'^mSM^ ft*;i^ « Ji^^ ^ « J&^^ c s ■ . SITZUNGSBERICHTE Ml' DEK PHIL0S0PHISCH-HIST0K18CHEN CLASSE DEK KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. HUNDERTSTER BAND. (Mit zwei Portraits.) WIEN, 1882, IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN BÜCHHÄNDLER DEK KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAPTKK. \ \ Ab b^l.loo Druck von Adolf Uol/.hausnn in Wien, k. k. Hof- und UniTomitäU-Bucbdrucker. INHALT. Seite I. Sitzung vom 4. Jänner 1882 1 Schlechta-Wssehrd: Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. (Mit zwei Portraits.) 3 Miklosich: Beiträge zur Lautlehre der rumunischen Dialekte. Vocalismus HI. Consonantisinus 1 229 II. Sitzung vom 11. Jänner 1882 305 Rzach: Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexa- meters 307 III. Sitzung vom 18. Jänner 1882 433 Werner: Die Augustinische Psychologie in ihrer mittelalterlich- scholastischen Einkleidung und Gestaltung 435 Bauer: Die Kyros-Sage und Verwandtes 495 IT. Sitzung vom 1. Februar 1882 579 V. Sitzung vom 8. Februar 1882 581 Pfizmaier: Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's . 583 Tl. Sitzung vom 1. März 1882 663 Horawitz: Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius . . 665 TU. Sitzung vom 8. März 1882 800 Gärtner: Die judicarische Mundart 803 Till. Sitzung vom 15. März 1882 885 Steffenhagen: Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. II. Die Ötendaler Glosse 887 Haberlandt: Zur Geschichte einiger Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen 935 IX. Sitzung vom 29. März 1882 . . . . 1021 Pfizmaier: Erörterungen und Aufklärungen über Aino . . . 1023 Bacher: Die grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid (Abu Zakarjä Jahjä ihn Däud) Hajjüg 1103 I. 'SITZUNG VOM 4. JÄNNER 1882. Von Herrn Hofrath M. A. Becker wird im Auftrage Sr. kais. Hoheit des Durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Leopold das mit Höchstdessen Unterstützung herausgegebene Pracht- werk: , Hernstein in Niederösterreich' (Album und erster Tbeil) eingesendet. Weiter werden zur Vorlage gebracht nachstehende Werke: 1. Des vierten Bandes dritte Lieferung von dem ,Voca- bolario degli Academici della Crusca', übermittelt durch die königliche italienische Botschaft; 2. .Abraham Ibn Esra als Grammatiker' von Wilhelm Bacher in Budapest, eingesendet von dem Herrn Verfasser; 3. , Meine Forschungen im Gebiete des Geistes' von Johann Arbes in Prag, gleichfalls eingesendet von dem Herrn Ver- fasser. Der Journalisten- und Schriftstellerverein ,Concordia' macht die Mittheilung, dass der Vereinspräsident Herr Johannes Nord mann zum Preisrichter der Grillparzerstiftung für das Triennium 1881 — 1883 gewählt wurde. Herr Professor Dr. Wilhelm Bacher in Budapest über- sendet mit dem Ersuchen um Veröffentlichung in den akade- mischen Schriften eine Abhandlung unter dem Titel: ,Die grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüg.' Die Abhandlung wird einer Coramission zur Begutachtung überwiesen. Das w. M. Herr Hofrath Ptitter von Miklosich legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor: ,Beiträge zur Lautlehre der rumunischen Dialekte. Vocalismus HL Con- sonantismus I.' . Sitzungsber. d. phil.-hjst. Ol. C. Bd. i. flft. . 1 Verzeichniss der vorgelegten Druckschriften. Acaflcinia Real das Sciencias de Li^boa: Documentos remettidos da India ou Livros das Moik^ocs: Tomo I. Lisboa, 1880; 4«. — Historia e Meino- rias. Nova serie. Tomo V, Parte I. (Volume XLV. da Collec^ao). Lisboa, 1879; 4". — Sessao publica era.9 de Junho de 1880. Lisboa, 1880; 8». — Conferencias celebradas. Quarta Conferencia. Lisboa, 1880 ; 8". — De- mosthenes. A Oraijao da Coroa. Lisboa, 1880; 8". — Historia dos Estabe- lecimcntos scientificos, litterarios e artisticos de Portug'al por Jose Sil- vestre Ribeiro. Tomo VIlL e IX. Lisboa, 1879 e 1881; 8". — Flora dos Lusiados pelo Conde de Ficalho. Lisboa, 1880; S«». — Hamlet, tra- ducQao de Bulhao Pato. Lisboa, 1879; 8". — Don Pedro Calderon de la Barca por Jose Silvcstre Ribeiro. Lisboa, 1881; 8". — Panegyrico de Luiz de Camoes pelo secrctario geral J. M. Latino Coelho. Lisboa, 1880; 8". — Vida e viagcns de Feruäo de MagcUiacs por Diego de Barros Araua; traduc<^ao do Hespauliol de Fernando de Magelhaes Villas- Boas. Lisboa, 1881; 8". — CoUec^ao de Tratados e concertos de pazes que o Estado da India Portugneza fez com os Reis e Scnhores com quem teve rela(^oes naspartes da Asia e Africa Oricntal de.sde o principio da conquista atö ao fim do seculo XVIII. por .Julio Firmino Judice Biker. Tomo I. Lisboa, 1881; 8". Academie Royale de Coponhaguc: Ovcrsigt ovcr det Forliandlingar og dets Medlemmcrs Arbejder i Aaret 1881. Kjobenbavn, 1881; 8'\ Akademie der Wissenscliaften, k. bairisclie zu Miincben: Sitzung.sbericlite der philosophiscli-pliilnlogisclicn und historischen Classe. 1881; Heft II. München, IHSl ; 8". Cen tral-Commissioii, k. k. statistisclic: Statistiselics Jahrbuch für das Jahr 1880. XI. Heft. Wien, 1881; 8". — Naciiriciiten über Industrie, Handfl und Verkehr. X.XII. Band, 4. und .3. Heft. Wien, 1881; 4". — Ausweise ülior den auswärtigen Handel der österreichisch -ungarischen Monarchie im Jalirc 18.S0. XLI. Jahrgang, V. Abtheilung.* Wien, 1881; 4». Dubrawski, Stephan: Der slavischc Interrogativsatz, mit besonderer Be- rücksiclitignng der kleinrussischen Sprache. Stryj, 1881 ; 8". Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter- mann. XXVII. Band, 1881. XII. Gotha, 1881; 4". Society, the Asiatic of I'.engal : Journal. N. S. Vol. L, Nr. 211. (Jalcutta, 1881; 8". Verein, liistorischer für Schwaben und Nenbnrg: Zeitschrift. VIII. Jahrgang. Angsbnrg, 1881 ; 8". — militiir-wisscnsc.haftlicher in Wien: Organ. XXIII. Band, 4. Heft. Wien, 1881; 8^ — hi.xtorischer der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaldfu und Zug: Der G'eschichtsfrcund. Mittheilungen. XXXVl. Band. Kinsiedeln, Newyork, Cinrinnati und St. Louis, 1.H81; 8". Wissenschaftlicher Cltib in Wien: Moiiatsl)l;ittcr. III. J.ilirgang, Nr. 2 und ". Wirn. I.SSI ; K" ^J&^^ Siiii.KriiTA-Wstjiir.in). Dir- Kcvohitioiieii in Constantinopel i. d. J. 1807/8. SEm Sultan Selim III. /)"« ihriginul befindet sich in der k. u. k. orientnluchm Akademie in Wien.) Hit/m)gsber. der kais. Akademie der Wisaensch. pbil.-hist. Classe. C. Bd. I. Hft. 1882. Sclilcclita-Wsscliid. Die Revolutionen inConstantinopcli. ißo zAvar, dass neuerlich soAvohl in der Türkei als auch in Persien sogar Stimmen dafür laut wurden das ara- bische Alphabet durch andere, zweckmässigere Schriftzeichen zu ersetzen.' Aehnlich verhält es sich mit der mohammedani- schen Zeitrechnung, sowohl jener des Jahres als des Tages. Auch sie schwankt so unsicher hin und her, dass in Dingen wie z. B. in der Finanzadministration, wo besondere Genauig- keit noththut, schon das arabische Chalifat sich gezwungen sah statt des mohammedanischen Mondjahres eine zweck- dienlichere Zeiteintheilung einzuführen. Derselbe Mangel an praktischem Ordnungssinn machte und macht sich zum Theile noch gegenwärtig im Orient in vielen Belangen des täglichen Bedarfes geltend. So bestanden — um nur Einiges aus Vielem anzuführen — noch vor nicht langer Zeit selbst bei den Central- stellen der osmanischen Staatsverwaltung in Constantinopel weder eigentliche Registraturen, noch Xachschlagprotokolle. Aus den Kanzleien mohammedanischer Regierungen ausgehende, wichtige Actenstücke wiuxlen — und werden im ferneren Orient wohl heute noch — häufig genug weder mit Datum, noch fort- laufender Numer, noch Angabe des Ausstellungsortes versehen, und morgenländische Presserzeugnisse ohne Inhaltsverzeichniss, ja sogar ohne Paginirung, gehörten noch vor wenig Jahren zu den keinesAvegs seltenen Erscheinungen. Hiemit Avill nun« allerdings nicht behauptet werden, dass Völkerglück und Staatengrösse solcher nebensächhcher Ord- nungsbehelfe nicht entrathen können. Immerhin aber spiegelt sich im einzelnen Kleinen das. grosse Allgemeine, und die man- gelnde Registratur, das undatirte Actenstück und das unpaginirte Buch sind deshalb nicht minder bedeutungsvolle Symptome des erwähnten Erzübels an welchem 'so viele mohammedanische Staatskörper theils bereits zu Grunde gegangen sind, theils unrettbar dahinsiechen. 1 Siehe darüber: H. Ä. Barb, Die Umgestaltung des orientalischen Schrift- systems. Wien 1880. 8 Schlechta-Wssehrd. Im osmaniscteii Reiche war diese Krankheit zur Zeit, in welcher die gegenwärtige Handlung spielt, seit lange zum chro- nischen Uebel geworden. Seit Soliman, dem Gesetzgeber, hatte die Legislation nicht mir keine Fortschritte gemacht, sondern auch die von diesem Monarchen herrührenden Satzungen waren der Verjährung und der Vergessenheit anheimgefallen. Will- kür und ^lisshrauch, die natürlichen Folgen des unaufgeklärten despotischen Regiments, herrschten im Serail wie an der Pforte, in der Metropole wie in den Provinzen, in der Schatzkammer wie im Gerichtshofe und in der Caserne und hatten nach und nach in allen Theilen des weiten Ländercomplexes jenen halbanarchischen Zustand heraufbeschworen, welcher unter dem Namen der ,tür- kischen Wirthschaft^ zu so trauriger Berühmtheit gelangt ist. Am o-efährlichsten — weil die Sicherheit des Staates gleichzeitig nach aussen und innen bedrohend — äusserte sich diese Zerfahrenheit begreiflicherweise dort wo Zucht und Ord- nung am unentbehrlichsten, nämhch in der Armee. Hier war es denn aucli wo sich das Bedürfniss nach gründlicher Umge- staltimg vor Allem fühlbar machte, hier wm'den die Reformen zuerst praktisch in Anwendung gebracht und von hier endlich ging vorzugsAveise der Widerstand aus, welcher zu den wieder- holten Katastrophen führte, deren Beschreibung den Hauptvor- wurf dieser Erzählung bildet. Ein flüchtiger Rückblick auf den damaligen Zustand des osmanischen Heerwesens und die an diesem Theilc des Staatsorganismus unternommenen Regene- rirungsversuche erscheint daher im Interesse des Verständnisses d<'r nachfolgend geschilderten Begebenheiten unvermeidlich: Wie bekannt, zerfiel die türkische Kriegsmacht in zwei grosse Hiiuptabtlicilungen, nämlich in die zumeist berittene Lehensmiliz (Sipahi) und in das eigentliche stehende Fussvolk verschiedener Waffengattungen, die Janitschareii. Die Lehensmiliz nahm auf die hier geschilderten Ereignisse wenig directen Einfluss und wurde auch von denselben nichtwesentlich berülirt. Eine um so entscheidendere Rftjlc Iii(l»ci spielten dagegen di»; Janitscharen. ihn- Entstehung i'ällt bewusstermassen in die früheste Epoche .de- Auritlülicns der osmanischen Macht. Seit dem Untergange der römis(ln n Legioni^n das erste stehende Heer in Europa, hatten sie ui-.s[irünglich alle Erfordernisse eines .solclx-n, als da: streng militärische l'>rzi<'lnnig der Mannschaft, Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 9 eheloses^Beisanynenleben in den Casernen, fixe Besoldung und Uniforüift"ung u. s. w., in sich vereinigt. Ihre Mannszucht, Dienstwilligkeit und Manövrirfähigkeit wird am schlagendsten durch dSs einheimische Sprichwort bewiesen, demzufolge ,Ein Haar J^^^^^pif hte um vierzig von ihnen nach Belieben zu leiten'. ' Für ihre Tapferkeit, ihre Ausdauer und ihre übrigen kriege- rischen Vorzüge liefert den besten Beleg ein Blick auf die räumliche Entwicklung des dem Schutze ihres Armes anver- trauten Reiches aus einem unbedeutenden Vasallenländchen in einem Winkel von Bithynien zu einer Weltmonarchie vom arabischen Golfe bis zum Caucasus, von den Gränzen Maroko's bis Neuhäusel und Raab. Nicht minder bekannt und daher ausführlicherer Erwäh- nung unbedürftig als die einstige Bedeutsamkeit der Janitscharen ist die Entartung und Verwahrlosmig welcher sie im Laufe der Zeit anheimfielen. Welch' hohen Grad diese Verrottung und Verkommenheit zur Zeit ei'reicht hatte als Selim III seine Reformen begann, davon entwirft der modernste osmanische Reichshistoriograph Dschewdet '^ ein beinahe groteskes und doch, mit anderen gleichzeitigen Berichten verglichen, kaum über- triebenes Bild. Nachdem er, authentischen Quellen folgend, als Ausgangsepoche des Verfalls dieser Miliz die Regierung Murads III bezeichnet hat, unter welcher zuerst ungeeignete, 1 Kyrky bir kyl ile jedilir. 2 Siehe dessen Biographie und die Angabe einiger seiner literarischen Leistungen in dem bereits citii'ten Aufsatze: ,Die osmanischen Geschichts- schreiber der neueren Zeit' (Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. VIII, S. 13). Den dort erwähnten 2 Bänden seiner ,Geschichte des osmanischen Reiches' sind seither 7 weitere Bände nachgefolgt, deren letzter bis Januar 1812 führt. In denselben sind nicht nur die hier im Vorworte angeführten ,orientalischen' Quellen, sondern ausserdem mehrere Abhandlungen, Memoiren und Aufsätze tür- kischer Provenienz, sowie die Protokolle der Pfortenarchive benützt worden, welche dem Verfasser der vorliegenden Arbeit nur theilweise zu Gebote gestanden sind. Dschewdets Geschichtswerk lieferte daher , wie auch aus den häufigen Citaten ersichtlich , eine sehr reichliche Erkennt- nissquelle zum Besten der gegenwärtigen Abliandlung. Auch benützt der Schreiber dieser Zeilen diesen Anlass mit Vergnügen, um dem ebenso gelehrten als humanen und liebenswürdigen Pascha den Ausdruck seiner persönlichen Verehrung und seines Dankes für manche nützliche, münd- liche Andeutung und Aufklärung öffentlich darzubringen. 10 .Schlcchta-Wssohrd. d. li. nicht in den ^Recrutenscluilcn' (Adöclicmi oglan kisch- laleri) erzogene Individuen, in das Corps eingeschwärzt Avorden ■waren, fährt er Avörtlich folg-endcnnassen fort: jNach einem so gewichtigen Eingriffe in das Fundamental- gesetz dieser Truppe, konnte auch der fortschreitenden Ver- schlimmerung derselben nicht mehr Einhalt gethan Averden. Bald geschah was in früheren Zeiten geradezu als unmöglich gegolten hätte. So fingen z. B. die Janitscharen an, bei Mi- nistern , Statthaltern und anderen Civilwürdenträgern Privat- dienste zu verrichten, obgleich sie als i\[ilitärpersonen doch nur ausschliesslich dem Sultan, als ihrem obersten Kriegsherrn, zu dienen hatten. Auch begannen sie zu heiraten und in Folge dessen Privatwohnungen zu beziehen, während sie doch vor- schriftsmässig unter keiner Bedingung anderswo als in der Caserne ihren bleibenden Aufenthalt nehmen durften. Noch ärgere Missbräuche herrschten in Bezug auf die Verwendung des Soldatenlohncs und der militärischen Ruhegenüsse. Die - ^Militärsoldan Weisungen (Essame) wurden nämlich, ausser an die active ^[annschaft, auch an Civilpersonen der verschiedensten Stände, die Militärpensionen aber an noch ganz junge und rüstige Individuen vergeben obwohl, der Natur der Sache und dem ausdrücklichen Wortlaute des Gesetzes nach, nur höheres Alter luid erwiesene Dienstuntauglichkeit zum Bezüge solcher InvalidengebühnMi berechtigten. Nach und nach nahm dieser Unfug noch weit grössere Proportionen an, indem die Comman- danten, Generalstabsofticierc und iMilitärbcamten sowohl die Soldanwcisungen, als auch die Anweisungen auf Soldaufbesse- rungen (terekki), gegen Entgelt oder auch geschonkweise, unter dem Titel von ,Onadengabcn^(tschiraklik) oder Irad (Einkünften) überhaupt, an den ersten Besten hintangaben. Ja endlich wurden diese Soldan wei.sungen zu einem förmlichen Ilandelsartikel und gingen kaufvveise oder durch Erbschaft aus einer Hand in die andere über, wie diess heutzuta^ etwa mit Domänenbriefen oder anderen öffontiichen Schuldverschreii)ungen der Fall ist. Derlei Soldanweisungen nannte man Kapuly Essame (Soldanwcisungen für rivilb('di<'n.stete) und pflegten die Janitscharenofficiere die hifrauf entfalh-nden (Jeldljeträge an dif Inhaber der Soldscheine gegen gewisse Abzüge auszubezahlen, diese Aljzüge hingegen zu ihrfur «•igcnen Vortheih-, zu verwenden. Die Folge hievon Die Revolutionen in Constantinope! in den Jaliren 1807 und 1808. 11 war, dai^s die T^xhl der Soldanweisungen sich fort und fort ver- mebrte,'^*T\^ährend der Stand der Avirklichen Combattanten im gieichen Vierhältnisse abnahm. So kam es endlich dahin, dass die Besatzung einer Janitscharencaserne thatsächlich nur aus ein p4i<ö-,^'ompagnieältesten^ (Basch eski), dem einen oder anderen Fahnenträger, eTiiigen Ordonnanzen, dem Militärkoche und derlei übei-Üüssigen Individuen mehr bestand, während andererseits die Finanzverwaltung kaum mehr im Stande war die zur Deckung der Armeeauslagen nöthigen Summen aufzu- treiben. Das mit sauerer Mühe herbeigeschaffte Geld aber floss, wie gesagt, in den Säckel von allerlei Civilpersonen, ja sogar Krämern, Handwerkern und gewöhnlichen Dienstboten, also lauter Leuten, die weder im Felde zu verwenden waren, noch auch in Friedenszeiten den Wachdienst besorgen konnten und sich überhaupt zu keiner Art von militärischer Dienstleistung eigneten. Ergab sich doch — des Bedarfs im Kriege gar nicht zu gedenken — in geAvöhnlichen Zeiten der nicht seltene Fall, dass sogar die für die Besetzung der Wachstuben in Constan- tinopel benöthigte Mannschaft von den bezüglichen Casernever- waltern gegen Taglohn aufgenommen werden musste u. s. w.^ Kicht minder tragikomisch klingt Avas unser einheimischer Gewährsmann über die Mobilisirung dieser sonderbaren Sol- dateska, ihr Verhalten gegenüber dem Feinde und die SchAvie- rigkeit einer Remedur in dieser Beziehimg berichtet: ,Kam es nun aber' — fährt derselbe wörtlich fort — ,ein Mal AAärklich zu einem Feldzuge und forderte man die Janitscharen auf sich unter den Fahnen zu versammeln, da erschienen der eine oder andere Officier, der Casernkoch, ein paar Gefreite, der Fähn- rich und 20 oder 30 Gemeine und stellten sich als eines der in Constantinopel garnisonirenden Janitscharenbataillone (Orta) vor. Fragte man sie, avo die Uebrigen geblieben seien, so antworteten sie, dieselben Avürden später aus Kamelien oder Anatolien nachkommen. Diese .Uebriffen' AA^irden nun aller- dings nach einiger Zeit diu'ch die zur Completirung der ifann- schaft in die Provinzen entsendeten Kriegscommissäre (Serdar) nach der Hauptstadt instradirt; doch zählten auch sie in der Regel kaum mehr als je 5 bis 10 Mann per Bataillon und der Rest folgte erst Aveit später mit dem sogenannten , Aufgebote der FreiAvilligen' (Serden getschdi) nach. Aber auch A'on I 12 Schleehta-Wssehrd. diesen Freiwilligen betrng- ein Fähnlein selten mehr als 40 oder 50 Mann, Avährend es der Vorschrift nach aus 120 Mann bestehen sollte. Auch diese Wenigen waren zum grossen Theile gcpresstes Gesindel das sclion auf dem Marsche nach dem Sammlungsdepot rauhte und plünderte und, im Haupt- quai'tiere angelangt, meistens sogleich wieder nach allen Seiten ausriss. Die UebrigLleibenden trieb dann der erste feindliche Kanonen schuss auseinander, wobei nur zu oft die Plünderung des eigenen Lagers der allgemeinen Desertion vorausging. Wie hätte es aber — aufrichtig gesagt — auch anders sein können? Waren doch, Avie schon bemerkt, die Tausende und aber Tausende von Beuteln, die alljährlich unter dem Titel von Janitscharenlöhnung verausgabt wurden, zu Privateinnahms- quellen für Hinz und Kunz geworden und beschränkte sich doch was hie von in die Hände der wirkliclien ( *ombattanten gelangte auf einen unbedeutenden Bruchtheil ! Wandte man sich aber an den üeneralstab der Janitscharen mit der Auf- forderung, seine Truppenabtheilungen auf den vorschriftsmässi- gen Präsenzstand zu bringen, so wurde geantwortet, man möge neue Werbungen anstellen. Allein auch hiemit war nicht viel gewonnen, denn auch diese neu Angeworbenen waren in der Mehrzahl nur zusammengewürfeltes Pack; für das Aerar aber erwuchsen hiedurch abermals drückende Geldopfer, indem in Folge dieser neuen Anwerbungen auch die Zahl der , Sold- anweisungen' neuerdings beträchtlich vermehrt werden musste. Nun hätte man freilich diiii Bedürfnisse nach Completirung der Mannschaft auch gerecht werden können oline den Staats- säckel mit abermaligen Geldforderungen in Anspruch zu nehmen. Man brauchte nämlich ziu' Bezahlung der neuen Kecruten nur jene Soldbeträge zu verwenden, die alljährlich auf naturgemässem Wege, nämlich in Folge des Absterbens eines Theiles der Sold- inhaber, Hüssig wurden. Leider jedoch erwies sich auch dieses Auskunftsmittel in der Praxis «Is nicht durchführbar, indem die Evidenzhaltung solcher Vacanzen gleichfalls in den Händen -*«'fnsofern man hierunter einen Verein soldatisch disci- plinirter Individuen versteht — verdienten sie nicht mehr, sondern waren zu einer Art von verwilderter Nationalgarde oder Landsturm halb religiösen, halb kriegerischen Charakters ge- worden, der nach aussen keinen Nutzen stiftete und daheim nur schadete. In der That hatten sie, wie die Geschichte dar- thut, in der letzten Zeit ihres Bestandes dem äusseren Feinde gegenüber nicht einen einzigen Erfolg von einiger Tragweite aufzuweisen. Dieses kann übrigens um so Aveniger verwundern, als sie ja auch in der Kriegskunst stationär geblieben, ihre christlichen Gegner aber in dieser Beziehung eifrig vorgeschritten waren. Hatte doch mittlerweile — ganz abgesehen von höherer Taktik und Strategie — das Bajonnet dem Krummsäbel, das Carre der Phalanx und der disciplinirte Muth der ungeschidten Tollkühnheit entschieden den Rang abgelaufen ! Sie, die Jani- tscharen, aber waren beim Säbel, bei der Phalanx imd — wenn sie überhaupt noch angriffen — bei dem ungeschultcn Stm-m- angriife stehen geblieben. Ebenso bedauerlich schwach sie sich jedoch dem Aus- lande gegenüber zeigten, ebenso unheilvoll stark erwiesen sie sich gegenüber der eigenen Regierung und dem Frieden des eigenen Vaterlandes. Denn nur der kriegerische Geist war ihnen abhanden gekommen; der Corpsgeist oder richtiger Kastengeist (Odschak gaireti) aber war ihnen geblieben. Ihren heimischen Herd zu schützen hatten sie verlernt; desto hartnäckiger jedoch wussten sie ihre egoistischen Standesinteressen zu vertheidigen. Aller- dings hatte sich dieser Corpsgeist auch in früherer Zeit und unter der Regierung thatkräftiger Sultane häufig genug in stürmischen Forderungen Luft gemacht; durch strenges Ein- greifen oder kluges Vermitteln ihrer obersten Kriegsherren war derselbe jedoch meistens noch rechtzeitig in Schranken gehalten oder in der Richtung nach aussen abgelenkt worden. Als jedoch das Heldenmark im Herrscherstamme Osmans nach und nach austrocknete und der einst so üppige Baum nur mehr k 1-1 Sclilcchta-Wsselird. scliAvüclilichc oder g-anz vcrkrüi)pcltc Schösslingc trieb, da wiK'licrtc aut'li das böse Sclilin<>;kraiit der Süldncrherrscliaft iiunier verderbliclicr erapor. ,Janitscbarcnaufstände'^ (GülüwAvi Jenitscberian) wurden zu stcbenden Artikebi der türkiseben Staat.sc'lironik und endeten nicbt selten mit der Enttbronung von Sultanen und noeb bäufigcr mit der llinseblacbtung der böebsten Würdenträger des Reiebes. Der Sebreekensruf ,Kul aijaklandi^ (die Janitscbaren steben auf) maebtc den Mon- areben im »Serail und die i\Iinister bei der ^Pforte' zittern, und selbst der Kaisermord (die Hinriebtung Osmans II im Jabre 1622) feblt niebt in der langen Liste dieser blutigen Aussebreitungen. Aber auch ihre Mitbürger und sieb selbst untereinander bebandelten die zuchtlosen Söldlinge nicbt glimpflieber. Ihre Privatzwistigkeiten, die sogenannten Bataillonskrawallc (Orta gawgaleri) arteten häufig genug in f<'nnliche Strassenscblacbten aus und ihre Excesse, 13edrüekungcn und Erpressungen' steben in ihrer Heimat noch jetzt im übelsten Andenken. Ja, wie früher ihre I)isci})lin, so war nachgerade aucb ihre ünbändig- keit sprielnvörtlieii geworden und ,Jenitscbcrilik etmek', d. b. den. Janitscbaren spielen, gilt noeb beutzutage im Volksmunde als gleichbedeutend mit Itohbeit, Anmassung und Gewaltthätig- keit jeder An. Man bat die Janitscbaren bäulig mit den Prä- torianern und den Strclizen verglichen. Gewiss trifft der Ver- gleich in manchen Punkten zu. In Einer Beziehung waren sie jedoch noch gefährlicher als ihre römischen und moskowitiscben Gesinnungsgenossen. Denn Prätorianer imd Strelizen batten nur eine bcschräidvte numerische Stärke und ilir Einfluss machte sich doch liauptsächHcli nur in der Capitale geltend. Die .lani- tscbaren Jiingegen umfassten — vom Sultan der, Avie der König von Erankreich der erste Edelmann, der erste Janitscbar seines Landes war, herab bis zum Lastträger, Kohlenbrenner und lluder- kneebte — den bestcin Theil (\(ir männliclien mohammedaniscben Bevölkerung der Türkei, und waren ausserdem, wie ein , böses Kn'1>>'j-<-sc)i\vin-^ iil)er das ganze ausgedelintc Staatsgebiet ver- ' Eiiic lange Liste (lr'r«('ll)(Mi liiidct .sicli in Canshiii de Pereeval's ,1'reci.s historiyup 'U- In fle.struction du corps des .lanissaires etc.* (Paris 183.'}), S. 209. Die Kevolutionen in Constantinopcl in den Jahren 1807 und 1808. 15 breitet. J3er Reformator, welcher ihnen an den Leib wollte, hatte somit nlWit nur die Armee im engeren Sinne, sondern die Ma- jorität der I- waffenfähigen Einwohnerschaft wider sich, was bei dem römischen Imperator und dem russischen Zaren nicht der Fall 's^W-'^abei fanden die Janitscharen — ähnlich Avie die Strelizen in der Orthodoxie — mächtigen Schutz und llückhalt in den starren religiösen Anschauungen des Islams, dem bekannt- lich jede Neuerung (bid'at) gleich gilt mit Frevel und Häresie. In Folge dessen waren diese Söldner auch natürliche Bundes- genossen der Ulema, d. i. der mohammedanischen Geistlichen, Richter und Gesetzgelehrten. Diese, schon ihrem Stande gemäss ultraconservativ, erblickten und schätzten ihrerseits in den Jani- tscharen die verlässlichsten Beschützer des Glaubens und nament- lich der saccrdotalen Privilegien, und zwar diess um so mehr als ja das Janitscharenthum durch seinen Schutzpatron Hadschi Begtasch und den gleichnamigen Derwischorden, sowie durch die verschiedenartigsten abergläubigen Symbole und Gebräuche mit der Religion auf's Engste verquickt Avar. Wie klug beide Theile dieses Verhältniss zu ihrem gegenseitigen Vortheilc auszubeuten verstanden v^rd die Folge lehren. Aber nicht nur bei den , Gesetzgelehrten', auch in den höchsten Kreisen der türkischen Civilbeamteuschaft erfreute sich die turbulente Miliz zahlreicher Sympathien, was sich daraus erklärt, dass das Janitscharenthum, so schlimm es auch war, doch dem Despotenthum des Sultans gegenüber ein Gegengewicht bildete und zeitweilige Ausschrei- tungen der Soldateska den Ministern der Pforte noch immer erträglicher schienen als das permanente und gänzlicli unbe- schränkte Willkürregiment des Alleinherrschers. ' Die Stellung, welche die Janitscharen der Reform gegen- über einnahmen, ergibt sich aus dem Gesagten von selbst. Wichtiger Immunitäten geniessen, dabei noch regelmässigen Sold beziehen und hicfür nichts leisten sind Vortheile deren sich kaum Jemand freiwillig entäussert. Die Janitscharen be- ' Als man, einer beglaubigten Tradition zufolge, Ilalet Efendi, den eine Zeit lang allmächtigen Günstling Mahmuds II, vertraulich fragte warum er der projectirten Aufhebung der Janitscharen widerstrebe, antwortete er: , Allerdings wäre es gut ein Mittel ausfindig zu machen um uns gegen die Uebergriffe der Janitscharen zu schützen; wenn aber diese nicht mehr vorhanden sind, wer wird uns gegen den Sultan schützen? 1<> Schlechta-Wssehid. fanden sich in dieser behaglichen Lage und so konnte ihnen jede Veränderung nur als uner^^iinschtc Beeinträchtigung ihrer Interessen erscheinen. Dünkelhafte P^rinuerungen an eine aller- dings glorreiche Vergangenheit, krasse Unwissenheit und Un- kcnntniss der allgemeinen Weltlage und der, wie schon ange- deutet, den Mohammedanern sozusagen angeborene Abscheu gegen Neuerungen überhaupt und nun gar solche, welche den verachteten ,Giaurn'' entlehnt werden sollten, trugen bei, sie in ihrer Widcrhaarigkeit zu bestärken. Und dochl Trotz aller orientalischen Apathie, Intoleranz, Verschrobenheit und Selbstsucht, war die Ueberzeugung von der Unhaltbarkeit solcher Zustände nach und nach in den mass- gebenden Kreisen so mächtig geworden, dass sie den einmal aufgetauchten Reformgedanken immer Avieder in den Vorder- grund drängte. Längere Zeit freilich hielt sich derselbe nur in den l>escheidenen Grenzen von Versuchen, das Janitscharen- thum selbst durch Abstellung seiner schreiendsten Missbräuche und theilweise Ivückkehr zu seinen ursprünglichen Satzungen, also im rein mohammedanischen und nationalen Sinne, umzu- gestalten. Schon in der ersten Hälfte des verflossenen Jahr- hunderts jedoch ward es den Einsichtsvolleren unter den tür- kischen Staatsmännern klar, dass diese Institution einer Wieder- geburt nicht fähig sei und daher die Begründung einer abge- sonderten Wehrkraft aui" fremder und zeitgemässer, nämlich europäischer, I^asis angestrebt werden müsse. Die ersten An- läufe in dieser Richtung fanden, wie bekannt, unter Mahmud I, auf Andrängen des französischen Renegaten Bonneval, statt, beschränkten sich aber hauptsächlich auf Verbesserungen in der Artillerie, dieser Lieblingswaffe der Türken, der sie ja auch einen grossen Theil ihror früheren kriegerischen Erfolge ver- dankton. Erspricsslicher gestaltete sidi unter Mahmuds I zweitem Nachfolger, Mustafa III, die Wirksamkeit des in fran- zösischen Diensten gestanden^ Ungarn Baron Tott, der nicht nur die Reform des Geschützwesens wieder aufnahm, indem er die Präcisionsartillerie (Suratdschilar) in der 'J'ürkei einführte, sondern auch eine militärische Ingenieurschule in Constantinopel gründete und auch in anderen Zweigen der öffentlichen Wehr- kraft danken.swerthe Verbesserungen anbahnte. Während des fünfzelinjährigeii Regnuras des nachfolgenden unbedeutenden Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jalircn 1807 und ISOS. 17 Siiltans Abdul iltunid 1 f>;ingen jedoch diese halbfertigen Einrich- tungen-^-(isstentlieils Avieder ihrem Verfalle entgegen. Z^var befasste sieh auch damals ein reformlustiger Grosswefir, der tüchtige Chalil Hamid Pascha, mit zweckmässigen Verbesserungen, wenn -ai&jJf'^nnderer Kategorie, indem er namentlich trachtete, der verderblichen Vergeudung des Truppensoldes unter den Janitscharengarnisonen der Grenzprovinzen zu steuern. Als er jedoch IVIiene machte, diese vernünftige Massregel auch auf die Janitscharen in der Hauptstadt auszudehnen, genügte das blosse Gerücht von der hiedm-ch bei der Miliz hervorgerufenen ]\Iiss- stimmung, um ihn unverzüglich seinen Posten und, bald darauf, auch seinen Kopf verlieren zu machen." Hatte doch — was wir als bezeichnend für den Schrecken, Avelchen diese Soldateska damals noch ihrem Kriegsherrn einflösste, hier ebenfalls an- fühi-en — selbst unter dem vorigen, weit energischeren Sidtan ein noch geringfügigerer Anlass hingereicht um einem' anderen der höchsten Staatsbeamten das gleiche Schicksal zu bereiten. 2 Eine ernstliche Wiederaufnahme der Reformprojecte er- folgte denn auch erst unter Abdvd Hamids Nachfolger, Selim HI, ' Dscliewdet, Bd. II., S. 311—313. 2 Sultan Mustafa IIl sah die Unmögliclikeit, mit einem blossen Landsturm (wie es die Janitscharen geworden waren) seinen äusseren Feinden zu widerstehen, sowie das Heraus entspringende dringende Bedürfniss nach einer Reform wohl ein. In diesem Sinne sprach er sich auch eines Tages, bei Gelegenheit einer vertraulichen Unterredung mit seinem Finanz- minister Halimi Efendi, oft'en aus. ,So lange' — sagte er — ,wir keine andere Armee besitzen, sind wir nimmermehr im Stande es mit diesen Europäern aufzunehmen. Allein was thun?' — ,Die Janitscharen reor- ganisiren' entgegnete Halimi. ,Sind denn diese einer Reorganisation fähig?' fiel der Sultan ein. ,Sie sind es' erwiderte lebhaft Halimi. ,Giebst Du mir dieses schriftlich?' nahm der Sultan wieder das Wort. ,Ja wohl!' versetzte Halimi. Mustapha HI aber schöpfte aus der Zuver- sichtlichkeit, mit welcher die.se Worte gesprochen wurden, den Verdacht, dass Halimi der (gegen die Europäisirung des Heerwesens reagirenden) Janitscbarenpartei angehöre, da er es sonst nicht gewagt hätte sich so bestimmt zu äussern und sich sogar schriftlich zu verbürgen. Von Be- .sorgniss erfüllt, Halimi könne den Inhalt dieser vertraulichen Unter- redung an die Janitscharen verrathen, entfernte er ihn daher schon am folgenden Tage, unter Verleihung eines Postens in der Provinz, aus Constantinopel und Hess ihn überdiess bald darauf hinrichten. (So, wört- lich, bei Dschewdet, Bd. V, S. 209.) Sitzungsber. d. phü.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 2 18 Sclilcchta-Wssehid. dessen tragisches Endo den Hölicpunkt dieser Erzählung bildet. Selims Bestimmung zum Reformator war — im eigent- lichsten Sinne des AVortes gesprochen — älter als er selbst. Sein Vater, Sultan j\[ustata TU, obgleich im Ganzen ein ziemlich aufgeklärter Fürst, huldigte nämlich, trotzdem, dem übrigens in jener Epoche auch im Abendlande noch nicht ganz überwundenen Vorurtheile der Sterndeuterei. Hatte er sich doch vom Beherrscher von Maroko und später auch von Friedrich II, zur Unterstützung seiner Regentenweisheit, tüchtige Astrologen ausgebeten, welches Verlangen der grosse Skeptiker in Berlin bekannthch mit der Aeusserung entgegnete, die besten Sternkundigen seien ein xmterrichteter Geist, ein woldgefüllter Schatz und ein schlagfertiges Heer.' Trotzdem war der abergläubische Monarch auch vor der Geburt Selims III bedacht gewesen in den Planeten zu forschen und hatte aus den siderischen Aspecten erfahren, es werde ihm der seit langer Zeit erwartete männliche Nachkomme geschenkt werden und zwar sei dieser, wenn im richtigen jMomente ge- boren, vom Schicksale dazu auserwählt das Reich Osmans zu regcneriren und auf diese Art zu neuer Macht und Herrlich- keit aufblühen zu machen. Um daher den Zeitpunkt der voraussichtlichen Entbindung mit dem vorausberechneten günstigen Stande der Gestirne (Eschref sa'at) in Einklang zu bringen , befahl der ])esorgte Vater den im Zimmer der Wiichnerin wachehaltenden Aerzten uiul Hebammen des »Serails, die gewärtigte Niederkunft durch Anwendung geeigneter Mittel so lange zu verzögern bis jene in ganz naher Aussicht stehende, heilbringende Constellation eingetreten sein würde Die Natur aber, mächtiger als Des- potenlaune und medicalisclie Wohldienerei, folgte ihren ewigen Gesetzen, und l'i-inz Selim erblickte das Licht der Welt um kurzes früher als es im vermtilntlichen Interesse des gestellten Horosko])s wünschensworth gewesen wäre. Die schlauen Heil- künstler und AVehmütter im Baiaste aber, um der gehofften reichliehen ]>elohnung nicht verlustig zu werden, verheimlichten dem getäuschten Sultan die stattgehabte Verfrühung, indem ' Zinkeisen, Geschichte des osniauischeu'lieiches in Europa, Bd. V., S. 8Ub ft". Die Revolutionen in Constantinopel iu den Jalircn 1807 und 18')S. 10 sie die mnren A^rrückteiv, so zwar dass dieser bis zu seinem Ableben die Ueberzcng-ung bewalirte, sein Sohn sei Avirklich das erwartbte Joviskind oder^ wie die Orientalen es nennen, jener ,Herr der Constellation^ (Saliibi Kyran\, welchen ihm der Himmei^^fßphezeit hatte.' Diese Voraussetzung — so gleichgiltig sie auch an und für sich erscheinen mag — Avar jedoch im gegebenen Falle von nicht unwichtigen Folgen begleitet. Denn, nicht nur impfte der von ihr erfüllte Vater dem Knaben Selim die Keime jener fortschrittlichen Richtune: ein, welche dieser während seiner künftigen Regierung unverrückt einhielt, sondern er wollte ihm ausserdem, im Widerspruche mit der bestehenden Öuccessionsordnung, statt seines eigenen (Mustafas III) jüngeren Bi-uders, den Thron zuwenden. - Dieses letztere Project kam nun allerdings nicht zur Aus- führung, da Selim zur Zeit des Ablebens seines Vaters erst 14 Jahre zählte und Regentschaften in der Türkei niemals gerne gesehen worden sind. Abdul Hamid bestieg somit den Thron und Selim musste noch 15 Jahre, thatlos, in der Abge- schiedenheit des ,Prinzenkäfigs'-' zubringen. Doch benutzte er diese Epoche wenigstens dazu, sich gewisse theoretische Kenntnisse zu erwerben, welche er im Interesse seines vermeintlichen reformatorischen Berufs für un- entbehrlich erachtete. So soll er insbesondere in der Mathematik, Greometrie und Mechanik nicht unbewandert gewesen sein, ja sogar noch als Kronprinz eine Abhandlung über den Gebrauch der modernen Feuerwaffen verfasst haben.-* In seiner Vorliebe für europäisches Wissen bestärkten ihn übrigens, wie es scheint, auch die fränkischen Aerzte, die er, KränkHchkeit halber, in seiner Jugend häufig consultirte.-^ Auch soll seine Mutter, eine georgische, also christliche, Sclavin, ihrem Glauben bis an ihr Ende treu geblieben sein, welcher Umstand ' Aassim, Bl. 193, S. 1. 2 Dschewdet, Bd. V., S. 210. ^ So (Kafes) hiessen jene Appartements im Serail, welche die präsumptiven Thronerben bis zu ihrem Kegierungsantritte bewohnten. ■* Aassim, Bl. 23, S. 2, versichert von dieser Arbeit selbst Einsicht ge- nommen zu haben. ^ Manuk Beys Biographie, Abschnitt V. 2* 20 ScUlochta-Wsselird. gleichfalls beigetragen haben mag, seine tolerante Gedanken- riehtiing zu erklären.' Von der Erwerbung der noch weit wichtigeren Kenntniss von Welt und ]\[ensclien konnte freilich, bei dem unsinnigen Absperrimgssysteme , welchem die osraanischen Thronfolger damals noch unterlagen, auch bei ihm keine Rede sein.^ Dagegen waren die Umstände, unter welchen er als 2Sjähriger Mann, am 7. April 1789, die Zügel der Herrschaft ergriff, um so geeigneter ihm die Dringlichkeit zeitgeiuässer Reformen, und zwar namentlich im Heerwesen, in drastischer Weise ins Gedächtniss zu rufen. Sein Vorgänger, Abdul Hamid I, war von einem iro- nischen Schicksale verfolgt Avorden. Obgleich selber, nicht nur aus Schwäche^ sondern sogar aus Princip, -^ absolut friedliebend, hatte er seine Regierung während eines unglücklichen Feld- zuges angetreten und schloss dieselbe mit einem kaum min- der unglücklichen Kriege ab. Der erstere hatte ihm eine seiner besten Provinzen (die Krim) gekostet, den zweiten be- zahlte er sogar mit seinem Leben. Der Kummer über den Fall von Oczakow brach ihm das Herz.' Als traurige Erb- ' Intermmt. Bericht vom 2ö. October, 1805. - Wie weit diese Abscliliessunfr g-etrieben Avurdo erliellt, unter anderem, auch aus einer von Dscliewdet (Bd. IV., S. 250) citirten Anekdote, laut welcher das einzige Fenster in den von Selim bewohnten Gemächern, durch welches er noch mit anderen Bewohnern des Serails als seinen eigenen Leibdienern conversiren konnte, unerbittlich zugemauert wurde. ^ Als ilim eines Tages einer seiner Vertrauten von der Möglichkeit eines neuen Couflictcs mit Kussland .sprach, entgegnete er: ,Ich bin ein alter Mann und habe 40 Jahre in einer Keuche (im Prinzenkäfigo) zugebracht; ich will im Frieden leben und sterben.' (Internunt. Bericht vom 10. März 178;i.) * lieber die näheren Umstände des Ablebens dieses Sultans ist bisher nichts bekannt geworden, daher folgende Notiz wenigstens den Werth der Neuheit für sich hat: ,Die voijrGrosswerir-Generalis.simus einlaufenden Berichte über die Schlag auf Schlag sich wiederholenden Unglücksfälle der Armee erfüllten ihn (Abdul Hamid I) mit äusserster Unruhe und Betrüliniss und liatten seine Gesundheit so erschüttert, dass er nicht mehr im Stande war ein Pferd zu besteigen. Eben hatte er sich in dem Kiosk niedergela.ssen , von wo die Aus.sicht ;nif die Buchsallee geht, als ein Hausofficier des (Jmsswefir- Stellvertreters Salih Pascha abermals einen Bericht aus dem Haupt(|uartiere überbrachte. Der Leibkammer- diener nahm die Dejiesche und reichte .sie dem Sultan hin. Kaum aber Die RcTolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1803. 21 Schaft li^nterlicäß er seincin Nucbtolgcr die Fortsetzung des Doppellfthnpfes mit Oesterreich und Russland, welche Selim auch vorderhand so vollständig in Anspruch nahm, dass er seine Reformplane vorderhand nothwendigerweise vertagen musste. 5tü9iö*^*'^ber war die von aussen drohende Gefahr durch die Friedensschlüsse von Sistow (4. August 1791) und Jassy (9. Januar 1792) abgewendet, so ging er auch mit um so regerem Eifer an das ungern verschobene Werk. Gewisse Vorbereitungen hiezu waren übrigens schon während des Feldzuges getroffen worden. Noch im Hauptquartier bei Silistria stehend, hatte nämlich der Grosswelir Kodscha Jussuf Pascha ein Chattischerif oder sultanisches Handschreiben des Inhalts erhalten, dass er die im Lager befindlichen Minister ' und sonstigen höchsten Würdenträger zur Abfassung ausführlicher Denkschriften (Laiha) auffordern solle, in Avelchen sie ihre Ansichten über die vor- zunehmenden Reformen überhaupt und speciell über jene im Heerwesen, nach bestem Wissen und Gewissen und mit vollem Freimuthe, darzulegen hätten. - war derselbe, während des Lesens, an die Stelle gekommen, welche den Verlust von Oczakow schilderte, als er in ein herzzerreissendcs Schluchzen ausbrach, worauf sich alsbald ein heftiger Schlaganfall einstellte. So- gleich wurde der oberste Leibarzt herbeigerufen. Er fühlte den Puls und suchte dem Sultan Muth einzuflössen, indem er, den Schlaganfall (nuful) als blossen Katarrh (Nefle) auslegend, ihn versicherte, dass es sich nur um eine Verstärkung dieses seines gewöhnlichen Leidens handle. Abdul Hamid aber schaute ihn überaus traurig an und sagte: ,Hassan Efendi, dies ist deine letzte Visite bei mir; glaube mir, du verlierst deinen Herrn.' Da konnte sich auch der Arzt nicht länger halten und verliess, laut weinend, das Gemach, nachdem er dem Kammerdiener er- klärt hatte, dass keine Hoffnung mehr vorhanden sei. Wirklich hauchte auch der Sultan gegen Morgen die Seele aus.' (Dschewdet, Bd. IV,, S. 207, nach den Memoiren Schehri Ismail Efendis, Kammerdieners bei dem Prinzen, nachmaligen Sultan, Mahmud H). ' Wenn in früheren Zeiten der Grosswel'ir, der immer zugleich als Gene- ralissimus fungirte, in den Krieg zog, begleitete ihn das Gesammt- ministerium ins Feld und wurde in Constantinopel für die Dauer des Krieges durch ein interimistisches Ministerium ersetzt. Die ^Mitglieder dieses letzteren führten dann den Titel Eikiab wikelassi d. h. Minister a latere. Der Grosswefir erhielt seinerseits einen Substituten in der Hauptstadt, welcher mit dem Namen Kaimakam, d. h. Stellvertreter, be- zeichnet wurde. 2 Dschewdet, Bd. V., S. -212. 22 Schlechta-Wssehrd. Diese ]\Iassregel entsprach auch insofern ihrem Zwecke als iSelim mit deren Anordnung die geheime Nebenabsicht ver- bunden hatte, auf solche Art die Denkweise seiner obersten Organe über die einzuführenden Verbesserungen und gleich- zeitig ihre etwaige Geneigtheit kennen zu lernen, sich an der Realisirung derselben zu betheiligen. ' In der Hauptsache jedoch, nämlich insofern es sich darum handelte gute Rath- schläge zu erhalten, blieb der Schritt ohne praktischen Erfolg. Denn die meisten der consultirten Turbanträger hatten von den fremdländischen Heereseinrichtungen, deren Einbürgerung in der Türkei doch zunächst beabsichtigt war, keinen Begriff und konnten daher, selbst bei dem besten Willen, in dieser Bezie- hung kein fachmännisches Votum abgeben.- Ja, in gewisser Hinsicht wirkte die Massregel sogar nachtheilig, indem die Projecte der Regierung auf diese Art vorzeitig an die grosse Glocke gehängt und ausserdem manche von den Votanten, deren Anschauungen mit jenen des Serails nicht übereinstimmten, später von den hämischen Höflingen dem öffentlichen Gelächter preisgegeben wurden, was die Verfasser der kritisirten Denk- schriften der Reform selbst imd dem obersten Förderer der- selben, dem Sultan, abwendig machte. ^ Allerdings war der Inhalt mehrerer von den abgegebenen Gutachten derart, dass er kaum ein besseres Schicksal verdiente als belächelt zu werden. So z. P>. erklärte einer der befragten Diwansweisen die bereits bestehende Präcisionsartillcrie für eine nur kost- spielige, im Grunde aber ganz unnütze Neuerung, Avährend ein anderer ein Hauptmittel zur Verbesserung des Geschiltzwesens darin erblickte, dass jede Kanone und jeder Mörser in Zukunft nach Art der Kriegsschiffe einen eigenen Namen und 100 oder mindestens 50 Mann Bedienungsmannschaft erhalte. Ein dritter wieder schlug vor, die allenfalls aufzustellenden ,Disciplinirten^ nur als Resei've zu verwenden, die im Kriege in einer ICnt- fernung von 8 bis 10 Stundeif^iinter den Janitscharen zu mar- schiren und diesen nur im Italic der Noth zu Hilfe zu kommen hätten. Ein vierter militärischer Ileilkünstler wieder hielt es - Ebenda,. 3 Ebenda, Ö. :il7. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 23 für geiili^-end, cüc Armcc^ in zwei grosse Sectionen, nämlich in eine Winter- nnd eine Soinmerarmee^ einzutlieilen, um avif diese Art das Ansreissen der Lehensmilizen, welche mit Beginn des Herbstes in ihre Heimat zurückzukehren pflegten, weniger fühlbac^iHfiöiachen. In zwei Punkten hingegen stimmten sämmt- liche Vorschläge ' überein, indem sie, einerseits, die Dringlichkeit von Verbesserungen im Allgemeinen anerkannten und, anderer- seits, die Unterdrückung der in der Armeeverwaltung einge- rissenen Corruption, sowie die Einführung einer strengeren Mannszucht und eines passenden militärischen Unterrichtes als unerlässlich betonten. Für die Errichtung eines abgesonderten Truppencorps nach europäischem Vorbilde jedoch sprach sich nur einer der Consultirten, nämlich der Grosswefir, aus, welcher übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach schon früher höheren Orts in diesem Sinne inspirirt worden w^ar, während sich die Uebrigen mehr auf eine Purificirung und Rcorganisirung der bereits vorhandenen zwei Heerkörper, der Janitscharen und der Lehensmiliz, beschränkten. Eine der bei diesem Anlasse gemachten Propositionen ist deshalb interessant, weil sie der Uebersiedlung kriegerischer Nomadenstämme aus Asien und ausgewanderter Tataren aus der Krim nach der Dobrutscha das Wort redete, welchen Rathschlag die Pforte bekannthch auch später durch die Anlegung tscherkessischer und nogaischer Mihtärcolonien daselbst befolgte.'^ Gleichzeitig mit diesen Pro- ducten einheimischer Litelligenz wurde endlich dem Sultan auch ein Operat des schwedischen ]\Iilitärbevollmächtigten Baron Brentano vorgelegt, welches sich jedoch mehr im Allgemeinen hielt und hauptsächlich in Recriminationen gegen die türkischen Minister erging, deren Indolenz an den bisherigen Misserfolgcn der fremden Militärinstructoren Schidd tragen sollte.-^ Diese verschiedenen Elaborate wurden von Selim einer eingehenden Prüfung unterzogen und dann an die Pforte mit dem Auftrage zurückgeleitet, Auszüge davon anzufertigen und diese ihm abermals vorzulegen. ' Siebzehn dieser Denkschriften finden sich im Auszuge und kritisch be- leuchtet bei Dschewdet (wie oben, S. 218— 251). 2 Ebenda. 3 Ebendca, S. 251. 24 Sclilechta-Wssehrd. Noch bevor jedocli diese Siclitungs.nrbeit vollendet war,' trat er, in der ersten Hälfte des Jahres 1793, unversehens mit jener Reihe von Org-anisationen^ hervor, welche den unter dem Namen NiCami Dschedid, d. h. ,Neue Einrichtungen' oder wörtlich ,Neue Ordnung' bekannten ersten Reformcodex der Türkei bilden. Derselbe umftisst thcils blosse Rcorganisirungen , theils Neuschaffungen. Die ersteren bezogen sich auf die Einführung von Ver- besserungen in der Lehensmiliz, im Seewesen ^ im Ai-tillerie- fuhrwesen, im Armeefuhrwesen überhaupt, im Bombardier-^ Mineur- und Schanzgräbercorps, im Garnisonsdienste der Batte- rien im Bosphorus, in der Fabrikation des Schiesspulvers u. s. w. In diese Kategorie fallen auch die sogenannte Welirats- ordnung (Nifami Wefaret), d. i. eine Regelung der Verhält- nisse der Provinzgouverneure, ferner ein Reglement über eine billigere Repartirung der allgemeinen Steuern in den Provinzen (Tewfiat nifami), ein Statut über die Regulirung des Getreide- handels (Zehair nifami) u. a. m.** Die ihrer Wesenheit und der Folgen halber, die sie nach sich zogen, für uns weit wichtigeren zwei Neuschaffungen be- standen : 1. in einem Organisationsstatutc zum Bchufe der Er- richtung eines abgesonderten, nach europäischem Muster disci- plinirten und einexercirten Tnfanteriecorps, und 2. in der Anlage einer eigenen Kriegskasse, unter dem Namen der Kasse der , Neuen Einkünfte'^ (Iradi dschedid), welche ' Ebenda, S. 252. - Dio Texte die.scr verschiedenen Organisationsstatute Hnden sich voH- stäiidig bei Nury Bey und, auszugsweise, bei Said Efendi. Die bezüglichen Daten sind daselbst nicht angegeben. Dagegen sind die bei Dschewdet (Rd. V, Anhang, S. 436 — 454) abgedruckten Auszüge einiger der wich- tigsten dieser Statuten mit Daten versehen, daher es keinem Zweifel unterliegen kann, dass dio rublicirnng der meisten derselben, wenn nidit aller, in den Zeitraum des oben erwähnten .Talires fällt. Nach .luchoreau (Bd. II, S. 17) wären dieselben erst zur Zeit der französischen Expedition in Syrien, also nach dem Jahre 17'J8, veröffentlicht worden. ' Auch die Texte dieser Gesetze finden sich vollständig bei Nury Bey und, auszugsweise, bei Said Efendi und Dschewdet. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1803. 25 die Besj;jmmunj^ liatte die zur Bestreitung der sämratliclien ,Neuen-f5inriclitung-eii^ erforderlichen Geldmittel zu bescliafFen. Eurojxiisclie Disciplin und europäisches Exercitium ! Wel- cher Miss'&lang lag in jedem dieser beiden Worte für das Ohr eines X^tk«^ jener Epoche und nun gar eines Janitscharen! Der Begriff der , Disciplin' war ihm, wenn auch unbequem, doch wenigstens verständlich. Hatte doch auch das Janitscharen- thum eine solche, und zwar sehr strenge, besessen. Aber ,Exercitium'^, und nun gar ein den ,Ungläubigen' ent- lehntes! Wozu dieses?! Ueber die halbe Welt — so argu- mentirte man — hatten die Osmanen triumphirt und doch hatten die Waffenübungen ihrer Krieger in nichts anderem bestanden als im Scheibenschiessen nach irdenen Töpfen und im EntzAvei- hauen von Filzrollen mittelst des Krummsäbels.' Wozu daher das Bajonnet, das Signalhorn, und nun gar die an Gliederpuppen und Hampelmänner erinnernde Steifheit und mechanische Abgemessenheit der modernen Recrutendressur, welche dem an ungezwungene Haltung und Bewegung gewohnten Orientalen nur als Menschenquälerei erscheinen musste?! Schon Bonneval hatte sich bemüht dieselbe im Bombar- diercorps einzuführen, war jedoch nicht durchgedrungen. Auch Totts Versuche in dieser Richtung erregten, wenigstens anfäng- lich, nur Gelächter. Seine Toptschis oder Artilleristen hatten zwar endlich das neue Exercitium doch zum Theile angenommen, waren jedoch deshalb auch bei den Janitscharen missliebig geworden. Und jetzt wollte man dasselbe gar zur allgemeinen Regel machen, ja vielleicht den Janitscharen selbst aufdringen! Um dem fanatischen Soldatenpobel die Nützlichkeit der europäischen Militärdressur und deren Zulässigkeit auch vom orthodox-mohammedanischen Standpunkte aus zu beweisen, hatte man schon früher, zu Bonnevals und Totts Zeiten, den Koran und die ,Prophetenüberlieferung' (hadis) zu Hilfe gerufen. - ' Precis historique de la destriiction du corps des Janissaires von Caussiu de Perceval (Paris 1833), S. 116. - Namentlich die drei mit Vorliebe von den türkischen Autoren ange- führten Stellen : ,Sie (die Gläubigen) sollen fechten wie eine feste Mauer', ferner ,Bekämpfet die Ungläubigen mit denselben Mitteln, mit welchen sie euch bekämpfen' und ,Sucht nach Wissen, und sei e.« in China', durch welche drei Sätze die Legalität der ,Formirung von Carre's', ,der Au- 20 Schlnch ta-Wssohrd. Aclinliflic lJeberzeuguni:,"siuittcl thcokratiscli-dogmatischer Natur holte man zu dem gleichen Zwecke auch jetzt hervor, und niohrere aufgeklärte hohe StaatsLeamtCj ja sogar ein hoch- gestellter Gesetzgelehrtcr, Hessen sieh die Mühe nicht verdriesseUj im Interesse der Sache eigene Abhandlungen ' zu veröffentlichen, in welchen sie theils mit politischen , theils mit theologischen Argumenten, gegen das allgemeine Vorurtheil zu Felde zogen. Doch vergebens! Der alte Sauerteig erwies sich mächtiger als Vernunft und Gelehrsamkeit und ,das Exercitium der Un- gläubigen' (Giaur ta'limi) war und blieb eines der Hauptschlag- wortc, unter welchen die reactionäre Partei gegen jede noch so erspriessliche Verbesserung im Heerwesen ankämpfte. Indessen Hess sich Selim durch das oppositionelle Geschrei nicht irre machen und schritt mit lobenswerther Energie an die praktische Durchführung seiner Projecte. Den Kern der neuen ,Regulären' bildete ein Häuflein junger Leute, meistens österreichischer und russischer Ueber- läufor, welche der Gross wefir Kodscha Jussuf Pascha aus dem Feldlager in die Hauptstadt mitgebracht hatte und die nun, zu einer Compagnie formirt, nach theils österreichischer, theils russischer Schablone, in Gegenwart des Sultans militärische Hebungen vornahmen."^ 1 )iese kleine Truppe wurde auf einem Landgute ( Tschiftlik) des früheren Grossadmirals Dschefairli Hassan Pascha, etwa zwei Stunden von Pera auf^värts, gegen das schwarze ISlevv zu, eincasernirt. Dieses Landgut führte von den Lcwend, einer Gattung ^larinesoldaten, die ehedem dort garnisonirt hatten, den Namen ,Lewend tschiftlik', welcher mm auch auf die moderne Infanterie ül)erging, die insgemein als , Soldaten von Lewend tschiftlik' (Lewend tschiftlik askcri') bezeichnet wurde. n.almie der euroi»;iisclion Bewaffnung' und ,der Einführunf^ europäischer KriffT.swi.s.senscliaft' in der TürKoi darp^otlian werden sollten. ' Drei derselben sind Ijei Zinkeisen (Gescliiclite des osnianischen Reiches in Europa, M. VII, S. 324 und 32.0, Anmerkung) erwähnt. Dschewdet HM.- VIII, S. 6) citirt noch eine andere, von einem Ex-Generallieutenant der .lanit.scliaron verfas«te (RissaleY Kodscha Scgban baschi), und einen jMjlfmischen Aufsatz des Kafiaskers Münib Efendi zu Gunsli-ii der Ein- führung des ,8ignalhorns' in der türkischen Armee. 2 Aassim, Bl. 21, S. 1. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 180S. 27 Dejpi beziio;Iiclien Organisationsstatute zufolge sollte vor- erst ein-^Iusterbatalllon (Orta) in der Stärke von 1602 Mann (die Ofiicieve niiteingereclmet) gebildet und in 12 Rotten (Bölük) getheilt Af erden. Als (Jfficierscorps wurden 1 Major (Bin baschi), 2 Flüo;,^i^(;^i»inandanten (Agai Jerain u jessar), 12 Hauptleute (Jiif basclii) und 24 Lieutenants (MulaCira) in Aussicht ge- nommen. Ausserdem sollte dem Bataillon ein Artilleriepark von nicht weniger als 12 Kanonen, nebst der dazu gehörigen Bespannung und eine Musikbande, beigegeben werden. Nicht weniger als 12 Imams oder mohammedanische Fcldcapläne sollten für den Religionsunterricht der Truppen sorgen und die regelmässige Verrichtung des täglichen, fünfmaligen Grebetes überwachen. Die Uniform bestand in Pumphosen und Jacken (für den rechten Flügel blau, für den linken grau) und in einer hohen ]\Iütze (Bareta). Als Bewaffnung dienten der Säbel und die Bajonnetflinte. Der Lohn (50 Aspern per Tag für den gemeinen Mann) und die Rationen waren nach den damaligen Verhältnissen sehr reichlich bemessen. Der Eintritt in die neue Miliz stand Jedermann offen. Nur durfte der Aspirant das 25. Lebensjahr nicht überschritten haben imd sollte von starkem Körperbau, unbescholtenen Rufes und ehr- licher Leute Kind sein. Ein ^Minimalalter als Vorbedingvmg der Assentirung war nicht festgesetzt, und ,wie jung auch Einer sei^ — heisst es im Reglement — ,er kann aufgenommen werdend Die Erlaubniss zur Verehelichung war auf die Offi- ciere beschränkt. Bei diesen Bedientendienste zu verrichten, wie diess bei den Janitscharen im Gebrauche stand, war, aus Rücksichten für die Standesehre, der Mannschaft nicht gestattet. Auch dm-ften aus demselben Grunde die (jfficiersdiener wohl die gemeinschaftliche Kopfbedeckung, nicht aber die gleiche Uniform wie die Mannschaft tragen. Bei Vorrückungen sollte nur das Verdienst entscheiden. 'Sämmtliche Corpsangehörige waren pensionsfähig. Die Pension bezifferte sich mit einem Di'ittel, bei stattgehabter Verwundung und in sonst besonders berücksichtigungswürdigen Fällen, mit zwei Dritteln oder auch dem Gesammtbetrage der Besoldung.' Der Titel des neuen 1 Nury Bey, wo der vollständige Text des Statuts, und Dschewdet (Bd. IV, S. 449), wo auch die , nachträglichen Verordnungen' (Zeil) beigefügt sind. Äuszugweise auch bei Said Efendi, Bl. 58, S. 2. I 28 Schlcchta-Wsstliid. Corps lautete, wie schon bemerkt, , Soldaten von LcAvond tscliiftlik' oder aiicli ,neuorganisirte Truppen^ (Nifami dschedid askeri), ^einexereirtes Militär' (ta'limli asker) und , Reguläre' (^Nifam askeri) überhaupt. Im hochofticiellen Style bezeichnete man die neuen Infanteristen wohl auch als /Füsiliere der Palast- wache' (Bostandschi tüfenkdschileri) , indem man sie, damit sie nicht gar zu isolirt und fremdartig dastünden , dem seit Alters her bestehenden Corps der , sultanischen Gartenwache' oder Palastgardcn (Bostandschilar odschagi) affiliirt hatte. ' Nach Massgabe der vorhandenen Geldmittel sollten sie vorderhand auf 12.000 Mann gebracht werden. Eine ähnliche Einrichtung erhielten die oben erwähnten übrigen Waffengattungen.- Zum Generalintendanten der sämmt- lichen neudisciplinirten Truppen (ta'limli asker Nafiri) wurde der frühere Kiaja Bey oder Minister des Innern Tschelebi Mustafa Reschid Efendi ernannt.^ Derselbe übernahm auch ' Aassim, Bl. 21, S. 2. - Die bezüglichen Erlässe und Statute finden sich gleichfalls in extenso bei Nury Bey (Bl. 103 — lö7) und, auszugsweise, bei Dschevvdet (Bd. V, S. 438—455.) 3 Bei Juchereau und Ziukeisen fälschlicli Mahmud geheissen. Sohn eines wohlhabenden Lehensbesitzers und Verwandter eines Grosswefirs, der seine Schwester geheiratet hatte, gelangte er, dank der Protection dieses letzteren, verhältnissmässig früh zu höheren Aemtern. Die Ge- wis.senhaftigkeit , mit welcher er später das confiscirte Vermögen seines hingerichteten Schwagers an den Staatsschatz ablieferte, erwarb ihm das besondere Vertrauen seiner Vorgesetzten. Dem Hanptiiuartiere zugetheilt, nahm er an mehi'eren Feldzügen Theil und erwarb bei dieser Gelegen- lieit jene Kenntniss europäischer Heereseinrichtungen, die er nun ver- werthete. In der Folge begleitete er die türkische Expedition gegen die Franzosen in Syrien und Egypten, Von dort zurückgekehrt, schrieb er die bereits erwälinte Apologie der Reform (in Uebersctzuug bei Wilkinson, Tableau de la Muldavie et de la Valachie etc., 8.265 — 355), bekleidete hierauf noch mehrere hohe VerwaUtingsstellen, theils in der Provinz, tlieils in der Hauptstadt, und starb, über 80 Jahre alt, in Constantinopel im Jahre 1810. Sein Bildungsgrad war, wie os scheint, nicht eben bedeu- tend. Wenigstens hebt sein Biograjib tadelnd hervor, ,dass er eine „Frauenschrift" geschrieben und sein Styl gerade nur ausgereicht habe um seine Gedanken auszudrücken'. Auch wirft ihm derselbe Hartherzig- keit und Egoismus vor, so zwar ,dass er selbst den herabgekommenon Mitgliadern seiner Familie und in Drangsal gerathenen Freunden niemals eine Unterstützung angedeihen Hess'. Dagegen werden ihm scharfer Die Kevolutioncn in Constantinopel in den Jubren 1807 und 1808. 29 die Dird^tion d6r, wie bemerkt, gleichzeitig gestifteten Kasse ,der neuen Einkilnfte^ (Iradi dsclicdid),' der zweiten Original- schöpfung, »^eliuis. Sie hatte den doppelten Zweck, erstens die nothigen Geldmittel zur Bestreitung der Auslagen für den neuen Militäi^^ft^zu beschaffen und, zweitens, einen Reservefonds für den Fall eines abermaligen Krieges anzulegen. Um sie theil- weise zu füllen, hätte es genügt, auf die in die Hände von Nichtcombattanten gerathenen Soldanweisungen (Essame) die Hand zu legen und diese zu Gunsten des Aerars einzuziehen. Doch Avaren dieselben, Avie schon früher angedeutet, von ihren damaligen Besitzern grossentheils kauf- oder erbschaftweise, also auf Grund gewisser Rechtstitel, erworben worden, daher eine solche plötzliche Depossedirung der Inhaber unbillig er- schien. Auch hätten die Janitscharen einen derartigen Eingriff in ihre angemassten Privilegien gewiss nicht so leicht hin- genommen, wesshalb von diesem Modus der Geldbeschaffung abgesehen werden musste.2 Es blieb daher nichts übrig als andere Hilfsquellen aufzusuchen. Man fand sie in der Be- schlagnahme der sämmtlichen anatolischen Militärlehen zweiter Kategorie (Timar)^ und gewisser Staatspachtungen höheren Er- trages (50 Beutel jährlich), sowie namentlich in der Ausschrei- bung neuer Steuern auf Spirituosen aller Art, Schafe, Schaf- wolle, Corinthen, Tabak, Kaffee, Seide u. s. w. Um die Vermengung Verstand und ungewöhnliche Thätigkeit uachgeiühint. Das Epitheton , Glückspilz', welches ihm ebenfalls sein Biograph beilegt, verdiente er insofern als er, trotz der ii er vorragenden Rolle, die er bei dem Reform- werke spielte, im Gegensatze zu den meisten seiner Mitarbeiter, aus den wiederholten blutigen Katastrophen mit heiler Haut hervorging. (Sefinet EiTuessa, Anhang, S. 151.) ' Das bezügliche Organisatiunsstatut bei Nury Bey (Bl. 103). 2 Aassim, Bl. 19, S. 2. ' Die Besitzer derselben waren im letzten Feldzuge zur Vertheidigung der Festung Ismail beordert worden, hatten jedoch ihre dortige Garnison, noch vor der Belageruns' durch die Russen, unter verschiedenen Voi*- wänden verlas.seu, welcher Umstand wesentlich zum Verluste dieses wichtigen Platzes beitrug. Der Lehensverwaltungsbehörde in Constan- tinopel wurden die Fahnenflüchtigen als getödtet oder gefangen ange- geben. Als jedoch, nach beendigtem Kriege, eine Revision der bezüg- lichen Lehen an Ort und Stelle stattfand, zeigte sich, dass sämmtliche Lehensmänner sich wohlbehalten in ihrer Heimat befanden. (Ebendort, Bl. 23, S. 1.) 30 Soblcchtii-Wssehrd. der neuen Erträgnisse mit den ordinären Staatseinnatimen hintanzuhalten vmd zugleich die neue Finanzbehörde mit beson- derem Ansehen zu umgeben, wurde dieselbe im Serail, in einem vom Finanzministerium separirten Localc, untergebracht, ihrem Vorstande, dem genannten Tschelebi Mustafa, der Rang eines zweiten Finanzministers (Öehikki sani dcfterdari), Sitz und Stimme im Div»^an und das Recht sich ein Handpferd nach- führen zu lassen verliehen.' Der Vollständiü'keit halber muss schliesslich noch einer anderen ,Neuerung' Sclims gedacht werden, Avelche auf die Entwicklung des Reformwerkes in sehr nachdrücklicher, freilich aber auch nichts weniger als günstigen Weise einwirkte. Es ist diess die Institution des sogenannten ,geheimen Comites' (comitc secret) oder ,Staatsrathes^ (conseil d'Etat), v/ie sie die fremden Diplomaten und Reisenden, oder des ,Conseils der Intimsten' (Medschlissi chass ul chass), wie sie die einheimi- schen Historiographen betiteln. Dieses Comite war jedoch keineswegs eine neu constituirte, gesetzmässige Consultations- behörde und noch weniger ein ,verstärkter Diwan unter Vorsitz des ClrosswefirsY" wie bisher irrtliümlich angenommen worden ist. Im Gcgcutheile wurde der jeweilige Grosswefir von demsel- ben grundsätzlich ferngehalten und bestand es in nichts andei'em als in mehr oder minder regelmässigen Confereuzen der intimsten Serailgünstlinge, die, über die Köpfe der Pforte hinweg, debat- tirten und entschieden, wie ähnliciie Usurpationen der Regie- rungsgewalt seitens des Hofes über das Grosswel'irat ja in der Türkei wiederholt vorgekommen und leider auch noch gegen- wärtig an der Tagesordnung sind. Anfänglich nur drei Mitglieder zählend, Ijcschränkte das , Comite' seine Thätigkeit allerdings zumeist nur auf die Durchführung der ,Neuen Einrichtungen'. Gar bald aber griff es über un D.scliew(let, ]5<1. V, 8. 27.^. » So bei.Zinkei.sen, Brl. VII, ö. 3'21. ^ Intcruuut. IJcriclite vom 20. Juli uud 25. October, 1792. Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jahren 1S07 und 1808. 31 Rcgierun|sbcamfcn angekörte. Die wirkliche Gewalt jedoch ruhte auch dann noch in den Händen der drei eigentlichen jFaisenrs^;,! " die thatsächlich das Reich beherrschten. 2 Die natürliche Folge dieser verderblichen Innovation Avar die LahmlS^ftfg- des Grosswefirs. Was dieses zu bedeuten hatte ist leicht zu ermessen, wenn man die Rolle kennt, welche dieser Fvmctionnär in den mohammedanischen Staaten des Orients damals noch spielte. Der sichtbare unumschränkte Stell- vertreter (Wekili mutlak) des unsichtbaren, unumschränkten Staatsoberhauptes, war er ein wirklicher Alter ego, der eigent- liche Herr der Regierung (Sahibi dewlet), die Achse und der Mittelpunkt (Merdschi i massalih) sämmtlicher politischer, mili- tärischer, finanzieller, ja sogar communaler Geschäfte und In- teressen des Reiches. An seiner Autorität rütteln hiess daher soviel als das Fundament der Staatsgewalt lockern, den Schwer- punkt derselben verrücken und namentlich die , Subordination^ untergraben, ,welche bisher die Stärke des Reiches aus- machtet'^ Auch musste eine so schwere Beeinträchtigung seiner angestammten Machtbefugnisse von dem jeweiligen Inhaber dieses höchsten Postens naturgemäss, in persönHcher Beziehung, schmerzlich empfunden Averden, seine Eifersucht erregen und so zwischen Hof und Regierung einen Antagonismus hervor- rufen, welcher, Avie Avir nur zu bald sehen Averden, für das Schicksal des Landes die verderblichsten Folgen nach sich zog. Anfänglich freilich trat dieses Missverhältniss weniger zu Tage, so lange nämlich Melek Melimed Pascha, ein Avillenloser Greis, der inzwischen an Kodscha Jussuf Paschas Stelle getreten Avar, das GrossAvefirat bekleidete. Doch ahnten schon damals scharf- sichtige Beobachter, dass jüngere und thatkräftigere Persön- lichkeiten auf demselben Posten ihre Nidlificirung nicht so 1 Es waren: der Kiaja oder Obersthofineister der .Sultaniu-.Mutter Jussuf Aga, der Ex-Kafiasker von Anatolien Tatardschik Abdullah, und der •spätere Minister des Aeusseren Mehmed Raschid Efendi. (Intcrnunt. Bericht vom 25. September desselben Jahres.) - Mais les principales matieres sont discutees et arretees dans le comite secret des trois personnes qui gouvernent proprement l'Empire. (Ebendort.) 3 Internunt. Bericht vom 25. September, 1793. 82 SclilccUta-Wssclud. gi'duldi^" hinnehmen wiU'den, ' welehe Voraussieht die Thatsaehen auch sehr bahl in unheilvollster Weise bestätigten. Für den Augeubliek gewährte das ,Comite' jedoch wenig- stens den einen Vortheil^ dass es die Geschäfte auf ,kurzem Wege' erledigte, daher auch, die Reformen mit einer im be- dächtigen Orient seltenen Raschheit betrieben wurden. An allen Ecken und Enden der Hauptstadt erhoben sieh Pracht- bauten, die grosse ArtillericGaserne und Stückgiesserei in Tophana, die noch grossartigere Caserne (Selimie) in Scutari, auf der asiatischen Seite der Propontis, das Admiralitätsgebäude im Arsenale, die Casernen in Chasköi und Pera u. s. w., um die reorganisirten Truppen und ihr Material aufzunehmen. ^ Auch dem militärischen Unterrichte wurde alle Aufmerksamkeit zu- gewendet. Derselbe Avard, was die neue , Infanterie' betrifft, zuerst einem sicheren ]\Iahniud Bey, dann aber dem sehr thä- tigen und Avissbegierigen Omer Aga übertragen, Avelcher, im letzten Kriege von den Oesterreichern bei Orsowa gefangen und in Temeswar internirt, dort das österreichische Excrcirregle- ment erlernt hatte, Avelches er nun, mit einigen Modificationen, zu Gunsten seiner Landslcute verwerthete.^ Die Instruirung der. Artillerie besorgte der englische General (?) Kühler,^ wäh- rend die Geschützfabrikation unter die Leitung des Spaniers Miguel de Ulloa gestellt wurde, der auch zu Lewcnd tschiftlik eine Gewehrfabrik errichtet hatte.' Dem Schiffsbau endlich standen schwedische und englische Officiere vor,'' während die Fortificationsarbeitcn im Bosporus ebenfalls durch den ge- nannten General Köhler besorgt wurden." Auch wohnte der Sultan liäufig in eigener Person den Exercitien bei, die junge Älainischaft durch Lobspruch und Geschenke anspoi'nend. Ja sogar der Scheich ül Islam oder Grossmufti wurde einmal zu ' Le coniitc^, qui iio hiisse que l'om'jit' «1« l'juitoiite .111 (Jrand-Vezir, fleviciidra Tobjet de la Jalousie rl'un plus jeune et plus actif sucesseur. (liiteniunt. Bericlit vom "25. Februar, 1793.) 2 Dscbewdet, Bd. VIII, 8. 40.5. ^ Interinint. Bericht vom 2ö. Juni, 1793. * pjbenda. '" Ebenda. ''' Idem vom '2i. December, 1795. ■ Idem vom 27. December, 1793. Die Revolutionen in Constaiitinopel in den Jaliven 1807 und 180S. 33 denselbeli gebeten, um der neuen Institution durch seine Gegenwart gewissermassen die religiöse Weihe zu ertheilen.' Trotz *" alle dem wollte es mit der Completirung der , regu- lären Infant-erie^ nicht recht vorwärts gehen. Von den frei- willig W^tfie neue Miliz Eingetretenen — Zwang war ausge- schlossen — rissen viele sogleich wieder aus und machten die in der Nähe ihrer Caserne von Lewend tschiftlik vorbei- führende Strasse nach dem oberen Bosphorus unsicher. ^ Andere erbaten ihre Entlassung, so zwar dass die ohnedem nicht zahl- reiche Mannschaft im Laufe des ersten Jahres, statt sich zu vermehren, sich um zwei Drittel verminderte."' Ein Augenzeuge, der, im Herbste 1794, einem Manöver derselben vor der ge- nannten Caserne anwohnte, sah daselbst nicht mehr als 212 ]\[ann, meistens blutjunge Leute, worunter noch mehrere fremde Na- tionale (Deutsche), und ein 14jähriger Schiffsjunge italienischer Herkunft. Auch fand er ihre Dressur wenig vorgeschritten, die Gewehre von guter Construction, aber schwer und unsauber gehalten, die Uniformen schmutzig und abgerissen.-* Auch im Sommer des folgenden Jahres überstieg ihre Zahl noch immer nicht die bescheidene Ziffer von 800 Mann.'^ Erst 4 Jahre darauf erreichten sie die projectirte Stärke eines Bataillons (1602 Mann), so dass, laut einer nachträglichen Verordnung vom 23. November 1799, die Errichtung eines zweiten Bataillons in Angriff genommen wurde, für welches die Recruten auf einigen Krongütern in der Umgegend von Adrianopel, Tschorlu und Silivri ausgehoben werden sollten.^ Auch im Jahre ihrer Auflösung (1807) betrug ihre Gesammtzahl kaum mehr als 6000 Mann, also erst die Hälfte der Ziffer, auf welche sie, laut 1 Ebenda vom 26. März, 1793. 2 Internunt. Bericht vom 24. Augaist, 1793. ^ C'est ainsi que ce corps choisi de 1500 hommes, loges, payes, bien nourris, encourages par des recompenses aux exercices militaires, devant servir de modele aux autres milices, ce corps, dis-je, a perdu dans im an, par la desertion ou la retraite, au delä de deux tiers de son norabre et se trouve reduit k fort peu de chose. (Internunt. Bericht vom 24. Mai, 1 794.) * Recit d'une mancevre au Levend tschiftlik, vom französischen Emigranten Marquis d'Archimbaud (Beilage zum Internunt. Berichte vom 25. Oc- tober, 1794). * Internunt. Bericht vom 25. Juni, 1795. 6 Dschewdet, Bd. Vn, S. 121. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 3 34: Schlc ch ta-W SS ehrd. ihres Orefanisationsstatuts, in der Hauptstadt gebracht werden sollten. ' Tn ausgiebigerer Weise entwickelten sich die ,neucn Ein- künfte'. Trotz der hiebei voi-gekommenen grossartigen Dilapi- datiouen, betrugen sie sclion im Jahre 1797 — 1798 die namhafte Summe von jährlich 60.000 Beuteln.- Freilich wurde dieser pecuniäre Vortheil durch einen ungleich gr(5sseren politischen Nachtheil aufgewogen. In Folge der übertrieben hohen Be- messung-^ und des jedenfalls ebenso drückenden Erhebungs- modus der neuen Steuern entstand nämlich eine bedeutende Vertheuerung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse, wodurch die grosse Masse der Bevölkerung gegen das ganze System er- bittert und der Ileactionspartei recht eigentlich in die Arme getrieben wurde. Dieselbe Erscheinung zeigte sich nicht nur in der Metropole, sondern auch in den Provinzen, wie die Auf- stände der Jaraaks in I->elgrad, Paswand oglus in Widdin und der sogenannten Bergrebellen (Tagli eschkia) im Balkan be- weisen, deren Anstifter sämmtlich die imerträglichen ,Steuer- bedrückungen^ als Vorwand ihrer Auflehnung wählten und ihre Erfolge grossentheils der durch die Theuerung hervorgerufenen allgemeinen Unzufriedenheit verdankten. Gesteigert wurde die öfieutliche Erbitterung noch dadurch, dass ein Theii der ,neuen ' Die genaue Stärke weiss auch Dschewdet niclit anzui,'-cben, doch schätzt, er die Gesammtzahl der im Sommer 1806 in Constantinopel versammelt gewesenen ,Regulären' auf 30.000 Mann, von welchen 24.000 Mann auf die von Kadi Pascha aus Asien herbeigeführten disciplinirten Truppen ontfallon, so zwar, dass sich für die Regulärou der Hauptstadt die obige ZifVcir ergibt. 2 Dschewdet, Bd. VIII, S. 187. Der Beutel hat 500 Piaster. Der Werth des Piasters betrug damals, beiläufig, 1 Francs, 60 Centimes. Aassim (BI. 20, S. 2) nennt gar 70.000 Beutel. ■* So betrug z. B. die Steuer auf Spirituosen nicht weniger als 2 l'ara per Okka für ein Öbject, von welchem die gleiche Quantität am Produotions- orte nur 1 Para kostete. (Internunt. Bericlit vom 2.5. Mai 1792.) Die Sciiafsteuer machte in Kloinasifui .so böses Blut, dass Tschapau oglu, der Ajan von Bofuk, dessen Verwaltungsbezirk besonders zalilreicdie Nomaden (Schafzüchter) beherbergte, es längere Zeit nicht einmal wagtc!, den be- züglichen Ferman zu piibliciron. (Internunt. Bericht vom 10. Jaruiar 17'.t4.) Der Caffe, also eines der HaTiptbedürfnisse der Orientalen, war im Laufe einiger .Tahre um das Vierfaclie im Preise gestiegen. (Inter- nunt. Bericlit vom 25. September 17^.0.) Die Revolutionen in Constantinopel in ilen .laliren 1807 nml 1S08. 35 Einkunft*' notoilscher "\^^ise in die Taschen der Serailo-imst- linge flöss, so dass die Bevölkerunc;, Avelche nur die Steuerlast empfand, ^.Von den angeblichen Vortheilen der Reform aber keinen Nutzen zog, sich der Meinung hingab, die neuen Auf- lagen Ö#f^i überhaupt nur den Zweck, den Machthabern eine günstige Gelegenheit zu bieten, sich auf Kosten des Publicums Schätze zu sammeln. ' Auch über die Frivolität , den ver- schwenderischen Luxus, die Selbstüberhebung und die Bestech- lichkeit dieser Schranzen weissen ihre Zeitgenossen das Schlimmste zu berichten. ,Den Koran' — versichert einer unserer einhei- mischen Gewährsmänner — ,hielten sie für blosses Menschen- werk (nicht für göttliche Offenbarung, wie die Mohammedaner glauben), die Bibel und das Evangelium für jüdische Märchen, und nur „fränkische", d. h. europäische, Weisheit und Sitte schienen ihnen ein nachstrebenswerthes Vorbild.- Statt ihre Dienstobliegenheiten im Palaste zu erfüllen, verbrachten sie ihre Zeit in Gesellschaft von allerhand Possenreissern , mit Spazierfahrten im Bosphorus und schAvelgerischen Gelagen, und diirch ihre Habsucht und Geldgier erinnerten sie an den Koran- vers, der von Jenen spricht, ,die da aufhäufen Gold und Silber'.^ Eine dieser Serailcreaturen — heisst es ferner dort — der später getödtete Ibrahim Nessim Efendi, verausgabte blos für seine Küche monatlich über 50.000 Piaster (bei 80.000 Francs) und hatte nicht weniger als 60 Pferde im Stalle, die ihm, wie er gelegentlich äusserte, so vmentbehrlich waren, dass, ,wenn sein eigener Vater aus dem Grabe aufgestanden und ihm eines ab- verlangt hätte , er gezwungen gewesen wäre , ihm seine Bitte abzuschlagend* In dem Nachlasse eines Hausofficiers eines anderen dieser Günstlinge sollen sich sogar 35 Shawls feinster Gattung vorgefunden haben. ^ Hiezu kommt — fährt derselbe Berichterstatter, auf die Allmacht des ,geheimen Comites' an- spielend, fort — dass diese Hofbeamten, welche doch, ihrem Be- rufe nach, ausschliesslich nur für den Privatdienst des Monarchen bestimmt waren, im Laufe der Zeit den Platz von wirklichen ' Dschewdet, wie oben, S. 193. 