auf die Fasern, also parallel zur Außen- fläche der Anthere verlaufende Verdickungen auf, welche sich mit den ersteren kreuzen. In den weiteren Zellen verschwinden die radialen Verdickungen, die tangentialen werden immer dichter, bis sie an den Wänden der Zellen im Konnektiv mit- einander bis auf schmale Poren verschmelzen, so daß die Wände der Zellen gleichmäßig verdickt erscheinen mit zahl- reichen tangential gestreckten Poren. Die Dicke der Wände nimmt von innen nach außen gleichmäßig ab. Die Außenwände dieser Zellschicht bleiben stets unverdickt und ohne Fasern (Taf. II,- Fig. 9). Das Konnektiv durchziehen der Länge nach zahlreiche Harzgänge. Der Wandbau der Anthere von Liriodendron tnlipiferum ist von dem von Magnolia ziemlich verschieden. Eine Furche über den Septen ist nicht vorhanden, da sich die Valveln mit ihren Rändern nicht einwärts wenden, um in das Septum über- zugehen, sondern als kontinuierliche Wand über der ganzen Antherenhälfte ausgebildet sind, an die sich das Septum innen anheftet. An der Aufrißlinie befindet sich nur eine wenig tiefe Rinne, die dadurch entsteht, daß die Epidermiszellen, die auf der Fläche der Valveln am Querschnitte etwa quadratisch sind, gegen den Rand derselben allmählich hoch werden, gegen die Aufrißlinie zu aber plötzlich wieder niedrig werden. Die Außen- wand der Epidermiszellen ist wie bei Magnolia verdickt und von einer gefalteten Kutikula bedeckt. Im Konnektive befinden sich Harzgänge, das Gefäßbündel durchläuft es in mehreren (sieben) Strängen. Das Endothecium ist auf der ganzen Wand der Fächer ausgebildet. An der Aufrißlinie ist es nicht unter- brochen und geht auf das Konnektiv nicht über, sondern endigt scharf an der Grenze zwischen Valvel und Konnektiv (Taf. II, Fig. 10). Die Wände der Endotheciumzellen zeigen folgende ITE 1450 Fr, NäbE£lek, Beschaffenheit: Die Innenwände sind stark verdickt und weisen zahlreiche Poren auf. Die Verdickung geht auf die Seitenwände über und nimmt von innen nach außen ab, bis auf einzelne Partien, die dick bleiben und sich so als Ver- dickungsfasern differenzieren, die außen sehr deutlich hervor- treten, nach innen aber in der allmählich dicker werdenden Membran verschwinden. In allen Teilen der Seitenwände treten zahlreiche Poren auf, die meist radiär, also parallel zum Ver- laufe der Fasern gestreckt sind (Taf. II, Fig. 11). Oft weisen, besonders in der Nähe der Präformation, einzelne, unter dem Endothecium gelegene Zellen stark verdickte Wände mit zahl- reichen Poren auf. Diese Zellen sind immer kleiner und etwa tonnenförmig, während die Faserzellen sehr hoch sind. Gegen die Aufrißlinie zu tritt die gleichmäßig von außen nach innen zu- nehmende Verdickung der Seitenwände gegenüber der Bildung von Verdickungsfasern immer mehr hervor, so daß in den letzten Zellen am Rande der Valveln nur in der Nähe der Außenwand Fasern zu sehen sind, während der ganze übrige Teil der Wände nur von zahlreichen radial gestreckten Poren durchbrochen ist (Taf. II, Fig. 12). Gegen die Dehiszenzlinie hin werden die Faserzellen niedriger, etwa quadratisch am Querschnitt, isodiametrisch, und die Dehiszenz erfolgt zwischen den Zellen durch ihre Trennung in der Mittellamelle. Berberidaceae. Die Antheren der Berberidaceen springen bekanntlich mit Klappen auf. Die Wand des dem Konnektivrücken zu- gewendeten äußeren Faches löst sich ringsum bis auf eine schmale Partie (das »Gelenk«), im obersten Teile ab und schlägt sich nach oben um, wobei sie sich etwas seitwärts dreht, so daß ihre mit dem Pollen bedeckte Innenfläche nach außen gewendet wird. Die Wand des nach innen gewendeten Faches bleibt ihrer ganzen Länge nach seitlich mit dem Konnektiv verbunden und funktioniert wie eine normale Valvel. Taf. II, Fig. 3, zeigt den Querschnitt durch eine ziemlich junge Anthere von Berberis Darwini. R ist die Rückseite, B die Bauchseite der Anthere, k die Klappe, v die Valvel. Bei der weiteren Entwicklung kollabiert das Septum s und ein Teil Bau der Antherenwand. Sl des darunter gelegenen Gewebes, so daß die beiden Fächer miteinander verbunden werden. Bei a reißt das Septum von der Wand ab und an dieser Stelle reißt auch die Wand ent- zwei. Der nach außen gewendete Teil (%) löst sich auch bei c vom Konnektiv los und bildet die sich nach oben um- schlagende Klappe; der einwärts gewendete Teil v bleibt bei db mit dem Konnektiv verbunden und krümmt sich in der an- gedeuteten Weise um seine Längsachse nach außen. Schrodt hat in seiner Abhandlung: »Das Farnsporangium und die Anthere« (Flora 1885) den Wandbau von Mahonia intermedia und Epimedium alpinum genau beschrieben. Nach- untersucht wurden: Mahonia aquifolium, Berberis vulgaris, B. Darwini und Diphylleia cymosa. Ein Endothecium ist sowohl auf der Klappe als auch auf der Valvel vorhanden und auf beiden gleich gebaut. Es ist fast durchwegs einschichtig, nur ab und zu findet sich eine tiefer gelegene Zelle, deren Wände ausgesteift sind. Die Endo- theciumzellen sind auf der Klappe niedriger als auf der Valvel, was besonders bei Mahonia stark hervortritt. Die Fasern der Endotheciumzellen stellen U-förmige Leisten dar, deren Ebenen auf der Längsachse der Anthere senkrecht stehen. Sie stehen zum großen Teil parallel zueinander; besonders in der Nähe des Gelenkes findet man alle Fasern fast geometrisch genau zueinander parallel orientiert, nur gegen den Rand der Klappe ändern sie ihre Richtung. Die Innenwand erscheint also von ziemlich starken parallelen Leisten ausgesteift, ebenso die Seitenwände, während die Außenwände frei von Verdickungen sind. Je weiter vom Gelenke weg, desto unregelmäßiger wird die Orientierung der Fasern; sie kreuzen sich nicht selten, ver- binden sich ab und zu .auf der Innenwand zu einer Platte, einige Fasern setzen sich auch auf die Außenwand fort und bilden so geschlossene Ringe. Diese sind jedoch verhältnis- mäßig selten. Ganz ähnlich ist der Bau der Faserzellen auf der Valvel. Die Zellen sind bloß etwas höher und die Fasern minder regelmäßig angeordnet. Die Faserzellen werden von der Mitte der Valveln gegen die Aufrißstellen immer kleiner, niedriger, die Fasern spärlicher, und an der Aufrißstelle sind die Zellen klein, rundlich und unverdickt. Die Dehiszenz 1452 Fr. Nab£lek, erfolgt durch Trennung der Zellen in der Mittellamelle. Das Endothecium der normalen Valvel geht in unverdickte Zellen des Konnektivs ohne scharfe Grenze über. Die Epidermiszellen sind niedrig mit verdickten Außenwänden (Taf. II, Fig. 4, 5). In der oben genannten Arbeit beschreibt Schrodt auch den Wandbau der Anthere von Laurus Canariensis. Derselbe wurde neben Laurus nobilis nachuntersucht. Zum Unterschiede von den Berberidaceen ist die Anthere von Laurus zweifächerig. Die ganze Außenwand eines Faches trennt sich bei der Dehiszenz bis auf das »Gelenk« ab und wendet sichals Klappe nach oben. Mit Ausnahme der Klappen finden sich in der Anthere keine Faserzellen, das Endothecium beschränkt sich ausschließlich auf die Klappe (Fig. 7 auf Taf. II). Die Faser- zellen zeigen einen ganz ähnlichen Bau wie bei den Berberida- ceen. Auch hier sind es wieder in der Nähe des Gelenkes senkrecht auf die Längsachse der Anthere orientierte U-Klammern, die aber tiefer auf der Klappe sehr bald ihre regelmäßige Stellung verlieren, so daß die Zellen sich in ihrem Baue mehr den Griffzellen nähern, aber die Fasern setzen sich meist auch auf die Außenfläche fort, wo sie unregelmäßig ver- laufen. Demzufolge beschränkt sich die Beweglichkeit der Klappe fast nur auf das Gelenk, wo sie allerdings ausgiebig ist. In der Mittellinie der Klappe finden sich meist Zellen, über deren Wände die Fasern statt senkrecht auf die Oberfläche mehr oder weniger parallel zu derselben verlaufen. Das Endo- thecium ist meist einzellschichtig, aber ziemlich häufig finden sich unter demselben Zellen mit unregelmäßig verlaufenden Ver- dickungen. Die Epidermiszellen sind sehr niedrig, mit stark ver- dickten Außenwänden, so daß ihre Lumina kaum zu sehen sind. Papaveraceae. Unter den Antheren der untersuchten Papaveraceen lassen sich in Bezug auf den Bau des Endotheciums zwei ver- schiedene Typen unterscheiden: l. Chelidonium, Argemone, Papaver. Das Endothecium ist fast durchwegs einschichtig. Seine Zellen sind tonnenförmig, quergestreckt; die Faserverdickungen bilden geschlossene Ringe ohne Unterschied in der Dicke auf der Innen- oder Außenwand. Bau der Antherenwand. 1453 Die einzelnen Ringfasern sind fast durchwegs parallel zu- einander gestellt und berühren sich weder auf der Innenwand noch auf den übrigen Wänden. Nur selten findet sich eine Faser, die schräg zu den übrigen verläuft. Die Ringe sind so orientiert, daß die durch sie bestimmten Ebenen radiär und parallel zur Längsachse der Anthere liegen. Das Endothecium nimmt seinen Ursprung im Konnektiv, wo die Faserzellen einen größeren oder kleineren Raum einnehmen, erstreckt sich über die Valveln und endigt plötzlich in der Nähe der Aufriß- linie, und zwar so ohne Übergang, daß von zwei benachbarten Zellen, die ungefähr von derselben Größe und Form sind, die eine mit ganz normalen Fasern ausgestattet ist, während die andere der Aufrißlinie nähere keine Spur mehr von Fasern aufweist (Taf. Il, Fig. 13, 14, 15). Die Epidermiszellen sind sehr niedrig und in der Längsrichtung der Anthere gestreckt. Ihre Innenwände und die sehr niedrigen Seitenwände sind dünn, während die Außenwände flach nach außen vorgewölbt und stark verdickt sind. Schichtung ist in denselben deutlich sicht- bar. Ähnliche Epidermiszellen finden sich auf der ganzen Wand dersbscher An dev Aufrißlinie zeigen. die. Zellen "keine Ab- weichung in ihrem Baue. Es scheint, daß in der Epidermis beim Austrocknen eine Spannung eintritt, die dieselbe nach einwärts zu rollen trachtet; denn man sieht, daß die Epidermiszellen, welche vor der Reife der Anthere über dem Septum in der gleichen Ebene mit den benachbarten blieben, später sich hier nach einwärts biegen und das unter ihnen liegende, sehr wenig widerstandsfähige Gewebe zerknittern und zerreißen. Dadurch wird wohl die Dehiszenz der Anthere begünstigt. Ganzes anders gestaltet sind "die. Faserzellena beiden Fumaroideen. Die ganze Valvel besteht nach der Dehiszenz bloß auß einer Zellschicht, dem Endothecium, da nicht nur die unter demselben gelegenen Zellschichten kollabieren, sondern infolge ihrer Zartwandigkeit auch die Epidermis. Die Zellen des Endotheciums sind ungefähr isodiametrisch, die Faser- verdickungen sind dünn aber zahlreich. Sie verlaufen über die Innenfläche spiralig gegen die Mitte derselben, ohne aber die Diitte zurzerreichen, da sie früher 'endigens(Tafll. Fig: 17). Diese Spiralen setzen sich über die Seitenwände fort, gehen 1454 Fr. Näb£lek, aber auf die Außenwand gar nicht oder nur auf eine kurze Strecke über. In den benachbarten Zellen erfolgt die Drehung der Spiralen immer in demselben Sinne, so daß die Wände zwischen zwei benachbarten Zellen von einem Netze dünner Fasern bedeckt erscheinen, von denen die nach der einen Richtung parallel laufenden der einen Zelle, die diese Richtung kreuzenden der anderen Zelle angehören. Die Wände der Zellen sind ungemein dünn (Taf. II, Fig. 16). Die Aufrißlinie ist nicht sichtbar präformiert, außer dadurch, daß die Endothecium- zellen über dem Septum etwas niedriger, kleiner werden, so daß sie leichter voneinander getrennt werden können als die größeren, also mit größeren Flächen zusammenhängenden Zellen in den anderen Partien der Valveln. Bei Dicentra und Corydalis beschränken sich die Fasern bloß auf die Seiten- wände und greifen nur ganz wenig auf die Außen- und Innen- wände über; bei Fumaria erstrecken sich die Fasern bis nahe zur Mitte der nach innen vorgewölbten Innenwände. Ericaceae. Nach A. Artopoeus finden sich im Wandbaue der Ericaceen- antheren folgende Verhältnisse. Die Mehrzahl der Ericaceen besitzt überhaupt kein mechanisches Gewebe in der Antheren- wand, sondern die Öffnung der Antheren erfolgt »durch Zer- störung eines an der betreffenden Stelle entsprechend vor- gebildeten Gewebes«, und zwar entweder durch Schrumpfung oder durch Resorption (Vaccinieae, Thibandieae; Erica, Calluna, Bruckenthalia; Ledum latifolium, Rhododendron ferrugineum; Andromedeae, Ledeae). Das Fehlen eines jeden mechanischen Gewebes wurde bei den früher angeführten Arten bei der Nach- untersuchung bestätigt. Die Wand der reifen Anthere besteht z.B. bei Vaccinium undulatum (Taf. IV, Fig. 7) oder Erica carnea bloß aus einer Zellschicht (der Epidermis). Nur in der Nähe des Konnektivs wird sie zweizellschichtig. An einer jungen Anthere sieht man aber, daß unter der Epidermis noch weitere Zellschichten vorhanden waren (bei Erica carnea 1bis2, bei Vaccinium undulatum 2 bis 3 (Taf. IV, Fig. 6), an die sich erst nach innen das Tapetum anschloß. Diese Zellschichten Bau der Antherenwand. 1455 kollabieren aber während der Weiterentwicklung der Anthere, und selbst wo sie erhalten bleiben, zeigen ihre Wände keine Spur von Verdickungen. Ab und zu findet man an den Seiten- wänden der Epidermiszellen ganz schwache, senkrecht auf die Oberfläche stehende Verdickungen, die aber wegen ihrer schwachen Ausbildung jedenfalls keine mechanische Wirkung ausüben können. Eine solche wäre bei Vaccinium auch ganz unverständlich. Bei Rhodothamnus Chamaecistus und Phyllodoce (taxifolia Salisb. und empetriformis Don.) istnach Artopoeus ein typi- sches Endothecium vorhanden. Außerdem ist die Epidermis auch als mechanisches Gewebe als Exothecium ausgestaltet; die Innenwände sind stark verdickt, die Seitenwände werden nach außen allmählich dünnwandig, die Außenwand ist dünn, elso ganz derselbe Bau wie der des Anulus eines Farn- sporangiums. Bei Kalmia zeigt die Epidermis ebenfalls die nach innen an Dicke zunehmenden Seitenwände und stark verdickten Innenwände ihrer Zellen; außerdem sind die Wände der unter der Epidermis liegenden Zellschicht, aber meist bloß auf einer Valvel des Faches, verdickt (Artopoeus). Nach- untersucht wurde Kalmia glauca und Kalmia angustifolia. Die Zellen der Epidermis sind in der Region des Risses hoch; die Außenwände sind ziemlich dünn, die Seitenwände werden nach innen immer stärker, die Innenwände sind sehr stark ver- dickt. Die Seiten- und Innenwände weisen zahlreiche Poren auf, die auf den Seitenwänden in radialer Richtung gestreckt sind. In der Nähe der Aufrißlinie werden die Zellen plötzlich dünnwandig und sehr hoch, an der Aufrißstelle selbst wieder klein, bleiben aber ganz dünnwandig. Die Dehiszenz erfolgt durch Losreißen der Valveln an dieser Stelle von dem schwach entwickelten Septum. Die hohen dünnwandigen Zellen in der Nähe der Dehiszenzlinie kollabieren dann; ein Resorptions- gewebe, das Artopoeus für Kalmia angibt, konnte ich nicht sehen. Auf der einen Valvel eines Faches treten auch in einer unter der Epidermis liegenden Zellschicht Verdickungen der Wände auf. Diese Zellen sind ganz niedrig und ihre Innen- wände stark verdickt (Taf. IV, Fig. 3, 4, 5). Für Arbutus, Loise- leuria, Arctons und Arctostaphylos führt Artopoeus bloß die 1456 Fr. Näbelek, Epidermis als mechanisches Gewebe an, während ein Endo- thecium fehlt. Bei den mit den Ericaceen nahe verwandten Epacrida- ceen kommt, wie Artopoeus gezeigt hat (er führt als unter- sucht an: Epacris impressa Labill., Styphelia Richelii Labill., St. Janceolata Sm.), als mechanisches Gewebe ebenfalls nur die Epidermis vor. Nachuntersucht wurde Epacris impressa. Die Anthere reißt der ganzen Länge nach auf. Die unter der Epidermis liegenden Zellschichten sind aus Zellen zusammen- gesetzt, die sehr dünnwandig und klein sind und bald voll- ständig kollabieren. Die Epidermiszellen sind dagegen sehr hoch und ihre Außenwände ziemlich stark verdickt. Auf den Seitenwänden nimmt die Verdickung nach innen ab, die Innen- wände sind dünn. Die Seitenwände zeigen zahlreiche, in radi- aler Richtung gestreckte Tüpfel. Die Außenwände sind stark kuppelförmig vorgewölbt.! Auf welche Weise hier die Dehiszenz erfolgt und die Valveln sich geradestrecken, ist aus dem ana- tomischen Baue derselben nicht zu ersehen. Die Außenwände der Epidermiszellen sind zwar nicht besonders stark verdickt, aber doch mehrmals dicker als die Innenwände. Nach der Dehiszenz sind die Innenwände meist in zahlreiche Falten ge- legt, aber auch die Außenwände sind hie und da gefaltet. Primulaceae. Bei den untersuchten Primulaceen lassen sich zwei Typen im Baue der Endotheciumzellen unterscheiden. l. Primula, Androsace. Das Endothecium ist durchwegs einschichtig. Die Zellen desselben sind ungefähr isodia- metrisch, die Wände sehr dünn. Über die Seitenwände der Zellen,. und zwar fast nur’ über die zur Längsachserder Anthere normalen Seitenwände, verlaufen starke Verdickungen, die außen weit voneinander stehen, nach innen zu aber alle zu einem Punkt ungefähr in der Mitte der Grenzlinie zwischen der Innen- und der Seitenwand zusammenlaufen. Noch auf der Seitenwand oder kurz nach dem Übertritt auf die Innen- 1 Dasselbe fand Colling bei Epacris hybrida. Bau der Antherenwand. 1457 wand verschmelzen die Fasern zu einem einzigen Balken, der parallel zur Längsachse der Anthere über die Innenwand, und zwar ungefähr in deren Mitte, verläuft. Die Innenwand ist also nur von einem Balken ungefähr in der Mitte aus- gesteift, der sich auf den Seitenwänden in mehrere Fasern teilt, die büschelig auseinander gehen. Die Balken auf den Innenwänden stehen parallel zueinander. Die Außenwände der Zellen sind durchwegs dünn und ohne Fasern. Nur in der Nähe der Aufrißlinie verbreitert sich der Balken auf der Innen- wand und löst sich in anastomosierende Leisten auf, die die Wand gleichmäßig aussteifen (Taf. II, Fig. 19, 20). Auch werden die Zellen hier kleiner, niedriger. Die Valveln sind sehr Breit. 2Sie entspringen, beinahe parallel. zueinanders-vom Konnektiv, erstrecken sich dann bogenförmig über das Fach und sind mit ihren Rändern wieder am Konnektiv befestigt, da ein Septum beinahe ganz fehlt (Taf. II, Fig. 18). Das Konnektiv ist nur schwach ausgebildet und wird bis auf die Gefäßbündel- scheide von Zellen aufgebaut, die sämtlich durch Verdickungs- fasern ausgesteift sind. Bloß einige wenige Zellen, die die Verbindung zwischen den Rändern der Valveln und dem Konnektiv herstellen (das schwach angedeutete Septum, Taf. II, Fig. 194—d) haben dünne Wände ohne Fasern; diese werden bei der Dehiszenz zerrissen. Die Epidermiszellen sind bei der Gattung Primula flach, nach außen nicht stark verdickt; in der Nähe der Aufrißlinie werden sie nach der Fläche größer und dünnwandig. Bei Androsace sind die Epidermiszellen höher und flachen sich gegen die Dehiszenzlinie ab. U. Bei Anagallis, Soldanella und Lysimachia besteht das Endothecium aus niedrigen, quergestreckten, tonnenförmigen Zellen, deren Wände durch ringförmige Faserverdickungen reifenartig ausgesteift sind. Die Ringe sind außen und innen gleich stark und beinahe parallel zueinander gestellt. Ab und zu sind die Fasern verzweigt. Bei Amagallis ist das Endo- theeitum - einschichtig, die Ringfasern in. den Faserzellen stehen fast genau parallel zueinander und sind nur selten ver- zweigt. Sämtliche Zellen des Konnektivs weisen, bis auf die Gefäßbündelscheide, faserförmige Wandverdickungen auf. Die Epidermiszellen sind von doppelter Art: niedrige, dünnwandige, 1458 Fr. Näb£lek, die vollständig kollabieren und dazwischen einzelne größere, die erhalten bleiben (Taf. II, Fig. 23). Bei Soldanella sind die Zellwände sowohl der Epidermis- zellen als auch der Faserzellen so zart, daß sie kaum zu sehen sind. Das Endothecium besteht aus zwei bis drei Zellschichten. Die Zellen der äußersten Schichte sind groß, etwa kubisch und zeigen ziemlich kräftige ringförmige Wandverdickungen, die meist parallel zueinander radiär gestellt sind. Nicht selten sind die Verdickungen verzweigt, so daß oft zwei oder drei Ringe miteinander verbunden sind. Die Verzweigungen finden sich aber nicht vorherrschend auf einer Wand, sondern auf allen Wänden ungefähr gleich zahlreich, so daß alle Wände gleich ausgesteift sind. Unter dieser Zellschicht befinden sich noch eine oder zwei Lagen von kleinen, zartwandigen Zellen mit meist unregelmäßig gestellten und vielfach verzweigten Ring- fasern auf den Wänden. Die Epidermiszelien kollabieren auf der reifen Anthere vollständig (Taf. Il, Fig. 21). Lysimachia hat ein ähnliches Endothecium wie Anagallıs. Es ist auf den Valveln einschichtig, wird aber gegen das Konnektiv zu zwei- und dreischichtig. Die Zellen sind auch hier tonnenförmig quergestreckt und ihre Wände mit Ringfasern ausgestattet, die nur selten außen offen sind und an der Innen- wand sich kreuzen, meist parallel zueinander radiär gestellt sind und miteinander nicht in Verbindung treten. Die Epidermis besteht auch aus zweierlei Zellen: kleinen dünnwandigen und dazwischen stehenden, einzelnen größeren mit stärker ver- dickten Wänden. Aber auch die Wände der kleineren Zellen sind so fest, daß die Zellen nicht kollabieren (Taf. II, Fig. 22). Das Endothecium der Cyclamen-Arten besteht durchwegs aus Zellen mit ringförmig verdickten Wänden. Trotzdem sich die Anthere nur im oberen Teil durch einen Längsriß öffnet, ist das Endothecium in der ganzen Länge der Anthere ent- wickelt, und zwar gerade in den tieferen Partien, wo der Riß nicht mehr auftritt, stärker als in der Höhe des Risses. Das Endothecium beschränkt sich nicht nur auf die Valveln, sondern es umgibt die Fächer ringsum, auch auf der Seite des Konnektivs, wo die unmittelbar an die Höhlung des Faches stoßenden drei bis vier Zellschichten mit Ringfasern aus- Bau der Antherenwand. 1459 gestattet sind. Auch die Zellen des Septums sind ringförmig verdickt. Trotzdem wird das Septum zerrissen. Außerhalb der angeführten Zellschichten finden sich keine Zellen mehr mit Wandverdickungen. Die Faserzellen sind tonnenförmig quer- gestreckt, von geringem Durchmesser. Die Mehrzahl der Ringe ist so orientiert, daß die durch sie bestimmten Ebenen radial gegen die Mitte jeder Theka verlaufen. Die Epidermiszellen sind hoch, nach außen vorgewölbt. Ihre Außenwände sind dünn und stülpen sich nicht selten, besonders im oberen Teile der Anthere, nach innen ein, während ihre Innenwände bedeutend verdickt sind. Sie bilden, besonders zahlreich an den Kanten der Antheren, die be- kannten, unter dem Mikroskope himbeerartig aussehenden Warzen (20) (Taf. II, Fig. 24, 25). Solanaceae. Die Antheren aller untersuchten Solanaceen entwickeln sich auf dieselbe Art und Weise, etwa wie die von Hyoscyamus niger. Die Anthere ist normal vierfächerig. Das Konnektiv ist nach innen konkav gebogen, so daß die beiden Antherenhälften nach innen gewendet sind. Zur Zeit, als die Pollenmutterzellen sich eben gebildet haben, besteht die Wand aus folgenden Schichten: der Epi- dermis, zwei bis drei Wandschichten und dem Tapetum. Die Epidermiszellen unterscheiden sich von den darunterliegenden Wandschichten nur darin, daß sie etwas höher sind als die- selben und nach außen schwach verdickte Wände haben, während die Zellen der Wandschichten flach tafelförmig und ganz dünnwandig sind. Die Tapetenzellen sind ungefähr kubisch, sehr protoplasmareich, noch ohne Vakuolen, mit deutlichen Kernen und sehr zartwandig. Die Pollenmutterzellen sind in zwei rinnig gebogenen Schichten angeordnet. Die beiden Fächer der Antherenhälfte werden durch eine Scheidewand getrennt, die aus radiär gestreckten Zellen besteht. Diese gehen allmählich in die Wandschichten der Valveln über. In der Mittellinie der Septen ragt beiderseits in die Fächer ein Ge- webehöcker, gebildet aus parenchymatischen Zellen, hinein, der die am Querschnitte halbmondförmig gekrümmte An- 1460 Fr. Näb£lek, ordnung der Pollenmutterzellen bedingt. Die Tapetenzellen sind um den Höcker fächerförmig angeordnet, viel höher und schmäler als sonst. Über dem Septum, der späteren Aufrißstelle, ist die Wand eingebuchtet; die Epidermiszellen sind hier schmal und hoch (Taf. II, Fig..26). Bei der weiteren Entwicklung verändert sich das sterile Gewebe vorerst fast gar nicht. Während die Anthere auf ein Vielfaches ihrer früheren Größe herangewachsen ist, die Pollenmutterzellen sich in Tetraden teilten und auch schon die Pollenkörner gebildet und heran- gewachsen sind, das Tapetum beinahe ganz aufgebraucht worden ist, haben sich die Wandgewebe fast gar nicht ver- ändert; die Zellen sind bloß herangewachsen und haben sich durch Teilungen vermehrt. Die Epidermiszellen sind in der Präformationslinie höher geworden und der sterile Höcker, der vom Septum in die Theken hineinragt, hat sich etwas ver- größert. Erst zu einer Zeit, wo der Pollen schon beinahe ganz entwickelt ist, beginnt die weitere‘ Ausbildung der Wand- gewebe, die dann aber rasch vor sich geht. Die Epidermis- zellen werden höher, ihre Außenwand wird verdickt. Sie sind quergestreckt, werden aber gegen die Aufrißlinie immer kürzer und höher, bis sie an der Aufrißstelle ungefähr zwei- bis drei- mal höher sind als breit. Ihre Außenwand bleibt hier beinahe unverdickt. In den Epidermiszellen treten häufig radiär von innen nach außen über die Seitenwände verlaufende Ver- dickungen auf, die mitunter recht kräftig werden (Nicotiana). Von den Wandschichten entwickelt sich eine oder mehrere zum Endothecium. Die Zellen des Septums waren in jungen Stadien radiär gestreckt. Bei der Weiterentwicklung wandelten sie sich in isodiametrische parenchymatische Zellen um, bis auf einige Zellen unmittelbar unter der Epidermis. Diese bleiben radiär gestreckt, wachsen stark heran und bilden einen im Quer- Schnitt rundlichen Strang, der unterhalb der Epidermis längs der Dehiszenzlinie in der ganzen Länge der Anthere aus- gebildet ist. Die Zellen heben sich von den übrigen Zellen des Septums scharf ab, da in ihrem Inneren sich Tröpfchen einer dunklen Substanz finden, von denen die Zellen ganz angefüllt sind (Nicotiana Taf. II, Fig. 7). Die Zellen sind sehr dünn- Bau der Antherenwand. 1461 wandig und die Wände werden vor der Dehiszenz aufgelöst, so daß an der Aufrißlinie unter der Epidermis in der ganzen Länge der Anthere ein Hohlraum entsteht (siehe Solanum nigrum, Taf. Ill, Fig. 4). Dadurch wird die Dehiszenz sehr er- leichtert, da das Septum auf die Art beinahe ganz von den ‚Valveln losgetrennt wird und, um die Dehiszenz herbei- zuführen, bloß der Widerstand der an dieser Stelle dünn- wandigen Epidermiszellen zu überwinden ist. Das Endo- thecium reicht bis an diese »Auflösungszellen« heran, be- ziehungsweise, es wird der Auflösung und dem Kollabieren dersZellen: dureh’ das’Endotheeium.eine'Grenze gesetzt.’ Die Randzellen des Endotheciums zeigen oft eine andere Aus- bildung als die übrigen Endotheciumzellen, indem die Fasern statt radiär in tangentialer Richtung über deren Wände ver- laufen (Taf. III, Fig. 8, Nicotiana). Eine weitere Veränderung betrifft den Gewebehöcker, der von der Scheidewand in das Innere des Faches hineinragt. Dieser vergrößert sich zur Zeit der Dehiszenz ziemlich stark und muß dadurch einen Druck auf den Pollen ausüben. Dieser überträgt den Druck auf die Wand und die Vergrößerung des Höckers ist somit wahr- scheinlich mit ein Grund der Dehiszenz der Anthere, es ist jedenfalls auffallend, daß er sich erst kurze Zeit vor der Dehiszenz weiterentwickelt, während er zur Zeit des Heranwachsens der Anthere beinahe unverändert geblieben ist (vergl. Taf. II, Fig. 27, Hyoscyamus niger und Taf. Ill, Fig. 11, Datura Stramonium). Nach der Dehiszenz kollabiert er wieder. Im einzelnen stellt sich der Wandbau der Antheren folgendermaßen dar. | Nicandra physaloides. Die Gestalt des Antherenquer- schnittes entspricht der von Hyoscyamus, wie sie oben ge- schildert wurde (Taf. II, Fig. 26, 27). Das Endothecium ist zweischichtig und nur im letzten Viertel der Valvel gegen den Rand hin einschichtig. Zellen mit Faserverdickungen beschränken sich bloß auf die Umgrenzung des Faches, sie greifen nicht auf das Konnektiv über. Die Faserzellen zeigen meist parallel zueinander über die Seitenwände in radiärer Richtung verlaufende Leisten, die sich über die Innenwand zu U-förmigen Klammern oder auch über die Außenwand zu 1462 Fr. NäbElek, Ringen verbinden. Auf der Innenwand vereinigen sich die Fasern oft zu zweien oder mehreren sternförmig miteinander, meist sind sie aber isoliert und parallel gestellt, parallel zur Längsachse der Anthere (ähnlich Taf. II, Fig. 31, 32, Scopolia Carniolica). Auf der Außenfläche sind die Fasern viel seltener und schwächer als auf der Innenfläche, durchwegs parallel zur Längsachse gestellt und nicht untereinander verbunden. Die Faserzellen sind meist quergestreckt, ihre Innenflächen nicht flach, sondern nach innen vorgewölbt. Auflösungszellen an der Dehiszenzlinie sind nicht zu sehen, die Aufrißlinie ist bloß als die dünnste Stelle der Wand präformiert, indem die Faserzellen und die Epidermiszellen gegen dieselbe hin immer kleiner werden und in kleine dünnwandige Zellen ohne Verdickungs- fasern übergehen. Auch die Epidermiszellen werden an dieser Stelle klein, während sie sonst höher und größer sind. Ihre Außenwände sind verdickt und die Seitenwände durch un- deutliche radial verlaufende Verdickungen ausgesteift. Zwischen den Epidermiszellen zerstreut sind zwei- bis dreizellige Haare mit breiter Basalzelle eingefügt. Die Gewebehöcker in den Fächern sind stark entwickelt. Lycinm vulgare, Atropa Belladonna. Die Fasern der Endo- theciumzellen verlaufen meist voneinander getrennt ringförmig in radiärer Richtung an den Wänden der gegen die Aufrißlinie breit tonnenförmigen, gegen daß Konnektiv mehr kubischen Zellen. An der Außenwand sind die Fasern dünner als auf der Innenwand, aber nur selten sind sie außen unterbrochen. Bei Lycinum ist das Endothecium einschichtig und wird nur in der Nähe des Konnektivs mehrschichtig, bei Afropa ist es mehrschichtig, einschichtig nur gegen den Rand der Valveln. Auflösungszellen sind deutlich entwickelt, die Epidermiszellen über den Auflösungszellen zeigen eine ähnliche Beschaffenheit wie dieselben. Die Epidermiszellen sind breiter als hoch; ihre Außenwände sind ziemlich stark verdickt, auf den Seiten- wänden sieht man gut entwickelte Faserverdickungen, die in großer Zahl, oft verzweigt, meist parallel zueinander von innen nach außen verlaufen. Gegen die Aufrißlinie hin werden die Epi- dermiszellen mehrfach höher als breit, dünnwandig, die Faser- verdickungen verschwinden, und an der Aufrißstelle selbst treten Bau der Antherenwand. 1463 in den Epidermiszellen tangentiale Wände auf, so daß die hohen prismatischen Zellen in mehrere kubische, übereinander liegende Zellen geteilt sind (Taf. II, Fig. 30). Scopolia Carniolica, Hyoscyamus niger, H. albus. Bei Sco- polia ist das Endothecium auf den Valveln gegen das Konnektiv hin zweischichtig, bei Hyoscyamnus fast durchwegs einschich- tig. Die Faserzellen sind etwa isodiametrisch oder etwas quer- gestreckt, die Fasern verlaufen über die Innenwände entweder parallel zur Längsachse voneinander getrennt, häufig sind sie zu einer, zwei oder mehr Gruppen in einer Zelle sternförmig verbunden. Über die Seitenwände verlaufen sie in mehr oder weniger radialer Richtung, viele vereinigen sich auf den Außen- wänden zu kontinuierlichen Ringen. Die Fasern sind aber an der Außenwand viel schwächer und spärlicher als auf der Innenwand und fast durchwegs parallel zur Längsachse orientiert. In der Aufrißlinie ist das Endothecium durch die Zuulosumeszellen unterbrochen (Taf. II, Fig. 27, 28, 29, Takıırz Fig. 1). Die Epidermiszellen sind flach und tragen auf den Seitenwänden deutlich ausgebildete Radialfasern. Gegen die Präformationsiinie werden die Zellen allmählich enger und höher, bis sie über dem Ende des Endotheciums zwei- bis dreimal höher sind als breit. Hier treten ab und zu Tangentialteilungen in den Zellen auf. Gegen die Aufrißstelle werden die Zellen wieder niedriger, ohne breiter zu werden, so daß hier die Wand, nachdem die Auflösungszellen resorbiert worden sind, bloß aus den sehr kleinen und dünnwandigen Epidermiszellen besteht, die der Dehiszenz natürlich nur einen sehr schwachen Wider- stand entgegensetzen. Der Gewebehöcker in den Fächern ist stark entwickelt. Physalis Alkekengi, Saracha viscosa. Von den vorher be- schriebenen unterscheiden sich diese durch die mächtige Ent- wicklung des Endotheciums. Dieses besteht zumeist aus drei Zellschichten. Nur ganz in der Nähe der Aufrißlinie wird das Endothecium einschichtig, in der Nähe des Konnektivs wird es mehrschichtig. Das Konnektiv besteht zum großen Teil aus Zellen, deren Wände durch Verdickungsfasern ausgesteift sind, besonders bei Saracha, wo nur die Zellen einer kleinen Partie um das Gefäßbündel dünnwandig und ohne Fasern Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. I. 98 1464 Fr. Nabelek, bleiben. Die äußere Zellschicht des Endotheciums besteht aus hohen Zellen, deren Seitenwände mit sehr kräftigen, breiten Fasern bedeckt sind, die recht dicht beieinander stehen und parallel zueinander verlaufen. Hie und da verzweigen sich die Fasern. Gegen die Außenwand nehmen sie an Dicke ab, hören hier aber nicht auf, sondern setzen sich meistens über die Außenwand fort. An der Innenwand sind sie sehr breit und verschmelzen meist in mehreren Gruppen sternförmig mit- einander. Die Zellen der tieferen Schichten sind niedrig, meist quergestreckt und mit kräftigen Ringfasern ausgestattet, deren Ebenen radial gestellt sind (Taf. III, Fig. 2). Auflösungszellen sind sehr deutlich ausgebildet. Die Epidermiszellen werden an der Aufrißstelle nicht höher, sondern sie verkleinern sich nur. Faserverdickungen sind auf den Seitenwänden der Epidermis vorhanden. Der Gewebehöcker ist wenig mächtig entwickelt (vielleicht eine Folge der kräftigen Entwicklung des Endo- theciums). Die Antheren der Gattung Solanum Öffnen sich bekannt- lich durch einen apicalen Spalt, der mehr oder weniger tief hinabreicht. Ein Endothecium findet sich in allen Fällen bloß im obersten Teile der Anthere, also nur dort, wo es nötig ist, um den Riß herbeizuführen. Es besteht bloß aus einer Zell- schicht; nur einzelne tiefer gelegene Zellen weisen auch un- regelmäßig verlaufende Verdickungen auf. Die Faserzellen zeigen eine ähnliche Ausbildung, wie etwa die von Saracha. Die Zellen sind, besonders in der Mitte der Valveln, sehr hoch und werden nach beiden Seiten kleiner. Die Verdickungen sind kräftig und verlaufen über die Seitenwände in radiärer Richtung ziemlich parallel untereinander und meist unverzweigt. Auf der Innenwand vereinigen sich oft die Fasern zu mehreren sternförmig, oft streichen sie getrennt über dieselbe; gegen die Außenwände hin werden die Fasern dünner und setzen sich meist über die Außenwand fort, wo sie aber viel schwächer sind. Auf der Innenwand stehen sie dicht beieinander, auf der Außenwand sind sie ziemlich weit voneinander entfernt. Im obersten Teile der Anthere ist das Konnektiv fast ausschließlich ausFaserzellen zusammengesetzt. Tiefer unten verschwinden die Faserverdickungen in den Konnektivzellen, und zwar zuerst in Bau der Antherenwand. 1465 der Mitte desselben, noch tiefer verschwinden die Fasern auch in den Zellen der äußeren Valveln, während sie auf den inneren noch vorhanden sind, schließlich verschwinden die Faserzellen auch auf den inneren Valveln, in nur wenigen Zellen in der Furche zwischen den beiden inneren Valveln sind noch Ver- dickungsfasern vorhanden. Ganz wenig tiefer unter dem Ende des Risses der Fächer verschwinden die Faserzellen voll- ständig. Die Wand der Fächer besteht hier im reifen Zustande aus mehreren oder mindestens aus zwei Zellschichten: aus der Epidermis und der dem Endothecium entsprechenden Schichte, in deren Zellen aber jede Spur von Verdickungen fehit (Taf. III, Fig. II). Bei Solanum Lycopersicum und Solanum tuberosum besteht die Wand aus mehreren Schichten, aber ein Endo- thecium ist auch bei S. Lycopersicum, dessen Antheren der ganzen Länge nach aufspringen, nicht vorhanden. Im oberen Teile der Anthere verschwinden in der Nähe der Aufrißlinie die Faserzellen plötzlich; an ihre Stelle treten zwei bis drei sehr dünnwandige Zellen ohne jede Verdickung ihrer Membran und dann folgen in der Dehiszenzlinie wieder die bekannten Auflösungszellen (Tat. III, Fig. 4). Die Epidermiszellen sind ziemlich flach, ihre Außenwände verdickt. Gegen die Präformationslinie werden sie an der Stelle, wo das Endothecium aufhört, plötzlich hoch und dünnwandig; auch die Außenwand bleibt unverdickt. In der Dehiszenzlinie werden die Zellen wieder klein — die Aufrißlinie ist also mit Scopolia, Hyoscyamus ... übereinstimmend gebaut. Im obersten Teile finden sich nur zwei fertile Fächer in der Anthere, da die inneren Fächer von einem sterilen Gewebe er- füllt sind, das bei der Dehiszenz kollabiert. Weiter nach unten sind auch diese Fächer fertil. Im oberen Teile der Anthere sind die Gewebehöcker sehr schwach entwickelt, weiter unten sind sie aber wohl ausgebildet. In der Verlängerung der Dehiszenzlinie nach unten sind die Epidermiszellen überall höher als auf den Wänden, auch Auflösungszellen finden sich in der ganzen Länge der Antheren unter den hohen Epidermiszellen und bewirken das Ablösen des Septums von der Wand. Bei Solanum tuberosum weisen die Epidermiszellen auf ihren Seitenwänden sehr dicht stehende, 98* 1466 Fr. Näbelek, zarte Verdickungsfasern auf, die in radiärer Richtung verlaufen @Rat II, Biel). Datura Wrighti, D. Stramonium. Die Antheren beider Pflanzen sind sehr kräftig entwickelt. Sie springen der ganzen Länge nach auf, das Endothecium findet sich in der ganzen Anthere. Es ist meist zweischichtig, gegen das Konnektiv mehrschichtig und erstreckt sich weit in das Konnektiv hinein, indem ein großer Teil des Konnektivgewebes aus Faserzellen besteht. Die einzelnen Zellen der Faserschichte sind’breit, tonnenförmig, quergestreckt, ihre Wände von zur Längs- achse parallel gestellten Ringverdickungen bedeckt. Diese sind an der Innenwand dicker als an der Außenwand und auch an der Innenwand voneinander meist frei, doch hier näher zu- einander gerückt als an der Außenwand. Gegen die Aufrißlinie zu werden die Zellen kleiner und das Endothecium ein- schichtig. Die Verdickungen fehlen nur in den ganz kleinen Zellen an der Aufrißstelle. Hier sind auch die Epidermiszellen klein, so daß die Wand ganz dünn ist. Die Dehiszenz erfolgt dadurch, daß die Valveln vom Septum losreißen, an dem sie mit den Rändern beinahe getrennt voneinander angewachsen sind (Taf. II, Fig. 11). Die Epidermiszellen sind flach und zeigen deutliche Faserverdickungen auf den Seitenwänden. Auflösungszellen sind nicht ausgebildet. Cestrum fascicnlatum, Cestrum aurantiacum. Die Antkiere spaltet sich im obersten Teile im Konnektiv in zwei Hälften. Jede Hälfte enthält zwei Fächer, deren Wände, nachdem das Septum mit den Höckern verschwunden ist, mit Ausnahme der Epidermis durchwegs aus Zellen mit Faserverdickungen bestehen. Selbst einige Zellen des Septums sind noch aus- gesteift. Das Endothecium besteht auf den Klappen aus Zellen, die in ihrer Form und Größe schwanken. Meistens sind sie hoch, etwa kubisch, und bloß in einer Schichte angeordnet, dazwischen finden sich niedrige tonnenförmige Zellen, deren zwei übereinander die Höhe der Wandung ausmachen. Die Fasern bilden Ringe, die an der Innenwand hie und da sich kreuzen, meist aber isoliert voneinander sind. In den hohen Zellen verzweigen sich die Fasern oft und verschmälern sich allmählich von innen nach außen. Die Epidermiszellen sind Bau der Antherenwand. 1467 .dünnwandig und nach außen stark papillös vorgewölbt (Taf. III, Fig. 6). Weiter unten vereinigen sich die beiden Hälften der Anthere und sämtliche Zellen des Konnektivs mit Einschluß der Gefäßbündelscheide zeigen den Charakter von Faserzellen. An der Aufrißlinie werden Epidermis- und Endotheciumzellen klein, dünnwandig, die Faserverdickungen verschwinden, der Dehis- zenz wird also ein sehr geringer Widerstand entgegengesetzt. Nicotiana, Petumia. Am Querschnitt durch eine junge Anthere fallen sofort die großen und schwärzlich aussehenden, von dem übrigen Gewebe scharf differenzierten Auflösungs- zellen auf (Taf. III, Fig. 7). Diese sind radiär langgestreckt und bilden eine am Querschnitte rundliche Gruppe, die sich längs der Aufrißlinie durch die ganze Anthere erstreckt. Vor der Dehiszenz werden die Wände dieser Zellen zerstört und es entsteht so unter der Epidermis längs der Aufrißlinie ein Hohbl- raum. Die seitlich von diesem liegenden Zellen des Septums sind sehr zartwandig und kollabieren, so daß die jetzt ver- einigten Fächer an der Aufrißstelle nur durch die Lage der Epidermiszellen von der Außenwelt getrennt sind. Die Epi- dermiszellen sind aber hier dünnwandig und klein, und es genügt, um die Dehiszenz herbeizuführen, eine geringe Kraft, die das Endothecium vielleicht im Vereine mit dem Drucke ausübt, den die heranwachsenden Höcker am Septum hervor- rufen. | Das Endothecium ist fast durchwegs einschichtig, die Fasern in den Zellen zeigen einen ähnlichen Verlauf wie bei fast allen bis jetzt beschriebenen Solanaceen: sie sind an den Innenwänden häufig gruppenweise miteinander verbunden, meistens laufen sie aber getrennt und parallel zueinander über die Fläche, und zwar so, daß die Richtung ihres Streichens in benachbarten Zellen eine verschiedene ist, oft stehen die Richtungen in aneinander stoßenden Zellen senkrecht auf- einander. An den Seitenwänden sind die Fasern hie und da verzweigt, etwa parallel zueinander gestellt. Auf den Außen- flächen sind die Verdickungen schwächer, in den einzelnen Zellen parallel zueinander, in verschiedenen Zellen nach ver- schiedenen Richtungen orientiert. Faserzellen reichen nicht tief in das Konnektiv hinein und verschwinden auch in der Aufriß- 1468 Fr. Näbelek, linie, um den Auflösungszellen Platz zu machen. Die Rand- zellen des Endotheciums zeigen eine von den übrigen ab- weichende Ausbildung, indem sie radial gestreckt sind und die Fasern über ihre Wände nicht senkrecht, sondern parallel zur Oberfläche der Anthere verlaufen (Taf. II, Fig. 8). Die Epi- dermiszellen sind längsgestreckt, nach außen papillös vor- gewölbt. Die Außenwände sind stark verdickt und im höchsten Teile der Papille ist die Wand linsenartig nach innen verdickt. Diese linsenartige Verdickung besteht aus Zellulose und zeigt deutliche Schichtung. Sie ist bei verschiedenen Arten ver- schieden stark ausgebildet; am stärksten bei Nicotiana affinis, N. rustica, N. silvestris, N. Tabacum und Petunia hybrida. Die Seitenwände der Epidermis weisen kräftige Verdickungen auf, die kräftigsten von allen Solanaceen. Sie verlaufen durchwegs parallel untereinander in radiärer Richtung und sind oben und unten etwas verbreitert. Sieht man die Epidermis von der Außen- fläche an (Taf. III, Fig. 9), so sieht man in der Mitte der Zellen den linsenförmigen Körper, der ziemlich stark lichtbrechend ist und die Strahlen wie eine konvexe Linse bricht, und die optischen Querschnitte der Fasern, die an den dünnen Seitenwänden stark hervortreten. Der Zweck der Faserverdickungen in der Epidermis und der linsenförmigen Verdickung ist fraglich. Mit der Dehiszenz scheinen diese Einrichtungen nicht unmittelbar im Zusammenhange zu stehen, da die Epidermis einer ge- öffneten Anthere sehr stark gefaltet erscheint, und zwar so, daß sich die Außenwand sehr stark nach außen vorwölbt, wobei der linsenförmige Körper seine Stellung auf dem höchsten Punkte behält. Browallia speciosa, Brunfelsia eximia. Der Wandbau der Antheren dieser Pflanzen ist sehr ähnlich dem von Nicotiana oder Petunia, untereinander sind sie im Bau der Antheren fast gleich. Das Endothecium beider ist meist zweischichtig, gegen den Rand der Valveln wird es einschichtig, gegen das Konnektiv mehrschichtig. Die Außenwand und die Innen- wand der Faserzellen sind von fast gleicher Beschaffenheit. Die Fasern kreuzen sich meistens auf der Innenwand, laufen in ziemlich großer Anzahl gerade oder gebogen über die Seiten- wände, wo sie sich hie und da verzweigen. Auf der Außenseite Be Bau der Antherenwand. 1469 vereinigen sie sich wieder sternförmig, meistens aber keilen sie sich hier aus, noch bevor sie miteinander in Berührung gekommen sind. Häufig bilden die Fasern auch isolierte geschlossene Ringe, die dann in den Zellen so angeordnet sind wie bei Nicotiana. Im Konnektiv zeigen sämtliche Zellen bis auf die Gefäßbündelscheide unregelmäßig und wirr verlaufende Faserverdickungen. Im obersten Teile, wo die Anthere in zwei Hälften gespalten ist, findet man überhaupt nur Faserzellen bis auf die Epidermis, die aber bei Browallia speciosa auch Ver- dickungen auf den Seitenwänden trägt und auch eine ähnliche linsenförmige Verdickung der Außenwand aufweist wie Nicotiana oder Petunia. Die Zellen sind nach außen sehr stark papillös vorgewölbt. Bei Brumfelsia konnten Fasern und linsenartige Verdickungen in den Epidermiszellen nicht beob- achtet werden, aber die Zellen sind auch hier papillös. Die Auflösungszellen bilden einen kleinen, scharf umgrenzten, rundlichen Komplex an der Aufrißlinie unter der Epidermis. Die Epidermiszellen sind an dieser Stelle klein und nicht nach außen vorgewölbt. Der Wandbau der Solanaceenantheren ist demnach sehr einheitlich. Das. Endothecium ist ein-, zwei- bis. mehr- schichtig, je nach der Größe der Anthere; in der Nähe der Aufrißlinie ist es immer einschichtig, in der Aufrißlinie selbst werden die Zellen desselben klein und dünnwandig oder die Faserzellen verschwinden plötzlich, um den Auflösungs- zellen Platz zu machen. Die Faserzellen sind kubisch bis tonnenförmig (beide Arten von Zellen finden sich meist in der Wand einer Anthere) und die Fasern derselben erscheinen an Querschnitten meist büschelartig angeordnet, indem sie auf der Innenwand in Gruppen verbunden sind und von den Ver- bindungspunkten sternförmig auseinander laufen. Daneben finden sich Verdickungsfasern, die voneinander isoliert parallel untereinander die Innenwand aussteifen. Ihre Orientierung ist in verschiedenen Zellen verschieden. Die Fasern setzen sich häufig auch über die Außenwände fort, hier sind sie aber meist isoliert und parallel untereinander und dünner als auf den Seiten- und Innenwänden. Bei einer Anzahl von Arten sind die sternförmig verbundenen Verdickungsfasern häufiger, bei den 1470 Fr. Näbe&lek, anderen die voneinander isolierten Ringfasern. In allen Fällen ist die Innenwand stärker ausgesteift als die Außenwand, so daß beim Austrocknen ein Auswärtskrümmen der Valveln eintreten muß. Bei fast allen untersuchten Solanaceen zeigen die Seitenwände der Epidermiszellen radial verlaufende Ver- dickungen. Am stärksten sind diese bei Nicotiana, Petunia und Browallia ausgebildet; dieselben Gattungen weisen auf der Außenwand der papillös vorgewölbten Epidermiszellen eine linsenartige, nach innen vorspringende Verdickung auf, die andeutungsweise auch bei Solanım tuberosum vorhanden ist (Taf. UI, Fig. 5). Bei den meisten untersuchten Arten gelangt ein steriler Gewebehöcker zur Ausbildung, der in der Mittel- linie des Septums in die Fächer hineinragt. Er wächst erst kurz vor der Dehiszenz heran und kollabiert bald wieder. Acanthaceae. Von Acanthaceen wurden zu wenige Gattungen unter- sucht, als daß sich ein allgemeiner Schluß über den Antheren- wandbau bei der Familie ziehen ließe. — Es mögen hier nur einige interessante Fälle beschrieben werden. Acanthus mollis, A. montanus. Das Endothecium zeigt einen vom normalen ganz abweichenden Bau, indem die Ver- dickungen in den Faserzellen nicht, wie es sonst zu sein pflegt, die Innenwand stärker aussteifen, sondern die Außenwand. Hier sind die Fasern dick und schließen eng aneinander, sind oft auch miteinander verbunden; über die Seitenwände ver- laufen sie meist parallel untereinander und verschmälern sich gegen die Innenwand hin (Taf. IN, Fig. 19). Sie setzen sich über die Innenwand meist fort, sind hier aber dünn und lassen breite Zwischenräume der Wand unverdickt. Demzufolge können die Valveln beim Austrocknen keine Bewegung nach auswärts vollführen, sondern müssen sich nach innen biegen. Läßt man einen dünnen Querschnitt austrocknen, so sieht man in der Tat, daß sich die Valveln nach innen spiralig einrollen. Setzt man Wasser zu, so tritt wieder die umgekehrte Bewegung ein, die aber nur so weit geht, daß die Valveln mit ihren Rändern sich berühren. Daß an der intakten Anthere die Valveln keine so großen Bewegungen ausführen, hat wohl od en Ba Ben u 1 m a El ln DU oa Bau der Antherenwand. 1471 seinen Grund darin, daß sich die Valveln gegenseitig be- hindern, wobei auch die dicht stehenden Haare am Rande der Valveln in Betracht kommen. Gegen die Aufrißlinie hin werden die Faserzellen niedriger, die Anordnung der Ver- dickungsfasern wird unregelmäßig, so daß die Wände der letzten Faserzellen am Rande der Valveln allseits gleichmäßig ausgesteift sind. Häufig treten hier noch unter dem eigentlichen Endothecium kleinere Zellen mit verdickten Wänden auf (Taf. III, Fig. 18). Über dem Septum verschwinden die Faser- zellen, sämtliche Zellen in der Aufrißlinie sind dünnwandig. Die Epidermis besteht aus niedrigen, flachen Zellen mit dünnen Innen- und Seitenwänden und stark verdickten Außenwänden. Gegen den Rand der Valveln werden die Epidermiszellen allmählich höher, über den Randzellen der Faserschicht sind sie mehrmals höher als breit und von da an werden sie rasch wieder kleiner, so daß am Rande der Valveln ein Wulst ent- steht, in dem die Zellen etwa fächerförmig angeordnet sind. Die Außenwände der Zellen sind auch hier verdickt, während die Innen- und Seitenwände ganz dünn sind. Die Wirkungs- weise dieser Zellen ist dieselbe wie bei Felleborus: bei Wasser- entzug bewirken sie ein Einwärtsrollen des Randes der Valveln, dadurch wird das darunter liegende dünnwandige Gewebe zerissen. Die Zellen der Präformationslinie sind also am Dehiszenzvorgange aktiv beteiligt. | Ganz ähnlich gebaut ist das Endothecium bei Jacobinia. Die Zellen sind entsprechend kleiner, da ja die ganzen Antheren viel kleiner sind, aber auch hier sind die Außenwände der- selben viel stärker ausgesteift als die Innenwände. Die Faser- schichte hört schon ein beträchtliches Stück vor der Aufriß- linie auf, die Zellen der entsprechenden Schichte sind ganz dünnwandig. Die Epidermiszellen sind nach außen vorgewölbt; an der Präformationslinie zeigen sie dieselbe Anordnung wie bei Acanthus (Taf. III, Fig. 14, 15). Einen interessanten Fall stellt Aphelandra nitens dar. Die Anthere ist wie bei Acanthus oder Jacobinia zweifächerig. Das Endothecium ist durchwegs einschichtig und nimmt seinen Anfang im. Konnektiv, wo .die erste Zellschicht unter der Epidermis Faserverdickungen aufweist. Im Konnektiv sind die 1472 Fr. Nab£lek, Faserzellen durchwegs so gebaut wie bei Acanthus in der ganzen Valvel: die Fasern sind an der Außenfläche verbunden und dick, verlaufen meist etwas gebogen isoliert voneinander über die Seitenwände von außen nach innen, verschmälern sich nach innen stark, so daß sie beim Übertritt auf die Innen- fläche ganz schwach sind. Isoliert führen diese Zellen ganz analoge Bewegungen aus wie die von Acanthus, im Gewebe des Konnektivs sind sie unbeweglich (Taf. II, Fig. 12). An der Grenze zwischen Valvel und Konnektiv werden die Zellen, die dort sehr hoch waren, niedriger, kubisch, die Fasern trennen sich auf der Außenwand voneinander, verdicken sich auf der Innenwand und gehen so allmählich in ganz ge- schlossene, innen und außen gleich starke Ringe über, deren Ebenen radial gestellt sind und die meist abwechselnd innen und außen zusammenneigen. Die Valveln krümmen sich beim Austrocknen nach auswärts. Die Epidermiszellen sind am Querschnitte quadratisch und werden an der Aufrißlinie kleiner, ohne einen Wulst zu bilden (Taf. Ill, Fig. 13). Ruellia longifolia besitzt ein Endothecium, dessen Zellen in ihrem Baue von allen bisher beschriebenen abweichen. Die Zellen sind quer zur Längsachse der Anthere sehr langgestreckt. Die Innenfläche der Zellen ist durchwegs dünn und ohne jede Verdickung. Die Fasern umspannen halbringförmig die Außen- und Seitenwände und verbinden sich an der Grenze zwischen Seiten- und Innenwand seitlich miteinander, so daß hier ein fester Rahmen entsteht, der die Zelle am Grunde der Seitenwände umspannt. Dieser Rahmen liefert auch den Biegungswiderstand, der das Auswärtskrümmen der Valveln beim Austrocknen bedingt. Die Epidermiszelien bilden an der Aufrißlinie beider- seits einen Wulst wie bei Acanthus, indem die Zellen erst sehr hoch (drei- bis viermal so hoch als breit) werden und dann, an der Aufrißlinie selbst, wieder klein werden. Die Faserzellen reichen nicht bis an die Aufrißlinie heran, so daß die Dehiszenz, bei der die Epidermiswülste mit beteiligt sind, leicht herbei- geführt wird! (Taf. II, Fig. 16, 17). | 1 Dasselbe hat Colling gefunden (Jacobinia ohne Angabe der Spezies). Ein ähnliches Verhalten beschreibt er bei Eranthemum reticnlatum mit dem Unter- Bau der Antherenwand. 1478 Bei Thumbergia alata wird überhaupt kein Endothecium ausgebildet. Die Wand der reifen und offenen Anthere besteht nur aus einer Zellschicht, der Epidermis, an die sich nach innen Reste kollabierter Zellen anschließen. Die Seitenwände der Epidermiszellen sind durch faserige Verdickungen ausgesteift, die in radiärer Richtung von innen nach außen verlaufen. Die Fasern sind häufig verzweigt, isoliert voneinander und greifen weder auf die Innen- noch auf die Außenwand über. Es ist darin aber wohl nicht ein Ersatz des Endotheciums zu suchen, da die Fasern sich nur auf die Seitenwände beschränken und auch zu schwach sind, als daß ihnen eine große mechanische Wirkung zugesprochen werden könnte. Die Valveln krümmen sich nach der Dehiszenz weder nach außen noch nach innen. Die Fasern werden wohl bloß ein Kollabieren der Epidermiszellen zu verhindern haben, die recht schwach gebaut sind (Taf. III, Fig. 21). Ein Ersatz des Endotheciums bei der Dehiszenz ist vielleicht in der Ausbildung der Präformation zu erblicken, die ähnlich ist wie bei den meisten untersuchten Acanthaceen. Die Epidermiszellen bilden auch hier am Rande jeder Valvel einen Wulst, indem die Zellen viel höher werden und sich fächerig um ein sehr dünnwandiges Gewebe anordnen, das den Wand- schichten der Valvel entspricht. Zwischen den beiden Wülsten entsteht auf diese Art eine tiefe Furche und hier trennen sich die Valveln vom Septum, indem die wulstförmig angeordneten Randzellen der Epidermis sich nach einwärts krümmen und das darunter liegende Gewebe zerreißen. Dadurch werden die Fächer geöffnet (Taf. III, Fig. 20). Ein hygroskopisches Gewebe, das den Pollen vor Benetzung zu schützen hätte, ist überflüssig, da die Antheren in der Blumenkronröhre wohl geborgen sind. Am Rande der Valveln wird eine oder zwei Reihen von mehr- zelligen Haaren gebildet, die im oberen Teile köpfchenartig ausgebildet sind und infolgedessen und infolge ihrer Membran- skulpturierung wohl als Pollensammelhaare aufzufassen sind (Eat; Kig. 22): Zellschichten, welche den sonst zum Endothecium sich ausbildenden Schichten entsprechen, sind in der Jugend vor- schiede, daß sich die Fasern in der Nähe des Konnektivs auf der Außenwand sternförmig verbinden und in der Nähe des Konnektivs Ringfasern auftreten. 1474 Pr." Näbelek, handen. Zur Zeit, als die Pollenmutterzellen gebildet werden, besteht die Wand der Anthere aus der Epidermis und zwei bis drei Wandschichten, an die sich das einschichtige Tapetum anschließt. Die Pollenmutterzellen entstehen aus den Archespor- zellen ohne vorangehende tangentiale Teilungen, so daß sie in einer einfachen rinnenförmig nach innen gebogenen Schichte auftreten „(Taf::lV,;: Fig. 1,2). Erst ©spät) kurzer Zeirvoreder Dehiszenz, treten die Faserverdickungen in der Epidermis auf, und kurz darauf kollabieren sämtliche unter der Epidermis gelegene Zellschichten. Bei Sfrobylanthes anisophylius und S. Deyrianus besteht das Endothecium aus senkrecht auf die Querachse sehr lang- gestreckten Bankzellen. Von zahlreichen untersuchten Antheren von Pflanzen aus verschiedenen Familien mögen nur noch folgende angeführt werden. Cuceurbita Pepo L. und Cucumis sativus L. Das Endo- thecium ist auf den ganzen Valveln einzellschichtig. Die Zellen sind tonnenförmig quergestreckt, ziemlich groß und typische Spiralzellen: die Fasern verlaufen in einer kontinuierlichen steilgestellten Spirale über die Wände. Die Achse der Spirale fällt mit der Längsachse der Zelle zusammen. In allen Zellen erfolgt die Drehung der Spirale in demselben Sinne, so daß die Wände von einem Netzwerk von Fasern bedeckt sind, von denen die in der einen Richtung verlaufenden der einen Zelle, die in entgegengesetzter Richtung laufenden der benachbarten Zelle angehören (Taf. III, Fig. 24). Der Bau der Faserzellen ist hier ähnlich dem von Corydalis oder Fumaria mit dem Uhnter- schiede, daß dort in jeder Zelle zahlreiche spiralig gekrümmte Fasern vorkommen, die immer nur über die Seitenwand ver- laufen und sich auf der Innen- und Außenwand auskeilen, während die Fasern hier eine kontinuierliche Spirale bilden. Die Fächer werden rundum von Spiralzellen umschlossen, indem auch die Zellen der Innenwand und bei Cucurbita sogar sämtliche Zellen des Septums Spiralfasern aufweisen (Taf. III, Fig. 23). Bei Cucumis sind die Wände der Zellen des Septums Bau der Antherenwand. 1470 unverdickt. Gegen die Aufrißlinie hin werden die Faserzellen immer Kleiner und verschwinden, sobald die Valvel mit dem Septum in Berührung kommt. Über dem Septum findet sich nur eine Gruppe kleiner dünnwandiger Zellen, durch deren Zerreißen die Dehiszenz herbeigeführt wird. Die Epidermis- zellen sind durchwegs flach und dünnwandig. — Schon die Betrachtung der Endotheciumzellen ergibt, (daß die Valveln sich weder auswärts noch einwärts krümmen können, da sich die Außen- und Innenflächen des Endotheciums gegen ein- tretende Spannungen gleich verhalten müssen und man kann auch beobachten, daß an einem Querschnitte die Valvein sich beim Austrocknen stark verkürzen, beim Anhauchen und Benetzen mit Wasser wieder auf die ursprüngliche Länge aus- dehnen, aber keine Krümmungen vollführen. Ein Auswärts- krümmen der Valveln wäre auch aus dem Grunde nicht mög- lich, da die Antheren an der Säule ganz dicht aneinander stehen, daher wäre auch eine andere Ausbildung des Endo- theciums unzweckmäfßig. Interessant ist auch der Bau der Antherenwand von Saintpanlia Jonantha. Das Endothecium ist meist mehr- schichtig, wird gegen den Rand der Valveln einschichtig, an der Aufrißlinie verschwinden die Faserzellen. Die Faser- verdickungen verlaufen durchwegs schräg von innen nach außen über die Seitenwände und setzen sich über die Innen- und Außenwände fort. Sie sind auf allen Wänden mannigfach verzweigt. Die Epidermiszellen haben dünne, halbkugelig nach außen vorgewölbte Außenwände. Dort wo die Zellen seitlich aneinander stoßen, ungefähr in der Mitte ihrer ganzen Höhe, ist die Wand rund um die ganze Zelle wulstartig verdickt. Unter- halb des Wulstes sind die Seitenwände von zahlreichen radial gestreckten Poren bedeckt (Taf. II, Fig. 25). Die Frage, ob sich verwandtschaftliche Beziehungen der Pflanzen auch im Wandbaue ihrer Antheren ausdrücken, ist noch wenig erörtert worden. Mit Ausnahme der Arbeit von Artopoeus, die sich mit dem Baue und der Öffnungsweise der Antheren von Ericaceen beschäftigt, sind mir aus der Literatur 1476 Fr. Näb£lek, nur einige Andeutungen bekannt geworden. So schreibt z.B. Schrodt bei der Besprechung der Anthere von Mahonia inter- media in »Das Farnsporangium und die Anthere« (Flora 1885) auf Seite 482, daß: »jede andere Art (der Berberidaceen) fast genau dieselben Verhältnisse erkennen lasse«. Dr.H. Schenck schreibt in: »Die Biologie der Wassergewächse« auf Seite 124: »Die Antheren springen unter Wasser anders auf als an der Luft. Es bildet sich keine Faserschicht aus.«, ohne aber weiter auf diese Sache einzugehen. Soweit die immerhin geringe Anzahl der untersuchten Objekte einen Schluß zuläßt, läßt sich sagen, daß die obige Frage mit Ja zu beantworten ist; und zwar drückt sich die Verwandtschaft besonders aus im Baue des Endotheciums, während die Epidermis nur in einzelnen Fällen eine charak- teristische Ausbildung erfährt, die in einer ganzen Gruppe von Pflanzen festgehalten wird. Außerdem ist für viele Gruppen die Ausbildung der Aufrißlinie einheitlich. Innerhalb einer Gattung erwies sich der Bau der Antherenwand als durchaus einheitlich, einander nahestehende Gattungen zeigen gleichen oder fast‘ gleichen Wandbau, entfernt stehende Gattungen unterscheiden sich meist in charakteristischer Weise durch die Ausbildung ihrer Antherenwand — doch alles das nur insofern, als bestimmte biologische Einrichtungen der Blüte nicht eine abweichende Öffnungsweise der Antheren bedingen: denn das Endothecium ist wohl entstanden als Anpassung an die Not- wendigkeit einer regelmäßigen Dehiszenz und als solches ist es in seiner Ausbildung abhängig von den gesamten Ein- richtungen der Blüte, die ein Aufspringen in einer bestimmten Art und Weise erfordern. Ebenso wird auch die Ausbildung der Epidermis und der Aufrißlinie beeinflußt. Die gleiche oder ähnliche Ausbildung der Antherenwand bei nahestehenden Arten ist wohl in erster Linie zurückzuführen auf die gleichen oder ähnlichen biologischen Einrichtungen der Blüten ein- ander nahestehender Arten. Es ist also nicht zu wundern, daß einander nahestehende Arten, deren Blüten aber ver- schiedene biologische Einrichtungen zeigen, verschieden ge- baute Antherenwände aufweisen, wie es z.B. bei den Papavera- ceen oder Primulaceen der Fall ist und besonders bei den Bau der Antherenwand. 1477 Acanthaceen zu sein scheint. Für die Phylogenie werden sich wohl aus dem Baue der Antherenwand wegen ihrer zu großen Abhängigkeit von äußeren Einflüssen brauchbare Merkmale nicht ableiten lassen. Das Fehlen des Endotheciums bei den meisten Ericaceen läßt keinen Schluß zu auf deren Stellung im Systeme, da bei Pflanzen aus ganz anderen Gruppen ebenfalls ein Fehlen des Endotheciums zu konstatieren ist (Acantha- ceae: [Thunbergia]; Melastomaceae [Lasiandra, Monochaetum] Ochnaceae [Ouratea Theophrasta]). Auch das trifft nicht zu, daß für die Angiospermen die Ausbildung eines Endotheciums, für die Gymnospermen die Ausbildung eines Exotheciums charakteristisch sei (Goebel, Organographie II); denn einerseits weist Ginkgo biloba ein typisches Endothecium auf,! andrer- seits ist die Ausbildung der Epidermis als Exothecium bei den Angiospermen keine seltene Erscheinung (Ericaceae, Epacri- deae, Acanthaceae [Thunbergia], Solanaceae). Aber innerhalb engerer Grenzen drückt sich die Verwandt- schaft von Pflanzen sehr deutlich auch ım Baue der Wand ihrer Antheren aus, selbst in denjenigen Fällen, wo die bio- logische Blüteneinrichtung ein vom Normalen abweichendes Verhalten der Antherenwände erfordert. So ist z. B, das Endo- tnecium sämtlicher Ranunculaceen aus den Gruppen der Helle- boreen und der Anemoneen einheitlich gebaut. Es ist durch- yuaass eimschiehtig,i.dier Zellen sindnitypische» Stuhl- soder Bankzellen: die Fasern verbinden sich an der Innenwand zu einer Platte, die die Innenfläche. meist ganz bedeckt. An den Seitenwänden sind die Fasern kräftig entwickelt und verlaufen in nicht zu großer Anzahl parallel zueinander in radialer Richtung von innen nach außen und endigen an der Grenze zwischen der Seiten- und Außenwand, ohne auf die letztere überzugreifen. Die Aufrißlinie ist dadurch präformiert, daß die Zellen sowohl des Endotheciums als der Epidermis kleiner werden und daher die Wand an dieser Stelle am wenigsten widerstandsfähig ist. Das Endothecium ist an der Dehiszenz- linie meist nicht unterbrochen. Die Dehiszenz erfolgt in allen 1 Goebel, »Über die Pollenentleerung bei einigen Gymnospermen«. Flora 1902. Ergänzungsband, p. 254. Ä Fr. Nabelek, 00 147 Fällen nicht durch Zerreißen der Zellwände, sondern durch Trennung der Zellen voneinander in der Mittellamelle. — Aus irgend einem biologischen Grunde wurde es bei Aconitum, Nigella, Eranthis und Helleborus niger nötig, daß sich eine Partie der äußeren Valveln nicht krümmt, sondern ihre ur- sprüngliche Gestalt behält. Die Ausbildung des Endotheciums mußte sich also in diesen Partien verändern, wobei aber das Bauprinzip der Faserzellen sich nicht änderte. Aber auch in dieser abweichenden Ausbildung des Endotheciums an diesen Stellen äußert sich die Verwandtschaft zwischen den Gattungen darin, daß bei Aconitum und Delphinium die Starrheit der Valvelpartien auf ganz dieselbe Art und Weise erreicht wird, indem die Fasern sich auf die Außenwand fortsetzen und sie aussteifen. Bei Eranthis hiemalis und Helleborus niger ist die Ausbildung dieser Valvelpartien nicht stark, aber doch deutlich rerschieden von der von Aconitum und bei Nigella wird die Unbeweglichkeit der Valvelpartie dadurch herbeigeführt, daß die Fasern sich unter der Außenwand kopfartig verbreitern und miteinander verschmelzen, wodurch wieder erreicht wird, daß bei eintretenden Spannungen sich die Außenwand ungefähr gleich verhalten muß wie die Innenwand. Es erscheint also bei den Ranunculaceen (mit Ausnahme von Paeonia) im Endothecium immer wieder die Stuhl- oder Bankzelle in verschiedener Ausbildung; auch in Fällen eines abweichenden Verhaltens wird die Stuhlzelle umgebildet. Die Aufrißlinie ist immer die schwächste Partie der Antheren- wand. Die Dehiszenz erfolgt nie durch Zerreißen der Zell- wände. (Außer bei Paeonia.) Die Magnoliaceen besitzen ein Endotbecium, das nach demselben Typus gebaut ist wie das der Ranunculaceen; aber die Fasern verschmelzen meist nicht erst auf der Innenwand, sondern schon auf den Seitenwänden. Die Aufrißlinie ist bei Liriodendron ebenso beschaffen wie bei den meisten Ranun- culaceen: das Endothecium ist nicht unterbrochen, die Dehis- zenz erfolgt durch Trennung in der Mittellamelle. Bei Magnolia erfolgt die Dehiszenz auf dieselbe Art wie bei Paeonia: die Zellen der dünnsten Partie der Wand werden zerrissen. Bau der Antherenwand. 1479 Die Berberidaceen zeigen untereinander ein ganz gleich- mäßig gebautes Endothecium, das von dem der Ranunculaceen stark abweicht, indem die Fasern, wenn auch in geringer Anzahl, auch die Außenwände der Faserzellen bedecken und sich auf der Innenwand nur selten zu Platten verbinden, meist zueinander parailel verlaufen oder sternförmig verbunden sind. Gemeinsam haben sie mit den Ranunculaceen die Art des Auf- reißens, indem auch hier die Zellen in der Aufrißlinie nicht zerrissen werden, sondern in der Mittellamelle voneinander getrennt werden. Die Beeinflussung der Ausbildung des Endotheciums durch die biologischen Einrichtungen der Blüte drückt sich klar aus bei den Papaveraceen. Bei den Papaveraceen mit aktinomorphen Blüten stehen die Antheren frei im Inneren der Blüte; infolgedessen können sich die Valveln unbehindert nach der Dehiszenz nach außen umbiegen und so den Pollen freilegen. Daher erhält die Wand der Valveln eine Ausgestal- tung, die ein Rollen beim Austrocknen ermöglicht. (Aus dem bloßen anatomischen Baue läßt sich der Vorgang der Krüm- mung nicht leicht erklären, da das Endothecium durchwegs aus Ringzellen besteht.) Bei den Fumaroideen sind die Antheren in einer Tasche, welche durch die Korollblätter gebildet wird, eingeschlossen. Der Pollen wird in diese Tasche deponiert, in der er auch vor Befeuchtung geschützt ist. Einerseits ist den Antheren nicht so viel Raum geboten, daß sie ihre Valveln nach außen rollen könnten, andrerseits sind sich rollende Val- ueln near nieht nötig, da jaıdem Pollen in: der.-Tasche hin- reichend Schutz gewährt wird. So mag sich die Ausbildung des Endotheciums bei diesen Pflanzen erklären, das wohl eine Verkürzung, nicht aber ein Rollen der Valveln zuläßt. Interessant gestalten sich die Verhältnisse im Wandbaue der Antheren bei den Ericaceen. Die den Ericaceen nahestehende Gattung der Clethra- ceen besitzt ein Endothecium in der ganzen Ausdehnung der Antheren. Die Phyllodoceen (Phyllodoce, Rhodothamnus, Kalmia) besitzen nur mehr ein rückgebildetes Endothecium, dafür ist die Epidermis als Exothecium ausgebildet. Bei Loise- leuria ist bereits das Endothecium vollständig verschwunden Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 99 1480 Fr. Näb£lek, ein Exothecium findet sich in der ganzen Ausdehnung der Antheren. Bei den Arbuteen wird auch das Exothecium rück- gebildet, es tritt nur mehr lokal auf und bei den Vacecinoi- deen und Ericoideen ist jedes mechanische Gewebe ver- schwunden und wird durch ein Resorptionsgewebe ersetzt, welches sich in geringerer Ausbildung auch schon bei anderen Ericaceen findet. | Die den Ericaceen nahestehenden Epacridaceen be- sitzen ebenfalls kein Endothecium, sondern nur ein Exothecium, das aber von dem der Ericaceen abweichend gebaut ist. Unter den untersuchten Primulaceen zeigen diejenigen mit einer langen Blumenkronröhre (Primula, Androsace) eine andere Ausbildung des Endotheciums als die Arten ohne Blumen- kronröhre (Anagallis, Lysimachia, Soldanella, Cyclamen). Die ersteren besitzen ein Endothecium, das aus Griffelzellen und »Büschelzellen« besteht, die letzteren ein aus Ringzellen be- stehendes Endothecium. Bei Cyclamen ist ein Endothecium in der ganzen Ausdehnung der Anthere entwickelt, trotzdem die- selbe bloß im oberen Teile aufspringt. Die Aufrißlinie ist ein- heitlich präformiert durch eine kleine Partie dünnwandiger Zellen. | Bei allen Solanaceen, soweit sie untersucht wurden, ist das Endothecium nach demselben Typus gebaut: die Fasern laufen über die Innenflächen der Endotheciumzellen parallel zueinander oder sie verbinden sich in den einzelnen Zellen sternförmig in mehreren Gruppen, so daß die Fasern am Quer- schnitte, in jeder Zelle in mehreren Büscheln verbunden er- scheinen. Auch über die Außenflächen setzen sich die Fasern fort, sind hier aber stets viel schwächer und spärlicher als auf der Innenfläche. Sehr häufig erscheinen Faserverdickungen auf den Seitenwänden der Epidermiszellen; besonders stark sind sie ausgebildet bei den Gattungen Nicotiana, Petunia und Bro- wallia. Bei den letztgenannten Gattungen erscheint konstant auf dem höchsten Punkte der papillös nach außen vorgewölbten Außenwand der Epidermiszellen eine nach innen ragende linsen- förmige Verdickung in mehr oder minder starker Ausbildung. Bei der Gattung Solanıum stehen die Antheren kegelförmig beieinander und sind oft seitlich miteinander verbunden; nur Bau der Antherenwand. 1481 die Spitzen der Antheren sind frei. Infolge dessen wäre hier ein Aufreißen der Antheren der ganzen Länge nach unzweckmäßig, wenn nicht unmöglich, die Antheren öffnen sich nur durch einen kurzen Spalt an der Spitze. Man kann sich vorstellen, daß zu diesem Zwecke das Endothecium in der ganzen Anthere rück- gebildet wurde bis auf die Spitze, wo es einen ähnlichen Bau zeigt wie bei den anderen Solanaceen. Einheitlich für fast alle Solanaceen (mit Ausnahme von Nicandra, Datura, Cestrum) ist die Ausbildung der »Auflösungszellen« unter der Epidermis längs der Aufrißlinie. Um den Bau der Antherenwand richtig zu verstehen, ist es nötig, daß die gesamten biologischen Einrichtungen der be- treffenden Blüten voll berücksichtigt werden, um so mehr, wenn man für die Systematik verwertbare Schlüsse ziehen will. Damit ein endgültiges Urteil gefällt werden könne, ob sich im anatomischen Baue der Antherenwand für die Systematik brauchbare Merkmale finden, ist es nötig, daß eine noch viel größere Zahl von Pflanzen untersucht werde. Die vorliegende Arbeit möge als vorläufige Mitteilung aufgefaßt und beurteilt werden! Zum Schlusse möge es mir erlaubt sein, meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Prof. Rich. Ritter v. Wettstein für die vielen Anregungen und die Unterstützung bei der Arbeit meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Zusammenfassung. Ranunculaceae. Trollins, Helleborus, Actaea, Aguilegia, Anemone, Clematis, Ranunculus, Thalictrum: Endothecium durchwegs gleich gebaut, aus Bank- oder Stuhlzellen bestehend, einschichtig. Helleborus niger, Eranthis hiemalis, Nigella, Aconitum, Delphinium: Endothecium gleich dem der vorhergenannten Gattungen bis auf die Mitte der äußeren Valveln, wo es eine abweichende Entwicklung zeigt. IIE 1482 Fr. Nab£lek, Die Dehiszenz erfolgt bei allen Ranunculaceen durch Tren- nung der Zellen an der Aufrißlinie in der Mittellamelle. Bei Helleborus aktive Präformation. Ausnahme: Paeonia. Endothecium ein- bis mehrschichtig, aus Griffzellen gebildet. Die Zellen in der Aufrißlinie werden bei der Dehiszenz zerrissen. Magnoliaceae. Das Endothecium wird durch Stuhlzellen gebildet; die Fasern vereinigen sich schon auf der Seitenwand zu einer Platte. Berberidaceae. Das Endothecium wird aus Zellen mit meist U-förmigen Verdickungen gebildet, die gewöhnlich parallel zueinander stehen, sich aber auch oft auf der Innenwand sternförmig kreuzen. Papaveraceae. 1. Mit aktinomorphen Blüten: Endotheciumzellen tonnen- förmig, mit parallelen, nicht anastomosierenden Ringfasern. Epidermiszellen mit stark verdickten Außenwänden. 2. Mit zygomorphen Blüten: Faserzellen mit Spiralfasern, die an der Innen- und Außenwand unterbrochen sind. Clethraceae. Endothecium in der ganzen Ausdehnung der Anthere. Ericaceae. Rhodothamnus, Phyllodoce, Kalmia: rückgebildetes Endo- thecium; Exothecium, Resorptionsgewebe. Loiselenuria: Endothecium fehlt, Exothecium in der ganzen Ausdehnung der Anthere. Arbutus: lokales Exothecium. Erica, Calluna, Rhododendron: Mechanisches Gewebe fehlt; Resorption. Epacridaceae. Exothecium in einer von den Ericaceen abweichenden Aus- bildung. Bau der Antherenwand. 1483 Primulaceae., Primnla, Androsace: Im Endothecium Griffzellen und »Büschelzellen«. Anagallis, Lysimachia, Soldanella, Cyclamen: Ringzellen. Präformation einheitlich: kleine Partie dünnwandiger Zellen ohne Verdickungen. Solanaceae. Endothecium ein- bis mehrschichtig. Die Fasern sind in den einzelnen Zellen auf der Innenwand in zwei oder mehreren Gruppen sternförmig verbunden oder sie laufen in größerer oder geringerer Anzahl nicht miteinander verbunden über die Innen- fläche und bilden meist geschlossene Ringe, die außen schwächer sind als innen. Sehr häufig Faserverdickungen in der Epidermis (besonders bei Nicotiana, Petunia, Browallia). Auflösungszellen in der Dehiszenzlinie unter der Epidermis. Ausnahme: Solanum. Endothecium bloß im obersten Teile der Antheren, sonst mit den übrigen übereinstimmend. Literaturverzeichnis. 1. Warming: Über pollenbildende Phyllome und Kaulome. Hanstein’s Botan. Abhandlungen, II. Band, 1873. Paul GeErin: Les connaisances actuelles sur la fecondation chez les phanerogames. 1904. 2... Arthur Harris: The: dehiseens’'of anthersı.by! apical pores. Missouri, Botanical garden, XVI. annual report, St. Louis 1909. 3. A. Artopoeus: Über den Bau und die Öffnungsweise der Antheren und die Entwicklung der Samen der Ericaceen. Flora, 1903. 4. Mirbel: Observations sur un systeme d’anatomie compare des vegetaux, fond& sur l’organisation de la fleur. Mem. de laizel. „di, se., Mathem.| et; Ehys, deylinstitut: de: Kranee, Paris, 1808. 5. J. Ev. Purkinje: De cellulis antherarum fibrosis nec non de granorum pollinarum formis. Vratislaviae, 1830. 1484 Fr. Näb£lek, 6. Mohl: Über die fibrösen Zellen der Antheren. Flora, 1. 12. 13. 14, XII: Jahrg., 2. Band, 1830. Mohl: Vermischte Schriften botanischen Inhalts. Tübingen, 1845. TreviranusL. Ch: Physiologie der Gewächse, Bonn, 1830. Meyen: Neues System der Physiologie, I. Bd., p. 64. Berlin, 1832: 1 Ba. p- 183 . Chatin:’ De l’anthere; recherches ‚sur le developpement, la structure et la fonction de ses tissus. Paris, 1870. Chatin: Causes de la dehiscence des antheres. Compt. rend. de l’acad. des sc. Paris 1870. . Schinz:. Untersuchungen über den Mechanismus des Aufspringens der Sporangien und Pollensäcke. Zürich, 1885. | . Schrodt: Das Farnsporangium und die Anthere. Flora, 1885. . Leclerc du .Sablon: Rechereches ‚sur la. struelisezess dehiscence des antheres. Ann. des sc. nat. Bot. VII. serie I. Paris, 1885. ; Steinbrinck: Über die anatomisch-physikalische Ursache der hygroskopischen Bewegungen pflanzlicher Organe. Flora, 1891. Steinbrinck: Zur Öffnungsmechanik von Blütenstaub- behältern. Ber. d. deutschen bot. Ges., 1895. XII. Bd. Steinbrinck: Grundzüge der Öffnungsmechanik von Blütenstaub- und einigen Sporenbehältern. Botanisch Jaar- boek, VII. Bd. Gent, 1896. Zimmermann: Molekularphysikalische Untersuchungen. Ber. d. deutschen bot. Ges., 1883 und 1884. Zimmermann: Über mechanische Einrichtungen zur Verbreitung der Samen und Früchte. Pringsheims Jahr- bücher XIII. Schwendener: Über Quellung und Doppelbrechung vegetabilischer Membranen. Sitzungsber. d. kön. preuß. Akad. d. Wiss. zu Berlin XXXIV. Kamerling: Zur Biologie und Physiologie der Zellmem- bran. Bot. Centralblatt, 1897. Kamerling: Oberflächenspannung und Kohäsion. Bot. Zentralblatt, 1898. 15, 19: 7: Ie. 1% 20. Bau der Antherenwand. 1485 Steinbrinck: Ist die Kohäsion des schwindenden Füll- wassers der dynamischen Zellen die Ursache der Schrum- pfungsbewegungen von Antherenklappen, Sporangien und Moosblättern? Ber. d. deutschen bot. Ges., 1898. Bd. XV. Steinbrinck: Über den hygroskopischen Mechanismus von Staubbeuteln und Pflanzenhaaren. Festschrift für Schwendener, Berlin, 1899. | Steinbrinck: Über elastische Schwellung (Entfaltung) von Geweben und die mutmaßliche Saugwirkung gedehnten Wassers. Ber. d. deutschen bot. Ges., 1899. Bd. XVII. Stembrinck: Zur Frage der elastischen Schwellung vomekllanzengeweben. Ber. d. deutschen bet. Ges, 190% Bd. XV. Steinbrinck: Ist die Luftdurchlässigkeit einer Zellmem- bran ein Hindernis für ihre Schrumpfung? Ber. d. deutschen Bor Ges. .1900. XVII. p. 275. Steinbrinck: Über die Grenzen des Schrumpfelns. Ber. d. deutschen bot. Ges., 1900. XVIII. p. 386. Steinbrinck: Zum Öffnungsproblem der Antheren. Ber. d. deutschen bot. Ges., 1901. XIX. Schrodt: Zur Öffaunesmechätitt der Schisrdutel. Ben.d: deutschen bot. Ges., 1901. XIX. Schwendener: Über den Öffnungsmechanisums der Zintherem. Sitzungsber. d. kgl. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin, 1899. Fr. Brodtmann: Über die Funktion der mechanischen Elemente beim Farnsporangium und bei der Anthere. Dissertation. Erlangen, 1898, J. F. Colling: Das Bewegungsgewebe der Angiospermen- Staubbeutel. Dissertation. Berlin, 1905. Hildebrand: Die Gattung Cyclamen L. Jena, 1898. G. Fischer: Über die Entwicklung des Pollens und der ‚Tapetenzellen bei Ribes-Hybriden. Pringsheims Jahr- bücher, 1906 (zahlreiche Literatur). 1486 Fr. Näb£lek, Tafelerklärung. Tafel I. Fig. 1. Trollius Europaeus. Antherenquerschnitt. ep = Epidermis. e = Endothecium. » 2. Helleborus Caucasicus. Antherenquerschnitt. a == Aufrißstelle. » 3. Helleborus. Aufrißstelle. a) Zellen turgeszent, b) nach Wasserentzug. Helleborus niger. a = Aufrißstelle. Eranthis hiemalis. a = Aufrißstelle. > > Mitte der äußeren Valvel. YV N Are ep = Epidermis, e = Endothecium. » 7. Eranthis hiemalis, Endothecium. Flächenansicht von innen. » 8. » » Endothecium der Mitte der äußeren Valveln. Flächenansicht von außen. » 9. Aconitum Napellus. Antherenquerschnitt, schematisch. » 10. » > Querschnitt eines Faches. a = Aufrißstelle. >. Ll. > » Querschnitt durch die Mitte der äußeren Valvel (Fig. 10, v). >. 12, > > Querschnitt durch die innere Valvel (Fig. 10, 2). ep = Epidermis. » 13. Nigella Damascena. Antherenquerschnitt, schematisch. & = Gefäßbündel. S— Sepfum: a —= Aufrißstelle. Fig. 14 » 15 > 16; au lr7a. St, 19, 2220. >25 >22, 2: Kie-, 1: EZ, 2 293 a >» 5. 2,26. >27 SU NERSE 50% >10: Bau der Antherenwand. 1487 Nigella Damascena. Querschnitt durch die Mitte der größeren Valvel (Fig. 13, v). » » Querschnitt durch den Rand der größeren Valvel (Fig. 13, r). Nigella elata. a) Endothecium: Flächenansicht von innen. b) » » » außen. c) » » » » ” mit eingezeichneten Querschnitten der Fasern. Ranunculus bulbosus. Querschnitt durch die Valvel. «= Aufrißstelle. Stuhlzelle des Ranunculus-Endotheciums (schematisch). Anemone alpina. ep = Epidermis. e = Endothecium. Anemone glandulosa. a== Aufrißstelle (Dehiszenzvorgang). Thalictrum petaloideum. Querschnitt über dem Konnektive (c). » » 2% — Autmibstelle. Clematis vitalba. a = Aufrißstelle. Tafel I. Paeonia rosea, Antherenquerschnitt, schematisch. > » _ Querschnitt durch die Valvel. Berberis Darwini. a = Aufrißstelle. S— Septum. k = Klappe. v = Valvel. R = Rückenseite. B == Bauchseite der Anthere. Berberis Darwini. Querschnitt durch die Klappe (Fig. 3, k). - > » » » Valvel (Fig. 3, v). Diphylleia cymosa. Antherenquerschnitt. Laurus Canariensis. Antherenquerschnitt, schematisch. Magnolia Yulan. Antherenquerschnitt. g = Gefäßbündel. H = Harzgang. a— Aufrißstelle. Magnolia Yulan. Grenze zwischen Valvel und Konnektiv. Liriodendron tulipiferum. Antherenquerschnitt, schematisch. G = Gefäßbündel. h = Harzgang. r7: 18. 