2 Aassim, Bl. 223, S. 1. 2 Ebenda. * Ebenda, Bl. 224, S. 1. 5 Ebenda. 3G Seil 1 e ch ta -Ws seil id. Lenkern und Leitern des Staates usurpirt hatten. Ihre Vor- zimmer waren vollgedrängter mit Bittstellern aller Stände als die Strasse zu den Kanzleien der Regierungsgebäude.' Ohne seln-iftlielie Befürwortung von der Hand eines Mitgliedes dieser (Jauiarilla blieb auch der kategorischste Befehl der Pforte ohne Wirkung, ja eine solche vertrauliche Anempfehlung hatte mehr Eft'eet als der schärfste Befehl.'^ Denn jeder dieser Hofbeamten hatte unter den Ministern und Amtsvorständen der Pforte seinen Freund und Compagnon, mit welchem er seine Geschäfte ab- machte und den hiebei erzielten Gewinn theilte.^ Zwischen^ beiden, nämlich den Höflingen und den Ministern, befand sich der jeweilige Grosswefir ,in der Lage der Seele während des Zeitraums zwischen dem Absterben des Leibes und dem jüng- sten Tage', die nicht weiss, wohin sie eigentlich gehört.^ ,Von solcher Beschaffenheit' — schliesst unser nationaler Kritiker — ,waren die Leute, welche den schwachen Herrscher (Selim) umgaben und „wie eine Mauer von Stalü" von jedem Verkehre mit anderen ehrlichen und wohlmeinenden Rathgebern ab- schlössen.' Als Beweis dafür, wie sehr Selim aller persönlichen Initiative entsagt hatte, dient auch folgende Anekdote, welche derselbe Autor uns aufbewahrte : ,Eines Tages — es war im Jahre 1802 — erschien plötzlich ein vom Sultan direct an den Grosswefir gerichtetes Handschreiben, welches die traurigen Zustände des Reiches in sehr scharfer Weise rügte. Bei der Pforte aber Avar man über diesen Act grossherrlicher Selbst- ständigkeit so verwundert, dass man glaubte, Selim habe den Verstand verloren, Aerzte ins Serail sandte und öffentliche Gebete für seine Wiederherstellung anordnete.'^ Alle diese verschiedenen Verhältnisse wurden selbstver- ständlich von den Janitscharen eifrig ausgenützt, um wider das Hauptobject ilirer Furdit und ilires Hasses, die Armeereform, I KlKüida, J'.I. -J^o, s. 2. ' Ebenda, lil. 'J-^2, S. 1. 3 Ebenda, Hl. 'J-Jl, S. 2. * p]berida. '^ Ebenda, Bl. 224, S. 2, und Internunt. Bericht vom 31. Mai, 1807, wo es lieisst: On lui (dem Sultan) reproclie d'avoir fernie tont acces ä la vi'ritc'', en ne jirutant l'oreille qu'ä nn certain nombre de favoris qui l'aveuglaient sur les veritables interöts de l'Einpire. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 37 immer offner Sfellung zw nehmen. Gegen Ende des letzten Feldzuges waren sie, in Folge ihrer wiederholten Niederlagen, ganz zahm, geworden und hatten sogar, noch aus dem Lager, eine Colleetiveingabe (Arfimahfer) an den Sultan gerichtet, in welchei**OTB aie Unabweislichkeit zeitgemässer Verbesserungen im Heereswesen selbst rückhaltlos anerkannten.' Demzufolge war man auch im Serail eine Zeit lang mit dem Gedanken umgegangen, gleichzeitig mit der Constituirung der neuen Truppen, die ,alte Miliz' nach und nach an die europäische Disciplin zu gewöhnen und so im modernen Sinne umzuwan- deln. Zu diesem Behüte hatte man sogar ein eigenes Exercir- reglement- flu' die Janitscharen ausgearbeitet und ihnen passende Plätze angewiesen, um ihre militärischen Uebungen abzuhalten. Ja Selim selbst war wiederholt auf diesen Exercirplätzen er- schienen, um die Mannschaft durch Zuspruch und Geldspenden bei gutem Muthe zu erhalten. ^ Doch war die Illusion von kui'zer Dauer. An und für sich indolent und, ungehalten über die Störung, welche ihnen die neuen militärischen Verpflichtungen in ihren gewohnten bürgerlichen Beschäftigungen verursachten, erklärten die Jani- tscharenobersten, schon nach ein paar Wochen, ,in ihren alten Satzungen sei von derlei Exercitien nichts enthalten' und ver- weigerten in kategorischer Weise die fernere Theilnahme am Unterrichte.^ Mit gleicher Entschiedenheit wiesen sie die Auf- forderung zurück, 1000 junge Leute aus ihrer Mitte abzustellen, um wenigstens diese probeweise nach europäischer Weise dis- cipliniren zu lassen. '' Ausserdem begannen sie, ihre Standes- genossen vom Eintritte in das Corps der ,Regulären' abzuhalten und die bereits Eingetretenen zum Abfalle zu bewegen,'* worin auch die bereits erwähnte Thatsache ihre Ei'klärung findet, dass sich die neue Lifanterie nur so laiigsam vermehrte. Diese selbst aber wurde als ^ungläubiges Militär' (Giaur askeri), der neue 1 Dschewdet, Bd. VIII, S. IG, wo sich der bereits erwähnte ,alte Segban- baschi' selbst als Verfasser dieser Eingabe bekennt. 2 Der Text desselben bei Nuri Bey, Bl. 102. 3 Ebenda. * Dschewdet, Bd. VIU, S. 10, 16 und 187. ^ Ebenda, S. 9. 6 Ebenda, S. 16. 38 Sclilechta-Wsschrd. Kcformcodex als ^moderner Koran^ (Schär'i dscliedid) oder ,Jassa' d. i. das Gesetzbiicli Dschengif Chans, verrufen und dem öffent- lielien Hasse und Spotte preisgegeben.' Bald gingen die Reni- tenten noch weiter. Als man sie gegen die Räuber im Balkan aufbieten wollte, lehnten sie mit der Aeusserung ab, hiezu möge man die Disciplinirten verwenden, die ja allein von dem Erträg- nisse der neuen Steuerauflagen profitirten^- Ein anderes Mal versuchten sie das Landhaus des ,verfluchten Dünnbart' (mel' un kösse) — so nannten sie den schwach bebarteten Ober- intendanten der ,Rcgulären', Tschclebi INIustafa — anziizünden,^ und trachteten überhaupt durch Brandstiftungen, Schlägereien mit den reformfreundlichen Toptschis,* und x^nrcizung hungern- der Weiber zu tumultuarischen Kundgebungen während der Besuche Selims in der Moschee, der Regierung ihre wachsende Unzufriedenheit kundzugeben.-^ Noch bedrohlicher Avurde die Lage, als die herrschende Partei, trotz aller Demonstrationen, ein paar Jahre darauf, den Versuch machte, der IMilitärreform auch in den Provinzen all- gemeinere Geltung zu verschaffen. Denn hier stiess sie, ausser dem Janitscharenthum, noch auf ein anderes nicht minder hart- näckiges Element der Opposition, nämlich den Feudalismus. Derselbe herrschte bekanntlich damals in der Türkei noch in demselben Umfange wie etwa in Frankreich und Deutsch- land in den Tagen Ludwigs XI und des ,letzten Ritters^ Was liier die grossen und kleinen Vasallen, Avaren dort die Chane- dane (Stammfamilien) und die Ajane oder Notablen. Erstere, auch Dere Beys d. i. , Herren der Engpässe' geheissen, datirten zum Theile noch aus der Zeit der Er- oberung und l)ildeten den türkischen Erbadel, welchem Be- griffe auch ihre erwähnte Bezeichnung ,Chanedan' entspricht, die soviel wie ,edle Familie' bedeutet. Das Alter ihrer Abkunft, ihr Rcichthum und ihr grosser Territorialbesitz sicherten ihnen in den Landesthcilen, wo ihre Güter lagen, einen bedeutenden und auch iiidit unljerechtigten Einfluss, ' Ebenda, S. 1«'J, und latcrnuiit. IJericht. vom 'Mi. October, ]7'.)4. 2 Iiiteriiunt. Bericht vom '24. Mai, 1794. ' Filom vom 10. Februar, 1795. * Mem vom 24. Mai, 1794 und 2'). April, 179ö. ^ Idf'm vom 2.5. .September, 1795. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 1808. 39 Dio» Notablen liingegen (aiw;h Wudschuh genannt) ver- dankten^re Stellung dem Umstände, dass sie die Communal- angelegenhe-iten der von ihnen bewohnten Städte und Flecken verwalteten. ^ Hiezu wurden sie jedoch ursprünglich Aveder durch ,^^to,e«''Ferman (Pfortenerlass), noch durch ein Bujurulti (Statthalterei-Erlass), sondern durch die freie Wahl ihrer Mit- bürger berufen. Erst später schlichen sich, wie überall, so auch hier Missbräuche ein,- indem die Statthalter sogenannte Nota- bilitätsdiplome (Ajanlyk bujurultussu) an die Avohlhabendsten Ein- wohner der ihnen unterstehenden Provinzialstädte zu verleihen oder, richtiger gesagt, zu verkaufen begannen. Für die hiemit verbundenen Auslagen mussten sich jedoch die neuen Notablen an der Bevölkerung schadlos halten. In Folge dessen wurden die Erpressungen endlich so arg, dass man sicli in Constan- tinopel genöthigt sah, die Ausstellung solcher Diplome gänzHch zu verbieten und die Administration der städtischen Angelegen- heiten in der Provinz sogenannten Stadtintendanten (Schehir kiajassi) anzuvertrauen, welche direct von der Regierung er- nannt wurden. Hiemit war jedoch nichts gewonnen. Denn diese neuen Gemeindebeamten waren kleine Leute, die keinerlei Einfluss besassen, daher sie nur den Statthaltern gegenüber als Sündenböcke figurirten, während die eigentliche Autorität, wie bisher, in den Händen der Notablen verbheb.' Die über- mächtige und halb unabhängige Stellung, welche diese letzteren später einnahmen, kam übrigens erst nach dem russisch-türki- schen Kriege von 1768 — 1774 zur Geltung, der mit dem im- glücklichen Friedensschlüsse von Kütschük Kainardsche endete. ^ Damals nämlich waren die aus allen Theilen der Türkei mit ihren Contingenten im Hauptquartiere des Gross weh rs zu- sammengeströmten Notablen mit den gleichfalls daselbst an- wesenden Ministern der Pforte, ,zu welchen sie bis dahin kaum aufzublicken Avagten', zum ersten Male in intimere Berührung getreten. Die schönen Seelen hatten sich gefunden und beide Theile dahin geeinigt, in Zukunft die Provinzialangelegcnheiten, mit Uebergehung der Statthalter, direct untereinander zu ordnen. So trat bald zwischen den Notablen und den Fvmctionären der ' Memoire des Seijid Norman Bey (Dschewdet, Bd. IV, S, 267). 2 Dschewdet, Bd. VII, Ö. 233. I 40 Schlechta-Wssehid. Hauptstadt ein ähnliches Verhältniss ein wie jenes, welches hier schon zwischen den Höflingen des Serails und gewissen Pforten- beamten bestand. Bald hatte jeder unbedeutende Secretär der Centralstellen in Constantinopel, sobald er nur in der Provinz das kleinste Lehensgut besass, in einem der dortigen Ajane seinen Geschäftsfreund, mit welchem er, natürlicherweise gegen reichliche Bezahlung, die politischen, richterlichen und finan- ziellen Geschäfte der bezüglichen Localität nach Gutdünken leitete.' Als Vermittler dieser sauberen Interessen wirkten die sogenannten Pfortenagenten (Kapu kiaja), welche von den No-^ tablcn in der Residenz unterhalten wurden.- In Folge dessen sank naturgemäss die Avitorität der Statthalter auf den Null- punkt herab und ging factisch in die Hände der Primaten über. Zeigte sich ein Ajan seinem Protector in der Hauptstadt gegenüber besonders freigebig, so erhielt er wohl auch den Titel und Rang eines grossherrlichen Kämmerlings (Kapydschy baschi) oder Ehrenstallmeisters (Istabyli amire pajessi) oder wurde gar zum Pascha und Gouverneur seiner Provinz ernannt, als welcher er dann die bereits thatsächlich innegehabte Gewalt auch legal ausübte.^ Ob er etwas von der Administration ver- stand oder auch nur des Lesens und Schreibens kundig war kam hiebei nicht in Betracht.^ Ein anderer, grober Uebelstand lag darin, dass höhere Pfortenbeamte häufig nur deshalb zu Statthultem ernannt wurden, weil man sie, als missliebig, aus der Metropole entfernen wollte, so zwar dass die Ernennung zu einem solchen hohen Posten gewissermassen als ein Zeichen von Ungnade und eine Art von Disciplinarstrafe betrachtet wurde, welcher Umstand begreiflicherweise beitrug, dem Credit dieser Functionäre in den Augen der Bevölkerung den letzten Stoss zu geben.-'' Das Schlimmste dabei aber war, dass die Feudal- herren und Notablen, vermöge der reichlicheren Geldmittel über die sie geboten, auch über den grössten Tiieil der localen Wehr- kraft verfügten. Die be\vafi"ncten lianden in ihrem Solde führten den NauK-n Ejaletli Asker (Provinzialtruppcn), und manche der ' Ebenda. » Ebenda. 3 Ebenda. * Ebenda. ^ Ebenda. Die Bevolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 1808. 41 grossen üere Be^iß in Anatolien, Avie die Tschapan oglus und Kara- osman o|fiis, konnten wohl 20.000—30.000 Mann ins Feld stellen. ' Mit diesem »Heerbanne leisteten sie dem Sultan gegen das Aus- land Heeffolge. Noch hcäufiger jedoch verAvendeten sie den- selben^.^^Äiö-^inst die grossen Vasallen und Raubritter im Occi- dent, bei ihren Fehden untereinander oder auch, je nach Bedarf, gegen ihre Statthalter und die Centralrcgierung selbst. Wurde ein oder der andere Feudalherr zu übermüthig, und gelang es nicht demselben mit Gift oder Dolch beizukommen, so bot die Pforte, in Ermanglung einer ihr direct unterstehenden Executiv- macht, seine Standesgenossen gegen ihn auf. Diese warfen ihn dann mit vereinter Kraft entweder nieder oder nicht. Im ersteren Falle theilten sie sich in die Beute des Besiegten und wurden auf diese Art häufig selber gefährhcher als er ; im zweiten Falle bheb der Centralgewalt nichts übrig als die Thatsache anzu- erkennen, indem sie den trotzigen Vasallen zum Pascha und Statthalter ernannte, freihch nur mit dem Hintergedanken ihn später, bei günstiger Gelegenheit, durch Verrath bei Seite zu schaffen. Unter diesen Verhältnissen ist es nur begreiflich, dass die Feudalen mehr zum Janitscharenthum hinneigten, welches für die Erhaltung des ihnen vortheilhaften Status quo einstand, als dass sie der Centralrcgierung geholfen hätten, sich eine eigene Executi-VTnacht zu schaffen, deren natürliches Bestreben es sein musste den Missbräuchen des Vasallenthums und, wo möglich, diesem selbst, früher oder später, ein Ende zu bereiten. Um das Mass des Wirrsals voll zu machen, gesellte sich zu allen diesen Ungeheuerlichkeiten, und zwar gi'ossentheils als natürliche Folge derselben, eine andere Landplage, nämlich das Räuberunwesen. Die von den Statthaltern und Feudalherren im Interesse ihrer Fehden angeworbenen und, nach Austragimg des inneren Zwistes, entlassenen, brotlosen Söldnerhaufen lieferten hiezu das Hauptcontingent. Unter der Regierung des vorhergehenden Sultans hatten die hier schon genannten Lewend Anatolien verwüstet und, Jahre lang, allen Anstrengungen sie zu Paaren zu treiben erfolgreichen AViderstand geleistet. Jetzt war Ru- melien, und zwar hauptsächlich das heutige Bulgarien und ' Internunt. Bericht vom 26. März, 1805. 42 Schlechta-Wssehrd. Ostruniclien, zum Tumiuelplatze illmlicher Freibeuter grossen Stvls geworden. Da sie ihre ZuflueLt zumeist auf den Berg- liölien und in den Schluchten des weit verbreiteten Balkan hatten, nannte man sie die ,Bergräuber^ oder ^ß^'g^'^l'^öll^ii^ (Tagly eschkia) oder auch blos Tagly. d. h. Bergbewohner, oder auch, nach einem ihrer Hauptschlupfwinkel in Ostrumelien, dem Flecken Kyrdscha, KyrdschaK oder Kirsalen. Dieselben gehörten keiner bestimmten Nationalität an, son- dern bestanden aus zusammengelaufenem Gesindel aus allen Theilen der Türkei, das während des letzten Krieges im Heere des Grosswefirs gedient und sich dann zerstreut hatte. Sie er- gänzten sich aus Zuzüglern der armen bulgarischen Landbevöl- kerung, die, um der allgemeinen Bedrückung zu entgehen, in den Bergen Zuflucht gesucht hatten. Wie ehemals die ( )utlaws im Abendlande, traten sie in Schaaren von Tausenden auf und durchstreiften, mordend, plündernd und brandschatzend, das weite Gebiet zwischen dem waldreichen, walachischen Bezirke Deliorman (dem heutigen Teliorman in Rumänien) bis an die Küsten des Marmarameeres und die nächste Umgegend von Constantinopel. Vorschub und Unterstützung fanden sie bei den tatarischen Sultanen, Verwandten und Abkömmlingen der vormals krimischen Herrscherfamilie der Gerei,' welche, nach Abtretung ihrer Heimat an Russland, in Rumelien ausgebreiteten Landbesitz erwoi-ben hatten und theilweise selbst das Räuber- handwerk betrieben, ferner bei den Notablen, von welchen sie, wie gesagt, bei ihren Fehden benützt wurden, und hauptsäch- lich bei Paswand oglu in Widdin, welcher sich in offener Em- pörimg gegen die Pforte befand und auf dessen Territorium sie sich in Fällen äusserster Bedrängniss zurückzogen. Die Mittel, welche die Pforte anwendete um dieses Un- wesens Herr zu werden , blieben , wie wir sogleich sehen werden, ohne P>folg und konnten, ])illig beurtheilt, in Folge ihrer militärischen Ohnmacht Tmd di-r zAvischen den Räubern und den Notablen einerseits, und wieder diesen und den Re- gierungsorganen in der Hauptstadt andererseits, bestehenden geheimen Beziehungen, wohl auch zu keinem solchen führen. ' So, iiikI nicht Gerai, wird ilieser Faiiiilienname ausge.sprocheii, wie rler Verfasser aus dem Munde von Tataren zu coustatiren Gelegenheit hatte. Die Kevolutioncn in Constantinopcl in den Jahren 1807 und 1808. 43 Definoch glaubten ,wir, ihres Zusammenlianges mit den Reforml3estrebimgen halber, die wichtigsten der durch 15 Jahre lang in difeser Richtung fortgesetzten Expeditionen hier er- wähnen zu sollen: ;&^!»^^ste derselben erfolgte im Jahre 1794, unter Führung des Statthalters von Tschirmen, des Kurden Allo (Ali) Pascha. Mit bedeutenden Streitkräften ;, freilich nur Provinzialtruppcn, ausgerüstet, sollte derselbe die Hauptmasse der Tagly, die sich in den Grenzgebirgen zwischen Bulgarien imd Macedonien fest- gesetzt hatte, von dort vertreiben.' Statt dessen Hess er sich in Unterhandlungen mit ihnen zu dem Zwecke ein, sie zur Uebersiedlimg nach Kleinasien zu bewegen, um dort colonisirt zu werden. 2 Hiedui'ch Aväre allerdings nur der Schauplatz ihrer verderbhchen Thätigkeit verändert, nicht aber dieser selbst ein Damm gesetzt worden. Trotzdem ging die Pforte auf den sonderbaren Vorschlag ein, bewilligte die nöthigen Summen zur Massenauswanderung und beförderte überdiess den Unterhändler AUo zum Statthalter von Anatolien (Anadolu Walissi), damit er seine neuen Schützlinge in Person daselbst installiren könne. Kaum aber war diese Ernennung den Banditen bekannt ge- worden als sie, sei es nun weil sie auf diese Art ohnedem ihres Drängers los wurden, sei es weil dieser, nach beliebter türkischer Manier, die erhaltenen Vorschussgelder zum eigenen Besten ver- wendete, ihre frühere Zusage brachen und sich weigerten ihm zu folgen. 3 Zwar wiu'de nun der Urheber des Miss Verständnisses wieder seiner neuen Würde entkleidet und verbannt; für die Sache selbst aber war damit nichts gewonnen.^ So kam es denn, anderthalb Jahre darauf (Frühjahr 1796), zu einer abermaligen grösseren Expedition, deren Com- mando einem besonderen Günstlinge des Sultans, dem früheren Minister des Innern, Hakki Pascha, anvertraut wurde. Un- umschränkte Vollmachten waren ihm ertheilt, zahlreiche Pro- vinzialtruppen und sogar eine Abtheilung der reformirten Feld- artülerie ziu' Verfügung gestellt worden. Seinem feierlichen 1 Dschewclet. Bd. V., S. lOU. 2 Ebenda, Bd. VI, S. 145. 3 Ebenda, S. 146. * Ebenda. 44 SehliMhta -Wssehid. Auszuge aus der Hauptstadt wohnte Selim selbst bei, um dem Scheidenden mündlich die letzten Instructionen zu ertheilen, welchen er einen kostbaren Handschar als Geschenk beifügte.' Hakki begann damit fürchterliche Musterung' zu halten, indem er binnen kurzem nicht Aveniger als 500 Köpfe, darunter jene der Notablen von Adrianopel, Demotika, Ischtib, (iumuldschina und Saraakow, an die Pforte einsandte. ^ Auch leitete er zweck- dienliche Polizeimassregeln ein, indem er die Vorstände der einzelnen Gemeinden anhielt, sich solidarisch zur Unterdrückung des Räuberunfugs zu verpflichten und zu diesem Behufe sogar eine eigene Passordnuug einführte.^ Aber eben diese anfäng- lichen Erfolge, welche das Gerücht schon zu einem vollständigen Siege über die Banditeuwirthschaft aufblähte, beschleunigten seinen Fall. Die eifersüchtigen ]\Iitglieder der Camarilla, an ihrer Spitze Jussuf Aga, der allmächtige Obersthofmeister der Sultanin-lMutter, sahen in dem Pacificator Rumeliens schon den künftigen allgewaltigen Grosswel'ir imd zitterten für ihre Exi- stenz.-* Die bekannte Strenge und Leidenschaftlichkeit Hakkis zum Vorwand nehmend, überredeten sie daher ihren schwachen Gebieter, derselbe sei wahnsinnig geworden, und setzten dessen Abberufung und Transferirung auf den fernen Statthalterposten von Aleppo durch.'' An des Gemassregelten Stelle trat im Sommer des folgenden Jahres der inzwischen wieder zu Gnaden aufgenommene Alle Pascha. Er hatte asiatische Milizen her- beigeführt, die aber schon während ihres Aufenthaltes in der Hauptstadt allerlei Excesse begingen, so dass über das Gelingen seiner Mission schon damals berechtigte Zweifel laut wurden.'' ' Ebenda, S. ITC) und 178. 2 Ebenda. 3 Ebenda, S. 223. * Ein damals in Coustantinopel durch seine Grobheit berühmter Witzbold Namens Seida Efendi befand sich eben in Gesellschaft Jussuf Agas, als dieser, in einer Anwandlunp von Melancholie, die Bemerkung fallen Hess, ,er möchte am liebsten todt sein, wenn nur nicht der lange Todeskampf wäre'. Seida erwiderte bissig, ,er (Jussuf) brauche nur Hakki Pascha Gross\Vefir werden zu lassen, so würde sein Todeskampf sehr kurz währen". Diese Aeusserung soll Jussuf erschreckt und zu dem »Sturze Hakkis beigetragen haben. (Ebendort, H. 221.) '-, Ebenda, S. 224. 6 Ebenda^ S. 22'.t und 230. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 180S. 45 Wirklich« kehi'tö- er sclioji nach drei Monaten wieder unver- richteter "Dinge in seine Residenz Kiutahia zurück.' Diese ' wiederholten Misserfolge brachten die Pforte zur Einsicht, dass, wenn der beabsichtigte Zweck erreicht werden sollte, •^iSs.^ebel an der Wurzel angefasst, nämlich der Haupt- protector des Brigantenthums , Paswand oglu, zu Paaren ge- trieben werden müsse. Sohn eines einfachen Jamak oder Janitscharen einer Grenz- garnison, hatte sich dieser binnen wenig Jahren aus der gleichen bescheidenen Stellung zum unbeschränkten Herrn der Festung und des Sandschaks von Widdin aufgeschwungen. Zugleich galt er als oberster Schirmherr des Janitscharenthums und aller Opponenten gegen die Reform überhaupt. Rachsucht — sein Vater war, während des letzten Feldzuges, angeblich meuteri- scher Anzettelungen halber, auf Befehl Kodscha Jussuf Paschas, hingerichtet worden — und Ehrgeiz — denn auch ihm war vorhergesagt worden, er sei zum Regenerator der Türkei be- stimmt — trieben ihn vorwärts. ^ Schon hatte er der schwachen Centrah-egierung seine Anerkennung als Mohassil oder General- pächter der von ihm bereits thatsächlich besessenen Provinz abgetrotzt.^ Jetzt gelüstete es ihn auch nach dem Wefirtitel und dem Statthalterposten und, als man hierauf nicht einging, Hess er diu-ch seine Bandenführer Madschar Ali, Giaur Imam, Kodscha Mehmed, Tschatak Weli, Kara Mustafa u. a. m., der Reihe nach, Tirnowo, Nicopolis, Nisch, Sofia, Sistowa, Lom, Plewna, Prawadi und Balardschik wegnehmen, ja sogar (Ende 1797) Varna und Rustschuk berennen, während ein anderer seiner Heerhaufen Semendria besetzte und sich beinahe Belgrads mit stürmender Hand bemächtigte.^ Doch wurden ihm im Laufe des folgenden Frühjahres diese sämmtlichen Eroberungen wieder entrissen,^ und nun sollte dem Gedemüthigten vollends der Garaus gemacht werden. Wie dieses nm- zu oft bei grossen pohtischen Actionen der Fall, gaben auch hier kleinliche Privatinteressen den Aus- 1 Ebenda. 2 Ebenda, Bd. VUI, S. 147 und 148. 3 Ebenda, Bd. VI, S. 175. * Ebenda, S. 222, 231, 254, 257—263. 5 Ebenda. 46 S chleclita-Wssehrd. schlag. Seine Widersetzlichkeit gegen Staat und Sultan wären ihm vielleicht verziehen worden. Dass er es aber gewagt hatte, zwei in der Umgegend von Fethislam imd Nicopolis gelegene Doraänialgüter, deren Steuern in die Tasche von zwei Serail- günstlingen ' ilossen, mit Beschlag zu belegen und so die Ein- künfte dieser zwei Persönlichkeiten zu schmälern, dafür gab es keine Nachsicht.''^ Ein ZAvciter, ähnlich gearteter, geheimer Beweggrund der Expedition Avar folgender: Kütschük Hussein Pascha, 3 der Grossadmiral und besondere Liebling Selims, hatte den Wunsch geäussert das Strafcommando persönlich zu über- nehmen. Er war der Einzige dessen Einfluss im Serail jenen der übrigen Höflinge zuweilen in Schatten stellte. Das pro- jectirte Unternehmen bot einen willkommenen Anlass ihn zeit- weilig vom Hofe zu entfernen oder vielleicht gar zu Grunde zu richten. Begreiflicherweise Avui'de es daher auch von seinen Rivalen eifrigst befürwortet und betrieben. Da Paswand oglu, wie angedeutet, vor allem sein Jani- tscharenthum hervorkehrte, und auch der Kern seiner Truppen aus Janitscharen bestand, trug man vor allem dafür Sorge, die Vorstände des ,Oorps^ in der Hauptstadt ihm abwendig zu machen, indem man sie dazu bewog eine schriftliche Erklärung in dem Sinne abzugeben, dass sie ihn, seiner offenen Aufleh- ' Des Ministers des Aeussern Kascliid Efendi und des Geheimschreibers des Sultans Ahmed Efendi. ^ Dschewdet, wie oben, S. 251. ' Derselbe, ein circassisclier Sclavo, war dem Vater Sultan Selims gL'sclienkt worden und in der unmittelbaren Umo^ebung des letzteren aufgewachsen. Nach Selims Thronbesteigung zu dessen Erstem Kammerdiener und, bald darauf, zum Kapudan Pascha ernannt, leistote er dem türkischen See- wesen erspriessliche Dienste, indem er dasselbe, mit llilfo ausländischer Fachmän7ier, nacli europäischem Muster reorganisirte. Audi kämpfte er mit Glück gegen Lambro Canzoni , den Piraten, welcher damals, unter russischer Flagge, die türkischen Küsten beunruhigte. Durch seine Ver- hoirathung mit Essmä, der Schwester Selims, diesem noch näher gerückt, übte er lange in dessen Käthe entscheidenden Einfluss aus. Später machte er sich anheischig, durch seinen Schützling C'hosrew (den späteren Grostfwefir Mahmuds II), Mehmed Ali Pascha aus Egypten vertreiben zu lassen, was jedoch nicht gelang. In Folge dessen verlor er die Gunst Selims, was dem ehrgeizigen Mainie so nahe ging, dass er, wie man zu .Hagen pflegt, an) gebrochenen Herzen starb (S. December 1803). Dschewdet, Bd. VlI, S. 369.) Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 47 > nung gegen die •Autorität des Sultans halher, nicht mehr als Angehörigen ihrer Miliz betrachten AvolltenJ Ebenso wurden die von eijilgen besonders scrupulosen Diwansmitgliedern ange- regten Zwej-fel über die Zulässigkeit eines Kampfes ,Recht- gläubi^^'^äder ^Rechtgläubige^ diu'ch specielle Fetwas des Mufti beseitigt. 2 Dass Kütschük Hussein vom hohen Pforten- rathe einstimmig als einzig möglicher Commandant der Expe- dition proclamirt wurde versteht sich nach dem Gresagten von selbst. 3 Als militärische Hilfsmittel wurden ihm, ausser meh- reren Compagnien der neu organisirten Feldartillerie, Bombar- diere, Fuhrwesensmannschaften und Minengräber, die Contin- gente sämmthcher Statthalter und Notablen Rumeliens, sowie jene der fiouvemeure von Bosnien und des Epirus und der grössten kleinasiatischen Feudalherren, ja der fernen Statthalter- schaften von Adana imd Erl'erum zugewiesen.^ Vergebens versuchte der eingeschüchterte Paswand oglu den drohenden Sturm durch wiederholte Unterwerfungsanträge zu beschwören. Einer seiner Agenten, den er noch im Laufe des Winters zu diesem Zwecke nach Constantinopel geschickt hatte, wurde nicht einmal in die Stadt gelassen, sondern schon in Büjük tschekmedsche (Ponte grande) von einem Schergen des Grosswefirs erwartet und aus dem Wege geräumt. ^ Mit gleicher Entschiedenheit wiesen, aus den uns bekannten egoi- stischen Gründen, die Mitglieder der Camarilla einen zweiten Versuch dieser Art zm-ück, welcher dui-ch den Bruder Pas- wand oglus bei dem mittlerweile nach Adrianopel vorgerückten Grossadmiral unternommen Avurde. ,Um keines Haares Breite^ — lautete die an Kütschük Hussein von der Pforte gerichtete kategorische Weisung — ,dürfe er von den ihm ertheilten In- structionen abgehen ; der Empörer müsse unnachsichtlich aus- gerottet werdend '' Trotzdem erneuerte Paswand oglu seine Unterwerfungsanträge, als Widdin bereits (im Mai 1798) zu Lande und zu Wasser eingeschlossen war. Kütschük Hussein 1 Ebenda, S. 252. - Ebenda. Der Text der Fetwas ebendort, S. 310, Anhang, Nr. 11. 3 Ebenda, S. 253. * Ebenda. 5 Ebenda, S. 260. « Ebenda, Bd. VU, S. 9. 48 Schleclita-Wssehrd. jedoch wollte die erflehte Begnadigung nur unter der Bedingung zugestehen, dass der Rebell sich, allein oder in Begleitung von höchstens zehn Personen, in seinem, des Grossadinirals, Zelte einstelle, worauf Jener begreiflicherweise nicht einging.' So blieb denn den Belagerten nichts übrig als sich nach besten Kräften zu vertheidigen, was sie auch thaten. Aeussere und innere Verhältnisse kamen ihnen hiebei wesentlich zu statten. Am 1. Juli desselben Jahres landete Bonaparte in Egypten, wodurch an und für sich eine mächtige Diversion geschaffen und die Aufmerksamkeit der Pforte nach dieser Richtung ab- gelenkt wurde. Nicht minder gereichte den Belagerten die Unwissenheit und Uneinigkeit zum Nutzen, welche unter den Belagerern herrschte. Der commandirende Grossadmiral war im Hofdienste aufgewachsen und besass, mit Ausnahme einiger Kenntniss im Seewesen, keinerlei militärische Vorbildung und Erfahrung.- ,Berauscht vom Glücke und dem Bewusstsein der höchsten Gunst seines Gebieters^, eigenwillig, hochfahrend und rücksichtslos, verstand er es noch weniger, die in seinem Lager vereinigten, heterogenen und an eine halbe Unabhängigkeit gewohnten Elemente zusammenzuhalten.'' Auch gaben sich diese Feudalgrössen keiner Täuschung darüber hin, dass, nach Paswand oglus Fall, die Reihe an sie selbst kommen werde und dass sie daher, indem sie Jenen bekriegten, im Grunde nur an ihrem eigenen Untergange mitarbeiteten.' Folgerichtig, wenn auch im Stillen, wünschten sie desshalb w^eit mehr den Triumph des Vertheidigcrs als jenen des Angreifers.-^ Zudem feil he schweres Geschütz, und bald begann auch ]\Iangel an Munition einzutreten.'' Ueberdiess kosteten die unausgesetzten Gefechte, und insbesondere der blutig abgeschlagene Sturm vom 30. Juni, den Belagerern beträchtliche Opfer an Menschenleben.'' Noch mehr wurden sie durch den Abzug der bosnischen und epirotischen Contingente geschwächt, die in ihre Heimat zurück- 1 Ebenda, .S. 11. 2 Ebeiula, S. Gi. 3 Ebenda, S. 65, ♦ Ebenda. ' Ebenda. 6 Ebenda, S. 1.3. ■ Ebenda, S. 11, Die Revolutionen in Constantinopcl in ilcn Jahren 1807 und 180S. 40 gekehrt »''areii, »um rliesQ gegen eine vermeintliche Invasion der französischen Expeditionstruppen in Korfu zu schützen.' Zu allem dem gesellte sich die offene Unbotmässigkeit einzelner Unterbefe£lsljaber. So blieb, unter anderen, der uns bekannte Kxirde W^Ölö^^Pascha, bei Gelegenheit eines gehmgenen Ausfalles der Besatzung, in Folge dessen der Kapudan Pascha selbst hart ins Gedi'änge gerieth, nicht nur selbst unthätig, sondern hielt sogar die übrigen Commandantcn ab, dem Oberfeldherrn bei- zuspringen.- In Folge aller dieser Umstände musste denn avich die Belagerung noch vor Eintritt des Herbstes aufgegeben werden. Ja, selbst die Absicht, wenigstens eine Blokade aufrecht zu er- halten, war nicht zu verwirldichen , indem Allo Pascha, statt in der ihm zugewiesenen Stellung auszuharren, einfach abmar- schirte und sogar mit Paswand oglu Separatverhandlungen anknüpfte, 3 Avas dem Verräther freilich bald darauf den Kopf kostete,-' an der Sache jedoch nichts besserte. vSo blieb der bedrängten Pforte nichts übrig als zum bösen Spiele gute Miene zu machen. Der kaum noch vogelfrei (fer- manly) erklärte Rebell Avurde zum Welir und Statthalter des von ihm so Avohlvertheidig-ten Gebietes ernannt, der gemeine Paswand oglu Osman Aga in einen hochansehnlichen Pass- banfade Osman Pascha verwandelt. Hiemit schien mm allerdings er selbst vorläufig befriedigt. Dagegen trieben es seine heimlichen Bundesgenossen, die Berg- räuber, von nun an noch weit ärger als vorher. Im Frühjahre 1800 bemächtigte sich Kara FeiCi, ein türkischer Rinaldo Rinal- dini, Karnabads, verbrannte Kara bunar und Kyrk kilisse und streifte bis Silivri und Burgas, panischen Schrecken bis an die Thore der Hauptstadt verbreitend.'^ Ja, wie es scheint, trieb er die Frechheit so weit, in einer an die Pforte gerichteten 1 Ebenda, S. (54. 2 Ebenda, S. 65. 5 Ebenda. ' Kütsclüik Hussein Pascha ersclioss ihn eigenliändig in Kahova, wohin er ihn durch falsche Höflichkeit gelockt hatte, während des gemeinschaft- lichen Abendmahles imd nach gleichfalls gemeinschaftlich verrichtetem Abendgebete. (Ebendort, S. 66.) 5 Internunt. Bericht vom 26. März, 1800. Sitzungslicr. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 4 50 Sclilorlitii-Wssohrd. Zuschrift, imvcrhohU'u die A\ii'liebuiig der neuen ISteuern und die Kopie von zwölf der obersten Würdenträger, darunter jene Jussuf Aj^as und des Grossadmirals, zu verlangen.' Zum Glücke für die bedrohten lleformmänner Avar jedoch gerade damals der später noch mehr genannte Feudalherr Taijar Pascha mit seinem Contingente aus Trapezunt in (Jonstantinopel eingetroffen, um von hier aus gegen die Franzosen in Syrien abzugehen. Statt dessen wurde derselbe nunmehr in aller Eile nach Rumelien dirigirt, wo es ihm, mit Hilfe der ihm beigegebenen ,lvegulären', auch gelang, die . ()ctol)er IHOÖ crto]o-fon Ableben der .Sultanin-Mutter, seiuen Einflus.s verloren und, um den mit diesem Glücks- wecb.oel verbundenen Demütliipungen zu entau (Bd. II, 8. Hl) lässt ihn, gegen alle Wahrscheinlich- keit, durcli Bairakdar eruiorden. * Derselbe Internunt. Bericht. * Idem; Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jahren 1807 und 1R08. 63 satze zu feinem yorgänger, den Befehlen der Centralregierung unterordnen zu wollen.' Hieduu'li mit doppelter Zuversicht erfüllt, beeilte man sich auch,"' den in Silivri zuwartenden Kadi Pascha anzuweisen, den u^i^^l^jochenen Vormarsch nach Adrianopel sogleich wieder aufzunehmen.'- Um diesen noch zu erleichtern, wurden gleichzeitig energische Anstalten getroffen, eine bessere Ver- proviantirung von der See aus einzuleiten und ausserdem einige tausend Mann kleinasiatischer Milizen nach Silivri nachgesendet, welche sich mittlerweile, unter Führung des reformfreundlichen Woiwoden von Boli, Ahmed oglu Ibrahim Bey, in der Haupt- stadt eingefunden hatten.-'' Doch auch diesesmal huldigten die leichtfertigen Rath- geber des Serails einer offenbar zu optimistischen Aiiffassung. Zwar waren die Aufrührer durch die Kunde von dem uner- warteten Ereignisse in Rustschuk stark eingeschüchtert worden. Auch hatte der mittlerweile von Rodosto aus in Adrianopel eingetroffene Ismail Bey aus Seres alles aufgeboten um, theils durch Drohungen, theils durch Versprechungen, die ärgsten Schreier daselbst zu beschwichtigen. ^ Dagegen war die haupt- sächlichste Voraussetzung, unter welcher man die Offensive wieder ergriffen hatte , nämlich die Neutralität Bairakdar Mustafas, nicht in Erfüllung gegangen. Im Gegentheile deutete alles darauf hin, dass derselbe , trotz des Titels eines Oberst- stallmeisters (Miri achori ewwel), welchen ihm der Sultan, in einer ersten Aufwallung von Erkenntlichkeit für seine lovale Zuschrift, verliehen hatte, an der reformfeindlichen Politik seines Vorfahrers festhalten werde.'' Noch bedenklicher gestalteten sich die Verhältnisse als Kadi Pascha, bei einem zweiten Zu- sammentreffen mit den Empörern, bei Tschorlu, abermals den Kürzeren zog und, nach einem Verluste von etwa 1000 Mann auf beiden Seiten, abermals nach SiHvi-i zurückweichen musste.'' Denn nun sagten sich die Leiter des Aufstandes in Adrianopel, ' Dschewdet, wie oben. - Obiger Intemunt. Bericht. •^ Ebenda. ^ Dschewdet, wie oben, S. 97. ^ Ebenda, S. 96, und Internunt. Bericht vom 10. September, 1806. ^ Derselbe Internunt. Bericht. 64 Schlechta-Wsselii-a. deren 8elbstii;ef'iihl durcli iliren wiederholten Triumph über die i;"epriescncn ,DiseipHnirtcn' masslos gesteigert wm-dc, offen vom regierenden Sultan los, indem sie, beim Freitagsgottesdienste in der Moschee, das h(a'kömmlichc Gebet lur den Chalifen (Chutbe), das mohammedanische Salvum fac regem, unter- drückten, und, ausserdem, nach dem Beispiele ihrer würdigen Bundesgenossen, der Bergräuber, die Köpfe von zehn fortschritt- lich gesinnten Würdenträgern als unerlässliche Vorbedingung ihrer Wiederunterwerfung forderten.' Durch die Kunde hie- von ermuthigt, nahm auch der Soldatenpöbel in Constantinopel eine drohende Plaltung an. Schon die unkluge Ausstellung der hundert Köpfe und zweihundert Ohren, welche von Kadi Pascha als vorläufiger Beweis seiner kriegerischen Leistungen an die Pforte eingesendet worden waren, hatte unter dem islami- tischen Publicum lautes Murren über ,das unrechtmässig ver- gossene Blut der Glaubensgenossen' hervorgerufen. ^ Nun lautete die Parole gar dahin, den, wie man meinte, bereits im An- märsche gegen die Hauptstadt begriffenen , Kriegskameraden' entgegenzuziehen uiul mit ihnen zu fraternisiren. Als neben- sächlicher Zeitvertreib wurde die Plünderung der Bafarc in Aussicht genommen.-' Wieder, wie schon einmal früher bei der Aimäherung Kara Feifis, herrschte allgemeine Bestürzung. Wer liiehen konnte floh, und sogar angesehene, mohammeda- nische Familien suchten bereits fremde Handelsschiffe zumiethen, lim .sifli und ihre Habe amlerwärts in Sicherheit zu bringen.' Dank den Bemühungen des tüchtigen Ismail Bey von Seres l>liel) jedoch aiuli dieses Mal die Capitalc vor dem Aerg- sten bewahrt. Es gelang ihm, die Leiter der Erhebung in Adrianopel zu bewegen, von ihren ursprünglichen Forderungen abzustehen und sich mit dem Vei'sprcchen eines Generalpardons und der Abbei'ufung Kadi Paschas zu begniigen.'' Das erstere Verlangen wurde in Constantinopel unverzüglich gewährt, mit der Zugestehung des letztereir, Anstand» halber' etwas gezögert, ' Dschcwdet, >vio oben. ' Obiger Iiitenitint. JJericbt. •* Dscliowdct, wie obeii; >S. '.17. ' Obif^er lutennuit. Huricht. •• Ebouila. Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jahron 1807 und 1808. 65 kurz darauf ab»r auch ^lieses bewilligt. ' Ucberdiess beeilte man sich"^ Avie im Jahre vorher, n\ich dieses Mal die ,Satis- faction^ dureh die Absetzung des Grosswefirs und des Scheich ül Islam zu vervollständigen und, um der Jämmerlichkeit die Krone ^H^Ä^etzen, dem ziim Grosswefirato berufenen Jani- tscharenaga in seinem Bestallungsdccrete noch den Dank des Sultans dafür auszudrücken ,die Ehre des Corps hochgehalten zu habend 2 So kläglich schloss dieser in den einheimischen Geschichten als jEreigniss von AdrianopeP (Edirnc wakaassi) bezeichnete Zwischenfall ab. Sein Resultat war die ^moralische Abdankung' Selims und thatsächliche Verzichtleistung auf den Fortbetrieb des Reformwerkes. Denn der nächste, übrigens sehr be- scheidene Versuch , welcher in dieser Richtung im folgenden Jahre unternommen wnrde und sich ausserdem blos auf die Hauptstadt beschränkte, war nur der Anfting vom Ende, das Signal zum Falle des ganzen Systems und dem Untergange seines Urhebers. Bevor wir jedoch zur Besprechung dieser unserer Haupt- aufgabe übergehen, glauben wir noch die übrigen Umstände und Verhältnisse berühren zu müssen, welche, ausser den be- reits angedeuteten Motiven allgemeinerer Natur, zum beschleu- nigten Ausbruche der Katastrophe beitrugen. Ein , und zwar der wichtigste , Grund hiefür lag ohne Zweifel in der Person des reformirenden Monarchen selbst. Wie schon bemerkt, besass Selim, nebst dem Verständnisse und dem redlichsten Willen, die ihn zur Einführung von zeit- gemässen Verbesserungen antrieben, auch mehr positives Wissen als vielleicht alle seine Vorfahren und Nachfolger auf dem Throne der Osmaniden. Wie ernst er es mit seinen Liebhngs- studien, der Mathematik und Geometrie, nahm beweist der Umstand, dass er, wie sich nach seinem Tode herausstellte, während seiner ganzen Regierung mit dem Director der von ihm reorganisirten Ingenieurschule eigenhändig correspondirte und die Wahl der Lehrkräfte und den Lehrplan dieser Anstalt 1 Ebe\ida. - Dscbewdet, Bd. VIII, Anhang, S. 439, Nr. 1, wo der Text des bezüg- lichen sultanischen Erlasses abgedruckt ist. Sitznngsber. d. phil.-hist.- Cl. C. Bd. I. Hft. ö 66 Schlechta-Wsselird. persönlich controlirte.' Auch fehlte es ilmi nicht an höherer ästhetischer Be^-abung. Wie der edle Styl der von ihm hinter- lassenen Bauwerke beweist, hatte er feines Gefühl für archi- tektonische Schönheit, trieb ausserdem Musik und dichtete unter dem Pseudonym Ilhami, d. h. der Inspirirte.^ Was seine Ilerzenseigeuschaften anbelangt, stimmen seine Zeitgenossen aller Parteien darin überein ihm edle Freigebig- keit und namentlich grosse Gutmüthigkeit nachzurühmen. Eine einzige aus Privatgehässigkeit von ihm verfügte Hinrichtung abgerechnet,^ erwähnen seine Biographen nicht eines von ihm verübten Actes persönlicher Rachsucht, während seiner fast 19jährigen Regierung. Auch gebrach es ihm nicht an einer gewissen Ausdauer und Zähigkeit, wie der Umstand be- weist, dass er, trotz aller Schwierigkeiten, immer und immer wieder auf seine Reformprojecte zurückkam. Dagegen artete allerdings seine Herzensgute nur allzu häufig in moralische Halt- losigkeit, ja, wie wir bald erfiihrcn werden, im entscheidenden Momente, in geradezu unmännliche Schwäche und Zaghaftig- keit aus. jDiesc,' nämlich seine übertriebene Herzensgüte und Ge- müthsweichhcit — heisst es in einer der von uns benützten Reichsgeschichten' — , hatte jede schuldige Achtung für seine Befehle scliwinden gemacht. Unter sich Avidersprechenden Rath- schlägen eine bestimmte Wahl zu treffen, hiezu fehlte ihm die nöthige Entschlussfähigkeit, wesshalb er, wenngleich mit Unrecht, als wankelmüthig und unbeständig verrufen wurde. Strafen > Dschewdot, J5(l. VIII, S. 4U5. - Elioiida, S. 407, In einer der Taschen seiner Kleider sollen sich fol- gende ominöse Verse, wohl die letzten, die er schrieb, vorgefunden haben : ,Wph mir 1 ich selber liati" den Kiol gespitzt, Ucn Kiel, der nun mein 'i'odesurtlicil schrieb. Und schuldlos wird mein armes Blut verspritzt.' Sie enthielten, wie es scheint, eine Anspielung auf die aus Selims eigener Initiative erfolgte Ernennung des Grossmufti, welcher das Fetwa zix seiner Entthronung ausfertigte;. ' Dieselbe fand unmittelbar nach seiner Thronbesteigung statt und betraf den • damaligen Intendanten der Admiralität (Tersane nafiri) Hadsdii SpIIui Efr'iidi. Er war es, wie es scheint, dessen Intriguen liaui>tsäclilicli daran Schuld trugen, dass, nach Mustafas III Tode, niclit Selim, sondern Abduihamid I zur Ilegiorung gelangte. (Dschewdet, Bd. II, S. 248.) * Aassim, Bl. 3.^4, S. 2. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 67 konnte eu gar nicht und ,seine Besorgniss Jemanden wehe zu thun ging* so weit, dass z. B. Amtsentsetzungen, deren Unver- meidlichkeilr er selbst ganz wohl einsah, ihm häufig erst nach monatlangen Ycrhandlimgen gewissermassen ahgedrungen werden mussteÄ^«^«0ie verderbliche Nachsicht, welche er, wie wir ge- sehen haben, den hochverrätherischen Umtrieben seines Nefifen INIustafa und den offenkundigen Wühlereien der Janitscharen- obersten gegenüber walten Hess, von welchen letzteren auch nicht einer jemals zur Rechenschaft gezogen wurde, bestätigt niu- zu sehr die Vorwürfe der einheimischen Kritiker. Der harmlose Fürst hatte eben keine Faser von jenem Holze an sich, aus welchem ein Peter, der Grosse, und ein Mahmud II geschnitzt waren, und glaubte beide Parteien — Ziege und Kohlkopf, wie die Franzosen sagen — schonen zu können, wodurch er es mit beiden verdarb. Dabei gab er sich im Laufe der Zeit mehr und mehr der Bequemlichkeit hin, die ihn allen ernsten Regierungsgeschäften entfremdete. Ja selbst dem Dscherid-Spiele (Wurfspiesswerfen zu Pferde), in welchem er früher sogar eine besondere Fertigkeit an den Tag gelegt hatte, scheint er später keinen Geschmack mehr abgewonnen zu haben.' Noch mekr bestärkt in dieser Richtung wurde er durch seine Umgebung, deren unbeschränkter Einfluss auf ihn schon früher gerügt worden ist. Theils aus Wohldienerei, theils um selbst nach Belieben schalten und walten zu können, erhielten ihn seine Günstlinge in dem Wahne, ,alles gehe vor- trefflich und, wenn auch, was die Reformen anbelange, deren vollkommener Durchführung noch manche Hindernisse im Wege stünden, so würde er doch schliesslich gewiss auch dieser Hin- dernisse Herr werden und so die Glückseligkeit des Reiches für alle Zeiten begründend ^ Im gleichen, schädlichen Sinne wirkte auch seine Mutter, die Walide, welche ihrerseits den Ministern von Zeit zu Zeit einschärfen Hess ,missHebige Dinge ihrem Sohne ganz zu verschweigen und Heber unter einander abzumachend 3 So erklärt sich, dass Selim, wie gleichfalls schon früher erwähnt, selbst über die wichtigsten Ereignisse in Unkenntniss ' Internunt. Bericht vom 10. und 25. August, 1792. 2 Aassim, Bl. 224, S. 2. 3 Ebenda, Bl. 225, S. 1. 5* 68 Schleclita-Wssclu- d. blieb oder wenigstens dafür galt^ von denselben keine Kennt- niss zu haben. ^ Auch ging er — ein uiorgenländischer Joseph II — in seiner Neuerungssucht offenbar zu Aveit, indem er sich häufig sowohl über manche heilig geachtete Vorurtheile, Sitten und Gebräuche hinwegsetzte, als auch seine chalifale Würde in un- nützer Weise preisgab. So beabsichtigte er, unter anderen — lauter nach damaligen türkischen Begriffen unerhörte Frevel — in Constantinopcl ein Collegium für abendländische Sprachen zu errichten, ja eine italienische Oper dahin zu berufen, über- siedelte, gegen alle Gewohnheit, an einem Freitage aufs Land, Hess, trotz der bekannten Abneigung der Mohammedaner gegen Nachbildungen menschlicher Gestalten, sein eigenes Conterfei und die Bildnisse seiner Ahnen in London in Kupfer stechen, und würdigte sich — o Abgrimd von Selbsterniedrigung — , er, der Nachfolger Mohammeds, so weit herab, als Stellvertreter Napoleons, also eines Ungläubigen, dessen Gesandten Sebastiani das Kreiiz der Ehrenlegion, also das vcrhasste Symbol des Unglaubens, allerhöchsteigenhändig an die Brust zu heften. ^ Auch wurde ihm — und kaum mit Unrecht — vorge- worfen, in politischer Beziehung die Interessen seines Reiches nicht gehörig gewahrt, sich, namentlich bei Gelegenheit der Friedensschlüsse von Sistowa und Jassy, zu nachgiebig gezeigt und den Untergang Polens und Venedigs nicht nur nicht ge- hindert, sondern die letztere Katastrophe durch Concessionen an die Franzosen auf den jonischen Inseln, sowie in Albanien und der Morea, sogar noch gefördert zu haben. ^ Noch weit mehr als alles dieses schadeten jedoch seiner Popularität zwei Umstände, nämlich: die unter seiner Regierung zum ersten Male eingetretene Unterbrechung der Wallfahrten nach Mekka und Medina, und seine Kinderlosigkeit, ' Im Iiitoniuiit. r.erichte vom 'ißT Miiiv,, ISOO, \\u von dem (lroheii(l(ni An- marsclie des Iläuberhaiiptmaini.s Kara Feifi nach Constantinoitcl die Rede ist, heisst e.s : ,Des personnes instruites pretendent que le Grand Seigneur ignore la plus grande partie de ces d^sordres, des dangers, ainsi que des mesures prises'. ' Internunt. Berichte vom 26. Juni, 1794, 24. März, 1795, 9. November, 1805, und 31. Mai, 1807. ' Idem' vom 19. September, 1798. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren ]807 und 1808. 69 Zu «welchef gewaltigen Bewegung im mittelalterliclien Occident die Nachricht von den Hindernissen geführt hat, welche die,>Sarazenen den christhehen Pilgern im gelobten Lande bereiteten, ist jedem Schüler bekannt. Für den Mohammedaner aber h^^^md hat noch heutzutage, der Besuch der Ka'ba in Mekka und des Prophetengrabes in Medina eine noch weit grössere Bedeutung als diess bei den Christen in Bezug auf ihre Pilgerfahrt nach Jerusalem der Fall war und ist. Denn diesen galt und gilt die AVallfahrt nur als ein gottgefälliges Werk: für den Mohammedaner hingegen ist sie Glaubenspflicht (Fardh). Hienach lässt sich auch die ausserordentliche Er- bitterung und Bestürzung ermessen, welche die gesammte orthodoxe islamitische Welt ergriff, als, im Jahre 1806, die bekannten Sectirer des Islams, die Wehhabiten, sich der ge- nannten zwei heiligen Orte bemächtigt hatten und den Besuch derselben nur Jenen gestatteten, welche sich zu ihrem Schisma bekannten. In der Türkei musste dieses Ereigniss um so peinlicher berühren als deren Beherrscher, der Siütan, den Ehrentitel ,Diener der beiden Heiligthümer^ (Chadim ul Hare mein) führt und in Folge dessen noch mehr als andere moham- medanische Fürsten zum Schutze jener, übrigens auch seiner Territorialhoheit unterstehenden zwei ,heiligen Stätten^ ver- pflichtet erscheint. In Constantinopel selbst erwies sich übrigens der Aerger über diese der Religion angethane Schmacb um so berechtigter als es hier füi' Niemanden ein Creheimniss war, dass die Regierung durch die alljährlich zahlreich aus Arabien zurück- kehrenden Hadschis und die in Mekka und Medina selbst an- sässigen Individuen türkischer Nationalität (Modchawirin) seit lange auf den Eintritt des Ereignisses aufmerksam gemacht worden war und, trotzdem, nichts gethan hatte, demselben vor- zubeugen.' War doch selbst der "allmächtige Chef der Camarilla, Jussuf Aga, für den Schmerzensschrei nicht nui' taub geblieben, sondern sogar so unanständig gewesen öffentlich zu äussern .das arabische Gesindel fange an ihm unbequem zu werden^'- In diesen Kreisen hatte man sich eben geschmeichelt, die Wehhabiten würden sich bei ihren Plünderungszügen auf die » Dschewdet, Bd. YUl, S. 170. 2 Ebenda. 70 Schlechta-Wssehrd. persischen Hciligtliiimer beseliränkenj wie sie ja wirklich ein Paar Jahre vorher Kerbeki, die liegriibnissstätte des persischen Lieblingsheiligen Ali, bei Bagdad ausgeraubt hatten. Unter den sunnitischen Türken aber hatte diese Gewaltthat, weil gegen , schiitische', also ketzerische, Sanctuarien verübt, eher Schadenfreude als Mitgefühl hervorgerufen.' Mittlerweile Avaren jedoch, wie gesagt, die Dinge anders gekommen. Sunniten und Schiiten gleich verfolgend, hatten die Wchhabiten auch Mekka und Medina besetzt und die letzte von Damascus dahin abgegangene Filgerkarawane vor den Thoren von Medina unerbittlich zurückgewiesen. ,Unter schweren Seufzern und mit bitteren Thränen im Auge/ waren die bc- dauernswerthen Hadschis, im Angesichte ihres Reiseziels, des Prophetengrabes, umgekehrt, ohne dort ihr Gebet verrichtet zu haben imd überdiess auf dem Heimwege durch Hunger und die Ueberfiille räuberischer Beduinen hart mitgenommen worden. ^ Ebenso sehr wie diese Thatsache in religiöser, schadete Selim seine Kinderlosigkeit in politischer Beziehung. Ob der Grund seiner Sterilität in einem physischen Gebrechen oder aber, wie seine Feinde behaupteten, in seiner Trunksucht und seinem Hange zu unnatürlichen Lastern gelegen war^ ist am Ende gleichgiltig. So viel aber ist gewiss, dass man in dieser Beziehung keine Hoffnung mehr auf ihn setzte und somit die Zukunft der Dynastie auf den vier Augen seiner beiden Neffen Mustafa und Malimud, den Söhnen Abdul Hamids I, beruhte. Beide Prinzen waren allerdings noch jung — der erste zählte bei seiner Thronbesteigung 28, der zweite gar erst 23 Jahre — und boten daher volle Garantie für reichliche Nachkommen- schaft. Doch vcrurtheilte sie die damals noch am osmanischen Hofe herrschende Sitte, oder richtiger Unsitte, dazu bis zu ihrem Regierungsantritte ohne männliche Progenitur zu bleiben.' Ausserdem war der Verwandtenmord im osmanischen Heri'scher- hausc so eingebürgert, dass, trotz Selims notorischer Humanität, die ^[öglichkeit doch nicht so ganz ausgeschlossen blieb, auch ' Interpuiit. »erlebt vom 31. Mai, 1«07. * Dschewflet, wie oben. ' Obiper Internunt. Bericht. * Mail rjab ibneii entweder nur Sclavinen zum Umgänge, deren Unfrucht- barkeit con.statirt war, oder unterdrückte die männliclien Gebarten. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 1808. 7 1 er werde, im Iikeresse seiner Selbsterhaltung-, im äussersten Falle, na"^ dem Beispiele so vieler seiner Ahnen, nicht davor ziu'ückschreeken, jene zwei Thronrivalen aus der Welt zu schaffen. Mit dem Ableben dieser und, die andauernde Kinder- losigkeijLi^tjiffiis vorausgesetzt, wäre aber die regierende Familie erloschen und, da im türkischen Staatsrechte für einen solchen Fall nicht vorgesorgt ist, das Reich der Anarchie preisgegeben Avorden. Von diesem höheren politischen Standpunkte aus be- trachtet, erschien somit der Wunsch der Bevölkerimg nach einer Personalveränderung auf dem Throne nicht einmal als ungerechtfertigt. ' So lagen die Dinge als ein Ereigniss eintrat, welches die feindlichen Parteien scheinbar zu einem gemeinsamen Z^vecke einander näher brachte;, in Wirklichkeit aber gegenseitig noch mehr entfremdete: Um, durch einen kecken Handstreich gegen die Capitale selbst, den Diwan zu zwingen , sich dem englisch-russischen Bündnisse wider Frankreich anzuschhessen, hatte der britische Admiral DuckAvorth mit seiner Escadre die Dardanellen forcirt und, am 20. Februar, 1807, im Angesichte der türkischen Haupt- stadt, bei den sogenannten Prinzeninseln, Anker geworfen. Ob dieses maritime Husarenstück aus eigener Initiative des Lon- doner Cabinets oder aber im Einverständnisse oder gar auf geheime Einladung der türkischen Camarilla erfolgte, welche sich auf diese Art von dem Hochdi'ucke Napoleons zu befreien hoffte, dürfte kaum früher klar werden als bis der geheimste Schrank der englischen Staatsarchive sich der Einsicht des historischen Forschers geöffnet haben wird.- ' Auch soll unter den Gründen, v/elche die Ulema später zu Gunsten der Thronentsetzung Selims geltend machten, das oben erwähnte Bedenken einen hervorragenden Platz eingenommen haben. (Obiger Internunt. Bericht.) 2 Aassim (citirt bei Dschewdet , Bd. VIII, S. 162) spricht sich ganz ent- schieden im letzteren Sinne aus und führt zur Unterstützung seiner An- sicht folgende Gründe an : die Vorliebe der damaligen türkischen Macht- haber für England und ihren Aerger über den überwiegenden Einfluss Sebastianis auf die Person des Sultans, den raschen Entschluss der Pforte, in die englischen Forderungen einzugehen, die Soi'glosigkeit, welche die regierenden Günstlinge der drohenden Gefahr eines Bombar- dements gegenüber an den Tag legten, welche Sorglosigkeit nur durch "JO Schlechta-Wssehid. i _ Die rforte und das türkiscLe rublicum jedoch — so viel steht fest — neigte der letzteren Ansicht zu; ja der Aga der Janitscharen, und, mit ihm, das ganze ,Corps', sprachen sich iranz unii-escheut dahin aus, .die wahren Engländer und Russen müssten nicht ausserhalb, sondern innerhalb Stambuls gesucht werdend ' Die würdelose Hast, mit welcher der Diwan für die imverzügliche und unbedingte Unterwerfung unter die englischen Forderungen votirte, war übrigens ganz geeignet den allgemeinen Verdacht gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Ebenso rasch jedoch wendete sich das Blatt. Durch den vernünftigen und mannhaften Zuspruch Sebastianis ermuthigt, oder vielleicht eben so sehr aus Angst vor den Janitscharen, erklärte sich Selim, im Widerspruche zu seiner nächsten Umgebung, für den äussersten Widerstand. In einer Aufwallung von Patriotismus oder, was noch wahrscheinlicher, aus Aergcr über die gar zu kecke Herausforderung des Gegners, folgte die ganze Bevölkerung dem Beispiele des Herrschers und erhob sich wie ein Mann ziu' Abwehr des verAvegcnen Angriffs, Schon am Morgen nach dem Erscheinen der feindlichen Flotille waren die weitgedchnten Ufer der Propontis mit 300 Feuerschlünden schweren Calibers bepflanzt. Im Laufe der nächsten paar Tage vermehrte sich die Zahl derselben auf 25(X). 20 türkische Kriegsfahrzeuge, unter den Befehlen des neuernannten Kapudan Pascha Sidi Ali, sperrten den Eingang in den Bosphorus und in das goldene Horn.^ Allen voran an Eifer und Entschlossenheit gingen die nun wieder beruhigten ein vorhergegangenes Einverstänrlniss mit Duckworth erklärlich scheint, die Nachlä.ssigkeit, mit welcher die IJefestiguug der Dardanellen be- trieben worden war, die unbegreiflich milde Behandlung des hieran schuldtragenden Grossadmirals, der einfach abgesetzt wurde und, schliess- lich, das Andringen der Günstlinge bei Selim, auch den mit der nnmittel- barou rioanfsichtigung jener Fortilicationen Ix-aiiftragtcn Pfortencommissär Feifiiliali Efcndi elionso .scliunenTl zu beliandeln (worauf jedoch der Sultan nicht einging). Dschewdet (ebenda) findet allerdings diese Argumentation nicht ausreichend, lä.s.st jedoch im Uebrigen die Frag«} unentschieden, ob die englische Escadre von den Günstlingen förmlicii herbeigerufen oder von densell)en blos benützt worden sei, um den französiscli gesinnten Sultan zu ihrer eigenen anglophilen Politik lierül)erzuziehen. 1 Aassim, 131. 228, S. 1, und Dschewdet, Hd. VIII, S. IGl. ' Dschewdet, ebenda, S. Infi. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 73 JanitscliaKen. ,So lange piner von ihnen^ — schwur ilir Aga dem SiiH'fÄi — jnocli am Leben sei, solle kein Stein der Resi- denz in die Hände des Feindes fallen^, und, als Selim, hiedurch aufgemuntert^ die Eröffnung eines Werbebureau anbefahl um die Equi^i^^der Flotte zu ergänzen, genügten 24 Stunden um 7500 Mann des ,Corps^ als Freiwillige zur Uebernahme dieser Dienstleistung zu bestimmen.' Gleichzeitig wurden, um Frist zur Vervollständigung der Vertheidigungsmassregeln zu gewinnen, Scheinunterhandlungen mit dem feindlichen Admiral angeknüpft, die auch ihrem Zwecke vollkommen entsprachen. Uebrigens hatte Duckworth, wie an- genommen werden darf, ohnedem nicht die Absicht, ernstlich gegen die Hauptstadt vorzugehen, sondern scheint sich ge- schmeichelt zu haben , der blosse Eindruck seiner Ankunft werde hinreichen, der eingeschüchterten Pforte die verlangten Zugeständnisse zu entreissen.'^ Als daher diese Voraussetzung nicht zutraf, blieb ihm nichts übrig als wieder nach seiner Aus- fahrtsstation Tenedos zurückzukehren, wo er auch, allerdings nicht ohne einige schwere Havarien, glücklich anlangte. Hiemit war nun allerdings die äussere (iefahr abgewendet. Der innere Zwiespalt hingegen hatte, wie schon bemerkt, in Folge der zweideutigen Haltung der Regierung, eher eine Ver- schärfung erfahren. Noch gefährlicher spitzte sich dieses Ver- hältniss zu als (am 28. März, 1807) ein Theil der Constan- tinopeler Janitscharen mit der heiligen Fahne und dem Haupt- quartiere des Grosswefirs die Residenz verliess, um an der Donau gegen Russland Stellung zu nehmen, an welches im Laufe des Winters die Kriegserklärung der Pforte erfolgt war. Denn, auf diese Art numerisch geschwächt, hegten ihre in der ' Ebenda, S. lüi». - Duckworth führte eine Anzahl der kurz vorher erfundenen Congrave- schen Raketen mit sich. Andererseits aber hatte der in Tenedos ab- wartende englische CTesandte Arbuthnot an Baron Hübsch, den zeitweilig mit dem Schutze der englischen Interessen in Constantinopel betrauten dänischen Geschäftsträger, vertraulich mittheilen lassen ,die Escadre habe, um die britischen Waai-enlager keiner Gefahr auszusetzen, den Auftrag, nicht zu schiessen.' Von dieser geheimen Zusicherung hatte auch Sebastiani Kenntniss erhalten, welcher Umstand offenbar beitrug, ihn in seiner energischen Haltung zu bestärken. (Ottenfels; Eigenhändige Memoiren.) <4 Schlechta-Wssehrd. Residenz zurückgebliebenen Kameraden nur um so ernsthaftere Besorgnisse vor einem Anschlage der Reformpartei, während diese letztere, aus demselben Grunde, neue Hoffnungen schöpfte. ' War doch — bezeichnend genug für die herrschende Stimmung — schon während des Ausmarsches der Armee, in ihren Reihen das Gerücht verbreitet, der Krieg gegen Russland sei überhaupt gar nicht ernstlich gemeint, sondern habe nur — ebenso wie dies kurz vorher mit der englischen Flotte der Fall gewesen — den Zweck, mit Hilfe des Feindes, das Janitscliarenthum auszurotten. - Trotzdem hätte , da es der Reactionspartei an einem ge- eigneten Führer gebrach, dieser Zustand der Stille vor dem Stunne wahrscheinlich noch längere Zeit angedauert, Avürde nicht Selims Unstern ihn verleitet haben, selber den richtigen Mann für jene Stelle zu finden. Es Avar diess der Ex-Statthalter von Salonich, Mussa-' Pascha, welcher nun, in Vertretung des im Felde abwesenden Grosswefirs, als Kaimnkam oder Gross- wefirs-Stellvertreter, an die Spitze der Geschäfte trat. Um die Haltung zu erklären, welche dieser böse Engel in der nächsten Zukunft einnahm, bedarf es einiger erläuternder Worte über seine Vergangenheit: Von weiblicher Seite Enkel eines Grosswefirs, hatte sich Mussa, dank diesem Umstände und seiner eigenen unzweifel- haften Verwendbarkeit, verhältnissmässig früh, zu höheren Stellungen aufgeschwungen. Später jedoch gestaltete sich seine Laufbahn zu einer Kette von Enttäuschungen und Widerwärtig- keiten aller Art. Mit der Eintreibung des confiscirten Nach- lasses eines Statthalters von Tripolis (in Syrien) beauftragt, wurde er, angeblicher oder wirklicher Unterschleife halber, seines Paschatitels entkleidet, seines Vermögens beraubt und ausser- dem in die Verbannung geschickt. Einige Zeit danach wieder zu Gnaden aufgenommen und zum Festungscommandanten von Nicopolis ernannt, konnte er efst nach längeren hcissen Kämpfen mit Paswand oglu und den Bergräu})ern, von seinem neuen ' Dschewdet, wie nben, S. IW. 3 AaHHini, Bl. 22H, S. 1. ^ .IiiclKTPaii niifl, nacli ihm, Zinkciscii iiotniiii ihn Miista, was ifdoch nur eine familiäre Ahkür/.inifj von Mii.stat'a, während Mussa, bekanntlicli, Mose.i bedeutet. I Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. iÖ Posten Besitz nefemen. Bald darauf mit der einträglichen Statt- haltersdlait von Salonich begnadet, schickte er sich eben an, dorthin abzitgehen als er, in Folge von Intriguen, auch dieser Stelle enthoben und abermals mit einem untergeordneten Festungs^fWtHuando , jenem von Bregovacz, abgefertigt wurde. Im Weigerungsfalle zum zweiten Male mit Cassation und Exil bedroht, fügte er sich dem harten Befehle, sowie, kurze Zeit darauf, der Transferirung auf den ebenso wenig lockenden Gouverneiu'posten von Lepanto. Erst, nach vier Jahre lang fortgesetzten Bitten und Klagen, gelang es ihm wieder nach Salonich berufen zu werden. Kaum jedoch daselbst angelangt, wurde er als Statthalter nach Egypten versetzt, wo jedoch da- mals Mohammed Ali bereits eine factische Souveränetät aus- übte, so zwar, dass Mussa nicht einmal seinen Einlass in die Citadelle von Kairo durchsetzen konnte, um auf diese Art, wenigstens nominell, sein Amt zu übernehmen. ' Er wollte daher wieder nach Salonich zurückkehren. Doch war mittlerweile diese Statthalterschaft schon an einen Anderen vergeben worden, so dass er abermals mit einem blossen Festungscommando, jenem von Ismail an der Donau, vorlieb nehmen sollte, als er, ganz unversehens, wie erwähnt, mit der Vertretung des Gross- wefirats in der Metropole betraut wurde.- Die Meinung, dass er, der den grössten Theil seines Lebens in der Provinz zu- gebracht hatte und daher keine Verbindimgen in der Haupt- stadt besass, ein um so willigeres Werkzeug in den Händen der Camarilla abgeben werde, war für die berechnenden Höf- linge der hauptsächliche Bestimmungsgrund gewesen, die Auf- merksamkeit des Sultans auf ihn zu lenken. In Wirklichkeit freilich hatten sie mit dieser Combination ,nur selber ihre Nacken dem Beile des Fleischers überliefert^'^ Denn tief ge- Avurzelter Groll und glühende Rachsucht erfüllten das Herz des an und füi' sich bösartigen Mannes gegen die regierende Hof- partei und' den Monarchen selbst, deren willkürlichem und rücksichtslosem Gebahren er die von ihm erlittenen wiederholten Kränkungen und Demüthigungen zuschrieb. Der Umstand, dass ' Mustafa Nedschib, BI. 83 u. s. w., wo Mussas Biographie. - Ebenda. 3 Aassim, BI. •228, S. 2. 76 Schlcchta-Wssehrd. eine von ihm ausgenützte Staatspachtung (Malikiane) den ,neuen Hinkünften^ einverleibt worden war scheint beigetragen zu liaben, die Feindseh'gkeit des notorischen Greizhalses gegen das lierrschende System und dessen Beschützer noch zu steigern.' Seinen Hass im IMutc der Urheber seiner Leiden zu kühlen und, nebenbei, in Folge eines Tlironwechsels, selbst zur höchstön Macht zu gelangen war von nun an das ausschliessliche Ziel seiner verrätherischen Thätigkeit. Seine natürliche Begabung und die Meisterschaft, welche er sich ,in der Verstellung schweren Kunst' erworben hatte, kamen ihm Fälle seine Verantwortlichkeit zu decken — bemerkte ,die Möglichkeit eines ernstlichen Aufstandsversuches sei doch nicht so ganz ausgeschlossen'. Ibrahim Nessim aber fuhr hochmüthig gegen ihn auf und meinte , solcher „Krähen- tlug'' (karga dirnegi), wie die .lamaks, verdiene gar keine ' Mti.staf.i Nedscliib, Bl. 2:^, S. 1. ^ Ebenda. ' D.tcbewrlet, B.l. VIII, S. 208. * Ebenda. '• Ebenda. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1S07 und 1808. 8o • • . . . ernstlichtt Berücksichtigiihg. Sollten sie iiielit freiwillig zum Gehorsam zurückkehren, so würde man schon Mittel linden, sie hiezu-zu zwingen und Verdientermassen bestraten.' Durch diese soj^bi^immt lautende AVillensmeinung ihres einflussrcich- sten Mitgliedes eingeschüchtert, wagte die Versammlung keinen weiteren Einspruch und ging abermals unverrichteter Dinge auseinander."- Ja selbst von der projcctirten Sperrung des Hafens Avurde abgesehen und der zu diesem Zwecke bereits herbeigerufene Hafencapitän wieder entlassen. ^ So verfloss denn auch der zweite Tag nach Beginn der Erhebung, ohne dass von der Regierung eine Vorbereitung zur GegeuAvehr getroffen worden wäre. Dank dieser Apathie war es den Jamaks inzwischen ge- lungen sich einigermasscn zu organisiren und auch ihre Eührer zu wählen. Noch Montag (25 Mai), Abends, hatten sie sich auf der sogenannten Wiese (Tschair), bei Bujukdere, in ver- stärkter Zahl wieder zusammengefunden. Hier, im Schatten jener uralten Platanen, deren Wipfel schon über den bekreuzten Schaaren Gottfried von Bouillons gerauscht haben sollen, ver- pflichteten sie sich, unter Vornahme gewisser bei den Jani- tscharen besonders hochgehaltener Ceremonien/ an Eides statt, zu solidarischem Vorgehen. Ihre Aufgabe und gegenseitigen Verpflichtungen formulirten sie in folgenden drei Punkten: Leben, Eigenthum und Ehre der friedlichen Bevölkerung, gleichviel ob Moslim oder Christ, heilig zu achten und hiegegen Zuwiderhandelnde mit dem Tode zu bestrafen, stets nur im Einklänge mit dem religiösen Gesetze i^Scher'i), beziehungsweise dem Scheich ül Islam, zu handeln, imd, drittens, nicht eher auseinanderzugehen als bis ihre sämmtlichen Fordeningen von der Regierung gewährt sein würden."' Zu Anführern wählten sie sechs ihrer Gefreiten (^Tschausch), näm- » Aassim, Bl. 230, S. 2. 2 Ebenda. ^ Anonyme Memoiren, Bl. 4, S. 1. * Diese bestanden darin, dass die Mannschaft, nackten Fusses, über einen blossen Säbel schritt (kylydsch atlama) und hiebei eine Art mohammeda- nischen Breviers (En'am) küsste. ^ Dschewdet, wie oben, S. 209. S6 Sc hlochta-Wssehrd. lieh Kal)akt6i'liy oglii (d. b. Soliii des Kürbissliändleris), Mustafa aus Ibiibiird (in Ivlcinasicn), den Albanesen (Aniaut) Süleimau, einen andern Albanesen Namens Ali, einen gewissen Ibisch und einen Laien, jMcmisch, aus Acbiska oder Aebaltzik.' Auf diese Art moralisch und, durch Zuzüge von Gesin- nungsgenossen, auch numerisch gestärkt,, setzten sie sich, Mitt- woch, den 27. Mai, von Bujukdere aus, zu Lande, gegen Stambul in Bewegung. Ihre Zahl, die, wie schon bemerkt, anfangs kaum einige hundert ]\Iann betrug, schwoll während des Marsches rasch an, indem sich, wie bei allen ähnlichen Gelegenheiten, Haufen von Müssiggängern und Scandalmachern unterwegs dem Zuge anschlössen.- Trotzdem marschirtcn sie nur mit äusscrster Vorsicht weiter, da sie fortwährend besorgten von den ,Rcgu- lären^ überfallen zu werden.'^ Ganz besonders war dieses wäh- rend ihres Durchzuges durch die beiden Ufordorfschaftcn Balta liman und Bebek der Fall, wo Strassen aus Lcwend tscliiftlik, dem damaligen Hauptstationsplatze der Nifams, einmündeten. ,I)ort hätte' — versichert unser einheimischer Gewährsmann — wahi-seheinlieh der Blitz eines Bajonnets hingereicht, sie zu schleuniger Umkehr zu bewegen.'-' An eine solche zeit- gemässe Lichterscheinung jedoch war bei den uns bereits be- kannten Ergebnissen der letzten Diwansberathungen nicht z\i denken. Im Gegentheile wurden, wie wir sogleich erfahren werdi-ii, die ängstlichen Wanderer, dank der heimlichen Mit- wirkung Mussas, bald sogar von der Besorgniss eines derartigen Repressionsversuches befreit. Inzwischen hatte sich nämlich bei der Pforte Folgendes zugetragen: Die Beschwichtigungsdoputation, welche, im Auf- trage des Diwans, nach Bujukdere abgesendet Avorden war, hatte, selbstverständlich, statt auf die Aufständischen beruhigend einzuwirken, dieselben nur zu entschiedenerem Vorgehen an- gefeuert, im Uebrigen aber ©fr nicht der Mühe werth gehalten der Regierung überhaupt Aveiters von sich Nachricht zu • Anonyme M<'.moiren, J>1. i, 8. 2. ^ Dschewdet, wie oben, wo es liei.s.st, dass sie sich schon in Tlieiapia, also kaum eine hallte Stunde nach ihrem Ausziif^e ans Hnjiikdero, auf 9U() Mann vermehrt hatten. 3 Ebenda. * Ebenda. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 87 geben, so* zwar <^ass diese, letztere sich in gänzlicher Unwissen- heit darüber befand, Avas im Canalc vorging.' Auch der Bostandschj ""baschi , der mehrere Male den Bosphorus hinauf- gefahren war, um Unterhandlungen einzuleiten oder sich we- nigstenS^Mtbtr die Lage der Dinge daselbst zu vergcAvissern, war ohne Erfolg heimgekehrt; ja sogar die Landung bei den Batterien Avar ihm verweigert worden.'- Um daher min- destens in Erfahrung zu bringen, wie die Sachen daselbst eigentlich stünden, hatte sich der, Mittwoch, den 27 Mai, früh, Avieder versammelte Diovan nothgedrungen dazu entschlossen einen Vertrauensmann als Öpccialbevollmächtigten an die Auf- ständischen abzuordnen, um sowohl die wirkliche Lage der Ver- hältnisse zu constatiren als auch, wo möglich, einen gütlichen Ausgleich zu erAvirken. Die Wahl Avar auf einen gcAvissen Kafandschy Mustafa gefallen, einen Lafen von Geburt, also Landsmann der aufrührerischen Jamaks.-^ Wie sein Vorname Kafandschy ausdrückt, war er von Profession ein Kesselschmied. Welche Rolle dieses Küchengeräth bei den Janitscharen spielte ist bekannt. Die grossen Kupferkessel, in Avelchen sie ihre Hauptnahrung, den Reis, zubereiteten, galten ihnen als ein ebenso heiliges, Avenn nicht noch heiligeres, Symbol als christ- lichen Truppen die Regimentsfahnen. Die leeren Kessel aus den Casernküchen auf die Strasse hinausstellen hiess so viel als ihrem Kriegsherrn, dem Sultan, den Dienst kündigen, d. h. das Signal zum offenen Aufruhr geben. Ein Abglanz des aber- gläubischen Nimbus, Avelcher dieses Geschirr umgab, fiel natm-- gemäss auch auf die Verfertiger und Verkäufer desselben, so- mit auch auf den genannten Mustafa. Dieser genoss übrigans, seiner offenen Sprache, seiner urAvüchsigen Beredsamkeit und seines derb-jo\äalen Wesens halber, bei dem ,Corps' auch per- sönHch nicht unbedeutender Beliebtheit. Auch galt er als vermögend, Avas seinen Credit noch erhöhte. ^ Dabei Avar er mit Leib und Seele Janitschar und überdiess, allzu retrograder Aeusserungen wegen, schon verschiedene Male aus der Haupt- ' Dschewdet, wie oben, S. 210. - Anonyme Memoiren, Bl. i, S. 1. Nach Jucliereau wäre er sogar durch Kanonenschüsse abgehalten Avorden ans Land zu steigen. 3 Dschewdet, wie oben. * Ebenda. 88 Sclilechta-Wssehrd. Stadt ausgewiesen worden,' also auch ein sogenaiinter politit>cbcr Märtyrer. Zu allem dem kam noch, dass er einen persönlichen Ilass gegen das herrschende System nährte, da er durch die neuen Steuern in den Vortheilen, welche er aus dem von ihm gewissermassen monopolisirten Kupierhandel zog, beeinträchtigt worden war.'^ Nichts konnte ihm daher willkommener sein als die ihm zugedachte Mission, die ihm Gelegenheit bot, sich sowohl bei seinen Kameraden noch populärer zu machen, als auch an den obersten Urhebern der von ihm erlittenen pecu- niären Verluste Vergeltimg zu üben.^ Zum Ueberflusse wahr- scheinlich auch von dem tückischen Kaimakam entsprecheijii instruirt, nahm er somit, wie sich von selbst versteht, den Antrag ,unter heuchlerischen Loyalitätsprotestationen^ an und erklärte sogar, um seine Committenten noch mehr in Sicherheit zu wiegen, die Ausführung desselben als leichte Aufgabe.' Auch begab er sich sofort nach dem Bosphorus wo er, eine Wegstunde imterhalb Bujukdercs, bei Jeniköi, mit den gegen die Stadt herabrückenden Rebellen zusammentraf.^ Wie vor- auszusehen Avar, lauteten seine Rathschläge an dieselben nicht anders als jene, die ihnen früher von der Janitscharendeputation ertheilt worden waren, und glichen weit eher einer Aufforderung vorwärts zu gehen als einer Ermahnung zur Umkehr.'' In dem- selben Simie wirkten übrigens gleichzeitig, ausser ihm, mehrere Agenten hochgestellter Persönlichkeiten der Reactionspartei, die sich incognito unter die marschirenden Haufen gemischt hatten.'' An die Pforte aber berichtete der verrätherische Unterhändler, ,die Aufständischen bereuten ihre VeriiTung; doch seien sie zu derselben einzig und allein durch ihre Furcht vor einem Ueber- falle der Nifams hingerissen worden. Sie flehten desshalb um Schonung und Verzeihung und erklärten sich bereit unverzüg- lich wieder zu ihren früheren Verriclitungen zurückzukehren, sobald nur jene, die NifauiR, aus der Kähe der Batterien zurück- ' Internuiit. Horiclit vom lo. .Uuii, 1807, 2 Aassim, Bl. 231, S. 2. ' Ebenda. * Ebenda, Bl. 2.32, S. 1. -- Dscbewdet, Bd. VIII, S. 210. ^ Ebenda. ' Ebenda, S. 211. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 89 gezogen min wüfden^ ' Diese ohne Zweifel von Mussa Pascha selbst fiHlher iusinuirte Meldung wurde natürlicherweise von ihm mit gjiofeser Befriedigung zur Kcnntniss genommen. Auch legte er sie -unverzüghch , mit dem Antrage, dem gestellten Verlang^^-dtr Jamaks Folge zu geben, dem Sultan vor, welcher, schwach wie immer, keinen Anstand nahm die Consignirung der .Regulären' in ihre Casernen anzubefehlen.- Den ver- sammelten Diwansmitgliedern aber stellte Mussa die ganze Sache als beigelegt dar, so zAvar dass dieselben ihrerseits jede weitere Massnahme für überflüssig erachteten. Sie begnügten sich daher, dem Segbanbaschi anzuempfehlen gute Wache zu halten , damit nicht etwa doch ein Zuzug von Gesindel zu Wasser stattlinde' und begaben sich in ihre Wohnungen, um, nach den Aufregimgen der letzten Tage, wieder einmal ,der ungestörten Nachtruhe zu geniessen'.^ Für mehrere von ihnen war dieser Schlaf ihr letzter auf Erden. Denn, um dieselbe Zeit, Mittwoch den 21, Abends, näherten sich ihre Todfeinde, die Jamaks, welche durch die Consig- nirung der ,Regulären' von der letzten Befürchtung etwaigen Widerstandes befreit worden waren, bereits mit beschleunigten Schritten der Stadt, wo sie, gegen ^litternacht, in der Stambul gegenüberliegenden Vorstadt Tophana anlangten. Oeff entliche Ausrufer gingen ihnen voraus, welche alle Musidmanen und namentlich die Janitscharen einluden sich ihnen anzuschliessen und ihr Begehren, die Abschaffung des verhassten ,Nirami dschedid', zu unterstützen.^ Andere Herolde dieser Art durch- eilten die zum Theile christlichen Quartiere von Pera und Galata, um auch die Nichtmohammedaner aufzufordern sich zu be- ruhigen, ihre Kaufläden, mit Ausnahme der Wein- und Brannt- weinschänken, offen zu halten und, wie gewöhnlich, ihi-en Be- schäftigungen nachzugehen. ,Denn' — wurde ausdrücklich beigefüg-t — ,es handle sich nicht um eine christhche, sondern um eine ausschliesslich islamitische Angelegenheit'. Auch würde — setzten die Ausrufer bei — Jedermann, der sich an einem 1 Dschewdet. wie oben, S. 210 i\. s. w. 2 Ebenda, S. 211. 3 Ebenda. * Ebenda, S. 212. 90 Schlcchta-Wssehrfl. Franken oder Raja (christlichen Unterthan der Pforte) ver- gTcifen sollte, unverzüglich mit dem Tode bestraft werden.' In Tophana eingetroffen, fulir ein Theil der fatalen Ankömm- linge sogleich in grossen Kähnen (eine Brücke über den Hafen bestand damals noch nicht) nach Stambul über, während die Mehrzahl sich um die grosse Artilleriecaserne in der genannten Vorstadt lagerte, um die dort stationirte Mannschaft zum An- schlüsse an ihre Sache zu bewegen. Dieser erschien ihnen um so Wünschenswerther als ja die Artilleristen schon der Waffen- gattung halber, welcher sie angehörten, ihnen besonders gefähr- lich Avcrden konnten und es, nach dem was schon früher ange- deutet, überhaupt mehr als wahrscheinlich Avar, dass dieselben,^- ihrer Pflicht getreu bleiben und somit sich gegen den Aufstand kehren würden. Sich selbst überlassen, hätten sie auch ohne Zweifel ihre correcte Haltung bewahrt und, unter entschlossener Führung, der Regierungspartei ganz nützliche Dienste geleistet. Auch hatte der Toptschi baschi oder Generaldirector des Ar- tilleriewesens wirklich, in Voraussicht dessen was kommen würde, schon früher bei lladschi Ibrahim, dem Intendanten der Admiralität, schriftlich um Verhaltungsbefehle nachgesucht und von ihm, ebenfalls schriftlich, eine ,weitläutige Instruction' als Antwort erhalten, die ihn anwies, der Vereinigung seiner Leute mit den Jamaks energisch entgegenzutreten."^ Doch auch hier war ihm der in allem Schlimmen überaus thätige Kaima- kam zuvorgekommen, und derselbe Ordonnanzofticier, welcher dem Artilleriedirector den schriftlichen Auftrag Hadschi Ibra- hims überbrachte., sich ablehnend zu verhalten, flüsterte ihm den von Mussa Pascha erhaltenen, vertraulichen Befehl ins Ohr, sieh ja zu hüten den Wünschen der Empörer zu widerstreben, ,denn die ganze Sache sei gemeinschaftlich abgekartet worden^** So, zwei sich widersprechenden Aufträgen gegenübergestellt, glaubte der Toj)tsclii baschi dem contidentiellen, mündlichen Winke mehr Gewicht beilegen zu sollen als dem oflicicllen Ilescripte. Ph' gab daher deni vVndringcn der eben in der Caseme anwesenden Sturmdeputation der Jamaks nach und ' Ottenfel.s, Hchlu.ssbcrirbt. ^ A.ia.sim, Bl. 233, ö. 2. 3 Dschewdct, Bd. VIII, 8. 212, mul Mustafa Nedscliib, Bl. 24, S. 2, Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1S07 und 1808. 91 gestattete ,^ner j\rannscliaft ilire Kessel mit jenen der Aufruhrer auf dem Platze zu vereinigen, worauf eine feierliche Verbrüde- rung der zwei Waffengattungen folgte.' Wäki-e^ fsieli liier, in Tophana, diese tumultuarisclien Scenen abspielten, war auch jenseits des Hafens, in Stambul, trotz der frühen Tageszeit, alle Welt in Aufregung gerathen. Dort hatten sich, noch vor Sonnenaufgang, die Obersten imd die Oberältesten der Janitscharen (Odschak ichtiarleri) im Vor- hofe der Moschee Soliman des Grossen zu einer Besprechung zusammengefunden.'- Von hier durch ihren Generallieutcnant (Segbanbaschi) in sein Amtslocale, der sogenannten ,Pforte des Aga', entboten imd von . ihm um ihre Ansicht über die Lage der Dinge befragt, wiesen sie — offenbar ebenfalls in Befol- gmig einer früheren geheimen Anleitung der revolutionären Agenten — auf die Nothwendigkeit hin, vor Allem die Meinimg der Gesetzgelehrten (Ulema) einzuholen und daher den Scheich ül Islam und seine beiden obersten Eäthe, die Kaliaskere oder Oberstheerrichter von Rumelien und Anatolien, einladen zu lassen, in ihrer Mitte zu erscheinen.^ Sie selbst aber, die Jani- tscharenvorstände, begaben sich hierauf, mit Bewilligung ihres Chefs, in corpore, in ihre Casernen, um die anrückenden Jamaks zu empfangen.^ Bald marschirten auch diese, verstärkt dvu'ch die gewonnenen Toptschis und einen Theil der Flottenequipage, in zwei Colonnen, durch die Quartiere von Un kapan und Dschubali, nach dem in der Nähe der grossen Janitscharen- casernen gelegenen sogenannten Fleischplatzc (Et Meidan),"^ dem altherkömmlichen Stelldichein der empörten Prätorianer, heran. "^ Die Kessel wurden aus den Casernen auf den Platz gestellt, die Bataillonsstandarten aufgepflanzt und die von den Jamaks imter sich schon in Bujukdere abgelegten Gelöbnisse brüder- lichen Zusammenhaltens gemeinsam erneuert. Auch die Mann- schaft der in der Nähe befindhchen Caserne der Zeugschmiede l^Dschebedschiler) folgte dem Beispiele, schleppte ihre Kessel ' Aassim, Bl. 234, S. 2. - Dschewdet, wie oben, S. 213. 3 Ebenda, S. 214. ^ Ebenda. ^ Nicht zu verwechseln mit At Meidan, d. i. dem Hippodrome. ^ Anonyme Memoiren, Bl. 6, S. 1 u. s. w. 92 Schlcchta-Wssclird. herbei und scIjIoss sich den Rebellen an.' Gleichzeitig stürm- ten aus dt'ii entlegenen Vorstädten Öchaaren dienstloser Tag- lühner, vagabundirender Albanesen und anderer mit Prügeln und Hacken bewaffneter Müssiggänger herbei ,alle^ — wie sie sich äusserten — ^um die Regierung zu puriliciren und an den Urhebern der allgemeinen Uebelstände Rache zu nehmen'.''^ k5chon in den ersten Morgenstunden hatten sich auf diese Art •wohl 2U.0U0 Menschen auf dem P^Ieischplatze und in den nächst- gelegenen Strassen zusammengerottet.^ Mittlerweile waren auch der Grossmufti Ata-ullah und drei seiner obersten Beamten dem Wunsche der Janitscharen ge- folgt und bei der , Pforte des Aga' erschienen. Während ihres Rittes dahin hatten sich die frommen Herren — wohl aus Scham über den illegalen Besuch — Shawls über den Kopf geworfen, um von der gaffenden Menge nicht erkaimt zu Aver- den.' Und nicht mit Unrecht! Denn erst durch ihre, als der obersten Richter, Gesetzkenner und Glaubensvorstände des Reichs, Gegenwart und Zustimmung erhielt der revolutionäre Auflauf den Charakter einer gesetzlichen Versammlung, und, andererseits, unternahmen thatsächlich auch die Aufrührer, wie die Folge lehren wird, nicht einen einzigen Schritt von Bedeu- tung ohne denselben früher durch dieses geistliche Tribuiuil sanctioniren zu lassen.'' Inzwischen war vom Sultan selbst ein — freilich sehr un- glilcklieher — Versuch unternommen worden, durch sein per- sünliches Eingreifen den Conflict in friedlicher Weise zu lösen. Bisher hatte sich der arglose Monarch ohne Widerrede den Einflüsterungen seines perfiden obersten Rathgebers gefugt, der ihm fort und fort vorspiegelte, die Sache werde sich auf güt- lichem Wege begleichen lassen. Nur einmal war dem Be- trogenen ein leiser Vorwurf — und dieser war mehr eine Selbst- anklage — entschlüpft. ,Es mag wohl' — hatte er geseufzt — ,raeine eigene übergrosse Gutmüthigkeit sein, die an allem dem ' Dscliewdet, wi« nl)en. ^ Aas-sim, wie oImmi. 3 Oftoiifols, Si-lilus.sl.criclit. ' D.schew(let, wie oben. •'' Ottenfels, Schlu.ssbericht. Die Revolutionen in Constantinopol in den Jahren ISO? und 180S. 93 Schuld trä^t^' AI« er jedopli von der Ankunft der Jamaks in Tophana ■ und den Auftritten in Stambul Kenntniss erlialten hatte, gerieth er in grosse Furcht und schickte noch in der Nacht an Miissa Pascha den Befehl, den Segbanbaschi und einige v»^<*t€fi einflussreichsten Janitscharen direct zu ihm ins Serail zu entbieten. '-^ Donnerstag, den 28 Mai, früh Morgens, im Palaste von Top kapu, war es, wo diese merkAvürdige Audienz stattfand. ^ Die Deputation zählte neun Individuen unter Führung des genannten Generallieutenants Aarif Aga.^ In weinerlichem Tone redete sie Sehm mit folgenden Worten an: ,Was ist der Grund dieser Aufregung? Ist es die Militärreform, gegen welche sie (die Jamaks) sich auflehnen? Dann Avisst, dass es mir nicht beifällt sie (die Jamaks) zu Nifams machen zu wollen. Im Gegentheile! Hiemit hebe ich den Nifami dschedid auf und schaffe ihn ab. Hier steht ja der Segban- baschi! Seht, ihn selbst beauftrage ich mit der Aufhebung. Mag er hingehen und die Casernen (der Regulären) bombar- diren, sie mit Kugeln überschütten! Nur, um Eures heiligen Schutzpatrons willen, macht diesem Auflaufe ein Ende/'^ Um den vermeintlich beschwichtigenden Eindruck dieser Rede durch einen Act besonderer Leutseligkeit noch zu erhöhen, nannte der Sultan einen der anwesenden Janitscharen, dessen er sich eben erinnerte, beim Namen, worauf die Deputation den Boden küsste und sich schweigend zurückzog.'' So vernichtete der — um keinen schärferen Ausdruck zu gebrauchen — schwache jMonarch in der Angst des Augen- bHcks, aus eigener Initiative, das Werk neunzehnjähi'iger Sorge, die Lieblingsschöpfung seines ganzen Lebens. ,Hätte er^ — bemerkt der oft citirte modernste Historiograph der Pforte — ,dem verrätherischen Kaimakam den Kopf vor die Füsse legen, dessen Spiessgesellen , dem Grossmufti, mit seinem eigenen ' So, wörtlich, in den anonymen Memoiren, Bl. 4, S. 2, mu\ bei Dschewdet, wie oben, S. 209. 2 Anonyme Memoiren, Bl. 5, S. 1. 3 Ebenda. * Ebenda, wo auch die Namen der einzelnen Deputirten, darunter auch jener Kafandschi Mustafas, aufgeführt .sind. ^ Ebenda, wörtlich. 6 Ebenda, Bl. 5, S. 2. 94 Sclilochta-Wssclnd. Turbantiiclio die heuclilerisclie Kehle zuschnüren lassen nnd dann, an der Spitze der „Disciplinirten", den Kampf f2:egcn die j\Icuterer encrgiscli aiifgenommen, er würde nicht nur den Auf- stand niedergeschlagen, sondern auch das Werk der Reform gerettet haben. Statt dessen beging er den verhängnissvollsten Fehler, welcher Revolutionären gegenüber begangen werden kann. Der Frechheit der Empörer setzte er Concessionen und fatalistische Resignation entgegen, wodurch er die Vermessen- heit derselben nur steigerte. Um das Blut einiger Verräther zu schonen, opferte er nicht nur seinen Thron, sondern auch sein Leben und nebstbei das Leben so vieler anderer braver Leute.' ' Und so war es auch. Die Botschaft von der erfolgten Unterdrückung des ,Nirarai dschedid', als sie durch öifentliche Ausrufer in der Stadt verkündigt wurde, begegnete überall nur kühler Aufnahme und entschiedenem Misstrauen. Denselben unbefriedigenden Eindruck rief sie bei den vor der ,Pforte des Aga' versammelten Janitscharen hervor, welchen sie der aus dem Serail zurückgekehrte Segbanbaschi, von der Höhe eines Reitsteines herab, mitthcilte.^ Wüstes Geschrei beantwortete die inhaltschwere Eröffnung. ,Wir trauen nicht' — lauteten die tumultuarischen Rufe — ,er (Selim) hebt den Nifam nicht auf; in Rodosto und in Adrianopel, in Rumelien und Anatolien, hat dieser Nifam schon so viel Unheil angerichtet, so viel Blut ist seinethalben schon geflossen, so viel Geld erpresst, so viel Bedrückung ausgeübt worden; und doch hat er denselben nicht aufgehoben und er wird ihn auch in Zukunft nicht aufheben'.^ Diesen verworrenen Ausbrüchen des Missfallens folgte die bün- dige Erklärung der sogenannten , Sprecher' oder Wortführer (Söf sahiblcri) der Janitscharen ,sie seien ausser Stande dem Fort- schreiten der Bewegung Einhalt zu thun', worauf der Segbanbaschi die Discussion abschnitt, indem er sich in sein Amtslocalc zurück- ' Dschewdet, wio oben, 8. IIJ, wörtlich. » Anonyme Memoiren, Bl. ö, S. 2. Nach D.schewdat (Hd. VIII, S. 210) wäre die Verkündigung durch den Scheidi ül Islam erfolgt. Hier findet sich aucli der Text des bezüglichen sultanisclien TTandsclirf^ihen.s, in dem es unter Anderem hoi.sst ,der .Sultan sei bereit auch alle sonstigen Wünsche der Aufständischen zu erfüllen'. ^ Anonyme Memoiren, wie oben, wörtlich. Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jahren 1807 nnd 180S. 95 zog, die ,^precli(U'' und die Veteranen des Corps aber, etwa 400 an Zi^lfd, abermals in die Süleimanie-lVIoschee znrückkchrten, um ihre am ►Morgen eingeleitete Berathung fortzusetzen.' Diese führte um ^6 rascher zu einem Resultate als ihnen die zu stellende neue FQ^3j^£t*mg ebenfalls schon früher von den Agenten des Kaimakams in den Mund gelegt worden war. Sie bestand darin, dass man ihnen eilf näher bezeichnete Hof- und Staatswürden- träger, die als besondere Beförderer des Reformwerks galten, todt oder lebendig ausliefere. 2 Die Namen der Opfer waren auf einen Zettel geschrieben, welchen Mussa Pascha heimlich an Kabaktschy geschickt hatte. ^ Zur Anbringung dieses Ver- langens beim Sultan — lautete der Beschluss der Versammelten — sollte nun die Beistimmung der Ulema eingeholt werden. Während jedoch hier, in der Moschee und vor der ,Pforte des Aga' die älteren Janitscharen mit verhältnissmässiger Ruhe über das neue Begehren verhandelten, drohte in der nächsten Nachbarschaft, auf dem ,Fleischplatze', das wilde ladsche Blut ihrer jüngeren Kameraden, der Jamaks, über die besonnenen Elemente die Oberhand zu gewinnen. Trotzig erklärten sie, falls nicht alle ihre Wünsche sogleich erfüllt würden, die Be- rücksichtigung derselben mit den Waffen in der Hand erzwingen zu wollen. Gleichzeitig setzte sich auch wirklich ein Theil der- selben nach dem Hippodrom zu in Bewegung, um von hier aus die allgemeine Plünderung der Stadt einzuleiten.^ Glückhcher- weise blieb es nur bei der Absicht. Ein ehrenwerther Militär- beamter Namens Ali Efendi — ■ er war Secretär des Janitscharen- bataillons Nr. 12 — warf sich den Rasenden in den Weg und beschwor sie, sich noch eine Weile zu gedulden, da man gewiss auch so ihren billigen Ansprüchen gerecht werden würde. -^ Trotz der Püffe und Maidschellen, die auf ihn niederregneten, Hess er nicht ab von seinen Bitten bis es ihm, mit Aufopfe- rung seines zerfetzten Oberkleides und der Unterstützung einiger herbeigeeilter angesehener Janitscharen, gelang, die raublustige ' Ebenda. ■^ Dschewdet, Bei. VUI, S. 215. 2 Ebenda. ■• Anonyme Memoiren, Bl. 7, S. 1. s Ebenda, Bl. 7, S. 2. 9G Schlochta-Wssehra. Sclianr zum Stillstehen zu bewegen.' In diesem kritischen Augenblicke zeigte sich übevdiess der weisse Turlian eines Ge- setzgelehrten, der vom Scheich ül Islam auf den ,Fleischplatz^ gesendet worden Avar und dessen Anblick ebenfalls beruhigend auf die Menge einwirkte. Da derselbe jedoch nur den Auftrag hatte das Edict über die Aufhebung der Reformen zu verkün- digen , hörte man ihn kaum an und schrie ihm zu ,es handle sich um einen Process (da'wa) zwischen Regierung und Volk, der nach den Vorschriften des Korans entschieden werden müsse; hiezu aber sei nur der Scheich iU Islam selbst berufen, man möge ihn daher herüberschicken. ^ Dem Rufe gehorchend, verlegte das geistliche Tri])unal auch wirklich seinen Sitz von der , Pforte des Aga' auf den ^Fleisch- platz^ wo es in einer früher von Derwischen bewohnten Barake, dem sogenannten Tekke, untergebracht wurde. '^ Der Empfang, welchen man ihm hier bereitete, war übrigens nichts weniger als ermuthigend. Denn, kaum schickte sich einer der geist- lichen Herren an, den Versuch zu wiederholen, das bemerkte Edict zur Verlesung zu bringen, so fuhr ein von Waffen starren- der junger Jamak heftig gegen ihn los und schrie ihn an: ,Wo soll man denn sein Recht suchen, wenn nicht bei euch?! Ihr aber traut euch auch nicht mit der Wahrheit heraus, und so müssen wir arme Teufel uns selber Recht verschaffen. Und gar du' — fulir er, sich speciell an den Grossmufti wendend, fort — ,bist nicht du derselbe, der in der Adrianopeler Affaire das bewusste (reformfreundliche) Fetwa abgegeben hat?!' so dass der am ganzen Leibe zitternde Oberpriester die Entschul- digung stammelte, nicht er, sondern sein Amtsvorgänger habe dieses Fetwa erlassen, er selber aber sei an der ganzen Sache nicht betheiligt gewesen. ' In diesem Augenblicke; trat Kabaktschy oglu dazwischen, zog seine Uhr aus der Tasche und sagte: ,Seht hier diese Uhr! Sie ist ein Abbild unseres Padischah. Wie sie, so geht auch er seinen i*Tchtigen regeliu<ässigen Gang. Nur schade, dass zufallig einige Infusorien in das Uhrwerk gefallen sind, die es verhindern sich, wie sonst, richtig fortzubewegen.' ' Ebenda. 2 Ebenda. •• Ebenda. ♦ Eben.fa, l'.l. s, S. 1 . I Die Revolntionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 180S. 9 t Mit dieser«paraboKschen Anspielung auf die verhassten ,Coniite- mitglieder^ reichte er dem Scheich ül Islam die bereitgehaltene Proscriptionsliste hin. Dieser nahm sie mit scheinbarem Wider- willen, zögerte aber doch nicht, sie, mit einigen einbegleitenden Worten r des Reichs'. Ebu Bekir endlich war vom Lastträger des Münzamtes zum einflussreicheu Posten des Vorstandes dieser Verwaltung aufgestiegen und als .solcher ebenfalls an der Decretiruug der neuen Steuern in her- vorragender Weise betheiligt gewesen, wodurch er seinerseits der Bevöl- kerunjf verhasst geworden war. (Dschewdet, wie oben, >S. '218 u. s. w.) » Ebenda, S. 217. Die Kcvolntionen in Constantinopel in den .laliron 1807 und 1808. 99 abschnitt find zutetzt den beiden Reformfreunden die höhnische Frage züschleuderte ,ob sie, nachdem, sie bereits den Staat zu Grunde^, gerichtet , vielleicht nun auch ihre (der Ulema) ■weisse Barte -in Blut färben möchten'. Mehrere andere von den an^^l^sWffraen Gesetzgelehrten machten Chorus und brachen ihrerseits in heftige Verwünschungen gegen die beiden Fort- schrittsmänner aus.' Eine solche Sprache, geführt gegen ihn, den allmächtigen Serail günstling .welchen bisher Niemand ge- wagt hatte auch nur scheel anzublicken', öffnete endlich auch ihm die Augen. ,Wie aus tiefem Schlafe plötzlich erwachend', fuhr er erschreckt empor und erkannte mit einem Male die ganze Grösse der Gefahr. Ohne eine Rechtfertigung auch nur zu versuchen, erhob er sich mit den Worten: ,Wenn die Dinge so stehen, haben wir hier nichts mehr zu suchen' von seinem Sitze und verliess, von seinem Collegen Hadschi Ibrahim be- gleitet, kaum seiner Sinne mächtig, den Rathssaal.- Indessen hatte der vorsichtige Mussa Pascha schon die entsprechenden Massregeln getröffen, um Beiden den Weg der Flucht zu versperren. Da er sie selbst nicht tödten durfte, sorgte er Avenigstens dafür, dass sie durch Andere getödtet würden. Gemessene Befehle waren an alle Wachposten an den Stadtthoren ergangen, sie und die übrigen noch lebendigen Proscribirten nicht passiren zu lassen, namhafte Prämien (5000 Piaster per Kopf) ausgesetzt, und überdiess geheime Agenten nach allen Richtungen entsendet Avorden, um die Verurtheilten aufzuspüren und an die Pforte abzuliefern. ^ Ein solcher Spion folgte auch dem aus dem Diwan heimkehrenden Ibrahim Nessim. Nachdem dieser seine reiche Kleidung gegen eine unscheinbare Tracht umgetauscht, versuchte er, nur von einem Diener be- gleitet, zu Fuss den Landungsplatz von Jeni Kapu zu erreichen, um von hier aus seine Flucht zu Wasser fortzusetzen. Auf dem Wege dahin von einigen dort herumbummelnden Last- trägern und Kohlenbrennern erkannt und verfolgt , zog er es jedoch vor, einstweilen in das nahe gelegene Haus eines seiner Handwerker, des armenischen Zimmermanns Gülabi oglu Agop, 1 Dscbewdet, Bd. VIII, !<. 217. 2 Ebenda. 3 Ebenda, ö. 21\). 100 Schlechta-Wsschrd. einzutreten. Allein seine Verfolger umringten die Wohnung, während der mittlerweile gleichfalls herbeigekommene Polizei- agent zur Pforte eilte, Assistenz herbeizurufen. Hierauf drang man in das Haus, zog den Flüchtling hinter den Weinfässern* des Kellers hervor und übergab ihn den Janitscharen des nächsten Wachpostens, die ihn von dort (der Vorstadt Vlanga), unter Misshandlungen aller Art, nach dem ,Fleischplatze' fort- schleppten. Noch ehe er jedoch das zu diesem Platze füh- rende Thor durchschritten hatte , wurde er von dem herbei- geströmten Pöbel in Stücke gehauen. Sein Diener, der ihn, fortwährend um Erbarmen flehend, enge umschlimgen hielt, theilte sein Schicksal, nachdem man sich vergeblich bemüht hatte, ihn von seinem Herrn loszureissen.^ Wer nur immes. konnte, tauchte seinen Säbel in das rauchende Blut des Er- mordeten. Seine Kleider wurden in Stücke gerissen und als Trophäen vertheilt.-J Das Geld hingegen und einige Juwelen von hohem Werthe, die er vorsichtshalber zu sich gesteckt hatte, soAvic sein reich mit Edelsteinen besetzter Dolch wurden sorgfältig aufgelesen und an Mussa Pascha abgeliefert,' der, ,genieincr als das gemeine Gesindel des „Fleischplatzes'", diese Habseligkeiten für sich belüelt, statt sie, nach damaliger Kegel, an die Conliscationskammer zu überantworten.'' Vor Jahren, als Ibrahim Nessim noch im Zenith seiner Macht stand, hatte ihn ein Freund gewarnt, den Volksunwillen nicht allzu- sehr herauszufordern und von ihm die hochmüthige Erwiderung erhalten : ,Nicmand werde es wagen auch nur nach seiner Sohle zu sehiiappen.' Jetzt nagten die Strassenhunde an den ent- blössten Beinen seines Leichnams,'' bis ein verkrüppelter Bettler, welchen der Ermordete zeitweilig mit Almosen bedacht hatte, die zerstreuten Gliedmassen in einem Troge sammelte und neben der kleinen Moschee von Serradsch thogan beisetzen ' llirahiiii Nes.sim war düijenigfe, welcher zuerst die drückende Weinsteuer docrotirt liatto, daher man in obipeni Umstände einen Act himmlischer Vurgfitung erblicken wollte. ( Mustafa Nedschib, Bl. .34, S. 2. 2 Anonyme Memoiren, Bl. 8, S. 2. 3 Ibrahim Nessim Efendis Familienname lautete Arabadschy-fade , d. h. Fuhrmannssohn, weil der Vater seiner Mutter den Posten eines ärari- schen Grossfuhrmanns (Arabadschy baschi) bekleidet und seine (Ibrahim Nessims) Mutter ebenfalls, in zweiter Ehe, einen Functionnär dieser Kate- gorie geheiratet hatte. Weil er längere Zeit Intendant (Kiaja) einer Sultanin und noeh länger Minister des Innern (Kiaja bey) gewesen war, nannte man ihn auch Ibrahim Kiaja und, seiner Vorliebe für die Fran- zosen halber, auch Franzis Ibrahim, d. h. den französischen Ibrahim. Lange Zeit beherrschte er thatsächlich das Reich und war jedenfalls einer der intelligentesten und zugleich thätigsteii Mitglieder der ßeform- partei. Seiner Prunksucht und .seines Hochmuthes wurde schon im Texte dieser Erzählung gedacht. Er starb im Alter von etwa 50 Jahren. (Dschewdet, wie oben, S. 122, nach Mustafa Nedschib, wo seine Bio- graphie, Bl. 29, S. 2.) * Dschewdet, Bd. VIII, S. 217, 102 Sclilcclita-VVsschva. worden.' Fn Folge dessen liattcn sich auch sänimtliclic Kauf- läden luul Caffehäuser wieder aufgcthan, der Strassenverkehr war mit hergebrachter Lebhaftigkeit erwacht, Weiber und Kinder trieben sich, wie sonst, unter der Menge umher, ja der .Fleischplatz^ selbst füllte sich mit schaulustigem Publicum zu Wagen, zu Pferde und zu Fiiss, zwischen welchem Kleinhändler aller Art ihre Waaren und Victualien feilboten, so zwar dass mau sich eher in das Gewühl eines fröhlichen Corso versetzt glaubte als in den Mittel|)unkt eines thronumwälzenden Auf- standes und auf die Schädelstätte mehrerer der höchsten Wür- denträger des Reichs.- Ein einziges an der politischen Tages- frage unbetheiligtes Individuum kam ums Leben, und auch dieses irriger Weise. Es war ein armer Mann, den vagabun- dirende Jamaks, im Glauben, er sei der Agent des reform- freundlichen Woiwoden von Boli, aufgegriffen und niedergemacht hatten.-* Um für die Zukunft derlei Acten der Lynchjustiz vorzubeugen kam man daher überein, dass von nun an, ohne ausdrückliche Bewilligung der Führer, keine Arretining mehr vorgenommen werden dürfe, welcher Reschluss ebenfalls im Wege des öffentlichen Ausrufes publicirt wurde.' Dagegen hielt man sich der Person des theoretisch bereits depossedirten Sultans gegenüber umsoweniger zu Schonung und Rücksicht verpßi eiltet. So zeigten sich — aiich hierin, ohne Zweifel, den Inspirationen der verborgenen Leiter des Auf- standes folgend — die Janitscharen und Jamaks plötzlich sehr besorgt um das Schicksal der beiden präsumtiven Thronerben, der Prinzen Mustafa und IMahmud. Dieselben — hiess es — müssten gegen etwaige Attentate ihres Oheims, des regie- renden Sultans, sichergestellt werden. Das geistliche Tribunal solle daher dafür sorgen, dass einem Abgeordneten der Miliz die Erlaubniss crtheilt werde sich im Serail zu installiren, um über den, vermeintlich, bedrohten Fürstensöhnen zu wachen.'' ' TtebpreinHtininimi(l in allen einheiini.schcn und fremrlon <.i>uolloii. 2 Ottenfels, SchluHrtbericht. ^ Anonyme Memoiren, wie oben. Der Woiwode von Boli luatte, wie früher erzählt, im .Tahn; vorher, der Expedition Kadi Paschas Hilfstnipixin zn- f^efiilirt. '• Ebenda, 151. '.), >. 1. ' Aas.sini, Hl. 237, 8. 1. I Die Bevohitioneii in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 103 Auf dies» Art -^ arü;umentirte man nebenbei — biete sich auch eilte Gelegenheit, im Pahxste festen Fuss zu fassen und auf das dortige Personale im Sinne des gewünschten Thron- Avechsels einzuwirken.' Der mitverschworene geistliche Grericlits- liof zög^^^lvcinen Augenblick auch diese neue Forderung durch Vermittlung des Kaimakams schriftlich bei Sehm zu be- fürworten. Die unerwartete Zumuthung verletzte den weichen Mann umsomehr als sie ihn nicht nur als Staatsoberhaupt, son- dern auch als Menschen, verdächtigte. ,Ich, der Kinderlose^ — lautete seine in die Form eines Cabinetschreibens gekleidete Erwiderung — ,habe nicht nur als Mitglied der regierenden Familie das höchste Interesse daran, den reinen Samen Osmans in seinen beiden letzten Sprösslingen zu erhalten, sondern die beiden Prinzen sind mir auch persönlich so theuer wie meine zwei Augäpfel. Stets lag mir ihre Existenz mehr am Herzen als meine eigene! Nie und nimmer könnte es mir beifallen ihnen ein Leid zuzufügen und so den Fortbestand des Reiches zu gefährden! Der Plimmel bewahre uns vor einer solchen Eventualität und verleihe Beiden ein langes Leben !^2 Zugleich Avurde Mussa Pascha beauftragt, nicht nur den gewünschten ,Lebcnshüter^ ins Serail zu entsenden, sondern überdiess sämmt- liche geistliche Würdenträger und Civilfunctionnäre aufzutbrdern, von jener feierlichen Zusage Act zu nehmen.-' Der wehmüthige Ton des Erlasses rührte alle Hörer zu Thränen,^ änderte jedoch nichts an dem gefassten Beschlüsse. Nur die Wahl desjenigen unter den Ulema, welcher den Janitscharenvertreter im Pa- laste einführen sollte, verursachte einige Schwierigkeit, da Nie- mand die odiose Mission übernehmen Avolltc^ Doch auch hiefür fand sich Rath. Selims erster Hofcaplan (Imami ewwel) — Mehmed Derwisch Efendi hiess der Würdige — erklärte sich bereit, den widerlichen Gang anzutreten. Seines thierischen Wesens halber Aigyr, d. h. der Hengst, beigenannt, verdankte er, ohne irgend welches eigene Verdienst, der Gunst des Sultans 1 Ebenda. - Aassim, Bl. -il-iG, 8. 2 und, gleichlautend, bei Mii.stata Nedschili und iu den anonymen Memoiren. 3 Ebenda. •* Dschewdet, wie oben, S. 224. ^ Ebenda. 104 Sclilechta-Wssehrrt. nicht nur seinen hohen Posten, sondern auch einen noch liüheren Titel und eine reiche Pfründe. Doch -waren ihm in Bezug auf die Verpachtung' dieser letzteren von der Regierung gewisse Scliwiorigkeiten in den Weg gelegt worden, wesshalb er dem ^lonarchen im Stillen grollte und froh war bei dieser Gelegen- heit seinen Zorn an ihm auslassen zu kchmen.^ Als er daher, in Beffleituno- eines höheren Janitscharenofficiers, vor Selim erschien, schrie er, kaum eingetreten, denselben in unanstän- diger Weise an iind warf ihm vor , seinen braven Grosswefir Ismail Hafyf unterschätzt, seinen Günstling Ibrahim Nessim hinireii(l;i, \v("irtlicli. ' Aa.«8im, I'.l. 'J.'i't, S. 1. ^ Anonyme Mi'moiren, wio oben, * Dscbewdot, wie oben, S. 227. * Anonymo, Mrmoiren, Bl. 11, S. 2, und Dscliowflet, IM. Vlfl, S. 228. * Anonym«; Mc'iiioiron, oIipihLm. ' Aa.ssim,' Bl. 239, S. 1. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 109 Zu discutiren blieb hiernach nur mehr der eine Punkt, nämlich, in welcher Weise die saubere Schlussfassung am zweck- mässigsten ztir Kenntniss des zweiten Interessenten, des Sultans, gebracht und einem etwaigen Widerstände desselben vorgebeugt werden ■*lflie'.'' Die Entscheidung hierüber war schwieriger als es scheint. Denn das Serail von Top kapu, in welchem die Beherrscher der Türkei damals noch den grössten Theil des Jahres resi- dirten, bildet bekanntlich mit seinem dreifachen Gürtel hoher Mauern und dank seiner dominirenden Lage, eine wahre Cita- delle, die mit ihrer mehrere tausend Mann starken Besatzimg von Garden und bewaffneten Dienern aller Art ganz wohl eine längere Belagerung auszuhalten vermochte. Auch hatte man die Vorsicht gebraucht, die Palastthore, schon unmittelbar nach dem Eintreffen der Jamaks in Stambiü, schliessen zu lassen, so dass selbst der materielle Verkehr mit den Inwohnern des Serails ein nicht leicht zu lösendes Problem bildete. Ausser- dem war es, selbst die Unterwerfung des Staatsoberhauptes unter den Willen der Revolution vorausgesetzt , keinesAvegs ausgemacht ob nicht wenigstens durch die Umgebung des gut- müthigen und freigebigen und daher bei seinen Untergebenen beliebten Hausherrn dem unerwarteten Hiobsboten ein unwill- kommener Empfang bereitet werden Avürde. Somit erscheint es auch nur sehr begreiflich, dass der schuldbewusste Gross- mufti, als man in ihn drang, die fatale Nachricht persönlich in den Palast zu überbringen, sich nach Kräften dagegen sträubte. ,Allein^ — erklärte er mit voller Bestimmtheit — ,gehe ich keinesfalls; man muss mir Bewaffnete mitgeben.^ Man trug ihm 500 und, als ihm diese Zahl nicht genügend schien, 2000 Mann an, welche Zahl, wie man zu seiner grösseren Beruhigung beifügte, während des Marsches bis zum Serail jedenfalls auf 20.000 Mann anschwellen würde.' Hiedm-ch er- muthigt, stieg er endlich mit seinem geistlichen Gefolge zu Pferde, um den saueren Weg anzutreten. Zwei Rotten von bei- läufig je 1000 Mann, theils Janitscharen, theils Jamaks, schritten ihm voran und in dieser Weise setzte sich der feierliche Zug nach der sogenannten ,kaiserlichen Pforte' (Babi humajun). ' Anonyme Memoiren, wie oben, und Dschewdet, Bd. VIII, S. 228, ] 10 Schlcclita-Wssehrd. (lern Haupteiiigang-e des Serails von Top kapu, in Bewegung. Dort angelangt, pflanzte der kriegerische Vortrab seine Stan- darten zu beiden Seiten des Thores auf. Die geistlichen Wür- denträger und höheren Janitscharenofficiere jedoch waren be- reits früher in die benachbarte ,Pforte des Grosswefirs' (Babi ali) eingeschwenkt, wo sich mittlerAveile das gesammte Diwan- personale versammelt und, um die Feierlichkeit der voraus- sichtlichen Staatsaction noch zu erhöhen, seine gewöhnliche Kleidung gegen die riesigen Staatsturbane und reichen Pelze vertauscht hatte, welche damals noch in der Türkei die heutige Galauniform ersetzten.' Hier wurde die Berathung über die Frage, durch Aven Selim von dem Geschehenen be- nachrichtigt werden solle, abermals aufgenommen.- Ata-ullah, der Scheich ül Islam , hatte nämlich unterwegs wieder den Muth verloren und weigerte sich den Gang ins Serail fort- zusetzen. Das Gleiche that der ihm an Rang zunächststehende Kafiasker oder Oberstheerrichter von Rumelien. Dagegen willigte der zweite seiner beiden obersten Räthe, Hafid Efendi, ein, den peinlichen Auftrag zu übernehmen. Begleitet von dem Segbanbaschi, ritt er zur ,kaiserlichen Pforte V^ durch welche er in das Innere des Palastes zu gelangen hoifte. Doch bheb sein Pocheji und Rufen ohne Erfolg, daher er, mit seinem Ge- fährten, wieder in den Conferenzsaal zurückkehrte, um über seine misslungene Sendung Bericht zu erstatten. So erübrigte nur die Wahl zwischen der Anwendung offener Gewalt oder dem Versuche, die Sache schriftlich abzuthun. Der Diwan entschied sich für die letztere Modalität. In Folge dessen schrieb Mussa Pascha an den Chef der schwarzen Eumichen, den eigentlichen Obersthofmeister des Serails, ein Billet (TeC- kere), durch welches er ihn verständigte, die Janitscharen seien entschlossoi nicht eher auseinanderzugehen als bis Selim ab- getreten luid Prinz iMustafa als Sultan pi-oclamirt sein wilrde. J^icse Zusclirift wurde durchweine Nebenpforte des Palastes, das sogenannte Thor vom kalten lirunnen (Sowuk tscheschme), an ihre Adresse befördert.' ' S.iiil Eliiidi, 111. is7, y. 2, und Dscliuwdot, wie oben. • AiKinyme Mciiioiieii, wie oben. •' Ideni, und l>,'i(lievvdet, wie oben. ' Anonyint' Memoiren, lil. 12, 8. 1. II Die Kevolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 180S. 111 Indessen fUMten die Aufständischen, wohl 50.000 Köpfe Kit- stark, den Platz zwischen der , kaiserlichen Pforte' und der Sophienmoscfeee , sowie die daselbst einmündenden Strassen ,hin- und herwogend wie ein wildes Meer' imd, von Zeit zu Zeit, mi^^^(tfmi tosenden Rufe: ,Weg mit Sultan Selim, wir wollen vSultan Mustafa' die Luft erschütternd. ' Doch umsonst ! Hinter der Mauer blieb alles still imd der Eingang unerbittlich geschlossen. In Folge dessen wurde das Gesindel vor dem- selben immer ungestümer und machte sogar Miene sich gegen seine Mitverschworenen zu kehren, welchen es die Schuld an der langen Zögerung zuschrieb. Schon wälzte sich ein Haufen desselben vom Serail herab gegen die ,Pforte des Grosswefirs' zu, überschwemmte die benachbarten äusseren Räume dieses Regierungsgebäudes, den sogenannten Sandplatz (Kum Meidani) und schickte drohendes Geschrei nach den Fenstern des Raths- .Saales empor. Entsetzen ergriff die dort Versammelten, die schon glaubten, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Da stürzte — wahrscheinlich auch auf heimliche Veranstaltung des Kaimakam — der Vice-Profose (Tschausch baschi wekili) der .Pforte' Hamduilah Bey in den Saal und beschAvor die Con- ferenzmitglieder mit lauter Stimme, nicht einen Augenblick länger zu säumen, sondern sich in corpore zur , kaiserlichen Pforte' zu verfügen und dort Einlass zu verlangen , ,da sie sonst gewiss sammt und sonders massakrirt werden wüi'den'.^ Wie zu erwarten stand, wurde der Aufforderung schleunigst Folge geleistet. Die Serailmauer entlang, vorüber an dem zerfetzten Leichnam des eben dort hingeschlachteten Kämmerlings Ahmed Bey,'' zogen die bestürzten Würdenträger in feierlichem Schritte vor das Serail um, wie sie hofften, durch ihre Massenerscheinung die Thorwächter zu bestimmen ihnen den Eintritt zu gewähren.^ ' Idem. 2 Anonyme Memoiren, Bl. 12, >S. 1, und Dschewdet, wie oben, S. 'J^U. ^ Als Selim besonders nahe stehend, da er ihm schon im ,Käfig' Pagen- dienste geleistet hatte, war auch er, obgleich am Reformwerke direct nicht betheiligt, in die Proscriptiousliste aufgenommen worden. Seither hatte er sich verborgen gehalten, sich später aber doch, als Bettler ver- kleidet, in die Nähe der ,Pforte' gewagt, wo er eben verhaftet werden sollte als ihn die Aufständischen erkannten und in Stücke hieben. (Dschewdet, wie oben, S. :i30.) ^ Anonyme Memoiren und Dschewdet, wie oben, S. 230. 112 Schlechta-Wssehrd. ^littlerweile hatte jedoch Selim bereits fi*eiwillig über sein Schicksal entschieden. In seinem Lieblingssalon, dem .Zimmer der Beschneidnng' (Sünnet odassi), demselben wo er die letzte Janitscharendeputation empfangen hatte, war ihm von seinem schwarzen obersten Hofbeamten das ,giftgetränkte' Billet Mussa Paschas, unentsiegelt, überreicht worden. vSchweigend hatte er es erbrochen und gelesen und schweigend sich nach den Gremächern seines Neffen Mustafa begeben, den er zu seiner Erhebung be- glückwünschte, während gleichzeitig die Dienerschaft den Thron zum Empfange des neuen Herrschers in Bereitschaft setzte.' Als daher die Procession der Würdenträger vor dem jkaiserlichen Thore' anlangte bedurfte es der Minengräber nicht mehr, welche Mussa Pascha vorsichtshalber bestellt hatte um, nöthigenfalls, dasselbe zu sprengen.''^ Ohne besondere Auffor- derung öffneten sich die hohen Flügel und, ungehindert, ritt der Scheich ül Islam durch den ersten und zweiten Hof bis zum dritten Thore vor, welches den pomphaften Namen ,Thor der Glückseligkeit' (Babi dar essadet) führt und den Eingang zu den innersten Appartements (Enderun) und den Frauen- gemächern bildete. Auf den ausdrücklichen Befehl des nunmehr wieder beruhigten Oberhirten war sein bewaffnetes Gefolge schon ausserhalb des ersten Thores zm'ückgeblieben. Vor dem dritten Thore zogen sich auch seine übrigen Begleiter zurück, während er und der Kaimakam, allein, die Schwelle des ,Aller- heiligsten' überschritten und dann vor der Wohnung der Käm- merlinge des Harems (Harem niabcindschileri) anhielten, um hier das Erscheinen des neuen Herrschers abzuwarten. Bald trat ihnen auch Prinz Miistafa, gestützt auf zwei Hofbeamte, entgegen und empfing ihre Huldigung. Unmitt(!ll)ar darauf er- folgte die sogenannte allgemeine Huldigung (Bei'eti umumie), ' So in den anonymen Memoiren^Bl. 12, S. 2), welchen wir, als offenbar von einem vertrautesten Aiigenzeugen herrührend, mit Vorliebe folgten. Hieniit fällt atich die pathetische Scene zwischen Selim und dem Scheich iil Islam hinweg, von weicher Juchereau (Hd. II, S. ISO) und seine Naclitreter zu erzählen wissen. Für das Zusammentreffen jener beiden Persönlichkeiten lag übrigens auch kein Grund vor, da ja, wie erwähnt, Selim von seiner Thronentsetzung bereits schriftlich benachrichtigt wor- den war. '■' Anonyme Memoiren, ebenda. Die Revolutionen in Constautinopcl in den Jahren 1807 und 1808. 1 1 O Avorauf Mi*stafa I¥ sich unter Kanonendonner und Volksjubel in die Sopüienmoscliee begab, um liier sein erstes öfiVntlicbes Gebet zu vef richten.' So fand diese merkAvürdige Bewegung^ Freitag, den 29. Mai, 1807, al»rfS«ff^ kaum fünf Tagen, einen verhältnissmässig noch friedlichen Abschluss. Gleichzeitige, sowohl einheimische als fremdländische, Berichterstatter rühmen die planmässige In- scenirmig derselben und namentlich den IMangel noch grösserer Excesse, dank welchem sie von früheren, ähnlichen Erhebungen vortheilhaft abstach. Uns, die Avir sie aus der Ferne und von einem höheren Standpunkte aus betrachten, erscheint sie als ein vorübergehender Erfolg der Anarchie über das Streben nach Ordnung und des Parteigeistes über das Staatsinteresse, somit als ein jedenfalls nur bedauerlicher Rückschritt oder wenigstens Stillstand im civilisatorischen Entwicklungsgange der Türkei, welcher ja doch in die Länge nicht mehr gehemmt werden konnte, noch sollte. IIL Tod Hadsclii Ibrahims, Ahmed Efendis, Jussuf Agas und Abdul Latif Efendis. Pardonirungen. Pact zwischen der Regierung und den Au&tändischen. Heim- kehr der Jamaks. Kabaktschy oglu und Mussa Pascha. Anarchische Zustände in der Eesidenz und im Hauptquartiere. Bairakdar Mustafas Auftreten. Sein Vorleben. Er bekehrt sich zu den Eeformideen. Beginn der Verschwörung. Die ,Freunde von Rustschuk'. Steigende Anarchie in der Hauptstadt. Neue Excesse im Lager. Uebersiedlung der Armee nach Ädrianopel. Programm der Verschworenen. Negociation zum Zwecke der Hinwegränmung Sultan Selims. Taijar Pascha. Fortsetzung jener Negociationen. Gegenschachzüge der Verschworenen. Eefik und Behidsch. Das Büudniss zwischen Bairakdar und dein Grosswefir. Rückkehr der Armee nach Constantinopel. Tod Kabak- tschy oglus. Bairakdar in der Residenz. Pläne der Verschworenen zur Be- freiung Selims. Purihcirung der Regierung. Bairakdar setzt den Grosswefir ab. Zug ins Serail. Selims Ende. Mahmuds Rettung. Dessen Procla- mirung als Sultan. Bairakdar Grosswefir. Ehe wir zur Beschreibmig der folgenden kurzen Aera des Triumphes der Reaction übergehen, glauben Avir einige Worte • Anonyme Memoiren, Bl. 13, S. 1, und Dschewdet, wie oben, S. 231. Sitznngsl>er. d. phil.-hist. G. C. Ed. I. Hft. 8 114 Sililuchta-Wssoliid. den letzten Schicksalen der noch übrigen Hauptvertreter des gestürzten Systems widmen zu sollen. An Vorkehrungen ihrer habhaft zu werden war, wie schon angedeutet, nicht gespart worden. Seitdem hatte man die Polizeimassregeln noch ver- vollständigt und sowohl die Repräsentanten der fremden Mächte ersucht den Flüchtlingen keinen Vorschub zu leisten als auch die geistlichen Vorstände der nichtmohammedanischen Con- fessionen, namentlich den griechischen Patriarchen und den (.)bcrrabbiner, aufgefordert, etwaige Hehler der Verurtheilten sogar mit dem Bannflüche zu belegen.' Das erste Opfer, welches in das so erweiterte Netz fiel, war Ibrahim Nessims Namensgeuosse und Intimus, der Inten- dant der Admiralität Hadschi Ibrahim. Gleich Jenem, auf Selims ausdrücklichen Befehl von der Hinrichtung ausgenommen, hatte er sich, nach der erwähnten heftigen Scene im Diwan, ungeliindert von der Pforte entfernt. In unscheinbarer Tracht und das Turbantuch tief über die Augen gezogen, war er dann von seinem Aratslocale im Admiralitätsgebäude in einem bloss einpaarruderigen Miethkahne (Piade kaik) nach der jenseits des Hafens gelegenen Vorstadt Ejub gefahren, um im Hause eines Bekannten Zuflucht zu suchen. Bald aber hatte ihn die Unruhe von dort fortgetrieben und er in demselben Boote die Flucht nach seinem Landhause auf der asiatischen Seite des Bosphorus, in Beilerbei, fortgesetzt, wo er sich in einem unter- irdischen Gewölbe versteckte, welches als Sammelplatz der Wasscrleitungsröhren des Gartens und zugleich als Kidilkamracr für die Getränke diente. Ein Act unzeitiger Freigebigkeit verrieth ihn. Im Wider- spruche zu seinen sonstigen geizigen Gewohnheiten, hatte er nämlich dem Barkenführer, statt Silbergeldes, ein Paar Gold- stücke zugeworfen. Auf seinen Stationsplatz im Arsenale zu- rückgekehrt, erzählte dieser seinen Kameraden von der gross- müthigen Kundschaft, wodurcli ein dort umlierspähender De- tcctiv des Kaimakams auf den Flüchtling auihierksam wurde. ,^Vi(• der Schweisshund dem Wilde' l'olgte er seiner Spur, konnte ihn jedoch, trotz wiederholter, genauer Untersuchung des Yaly fUferlandhauses), nicht auffinden, bis der durch Todes-! ' OttenVol», T«<,'ebucli. Die Kcvolntiüiicn in t'onstantinopol in den Jahren 1807 und 1808. llo drohimgeif geäng^stigte Gärhier den Versteck angab. ,Ein dunkler/ grabähnliclier Spalt war es/ aus welchem man nun den Mann hiervorzog , , dessen hochfliegendem Greiste noch vor ein Paar Tagen die Aveite Welt zu enge schien', um ihn an Mussa P^rtfa zu überliefern. Dieser, ebenso heimtückisch als grausam, versicherte den in Todesangst Harrenden ,man werde ihm nichts zu Leide thun, sondern ihn unverzüglich und un- beschädigt nach Hause entlassen; er möge sich daher nur ein wenig ausruhen und erholend Einstweilen hatte er jedoch be- reits Kabaktschy von dem Fange mit dem Winke in Kenntniss gesetzt ,ihm den Verhafteten zu entreissen und abzuthun^ Der Chef der Jamaks beeilte sich der vertraulichen Aufforderung zu entsprechen. Eine 8chaar seiner Leute drang in das Wart- zimmer bei der ,Pforte', avo der Betrogene seiner Freilassung harrte, und schleppte ihn unter abscheuliehen Misshandlungen,' die , Diwansstrasse' entlang, nach dem ,Fleichplatze' fort. ,An und für sich von schwächlicher Constitution und seit Kindes- beinen so sehr an jede Art von Bequemlichkeit gewohnt, dass ihm das Zufussgehen überhaupt schwer fiel' vermochte der Gemarterte den Leidensweg nicht bis an sein Ende zurückzu- legen. Von Mattigkeit und Todesfurcht überwältigt, brach er schon bei der Moschee ,Sultan Bajefid' halb ohnmächtig zu- sammen, seine Escorte nur durch Geberden auffordernd, ihn hier sein Schicksal vollenden zu lassen. Seine stumme Bitte ward gewährt: wohl zweihundert Säbel- und IMesserklingen tauchten sich gleichzeitig in seinen Leib, Avährend sein abge- hauener Kopf nach dem ,Fleischplatze' befördert wurde.- 1 Man raufte ihm, unter anderen, den ganzen Bart aus und vertheilte das Barthaar unter die Menge mit dem höhnischen Beisatze ,es sei zwar ein sehr grausamer Herr, den mau hier gefangen habe, doch könne man ihn unschädlich macheu, indem man sein Barthaar als Talisman gegen ihn benütze'. (Dschewdet, wie oben, ^. 233.) 2 Mustafa Nedschib, Bl. 41 u. s. w. und, übereinstimmend, die übrigen einheimischen Quellen. Ueber Hadschi Ibrahims Lebenslauf ist wenig zu berichten. Sohn eines Fiuauzministers (Defterdar), machte er eine rasche und mühelose Beamteucarriere. Die meisten Reformgesetze sollen von ihm persönlich entworfen und ausgearbeitet worden sein. Die ,un- ermüdliche Thätigkeit', welche ihm sein Biograph nachrühmt, mag wohl auch bei ihm jene übergrosse Nervosität und Reizbarkeit erzeugt haben, welche ihm den Spitznamen Gil'li Sytma (heimliches Fieber) eintrug. 8* IID Sclileclitii-VVsselird. Das Schicksal Iladschi Ibrahims theilte noch am selben Tage Sclinis Geheimschreiber (Sirr kiatib) Ahmed Fail' Efendi. In der AVohuung seines Koches von einem Lastträger aufge- spürt , sollte er eben von einer Janitscharenpatrouille festge- nommen werden als er, von der drohenden Gefahr unterrichtet, sein Heil in der Flucht über die benachbarten Dächer suchte. Auch gelang es ihm seinen luftigen Weg eine Zeit lang fort- zusetzen bis er, bei einem Sprunge von einem Dache zum an- deren, ausglitt und, wohl 10 Ellen tief, auf das Strassenpflaster hinunterstürzte. Einige zufällig herbeigekommene Janitscharen- rekr^uten (Adschemi oglan) schnitten dem Schwerverwundeten den Kopf ab und Hessen den Cadaver durch ein Paar vorge- spannte armenische Lastträger — Mohammedaner schienen zu gut hiefür — nach dem ,Fleischplatze^ schleifen. Li der Hoff- nung, diu'ch seinen Uebertritt in das Corps der Gesetzgclehrten dem Tode zu entrinnen, hatte sich der Ermordete, alsbald nach dem Ausbruche der Revolution, vom Sultan die Belehnung mit einem geistlichen Titel und Rang erbeten und, als Abzeichen seines neuen Standes, den Vollbart stehen lassen. Witzbolde, welche die ein Paar Tage alten Bartstoppeln an Wangen und Kinn seines abgeschlagenen Kopfes bemerkten, erinnerten an das türkische Sprichwort, welches sagt: ,Besscr den Bart ge- opfert als den Kopf und meinten, der Getödtete strafe dasselbe Lügen, indem er den Kopf statt des Bartes geopfert habe. Auch die Strophe eines alttürkischen Gedichtes: ,Von de.s Daches hohem Bug Flog er in der Hölle Schlund. Allerdings kein weiter Flug, Doch genug für solchen Hund!' wurde auf den Fall angewendet, und sogar von einem Chrono- grammschraiede aus dem Zahlenwcrthe einiger Buchstaben der obigen vier Verse das Todesdatum des Erschlagenen heraus- geklügelt. ' Vor dem Sturze vom Dache hatte der Bcdauerns- Auch werden ihm unersättliche Habsucht und insbe-sonders Hartherzigkeit und Gravisamkeit vorgeworfen, wodurch sich die Ausbrüche der Volkswuth erklären, welche seinen Tod begleiteten, (Dschewdet, wie oben, S. 232.) ' Die Buchstaben dos arabischen Alphabets haben bekanntlich auch Zahlon- werth, und treiben die orientalisthen Hchöngeister mit derlei Chrono- grammen (Tarich) wahren Missbrauch. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 1808. 117 werthe pl«tzHch in die Hände geklatscht , Ava.s bekanntlich im Orient, Wie bei nns das Klingeln, den Zweck hat die Diener- schaft herbeizurufen. Um diese in einem solchen Augenblicke allerdings schwer begreifliche HandbcAvegung zu erklären, meint einer de^^erffrieimischen Berichterstatter, der Verzweifelnde habe hiemit gewissermassen ,die Diener des Todes' citiren wollen, ihn in Empfang zu nehmen, während andere, Avohl mit mehr Recht, den sonderbaren Appell einem durch die Todesangst ver- ursachten plötzlichen Anfalle von Geistesverwirrung zuschreiben. • Am Reformwerke selbst hatte übrigens Ahmed Faif nur indirect theilgenommen. Sohn eines Pfeilschifters, war er ins Serail auf- genommen Avorden, um den Sultan im Bogenschiessen zu unter- richten und verdankte die hohe Gunst, deren er bei Selim ge- noss, mehr diesem Umstände als anderweitigen Talenten und Kenntnissen, Avas allerdings nicht hinderte ,dass selbst Gross- welire um sein Wohhvollen buhlten^' Dagegen hatte er Sitz und Stimme im ,Comite' gehabt und Reichthümer erworben, was genügte, ihm den Hass der Menge zuzuziehen. Er Avar der achte der Proscribirten, welche in der Residenz selbst ihr Ende fanden. Zwei andere von ihnen Avurden erst einige Wochen später, und zwar in der Provinz, in ihrem Verbannungsorte Brussa, den Übrigen in den Tod nachgesendet. Es Avaren der schon mehrgenannte Obersthofmeister der verstorbenen Sultanin- Mutter, Jussuf Aga, und der Intendant der öffentlichen Korn- kammern Abdul Latif Efendi. Der erstere, armer Leute auf Greta Kind, war von dem Commandanten der dortigen Gränzgarnison (Serhadd agassi) adoptirt Avorden. Dieser brachte es später bis zum Posten eines Janitscharen-Aga und verhalf auch seinem Adoptivsöhne zu einträglichen Stellungen. Später zum Intendanten (Kiaja), zuerst der SchAvester, und dann der Mutter des Sultans er- nannt , beherrschte Jussuf mehr als anderthalb Jahrzehnte lang factisch das Reich."- Mit dem Ableben der , Walide' hatte, Avie schon erzählt, seine Herrlichkeit ein Ende gefunden und er, um der Schadenfreude seiner Neider zu entgehen, 1 Dschewdet, wie oben, S. 233; Said Efendi, Bl. 88, S. 2; Aassim, Bl. 241 S. 1 u. s. w. 2 Mustafa Nedschib, Bl. 89, S. 1. ^ Dschewdet, wie oben, S. 253. 118 Schlechta-Wssehrd. die Wallfahrt nacli dem Hedschal" angetreten. Halb unver- richteter Dinge — er befand sich in der Karawane, die von den Wehhabiten vor Medina zurückgewiesen wurde — nach Constantinopel zurückkehrend, erfuhr er, noch auf der Reise, die dort stattgehabte Thronumwälzung und die Einschaltung seines Namens in die Todtenliste. Trotzdem gelang es ihm, dank seinen Verbindungen mit einigen Vertrauten des neuen Herrschers imd dem Generalstabe der Janitscharen, durch nam- hafte Geldofer das Todesurtheil in ein Verbannungsdecret um- wandeln zu machen. Bald jedoch wusste Mussa Pascha, den es nach den Schätzen Jussufs gelüstete, dem Serail einzureden, die Janitscharen seien mit der Pardonirung ihres langjährigen Gegners nicht einverstanden, worauf unverzüglich ein geheimer Henker (Chasseki) des Palastes nach Brussa abging, um den Kopf des reichen Mannes — und sein Vermögen — zu holen. In seinem Nachlasse fand sich eine, unter Beobachtung aller judiciellen Formen, ausgestellte Donationsurkunde, ' kraft welcher er sich von einem Privatmanne Namens Sa'dullah sieben Lebens- jahre hatte abtreten lassen. Ob es sich hiebei um krassen Aberglauben oder aber, wie bei der dem Getödteten sonst nach- gerühmten Intelligenz eher anzunehmen, nur um einen Scherz handelte, darüber sind Jussufs Biographen uneinig. Nur wenige Tage später kam die Reihe auch an den besten Freund des Hingerichteten, den Intendanten der ärari- schen Kornspeicher Abdul Latif. Er hatte, wie es scheint, den Getreidehandcl im eigenen Interesse förmlich monopolisirt und sich hiedurch nicht nur bei der Bevölkerung überhaupt, son- dern insbesonders bei den Getreide- und Mehlhändlcrn verhasst gemacht, zu welcher Zunft auch viele Janitscharen gehörten. Trotzdem waren diese davon abgestanden, die Lynchjustiz an ihm zu üben und hatten sich damit begnügt, ihn dem Scheich ül Islam zur Verfügung zu stellen, da er seinem Stande nach dem Corps der Ulcma angehöi-le. Ata-ullah, aus Deferenz für die Privilegien der Kaste, hatte sich seinerseits darauf beschränkt, denselben in die nahe Hauptstadt des alten Bithynien zu ver- bannen. Aber auch da überwogen nur zu bald Privathass oder Habsucht die anfängliche Nachsicht. Man entkleidete ihn 1 Abgerlfuckt bei Dsdiewdet, Bd. \Ul, Aiihaiir,'' Nr. G, .S. 4ö2. Die Revolutionen in Constantinopcl in den Jahren 1807 und 1808. 119 seines geiitlichen* Ranges, , worauf die vcrhängnissvoUe Schnur auch seiner kurzen Hoffnung auf Schonung ein Ziel setzte. ' Mit ihm, dem zelmten Opfer/-^ schloss die Reihe der poli- tischen Ju.stilizirungen ah. Dem eilften der in die Proscriptions- hste Ait^«^&menen, dem iViUieren Director der ,neuen Kriegs- casse^ — er hiess gleiclifalls Ahmed Bey — gehing es dem drohenden Verderben zu entrinnen. Er hatte den guten Ein- fall gehabt sich, verkleidet, in eine Janitscharencaserne zu flüchten und liier in einem der in der Küche zurückgebliebenen grossen Kessel zu verbergen. ,Bebend und um Gnade wimmernde wurde er daraus hervorgezogen und auf den , Fleischplatz' ge- führt. Hier aber erklarten die Aeltesten des Corps, er sei da- durch, dass er sich dem , Asyle' des Kessels anvertraute, ein (jrastfreund und Schutzgenosse der Miliz geworden und müsse daher frei ausgehen. Man Hess aus seiner Wohnung Kleider holen, gegen welche er die Fetzen, die er als Verkleidung ge- wählt hatte, vertauschte, und schickte ihn unbehelligt nach Hause.* Nach Anderen hätte er sich selbst seinen Verfolgern ausgeliefert, wäre aber auf dem Wege zur Hinrichtung einigen bekannten Janitscharen begegnet, die ihn als ,Woh]gesinnten' reclamirten und ihm durch ihre Fürbitte bei Kabaktschy das Leben retteten.^ Er hatte eben, früher einmal, das Amt eines Oberbaudirectors (Bina Emini) bekleidet und als solcher, bei Gelegenheit des Baues einer Caserne, gute Beziehungen zu der Miliz angeknüpft, deren Früchte er nun erntete.^ Noch ein anderer Würdenträger, der bei dem Reform- werke eine sehr hervorragende Rolle gespielt hatte, nämlich der greise Tschelebi Mustafa Reschid, entkam mit heiler Haut dem Blutbade. Dass ihm die Janitscharen einmal sogar den rothen Hahn aufs Dach setzen wollten ist schon im ersten Ab- schnitte dieser Erzählung erwärhnt worden. Sie nannten ihn nur den verfluchten ,Minister-Dünnbart' (kösse kiaja) und wür- den ihn, wie einer der einheimischen Berichterstatter emphatisch versichert ,gerne in einem Glase Wassers ertränkt haben' wenn 1 Aassim, Bl. 242, S. 1. 2 Juchereau (wie oben, S. 129) .spricht von ,dix-sept tetes'. ^ Anonyme Memoiren, BI. 15, S. 1. 4 Mustafa Nedschib, Bl. 38, S. 1. 5 Said Efendi, Bl. 89, S. 1. 120 Schlechta-Wssehrd. sie nur gekomit hätten. Seither jedoeh hatte er die türkische Expedition gegen die Engländer in Egypten als Finanzdirector (Uefterdar) begleitet und während derselben sowie später, als Generalintendant des Artilleriewesens in Tophana, es verstanden, durch Leutseligkeit und gastfreies Gebahren seine Todfeinde in so hohem Grade für sich einzunehmen, dass er nicht nur nicht in die Proscriptionsliste aufgenommen, sondern sogar, auf Verwendimg der , Herren vom Fleischplatze^ (Et meidan agaleri), auf den lucrativen Posten der Admiralitäts-Intendanz befördert Avurde.' Auch einige andere als reformfreundlich verrufene Gesetzgelehrte, Provinzstatthalter und Feudalherren, deren Namen ebenfalls in das fatale Blatt aufgenommen Avorden waren oder aufgenommen werden sollten, behielten ihre bereits stark wackelnden Köpfe auf dem Rumpfe. Die ersteren hatte der Grossmufti, um den Immunitäten seines Standes nicht nahe treten zu lassen, einfach vom Register gestrichen.'^ Der Rest blieb verschont, Aveil der Sultan ,zwar die Hinrichtung der Be- treffenden grundsätzlich billigte', die Vollstreckung des Urtheils jedoch auf einen gelegeneren Zeitpunkt aufschieben zu sollen glaubte.'' Nicht minder gut endlich erging es einigen der Mit- glieder der damaligen , haute finance' von Constantinopel, den reichen armenischen und jüdischen BanquiersTingyr oglu, Gülabi oglu, Schaptschi und Camondo, deren Abschlachtung und Aus- plünderung den Führern der Jamaks von einem unbekannten Denuncianten vertraulich insinuirt Avorden war. Auf die Vor- stellungen des uns schon vortheilhaft bekannten Janitscliaren- secretärs Ali Efendi, zerriss Kabaktschy oglu den Zettel, auf welchem die Namen der Denunzirten geschrieben waren, und jagte den Angeber, entrüstet, fort.' Trotz dieser von den Rebellen an den Tag gelegten ^lässigung, waren die Machthaber der neuen Regierung begreif- licherweise dennoch froh, ihrer unheimlichen Bundesgenossen je eher so lieber wieder los zunverden. Nach einer am Abend des Tages der Thronumwälzung auf Kosten des Serails statt- • Anonyme Mrinoiren, Bl. 16, S. 1; Aassim, Bl. 244, S. 1; D.schewdet, wie oben, «S. 23.5, und Internunt. Bericht vom 10. Februar, 179.T. "' Aa.s.sim, Bl. 242, S. 1. ' Anonyme Memoiren, Bl. 16, S. 2. * Ebenda; S. 1, und Dschewdet, wie oben, S. 236. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 121 gehabten jjlgemeiüen Abfütterung, wobei Kafandschy Mustafa als VictuaTfenliefcrant ligurirte, fanden sich daher die Ulema schon am näehsten iVEorgen Avieder auf dem , Fleischplatze' ein, um die lästrgsten unter ihren Gästen, die Jamaks, in ihre Stand- quartiere«jtoi-^anale heimzusenden. Aufgefordert, ihre persön- lichen Wünsche bekannt zu geben, erbat sich Kabaktschy oglu die erledigte Stelle eines Oberinspectors über die Canalbatterien, während sein Camerade^ der Albanese Ali, sich mit dem Unter- inspectorate über die asiatischen Forts begnügte. Der dritte Führer, Süleiman aus Baiburd, begehrte den Posten eines Flaggencapitäns (Sandschak Kapudanlygi) und der vierte, Memisch, erklärte sich, ein für alle Male, mit einem Geld- geschenke von 1000 Goldstücken zufrieden, zu welchem ihm noch eine kleine Jahrespension sozusagen aufgedrungen wurde. Aehnliche, ziemlich bescheiden bemessene Ruhegehalte wurden den übrigen 17 Gefreiten (Tschausch) der Jamaks ausgesetzt ^ dagegen die Zumuthungen der Mannschaft, ihrerseits mit regel- mässigen Pensionen betheilt zu werden von dem Segbanbaschi als ,übertrieben und den ohnedem leeren Staatsschatz zu sehr belastend' in kategorischer Weise zurückgewiesen. • Nicht minder beeilte man sich mit der Gewährung der allgemeinen Amnestie, auf welche die schiddbewussten Rädelsführer des Aufstandes einen besonderen Werth legten. Trotz der hiemit verbundenen Kanzleiformalitäten Avurde der bezügliche Erlass schon am fol- genden Tage, Sonntag, den 31. Mai, dem revolutionären Publi- cum bekannt gegeben. Hiebei handelte es sich übrigens nicht so sehr um einen octroyirten Generalpardon in unserem Sinne des Wortes als um einen regelmässigen, bilateralen Vertrag zwi- schen den zwei Parteien, in welchem die eine, die Regierung, { den Empörern ,ewiges Vergessen imd Vergeben' zusagte, diese hingegen der Regierung ^Gehorsam und Enthaltung von jeder unberufenen Einmischung in die öffentlichen Geschäfte' ange- lobten. Dieser allgemeinen Tendenz der unwürdigen Verein- barung entsprach auch die Fassung der wichtigsten Einzelstellen des sonderbaren Documents. Selims Reformversuche wurden in demselben als .unerhörte Innovationen' bezeichnet ,deren Zweck darin bestanden habe, die Ungläubigen nachzuäffen und ' Dschewdet, wie obeu, S. 234. 122 Schlechta-Wsschrd. christliche Institutioiien in der Türkei einzuführen'. Von den massacrirten Fortsclirittsmännern hiess es ,sie seien kurzsichtige, nur auf ihren persönlichen Vortheil bedachte Individuen ge- wesen, die ihren Gebieter durch trügerische Vorspiegelungen über die vermeintliche Nützlichkeit jener verderblichen Neue- rimgen irregeführt hätten^ Die Erhebung der halbwilden Ja- maks endlich Avurdc gar ,der reinen Absicht' dieser letzteren zugeschrieben ,die Welt wieder in ihr früheres Geleise zu bringen', welche Absicht nun auch durch Rückführung der er- habenen Pforte zur „alten guten Ordnung" glücklich erreicht worden sei'.' Noch erhöht Avurde die Bedeutsamkeit des wun- derlichen Staatsactes durch die ganz besondere Feierlichkeit mit welcher dessen Proclamirung stattfand. Im Ceremonien- kleide, die Vertragsurkunde mit beiden Händen andachtsvoll an die Brust drückend;, überbrachte sie der interimistische Minister des Aeussern, der später zu so grossem Einfluss gelangte Halet Efendi^ begleitet von einigen der vornehmsten Ulema, im pomphaften Zuge, persönlich nach dem Amtslocale des Janitscharen-Aga, vor welchem die feierliche Verlesung statt- hatte. Verfasst war das Schriftstück von Münib Efendi, einem der tüchtigsten mohammedanischen Theologen und Rechtslehrer seiner Zeit, dem Instructor des Scheich ül Islam Ata-ullah. Ein politischer Wetterhahn, hatte derselbe, wie schon früher erwähnt, einige Jahre vorher, eine Broschüre zu Gunsten der Reform veröffentlicht, in welcher er die gesetzliche Zulässig- kcit der Einführung des europäischen Signalhorns in der tür- kischen Armee aus den kanonischen Schriften des Islams nachwies.'- Jetzt übersetzte und erläuterte er, zum Besten der rebellischen P]rzfeinde der Reform, die in den Text des Amnestie-Instruments zahlreich eingestreuten arabischen Citate, | worauf Halet Efendi dasselbe noch einmal mit lauter Stimme i vorlas \xm\ dann an die versammelten Janitscharen und Jamaks, ; wörtlich, folgende Ansprache richtete: ,]\leinc Herren Kameraden! i Sie haben die Besorgniss geäussert, dass die letzten Ereignisse ; für Sie eine Ahndun er nach sich ziehen könnten und desshalb ' Aassim, JJl. --'U, 8. 2; .Said Etcndi, 111. 'JM, .S. 1, und Dschevvdol, wie oben, S. "231), wo auch (Nachhanj:: Nr, 4) die Urkunde abjredriu-.kt ist. ' Dschewdet, wie oben, S, 189. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 123 eine schriftliche Sfcherstellung verlangt. Was Sie soeben gehört mag Ihnen als Beweis dienen, class sowohl Seine Majestät der Sultan als jiuch das gesammte Regierungspersonale Ihnen die Theilnahme ait dem Geschehenen nicht nur nicht als Vergehen, sondern >MÄ*ehr als Verdienst anrechnen. Sind Sie nun be- ruhigt?^ ,Ja, ja/ tönte es aus Aller Mund zurück; ,möge Gott der Allmächtige den Säbel unseres Padischah scharf sein lassen!^ ,Und werden Sie nun^ — fuhr Halet fort — Jhren gesetzmässigen Obrigkeiten gehorsam sein, sich in Zukunft nur um Ihre eigenen Angelegenheiten bekümmern, sich in die Re- gierungsgeschäfte nicht einmengen und, wann immer unser gnädigster Herr, der Sultan, es befiehlt, Blut und Leben hin- geben, um an den Feinden unserer heiligen Religion und unseres Reiches Rache zu nehmen?^ ,Ja, ja,- — tönte es wieder aus der begeisterten Menge zurück, ,Blut und Leben für unsern Padischah/ Hierauf küssten die Führer der Jamaks, nach morgenländischer Sitte, den anwesenden hohen Beamten den Saum ihrer Gewänder, nahmen die üblichen Ehrenkleider in Empfang und schickten sich unverzüglich zur Rückkehr nach dem Bosphorus an. Noch während Halet und seine Begleiter, nach beendeter Ceremonie, im hochgelegenen Kioske des Seg- ban baschi ihr zweites Frühstück einnahmen, sahen sie die Jamaks sich haufenweise in grosse Kähne einschiffen und den Canal hinauffahren. ^ Gleichzeitig schafften auch die Janitscharen ihre Kessel wieder in die Casernen, so zwar dass bald auch die letzte äusserliche Spur der bedeutungsvollen Ereignisse verschwunden war. Von den zwei Exemplaren des durch ein nicht weniger als zehn Zeilen langes sultanisches Handschreiben bekräftigten und von sämmtlichen obersten Paciscenten ge- fertigten Vertragsinstruments aber wurde eines in den Ar- chiven der Pforte, das andere in der Kanzlei des Janitscharen- corps feierlich deponirt.^ Nach diesem Avahrhaft erbärmlichen Debüt des neuen Regiments kann es nicht Wunder nehmen, dass Janitscharen und Jamaks sich von mm an vollständig als Herren der Situation ' Aassim, B. 246, S. 2, wo auch der ofiicielle Bericht Halet Efendis über den ganzen Vorgang eingeschaltet ist. 2 Dschewdet, wie oben, S. 239, wo auch der Text des Handschi'eibeus (Anhang, S. 448) angegeben. 124 Schlcchta-Wssehrd. fühlten und ihre dorainirende Stellung auch rücksichtslos aus- beuteten. Insbesonders nahm Kabaktschy oglu von nun an eine ganz dictatorialc Haltung an. Er konnte diess um so leichter als ihm, Avenigstens im Serail, Niemand gegenüber stand, der im Stande gewesen Aväre seinen Uebergriffen zu wehren. Denn, wie wenig auch Selim und seine Umgebung der Grösse ihrer Auf- gabe genügt haben mochten, so besassen sie doch einen ziel- bewussten Willen und, nebst reifer Erfahrung, den Nimbus einer langjährigen und legitimen Autorität. jMustafa IV und seine Clique hingegen waren nicht nur Geschöpfe der Revo- lution, sondern auch perschilich gänzlich unfähig. Ihn selbst betiteln die einheimischen Historiker, trotz allen angestammten Respectes, nie anders als, euphemistisch, ,den Harmlosen' (Zadc dil), oder den ,Einfaltsvollen' (Safwet penah).' Auch europäische, wohlunterrichtete Zeitgenossen wissen, während der ganzen N Dauer seiner Regierung, nichts über seine Person zu berichten als dass er, bei Gelegenheit der von ihm ertheilten ersten öffentlichen Audienz (Rikiab), über den ungebührlich langen Bart seines interimistischen J\linisters des Aeussern, Dschanib Efendi, spöttelte.'^ Nicht besser stand es um seine nächsten Räthe und Vertrauten, seine bisherigen Kammerdiener, Caffe- köche und Pfeifenstopfer, also lauter Leute ohne jede Bildung und Erfahrung, deren ganzes Dichten und Trachten nur darauf gerichtet war, ihre neue Position zu Gunsten ihres eigenen Säckels zu verwerthen. Zwischen diesen beiden Machtfactoren, nämlich der hab- gierigen und unfähigen Camarilla, und den ebenso unwissenden und turbulenten Jamaks, lavirte der gleichfiills nur auf seinen Privatvortheil bedachte, durchaus grundsatzlose ,Erzräuber' •' (Basch jagmadschy), der Kaimakam ]\[ussa Pascha, welcher, je nach Bedürfniss, die eine Partei gegen die andere ausspielte, und so beide seinen eigenen egoistischen Interessen dienstbar machte. Die Art wie er si(3h hiebei benahm wäre ergötzlich zu nonnen, hätte sie niclit gleichzeitig das Staatswohl so schwer ' D.schewdet (wie oben, S. 243) bezeichnet ihn als kopflos, gänzlich un- wisHontl und ,unverniögend, zwischen Juwel und Kieselstein die richtige Wahl zu treffen'. ' Ottenfels, Memoiren. ' Aa.isim, Bl. 255, S. 1. Die RcTolntionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 125 beeinträchtigt. Brachte z. ,B. Kabaktschy ogki, ^wclclier dem Kaimakaüi, der für ihn, scheinbar, ganz Aiig' und Ohr war, regelmässige, ^„Frenndschaftsbesuche'-' abstattete', ein Anliegen vor, dessen Bei'ücksichtigimg eben in seinen (Mussas) eigenen Kram pael^tjef so bezeichnete er dasselbe in seinem bezüglichen Vortrage an den Sultan ,als billiges Verlangen des Herrn In- spectors der Bosphorusschlüsser, das nicht ohne Gefahr zu- rückgewiesen werden dürfet Im gegentheiligen Falle jedoch, wenn nämlich das Begehren des Führers der Jamaks seinen, des Kaimakams, persönlichen Wünschen und Interessen widersprach, charakterish'te dieser es in seinem Referate an das Serail als ,unstatthafte Prätension des Kabaktschy schlechthin, von w^elcher er denselben übrigens bereits selber auf geschickte Art abgebracht habe^ Ihn selbst, Kabaktschy oglu, aber hielt Mussa in der Regel so lange bei sich, an der jEforte*^, zurück, bis die Entschliessung des Sultans aus dem Pallaste herabge- langte, deren Inhalt er dann in der Weise interpretirte, die ihm, Mussa, selbst am dienlichsten schien. Auf diese Art belog imd betrog er, je nach Bedarf, den einen oder den anderen Theil, wobei er jedoch, vor allem, sein eigenes Verdienst bei beiden Parteien in das möglichst günstige Licht zu setzen wusste.' Die unvermeidlichen Folgen dieser Misswirthschaft traten auch nur zu bald in beunruhigender Weise zu Tage. Längst- verjährte Rechtsstreitigkeiten und Reclamationen, bei welchen .Janitscharen — und w^er war damals nicht JanitscharV — be- theiligt waren, wurden von diesen hervorgesucht und in sehr ungestümer Weise neu angestrengt.- Auch der höchste Rang und Stand schützte nicht vor derlei Behelligungen. So wurde z. B. der neue Grardecapitän , also einer der obersten Hof- würdenträger, unter dem Verwände, er habe den Schuldner eines Janitscharen aus dem Gefängnisse entweichen lassen, von den unbändigen Gläubigern gezwungen, den schuldigen Betrag aus eigener Tasche zu ersetzen.^ Auch vor der An- wendung offener Gewalt scheuten die zügellosen Reclamanten 1 Mustafa Netlschib, Bl. 80, «. 1. 2 Internunt. Bericht vom 10. Juli, 1807. 3 Ebenda. 126 Schi cc h t;i-\Vs seh rd. nicht zurück. So (Irano- eines Tages ein bcAvaffneter Haufen von dreihundert solcher Individuen, die an den nach Con- stantinopel goflüclitetcn Landeschef von Cäsarea (Kaisserie) eine Forderung hatten, in das Locak; bei der ,Pforte^ ein, wo sich derselbe in Untersuchungshaft befand, um ihn zu lynchen, so zwar dass, um nur diesem Acte der Selbsthilfe vorzubeugen, nichts übrig blieb als den Verfolgten durch eine Hinterthüre wegzubringen und, ohne weiteren Process, hinzurichten.' Selbst mit ihren eigenen Vorgesetzten und bisherigen 1 [elfershelfern verfuhr die entsittlichte Miliz nicht rücksichts- voller. So war kaum ein Monat nach der ,glorreichen Erhe- bung' verflossen als die Janitscharen die Entfernung ihres bis- herigen Hauptprotectors, des Segbanbaschi Aarif, verlangten und auch sogleich durchsetzten. Eine, bei der Vertheihmg des iibliclieu Thronbesteigungsgeschenkes, angeblich ihnen zuge- fügte Beeinträchtigung diente als Vorwand dieser Ausschreitung.^ Noch schlimmer erging es dessen Nachfolger der, obwohl auf ausdrückliciies Verlangen des ,(J!orps' zu diesem Posten ernannt, kurz darauf und scheinbar oline allen Grrund, von f-inigen seiner Untergebenen nächtlicherweile sogar aus seinem Harem herausgeholt und so lange gefänglich festgehalten wurde bis ihn die Regierung durch einen anderen ersetzt hatte."' Da die Ruhestörer ohne Ausnahme straflos blieben, wuchs ilire F"rechheit. Ein Scandal ergab sich wie er selbst in den Annalen der frühcr(Mi Türkei seines (ileichen sucht: In Folge der Intrigue eines untergeordneten Gesetzgelehrten, hatte Kabaktschy oglu die Absetzung Ata-ullahs, des Seheich iil Islam, im Serail erzwungen. Am folgenden Tage drangen die über diesen kecken Streich der Jamaks erbossten Jani- tscharen ihrerseits in den Sultan, damit er den Entlassenen wieder einsetze, was auch geschah. Auf diese Art wurde also der Urossmufti, d. i., nach dem (Irosswesir, der höchste Func- tionär des Reiches, im Laufe von 36 Stunden zwei Mal ge- wechselt, wobei sich der drollige Fall ergab, dass der ephe- mere Ersatzmann oben die Visiten empfing, die ihn zu seiner ' Anonyme Mt'-nioiren, Bl. '21, S. 2. • Aa.s.sini, Hl. 258, 8. 2; Anonyme Mrmoiren, 151. 21, S. 1, und D.schewdet, wie oben, S. 251. ■' Aassim, Bl. 268, S. 1. Die Kovolutioiieii in Cuustuiitiuopel in ilcii Jiiliri'ii liSOT und 180^. 1'2 i Erhebung «beglückvs'ünsclitezi, als er seine Absetzung erfuhr und somit die Gratulanten wieder an seinen Vorgänger, der zugleich sein *^Nachfolger war, weisen musste. ' Noch anarchischer als in der Hauptstadt gestalteten sich die VerhüSiitf^e bei der türkischen Armee, im Hauptquartiere des Grossweiirs an der Donau. Hier liegt überdiess für die nächste Zukunft der Schwer- punkt unserer Erzählung, denn hier Avurden die ersten Fäden der Verschwörung gesponnen, welche zur Contre-Revolution und den neuen Katastrophen führte^ die sich aus ihr ergaben. Es scheint daher nöthig auch die dortigen Zustände näher ins Auge zu fassen. In der ersten Hälfte des Monats Mai war der comman- dirende Grosswelir luid Generalissimus Ibrahim Hilmi Pascha mit dem türkischen Heere in der Nähe von Silistria einge- troffen, wo er Lager schlug, während die Janitscharen, unter Führung ihres uns schon bekannten Aga, Pehlewan Hussein, über die Donau setzten und sich auf walachischem Gebiete, in Kalarasch, verschanzten. An eine energische Offensive war übrigens weder von Seite General Michelsons, der die beiden Donaufürstenthümer besetzt hielt, noch auch seines Gegners zu denken, indem einerseits das Gros der russischen Truppen durch Napoleon in Polen festgehalten und andererseits die os- manische Streitmacht viel zu schwach und zerfahren war, um aus der augenblicklichen Schwäche des Feindes Nutzen ziehen zu können. Gesellte sich doch dieses Mal zu den altherkömm- lichen Gebrechen der türkischen Kriegsführung, als da In- disciplin, Geldnoth, Unwissenheit u. s. w., noch ein anderes Uebel, das ihr bisher fremd geblieben war, nämlich die poli- tische Meinungsverschiedenheit der obersten Leiter. Der Gross- welir Ibrahim Hilmi, obwohl selber Sohn eines Janitscharen und früher Obercommandant dieser Miliz, und das in seinem Gefolge behndliehe Gesammtministerium hielten nämlich zur Reformpartei, welcher sie ihre Stellen verdankten, während der Janitscharenaga Pehlewan Hussein, wie wir schon im ersten Abschnitte dieser Erzählung erfahren haben^ sich stets als un- ^ Aassim, Bl. 261, S. 1, und, übereinstimmend, die übrigen einheimischen Quellen. 1 28 Sohl 0 c li t ;i -W s s c h 1- d. bedingter Verfcclitcr der Interessen seines Corps und der Re- action gebcrdct hatte. ' Kaum in Silistria angelangt, beeilte sich daher Ibrahim Ililmi seinen politischen Widersacher, den ,Aga', unschädlich zu machen, indem er ihn seines Commandos ent- setzte. Die geheime Ermächtigung zu diesem Schritte hatte er übrigens schon aus Constantinopel mitgebracht. 2 Pehlewan Hussein jedoch, ein roher, aber ehrgeiziger und entschlossener I\[ann, zögerte seinerseits keinen Augenblick, sich offen gegen diese Verfügung aufzulehnen. Aus dem Hauptquartier bei Sili- stria, wo er sich eben auf Besuch befand, Hess er seinen Leuten in Kalarasch bedeuten, ihm unverzüglich zu Hilfe zu kommen, da es sich nicht sowohl iim seine Person als vielmehr um die Existenz des ,Corps' handle, zu dessen Vernichtung seine Entfernung nur der erste Schritt sein Avürde.-' Die ohne- dem der Keformregierang spinnefeindlichen Söldlinge folgten natürlicherweise dem Nothrufe, setzten in hellen Haufen über die Donau und rotteten sich im Hauptquartiere zusammen, unter lauten Drohungen die Wiedereinsetzung ihres Anführers ver- langend. Ohne Mittel zu ernstlichem Widerstände, musste sich Ibrahim Hilmi dem frechen Begehren fügen, zumal sämmtliche Mitglieder des rasch einberufenen Kriegsrathes, zwei Stimmen ausgenommen, sich für unbedingte Nachgiebigkeit erklärten.* In Folge dieses Zwischenfalles erweiterte sich der zwischen den zwei ersten Persönlichkeiten der Armee bestehende Zwie- spalt zum gänzlichen Bruche. Pehlewan zog sich schmollend nach Kalarasch zurück und brach allen Verkehr mit dem Ilauptfiuartiere ab. Vergeblich trachtete ihn der ohnmächtige Grosswefir zu besänftigen, indem er die zwei Minister, Tahsin und llamif — die beiden, welche im Kriegsrathe für die Auf- rechtcrhaltung der Absetzung Pchlewans gestimmt hatten und von welchen wir sogleich mehr hören werden — ihrer Stellen enthnl) und den letzteren sogar in die Verbannung schickte.'' ' .Tilchereau (Hd. II S. \()'i) sapt von dpinselben .qu'il aimait. les institntions iiiilitaires des Euroi)('ons et n'avait ancuii des prj'juges fanatiques de 869 cömpatriotes'. 2 D.