19. Fr. Näbe£lek, Liriodendron tulipiferum. Mitte der Valvel. » » Rand der Valvel. = Aufrißstelle. Chelidonium Franchetianum. Rand der Valvel. Argemone Mexicana. Rand der Valveln. 2 = Aufrißstelle. Papaver somniferum. Rand der Valveln. a = Aufrißstelle. Dicentra spectabilis. ep — Epidermis. e = Endothecium. Fumaria capreolata. Endothecium. Flächenansicht von innen. Primula Auricula. Antherenquerschnitt, schematisch. a = Aufriß- stelle. Primula Anricula. v—= Valvel. d—d = Septum (Aufrißstelle). Androsace Chamaejasme. Valvel. a = Aufrißstelle. Soldanella alpina. ep = Epidermis. e = Endothecium. Lysimachia vulgaris. Valvel. Anagallis arvensis. ep = Epidermis. e = Endothecium. Cyclamen Libanoticum. Wand des Faches in der Nähe des Kon- nektivs. Cyclamen Libanoticum. Wand des Faches in der Verlängerung des Risses (d). Hyoscyamus niger. Querschnitt durch eine junge Anthere. & = Gefäßbündel. a == Aufrißstelle. Hyoscyamus niger. Querschnitt durch eine ältere Anthere. AZ = Auf- lösungszellen (schwächer vergrößert als Fig. 26). Hyoscyamus niger. a = Aufrißstelle nach der Resorption der Auf- lösungszellen. Hyoscyamus niger. Valvelquerschnitt. sp = Spaltöffnung. Atropa Belladonna. ep = Epidermis. e= Endothecium. Scopolia Carniolica. Endothecium, Flächenansicht von außen. » » > >» >» innen. ie 1. a 02. SR 220.4, Dane: 0, >47. > MS, »2.0, >10, ER 312: >» 18. » 14. Deaelin: >10: Dale > 18, >» -19. >» 20. SR 22: >28. >24 >» 29. Biel. Bau der Antherenwand. 1489 Tafel II. Scopolia Carniolica. a = Aufrißstelle. Saracha viscosa. Valvel. Solanum nigrum. Unterer Teil der Anthere. » > Oberster Teil der Anthere. AZ == Auflösungszellen. a —= Aufrißstelle. Solanum tuberosum. Unterer Teil der Anthere. ep = Epidermis. Cestrum fascicnlatum. Antherenquerschnitt. Nicotiana affinis. Junge Anthere. A Z == Auflösungszellen. t = Tapetum. Nicotiana affınis. Alte Anthere. AZ==Reste der Auflösungszellen. a = Aufrißstelle. Nicotiana affinis. Epidermiszelle von der Oberfläche. » » Valvelquerschnitt. Datura Stramonium. Antherenquerschnitt schematisch. Aphelandra nitens. Grenze zwischen Konnektiv und Valvel. » 20 «NValyel. == Aufrißstelle. Jacobinia sp. Grenze zwischen Valvel und Konnektiv. » » Valvelrand. Ruellia longifolia. Valvel. » » Valvelrand. Acanthus mollis. Valvelrand. > » Valvel. Thunbergia alata. a—a = Aufrißstelle. > » Vaivel. A » » Fegehaare am Rande der Valvel. Cucurbita Pepo. Antherenquerschnitt, schematisch. @ = Aufrißstelle. » > Nalsel. Saintpaulia Jonantha. \Valvel. Tafel IV. Thunbergia alata. Sehr junge Anthere. Querschnitt. i= Tapetum. p = Pollenmutterzellen. v = Wandschichten. ep = Epidermis. a = Aufrißstelle. 1490 Fr. Näbe&lek, Bau der Antherenwand. Thunbergia alata. Ältere Anthere. Querschnitt. i= Tapetum (in Auflösung begriffen). p = Die sich in Tetraden teilenden Pollenmutterzellen. Kalmia glauca. Antherenquerschnitt. a = Aufrißstelle. » » Valvel im obersten Teile. » » Wand tiefer unten. Vaccinium undnlatum. Antherenwand, jung. ep = Epidermis. t= Tapetum, dazwischen Wandschichten. Vaccinium undnlatum. Wand einer alten Anthere. Br“ ! A BANN P) A a a a a Bau der Antherenwand. Ben y & \ x 4% 0 —, , de & at en De a > I UN I N >= \ | ST e- a = ee SEIN und N ER Lith.Kunstanstaltv.Friedr. Sperl,Wien Il. tzun gsberichte d. kais. Akad. d. Wıss., math-naturw. Classe, Bd. CXV, Abth. 1, 1906. BR En 3 E) x 7 2 ER w AD. An) ‚SR er, ar U er a u Zn ac u a DR Fe el 1 ie . ' a RE or RZ EN a ©. ne \ ef Re a RG h u Taf EN um SÄRU N ya N Ü A} Lith.Kunstanslalt v.Friedr. Sperl, Wien a. 'zungsberichte d. kais. Akad..d. Wiss. math-naturw. Classe, Bd. GXV, Abth. 1, ‚1906. 'B B BR Sf \ N NRZ "YYr a m ——— AK lith.Kunstanstaltv.Friedr. Sperl,Wien Ill. Sitzun gsberichte d.kais. Akad. d. Wiss., math-nahıw. Classe, Bd CN, Abth..I, 1906. . j \ ' en ETF Iıth.Kunstänstalt v.Friedr. Sperl,Wien Ws. , ! | ungsberichte (ol kais. Akad. d. Wiss., math-naturw. Olasse, Bd. CXV., A 1, Ä ® Bee 1491 Die organische Ablösung der Korollen nebst Bemerkungen über die Mohl'sche Trennungs- schichte von Dr. Bruno Kubart. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien. (Mit 2 Tafeln und 4 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1906.) I. Der Sinn des Terminus »Trennungsschichte (von Moh))«. Hugo v. Mohl sagt in seiner zweiten Abhandlung über die Ablösungsverhältnisse! saftiger Pflanzenteile, Blumenkronen lösen sich in analoger Weise wie Laubblätter durch Vermitt- lung einer Trennungsschichte von den Pflanzen los. »Daß sich die einzelnen Blütenorgane als blattartige Gebilde bei ihrem Abfallen im wesentlichen auf dieselbe Weise wie die Laub- blätter verhalten werden, ließ sich im voraus vermuten. Da die Untersuchungen, welche ich über diesen Punkt anstellte, diese Vermutung ohne Ausnahme bestätigten, so hielt ich es nicht für nötig, meine Beobachtungen auf eine sehr große Zahl von Blüten auszudehnen.«! Zur Erläuterung dieser Zeilen darf ich wohl bemerken, daß Mohl im selben Jahre eine andere - Abhandlung ? veröffentlicht hatte, in welcher er besonders Schacht gegenüber die Ansicht verfocht, die Ablösung der Laubblätter werde durch eine besondere Zellschichte, die er »Trennungsschichte« nannte, herbeigeführt, 1 Mohl H. v., Über den Ablösungsprozeß saftiger Pflanzenorgane. Bot. Ztg., 1860. 2 MohlH. v., Über die anatomischen Veränderungen des Blattgelenkes, welche das Abfallen der Blätter herbeiführen. Bot. Ztg., 1860. 1492 B. Kubart, Ich kann nicht umhin, in eine genauere Definition des von Mohl aufgestellten Terminus einzugehen, und zwar aus Gründen, die ich des weiteren anführen werde. Bei der nun folgenden Darstellung schließe ich mich natürlich ausschließ- lich an Mohl selbst an, indem ich ganz besonders seine dies- bezügliche Darstellung über Gymnocladus berücksichtige. In Fig. 1 sei .der basale Teil eines Blattstieles und Stück des Sprosses dargestellt, dem der Blattstiel aufsitzt. Der unterste Teil des Blattstieles — der I | Blattstielwulst — ist gewöhnlich stärker n ausgebildet. Hier ist eine deutliche Diffe- Ss, renzierung der Gewebe zu bemerken. A Die langgestreckten Zellen des Blatt- aS stieles finden sich hier nicht mehr vor, sie begrenzen die obersten Partien des Blattstielwulstes und gehen in ein klein- il. zelliges, rundzelliges Gewebe über — die rundzellige Schichte — welche den eigentlichen Blattstielwulst bildet. Dieser hebt sich endlich sehr deutlich vom Rindenparenchym des Sprosses ab. In dieser rundzelligen Schichte bildet sich die »Tren- nungsschichte« aus. Sie ist eine dünne Zellschichte, die quer durch die rundzellige Schichte verläuft. »Dieselbe zeichnet sich dadurch aus, daß sie auf einem dünnen, durch den Blatt- stielwulst geführten Längsschnitt etwas durchsichtiger als das übrige Gewebe ist, weil in ihren Intercellulargängen weniger Luft enthalten ist... wir haben in dieser Schichte ein Zell-- gewebe vor uns, welches im Gegensatze gegen das übrige Parenchym des Blattstielwulstes die Charaktere eines jugend- lichen Gewebes zeigt und der Sitz eines ihm eigentümlichen Vegetationsprozesses ist. Eine nähere Betrachtung dieser Zellen läßt auch in vielen derselben frisch gebildete dünne Scheide- wände erkennen, so daß nicht zu bezweifeln ist, daß in dieser Schichte ein Zellvermehrungsprozeß stattfindet.« Mitten durch die rundzellige Zellschichte verläuft also nach Mohl die Trennungsschichte. Doch legt Mohl kein gar zu schweres Gewicht auf die Neubildung von Zellen in SP,— Sp1Loß — Blattstielwulst t = Trennungsschichte Organische Ablösung der Korollen. 1493 dieser Schichte, denn p. 12 derselben Abhandlung schreibt er weiter: »In einer Reihe von Fällen... war es unzweifelhaft, daß in diesen Zellen eine Vermehrung durch Teilung stattfand, wogegen ich in andern Fällen... diese zu erkennen nicht im- stande war. Mag nun das eine oder das andere stattfinden, so ist anfänglich, auch nachdem jene Veränderung des Inhaltes stattgefunden hat, die Verbindung der Zellen dieser Schichte untereinander und mit den benachbarten Zellen des Blattstiel- wulstes ebenso fest, als die Verbindung der letzteren Zellen untereinander.« In dieser Trennungsschichte vollzieht sich nun die Ab- lösung der Organe auf einfache Weise, indem die Zellen der- selben aus dem Verbande gehen. Die dadurch entstandene Wunde wird dann durch eine Peridermbildung verschlossen. Ganz besonders Staby! und Tison? verdanken wir ausführ- liche Angaben über die Zeit und Umstände, unter welchen dieses Periderm ausgebildet wird. Ich muß unbedingt in Kürze etliche Bemerkungen hierüber einflechten. In vielen Fällen bildet sich nämlich schon vor Ablösung des Blattes eine dünne Peridermzone an der Blattstielbasis aus. Doch erst nach Ablösung des Blattes erfolgt das starke Wachstum dieses Periderms und auch jetzt werden erst die Leitungsbahnen, die bis nun von dem schwachen Periderm nur umsponnen waren, von diesem zerrissen, und in die dadurch entstandenen Lücken wuchert nun auch Periderm hinein, so daß ein vollständiger Abschluß gegen die Außenwelt herbei- geführt wird. In andern Fällen tritt jedoch überhaupt die Periderm- bildung erst nach dem Blattfall ein, ja es dauert oit geraume Zeit, bis diese Neubildung einsetzt. Die Wunde selbst wird aber einstweilen nicht ohne Schutz gelassen, sondern die Zellen, welche die Narbe nach außen begrenzen, vertrocknen und bilden als solche eine vorläufige Schutzdecke, die Gefäß- 1 Staby, Über den Verschluß der Blattnarben nach Abfall der Blätter. Flora, 1886. 2 Tison A., Recherches sur la chute des feuilles chez les Dicotyledones. Mem. Soc. Linn. Normandie, 1900. 1494 B. Kubart, bündel selbst werden durch Gummipfropfen — die sich auch schon vor dem Blattfall ausgebildet haben können — oder durch Thylien versperrt. Betreffs weiterer Details verweise ich auf die Arbeiten von Staby und Tison selbst. Diese Peridermbildung ist eine lange bekannte Tatsache und Schacht hat versucht, dieselbe in gewisse Beziehungen zum Laubfall zu bringen. Schacht nimmt an, daß vielleicht die in vielen Fällen vor dem Blattfall sich schon bildende Peri- dermschichte diesen befördere, doch verallgemeinert er dies nicht, wie ihm von Mohl vorgeworfen wurde. Schacht hat sich überhaupt sehr zurückhaltend über den Laubfall geäußert und diese Frage als eine ungelöste betrachtet. Aus meinen obigen Auseinandersetzungen dürfte zur Genüge hervorgehen, daß Mohl mit dem Worte »Trennungs- Schichte« einfach jene Gewebepartie bezeichnete, welche bei der Ablösung des betreffenden Organes mazeriert wird. In dieser Zone können nun noch Zellteilungen auftreten, doch zählen diese nicht zum Charakteristikum der Trennungs- schichte. Derselben wurde aber späterhin fast allgemein eine von der Mohl’schen abweichende Deutung gegeben, man sprach dabei jedoch immer von einer Mohl’schen Trennungs- schichte. So findet man sehr oft die Annahme, daß die Tren- nungsschichte ein sekundär durch ein Folgemeristem ent- standenes Gewebe darstelle. In diesem Sinne faßt z.B. auch v. Höhnel! die Tren- nungsschichte nach Mohl auf. Ich verweise auf seine dies- bezüglichen Auseinandersetzungen, kann aber nicht umhin, einige Bemerkungen hierüber zu sagen. Ganz besonders be- merkenswert sind die beiden ausführlich geschilderten Pro- zesse der Ablösung von Absprüngen bei Populus und Salix. An der Basis dieser Absprünge fällt eine so ziemlich breite Zone auf, in welcher Zellteilungen auftreten, und zwar Quer- teilungen. Die stärkste Zellvermehrung ist in der dem Stamm ! Höhnel F. v., Über den Ablösungsvorgang der Zweige einiger Holz- gewächse und seine anatomischen Ursachen. Mitt. d. forstl. Versuchsw. f£. Österr., H. 3. — Derselbe, Weitere Untersuchungen über den Ablösungs- vorgang von verholzten Zweigen. Ebendaselbst, Bd. III. Organische Ablösung der Korollen. 1495 nächsten Partie dieser Zone. Diese ist die Mohl’sche Tren- nungsschichte. Die Loslösung findet jedoch in den obersten Zellschichten dieser Zone, wo eine sehr geringe Zellteilung war, statt. Es nehmen auch Zellen des angrenzenden Paren- chyms daran teil oder noch schöner in der »Mohl’schen Tren- nungsschichte« findet überhaupt nicht die Loslösung statt, sondern in dem angrenzenden Parenchym (Populus). Die mittleren und unteren Zellen der Trennungsschichte verholzen und verkorken; beim letzterwähnten Typus der Loslösung tritt dies aber bei allen Zellen der Trennungsschichte ein, es wird der Wundverschluß gebildet. An anderer Stelle sagt aber der Autor, bei den Absprüngen falle eine ganze Zone, » Trennungs- zone«, an der Basis dieser Zweige durch ihren parenchyma- tischen Charakter auf. Man sehe, daß diese Zone schon mit der Entwicklung des Zweiges für die Loslösung vor- gebildet wurde. Ich glaube, die Unsicherheit in der Auffassung des Ter- minus »Trennungsschichte« seitens des Autors springt deut- lich genug in die Augen. Es sei auch der Arbeit v. Bretfeld’s! gedacht. Bretfeld will vor Darlegung seiner eigenen Unter- suchungen die Ansicht Mohl’s über die’ Trennungsschichte wiedergeben und glaubt, dies mit folgenden Worten getan zu haben: »In den letzten Wochen vor dem Blattfall findet nun in allen Fällen eine auffallende anatomische Veränderung außer- halb des Rindengewebes des Blattstieles, gewöhnlich in der unteren Region des Blattstieiwulstes, selten zwischen dem- selben und dem Blattstiele statt. Das anfänglich gleichförmige parenchymatische Gewebe der Rinde, des Gelenkes und des Blattstieles zerfällt in drei mehr oder weniger voneinander abweichende Teile, in das Rindenparenchym, das rundzellige Gewebe und das Parenchym des Blattstieles, die voneinander mehr oder weniger scharf getrennt erscheinen. Das rund- zellige Gewebe, welches ‚meist aus nur wenigen Zellenlagen des Parenchyms entsteht, ist es nun, in dem die Trennung des Blattes stattfindet. Es-ist also eine nachträgliche kurze Zeit 1 Bretfeld v., Über Vernarbung und Blattfall. Jahrb. f. wissenschaftl. Bot., 1879 — 1881. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 100 1496 BaRrßubart; vor dem Blattfall stattfindende Veränderung im fertigen Paren- chym, die Bildung der rundzelligen Zone alsder eigent- Wenen Trennungsschichte, das wesentliche Moment im Blattablösungsprozeß und ist nicht etwa in einem eigentüm- lichen Baue des Blattgelenkes, welcher etwa schon längere Zeit vor dem Abfallen des Blattes vorhanden ist und die spätere Trennung allmählich einleitet, zu suchen.« Unbedingt muß ich bemerken, daß diese Worte zum Teile zwar Mohl's erster Arbeit p. 13 fast wörtlich entnommen sind — in Bretfeld’s Arbeit nicht "ersichtlich" deBraber Mohl mit diesen Worten nicht die Trennungsschichte meinte, sondern an dieser Stelle nur von der gewöhnlichen Differen- zierung des Zellgewebes am Grunde des Blattstieles sprach. Doch schon der: nächste Abschnitt ‘der "Mohl’sehen Arbeit handelt dann von der Trennungsschichte. Weiters möchte ich einschalten, daß die Differenzierung des Gewebes am Grunde des Blaitstieles — wenn eine solche auftritt — nicht erst kurze Zeit vor Abfall des Blattes eintritt, sondern schon früh- zeitig. Ich weiß nicht, ob dies allgemein gültig, doch glaube ich, mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können, daß die Zellen des Blattstieles immer langgestreckter werden als die Zellen der Blattstielbasis, die klein bleiben; nur im Jugendzustand ist noch kein Unterschied zu sehen. Doch zeigen zB-Bları von Syringa und Philadelphus schon Anfang Mai deutlich jene Gewebedifferenzierung an der Basis ihrer Blattstiele, wie sie im Herbste stark ausgebildet vorgefunden wird. Ich ver- weise auf Taf. 1, Pig. 2, und Taf. II, Fig'1, 2 und Zsgauze hat im: Herbste (Taf. I, Fig. 2) eine 'markantihervortretenee Zone kleiner Zellen an der Loslösungsstelle, welche Zellen, wie Fig. 4 auf Taf. II deutlich zeigt, im Mai schon zu sehen sind, natürlich noch nicht so stark differenziert. Noch schöner tritt dies bei Philadelphus coronarius hervor. Im Herbste, wenn die Blätter abfallen, bleibt die Basis des Blattstieles als Peridermdecke über den jungen Knospen sitzen (Taf. II, Fig. 2). Diese Decke ist ebenfalls im Mai schon deutlich ausgebildet, wie ja Fig. 1, Taf. II, hinlänglich dartut. Andere Beispiele hierüber gibt schon Mohl in seiner ersten Laubfallarbeit, dann weitererkiseon, le Organische Ablösung der Korollen. 1497 Nicht unerwähnt darf ich auch lassen, daß Reiche! unter Trennungsschichte zum Teil eine bereits in dem Werdegange des Organes sich ausbildende Parenchymzone versteht, an andern Stellen spricht er jedoch von einer Ausbildung der Trennungsschichte durch ein Folgemeristem kurz vor dem Loslösen des Organes. Nach Strasburger? wird der Blattfall durch eine parenchymatische Gewebsschichte, die am Grunde des Blattstieles ausgebildet wird und deren Zellen sich durch Verschleimung der Mittellamellen voneinander trennen, ver- mittelt. Meist wird diese Trennungsschichte erst kurz vor dem Laubfall kenntlich, nur selten tritt sie früher auf. Wiesner? schreibt in seiner Mitteilung über Frostlaubfall, die Trennungs- schichte gehe nicht immer, wie es den Darlegungen Mohl’s entsprechen würde, aus einem Folgemeristem hervor, sondern stelle sich in manchen Fällen als ein Rest des primären Meri- stems dar. Aus diesen Angaben spricht deutlich genug die Verschieden- heit der Auffassung des Terminus »Trennungsschichte«. In neuester Zeit wendet sich bereits Tison* gegen diese ver- schiedenen Auffassungen, besonders gegen die Ansicht, daß bei Ausbildung der Trennungsschichte ein Folgemeristem mit- tun muß. Nach seinen Darstellungen treten ja in dieser Region . auch oft Zellteilungen ein, manchmal sogar sehr zahlreich, in vielen andern Fällen ist dies wiederum nicht der Fall. In einer Angabe widerspricht er sogar Mohl. So gibt v. Mohl an, daß bei Aristolochia Sipho Zellteilungen stattfinden, Tison erklärt jedoch, daß bei dieser keine Zellvermehrung zu konstatieren ist.’ In Anbetracht der verschiedenen Ansichten über die Ab- lösungsvorgänge erschien es daher von Interesse, eine noch- malige Untersuchung dieses Vorganges auch bei Blüten vor- 1 Reiche C., Über anatomische Veränderungen etc. Jahıb. für wissen- schaftl. Bot., 1885. 2 Strasburger E., Lehrbuch der Botanik, 1904. 3 Wiesner J., Über Frostlaubfall. Deutsche Bot. Ges., Bd. XXI. ,b.,c 5 Sollten Mohl und Tison mit ihren Angaben über Aristolochia Sipho recht haben, so müßte man doch noch unzweifelhafter einsehen, daß das Auf- treten von Zellteilungen bei dem Loslösungsprozeß vollends indifferent ist. 100*# 1498 B..Kubuarft, zunehmen. Mein hochgeehrter Lehrer, Herr Hofrat Wiesner, übertrug mir nun diese Aufgabe. Ich sollte die anatomischen Veränderungen in dieser Zone untersuchen, nebenbei natürlich auch auf physiologisch-biologische Fragen mein Augenmerk richten. Es sei mir gestattet, Herrn Hofrat Wiesner für die gütige Anregung zu dieser Arbeit, für seine große und ununter- brochene hiebei mir zu teil gewordene Unterstützung meinen ergebenen Dank aussprechen zu dürfen. II. Wie lösen sich Korolilen von der Achse los? Die ersten Untersuchungen stellte ich mit möglichst groß- blumigen Blüten an. Ich benützte Lilium, Magnolia, Lirioden- dron, Gloxinia etc. An frisch abgefallenen Korollen sieht man die Abbruchstellen derseiben ganz mit mikroskopisch kleinen Körnchen bedeckt, sie sehen wie mit Gries bestreut aus. Fahre ich mit einer Präpariernadel darüber, so kann ich ohne Mühe ganze Mengen von diesem »Gries« zusammenraffen. Es ist ja ganz klar, daß dies die Zellen der vollständig mazerierten Gewebe an den Ansatzstellen der Korolle und den entsprechen- den Zonen des Blütenbodens sind. Die mikroskopische Unter- suchung bestätigt ohne jede Einschränkung diese Annahme. Die Zellen sind noch lebend, im höchsten Maße turgeszent, und der Kern zeigt keine Spur einer Degeneration. Durch wasserentziehende Mittel kann man deutliche Plasmolyse er- zielen. Ich untersuchte nun weiter und bei allen von mir unter- suchten Pflanzen, ob großblumig oder kleinblumig, natürlich aber die Korolle abwerfen mußten, sah ich dasselbe. Mir ist kein einziger Fall bekannt geworden, wo ich das Gegenteil hätte konstaiieren können. An allen abgefallenen Blüten, ob sie Pflanzen entnommen wurden, welche ich nicht künstlich beeinflußt hatte oder ob ich sie zu einem raschen Blüten- verlust im absolut feuchten Raume gebracht hatte, konnte ich dieselbe Erscheinung beobachten. Die Gewebepartien, durch welche die Korolle mit dem Blütenboden verbunden, zeigten eine vollständige Mazerierung und die einzelnen Zellen waren stark turgeszent. Sollte ich diese Mazerierung allein einer Turgorsteigerung zuschreiben? Bereits 1871 hat Wiesner gefunden, daß die Organische Ablösung der Korollen. 1499 im Blatt entstehenden organischen Säuren die Interzellular- substanz der Zellen der Trennungsschichte partiell auflösen, wodurch die Zellen mit unverletzten Membranen sich von einander abheben. 1904 schreibt derselbe Forscher, daß das Auseinanderweichen der unverletzten Zellen in der Trennungs- schichte nicht nur durch den Einfluß organischer Säuren, sondern auch durch gesteigerte Turgorspannung stattfinden kann. Zu gleicher Zeit spricht hier Wiesner! die Vermutung aus, daß »in der Natur der Blattwurf vielleicht auch durch die mazerierende Wirkung organischer Säuren in Kombination mit einer durch Turgorspannung der Zellhäute hervorgerufenen Loslösung der Zellen zu stande komme«. Wiesner konnte zwar beim Frostlaubfall auch eine saure Reaktion auf Lackmus- papier finden, doch treten hier die organischen Säuren erst nach Tötung der Zellen infolge der Kälte durch das Plasma (Wiesner). Ich versuchte nun auf die nämliche Weise bei der Ablösung der Blüten zu einem Resultate zu kommen, doch zweifelte ich an einem Erfolge, da ich ja vollständig gesunde turgeszente Zellen vor mir hatte. Ebendieselben großen Korollen benützte ich vorerst zur Untersuchung und konnte immer die schönste saure Reaktion erzielen, ob ich nun das Lackmus- papier mit der Wundfläche der Korolle oder derjenigen des Blütenbodens in ganz leise Berührung brachte. Ich bemerke ausdrücklich, daß nur die leiseste Berührung notwendig ist, da man ja leicht einwenden könnte, ich hätte die Zellen durch das Aufpressen auf das Lackmuspapier zerquetscht. Bei großen Korollen bietet der Nachweis der Reaktion keine Schwierig- keit, bei kleinen ist es jedoch von Vorteil, wie überhaupt immer, den Lackmusstreifen vorher etwas anzufeuchten, und man sieht dann sehr deutlich z. B. bei sympetalen Korollen wie von Verbascum, Atropa, Symphytum, Solanum am Reaktions- papier als Abdruck des unteren Kronenröhrenendes einen roten Kreis. Um jedoch vollends sicher zu sein, versuchte ich bei denselben Blüten, an denen ich schon einmal oder mehrmals diese Reaktion erhalten, des öfteren dieses Experiment, doch immer mit demselben Resultate. 1 Wiesner J., Über Frostlaubfall. Ber. d. D. B. G., Bd. 23. 1500 B. Kubart, Diese Säuren stammen unzweifelhaft aus dem Zellsaft und ich muß annehmen, daß die lebenden Plasmamassen eine teilweise Wandlung ihrer chemisch-physikalischen Beschaffen- heit hier durchgemacht haben und für Säuren oder saure organischsaure Salze durchlässig wurden. Daß auch lebendes Plasma unter Umständen für Säuren durchlässig werden kann, ist nicht überraschend. Ich verweise nur z. B. auf die Wurzel, auf den sauren Charakter der Guttationstropfen etc. Zu gleicher Zeit ist aber ja ganz gut möglich, daß Enzyme bei der Mazera- tion noch fördernd mitwirken.! Wiewohl wir also bei der Loslösung der Korollen ein Zusammenwirken von Turgordruck und Säuren fanden, so muß ich doch dem Turgor die größere Rolle zuschreiben. Zu diesem Resultate mußte ich nämlich kommen bei Beobachtung der Ablösungsverhältnisse der Korollen, wenn ich zwei mög- lichst gleiche Blütensprosse zwar unter denselben Beleuch- tungsverhältnissen, doch bei verschiedener Luftfeuchtigkeit abblühen ließ. Ganz besonders schön zeigte sich dies bei Syringa vulgaris und Syringa Josikaea. Ich stellte eine Rispe (I) in einen absolut feuchten Raum unter einen Glassturz, eine andere (II) frei daneben auf. Die Luft des Raumes, in welchem dieser Versuch stand, war sehr trocken, so daß also II sehr stark transpirierte. Ein drittes 1 Ein Verschleimen der meist an und für sich schon dünnen Membranen bei den aus dem Verbande gehenden Zellen konnte ichnie beobachten. Ebenfalls fand ich nie Reservestärke in diesen Zellen. Strasburger, besonders aber Tison, sprechen von einem Verschleimen der Membranen bei dem Loslösungsprozeß der Laubblätter. Es handelt sich nach Tison da immer um dickwandige Zellen und es werden die Verdickungsschichten gelöst (Tison). Gerade die Säuren dürften hier sehr tätig sein. Betreffs Stärke erwähnt Strasburger, daß diese Zellen auch kleine Stärkekörnchen führen, jedenfalls also keine Massen von Stärke aufweisen. Desgleichen muß ich erwähnen, daß ja schon Mohl von einer »Vergrößerung und Abrundung« der aus dem Verbande gehenden Zellen spricht. Diese Vergrößerung ist zwar zu sehen, scheint mir aber nicht so wichtig zu sein und auch nicht gar so auffällig. Sie ist doch nur auf die Turgorspannung zurückzuführen. Erwähnt sei noch, daß bereits vor Mohl ein Engländer Inman (Proceed. Liverp. Phil. Soc., IV) erklärt hat, die Ablösung des Blattes beruhe auf einem mit Abrundung verbundenen Auseinanderweichen von Zellen. ER Organische Ablösung der Korollen. 1501 Objekt (III) hatte ich am bedeutend kühleren Gange aufgestellt, doch unter möglichst gleichem Lichte. Alle drei Versuche waren natürlich vor direktem Sonnenlichte geschützt. Zuerst fielen die Blüten im feuchten Raum ab, und zwar in Massen, normal verblühte die Rispe am kühleren Gang, während II im trockenen und sehr warmen Raume schnell verwelkte und keine Blüten abwarf. Ich wiederholte mit „Syringa vulgaris diesen Versuch, und als ich später nochmals den Versuch wiederholen wollte, benützte ich die spät blühende Syringa Josikaea, welche mir dieselben Resultate bot. Der mikro- skopische Befund ergab die bekannten Tatsachen, doch auch makroskopisch konnte man an der recht kleinen Kronenröhre die einschneidende Wirkung der Mazeration sehen und dies ganz besonders schön an den Korollen, welche im feuchten Raum abgefallen waren. Zupit man die Blumenkronenröhre in noch frischem Zustande von der Blüte los, so ist dieselbe in ihrer untersten Partie fast ganz gleichmäßig ausgebildet, bei- nahe möchte ich sagen, sie wird der Insertion zu gleichmäßig enger. Bei den im feuchten Raum abgefallenen Korollen trat nun an dieser insertionsstelle eine ganz gewaltige Aufbauchung der Kronenröhre ein, die noch sehr gesteigert werden konnte durch Einlegen der Korollen in Wasser. Ich glaube, es ist ganz klar, daß hier unbedingt eine Turgorwirkung im Spiel ist. Dieselbe Aufbauchung erzielte ich auch, wenn Äch Syringa- Blüten direkt in Wasser einlegte. In diesem traten die Kronen- röhren bereits mit dieser Anschwellung aus dem Kelche her- vor. Ganz analoge Versuchsergebnisse erzielte ich mit Phula- delphus coronarins, mit welchem ich dieselben Versuchsreihen wie mit Syringa aufgestellt hatte. Und so oft ich möglichst gleiche Blüten derselben Pflanze sowohl in einen absolut feuchten Raum als auch in gewöhnliche Atmosphäre stellte, die nicht übermäßig trocken und warm sein durfte, fand ich immer, daß im feuchten Raume, wo die Blüten turgeszenter waren, dieselben früher abfielen. So tat ich es mit Atropa Belladonna, Catalpa syringifolia, Lilinm candidum, Lirioden- dron tulipiferum, Papaver orientale, Philadelphus coronarius, Solanum Dulcamara, Symphytum tuberosum, Syringa vulgaris und S. Josikaea, Tulipa sp., Weigelia, Vitis. 1502 B. Kubart, Nicht unerwähnt will ich noch meine Beobachtungen an Vitis! vinifera lassen. Bekanntlich lösen sich hier beim Auf- blühen die fünf Korollblätter sofort an ihrer Basis ab, an ihrer Spitze bleiben sie jedoch im Zusammenhange und bilden so ein Häubchen, das dann abfällt. Die genaue Untersuchung’ der Blüte zeigt, daß die Blumenkronenblätter an ihrer Spitze durch Y / \ | / \ | EN l I \ / \ X SS — S L > BA N 7a Sr Fig. 2 Fig. 3 Vergr. 15/,. — Längsschnitt durch Vergr. 60/,.— Stück (1/,) des in Fig. 2 eine Vitis-Knospe. Schematisch. v Stelle, wo die Korollen mitein- ander verkittet sind. O Richtung, in welcher der Schnitt für Fig. 3 ge- angedeuteten Querschnittes. Man sieht die Korollen ganze Taschen bilden, in denen die Antheren (@) stecken. v zeigt die Zone, wo je zwei führt wurde. Korollblätter aneinander grenzen. ein Einbiegen nach innen hin kleine Taschen ausgebildet haben, in welche die Antheren zu. liegen kommen (Fig. 2 und 3). Sobald die Blüte zur Anthese reif ist, tritt ein sehr starkes Wachstum der Staubfäden ein, und zwar sowohl ein Längenwachstum als auch vermutlich ein verstärktes Wachs- tum an der Innenseite, der Oberseite der Staubfäden, da ja die 1 Siehe Portele K., Studien über die Entwicklung der Traubenbeere (Mitt. aus dem Laboratorium der landwirtsch. Landesanstalt in S. Michele), 1883. — Räthay E., Die Geschlechtsverhältnisse der Reben. Wien, 1881. Organische Ablösung der Korollen. 1503 Filamente die Tendenz haben, nach außen zu spreizen. Die hiebei erzeugte Spannung ist eine sehr große, und sie wird an der Stelle des geringsten Widerstandes ausgelöst werden. Nun leisten aber die an ihren Spitzen verkitteten Korollblätter der Lösung einen bedeutend größeren Widerstand als die Inser- tionsstellen, und so kommt es, daß sich in der Insertionszone die Korolle frühzeitig ablöst. Nur in seltenen Fällen trennen sich bei Vitis vinifera die Kronenblätter an der Spitze von- einander und die Blüte Öffnet sich dann nach dem Typus anderer eleuteropetaler Blüten und wirft erst nachher die Korollblätter ab. Die Loslösung in der Insertionsstelle findet jedoch nicht etwa durch Zerreißung des Gewebes statt, sondern die Zellen gehen ganz unversehrt aus dem Verbande, wie ich mich bei genauer Untersuchung an Serienschnitten überzeugen konnte (Taf. Il, Fig. 3 und 5). Ich muß vielmehr annehmen, daß der Zug, welcher in diesem Falle auf die Insertionsstelle wirkt, von den zwei andern sonst bei der Blütenloslösung mit- spielenden Kräften unterstützt wird; dies um so mehr, als ich durch Versuche, die ich zur Prüfung der Turgor- und Säuren- wirkung bei der Ablösung anstellte, immer dieselbe Wirkung erzielte wie die freie Natur. Derartige Versuche, welche die Wirkung des Turgors und der Säuren bei der Ablösung dartun sollten, habe ich genau nach dem von Wiesner! angegebenen Verfahren überdies mit folgenden Pflanzen ausgeführt: Dicentra, Hesperis, Lirioden- dron, Lilium, Magnolia, Syringa und Tnlipa. Ich gab immer zu gleicher Zeit und möglichst gleiche Blüten in destilliertes Wasser, 2:5 bis 3°/, Oxalsäure und 10°/, Kalisalpeterlösungen. Durchgehends konnte ich im Wasser am frühesten die Ab- lösung der Korollen konstatieren, in Oxalsäure trat sie später ein — nur bei Liriodendron, wo es auch sehr lange gedauert hat, bis die Loslösung in Wasser eingetreten, wurde zwar die Korolle auch mazeriert, doch konnte ich dieselbe nicht in der Insertionsstelle loslösen, sondern die Korolle zerfiel vollständig. In diesem Falle disponierten die Zellschichten, in welchen die Ablösung stattfindet, noch nicht hiefür. 1 Wiesner J., Über Frostlaubfall, B. d. D.B. G., XXIII. 1504 B. Kubart, Bei diesen Versuchen konnte ich auch die schon vorher beschriebenen Ausbauchungen bei Syringa beobachten. In der Kalisalpeterlösung endlich erzielte ich nie eine Ablösung. Als ich nun Vitis-Blüten in demselben Sinne behandelte, fielen die Resultate den oben erwähnten ganz gleich aus. Zur weiteren Untersuchung des Ablösungsmechanismus stellte ich noch folgende Versuche mit Vifis an. Natürlich mußte ich bei Vitis immer mit Trauben im Knospenzustand arbeiten. Möglichst gleiche Blütenstände hievon stellte ich in Flaschen mit Wasser und tat eine (A) in einen absolut feuchten Raum unter einen Glassturz, 5 ließ ich daneben in freier Luft stehen; so hatten beide Blütenstände dieselbe Beleuchtung. Ich hatte jedoch nicht alle Knospen unverletzt gelassen, sondern an beiden Objekten eine bestimmte Anzahl von Knospen ganz wenig geköpft. Am nächsten Tage waren bei A und B auf- geblühte Blüten zu sehen, bei A mehr; die angeschnittenen Blüten hatten jedoch nicht die Korolle abgeworfen, sondern dieselben waren nach Art eleuteropetaler Blüten aufgeblüht und ausgebreitet. Leider welkte 5 zu rasch infolge des großen Wasserentzuges, welchen die am Sproß belassenen Laubblätter herbeiführten, so daß am dritten Tage, den Tag der Versuchs- aufstellung eingerechnet, dieses Objekt schon ganz verwelkt war und keine Blüten mehr aufblühten, weder von den unver- letzten noch von den verletzten. A jedoch hatte bereits massen- haft Korollen abgeworfen, und die angeschnittenen waren alle bis auf zwei aufgeblüht; diese dürfte ich jedoch zu tief verletzt haben, wie die Untersuchung auch zeigte. Da also bei den geköpften Blüten die Korolle erst sekundär abgeworfen wurde, so kann ich hier ohne Zweifel annehmen, daß bei Vzlis die feste Verkittung der Korollen und das Wachsen der Staub- fäden die Ursachen des eigenartigen Aufblühens sind. Bei Wiederholung des Versuches entfernte ich jedoch, um ein Welken zu verhindern, die Laubblätter und verklebte die Wundflächen; im übrigen war die Versuchsanordnung die- selbe. Ich konnte nun abermals sehen, daß das Abblühen im feuchten Raume bei unverletzten als auch verletzten Blüten sich schneller vollzog als bei den in freier Luft aufgestellten. a Organische Ablösung der Korollen. 1505 Auch mit destilliertem Wasser, Oxalsäure und Kalisalpeter hatte ich, wie bereits erwähnt, die bekannten Versuche gemacht; doch gab ich immer neben unverletzten Knospen auch verletzte, geköpfte hinein. In Kalisalpeter konnte ich keine Änderung beobachten; es fiel weder ein ganzes Mützchen ab, noch blühten die angeschnittenen Knospen auf. In Oxalsäure jedoch löste sich schon eine ganz stattliche Zahl von Mützchen los. Die angeschnittenen Knospen blühten nur ein klein wenig auf unter Beibehaltung der Korollen, die Staubfäden verblieben jedoch in beiden Fällen immer in ihrer gekrümmten Lage und von den Korollen fielen endlich auch die einzelnen Kronen- blätter ab. Anders im Wasser; in diesem fieien alle Blüten ab. Die unverletzten Knospen warfen sofort ihre Korollen ab, die geköpften blühten zwar zuerst ohne Verlust der Korollen auf, doch fielen die Kronenblätter auch hier bald ab. Ich glaube, eine schönere Bestätigung meiner Annahme konnte ich mir nicht wünschen! und ich darf wohl mit einer so ziemlichen Sicher- heit behaupten: Die Ablösung der Blumenkronen, welche in noch lebendem Zustande abfallen, erfolgt ganz besonders durch Turgorwirkung und wird ganz wesentlich durch Säuren ge- fördert.” Welches Agens das zuerst einsetzende ist, sei dahin- gestellt. Man könnte die primäre Rolle mit einigem Rechte den Säuren zuschreiben. Es erübrigt mir nach Darlegung dieser Tatsachen noch die Frage nach der Wertigkeit des Gewebes, in welchem diese Mazeration vor sich geht. Indem ich meinen weiteren Aus- einandersetzungen vorgreife, teile ich mit, daß ich bei den untersuchten Pflanzen nie eine Neubildung von Zellen in der Loslösungszone beobachtet, sondern die daselbst befindlichen Gewebe fielen einfach der Mazeration anheim. Eine Kleinzelligkeit des Gewebes in diesen Regionen, 1 Denn steigerte ich den Turgor der lebenden Zellen durch Wasser- zufuhr, so trat — die Säuren taten ja mit — eine Beschleunigung der Los- lösung ein. Bei alleiniger Säurewirkung — hiebei wurden die Zellen plasmo- Iysiert — trat zwar auch, aber verspätet, die Loslösung ein. Bei alleiniger Plasmolyse der Objekte genügten die Säuren des Zellsaftes nicht zur Loslösung. 2 Die Mitteilungen über die Vitis-Blüte wurden zum Teile bereits in populärer Darstellung in der »Weinlaube«, 1906, veröftentlicht. 1506 B. Kubart, die man ja oft sieht, mag meiner Ansicht nach hiefür sehr dienlich sein, denn die Oberfläche eines Körpers rimmt ja im Vergleiche zum Inhalte bei Abnahme der absoluten Größe zu, und so kommt die mazerierende Turgorspannung in diesem kleinzelligen Gewebe am besten zur Geltung. Ebenfalls könnte man annehmen, da die Gewebe der Korollen an ihren Inser- tionsstellen die jüngsten sind — basales Wachstum ist ja meist da — daß diese Gewebepartien noch ein Rest des primären Meristems sind. Ich glaube iedoch, daß bei Blüten diese Gewebe schon den Charakter von Dauergeweben haben. Lilium:* Im Knospenstadium der Korolle sind die Zellen annähernd gleich, und zwar auch an der Insertionsstelle des Perigons. Im Verlaufe des weiteren Wachstums strecken sich die Zellen des Perigons in der Richtung der Längsachse der Blüte, die Zellen der Insertionsstelle behalten jedoch ihre an- nähernd isodiametrische Gestalt. Diese Zellen teilen sich sogar noch in der Quere und wir bekommen als Endresultat ein sehr kleinzelliges Gewebe an der Insertionsstelle. Dieses klein- zellige Gewebe ist es nun, welches mazeriert wird; es stellt die Trennungsschichte dar. Von einem Meristem, das sich kurz vor Abfall der Korolle ausbilden würde, ist nicht die geringste Spur zu sehen. Wir finden hier also ein Trennungs- gewebe, das in der Organisation der Pflanze bereits gelegen ist, aber nicht einem sekundären Wachstum seine Entstehung verdankt. Hemerocallis fulva zeigte auch nichts von einer sekundär entstandenen Trennungsschichte, obwohl bei dieser das Ge- webe an der Insertionssteile vollkommen homogen ist. Es schien mir auch interessant, zu erfahren, ob nicht etwa durch Befruchtung eine Verschiebung in der Ablösung der Korollen sich einstellt. Ich möchte eine Verkürzung der Zeit der Anthese erwarten. Bei Hemerocallis aber, die in unseren Gegenden nicht fruchtet, sondern nach kurzer Anthese die ganze Blüte abwirft, suchte ich die Wirkung der Bestäubung auszunützen, um zu sehen, ob im Falle einer Befruchtung die Koroll- blätter etwa allein abfallen. Allein alle meine Versuche waren 1 Siehe auch Reiche C., 1... Organische Ablösung der Korollen. 1507 vergebens, obwohl der Pollen nicht steril: gewesen, wie ich mich des Öfteren überzeugte. Sowohl hier in Wien als auch in meiner Heimat in Nordmähren stellte ich wiederholt diese Versuche an, wandte Selbst- und Fremdbestäubung an, doch Hemerocallis blieb immer ihrem Namen treu. Ihre Anthese dauerte immer nur einen Tag, und nach drei bis acht Tagen fielen die Blüten ab. Gewöhnlich am dritten Tage nach der Anthese — doch ist dies nicht konstant — sieht man an der Ansatzstelle des Perigons (Tat. I, Fig. 1) einen schmalen weißen Ring um die Blütenachse sich ausbilden, bei dessen Unter- suchung man sofort findet, daß hier eine Mazeration eingesetzt hat. Taf. I, Fig. 4 gibt uns eine kleine Skizze des Bildes, wie man es oft zu sehen bekommt, doch ist nicht immer die Epi- dermis ein Stück zurückgekrümmt, die Mazeration hat oft direkt angegriffen ohne Abhebung der Epidermis. Die Gefäße sind mitten entzwei gebrochen, oft sieht man die Wandver- dickungen bei Spiralgefäßen noch von einem Ende des zer- rissenen Gefäßes zum andern eine Verbindung herstellen; die langen prosenchymatischen Parenchymzellen, welche die Ge- fäßbündel begleiten, sind jedoch unverletzt aus dem Verbande getreten, Die Mazeration hat aber noch nicht das ganze Ge- webe erfaßt, es haben sich nur die Perigonblätter vom Blüten- stiel losgelöst, während der oberständige Fruchtknoten noch fest mit dem Blütenstiel verbunden ist. Doch dauert es nicht lange und auch dieser fällt durch Fortsetzung der Mazeration losgelöst ab und mit diesem die schon früher losgelöste Korolle, welche natürlich längst sehr eingeschrumpft ist, aber mit dem Fruchtknoten im Verbande geblieben war. Wir können auch in diesem Falle von keiner speziellen, durch ein Folgemeristem gebildeten Trennungsschichte sprechen, sondern müssen an- nehmen, daß das Abfalien der Korolle einfach in der Organisa- tion der Pflanze bedingt ist und die Ansatzstelle der Blüte sich hiefür am besten eignet. Solanım tuberosum und Catalpa! syringifolia: Bei diesen lösen sich oft die ganzen Blüten ab. Wir finden bei beiden Pflanzen unterhalb der Blüte eine Artikulation, in welcher dann 1 An der Insertionsstelle der Korolle ist das Gewebe mehr homogen. 1508 B. Kubart, die Loslösung erfolgt. Solanum tinberosum hat bei uns wohl infolge der Kultur das Fruchten fast ganz aufgegeben, und so fallen in der Regel die ganzen Blüten ab. Löst sich jedoch die Korolle ab, wie auch z.B. bei Solanum Dnlcamara, so tritt Mazeration durch Turgor und Säuren ein, welche man sowohl bei Solanım als bei Catalpa an den Loslösungsstellen in der Artikulation auch findet. Die nähere Untersuchung zeigt, daß diese Artikulation z. B. bei Solanum tuberosum zwar von einem kleinzelligeren Gewebe als ober- und unterhalb derselben sich befindet, quer durchzogen wird, doch ist diese Zone bereits im Blütenstielchen ausgebildet und es kommen in ihr auch kollenchymatische Elemente, wenn auch nicht von scharf aus- geprägtem Charakter, vor. Wir finden also auch hier im Blüten- stiel keine durch ein Meristem gebildete Trennungsschichte. Weigelia, die in unseren Gegenden nicht fruchtet, verhält sich ähnlich. Dieselbe ist gewissermaßen ein Seitenstück zu Hemerocallis. Unterhalb der Blüte ist makroskopisch schon eine Zone sichtbar, in welcher die Ablösung der ganzen Blüte erfolgt. Das Zellgewebe ist dort nicht besonders differenziert und es fällt bei dieser oft die Korolle’ zuerst "und damoıder Kelch oder beide zusammen auf einmal ab. Auch bei Weigelia suchte ich durch künstliche Bestäubung Samen zu erzielen, doch ist es mir leider nicht gelungen. Das Versuchsobjekt, das an und für sich einen sehr ungünstigen Standort hatte, war nämlich gerade während einer glühend heißen Woche zur Blüte gekommen, so daß nach zwei bis vier Tagen jede Blüte bereits abüel. Anschließen möchte ich noch meinen Beobachtungen über Oenothera bienmis, Imatophyllum, Olivia und Fuchsia. Bei Oenothera biennis, Imatophyllum und Fuchsia konnte ich näm- lich ganz besonders schön das Arbeiten der Mazeration beob- achten. Das betreifiende Gewebe ist vollkommen homogen und es fallen Kelch und Blumenkrone vom Fruchtknoten gemein- sam ab. Oft denkt man, und dies ganz besonders bei Fuchsia und /matophyllum, noch gar nicht an die Möglichkeit einer vorhandenen Mazeration im Innern des Gewebes, von außen sieht man nichts; ein Längsschnitt durch die betreffenden Zonen, der nicht zu dünn sein braucht, zeigt jedoch die Organische Ablösung der Korollen. 1509 zerstörende Wirkung der Mazerierung, die sich hier eines ganz besonders mächtigen Zellschichtenkomplexes, wie ich es sonst nie beobachtet, bemächtigt hat. Bei Oenothera hingegen konnte ich ganz besonders schön das Vorschreiten der Mazeration von außen nach innen zu beobachten, wie sich quasi keilförmig eine Spalte zwischen Kelch und Fruchtknoten einschiebt; meist fand ich aber auch bei Oenothera das ganze Gewebe schon mazeriert. Endlich sei noch der Ablösung der Korolle bei Nicotiana tabacum! gedacht. Bei Nicotiana findet nämlich die Lostrennung Fig. 4. Schematisch. Mazeration der Korolle von Nicotiana tabacum. der Korolle von der Blütenachse nicht direkt an der Insertions- stelle statt, sondern ein Stückchen oberhalb derselben wird die Trennungszone mitten durch die Korolle selbst gelegt (Taf. I, Fig. 3). Es tritt hier eine tiefgehende Mazeration ein (Fig. 4). Man sieht oft ganze Stücke der Gefäßbündel voneinander los- getrennt. Von den untersuchten Pflanzen konnte ich bei Azalea, Forsithia, Lilium, Prunus, Philadelphus, Vitis, im Blütenstiele von Solanum tuberosum ein kleinzelliges Trennungsgewebe nachweisen, bei Hemerocallis, Oenothera, Pirus, Fuchsia, Gloxinia, Nicotiana, Liriodendron, Magnolia, Tnlipa, Catalpa, Papaver und Weigelia spielt sich die Loslösung in einem mit 1 Auch bei Nicotiana affinis ist derselbe Vorgang zu sehen. 1910 B. Kubart, den Nachbargeweben vollkommen gleichen oder fast gleichen Gewebe ab. Durchgehen wir an der Hand der Angaben von Reiche! auch andere Familien, so finden wir bald keinen oder einen : sehr geringen Unterschied zwischen dem Gewebe der Tren- nungszone und deren Nachbargeweben; sehr oft treffen wir an diesen Stellen ein kleinzelliges Gewebe, das sich während des Wachstums der Pflanze, respektive der Blüte, ausgebildet; aber niemals kurz vor der Loslösung der Blüte; etwa durch Funktion eines Folgemeristems entstanden ist. Reiche drückt sich dies- bezüglich gewöhnlich dahin aus, indem er sagt: »Die Tren- nungsschichte wird sichtbar« etc., von einem Folgemeristem spricht er an diesen Stellen nie direkt. Auf Grund meiner eigenen Beobachtungen bei den verschiedensten Pflanzen kann ich aber wohl mit Recht annehmen — zumal Reiche in der Auffassung des Wortes »Trennungsschichte« schwankt und da auch möglicherweise auftretende Zellteilungen nicht das Charakte- ristikum der Trennungsschichte sind — daß die Ablösung meinen obigen Darstellungen gemäß sich vollzieht. Oft tritt an der Insertionsstelle ein kleinzelliges Gewebe auf. Dieses ist das zweckmäßigere, wie ich bereits oben er- wähnt. Oft zeigt die Insertionszone wieder ein mit den Nachbar- partien homogenes oder beinahe gleiches Gewebe. Dieses findet sich z. B. außer bei den angeführten Beispielen bei den Acera- ceae, von denen Reiche? ausdrücklich sagt: »Selbst an allen Blüten ist keine anatomisch gekennzeichnete Trennungszone nachzuweisen. Die Kronblätter des untersuchten Acer platanoi- des fallen ab, indem die an ihrer Insertionsstelle gelegenen Zellen auseinanderweichen«. Bei Epilobium und Circaea findet sich keine deutliche Trennungszone. Die Mittelstufe nehmen wohl die Rosaceae ein. Hier finden wir, wie in den nachfolgenden Familien, eine kleinzellige Gewebeschichte, in welcher die Los- lösung später erfolgt. Mohl meint, bei Rosa bilde sich die Trennungsschichte kurz vor dem Abfallen, und Reiche fügt ! Reiche C., Über anatomische Veränderungen, welche in den Perianth- kreisen der"Blüten während der Entwicklung der Frucht vor sich gehen. Jahrb. für wiss. Bot. 1885. Zulc: Organische Ablösung der Korollen. so b1 hinzu: »Das erste Auftreten jener Schicht scheint bei ver- schiedenen Arten zu verschiedener Zeit zu erfolgen; bei den meisten war sie schon in nicht zu jungen Knospen deutlich zu erkennen; bei Rosa habe ich sie trotz zahlreicher Schnitte nie so unzweifelhaft wie bei den übrigen auffinden können«. An dieser Stelle darf ich jedoch nicht diesen scheinbaren Wider- spruch zu erklären versuchen, sondern füge des weiteren nur eine Anzahl von Familien nach Reiche hinzu, in denen sich an der Insertionsstelle der Korolle ein kleinzelliges Gewebe aus- gebildet hat, und zwar Ranunculaceae, Nymphaeaceae, Papa- veraceae,! Cruciferae, Geraniaceae, Balsamineae, Rutaceae, Umbelliferae, Apocyneae, Scrophnlariaceae, Labiatae, Cucur- bitaceae,? Rubiaceae, Caprifoliaceae und Compositae. 1 Die Kleinzelligkeit des Gewebes an der Insertionsstelle ist gerade nicht in die Augen springend. Ich kann nicht behaupten, daß dieses Gewebe ganz besonders kleinzellig wäre; man sieht jedoch ganz gut, daß die Korolle aus bedeutend feinmaschigeren Zellen aufgebaut ist als die angrenzenden Gewebe der Blütenachse. Diese besitzen nämlich stark verdickte Wände; ich möchte sie sogar als sklerenchymatische Zellen bezeichnen. Aufgefallen ist mir bei Papaver orientale noch folgende Erscheinung, die ich dann an Papaver somni- Ferum auch beobachtete. Sobald sich der Kelch losgelöst hatte, sah ich in kurzem rings um die Basis der Korolle herum eine dunkle Zone auftreten. Der mikroskopische Befund zeigte, daß ich es hier mit dem an der Luft erstarrten Milchsaft der Pflanze zu tun habe, der sich ja bekanntlich an der Luft bräunt. Ich konnte ganz deutlich in dieser Masse die Kautschukkörnchen sehen. Das Austreten des Milchsaftes erklärt sich von selbst aus der Tatsache, daß an der Loslösungsstelle des Kelches bereits Milchgefäße durchrissen wurden und diesen entfloß der Milchsaft, welcher nun eine klebrige, braune Zone um die Blütenachse bildet. 2 Dies gilt nur für die männlichen Blüten. Hier fallen Kelch und Krone gemeinsam ab und wir finden im Blütenstiele dicht unterhalb des Kelches diese kleinzellige Zone, die recht viele Zellschichten erfaßt. Reiche meint bereits: »Auf Längsschnitten durch junge Knospen ist bereits. im Blütenstiele dicht unterhalb des Keiches eine mehrere Reihen hohe Lage kleiner Zellen zu unterscheiden, die durch ihre vorwiegende Ausdehnung quer zur Blütenachse sich von den an sie nach oben und unten angrenzenden lang- gestreckten Zellen unterscheidet. Ungefähr in der Mitte dieser Zone, aber in keiner irgendwie äußerlich vorher gekennzeichneten Stelle er- folgt ein Auseinanderweichen derselben; man findet dabei manchmal Stadien, in denen dieser Akt bereits eingetreten, die Gefäßbündel aber noch im Zu- sammenhange stehen. Zwischen beiden Trennungsflächen ist dann ein merk- licher Zwischenraum vorhanden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 101 t912 B. Kubart, Was ist nun der Grund der Ablösung der Korolle? Reiche meint, daß die »gedrängte Stellung, Häufung vieler Organe auf beschränktem Raum, in manchen Fällen gegenseitiger Druck auf Weiterentwicklung oder Absterben von Kelch und Krone einwirken. Ferner komme in Betracht die kurze Lebensdauer des einen oder beider dieser Kreise, die, wo sie farbig ent- wickelt sind, der Anlockung von Insekten dienen und nach geschehener Befruchtung als nunmehr entbehrlich abgeworfen werden. Als letzter, sehr wesentlicher Faktor, welcher zumäl das Abfallen, beziehungsweise Absterben der Perianthkreise bedingt, ist die Entwicklung der jungen Frucht zu nennen«. Ich kann diesen Äußerungen nicht voll beistimmen. Ganz besonders muß ich gegen die Ansicht Reiche’s ankämpfen, da er der Fortentwicklung des Fruchtknotens eine so große Rolle im Abwerfen der Korolle beimißt und hebe hier ganz besonders zwei von seinen Beispielen heraus, und zwar die Asperi- foliaceae;, Scrophulariaceae und Labiatae. Der Autor meint, daß bei den Asperifoliaceae die Kronen- röhre durch die Vergrößerung des Fruchtknotens abgehoben werde. Die Kronenröhre bildet nämlich knapp oberhalb des- selben in ihr Lumen hinein einen Vorsprung und bietet so dem Fruchtknoten eine gute Ansatzstelle zur Betätigung seiner Kräfte. Es ist ja selbstverständlich, daß der Fruchtknoten im Laufe der Weiterentwicklung an Volumen zunehmen muß. Doch wie ist es zu erklären, wenn keine Bestäubung statt- findet, der Fruchtknoten sich nicht weiterentwickelt und die Korolle dennoch abfälit? Sterilität tritt aber nicht selten, sondern sehr häufig in der Natur auf. Reiche scheint sich seiner Deutung des Ablösungs- vorganges auch nicht ganz sicher gewesen zu sein, da er meint — seine eben dargelegte Erklärung des Ablösungs- prozesses der Kronen basiere allerdings auf der Annahme, daß in den Zellen der Insertionszone keine Veränderungen eintreten, welche eine selbständige Abtrennung der Krone herbeiführen könnten — eine Annahme, die zunächst ebensowenig zwingend bewiesen als widerlegt werden könne. Doch sprechen einige Tatsachen zu Gunsten unserer Auffassung, wonach wir keine wesentliche Veränderung des chemischen oder physikalischen Organische Ablösung der Korollen. 1513 Zustandes der Insertionszone annehmen. Es treten in ihr keine Verfärbungen, keine veränderten Lichtbrechungen in den Zellen auf, die auf Desorganisation ihrer Wand oder ihres Inhaltes schließen lassen könnten«. Nun glaube ich jedoch, mit ziemlicher Sicherheit den Pro- zeß der Ablösung erläutert zu haben, bei welchem es natürlich eine Desorganisation weder der Zellmembran noch des Zell- inhaltes gibt. Denn diese beiden müssen hiebei intakt bleiben, haben aber entschieden irgendwelche chemisch-physikalische Veränderungen erfahren. Es dürfte mithin auch die Ansicht Reiche’s betreff der Ablösung der Korolle bei der Asperi- foliaceae unter ganz besonderer Beteiligung des Fruchtknotens sehr hinfällig sein oder es reduziert sich wenigstens die Leistung des Fruchtknotens hiebei auf ein Minimum. Auch ein zweiter Fall kann einer kritischen Beleuchtung nicht recht Stand halten und sinkt wohl auch auf ein Minimum herab. Wir finden nämlich bei vielen Gattungen der Scrophu- lariaceae und Labiatae einen hypogynen Diskus ausgebildet. Dieser Diskus soll es nun sein, welcher die Korolle abpreßt. Der Diskus ist das Nektarium; dieses würde aber entschieden gegen Seine eigene Bestimmung arbeiten, falls es die Korolle abpressen würde. Hier haben wir es doch durchgehends bei den Blüten mit Schauapparaten zu tun, welche die Insekten anlocken sollen. Es wäre nun ganz widersinnig, wenn die Nektarien dagegen arbeiten würden, wie ja Reiche eigentlich will; denn er führt an, daß bei den Scrophulariaceae der Diskus seine »massigste Entwicklung« zur Blütezeit erreicht und meint, seine Ansicht über die Wirkung des Diskus werde gestützt durch den rasch eintretenden Kollaps, welchem dies Gebilde nach erfolgter Ablösung der Blumenkrone anheimfällt. Dies ist an und für sich kein Beweis, denn das Nektarium ist ja jetzt keine Notwendigkeit mehr für die Blüte, geradeso wie die Korolle, und kann beseitigt werden oder belassen bleiben, wie es ja bei den nahestehenden Labiaten nicht nur nicht ver- welkt, sondern noch weiter wuchert. Reiche schreibt hierüber: »Übrigens wäre da, wo der Diskus als hypogyne Scheibe auf- tritt, ein zeitiges Absterben desselben deshalb unmöglich, weil es den sich auf ihm entwickelnden Früchten die Zufuhr der 101* 1514 B. Kübart, Nährstoffe abschneiden, sie also töten müßte«. Aber eine hypo- gyne Scheibe ist der Diskus auch bei den Scrophulariaceae und müßte durch seinen Tod dann auch die Früchte bei diesen zum Absterben bringen. Ich denke vielmehr, daß eben der Diskus bei den Scrophulariaceae trotz reichlicher Stoffzufuhr als zartes Gebilde seiner plötzlichen Bloßlegung wegen zu viel Feuchtig- keit abgibt und so eintrocknen muß; liegt er doch bei Gattungen dieser Familie, z. B. Veronica, Gratiola, Scrophularia vom Kelch fast gar nicht geschützt, ganz offen da, während bei den Labiatae er im tiefen Kelche sehr gut gegen übermäßigen Wasserverlust geschützt ist. III. Läßt sich der Ablösungsvorgang der Monokotylen- und Koniferenblätter in Einklang mit demselben Prozesse bei Korollen und Dikotylenblättern bringen? Bevor ich abschließe, möchte ich nochmals der Arbeit Bretfeld’s! und der Arbeiten von Fouilly? und Molisch? über dieses Thema gedenken. Bretfeld’s Ansicht über die Mohl’sche Trennungsschichte habe ich bereits eingangs er- wähnt. In derselben Arbeit berichtet der Autor weiters über die Ablösung der Monokotylenblätter; dieselben Angaben gibt auch Fouilly. Es sklerosieren nämlich bei diesen einige Zell- schichten der Loslösungsregion und an der Grenze der äußersten dieser Schichten, welche an das dünnwandige Gewebe anstößt, findet die Loslösung der Blätter statt; die am Sproß bleibenden Sklerenchymzellen bilden den momentanen Verschluß der Narbe, bis das Periderm, welches auf übliche Weise von den Zellen, die unter dieser Sklerenchymschichte dem Sprosse zu liegen, ausgebildet wird, in seine Rechte eintritt und den endgültigen Wundverschluß herstellt. »Diese Sklerenchymschichte ist nicht wie bei der Entwicklung der Trennungsschichte des dikotylen, periodisch abfallenden Blattes das Produkt einer kurz vor dem 1 Tee; 2 Fouilly Edm., Sur la chute des feuilles de certaines mono- cotyledones. ® Molisch H., Untersuchungen über den Laubfall. Diese Sitzungsber., 1886. Organische Ablösung der Korollen. 1515 Blattfall stattfindenden Zellbildung,! sondern mit der allgemeinen Gewebedifferenzierung gleichen Schritt haltend«, erklärt Bret- feld ausdrücklich und Fouilly spricht sich im selben Sinn aus. Das »Wie« der Blattablösung bei den Monokotylen erklärt sich Bretfeld durch Vorhandensein der besagten Sklerenchym- schichte ais einer conditio sine qua non, indem durch das Zu- sammenstoßen einer zarten und harten Zellschichte in der Grenze beider durch das Blattgewicht eine Spannung verur- sacht wird und durch diese Überlastung eine Loslösung statt- findet. Die Bretfeld’sche Ansicht scheint mir wenig plausibel, vielmehr glaube ich durch Annahme einer Turgorvergrößerung der an die Sklerenchymschichte grenzenden Parenchymschichte und das Eingreifen von Säuren die natürlichste und einfachste Erklärung für die Loslösung zu finden. Molisch hingegen fand einen ähnlichen Bau des Blatt- grundes bei Abies pectinata, Larix europaea und Cedrus Deo- dara; bei Abies excelsa hingegen stoßen nach seiner Angabe zwei Schichten von Sklerenchymzellen, eine stärker verdickte und eine minder verdickte an der Trennungszone aneinander. Die Zellen derselben sind noch lebend und an der Grenze dieser zwei Schichten findet die Loslösung statt. Die stärker verdickte bleibt als Narbe zurück. Molisch konnte keine Zell- teilungen in der feineren Sklerenchymschichte feststellen. Nur bei Taxus-Nadeln, auch sehr alten, vermochte Molisch nicht die geringste Spur einer Trennungszone zu finden und auch keine Ablösung künstlich herbeizuführen. »Die Eibe ist diesen Einflüssen gegenüber ungemein resistent«. Auch bei allen diesen Fällen gibt mir die oben vertretene Ansicht über die Ab- lösungsverhältnisse die beste Erklärung, selbst bei Abies excelsa, denn hier ist die feinere Sklerenchymschichte aus ganz kleinen polyedrischen Zellen aufgebaut, die andere hingegen aus viel größeren; es kommt denn gerade hier die Kleinheit der Zellen bei der Ablösung ganz besonders in Betracht. Bei Tarxus hin- gegen werden die notwendigen Umwandlungen der Trennungs- zellen ganz knapp vor der Laubabwerfung stattfinden; denn 1 So mußte Bretfeld schreiben infolge seiner Auffassung der Trennungs- schichte Mohl’s. 516 B. Kubart, diese Verhältnisse sind eben individuell, sie treten bei dem einen Objekt früher, später bei dem anderen auf. Resume. 1. Untersucht wurde die Ablösung von Blütenblättern, die sich in noch lebendem Zustande von der Pflanze loslösen. 2. Nach Mohl findet die Ablösung aller Organe in einer bestimmten Gewebezone statt, welche er Trennungsschichte nannte. Als Trennungsschichte dient entweder a) dasan der Loslösungsstelle bereits ausgebildete, auf das primäre Meristem zurückzuführende Gewebe (Mohl) oder 5) die Trennungsschichte wird erst sekundär ausgebildet durch ein Folgemeristem (Mohl), endlich c) kann eine Zone von pri- märem Meristem — die sich an der Loslösungsstelle noch vorfindet — direkt als Trennungsschichte fungieren (Wiesner). Bei den untersuchten Blüten fand ich immer den ersten Typus. 3. Der Akt der Loslösung selbst erfolgt durch eine Mazera- tion des Gewebes der 'Trennungsschichte. Bei den untersuchten Blüten trat diese Mazeration immer durch die lösende Wir- kung von Säuren und. eine. Steigerung der Hure spannung ein. Dies ist eine weitere Bestätigung der Ver- mutung Wiesner’s über den Vorgang beim Blattabwurfe. Weiters erfahren die Zellen der Trennungsschichte bei diesem Prozeß noch bestimmte chemisch-physikalische Veränderungen. Benützte Literatur. 1. Baltz, Zum Laubfall unserer Waldbäume. Deutsche Forst- zeitung, 1898. 2. Bretfeld, Freih. v., Über Vernarbung und Blattfall. Jahr- bücher für wissenschaftliche Botanik, 1879 bis 1881. 3. Fouilly Edm,,. Sur la. :chute.des; feuilles de eerlaines monocotyl&edones. 4. Höhnel, v., Über den Ablösungsvorgang der Zweige einiger Holzgewächse und seine anatomischen Ursachen. Mitteil. des forstl. Versuchswesens für Österreich, H. 3. 9. Höhnel, v., Weitere Untersuchungen über den Ablösungs- vorgang von verholzten Zweigen. Mitteil. des forstl. Ver- suchswesens für Österreich, Bd. II, H. 2. 13. 14. Io: 16. 1:4. 18. 9) 20. 21. Organische Ablösung der Korollen. KT . Mohl H. v., Über die anatomischen Veränderungen des Blattgelenkes, welche das Abfallen der Blätter herbeiführen. Bot. Zeitung, 1860. . Mohl H. v., Einige nachträgliche Bemerkungen dazu. Bot. Zeitung, 1860. . Mohl H. v., Über den Ablösungsprozeß saftiger Pflanzen- organe. Bot. Zeitung, 1860. . Molisch H. Untersuchungen über den Laubfall. Diese Sitzungsber., 1886. . Portele B., Studien über die Entwicklung der Trauben- beere. Mitteil. aus dem Laboratorium der landwirtschaftl. Landesanstalt in S. Michele, 1883. . Räthay E., Die Geschlechtsverhältnisse der Reben. 1888. . Reiche C., Über anatomische Veränderungen, welche in den Perianthkreisen der Blüten während der Entwicklung den Erucht vor sich gehen. Jahrb. für wissenschaftl. Bot., 1885. Sienacht El. Bemerkungen zu H,. v. Mohl’s Aufsatz über die anatomischen Veränderungen desBlattgelenkes, welche das Abfallen der Blätter herbeiführen. Bot. Zeitung, 1860, und die daselbst zitierten Werke. Staby L., Über den Verschluß der Blattnarben nach Abfall der Blätter. Flora, 1886. | Strasburger Ed. Das botanische Praktikum. 1902. Strasburger Ed., Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. 1904. Nison A, Recherches sun la chute des feuilles' chez les Dicotyledones. Mem. Soc. Linn. Normandie, 1900. Van Tieghem und Guignard, Observations sur le meca- nisme de la chute des feuilles. Bull. soc. bot. France, T. 29. Wiesner J., Untersuchungen über die herbstliche Ent- laubung der Holzgewächse. Diese Sitzungsber., 1871. Wiesner J., Über Laubfall infolge Sinkens des absoluten Lichtgenusses. Sitzungsber. der Deutschen bot. Ges., 1904, FOR IE Wiesner J., Über den Treiblaubfall und über Ombrophilie immergrüner Holzgewächse. Sitzungsber. der Deutschen bot. Ges, 1904, XXI, H. 6. 1518 DD DD B. Kubart, Organische Ablösung der Korollen. Wiesner J., Über den Hitzelaubfall. Sitzungsber. der Deutschen bot. Ges., 1904, XXII, H. 8. 23. Wiesner J., Über Frostlaubfall nebst Bemerkungen über die Mechanik der Blattablösung. Sitzungsber. der Deutschen bot. Ges, 10, DE 24. Wiesner J., Die biologische Bedeutung des Laubfalles. Sitzungsber. der Deutschen bot. Ges., 1905, XXIII, H. 4. Bis-1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 5. Tafelerklärung. Tafel I. Hemerocallis fulva. Zwei Blüten in verschiedenem Stadium des Ab- blühens. Bei s sieht man fast noch keine Andeutung der Zone, in welcher die Loslösung erfolgt. Bei s’ ist bereits diese Zone deutlich ausgebildet. Syringa vulgaris. Vergr. 140. Längsschnitt durch die Blattstielbasis im Spätherbste. X kleinzellige Zone, in welcher die Loslösung stattfindet. Nicotiana tabacum. Der Kelch ist auf der Vorderseite zum Teile weg- geschnitten. Die Blumenkrone hat sich bereits losgelöst, doch ist ein Stück (b) an der Insertionsstelle sitzen geblieben. c zu b korrespon- dierende Teile der Blumenkrone; f Fruchtknoten. Loslösung der Korolle bei Zemerocallis. Längsschnitt durch die Tren- nungsschichte. Nach der Natur skizziert. Die Mazeration schreitet von außen nach innen vor. | Tafel II. Philadelphus coronarius. Vergr. 50. Längsschnitt durch den Blattstiel- grund im Frühjahre. Das spätere Peridermgewebe p hat sich bereits differenziert. Philadelphus coronarius. Vergr. 50. Längsschnitt durch eben dieselbe Region wie bei Fig. 1, jedoch von einem Blatt aus dem Herbste. p’ die fertige Peridermkappe;, an der Grenze dieser und des Nachbar- parenchyms findet die Loslösung statt. Vitis vinifera. Vergr. 150. Längsschnitt durch die Insertionsstelle (#) der Korolle, Syringa vulgaris. Vergr. 50. Längsschnitt durch die Blattstielbasis im Frühjahr. Bei X’ ist bereits jene kleinzellige Gewebepartie angelegt, in welcher die Loslösung des Blattes später vor sich geht. Vitis vinifera. Vergr. 150. Längsschnitt durch die Basis einer ab- gelösten Korolle. Alle freiliegenden Zellen der Loslösungsstelle (7) sind intakt. Tat \ C N a VIA Sa In (4 ee N A H \ y \ =| ES ZEN 3 A N / ee. N | f \ NER —! I } rt — — -- / & ! L f Zi [ | Fi \ er —— NT mn J 11 \V Te Be 118 ra } U N &) J. Fleischmann, n. d. N. Jith. Druck von Alb. Berger, Wien, VIII. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906. Tatf..Il Kubart B.: Organische Ablösung der Korollen. Saräft = IITOHDSDEANE ATI mean \ N < > C — L._- Sog: SSH SONS RE DIR SIDE as \ Re I I eiN ( N) 2 Age ir Y \ @ @) En Beees, SINE 0 Dayes sn eesıg \ Sie )\ OS Be > D IR >: “ os ER %8 VOL) a) S A \ & DD, v H\ 9) N 7 mn ao janssoa09 \ M 1 he { N ag; N 8) y U) (1 J \ 2006 IIOGLOE 10/86) m es a I aa / / A), Bo RT 7: 7: Base: SEE nn en Druck von Alb. Berger, Wien, VII. Sitzungsberichte d.kais, Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I. 1906, J. Fleischmann, n. d. N. !ith. DER KAISERLICHEN - MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. ET EXV BAND. VI. un IX. HEFT: Be „8 ABTEILUNG 1. S ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, _KRISTALLOGRAPHIE, ‚BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 TAFEL UND 18 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1906. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, I RU KR: HOFZUND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER. BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Don 1 Tafel.) {Preis: 1 K 10 ht M 10 Di). Sn > : 8 ; Höhnel F., v. und Litschauer V., Beiträge zur Kenlas der € (Mit 10 Textiguren.) KR 30 Bz 2 M So : a Preis des ganzen Heftes: & K SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXV. BAND. VIII HEFT. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 102 k f $ ' ER r ‘ 5 ß er Pen 1 . l $ Dora Ik . j , \ % 2 1 , R s ] f : 2 x R 3 g Takahi N i - ( 2 De 7 (ir ” t { f . e I) = r ; 2 \ R . ng \ - ü ‚ 3 L s f £ ar e s 7 \ R ay= ; « . N N D { vn [ Ti R ! x j = b ’ f ve ? 2 = re u 2 ) Melongena Deschmanni nov. form. aus den aquitanischen Schichten von Moräutsch in Oberkrain nebst Bemerkungen über die geographische Verbreitung der lebenden Me/ongenidae von Dr. Rudolf Hoernes. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Oktober 1906.) Vorbemerkung. Von Herrn Hofrat Hermann Ritter v. Guttenberg erhielt ich die zur Abbildung gebrachte Schnecke mit der Fundorts- angabe Trojana, Krain. Ich bemühte mich zunächst, den Fundort richtigzustellen, denn in der unmittelbaren Umgebung von Trojana kommen keine tertiären Ablagerungen vor, aus welchen das Fossil stammen könnte. Gelegentlich eines in Laibach am 10. Dezember 1904 gehaltenen Vortrages über- zeugte ich mich davon, daß zahlreiche mehr oder minder gut erhaltene Gehäuse derselben Art im Laibacher Museum auf- bewahrt werden, jedoch mit der Fundortsangabe St. Bartelmä, Unterkrain. Hier lag offenbar eine Verwechslung mit dem Fundorte der Pereiraia Gervaisi Vez. vor, die merkwürdiger- weise irrig 1867 als von Moräutsch in Oberkrain stammend von U. Schloenbach angeführt wurde. Die beiden durch Größe und auffallende Stacheiverzierung ausgezeicheten Kon- ehyyien, mußten, zu ».jener ‚Zeit, ‚mit, vertauschter Fundorts- bezeichnung einesteils in die Sammlung der k. k. Geologischen Reichsanstalt, andernteils in das Laibacher Museum gelangt sein. Schloenbach schreibt 1867 in den Verhandlungen der k.k. Geologischen Reichsanstalt, p. 324, in einem Referate über Pereira da Costa’s Gasteropodes dos depositos terciarios de 102% 1922 R. Hoernes, Portugal: »Besonders bemerkenswert ist für uns die schöne Pleurotoma Gervaisi Vez., indem unser Museum bereits seit längerer Zeit einige Exemplare aus den Neogenschichten von Moräutsch in Oberkrain aufbewahrt, welche mit der Abbildung dieser Art vollständig übereinstimmen; nach Mitteilung des Herrn Prof. Suess befinden sich im Museum zu Laibach eine größere Anzahl schöner Exemplare derselben Art.« Bei Moräutsch kommt jedoch Pereiraia Gervaisi Vez. nicht vor, sondern die unten als neue Form zursehildernd große Melongena. Der wahre Fundort der erstgenannten Kon- chylie, St. Bartelmä in Unterkrain, wurde mir von dem um die Landeskunde Krains so hoch verdienten Karl Deschmann richtig angegeben und konnte ich aut! Grund zahlreicner der: von mir aufgesammelter und mir später von Herrn Rudez von Ivandol bei St. Bartelmä eingesandter Exemplare 1884 manches über die Bildung der Schale, insbesondere über jene derzeioen tümlichen kallösen Stacheln der Pereiraia feststellen,’ während es Herrn F. Kinkelin 1891 möglich war, an seinem Materiale vom selben Fundorte Details über die Bildung des Mundsaumes festzustellen, die allerdings schon 1886 durch J. Almera und A. Bofill an Exemplaren aus der Umgebung von Barcelona beobachtet worden waren.? Ausführlich habe ich dann 1895 auf Grund weiteren, zu Ivandol bei St. Bartelmä aufgesammelten Materials über die Gestaltung des Gehäuses und die systema- tische Stellung der Pereiraia Gervaisi Ve&z. berichtet, indem ich in letzterer Hinsicht besonders auf die mannigfachen Ähnlichkeiten hinwies, welche Pereiraia mit Struthiolaria verbinden.* 1 Hoernes und Auinger, Die Gasteropoden der Meeresablagerungen der ersten und zweiten miocänen Mediterranstufe in der österreichisch-ungari- schen Monarchie, 4. Lieferung, Wien 1884, p. 169, Taf. XX, Fig. 8 bis 15. 2 F. Kinkelin, Neogenbildungen westlich von St. Bartelmä in Unterkrain. Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt, 1891, p. 401, Taf. V und VI. 3 J. Almera und A. Bofill, Molluscos fösiles de los terrenos terciarios superiores de Cataluna. Boletin de la Comisiön del Mapa geologica de Espana, Madrid, T. XIII, 1868, p. 18, Taf. XII des Separatabdruckes. * R. Hoernes, Pereiraia Gervaisi V&z. von Ivandol bei St. Bartelmä in Unterkrain. Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, Wien, Bd. X, Heft I, 1895, mit 2 Tafeln. Melongena Deschmanni nov. form. 1523 Während sonach das Vorkommen der Pereiraia Gervaisi in Unterkrain seit längerer Zeit Gegenstand eingehender Er- örterung war, konnte erst vor kurzem, angeregt durch das von Hofrat Ritter v. Guttenberg dem geologischen Institut der Universität Graz geschenkte Gehäuse, klargestellt werden, wieso 1867 das Vorkommen der Pereiraia zu Moräutsch in Oberkrain behauptet werden konnte. Über meine Bitten bemühte sich zunächst Hofrat v. Guttenberg selbst, den genauen Fundort der Schnecke, die er vor Jahren als angeblich von Trojana stammend, von einem Forstwart erhalten hatte, zu ermitteln, jedoch vergebens, da sowohl jener Forstwart als auch seine Frau seither verstarben. Nun sah ich Anfang Dezember 1904 zahlreiche, allerdings meist ziemlich stark beschädigte Exem- plare derselben Schnecke mit der Fundortsangabe St. Bartelmä im Laibacher Museum. Meine Vermutung, daß hier eine Fund- ortsverwechslung vorliege und der wahre Fundort beiMoräutsch in Oberkrain zu suchen sei, konnte bei der Ungunst der Jahres- zeit nicht sofort geprüft werden. Herr Dr. Schoeppl, welcher sich eifrig für die Geologie und Paläontologie Krains interessiert, versprach mir jedoch, gelegentlich in jener Gegend Nachschau zu nalten. Der genannte Herr brachte mir in der Tat im Früh- jahr 1906 eine Anzahl von Bruchstücken der unten als Melon- gena Deschmanni zu schildernden Konchylie nach Graz, welche von einem Schurfbau der Littaier Gewerkschaft bei Soteska, Moräutsch N., stammen. Unter diesen Bruchstücken befand sich auch der Schnabel eines Mytilus Haidingeri M. Hoern. Wir erhalten auf diese Weise erstlich die Sicherstellung des Vorkommens der M. Deschmanni in der Gegend von Moräutsch, zweitens aber auch die Bestimmung des geologischen Alters dieser Form, welche in den Grenzschichten zwischen Oligocän nd Miocän auftritt, die meistens als »aquitanisch«, von Stur aber als »Sotzkaschichten in mariner oder brackischer Form«! bezeichnet werden. Es mag hier bemerkt sein, daß Stur aus diesen Schichten von Hörberg in Untersteiermark auch Pyrula Lainei Bast. nennt, und zwar nach Angabe Zollikofer’s, der sich wieder auf Bestimmungen von M. Hoernes und Rolle 1 Stur, Geologie der Steiermark, p. 541. 1524 R. Hoernes, beruft.! Vermutlich handelt es sich auch hier um ein Vor- kommen der unten als M. Deschmanni zu beschreibenden Form. Jedenfalls stammen die Vorkommnisse aus Oberkrain und Untersteiermark aus demselben Horizont, aus welchem vor wenigen Jahren (1900) Ludwig Erdös eine nahestehende Form als Pyrula (Melongena) Semseyiana beschrieben hat.? Auf die Beziehungen der Melongena Semseyiana zu den übrigen Formen des vielgestaltigen Kreises der M. Lainei soll später zurückgekommen werden; hier möge nur bemerkt sein, daß die Form von Pomäz früher von K.F. Peters und A. Koch mit Pyrula Lainei Bast. identifiziert wurde. Peters gibt 1857? als mitvorkommena an: Cerithium margaritacenm Lam. » plicatum Lam. Melanopsis impressa Krauss. Nerita picta, Fer. Buccinum sp. ähnlich baccatum. Turritella sp. Venus Brocchi. Ostrea sp. Eine vollständigere Liste veröffentlichte A. Koch 1876; * L. Erdös endlich gibt folgende Konchylien als in Gemeinschaft mit M. Semseyiana vorkommend an: Mytilus Haidingeri Hoern. Cyrena Brongniarti Bast. » semistriata Desh. Panopaea Heberti Bosqu. 1 Theobald v. Zollikofer, Die geologischen Verhältnisse des südöst- lichen Teils von Untersteiermark. Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt, 12. Bd., 1861 und 1862, III. Heft, p. 341. 2 Ludwig Erdös, Eine neue Pyrula-Spezies aus den jüngeren Tertiär- schichten von Pomäz. Földtany-Közlöny, 1900, p. 296. 3 K. F. Peters, Geologische Studien aus Ungarn. Jahrbuch der k.k. Geologischen Reichsanstalt, 8. Bd., 1857, p. 321. * Anton Koch, A Dunai Trachytcsoport jabbarti reszenek földtani leiräsa. II. Pomäz videke, p. 82. M. T. Akad. Math. &s Termeszettud osztälyänak kind- vanya, 1876 (zitiert nach Ludwig Erdös). OL DD (or! Melongena Deschmanni nov. form. Ik Lucina Heberti Desh. Arca diluvii Lam. Cerithium papaveraceum Bast. Turritella communis Risso. >» Beyrichi Hofm. > bicarinata Eichw. Potamides margaritaceus Broce. var. calcarata Grat. >» > >» » monilifera Grat. >» submargaritacens A. Braun. >» plicatus Brug. var. papillatus Sandb. >» > > » intermedius Sandb. Oliva clavnla Lam. Melanopsis Hantkeni Hofm. Murex rudis Bors. Natica crassatina Desh. Sigaretus clathratus Rech. Ich habe diese Liste hier vollständig wiedergegeben, weil sie am besten geeignet ist, über das geologische Alter der M. Semseyiana Aufschluß zu geben. Melongena (Pyrula) Lainei Bast., von welcher Basterot bDessauisiellungz seiner, Art angibt, ‚daß.,.sie, zu „Sauleats, Leognan, Merignac und Dax vorkomme, scheint im süd- westlichen Frankreich sowohl in oligocänen wie in unter- miocänen Schichten aufzutreten. Als Typus der M. Lainei ist offenbar das von Basterot von Saucats zur Abbildung ge- brachte Gehäuse anzusehen.! Grateloup hat 1840 eine größere Zahl von Exemplaren der Pyrula Lainei von verschiedenen Fundorten abgebildet und auch mehrere Varietäten dieser Art unterschieden, so var. nodifera? var. cornigera? und var. vesecata.* Leider lassen die unzureichenden, von keiner Be- schreibung unterstützten Abbildungen Grateloup’s nicht 1 Basterot, Description geologique du bassin tertiaire du sud-ouest de lafliraneer 1825, p..67, BL. VII, Eig. 8: 2 Grateloup, Conchyliologie fossile des terrains tertiaires du bassin de l’Adour (Atlas), 1840, Pl. I (26), Fig. 2. FGrateloup, ibidem, Bl. 11.27), Eie. 2 und PEIF@B)FEIg. A: * Grateloup, ibidem, PI. III (28), Fig. 13. 1526 R. Hoernes, erkennen, ob diese Formen, auf welche später zurückzukommen sein wird, als bloße Varietäten der M. Lainei oder als eigene Formen zu betrachten sind. Manche der abgebildeten Gehäuse, so insbesondere das als var. cornigera auf Taf. Ill (Fig. 14) von Grateloup zur Anschauung gebrachte, würden meines Er- achtens vielleicht mit gleichem Rechte von M. Lainei getrennt werden wie M. Semseyiana. Eine selbständige, aber in näherer Beziehung zu dem Formenkreis der M. Lainei stehende Form ist jedenfalls auch die dornenlose Melongena (Pyrula) strom- boides Grat., welche Dollfus zu M. cornuta Ag. ziehen wollte. Eine genauere Untersuchung und Beschreibung dieser iranzösischen Formen wäre um so mehr zu wünschen, als sie, wie schon oben bemerkt, in mehreren Horizonten aufzutreten scheinen. In Italien kommt außer M. Lainei Bast. selbst, welche Form Bellardi aus den Colli torinesi (mioc. med.) und von Vico bei Mondovi (mioc. med.?) anführt,! noch eine bizarre Type aus dem vielgestaltigen Formenkreis vor, der uns hier beschäftigt. Es ist dies Pyrula (Myristica) basilica Bell. von Dego, Casinelle (mioc. inf.), eine Form, die sich durch bauchige Gestalt, ungemein niedrige Spira und überaus kräftige Stachel- entwicklung auszeichnet.? Sie übertrifft noch weit die ähnliche Verhältnisse aufweisende M. Lainei var. cornigera Grat., wie sie Grateloup’s Figur 2 der Tafel I (26) seines Atlasses zur Ansicht bringt und stellt das Extrem der vielgestaltigen Gruppe der M. Lainei in Bezug auf niedriges Gewinde und breite, gedrungene Gestalt dar, während die unten zu schildernde M. Deschmanni sich von allen anderen Formen der Gruppe durch ihr hohes, treppenförmig abgesetztes Gewinde unter- scheidet. Der Formenkreis der M. Lainei Bast. scheint, soweit es wenigstens die bisherigen Erfahrungen zu beurteilen gestatten, auf die oberen oligocänen und die unteren miocänen (aquitani- schen) Schichten beschränkt zu sein. In einem geologisch 1 L. Bellardi, I Molluschi dei terreni terziari del Piemonte e della Liguria, I, 1872, p. 159. 2 L. Bellardr,. 1. c., p.d582 Maya, Biel 3: . ER C Melongena Deschmanni nov. form. 1927 jüngeren Horizont erscheint eine derselben Gattung angehörige, gleichfalls durch Größe und starke Stacheln ausgezeichnete Form, die Melongena (Pyrula) cornuta Ag., welche früher durch Basterot,Defrance, Deshayes, Dujardin und Grateloup mit der lebenden Melongena (Murex) melongena L. vereinigt wurde, bis Agassiz 1843 ihr den angeführten, seither in der Literatur eingebürgerten Namen gab. Dieser Form widmete G. F. Dollfus eine eingehende Abhandlung,! in welcher er erstlich die Geltung des 1817 von Schuhmacher aufgestellten Gattungsnamens Melongena verteidigt, sodann die Synonymie und Vielgestaltigkeit der M. cornnta Ag. darlegt sowie ihre geologische Verbreitung und ihre Beziehungen zu rezenten Formen, namentlich zu M. melongena L. sp. (Murex) = M. fasciata Schum. des Antillenmeeres und zu M. patula Brod. et Sow. des Pazifischen Ozeans erörtert. Den lichtvollen Dar- stellungen des genannten Autors hätte ich nichts hinzuzufügen, wenn ich nicht auf Grund der Untersuchung der Verwandt- schaftsverhältnisse der M. Deschmanni zu der vielgestaltigen Gruppe der M. Lainei mich gezwungen sehen würde, gegen die von Dollfus ausgesprochene Behauptung, daß Melongena weder im Eocän noch im Oligocän Europas Vorläufer auf- zuweisen hätte, Stellung zu nehmen. Dollfus sagt: »Les Melongena n’ont pas d’anc&tres dans l’cocene du bassin de Paris; le deux Pyrules admises par Deshayes: la Pyrula sub- carinata Lam. et la P. bulbus Brand sp. n’appartiennent pas au m&me groupe«; ferner: »Rien non plus d’analogue au Melongena dans l’oligocene d’Europe«. Ich möchte nun weniger Gewicht darauf legen, daß M. Cossmann in seinem Katalog der eocänen Konchylien des Pariser Beckens? nicht weniger als sieben Vertreter der Gattung Melongena Schum. anführt, und zwar eine Form als 1 Gustave F. Dollfus, Une coquille remarquable de faluns de l’Anjou, Melongena cornuta Ag. sp. (Pyrula). Bulletin de la Societe d’Etudes scientifique d’Angers, 1887, 34 S., 4 T. 2 M. Cossmann, Catalogue des coquilles fossiles de l’&Eocene des environs de Paris, IV. fasc., 1839 (Annales de la Societe Royale Malacologique de Belgique, T. XXIV), p. 163—165. 1528 R. Hoernes, der ersten Sektion (Myristica Swainson) und sechs Formen als der zweiten Sektion (Pugilina Schum.) angehörig, nämlich: Melongena (Myristica) minax Soland. > (Pngilina) Laubrierei n. sp. > >» subcarinata Lam. > > muricoides Desh. > > ditropis (Bayan). > > interposita (Desh.). >» > abbreviata Lam. Die Zugehörigkeit einzelner dieser Formen zu Melongena scheint mir zweifelhaft, M. Laubrieri Cossmann wird vielleicht besser zu Femifusus zu stellen sein und auch M. interposita Desh. besitzt Eigentümlichkeiten, um derentwillen Cossmann selbst bezweifelt, daß sie eine Melongena (beziehungsweise Pugilina) sei. Zweifellos scheint es mir aber, daß der viel- gestaltige oligocäne und untermiocäne Formenkreis der Pyrula Lainei Bast. zu Melongena, und zwar zu dieser Gattung im engeren Sinne gehöre sowie daß einige Formen dieser Gruppe geradezu nähere Stammesverwandtschaft mit M. cornuta Ag. vermuten lassen. Ist diese Annahme richtig, so würde es über- flüssig sein, die Ableitung der M. cornuta von Formen des amerikanischen Alttertiärs in Betracht zu ziehen, wie dies Dollfus mit folgenden Worten tut: »Peut-Etre est-ce dans les terrains eocenes d’Amerique que le Melongena cormuta Ag. a pu se preparer au voisinages des formes bizarres comme: Lacinia alveolata Conrad (Pyrula Smithi Lea). Cornulina armigera Conrad (Fusus Taitii Lea). » crassicornuta Conrad (Alabama).« Ich will aber auf aile diese Fragen der Beziehungen und der von mir vermuteten Stammesverwandtschaft der beiden Gruppen der M. Lainei Bast. und der M cornuta Ag. erst nach der Schilderung der M. Deschmanni und nach Erörterung der übrigen ihr nahestehenden Formen der Gruppe der M. Lainei zurückkommen. n 5 EX Melongena Deschmanni nov. form. 1029 Beschreibung der Me/ongena Deschmanni. Ich lege der Schilderung dieser neuen Form, welche ich zu Ehren Karl Deschmann's, der sich in so ausgezeichneter Weise um die Landeskunde Krains verdient gemacht hat, mit seinem Namen belege, das große Exemplar zu Grunde, welches die geologische Sammlung der Universität Graz Herrn Hofrat Hermann Ritter v. Guttenberg verdankt. Es ist ziemlich wohl erhalten, doch ist die Spitze des Gewindes abgerieben und auch die Basis beschädigt, so daß die Höhe des ganzen Gehäuses noch etliche Millimeter mehr betragen haben mag, als die Abmessung ergab, nämlich 134 mm. Auch die Breite kann nicht genau bestimmt werden, da der äußere Teil der Mündung stark beschädigt ist, es dürfte die Breite über 90 mm betragen haben, wovon freilich ein guter Teil auf die gewaltigen, an der Schluß- windung bis 13 mm hohen Stacheln entfällt. Würden diese fehlen, so würde die schlanke Gestalt der in Rede stehenden Form viel auffallender sein, als sie es ohnedies ist. Die Schale besteht, abgesehen von den abgeriebenen Embryonalwindungen, aus fünf sehr rasch anwachsenden, treppenförmig abgesetzten Umgängen von dreieckigem Quer- schnitt. Der über dem stacheltragenden Kiel gelegene Teil dieser Umgänge ist nahezu flach und, abgesehen von den Zuwachs- streifen, nur durch zwei starke, lamellenartig hervortretende Spiralreifen in unmittelbarer Nachbarschaft der Stachelkrone geziert. Die oft recht stark hervortretenden Zuwachsstreifen verursachen stellenweise eine grobe und unregelmäßige Zähne- lung dieser Spiralreifen. Die Stachelkrone, welche die beiden letzten Umgänge des Gehäuses schmückt, ist auf den oberen Windungen noch nicht in gleicher Weise entwickelt. Die oberen drei Mittelwindungen tragen viel schwächere Knoten, auf der obersten Mittelwindung sind sie lediglich als in der Mitte etwas angeschwollene Längswülste entwickelt, welche von Naht zu Naht reichen, auf den beiden folgenden Windungen treten all- mählich die Knoten deutlicher hervor, während ihre Fortsetzung auf dem ober dem Kiel gelegenen flachen Teil der Umgänge rasch, etwas langsamer hingegen auf dem gewölbten, gegen die Basis eingezogenen unteren Teil der Windungen verschwindet. 1530 R. Hoernes, Der unter dem Kiel gelegene, größere Teil der Umgänge ist an den drei oberen Mitelwindungen mit kräftigeren Spiralreifen bedeckt, während auf der vorletzten Windung diese Spiral- skulptur allmählich zurücktritt, dafür aber die Knoten sich zu starken Stacheln ausbilden. DieSchlußwindung zeigt dieStachel- eniwicklung besonders stark, während die Querskulptur hier sehr schwach wird und nur gegen die Basis etwas deutlicher hervortritt. Im unteren Drittel der Schlußwindung treten dann, wie bei so vielen Formen der Gattung Melongena, den starken oberen Stacheln in ihrer Stellung entsprechende schwächere Dornen auf. Beide Stachelreihen sind vollkommen massiv, durch Schalensubstanz gänzlich ausgefüllt, so daß das an sich durch die Dicke der Schale kräftige Gehäuse noch mehr an Schwere gewinnt. Die Mündung ist ausgesprochen dreieckig, sie endet an der Basis in einen mäßig langen, gedrehten Kanal. Die Innen- lippe ist schwielig verdickt und zumal ihr oberer Teil zu einem kräftigen Callus entwickelt, ihr unterer, an dem von Hofrat v. Guttenberg geschenkten Exemplar teilweise weg- gebrochener, lamellöser Teil verdeckte größtenteils den infolge der Beschädigung jetzt offen daliegenden “ziemlich weiten Nabel. Die Spindel ist stark gedreht. Die Außenlippe ist an dem beschriebenen Exemplare weggebrochen, es fehlen, an der Stelle der Stachelkrone gemessen, etwa 30 mm des letzten Umganges. Die Schalendicke des Bruchrandes beträgt in der Mitte der Schlußwindung 5 mm, in der Nähe des stachel- tragenden Kieles ist die Schale noch viel kräftiger, 11 mm und darüber stark. Die verwandten Formen der Gruppe der Melongena (Pyrula) Lainei Bast. unterscheiden sich von M. Deschmanni durch folgende Merkmale: | M. Lainei Bast. selbst, als deren Type das von Basterot Pl. VII, Fig. 8, zur Abbildung gebrachte Gehäuse von Saucats zu betrachten ist, hat ein viel kürzeres, nicht treppenförmig abgesetztes Gewinde, schwächere Stachelkrone, kräftigere Spiralskulptur und zumal auf dem konischen, über dem stachel- tragenden Kiel gelegenen Teil der Umgänge vier kräftige Quer- reifen. 0 ‘ Melongena Deschmanni nov. form. 1551 M. Lainei var. nodifera Grat. (Grateloup, Atlas, Pl. I, Fig. 2) von Dax ist noch gedrungener als M. Lainei, die einzelnen Umgänge der Spira sind kaum von einander abgesetzt und fallen wie bei M. cornuta Ag. oder M. bastlica Bell. fast in eine Ebene. M. Lainei var. cornigera Grat. (Grateloup, Atlas, Pl. II, Fig. 2, und Pi. 1l, Fig. 14) von Dax, Saint,Paul, steht der M. Deschmanni dutch die treppenförmig abgesetzten Windungen, und die starke Entwicklung der Stacheln sowie durch die drei- eckige Mündung, die stark gedrehte Spindel und den weiten, nur teilweise von der kallösen Innenlippe bedeckten Nabel näher als die typische M. Laznei Bast. oder die var. nodifera Grat., aber auch hier ist die Spira noch weit niedriger und die Querskulptur stärker, ferner sind die Stacheln zahlreicher und. schwächer, der Kanal aber kürzer als bei der oben geschilderten Form aus Oberkrain. M. Lainei var. resecata Grat. (Grateloup, Atlas, PI. III, Fig. 13) steht der var. cornigera Grat. sehr nahe, zeigt dieselbe Skulptur wie diese, besitzt aber noch gedrungenere Gestalt und entfernt sich demgemäß noch mehr von M. Deschmanni. Melongena (Pyrula) stromboides Grat. (Grateloup, Atlas, Pl. II, Fig. 3) von Dax, Saubrigues, wurde wie noch zu erörtern sein wird, von Dollfus zu M. cornuta Ag. gerechnet, dürfte aber eher in die Gruppe der M. Lainei gehören und in dieser die stachellose Variation repräsentieren, welche sowohl bei M. cornuta Ag. als bei M. Melongena L. auftritt. Gegen die Ein- reihung bei M. cornnta Ag. scheint mir — soweit das eben aus der bloßen Betrachtung der Grateloup’schen Abbildung beurteilt werden kann — die kräftige Spiralskulptur zu sprechen. Von M. Deschmanni unterscheidet sich M. stromboides durch niedrige Spira, gerundete, kiellose Umgänge und den gänzlichen Mangel der Knoten. Melongena (Myristica) basilica Bell. (Bellardi, I Moll. d. fern terz. del Piemonte erdellayrion rar D11872,: 9.1188, TavaX Fig. 4, 5) von Dego, Casinelle, besitzt eine überaus gedrungene Gestalt mit weit ausladenden, kantigen Umgängen, sehr niedriges Gewinde, dessen Umgänge nahezu in eine Ebene fallen, da eben nur die über dem Kiele gelegenen Windungs- 1532 R. Hoernes, teile sichtbar bleiben. Die Spiralskulptur ist sehr kräftig, des- gleichen die Entwicklung der Stacheln. M. basilica stellt das kürzeste und bauchigste Extrem der Gruppe M. Lainei dar, geradeso wie M. Deschmanni die am meisten gestreckte, geradzu skalaride Form. Melongena Semseyiana Erdös (Földtany Közlöny, XXX, 1900, p. 296, T. I) aus dem Aquitanien von Pomaz gleicht der das geologische Alter teilenden M. Deschmanni durch den nahezu ebenen oberen Teil der treppenförmig abgesetzten Windungen, trägt aber eine viel kräftigere Querskulptur, welche jener der M. Lainei Bast. gleicht und sich zumal durch das Vorhandensein von vier kräftigen Querreifen auf dem oberen Teile der Umgänge, zwischen Naht und Stachelkrone, aus- zeichnet. M. Semseyiana ist ferner viel weniger schlank, besitzt bauchigere Umgänge, schwächere Stacheiknoten und zeichnet sich vor allem durch weite viereckige Mündung, fast gerade Spindel und schwachen, durch die wenig verdickte Innenlippe ganz bedeckten Nabel aus. Bemerkungen über die Beziehungen der mittelmiocänen Helongena cornuta Ag. und der rezenten Melongena meiongena L. zu der Gruppe der Melongena Lainei Bast. Dollfus hat, wie bereits in der Vorbemerkung erwähnt, von M. cornnta Ag. angegeben, daß ihm eocäne und oligocäne Vorläufer dieser miocänen Form in Europa unbekannt seien und daß dieselbe vielleicht von den bizarren Formen des ameri- kanischen Eocäns Lacinia und Cornulina abzuleiten sei. Der Zusammenhang der miocänen M. cornuta Ag. mit der rezenten M. (Murex) melongena L. = M. fasciata Schum. des Antillen- meeres wird, abgesehen von der großen Ähnlichkeit der Ge- häuse, welche auch dieselben Variationen in Bezug auf die Entwicklung der Schalenornamentik aufweisen, durch das Vor- nandensein eines Bindegliedes bezeugt: der M. subcornuta Heilprin aus dem Pliocän von Florida. Hinsichtlich der Variation der M. cornuta Ag. verweist Dollfus zunächst auf die Unterscheidung von drei Formen durch Bardin, welche verschiedene Entwicklung der Stacheln aufweisen, nämlich: Melongena Deschmanni nov. form. 15383 1. Die Form mit stark entwickelten Stacheln, die Type der Pyrula cornuta Ag. — P. melongenoides Millet; 2. Zwischenform mit schwächeren Stacheln, für welche Dollfus die Bezeichnung var. semispinosa vorschlägt; 3. Form von längerer Gestalt, ohne Stacheln: die Pyrula denudata Millet, die var. inermis Bardin und P. stromboides Grat. Pyrula stromboides Grat. von Dax, Saubrigues, gehört indessen, wie oben erörtert, in den oberoligocänen und unter- miocänen Formenkreis der M. Lainei und stellt die verlängerte, bis auf die Spiralreifen glatte, stachellose Form dieser Gruppe dar. Dollfus beschreibt aber auch noch eine weitere sehr interessante Varietät der M. cornuta Ag. als var. patuloidea auf Grund eines sehr großen, vollkommen stachellosen Gehäuses aus den, Touraine. ‚Dieses ‚Exemplar, das’ er; .(l. c.,-Pl.IM»zur Abbildung bringt, zeichnet sich, abgesehen von der großen Übereinstimmung in den allgemeinen Umrissen, mit derlebenden M. patula Brod. et Sol. durch einen ungemein starken Callus des oberen Teiles der Innenlippe aus. Die von Dollfus gebotenen Darlegungen über die Variation der miocänen M. cornuta Ag. erfahren eine gute Erläuterung durch die Abbildungen, welche er (l.c., Pl. II) von der typischen M. melongena L. und ihren Varietäten: denndata, multispinosa und semispinosa gibt. Er bemerkt ferner, daß die M. patula Brod. et Sol. von der pazifischen Westseite des Isthmus von Panama, von der er (Pl. III) eine Abbildung der glatten Type gibt, ursprünglich als stachellos beschrieben worden sei, daß aber auch sie stachelige Formen aufzuweisen habe, die ihre nähere Verwandtschaft mit M. melongena L..bekunden. Vergleichen wir diese Variationen der M. cornnta Ag. und ihrer lebenden Nachkommen mit der Mannigfaltigkeit des Formenkreises der M. Lainei Bast. wie er oben bei Be- sprechung der M. Deschmanni zur Vergleichung herangezogen wurde, so erkennen wir wohl, daß der mittelmiocäne und lebende Formenkreis unzweifelhaft mit dem untermiocänen und oligocänen in näherer Verwandtschaft steht. Ich möchte zur Stütze dieser Annahme darauf hinweisen, daß Dollfus selbst 1534 R. Hoernes, in seiner Synonymie der M. cornuta erstlich Pyrula minax Grat. von Dax, Gaas und Lesbarritz (diese allerdings mit Fragezeichen), dann aber auch Pyrula stromboides Grat. von Dax, Saubrigues, als zu M. cornuta gehörig anführt. Was zunächst Pyrula minax Grat. anlangt, so bildet Grateloup auf Taf. I (26) seines Atlasses offenbar zwei ganz verschiedene Dinge unter einem Namen ab. Das Fig. 4 dargestellte Gehäuse gleicht, soweit es die unzureichende Abbildung zu beurteilen gestattet, mehr der Pyrula clava Bast., kommt daher für uns nicht weiter in Betracht. Das in Fig. 9 dargestellte Jugend- exemplar hingegen könnte der ungenügenden Abbildung zu- folge, die es nur von der Rückseite zur Ansicht bringt, ebenso- gut ein junges Gehäuse der M. cornnta wie der M. Lainei sein. Bemerkt sei, daß auch die eigentümliche Form, welche Grateloup PI. III (28), Fig. 12, als Pyrnla melongena "var. rarispina zur Abbildung bringt und welche Dollfus ebenfalls mit Fragezeichen unter den Synonymen von M. cornuta anführt, eher in den Formenkreis der M. Lainei zu gehören scheint. Der Name »rarispina« ist schlecht gewählt, denn die Dornen auf dem Kiele sind keineswegs selten, sondern im Gegenteil un- gewöhnlich zahlreich, aber schwach entwickelt. Ich habe 1890 in Gemeinschaft mit Auinger ein junges Gehäuse der Melongena cornuta Ag. von Vöslau besprochen und zur Abbildung gebracht,! weil dasselbe ein hohes, ab- gestuftes Gewinde, Längsrippen an Stelle der Knoten und kräftige Spiralskulptur aufweist. Heute möchte ich auf dieses Gehäuse als einen weiteren Beleg der Verwandtschaft der Formengruppen der M. Lainei und der M. cornuta hinweisen, einer Verwandtschaft, für welche allerdings der Nachweis insofern nicht unmittelbar erbracht ist, als die Bindeglieder selbst nicht in erwünschter Vollständigkeit vorliegen, welche aber doch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann angesichts der sehr großen und parallelen Mannig- faltigkeit der beiden Formenkreise. 1 R. Hoernes und M. Auinger, Die Gasteropoden der Meeresablage- rungen der ersten und zweiten miocänen Mediterranstufe, 6. Lieferung, p. 247, Taf. XXVII, Fig. 16. . AOZ Melongena Deschmanni nov. form. 1935 Im Eocän scheint mir Melongena (Fusus) subcarinatus Lam. ein Vertreter der uns hier beschäftigenden Gruppe zu sein. Noch deutlicher als die genannte Form des Pariser Beckens, welche Cossmann mit Recht zu Melongena stellt, läßt dies die von Brongniart als Fusus subcarinatus bezeichnete Form aus den Basalttuffen von Ronca im Vicentinischen erkennen, für welche d’Orbigny den Namen Roncanmus,gegeben hat. Ich glaube, daß weitere Untersuchungen die nähere Ver- wandtschaft der hier besprochenen Formen noch klarer werden erkennen lassen; insbesondere wäre eine solche Untersuchung hinsichtlich der mannigfachen, von Grateloup ohne nähere Beschreibung, nur auf Grund unzureichender Abbildungen auf- gestellten Arten und Varietäten wünschenswert. Bemerkungen über die geographische Verbreitung der lebenden Melongenidae. Ich sehe mich veranlaßt, die Verbreitung der Melongena- Arten und einiger nahe verwandter Formen in den heutigen Meeren mit einigen Worten zu erörtern, weil Dollfus am Schlusse seiner Diskussion der M. cornuta gleichfalls das Auftreten der heutigen Vertreter dieser Gruppe bespricht und daran sehr beachtenswerte Erörterungen über die Beziehungen tertiärer Konchylien zu ihren lebenden Verwandten im all- gemeinen knüpft. | Tryon,! welcher die » Melongentinae« als Subfamilie der Buccinidae betrachtet, erkennt eine einzige Gattung unter den lebenden Vertretern dieser Subfamilie an: Melongena Schum.; als Synonyme dieser Gattung führt er an: Cassidulus Ads., Galeodes Bolt., Mancinella Mus. Berl, Myristica Swn., Pugi- lina Schum. und Volema Bolt. Fischer betrachtet Melongena als eine Gattung der Familie der Zurbinellidae;” er nennt als Synonyme von Melongena im engeren Sinne Cassidula Humphrey fide Swainson und Galeodes Bolten fide Mörch und gibt als Verbreitung von 1 George W. Tryon, Structural and systematic conchology. Philadelphia 1833,.Vol. I, p. 132; 2 Paul Fischer, Manuel de Conchyliologie et de Paleontologie con- chyliologique. Paris 1887, p. 621. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 103 15936 RurHoernes; Melongena s.s. die Antillen und den Pazifischen Ozean, als Type M. fasciata Schum. = Murex melongena L. an. Von den tertiären Vorkommnissen rechnet er M. Lainei Bast. hieher, desgleichen Cornulina armigera Conr. Als Untergattungen von Melongena führt Fischer hinsichtlich der rezenten Vorkommnisse Pugilina Schum. synonym mit Volema Bolten fide Mörch sowie Myristica Swn.an. Für Pugilina wird als Verbreitungsgebiet der Indische Ozean und als Type M. paradisiaca Reeve genannt, für Myristica der Indische Ozean und China sowie als Type M. galeodes Lam. Als Untergattung von Melongena wird von Fischer ferner Lacinia Conr. aus dem Eocän von Alabama (Type Zacinia alveolata Conr.) bezeichnet und bemerkt, daß auch Mayeria Bell. aus dem Miocän von Piemont (Type Mayeria acutissima Bell.) sich an Melongena und die verwandten Gattungen an- schließt. Die Brüder Adams, welche für Melongena den Gattungs- namen Cassidulus Humphrey anwenden, geben hinsichtlich des Vorkommens an: »The Cassiduli are found chiefly in the Eastern Seas; a few, however, are from Mexico, the West Indies and California«.! Sie nennen nur acht Arten, welche sie auf Cassidulus selbst und auf dessen Untergattungen Volema und Myristica in folgender Weise verteilen: Cassidulus Humphrey. Cassidulus melongena L. » patulus Brod. et Sow. Subgenus Volema Bolt. (Pugilina Schum.) Cassidulus (Volema) paradisiacus Reeve. > > pugilinus Born. Subgenus Myristica Swn. Cassidulus (Myristica) asper Mart. >» > bispinosus Phil. 1 Henry and Arthur Adams, The Genera of recent Mollusca. London 1858, I, p. 81. Melongena Deschmanni nov. form. 1557 Cassidulus (Myristica) bucephalus Lam. >» » calcaratus Dillw. Ich möchte zunächst an der Hand der. ven Petit della Saussaye! und Kobelt? gelieferten Daten (denn die Angaben Reeve’s sind, wie noch zu zeigen sein wird, gerade für Melon- gena äußerst unzuverlässig) die geographische Verbreitung dieser Formen und einiger verwandter Typen erörtern. Von den durch die Brüder Adams aufgezählten acht Formen sind die beiden zuerst genannten, welche sich so nahe stehen, daß ihre Selbständigkeit von einzelnen Konchyliologen bezweifelt wurde, und welche zugleich mit der miocänen M. cornuta Ag. am nächsten verwandt sind, zu beiden Seiten des Isthmus von Panama heimisch. M. melongena L. bewohnt das Karaibische Meer (Reeve, Conch. icon., Pyrula Nr. 18, gibt irrig die öst- lichen Meere als Vaterland an), M. patula Brod. et Sow. findet sich im Pazifischen Ozean an der Westseite der Landenge von Panama bis nach Kalifornien hinauf. An diese beiden Formen von Melongena s. str. reihen sich auch zwei von den Brüdern Adams zu Hemifusus gestellte Formen auf das innigste: Hemifusus (Murex) corona Gmelin aus dem Mexikanischen Meerbusen und Hemifusus (Murex) Belcheri Hinds von Kalifornien. Zu M. corona Gm. ist wohl auch M. Belknapi Petit? einzuziehen. Kobelt sieht mit Recht in M. Belknapi nichts als ein junges Exemplar der M. corona mit schwach entwickelten und mehr stachelförmigen Schuppen *® und Petit selbst zieht infolge der Ausführungen Gould’s seine Zulzein> 1 Petit de la Saussaye, Nouvelle classification de coquilles vivantes placees par Lamarck dans son genre Pyrule. Journal de Conchyliologie, III, 1352, p. 140. 2 Wilhelm Kobelt, Die Gattungen Pyrula und Fusus (in der Fortsetzung von Martini-Chemnitz, System. Conch. Kabinett), Nürnberg, 1881. 3 Petit de la Saussaye, Notice sur une nouvelle espece du genre Pyrule de Lamarck: Melongena Belknapi. Journal de Conchyliologie, III, 1852, p. 64, Pl. II, Fig. 2. 4 WAKo bel ara95 p3 26 5 Journal de Conchyliologie, V (2. Ser., T. D, 1856, p. 38. 103* 1538 R. Hoernes, Die beiden von den Brüdern Adams zu Volema gestellten Formen sind im Indischen Ozean verbreitet. M. paradisiaca Reeve (= Pyrum paradisiacnam Martini, Pyrula nodosa et citrina Lam.) ist ebenso häufig als veränderlich, zumal was die Entwicklung der Knoten auf der Kante der Windungen anlangt, welche bei Lamarck’s Pyrnla nodosa stark hervor- treten, bei seiner Pyrula citrina aber fehlen. Auch M. pngilina Born. (Murex vespertilio Gm.) ist sehr veränderlich; sie zeigt bald kräftige, knotige Rippen auch auf den Schlußwindungen, bald treten dieselben dort stark zurück. Von den vier Melongena-Arten, welche die Brüder Adams zu Myristica stellen, sind drei im Indischen Ozean zu Hause, eine im Mexikanischen Golf. Im Indischen Ozean lebt erstlich M. aspera Mart., eine Form, welche mit M. calcarata Dillw. sehr nahe verwandt ist, ja geradezu nur eine stark variierende Form derselven darstellt. Kobelt erörtert die Mannigfaltigkeit dieser Formen, für welche er nach Reeve’s Vorgang die Bezeichnung Pyrula galeodes Lam. verwendet, indem er den. Vorgangs Morehs zuge 5 Martini’schen Namen zurückzugreifen, tadelt. Es wäre aber vielleicht doch zweckmäßiger, diesen anzuwenden, da die Lamarck’schen Namen Pyrula galeodes, P. sguamosa und P. angnlata augenscheinlich nur den Varietäten einer weit ver- breiteten und häufigen Art gelten, die am besten als M. aspera Mart. zu bezeichnen wäre. Von M. bispinosa Phil. bemerkt Kobelt: »Fundort un- bekannt«,; Petit hingegen gibt das Vorkommen im Mexikani- schen Golf an. An dieser Angabe ist wohl schon aus dem Grunde nicht zu zweifeln, weil Petit in der Lage war, auf Grund eines von Lorgilliert mitgeteilten Exemplars die Be- schreibung Philippi’s zu ergänzen und eine bessere Abbildung zu bieten.! Gould behauptet (aber wohl mit Unrecht), daß M. bispinosa eine der Formen der vielgestaltigen Purpura (Stramonita) Floridana Gould sei.? M. bucephala Lam. lebt, wie Lamarck selbst anfühıt, im Indischen Ozean. Chemnitz gibt die Nikobaren als Fund- ! Journal de Conchyliologie, III, 1852, p=:187,PlEV ME 238. * Ebend&2V. «298er. T.1),.1856! p. 39, 40. Melongena Deschmanni nov. form. 1539 stelle an, Neeve hingegen nennt die” Küsten’ won=Mexike: Weder Petit noch Kobelt scheinen Material zur Lösung dieser widerspruchsvollen Angaben besessen zu haben, denn sie begnügen sich, dieselben zu zitieren. Angesichts der bestimmt lautenden Heimatsangabe bei Chemnitz und der allgemeinen Unzuverlässigkeit der Reeve’schen Daten möchte ich an der von Lamarck angegebenen Verbreitung nicht zweifeln. Die Bestätigung derselben hätte deshalb besonderes Interesse, weil M, bucephala jedenfalls dem aquitanischen und untermiocänen Formenkreis der M. Lainei am nächsten steht. M. bucephala scheint eine der seltensten der lebenden Melongena-Formen zu sein. M. calcarata Dillw., welche die Gebrüder Adams als selbständige Art nennen, gehört, wie schon oben bei M. aspera Mart. erwähnt wurde, in den Formenkreis dieser mannigfache Skulpturveränderungen zeigenden Art, die vom Roten Meere bis zu den Philippinen verbreitet und häufig ist. Kobelt’s Einteilung der Gattung Pyrula (= Melongena im weiteren Sinne) umfaßt außer den von den Gebrüdern Adams zu Melongena gebrachten Formen, deren geographische Ver- breitung besprochen wurde, noch die Gattung Hemifusus Swn. Die Einteilung der Arten, welche Kobelt in die von ihm angewandten Untergattungen vornimmt, scheint mir in vieler Hinsicht zweckmäßiger als jene der Gebrüder Adams. Kobelt gruppiert die Arten in folgender Weise: 1. Cassidulus Humphrey (Melongena Schum.). P. melongena, patula, corona, Belcheri. 2. Myristica Swn. P. galeodes, bispinosa, anomala, pallida.! 3. Pugilina Bolt. P. pugilina, bucephala, morio, cochlidium. 1 Pyrula anomala Reeve und P. pallida Brod. et Sow. müssen aus- geschieden werden, da sie gar nicht in die hier erörterte Gruppe gehören. 1540 R. Hoernes, 4. Volema Bolt. P. paradisiaca. 5. Hemifusus Swn. P. colossea, tuba, ternatana, elongata, lactea. Die nahe Verwandtschaft von Hemifusus und Melongena ist nicht zu bezweifeln; die Tiere, welche die Gehäuse beider Gattungen bewohnen, sind sehr ähnlich, besitzen übereinstimmende Zungenbewaffnung und mit Unrecht wurde von Hemifusns behauptet, daß ihm der Deckel fehle. Die von Kobelt angeführten Hemifusus-Arten sind auf den Indischen Ozean und die ostasiatischen Meere beschränkt; doch muß auf eine vielleicht eher zu Hemifusus zu stellende (von den Gebrüdern Adams auch dort eingereihte) Form hingewiesen werden, welche Kobelt bei Pugilina unter- gebracht hat: Hemifusus (Murex) morio L., deren Heimat der Atlantische Ozean ist, in welchem sie sowohl an der Ostseite (Senegambien) wie an der Westseite (Antillen) vor- kommt. Eine andere in der Gestaltung der Schale zwischen Pugilina und Hemifusus stehende Form, welche von Kobelt bei der ersteren, von den Brüdern Adams bei der letzteren Gattung eingereiht wird, Murex cochlidium L., ist im Indischen Ozean zu Hause. Zu Hemifusus gehört ferner eine riesige Form, welche dem Hemifusus colossens Lam. der ostasiati- schen Meere an Größe nahezu gleichkommt: der australische Fusus proboscidiferus Lam. für welchen Fischer 1834 die Untergattung Megalalractus errichtete. Kobelt's Zusammenfassung der Gattungen Cassidulus (Melongena), Myristica, Pugilina, Volema und Hemifusns ist jedenfalls zweckmäßig, unvorteilhaft ist nur die Verwendung des Lamarck’schen Gattungsnamens Pyrula für die ganze Gruppe, da dieser Name doch einer ganz anderen Abteilung zukommt, deren Typus Bulla ficus L. ist und für welche Swainson 1840 überflüssigerweise den Namen Ficnla auf- stellte. Kobelt’s Pyrula entspricht der Familie der Cassidulina Troschel’s (welche vielleicht besser als Melongenidae zu bezeichnen wäre), die durch Gestalt des Tieres wie namentlich durch die Bewaffnung der Zunge gut charakterisiert ist. Die überwiegende Mehrzahl der hieher gehörigen Formen lebt im Melongena Deschmanni nov. form. 1541 Indischen Ozean vomRoten Meerbis zu den ostasiatischen Inseln. Es scheint mir von besonderer Bedeutung, daß hier gerade die einfacher gestalteten, nicht mit starken Dornen und Stacheln verzierten Formen in größerer Zahl auftreten: die Angehörigen der Sektionen oder Untergattungen Pugtilina und Hemifusus. Diese Formen erscheinen auch als die ältesten im europäischen Tertiär; so Melongena (Pngilina) subcarinata und M. (P.) ron- cana im Eocän, M. (P.) Berti und M. (P.) aegnalis im Oligocän. Auf die genannten eocänen Formen wurde bereits oben hin- gewiesen; hinsichtlich der M. Berti Stan. Meunier von Etampes bemerkt Cossmann, daß er die Verschiedenheit dieser Form von M. aequalis von Gaas aufrecht erhalte und daß beide Formen, ebenso wie M. subcarinata Lamk., zur Sektion Pugt- lina gehören. Diese größere Übereinstimmung der alttertiären Melongena- Formen Europas mit rezenten Typen des Indischen Ozeans und der ostasiatischen Meere scheint mir deshalb bemerkens- wert, weil Dollfus in seiner mehrerwähnten Veröffentlichung über M. cornunta eine Zusammenstellung zahlreicher eocäner Arten der Gattungen Triton, Fusns, Siphonalia, Tritonidea, Truncaria, Strombus, Rostellaria, Terebellum, Voluta, Ancil- laria und Murex aus französischen Lokalitäten gibt, welche mit lebenden ostasiatischen und indischen nahe verwandt sind (l. c. p. 27). Dollfus erinnert ferner daran, daß nach Sand- berger! von 200 oligocänen Mollusken des Meeressandes im Mainzer Becken 61 Analogien mit lebenden Formen zeigen, welche in verschiedenen Meeren leben. Er gibt darüber folgende Zusammenstellung: Asien, welche Formen des Mittelmeeres nabestehen ....... 16 » » » > Indischen Ozeans nahestehen.. . .15 » » » Australiens nanestenen seyn... I » » » der amerikanischen Küsten des Stillen \Weltmeerescnahestehem 2.2 a... .......5 Asien welche Formen der Antillemnahessccehen o......... 4 >» >» >» Batagoniensinanestenen .. ......... 2 1 Fridolin Sandberger, Die Konchylien des Mainzer Tertiärbeckens, 1863, p. 415 bis 420. t542 R. Hoernes, Andere Provinzen sind nur durch vereinzelte Analogien vertreten und keine einzige wird für den Senegal angegeben, eine Tatsache, welche Dollfus mit Recht sehr auffallend findet. Den anscheinenden Widerspruch zwischen den nahen Beziehungen zu der Fauna des Mittelmeeres und zu jener des Indischen Ozeans, welche Meere heute wenig Gemeinsames aufweisen, erklärt Dollfus zutreffend durch den Umstand, daß Sandberger mit größerer Leichtigkeit in der wohlbekannten Mittelmeerfauna Analogien finden konnte. Dollfus stellt fest, daß im Eocän wie im Oligocän die Beziehungen zu dem Stillen Weltmeer, dem Indischen Ozean und den australischen Meeren vorherrschen, welche unter sich eine fast identische Fauna aufweisen. Er macht sodann hin- sichtlich der miocänen Bildungen Frankreichs darauf aufmerk- sam, daß in der Umgebung von Bordeaux manche subäqua- toriale Formen auftreten, welche im Tal der Loire fehlen, ferner darauf, daß die miocänen Faunen der Touraine und des Bordelais die größten Analogien mit der heutigen Senegalfauna aufweisen. Er führt (l.c. p. 30) 17 einander sehr nahe stehende Formen der Touraine einerseits und des Senegal andrerseits an, lenkt dann die Aufmerksamkeit auf die nahen Beziehungen zu der rezenten AÄntillenfauna und zeigt, daß ebenso wie zwischen Melongena melongena L. und M. cornuta Ag. auch zwischen anderen Konchylien der Antillen einerseits, der Touraine andrerseits nahe Verwandtschaft besteht. Er leugnet aber keinerswegs die allerdings spärlicher vorhandenen Be- ziehungen der Tourainefauna zu jener des Indischen und Pazifischen Ozeans, für welche er auch (p. 31) einige Analogien anführt; doch macht er hinsichtlich einer der auffallendsten, der der miocänen Tudicla rusticula Bast. und der im Indischen Ozean lebenden 7. spirillum L., darauf aufmerksam, daß die großen Embryonalwindungen der lebenden Form ähnlich wie bei Voluta zitzenförmig hervorragen und die Innenlippe der Mündung in Gestalt einer vorragenden Lamelle entwickt ist, Merkmale, die der fossilen Form fehlen und die eigentlich nichi mehr Art-, sondern schon Gattungseigentümlichkeiten bedeuten. Dollfus gibt folgende Übersicht über die Beziehungen und die Entwicklung der europäischen Tertiärfaunen: Melongena Deschmanni nov. form. 1543 1° Evolution deplacce: Faune &oc£ne, analogie actuelle: Ocean indochinois. | . Faune oligöcene, anaiogie actuelle. Ocean indoaustralien. 2°sEv olutionsur place: I. Faune miocene, analogie m&diterranecenne et senegalienne. II. Faune pliocene, analogie me&diterraneenne et atlantique. Es mag gestattet sein, für dieses auffallend verschiedene Verhalten der paläogenen und neogenen Tertiärbildungen die Erklärung zu suchen. Zur mesozoischen Zeit bestand eine un- mittelbare Verbindung zwischen dem mediterranen europäischen und dem indopazifischen Gebiet. Das asiatische Mittelmeer Neumayr’s, welches Suess später als Tethys bezeichnete, verband beide Regionen. Suess schildert eingehend im » Antlitz der Erde«, wie diese Verbindung aufgehoben wurde und wie das europäische Mittelmeer allmählich in seiner östlichen Aus- dehnung eingeschränkt wurde. Aber noch an der Altersgrenze der beiden miocänen Mediterranstufen erstreckt sich das er- sterbende Meer des Schlier weit nach Innerasien.! Oft wurde als ein Merkmal der Fauna der ersten Medi- terranstufe das Persistieren oligocäner Formen hervorgehoben. Diese, Kormen rühren offenbar aus jener Zeit her, in welcher die Verbindung mit der indopaziüschen Region eine innigere war. Veränderte Nachkommen finden sich allerdings auch in der zweiten Mediterranstufe, deren Fauna zahlreiche Formen aufweist, welche nahe mit lebenden Typen der indopazifischen Region verwandt sind. Ich könnte hier auf so manche Arten aus den Familien der (Conidae, Pleurotomidae, Muricidae, Tritonidae u. s. w. hinweisen, möchte mich aber auf ein paar Beispiele aus der Gruppe der Sfrombidae beschränken. In den europäischen Miocänablagerungen ist die Gruppe der Rostellaria (Gladius) dentata Grat. weit verbreitet und durch zahlreiche nahestehende Formen vertreten, für welche manche Autoren besondere Arten errichteten, wie Rostellaria Jusitanica Mayer, R. ordalensis Almera et Bofill, während 1 E. Suess, Das Antlitz der Erde, Il, p. 383; Ill, p- 373 bis 393. 1544 R. Hoernes, Sacco es wohl mit mehr Recht vorzieht, die von ihm be- schriebene Form von Termo fourä der Colli torinesi als Gladius dentatus var. taurostricta zu benennen und die Mayer’sche und die Almera-Bofill’sche Art gleichfalls nur als Varietäten der Rostellaria dentata Grat. zu betrachten. Die Gattung Rostellaria Lam. (=Gladins Klein) ist heute auf eine kleine Anzahl von Formen beschränkt, welche im Roten Meer, im Indischen Ozean und den ostasiatischen Gewässern leben, wie Rostellaria curta Sow. R. curvirostris Lam. u. a. Mit der letztgenannten Form wurde die miocäne R. dentata früher geradezu identifiziert, so von Basterot, Bonelli, Bellardi. et Michelotfizunge Sismonda. Die Beziehungen der lebenden und der fossilen Rostellaria- Formen deutet Sacco, welcher den Klein’schen 1753 auf- gestellten Gattungsnamen Gladius für Rostellaria gebraucht,! in folgender Weise an: Attualita G. curtus (Sow.) — @G. curvirostris (Lam.) dalensis (Alm. et Bof. Tortoniano G. dentatus var.} a & en eerlene “ | Iusitanica (Mayer) Elveziano G. dentatus e var. tanrostricta | Eocene G. maximus. Die Gattung Rimella Ag. ist im Miocän durch Rimella decussata Bast. vertreten, lebend durch die nahestehende, an den Philippinen vorkommende R. crispata Sow. Sacco! stellt die innigen Beziehungen zwischen der eocänen R. fissurellaL., der oligocänen R. integra Koenen, der miocänen, verschiedene | Verietäten aufweisenden R. decussata Bast. und der rezenten R. crispata Sow. durch ein ähnliches Schema dar, wie es oben für Rostellaria reproduziert wurde (l. c. p. 19). | Ein weiteres Beispiel bietet die Gattung Terebellum Klein dar. Im Miocän kommt Terebellum subfusiforme d’Orb. vor, welche Form Sacco von dem eocänen T. fusiforme Lam. 1 Federigo Sacco, I Molluschi d. terr. terz. d. Piemonte e della Liguria. XIV. Strombidae, Terebellidae, Chenopidae ed Haliidae. Torino 1893, p. 15. Melongena Deschmanni nov. form. 1545 ableitet. Heute leben nahe verwandte Formen im Indischen Ozean und den ostasiatischen Meeren. Diesen Beispielen möge ein anderes gegenübergestellt werden. Die Gattung Halia Risso (= Priamus Beck), welche Woodward zu den Buccinidae, Chenu zu den Sitrombidae, Tryon zu den Pleurotomidae, Fischer zu den Conidae stellt, während Sacco für sie eine eigene Familie der Haliidae auf- stellt, umschließt eine einzige lebende Art: Halia Priamus Meuschen, welche die atlantischen Küsten von Cadix bis zum Senegal bewohnt. Die Gattung ist schon im europäischen Miocän durch A. praecedens Pantan. vertreten, sie lindet sich ferner im Pliocän, aus welchem Brocchi eine der rezenten Form sehr nahe stehende als Bulla helicoides beschrieben Batsnwelche iScaeecojetzt!nurrals- VMarietät, der rezentenı ZZ Priamus anerkennen will, während er die von mir und Auinger auf A. helicoides Brocc. bezogene miocäne Form als A. prae- cedens var. vindobonensis bezeichnet. Es weist dieses letztere Beispiel deutlich darauf hin, daß zur Miocänzeit für die aufgehobenen älteren Verbindungen mit den östlichen Meeren neue eingetreten sind. Der Einfluß dieser neuen Verbindungen zeigt sich in der Einwanderung neuer Formen, welche in geringerem Grade schon während der ersten Mediterranstufe, dem Burdigalien Deperet’s, in weit höherem aber zur Zeit der zweiten Stufe, des Vindobonien, eingetreten ist. Die ausgedehnte 'Transgression der zweiten Stufe in der Touraine kann geradezu als eine Invasion der Senegalfauna bezeichnet werden. Der Unterschied der beiden Mediterranstufen in ihrer Fauna bedarf noch der näheren Aufklärung. Wir wissen, daß Vindo- bonien und Burdigalien nicht nur im Gebiete des heutigen Mittelmeeres und seiner mitteleuropäischen Erweiterungen, sondern auch an den Gestaden des Atlantischen Ozeans unter- schieden werden können. Beide Stufen treten in der Gironde wie in der Umgebung von Lissabon auf, es handelt sich also bei der Erklärung ihres Unterschiedes in faunistischer Beziehung nicht um ein auf das Gebiet eines erweiterten Mittelmeeres beschränktes Phänomen und die Erkenntnis dieser Tatsache läßt die Erklärung um so schwieriger erscheinen. Dollfus 1546 R. Hoernes, bemerkt am Schlusse seiner Betrachtungen über die Entfaltung der tertiären Fauna: »Quelle etait donc la provenance de cette faune miocene si brillante? Nous ne le savons pas, de trop vastes surfaces terrestres sont encore inexplorees par les pale- ontologues, mais c’est a une etude plus developpee encore de nos mollusques sup£rieurs qu'il faut s'adresser pour determiner l’epoque oü certains bassins ont commence a communiquer, se sont fermes ou ont change de place. La connaissance de tous ces changements, de ces migrations de la vie, est du plus haut inter&t pour le g£ologue et c’est l’essence m&me philosophique de sa science.« Wir müssen zugeben, daß wir heute noch weit davon ent- fernt sind, für die miocänen Stufen des Burdigalien und Vindo- bonien eine Beantwortung der von Dollfus aufgeworfenen Frage zu geben. Eine Andeutung aber, wo sie etwa ihre Lösung finden könnte, scheint mir dort zu finden möglich, wo Vorläufer der Fauna des Vindobonien in tieferen Schichten auftreten. Dies scheint in Nordafrika der Fall zu sein. Die beiden miocänen Mediterranstufen sind dort nach den Darstellungen von A.Brives gut wieder zu erkennen.! Die in Algerien durch Pomel auf Grund stratigraphischer Untersuchungen festgestellte Gliede- rung der Neogenablagerungen wurde durch genauere paläonto- logische Nachweise erwiesen und die Parallele mit den ander- wärts unterschiedenen Stufen klargelegt. Brives gibt die von ihm ermittelte Einteilung in folgender Zusammenstellung: Cartennien = Burdigalien Dep. = 1° etage mediterraneen. Helvetien = Helvetien (sens. str.) + Tortonien = 2° etage mediterraneen. Sahıcien ge Pontigue: Im Cartennien, welches durch seine Fauna, zumal die Pectines, paläontologisch als Äquivalent der ersten Stufe so scharf charakterisiert ist, erscheint in allen Niveaus, sowohl in den tiefsten mit Pecten praescabriusculus wie in den höchsten, Pereiraia Gervaisi Vez., eine Form, welche in 1 A. Brives, Theses presentees ä la Faculte de Lyon: Les Terrains tertiaires du bassin du Chelif et du Dahra. Alger 1897. Melongena Deschmanni nov. form. 1047 Europa überall in den Schichten der zweiten Stufe auftritt und für den Elorizont von Grund bezeichnend zu sein scheint. Ihr früheres Auftreten im Burdigalien Nordafrikas würde darauf hindeuten, daß in jenem Gebiet selbst oder doch einem nicht zu ferne gelegenen der Stammsitz der Fauna des Vindobonien zu suchen wäre. Leider ist die Gasteropoden- und Pelecypoden- fauna des Cartennien noch zu wenig bekannt -— Brives bemerkt nur, daß sie viele Analogien mit jener von Leognan darbietet —; vielleicht würde ihre genauere Untersuchung noch weitere Anhaltspunkte für das Vorhandensein älterer Stamm- formen der Vindobonientypen ergeben, die jedenfalls im Burdi- galien Nordafrikas mit größerer Wahrscheinlichkeit zu ver- muten sind als irgendwo anders. Zur Stütze dieser Hypothese sei noch auf den Umstand hingewiesen, daß die Brücke zwischen zwei im europäischen Neogen durch einen Hiatus getrennten Faunen gleichfalls in Nordafrika vorhanden zu sein scheint. Zwischen dem Miocän und Pliocän Europas liegt ein Imtervall, welches an manchen Orten durch eine Frosions- epoche, an anderen durch Binnenablagerungen ausgefüllt ist. Dementsprechend ist auch die pliocäne Meeresfauna von der miocänen so verschieden, daß die unmittelbare Ableitung der ersteren von der letzteren schwierig erscheint. In Nordafrika aber ist die Kluft zwischen Miocän und Pliocän durch das Sahelien überbrückt, welches, wie Brives gezeigt hat, sich faunistisch vom Miocän wesentlich unterscheidet und einen miopliocänen, gemischten Charakter aufweist. Es scheint mir num bemerkenswert, daß in jener wesion, in welcher nach- weislich die Umbildung der miocänen zur pliocänen Meeres- fauna stattgefunden hat, aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Entwicklung der Fauna des Vindobonien sich ereignete. Die genauere Untersuchung der tertiären Faunen des west- lichen Nordafrikas würde also noch am ehesten Licht über die von Dollfus gestellte und heute noch nicht zu lösende Frage nach der Provenienz der jungtertiären Faunen in Aussicht stellen. a nu P 2sb IE Ih ra Zu: ps 37 = “2 zn MW ke ; > E DE (i R de N j b) i 1 % ie . \ ! al N Sr 2 F 7 s ‘ r N n {N R " ‘ x u. s- £ 7 > \& D | + a ) I Ru Ara \ 5 E BES F [ r ) on x x er ı (ii i ae s > ar Bu r Bi . #5 ex ® "9061 'I "AV "AXD "urıaa Dyel Xu UoA yoanıpyy9rJ “psp (assepy "Aanyeu-'peur "ssiy 'p 'penv "sten 'P oJyorIoqssunzıtg TOT AOU TUUBLIUISIGH wusduojop[ :seul9oH 'A 1549 Beiträge zur Kenntnis der Corticieen von Prof. Dr. Franz v. Höhnel, k. M.k. Akad. und Viktor Litschauer, Assistenten an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. (Mit 10 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Oktober 1906.) Wohl auf keinem Gebiete der speziellen Mycologie besteht eine solche Unsicherheit und Verwirrung wie bei den Corti- cieen, der Gattung Corticium im weitesten Sinne des Wortes. Selbst hervorragende Autoren wie J. Schröter haben sogar die häufigsten Arten teilweise miteinander verwechselt und so durch ihre Publikationen die Konfusion vermehrt, wie unsere Diwenlume: »Rexision, der Corticieen in Dr. J. Scehröter's, Pilze Schlesiens, nach seinen Herbarexemplaren« (Annal. mycol., 1906, p. 288) zeigt. Die Untersuchung zahlreicher ausgegebener und käuflicher Exsikkaten, die gewöhnlich als sicher bestimmt gelten und als Vergleichsobjekte dienen, ergab das Resultat, daß sehr viele derselben falsch bestimmt sind. Ebenso gab die Revision der zahlreichen von P. Karsten aufgestellten Arten ued. Bo:men, die auf Grund !der! uns’ von Herten” Direktor F. Elfving in Helsingfors in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellten Karsten’schen Originalexemplare durch- geführt werden konnte, Anlaß zu vielen Richtigstellungen. Bei Gelegenheit der mit diesen Untersuchungen verbundenen Arbeiten ergaben sich mehrere neue Arten, deren Beschreibung gegeben wird. Endlich wurden auch einige weniger bekannte Arten näher charakterisiert. 1950 F. v. Höhnel und V. Litschauer, I. Revision der Karsten’schen Arten. 1. Corticium caesio-album Karst., Symb. Myec. Fenn., IX, p. 54 (Saccardo, Syl., VI, p. 627); Karsten, Kinal- Basied a p. 198. Das Originalexemplar ist nur Corticium confluens Fries. ID . Corticium calceum (Pers.) Fries var. argillaceum Karst. in Rabenhorst-Winter, Fungi europaei, Nr. 2633, ist Grandinia gramnlosa Fries. 3. Corticium calotrichum Karst, Revue Myc. 1888, p. 75 (Massee, Monogt. of. the Theleph., p. 1327 Saee#der SyllsaNZE 2072). Das Originalexemplar ist Kneiffia laevis (Fries) Bres. Der Pilz hat zu heißen Peniophorva laevis (Fries) v. Höhnel et Dieschanler Corticium calotrichum Bres., Fungi polonici, p. 94, ist nach einem untersuchten Exemplar C. lacteum Fries. 4. Corticium confluens Fries var. padineum Karst., Hattsv., I, p. 149 (Saccardo, Syll., VI, p. 626); Karsten, Finnl. Basidsv., p. 158. Das Originalexemplar lag nicht vor. In einer von Karsten eigenhändig mit Corticium padineum Karst. bezeichneten Hülle, lagein von Romell 1889 bei Upsala auf Berberis-Zweigen . gesammelter Pilz, der sich bei der Untersuchung als C. confluens Fries erwies. o. Corticium confluens Fries var. subcalceum Karst., Revue Myc., 1888, p. 74 = (. laeve Pers. var. subcalceum Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 51 (). ‚Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. Ist . nach Bresadola, Fungi polonici, p. 101, eine Peniophora. Sie wurde von ihm Kneiffia subascondita Bres. genannt und hat zu heißen: Peniophora subascondita (Bres.) v.H. et L. 6. Corticium consobrinum Karst. in sched. (Herbar Karsten.) Ist Stereum odoratum Fries. Zur Kenntnis der Corticieen. 591 7. Corticium contiguum Karst,, Symb. Myc. Fenn., VII, p. 11; (Britzelmayr, Zur Hymenomyzetenkunde, II, in Bot. Zentralbl.,. 1897, [XVII], 29,92, Tafı 84; Saceardo,Syl;, MIN P:I623). Dieser Pilz wurde von Karsten als eine Unterart von Sebacina calcea (Pers.) Bres. angesehen. Das Originalexemplar zeigt jedoch einen Pilz, der mit dieser Art durchaus nicht ver- wandt, sondern vielmehr eine wahrscheinlich neue Art der Gattung Grandinia ist. 8. Corticium convolvens Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p. 54; Daney. Ip: "2 ZelMeassere,!Monogr. 01 the #Thelepns Delss; Saeeardor sy VI; p.631’et IX; 'p.’220) Das Originalexemplar ist eine Peniophora. Der Pilz hat daher zu heißen Peniophora convolvens (Karst.) v.H. etL. Beobachtung. Basidien keulenförmig, 5 bis 7 w breit; Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 3 bis 4 u lang; Cystiden zahlreich, spindelförmig oder zylindrisch, zum Teil zugespitzt, zum Teil am Scheitel breit abgerundet; dünnwandig, rauh, inkrustiert, 6 bis S u breit, bis 30 w hervorragend. Sporen breit- elliptisch, auf einer Seite etwas abgeflacht, farblos, glatt; 4bis 6 « lang, 2:5 bis 3°5 wu breit; Inhalt meist gleichmäßig. Hyphen farblos oder schwach gelblich, glatt, 2 bis 5 w dick, dicht ver- webt, ohne Schnallenbildungen. ©. Corticium decolorans Karst. Symb. Myec. Fenn., IX, p. 53; Hattsv., II, p. 144 (Massee, Monogr. of the Theleph,, Beloal,sSaccardo, Syli, VL.p. 615). Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. 10. Grandinia deflectens Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p. 80; Elaktsys, Il, ps 239, Sacecardo,.syl.,VL,p. 303) 007- ticium deflectens Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 414; Finnl. Basidsv.,p. 159 Saecardo, Syll., XVII, p. 174). Isneine eiterArt. Die von Eichler in Russisch-Polen gesammelten und von Bresadola (Fungi polonici, p. 94) als Corticium. deflectens Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 104 1992 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Karst., bestimmten Exemplare einer Corticium-Art stimmen im großen und ganzen dem Aussehen nach sowie, was die Größe und Form der Sporen beirifft, mit dem Karsten’schen Original- exemplar dieser Art ganz gut überein. Dennoch dürften die Eichler’schen Pilze mit derselben nicht identisch sein. Beide Pilze zeigen nämlich sonst, was die Beschaffenheit des Hyme- niums betrifft, vor allem aber was das übrige Gewebe anbelangt, unter dem Mikroskop einen sehr abweichenden Bau. Bei dem Originalexemplar besteht letzteres aus sehr dicht verklebten, horizontal verlaufenden, etwas gelblichen Hyphen, so daß der Pilz mehr oder weniger einen Stereum-artigen Eindruck macht. Bei den Eichler’schen Exemplaren ist dagegen das subhymeniale und basale Gewebe sehr locker und weitmaschig. Durch ver- schiedenes Alter der Pilze dürfte diese Abweichung im Bau sich wohl kaum erklären lassen. 11. Corticium granulatum Bon. sensu Karst., Hattsw., I, p. 244; siehe Finnl. Basidsv., p. 158 und Fungi Fenn,, Nr. 917. Ein Karsten’sches Exemplar dieses Pilzes lag zur Unter- suchung nicht vor. Nach Bresadola, Hym. Kmet., p. 47, ist derselbe Corticium bombycinum (Sommf.) Bres. 12. Corticium granulatum var. molle Karst., Hattsv., II, p. 147. Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. Nach Bresadola, Fungi polonici, p. 94, gehört derselbe als eine Varietät zu Corticium alntaceum (Schrad.) Bres. Unter- scheidet sich von dieser Art nur durch etwas größere Sporen und dickere Hyphen. 13. Corticium hypnophilum Karst., Revue Myc., 1890, p. 85 (Saccardo, Syll.,IX,p. 234) istidentisch nach dem Original- exemplar mit Hyphoderma laetum Karst.,, Revue Myec., 1889, p. 206 (Saccardo, Syll, IX p. 234) = Core: laetum (Karst.) Bres., Fungi polonici, p. 94 (Saccardo, Syll., XVII, p. 173). Dies wurde bereits von Bresadola le. festgestellt. Auch Aypochnus roseus Schröt., Pilze Schlesiens, p. 417, ist, wie die Untersuchung des Originalexemplars ergeben hat, Zur Kenntnis der Corticieen. a98 derselbe Pilz (siehe dazu v. Höhnel und Litschauer, ÄAnnales Myec., IV, Nr. 3 [1906]). Endlich dürfte auch C. Aurora Berk. et Broome (Berkeley, Outl., p.276) kaum etwas anderes sein. Berkeley's Diagnose des Pilzes stimmt nämlich sehr gut auch auf C. lZaetum (Karst.) Bres. Ebenso spricht auch das Substrat desselben, abgestorbene Carex-Blätter, nicht dagegen, da auch der Karsten sche Pilz, welcher gewöhnlich sam, Grunde alter Baumstrünke anzutreffen ist, auf trockene Blätter, Moose u. dgl. übergeht. ‘Vor allem deuten aber die Angaben Massee’s (Monogr. of the Theleph., p. 141), der zweifelsohne das Original- exemplar von (. Aurora Berk. et Broome untersucht hat, über die Sporen (elliptisch, 9 bis 11>7 bis 8 u) desselben sehr darauf hin, daß dieser Pilz und die Karsten’sche Art ein und dasselbe sind (siehe dazu auch Bresadola, Fungi polonici, p. 94). GO. laetum (Karst.) Bres. ist aber sicher nichts anderes als C. anthochroum (Pers.) Fries. Dies geht einerseits wieder schon aus der Beschreibung dieser Pilze hervor. Ferner stimmen vorsallem! die Sporen beider Pilze sehr gut überein; Massee, welcher ein Fries’sches Exemplar von C. anthochroum (Pers.) Fries, welches unter Nr. 4024 im Herbar Berkeley liegt, unter- Soelnbelnah Seibt re, p. 1Alranı' daßı:die,:Sporendieses@Bilzes ellipsoidisch und 11 bis 13=>8 bis 9 u groß sind. Endlich führt dieser Autor als Exsikkat bei C. anthochroum (Pers.) Fries das Fuckel’sche Exsikkat Nr. 2612 der Fung. rhen. an und dieses stimmt tatsächlich, wie die mikroskopische Untersuchung lehrt, mit dem Originalexemplar von (. laetum (Karst.) Bres. überein. Es sind somit diese Art und folglich auch C. kypnophilum Karst., ferner auch Hypochnus roseus Schröt. und C. Aurora Berk. als eigene Arten zu streichen und als Synonyme zu C. anthochroum (Pers.) Fries zu stellen. Nach Bresadola in litt. ist das Exemplar von C. antho- chroum im Herbar Fries, gleich Peniophora velutina (DC.) year er. Fypochnus anthochrous Fries in Patouillard, Tab. Analyt., Nr. 27, ist nach Beschreibung und Abbildung eine Coniophora sp. 104* 1554 F.v. Höhnel und V. Litschauer, 14. Corticium latitans Karst, Revue Myc. 1883, p. 74 (Massee, Monogr. of the Theleph., p. 156; Saccardo, Syli., VI, p. 618) = Kneiffia latitans Karst., Hedwigia, 1889, p. 196 (Saccardo, Syll., IX, p. 218). Das Originalexemplar des Pilzes lag zur Untersuchung . nicht vor. Er hat zu heißen Peniophora latitans (Karst.) v. H. eu. 15. Corticium livido-coeruleum Karst. in Not. ur. Sällsk. pro Fauna et Flora Fenn. Förh., 9. h. (1868), p. 730; Myeol. Fenn:, IE p. 810. Das Originalexemplar ist ein Gloeocystidium. Die Karsten- sche Diagnose des Pilzes ist unbrauchbar. Der Pilz sei daher im folgenden genauer beschrieben. Gloeocystidium livido-coeruleum (Karst.) v. H. etL. Syn.: Corticium livido-coeruleum Karst., l.c.; Fries, Hym. Eur., p. 652; Massee,. Monogr;..of the, .Theleph.,, p.:152;,Sacoardo, 18 p. 623. Pilz weit und unregelmäßig ausgebreitet; dünnhäutige, frisch fast wachsartige, dem Substrat fest anhaftende Überzüge bildend. Rand gleichartig, Hymenium geschlossen, glatt, von blauschwarzer Farbe; immer weiß bis gelblich bereift. Im Alter stellenweise ganz cremefarbig, aber auch dann stets bläulich durchschimmernd. Basidien keulenförmig, 7 bis 8 u breit; Sterig- num 4, pfriemenförmig, gerade, 5 bis 7 w lang. Gloeocystiden lang zylindrisch oder fast spindelförmig, 6 bis Sw breit, bis 130 u lang, am Scheitel stets abgerundet, nur selten über das Hymenium des Pilzes hervorragend, mit gelblichem Inhalt erfüllt. Zwischenräume des subhymenialen Gewebes mit einem blauschwarzen Sekret erfüllt. Hyphen farblos, dünn, undeutlich, fest untereinander verklebt. Sporen ellipsoidisch, an einer Seite abgeflacht, nach unten stets zugespitzt, farblos, glatt, 5 bis 8 « lang und 3 bis 4 u breit. Inhalt gleichmäßig. Auf morschen Birken- und Kiefernholz. Bei Mustiala in Finnland und Riwa in Lappland (leg. Karsten). Zur Kenntnis der Corticieen. 159930 Der Pilz ist unter dem Mikroskop sofort an der blau- schwarzen, subhymenialen, 40 bis 60 u dicken Sekretschicht zu erkennen, welche an Querschnitten in Form eines undurch- sichtigen, schwarzen, zur Oberfläche des Pilzes parallelen, bandartigen Streifens besonders deutlich hervortritt. Das Sekret derselben ist in Wasser, Alkohol und Milchsäure, auch beim Erwärmen unlöslich, ebenso auch in verdünnter Salzsäure, löst sich dagegen leicht beim Erwärmen in verdünnter Salpetersäure und in etwas konzentrierterer Kali- oder Natronlauge schon in der Kälte, und zwar in letzterer mit blauvioletter Farbe. Das Sekret scheint von derselben Natur wie die blauschwarze Drüsenmasse von Tomentella glandunlifera v.H.etL. (siehe Suamale Myc. Vol, IV, Nr 3, 1906) zu sein. An dickeren Partien des Pilzes konnte etwas tiefer oft noch eine zweite solche Sekretschicht beobachtet werden. ©. livido-coeruleum Karst. in Britzelmayr, Zur Hymeno- Eimeerenkunde, II] (Bot. Zentralbl., XVIII [1897], Nr..29, Taf. 92, Fig. 85) ist nicht diese Art, sondern, nach der Abbildung zu schließen, vielleicht Peniophora violaceo-livida (Sommf.) v.H. eek: 16. Corticium mutabile Karst. in sched. (Herbar Karsten.) ist Peniophora nuda (Fries) Bres., Hym. Kmet., p. 50. 17. Corticium myxosporum Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p. 53 (Massee, Monogr. of the Teleph., p- 130; Saecärdo, Syll., VI, p. 614). Das Originalexemplar ist Peniophora setigera (Fries) v.H. et L. Corticium myxosporum Bres., Ann. myc. 1, p. 94, ist Glococystidium praetermissum (Karst.) Bres. IB Beorticiumnitidulum Karst, Symb.Mye. Penn, Rp. WM asseen- Monoer orschefliheleph.. pr 1o9r>Sageardeo, Syll.. VE P..639): Das Originalexemplar ist ein ganz altes, schlechtes, un- bestimmbares Exemplar einer Corticium-Art. Der Pilz ist der Sebacina calcea (Pers.) Bres. vollkommen unähnlich. Die Sporenangabe Karsten’s dürfte kaum richtig sein. Der Pilz zeigt überhaupt keine Sporen mehr. 1506 F. v. Höhnel und V. Litschauer, 19. Corticium oosporum Karst., Hedwigia, 1890. p. 270 et 1891, p. 300 (Saccardo, Syll., IX, p. 233). Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. Nach Bresadola in litt. ist der Pilz identisch mit Corticium bombycinum (Sommf.) Bres. Die Karsten’sche Beschreibung des Pilzes läßt dies wenigstens mit größter Wahrscheinlichkeit vermuten. 20. Corticium pellicula Karst., Symb. Myc. Fenn., XII, p. 5 (Saccardo, Syll., VI, p. 630). Das Originalexemplar ist Corticium alutaceum (Schrad.) bBres,, Hiym. .Kmet, P220. | 21. Corticium pelliculare Karst., Hedwigia, 1896, p. 46 = Corticinm laeve Pers.,*** pelliculare Karst., Krit. Öfvs. Finnl. Basidsv., p. #11. Das Originalexemplar ist mit dem der vorhergehenden Art identisch, d. h. also ebenfalls C. alutaceum (Schrad.) Bres. Die Sporenangabe Karsten’s 5 bis 7 <2 bis Su Tsizaar richtig; die Sporen des Pilzes sind kugelig, betragen 5 bis 7 ı im Durchmesser. | 22. Cortieium‘ pertenue Karst,, - Hedwisia, 18907 270 (Saccardo, Syll., IX, p. 234; Bresadola, Fungi polonici, p. 96). Das Originalexemplar besitzt Gloeocystiden. Der Pilz ist identisch mit Gloeocystidium guttnliferum Karst.=G. praeter- missum (Karst.) Bres. Siehe dazu weiter unten Nr. 36. 23. Corticium rimicolum Karst, Hedwigia, 1896, p. 45 (Saceardo, Syllz XIV Pr) > Das Originalexemplar ist eine Peniophora. Der Pilz muß daher heißen: Peniophora rimicola (Karst.) v.H. etL. Bemerkung. Basidien keulenförmig, 6 bis 8 uw breit, Sterigmen 4, pfriemenförmig, gebogen, 2 bis 3 gu lang. Cystiden, dünnwandig, glatt und farblos; zum Teil zylindrisch, nach oben meist etwas verschmälert und stumpf; 6 bis 10 u breit und 60 Zur Kenntnis der Corticieen. 1557 bis 100 u hervorragend; zum Teil keulen- bis fast köpfchenhaar- förmig und nur 3 bis 5 breit und 20 bis 30 u hervorragend. Sporen breit ellipsoidisch bis kugelig, 8 bis Il pw lang und 6 bis Sp breit, farblos, glatt, mäßig derbwandig, mit einem großen Öltropfen. Hyphen farblos, sehr dünn, dicht verklebt und aus- gesprochen horizontal verlaufend. Der Pilz erinnert im Aussehen an Sebacina uvida (Fries) Brressan litt. 24. Corticium roseolum Karst., Symb. Myc. Fenn., XXIII, p. 2 (Saccardo, Syll., IX, p. 234); siehe auch Corticium sub- Gasen Sacc. et syd.,saccardo, syll., XIV, p. 223: Das Originalexemplar des Pilzes ist Tulasnella Tulasnei ee) Juel, Revue Mye., XX,p. 151. Dasesen sind jene Pilzexemplare, welche Karsten in der Hedwigia, 1896 (35), p. 45, als Prototremella Tulasnei (Pat.) beschreibt, nicht diese Art, sondern vielmehr ein neuer, ganz eigentümlicher Vertreter dieser Gattung, der sich von allen anderen bisher beschriebenen, hieher gestellten Pilzen durch das Vorhandensein von mit stark lichtbrechender Masse erfüllten Cystiden (Gloeocystiden) unterscheidet. Karsten hat die- selben zweifelsohne übersehen oder mindestens nicht als solche erkannt, da er in seiner Diagnose (Hedwigia, 1. c.) nichts davon erwähnt. Letztere ist überhaupt mehr oder weniger unbrauch- bar. Der Pilz sei darum im folgenden genauer gekennzeichnet. Er stellt eigentlich eine neue, der Gattung Gloeocystidium homologe Gattung dar, die Gloeotnlasnella genannt werden könnte. Tulasnella (Gloeotulasnella) cystidiophora v. H. et L., n. sp. Pilz unregelmäßig ausgebreitet; frisch sehr zarte, gallert- artige bis wachsartige, dem Substrat fest anliegende, nackte, blaugraue, trocken dünn krustenförmige, schwarze Überzüge bildend. Hymenium nicht geschlossen. Basidien verkehrt eiförmig bis kugelig, mit eiförmigen Sterigmen, immer viersporig, 1O/bis 13 # lang, 8 bisıld1 a breit; Sporen eiförmig, zum‘ Teil auch länglich oder kugelig, nach einem Ende meist etwas verschmälert, stets mit einem Spitzchen versehen, 6 bis Su 1998 F.v. Höhnel und V. Litschauer, lang, 5 bis 7 u breit (die kugeligen 6 bis 7 u im Durchmesser), farblos, glatt, mit feinkörnigem Inhalt erfüllt. Gloeocystiden von sehr wechselnder Gestalt und Größe (siehe dazu Fig. 1), mit gelbem, öligem Inhalt erfüllt; 10 bis 25 lang und 7 bis 11 Fig. 1. Tulasnella cystidiophora v. H.etL. a Basidien mit Sterigmen (500/,). b Gloeocystiden (500/,). c Sporen (1000/,). breit. Hyphen farblos, glatt, septiert, 2 bis 4 dick, mit spär- lichen Schnallenbildungen. Auf der Innenseite von morscher Pappelrinde. Oktober 1895. Mustiala in Finnland (leg. Karsten). In der Hedwigia, l. c., p. 45, gibt Karsten am Schlusse seiner Diagnose, wahr- scheinlich irrtümlich, als Substrat des Pilzes Rinde von Salıx phylicaefolia an. Das Originalexemplar zeigt jedoch Pappel- rinde, was auch von Karsten auf der Hülle desselben ganz richtig angegeben ist. 25. Corticium rude Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p.53; Hattsv., I, p. 143 (Massee, Monogr. of the "Theleph- pr22rE Saceardeo, sy, Vl.p 029, Das Originalexemplar des Pilzes zeigt 6 bis 1O u breite, bis 50m hervorragende, dünnwandige, glatte, farblose, zylin- drische, meist nach oben etwas verschmälerte Cystiden, welche auf ihrem abgerundeten Scheitel stets einen 14 bis 20 im Durchmesser betragenden, gelben, kugeligen Öltropfen tragen, welcher sich beim Erwärmen in Glyzerin, Alkohol und Milch- säure löst, in heißem Wasser dagegen unlöslich ist. Der Pilz ist also ein Gloeocystidium und hat Gloeocystidium rude (Karst.) v. H. et L. zu heißen. Zur Kenntnis der Corticieen. 1559 Die Sporen des Pilzes sind ellipsoidisch, glatt, farblos, 3 bis 41 lang und 2bis3 u breit und bergen einen Öltropfen. Die Hyphen sind farblos, glatt, mäßig dickwandig, 2 bis 3 u breit. Sie zeigen keine Schnallenbildungen. Karsten gibt als Substrat des Pilzes Fichtenrinde an, das Originalexemplar zeigt jedoch eine Laubholzrinde, wahrscheinlich von einer Prunus- oder Sorbus-Art. Die an den Spitzen der Gloeocystiden haftenden Öltropfen machen sich im schief auffallenden Lichte schon bei Lupenbetrachtung bemerkbar. Sie verursachen ein eigentüm- liches Flimmern, geradeso als wenn das Hymenium des Pilzes mit feinen Glasstäubchen bestreut wäre. Auffallend an dem Pilze sind auch die stellenweise auftretenden samtartigen Flecken inmitten des sonst glatten kontinuierlichen Hyme- niums. 26. Corticium serum (Pers.) var. sphaerincolum Karst., BedwielanlisY96/ pls (Saeeardo, Syli'XIV; p:226y= Corticium sphaerincolum Karst. in sched. Das Originalexemplar zeigt nur ein altes und schlechtes Stück von (. serum (Pers.) Bres., dagegen ist Lyomyces serus Karst. (Revue Myc., IN, p. 23) in Thümen, Myc., univers,, Nr. 1909, leg. Karsten, gleich Peniophora setigera (Fries) mare. 21. Cortiecium sordidum Karst., Symb. Myc..Eenn. X, p. 69; Diassee, Nonosr. of the. Theleph, -p. 140, Saeeardeo, Sul NA, p. 631. Lag im Originalexemplar zur Untersuchung nicht vor. Hingegen wurde diese Art inW. Brinkmann, Westfälische Pilze, unter Nr. 8 ausgegeben. Dieser Pilz ist eine Peniophora und hat derselbe daher Peniophora sordida (Karst.) sensu Brinkmann zu heißen. Da der Karsten’sche Pilz älter ist als der von Schröter 1888 aufgestellte Zypochnus sordidus — P. sordida (Schröt.) vol. et I. t(siehe Annales’ Myer; VolVEHN!„SIT906)) so! muß letztere Art anders benannt werden; sie soll P. sordidella v. H. et L. heißen. 1560 F. v. Höhnel und V.Litschauer, Peniophora sordida (Karst.) sensu Brinkmann (1882 bis 1884). Syn.: Corticium sordidum Karst., Symb. Myc. Fenn., X, p. 65; Massee, Monogr. of the Teleph., p. 140; Saccardo, Syll., VI, 631. Exsicc.: W. Brinkmann, Westf. Pilze, Nr. 8, sub C. sordidum Karst. Pilz ausgebreitet; dünnhäutig, dem Substrat fest an- gewachsen, am Rande sehr kurzfaserig oder etwas kleiig. Anfangs schmutzigweiß, später schmutziggelb bis bräunlich. Hymenium geschlossen, frisch wachsartig, glatt; trocken zum Teil zerrissen. Basidien keulenförmig, 6 bis Su breit. Sterig- men 4, pfriemenförmig, gebogen, 5 bis 7 u lang. Sporen länglich- elliptisch, auf einer Seite eingedrückt bis gekrümmt, 5 bis 7 u lang, 2 bis 2:5 u breit, farblos, glatt. Inhalt gleichmäßig. Cystiden wenig zahlreich, lang spindelförmig und ziemlich scharf spitzig, selten lang zylindrisch und am Scheitel abgerundet, 3 bis 4 u breit, 15 bis 35% hervorragend; dünnwandig, etwas rauh. Hyphen undeutlich, 2 bis 4w dick, farblos, zartwandig, etwas rauh, mit Schnallen an den Scheidewänden. Auf faulenden Ästen und Zweigen von Pinus silvestris bei Mustiala in Finnland (Karsten). An angebranntem Föhren- holz bei Lengerich in Westfalen (Brinkmann). | P. sordidella v.H. et L. unterscheidet sich von der Karsten- schen Art durch die fast rundlichen, 4 bis 6 w langen, 4 bis 5 ı. breiten, rauhen Sporen, die vorwiegend zylindrischen, immer stumpfen, 5 bis 8 u breiten, glatten Cystiden und die gröberen, 6 bis Sw dicken Hyphen. 28. Corticium subalutaceum Karst, Symb. Myc. Fenn, X, p.65 (Massee, Monogr. ofthe Theleph., p.139; Saecarde, Syll., VI, p. 636) siehe auch. Bresadola, Fungi polonici, p. 104, sub Kneiffia subalutacea (Karst.) Bres. (Saccardo, Syll, XVL p. 170 Das Karsten’sche Exemplar ist vielleicht besser als eine Odontia zu betrachten; ist wahrscheinlich eine neue Art. Bemerkung. Sporen 6 bis 8 w lang, 1 bis 1'5 m breit, zylindrisch, gekrümmt, farblos und glatt. Basidien keulenförmig, 4 bis 5 u breit. Sterigmen 4. Cystiden einzeln oder büschelig, Zur Kenntnis der Corticieen. 1561 an der Spitze der Papillen hervortretend, bis. 80 m hervorragend, zylindrisch, oben abgerundet, schwach gelblich, dünnwandig, glatt, 5 bis 7 w breit. Hyphen farblos, zartwandig, glatt, 3 bis 4 u dick. 29. Corticium subsulphureum Karst., Symb. Myc. Fenn., VIII, Bsl2(Massee, Monogsr. ofthe Theieph,, p. 148-Saccardo, Sul \V, P..092) = Rneiffia subsulphurea (a Deere. Fungi polonici, p. 104 (Saccardo, Syll., XVII, p. 179). Das Originalexemplar ist eine Peniophora. Dies wurde Boris von Bresadolal. ce. iestgestellt. Der Pilz hat zu’heißen Peniophora subsulphnurea (Karst.) v. H. etL. Bresadola bezeichnet die Sporen des Pilzes als zylin- drisch, fast gekrümmt und gibt als Größenverhältnisse 7 bis 9> 2 bis3 an. Das Originalexemplar zeigt durchaus gerade Sporen, welche 4 bis 6 u lang und 2 bis 2:5 u breit sind. 30. Corticium tuberculatum Karst.,, Hedwigia, 1896, p. 46 (Saccardo, Syll., XIV, p.221) ist kaum etwas anderes als Corticinm lacteum Fries. Das Originalexemplar ist mindestens von diesem nicht spezifisch verschieden und stimmt sowohl der äußeren Be- schaffenheit nach als auch in mikroskopischer Hinsicht mit den Brinkmann’schen Exemplaren von C. lacteum Fries in Brink- kann, \WVesti. Pilze, Nr-89, sehrigut überein. Die wenigen auffindbaren Sporen des Originalexemplars sind so wie die des letzteren ellipsoidisch, auf einer Seite etwas abgeflacht, farblos und glatt. Sie stimmen auch in der Größe, 5-bis 7=3 bis 4w, mit diesen überein. Dasselbe ist von den Gewebshyphen beider Pilze zu sagen. Diese sind farblos, glatt, dünnwandig, 3bis 7 wdick und zeigen keine Schnallenbildungen. Auch die Basidien beider Pilze weisen gleiche Form und Größe auf. Sie sind keulenförmig und 6 bis Sy. breit. Die Sterigmen sind meist in der Vierzahl vorhanden, doch wurden bei beiden Pilzen auch Basidien mit weniger als vier solchen beobachtet. Die Sterigmen sind pfriemenförmig, gebogen und 3 bis 4 w lang. Die Angabe Karsten’s in der Diagnose seines Pilzes: »hyme- nium colliculoso vel tuberculoso« darf nur so verstanden 1562 F. v. Höhnel und V. Litschauer, werden, daß der Pilz infolge der Unebenheiten des Substrates (alte Pappelrinde) kleine Buckel zeigt. 31. Peniophora aemulans Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 425 (Saccardo, Syll., IX. 9.239). Das Originalexemplar ist ein Gloeocystidium. Dies wurde bereits von Bresadola, Fung. polonici, p. 99, erkannt. Der Pilz besitzt aber außer den Gloeocytiden noch dickwandige rauhe, gewöhnliche Cystiden. Er muß heißen Gloeocystidium aemulans (Karst.) Bres. N = iDar AuBı Gloeocystidium aemulans (Karst.) Bres. a Gloeocystiden des Pilzes (40/,). b Cystiden des Pilzes (#0/,). c Sporen des Pilzes (1100/,). Bemerkune: Pilz anfangs von mehr oder weniger läng- lich-rundlichem Umriß, später ausgebreitet, dünn, lederartig, dem Substrat fest anhaftend. Rand gleichartig, nicht faserig. Hymenium geschlossen; blaß lederfarben bis schwach rosen- rot, frisch fast wachsartig, trocken nicht zerrissen; aus Basidien und Cystiden zweierlei Art, nämlich Gloeocystiden und mehr oder weniger dickwandigen gewöhnlichen Cystiden bestehend. Basidien keulenförmig, 35 bis 40 m lang und 6 bis 7 u breit. Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 3 bis 4 u lang. Sporen länglich elliptisch, auf einer Seite abgeflacht, S bis 10 w lang und 3°5 bis 45 u breit, farblos und glatt. Inhalt r . . . — [9] Zur Kenntnis der Corticieen. 1563 gleichmäßig. Gloeocystiden immer eingesenkt, dünnwandig, glatt, spindelförmig oder von wechselnder Gestalt (siehe Fig. 3) mit hellgelblichem, ölartigem, oft etwas körnigem Inhalt; 60 bis 90 lang und 10 bis 12 u breit. Die gewöhnlichen Cystiden meist ebenfalls eingesenkt, selten auch hervorragend, rauh, inkrustiert, sehr verschieden geformt, am Scheitel spitz oder abgerundet, farblos oder gelblich, 20 bis 65 u lang und 5 bis 14 ı breit. Hyphen undeutlich, farblos, glatt, 3 bis 5 . dick, dünn- wandig. Auf Holz von Populus, Carpinus, Prunus spinosa und Pinns. Wurde gefunden: Bei Mustiala in Finnland, von Karsten 1880, in Russisch-Polen von Eichler, in Westfalen von Brinkmann. Bei Gießhübel in Niederösterreich von v. Höhnel. 32. Peniophora cinerea (Fries) Cooke var. Piceae Karst.,, Symb. Mye. Kenn, p. 4, Saccardo, Syll., VI.,,p. 643.) Ein Karsten’sches Exemplar lag zur Untersuchung nicht vor. 33. Peniophora gigantea (Fries) Karst. var. latissima (Fries) Karst KEınnl., Basidsvamper, p. 161. Das Karsten’sche Exemplar lag zur Untersuchungnicht vor. 34. Peniophora mimica Karst. in Sched. nov. sp. Pilz weit und unregelmäßig ausgebreitet, dünn, dem Sub- strate fest angewachsen, von cremegelber bis ockergelber Farbe; im Umfange kurz radialfaserig. Hymenium geschlossen, etwas rauh, fast samtartig, im Alter mehlig bestäubt. Basidien keulenförmig, 6 bis 7 u breit; Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 4 bis 5 a lang. Sporen breit elliptisch, auf einer Seite etwas abgeflacht, farblos, glatt, 4bis5 = 2bis3; Inhalt gleich- mäßig; Cystiden sehr zahlreich, stellenweise sehr dichtstehend, zylindrisch bis schwach keulenförmig, am Scheitel stets breit abgerundet, mäßig dickwandig, sehr rauh, stark inkrustiert, 10 bis 15 w breit, bis ungefähr 60 u hervorragend. Hyphen farblos, glatt, zartwandig, 3 bis 5 w dick, mit Schnallenbildungen an den Scheidewänden. 1564 F. v. Höhnel und V.Litschauer, Auf Holz und Rinde von Laubbäumen. Bei Mustiala in Finnland. November 1866. Karsten. Der Pilz ist äußerlich dem Corticum confluens Fries und der Peniophora subascondita Bres. nicht unähnlich. Eine Verwechslung mit ersterem scheint bei mikroskopischer Unter- suchung ausgeschlossen. Von letzterer ist er durch die zahl- reichen viel derberen, niemals septierten Cystiden leicht zu unterscheiden. 35. Peniophorella pubera Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 427. (Saccardo. Syli., IX., p. 238, sub. Peniophora puberula (Karst.) Sacc. Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. 36. Gloeocystidium guttuliferum Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 430. (Saccardo, Syll., IX., p. 240, sub. Peniophora.) Das Originalexemplar dieses Pilzes lag zur Untersuchung nicht vor. Doch ist diese Art kaum etwas anderes als Gloeo- cystidium praetermissum (Karst.) Bres., Fung. polonieci, p. 99. Die für Gloeocystidium guttuliferum Karst. so charakte- 'ristischen, von den Gloeocystiden am Scheitel ausgeschiedenen und getragenen Öltropfen wurden nämlich auch an dem Originalexemplar von Peniophora praetermissa Karst., siehe Öfvs. Finnl. Basidsvamper, p. 423, beobachtet und ebensolche zeigte auch das ÖOriginalexemplar von Corticium pertenue Karst., siehe Hedwigia, 1890, p. 270, das sicher nichts anderes als eine etwas gloeocystidenärmere Form des ersteren ist; die KWarsten’'schen Diagnosen der drei Pilze sprechen durchaus nicht gegen eine Identität derselben und die kleine Ver- schiedenheit in den Angaben Karsten’s über die Größen- verhältnisse der Sporen derselben ist ohne weitere Bedeutung, da die Originalexemplare der beiden letzteren Pilze in Wirk- lichkeit vollkommen übereinstimmende, 8 bis 12 u lange und 4 bis 4:5 u breite Sporen besitzen und die Größenangabe Karsten’s über die Sporen der dritten Art, nämlich G. guttuli- Jerum Karst. damit ganz gut im Einklang steht. Der Pilz des Brinkmann’schen Exsic. Westf. Pilze Nr. 57 (Corticium pertenue Karst.) zeigt gleichfalls Gloeocystiden, ? en ee Zur Kenntnis der Corticieen. 1565 auch solche mit ausgeschiedenen Öltropfen und stimmt auch sonst vollkommen mit dem Originalexemplar dieses Pilzes sowie von Peniophora praetermissa Karst. überein. Peniophora praetermissa WKarst., Corticium pertenue Karst. und Gloeocystidium guttuliferum Karst. sind also ein und dieselbe Art und diese hat, da. der älteste Name der erstere ist, G. praetermissum (Karst.) Bres. zu heißen. Gloeocystidium praetermissum (Karst.) Bres., Fungi Polomlei,p..99. Syn.: Corticium pertenue Karst., Hedwigia, 1890, p. 270 (Saccardo, Syll., Dep. 284) Bresadols,,1.c:p. 96. Peniophora praetermissaKarst.. Öfvs. Finnl. Basidsv.,p.423 (Saccardo, se. pp 240): Gloeocystidium guttuliferum Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv, p. 430; Peniophora guttulifera (Karst.) Sacc.,1.c. p. 240. Exsie.: W. Brinkmann, Westf. Pilze Nr. 57, sub. Corticium pertenue Rarst. Pilz ausgebreitet, dünnhäutig, dem Substrate fest an- haftend, Rand gleichartig, nicht faserig; Hymenium geschlossen, glatt; frisch weich und samtartig, von rein weißer Farbe, später mehr oder weniger gelblich bis hellockerfarben: trocken wenig zerrissen. Basidien zylindrisch bis keulenförmig, 6 bis 8 u breit. Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 3 bis 7 u lang. Sporen zylindrisch, auf einer Seite abgeflacht, selten etwas eingedrückt, farblos, elati,' 7 bis 12 wlang und 4 bis 3°5 u breit. Inhalt gleichmäßig oder mit einem oder mehreren Öltröpfchen. Gloeo- eyeeiden meist zylindrisch, zum Teil’breie spindelförmig, oft unregelmäßig gestaltet; eingesenkt oder etwas, manchmal sogar bis 50m hervorragend, am Scheitel abgerundet oder kegelförmig zugespitzt, selten etwas köpfichenförmig ange- schwollen, oft einen ausgeschiedenen gelblichen Öltropfen tragend, /O bis 90 m lang, 8 bis Il breit, dünnwandig, glatt, mit einem fast farblosen bis hellgelben, ölartigen Inhalt erfüllt. Hyphen farbios, glatt, zartwandig, 4 bis 6 w dick, mit Schnallen an den Scheidewänden. Auf morschem Holz von Alnus, Fraxinus, Onercus, Pinus u. s. w. das ganze Jahr hindurch. | 1566 F.v. Höhnel und V.Litschauer, 1888 und 1890 bei Mustiala in Finnland (Karsten), 1893 in Russisch-Polen (Eichler), 1903 und 1906 in Westfalen hei Lengerich (Brinkmann). Der Pilz scheint nicht selten zu sein. v. Höhnel sanmımelte ihn in den letzten Jahren an zahlreichen Orten in der Um- gebung von Wien (Wienerwald, Prater, Laxenburg u. s. w.). 37. Xerocarpus _alneum Karst., Hattsv., II, pr ia passe Corticium almeum (Fries) Karst. in Rabenhorst- Winter, Fungi europ. Nr. 3231. = Peniophora Karsteni Massee, Monogr. of the Theleph. TI, p.>153; Ist wie bereits Bresadola (Fungi polonici, p. 100) fest- gestellt hat, Peniophora velutina (De C.) v. H. et L. 38. Xerocarpus Corni Karst., Rev. Myc., 1884 (VD), p. 214. Saccardo, Syll. IX, p. 233, sub. Corticium Covni Karst. Das Originalexemplar dieser Karsten’schen Art, die Nummer 2907 von Roumeguere, Fung. Gall. exsicc.: Radu- lum quercinum Fries forma Corni (leg. Abbe Letendre) ist sicher kein Corticium, sondern tatsächlich entweder Radulum quercinum Fries oder Odontia fallax Fries. Das Exemplar ist leider so schlecht, daß eine sichere Be- stimmung desselben ausgeschlossen ist. Die Sporen, soweit festzustellen war, sind 4 bis 7w lang und 3 bis 4 1 breit, die Hyphen 3 bis 4 u dick. 39. Xerocarpus crustaceus Karst, Hedwigia, 1896, p. 45 (Saccardo, Syll., XIV, p. 215 sub Sitereum crustaceum Karst.). Der Pilz ist eine gute Art, ist ein echtes Corticium und muß Corlicium crustacenm (Karst.) v.H. etL. genannt werden. Bemerkung, Pilz ausgebreitet, dünnhäutig, bis zart krustenförmig, dem Substrate fest angewachsen. Rand gleich- arlis,.s nicht! faserig, Hymenium geschlossen, glatt, von schmutzigweißer oder schwach gelblicher Färbung. Frisch fast wachsartig, trocken wenig zerrissen. Basidien zylindrisch oder schwach keulenförmig, 6 bis 8 u breit. Sterigmen 4, dick- pfriemenförmig, gerade, 2 bis 5 w lang. Sporen breit elliptisch Zur Kenntnis der Corticieen. 1567 bis fast rundlich, 4 bis 7 w lang und 3 bis 5 u breit, farblos, glatt, mäßig dickwandig. Inhalt mit einem Öltropfen oder gleichmäßig. Hyphen undeutlich, 2 u dick, farblos und glatt. Auf Rinde von Popnlus tremula und Populus nigra bei Mustiala in Finnland. 1895, leg. Karst. Der Pilz kommt auch in Amerika vor. Er wurde von E. A. Burt auf Crataegus 1896 bei Middle- burg gefunden. Er zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit Corticium serum Pers. sowie Corticium acerinum Pers. Endlich auch mit Sebacina calcea (Pers.) Bres. Von allen ist er jedoch mikroskopisch leicht zu unterscheiden. 39. Xerocarpus farinellus Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p. 52 (Saccardo, Syll. VI, p. 629 sub Corticium). Das Originalexemplar ist, wie schon Bresadola (Fung. del 0764) und „Romell, (Bot... Not, .1895,,P. (2) nach- gewiesen haben, Sebacina calcea (Pers.) Bres. 40. Xerocarpus flavoferrugineus Karst.,, Hedw., 1895, p. 8 (Sterenm flavoferrugineum |[Karst.| Saccardo, Syll., XIV, p. 216). Das Originalexemplar ist gar kein Pilz, sondern ein An- strich. Diese Art ist also zu streichen. 41. Xerocarpus helvolum Karst., Symb. Myc. Fenn., X, p. 64. (Saccardo, Syli., VI, p. 639 sub Corticium). Das Original ist gleichfalls kein Pilz, sondern ein Anstrich. 42. Xerocarpus Juniperi Karst., Hattsv., II, p. 158. Saccardo, Sylt. VI,.P..621:..Corkicium: Juniper Kavst,, Symb!Mye. Fenn., VIII, p. 12; Peniophora Juniperi Karst., siehe Saeeaxrdo,syl, IX.p. 2412 Thümen,Mycothsunivers; Nr7 201% Ist identisch mit Peniophora laevigata (Fries) Massee, Monogr. of the Theleph., p. 149, wie bereits Bresadola, siehe Fung. polonici, p. 104, nachgewiesen hat. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 105 1568 F. v. Höhnel und V. Litschauer, 43. Xerocarpus Letendrei Karst., Rev. Myc., 1884 (III), p. 214; — Corticium Letendrei Karst., Hedwigia, 1889 (28), p. 112 (Saccardo, Syll, IX, p. 232). Das Originalexemplar ist sehr dürftig und schlecht. Die Sporen sind nicht, wie Karsten angibt, &—12 >= 34, sondern 5—7x2.3—4u groß. Die Hyphen sind 3—5 w dick und besitzen Schnallen an den Septen. Der Pilz ist kaum etwas anderes als ein altes Exemplar von Corticium lacteum Fries. 44. Xerocarpus levissimus Karst., Symb. Myc. Fenn, XII, p. 11 sub Coriicium in Massee, Monograph. of the Theleph., p. 132 und Saecardo, Syll.-V],p. 634 Das Originalexemplar aus Lappland lag zur Untersuchung nicht vor. Ein von Karsten selbst bestimmter und eigenhändig als Corticium levissimum Karst. signierter Pilz zeigte aber nur ©. confluens Fries. Es dürfte daher auch Corticium levissimum Karst. als eigene Art zu streichen sein. 45. Xerocarpus odoratus Karst, Hattsv, II, p. 137 = Phanero- chaete odorata Karst., Ofvs. Finnl. Basidsv., p. 427. Ist nach Bresadola, Hym. Kmet., p. 44, nicht identisch mit Sitereum odoratum Fries, sondern eine eigene Art: SL. Karstenii Bresadola, siehe auch Fung. polonici, p. 92. In Karsten, Finnl. Basidsv., p. 162, heißt dieselbe Phanero- chaete Karstenii (Bresadola) Karst. Der Pilz ist eine Lloydiella und hat zu heißen Lloydiella Karstenii Bresadola. Rabenhorst-Winter, Fung. europ. N. 36, 38. Corticium laeve Pers. ist zum Teil Lloydiella Karstenii Bresadola. 46. Xerocarpus polygonioides Karst., Symb. Myc. Fenn., VII, p. 12 (Saccardo, Syll., VI, p. 638, sub Corticium). Ein von W.Nylander im Februar 1863 auf Salix Caprea im botanischen Garten zu Helsingfors gesammeltes, von Karsten eigenhändig als Xerocarpus polygonioides Karst. signiertes Exemplar eines Pilzes zeigt altes Alenrodiscus roseus a - BER - N Zur Kenntnis der Corticieen. 1569 Kress). v.oHlset Biisiehelidazusv Höhner n2 Ama Mye. vol. III, Nr. 4 [1905], p. 324). 47. Xerocarpus Syringae Karst., Symb. Myc. Fenn., IX., p. 52 sub. Corticinm in Saccardo, Syl., VI, p. 627 = Penio- phora Syringae Karst. in Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 425. Ausgegeben von Karsten in Rabenhorst-Winter, Fungi europaei, Nr. 2822, sub Aerocarpus violaceo-lividus (Sommf.)Karst. Revue Myc., 1881, p. 22. Subspec. X. Syringae Karst. ist Peniophora nuda (Fries) Bres. (siehe dazu Hym. Kmet., p. 50). 48. Lyomyces byssinum Karst., Fung. rar. Fenn. et Sibir., Beer asaceardo, syiavk. p. 61-4) MT Karsten Km Basidsv., p. 160 sub Tomentella byssina Karst. ist eine gute Art. Hat zu heißen: Corticium byssinum (Karst.) Massee, siehe Monogr. of the Theleph., p. 133 (litt.: Hed- wigia 1896, p. 174; Bresadola, Hym. Kmet., p. 47; Fungi polonici, p. 95). Der Pilz ist: dem Corticinm centrifugum (L&v.) Bres. nicht unähnlich. Er ist jedoch meist im großen und ganzen etwas kräftiger als dieser und mehr von häutiger Natur. Nie- mals nimmt er so spinngewebeartigen Charakter an, wie dies meist bei diesem der Fall ist. Durch die etwas größeren, mehr ovalen, nach unten zugespitzten Sporen sowie das vollständige Fehlen von Schnallen an den Hyphen ist er ganz gut von dem- selben zu unterscheiden. Das Exsikkat Brinkmann, Westf. Pilze Nr. 54, stimmt mit dem Originalexemplar gut überein. 49. Lyomyces sulphureus (Pers.) Karst., Symb. Myc. Fenn., p. 54 (siehe Saccardo, Syll., VI; p. 613 sub Corticium sulphureum Fries var. pallens und Tomentella sulphurea WBeansyh Kannst HinnlkeBasidsw; p« 160): Ein Karsten’sches Exemplar lag nicht vor. Ist wahrschein- lich Corticinm croceum (Kunze) Bres. (siehe dazu Hym. Kmet., p. 48). 105* 1970 F. v. Höhnel und V.Litschauer, 50. Hypochnus asperulus Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 441 (Saccardo, sylL, IX, P. 223). Ist eine gute Art. Muß JTomentella asperula (Karst.) vork etLcherden® Der Pilz ist dem Aypochnus granosus (B. et C.) Bres. in Brinkmann Westf. Pilze Nr. 68 dem Aussehen nach sehr ähnlich. Unterscheidet sich aber von diesem scharf durch seine größeren, kugeligen, niemals eckigen Sporen. 1. Hypochnus argillaceus Karst, Symb. Mye Kane pro: Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. Das Rabenhorst-Winter'sche Exsikkat Nr. 3188: Zygo- desmus argillaceus Karst.leg. Karsten, zeigt aber Tomentella isabellina, (Eries) v. 4. euar sicher dazu Bresadola, Fungi polonici, p. 106). Es ist daher FHypochnus, beziehungsweise Zygodesmus argillaceus Karst. als eigene Art zu streichen und als Synonym zu obiger Ait von Er ies-zusstellen: Auch Zygodesmus pannosus B. et C. Grev. IIL, p. 112, ist kaum etwas anderes als Tomentella isabellina (Fries) v.H.etL. Die Diagnose des Pilzes stimmt vollkommen auch auf letztere Art. Außerdem zeigt auch das Thümen-Exsikkat Myc. univers. Nr. 2275, Z. pannosüs B. etC. leer]. B. Ellis een schen Pilz. On 92. Hypochnus cinerascens Karst., Symb. Myc. Fenn., XXIII, p. 2; Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 441; Saccardo, SylL, IX, p. 244, et XVIL, p. 188; Bresadola, Fungi polonici, pP %08: Ist eine-zute Art. Der Bilz hat zu heiben, Tomentella cinerascens (Karst.) v.H. etL. Syn.: Hypochnus capnoides Bres. Hedw., 1896, p. 62; Saccardo, Syli., XIV, 225. Tomentella asterigma R. Maire, Annal. Myc. 1906, p. 335. Exsice.:Sydow, Myc. march. Nr. 4415 sub Hypochnus capnoides Bres.n. Sp. Pilz ausgebreitet, filzig häutig, von schmutzigweißer Farbe. Rand meist reinweiß, gleichartig. Hymenium frisch asch- grau, später hellbraun, pulverig, nicht geschlossen; Basidien Zur Kenntnis der Corticieen. 