^cllewdet, Bd. VIII, S. 244. •'' Ebenda. * Ebenda, S. 245. * Ebenda. Die Revolutionen in Constantlnopel in den Juliren 1807 und 180S. 129 Der türkiache Ajax wollte -nichts von Versöhnung wissen, und die kiu'z' darauf im Lager eingetroffene Nachricht von dem Siege der Reaction in Constantinopel machte ihn nur noch widerhaariger.. Die Janitscharen schrieben den so unerwartet raschen »ßÄ^ollständigen Erfolg ihrer Kameraden in der Resi- denz theils einer directen Intervention ihres himmlischen Schutz- patrons Hadschi Bektasch, theils der ihrer eigenen Institution innewohnenden , Wunderkraft' (Keramet) zu und, während drüben, im Hauptquartiere, das Ministerium seine Nieder- geschlagenheit verbarg und nur nothgedrungen gute Miene zum bösen Spiele machte, erfüllte jenseits der Donau, in Ka- larasch, ,prahlerisches Geschwätz und betäubender Jubellärm, Tag und Nacht, Berg und Thal und die hohe Kuppel des lasurfarbenen Himmelsgewölbes^ ' Diese ,gehobene Stimmung' seiner Leute benützte der gekränkte ,Aga', um seinem verhaltenen Aerger durch einen neuen Streich Luft zu machen. Schon in Constantinopel hatte er die ehrgeizige Hoffnung genährt, selber an die Spitze der Malcontenteu zu treten und die Rolle zu spielen, welche nun den verächtlichen Jamaks zugefallen war. Durch seinen Ab- marsch aus der Hauptstadt war er um diese traurigen Lorbern gebracht worden und fühlte sich nunmehr gedrängt, in anderer Weise Zeugniss von seinem Einflüsse abzulegen. Schon am Tage nach der feierlichen Proclamirung des neuen Sultans im Hauptquartiere, erklärte er daher zweien zum Besuche bei ihm nach Kalarasch hinübergekommenen Mitgliedern des Diwans, die Miliz wolle Ibrahim Hilmi Pascha nicht mehr als Gross- weiir anerkennen und sei entschlossen denselben, nöthigenfalls auch mit Gewalt, von seinem Posten zu entfernen. Die zwei eingeschüchterten Würdenträger wagten keinen Widerspruch, Hessen noch zwei andere ihrer Collegen insgeheim aus Silistria herüberholen und decretirten — unglaublicher Weise — aus eigener Machtvollkommenheit, die Destitution ihres obersten Vorgesetzten, des GrossAveiirs. Derselbe hatte übrigens mittlerweile von dem Anschlage Wind bekommen und sich im Zelte des Ministers des Aeussern versteckt, von wo er, nachdem man ihm das Reichssiegel 1 Aassim, Bl. 272, S. 1. Sitznngsbcr. d. phil.-bist. Gl. C. Bd. I. Hft. 130 Schlechta-Wsseliid. abgenommen, unter Escorte, nach einem zwei Stunden von Silistria entfernten Dorfe abgeführt und hier seinem Schick- sale überhissen wurde.* So hatten denn auch im Hauptquartiere die .Tanitscliaren das Heft vollständig in die Hand genommen. In Folge dessen rückten auch sie, wie ihre Kameraden in Constantinopel, so- gleich mit allerlei veralteten Reclamationen und namentlich Forderungen von rückständigem Solde und anderen ,unerträg- lichen Prätensionen' hervor. Ja, auch in anderer Beziehung wollten sie hinter ihren Brüdern in der Residenz nicht zurück- bleiben und sprachen ganz unverhohlen davon, ,auch im Haupt- quartiere die misslicbigen Repräsentanten der Reform dem Löwen des Säbels als Futter vorzuwerfen^^ Diese letzteren begannen denn auch für ihre Köpfe zu zittern und sahen sich in der Noth nach einem Helfer um, \ welcher im Stande wäre, die gefährliche Soldatesca wenig- stens bis zur Ankunft des neuen Grosswefirs im Zaume zu halten. Einen solchen glaubten sie in dem benachbarten Statt- halter von Rustschuk und commandirenden Generalen (Seri- asker) Bairakdar IMustafa Pascha gefunden zu haben, welcher ihnen sowohl vermöge seiner Persönlichkeit als auch der starken Hausmacht halber, über welche er verfügte, berech- tigtes Vertrauen einflösste. Ihn luden sie daher schriftlich ein, zeitweilig die Obhut über die heilige Fahne zu über- nehmen, welchem Ansinnen er auch unverzüglich entsprach und sich mit fünftausend Reitern im herrenlosen Hauptquartiere einfand.'* Bairakdar (auch Alcmdar) ]\[ustafa, dessen bereits im ersten Abschnitte flüchtig erwähnt wurde, jedenfalls eine der interessantesten Erscheinungen in der neueren Geschichte der Türkei, war, als Sohn eines in Rustschuk ansässigen, nicht unbemittelten Janitscharen Namens Hadsclii Hassan, zu Rasgrad 'Mustafa Npflschib, Hl. öö, S. ■-»; Aa.s.siin, l'.l. -ITA, H. 1, unrl Dschewdot, H(l. VIII, >S. 24(i, wo es (jedoch olmo Aupabo einer Quelle) heisst, Pehlewau Aga sei selbst an der Spitze einer Schaar seiner Leute nach Silistria hinübergefahren und habe dort einen Auflauf organisirt, welcher die EntfSegbane oder, wie der Ausdruck im Volksmunde lautet, Sey- mens-^* Mit Zuhilfenahme des allgemeinen Aufgebots soU er sogar im Stande gewesen sein, 40.000 Mann, und mehr, wehr- ' Garten der Grosswefire, letzter Anhang, S. 18, und Manuk Beys Bio- graphie, Capitel 4. 2 Ebenda. 3 Manuk Beys Biographie, ebenda. 9* 132 Schlochta-Wsselird. haftcs Volk auf die Beine zu bringen.' In Folge dessen hatte sich auch, wie wir gleichfalls bereits erftxhrcn haben, die Re- formregierung in Constantinopel bemüht, ihn für ihre Sache zu gewinnen. Kurz vor Ausbruch des Krieges mit Russland, war sie noch weiter gegangen und hatte ihm, durch Vermittlung eines Specialagenten, seines Landsmannes, Bchidsch Efcndi, die Welirswürde und den Posten eines commandirenden Generals an der Donau (Tuna seraskeri) antragen lassen. Bairakdar hatte sich dem Wunsche gefügt und auch seither, als neuer Pascha, nicht unerhebliche Dienste geleistet, indem er dem, bei dem ausgesogenen Zustande des Landes, sehr wichtigen Zweige der Vcrproviantirung der Armee seine energische Für- sorge zuwandte. 2 Hierauf, und auf einige Scharmützel mit dem russischen Vortrabe in der Walachei beschränkte sich aber auch vorderhand sein Entgegenkommen. "^ Im Uebrigen gehörte er mit Haut und Haar dem Jani- tscharenthum an und wurde auch von dem ,Corps' als einer seiner grossmüthigsten Gönner und Schirmherren verehrt.^ Mit seiner nunmehrigen Berufung ins Hauptquartier be- reitete sich jedoch in seinen politischen Ansichten eine Wand- lung vor, die bald auch auf die Schicksale des Reiches in nachdrücklichster Weise zurückwirkte. Verletzter Ehrgeiz gab hiezu den ersten Anstoss. Bereits mit der interimistischen Vertretung des Grosswefirs betraut, glaubte er auch auf die definitive Erhebung zu diesem Posten begründetes Anrecht zu haben.' Ja er rechnete auf dieselbe mit solcher Zuversicht, dass es ihm geradezu undenkbar schien in dieser Erwartung getäuscht zu werden.'' Um so peinlicher musste es ihn daher berühren als plötzlich (am 1. Juli) in der Person Tschelebi Mustafa Paschas ein anderer Grosswefir im Hau})tquartiere eintraf.*» Noch geschwellt vom Hochgefühle seiner neuen Würde, glaubte der Ankönunlint; übcrdiess dem ilmi nunmehr untergeordneten *-)' ' Garten der Grosswefire, wie uboii, S. 20. ' Dschewdet, Bd. IX, S. 51, wo Hairakdars Biographie. ^ Garten der Grosswefire, wie oben. * Dschewdet, Bd. Vm, S. 247 und 248. '•> A.nssim, BI. 274, S. 2, nnd Said Efendi, Bl. lUO, S. 2. •' Ebenda. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 133 i Pascha vq^Rustselmk hochftihrend begegnen zu können, wofür ihn dieser mit gleicher Münze heimzahlte. So kam es schon unmittelbar^, nach deren ersten ZusammcntrefFen zum Bniche zwischen Beiden. Bairakdar übergab die heihge Fahne und das Obei^BMmando und zog sich, tief verletzt, nach Rustschuk zurück, ohne sich ferner um die Verproviantirung des Lagers zu kümmern.» Naturgemäss erstreckte sich seine Gereiztheit auch auf den neuen Monarchen und dessen Rathgeber, welche an seiner vermeintlichen Zurücksetzung in oberster Linie Schuld trugen. Uebrigens gesellten sich diesen mehr persön- lichen Motiven auch sachliche hinzu, um in seinen An- schauungen in Bezug auf die Reform den erwcähnten Um- schwung hervorzurufen. Denn sein Aufenthalt im Hauptquar- tiere, so kurz er auch dauerte, hatte doch lange genug ge- wähi't, um ihm die verrotteten Zustände der ,Glaubenskämpfer Hadschi Bektasch's'- — so nannten sich mit Vorliebe die Jani- tscharen — aus der Nähe kennen zu lernen und ihm die Ueberzeugung beizubringen, dass mit solchen Elementen an eine Abwehr, geschweige denn an die Besiegung, des russischen Erbfeindes nicht gedacht werden könne. ^ .Diese freilich etwas verspätete Erkenntnisse — fährt Bairakdars Biograph fort — ,lastete schwer auf dem Gemüthe des ebenso patriotischen als thatkräftigen und kriegslustigen Mannes. Scham und Reue über seine bisherige oppositionelle Haltung begannen sich in seiner Brust zu regen und verwandelten ihn binnen kurzen aus einem Hauptgegner des Fortschritts in einen aufrichtigen Parteigänger desselben, sowie des ei-leuchteten Protectors der Reform, des entthronten Selim. Das Geschehene wieder gut zu machen war dahw von diesem Augenblicke an das haupt- sächlichste Ziel seines Strebens.^^ Ihn in dieser Richtung zu erhalten und zu bestärken trugen übrigens auch die neuen Freunde und Rathgeber bei, die er während seiner letzten Anwesenheit im Lager erworben hatte. Zwei derselben, die gemassregelten Ex-Minister Tahsin und Ramif, sind bereits genannt worden. Der erstere, Tahsin, i Aassim, ebenda, u. s. w. 2 Ghufati bektaschie. 2 Garten der Grosswel'ire, wie oben, S. 22, * Ebenda. ISri Schlechta-Wssehrd. war, nach seiner Absetzung, ,wie ein Fremdling' im Haupt- quartiere zurückgeblieben und hatte sich dann dem nach Rus- tschuk zurückkehrenden Bairakdar angeschlossen.* Der zweite, Ramil", wurde in Philippopel, wo er auf der Durchreise nach seinem Verbannungsorte Kawala, in Macedonien, Rast hielt, von einem Sendling Bairakdars eingeladen, sich gleichfalls in dessen Residenz zu begeben.'^ Ein dritter, der ebenfalls schon erwähnte Behidsch,^ Bairakdars Compatriot, war bereits seit längerer Zeit dort vim, scheinbar, die Verproviantirung der Armee zu leiten.* Bald suchten und fanden auch Retik Efendi und Ghalib Efendi, jener früher Minister des Innern, dieser des Aeussern, daselbst Zuflucht, da sie, als Anhänger des gestürzten Systems, im Hauptquartiere ihr Leben gefährdet glaubten. Diese fünf Ex-Pforten-Functionäre , Bairakdars Haushof- meister, Ahmed Efendi, imd der armenische Wechsler Manuk Bey sind recht eigentlich die sieben Planeten, welche von nun an das politische Tagesgestirn des Pascha von Rustschuk bis zu dessen Untergang unzertrennlich umkreisten. 8ie sind — nach dem Lieblingsausdrucke der nationalen Historiker — jene ,Freunde von Rustschuk' (Rustschuk jarani) oder auch — wie sie, ihrer allerdings aussergewöhnlichen Schlauheit wegen, auch genannt Avurdcn — ,Schlangcnfreunde' (Jarani raaran), welche den Plan der Gegenrevolution und Wiederaufnahme des Reform- werkes ersannen, ausarbeiteten und, freilich nur theilwcise und für kurze Dauer, auch ausführten. Sie, die geriebenen und durchtriebenen Byzantiner, dienten dem einfachen, bulgarischen Provinzmenschen Bairakdar zugleich als Auge, Ohr, Zunge und jintellectuellc Kraft' (kuwwei aklie), Avährcnd er seinen eisernen Willen, sein hhvenkühnes Herz und seinen immer schlagbereiten Arm als Einsatz zu dem gefährlichen Spiele mitbrachte. Während so in der entlegenen Donaufestung dem Princip der Ordnung und des Fortschritts unvermuthete Vorkämpfer erstanden, schritten im Centrum des Reichs die Anarchie und der staatliche Zersetzungsprocess unaufiialtsam vorwärts. Jani- tscharqn und Jamaks fuhren abAvechselnd fort, die Regierung 1 Dschewflet, Bd. VIII, S. 248. 2 Ebenda, S. 'J.^O. 3 Boi Jncliereau (wie oben, Ö. lü.O) Beyg'y geheissen. * Dscliewdet, wie oben, S. 71 und 74. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 135 mit ,una»ständig«ii und .häufig geradezu lächerlichen^ Zu- muthungen und Anforderungen zu bedrängen, bei welchen An- lässen sie, _ Wie wir dicss ja schon bei dem Öcandal mit dem Grossmufti ei'fahren haben, nicht selten auch untereinander in Confli^^riethen. An Zudringlichkeit und Unersättlichkeit Avetteiferten mit ihnen die Serailgünstlinge die, bis zu den Eunuchen der Sclavinnen der Frauen des Sultans herab, für ihre Schützlinge Titel, Rangerhöhungen, Aemter und Dotationen verlangten, um von denselben hiefür Geld zu erpressen ,wie denn überhaupt Verkäuflichkeit und Bestechlichkeit überall mehr als je die Hauptrolle spielten^' Dabei stieg, in Folge der in allen Richtungen eingerissenen unglaublichen Vergeudung und des gänzlichen Mangels der Regierungsautorität in den Provinzen, aus welchen keine Steuern mehr einflössen, die Geldklemme in bedenklicher Weise, und war selbst die Gefahr eines gänz- lichen Bankerotts nicht ausgeschlossen.'-^ Endlich wurde das wüste Treiben selbst dem Stifter des. Unheils, dem Kaimakam Mussa Pascha, zu arg, so zwar dass er, am 29. Juni, also schon einen Monat nach der durch ihn hervorgerufenen Umwälzung, freiwillig seiner Stellung entsagte. ^ Asthmatische Beschwerden, wirkliche oder fingirte, wurden von ihm als Grund seiner De- mission angeführt. Um dieselben glaubwürdiger erscheinen zu lassen, heuchelte er sogar wiederholt Ohnmachtsanfalle in Gegen- wart des Sultans.^ Fünf Wochen später (7. August) kehrte er übrigens wieder auf seinen Posten zurück, ohne jedoch an den Zuständen etwas bessern zu können. Bald imponirte selbst die geheiligte Nähe des Staatsober- hauptes den toll gewordenen Batteriemannschaften nicht mehr. Erst kürzlich war man im Serail bedacht gcAvesen, den Nimmer- satten ein abermaliges grösseres Geldgeschenk zuzuwenden.^ Doch umsonst! Jetzt fingen gar einige betrunkene Jamaks mit der Thorwache des Sommerpalastes in Tschiragan, wo sich Mustafa IV eben auf Besuch, bei seiner Schwester, befand, einen Rauf- 1 Dschewdet, Bd. Vm, S. 285. 2 Ebenda. 3 Ebenda, S. 256. * Ebenda. 5 Ebenda, S. 264. 136 Sc hlechta-Wssehiii. liaiidel an, der sich zu einem förnilicben Feuergefechte ent- wickelte, wobei es beiderseits Todte und Verwundete absetzte. ^ Nur wer aus Erfahrung weiss wie leise man noch heutzutage in der Nähe der chalifalen IMajestät auftritt und, selbst diu'ch den Kaum einiger Salons von derselben getrennt, nur im Flüstertöne conversirt, kann die volle Schwere eines solchen Excesses in damaliger Zeit richtig ermessen. Allerdings folgte diesesmal, ausnahmsweise, die Strafe dem Vergehen auf dem Fusse, und schon am nächsten Morgen waren 23 Jamaks, die ersten besten, welche man eben im Wcichbilde von Stambul vorfand, erdrosselt, ihre ,Aeser', zum abschreckenden Beispiele, den Fischen des Meeres preisgegeben."^ Eine Aenderuug der Zustände im Grossen und Allgemeinen war freilich auch von diesem masslosen Justizacte nicht zu erwarten. Reichte doch die Autorität der Centralregierung überhaupt nicht mehr über die ]\[auern der Hauptstadt, jene des Sultans nicht über den Umkreis seines Palastes, hinaus. Ja, als Kronprinz, im , Käfig', hatte dieser vielleicht noch grösseren Respectes genossen als jetzt auf dem Throne.'' Beorderte er doch eines Tags einen seiner Hof beamten nach der, dem Serail gegenüber gelegenen asiatischen Vorstadt Scutari, um daselbst die Einhebung gewisser im Interesse des sultanischen Privatschatzes einzutreibender Ueberfuhrgebühren zu überwachen und Avurde doch dieser Beamte vom dortigen Gesindel, Avelchem die Steuer nicht be- hagte, sozusagen unter den Augen des Gebieters, einfach todt- geschlagen. Um die Verlegenheit der Regierung zu steigern gesellte sich zu dem inneren Elende noch die Vorahnung neuer Be- drängnisse von aussen, mit welchen der allmälig verlautende Inhalt der geheimen Stipulationen des Tilsiter Vertrages die Türkei bedrohte, und hiemit die Perspective einer energischeren Kriegsführung von russischer Seite, welcher Trotz zu bieten die Mittel fehlten. Unter dem Einflüsse dieser trostlosen Zustände begann denn auch der denkende Theil der Bevölkerung unwillkürlich ' Eb.Tid.i, S. 26Ö. 2 Khoiifla, S. 266. 3 Eboncla, S. 262. Die ReTolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 137 Vergleiche zwischen dem frülieren und dem jetzigen Regimente anzustellen, welche, wie es kaum anders sein konnte, nicht zum Vortheile deh letzteren ausfielen.' Auch in den massgebenden Ki-eisen war man der Pöbelherrschaft übersatt und fing, wenn auch iflr-^H^r Stille, an, sich nach einem Helfer umzusehen. Die gleiche Stimmung bemächtigte sich nach und nach auch des Serails.2 Ja, der halb blödsinnige Mustafa IV selbst Hess — wie Ohrenzeugen versichern — gelegentlich das Wort fallen, ,wenn er einen Mann wie den ermordeten Hadschi Ibrahim oder den Cabinetssecretär Ahmed Bey zur Verfügvmg hätte, er würde ihn zum Grosswelir machend ^ Wo aber einen solchen Retter in der Noth auftreiben? Unter den Functionären der Haupt- stadt fand sich Keiner, der den erforderlichen JMuth und Credit besessen hätte, auch nm- das kleine Corps der sogenannten Artillerie-Infanterie (Toptschi tüfenktschileri) zu reorganisiren, woran einen Augenblick gedacht worden Avar.-* Die grossen anatolischen Feudalherren, die Tschapanoglus imd Kara Osman oglus, hätten allerdings die nöthige Macht gehabt, um, unter einem passenden Vorwande in die Hauptstadt berufen, hier Ordnung zu schaffen. Doch gehörten dieselben, wie schon be- kannt, der Partei Selims an und hatten, in ihrem Trotze gegen das neue System, sogar vermieden ihre Contingente in das grosswefirliche Hauptquartier an der Donau zu entsenden.-^ Es blieb somit nur Bairakdar Pascha, welcher nicht nur die unentbehrlichen, materiellen Hilfsmittel besass, sondern auch, seiner bisherigen, offenen Opposition gegen die ,Neuerungen' halber, der gegenwärtigen Regierung berechtigtes Vertrauen einflösste. Ausserdem bot derselbe, in Folge seiner örtlichen Nähe, den Vortheil, gegebenen Falls, sogleich bei der Hand zu sein. In Rustschuk war man sich dieser Sachlage wohl bewusst und lauerte mit Ungeduld auf den günstigen Augenblick, von derselben Nutzen zu ziehen. Die Entwicklung der Dinge auf ' Said Efendi, Bl. 101, S. 2. 2 Dschewdet, Bd. Vm, S. 360. 3 Ebenda. * Ebenda. s Ebenda, S. 354. 138 Schlechta-Wsselird. dem Kriegsschauplatze, welchem wir uns jetzt für kurze Zeit wieder zuwenden, begünstigte die Pläne der Verschworenen. Es war ein Glück für die damalige Türkei, dass Russland im Norden die Hände gebunden hatte; sonst würde es wahr- scheinlich schon zu jener Zeit seine Siegeszüge über den Balkan gefeiert haben. Grösserer Zerfahrenheit imd Kriegsunlust stand es jedenfalls weder früher noch später gegenüber. Dass nament- lich die Janitscharen fest überzeugt waren, der ganze Feldzug sei nur Fiction und eigentlich gegen sie selbst gerichtet, ist schon früher erwähnt worden. Allerlei russische Stratageme trugen bei, sie in dieser Ansicht zu bestärken. Angebliche Fermane des In- halts, dass beide Mächte im Einverständnisse handelten, Avurden, mit Hilfe des im türkischen Curialstyl bewanderten Woiwoden der Walachei Ypsilanti, im russischen Hauptquartiere zu Bu- karest fabricirt und im türkischen Lager verbreitet. ' In tür- kische Beamtentracht vermummte, russische Agenten nahmen unter den Augen eigens hiezu herbeigelockter türkischer Vor- posten und Kriegsgefangener aus den Händen russischer Gene- rale, scheinbar, Gelder in Empfang, welche den Kaufpreis vor- stellen sollten um welchen, wie ausgestreut wurde, die Pforte, im Winter vorher, die beiden Grenzfestungen Choczim und Bender an den Feind verschachert haben sollte.'^ Unter solchen Umständen war natüi'licherweise türkischerseits an eine krie- gerische Action nicht zu denken, und der einzige Versuch dieser Art, ein durch Tscherchedschy Ali Pascha gegen die auf der Strasse nach Bukarest massirten Russen unternommener Vor- stoss, endete mit der schmählichen Flucht des Angreifers. ^ So kam denn der Waffenstillstand, welcher, auf Napoleons Betrieb, am 25. August, zu Slobosia, in der Nähe von Giurgevo, für die Dauer von acht Monaten abgeschlossen wurde, dem osma- nischen Heerführer sehr gelegen.^ Der Grosswefir bedurfte des.selben um so dringender als er ohnedem kaum mehr im Stande gewesen AVäre die meuterischen Janitscharen noch länger zusamnionzuhalten. Diese hatten soeben ihren bisherigen Helden- thaten die Krone aufgesetzt und ihren Aga, den mehrgenannten ' Dschewdet, M. VHI, S. -IV.). 2 Ebenda. ' Ebenda. * Ebenda, S. 281. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 139 Pehlewaif Hussein, erschlaffen. Derselbe war, dank dem Schrecken, welchen sein letzter Act der Insubordination den ohnmächtigen Machthabern in Constantinopel einflösste, mittler- weile zum W-efir avancirt und so aus einem ,Aga' sogar ein ,Aga- Paschä*-%e^orden. Diese neue Standeserhöhung aber hatte die Eifersucht Tschelebi Mustafa Paschas gegen ihn rege gemacht, welcher bereits in ihm seinen Nachfolger witterte und daher dessen eigene Leute, die ihm ohnedem seiner Rohheit halber abwendig geworden waren, gegen ihn aufhetzte, von welchen einer ihn in dem Augenblicke niederschoss als er eben, aus seinem Zelte heraustretend, einen fingirten Raufhandel beilegen wollte. ■ Beinahe aber wäre der intrigante Grrosswefir selbst in die Grube gefallen, die er seinem Rivalen gegrai)en hatte. Denn die führerlosen Söldnerbanden waren, unmittelbar nach der That, auf die zwischen Kalarasch und Silistria gelegene Donau- insel übergesetzt um das inzwischen dorthin verlegte Haupt- quartier zu plündern, welche neue Unthat nur mit Mühe durch Geldspenden und gute Worte hintangehalten wm-de. Auch begannen sie, als die Nachricht von der erfolgten Ratification des Waffenstillstandes im Lager eintraf, allsogleich nach allen Seiten auszureissen.^ Zudem rückte der Herbst heran, und auch die Verproviantirung wurde, in Folge der fortgesetzten grollenden Haltmig Bairakdars, immer schwieriger. ^ Schon am 5. September brach daher Tschelebi Mustafa Pascha mit den Resten seiner sehr gelichteten Streitkraft von Silistria auf, um die Winterquartiere in Adrianopel zu beziehen, wo er am 24. desselben Monats eintraf. Aus Schumla, wo längere Zeit Rast gehalten werden sollte, war er von Bairakdar, unter Hinweisung auf den Mangel an Lebensmitteln, im eigentlichen Sinne des Wortes weggejagt worden.^ Von dem was man eine Armee nennt war übrigens ohnedem keine Rede mehr, und beschränkte sich das was man als .kaiserliches Feldlager' (Ordui humajun) 1 Garten der Grosswefire, letzter Anhang, S. 16, und Dschewdet, Bd. VIII, S. 279. Bei Juchereau (wie oben, S. 143) wird, komischer Weise, Pehlewans Ermordung durch dessen ,predilection connue pour la tactique europeenne' motivirt. 2 Hadikat, Ebenda. 3 Dschewdet, Bd. Vm, S. 280. * Mustafa Nedschib, Bl. 60, S. 1. 140 Schlechta-Wssehrd. bezeichnete, im Grunde nur auf das unmittelbare, militärische Gefolge des GrosswcHrs (Kapu chalki), die sehr zahlreiche Be- amtenschaft der verschiedenen IMinistcrien , und Dienertross aller Art.' Wäre daher Bairakdar, ^^io er einen Augenblick beab- sichtigt zu haben scheint;, damals mit einer genügenden Anzahl seiner Segbane in Eilmärschen nach Constantinopel gerückt, um dort die projectirte Restauration vorzunehmen, von dem soge- nannten türkischen Heere in Adrianopel hätte er auf seinem Wege kaum einen ernstlichen Widerstand zu besorgen geliabt.- Doch lagen die Dinge nicht so einfach, dass von einem solchen Handstreiche eine befriedigende Lösung seiner Aufgabe zu erwarten gewesen wäre. Denn, um das Reformwerk mit einiger Aussicht auf Erfolg wieder aufnehmen zu k(3nnen, musste ja doch der bereits erprobte oberste Gönner desselben, Selim, vorerst wieder auf den Thron erhoben werden. Dieser aber befand sich ,ohne Freund und Helfer', streng bewacht, im Innersten des Serails eingeschlossen und somit ganz und gar der Willkür seines Neffen, des regierenden Sultans, preis- gegeben.^ Dass dieser letztere, bei dem leisesten Verdachte eines Versuches zur Befreiung seines Oheims, nicht einen Augen- blick anstehen würde denselben, im Interesse seiner eigenen Erhaltung, aus dem Leben zu schaffen unterlag nicht dem ge- ringsten Zweifel und wurde auch nur zu bald in barbarischster Weise bestätigt.' Ein i)lötzliches, d. h. ohne ausdrückliche Genehmigung Mustafas IV, stattfindendes Erscheinen Bairakdars in der Residenz hätte aber hiezu einen genügenden Anlass ge- boten und musste daher um jeden Preis vermieden werden.'' Die Verschworenen durften somit nur mit äusserster Umsicht vorgehen. Nicht Eile und Gewalt, nur Geduld, List und Ver- stellung konnten sie zum ersehnten Ziele führen. Eben an diesen Eigenschaften aber fehlte es glücklicher- weise den ,8chlangenfrcunden' nicht. Nach reiflichen, allseitigen Erwägungen setzten sie unter sich folgendes Programm fest: > Dschewdet, Bd. VIII, «. -JK'J uiul 283. 2 Ebenda, S. 28;^. ' Ebenda. * Ebenda. ' Ebenda. Die Revolntionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 141 Duiich allo*müglich^i Mittel das Vertrauen des regieren- den Sultans und seiner Umgebung zu gewinnen, zu diesem Zwecke sich und den Pascha von Rustschuk als die treuesten Anhänger Mustafas IV und des alten Systems hinzust»Jfoit^'^und, drittens, hiedurch die Camarilla und, durch diese, den Sultan da- hin zu bewegen, Bairakdar zu gestatten mit seinen Truppen am Hoflager zu erscheinen, um ihn, Mustafa IV, von dem un- erträglichen Drucke der Prätorianer zu befreien und seine ab- solute Autorität wieder herzustellen. Wie, einmal dieses nächste Ziel erreicht, weiter vorzugehen sein werde, um den eigent- lichen Hintergedanken der Conspiration zu verwirklichen, wurde vorderhand mibestimmt gelassen.' Gesagt, gethan! ,]\[it von Schmeicheleien und Loyalitäts- versicherungen überfliessenden' Empfehlungsschreiben der ,Freunde' an die Machthaber im Serail und an der Pforte ver- sehen, machte sich Refik, unter dem Verwände seine in Con- stantinopel zurückgebliebene Familie zu besuchen, in der ersten Hälfte des ()ctober dahin auf den Weg.- Bei der Stimmung, welche daselbst herrschte, war es dem klugen und wortgewandten Unterhändler nicht schwer, die nichts weniger als welterfahrenen Hofbedienten Mustafas IV , sogar noch früher als er erAvartet hatte' dahin zu vermögen seine Anträge bei ihrem Gebieter zu unterstützen.^ ,AUe zugleich' drangen die drei einflussreichsten von ihnen, nämlich die beiden Schatzmeister (Chafine wekili) des Palastes, Nefir Aga und Selim Aga, und der Leibkammerdiener (Basch tschokadar) Fättah Aga, in ihren halb unzurechnungsfähigen Herrn, die Vorschläge des treuen Pascha von Rustschuk ohne- weiters anzunehmen. Gegen ihr Vermuthen stiessen sie jedoch vorderhand auf Widerstand. ,Die Sache' — meinte Mustafa IV — , dränge nicht, da sich ja die Janitscharen in letzterer Zeit weniger anspruchsvoll gezeigt hätten'.* Refik reiste daher unverrichteter Dinge wieder ab, jedoch nicht nach Rustschuk, sondern ins Hauptquartier nach Adria- 1 Ebenda. 2 Ebenda. 3 Ebenda. * Ebenda, S. 284. 142 Schlechta-Wssehra. nopel, wo er das Portefeuille des Aciissern übernahm, welches ihm als Belohmmg- ,für seine loyalen Absichten' von den be- thiirtcn Höflingen beim Sultan erbeten worden war.' Hier trafen übrigens binnen kurzen auch Tahsin und Ghalib aus Rustschulc ein, so zwar dass sich nun auch in Adria- nopel um die Person desGrosswelirs eine Filiale der Verschwörung gruppirtc, welche die Bestimmung hatte, auch auf die dortigen Kreise im Sinne der Verständigung mit Bairakdar einzuwirken. ^ Unerwarteter Weise jedoch war mittlerweile in der Metro- pole eine Negociation eingeleitet worden, die, wenn sie gelungen wäre, allen Plänen und Hoffnungen der ,Freunde^ ein rasches Ende bereitet haben würde. Dieselbe verfolgte kein geringeres Ziel als die Hinweg- räumung des entthronten Selira, und zwar sollte dieser Schritt in einer Art von legaler Form, nämlich im Einverständnisse und mit Gutheissung der Spitzen der Nation, erfolgen. Als nächste Anregung zu dem abscheulichen Projecte hatte nament- lich die Besorgniss gedient, dass es den reformfreundlichen Gross- vasallen in Anatolien etwa doch beifallen könnte, zu Gunsten des Gefangenen eine Erhcbvmg in Scene zu setzen. Selim ein- mal aus der Welt geschaift — calculirte man im Serail — bliebe allerdings noch der junge Mahmud als möglicher Thron- rivalc übrig. Dieser aber — meinte man — sei ungefährlich, da man ja bereits Sorge getragen habe, ihn als epileptisch, und somit successionsunfähig, in Verruf zu bringen. ^ Al.s Hauptorgane der sauberen Verhandlung figurirten Nefir Aga und die zwei anderen, bereits genannten Hofchargen des Palastes. Unter dem Schleier des tiefsten Geheimnisses klopften sie zuerst bei Mussa Pascha an, dessen Vergangenheit ihnen dafür zu bürgen schien , dass er sich auch in der Zukunft nicht zu spröde erweisen werde. Zu ihrem Befremden zeigte sich derselbe jedoch nicht geneigt ihre Pläne zu fördern. Der Schlaue durchschaute eben die Unhaltbarkeit der herrschenden Zustände und wollte die günstige Gelegenheit ergreifen, um einer voraussichtlichen ' Ebenda. ^ Idein. ' Ebenda, S. 361. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 143 Katastrophe nocb rechtzeitig aus dem Wege zu gehen. Unter der Einwnt-kung dieses Hintergedankens, setzte er daher dem Andringen Nefir Agas nur ausweichende Redensarten entgegen. ,Derlei grosse. Dinge^ — versicherte er — ,könnten nicht durch einen bAfJSs«^ Substituten wie er, sondern nur durch den Gross- welir in Person, die wirklichen Minister im Hauptquartiere und den Generalstab der Janitscharen entschieden werden; man möge sich daher an diese wenden.' Im ähnlichen Sinne äusserten sich der Scheich ül Islam und mehrere andere der interimisti- schen Portefeuilleträger in der Hauptstadt.' Die abgetrumpften, aber nicht abgeschreckten Hofschranzen mussten sich daher nach gefügigeren Werkzeugen und, vor Allem, nach einem andern Kaimakam umsehen. Seinem geheimen Wunsche entsprechend, wurde somit Mussa Pascha (Ende October) abgesetzt und an seine Stelle der mehrgenannte Todfeind Selims und seines Systems, Taijar Pascha, zum Grosswefir-Stellvertreter ernannt.'^ In Folge seines missglückten Aufstandsversuches hatte er sich, wie früher be- merkt, in die Krim geflüchtet und war, unmittelbar nach Mu- stafas IV Regierungsantritt, von dort herübergeholt worden. Reiche Geschenke sollten ihn den mörderischen Plänen des Palastes noch geneigter machen.^ Doch scheint auch er es nicht gewagt zu haben, allein, die Verantwortlichkeit für die blutige That zu tragen. Wenigstens sehen Avir, einige Monate später (März, 1808) Neiir Aga damit beschäftigt, nach Mussa Paschas Rath, seine hässlichen Verhandlungen mit dem Hauptquartiere in Adria- nopel anknüpfen, wo er unter dem Vorwande erschienen war, Gelder an die Kriegscasse zu überbringen.'* Hier stellte er dem Grosswefir die Sache so dar als seien in der Hauptstadt die massgebenden- Persönlichkeiten bereits für die Sache gewonnen und handle es sich daher nur mehr um seine, des GrossAveJirs, und der Janitscharen Einwilligung. Als Blutlohn ti'ug er ihm die Bestätigung in seiner Würde auf Lebensdauer an.^ 1 Idem, S. 285. 2 Ebenda. 3 Ebenda. * Aassim, Bl. 291, S. 2, und Dschewdet, wie oben, S. 362. ^ Idem. 144 ScLlechta-Wssehrd. Durch dieses glänzende Anerbieten und noch melir durch die Ilottnunfij gereizt, auf diese Art den verliassten Bairakdar auf immer von der Anwartschaft auf das Grossweilrat zu ver- drängen, zeigte sich der von Ehrgeiz verblendete Alter ego dem abscheulichen Antrage ziemlich gewogen.' Hiedui'ch ermuthigt, trat der dunkle Bote — Neiir wai* ein schwarzer Eimuche — nun einen förmlichen Rundgang als hausirender Kaisermörder an, um auch die einzelnen Mitglieder des INIinisteriums für seinen Plan zu gewinnen. Er begann bei dem ]\[inister des Innern Osman Efendi. Dieser, obgleich über den cynischen Antrag entsetzt, traute sich doch nicht offen M'ider denselben aufzutreten. Er beschränkte sich daher auf die Aeusseruug ,die Minister seien ja endlich doch nur voll- streckende Organe und würde desshall) von ihnen kaum ein Widerstand zu besorgen sein, falls nur der Grosswe/ir, der Scheich ül Islam vmd die Janitscharen mit dem Projecte ein- verstanden wären. '^ , Namentlich aber,' fügte er warnend bei, ,sei die Einwilligimg dieser letzteren wichtig, da dieselben, falls die That ohne ihr Vorwi.ssen vollbracht würde, das Gesammt- ministeriura dafür verantwortlich machen und ohne Ausnahme über die Klinge springen lassen würden^'^ Kaum aber hatte ihn der unheimliche Gast verlassen, eilte er — Osman Efendi — zu den Janitscharenobersten, be- reitete sie auf den ihnen bevorstehenden Besuch vor und be- schwor sie in Gottes und aller Heiligen Namen ,ihre ehrwürdige Institution nicht etwa noch durch einen zweiten Chalifenmord ' zu schänden und so dem Fluche aller Zeiten preiszugeben'.'' Als daher der schwarze Diplomat auch dort anklopfte, stiess er auf eine ganz entschiedene Weigerung. ,Das Brot, das sie nähre und die Kleider, die sie trügen' — wurde ihm von den < »l)iistfii beinahe barsch erwidert — , stammten eigentlich doch ' Wörtlich: ,stiiniiitc in »ersichert,zu werden braucht — ebenfalls be- reits frülier zwischen den ,Freunden^ im Hauptquartiere und Ramif, ihrem Agenten bei Bairakdar in Rustschuk, abgekartet worden.' Tschelebi Mustafa Pascha, welcher schon zu weit gegangecK»^" um überhaupt noch umkehren zu können und ja ohne Mitwirkung Bairakdars doch nichts zu unternehmen vermochte, gab auch in diesem Falle dem Drängen seiner Um- gebung nach und Hess die gewünschte Einladung ausfertigen. Der Geladene zögerte begreiflicherweise keinen Augen- bUck derselben Folge zu leisten und erschien, Dienstag den 27 Juni, in Begleitung von einigen Tausenden seiner Segbane in der Nähe von Adrianopel, wo er ein abgesondertes Lager bezog.'- Umi'ingt von nicht weniger als zweitausend Bewaffneten, stattete er schon am folgenden Morgen dem Grosswefir seinen Antrittsbesuch ab, worauf, ohne weiteren Aufschub, die kriegs- räthlichen Conferenzen ihren Anfang nahmen. Sie wurden jeden zweiten Tag fortgesetzt und — eine besondere Ehre für den Gast — nicht in Tschelebi Mustafas Behausung, sondern in Bairakdars Zelte abgehalten. Im Laufe derselben traten sich die zwei vormaligen Rivalen bald näher; ja es stellte sich sogar eine gewisse Intimität zwischen denselben ein, welches Verhältniss von ihren schlauen Berathern, den Verschworenen, trefflich ausgenützt wurde, um den Einen und den Anderen nach Belieben zu leiten und sie wie Papageien das nach- schwatzen zu machen, was sie, die VerschAvorenen, ihnen vorsagten.^ So wussten die ,Freunde^ denn auch binnen kurzen und ohne allzu viel Mühe den kriegsräthlichen Scheinverhandlungen eine solche Wendung zu geben, die sie dem eigentlichen Zwecke der Zusammenkunft, der Frage der Uebersiedlung nach Constantinopcl, nähei führte. Die neuerliche Haltung Frankreichs bot ihnen hiezu einen willkommenen Anlass: Wie der Waffenstillstand von Slobosia den Russen von dem französischen Imperator imponirt worden war, so hatte Napoleon mittlerweile auch das Recht für sich < Ebenda. 2 Ebenda. 3 Ebenda, S. 379. 154 Schlcchtii-Wsschrd. in Anspruch genommen, den definitiven Frieden zwischen der Türkei und Russland unter seiner eigenen Aufsicht, in Paris, zu verhandeln. Doch entsprach es seinen Interessen, den Ab- schhiss desselben möglichst und jedenfalls so lange zu ver- schleppen, bis ihm die schon damals in Aussicht genommene zweite ,entrevue' mit Kaiser Alexander (zu Erfurt) positivere Grundlagen für seine fernere orientalische Politik geliefert haben würde. Er hatte daher in St. Petersburg die Idee an- regen lassen, die ablaufende Waffenruhe in einen ,Waffenstill- stand auf unbestimmte Dauer^ umzuwandeln und diese Absicht auch dem Speciaibotschafter der Pforte in Paris insinuirt. Die Nachricht hievon benützte nun einer der verschwo- renen Minister in iVdrianopel um dem im Zelte Rairakdars versammelten Kriegsrathe die Frage nahe zu legen, ob es denn unter derlei friedlichen Aspecton überhaupt noch ferner noth- wendig sei mit der Armee dort zu verbleiben oder es nicht etwa gcrathener erschiene, dieselbe nach der Hauptstadt zu- rückzufüliren.' Zur Unterstützung dieser seiner Ansicht hob der Antragsteller namentlich den finanziellen Standpunkt her- vor, indem er nachwies, dass der Aufenthalt des Hauptquartiers an der iMaritza der Regierung nicht weniger als tausend Beutel täglich koste, welche die Pflicht erheische, dem Aerar, wenn möglicJi, zu ersparen. Sollten — argumentirte er weiter — wie ja nicht unwahrscheinlich sei, die in Paris schwebenden Verhandlungen zum definitiven Frieden führen, so würde jenes Gcldopfer nachträglich um so luigerechtfcrtigter erscheinen; aber selbst im gegentheiligcn Falle, nämlich wenn der Krieg, wider alle Erwartung, neuerdings ausbrechen sollte, wäre Con- stantinopel, als ]Mittcl])unkt der Regierungsgewalt, ein weit . geeigneterer Ort um die Rüstungen z>i vervollständigen als der jetzige Aufenthalt, welcher daher — schloss der Referent — ; je früher, so besser, zu verlassen wäre.'^ I>ehidsch, dei', wie ,1 erwähnt, jetzt die FinanzetT leitete, trat unter diesem Titel, j seinerseits, lobliaft zu Gunsten der projectirten Ersj^arungs- j raassrcgel ein und brachte ausserdem, vom allgemeinen, politi- schen Stand))unkto, noch andere so triftige Gründe vor, dass \ i 1 Ebenda. 2 Aassim, Bl. 325, ö. 1, und Dschewdet, wie oben, S. 379. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 155 der Gross^vcfir, (^r ,ja ohnedein keine sclbstständige Denkkraft besass', 'sich alsbald der Ansicht der Majorität anschloss und zur Rückkehr in die Hauptstadt seine Genehmigung ertheiltc. ' Diesen -seit lange so lebhaft herbeigewünschten Moment benütztCr^Mrakdar, wohl auch auf Rath seiner Umgebung, um, in seiner geraden Weise, auf das eigentliche Ziel aller dieser Intriguen loszugehen. Er erklärte nämlich in ganz bestimmtem Tone, er beabsichtige seinerseits sich dem nach Constantinopel heimkehrenden Hauptquartiere anzuschliessen, ,da auch er schon seit geraumer Zeit, nach der Ehre geize, seine Stirne im Fuss- staube seiner grossherrlichen Majestät zu reiben^'-^ Tschelebi IMustafa, obgleich durch die unerwartete Zu- muthung überrascht, machte gute Miene zum bösen Spiele und meinte nur — sei es weil er wirklich der herkömmlichen For- malität genügen wollte, sei es um Zeit zu gewinnen, das Project in Constantinopel zu hintertreiben — ,ein so gewichtiger Schritt wie die Heimführung der Armee, könne nicht ohne ausdrück- liche Sanction des Sultans erfolgen, weshalb er genöthigt sei vorerst diese einzuholend ^ Da, wie uns schon aus der Verab- redung zwischen den Hofbedienten und Behidsch bewusst, eine directe Compromittirung der Person des Sultans vermieden werden musste, setzte der Einwurf des Grosswelirs die Ver- schAvorenen in nicht geringe Verlegenheit. Doch gelang es dem erlinderischen Refik, den leicht zu bekehrenden Alter ego auch von diesem Scrupel abzubringen. ,Die interimistischen Minister in der Hauptstadt^ — stellte er ihm, nach beendeter Sitzung, unter vier Augen, vor — , verlören, in Folge der Rückkehr des wirklichen Ministeriums, ihre Stellen und hätten daher ein natürliches Interesse, die Heimkehr der Armee so lange als möglich hinauszuschieben. Schon aus diesem egoistischen Grunde würden sie daher ohne Z^veifel dem Sultan abrathen, die ver- langte Sanction zur Rückkehr des Hauptquartiers zu ertheilen. Ausserdem' — setzte Refik vertraulicher hinzu — - ,wisse er aus bester Quelle, dass Mustafa IV der Rebellenherrschaft müde sei, daher ihn, den Grosswelir, und Bairakdar^ auch wenn 1 Ebenda. 2 Aassim, Bl. 325, S. 2. 3 Aassim, ebenda, und Dschewdet, wie oben, S. 380. 156 Schlechta-Wssehid. sie ungcrufen kämen, als Helfer in der Noth mit Freude be- grüssen würde und nur, aus Furcht vor den Janitscharen, nicht wage, dieses offen auszusprechen. Auch aus diesem Grunde sei es daher praktischer nicht erst anzufragen, sondern muthig die Initiative zu ergreifen. Dass ihm, dem Grossweiir, trotz- dem, ja gerade desshalb, allerhöchsten Ortes nicht nur kein ungnädiger Empfang, sondern, im Gegeutheile, die huldvollste Anerkennung zu Theil werden würde, diess sei er, Retik, bereit mit seinem Kopfe zu verbürgen.^ ^ Diese und ähnliche auf das persönliche Interesse und den Ehrgeiz des schwachen Alter ego berechneten Erwägungen verfehlten ihren Eindruck nicht. Dieselben wurden überdiess, wie es scheint, durch das ihm von Bairakdar, direct oder durch Refiks Vermittlung, ertheilte zweifache Versprechen unter- stützt, dass er weder ihm nach dem Leben, noch auch, seiner- seits, nach dem Grossweßrate streben, sondern, nach Beseitigung der anarchischen Elemente in Constantinopel, wieder ruhig nach Rustschuk zurückkehren Averde^- Ja, wie aus späteren Äusse- rungen zu entnehmen, scheint in dieser Beziehung zwischen Beiden ein förmlicher, wenn auch nur mündlicher, Pact abge- schlossen w^orden zu sein. Wie dem nun aber auch sei, bald drängte Tschelebi Mustafa, noch mehr als die Verschworenen selbst, zum unverzüglichen Aufbruche.^ Das Programm für den Heimraarsch enthielt folgende zwei Punkte: erstens, strengste Geheimhaltung, und, zweitens, thun- lichste Beschleunigung des Marsches und daher Zurücklegung desselben in bloss fünf Etappen. Diese beiden Vorbedingungen wurden mit einer bei Orien- talen ganz ungewöhnlichen Pünktlichkeit eingehalten. Donnerstag, den 14 Juli, brach das Hauptquartier mit dem Gesammtministeriuni und den vereinigten Streitkräften des Grossweiirs und Bairakdars von den Ufern der Maritza auf und setzte sich, mit ZurücklassUng alles überflüssigen Trosses und Gepäckes, nach Constantinopel zu in Bewegung.' So unverhofft ' Ebenda. 2 Manuk Beys Biof,'raj>hie , Capitel 6, und Garten der Grosswefire, letzter Anhang, S. 16. ' Dschewdet, wie oben. * Aassim, Bl. 326, und D.schewdet, wie oben. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 157 und geheimnissvoil erfolgta der Aufbruch, dass selbst die nächste Umgebung- der abreisenden Würdenträger nichts davon ahnte und die Bei^ülkerung von Adrianopel die Thatsache noch als einen , schlechten Scherz^ läugnete als die abmarschirten Truppen bereits ••J?^4ifl'e erste Raststation einrückten. • Zu noch grösserer Vorsicht, waren auf die nach der Residenz führenden Strassen eigene Commissäre mit dem gemessenen Auftrage vorausgesendet worden, etwaige Reisende anzuhalten, und überhaupt jede Com- munication des Publicums mit der Metropole zu sperren. ^ Erst von Tschorlu aus wurde ein Courier mit der kurz gefassten jMeldung des Grosswellrs an die Pforte expedirt, die Armee sei auf dem Heimmarsche begriifen, da zum Vorrücken kein Grund vorhanden, ihr längerer Aufenthalt in Adrianopel aber zu grosse Kosten verursache.-^ In desto auffälligerer Art hatte inzwischen Bairakdar da- für gesorgt die Bevölkerung der Capitale auf das Kommende vorzubereiten. Noch vor seinem Abmärsche aus Adrianopel, war einer seiner Vertrauten, Hadschi Ali, Ajan von Hissar bunar, mit 100 Reitern nach Fanaraki, der äussersten Batterie auf dem europäischen Ufer des Bosphorus, der Residenz Kabaktschy oglus, abgegangen, um das ,berüchtigte Individuum' aus der Welt zu schaifen. Als Führer diente ihm ein geAvisser Keten- dschi oglu, der früher dort die Stelle eines Sehlosshauptmanns (Difdar) bekleidet hatte und daher mit der Localität vertraut war. Der arglose Chef der Jamaks hatte sich aus der Batterie in seine Privatwohnung, im gleichnamigen Dörfchen, begeben, wo er eben seine Hochzeitsnacht feierte. Hier überfielen ihn (am 13 Juli), Morgens, die Todesboten. , Unter dem Verwände, ihm einen wichtigen Befehl zu überbringen, drangen sie in seinen Harem und stiessen ihn nieder.^ Hierauf warf sich der e:anze Trupp in das bombenfeste Gewölbe, auf welchem sich der Leuchtthurm (Fener) erhebt, von welchem der Ort seinen Namen führt. Dort begann eine Verhandlung mit den herbei- ' Ebenda. 2 Aassim und Dschevvdet, ebenda. ' Dschewdet, wie oben, S. 381. * Aassim, Bl. 326, S. 1, und, gleichlautend, in den übrigen einheimischen Quellen. Ebenso in den Internunt. Berichten vom 17. nnd 25. Juli, 1808. 158 Sclilcclit.i-Wssolird. geciltcu Arlillcne^-arnisonon, Avclclic des Todes ihres Führers luvlber Kechcnschaft forderten. Da jedoch Hadschi AH keine sehriftlielic Volhnacht besass, entspann sich bald ein heftiger Kani])f. Die erbitterten Jamaks schleppten ihre Geschütze herbei und begannen den Leuchtthurm in aller Regel zu bom- bardiren. Die Leute Bairakdars erwiderten durch ein wohl- genährtes iMusketenfeuer, bis ihnen der Proviant ausging, worauf sie sicli in den nahen Wald von Belgrad zui'ückzogen, wo sie der von ihrem Auftraggeber nachgesendete Succurs bald von jeder ferneren Sorge für ihre Sicherheit befreite. • Grossen Schaden hatte übrigens das zweitägige Feuergefecht nicht an- gerichtet. Von Hadschi Alis Begleitern blieben nur drei Mann aiif dem Platze. Auch ein Theil der, freilich ziemlich arm- seligen, Hütten von Fanaraki war in Rauch aufgegangen. Desto grösser war der Schrecken, welcher sich der Be- völkerung des Bosphorus und der Hauptstadt selbst bemächtigt{?^ wohin der Wiedcrhall der Kanonade gedrungen war. Bis über Therapia hinab, Hüchtetcn die entsetzten Einwohner nach Stam- bul, so zwar dass bald die nöthigen Transportmittel ausgingen und namentlich Miethboote auch zu den höchsten Preisen nicht mehr aufzutreiben waren. ■^ Nicht geringer war die Bestürzung der Regienmgsbchör- den. Denn weder im Serail noch bei der Pforte liatte irgend Jemand eine Ahnung, von wo der Streich ausgegangen sein möge. In dieser Verlegenheit Hess man daher bei dem im Thurme von Fanaraki verschanzten Hadschi Ali selbst an- fragen, der sich auch willig dazu bekannte, aus dem Haupt- quartiere entsendet Avorden zu sein. Mit dieser Antwort gelang es glücklicherAvcise auch die Janitscliarendeputation einstweilen zu beruhigen, die, wie Behidsch richtig vorausgesehen hatte, alsbald bei der Pforte erschienen war, um Aufklärungen dar- über zu verlangen, ob der I^efehl zur Hinrichtung Kabaktschy oglus otAva vom Sultan ertheilt worden sei.'' Gleichzeitig fertigte man auch einen Courier mit der geharnischten Aufforderung nacli Adri;uif)j)el al), über den ,unerhörten Vorfall' unverzüglich ' Ebenda. 2 A.a.ssim, und xbigor luternuiit. 15cri ausfülireif zu köTinoi, da» ja diese Sitzungen im zweiten Hofe des Setaüs, also in der unmittelbaren Nachbarschaft von Selims Gefjfngniss, abgehalten zu werden pflegten, wo sich, wie man annahm, die Sache ohne zu grosses Aufsehen ab- macheiip^fos^cn würde. ' Um so mehr beeilte man sich, die mit dem Grosswefir vereinbarte ,Pimficirung der Regierung' vorzunehmen, nämlich alle jene Persönlichkeiten zu beseitigen, welche auf dem ,Fleischplatze' eine Rolle gespielt oder sonst besonders reactio- näre Tendenzen an den Tag gelegt hatten. Um den Eindruck dieser ,Massregelung' noch zu erhöhen, begann man mit der- selben an dem Tage (21. Juli), an Avelchem Bairakdar zum ersten Male im Weichbilde von Stambul erschien, um seine Antrittsvisite bei der ,Pforte' abzustatten. Dieselbe erfolgte in ungewöhnlich imponirendcr Weise. Denn, nicht wie Andere, mit einem Gefolge in weiche Seide und kostbare Pelze ge- hüllter, friedlicher Civilbeamten und Gesetzgelehrten, sondern, umringt von mehreren tausend mit Waffen überladenen, wilden Ki'iegergestalten, ritt der tapfere Pascha in das Amtsgebäude der obersten Verwaltungsbehörde ein.^ Noch während er dort verweilte, wurde der Grossmufti Ata-ullah abgesetzt. Zwei Tage darauf theilten sein Los die eiuflussreichsten seiner geist- lichen Helfershelfer, doch mit der Verschärfung, dass sie nach verschiedenen Verbannungsorten abgeführt wurden. ^ Vergebens hatte Einer derselben es versucht, sich durch Uebersendung einer schönen imd reich mit Juwelen geschmückten Circassierin bei dem weiberfreundlichen Bairakdar von dem Exile loszu- kaufen. Das reizende Geschenk wui'de angenommen, konnte jedoch das Schicksal des Gebers nicht ändern.^ Ein noch strengeres Beispiel statuirte man an zwei Janitscharen-Officieren, die sich am Kampfe gegen die Executoren Kabaktschy oglus betheiligt hatten, und nun der rächenden Schnur überliefert wurden.'^ 1 Dschewdet, vne oben. 2 Aassim, Bl. 328, S. 2, und Dschewdet, wie oben, S. 385. 3 Ebendort. ^ Aassiin, ebenda, Bl. 329, S. 1. ^ Ebenda. 11* 164 ' ScLIccli ta-Wsschril. So war denn bisher Alles nach Wunsch gegangen und gegründete Hoffnung vorhanden, dass auch der eigentliche, letzte Zweck der Verschworenen, die Wiedereinsetzung Selims, ohne zu grosse Schwierigkeiten erreicht werden würde. Da trat jedoch ein Zwischenfall ein, der, obwohl an und füi' sich bedeutungslos, dennoch eine ganz uncrAvartete Wen- dung der Dinge herbeiführte. Unter den noch zu massreffelnden Persönlichkeiten befand sich nämlich auch der Grossadniiral Sidi Ali. Ein geborener Algierer, galt er schon desshalb als tüchtiger Seemann und war, der Entschlossenheit halber, die er bei Gelegenheit des letzten Erscheinens der englischen Flottille vor Constantinopel bewiesen hatte, plötzlich an die Spitze der türkischen Marine berufen worden. In dem, ein Jahr früher, stattgehabten See- gefechte mit der russischen Flotte vor Tenedos hatte er jedocli keine Lorbern erworben, sondern, nach Verlust eines beträcht- lichen Theiles seines Geschwaders, den Rückzug antreten müssen. Trotzdem war er, in Folge der Sympathien deren er sich, dank seiner Scheinhcihgkeit und Frömmelei, bei der con- servativen Partei erfreute, auf seinem Posten belassen worden. Diese Vorliebe wurde ganz besonders von der Mutter Mu- stafas IV getheilt, welche in dem ultrareactionären und bigotten Afrikaner einen speciellen Beschützer ihres Sohnes gefanden zu haben meinte.' Für die Verschworenen war dieser letztere Umstand, wie begreiflich, ein Grund mehr, um auf des gefährlichen i\Iannes sofortiger Beseitigung zu bestehen. Sie drangen daher lebhaft in den Grosswefir, Sidi Ali abzusetzen, wobei sie sich auf den Pact von Adrianopel beriefen, demzufolge ,die missliebigen Elemente' ausgemerzt werden sollten."^ Auch erhob Tschelebi Mustafii, dem es nur erwünscht sein konnte einen Rivalen Avenigcr in der Nähe des Monarchen zu wissen, keinerlei Ein- wand gegen die Forderung, konnte jedoch, im Serail nicht ' Ajissiin, ebemla, 8. •_', uml Dschewflet, Bd. VIII, S. 388. Bei Juchereau (wie oben, S. 180) heisst es wunderlicher Weise, Sidi Ali hätte den Vcr- scli\vf>ren(:n versprochen ,do partager persoiiiiolloinent Icuns pcrils et do le» as-sister jiar tous les moyen.s qui dependraient de lui'. * Aassim, ebenda. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 16o diirchdrii^en. ,9idi Ali' -r- lautete die ganz kategorisclie Wei- sung der Sultanin-Mutter — ,sei ein gottesfürchtiger Mann und Beschirmer 'ihres Sohnes; man möge ihn daher im Frieden lassen/' Auch die obersten Hofschranzen verhielten sich, wenn auch aft^*»1inniaiidant von Ismail, aus der Hauptstadt entfernt. (Intcruunt. Bericht vom 10. August, 1808.) * Der neue Scheich ül Islam hiess Arabfade Aarif Efendi. Arabfad^ be- deutet: Sohn des Arabers oder des Mohren, daher das Wortspiel. * Aa.ssim, wie oben. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 169 Docii gelang es seiner energischen Aufforderung dasselbe öffnen zu machen, worauf der ganze Zug bis zum dritten Thore, der sogenanliten , Pforte der Glückseligkeit', vordrang. Allein auch dieser Eingang war mittlerweile gesperrt worden'?'^ ©fiirakdar schrie daher über die Mauer, man möge den Chef der schwarzen Eunuchen kommen lassen; er habe ihm etwas mitzutheilen. Da keinerlei Antwort erfolgte, rief er nach einiger Zeit abermals hinüber, man möge Avenigstens den Scheich ül Islam einlassen. Auch jetzt antwortete Niemand. Dagegen öffnete sich das neben dem Thore befindliche Seiten- pförtchen, die sogenannte ,Thüre der weissen Verschnittenen' (Ak agalar kapussi) eben so weit, dass sich der Oberpriester, Avelcher Mustafa IV seine Absetzung ankündigen sollte, durch- zwängen konnte.' Hier, im Innersten des Serails, war inzwischen ein Zu- stand eingetreten, ,welcher nur mit dem Chaos verglichen wer- den kann'.- Der Sultan war eben daran gewesen, eine seiner beliebten Landpartien (Binisch) zu unternehmen, als ihn die Kunde von den Ereignissen an der Pforte überraschte. Selbst- verständlich war der Ausflug abgesagt und der Befehl ertheilt worden, die Thore zu schliessen.^ Trotzdem scheint man da- selbst noch nicht vollkommen im Klaren gewesen zu sein, um was es sich eigentlich handle, bis der eingelassene Scheich ül Islam allen Zweifeln ein Ende machte. ,Zitternd, wie das Reb- huhn beim Anblicke des Falken' näherte er sich dem Sultan, der ihm neugierig entgegengetreten wai', und stammelte seine Unheilsbotschaft hervor. Noch ehe er jedoch damit zu Ende war, fiel ihm der wüthende Monarch ins Wort und schrie ihn an: ,So warst auch, du im Complot mit dem Pascha und jetzt machst du dich gar zu seinem Anwalt und kommst, mich vom Throne zu vertreiben! Aber, AVarte nur, gleich lasse ich dich in Stücke hauen.' Durch diesen Empfang noch mehr einge- schüchtert, versicherte Aarif Efendi, an allen Gliedern bebend, er sei an der Sache in keiner Weise betheiligt gewesen, wurde jedoch von seinem, erbitterten Gegenpart abermals mit den 1 Ebenda, Bl. 331, S. 2. 2 Ebenda, S. 1. 3 Ottenfels, historisches Tagebuch. 1-70 Scliloclita-Wsschrd. Worten unterbrochen: , Lügnerischer Schurke, gleich packe dich und mache, dass der Pascha und seine Leute den Platz räumen, sonst sollst du sehen was ich mit dir anfange/ Gleich- zeitig drano-en die um den Herrscher versammelten Hofbedien- ten mit Flüchen und Schimpfworten ,wuchtig wie Keulen' auf den bedauernswerthen Gesetzgelehrten ein und schoben ihn, da Bairakdar von aussen mit ungestümem Geschrei seine augen- blickliche Rücksendung forderte, durch das sich halb öffnende Seitenpförtchen wieder hinaus. ^ Hier aber gerieth er recht eigentlich vom Regen in die Traufe. Denn, kaum liatte er, fast der Sprache nicht mächtig, Bairakdar die Erfolglosigkeit seiner Sendung zu verstehen ge- geben als dieser, seinerseits, ihn anbrüllte: ,Heuchlerischer Lump, gewiss hast du die Sache drinnen in verdrehter Weise dar- gestellt; gleich gehst du wieder hinein und machst ein Ende,' Avobei er ihn mit gezücktem Säbel zwang, abermals hinter dem vcrhängniss vollen Pfürtchen zu verschwinden.'^ Mittlerweile hatten sich jedoch der aufgeregte Sultan mit seinem Gefolge von dort entfernt, und der kleine unregelmässige Platz, auf welchem die frühere Conversation stattfand, war leer. Der , zwischen zwei Hinterhalte' gerathene Oberhirt hielt es daher für das Zweckmässigste, vorderhand dort zu bleiben wo er war und durch einen längeren Spaziergang daselbst seine erschütterten Nerven etwas zu beruhigen.-' ^Mittlerweile spielte sich in seiner Nähe eine Tragödie ab, durch welche nicht nur einer der Hauptzwecke der Ver- schworenen vereitelt, sondern auch die Zukunft, ja der Bestand des Reichs mit den schwersten Gefahren bedroht wurde. ,Was nun anfangen' (ne ola bilür) hatte, nachdem der Scheich ül Islam hinausgejagt Avorden Avar, Mustafa IV seine Creaturcn gefragt, die ihn in höchster Aufregung umstanden.* Wie der Frager es ohne ZAveifel erwartet hatte, antworteten sie, sie seien bereit, Oheim und Bruder, Selim und Mahmud, 1 Aa.ssim, wie oben. 2 Ebenda. ' Aassim, ebenda, Bl. 332, 8. l. und Dschewdet, wie oben, S. 391. * P.schewdot, ebenda. Il I m i Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1S07 und 1808- 1 i 1 hinwegzufäiimen,* falls man nur das Thor so lange geschlossen halten wolle, bis die That vollbracht sei.' Fättah^an der Spitze, eilten sie hierauf, im Ganzen etwa zwanzig Köpfe stark/- nach dem sogenannten Kafess (dem Prin- zenkäfi^^-ftrt. Diese im Haremstracte gelegenen und daher von den übrigen ,inneren Appartements^ (Enderun) durch ein besonderes Thor abgeschlossenen Räumlichkeiten standen, wie noch heutzutage die Frauengemächer des Serails, unter der ausschliesslichen Aufsicht des schwarzen Obereunuchen, auch ,Herr der Mädchen' (Kiflar agassi) oder, im Curialstyle, ,Herr des Hauses der Glückseligkeit' (dar essa'det agassi) geheissen, welchen zu jener Zeit noch sehr wichtigen Posten ein gewisser Merdschan Aga bekleidete. Bei der fast unumschränkten Auto- rität, welche ihm über diesen Theil des Palastes zustand, wäre es ihm ohne ZAveifel ein Leichtes gewesen, den Schergen das Vordringen bis zu ihren Opfern zu verwehren.'^ Doch wollte sich derselbe offenbar nach keiner Seite hin bloss stellen. Er war desshalb weder vorher dem Rufe Bairakdars gefolgt, noch griff er jetzt in den Lauf der Dinge eiu;, sondern zog sich in sein Amtszimmer zurück, wo er auch während der nächsten Begebnisse ,als müssiger Zuschauer' verblieb.^ Die in den Haremstract eindringenden Henker fanden daher keinen nennenswerthen Widerstand. Zwar soll ein am Eingange wachehaltender Gardist einen Versuch gemacht haben, die Heranstürmenden zurückzuhalten; doch wurde er geprügelt und zurückgedrängt.^ Auch will, seiner eigenen Versicherung nach, ein gewisser Taijar Efendi, früherer Kammervorstand (Basch lala) des Prinzen Mahmud, sich den Eindringlingen in den Weg gestellt und sie beschworen haben nicht weiter zu gehen, bei dieser Gelegenheit jedoch von ihnen gleichffills an- gefallen worden und nur mit Mühe dem Tode entronnen sein.^ 1 Ebenda. 2 Die aiissei- Fättah zunächst Betheiligten waren: Nefir, ferner Ehe Selim (Vice-Schatzmeister), Mehmed, Sohn des Deli Ejub, Oberststallmeister, der Chaseki Hadschi Ali aus Bagdad, der Gardeofficier Deli Mustafa, und 10 bis 15 Bostandschis oder Palastwachen. (Dschewdet, ebenda.) * Dschewdet, ebenda, S. 392. * Ebenda. ^ Schanifade, Bl. 33, und Dschewdet, wie oben. 6 Dschewdet, ebenda, S. 392, nach Taijar's eigener Erzählung. 172 Schlechta-Wssehrd. Sonst aber erhob sich keine Hand znm Schutze des seinem Schicksale verfollenen Reformators. Nähere iVngaben, wie dessen Ermordung; stattfand, fehlen, weil sich die einheimischen Historiker, Anstands halber, ent- halten, ihre Schriften mit diesen Details zu beflecken. Doch ■wird dieselbe als eine so grausenhafte bezeichnet, ,dass sie jede Beschreibung übersteigt^' Denn Selim stand im kräftigsten Mannesalter vind vertheidigte sein Leben weit muthvoller als seine politischen Schöpfungen. Sein entstellter Leichnam — er starrte von Blut und war mit Wunden bedeckt, ein Schenkel gebrochen und die linke Wange sammt dem Barte bis unter- halb des Kinnes herabgerissen — wurde aus dem Harems- gebäude hinausgetragen und auf die vor dem Thronsaale (Arf odassi), unmittelbar hinter dem ,Thore der Glückseligkeit' be- findliche Steinbank niedergelegt.'^ Inzwischen setzten die Regicidcn ihre abscheuliche Hetz-^ Jagd nach den Gemächern des Prinzen Mahmud fort. Glück- licherweise für diesen, hatte jedoch die verzweifelte Gegen- wehr Selims längere Zeit in Anspruch genommen, so zwar dass es einigen treuen Dienern des Kronprinzen gelang, ihn seinen Verfolgern zu entziehen. Seinem bereits genannten Ex- Kammervorstand Taijar Efendi gebührt das Verdienst, das Rettungswerk eingeleitet zu haben. Er war, nachdem die Henker den Eüngang erzwungen hatten, vor das Thor des Haremsgebäudes hinausgelaufen und dort zwei anderen Hof- beamten, einem gewissen Mehmed Bey, früher gleichfalls Kammervor.stand ]\[ahmuds, und dem Tataren Ahmed Hafyf, Almosenier des regierenden Sultans, begegnet. Rasch ent- schlossen, eilten die drei Wackeren in den Harem zurück nach den Zinimcm Selims, um, wo möglich, vorerst diesem Beistand zu leisten. Unterwegs gesellten sich ihnen noch zwei Leib- diener i\Iahmuds, der Schwarze Anber Aga und ein gewisser j Hafyf Issa bei. Als sie sich Überzeugt hatten, dass bei dem i Ex-Suitau ihre Hilfe zu spät komme, rannten sie weiter nach ' Aas.siin, BI. 3.32, S. 1. Einer verbürgten Tradition zufolge war es Nefir oder ein anrlr-rer 8ch warzer, welcher Selim mit den Fäusten gewisse, sehr zarte Körporthoile zerfiuetschte, nachdem er umsonst versucht hatte, die .Strangulation anzuwenden. ^ Mustafa Ned.schib, Bl. 72, S. 2. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 173 Mahmuds*Gemädiern, wo. sie eben eintrafen als die Attentäter von der entgegengesetzten Seite hereinbrachen. Während Taijar und Mehin^d Bey ihnen mit gezückten Säbehi entgegen- sprangen und eine georgische Sclavin ' aus einem dort belind- Hchen A^Mrfenbecken den Angreifern Asche in die Augen warf und so ihr Vordringen erschAverte, gehing es dem treuen Eunuchen Anber, den Prinzen durch den Schornstein auf das Dach des Haremsgebäudes entkommen zu machen. ^ Ausser einer leichten Aufschürfung oberhalb der rechten Augenbraue und einer ebenso unbedeutenden Fleischwunde an einem Arme, welche letztere ihm einer seiner Verfolger, Ebe Selim, durch Nachschleudern seines Dolches beigebracht hatte, erlitt er keine Verletzung, während die ihm nachsetzenden Unholde durch das Kriegsgeschrei der mittlerweile in das ,Enderun^ eingebrochenen Truppen Bairakdars verscheucht wurden.'^ Diesen, Bairakdar, haben Avir vor dem versperrten ,Thore der Glückseligkeit' verlassen, wo er die Rückkunft des jenseits der Mauer auf und ab spazierenden Grossmufti erwartete. ()ffenbar nur die jedem Mohammedaner angeborene Scheu vor Verletzung des Harems hatte den energischen Pascha ver- mocht, so lange unthätig zu bleiben, statt sogleich Gewalt an- zuwenden. Doch war, auf seinen Befehl, bereits Schanzzeug herbeigeschafft worden um, nöthigenfalls, das Thor zu sprengen. Von fieberhafter Angst gepeinigt, machte er sich einstweilen durch von Zeit zu Zeit uusgestossene Drohrufe Luft, um, wie er hoffte, hiedurch auf die jenseits der Mauer stattfindenden Unterhandlungen beschleunigend einzuwirken.' Als nun aber der von seiner unfreiwilligen Promenade wahrscheinlich ermüdete Oberpriester sich endlich wieder durch 1 Ihr ursprünglicher Name ist nicht bekannt. Im Volksmunde aber lebt sie als ,Dschewri usta' d. li. die jgewaltthätig'e' Dame (eine Anspielung auf ihr muthiges Eingreifen bei jener Gelegenheit) fort. Sie wurde reich- lich belohnt und starb als Oberbeschliesserin (Hafnedar usta) im Harem Mahmuds II (üschewdet, wie oben, S. 394). 2 Ebenda. Nach Mustafa Nedschib, Bl. 72, S. 2 hätte Auber Aga den Prinzen unter Polstern versteckt und auch Mustafa IV, welcher per- sönlich auf seinen Bruder eingedrungen sein soll, abgewehrt. Wir folgten Dschewdets aus Mittheilungen von Augenzeugen geschöpfter Erzählung. 3 Aassim, Bl. 333, S. 2. * Dschewdet, wie oben, S. 391. 1 (4 Sch Iccli t:i-Wsscli 1(1. das fatale Scitcnpfövtclion herausdrückte und keine bcfriedi- cjendc Antwort ertheilen konnte, oder — nach Anderen — als der Ruf über die Mauer herüberscholl ,Sclim sei schon vor fünf Tagen gestorben, daher weiteres Andringen keinen Zweck habeS' da riss auch Bairakdars aufs Aeusserste gespannter Geduldfaden entzwei. Ein Wink von ihm; das ,Thor der Glückseligkeit^ Aviirde eingehauen und, theils durch die Bresche, theils über die Mauern hiuAveg, stürzten die zornigen Rumelioten — ihren Führer mit hochgeschwungenem Säbel voran — hin- ein in das Innerste des Serails. Hier aber, auf dem kleinen Platze, wo erst noch der Scheich ül Islam umhergewandelt war, herrschte tiefe Stille, eine wahre Todesruhe. Denn die Hofdienerschaft war in die entfernteren Theilc des Palastes geflohen oder hatte sich in den Kellern und unterirdischen Kühlkammern (Serdab) ver- steckt.- Mit dem Labyrinthe von Gängen, Hallen, Garten- plätzen, Feuermauern und unregelmässigen Baulichkeiten aller Art, welche jenem Theilc des Palastes von Top kapu das Ansehen einer kleinen phantastischen Stadt verleihen, gänzlich unbekannt, rannte der seiner Sinne kaum mehr mächtige Bairakdar eine Zeit lang hin und her, rathlos, welchen Weg er einschlagen solle, um zu Sclim zu gelangen. ^ Von Todes- angst getrieben, wollte er eben seinen Segbanen den Befehl ertheilen, aufs Geradewohl hin in den Harem einzubrechen, als er, im irren Hin- und Herlaufen, auf den Leichnam des ermordeten Sultans stiess. Der Anblick wirkte auf den starken ]\Iann so niederschmetternd, dass er im ersten Augenblicke alle Besinnung verlor. I>hitig(; Thränen stürzten aus seinen Augen; mit dem Aufschrei: ,0 mein lieber Herr, so weit bin ich hergekommen, um dir den Thron zurückzugeben, und jetzt muss ich dich so wiciderfinden' warf er sich auf die theure Leiche, küsste ihr Hände und Füsse und hielt sie lange kramjjfhaft umschlungen.' Als^er sich nun aber langsam wieder aufrichtete, die grobe Wolldecke betrachtete, auf welcher ' Mustafa Nerlsdiib, Bl. 71, S. 'J. 2 Aassi.Ti, 151. 332, S. 1. ^ Ebenda. * Aa.ssim, ebenda. Die Revolutionen in Constantinopol in ticn .hilireii JS07 und l.so^. MO > jener ,Heiu' des T4irones ui;d der Krone' ruhte, und die Wunden zählte, fti^ den edlen Leib bedeckten, da verwandelte sich sein Schmeiß in die unbändigste Wuth. Mit dem Kufe: ,Rache an den Verräthern' schnellte er empor. ■mJSi^ Leben hatte im Serail sollte vom Erdboden aus- getilgt werden.' Noch ein Moment — und ein grässliches Ge- metzel begann, Avelches, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur mit der Ausrottung der Dynastie und, in Folge dessen, mit der Auflösung des Reiches geendet hätte. Denn Bairakdars Kriegsleute waren im Grunde doch nur Halbwilde, die weder vor Hofbeamteu, noch vor Staatsbeamten Respect hatten, und nun durch den Anblick des hingemordeten Padischah, ,den sie sich als eine Art von Abgott vorstellten', und diu'ch den Zorn- ausbruch ihres Führers, dem sie blindlings gehorchten, noch mehr erbittert.'' Im Falle einer Massensclilächterei hätten daher vermuthlich sowohl Mustafa IV als auch Prinz Mahmud das Schicksal ihrer ganzen Umgebung getheilt; die regierende Familie wäre ausgerottet gewesen und das Reich der Anarchie anheimgefallen.' Glücklicherweise eilte in diesem verderbenschwangeren Momente Ramii" Efendi, Bairakdars guter — oder, wenn man will, böser Engel — • herbei und brachte den Rasenden zur Besinnung. ,Um Gotteswillen' — schrie er ihm, mit erhobenen Händen, zu — ,ist jetzt Zeit, an Trauer oder an Rache zu denken?! Jetzt heisst es handeln und die Monarchie retten! Auf! den Kronprinzen befreien und sogleich als Sultan pro- clamiren; sonst geht auch er noch zu Grunde!''' Dieses wirkte. Bairakdar kam zur Besinnung und, mit dem Commando: ,Vor- wärts, retten wir Sultan Mahmud! auf die Dächer! brecht die Thüren ein! schlagt nieder!' stürmte er, gefolgt von der ganzen Masse seiner Truppen, planlos weiter, den bedrohten Thron- erben zu suchen. 1 Ebenda. 2 Idem. •* Dschewdet, wie oben, S. 395. * Ebenda. 5 Ebenda, würtlicli. I3ei Juclierau und, nacli ihm, bei Zinkeisen werden ähnliche Worte, imbegreiflicher Weise, dem Grossadmiral Sidi Ali in den Mund gelegt. 176 Schleclita-Wssehrd. Dieser war mittlerweile diu'ch seine Befreier, auf rasch licrbeigescliafFteii Lcitei'n, die sie mit ihren Giirtelshawls an- einander gebunden hatten, vom Dache des Haremsgebäudes herabgeholt worden und trat nun, auf Taijar und Mehmed Bey gestützt, welchen der Almosenier als Wegweiser voranging, plötzlich , leuchtend wie ein aus dunklem Schachte aufblitzendes JuweP dem anstürmenden Pascha entgegen.' ,Wer ist der da' brüllte Bairakdar die Kommenden an, während sein Gefolge ihn in erwartungsvollen Gruppen umstand.- ,Es ist unser Herr, Sultan Mahmud,' antwortete der als Ceremonienmeister fungi- rende Almosenier, ,es ist der Erbe des ChaHfats. Wir Anderen haben ihm bereits gehuldigt; an Ihnen ist es nun das zu voll- enden, was Sie so gut begonnen haben.' VcrblilfFt näherte sich Bairakdar dem Prinzen, der lai^tlos stehen geblieben war, und rief ihm zu: ,Ach mein Herr! Ich war gekommen, um deinen Oheim wieder auf den Thron zu setzen. Statt dessen — oh wäre ich doch lieber früher blind geworden — habe ich ihn in einem solchen Zustande gesehen! Jetzt bleibt mir wenigstens der eine Trost, dich auf den Thron zu bringen. Aber, wehe den Schranzen, die ihn so zugerichtet haben! Alle müssen sie mir über die Klinge springen!' ,Dcr Hofstaat' erwiderte dem Aufgeregten der gelassenere Taijar, ,der Hofstaat, mein Herr Pascha, trägt im Allgemeinen keine Schuld an dem was geschehen. Auch sind uns die eigentlichen Uebelthäter wohl bekannt! Unser Herr wird dafür sorgen, dass man sie auffinde und rechnet auf Euch, dass sie der verdienten Strafe nicht entgehen.' ,Ja wold' fügte Mah- mud selber bekräftigend bei, ,ich werde sie schon finden und dir überliefern; jetzt aber lass' deine Soldaten auseinander gehen und lege deine Waffen ab, um mir in den Reliquien- saal' zu folgen.' ' Aassim, l'A. '622, S. 2, und D.schewdet, wie obeu, >S. 394. ' Dschewdet, ebenda, 8. 396. ^ D.schewdet, ebenda. Cliirkai sclierifc odassi oder ,Saal de.s heiligen Kleides' lieisst der noch lioutc erlialteiie .Saal im Paläste von Top kaj)!!, wo die angeblichen H(;lien. « D.schewdet, lid. IX, S. lt>. '•> Sclianifade, wie oben, Jil. Gf>, S. 1. c KbfiiQa. Die Kcvolutioneu in Constantinopcl in den Jaliien 1807 und 1808. ivö Andrerseits* freilich steigerte dieses energische Vorgehen der Reformpartei auch den Unmiith und die Besorgnisse der mehr und mehr in die Enge getriebenen Opposition. An der 'Spitze derselben befanden sich , wie allerdings nur begfemich, auch jetzt die Janitscharen. Waren es doch gerade ihre vitalsten Interessen, der , Soldschacher' und die ungestörte Ausübung bürgerlicher GeAverbe, welche durch die neuesten Verfügungen des Ministeriums am empfindlichsten ver- letzt wurden. ' Und war doch ihre gänzliche Vernichtung, wie sie wohl merkten, nur mehr eine Frage der Zeit, ja, theoretisch, durch die Bestimmmigen der ,Bundesacte', so zu sagen, bereits vollzogen ! Wcsshalb auch der Sultan und seine Umgebung dem neuen Systeme nicht hold waren ist schon angedeutet worden. Konnte doch, bei der traditionellen Rivalität zwischen Serail und ,Pforte', jeder halbwegs selbstständige Gross wefir dem Palaste nur als nothwendiges Uebel erscheinen. Und nun gar einer wie Bai- rakdar, der es gewagt hatte, sich ausserhalb der Residenz einen Rückhalt gegen die Willküi" des Hofes zu schaffen! Kein Wunder daher, dass die Camarilla alsbald, ganz offen, mit der Reaction zu kokettircn begann."^ Aber auch die Ulema, die Gesetzgelehrten — ganz ab- gesehen von ihrer sonstigen Interessengemeinschaft mit dem Janitscharenthum — hatten keinen besonderen Grimd sich der neuen Ordnung der Dinge zu beloben. War doch auch ihnen ein Alter ego, dessen überwiegender Einfluss an oberster Stelle ihren eigenen schmälerte, ein Dorn im Auge! Hiezu kam die Besorgniss, es möchte den neuerungssüchtigen ,Freunden' früher oder später einfallen, auch den angestammten Privilegien und Immunitäten des Priester- und Richterstandes zu Leibe zu gehen und wohl gar die neu decretirte Wehrpflicht auf die zahllosen Chodschas (Lehrer) imd Sofias (Stvidenten) der mohammedani- schen Theologie und Juristik, die erprobte Leibgarde der ultra- conservativen Partei, auszudehnen. Was die Befürchtimgen der geistlichen Herren in dieser Beziehung noch steigerte war der geringe Respect, welchen ' Dscliewdct, wie obeu, .S. 11 luul lö. - Ebenda, S. 9 und 15. Sitzuugsber. d. phil.-liist. Cl. C. Bd. I. Hft. liJ 194 Schlechta-Wsschrd. Bairakdar selbst ihnen, den obersten Verwaltern der theo- kratischen Rechtspflege, gegenüber zur Schau trug. Hatte er doch, eines Tages, der Entscheidung eines Pro- cesses vor dem Tribunale des Scheich ül Islam beigewohnt und, als er bei dieser Gelegenheit bemerkte, dass die Ver- handlung eigentlich durch einen untergeordneten Beamten ge- fuhrt und nur das Urtheil durch den Präsidenten einfach be- stätigt wurde, sich in seiner derben Weise die Aeusserung erlaubt ,er -sehe nicht ein, wesshalb es überhaupt der Ober- beamten bedürfe, wenn die Subalternen hinreichten, die Sache zu besorgend • Eine gleichfalls nicht gering anzuschlagende Unterstützung endlich ward, so wie früher unter Selim, auch jetzt den Mal- contenten durch die Partei des Ex-Sultans Mustafa IV zu ^ Theil, dessen Mutter und Schwester sogar in höchsteigener Person bei den Janitscharen zu intriguiren geruhten, so zWar dass Bairakdar es für nöthig hielt, den regierenden Monarchen in einem eigenen geheimen Vortrage darauf aufmerksam zu machen, diese weibliche Fraction des Palastes sorgfältiger zu überwachen.''^ So beruhte denn die Existenz der neuen Reformatoren und ihres Werkes im Grunde einzig und allein nur auf der materiellen Macht über welche sie verfügten. Diese zu ver- mehren oder wenigstens nicht zu vermindern war daher nur ein Postulat der gewöhnlichsten Klugheit. Thatsächlich geschah jedoch gerade das Gegentheil von dem was Vernunft und Vorsicht rathsam erscheinen Hessen. Der tapfere Provinziale und seine Consorten waren eben auch nur Orientalen, die, wie die Erfahrung lehrt, Noth und Missgeschick, in der Regel, mit bcwunderungswcrthcm Gleich- muthe ertragen, im Glücke aber nur zu häufig Mass und Be- sinnung verlieren. Auch in dieser Hinsicht Epigonen der Fortschrittsmänner des früheren Regiments, ergaben sie sich, gerade so wie Jene, und nur viel rascher, der übertriebensten Selbstüberschätzung und Sorglosigkeit, verachteten Gefahr und guten Rath, und stürzten blind in ihr Verderben. ' i:heH El.Pii.bi. S. i.->. 2 EbciKla. 3 Eheiitla, .s. lü. * Ebenda, S. i'l. Die Revolntionen in ConstanHnopcl in den Jahren 1807 und 1808. 107 seine Ratli£;eber (anbliesen. In Folffc dessen fehlte es auch an dem unt-(V derlei kritischen Verhältnissen so wichtis-en ]\[o- niente der oinheitlichen Leitung.' Wie klar sich Bairakdar selbst dieses Mangels an Initiative bewnsst war beweist folgende AnekdotßUJttMehe zugleich für seine gutmüthige Offenherzigkeit ein interessantes Zeugniss ablegt. Ein höherer Beamter Namens Muchtar Efendi hatte in einer anssergewöhnlich starken Dosis Haschisch den Muth geschöpft, eines Tages bis in das Amts- zimmer des Gefürehteten vorzudringen, um die Begnadigung seines verbannten Bruders, eines angesehenen Mitgliedes der geistlichen Körperschaft, zu erbitten. Bairakdar jedoch, der offenbar von der Verbannung des fraglichen Individuums keine Ahnung hatte, fuhr ,wie eine Bombe^ auf den Bittsteller los und schrie ihm zu: ,Ei, mein lieber Efendi, was weiss ich von dir oder deinem Bruder oder vom Grossmufti oder den übrigen Gesetzgelehi'ten?! Was gehen mich überhaupt die Ulema an und wozu war es nothwendig. Den oder Jenen ins Exil zu schicken?! Hier, diese da (hiebei wies er auf die bei ihm sitzenden .Freunde' Tahsin und Relik) haben mich hierher gebracht, weil sonst, wie sie behaupteten, Glaub.e und Reich zu Grunde gingen. Sie sind es, die mich auch versichert haben, das Staatswohl erheische, dass der X oder der U in die Verbannung geschickt Av^erde. Ueberhaupt sagen sie mir bald ,thue das', bald ,thue jenes', und ich thue dann was sie mir vorsagen. So, nu.n weisst du wie die Sachen stehen und wirst mir auch, wie ich hoffe, die Verbannung deines Bruders nicht zu sehr verübeln.' ^ Diese geistige Unselbstständigkeit des eigentlichen Herrn der Situation war aber um so bedauerlicher als sie von seiner Umgebung in gerade ebenso unbilliger Weise ausgebeutet wurde als diess früher bei Selim Seitens seiner Günstlinge der Fall war. Wie diesem seine Hofbeamten, so streuten auch Bairakdar seine Vertrauten reichlichen Weihrauch, priesen ihn als ,Regenerator des Staates und der allgemeinen Ordnung' (Mudscheddidi dewlet und nifam) und spiegelten ihm vor, AUes 3 Ebenda, S. 18. 2 Schanifade, Bd. I, Bl. 74, S. I u. s. w., nach der eigenen Aussage dieses Muchtar Efendi. 198 Schlnchta-Wssehra. f^ehe vortrefflich und alle Welt sei mit dem neuen Regimente vollauf einverstanden. Auch ihn schlössen sie, ebenso wie t'rilher die Camarilla Selim, hermetisch von der Aussenwelt ab und beraubten ihn auf diese Art der Möglichkeit, die Wahrheit zu hören und sich ein auch nur halbwegs selbstständiges Urtheil zu bilden. ,Sie selbst aber, die „Freunde", verfügten in seinem Namen über Leben, Freiheit und Vermögen ihrer wirklichen oder ver- meintlichen Gegner, verschmähten jeden wohlgemeinten Rath und folgten ausschliesslich ilu-en eigenen dünkelhaften Ein- gebungen. ,Ja, wäre der göttliche Plato selbst in ihrer Mitte erschienen, sie hätten ihn, ungehört und unbefragt, wieder ziehen lassen/' Bei so hochgradiger Selbstüberhebung und Leichtfertig- keit versteht es sich von selbst, dass sie auch der, wie schon ^. erwähnt, einzigen Bürgschaft ihrer Fortexistenz, nämlich der ungeschwächten Aufrechterhaltung ihrer materiellen Schutz- und Streitmittel, nicht die gehörige Aufmerksamkeit zuwendeten. Schon in der zweiten Hälfte des October hatten die meisten der herbeigerufenen Feudalherren und Primaten, saramt ihren Contingenten , mit Ei'laubniss der Regierung, Constantinopel wieder verlassen."^ Nur Ismail Bey aus Seres hatte ein Paar hundert ]\[ann in der Nähe der Hauptstadt zurückgelassen, allein, in kluger Voraussicht des Kommenden, dem Anführer derselben die geheime Instruction ertheilt ,für den Fall eines Umschwunges der Dinge, sich in nichts einzumischen, sondern „ohne auch nur den Kopf umzuwenden" nach Hause zurück- zukehrend •' Ebenso war ein grosser Theil der Haustruppen Bairakdars aus der Residenz entfernt und nach Rustschuk dirigirt worden, | um gegen den neuen Statthalter von Widdin, Edris Pascha, (auch Molla Pascha genannt) Front zu machen, der, auf An- stiften der Reactionspartei, si^ angeschickt hatte, jenes Haupt- depot von Bairakdars Kriegsbedürfnissen anzugreifen.' IMit ihnen hatte auch Boschnak Aga, der tüchtigste von Bairakdars] ' D.schewdet, wie oben, .S. l'.t. 2 Iiiternunt. Bericht vom 25 October, 1808. 3 Schanifarle, wie oben, Bl. 77, S. 1. * Dschewflot, wie oben, S. 20. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1S07 nnd 180S. 199 Führern, die Rückreise angetreten.' Ihm folgte, kurz darauf, Bairakdai"«» ältester Vertrauensmann, der geistige Mitbegründer seiner Macht, sein Intendant Ahmed Efendi.'-^ Weitsichtiger als sein HcIt, hatte er diesen wiederholt beschworen, sich vor den geheij^igjir Machinationen der Janitscharen zu hüten. ,Was liegt an dem Gesindel von Wasserträgern und Kohlenschleppern- war ihm von dem Verblendeten geantwortet und er mit dem Tode bedroht worden, falls er noch einmal auf die Sache zu- rückkäme.'^ In Folge der angedeuteten Reducirungen beschränkte sich die Wehrkraft des vertrauensseligen Grosswefirs, Anfangs No- vember, auf den kärglichen Rest seiner Haustruppen, die neu- organisirte Infanterie imd die ]\Iarinesoldaten und Artilleristen, im Ganzen kaum mehr als 6000 bis 7000 Mann.^ Und mit dieser Handvoll zum Theil noch unzuverlässiger Neulinge wollte der Tollkühne den Janitscharen und dem ihnen verbündeten Pöbel der grossen Stadt nicht nur Trotz bieten, sondern die ersteren sogar binnen Monatsfrist zur Annahme der Disciplin zwingen oder aber aus Stambul verjagen,-^ .Diese, obgleich sie sich über die Grösse der ihnen di'o- henden Gefahr keiner Täuschung hingaben, hatten bisher, offen- bar aus Furcht, ihrer steigenden Erbitterung nur unter sich, in geheimen Zusammentretungen, Luft gemacht.*' Als aber, in Folge des Abzugs der Notablen und, bald darauf, auch der gefürchteten Rumelioten, die Vertheidigungs- mittel der Regierung mehr und mehr zusammenschmolzen, da traten auch Jene mit den Aeusserungen ihrer Widerstandsgelüste ungescheuter hervor.'' Der mittlerweile (am 21 October) eingetretene Ramafan konnte den Ausbruch der Katastrophe nur beschleunigen. 1 Ebenda. 2 Ebenda, S. 19. 3 Manuk Beys Biographie, Abschnitt 7. Ahmed Efendi flüchtete, nach Bai- rakdars Tode, nach Bukarest und von dort nach Russland, wo er auch bis zu seinem Ableben verweilte. (Ebendort.) * Dschewdet, wie oben, S. 21, giebt die Stärke der neuen Segbane aus- drücklich auf 4000 Mann au. ^ Manuk Beys Biographie, Abschnitt 8. ^ DscheAvdet, wie oben, S. 11. ■ Ebenda, S. 20. 200 Schlecht :i-Wssehrd. In diesem heiligen Monate wechseln nämhch, Avie bekannt, im mohammedanischen Orient der Tag und die Nacht ihre Kolloii. Joner, der Tag, wird, wenigstens von den besseren Ständen, mit Schlafen imd Nichtsthnn oder höchstens sterilen Andachtsübnngen, die Nacht hingegen in Schmausereien, Con- versation und allerhand Zerstreuungen hingebracht. Die Rückwirkung, welche diese verkehrte Lebensweise auf den Gemüthszustand der ,Gläubigen' äussert, ist begreif- licherweise keine vortheilhafte. Denn, die strenge Enthaltsam- keit — von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wird weder ge- gessen, noch getrunken, noch auch geraucht — erzeugt bei den Betreffenden jene Uebellaunigkcit und Verdrossenheit, welche allen Reisenden unter dem specicllen Terminus ,Ramaran hali' d. h. Fastenstimmimg, aus unangenehmer Erfahrung bekannt ist. Mit Beginn der Nacht hingegen macht die vorhergehende Erschlaffung, in Folge einer natürlichen Reaction, einer um so grösseren Reizbarkeit und Aufgeregtheit Platz, welche, bei passenden Anlässen, wohl auch leichter als unter normalen Ver- hältnissen in Excesse ausartet. Dabei wird, wenn es die Jahres- zeit nur irgend gestattet, die Nacht vom grossen Publicum unter freiem Himmel, vor den zahlreichen Caffeschänken zuge- bracht und hier, wenn auch nur mit Mocca statt mit Wein und Bier, nicht weniger gekannegiessert als bei uns in Kellern und Gasthäusern. Endlich tritt während dieser Zeit auch der reli- giöse Fanatismus lebhafter als sonst zu Tage, was sich aus den vielerlei geheiligten Erinnerungen erklärt, welche mit dem Fastenmonatc verknüpft sind. Im RamaCan des Jahres 1808 gcAvannen, dank der ab- normen Lage der inneren Verhältnisse, auch jene verschiedenen Einflüsse eine erhöhte Bedeutung. Waren die neuen Gewalt- hab<;r bisher bei Tage sorglos und bei Nacht üppig gewesen, so zeigten sie sich jetzt um so fahrlässiger und schwelgerischer, und hatten sich die Unzufriecienen bis nun mit Abhaltung ge- heimer Conventikel begnügt, so fanden sie nun, in Folge der grösseren Geselligkeit, weit mehr als früher Gelegenheit, gemein- schaftlich Kritik zu üben, Umsturzpläne zu schmieden und über Racheentwürfen zu brütcji. Bald traten auch wirklich sehr bedenkliche Symptome zu Tage. Wie vor der früheren Revolution, so wurden auch jetzt Die Kevolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 nnd 1808. 201 die abenlipucrHcbßtcn Gerüchte in Umlauf gesetzt. Nach dem Bairam, Tfiess es, AA'ürden sämratlichc Civilbeamte ebenfalls die Tracht der ßegbanc anlegen, die Janitscharen hingegen auch des Eestes ihrer Löhnungen beraubt und ausserdem verhalten werden^!9ii«r^chlüssel der Stadtthore den neuen Truppen aus- zuliefern.' An den Mauern der , Pforte' wurden Schmähverse angeklebt, die eine baldige Erhebung in Aussicht stellten.- Das feierliche Nachtmahl (Iftar), welches, wie jedes Jahr im Ramafan, dem Generalstab der Janitscharen zu Ehren im Palaste des Grosswefirs veranstaltet wurde, steigerte nur die Erbitterung. Denn, ausser den Oberofficieren des , Corps' waren auch jene der ,Regulären' hiezu geladen worden, deren glänzende Equi- pirung zu dem armseligen und vernachlässigten Aussehen der ersteren einen peinlichen Conti-ast bildete und deren Neid und Eifersucht nur noch mehr aufstachelte.-^ Eine Predigt endlich, welche der reformfreundliche Kanzelredner Obeidullah Kusch- mani, in der Moschee, zu Gunsten des neuen Militärsystems hielt, goss Gel ins Feuer und hätte bald mit einer blutigen Schlägerei geendet.' Trotz alledem verstiegen sich die Malcontenten vorderhand noch nicht bis zu der Absicht eines eigentlichen Aufstandes. Bairakdar allein sollte, und zwar durch Meuchelmord, beseitigt Averden.'^ Als geeignete Gelegenheit hiezu beschloss man die nächste grössere Feuersbrunst zu wählen oder auch eine solche zu fingiren. Bei derlei in der türkischen Capitale nur zu häu- figen Anlässen pflegt nämlich auch der jeweilige Grosswefir auf der Brandstätte zu erscheinen, um die Löscharbeiten zu überwachen. Dort, im wüsten Gedränge, meinte man, werde sich das Attentat leicht ausführen lassen/' Indessen hatten einige wohlmeinende Anhänger Bairakdars sich doch den Muth genommen, trotz dessen Unzugänglichkeit, 1 Dschewdet, ebenda, S. 22, und Beilage zu dem Internunt. Berichte vom 25 November, 1808. - Ebenda, wo folgendes Distichon citirt wird; ,Aus Rumelien kam ein Käuberhaufen ; Nach dem Bairam wird er fechten oder laufen,' 3 Ebenda. * Idem S. 23. 5 Ebenda, S. 24. ^ Beilage zum obigen Internunt. Berichte. 202 Schlechta-Wssehrd. bis ZU ihm vorzudringen und ihn von der zunehmenden Gäh- rung in Kenntniss zu setzen. An ihrer Spitze stand sein treuer und kluger Finanzrath jManuk Bey. Er rieth ihm^ sich mit dem Reste seiner RumeHoten und den ,ncuen Segbanen' vor- hiufig nach Adrianopel oder in irgend eine andere sichere Po- sition zurückzuziehen, dort seine Streitkräfte zu vervollständigen und dann die Offensive gegen die Hauptstadt zu ergreifen J Doch vergebens! ,Was kümmert mich' — erwiderte auch ihm der Tollkühne — ;ein solcher Haufen von Hausknechten, Krämern und Lastträgern, wie es die Janitscharen sind, und wie kann man solchem Gesindel die Ehre anthun, sich von dem- selben ins Bockshorn jagen zu lassen?!* ^ Und, als der umsich- tige Armenier, trotzdem, seine Warnungen wiederholte, wies ihn Bairakdar grob zurück und drohte ihm, ihn ebenso zu be- handeln wie früher seinen Intendanten Ahmed Efendi. Hierauf brach auch Manuk alle weiteren Verbindungen mit dem Hals- starrigen ab und überliess ihn seinem Schicksale.'^ Nicht günstiger wurden ähnliche gute Rathschläge von den bethörten , Freunden' aufgenommen, was um so unbegreiflicher als dieselben in der Mehrzahl in der Hauptstadt aufgewachsen und somit in der Lage waren, die dortigen Verhältnisse richtiger zu beurtheilen als der Fremdling Bairakdar. Unter solchen Verhältnissen genügte der nächstbeste An- lass, um die Gegenpartei zum Losbruche zu ermuthigen. Einer alten Sitte gemäss nimmt der GrossAvefir in der sogenannten ,Naeht der Allmacht', einer der geheiligten Nächte des Ramalans, sein Abendessen in der Wohnung des Scheich ül Islam ein. Auch Bairakdar glaubte sich diesem Gebrauche Ijcquemen zu müssen und begab sich, Montag, den 14 November, gegen Sonnenuntergang, von der Pforte nach der bei der Moschee Atik Ali Pascha gelegenen Bchausvuig des Gberpriesters. ' Dschevvflet, wie oben, S. 22, vifffl Munnk IJeys Biograpliie, Absclmitt 7 2 Manuk, ebenda. ' Manuk l>lieb während der folgenden Katastrophe in Ortaköi , einem Uferdfrfe am Bo.splioruH, verl)orgen und wurde durch einen Janitscharen, dessen Bruder er friilier, in Rustschuk, das Leben gerettet hatte, seinen Verfolgern entzogen. Hierauf flücliteto er nach Bukarest und von da nach Siebenbürgen, wo er als hochbetagter und sehr wohlhabender Mann, seine -abenteuerliche Laufbahn beschloss. (Ebendort.) Die Revolntioncn in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 203 Bei seinc^' Rücldiehr von dort zeigte sich die Diwansstrasse (Diwan jWn) welche er passiren musste, vollgedrängt mit Gaffern und Spaziergängern, so zwar dass der Grosswelir vind sein Gefolge sich nur mit Mühe vorwärts bewegen konnten. Uj3{\idÄddig über die Verzögerung oder weil er besorgte, im Gedränge leichter von einer IMörderhand erreicht zu werden, befahl Bairakdar den ihn umringenden rumeliotischen Segbanen die Menge auseinanderzutreiben, welchen Auftrags sich diese — wohl nur zu eifrig — entledigten, indem sie mit ihren Stöcken und Peitschen in das Publicum einhieben.' Auch gelang es ihnen wirklich sich Bahn zu brechen, und ihr Gebieter er- reichte ohne Unfall den Hippodrom, wo er, dem Ceremoniel gemäss, so lange wartete bis der Sultan von seinem gleich- zeitigen Besuche in der Sophienmoschee ins Serail zurückgekehrt war, worauf auch er, Bairakdar, sich in seine Wohnung bei der ,Pforte' zurückzog. Indessen hatten sich die von seinen Kriegsleuten Miss- handelten, ver'RTindet und blutig wie sie waren, in die benach- barten Caffebuden zerstreut, wo sie, unter lautem Klagen und Fluchen, die Nachricht von dem was geschehen weiter verbrei- teten. ,Sind wir nicht Rechtgläubige^ — schrieen die Einen — ,dass man es wagt uns so zu behandeln?!^ , Kommt da' — eiferte ein Anderer — ,so ein Räuberhauptmann aus Rumelien her, setzt den Sultan ab, macht sich selbst zum Grosswefir und will nun auch dem neuen Padischah gegenüber den Herrn und Meister spielen!' ,Ja' — kreischten wieder Andere dazwischen — ,von ein Paar Verräthern lässt er (Bairakdar) sich beherrschen; die Ulema und die Janitscharen, die Fundamente unseres Glau- bens und unseres Reiches, will er beseitigen und uns armes Volk tritt er gar unter die Füsse.' ,Ja, ja, so ist es' — setzten wieder Andere, drohend und aufreizend, hinzu — ,auch wollen wir so lieber gar nicht mehr fortleben! Warum aber fürchten wir uns auch vor dem Gesindel'?! Sind wir denn nicht zahl- reich genug, es mit ihm aufzunehmen?! Aber, wartet nur, wir werden euch schon zeigen was es heisst Moslims sein und noch dazu Janitscharen!^"^ 1 Dschewdet, wie oben, S. 24. 2 Ebenda. 204 Sclilechta-Wssehiil. Diesen Moment allgemeiner Aufregung benützte ein den höchsten Kreisen angeliöriger Kcgierungsfunetionär — wer es ^Yar ist bis heute ein Gelieimniss geblieben — um sich unter die tobenden Gruppen zu mischen und die Nachricht zu ver- breiten, das ^Ministerium hege die Absicht, sogleich nach dem Bairam, die gänzliche Aufhebung des Janitscharencorps zu decretiren.' Diese sehr wahrscheinlich klingende und daher doppelt wirksame Insinuation gab den Ausschlag. Unverzüglich traten die Janitscliarenoberstcn in einer Caserne zur Berathung zusammen und vereinigten sich in dem Entschlüsse, dem angedrohten ministeriellen Handstreiche durch eine entscheidende That zuvorzukommen. 2 Ein eigentlicher Aufstand ward jedoch auch jetzt nicht in Aussicht genommen, sondern nur das gegen die Person Bai- rakdars geplante Attentat sollte ungesäumt ausgeführt werden.'^ Um das Opfer ins Freie zu locken, Avurde die Meldung an die Pforte erstattet, Feuer sei ausgebrochen, Avährend gleich- zeitig Janitscharenhaufen durch die Strassen zu laufen begannen als handle es sich darum zur Brandstätte zu eilen, um dort Löschdienste zu leisten. Doch irrten sich die Attentäter in ihrer Voraussetzung. Denn Bairakdar war in letzterer Zeit wiederholt durch ähn- lichen falschen Feuerlärm getäuscht worden. Er legte daher auch der jetzigen Meldung keine Bedeutung bei und blieb ruhig in seiner Wohnung, sich damit begnügend einen Ordonnanzofficier abzusenden, um die Richtigkeit der Meldung zu constatiren. ^ Ebensowenig rührte sich einer der Minister aus seiner Be- hausung.'' 1 )a somit der Löwe nicht zum Feuer kommen wollte, blicl) nichts übrig als das Feuer in seine Höhle zu tragen und iliii auszuräuchern. Ungesäumt machten sich die Versclnvürer ans Werk. Um, im Dtinkf'l der Nacht und bei'^der voraussichtlichen VerAvirrung, ' Elxiuda, S. 2"). ^ Ebfiula. ^ Eheiifla. * Ehenrla. '•" Ehenfla. Die IScvolutiüncn iu Constuiitinopcl in den J;tliieri 1807 und 18(18. 205 unliebsairfe Missv'crstiindnisse zu vermeiden, gaben sie eine Pa- role aus,^ worauf sie, nach Mitternacht, zur ,Pforte des Aga' marschirtqu,*^ um ihren Commandanten aufzvifordern , sich an ihre Spitze zu stellen. Df^PfV 6"^ gewisser Mustafa, war jedoch ein Geschöpf der neuen Machthaber und durch sie aus bescheidener Stellung mit einem Male ziu- ersten Würde im ,Corps' erhoben worden. Er trachtete daher seine Leute zu beschwichtigen, Avurde jedoch von dem erbitterten Haufen niedergehauen.'^ Hierauf setzten sich die Rotten in möglichster Stille gegen die ,Pforte des Grosswelirs' in Bewegung. Hier angelangt, umstellten sie das weitläutige Gebäude und steckten es, mit Hilfe der in der Nähe aufgehäuften Strohvorräthe , in Brand. Von dem eben herrschenden starken Winde angefacht, ver- breitete sich das Feuer rasch nach allen Seiten.-^ Gleichzeitig begannen die Meuterer, um die Bevölkerung zu allarmiren, ihi'e Gewehre abzufeuern, bei welcher Gelegenheit auch einige von den rumeliotischen Segbanen, die in den benachbarten Häusern und Gassenläden einquartirt waren und nun auf die Strasse hinausstürzten, erschossen wurden.^ Mittlerweile hatte sich Bairakdar in die Gemächer seiner Frauen zurückgezogen. Vergebens war sein Gardehauptmann Schakir in ihn gedrungen, ihm zu gestatten mit seinen Leuten während der Nacht bei der ,Pforte' Wache zu halten.'' Der unerschrockene Hausherr hatte abgelehnt und befohlen, die Mannschaft in ihre, in verschiedenen Theilen der Stadt zer- streuten Standquartiere zu entlassen. Doch war Schakir der Weismig nicht nachgekommen, sondern, vorsichtiger als sein Gebieter, darauf bedacht gewesen, insgeheim etwa 50 Mann seiner tüchtigsten Begleiter im Pfortengebäude zurückzu- behalten.'' Bairakdar aber hatte sich mittlerweile zur Ruhe be- geben und schlief, angeblich in Folge starken Weingenusses, ' Sie lautete: Sabalitir, d. li. der Morgen ist da. ^ Dschewdet, wie obeu. ^ Ebenda, S. 26, und Manuks Biographie, Abschnitt 8. * Dschewdet, ebenda. ^ Manuk, wie oben. ß Ebenda. 206 Schlcolita-Wssolud. SO fest, das es Mühe kostete ihn zu wecken als das Feuer ausbrach. ' Sein erster liefehl war die Trommel rühren zu lassen, um seine etwa in der Nähe befindlichen Rumelioten herbeizurufen.'^ Diese aber waren, wie bemerkt, grösstentheils in entfernten Quar- tieren der Stadt, in Privatwohnungen, untergebraclit worden. Auch hatten sie weder Wachposten ausgestellt, noch auch irgendwelche Instruction für den Fall einer etwa nöthigen Ral- liirung erhalten. ^ Zudem wäre ihre geringe Zahl keinesfalls ausreichend gewesen um, namentlicli in vereinzelten Gruppen, den Aufständischen die Spitze bieten zu können.-* Ausserdem hatten die Janitscharen auch die der Pforte zunächst liegenden Privathäuser angezündet und auf diese Art den Feuerkreis so erweitert, dass es überhaupt kaum möglich war, dem Tracte, in welchem sich Bairakdar aufhielt, nahe zu kommen.'"' Der Bevöl- kerung aber, welche herbeieilte um zu löschen, wurde bedeutet, man möge nur wieder umkehren ,da es sich um keine gewöhn- liche Feuersbrunst handle'.'' Endhch waren auch, vom Brande angelockt, Massen bewaffneten Pöbels herbeigeströmt, die das brennende Gebäude auf allen Seiten umlagerten und so den Zugang zu demselben noch erschwerten.'^ Aus denselben Gründen erklärt sich auch, wesshalb die Belagerten nicht im Stande waren, nach aussen hin Nachricht von sich zu geben, um ihre in der Stadt zerstreuten Kameraden herbeiholen zu lassen. Zum Ueberflusse hatten die anrückenden Janitscharen auch noch die Vorsicht gebraucht, Boten in die Quartiere zu entsenden, wo die fremden Söldlinge einquartirt lagen, und sie einladen lassen in ihre, der Janitscharen, Casernen zu kommen, wo sie als Landsleute und Waffengefährten gut ' Ottenfels, Memoiren, 2 Dschewdet, wie oben. ' Ebenda. ^ * Manuk (Abschnitt 7) spricht nur von 400 Mann, die als Leil)\vaclie Bai- rakdars in Constantinopol zurückfrehliobcn wären. Dschewdet (wie ol)on) giebt die Zalil der noch vorhandenen liumelioten auf 40UÜ bis 5000 Mann an, ohne jedoch seine Quelle anzuführen. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. ' Manuk, Abschnitt 8. ^ Dschewdet, wie oben, S. 27. " Ebenda. Die Revolutionen in Constantinopel in den .Tiiliion 1807 und 1808. 20 i aufgenoniftien werden wlk-den. Die gegenwärtige Bewegung — hatten sie beigefügt — sei ja nicht gegen sie, die Segbane, sondern nijr gegen die Person des Grosswefirs gerichtet, welcher überdiess mittlerweile bereits getödtet worden sei. ' Hlfemlfch getäuscht, folgte auch wii'klich ein Theil der Rumelioten dem verrätherischen Rufe, während Andere ruhig die Reise in ihre Heimat antraten, zu welchem Zwecke die Stadtthore von den Janitscharen absichtlich offen gelassen wor- den waren. - Einstweilen hatte Schakir seinem Gebieter vorgeschlagen, sich auf die in den Stallungen der , Pforte^ vorhandenen Pferde zu werfen und den Versuch zu machen, sich zu dem nahen Thore ,vom kalten Brunnen' durchzuschlagen, um im Serail von Top kapu Zuflucht zu suchen.'^ Bairakdar jedoch, welcher den ,Freunden' vertraute und zuversichtlich auf baldigen Ent- satz hoffte, zog es vor, einstweilen noch abzuwarten und sich auf die Defensive zu beschränken. Er befahl daher, seine Frauen und den nöthigen Vorrath an Lebensmitteln und Munition in das im Garten des Harems befindliche thurmartige und feuer- feste Gewölbe ^ zu schaffen, wohin er sich auch selbst mit dem Reste seiner Leibgarde zurückzog, um vorderhand ruhig — seine Pfeife zu rauchen.^ Kam aber einer der Belagerer, welche nun auch in den Garten des Harems hineinzufeuern begannen, dem Thurme zu nahe, so streckte ihn der tapfere Pascha mit einem wohlgezielten Gewehr- oder Pistolenschusse zu Boden.'' Doch erging es dem allzu Vertrauensvollen eben auch nicht besser als so manchem Anderen, der im Moment der Noth auf ,Freunde' rechnet. Als er ihrer bedurfte, waren sie nicht da. 1 Dscbewdet, ebenda, S. 26. 2 Ebenda, S. 27, und Manuk Bey, Abschnitt 8. 3 Dscbewdet, wie oben, S. 27, und Manuk, wie oben. * Derartige Gewölbe oder Magazine (Mahfen oder Magafa) befinden sich, wenn auch in kleinerem Massstabe, in den meisten hölzernen Häusern von Constantinopel und dienen dazu, bei Feuersgefahr, den Schmuck und sonstige Werthgegenstände aufzubewahren. 5 Dscbewdet und Manuk, wie oben. Bei Juchereau wird diese Handlungs- v.eise Bairakdars einer plötzlichen Anwandlung , schandvoller Schwäche' (faiblesse bonteuse) zugeschrieben. (Bd. II, 8. 221.) ^' Dscbewdet, ebenda. 208 .Schlochla-Wssührd. <)h übrii;:ens der Entsatz, Avcnn er ernstlich versucht worden -wäre , auch den erAvünschten Erfolg gehabt hätte, lässt sich nicht bestimmen, erscheint jedoch, mit Rücksicht auf den langen Widerstand des Belagerten, immerhin als möglich. ' Auch darüber, ob die gchoffte Hilfeleistung nur unfrei- willig, oder aber absichtlich unterblieb, geben die befragten Quellen keinen genügendön Aufschluss. So viel jedoch steht fest, dass man im Serail auf die Katastrophe vorbereitet war^ und — wold aus den bereits besprochenen Gründen — nichts that, um dem Gefangenen beizuspringen. Ebenso gewiss ist, dass die ,Freunde' nichts Ernstliches unternahmen, um ihren früheren Protector aus der Klemme zu ziehen. Dieses gilt namentlich von Ramif und Kadi Pascha, von welchen jener die Älarine, dieser die gesammte ,reguläre' Landmacht zur Verfügung hatte. Der erstcre, Ramif, war, wie wir schon wissen, von Bai- rakdar zum Grossadmiral ernannt worden. Auch sonst bevor- zugte ihn der Grosswel'ir vor allen Uebrigen. Denn er hatte es ihm nicht vergessen, dass er es war, welcher, der Einzige, den praktischen Rath ertheilt hatte, Mustafa IV schon im Lager zu Daud Pascha abzusetzen, in Folge der Berücksichtigung welchen Ratlies Selim am Leben erhalten worden wäre.'* Auch hatte der tüchtige Mann, trotz der Kürze der Zeit und seiner Vorliebe für ,unvergängliche' Jungfrauen, in seiner neuen Stellung ganz erspriessliche Dienste geleistet, manchen schi-eienden Missbrauch' der Janitscharcn auch in der Marine beseitigt und, namentlich, unter den Marinetruppen (Kaliondschi) die Disciplin cinigcrmasscn wiederhergestellt. ' Ideni, S. o7. 2 Idem, S. 31. /^ 3 Aassim, Bl. 349, S. 1. * Ein solcher war, unter anderen, das sogenannte jAufhäng'en der Axt' (Balta assniak), welcher darin bestand, dass die Janitscharcn die Ab- zeichen ihres Bataillons an Bord der Kauffuhrteischiflfe anfliing'en und diese auf solche Art gewisserinasscn unter ihren Schutz stellten, natür- lich gegen Erjiressung reichlicher Sportein von den Schiffsherrcn. Ramif lie.«H einen Angehörigen der Miliz, welcher an diesem Uniuge besonders betlieiligt war, ;iunvuiii»t'en unil stellte diese Vexation ab. Die Kcvolutioncu in Constiuitinopel in den Jahren 1807 und 1808. 209 V Dagegen fekltc es ihm, wie gesagt, jetzt wo es sich um die Rettiiö|; Bairakdars handelte, an der fiöthigen Entschlossen- heit oder. WAS wahrscheinlicher, am guten Willen. Zwar" liess er, als ihm die Nachricht vom Brande der jPforte' .^likafii, an seine IMannschaften scharfe Patronen ver- theilen, mit welchen dieselben, unglaublicher Weise, bisher nicht versehen Avordcn waren.' Auch traf er gewisse Dispo- sitionen, um einerseits das Gesindel der Vororte von Stambul und der Hafenquartiere abzuhalten, sich den Rebellen anzu- schliessen und, andererseits, diese zu verhindern, sich der bei Top kapu und Bagtsche kapu postirten schweren Geschütze zu bemächtigen. - Eine Diversion zu Gunsten des eingeschlossenen Gross- wefirs unternahm er jedoch nicht, obgleich, wie bemerkt, die Durchführbarkeit einer solchen kaum ausser dem Bereiche der Möglichkeit lag.^ Nicht thätiger erwies sich Kadi Pascha, welcher die in der asiatischen Vorstadt Scutari einkasernirten , Regulären^ be- fehligte. Auch er vertheilte Schiessbedarf an seine Leute, be- gnügt« sich aber im Übrigen damit, von seinem sicheren Standpunkte aus, müssig, nach dem Feuer in Stambul hinüber- zustarren.-* Desto zielbewusster ging man im Lager der Gegen- partei vor. Um nicht die friedliche Bevölkerung gegen sich aufzu- reizen, bemühten sich die Janitscharen, vor Allem, der Weiter- verbreitung des Brandes über den nächsten Umkreis der ,Pforte' hinaus entgegenzuwirken und verhinderten sogar die Einwohner der benaöhbarten Quartiere, ihre Wohnungen zu räumen, indem sie dieselben versicherten, sie hätten nichts zu besorgen ,denn dieses sei kein Feuer, das weiter um sich greifet -^ Aus demselben Grunde wehrte man auch das Diebs- gesindel ab, welches sich, wie gewöhnlich bei derlei Gelegen- heiten, zur Brandstätte herandrängte, was freilich die Jani- 1 Dschewdet, wie oben, S. 30 und 26. 2 Ebenda. 3 Ebenda. * Ebenda. 5 Ebenda, S. 27. Sitznngsber. d. pliil.-hist..Cl. C. Bd. I. Hft. 14- 210 Schlcchta-Wssehrd. tscharen selbst nicht hinderte, die im Pfortengebäude vorfind- lichen Habsehgkeiten zu ihrem eigenen Besten fortzuschleppen, angeblich um sie vor dem Verbrennen zu schützen.' Unterdessen Avar auch der politische Mord wieder an die Tagesordnimg gelangt und zwar jetzt ohne die Formalität der Proscriptionsliste und der vorhergehenden ^höheren Ein- willigung^ Ketik und Tahsin Helen als die ersten Opfer der trium- phirenden Rcaction. In ihren Häusern überrascht, vertheidigten sie sich eine Zeit lang, mit Hilfe der bei ihnen einquartierten rumeliotischen Segbane, gegen die anstürmenden Meuterer. Als aber diese eine Kanone herbeischleppten und das Hausthor einzuschiessen drohten, rissen die Schutzwachen aus, worauf auch die beiden Minister die Flucht ergriffen. Doch wurden sie von ihren Ver- folgern ereilt und niedergehauen. Ihr Schicksal theilte ein rumeliotischer Notabler, welcher bei Refik untergebracht worden war.-^ Die Leichen wurden an Stricken nach der ,Pforte des Aga^ gezerrt, welche Localität diesesmal, statt des ,Flcisch- platzes', zum Hauptquartier der Empörung erkoren worden war, und neben dem Cadaver des getödteten Aga hingeworfen.'* Dagegen fahndete man vergeblich nach liehidsch.' Ghahb aber erhielt Pardon, da er sich freiwillig imter den Schutz der ihn verhaftenden Janitscharen stellte.^ Mittlerweile waren auch — nach dem Vorbilde der ersten Erhebung — die vornehmsten Ulema von den Meuterern zur , Pforte des Aga^ berufen worden, um, wie damals, auch der jetzigen Bewegung einen gesetzlichen Anschein zu geben. Gern oder ungern, sie mussten dem Rufe folgen. Nur Einer derselben, der reformfreundliche Kadi von Constantinopel, ' Ebenda. - Eliciida, S. -JU. 3 Ebenda. * Er knüpfte später aus seinem Zufliiclitsorte Unterhandlungen mit den Janitscharen an und wurde in Folge dessen vorderhand nicht weiter belästigt. Doch liess ihn, ein Jahr später, der Grosswefir Zia Pascha, der ihm jiersönlich abgeneigt war, hinrichten (ebenda, S. 1."^). ■' Ebenda, 8. 28. I Die Kevolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 18Ü8. 211 Taliir EfAidi^ liStte sich ^versteckt, ward jedoch aufgespürt, auf ein Pferd gesetzt und mit GcAvalt auf den Sammelplatz der Rebellgn geführt. • Hier wiü'de ihnen von den Aufständischen, unter Berufung auf jdieseit Jahrhunderten zwischen Priesterthum und Jani- tscharenthum bestehende Interessengemeinschaft', die Bitte vorgetragen, auch nunmehr ihre Sache nicht von jener des ,Corps' zu trennen und, zum Beweise ihi-er Willfährigkeit, vor Allem den Sultan zu bestimmen, einen neuen ,Aga' und viel- leicht gleichzeitig auch einen neuen Grosswefir zu ernennen, welcher letztere Umstand jedenfolls nur beruhigend auf die allgemeine Stimmung einwirken könnte."'^ Als geeigneter Vermittler in dieser Beziehung erschien den Janitscharen der ebenfalls anAvesende, vms bereits unter dem Spottnamen des .Hengstes' bekannte ,Erste Imam' des Palastes, Derwisch Efendi, auf welchen sie daher die Aufmerk- samkeit seiner Standesgenossen lenkten. Derselbe kam ihnen übrigens auf mehr als halbem Wege entgegen, indem er, kaum von ihrer Abs'icht unterrichtet, mit unanständiger Hast von seinem Sitze aufsprang und sich zur Verfügung stellte. Doch brachte ihn eben dieser Uebereifer um das gehoifte Vergnügen, abermals seinem Souverän Grobheiten zuwiehern zu können. Schon im Fortgehen begriffen, war er nämlich so unklug, sich noch einmal umzuwenden und die cynische Frage hinzuwerfen, ,ob vielleicht ausserdem auch ein neuer Thronwechsel gewünscht werde'. Solche Frechheit war jedoch selbst den dienstfertigen Helfershelfei'n der Revolution zu viel. Tahir Efendi verwies ihm die unpassende Voraussetzung und erklärte, unter allge- meiner Zustimmung seiner CoUegen, selber die dehcate Mission übernehmen zu wollen. ^ Inzwischen war es Nachmittag geworden und hatte sich auch Bairakdars Schicksal erfüllt, daher wir zur Schilderung der letzten Momente dieser Hauptperson der Fortschrittspartei übergehen. > Ebenda, S. 32. - Dschewdet, ebenda. 3 Ebenda. 14* 212 Sclilechta-Wsschrd. Unverzagten Sinnes fort und fort auf Entsatz hoffend, und unbekümmert um das ,llundegebell' seiner Angreifer und die Kugeln die ihn umsausten, hatte er, seit mehr als zwölf Stimden, dem doppelten Feuer seiner Wohnung und der Be- lagerer muthig Stand gehalten. ' * Von seinen wenigen männ- lichen Gefährten war sein treuer Gardehauptmann Schakir bereits durch einen Schuss hingestreckt worden, worauf die übrigen Segbane zeitweilig das Feuer eingestellt hatten.'- Trotz- dem wagten es die Belagerer nicht, mit Stiu-m vorzugehen; solchen Schrecken flösste ihnen der ,Unnahbare^ noch immer ein.'^ Auch hielten sie die Besatzung offenbar für zahlreicher als es thatsächlich der Fall war.' Sie versuchten daher, ihr rücklings beizukommen und machten sich mit Hauen und Schaufeln daran, dui'ch das Dach und die hintere Wand in den Thurm einzubrechen, um den Gefangenen von dort aus niederzuschiessen. "' Durch das Getöse über seinem Haupte und in seinem Rücken auf die Absicht seiner Feinde aufmerksam gemacht, und an der Möglichkeit längeren Widerstandes verzweifelnd, beschloss Bairakdar dem drohenden Schicksale durch ein frei- williges Ende zuvorzukommen.*' Seiner natürlichen Gutmüthigkeit bis ans Ende getreu, glaubte er jedoch vorerst noch einen Versuch Avagen zu sollen, das Los seiner Mitgefangenen, und namentlich des Aveiblichen Theiles derselben, sicherzustellen. Er schrie daher aus dem Thurmfenster hinaus, dass er unterhandeln wolle, und möge man ihm zu diesem Zwecke den Janitscharenaga herbeiholen. ,Vor Schrecken zitternd als ob sie donnern gehört hätten^ erwiderten ihm die zunächst- stehenden Janitscharen, ihr Aga sei todt imd könne daher nicht erscheinen." ,Sq ruft mir ein Paar Andere von eui'cn ()l)fr'inicioren' entgegnete der Belagerte und, als diese in der ' Ebenda, S. 31. - Manuk Bey, Abschnitt 8. ^ Ebenda. * Ebonda. ^ D.schewdet, wi" "Ihh, S. ."..".. " Ebenda. " Manuk, wie oben. J Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 213 Nähe der J'liurmpforte ersehieuen, rief er ihnen zu, er habe die Absicht sieli zu ergeben, falls man ihm ,bei der Ehre des Corps- gelaben wolle, seine Begleiter unbehelligt ziehen zu lassen.' Diese Zusage wurde ihm ertheilt, worauf er das Pförtchefl*ttcs Thurmes öffnen und seine Frauen, sowie den Rest seiner Getreuen hinaustreten Hess, die sich auch bald, uubelästigt, in der Menge verloren. 2 Nur seine Favoritin und einer seiner Eunuchen wollten sich auch in dieser schweren Stunde nicht von ihm trennen und blieben bei ihm im Thurme zurück. 3 So über das Schicksal seiner Gefährten beruhigt und des altarabischen Ritterspruches ,Lieber Brand als Schand'^^ ein- gedenk, hatte der Tapfere, von nun an, nur mehr den einen Gedanken, ehrenvoll zu sterben und gleichzeitig möglichst viele seiner Gegner sich im Tode beizugesellen.^ Er schrie daher abermals aus dem Fenster hinaus, er sei bereit sich auszuliefern, doch nur wenn man ihm das Leben verbürgen wolle. Um jedoch — fügte er bei — nicht etwa, trotz dieser Bürgschaft, während seiner Abführung, von dem wüthenden Pöbel zerrissen zu werden, wolle er sich dem Obersten desjenigen Janitscharenbataillons (Nr. 42) anvertrauen, in welchem er einst selbst gedient habe, und der somit kommen möge, ihn zu verhaften. "^ Die Meuterer, offenbar erfreut, so leichten Kaufes zu ihrem Ziele zu gelangen, beeilten sich, auch diesem Ansinnen zu entsprechen und nach dem verlangten Oberst Umfrage zu halten, der auch, nach einigem Suchen, unter der Menge ausfindig gemacht wurde. Kaum aber hatte sich derselbe, in Begleitung eines an- deren seiner Kameraden, dem Thurmfenster auf Schussweite genähert, als Bairakdar sie andonnerte: ,Ha, Schurken und Verräther! Wenn ich euer Corps hätte auflösen wollen, glaubt ihr, ich hätte es nicht längst thun können?! Doch habe ich es nicht gethan, sondern im Gegentheile getrachtet, eure • Dschewdet und Maimk, wie oben. 2 Ebenda. 3 Ebenda. ^ En-nar, en-nar we la elar. ^ Dschewdet, wie oben, S. S-t. 6 Ebenda, S. 33. 214 Schlechta-Wsschrd. Institution aufreclit zu erhalten, obgleieh im Grunde nur ihr mit eurer heillosen Zuchtlosigkeit und Halsstarrigkeit daran sehuld seid, dass unser Land zu Grunde geht. Was aber naraentlieh euer Bataillon anbelangt, so habe ich euch erst kürzlich in eurer Caserne eine Fontäne bauen lassen und euch auch sonst bei jeder Gelegenheit mit Wohlthaten überhäuft. Und zum Danke hiefür haltet ihr jetzt zu den Anderen und wollt mich wohl gar an. sie überliefern, statt mir wider sie beizustehen! Aber verflucht will ich sein in alle Ewigkeit, wenn ich euren und der übrigen Schufte Zusicherungen traue und mich freiwillig in eure Hände gebe. Ja, freilich, wie ein Weib soUte ich mein sicheres Bollwerk hier verlassen und mich eurer Gnade anheimgeben! Ja freilich, das wäre euch recht — aber wartet nur . . .^ '• Mit diesen Worten und einem neuen Schwall türkischer Kernausdrücke gröbsten Calibers, riss er das Gewehr an die Wange und schoss dem ,wie versteinert' stehen gebliebenen Obersten eine Kugel ins Gesicht, die ihn todt niederstreckte. ^ Ueber dessen Leiche hinweg erneuerte sich der Gewehr- kampf; doch währte derselbe nicht lange. Denn plötzlich hörte man einen gellenden Schrei, und mit einem furchtbaren Kjialle flog der obere Theil des Thurmes in die Luft, einige hundert Janitscharen, die an der Demolirung des Daches, der Hinterstiege und des Erdgeschosses arbeiteten, theils mit zer- rissenen Gliedern ,Avie schädliches Gevögel' hoch in die Luft wirbelnd, theils unter den herabfallenden Steintrümmern zer- schmetternd.'' Bairakdar hatte in den reichlich vorhandenen Pulvervorrath eine Pistole abgefeuert und sich so mit eigener Hand einen tragischen Ausgang bereitet.^ Mit diesem Knalleffecte im eigentlichsten Sinne des Wortes hätte — möchte man glauben — auch die ganze Be- wegung ihren Abschluss finden sollen. Denn, im Grunde, waf^' ja dieselbe doch nicht sowohl gegen don Sultan, welchen man durch Bairakdar tyrannisirt • Dschewdet, ebenda, untl S. 34, wörtlich. '^ Ebenda. 3 Ebenda, S. üö. * Idem. Nach Jucliereau (wie oben, S. 233) wäre Bairakdar einfach erstickt. ScHLECHTA-WssHERD, Die Revolutionen in Constantinopel i. d. J. 1807/8. Grosswefii- Mustafa Bairakdar. (Bas Origi^u^l befindet sich in der k. u. L orientalischen Akademie in Wien.) Sitzungsber. der kai.. Akademie der ^risseusch. phil.-hist. Classe. C. Bd. I. Hit. 1882. Die RerolntioDen in Conslantinopel in den Jahren 1807 und 1S08. 2\D glaubte, alt vielmehr gegen diesen letzteren gerichtet gewesen. Mit denj ^"^ersch^vinden dieses Gefürchteten war somit das Hauptziel sowohl der Hofpartei als auch der Janitscharen er- reicht. Diese, waren von ihrem Todfeinde, der Monarch von einem läd^^^tfS Vormunde befreit worden. Eine friedliche Trans- action zwischen den zwei streitenden Theüen lag daher keines- wegs ausser dem Bereiche der Wahrscheinlichkeit. Dass ein solcher Ausgleich nicht zu Stande kam und die Gegensätze zu einer Frage über Leben und Tod anschwollen, hieran trugen ein zufälliges ]\Iissverständniss und der Charakter '•lahmuds H schidd, der eben aus spröderem Stoffe gebildet war als jener seines Vorgängers, des allzuweichen Sehm. Was zunächst das Missverständniss anbelangt, bestand dasselbe darin, dass Bairakdars Ableben nicht sogleich con- statirt werden konnte. Denn die um die brennende Pforte gelagerten Eebellenhaiifen wussten nui', dass eine Explosion stattgefunden, nicht aber dass, wie ein Theil der Ihren, so auch ihr Erzfeind dabei den Tod gefunden habe. Im Gegen- theile waren sie der Meimmg, derselbe sei entronnen und habe nur, im Fliehen, eine früher vorbereitete Mine springen lassen. Solcher ]Minen aber, fürchteten sie, könnten noch andere vor- handen sein und wagten es daher nicht, sich den rauchenden Trümmern des gesprengten Thurmes zu nähern.' Ausserdem hatten mittlerweile die in verschiedenen Theüen des Pforten- gebäudes für den herannahenden Winter aufgeschichteten Holz- und Kohlenvorräthe Feuer gefangen, so zwar dass es an und für sich kaum möglich war, dem Objecte der allgemeinen Neugier nahe zu kommen.- An den Tod Bairakdars selbst aber glaubte, wie gesagt. Niemand. Der Thui-m stehe, ver- sicherten die Einen, mit dem Palaste von Top kapu durch einen unterirdischen Gang in Verbindung, welchen der flüch- tige Grosswelir benützt habe, dort Schutz zu suchen, und andere, noch Phantasiereichere wollten diesen gar gesehen haben wie er mit ein Paar hundert Reitern durch das Thor von Adriauopel hinaussprengte. Zu diesem letzteren Gerüchte hatte übrigens auch Ramif Pascha beigetragen, indem er, um '■ Ebenda. - Ebenda. 21G Schlechta-Wsselira. die Autötändisclien einzuscliüclitern, ausstreuen Hess, Bairakdar sei lebendig- und Averde bald, an der Spitze seiner rumeliotischcn Landsleute, Aviederkehren, um neuerdings von der Regierung Besitz zu nehmen.' Nicht mindere Ungewissheit als unter den Janitscharcn, herrschte im Serail über das Schicksal des Verschwundenen. 2 Um für alle Fälle ein sichtbares Oberhaupt der Regierung zur Verfügung zu haben, hatte der Sultan den Albanesen Memisch Efendi zum Kaimakam oder Grrosswefir-Stellvcrtreter ernannt, gleichzeitig aber zum Schütze des Palastes alle verfügbaren Regierungstruppen ins Serail von Top kapu entboten. 3 Die Translocirung dieser letzteren war ohne Hinderniss erfolgt, so zwar dass, am lö. November, Nachmittags, sowohl die Mehr- zahl der ,disciplinirten Segbane' als auch der grössere Theil der Marinetruppen, nebst entsprechender Artillerie, aus Scutari und dem Arsenale überschifft worden waren und zur Ver- theidigung des Residenzschlosses bereit standen.^ Auch untcr- ■ nahmen;, da es im Serail an Lebensmitteln fehlte, einige hundert Mann von ihnen noch an demselben Nachmittage eine Foura- girung gegen den Hippodrom zu, wo sie sämmtliche Victualien, die sich eben in den dortigen Verkaufsläden vorfanden, zu- sammenrafften, worauf sie, unbehelligt, wieder in den Palast zurückkehrten.-^ Auf dem Rückwege hielten sie ausserdem, ihren Instructionen gemäss, bei der ,Pforte' Umschau, um viel- leicht etwas über das Los Bairakdars zu erfahren, was ihnen jedoch nicht glückte." Auf diese Erkundigung beschränkte sich Sultan Mahmuds Einschreiten zu Gunsten seines Alter ego, der ihn auf den Thron gehoben hatte. Von einem Versuche eines Entsatzes war jedoch auch dicsesmal keine Rede, wodurch das früher über die absichtliche Preisgebung des Grosswefirs Gesagte bestätigt erscheint. Mit der erwähnten, bewaffneten Fouragirung veränderte sich übrigens die ganze Sachl^e. Denn l)is dahin hatten sich ' Dschewdet, wie oben. » Ebenda, S. 36. . ^ Ebonda, S. 37. * Ebenda, und Beilage znm obigen Internunt. Berichte. •■' Dschewdet, wie oben. 6 Ebenda'. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 217 die Meut^er noc& immer -mit der Hoffnung geschmeichelt, wie bei der ersten Revohttion, ihren Process mit der Regierung ohne eigeiitfichen Kampf auszutragen und ilir durch blosse Drohimgen die gewünschten Concessionen im reactionären Sinne zu entrS^^f^' Nun aber hatten die fouragirenden ^Regulären^, auf ihrem Verstösse gegen den Hippodrom, scharfe Schüsse abgegeben 2 und mit dem Knattern derselben war jene Illusion geschwunden. Ein Sultan — das erste Älal seit Jahrhunderten — hatte es gewagt, dem Willen der ,alten ]\Iiliz^, in der Haupt- stadt selbst mit den Waffen in der Hand entgegenzutreten, ja die Initiative in dem Kampfe gegen dieselbe zu ergreifen. Hiemit gewann, wie gesagt, die Lage der Dinge einen ganz anderen Charakter. Nicht mehr mit dem rumeliotischen Eindringlinge, dem Grosswefir, nein, mit dem Chahfen selbst, handelte es sich den Krieg aufzunehmen. Der Mordanschlag gegen den obersten Beamten verwandelte sich in offene Re- bellion gegen das Staatsoberhaupt (Chm-udsch ales-Sultan"). ,Einer für Alle, Alle für Einen, imd bis zum letzten Bluts- tropfen^ lautete das Schlagwort, welches noch am selben Abende in einer stürmischen Zusammentretimg der Janitscharenobersten ausgegeben wurde. ^ Fahrende Prediger imd Scheiche durch- zogen während der Nacht die Strassen, durch fanatische Stand- reden die Menge noch mehr aufreizend.^ Ausrufer durcheilten die Stadt in allen Richtungen und verkündigten im Namen der Insurgenten ,wer nicht zu ihnen halte, dessen Weib sei vogel- frei, er selbst ein Kiafir^ (x4.btrüuniger).-^ Die Arbeiter aus den öffentlichen Werkstätten und namentlich die sehr zahlreichen Fleischergesellen wm-den in aller Eile als eine Art von National- garde organisirt und mit der Bewachung der ,Pforte des Aga' und der Casernen, die nächstbesten Privaten, gewaltsam zu Patrouillen formirt, mit dem polizeilichen Sicherheitsdienste in den Strassen beauftragt. ^ Die sämmtlichen wehrhaften Jani- tscharen selbst aber wälzten sich noch vor Morgen (Mittwoch, ' Ebenda, S. 36. 2 Ebenda, S. 37. 3 Ebenda. ^ Ebenda, S. 38. ^ Ebenda. " Ebenda. 218 Schlochta-Wssehrd. den tn November) von der Moschee Solimans aus gegen das Serail zu, um dasselbe in aller Regel zu belagern.' Der krie- gerische Entluisiasmus, den sie während des Marsches dahin an den Tag legten, erreichte einen solchen Grad, dass man zu glauben versucht war, ,es handle sich um einen Angriff, nicht gegen den eigenen Herrscher, sondern allen Ernstes gegen einen äusseren Feinde- In der Nähe des ,kaiserlichen Thores^ an- gelangt, besetzten sie die Minarete der Sophienmoschee und andere hochgelegene Punkte, von wo sie ein lebhaftes Gewehr- feuer in die Vorhöfe des Palastes eröffneten.'^ Gleichzeitig schickten andere Abtheilungen sich an, die Wasserleitungen des Serails zu zerstören, um den Belagerten das Trinkwasser abzuschneiden.' Die Abwehrmittel, über welche Sultan Mahmud gebot, waren ziemlich beschränkt. Die eigentlichen ,Regulären', die ihm zur Verfügung standen, betrugen, Avie es scheint, kaum mehr als 5000 Mann. An Leibwachen und zahlreichem bewaff- netem Dienstpersonale fehlte es freilich nicht. Doch konnte auf diese nicht gerechnet Averden. Im Gegentheile, dieselben verhielten sich sogar in der Mehrzahl offen feindselig und ,konnten sie Einem von den ,Disciplinirten', vereinzelt, bei- koramen, räumten sie ihn wohl gar mcuchloi'isch aus dem Wege.'' Trotzdem zögerte Mahmud II nicht, den Kampf aufzu- nehmen. Kadi Pascha und Ramif, welche die Vertheidiger des Palastes befehligten, bemühten sich, das Selbstvertrauen der Besatzung durch feurige Ansprachen zu steigern, in welchen sie auf den himmlischen Lohn hinwiesen, der Jener harre, die zum Schutze des bedrohten Ghali fcn einträten." An die Mög- lichkeit einer längeren Defensive konnten jedoch auch sie wohl schon desshalb nicht glauben, weil es ihnen, wie schon bemerkt, an Proviant fehlte, zu welchem Mangel sich voraussichtlicher- weise bald auch der Durst gesellen würde. ^ ' Ebenda. 2 Ebenda. ' Ebenda. * Ebenda, S. 39. i Ebenda, S. 38. "■' Ebendfl, S. 39. ' Ebenda. Die Reyolatiouen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 219 Sie ftntschiötlen sich .daher für eine mannhafte Offensive, um wenigstens die nächste Nachbarschaft des Pahistes von seinen Bedrlfnii-ern zu befreien imd vielleicht ausserdem durch einen kecken Angriff auf die ,Pforte des Aga^ die Rebellen ihres Hji^^itmitzpunktes zu berauben. Unter Führung des tapferen Süleiman Aga, brachen 4000 Mann , Reguläre^ mit vier Feldgeschützen unversehens aus dem .kaiserlichen Thore' hervor und trieben die vordersten Insur- gentenhaufen durch wiederholtes Kartätschenfeuer in die Flucht. Hierauf theilten sie sich in drei Colonnen, wovon die eine sich der links von der Diwansstrasse gelegenen grossen Caserne der jZeugschmiede^ bemächtige, die zweite, unter Süleimans eigener Führung, geraden Wegs durch die ,Diwansstrasse^ gegen die ,Pforte des Aga^ vordringen und die dritte vorerst die um die brennende ,Pforte des Grosswefirs' massirten Rebellenschaaren auseinanderjagen und dann, auf dem Hippodrom;, sich wieder mit der zweiten Colonne vereinigen sollte. ' Beide Flügel losten glücklich ihre Aufgabe. Die Caserne wurde mit stürmender Hand genommen, die Umgegend der ,Pforte des Grosswefirs' von den Aufständischen gesäubert und so das Serail deblokirt. Auch im Centrum operirte Süleiman anfänglich mit hinlänglichem Erfolge. Unter abermaliger Ab- gabe wirksamer Kartätschenladungen drang er kämpfend bis zum Hippodrom vor. Hier aber wendete sich das Kriegsglück. Um sich den Rückzug zu sichern, hatte er einen Theil der Häuser in den von ihm durchzogenen Strassen durch seine Segbane besetzen lassen. 2 Hiedurch aber schwächte er nicht nur seine ohnedem wenig zahlreiche Angriffscolonne, sondern reizte auch die neu- trale Bevölkerung in seinem Rücken zum Wider>stande auf. Namentlich waren es die Frauen, die, empört über die Ver- letzung des Harems, ihre männliche Umgebung wider die Ein- dringlinge aufstachelten. 3 Noch mehr wurde das bisher am Kampfe unbetheiligt gebliebene Publicum dadurch erbittert, dass nun auch die im ,goldenen Horne^ verankerten Kriegs- schiffe in der Richtung der ,Pforte des Aga' ein Bombarde- 1 Ebenda. 2 Dschewdet, ebenda. 3 Ebenda, S. 40. 220 Schlcclita-Wssfihrd. mcnt crüfFneten. Dabei schössen sie jeclocli zu kurz, so zwar dass eigentlich nur die friedlichen Privaten geschädigt wurden, deren hölzerne Behausungen in Hauch aufgingen. ' Gleichzeitig schlugen die Flammen auch in der erwähnten Caserne der Zeugschmiede empor, die von den daraus vertriebenen Jani- tscharcn vor ihrem Rückzuge angezündet worden war, so zwar dass die nun darin verschanzten dreihundert Regulären dem Feuertode anheimgefallen ' wären , hätte ihnen nicht ein Ba- jonnetangriff ihrer im Serail zurückgebliebenen Kameraden noch rechtzeitig die Rückkehr in den Palast ermöglicht.-^ Ueberhaupt machte die von einem heftigen OstAvinde an- gefachte Feuersbrunst — eine der grössten, welche die von Bränden so arg heimgesuchte türkische Hauptstadt erlebte — den Feindseligkeiten bald ein Ende. Von der Moschee Sultan Ahmeds angefangen, die ganze Diwansstrasse entlang bis zur Aja Sophia und, von hier, längs der Serailmauer, bis hinab ans Ufer der Propontis, vernichtete das entfesselte Element die verhältnissmässig schönsten und volkreichsten Quartiere von Constantinopel, Avobei, wie gewöhnlich, auch zahlreiche unschul- dige Opfer, namentlich Weiber und Kinder, ihren Untergang fanden.-' Unter diesen Umständen bhcb dem tapferen Süleiman Aga nichts übrig als den beabsichtigten ferneren Vorstoss auf- zugeben und, von Irgad bafari aus, bis wohin er bereits unter einem furchtbaren Gemetzel vorgedrungen war, den Rückzug anzutreten. Hiezu war er übrigens auch durch einen speciellen Befehl aus dem Serail genöthigt,' dessen Veranlassung wir so- gleich näher kennen lernen Averden. Trotz des überaus heftigen Strassenkampfes, an welchem sich nun auch die Weiber betheiligten, und des überall Avüthen- den Brandes, ging der beschwerliche Marsch insofern noch glücklich von statten als es der Älehrzahl der wackeren Schaar gelang, im Laufe des Nachmittags wieder hinter den Mauern des Palastes von Top kapu Schutz zu finden.'' ' Ebenda, S. 42, und Bcilajre zum obigen Internimt. Berichte. 2 Ebenda, S. 40. 3 Ebenda. * Ebenda. '•> Ebonda. Die Kcvolutioneu iu CoDstuntiuopel in den Jalircu lti07 uud 18ÜS. 'jj2X Dock wäre» schwere^ Opfer gebracht worden. Mehr als sechshuiicfert ,Regiiläre' deckten als Leichen das blutgedüngte Pflaster, daitmter ihr braver Führer Süleiman und ihr zweiter Befehlshaber^ der Major Jagliktschi. ' x\uch war die heiui- gekehrt«Ä4«ffiischaft moralisch so sehr herabgestimmt, dass Kadi Pascha und Raiuif es nicht wagten, gegen die Miu-renden mit Strenge einzuschi-eiten."- Aber auch die Gegner hatten bedeutend gelitten.-' Die öifentlichen Herbergen i^Chane) und zahlreiche Buden und Privathäuser waren vollgepfropft mit todten mid verwundeten Janitscharen.^ Auch das fortdauernde Bombardement von den Schiffen und die immer weiter greifende Feuersbrunst erfüllte die Lenker des Aufstandes mit steigender Besorgniss. Denn, unter dem Vorwande, ihren vom Feuer bedrohten Familien zu Hilfe zu eilen, hatten sich die Keihen ihrer Untergebenen in bedenklicher Weise gehchtet.-^ Auch der angebhche Mangel an Munition diente Vielen als willkommener Anlass, auszureissen. Nicht minder begann unter der Civilbevölkerung eine Reaction gegen die Anstifter der Revolte sich kund zu geben, und waren es namentlich die Angehörigen der zahlreich gebliebenen Hand- werker und Arbeiter, welche sich nun, fluchend und wehklagend, gegen die Janitscharenobersten kehrten, durch deren Schuld sie ihrer Ernährer beraubt worden waren.*' Die Urheber der Empörung konnten sich daher, wohl auch nicht mit Unrecht, kaum der Furcht erwehren, der Geister die sie gerufen, nicht mehr los zu werden und vielleicht gar selbst als Opfer der entfesselten Elemente zu fallen, wie diess ja schon bei so vielen ihrer Vorgänger der Fall gewesen, die von ihi-en zügellosen Untergebenen niedergemetzelt worden waren.' Sie, die Janitscharenobersten, die bereits ganz offen die Frage von der Wiedereinsetzung Mustafas YV ventilirt • Ebenda, S. 41. - Beilage zum obigen Internunt. Beiüchte. 2 Nach Dsciiewdet (wie oben) verloren sie öOOO, nach der Beilage zum obigen Internunt. Berichte, nur 2000 Todte und Verwundete (freilich nach ilu-er, der Janitscharen, eigenen Angabe). * Dschewdet, ebenda, S. 4t. 5 Ebenda, S. 42. «5 Ebenda, S. 44. ' Ebenda, S. 42. 222 Schlechta-Wssehrd. hatten, fingen dalier an, gelindere Saiten aufzuziehen und be- schlossen, den abgerissenen Faden der Verhandlungen mit dem Serail wieder anzuknüpfen.' Noch -während der Strassenkampf auf dem Hippodrom tobte, Avar, auf ihr Andringen, eine zweite Deputation von Gesetzgclehrten nach dem Palaste abgegangen, vom Sultan, um jeden Preis, die Einstellung des Bombardements zu erbitten. - ,Unter tausendfacher Mühsal und einem Regen von Kugeln* hatten sich die Friedensboten wider Willen den Weg bis ins Serail gebahnt, wo sie von Mahmud 11, umgeben von seinen obersten militärischen Käthen, wohlwollend empfangen wurden. Doch schon seine ersten Worte waren geeignet, ihre etwaigen Hoffnungen auf rasche Nachgiebigkeit des Monarchen herab- zustimmen. ,In der Zwischenzeit^ — sagte er ruhigen Tones — ,ist auch mein Bruder gestorben V sich auf diese Art den verblüfften Deputirten als letzten und einzigen seiner Familie vorstellend. Wirklich war Mustafa IV im Laufe der Nacht erdrosselt Avorden.' Was Selim zu thun verabscheut, Mustafa IV thun gewollt aber nicht gekonnt und Bairakdar thun gekonnt aber nicht gewollt hatte, Mahmud H hatte es gethan oder wenigstens geschehen lassen. Wie Achilles im Styx, wie Siegfried im Blute dos Drachen, hatte er sich in jenem des, ausser ihm, letzten Mitgliedes seines Hauses gebadet und war auf diese Art, wie Jene, gefeit, unantastbar und unverwundbar geworden. Der ungeheuren Ueberlegenheit, welche ilim diese Stellung i verlieh, wohl bewusst, beeilte er sich, dieselbe auch auszu- beuten. Nachdem dalier die verdutzten Gesetzgelehrten, halb condolirend, halb gratulirend, einige höfische Phrasen gestam- melt und hierauf das Verlangen ihrer Committcnten vorgebracht j hatten, erwiderte er ihnen mit aller Bestimmtheit ,er sei gerne! ' Ebonda, S. 11. 2 Elienrla, S. 42. 3 ,ljirader de wefnt eilcdi,' .so wörtlicli bei D.scliewdet, wie oben, S. 43. * Ueber die näheren Umstände der Tliat ist niclits bekannt. Doch werden! in der .knrzgefasston Geschiclite' (Tarichtsche) eines gewissen Jaila IinamJ Kamil', Kadi., der IVfarine-Intendant Morali Ali, iiiid ein Marineofficier] Namens Melimed Bey als hiebei pcr.sönlicli betlieiligt angegeben. (Dschewdet, wie oben, S. -ll.) Die Eevointionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. Z^O bereit den» Janitsdiaren zu» verzeihen, falls dieselben sich in Zu- kunft anständig und gehorsam verhalten wollten, im gegenseitigen Falle aber, kuch ebenso fest entschlossen, den Kampf fortzu- setzen, und wenn auch ganz Constantinopel darüber in Feuer aufgehes'Wflte ; ihre, der Janitscharen, und nicht seine Sache wäre es dann, das Geschehene vor Gott, dem Rächer, zu ver- antwortend ' Hierauf erneuerte der Sprecher der Deputation die Unter- werfnngsanträge der Miliz und die Bitte um Einstellung des Feuers der Flotte, Avelchem Ansinnen auch sofort entsprochen wui'de, während gleichzeitig an die Regulären auf dem Hippo- drom der schon erwähnte Befehl abging, den Rückzug anzu- treten.- Diese Nachricht Avurde den Janitscharenobersten hinter- bracht, die sich ihrerseits verpflichteten, gegen eine am näch- sten Morgen zu erlassende allgemeine Amnestie, auseinander zu gehen und ihre Befriedigung auch sogleich dadm'ch bethä- tigten, dass sie an den Ai-beiten zur Bewältigung der Feuers- brunst theilnahmen.^ So schloss dieser Tag, der 16 November, mit einem für die Regierimg verhältnissmässig noch ziemlich günstigen Resul- tate ab. Leider jedoch beschränkte sich die Pacilication nur auf das eigentliche Stambul, während jenseits des Hafens, in den Quar- tieren von Kassim Pascha, Galata und Tophana, die Empörimg noch am selben Abende mit erneuter Heftigkeit emporloderte. Hier nämlich gelang es einem gewissen Kandiraly Mehmed, Agenten des verbannten Oppositionsmannes und früheren Gross- admirals Sidi Ali, sich, der Reihe nach, nicht nur der Kriegs- schiffe und des Arsenals, sondern auch der schwach besetzten Artilleriecaserne in Tophana zu bemächtigen und so die Gegen- partei ihrer drei wichtigsten Stützpimkte zu berauben. Mit den zu ihm übergetretenen Mannschaften vereinigt, setzte er hierauf nach Stambul über und pflanzte dort, zum 1 Dschewdet, ebenda, 8. 43, wörtlich. Auch mit einer eventuellen Verlegung der Residenz nach Asien soll Mahmud bei dieser Gelegenheit gedroht haben. (Internunt. Bericht vom 25 November, 1808.) 2 Dschewdet, ebenda. ^ Ebenda. 224 Schlcchta-Wssoürd. Zeiclien der wieder begonnenen Revolte, die mitgesehleppten Kessel des Marine- und Artillerie-Corps auf. ,Unser ist die Flotte, unser das Arsenal und unser die Artillerie^ Hess er ti'iumphirend diu'ch die Stadt ausrufen und alle janitscharen- freundlichen EinAvohner zum Stelldichein auf dem ,Fleisch- platze^ einladen.' Zum Unglücke für die Regierung Avollte der Zufall, dass beinahe gleichzeitig der Sqhleier, welcher bisher über Bairakdars Schicksal schwebte, sich lüftete und somit die Reactionspartei auch nach dieser Seite hin von aller Besorgniss befreit wurde. Yagabundirende Individuen, die in dem glimmenden Schutte des Pfortengebäudes nach vermeintlichen Schätzen gruben, hatten sich nämlich bis zu dem verhängnissvollen Thurme im Garten des grossweiirlichen Harems vorgewagt und waren dort durch zwei eiserne Pförtchen, die sie einge- brochen hatten, in das halb unterirdische Gemach gelangt, in welchem der tapfere Pascha seine letzte Zuflucht gefunden hatte. Hier stiessen sie auf drei von Pulver geschwärzte Leich- name, deren einer an dem um seinen Hals hängenden Reichs- siegel als jener ^Bairakdars erkannt wurde. Kistchen und Säckcheu mit Gold und Pretiosen gefüllt lagen umher, deren sich die glücklichen Finder bemächtigten, worauf sie bei der ,Pforte des Aga^ von der gemachten Entdeckung Anzeige er- statteten. Eine Janitscharen-Commission bestätigte die inter- essante Thatsache und Hess den lialbvcrkoldten Cadaver des heroischen Selbstmörders nach dem ,Fleischplatze' schleifen, wo er, eine Tabakspfeife im Munde, an den Füssen aufgehängt wurde und drei Tage lang den Insulten des frohlockenden Pöbels ausgesetzt blieb. ^ Später warf man ihn in der Nähe der , sieben Thürme' in einen Graben, wahrscheinlich an der- selben Stelle wo sich heute sein einsames Grabmal erhebt.'^ Mit diesen Erfolgen steigerten sich natürlicher Weise auch die Ansprüche der Rebellen. Von einem Thronwechsel freilich konnte, des Mangels an Competenten halber, keine ' Dsclicwdet, oIx'ikIji, .'S. 11 und 40. ' iJ.schewflet, ebenda, S. 40, ferner lieilage zum ohio-eu luteriiunt,. licriciilo, und Maniiks IJiof^rapliie, Absclinitt 8. ■• JJsc'lie:wdot, ebend.i. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 225 Rede meht sein. 'Dagegen wurde, wie während der früheren Revokitiön, eine regelmässige Proscriptionsliste angefertigt und den Ulema...zur Vorlage an den Sultan eingehändigt.' Zur Abwechslung sollte diesesmal sogar der Scheich ül Islam ztTr'RBchenschaft gezogen werden, weil er die Institution der jdisciplinirten Segbane' durch sein Fetwa sanctionirt hatte. '-^ Hiegegen aber erhoben sich, schon aus Selbsterhaltungsgründen, seine Standesgenossen und erklärten ,sich lieber alle in Stücke reissen lassen zu wollen, ehe sie zu einem solchen Attentate auf die Privilegien ihrer Kaste ihre Einwilligung geben würden^-^ Diu'ch eine gleich feste Haltung retteten sie auch mehreren höheren Civilbeamten, Anhängern der Reformpartei, die bereits sehr gefährdeten Köpfe, indem sie auf deren Unentbehrlichkeit im Interesse des Staatsdienstes hinwiesen.-^ Mit um so grösserer Hartnäckigkeit dagegen bestanden die blutdürstigen Forderer auf der Herbeischaffung der zwei thätigsten Vorkämpfer des Reformgedankens, Ramif und Kadi. An der Möglichkeit ferneren Widerstandes verzweifelnd, hatten sich jedoch diese mittlerweile bereits ihren Verfolgern entzogen. Noch vor Mittag (17 November) waren sie, bei Yali Köschk, einem der Hafenthore des Serails, in ein eigens bereitge- haltenes grosses Segelboot gestiegen und nach der asiatischen Vorstadt Scutari übergefahren, um von hier aus, zu Pferde, ihren Weg in das Innere von Anatolien fortzusetzen.'' Doch wurde ihnen die Landung verwehrt, daher sie, mit ihrem Ge- folge von 150 Mann, in ein grösseres Schiff übersiedelten, um, wo möglich, zur See zu entrinnen. Auch hieran durch einen nachgesendeten Schnellsegler verhindert, stiegen sie bei St. Ste- fano ans Land und ritten nach dem nahen Tschataldscha, wo sie bei einem tatarischen Fürsten, dem Sohne des letzten Chans der Krim, Schahin Gerei, gastliche Aufnahme fanden.^' ' Ebenda. 2 Ebenda. 3 Ebenda, * Ebenda. 5 Ebenda, S. 45. ^ Ebenda, und obiger Intermint Bericht. Kadi Pascha flüchtete später nach Alaija in Kleinasien, wo sein Sohn als Statthalter fungirte und er Sitzungsber. d. phil.-hist.'Cl. C. Bd. I. Hft. 15 226 Schlcchtii-Wsschrd. Noth>2;edrungen iiiussten sich daher ihre Todfeinde in der Hauptstadt vorderhand mit einem snltanischen Handschreiben begnügen, welches die P'lüchtlinge in effigie zum Tode ver- urtheilte. Sie liessen daher ihre Wuth inzwischen wenigstens an den Steinen aus, indem sie das Wohnhaus Kadi Paschas einäscherten, wobei sie freilich nicht bedachten, dass dasselbe nur gemiethet worden Avar, eigenthümlich jedoch der Familie des mittlerweile gestorberien erzreactionären Grosswefirs Ismail Hafys angehörte, so zwar dass sie thatsächlich, statt ihren Wider- sacher, nur die schuldlosen Waisen eines ihrer eifrigsten Partei- gänger schädigten.' Gleichzeitig Vurde, selbstverständlich, auch die Institution der ,neuen Segbane' aufgehoben und, wie früher, so auch jetzt ein neuer Pact zwischen Regierung und Jani- tscharenthum geschlossen, der erst spät in der Nacht und zwar ,nicht ohne Schwierigkeit^ zu Stande kam."^ Die praktische Durchführung der wichtigsten Clausel des neuen Vertrages, nämlich die Beseitigimg der modernen Truppen, nahmen übrigens die Janitscharen in eigene Hand, indem sie dieselben unverzüglich in Scutari und Lewend Tschiftlik über- fielen, theils niedermachten, theils vertrieben, und ihre Ca- sernen anzündeten, plünderten und zerstörten.'' Auch zu Gunsten der ,regulären' Besatzung des Serails wurde keine Ausnahme gemacht. Durch eine Hinterpforte liess ein verräthcrischer Bostandschi eine Bande Rebellen ein, welche einen Theil der- selben niedersäbelten. Der Rest wurde in die Janitscharen- sich mit 2000 Mann in der Citadelle einscliloss. Dort wurde er, auf Be- trieb der Reactionspartei, mit bedeutend stärkerer Macht belagert, nach melirmonatlicliem Widerstände zur Uebergabe gezwungen und, nebst seinem Sohne und einem seiner Enkel, getödtet. Kamif war verwegen genug, aus Tscliataldscha, verkleidet, nach Cfinstautinope) zurückzukeliren, wo er sich eine Zeit lang unerkannt umhertrieb. Hierauf übersiedelte er nach Ru.stschuk, verweilte dort längere Zeit gemeinschaftlich jnit Manuk Bey und anderen Anliängern Bairakdars und entfloli dniin nach Russland (Dschewdet, Bd. IX, S. hl und 60). Fünf Jahre darauf wurde ihm, in Folge rus.sisdier Fürbitte gestattet, in die Türkei zurückzukeliren; kaum liatte er jedocii die Grenze überscliritten , ward er festgenommen und hingerichtet (Schanifade, Bl. .S.S6, S. 1). ' Dschewdet, wie oben, >S. 48. 2 Ebenda, S. 47. ^ Ebenda, H. 48. Die Revolutionen in Constantinopel in den Jahren 1807 und 1808. 227 casernen abgeführt und goriöthigt, mit den Empörern zu frater- nisiren. ' Mit dem Untergange jener letzten Vertreter von Zucht und Ordnung ü'at^uch der frühere chaotische Zustand wieder ein. Schon am nächsten Vormittage, also kaum einige Stunden nach erfolgter feierlicher Unterwerfung, lauerte eine Stiu-m- deputation dem nach der Moschee ziehenden Sultan auf, um ihm die Auslieferung seines Waffenträgers und einiger anderer missliebigen Hofbeamten abzudringen. Zum Glücke für den Monarchen sprengten jedoch einige anständigere Janitscharen, welche von dem Anschlage gehört hatten, die falsche Nachricht aus, Kadi und Ramil seien soeben gefänglich eingebracht wor- den und würden nun auf dem ,Fleischplatze^ gepfählt, worauf ► das schaulustige Gesindel sich in jener Richtimg entfernte. - Ein Paar Tage darauf setzte sich gar der Ex-Grossad- miral Sidi Ali, der auf eigene Faust aus seinem Verbannungs- orte Bnissa zurückgekehrt war^ aus eigener Machtvollkommen- heit wieder in seine Stelle ein, ohne hievon irgend jemanden Anderen als die Janitscharenführer auf dem ,Fleischplatze^ zu verständigen.'* Ueberhaupt bilden von nun an die ominösen Schlag- worte jUnziemliches Betragen der Janitscharen, Ungebührliche Prätensionen der Miliz^ u. s. w. wieder stehende Capitelüber- schriften der osmanischen Reichsannalen und verschwinden erst achtzehn Jahre später aus denselben, als Mahmud II (im Juni, 1826) der unerträglichen Prätorianerwirthschaft für immer ein Ziel setzte. Die Beschreibung dieser ,rettenden That' liegt ausserhalb des Rahmens unserer Erzählung, und zwar diess um so mehr als dieselbe dem abendländischen Leser bereits aus orienta- lischer Quelle,^ und zwar in aller Ausführlichkeit, bekannt geworden ist. ' Ebenda, S. 47. 2 Ebenda, S. 49. 3 Ebenda, S. 53. * Siehe: Üssi lafer, d. h. Gnindlage des Sieges, von dem türkischen Reichshistoriographen Ess'ad Efendi (Constantinopel, Staatsdruckerei, 124.3), übersetzt von Caussin de Perceval unter dem Titel: Precis liistorique de la destructiou du corps des Janissaires (Paris, 1833). 15* 228 Schleclita-Ws";. lii-.l. Die Revolutionen in Constantinopel i. d. .T. 1807 u. 1808. Wir schliessen daher, indem wir, als Moral des hier Er- zählten und in Beantwortung der Aviederholt aufgeworfenen Frage, ob denn die Türkei durch ihre ,Europäisirung' nicht vielleicht mehr verloren als gewonnen habe, die Ueberzeugung aussprechen, dass, wie trüb auch das Los sei, welches gegen- wärtig dieser alten Monarchie prophezeit wird, sie demselben, ohne Reformversuche, gewiss noch früher verfallen sein würde als diess in Folge jener Reform versuche der Fall sein mag. kl ii Miklosich. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Vocal. III. 229 « ßeiträg#«tfr Lautlehre der rumunischen Dialekte. VocalisiHus III. Consonantisnms I. Von Dr. Franz Miklosich, wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. TT. Übersicht. I. u erhält sich^ es mag kurz oder lang, betont oder unbetont sein: I. güro. güla. fuvi fümus. II. u wird o: todnw§ aus tömn§ autumnus. III. ii geht in §, i über: kümppt neben kiimpet computo. IV. u wird nach bestimmten Consonanten i: mkid, inkjid, inkUd includo. V. Auslautendes u fällt nach be- stimmten Regein ab : un imus. korh corvus. VI. Einzelnes. u erhält sich, es mag kurz limek, alünek: *lübrico. askutsit : acutus : sk ist unerklärt. asüd: südo. aü^ mrum. : üva. az?tn^ mrum.ac?z?«i«^ jurandum, mrum. ndzih'u in- juria afficio. Ebenso apr'ik: ancTipor, nicht occupo, mit Me.tathcsis des Accentes. askultd : auscülto. asüpra: süpra. it. sopra. di'dtse, mrum. dnltse: didcis. fug, mrum. ßigu: fiigio. fuldzer : fulgur, '•■fülgerum. furko-: fürca. güre.: gCda. ju aus üu^: übi. hutodre mrum. foctor vergleiche man mit püteo. krütse, mrum. krutse: crücem. knj : cüneus aus kun. lükru : lücrum. lup : lüpus. lüpt^, mrum. l'iifte: löcta, it. lotta lut: lütum. mdskur, mdskure, mrum. mds- kuru: masculus. mujdre, mrum.7nMr«j'e.* midierem. muk, mrum. mnk§: müccus. mulg : midgeo : vergl. zmulg, mrum. azmülgu evello. mult : mültus. nuk, nüh}: *nücum. nüm (;,r : n ü m er u s . plumh : phlrabum. pülhere: pülverem. puts: püteus. rüg: rubus, it. rogo. rüssu mrum, flavus: it. rosso, fz. roux, lat. rusus, russus, po'js'.o; Bova. ros kann nur roseus sein. s§tul: satnllus. sihgur : singuli. skurt, mrum. skürtu: cürtus. Sturz: türdus. siifer, suferi: suffero, it. soffro. suflu: sufflo, it. soffio. Beiträge znr Lautlehre der rumnn. Dialekte. Vocal. III. 231 surd: sürdiis. trunklü : "''^•iinculus. turhd wütheiv türbare: mriim. trühu witflie und kutrüburu tiirbicl^ig.^-' turtured: türtur, it. tortorella. dmtp', mriim. nüm<^r : hümerus. ung : vingo. linde.: ünda. linde: ünde. viUpe: vülpes. vültur : vültur. zug: jügum. züne, mrum. dzöne: jiivenis. züngiü: jügiilum. Ferners atiintsi, mi'uni. atnmtsia: tum. a^im^^ mrum. adzüngu: adjungo. hük§: bucca. dzundpine mrum.: juniperus. fund : fimdus. fut: futuo. impüng : -pungo. ingüst: angustus. ku: cum. kuk, mrum. kukku: cücus, cu- culus. liintre: alat. luntrem. miisk^: musca. must: mustiim. miuikiü : musculus. porümb aus p§riimh, mrum. p§- rihnbu: palumbes. p§tründ : pertundo. pülp§: pulpa. pumn: pugnus. pusted : * pustella. skUfuvR mrum., sölfur aus skl'ü- fur§, it. zolfo. spurk: spui'cus. sid§ Ahle: subula. In der Be- deutung a5y/;^ ev. 184. io. 19. 34. ist es slav. : *sula in sulica. suptsire : subtilis. tüse: tussem. ximhrQ, mrum. aümbr§: umbra, imgie, mrum. ihigle: ungula. unt: unetum. urs: ursus. urdzike: urtica. bäte dolium, küp> u.,i du, aduc ebenso dduj woraus ad und dd^ i'rrik -^'>^ Da j meist in rumun. u übei^eht, so mag auch i_'.\-at, 3%ix h'^*^ T- arehören, das alb. serme lautet. Mmhdk :1z. 26. neben -: Baumwolle, rindm^d, rinduned, rin- 'd: *hinmdinella: n :. jporfnbu l Limba 297, d. i. -ri'mb-, meist 'n'^mb-: o for ?: it. palombo. ]^t. palombes. jifnnm: plu- : L-_ . 1 7. »int snnt: f« dan., svatt mostre 13, fint mardz. und »unü conr. 387: it. &: tief ist mir dunkeL iru stolz. z dieser Bedeutung aslor. madn> weise: ein fingiertes mundukis erklärt die Bedeutungen auch nicht gU Hals, woher gitui er nd giiltz Kehle, will man auf ,guttur' zurückfuhren : . -.en isi von Seiten des Auslaut- sresetzes nichts einzuwenden; allein i aus u erregt Bedenken, die mich schon fi-öher bestimmten an aslov. *glit-b zu denken: vergl. aslov. cl'bn'B und rumun. tÜn Kahn. Alb. dfröj, duroj daure aus. mrum. um c dure sb ifTUi bo. 148. für rm j dure. t^rböj mache wüthend. kfjö f. kuj m. haec. hie doz. Vergl. Hahr *? 11. rv'. Nach bestimmten Lauten geht u in i über. Vergl. Schuchardt 2. 218. 2.>3. Mrum.: blidü Schüssel ev. : bljudi.. ^/ftini Schmetterling ath. 15. alb. flutnr^: flutre f. Rossi; flurnroj flattere: flät^ Flügel. Beitr^e zur Lautlehre der rnmnn. Dialekte. Vocal. in. 235 lüidz§ (liUce phi». mostre ^10. 19.) Bluine : alb. lüle: ngriech. lulndi pu?^8. zakon. lalüBja. skUfur§ sulfiu' ans slufurf. skWifur^. nglttsi verschlingst dan, aus ngTutsi: drum, ingitsi (ingjitsi, vigUtsi): lat. *mglutire: *glütus, it. inghiottire von *glottus. sugRtsdre siiigultu^«*Wim. siigits, sugit (sugjits, sugTits) singultare : lat. * singlutiare : *glütus7 it. singhiozzare von -glottus. Neben ^zA/g dies besteht dzü(^ : dieses hat sein i eingebüsst. se arusunddz§ erubescunt: armine pudor ev. beruht auf arusiine und dieses auf ros und Suffix ^wne (r§pedzjüne aus redpede) : aus rusüne entsteht drum, rusine, mrum. rsine dan. Umgekehrt plesüv, plesug kahl : plesivT.. Es gibt jedoch ein Suffix in§, an das indessen nicht zu denken ist. Drum, aire, airea (ajire) neben ajüre, ajurea aus aVure alio : nik^iri, nik^jürl nirgends gink. ist mir dunkel. Yergl. ain- dine, pretutindine mit ünde. ibövnik (jib-) Geliebter aus juh-, Tub-: slav. ingitsi (ingjitsi). inkid (tnkßd) ineludo aus inkTid, inkTüd. limhrik Spulwurm : lumbricus : ein Tumh- mag dazwischen liegen, tsirii coider lentement : serb. curiti. zup, zip Schaub pum. 80: magy. zsup. Man füge hinzu mintsinös, mintsunös lügen- haft: ??ii';2#s«ne;*mentionem. kumineks^erAm. communionempraebeo : communico. Neben älterem dzw, zur Kreis besteht zir : gyi'us. Dass in rotil§ Kädchen i nicht m'sprünglich ist^ zeigt t : gegen die Zusammenstelkmg mit rötula spricht die Betonung : vergl. auch rotik§. Schwierig ist die Erklärung von insurd verheirathen, das man von inuxorare abzuleiten geneigt ist : neap. nzorare scheint der Deutung aus xmxorare günstig zu sein. Es beruht vielleicht auf unsord aus u(n)xora durch nks, mps, ms, ns. Alb. brimi neben bnimf und brim§: drum. hrüm^. giükue, gikue judicareRossi. kipre cuprum. kiuts^ klitsSchlossLeake322. krük Hahn: kräk. krik cam. 2. 210: ki'uk, ki'ik Leake; krüt' usw. : crux. Kiftö], l'eftöj, liftöj kämpfe. Ebenso pul. pil Wald, musk, misk ;j.;r/.5; Leake 233. siper super. Bulg. klic für kljuct. Li der Sprache der Bulgaren (Slo- venen) in Siebenbürgen 141. blid, klics. hge für bljud-t, kljuct, Ijudije usw. kroat. mir miirus. Man vergleiche lat. hnter, alt lunter zKxirr^z. libet, lubet usw. V. Das lat. u. das nach rumun. Lautgesetzen in den Auslaut zu stehen kömmt, fällt nach bestimmten Regeln ab. Selbst- 236 Miklosicb. verstäncUifli geschieht diess nicht in Worten ■wie kii, nu, tu usw. Dass das immun, einst Formen auf o kannte, wie sie das it. hat, ist anzunehmen : barbatum : barbäto, barbatu, herhat, plango ; plTngu. pling. plangunt, urit. piango, piango(no): plhigu, pling : nt fällt ab. Dieses u wird nach Vocalen, mit denen es einen Diphthong bildet (greü) und nach bestimmten Consonanten- verbindungen gesprochen : nach einfacher Consonanz ist es stumm, daher vitcllum vifsel, analog o?>» Mensch, das meist omu, omü geschrieben wird, läju (laj) schwarz dan. intTj. mrum. dr/ondu. stvf'mptu. negni\ daher auch om lu. p§r lu mostre 14. lup lu ath. 7. jits^l lu kop. 23. tiner lu der junge kop. Das u von lu (illum) wird ebenso behandelt: inveastets lu evBücaTi owTcv kop. 22. drum, verstummt das u von lu, daher omu l, p^nL l, lupu l, hunu l usw. Mrum. a äv Xour, a dg lui sancto dan. 18: ag aus av-.o;. ak Nadel : h. aou dk lu dan. 12. fok Feuer: foc lu mostre 41. vcjixäppoj^wmamasinuskav. 188. -/(Xaicu -/ßu filius kav. 232 : ge- sprochen yß kop. 19. 21. 30. mit art. yßlu 13.21. 25. hilj lu bo. 131. 224; nach conv. 384. hiliu lu. £/jMj diu allium. [xaAA'.su mdl'u malleus. Tä/./.'.o'j tdlu seco usw. •^■/.z'.xr,zj gridju kav. graiu lu ev. 152. neben /f ta-/; acj gndj lu dan. : slav. graj. ß:r, voj volo kav. : nicht *völe^ it. voglio (völbi. jin lu vinum bo. 150. kal lu equus conv. 382. 7.yj-i-'lz,'j kupdtsu arbor dan. \).iz Ac'j mes lu mensis dan. 6. nik lu der kleine mostre 31. nat lu das neugeborne Kind mostre 9. om homo kop. 11. om lu bo. 205. c[xv Aoj omn lu dan. 1. ist verdächtig, doch drum, domn volksl. rXz^T.zj ph'qm pöpulus dan. 1. TrdijLjj.o'j pdmmu fructus dan. 24. und r.s'^). aaou 28. ■:tr,po'j tsiru eribrum kav. 203. cir lu (tsir lu) mostre 36. drum. tsur. y.aAv.av 't'kz'jkelhin Zit calx dan. 17. lautet richtig k^lk(n lu: cäl- cdn lu mostre. Aspsj neben dem richtigen Xop dan. 38. 44. Man beachte vine 'ntr§ su v.q ixj-if kop. neben intrg s lue. Phonetisch (und zweckmässig) schreibt man dor Sehnsucht knp. I6-. jed Zicklein 29. jel er 14. Ivkredz ich diene 29. usw. Beiträge znr Lautlehre der nimim. DiaJelite. Vocal. 111. 237 Dq^cgen wird u ausgesproclien in : dgni l 5 «Y?^? ^op. 25. dömnu l kop. 11. negm nieer.^ coy-vou somnu somnus dan. 33. Vcrgl. 70JVTCJ suntu sunt dan. 5. simtu kop. 31. lue. für sunt, oclju lui bo. 205: oMu luj. Die Schreibung mrum. sökuru, d. i. sökur, spricht für älteres sokr. drum, sokr mardf. lustr 162. Evang. schreibt aluatü lu. anü lu. hlidü lui. cäfmü lui. cocotü lu. darü lu. filiü lu. fluerü lu. inecü lu. necü lu Sintflut, linü lu. mlelü lu. mijloclü lu. minü lu. shorii lu. toporü lu. vifelü lu. sugü sugunt und aratru. cuvintu lü. dommi lu. faptu. furnu. gardu. mutnndu. pldnsu lü. timpu lü. trastu r,rfpa. turnu. maltu zXeov ist ma altu und entspricht dem serb. vise, aslov. vyse, altius : se nu faci maltu pecate sündige nicht mehr 247; nu intri maltu 156. 2^0?'^?/ portant. suntu sunt, torcu nent (torquent). filius wird kop. durch ^ß' reflectiert: film in filiu-meu, fiViu-teu, film-seu ev. ist wie bärhatu-seü, tatu-mieu neben tatü lu zu beurtheilen. Irum. ak Nadel, dku die Nadel für ahi l. fTer Eisen. zmul' Becher : slav. kroü ohne, krömi mit Artikel : slav. lümer numero. sm, semi wie ak^ dku. dömnu. lukru. negm. nüntru und skand. wit naw. Uhr, mestr. 