571 keulenförmig, 6 bis 8w breit. Sterigmen 4, pfriemen- förmig, gerade oder gebogen, kurz, nur 2 bis 3 u lang. Sporen kugelig, 5 bis 7 w im Durchmesser zählend. Membran grau- braun und kurzstachelig. Sporen stets einen Öltropfen bergend. Hyphen des Pilzes farblos oder schwach gelblich, zartwandig, glatt, 3 bis 4 w dick, mit Schnallen an den Scheidewänden. Basale Hyphen stellenweise zu dünneren oder dickeren, unter- einander anastomosierenden Strängen vereint. Auf morscher Weidenrinde, bei Mustiala in Finnland (Karsten). Der Pilz wurde auch von Bresadola für Russisch-Polen nachgewiesen und vor kurzem auch von R. Maire bei Tlemcen in Algier auf dem Korke von ÖOnercus Suber aufgefunden. v. Höhnel fand denselben auch in Niederösterreich bei Reka- winkel. Von Sydow wurde der Pilz bei Berlin auf Phragmites commmnis gefunden. Bemerkung: Das Originalexemplar von Hiypochnus capnoides Bres. ist von dem ÖOriginalexemplar A. cinerascens Karst. nicht zu unterscheiden. 53. Hypochnus fuscus Karst., Symb. Myc. Fenn., VIIL, p. 13 Kae ecardo, syll.VL,.p. 662). Das Originalexemplar ist Aypochnus fuscus (Pers.) sensu Bresadola, kiym. Kmet., p. 00, siehe auch. Fungti poloniei, PRO». Der Pilz hat zu heißen: TZomentella fusca (Pers.)v.H.etL. 54. Hypochnus fuscus (Pers.) Karst. var. radiosus Karst., Srab Nye. Benn, XI, p.7l Baccardeo, >yll..VL,P.002),. Das Originalexemplar ist eine am Rande radiärfaserige Form von Hypochnus fuscus (Pers.) Bres. Der Pilz muß Heinen. /omentell@‘ fusca Pers.) vw. H. et E.’ var. - vadiosa Karst. ; 509. Hypochnus microsporus Karst., Hedwigia 1896, p. 174 (Sarecando, Sylla XIV. p\222.) Ist eine gute Art. Muß heißen: Tomentella microspora Warst) v. Het. | 1972 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Der Pilz ist der Tomentella fusca (Pers.) v. H. et L. nicht unähnlich. Unterscheidet sich aber ganz gut von ihr durch seine Färbung (avellaneus, haselfarbig, Nr. 7 d. Chromotaxia Sacc.; am Rande ledergelb), das etwas flach warzige Hymenium, die kleineren Sporen (6—7=24—6) und die immer farblosen Gewebshyphen. Die Basalhyphen sind auch hier gefärbt, von braunvioletter Farbe, derbwandiger als die Gewebshyphen, aber weniger dick. 86. Hypochnus mucidulus Karst., Symb. Myc. Fenn, IX, p.54; Hattsy, II, p. 162.Saceardo, Syl VI 9.655) Scheint eine. gute Art .zu- sein. Der Bilz nat zuzren Tomentella mncidula (Karst.) v. H. etL. 57. Hypochnus obscuratus Karst.,, Hedwigia 1896, p. 46 GSaeeardo sy VIep: 220): Das Originalexemplar ist zum Teil Tomentella ferrnginea (Pers. Sehkröt., Pilze Sehlesiens, Nr. 760, zum Reiz zz (Bers)ıv. El. et L,ssiehe oben Nr, 40: 58. Hypochnus subfuscus Karst., Hattsv, U, p. 163 (Saccardo, Sy! VI P20693): Das Originalexemplar lag nicht vor. Ist nach der Be- schreibung eine Tomentella und hat zu heißen: T. subfusca Karsp) vr oe 99. Hypochnus- tristis. Karst., Sym. Myc. Fenn, XTzepz7E: Finnl. Basidsv., p. 166. Sacecardo, Syll, Vesper Bresadola, Fungi polonici, p. 107 (Saccardo, Syl., XVII, p. 89) ist eine gute Art. Damit identisch sind: 60. Hypochnopsis fuscata Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 443 (Saccardo, Syli., IX, p. 244 sub Hiypochnus fuscatus Karst.) und H. sitnensis Bres, Hym. Kmet., p. S1 (Saceardo,sylls XIV, pP. 229) Der Pilz muß heißen: Tomentella tristis (Karst.) v.H. etL. 61. Tomentella fugax Karst. n. sp. in Sched. ist Corticium centrifugum (Lev.) Bres. Zur Kenntnis der Corticieen. 1973 62. Tomentella obducens Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 421 (Saccardo, Syli., IX, p. 243 sub Hypochnus) ist nach Bresadola, Fungi polonici, p. 111, identisch mit Conio- phorella byssoidea (Pers.) Bres. = Peniophora byssoidea Mzers))u.Hl et. 63. Tomentella sulphurina Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 420 (Saccardo, Syll., IX, p. 243, sub Hypochnus sulphurimus Karst.). Das Originalexemplar ist eine Peniophora und der Pilz muß daher heißen: Peniophora sulphurina (Karst.) v.H. et L. Bemerkung: Pilz weit ausgebreitet, häutig filzig, von Zi- tronengelber Farbe, dem Substrate angeheftet; am Rande flockig- faserig. Hymenium geschlossen; sehr dünn, zerbrechlich, glatt, lederfarben bis ockergelb. Basidien keulenförmig, 5—6 u breit. Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade; Sporen elliptisch, 3—4 u. lang und 2 u breit, farblos glatt, Inhalt gleichmäßig, Cystiden spärlich, zerstreut, zylindrisch oder spindelförmig, an der Basis angeschwollen, dünnwandig, inkrustiert, 35 bis7O uw lang und Sbis 10 u breit, eingesenkt oder wenig hervorragend. Hyphen schwach gelblich, glatt, zartwandig, 4 bis 6 u dick, an den Septen etwas verengt, mit Schnallenbildungen. An Pinus-Rinde in Finnland, 1859, leg. Karsten. 64. Coniophora atrocinerea Karst.,, Symb. Myc. Fenn., VIII, Ber eSaceardeo syll, VI, Pp. 60; Massee, Monosr or the 'Fheleph,, p. 132. Das Originalexemplar ist Coniophorella olivacea (Fries) Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 438. Auch das Exsikkat Thümen, Mycoth. univers. Nr. 1806, Coniophora atrocinerea Karst. leg. Karsten ist Coniophorella olivacea (Fries) Karst. 65. Coniophora Betulae Karst., Hedwigia, 1896, p. 174, ist identisch mit Thelephora Betulae Schum,, Sael., II, p. 396 (siehe Bresadola, Fungi polonici, p. 110). Der Pilz hat daher zu heißen: Coniophora Betnlae (Schum.) Karst. 1974 F. v. Höhnel und V. Litschauer, 66. Coniophora crocea Karst., Sym. Myc. Fenn., VILZprE=% Das Originalexemplar dieses Pilzes wurde von Karsten später noch einmal als Xerocarpus laeticolor Karst., Symb. Myc. Fenn., IX, p. 52, beschrieben. Beide Pilze, welche also identisch sind, finden wir bei Massee, Monogr. of the Theleph., p. 137, in die Gattung Coniophora, eingereiht. In Saccardo, Syll., VI, ist der erstere ebenfalls zu Coniophora, siehe p. 651, der letztere dagegen zu Corticium, siehe p. 636, gestellt. Der Pilz besitzt jedoch, wie die Untersuchung des Originalexemplares ergab, farblose, glatte, dünnwandige, zylindrische, nach oben meist etwas ver- schmälerte, stumpfe, oft verschieden gefaltete und verbogene, 4 bis 9 u breite und bis 60 u hervorragende, selten mit 1 bis 2 Scheidewänden versehene Cystiden. Wegen der letzteren und der ausgesprochen gelben Sporen (6—7 = 2—-83) könnte er höchstens als Coniophorella angesehen werden. Er weicht jedoch von den anderen Vertretern dieser Gattung in der Form und den Größenverhältnissen der Sporen, Cystiden und Hyphen so wesentlich ab, daß es besser sein dürfte, ihn zur Gattung Peniophora zu ziehen, so daß der Pilz also P.crocea (Karst.) v. H. et L..zu heißen har. | 67. Coniophora fumosa Karst, Symb. Myc. Fenn,, VII, p. 13 = (orticinm fumosum Fries, pr.p. Je. t. 198, f. 3; siehe saccarde, SylL VI 2-03. Das Originalexemplar zeigt eine Coniophora-Form, welche dem Aussehen nach der Coniophora arida Fries sehr ähnlich ist. Unterscheidet sich von dieser aber durch kleinere Sporen. 9—10=26—7 u. 68. Coniophora furva Karst, Symb. Myc. Fenn. X, p. 65 (Massee, Monogr. of the Theleph., p. 131; Saccardo, Sy, VIZB2650)% Das Originalexemplar dieses Pilzes stimmt vollkommen überein mit Coniophora fusca Karst. in Thümen, Mycoth. univ., Nr. 2112, leg. Karsten. Zur Kenntnis der Corticieen. 107» Da nun letztere Art älteren Datums ist, so hat Coniophora furva Karst. als Synonym von C. fusca Karst., Hattsv., I (= C. Karsteni Massee, Monogr. of the Theleph., p.' 134), zu gelten. Das Roumeguere-Exsikkat Nr. 4603 von Coniophora fusca Karst. enthält nichts Bestimmbares. Von dieser Art kaum verschieden ist auch Coniophora Mache Karst., Symb. Mye. Fenn., X, p. 69:.(Massee, Monogr. Ener relcphti np. 1504 Saeccardoy‘Syl;VI, pP. 600)e mie die Untersuchung des Originalexemplares dieses Pilzes gezeigt hat. Dasselbe ist ziemlich schlecht. Immerhin konnte fest- gestellt werden, daß die Sporen sowohl als Hyphen bei beiden Pilzen in Farbe, Form und Dimension nicht gerade wesentlich voneinander abweichen. Die Sporen sind bei C. macra Karst. nur etwas breiter und die Hyphen etwas heller gefärbt. Die Originalexemplare dieses Pilzes machen bei Lupen- betrachtung den Eindruck, als wenn Cystiden vorhanden wären. Darum bezeichnet Karsten wahrscheinlich auch das Hyme- nium des Pilzes in seiner Diagnose als: »setulosum«. Es sind jedoch keinerlei Cystiden vorhanden, sondern die fraglichen Hervorragungen des Hymeniums sind Sporenhäufchen. Wo diese sehr dicht werden und zusammeniließen, zeigt das Hymenium des Pilzes dann dasselbe Aussehen wie bei den Originalexemplaren von C. fusca Karst. Coniophora macra Karst. hat also ebenfalls als Synonym von dieser Art zu gelten. 69. Coniophora laeticolor Karst., siehe oben Nr. 66, Coniophora crocea Karst. 70. Coniophora lurida Karst., Sym. Myc..Fenn.,, VIIL, p- 12. (Massee,;, Monesr. of:the- Tiheleph., -p.1130;: Saecardo, Syıl..MI> p.. 650) Das Originalexemplar ist Coniophora arida Fries var. lurida Karst. (siehe Bresadola, Fungi polonici, p. 110). 71. Coniophora macra Karst., siehe oben Nr. 68, Coniophora furva Karst. | 1576 F. v. Höhnel und V.Litschauer, 72. Coniophora subeinnamomea Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv,., p. 486 (Saccardo, Syll, IX pp. 220). Das Originalexemplar ist sicher nichts anderes als Coniophora arida Fries. Kaum eine besondere Form dieser Art. Stimmt z. B. vollkommen überein mit dem Pilz des Brink- mann’schen Exsikkates, Westf. Pilze Nr. 32. 73. Stereum rigens Karst., Hattsv.,, I, p. 243 (Saccardo, Syll., VI, p: 865; IX, p.;121).> Thüämen Me 7 02 Nr. 2llärdes, Karstem) Ist eine gute Art, dem Aussehen nach gewissen Formen von Stereum hirsutum (Willd.) Pers und S#. insignitum Quel. nicht unähnlich. Unterscheidet sich aber von diesen dadurch, daß sie sanguinolent ist. Auch hat das Hymenium meist einen etwas rötlichen Stich. Mit S?. sangninolentum Fries dürfte es kaum zu verwechseln sein. Es ist gewöhnlich dicker wie dieses und ausgesprochen striegelig und nicht zottig wie letzteres behaart. Romell, Fungi exs. praes. scand. Nr. 29, „Sierenm sangwinolentum (Alb. et Schw.) Fries ist St. rigens Karst. Dagegen zeigt das Exsikkat Nr. 4809 aus C. Roumegere, Fungi select. exsicc., Stereum rigens Karst. leg. Karsten nur sehr dürftige, nicht sanguinolente Exemplare einer Stereum- Art, welche wahrscheinlich 52. hirsutum (Willd.) Pers. sind. ‘4. Stereum rugosum (Pers.) var. aurantiacum Karst., Symb. Myc. Fenn., X, p. 64 = Stereum aurantiacum (Karst.) Britzelmayrs, Zur Hymenom.'K. N, Bot. Zeniz BEE 1896; XVII, Nr. 44, 144, f. 56. Das Originalexemplar ist ein schlechtes Exemplar von Stereum hirsutum (Willd.) Pers. ‘5. Stereum subcostatum Karst, Hedwigia 1881, p. 178 SaecardoSsylleN Proz: Das Originalexemplar ist Stereum album Quel., Quela. exp., 1882, 1.15, X], f. 16 (Fl. Fr., p. 14). Dies wurde schon von Bresadola, siehe Fungi polonici, p. 92, festgestellt (Saccardo, Syll, XVII, p. 165). Zur Kenntnis der Corticieen. KoWar 76. Hymenochaetella arida Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 428 (Saccardo, Syll, IX, p. 228, sub Aymenochaete arida [Karst.] Sacc.). — Bresadola, Fungi polonici, p. 93 Saeecardo;, Syll,aXVIL p.197): Das Originalexemplar des Pilzes ist kaum etwas anderes als eine dünne Form von Fiymenochaete wnicolor B. et C., Cuban. Fungi, Nr. 431 (Cooke in Grevillea, VII, p. 148; Saeeardo, Syll.;M1;Ppn597): In derselben Kapsel liegt auch eine andere sehr inter- essante, wahrscheinlich sogar neue Art dieser Gattung. Leider ist das Exemplar sehr dürftig. Bemerkung: Pilz ausgebreitet, lederartig, dem Substrate fest angewachsen; gelb bis zimtbraun. Rand gleichartig. Hymenium glatt, samtartig. Setulae wenig zahlreich, zerstreut, fast stumpf, braun, sehr dickwandig, 20 bis 30 w lang, 6 bis S ı. breit, eingesenkt oder nur wenig hervorragend. Das Hymenium des Pilzes besteht aus sehr zarten, dicht- stehenden, kämmig gefiederten, braunen Hyphenenden. Basidien und Sporen sind nicht zu sehen. Hyphen 3 bis 4 dick, gelb bis braun, mäßig dickwandig, ohne Schnallenbildungen. Sehr auffallend ist bei dem Pilz am Grunde des Hymeniums das Vorhandensein einer Lage 6 bis Sy im Durchmesser betragender farbloser Kristalle. 77. Hymenochaetella fusca Karst., Hedwigia, 1896, p. 174 (Saccardo, Syll., XIV, p. 218, sub HZymenochaete fusca Karst.). Das Originalexemplar lag nicht vor. Wohl aber ein von Karsten eigenhändig als Hymenochaetella fusca Karst. sig- niierter, von, .kimdeeth;, im) Juni 41897. obei -Mustiala, ge- sammelter Pilz, Dieser ist aber nichts anderes als eine etwas dickere Form von Hymenochaete fuliginosa (Pers.) Bres. Fungi poleniei, p. 93. Bemerkung: Setulae gelbbraun, 80 bis 120 wu lang und 8 bis 10 u breit, bis 80 u hervorragend. Basidien keulenförmig, 4 bis 5 1 breit. Sterigmen 4, spindelförmig bis walzig, 2 bis 3 u. lang, gerade. Sporen länglich elliptisch, auf einer Seite ein- 15978 F. v. Höhnel und V. Litschauer, gedrückt bis etwas gebogen, 5 bis 6 y lang, 15 bis 2°5 1 breit, farblos, glatt, mit gleichmäßigem Inhalt. Hyphen gelb, glatt, mäßig dickwandig, 3 bis 4 w dick. Auf Nadelholz. 78. Hymenochaetella laxa Karst., Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 429 (Saceardo, Syll, IX, p. 223). Das Originalexemplar lag zur Untersuchung nicht vor. Der Pilz dürfte jedoch kaum etwas anderes als Zymenochaete cinnamomea (Pers.) Bres. sein. 79. Hymenochaetella rudis Karst.,, Hedwigia 1896, p. 1783 (Saccardo, Syl. XIV, p. 218, sub AZymenochaete vudis [Karstlssaece,) Das Originalexemplar ist Aymenochaete unicolor B. et C. Stimmt vollständig überein mit Nr. 806, Ellis et Everhart, Fungi Columbiani, A. unicolor B. et C. 80. Chaetocarpus glaucescens (Fries) Karst. (Chaelocarpus abietinus Karst.) in Karsten, Finnl. Basidsv., p. 156, hat zu heißen: Lloydiella striata (Schrad.) Bres. Karsten’sche Exemplare lagen zur Untersuchung nicht vor. Sl. Cryptochaete polygonia (Pers.) Karst., Finnl. Basidsv.., p. 157 = Corticinm polygonium Pers. 82. Cryptochaete rufa (Fries) Karst., Finnl. Basidsv., p. 157 — Stereum vufum Fries. 83. Diplonema sordescens Karst., Öfvs. Finn]. Basidsv., p. 430 (Saccardo, Syll., IX, p. 240, sub Peniophora.) Ist nach Bresadola, Fungi polonici, p. 111, identisch mit Coniophorella byssoidea (Pers.) Bres. — Peniophora byssoidea (Bers)sehler® 84. Trichocarpus ambiguus Karst.,, Öfvs. Finnl. Basidsv., p. 407. Ist nach Bresadola, Hym. Kmet., p. 42, identisch mit Stereum Chailletii (Pers.) Fries. Hat zu heißen Lloydiella - Zur Kenntnis der Corticieen. 1579 Chailletii (Pers.) Bres., siehe Bresadola in Lloyd. Mycol. Ne «Nr..6,,91- 85. Xylolobus tumulosus Karst., Sym. Myc. Fenn., VIII, p. 11, sub Stereum tumnlosum Karst. in Massee, Monogr. of the Thelepnh.,.p.. 204, und Saecardo, syıll., IV, pP. 922, Das Cooke. Nr. Nr. 1008, . 1406. 1407. 1408. . 1609. 21807. . 1808. . 2007. . 2633. 221. Originalexemplar ist Peniophora, cinerea (Pers.) I. Revision ausgegebener Exsikkaten. I. Rabenhorst, Fungi europaei. Corticinm. cinereunm Pers. —= Coniophora sp. Art unbestimmbar. Corticium nigrescens Schrad. Ist kaum etwas anderes als Vuilleminia commedens (Nees) Maire. Thelephora isabellina Fries = Corticium laeve Pers. Sehr schlecht! Corticinm subterraneum Rabh., Mspt. n. sp. = Poly- porus sp.; wahrscheinlich Polyporus Broomei Rabh. Corticium polygonium (Pers.) Fries. = Üorticium laeve Rers. Stereum vufum Fries — Stereum purpureum Pers. (siehe Romell, Bot. Not., 1895, p. 71)... Kneiffia setigera Fries —= Odontia Pruni Lasch. 2. Rabenhorst-Winter, Fungi europaei. Stereum hirsutum Willd. f. zonata Saut. in litt. — Stereum purpurum Pers. Corticium voseum Pers. f. Juglandis reginae — Corticium laeve Pers. Corticium cinereum Fries — Lloydiella. spadicea (Bers.) Bres. Corticiunm laeve Pers. = Merulius Corium Pers. Corticinm calcenm (Pers.) Fries, var. argillaceum Karst. = Grandinia granulosa Fries. Coniophora olivacea (Fries) Karst. = Coniophorella umbrina (Alb. et Schw.) Bres. 1580 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Nr. 2723. Xerocarpus subsulphurens Karst. Der Pilz ist eine Peniophora! Hat zu heißen Peniophora subsulphurea (Karso)vsllscee Nr. 2724. Stereum evolvens (Fries) Karst. = Corticium laeve Pers. (siehe Bresadola, Fungi polonici, p. 94). Nr. 28205. Corticium incarnatum Fries — Peniophora mulata (Beck) wihr er Nr. 2821. Xerocarpus polygonioides Karst. —= Aleurodisceus KOSENS NREeLS) ve Lesecae. Nr. 2822. Xerocarpnus violaceo-lividus (Sommf.) Karst., subsp. X. Syringae Karst. —= Peniophora nuda (Fries) Bree. Nr. 2934. Stereum versicolor Fries. — Stereum insignitum Que. Nr. 3135. Corticinm aridum Fries = Peniophora byssoidea (ers) Bres. Nr. 3230. Corticium lacteum Fries = Peniophova snubcremea bieesezneou.sp: Nr. 3231. Corticium alneum (Fries) Karst. — Pemophova VentnaDo) 2 Herr. Nr. 3524. Hymenochaete scabriseta Cooke. Ist eine Lloydiella. Hat zu heißen Lloydiella scabriseta (Cooke) v.H. er Nr. 3638. Corticium laeve Pers. = zum Teil Lloydiella Karstenti (Bres.) v.H. et L, zum Teil Siereum portentosum (Benkrerie ur nz rer 3. Rabenhorst-Pazschke, Fungi europaei et extra- europaei. Nr. 4146. Corticium bombycinum (Sommf.) Bres. = (Corticium alutaceum (Schrad.) Bres. 4. Klotzsch, Herbar. Mycologicum. Nr. 14. Cortieium incarnatum (Pers.) Fries = Üorticium polygonium Pers. Nr. 1216. Thelephora reticulata Fries —= Rhizina inflata Schlaf = H nl KO Zur Kenntnis der Corticieen. 1581 5. Jack, Leiner et Stizenberger, Cryptogamen Badense. Nr. Nr. 157. ADNE all. . 1606. 11607: . 1809. . 1804. 219.39: II Hypochnus isabellinus Fries = Corticium laeve Pers.; sehr alt und schlecht. 6. Krieger, Fungi saxonici. Coniophora cerebella (Pers.) Schröt. = kaum diese Art, sondern wahrscheinlich Coniophora arida Fries. 7. Sydow, Mycotheca Marchica. Corticium giganteum Fries = Tomentella isabellina (irvesyv. Hieti,, Corticinm lacteum Fries = Corticium laeve Pers. Corticium polygonium Pers. — Peniophora nuda (irre s) Bres. Stereum purpureum Pers. — Stereum hirsutum Willd. Corticinm lactenm Fries. Sicher nicht diese Art. sondern eine Peniophora (Peniophora Ronmeguerii Bres.?). Corticium violaceo-hvidum Fries = Peniophora cinerea (Fries) Cooke. Corticium isabellinum Fries = Coniophora sp. (zu schlecht, um die Art genau feststellen zu können; wahrscheinlich Coniophora arida Fries). Corticium wvidum Fries —= Vnilleminia commedens (Nees) Maire: Corticium nudum Fries (nach Jacobasch, Ver- handl. des bot. Vereines Brandenburgs, 1894, p. 58, Corticinm roseum Pers.) = Stereum rugosum Pers.; siehe v. Höhne], Annales Mye., 1905, I, Nr. 4, P. 322. Corticinm flavescens Bon. = Üorticium alntaceum Schrad) Bres: Fusisporum Kühnii Fckl. = Corticium centrifugum (Lev.) Bres., siehe dazu v. Höhnel, Annales'Mye., vol-H#.NE.2019057 pF182: Corticinm olivaceum Fries = Coniophora cerebella (Pers) Schrot 1582 Nr. 2115. Corticium granulatum Bon. Der Pilz ist sehr schlecht undalt; zeigt keine Sporen; ist sicher nicht Corticium bombycinum (Sommf.) Bres., sondern eine Odontia sp., wahrscheinlich Odontia crustosa Pers. | Nr. 2116. Corticium lividum Pers. — Stereum rugosum Pers. Nr. 2117. Hypochnus fusisporus Schröt. = ein steriler Hyphen- filz. Nr. 2203. Cortieium byssoideum Pers. Sicher nicht dieser Pilz! Exemplar steril. Unbestimmbar. Nr. 2310. Corticinm stabulare Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. Nr. 3005. Hypochnus sulphureus Fries = ein steriler Hyphen- filz. Nr. 3111. Corticium nudum Fries —= Corticinm laeve Pers. Nr. 3217. Corticium byssoideum Pers. = ein steriler Hyphen- filz. Nr. 3218. Corticium incarnatum Pers. — Aleurodiscns roseus (Bens) Eier] Nr. 3303. Stereum vorticosum Fries = Stereum purpureum Pers. Sehr alt und schlecht! Nr. 3432. Hypochnus ferrugineus Fries = Corticinum Juan BriessObseneeletseleek Nr. 3433. Corticium evolvens Fries = Radulum Kmetiü Bres- Nr. 3434. Corticium incarnatum Pers. — Alenrodiscus roseus (Perss)everlete. Nr. 3505. Corticium radiosum Fries = Radulum membrana- ceum (Bull.) Bres. Nr. 4005. Corticium aureum Fries — eine Piychogaster-Form. Nr. 4006. Corticinm calceum Pers. — eine Ptychogaster-Form. Nr. 4206. Corticium violaceo - ividum Sommf. f. iypica — Peniophora cinerea (Fries) Cooke. Nr. 4415. Hypochnus capnoides Bres. n. sp. = Tomentella cinerascens (Karst.) v. H.etL. Nr. 4618. Corticium bombycinum Sommf. = zum Teil unbe- F. v. Höhnel und V. Litschauer, stimmbar, zum Teil Peniophora corticalis (Bull.) Brei: .4619. . 390. 10. 112. 2307. 918. . 605. 908. 1007. 1.107. . 1504. Zur Kenntnis der Corticieen. 1583 Corticium incarnatum Fries. Ist sicher nicht diese Art. Wahrscheinlich ganz junges Aleurodiscus roseus (Blerish); vebhl: etc. 8. Sydow, Mycotheca germanica. Peniophora laevis (Fries) Bres. = (orticium laeve Bens! / 9. de Thümen, Mycotheca universalis. Stereum ochraceoflavum Fries. Ist von Stereum ochrolencum Fries nicht zu unterscheiden. Corticium incarvnatum Fries f. Ali viridis — Peniophora anrantiaca Bres. Stereum versiforme Berk. et Curt. = Peniophora obscura (Pers.) Bres. Sollte das Originalexemplar von Stereum versiforme B. et Cu. (in Herb. Berk. Nr. 3854, siehe Massee, Monogr. of the Theleph,, p. 195) mit dem. Thümen-Exemplar identisch sein, dann ist Stereum versiforme B. et Cu. als eigene Art zu streichen. Corticium fumigatum Thümen. Der Pilz ist eine Peniophora. Gehört in die Cinerea-Gruppe. Corticium collicnlosum Berk. et Curt. = Radulum orbiculare Fries. Corticinm arachnoideunm Berk. Steriler Hyphen- filz. Stereum rugosum Pers. — Stereum hirsutum Willd. Stereum abietnum Fries = Lloydiella striata Ochwad); Bres. Corticium murinum Berk. command. Karst. Bereits Massee, siehe Monogr. of the Teleph., p. 116, stellte fest, daß das Exsikkat nicht Corticium murinum Berk. et Curt.,, sondern eine eigene neue Art ist. Wegen der vorhandenen Cystiden reihte er sie in die Gattung Aymenochaete ein und nannte sie Hymenochaete Kalchbrenneri Massee. Der Pilz ist jedoch eine Peniophora und hat Peniophora Kalch- brenneri (Massee) v. H. et L. zu heißen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. 1. 106 Nr. 1607. Nr. 1806. Nr. 1909. Nr. 2275. F. v. Höhnel und V, Litschauer, Bemerkung: Cystiden spindelförmig, zugespitzt bis stumpf; dickwandig, sehr rauh, von brauner Farbe, bis 30 u hervorragend, 6bis 8 ıw breit, Hyphen 3 u dick, glatt, mäßig dickwandig, spärlich septiert, ohne Schnallen, farblos. Sporen nicht gesehen. Corticium laeve Pers. f. albescens. Ist sicher nicht Corticium laeve Pers. aber ein echtes Corticium. Zur Bestimmung zu schlecht. Coniophora atrocinerea Karst. — (Coniophorella olivacea (Fries) Karst. Lyomyces serus Karst.= Peniophora setigera (Fries) v.klilet I. Corticium radiosum Fries = Stereum odoratum (Ertes)Bres: | Xerocarpus Juniperi Karst. = Peniophora laevigata (Fries) Bres., siehe Fungi polonici, p. 104. . Lyomyces serus Karst. Ein steriler Hyphenfilz; keinesfalls Lyomyces serus Karst.; vielleicht Corticium centrifugum (Lev.) Bres. Zygodesmus pannosus B. et C. = Tomentella isa- bellina (Fries) v. H.-etL: . de Thümen, Fungorum exoticorum decades. Xerocarpus cinereus Karst. var. cervinus Thümen. Der Pilz ist ganz verschieden von Peniophora cinerea (Fries) Cooke. Ist eine neue Peniophora sp. (Penio- phora cervina [Thümen] v.H. et L.). 11. de Thümen, Herbarium mycologicum oeconomicum. Nr. 584. Nr. 446. Nr. 331. Stereum sanguinolentum Fries f. Padi = Stereum hirsutum Willd. | Fusisporum Kühnii Fckl. = Corticium centrifugum (Lev.) Bres; 12. de Thümen, Fungi austriaci. Stereum rugosum Fries var. coryleum Pers. (Thele- phora corylea Pers.) Nur gewöhnliches Siereum rugosum Pers., durchaus nicht Stereum coryli Pers. Zur Kenntnis der Corticieen. 1585 Nr.488. Corticium. puniceunm (Alb. et Schw.) Fries = Fymenochaete Mongeotii (Fries) Cooke. Nr. 562. Fusisporium Kühnii Fck]l. = Corticium centrifugum (keay)Bres. Nr. 822. Corticium polygonium Fries f. Padi = Peniophora nuda (Fries) Bres. Nr. 823. Corticinm laeve Fries f. albida = Gorticinm lacteum Errkess. Nr. 824. Corticium calceum Fries f. Tiliae. Enthält nichts Bestimmbares. Nr. 922. Corticium lacteum Fries. Sicher nicht! Exemplar sehr schlecht. Wahrscheinlich Corticium confluens Fries. Nr. 924. Corticinm laeve (Pers.) Fries. Ist kaum diese Art. Exemplar zu schlecht, um mit Sicherheit bestimmt werden zu können. Nr. 1113. Corticinm quercinum Fries var. Syringae Rabh. = Peniophora nuda (Fries) Bres. "Nr. 1209. Corticium incarnatum Fries f. Almiüi viridis. Enthält nichts Bestimmbares. 13. L. Fuckel, Fungi rhenani. Nr. 163. Corticium lacteum Fckl. Nr. 1. Ist’eme' Pewiophora!' m. sp.” Biamerk ung: Sporen. kugelig. voder? elliptisch, 6—10=-4—6'5 1 groß, farblos, glatt, mit einem Öl- tropfen. Cystiden zylindrisch, stumpf, mäßig dünn- wandig, rauh; bis: 40 w lang,: 4:5: bisı 6°5 u breit; spärlich. Hyphen farblos, dünnwandig, glatt, 3 bis 4 w dick. Im Basalteil horizontal verlaufend. Schnallen spärlich. Nr. II. Aegerita candida Pers. Nr. 241. Hyphoderma effusum Fckl. = junges Corticium centrifugum (Le&v.) Bres. Nr. 1323. Thelephora crustacea Schum. = Tomentella chalybea Rens: Nr. 1920. Fusisporum Kühnii Fck]. = Corticium. centrifugum (Lev.) Bres.; siehe v. Höhnel, Annales: Myc., IH, Nr. 2, 1905, p.. 188: Ä 106* 1586 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Nr. 2506. Corticium vadiosum Fries —= Corticium laeve Pers. r. 2508. Auricularia Syringae Fckl. = nur Lomatina floccu- lenta (Fries) Lagerh. 2611. Hypochnus granulatus Bon. = Corticinm bomby- cinum (Sommf.) Bres. 14. W. Brinkmann, Westfälische Pilze. IS: Corticium sordidum Karst. Der Pilz zeigt Cystiden. Hat zu heißen Peniophora sordida (Karst.) sensu Brinkmann. 52. Corticinm pruinatum Bres. = Corticium coronatum (SEhnöt)iv>LioerE: .53. Corticium fusisporumSchröt. = Corticium flavescens Bon. sensu Fckl. .57. Corticium pertenne Karst. = Gloeocystidium prae- termissum (Karst.) Bres. 15. Otto Jaap, Fungi selecti exsiccati. .75. Sclerotium lichenicolum Svends. Der Pilz gehört zu Corticinum centrifugum (Lev.) Bres., siehe v. Höhnel, Österr. bot. Zeitschr., 1904, Nr. 12. 16. Cryptogamae exsiccatae (Mus. palat. Vindobon.). .319. Stereum (Pleuropus) versicolor var. illyricum G. de Beck.= Stereum insignitum Quel. .716. Corticium (Gloeocystidiunm) stramineum Bres. = Peniophora. cremea Bres. 17. D. C. Beck, Plantae Bosniae et Hercegovinae. .144. Stereum hirsutum Fries = Stereum insignitum Quel. 18. Linhart, Fungi hungarici. 247. Stereum spadiceunm Pers. — Stereum purpureum Pers. | .438. Corticium incarnatum Pers. = Peniophora auran- tiaca (Bres.) v. H. etL. 439. Stereum hirsutum (Willd.) Winter var. elegans Bres. = Stereum insignitum Quel. SR 600. 1200. . 404. . 1598. Zur Kenntnis der Corticieen. 1587 19. D. Saccardo, Mycotheca italica. Hymenochaete avellana (Fries) Lev. = Lloydiella Chailletii Bres. Peniophora cinerea (Fries) Cooke = Peniophora caesia Bres. .417. Corticium calceum (Fries) = Stereum portentosum Berk) Bres. Hypochnus fuscnus Karst. Sicher nicht diese Art, sondern eine neue Spezies. Hypochnus fulvescens Sacc.n. sp. in litt. = Hymeno- chaete cinnamomea (Pers.) Bres. 20. P. A. Saccardo, Mycotheca Veneta. Corticinm cinereum Pers. f. reflexum — Lloydiella spadicea (Pers.) Bres. (siehe Massee, Monogr. of the Theleph,, p. 115). Corticium cinereum Pers. f.resupinatum — Lloydiella Spadicea (Bers., Bres. Corticium cinereum Pers. f. hlacinum = Stereum purpureum Pers. var. lilacinum Fries. Corticium gramulatum (Bon.) Sacc. = Corticium confluens Fries.- Stereum rugosum Pers. —= Sterenm hirsutum Willd. Corticium lacteum Fries. Sicher nicht! Unbestimmbar. Corticium lacteum Fries f. corticola —= Peniophora mniata, EB eck)iw. H.etL.: Corticinm puteanum Fries. = Enthält nur Ustulina. Corticium voseum Pers. f. Juglandis reginae — Corticium laeve Pers. Corticinm incarnatum (Pers.) Fries f. Platani orientalis. Es wurden von diesem Exsikkat zwei Exemplare untersucht. Das eine aus dem Herbar Schröter in Breslau zeigte Tulasnella incarnata Ols. auf Föhrenrinde, das andere aus dem Hofmuseum in Wien zeigte Peniophora incarnata (Pers.) Cooke. Zygodesmns fuscus Corda f. geogena — Tomentella macvospora v. H. et L.n. sp. e F. v. Höhnel und V. Litschauer, 21. Cavara, Fungi Longobardiae exsiccati. 14. Coniophora puteana (Schum.) Fries = (Coniophora arida (Fries) Bres. 60. Stereum purpureum Pers. Enthält nichts Bestimm- bares. 22. de Notaris, Erbario Crittogamico Italiano. . 135 (1135). Stereum ochraceum (Thelephora ochracea Schw.). Ist von Stereum ochrolencum Fries sensu. Bresadola nicht zu unterscheiden. . 267 (1267). Corticium lactescens Berk. — Corticinm laeve Nr. Bes: 463 (1463). Corticium nndum Fries = Gloeocystidium luridum (Bres.) v. H. etL. .598. Dacryomyces tortus Fries = Guepinia merulina Pers. 23. Berkeley, British Fungi. .20. Thelephora byssoides Pers. Ist eine Coniophora Sp., wahrscheinlich Coniophora laxa (Fries) Bres. (siehe Smith, Engel. Klora, V+Bda ll 17797108: .251. Thelephora miniata Berk. Ist ein rhacodiumartiger Hyphenfilz von mennigroter Farbe. Beobachtung: Hyphen 4 bis 5 u breit, sehr dick- wandig; glatt, hell gelblich, ohne Schnallen, unregel- mäßig verzweigt; von den Hyphen von Peniophora sangninea (Fries) Bres. ganz verschieden. 24. Romell, Fungi exsiccati praes. scandinavici. .29. Stereum sanguinolentum (Alb. et Schw.) Fries = Stereum rigens Karst. .30. Corticinm serum (Pers.) Fries = Corticium bomby- cinum (Sommf.) Bres., siehe Hym. Kmet., p. 47. .124. Corticinum evolvens Fries = Corticium laeve Pers. .Jaczewski, Komorov, Tranzschel, Fungi Rossiae exsiccati. 244. Stereum ochroleucum Fries — Sterenm insignitum Quel. Nr. 606. Nr. 607. Nr. 609. Nor. Ne IL6. Ey Nr. Aals 1020. Zur Kenntnis der Corticieen. 26. Ellis et Everhart, Fungi Columbiani. Corticium scutellare B. et Cu. = Corticium Coronilla Var. Coniophora puteana Schum. = Coniophora Betulae (Sehum.,) Bres. Corticium glabrum B. et Cu. = Peniophora cavnea Br er Cu, siehe Bresadola, Fungı polonicı, p. TOT. Stereum versicolor Sw. — Stereum insignitum Qu&l. Corticinm laeve Pers. = Peniophora mutata (Peck.) Venlo Er Corticinm arachnoideum Berk. = Corticinm_ centri- fugum (Lev.) Bres. Corticium albo-flavescens n.sp. Ell.et Ev.(Saccardo, Sy. D8,.p. 129) = eine Coniophora'sp. Sporen 4:5 bis 7 u groß. Corticium calceum Fries = eine Peniophora; wahr- Scheimlichm neue Art: Corticinm scutellare B. et C. = Corticium lactenum TS. Corticium incarnatum Fries = Aleurodiscus roseus (ec v.tl. ei; Peniophora Ellisii Massee = Peniophora obscura Verssrb weis: siehe Eiyam- Kıerps 419: Stereum vugosum Fries. Sicher nicht diese Art! Wahrscheinlich Stereum durinsculum B. et Br. Corticium arvachnoideum Berk. = Corticinm centri- fugum (Lev.) Bres. Corticinm vadiosum Fries = Peniophora sanguinea (Bries), Bres. 16. Stereum albobadium Schw. = eine Llyodiella! 22 Cortiemm Peterst B. et Br. Corticium alntaceum (Schvwad Bres. Coniophora Ellisii B. et Br. = Coniophorella olivacea (Fries) Karst. 27. Rick, Fungi austro-americani. Hymenochaete tennissima Berk. Stimmt vollkommen überein mit dem Exemplar von Stereum_ elegantissi- 1590 Nr. Nr. 300. 603. 803. F. v. Höhnel und V. Litschauer, mum Speg.in Balansa, Plantae du Paraguay, 1876 bis 1884, Nr. 3916; siehe Saccardo, Syll, .VI, p. 594. .‚ Roumeguere, Fungi Gallici exsiccati, beziehungsweise Fungi selecti exsiccati. Thelephora Picea Pers. Enthält nichts Bestimmbares. Corticium Mongeotii Fries = Hymenochaete cinna- momea (Pers.) Bres. Stereum disciforme Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. Corticium rvoseum Pers. — Peniophora incarnata (Beirs), Eoorke: | Corticium cinereum (Pers.) Fries f. Klacinum Kickx. = Lloydiella spadicea (Pers.) Bres. Corticium radiosum Fries. Exemplar sehr schlecht und zu dürftig, um untersucht werden zu können. Stereum rugosum Pers. var. sanguinolenta Nob. = Peniophora caesia (Bres.) v.H. etL. Corticium calceum Fries = Polystictus zonatus Fries (Wiener Exemplar), nach Bresadola, Fungi Trid., II, p. 36 = Corticium Roumeguerii Bres. Corticium lacteum Fries (HAydnum scirpinum Lib. in Herb.) = Corticium Typhae (Pers.) Fckl. = Epi- thele Typhae (Pers.) Patouillard. Stereum hirsutum W illd. f. discoideum Wallr. Exem- plar sehr dürftig und wahrscheinlich nicht diese Art. Corticiunm Oakesii Berk. et Curt. Enthält nichts Bestimmbares. Corticium nudum Fries. Sicher nicht diese Art, sondern ein ganz altes und schlechtes Stereum, wahr- scheinlich Stereum purpureum Pers. Corticium Buxigenum Kl. = Thelephora calcea var. buxigena Kl., Fungi europ., Nr. 1119. Enthält nichts Bestimmbares. Corticium ochroideum Fries, Epicrisis, p. 54 = Thelephora sebaceaP ers.= Sebacina incrustans Pers. . Corticiwm violaceo-lividum Fries = Peniophora nuda (Fries) Bres. Nr. 1804. Nr.2011. Nr. 2208. Nr. 2209. N+22710: Nr. 2405. Nr. 2509. Nr. 2510. Nn.2511; Nr2512. Nr. 2513. Nr. 2908. Nr. 2909. Nr.2910. Nr. 2912. Nr. 2913. N£-3011. Zur Kenntnis der Corticieen. 1591 Corticium Bupleuri R. = Peniophora caesia (Bres.) v. El et siehe Biresadola) Kungei kids I, 2239, tl 45,1852. Corticium incarnatum Fries. Enthält nichts Be- stimmbares. Telephora Typhae (Pers.) Fries f. graminis Nob. Sicher nicht! Unbestimmbar. Telephora marginata V euill. = Lloydiella spadicea (esse); Bres. Corticinm lacteum Fries f. corticola Nob. Ist sicher nicht diese Art, sondern ein ganz altes und schlechtes Stereum! Corticium cinereum Pers. Sicher nicht! Unbestimm- bar. Corticium Friesii Grog. = Peniophora caesia (Bres.) vaklset Ws ’Ssiehe BreSsadela,sFungi Trid.; INPF3% 4, 5.2: Corticium incarnatum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. Corticium calceum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares... it Corticium laeve (Pers.) Fries f. albida. Sicher nicht Corticium laeve Pers.; unbestimmbar. | Corticinm vadiosum Fries = zum Teil Peniophora n.sp.lzıUım Teil Odontia sp. Corticium quercinum (Pers.) Fries. Enthält nichts Bestimmbares. Corticinm cinereum Fries. Enthält eine Übergangs- form von dieser Art zu Peniophora caesia (Bres.) us HiyetiB: Corticium incarnatum Fries = Peniophora caesia (Bres)) vll: eu, Corticinm Typhae (Pers.) Desm. f. Cirsii palustris, Enthält nichts Bestimmbares. Coniophora olivacea (Fries) Karst. Enthält diesen Pilz- nicht. Corticinm cinereum Pers. Enthält nichts Bestimm- bares. 1592 Nr. 3213. Nr. 4809. Nr. 5010. Nr. 5011. F. v. Höhnel und V. Litschauer, Corlicinum cinereum Fries f. Pruni Mahaleb = Penio- phora caesia (Bres.) v.H. etL. . Corticium cinnamomeum Fries. Enthält nicht diesen Pilz, sondern nur einen sterilen violetten Hyphen- pilz. . Corticium radiosum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. . Corticinm calceum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. ». Kerocarpus strobilorum n.sp., leg. Kapitän F. Sarra- zin. Enthält nichts Bestimmbares. .‚Stereum hirsutum Willd. Enthält nichts Bestimm- bares. . Corticium violaceo-lividum (Sommf.) Fries. Enthält nichts Bestimmbares. . Corticium rutilans Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. . Xerocarpus subsulphureus Karst. Der Pilz ist eine Peniophora, hat zu heißen Peniophora subsulphurea (Keapsit.)w.oHisetE. . Corticium molle Fries var. pellicnlare Fries. Enthält nichts Bestimmbares. . Sterenm ochraceoflavum Schw. Enthält nichts Be- stimmbares. . Hymenochaete agglutinans Ell. Enthält nichts Be- stimmbares. . Coniophora fusca Karst. Enthält keinen Pilz. . Corticium murinum Berk. et Broome (teste Kalch- brenner). Der Pilz ist eine Peniophora sp.; siehe dazu Bemerkung bei Thümen, Mycoth. universalis, Nr. 1504. Stereum rigens Karst. Nicht diese Art. Das Exem- plar ist nicht sanguinolent! Wahrscheinlich Siereum hirsutum W illd. Stereum amphirhytes Sacc. et Berl. Enthält nichts Bestimmbares. Corticium violaceo-lividum (Sommf.) Fries. Enthält keinen Pilz. Nr. 5012. Nr. 5506. Nr. 5509. Nr. 5802. Nr. 6009. Nr. 6110. Nr. 6210. Nr. 6287. Nr. 6413. NEV6317. Nr. 6518. Nr. 6722. Nr. 6911. Nr. 7035. N 710. r . A . . & Oo Zur Kenntnis der Corticieen. 1593 Corticinm: laeve Fries f. lutescens. Enthält nichts Bestimmbares. Stereum purpureum Pers. f. Ribis. Enthält nichts Bestimmbares. Corticium sulphureum Fries. Sicher nicht dieser Pilz! Unbestimmbar. Corticium calceum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. Corticium incarnatum (Pers.) Fries = Corticinm polygonium Pers. Cyphella ampla Lev. Sicher nicht! sondern eine andere Cyphella -Art, wahrscheinlich Cyphella vil- losa (Pers.) Karst. Corticium corticale Bull.= Peniophora nuda (Fries) BrEs, Siereum ochroleucum Fries. Enthält nichts Bestimm- bares. Corticium cinereum Fries = Peniophora caesia (BresyEn Hr. ER; Corticium fraxineum Pers. = Peniophora cinerea (Dirfes Co öke: Corticium violaceo-Lividum (Sommf.) Fries = Penio- phoracaesia Bres.)v. H.'etL. Corticium sulphureum Fries = Cortieium crocenum (Kunze) Bres. Corticinm cinereum Fries f. Robiniae = Lloydiella spadicea (Pers.) Bres. Hypochnus ferrugineus (Pers.) Quel. = Solenia ano- mala (Pers.) Fries. Coniophora atrocinerea Karst. = Ustulina vulgaris Tl: 29. Desmazieres, Plantes Cryptogames du Nord de. la Nr. 118. AMD. France. Thelephora intermedia Desm. Sicher nur Corticium laeve Pers. Thelephova Lycii Pers. var. a. ilacea Desm. = FPenio- phora caesia (Bres.) v.H. etL. 1594 F.v. Höhnel und V. Litschauer, Nr. 666. Thelephora cinerea Fries var. Tiliae Desm. Sicher Peniophora caesia (Bres.) v. H. etL. II. Über Athelia Typhae Pers. Unter diesem Namen beschrieb Persoon in seiner 1822 erschienenen Mycologia Europaea, ], p. 84, eine auf trockenen Stengeln von Typha latifolia vorkommende neue Pilzart und gibt von derselben folgende Diagnose: »longitudinaliter effusa, tenuis, demum toto glabra, subfarinacea alutacea«; ....»ab initio orbicularis, alba et byssina.« Fries stellte diesen neuen Pilz, siehe Elenchus Fung,, I, p. 226 (1828), in die Gattung Thelephora. Bei Fuckel, siehe Symb. Myc., p. 27, findet er sich das erste Mal als Corticium angeführt und bei Patouillard, siehe Tabulae Anal., IV, p. 31, Nr. 578 (mit Figur), als Aypochnus Typhae Pers. und später als Kneiffia Typhae Fckl., siehe Patouillard et Lagerheim, Bullet. Mye. 11893, P. 1823 bDezeichnek Von den anderen neueren Autoren wurde der Pilz meist in die Gattung Corticinm eingereiht (siehe Winter, Krypt. Flora, I, p. 339; Quelet, Flore‘Mye., pr55, Saeeasdo,r SylaE p. 640; Bresadola, Fungi polonici, p. 97). Nun ist aber das Hymenium dieses Pilzes, wenn er gut entwickelt ist, durch eigentümliche, stachelartige Gebilde aus- gezeichnet, welche mitunter in großer Zahl vorhanden sind und dann sehr dicht stehen. Dieselben sind, wie die mikroskopische Untersuchung lehrt, aus zahlreichen dünnen Hyphen zusammen- gesetzt. Sie entspringen im subhymenialen Gewebe des Pilzes, durchdringen das Hymenium und verleihen demselben eine mehr oder minder große Rauhigkeit. Schon von Fries scheint das Vorhandensein dieser Stacheln bei Athelia Typhae Pers. beobachtet worden zu sein, denn er hat das Hymenium desselben als: »setulosum« bezeichnet (siehe Elenchus Fung., I, p. 226, und Hymenom. Europ., p. 657). Libert hat den Pilz zweifelsohne wegen derselben (siehe C. Roumeguere, Fungi selecti Gallici exsicc., Nr. 603, und Thümen, Myc. univers., Nr. 1505) sogar für ein Hydnum angesehen und Aydnum scirpinum Libert in herb. genannt. re St Zur Kenntnis der Corticieen. m 1595 Das erste Mal genauer beschrieben hat diese stachelartigen Gebilde Patouillard, der sie in seinen Tabulae Anal., II, p. 31, Fig. 578, auch so ziemlich richtig abbildet. Daß die Athelia Typhae Pers. im Sinne Fries’, Libert's und Patouillard’s aber auch tatsächlich der Persoon’sche Pilz ist, geht aus einer Bemerkung hervor, welche Desmaziere seinem Exsikkat dieses Pilzes (Nr. 2161 d. Plantes Crypt. de la France) beifügt. Die Exemplare desselben, welche ganz deutlich die Stacheln zeigen, wurden nämlich vonM. Reinward mit dem Persoon’schen Originalexemplare verglichen und als identisch mit demselben befunden. Wegen seiner so charakteristischen Stacheln kann nun der in Rede stehende Pilz weder in der Gattung Corticium noch in der Gattung Fiypochnus verbleiben, da er. sich von allen anderen Arten dieser Gattungen durch dieselben sehr wesentlich unterscheidet. Pattouillard hat diesem Umstand bereits Rechnung zu tragen versucht, indem er in der Gattung Aypochnus eine eigene ken: > Bpitheles auistellte, in welche er.neben">'dem Persoon’schen Pilz auch noch eine von ihm neu beschriebene ähnliche Pilzart aus Gouadeloupe: Aypochnus Dussii Pat, einreihte. Ähnliche stachelartige Gebilde, wie sie Athelia Typhae Pers. zeigt, finden wir auch noch bei anderen Corticieen wieder. So bei Mycobonia flava (Berk.) Pat., dem bisher einzigen Vertreter dieser von Patouillard geschaffenen Thelephoraceen- Gattung. Dieser Pilz, der von Berkeley als Aydnum flavum Beste (siehe Analrof! Nat. Hist,#Ser"],evoluX,Pp: BSO)" BE schrieben worden war, besitzt jedoch eine Mittelschicht und bildet auch Hüte, gehört also zu den Stereum-artigen Corticieen, während Athelia Typhae Pers. und Hypochnus Dussii Pat. keine Mittelschichte aufweisen und immer refupinat sind, also echte Corticieen vorstellen. In die Gattung Mycobonia, welche ursprünglich den Namen DBonia erhalten hatte, der jedoch später umgeändert werden mußte, weil er bereits für eine Bambuseen-Gattung von Balansa verausgabt worden war, hatte Patouillard auch 1596 F. v. Höhnel und V.Litschauer, eine neue Art: Bonia papyrina Pat. gestellt (siehe Bullet. Myc., 1892, p. 48). Diese hat sich jedoch, wie er später selbst nach- wies, nur als eine unentwickelte Form von Feterochaete tenwicula (Lev.) Pat. erwiesen (siehe dazu Buliet. Myc., 1894, p. 76). Auch die Arten dieser Tremellaceen-Gattung zeigen nämlich ganz ähnliche stachelartige Gebilde, wie sie oben gekennzeichnet wurden. Faszikulierte Cystiden zeigen ferner auch die Arten des Subgenus Scopnloides Massee, Monogr. of the Teleph., p. 154, der Gattung Peniophora und des Subgenus Veluticeps Cooke, Grev., VII, p. 149, der Gattung Aymenochaete. Dieselben können jedoch kaum den stachelartigen Gebilden der Patouil- lard’schen Sektion Epithele als ähnlich bezeichnet werden. Die beiden Vertreter dieser Sektion erscheinen also sehr scharf geschieden von den Arten aller anderen Thelephora- ceen-Gattungen und es dürfte daher wohl gerechtfertigt sein, Epithele zur Gattung zu erheben, so daß dann die beiden Arten derselben Zpithele Dussii Pat. und E. Typhae (Pers.) Pat. zu heißen hätten. Mit letzterer Artidentisch ist auch Athelia scirpina Thümen n. sp. in Mycoth. univ., Nr. 1505, beziehungsweise Corticinm scivpinum (Ihümen) Winter, l. c., p. 340 (sieher dazu Bresadola, Fungi polonici, p. 97), welcher Art die bereits erwähnten Libert'schen Herbarexemplare als Originalexemplare zu Grunde liegen. Corticinm TDyphae Fckl. in Massee, Monogr. of the Theleph., p. 137, kann dagegen der Persoon’sche Pilz nicht sein; denn erstens ist aus der Diagnose desselben an dieser Stelle nichts zu entnehmen, was auf das Vorhandensein der charak- teristischen Stacheln hinweisen würde, und zweitens sprechen auch die angegebenen Sporengrößen (6 =3 bis 4) ganz ent- schieden dagegen. Da es an einer ausreichenden Diagnose des Persoon’schen Pilzes in der Literatur mangelt, so sei eine solche im folgenden gegeben. Zur Kenntnis der Corticieen. 1597 Epithele Typhae (Pers.) Patouillard, Buliet. Myc. 1899, p. 202, Syn.: Athelia Typhae Pers., Mye. Europ., I., p. 84 (1822), Thelephora Typhae (Pers.) Fries, Elenchus Fung,., I, p. 226 (1823). Corticium Typhae (Pers.) Desm., Fuckel, Symb. Myc., p. 27 (1869), var. caricicola, Fungi rhen. 1894; Fries, Hymenom. Europ., p. 657, Saccardo, Syll., VI, p. 640; Winter, Kryptogam. Flora, I, 1, p. 389; Stevens, Brit. Fungi, p. 281; Massee, Monogr. of the Theleph., p=1437:0@);Quelet, Fleremye,, p.3; Bresa- dola, Fungi polonici, p. 97. Hypoehnus Typhae (Pers.) Pat., - Tabulae Anal., II, p. 31, Nr. 578 mit Figur (1886); siehe auch Bullet. Myc. 1899, p. 202. Kneiffia Typhae Pat., Bullet. Myc., 1893, p. 132. Athelia seirpina Thümen in Mycoth. univers., Nr. 1505. Corticium seirpinum (Thümen) Winter, 1. c., p. 340; Saccardo, Sylls, VI, P..630. Bxsice.: 1. Rabenhorst, Herb. viv., Nr. 1518; Herbar. mycol., Nr. 411: 2. Desmaziere, Plant. Cryptog. de la France, Nr. 2161 (1811) var. caricis Desm. . Fuckel, Fungi rhen., Nr. 1897, var: caricicola Fckl. . Erbar. Crittogam. ital., Nr. 442. . Otto Jaap, Fungi selecti exsicc. Nr. 141, var. caricicola F ckl. .C. Roumeguere, Fungi Gall. exsicc., Nr. 2406 var. caricicola Fekl; Nr. 603 sub Corticium Tlacteum Fries Nr. 2208 f. Graminis Roumeg. (ist sicher nicht dieser Pilz. Unbestimmbar). 7. v. Thümen, Myeoth. univers., Nr. 1505 (Reliquie Libertiana) sub Athelia scirpina Thümen n. sp. DD pw Pilz anfangs mehr oder weniger kreisförmig, weiß und flockig, später unregelmäßig ausgebreitet, meist mit deutlichem faserigen oder mehligen Rande; dünnhäutig und von weiß- gelber Farbe (ochrolenucus; Nr.28 der Chromotaxia Saccardo's). Hymenium vön oft sehr zahlreichen, unregelmäßig angeord- neten, warzen- bis stachelartigen Gebilden rauh. Stacheln im subhymenialen Gewebe entspringend (siehe Fig.), aus dünnen, zartwandigen, parallel verklebten Hyphen bestehend, 30 bis 40 ı breit und 80 bis 160 ı hervorragend. Basidien ziemlich dieht- stehend, keulenförmig, 8 bis 1O u breit; Sterigmen pfriemen- förmig, gebogen, 6 bis 10 u lang. Sporen farblos, im Haufen gelblich, länglich-lanzettlich, auf einer Seite etwas abgeflacht, glatt, 10 bis 30 u lang, 6 bis 8 u breit. Inhalt mit mehreren Öl- 1598 F. v. Höhnel und V. Litschauer, tröpfchen versehen. Hyphen farblos, dünnwandig, glatt, un- regelmäßig verzweigt, mit Schnallen an den Scheidewänden; 2 bis 5 u dick. An trockenen Stengeln und Blättern von Zypha-, Carex- und Scirpus-Arten. Im Frühling. Selten! Die Sporen scheinen in der Größe sehr zu wechseln. Fuckel: 30:8; Quelet: 20; Bresadola: 18 bis 2727 bis 8; wir fanden nur solche von 10 bis 17 ı Länge. Fig. 3. Epithele Typhae (Pers.) Patouillard. a Querschnitt durch das Hymenium des Pilzes (380/,). b Zwei Sporen, stärker vergrößert (900/,). IV. Neue und ungenügend bekannte Arten. 1. Peniophora chordalis v. H. et L.n. sp. Pilz ausgebreitet, äußerst zart, fast reifartig, am Rande ganz allmählich verlaufend. Hymenium nicht geschlossen, frisch samtartig, von aschgrauer Farbe, mit spinngewebe- artigen, weißen, bis 30m dicken, aus zahlreichen dicht ver- Zur Kenntnis der Corticieen. 1599 flochtenen Fäden bedeckt, welche an ihrer Oberfläche so wie das Hymenium des Pilzes aus Basidien und Cystiden zu- sammengesetzt sind. Basidien keulenförmig, 6 bis 8 w breit; Sterigmen 4, spitzkegelförmig, kurz. Sporen 5 bis 6 w lang, Fig. 4. Pemiophora chordalis v. H. etL. a Sporen (1300/,). b Querschnitt durch das Hymenium des Pilzes (400/,). c Ein mit Cystiden und Basidien besetzter Faden von der Oberfläche des Pilzes (200/.). 3 bis Au breit, elliptisch, auf einer Seite abgeflacht bis ein- gedrückt, farblos, glatt, mit 1 oder 2 Öltropfen. Cystiden zylin- drisch, am Scheitel meist etwas verbreitert, zartwandig, farblos und glatt; 35 bis 55 uw lang und 6 bis Su breit. Hyphen un- deutlich, farblos, glatt, 2 bis 4 u dick, dünnwandig. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 107 1600 F. v. Höhnel und V.Litschauer, Auf morscher Rinde (Pinus 2). In der Großen Klause bei Aspang in Niederösterreich. 2. Juni 1906. DD . Peniophora sphaerospora v. H. etL.n. sp. Pilz weit ausgebreitet; der Unterlage fest anhaftende, dünnhäutige, 0'15 bis 0:30 mm dicke, undeutlich berandete, weiße Überzüge auf bloßer Erde bildend. Hymenium ge- schlossen, glatt, frisch fast wachsartig, trocken nicht zerrissen. Basidien keulen- \ © | | förmig, 25 bis 35 ı lang, 6 bis & u breit, \\ @& \ \ Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, sehr || 9 ı , lang. Cystiden zahlreich, zylindrisch, nach | ı/ | | oben meist verschmälert, stumpf, dünn- | N m | | wandig, 35 bis 85w lang und 5 bis&u f ' | breit, 10 bis 40 u hervorragend. Sporen | aaaen ı kugelig, 4 bis 7p im Durchmesser be- | | \ | tragend, meist mit einem deutlichen Spitz- | | chen versehen; Membran sehr dünn, farblos | | | und glatt. Jede Spore einen großen Öl- we N 7 WM tropfen einschließend. Hyphen glatt, dünn- NA wandig, etwas knorrig, häufig anastomo- Ale sierend, reichlich mit Schnallenbildungen Fig. 5. Peniophora versehen, 4 bis 5 dick. Im Basalteile vor- sphaerospora v. H. etL. wiegend vertikal verlaufend. a Cystiden des Pilzes Auf nackter Erde 600/ . . . m 1) Am Pfaizberg bei Preßbaum (Nieder- asidium. 2 s = € Sporen: österreich). Sommer 1909. 3. Peniophora subcremea v. H. et L. n. sp. Rabenhorst- Winter, Fungi europaei Nr. 3230 sub Corticium lacteum leriies. Pilz ausgebreitet, dünnhäutig, von gelblichweißer bis cremegelber Farbe; dem Substrate fest anliegend; Rand fast gleichartig, etwas mehlig. Hymenium geschlossen, glatt, frisch wachsartig, trocken nicht zerrissen. Basidien zylindrisch bis keulenförmig, 3 bis 4 u breit; Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 2bis3 lang. Sporen zylindrisch, 4bis 6 u lang, 1:5 bis2 u Zur Kenntnis der Corticieen. 1601 breit, farblos, glatt; Inhalt gleichmäßig. Cystiden wenig zahl- reich, zylindrisch, nach oben etwas verschmälert, stumpf, dünn- wandig, glatt; gegen den Scheitel zu stets mit einem schwach gelblichen Inhalt erfüllt; 4 bis 6 u breit, bis 20 u hervorragend. Hyphen farblos, glatt, 1'5 bis 2 dick, derbwandig, etwas steif, ohne Schnallenbildung. Auf Föhrenholz. Bei Mustiala in Finnland. November. P. A. Karsten. Bemerkung: Der Pilz ist, was das Aussehen betrifft, und in Bezug auf die Form der Cystiden und Sporen der P. cremea {Bres.) v. H. etL. nicht unähnlich, aber wegen der größeren Dimension der letzteren bei ersterer Art sowie der weit dickeren Hyphen derselben sehr leicht von ihr zu unterscheiden. Eine Fig. 6. Peniophora subcremea v. H. etL. a Querschnitt durch das Hymenium des Pilzes (500/,). b Sporen (1800/,). große Ähnlichkeit in der Form der Cystiden und Dicke der Hyphen weist der Pilz auch mit P. snbalntacea (Karst.) v.H. et _L. auf. Auch hier sind aber zum Unterschied die Cystiden kräftiger und die Sporen länger. 4. Peniophora Corsica v. H. et L.n. sp. Pilz flach ausgebreitet, dem Substrate fest anliegend, dünn lederartig, 0:20 bis 0:25 mm dick, mit deutlichem helleren, stellenweise abgehobenen Rande. Pilz unterseits braunfilzig. Hymenium haselfarbig (avellaneus; Nr.7 d. Chromo- taxia Saccardo's), etwas bereift, glatt, trocken nur wenig zerrissen; Cystiden farblos, 35 bis 55 w lang und Sbis 12 u breit, keulenförmig, im unteren stielartigen Teile dünnwandig 107* 1602 F. v. Höhnel und V. Litschauer, und glatt; der obere mehr oder weniger abgesetzte, dick keulen- förmige Teil zugespitzt oder abgerundet, sehr rauh und mit Kalkoxalat inkrustiert. Cystiden sehr zahlreich, dichtstehend, selten eingesenkt, meist bis zur Hälfte ihrer Länge hervor- ragend. Gewebshyphen sehr unregelmäßig, 3 bis 4 u dick, mit Schnallenbildungen. Basidien und Sporen nicht gesehen. Auf abgestorbenen Stämmen von Pistacia lentiscus auf Corsica (Maquis a Giunchetto) leg. R. Maire. 29. Dezember 1902. 5. Tomentella macrospora, v. E..,et, [. n., sp. Saesearcdas Mycotheca Veneta, Nr. 1593, sub Zygodesmus fuscus Cordaf. geogena. Pilz ausgebreitet; filzige bis häutige, gleichartig berandete Überzüge von schwarzbrauner Farbe auf bloßer Erde bildend. Hymenium glatt, nicht geschlossen. Basidien gelbbraun, keulenförmig, 8 bis 12 m breit. fi \ Sporen zum Teil genau kugelig 10, bis 16 1. vs im Durchmesser betragend, zum Teil kugelig S auf einer Seite abgeflacht oder elliptisch, 10:12 = 7:91 groß. Membran dunkelbraun, derb, besonders bei den großen Sporen sehr dick, mit mäßig langen hyalinen Stacheln be- setzt. Sporen stets einen großen Öltropfen SL Re bergend. Hyphen sehr unregelmäßig, braun Cystiden des 2 2 Pilzes (650/,), ziemlich derbwandig, glati, septiert, ohne Schnallenbildungen, 3 bis 5 u dick. | Auf bloßer Erde bei Montello in Italien. Saccardo. 1879. Fig. 7. Peniophora 6. Corticium incrustans v. H. et L., n. sp. Pilz ausgebreitet, dünnhäutig, inkrustierend, von bleich- rötlicher, im Umfange fast rein weißer Farbe. Rand allmählich 'erlaufend, sehr kurzfaserig oder etwas mehlig. Hymenium geschlossen, frisch wachsartig, glatt, trocken nicht zerrissen. Basidien zylindrisch bis schwach keulenförmig, ungefähr 20 lang und 4 bis 5. breit, über das Hymenium weit hervorragend. Sterigmen 4, pfriemenförmig, etwas gebogen, 2 bis 31 lang. Sporen länglich elliptisch, auf einer Seite eingedrückt, meist Zur Kenntnis der Corticieen. 1603 etwas gebogen, 5 bis 6 u lang, 1'5 bis 2 u breit, farblos, glatt. Inhalt gleichmäßig. Hyphen farblos, zartwandig, glatt, 4 bis 5 u, dick, mit Schnallenbildungen. Auf morschem Laubholz (Populus?). Im Schedinaztal bei Jajcee in Bosnien. Ostern 1903. a Hoönnel. Ä Bemerkung. Der Pilz ist mit Corticium rnubro-pallens Schw. = C. rubro-canum Thümen nicht identisch (siehe dazu Bresadola, Fungi polonici, p. 97); von: dem Pilze des Thümen-Exsikkates, Mycoth. univers., Nr. 409, ist er voll- kommen verschieden. Sehr charakteristisch für den Pilz ist seine Eigenschaft, Moose, zarte Würzelchen u. dgl. zu in- krustieren. 7. Gloeocystidium clavuligerum v. H. et L.,n. sp. Pilz ausgebreitet, äußerst zarte, krümelige bis dünnhäutige, am Rande gleichartige, schmutzigweiße bis gelbliche Überzüge =+ MY \ 7 Ar AUNYNG = VAT EN N Q ga Fig. 8. Gloeocystidium clavnligerum v. H. etL. a Querschnitt durch das Hymenium des Pilzes (580/,). b Sporen (2000/,). bildend. Hymenium fast geschlossen; Basidien keulenförmig, 4 bis 5 u breit; Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade, 3 bis 4 u lang. Sporen kugelig oder fast kugelig, 4 bis 5:41 groß; farblos, glatt, dünnwandig, meist mit einem großen Öltropfen erfüllt. Gloeocystiden sehr zahlreich, meist mehr oder weniger keulenförmig, 10 bis 30 u lang, 8 bis 14 ı breit, dünnwandig, ‚glatt, mit gelblichem körnigen Inhalt erfüllt. Hyphen undeutlich, 1604 F. v. Höhnel und V. Litschauer, unregelmäßig, 3 bis 4w dick, farblos, glatt, zartwandig, mit Schnallenbildungen. | An faulenden Ästen von Populus tremnla. Am Kolbeter bei Weidlingau im Wienerwald, Niederöster- reich. Juni 1902. v. Höhnel. 8. Tomentellina n. genus. Fruchtkörper umgewendet, filzig bis häutig, aus locker verwebten Hyphen bestehend. Hymenium nicht geschlossen, mit Cystiden. Basidien büschelig. Sporen gefärbt, warzig oder stachelig. Diese neue Gattung reiht sich an die Persoon’sche Gattung Tomentella an. Der einzige wesentliche Unterschied von dieser besteht in dem Vorhandensein von Cystiden bei ersterer. Tomentellina ferruginosa v. H. et L.,n. sp. Pilz ausgebreitet, filzig-häutig, von rostgelber bis dunkel- brauner Farbe, dem Substrat anliegend, leicht loslösbar; Rand Fig. 9. Tomentellina ferruginosa v. H. et L. (450/,). meist etwas heller gefärbt, sonst gleichartig oder schwack radialfaserig. Hymenium nicht geschlossen, samtartig, glatt. Zur Kenntnis der Corticieen. 1605 Basidien keulenförmig, 20 bis 25 w lang, 6 bis 8 u breit; Sterig- men 4; pfriemenförmig, gerade oder etwas gebogen, 4bis8 u lang. Sporen kugelig bis fast eckig Kugelig, 6 bis 9 u im Durch- "messer zählend; Membran gelbbraun, von kurzen kegelförmigen, stumpfen Stacheln rauh. Inhalt mit einem Öltropfen. Cystiden zahlreich, einzeln oder in Büscheln; lang zylindrisch, oben etwas verbreitert, stumpf, septiert, von brauner Farbe; mäßig, derbwandig, glatt, 120 bis 200 u lang, 5 bis 8 u breit, bis 140 ı. hervorragend. Hyphen unregelmäßig, hellgelb bis gelbbraun, zartwandig, glatt, 3 bis 7 w dick, septiert, ohne Schnallen- bildungen; am Grunde des Pilzes zu mehr oder weniger dicken, untereinander anastomosierenden Strängen vereinigt. Auf einem vermorschten Tannenstamm. Im Juli 1906. Pelzergraben bei Heizawinkel im Wienerwald. Der Pilz’ ist der Tomentella ferruginea (Pers.) Schröt. sehr ähnlich; bei mikroskopischer Untersuchung jedoch nicht damit zu verwechseln. Dasselbe gilt betreffs Zydnum ferrugi- nosum Fries, welches, wenn die Stacheln nicht ausgebildet sind, dem Pilze nicht unähnlich ist. 9. Peniophora sordidella v. H. et L. Syn.: Hypochnus sordidus Schröt., Pilze Schlesiens, 1888, p. 418 (Saccardo, Syl., VI, px:657). Peniophora sordida (Schröt.) v.H.etL., Annal. Myec., Nr. 3 (1906), p. 290. Pilz ausgebreitet, frisch fast fleischartig, trocken dünnhäutig, dem Substrate fest angeheftet, anfangs von rein weißer, später etwas gelblicher Farbe. Oberfläche des Pilzes wellig höckerig, Rand gleichartig, nicht faserig, oft etwas krümelig. Hymenium locker, glatt. Basidien zylindrisch bis keulenförmig, 6 bis 8 u breit. Sterigmen 4, pfriemenförmig, sehr dünn, 4 bis 7 u lang. Sporen kugelig oder fast kugelig, 4 bis 5 w im Durchmesser zählend; farblos, deutlich rauh, einen großen Öltropfen bergend. Cystiden wenig zahlreich, zylindrisch, nach oben verschmälert, selten fast spindelförmig, stumpf, dünnwandig, glatt, farblos, > bis Sp breit, bis 40 w hervorragend. Hyphen 6 bis 8 u dick, farblos, zartwandig, glatt bis etwas rauh; mit Schnallen- bildungen. 1606 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Auf morschem Holz und abgefallenen Zweigen im Sommer und Herbst. Oswitz bei Breslau in Preußisch-Schlesien (Schröter). Auf der Schöffelwarte im Wienerwald (Niederösterreich). v.Höhnel. Bemerkung: Die Beschreibung Schröter's von seinem Hypochnus sordidus paßt so gut auf den Pilz von der Schöffel- warte, daß zweifelsohne dieser Pilz als identisch mit jenem angenommen werden kann, der Schröter bei der Aufstellung seiner Art vorlag. Das Schröter’sche Originalexemplar ist leider im Herbar Schröter (Breslau) nicht mehr vorhanden. Der Pilz muß infolge der auch schon von Schröter beobachteten Cystiden in die Gattung Peniophora gestellt werden, kann dann aber seinen alten Namen nicht behalten. Das von Karsten schon früher aufgestellte Corticium sordidum ist nämlich, wie es in Brinkmann, Westf. Pilze, Nr. 8, ausgegeben wurde, ebenfalls eine Peniophora und diesem Pilz gebührt daher in erster Linie der Name Peniophora sordida. Der Schröter’sche Pilz wurde daher P. sordidella v. H. et L. genannt. 10. Peniophora glebulosa (Fries) Sacc. et Syd., Saceaıdaa Syli., XVI, p. 195. Syn.: Thelephora calcea Fries var. glebulosa Fries, Elenchus, I, p. 215. Corticium calceum Fries, Epicrisis, p. 362, pr. p. Corticium (Peniophora) glebulosa (Fries) Bres., Fungi Trid., U, p. 61, t2. 170, 202. Kneiffia glebulosa Bres., Fungi polonici, p. 104. Hypochnus chaetophorus v. H., diese Sitzungsberichte, Bd. CXI, Abt. I, p. 1007. Exsicc.: W. Brinkmann, Westf. Pilze, Nr. 19. Pilz ausgebreitet, dünnhäutig, anfangs vonrein weißerFarbe, später blaß lederfarben bis ockergelb, dem Substrate fest anhaf- tend, am Rande mehlig. Hymenium geschlossen, dicht feinborstig, frisch fast wachsartig, beim Trocknen oft in kleine Klümpchen zerfallend. Basidien keulenförmig, 25 bis 30 w lang, 6 bis 7 u breit. Sterigmen 4, pfriemenförmig, gerade. Sporen zylindrisch, etwas gekrümmt, 7 bis 9 lang, 1°5 bis 2-5 u breit, farblos, glatt, dünn- wandig. Inhalt meist mit mehreren kleinen Öltröpfchen. Cystiden an der Basis des Pilzes entspringend; zylindrisch oder nach oben etwas verschmälert, am Scheitel abgerundet, am Grunde Zur Kenntnis der Cortieicen. 1607 manchmal bauchig angeschwollen, glatt oder gegen die Spitze zu etwas körnig rauh; sehr dickwandig, Lumen fast linien- förmig, vor dem Scheitel sich plötzlich erweiternd, und die Cystiden hier sehr dünn- wandig. Diese 70 bis 140 u lang, 6 bis 14 u breit, 30 bis 80y hervorragend. Hyphen unregelmäßig, farblos, derb- wandig, glatt, 2 bis 3 u, selten auch bis 61 dick. Spärlich septiert; Schnallenbildungen fehlend. | Auf morschem Holz und | faulenden Rinden von Laub- |) und Nadelbäumen. Ansmehresen Ortenydes Wienerwaldes (v. Höhne)); Wetsfalen,Lengerich (Brink- mann); Val de Sole, Südtirol (Bresadola); Tromsötal, Nor- wesen (Schröter) etc. Fig. 10. Peniophora glebulosa (Fr.) SiAleic. ev Siyıd. Cystiden des Pilzes (400/,). 11. Corticium flavescens (Bon.) sensu Fckl., 1851; Winter, Kryptogamenflora, I, p. 229; Massee, Monogr. of the Theleph., p. 149; v. Höhnel in »Österr. bot. Zeitschr.«, 1904, Nr.12. Syn.: Hypochnus flavescens Bon., Handbuch, p. 160; Fuckel, Symb. Myc., App. 1, p- 295, Saleeardo, Syll., VI, p- 698. Bxeieer 1. Huckel, Eungirhen., Nr. 2396. 2. W. Brinkmann, Westf. Pilze, Nr. 53 sub Corticium fusisporum Schrott. Bilz ausgebreitet; zart, von körnigem Aussehen und schmutzigweißer Farbe, die später in Ockergelb übergeht. Rand gleichartig. Hymenium nicht geschlossen. Basidien keulen- förmig, 8 bis 10 u breit. Sterigmen 1 bis 4; dick pfriemen- bis walzenförmig, gerade, 8 bis 16 lang und 2 u breit. Sporen kugelig, fast kugelig, mandelförmig oder manch- mal auch spindelförmig, an beiden Enden etwas verschmälert, 1608 F. v. Höhnel und V. Litschauer, an der Basis meist mit kurzem seitlichen Spitzchen, etwas gelblich gefärbt, ziemlich derbwandig, glatt, 10 bis 12 u lang und 5 bis 7 u breit, stets einen Öltropfen bergend. Hyphen stark und kurz verzweigt, kurzgliedrig, kleinnetztig anastomosierend, ohne deutliche Schnallenbildung, gelblich, ziemlich dünn- wandig, glatt, 8 bis 10 u breit. Auf morschem Holz von Fagus, Salix u. dgl. Corticium flavescens Bres. ist ein anderer Pilz und muß anders benannt werden. Zur Kenntnis der Corticieen. 1609 Namenverzeichnis. Seite Er aameBeandıda Pers......1. 27 1B A KAERIRNBRR. 1589 Aleurodiscus rosens (Pers.)v.H.etL. 1568, 1580, 1582,1583,1589 Zur ehpma Thümen\..r.n......rn 5960, lo9 >» ahae rens...2 2412 BEIN DI MDITIDIRM 1594, 1997 em asSYVINgGeF ck. : 135.0 DNS, 2 1586 Bere tavaBerk) Pat se:..2r:sfssesi PRERIIR. 8 1595 Oma arena sen NIT 1596 DE anae (kr eirswwrllkset-ka: 1.13 DR 1590 PrReiosarpussabiei mas Karsti! NT). UUESNSMUT ...:1 1578 ee aleescns Er) Karst....ric.e. one 1578 Bomophora arida Pr.) Bres.......... 1074, 1576, 1581, 1588 » van Iurida Karsti A WII a 1575 » @luocmerea Rest... (EI) DM 1573, 1584, 1593 >» Deinlae (Sehum.) Karst?, ! M7% 1573, 1589 » gerebella (Pr ers). Schtö#. NEW, 2 1581 » BROCCAHR ArSte. Anal SCI RER 157421975 >» Elisit BeeBBrMEIBRIDN IN 1589 >» mosa Karsi..21% WI „I, na. klare >» maoa Karstır : 2 5:21 ADPRDIET 1574, 1575 > imsceargarsi. ELTERN 1874. 1970,1992 » Karsten Massee......e es 1578 » laehicolor. Karsız.: 272 URS MODERN 1575 « laxa. (l.r.) Bres.z..: 2.2.0893 IWBRIR, 8 1588 >» Mrida KR ana A NWDR en nannt 1575 » MEcha Kar STERBEN. EUTIN 1975 » Olivecear Karsten ARNIINIRL NEUEN 187091994 I, phleana.(SschumhRriymesa.t.,..@... 1588, 1589 » Subeinnamomea RK ars man... era 1576 Coniophorella byssoidea (Pers.) Bres............. 1573, 1578 » olivacea Er) Karst... var 1873, 1584, 1589 >» umbrina albeersSchw.IbBres........... 1579 @rypiochaete polygsomialPiers} Rats «BT... . 2.2.2.2: 1578 > rufa-(Fr.), Karst.. J218A BODEN. 1578 1610 F. v. Höhnel und V.Litschauer, Seite Cyphella, ampla TLev..2u.. nen 2 2 re 1993 >» villosa (Pers.) Karst.n. nen. 2er Mr 1593 Corvlicium acerinumikets4522 FrBIHE TE 23232 1567 > albo-flavescens n. sp. Ell.ıet; Ev. een 1589 > alneum (Er.) Karxst........ 2354 See 1566, 1580 > alutaceum (Schrad.) Bres. 1592, 1506,:1580, 1581, 1589 > anthochvoum (Pers.) Fr..... .2.3.@ zus 15583 > arachnoideum Berk... Io saw). 1983, 1589 » avridum Fr. .........22:. 389 Cars ee 1580 > AUNUMFT:....222.2. 000022 1582 > Aurora-B. et Br.....L = .H. 2.2. ete Itsr 1853 bombycinum (Sommf.) Bres. 1552, 1556, 1580, 1582, 1586,-1588 BüpleriR..: --..: -- 2er (aa ae 1591 Buzxigenum, Kl.zs:5% ask Ser ea 1590 Byssinum (Karst.), Massee eu ar 1569 byssoideum, Pets: (mg San ee 1582 caesio-album Karstz 2.2227, Saar 1550 calceum Fr. 1582, 1587, 1589, 1590, 1591, 1593, 1606 » var. argüllaceum Karst........ 1550, 1579 >» f. Itliae. 22.288 BR ser 1585 calotrichum BresS.:..:i. .. Sera ee 1950 centrifugum (Le&v.) Bres....1569, 1581, 1584, 1985, 1589 cinnamomeum Fries .isreN zu. same. 22 1592 Cinereum Pers. 2...:-2syH Zar 1879, 1995 BD > f. Hlacnum Kick ar we 1587, 1590 » f. Pruni Mahalebr EN were 2 1592 » f..veflexum..... as2H Laer 1587 » f. vesupnatum: ss een ee 1587 » f.:Robiniae; 3. sangen ae 1593 colliculosum. Baet E./ 273.4, wiss Se 1583 CONUMENS Er... .. 1232 1550, 1564, 1568, 1585, 1987 » var. DadineumsKäarsireier 2. x: 1550 >» var. subcalceeumR arstaroe Bun 1590 consobrinum Karst. so#2.. In. ee N 1590 Zur Kenntnis der Corticieen. 1611 Seite Borlicimmm. contiguum Karst. 2 HM IERN N PPRDINME 1'551 >» GoNVolVens Karsten REN nen 1551 >» coromatum (Schtöt) v. FIRE A N... 1586 > Gern Rast. 2 LEWIS 1566 > Baron RS LTD 1589 » BoRWcale Bullkruunsce anna BAER 1593 >» EHOGCUMMR Ze.) Bries. -.: PDA IE 1569, 1593 >» TENSTACENN(K ar St.) ver let LERNTEN 1566 » decoloranSKRarstl 215 A NINO IR 1501 » Beecten Kan stt..NUNSET ee Bun. 1551 » BOOLDENSUE BEA DARIN ITEM 1582, 1588 » INaVeSscen Bon HH Feen), 15817°7986;-1607,.1608 > NNOSHNERM BEL Sa... 1 DEM 1593 » N ÜESUEIOCE EINER BIN, 0 So » IIUNDZAnmMER NUmTEen. u: RENTEN 1583 >» JB ROSE nee re 1974, 1982 > IUSISDORNMESCHLÖ KL... ERBEN 1586, 1607 >» SlebWlosumatB nr) Bresa-.....n. RR, ie 1606 >» SDLOIMEENWER Le AA ET 1581 >» Dlabr una B.. REEL EN ee 1589 » Snemnlauım' (Bon.) Sace....... HM 38291082, 1887 » >» var. molle. Karst.2, By DEIN. DD > nypnoplilum: Kaust: 2... RR. EI 1552, 1553 incarnatum Fr. 1580, 1982, 1583, 1586, 1589, 1590, 1591,59 > DAlnE UIAESA IE SEEN, 1583, 1585 > f.Platani>20MeNtalE NEN. in. 1587 ENCKWSLANS Veh et BR en 1602 1ISabelliim UM BE RL naRIEIABDNHERN 1581 Iunipeä.KaE IK MID IE BTEINI 1567 ldebesee mV Berker ana AAN 5 1988 lacteum Fr. 1561,1568, 1580, 1581, 1585, 1587, 1589, 1590, 1600 >» iyaminis-Roumeg TREE 22: 1597 laetumlSaxst)ıBres. Ar RABEN 1552, 1508 laeve (Pers.) Fr. 1568, 1579, 1580, 1581, 1582, 1583, 1585, 1588, 1589, 1593 1612 F.v. Höhnel und V.Litschauer, Seite Corticium laeve f. albescens.......... to. esse ee 1584 » >». -" almida aa eye alelehefie fe »Brlleäehakerpiehr 1989, 1591 > ». L. .Intescens2..2 (Jar Sr St regerzrre 1593 >» »- f. pelliculare Karst. .. Jar AH sr re 1556 > » -(Pers.) var. subcalceum Karstsoss =. 1550 » latitans Karst.....-.. == BP AmEAET Tr 1554 >» Letendrei Karst..... +49 .l.2.2 8: ausser re 1568 » levissimum Ka St: » Y ser: N een 1568 > Hvido-coeruleunm Karst.iz2s32 2uasaıy 1554, 1995 » kvidum Pers....:.-...-..-. -.. Jets 2er 1982 >» molle Fr. var. pelhiculaye Fr...» Tawresr 1592 > Monugeotü- Fr. ...........-. -... Lo usa are 1590 » Murinum B. et-C....2.2.. are ae 1583, 4892 >» mutabile Karst............ 22) Besserer 1959 >» MmMYX0Sporum Bres. au... FT. enlsserr re 1599 >» MigVEeScens SChT ad... -. - 23 -Euynmerr 1579 >» nitidulum Karst........ 2.2422 ensmsere 1558 » NRAUM DE: 2.22... 282er 1581, 1582, 1588, 1590 > Oakessü B. 8tG.... 2 Sale 1590 >» ochroideum Fr..... re are 2 >» olvaceum F 1.235 ARE wi EEE 52 1581 > o0sporum Karst.} slkeae ker. . 2.8.2 re >» padineum K arst...... dere Seiser 1550 >» pellicwWlare.Katrst.i.:0R22. LT aa aRerTerre 1556 >» Dentenwe Raus. 2a 1556, 1564, 1565, 1586 » Petersiti B.;et-Brikedts Anika re 1589 > polygonnmiBersse en... 1578— 1581, 1593 > » f. Padi.a.. I. 32. ar Bere 1985 > pruinatum Bres. 22.3.7 ara bdpzr ee 1586 > puniceum (Alb. et Schw.) Erz 9 sessey 2 1585 > puleanum Fr: ces. AH Se ee 1987 > guercmum Pers.) Erii.1. 13322 auaneerze 1591 > > var. SyringaeRabh........ 22 1585 » radiosum Fr. ...1582, 1584, 1986, 1589, 1590, 1591 » vimicolum K arst,...a53 8 Liere I maus ee 1556 > roseolum Kar sta) 2.2988 .5 ass Asse 1507, 42390 > VOSCUM BEN Sun ae el ee 1581 Zur Kenntnis der Corticieen. 1615 Seite Corticium voseum f. Juglandis reginae .....:..... 187137 >» Mommesueri BEES. sun sun 1590 » 14570- camnmN Th ümen tar Baier Ir Fr: 1603 » VNbETOo-BAlens SCHW! TIPS A Are 1603 » VIREN HS Ace ie 1508 >» Talans Er) zu... DR ars nk indem Dim 1592 » seirpinum (Thümen) Winterkuriuwst S% 1596;:1597 » SEHLellayeB et Oi +3... 2 ee 1589 » SEHUNDENBERSINETLE 2.24. ie 1567, 1588 » » . (Pers.) var. sphaerincolum Karst...... 1559 » SORHANMIRK ATS? . AH zus 1509, 1560, 1586, 1606 » SHNGCHINCOLNHUTSAHSI. :.2 22.5 1. aha 2a. er 1559 » SHADMIATE Er 2.49. ira a 1582 » (Gloeocystidium) stramineum Bres. ......... 1586 » SUDOIRTACEHMAR asia, Tat 1560 » SHUROSENMESDACHEL SYAR Ta RR ne: 1557 » SOOSIONUFEUMBR arst. wanna A 1561, 1593 » SO KaNenmaNabi..Cr N. aaa: ar: 1579 » SIIDRDMENIETT HER AI ESF 1593 » » var. pallensa) syu@säpmitn: : 1569 » Zelneneulatum Bars U. re: 1561 enmnae. ers.) Fckl.:.r2:. 4. mie: 1590, 1596 > >» Val. Ca Ici cola ea a naar 1597 >» > N .Gerstı palnsaäss. A za > less 1591 » DDR TTS SE BIER rag 1581 » violaceo-lividum. Er,: 23.2: 1881,-1590, 1592, 1593 » » f iypica OO, A DAN 1992 BeRweinyces'tortus Fr... der a. 1588 Binlonenia:sordescens: Karat... 2.1232 aaa Beuel 1578 BanleleDüssı Pat... ar. a keine ame 1596 > Iypnae:Bers) Bat ati ea: ri 1596 Fusisporum Kühnii Fckl........ 15813 1984.,198, 1597, 1588 Gloeoevstidinim aemulansı(Karst.) Bres. @A.asa2a.: 5: 1562 » elavatserum.v. Di erkmaeciadar 2: 1603 » Euttnliferum Karst.......... 1556, 1564, 1565 » livido-coernleum (Karst.) v. H.etL. ....1594 » an Breite 1588 1614 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Seite Gloeocystidium praetermissum (Karst.) Bres. 1556, 1564, 1565, 1586 > rude:(Karst.) vH. tet Bumer Pa ZzE 1558 Grandinia:deflectens Karst..::WA.nE ARD En 1551 » granulosa Pr. a2 ARTEN 1550, 1579 Gmepinia merulina.Pers. ::2.5:2225:2:2. AN 1588 Heterochaete.tennicula(lzev.) BatmluR : 7 ep 7a 1596 Hydnum.ferruginosum Pr. : 2... a... Eee 1605 >» Havuam Berk.v....2222.222. 2231 er 1595 > SCHP MAIDEN 1590, 1594 Alymenochaeie aggluiinans: Ell.IT: ZeErEZL SET 1592 » arida:(Karst.) SUCH. an 1977. > avellana. Er.) LEv.-.... 22 Pe RTETT 1587 > cinnamomea (Pers.) Bres.....1578, 1587, 1590 >» Suliginosa (Pers)Biesttnmsan 1577 » fusca Karst2u.2.29. 93. em 991 >» Kalehbrenneri Masse ea 1583 > Mougeotii. (Fr... CooREREERTRB 1985 > rudis (K.arst.); Sacc. 22 WERE T 1578 >» scabrisela LOO key 187.22 2: Me 1580 > tennissuima.B er kisau m ira re 1589 » unicoloV-Ba.et EJAEFTL2IS FT SEE 1577 20008 Hiymenochaetella.arida-Kaustas ar tr TE 1807. » fusca: Karstaaı. DW 1 re 1977 >» laxra Karst.......r.., 700 re 1578 » rwdis Karst. 12.2 MUB DIENTE 1818 Hyphoderma.effusum: Eckbmwa. .. 2... Armee 1989: >» laetum. Käatst. ......055.00 ASS Are 1552 Hiypochnopsis fuscata Karst:».:- J22ER MEIN DE BREIE 1572 Fiypochnus:anthochrous Br. »22. 2.2.2 22.2.2 22. Bas 1593 > asrgillaceus Kaarst: a... 193) BR 1970 >» asperulms:Kärst: .....=...) 18% RER Bee 1570 » GABNOIdEes BEES EIER EEE: 1570, .1971,,0982 > chaelophorus VE... RA EINEN Fe 1606 > CINEVASCENS KRAUSE UERBAER 197051874 > Düssü:P ala Ha RR) 1595 Zur Kenntnis der Corticieen. 1615 Seite Bnlmochnus flavescens.Bon.... 2... 12 (Are sat. Wins 1607 >» SEULVESGENS, SAC Ci m a ae BE 1587 » IUSCALUSRArSt. andauern HE. 12 » fusceus Karst. var. radiosns Karst..... 1921,1897 > Tnsisporus.Schröt; . 22122 mia ul 1582 » BRANOSUS, (Braet-C) Brest. amdorn ı 1570 » ranulatus Bon... x. 2189). nelasseık. ur 1586 » 2sa0ellınus "x. I.st2.,.H:0r.(Cee ti Bene 1581 >» MicHospoRUS Sarstlastah.niT) naar ee. oz » WIN AULUS. atst...3a BD. v.aliinelai... oe 1572 » DOSEWLATLSKR anst 3.0.8). 3) aa ana 1092 » BO ESCchr el... 2a 159241558 » Sirlemsis Be 4. 4l$ar2 3). aunlaleer er 1902 >» Sorclans > ehröt.. . 1233... en)... 1599, 1605 » SID EScHssh ar Bari.) ainaa89% 2... 1572 » StlDNAKeNS Bass 36.1... (2322) al. 2.2.2 1582 » SUloRUKUNS KB asst} .y (dene) yorı ...® 1578 » East, aıst.. .2....-.26225 MAN 2 1902 » Nphges Ber sy» Pabzar. is) aa. 1594, 1597 Bee Nehnlosa Bresz2.13..5222 (a). Bell 2. 1606 elaeuis (Fr.) Bress3l.c IkareT) Biene 1550 Batans Karst:..2...... 42583 mama... ie LOOA m seiigerd bet. su.(as22rM) Manila. . 2. e 1579 De subakıacea (RK. arst, Bress22. MUS IER ....e 1560 estbascondita-Bres.,. zer d (2. Baal.....« 1550 esubsulphucea (Kaxst.) Bee. (ad aaa. 28 1561 >» Iyphae.(D,ets))..kat. MH .2.Che ra zum. 1594, 1597 Benuidielia. Chatlletü. Bzes... ... ...:.42I18 AH 2a. 1578; 1987 >» Kaystenii (Br.es)ev. Hvetds3s3 Asien. 1568, 1580 > seabrisera. (Cook SJarnlketl ID irre... 1580 » spadicea (Bers,iBres.. 1579, 1587, 1990, 1591, 15935 > Similar Schrad) Bres. (22T) use. 1978, 1588 Hromarimaljloccnlenta (Er) LaserhA meer 2. 1586 Houıyces .byssinns Karst. so.22 (12282) aelan.. 2.2.2.8 1569 » set us Kar st, 135. H.8.0t22: 2 ern. 1559, 1984 >» SUlphnreus Pers), Kassa Arınsasl.. ....« 1569 Mernlins Corium Pers........ EIN RENT. 1579 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 108 1616 Seite Mycobonia flava (Berk.)-Pat.....n.. 20 A RRSRsEe .1595 Odontia crustiosa. Pers -.u..en 2 Aue AS PAEBERTErE 1552 >: . fallax. Fr. 2 nenne ae Be AR DA EN 1566 >» Pruni.Lasch. 2a SRH JETR AT re 1579 Peniophora aemnlans-Karst..... 2120 DENE ar 1562 >» aurantiaca (Pers) v. Ilse A 1583, 1586 > byssoidea .(B.ets.) v: Hier een 1573, 1578, 1580 » caesia (Bres.)w. Hzet Lara 1587, 1590— 1594 > CerVina. (I hümen)ivı HReu are 1584 > chordalis v. ED. et L. A382 7 By Zr 1998 >» cinerea (Fr.) Cooke var. Piceae Karst. 1563, 1979, 1581, 1582, 1584, 1587, 1595 _ >» comvolvens .(Karst.) v. Het Are 1551 >» Corsica.y, Het: Ers2 10EE88 FU 1601, 1602 > corlicalkis (B.ull)-Bresi@7872. Ara 1582 > CHEeMLLA-(Bres.) v. «Het a. era 1586, 1601 >» crocea (Karst.)v..E2eBE AUnmuSarr 1574 > Ellisü.Massee: ; 2... 20.1 RR A Se 1589 > gigantea (Fr.) Karst. var. latissima Karst...10683 > glebulosa (Er.).Sacc. et S ya. 1606, 1607 > incavnata (BR ers.) Cook rn, ae 1587, 1590 >» Junipeni. Karst:... 22:0 .2.J2I22 SUSE 1567 » Kalchbrenneri:(Mass.ee).v..H.et Lone, ‚583 >» Karstenui Masıseser. LI212.20). SERIE TE 1966 > laevuigata (Er.).Bres.... 23129. Semagzae 1567, 1584 > laevis Br.) vs BaetH ll) 218.2, 23 EI 1550, 1583 » latitans. (Rarst.).v..E..et El a25 2 see 1554 >» MimicaKarst:.....,.... 232 IRMARS Se 15683 > mutara. Deck )dv.1llyerdern. 2 1580, 1587, 1589 > nuda (Fr.) Bres. 1555, 1569, 1580, 1581, 1585, 1590, | 1593 > obscuna Pers.) Bres.! DEIDSE a 1583, 1989 > praeiermissa. Karsı. 22. I weten 1564, 1565 > puberula (Karst.) Sacıe2 73 ZUSES 1564 > rimicola (Karst.) v. Het LIzte 2. 2 m. A996 > Ronmegueri Bres 1 1.222). meseneine 1581 F. v. Höhnel und V. Litschauer, sanguinea (Br.).Bres... 22. 210 wu 1588, 1589 Zur Kenntnis der Corticieen. Ina rd Seite Peniophora setigera (Fr. v.H. et Li... 1559, 1559, 1584 > sordida (Schröt.) v. H. et L. 1559, 1560, 1586, 1605, 1606 >» Sordidellansn Fl. JetilE2.). aus: 1559, 1560, 1605, 1606 » SHNACHOSPOREA EICU LIE RER. 1600 » Subalntacea (Karsı)wAakl.enbr 22.20.07: 1601 >» Subasconaita Breas)nrlzet ib... .2.... 1550, 1964 » SIIhcKemea,sehl.iet Basar: VW... 1580, 1600, 1601 » subsulphnrea (Karst.) v. H. et L. 1561, 1580, 1592 » Silphimanaı Karst.) v. selig... 1573 » III SENSE SEN 1569 » velnzina (DIE.) v. Tr enEk, man 1508, 1566, 1580 » Diolaceo vide (Sommet.)yv. HienBasaer. ... 1599 Baomorellnpubera.Karst.. . u... JUNMWIN. 3: 1564 lanessehaste Kaysteniüi (Bres.) Karst... mann... 1568 » BAORaLa Sans WE... 22...) 3ER. 1568 nous BroomeDRabReN ..-... IR. 1579 Bo Sstdahıs, 20natus. ur. 22, SSURINMLSBT een SR: 1590 anionnentella Inlasnei Pats.. ann. dat. er 199 Eos men BES... nen. nn herReh Een... 1582 >» Menbranaceum.Bull.yBres. .. ...n mare... 1582 » Ondenlanesi.g en... re AMT... 1583 >» TUCHANURDSITEMSNCOLNINURUE. MR an 1566 BnTarınlala, sch älteren. A 1580 S@le nor um lichentcoum:SWENÄS. EU Arad...na.. 2. 1586 Feraoama calcea (Pers Bres3.l. N) aim 1o9141559,4907 » THCHNSTANS PELSat NEE Alan. er 1590 » 1anday r) BEeSkun ri add 1897 Sole210 anomalas(bersı) Er... Ss .Ler8.A Maine)... 1593 BE TeNMESabielinumsiu. wa ana ERDLRENR.. 1583 » albobadUnn-SCHWEWMIN LET Ba nee 1589 >» DUDEN Er NEED. 1576 >» ampRinluytes,sagciet.-Berl. 2 1 3manere...: 1592 » AunamtacunmAKassı., Britz.12: 22 Ua 1576 > Chailleiiylsens) Bro 2.2203 Eat... 1578 >» CHUstaceum Karst...n...2: NT BDA. 1566 > AISELTONIME it er. ee 1590 1618 Seite Stereum duriuscnumB. et Br.. .2.2.(a. seele Baese 1589 » elegantissimum SPEeg. . . .... 22... ee 1589 > evolvens (Fr.) Karst....2.. 22... se. see 1580 >. Nlavofernugineum (Karst.)Saccehae ee 1567 » hirsntum (Willd.) Pers. 1576, 1583, 1584, 1586, 1587, 1992 » >» fi discöoidenm: Wallis aa Be ner 1590 > > var. elegans Br €s..2.2ueıyr Ser 1586 > » frzonala Saul Ar ea A EEE 1579 » insignitum Quel. ...... 1576;,1980, 11986, 1388. 1889 > Karstenü Bres.. :...... ern Aare ee 1568 >» Ochraceoflavum Schwi = la ee 1583, 1592 > ochraceum...2 | SS SRH 1588 » OchVvoleneum Er... 22... aaysr aa 1583, 10988, 1993 > odoratum (Kr)eBzes. ner, me 1550, 1568, 1584 > portentosum (DB. et. C) vH aer ae 1580, 1587 » purpureum Pers....... 1579, 1582, 1586, 1588, 1590 » >» var. hlacinum, Eır. 2 Tee 1987 » » f. Ribis :; 2, EI VE 1595 » KiSenS Samt N Be 1:57.59) 18883192 » rufum. Pr. . 21H 1578,1979 >» KUSOSUMIROTRS. na 1581— 1584, 1587, 1589 » >» var. aurantiacum‘ Kersten a mwus. 2. 1576 >» > Fr.. var. covylenm.P etz »2 warn 1584 >» >» Pers. var. sangwinolenta Nob... ....... 1590 >» sangninolentum (Alb. et Schw.) Fr. ..... 1576, 1588 > > f. Padi. , era Tata er lee >» subcostatum Karsta». 2. 2er I ee 1576 > tumnlosum. Karst..... .29. Ceret) We 1979 » versicolor Ft. 2.2.2... m. 2 PN a Tre 1580, 1589 » > var. 2lyricum Gurds Becknr oe 1586 » versiforme B..et.C, 2... .. .. Sn srl Bere 1583 » Voriicosum Er... 1738.22. SER 2er 1582 Thelephora Betnlae Schum:.2 Fran nee 1578 byssoides Pers... 1 Sa PR. wel 1588 calcea var..buxigenaK lese unnare 1590 F. v. Höhnel und V. Litschauer, >... ‚var. glebulosa.Ers, .: A een 1606 Zur Kenntnis der Corticieen. 1619 Seite Mrelenhona.cinerea Fr. var. Tiliae,Desm.iT .swsiue SM 1594 >» Gorylea P.eerssr.aM. ten fi) Bahn met 1584 >» erustacea SChum....... 3232.41 .Masalr zu 1585 » imermediaxDesm. a7 .12 12 Lauer nn: 1593 >» Bsabellima It... ER A-IREN ek 1879 > yein,b.ets.; var.) lllacea Desmk aaa: 2 22% 1593 > MIR Nata Neu... 12302 2a 1591 > Bumata, Berk. 2a 42.23 ta nins\leuh 22, 1588 > OONLACEASEHW u... 2818 7 enloual 1588 » JOHANN 7 Sr SL. EROBERN LTR OER E IKT NUDE 2: 1590 >» HELCHIATaRN nn ne N ANONDIMADR 1580 > SeDaneasBens er e ELEA SSTETEERT 0 0 DR 1590 >» Inhaemersklriesiers2lammiadusk 2.2.2.8 1597 > et rammis»Nobauszbanepnierz.ar = 1o91 Tonnemtella asperula (Karst.).veEk et Li. wauner:. 2. 1570 » DIE SIHBISASIlı innen Se ROTOR 1569 > ehalybeask ass: ers RE 1585 » CINEHASCENS(Karst.).v..H.ietrLssaunu. 1570, 1582 » Henn imea (Lens) -sch rot. -ragiam. 1572, 1605 » Mm2aRX Karsı........ EN JE LEERE Sehe 1572 >» jasca \kers).weld, eiiEra.n] 2maniayan : 1571, 1572 » > var.radiosm Karstshrn. Saw. ar! >» Slandulifena vsi1.,.etL) 12.9. 2Vomame. ne 1559 » isaDellinar (Ba) sellaet EL. nase 1570, 1581, 1584 » Machospora ss. Hiretle....n.20..22020: 1587, 1602 » MIeHOSPORH Base) bel... nn... oq\ > ameadmanRarst. vch.etE..2....02.2: 2220 1572 » OBANEENS IS AatStan eeleneee ee 1573 » Sumyasca WKarstvarl erbr.2........0.208. 1572 » SUIRNBRINE Sans ee 1573 > SUBANKeR (Mers.) Kaust.sen::22.aneeceue 1569 » RESEISASENESE van ee De 1572 Momentellina jenruginosa vw. Het ER. .2..0.22.2000 00 1604 MICHOCAaLPNS amErZUNS Karst. -....2..2.2...-. em 1578 vlasnella. eystichophosa vw. N. et L............... 1557, 1558 » UNGARN ESS. see Er ee ee 1587 » Ilasner rat.) luels ern. 1557 1620 F. v. Höhnel und V. Litschauer, Zur Kenntnis der Corticieen. Seite Vstulina vulgaris. TüUl.e rest in er ee Der 1587, 1593 Vırilleminia commedens (Nees) Maire .......... 1579, 1581 Xeröcarpus. alneum.Karst: ... . „un dar Syon ae 1566 Xerocarpus cinerens Karst. var. cervinus Thümen..... 1584 > Corni Kafst............: 2. ae 1566 > crustaceus Kar stn\3. near. 2r see 1566 » farıinellus:Karst. .....!. 23% ans re 1567 » Hlavoferrugineus Karst. Lı2R esse 1567 » helvolum Katst....:. „Rear are 1567 > Juniper; Karst . nu... re 1567, 1584 >» laeticolor Karst...........: 2. DR 1574 >» Letendrei.Karst..........- 21s sent 1568 >» levissimus. Karstaa27 2.1.4 22 Sasse are 1968 » odoratus Karst a Amann. 2: Se 1568 » polygonioides Karst,.......2.1: see 1568, 1580 » stvobilorum N..SP. - . 1a Eee are 1591 » subsulphureus Karst. ne 2 .Rr.a 1580, 1592 » SyringaeKarst. 7.112228, Beer 1569, 1580 >» violaceo-lividus (Sommf.) Karst...... 1569, 1580 Aylolobus tumnlosus Karst... .... 222er Leer 1579 Zygodesmus argillacens Karst.. „2.2.2.2 og 1570 » Juscus Corda tl geögenan na ne 1587, 1602 » pannosus.B; et CI... H era 1570, 1584 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. EXV.BAND. RX. HEFT. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, XRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. HO2ITAR 3 Au h L ai IWAUT CV IM N 22 = f s j B \s ; 2 f Kl : \ | ; R Pe 2 2 j ER \ m, 7 IE es Ba { S ISCH, £ 7 De ee De . = 1 \ | f pen; DS EN oe i r Eu i >: ) , m feid aan, : DER - un. e Pet z . Sie i ER a in j ee] Le) binnen j Ne \ E : BR a ; Er Ya 4 Er ung, “ X" ‘ en er uuE u Y 1:98 % ? NHa9R ad auA Gi Be ee Es Br ut - ü QIUH Pe r 1623 Optische Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen von Dr. Josef Schiller, botanischer Assistent, Triest. Aus dem pflanzenphysiologischen Institut der Universität Wien. (Mit 3 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Oktober 1906.) Eine besondere Aufmerksamkeit wird im pflanzenphysio- logischen Institut der Wiener Universität dem Studium der chemischen und physikalischen Beschaffenheit der Pflanzen- gewebe zugewendet. Um hier nur von der letzteren zu sprechen, so wurden im Laufe der Jahre Untersuchungen über Festigkeit und Elastizität, über Härte, über das optische und magnetische Verhalten der pflanzlichen Zellhäute und Gewebe angestellt. Was speziell das optische Verhalten der Zellmembranen und Gewebe der Pflanzen anbelangt, so hat mir Herr Hofrat Prof. Wiesner die Anregung gegeben, die Studien fort- zusetzen, welche im Institut von E. Ott und Remec über Lichtbrechung und Doppelbrechung bisher ausgeführt wurden. (Siehe Literaturverzeichnis.) Herr Hofrat Wiesner übertrug mir diese Aufgabe, da ihm bekannt war, daß ich als Demonstrator im mineralogischen Institut des Herrn Prof. Becke vorzügliche Gelegenheit hatte, mich eingehend mit dem optischen Verhalten der Kristalle zu beschäftigen und die bekannten sinnreichen Methoden des Herrn Prof. Becke auf kristallographischem und petrographi- schem Gebiete kennen zu lernen. 1624 J. Schiller, Vor allem war es die Becke’sche Methode zur Bestimmung des Lichtbrechungsvermögens, die mich anzog und die sichere Resultate auf botanischem Gebiete zu geben versprach. Becke wurde bei seinen petrographischen Studien auf die eigentümlichen Beleuchtungsverhältnisse aufmerksam, die an den Grenzen zweier aneinanderstoßender Minerale im Dünnschliff bei mikroskopischer Betrachtung auftreten, sofern dieselben in ihrem Lichtbrechungsvermögen voneinander ab- weichen. Die Ergebnisse seiner diesbezüglichen Studien legte genannter Autor in seiner Arbeit »Über die Bestimmbar- keit der Gesteinsgemensteile, besonders der Plaes1o- klase auf Grund ihres Lichtbrechungsvermosenez nieder. Damit führte Becke in die petrographische Wissen- schaft eine Methode ein, welche außerordentlich geringe Uhnter- schiede der Lichtbrechung der einzelnen Minerale im Dünn- schliff unter dem Mikroskop wahrzunehmen und damit die Minerale zu unterscheiden gestattet. Mit der Einführung der Becke’schen Methode in die Botanik und Zoologie bietet man übrigens den mikroskopisch arbeitenden Botanikern und Zoologen nichts völlig Neues, da diese schon seit langer Zeit auf die eigentümlich helle Linie aufmerksam sind, die beispielsweise bei einem unter dem Mikroskop befindlichen, im Wasser liegenden Blattquerschnitt an der Grenze zwischen Cuticula und Wasser auftritt. Beim Heben des Mikroskoptubus sieht man die helle Linie in die Cuticula aus dem Wasser, beim Senken desselben um- gekehrt ins Wasser aus der Cuticula wandern und die vielen in der botanischen und zoologischen Literatur befindlichen Angaben »stark lichtbrechend, schwach lichtbrechend« sind je nach der beobachteten Intensität dieser Lichtlinie gemacht worden. Welches sind nun die Ursachen, welche diese Lichtlinie bewirken? Nehmen wir an, daß zwei verschieden stark lichtbrechende Medien mit vertikaler Grenze, also parallel der optischen Achse des Mikroskops aneinanderstoßen und daß die Beleuchtung mittels kKonvergent einfallenden Lichtes erfolge, etwa wie es durch die Richtung der Lichtstrahlen 1 bis 12 in Fig. 1 Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1625 angedeutet sein möge.t Über und unter den beiden licht- brechenden Substanzen AD und BC wollen wir Medien an- nehmen, welche das Licht in gleicher Weise wie diese brechen, um die Erklärung nicht unnötigerweise zu komplizieren. Wenn wir nun ein Strahlenbüschel betrachten, das, wie die Fig. 1 es zeigt, auf einen Punkt der vertikalen Trennungsebene von der Seite der schwächer lichtbrechenden Substanz AB auffällt, so zeigt sich, daß die Strahlen 1 bis 6 gebrochen werden, und Biele zwar, wie leicht zu ersehen, zum Lote. Von den Strahlen 7 bis 12, die von der Seite des stärker brechenden Mediums BC auf- fallen, werden einige die Trennungsebene unter dem Winkel der Totalreflexion treffen und total reflektiert werden. Hier sind es die Strahlen 7 bis 9. Die noch übrigen Strahlen 10, 11, 12 gehen aus dem dichteren in das dünnere Medium und werden vom Lote gebrochen. 1 Die Zeichnung geht auf eine Konstruktion von Snellius zurück und bezieht sich auf ein Verhältnis der Brechungsexponenten 27:95 =1:1'04. Siehe Leitfaden der Physik von E. Mach, Prag 1891. 1626 J. Schiller, Während also die Lichtstrahlen von unten gleichmäßig auffallen, treten sie aus der Platte ungleichmäßig heraus in der Weise, daß eine Anhäufung derselben auf der Seite der stärker lichtbrechenden Substanz stattfindet. Dadurch schon wird eine größere Helligkeit auf der Seite des stärker lichtbrechenden Mediums bewirkt. Es muß aber weiters noch berücksichtigt werden, daß die Intensität der total reflektierten Strahlen 7 bis 9 an und für sich bedeutend größer ist als die vom Lote gebrochenen Strahlen 10, 11, 12 in dem schwächer lichtbrechenden Medium AB, so daß an der Grenze der beiden das Licht verschieden brechenden Substanzen auf der Seite der stärker brechenden eine große Helligkeit herrschen wird, falls das Mikroskop ent- sprechend eingestellt ist. Beim Heben und Senken des Mikroskoptubus findet man eine Stellung, ie sogenannte mittlere Einstellung, bei welcher man die Grenzebene der beiden aneinanderstoßenden licht- brechenden Medien als eine scharfe Linie sieht, wobei die Grenzpartien gleich stark beleuchtet sind; denn jetzt fallen, wie die Fig. 1 zeigt, nebst. dem. Lichtstrahl ‘0: nur weniger sanz schwach geneigte Strahlen in die Objektivlinse des Instru- mentes. Hebt man nun den Tubus, so scheint eine scharf hervortretende Linie von der Grenze der beiden verschieden lichtbrechenden Medien in das stärker brechende zu wandern. Je höher man das Mikroskop einstellt, desto undeutlicher und lichtschwächer wird die Linie. Senkt man jetzt wieder das Instrument, so wandert die Lichtlinie, die man in der Petro- graphie und Mineralogie nach dem VorschlageW. Salomon’s (2) jetzt allgemein als Becke’sche Linie bezeichnet, aus dem stärker brechenden Medium gegen die Grenze, verschwindet dann bei mittlerer Einstellung des Instrumentes, um bei weiterem Senken von der Grenze in das schwächer brechende Medium einzuwandern. Hat man also den Mikroskoptubus bis zu einer mittleren Einstellung auf die Grenze zweier aneinanderstoßender Medien gesenkt, so wandert die Becke’sche Linie beim Heben des Tubus in das stärker lichtbrechende Medium ein. Hiebei sieht Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1627 es aus, als ob das ganze stärker brechende Objekt heller be- leuchtet wäre. Becke hebt in seiner zitierten Abhandlung hervor, daß das Einengen des Beleuchtungskegels bis zum Grenzwinkel der Totalrellexion die Beleuchtungsgegensätze steigert (siehe Fig. 1), daß aber noch weiteres Einengen die Erscheinung nicht deutlicher machen würde. Der Beleuchtungskegel muß also um so mehr eingeengt werden, je kleiner die zu beobachtenden Unterschiede der Lichtbrechung sind. Ein weit geöffneter Be- leuchtungskegel würde die Lichtunterschiede nur verwischen und die einseitige Verstärkung des Lichtes wird dann zu gering, um noch sichtbar zu bleiben. Für eine zweckmäßige Abstufung des Beleuchtungskegels kann man sich der Irisblende bedienen. Im Notfall wird man sich durch eine passende Blende und entsprechende Spiegel- stellung eine gute Beleuchtung schaffen müssen. Der Botaniker und Zoologe muß, sofern er diese geschil- derten Erscheinungen deutlich sehen will, auch auf eine ent- sprechende Dünne der Objekte schauen; denn jeder Punkt der vertikalen Grenzebene kann ja, wie aus der Fig. 1 unmittelbar zu ersehen ist, Ausgangspunkt eines zweiten, dritten etc. un- symmetrischen Strahlenbüschels werden. Wenn tatsächlich viele solcher Strahlenbüschel entstehen, so wird eine beträcht- liche Tubusverschiebung notwendig sein, um aus der Tief- stellung in die Hochstellung zu gelangen und die Lichtlinie wird undeutlich, mehr oder weniger verschwommen auf- „üreten: Sehr zu beachten ist ferner, daß die Grenze der beiden einander berührenden Substanzen mit der optischen Achse des Mikroskops nicht einen allzu großen Winkel bilde, was ins- besondere in dem Falle sehr empfindlich störend einwirken würde, falls ein Übergreifen der stärker brechenden Substanz über die schwächer brechende stattfände, da alsdann die größere Intensität des Lichtes auf die Seite des schwächer lichtbrechenden Mediums käme. Diese Gefahr wird ferner um so größer, je geringer die Unterschiede in der Lichtbrechung werden. Da man solche schlechte Stellen aber wohl in der Regel durch das schlechte Hervortreten der Grenzlinie bei 1628 J. Schiller, mittlerer Einstellung erkennen kann, hat man Gelegenheit, sie von der Untersuchung auszuschließen. Bei den bisherigen Erörterungen wurde immer angenom- men, daß sich oberhalb und unterhalb der beiden Substanzen Medien von entsprechenden Brechungsexponenten befinden. Welche Erscheinungen treten nun auf, wenn dies nicht der Fail ist? Man wird ohneweiters einsehen, daß eine Substanz von höherem Lichtbrechungsvermögen, in die beispielsweise die zu untersuchenden Substanzen eingebettet sind, die Richtigkeit der Beobachtung kaum tangieren dürfte. Im anderen Falle ist dies aber ohne Zweifel um so mehr der Fall, je größer die Differenz der Brechungsexponenten ist, weil die aus der zu untersuchenden Substanz austretenden Lichtstrahlen dement- sprechend vom Licht abgelenkt werden, so daß die Beleuch- tungsunterschiede undeutlich werden. Man muß also bei der Beurteilung, ob ein Objekt stärker oder schwächer lichtbrechend ist, auch auf das einschließende Medium achten. Was die Genauigkeit dieser Beobachtungsmethoden an- belangt, mögen aus der oben angegebenen Schrift Prof. Becke’s eigene Worte hier Platz finden: »Die Unterschiede, die sich mittels dieser Beobachtungsmethoden noch wahrnehmen lassen, sind in der Tat sehr klein. Wenn beispielsweise zwei Quarz- durchschnitte mit annähernd unter 90° gekreuzten Haupt- achsen verwachsen sind, so kann man leicht den Durchschnitt, welchen das polarisierte Licht als außerordentlicher Strahl durchsetzt (e = 1'553), von dem anderen unterscheiden, dessen Schwingungsrichtung dem ordentlichen Strahle entspricht (a —1'544); der erstere erscheint deutlich stärker lichtbrechend. Nach einer Drehung um 90° kehrt sich das Verhältnis um. Eine Differenz von 0°009 im Brechungsexponenten ist mit größter Leichtigkeit wahrnehmbar. Unter günstigen Umständen sind aber noch viel kleinere Unterschiede wahrnehmbar. Leuzitdurchschnitte in einem Dünnschliff enthalten in der doppelbrechenden Hauptmasse schmale Zwillingslamellen. Wurde der Durchschnitt derart in die Auslöschungsstellung ge- bracht, daß die Schwingungsrichtung des Polarisators mit a der Hauptimasse (c der Lamellen) übereinstimmt, so erschienen bei Beobachtung mit zentraler Beleuchtung und stark eingeengtem Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1629 Beleuchtungskegel die Lamellen bei Hoch (Tief)stellung deut- lich heller (dunkler) als die Umgebung. Der Unterschied der Brechungsexponenten, der so zur Wahrnehmung gelangte, betrug kaum mehr als 0°001.« Um die Lichtbrechungsexponenten organischer Körper bestimmen zu können, kann man sich auch des S. Exner’schen Mikrorefraktometers bedienen, das jetzt nach Becke’s Angaben von der Firma Fuess angefertigt wird. Dieses Instrument gestattet die seitliche Abblendung des Lichtes bei dessen Aus- tritt aus dem Okular. Zu diesem Zwecke wird der kleine Apparat über das Okular des Mikroskops gestülpt und der ausziehbare Teil so lange verschoben, bis der das Gesichtsfeld umgebende blaue Saum verschwunden ist. Eine am Mikrorefraktometerangebrachte Schraube bewegt einen Schieber vor die Öffnung und blendet dadurch einen Teil der Strahlen ab. Durch eine Konstruktion des Strahlenganges, wie sie beispielweise in H. Rosenbusch’ Mikroskopischer Physiographie (4) zu finden ist, überzeugt man sich leicht, daß der dem einfallenden Lichtkegel abgewandte Rand eines stärker lichtbrechenden Körpers stärker beleuchtet wird als der zugewandte, oder, wenn wir die mikroskopische Umkehrung berücksichtigen, daß im Bilde ein stärker brechender Körper einen hellen Rand auf der Seite des einfallenden Lichtes zeigt. Auch sieht man aus der oben angeführten Konstruktion, daß die Unterschiede an den beiden Seiten des Körpers deut- licher hervortreten, wenn noch eine Einschnürung des ein- fallenden Lichtkegels stattfindet. Durch Beobachtung mit dem Mikrorefraktometer kann man leicht zwei Flüssigkeiten finden» von denen dieeine das Lichteben noch stärker, die andere gerade etwas noch schwächer bricht als die Substanz, deren Brechungs- index zu bestimmen ist. Diese beiden Flüssigkeiten mischt man miteinander so lange, bis die zu untersuchende Subsanz auf beiden Seiten im Gesichtsfelde des Mikrorefraktometers gleich hell erscheinen und bestimmt dann mittels des großen Abbe- schen Refraktometers (5) den Brechungsexponenten. Man kann aber auch die Brechungsexponenten der beiden noch nicht mit dem zu untersuchenden Körper übereinstimmenden Flüssig- keiten mittels des Abbe’schen Refraktometers ermitteln und das 1630 J. Schiller, arithrnetische Mittel der beiden Brechungsexponenten der Flüssigkeiten als Exponenten nehmen; doch wäre die Genauig- keit keine große. Exner hat mittels der angeführten Methode die oe Eigenschaften lebender Muskelfasern untersucht und im Wiesner’schen Institut wurden nach der gleichen Methode die Brechungsexponenten der Stärkekörner zahlreicher Pflanzen von E. Ott ermittelt, auf welche Arbeit ich später noch etwas näher eingehen werde. Auch die sogenannte »Schlierenbeobachtung« Töpler's, die auf die Abblendung der Randstrahlen zurückgeht, kann bei diesen optischen Untersuchungen der Lichtbrechungsverhält- nisse benützt werden. Das Nähere hierüber ersieht man aus Töplersi(2):Sehrift Die Frage, welche von den beiden konkurrierenden Me- thoden, der Becke’schen oder S. Exner’schen, den Vorzug verdient, fühle ich mich nicht berufen zu beantworten. Der Mineraloge oder Petrograph wird immer- die Becke’sche Me- thode anwenden. Auch mir schien diese Methode, da ich in dieselbe eingearbeitet war, größere Sicherheit und ein rascheres Arbeiten zu gewährleisten. Das auf Ermittelung der Brechungsexponenten von organischen Substanzen gerichtete Interesse ist sehr alt. Die meisten der sich mit Optik beschäftigenden Physiker traten der Sache näher. In dem Lehrbuch der Physik von Hessler aus dem Jahre 1865 finden wir beispielsweise eine interessante Angabe über den Brechungsexponenten von Stärkemehl (wahr- scheinlich ist Kartoffelstärke gemeint) »n = 1'504. Leider findet sich hierüber weder eine nähere Quellenangabe, noch ist die Untersuchungsmethode angegeben. Da Töpler’s Schrift (7) im Jahre 1864 erschien, so wäre es nicht unmöglich, daß der Brechungsexponent der Stärke nach den dort angegebenen Prinzipien gefunden wurde. Valentin hat auf Zooleeischem Gebiete Bestimmungen von Brechungsexponenten vorgenommen (9). Mit Hilfe eines Abbe’schen Refraktometers bestimmte er die Exponenten verschiedener tierischer Gewebe, von Muskeln, Bindegewebe etc. Auch S. Exner (10) unternahm in seiner Arbeit »Über Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1631 optische Eigenschaften lebender Muskelfasern« derartige Unter- suchungen; auf beide Arbeiten werde ich später gelegentlich zurückkommen müssen. Auf botanischem Gebiete sind die auf Ermittlung der Brechunsgsindices gerichteten Bestrebungen seltener, wenigstens soweit ich aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur glauben muß. Da derlei Untersuchungen mit Vorliebe in physikalischen Zeitschriften publiziert werden, könnte mir vielleicht das eine oder andere entgangen sein. Wiesner (11) bemerkte während seiner Untersuchungen der Stärkesorten, daß das Lichtbrechungsvermögen derselben sehr verschieden ist. Er beobachtete, daß Cannastärke, in Kopaivabalsam untersucht, bei mikroskopischer Betrachtung verschwindet, daß aber Kartoffelstärke deutlich sichtbar bleibt und nur in reinem Mekkabalsam zum Verschwinden gebracht werden kann. Im Anschluß an diese Beobachtungen hat vor wenigen Jahren Dr. Emma Ott (12) die Brechungsexponenten zahlreicher Stärkesorten bestimmt. Dazu benützte sie das S. Exner’sche Mikrorefraktometer, das oben p. 1629 kurz besprochen wurde, ein Abbe’sches Refraktometer und ein "gewöhnliches Mikroskop. E. Ott glaubte konstatieren zu können, daß die Größe des Brechungsvermögens der Stärkekörner erblich fest- gehalten werde, weil bei einer und derselben Stärkesorte stets das gleiche Lichtbrechungsvermögen festgestellt werden konnte. Bei meinen Untersuchungen benützte ich ein Polarisations- instrument von R. Fuess-Steglitz-Berlin, wie solche jetzt allgemein für petrographische Untersuchungen im Gebrauch „ stehen. Damit war mir die Möglichkeit gegeben, die Art der Auslöschung, die Polarisationsfarben (eventuell mit Hilfe eines Gipsblättchens, das sich leicht in den Tubus des Mikroskops einschieben läßt), ferner die Richtung der optischen Elastizitäts- achsen des Fresnel’schen Ellipsoides zu bestimmen. Ins- besondere aber handelte es sich mir um die Bestimmung der Lichtbrechungsexponenten. Zu diesem Zwecke untersuchte ich zunächst mittels des Gipsblättchens (Rot, I. Ordnung) die Richtung von o und y. Ein- für allemal wurde die Schwingungs- Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 109 1632 I2Schiller. richtung des unteren Nikols des Polarisators festgestellt und in eine solche Lage gebracht, daß das aus ihm heraustretende polarisierte Licht mit dem von rechts nach links gehenden Faden des Fadenkreuzes im Okular parallel schwang. Die zur Untersuchung verwendeten Fasern brachte ich nun zuerst durch Drehen des Mikroskoptisches in eine solche Lage, daß ihre Längsachse mit dem von rechts‘ nach links’sschenden Faden parallel lag. War der Brechungsexponent der Faser für das in dieser Richtung das Objekt durchsetzende Licht bestimmt, so drehte ich den Mikroskoptisch um 90°; jetzt durchsetzte das Licht die Faser senkrecht zu ihrer Längsachse und es war nur notwendig, darauf zu achten, daß diese Lage während der ganzen Zeit der Untersuchung beibehalten wurde. Um den Anforderungen möglichst zu genügen, welche die Becke’sche Methode zur Erlangung guter Resultate erfordert, suchte ich mir unter den im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität befindlichen zahlreichen Bastfaserarten nur jene aus, welche hinreichend dünne und durchsichtige Fasern boten 'oder doch leicht durch” Schabenmercenen Radiermesser solche lieferten. Bei Holzuntersuchungen wurden mittels eines Rasiermessers erhaltene, möglichst dünne Schnitte verwendet. Auch darauf wurde Bedacht genommen, daß die Grenze zwischen Untersuchungsobjekt und Flüssigkeit rein und scharf war. Als Flüssigkeiten verwandte ich in den ersten Tagen Benzin und a-Monobromnaphthalin mit einem Brechungs- exponenten n —=1'6665 für die D-Linie, nach dem Abbe’schen Refraktometer bestimmt. Da aber bei dem niederen Molekular- gewicht das Benzin ungemein schnell aus dem «-Monobrom- naphthalin entweicht, so daß auch bei raschem Arbeiten beträchtliche Fehler unvermeidlich sind, sah ich mich nach einer anderen Flüssigkeit um und wählte Xylol, das mit seinem verhältnismäßig niedrigen Brechungsexponenten 2 = 1'494 und dem höheren Molekulargewicht sich ausgezeichnet bewährte. Nach 12 Minuten langem Stehen dieses Gemisches (zirka 15 cm?) im offenen Gefäße war der Brechungsexponent nur um 0'004 gesunken bei einer Junitemperatur von 26° C. Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1633 Bevor ich an die Ermittlung von Brechungsexponenten der Bastfasern schritt, hielt ich zunächst eine Untersuchung über den Einfluß des Wassergehaltes auf das Lichtbrechungs- vermögen für geboten. Ich benützte zu diesen Versuchen Kartoffelstärke und suchte den Exponenten zu bestimmen. Bei der Beobachtung im parallel polarisierten Lichte zeigten die in Xylol+a-Monobromnaphthalin unter dem Polarisationsinstru- mente liegenden Körner der Kartoffelstärke eine variable Intensität der Becke’schen Linie beim Drehen des Mikroskop- tisches, was ja mit Rücksicht auf die Doppelbrechung der Stärkekörner zu erwarten ist. Da ich über die Art der Elastizitäts- achsen mit Sicherheit nichts ermitteln konnte und auch in der Literatur Einwandlfreies nicht vorfand, brachte ich die Stärke- körner, die eine ausgesprochene Längserstreckung zeigten, in eine solche Lage, daß das polarisierte Licht dieselben einmal ihrem größten Radius möglichst parallel durchstrahlte, das andere Mal senkrecht zu demselben. Da sich die Stärkekörner wie Sphärokristalle verhalten, mußte auf die deutliche Längs- erstreckung Rücksicht genommen werden, denn dann ist der größte Teil des Kornes aus Teilen aufgebaut, die in der Richtung der optischen Achse gestreckt sind; der Einfluß der anders orientierten Teile des Kornes ist dann gering und konnte vernachlässigt werden. Dadurch erhielt ich zwei Brechungs- exponenten 0 P>9137 EB Unter der vielfach gemachten Annahme, daß die Stärke- körner optisch einachsig und positiven Charakter haben, könnte man die Differenz der Brechungsexponenten e—o = 0°0040 als einen Wert für die Höhe der Doppelbrechung ansehen; der wirkliche Wert kann nur größer sein, aber nicht kleiner, wie mir Prof. Becke angibt, daher e&—o als ein Minimalwert an- zusehen ist. Überhaupt dürfte sich schwer eine Beobachtungs- methode finden lassen, mit Hilfe der « und y rein gefunden werden könnte, da die anderen Partien des Sphärokristalls, deren optische Symmetrieachsen geneigt liegen, mitwirken. 109* 1634 J. Schiller, Hierauf wurde Kartoffelstärke durch 4 Stunden in einem Thermostaten bei ungefähr 60°C. getrocknet. Die Körner zeigten in ihrem morphologischen Aussehen keine Veränderung. Der Brechungsexponent war dagegen auffallend gestiegen, denn es. ergab sich unter Berücksichtigung der oben angeführten Punkte ol Ö E=—n|e: woraus hervorgeht, daß der Wert für die Höhe der Deppel- brechung e—- = 0'0041 gleich geblieben ist (da die vierte Dezimale innerhalb der Fehlergrenze der Beobachungsmethode, Instrumente etc. liegt). Diese Befunde über den Einfluß des Wassergehaltes auf das Lichtbrechungsvermögen konnten bei der Kompliziertheit der optischen Erscheinungen der Stärkekörner die Frage noch nicht sicher beantworten. Daher untersuchte ich vergleichs- weise auch Holz von Aescnlus Hippocastanum, das von einem 35cm dicken Aste stammte. An Tangentialschnitten wurden die Brechungsexponenten der Fasern bestimmt und ergaben, je nachdem die Faserrichtung des Holzes parallei oder senkrecht zur Schwingungsrichtung des unteren Nikols war el 9940 0.185240 OD In diesem Falle war das Holz lufttrocken; wurde es befeuchtet und sodann in analoger Weise das Lichtbrechungs- vermögen bestimmt, so ergaben sich ea ,5910 older In vielen anderen Fällen wurde nun bloß auf die Intensität der Lichtlinie Bedacht genommen, wobei sich zeigte, daß immer das befeuchtete Material ein niedrigeres Lichtbrechungs- vermögen besaß als das lufttrockene. Hingegen blieben die Polarisationsfarben fast unverändert. Aus diesen Beobachtungen dürfte hervorgehen, daß der Wassergehalt das Lichtbrechungsvermögen der Stärke, der Holz- und Bastfasern herabdrückt. Die allgemeine Annahme, daß: Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1635 Wasser bei allen vegetabilischen Substanzen die gleiche Wirkung hervorbringe, dürfte um so berechtigter sein, wenn man die Art der Wirkung des Wassers — Verringerung der optischen Dichte — in Betracht zieht. Während nun diese Wirkung des Wassergehaltes bei den Mineralogen schon seit langem für viele Fälle bekannt war, glaubte H. v. Mohl (13) noch 1859, daß weder Austrocknung noch Quellung die optischen Eigenschaften der Stärkekörner irgendwie beeinflussen können. Im nachfolgenden gebe ich die Untersuchungsresultate bei den Bastfasern und bemerke, daß ich dieselben einer Speziellen Trocknung nicht aussetzte, weil ich nach . den Beobachtungen an Linum-Fasern Grund zur Annahme hatte, daß der Wassergehalt der lufttrocken in den Instituten auf- bewahrten Bastfasern und ebenso der Hölzer nicht derartig großen Schwankungen unterliegt, daß bedenkliche Differenzen in der vierten Dezimale der ermittelten Brechungsexponenten eintreten könnten (siehe Tabelle I auf p. 1636). Die Speziesbenennung erfolgte auf Grund der den einzelnen Fasern im pflanzenphysiologischen Institute beigegebenen Etiketten. In der zweiten und dritten Kolonne ist die Lage der einzelnen Elastizitätsachsen angegeben, und zwar bedeutet y entsprechend der Bezeichnungsweise in der Mineralogie und Peitostraphie die- kleinste Elastizität, « die größte. In allen untersuchten Fasern fand ich übereinstimmend die Achse der kleinsten Elastizität in der Längsrichtung, die der größten in der Querrichtung. Zur Bestimmung von « und y verwendete ich ein Gipsplättchen Rot erster Ordnung. Auffallend war nach den Angaben von B. Remec (14), daß Fasern von Attalea, Cocos, Borassus-Frucht und Tillandsia ein entgegengesetztes Verhalten zeigen sollten. 2 Fasern von Cocos nucifera geben eine vollständig normale Orientierung, desgleichen auch von Tillandsia; hingegen konnten in der Tat Dorassus und Attalea leicht auf obigen Irrtum führen. Remec und anderen entgingen die eigentümlichen optischen Erscheinungen der Tüpfel, durch welche die schein- bare Umkehrung der Elastizitätsachsen hervorgerufen wird. Hlerr Prof. Dr. H. Tertsch hatte die Güte, die Fasern von IrSchihler 1636 Tabellert. Faser parallel | Faser senkrecht Differenz der ‘ Se Aleis 5 N der Schwin- zur Schwin- Brechungs- lschme gungsrichtung gungsrichtung exponenten des Polarisators | des Polarisators |(Doppelbrechung;) Linum usitatissimum.........|Längsrichtung | Querrichtung 15787 1'5362 0:0395 Orthogonal Gonmabis’SaWa nn Ser... » » 15870 15320 00550 » Gossypium barbadense ........ » » 1'5770 1'5338 00432 » Memphisbaumwolle .......... » » 1'5744 15314 00430 » BOCHMEa NWEAN ar er eeen » » 15879 15331 00548 » Abelmoschus tetraphylius...... » » 1:5695 1:529 00405 » Aranfia'sericifera er ..: » » 12907 1'528 00390 » Calotropis gigantea........... » >» 1:5894 1'5345 00549 » Abroma fasluosa....sess.ere: » » 1'545 15316 00124 » Eldbiseus2 Gasser en aa. » » 15645 1'5320 0:0325 » Wickstroemia canescens ....... » > 1:5630 15316 0:0314 » Lasiosiphon Specious ........ » » 15620 15320 00300 » Kostelelzkya pentacarpa ....... » » 1:5635 1'533 00305 » Dracaena Papahu(?) ......... » » 1'5636 15332 0°0305 » Hedysarum lagopodioides ..... » Ä > 1:5636 1:5332 0:0304 » Boehmeria tenacissima ....... » » 1'573 15305 00425 » Agave americana „nn ec... » » 1°53 Ä 1.522 0:008 » BI SDErTOlaUdE. ee en » » 15715 1'522 00495 » Vncoaglomosa nn. een... ar » » 1'559 1'523 00320 » 027 Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1937 Borassus einer genaueren optischen Untersuchung zu unter- ziehen und berichtet mir folgendes, wofür Genanntem hiemit bestens gedankt sei: »Die Fasern von Borassus zeigen ziemlich hohe Doppelbrechung, welche besonders bei Einschaltung des Gipsplättchens mit Rot erster Ordnung sich durch das Hinauf- schnellen der Farben in die zweite, ja bei dicken Bündeln bis in die dritte Ordnung ausprägt (in der Additionsstellung). Solange die Fasern und Gefäße keine oder wenig Tüpfel zeioen,. ist. die. Orientierung normal, y in.der Längsrichtung, a quer, entsprechend einer Pressung in der Querrichtung. Das Auftreten der Tüpfel ändert aber scheinbar die Orientierung. Man sieht gewöhnlich bei reichlicher Anwesenheit der Tüpfel ain der Längsrichtung. Bei genauerer Beobachtung ergibt sich folgendes. Jeder Tüpfel ist von einem Spannungshof umgeben, der sich bei gekreuzten Nikols leicht erkennen läßt. Sie sind oft dicht gedrängt und sehr klein. Der im polarisierten Lichte den Tüpfel umgebende Spannungshof ist gewöhnlich kreisrund, hat keine scharfe Begrenzung, sondern ist nur durch die nach allen Seiten gleichmäßig nachlassende Doppelbrechung gegeben. Interessanterweise ist das im Falle einer Parallelstellung der Fasern mit einer Nikolrichtung zu beobachtende schwarze Kreuz nicht tetrasymmetrisch, sondern höchstens disymme- trisch. Zwei gegenüberliegende Quadranten sind gewöhnlich heller als die beiden anderen. Weiter ist auffällig, daß eine völlig geschiossene Kreuzfigur erst eintritt, wenn die Nikol- richtung nicht mehr genau mit der Faserrichtung zusammen- fällt. Bei noch weiter erfolgender Drehung erscheint in der 45°-Stellung gegenüber den Nikols überhaupt nur ein breiter verschwommener Balken beiläufig senkrecht zur Faserrichtung (Fig. 2, 3,4). Versuche, die Tüpfelform zu ermitteln, ließen erkennen, daß die Tüpfel gestreckt sind in der Richtung von links unten nach rechts oben. Die optischen Verhältnisse sind derart, als ob die Tüpfel durch einen schief aufsteigenden Riß entstanden wären, der zu einer möglichst allseitigen Kontraktion der be- grenzenden Zellwand benützt wurde und dabei eine linsen- förmige Öffnung entstand, wobei die beiden Enden als 1638 Inschiier Kontraktionszentren wirkten. In der Richtung der vektoriellen Linien liegt, wie immer bei Kontraktionsdoppelbrechung, a senk- recht, also in Ellipsen y. Unschwer erkennt man jetzt die disymmetrische Ausbildung der Doppelbrechung, welche erst dann ein geschlossenes Kreuz liefern kann, wenn die Tüpfel- spalte parallel mit der Nikolrichtung geht, die Faser also geneigt dazu (Fig. 3). A \ / | / | | aäniig | | P / | | | | | I / Yp Y Die. 2. Fig. 3. Nachdem sich die Schwingungsrichtungen um die beiden Endpunkte radial anordnen, wird in der Richtung der Tüpfel- spalte die Änderung der Schwingungsrichtung sehr rasch er- folgen, während sie senkrecht dazu auf größere Strecken fast parallel bleiben. Demnach werden die schwarzen Balken, die von den Spaltenden ausgehen, nahe aneinander rücken. Führt man die Konstruktion der schwarzen Balken auf Grund des angegebenen Verhaltens der Doppelbrechung in verschiedenen Richtungen für mehrere Lagen der Faser aus, so ergibt sich bei Drehung der Faser nach der einen Seite infolge der Schief- lage der Tüpfelspalte ein schmales dunkles Feld, bei Drehung nach der anderen Seite ein breiteres, was auch durch die N u a Ba a u Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen., 1639 Beobachtung bestätigt wird, da die Faser in der ersten Lage bedeutend heller ist.« Aus alldem ergibt sich, daß ein breites Feld des Spannungs- hofes nahezu in der Faserrichtung liegt und demnach seine Doppelbrechung geltend machen kann. Dagegen sind die schmalen Felder senkrecht dazu so klein, daß sie durch die kräftige Farbe der anderen erdrückt werden. Dazu kommt noch, daß die Tüpfel rund um die ganze Faserwand verteilt sind und Tüpfel der Unter- und Oberseite daher gleichzeitig wir- ken. Liegen sie genau überein- ander (was wegen der schiefen > Tüpfelspalte kaum erreichbar sein dürfte), dann wird dieWirkung der breitem Belder verstärkt. Decken siesich nur teilweise,dann werden im allgemeinen nur ungleich- auge Belder aufeinandertreffen, N die sich gegenseitig aufheben, es A und das räumlich größere Feld | wird auen seine Farbe durch- | Setzen, Wir sehen: daher „unter N allen Umständen jene Orientie- rung bevorzugt, welche durch die breiten Quadranten gegeben ist. Diese aber bringt mit sich, daß die Fio nebeneinanderliegenden Tüpfel alle innerhalb ihres Spannungshofes a nahezu parallel der Faserrichtung bringen und deshalb die Orientierung fälschen. Bei Cocos nucifera sind die auftretenden Tüpfel nur von sehr kleinen Spannungshöfen umgeben, so daß die Haupt- orientierung nicht verdeckt werden kann. Attalea verhält sich normal. Bei der Beobachtung stört die braune Eigenfarbe. Andrerseits fälscht das reichliche Auf- treten großer, behöfter, kreisrunder Tüpfel oft die Orientierung. Die durch den Porus erkennbare Tüpfelhaut ist ohne oder fast ohne Doppelbrechung. Im Spannungshof des Tüpfels ist natür- lich a radial geordnet. N _ 1640 J. Schiller, Die richtige Orientierung ist oft nur an den durch- schnittenen Zellwänden zu erkennen. Mit dieser angegebenen Orientierung stimmen, da selbe ja im Aufbau der Fasern ihre Ursache hat, andere physikalische Erscheinungen überein (Quellung etc.). Schon seit langer Zeit war es bekannt, daß das Licht- brechungsvermögen der histologischen pflanzlichen Objekte ein bedeutendes sei. Die ermittelten Brechungsexponenten der Bastfasern erlauben einen direkten Vergleich mit denen der Minerale, woraus hervorgeht, daß sie ein ähnliches starkes Lichtbrechungsvermögen besitzen wie weit verbreitete Mine- rale, beispielsweise Quarz: € = 1599328 o— 154418 oder Feldspat (Orthoklas): 9.1.2.8 90 EN Gips: a NL —71.99309 Die Ursachen dieser Lichtbrechungsverhältnisse sind so- wohl in der chemischen Beschaffenheit als im physikalischen Aufbau zu suchen. Darauf hat auch Remec (|. c. p. 369) hin- _ gewiesen, indem er zeigte, daß selbst bei gleicher chemischer Beschaffenheit und gleicher Dicke der Membranen der Brechungsexponent verschieden sein kann. Infolge der Kenntnis der Lage der Elastizitätsachsen und der dadurch gebotenen Möglichkeit, den größten und kleinsten Brechungsexponenten bestimmen zu können, ergab sich in einfachster Weise auch die Größe der Doppelbrechung aus der Differenz der beiden ermittelten Brechungsexponenten. Aus der Literatur sind mir nur zwei Versuche bekannt geworden, die Höhe der Doppelbrechung von tierischen und pflanzlichen Objekten zu bestimmen. v. Ebner benützte, um die Differenz der Exponenten des außerordentlichen und ordent- Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1641 lichen Strahles e—w für den Muskel zu berechnen, eine aus seinen zahlreichen Versuchen ermittelte Konstante und drückte die Interferenzfarbe für gekreuzte Nikols aus durch die Ordnungs- zahl und Wellenlänge eines dunklen Interferenzstreifens im Spektrum der betreffenden Interferenzfarbe. Die nötigen Daten lieferten ihm die genauen Untersuchungen Rollet’s. v. Ebner erhielt für die Größe der Doppelbrechung von Muskeln verhältnis- mäßig niedrige Werte, beispielsweise für den Sartorius des Frosches &—w — 00021, und seiner Vermutung, daß die quer- gestreiften Muskeln unter den weichen tierischen Geweben nicht die stärkste Doppelbrechung haben, pflichtet man gern bei, wenn man vergleichsweise Muskeln und gewisse Binde- gewebe, Sehnen u. dgl. auf ihre Lichtbrechungsverhältnisse selbst nur oberflächlich untersucht. Eine sehr interessante, den Petrographen und Mineralogen allerdings nicht ganz neue Methode, die Höhe der Doppel- brechung zu bestimmen, hat H. Ambronn (25) entwickelt. Auch er beobachtet über einem Nikol’schen Prisma und stellt die Polarisationsebene zunächst mit der einen, sodann mit der anderen Elastizitätsachse parallel, also ganz so, wie dies bei den vorliegenden Untersuchungen geschah. Nun nimmt er aber nicht zwei in jenen beiden Lagen mit dem Brechungsvermögen des anisotropen, zu untersuchenden Objektes übereinstimmende Flüssigkeiten, was man ja jetzt mittels der Becke’schen Licht- linie bei einiger Übung sehr schnell und leicht erreichen kann. Er nimmt eine Flüssigkeit, von der ihm nur bekannt zu sein braucht, daß der Wert ihres Brechungsexponenten zwischen den beiden Werten des anisotropen Objektes liegt und es muß dann beim Drehen des Mikroskoptisches aus der Parallelstellung eine Lage, ein Azimut gefunden werden, bei welchem die Grenzen des Objektes in der Flüssigkeit verschwinden. Aus zwei solchen Azimuten mit zwei derlei Flüssigkeiten ermittelt nun Ambronn die Brechungsexponenten durch Rechnung, indem er die Beziehungen zwischen den Halbachsen und dem Radiusvektor zu den optischen Elastizitäten in den entspre- chenden Richtungen der Elastizitätsflläche zur Aufstellung von zwei Gleichungen benützt, die schließlich folgende Form annehmen: (@p) ARE DD J. Schiller, 5. my COS? a — N. COS? 0, COS 7760574, % n7, sin?” a—n}, sin? &, Hess sin?a— sin? o, wobei n,, n. die gesuchten Exponenten, n,,, 2, die Exponenten bei den entsprechenden Azimuten und « den Winkel bedeutet, welcher durch die Richtung des Radiusvektors gegeben ist. Die praktische Bedeutung dieser Methode ist aber leider eine sehr geringe, da die gefundenen Werte schon in der zweiten Dezimal- stelle große Fehler aufweisen, wie Ambronn selbst zugesteht. Was nun die Genauigkeit der vorliegenden Werte für die Brechungsexponenten und die Höhe der Doppelbrechung von Holz- und Bastfasern anbelangt, so möge diesbezüglich die Bemerkung gestattet sein, daß in die Richtigkeit der dritten Dezimalstelle kaum Zweifel gesetzt werden können, da diese das Abbe’sche Refraktometer verläßlich angibt. Mit der Becke- schen Methode könnte man ferner unter Berücksichtigung störender oben erwähnter Einflüsse auch die vierte Dezimale am Refraktometer genau bestimmen, falls dieses diese Stelle verläßlich angeben würde und man nicht auf eine Schätzung angewiesen wäre, ganz abgesehen von etwa dem Instrument anhaftenden Fehlern. Um aus der Schätzung allein sich etwa ergebende Fehler möglichst auszuschließen, wurden regelmäßig drei Ablesungen gemacht und aus diesen dann das Mittel genommen. Aus diesen und einigen anderen Fehlerquellen zu schließen, mag immerhin die vierte Dezimale mit einem Fehler- werte von +0'0002 nach oben und unten behaftet sein. Doch dürfte dieser Umstand kaum den ermittelten Werten für das Brechungsvermögen und die Größe der Doppelbrechung Ein- trag tun. Alle Botaniker, die sich bisher mit den optischen Verhält- nissen pflanzlicher Objekte, speziell mit den Fasern beschäftigten, vermuteten insgesamt eine hohe Doppelbrechung, wofür be- sonders die hohen Polarisationsfarben sprachen, die das Polari- sationsinstrument bei gekreuzten Nikols zeigt. v. Ebner (16) sprach in seinem mehrmals erwähnten Buche (p. 211) die Meinung aus, daß die Doppelbrechung der Bastfasern von Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 623 fo) Lein und Hanf die von Gips und Quarz bedeutend zu übertreffen scheint. Und er hatte vollständig recht; denn die Doppel- brechung Bm miaser zeigt,den Wett . „u .rulseun. e--o = 0°'0895, er hlanıtaser den Wert. un... as 0 = 00590, während die Doppelbrechung von Quarz bei- spielsweise nur den Wert besitzt........ eo = 0°00910, ENDE ee Re NE —ıa = 0'0098, alas 2. a u... —ıa = 0°0070 Während ich derartige niedrige Werte für die Höhe der Doppelbrechung nur bei einer einzigen von den untersuchten Bastfasern, nämlich bei Agave americana konstatieren konnte, e—w =0:'008 kommen allen übrigen untersuchten Fasern Nierie zu, welche” die der angeführten Minerale um "ein Bedeutendes überragen. In der letzten Kolonne der Tab. 1 ist die Auslöschung an- gegeben. Um diese in einfachster Weise zu bestimmen, ermittelt man zunächst die Schwingungsrichtung des unteren Nikols und stellt sodann den einen Faden des Fadenkreuzes im Okular mit dieser Richtung parallel. Brachte ich eine von den untersuchten Bastfasern zwischen gekreuzte Nikols, so zeigten alle Dunkel- heit, wenn sie mit dem einen Faden des Fadenkreuzes parallel lagen. Die Auslöschung erwies sich also in allen Fällen als eine gerade. Hiemit bestimmt man aber gleichzeitig auch die Schwingungsrichtungen, indem bei der Dunkelstellung zwischen gekreuzten Nikols die Schwingungsebenen der Bastfaser mit denen der beiden Nikols übereinstimmen. Mit Rücksicht auf dieses gleichmäßige Verhalten der von mir untersuchten Bast- fasern, die so ziemlich alle Typen umfassen dürften, und des weiteren Umstandes, daß die morphologischen Verhältnisse aller Bastfasern im wesentlichen übereinstimmen dürften, liegt der Schluß nahe, daß allen Bastfasern eine gerade Auslöschung zukommt und somit in ihrem inneren physikalischen Aufbau übereinstimmen. Die Untersuchung der Bastfasern im Konoskop ergab ein dunkles Kreuz, das beim Drehen des Mikroskoptisches bald geschlossen, bald geöffnet erscheint. Diese Erscheinung regte 1544 J. Schiller, zur Untersuchung des Querschnittes an, welche an 10 u dicken Mikrotomschnitten erfolgte. Im Querschnitt ist « radial, y tangential gelagert, so daß schon im Orthoskop vier kreuzweise angeordnete Stellen der durchschnittenen Wand schwarz bleiben. Der Ip Vergleich mit der Orientierung des Längs- s | schnittes ergibt demnach, daß in beistehend fr skizziertem Bruchstücke einer Faserwand Id, T I, — Os, u | | | Das deutet aufeine Spannungsdoppelbrechung ., mit Eigenschaften, welche analog sind denen zweiachsiger Kristalle, wobei o, = a, dem o, e,. = %, dem B und'y, =Yy; dem r/enepiche Holzuntersuchungen. Während die optischen Eigenschaften der Bastfasern sich leicht feststellen ließen, boten die analogen Untersuchungen des Holzes beträchtliche Schwierigkeiten. Zunächst wurde darauf Bedacht genommen, daß das Holz aus verschiedenen histologischen Elementen aufgebaut wird, woraus sich naturgemäß als erste Frage ergab, ob diese ein- zelnen Elemente in Bezug auf die optischen Eigenschaften sich gleich verhalten. | Die Tracheiden, Libriformfasern, die Gefäße und die Mark- strahlen naben die Achse größter Elastizität («) in der Quer- richtung, die der kleinsten y in der Längsrichtung (in Bezug auf Zelle) bei allen untersuchten Hölzern; auch die Auslöschung ist überall eine gerade, aber infolge Störung durch behöfte Tüpfel wird nicht selten nur unvollkommene Dunkelheit erreicht. Im Lichtbrechungsvermögen kann man dagegen leicht einen, wenn auch kleinen Unterschied aufünden. Ich verwendete zu nach- folgenden Versuchen Eichenholz von einem zirka 6 cm dicken Aste(Ounercus sessiliflora),von dem Tangentialschnitte hergestellt wurden. Brachte ich diese in ein Gemisch von Monobrom- naphthalin+Xylol, in welchem die Gefäße des Holzes gerade verschwanden, also in ihrem Lichtbrechungsvermögen mit dem Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1645 der Flüssigkeit übereinstimmten, so waren die Tracheiden und Libriformfasern noch sichtbar und die Becke’sche Linie wanderte beim Heben des Mikroskoptubus aus den Gefäßen in diese beiden histologischen Elemente; sie sind also etwas stärker lichtbrechend als die Gefäße, wenngleich der ermittelte Unter- schied außerordentlich gering (000051) ist. Andrerseits erwiesen sich die Markstrahlenzellen (Wand) um ein Geringes (0:0003)) schwacher lichtbrechend. "als. die Gefäße... Der. Unterschied zwischen den Markstrahlen einerseits und den Gefäßen und Holzfasern andrerseits ist hier allerdings ziemlich gering, wohin- gegen die bei Detula alnifolia ermittelten Werte beträchliche Differenzen aufweisen. Aus diesen und ähnlichen Versuchen dürfte mit Sicherheit der Schluß gezogen werden können, daß die verschiedenen histologischen Elemente des Holzes auch ein verschiedenes Lichtbrechungsvermögen besitzen. Diese Unterschiede, in man- chen Fällen kaum wahrnehmbar (Acer platanoides, Aigiphila Humboldtii, Ouercus sessiliflora), können aber auch be- deutender sein (Betnula alnifolia). Es mußte ferner als wahrscheinlich im vorhinein an- genommen werden, daß Wurzel-, Kern-, Splint-, Ast- und Zweig- holz eines Baumes im Lichtbrechungsvermögen Unterschiede erkennen lassen dürften. Die nach dieser Richtung angestellten Versuche ergaben in der Tat mehr oder minder abweichende Werte, wie die Tabelle zeigt. Es drängen. sich. infolge. dieser Ergebnisse manche Vermutungen auf; doch fühle ich mich nicht berechtigt, aus diesen wenigen ermittelten Fällen irgend welche Schlüsse zu ziehen. Um einem durch das Alter eventuell bedingten Einfluß des Holzes auf das Lichtbrechungsvermögen einigermaßen Scrceht zu werden, gebe ich in der Tabelle auch die’Größe des Radius an, wenngleich zu diesem Zwecke die Jahresringe zu zählen gewesen wären; allein das war in vielen Fällen un- möglich, da nur Bruchstücke der betreffenden Hölzer vorlagen. Welchen Einfluß, wenn überhaupt einer vorhanden, woran 1 Diese Zahlen können natürlich mit Rücksicht auf ihre Ermittlung durch das Refraktometer nur als ungefähre Werte genommen werden. 1646 J. Schiller, ich nicht zweifeln möchte, das Alter des Holzes auf das Brechungsvermögen ausübt, konnte ich leider infolge meines Wegganges von Wien nicht konstatieren. Es schien ferner auch die Frage von Interesse zu sein, wie sich die Holzelemente, die von mir, wie schon oben erwähnt, in lufttrockenem Zustande untersucht wurden, verhalten möchten im feuchten Zustande. Denn da Wasserabgabe, wie an der Stärke gezeigt werden konnte, den Brechungsexponenten stark in die Höhe treibt, so ließe sich vielleicht aus den Brechungs- exponenten oder der Differenz der Brechungsexponenten, die gewisse Holzelemente in einem Schnitte einmal im lufttrockenen Zustande, das andere Mal im feuchten Zustande nach einer bestimmten Zeit zeigen, ein Schluß auf gewisse physikalische Eigenschaften (hygroskopisches Verhalten der einzelnen Holz- elemente etc.) ziehen. In der nachfolgenden Tabelle wurden die ermittelten Brechungsexponenten der Libriformfasern oder, wenn solche nicht vorhanden, der Tracheiden angegeben. Kommen diese beiden ersten Holzelemente im selben Holze vor, so schienen sie im Brechungsvermögen minimal zu differieren, weshalb ich in der Tabelle diese beiden Elemente nicht besonders namhaft gemacht habe, da diese Differenzen in der Fehlerzone der Methode liegen, wie schon oben erwähnt wurde. Dagegen mußten die Markstrahlen und die Gefäße besonders erwähnt werden. Die letzteren haben unter den Elementen des Holzes fast stets das kleinste Brechungsvermögen. a 1647 Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. MIC. ZN zoypzin < 0230:0 0639-1 0988-1 0 l < < < MIC.F—=NM ‘“zjoyIsYyY « 0080-0 0P78.1 OFSC.] 7) l < 7 mnuvgsvooddıg] Sninasay MI2.H=M ‘zoygsYy « r780:.0 8789-1 6298-1 : n h < te smuppjdopnasd « MILE» —=N “z0oys1oMZ < 9780-0 gEeq- TI 9298-1 0 J < ao < « MIC.Z=N “zjoyjpzinM < 7630-0 689-1 9698-1 0 J < > < < MI9.S—=NM ‘zyoygunds < EGE0-0 geeS. 1 8899-1 n ! < « « HIOAC IT: ‘zroyuoy « s980-0 Sr8t-1 7699-1 o J < SER < « m9g—snipey ‘zjoyJsy ope1an) 0880-0 DEEE-T 0894 -I 0 l. jeyuoZur] er sopıonvjvjd A29Y re Bausuocessunggeg o bi s9z]0H Sap aealou sop a R) 3. % e ea > Suny9sg]| yop oyoH) : INS ©. = ZunyyalI Hplar>d -SNY usjuauodx9 = = -yruyaS Sen 5 OJOyeN eng] nz Jyooayuos | op [ofesed & E Jop ZUSJONIA SazjoH SOp Sunyy9mıaseg SET 110 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. J-Schiller, 1648 WII H < 20:0 F88.1 0128-1 © ! « BARS NI pnımonvd vA1ayjuouapY MWMIE—=N ‘zjoygsV $ rP°0.9 088-1 9799-1 n \ x 5 3 * MIG.I—=N ‘zyoysomnz £ 730-0 0089: 1 SITG.] Q L s Senttee vsopnpun]d SHUmENy AO) d « — — cHrG.] n N () « een SIIgDAIM 2UOWEPY eyead mI6.0— 4 | e = 62760.0 7989-1 8796-1 2 4 x Sn mpjoqwng vpydısıy ms2.1=N ‘zjoyjozin M\ x 68500 5668-1 7399. 1 x) N S N U a s < mL=N ‘zioyyunds < 2620: 0 970.1 GISC.] v7) Al « 08.0207 MOHN OO « x m6:.0=M ‘zjoyJsYy pe.19N 8820:0 ASZCHT DLSSET © N Teruogus]) |" vsonumd Snuy « oO Io ae gu mod u 29 < ® dd :SIOYESLIPJOI © ® SSZ[oFI3SSP7 a nase BA sap SunyypLIsgungummyog = 4 Sunyyonı Zunuy9loz9 [ Z] opseuer) 2a o SEonleZzr and. « E Bed -SnY usjusuodxs I Anssssuas tl aanend ei = -pruyasS > 99UEN -säunypaig |" > ES ” & JOp>ZuSI>HId s9Zzjof SOp SunyyaLıIasey a ————_—_—_ä_ä_ä_ä«_ a ee ee ee a eng 1649 Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. m29.0=N ‘z10ys@mz WISE —N ‘zjoyIsy I=NA “() Iomz WICE ZU ‘zoywuwels my. =4 ‘zioypzinM uojyensspleW ‘zıoygsy m38.I=NXY ‘zıougsy m39.1=NXN ‘zIoysmmz El “(dzJoywureIS mI32.3=4U “«(@ zioygsy [2 A 0380- SSs00- ZL180- 0F50- GE50- 780: 0089-1 G989- 1 0788-1 0889-1 G6859: 1 GIEG- I LSA 0599-1 0899-1 899-1 0598 - I 0679-1 L3SS- 1 059$- I 0899: 1 069% - 1 Le] jeyussue] terpeg eo ,e s1ı17SanJ1S Snuilg 110* ar " "paoJı]1ssas Sn9A2NO Die. ont poıgvAav vallo) u re pg ® sl ele.tnjdamin ielie)cu.e Fe a a pyyo[ıngo vınj2g nenne yyapdony vissvy Be Fe EZ UYORTESMNN2N RE VO NRDNOHT: 1650 J. Schiller, Wie die Tabelle besagt, stimmen die Holzfasern (Libriform und Tracheiden) bei den angeführten Hölzern in der Orientierung der Elastizitätsachsen überein, denn sie haben die Achse kleinster Elastizität (y) in der Längsrichtung, die der größten (0) in der Querrichtung der Faser. Hingegen zeigte sich überall bei den Gefäßen die umgekehrte Orientierung und ebenso ver- halten sich vielfach scheinbar diejenigen Tracheiden, bei denen sich Tüpfel in großer Zahl eng aneinander reihen. Mußte schon an und für sich dieses entgegengesetzte Verhalten der Gefäße VZEEZOEZELIREDDETER o Fig. 6 (schematisch). auffallen, so konnte das Verhalten der stark betüpfelten Tra- cheiden um so mehr bezweifelt werden, da diejenigen Stellen der Tracheiden, wo Tüpfel fehlen, « und 7, normal gelagert haben (Fig. 7 und 8). Es läßt sich in der Tat leicht zeigen, daß auch diese Tracheiden und die Gefäße x in der Längsrichtung und a in der Querrichtung haben. Zwischen gekreuzten Nikols zeigen die Gefäße und vielfach auch die Tracheiden zufolge sehr geringer Membrandicke in der Flächenansicht gar keine Farben und nur geringe Auf- hellung. Hingegen ist den Hoftüpfeln eine starke Spannungs- doppelbrechung eigen, entsprechend einer radialen Anordnung Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1651 der Substanz, wobei in der Halbmesserrichtung (radial) o, in. der Richtung der Tangente (tangential) y liegt (Fig. 8). Danach ist auf einen Druck oder eine Zusammenziehung im Sinne des Radius geschlossen worden. Infolge der geringen Helligkeit des Blauen erscheinen die gelben Quadranten ausgedehnter. Häufen sich nun die Tüpfel, dann liegen sehr viele solcher gelben An- teile beisammen und geben dem Gefäße oder der Tracheide eine scheinbar entgegengesetzte Orientierung der Elastizitäts- DogoDo; TREE RESTE g000% Fig. 7 (schematisch). achsen. Diese Fälschung ist aber auch daran zu erkennen, daß es für solche Tracheiden keine Auslöschungsstellung gibt. Immer erscheint die Wand ganz wenig aufgehellt. Sind die Tüpfel klein und dicht gedrängt, wie beispielsweise bei Anona muricata, dann zeigt sich diese Erscheinung sehr auffällig und wird dadurch aufgeklärt, daß an Stellen, wo Tüpfel fehlen, geringe Doppelbrechung und normale Orientierung auftritt. Finden sich an den Gefäßen Verdickungsschichten in Form von Ringen, Schrauben, Netzen etc., so sind diese die Ursache der scheinbar abweichenden Orientierung, denn diese Bildungen haben in ihrer Längsrichtung (eine solche ist ja vorhanden) und quer a. Da nun diese Verdickungsleisten nahezu senk- 1652 J. Schiller, recht zur Längsrichtung der Gefäße verlaufen, müssen die Gefäße scheinbar entgegengesetztes Verhalten zeigen. In Wirklichkeit ist aber auch in diesen Fällen y immer in der Längs- richtung und «a in der Querrichtung orientiert (vergl. Fig. 7 und 8). Auf diesen Einfluß der Tüpfel und der Verdickungsleisten scheint Schwendener (21) nicht genügend geachtet zu haben, denn er stellt die Netz- und Treppengefäße zu jenen Elementen, welche eine anomale Orientierung der Elastizitätsachsen zeigen sollen. Esläßt sich allgemein sagen, daß alle Faserbildungen im Pflanzenreich die Achse der klein- Kie78: sten Elastizität (y) in der Länsgssrichtuns, die zo größten in der Querrichtung besitzen. Vergleiche da- gegen Ambronn, Zimmermann (26) und Remec. Mit wenigen Worten möchte ich noch den Einfluß der chemischen Zusammensetzung auf das Lichtbrechungsvermögen berühren, soweit es eben die für diese Fragen gewiß allzu geringe Anzahl von Untersuchungen erlauben dürfte. Schon auf p. 1635 wie sich auf eine Behauptung von Mohl hin, demzufolge die optischen Eigenschaften der Stärkekörner weder durch Extraktion mit Speichel noch durch mechanische Einwirkung, durch Alkohol, Austrocknen und Quellung ge- ändert werden können. Mag nun Mohl wohl zunächst unter den optischen Eigenschaften das Brewstersche Kreuz gemeint Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1653 haben, so kann immerhin der Ausdruck auch allgemeiner ge- meint sein. Insofern tatsächlich durch die genannten Eingriffe diese Erscheinung in keiner Weise tangiert wird, hat Mohl mit seiner Behauptung recht. Dagegen läßt sich sehr leicht zeigen, daß Austrocknung das Lichtbrechungsvermögen erhöht, wofür ich bereits oben zahlenmäßige Belege erbracht habe. Diese Erscheinung läßt sich sehr leicht vor Augen führen, indem man feuchte Stärkekörner einer beliebigen Handelssorte in einer bestimmten Flüssigkeit, beispielsweise a-Monobromnaphthalin +Xylol unter dem Mikroskop zum Verschwinden bringt. Unter- sucht man in derselben Mischflüssigkeit getrocknete Stärke- körner (derselben Sorte natürlich), so treten die Umrisse der Körner jetzt scharf hervor, welche Erscheinung nur auf ein verändertes Lichtbrechungsvermögen der Körner zurückgeführt werden kann, da ja die Flüssigkeit keine Veränderung erfahren hat, vorausgesetzt, daß man die Mischflüssigkeit nicht offen stehen läßt, da diesfalls das Xylol herausdunstet. Ich pflegte bei allen meinen Untersuchungen durch Pipetten gut verschließ- bare Gläschen zu benützen, je eines mit Monobromnaphthalin und Xylol, ein drittes mit der Mischung gefüllt, aus welchem ich milder, Pipette einen 'Iropfen auf das auf'dem!Objektträger liegende Objekt heraushob und das Deckgläschen rasch darauf legte. Obige Ergebnisse veranlaßten mich auch, die Wirkung des speichels sau das” Brechungsvermögen der »Stärke zu Umiersuechen“ Zu. diesem Zwecke behandelte ich dureh drei Tage Kartoffelstärke mit Speichel. Der Brechungsexponent der verwandten Kartoffelstärke, das Stärkekorn mit dem größten Durchmesser parallel dem einen Faden des Fadenkreuzes und der Schwingungsrichtung des unteren Nikols und im luft- mockenen Zustande untersucht "betrugs IE 91372 Nach der Speichelbehandlung und eintägigem Trocknen im Zimmer beisaikalslss Ebetrugr der@Brechungsexponent u=175209; nach zweistündigem Trocknen bei 60°C. n =1'5242. Also auch die Speichelbehandlung hat Einfluß auf den Brechungs- exponenten, denn sie erhöht denselben. Nägeli (20) hat dem- nach mit Mohl nur teilweise recht, wenn er sagt, daß nach Extraktion der sogenannten Granulose der zurückbleibende Rest (Nägeli’s Zellulose) noch dieselben optischen Eigen- 1654 J. Schiller, schaften zeigt. v. Ebner benützte vielfach die, wie man sieht, nicht ganz richtigen Behauptungen Nägeli’s gegen Schimper, der die Stärkekörner als Sphärokristalle erklärte. In letzter Zeit hat Remec etwas eingehender die Frage nach dem chemischen Einflusse auf die Höhe der Doppel- brechung bei Bastfasern behandelt. Er unterscheidet dreierlei Bastfasern, nämlich aus reiner Zellulose bestehende, verholzte und verkorkte (oder sonst chemisch stark metamorphosierte Bastfasern), und meint, es müssen, wenn nur die chemische Beschaffenheit der Zellwand für die Höhe der Polarisations- farben maßgebend wäre, sich chemisch gleich verhaltende Fasern unter sonst gleichen Umständen auch gleich hohe Interferenzfarben geben. Als Beweis führt er an, daß die aus nahezu reiner Zellulose bestehenden Doehmeria-Fasern schwach doppelbrechend sind, während die gleich dicken P) Zellulosefasern von Linum und Calotropis sehr stark anisotrop sind und hohe Polarisationsfarben zeigen. Daraus zieht nun genannter Autor den Schluß: »Chemisch identische Fasern verhalten sich selbst bei gleicher Dicke verschieden.« Meine Untersuchungen ergaben für die Höhe der Doppel- brechung der Fasern von Boehmeria nivea den Wert ....e— oa = 0°0548, VON LINUmM Se e— 0 = 0'039, von (alorropisteigantea- 3... e—o = 0'0549. Danach haben, entgegen den Angaben von Remec, Boehmeria und Calotropis eine fast gleich hohe Doppelbrechung. Dieser Widerspruch zwischen den Angaben von Remec und den meinigen wird erklärlich, wenn man bedenkt, daß die Dicken- bestimmung von solchen Fasern eine äußerst heikle Sache ist und daß selbst ganz kleine Dickenunterschiede einen bedeu- tenden Einfluß auf die Polarisationsfarben haben. Auch sind die Fasern nicht rund im Querschnitt, so daß bei einer Lage- änderung der Faser sofort eine andere Farbe beobachtet werden kann. Meinem Dafürhalten nach dürfte man nur dann bei den Fasern aus den Polarisationsfarben einen Schluß auf die Höhe der Doppelbrechung zu ziehen berechtigt sein, wenn man sie in Form einer Platte wie die Minerale im Dünnschliff zur Ver- Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1698 fügung hätte oder die wirksame Dicke nach den Methoden der Kristalloptik bestimmen würde. Andernfalls haben die Unter- suchungen nur einen sehr geringen wissenschaftlichen Wert. Da aber auch meine Resultate Verschiedenheiten in der Höhe der Doppelbrechung ergeben, so scheint damit die Schluß- folgerung von Remec eigentlich eine weitere Bestätigung zu Ssuahren. Nun. ist-es.-aber einem jeden Färber eine bekannte Sache, daß die drei Faserarten ein ganz verschiedenes Färbe- vermögen besitzen, welcher Umstand darauf schließen läßt, daß sie auch chemisch mehr oder weniger verschieden sein dürften. Schacht und einige Forscher nach ihm geben weiters an, daß das Lignin beim Doppelbrechungsvermögen der Fasern keine Rolle spielt. Dieser Satz ist aber, soweit ich:-aus,.der Literatur ersehen konnte, bisher noch von keinem Forscher einwandfrei bewiesen worden. Die Frage nach dem optischen Einflusse des Lignins wird dadurch um so dringender, weil verschiedene Forscher in der letzten Zeit mit der Behauptung hervortraten, daß der Gehalt an Lignin die physikalischen Eigenschaften der Hölzer stark beeinflusse. Es sei diesbezüglich auf Ebermayer (27), R. Hartig (28), P. Sonntag (29) hin- gewiesen. Bei Untersuchung des na der kultivierten Nadelhölzer fand A. Cieslar (30), daß beträchtliche Unter- schiede zwischen Wurzel-, Stamm-, Ast- und Zweigholz vor- handen sind. Aus meinen Untersuchungen geht hervor, daß das Lichtbrechungsvermögen eben dieser Holzqualitäten verschieden groß ist. Es scheint deshalb wahrscheinlich zu sein, daß der verschieden große Gehalt an Lignin, ebenso wie er von Ein- fluß auf gewisse physikalische Eigenschaften (Härte, Zug- festigkeit etc.) ist, desgleichen auch wenigstens teilweise die optischen Eigenschaften beeinflusse. Sollte die vorliegende Untersuchung einiger optischer Eigenschaften der Bastfasern und Holzelemente Anregung zu ähnlichen Studien geben, so wäre ein Zweck vorliegender Arbeit erreicht. Eine weitere Bearbeitung dieses Gebietes wird hoffentlich bald die sichere Beantwortung mehrerer Fragen ermöglichen, die noch offen gelassen werden mußten. 1656 J. Schiller, Zum Schlusse drängt es mich, einer angenehmen Pflicht’ nachzukommen, indem ich allen, welche das Zustandekommen dieser Arbeit förderten, meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Derselbe gilt zunächst meinen hochverehrten Lehrern, Herrn Hofrat: Prof. Dr. J. Wiesner und’ Hein Pror. Dr Drredigen Beeke. Zusammenfassung der Hauptresultate. 1. Es erfolgte die Ermittlung des größten und kleinsten Lichtbrechungsexponenten mit Hilfe der Becke’schen Licht- linie und die Bestimmung der Höhe der Doppelbrechung von Holz- und Bastfasern aus der Differenz der beiden Brechungs- exponenten. 2. Das Lichtbrechungsvermögen der Faserelemente des Wurzel-, Stamm-, Ast- und Zweigholzes ist bei derselben Spezies verschieden groß. 3. Fasern von Cocos mucifera, Borvassus flabelliformis, Tillandsia sp., Attalea funifera etc. zeigen — entgegen den bisherigen Angaben — wie alle übrigen untersuchten Bast- und Holzfasern, desgleichen die Gefäße und Verdickungsleisten bei gegen 600 Spezies die Achse größter Elastizität (y) in der Längsrichtung, die Achse kleinster Elastizität (@) in der Quer- richtung. Literatur. 1. Becke F., Über die Bestimmbarkeit der Gesteinsgemeng- teile, besonders der Plagioklase auf Grund ihres Licht- brechungsvermögens. Diese Sitzungsberichte, Bd. CI, Abra Jul2i903: 2. Salomon’ W.,' Zeitschr. für." Krist.” und’ Min, BISNE 1896. 3. Exner S. Archiv für mikrosk. Anatomie, Bd. XXV, p. 97 ff. (1885). 4. Rosenbusch-Wülfling, Mikroskopische Physiographie, 4. Aufl, Bd. 1 pr 269, 712.2190. 13. 14. 15. 16. 1078 18. 19. Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1657 . Neue Apparate zur Bestimmung des Brechungs- und Zer- streuungsvermögens fester und flüssiger Körper. Jena 1874. mens. Archiv fürfdiengesamterEhysikrBIL2O, p. 10. . Töpler, Beobachtungen nach einer neuen optischen Me- thode. Bonn 1864. — Über die Methode der Schlierenbeobachtung als mikroskopisches Hilfsmittel, nebst Bemerkungen über schiefe Beleuchtung. Poggend. Annalen, Bd. XXVI, PR 990: . Valentin G. Ein Beitrag zur Kenntnis der Brechungs- zerhaltmisser dene Tiersewebes Archive fürrdiezees: ehysiologie, BAY XIX, p. 78:1879). . Exner S., Über optische Eigenschaften lebender Muskel- fasern. Archiv für die ges. Physiologie, Bd. IL. . Wiesner J., Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze, und Balsame, 1869. . Ott E. Einige Beobachtungen über die Brechungsexpo- nenten verschiedener Stärkesorten. Österr. bot. Zeit- secheilt,»1899 Nr.'9. Mohl H., v., Über den vorgeblichen Gehalt der Stärke- körner an Zellulose. Botanische Zeitung, 1859, Nr. 26. Remec B. Über die spezifische Doppelbrechung der Pflanzenfasern. Diese Sitzungsberichte, Bd. CX, Abt. I SION) Brücke E., Untersuchungen über den Bau der Muskel- fasern mit Hilfe des polarisierten Lichtes. Denkschriften der Akad. der Wiss. in Wien, Bd. XV, 1858. Bbmer VW. Untersuchungen! über die Ursachen der Anisotropie organischer Substanzen. Leipzig, Engel- mann, 1822. Groth P., Physikalische Kristallographie, 1902. Mach E. Über die temporäre Doppelbrechung der Körper durch einseitigen Druck. Poggend. Annalen, Bd. CXLVI, i822; | Müller N. J. C., Handbuch der Botanik, Bd. I, 1880. — Botanische Untersuchungen, IV. Heidelberg 1875. 1658 J. Schiller, 20. NägeliC.und Cramer, Die Stärkekörner. Pflanzenphysio- so. 31. logische Untersuchungen, I. Heft. Zürich 1858. — — Die Anwendung des Polarisationsapparates auf die Untersuchung der vegetabilischen Elementarteile. Botanische Mitteilungen, Bd. I, p. 186. München 1863. — — Über das Wachstum der Stärkekörner durch Intus- susception. Sitzungsberichte der k. bayer. Akad. der Wiss. in München, 1831. — und Schwendener, Das Mikroskop. II. Aufl. Leipzig 1870: . Valentin G., Ein Beitrag zur Kenntnis der Brechungs- verhältnisse der Tiergewebe. Archiv für die ges. Physiologie, Bd. XIX, 1879. . Rosenbusch-Wülfing, Mikroskopische Physiographie, I. Bd. . Rollett A., Über die Farben, welche in den Newton’schen Ringsystemen aufeinanderfolgen. Diese Sitzungs- berichte, BI«LROV IF ADFITT IST: . Ambronn H., Über eine neue Methode zur Bestimmung der Brechungsexponenten anisotroper mikroskopischer Objekte. Ber. der math.-phys. Klasse der königl. Ges. der Wiss. zu Leipzig, Sitzung vom 6. Februar 1893. — Über das optische Verhalten der Cuticula etc. Ber. der Deutschen botan. Ges., 1880, p. 26. . Zimmermann, Molekularphys. Untersuchungen. Ber. der Deutschen botan. Ges., Bd. II, 1884. . Ebermayer, Physiolog. Een der-Pilanzenz Espriz3 HF . Hartig R., Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Pflanzen, p. 36. . Sonntag P. Die Beziehungen zwischen Verholzung, Festigkeit, Elastizität vegetabilischer Zellwände. Landw. Jahrb., Bd. XXI (1893), p. 839 bis 869. Cieslar A. Über den Ligningehalt einiger Nadelhölzer. Mitteil. aus dem forstl. Versuchswesen Österreichs, Heft XXIII, W. Frick, Wien 1897. Wiesner J. Untersuchungen über die Organisation der vegetabilischen Zeilhaut. Diese Sitzungsberichte, Bd. DEIN 71.886, Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. 1659 32. Wiesner J., Die Elementarstruktur und das Wachstum der lebenden Substanz. Wien 1892. 33. —- Über indische Faserpflanzen, nebst Beobachtungen über den feineren Bau der Bastzellen. Diese Sitzungs- Berichte, Ba; EXXRT, 1870. 84. — Technische Mikroskopie. Wien 1867. 35. —- Rohstoffe des Pflanzenreiches. Leipzig 1873. II. Auflage, 1900 bis 1903. 86. —— Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Wien 1898. 37. HöhnelF,, v., Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe, II. Aufl. Wien und Leipzig 1906. 38. Schwendener -S., Über Quellung und Doppelbrechung vegetabilischer Membranen. Ber. der Akad. der Wiss. Benin. 1887, per: 4 et _ ER TERTEN URN LEE NR, reales Ngrusreair At ve BL ELR 0 1; er tiien. 26 el aa 1.28 Sa re a sale dan esnehguaseh, rlagih! ARSTRARTR SE eslana 2b UVEILAREIET sach = nähe Mita BER ie He | a RETRRBORmERE NG 98 J# ich eisalsch endoieiassnaltb aahaid x En: Madaden HI: aid OR sat ERBt sah a, ash sinofsierdi.bius Sid 1 sishrs ren gelerestsb Bigolao ni si We. ä 206 girger Ban a A Bi ar erweondiegealh weils ec are ei 15h hai, zob. a HR 1sdasilid sen WE a Dr NE N - Pe h EIe: ne ParBen. ME en: aan x z ur u ir N RIEDEL DE LAS ! iz BR EN A a Ei: A ORT re Gele PRERHICRER, m. kr. >) Shaimaee ron aien aa AucBeesie nahme NE re 2 SB u Trek EHE 7 4 Aahen 4 er -L 22 ler Deyisehen Sun RE, iR ri, 7 nö erintana N Be 5 R © Irtersucht Ba seh ah here es Be I F Kos Br, 3 Ni weine Saigon RER IE PR Arbuich daft Antoni er RER de: osungen rwischen en a ’ wi 2 3 Biteerkie Eh Bi re 330. Bis Bu; ME N, Über: en Kap iger NEE 2 - nie. soch ‚Tuustl Yarschs vos Bi eher. W.Erieiks id ae 5 wenar Untersuchungen. über Sie 63 vopeiäkilischän. ee i ui RRUE Es w 1661 Neue Koleopteren, gesammelt während einer im Jahre 1905 mit Sub- vention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durchgeführten zoologischen Forschungsreise nach Albanien und Montenegro (b Serie) von Viktor Apfelbeck, Kustos am bosnisch-hercegovinischen Landesmuseum in Sarajevo. (Vorgelegt in der Sitzung am 6. Dezember 1906.) 1. Nebria merditana n. sp. Der Nebria Germari nahestehend und habituell ähnlich, von dieser durch dickeren Kopf, flachere Augen, anders ge- formten Halsschild, etwas kürzere Flügeldecken, deutlich kürzeres und dickeres zweites Fühlerglied, die in der Rand- kehle (anstatt am aufgebogenen Seitenrande) eingefügten Mar- ginalborsten des Halsschildes, sowie durch die Beborstung der Unterseite, worin sie mit N. bosnica, Apfelbecki, aetolica Apf. etc. übereinstimmt, erheblich differierend. Von N. aetolica Apf. und peristerica Apf. durch den Hals- schildbau, gewölbtere und etwas kürzere, gegen die Basis wesentlich stärker verengte, daher viel stärker eiförmige, feiner und viel seichter gestreifte Flügeldecken, meist etwas kürzeres zweites und viertes Fühlerglied, dunkel pechbraune (anstatt schwarze) Färbung der Flügeldecken; von N. bosnica, Apfel- becki und Sturanyi Apf.! schon durch die viel längeren Fühler und den Germari-Habitus (die lang eiförmigen Flügeldecken) wesentlich abweichend und mit diesen nicht näher verwandt. 1 Vergl. die folgende Art (Nr. 2). 1662 V. Apfelbeck, Kopf jederseits neben den Augen nur mit einer Supra- orbitalseta. Halsschild ähnlich wie bei N. Germari geformt, jedoch im vorderen Drittel stärker erweitert und gegen den Vorderrand fast geradlinig und wenig, hingegen nach der Basis zu stärker verengt, die Basis daher im Vergleich zum Vorder- rande wesentlich schmäler als bei N. Germari, der Vorderrand des Halsschildes etwas tiefer ausgeschnitten als bei dieser, die Vorderecken stärker vorgezogen, die Seitenränder breiter ab- gesetzt und höher aufgebogen. Die Marginalborsten sind in der Randkehle eingefügt (nicht am aufgebogenen Seitenrande elbst). Flügeldecken kürzer als bei der verglichenen Art, mit eineren Punktstreifen, der dritte Zwischenraum mit drei deut- lichen borstentragenden Punkten, die Borstenpunkte im neunten Zwischenraum kräftiger als bei N. Germari. Länge 9:5 bis 13 mm. Albanien. Merdita, in den Hochgebirsen bezEandr »Munela« und »Zebia« am Rande der Schneefelder. N zu) u 2. Nebria Sturanyi n. sp. Zwischen N. Apfelbecki Gglb. und N. Ganglbaueri Apf.! stehend, von ersterer durch den vorn schwächer gerundeten Halsschild, noch stärker vorgezogene, spitzere Vorderecken desselben, etwas längere, gegen die Basis stärker verengte, weniger abgeflachte, tiefer gestreifte Flügeldecken, etwas längere und schlankere Fühler, sowie durch den Mangel einer zweiten Supraorbitalseta beiderseits neben den Augen; von N. Ganglbaneri Apf. sofort durch den an den Seiten viel schwächer gerundeten, vor der Basis viel allmählicher ver- engten, an der Basis im Vergleich zum Vorderrande viel breiteren, daher viel schwächer herzförmigen Halsschild sowie die sehr stark vorgezogenen und an der schmalen Spitze aufgebogenen Vorderecken desselben zu unterscheiden. Von N. bosnica schon durch viel breiteren und gedrungeneren Körperbau, namentlich wesentlich breitere, an den Seiten stärker gerundete, in der Mitte die größte Breite aufweisende Flügeldecken, viel breiteren, vor der Basis stärker ausgeschweift 1 Ch. Apfelbeck: »Paeninsulae balcanicae Coleopterorum species novae« in: Glasnik zem. muz. Sarajevo, XVII, 1905, p. 240. Neue Koleopteren. 1663 verengten Halsschild, spitzwinkelige, deutlich nach außen gerichtete Hinterecken desselben, weniger schlanke Fühler und bei ausgereiften Exemplaren tiefschwarze Färbung der Ober- seite differierend. Länge 9 bis 11 mım. Nördliches Albanien. Am Maranai im Malissorengebiet am Rande von Schneefeldern in Mehrzahl von mir aufgefunden. 3. Trechus merditanus n. sp. Dem Tr. Priapus Dan. äußerst nahe verwandt, von dem- selben durch breiteren Körperbau, namentlich dickeren Kopf, breiteren, vor den Hinterecken viel schwächer ausgeschweift verengten Halsschild, undeutlicher abgesetzte, rechtwinklige, nicht nach außen vorspringende Hinterecken desselben, breitere und stärker gewölbte Flügeldecken, sowie etwas bedeutendere Größe differierend. Von Tr. serbicus Apf. ebenfalls sehr leicht durch dickeren Kopf, anders geformten Halsschild, außerdem durch die scharf ausgeprägte Bogenfurche vor der Basis des Halsschildes und etwas geringere Größe zu unterscheiden. Albanien. In den Gebirgen der Merdita: Mal Sheit, Zebia (Fatır): 4. Pterostichus Latiflianus n. sp. Mit Pt. Walteri Reitt. nahe verwandt, von diesem durch kleineren Kopf, etwas kürzeren, vor den Hinterecken im all- gemeinen stärker ausgeschweift verengten Halsschild, flachere Flügeldecken, fast ganz abgeflachte Zwischenräume derselben, lebhaft blauviolette Oberseite und hell gelbrote Schenkel diffe- ilerend. Albanien. Gebirge der Merdita: Mal Sheit (Latif 1904, Apfelbeck 1905), Munela (Latif 1905). 5. Pterostichus (Tapinopterus) Dochii n. sp. Dem Pi. (Tapinopterus) Kanfmanni Gglb. zunächst- stehend, von diesem durch gestreckteren und flacheren Körper- bau, längere Fühler und bedeutendere Größe differierend. Kopf (namentlich über die Augen gemessen) breiter als bei Pl. Kaufmanni, der Halsschild etwas länger und flacher, mit länger, aber sehr allmählich und undeutlich abgesetzten, rechtwinkligen Hinterecken. Flügeldecken wesentlich länger, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. 1. 111 1664 V. Apfelbeck, namentlich hinten bedeutend flacher, mit fast parallelen Seiten, gegen die Basis wesentlich schwächer verengt als bei der verglichenen Art. Von Pf. (Tapinopterus) balcanicus "Gglb., dem er in der Größe gleichkommt, durch anders geformten Halsschild, namentlich die viel länger und ganz allmählich abgesetzten Hinterecken desselben, schmäleren Körperbau und vielbreiteren Kopf (im Vergleiche zum Halsschild); von Pf. (Tapinopterus) miridita Apf. durch die scharfen, rechtwinkligen Hinterecken des Halsschildes leicht zu unterscheiden. Pt. Dochii ist zwischen Pf. Kaufmanni und Pt. miridita Apf. im System einzustellen. Albanien. Gebirge der Merdita: Mal Sheit (Apfelbeck 1905), Zebia (Latif 1905). Unter tief -eingebeltetens Fein sehr selten. 6. Molops merditanus Apf.n. sp. Mit der typischen Form des Molops obtusangnluıs Gglb. von der Bjelagora bei Trebinje (Hercegovina) in der Größe, der tiefschwarzen Färbung und den obtusen Hinterwinkeln des Halsschildes übereinstimmend, von demselben jedoch durch den gegen dıe Basis etwas stärker verengten Halsschild, viel seichtere Basaleindrücke, schwache, mitunter undeutliche äußere Längsfalte innerhalb der Hinterecken und viel schärfere und längere, parallele oder schwach divergierende innere Basalstriche des Halsschildes, beim J° außerdem größerer, dickeren Kopf, etwas längere, an den "Seiten ”sehwecker gerundete, flachere Flügeldecken, namentlich vorne stärker aufgebogene Seitenränder und schärfer markierte, bei größeren Exemplaren zahnförmig vorspringende Schultern, viel ge- wölbtere Zwischenräume, sowie viel spitzeren Penis erheblich differierend. Penis ähnlich geformt wie beim typischen M. obtusangulus, aber viel weniger dreieckig, weit vor der Spitze stark verjüngt und nach abwärts gebogen. Länge 17 bis 19 mm. Albanien. Mal i Sheit-Gebirge bei Oroshi und Zebia- Gebirge bei Fandi im Miriditengebiet. Sehr selten. Neue Koleopteren. 1665 ‘. Molops Sturanyi n. sp. Dem Molops Parreyssi habituell am ähnlichsten, im Baue des Penis mit M. klisuranus Apf. übereinstimmend, von ersterem durch die weniger abgeflachte Oberseite, relativ kürzere und an den Seiten etwas stärker gerundete Flügel- decken, meist deutlicher gewölbte Zwischenräume derselben, länger abgesetzte, stumpfere, nach außen kaum vorragende Hinterecken des Halsschildes und hinten mehr minder gruben- förmig vertiefte, nach vorn divergierende Stirnfurchen, sowie anders geformten Penis; von M. klisuranus durch viel schmäleren und gestreckteren Körperbau, namentlich wesent- lich schmäleren und längeren, an den Seiten in viel schwächerer Kurve gerundeten, gegen die Basis viel allmählicher verengten, vor den Hinterecken schwach ausgeschweiften Halsschild, deutlich längere und schmälere, im allgemeinen mehr parallel- seitige Flügeldecken, nach vorn schwächer divergierende Stirnfurchen und durchschnittlich bedeutendere Größe diffe- rierend. Auch dem M. albanicus Apf. habituell sehr ähnlich, von a m olben dureh die an der Spitze in beiden Geschlechtern breit und gemeinsam verrundeten Flügeldecken! und das Vorhandensein eines grübchenförmigen Punktes am Kopfe in der Nähe des hinteren Augenrandes hinter dem posterioren Supraorbitalpunkte, anders geformten, an der Spitze nicht abgeplatteten Penis (cf. Apfelbeck: Käfer-Fauna der Balkan- Dalbinsel, Bd. I, p. 219, Eig. 10) sowie durch die auch beim © glänzenden Flügeldecken leicht zu unterscheiden. Beine schwarz oder rotbraun, die rotbeinige Form häufiger. Länge 13 bis 14:5 mm. | Albanien. Gebirge der Merdita: Mal i Sheit, Munela, Zebia, in Gesellschaft von M. albanicus. Die Form vom Munela-Gebirge (mumelensis Apf.) weicht von der Stammform durch wesentlich geringere Größe (11 bis 12 mm) und etwas anders geformten Penis ab, indem derselbe 1 Die Flügeldecken von M. albanicus sind in beiden Geschlechtern, namentlich beim 5, vor der Spitze beiderseits leicht ausgerandet oder abge- schrägt und nach hinten einzeln spitz ausgezogen. ae, 1666 V. Apfelbeck, sich von der Mitte an plötzlich abwärts krümmt, während er bei der typischen Form bis zur Spitze in gleichmäßiger Kurve gebogen ist. 8. Calathus albanicus n. sp. Von Calathus micropterus durch breiteren und gewölbteren Halsschild, fast rechtwinklige, nur an der Spitze abgerundete Hinterecken desselben, hinten schärfer gerandete und schwächer aufgebogene Seitenränder und vollständig erloschene oder nur leicht angedeutete Basaleindrücke (Basalgruben) des Hals- schildes, auf der Scheibe nicht depresse, sondern leicht ge- wölbte, im ganzen, namentlich hinten, stärker konvexe Flügel- decken, in beiden Geschlechtern, besonders aber beim 9, viel kürzere Vordertarsen und beim J und 9 gleichartig glänzende Flügeldecken sehr erheblich differierend. Flügeldecken in der Regel mit zwei eingestochenen Punkten beiderseits im dritten Zwischenraum, der normale vordere Punkt. konstant fehlend, hingegen mitunter ein dritter Punkt, zwischen dem mittleren und hinteren Porenpunkt akzessorisch auftretend. Beim 9 sind die Flügeldecken viel feiner chagriniert als beim © des C. micropterus. Episternen der Hinterbrust nur sehr wenig oder nieht länger als am schräg nach innen gerichteten Vorderrande breit. JS Vordertarsen schwach erweitert, das zweite Glied wenig, das dritte kaum länger als breit. 0 Vordertarsen relativ kurz, das zweite Glied kaum um die Hälfte länger als breit, das dritte kaum länger ais breit, das vierte fast breiter als lang. Albanien. Merdita: Zebia-Gebirge. 9. Omphreus albanicus n. sp. Dem Omphreus montenegrinus sehr nahestehend, von demselben durch relativ etwas breiteren, gegen die Vorderecken und namentlich gegen die Basis weniger verengten Halsschild, flachere, an den Seiten wesentlich schwächer gerundete, fast parallelseitige Flügeldecken, geringere Größe und beim eiwas stärker erweitertes, deutlich queres zweites Glied der Vordertarsen differierend. Von Omphreus Beckianus Gglb. Neue Koleopteren. 1667 durch viel gestreckteren Körperbau, namentlich gestrecktere, längere und flachere, an den Seiten schwächer gerundete Flügeldecken, vor der Basis kaum eingezogene Seiten des Halsschildes und längeres erstes Fühlerglied leicht zu unter- scheiden. Länge 18 bis 20 mm. Vielleicht nur Rasse des Omphreus montenegrinus. Albanien. Gebirge der Merdita: Mal i She£it, Zebia. 10. Zabrus Ganglbaueri n. sp. Zwischen Zabrus incrassatus und graecus stehend, von ersterem durch den vor den Hinterecken viel schwächer wulstig verdickten Seitenrand des Halsschildes, obtusere, an der Spitze selbsu abserundete Hinterecken ‘desselben, an’ der “Basis breiteren und seichter ausgeschnittenen, viel feiner punktierten Halsschild, etwas gedrungeneren Körperbau, namentlich kürzere und etwas gewölbtere Flügeldecken, seichtere und feiner punktierte Streifen derselben, schwächer vortretende Schulter- ecken und anders geformten Penis differierend; habituell und im Bau des letzteren mit Z. graecus übereinstimmend, von diesem sofort durch den in der vorderen Hälfte nicht gekehlt abgesetzten, sondern wie bei Z. incrassatus gebildeten Seiten- rand des breiteren, nach vorne schwächer verengten Hals- schildes und an der Spitze abgerundete Hinterecken desselben zu unterscheiden. | Von der Größe mittelgroßer Z. graecus. Albanien. Merdita, Mal i She£it-Gebirge bei Oroshi, subalpin. Sehr vereinzelt. 11. Bythinus Sturanyi n. sp. Mit Bythinus Erichsoni und Leonhardi Reitt. am nächsten verwandt, von beiden hauptsächlich durch die geringe Größe, schmäleren Halsschild, kürzere Fühlerglieder und in beiden Geschlechtern einfache Schenkel. und Schienen wesentlich differierend. JS Rotgelb, erstes Fühlerglied höchstens 1!/,mal so lang als breit, vor der Mitte innen kaum erweitert, das zweite deutlich schmäler als das erste und wenig länger als breit, 1668 V. Apfelbeck, relativ kürzer als bei D. Erichsoni, das dritte etwas länger als breit, die folgenden rundlich, das neunte schwach, das zehnte stärker quer. Kopf wie bei den verglichenen Arten matt chagriniert, die Scheitelgrübchen seicht und klein, ähnlich wie bei B. Leonhardi, viel kleiner und seichter als bei BD. Erichsoni. Halsschild nahezu glatt; Flügeldecken sehr erloschen, nur gegen den Seiten- und Hinterrand zu erkennbar punktiert; die Oberseite ziemlich lang und dicht, schräg abstehend behaart. Länge 1°7 mm. Albanien. Bei Bulshari im Miriditengebiet ın einem Exemplar von Latif Buljukbasic im Juni 1905 aus Eichenlaub gesiebt. 12. Bythinus merditanus n. Sp. Dem Bythinus Hopffgarteni nahe verwandt, von dem- selben durch längeres erstes und anders geformtes zweites Fühlerglied, vor der Spitze etwas stärker gekrümmte und etwas deutlicher verbreiterte Hinterschienen des Jd‘, sowie längeren Halsschild differierend. Zweites Fühlerglied des d wenig, aber deutlich breiter als das erste, etwa um ein Drittel länger als breit, vor der Spitze allmählich an Breite etwas zunehmend, die innere Apikalecke leicht verrundet, die innere Basalecke spitz, der Innenrand abgeplattet und fast gerade, nur vor der Basalecke leicht eingezogen. Ausgefärbte Individuen sind schwärzlich pechbraun, der Halsschild und Kopf heller, rötlich- braun, Beine, Fühler und Taster bräunlichgelb. Albanien. Gebirge der Merdita bei Oroshi (Mal i Sheit). 13. Bythinus oroshianus n. sp. Mit Bythinus acntangulus Reitt. nahe verwandt, von diesem durch den matten, dicht punktierten Kopf, kräftiger vortretende Schulterbeule, ungezähnte Vorderschienen (d’), von B. lunicornis Reitt., dem er durch die Skulptur von Kopf- und Halsschild und das lange zweite Fühlerglied sich nähert, durch etwas längere Fühler, namentlich längeres erstes und viel schwächer gekrümmtes zweites Fühlerglied, weniger lang und spitz ausgezogene innere Apikalecke und schärfere, an der Spitze selbst nicht abgerundete innere Basalecke des zweiten Neue Koleopteren. 