1. sing, praes. fak. tak. merdnk edo. pot possum. konösk. provesk. meg eo. beu. Idii, Idvu nehme, viru \enio. port, pörtu. kred, kredu. p7^edu ^erdo. 3. plur. praes. /«yfcw. tdku. merdnku. pötu. konösku. provesku. mergu. lau, Idvu. mru. pörtu. kredu. predu. Die Beispiele zeigen, dass in der 3. plur. u fester haftet, als in der 1. sing., was in den andern Dialekten nicht der Fall ist. Das befremdende voj ist volo, vor volunt. Drum, grek graecus. lok locus, os es aus *ossum. fij filius; ebenso domn. frig frigus ; ferners ark arcus. poi-k porcus. larg largus. merg eo. pieptt pectus. prunk puer. som.7i. turtsesk turci- cus. grgesk loquor. ßiMT^ ist hits : Binf« 4,f cip/WK (,\ CKOTta. Ebenso BfKiS: KOfp kikiS ml /i,c>a\h Kpa|iiH volksl. Dagegen dkru sauer, dspric asper. mdkru mager, sökru socer. dflu invenio. i'imhlu ambulo. meü. t§ü. s§ü. greü. r§ü. viii lebendig. l§ud§töriu kann nach gink. 22. viersilbig sein. Man beachte aß. tntimpl. piimhl mardz. Nach Lambrior, Romania x. 355, wird in der Moldau Vieri, oki für vieriu, okiu gesprochen. '2oh Mi kl OS ich. Vor enklitischen Worten wird das u wieder hörbar, weil das enklitische Wort mit dem vorhergehenden Worte nur ein Wort bildet: n§at§vitu m (m§) ai instituisti me kor. 156. hdtu te eü ferio te ego Diez 2.. 243. rogu te und te rog rogo te. daiii v' am vobis dedi. veziitu m§ aü viderimt me. v§zindu m§, te, l, ne, v§ videns me, te, eum usw. mirfndu se sich wundernd, v^- zindu 0 und v§zmd/ o pum. 17. iQudindit, m§ laudando me gink. 383. kiimu j lukrät atsedsta? wie ist dies gemacht? 271. adusu mi a minte memini princ. 387. vezindu ve videns vos mard^. 133. dindu j dpQ dans ei aquam 164. l§smdu o Pann. ve,zindu o videns eam ev. trimitsmdu j mittens eos ev. ridlkindu se attollens se mardz. deskizindu si vistierii lor aperientes sibi thesauros suos ev. komandku j de humhdk. k§ munteanu j om viklean. trupusoru mi frindze. Budzeaku l au jmstiit volksl. löru si illorum sibi: vergl. lüi si, ei si gink. 221. für Inj sl, ej sl. pleak o inclina eam gink. 11. für pledkQ o. Auslautendes u Avird ferners gesprochen, wenn demselben ein mit m anlautendes Wort folgt, das in diesem Falle sein t einbüsst: rojhidetsu nkgleka. tse sedea ku doninu n sfat (daneben domn: si la domin asa gi'^jd) volksl. Auch ausser diesen Fällen erhält sich it im Volksliede: dar Kodreanxi pritseputid. pe Kodreanu nu l erta. Grozovanu Mol- dovann. Budzeaku pe zumetate. Dergleichen Erscheinungen machen es wahrscheinlich, dass u erst in jüngerer Zeit ver- stummt ist. illum wird it. lo, fz. le, rumun. lu: la se lu mdtsinQ a; to aXsGY) id molat dan. 39. Vergl. 2. 45. si lu pitnku et eum misit kop. 15. .5' lu bgs^ et eum osculatus est 20. drum, (vielleicht auch mrum.) verstummt«; daher r am v§zut eum vidi. köas§l suat cum mardz. für lu am vezut usw. Die Schreibung 'l: dak§ 'l vetsi aßa quando eum invenietis; skoate 'l eripe eum; rugindu 7 rogans eum ev. ist demnach falsch : sie berulit auf der Annahme der Entstehung des / aus il, das berechtigt ist in Verbindungen wie il intreJ) eufn intcrrogo gink. 17. Ebenso imrichtig sind die auf der gleichen Annahme beruhenden Schreibweisen 'ml aus mi, 'tsi aus tsi, 'j aus ji, ü, 'si aus si usw. : se 'mi vestitst si mie nuntiate ctiam mihi, si 'j a arelat et ei monstravit ev. Dem lat. manus steht jetzt miiv-. gegenüber, in älterer Zeit lautete das Wort mmu, mtpiu, min: ma^hS, /WKhS princ. 129. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Vocal. 111. ^39 it. mano.^^Der }Tlur. dieses Wortes lautet daselbst gleichfalls mhiu, lat. manus: sl nii kimosku el, k§ minu le i era ßokoase ka alui 1sq.v frate lui s^u minu 'm'. oijy, eTCSvvo) auTÖv, ^sav y^p ■5^'- ■/cTpi? ofjToO (oc OL', y^z^pzc 'Hsau toü ococA^oü auxoü oacsTai gen. 27. 23. An beiJ^"5tellen ist minu der plur., lat. manus, an der ersteren mit dem Artikel ?e; jetzt mmi. VI. u von a?; wird mrum. v, f: aldvdu laudo. dvdu audio. kdftu quaero. preftu presbytei'. drum. Idud. aüd. kdut. p-eöt. Anhang. In diesem Anhange werden jene Wandlungen behandelt, denen rumun. Vocale unterliegen: ist im vorhergehenden gezeigt, aus welchen Vocalen § entsteht, so soU hier angegeben werden, welches Schicksal dieses g erleidet. Es sollen zweitens die rumun. Reflexe der nichtlateinischen Vocale nachgewiesen werden. Über beide Gegenstände ist manches schon im vorher- gehenden beigebracht worden und Avenn diess vollständig hätte geschehen können, wäre dieser Anhang überflüssig. Bei meinem ursprünglichen Plane hätten einige lautliche Erschei- nungen des rumun. übergangen werden müssen : dieser Anhang verdankt demnach sein Dasein einer unrichtigen Anordnung des Stoffes. I. Wandlungen des §, i. 1. Regelmässige Veränderungen erleidet § nach Vocalen. Nach i geht es in e über; nach den andern Vocalen wird es in 0 verwandelt oder abgeworfen : seltener erhält es sich. Die bereits behandelte Verwandlung des ^V. (ij^) in ie (ije) ist eine Art Assimilation, während die Verwandlung des e in o so wie der Abfall des tonlosen § auf der Schwierigkeit beruht, g nach einem Vocal auszusprechen, eine Schwierigkeit, die jedoch in vielen Gegenden überwunden wird. Die Verwandlung des lg in ie wird von Pumnul 19. für um*ichtig erklärt, weil 240 JI i k 1 o s i 0 li . dadurch die Plural- mit der Singularform gleich werde: vergl. jedoch 69. Auch mrura. findet man ?f ; mäniä ev. 150. Levavit wird ^?ta (luf^) sumsit frä^. 115. cip. 1. 49. Liiiiba419: daneben lo dan. ev. : Urform Iq§. Levämus wird lomü ev. lomu ü^. bo. 162 : iQ^mii. Leviindo landet ath. 51 : l§pidu. tnlöntru neben m- l^hitni intus, greotdte, greutdte aus gre^tdte neben bun§f,dte. k^truo für k§fr^va Limba 419. mrum. nuoratü ev 54. von nu§rü nubi- lum. to, so für und neben t§ü, s§ü cip. 1. 41 ; tyb, syh (tjo, sjo) Romania vi. 377. Nach Romania x. 350. ist luö, v§duo alt, lu^, v§du§ jung; alt ist auch 7ioo, oo, o für noü§ novem, oü^ ova, u§ una pumn. 19; ebenso noü^ nova; noiie novae. 7'oüe ros. noue nobis. voüe, vobis. doüe duae 40. auä uva ev. 36. Wenn man lu§ mit kint^, vergleicht, ist man geneigt luö aus lu^ hervor- gehen zu lassen, lokuesk ev. 45. ist falsch für l^kuesk habitare vom magy. lak-ni, nicht vom lat. locare. Für ge kann ae eintreten: v§l§e, v§lae plur. von vqI§ü, magy. vallyu. Qrdde plur. von erd^ii, magy. hordo usw. Vergl. Supl. XXXV. p§rdo plur. von p§r^i( Bach Clemens 36; pirae oder piroae plur. von jjiraju, piriu polyz.; p§rae oder p§raüQ pumn. 82. In einigen Fällen wird tonloses e durch das ähnlich lautende u ersetzt: i\[runi. "zt aY'.ou7£GT-/; te ajnsesti pro- pcras dan. 45. beruht auf efi'iaca, woraus zunächst aj§si und daraus ajusi: ßtä'Cop.ai eile. ariimdnü frä^. aus argm-: re- maneo. oo^\>.i'h\t fuim'Ie farailia kav. 233. fumelje, a fumelj lor bo. 21S. 225. 226. fumeli le frä^. : * fa- melia. mlnigutsi IIa divitiae kav. : sing. mhiiggtsie aus hiujHtsie. Yis'jpTO'jsecrr^ jurtus^'Ui diem fes- tum agis dan. 7 : eojpxaca, woraus jortesi. Daneben iur- tisire mostre. Aou[A|X7:p'.(7eG/,o'j Iwnhmshku splen- dco kav. 206: agriech. i'/.(x\).- TUptCajJ.YjV. tkomv-oog eay.ou plukuseskuo p }) r i m o, calco kav. 219 : e7:Xa/.(oja, woraus plekusi. suUis(isku psallo kav. 238: *et|;äAAt7a, woraus psglisi. couvTLiata sudzjnU^ sagitta kav. 222. aus scdzedt^: drum, s^- dzedtv, daneben sidz- gink.. midtsumi ev. 117. 172. aus mid- tSQtni, midtslmi. Beiträge zur Limtlehre der rumun. Dialekte. Vocal. III. 241 ■zZo'jpo'srnv-^surumde tegula' la- Der ON. Boußouia lautet inrum. V§es§ frä|. 119. suvidru epbippiura kav. : ngriecli. teritiakav. cmrimjlda ath. 15: Xcpa[ji.'3a, .-woraus ts§r§riid§. riqms lu requij^s bo. 228. vergl. Ga[j,ap'., woraus s^m- 164. irao: drum, repdos. Vergl. alb. mgkät, mukdt aus p§k- peccatuin. § weicht dem e, i. Häufig wird diese Vertretung minder genaue Schreibung sein. Arevdare sich gedulden bo. 174: drum. rehddre. 'f/,pzzi\).i. gresime pinguedo kav. 217. aus gr§s-: vergl. f/'POiC'.xz^e ngreMddze dan. 37. -Aty.ouVaaTS pligujdste vulnerat dan. 26. aus pl'egui: alb. plagös vulnero. se firescä ä-ocpsjYet frä^. 116: /eVg. sirvjdste dissecat dan.: sedre serra. tsiytisii tur- batus sum dan. neben tser/tisesku obstupesco kav. : türk. e füi- § steht in reskuld otasTpscpetv ev. 143. 147. (drum. reskoU von reskodl§, slav. raskol) ; resbunare £/.ci7.r,ji; ev. 122. 150 ; resplatä Vergeltung ev. 34. 1 1 1 . respläti 111; resturnd ava^tpsisciv ev. ; n'sipi zerstreuen ev. beruht auf resipi: slav. rasypati usw. Vergl. Pumnul 10. 102. Ich sehe in dem res der angeführten Worte das slav. razi.. Der Gen.- dat. besteht, abgesehen von den pronominal declinierenden Worten, aus dem Thema (Nominativ) und dem Artikel: mrum. lemnu luL ledmne lor. mulare l'ei. muleri lor. purtsedo Tei. purtsedlor aus purtsedle lor. Vor l'ei geht nun e im mrum., noch häufiger im drum, vor jei, ei aus Tel in e über. Mrum. i)oHe (podrte) Ijei ath. 8. fete Ijei 19. inimi Iji bo. 228. für inhne Iji aus inim§ lej mostre 29. vicine Ijei aceljei bunä ath. 19. Daneben mit Bewahrung des §: vacä Ijei, vergä (vearga) Ijei ath. 8. In ev. findet man neben der alten Form hisericä Uet 32. 64. 235. die neue hiserice Uel 63. 135. 143. 147; neben diuä liei 35. 244. das imrichtige diua liei 58. 159; von päntecä liest man p. /A. i^. Silbcbildendes r. Silbebildendes 1. 3. alb. ?. 4. magy. ü usw. Beiträge zur Lautlelu-e der rumun. Dialekte. Vocal. III. 243 1. G^'iechis(?ll j wird- diircli u vertreten. ksurdfi Eupäotov Curtius, Stu- alb. stül§ g. Hahn. stul§ krist. dien 4. ^283. siifrusitä, griech. c7'jvo9pu6o|j.a'., mdrtur,nsn'ie<^. uxprjpa;, mardz. in§rturie ev. süiriiri columnsLe dan.44: ctjaoc. frät- 72. pdpure Schilf: -xizupoq tom. tiif§: TÜcT, tom. Vergl. vlat. Corumbus. Ilkiricum. Pidades Inscr. 1^ und mustri trulla, alt [;,'jcrrp'!ov cochlear, Deffner/ Ciirtius, Studien 4. 289, daher [j.'jz^zit mistrie panis excavatus kav. 212, mistrie Kelle mol. 68. fis§i ist wohl oj^av. u wurde einst durch iu reflectiert oder lautete vielmehr in irgend einer der früheren Perioden griech. wie iu, daher dzur Kjeis, zakon. jiire : ^upo?. it. giro. paraOji'iri Deffner, Zakon. Grammatik 29. tsui'i aus kjuri 7.jpt:; Bova 3. njurzir le die Gerüche bo. 221 ; mrum. anurzidste ölet dan. für anurzid- ste; anjiurzesciL ath. 39. aus griech. '^.-jpi'lu) durch mjur-, nur-: drum, mirosi von [j.upo)vto, £[;;jp(ücra : die mrum. Form ist in alter, die drum, in junger Zeit entlehnt worden. Man vergleiche jurizo Y'jpud) Bova 101. Dunkel ist mir ahiursi -J^p/'.scv frä^. iu für J findet sich im aslov. egjupta a'rfjzToc Vergl. Gramma- tik 1. 182. 2. Slavisch a) t, b. b) ti. bildendes r. g) Silbebildendes 1 a) 'h, h werden durch i, §, nach t tritt i ein. o für t> zeugt htt Stock ban. 50. 6^!!^ Keil, Prügel: bxt^. g§diliku kav. gicUl, g§dilkitzeln: bulg. gtdeli. alb. gudulis t. kil'ikös g. giz§ (nicht für bVz§) Insect Cihac : poln. giez eine Art Bremse: *g'LZ1>. inseld betrügen aus meseld: mtselx. Durch Metathese des me. zu em, in. c) i. d) A. e) ?k. f) Silbe- selten durch e, wiedergegeben ; für Entlehnung aus dem russ. mezdQ Belohmmg: mbzda. otset Essig: ocfcti>, nicht un- mittelbar acetum. oves Hafer: ovbst. pekl§, pekur§ Dampf: vergl. ptklt pix. pestrav Forelle gink. Hieher gehört pestrits bunt: phstri. nvn^, nyn§ Eifer: rtvbUL. stihl§; stebl§ corymbe Cihac : stbblo. 16* 244 M i k 1 0 s i c li . vir, i?gr hineintliun : vergl. serb. uvrijeti inserere. vezdi'r/^ Luft mard^. : vi.zcIuh'L. r§5mtii§ Handmühle, wohl r§z- nits§ aus z^rn-: vergl. irtiiy. % tigne, sensus saporis. üg- nedste es schmeckt moln. 294. ist mitnslov. teknoti gedeihen, schmecken zu vergleichen : to vino mi tekne dieser Wein schmeckt mir. Verschieden ist tikni ruhig sein. sohor Synode, mrum. soliä (solie) Gesandtschaft lue. 14. 32. ev. hoz Ilüllunder ist klruss. boz. Auslautendes h wird durchs e, § reflectiert: mrum. tcine pigritia: aslov. lenb. ZeigtZg Schwan : russ. lebjadt. bulg. lebed. b) y ("Bi) wird durch das demselben nahestehende i oder ^, nicht selten durch /; reflectiert. Dakoslov. und bulg. bietet stets i füi' ti. stikl§, steklf^ Glas : stbklo. tökma, tögmai gerade, gleich ; tokmi, togmi gleich machen stammen aus dem russ. : aslov. tiktma. ttki^miti. taman ge- rade ist nicht tokma-an, sondern wie serb. taman türk. ür- prungs. zetikni, z§tigm ärgern ; potikm stolpern : ttknati. tiz, tiz denselben Namen habend Cihac : tbzi). (x) dib^, düJjQ Block: russ. dvba. ribits§ Grundel: ryba. r§g^esku ructo kav. rigaesk Cihac. rtg(ßizr,pe\j^o(.-:o'kor. 117: rygati, nicht lat. ructarc. yirUts Haue aus irUts: russ. ryleci. aus aslov. rylbcb : hie- her gehört rtt Rüssel, russ. rylo, giiik. 107, nicht lat. rictus. ris Luchs: russ. rysb. ^- S(in, sin Sohn : sym. : ehedem in Verbindungen wie loan Sturza s§n Sandu Sturza Cihac 2. 344. tovdres Gefährte: vergl. russ. tovarisö't, aslov. tovaristt mit TQ aus vi. ß) bik Stier: byki,. diyor Iltis : *dyhort. mü^- Bestechung: myto. pir Quecke : pyro. risipl h'.oLT/.opd.'Cvy cons. 9. drum. rtslqji, risipl: rasypati. vidra Fischotter: vydra. pelynb Wermuth lautet piläüu dan. Die unter a) angofUhrtcii Worte stammen ei)tweder aus dem russ. oder dem altslovenischen : ist das letztere der Fall, dann sind die Entlehnungen uralt. Die unter ß) verzeichneten Ausdrücke verdankt das rumun. dem bulg. oder dem serb. Beiträge zur Lautlehre der mmnn. Dialekte. Vocal. III. 245 sekuhi Axt •weicht im Accent vom lat. securis ab, mit dem es li und e (seciu-em) gemein hat : serb. sjeku'a, rnss. sekira. c) AsJ(5v. e (i) wird durch ea reflectiert, das insoferne denselben Gesetzen folgt wie das aus dem lat. e entstandene, dass es"^"(fnbetonter Silbe und vor i in e und nach bestimmten Consonanten in a übergeht : letzterem steht zur Seite dakoslov. beßada. nafto. ßvat für aslov. beseda. nekxto. sveti. ; daneben beßeada neben beßedi. szveat. lyak. viak für aslov. beseda. svet-B. lekx. veki. usw. armedn, armdn, plm\ armem; armdnk§, plur. armednUe gink. or§- 141 : armenim.. Vergl. sdn, plur. or§sem, Städter ibid. tsetetsedn. hukovinedn. mun- tedn. prutedn usw. ketseldn, lungdn usw. sind in Bedeu- tung und Ursprung davon verschieden, mrum. arima- teanu ist. hananeanä. cana- neanü. nazarineanü. samari- neanü usw. ev. Daneben ieru- saliment. gomorem. samarinem. sodomeni. mesenl (von meseanü Tischgenosse) und nazarinene ev. Vergl. Grammatik 1. 374. h^ldn blond aus heldn; büedl§, d'iledl§ weisse Schminke be- fremdet: bel-B. hhask äme des animaux Cihac. hlescü sau abiiini l animale lor stam. 532 : vergl. bleskii. hreaz, plur. hrezl, scheckig: breza. ints^leni brach liegen : celina. deal Hügel: deli,. Dimkel. r/gf?-esi vergessen mostre41. ag^r- siesku kav. agräsesce ev. 32. gresire 132. greaescä 57. gre- sele 66. gresdle Fehler: gre- öiti. yrean cochlearia armoracia : hrent. kleaii squaHus dobula: *klen'B, serb. klijen. kotsedn Strunk: nslov. kocen. serb. kocan: tSean entspricht dem serb. can. leak Heilmittel; lekui: lek-L. lidne, pigritia kav. lene paresse Cihac: lern.: e für 6. Nach Diez, Wortschöpfung 31, von lenis. leds^ taillis Cihac: lesa. hat datum : leti. plur. gen. izmedne Unterhose, zmen für dan. : mena zmeni bracae Wechsel. pomena kor. pomedn§, pomdn§ Erinnerung: pomen'B. mlatsi, maisi suc laiteux Cihac : *mlecb. Nicht mletsi. mredz§ Netz ; mreze le plur. cons. 9: mreza. mredn§ Moräne: *mrena, serb. mrena. mr deutet auf Ent- lehnung aus dem slav. nvidste. kav. nvesti plur. dan. nevdst^, plur. nevedste gink., Frau : nevesta. neamts Deutscher: nemtcL. 246 Mi kl OS i eil. omedg, omdg Eisenhiit: aslov. omegi.. poln. omieg. pag tachete: pegt. pledvijSprew.plidntse (■pTdntsi}) rc- ceptaculiim palcarum: pleva. plevfcnica. plean Beute : plcii'B. jdedsg, plesie Kalilheit. j^les, plesiig, plemv kahl: plesL f. plcsivB. jjUvi^'sxten fürj^levi: pleti, pleva. puUdnu (puTdnu) Stock: poleno. prihedg Flüchtling: prebcgt. prea pumn. 29. Strajan 127. 128. pre cons. 14. bo. 170. pri ath. 22. p^ea malte ev. 117. preakurvi ehebrechen, p^esös Überfluss. prisosü ev. 92. Tuapa- ctoova'. tradere wird übersetzt (bxYQ}\preda.predau.predändu. predede. predarä. predederä. predatä und durch tradatt. tradatä ev. Auch in predzet Versäumniss und in mpred^m§ coram scheint das slav. pre zu stecken. de jyreka quam dan. de pricä bo. 127. :itli. G3: preko. protsap Deichsel : * proccp'L. serb. procijep. rumedn, riimen röthlich : rumeni). sesidk Maisbehälter blai. : sa- sekx. seaini Serrhae bo. 134 : serx. Die Worte sind derjenigen slav. Sprache entlehnt, in der dem aslov. i der Laut ea gegenübersteht. Abweichend: otstß Stahl: ocek f. ^grm Saal : trem^Jb, russ. teremi>: vergl. Cihac 2. 532. tresnet Donnerschlag: trcsnati. tsevie neben tsedv^ Röhre aus aslov. cevb f. ist regelmässig. seaver, sever Cihac. seaveru kor. 124. Nordwind: severt. sfat Bcrathung. svatu alt. sfeatu kor. 3. sfetiu vb. : stvet'i.. smead brunet: smedi. steag Fahne : steg^f,, in russ, Quellen stjag^i. stredke f. Bremse : strcki.. strid%a Dach dan. : streha. teask Presse : tcsk'L. tredhQ Arbeit, trjdbg mardz; daneben trehue gink. 553 : treba. treaz nüchtern, trezi: trezvL. t$iredd§: öreda grex. magy. csorda. tsiridp kav. tsirdp dan. furnus. cerepu ath. 17: örepx. tsedp§7i steif; ts§peni: cepeni». veddrQ, vddrQ Eimer; plur. veddre, vedre. m'c^iVe unmittel- bar aus dem magy. veder: vedro. veak, plur. vetH, Jahrhundert. 171 vecu l vecu lui, in vecü veci loru cons. 24 : vek-L. ■y^s^efür ueas^eNachricht: vesth f. vetrili^ Segel gink. vintred, plur. vintrele, gink. bla/..: vetrilo. vreme aus vredme Zeit : vreme. zgeab Rinne, plur. zgljahuri : zleb'i., daher zHab, zl'ab, zjab, zgjab. Daneben &ilip aus magy. zselep. Beiträge zur Lautlehre der rumnn. Dialekte. Vocal. III. 247 ea ist raanehmal der Reflex von a, namentlich nach und U. yreast Dorngebüsch : hvi'astx, pi-iak Zwlimenrlan. präg: pragi.. odreash^f^difiMii SprössHng : ot- raslb f. streaz§, stmz§ Wache: straza. tseas Stunde : casi.. tsedskQ Schale: casa. Uedtse Nebel: öadt, *cadtca. Vergl. dakoslov. preaf für aslov. pravT). Ich füge hier Reflexe des slav. ja an: hojdr, hojer : bolja- rini). burujdn§, burjd7i§ herbe Cihac: russ. burijänTi. magy. burjän. kneaz Fürst: russ. knjazi., aslov. k^nezt: dieses liegt dem in ungrischen Urkunden oft vorkommenden kinez, kenez aus kinenz zu Grunde, rumun. wohl *kenmz, ■^■keniz. leay^, bei bar. 167. Uli lu, Pole: j-uss. Ijah-B. lilijdk Fledermaus: aslov. lilijak-B in anderer Bedeutung, reteaz Riegel: klruss. retjaz. Dem magy. beteg und sereg entsprechen hetiag Kranker ro. t. 45. und Sireag, Hrag vicleane ev. 45. entspricht dem drum, yiklen, dakoslov. hiclan in hiklanzto: magy. hitlen per- lidus. Die Sprache der Bulgaren in Siebenbürgen s. v. d) A, e (d. i. in im fz. mince) geht in in über: zwischen e und in liegt en, das nach E. iv. in in übergehen musste. Ver- o-leichende Grammatik 1. 32: daraus erklärt sich das unver- änderte st in stinge, aslov. *stegno. i für i im drum, hängt vom vorhergehenden Consonanten ab. ßent sitis für aslov. cesto. meso beachten ist. ceta: tsintfi Stift, gled: oglindij Spiegel: das Wort ist nach Diez, Wortschöpfung 89, weder lateinisch noch slavisch. dakoslov. glenda. greda : gri7id§ Balken, Zimmer- decke : ungenau grenda ist. 16. ngriech. vpEVT'.a. magy. ge- renda. koleda : koUnd§ Weihnachtslied : calendae, -/.aXavcai. dakoslov. kolanda Weihnachten. kT.nezb: kenez, kinez inUrkiin- den aus kenenz, keninz. Dakoslov. zed- usw., csenzto, menßo wobei das e zu mecb: russ. mjacL Ball: mintse, bei blaz. mindze. Das aus- lautende e steht entweder für h, d. i. für verklingendes i oder verdankt sein Dasein dem Genus fem. pamett : irum. jrj«mm^e Verstand. met: mintt triiben: mintescuho. 227. ininteHi misces dan. min- tirä sTTSipa^av fra|. mintiri i\).. rj^o/.r^ frä^. mintid. mintirea Trübung ist. 28. sxmet: smintesc (zmintescj. ne- zmintit unfehlbar Clemens 50. 248 Miklosich. smiutedle Fehler, sminteli le -b. r/.xvBaXa cons. 9. ♦s-Linetana: znuntin§ Sahne Cle- mens 28. mm ist aus min ent- standen. *opeka : o^?««/^^ Bundschuh, serb. opanak entspri cht einem aslo v. opbm.ki.. alb. oping§. , *opetiti: vergl. zapetiti: opinti aufhalten. IMit pi.n (peti)hängt auch ojnnti sich anstrengen zusammen. petbno: innten Sporn. Man ver- gleicht it. pinta Antrieb, sxpretati: sprinten tenuis, levis, agilis. Man vergleicht it. sprin- gare. red'L: rtnd Reihe, mrum. rmdu aus rind. magy. rend. resa: riirsp, julus. Vergl. red'L. *rezati se: rinzi neben rizni grinsen ; bei kor. 3. r§nziri Diese Worte sind von den Rumunen aus der Sprache der dakischen Slovenen entlehnt worden, die a in der Form en bis zum Aussterben ihrer Sprache bewahrt haben. Das Wort .^edgp., sdg§ für das gleichfalls slav. glilm§ Scherz ist das bulg. segi., das aslov. sega lautet. vifedz tapfer weist durch oa für aslov. ^ auf eine russische Quelle: vitjazt. melitSQ für rjr;V^ Hanf breche ist wohl russ. mjalica. vekye ßey-'.e schon ro. ist bulg. veke, veöe: aslov. veste. Uinste Ehre mit unhistorischera n ist aslov. öbstt : dakoslov. pocsentz fiir pocbsti.. e) ;i^, a ( d. i. on im fz. ronde) geht mrum. in ?n, drum, in ^n, hi über: zwischen ^ und gn, in liegt on. Ver- gleichende Grammatik 1. 86. 93. 308. in verliert raanchmahl sein » .• 7^V^•^ neben gi'nsk^ anser, womit bulg. r-bki. (r§k§) aus r§nk-5, ronka zu vergleichen i^st. Dakoslov. wird a diu'ch stresta: strömte, magy. szeren- cse, Glück: genauer wohl strinSte. Vergl. redi.. *stegno, sthgno, poln. äciegno, sciegno: stinge sing., stingii plur. regions inguinales. svet-L: sßnt (sßnte) heilig gink. 71. suijnt pil. szvent catech. 1 647. s/?i: dimb, dimbeni, dimbova usw. Namen von Bergen, Bächen usw. *gad, 'etwa summen : ghiddk scarabaeus. gagnivT,: gengav stammelnd für gmgav. gast : ginske, gtsk§ Gans gink, ginsdk m. glaboka: gl§mbodk§ ON.: klein- russischen Ursprungs ist hli- boca aus hiub-. kracina bilis, cholera: kriiitsen grausam. kragi. : kring pignon de rouage Cihac : russisch ist krug Kreis. krapt parvus, poln. krepy kurz und dick: vergl. A,Timpe^\Stück- chen polvz. kr§mpitse Fehler. oblakx: oblmk Sattelknopf. madrt : mvndru stolz, eitel, zig. mendru schön. paakt : paing Spinne mardz. 250 Mikl osicli. tänguire. vetänguiHev. 29.223.. tingui beklagen, ttnzi murren, tapt: ttmp stumpf, irum. tempi vb. ma. traba: frnnhe cylindro (Jihac. Hieber gebort trabica : trTm- hitse, trimhitse trompe. Vergl. mrum. tromhetä cons. 26.« zig. trimbits^». nsl. *tr6ba, trobiti; tromba, trombcta, trobenta. trad-L : trmdav träge. trmd Schwiele, tnnzi Haemorrhoi- den für trinzl mit z für z nach n wie bei ogrinzt: aslov. tratiti, poln. traci6: tnntivfug- scbleudcrn , russ. uronitb mardz. 210. trati: trintor Drohne. ■'■•cabrL, poln. czabr: tiimhru satm-eja hortensis mit i für t wegen des ts. cabrL für stabri» aus stjumbri., griech. O'jtj.ßpov. zabrt 'Qi\).-^oq : zTmhru bos urus Cihae. zlmhru Ofner Wörter- buch. *zabrx, daraus zabi.: zt.mbri, richtig wohl zimhri, Wolfs- zähne. Vergl. zimhi lächeln. ogryz-. Man vergleiche klruss. ryndza mit rumun. rinzQ Magen aus rmdzp,; russ. pyMi.m'L mit rumun. rimün usw. k§rimh Kolben pumn. 79. ist y.opui/ßc;, 2^ß(/m vielleicht lat. paganus, dem auch aslov. pogan-L sein Dasein verdankt. In andern Worten wird ^ durch un, um reflectirt: da sich dieses un aus on entwickelt, so haben wir in un den älteren lleflex des ik, das in magy. Worten durch un, an wieder- gegeben wird. adica: imditsij, nngifsp. Angel, dabrava: f^MmirrtV« kleiner Eich- AVald. ^\OI'.\\Kp/'»»KII M kui-. dumhravnik eupatorium can- nabinum. grabt: irum.no. drT.va usw. 363. In der Sprache der Bulgaren (Slovenen) in Siebenbürgen 141. bardo. karf. karst für aslov. brxdo. krtvL. kri.sti. usw. Irum. erhält sich silbebildendes r oder geht in er über. Drum, scheint ir der regelmässige Reflex des silbebil- denden r zu sein: daneben findet sich §r. Mrum. *) 9§''g§^dnu faux kav. dan. : serb. grkljan. mac.-griech. krikllan pu. 21. Xerkesku rhonchos edo kav. : hrkati. k^rtesku tento ■TiS'.päi^ci) kav. ent- zweien dezbinare ev. 22. io. 9. 16. berühren ev. 107 : vergl. alb. t'§rtöj zanke und drum. kirti , kirUsk murren. Ein dunkles, jedesfalls, wie Erzeigt, unlat. Wort: ein slav. krititi finde ich nicht. kirtits§ talpa : krttt. skertsiku strideo kav. : vergl. alb. tsk§rtäs und serb. skrgu- tati. skermire Stridore ist. 20. drum. sk§rmi. sfersitu, sfirsitu Ende cons. 30. 63: s'Bvrtsiti. cirniciu (tsirnits) aus tnr- morus ev. 132. 1-33 : aslov. cr^nica. nv§rtesku involvo kav. nverti ist. 49. 51: vr-Bteti. v§rst§ Alter mostre 18. versfe ist. 9: vrtsta, 252 Mi kl OS i c h. r§ hat pr§shiitesku aqua bencdicta aspergo kav. : serb. prskati, *prskutati. Russischen Ursprungs und daher aus dem drum, entlehnt sind mrum. trestiä Kolir ist. 45. trestie ev. 181. und Sertfä Opfer cons. 23. dresfeharu fullo ev. 261; tristidle Art Waschkübel dan., drum. dVrst§.: bulg. driisti.. sfretin le Bohrer dan. aus sfretene le vergl. mau mit bulg. und drum, sf redet, irum. sv'^;rdal. er, ir ist lat. in virtute, virtos raostre 27. 29. aus vert-, virt- ; slav. in gerdim hortus kav. : gradina, virzär (virjant) Zauberer: *vrazärt. Vergl. drum, vrezmasii, vr§zbitoni hör. 41. 88. ß) py.oäpc rkoäre frigus dan. 5. drum. r§kodre. pai'vs vHne pudor dan. 38. rushine bo. 17. vrhttea bo. 228. vrtosu stark, sehr 122. 123. 125. 164. 165. Irum. a) brkast arricciato. cjrmi tonare. yrbet Rücken. krtme talpa. ohrni voltare. podr.sm sdrucciolare. prsnydk ditale. srp falcetto. ti-huh ventre. vetrnitsii molino per ventolare. vrh: ku vrh colmo übervoll. vrsi colmare. zgrni ausfegen. Vergl. ti'U correre. erde ridere. tsrtale vomero. mrsaü magre, slav. mrsav. krHi battezzare. prvi primo. srd coUera. trd duro. vi-tei forare. ß) tryau acuto. ert punto. erzemfse Roggen-, Weizenstroh. ferldn tessitore. svrrdal trivello. zerjie granello. zrrn§ granajo. Drum. hirlöfj, h^rlög und hrelög lustrum ferae: brlog, aslov. brilogt. hrrvQ , hp'n§; hrzna col.-traj. Balken: brT>vbno. dirst§, derst^, dr^stf^ Walkerei: bulg. drtstx. dirz, d^rz küliu: dri>zT.. cjirh, g(;rh Rücken, girhov ge- bückt, uiagy. görbe: grtbi. girgelüs^ Kornwurm pumn. 25. 33. g§g(^rits§ polyz. girsti! russ, hvatb.' gink. 409: grbstt. ytrkv.ij x^rhß und xork§t schnar- chen: lirkati. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Vocal. III. 253 zmrli, svh'li werfen gink. -299 : *hvrliti, biilg. frtli. sgirtsej Krafnpf, russ. sudoroga mardz. kt^vUej ; zg§rtsiri kor. 148."^^^^^ geizig pnmn. 25. vergl. zgiik^ zgirts Knorpel: gri.6iti, nslov. krc. kird, k§rd Heerde: serb. krd, ein dunkles Wort. kirkQ, kerkn Rücken : krtk-fc Hals . kirm^, kerme und körm§ Steuer- ruder, uiagy. kormäny : ki'Tbma. kirn, k§rn camard, stumpfnasig: krtni.. kirp^, kerpQ Lappen: krT>pa. kirj)§ Avird mit ,carpere^ zu- sammengestellt. kirtits§, kertits§ Maiüwurf : kri.tT>. kTrtsim^, kertsime (d. i. kirtsin§J Schenke, zig.k^rtsma. magy. korcsma: ki'TjCbma. osirdie, oserdie Eifer. oi'cp'K- AoynT alt: usri.dije. Hielier, nicht zum magy. sürges (d. i. silrges) gehört auch drg hkte, zele. pii-U sengen: serb. prljiti. ptrts, p§rts Bock: ^pr-LCt, serb. prcevina Bocksgestank. pTrte, pirt§, pert§ Spur, daher mährisch pirta: serb. prt f. strb, serb Serbe: serb. srb. skrrh^ Sorge mardz. skr§bi kor. 78. zig. sk§rb§: skrxbb. ska\ne-, skern§ Mist: skvr-Lua. smtrd, sm§rd schmutzig: smr-L- deti. smirk, sra^rk Quelle: srnr^k-. stirk Clemens 12. kokostirk. str§- Ä;MZLimba303. Storch: strikt. sttrv, st§rv Aas: serb. strv. sfirsi vollenden. s§virsi moln. 293. Clemens 48. zig. f§rso: s^vrT>öiti. stirb für stirb ebreche, schartig, daneben yirb, yjt^vb Scherbe: strxb'i und yjirb vergleiche man bulg. hrtbeliv schartig col. 183. tirg,te^rg,Vi\\^g^n.2Xitrtig ui'k. 1665, Markt: tr^gi». tvrkol Kreis: bulg. trtkolö. tirl^, terl§ Hürde: serb. trlo. tirn Reisigbesen. t§rn Dorn : tri)m>. Vergl. tirnomeät§ mit serb. trnomet. ttrndts perron: trnac, das viel- leicht fremd Cihac 2. 533. tsirte flu' ^sCr^g Buchstabe, Linie : crxta. virf, verf Spitze : vri.h'L, daher ob^rHe stam. 529. v§rtöp, vp,rtep Höhle, vertöp Sumpf Ofner Wörterbuch : vr-ittp-B. vTrst§, verst§, vrtst§, vrest§ Alter, Statur: vrtsta. virs§, versp. Netz: vri.sa. vtrti, verti, mvirti drehen: vri.- teti. Hieher gehört virtez Winde, Wirbel polyz. v§r- tedz Riegel, Schacht Ofner Wörterbuch, das mit einem lat. vertigium zusammenge- stellt wird. virtelnits§, virtedl- nits§ Weife, ■rezyrgiz aufwiegeln beruht auf razvratt. 254 Miklosich. Abweichend ist zerdie, zodrd§ Gerte Ciliac. ban. 36. z§rdie, zei'die stam. 528. 529: aslov. zri.dt. Diese Worte sind in alter Zeit aus einer dem altslov. näher verwandten Sprache entlehnt: die folgenden stammen aus dem gross- oder kleinrussischen ^ aus dem sie in später Zeit aufgenommen Avorden sind. böiip Loch: russ. bortb Bienen- beute: *br7>ti>. yorn chemiiuee, four; gorn, yorn gink. yornecUe Rauchloch: klruss. *horn-, russ. goni'L foyer, fourneau. Die Ablei- tung von furnus ist unrichtig: aslov. grxn in grinyli» fornax ad conflanda metalla. stredie kor. 45. st7nge f. Honig- tau setzt ein russ. stred- voraus: aslov. sti-tdi,. trestie Rohr, zig. tr^stij: gross- und klcinruss.trostb, daneben vielleicht trestt. aslov. trtstb. zeV^vg Opfer: russ. zertva. aslov. zrxtva. zr§tvt (H;p'kTK;K) kor. Jji\t. ist virtdte; v§rtute, vr§tut(i; vr§tos kor. v§r g ütse \irgo. Slav. sind j)ogirtH neben iwgirtsi, iwhirtH glanei-, Denominativum aus * pobirTilcB ; ptrlmz neben priUaz, in'lläz passage par dcssus une haie: prelazt; tertse plur. fiirfur dan., drum. f§rftsQ aus trtise,: serb. trice; larzo, Krücke, Bischofsstab hängt mit slav. krizb Kreuz zusammen; kh-ni einlenken pumn. 26. kann mit serb. krenuti bewegen verglichen werden; girnitse quercus ist serb. granica; granitse limes neben gr^nitsd limitare berulit auf slav. granica. Alb. dermis, drimis nicke: dremati. g^iyes, schnarche: hrkati. g§rt' neben grek; g§rkin?,: grk. grkinja. k^rtsäs, kr^tsäs, bei kav. 231. tskgrtäs, knirsche, p^rsis, bei cara. 1. 89. p^riisgi brate : prazim. sorp, serl)i Serbe, v^rtit drehe. Abwcichenm>. v§lkoldk, vp-koldk, virkoldk loup- garou Cihac. Gespenst, be- weglicher Schatten im Monde polyz. Vergl. vltkodlaci lunu izedose ili sltnbce Lexicon palaeoslovenicum usw. 68. mulköm still ist mltkomb. velfe. Pracht: vergl. vl-ihvL. Alb. kulb g. Art Süsswasserfisch beruht auf ^kl-Lbb, poln. kielb cyprinus gobio, russ. kolba. Es sei hier bemerkt, dass das rumun. silbenbildendes n und m besitzt : diese Laute beruhen auf in, im und stehen stets im An- laute : nt'ls aus int'is, inkjis inclusus. mhijdre aus imbijdre (minder genau inhijdre) anerbieten, das man mit invitare vergleicht, eine Vergleichung, gegen die der Ausfall des t spricht: imbijdre hängt wohl mit in-viare zusammen: in diesem Falle wäre es fz. envoyer Diez, Wörterbuch 747. Silbenbildendes n, m findet sich auch alb., südit. (neap., sicil.), gredn. [ijntänke (intantus, quod ) während imd wohl auch Zakon. Definer, Zakon. Grammatik 35. Vergl. I. IV. nslov. nkoliko (enkoliko), aslov. nekoliko. Im deutschen Niederösterreichs: schnupfet?^ s n? (viersilbig) d. i. würden sie ihn (den Tabak) schnupfen? habn s n gseg«? (fünfsilbig) haben sie ihn gesehen? hab?i s m s gehn? (fünfsilbig) haben sie ihm es gegeben? is r da gwes72? (fünfsilbig): n, m, r sind die enkli- 256 Miklosich. tischen Formen für ihn, ilim (dialekt. iem), er. Man vergleiche slav. ga, mii für jega, jeinu. Ich habe im Vorhergehenden eine ziemlich lange Reihe von Worten verzeichnet, die das rumunische aus dem slavischen entlehnt hat: schon vor Jahren habe ich eine ähnliche Unter- sucliung angestellt. Icli erfahre nun, dass dergleichen Listen ,den rumänischen Gelehrten mitunter^ (also doch nicht allen) , recht verhasst sind^ Diesen Hass kann man sich nur durch die Annahme erklären, dass man den Verfertigern solcher Listen die Absicht unterschiebt, sie wollten den Ruraunen aus dergleichen Entlehnungen einen Vorwurf machen. Eine solche Absicht wäre lächerlich und würde eine grosse Unwissenheit in der Sprachgeschichte verrathen, die da lehrt, dass es eine Sprache ohne entlehntes Gut gar nicht gibt. Es kömmt darauf an, wie ein Volk Eigenes und Fremdes für die Cultur ver- wertet. Bei dergleichen Untersuchungen ist nicht nur die ent- lehnende Sprache, sondern auch die darleihende interessiert, und dem Slavisten kann die Erforschung des slavischen im runiunischen nicht erlassen werden : das rumunische bietet eine nicht geringe Anzahl von slavischen Worten in m*alter Form. Ob diese Worte allgemein bekannt sind oder nur in einzelnen Gegenden verstanden werden, ob sie sich in der heute ge- sprochenen Rede oder nur in älteren Denkmälern vorfinden, ist für den vSprachforscher gleichgiltig, der ja keine stilistischen Regeln aufzustellen beabsichtigt und nicht lehren will, dass man die kuvinte urite kraj, duli, peUea^ zu meiden und redze, spirt mlzil zu gebrauchen habe. Wenn man sagt, ein Fremder sei in solchen Dingen nicht competent, so meine ich, in der Wissen- schaft gebe es keine Jurisdictionsnorra, da sei competent, wer es versteht, d. i. wer sorgfältig gesichtetes Material nach wissen- schaftlicher Methode bearbeitet. Ob nun die eingebornen Herren A. T. Laurianu und .1. C. Massimu, die tslreddr. grex mit dem sp. cerda Haufe Schweineborsten oder auch Pferdehaare ver- binden, compctenter sind als der Fremde, der im rumunischen tSireddi^ das aslov. crcda grex, bulg. crhdi, erblickt, diese Frage richtig zu beantworten dürfte auch dem Laien nicht allzu schwer fallen. Es gibt selbstverständlich Gebiete der Sprachforschung, in denen sich der fremde Gelehrte mit dem einheimischen nicht messen kann. Beiträge zur Lautlehre der ruuiuii. Dialekte. Conson. I. 257 3. Magyarisch 6, ö usw. Magy. 6, ö usw. wird itü. h§Mü: bako Henker. h§leü: hälö Netz, hprdeü^ §rd§ü : hordö Kübel, t^n : to Teich. Ebenso /ere- deü: fm^o Bad. tek§reii: tekerö drehend und v§Uü: valljü Trog, ireü: ürü Hammel usw. Yergl. Roman. Studien iv. 181. Consouaniismus I. Die aus dem lateinischen stammenden Consonanten des rumunischen zerfallen in folgende Reihen : I. Die r-Reihe : r, l, n. IL Die ^Reihe : t, d. III. Die p-Reihe : p, b, v, f, m. IV. Die ^•-Reihe : k, q, g, j. V. Die s-Reihe : diese Reihe wird nur durch s repräsentiert. I. Die r-Reihe: r, l, n. a) R. Übersicht. I. Das rumun. kennt im macedonischen und dacischen Dialekt wie das alb. ein zweifaches r: r, r. II. Das drum, besass ein erweichtes, aus rj entstandenes r (r), das wie V und n nun durch j ersetzt wird oder in r übergeht : * quaerio (quaero) ergibt '■^■tSerü, woraus entweder tsejü oder tserü hervor- geht. III. r kann in manchen Worten in n übergehen: s§m7i, s§r{n serenus. IV. rv wird rb: korb corvus. V. Einzelnes. I. Das mrum. hat bei kav. und dan., das drum, in älteren Denkmählern ausser dem gewöhnlichen auch ein rr, wofür ich f schreibe. Wie dieses f lautet, finde ich nirgends klar ange- geben Alb. Forschungen 1. 11. Hahn 2. 2. sagt, es werde durch Anschlag der Zungenspitze an den Vordergaumen gebildet, was ein weiches r (rj vermuthen lässt, eine Vermuthung, der der Umstand entgegensteht, dass kein rr auf rj zurückführbar ist. Herr Dr. J. U. Jarnik 23. hörte ein ,hartes, stark rasseln- des r'. f ist höchst wahrscheinlich der von Deffner 86. 88. 89. durch r bezeichnete zakon. Laut: ,Die Zungenspitze wird gegen das Gaumengewölbe gerichtet und elastisch gespannt. Durch Sitzungsber. d. phil.-hist." Cl. €. Bd. I. Hft. 17 I 258 Mikl OS i eh. die ausgestossene Luft wird dann ein r erzeugt, dessen Vibra- tion stärker als die des gewöhnlichen ist/ zguria mit tieftönen- dem i (vielleicht pol. y): avMpia. mrum. zgune kav. 225. Diesem r wird l, n an die Seite gestellt und alle drei Laute cerebral genannt. Die Sache ist dunkel, weil noch nicht physiologisch untersucht. Mrum. aiJ.appou amdru amarus kav. 219. appav-ou arddii rado kav. 214. appavTOJ aieäu rideo kav. 189. appay.'.ou ardt'iu rapio kav. 185. appay.icao'J, wohl af§Hsu, labasco kav. 190. Dunkel. appa[j.avou avQmenu moror kav. 226. neben apap-aws ar§m.§nne manet dan. 24. appc(.-:'C,i\ie ar§tsime frigida tem- pestas kav. 228. neben apot- T^eur^ dan. appa dr§ arant dan. appsarehabetdan.5. neben apc38. appojy.c'j arüku jacio kav. 222. appi/'/dou ariklu ren kav. 213. appsa[j.'.7/,ou arodmigu manduco kav. 210 : rumigo. appouy.oTscy.s'j atukotesku volvo kav. : mit ,rota' zusammen- hangend. appo'jTCCu afüjm dirumpo kav. 214. ßappaYv.ouTLO'j vQr§gi(tsu circulus kav. 190. vom slav. veriga^ ippä efd erant dan. 36. |j.E vTsazappou me ndodp^ru innitor kav.. 183. vTvfrf/.appa dzfjng§r§ lyra kav. 20«. Yy.oj35'jp;x-sj ijusitrdfv curvus kav. 1!>9. Wahrscheinlich alb. Youjj.xppou^Mmaruasinuskav. 188 : alb. gomär. yippo'j %eTu dan. 3. neben '/ep^u yeru kav. ferrum. y.appa Mfa quando dan. 44. Dunkel. y.oppou köfu chorus dan. 48. neben y.opouprj dan. y.ouppa gufa os dan.: gula. y.ouppxo kufdo lorum kav. 208. ^äppt mdfe magnus dan. 44. p.appr, magni 44. neben [j-ap-/) 14. |xappo6Xa m^fült} pinus kav. 203 : türk. jjLOjppoj müru murus dan. 29. vapps ndre nasus dan. 16. TTsppyj jxiH neben r.ip Wr, per U capilli dan. 7:ppi'jva ppiin§ prunum damasce- num kav. 191. ppd'/ccfdn§ vulnus , plaga kav. 219: slav. rana. ppav-axDIva f§d§tsin{' radix kav. 222: *radecina. ppavv'.e f§ne Scabies kav. 238. neben pawta r^/in dan. 23: *ronea. it. rogna. ppaou fQu malus kav. 198. neben paou r§u dan. 11 : reus. ppaou f^u fluvius kav. 220. neben paoupps reure fluvii dan. 1 : rivus. lieiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. 259 ppcGGio'j föSiu ruber kav. 202 roseus. ppoi^ou rözu^. nodiis kav. 222 griech. biZoc. z'Cippou tsefu dan. neben twspcu tsei-u kav. eaelum. TLoappa tsodf§ cornix 204. alb. sör§. TO-oappa topodr§ securis kav. 230. neben to-oapoc dan. 30: slav. TO'jppoAou tufölu turris kav. 221. t^yy-cupp-^s zgurie scoria kav. 225. Oäppoj ^Äar« kav. 196. ist griech. Oappoc;. ppouYxa 7-?ft/|!tonorariuin kav.222. alb. ppc'j/.a. ngriech. pcya. c^!|J.zc'Jppas§!t^,\'M'6pK> hp(d^fo7^u viersilbig ist, eine an vielen Orten pe muhe locuri ge- bräuchliche Aussprache^ lautet es l§ud(jtöru. Auch Cip. princ. 141. 342. 386. setzt ein ?• nioliatu voraus. Dem rumun. ariiie- sdriü (armt^sdr) Hengst, lat. admissarius, vulg. armessarius, ent- spricht klruss. harracsdrb. t in ferltsu'i ist nach puran. 17. kaum hörbar. Weiches / ist, wie es scheint, im Schwinden begriffen: neben mdriü des (Jfncr Wörterbuchs besteht drum, und mrum. morü, morior; pumn. 50. ha.t mo7'iü und mar. Dem rumun. /• ist es ungefähr ebenso ergangen wie dem slav.: dieses Beiträge znr Lautlehre der niinnn. Dialekte. Conson. I. 261 weicht dem liartcn r, wird hie und da durch rj ersetzt, das durch Verwandhing des j in z in rz (f, rz) übergehen kann. Fester haftert im rumun. wie in den slavischen Sprachen die Weichlautc /' .und n. DiSnRfff öuftixe or, tor bestehen im rumun. in den Formen »riü, föriü (vergL gink. 325), die allerdings ihi* i häutig ein- büssen, während das fem. stets auf der Form öria, töria beruht: l^itdfitöriü, l^udptör. öfia, töria wird örie,, odrie, töri^, todrie und, mit Verlust des i, jedoch mit Wahrung des (i)e aus (i)^, odre, todre: leudftodre. privegetodre luscinia, *per^^gilatoria. skrisodre. sudodre mrum. und drum, sudor aus *sudöria. s]y§l§toarw Wäscherinn pumn. 19. Dem lat. masc. auf or steht wie im fz. i'in fem. gegenüber. Man füge hinzu modre muria, it. moja. k^lddre Kessel: caldaria. azutoare. aakunsoare. kursoare usw. princ. 228. Neben dem Übergänge des via in re darf der in je vermuthet Averden in vspcije Flamme aus vapor für v§podje: doch steht dieser Vermuthung die Bedeutung der Worte ent- gegen. dojös sehnsüchtig, dojods<} (dojitdse gink. 20), beruht wohl nicht auf *doiju^ wofür dor vorkömmt: it. cordoglio. Neben supdju liest man supdriu petulans Limba 304. Zu vergleichen sind it. aja, acciajo, carbonajo neben area, acciaro, carbonaro usw. imd die Verbalformen paja pareat usw. ajo und aro beruhen auch lat. arius: auch hier wird ein altes r und Übergang desselben in j anzunehmen sein durch Aus- fall des r vor j. Im zakonischen bildet sich r aus rj : era Wolle: i'pia. varü aus ßapj: für agriechische^ j tritt ju ein. erifo ip'.scc beruht auf erjifo'usw. Deffner, Zakon. Grammatik 108. Einen viel weiteren Umfang hat r in den slavischen Sprachen. Zig. j aus rd' stammt aus dem rumun. Über die ^Mundarten usw. IX. 27. 41. Hier folgen die Verbalformen mit /• aus rj, woraus sich r imd j entwickelt haben. pereo, perio, perju: pier, piej. p(?reat, periat, perjat: piedr§. piedje cip. 1. IL 102. p^ris, peri: pieri, piej wohl aus pierji Der Eeflex von peream ist identisch mit dem von pereo, sowie der von pereas mit dem von peris, da das rumun. eine besondere Form für 262 Miklosich. die I. und IL Conjunctivi nicht kennt. Die IL sing, imperat. ist von der IL sing, indicat. hier nicht verschieden. *periendo, pierjind: pierind, 'pieind, historisch richtig perind kor. 95, peind. peritoriiis, *periitörius, pierjitör: pieritör, pieitör, richtig peritör, peitör. perire, *perjire: pierire, pieire, richtig perire, peire: k§ m§ aßu la peire Volksl. 2. 92. k§ mi j hadju la pelre 93. peri, pei. peritio, *periitio, perjitiönem: peritsi'me, peitsüne. Die hier nicht erörterten Formen des praes. indicat. lauten pidre aus piedre, pijdre kor. 95. aus peret, nicht perit. perim perimus, peritsi peritis, nicht etwa peim usav. Die Änderung des t in ie findet nicht statt, da es unbetont ist. Ebenso peri, perit. pier perunt, nicht pereunt. Aus piej, piej für pereo, peris neben perim , peritsi für perimus, peritis ergibt sich, dass nur aus der Verbindung des r mit unbetontem i das Aveiche r resultieren kann, das ist vor ia, ie oder ja, je usw. Mrum. pereo pierü. pereat plerä. perit piere. pereunt pierii-, falsch pierire. pierimü. pieritl ev. So sind auch folgende Formen zu beurtheilen: doleat: dodre (wohl dodrQ), dodje. dolebat: mrum. dorm ev. 101. doleo: it. dojo, doglio, dolgo, doggo Boehmer 179. pareo: par, paj. päreat: pdr^, pdje. It. pajo, tose, pargo 179. quaero, *quaerio: tser, tSej, it. chieggio, afz. querge. quaerat, *quaeriat: tsedrQ, tsedje. quaeris: tseri, tiej. tierind, töejind (bei pumn. 39. Selmd); tseriföriü und wohl auch tsejitoriü. Mrum. *quaeriat; cc'rä ev.; ceri. cerea ev. 22. *quaerio wird auch von it. cheio vorausgesetzt Boehmer 180. Salio: sar, aaj. mrum. sdru kav. saliat: sdr^, sdje. salis: Hüll, saj. saliendo: s^rihd, s§jind; dagegen saht, *salet: sdre. salire: s^rt. serlm, sp.ritsi. it. saglio, salgo usw. pg. saio Boehmer 1 79. '^ *expavörio: sparin mit -ri , spaj. *expavoriat: sparte, spdje: vine moartea, H m§ spdje (Reim: vt^pdje) Volkslied. Mrum. aspäriarä ev. 9. aspäriafi 144. aspärläturi 150. velis für vis: veri kor. 3. vei aus velji, verji. Die liier verzeichneten Verbalformen mit ursprünglichem r bind vielleicht nicht vollständig aufgezählt. Andere als diese Beiträge znr Lautlehre der nimun. Dialekte. Conson. I. 263 habe ich ^jedoch, in den grammatischen Werken und den von mir gelesenen Büchern nicht gefunden. m. ■nj^^,^ r geht in n über. Mrum. Tuojvia-'.v£ dzuiidpine cedrus kav. 200. T'CojvaTuivs dan. 26: *junipenem für juniperum: drum, juniper ist spät ent- lehnt, minune Wunder neben mird: ömeni li, ce vidiurä aista minune, se mirara ist. 29 : mi macht die Worte im mrum. ver- dächtig: ev. bietet minunt phir. und minunarä dar. Es ist viel- leicht nin- aus rmr- zu lesen. Drum. fenm§, f^in^, f^i'^^^i farina cip. 1. 91. kunün§ neben korodn§ Corona. viinüne miraculum neben se mird. sgm'ji neben s^Kt? serenus: dunkel ist sein grau, nicht slav. sint. suspinare suspirare kor. orsinik cAoavjptxöv Limba 219. Dunkel ist mir gaun§, (j^iure, für horti^ caverna in trunco, russ. bortb Bienenbeute, stam. 526. Auf alnus beruht arin, anin. Alb. me langüem, me largüem absentare. sicil. avanu avarus usw. Wentrup 29. Das zakon. bietet n für r vor t: ande ü^-zz,. /öndi /ip^ov Deffner, Zakon. Grrammatik 100. IV. rv wird rh. serhd feierte ev. 51. serbare mass. 20. Q'x^■Ka.1b^r^ sarh§töri dies festi dan. 10. Vergl. fasten. 211. 220. Mrum. herbes Vi verveces dan. 3. cerbu cervus mass. 20. korbu l corvus dan. 5. rv erhält sich im slav. kurvdru adulter kav kurvarite fornicationes dan. curväriä ev. curviä ev. Gelehrte Worte sind: servire. servid. servitöre ev. Drum. herbedtse vervecem. berhek vb fierb koche: ferveo. kukurbeüjkurkubeüKe^&rihogQn man denkt an *concm'vu5. s§rbdre feiern: servare. serb servus^ serbi vb. tserbitse cervix. 204 Miklosich. Fz. corbcau. courber. alb. korp, körbi corvus. k^rbuftjem beuge mich wird mit cm-vus verglichen, s^rbej diene, surbel'g salvia. Alb. Forschungen 2. 83. Man beachte parbularc, salbator, serbus usw. der Inschriften. V. a) r wird l: adülmejx,, adürm§k spüre: ürm^ Spur; Suffix ico; it. orma. aldm§ Messing und ardma Kupfer blaz. almdriü, armdriü cip. 1. 97. tölbe, tnlhe, törhe,: alb. törv^. Ciliac 2. 418. Limba 305. tülhur, tülbure turbidus: apß fulhure volksl. neben turhiiv: vlat. turbulus; tulbin§ tiefes Wasser, ßi'ijei' Pfeife, Schien- bein, mrum. jiujdra dan., ngriech. cAospa, fistula hängt mit alb. frü], frij t., fri'inij g. blase zusammen. Neben krednge, besteht kledng§ Ast. Vcrgl. it. albero usw. neap. Wentrxip 16. Ngriech. yj.i-p<. äpQ-:pov usw. Foy 37. 38. 39. Deffner, Zakon. Grammatik 106. griech.-alb. millimange neben alb. m§rimäg§ t. Zig. s. Über die ]Mundarten usw. ix. 27. b) rbs, rbt wird rs, rt: Jiersu, hertä ath. 47. ßert gink.: mrum. herb, drum, fierb koche : ferveo. c) Jung ist rie (re) für re: ried'iho tollit ban. 27. d) rs erscheint als s in miisdtu formosus kav. dan. von einem subst. mus aus morsus, woher auch it. muso Diez, Wörter- buch 236. mrum. drum, muskd ist *morsicare. s aus rs in muS wird bestätigt durch musld neben älterem mursekd aus morsicare (morsecare) princ. 393, so wie durch mrum. p^'Ü/q'. aus persica: it. pesca ist nach Diez aus persica zusammen- gezogen; andere nehmen pesica an. Vergl. alb. kfisär, it. corsare. b) L. Übersicht. I. Dem zweifachen r steht ein einziger Z-Laut gegenüber. II. Vor pracjotierten Vocalen entsteht aus / und ^ das erweichte l: 1) weiches sieh mrum. und irum. behauptet, im drum, jedoch durch j ersetzt wird: mrum. muTdre. irum. mulrre. drum, mnjdre: mulierem. IIT. Einftiches l zwi.schen Vocalen wird /•/ sdre salcm. IV. / wird n: asedmene similis. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. 265 Vergl. ad«irailis. • V. Iv wird Ib : pülbere pulverem. VI. l geht in M über, wenn dem l ein Vocal vorhergeht und g folgt : k§tseduf catdla aus ketsedl§. VII. Sporadischer LautwandeL -*-^ I. Dem zweifachen rumun. r steht ein einziger Z-Laut gegen- über, während das alb. zwei 1-Laute kennt Hahn 2. 3. Das alb. besitzt einen 1-Laut, der Herrn Dr. J. U. Jarnik als ein hartes, dem poln. i entsprechendes 1 erschien. Das Zakon be- sitzt denselben Laut Deffner, Zakon. Grammatik 88. n. l wird vor praejotierten Vocalen erweicht, indem dem l unmittelbar ein j nachfolgt: mrum. cWu aus lat. allium. Das Gleiche geschieht, wenn Vi, l'e aus älterem li, le usw. hervor- geht, indem sich hier ein parasitisches j zwischen l und /, e usw. einschiebt. Diess ist der Fall bei kel aus keM, plur. von kdle Weg; bei KOniii, d. i. kopip, liberi mardz. 131. aus kopilt, woraus kopil', kopy; bei mrum. g§Une gallina; ebenso bei Pin linum, wenn dieses nicht alb. ist; bei öklu oculus, kVeni clamas und den analogen Formen usw. ; lepure lepus ist liepure. Worte wie Aiavc sind vielleicht doch mit li, nicht mit /' zu sprechen. Mrum. I. Im thematischen Bestandtheile des Wortes. aliurea (alurea) andersM'O frät. conv. 356. aljiurea ath. 61. 21. v-Ti-TTCAAiaTOJ dispoTdtu nu- dus kav. 190. (^«spif/ja^a bo.22 1 . aliurea e\.diVw.VQ.ajürea,airea. j drum, despujd: dis-spoliare. ä/xA'.oj dl\i allium dan. 7. kav. ©oupiXia fumela familia dan. 10. 224. aliu conv. 356: drum. ay. \f.e\Xs fiimel'e kav. 233. fu- hätaliä nKTi^xl lue. 12. 48. ev. ' meljeaho. 221. fumelj lor 219. \i7:iX[>.-T,'Kk'.o'j bilbilu luscinia kav. familia ev. : vlat. famelia. ; 182. ([i)7:i/~J.\Kr, bilbil'i lus- , ngriech. OÄ[j,eX'!a. fit- aus /g-. ciniae dan. 5. türk. Av\\va.famiUe{]\\n^?),femedje. doliu dolor ev. 33. 37. 233. j Die Zusammenstellung mit Vergl. djor. vi'CsXiäTOJ dzel'dtu carnifex kav. 192. tüi'k. v.QTzoiDCkt dispodte denudant dan. femina ist falsch. ©accjXXto'j fasiiTu phaseolus dan. 10. fäsuljiu ath. 9. drum, fa- söle. 266 Miklosich. yiXX'.oj ■/{Tu filius kav. 232. dan. 35. ■/.'-/-Xi'j yßi 39. yiV sing, kop. 19. 21. 30. yß lu 13. 21. 25. xtT plur. 11. Mlj tu dein Sohn bo. 137. hilju bo. 39. 157. 219. hilju SU 225. hilj lu 131. 138. 224. MIß plur. 223. MUß 217. Mjor 217. Mlßu ath. 14. Mm conv. 385. Mliu lu 384. Mil su mostre 11. 40. Mlä 18. Mlu 23. /«VZm 11. Mllii 40. /«W« plur. 23. 26. ßll für x//?. ßlt li ev. drum. /y. yJXK'.a yßa filia dan. 35. /(aas yiTe filiae 37. kav. 197. MIß bo. 39. 7«^'e ta 137. /«'/y^a mit dem Artikel 131. Mljm ath. 14. Mlje le 1. /«7i' sa mostre 24. 25. 33. h'dl sa 18. Mlia 18. 19. 26. MiUa sa 23. ßliäfüryiliä.filie ev. drum.y ye. 7-/.aAA{v /.= ^f/m Ze gallinae dan. 4. '(/.xkKvjcc g§Kn§ kav. 215. galjind bo. 39. galjina ath. 15. gallina conv. 256. gälini ivä.\. gälina ev. drum. g(ßn§. lAAE {fe ilia kav. 206. alb. t-j".« (ija), bei Hahn ij?. f. •/.5!pT£AA'.ou k§rteTu circellus kav. 201. wohl ngriech. v/.aisit/sA'.xTO'j nkfrsü'dtu crispus kav. 200. Dunkel. y.ÖAA'.o'j kötu testiculus kav. 185. drum, koj : coleus. •/.ovr-rAAisu Ä:o??c///« penna kav. 202: ngriech. /.ovoj"/.'.. AAtäou lau sumo dan. 10. kav. 218, AAia la dan. 18. XXiä Tg 4. für Ze. /;ea bo. 128. Ijea ath. 3. Zmit conv. 383 liä 382. Ziei mostre 11. liel 40. Z«e 14. 30. 31. drum. ;'ait sumo. Dagegen XoaY) lodi sumsi dan. 16. )aäY>'- pip'umhu kav. TrapojYX'. aXy) p^ründ'i U columbae dan. 5. porumhd bo. 35. poi-ungji 1(50: palumbes. alb. pelümb§. deperä ev: deperu tiaXw matth. 12. 1. ev. 43: pilus. TTO'jpiTue piiritse pulex kav. 238. r.oüf-iT^t, pulices dan. 32. cips sal kav. 183: salcm. vcx- paTOjpa ns§r§tnr§ 8alsu.go kav. 185: *insalatura. sdni salto kav. resäri avaxeXXs'.v matth. 4. IG. ev. 235, Beitiüge znr Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. 273 Treppe bo. 1()4. scarä ath. 4. 15. alb. skal§. soäre sol kav. : solem. -sppcu doni dolor dan. 16. uoaps dodre dolet dan. 16. T^sppsu tSKfu caelum dan. 39. tremhurä tremere ev. 7(). 107. cutremhurd io. 11. 33. ev. 158. cutremurü 182. se cittremiird scsicOr, 159: tremulus. kutrühuru turbidus kav. : * tvu'- bulus. Tp'Yup*/; trijiri dan. : tribulare, svinturd vcntilare ev. 119. azhodre evolat dan. für -r§. as- horätöre. shorätoriev. 43. 106. säruna Salonichf mostre* 44: slav. Solun. ciax^cps sülisere sicilis kav. 193; secerea to- opsTCavov ev. 73. Dav^ftnS^spaps sitserdre mes- sis, aestas kav. 196. c'VY/.o'jpo'j kav. c(Yy.oupo'j singuru singnli dan. 39. cy.xvvTOJsa skendure asser kav. 223. scdndurä ath. 11. c/.av- Tcup A= skendur le dan. 20: cv.iVOÜA'cv DG. scandnla. cTOjpo'j stüru columna kav.: gtu- ACC. -oy7r:'C"^p£ suptsire subtilis dan. cy.apa skdr§ scala kav. 224. scara Dem lat. velle entspricht auch für das rumun. volere^ woraus *vuredre und, durch Ausstossung des u, vredre ath. 42. mostre. volemus: *vurem, vre mu sith. 4^2. conv. 381. voletis: vrefi ath. 42. volebam: '^vuredvi, vrem (vream) ath. 42. volerem : ^vurerem, vrerem (vredrem) ath. 42 völui, voliii: *viinu, vriii. volüerim: *vururim, vrürim bo. 68. volueris: vriiri dan. 13. 29. volutus: ^vunU, vriUä ath. 42. volendo: vriindu ibid. vrendu ev. Dagegen vökmt vom ibid. Ausfall des o kenneu it. Dialekte: voleva, vleva; volere, vlei Archivio 2. 412. 444. Einige rumun. Formen des Verbum velle, darunter voj volo, amo, sind mir räthselhaft geblieben. Die 3. sing, praes. ind. lautet mrum. und drum, va, das mir aus velet entstanden scheint: vedre, vea, va. Daneben besteht drum. o. o steht nach Herrn von Cihac, Boehmer's Roman. Studien iv. 180, in Verbindungen wie o s§ fak, o s§ fak§ usw. für am, ai, are, avem, avetsi, au. Diese Ansicht ist unrichtig, vielmehr ist o in diesen Ausdrücken gleich va : über mrum. va se kihnp§ru emam usw. kann das in den Rumun. Unter- suchungen II. 91. gesagte verglichen werden. Dergleichen Ver- bindungen kennt auch das heutige Bulgarisch: ste iscele 6spa- ■Trs'kto matth. 8. 7, wörtlich vult sano. az st'B (aus ste) b^d^ ero cank. ste reces epzic, matth. 7. 4. ste prosti df/jcst 6. 14. ste je, ste htde h-x: 5. 22. ste pijem Tdio\).t'i 6. 31. se (aus ste) dadem dabimus d-olak. 122. ste pijete tcit^ts matth. 6. 25. ste Sitzungsber. d. phil.-hist'. Cl. C. Bd. I. Hft. 18 274 M i klosich. postet vr,5T£'j(;ouctv 9. 15. Ähnlich sind folgende Ausdrücke: nema da se otrekt cu ixr; aTrapvv^aoiAa'.. nema da ispitas psal. 10. 13. nema da razumejete ob ;j.y) cjvr^-s matth. 13. 14. nema da pre- min'i.t :'j ;j.y; rapv'j/.Owai 24. 35. Daneben stes vide oiaßXeil/etq 7. 5. nnd stete da priimete ^eke-e hi^aa^. 1866. marat (märat lu de euf ich Unglücklicher! ro. t. 48) scheint auf ,male^ zu beruhen. Fremd ist molitsQ tinea kav. ; moUta ev. 119. iäväli vol- vere marc. 15. 46. ev. Ebenso wohl auch umiliti; umUinta cons. 25. Ferner jxirahola ev. 114. Grelehrt ist salutd ev. 100. 181. cnlöre 109 l in jüngerer Zeit ein Consonant ausgefallen sein. Irum. haserike Kirche. hurik Nabel. güre Mund. kdr le welcher. kur culo. In k(ßiü'e reitend mag zwischen § und mer melo, mela. piirets Floh. sdre Salz. sekdre Roggen. suj)tsir fein. tdre gagliardo. fil filo ist it. ; ebenso furmindnt fulminante. rumhrtila Denk, und iiimhrealä ma. Regenschirm. Dagegen vdle valle. Auf illa scheint i'a, rä zu beruhen : en in se calle in illa sua calle; en rä sä cassa in illa sua casa Ascoli, Studj i. 59. Drum. ddzer flink aus ddzere : agilis Burla 40. loriddver laudabilis pumn. 30 ist wohl kaum volks- thümlich. arin neben nntn: vergl. alnus^ *alinus. arip^ Flügel: vcrgl. ala. Andere denken an gi-iech. ftTrr, Wurf. huredte boletus. Imrik umbilicus. durdre: durare faceren unei casä de lemnii stam. 532 : dolare. dnred dolerc; dor Sehnsucht: vergl. it. duolo. dzer gehl aus dzeru. fdgur Honigscheibc : etwa fa- vulus. fedritse filicem. Daneben /eWi^ß, felig§ polypodium filix mas. feritüe felicem. fijdre (hijdre) fei: * feiern, fir (liir) filum : alb. fll. fldktp'i^. Flamme aus tlacula, fa- cula: it. fiaccola. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Diali^kte. Conson. I. 275 gaürQ Lq^ : caula Burla 40: Die Vergleichung ist nicht sicher. grdur Drossel soll mit ,graculus' zusammenjbangen. gilrg. Mmia giila : alb. go[§. ngriech.: -fz'Thy.. mdzer angelus. msiwa vorschuhen, eig. besohlen: solea. kdre qui: qualis. k§rturariü, lilter k§rtula7-iü princ. 389. kordst§, alt kordstr§ Colostrum. ^•a?■ culus. kurüno: colare. alb. kulöj seihe. strekurd, strekurd seihen. kureklü Kohl: cauliculus; coli- culus Inscr. lmgur§ cochlear: lingula. mdskur verschnittenes Schwein: alb. mäskul'. m§r Apfel : * melum. vieturQ Besen, imtur kehre. Mit eingeschaltetemw: slav.metla. modr§ Mühle: mola. mödru Art, Weise soll mit modulus zusammenhangen. negur^ nebula: g für h. nedre novellae Cihac, nicht von nöur, nor: nubilum it. nüvolo. mrum. nuoruist. 33. aus nu§ru. zig. nii§ru. tmp§rdt palatum: im, m ist ein Vorschlag. par palus: alb. päl§. p§düre Wald: paludem Diez, Wörterbuch 421. Schuchardt 1. 29. peku7'§ neben peklfiDnnst: aslov. pbklt. Vergl. m§tur§. p§r aus peru : pilus. popor Volk: populus. püretse pulex. sar neben saj aus saru salio. sdre sal : neben sdrnits^ besteht das ganz slav. sölnitse. s§r salze, predser. shor (richtig zior) fliege: ex-volo. shier (richtig zhier) schreie : ex- belo, it. bela. seiiso i(;v<ßi, pr§v§U wälzen, molitf, molif, molid Wasserfichte. Zweifelhaft ist^ouruskg labrusca Cihac, für Iqu-, dunkel hfßdur Drache. Neap. loquera loquela. totera tutela usw. Wcntrup IC). l wird r vor (Jonsonantcn : nimm, s/cdrt'mu scalpo kav., drum, nkdrpin. vnrgdrl bulgari frat. drum, kürpene wilde Rebe, knrpt'.n Hopfen Brandza: vergl. alb. külp§r Art Schlingpflanze. mnrsi'. Wassermet: mujsa. Kvni Blunienesche: nlmus. ursiincü Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialette. Conson, I. 277 hatife st^ftu. 527': cXor/jp-jcov. arminden der grüne Baum, den die Rumunen am ersten Mai aufpflanzen pumn. 30. armindar erster Mai^J3aronzi 159. Ein belaubter hoher Zweig, dergleichen die Walachen vor ilu-en Wohnungen den ersten Mai aufstellen. Ofner Wferfcrbueh. Das Wort erinnert an das deutsche allmende, worüber Grimm. Alb. Hahn 2. 14. Häufig im griech.: cpx(ca kX'^iq Foy 41.42. Nslov. tarkaj venet. : tolikaj. It. neap. urdeme ultimus usw. Wentrup 16. Zakon. wird I zu r nach gutturalen und labialen: vrussa YÄwacra. preyu TiXexw usw. DefFner, Zakon. Grammatik 104. IV. l wird n. Mrum. aXav-c aldnte reliqui dan. 50; oChXd-ne 24; tu lumea alantä (drum, cea V altä) mostre 9. alantu bo. 134. ode aUkite und dt alantd Zimmer neben einander 165. alante tempuri ath. 59. imü alantu. unu de la alantu (drum, unu l de la altu l io. 5. 44). la alantä. parte a alantä. alanti ot aXXc!. tute alante ev. 3. 10. 39. 41. 44. neben la alti ev. 161. altu, altä 28. und drum. alaltsi die andern ban. 2b. maltu entspricht dem serb. vise (aslov. vyse altius), denn es ist ma altu: se nu gresesci maltu, drum. s§ nu mal pj§k§tuesti io. 5. 14. Vergl. ev. 27. 142. anin alnus : daneben arin pol jz : die Vermittlung ist schwierig, funin- dzine fuligo. viv/.a oclz-z ningi} aiste simul ad haec dan. 45; ningd elu bei ihm bo. 159; nimja ev. 46. 162. 188. ath. 60; ningd für drum. Ungä bar. 168; rt-KHr-K vergl. mass. 103. nesloriu für lesioru mass. 138. asedmene soll zunächst auf asedmere und dieses auf adsimilis beruhen cip. 1. 91; asdm§n. anina volksl. aninat suspendu ban. 30: mrum. alind: s alinä stieg ist. 25. 46. ambulare wird mrum. imnd ev. 41. ivinQ dan. 19. imndndalui ev. 9. 193. ^rnm. wihld. perambularep-tm«aev.53. 16. primndlS. zig. preumbläre. Vergl. Schuchardt 1. 143. neap. Carmine statt Carmelo usw. Wentrup 16. Ngriech. vergl. Foy 40. V. Mrum. ^"^ wird Ih. kdlvu calvus kav. 232. ist wohl Entlehnung aus dem it. pülbere pulvis kav. 224. pul- bere bo. 35, 278 Miklosich. nalhr. malva. pälbere pulvis, sdlhie salvia. Silbe, sedlh(^ silva; seJbdtek sil- vestris. saloafi ev. ist ein gelehrtes Wort. Drum. dlbie, bei pumn. 33. auch dlvie, Flussbett: alveus. dezüölb (desvölb) entwickeln , völbure, turbo, convolvulus. dem. 162 : disvolvere. Alb. s^rböj salvo. VI. II geht in u über, wenn ihm ein betonter Vocal vorher- geht und 6 folgt, daher die urrumun. Formen cureuä ev. 227. pestereuä Höhle 159: *pesterella vom aslov. pestera; steduo, aus Stella; pme aus pila (*pilla); '^rnedüue,, medne, mediiv§ Limba 91, medähr, Ofner Wörterbuch aus medulla. Dagegen seldr von seduQ ■ sella; plur. siedle von steduQ Stella; ebenso kdle. modle, vdle usw. kdelüse von lided Pfeife ; mielütse von miea Lamm aus agnella ; p'ditse, wofür piolitse, von piue pila, zig. piv. In boedle Farb- stoff, vinetsedlg Bläue usw. ist edle ein fremdes Suffix, nicht roman. ella. Welche Formen aus diesen urrumim. Bildungen entstehen , ist unter E vji. genauer entwickelt. Daselbst wird auch erklärt, dass a nicht eingeschaltet ist und dass u und o geschrieben werden kann: dagegen pumn. 85. Man beachte zig. parao, plur. parale. Diese Erscheinung ist spe- cifisch rumunisch. Das irum. tsm, tsevu integer, tsela f. beruht auf dem aslov. voVu, das kroat. cio, nslov. ceu, cel lautet. Die auch sonst im roman. auftretende Wandlung des l in u vor Consonanten finden sich nur irum. : zwischen ab, at, kad und albus, alter, caldus (calidus) liegt aid), aut, kaud : die Wandlung des / in n. hängt jedoch von dem folgenden Vocale ab: *aub, ab albus, dbe alba,^i« albae neben alb albi; ebenso alts plur. nora. ra. ; kats (kal'z) calidi. Vergl. Schuchardt 2. 486. 492. Supl. xx.wi. Zakon. kopea für ngriech. kopola Magd; dzea cclla usw. neben {Iva aXXr, und ali üX/zr;; Dcffner, Zakon. Grammatik 89. Ob fdlkr, l^ackc, Kiunhuh; lat. faux ist, macht die Bedeu- tung sehr zweifelhaft: serb. vilica erlaubt an falx zu denken. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. 279 Die* AnsicM, ellam. (illam) gehe in ea?«« über, woraus durch Abfall von u§-ed, ja entstehe (Vocalismus i. Seite 4. II. Seite S^." 35), wird von A. von Cihac im Literaturblatt für german. und- roman. Philologie. 1882. Seite 110 bekämpft: die- selbe A^wirlit wird von ihm in E. Boehmer's Roman. Studien iv. 182 vorgetragen. Bevor ich des verdienten Lexikographen Erklärung dieser Erscheinung prüfe, Avill ich auf einige Unge- nauigkeiten in seiner Darstellung hinweisen. Es ist nämlich, wie aus eciue für ellam hervorgeht, unrichtig, wenn gesagt Avird, die Theorie gipfle in dem Lehrsatze, geminiertes l der lat. Nomina auf ella werde im rumun. in uä (ue) aufgelöst; es ist ferners unrichtig, wenn behauptet wird, ,geminiertes lat. l falle entweder ganz ab oder bleibe nur als einfaches l'. Das richtige ist nach meinem Dafürhalten folgendes : mrum. l' wird drum, j, es mag aus // oder aus l entstanden sein : allium, mrum. dudou diu (aT)^ drum, djii (oj) ; mrum. -/.oXAtou köVu (kol'J, drum, köjü (koj). Hieher gehört wahrscheinlich auch der lat. plur. auf U : mrum. Y.yX-/.r,, wohl keT-Ti, nicht kel-l'i, drum, kdi aus kdl/i. Nicht er- weichtes l wird verschieden behandelt: Ue aus 11 em bleibt unver- ändert: mrum. vSkXz, xaXs, kdlle, kdle^ drum, kdle callem; drum. modle möllern ; mrum. y.iaXs ttdle aus t'iedle, drum, pedle aus piedle pellem. Dasselbe gilt von llu aus llum, woraus lü, l: mrum. -/.aXo-j kdlu (kalj, drum, kal caballum. Was IIa aus llam anlangt, so ist der dem II vorangehende Vocal massgebend: olla bewahrt sein /; mrum. und drum. odl§ ollam: andere denken an ein ola. illa, ulla, ella wandeln ihr II in u, o: pila (viel- leicht ipillsC) jpiu§, pio§, wofür auch p/ug vorkommen soll; medidla *m§dimf: mrum. rn^cMg, drum. m§diiv§, 7n§diih§; sella '*sedu§, '*sedo§: minim. sedo, drum. sea. Dem lat. llae steht le gegen- über, daher sellae drum, sedle; ebenso wird lld durch Id reflec- tiert: sellärius seldr, *inselläre mseZa neben mseüd; auch vor u erhält sich l: drum. m{elnts§ vielleicht aus *agnGllutia. Vergl. E. VII. Die Sache kann, wie man sieht, nicht mit ein paar Worten abgethan werden. Herrn von Cihac's Theorie beruht auf folgenden Punkten: 1. ,bei den lat. Nomina auf eUa fällt IIa ab : Stella ste;' 2. ,die articulierten Nomina dieser Art schieben zwischen e und a, wahrscheinlich nur, um dem articuherten Worte mehr Gehalt zu geben, ein o (u) ein: ste-o-a (ste-u-ay ; 3. Herr von Cihac glaubt, ,dass diese sonderbare Einschiebung 280 Miklosich. des 0 (u) zwischen andere Vocale in den zahlreichen analogen türk. Substantiven mit betonter Endsilbe d (e) zu suchen ist, wo' (doch nicht im türk.) , diese Nomina auf betontes a, mit postponiertem Artikel a, einen wirklichen Hiatus bilden, welchen man durch die Einschiebung eines o (oder uj aufzuheben sich bemühte, so ohne Artikel ahn, akade, mit Artikel ahd-o-a, akade-o-a' . Darüber ist zu bemerken und zwar zu 1 : Der Abfall des IIa ist in geringem Grade wahrscheinlich: wäre IIa in Stella abgefallen, so hätten wir ste (Avofür Herr von (Jihac aus mir un- bekannten Gründen ste schreibt), das für die richtige Form erklärt wird. Wenn nun auch in einigen Gegenden ste gesprochen wird, wie das nach .J. (jlinkulov 10. in der moldauischen Mundart der Fall ist, so kann doch nicht geläugnet werden, dass anderwärts das Wort stea (einsilbig) lautet: drum, stedoa, ebenso Jairedoa, rinduredoa, sedoa Molnar 22. 23; sted Fumnul 22; auch V. Aleksandri, Poesii populäre 3, schreibt stea, alle mit lat. Buchstaben; mrum. kordido kav. mesido dan. stedo bo. ; drum. stedoa ist das mrum. stedo mit dem Artikel. Und wie liest Herr von Cihac ste CT'k und stemi CT'kH im Ofner Wörterbuch? stea mm ist aus einem älteren ste nicht erklärbar, es setzt noth- wendig Stella, stedle, stedue voraus. E. v. sted, siedle sollen fehlerhaft sein und auf der kyrillischen Schreibung CT'k, CT'k/it beruhen; sie sind Irrthümer der Grammatiker. Dass überall im drum. Sprachgebiet ste, nirgends stea gesprochen werde, erlaube ich mir in Abrede zu stellen; dass mrum. dem lat. Stella stiao aus steao gegenübersteht, ist unzweifelhaft; stedle ist, wie E. v. ausgefülirt wird, älter als stele. Herr von Cihac fordert einen , historischen lieleg' : die mrum. Formen kordido, m^sido, stedo scheint er als solchen nicht gelten lassen zu wollen, die nur aus kordedue usw. durch Abfall von r, erklärbar sind: und wie will man das auslautende o von kordido erklären? Hier kann von einer Aufhebung des Hiatus keine Rede sein. Stella ist demnach h\ stedh}, .5fe7f?({j übergegangen: aus dem letz- teren entsteht durch Abfall des e stedii, stedo und durch Abfall des itQ stea. Für diese Deutung spricht der Umstand, dass eve denselben Wandlungen unterliegt wie ele. Wie will man mrum. nifio, drum, nedo^ nivem blaz. 202 erklären? Zu 2. und 3. Nach 2. soll das eingeschobene o dem artikulierten Worte mehr Gehalt gehen, nach 3. bemühte man sich durch Einschiebung des o Beiträge zur Lautlehre der mmun. Dialekte. Conson. I. 281 einen Hiafiis aufy^iilieben : .die letztere , Bemühung' ist so gut gelungen, dass statt eines Hiatus deren zwei eintreten: '^-ste-a, ste-o-a. Zu. 5. Dass der Grund der angeblichen Einschiebung des 0 in den -türkischen Nomina auf d zu suchen sei, ist so wenig i*tefrtf^, dass umgekehrt die türkischen Nomina sich den rumun. anbequemt haben. Herr von Cihac beruft sich auf Lautgesetze, darunter: ,die lat. Lautgruppe min wird stets mn mit Ausstossung des i' : dieses Lautgesetz ist meines Wissens nirgends dargestellt. Schade, dass Herr von Cihac unterlassen hat die nach seiner Ansicht unmöglichen Vocalcombinationen anzuführen. Was die Auctorität der vier rumunischen Gram- matiker anlangt, so gestatte ich mir die Bemerkung, dass die genannten Grammatiker für mich nur die Geltung haben, dass sie den sprachlichen Bestand constatieren. Die Geschichte des edu^ aus ellam (illam) ist nicht ohne Literesse. Diez 2. 50. gibt keine Erklärung: seine Darstellung enthält nur eine Unrichtigkeit, indem er utea-le theilt, denn siedle ist stellae ohne Artikel, mit dem Artikel heisst es stedle-le; und indem er eine Form stea-lor anführt statt der richtigen stedle-lor. Mussatia, Zur rumänischen Vocalisation 10, hatte einst vermuthet, o könnte l, wie im slavischen, ersetzen, sah jedoch später, obwohl zweifelnd, o als nur euphonisch ein- geschoben an. Schuchardt, Vocalismus 2. 492, schloss sich der älteren Ansicht Mussafia's, u sei aus l entstanden, an: die Meinung, darin sei eine vereinzelte slavische Einwirkung zu erblicken, lässt sich kaum rechtfertigen; ferners scheint ol im mrum. steaolji bei ihm unrichtig aufgefasst zu sein: es ist steao-lji zu theilen, wie schon Diez gethan: mrum. steao-lji ist drum. ^tedlei, das stedle-i getheilt werden muss, nicht sted-lei, wie die meisten Grammatiker thun, darunter selbst Diez. Im supl. xxxiv. hat Schuchardt die Thorie u aus l weiter verfolgt. Auf diesen Grundlagen fussen meine Darlegungen Vocalismus E. vii, in denen ich mit ella lat. eva usw. in Verbindung gebracht habe. Mit Herrn Lambrior befinde ich mich in dem wichtigsten Punkte in Übereinstimmung. Ich habe meine Ansicht aus- führlich, vielleicht zu ausführlich, und mit aller mir erreich- I baren Klarheit dargelegt, und bemerke nur noch, dass in dieser, wie in vielen anderen Materien, das mrum. nothwendig beachtet werden muss. 282 Miklosich. VII. Neben mrum. lisor h'ä\. 120. besteht drum. u§ör levis gink. 199. y.aXX'/j kfli t« aXoYa dan. entstellt aus kel' U: callji bo. 25; vnihXr, nel'i ~ä äpvia dan. aus nel Ti; -o\i)Xr^ pül'i ih. t^od'uö. dan. aus 2)ur Ti. Ahnlich ist jmrcelle neben purcela le ath. 12. ci\j.\j.~y. dhiinh(i lingua kav. 190. ist (iin Druckfehler für li)nh§, obgleich d für l vorkömmt Schuchardt 1. 142. Man ver- gleiche auch yüditsti neben üUtso, Gasse bla'^. 215: ulica. Auslautendes l verstummt hie und da in Worten wie kalu ban. 31. omu usw. Man vergleiche dintsure,, dinzür(^, enziir§, ensÜ7'Q gentiana lutea und das aus dem rumun. stammende serb. lincura gentiana. c) N. Übersicht. 1. Ein dem r und l entsprechendes n fehlt dem rumun. IL Das rumun. besitzt neben n das erweichte n (n), das sich rarum. und irum. erhält, drum, jedoch meist durch j ersetzt wird, wie diess auch mit r und T der Fall ist : vinea ergibt mrum. jina, irum. (vine). drum. vije. III. n geht in vielen lat. Worten zwischen Vocalen in r über: k^runt canutus. IV. nkt Avird m])t: strimptu angustus: *strinctus. V. ii ergibt mit dem vorhergehenden Vocal i: kit quantus. VI. Einzelnes. I. Das cerebrale n, von Deffner, Zakon. Grammatik 86, durch n liezeichnct, fehlt dem rumun., was deswegen bemerkt Avird, dass das rinmin. c'm r fr) kennt. II. V wird vor jjraejotierten Vocalen erweicht, indem n mit unmitt(!lbar darauf folgendem j gesprochen wird, j kann aus i, e hervorgehen: vv^£X)^Y) nc/'i agni'aus vjüU: agnelli; /.irt(}tsiüna Beiträge zur Lantlehie der lumun. Dialekte. Conson. I. 283 remissio aits TirtPtMtmea; yQvndste niitrit dan. aus '/ßrnedste. Das n fremder vVorte erhält sich. Mrum. . hamä e^^■^'hH)ne (baue), bania (bana) Bad mostre 1 5 : drum. baje, aslov. banja (baiia). antaniu mass. ii. intenea (Avohl intena) prima bo. 42. a in- tänje 122. intenje 164. än- tdnlii ev. ; antelu ath. 24. 25. ist falsch, drum, inüj: *an- taneus. YXÄ'tavv; g§stene nux castanea kav. 199. dan. 11. drum. k§stdn§ abweichend. Yi'vvts Jim vinea kav. 184. ^(iwrt jiiii vineae dan. 9. jinje, mit Artikel jinjea^ wofür man jifia erwartet: drum. vije. Y/.pcjvv'.ou kav. xpojvnou grilnu mentumdan.40. klruss.hrun, grün. Y-/.o'JTOüvv£ gutüne makim cydo- niumkav.205. it.cotognaDiez, Wörterbuch 1 15: dram.gutüje polyz., guiije Ofner Wörter- buch. v.a\-Ad''nzi>k§lkenu calx, calcaneum kav. 234. kalken lu dan. 17. calcanju Fusssohle bo. 5. cal- caniu r.-ipT. mass. ii. cälcdm lu, cälcäniu mostre 5: drum. k§llcvj, it. calcagno. xazt-iwiou k§pitinu pulvinar kav. 209. cäpitdnjiu ath. 13 cäpet- 17. cäi)etinmm.ostre o: drum. ke^pe^tij. Xa(ji,vwt Idmna serpens dan. 2. XX'.pxaT'Ctouv'.a Ert§tsiuna remissio dan. 53: drum. jert§tmne: libertationem. AC'jvvca lio'ia dies lunae dan. 6. lüni mit dem Artikel a: am Montag. TTtXc'jvtoij püunu absinthium dan, 32. slav. ppavv.c feile Scabies kav. 238, pavvta Vena dan. 23. r/.i::wvvta skipöna aquila dan. 5. cy.i7:oavvc skipodne kav. 182. alb. skipon m. skipön§ f. c-pxTn strdne vestes dan. 27. c-pavv^ 50. cxpavvt AA£ strdnille 5. strdnea, wohl strdna, -q cToXr, kop. 22. stranje, stran- jea das Kleid bo.216. stranje 137. 160. stranji le 174. stragnie conv. 356. stranie mostre 13. 19. strani le 15. stranji le bar. 169. stranie lai vestes nigrae frä^. stra- ina ev. : drum, straj. TaT/ipcc tanir§ catilla dan. 34: serb. tanjir. .xao'jvviou tmiiu Culex kav. 206. Vergl. lat. tabanus. Dem rumun. Worte liegt ein tabd- nius zu Grunde. Die ver- wandten Worte bei Diez, Wörterbuch. viniä vinea; viniaru ev. für jY-. i;a[;,ävvca zamdna tempus dan. 41. tlü'k. ^O-i Miklosiclj. liikrm ist. 27. ist drum, und stammt nicht unmittelbar aus dem Int.: scrinium, sondern aus dem magy.: szekreny, d. i. sekren, slav. skrinja. Abweichend: streinu ro. t. 56. aus extra- neus etwa für stren. Falscli ist cuviosil lu ev. 249. für kuvinös. Ilieher gehören annrdnje, amirerönje Königin, luponje neben lupä Wültin ath. 14. (alb. ujk6ü<,'), paslmonje bo. 38. Hinzuzufügen sind noch die Worte, in denen ni für nii, mji eintritt. In den angeführten "Worten steht h vor praejotierten Vo- calen: ob es auch vor nicht praejotiertem i eintritt, ist zweifel- haft. Nach Massirau iii. ist dies nicht der Fall, während in den Quellen Formen wie ani, an kop. 29. Jahre vorkommen: wir haben a?2t Jahre bo. 136. 225: drum, al für ani Limba 78. 81. 219. pumn. 39. am d. i. an, nicht etwa ai, neben ai Marian 1. 73. 263. ani und ai, splnl und i-^wii Strajan 28. Der ^Xnv.inni lautet in der Bukovina pin. irum. bietet anji. vicini bo. 31. kej)- ti7iil02. huni. vicini ath. 20. spimi monstras, ttcZtmi congregas conv. 356. neben cänji Hunde bo. 161. anji &\h. 62. a;«' Jahre mostre 14. donihi Herrn 23. mdTii le die Hände 2b. mincinni le die Lügen 8. pulni Fäuste 22. vecinii die Nachbarn 8. und te alini du steigst 1 1 . spuTii du zeigst 35 ; conv. 356 bieten aduni, spuni neben afd. Ob in dan. 11. 43. avvYj und Tzi-vrK mit n oder mit n zu lesen seien, ist nicht festzustellen. Man beachte y.?ivvi pinus dan. 1. o'j.\}.':nr, homines 10. ay.iwr^ Spinae 24. cojvvr; 33. Irum. wie mrum.: A«n?t Nagel. S'/ca?'»« Stuhl ma. Derglei- chen fehlt in Gärtners Aufzeichnungen. In folgenden Worten beruht n auf den Gesetzen der Sprache, aus der sie entlehnt sind: it. han bagno. kundt cognato. pen posta: pcgno. slav. skrine Schrein: nslov. skrinja. stdinge Stange wohl stdnge: nslov. stanjga. tsirime Kirsche: wohl kroat. crisnja. üsem Leder: kroat. usinje usw. I) 111 in. /'/. wird drum. d«rch ji' ersetzt: mt'i'j primus: *antaneus. aus eftindr; rnniedr röthlich hdjii liad: aslov. banja. ibid. aus rumendv. bf;ldj neben /j(f'h) blonfl. Vcrgl. yr/y Iliigcl: *r/r«?5..*vergl. klruss. aslov. bcl'i.. I grün, lirun Wanderungen der c/^.kA'»^ schliessc auf: *dis-cuneo. Kumuncn 16. Supl. lxxxix. e/V/dr ziemlich theuer pumn. 40. j Limba 257. Beiträge zur Lautlehre der raman. Dialekte. Conson. I. 285 gutnje Quftte. mfum. fjutitne: ngriecB. v.uSwvta Schiicliardt 2. 257. g^ufi'ij. ije, jije Frauenliemd: linea. kuj cuneus. kuvirjs conveniens aus kuviftös: kiivine convenit; kuvuntsi^ ans kuvimnts§ convenientia. rije Räude, Krätze, mrum. reue, rena. it. rogna. sp. rona. gred. rönya (rona). Diez, Wörter- buch 294. straj Kleid. slröj grosse Reihe: Suffix onius. tigdje f.: '^tigdna. mrum. tignne. ngriech. Tr^viv., tsimpöj, f.iimpodje Sackpfeife: it. zampogna cjtj.sojv'lx Diez, Wörterbuch 303. vije vinea. vijer für altes und mrum. vimarü (jin-) : vii'idr. Ziim Montags und Inma am ^lon- tag pumn. 17. bewahren n. nedmiiri genera lautet nach Gink. ndmuri. sikrij neben sikrin Schrein : magy. sze- kreny. Hieher gehört das Suffix oniu, onia: kotoj, musköj, omöj. r§tsöj, s§2)öj, vulpöj ; greköaje, kesöaje, leöaje, lupöaje, ursöaje usw. Diez 2.319; musinoj, musnnöj, musoröj, mosoröj J\Iaulwurfshaufen ; pietroj usw. tngreojd onerare ist lat. *ingrevoniare. ^purotyk§; kov§tsodjk§ beruht auf kov§tsodne. Vergl. strböajk§ gink. 443. vul- pöjk§ quint. 50. t§erhöajk§ cerva. Vergl. pumn. 64. Vergl. alb. skipön§, ujköng usw. Neben ske,ujds besteht sk§unds Schemmel. agnellus ergibt * mniel, miel. Viele Verbalformen bieten j aus n neben ??; darüber wird weiter unten ausführlich gehandelt. Zig. j für n stammt aus dem rumun. Über die Mund- arten usw. IX. 41. Alb. f§lkin§ Kinnbacken. k§§tene. rin§ Hemd linea Dozon. kup. 4. Ngriech. vtäia näta Jugend, ospßsva dhervena. y.osc-oSoivia korfovüna Fov 48. 86. 87. 136. Poln. dial. lajcuch, pajstwo, kuojmi für lancuch, panstwo, koi'imi usw. Verbalformen mit 7i und j aus n sind zahlreich. 1. Drum, pöno, *pöneo: ji;wn. p>uj. pönat^ *pöneat: pün§. p)^'ij^ (p^V^' pumn. 39). ponis: pum. pvj. Dem ponam und pono steht derselbe Reflex gegenüber; dasselbe gilt von ponas und ponis sowie von ponant und ponat. ponendo: pumnd, pujind (pujmd pumn. 39). *ponetörius: pum^iöriii. pujitöriü. pujetöriü gink. 322. Dagegen püne ponit (ponet). piinem. piinetsi. pun. pune 280 Miklosicli. pone. imnedm ponebam. püne ponere. it. sp. pongO; pg. ponlio aus ponio, poneo Boehmer 178. Mrum. punü. spunü. depiiru. spuin. se depunä. se spimä. impt. pime ev. 196. spane 21. spumndii 179. 2. Drum, maneo: min. mvj. mancat: mtne. mije (mvJQ pumn. 39). mancs: mint. mij. mtnindü ban. 17. mijind, vipjind (myind) cip. 1. 32. 89. 90. Ebenso r§mrj^ remin; remvjindj r^mtjmd pumn. 19. Mrum. remäne. rämdne. remänefi. se remdnä ev. 3. remdrä [j.eIvov ib. ar(}m(hme dan. prov. reman, rcmanh, remane. conj. remanha Boehmer 178. 3. Drum, teneo: tsin, tstn. tsij, tstj })umn. 39. teneat: tsiriQ, tsih§. tsije, tsij(} pumn. tenes : tsim, tstm. tsij, tstj pumn. tenendo : tsinmd, tsinmd. tsljind, tsvjmd pumn. *tenetorius: tsinetöriii. tsletörlü, tsütörik. Dagegen tsine gink. 29(3. Daneben dial. tsifie tsie ban. 17. 4. Drum, venio: vin. viü. veniat: viriQ. vije (vij§ pumn. 39). venis : vim. vfj. veniendo: venind, vinind gink. 324. vijind. * venitorius : venitörm. vütöriü. Dagegen vine venit, *venet gink. 290. neben dial. vine, vie ban. 17. vnnhn venimus. ve7ntsi yenitifi. vin veniunt. venit. vent. inipt. vi7i gink. 306. vinQ Strajan 208. 209. vino d. i. vin o. in f. veni. Mrum, vim venis. vine venit. vijiu veniunt. se vinü ev. 18. vinä veniat. venindit,. venindalui. praet. veni ev. jiiiu veniunt. jin^, jinna veniat dan. jini venias bo. 157. it. vegno, vengo. sp.vengo. pg. venho. prov. conj. venha, venga, venaBoehmerl77. Die Verba, die drum, bestimmte Formen auf zweifache Weise bilden^ sind pono, maneo, teneo und venio. Die Doppel- formen entstehen dadurch, dass pono seine Form bewahrt oder ein e, i annimmt, und dadurch, dass die verba maneo, teneo und venio entweder ihr e, i bewahren oder es ausstossen: daher pun pono neben puj aus pun, püuu: *poneo, ponjo; daher mij aus min, mmu maneo neben min *mano. Man vergleiche it. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. 287 pono uncV^pongo *für pun -und piij , indem im it. pongo der Ableitungsvocal i (e) zu g verhärtet erscheint Diez 2. 146. E. Boehmej:'in L. Lemcke, Jahrbuch für roman. und engl. Literatur x. 1-73 — 188. amvn, amtj aufschieben führt von Cihac auf *adraTffare zurück: verba auf are nehmen jedoch an den hier behandelten Wandlungen nicht Theil. Das rumun. /t ist von einem auf n folgenden praejotierten Vocal hervorgerufen, daher venio vij aus viri^ vinü, veniat vije aus vine: vij venis aus vhii kann nur auf venjis beruhen; wjind aus vijtnd auf veniendo: ähnlich viitöriü auf venietorius. Dagegen vine venit, *venet, venim venimus. venüsl venitis. veni venire, venu usw. Das mrum. kennt, wie aus dem Angeführten erhellt, ein li in diesen Verben nicht. Von pono kann ich keine Form nachweisen, maneo: ar§menu remaneo kav. aremdnl remanes mostre 11. ar§menne remanet dan. teneo: tsmu tolero kav. tscmi neben dem richtigen tsmni dan. ; ts§7ie tenet dan. ist auch falsch ; dasselbe gilt von tsenimu tenemus dan. venio: jinu, vinu venio ath. 52. jinu kav. jim venis bo. und vinici bo. vinüsi dan. impt. jin-o kav. ath. 53. vin-o 40. 53. jin-o bo. jinire, vinire ath. 52. Neben dem mrum. pihiu (pun) besteht drum, pim und puj (dieses aus 2>^(/ij. Es fragt sich nun, welche Form als urrumu- nisch anzusehen ist. Die Frage ist dahin zu beantworten, dass schon urrum. pifww aus pono neben piinu aus pöneo bestand: man vergleiche it. pono neben pongo. Ahnlich verhält es sich mit mrum. scbu neben drum, saj aus sdrju, sdru, mit dem Unter- schiede jedoch, dass hier, wie salio zeigt, Schwund des i nach r anzunehmen ist, eine Erscheinung, die im bulg. nach n und sonst überaus häufig eintritt, mrum. jine aus vine und drum. vije beruhen auf urrum. viriQ vinea. Das ursprüngliche n findet sich drum, in älteren Denk- mälern und in einzelnen Gegenden: intiniu Muss. voc. 17. in- t^niu, kfßkmiic cip. 1. 60. spunu usw. princ. 143. intiniu usw. 147. hanye, kuny , vim/e Limba 261. sind zu lesen bane, kun, vine. hutoniü Butte, kuüiü cuneus. povoniü: aslov. povont. r§tsö- niü anas. k§p§t§niü oreiller. Jung sind tsine tenet. vine venit ban. 17. 46. rye Räude wird von mir als mit it. rogna verwandt dar- gestellt. Darüber bemerkt Herr von Cihac im Literaturblatt für german. und roman. Philologie 1882. 113. folgendes: ,7ye 288 Mi kl OS ich. liat der ruraun. Schäfer avoIiI scliAvcrlicli ans dem it. ro^na entlelmt; Avir wüssten nicht, auf welchem Wege dieses geschehen sein könnte, r'ije ist viehnehr das magy. ruh gale, teigne; rühes (drum, rtjos) galeux, teigneux.^ Die Einwendung ist geeignet verl)lüifend zu wirken : Herr von Cihac möge mir diesen Aus- druck nicht übel nehmen. An P^ntlelmung aus dem it. hat ])iez weder bei ?vy<3 noch bei w;ö gedaclit: auch ich kann versichern, dass mir dergleichen nicht in den Sinn kam. lat. vinea ergibt vinja, it. vigna (vina), fz. vigne (vine), sp. viaa (vina), gred. vinya (vina), urrum. vln^, woraus mrum. Ytvv.s (jine), plur. y-vv/j (jini), drum. vije. Was rtje anlangt, so beruht es auf rine, dem mrum. ppÜTr.t (fem) kav., pavv.a (r^na) dan. so genau als möglich entspricht. rVhe ist aus altem *ronea, *ronia entstanden, woraus it. rogna, fz. rogne, sp. roiia, gred. ronya (rona): hin- sichtlich des i aus on ist l^intj aus Aatasvtov zu vergleichen. rijik ist demnach *rane(')sus. Dass mrum. n im drum, j wird, bedarf wohl keines Beweises, Aus dem gesagten ergibt sich, dass rvje ein romanisches Wort ist: wer es vom magy. ruh ableitet, hätte eine Menge Fragen, vor allem die nach dem Ursprung des n, die nach dem Wege des magy. ruh zu den Rumunen Macedoniens usw. zu beantworten, oder will man den Zusammenhang von rtje mit reue läugnen ? Möchten alle meine Ansichten so gut begründet sein wie diese, die vor mir Diez aufgestellt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Erklärung zu rechtfertigen haben würde. Dass sikrm nicht vom it. scrigno kömmt, i.st sicher: es ist magy. szekreny (sekrei'i), das aller- dings mittelbar romanischen Ursprungs ist. Jung und auf einzelne Gegenden beschränkt ist n in fol- genden Worten: sfr auinat il est suspendu l»;ni. ))(). doamne A2. nekaz rais^re 65. nekadz irritation 36. ncMH Strajan 1). ^JII. n geht in vielen lat. Wortr-n zwischen Vocalen in y über. Mrum. hirnnditicm : XavvToupa lendurc kav.236. "/.Ewrcupaplur. dan. 5, landurd bo. 13:"). rdndurä monumentum : \j.y.piJ:^,'/-oj ivar- mintu sepulcrum dan. 43. [j.'jipiih'zu kav. 211. monmen- ath. 15. , tum Inscr. Beiti-äge zur Lautlehre der rumnn. Dialekte. Conson. I. 289 venenum:* vinn in Gram.bo. 1 ß(pY'.pou virgiru virgo kav. 217. 130. TS vß'.pivy; te affligis dan. virghire plur. ev. 85. alb. 19. vßtpjv^ 26. vßspväps tri- vü-gir ibid. Daneben dimi- stitia kav. -208. inverini bo. ! nika domiuica, das, wie aus 161. if^ffrfnatu\38.inveri7iatä \ wii hervorgeht, spät entlehnt conv. 383. | wurde. Irum. Bei mer mano ist von mere, bei rence avanti von einer dem drum, tnamte entsprechenden Form auszugehen. 7*2tmeri Rumunen in Istrien iren. semird Seminare. ser sano. sir sinus. spir Spina. arelu anukis Denk. dsir asino. hur buono. damaretse mattino. dumireke domcnica. dzindzire^mgiYSi: (hwm.. dzindzed I tirer giovane und dzüidziiiQ. tsapiir pettine. ffiHre farina. ! tdre tenet. jir fieno. tserüse cenere. fontaera puteus Denk. ■ vir vinc. gaHre galHna. ' mre kömmt Iv. jirhne Muth ; en jirima de vera ' ur, ure uno, una mitten im Sommer Denk. totür parecchio. kerhiir carbone. la^e lana. lindire lendine. lÜ7'e hma. mardnka mangiare Iv. iiidre domani. matsird macinare. mer mano. merek-r maniea. ömir pKir. von om Mensch. jyzr donec Denk. plir pieno; pjJjir Iv. pure porre, mettere. \ ramare restare, avanzare. rence avanti Iv. : vergl. mrum. inante bo. 147. ! Sitzungsber. d. phil.-hist' Cl. C. Bd. I. nft. nitsur nemo. zerunkeT, -klki ginocchio. zuritse giovenca. mire me Iv. tire te Denk. xxx. sire se ga. sire Denk. xxx. Dagegen hundske temporale aus it. burrasca und drnm.kunüne Corona. 2>'(J?*epanenebenpzm?e iren. beruht auf nÄH« und scheint auf einen immer mehr um sich greifenden Rhotacismus hin- zudeuten. Wie das Verzeich- niss zeigt, sind viele n des mrum. und des drum, hier durch r verdrängt. 19 290 M i k 1 0 s i c h . r für n findet sich auch bei den Motsii in Siebenbürgen und bei den Moldauern ma. 16. Drum. amerints neben amenints, am§- nnnts minor. feredstr^ fenestra. k§riint canutus. kuhoarg ciconia nach Burla 29: nach polyz. bedeutet das Wort ,Kranich^ m§rünt neben m§nünt minutus. mgruntsd zerstücken. merun- tdje Kleinigkeiten , Einge- weide SUpl. XXIX. vierwikju neben m§minkju mani- pulus beruht auf maniculus: vergl. dzenünkju und geni- cuhim, genuculura. nim§ruj neben nimenuj von nime, nimene nemo. ping§r{ besudeln: paganus. ])arink Hirse : vergl. panicum. pütin§,piUon Butte lautet klruss. poln. öech. (Mähren) putera, putyra. cech. putna. r§7'imkjuj 7'§rinkju neben r§nün- kju, rimkju, r§nikju ren: *re- nunculus. rmdured, rinduned Schwalbe : [hijrundinella. stndzerd bluten : sanguinem. vergure virginem. Das klruss. zurep juniperus setzt die gleiche Form im ruraun. voraus, mormint Grab : monumentum. Die Partikel ne lautet auch re: in^etutindinea, pretutin- direa überall usw. Alt : tutinderl, tutindire. In der Moldau hört man m§ne (m§re), p§ne (p§re) usw. Strajan 46. Alb. agjgrim, agj^nim jejunium. armik, angmik inimicus. arbgr albanus. fem§r§ t., fem§n?, g. weiblich. gelb§r§ grün: rumun. (jdlhen. kgmb6r§ Viehschclle, kumb()n§. kgrp t. aus k^rgip, kangp g. cannabis. kur(')r(,^, korong t., konure g. Krone. m<)kgir§ Mühlstein: machina. pjep^r t., pjep§n g. Melone. r^f§ t., ran(j g. Sand: arena. s?r«')j heile: sano. urdh(?r Befehl: ordinem. v§ner venenum: griccli. all), v'rcr '/o'Kf\ Reinhold, vefg, ven§ Wein, verg'gri t., virg'ini g. Jungfrauschaft Hahn; virghir Leake. Abweichend margjupe disonesto cam. 1. 65. r^kcij, nek«») ächze hat das anlautende a eingcbüsst. Vergl. Hahn 2. 16. Ascoli, Studien 1. 62. Alb. Forschungen 2. 86. Burla 47. Ascrb. .safini. sapphirus. Vergl. Diez 1. 2().'i. Schuchardt 1. 140; 3. 50. 72. Defilier, Zakon. Grammatik 85. 105. Cärt. 9. 58. 85. 129. 141. 197. Man beachte .J^p für h: HH'j^pöTÖA 59. Ki?»|^P'kT.\T'k ]'50. ciic«>[^p( 197. fspnne). Daher w durcli nr in r. Beiträge zur Lautlehre der rumnn. Dialekte. Conson. I. 291 « ■^ IV. Die I^utgTuppe nkt geht, da kt in pt verwandelt wird (opt octo), in mpt- über. Dies ist urrumunisehe Regel, die jedoch jetzt seftfäfim mrum. keine allgemeine Geltung hat, Avährend sie im drum, nur in spärlichen Überresten wahrnehmbar ist. A. 1. nkt wird mpt, daraus mt und aus diesem nt: a) mrum. frenipt§ fracta dan. strimptu angustus; stremptu firmiter dan.: *strinctus. {imptu butyrum dan.: unctum. drum, främpt straj. 207: *franctus. lat. pinctor Inscr. h) fremtu dan. aus fremtu. främtu mostre 24. främtä ev. 74. 87. främturi 59: *franctus. plämta piancta ath. 47. s^mtu sanctus kav. neastimtu lu (focu) inexstinctus (ignis) ist. 20. nestimtu ev. 127. strimtu angustus kav. coactus ist. 5. 33. strimtu ro. t. 54. strimtoratu ev. 109. ümtu butyrum kav. ^imtu ev. 147. umtulemnu 11. 85. ajumtä 16. cimtu 119. 170. 171. drum. fr§mt kor. 84. frwit. swit sanctus. strhnt angustus volksL, daher strimtöare angustiae. tsimthk hocke nieder hängt, wie es scheint, mit conquinisco, -quexi zusammen und lässt ein quinctus vermuthen. alb. gümtür (dumtur§) membrum: junctura. it. giuntura. c) säntä sancta mostre 36. imtu: untulemnu oleum dan., eigentlich ,BaumüP. drum, frint, frintür§. punt, puntur§. sint, plur. sintsi, sanctus. unt Fett, Butter; U7itiu'§ Schmeer. alb. ündür§. strent, strint pu. strejt aus strent angustus. ^mt sanctus. it. franto. strinto und stretto. unto. grödn. strant. afz. fraint und frait. estreit. oint Diez 2. 227 — 229. lat. defuntus, santus Inscr. können nicht als Beweis dafür angeführt werden, dass drum, sint auf lat. santus beruht. 2. nks wird, analog dem nkt, mps, ms, ns (köaps§ coxa). a) cimse cinxit ev. ist. 37. frdmpse ev. 3. främsu 124. främse. främserä ev. fr§m5ic, fr§mseS, fr§nise princ. 169. frtinse cip. 1. 91. frdmse ist. 39. frdmserä 48.' aT'Cto6[j,c;tpa adzmmsir§ maturue- runt dan. agiumserä ist, 48. 51. agiumse 46. ajumse. ajumserä. ajunserä ev. pldmm planxi ath. 47. pUmse. pldmse ist. 42, pldmsä *planxa neben pldmtä ath. 47. pldmse. pldmsetü. pldnsu ev. stims für drum, stins bar. 168. von stindze: *exstingere, exstin- guere. strimse striiixit mostre 29. strimserä ist. 46. umse unxit 23. 31. 49. ev. b) Dem i)ldng folgen dng,frdng, ajung, Ung, jung, asting, string atli. 47. mrum. agiunserä für drum, sosirä mostre 31. wns A£pwij,£v5c bo. 209. stinserä r,n:'CzpzD kav. dan., drum, fet^ör Knabe, Sohn werden auf ein deminut. auf -iolus zurückgeführt. Mir ist es wahrscheinlicher, fetsör sei aus fet, di'um. f§t, durch das Demi- nutivsuflix .vor entstanden. Ebenso erkläre ich mir drum, pitsör, mrum. tUtsöru -L'.T'Cipcj kav. dan.: tsitsöru steht für t'itsöru aus pitsöru. Dieses beruht auf prde, piede mit dem Suffix sor. Das unbetonte e wird e, welches in unbetonter Silbe in i über- geht. Das einmahl eingewurzelte t'i für pi erhält sich trotz dem eingetretenen Wandel, drum, ustsor Thürpfoste, neben dem usUodre Thürlein besteht, ist schwerlich ostiolum, sondern üst§, die regelrechte Form für ostium statt use, mit dem Suffix iior. 302 Miklosich. IV. tsl wird sl: ts aus tsi ist der Ausgang des plur., 'K der Artikel : h^rbds li viri dan. aus h§rhäts U. herbes l'i verveces dan. hüs le dan. müs l'i plur. mucus dan. ms U parvi die Kleinen dan. : daneben nitsi (wItut,, v/.{t^y]) dan. odspis l'i dan. sös U dan. siodris U mures dan. uVuUs li die Störche dan. urdzis le urticae dan. geris lu dan. neben g§ritsu kav. granum, demi- nuiert durch itium. Ilieher gehört auch negustör aus neguts^tör. Daneben grumac lu d. i. grumäts lu der Hals bo. 224. ai^dts l'i lue. Man merke tüstrei omnes tres cip. 1. 40. aus tiitsi trei. V. Nach conv. 357. lautet nirum. nt immer wie nd: ni se pro- nun^iä tetdeauna ca la greci nd, precum minte, minde: mendueskii kav. menduescu ro. t. 40. minduescu ich bedenke bo. 167. 213. minduia ci stelle dir vor 174. minduird 217. minduescu bar. 169. minde conv. 385. mindui, minduitü mostre 9. minduitd 26. min- duirea 29. minduire 37. mindui ist. 20. ev, 25. 35. 39. 91. 107. 160.195.221. nemindAiitu \t. 24:. andämusi a.'^nct^^MViji mostre 28. 30. mendesci (mendeiti) mass. 142. ist aslov. metesi. Daneben minie conv. 168. Die im ngriech. (Foy 24) ausnahmslose Regel, die auch im alban. und in it. Dialekten gilt (Albanische For- sclmngen ii. 79, G. I. Ascoli, L'Italia dialettale 113), wird so häutig unbeachtet gelassen, dass man versucht ist sie im mrum. für nur hie und da geltend anzusehen oder anzunehmen, dass sie nur in den aus dem alb. oder ngriech. stammenden Worten auftritt: selbst minde und die damit zusammenhangenden Worte stammen vielleicht unmittelbar aus dem alb. mermintu kav. ;j.ap'j.'!vTO'j X marmintu l sepulcrum dan. 42. aminta y.spS'l^etv frä^. In dem zuverlässigen kav. liest man amintdre. den^nte. dinte. linte. minte. munte. i>^nteku. pünte. vintu usw.; daher mintsüne mendacium, nicht mindzüne; in ev. minte. mintemenü c-pivq/o;;. amintirea 171. freminta 161. XavvTOjpa, alb. A'.ojvvTpa, scapha kav. 186, Int. lunter, linter, lautet lenduvQ, nicht l§ntnr^, alb. lündrf,'. Im irnm. und im drum, gilt die Regel nicht, ße- mtnd hungrig beruht auf famulcntus, famlentus, flamentus und nd auf (lern Ausgang der partic. praes. J Beiträge zur Lautlehre der rniuun. Dialekte. Conson. I. 303 VcrgJ. zig. über die Mundarten usw. ix. 42. Alb. g§nd§je, d'§nd§je gens krist. kant, kandi canto krist. find centum krist. kondi'g, kimdr§ t., kiind§r g., kundruel krist.: contra, liindr^ Fähre, mend Verstand, mendöj und nientoj denke nach; ngriech.^VtWf Kandis sticke, kondil' Schreibfeder. Ngriech. wird VT stets nd: aXssavTap'.c alefandäris Spinne usw., daher mrum. konddru. kondüu. m§nddta usw. mandzi, ngriech p-xsTy;; Deffner, Zakon. Grammatik 117. Vergl. it. Ascoli, L'Italia dialettale 113. VI. Jünger als tsi aus ii ist der Laut t' vor i und e. Drum, d'int'e. ßet'its§. portits§. t'imp. maint'e. st'id sciebat dialekt. ban. 27. 36. 47. Hieher gehört auch tut'ün Tabak mardz.: russ. tjutjuni.. Aus m§ tem entsteht durch me t'em die Form m§ tsem cip. 1. 167, Irum. Mit diesem Laut stimmt überein der Laut des irum. c; mdince avanti und rence: drum, inainte. Derselbe Laut findet sich in einer grossen Anzahl von aus dem kroat. ent- lehnten Worten, in denen der Laut schon im kroat. vorkömmt; und es ist möglich, dass auch die oben angegebenen Worte ihr c kroat. Vorbildern verdanken: 6oi«c natale neben hozitnak dicembre. guscentse lucerta. kozlic, kozlice capretto, capretta. lece lente. ndtesce digiuno. ndcve madia. panguStic settembre: po aug-. pömaic giugno. privec troppo. scetine setola. Zwischen 2? und j wird t eingeschaltet imd tj wird t': pin wird pjin, ptjin, pt'in^ t'in. Aus -iuoAo; wird zakon. kifle Deffner, Zakon. Grammatik 69: kifle lautet vielleicht t'ifle. Zig. teju, kjeju für drum, teju Linde, t' aus t Über die Mundarten usw. ix. 29. kj aus t ix. 33. ts aus tj ix. 38. 44. vn. ts wird ts : trimbitseriü Trompeter aus trimhüs§ Trompete gink. ulitsöar§ Gässchen aus ülits§ gink. k§rtitsik§ Büchelchen aus *k§rtits§; daraus auch k§rtitsed. floritsih^, ßoritsed Blüm cheu aus *ßonts§. p^rtitsed Tlieilchen: pdrte, ^■p§rtits§. gropitsed kleine Grube : gröap§. pjetrltsed Steinchen : pjdtr§. putsds stinkend ; 304 Miklosich. Beiträge zur Lautlehre der rumun. Dialekte. Conson. I. /)«cndien auf älteren tju-, wie dzvr circulu.s auf gjur^ Y^pcc. « V». ^— '* IL SITZUNG VOM 11. JANNER 1882. Die Direction des archäologisch-epigraphischen Seminars der Wiener Universität übersendet mit Zuschrift das zweite Heft des fünften Jahrganges der , Archäologisch- epigraphisehen Mittheilungen aus Oesterreich'. Von Herrn Dr. Adolf Bauer, Privatdocent an der Grazer Universität, wird eine Abhandlung vorgelegt, welche den Titel führt: ,Die Kyrossage und Verwandtes^, und um deren Auf- nahme in die Sitzungsberichte ersucht wird. Die Abhandlung wird einer Commission zur Begutachtung überwiesen. Verzeiehniss der vorgelegten Druckschriften. Academie des Inscriptions et Belles-Lettres: Comptes rendus. 4* serie, tome IX. Bulletin de Juillet Aoilt, Septembre. Paris, 1881; 8". Accademia, R. delle Scienze di Torino: Atti. Vol. XVI, Disp. 7». Torino; 8". (Giugno 1881). Akademie der Wissenschaften, k. preussische zu Berlin: Monatsbericht. November 1881. Berlin, 1881 ; 8». Bibliotheca regia Monacensis: Catalogus codicum latinorum secundum Andreas Schmeleri indices composnerunt Carolus Halm et Guilielmus Meyer. Tonii II. pars IV. Codices Num. 21406 — 27268 complectens. Monaclüi, 1881 ; 8". SitzuDgsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 20 306 Gesellschaft, iiirhäologische, zu Berlin: 41. Programm zum Winckelinunns- feste: Ueber die Verwenilung von Terraitotten am Goison uud Dache griechisclier Bauwerke. Berlin, 1881 ; 4*^. Institute, the Anthropolo^ical of Great Britaiii and Ircland: The Journal. Vol. XL, Nos. 1 and "J. London, 1881; 8». Museum -Verein in Bregenz: XX. Kechenschaftsbericht über den Vereins- jahrgang 1880. Bregenz ; 8". Ossolin aki sches National-Institut: Sprawozdanie z czynost-i za rok 1881. We Lwowie, 1881 ;,8''. Rostock, Universität: Akademische Schriften aus dem Jahre 1880 — 81. — 2G Stücke 80. Society, the Asiatic of Bengal: Bibliotheca indica. New series, Nos. 469 to 471. Calcutta, 1881; 8». Old series, No. 243. Calcutta, 1881; 8". i Rzach. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 80» <*Ji—<^ Neue Beiträge zur Technik des naclihonierisebeu Hexameters. Von Alois Rzach. Eine der wichtigsten Fragen für die Beurtheilung des Baues des griechischen Hexameters betrifft die Längung kurzer Schlusssilben. Es ist daher vollkommen begreiflich, wenn die metrisch -prosodischen Forschungen der letzten Jahre gerade diesem Punkte in ausgedehntem und erfolgreichem Masse zuge- wendet waren. Es kommen bei der erwähnten Frage zwei Hauptmomente in Betracht : Die Längung kann sich nämlich erstrecken 1. auf die vocalisch auslautenden Silben, welchen im Anlaute des nächsten Wortes entweder wieder ein Vocal oder ein einfacher Consonant folgt; 2. auf die Endsilben mit einfach consonantischem Ausgange, wenn der folgende Anlaut ein voca- lischer ist. Manche der kurzen vocalisch auslautenden Schlusssilben haben gegenüber früheren Ansichten den Grund ihrer Längung in ihrer eigenen ursprünglichen Beschaffenheit, bei anderen ist derselbe in der Natur des folgenden einfach consonantischen Anlautes zu suchen. Hinsichtlich der homerischen Gedichte ist die Untersuchung dieser Erscheinungen durch Hartel's Home- rische Studien zu einer in allen wesentlichen Punkten abschlies- senden Lösung gelangt. Die Erörterung der durch liquiden Anlaut im nachhomerischen heroischen Verse veranlassten Län- gungen bildete den Gegenstand einer früheren Arbeit des Ver- fassers (Studien zur Technik des nachhomerischen heroischen Verses\ Die übrigen Arten der Längungen im jüngeren Epos sollen nun in der voi'liegenden Abhandlung einer Untersuchung 20* 308 Rzach. unterzogen werden. Darnacli werden im I. Theile unserer Dar- stellung die Fälle in Betracht gezogen werden, wo dem kurzen Auslautvocal ein einfach consonantischer Anlaut folgt, während im IL Abschnitte die Längung kurzer consonantisch schliessen- der Silben vor vocalischem Anlaute zur Darstellung gelangt. I. Ausser den zahlreichen Längungen kurzvocalisch schlies- sender Silben vor liquidem Anlaute weisen die homerischen Gedichte, freilich in weit geringerem Masse, auch solche vor anderen einfachen Consonanten auf, zunächst vor den Spiranten F und c, die als tönende Laute zu den Liquiden eine Art Ana- logie bilden (Hartel, Hom. Stud. I^ 7 sqq). Die nothwendige ^ Bedingung einer solchen Längung ist die Stellung der betref- fenden Silbe in der Arsis. Zugleich müssen sich die beiden in Betracht kommenden Wörter eng an einander schliessen, ganz so, wie dies auch bei den Längungen vor Liquiden beob- achtet werden kann. L a) Das nachhomerische Epos ' nun bietet gleichfalls einige Belege für Längungen der genannten Art. Was zunächst den Spiranten P betrifft, so können hier mii- die archaischen nach- homerischen Denkmäler in Anschlag kommen, die eben das Digamma noch als lebendigen Laut enthielten. Doch ist die Längung vor F auf zwei Wörter beschränkt, vor welchen die- selbe auch schon bei Homer erscheint, und zwar den Pronomi- nalstamm der 3. Person und das Verbum FtFayo) (ia'/<.)). Da die Längungen vor den digammirten Formen des Pronomens der 3. Person einen formelhaften Charakter annehmen, so wird es begreiflich, wenn auch jüngere Epiker, die von der Wirksam- keit des einst anlautenden Spiranten, welcher mittlerweile ge- schwunden war, keinen Begriff mehr hatten, doch ab und i zu eine derartig gelängte Schlusssilbe zulassen, ähnlich wie dies auch bei consonantisch auslautenden kurzen Silben vor demselben Pronominalstamme der Fall ist. Vor tayw hingegen ' finden wir in der jüngeren Epoche keinerlei Längungen mehr ' Die Fcligiösen Dic))lnnaT7]atv oltzo so öfjy.s -ke- 8ovS£ V 253 IV ; dieselbe Formel bei Hom. z. B. E 343 e 459 IV. Für die angeführten Beispiele haben wir noch lebendiges Digamma anzunehmen. Als blosse Nachahmung jedoch (ohne Kenntniss der Berechtigung von Seiten der Verfasser) stellen sich folgende Längungen dar aus b) der späteren Dichtung. Theokritos. oaioäXeov o' wpfj.aae [xexa ^ijpo?, c c\ uTcspOsv XIX (Ahrens, XXIV Ziegler) 42 V. So schrieb Ahrens und Ziegler, wie auch Meineke und Lehrs nach der besten Ueberlieferuug (Junt. opp' o\). Mit einer kleinen Variante ist hier das homerische tc o'. iizo Xa-jrapr^v X 307 I nachgeahmt. Wenngleich die Längung bei Theokritos nicht an derselben Versstelle erfolgt wie bei Homer, so ist doch nicht zu übersehen, dass o in der V. Arsis nach der Interpunction und bukolischen Diärese eine ähnliche Kraft gewinnt, wie wenn es in der I. Arsis am Versanfange stünde. 1 Die römischen Ziffern hinter den Verszahlen bedeuten durchweg die Stelle der betreffenden Arsis im Verse. 810 Rzach. Incertorum Idyllia. twv [ji.£v -i -por^ipiT/.z ßirjoi t8 /.otl sOivsV (T, IX (Theokr. XXV) 138 VI homerische Formel nach n 542 VI. Darnach sind weiter gebildet: Quintus Smyrnaeiis. ^epp-aBiotai öooTct vial aopt /.al yA^/eX (ö m 357 VI Sibyllinische Orakel.' aÜTbc 5' j-I-ttuAcv /.aSsAsT TcoXtv £v y.paTeV w XII (Alexandre) 41 VI (vgl. auch das homerische oj -■: 7.cixt'. vs H 142 VI, wo, Länge des dativischen ; vorliegt). Da das ', des Dativs in einer Anzahl von Fällen bei Homer noch in seiner ursprünglichen Länge begegnet, wie Hartel nach- gewiesen hat, so könnte man in Zweifel sein, ob in den eben angeführten Beispielen, deren Muster in den homerischen Ge- dichten zu finden sind, der Grund der Länge des i in home- rischer Zeit wirklich in dem Anlaute von Pm zu suchen war. Allein der analoge Fall von öuvaTspa r,v spricht deutlich für diese Annahme. Orphische Fragmente. bpiJ.T.viov, zoxspwas vöov TpaTco'., f, xaTspa ov Fr. VIII 32 (Herrn., 33 .Ahdlach) VI; dieselbe Formel wie bei Hesiod A. 59, doch erfolgt die Längung nicht an der- selben Versstelle wie bei diesem Dichter (IH), sondern da, wo wir sie bei Homer in der Verbindung öx/aTspa t^v finden, in der VT. Arsis. Gesner's Vorschlag r,k -aisp' 3v war natürlich absolut unstatthaft. 2. Vor dem Verbum riFayco (j.dy^hi): Hieran ist nur die archaische Poesie mit zwei den home- rischen Mustern entsprechenden Beispielen betheiligt. Hesiodos. y.ü.7. \J.i^{oi. liyhr» 9X07'- elV.EXa TiJyea rSiXwt A. 451 II, vgl. Hom. ccar/.; [xr^a (aywv 1 160 11. Sehr wahr- scheinlich ist Hartel's Vermuthung, dass sich hier F vocalisirte, so dass im Zusammenhange der Rede etwa ein [Lz-^amcf/m sich ergab, wodurch sich die Quantität der Schlusssilbe von selbst erklärt. Homerische Hymnen. ipr.i^7.z Ttczo'.s'.v ävsv [j.e^fdKy. Ixyoj- 7av V 81 V vergl. Homer [xsväXa ?a/ovTa i 392 V, woneben auch 7) 5s [}.v(y. Ix/yja'x E 343 II zu nennen ist. Wegen der öfteren ^ Zählnnc: nach Alexandre. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. oll Wiederketr der Verbinduiig ixrfa Hyuri u. dgl. wird man kaum anzunehmen haben, dass der Grund der Längung in der ursprüng- lichen Quantität des phiralischen a liege. Von sämmtlichen homerischen Hymnen ist der einzige Hymnodt-^^^wf^^emeter an den Längungen vor digammatisch anlautenden Wörtern betheiligt. L b) Auch für das anlautende c hatHartel(Hora. Ötud. 1^74) eine positionbildende Kraft nachgewiesen. Da im Allgemeinen im Griechischen anlautendes c vor Vocalen fast durchweg aus einer Reduction der Lautgruppe zr entstand (vgl. G. Meyer, Griech. Gramm. 196 §. 222), so ist eigentlich zuerst Position vorhanden gewesen, die im Inlaute ursprünglich in der Assi- milation zu ZQ ihren Ausdruck fand. Nach dem Sch\Aamd des r blieb das .h ändern wollte). Dagegen ist verderbt die Ueberheferung von A 267, wo L bietet: Tcecppaocv oi Ss ciya (sic)/.aTY)9£c? rjei'povTo; dieselbe Fassung haben auch G und Laur., 16, wogegen Vatic. 150 Tre^paBsv . o\ 3' avlfa y.y.vr].iysiL zz Bs-.vdv -£ IT 223 V, vgl. Hom. i-v. iley« ^- ^e'.viv t£ y ^22 V. x\uch die jüngere Dichtung hat diese Längungen nach homerischem Muster zugelassen: Theokritos. coüp' ea^f/j, sa/.ssco'tv av- cs'.voTsi Tra^evTa XX 190 IV, vgl. Hom. czAo'.^tv ivt- oetvoTctv eoürr,/ K 254 IV. Da- neben, ist freilich überliefert O-at Ssbuc; Id. XIX (XXIV) 60. Apollonios Rhodios. äsÖOYYOf -coTsv 'jo-.v stuI dioq t^wpeTT; A 639 IV nach Hom. £7:£t oii to; st:' oeo; A 515 IV (noch Gregor von Nazianz 7;aojv Yap exi Sss? I 2. 2. 27, 99 IV). Sibyllinische Orakel, -y.opztci; oupäv £7;?j>.0£ Bta SstvoTo \£OVTO,: V 524 V, vgl. Hom. r.OT:y:^.o\ö y.a:x oe'.voTo psiGpa ^^ 25 IV. Sene Betträge zur Technik des nacbhomcriäclien Hexameters. öl.) äpv;« S5'.vü)*ßsßA-^[jL£VCj; hcpbq 'jt:' lyßpo\) XI 26S H (sonst ipr^\ xpaTipw ^I 249 XIII 146) ohne unmittelbares Muster. Im Inlaute ward das f durch Assimilation zu S (Aristarch schrieb freilich nur ein 3) , und so linden wir Längung im Inlaute"*^ttfGi bei nachhomerischen Dichtern: Hesiod urocsstjx; A. 98 (II) Batrachomyomachie j-sBcs'.csv 301 (II) Apollonios mv.aT, T 1293 (I) Trsp-.BasiravTe; A 1650 (11) 'jzoooeiaa-.; T 435 (IV) jxoSSs-aac T 318 (il) A 394 (IV) Quintus zep'M-J.GaGo: XII 202 (II) ::sp'.Bc£(savT£; VI 543 (IV) VI 560 (IV) ÜTcoBoeiswc. III 598 (IV) Anthologie j7:z^thocKx VI 237. 7 (II) Epigr. ed. Kaibel •jt:c(5)5s(-o:'.; 618. 5 (Sulpicius Maximus, IV) Apollinarios ÜTrogBcicraqj.; 55. 5 (H) 117. 12 (II) ■mo^^zhui 22. 8 (II) u-rroSBsics'Ev 21. 47 (11) 111. 13 (II) jTrooBciawG-.v 103. 16 (II); bei Kallimachos erscheint die betreffende Silbe sogar in der Thesis or. vufj-sai S' Bcstaav HI 51 (2. Thesis). Derselbe Anlaut BF war einst bei dem Stamme von crjva'.ö? vorhanden, daher erklärt sich die Längung bei Apollonios Rhodios. -cw v.t. ol YÖpx; p^v irA B-r;va'.bv '{(xWvi B 183 IV. Bei Homer liegt dieselbe zwar nicht bei ganz demselben Adjectivum, aber doch bei seinem Gi'undwort BFr^v vor, z. B. cjB' ap' iz', 5r,v Z 139 VI, ebenso bei dem dieser Sippe angehörigen Brjpc;: i-i cYjpbv oi [xot aitov I 415 IV. Auch hier ist die Arsis unerlässliche Bedingung, denn in Thesi bleibt der Vocal stets kurz, so z. B. Apollonios Rhodios A 516 oh o' z-kI oyjv [LeziTzv-'v. \ 615 Y-pi^wv iizl or^py/ aTit7aav. Eine ähnliche Erklärung (durch einstigen doppelconsonan- tischen Anlaut) lässt in den Homerischen Hymnen zu: [jt-vv^caTc? 'Tr^k'j^(i~o'.o a.T.b oarAoo-j avsAEaöx'. V 283 IV. Da cxtcsoov ;= B'.ä- TceBov BjaTTEOsv zu setzen ist (Ca-£cov Xenophanes), so ist die Länge des auslautenden Vocals vollkommen begreiflich (vgl. Ahrens Phil. IV 598, Hartel Hom. Stud. 12 13). Vielleicht las Aristo- teles in seinem Homer a 598 iTv. caTrsBövBi (für hdschr. iTze'.ia zeBovBs), vgl. La Roche, Hom. Textkr. 29. Ein unzweifelhaftes Vorbild aus den homerischen Gedichten ist nicht nachzuAveisen. Alle sonst vorkommenden Längungen vor B lassen keine Erklärung durch einstmalige stärkere Consonanz im Anlaute zu. Wir müssen in ihnen daher Analogiebildungen erblicken, bei welchen den Urhebern Stellen aus älteren Gedichten 316 Rzach. vorschAvebten, die scheinbar den knrzen Vocal vor einfachem c hing gemessen aufwiesen. Dahin gehören: Hesiodos aÖavaTtov 6 0£ xotccv eh SieBätrca-o xi\>.dq Theog. 885 IV. Hermann's Conjectui' xoTgi [xiV eu hat keine Berech- tigung. . Maximos. A^yov octzo ^r/_oit.rivQu £7:' ziv-äh xal S' hi Tcpocrao) 313 IL Aeusserlich kann diese Längung (wenn nicht ar.ai zu schreiben ist) veranlasst sein durch das obengenannte am SazsBou Ilom. Hymn. V 283, wie Hermann Orph. 715 passend bemerkte. Sibyllinische OrakcL [j:r,^k ÖsXyj? ixeveetv (ATjSe doüXeioc, •j-äpxciv XI 214 IV. dq ä'^EVov oTceüBovTi, etti SuoxaiO£/.a [;.^vaq XIV 276 IV. Hiezu kommt durch Conjectur Alexandre's -{pd'\isi y«? v-s- ©aXa'.a [xaxa] S'jva[ji,iv t' ewvo'.av XI 166 IV. Den Handschriften fehlt das nothwendige xatä. Durch die UnveränderHchkeit des fremden Eigennamens ist entschuldigt: Siq eipat' ä|j.ßpoaiif) cpwv^, Nws 3' «tco /.oity)? I 275 IV. Zu bessern ist die Ueberlieferung in Y£y<7ätj.£vo; OavocTcu, -^aXoi. ci |j.'.v ap.(p£/,aXin}/£ I 82 IV. Es ist hier mit Hilberg, Silbenwäg. 95 zu schreiben -(ociTt wie I 297 V 22. Hinzuzufügen ist aus den Orakeln der Phaenno (Alexandre Excurs. ad Sibyll. 130) Zr^vb; £7:i9po5Üvr)st • tayh o' ETrißr^aExa-. ipyr, Fr. II 10 IV, wo vielleicht tx/ewc mit Synizese zu schreiben wäre. Anthologie. Die hier in Betracht kommende Stelle aus einem Epigramme des Gregor von Nazianz ty;v oTaOip/jV- Xp'.sTÜ) Tr^ca 0£[xa? öik^ea: r.okKoXq 159. 5 IV ist zu beanstanden. Jacobs wollte T^;a Xpictto umsetzen; Hilberg, gegen dessen 6. Gesetz die rhythmische Form von ty;^« ver- stösst, schlug vor (Silbenwäg. 94) Xp'.axw Tr,c,aq oi\j.(xq y.zX. Apollinarios. Nach offenbar äusserlichen Analogien wie -aidp'. . Se yöco E 156 (wo t ursprüngliche Länge ist) Hess dieser Psalter-Metaphrast Fälle zu wie: a'CiaOe oe -pöffwza uTiep^taAwv äA£Y£ivu)v^ 81. 4 H. ;j.vr((jOr,Ti AaßiBou, y.a; [Xi'.A'./jr^; b -izT,q 131. 1 II. Heide Längungen finden durch die rhythmische Form der Worte (— - -) im Versbeginn eine weitere Entschuldigung. Neue Beiträge zur Tecbnit des nachhomerischen Hexameters. 317 Tz^zes. 'Dieser Dichterling* macht in geradezu aus- schweifender Weise von den Längnmgen vor o Gebrauch : c ck ^^o>^,oopo^J'JT^G'y djjisißcTO «YV.JXa xavta Posthorn. 690 I wcav, OLTO Se Xo^ou; y.ipaav, a-zo 6' T'r;:£ov i'Xyjv Posthorn. 99 IT v^7Ä^'y**ApY£(otc'., [J.£Ya 2' e^^povio iSivTsg Posthorn. 524 IV xeTvo; raui' spsYjciv ävv^p, vX^sca o' ap' sixsTo Posthorn. 753 V oi; -oXeaq oAscac, Zapzr^ocva t£ Aibg uiov Hom. 220 V ■Tratcl Bs xoTo osixa; xal stcI Swpotat xapi!^£u Hom, 356 IV 'Kp-^eio-jq oXeaasav ivl otVYjct öaXacrr,; Posthom. 36 IV auTap £[/,£ BoXiscca ^uv); 'I(jaa/,'0'.o Posthom. 620 II TToXXoTg CUV £T£po'.;; y.a(^e ooxewv «Traotocsv Posthom. 701 IV. Wenn man von Tzetzes absieht, so ergibt sich die Regel^ dass Längimgen vor c nm- in der IV., selten in der II. Arsis zulässig sind (ausgenommen die homerische Verbindung p-sya -£ Ssivov -£, die sich auch im Hom. Hjmn. H 223 findet und die Längung in der V. Arsis zeigt). HI. Unter den übrigen Stummlauten, welche hier in Be- tracht kommen, nehmen die Aspiraten eine hervorragende Stellung ein. Diese setzen sich im Griechischen aus der be- treffenden Tennis und dem Hauchlaute zusammen, so dass ihnen eine Art doppelconsonantischer Natiu" innewohnt, vgl. Röscher, de aspir. v\i\g. apud Graecos in Curtius' Stud. I'' 124 sqq. Und thatsächlich bilden denn auch Aspiratae zweifellos im In- laute Position (Hartel, Hom. Stud. I- 65). Das homerische aioXov östv M 208 (mit Positionslänge vor ©) begegnet uns^ um beim nachhomerischen Epos zu bleiben, wieder bei Antimachos Fr. 78 (Kinkel) in T-/jVou 6^ioicar,c, das hesiodische TzAr^caq 3' äpvü- p£ov c7.'j'K«sov (:= cv-usov) (p£p£ Fr. 174. 2 uud (jy-ü-^ov 'iyiO'f ^~^P'0 ibid. 5 finden wir neuerdings bei Panyasis Fr. IV 2 cv.j'ä^ouc a?vu- u£vo?; neu lesen wir in der Batrachomyomachie 'Ap-ooäyoq ok IIoXu- ffiwvcv -Aa-a. -(a.'j-'.ipa -j'bv) 210, wo wohl keine Interpolation vorliegt, vgl.Ludwich,Wiss.Monatsbl.IV167(wonebena7ioXXu(^.£vovnoX'J9a)vov imVersschlusse212), ßpi/ov (ßpiv.yov) azoppv-rar gebraucht Theognis 1099. Von anderen Beispielen wie m93rjc7.w Hom. K 478. 502 - 500, das im Hom. Hymn. HI 540 und bei Oppian Halieut. IH 640 wiederkehrt, oder krj.fy'jyjü'. Z 175, welches z. B. derselbe Hom. Hymn. 405 (£z;Oj£'.) bietet, wollen wir absehen. Im Hinblicke auf diese längende Kraft im Inlaute muss sich naturgemäss die Frage aufdrängen, ob dieselbe sich nicht auch im Anlaute offen- 318 Rzach bare (vgl. Hartel, Hom. Stud. I^ 65). Man wird schwerlich An.stand nehmen krmnon, dies wirklich in einer Keihe von Be- legen zu erkennen. Was im Inlaute ohne jeglichen Verszwang (denn av.-jtsoq ^pöypQ ss/i; noXü^wvo? sind sehr gut auch ohne die Länge vor der Aspirata zu verwenden) zulässig war, kann wohl auch beim Zusammenstosse zweier aufeinanderfolgenden Worte als möglich gelten. Eine gcAvichtige Analogie bieten die Liquidae, deren positionbildende Kraft im In- und Anlaute gleich wirksam hervortritt. In dieser Weise lassen sich eine Anzahl von Längen in der nachhomerischen Poesie erkläre^i: Batrachomyomachie. &q äp' ior,- Tf\ o' aut' e-rreTrei'öovTo Oso: äAAot 197 V. Die rhythmische Form des Verbums szetcei- OovTo {— — —) ist gehörig mit in Anschlag zu bringen. Kallimachos. ■rrpwxicTY] vEvsr; [).tzx ye S-riiYa ^ ^ <^tAÜpr,v ts I 36 V. So bieten Codd. AB. Schon oben ist bemerkt worden, dass die Partikel ts (wenn eine Doppelsetzung derselben statt- findet) auch vor anderen einfachen Consonanten häufig genug Längung erfährt. Schneider meint (im Excurs zu dieser Stelle), TS werde nur gelängt ,sequentibus liquidis vel •/. vel o'. Daher habe der Dichter geschrieben ixexi ts Zvj-f.Tf^ rAup-/)v ts (i. e. Ivj-fir,^ vjij.o-zjv). Abgesehen von der sachlichen Schwierigkeit dieser Schreibung muss hervorgehoben werden, dass, wenn nach des Herausgebers Ansicht vor •/. eine Längung zulässig ist, dies umsomehr vor der Aspirata der Fall sein muss. Chlebowski (de Oallimaclii Hymno in Jovem) wollte emendirt wissen: [).z-i ys X-niva «I»iXtjp£r^v ts, was aber, wie ich in Bursians Jahresber. 1880, p. 97 gezeigt habe, wegen der constanten Kürze des '. nicht möglich ist. Aratos. auTv; ivi /wpif) vscsXat, t«! 3' a/Xon jt:' ctjicaq 1019 II. Ist die Ueberlieferung richtig und nicht etwa zu schreiben ccjTfi h '/Mzr, (vgl. 34 ävTp(.) evy.aTsGsvTO , wo der lange Ausgang 0) gleichfalls in der ersten Thesis vor folgendem vocalischen Anlaute, und zwar vor derselben Präposition ev keine Correption erleidet), so haben wir hier denselben Fall wie bei Aeoiliu) hn y/opM Kaibel Epigr. Gr. 330. 6 II (= C. .1. 2211). Für diese Längung scheinen ähnliche Fornn-ln mit liquidem Anlaute im Versbegiim von Einfiuss gewesen zu sein, vgl. y.st'f vA [j.e-^fdpzic 1 435 Apoll. Kli. A 8 vv-CT.) £vl A'.zapr, Kai lim. 111 47 If. Neue Beiträge zur Technik des nacliliomerisclion Hexameters. dl 9 ^ .'^ Op^ anos Kilix. av ok ota öoXÖcvtoc äsap cs'jy^u?'. r,zp Hai. in 164 n. Spitzner de versu her. 25 wollte die alte Vidgata 3:1. c£ oC aJOaXösvxo; • a'isap (ps'jvouct Tzopoto beibehalten, obzwar er selbst zugibt, dass von dem Ooa6; die Rede ist. Wir werden 'TroTaer Ueberlieferung bleiben müssen. Oppianos Syros. äopcv aTzotrraXaei es ttotI /spov «'.[^.aTJsvTa Kyneg. IV 198 IV. Spitzner a. a. O. 46 sq. verlangte die Correctur Sspiv : ,etenim poetae prout versus necessitas exigit, modo yJpGO'f modo ;cp;v scribunt'. Die boiiierische Stelle t 402 7:sT' ztpo^i r,i:dpo'.o, welche Anthol. IX 381. 8 wiederkehrt, spricht allerdings für diese Aend^'ung. yr^KT^-) c£ oopeoya'. St-X^v \■/,€kr^v sXaooict Kyneg. III 254 II. Gerhard Leett. Apoll. 117 vermuthete, es sei B' au zu schreiben. Sibyllinische Orakel. Die verwilderte Prosodie dieser verschiedenen Zeiten angehörigen Dichtungen erklärt die grössere Zahl einschlagiger Fälle: £7, 0£7.a cv; /.£päxo)v, zapä ot ouxbv a/^Xo 5'jt£U!J£'. HI 397 IV oAxbv cdpovxa oo'/J.o'.v- izl o' auxb; oXsixai XIII 161 III Da der Vers gegen Hilberg's 6. Gesetz verstösst, so vermuthete dieser (Silbenwäg. 96) cjpovxa ©oXtctv oXriv. c\j.\j.y.GV/ h OvfjTo'i;, cij TCAOcafii'ny. '/£pt OvriTi] IV 11 V. Dagegen ist imrichtig überliefert: /pjsov T£ ya\-Ai''f t£ '::oA6xtj,Y;T5v t£ c'.or,po'f LH 292, was als offenbare homerische Reminiscenz aus Z 48 darnach umzusetzen ist in yaKv.öv xc xp'jcöv t£, vgl. Nauck, Mel. Greco-Rom. III 282, zumal wir Sib. V 83 lesen ya/aou? ts /pu^cüc t£ -/.ta. Ebenso enthält eine Corruptel der Vers elc, ßajiXctov vaiovxa Oavaxo) loir,q ütto (xotpr^; XII 205; Ale- xandre corrigirte ?3vxa, Oo^^cTt', mit Recht. Andromachos Theriaka. s'-'f/ißEpi 6£pp,bv xeuxawvcv zevxa- TTSTYjAov 141 II; bei dem Fremdwort ist die Messung des i als Länge um so entschuldbarer. Anthologie. Das eine Beispiel (aus den Epigrammen des Gregor von Nazianz) betrifft eine Längung im dritten Fusse eines Pentameters, avo jener Dichter oft die Kürze zuliess: 'KO'-iJ.Yqq c' ■'q^(e\i6va f)-^y.£ -cbv o'jB' cicov VIII 13. 2 HI. Epigrammata ed. Kaibel. Adcßo) bflybipio. -^ 2'£'j5a'!jj.(.)v MuTiArjVr, 330. 6 H (C. I. 2211), vgl. oben Aratos 7^i■zf^ vn y.copY) 1019 H. 320 R-'=iel>. B-Cfpsh eTwt ^oßepoT? y.paiTTvbv £OiQy.a ^rsBa 332. 2 II (uno;efälir ITT. Jahrb.). ap/bv i[j.k Gedowpov 'A/awv siy.sv. ■n^oe 915. 1 TI (C I. 373, nach 380 n. Chr.). Apollinarios. veüpwv TrXsSafJLsvw osy.aoa a6p\jA^^i '^'•T-^'fl 91. 5 IV. moi; Se [).dXoc 6a6|j!.a'Cov e[ji.r,v totö '{}Mi^oc^i oi'>oc/,xec, 118 F 12 II. Tzetzes. y;Y£[J.6va «Potvi'xwv. -cpsccav o' sOvc« 'IvStSv Posthorn. 336 n O'JTacat oO ev£y.a cp-<^|j.'.cav ysTp' 'AojpooiTY;;; Plom. 76 III laq 8' apa [j.rjV vr/.r, caca oiXr/; Ä(ppoo'!r/; Antehom. 72 IV y; o' £T'. acrai'pstr/.sv evc 6avaTO'.o (ipcvYiccv Posthorn. 196 IV SeÜTS tcotI 06[xßp-r;v y.ai cysTAta ep^a rca)[jL£v Posthorn. 405 II ct£ y^povoxpdxopa bd-zepoq öxTepov Troff^csi Hom. 31 III, Interpunction ist mit im Spiele in zwei Belegen, und zwar: Empedokles. /(opl? räv to ßapu, /wpt;; -£ to xcG^ov (£0-/;y.£) 171 (Mullach) III. Doch darf man auf diesen Vers nicht allzuviel geben, da er erst aus der prosaischen Fassung bei Plutarch zusammen- gestellt worden ist. Ist die Längung wirklich eine genuine, so ward sie durch die Stellung in der Hauptcäsur und durch die Interpunction unterstützt. Oracula ed. Hendess. /spvtß' £7:t, 0'j£tv too' £tcicxot:£ or,[)}. oi-AOLüo: 203. 3 II Zur Kntscliuldigung dieser Längung trägt auch das An- klingen an das homerische Compositum iTrtOuo'Jci S 175 {i':zi%ei Hom. Hynm. 111 475) bei. Der Stümper Tzetzes lässt ohne Weiteres selbst in der Thesis kurze Silben lang werden: yastr-jp 3' ^v eijp£ta, -/avBave S' evooOt t:oXXo6^ Posthom. 693 in 3. Thesis mit Interpunction; y.al iötz Tpona? tqS' 'Apäßtcca y^oc.pzv 'Evuo'» Posthom. 25S In 4. Thesis ohne Interpunction. Im Allgemeinen lässt sich wiederum die Observation machen, dass die wichtigsten Stellen im Verse für diese Längungen die II. und IV. Hebung sind, die bekanntermassen auch sonst (z. B. bei der Position vor Liquidae) als hiezu besonders ge- eignet sich erwiesen haben. Bezüglicii der rhytlnnischen Form sind, soweit bei der geringen Anzahl von Beispielen ein Urtheil möglich ist, in Dichtungen, welche der besseren Gattung ange- i Nene Beiträge zur Technik des nurhlioraerischen Hexameters. 321 hören, di|b einsinjigen und pyiTliiehischen Wörter die Träger der Längungen, worin ^leicliüdls eine Analogie zu denen vor liquidem Anlaute wahrzunebmen ist. IV. GaiLz dieselben Erscheinungen und Normen werden wir bei deii*'rrÄngungen vor den übrigen stummen Lauten, soweit solche gestattet sind, beobachten können. In den besseren Poesien erscheinen ebenfalls die einsilbigen und pyrrhichischen Wörtchen als vorzugsweise geeignet, eine derartige Steigerung ihrer ursprünglichen Quantität in der 11. and IV. Versarsis zu tragen. Eine Reihe von Dichtern jedoch, und zwar gerade die hervorragendsten Vertreter des späterenEpos, verbannten jegliche Längung vor Stummlauten, so Apollonios Rhodios, Nikan- dros und die Bukoliker in alexandrinischer Zeit, dann Quin- tus Smyrnaeus und in consequenter Durchführung seiner sonstigen Verskunst Nonnos mit seiner Schule. Doch auch die anderen Dichter lassen eigentlich nur ausnahmsweise einen solchen Fall zu, der gewöhnlich eine besondere Entschuldigung für sich hat. 1. Voran stellen wir diejenigen Belege, in welchen die Längung durch eine unmittelbar folgende Interpunction und Sinnespause ihre Entschuldigung findet. Parmenides. Unrichtig überliefert ist YiYveaöai tt xap' auto • Touvcy.sv O'jxc ^(tvi^Oxi 69. Hier wäre die zweite Silbe von «utö sogar in der 3. Thesis lang- gemessen, was am allerwenigsten durch eine Bemerkung erklärt werden kann wie die Mullach's (zu Empedokles 103) ,postrema pronominis aüto syllaba solo accentu longa fit^. Hilbergvermuthete (Silbenwäg. 10) r.xp' «utö • [xo] xouvsy.sv 5 vielleicht auiö- toj ehzxvf. Sibyllinische Orakel. ttxQjov ßawv [j.e • y.£-/.;r/)7,a yap evSoöt ■fpsp III 3 III, wo mit Hilberg, Silbenwäg. 111, zu lesen ist e[)A. Die Stellung in der Hauptcäsur ist sehr zu beachten. y/KiäooLq '/.opicti ttsvts, ta es Xv/jy^a toutov; I 358 IV £7. C£/.aoü)v STTTa- zolq ouv6[j.a-:' sccexat e^OXa XII 179 III. Beide Längungen stehen in der Hauptcäsur. Alle sonstigen scheinbar hieher gehörigen Belege aus den Sibyllinen erweisen sich als Corruptelen, und zwar: TCpO(5pov£W(; TiSTaTo, YÄtY) S' eXOwv aK£[j.£'.Vi I 256 Hl ; Ludwich hat (Fleckeisen's Jahrb. 1878, p. 240) richtig tmiolzo (und stis- [xstvs) emendirt. Sitzungsber. d. pliil.-hist. Gl. C. Bd. I. Hft. 21 322 Rzacli. .... hv/.x- y,al ^(oi.p zpoocOstq uc' i-raipcu XIII 19 III Trotz der Haupteäsixr ist dennoch Avohl ivcXcv zu schreiben, vgl. im selben Buche 144 Succeßirjf; Svsy.iV • iitxoi o' aur' ä'pHet '/.ta. SIC 'iv iö'jvousa, tstc os ßactXsia [xe^i^Tr, III 47 III Mit richtiger Quantität von JOuvouca stellte Alexandre die Fassung her s!; sv v' löivoucra, [töx' au] ßaciÄsta [xeY'-(^. öcaa' ÖTSTav ä'p^-/^ [lipG-qq y.a\ oyJff'Krzpix r^po\vAr^ u'.b; ulwvolo, -£piTcAA(?;x£V(jüV evtauTwv XI 48 III Trotz Cäsur und Interpunction muss die Länge des End- vocals von iiiwvoto auffällig sein ; ich vermuthe, dass diese Worte umzusetzen sind uicovob uiö?, wodurch das eigentliche Subject des Satzes an's Ende desselben kommt, wie im vorausgehenden Verse äX// z-rzzxm apcY) llipar,?. Wegen der Kürze von ui in u'.öi; vgl. axouaav •j'.ol -/.paTspoio Kpsvoto III 152 und die frühere Lesart unserer Stelle. Epigrammata ed. Kaibel. |j.v) y.A'^s, ^[aTcp TrjoAuwouvs, ]):rfik ab ixp^-sp 372. 37 II -iGGapa Y.y.\ ouo fpsTg, o6o o' e^sTts" toccs opai^[£u 1038. 12 V Apollinarios. i^peade- -J. \iz'. woe [xsxx assac ioptaaaOs 12G. 6 IL Die Längung ist hier auch durch die rhythmische Wortform ( w im Versbeginn) bedingt. Gramer Anekd. Paris. IV. Stümperhafter Vers mit Längung in der 3. Thesis (wo der Hexameter in zwei Hälften zerfällt) c'. \).h) It: apyjoivna^ izopoupöe^noc (iyXiaaTtC, p. 350. 15. Unrichtige Uebcrlieferung (oder nui' Druckfehler?) liegt vor in zavsosa 'ip-(ot. ttsvovtoc, vdWea [xopia y.r,pou p. 350. 31, wo es natürlich r.viz^i-zy.'. heissen muss. Tzetzes. cj-o'. 'üouacrsa oTca aaoa, tctö Tpüiq eTziay^o'/ Posth. G17 IV •/.od VYjojv i'pu[Aa, TOJpYO-j?, Tzoiriuoc'f W'/aioi Hom. 169 UI i-f(ü(ii Y^P -<3:/v*l-'-''? "^^ >'-5'-' Eüßoia, to)v zaTpa-. Antehom. 391 V 'AvBpw, 'IsEi'. a, ßtojTpöipifj, 'Avcpocaiqa Posthom. 179 III. Tp der dritten Hebung des Pentameters ist die Längung ent- schuldigt, z. B. : rp-r;vsp'.c:, T>,v 7j, zaT ^{"ae, "/.'c^cfx' ä'Yo;;; Anthol. (Gregor) VllI 21. 4 Toi; ~ozi QZ'j "P<^'T^5 ''■^•' "^P^/.- "'r* cTi[j.aT'. Anthol. XI 431 oTov 'Ay'.AA-?;«, toü xaeo? oüpäviov Anthol. JX 485. 7 y.i:': ■T:i\}.y. /.y.\ yßpy.^ y.y). ^ipizz^ vi TSKi\j.y.q, Cram. Anekd. Par. W p. 340. 7 I Nene Beiträge znr Technik des nachhomerischen Hexameters. 323 2. I^inerlei'Interpunetion ist wirksam: Batrachomyomachie. "^v -rrav-ca 7. xXeoj-'. [rjwv oXs-sipav S3D7-ZV 118 XI. Spitzner (de vers. her. 62) meinte, es sei viel- leicht -av(5' aj7.aX£ou!7'. zu schreiben. Es ist indess nicht unwahr- scheinliclr/*aass dem Verfasser homerische Stellen wie olV,aos v'.crsöij.sOa -/.svca; cuv '/cTpai; lyo^mq 7. 42 vorschwebten, wo freilich die Hauptcäsnr die Länge erklärlich macht. Antimachos. tc pä ci aYy/.Ar/ec ■/.csjj.aTc Trepl izi'^caAo'f cu.ei Fr. 66 (Kinkel) IV. Koechly (Ep. I, p. 17) conjicirte avyiAs/ec -spl TcaccjaXov £y.p£[,i.a-' aici; vielleicht ist y.piixx-ai zn schreiben, doch kann immerhin die Längung an dem homerischen Maviis; xj -iy,z-o ricX'Jssiosa 0 249 III und der Stellung in der Hephthe- mimeres eine Entschuldigung finden. Empedokles. tö -:' sbv s^oXXucÖat av^^vuctov •/,«•. äW^x-ov 103 (Mullach) I. So Mullach mit Karsten nach der Ueberlie- ferung. Die Länge von t6 wird erklärlich durch die Stellung in der ersten Versarsis; -zo geniesst daher, um mit Hartel zu sprechen (Hom. Stud. I- 122), von dem Rechte der ersten Hebung, in weicher bisweilen Silben stehen, die für keine der anderen Arsen hinreichend schwer wären, wie z. B. cc izt'. Ü 154: zu vergleichen ist auch das homerische -6 cl 67:0 Xxr.d- pY;vX307, welches wenigstens eine äusserliche Analogie für Empe- dokles bieten musste. Mullach's Berufung auf xa r.tzl y.aXa pssöpa Hom. 352, ist nicht zutreffend, da der Grund der Länge in -i ein anderer ist. Es ist demnach die Ueberlieferung festzuhalten und von Conjecturen wie z. B. Stein's 7.x' -' isv abzusehen. Rhianos. yü^.yr.i t£ Troiat; ts o'jw y.al dV.oc. Tzasa; H Meineke Anal. Alex. 193, erhalten bei Paus. IV 17. 6. Die Stelle ist nicht anzutasten, da die Längung von ts in dieser Verbindvmg eine häufige ist (vgl. oben \).z'z6l 70 Z-jy« "^s '.Xup-r,v ts Kallim. I 36V Nur einer Corruptel halber Avird hier angeführt Apollonios Rhodios. B 119 steht in L und G: aT-ia [xiXav TSTavwv ■^rsXe/.uv \}.i-^oi.'t rfil y.zXavib^i. Brunck hatte, ohne selbst von der Richtigkeit der Fassung überzeugt zu sein, nach \einigen schlechteren Handschriften geschrieben: avbot. ,y.äXä Tsxa- )a)v. Das Richtige hat die Conjectur \).iW äv~c-aYwv von Sancta- "^mandus getroffen, die denn auch jetzt in die Texte aufge- nommen ist. 21* 324 Rzach. Nikandros. oapaou, r] ^vaSf^oTc-w eVt ßapuv w^acs [xoyOcv Alex. 3*.)8 IV. Hermann vermuthete wegen des allerdings auf- tiilligen 'irj. Orpli. 701) ap'.axoD, Y''^Ö[xo'ictv ezet ßapüv -/.t/«. Schneider denkt an y^fa^iio'.ci'f icüat. Dionysios Periegetes. cpv'jfjLsvo'. Tpopeouatv exl FaYY"']'^'^''' 7tbpr,v 1 147 IV. Dies einzige Beispiel, welches Dionysios zuliess, findet seine volle Entschuldigung in dem fremden Eigennamen. Auch hinsichtlich der Liquidae begegnen wir neuen selbstän- digen Längungen bei diesem Schriftsteller nur vor Eigennamen (vgl. meine Stud. zur Technik des nachhom. her. Vers. p. 37), z. B. loXai o' STct Nopiaooiv '/.ta. 186 II. Unrichtig las man früher 998 ~oir, STit xsivr)? äpociq TziXei, wo die besten Plandschriften A und Y (nebst anderen) eTcei bieten . Andromachos Thcriaka. NetXwou y.ua[jLoio oia ßapo? aixjxiva yeüatq 63 FV. Unrichtig ist hingegen überliefert v.y). |.».apaOpc'j c-Ärspua y.al 'loaTov •/.apoajj.wiJ.ov TV 153 III. Busse- maker: xal [/apdOpoio cTzipiJ.ot. v.ou 'loaTcv, besser Hilberg (Silben wäg. 93): 'AQU [xapaOpou cTTcpiJ.su xai 'ISatov ■/.paoa|jL(j)[j,ov. Aehnlich ist Sau/,ou T£ C7:£p|;.a vm o(haXir,v ac(faATOv 161 111 mit O. Schneider zu bessern in c7uep[;,£Ta. Oppianos Kilix. ewu/tov v,oi'ho'.zvi U7:b ■/.suOp.wctv takiv Ilal. II 663 IV. Eine unsichere homerische Parallele (mit Längung vor ■/.) ist jj. 209, avo statt des ursprünglichen ch piv gy; xioe [xsTCcv sTust xay.dv später theilweise z~i sich einschlich (Schul. Q. Vind. 133 ~o he ,[A£Ti^ov s::'. xaxov' xta.). Oppianos Syros. XatYJ Ss TiSs'o? [asv ayot xüva?, tTriusXarf,;: c£ Kyneg. I 95 II. Nicht ohne Berechtigung vermuthete Ger- hard Lectt. Apoll. 1 17 das dem Sinne sonst gut entsprechende c' ay. Doch ist die oftmalige Länge der Partikel ce vor Liquidae an derselben Versstelle nicht zu iibcrschen; ausserdem ist es auch bei Homer vor einem stummen Laute gelängt 0 478 w; sx6\ 6 Se t6;cv [j.sv vA yX'.cirpvt sOvjy.iV I! (Dindorf c' aj). Manethon. Die frühere Schreibweise TZKr^psi e-ät xu/am tot' a;aAA3Tat ajjycüio-jcy. 11 501 II hat jetzt dem richtigen i'Kzi Platz gemacht. Amnion. Corrupt ist y.xl ci; oTy.ov i'öi Tr^|j.c; ^drr,q a'i:o ^{y.ir,(; II: so Ijudwicli, (Jod. Bodl. l'O-/;. Nauck conjicirte mit grosser Wahr.sclicinlichkeit ■?,'/ elq oTy.ov I'y;? Mel. Greco-Rom. IV 167. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 325 Quirttus Siflyrnaeiis. Die Conjcctur Rhodomann's IlaXXac; £v; TTcBico Tpwtov [xevsv VIII 357 für UyXhxq sv ttcOw.), wie die schlechtere!! Handschriften mit A(ldina) haben, ist von Spitzner (de versii her. 45) und Gerhard (Lectt. Apoll. 119) als unrichtig erAviesei-r^WtfMen. Cod. V und E 1 haben IlaXXac; svavia ex-.- Spitzner und Gerhard eniendirten UoCkXaq ex' ev zio».), was mit Recht von Koechly in den Text gesetzt ward. Orphika. s^Xag tc y.dy.r.aq -£ y.al a?6spir,v ip^joi^yr,'/ Lith. 600 II (Abel); vgl. Rhianos '/y.\i.'y.x6. zz -oi'ac ts- bei Meinekc, Anal. Alex. 193. Das kurze Fragment bei Hermann Orph. 503. 7 \i.r;6.z \t y.£Xo[;i.at /.at xeposct muss bei Seite gelassen werden. Sibyllinische Orakel. In diesen in metrischer Beziehung ziemlich freien Producten lassen sich verschiedene Gruppen hieher bezüglicher Fälle unterscheiden, und zwar a) Längungen von Se und xe: spzsxa tk "(ixi-riq /.tvoup-sva (j^^/oxpocpst x£ Prooem. 46 H ^[xo? C£ y-axeTcaucö Qehq xoAuTuävaosov Mc-qv II 1 II; doch ist hier Stq zu lesen, vgl. IH 295. -Xv^[ji.wv 'AvTiä/sta, ce oe TcoXtv o'jtcox'' Ipouciv XIII 125 IV. Hier ist offenbar §£ zxoXtv zu schreiben, wie IV 140. 7CouX'j6puAA-/;x6v xe avatBsa xs -/.spätre t HI 466 V y.al cA£^£t -jrövxov ßaöuv, aürr^v x£ BaßuXwva V 158 V. Hiezu kommt diu-ch Conjectur: ojpavo?, dvjp, züp, yOwv [x£] y.al -/£u[j.a 9aXacrG-r)c; VHI 450 IV; x£ corrigirte Alexandre aus dem handschrifthchen y^. Unrichtig überliefert ist xauxa Se x£ zExaxai XIH 46 II, wofür Alexandi'e o' ixxi'xaxa'. herstellte. b) Bei pyrrhichischen Wörtern: xo'Ji; [X£v Ü7:b TioXsy.ou xat TZ-dariq i^aii).ovoq bp\).fiq IH 331 U; hier ist xtoXeixo'j zu schreiben. ouc75£ß£(i)^ y.Tcivouciv £vl TU aX ä ij,Y)c i Xaß6vx£<; XIV 26 IV. Hiezu käme durch Conjectur: 0pf;/.£c [a-b Bu'^avxoc] avacvf,- crovxac av' ATjj.sv III 474 II. Die Handschriften bieten axp6ßui;ot aXXcov (TXTjaovxai av£[j.oiv; die Aenderung rührt von Alexandre. Weit sicherer ist: Ol oTcöaoi vaioucrtv [Oicb] Kaatov opo^ a?TCu XIH 131 IV, wie Alexandre hergestellt hat (Otts fehlt in den Handschriften) ; eine 326 Kzach. ähnliche Lilnguiig vor einem Eigennamen vgl. bei Dionys. Pcrieg. i-i raY^r^Ttsa /.cöpyiv 1147 IV. äpqc'jciv [/.eioL t6vo£ O'jo ßactA-^e? äva-/.T£; XIV 105 IV un- sicher, da vielleicht ojto zu schreiben ist. Unwahrscheinlich ist Alexandrc's Herstellung von XI 25 cvjiAa S' iuclxai säewo [j-sva touxou xpaxecvTo:, die Codd. sorai exsivw; ich vermuthete (Wien. Stud. IV p. 127) mit Bezug auf XII 72 (r/;[j.£tov o' icxai [li-^f iv.v. toutcu /.pa-reovTo;; IazX wird durch y^'-T) ^^ ArfÜTTTO) im folgenden Verse erklärt. c) Trochäische Wortformen. Diese stellen sich insgesammt als unveränderliche Zahlwörter dar in III. Arsis, wobei zweimal die Hauptcäsur mit im Spiele ist. £^ apxwv Tcev-E v,y.\ lyßjoq civaXbio I 357 III (Avohl [xi] /.a() c'c [xo'jvac -£VTc Tc-päoaq XI 49 III r,v{y.x ol<; -^evTS '::£p txeXXojj.svwv Evtautwv XI 133 III Diese drei Fälle schliessen sich an die bereits früher be- trachteten ähnlichen (bei denen sich überdies Interpunction wirksam zeigte): ■/CK\do(xq xop£G£t 7:£VT£, xa c£ AciiJ^ava xcuxtov I 358 IV und £/, C£xaocov i-rrxä" ToTg oiiviy.yr.'' icce-zai icÖAä XII 179 III. d) In einem Worte mit palimbakchischem Rhythmus: ■zTfpet's. Tcv £6vTa öeov, S^ xavT« cpjXa(ja£t III 33 II wirkte bei der Verbalendung der Verszwang mit, da die Form am Versanfange steht und daher nicht anders als mit Längung zu verwenden Avar. Anthologie. FpTjYip'.o? Nsvva ts \j.z-^(T/Xet:;- i'JXC[j/ ävay.x'. VIII 43. 3 in (Gregor von Nazianz). Sonst erscheint ständig die Form Növva, wie z. B. Növva Oeouo-/^? VIII 36. 1. Nswa cpa£'.vr, VIII -10. 1, auch mit Elision Ncvv^ tspv^ VIII 42. 1. Die Längung steht vor t£ (vgl. oben) und betrifft einen Eigennamen. oTov a^b TvEAaYsu? cu^r/.kcfic'j'ot. 'liaz IX 755. 6 II (Pcjitam.). Jacobs wollte lieber ä^rra'!. ■ZOiXq ok o6o zävxWV TtEptTTTOV IZw/.t KÖL'/Oq XIV 119. 6 11 (Pentam.). Einfach Aväre es oujlv zu schreiben, allein vgl. Sib. Or. 3jo ßacrtAvji; ävay.xE; XIV 105. Unrichtige Ueberlieferung hegt vor in: os^Yi^-a y.al 7:A(v0wv yp'j'jr(/.axov r,-^(7.ye'i a/Oo; VI 342. 7, wo gar in Thesi eine Läugung begegnen würde, Jacobs schrieb richtig T£ v.r.. Neue Beiträge zur Tcclinik des nacliliomerisclien Hexameters. 621 |ay; öka-^TTs i»v aOaTTCov,, l'a ^utji •/■jpij.a ^cvecOa-. IX 498 II. Jacobs corrigirte Oä'^iTctv, Nauck annclimbarer Oä'Vf,; (Mel. Greco-Rom. ^iV 174). Derselbe Gelehrte hat ibid. 175 als falsch erwiesen das Epigran^fe-ff^s Aratos (XI 437) in der von Steph. Byz. p. 199 gebotenen Fassung aiaC« CTt [xoüvc; bn TrsTp-fjc. y.aOr^Tai. Die richtige Gestalt bietet die Anthol. Pal. a. a. O. 1 ocldcM 16-i- [jiov, 0? £V TzixpTfC. ■/.j.^r{za'.^ womit also jene Länge des Auslautes von £v{ entfällt. Endlich ist das corrupte o\\j.o\ xac Touxo /.aiaßpa/ü, TCoXXa-/.'. o' y^ot, XI 30. 3 von Jacobs durch die Schreibung tout' «ütc emendirt worden. Eine Anzahl von Stellen erledigen sich durch den Um- stand, dass die gelängte vocalisch auslautende Silbe in der in. Arsis des Pentameters steht, wie z. B. in dem Epigramm des Gregor von Nazianz: tA-^z-Aoc av vrft y.ai '^pöyoq iv,pi\j.y.io VIII 228. 2 III Epigrammata ed. Kaibel. cr-^[Aa -osc KÜAwv ::a'Cot[v] h:i%T^/.vt eav:[v]-oi[v 9. 1 II. Attische Grabschrift des 6. Jahrh. v. Chr. Die Stellung vor dem Eigennamen muss hier als entschuldigendes Moment gelten. Dagegen ist eine ähnhche Längung zw^eifelhaft in dem gemeinig- lich dem Simonides zugeschriebenen Epigramm auf dem Steine des Helladios : acTC' o£ a.\}.]}.:' xöoe -{ipixq o[/.9aAw a[(A](p( 461. 9; Boeckh er- gänzte nach 0£ [iJ-va[j.'], wodurch sich jene Länge erldären würde. Zur Behebung der Härte wollte Bergk (und Härtung) früher xT£pac, doch kam er in der 3. Auflage der Poet. Lyr. (p. 1154) wieder davon zm*ück Avegen des Analogons in Gv;H-a tco£ Kjawv. Besser scheint mir Kaibel die Corruptel erkannt zu haben ,dis- plicet Y£pa; sine adiectivo positum^ Er vermuthete daher hinter toc£ [jVkvapr^t;], wodurch das auslautende £ nunmehr vor einer Liquida gelängt würde (vgl. meine Stud. zur Technik des nachhom. her. Verses p. 59). Tjxk[p] £Yw xcXiaoiq Tp'.Gy.aio£y.a tc tTaoc ic/ov 350. 6 V (einem schwülstigen Epigramm angehörig). [):r,vrtp B' ■/] ßapu-äEVÖa; b-kI T£y.vou -ca/uj^-oipou S()l. 3 IV. Unsicher ist £?][;, apTo tcöcg'.v, ou/i S' e\i.ol Zk p.6vov 339. 2; so Kaibel, doch ist die Lesung auch ihm zweifelhaft: ,ego quod scripsi verum esse non spondeo'. Ganz anders las Welcker, 328 Rzach. Jacobs vermuthete xiy-ixap söv. Mehr Wahrscheinlichkeit liat für sich die Fassung des Pentameters Aipov '(;-<](;av-a [tcsvt'] i-icov oey.äoa? 366. 7 (Mordtmann TpcTc), wo die etwaige Längung durch die Stellung in III. Arsis sich erklärt. Die Nonnianer enthielten sich, wie oben bemerkt, strenge jeder prosodischen Längung einer vocalischen Kürze vor Stumm- lauten ; der früher in der -Paraphrase des Johannesevangeliums gelesene Vers P 85 cv. |ji, xaisp, oi.\j.^a-^aT^a<^z<.q ist ein Machwerk des Bordatus. Bei Triphiodoros ist die alte Lesung cTX/.ov iizl T:s.oio'.o Öowv iru^itzopa '/.'jxawv 307 II schon von Hermann als unmöglich er- kannt worden. Die Conjectur Wernicke's jzip steht im Cod. Laur. überliefert, vgl. Ludwich, Wissensch. ]\Ionatsbl. IV 79. Apollinarios. avepst;, iq xi tscov zpe(^exe ßap'JTrr(i.>-ova öupiv; 4. 4 IV, so jetzt auch bei Ludwich, Apollin. Metaphr. psalm. IV— VIII. oi'CecOc ßaa'.Ayja, oöcV xpaTC? u[j.[j.vf evjyßr^ 104. 7. IL Bei den zwei letzten Fällen ist wie bei den früher genannten äi^scOs Se zpiatoTC« 81. 4 11 und b(piübi- t( [xoc wcs 126. 6 II auch der Umstand zu beachten, dass die Längung bei Wörtern von der rhythmischen Form -, wenn sie den Vers anheben, eine durch den Vers bedingte Nothwendigkeit isti Unrichtig ist bei Ritter, de Apollinarii leg. metr. p. 2i». angeführt 21. 37 /.al -/X-qpoic, TcezäXaxOsv, oTt •/.' £[xa irsTiXa xo[j,iaco'., es muss natürlich cz'.q heissen; weiter ist 105. 57 ■Qe TroXucTce- psicat [j.fzk T^xo'/.kcGf. statt TzokUac. zu lesen. Gramer Anekdota Par. IV. ä/p-.; für ä'ypt ist zu corri- giren in dem Verse: 'jiz^nöoic, exl •jüoX'JV (1. tzouXjv) "Epo)? /.pivov, äypi yap ä'v p. 380. 22. Durch die Stelhmg in der dritten Hebung eines Pentameters erklären sich einige einschlägige Beispiele wie ouo£ -{ '6'kt\ xeTöt ty;; '/.x/Xr^q ßaaavoc; p. 288. 26. Tzetzes. Bei diesem DichtorHng hat jegliche Beschrän- kung aufgehört, vor allen Mutae lässt er Längungen zu, ja sogar einige Male in der Thesis. zatoi; ok y.xl Tpöie; epr,TJGv k'vooöc Tcüp^iDV Hom. 302 II i/./.x- V j-xl |;.ai^oi<;'.v £;j;jpeTO 0£ '/.al Tauxz Hom. 431 V Neue Beiträge zur Technik des nachliomerischen Hexameters. 329 «'j-'//,:* Se üofavTiOi; oßftfxo; m^ tAv.voq Posthorn. 585 11 o'ia TS iJi,aivo|jiivr,v r, oi Yoaacxe r.tGo'Jaa Posthorn. 712 IV oaxioc ji lleXoTcoq i^ "HXtoo; oiceV-ev wy,a Posthorn. 577 II Ka>.yac T-ö\)v.piq tc /.ai Nsirrcp'^Yjc;, Gpacu|j/^c-^; Posthorn. 645111 aX)^5^, ab ßacrOu'Jc, axap naAa[ji,-/]0£a -esvov Anteh. 360 II 0? [xiya OY] Yoaacxov aTib 7i;upY(i)v opowvTcc Hom. 258 IV öcaa' ap' £vc y.oviYjffrv ap-/^tov 'jtjvov l'aysv Anteh. 402 II 'ÄpYctou<; Xtxävcuiv, evl •/.ovi'-zj::'. zcGsvTöq Hom. 321 IV äAA' ot£ Syj £:rsp£;av svi ßwjAoTc; £xaTO(Xva? Posthorn. 716 IV vXiifipoc B' £zl TuuXewv ßaXov, £u o' £7r£6£VTo o^^a? Posthorn. 3 II auTÄp £-!C£[ xaxeßvjaav, 56 1 zapoq -^jav 'A/aioi Posthorn. 686 IV x£Tvot Yap T£ |j.£Ya ::£AaY = ? Tüpisv 7:£p6om£<; Anteh. 139 III o(ppa £ TU|j,ߣÜaw7'., [j.iycc Tcspl cYjixa ßaAsvT£; Hom. 357 IV acTYip Z3:[i,cpavcci)v, av^iAa zoXiixoto, xci^,/;-:?;; Hom. 24 IV £1 o' a::' £[;.£'io /£pwv aAAO r.oQzzGv.e'tz ixr,yjxp Anteh. 378 IV ■caux' äp« |j,vjvi(; £T£'j^£, |j.£xp'. xai IlaTpoy.Xov eIaev Hom. 233 IV 6üc£ o' apa Tipöxa Tcaipwiov £<; xa^ov £X6a)v (Trpwxov?) Posthorn. 535 m auxap ETUö'.x' spiw zivx« r.dXn e\) y.oxa y.6c7[j,ov Posthom. 652 III (AÄpixapuY«? ^1 X(6ü)v xoTo ■n:£pl c£pYiJi.axi ^y.vi Posthom. 638 IV TSÖyjGi Xa|XTiC|j,£vo'. Trapa pr,-^iJA^]T£ xöxoto V 101 III Ts/vov d'/][^,o^5ti)v, ^£tV/) G£ Tcupl £vt -jroAAo) V 248 V. Her- mann schlug vor ^£iv/j a rß' £v Tcupt tuoXXw; Schneidewin (Piniol. IV 764) B,zv/T, GZ 7:upbq \).v/ei. oüXw 5 gegen diese sonst schöne Emen- dation vgl. Baumeister zu dieser Stelle. Endlich kommt hinzu ein Fall mit Interpunction : HapOiV'oi cppdaxt, oO£V u3p£uovxo xoXTxat V 99 lll. Von keinem einzigen dieser Beispiele liegt ein identisches Vorbild bei Homer vor. Muster für '::aXatY£V£i war JTcspixövä ciiXov £iva'. B 116. (Uebrigcns sind die Ausdrücke yP"'"/ ^w^d TcaXa- Y£V£'. aus r 386 entnommen.) Beachtenswerth ist der Umstand, dass in drei von den fünf Fällen das lange i in der Hauptcäsur steht, bei einem tritt noch Interpunction hiezu. Nicht hieher zu zählen ist Xetl^.WVt [XOCkT/My [X£icrj7£ 0£ Y*^^' UZ£V£pO£V I 118 II, wo liquider Anlaut der gelängten Endsilbe folgt. Kykliker. i^y-xc At; ßasiXvit y.a: ukXoiq aOavdxoiat Kykl. Thob. Fr. 111 3 II. Bei Homer findet sich zwar bei M die letzte Silbe gleichfalls lang, allein theilweise kann die Längung auch anderweitig erklärt werden, so in Acl |xy;x'.v dxdXavioi; B 169 durch die folgende Liquida, in O'^oO' Eovxt Ail, |ji.£y^. K 16 kommt auch noch Interpunction und Hauptcäsur hinzu; in Aic wc xep- Neue Beiträge zur Technik des nachhoraerischen Hexameters. 333 Tj.-AzpTxn,i ^781 Tiaben wir noch den nächstliegenden ana- logen Fall. Wir seilen ab von ■qzk MevssOv. iJ.z-(yXr,':opi -Konivr. axcov Iliu Persis Fr. III (KinkelT^^, da im folgenden Worte eine Liquida den Anlaut bildet. Dieser ist als die Veranlassung der Länge anzusehen auch bei Solon vf, o£ TSTapiY) T.3.C V.: £v s^^co;jLio'. \).iy öio'.croq Fr. XXVII 7 V B. Im Ganzen kommen also zu den homerischen Fällen sechs neue in der sonstigen archaischen Poesie hinzu. Aratos. Die einstige Schreibung c^pa -iq eueTut /aip-/; ':::'t'.- o£Y|Acvo; avr,p 1090 ist seit Langem dui'ch das von Par. C und anderen Handschriften gebotene richtige shtG-ot ersetzt, vgl. auch Hermann Orph. 703. Theokritos, f, uoaTt vi^scv OoAspav o-.astost -AivOov Id. XVI 62 II entfällt, da hier die folgende Liquida wirksam ist. Eratosthenes. Wegen des folgenden liquiden Anlautes ist nicht hieher zu ziehen: aiet 7.pu|ji,aA£at, olIv. g' "joax: [xoyso'jj'.v Fr. I 8 IV D. Nikandros. Die alte Vulgata aor^v). r.y:ioCkb('/ji.av wfj.oßoprjt Ther. 739 ist durch die Lesart oor^vX xpccaAivyaov , welche die besten Handschriften liefern, bei Schneider beseitigt. Quintus. Zr,v! [^.SYacOsvsr 6 c' äp wTrajsv u\i<. l&pov II 140 HI; das lange t steht in der Hauptcäsur vor starker Inter- punction; homerische Muster lieferten -/dpiä iz sösvst xt O 108 HI, wo also der zweite Bestandtheil jenes Adje. 50 IL Ebenso Orphische Hymnen. \ix:rzrn ^^'-Tupfi tstpaopov xp[j.7. otwxwv VHI 19 IL Dagegen liegt Längmig von : weiter vor in : 334 Kzach. Sibyllinisclie Orakel. Or^pwv loßoXwvj ßaps'. '7:er.s.oT,[).i'/oi •j'irvtp I 371 IV ttevt' sTTi [xal] C£7.a~(|) £TcV STTt ßevOsj'.v aX[JL"r;<; XI 156 IV. {oLpTfi §£[V(o XI 268 wurde bereits oben unter den Längungen vor W. Sr'. angeführt.) Als zweifelhaft muss bezeichnet werden: v-od tots col yj'.pl scsTÄt [}.fzor.'.G<)Ev x/MGic, XI 279, WO Xctpt Wahrscheinlich eine Cor- rnptel enthält. Alexandre ' dachte an yv.p'.£p- csipovciY) 449. 3 III, vgl. das homerische autap 'Ooucayji toos w 309 III. T^a A:b; 0£(jmS'. o-aivwv yp:zis,y.r, [ctv] a7:aaivAddenda903 a. 3III, vgl. Ilom. 7.2p'j6'. S' izevsuas oaetvv] X 314 IV. Ausser Betracht muss bleiben: |j.t,o£ evr KcTrpiav [;,' cov5[ji,acav y^'^^'^^' 313 (b) 8 II (Pent.) ,infimae aetatis epigramma^ Hier ist [j.'/)3' svl Kczpiav zu lesen, da die Elision gar oft auf Inschriften nicht äusserlich angedeutet wird. Nonnos vermied mitsammt seinen eigentlichen Anhängern streng jede solche Längung. Der früher für nonnisch ausge- gebene Vers aus der Paraphrase M 60 aOavaxsu 6 h cuvc|j,a-'. 7.0!:;j.r,Topc; r//.wv ist eine klägliche Interpolation des Bordatus. Dagegen finden wir bei einem freieren Nachahmer des Meisters, bei Apollina rios eine grössere Zahl hieher gehöriger Fälle, da dieser Mctaphrast sich hierin offenbar wieder Homer zum Muster nahm. Doch hat er von den bei Homer vorkommenden Wörtern mit langem Dativ -i nur eines verwendet: iXX' iTzido'.pG-rfCy.ci cOevsV [xe^(!x7Ä'Ceo ttsii^.tqv 20. 26 IV, vgl. Hom. v.ipxd T£ gO£V£'! t£ Six/.ptoov O 108 III. Dass nicht die fol- gende Liquida die Länge hervorruft, werden die anderen Bei- spiele zeigen (vgl. meine Studien zur Technik des nachhom. her. Verses, p. 74). Vorangestellt sei ein Fall mit Jnterpunction: •/.iuOpi^.svc; y.veoaV- xb vap TjÖeXev aX'/.ap eXecOa-. 17. 24 IH; vgl. das homerische xp'Jcsw £v Bi-aV, osp« Xe'/pavTg -/.'.oiVz-v Ü 285 I Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 335 m, oder ^ c'jcdid' oiT:a': • ^ioiT/.6\t.evoq y 41 III. Ohne Inter- punction : [iri xv£ßai Ovjr^Toc xsa Trpocsav/^ceTai spy« 87. 27 11 £v ffy.s'r:at ßacriA'^oq £7:oupav(oto otä^si 90. 2 II s'jayffc' Y;A£['i/a oejjLac xsptxaAAs^ sAa-'o) 88. 41 11 owAY] iv euaYs; AtTavsuaaxe TCOtp-eva y,ic[j.0J 95. 16 III y.äpTsV xavsOsvEi x,at o[ji.bv Opövov a[^.9'.-oAsuov Praef. 56 III, ed. Ludwich im Hermes XEI 338. a06t? S' s'JCTaOet fjiet aicgsto 7,6|ji,aTa c^vy) 106. 59 III 241 III A-.t [i.£AA£; jTTcpjxsve'. cOvOv eTvac O 108 IV. An die genannten Beispiele schliesst sich eines an, welches der Metaphrase des I. Psalmes von Ammianos angehört: scxaÖT! v.a\ y.ap'itbv x'-ßi -/.azoi. xaiptov wp'/;; 6 H. So nach marg. L^ Ludwich, Apoll, metaphr. psalm I — HI (p. 4). Dagegen entfällt jetzt das früher im Texte des Apollinarios gelesene: ehac{ii iv cp£'. S'.wvo? £o) (xs^aAiJ^wv 2. 11, da nunmehr von Ludwich nach L^ richtig izpoc, cpet hergestellt worden ist, während die anderen Handschriften C D M N O O* T allerdings £v bieten (Ludwich ibid.). Tzetzes. 'Avt(ao/ov 7:£|ji.7uouacv 'Axcaatj'. ipsovxa Hom. 225 V vgl. Homer ^dpx 5' 'Ax'.aayj'. (fepi\).ev Q 119 TuB£(cy; C£ 'Aal Al'avTi r.ozl [xüöov ££'.':r£v Posthom. 403 IV (wenn nicht izpzv.) vgl. Homer Al'avTt o£ Satspovi P 123. ApT£|ji.t§i Oücwv [).o(.vze{a'.q ©ccropi'cao Antehoni. 196 H vgl. Homer Aptsjj.-.S; l■/.ilr^ p 37 (wo freilich f den Anlaut bildete). Aehnlich wie bei diesen homerischen Beispielen: Tai B' apa gI»v öixtc; ■::apa 2cy£wv Taptcusac Posthom. 459 IH Tucdiv. oAoccpov, £A7:£-o c' cia £wA7:£i Posthom. 301 II. Endlich bei den Adjectiven: y.dXXst lij.£pÖ£VTt zspi^^p £■::£'. vavowcav Antehom. 111 V, vgl. Quintus apiT.perAi Aiovjcw IV 386 V vu[j.<5ia) £uY£V£t xaX-}] r.apv.-Kir.r^tQZ v'j[i.s'/; Posthom. 501 IH, vgl. Apollinarios o:Skr^ h z.hor(i: AiTav£6c;a'C£ 95. 16 III. VI. Eine ähnliche Erscheinung wie die Dative mit langem t repräsentiren gewisse Modaladverbia, welche eigentlich Locativ- 336 Rzach. bildungen siml. T^ure-h alhnälige Schwüclmng ward aus dem ursprünglichen Ausgange des Locativs vocalischer Stämme auf 0'. zunächst £•. (wofür Hartel Hom. Stud. I-^ 107 sehr passend die aus Menandros entnommene Form ol'y.£t ^~ o""/.ot beigebracht hat); aus diesem s; ward weiter i und endlich kürzte sich dies zu \'; auf diese Weise erklärt es sich, dass verschiedene Formen jener Adverbia neben einander vorkommen. Die consonantischen Stämmen angehörenden freilich hatten keinen Grund zu einem langen -. im Ausgange. Wie nun bei Homer eine Anzahl jener Adverbia das lange t noch fest zeigt, so ist dies auch im spä- teren Epos nachzuweisen, zumeist in solchen Beispielen, die bereits in der llias und Odyssee belegt sind. Die sonstige archaische Poesie liefert keinen Beitrag, wohl aber die jüngere Dichtung von den Alexandrinern angefangen. a) Aus Homer bclegbare Fälle: ■jc|j,{v/;v, 7,a'. o' oü y.sv avaq./.wui y' ipiOTjVxv Apollon. Rhod. B 986 V y.al xpaTspoi xsp sivtsq avai;Aü)Tc oocyA'^a'no Üppian. Syr. Kyn. IV 453 V ouoe p,sv ouo' äpa Tpoisq avaqjLWTt TTOviovTo Quintus Smyrn. IX 180 V vgl. Hom. P 363. 7:oAAay.'.<; axiicrs/l ÖYjSuiJ.cOa • tou [xev ap' o(-q Arat. 618 III TJtorjyi ■ 'hp-)) 3s oaxi'Cexoci r,o^ £Tt irsTpr) Apollon. Rhod. A 1019 II a'jTov'jyl y.o'jp'f) OaXa;j.-f^tsv s^^tjov eüv/^v Apollon. Rliod. A 1130 II auTOVuyJ %o[j.'.Gav, 'Avrryvspo; wy.a XaßoVTe? Tzetz. Posthom. 515 II, so die Vulgata, Bekker x'jtovu/si. Unmittelbar an diese bei Hom. 0 197 II {(XJiorjy) rr^Oy/ sTrt- ß-^^qxsv) vorliegende Bildung schliesst sich an: |i.o'Jvov'j/_l zcvr/^y.ovTa ;uv£Ae;aTo xoupat? Anthol. XVI 92. 14 II. Wahrscheinlich ist auch zu schreiben J ay.povjyt Tautav r/.v.s' 5 Ocp;/3c "Epio; Anthol. XI [ 126. 2 II, wo der Cod. ay.psv'jyr/ bietet (durch die Aussprache des r, als '. zu erklären) ; Boissonade wollte ay.povjy si. y.a- 7.cv avtopo>-l r.t^a.y.'hiAy. Bio«; 'Ezctiq Quintus IV 329 III oü 'p.o av'.optoT- Y£ ixet' av5pa7'. y.OBoq as;;'. Quintus VI 4;)1 III. Vgl. Homer O 228 V. bj Spärlich nur finden sicli bei späteren Dichtern diese Adverbien mit langem i, wenn sie nicht bereits bei Homer vor- liegen : Neue Beitrüge zur Teclinik des nachhomoristhrn H('x:ifiiotors. OO i a/.Ajc^T; Tcspt ß(i)[^.bv äzsfrTaTO -/.uxXtocaGOat Kallimach. III 267 II. Die Handschriften bieten a/.Xa-JTEi, die Aenderung in avXTJV. rührt von Blomfield^ Schneider hat sie in den Text aufgenommen. Man wird ihm niu' beistimmen können, denn, wie er in dem treffhclTbn'^xcurs zu dieser Stelle ausgeführt hat, kommen in demselben Hymnos Adverbia dieser Art nur mit i oder f, nie auf c'. ausgehend, vor und ausserdem führen die Grammatiker nur die Form T/Xaj~i oder y.yj.ccoGV. an (vgl. auch die folgen- den Fälle). äy.Aa'jxl [xzpÖT.izrjvt st'C'jpoTstv iow/.sv Kallim. Fr. 418. 2 II ouc£'::o-' aop'.y-l ij-ay-apcov opow^t ^\>^(a-ozz, Kallim. III 65 m -cTpa-oci' vocpz'i Yap azb cpsvec; aij.ßAuvcuct Nikandr. Alex. 543 n vor Interpunction. So bietet Cod. FI richtig, die übrigen falsch TSTpaTCoSec. Neben den angeführten Adverbialformen mit langem t sind bei den nachhomerischen Dichtern ebenso die ursprüng- lichsten auf £t wie die jüngsten auf Y im Gebrauch, so z. B. Tp[cTO'.x£i Hesiod. Theog. 727 (Hom. -rptcxs'.-/'! mit t K 473), das- selbe bei Oppian. Hai. V 327 H, -avo-/)p.si Sib. Or. V 431 H, «•JTO0SAS': Anthol. V 470. 6 H, a^TTpezTei Anthol. VH 436. 4 IH-, kurzes t bei offenbar vocalischen Stämmen angehörigen Modal- adverbien, z. B. a\).Q^(r{z\ ©fAwv Kallim. IH 25, a|x£Tpl os [xai^av JocvT£; Orac. ed. Hendess 102, ■:ravoY];j.t -.y. 'hrfx^'.yJx -zf^c, 'Acpoo-ir/;? Anthol. V 44. 3. VII. Neben der ursprünglichen Länge des Dativausgangs t bei den consonantischen Stämmen, some der Locativendung bei den von o-Stämmen gebildeten Modaladverbien ist aller Wahr- scheinlichkeit nach auch für den Ausgang der neutralen o-Stämme im Nominativ und Accusativ Pluralis die durch Zusammen- fliessen des Themavocales mit dem Suffixe der Neutra Phu\ ent- standene Länge des (im Griech. bereits kurzen) a wenigstens als Antiquität noch aus Homer nachweisbar. Auf eine Anzahl von Belegen für diese Quantität in den homerischenGedichten hat Hartel, Hom. Stud. 12 60 sqq. verwiesen. In der nachhomerischen Poesie nun sind nur sehr geringe Spuren einer Nachahmung dieser proso- disclien Erscheinung zu verfolgen, theils bestehend in der Wieder- aufnahme homerischer Beispiele, theils analoge selbständige Bildungen darstellend. Von denjenigen Fällen, bei denen dem Ausgange a ein mit einer Liquida anlautendes Wort folgt, Sitzungsber. d. phU.-hist. Ol. C. Bd. I. Hft. 22 338 Rzacli. werden wir hier natürlich absehen, da der Grund der Längung eben in diesem Umstände zu suchen ist. Empedokles. xa 36o twv cxim [jispscov Xa/e Nv^aTioo; AiyXTtq 2121. Die Handschriften schwanken zwischen xa, twv und -zaq cJo. Goettling fasste xix als Dual und schrieb demgemäss [Aotpswv, wodurch die Länge zu einer natürlichen würde. Aber dies passt, wie von Mullach richtig hervorgehoben ward, nicht zu dem folgenden xdcrcapa o\ Jenes xa ist vielmehr Neutr. Plur. mit derselben Länge, wie wir sie bei Homer in xa zepl xaXa pssOpa i dptcxcüouci )v£ovx£; ■?( cTTÖca 5£A(i>TvS(; Iqiü aXc? rf/rjEsc-/;? Fr. XI 6 (Düntzer) H. Diese Länge hat ein homerisches Muster in r,o' cnzicv. xoWj-z'jcz. Q 7 H; doch ist wegen des in V. 5 vorausgehenden oircrov und des später in V. 7 folgenden xiscov vielleicht ctocov zu schreiben. Oppianos Syros. cVp.axa ';:opa<6p£a- xa- ok y.A'.obv oaza ßaAcü-a- Kyncg. I 356 HL Die Längung erfolgt hier vor starker Interpunction und der Hauptcäsur. Dennoch hätte der Dichter diese Quantität des neutralen a wohl nicht zugelassen, wenn er nicht bei. Homer gelesen hätte r^opvjpey. y.aBjKspO', 'j'::£V£pO£ Zk '/.W •:.7:£3a).X£v y. 353 H. Neue Beiträge zur Technik des nacbhomciischcn Hexametefe. 339 Silvj'lliiiisclie Orakel. 7:av-a y^h oicKocp-a. '/.a: arr^oo^c/.^ a/pt vi^cat V 275 III direct aus Homer entnommen: ä^Xa toc Y' äcn^aoTa ^xal awr^poza xavTa oiovTiX! '. 109 III. Eir^ ä^inliclie Länge des phiralen a wie in jenem oben eitirten liomcrischen r,o^ cTiöaoi. ToAuxeyffs Q 7 HI liegt in den Sibyllinen vor in r,hk Xaoupa 7:6c a TcoAuSa/.pu-o'.o YspovTOc XI 139 Hl. TaBs B' £C(7£Tai oux. dteXccxa cu5' aTeAS'jf^Ta, oti y.sv [xovov iv cppsal Q»;''-/; III 700 TIT. Der Anfang des V. 700 ist mit einer kleinen Aenderung aus Hom. A 527 entlehnt: oüB' a-ucAcurriTov, ozi y.ev y.ssaXf, y.aTa- vejco). Dadurch wurde die Länge des plur. a nothivendig. Eine Aenderung in dem Singular toBs — aTeXcCTTov und aT£X£Ürr,':cv, die wegen des folgenden cv. nahe läge, ist wegen V. 698 aü-sc p.ot -äoE -xvTa 0eb(; p-lva? 0Liv7.öq xe j sitcs xpocr^Tsufja'. doch bedenklich. Zur Entschuldigung der Länge des a dient hier nebst der Hauptcäsur und Interpunction auch die Analogie in der home- rischen Längung axzhaüvriiöv. Die Interpunction und Hauptcäsur sind unterstützende Momente auch in den Versen y.al XO'.va coava, -/.at a-(d\\).OiT:oi. /aipozclr^-a Prooem. Gl III •TuoXAa Be T:otr;(7£t avo;j.a, Trspt B' aüysva öy^s£'. XH 58 IV. Interpunction allein würde unterstützend wirken bei xat |j.