1669 Fühlergliedes, weniger aneinander gedrängte innere Fühler- glieder, längeren Halsschild, im Verhältnis zu diesem viel breiteren Kopf mit stärker vortretenden Augen und bedeutendere Größe differierend. Von 2. heterocerus J. Müll. (Münch. Kol. Ztschr. Il, p. 208) durch das am Innenrande ziemlich stark konkave und längere zweite Fühlerglied, viel länger ausgezogene innere Apikalecke und schärfer rechtwinklige, an der Spitze kaum abgerundete innere Basalecke desselben und schwächer vortretende Schulter- beule der Flügeldecken zu unterscheiden. Albanien. Merdita, Gebirge bei Oroshi (Mal i Sheit) unter Buchen- und Hasel-Laublagen. 14. Bythinus cetinjensis n. sp. Im Körperbau, Größe und Bau der Schienen und infolge der dicken Fühler dem D. crassicornis nahestehend, in der Färbung und Fühlerauszeichnung des d dem DB. solidus ähnlich. Er, unterscheidet ‚sich. von: :2. .c/assicornis' durch konstant rötlichgelbe Färbung, noch dickere Fühler, beim J anders ausgezeichnetes erstes Fühlerglied, deutlich queres viertes Fühlerglied, viel länger und abstehender behaarte Flügel- decken und Abdomen; von 2. solidus durch die dickeren Fühler, im Verhältnis zum Halsschild viel breiteren Kopf, sehr erloschen punktierte oder fast glatte Flügeldecken und bedeu- tendere Größe. d‘ Erstes Fühlerglied etwa ein Drittel länger als breit, innen gegen die Spitze allmählich und etwas winklig erweitert, im apikalen Drittel am breitesten und hier oberseits mit einem länglichen Grübchen versehen, das zweite Glied fast nur halb Son breit als-das erste, zundlich. viereckig;, dasındiittes ehwas länger als breit, das vierte bereits deutlich quer, die folgenden stärker quer. Vorderschienen innen im vorderen Drittel mit einem scharfen Zähnchen, vor demselben ausgerandet. Schenkel normal. oO Fühler wie bei BD. crassicornis 9, aber dicker, nament- lich die inneren Glieder breiter und stärker quer, auch das NiertessqUer- Länge 1:8 bis 19 mm. 1670 V. Apfelbeck, Montenegro. In der Umgebung von Cetinje von mir in Mehrzahl in Humuslagen gefunden. 15. Bythinus Tithonus n. sp. Mit Bythinus Reitteri Saulcy sehr nahe verwandt, von diesem durch kürzere Fühler, quere äußere Glieder derselben, namentlich sehr stark queres neuntes und zehntes Glied, schmäleren Körperbau, relativ breiteren Kopf, kleinere, einander etwas weniger genäherte Scheitelgrübchen und viel geringere Größe differierend. d‘ Erstes und zweites Fühlerglied wie bei B. Reitteri geformt, das dritte etwas länger als breit, das vierte rundlich, so lang als breit, das fünfte bis achte schwach aber deutlich quer, das neunte stärker quer, das zehnte mehr als doppelt so breit als lang. Kopf samt den Augen im Verhältnis zum Hals- schild viel breiter als bei der verglichenen Art, nur wenig schmäler als der Halsschild, dieser schwächer gewölbt, an den Seiten viel schwächer gerundet erweitert, die ganze Oberseite flacher. Vorderschienen wie bei B. Reitteri d im vorderen Drittel innen mit einem kleinen scharfen Zähnchen versehen und vor diesem ausgerandet. Alle Schenkel einfach (nicht verdickt). Flügeldecken relativ etwas länger und an den Seiten schwächer gerundet, gegen die Basis schärfer abgeschrägt, die Schulterbeule stärker vortretend, die Humeralfalte scharf und tief begrenzt. Länge 1'8 mm. Beim 9 sind die äußeren Fühlerglieder etwas schwächer verdickt als beim J‘, aber immer noch sehr deutlich kürzer als bei 5. Reiltteri. Albanien. Gebirge der Merdita: Mal i She£it, Zebia. 16. Sphaerosoma albanicum n. sp. Infolge der sehr langen, abstehenden Behaarung mit Sphaerosoma piliferum Müll. und Sph. Reitteri Orm nahe verwandt, von beiden durch dichtere und noch längere Be- haarung, sowie noch kürzeren und gewölbteren, fast vollständig Neue Koleopteren. 1671 halbkugeligen Körper, vorne höher gewölbte Flügeldecken, von Sph. piliferum außerdem durch feiner und viel dichter punk- tierte Flügeldecken differierend. Punktierung des Halsschildes variabel, meist deutlich und dicht, seltener mehr minder er- loschen. Fühlerkeule bei ausgereiften Exemplaren dunkelbraun bis schwarz. Länge: 1°2 bis 15 mm. Albanien. Gebirge der Merdita bei Oroshi (Mali Sheit) und Fandi (Munela, Zebia). 17. Helops (Stenomax) Steindachneri n. sp. Dem in Frankreich heimischen Helops Fondrasi zunächst verwandt, mit demselben namentlich in der Halsschildform und dadurch übereinstimmend, daß sich der Seitenrand der Flügel- decken hinten mit dem kielförmig erhabenen achten Zwischen- raum verbindet. Er differiert von Felops Fondrasi durch gleich- mäßiger und feiner, auch auf der Scheibe dicht punktierten, nirgends längsrunzeligen, in der Mitte höher gewölbten, gegen die Seitenränder stärker verflachten Halsschild, viel stumpfere, nur wenig vorgezogene Vorderecken und vor denselben nur schwach ausgebuchteten Vorderrand des Halsschildes, stärker gewölbte, bauchigere und viel feiner gestreifte Flügeldecken, auf der Unterseite etwas feiner und verworrener gerunzelten Halsschild und feiner punktiertes Abdomen. Von Helops (Stenomax) pindicns Apf. namentlich durch viel weniger hochgewölbten, kurz vor der Basis plötzlicher verengten Halsschild, längere Flügeldecken sowie durch den hinten mit dem Seitenrande verbundenen, kielförmig erhabenen, achten Zwischenraum der Flügeldecken wesentlich differierend. Von Helops (Odocnemis) exaratus schon durch die auch beim d einfachen, innen nicht mit Kerbzähnen besetzten Vordertibien hinlänglich verschieden, demselben auch habituell wenig ähn- lich, außerdem durch den auf der Scheibe namentlich beim d’ stark gewölbten, anders geformten Halsschild, viel bauchigere Flügeldecken etc. leicht zu unterscheiden. Länge: 10 bis 14 mm. Albanien. Gebirge im Miriditengebiet: Mali Sheit, Munela, Zebia. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 112 1672 V. Apfelbeck, 18. Bagous nupharis n. sp. Infolge des langen, dünnen Rüssels dem Bagous rotundi- collis Schönh. (Syn. ins. Tom. VIII, pars 2, p. 75) nahestehend, von demselben durch die Form des Halsschildes und kürzeres, vom zweiten an Länge wenig verschiedenes drittes Tarsenglied differierend. Halsschild im vorderen Drittel ziemlich stark er- weitert und dann bis zur Basis geradlinig — nicht wie bei rotundicollis gerundet — verengt, die Seiten gegen die Basis deutlich konvergierend. Tarsen schlank, das dritte Glied kaum merklich breiter und nur wenig länger als das zweite, dieses wenigstens doppelt so lang als breit, das erste wenigstens um die Hälfte länger als das zweite, das Klauenglied lang, fast so groß wie das zweite und dritte Glied zusammen genommen und schwach gekrümmt. Flügeldecken sehr deutlich gestreift, in den Streifen jedoch nur undeutlich punktiert. Bagons nupharis ist habituell dem D. lutosus Gyllh. sehr ähnlich und mit demselben auch in der Größe übereinstimmend, unterscheidet sich jedoch von diesem und dessen verwandten Arten schon durch den viel längeren und dünneren Rüssel, nicht verbreitertes drittes Tarsenglied und den gegen die Basis deutlich und geradlinig verengten Halsschild. Von Bagous subcarinatus durch den langen, anfangs schwach, von der Mitte an stärker nach abwärts gebogenen Rüssel, breiteren, vorne viel stärker erweiterten, gegen die Spitze stark verengten und vor derselben deutlich quer ein- geschnürten, gegen die Basis geradlinig und stärker verengten Halsschild, gestreckteren Körperbau, namentlich längere, stärker zugespitzte Flügeldecken, längere Tarsen und bedeutendere Größe; von Bagous frit, dem er sich im Halsschildbau nähert, schon durch das viel längere zweite Tarsenglied und den langen, dünnen Rüssel leicht zu unterscheiden. Länge: 4 bis 5 mm (mit Rüssel). oO Rüssel kürzer und dicker, Schienen etwas schwächer gekrümmt, Tarsen kürzer. Albanien. Auf den schwimmenden Blättern von Nuphar Inteum im Skutarisee. Auch am Hutovo blato (Hercegovina) von mir aufgefunden. Neue Koleopteren. 1673 19. Otiorrhynchus Sturanyi n. sp. Mit Otiorrhynchus perdix nahe verwandt und demselben täuschend ähnlich, von ihm jedoch in folgenden Punkten diffe- rierend und spezifisch zu trennen. Fühler schlanker, die äußeren Geißelglieder etwas ge- streckter, namentlich die Fühlergeißel deutlich dünner und mehr gleichbreit. Augen stärker vorragend. Halsschild feiner, viel schärfer und regelmäßiger gekörnt, die Körner auch auf der Scheibe scharf. Flügeldecken vor der Spitze viel tiefer ein- gedrückt, mit reichlicheren und gleichmäßiger verteilten, aus metallischen Schuppenhaaren bestehenden Tomentflecken. d Zwischenräume der Flügeldecken mit schärfer aus- geprägten Körnerreihen. Analsegment mit feinen, scharfen, fast die ganze Segmentslänge einnehmenden Längsriefen, welche sich auf die drei vorhergehenden Segmente weniger scharf fortsetzen. Kanten des Rüssels an der Spitze beiderseits nur wenig aufgebogen, nicht hörnerartig ausgezogen. Mittel- und Hinterbrust fein, etwas runzelig gekörnt. Diese Art ist nach dem Baue der Flügeldecken und der Auszeichnung der letzten Ventralsegmente beim d’ in die Verwandtschaftsgruppe des ÖOtiorrhynchus rhacnsensis am Schlusse der Gruppe einzureihen, ebenso wie die folgende Art (Ot. Adonis m.) und der parthenogenetische Ot. perdix.! Montenegro. Bei Rjeka in Gesellschaft von Of. perdix thalassinus m.? 20. Otiorrhynchus Adonis n. sp. Mit Otiorrhynchus Sturanyi verwandt, von demselben auf den ersten Blick durch die hellgrüne oder goldgrüne Be- schuppung der Flügeldecken, welche nur die regelmäßigen Körnerreihen freiläßt, und durch die hörnerartig UBS a Spitzen des Rüssels beim d’ zu unterscheiden. Er differiert von Ot. Sturanyi durch schlankere Gestalt, viel gestrecktere, mehr gleichbreite, zur Spitze flacher abfallende 1 Von Ot. perdix, sarajevensis Apf. und wie es scheint auch von Ol. furca sind keine g' bekannt. 2 Cf. Glasnik, zem. Muz. XVII, 1905, p. 250. 112* 1674 V. Apfelbeck, Neue Koleopteren. Flügeldecken, breiteren, vom Kopfe schwächer abgesetzten Rüssel, kräftigere, schwarze Fühler, dickeres Endglied der- selben, längeren, gegen die Spitze und Basis stärker verengten Halsschild und den Mangel von feineren und längeren haar- förmigen Borsten zwischen dem metallischen Toment der Flügeldecken. Halsschild fein, dicht und regelmäßig gekörnt, an den Seiten mit weißlichen, mehr minder metallischen Haaren be- kleidet; Flügeldecken gestreckt, fast gleichbreit, vor der Spitze viel schwächer als bei Of. Sturanyi eingedrückt, die Ränder daher vor der Spitze viel flacher gegen die Naht und Spitze abfallend; Punktstreifen fein, durch das Toment fast vollständig verdeckt, die Zwischenräume mit einer regelmäßigen Körner- reihe, welche sich von dem metallischen 'Toment abhebt, wodurch dem unbewaffneten Auge die Flügeldecken schwarz gestreift erscheinen. Von der Größe kleiner Ot. perdix. | cd‘ Rüssel an der Spitze beiderseits mit einem kräftigen, nach rückwärts gebogenen Horne bewehrt. Analsegment und die drei vorhergehenden Segmente, wie bei Of. Sturanyi mit scharfen, feinen, dichtgestellten Längs- riefen. Albanien. Maranai-Gebirge im Malissoren-Gebiet. Ich sammelte diese prachtvolle Art zahlreich auf Buchengestrüpp nahe der Spitze. CXV. BAND. X. HEFT. JAHRGANG 1906. — DEZEMBER. ABTEILUNG IL WIEN, 1 906. IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER, 2.08, U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER.WISSENSCHAFTEN? . j ; Trebitsch und Dr. Gustav Stiaseny i im Sommer 1906. 2 Tafeln.) [Prais: ik (On 1M top]... 00 Becke F. und Uhlig V., Erster Bericht über erogria und tektonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den städter Tauern. [Preis: 1 K 30 . — 1IM 2 pf] = ee nebst Bemerkungen über Stoßreizbarkeit. at. Mitte ung [Preis: ee I: RN A en SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. = CXV. BAND. X. HEFT. ABTEILUNG 1. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, _ KRISTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 115 1677 Nr. IX der Berichte der Phonogramm-Archivs- Kommission der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache, ausgeführt von Dr. Rudolf Trebitsch und Dr. Gustav Stiassny im Sommer 1906, von Dr. Rudolf Trebitsch. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 6. Dezember 1906.) Nachdem ich, begleitet von Dr. Gustav Stiassny, im Sommer 1906 Westgrönland behufs phonographischer Auf- nahmen bereist hatte, erstattete ich an das Phonogrammarchiv nachstehenden Bericht: Als ich mich im Frühjahre des Jahres 1905 für die phono- ‚graphische Aufgabe meiner Grönlandreise vorbereitete, stellte mir Herr Hofrat Professor Dr. Sigmund Exner Thalbitzer'’s Buch »A phonetical study of the Eskimo-language«, Kopen- hagen 1904, gütigst zur Verfügung. Es ist der 31. Band des jährlich erscheinenden dänischen Lieferungswerkes »Medde- lelser om Grönland« (deutsch: Mitteilungen über Grönland). Trotz eifriger Nachforschungen in der ganzen Grönlandliteratur konnte ich außer dieser wissenschaftlichen Arbeit keine einzige finden, die ich für mein Vorhaben als Leitfaden hätte benützen können. Ich entnahm aus der Lektüre des Buches folgende für die Expedition wichtige Daten: Auf p. 40 wird behauptet, daß zwischen der Sprache von Upernivik und der von Umanak ein großer Unterschied besteht. Daher beschloß ich, diese Orte behufs Sammlung von 113* 1678 R. Trebitsch, Sprachproben zu besuchen. Auf p. 240 wird Thomas Mag- nussen als Geschichtenerzähler in Jakobshaun erwähnt, p. 289 wird Simion in Igdlorsuit auf der Insel Übekjendt Eiland als Liedersänger angeführt, auf p. 314 ist von Carl Olvik in Rodebay die Rede, der Thalbitzer verschiedene Lieder dieses Ortes mitteilte. Diese drei Personen, deren ich auch für den Phonographen habhaft wurde, verdanke ich also dem Buche Thalbitzer'’s. Als ich den mir von Wien aus bekannten dänischen Grön- landsforscher Mylius-Erichsen in Kopenhagen kurz vor unserer Abreise nach Grönland im Mai 1906 besuchte, erfuhr ich, daß er im Verein mit Knud Rasmussen während der von dem erstgenannten geleiteten literarischen Grönland-Expe- dition (1902—1904) phonographische Aufnahmen von Eskimo- liedern und -Erzählungen mittels eines gewöhnlichen Edison- phonographen gemacht hatte. Doch beabsichtigte Mylius- Erichsen, seine Phonogramme nur für Vorträge, nicht aber für wissenschaftliche Zwecke zu verwerten, um so mehr, als ein Kopenhagener Universitätsprofessor für Phonetik ihm gegen- über an deren wissenschaftlicher Verwertbarkeit zweifelte. Die meisten Walzen Mylius-Erichsen’s waren auf dem Transport nach Dänemark wegen mangelhafter Verpackung zu Grunde gegangen. Mylius-Erichsen war auch so liebenswürdig, mir nach seinen eigenen Erfahrungen und mit Berücksichtigung von den mir von Thalbitzer’s Buch her bekannten Daten die Orte, die ich für phonographische Zwecke besuchen sollte, zu nennen und mir die Personen anzugeben, die ich benützen sollte. Die von ihm angegebene Route war folgende: Orte: Personen: Goödthaabre., 27 Be John Müller. Holstenspors rar Srevert. Umanakasr Personen dort zu erfragen. Semiarsuit bei Umanak..... Agnete, Te’s Frau, und deren Söhne. Umanatsiak auf der Insel IRerasak ea’. 232 Personen dort zu erfragen. VUpermivaet a else aha Pastor Mörk und Familie. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1679 Orte: Personen: Samıdre UÜpernivik.......... Julius) este Ujaragsugsuk auf der Insel UN SC Oase Der Blinde. IKNE@m DOT ee Re Der Katechet. Igdlorsuit auf der InselÜbek- iemderrtland............ Simion. Rodebay im Distrikt Jakobs- ID BLUE ee Carkolvk. NisobisHaum..... ........ Thomas Magnussen. Semiarsuit und Söndre Upernivik konnten wir leider überhaupt nicht auf unserer Reise berühren, so daß diese phonographischen Aufnahmen unterblieben. Die Reihenfolge, in welcher wir diese Orte und Menschen aufsuchen sollten, wurde dann später während der Fahrt nach Grönland mit dem zufällig mitreisenden Inspektor von Nord- grönland, Herrn Darkau-Jensen, bestimmt und ist aus den Aufzeichnungen des Phonogramm-Archivs der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ersichtlich. Herr Inspektor Darkau-Jensen, dem wir für die Zusammenstellung unseres Reiseplanes zu großem Danke verpflichtet sind, hatte auch die Güte, uns den Ort Nugsuak und dort Sören Brönlund für den Phonographen zu empfehlen. Durch Herrn Karl Ryberg, Direktor des königlich grönländischen Handels, erfuhr ich, daß Herr Kruuse, Gym- nasialoberlehrer in Ranvers (Dänemark), phonographische Auf- nahmen der Eskimosprache in Ostgrönland gemacht hatte. Auf eine briefliche Anfrage meinerseits erwiderte dieser un- gefähr folgendes: »Als Antwort auf Ihre geehrte Frage will ich Ihnen folgende Daten mitteilen: Meine Aufnahmen wurden mit einem Edison-Graphophon ausgeführt. Sie stammen aus Augmagsalik an der Ostküste (1901—1902). Ich führte damals 25 Rollen mit; es war aber zu wenig. Ich habe nur Poesie (Trommelgesang und Zauberformeln) aufgenommen.« Ferner empfahl mir Kruuse, zur Aufmunterung der meist sehr schüchternen Eingeborenen, ihnen bereits fertige Phono- gramme ihrer Landsleute vorzuführen und ihnen zu sagen, 1680 R. Trebitsch, daß ihre Stimme durch die phonographische Aufnahme un- sterblich werde. Diese Ratschläge befolgte ich, wobei mir ein Edison-Phonograph treffliche Dienste leistete. Mit diesen Informationen ausgerüstet, fuhren Dr. En Stiassny und ich mit dem Dampfer »Hans Egede« des königlich grönländischen Handels nach Grönland. Trotzdem wir in Mylius-Erichsen und Kruuse Vor- gänger in unserer phonographischen Arbeit in Grönland hatten, existieren bisnun keinerlei Publikationen über dieses Thema.! Übersetzt wurden die Texte der Platten zuerst ins Dänische von Herrn Pastor Christian Rasmussen in Lynge bei Kopenhagen (Rasmussen ist Lektor der grönländischen Sprache an der Missionsschule in Kopenhagen), dann vom Dänischen ins Deutsche von Herrn Felix Hansen, beeidetem Gerichtsdolmetsch der dänischen Sprache in Wien. Hiemit danke ich auch beiden Herrn für ihre Mühewaltung. Unsere phonographische Arbeit in Grönland gestaltete sich nun folgendermaßen: In Godthaab, welches wir am 9. Juni erreichten, und in Holstensborg, wo wir am 13. Juni anlangten, konnten aus verschiedenen äußeren Gründen keine phonographischen Aufnahmen gemacht werden. Am 14. Juni hielten wir in Egedesminde nach einem geeigneten Dolmetsch für unsere phonographische Arbeit Umschau. Da bot sich uns der Grönländer Jörgen Brönlund, seines Zeichens Schullehrer, an. Wie alle Schullehrer hierzu- lande hatte er das Seminar in Godthaab absolviert, wo er eine, mit Ausschluß des Griechischen, unserem Untergymnasium ungefähr gleich kommende Ausbildung genossen hatte. Natür- lich wird dort auch Dänisch gelehrt. Er hatte außerdem ein Jahr in Kopenhagen zugebracht, wo er sich noch im Dänischen vervollkommnet hatte. Er hatte den phonographischen Auf- nahmen von Mylius-Erichsen während dessen »literarischer Grönland-Expedition« beigewohnt und war infolge eines zwei- jährigen Aufenthaltes in Kopenhagen ein prächtiger Dolmetsch. 1 Dieser Bericht wurde mit teilweiser Benützung der Notizen des Herrn Dr. Gustav Stiassny abgefaßt, dem ich für deren Überlassung und für seine treue Mitarbeiterschaft bei den phonographischen Aufnahmen bestens danke. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1681 Der für Egedesminde von Mylius-Erichsen empfohlene Peter Sigstad versagte vollständig wegen Heiserkeit. Platte 541, von Jörgen Brönlund, welcher, obwohl Schullehrer, nichts anderes als das hier Gebotene auswendig konnte. Die folgenden im gleichen Orte Phonographierten wurden uns fast insgesamt von Jörgen Brönlund zugeführt. Einzelne hatten furchtbare Angst vor dem Phonographen, beruhigten sich aber auf gütiges Zureden, fürchteten sich aber meist davor, von ihren Lands- leuten vor dem Phonographen gesehen und deshalb ausgelacht zu werden. Platte 542 vom Katecheten Sören Hansen. Die Katecheten werden gleichfalls alle im Seminar zu Godthaab ausgebildet und sind meist gleichzeitig Schullehrer. Das erste Stück der Platte bezieht sich auf einen von Nansen bei seiner Durchquerung des Inlandeises von Grönland mitgebrachten Lappen. Platte 543 von Henrik Ulsen. Platte 544. Die hier von Jane Brandt vorgetragenen Lieder hatte dieser bereits für Thalbitzer gesungen. Die auf Platte 545 bis 547 enthaltene Erzählung wurde von Brönlund aus einem grönländischen Lesebuch exzerpiert und dann dem Jane Brandt, der sie in den Apparat sprach, souffliert. Platte 548 von Judith Borse- lesysenss die mit großem Vergnügen dieser" ihr neuen? Be schäftigung oblag. Platte 549. Das erste hier von Jane Brandt gebrachte Lied bezieht sich auf das Abzählen der Kinder bei verschiedenen Spielen, wie es auch in Europa üblich ist und ist in Thalbitzer’s »The eskimo-language« auf p. 316 erwähnt. Blatte 3907 wieder von. Judith. Borseleysen. Die Texte7der Platten 541 bis 550 wurden von Jörgen Brönlund niederge- schrieben. Diese Platten entstanden in dem einzigen verfügbaren Zimmer des Ortes in der Wohnung des Herrn Petersen, Volontärassistenten des Kolonieverwalters, wo in Ermanglung eines Tisches ein solcher aus mehreren Kisten für den Phono- grapnen improvisiert werden mußte. Die nun folgenden Platten in Egedesminde konnten glücklicherweise in unserem Zimmer, das sogar einen Tisch hatte, bearbeitet werden. Da uns jetzt Jörgen Brönlund verlassen mußte, um sich der: neuen Ostgrönland-Expedition Mylius-Erichsen’s anzuschließen, diente uns von nun ab in Egedesminde der Katechet Sören Hansen, von seinem abreisenden Landsmann wohl instruiert, 1682 R. Trebitsch, trotz seiner mangelhaften Kenntnisse der dänischen Sprache, als Dolmetsch und Schreiber für die weiteren Platten. Durch Zufall hatte ich durch Herrn Volontärassistenten Petersen erfahren, daß hier ein grönländischer Dichter namens Nicolai Broberg weile. Er ist auf Fig. 1, Taf. I, dargestellt Sein Oberkleid hat wohl grönländischen Schnitt, ist aber aus europäischem Zeug hergestellt, seine Hosen sind ganz euro- päisch. Als wir seiner ansichtig wurden, arbeitete er eben im Lastraume des Dampfers »Haus Egede« und war über und über mit Kohlenstaub bedeckt. Mein Ansinnen bezüglich des Phonographen erwiderte er wie viele seiner Landsleute mit Hohngelächter, aber konnte doch schließlich für unsere Zwecke gewonnen werden. Seine Gedichte, zu denen er meist auch eine Melodie komponiert, sind, obwohl nicht gedruckt, in ganz Westgrönland bekannt. Infolge seiner Mitwirkung bei einer amerikanischen Grönlandexpedition als Matrose kann er etwas Englisch. Von seiner Kunst kann der Dichter natürlich nicht leben und ist daher Taglöhner. Es war nicht mit Sicherheit zu eruieren, ob er der Mischrasse oder der reinen Rasse der Eskimos angehört, vermutlich aber das letztere, wegen seiner deutlich braunen Gesichtsfarbe. Er kann nur recht mangelhaft schreiben. Platte 551 bis 554 enthalten eigene Schöpfungen Broberg's, die teilweise eine dänische Melodie haben.! Die phonographischen Aufnahmen in Upernivik, der nördlichsten dänischen Kolonie in Westgrönland, erfolgten im Hause des Assistenten des Kolonieverwalters, in welchem uns ein guter Tisch zur Verfügung stand. Hier fungierte Herr K. H. Jensen, ein in Pröven lebender Däne, Faßbinder und Zimmermann von Beruf, als Dolmetsch, während sein hier ansässiger Schwiegervater, der Grönländer Pastor Mörk, uns bei der Anwerbung der Leute behilflich war. Platte 505 und Platte 556 rühren vom Sohne des Pastors Mörk, dem Schmied Johann Mörk (siehe sein Bild: Fig. 3 auf Taf. Il), her. Er schrieb seine Texte selbst nieder. Als er in den Phonographen 1 Wir mußten alle eine dänische Melodie besitzenden Lieder mit dieser annehmen, weil die Phonographierten niemals im stande waren, die Texte ohne Musik zu sprechen. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 16893 sprach, war er von seiner Tagsarbeit sehr ermüdet, ließ daher seinen Unmut über diese neuerliche anstrengende Tätigkeit am Feierabend im dritten Stück der Platte 556 an uns aus. Johann Mörk hatte auch für Mylius-Erichsen in den Phonographen gesungen. Platte 597 von Jan Svendsen. Der auf dieser Platte festgehaltene Psalm stammt samt Musik vom Katecheten Rasmus Berthelsen aus Godthaab, welcher ihn nach einer Bemerkung des Übersetzers Christian Rasmussen im Traume als eine Art Offenbarung empfangen haben will. Platte 598, auch ein Psalm, von Jan Svendsen in den Apparat gesungen. Text nach Angabe des Phono- graphierten von dessen Vater, nach Angabe des Katecheten Chemnitz aus Godthaab, von einem Herrnhuter herrührend, Melodie nach JanSvendsen altgrönländisch, nach Chemnitz von einem Herrnhuter. Jan Svendsen hatte auch für Mylius- Erichsen in den Phonographen gesungen. Er schrieb seine Texte selbst in das Plattenbuch.: Platte 559 ist: von dem Kate- cheten Jens Petersen, einem Reisegenossen von uns auf der Bahrt von :Egedesminde nach UÜpernivik;',der' sieh. 'auf meine-Bitte für den Phonographen zur Verfügung stellte: Text dieser Platte vom Vater des Phonographierten, Melodie dänisch. Platte 560 von demselben. Das erste Stück wäre zu singen, aber, weil Petersen gerade heiser war, sprach er es, ebenso wie das zweite Stück, das wir bereits auf Platte 542, aber dort in einer anderen Mundart besitzen. Platte 559 und 960 sind die einzigen Platten der Sammlung mit südgrönländischem Dialekt und wurden vom Phonographierten selbst nieder- geschrieben. In Pröven stand uns ee K.H. Jensen als Dolmetsch zur Seite und räumte uns sogar ein Zimmer in seiner Wohnung mit einem ganz guten Tisch für die phonographische Arbeit ein. Nahezu alle in Betracht kommenden Bewohner des Ortes waren heiser. Als Schreiber fungierte hier der Katechet und Lehrer Peter Ville Wir bekamen hier nur einen einzigen Bewohner für unsere Zwecke: Vilas Matak. Von ihm stammen die folgenden Piatten: Platte 561 und 562, souffliert von Peter Ville, eine Erzählung enthaltend. Auf Platte 562 befinden sich außerdem zwei Lieder, deren erstes eine dänische, deren 1684 R. Trebitsch, zweites eine grönländische Melodie hat. In diesen Liedern kommt die Spottlust der Grönländer zum Ausdrucke. Platte 563 drei Lieder, zwei mit grönländischer, eines mit dänischer Melodie. Auf Platte 564 sind durchwegs Lieder mit grön- ländischer Melodie, zwei von ihnen wurden vom Übersetzer Christian Rasmussen für sinnloses Kauderwelsch erklärt, was Direktor Karl Ryberg, der des Grönländischen voll- ständig mächtig ist, bestätigte. Offenbar wollten sich alle bei der Aufnahme beteiligten Personen mit uns einen Spaß machen. Platte 0650 wurde dadurch erzielt, daß Vilas Matak den ge- schriebenen Text über dem Trichter herunterlas und hinein- sprach, wasihm ausnahmsweise wegen seiner großen Geschick- lichkeit gestattet wurde. Hier wurde ein Glasdiaphragma ver- wendet, weil wir nicht wußten, daß der Phonographierte den Schluß dieses Stückes singen würde. In Umanak konnten wir die Aufnahmen in unserem Zimmer im Hause des Zimmermanns machen. Hier diente uns der Grönländer Carl Chemnitz, Katechet aus Godthaab, als Dolmetsch, während die als Freundin der Hausfrau hier zu Besuch weilende Abigail Bolars sich selbst und andere Bewohner des Ortes für den Phonographen zur Verfügung stellie. Fig. 2 auf Tafel I zeigt uns Abigail Bolars. Sie gehört der Mischrasse an, wie ihr deutlich europäischer Typus beweist. Sie trägt die Haare nach der Sitte der echten Grönländerinnen über dem Scheitel zu einem Knoten gebunden. Dieser wird durch ein Band zusammengehalten. Da sie ein Mädchen ist, hat sie ein rotes Band. Mädchen, die ein Kind haben, legen ein grüngefärbtes, Frauen ein blaugefärbtes Band an. Um die Stirne trägt sie ein schwarzes Tuch, vielleicht, um die häufig durch diese Frisur in der Schläfengegend entstandenen kahlen Stellen zu verdecken. Wie alle Grönländer und Grönländerinnen, die in unseren Phonographen sangen, hatte sie natürlich .nie: singen gelernt. | Platte 566 von Abigail Bolars, welche bereits für Mylius- Erichsen in den Phonographen gesungen hatte und sich sehr couragiert benahm. Platte 567 von derselben: 1. Lied mit grönländischer Melodie. 2. Aufzählung von Hausgerätschaften und Hauszubehör aus dem »Dansk-Gronlandsk Tolk« (auf Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1685 Deutsch: Dänisch-Grönländischer Dolmetsch) von Karl Ryberg, Kopenhagen 1891, entnommen von p. 65 und 64, souffliert von Katechet Karl Chemnitz. Platte 568 von Sofie Labausen, welche, trotzdem sie bereits für Mylius-Erichsen gesungen hatte, sehr befangen war und kaum angeschaut werden durfte. Sie sang daher zum Teil auch mit zu schwacher Stimme. Platte 869 von Marie Mörk: Ein Weihnachtslied, von Rasmus Berthelsen herrührend. Irrtümlicherweise wurde ein Glas- diaphragma angewendet, weil wir glaubten, es soll gesprochen werden. Platte 8970 von derselben: I. Ein Weihnachtslied mit Text von Rasmus Berthelsen und dänischer Melodie, II. die erste Strophe eines längeren Psalms von Pastor Hansen mit ebenfalls dänischer Melodie. Platte 571 von Dorthe Fleischer, welche gleichfalls bereits für Mylius-Erichsen gesungen hatte. Beide Lieder dieser Platte sind vom Katecheten Anton Kvist aus Umanak. Platte 572: Chor von sechs Frauen und Mädchen. Fig. 3 auf Tafel I stellt die hier Mitwirkenden dar, nur hatte sich eine Siebente hinzugedrängt, die nicht wegzu- kriegen war. Abigail Bolars steht neben der Leiter. Die meisten der Anwesenden tragen eine europäische Frisur. Echt grön- ländisch an den Kostümen sind nur die Hosen und die Schuhe. Die Hosen sind kurz, aus Seehundsfell und tragen vorne Ver- zierungen aus Lederstreifen, die Schuhe, »Kamiker« genannt, aus Seehundsleder haben die verschiedensten Farben von Weiß bis Violett und tragen gleichfalls Verzierungen aus Leder- streifen. Beim ersten Lied sangen alle Mitwirkenden gleichmäßig in den Apparat, beim zweiten und dritten Lied sang Abigail Bolams lauter "und näher beim "Trichter „als: die Janderen. Platte 573 von Johann Grönvold: Ein in Umanak und Um- gebung allgemein bekanntes Lied, welches aber zumeist im Chor gesungen wird. In Umanak wurden uns noch sehr viele Psalmen für den Phonographen angeboten. Wir nahmen sie aber nicht, weil sie deutlich europäischen Einfluß verraten. Bei den Aufnahmen in Igdlorsuit auf der Insel Übek- jendt Eiland wurde der Schmied Evert aus Umanak als Dolmetsch benützt, während der Katechet Knud Mörk aus Igdlorsuit die Texte mit Ausnahme von Platte 880 niederschrieb, 1686 R. Trebitsch, Der Phonograph stand hier auf dem Schreibtisch des Zimmers, welches wir beim Ortsverwalter Karl Nielsen bewohnten. Dieser, der uns auch vom Inspektor Darkau-Jensen für phonographische Zwecke empfohlen worden war, verschaffte uns mehrere Leute für den Phonographen. Platte 574 von Lisbeth Mikaälsen, welche sehr befangen war, trotzdem sie bereits für Thalbitzer gesungen hatte, wenn auch andere Lieder. Das dritte Lied bezieht sich auf den dänischen Maler Grafen Harald Moltke, der an der bereits erwähnten lite- rarischen Grönlandexpedition teilnahm und dabei schwer erkrankte. Platte 575 von derselben. Bei Lied 2 war sie im Texte unsicher und hustete einmal. Platte 576 von Aron Nilsen, welcher vor dem Apparate so aufgeregt war, daß er heftig schwitzte. Lied 1 wurde nach den ersten zwei Worten unterbrochen (wobei Katechet Knud Mörk dem Phono- graphierten sagte, daß er ein anderes Lied zu singen ver- sprochen hätte), aber dann zu Ende sesungen. Ein Lied hat grönländische, zwei haben dänische Melodie. Platte 577 von Sophie Nilsen, welche nur dadurch für unsere Zwecke zu gewinnen war, daß ich sie durch allerlei Scherze zum Lachen brachte; sie war nachher sehr couragiert. Die hier gebotenen Lieder wurden, wie üblich, sehr schnell gesungen und sollen dänische Melodien haben. Platte 578 von derselben: Drei Lieder, die mehr gesprochen als gesungen wurden, daher wurde ein Glasdiaphragma verwendet. Platte 579 von Pauline Müller: Vier Lieder mit grönländischer, recht monotoner Melodie. Beim vierten Lied wurde nach dem ersten Satz ein Zwischenruf gemacht; daher ließen wir es nochmals vom Anfang an singen. Diese alte Frau wollte als Bezahlung absolut nichts anderes als Kaffee, welchen wir glücklicherweise mit hatten, nehmen. Platte 580 von Peter Uthesen, wahrscheinlich reinrassig. Er ist ein schwacher Mensch, mit kleiner, heiserer Stimme, weshalb wir ihn den Kopf tiefer, als gewöhnlich, in den Trichter stecken ließen. Inhalt der Platte: Zwei alte grönländische Gesänge, die der Phonographierte von seinem Schwiegervater Simion Jere- miassen gelernt hatte. Das zweite Lied soll dreimal gesungen werden, wurde aber bloß zweimalin den Apparat gesungen. Platte 98] von demselben: Lied 1 wurde, wie üblich, zweimal gesungen, Phonographische Aufnahme der Eskimosprache. 1687 Lied 2 wird gewöhnlich zweimal gesungen, diesmal aber nur einmal, Lied 3 auch nur einmal, obwohl gewöhnlich dreimal. Es sind alte grönländische Gesänge, die der Phonographierte ebenfalls von seinem Schwiegervater Simion Jeremiassen gelernt hatte. Der Versuch, sich von Peter Uthesen Prosa für den Phonographen geben zu lassen, scheiterte an seiner allzu schwachen Stimme. Platte 582 von Simion Jeremiassen. Dieser, um dessentwillen wir nach Igdlorsuit gereist waren, mußte von einer sieben Seemeilen entfernten Insel mittels Boot geholt werden. Er ist ein stämmiger, mittelgroßer Mann von reiner Rasse. Figur 4 auf Tafel II stellt ihn uns dar. Seine Frisur — frei nach allen Seiten herabwallende Haare — ist für die Grönländer charakteristisch. Die weiße Jacke aus Leinwand, die er an hat, tragen die Kajakmänner draußen auf dem Meer bei schönem Wetter. Trotz seiner 63 Jahre ist Simion noch ein tüchtiger Kajakmann. Die Männer tragen, wie man hier sieht, im Gegensatz zu den Frauen lange Hosen aus Seehunds- fell und kurze Stiefel (»Kamiker«). Das Gesicht zeigt mon- golischen Typus. Simion benahm sich äußerst couragiert. Er hatte bereits für Thalbitzer gesungen. Diese Platte enthält zwei alte Lieder mit grönländischer Melodie. Der Phonographierte hat eine heisere Stimme. Platte 583 von demselben: Diese Lieder hatte er bereits für Thalbitzer gesungen. Er hielt sich nicht an den vorher aufgeschriebenen Text, welcher daher nicht genau feststellbar war. Das zweite Lied wurde nicht zu Ende gesungen. Die Aufzeichnungen im Plattenbuch sind wohl deshalb auch nicht ganz verläßlich, weil Evert als Dolmetsch unzureichend war. Platte 584: Das zweite Lied wurde gleichfalls nicht zu Ende gesungen. Platte 585: Drei Erzählungen, welche ihm souffliert wurden. Platte 586 von demselben: Lied 1 von Platte 584 mit Trommelbegleitung, welche von Peter Uthesen besorgt wurde. Dabei wurde die eine Hälfte des Trichters vom Kopfe des Simion Jeremiassen, die andere von der Trommel, ! welche Peter Uthesen in der Hand hielt und mit einem 1 Die Trommel, welche hiebei benützt wurde, befindet sich derzeit im Besitze der ethnographischen Abteilung des k. naturhistorischen Hofmuseums. 1688 R. Trebitsch, Trommelschlegel aus Holz bearbeitete, eingenommen. Die Trommel besteht aus einem mit Seehundsdarm überspannten Holzreif und einem Handgriff. Mit dem Trommelschlegel wird bloß auf den Holzreif geschlagen. Beinahe alle in Igdlorsuit benützten Platten waren feucht, daher stellenweise matt und wurden vor dem Gebrauch mit Watta abgerieben. Die Aufnahmen in Ikerasak auf der gleichnamigen Insel wurden im Hause des Ortsverwalters Jens v. Fleischer vor- genommen. Dabei stand der Phonograph auf einem Schreib- tisch. Fleischer fungierte als Dolmetsch und schrieb auch die Texte nieder. Der bei dem Genannten lebende Cap Yorker von reiner Rasse Knud Harald Mylius Rasmussen, der noch vor einigen Jahren mit seinem heidnischen Namen Osakrak hieß, wurde von uns für den Phonographen verwendet. Knud Harald Mylius Rasmussen ist durch Figur 1 auf Tafel II dar- gestellt. Sein Gesicht zeigt einen entschieden indianischen Typus. Bei den reinrassigen Grönländern finden wir ab- wechselnd Merkmale der mongolischen und der indianischen Rasse, da sie eben aus einer Kreuzung dieser beiden Rassen hervorgegangen sein sollen. Mylius-Erichsen hatte Knud Harald MyliusRasmussen bei der Rückkehr von seiner literarischen Grönlandsexpedition nach Kopenhagen, wo der Grönländer ungefähr ein Jahr blieb, gebracht. Dieser Eskimo war viermal mit dem Polarforscher Peary an der Ostküste Amerikas. Er schielt sehr stark und hat verkrüppelte Beine, so daß er sich während der phono- graphischen Aufnahmen auf einen Sessel stützen mußte, um ruhig stehen zu können. Er war sehr befangen und schwitzte vor Aufregung. Der Cap Yorker Dialekt soll eine eigene Mund- art sein und mehr dem Südgrönländischen, als dem Nord- grönländischen ähneln. Daher waren auch unserem Dolmetsch einzelne Ausdrücke schwer oder gar nicht verständlich. Die Eskimos von Cap York sind noch Heiden und Nomaden. Platte 587 bis 590 von Knud Harald Mylius Rasmussen, Erzählungen enthaltend, die von Jens v. Fleischer souffliert wurden. Platte 590 enthält außerdem ein Lied, namens »Alotä«, das, wie bei Cap York üblich, keinen Text, sondern nur eine unaufhörliche Wiederholung des Wortes aija in verschiedenen Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1689 Modifikationen enthält. »Alotä« heißt auf Deutsch: »Einer, dem man den Rücken zuwendet« und ist der Name eines Cap Yorkers. In dieser Gegend ist es Sitte, daß jeder Mann ein Lied komponiert, das seinen Namen als Titel führt. Während der langen Winternacht sitzen die Männer oft beieinander und geben ihre Lieder zum Besten. Platte 591 von,demselben: Ein von dem Phonographierten komponiertes Lied, nach ihm »Osakrak« (auf Deutsch: »Einer der sich beim Essen den Mund verbrennt«) genannt. Ganz analog dem früheren Lied, nur mit anderer Melodie. Bei den Aufnahmen in Umanatsiak auf der Insel Ikerasak war wieder Fleischer Dolmetsch und schrieb auch die Texte. Da sich hier kein geeignetes Haus finden ließ, mußten die Aufnahmen in unserem Zelt vorgenommen werden, wobei Kisten als Tisch für den Phonographen benützt wurden. Der Trichter mußte in der Mitte des Zeltes aufgestellt werden, weil dessen Seitenteile zu nieder waren. Es war sehr schwer, die neugierigen Zuschauer abzuwehren. Platte 592: von der ungefähr 40jährigen Frau Fappita Amossen; wegen ihrer schwachen Stimme kamen die Lieder viel besser zur Geltung als die Erzählungen. Inhalt der Platte: Alte Sagen und heid- nische Lieder. Platte 593: ‚Chor von drei Frauen und drei Männern; die Frauen standen in der ersten Reihe vor dem Trichter, die Männer unmittelbar hinter ihnen. Inhalt: drei heidnische Gesänge. Im zweiten Lied, wo von einer Bachstelze die Rede ist, scheint es sich um eine Nachahmung dieser Vogelstimme zu handeln. Tierstimmenimitation wird ja nach Thalbilzer's »Eskimo-Language« in Grönland häufig an- getroffen. Platte 594: Lied 1 wurde von einem gemischten Chor, Lied 2 von drei Männern vorgetragen und ist textlich nahezu identisch mit I auf Platte 580. Lied 3 wurde von drei Frauen gesungen. Alle drei Lieder sind heidnisch. Platte 595: Nahezu die ganze erwachsene Bevölkerung des Ortes, das heißt 30 bis 40 Personen, sangen im Freien in den Apparat, da für so viele Leute im Zelte kein Platz war. Diese Szene ist auf Fig. 2, Taf. II, dargestellt. Da die Frauen dem Phonographen zunächst standen, so sieht man in der Abbildung nahezu nur sie. Im Gegensatze zu Abigail Bolars tragen sie kein Tuch 1690 R. Trebitsch, um die Stirne. Inhalt: zwei heidnische Lieder ohne Text mit verschiedener Melodie. Die Frauen sangen ajja, aija... u. S. W., während die Männer, welche unmittelbar hinter den Frauen aufgestellt waren, diese mit ihrem »ho, ho«... u.s. w. be- gleiteten. Zu diesen und ähnlichen Liedern wurde in heid- nischen Zeiten der Takt mit der Trommel geschlagen, während ein Mann dazu tanzte. Meist sollen diese Aufführungen bei Nacht stattgefunden haben. Nach Aussage unseres ausgezeich- neten Dolmetschers Fleischer hätten sich andere Grönland- forscher in Umanatsiak vergeblich bemüht, heidnische Gesänge zu Gehör zu bekommen, da sich die Bevölkerung vor der Geistlichkeit fürchtete, weil diese derartige Vorstellungen ver- biete. Auch uns gegenüber machten die Leute Schwierigkeiten, die erst behoben wurden, als Jens v. Fleischer auf mein An- raten andeutete, dies alles geschehe nicht zum Vergnügen, sondern nur für die Wissenschaft. In Nugsuak diente uns der Ortsverwalter Lars Krist, bei dem wir auch wohnten, als Dolmetsch. Hier konnten wir unsere Arbeit in unserem Zimmer, in dem sich auch ein guter Tisch befand, ausführen. Platte 596 von Sören Brönlund, Inhalt: Eine Geschichte, die dem Phonographierten durch einen Mann aus Claushann mitgeteilt worden war, und welche ihm Lars Kvist soufflierte. Durch schlechtes Einsagen entstand in der Erzählung eine große Pause. Niedergeschrieben wurde sie von Lars Kvist. Der ungefähr 70jährige Phonographierte war so aufgeregt, daß er, obwohl er noch vieles hätte erzählen können, nicht mehr zu verwenden war. Platte 597 von Christine Berta Kvist, Tochter des Lars Kvist. Ich hatte sie tags zuvor singen gehört und ließ sie deshalb durch ihren Vater für unsere Zwecke gewinnen. Sie war so ängstlich, daß wir das Fenster unseres Zimmers mit einem schwarzen Tuch verhängen mußten, damit sie ja nicht von ihren Landsleuten gesehen werde. Melodie und Text der vier auf der Platte verzeichneten Lieder stammen von ihr selbst, die ersten zwei wurden von ihr, die letzten zwei von Lars Kvist niedergeschrieben. Es sind vier Wiegenlieder, von denen sich zwei auf. die kleine Schwester der Phonographierten bezieht, 1 und 3 Bingegen auf ihren kleinen Bruder. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1691 Nun, durch die »Waigatt« genannte Meerenge segelnd, kamen wir zum Orte Ujaragsugsuk auf der Insel Disco. Hier wollten wir den uns von Mylius-Erichsen empfohlenen Blinden phonographisch verwerten, was infolge Mangels eines brauchbaren Dolmetsches leider unmöglich war. Für Platte 599 bis 609 verwendeten wir den Grönländer Jören Lange, Ortsverwalter von Sarkäk, der mehrere Jahre in Kopenhagen gelebt hatte, als Dolmetsch und Schreiber. Er gab sich seiner Aufgabe mit wahrem Feuereifer hin. In Ritenbenk erwies sich der uns empfohlene Katechet für den Phonographen unverwendbar. Der Däne Axel Sörensen, Assistent dieser Kolonie, wies uns an Jören Raun, den wir auch benützten. Platte 598 und 599 von Jören Raun, eine Erzählung, die von Jören Lange souffliert wurde, enthaltend. Auf Platte 599 ist außerdem ein Lied verzeichnet, dessen erste Strophe so leise gesungen wurde, daß wir sie wiederholen ließen. Es bezieht sich angeblich auf einen Mann, der ungefähr im Jahre 1879 mit einer dänischen Expedition nach Europa gefahren sein soll. In Rodebay nahmen wir die Aufnahmen in unserem Zimmer im Hause des Ortsverwalters Carl Olvik vor, wo wir den Phonographen auf den einzigen vorhandenen, aber nur dreibeinigen Tisch stellen mußten, dem wir nur dadurch eine gewisse Standfestigkeit verleihen konnten, daß wir ihn an die Wandrückten. Carl Olvik war der einzige Grönländer, der sich über die phonographische Arbeit riesig freute, vielleicht des- halb, weil unser Dolmetsch sein Vetter war. Platte 600 von Carl Olvik; Inhalt: Zwei Lieder mit alter grönländischer Melodie (das erste hatte der Phonographierte bereits für Thalbitzer gesungen). - Außerdem befindet sich auf dieser Platte eine Erzählung, von Jören Lange souffliert. In? Jakobshaun erhielten wir am 11. August 1906 folgende Platten: Platte 603 von Thomas Magnussen. Er ist Katechet und spricht auch ein wenig Dänisch. Inhalt der Platte: Zwei Lieder mit grönländischer Meiodie (angeblich). Das erste Lied soll zufolge einer Anmerkung des Übersetzers Christian Rasmussen dänischen Ursprungs sein. Der Phono- eraphierte hätte nicht nur für Thalbitzer gesungen und Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt. I. 114 1692 R. Trebitsch, Erzählungen vorgetragen, sondern auch für Mylius-Erichsen in den Phonographen gesprochen, benahm sich daher sehr geschickt, so zwar, daß wir bei ihm zu einer Aufnahme mit allen Vorbereitungen und Schreibereien nur drei Viertelstunden, während wir sonst immer 1!/, Stunden brauchten. Platte 604 von demselben, Inhalt: drei Lieder mit grönländischer Melodie, die der Katechet zum Teil während der Aufnahme herunterlas ebenso wie die Lieder und Erzählungen der Platten 603 und 605 bis 607. Auf Befragen erklärte Thomas Magnussen, daß er keines der uns gebotenen Stücke Thalbitzer oder Mylius-Erichsen gebracht habe. Platte 605 vom Katecheten Seckmann Rossbach, der uns von Jören Lange empfohlen worden war. Er hatte bereits für Mylius-Erichsen’s Phono- graphen einiges geboten, aber anderes als diesmal. Diese Platte war etwas unrein, wurde daher mit Watte geputzt. Inhalt: drei Lieder, welche von dem Phonographierten von einem Zettel heruntergelesen und so in den Apparat hineingesungen wurden. ‚Platte 609 von demselben, Inhalt: Zwei Lieder und zwei Erzählungen, deren zweite keinen Abschluß hat und nach Jören Lange als Scherz gedacht sein soll, weil jeder, der sie hört, fragt: »Wie geht es weiter?» und vom. Erzähler zur Antwort erhält: »Das weiß ich nicht, weil mir der Held der Geschichte sie auch nur bisher erzählt hat.« Platte 539 und 610 bis 612 wurden von Herrn Assistenten Fritz Hauser Ende Oktober 1906 im Phonogramm-Archiv der kaiserl. Akademie der Wissenschaften von den Walzen meines Edisonphonographen kopiert. Es sind durchwegs Tanzweisen, welche auf Ziehharmonika und Violine in den Apparat gespielt wurden. In Upernivik, wo der Schmied Johann Mörk die Ziehharmonika spielte, bildete ich ihn vor dem Hause, in dem die phonographischen Aufnahmen stattfanden, ab. Er hält sein Instrument in den Händen. Es ist dies Fig. 3 auf Tafel II. Trebitsch R.: Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. Tafel I. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. Trebitsch R.: Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. Tafel 1. Fig. 3. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXV, Abt. I, 1906. 1} \ 4 1 N ıD . . z Yo Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. 1693 Verzeichnis der Abbildungen. Fig. 1 auf Taf. I: Nicolai Broberg, Platte 551 bis 554. Fig. 2 auf Taf. I: Abigail Bolars, Platte 566. Fig. 3 auf Taf. I: Frauenchor, Platte 572. Fig. 1 auf Taf. II: Knud Harald Mylius Rasmussen, Platte 587 bis 590. Fig. 2 auf Taf. II: Gemischter Chor, Platte 595. Fig. 3 auf Taf. Il: Johann Mörk, Platte 611, 612.1 Fig. 4 auf Taf. II: Simion Jeremiassen, Platte 582. 1 Herrn Assistenten Fritz Hauser vom Phonogramm-Archiv danke ich bestens für seine liebenswürdige Mitwirkung bei der Anfertigung der Ab- bildungen. 114* & — j = \. © ? n\ SL 4 = I Der ori EZ ng 5: a x E 3b Bin BREUER Ms were aD G 1695 Erster Bericht über petrographische und geotektonische Untersuchungen im Hoch- almmassiv und in den Radstädter Tauern von HirBecke und V-Uhlie: (Vorgelegt in der Sitzung am 13. Dezember 1906.) Die von uns geplanten und von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften subventionierten petrographischen und geo- tektonischen Untersuchungen im mittleren Teile der ostalpinen Zentralzone wurden im Sommer 1906 in Angriff genommen. Die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, besteht in der Er- forschung desjenigen Teiles der Zentralzone, der sich vom Hochalmmassiv bis zur nördlichen Kalkzone erstreckt. Im Sinne unseres der kaiserl. Akademie vorgelegten Arbeitsplanes wurden zu diesem großen Unternehmen mehrere jüngere Mit- arbeiter, und zwar die Herren Dr. M. Stark, Friedrich (Braucht Friedrich Seemann, Walter Schmidt und Leopold Kober hinzugezogen, die durch Bearbeitung einzelner Gebirgsteile die Durchführung unserer Arbeit erleichtern sollen. Wie vorausgesehen wurde, war es nicht möglich, schon in diesem Sommer zu einem vollen Überblick über das Gesamt- gebiet und alle offenen Fragen zu gelangen. Da aber einer von uns (F. Becke) schon in den vorhergehenden Jahren in dem speziell von ihm übernommenen Gebiete, dem Hochalmkern und seiner Umrahmung, nähere Beobachtungen auszuführen Gelegenheit hatte, der andere (V. Uhlig) sich vorwiegend auf das Gebiet der Radstädter Tauern beschränkte, für welches ihm ebenfalls einige ältere eigene Beobachtungen und eine bereits bestehende Literatur wirksam zu Hilfe kamen, so konnten 1696 F. Becke und V. Uhlig, trotz der Kürze der Untersuchungszeit dennoch einige Resul- tate von Bedeutung gewonnen werden. Bei dem großen Inter- esse, das die Geologie den alpinen Verhältnissen widmet, schien es angezeigt, über unsere Arbeiten schon jetzt einen ersten vorläufigen Bericht zu erstatten. I. Das nordwestliche Randgebiet des Hochalmkerns. Von F. Becke. Die folgenden Mitteilungen sollen eine Übersicht der Resultate geben, die durch die geologischen Aufnahmen im nordwestlichen Randgebiete des Hochalmkerns und seiner Schieferhülle in den letzten Jahren gewonnen wurden. Die Aufnahmen erstreckten sich in den Jahren 1902 bis 1905 vornehmlich auf die Umgebung des Tauerntunnels und wurden zu dem Zweck unternommen, um für die Beurteilung der Verhältnisse im Tunnel eine breitere Grundlage zu haben. Bei diesen Begehungen hatte ich den großen Vorteil, mich auf die Erfahrungen meines Freundes und Kollegen Berwerth stützen zu können, die in den Jahren 1893 bis 1898 beim Studium des Profils Greifenburg-Obervellach -Mallnitz-Lend gewonnen wurden. Ich konnte dank der Zuvorkommenheit meines Freundes seine Aufzeichnungen in ausgiebiger Weise benützen und ich erfülle nur eine angenehme Pflicht, wenn ich hier ausspreche, wie förderlich diese Vorarbeiten für meine eigenen Aufnahmen gewesen sind.! Im Jahre 1906 wurden vornehmlich die Grenzverhältnisse in den obersten Verzweigungen des Groß-Arltales untersucht. Einige die Beobachtungen von Berwerth ergänzende Touren unternahm ich auch in dem Grenzgebiet zwischen dem Sonn- blick- und Hochalmgneis. So wie im Zillertal ist auch für den östlichen Teil der Hohen Tauern der Gegensatz zwischen Zentralgneis und Schieferhülle das maßgebende Moment des Gebirgsbaues. 1 Berwerth hat über seine Aufnahmen außer im Anzeiger der kaiserl. Akad. der Wissensch., 1896 III, 1897 II, III, 1898 III eine kurze zusammen- fassende Darstellung des Gebirgsbaues in Tschermak’s Min.-petr. Mitt., 79, 471 (1900) veröffentlicht. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1697 Den Zentralgneis halten wir für ein geschiefertes In- trusivgestein, welches die Gesteine der Schieferhülle aufgewölbt, teilweise auch zersprengt und in einzelne Lagen und Schollen zerrissen hat, zwischen die das Intrusivgestein eingedrungen ist. Diese Auffassung schließt sich jener an, welche Löwl, Weinschenk und ich über das Verhältnis der analogen Gebirgsglieder im westlichen Abschnitte der Hohen Tauern gewonnen hatten. In der Anerkennung des intrusiven Charak- ters des Zentralgneises sind wir alle einig und unsere Auf- fassung dieser Gesteinskörper unterscheidet sich grundsätzlich von jener einiger älterer Beobachter. Für die Osthälfte der Hochalmmasse ließen schon die von Geyer! mit musterhafter Klarheit erstatteten Aufnahms- berichte ein solches Verhältnis vermuten. Durch die Beob- achtungen von Berwerth? wurde das keilförmige Eindringen der Granitgneismassen zwischen die aufgesprengten Teile der Schieferhülle, das gerade in der Umgebung von Mallnitz klar zum Ausdrucke kommt, sorgfältig verfolgt. Berwerth hat einzelne Teile der Intrusivmassen mit besonderen Namen belegt. Die genauere Kenntnis des Gebirges, die wir jetzt be- sitzen, bestätigt die alte Erkenntnis, daß im östlichen Teile der Hohen Tauern zwei große, oberflächlich vollkommen geson- derte Intrusivkerne vorhanden sind, die in der älteren Literatur als Zentralmasse des Ankogel und des Hochnarr unterschieden wurden.’ Den Namen Hochalmkern* wollen wir zur Bezeich- nung jenes großen Intrusivkörpers anwenden, der sich vom 1 Verh. der k.k. geol. Reichsanst., 1892, 319— 327; 1893, 49—60. Vergl. Referat des Autors Neues Jahrb. für Min., 1894, II — 92 —. 2 Vergl. die zitierten Berichte Berwerth’s im Anzeiger der kaiserl. Akad. der Wissensch. 3 D. Stur, Die Zentralalpen zwischen Hochgolling und Groß-Venediger. Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst., V, 1854. — F. Posepny, Die Goldbergbaue der Hohen Tauern. Archiv für prakt. Geol., I, 1880. * Die Benennung nach der Hochalmspitze hat schon Sonklar vor- geschlagen. Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern, Wien, 1866. Der Ankogel liegt exzentrisch in der Randfazies und wird auch an Höhe von der Hochalm- spitze übertroffen. 1698 F.Becke und V. Uhlig, Angertal bei Gastein bis in die Nähe des Liesertales bei Gmünd erstreckt und in der Hochalmspitze kulminiert. Die von Berwerth mit dem Namen Ramettenmasse (auch Rad- | hausbergmasse), Gamskarlmasse bezeichneten Intrusivkörper sind Teile des Hochalmkerns. Solche teilweise getrennte Teil- massen lassen sich auch in dem von Geyer aufgenommenen ÖOstabschnitte der Hochalmmasse unterscheiden. Für die zweite, etwas kleinere Intrusivmasse gebraucht Berwerth den Namen Sonnblickkern; und wir folgen ihm hierin. Denn sie kulminiert in diesem bekannten Hoch- gipfel, während der Hohenaar, nach dem diese Masse in der älteren Literatur meist benannt wurde, eine Kappe von Glimmer- schiefer trägt und ganz exzentrisch liegt. Auch der Name Rauriser Masse begegnet uns in den älteren Beschreibungen. Der Zentralgneis des Hochaimkerns. Die beiden großen Intrusivmassen sind keineswegs homo- gen, sondern bestehen aus verschiedenen, wahrscheinlich durch Differenzierung aus einem Stamm-Magma hervorgegangenen Varietäten. Außer der stofflichen Verschiedenheit finden sich weitgehende Unterschiede in der mehr oder minder deutlichen Entwicklung der Parallelstruktur, die allerdings in der Nähe der Kontaktfläche am energischesten entwickelt ist, aber auch in den Kernpartien zu Tage tritt. Folgende Varietäten treten in großer Verbreitung auf, so daß ihre kartographische Ausscheidung möglich ist: Granitgneis. Gesteine von mittlerer Zusammensetzung. SiO, 66 bis. 73%,, CaO 1:5 bis 2:3%,,. häufig porphyeareıs entwickelt durch Kalifeldspatkristalle. Biotit bildet meist kurze Flasern von tiefschwarzer Farbe, silberglänzender Muskovit feinschuppige Gleitflasern besonders um die Feldspatkristalle. Die verbreitetste Abart, welche in die beiden nächsten Über- gänge zeigt. Forellengneis. Eine eigentümliche, in ziemlich”eroper Verbreitung auftretende Varietät. SiO, 745, CaO 0°6°/,; quarz- reich; Feldspateinsprenglinge fehlen; charakteristisch sind Glimmerflasern von der Größe eines Guldenstückes, etwas Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1699 elliptisch geformt; im Querbruch erscheinen sie als schmale Linsen von 1 bis 2 mm Mächtigkeit. Sie bestehen aus schuppi- gem Muscovit mit wenig Biotit. Die Glimmerflasern sind durch die ganze Mächtigkeit des Gesteins ziemlich gleichmäßig ver- teilt. Der Forellengneis bildet Übergänge in den porphyrartigen Granitgneis. Suenitaneis,SL0,361. bis,63%,,. Ca0r2 IEbis 34/7: Dieses Gestein ist vor allem durch Quarzarmut charakterisiert. Feldspat tritt in Kristallen und Körnern namentlich in den weniger geschieferten Varietäten stark hervor. In diesen bildet Biotit nicht selten deutliche Pseudomorphosen nach Horn- Blende, die vor langer Zeit: schon von Tsehermak-vom Radhausberg bei Böckstein erkannt und beschrieben wurden. Bei stark geschieferten Varietäten bildet Biotit ausgezeichnete Flasern. Tonalitgneis. Kalifeldspat tritt stark zurück, SiO, 61°/,, CaO 7:4°/,." Diese Varietät wurde von Berwerth im Kern des Hochalmmassivs, in der Tiefe des Maltatales gefunden. DerBorellensneis. herrscht im. mittleren Teile des An- lauftales. Einerseits kann man ihn durch das untere Hierkar bis zum oberen Hierkarsee und bis zur Tauernalpe verfolgen, gegen Norden bildet er die Gruppe des Feuerseng, die Um- gebung des Palfensees und der Palfenscharte und einen Teil des Plateaus gegen den Reedsee zu. Lesesteine fanden sich im mittleren Kötschachtal und im Schödertal. Der Syenitgneis ist im Radhausberg stark entwickelt. Das Tal der Naßfelder Ache zwischen der Aste bei Böckstein und dem Bärenfall ist in Syenitgneis eingeschnitten. Über die Grubalpe, die Kelchen, das Mallnitzriedl, das obere Weißen- bachtal, die Ramettenspitze zieht diese Lage noch ins Mallnitzer Tauerntal. Die Felsköpfe unmittelbar südlich von Mallnitz be- stehen aus der Fortsetzung dieses Zuges. Kleinere Partien sind noch an mehreren Stellen, besonders am Nordsaum des Hoch- almkernes, bekannt. Porphyrartiger Granitgneis bildet allenthalben das Liegende und Hangende des Forellengneises, bildet nament- 1 K,0 tritt gegen Na,O stark zurück. 1700 F. Becke und V. Uhlig, lich in sehr groben, undeutlich geflaserten Varietäten das obere Anlauftal und die obersten Verzweigungen des Kötschachtales. Ebenso liegt er in mächtiger Entwicklung über dem Syenit- gneis gegen Südwest, West und Nordwest. Die Verteilung und Aufeinanderfolge der Varietäten des Zentralgneises in der Richtung von Ost nach West hat schon Reissacher ziemlich zutreffend dargestellt; diese Darstellung wird mit Unrecht von Posepny! als unrichtig bezeichnet. In allen Varietäten mit Ausnahme des Forellengneises finden sich basische Ausscheidungen, die entweder als Massen von dioritischer oder (durch Vorwalten von Biotit) von lampro- phyrischer Zusammensetzung ausgebildet sind. Besonders reich daran ist der Syenitgneis (SiO, niedrig, MgO hoch). Sehr verbreitet sind Aplit und Pegmatit (SiO, hoch, CaO, Ms ©, EeOZundRe,0,-sehrnredei> bei Aplit öfter Na,O über K,O überwiegend), die bald parallel der Bankung und Schiefe- rung als Lager, bald quer durch als Gänge auftreten, manch- mal ein ganzes Netzwerk bilden. Auch Quarzgänge und Quarzschwielen sind nicht selten. Stets beobachtet man, daß Aplit durch Pegmatit, beide durch Quarz durchsetzt werden. Von diesen drei Arten von Gangausscheidungen ist jeweils Aplit die älteste, Quarz die jüngste. Die äußersten Lagen des Zentralgneises gegen die Schiefer- hülle nenmen stellenweise eine aplitische Beschaffenheit an durch das Zurücktreten der dunklen Gemengteile. Eine auf- fallend starke Entwicklung der Schieferung unter Zunahme des Kaliglimmers ist gleichfalls häufig zu beobachten. Die Ausdehnung, in der solche Randerscheinungen auf- treten, ist sehr variabel. An manchen Stellen findet man in der Nähe der Schiefergrenze eine auffallende Inhomogenität des Gesteins, indem lamprophyrische (basische, dunkle, eisenreiche) Gesteinspartien mit aplitischen hellen, quarzreichen wechseln. Doch tritt auch diese Erscheinung durchaus nicht überall deut- lich hervor. Manchmal findet man schon. in der Entfernung weniger Meter vom Kontakt den normalen Augengneis. Archiv für prakt. Geol;, I, 18837 Pp18: Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. BZOH Öfter erscheint die Grenze zwischen den äußersten apliti- schen Lagen des Gneises und der Schieferhülle, wenn sie aus Quarzit oder lichtem Glimmerschiefer besteht, gleichsam ver- wischt. Deutliche, scharf begrenzte Bruchstücke des Nebengesteins sind jedenfalls sehr selten, wenn sie überhaupt vorkommen. In den körnigen Partien erkennt man oft trotz weitgehender Metamorphose noch Reste der alten granitischen Erstarrungs- struktur. Die oft sehr weitgehende Schieferung ist zumeist eine richtige Kristallisationsschieferung, wenngleich kataklastische Phänomene durchaus nicht fehlen. Weitere petrographische Details zu geben, ist für den Zweck dieser Mitteilung überflüssig. Auch soll der Publikation der von Berwerth angestellten Untersuchungen nicht vor- gegriffen werden. Bankung und Schieferung in der Nordwesthälfte des Hoch- almkerns. Die ältere Angabe einer Fächerstellung der Zentralgneis- bänke! wurde schon von PoSepny? richtiggestellt, der, beein- Nußt durch die bahnbrechenden Arbeiten Suess’, im Zentral- gneis Antiklinalen konstatiert und betont, daß sich der Zentral- gneis der gebirgsbildenden Kraft gegenüber ebenso passiv verhalte wie die ihn bedeckenden Schichten. Den Eindruck einer flachen Antiklinale erhält man auch in der Tat, wenn man im Gasteintal unter den talauswärts fallenden Schieferschichten die Bänke des Gneises anfänglich mäßig steil ansteigen sieht, dann weiterhin im Talboden von Böck- stein (namentlich an der westlichen Talwand) beobachtet, wie der Ausstrich der Gneisbänke flacher und flacher wird, endlich bei Überschreitung des Mallnitzer Tauernüberganges bemerkt, wie sich im Naßfeld die Gneisbänke gegen Südwest unter die Schiefer des Tauernkammes senken. 1 J. Stur, Die Zentralalpen zwischen Hochgolling und Venediger. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, 5, 818. 2 F. Posepny, l. c., Archiv für prakt. Geol., I, 9 ff. (1880). 1702 F. Becke und V. Uhlig, Berwerth! hat dann zuerst eine genauere Darstellung geliefert und gezeigt, daß die Lage der Gneisbänke und der Schieferung mehr eine halbdomförmige als eine im strengen Sinn antiklinale ist. Die Bankung und die Parallelstruktur fällt im breiten Mittelteil des Gebietes wesentlich nach West und Westnordwest und biegt erst nahe dem Nordostrande in nörd- liches und knapp vor dem Südrand in südwestliches Einfallen um. Das Streichen quer zur langen Achse des Hochalmkerns herrscht noch weit in die Verzweigungen des Anlauftales hinein und zeigt sich so auch noch in der Tiefe des Tauerntunnels. In der Nähe des Westrandes ist das Einfallen der Gneis- bänke allenthalben recht flach, viel flacher als weiter östlich in der Feuersenggruppe, so daß der Gneis unter seinem Schiefer- dach noch im Rauristal (Seealpe) wieder zu Tage tritt. Ungefähr entspricht der Bankung und Schieferung auch die Abgrenzung der Gesteinsarten, die den Zentralgneis zu- sammensetzen. Nebst der Bankung treten allenthalben steile Kluftsysteme auf, die das Gestein in parallelepipedische Stücke zerlegen. Eine dieser Kluftrichtungen zeigt durch das ganze Gebiet ziemlich parallele Richtung: Streichen N 15 bis 30° O, Fallen meist steilSO. Mitunter treten zwei derartige Kluftsysteme auf, die nahezu dasselbe Streichen haben und von denen das eine steil SO, das andere saiger oder steil NW fällt. Hiedurch entstehen spitz rhombische Absonderungsstücke, die öfter ein recht eigentümliches Aussehen der Felsen bedingen. Diese Kluftrichtung. zeigt wenig systematische Variationen. Sie be- herrscht den Nord-, den West- und Südrand des Granitgneis- kernes ebenso gut wie die zentraler gelegenen Partien. Diese Kluftrichtung ist es, welche im Streichen mit der Richtung wichtigster Erzgänge (des Radhausberg-Hauptganges und der Sieglitz-Bockharter Gänge) zusammenfällt. Eine zweite ungefähr Ost— West laufende Kluftrichtung zeigt weniger Konstanz. Streckungserscheinungen sind lokal auffallend, lassen auch streckenweise gewisse Regelmäßigkeiten erkennen, doch 1 Vergl. seine Mitteilung in: E. Ludwig und Th. Panzer, Über die Gasteiner Thermen in Tschermak’s Min.-petr. Mitt., 79, 470 (1900). « . . a (9) Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 703 genügen die bis jetzt gesammelten Beobachtungen noch nicht zu einem zusammenfassenden Bilde. Die Schieferhülle. Für die Schieferhülle des Hochalm- und Sonnblickkerns können wir dieselbe Gliederung anwenden, die im Zillertal zu Grunde gelegt wurde: Eine untere Stufe besteht aus ursprüng- lich klastischen, wesentlich kalkfreien Sedimenten mit größeren kompakten Kalklagern. Eine obere Stufe wird gebildet aus Sedimenten, denen Kalk in mehr diffuser Form beigemischt ist, mit Einlagerungen von Grünschiefern. Die” untere Stufe erscheint in der’ Form von’ Glimmer- schiefern, Quarziten und Marmoren, die obere als Kalkglimmer- Sehteier, »Kalkphyllit, "Grünschiefer. Auch” hier treten kleine Marmorlager und recht häufig auch Quarzite auf; doch erreichen die ersteren nie die Mächtigkeit wie in der unteren Stufe. In der unteren Stufe bilden die Kalk-Marmorlager, die mit Quarziten, seltener mit dunkelgefärbten Glimmerschiefern wechsellagern, einen weithin verfolgbaren Horizont. Man kann nach der Lage zum Hauptmarmorlager einen unteren und einen oberen Glimmerschiefer unterscheiden. In der oberen Stufe scheinen die Kalkglimmerschiefer mit Einlagerungen von Grünschiefer einen unteren, kalkfreie oder doch kalkarme Phyllite einen oberen Horizont zu bilden. Doch kann diese Gliederung noch nicht als definitiv angesehen werden. Ebenso möchte ich in Betreff der über der eigentlichen Schieferhülle auftretenden Bildungen, der Sericitquarzite und der mesozoischen Bildungen noch Zurückhaltung beobachten, um so mehr als diese Gebilde in dem von mir kartierten Grenz- gebiet von Zentralgneis und Schieferhülle bisher nicht nach- gewiesen sind. Die Marmorlager in der unteren Stufe der Schieferhülle mit den mesozoischen Sedimenten der Radstädter Tauern in Vergleich zu setzen, dazu sehe ich keine Veranlassung, weil die Lagerung der letzteren eine gänzlich andere ist und weil die stoffliche Zusammensetzung wesentlich verschieden ist, ab- gesehen von der petrographischen Ausbildung. Die sicheren 1704 F.Becke und V. Uhlig, mesozoischen Auf- und Einlagerungen sind reich an Dolomit, die Marmorlager der unteren Stufe der Schieferhülle sind dagegen Kalkmarmore. Abgrenzung der Schieferhülle gegen den Hochalmkern. . Die Grenzlinie von Granitgneis und Schieferhülle erscheint bei kartographischer Aufzeichnung ziemlich unregelmäßig. Beginnen wir mit der Beschreibung dieser Verhältnisse dort, wo die Gneis-Schiefergrenze vom Gasteintal getroffen wird. Ausgezeichnete Aufschlüsse liefert die tief eingeschnittene Angerschlucht, welche jetzt von dem kühn gespannten Bogen der Tauernbahn überbrückt wird. Auf beiden Ufern finden wir hier den stark geschieferten Granitgneis von graugrüner Farbe, der folgende Lagerungs- verhältnisse zeigt: Streichen der Schieferung und Bankung N 70° W, Fallen 20 bis 25° NO. Streckung nach N 30 bis 40° O gesenkt unter 20° zirka. Auffallend scharfe, ebene Klüfte streichen N 55 bis 70° W und fallen steil nach SW; [sie stehen annähernd senkrecht auf der Streckung. Die obersten Lagen des Gneises, welcher wenige Meter unter der Kontaktfläche deutliche Feldspataugen enthält, sind stark sericitisiert, von flachen Quarzlinsen durchzogen. Diese Lage ist nicht vollkommen trennbar von einer kaum 2 m mächtigen Lage von mildem, weißem Sericitschiefer, die nach oben in Sericitquarzit übergeht. Darüber folgt, etwa 2 m mächtig, dünnplattiger Sericitmarmor mit dünnen, grünlichen, schiefrigen Zwischenlagen; die einzelnen Kalkplatten sind 3 bis 5 cm dick. Darüber folgt eine 4m mächtige Bank von körnigem, weißem, durchscheinendem Marmor, der lichtgrau gebändert ıst, darüber eine etwa 2 m mächtige, dunkler graue Bank, dann eine sehr mächtige Folge von dünn geplatteten Kalkschiefern. Die Kalklagen sind einige Zentimeter mächtig, werden bei der Verwitterung gelblich. Die reichlichen Zwischenlagen sind sericitisch, lichtgrün, bisweilen durch intensiv grüne Fuchsit- flasern geflammt; kleine und größere Pyritwürfel treten nicht selten auf. Diese Lage hat eine Mächtigkeit von wenigstens Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1705 60 m. In diese ist die Nische für das nördliche Widerlager der Angertalbrücke eingelassen. Über den Kalkschiefern folgen dann dünnblättrige dunkel- graue Phyllite mit Quarziteinlagerungen, die in der nach Norden folgenden Strecke der Tauernbahn mehrfach angeschnitten sind und auch noch öfter wenig mächtige Kalklagen enthalten. Die konkordante Auflagerung der Schieferhülle auf den Zentralgneis ist hier überaus deutlich aufgeschlossen. Am süd- lichen Ufer reicht der Gneis höher hinauf, man fand aber auch dort die grünlichen plattigen Kalkschiefer und die Marmorbank teils in den Fundamenten des südlichen Brückenkopfes, teils in kleinen Steinbrüchen, die während des Bahnbaues eröffnet wurden, sowie im Liegenden den graugrünen Granitgneis. Die Auflagerungsfläche der Schieferhülle senkt sich gegen das Haupttal abwärts, so daß am linken Ufer des Angerbaches der Gneis und die Bank von kompaktem Marmor verschwindet und die letzten Aufschlüsse am linken Ufer des Angerbaches in den gelblich verwitternden Kalkschiefern liegen; am rechten trifft man Quarzit und darüber kompakten Marmor. Die vor Eröffnung der vielen günstigen Aufschlüsse durch den Bahnbau von Berwerth früher einmal geäußerte Ver- mutung,! daß an der Nordseite die Schieferhülle an einer Ver- werfung gegen den Zentralgneis abstoße, ist daher aufzugeben. Im Angertal kann nun der weitere Verlauf der Auflagerung gut verfolgt werden. In der Angerschlucht sieht man am linken Ufer mehrfach die weißen Marmorfelsen entblößt, bedeckt von mächtigen Moränenablagerungen. Am Talzwiesel des Anger- und Lafennbaches durchbricht der letztere den Kalkzug, der sich nun an der Kante des Kart- eisenwaldes entlang hinaufzieht zu dem hochgelegenen Eckel- grubensee. Hier sieht man deutlich zwei mächtige Kalklager durch Glimmerschiefer getrennt. Dem Glimmerschiefer ist eine nur einige Meter mächtige Bank von Augengneis eingeschaltet, ein kleines Parallellager der Intrusivmasse. 1 Diese wird auch in der zusammenfassenden Darstellung von C. Diener (Bau und Bild der Ostalpen und des Karstes, p. 450, Wien, 1903) wieder- gegeben. 1706 F. Becke und V. Uhlig, Das obere Kalklager endigt gegen Süd mit einem steil abbrechenden Schichtkopf auf der »Mitterasten« genannten Höhe. Das untere breitet sich auf der Erzwiese zu einem flachen Plateau mit Dollinen und Höhlen aus. An der Basis gegen den Granitgneis sind stellenweise dünne Quarzitlagen auf- geschlossen. Das Hangende bildet der biotitreiche Glimmer- schiefer des Silberpfennigs. Der Stubnerkogel, zwischen Angertal und Badgastein gelegen, zeigt eine durch Erosion abgetrennte Kappe von Marmor und Schiefer, die die Verhältnisse des Silberpfennigs ziemlich genau kopiert. Weiterhin gegen die Bockhartscharte, die bis in den Gneis eingeschnitten ist, keilt das Kalklager aus. In der vorletzten Erhebung vor der Bockhartscharte sieht man zwischen dem Granitgneis und dem biotitführenden Glimmerschiefer nur noch ein kaum 1/, m mächtiges Marmorband. Hier ist dem Glimmer- schiefer eine Konglomeratlage eingeschaltet. Der Glimmer- schiefer läßt sich westlich von der Bockhartscharte über die Filzenalm verfolgen, zieht jenseits der Scharte wieder zu der Kolbenkarspitze empor, deren Gipfel aus einem ganz flach westlich fallenden Lappen von biotitführendem Glimmerschiefer besteht. Nun zieht die Glimmerschiefergrenze herab gegen die unterste Stufe des Sieglitztales, das sie ungefähr in der See- höhe von 1800 m kreuzt. Sie folgt nun dem Südgehänge des Naßfeldes. Die unteren Abhänge bestehen noch aus Gneis, darüber folgt flach SW fallend Glimmerschiefer; die größeren Höhen, die steilen braunen Felswände, zwischen denen die Gletscher herabhängen, bestehen aus Kalkglimmerschiefer. Die tiefen unteren Karnischen, welche jetzt zum Teil ausgespro- chene Rückzugsmoränen tragen, entsprechen einer Lage sehr dünnblättriger, leicht verwitternder, dunkler Schiefer zwischen den Glimmerschiefern und den Kalkglimmerschiefern. Zwischen der Bockhartscharte und dem Schlappereben- kar fehlt die Marmorbank. Auf der Ostseite des zwischen Schlappereben- und Höllkar sich zum Naßfeld herabziehenden Felsgrates legt sich die Marmorbank wieder an. Anfangs mit Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1707 geringer Mächtigkeit. Sie erreicht 10 m in dem südwestlichen Winkel des Höllkars und besteht hier aus zwei Bänken, einer unteren, mächtigeren und einer oberen, weniger mächtigen, die durch eine Zwischenlage hell gefärbten Glimmerschiefers ge- trennt sind. Der Höllkarbach fällt in einem prächtigen Bogen- fall über die Fortsetzung der Marmorlage, die sich nun durch das Eselkar bis zum Paß des Mallnitzer Tauern verfolgen läßt. Während aber in der Linie Angertal—Silberpfennig der Kalk nur durch eine wenige Meter mächtige Lage von Quarzit und Sericitschiefer vom Gneis getrennt ist, liegt in der Gegend des Höllkars und weiter gegen den Mallnitzer Tauern eine mehr als 100 m mächtige Folge von Glimmerschiefer zwischen Gneis und Marmor. Wenn die Marmorlage als Leithorizont angenommen wird, haben wir es somit nördlich vom Mallnitzer Tauern mit Glimmer- schiefer im Liegenden des Marmors zu tun. Die Grenze zwischen Gneis und diesem unteren Glimmer- schiefer steigt vom Naßfeld längs des Weißenbaches gegen Osten auf, übersetzt die Wasserscheide auf dem Kammstück zwischen dem Mallnitzer Tauern und der Ramettenspitze, die schon aus Gneis besteht, zieht dann unterhalb des Ebeneck und der Feldwand in das Mallnitzer Tauerntal. Der südliche Abhang des Mallnitzer Tauerntales läßt noch die Fortsetzung des Gneises erkennen. Am Fuße des Thörl- kogels überschreitet man auf dem Wege, der zur Lonzahöhe hinaufführt, die Grenze zwischen Gneis und Glimmerschiefer das erste Mal bei einer Seehöhe von 1350 m. Im Glimmer- schiefer stellt sich nochmals eine Gneislage ein; bei 1400 m beginnt der zusammenhängende Glimmerschiefer. Diesem ist bei 1625 m eine mehrere Meter mächtige kompakte Kalkbank eingeschaltet; darüber folgen grünliche, gelb anwitternde, dünn- bankige Kalkschiefer, sodann dünnblättrige, graue, kalkfreie Schiefer (obere Glimmerschiefer). Über diesen folgen dann, mit Kalkglimmerschiefern beginnend, die weiteren Glieder der Schieferhülle. Der Gneispartie östlich von Mallnitz, welche im Streichen nur durch die breite Erosionsfurche des Tauerntales von dem Gneis der Ramettenspitze getrennt ist, liegt senkrecht zum Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV.Bd., Abt. 1. 115 1708 F.Becke und V. Uhlig, Streichen auf der Nordseite des Tauerntales eine mächtige Folge von Glimmerschiefer gegenüber. Diese Schieferlagen bilden das Liegende des Ramettengneises. Sie lassen sich über die Bosameralpe an den nach Osten blickenden Wänden des Woigstengrabens bis zur Woigstenscharte verfolgen, bilden den kleinen Woigstenkopf und legen sich als ein flacher Lappen auf den Westabhang des großen Woigstenkopfes. Sie über- setzen, von Syenitgneis im Hangenden, von hellem, porphyr- artigem Granitgneis im Liegenden begleitet, die Scharte und ziehen sich als ein mächtiges Band von braunen Felsen in das obere Hierkar. Hier läßt sich nun das Band von Glimmer- schiefer (allerdings lokal unterbrochen durch Moränen, Schutt- und Vegetationsbedeckung) an den Abstürzen des Mallnitz- riedls, quer durch das Kar »die Kelchen«, weiterhin unter der Henigleiten bis zum Thomaseck verfolgen. Weitere Ausbisse schließen sich oberhalb der Hatzingalm und westlich von der- selben an und leiten zu den Aufschlüssen von stark geschie- fertem Bandgneis am Fahrwege von Böckstein zur Hatzing- alm weiter, die vielleicht nichts anderes darstellen als die Reste gänzlich aufgelöster und assimilierter Schieferschollen im Gneis. Die letzten Spuren dieser mehr als 9 km langen, schmalen Schieferzunge trifft man »in der Asten« oberhalb Böckstein im Naßfelder Tal an den felsigen Vorsprüngen zwischen dem Pflaumhäusl und der Straubinger Alm. Auf dieser ganzen Länge wird die Schieferzunge konkordant von Syenitgneis überlagert, von porphyrartigem Granit- gneis unterlagert. Die‘ Mächtiskeit, welchertunferzdem Ramettenspitz mehrere hundert Meter beträgt, nimmt, dabei gegen Norden mehr und mehr ab. An der Woigstenscharte unter dem Mallnitzriedi beim Hierkarsee beträgt sie zirka 200 m, unter der Henigleiten ober der Hierkaralm 100 m, am Thomaseck 50 m. Weiterhin lassen die Aufschlüsse keine Schätzung der Mächtigkeit zu. Wir wollen diesen Glimmerschieferzug, welcher bei Mall- nitz mit der südlichen Schieferhülle zusammenhängt und sich in NNW-Richtung fast durch die halbe Breite der Hochalmmasse verfolgen läßt, als die Woigstenzunge be- zeichnen. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1709 Aus dem Talboden von Mallnitz ziehen sich die Glimmer- schiefer über den Südabhang der Lieskele hinauf und bilden auf deren Gipfel eine nach Süden verflachende Kappe, die auf porphyrartigem Granitgneis aufruht. Diese Schieferpartie zieht weiterhin gegen Osten über die Maresenspitze und hängt mit dem schmalen Saum der südlichen Schieferhülle des Hoch- almkerns zusammen, die in den zum Mölltal unterhalb Ober- : vellach abfallenden Gräben aufgeschlossen ist. Von derselben Stelle bei Mallnitz aus zieht sich noch eine zweite, etwas weniger lange, aber noch mächtigere Schiefer- zunge gegen Norden. Zwischen den beiden Zungen, an der Lieskele mantelförmig vom Glimmerschiefer umhüllt, liegt jener aus lichtem, porphyrartigem Granitgneis bestehende Teil des Hochalmkerns, welchen Berwerth als Gamskarlgneis be- zeichnet hat. Dieser stumpfe, kurze Ausläufer des Hochalm- kerns zeichnet sich durch besonders undeutliche Flaserung aus. An den unteren Abhängen des Seebachtales bei Malinitz sieht man die Glimmerschiefer, die auf dem Gipfel der Lieskele aui dem Gneis liegen, unter dieselbe Gneispartie einfallen. Sie streichen hier Nord einige Grade Ost, fallen steil gegen West ein. Im Tauerntunnel wurde die Grenze zwischen Glimmer- schiefer und Gneis zirka 600 m vom Mundloch erreicht. Diese Schieferzunge (sie mag Seebachzunge heißen) zieht sich längs des Tauernbaches gegen Norden bis zum kleinen Tauern- see und zum Ebeneck und der Arnoldshöhe nördlich der Han- noverhütte am Elschsattel. Die Granitgneise des Scheinbretter- kopfes bilden das Hangende. Im Liegenden findet sich eine sehr charakteristische Zone von dunklen Amphiboliten, die mit hellem Aplit wechsellagern. Diese Zone bildet die steilen Felsen nördlich vom Stapitzer See und zieht sich bis gegen den Gipfel des Ankogels hinauf. Dieselbe Grenzentwicklung hat Berwerth den ganzen Südwestrand des Hochalmkerns entlang angetroffen. Am Nord- ostrande hat sie Geyer in mächtiger Entwicklung als Horn- blendegneiszone kartiert. Die Seebachzunge setzt nicht in die Tiefe des Anlauftales herunter; hier ist vielmehr alles heller, ziemlich grobkörniger, nicht sehr deutlich porphyrartiger Granitgneis. Nur die obersten 115* IwaRe) F. Becke und V. Uhlig, Felsterrassen unter dem Ebeneck bestehen aus dem braun ver- witternden Glimmerschiefer. Auf dem gegenüber liegenden Tischlerkamm sieht man in der Depression zwischen dem Tischlerspitz und den Hölltal- spitzen ein paar braune Felsköpfe, welche vielleicht einen durch die Erosion abgetrennten Ausläufer der Seebachzunge darstellen. Weder die Woigstenzunge noch die Seebachzunge um- schließen Marmorlager oder irgend ein höheres Glied der Schieferhülle, wie z. B. Kalkglimmerschiefer oder Grünschiefer. Vorherrschend sind Glimmerschiefer mit muskovitischem Grund- gewebe mit Porphyroblasten von Biotit oder Granat. In der See- bachzunge auch mehr schuppig schiefrige homoeoblastische Varietäten mit reichlichem Biotit. Im hangenden Teil der See- bachzunge sind Quarzite nicht selten. Im Tauerntunnel hat Berwerth Spuren von Garben- amphiboliten angetroffen. Die petrographische Entwicklung mahnt demnach hier sehr an die »Greinerzunge« im Zillertal. Wir wenden uns nun der Nordgrenze des Hochalm- kerns zu: Während an der Südgrenze des Hochalmkerns, wie wir gesehen haben, die unteren Glimmerschiefer im Liegenden des leitenden Marmorhorizontes in Berührung treten mit dem In- trusivkern, sehen wir im Norden im Gamskarkamm zwischen Kötschach und Großarl das Intrusivgestein in höhere Niveaus eindringen. Wir finden hier Zungen der Schieferhülle, die noch den Marmor enthalten, im Liegenden und Hangenden vom Intrusivgestein eingehüllt. Verfolgen wir die Aufschlüsse an der östlichen Lehne von Hofgastein aufwärts, so treffen wir bei Remscheid zuerst den Granitgneis, stark sericitisch geschiefert und überlagert von blaugrauen und grünlichen, plattigen, ziemlich glimmerreichen Marmoren. Darüber folgen lichte Glimmerschiefer, sodann in höherem Niveau eine zweite Marmorbank, überlagert von dunklen, dünnblättrigen, kalkarmen Schiefern, endlich von den Kalkglimmerschiefern und Grünschiefern des Gamskarkogels. Schon am Ardackerbach stellt sich im Niveau der dunklen blättrigen Schiefer eine ziemlich mächtige Gneislage ein, also Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 7 weit im Hangenden des Marmorhorizontes. Diese Gneislage besteht zum Teil aus porphyrartigem Granitgneis, nimmt aber in ihrer Hangendpartie große Mengen von Biotit und Horn- blende auf, so daß dunkle, ziemlich basische Konstitutions- fazies entstehen, deren genauere petrographische Untersuchung noch aussteht. Diese Gesteine sind es vermutlich, die von Lipold auf den Karten der geologischen Reichsanstait als Amphibolit ausgeschieden und allerdings etwas schematisiert verzeichnet wurden. Diese Gneiszunge im Hangenden des Marmorniveaus läßt sich verfolgen quer über die breite Berg- nase, die vom Throneck gegen den Ausgang des Kötschach- tales hinzieht; sie tritt hier in deutlichen Aufschlüssen unter- halb der Zitterauer oder Kohlmeisteralm am markierten Wege zum Gamskarkogel zu Tage. Sie kreuzt ferner, immer ‘den Glimmerschiefer mit Marmor im Liegenden, die steilen Runsen des Döfer- und Laabbaches und setzt den Gipfel des Flug- kogels zusammen, steigt dann herab bis zu der obersten Kar- treppe im Reitalpbach ober der Hödeggalpe, steigt zu dem Scheidekamm zwischen Reitalp- und Hubalpgraben empor, auf dem sie ein paar prächtige Felszacken entstehen ließ, und scheint sich in dem felsigen Gehänge ob der Pietzachalpe im Glimmerschiefer auszukeilen. Die Glimmerschieferzunge im Liegenden dieser Gneis- lage mit Kalkmarmor an der Basis und unterlagert von grob- körnigem, porphyrartigem Granitgneis läßt sich im Zusammen- hange bis zum Döferbach verfolgen. Weiterhin machte die Steilheit der Felswände an der Nordseite des Kötschachtales die Untersuchung unmöglich. Mit dem Fernglas gelang es bisher nicht, die Fortsetzung zu erspähen. Am Flugkogel bildet auf der Südseite Glimmerschiefer das Liegende der Amphibolgneiszunge. An der Basis dieses Glimmerschiefers fehlt der Marmor. Jener lagert vielmehr kon- kordant unmittelbar auf stark geschiefertem Gneis, dessen Schieferungsflächen in 30 bis 40° geneigten Bretterwänden in das oberste Kar der Hödeggalpe gegen Norden abfallen. Gegen den Glaserkogel zu wird dieser Granitgneis deut- licher; er zeigt die Feldspateinsprenglinge. Und hier im Sattel 17.11 F. Becke und V. Uhlig, zwischen Freyberg und Glaserkogel ist ihm konkordant das an der Basis des Glimmerschiefers fehlende Kalkband eingelagert. Am Grat ist es etwa 4 bis 6 m mächtig. Von den gegenüber- liegenden Höhen, z. B. vom Reedsee, selbst vom Radhausberg, kann man es an dem außerordentlich steilen Nordabhange des Kötschachtales als schnurgerades, flach gegen Westen ab- sinkendes weißes Felsband ungefähr noch einen Kilometer weit verfolgen. Es reicht bis unter den Freyberg. Am Süd- abhange des Flugkogels konnte ich es in den Felsschrofen nicht finden. Vom Freybergsattel ziehen die grauen Marmor- felsen deutlich aufgeschlossen über die Pletzachalm herab ins Hubalptal, wo man den Kalk N 80° O streichend und unter 45° N fallend in einer Mächtigkeit von 15 m südlich von dem Wildbach antrifft, der in steilen Stürzen von der Pletzach- hochalpe herabkommt. Der Marmor liegt hier zwischen plattig schiefrigem Gneis ohne Schieferbegleitung. Im Hangenden stellt sich jenseits des erwähnten Wildbaches Syenitgneis ein, der von einem nur wenig mächtigen Marmorlager, dieser weiterhin von lichtem Glimmerschiefer überlagert wird. Sodann folgen die weiteren Glieder der Schieferhülle: dunkle, blättrige, kalkarme Phyllite, Kalkglimmerschiefer, Grünschiefer. Am östlichen Abhange des Hubalpentales fehlen deutliche Aufschlüsse. Gut sichtbar ist aber die Granitgneis-Schiefer- grenze in dem Sattel zwischen dem vorderen Plattenkogel und dem Spielberg. Der Plattenkogel besteht so wie der ganze rückwärtige Teil des Hubalptales aus porphyrartigem Granit- gneis, welcher Ostnordost streicht und unter zirka 40° nach Norden einfällt. Gegen das Hangende nehmen die Feldspat- augen ab, die Schieferung zu. Hier ist eine ziemlich mächtige Lage vorı grobem Syenitgneis eingeschaltet. Dann folgt plattig schiefriger Gneis, dann die Kalkzone, zirka 4m mächtig, be- ginnend mit einer Wechsellagerung von schiefrigem Quarzit und dünnen Marmorbänken. Die Hauptmarmorbank im Han- genden ist 2m mächtig. Sie ist von Glimmerschiefer über- lagert, der bald dunkelgraue Lagen aufnimmt. Sodann folgen am Spielberg die weiteren Glieder der Schieferhülle. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1713 Am Ostabhange des Spielberges auf den steilen Matten der Neureithalpe sieht man den Marmor (unterlagert von hellem Gneis, überlagert von Glimmerschiefer) herabziehen und an Mächtigkeit beträchtlich zunehmen. In der Tiefe des Großarl- tales, gegenüber dem Seegut zwischen dem Leim- und dem Neureithbach streicht das Kalklager in drei gesonderten Bänken aus, welche durch Glimmerschiefer getrennt sind. Die mittlere ist die mächtigste, die hangende die am wenigsten mächtige. Die Gesamtmächtigkeit beträgt hier mindestens 80 bis 100 m. Überlagert wird das Marmorlager von lichtem Glitmmerschiefer, weiterhin von einem sehr schönen porphyroblastischen Grün- schiefer, sodann von Kalkglimmerschiefer. Dieselbe Folge hat man auch auf dem gegenüberliegenden Abhang des Großarltales. Hier treten zwei deutlich getrennte Marmorlager auf; das hangende ist als kompakte Felswand wenigstens 6 m mächtig aufgeschlossen. Im Liegenden folgt eine sehr mächtige Glimmerschieferlage. Dann ein zweites kompaktes Marmorlager, das von zirka | m eines quarzitischen bis phyllitischen, kohligen Gesteines unterlagert wird. Darunter folgt noch zirka 4 m stark geschieferter und gequetschter, in linsenförmige Körper zerteilter Kalk. Dann die äußersten stark geschieferten Gneisschichten. Beide Kalklager kann man mit dem Auge ein Stück weit an den felsigen, unzugänglichen Abhängen der Seekarspitze verfolgen. Im dahinter liegenden Krehkar wiederholt sich dieselbe Erscheinung wie an der Pletzachalpe. Von Nord nach Süd vorschreitend, findet man Glimmer- schiefer, darunter eine etwa 200 m mächtige Lage hellen schiefrigen Gneises, der lagenweise deutlich porphyrartig wird. Dann folgt erst der Marmor, unterlagert von Quarzit, in be- trächtlicher Mächtigkeit. Eine Scholle im Niveau von 2000 bis 2100 m im Karboden anstehend, scheint rings von Gneis um- seben zu sein. Eine zweite, am oberen Murthörl zwischen Mureck und Schöderhorn anstehend, in der Seehöhe von 2200 bis 2300 m erreicht eine beträchtliche Mächtigkeit und scheint sich ins Murtal fortzusetzen. Die mitgeteilten Beobachtungen lassen wohl keine andere Deutung zu, als daß der Hochalmgneis sich zur Schieferhülle 1714 F. Becke und V. Uhlig, intrusiv verhält. An der Südgrenze liegt die Intrusionsfläche im unteren Glimmerschiefer; an der Nordgrenze ist das Intrusiv- gestein bis über den Marmorhorizont in die oberen Glimmer- schiefer vorgedrungen und der Marmor ist stellenweise vom hangenden Glimmerschiefer durch eine zwischengedrängte Lage von Granitgneis getrennt worden. Bemerkenswert erscheint, daß eine stoffliche Beeinflussung des Intrusivgesteins durch den Marmor, ein »endogener Kon- takt«, wie er beispielsweise in so klarer Weise von Lacroix in den Pyrenäen gefunden wurde, nicht zu sehen ist. Der Schieferzug zwischen dem Sonnblickkern und dem Hochalmkern. Dieser Schieferzug setzt zwischen dem Mallnitzer (Nieder-) Tauern und dem Herzog Ernst den Nordabhang der Hauptkette der Tauern zusammen. PoSepny gibt an,! daß hier eine Syn- klinale vorliege und daß das Hochnarr (= Sonnblick) massiv durch einen aus Südwest wirkenden Druck über das Ankogel- (= Hochalm-)massiv gewissermaßen überschoben sei. Auch Diener vermutet hier nordwärts gerichtete Überschiebungen.? Anzeichen eines synklinalen Lagerungsverhältnisses sind in der Tat vorhanden, indem die der oberen Stufe der Schiefer- hülle angehörigen Kalkglimmerschiefer einen inneren Streifen bilden, der gegen den Hochalmgneis zu von Glimmerschiefer unterlagert wird, aber auch gegen Süd vom Sonnblickgneis durch eine Folge von Schieferlagen getrennt wird, in denen die typischen Kalkglimmerschiefer fehlen, wogegen die charak- teristischen Typen der unteren Stufe, granatführende Glimmer- schiefer, Glimmerschiefer mit Porphyroblasten von Albit, Quar- zite auftreten. Allerdings fehlt die Marmorlage, welche, ein- geschaltet in die Glimmerschiefer, in dem liegenden Schenkel der Synklinale auftritt. In dem Profil vom Mallnitzer Tauern zur Feldseescharte stellt die ganze Schieferzone ein isoklines, SW-fallendes 1 Archiv. f. prakt. Geologie, I, p. 15, Taf. I, insbesonders Fig. 3. 2 Bau und Bild der Ostalpen, p. 450. h : 5 50 a 7. = Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 170) Schichtenpaket dar. Im Profil Herzog Ernst-Riffelscharte ist auch die Lagerung der Schiefer die einer schief nach Norden überlegten Mulde. Der Muldenkern besteht aus Kalkglimmerschiefern, die beim sogenannten Salzschartel steil stehen, gegen die Riffel- scharte flach nach Süden einfallen. Bezeichnend ist, daß die Kalkglimmerschiefer in das Tal- becken von Kolm-Saigurn nicht herabziehen.! Hier hängen die den Sonnblickgneis unterteufenden Glimmerschiefer mit Granat mit der Auflagerung auf die Westfianke des Hochalmgneises zusammen. Die beiden Kontaktflächen sind etwas verschieden ent- wickelt. Hochalmgneis und Glimmerschiefer liegen im Naßfeld unter flachem Südwestfall in glatten und ebenen Platten über- einander. Daß Intrusivkontakt vorhanden ist, geht aus der stellenweise auftretenden Wechsellagerung von Glimmerschiefer und Gneis hervor. Dabei zeigt der Gneis unverkennbar eine Verfeinerung des Kornes und eine Zunahme der sericitischen Schieferung gegen die Kontaktfläche. An der Kontaktfläche gegen den Sonnblickgneis ist das Intrusionsverhältnis noch deutlicher; man sieht hier dem Glimmerschiefer zahlreiche dünne aplitische Lager eingeschaltet, auch basische amphibolitische Lagen treten hervor. In der Lagerung ist ein Unterschied vorhanden. In einem breiten Streifen sieht man die mannigfaltigen Lagen dieser Grenzzone auf das intensivste gefaltet. Diese Verfaltung der Grenzzone wiederholt sich in gleicher Weise am Herzog Ernst und an der Feldseescharte. Die Falten treten in allen möglichen Dimensionen auf bis herab zu Miniaturfältchen, die man im Rucksack nach Hause tragen könnte. In der ganzen Grenzzone folgt die Faltung einem bestimmten Typus, indem horizontale oder ganz flach SW fallende Mulden- und Sattelschenkel mit steil SW-fallenden Mittelschenkeln wechseln. 1 Die Karte von PoSepny verzeichnet zwar Kalkschiefer nördlich von Kolm im Rauristal. Aber dort liegen nur riesige Blöcke von Kalkglimmerschiefer, die Zeugen eines Bergsturzes vom Westabhang des Tales. Anstehend ist nur Glimmerschiefer, der dem des Silberpfennig recht ähnlich sieht. 17.16 F. Becke und V. Uhlig, In der Tiefe des Wurtentales liegen die Bänke des Sonnblickgneises flach und bilden eine sanfte Antiklinale. Nach diesen Beobachtungen scheinen die Kontaktflächen des synklinalen Schieferstreifens gegen beide Gneismassen Intrusivkontakte darzustellen. Sichere Anzeichen einer wesent- lich nach der Intrusion erfolgten tektonischen Störung sind bisher nicht nachgewiesen. Solche verraten sich in kristallini- schem Gebirge durch Erscheinungen, wie sie beispielweise an den Schiefergneisen und Granitgneisen der Antholzer Gneis- masse längs der Pustertaler Störungslinie oder an der Über- schiebungszone der Mostockglimmerschiefer über den Südflügel der Schieferhülle der Zillertaler Granitgneise und an manchen anderen Orten der Zentralalpen wohlbekannt sind. Verrusche- lungszonen, Sericitisierung und Chloritisierung der Gesteine in dem Ausmaß, wie sie uns von dort bekannt sind, dürften in der in Frage stehenden Zone nicht vorhanden sein. Als einfachste Folgerung ergäbe sich die Annahme, daß die synklinale Einfaltung der Schiefer gleichzeitig mit und in un- mittelbarem Anschluß an die Intrusion erfolgte. Also in jenem Zeitabschnitt, in welchen wir wohl auch die Ausbildung der Flaserung und Schieferung des Intrusivgesteines selbst und die Ausprägung der kristalloblastischen Struktur der Schieferhülle verlegen dürfen. | Zur Frage der Kontaktmetamorphose der Schieferhülle. Die Gesteine der Schieferhülle zeigen allenthalben in der Nähe des Zentralgneises ein gröber kristallinisches Gefüge. Auch zeigen sich gewisse Unterschiede in der mineralogischen Zusammensetzung. Die vollkommenste kristalline Entwicklung, d. h. ziemlich grobes Korn, Annäherung an homöoblastische Struktur und eine mineralogische Zusammensetzung, welche Annäherung an die Verhältnisse größerer Rindentiefe verrät, zeigen die Schiefer- zungen, die in das Innere des Hochalmkernes eingebettet sind. Hier ist schuppiger Biotit stark verbreitet. Granat erscheint als häufiger Übergemengteil. Ähnliche Gesteinstypen findet man in der Tiefe des Rauristales bei Kolm-Saigurn zwischen den beiden großen Zentralgneiskernen, ferner an den Schollen, Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. MAT welche isoliert im Zentralgneis liegen, wie z. B. am Hohen Stuhl und (im Sonnblickgneis) westlich vom Goldbergtauern. Doch kommen allenthalben auch Gesteine vor, die mehr porphyroblastische Struktur zur Schau tragen, mit Porphyro- blasten von Albit, Biotit, Granat in schuppigem bis sehr fein- schuppigem Grundgewebe von Muscovit. Die letztere Ausbildung ist namentlich im Naßfeld an dem Schieferzug zwischen den beiden Gnmeiskernen zu beobachten. Auch Klinochlor und Magnetit können hier als Porphyroblasten beobachtet werden. Dieselbe Entwicklung zeigt nun auch der Saum des Hochalmkernes im Norden. Die oft außerordentlich dünnblätte- rigen Glimmerschiefer sind hier sehr licht gefärbt. Granat tritt für das freie Auge nicht kenntlich auf. Dagegen sind Porphyro- blasten von Albit, Klinochlor eine häufige Erscheinung. Es scheint auch hier der Nordsaum des Zentralgneis- massives weniger deutlich kristallin zu sein als der Südsaum. Alle diese Gesteine haben die Zusammensetzung toniger Sedimente. Man kennt bisher Gesteine derselben stratigraphischen Stellung (untere Stufe der Schieferhülle) nicht in größerer Ent- fernung vom Zentralgneis. Doch kommen in der oberen Stufe der Schieferhülle ähnliche kalkfreie Sedimente ziemlich häufig vor und diese erscheinen dann in der petrographischen Aus- bildung von Phylliten. Die kalkigen Sedimente erscheinen dort, wo sie dem Granit- gneiskern am nächsten kommen, als typische Kalkglimmer- schiefer mit von freiem Auge sichtbaren Glimmerschüppchen; in größerer Entfernung als Kalkphyllite. Besonders deutlich ist der Unterschied in Struktur und Mineralbestand bei den Grünschiefern. In großer Entfernung von der Kontaktsrenze zeigen die Grünschiefer ein für das Auge dichtes Grundgewebe, in welchem örtlich bald Chlorit, bald Hornblende, bald Epidot vorherrscht. Einige der Granit- gneisgrenze besonders nahe liegende Grünschieferlagen (Z. B. der Zug, der von der Murwand nördlich des Murtörls durch die Krehalpe zum Großarltal herabzieht und sich jenseits gegen den Spielberg fortsetzt) lassen schon von freiem Auge den 1718 F. Becke und V. Uhlig, Reichtum an Biotit, ausgeprägte Porphyroblasten von Albit und deutlich körnige Epidotaggregate erkennen. Alle diese Beobachtungen sprechen durchaus dafür, daß die kristalline Entwicklung der Schieferhülle in der Nähe des Intrusivgesteins gefördert wurde, so zwar, daß aus Gesteinen, die ohne die Dazwischenkunft des Intrusivgesteins sich nach den zur Zeit ihrer Ausprägung herrschenden Temperatur- und Druckverhältnissen zu Phylliten ausgebildet hätten, die Be- schaffenheit von ziemlich hochkristallinen Schiefern annahmen. Die Struktur weist auf die Einwirkung starker Pressung während der Zeit der Ausprägung. Diese Pressung hat nach dem überaus regelmäßigen und dem in großen Zügen stetigen Verlauf der Strukturflächen nicht nur die Gesteine der Hülle, sondern auch das Intrusivgestein selbst betroffen. Die Schieferung ist an den Kontaktstellen im Intrusivgesteir und in der Schieferhülle konkordant und ist keine Kataklas- schieferung, sondern — auch im Intrusivkörper — eine kristallo- blastische. Wodurch unterscheidet sich nun unsere Auffassung der hier vorhandenen Verhältnisse von der, welche Weinschenk vertritt und für welche er die Worte Pi£zokristallisation und Pi&zokontaktmetamorphose aufgestellt hat? Wenn man unsere Darstellung und die Weinschenk’s unbefangen miteinander vergleicht, wird man unschwer be- merken, daß wesentliche Unterschiede in Bezug auf die an- genommenen geologischen Vorgänge nicht vorhanden sind. Wir sowohl wie Weinschenk nehmen das Zusammen- wirken von Pressung, Gebirgsdruck und magmatischer Intrusion an und unterscheiden uns höchstens in der quantitativen Ab- schätzung dieser Faktoren. Ein wesentlicher Unterschied unserer Auffassungen liegt auf mineralogischem Gebiet: in der Deutung der hydroxylhaltigen Gemengteile der Zentralgneise. Weinschenk betont die primäre Entstehung von Klinozoisit und Chlorit aus dem Magma. Wir erblicken in diesen Bildungen Produkte einer Meta- morphose aus den normalen magmatischen Erstarrungs- produkten. Wir glauben gute Gründe zu haben, daß diese a c: N) ” e ” Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1719 charakteristischen Minerale unter Pressung in dem bereits erstarrten Gestein sich entwickelt haben,! wobei wir uns vorstellen, daß die Pressung, Umkristallisierung und Mineral- neubildung sich unmittelbar anschließt an den Akt der In- trusion.” Aus diesem Grunde konnte ich den Weinschenk’schen Begriff »Pi&özokristallisation« nicht annehmen, ‘obwohl er nach meiner Überzeugung eine ganze Anzahl richtiger Merkmale enthält, worunter die unmittelbare Verknüpfung der Schiefer- struktur mit dem Intrusionsvorgang eines der wichtigsten ist. Denn ein Hauptmerkmal dieses Begriffes, die direkte Bildung von Klinozoisit, Chlorit etc. aus dem Granitmagma, die von Antigorit aus dem Peridotitmagma, halte ich für unrichtig. Mit der Pi&zokristallisation muß dann konsequenterweise auch die Pi&zokontaktmetamorphose abgelehnt werden, ab- gesehen davon, daß das Grundwort der Benennung: »Kontakt- metamorphose« und der damit verbundene Begriff sich nicht decken. Denn dieser soll Verhältnisse umfassen, wo von einer 1 Ich habe in einer an den X. Internationalen Geologenkongreß in Mexiko eingesendeten Abhandlung: »Piözokristallisation und Kristallisations- schieferung« diese Gründe angeführt und verweise bezüglich der Einzelheiten auf diese Publikation. Die wichtigsten sind: 1. Die Klinozoisit-, Muskovit- und Granatkriställchen erscheinen als Ein- schlüsse immer nur im Plagioklas, nie im Kalifeldspat oder Quarz. 2. Die Anordnung der einschlußreichen Schichten liefert bei gut erhaltener Erstarrungsstruktur ein getreues Abbild der Zonenstruktur der Plagioklas- kristalle. 3. Klinozoisithüllen um Orthitkerne entwickeln sich nur dort, wo diese an Plagioklas, nicht aber, wo sie an Quarz grenzen. 4. Deutliche Kristallisationsschieferung entwickelt sich lokal von Klüften aus in körnigen Varietäten mit gut erhaltener Erstarrungsstruktur. 2 Diese Vorstellung ist von mir keineswegs erfunden, »um die Trümmer meiner Hypothese zu retten«, wie Weinschenk in seiner letzten Publikation mir zumutet. Sie bildet einen wesentlichen Bestandteil meiner Vorstellungen über die Parallelstruktur der Intrusivgneise, seit ich mich mit diesen Gesteinen beschäftige. Derselbe Gedanke (Ausbildung der Parallelstruktur durch Umkri- stallisieren unter Pressung in unmittelbarem Anschluß an den Akt der Intrusion) findet sich schon in der Abhandlung über den Bau des Altvatergebirges, welche erschien, bevor Weinschenk’s Pi£zokristallisation auftauchte (diese Sitzungsber., 7/07, Abt. I, März 1892). 17220 RB. BeckenundavaUnlas, Veränderung am Kontakt, an der Berührungsfläche des Intrusivgesteins absolut nicht mehr die Rede sein kann. Die Verhältnisse der Schieferhülle im Gasteiner Gebiet sind völlig zureichend beschrieben, wenn man angibt, daß der Zentralgneis von einer Schieferhülle umgeben ist, die fern vom Intrusivgestein bei phyllitischem Habitus die Zusammensetzung der oberen Tiefenzone kristalliner Schiefer hat, aber in den vom Intrusivgestein eingehüllten Zungen und in einer randlich all- mählich abklingenden Kontaktzone Übergänge zur unteren Tiefenzone der kristallinen Schiefer! zeigt sowohl in der mineralogischen Zusammensetzung als in der deutlicher kri- stallinen Entwicklung. Kontaktzone und Intrusivgestein haben ihre Ausprägung durch Metamorphose im unmittelbaren An- schluß an die Intrusion erhalten. Wichtiger als dieser Wortstreit erscheint mir aber die folgende Erwägung. Da die Schieferung sowohl in den Zungen als ringsum in der Hülle konkordant mit der Oberfläche des Intrusivkörpers verläuft, z. B. in der Woigstenzunge auf große Strecken N—S, in der Ebeneckzunge NNO mit westlichem Einfall; da ferner die Parallelstruktur großer Teile des Intrusivkörpers selbst eine flach bogenförmige Anordnung im Streichen erkennen läßt, da endlich die Schieferung auf große Strecken sehr flach orientiert ist, namentlich in und unter den horizontal oder fast horizontal gelagerten Teilen des Schieferdaches, so wird es recht schwer, sich vorzustellen, daß eine von außen wirkende Pressung, etwa ein quer zur Längserstreckung der Alpen wirkender Zusammen- schub, diese Struktur verursacht habe. Vielmehr verhält sich die Struktur eher so, alsobvon dem Intrusivkörper selbst die Pressung senkreenss nr Oberfläche ausgegangen wäre, der natürlichrenge Gegenwirkung durch Belastung Widerstand leisten muBibe, Sollte nicht vielleicht ein fortdauernder Intrusions- druck in der Zeit unmittelbar anschließend an die Epoche der Intrusion und der Erstarrung der äußeren Teile des Intrusiv- 1 Entsprechend der »mittleren Zones Grubenmann’s. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. IE körpers, ausgehend von den erst später erstarrenden innersten Partien der Intrusivmasse, eine zutreffende Lösung des Problems geben? Könnte nicht etwa auf dieser Linie die Lösung des Widerspruches gefunden werden zwischen der Ansicht: Die Schieferung der äußeren Teile der Granitmasse sei primär, fluidal, und der von uns auf Grund der Mikrostruktur be- haupteten Anschauung, die Umformung und 'Schieferung sei im starren Zustande (starr = kristallinisch) erfolgt? Diese Frage soll hier nur angeregt, aber nicht weiter ver- folgt werden. Sie bedarf noch fernerer Prüfung, namentlich aber der Untersuchung des südlichen Gegenflügels der Schieferhülle und der östlichen Umrandung des Intrusivkernes. HU. Aus dem mesozoischen Gebiete der Radstädter Tauern. Von V. Uhlig. Meine Untersuchungen erstreckten sich bisher haupt- sächlich auf jenen kleinen Teil des Gesamtgebietes, der sich zwischen Tweng, Ober- und Untertauern ausdehnt. Kurze Begehungen anderer Teile des Untersuchungsgebietes sowie Angaben der Mitarbeiter setzen mich in die Lage, auch ein größeres Gebirgsstück, wenigstens hinsichtlich der allgemeinsten Hauptzüge des geologischen Baues und der Zusammensetzung, zu überblicken. In der Region zwischen Tweng, Ober- und Untertauern konnten, wenn wir von der Kalkphyllitgruppe (Schieferhülle) und den kristallinen Gesteinen zwischen Mauterndorf und dem Seekarspitz bei Obertauern absehen, vier Schichtengruppen unterschieden werden: 2 Serieitguarziterund Sehierfer, 2. Diploporendolomit, 3. Pyritschiefer und 4. Jurakalk. Diez Grüppe, der Serieitquarzite und derzdamii ver- bundenen Sericitschiefer ist zwar leider fossilfrei, kann aber wegen ihres steten Gebundenseins an die fossilführende Trias zu dieser Formation gezählt werden. Analogiegründe sprechen für die Zugehörigkeit zur unteren Trias oder allenfalls zum 1722 F.Becke und V. Uhlig, Perm und zur unteren Trias. Die Sericitquarzite sind im all- gemeinen weiß gefärbt, vorwiegend feinkörnig, oft fast dicht, selten grobkörnig, mit einzelnen rosenroten Quarzkörnern. Sie gehen ohne scharfe Grenze in dünnschichtige Quarzite und Quarzitschiefer mit feinen Sericitschieferlagen und endlich in dünnplattig-blätterige Sericitschiefer von silberweißer bis apfel- grüner Färbung über. Die Quarzite begleiten den Diploporendolomit durch das ganze Triasgebiet hindurch bis an den westlichen Eckpfeiler des Draugstein, wo sie von W. Schmidt erkannt wurden. Nur in der nördlichen überschobenen Decke des Radstädter Gebietes scheinen ausschließlich Quarzite und Sericitschiefer vorzu- kommen.! F. Frech,? der zuerst die erwähnten Quarzite unter dem Namen der Lantschfeldquarzite als untertriadisch oder permotriadisch hingestellt und mit der Quarzsericitgrauwacke (F. E. Suess) des Brenners parallelisiert hat, unterscheidet die Quarzite der nördlichen Region als Radstädter Quarzite und betrachtet sie mit M. Vacek als archäisch. Zwischen diesen Radstädter und den triadischen Lantsch- feldquarziten besteht aber nicht der geringste petrographische Unterschied. Gerade die Radstädter Quarzite, denen eine besonders dichte Beschaffenheit zugeschrieben wurde, zeigen vielfach, besonders deutlich zwischen der Wirtschaft Wisenegg und dem Bergwerkskar, eine grobklastische Beschaffenheit mit vielen groben, selbst faustgroßen, roten Geschieben. Ferner flankiert auch der Radstädter Quarzit in gewissem Sinne das kalkige Mesozoicum und so ist es sehr wahrschein- lich, daß er mit dem Lantschfeldquarzit zu vereinigen ist. Da ich indessen den Radstädter Quarzit bisher nur eine kurze Strecke weit verfolgen und sein Verhältnis zu anderen Gesteinen noch nicht feststellen konnte, da ferner der Radstädter Quarzit von dem darunter liegenden Mesozoicum durch eine mächtige Überschiebung getrennt ist, so will ich es vorläufig noch offen 1 Das Verhältnis der Quarzite und Schiefer dieser Region zum Marmor des Vorderfager und zum Mandlingzuge bei Radstadt ist noch nicht klargestellt. 2 Geologie der Radstädter Tauern. Koken’s Abhandl., neue Folge, V. Jena 1901, p. 10. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 723 lassen, ob der Radstädter Quarzit mit dem Lantschfeldquarzit zu vereinigen und zur Untertrias zu stellen oder in ein etwas älteres, paläozoisches Niveau einzureihen ist. Ob die Sericitschiefer von den Quarziten kartographisch trennbar sind und ob sie vielleicht eine besondere geologische Stufe vertreten, konnte noch nicht festgestellt werden. Vielleicht werden spätere Arbeiten darüber Licht verbreiten. Das zweite Hauptglied der Trias bilden teils hell-, teils dunkelgraue, vorwiegend breccienartige, häufig diploporen- führende Dolomite. Bald als Wettersteindolomit, bald als Hauptdolomit angesprochen, nehmen diese Dolomite jedenfalls eine Mittelstellung zwischen den untertriadischen Quarziten und den rhätischen Pyritschiefern ein und entsprechen den zentralalpinen Diploporendolomiten Tirols. Es liegt hier kein Anlaß vor, um auf die Besprechung des näheren geologischen Alters dieses Mittelgliedes der Triasfolge einzugehen, doch muß wohl bemerkt werden, daß Frech's Hauptdolomit mit dem Diploporendolomit identisch ist. Der Beweis hiefür wird in der abschließenden Arbeit geführt werden. Das dritte Glied, die Pyritschiefergruppe, zeichnet sich bekanntlich durch große Mannigfaltigkeit der Gesteine aus. Der oft beschriebene, durch die Häufigkeit von Pyritwürfeln auffallende Pyritschiefer bildet nicht den einzigen Bestandteil dieser Gruppe. Mit Übergehung der interessanten Einzelheiten, wie sie namentlich die Schicht für Schicht verfolgbaren Auf- schlüsse um den Wildsee in großer Fülle darbieten, beschränken wir uns auf die Erwähnung, daß auch Quarzite, ähnlich den untertriadischen Quarziten, ferner wohlgeschichtete, häufig rötlich und gelblich anlaufende Dolomite und dunkelgraublaue Kalke, Kalkschiefer, Marmore und gewisse Breccien in die Zu- sammensetzung dieser Gruppe eintreten. Die Pyritschiefer sind durch Wechsellagerung an der Grenze mit dem darunter liegenden Diploporendolomit verknüpft. | Eine überraschende Entwicklung zeigt die Pyritschiefer- gruppe im Gamskar an der Glöcknerin (Obertauern W). Hier wechsellagern mit typischen Pyritschiefern Bivalvenlumachellen und Lithodendronkalke, die so lebhaft an das ostalpine und karpatische Rhät erinnern, daß es unmöglich ist, den Vergleich Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXV, Bd., Abt. I. 116 1724 F.Becke und V. Uhlig, mit dieser Bildung zu unterdrücken. Der einzige Unterschied ist der, daß hier die Tonhäutchen sericitisiert und die Septa der Korallenkelche stärker umkristallisiert sind. Die oberste Litho- dendronkalkmasse ist mehr als 15 m mächtig und gänzlich von dichtem Korallenwuchs durchsetzt; sie nimmt teilweise eine hellere Farbe und Marmorstruktur an. Da Lithodendronkalke von dieser Beschaffenheit nur in der Rhätstufe vorkommen, so ergibt sich für die Pyritschiefergruppe ein rhätisches Alter. v. Wöhrmann! hat diese Altersdeutung im Gegensatze zu anderen Anschauungen bereits vertreten und man kann seinen Ausführungen über diesen Gegenstand vollinhaltlich bei- pflichten. Die Beschaffenheit gewisser quarzitführender Pyritschiefer- zonen schlösse die Möglichkeit nicht aus, daß diese Bildung außer der rhätischen vielleicht auch noch eine tiefere Stufe der Obertrias umfasse; der Umstand, daß in dem erwähnten Profile des Gamskars Lithodendronschichten schon im tiefsten Hori- zonte des Pyritschiefers auftreten, ist aber dieser Annahme, so weit man dies bis jetzt beurteilen kann, nicht günstig, wenn nicht angenommen wird, daß hier auf tektonischem Weg ent- standene Lücken bestehen. Die Pyritschiefer treten in den Radstädter Tauern in zahl- reichen Zügen auf, deren Zusammensetzung sowohl dem Streichen nach, wie besonders quer auf das Streichen beträcht- liche Veränderungen aufzeigt. Glimmerreiche, oft plattige und streiige Marmore und Kalke von weißer, grünlicher, schwärzlicher, seltener gelber und blaßroter Farbe vertreten in den Radstädter Tauern das Jurasystem. Das Vorkommen von Versteinerungen dieses Systems, Belemniten und Crinoiden, in den Radstädter Tauern ist schon seit langer Zeit bekannt, aber erst durch ihre Wieder- auffindung im Zehnerkar seitensK. Diener’s? konnte festgestellt werden, daß es die oben erwähnten Marmore und gewisse schwarze Kalke sind, welche die betreffenden Versteinerungen führen und daher zum Jurasystem gehören. Belemniten sind ! Jahrbuch der geolog. Reichsanstalt, 1893, Bd. 43, p. 711. 2 Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt, 1897, p. 252. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 172%) hier offenbar sehr selten, um so häufiger Crinoiden, darunter wohlerhaltene große Pentacrinen, die so häufig und in solcher Masse auftreten, daß man diese Kalke geradezu als Crinoiden- kalke bezeichnen kann. In eng zusammengepreßten, liegenden Mulden des Pyritschiefers zeigen die Crinoidenmarmore des Jura bisweilen nur eine geringe Mächtigkeit, doch erleichtert das häufige Vorkommen von Pentacrinen in den betreffenden, so bezeichnenden Gesteinen die Feststellung der Juraformation. Wo aber die Triasdolomite und die darüber liegenden Pyrit- schiefer sich ziemlich flach ausbreiten, wie am Tauernpaß und in der Region des noch weiter unten zu erwähnenden soge- nannten Tauerngrabens, sieht man die Jurakalke als eine vor- züglich gesonderte und sehr bezeichnende Ablagerung im regelmäßigen Hangenden der Pyritschiefer auftreten.! Ihre Mächtigkeit kann 100 m erreichen; noch mächtiger ist ihre Entwicklung in der Gegend der Hafeuchtalpe am Südgehänge der Steinfeldspitze. Der von Diener im schwarzen Kalkstein aufgefundene Belemnit gehört nach Diener zu den Canaliculaten, die Jura- gesteine daher vermutlich zum Dogger.? Es wird aber bemerkt, daß irgend eine Diskordanz zwischen den rhätischen Schichten und dem darüber liegenden Jura bisher nicht erkannt werden konnte. Es ist sogar eine gewisse Ablagerungsverknüpfung vorhanden, sofern schon im Pyritschiefer einzelne Marmor- bänke mit Crinoiden sich einstellen. Viele Pyritschieferzüge sind ferner regelmäßig von Juramarmor begleitet, wie wenn die Ablagerung vom Rhät zum Jura lückenlos erfolgt wäre. Ob Lias und Jura im Radstädter Gebiet einer spezielleren Gliederung zugänglich sind, wird sich erst durch die nähere Untersuchung des nördlichen Teiles dieses Gebietes erweisen, wo diese Formationen besonders mächtig und regelmäßig ent- wickelt sind. Der Juramarmor war bisher nur aus dem Zehnerkar bekannt. In Wirklichkeit ist diese Ablagerung im ganzen 1 Vergl. Vacek’s Angaben in den Verhandlungen der k. k. geolog. Reichs- anstalt, 1882, p. 315. 2 Die nähere Bestimmung und Beschreibung dieses wichtigen Fundes behalte ich mir für später vor, 116* 7.20 F. Becke und V. Uhlig, Gebiete der Radstädter Tauern verbreitet, nimmt in gewissen Zonen einen beträchtlichen Raum ein und erleichtert wesentlich die Erkennung des tektonischen Baues. Sämtliche vier Gruppen zeigen, wie man seit lange weiß, mehr oder minder deutliche Anzeichen einer allgemeinen Gesteinsmetamorphose. In der untersten Gruppe der Quar- zite und Quarzitphyllite tritt die Metamorphose naturgemäß bei den schieferigen Phylliten viel deutlicher hervor als bei den massigen Quarziten. Sie führt bei den letzteren zur Bildung von weißen Sericithäutchen und zu mehr oder minder weitgehendem Verfließen der einzelnen Quarzkörnchen oder Geschiebe. Sehr verschieden ist der Grad der Metamorphose beim Pyritschiefer; bisweilen kaum mit einem leichten Glanz aus- gestattet oder selbst als »normales« Schiefergestein ausgebildet, nimmt der Pyritschiefer an anderen Stellen die Beschaffenheit eines deutlichen Glanzschiefers oder eines kalkreichen Sericit- schiefers an und er kann selbst einen so hohen Grad von Metamorphose erlangen, daß es schwer wird, ihn von Gesteinen der Kalkphyllitgruppe zu unterscheiden. Es dürften hier auch lokale Einflüsse eine wichtige Rolle spielen, sofern nämlich die stärkstgestörten Partien auch die deutlichste Metamor- phose aufzuweisen scheinen. Besonders stark verändert ist derjenige Pyritschiefer, der die sogenannte Schwarzeckbreccie (F. Frech) umschließt. In den Pyritschiefern kommen sehr häufig eigentümliche, oft flaserige Breccien vor,! die seltener eckige, häufiger schlecht gerundete und gestreckte Kalk- oder Dolomitbrocken von be- trächtlicher Größe umschließen. Wir wollen hier auf diese merkwürdige Bildung nicht näher eingehen, da später eine viel genauere Darstellung wird gegeben werden müssen, und beschränken uns daher auf die Bemerkung, daß diese Breccien (Quetschlinge oder Phacoiden E. Suess?) bisweilen eine gewaltige Mächtigkeit erlangen, im Niveau des Pyritschiefers allgemein verbreitet sind und häufig an der Grenze des Diploporendolomits und des Pyritschiefers, 1 Das Vorkommen dieser Breccie in den Pyritschiefern ist von allen Mit- arbeitern übereinstimmend erkannt worden. 2 Diese Sitzungsber., 114. Bd., 1905, p. 734., . * ” .. ryS ‘ 7 Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. t7227 aber auch an der Berührung des Pyritschiefers mit den ihm eingelagerten Kalk- und Dolomitbänken vorkommen. Offenbar bot der Pyritschiefer als plastisches Material besonders günstige Bedingungen für die Zertrümmerung, Verflößung und Ver- knetung der durch die so intensive Bewegung abgerissenen Dolomitbrocken dar. Gerade die Schieferpartien, welche die Dolomitbrocken umgeben, zeigen fast stets eine viel weit- gehendere Umwandlung als die übrigen benachbarten Teile des Pyritschiefers und die eingebackenen Dolomitbrocken. Auffallende, aber leicht verständliche Unterschiede zeigt das Verhalten von Jurakalk und Diploporendolomit. Während nämlich dieser überwiegend nur geringe Spuren von Verände- rung aufzeigt und vom »normalen« Triasdolomit der Kalkzone nicht sehr wesentlich abweicht, ist jener fast stets mehr oder minder stark marmorisiert, erhält nicht selten sogar eine grob- kristalline Beschaffenheit und ist oft von feinen Glimmerblätt- chen und Chloritschuppen ähnlich wie der typische Glimmer- marmor der Kalkphyllitgruppe nach parallelen Flächen durch- setzt. Allerdings bestehtnoch ein beträchtlicher Abstand zwischen diesen Juragesteinen und dem Marmor der Kalkphyllitgruppe, dessen kristalline Metamorphose noch weitgehender ist, aber die Ähnlichkeit der Veränderungen ist doch bemerkenswert und wurde auch schon von D. Stur betont. Trotz der starken Veränderung konnten sich die Crinoiden- täfelchen nicht nur erhalten, sondern zeigen zuweilen selbst noch ziemlich feine Details der Skulptur. Der Diploporen- dolomit nimmt, auch wenn er marmorisiert ist, niemals ein so grobes Korn wie der Kalkstein an und unterliegt der Marmori- sierung, wie es scheint, besonders an lokal stark beeinflußten Seellen, wie z.B. van der mit Reibungsbreceie erfüllten Kluft der Wand des Johannes-Wasserfalles. Nähere Mitteilungen und Untersuchungen über diese Ver- hältnisse sind für später vorbehalten. Die besprochenen mesozoischen Felsarten nehmen in den Radstädter Tauern die Lagerungsform von Schuppen oder Deckenan, die ihre Schichtköpfe nach Süden und Süd- westen exponieren und deren Schichtflächen im allgemeinen 1728 F. Becke und V. Uhlig, und abgesehen von gewissen lokalen Abweichungen nach Norden bis Nordosten abfallen. Die Zahl dieser Decken und ihr näherer Zusammenhang können zur Zeit noch nicht genau angegeben werden. Die nördlichste Decke, die hauptsächlich die Quarzitmassen des Spatzeck, Leckriedel, Strimskogel und Geißsteinkopf und des Bergwerkskars umfaßt und vorläufig als Radstädter Quarzitdecke oder kurz als Quarzitdecke bezeichnet werden soll, senkt sich im Norden unter die Phyllite, die den triadischen Mandlingzug tragen. Mit ihrem Südrande liegt sie auf den hangendsten Schichten der nächsttieferen Decke, der Tauern- decke, flach auf, und zwar größtenteils auf Juramarmor und Pyritschiefer, selten auf Triasdolomit. Die Tauerndecke ihrer- seits liegt wieder auf den Triasgesteinen der nächsttieferen Decke und nur die tiefste, im Zuge zwischen Speiereck und Hochfeind entwickelte Decke ruht auf den Gesteinen der Kalk- phyllitgruppe. Der Kontakt der einander schräg überlagernden meso- zoischen Decken oder Schuppen ist naturgemäß ein mecha- nischer.! Zwischen der Quarzitdecke und der Tauerndecke ist der Kontakt, der mehrere Kilometer weit genau verfolgt werden konnte, durch eine bisweilen sehr mächtige, braungelbe, kalkig- tufige Wacke mit eckigen Fragmenten von Quarzit und Sericit- quarzitschiefer, Jurakalk und seltener von Dolomit vermittelt. Die Fragmente sind vorwiegend kleiner als nußgroß, meist nur linsengroß oder noch kleiner. Frech faßte diese in der Literatur als braune Rauchwacke oder Breccie bezeichnete Bildung als Reibungsbreccie auf und es ist in der Tat kaum möglich, sie anders denn als Zermalmungsprodukt, als Mylonit zu deuten. An sehr zahlreichen Punkten sieht man mit voller Klarheit über dem Dolomit der Tauerndecke Pyritschiefer, darüber Jura- marmor, über diesem die Zermalmungsbildung? und auf dieser 1 Schon Geyer und Frech erkannten, daß die Trias der Twenger Region durch einen »Bruch« vom Speiereck-—Weißeck-Zuge getrennt ist und E. Suess zeichnete die Tauerndecke überschoben von kristallinen Schiefern. 2 Sie ist bei mächtiger Entwicklung im Gelände durch eine fortlaufende Folge von kleinen und mittelgroßen Dolinen markiert. . . . .. a TC Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1729 den Quarzit der Quarzitdecke. Wo der Jura fehlt, ist die Folge von unten nach oben: Dolomit, Pyritschiefer, Reibungsbreccie, Quarzit; sehr selten Dolomit, Reibungsbreccie, Quarzit. War die Überschiebung besonders intensiv, wie z. B. im Umkreise des isolierten, fast gänzlich auf Jurakalk liegenden Überschiebungs- zeugen des Spatzeck, ist dieses Zermalmungsprodukt auch in mehreren Streifen zwischen die zerrütteten’ Kontaktgesteine hindurchgepreßt. Der beschriebene Mylonit, der oit nur 5 bis 10, häufig aber auch bis zu 50, selbst 100 m mächtig ist, ist nicht bloß an den Kontakt der Quarzit- und der Tauerndecke gebunden, er kenn- zeichnet mehr oder minder vollständig auch den Kontakt der anderen Decken und findet sich auch am Kontakte der tiefsten Triasdecke mit der darunter liegenden Kalkphyllitgruppe. Da sich nun die Kalkphyllitgruppe zu der darüber liegenden ersten, sicher mesozoischen Decke tektonisch gerade so verhält wie die mesozoischen Decken untereinander, da, wie gesagt, auch hier Mylonite vorkommen, da ferner bald ältere, bald jüngere Glieder der sicher mesozoischen Reihe mit der Kalkphyllit- decke in Berührung kommen, so hat man einigen Grund zu der Vermutung, daß auch der Kontakt der ersten, tiefsten, sicher mesozoischen Decke mit der darunter befindlichen Kalkphyllit- gruppe ein mechanischer Kontakt sein werde. Andrerseits ver- mißt man Anzeichen transgressiver Lagerung.! Die Verteilung der fossilführenden Trias ist ersichtlich durch tektonische Vor- gänge bedingt. Der geologische Bau unserer Decken ist teilweise überaus verwickelt und noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Die Tauerndecke zerfällt, im großen betrachtet, in zwei Partien: die südliche, die westlich von Obertauern den Tauernkamm bildet, ist gestaut und in sehr komplizierte liegende Falten gelegt, die nördliche fließt gleichsam in typischer Deckenform nach Norden und Nordosten ab und ist hier weithin von der Quarzitdecke überlagert. Einen der schönsten Aufschlüsse im Bereiche der liegenden Falten gibt das bekannte, zuerst von E. Suess gezeichnete 1 Über diese Region werden L. Kober, F. Schmidt und F. Seemann interessantes Detail mitzuteilen haben. 230 F. Becke und V. Uhlig, Profil der Sichelwand im Zehnerkar ab, das eine gute Vorstel- lung dieser liegenden Falten vermittelt. Die mehrfache Wieder- holung der Pyritschieferzüge am Nordabhange des Tauern- kammes westlich von Obertauern hängt mit diesem Faltenbau der südlichen Partie der Tauerndecke zusammen. Von der Beschaffenheit des nördlichen Teiles der Decke hätte man keine so deutliche Vorstellung, wäre sie nicht durch den von der Tauernstraße benützten Einschnitt der Taurach tief aufgeschlossen. In der Tiefe der Schlucht stehen zwischen der unteren Gnadenalpe und Uhntertauern die mächtigen Dolomitwände an und bilden beiderseits hohe Stufen, die von Pyritschiefer und Jura überdeckt sind. Darüber erheben sich unter Vermittlung des beschriebenen braunen Mylonits beider- seits zum Bergrücken ansteigend Sericitquarzite und Sericit- quarzitschiefer. Diese Lagerungsverhältnisse sind nicht nur im großen im Haupttale, sondern auch im Detail in den Seiten- schluchten so klar aufgeschlossen, daß an der tatsächlichen Überlagerung der Dolomit-, Pyritschiefer- und Jura-Serie der Tauerndecke durch den Quarzit der Quarzitdecke kein Zweifel bestehen kann. Die Grabensenkung (»Taurachgraben«), die hier angenommen wurde, existiert nicht. Wir wollen hier das Verhalten dieses flachen Teiles der Tauerndecke kurz besprechen, da es für die Deckennatur besonders bezeichnend ist. Zwischen der oberen Pleislingalpe und der Hafeuchtalpe liegt am Spatzeck ein isolierter Denuda- tionszeuge der Quarzitdecke auf der Tauerndecke. An der Pleislingalpe fallen Triasdolomite, Rhätschiefer und Juramar- more mit Crinoiden, durchwachsen von mächtigen Myloniten, unter den Quarzit der Spatzeckkappe ein. Dieses Einfallen unter den Quarzit konnte um den Ostrand des Spatzeck herum bis an die Nordseite dieser Quarzitmasse an der Hafeuchtalpe Schritt für Schritt verfolgt werden. Mit voller Klarheit stellt sıch so der Quarzit des Spatzeck als eine auf dem Jurakalk der Tauerndecke gleichsam schwimmende Masse dar.! Diese Quarzitmasse drückt die Tauerndecke herab, noch mehr ist das 1 Nur der Westrand der Spatzeckpartie, der Spirzingerkogel, konnte noch nicht untersucht werden. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 1791 der Fall bei der Quarzitmasse des Leckriedel und der Weißen Lahn; wenn wir nun die Tauerndecke in der dazwischen- liegenden Partie des Bärenstaffl und der Steinfeldspitze sich in Form eines domartigen Gewölbes hoch aufbäumen sehen, so werden wir diese Erscheinungen miteinander in Zusammen- hang bringen müssen. Nördlich der Weißen Lahn an der Taauernstraße und der vorderen Gnadenalpe erhebt sich die niedergehaltene Tauern- decke von neuem; sie bildet allmählich ansteigend in der Gegend der Beilhütte und des Schlaningbaches einen leicht gewölbten Scheitel, um sich von hier nach Untertauern ziemlich rasch zu senken. In Untertauern formen die Dolomite, begleitet von Pyritschiefer, eine nach Norden blickende Wölbung und verschwinden beim Marchgute zunächst unter dem hier den Talboden erreichenden Quarzit, wie wenn hier eine nach Norden geschlossene Stirn vorläge. Allein schon 12 km weiter nördlich kommen gegenüber dem Lackengute neuerdings Jura- kalke, Pyritschiefer und Diploporendolomit im Talboden und im unteren Teile des Gehänges zum Vorschein und erstrecken sich bis über das Gut Weninger hinaus.! Die Tauerndecke taucht also nochmals aus der Tiefe auf, um erst weiter nördlich, unweit des eine andere Triasfazies aufweisenden Mandling- zuges endgültig von der Oberfläche zu verschwinden. Die Überdeckung des flach nach Norden abfallenden Teiles der Tauerndecke durch die Quarzitdecke ist somit im Taurachtale ungefähr Skm weit ersichtlich aufgeschlossen. Ein ähnliches, wenn auch in gewissen Beziehungen etwas abweichendes Verhalten zeigt die Decke im Süden der Tauerndecke. Wir finden sie am Kamme zwischen Speiereck, Weißeck und Hochfeind ebenfalls in liegende Falten gelegt und sehen, wie sie sich am Abhange dieses Kammes unter die Tauerndecke nach Norden und Nordosten senkt. Einen nach 1 Auf diese mesozoische Kalkpartie hat M. Vacek aufmerksam gemacht, dessen sorgfältige Angaben über die Verteilung der mesozoischen Kalke das Studium der Tektonik der Radstädter Tauern in sehr wirksamer Weise unter- stützen. Nach Vacek kommt noch im Brandstattwalde, nur etwa 3 km vom Mandlingzuge entfernt, Triasdolomit vor. Leider konnte diese nördlichste Partie noch nicht untersucht werden. 1732 F. Becke und V. Uhlig, Norden flach ausgebreiteten, zur Stirn hinziehenden Teil dagegen können wir hier nicht nachzuweisen erwarten, denn um auf ihn, wenn er vorhanden ist, zu stoßen, müßte nicht nur die-Quarzitdecke, sondern auch die Tauerndecke ihrer ganzen Mächtigkeit nach lokal ausgewaschen sein. Ein so tiefes »Fenster« ist aber hier nicht vorhanden. Die lokalen Stauungsbewegungen erreichen in dieser Decke das Maximum ihrer Intensität; in Zusammenhang damit steht die starke Metamorphose der Gesteine, äußerst weit- gehende Verdünnungen der Mächtigkeiten und die stellenweise enorme Entwicklung der Schwarzeckbreccie. Hierauf ist schon von F. Frech hingewiesen worden. L. Kober und W. Schmidt haben über die tektonischen Verhältnisse dieser äußerst ver- wickelten Region wichtige Beobachtungen gemacht, deren Mitteilung später erfolgen wird. Bei dem großen Interesse, daß sich an den Triaszug des Mandlingpasses im Norden der Radstädter Triasregion, den sogenannten Mandlingzug, knüpft, seien noch einige Worte über diese in mehr als einer Beziehung rätselhafte Zone hinzu- gefügt, obwohl ihre, von F. Trauth unternommene Unter- suchung noch nicht völlig abgeschlossen ist. Man betrachtete den Mandlingzug, der durch sein ostnordöstliches Streichen aus dem Rahmen der übrigen Bildungen heraustritt, bisher zumeist als ein versenktes und daher der Denudation ent- gangenes Mittelglied zwischen der Radstädter Trias und der des Dachsteins. Diese Vorstellung wird aber eine gewisse Modifikation erfahren müssen. Der Brecciendolomit des Mandlingzuges, wie ihn Stur nannte, weicht petrographisch von dem Diploporendolomit nicht unwesentlich ab. Er bildet auch nicht, wie man bisher annahm, eine einheitliche Masse, sondern ist nach Trauth von einer regelmäßigen Zone von schwärzlichen, kieseligen Schiefern durchsetzt und zeigt in Hangenden eine sehr mächtige und weithin verfolgbare Ab- lagerung von rötlichen Knollen- und Flaserkalken, in denen F. Trauth megalodontenartige Durchschnitte auffinden konnte. Obwohl der nördlichste Teil der Tauerndecke und der Mand- lingzug einander bis auf 3%m Entfernung genähert sind, ist noch keine Spur eines faziellen Überganges angedeutet. Wenn ! £ : E 2 2 Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 7383 man nun noch bedenkt, daß die Tauerndolomite vom Quarzit bedeckt sind und sich unter den Mandlingzug senken, so kommt man zu der Überzeugung, daß ein direkter Übergang des Tauerndolomits in den Mandlingdolomit von oben her nicht möglich wäre, auch wenn die Denudation nichts hinweg- geräumt hätte. Daß ein fazieller Übergang vorhanden war, ist gewiß sehr wahrscheinlich, aber er muß sich unter gänzlich anderen Lagerungsverhältnissen als den gegenwärtigen auf einer fernen und weiten Fläche vollzogen haben, die erst durch Überfaltung und Überschiebung auf das heutige Maß der Annäherung verkürzt wurde. Das so merkwürdige Eocän von Radstadt, von dem Gümbel! sagte, daß »es eine aus der jetzigen Oberflächen- gestaltung nicht zu erklärende Erscheinung« bilde, konnte leider nur in zahlreichen Blöcken, aber nicht anstehend wiedergefunden werden. Sein Verhältnis zum kohleführenden Tertiär und die Beziehungen des Mandlingzuges zur Dachstein- kalkdecke werden im folgenden Jahre untersucht werden. Es wäre in diesem Stadium der Untersuchung verfrüht, auf die Stellung der Radstädter Tauerngebilde in der ostalpinen Zentralkette und ihre Herkunft näher einzugehen. Noch sind die Grauwackenzone, das Grenzgebiet des Mandling- und Dachsteinzuges und das Gebiet des Lungauer und Steirischen Kalkspitz nicht näher untersucht, ebenso ist das Verhältnis der mesozoischen Gesteine und der Kalkphyllitgruppe zur sogenannten Schladminger Masse und den alten Gesteinen im Osten der Tauernkerne noch nicht aufgeklärt. Wir könnten daher hier nur allgemeinen Betrachtungen Ausdruck geben, die sich aus der Vergleichung des bisherigen Wissens mit dem Gesamtbilde des Alpenbaues ergeben, aber nicht auf neuer- lichen Untersuchungen beruhen, und dazu ist hier nicht der geeignete Ort. Dagegen wäre es vielleicht nicht unangemessen, diejenigen Bildungen aufzusuchen, die sich als Streichungsfortsetzung der mesozoischen Decken der Radstädter Tauern zu erkennen 1 Sitzungsberichte der bayr. Akademie der Wissenschaften, mathem.- phys. Klasse, 19. Bd., 1889, p. 383. 1734 F.Becke und V. Uhlig, geben. Nach Westen hin dürfte ein, wenn auch vielleicht lückenhafter, doch klarer Zusammenhang mit der Tribulaun- Decke der Brennerregion erweisbar sein. Diese Decke, deren Überlagerung ebenfalls eine weitgehende ist, nimmt zum Zentralgneis und der Kalkphyllitgruppe eine völlig analoge Stellung im Westen ein wie die Radstädter Tauerngebilde im Osten. Eine von den Abweichungen, die man früher annehmen mußte, nämlich die verschiedene Stellung der Pyritschiefer, ist schon jetzt beseitigt, da diese Schiefer in beiden Regionen den- selben Horizont der Trias einnehmen. Daß wir weiter westlich die Fortsetzung unserer Triasentwicklung in der Zone des Briangonnais zu suchen haben, dürfte kaum zweifelhaft sein. Nach Osten hin verschwinden zunächst die Radstädter Tauern-Gebilde, um vorwiegend weit älteren Felsarten Platz zu machen. Erst im Semmeringgebiete, im Rosalien- und Leitha- gebirge und in den West- und Zentralkarpaten finden wir Ab- lagerungen, die zu diesen merkwürdigen Gebilden Beziehungen aufweisen. Die Fazies ist es vor allem, die hier den Leitstern abgeben kann. Große Ähnlichkeit, um nicht zu sagen völlige Überein- stimmung besteht sowohl hinsichtlich der petrographischen Ausbildung wie auch der Lagerung zwischen der unter- triadischen oder, wenn man will, permotriadischen Sericit- quarzitgruppe der Tauern mit den Quarziten und den damit eng verknüpften sericitischen Schiefern des Semmering. Speziell die Quarzite lassen keinen Unterschied erkennen. Es ist richtig, daß die Semmeringschiefer mit Gipslagern in Be- ziehung stehen, deren wir in den Radstädter Tauern nicht er- wähnt haben. Darin spricht sich aber kein tiefergehender Unterschied aus, denn wir wissen, daß die zentralalpine Trias bisweilen, aber nicht regelmäßig, Gips und Anhydrit führt.! Auf den Quarzit und Semmeringschiefer folgt als nächst jüngeres Glied der sogenannte Semmeringkalk der älteren Autoren, der von dem um die Kenntis der Grauwackenzone so 1 Überdies enthält auch die Untertrias der Radstädter Tauern in der Gegend des Ennsursprungs nach M. Vacek tatsächlich Gips. Leider hatte ich noch nicht Gelegenheit, dieses wichtige Vorkommen zu untersuchen (vergl. Verhandl. geolog. Reichsanstalt, 1901, p. 384). Untersuch. im Hochalmmassiv und in.den Radstädter Tauern. 11735 hochverdienten F. Toula in zwei Hauptglieder: rhätischen Kalk (Bivalvenkalk, dunkler Bänderkalk und Pentacrinitenkalk) und hellen Dolomit und dolomitischen Kalk mit Gyroporellen, zerlegt wurde. »Die Gyroporellenfunde«,sagt Toula,'»zwingen förmlich zu einem Vergleich mit den Diploporenkalken der Radstädter Tauern«, und was die rhätischen Gesteine des Semmering betrifft, so haben sie in den rhätischen Bivalven- bänken und den dunklen crinoidenführenden Kalken der Pyrit- schiefer ein gutes Seitenstück, wie gleichfalls schon Toula richtig betont hat.” Die Analogie ist allerdings in mehrfacher Beziehung, wenn wir unser heutiges Wissen als Grundlage nehmen, nicht vollständig. Gesteine, die den Pentacrinuskalken des Semmering sehr ähnlich sehen, finden sich in den Tauern im Jura, der unter den Gesteinen des Semmering vorläufig noch nicht figuriert. Es ist indessen nicht unwahrscheinlich, daß man sich früher oder später entschließen wird, die Pentacrinus- kalke des Semmering in den Lias einzureihen. Ferner sind in den Radstädter Tauern die rhätischen Schichten vom Diplo- porendolomit leicht trennbar; am Semmering ist aber eine derartige Trennung mindestens sehr schwierig. Noch sonder- barer ist der Umstand, daß die rhätischen Bänderkalke und Pentacrinitenkalke, wie auch Toula bestimmt hervorhebt, immer unmittelbar auf dem Semmeringschiefer und Quarzit liegen, während der Gyroporellendolomit ein höheres Niveau einzunehmen scheint.’ Trotz dieser noch nicht beseitigten Differenzen. ist die Analogie der Zusammensetzung unverkennbar und um so beachtenswerter, als auch hinsichtlich des geologischen Baues eine gewisse Übereinstimmung besteht, sofern nämlich die mesozoischen Semmeringgesteine in Schollen auftreten, die im allgemeinen nach Norden einfallen und hier unter paläo- zoische Gesteine tauchen. Da die zentralalpine Trias der Ost- 1 Führer für die Exkursion auf den Semmering, IX. Internationaler Geologenkongreß, Wien, 1903, p. 30. 2 Geologische Untersuchungen in der »Grauwackenzone« der nord- östlichen Alpen. Denkschriften der kaiserl. Akad., math.-naturw. Klasse, 50. Bd., 1885, p. 180. 3 Ebendaselbst, p. 128. 1736 F. Becke und V. Uhlig, alpen mit der Trias der inneren Zonen der Westalpen zweifel- los in nahen Beziehungen steht, so wird die Anschauung P. Termier’s,! der die Schichtenfolge des Semmering mit der der Vanoise verglichen hat, durch diese Auffassung bekräftigt. Die Verfolgung der Quarzite und Semmeringkalke nach Nordosten führt durch das Rosaliengebirge in das Leitha- gebirge und von da in die Hundsheimer Berge und die Kleinen Karpaten. Die Kalke und Quarzite des Rosaliengebirges wurden stets als »Semmeringkalke« und -Quarzite angesprochen und sowohl mit den Bildungen des Semmering wie mit den Quarziten und Kalken des Leithagebirges in Beziehung ge- bracht. Die leichte Metamorphose dieser Gesteine verleiht ihnen ein geologisch älteres Aussehen und so ist es begreif- lich, daß man sie früher als paläozoische »Grauwacken« ange- sprochen hat, eine Auffassung, die sonderbarerweise auch heute noch nicht ganz verschwunden ist, obwohl es doch nicht zweifelhaft sein kann, daß es dieselben Gesteine sind, in denen Toula am Semmering mesozoische Versteinerungen aufgefunden hat. Crinoiden, gewissermaßen die Fazies-Fossilien dieser Kalke, sind übrigens in Spuren auch in den Kalken des Leithagebirges, z. B. in Wimpassing nachweisbar. Die Quarzite und Kalke des Leithagebirges finden ihre Fortsetzung in den Hundsheimer und Hainburger Bergen, wo diese Bildungen bis an die Donau herantreten und den Strom übersetzen, um am jenseitigen Ufer bei Theben-Neudorf in den Kleinen Karpaten wieder aufzutauchen.? Sie entsprechen nicht den gesamten mesozoischen Ablagerungen der Kleinen Karpaten, sondern nur jenem inneren, unmittelbar den Zentral- kern bedeckenden Gürtel, der die hochtatrische Zone der Kleinen Karpaten repräsentiert. ° Diese Zone besteht, analog den Semmeringgebilden, aus einem unteren Quarzitniveau und einer oberen, wesentlich 1 Comptes Rendus de !’Academie, Paris, 16. November 1903. 2 Die Zusammengehörigkeit der Quarzite und Kalke an beiden Ufern der Donau ist namentlich von Toula und Kornhuber betont worden. 3 Vergl. Beck und Vetters, Geologie der Kleinen Karpaten, Beiträge zur Pal. und Geol. Österreich-Ungarns, Wien, XVI, p. 33. V. Uhlig, Bau und Bild der Karpaten, Wien 1903, p. 676. Untersuch. im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. 17,37 kalkigen Abteilung. An der Identität der hochtatrischen Quarzite der Kleinen Karpaten, die man vorzugsweise als Permquarzite hingestellt hat, mit den Quarziten des Semmering ist bei der petrographischen Übereinstimmung und dem klar- liegenden räumlichen Zusammenhange nicht zu zweifeln und so wird es hier im alpin-karpatischen Grenzgebiete offen- kundies daß” die »Bermqwarzite BT x Sika LASTEN 1aHıöe ERNST Be; 93 street al Sbst BuBsere En aber | anyone nalailivebnu nelsbee BERREL ECHT, allatrsde.n ua Trräbssieaien i nanisfgsa tal ab ABI IUfH »insgessh BEE OR RI NEN 2 G Sohn IN er ER ir RISERE kr 10%, ‚notlszlasbieiiaäh a 1 Eunenlelns sad rd eniniashh Basihr aadejen ‚aa un she el se radeifeiing has 2a | beisunsediswilenub narsggist sarinals) baifr eerntke Bik ibn, essen an shussahra 1 re Ye neignc hebnsvet A ad Ylarksi! ae asise’k 1oris be Bull Sand re Ere, Er: A Siaidee 2a iteidaor: BIRBERSTEReFE 98 ‚9b hiak INowdangg Heiränssplod- auliekbrniee san aie ra Seelen Ash ia. NZ Bıley2. 9 Stehlape sib Dub asp rast rn ee ‚nallgieuaoistg Bayıadl, ash nn SEEN ‚sezendeissd | ul” ir ie ir a Huch 3 Eh: zieht: EEE er ‚An SR Der) I 2 Ve ee Bi Far i re ( a I RER > e< a -% ae ie Me au = Winnie { Ltd “,58 #50; mitm R = = t u, = = x ve % 3 Be Be 5 & = er 1741 Zur Kenntnis der Reizbarkeit der Centaurea- Filamente nebst Bemerkungen über Stob- reizbarkeit (II. Mitteilung) von L. und K. Linsbauer. Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Wiener Universität. (Vorgelegt in der Sitzung am 13. Dezember 1906.) Unsere im Vorjahre durchgeführten Versuche mit Cenlau- rea-Filamenten lenkten unsere Aufmerksamkeit auf eine Reihe offener Fragen bezüglich des Vorganges der seismonastischen Reizung. Die vorliegende Mitteilung bringt einen bescheidenen Beitrag zu deren Beantwortung; über ausgedehntere Versuche hoffen wir nach der kommenden Vegetationsperiode berichten zu können. Reizschwelle. Bei der Ermittlung der Reizschwelle für Stoßreize kann es sich naturgemäß nur um die Bestimmung der minimalen Reizgröße handeln, welche unter gewissen äußeren .Bedin- gungen eben noch eine Reaktion auslöst (Reaktionsschwelle). Die Empfindlichkeitsschwelle im eigentlichen Sinne des Wortes, d.h. dasjenige Minimum der Reizgröße, welches noch perzipiert wird, ohne sich in erkennbarer Weise als Bewegung mani- festieren zu müssen, liegt voraussichtlich tiefer, doch ist der- malen ihre Ermittlung ausgeschlossen. Ihre Bestimmung ist 117* 1742 L. und K. Linsbauer, an die Möglichkeit einer Summation intermittierender Reize! geknüpft, von denen jeder einzelne nicht hinreicht, eine Re- aktion auszulösen. a) Versuche mit fallenden Tropfen. Zur Ermittlung der geringsten Stoßkraft, welche an den Centaurea-Filamenten noch zu einer Reaktion führt, gingen wir zunächst in der Weise vor, daß wir Tropfen destillierten Wassers aus einer entsprechend adjustierten, in ein Kapillar- rohr mündenden Bürette auf die in horizontaler Lage befind- lichen, von der Korollenröhre befreiten Filamente aus be- stimmter Höhe fallen ließen und den Eintritt der Reaktion mit Hilfe des Wiesner’schen Horizontalmikroskopes? beobachteten. Das Gewicht der Tropfen läßt sich natürlich einfach aus dem Tropfendurchmesser oder — weniger genau — aus der Quan- tität des abfließenden Wassers bestimmen oder nach der von Wiesner angegebenen Methode? berechnen. Wie wir uns durch vielfache, nach den verschiedenen Methoden aus- geführten Messungen überzeugten, ist das Tropfengewicht bei bestimmtem Durchmesser der kapillaren Rohrmündung unter sonst gleichen Umständen konstant. Mit Verkleinerung des Mündungsdurchmessers sinkt die Tropfengröße nur bis zu einem bestimmten Maße; durch eine weitere Verengerung der kapillaren Öffnung läßt sich jedoch eine Abnahme des Tropfen- gewichtes nicht mehr erzielen. Das geringste Tropfenvolumen; welches wir zu erreichen vermochten, betrug 7:24 mm’, das Gewicht demnach annähernd 7 24 mg. Aus einer größeren Versuchsreihe mit C. jacea und (. rhe- nana soll hier beispielsweise nur ein Experiment angeführt werden. Gr jJacea ss. AugustsäL p m: Zimmertemperatur —= 21:8° C.; relative Luftfeuchtigkeit 083,0. 1 Vergl. unten p. 1746. 2 Zeitschr. für wiss. Mikrosk. u. mikr. Technik, 1893, Bd. X. 3 Ann. du Jard. Bot. de Buitenzorg, 1897, Bd. XIV. Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 1743 Tropfendurchmesser = 2'40 mm. Fallhöhe = 11'’4 mm. Länge des Filamentes = 0'4 cm. Der erste in der Mitte eines in schwach konvexem Bogen nach oben gerichteten Filamentes auffallende Tropfen löst eine maximale Reaktion aus (d. h. das Filament legt sich völlig an den Griffel an). Ä Die Trichome des Filamentes werden beim Auftreffen der- artiger Tropfen nicht merklich deformiert. Die Durchbiegung des Filamentes infolge des mechani- schen Aufschlagens derartiger Tropfen beträgt jedenfalls weniger als !/, Teilstrich des Okularmikrometers (i. e. < 004 mm). Wie aus diesem Versuche bereits hervorgeht, reichte diese Methode nicht aus, die Empfindlichkeitsgrenze zu bestimmen. Sie führte jedoch zu einem andern, interessanten Ergebnisse. Eine Durchbiegung des Filamentes, welche nie mehr als 0:04 mm betrug, hatte stets eine deutliche Reaktion zur Folge. Klemmt man jedoch die Korollenbasis fest und drückt man hierauf in axialer Richtung gegen die Antherenröhre, so kann man ein Filament so stark krümmen, daß die Durchbiegung den acht- bis zehnfachen Wert und oft noch mehr erreicht, ohne daß eine Reaktion ausgelöst würde. Daraus geht wohl hervor, daß eine lokale Deformation des Filamentes, be- ziehungsweise ein steileres Druckgefälle die Reaktion wesent- lich begünstigt. Diese Erkenntnis ist für die Beurteilung mancher Beob- achtungstatsachen auf unserem Gebiete von Wichtigkeit. Zunächst geht daraus die Bedeutung mancher Stimula- toren klar hervor; sie übertragen nicht allein einen Stoß auf das reizbare Gewebe, sondern bewirken überdies offenbar gleichzeitig eine Lokalisierung der Deformation. Aber auch in anderer Beziehung scheinen uns die obigen Darlegungen nicht unwichtig zu sein. Werden die Filamente von Portulaca grandiflora! ge- bogen und dabei nur die Antheren berührt, so tritt keine oder 1 G. Haberlandt, Sinnesorgane im Pflanzenreich, II. Aufl., Leipzig, 1906, p. 23. 1744 L. und K. Linsbauer, nur eine schwache Reaktion auf. Ein senkrecht gegen die Oberfläche des Filamentes gerichteter Druck hingegen hat ebenso wie ein sanftes Anfassen der Filamente mit einer Pinzette, wobei eine Biegung vermieden wird, eine energische Reaktion zur Folge. »Nicht die Biegung als solche« — sagt Haberlandt — »sondern der auf die Fühlpapillen des Fila- mentes ausgeübte Druck wirkt als Reiz.« Die Ähnlichkeit im Verhalten von Portulaca mit dem oben geschilderten von Centaurea ist augenfällig. Der senk- rechte Stoß oder der Druck der Pinzette kann ein viel steileres Druckgefälle zur Folge haben wie die gleichmäßige Biegung des ganzen Filamentes. Der Unterschied in der Stärke der Reaktion kann auf dieser Tatsache allein beruhen und nicht als Beweis gelten für die Rolle der papillösen Zellen als Sinnes- organe. Eine ähnliche Überlegung gilt auch für die Filamente von Opuntia! u. a.; doch würde es zu weit führen, hier näher auf diese strittigen Punkte einzugehen. b) Versuche mit fallenden Gewichten. Um geringere Stoßkräfte erzielen zu können, wurde ein anderer Weg eingeschlagen. Wir stellten eine Anzahl »Reiter- gewichte« aus feinstem Platindraht (Durchmesser = 0'105 mm) her, welche wie die Schenkel eines gleichschenkligen Dreiecks zusammengebogen waren. Während einer von uns den even- tuellen Eintritt und Verlauf der Reizreaktion beobachtete, ließ der zweite den mit einer glatten Pinzette gefaßten Reiter möglichst auf die Mitte des horizontalen Filamentes fallen. Die Fallhöhe entsprach der jeweiligen Höhe der verwendeten Reiter. Eine einfache Rechnung ergibt für jeden Reiter die (lebendige Kraft) Bewegungsenergie der auffallenden Reiter- masse und somit ein Maß der Intensität des Stoßes. Die nötigen Daten sind aus folgender Tabelle zu entnehmen. ER ee DE Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 1745 Nummer Länge in Gewicht in Fallhöhe in Me m der Reiter Millimetern |Milligrammen | Millimetern inetergrammen | I 3:46 0:62 1 0:62.10 U 3:99 0:72 13 0:93 >» III 4:09 0:78 12 0:88 » IV 485 0°87 1'6 12300 12 V 5'183 0792 1'8 1'66 >» VI DEL8 1:04 220 2.08 > VII 8:93 1°60 35 560 » VII 9:00 1:62 3'6 583 > IX 1469 2.64 98 15°30 >» x 15:00 2:69 70 18:85 » XI 18:00 323 7:0 22.62. % Zahlreiche Versuche, welche mit gut reizbaren Filamenten aus eben geöffneten Blüten von C. jacea durchgeführt wurden, ergaben, daß die Reiter I bis V niemals eine Reaktion aus- lösten. Der Stoß des Reiters VI ergab hingegen in vereinzelten Fällen eine deutliche, wenngleich stets nur geringfügige Re- aktion.! Reiter VII veranlaßte in der Mehrzahl der Fälle eine submaximale, nur vereinzelt eine maximale Reaktion, während eine solche durch Reiter IX ausnahmslos erzielt wurde. Die Reizschwelle liegt also für C. jacea unter günstigen Umständen (wie sie etwa an Sommertagen am normalen Stand- orte herrschen) bei einer Stoßkraft von 2°08. 104 cmg.? 1 Die innere Fläche des Mittelfingers perzipierte erst den Stoß des Reiters VII. 2 Dieser Schwellenwert hat natürlich nur bedingte Geltung, da sich die Pflanzen den natürlichen Verhältnissen entsprechend unter günstigen, wahr- scheinlich aber nicht unter optimalen Bedingungen befanden. Überdies ist zu bedenken, daß Stöße gleicher Intensität einen verschiedenen Effekt hervor- rufen können, je nach der Größe des Flächenstückes, welches getroffen wird. Diese Erscheinung, welche man in Analogie mit dem der Psychologie ent- nommenen Terminus »Extensität der Empfindung« als Reizextensität be- zeichnen kann, wurde bisher unseres Wissens bei pflanzlichen Reizvorgängen 1746 L. und K. Linsbauer, Aus diesen Versuchen geht ferner hervor, daß bei Ü. jacea in gleicher Weise, wie wir es in unserer ersten Mitteilung bereits für ©. americana angaben, ein schwacher Reiz stets nur eine submaximale Reaktion zur Folge hat und keineswegs jeder perzipierte Reiz die volle Bewegungsampli- tude auslöst. Die Summation von Stoßreizen. a) Versuche mit Centaurea-Filamenten. In dem Falle, wo schwache Reize eine submaximale Reaktion auslösen, liegt die Annahme nahe, daß durch Sum- mierung gleich starker Reize ein maximaler Effekt erzielt werden könne. Ebenso könnte unter Umständen eine Be- wegung durch Summierung schwacher Stoßkräfte erzielt werden, von denen jede für sich keine Reaktion verursacht.! Da wir keine Gelegenheit hatten, einen exakt funktio- nierenden Apparat für intermittierende und dabei außerordent- lich schwache Stoßreize zu konstruieren, halfen wir uns in primitiver Weise dadurch, daß wir verschiedene Reitergewichte in möglichst kurzen Intervallen auf die Filamente auffallen ließen; da die Reiter nicht nach jedem Stoß wieder abgehoben werden konnten — das Abheben verursachte auch bei großer Vorsicht meist eine beträchtliche Deformation und Reizung der Filamente —, kam natürlich neben der Wirkung inter- mittierender Stöße auch eine zunehmende Druckwirkung durch das gesteigerte Gewicht der Reiter zu stande. Die nachstehende Tabelle gibt zur Illustration einige Ver- suche wieder, welche mit gut reizbaren Filamenten von C. jacea durchgeführt wurden. niemals eingehender untersucht, obgleich sich voraussichtlich gerade bei mecha- nischer und photischer Reizung interessante Beziehungen zwischen Extensität und Intensität des Reizes ergeben dürften. Wir hoffen gelegentlich eingehender hierüber berichten zu können. 1 Vergl. oben p. 1742. Siehe auch Pfeffer, Bd. II, p. 442. Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 1747 Nummer der nach- einander auffallenden Reitergewichtel Reaktionserfolg Versuch | 3 Reiter IV Ö Versuch 2 Om IV Ö a VI Ö as Ö 1 » IX submaximal Mersuch 3 Du > IV Ö 1 >» VI Ö 1 SEEN submaximal It > IX maximal Versuch 4 Su IV Ö INES VI Ö 1 > a submaximal 1 > IX maximal Versuch 5 Sn > V Ö > VI Ö ea Ö 1 » IX submaximal Aus diesen und andern Versuchen, die hier nicht weiter angeführt seien, ergibt sich zunächst, daß Reiter VII wie gewöhnlich eine submaximale Reaktion verursachte, daß die vorhergehenden Stöße aber, welche für sich keine Reaktion zur Folge hatten, auch unwirksam blieben, wenn sie mehrmals hintereinander auffielen. Es wäre jedoch verfrüht, aus diesen Versuchen allein auf die Unmöglichkeit einer Summierung von Stoßreizen zu sehließben. Es lag vor allem die Möglichkeit vor, daß die schwachen Stöße überhaupt nicht perzipiert wurden, d.h. keinerlei Veränderung in der reizbaren Struktur hervortriefen, wodurch natürlich die Möglichkeit einer Summierung aus- geschlossen ist. Es könnte auch die Relaxionszeit? kürzer sein als das Intervall zwischen zwei Stößen, wodurch natürlich gleichfalls eine Summation verhindert wird. 1 5 bis 6 Stöße erforderten einen Zeitraum von etwa !/, Minute. 2 Siehe Fitting, Jahrb. für wiss. Bot., Bd. 41 (1905), p. 334. 1748 L. und K. Linsbauer, Wir untersuchten daher die Wirkung intermittierender Stöße, von denen jeder für sich einen submaximalen Effekt auslöste. Es ergab sich aber auch hier, abgesehen von ver- einzelten Ausnahmen, die sich aus der primitiven Methode hinreichend erklären, daß eine durch einen schwachen Stoß erzielte submaximale Reaktion weder durch schwächere noch durch eine Anzahl gleich starker Stöße gesteigert werden kann. Man könnte einwenden, daß nur durch den mit jedem Stoß zunehmenden statischen Druck die Empfindlichkeit für Stoß herabgesetzt wird und infolgedessen eine Reaktions- steigerung durch intermittierende gleiche Stöße unterbleibt. Wir gelangen aber auch durch andere Versuche, gegen welche dieser Einwand entfällt, zu demselben Ergebnisse. Reizt man ein Filament schwach mit einer Borste, so daß nur eine gering- fügige, unter dem Mikroskop aber deutliche Reaktion auftritt, so ist durch annähernd gleich starke, auch schnell hinter- einander erfolgende Stöße eine Steigerung der Reaktion nicht erzielbar, die auf jeden etwas heftigeren Stoß sofort eintritt. Alle diese Versuche machen es mindestens wahrschein- lich, daß eine Summierung intermittierender Stoßreize bei Centaurea-Filamenten nicht möglich ist oder anders ausgedrückt, daß jeder Stoß das getroffene Filament vorübergehend für schwächere oder gleich starke Stöße inaktiviert, ohne die Empfindlichkeit voll- ständig aufzuheben. | b) Versuche mit Mimosa pudica. Wenn es richtig ist, daß bei Centaurea-Filamenten eine Summation von Stoßreizen zu keiner Steigerung der Reaktion führt, so war zu erwarten, daß auch bei andern seismonasti- schen Pflanzenorganen sich ein ähnliches Verhalten konstatieren ließe. Wir wählten zu diesen Versuchen Mimosa pndica, mit welcher sich viel leichter und sicherer als mit Centaurea- Filamenten experimentieren ließ. Es standen uns eine Reihe schöner Exemplare in der Wiener biologischen Versuchs- anstalt zur Verfügung, in deren Gewächshaus auch die Reizbarkeit der Centatırea-Filamente. 1749 erforderlichen Experimente durchgeführt wurden. Der Leitung der Versuchsanstalt sei hiemit für das stets bewiesene Ent- gegenkommen unser aufrichtiger Dank ausgesprochen. Die Experimente wurden im Gewächshause bei einer Temperatur von 19° C. durchgeführt, so daß die Reizbarkeit in erwünschter Weise etwas herabgesetzt war. Immerhin war die Reizbarkeit hinreichend groß, daß jeder ein Blättchen treffende Stoß, sofern er perzipiert wurde, »explosionsartig die volle Bewegungsamplitude« (Pfeffer!) auslöste. Reizt man nun ein Blättchenpaar durch einen Stoß so stark, daß nur dieses allein in die Reizlage übergeht, und schneidet man sodann unter Vermeidung von Erschütterung eines der ge- reizten Blättchen an, so erfolgt augenblicklich ein Zusammen- schlagen der konsekutiven Blättchenpaare, also eine Weiter- leitung der offenbar durch die Verletzung gesteigerten Erregung. Werden durch den anfänglichen Stoß mehrere Blättchenpaare gereizt, so schreitet nichtsdestoweniger nach dem Anschneiden eines in der Reizlage befindlichen Blättchens die Reaktion fort. Durch eine Steigerung des Wundreizes, welche man leicht dadurch erzielen kann, daß man nacheinander den Medianus, das ganze Blättchen und schließlich den sekundären Blattstiel durchschneidet, kann man mit Sicherheit ein Weiterleiten der Erregung erzielen. Aus derartigen Versuchen ergibt sich, daß die Blättchen von Mimosa pudica, gleichgültig ob sie durch Stoß oder Ver- letzung gereizt wurden, auch in der Reizlage ihre Sensibilität — wenigstens für hinreichend starke Wundreize — nicht 1 L.c., p. 442. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß es nur an der technischen Unmöglichkeit, Stoßreize in entsprechender Weise abzustufen, liegt, daß wir submaximale Reaktionen bei hochempfindlichen Mimosen nicht erzielen können. Für diese Anschauung spricht nicht allein der Eintritt submaximaler Reizeffekte bei herabgesetzter Sensibilität, sondern auch das nach Maßgabe der Stoßkraft verschieden weite Fortleiten der Erregung, das auch an hochempfind- lichen Pflanzen zu beobachten ist. Zudem kann man nicht selten beobachten, daß sich Blättchenpaare (auch Endblättchen), welche indirekt (also durch eine zugeleitete Erregung) affiziert werden, nur unvollkommen erheben, also sub- maximal reagieren, während sie erst bei erneuter und entsprechend kräftigerer (primärer oder sekundärer) Erregung ihre maximale Bewegungsamplitude er- reichen. 1750 L. und K. Linsbauer, verloren haben. Der von Pfeffer! ausgesprochene Satz, »in den Gelenken von Mimosa pudica hat zudem die Inanspruchnahme durch eine einzelne Auslösung eine transitorische Sistierung der Reizbarkeit zur Folge<, trifit demnach wenigstens in dieser allgemeinen Fassung keineswegs zu. Ob in der maximalen Reizlage befindliche Blättchen ebenso wie für Wundreize auch für Stoßreize sensibel geblieben sind, läßt sich natürlich nicht mit völliger Sicherheit entscheiden, da jeder heftigere Stoß gegen ein in der Reizlage befindliches Blättchen auch eine Erschütterung des ganzen Blattes zur Folge hat, so daß es unentschieden bleibt, ob von einem reagierenden Blättchen der Erschütterungsreiz direkt perzipiert wurde oder ob die Reaktion auf einer vom zunächst betroffenen Blättchen ausgehenden Erregung beruht. Jedenfalls scheint uns aber kein Grund zur Annahme vorzuliegen, daß sich gereizte Blättchen gegenüber Stoß- und Wundreizen verschieden ver- halten, so daß es zumindestens im höchsten Maße wahrschein- lich: ist, daß sein gereiztes- Blättchen Tüs sSEoBz IE ebenso wie für Wundreize sensibel geblieben ist. Wir glauben demnach annehmen zu dürfen, daß ein ein- zelner Reizanstoß höchstens eine mehr oder minder weit- gehende periodische Herabsetzung der Sensibilität, Keines- wegs aber ihre Sistierung veranlaßt. Daß natürlich ein Reiz auch so heftig sein kann, daß die Herabsetzung der Empfindlichkeit tatsächlich einer totalen Sistierung gleichkommt, soll damit nicht geleugnet werden, doch würde es sich hier nur um den speziellen Fall extremer Reizung handeln. | Da also durch eine einzelne Auslösung die Sensibilität nicht völlig sistiert wird, ist gleichzeitig die Möglichkeit einer Summierung von Einzelreizungen gegeben. Für unsere Versuche erwies sich die eingangs erwähnte Methode der fallenden Wassertropfen am geeignetsten. Da diese von der unbenetzbaren Blattoberfläche sofort abspringen, fällt in diesen Versuchen auch die störende Komplikation durch gesteigerten statischen Druck weg. 1 Pflanzenphysiologie, Bd. II, p. 443. Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 221 Wir führen aus dem Versuchsprotokoll abermals nur einige Beispiele an. Versuch I. Die Tropfen fallen auf die Gelenke der End- blättchen auf. Tropfengewicht = 7°24 mg; Fallhöhe = 21mm; Stoß- emeroie = 0:015 cmg. | Geschwindigkeit: 100 bis 120 Stöße pro Minute. Gesamtzahl der Stöße: 200. Keim Reizeitiekt, NeRslehe2Bropfengewicht "= 7: 22 m2Pallhöher = 21 mm; Stoßenergie = 0:015 cmg. Geschwindigkeit: 150 bis 170 Stöße pro Minute. Die fallenden Tropien treiien auf die Spitze eines der Endblättchen. Zander Stone: — 100. Keim Reizeftekt. b) Die Stöße werden gegen die Mitte des Blättchens ge- siehtets, Durch den ersten Stoß werden Endblättehen und awestolsende Blatipaare gereizt (auf einer Seiteszeiet auch das 10. und 11. Blättchen eine schwache Aufrichtung, während die zwischenliegenden nicht reagierten). | Zahl der Stöße zirka 100. Keine Verstärkung des Effektes. c) Die Stöße erfolgen gegen das Gelenk des Blättchens. Geschwindigkeit: 133 Stöße pro Minute. Diresneaktionsschreiter basıpetal weiter Versuehe 3: BRropiensewicht = 7. 24ms; "BRallheher = 909 mm; Energie des Stoßes = 0°04 cm$. Geschwindigkeit: zirka 100 Stöße pro Minute. Tropfen gegen die Gelenke der Endblättchen gerichtet. Zur demrerstem Stoß Tunt Blattpaaze Sezeizt. 100 Stöße bewirken kein Weiterschreiten der. Re aktion, die bei einem stärkeren Stoß gegen das Endblättchen sofort eintritt, 752 L. und K. Linsbauer, Versuch 4. Tropfengewicht = 7'24 mg; Fallhöhe = 13 mm; Energie des Stoßes = 0'01cmg2. Geschwindigkeit: 120 bis 134 Stöße pro Minute. Tropfen gegen das vierte Blättchenpaar gerichtet. Der erste Stoß bewirkt schwache Reaktion des ge- troffenen Blättchens. 60 Stöße bewirken weder eine Steigerung der Re- aktion noch eine Weiterleitung des Reizes, welche sich nach einem stärkeren Stoße gegen das Blattpaar sofort einstellt. Es ist unnötig, weitere Versuche anzuführen. Es ergibt sich aus ihnen übereinstimmend eine wichtige Analogie im Verhalten der Blättchen von Mimosa und den Centaurea-Fila- menten gegen Stoßreize, die sich darin äußert, daß in beiden Fällen eine Summation von Stoßreizen miehizer-rdtl bar ist. Dieses Verhalten findet wieder seine einfachste Er- klärung in der Annahme, daß jeder Stoß zwar keine völlige Sistierung der Sensibilität des gereizten Organs zur Folge hat, jedoch eine transitorische Unempfindlichkeit für schwächere oder gleich starke Stöße hervorruft. Ob diese Befunde eine auf die genannten seismonasti- schen Organe beschränkte Gültigkeit haben oder ob wir darin eine charakteristische Eigenschaft der Stoßreize zu er- blicken haben, muß auf breiterer Basis angestellten Versuchen zur Entscheidung vorbehalten bleiben.! Es wäre aber möglich, daß sich darauf eine weitere wesentliche Unterscheidung? von 1 Die bisherigen Erfahrungen über Erschütterungsreizungen können nicht ohneweiters herangezogen werden zur Entscheidung der Frage nach der Mög- lichkeit der Summation intermittierender Stoßreize, da eine andauernde Er- schütterung auf das sensible Plasma ganz anders einwirken könnte als inter- mittierend wirkende einseitige Deformationen. Die Angaben über Summation von Stoßwirkungen bei Dionaea von Burdon-Sanderson (Proc. of the R. Soc., 1877, Bd. 25, p. 411) und Macfarlane (Biolog. lectures, 1894, p. 187) bedürfen wohl einer erneuten Nachprüfung. 2 Stoß- und Tastreizbarkeit sind nach Pfeffer (Physiol., II., p. 443) an spezifische Sensibilitäten gebunden, unterscheiden sich daher wesentlich von- einander, wenngleich sich in den Reaktionsverhältnissen kein durchgreifender Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 1.753 Stoß- und Tastreizbarkeit begründen ließe. Wenigstens scheint letztere geradezu an eine Summation von Einzelreizen ge- bunden zu sein. Bedeutung der Staubfadenhaare von Centaurea. Während Haberlandt die Trichome an den Filamenten der Centaurea-Arten als spezifische Sinnesorgane zur Perzep- tion mechanischer Reize auffaßte, wurden wir auf Grund ver- schiedener Versuche zur Annahme gedrängt, daß die genannten Organe lediglich als Stimulatoren fungieren. Haberlandt hat unsere Auffassung in der Neuauflage seiner »Sinnesorgane« einer eingehenden Besprechung gewürdigt und die Möglichkeit zugegeben, daß die genannten Organe bei (. americana als Reizüberträger fungieren, gegen die Beweiskraft unserer Ver- suche an den übrigen untersuchten Centaurea-Arten jedoch einige Einwendungen erhoben und daher seinen früheren Standpunkt aufrecht erhalten. Zunächst schließt Haberlandt aus der gelegentlichen Bemerkung, daß wir infolge bereits vorgeschrittener Jahreszeit unsere Versuche auf wenige Centaurea-Arten beschränkten,! daß wir unsere Experimente zu spät angestellt hätten, so daß die Reizbarkeit der Haare bereits stark herabgesetzt sein konnte. »Derartige Versuche müssen im Sommer, zur normalen Blüte- zeit, vorgenommen werden.« Unsere Versuche wurden aber, wie aus unseren Versuchsprotokollen hervorgeht, Mitte August bie Nlitte September, durchgeführt, eine Periode, welche für C. jacea und rhenana, um welche es sich hauptsächlich handelt — andere Arten wurden nur nebenbei erwähnt — wohl als normale Blütezeit gelten kann.? Die Angabe des Ver- suchsdatums war in der erwähnten Abhandlung weggeblieben, da wir die Bemerkung für hinreichend und maßgebend hielten, Unterschied zeigt. Haberlandt sieht hingegen — gleichfalls unter Berufung auf Pfeffer — keinen prinzipiellen Unterschied zwischen. beiden Arten von Empfindungsvermögen (l. c., p. 181). 1 Damit sollte nur gesagt sein, daß wir nicht mehr Gelegenheit fanden, uns frisches Material anderer Art zu beschaffen. 2 Nach Beck (Flora von Niederösterr., Wien, 1893) währt die Blütezeit von C. jacea von Juli bis September, von C. rhenana von Juni bis in den Herbst. 1754 L. und K. Linsbauer, daß wir uns vor jedem Versuche von der guten Reaktions- fähigkeit der verwendeten Blüten überzeugt hätten. Ein zweiter Einwand leugnet die Berechtigung, aus dem Ausbleiben der Reaktion bei Verbiegung einzelner Trichome diesen die Bedeutung von Sinnesorganen abzusprechen, da möglicherweise erst die Deformation mehrerer Sinneshaare gleichzeitig oder nacheinander eine so starke Reaktion aus- löse, daß sie sich in einer Bewegung dokumentiere. Diese Bemerkung ist nicht unberechtigt; unsere Beweis- führung beschränkte sich jedoch keineswegs auf den bloßen Nachweis, daß beim Verbiegen »einzelner« Haare die Reaktion ausbleibt. Was uns bewog, die Trichome nicht als Fühlhaare anzuerkennen, war vielmehr der Nachweis, daß das Verbiegen »einzelner« Trichome (nicht eines einzelnen!) zu keiner Re- aktion führte, solange die Verbiegung auf die Haare beschränkt blieb, jedoch sofort einsetzte, wenn gleichzeitig eine lokale, wenn auch geringfügige Deformation des Staubfadens eintrat. Nichtsdestoweniger prüften wir die Frage neuerdings, da es uns wichtig erscheint, die Funktion der Centaurea-Trichome zweifellos aufzuklären, zumal wir hier in der selten günstigen Lage sind, das physiologische Experiment zur Erkennung von »Sinnesorganen« heranzuziehen, während dieses in den meisten Fällen, wie Haberlandt! mit Recht hervorhebt, als »direktes Erkennungsmittel« versagt. Wir beschränkten uns diesmal auf C. jacea und C. rhenana, wohl die beiden empfindlichsten Arten unserer Flora, welche uns stets frisch zur Verfügung standen. Die Versuche wurden in der zweiten Hälfte des Juli und anfangs August bei ver- schiedenen, aber hauptsächlich bei hohen Sommertempera- turen teils im Freien, teils im Zimmer nach der in unserer ersten Abhandlung mitgeteilten Methode durchgeführt. Die Trichome wurden nun unter dem Mikroskop mit einer Schweinsborste verbogen, und zwar einzeln, der Reihe nach hintereinander, in Gruppen von zwei bis fünf sowie gruppen- weise hintereinander. Bei den spärlich behaarten Filamenten von C. rhenana gelingt es sogar, durch vorsichtiges Hin- 1 ter, ol Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 1755 streichen mit der Borste sämtliche Trichome nacheinander zu verbiegen. Eine Reizreaktion trat aber in allen Fällen wie bei den vorjährigen Versuchen nur dann ein, wenn durch kräftiges Verbiegen der Haare gleichzeitig das Filament ver- bogen oder gezerrt wurde. Da aber eine Reaktion ebenso ein- tritt, wenn das Filament verbogen und gezerrt wird, ohne daß man dabei die Trichome berührt, so können uns die neuen Versuche nur in der Meinung bestärken, daß die Reiz- Benzeption nicht inden Trichomen erfolgt, daß diese also nicht als »Fühlhaare«, wohl aber als Reizüber- Masern in dem oben erwähnten Sinne fungieren. Zusammenfassung der Resultate. 1. Die geringste Stoßenergie, auf welche ein Filament von Centaurea jacea noch reagiert (Reaktionsschwelle), beträgt unter günstigen Umständen 2:08.107* cmg. 2. Die Steilheit des Druckgefälles begünstigt die Reizung der Centaurea-Filamente; die Rolle der Trichomstimulatoren besteht in diesem und wohl auch andern Fällen wesentlich darin, die Wirkung eines Stoßes in eine lokalisierte Deforma- tion zu verwandeln. 3. Schwache Stoßreize lösen bei Centaurea-Filamenten ebenso wie bei wenig empfindlichen Mimosa-Blättchen nur submaximale Reaktionen aus. Bei einem höheren Grade der Sensibilität äußert sich bei Mimosa pudica die submaximale Reaktion infolge einer schwachen Reizung in einer Weiter- leitung der Erregung auf eine beschränkte Anzahl kon- sekutiver Blättchen. 4. Die Blättchen von Mimosa pudica haben auch in der maximalen Reizlage ihre Empfindlichkeit für Wundreize, wahr- scheinlich auch für Stoßreize nicht verloren. Durch einmalige Inanspruchnahme wird die Sensibilität demnach nicht »perio- disch sistiert« (Pfeffer), sondern nur vorübergehend herab- gesetzt. Sitzb. d. mathem,-naturw. Kl.; CXV. Bd., Abt, I. 118 1756 L.undK. Linsbauer, Reizbarkeit der Centaurea-Filamente. 5. Weder bei Centaurea-Filamenten noch Mimosa-Blätt- chen gelang es, den Reizeffekt durch Summierung inter- mittierender Stoßreize zu erhöhen. Diese Tatsache erklärt sich am einfachsten unter der Annahme, daß jeder Stoßreiz die Sensibilität für einen nachfolgenden schwächeren oder gleich starken (nicht aber für einen stärkeren) Stoß vorübergehend aufhebt. u N en =] Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen in den Deltagebieten des Großen und Kleinen Mäanders von Dr. A. Grund (Wien). (Vorgelegt in der Sitzung am 6. Dezember 1906.) Durch die Bewilligung einer neuerlichen Subvention aus den Mitteln der Boue-Stiftung seitens der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien war es mir ermöglicht, die im Vorjahre in Angriff genommene physiogeographische Uhnter- suchung des Deltagebietes des Kleinen Mäanders fortzuführen! und zugleich auch meine Untersuchungen auf das Delta des Großen Mäanders auszudehnen. Ich erfreute mich bei diesen Arbeiten der Gastfreundschaft des österreichischen archäo- logischen Institutes und der königlichen Museen zu Berlin in deren Ausgrabungshäusern in Ajasoluk, Akköj und Kelebesch, wofür hier mein Dank gesagt sei. Leider standen mir infolge privater Gründe heuer nur drei Wochen des September zur Verfügung. Die Arbeiten in Ajasoluk galten vor allem der weiteren Untersuchung der Talgehänge. Die im Vorjahre festgestellte Dreiteilung der anstehenden Gesteine in Bülbülmarmor, Schiefer und Hejbelikalk erwies sich auch weiterhin als zutreffend. In der nördlichen Um- gebung des Alaman Gjöl erfährt diese Schichtfolge noch eine 1 Siehe Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im Deltagebiete des Kleinen Mäanders bei Ajasoluk (Ephesus), von A. Grund, diese Sitzungsberichte, Bd. CXV, Abt. I, Februar 1906. Ich verweise auf die daselbst veröffentlichte Karte. 118* 1758 Ar Grund, Bereicherung durch ein sehr saures Eruptivgestein, das den Bülbülmarmor durchbricht und im Kontakt verändert, dagegen vom Hejbelikalk überlagert wird. Südlich der Mündung des Kleinen Mäanders ergab sich beim Pamudschak das Auftreten von mächtigen Linsen von Bülbülmarmor im Tonglimmer- schiefer, welche die bereits im Vorjahre geäußerte Meinung bestätigen, daß die Bülbülmarmore und die Schiefer nicht scharf voneinander getrennte Horizonte sind, sondern vielmehr durch Wechsellagerung ineinander übergehen. | Die Untersuchung des Pamudschak und des Hinterlandes des Bülbüldagh brachte insofern eine Berichtigung, daß die Mulde von Hejbelikalk, die in einzelnen Fetzen vom Pamu- dschak bis zum Tale des Dervent Dere hinüberreicht, doch nur räumlich beschränkt ist und daß auch hier Bülbülmarmor und Schiefer vorherrschen. Neben dieser Untersuchung der Talgehänge wurden die Aufnahme der Altwässer des Kleinen Mäanders und die Unter- suchung des Dünenstreifens südlich der Mündung dieses Flusses vollendet. Letztere ergab, daß die stattliche Entwicklung von Strand- wällen und Dünen, die man nördlich der Flußmündung antrifft, hier aufhört. Nur ein ganz schwächlicher niedriger Strandwall bildet die heutige Küste, die ganz offenkundig junger Ent- stehung ist, jünger als der jüngste Dünenstrand (D,) nördlich der Flußmündung. Das Sumpfland zwischen dem Vorgebirge Otusbir und dem Pamudschak ist jedenfalls der jüngste Land- gewinn dieser Küste. Die durch Flugsandbildung nördlich der Flußmündung als längere Stillstände der mittelalterlichen und neuzeitlichen Küstenentwicklung bezeichneten Dünenzüge D, und D, knüpfen an ein kleines Felsenriff an der Westseite des Pamudschak an. Zur Zeit der römischen Moloanlage in der Flußmündung bildete die Westseite des Pamudschak eine wild unterwaschene Steilküste, denn der Dünenzug D, des Molo war an einer kleinen Insel von Tonschiefer aufgehängt, die dem Molo gegen- über liegt und welche mit einem Sporn nach Westen vor- springt, wodurch die Anlage eines Molos auf der linken Seite der Flußmündung entbehrlich war; nur Reste einer Kaimauer Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1739 fanden sich hier. Diese schwächliche niedrige Entwicklung der Strandwälle, verglichen mit der stattlichen Höhe derselben nördlich der Flußmündung, beweist, daß der Kleine Mäander mit seiner Schuttführung die Strandwalibildung verstärkt, indem die Küstenströmung den Schutt nach Norden verschleppt. Des- halb ist hier die stattliche Entfaltung der Strandwälle, während südlich der Flußmündung nur Material abgelagert wird, das durch die Brandung am Vorgebirge Otusbir gewonnen wird. Aber die ganze Küstenentwicklung der Flachküste zwischen den Vorgebirgen Otusbir und Indschirli ist doch die einer rein marin geschaffenen Ausgleichsküste. Die Küstenlinie bildet einen flachen, gegen das Land kon- vexen Bogen, der nur an der Flußmündung eine ganz flache konkave Störung aufweist. Die Küstenströmung des Meeres läßt hier das Flußdelta nicht vorrücken, sondern lagert die Flußalluvionen in Gestalt von Strandwällen um. So ist die Küstenlinie der für das Mündungsgebiet eines schwachen Flusses bezeichnende Ausgleichsbogen zwischen zwei Lliff- vorgebirgen. | | Für die Frage, wie weit das Meer je in das. versenkte Flußtal hineingereicht haben kann, wurde bisher kein weiteres marines. Sandvorkommnis gefunden, wohl ließen sich aber marine Cliffs bis in die Gegend von Ketshi Kale talaufwärts verfolgen. Die Versenkung des Tales muß früher noch beträcht- licher gewesen sein als heute, denn auf der Ostseite des Arabdschi fand sich, bis 7 m über den Meeresspiegel empor- reichend, eine marine Ablagerung voll rezenter Gastropoden und Bivalven. Für einen früher höheren Stand des Meeres Sprechen auch die 30 und 80 m hohen Terrassen beiderseits des Mündungsgebietes. 34 Um die Frage nach der Herkunft des Salzgehaltes des Grundwassers zu lösen, wurden alle erreichbaren Gewässer zwischen Ajasoluk und dem Meere untersucht, und zwar tun- lichst an. einem Tage (13. September bis auf einige Nachträge am 16. September). Bei der Überfuhr über den Kleinen Mäander (173 km. vom Meere) fand sich unter dem Süßwasser an der Flußsohle stark brackisches Wasser; beim Kuru Tepe (6 km vom Meere) fand sich dagegen im Flusse auch auf dem Boden 1760 A. Grund, nur mehr süßes Wasser. Gleichwohl besitzt die Quelle beim Kuru Tepe noch einen schwachen Salzgehalt, ebenso die Quelle auf der Nordseite des Hafens von Ephesus. Auch das Grundwasser der Ausgrabungen von Ephesus ist schwach salzig, ebenso die Wasserlache des Artemisions. Dagegen besitzt der Kanal der Arkadiusstraße, der sein Wasser anscheinend vom Panajir Dagh empfängt, süßes Wasser; ebenso der ehemalige Hafen von Ephesus auf seiner Ostseite. Der Ausfluß des Hafens ist jedoch schwach salzig und sein Salz- gehalt steigert sich bis zur Einmündung des Abflußkanals in den Kleinen Mäander. Die Ursache dieser Erscheinung ist jedenfalls, daß aus der Ebene salziges Grundwasser in den Abflußkanal austritt. Während somit der Kleine Mäander beim Kuru Tepe süßes Wasser führt und ein Vordringen des Meer- wassers an der Flußsohle nicht weit aufwärts nachweisbar ist, ist im Raume zwischen Ajasoluk und dem Meere die Alluvial- ebene mit salzigem Grundwasser erfüllt. Dieses kann nicht durch Infiltration vom Flusse herstammen, sondern es tritt vielmehr in den Entwässerungsadern aus und steigert deren Salzgehalt. Der Salzgehalt des Bodens wird so allmählich ausgelaugt; er stammt offenbar daher, daß das Flußdelta ins Meerwasser aufgeschüttet wurde, wodurch Meerwasser im Boden der Auf- schüttungsebene verblieb. Dieser Prozeß der Auslaugung äußert sich auch in der Zunahme des Salzgehaltes gegen das Meer. Die Quelle am Hejbeli Tepe ist viel brackischer als das Grund- wasser um Ephesus. Sehr schön zeigt sich der Auslaugungs- prozeß in den drei Gjöls (Seen) nördlich der Mündung des Kleinen Mäanders. Diese empfangen aus dem Kalk reichlichen Zufluß von Süßwasser. Dieser Grundwasserstrom saugt aber auch seitlich Meerwasser an. Auf der Südseite des Indschirli kommt nämlich eine brackische Quelle hervor, deren hohe Temperatur es schon verriet, daß sie Meerwasser enthält. Der reichliche Zufluß von süßem Wasser bewirkt, daß das Nord- ufer des Alaman Gjöl nur mehr sehr schwach salziges Wasser enthält, während sich der Salzgehalt bis zu der Ausmündung ins Meer bis auf jenen des Meerwassers steigert. Auch der Göbek Kilisse Gjöl hat nur mehr schwach salziges Wasser, Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1761 der Tschakal Boghaz Gjöl ist bereits ausgesüßt. Leider gelang es mir nicht, ein Boot aufzutreiben, um auch die Frage zu lösen, ob nicht in den drei Gjöls am Boden noch Salzwasser vorhanden ist. | Der Untersuchung des Deltas des Großen Mäanders konnte ich vorläufig nur eine sechstägige Orientierung widmen. Im Vergleiche zum Mündungsgebiete des Kleinen Mäanders trifft man hier viel großartigere Verhältnisse, ist doch die Ebene bei Balad (Milet) 12 km breit.! Im’ Norden ist sie von den WSW--ENE streichenden Zügen des Samsun (Mykale) und Gümüsh (Thorax) Dagh begleitet. Auf der Südseite des Tales streichen die Bergzüge von ESE nach WNW gegen das Tal aus und gipfeln in der zackigen Kette des Besh- parmak (Latmos). Westlich von dieser erblickt der von Norden kommende eine gerade ebene Linie, welche den Horizont im Süden begrenzt. Dies ist das Hügelland von Akköj, das sich, wenn man näher kommt, in mehrere Terrassenniveaus auflöst. Es besteht aus aufgerichteten Mergelkalken, die außerordent- lich den Hejbelikalken von Ajasoluk gleichen. Ihre Oberfläche ist in mehreren Terrassen abradiert. Eine genauere Unter- suchung wird erst lehren können, ob es marine Strandterrassen sind. Von der Hauptmasse des Hügellandes von Akköj los- gelöst, bilden einzelne Hügel von Hejbelikalk isolierte Insel- berge in der Mäanderebene. Der bedeutendste derselben ist die Hügelgruppe von Patniotiko, die antike Insel Lade, um welche mehrere Hügel (Arabtepe, Mesartepe u. a.) gelagert sind. Die zweite Hügel- gruppe ist die von Balad (Milet). Sie besteht am linken Mäander- ufer aus den zwei Hügeln Kalehtepe und Humeitepessi, am rechten Ufer aus den Hügeln Böjük und Kütschük Tschak- maklyk. Östlich von Balad liegt noch mitten im Sumpf der lang- gestreckte Hügel Nergistepe. Alle diese Inselberge bestehen aus aufgerichtetem Hejbelikalk. Dieser ist bei Ssakysburnu angelagert an Marmor, der ganz dem Bülbülmarmor gleicht 1 Ich verweise auf die Karte der Umgegend von Milet von Wilski (1:50.000) in Wiegand, Milet, Heft 1. 1762 A. Grund, und das Westufer der Boffu Denis bildet. Trotz dieses Gesteins- wechsels ist auch das Westufer der Boffu Denis (Latmischer Golf) in die Abrasionsebenen des Hügellandes von Akköj ein- bezogen. Auch die Westausläufer des Beshparmak bestehen um Tschirtschin (am Nordwestende der Boffu Denis) und um Ssarykemer am Mäander aus Bülbülmarmor. Auf diesen scheint sich im Norden Tonschiefer aufzulagern, der auch den Insel- berg von Özbashi zusammensetzt. Der Samsun Dagh besteht aus einer gefalteten Schicht- folge von Bülbülmarmor und Tonschiefer. Zwischen Kelebesch (Priene) und Domatia besteht das Gebirgsgehänge aus Bülbül- marmor, hinter welchem ein Streifen eingefalteten Tonschiefers sowohl bei Domatia als bei Kelebesch ausstreicht. Dahinter bildet wieder Bülbülmarmor die Gipfelregion des Samsun Dagh; er streicht bei Gümenes gegen das Mäandertal aus, worauf nördlich davon bis Sokia wieder Tonschiefer mit eingeschalteten Kalkbänken den Bergrücken zusammensetzt, der den Samsun Dagh mit dem Gümüsh Dagh verbindet. Dieser letztere besteht wieder aus Bülbülmarmor. Bei Sokia hat sich, indem die Kammlinie vom Samsun Dagh nach Norden zum Gümüsh Dagh zurückspringt, im ein- springenden Winkel ein Rest von braunkohlenführendem Tertiär erhalten. Sonst fehlt dieses dem unteren Mäandertal, erst von der Einmündung des Derbent Tschai bildet es das Hügelland auf der Nordseite des Mäanders. Dieses auffällige Fehlen des Tertiärs steht in ursächlichem Zusammenhange mit dem Auftreten schöner, mariner Clifferscheinungen, die bis zur Mündung des Derbent Tschai talaufwärts reichen und die beweisen, daß das Meer einst bis dahin gereicht und die Tertiärablagerungen zerstört hat. Die Clifferscheinungen treten besonders schön entwickelt im Bülbülmarmor am Südfuße des Samsun und Gümüsh Dagh auf; im Schiefer sind sie zum großen Teile verwischt, aber gelegentlich auch noch gut erkennbar. So zeigt besonders der Inselberg von Özbashi auf der West- und Nordseite noch gut erkennbare Cliffs, ebenso sind sie am Nordwestende des Beshparmak mehr oder minder gut erhalten. Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1763 Die Nordseite des Hügellandes von Akköj zeigt östlich von Balad keine Strandcliffs; diese setzen erst bei Ssakysburnu ein. Dies hängt damit zusammen, daß der lange Inselhügel des Nergistepe das Hügelland schützte. Die Nordseite des Nergis- tepe zeigt dagegen schöne Llifferscheinungen. Offenbar nahm die Küstenströmung von der Hügelgruppe von Balad den Weg gerade auf den Nergistepe und den Latmischen Golf zu, wo- durch das Hügelland von Akköj im toten Winkel lag. Westlich von Balad und bei der Hügelgruppe von Patniotiko sind die Brandungscliffs am frischesten erhalten, da man hier die am spätesten landfest gewordenen Teile des Deltas vor sich hat. Dieses Ergebnis stimmt vollkommen zu dem beim Delta des Kleinen Mäanders gewonnenen, wo ebenfalls kurz vor der historischen Zeit eine Senkung des Landes das Meer tief in das Land eingreifen ließ. Ebenso wie bei Ephesus am Beginn historischer Nachrichten der Kleine Mäander einen Teil des verlorenen Unterlaufes bereits wieder zurückerobert hatte, ebenso muß dies beim Großen Mäander gewesen sein, denn von Magnesia, das früher nahe der Mündung des Derbent Tschai (Lethäus) in dem Mäander gelegen sein soll, ist keine Nachricht bekannt, daß es je am Meere lag. Während sich nun beim Delta des Kleinen Mäanders mehrere Abschnitte nachweisen ließen, in denen sich das Delta, begünstigt durch die Bildung von Strandwällen und Nehrungen quer über das Tal, abschnittsweise vorschob, gelang es mir im Deltagebiete des Großen Mäanders bisher nicht, solche Abschnitte zu finden. Weder in der Umgebung von Balad noch auf der Nordseite der Hügelgruppe von Patniotiko, weder am Nordwestende des Beshparmak noch auf der Nordwestseite des Inselberges von Özbashi, noch am Südfuße des Samsun Dagh ließ sich ein Ansetzen von Nehrungen nachweisen. Im Gebiete östlich von Balad ließe sich das durch die hohe Auf- schüttung des Talbodens erklären, die alle Nehrungen verhüllt, ist ja derselbe bei Jortan (nahe dem antiken Myus) bereits 1O m hoch aufgeschüttet; aber bei Patniotiko müßten Nehrungen doch erkennbar sein, wenn sie höher als 2 m.gewesen wären. Vielmehr scheint mir hier der Erklärungsgrund zuzutreffen, daß die beträchtliche Breite des versenkten Tales die Möglich- 1764 AnGrund, keit, Nehrungen quer über das Tal zu spannen, ausschloß, bevor nicht das Delta des Flusses unmittelbar herangerückt war, worauf es dann nur zur Bildung. niedriger Strandwälle kam, die beim Vorschreiten des Deltas rasch wieder verwischt wurden. Es dürften daher nur entlang des Südufers des Meeres- solfes niedrige Strandwälle entstanden sein. So wurden die zwei Hügel Kalehtepe und Humeitepessi wahrscheinlich durch Nehrungen mit dem Hügelland von Akköj verbunden und bildeten so die Halbinsel, auf welcher Milet erbaut wurde. Von hier kann möglicherweise eine niedrige Nehrung die Hügel von Milet mit dem Nergistepe und dem Südufer der Boffu Denis verbunden haben. Nachweisen ließ sich dies jedoch nicht. Gegenwärtig spaltet sich der Mäander unterhalb Sokia in zwei Arme. Der nördliche, der Alte Mäander (Eski Mendere),! liegt im Sommer trocken, nur stellenweise fließt dann in seinem Bett das Wasser der Quellen und Bäche, die vom Samsun Dagh herabkommen, um bald von der Sonne und dem Boden auf- gesogen zu werden. | Jenseits der Stätte des alten Priene wendet sich dieser Arm, der bisher dem Samsun Dagh entlang geflossen war, nach Süden und erreicht zwischen Balad und Patniotiko den Südarm. Dieser fließt auch im Sommer, und zwar nahe dem Südgehänge des Tales entlang vor der Boffu Denis vorbei und hinter den Inselbergen. Er schiebt sich zwischen zwei selbst- geschaffenen Dämmen weit ins Meer hinaus und erst am Ende der Dämme erfaßt die von Süd nach Nord gerichtete Küsten- strömung den Schlamm und Sand und lagert ihn zu einem niedrigen Strandwall ab, der in einer schön geschwungenen Linie an den Samsun Dagh bei Spilia anschließt. Das Vor- schieben des Deltas erfolgt so rasch, daß die Nehrung, die vom Westufer des Hügellandes von Akköj gegen das Delta zu auf- geworfen wird und die Lagune Taliani tu Kabaet abschnürt, bereits um 2 km hinter der Flußmündung zurückgeblieben ist, wodurch das Delta eine einseitige Gestalt erhält. Ist die Aus- gleichküste im Mündungsgebiete des Kleinen Mäanders .bei Ajasoluk das Werk des Meeres, das die Ablagerungen eines 1 Wiegand-Schrader, Priene, p. 8. Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1265 schwachen Flusses umlagert und die Küstenlinie stabil erhält, so besitzt der Große Mäander ein aktiv sich ins Meer vor- schiebendes Delta, das dem Meer erfolgreich entgegenarbeitet. Die starke Wassermenge, Strömung und Schuttführung des Großen Mäanders bewirken, daß es nicht zur stabilen Ent- wicklung hoher Strandwälle wie bei Ajasoluk kommt, sondern daß sich ein niedriger Strandwall vor den anderen legt und der Fluß so stetig immer neue Flächen dem Meer entreißt. Dieser Vorgang vollzog sich gewiß auch bereits, als das Delta noch im Flußtale stak. Deshalb fehlen hier die markierten Abschnitte in der Deltaentwicklung. Der Schutt des im Sommer trocken liegenden Eski Mendere wird zu Flugsanddünen umgelagert. Sie begleiten den Nord- arm und erreichen stellenweise beträchtliche Höhen, sind aber stets nur an den Flußarm geknüpft und entfernen sich nicht weit von ihm, da die Vegetation dies verhindert. Auch die frischen Ablagerungen des Südarmes, welche bei Hochwasser abgesetzt werden, unterliegen im Sommer gelegentlich einer äolischen Umlagerung. Der Nordarm wird vom Südfuße des Samsun Dagh durch die großen Schuttkegel ferngehalten, welche die Bäche des Gebirges, die von dem Tonschiefer herabkommen, in die Ebene schütten. Zwischen den riesigen Schuttkegeln, die scharf begrenzt der Mäanderalluvialebene aufgesetzt sind, liegen am Gebirgsfuße Sümpfe, welche durch Quellen aus dem Bülbül- marmor bewässert werden. So sind diese Sümpfe durch die toten Winkel der Schuttkegel hervorgerufen. Westlich vom alten Priene beginnt dann zusammenhängendes Sumpfland, das in die Karinalagune übergeht. Hier im nordwestlichen Teile des Deltas sind eben noch nicht vollständig verlandete Partien. Gegen diese richtet sich gegenwärtig die verlandende Tätigkeit des Mäanders bei Hoch- wasser. Nördlich der Hügelgruppe von Patniotika ziehen mehrere Abflußrinnen vom Nordarm gegen die Karina. Auch der Südarm bricht bei Hochwasser zwischen Özbashi und Ssarykemer an mehreren Stellen nach NW aus, wie trocken- liegende Abflußrinnen beweisen. So sieht man am Flusse gegen- wärtig die Tendenz, nach NW zurückzukehren. Dies hängt 1766 A. Grund, damit zusammen, daß die südliche Talseite bereits höher auf- geschüttet ist. Bei Ssarykemer liegt die Ebene um 4 m höher als bei Kelebesh.! Die Abdämmung der Boffu Denis kommt nur dadurch zu stande, daß sich die Alluvialfläche, welche den Südarm begleitet, vor den Latmischen Golf legt. Eine vorhergegangene Abdämmung des ehemaligen Golfes durch Nehrungen ist nicht nachweisbar. Diese Abdämmung staut das Wasser der Boffu Denis fast auf IO m empor, es kann erst am Südrand des Schuttkegels, den der Südarm vor die Boffu Denis legte, in der dünnen Wasserader des Awlaki zum Mäander abfließen.. Der See besitzt noch schwachen Salzgehalt. Die Alluvialfläche, welche zwischen Ssarykemer und Balad den Südarm'’ begleitet, ist jedoch noch sehr schmal, sie geht gegen den Nergistepe in einen großen Sumpf über, der bei Balad zum Mäander ent- wässert. Dies scheint anzuzeigen, daß der Mäander erst spät diesen Weg gewählt hat und daß die Alluvialebene zwischen Ssarykemer und Balad ein erst jugendlich verlandeter Teil des Latmischen Golfes ist, der sich früher bis Balad erstreckt haben dürfte. ? | Dies steht in Einklang mit einer Beobachtung, die Herr Regierungsbaumeister Knackfuß bei den Ausgrabungen in Milet machte,?® daß nämlich mittelalterliche Hans südlich vom Theater von Milet an Stellen stehen, die heute vom Mäander- hochwasser erreicht werden, und daß sie zum Teil bereits vom Mäanderalluvium verschüttet sind. Tatsächlich ist der nördliche Teil von Milet, soweit er nicht auf den Hügeln Kalehtepe und Humeitepessi liegt, vom Mäanderalluvium bedeckt, während der südliche Teil vom Gehängeschutt des Hügellandes von Akköj verhüllt ist. Balad hatte somit erst nach dem Mittelalter unter dem Mäanderhochwasser zu leiden. Deshalb‘. ist die 1 Die Ebene bei Priene ist 6m hoch (Wiegand-Schrader, Priene, p. 16), bei Ssarykemer nahezu 10 m (Karte der Umgegend von Milet von Wilski). 2 538 n. Chr. war Milet auf der Ostseite gewiß noch durch Wasser geschützt, denn bei der Neubefestigung blieb die Ostseite von Milet ohne Mauerschutz. (Wiegand, IV, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Milet. Archäol. Anzeiger, 1906, 1, p. 22.) ' 3 Nach mündlichen Mitteilungen. Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1767 Ortschaft, die, wie die Moschee Bajesid I. aus dem 16. Jahr- hundert! beweist, noch zu Beginn der Neuzeit in den tieferen Teilen bewohnbar war, immer mehr auf den heutigen Hügel, auf dem sie liegt, eingeschrumpft. Bereits im Mittelalter muß aber der Eski Mendere nicht mehr der tätige Flußarm gewesen sein, denn bereits Urkunden des Klosters Patmos sprechen im 13. Jahrhundert vom Alten Mäander.? Damals war somit der südliche Flußarm bereits tätig, aber er hatte offenbar das Stück zwischen Ssarykemer und Balad noch nicht verlandet. Der Latmische Golf stand noch zu Ende des Mittelalters durch eine schiffbare Flußrinne mit dem Meere in Verbindung. ? Wie und wann der Latmische Golf vom Meere abgetrennt wurde, läßt sich nur vermutungsweise feststellen. Die von Wiegand vertretene Anschauung, daß der Nordarm dies be- wirkt habe, und die versuchte Dekonstruktion der Küstenlinie nach den Angaben Strabo’s hat viel für sich* — besonders der Vergleich mit Smyrna ist sehr überzeugend — wenn die Stelle bei Strabo, daß der Mäander zwischen Milet und Priene mündet, wirklich wörtlich zu nehmen ist, was zuzutreffen scheint angesichts der Angabe, daß Priene damals 40 Stadien (61/, km) vom Meere abliege, während Myus, das viel weiter östlich lag, nur 30 Stadien von der Mäandermündung entfernt war.® Man erhält dadurch eine asy mmetrische Küstenlinie zu Gunsten des Nordarmes als damals tätigen Flußarmes. Die Tatsache, daß unter Trajan das Niveau des Straßenpilasters in Milet bereits gehoben werden mußte,® spricht dafür, daß das Delta des Nordarms damals den Kanal zwischen der Insel Lade und Milet erreicht haben dürfte, wodurch der Spiegel des Latmischen Golfs zu einer Binnenlagune aufgestaut wurde. 1 Archäol. Anzeiger, 1901, IV, Wiegand, Ausgrabungen zu Milet, P:192: : 2 Tomaschek, Zur historischen Geographie von Kleinasien im Mittel- alter. Diese Sitzungsber., 124. Bd., 1891, p. 36. 3 Ebenda, p. 36. * Wiegand-Schrader, Priene, p. 9 und 10. 5 Ebenda, p.9 und 16. 6 Wiegand, Zweiter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen zu Milet, Archäol. Jahrb., 1902, XVIII, 4, p. 2. 1768 A. Grund, Derselbe Umstand zwang zur Hebung der Löwen, welche den Eingang des Hafens von Milet bewachten, über ihre antiken Postamente.* Auch byzantinische Einbauten beweisen in der Umgebung des Hafens die Hebung des Hafenspiegels. Berück- sichtigt man aber die absolute Höhe der antiken Hafenbauten und der Straßen um den Hafen, so sind sie sämtlich über dem Meeresspiegel gelegen, führen also zu dem nämlichen Ergebnis wie die Hafenbauten bei Ephesus, daß eine Senkung des Landes in historischer Zeit nicht nachweisbar ist. Wenn obige Annahme über die Art und Weise der Ab- dämmung des Boffu Denis richtig ist, müßte der Nordarm im Altertum der tätige Hauptarm sein, während der periodisch tätige Südarm im Rückstande blieb; hiefür spricht die Angabe Strabo’s, daß das Delta im Süden nur 30 Stadien (zirka 5 km) über Myus hinaus vorgeschoben sei und Myus noch mit flach- gehenden Ruderbooten durch schlammige Gewässer erreichbar sei,” während die Mündung des Mäanders zwischen Milet und Priene lag. Myus war früher am Meere gelegen und hatte 500 v. Chr. in seinem Hafen Platz für 200 Trieren.?” Noch heute verrät der See von To Asap bei Myus die alte Meeres- bedeckung. Zur Zeit des Pausanias waren die Bewohner von Myus bereits nach Milet übersiedelt.* Im Laufe des Mittelalters übernahm nun der Südarm die Rolle des tätigen Mäander- armes; offenbar war das Delta des Nordarmes höher auf- geschüttet als das des Südarmes, weshalb der Fluß seine Tätigkeit nach Süden verlegte,? wie er heute wieder nach Nordwest zurückstrebt. Der Südarm baute sein Delta in den Latmischen Golf und verschüttete dessen westlichen Teil. So bildeten sich im Mittelalter die heutigen Verhältnisse aus. 1 Nach mündlichen Mitteilungen von Herrn Regierungsbaumeister Knackfuß. 2 Wiegand-Schrader, Priene, p, 9. Die nur teilweise mit Nehrungen abgesperrte Lagune Taliani tu Kabaöt SE von der heutigen Mäandermündung dürfte erläutern, wie es damals in der Umgebung von Myus aussah. 3 Wiegand-Schrader, Priene, p. 9. 4 Ebenda, p. 9. 5 Ich kann daher der Ansicht von Wiegand nicht beipflichten, daß der Lokia Tschai den Mäander nach Süden abgelenkt hat (Wiegand-Schrader, Briene, P.8). Untersuchungen der Deltagebiete des Mäanders. 1769 Bereits die ältesten Portulane des 14. Jahrhunderts verzeichnen die Insel Lade nicht mehr, sie verzeichnen die Flußmündung westlich von Balad und dieses selbst ist nur durch Fluß- schiffahrt oder durch eine seichte Anlegestelle Skala (wahr- scheinlich die Bucht Tschamurtaliani!) erreichbar.? 1 Nach der Schilderung des Pirereis. Wigand-Schrader, Priene, P- 88. 2 Tomaschek, diese Sitzungsber., 124. Bd., 1891, p. 26, und Wiegand, Ausgrabungen zu Milet, Archäol. Anzeiger, 1901, IV, p. 191. nr Me: .0.D eubirihl are neun - Y by < Sg 2 EN - r k 2 2 Bar Beraten di nf ash; ansioBrok steräatl | uk RE lady DER ‚adaro: Joker Ber... rn une Indineieigeihubmn bh ; = rfisw) sine alleläsgeihA Blase ans Samba s h et adderte Musi Numeee e E ’ et PURE © Baingi yr ists tiTesh Zunst 287 . CHR AGE Bi DRRBUR: vEar Sr A bares I 1.084 M.. KURL. Bi: ES der, PET un x = RE A Vi „sort NEST N 19 SOHLE ale NT 2 =. SE re re SO, Pr, px a har 5 Trek IE Kama BL ER 3 ii Br ER RR: t Umgebua BR EA 1 Beck v. Mannagetta G., Die Umkehrung der Pflanzenregionen in den Dolinen des Karstes. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 3—20. Pflanzenregionen, Umkehrung derselben in den Dolinen des Karstes. Beck v. Mannagetta G., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 3—20 | Dolinen des Karstes, Umkehrung der Pflanzenregionen in denselben. Beck v. Mannagetta G. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 3—20. Lorenz L., v., Gazella Salmi n. sp. Sitz. Ber. der Wiener Akad.,I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 21—23. Gazella Salmi n. sp. — Kerenz L. vw, Sitz. Ber. der Wiener Akad,, I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 21—25. Afrika, Faschoda, Gazella Salmi n. sp. Lorenz L,,v., Sitz. Ber. der. Wiener: Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 21—25. Nil, Weißer, Faschoda, Gazella Salmi n. sp. LorenzL,., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 21—25. Richter O., Zur Physiologie der Diatomeen. 1. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 27—119. Diatomeen, Zur Physiologie der —. 1. Richter O., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 27—119. Physiologie der Diatomeen. 1. Richter O., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 27—119. Abt. I, Jänner. nsnilod nob ni nonoigsınasaeNd 1sb gaırdsimU sid „oO sttousansM .v H0osd ‚estersil ab 08-8 .q (8001) att.bE „dA .T „baılA 1onsiW 1ob .1sd.siie ‚estersl aab nonilod neb ni nadlaaıab sauıdsesmÜu ‚nenoigsınasnsRd ‚dA .I „bsYA 1ansiW 1ob .ısd ‚sii@ „oO silsgsansM .v d5sd z 08—8 .q ‚(80@1) E11 .bä ‚nodisensb ni nsnoigsrnssnsd 1b guinderlmÜ ‚estersi a9b nonilod ‚dA .I „bsaA 1snsiW eb .ısd ‚tie „Q sttogsnasM .v dosd .08—& .q „(8081) alt .bd ‚ga .n tin allssnd «V end snsıo.l "- ,88—18 .q „(8081) @ll.bd .IdA .I..bsalA 19nsiW ısb .ısd .stie — .g2 .n imis® sllossQ ‚(8oet) sit .bä „IdA.I „bsAA 19nsiW eb .1ı9d .siie „V..J sn910.J .ss—IS.g- ‚ge .n imind nlisshnD „sboroasl ‚samA Ei ‚@0et) li .bä .tdA .I .bsaA 1onsiW 1b ı9d .stid „v..J] sasıolJ | .sS—I8.q ge a mind allssnd ‚sborlsas’l ‚sdisW IM ‚(soer) aiı.bä .sdA.I „bsdA ıonsiW 1ob 134 .ıtie .„v „lsasıoT- .es—I8.gq | .nsomotsid ab sigoloieydI ıuX „O 1sidoifl ‚eit—T8 .q (9001) öll.bd .IdA.I „bailA 19naiW ı1ab .ı9d .atie 1.— 9b sigoloieyd4 ıuS ‚nsomossid ‚(avel) atı .bä „dA. ubsılA 9nsiW sb .ı9d „tie „O 1sidaifl ‚eli—\S.q I .nssmotsidl 19b sizoloieydd ‚(0el) Slt.bd „IdA .I „bedA 1onsiW 15b .ısd .siie „O 193daıd ‚eIl—T8.gqg „onnet ‚I.tdA SE u Be nn Pu Klaptocz B., Ergebnisse der zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werner’s in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 121—144. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax. Ergebnisse der zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werner’s in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Klaptocz B., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 121—144. Ägyptischer Sudan und Nord-Uganda, Ergebnisse der zoologischen For- schungsreise Dr. Franz Werner’s. Cestoden aus Fischen, aus Varanus und Hyrax. KlaptoczB., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 121— 144. Zikes H., Über geotaktische Bewegungen des Bacterium Zopfüi. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 145 — 156. Bacterium Zopfii, dessen geotaktische Bewegungen. Zikes H., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 145—156. Geotaktische Bewegungen bei Bacterium Zopfit. Zikes H., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 145— 156. 2 1onısW sasıl U seistegaudoeroN nerlaeigoloos,1ob seeindsgid „.AsaotgsiN ‚nadoeil eus nsbotes) ‚sbrisgU- bıoM dosm bau mebue norbeitqys& neb-ni | Ä e SONY brav zunana\V aus sl IST .q ‚(8081) all .bä dA 1 „DEAA 19nsiW sb .ısd .stie nonoigsınasneltdl nadasigoloos ob a PR bau PIERRE eus ‚ascdoeil aus m9bot2esd dosn bruu asbue nscdoeiigyg& neb ni aısnıaW sasıl (1 aeistegnudderod ‚sbnsgU-brioM ‚„V0el) sIl.bA „IdA.I „beHA 1onsiW 1eb ‚sd .stie „I nooigslN rag a a »oelren bel ı0oM neroeigoloos 19b seeindsgı] ‚sbnusgU-bıoVM bau nsbua TsdoeiiqygÄ zunnın\ us ‚nodoeil aus nsbotes) .euanısW sasıl at seisıe ba &Ubn sasro.l BON: ‚(80e1) Git.ba dA .T „badA TansiW 9b sd ‚sie ‚dsooigel AeI—I8l.q mia silaxen) >1V J AÄSOS RER E esb nognugowsd Me 1sdÜ \“H 208 .I6I—G#I.q ‚(90@l) cl1.bä „IdA.I ..bedA 1sasiW ısb .19d ‚tie BOETK ‚int ; | ‚nsenugswsd BER nseesb ‚ifgoN muinstosd ‚(80er) All .bd „IdA .I „bsdA 1ensiW 19b sd .iie „H asdit A ‚Bal—abl .gq inaa : ‚ine os. wainstand jod Rogaıgowsd Anac .(90el) all .ba .„IdA .I „bsA 1oneiW ısb .ısd .id .„H PEPERN sera - I u „O weaeh ı ,BNE Ladk os, Kristallographie, Botanik Physio- | logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, GEB“ logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung Ila. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der > Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. | IIb. Die ne aus dem Gebiete der = Chemie. | F abrerlung Il. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der ‚(eueodgA) AuloesiA iod — A ob orn ölt..b, Mn U „bada an söi Ajasoluk, Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im Deltagebiet des Kleinen Mäander bei — (Ephesus). Grund A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 241—262. Ephesus, Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen im Deltagebiet des Kleinen Mäander bei Ajasoluk (Ephesus). Grund A., Sitz. Ber. der‘Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115. (1906), p. 241—262. m: PER: vos iv ‚as Be auh nogaudouzrstal) oroeilgengosseiece nadii, Idaisd 19 ah Br j ‚(eueadgd) — isd ebrıs&M nenisl DI eob, ‚sid Br «B08t) ail.bE AdA I „badA 1onsiW eb ‚dl ‚sie EN I; Es | N: ee Be <; ; m 2 2 2 BR u IE N stazlilleh F bes steil liesteW „d ir Br ee trE (yet) SIt.bE „NA. baak 1snseR BR Ei. . mi ; nsgaudaueiotaU srloziigsrgoszoieydg 1sdi Idarısd 1sefuß Ber ‚(euesdgY) AuloasiA isd 1obnsäM neniell aob ja ‚(90e1) Gil ‚bä „dA .I „bsaA onaiW ı3b „nd ‚tie „A BER 2 Hi .enuk2ie ach ib ar r 7 hedA easiV bu si FR rat E er 2, al}. Mt ‚enolsieall neh 5. - ca P .-. D B* 5 bi7,mdA I, EA ei Wr ae Ysmisd ur eb oh ro sAseh Er 7 a PART. ao er dem wii bee Re En Dr _ u ein Pen Bei Ay Er} Re ir 3 = er N u c c i ; j ‚ie id mh noise k. HA a 7 ir j . HeIh 1 Ei) u Fahr < ol „N? , ER: es sa a es TE 77 BESCHERT ENTE slssirtqargusgt ayrig sch) trlarısäl og = :. (bar) Inlverik Di isbani satıiplil »3b #8 .4 ‚(BOeH) Ste Bd A an sb.» Re ‚468 } Erer? a mb 3 ane 2 un hm ER E ar 1 is Sue 4 E Rey dr — £ ze us Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVI]) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden Können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung Ila. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. 2 Abteilung Ib Die Abhandlungen aus dem Gebiete der ES a a She ee 1a a a Se WHERE ER Ur bl SEE u 5 a en HE Zn BE Ze ee T # EIRFAR, var \ un er EN FA , s . - j Y RT ” ü ar x F Chemie. Abteilung II. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. von. jenen in den in schenchn enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und "können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in - besonderen Heften unter dem Titel:»MonatsheftefürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser - Monatshefte beträgt 14 K— I4M. ‘ Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge = oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen * enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- © gegeben. Der Preis des Jahrganges st5K—5M. Richter O., Über den Einfluß verunreinigter Luft auf Heliotropismus und Geo- tropismus. "Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 265—352. Heliotropismus und Geotropismus, Einfluß verunreinigter Luft auf —. Richter O., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), Brezina } heitt p. 285352. ‚Ssoiropismus und Heliotropismus, Einfluß verunreinigter Luft auf —. S? "Richter Ö., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 269 — 352. ‚Luft, Einfluß verunreinigter — auf Heliotropismus und Geotropismus. OO Richter Ö,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 269 — 352. a unteinigte Luft, Einfluß auf Heliotropismus und Geotropismus. "Richter O., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 265-352. ‚ Tomann G., Vergleichende Untersuchungen über die Beschaffenheit des Frucht- ® schleimes von Viscum album L. und Loranthus europaeus L. und dessen biologische Bedeutung. "Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p: 353—365. Loranthaceen, Vergleichende Untersuchungen über die Beschaffenheit des Geı ""Fruchtschleimes von Viscum album und Loranthus' europaeus und dessen "biologische Bedeutung. Tomänn'G., Sitz. Ber. der ‘Wiener Akad., I.'Abt., Bd. 115 (1906), 'p. 353365. "'Fruchtschleim, dessen Beschaffenheit ‘bei Viscum album "und Loranthus europaens und dessen biologische Bedeutung. U Pomann’G.'Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 353— 365. Abt. I, März. ‚b8 ah % anne rg er a er DD Viscum album, Vergleichende Untersuchungen über die Beschaffenheit des "Fruchtschleimes von Viscum album und Loranthus eunropaeus und .dessen biologische Bedeutung. | Tomann G,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 353 — 9365. Brezina P.,.Beiträge zur Anatomie des Holzes der Kompositen. Sitz..Ber. der Wiener Akad, I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 367 —385. Kompositen, Beiträge zur Anatomie des Holzes derselben. Brezina P., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 367-385. Holzanatomie der Kompositen, Beiträge zu derselben. Brezina P., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 367— 385. Wiesner J., Beobachtungen über den Lichtgenuß und über einige andere physiologische Verhältnisse blühender Geranium-Arten. _ Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 387—416. Lichtgenuß, Über denselben und über einige andere physiologische Ver- hältnisse blühender Geranium-Arten. Wiesner J., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 387 —+16. Geranium-Arten, Über den Lichtgenuß und über einige andere physiologische Verhältnisse derselben. Wiesner J., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), pP. 387—416. Wahl B., Untersuchungen über den Bau der parasitischen Turbellarien aus der Familie der Dalyelliiden (Vorticiden). I. Teil: Die Genera Anoplodium, Graffilla und Paravortex. } Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 417—473. 2sb tisıınsfisdaesd sib. Hsdi ga obnada, RR nr nseasb bruw anangonus ausinmol bau mundi mamazi mov som ER: ne ER ae ar den hab loE zeb salat 1U8 98 .SBE— TE .q 081) S11.b& „IdA.I „baaA 1onsiW 1ab ‚a u A FE ee 3 2os[oH = simosank us 5: ehe lest.y „nadlseıab us. Sgäntied, ‚nstieogmoNl ‚(a0et) ar "ba ddA : ‚beih ansiW 1ab ‚18 ‚stie „€ 8 cut fee sısbns. spinie adü Bau Aunsgidoil u yadü agmuk not 1sbnedüld szeintlächeV/ £ 4 es LONE= SIE : 4153 Re eV. sroeigoloieydg sobre. seine nadir bau. nsdisensb JEH A 35 = 2} {923 Er arEe ee ee sainis Be bau ns He 5 x R eb aus nehalladıuT sedoeitiesıeqg eb usd.neh nedüi na, hai ER. Sıansd sid :lisT.. = ala; SDRANT ans Y'Er1N SUR. F: Key ar ‚b& ‚Ida. en jonsiW ze Parasitische Turbellarien aus der Familie der Dalyelliiden (Vorticiden). Unter- suchungen über den Bau derselben. I. Teil: Die Genera Anoplodium, Graffilla und Paravortex. Wahl B., Sitz, Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 417—473. Dalyelliiden (Vorticiden). Untersuchungen über den Bau der parasitischen Turbellarien aus dieser Familie. I. Teil: Die Genera Anoplodium, Graffilla und Paravortex. Wahl B., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 417 —473. Turbellarien. Untersuchungen über den Bau der parasitischen Dalyelliiden (Vortieiden). I. Teil: Die Genera Anoplodium, Graffilla und Paravortex. Wahl B. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 417 —473. -. : } k » easy Srneigeioierdg sıahak ogins 19dü bay nedioanab, 130° ‚(asb}oi10V) huälheh ieh Pa Sie niibotgenh sions) « sid :IisT Ta 1sdlse ob ur ; ns ob 10dü di ar Bi ‚och, art .ba ah je DB ER“ EN, ARE urbanen Hobnussb mob) Todis - rekgiikobe marker Die RD) es auge ji sid HsE 2; ‚Silit 1s2öih eu ‚sydiasrsb- PEISE Ar ab EN, ah s (90e1) SIT..bE „dA I „Bass ana 1a Bu Sue h: aoen) sıl.bä Er 7 7 10nsiW ob. ed Br 1% ‚aadigerak ua ag rofl, arizoge LR0@E) sid .bä BT I „BadA sameiiW. 85 nad Ana sabns ging. add uni“ nass! uab. re BINA-RURLTE Tabs sascha DIEBE .q a aft bI AA I helA srl a ‚natrh-muinirsd. sb, Be) 2981) 61 ‚bi ddA 1..bauA uasiW 155 RE zuid. # bi 081) er BE da baut nn u ‚u2 a re 3b Aus heinali ER ee) Ar u: edlem +sb ind bc Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVI]) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen ‚ werden können: "Abteilung. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung Ila. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. „Abteilung IIb. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung Il. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, 'k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 15), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in ? besonderen Heften unter dem Titel:»MonatsheftefürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- " gegeben. Der Preis des Jahrganges ist5K — 5M. _Nestler A., Myelin und Eiweißkristalle in der Frucht von Capsicum annuum L. Sitz Ber. der Wiener Akad., 1. Abt., Bd. 115 (1906), p. 477—492. Myelin und Eiweißkristalle in der Frucht von Capsicum annnum L. Nestler A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 477—492. Eiweißkristalle und Myelin in der Frucht von Capsicum annıuum L. Nestler A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 477—492. Capsicum annuum L., Myelin und Eiweißkristalle in der Frucht. Nestler A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 477—492. Rebel H., Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner nach Ägypten und dem ägyptischen Sudan. III. Auchmophila Kordofensis, eine neue Psychidengattung und -Art, nebst Verzeichnis der übrigen gesammelten Lepidopteren. Sitz. Ber. der Wiener Akad, I. Abt., Bd.115 (1906), p. 493 — 502 Psychidengattung und -Art, neue, aus dem ägyptischen Sudan. Rebel H., Sitz. Ber. der Wiener. Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906) p. 493—502. Lepidopteren aus dem ägyptischen Sudan. Rebel H., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 493—502. ‚Zahlbruckner A., Beitrag zur Flechtenflora Kretas. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 503—523. Kreta (Flechten). Zahlbruckner A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 503—523. Abt. 1, April. = auıenn mıntzun) nov dom? 1eb ni sllsteinläiswi ‚@0e1) Sit BA. dA. „badA 1snsiW ob „sd .siie „A all 3 | | Adauyd 15b ai allsieimldiswid bau niloyM Er 80er) sit .bA ‚IdA TI „bedA TonsiW ısb .12d sie BG Er se =: 4 sans] .ı(Ü nov seisnegnunaaiol narloeigoloos ana ozeiı a UI ‚aabu2 en mab bau asiqueh di TE N ZEN cu De RR Ar le 1 IaTeR! Yo L\ Pr? N N = SC -£0d.g 1 «0000 zu. ‚b& sc ,$ "bei 13 = % s ir ba .JdA Be onsiw/ 1b; ID Flechten Kretas. Zahlbruckner A, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 5093— 523. Grund A., Die Probleme der Geomorphologie am Rande von Trockengebieten. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 525—551. Geomorphologie, Die Probleme der — am Rande von Trockengebieten. Grund A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt.,. Bd. 115 (1906), p. 925—531. Trockengebiete, Die Probleme der Geomorphologie am Rande von —. Grund A,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 525 —531. Pauksch J., Das magnetische Verhalten der Pflanzengewebe. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 593—575 Pflanzengewebe, Magnetisches Verhalten derselben. Pauksch J., Sitz. Ber. der Wiener Akad., 1. Abt., Bd. 115 (1906), - p..558—575. Haberlandt G., Über den Geotropismus von Canlerpa prolifera. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 577— 598. Caulerpa prolifera, Geotropismus derselben. Haberlandt G., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 377 — 598. Geotropismus von Caulerpa prolifera. Haberlandt G,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 377—598. rast Te Usteiräs „ustsidognszlaoıT sc nov y band ms Sigolodromosd : 1ab omale I “ " ,reaec.gq ‚00e1) ger, .bE .IdA I „bsdA na ab . ; ‚notoidognnaorT m aov abnısAl mE — ob omeldord 3 «o0eı) au sd ar 1 Bi TonaiW 1b 198 ‚Sie .. sbeah aeı Een .— nov abrısI me Sigoloigqtomosd ı9b Ester «ooeı) all ‚ba „IdA I .baA 1onsiW 1b’ Ast sie r rd “; 1 bad Tara ab NN. « ge Ai Yu s50% ET ? oh BP Si B : 2.GIHNFE An ui JE EI WE LA au 3:8: Be. . .nedlasteb hölladhsV Borloz Be «aoet) FIOTE “OR I N 1onsiW vb ad si r ce en are in ZB rs N SHAIE Ai Ki abaH € 14 "arte gene) 10V eigene Ze + w 120.235 Em Se oe) a en ge: 8081) &11.bE dA I. BESIK 1onsiW eb ‚10d ‚sie .o 37 2 Er a rt ron une Ri REES ansi: 1sB A, ‚sh - | E) ‘ h 7 oh { = | % R- BE = A, e 1 E be Ä Er en‘, nn a 1 Bi $ er 23 N a! E % RT SD ER Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung Ia. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung IIb. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung II. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der ‚Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 15), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in besonderen Heften unter dem Titel:»MonatsheftefürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 14 K— 14M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist K—5M. 1 Pöch R., Dritter Bericht über meine Reise nach Neu-Guinea (Neu-Süd-Wales, vom 21. Juni bis 6. September 1905, Britisch-Salomonsinseln und Britisch- Neu-Guinea bis zum 31. Jänner 1906). Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 601615. Britisch-Salomonsinseln und Britisch-Neu-Guinea. Pöch R., Sitz. Ber. der. Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 601—615. Neu-Süd-Wales. Pöch.R,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 601-615. | Doelter C., Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 617—648. Untersuchungsmethoden bei Silikatschmelzen. Doelter C., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 617—648. Silikatschmelzen, Untersuchungsmethoden bei —. Doelter C., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 617 —648,. Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie. (II. Mitteilung.) Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 649 — 695. Neue Pilzarten beschrieben. HöhnelF.,, v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 649 — 695, Synonymie einiger Pilze. HöhnelF., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), . p- 649—695. ” Mai. low. bie 2-00) He uoM dosn ao oniom odü. doinod 1ehiıch -Hoettrıel bau alsenienomolne- seid ‚s0@l tadmatgae . 6) aid Inu a a toanEl., RL mus N aid « 2b tla.g = 3 & Re =. Er ‚usslomdoetsahi isd nsb (8081) sil.bd „ddA dor nen, au ‚bä iaA & „ba zansiW. 1ob er iD Systematische Stellung einiger Pilze. HöhnelF., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 649— 695. Hillebrand S., Serpentin und Heulandit. (Vierte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren.) Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697— 721. Kieselsäuren, Darstellung der —. Hillebrand S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 — 721. Serpentinsäure. Hillebrand S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 —721. Chrysotilsäure. Hillebrana S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 — 721. Heulanditsäure. Hillebrand S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 — 721. Asbest, Chemische Konstitution. Hillebrand S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 —721. Serpentinasbest, Chemische Konstitution. Hillebrand S., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 697 — 721. Doelter C., Die Silikatschmelzen. (IV. Mitteilung.) Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 723— 755. Silikatsehmelzen. (IV. Mitteilung.) Doelter C., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 723758. «0er alt.bE Ada 1 BR Home 1 sd sie = \ RB 9 anuliste sd sib 1odi Aue en Ehnelat Bor insg u Kuda Hain Bar nigaEE 2 „LeT—1ea :q ARORL & au ‚bä ich I.beA sonoiW nebı.ıa ‚(aoeı) Er .bä ER J] ‚bastä 19nsiW ab ai ‚sie e bas f EN RR: Fed 38 AP. 131737 N ar es ‚ooRı y. a if .bä ‚3a I „baad 1onaiW 1b > 0 sı2 @ bas Ve Irallas le sbar mesma en .. m 4 i Ei u a = rn. Fa; u: Ir ar 4 In < IRRTRN ER r Be 9 a nt BR ‚(ooer) an ‚ba ER I. ‚baılA 1orısi W u. „rad ‚sie 2.2 bs def ‚«00eL) Gil .bE „IdA IT ..badA EAN ke. {9} oO Diener C., Beiträge zur Kenntnis der mittel- und obertriadischen Faunen von Spiti. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 757 —778 Triadische Faunen von Spiti. Diener C., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 797—1778. Spiti, Mittel- und obertriadische Faunen. Diener C., Sitz. Ber. der Wiener Akad, I. Abt., Bd. 115 (1906), ». 757 — 178. Friedberg W., Das Miozän der Niederung von Nowy Targ (Neumarkt) in Galizien. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd.115 (1906), p. 779—792. Miozän der Niederung von Nowy Targ (Neumarkt) in Galizien. Friedberg W., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 779 —7922. Nowy Targ, Das Miozän der Niederung von —. Friedberg W., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 779—792. Galizien, Das Miozän der Niederung von Nowy Targ (Neumarkt) in —. Friedberg W., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 779—792. sr ., 3 TE ” EU z er 3 Ay «, Be tl © | FE $ . | % & 5 nov aonusHl nsroeibshmisdo briw -Jottin 19b eintmmsil us IgEH 3 IR! TIEREN iö Fe B-}: 3a gi Histjilk sfr: 3:7) AbnslosH tige. NOV. @oen) all. ah „Dada 1nsiW Tob od «Stil, BET 8. a, [OO] &: bI „ah 1 .hERA oma Tal 10% . 06h) SIR .bA AdA Ir baA- isusiW ab 5d ‚ii: I 1on hi Cams) 231sT won AoV guınsbsil ı9b ee ix wr BOetyäti.bI,AHA.T „be masi/ sb mist, © onsıd gi SET—eTT.q er öll ‚ba „Ida 1 ale ısasiW 19h 3 = Bon alr.pe, .nsis je. Mamma. ST weis 5 e 0081) SEI .bI „IdA I „badA 1ansiW 1ab sd re IR, Bo alt bh „Ada E;bal END 0er) Sir ‚Bd .„idA re sie as * oitutitinoh 0 ä Rn Ex nokäienod sis Es ir BI dA IE Bed Son ‚sb 34 ai8;, De ERRN, ‚vD RER 3001) 24.54 „IdA 1, DaEK vonaıW aß ‚nnd Ä sts DR Bi ir ae a re RE Se stiaek = a 5 N 1 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden & Er vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden Eyunes: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie, Erdbeben und BeReisen. iS . Abteilung Ila. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie : Ss und Mechanik. etung ED. Die a aus dem Gebiete der | ‚Chemie. Abteilung Il. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in’ den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, K.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. - Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- "sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie En und verwandte Teile anderer Wissenschaften« ‚heraus- E: gegeben. 14AK — 14M. | E: ©. ‚Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge 4 = oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- = gegeben.5K—5M > 7; net Fe a Molisch H., Untersuchungen über das Phykocyan. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 795— 816. Phykocyan, Untersuchungen über das —. MolischHH., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), 5.795816. Siebenrock F., Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner nach Ägypten und im ägyptischen Sudan. IV. Krokodile und Schildkröten. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 817—839. Krokodile und Schildkröten in: Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner nach Ägypten und im ägyptischen Sudan. IV. SiebenrockF., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 817—839. 3 Schildkröten und Krokodile in: Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner nach Ägypten und im ägyptischen Sudan. IV. SiebenrockF., Sitz. Ber.der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 817—839. Ägypten. und ägyptischer Sudan, Krokodile und Schildkröten. Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise von Dr. Franz Werner. IV. SiebenrockF., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 817—839. Eichler K., Über: die doppelte Befruchtung bei Tragopogon orientalis. Sitz. Ber. der Wiener. Akad., I. Abt., Bd.115 (1906), p. 841— 856. Befruchtung bei Tragopogon orientalis. Eichler K., Sitz. Ber.. der Wiener, Akad,, I. Abt., Bd..115.(1906), p: 841— 856. Tragopogon orientalis, Über die doppelte Befruchtung bei —. EichlerK., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 841— 856. Abt. I, Juni. Wagner;R., Über den Bau der Rispen des Trisema Wagapii Vieill. Sitz, Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 857—880 Rispenbau des Trisema Wagapii Vieill. Wagner R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 857 — 880, Trisema Wagapii Vieill., Bau der Rispen. Wagner R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I.Abt., Bd. 115 (1906), p. 857—880. Wagner R., Über den Aufbau des Disepalum anomalum Hook. fil. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 881 — 894. Disepalum anomalum Hook. fil., Aufbau. Wagner R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 881— 894. Pöch R., Vierter Bericht über meine Reise nach Neuguinea (Niederländisch. Neuguinea), über die Zeit vom 10. Februar bis zum 31. März 1906. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 895—903. Niederländisch-Neuguinea. Die Eingeborenen von Merauke. Rach.R., Sitz. Ber. der Wiener Akad, I. .Abt., Bd. 115 (1906), p- 895—903. Steindachner F., Bemerkungen zu Liparophis Bedoti Peracca und Lachesis monticola (Gthr.). Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 905— 909. Liparophis Bedoti Peracca, Bemerkungen zu —. Steindachner F., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 905—909. Lachesis monticola (Gthr.), Bemerkungen zu —. Steindachner F., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 905 — 909. K@0eı) zul ba ‚dA. 44 ER a ‚lisiV Ya Ras ab Bei en »+ Fi = er 2 * a5 2 sr Ze Er ee ei Fr neh ar EEE TE NY a em et IE Fer n “ uaduh iR. AooH is 9:2 N nov Are ai or ‚oo | al bI dA: bad ee ee IE 1.Desh We a rt Mikosch K., Untersuchungen über die Entstehung des Kirschgummi. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 911—961. Kirschgummi, Entstehung desselben. Mikosch K., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 911—961. Kuporz B., Ergebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unter- nommenen zoologischen Forschungsreise Dr. Franz Werner’ in den ägyptischen Sudan und nach Nord-Uganda. Cestoden aus Numida ptilo- rhyncha Lebt. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd.115 (1906), p. 963 — 974. Cestoden aus Numida ptilorhyncha Lebt. Klaptocz B., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 963— 974. Grafe V., Studien über das Anthokyan. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 975— 993. Anthokyan, Studien über das —. | Grafe V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 975—998. Sassi M., Procavia slatini n. sp. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p.995— 1002. Procavia: slatini.n. sp. | Sassi M., ‘Sitz. Ber. der ‚Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 995— 1002. ‚Grafe V. und Portheim L., v., Untersuchungen über die Rolle des Kalkes in der Pflanze. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1003— 1037. ii ba „IdAl „bad a 736 18 (ooer) eiı .bäa ‚ddA I „bs4A 1onsiW ısb .15@ ., self ab af re: ig al) IFisı T Nsddedıd Abba aneilktrchre ab? 5 nsb ni aısnıaW sans ad seistegaudoeıoT ak 08 -olitg, ohtmul aus nebotes) „abnsgU-bioY/ dosn brıu nebu2 f 1ds I: ae— _29@y KO0eL ERBE EA ‚I cbsdA HensiW ae Br" 2 — 138.4 (DO8T) 211 DH „IEA I bei email Be 349.1 akanılnofiig ohin .(80@t) sii .bä ae‘ 4 „baaA en sb u: sie Je ‘ > o0el) Sıl.be, „bEMA saoiW 1sb od ie R; re soeibnähsheif}rariugtsf lan Sail FERNER .EeLaIe. een stie GOR—GRZ ‚q..(8085) 631 .bi IA .I sen RER sa E a esb Adi; 7 = (8081) Gt ‚dä er i BERN EN sahen MOeıy Zit ‚ba AMAı I BeiA as sb ä resäsn) bau 598191 Ackall oe L ur EAFIRNTTN ] „200120 .4 (0081) 211.bE „IdA.I „baHA 1ansiW ob a EORLEEL (OR) ST DEE IA 1 „ERA TnsW weh re a De ee ; x a „«eoet) Slı Bd „ich I Be se R) GEmBR ri sie re Re = mi ri zsb silofl sib 1adis Ba 8}, «16h, 4 ea) Er „3801-8001 .q 2.0 all.ba ah Ei „beäh ana Eer SE Berner Yes) ‚Fer. E Portheim L., v. und Grafe V., Untersuchungen über die Rolle des Kalkes in der Pflanze, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1003 — 1037. Untersuchungen über die Rolle des Kalkes in der Pflanze. Grafe V. und Portheim L., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad,., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1003— 1037. Kalk, Untersuchungen über die Rolle desselben in der Pflanze. Grafe V. und PortheimL,., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1003— 1037. Wagner R., Untersuchungen über den morphologischen Aufbau der Gattung Pachynema R. Br. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1039 — 1080. Morphologischer Aufbau der Gattung PachynemaRR. Br. Wagner R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p-. 1039— 1080. Pachynema R. Br., morphologischer Aufbau. Wagner R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 1039— 1080. Fogy D., Serpentin, Meerschaum und Gymnit (sechste Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren). Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1081— 1094. Kieselsäuren, Darstellung aus Serpentin, Meerschaum, Gymnit. Fogy D., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 1081—1094 Serpentinsäure. Fogy D., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 1081— 1094. ' ) 2 I N : ee 1ob n03 ‚nadlsezah sttofl si Hedi nagn da ? uıdA L „bsaA 1onaiW 19b ‚od ‚sie BB misdirod bau..V 1: ‚78018001 .q ‚(8001), "(80et) atı.bd . Ada 1 en vonsiV! 19b .13d ‚si, Rn ei. uadluh reigeorgeom | A £ en 19dü anulissiM ee, Kiamyd bau RN "u I & Namyd , ‚muscdoerseM ‚unoqroe aus au 6; onen). ar ‚bi. aa 1 ebrlA ronsiW eb Es ‚He .“ U BEERRRE Pr 2% T £ A xr PieTAi ih „A ‚bash ıan it . Hab E Sepiolithsäure. Fogy D., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1081—1094. Serpentin, chemische Struktur. Fogy D., Sitz. Ber. der Wiener Akad., 1. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1081— 1094. Meerschaum, chemische Struktur. Foey D.," Sitz. Ber. der Wiener. Akad,, I. Abt,, ’Bd. 115.(1906), p. 1081—-1094. Gymnit, chemische Struktur. Fosy D., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 1081 — 1094. Bi | a He Ko Rt ai Hi, BREON, R; yo | ‚(80er) sit .ba „dA l „ba3lA arısiW 1b sd ‚sie all --EON abe) a ‚ba, 3dA 4 „BaHA TonsiW ie Bi oxmafl] Tu ni Sell Ber untl ! er ER Bu Bene W.nah „ä.n ‚SEOr-B008 ER ; re 1,0 E) in od. 2 ae re a ee MIT SUR WENIE, ' Ya . 804 9801 4 a (oe) a1. er 1 hal asiv Ba 38.3 vun zuztieh 1ob untere zadaaige nn. elle .bA iA.) bei rarsiW. 1ab: Hof 2 r Au EX ö KU At Bug x ce 5} “2 = = N In KON) Er „ART ‚ha nei ER sib ad gene seoss) id bau munisenoM 201-1801 4 andy dr sä ‚daR i ‚bu N E i ' , er "ui PR en P 2 er ee „sa 3 bau ansi ws | Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie,: Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie, Erdbeben und Reisen. Abteilung la. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zudem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K— I14M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5K—5M. : R Dr Y ni Werner .F., ‚Ergebnisse ‚der ‚zoologischen Forschungstreise; Dr. F. Werner's nach. dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. V. Beiträge zur Kennt- nis der Fischfauna des Nils. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd.115 (1906), p. 1097—1158. Fischfauna des Nils, Ergebnisse der zoologischen Forschungsreise Ds. Werner's nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. V. \Werner,E., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1097 — 1158. Nil, Beiträge zur Kenntnis der Fischfauna desselben. Ergebnisse der zoologi- schen Forschungsreise Dr. F. Werner’s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. V. Werner‘E., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115. (1906), p. 1097— 1158. Simon E., Ergebnisse der zoologischen Forschungsteise Dr. F.Werner’s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. VII. Araneida. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1159— 1176. Araneida, Ergebnisse der zoologischen Forschungsreise Dr. F. Werner’s nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda. VI. Simon E., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1159 — 1176. Sudan und Nord-Uganda, Ergebnisse der zoologischen Forschungstreise Dr. Br Werner's. VI. Simon,.E,, Sitz. Ber. der, Wiener. Akad:,. 1. Abt.,.Bd.,115: (1906), p. 11589— 1176. Himmelbauer A., Über Lievrit und die Datolithgruppe (fünfte Mitteilung über ikodie Darstellung ‚der Kieselsäuren). Sitz. Ber. der Wiener Akad, I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1177—1188,. Lievrit, Über denselben und die Datolithgruppe (fünfte Mitteilung über die ‚, _ Darstellung der Kieselsäuren). ” Himmelbauer A. Sitz. Ber.. der Wiener Akad., I.. Abt.,.Bd.. 115 (1906), p..1177—-1188. Abt. I, Juli. oroW. i ch ee. nadoeizoloos 1ob, 982 ndogıe -Iprnto2 AitS spänliod . % EL Biol brus nabue he) aeitc BE 180 ‚a oc) 211.8 (da 3: bad Hansi bare o dc ee ob a el dosn emonıoV;H „d nun one 1b ‚ebloneik IV ‚sonsgl- bio bau uabue a | mens ei v8 u Er u .bä ud ‚) ‚bein von hob nad . Datolithgruppe, Über dieselbe und den Lievrit (fünfte Mitteilung über die Darstellung der Kieselsäuren). Himmelbauer A., Sitz. Ber.‘ der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1177— 1188. Datolithsäure. ) Himmelbauer A,., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1177— 1188. Chemische Konstitution des Lievrits und der Datolithgruppe. Himmelbauer. A,, Sitz..Ber.. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1177 — 1188. Höhnel F., v., Revision von 292 der von J. Feltgen aufgestellten Ascomyceten- formen auf Grund der Originalexemplare. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1189 — 1327. Feltgen’s Ascomyceten, Revision von 292 der von ihm aufgestellten Formen. HöhnelF., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115-.(1906), p. 1189— 1327. Ascomyceten Feltgen’s, Revision von 292 derselben. HöhnelF., v., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1189, - 1327. Doelter C., Über die Schmelzpunkte der Silikate. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p..1329 — 1346. Silikate, Schmelzpunkte. der — | Doelter C., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I..Abt., Bd. 115 (1906), p. 1329--1346. Schmelzpunkte der Silikate. Doelter C:, Sitz.Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), ». 1329— 1346. an 19di ara a) Avokl Was: Be sdhBeir sa aller "(neiuBelsesit a3b ärt..bA „IdA .I haalh onsiV 10b .ı0d ‚sie „A roıradlsi BEN EA | ‚agquıgdtilotsd, 9b bau etiryail ER Solls-Bd Ad, ‚I „beAA nonsiW 10b „198 .stie, „A Bi en .BBLL m Ah Be 5 iR nel) May Hei she sauce 01}.hb8 ER benf Keen vr i ‚nomnoA netllsteseius mei mov ısb SS mov noieivosl «119399 Bi Sir ns arer a ER 1ab .ısd ‚sie. Er n Re LERNT EINENTE N OR RTRN Ä Ubi bau ehe k i x r ESSA EN ie af 28H SI A era ia „be sr > wire Le ‚stailie ab sirwaslemda2 ih «BORN alt.ba ar. ee Karzel R., Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde bei Tilia sp. und Aesculus FHippocastanum. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115(1906), p. 1347 — 1368; Heterotrophie von Holz und Rinde, Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der- selben bei Tilia sp. und Aeseulus Hippocastanım. KarzekR., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I, Abt, Bd. 115 (1906), p. 1347 — 1368 Tilia sp. und Aesculus Hippocaslanum, Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde derselben. Karzel R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt,,. Bd: »115°(1906); p. 1347 —- 1368. Aesculus Hippocastanum und Tilia sp., Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Heterotrophie von Holz und Rinde derselben. Karzel R., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 11571906), p. 1347 — 1368. Steindachner F., Zur Fischfauna der Samoa-Inseln. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1369 — 1425. Samoa-Inseln, Zur Fischfauna der —. Steindachner F., Sitz. Ber. der Wiener Akad,, I. Abt.,' Bd. 115 (1906), p. 1369 — 1425 Näb£lek Fr., Über die systematische Bedeutung des feineren Baues der An- therenwand. Sitz Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1427 — 1490. Antherenwand, systematische Bedeutung des feineren Baues derselben. Näb£&lek Fr., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1427— 1490. Systematische Bedeutung des feineren Baues der Äntherenwand. Näb&lek Fr., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), ». 1427-1490. 0er all u Bern E „ba Bonsai) 1b. er wa! los E} I NBR ı RRERh KR I RE BECHR SR eintenor TUS 3aiılradl 1 olleimomisgrä ‚uuanlemoggiH alu "unsdlostsb’obiist bau’ sloH now. sirlgor AAN, art? ‚bä. ‚sah 13 ‚bRäR HnsiW mb od sen. R a ch m Bi Re np ai en) 11. .bä, Iuidk ‚Ai .baalA nonsiW, oh. ‚od, a SIEINON DON EMESDTEB RI EN T Bi .alseal- somne 19b Baia Rt | ACH OBEN, .g „0001) sr .bd „dA 1. „baik Hansi W, ‚nob, sinäl ie 104g A orten ale .b&' daR area 4 Kubart B., Die organische Ablösung der Korollen nebst Bemerkungen über aie Trennungsschichte. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1491—1518. Mohl’sche Trennungsschichte, Die. Kubart B., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906) p. 1491— 1518. Korolien, Ablösung derselben. Kubart B., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906) p. 1491—-1518. ih er Pe nmntönhogegiht. aunlarie an sr 2 9 Sr | atar—tat Bez ‚808) BER.DE, dal aha 1 > ‚ ins ER ayinistl UDO Ark tea | @081) all ba ha ‚balA\iskeiW sb. ei x Bae, & Lk: er ia. N, yanal 0b u Su Br | & 3 RS f nen art isdn hai a as S , ERS! ” tar ah Hi Slallhdiea t B 3 ‚woer)) aut ae 1 VBBA NaarW a männl 1 Ha slleinsininsged , ‚8. via 4 . © \nedlorush: shoif, bnu,siofl ey e ; a Js! bil wid ubsaA yaasiW er ah ale. E & AR algenl-namae ob-ann M u 2 weh wer. ee 1 0081) alt .bi, daR 4 En verein eb. £ 2 „1 none Be a bi ah, ‚Ha ana ob ‚rot Rue, FT Aschils Fa ar u Ye: ht | er | EX 3 a a i en eb anal neigt au msi oem“ sib Ip FERRE NE M r RER a “ Wear va da & ‚bb na yabı, » „uadlarıeb ah BR Br artniabs N ; RoK BlR RERRRURN ieh IR: monariar er Kalk ı) FERN 9. 20 se E, RER rn. ; 2 Ir { Na i 55 N RT DEE FERN N 6 2 kn Far Rue Da Air ; RAN DONE MEN ID 4 ee BAHR N } 1 ser Er DE N Se © ER. uR VEN 5 Ba, N, er, SER AR a LE PER BU ARENA A \ or r ee Br ET . Keys ws > Ir DEN ir NET NE, r % h Be R N nn e Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden "vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- ‚logie, Physischen Geographie, Erdbeben und Reisen. Abteilung IIa. Die Abhandlungen aüs dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. % ‚Abteilung Il.b..,Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Heime. Abteilung II. Die Abhandlungen. aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- \ lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- . gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, - k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I, Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie h und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- % gegeben. 14K — 14M. ‘Der akademische Me welcher nur Originalauszüge _ oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht. Tage nach jeder Sitzung aus- E gegeben. 5K—5M. k %7 ET Pz a HoernesR., Melongena Deschmanni nov. form. aus den aquitanischen Schichten von Möräutsch in Oberkrain, nebst Bemerkungen über die geographische Verbreitung der lebenden Melongenidae. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1521 — 1547. Aquitanische Schichten. Melongena Deschmanni nov. form. aus’ den — — von Moräuisch in Oberkrain. HoernesR., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), ‚p. 1521 — 1547. SCH Moräutsch in Oberkrain. Melongena Deschmanni nov. form. aus den aquitani- schen Schichten von — — —. Een eMoernes R., Sitz. Ber. der Wiener ’Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1521— 1547. Ä | e e # r e) krass rt "den —. Hoernes R., Sitz. Ber. der Wiener Akad.,I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1521-1547. Melongenidae, Bemerkungen über die geographische Verbreitung der leben- Höhnel Fi, v. und Litschauer V., Beiträge zur Kenntnis der Cotticieen. "Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549 — 1620. Litschauer V. und Höhnel F., v., Beiträge zur Kenntnis der Corticieen. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549— 1620. Revision der Karsten’schen Corticieen. Höhnel F., v. und Litschauer V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), op. 1549 — 1620. Ani: i u Revision ausgegebener Corticieen-Exsikkaten. Höhnel F., v. und Litschauer V., Sitz. Ber. der Wiener Akad,, I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549— 1620. Athelia Typhae Pers. | Höhnel F.,v. und Litschauer V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549—-1620. Abt. I, Oktober und November. ee = nob Sr ’ not ‚aogı) alt et, ne en, . a neslaitad u ee 18 us säntisl., e eröl. “ aeg at BE a I..bastA =b SHA 18 taiW xeb.: sa’ Br es. ‘Neue und ungenügend bekannte Corticieen. Höhnel F.,v. und Litschauer V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549 — 1620. Corticieen, Beiträge zur Kenntnis derselben. Höhnel F.,v. und Litschauer V., Sitz. Ber.. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1549— 1620. | Schiller J., Optische Untersuchungen von Bastfasern und Holzelementen. a Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1623— 1659. Brechungsexponenten von Bastfasern und Holzelementen. Schiller J., Sitz. Ber. deı Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1623—1659. Doppelbrechung, Höhe derselben bei Bastfasern und Holzelementen. Sschtller‘J., Sitz. Ber. der Wiener Akad, 1..Abt., Rd. 115 (1960), p. 1623—1659. Bastfasern, Bestimmung ihrer Brechungsexponenten und Höhe der Doppel- brechung. Schiller J., Sitz. Ber. der Wiener Akad,, !. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1623— 1659. Holzelemente, Brechungsvermögen und Höhe der Doppelbrechung. Schiller J., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906); p. 1623—1659. Apfelbeck V., Neue Koleopteren, gesammelt während einer im Jahre 1905 mit Subvention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien durch- geführten zoologischen Forschungsreise nach Albanien und Montenegro. (I. Serie.) Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1661 — 1674. Carabidae, 10 neue Arten aus Albanien, Apfelbeck V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1661 — 1674, AH, NM ern „beAh 1onaiW ne od ‚sHe „Vrsusdoatil Bin Bar ‚is & $ ‚08a —ekel ERuuD) | Ber 1 ee ah EEE ‚notnomsloxioH bas mo2cHiand r now ns} ‚(acer er ‚bad dA. „badh 1onaiW 1b ‚sd ‚sie = 18 a 6 ES ala Bas, ed isd ea sröl ‚000 il .ba „IdA .L BER onsiW 10b ‚9ä Be Es 1 at 5 E ;i > *4 . Eee = e ii ‚B3 2 zart & kei} ‚(soeN) er I .ba a 4 BEER anal sb sd en oraonatoM bau , nsinndlA Br: eisen 2% r - Rn an : sr A ge a = avaı -1a8t. x ‚aoeh & äll. id oe Pselaphidae, 5 neue Arten aus Albanien und Montenegro. Apfelbeck V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1661— 1674. Endomychidae, ein neues Sphaerosoma aus Albanien. | Apfelbeck V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1661 — 1674. Tenebrionidae, ein neuer Helops aus Albanien. Apfelbeck V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p- 1661— 1674. Cureulionidae, 3 neue Arten aus Albanien und Montenegro. Apfelbeck V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1661— 1674. 623 ‚ongsnstnoNe Ba rs nainBdl = 0er) Ger. BR. basket Ester, Wir: GEB — -0p81 4 BOCH 8 a 2 | = .nsingdik eu zb Wear Si.adh N own t NE 8 an Fe: le br VeaaRan OT A er = Eh KON GLt BT indiA 20 2uoloH 28 001, ) it .bä & Ida I .bsaA BonsiW eb sd ‚sie . nstesnelssioh kan raeah su ie u - Re Alt SB NIE FI A era a eo ai ist En | ‚orgsnsinoM bau nsinsdiä us ge RE Be: °..,(a0e1) Gil .bA „tdA.I ..badA 1snsiW ab od .ssie „V -— ‚AstranlonloH h30 meränepf SG made snöh. DBEH Sir ae ich Bad end a RE THE e BA; Isis ash Sad Bu ET Tas BA ME B ee P #7 . u Ben ARE ERBE IA bad une u en an Es artisosellsggod eh S40H bay Be ARE BE HAT bei Sant er Beet er - \ R ; I, ri re er rt et "9a Dias ‚ Nomausoa rear. 4" 5 ng E Er j io wis hu en >; ar E v TAMFpR N N . 3; Pr - Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 18838 (Band XCVII) an in folgenden _ vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen - werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- fosie, --Physischen Geographie,‘ Erdbeben und Reisen. @bteilung Ila. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung Il b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. enbterlkune- Il. Die‘ Abhandlungen aus ‘dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der - Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- ‚gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, K.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- _ sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K— 14M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. SK —5M. | Trebitsch R., IX. Bericht der Phonogramm-Archivs-Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1677 — 1693. nu; . Eskimosprache, phonographische Aufnahmen der —. 1X. Bericht der Phono- gramm-Archivs-Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Trebitsch R,, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1677 — 1693. Phonogramm-Archivs-Kommission der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. IX. Bericht. Phonographische Aufnahmen der Eskimosprache. Trebitsch RR., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), nie P- 1672-1693 Becke F. und Uhlig V., Erster Bericht über petrographische und geotektonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1695—1739. Uhlig V. und Becke F., Erster Bericht über petrographische und. geotektonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1695 — 1739. Radstädter Tauern, Erster Bericht über petrographische und geotektonische Untersuchungen in den Radstädter Tauern und im Hochalmmassiv. Becke F. und Uhlig V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1695— 1739. Hochaimmassiv, Erster Bericht über petrographische und geotektonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. Becke F. und Uhlig V., Sitz. Ber. der Wiener Akad., 1. Abt, Bd. 115 (1906), p. 1695— 1739. Linsbauer L., Zur Kenntnis der Reizbarkeit der Centaurea-Filamente nebst Bemerkungen über Stoßreizbarkeit (II. Mitteilung). Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1741 — 1756. Abt. I, Dezember. K -onogdA sb Idarısd x — ı0b nomstanduh areiigung sonode nafisddensesW) 5b She .I1s2isl ı9b noisaimmos-ev ‚snosıgeomixel 1sb nomdemuA srloeidgsigonodd dorsdl ar elt.bä re % ‚be2lA TomsiW. 1eb od ‚sie ed oa sroeinohletosg bau ee a Ilona nal ; maugT ı 103bE tebsfl nb ı ni brta viesmmladooH mi fe Linsbauer K., Zur Kenntnis der Reizbarkeit der Centaurea-Filamente nebst Bemerkungen über Stoßreizbarkeit (II. Mitteilung). Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1741— 1756. Centaurea, Zur Kenntnis der Reizbarkeit ihrer nn nebst Bemerkungen über Stoßreizbarkeit (II. Mitteilung). LinsbauerL. undK., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1741— 1756. Grund A., Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen in den Deltagebieten des Großen und Kleinen Mäanders, Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1757 —1769. Deita, Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen in den Deltagebieten des Großen und Kleinen Mäanders. | Grund’ A., Sitz. Ber. der Wiener 'Akad., 1. Abt.,Bd. 115 (1906), p. 1757—1769. * Mäander, Großer und Kleiner. Vorläufiger Bericht über physiogeographische Untersuchungen in den Deltagebieten des Großen und Kleinen Mäanders. Grund A., Sitz. Ber. der Wiener Akad., I. Abt., Bd. 115 (1906), p. 1757—1769. 7” BA "Se ET Ta EN x ‚ x E, > I TE 5 Fa ie je, m: = AR “ C K “R P BE = z er 3 zZ $ ” > i PA cn Er 1, vs 3 5751 [Er SEIT 1: Es Sf ERS 0 Yostundsiordale 1adli.m BUILT .q „aoen) &t1.b8 1 dh vnsiW. nb er teden atnsemaliä asıdı aha 9b eininnodl. 2 una ar See ei Sn .(gesliehtiM. IT) Sie | alt“ Erere TnbaalksonsiW nebst „sie er « er % Pr HE 3:2 „Es: MR; $ {2 ie ir. IA IT Dei er sti a spoeidgsıgosgoieydg 1edü dos ©) = 0 ,znebasäM nenisil bay nedord esb ns rrerär Tg Boch Art. eboilR. sb I SeasIgeemimed Te mandapiuh Sszins; 136 nad E44 HER: Hass Fre [E: nee aid Aac)9% BE il + f9] pa} aa $ £ mausT wihrtzhsl nabini Las Herne mi ga al .g Da ir KBAlserA LE RRAR NS ab ° N RyAS“ ‚ersbrisEM anialzl bnu nsd01D aab ei nah a ni aoer) air. he Herne nee ae ER 2 aaa slhljchafl Hab'ui bar wizasinmindonH rn x PIERRE, - Ri 2 2 I—sdt: a O0 El: BA AT be HeunporAstasg. bap als senreayen Ben Air ;E rn AST > aA nes hau sranghrnlarne IE RER an 5 Fe. she Apr R aan Sum Bern 1b indie, Bob, sinne ws THAN oa BI, eh ie er ransil B. an Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie, Erdbeben und Reisen. Abteilung lIla. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie ‚und Mechanik. Abteilung Ib. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- - lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse: ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Hölder, k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I, Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. - Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K— 14M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen - enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5K—5M. &n A „ N I” ki E f iR PRO Ka iL R ui 3 9088 01303 7809 |