£Tpa, y.al y.oX'Trov £;j.o'. Bs Ta xavTa [j.£A-(;(;£'. I 135 H, wo vielleicht \jA-pov (wie schon Opsopoeus) zu lesen ist. Ohne dieselbe: ä'(;T£a p;j,vcojav-£c, OAa [B'] ellbiV ao£AcGvTat XIH 135 IV zoAAa B£ er, TSAisoust y.axa y.sc[xo) evl tcoc/-] XIV 198 IV (hier Hauptcäsur nach y.ay.a). Diese beiden Beispiele gehören den spätesten Partien der Sibyllinen an. Unrichtig ist die Ueberlieferung in XI 86 Tzticz: vap Ta ■::avTa Aövw y.at 7:av6' uTrcraSEt; Alexandre setzte "a z= -ävra in den Text, doch ist xa 'iv.ac-o'. vorzuziehen, da jenes xs ganz über- flüssig ist und xa 7:avxa offenbar erst durch das folgende y.al T:av6' veranlasst ward (xa iy.acxa ist m den Sibyllinen häufig). Apollinarios. a?Ö£pta xe 7:£X£iva y.al lyßuöevTa vivsOXa 8. 17 II asöOYYÄ BoXc£vxa vsvoiaxo /cO^ca cwxwv 30. 41 II cijy. £BaY;7av £a Gr,\j:q'.0!. c-<][j.xxa öivxc? 73. 9 IH. Dagegen muss der interpolirte corrupte Vers 108. 14 ent- faUen T^|j.axa o\ ^Evotax' oXi^tcrca x' avcvjpa x£. 22* o40 Rzacli. Gramer Anekdota Paris. IV. psTa S' äpii^'/;Xa y.ai s'JOi-a Tuasiv JBesOa-. p. 348. 29 III. Tzetzes. Durch Tnterpunction und Hauptcäsur entschul- digt: -rrav-sOsv £7./u[j.£va' toI c' sv |j.£3(o aXvsa raa/ov Posthorn. 253 111. Ohne dieselbe: 'ApYstoti; epsctvov, oca 'ÄraOov ah(ea Tpoi-f) Antehom. 165 IV ö/Ao'. o' ö/vA' £p£0'j(jtv, caa apiXov etuAeto Ou|j(,w Antehom. 147 IV -rravTYj £~£(7TpoߣovTo, a-übJ^op-eva (i. e. XT-Z/Vsa) ^^w avopoiv Hom. 403 IV vSk'x c£ Aatv£a ttotI TÜ[j.ßov avaAi^ata Ovjxav Hom. 490 111 (wenigstens in der Ilauptcäsm*). Dass bei Tzetzes sogar in der Thesis die Länge des plur. x zugelassen wird, nimmt bei seiner Verskunst nicht Wunder: ToTa xzlc. (fdrq e'KV/üy.xzpa oia[).a~'' ov£{po)v Posthom. 135. Analog den Neutris Plm-. der c-Stämme, wo durch An- treten des Suffixes a, das im Griechischen bereits durchwegs kurz ist, die Länge des a sich ergab, erscheinen auch einzelne Neutra consonantischer Stämme mit gelängtem a^ man Avird darin am besten eine falsche Analogie zu statuiren haben. Bei- spiele hievon bietet sowohl Homer, wie auch in etlichen wenigen Fällen die nachhomerische Dichtung. Dahin gehört: Hesiodos. Evvia Tzav-' £T£a" ov/Azo) o' izqj.icTj'cTai aOft? Th. 803 lU. Paley wollte hier £vv£a -jrävTa F£T£a, worin ihm Flacli in der 3. Auflage des Goettling'schen Hesiod folgte. Allein es ist an der Ueberlieferung festzuhalten, vgl. meine Hesiod. Unters. p. 24. 25. Schon bei Homer lesen wir tcöXX' exEa te y.ai ouxi T 255 II. In der hesiodischen Stelle ist auch die Hauptcäsur und starke Interpunction in Anschlag zu bringen. Uebrigens wird sie aucli durch das Vorkommen derselben Längung in den Erga geschützt: Öcaa' iy.aTbv \j.vj ~olX;, iiey. -rapa ij:r,T:ip>. xsBvyj E. 130 IV in der Hauptcäsur. Dasselbe Beispiel begegnet später wieder in den Sibylli tiisch(Ui Orakfln. /.''A'-a o' hx e-zboc y.at xevO' iy.aTOVTaoi; äAAat III 551 III. Ausserdem bleiben noch etliciie Belege zu nennen, welche auf homerische Vorbilder hinweisen: Cramer Anekdota Paris. IV. vüv c£ y.ai äorpa äpt-p£7:£a Yjxi £Ü$po[/a TZTna p. 348. 28 IV, vgl. Hom. ^aivsT' apt7:p£7:£a (actpa V. 555), '6-1 t' sVaeto vr,v£y.o; a?0/,p H 55f) HI, worin freilich die Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. d41 Läng-uugJbcsondCrs auf Rechnung der Interpunction zu setzen ist (Hartel, Hom. Stud. I^ 61). Antliölogie. aTpc-/.£a -sAeöst y^^j\xy.x% Ny;iaowv IX 384. 16 11 (Pent.j, vgl. Hom. sr,;j.aT' ap-.cpaBsa v.aTEXsqa«; W225V. Endlich aus T%%t^es. [J.av.ca o' sys cry.sXsa, u'irb 3' ecTravccTO 'jz-^vy) Posthorn. 474, vgl. bei Hom. 0 556 IH. Im Pentameter kann eine solche Längung durch die Stellung in der HI. x\rsis entschuldigt sein Avie bei Gramer, Anekdota Paris. IV p. 339. 22: bxaij.svwv -ävTa, r^'hxo: t£ A'jo[;.£Vwv. VIII. In den zuletzt betrachteten Fällen von Längungen auslautenden (sonst kurzen) Vocals hat sich als vollgiltiger Erklärungsgrund der Umstand ergeben, dass die betreffenden Vocale, welche dereinst von Natur lang waren, diese ihre starke Quantität noch theilweise in den homerischen Gedichten hervor- treten lassen, so dass von Seiten der jüngeren Dichter eine wenn auch der tieferen Ursache gegenüber unbewusste Imita- tion platzgreifen konnte. Es bleiben uns noch einige mehr vereinzelte Erscheinungen übrig, wobei gleichfalls der kurze Endvocal eine Längung erfährt, aber ohne dass sich diese in ähnhcher Weise erklären Hesse. Schon bei Homer nämlich liegen einzelne Fälle solcher Längen vor, die selbst für die Zeit der homerischen Gedichte nicht mehr eine volle Begrün- dung dm-ch die sprachlichen Vorgänge zulassen (vgl. Hartel, Hom. Stud. 12 63), sondern nm- auf dem Wege der falschen Analogie einigermassen entschuldigt und begreiflich werden. Dahin gehören etliche Accusative Sing, consonantischer Stämme auf ä, welche in späteren Producten nach homerischem Vorbilde zugelassen wurden. Anthologie. y.at r.axigoL ßaG'.Av;£q ibv -/dKizTno \).i-^\sjxoK XVI 73. 2 n, wahrscheinlich veranlasst durch Hom. v; Tsy.e üepc^a '::ävTWv apiOEixsTov bio^m H 320 III. In dem ähnlichen homerischen Beispiel vajAo/ov s; A'.p.eva, y.x( v.c Öec; rjvetAovejev /. 141 ist die Längung durch Hauptcäsur und Interpunction vollauf entschuldigt. , ■^rr^-^t^iio. riuOwva, [j.£jj.rj'[j.svov IpTiöTcu o\%okc, HI 6. 1 II, vgl. Hom. a[j.^r,p£a!£(3: T£ cpap£-;p-/]v A 45 V. Epigrammata ed. Kaibel. Oxts-oo; h. Z\).'jprr,<; ßpOToi ;j; E'j6aA£a y.aA££C7,ov 657. 1 (C. J. 6228) V, vgl. nebst den ge- nannten hom. Beispielen auch \j:r,-:z crf 'Ap-r)a tsye cdc'.bi E 827 JH. 342 Rzach. Gramer Anekdota Paris IV. aaTriAov, eü^evea, (pa-.Bpdv, Osceioea .acpo-fjV p. 294. 11 III (Hauptcäsur und Interpunction), vgl. oben Anthol. HI 6. 1 -^r^^tvia DuOtova. Tzetzes. 'Atp£iSy;(; \).h) Tupioxa nuXat[X£V£a ßajtXvja Hom. 85 V, vgl. Hom. E 576 svOa lluXatixsvfa eXer/jv III. Bei dieser Längung ist die schwierige Wortform (^ - w ^ ^) von entschei- dendem Einflüsse gewesen. TueTpv] o' apT£[j,£a s/ti^irtBc Tsü^i Ma/atov Posthorn. 583 III (Hauptcäsur). Al'avTa Taupo'.o ßob? vwto'.civ ixip.a Hom. 161 H. So schlechte Verse, dass eine Längung dieses Accusativ-a auch in der Thesis erfolgte , gibt es nur bei diesem Stümperj und zwar tritt sie wieder in der Versmitte ein: 0r,(7£(5Y)v -z ■"AxaiJ.avxa 7.al AtoiJLY^o£a Stov Antehom. 135 (3. Thes.) "Ey.To)? V 'Htsv^a, loivosv 5e rXau-^oc Hom. 133 (3. Thes.). Dagegen ist die Stellung des a in der III. Arsis des Penta meters, wo das fehlende Zeittheilchen durch die Pause ersetzt ward, nicht auffällig, so: oiov 'AxiXXvja, xoü xXdoq oupav.ov Anthol. IX 485. 7 7tT£Tva c' 'A/iXX^a Y'^ipacq sjjpaoir/. Epigramm, ed. Kaibel 1079. 2 rj|.».ßov ap'.zpszsa, ifj yivt, xoTa tcocOoi Anthol. VIII 186. 2 cu)7,£v api'::p£7:£a, pr,Yvuco [j.ö}[j.O(; äizaci Gramer Anekdota Paris. IV p. 333. 13 BTvov a£tcTpoo£a 'KOi.'nöa £Xa'jvo[j.£VY;v Gramer ibid. p. 333. 20 v6[j.^r(V ai^uYS«, «YvoxarrjV, 'Cuyiyjv Gramer ibid. p. 336. 19 aXXa 8(3(1); yßpi he ai^z^i tcoXu x£(po)v Y 434 gehalten. Was hier vor dem c möglich war, gestattete sich der Verfasser der Thco- gonic vor einem stummen Laute. Eine spätere Nachahmung findet sich zweimal, und zwar: Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. d4o Sib^Uinistlie Orakel, oü/j voouvrs;, 5t'. (PtAo/.otpav(T;v Osbq auTÖ? XIV 4 ni Proklos. /.c'iAsvov ev oo(.TA^o'.aq gewichen. b) Bei t- Stämmen: Nach Art des honierischcn ti-te (dezi la'i'jzeizXe 2, 385 ' erscheint Längung in den Sibyllinischcn Orakeln, at ai Travr' ay.aOapxs tzöXi Aait- viooq ix"r,q V 167 IV BÖGTpa tJuXiTiTioTioX'. [t£?], 'y sXOy)? elq p-eva ':r£vOo? XIII 68 III. So Friedheb nach den Handschriften, Alexandre 4>'.A'.7c- TTCjrcAt^. Epigrammata ed. Kaibel. '/aipot? /puaoTcoXi 'lepaTroXt, ■TioTvia v'JiJ.swv 1074. 2 III. II. Weit grösser als die Zahl der gelängten vocalischen Schlusssilben im Hexameter ist die der conso nautisch aus- lautenden vor folgendem vocalischen Anlaute. Die vocalischen P^ndsilben mussten eben naturgemäss viel leichter und schneller einer Verwitterung unterliegen als die consonantischen. Noth- wcndige Voraussetzung der Längungsfähigkeit ist auch hier durchaus die Versarsis; ohne dieselbe sind sie nicht im Stande, sich zu einer kräftigeren Quantität zu erheben. Eine Aus- nahme hicvon machen nur jene Endsilben, die ursprünglich lang waren oder diu'ch falsche Analogie als ursprüngliche Längen galten. Begegnet uns wirklich einmal eine Längimg jener Art in der Thesis, so ist sie entweder durch Corruptel in der Ueber- lieferung veranlasst Avordcn oder auf die technische Unfähig- keit des betreffenden Verfassers zurückzuführen. Die Verfasser der homerischen Poesien sind auch hier wiederum vorangegangen; die von ihnen gewiesenen Normen wurden von den jüngeren ' Hier -kann der Vocal i nach Analpgie langer i- Stämme als gelänget aufgefasst werden. Neue Beiträge 7.ur Technik des naclihomerischen Hexameters. 347 Dichtern ^ifgenommen und mehr weniger genau festgehalten, so zwar, dass wir die berührten Längungen kui'zer Silben bis zu den spärtesten Ausläufern griechischer Hexameter - Poesie verfolgen könjien. Die einzelnen Fälle werden wir nach be- stimmten'Cmippen gesondert einer detaillirten Betrachtung zu unterziehen haben. I. Zimächst wird es unsere Aufgabe sein, das Augenmerk solchen Endsilben zuzuwenden, welche genau genommen in der ältesten Sprachperiode nicht eigentlich eine Steigerung der Quantität erfahren haben, sondern von Hause aus lang gewesen sind imd nur im Laufe der Zeit ihre ursprüngliche Kraft ver- loren, so dass sie theilweise zu Kürzen herabsanken. a) Dahin gehören zunächst die Endsilben derjenigen u- und i-Stämme, die ursprünglich einen langen Themavocal besassen (vgl. Hartel, Hom. Stud. 1-104. G.Meyer, Griech. Gramm. 272). Es sind dies jene, welche vor der Casusendung überall den Vocal unver- ändert beibehielten, ohne eine sogenannte Steigerung desselben zu erfahren. Doch ergab sich im Nominativ und Accusativ Sing., weil in diesen Casus auch bei den kurzvocalischen der Vocal seine ursprüngliche Gestalt zeigte, ein Zusammenfliessen beider Gruppen in der Art, dass auch die letzteren den Themavocal in diesen Casus lang werden Hessen. Da wir es nun mit Endsilben zu thun haben, die die starke Quantität nicht erst durch günstige Umstände gewannen, sondern eigentlich von Anfang an besassen , so wird es begreiflich , dass die Länge der auslautenden Silbe nicht nothwendig an die Arsis geknüpft war, sondern ebenso in der Thesis zum Vorschein treten konnte; gleichwohl ward nicht jede Senkung als geeignet erkannt, diese Länge zu tragen. Was nun zunächst die u- Stämme betrifft, so haben diese bei Homer (mit alleiniger Ausnahme von 'vsxuc sind es durch- wegs Oxytona) die Länge des Themavocals im Nominativ- und Accusativausgang (des Sing.) in den Silben uc und yv constant bewahrt und weisen dieselbe nicht blos in der Arsis, sondern auch in der Thesis auf, wie z. B. ßpcoibv c'jos izovtfoi. o 407, 7,6jc;, oc 7.1 9aYf)fft ^ 127. Diese Längen nun bewahren bei den oxyto- nirten Wörtern die epischen Dichter bis auf Nonnos nahezu ausnahmslos, eine Thatsache, die schon Wernicke zu Triphiod. 288 richtig constatirt hatte. Es müssen also die Endsilben dc, und 348 Rzach. ■jv, mit dem Acccnte versehen (vgl. Hartel, Hom. Stud. I- \0b), in diesen Stämmen noch gewichtig genug gewesen sein, die Länge zu repräsentiren, und dies auch in der Tliesis, wenigstens in der des ersten Fusses, welcher eine hervorragendere Stellung im Verse einnimmt. Die Längen in uq und uv stehen nämlich, wenn die Silbe den Acutus trägt, in der nachhomerischen Poesie regelmässig in der IL oder IV. Arsis, oder in der Thesis des ersten Fusses. Nur einmal in einem archaischen Beispiel bei Hesiod Th. 214 lesen wir 'Oiluv aAvivosGaxv, wo die lange Endsilbe UV die 4. Thesis bildet; dasselbe geschieht einmal bei Archestratos in einer Stelle, die einem hesiodischen Verse nachgebildet ist, vor Interpunction : Fr. 31. 4 7>.ay.b; lyß'JC, ouBe tuot' eaO}.6; (vgl. Hesiod E. 640 "AGy,pv], yß[J.y. xr/.^, Ospst apYaAs-r;, oü5e xot' zidKfi). Tritt dagegen in Folge von Zusammensetzung der Accent auf eine andere Silbe, so erscheint auch die Endsilbe nicht mehr ^ lang, sondern kurz gemessen, wie wir im Einzelnen unten zeigen werden. IMit dem Auftreten des Nonnos verändert sich die bis dahin von den Hexametrikern beobachtete Norm sofort. Er sowohl wie seine Anhänger erachten jene Endsilben nicht mehr filr fähig, als Längen gemessen zu werden. Wir sehen auch hier den allgemeinen Process der Verwitterung der Endsilben deutlich zu Tage treten. Eine Ausnahme gestattet sich nur der auch in anderen metrischen Punkten freiere Triphiodoros, welcher wenig- i stcns einmal noch Xt^v^v «-.OaXöscnjav 332 (mit j) in der ersten i Thesis zu sagen Avagte. ■ In der folgenden Dctailausführung sind die aus den home- rischen Gedichten belegbaren Fälle vorangestellt, an welche sich die übrigen, nur bei den jüngeren Dichtern vorkommenden an- schliessen (alphabetisch nach den Stämmen geordnet). uyK'jq: Hesiodos. Tcap o' 'A'/Auq elavqy.ti A. 264 II Kritias. axAu; a[j.fiXw7:b(; eipi'Cet Fr. 2. 1 J IV Quintus. ä-/A'J? a[j,(5cvwcA'j'}s XII 515 1. Thes. Ilomcr. Px'i.spiel: y.iyyx a/Xü«;' ou3' ä'p' hi l'zkT^ V 421 t/O'j? Aratos. 'I/.O'J? dq v.T,xoq T£Tpa[j.a£vo? 387 1 Thes. . Archestratos. -/Ouv t\q oXv. y,pbm Fr. 27. 2 R. 1. Thes. y.'/y.bc •:•/>:?, zhli tot' io^Uq Fr. 31. 4 4. Thes. Oppian. Kil. lyjijq avx-.äcrzc Hai. T 69 1. Thes. v/ji'jz äi/sv/avwv Hai. I 223 1. Thes. •/Ob; Evcov ry.YiTÄ'. Hai. II 192 1. Thes. Nene Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 349 ^v/ßjz. ac7:7X'.thq ^ xiwv Hai. IV 245 1. Thes. ly%z, rp-t vY;a vsfxcov Hai. V 91 1. Thes. iyO'jv, SV -juapa zävTa; Hai. H 200 1. Thes. Jy^v «c^raXtsO? Hai. IV 219 1. Thes. uppian. Syr. '//Jbv acr-at'povTa Kyneg. I 50 1. Thes. Oracc. ed. Hend. ävO' 7OI»; 1X0:961; ts 75. 4 H tW lyßjc D.a^öq te 165. 4 II Sibyllinische Orakel. ~£Tpr,; 76I»; oü vv-yj-' XHI 40 IV Anthologie. (ev6' i/Ob; JAaos; -rs XIV 115. 4 II := Oracc. ed. Hend. 165. 4.) ilEiq iyßh'f ejxs^ Tsy.vov XH 241. 1 V. ryOuv 6 Ypu'^'Ob 2w(7izT0A'.; XI 199. 1. 1. Thes. Vgl. Hom. ?xOjc, 5; y.s oavYjs-. 127. Mit kurzem Ausgange ist dagegen überliefert: Incert. Idyll, zw; p.ev iXti) [^-i^av lyöliv asa'jpotspo'.st aioigotq HI (Theokr. XXI) 49. Wernicke Triph. 290 conjicirte hiefür lyßy (= t/Oua), wel- ches V. 45 begegnet. Bei Zusammensetzungen ist der Nominativ- und Accusativ- ausgang überall kiu'z, da der Accent auf eine andere Silbe überging: Oppian. Hai. ev zdiq zat yAXXiyß'Jz £t:wvi»[ji.o? I 185, Ojww [j.lv v.y'/X'.yß'jq labiEX'M HI 191, toTov xixl yjx/CK'.yßjq 'iyj.i cöevo; III 335, ebenso Numenios Fr. 4. 1 nach der Ueberlieferung uxr^v 7^ y.äX- /-•/ftjv r^e yj^i^.vi, vgl. Hilberg, Silbenwäg. 281. xX-/i96; Markeil. Sid. 7:X-/;0üv v^S' yxto\>.a 3 HI Oppian. Kil. zXr,Oüv, sö ci£7:wv Hai. IV 396 1. Thes. Oppian. Syr. ou -Xt,01)v STr-ourav Kyneg. HI 135 H Manethon. -rrXr^fJjv, c-Tröcaot 'zz [J-viiq ol—o ^((xcxooq saitv VI 308 1. Thes. Quintus. kq -Arßb'/ avdpojjs I 569 II kq 7:Xr,6bv stapwv VHI 124 H Oracc. ed. Hend. -Ar,%q a;:7T£p6£GC7a 170. 4 1. Thes. Oracc. Sibyll. cj-äopiV-wv 7:Xr,6liv iwv VIT! 181 HI Anthologie. tzXyjO-jc otxo[^-£v-/] VII 595. 2 1, Thes. Vgl. Hom. i, TzXrßhq kTcl v^a; '\yy.'M/ 0 305 H, 7:Xr,6i»v, öj; ozÖT£ A 305 1 Thes. Mit kurzer Endsilbe hätten wir nach der Ueberlieferung von L und G bei Apollonios Rhodios -Krßhq £7:£p/o[j.£Vü)v ä\j:jz>.q Oscv A 239. Hiefür vermuthete Wernicke Tz'/.rßhq kfyo\>.bm^f^ 350 Ezach. Wellauer -krfioc £7:£p-/o(ji.£vo)v ; das Richtige traf am wahrschein- lichsten Meineke (zu Theokr. XXI 49) durch die Conjectur (;::£pXO[ji.£V(ov, welche denn auch von Merkel in den Text auf- genommen ward. Von Adjectiven erscheint nach Analogie der substantivi- schen u-Stämme behandelt, obgleich sie den Vocal kurz haben: ßap'j; Apoll. Rhod. ßapuv avay.r,y.iei öcTi^iv A 600 IV, vgl. Hom. cpöoYYov -£ ßapuv auisv ze '^EXwpov t 257 IV und t.oVjc, OL-xx-ur^xiv, X^güq N 705. Oracc. Sibyll. toaeixov re ßapi?, oz, 'jzTnoL^ bhicczi XII 264 IV. Dagegen ist eine Corruptel überliefert Or. Sib. XI 34 sHoXscsi Xaiv cou -oAuv 'EpuOpaTa OxAacca, wo co-j kurz gelesen werden müsste. Das Richtige hat Ludwich (Fleckeisen's Jahrb. 1878, p. 244) hergestellt durch die Umsetzung Xaov cou -kOAuv £^OA£C£t 'EpuÖpaTa OäXacca. Ohne homerische Belege: IXüq Oppian. Kil. Tau? £upa)£crca Hai. I 781 1. Thes. Tau? oai).ai6eGGy. Hai. V 274 1. Thes. iXuv akKqXmv xe oiij.occ, Hai. II 650 1. Thes. ic/'j; Solon. Jcpv, v^v ■z ävop£? cfuj-ax' h/j:>^.ä t£ izo'kXd Alex. 410 1. Thes. Oppian. Kil. v/;56v, al S' i'p' uxepOEv Hai. H 580 1. Thes. Oppian. Syr. vy)Cuv o-£ /.u[j.a{vouat Kyneg. III 150 IV vr.obv £^£OAtd;£ Kyneg. III 157 1 Thes. Q.uintus. ic, v/]c6v a?/[XY; 0£ IX 189 II Orph. Lithika. vt^o'jv «[x^tEaTjctv 276 (Abel) 1. Thes. Anthologi(\ yj vrjoui; oiV.wv VI 244. 6 II cxipvx -£ 7.al vr,5bc 'Hpaz-Xia XVI 234. 3 III vr^cuv avopo|j.£(ov IX 519. 2 1. Thes. Dairoffcn erscheint kurzes u schon bei Kallimachos hi ot -äpa vr,$l)i; £y.£{vY; Hymn. Arteni. 160, was für die alexandrinischo Ztit auffallig genug ist. Wernickc versuchte zwar (zu Triph. 292) den Vorschlag vr;5üq zapä -/.Eivr,, aber mit Recht hat Schneider im Excurs zu dieser Stelle auf das Zeugniss des Choiroboskos hingewiesen, das an der Echtheit der Ueberlieferung nicht Nene Beiträge zur Technik des nachhoinerischcn Hexameters. Oöl zweifeln l|5^st. ' Dagegen bat es nichts auf sich, wenn Dichter der Anthologie wie Agathias oder Palladas kurzen Theniavocal aufweisen, .jener Anth. IX 662. 4 vTiOuq i'TCSYCoüxst, dieser IX 170. 1 vTjB'jv ävaitr/uvTov, da seit Nonnos eben nur die Kürze statthaft^lf^. B. Dion. XL VI 318 vr.Su? 'ÄYaur,?, Joann. Gaz. exsp. T. y,c-[i. Tzh. II 11 vr,Buv aveupuvouca. oiguc Hesiodos. 'OCuv aX^tvoeacav Th. 214 4. Thes. oaipu? Oppian. Kil. o^put; r,ep6eGGa Hai. I 258 1. Thes. otppuq «Y/taAou Hai. IV 503 1. Thes. Mit kurzem u kann es aber ohne Weiteres Gregor von Nazianz in seinen Epigrammen verwenden, Anthol. VIH 29. 2 •/.at C'jy' 'Aptcxaiou -/.evsau/evo? oophq aTitaxc, VIII 159. 2 o©puv äeipa xevcspova. Ständig dagegen erscheint u als kurz wiederum in Zusammensetzungen bei verändertem Accent : Archestratos /p6ac©puv kq 'Eojscou Fr. 47. 1 (R.), Oppian. Hai. a-^Xatr] y^püaoopuq i-(jiw\i,Qq I 169, Theokrit. xiQvav xav -/.uavcippuv epojxiSa IV 59, Ni- kandros ouo' aü-cv] A£Üy.O(fpuv aYaccra[j,£vr) Fr. 74. 15, Anthologie süocppui;, sü'äAoy.aiJi.oc V 76. 2. TTwpYjxüq Antimachos. Trojprjxbv aXc/otc. Theb. Fr, 56. 1 H. So wird jetzt richtig geschrieben statt des bei Suidas überlieferten ztopr^tcv (TMpr,vj Schol. Par. zu Eur. Or. 392, 7:wp-(^-o'.v Schol. Laur. zu Soph. Oed. Kol. 14, 7:Gip6q toc Schol. zu Arist. Plut. 33), vgl. Kinkel's Note. An die genannten Substantiva reiht sich an das Adjectiv ßaOu? Kallimachos. ßa6b? 'Ivwtto? kXiyßdq lY 263 IV er- klärlich aus der Analogie nach dem homerischen 7:Q\hq avay.Yjy.t'st lopijiq N 705. Endlich bliebe noch zu nennen Tzetzes Posthom. 382 TpüCkoq au p-i-^aq, wy.u? f^v, \xzKccfiypooq, supiv ; es wäre hier u? ganz singulär in der 3. Thesis lang; allein offenbar ist Cr/hq 'ir,'i zu lesen, wie in demselben Gedicht 478 A£jy.bc ir,') 386 s-ff^? i'-^v, 505 [j.ay.pa £r,v. Von einem Stamme, der bei Homer die Länge des Thema- vocals klar zeigt, ist dies in der jüngeren Dichtung nicht nach- zuweisen, nämlich von •Akiv'jq. In Hom. s 470 d M /.£v zq xAtTuv avaßa? steht die lange Endsilbe in der III. Arsis, dagegen lesen wir schon bei Nikandros Alex. 34 Nusa'/r^v ava y.Aixuv £'::£opa|j.cv, ^ Vielleicht ward diese Messung veranlasst durch den Vorgang des Euri- pides, welcher die Schlusssilbe von vtjojv kurz braucht Andr. 356 Kykl. 574. 352 Rzach. WO an eine Corruptel niclit zu denken ist. Desgleichen Antliol. XVI l'Sy. 2 Ma'.vaXiav /.X'.tuv a-oTrpcXfirwv (Pent.).* Hiezu kommt noch aus einem Orphischen Fragment XIV 2 der Accusativausgang beim Eigennamen TtjO'jv : '6q pa 'f. ö(j.3(j.r,-opa Tr/J'jv G-ytcv, wofür Wernicke Triph. 293 T-^Ojv oixoixY^jTop' ÖTruisv vorschkig. ]3agegen hat ganz zu entfallen Apollonios Rhod. A 515 ToTiv C7s'.v iv£AAi'::£ ÖEAy.xuv ac.of,;; L und G bieten OsXy-fjV- nach einigen schlechten Handschriften, welche Osa-atuv haben, schrieb Brunck Osav-tuv aoiovj;, ein Ausdruck, der sonst nirgends vor- kommt. Merkel nahm mit Recht Meineke's Conjectur (zuTheokr. XXI 49) ÖeXy.Tpov (Lobeck öiXxtap oder Os/axiv) in den Text auf. Aus epischen Dichtungen der Zeit vor Nonnos liegen daher eigentlich nur zwei wahrscheinlich nicht anzufechtende Belege für kurzes u bei oxytonirten Substantiven u-Stämmen vor: rr^hq h.t'.rr, Kallim. Hymn. HI 160 und ava /a'.tüv e~eozay.z'/ Nikandr. Alex. 34. Dagegen finden sich von nicht oxytonirten u-Stämmen mit langem Vocal im Ausgange des Nomin. und Accus. Sing, in der hexametrischen Poesie überhaupt nur zwei vor, wovon einer, vexui;, bei Homer noch überall, soweit man aus dem fol- genden Anlaute schliessen kann, die lange Endung bewahrt hat. In der nachhomerischen Poesie ist aber diese Quantität nur mehr sehr spärlich erhalten, in den meisten Fällen bereits zur Kürze eingeschrumpft. Wir finden die Länge von viy.u; Apoll. Rhod. vsy.uv sAssivx TCaOovTa A 1534 IV, vgl. Ilom. a[xo\ vey.jv eXsctvöv W 110, daneben jedoch y.pj^sv vsxöv, svO' £Tt vijv T.ep Apoll. A 480 (sonst ist die Quan- tität nicht zu erkennen). Quintus. aij-o: vixuv 'A/tAY;o; HI 265 II, vgl. das eben berührte homerische Beispiel W 110 II. Diesem einen Falle stehen fünf mit kurzer Quantität gegeiüiber: TTspl vsy.jv, aA/.x |X'.v HI 308, 'rrspl vsy.'jv AlavJ.iao III 602, 'jTCep v£y.uv Ataxie ao III 697, "spl vexuv, ö; o' evl \iicaot<; III 728, Az' vr/.j: r,ij.zzip(,^ XIV 299. . Anthologie. z.hyo[).irr,c, ce v£y.'jq hpfi irapexeiTO xpa-i'Qr^ VHI 45. 3 III (Gregor von Nazianz). Derselbe Gregor ' Bei den Tra^kern erscheint zXiiuv öfter als Trochäus gemessen, z. B, Soph- Ant. 114.5 Trach. '271, Eurip.. Bakch. 411 Ifippol. 227 (hier im Nom. z/.t-j;). ♦ Neue Beiträge zur Technik des luiclihomcrischen Hexameters. oöo gebraucht in alleli übrigen Epigrammen die Endsilbe kiu'z : y-a": viy.u; s'jccßetov VIII 46, /.ä'. ve/,ii? oüy. oXi^ov VIH 1-12. 4, £1 B' CT'. [j,ri v£xu? ol§£ VTII 171. 5, ibv vexuv oiov £X(£2 VIII 191. 4, OV-'.Va TJ[^.ßo? £X£l V£7.'JV ÖcAA' £p£OJ vs '^^^rm 192. 3, Gebe, v£y.uc. aXXa oVo? t;.£v VIU 198. 1, T^-zui'/hz viy.'j; £vOac£ y.£T;j.a'. VIII 216. 1, Y'j;j,vbv v£y.uv, Yj c£ Yu,uvü)c£c VIII 241. 1. Auch alle sonstigen Stellen in der Anthologie, sowie die zahlrKchen Beispiele in den Epigrammata gr. ed. Kaibel zeigen insgesammt kurzen Auslaut. Tzetzes. vexuv wtj.o'.c avxzipaq Posthorn. 424 rV", sonst steht überall die Kürze, so in den Posthomerika tov V£y.'jv £q Aiav-o^ 426, £V ce [Ji.£CY) viy.uv •(^p(j)£; 0£Gav 451, Tov v£y;jv, iq ß'jObv a59'.<; Ty.ovTO 460 u. s. Bei allen übrigen nachhomerischen Dichtern ist die einstige Länge vollständig verkümmert. Das zweite Substantiv, das noch zu erwähnen bleibt, ist y£Xu(; Hom. Hymn. '/dX'^q cpöc. Lwojsa III 33 IV £v6a 7£Xuv £jp(iv m 24 n y,£T':o, '/EAuv ipa-rr,^ HE 153 11. Diese Längen beschränken sich auf den einzigen homeri- schen Hymnos auf Hermes; schon Aratos lässt nur die Kürze zu: y.at ye\uc, ■f,-z' h'tJyjf 268, ebenso KaUimachos £Z£t /eXuc ouy. iV a£pYs<; n 16, Bion w; yiA'jv 'Ep.aawv IX 8, was wiederkehrt in der Anthologie w; /ea-jv 'Ep[j.äa)v'. IV 3. 110; vgl. auch Orph. Argon, r^ 5' xj y£/:jv i'y.ßaXs X£'.pü)v 1293. Im Zusammenhange seien noch die Stellen angeführt, wo der Ausgang u; oder uv in der III. Arsis des Pentameters die Länge erkennen lässt: Philetas. ouS' 'j-at^c lyßhz 'ir/^azoc icio-j-^vi Poiem. Fr. 8 Bach. Anthologie. cr:p£ßAY;v olv. zopb/ isÖAb; htX'Aoiiv/cq VII 440. 6 Epigramm, ed. Kaibel. AoXAtavcv TiXrfihq £uy£V£(ov £Tapwv 877. 2 Anthologie. T/^'Xoq- el ok viy.j;, o'isO' o ■:u[j,ßoA£rf,c VIII 198. 2. Aus später Zeit ist auch ein Adjectiv zu erwähnen: Gramer Anekdota Paris. IV. d'pp£va y.al 0r/AJv, elq t£Ac; •Mxepov p. 293. 3 KL, vgl. ßapuv Hom. i 257 und Apollon. A 600. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 23 304 Rzücli. Aebnlich wie mit den u-Stämmen verhielt es sich hinsicht- lich der Vocalquantität auch mit den i-Stämmen. Eine Anzahl von ihnen wies kurzen Themavocal auf, andere langen. In Folge der Uebereinstimmung im Nominativ Sing, kamen auch Dcntalstämme hinzu, gleichfalls theils mit vorausgehendem kurzen, theils langen t. Da die Nominative und Accusative dieser Stämme alle gleich lauteten, so gingen in diesen beiden Casus einzelne Substantive, deren Vocal ursprünglich kurz war, in die Gruppe der mit dem langen Femininsuffix r gebildeten über, vgl. hierüber Hartel, Hom. Stud. I^lOö; Knös, De digammo Homer, p. 333 sqq.; G. Meyer, Griech. Gramm. §. 319. Und so finden wir in der homerischen Sprache eine Anzahl von Ausgängen des Nomin. und Accus. Sing, (auf iq und tv), die gemeiniglich als Kürzen begegnen, lang gemessen (Hartel a. a. O). Dieselbe Erscheinung begegnet in ziemlich ausgedehntem Mass- stabe auch in der nachhomerischen hexametrischen Poesie. Auch hier werden wir zunächst diejenigen Fälle betrachten, für die ein Beleg aus Homer nachweisbar ist, woran die nur aus den jüngeren Dichtimgen allein sich ergebenden Beispiele angereiht werden. Ein sehr wesentlicher Unterschied gegen- über dem Vorkommen der .Längen bei \jq und uv ist die Be- schränkung der Länge von '.q und tv auf die Vershebung. Die spärlichen Ausnahmen von dieser Regel gehören (von Hom. Hymn. XIX 17 opiq, t,z' iapoq abgesehen, worüber unten ge- sprochen wird) der späten epigrammatischen Poesie und (ein Fall) Tzetzes an. Und wiederum ist die regelmässige Stelle des langen Auslautes die II. oder IV. Versarsis, die in so mancher Beziehung als vorzüglich geeignet erscheinen, Län- giingcn zu tragen. a) Nach homerischen Vorbildern: 0£t'.; Kallimacbos. o'joe Qiztq '\yCKf,x II 20 II Anthologie. 2TY|j.a, ejx'.q 'A/tX-?/ IX 385. 18 II Vgl. Hom. TiTTTs 0£Ti Tav'jTTcTCÄe ^ 385 II. TziKiq Hom. Hymn. i; ~t ttoXcv ipaxr,'/ II 299 H • ApoUon. Rhod. ä(J.*l 7;ö/.z-ii\r{'t. Aber an der Länge von tv kann kein Anstoss genommen werden, da Apollo- nios auch sonst dieselbe Längung zulässt wie v.q xuA'.v. 5 0£ A 575, Y;5r, Koup-?;T'.v eXitccv yOöva A 1229. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. OOO Oracc. ^d. HencU iJ.r,Tpc'::oXtq h rqzi<) Iß. 3 11 ==:. Anthol. ■^ XIV G6. 3 Homerische Muster sind: ezxi 7:0 a:; 'Epp-^ Z 152 II, ■TTSA'.v Eh-d'/za ripja; 11 57 IV. Ausserdem können '"■^'üier auch die bereits berührten Vocative von 7:6Mq imd den Compositis genannt werden: Oracc. Sibyll. ay.aOapTc toac Aätwioo? at"/;c V 167 IV BsCTTpa i':KOT.T.OT.Oki [ts] XHI 68 JJl. Epigramm, ed. Kaibcl. ypcör.oKi 'Iz-pirSk: 1074. 2 HE. •::pfi^ic Hom. Hymn. 'q -.: /.a-ra Trpv^H'.v r^ [xaddotwc aAaA'/jaOs n 275 in, homerischer Vers y 72. Xapt? Hesiodos. x^ptv cuspYsaiawv Th. 503 IV, vgl. Hom. nichtaristarchische Lesart von E 874 /xpiv ävcpzcGi G£pov-c; IV, Aristarcli allerdings las /ap'.v o' ävopsccr'.. Eine besondere Stellung nimmt ein zp^f'.c. Mit vollem Eechte hat Hartel, Hom. Stud. I^ 104 sqq., darauf hingewiesen, dass auch im Genet. cpviOo; die ursprüngliche Länge des Vocals sichtbar ist. Man wird daher den Nominativ co' op-nq ri/Sz M 218 als vom Stamme cpviO gebildet anzusehen haben, wo- gegen op'nq hl [j-ivapotc. ß 219 den Nominativ zum Stamme sovC repräsentirt. Kein Wunder, dass jenes op-Hq auch in einem Hom. Hymnos: opvt?, ri'z] eapoz XIX 17 in der 1. Thesis begegnet, was bei diesem i-Stamme sonst unerhört ist. Aeusserlich den t-Stämmen analog verhält sich auch das Substantiv Träte. Vielleicht ging die Länge aus einstigem -koluic hervor, das aus der ursprünglichen Form -ir.- durch Vocali- sirung des F entstand, wie ich in meinem Dialekt des Hesiod p. 386 zu zeigen suchte. Die Länge be- gegnet bei Hom. avs'.jt 7;a'.c sc xorpbc siaipo-jq X 92 und ebenso dann bei Hesiodos. 5 B' =•/, V.oyj.oio r.i'.z Copizy-o yz'.pi Th. 178 IV la7:£-:oTs -at? s'xst' oupavbv sup-jv Th. 746 IV (hier konnte eine Erinnerung an den ursprünglichen An- laut von £/£t' [c] mitgewirkt haben). [AouvoY=''^i? ok zat? z\r, Traxpwtov o'.y.ov | c£pߣU£v E. 376 HI. 23* 356 Rzach. Palcy imtl Flach scLrieben hier "kx'.c, PoTxov xarpwtsv gegen die Ueberlieferimg. Allein die Stelle ist durch das genannte homerische und die anderen hesio- dischen Beispiele geschützt. Apoll. Rhod. "ly.T.e-zoh -oc'.c ocuvr, zep'. O'jj/bv aAuo)v T 866 III, entnommen aus Hesiod. Th. 746. b) Aus Homer nicht belegbar: auAtq Apoll. Rhod. eiq auAtv, 6 H t üci -apoc A 577 II mit Interpunction. ^oXiq Aratos. c©OaA[j.oio ßoXli; aTuo-sivexat a'jvTJ 541 IV nach dem Mose, und Par. A, was Buttmann mit Recht in den Text aufnahm. Die frühere Vulg. ^okf,q ist offenbar durch jene Längung veranlasst worden. £/t; Epigramm, ed. Kaibel. ;r^ gcI v.c 'iyiq aXfeXavy.To [<;] 1033. 15 V, vgl. unten o^t?. 6£[A'.^ Dionysios Perieg. ou "^dp csi Oep-tc av£[j.a)>via ßaXXeiv 751 IV. \vAiiq Anthologie, vüv o' r/A-iq aürir, '/J.cgzt ooupc[j,£vr) TII 7. 4 II 7,'!6ap'.; Kallimachos. v^ /.i'Oap'.v v^ xzqot. Hymn. 11 19 II Bion -/.(Oapiv ox; äroG 'At^oXXwv IX 8 IV, so lese ich mit Ahrens nach A. -L. V. Meineke schrieb /.lOa- pav (V 8). ■/.\T,vJ.q Kallimachos? (Euphorion?) ohoe iroOt y.v/jxt<; 67us(i»aiv£TO Fragm. anon. 36 III. y.dv;; Hom. Hymn. v.o^j'.q «vioaive [X£Aaiva HI 345 IV (8ib. Or. : für das überlieferte -/.ö^nq egst' aiOaXÖEuca IV 177 IV schrieb jetzt Alexandre mit Recht y,6vt<; o'). Tzetzes. weis v.ovk; av£[^,oio ÖueXaitj Posthom. 567 IV. |j.v;v'.; Oracc. ed. Hend. Zsu; {»[xTv t£A£t/;; [Af^v.v £}(£t, -Jjv Si£Xp07£v 47. 4 IV. o.q Sib. Or. rJ.cv.i £vt7:otr,asvTat I 352 IV r.'.r:'.'! h^zovfiGavzo HI 74 IV. Neue Beiträge zur Technik des naclihomerischen Hexameters. 3o7 i V 270 in. Dieser Vers ist eine Interpolation. ' Hie^iu" kommen noch folgende Eigennamen: OwvTt'.c Dionysios Perieg. oüvoij.a öom-'.i;, r,c, DasTat i; [j.y/Je '*^^^^i-{f'.c 988 ni: entscliiildigt durch den Vorgang des Apollonios (vgl, das folgende) , Interpunction und Hauptcäsiu'. Kc'jp^T'.; Apoll. Rhod. rfir, Kojpr;-tv £A'.t:ov yßö^fy. A 1229 in. Cod. Guelf. falsch Ks'jp-(^-cov, offenbar weil der Schreiber an der Längung Anstoss nahm ; Hermann's Vermuthung KoypyjT'.v Xv.zov ist unnöthig. K'j'Kpiq Manethon. -^e K'jzp'.;;, hipoic, e'pva r.p-Q'^co-jG'.y 'JzspOsv VI 427 II (mit Interpunction). Axt-Rigler schoben hinter KjTrp;; ein ^ ein. Dagegen bemerkt Koechly: jilla productio habet aliquid fulcri ex interpunctione^ ; um so auffälliger ist es, wenn er selbst an die Mög- lichkeit von Aenderungen denkt wie r,t KJTcp'.:; aoe- ~ipo'.q oder v^ Kj^rpt;, ohf ixspot? u. ä. AYjTwtc Apoll. Rhod. Ar^Twt';, ä'Yp'lOsv ot' oupavbv eicavÄßaiVY] B 938 II (vgl. daneben ypuaciotc Ar^Twl; io ap;j.a5'.v F 878). Nsjj.Eatc Anthologie. 'E>-($x /.al N£;j.£7'.v Ejvouc •rrapa ßa);j.bv £T£j;a IX 146. 1 lU. In der dritten Hebung des Pentameters steht die ge- längte Silbe: Anthol. VUI 231. 2 abv Tasov, el'vs 0£.y.'.c- aAXo^JpaCe ßaAA:-. Anthol. XIV 107. 2 AiGtcTrwv oe y.5v'.v avil ßsXwv zpoxeei Anthol. XIV 117. 6 val [xa o(a7;v KuTpiv, sv -iSs [xoSvcv sjrw Kaibel Epigr. gr. 543. 2 s-jOuTa-riV ttistcv, r^Bs ©'.Aoc£V'!rjV Gramer Anekd. Paris. IV. iq Tp'.aoo; vvöisiv, h Tpii^oq 1J.£ 9ä£: p. 285. 12. Die gelängte Silbe steht in der Thesis nur in späten Producten : Anthol. 'Az'.v. C'jciva v^ep tmt.o-' £-pxu;j.äT'.c:£v XI. 80. 2 1. Thes. ' Von a-fpr)y'!?, das auch im Genetiv und Dativ langes '. aufweist, ward abgesehen. Langes i; im Nominativ: Theognis £[iol aoprjyt? £7:ty.£t'a9w 19 V, Lukianos dies nachahmend yAwCTayi a-fpaytc i::!-/.s(a9w Anthol. X 42. 1 V, Piaton (vcWTspo;) i T-ppaY'.; uä-/.iv6o; Anthol. IX 751. 1 ü, Sib. Or. ßpoToT; a^prjyt; 3-'!ar)[JL0; VIU 244 V. 358 Kzach. Eine EntscliulcHf»ung bietet liier die starke Interpiinction Lind Stellung am Anfange des Verses, zumal die Längung bei einem fremden Nomen proprium erfolgt. [jL^viv oüXo[Ji.£VY]v yx[i.z-:yiv b xiXixq ^eyoi\i.TiV.a IX 168. 1 1. Thes. Cod. 255] und Plan. y.f,vvf z ouXo[X£vy;v wegen des metri- schen Anstosses. Hier bilden jedoch die beiden Worte einen Begriff, der die Pointe verloren hätte, wenn etwas dazwischen treten würde. Es muss daher, und zwar namentlich in der 1. Thcsis, die Längung als entschuldigt gelten. Epigramm, ed. Kaibel. M-^xplq i] ki~doek(foz 241. 9 1. Thes. Wegen des Eigennamens am Anfange des Verses zu ent- schuldigen, zumal auf einer Grabschrift. Theodotos. Stümperhafter siebenfüssiger Hexameter: axpa- TiiTO? TiT[).T,T apar) xhXui'izt.q " £v c' stepwO'. 6. Tzetzes. or^p'y atixaTOjacrav a[j,xt[j.a/,STO'J ttoXe'ixoio Posthom. 292 1. Thes. Bei diesem Dichterling Avird ein solcher Vers nicht Wim der nehmen. Demnach ist die Stellung der gelängten Silbe iq oder iv in der Verssenkung in guter Zeit durchaus unzulässig und selbst die äusserst spärlichen Belege aus problematischen dichterischen Versuchen finden, wie wir gesehen, eine gewisse Erklärung. Bei Adjectiven ist nur eine einzige Längung bei dem Stümper Tzetzes zu nennen: |j.a7.po(]/cc, 'j%i'Kuppoq Posthom. 659 H (vgl. 665 \J.oi.Y.p6'l'.q ;x£A'7poug). b) Ursprüngliche Länge enthält höchst wahrscheinlich auch das Wörtchen 7:piv. In Bezug auf die Erklärung desselben schliesse icli mich Curtius und Knös (de dig. TTom. 346) an, die es aus einer Comparativform ::pctov ableiten, welche genau so contrahirt erscheint wie lat. pris = prius (proios) ; anders Hartel, Hora. Stud. 1- 110. Aus TTpctov ging zpoiv und r.ph hervor, indem das ;ja' des ursprünglichen *pra-ians zu i ward. Bei Homer ist Tupi'v vielfach, und zwar auch in der Senkung lang gebraucht, und dies wird auch noch in der nachhomorisclien Poesie festgehalten. In der archaischen Poesie muss natürlich die Länge von r.pi-/ vor einem digamraatisch anlautenden Worte ausser Betracht bleiben, wie Hom. Hymn. -jrplv "cot V 333 I (wonebcn tb Ttp-v i-ip V 451). Sonstige Belege begegnen nicht. Neue Beiträge znr Technik des uaclihoinerischan Hexameters. 359 De« ül)i"ig«n Dichtungen gehören an: a)^n der Versarsis: Tyrtaios. xplv ipevfiq "KekxaoL'. -epixactv f, Oava^ou Fr. 14 I' Inc'ertorum Idyllia. icplv sXOeTv, ou5' opObq avatJTv^vat oüva-r' aOxtc ^iÄt-^2 I, vgl. Hom. z. B. p 105 I. zp'.v iBistv aK'/.fiq iz [j,£TauTiV.a 7r£tp-r)6^vat IX (Theokr. XXV) 222 I. Emigc Handschriften haben nach Tcpi'v die Flickpartikel 7'. Für Homer ist vor diesem Stamme keine nothwendige Länge von ap(v zu statuiren, da hier das F wirksam sein konnte, vgl. ÖYjpb? a;j.at|j.a/.£TO'.o • ■ireasv 0' cyE •::piv epi,' aecOai IX (Theokr. XXV) 258 V. Hermann wollte Y einfügen, das auch der an derlei Fhckpartikeln reiche Cod. Ambr. 75 (c) thatsächlich bietet; doch vgl. Hom. TJptv "ÄpYOso' isvat B 348 I. Quintus. r.pi'j k aC ävOspsöovoq u:i' s^xsi öup-bv oAeaca'. I 110 I. Anthologie, ouffocpi'v;; a-avau6£v'A5a[j- tb Tcptv £y.a).£TToI108. 1 V akV W asapTra;?) BpiT/](oa Tcplv 'A^aixi\):/hyi IX 169. 5 V. Epigrammata ed. Kaibel. ouvo[j.a [.».o-. XpTfaxehoq xb Tcpi'v, av£ep£^^£ C£ yaTa Add. 333 a 2 IV. b) Längung in der Thesis findet sich nur einmal nach einem homerischen Muster : Incertorum Idyllia. v(i)(7a!i,£voc, xptv auxi«; uTuoxpoxcv a^^.xvuv- Ov^ai IX (Theokr. XXV) 263 2. Thes. Auch hier Cod. 18 und c xpiv y. Doch vgl. Hom. eTzor/ö^Ke^ot^ Tuplv «ut' £v X£pii Z 81 3. Thes. Wie TTp'v, so zeigt auch tAX'.v bei Homer K 281 Länge des Auslautes: ob? oe •Jia/av etüI v^a? -jitA. Kiessling (Kuhn's Zeitschr. XVII 223) hält auch dies Adverb für einen Comparativ. In den nachhomerischen Dichtungen begegnet eine sichere Längung nur zweimal, und zwar- in den Sibyliinischen Orakeln: vuv Se •KaXiv, A"Y'jcrc£, w^v oAotp6pop,a: arrjv V 178 H mit Interpunction. a/vXa rAXvt •/3;£t, y,at u^rb Tj^bv yjjyha ^azl XI 76 H Corrupter Vers : c-^ -iit llapöia -äX-.v £7:£A£6j£Tat "Apr^; XII 183 IV. Dagegen wird jetzt bei Mo seh OS I 163 Kpr,-:r„ Z£U{; oe xaXcv (ja!£-c£pr,v av£Aa^£TO p.cq>pr(V nach f. 9 gelesen, wo die frühere Vulgata ttscaiv izepr,v lautete. Ebenso ist die einstige Lesung in Nonnos Dion. XL VIII 399 0; u[jL£T£poio -iraXiv Ed^auac yjTwvo? falsch, Koechly hat mit Recht [^-a-ojv in den Text gesetzt. 360 Rzach. Eine ursprüngliche Länge besass allem Anscheine nach das Wörtchen aXic, in welchem man einen Locativ Plur. erkannte, vgl. Kiessling, Kuhn's Zeitschr. XVn215; Ciu'tius, Griindz. ''633; Hartel, Hom. Stiid. I'^ 107. Knös (de dig. Hom. 347) meint darin einen Comparativ erkennen zu sollen wie in xpiv, entstanden aus aX-javc, aX-'.v;, mit der Bedeutung ,confertius^ (aX-r^;). Doch will er selbst die Sache nicht als ausgemacht betrachten. In den homerischen Dichtungen steht die Endsilbe viermal als Länge in Arsi; dieselbe Quantität finden wir an zwei Stellen auch in der jüngeren Poesie, und zwar Apollonios Rhodios. jj-uOiTcöa». -av-ccc.v. äkiq eiouTa xat abvr, r 103 IV, wo kaum anzunehmen ist, dass die Längung in Folge der Erinnerung an das (Avegen des einstigen r) nach einfacher Consonanz Position bildende öiSuta eintrat. Nikandros. r.oXhd-A'. Ss GffijpYjitv äXt; evaoXXda y.c<]iixc, Alex. 236 IV. Vgl. für beide Stellen Hom. aXt? t,o' al'Ooxa oTvov r, 295 IV. In vereinzelten Fällen ist ein Nachklang einer ursprüng- lichen Ersatzdehnung, die in der Sprache gemeiniglich corripirt ward, in der Poesie zu erkennen. Bei Homer lässt sich dies constatiren in oa;jiäp 'AX£Yr,vop'!5ao H 503 IV, das aus oa|j.apq, welches Herodian I 246. 7 (Lentz) anführt, hervorging, nachdem zunächst Assimilation zu *oä[j.app eingetreten war, mit einer Art Ersatzdehnung für die eine Liquida. Diese Länge ist vielleicht nachgeahmt in einem Epigramme des Gregor von Nazianz üq ab [jiay.aipx 2ä(j.ap 'Aixs;X5yoj, Ai^ir, Anthol. VIII 118. 4, doch steht freilich die lange Endsilbe in der dritten Hebung des Pentameters. Sonst erscheint diese Quantität in Epigrammata ed. Kaibel. vMoz y.£T[/a'. hdixap yTraioj r.por.; ävxjoü 674. 1 IH (= C. I. 6275). T z c t z e s. ToTq y«? ^"'"r' q £vö-/)g£v i-rabou;; Posthorn. 560 n (vgl. Hom. z. B. o^zi ij.iv ezt v^ac K 347 JI). Ein zweites Wörtchen dieser Art ist [).iv, bei Homer z. B. vuv ok cTj ,a£v 'Aioao X 482 H. Die nachhomerische Poesie hat auch diese Längung fast ganz aufgegeben. Dahin gehört: Pia ton. oT/.py. .yiv 'Ey.äßv; xe -/.t). 'Dv-.aoijjt Yjvai;(v Fr. 7. 1 n = Anthol. Vn 99. Jacobs wollte ;j.y;v, Bergk ^ ,malim cay.pj' ior;/, aber das entsprechende es folgt im dritten Verse: ao\ Bs, A'wv, weshalb [j.£v wohl nothweudig ist; die Stellung vor dem Eigennamen dient einigermassen ebenfalls zur Entschuldigung. Hartimg's [xs'v 6' 'E-Ai^jq y.czl 'lAtaBij?'. ist wegen der unstatthaften Langerhaltung von y.ai in der Senkung kaum zulässig. Tzetzes. aX/.a -t. ;j.£v £p£oj y.xl oüy. xTeAiO-ca eacio Posthom. 707 n. Hier mochte das homerische r, £tj[j.öv (F)£p£a) K 534 mitveranlassend gewirkt haben. Es entfällt jedoch: Quintus. a/X oö \ibf 'EXivr^v voo; ä';j,5£;j£v XIV 39, da seit Rhodomann richtig [j.xv geschrieben wird. Auch die Partikel y.£v wird bei Homer lang gemessen, so z. B. cTTTMc y.£v iOiAYjit Y 243 H; bei jüngeren Dichtern finden wir nun zwar nicht bei diesem Wörtchen Längung vor, aber doch bei dem gleichbedeutenden äv. Mir scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, dass der Grund dieser prosodischen Frei- heit in der Anlehnung an jenes bei Homer langgemessene y.£v zu suchen sei; namentlich sind es die Verbindungen eiv, ctxv und 6-d-r;, bei welchen diese Längung hervortritt. Die eigentlichen Epiker enthalten sich derselben durchaus. Manethon. ö-' av ir.i-Avnpoi. -zcx. oioioc V 42 IV; Axt-Rigler sTT/jv. Dagegen schreibt Koechly V 76 stäv o' OTi/.öVTpc; cocüwv, wo Gronow früher ex' äv wollte. Archestratos, y-x-rrpov £av dcr-r/;; wvij y.y.': p.T, y.yr.i'i.v.-t 23 (Ribb.) 1 n. So Dindorf, Bussemaker und Ribbeck, vulgo tov y.aTSDv y' äv. 3G4 R z a e h . hxl T55o) vevvaTsc, iav l7:i-/iopioq caOy]; 10. 5 IV. Schweig- häuser säv v', Casaubonus ezav. £v §£ öxso) xbv cxopz'Iov (bvou, SÄV "^ 42. 1 VI, seit Dindorf. 'izv. Je y.al öaatoq TCivetv Y^^vaTo;, eav ^ 00. l VI. Anthologie, o^o; lav aiToi, xc^ov ^ipei XI 74. 9 IL Die überlieferte Schreibart o^oq äv tr.vqau), welche einen metrischen Fehler enthielt, besserte Hermann Opusc. IV 376. y.iv.zhoc, vai, (f/;(j(v, iav riOTt xotTaAu(jY)i; XI 161. 3 IV. Sibyllinisc he Orakel. ■üTwcrtc; 5t av rAOv) tcöAswv xat /aa|ji,a-a YaiY); Vm 87 TI ZdTtoi oTav eAQtoct abv "Apr,t TTToAfMrspOw XIII 140 II oXV b'KO'iav äp^ri Uipar^q^ y.at G/,-?jTCTpa xpoA£'!'i>Y] XI 47 II ot.'([).oi.-oc avopop.iou, oxoTav yj^s: coi excTvoc XI 107 IV aAA' oTTÖ-av a(7Tr,p zavsixsXo«; -^cXiloto XII 30 II MC 3' oTToxav £V oatT; oiay) •^(VJ'jO'ncix aTravTsc XIV 320 II TTupoöpo? ^CTS Bpay.wv ctcotäv stcc /.'ij/actv eaO-/) VIII 88 IV MusoTi; B'.OuvoTi; 0', oTTSTav v^qe'. 7toXeiJ.tar/^(; XIII 138 IV. In ähnlicher Weise wie av hat sich Tzetzes sogar cuv als Länge gestattet : avopaji cbv oXi'yok; 0£ iropov ■TiEpowvTa 2jt,a[j,avBpou Hom. 253 IL An dieser Stelle schliesse ich auch a-^y:» an, dessen End- silbe vielleicht ursprünglich lang ist «'ya-v, wohl mit Curtius Grundz. '170 zur Wurzel ay zu ziehen. Da es aber auch als Pyrrhichius gemessen erscheint (Anthol. V 216. 6 xwv ä'Yav oix- TpoiaTwv), so seien die Fälle mit langer Endung hier aufgeführt: Theognis. \j:r^h) ä'yäv «axaAX£ Tapacjojj.Evwv xoXirjXswv 219 IL Oracc. ed. Hend. ;xy; iXOwv ziMvxzq ä^fct'/ a.-fixij.'xt. Gotp'/zjv G£u 80. 2 IV = Anthol. XIV 82. 2. Sibyllinische Orakel, y.zl ßpa/b y.o'.pav£ovT£<; aY''''' V^-rjAx (?POV£i;T£ XIV 2 IV. Anthologie. FIiTTay.bc ouSev öcy^v, c? £"/)v y^''^; £/. MuTtX-(^v/)(; IX 366. 5 III; hier ist die Stellung vor der Interpunction in der Hauptcäsnr eine genügende Entschuldigung. Schliesslich bleibt noch das einsilbige -(dp zu erwähnen, dessen Längung in Arsi der stark tönende Dauerlaut p ermög- licht. Nach den homerischen Mustern z. B. f, y^P ^T cXctT)^'. spcG- Oj£t A 342 ITT, 0Y^7£tv y^p ex' £(ji.£AA£v B 39 11, ttoaXov y«? ■j.zx/t\j()z veiöv P 4<>.'> II erklären sich die Nachahmungen: Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters« 365 Homeri seife Hymnen, owv-^^ -■^ap •j^/.ous', azkp out. l'§ov coOaAp-o^stv V 57 ir. Hermann daehte an o(ovyj? yap 7:uOo|j.-^v, doch ist diese Cojtjectur mindestens unnöthig. Mimnermos. 'HeXtoc p-sv ^ap zAayvf -övov -J^ij-a-a Trav-a Fr. 12 i^öff wenn die Stelle nicht corrupt ist. Die Kritiker schlugen Verschiedenes vor: Hermann tcsvcv TaXä/sv, was Bergk^ wohl mit Recht in den Text setzte, Stell wollte 'HeXio; (j.syav ApolloniosRhodios. [^.stAiytotc ; r^ vap oy' uTrspcpiaXo«; ^iXst atvwq r 15 HI; so Merkel nach einer Pariser Handschrift. Cod. L und G bieten -q v^p ° [^-^''' uTrspsiaAc; ; doch ist offenbar die homerische Stelle ^ yäp o-f oAot^Gt apeal Oüet A 342 IH das Muster, weshalb die Merkel'sche Fassung zweifellos richtig ist. Sibyllinische Orakel, scxai yap Sts ÄcajjLOi; cao? aTreps-lcno? avopwv I 162 H dc/^pi Tc Y«P 'Ac{-/jq TTspa-wv ör^couc. Aäcupa XHI 134 H. Anthologie. cv.uXav yap iÖsAe-. TC'.vu-rav Osöv, aXXd ve tö^w IH 6. 3 n. Jacobs und Bothe wollten lieber vap ircvuiav eOsXsi 6siv. Tzetzes. aÜTty.oc vap wpoucav Ayacoi -^s Tp(t)£'(; xc Hom. 35 II MsfJLvwv yap eTcopouffsv aXiY"/.iO(; uie; Faiv]«; Posthom. 300 II ivOsv Yap A'vefac el"/£v t-üxeov "Xrv Posthom. 157 H. HI. Bisher haben wir lauter solche Fälle in den Bereich unserer Untersuchung gezogen, bei denen die kurze consonantisch auslautende Endsilbe die Steigerung ihrer Quantität entweder als eine in älterer Zeit durch die sprachliche Entwicklung von Natur aus berechtigte aufwies oder doch durch ihren Laut- bestand selbständig ermöglichte. Doch kann die Längung auch dadurch veranlasst sein, dass das folgende Wort in der alten Poesie einen später verflüchtigten Anlaut trug, welcher im Verein mit dem auslautenden Consonanten Positionslänge ergab. Als dann im Laufe der Zeit dieser consonantische Anlaut, der sich durchweg als ein Spirant darstellt, geschwunden war, sahen die jüngeren Dichter vor gewissen Worten oder in bestimmten Formeln kurze Silben im Auslaute constant als Längen ver- wendet. Da nun die homerischen Gedichte füi' sie jederzeit den Kanon des Hexameters abgaben, zögerten sie nicht, diese Längungen sich zu Nutze zu machen und auch ohne äusserlich wahrnehmbaren Grund jene Positionslängen vor bestimmten Worten zuzulassen. 3GG • Rzach. Der wichtigste der hier in Betracht kommenden Spiranten, das Digamnia, ist wie bei Homer so auch noch in den übrigen arcliaischen Poesien im Grossen und Ganzen ein lebendiger Laut, der übrigens nicht überall in gleicher Vollkraft steht, sondern eine allmälige Verwitterung erkennen lässt. In der archaischen Poesie kann daher in den berührten Fällen nur von einer wirklichen Positionslänge die Rede sein, so dass wir, da die betreffenden Thatsachen bereits anderswo ihre Erörte- rung fanden (vgl. meine Hesiod. Untersuchungen p. 39 sqq., meinen Dialekt des Hesiodos p. 377 sqq., für die homerischen Hymnen und kyklischen Gedichte Flach ,Das nachhesiodische Digamma^ in Bezzenberger's Beitr. H p. 1 sqq.) von den der alten Poesie angehörigen Dichtungen absehen können. Wo in der jüngeren Poesie eine consonantisch auslautende kurze End- silbe vor einem dereinst digammirten Worte lang gemessen ist, ^ da wird man untersuchen müssen, ob eine Imitation jener ar- chaischen prosodischen Erscheinung vorliegt. Man wird natür- lich nur dann sich in bejahendem Sinne entscheiden können, wenn sich ein unzweifelhaftes altes Muster nachweisen lässt. Von allen mit Digarama anlautenden Wortstämmen steht hier bei Homer und den übrigen archaischen Denkmälern der Pronominalstamm der dritten Person in der Form des Dativs 0^ in erster Linie, indem dieser, durch seine enklitische Natur unterstützt, wol auch wegen seines ursprünglich noch kräftigeren Anlautes (gF) nicht blos in der Arsis, sondern aucli in der Thesis Position zu erzeugen vermag (vgl. besonders Hartel, Hom. Stud. 111 p. 75 sqq.). Zugleich ist die Zahl der längen- den Wirkungen des Digammas im Anlaute dieses Wörtchens eine sehr grosse. Diese Umstände machen es sofort klar, warum auch die Späteren in gleicher Weise vor jenem o'. in einer verhältnissmässig bedeutenden IMenge von Fällen kurze consonantisch auslautende Endsilben lang werden Hessen, ob- gleich sie von dem eigentlichen Erklärung-sgrunde jener Er- scheinung keine Vorstellung hatten, im Vordergrunde stehen hiebei diejenigen Dichter, welche ihren Poesien möglichst ein alterthümliches, der homerischen Diction sich näherndes Ge- präge zu geben bestrebt sind: es sind dies die beiden Haupt- vertreter des vornonnianischen heroischen Epos, Apollonios und Quintus! Ihnen zunächst stehen in dieser Hinsicht die Orphi- Nene Beitrage zur Teclinik des nachliomerisclien Hexameters. 367 sehen Dij^tungen, in welchen das Pronomen o^. in so verschie- denartiger Weise verwendet ward. Mehr vereinzelt kommen Beispiele auch vor bei Panyasis, Aratos, Theokritos, den beiden Oppianen und in der epigrammatischen Poesie. Alle übrigen Dichter^^S^, ganz besonders Nonnos mit seinen Anhängern, haben sich sorgfältig jeglicher Längung dieser Art enthalten. Wie bei Homer, so finden sich auch in der jüngeren Poesie Längungen vor cl in der Arsis sowohl wie in der Thesis, letzteres freilich in beschränkterer Anzahl. a) In der Arsis. Aratos. zpboq. ocxdp ol "Ost? y- ^'^'^ CTpsss-at [xexa yjpcvf 86 II Vgl. Hom. Siq oaT', a-rap oi aü-cq evw Trcpcv a'iGo'ira oTvov i 360 II TW xal o|j,Y]Y£p£a? o\ eebaio -rrotr^caaöai 379 III. Als Muster mag die Längung bei einem längeren Worte gedient haben wie oi'lioppi'/ o\ öjp.b; bn c-r^Htzav) ayspO-/] A 152 II. ApoUonios Rhodios. 1 . In der Verbindung -;y.z o\ nur in der III. und VI. Vers- hebung; vgl. Homer für die III. Arsis: Zsuq yap oi Otto Q'/:r^r^xpi)i icäjji,ac!7£v Z 159; für die VI. Arsis rr^XcOev h. Z,oA'j[j.cov ipiidv losv • stVaTO Yap et t 283: [XY^Aa 6' o[j-o5" CY) vap cl £Y)v . '(dp ol £v; (pp£fflv £l^££v at|J,a III 163 III •?//.£ ßtVjV £X'. Y«p !^'- ap.'jvEiv 750£A£ 0u[-».6c Vni 400 HI 'ApY£''oui; • Z£u^ Y'^'P <^- d'::zipiaiov ßdA£ y.apxo? VH 497 III cyy. cIo? • a|j.a y^P °- •^*'' ouoy.atO£y.a p(^ou -ctiq, ov ol Eta-sv Arg. 864 V. cv ol rührt von Hermann für die Vulgata ov pa, wodurch zugleich der Hiatus behoben wird, vgl. Hom. ov ol 'AOiqvyj S 178 V. 3. Auch Endsilben von längeren Substantiven erscheinen im Hermann'schen Texte vor ol gelängt, doch sind alle drei vorkommenden Beispiele nur zAveifelhafte Conjecturen : y]li.cq o' 'HsA'.ö? ol, a'TvsiptTov a-.Olpa Ti[j.v(ov Argon. 305 HI Die Ueberlieferung bietet -^sX'sc tbv a-sipiTov, wozu Hermann bemerkt ,abhorrentem ab epicorum consuetudine articuhim in ol mutavi'. Ich glaube, dass hier eher zu schreiben sei 'HsXto?, Sc . . . -ziiv/t'. wegen der ähnlichen homerischen Fügung 'H£At6(; 6' Sc zav-' ioooa /.al tuccvt' sTray.oüst F 277. Die hiedurch bedingte Längung der Endsilbe steht nicht im Wege, denn sie wird durch das Vorkommen anderer Beispiele in den Argonautika entsclmldigt, vgl. z. B. Ilermann's eigene Conjectur 505 Aivrjoc uloi;, TÖv ol Tr/.s statt der Vulgata Atv^os; cpi'Xoc ulo«;, cv cl. Son- stiges vgl. unten bei der Behandlung der Längungen von End- silben vor Vocalen. Ebenso zweifelhaft ist Hermann's Fassung von y'/'h ÖT £TC cil'{'.yX6-^ ol Iv.ctöij.sO' £?p£sir)3tv Argon. 720 HT Voss. .ixKo't ETT^vtasap-cö', Ruhnk. alytaAcv £'::eviccö(X£0\ Strahov. «"•YtaAbv a-£V'.ja|j,£0' ; Hermann hat, um die Länge zu rechtfertigen, die Präposition entfernt mid das Pron. ol eingesetzt. Ich meine, es sei hier an der Ueberlieferung der besten Handschriften fest- zuhalten und gleichfalls eine Längung der Endsilbe zu constatiren, die in der HI. Arsis vor der Ilauptcäsur nielits Anstössiges hat. Endlich ist zu nennen: 2v Stj KaAAiy^opcv ol eztovyjj,'r(V y.aXioustv Argon. 734 111. Neue Beiträge zur Technik des nacliliomerischen Hexameters. 37 1 Di(f Vulffata lautet KyjC/dyopy/ p.-.v e-jtwvjjjlov o\ y.aXsouc'.v 5 es ist also auch hier ol erst von Hermann mit Entfernung von [xtv umgesetzt ■ 586 1. Thes.: iv vxp o\ ocp'j O£'iov i/.-i'iXaTO, Tipp' ava jj.scGf^v A 526 1. Thes. izpoq -(äp Ol ot/ö|j,TjVt; 0:7:' atOipoc auvaJIo'jaa A 1231 1. Thes. £t Yap Ol y.v.rri cJi^-^paaceTai d)[).-'/io\jGy. V 87 1. Thes. 2. In der Verbindung ixdv ot in 2. Thesis: A?aovtOY;c |J.£v o\ Y^vey'iV t£ y.at cjvop.' £-/.acTOu B 762 2. Thes. \'gl. Hom. -xq \j.h ot ou)C(o I 13] 1. Thes., und v.q S' oTo\ £t y.£v ot cüv 8atp,ovt Oj|ji."ov opi'vsi; A 792 2. Thes. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 373 3. kl der VerbinduDs; töv ol in 3. Thesis: Ml. ÖoVpYjxa aTTaoicv, t3v oi ^psv s^evapi;«? T 1226 3. Thes. Hom, "ß^ o' l'p.sv eq ÖÄXajxov, xdv O'. (fiXoq ulbq stsu^ev £166 3. Thes. " . "*'^' Oppianos Kilix. In der Formel ^dp oi in 2. Thesis: aviz'/o' s"/- yap ol •/.£$« Avjq xecpuaciv apa-.o'! Hai. II 121 2. Thes. •/.uvTepov eI y^p oT tc; sx'.dia'jaeie rSkicoo^q "il 426 2. Thes. 9'j/,£-'.v ou yap o' '^' [Ji-sX^'- ay,£TCa;, O'.ov 'i-KOLü^rt IV 620 2. Thes. Hom. "Ez,Topo?" C'j väp cT t'.:; eTr^TJixoq sr'^^fCt.oq eXOwv X 438 2. Thes. Quintus Smyrnaeus. 1. In der Formel Y^p cl in 1. und 2. Thesis: or, Y*P 2'- I^-£Y^^^2'° ^'-^ B'.coaivcTo %^.6q VIII 354 1. Thes. oy; Yap ol xaTevsuaev, otto^c; ci.t:q tuoaXci: cXtovTai IX 25 1. Thes. By) y«P Ol Xacioto y,ap-/^aTo? aXAuoi<; iX7vY] XI 471 1. Thes. CY) yap o\ v£(i.e!jr,c£v ÜTuepßio; 'Ewocivato; XIV 568 1. Thes. 0' Rhodomann's Conjectur für tc. : £v Y^p 0'- cTTspvcia'. Opaaoc ßaXs TpiTOY£V£'.a I 289 1. Thes. £v Y^p 0'. Gispvotat [j.£vo? ircptwfftov ^£v X 178 1. Thes. £V Y^p Ol Ti:£7:öv-^To xap-^ ßXoaupoTo Meocüg'/j? XIV 454 1. Thes. cü Y«p Ol y.opu? £!j/£ [j.ay.pbv 56pu x.ai \Kt\}.(xüxoq III 152 1. Thes. oü Y*p Ol TIC aXxXy.c XiXatop.£vo)v T^cp aixjv£iv X 260 1. Thes. Tj Y^^p Ol [j.£V£3:iv£ Sia ^6Xa •rtavia -/.EOacaat XII 567 1. Thes. £pp£T(i) ■ £y, Y*p Ol 'iz'.rjxb.q (i^pivaq s'iXcto oai\n>)'/ VI 27 2. Thes. £c6£V£v • o'j Y^-p ^''^ '^^'C£ y.aipio; £[ji.7:£c-£v Izq X 237 2. Thes. Homerische Muster: ou y^P '^''- '-^ o,y.oTo; iTriaziaßai zo-iv ^£v E 521 1. Thes. zXyiov oij y*P ^i v. -ao' ■}3p7.£(7£ Xuyp'ov oX£6pov 5 292 2. Thes. 2. In der Verbindung tcv oi in 3. Thesis ; die drei hieher gehörigen Fälle beruhen zAvar auf Conjccturen, doch sind diese ziemlich Avahrscheinlich und durch homerische Muster geschützt. ßou-XyJY' ai^-^iTUTov, tov oi "Epi; ü'Kct.zz Söivy] I 159 3. Thes. Die alte Schreibung ap.^tTJTrov ßouTrX-^Y* änderte zuerst Hermann Orph. 783 in ä\j.^\zur.ov ßouTrXviY', ov oi, was von Lehrs aufgenommen ward. Weit empfehlenswerther ist die Conjectur Koechly's, die wir oben anführen. Er führt als Parallelstelle ApoUon. Rhod. F 1126 öwpyjy.a ataSiov, -ov oi -öp£v £^£vapi;a: an, 374 Rzach. Vgl. liiezn Hora. ßv^ 3' "[xsv Iq 9äXa[ji.ov, t6v ot '.v^2; 'AYr,vop'!oao AtTrövreq | auXiv Arg. 683 1. Thes. Dil^^Ö^d. der guten Classe Voss., Ruhnk., Strahov. haben y:j'y.p ir.d im Sinne von hz-j.-zcf. (so die edd. ante Stephanum). Für unwahrscheinlich halte ich Hermann's Restitution von et nach xü-cip an zwei Stellen: a'jxap o\ iKzaivr^i r^ü ©epcv wy-esq iTT-ot Arg. 652, Voss, und Ruhnk. bieten aXV oxz oy) -jupoc, Vulg. aXV ölt r.^öq. Am annehmbarsten scheint mir Ruhnken's Schreibung akX CT£ er, [i.c5aTr,v -/.ta. Ebenso wenig ansprechend ist Her- mann's auToep z\ M'.vurifft 0'j-r;v ai^ivaptov 'i^r^y.xv Arg. 1068. Die Hand- schriften der besseren Gruppe bieten auxap hzd \).b> toTc. (Voss,, Ruhnk. und Strahov.), was Schneider aufnahm. Die Einwen- dungen Hermann's sind insoferne ohne Bedeutung, als ja hinter 1069 eine Lücke ist. b) Lithika. Nur in der Formel väp ol in 1. Thesis: SV vap Ol lr^z^q cpcoi^/ üaXojTZiv i'as'jrtv Lith. 613 (Abel) 1. Thes. 5V Y^P '2'- 7.?<^>? xj~oq £TrjTU[Aov ige Worte mit gelängter PJndsilbe lassen nur einzelne Dichter zu, und zAvar Aratos Iraal axap in der Arsis, je Imal oio? und Totor in der Thesis; Apollonios I Nene Beiträge zur Technik des naclihomerischen Hexameters. O i J 1 Mal xoj^ in dei- Arsis^ dann in den Orphischcn Argonautika auxap nach Ilermann's Conjecturcn 4 Mal in Thesi; liiezu kommt via:* m einem inscbriftlichcn Epigramm 1 Mal in Arsi. Nur ein einziges Wort ist länger als zweisilbig, c'^:r,-(epiac, bei Aratos "^"^rsi). Was die Vertbeilung auf die einzelnen Vers- arsen betrifft, so steht die III. allen voran, indem auf sie 29 von 50 Fällen kommen; es ist dies eben die Hebung unmittelbar vor der Hauptcäsur, durch welche die Länge am besten unter- stützt Averden konnte. Darnach folgt die IL Arsis mit 12 Bei- spielen; an dritter Stelle die VI. Arsis, in welcher jedoch einzig Apollonios Rhodios 5 Mal die Längung von ^äp vor ol zugelassen hat. Die übrigen Hebungen kommen fast gar nicht in Betracht, da die V. nur zwei, die I. und IV. gar nur je einen Fall aufweisen. Von den Senkungen ist es, wie begreiflich, die erste, welche die weitavis meisten Längungen zu tragen hat, mehr als zwei Drittel aller Fälle (26 von 37). Die grosse Mehrzahl gehört wiederum der Formel ^ap ot an. Die meisten in Betracht kommenden Schriftsteller lassen überhaupt eine Längung in der Thesis an einer andern Versstelle nicht zu. In zweiter Thesis begegnen solche nur bei Oppianos Kilix (3 Mal '(dp ol), Quintus Smyrnaeus (2 Mal yäp ol, während in dieser Formel in der ersten Thesis bei ihm 10 Mal Längung erfolgt), endlich Apollo- nios Rhodios (1 Mal \xvf ol) ; ausserdem ist noch die dritte Thesis betheiligt, und zwar nur in der Verbindung xöv et (3 ]\Ial bei Quintus, je 1 Mal bei Apollonios und in den Orphischen Ar- gonautika). Im Hinblicke auf die beträchtliche Zahl von Längungen vor dem Dativ ol entsteht die Frage, ob denn auch der Accu- sativ £ in der jüngeren Poesie im Stande ist, solche zu erzeugen. Dies ist nun nicht nachzuweisen. Zwar finden sich in unseren Texten zwei Stellen, Avelchc hiefür zu sj)rechen scheinen, allein mit ihnen hat es eine andere Bewandtniss. Die erste ist Theokr. VIII 24 ToÜTov, eizzl y.i\oL[}.iq i otac}(toO£i? cii~\).y!^VL Dies ist die Schreibweise von Ahrens nach der Conjectur Graefe's. Die beste Ueberlieferung aber bietet \).z für k (Vatic. 915, Med. 37, Ambr. 222). Da jenes sprachlich durchaus be- rechtigt ist und eine solche Längung vor l nirgends nachweis- 380 Rzach. bar erscheint, werden wir bei der Ueberlieferung- bleiben (wie Meineke, Ameis und Ziegler). Die andere Stelle betrifft den Qnintus Smyrnaeus I 110: Tupiv £ cC avOcpsiovo; 'jt:' ^T/J'- ÖUjj,bv sXscjcat. Die einstige Lesung Trp-v a(pc hat Koechly in der Note als unmöglich erwiesen und gezeigt, dass i nothwendig ist. Hier wäre dann Trp-v scheinbar Positionslänge vor s. Aber der Grund derselben ist, wie oben erAvähnt, in -piv selbst gelegen, das wie bei anderen Dichtern auch bei Qnintus noch mit der aus Homer bekannten Quantität verwendet Avird. In zAvei homerischen Citaten erscheint vor dem Possessiv- pronomen der dritten Person Längung der Endsilbe in der Anthologie nach ; 34: (i); oijcsv yXüv.'.o'/ T,^ zaTptBo?, elTuev "OSuccsuc; IX 395. 1 HI > 0); oücEV vX'j-/.'. ;v q- Tra-pioo; ohok tcy.-r^wv IX 458. 5 III. Nachdem wir nunmehr gesehen, wie auch die jüngeren nachhomerischen Epiker das Pronomen o-. zur Positionsbildung verwendeten, obzwar ihnen der eigentliche Grund dieser seiner prosodischen Fähigkeit abging, bleibt die weitere Frage offen, wie sich die Späteren den Positionslängen gegenüber verhielten, welche sie in den alten Texten durch andere digammirte Wörter veranlasst vorfanden. Sobald einmal das Digamma verschwunden war, mussten auch diese prosodischen Längen auffallen, zumal sie mit einer gewissen Regelmässigkeit wiederkehrten. That- sächlich finden wir nun in einer kleinen Anzahl von Beispielen unverkennbare Imitationen solcher Längungen, und zwar natur- gemäss eben nur bei Ausdrücken, vor welchen in den homeri- schen Gedichten die Länge der consonantisch auslautenden ; Endsilbe häutiger zu finden ist. Am offenkundigsten manifestirt sich die homerische Nachahmung, wenn eine ganze Wendung oder Wortverbindung recipirt worden ist. Dahin geh()ren fol- gende Beispiele : Antimachos. •/.•/;p'j/.«; 0' a|xa Tcirt (fipe-.v |j.£Aavo? ol'voto Theb. Fr. XIX 1 V Jacobs' [j,£>.avs; t' ol'vc.o ist ohne Berechtigung, da ein home- rischer Versschluss vorliegt, z. B. -/.'.T^jßicv [it-k '/ip^'-v r/oiv [j.i- \otrfoq ol'voto '. 346 V. Neue Beiträge zur Technik des nachhoraerischen Hexameters. dö l « Orpliika. ocfd^hf)' Tv.i -z [).f,Xo(, v.ol: tl'/J.'Tt'jCiy.q sAf/a; ßoj; Argon. 508 V H^j^riscber Versschluss z. B. I 4G6. ]V;y,xXoc. s' r,'^M'(z 'Trapaiipajj.svoc szesso-iv Argon. 767 V \j.züdyio<.z cTsp^ot t£ 7:apata.ajj.£voq sTcescctv Argon. 774 V v^pwac, iJ.a/vr/,oT(7'. Trapaisaij-cvs; stussctciv i\rgon. 1098 V. Die Längung ist dem Muster von Hom. Hymn. V 336 nachgebildet: cop' 'A(o-^v p.xf.y.v.oi':;'. r.y.py.ioy.ißsvoz s-Sci-crtv V. (Aelm- lichen Versausgang hat Hesiod. Theog. 1)0 ;j.aXa'/.oai •rrapxioaij.svo; s'rriesciv.) Hiezu kommt G(ji,o)l Se(j.ac eixuia, Oow; cais v.a'. y.aTiviucsv Argon. 1340 II Homer avBpl §£[/.«; s'.y.uTa stto; t' Itj^at"' Ix, x' ov6[jl5:u£v 6 194 II. Oracula ed. Hendess. oJ; -rro-e TIC epizi /.al £TC£a.ivo'vta 461 IV Doch ist hier eher eine Corruptel anzunehmen. Ilai'tel vcrmuthete (Wiener Stud. I 3) i-' d-p/;y.-:otc aü^c vciJv r/s, Bergk ' vd;v zy-J.v [Ar,Ti [/sv^-vr^v oder v::v r/sTv [)x^Z'i [j.ViO'.vy. yp'r^\}.'x\a. Dagegen finden wir auch bei späteren Dichtern von der iJingung der Silbe ctjv- in den Adverbien zwtyiz, und cwvyiioq Gebrauch gemacht, worin sich eine Erinnerung an den einstigen Anlaut. von iyjo erhielt. So cü^nyiq (Hom. z. B. M 26 in I. Arsis), b<-i Aratos 20 (V), Kallimucho.s II (30 (V), Apollonios IJ 738 Neue Beiträge zur Technik des nachbomerisclien Hexameters. 386 (I), Inceii Idyli: II (Theokr. XX) 12 (IV), Nikandros Alex. 571 (IV), Quintus XIV 601 (I), Orph. Argon. 724 (V) 1140 (V); in der Form cüvs/swc Hesiodos Theog-. 036 (I), Apollonios A 1271 (1),J 189 (I), Nikaixdros Alex. 304 (II), Or. Sib. I 108 {ff'm (I). rV. Bei vocalisch auslautenden Vocativen kann, wie wir oben gesehen, die kurze Endsilbe in Folge des Einhaltens der Stimme und der naturgemäss sieb ergebenden Pause in der Arsis die Stelle einer Länge vertreten; dies ist um so eher bei Vo- cativen mit kurzer consonantischer Auslautsilbe möglich, da diese prosodisch etwas schwerer ist. Bei Homer lesen wir z. B. Oocre'oaov i-zi'^D'tt 1 357; auch die spätere Poesie bietet etliche Beispiele, in welchen durchgehends auch noch Interpunction die Längung unterstützt, und zwar: Theokritos. w aüv-c, oj 6(i£;, o) av' topix z^uiKi'^zz äpy.io'. I 115 lU Hier kommt neben der Interpunction auch noch die Haupt- cäsui' in Anschlag. ß) Ißevo?, ü) xpuco?, to £■/. Acjy.w iki^^otv-oq XV 123 H Der Ausruf steht auf gleicher Stufe mit einem Vocativ, Sibyllinische Orakel. aXha raXar/ 'EWdq, O-cpr/java TCaüs (jjpovo'jca IH 732 HI Ol a( CO'. TA751J.0V 'EXXai;, caa SsT g avct[j.w^o:'. XI 183 IV In beiden Belegen steht die Endsilbe von 'EXXa;; ausser vor Interpunction auch noch vor der Hauptcäsur; die singulare Längung beim Adjectiv ta-^|j.öv (im zweiten Verse) wird wohl durch T)vr,|;.ci)v zu ersetzen sein, woran auch Alexandre dachte. Unmöglich kann gar tavJjj.öv 'Avtio/si« XIH 125, wie bei Fried- lieb (XI 125) steht, zugegeben werden, da die gelängte Silbe in der Thesis stünde^ es muss natürlich -ü AYjp.wv heissen wie IV 140. Epigrammata ed. Kaibel. Tsijj.ö6eo(;, 0 za-pag oa'.oc, «wq, Tzaiq cl Aaceto; -pT; Ocy.ä[c]a; i-iMv -tpij.caziGT.c, söavs? 539. 1 II Der Xominativ ist hier ebenso wie in der Ueberschrift dieses Sepulcralepigramms {Tti\j.6Qzoc AacjsTcq yalpz) für den Vocativ gesetzt. V. Wir gelangen nunmehr zum Schlüsse zur Betrachtung derjenigen, kurzen consonantisch ausgehenden Endsilben, deren Längung weder durch die ursprüngliche Quantität der Silbe, Sitzungsbcr. d. pLil.-hist' Cl. C. Bd. I. Hft. 25 386 Rzach. noch auch durch die Lautliche Beschaffenheit des folgenden Anlautes hervorgerufen ist. Als wichtigster Erklärungsgrund der Längungen dieser Art stellt sich die rhythmische Form des betreffenden Wortes dar, die es oft schwer, ja unmöglich macht; dasselbe ohne Längung der Endsilbe im Hexameter zu gebrauchen , ausser es folgt consonantischer Anlaut. Auf diesen Umstand Avard von Hartel, Hom. Stud. T- 116, hingewiesen imd nach ihm von Knös, De digammo Hom. 35 L Darnach werden vornehmlich längere Wörter volle Entschuldigung finden, trochäische und pyrrhichische Wortformen dagegen sollten eigent- lich von dieser prosodischen Freiheit ausgeschlossen sein. Doch darf hier nicht vergessen werden, dass es hiebei auch auf die rhythmische Form des folgenden Wortes ankommt. Thatsäch- lich ergibt sich denn auch, dass Wortformen der letzterwähnten Art doch nur in minderer Zahl mit gelängter Endsilbe vor- "^ liegen. Die füi' Homer in Betracht kommenden Stellen sind von Hartel und Knös a. a. 0. erörtert worden. Die nach- homerischen Hexametriker machten natürlich von diesen bei Homer vorgefundenen Längungen gleichfalls Gebrauch, aber freilich in ziemlich verschiedenem Masse. Im Allgemeinen kann man auch hier wieder die Verwitterung der Endsilben beobachten; instructiv hiefür ist besonders das Verhalten der drei Hauptvertreter des jüngeren Epos: Apollonios Rhodios lässt noch eine ziemliche Anzahl dieser Längen zu, gleichviel ob Interpunction folgt oder nicht; Quintus gestattet sie nur mehr vor Interpunction, also unter Beihilfe der hiedurch veranlassten Pause; Nonnos hat sie vollständig aus seinem Hexameter ver- bannt. Auf diese Weise sind die einzelnen Degenerationsstadien der Endsilben deutlich markirt. Wenn sich etliche poetische Producte nicht in diese Entwicklungsreihe einfügen lassen, wie z. B. die sibyllinischcn Orakel, so erklärt sieh dies aus der eigenthümlichen Entstehungsweise und oft recht fragwürdigen Verstechnik derselben. Die Stellung der gelängten Silbe in der Arsis ist natürlich überall iiothwendige Vorraussetzung. Nur ein Dichterling wie Tzetzes hat es fertig gebracht, ohne Be- denken auch in der Thesis consonantische Endsilben zu längen. Da die Interpunction, wie wir schon öfter zu beobachten Gelegenheit hatten, bei jeder Art von Ijängung dey Endsilben i von besonderer Wichtigkeit ist, müssen wir sämmtliche hieher i Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 387 gehörige Fälle in'zwei groese Gruppen sclieiden, je nachdem jene hinter der betreffenden Silbe eintritt oder nicht. Eben- sowenig ist;..es gleichgiltig, in welcher Vershebung die gelängte Silbe steht. Es wird sich herausstellen, dass gewisse Hebungen ganz hefrWTagend betheiligt sind, vor Allen die, welche un- mittelbar vor den Hauptcäsuren stehen. So wird ein neues entschuldigendes Moment hinzutreten. Bei der Erörterung beider Gruppen werden Avir die Reihen- folge einhalten, dass zunächst die auf einen Päon primus oder Tribrachys ausgehenden Wörter verzeichnet werden, hierauf die, welche auf einen Antispast oder Palimbakchius endigen; an diese sollen sich weiters die trochäischen und pyrrhichischen Wortformen anschliessen, endlich die spärlichen Beispiele von Längungen kurzer einsilbiger Wörtchen. Zugleich wird auch die Gleichartigkeit des Ausgangs berücksichtigt, und zwar nach der Häufigkeit des Vorkommens, so dass wir die Längungen des Auslautes oq voranstellen können. L Gruppe. Mit Interpunction. Ausgang oq. a) Wörter von der rhythmischen Form ^-v^^^, -_^w, cpöpou avtcTocixevoc, ha xoi ßt'oc; apxtoc eiVj Hesiod. E. 577 HI XT^ctv eTCO(Lö[i,cVO;;, •/; oc yr^piO[j.oc; stc' aypwv Incert. Id. IX 57 HI (Theokr. XXV) £tpY£t £o£!^6ij.£voc, 0 o' £pu/.avö(ovTa yaXtvöv Quintus VII 318 III Kixoq a7:£tp£cioc- caouc ok [j.sv eqr,cy.rtGm Sib. Or. I 67 ITI ■Tcacra aizeipicioq- ahzhq o' £-£v/f/£TO qj.ßpw Sib. Or. I 225 HI Tpwci '/aptCop-svoc, 'J^ve-ps [xa/j^v ot' 'A/atoTc Tzetz. Antehom. 258 HI ■;:X-^^£v avaa/c|j.£voc, £Tr£ßp'.c£v S' cßpqxcv ävopa Tzetz. Posthorn. 332 HL Es entfällt jedoch Maneth. IV 564, wo jetzt nicht mehr geschrieben wird a.^z(j\iosd^(oc , aTpaTrsi^oc, sondern unter Ver- tauschimg der beiden Schlusswörter von Vers 563 und 564 a9£C[j.ocpäYO(;, hoXoepyöq. r.aipoq [xsv A-/;sj,0(jO£V£oc, etecov Suo Y.t(v.oci y' ou^av Epigr. ed. Kaibel 149. 5 IV (Heptameter) 25* 388 Kzacli. 'ApTSfjL'Boc, Tfz'.z, TS, Oor^c CT£ zaJcETai «Ypr^c Kallim. IV 229 IT a'o6p.£vOi;, ox" xnXxiq ci:X(ov ye^z^\ diq ir^ezoi^zi Oppian. Hai. I 578 n 'üy.iavö;, öo-^p vevsai? Tiavtecct T£TU/,Ta'. Orph. Fragm. XVIII 4 (Mullach I p. 176) II äöavaxo;, Ott oi vabv [xr^av e^aXaTraqsv Sib. Or. III 302 11 Die Handschriften F L R haben die Füllpartikel 6'. äOavaxog, cc« TrsTrpaV.Tat cs'.AoTat ßpoToTc.v Sib. Or. III 758 II \pyJ\oyoq- s'rrscüv 31 /.aATjv ©äT'.v cij/, SkI y.aXa Anthol. Vll 352. 5 II ' (TetiJioöso;;, o -iraTpaq oGioq ©w; Epigr. ed. Kaibel 539. 1 II schon früher erwähnt) auTap 6 0£^a[j.£vo?, '6':z Zr, y.ay.bv s\y\ £v5v;t:£ Hesiod. E. 89 III TocEJ? t' av-töcc;, "^o' "Is'.-oq oJ^oc 'Apr^c? Hesiod. Fr. LXX (Goettl.-Flachs = 130 Kinkel) 4 IH > Flach Avollte wegen des F im Anlaute von "lotTOi; — avx'IÖEo; 10£ Fi(tlTOC. acTY;p äp^aXio?, u-b ßaay,ava) o(ji.|j,aTt 6paÜ£'. Maneth. V 45 III u)? Etpat' £ipc|ji,£vo;' 5 o' a[ji.c(ߣTO oToi; X)ouc7t7cy(; Qiiint. VH 182 m TfiJ.oq c' 'Heacoc, ö«; ä7:£iptTov aiöipo" t£[ji.v£'. Orph. Arg. 305 HI So istj wie oben erörtert ward, wahrscheinlich zu lesen, statt des überlieferten xbv a. — -riijLviüv. cwTYjp äOavatoc, äv [ayj 0£bv '.Xa^r^cOE Sib. Or. I 167 III ^oXo'/ GT£iXä(ji.£vo?, £'j:£'.y) y.ap.£v r,[j.aGt •::oaXo^ Sib. Or. I 238 III cäpy.a; Su(7a[j.£vo^- 'Aßpaajji. 5' autbi; i^Eva^ y;^£i Sib. Or. H 247 III [xr/J' to? o)y.u|ji.opo>:, tva ^(r,pdaoL'jzi ot ttoXaoi Epigr. ed. Kaibel 303. 4 III. b) Wörter von tribrachyscher Messung: ■/;vsp£r, Trijjvs;- vi C£ 7:t.7.ix) (ojxov k'pEicEv Apoll. Khod. A i 1198 Hl i Vgl. Hom. TÖ) rdc'Xioz, £ä; vy)a; i2 295 und die Phrase v^vop£rj Z'CT'JVOC (-) 226. £GT'. C£ t;; ~oia[;,b;, jt^ätov •/.ipac 'L]/.£avoio Apoll. Rhod. A 282 111 ;'j 7a;j.o;, SU OavotTsc, s'j -pä7£'.;, c"jc' aYopa'lJ.ci Sib. Or. II 329 JU sbv (TT'JY-O'J^' E'Sacpoq, 5"'. oapp.x/.(-/;v ETrcOr^ca? Sib. C)r. \' 164 III /pjGSj;, r, XiO'.vor, •?(/äXy.£o;5 Jj ■:;-£ tcoü goi Sib. Or. VIII44I1I ^ Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 389 A'.;j.b^7.a:; -öas(xoc * «ijTap ßacXsTc ;A£Yä6'j[ji.ct Sib. Or. XI 211 m y.a: t*>u' o'jt 'A'.co;, oj":' "Apeoc, spva B' "EpwTO(; Anthol. IX Hermann wollte 'A(o£w, Jacobs oj-' "Apsox; siix' "AtSo; ohne Xoth. ywpl; t;0 AXiob; Z3:':£pcc, oO I/co y.aTx vjisTpoc Epigr. ed. Kaibel 502 a. 9 IV. ci Wörter von trochäischer Messung: o-jv. cTc;" 'iiioi -^ip z\ tcav SjDy.a'0£7.a cw-e; Qiiint. IX 63 II Vgl. Hom. O'j-/. oTs;, aixx tw^c Aecvtsu? s^oc 'Apr,oc B 745 11 Iqxk [jl£Ax; y.'.7T:;, eir:' ä'pLZSAoc a •{K^'/:jy,'xp'::':jC^ Theokr. XI 46 m |xy;v l/zäTwv TrpwTOc* c Ss Seurspoc auAay-a Tsjjive'. Anthol. IX 580. 1 m Brunck c ::pwTo: • 6 BsjTepoc, aber Bs darf nicht fehlen-, Dübner bemerkt hiezu: ,7:p(Ij-o; distinctionis vi akeram produ- cere videtur', was zwar nicht allein als Entschuldigung für die Längung dienen kann, doch aber nicht ohne Bedeutung ist. uffTOTOc ecö' aYiwv y.a-.ps;, ot£ -auTa 7t£paiv£i Sib. Or. V 431 IV. d) Pjrrhichische Wörter: £'r/£v ä'/oc, £V£y.a ßpoxou dvEpo? ^^.r^^Qo-^ c'jvfj Hom. Hymn. IV 199 H Hermann wollte £sx' ^ixc;; :'jv£y.' äpa, wogegen die Note Bau- meister's p. 265 sq. zu vergleichen ist. £v9a vo-oq, £vö' supcq, OTy) oopsYjct 6aAÄ7Ja KaUim. IV 194 H 6^Au Ysvo?, wyovTO zpc? outoj? äyF''^'- ^''^pe; Or, Sib. IH 137 n T£xva ziOoc, äcppovTti; tkcli.c, ßto? ' al V£3r/;T£; Anthol. IX 360. 7 H y.al -p'.y.ap'/ivov spo?, 061 to: cy.£-a; 'E*f/.£Aaoo'.o Oppian. Svr. K}Tieg. I 273 ni ojx £ap, cu/l öepoc, oü X£'.[xti)v, ou [j,£T6-wpcv Sib. Or. H 328 IH = Sib. Or. m 90 iri = Sib. Or. Vm 426 HI va'£T' av' i'y.pa ttsa-o;, avaOwv iJ.£A£r(^p.iV£; Ep^wv Anthol. IX 569. 4 m Cod. ävx/.pa7:oAY;oc. Plan, ä'/ ay.px -iA'.sq; wir reihen die Stelle unter die Längimgen bei pyrrhichischen Wörtern, da TJCA'.c; zweisilbig mit S^Tiizese zu lesen ist. Vgl. Hom. Iz'i li 390 Rzach. T'.c Tpoxaco'.öe xÖAto? «'Xclia -/.oXwvy; B 811. Es ist daher Stephanus' xöAöj; (das Dtibner billigt) unstatthaft. oug ecacoas Oeo^;, oTi ßoußpwcxtt; xaxa valav Epigr. ed. Kaibel 793. 3 m v^At'ßaTov TO'^iJ.Yj/.S!; opoq' 'Apapax Se /.aXetTai Sib. Or. I 262 IV aXV] 5[t'] a[7:]Yi-7^0Y;v xb xsXoc;, 8 lest xoxs [5]c'jvat Epigr. ed. Kaibel 522. 8 IV. Durch die Stellung in der III. Arsis des Pentameters erscheint eine Reihe von Fällen entschuldigt, und zwar Theognis dpyc[ji.cvoc, ouo' 2 (vgl, übrigens Hartel, Wien. Stud. 12) Anthologie Advos, acTTcpoxr^ VIII 9. 2 Tpr,-^6pioq, ou [xsva VIII 13. 6 •/.•r;o£|J.6voq, w iJ.ay.ap Vm 16. 4 Tcaxspoq, S)pio? VHI 22. 4 ßo6?, sW IX 148. 2 xb xx/oc, ouo£ XVI 53. 2 Epigr. ed. Kaibel |j.eA£o<;, oux, ave-etae 603. Gramer Anekd. Par. IV r/w y.epBo;, iv xsp l/w p. 339. 24. In der Thesis längt Tzetzes den Ausgang oc in YJXtxiY) x£A£Y), «'.A6xiiJ.oc, 'QG-j'/ot; «uxwc Posthom. 367. 4 Thes. vor bukol. Diärese. Ausgang ov. a) Wörter von der rhythmischen Form ^-^ — w, — ^^^: Ä'iv a£^6[Jt.£vov 0 o' apa c:x£va-/ovx'. £wx£t Quint. X 202 III ajXfflOTEpov, IxExr,? qe'viöc, xs xoi £v0a5' Ixavw Apoll. Rhod. r 987 ri L hat hinter a{j.scx£pcv von zweiter Hand ein 3' eingeflickt, das sich auch in G findet. aOavaxov, äypt y.al Oaväxou xbv a^fC^va xotoust Sib. Or. II 47 II Einige Handschriften haben die Füllpartikel x' hinter aOavaxov. SwBixaxov, £y.6|ji,ic7a£V iq 'EXXaBa /puasa p-YJA« Anthol. XVI 92. 12 II . cüxw v'j[j.cp£{cu OaXxfj.cu y.at xasxaooc wpr^c; Y£uca|x£V2v- äO'.Yrj? S' eXiTCOv «pao? tqsXio'.o Epigr. cd. Kaibel 521. 3 II _ Kaibel: ,male correxerunt vsjcaiJ.svr^v. — epigramma enim olim in virginis sepulcro scriptum nunc in iuvenis usum con- versum est^ •Iq xoAov (so und nicht xöAtv ist zu schreiben, vgl. die fol- gende Stelle) oijpaviov, o?y.ojp.£vty.b; §£ x£ Tcäctv Sib. Or. II 40 III DjeHandschriften FL R haben fälschlich hinter oupav.ov ein y'- ■/.OL'. xÖAov ojpavicv. axap o'jpavio'. (p(i)(7xf,p£; Sib. Or. II 200 III Neue Beiträge zur Technik des nachliomerischen Hexameters. 391 xat ;^v aOavatov, aiü>',''.ov siJ^posuvYjv re Sib. Or. III 770 III xjTap 6 Kataapcov, eptxuBea u'.a to/.y'jwv Anthol. VIII 85. 3 HI "Ey.Topa [ji.upo|ji.£vov, t^uv y^vov, aaTuava/.Ta Tzetz. Hom. 297 III b) Wörter mit tribrachyscher Messung: a ot; lav /.'jxccov, o KSAcq tocv xT^^: B'.{t)/.£'. Theokr. X 30 III xojpisiYjv aXoy^o^ij yjv oy) Tcopsv ev OapaSsiao) Sib. Or. I 30 HI ©eü^ovta'. 5' cxaTÖv, £'.<; S' auxob; TravTxq oAsacst Sib. Or. III 533 m. Dagegen entfällt nunmehr Manethon V 245, wo nach Axt- Rigler richtig geschrieben wird: sjYpx;j,jxcv rj.rjxz^i -z b» Yjjj(,vac7ici^ t' l'c7;v 'Ep[ji.f,. Gerhard conjicirte Lectt. Apoll. 117 tzcvjtov, /.xl YU|xvaa! Bs'jTspov *Ep;j.7;v. Ebenso ist corrupt Sib. Or. Xm 157, wo Alexandre ißBotxaxovT' aptöfxsv, o ce TptxäTOu apiÖjAoTo schreibt; ich vermuthe hier k^Zz^ay^ocizv ap'.6;j.6v (wie Tp'.TaTcu apc6,aoTo), wodurch das Metrum in Ordnung gebracht wird. Wegen der Form des Zahlwortes mit S statt -q vgl. XU 96. ißco[j(.ay.ovi:' ap-.öy.cv. c) Wörter mit dem rhythmischen Werthe — — —, — — : Aifjibv atapT-r;pöv, oTuötav GTapvo'.G'.v c-/.r,Ta'. Quint. IV 67 m ouos TrapaiTrjTov, ouo' si Aib; sV-^ovo'. sTsv Oracc. ed. Hend. 77. 6 m S(; A£X°<; sjcupw-ov, oöt Trep xapoc scy.sv ävaxTt Hom. Hjnm. IV 157 m' Mit Recht behielt Baumeister das handschrifthche c6i gegen Hermann's -261 bei. d) Trochäische Wortform: LYjT^swv Aacv. ZV a7:o)A£cr£v Aacupioc xAwv Sib. Or. II 172 HI. e) Pyrrhichische Wonformen: tpT,yjjv 3pov, aq aÜTol aY^vsov av-'.TriprjOsv Apoll. Rhod. A 613 II To^oßaTTjV T£ Tpäyiv sTTi B' auTtö v.üSo? 5Trr,C£T Sib. Or. XHI 169 m Tr,p£T-r£ Tbv ifv-a 0£cv, s; -ävT« 5'JAa:;c7£'. Sib. Or. HI 33 IV ;j.£A'i^aT£ [jf-oi /6o)v 7:äja 0£cv, ice vo'jvaC£j6£ ApoUinar. 65.6 IV. In dritter iVrsis eines Pentameters steht die gelängte Silbe in der Anthologie oux cXiyov, £v6aB£ VIII 112. 4; •jrAiov, £• cl» -AX^na Vm 196. 4; caivqv, £5p£o XVI 372. 4; Epigr. ed. Kaibel siATpov, a AiOos 299. 2; £c 'Hauc.ov^ aÜTb; äva^ 511. 2; Gramer Anekd. Par. IV p,j6ov, ouBk (pXÖY£c p. 288. 24; iv. -0 7:A£0v, ai-': Ba'.-J|J.cva;, olaiv f ösoc ^(xaöq t£ taoo'j ts Antliol. XIV 137. 3 II Jacobs ToTffiv ve Oso;, in den Add. fort. oxau[j.6va(;, Osb; olciv ci;.ou Ba-.T.j Boissonade oTctv Saip-wv ohne Besorgniss wegen der Längung; diese Schreibung ist jedenfalls die einfachste und auch wegen des Gleichklangs mit BaiTuixöva? und cat^i; empfehlens- werth. Hiezu kommt o'j (JiävTSK;, ou oap[xay.£a(;, ou [xyjv stcocoiSoü? Sib, Or. III 225 IV Denn so muss statt ooLp\iä-/.o'jq mitDausqueius gelesen werden. Es hat dagegen zu entfallen aßAaßsa? t' oawv ts StsuÖuvTr.pac; ev cXßw Maneth. IV 106, wo das durch den Sinn verlangte x' von Koechly rührt. Her- mann hatte Orph. 716 aßXaßswc vermuthet. b) Wörter, die einen Tribrachys darstellen: Beide Stellen, die hier anzufiihren wären, sind durch an- nehmbare Conjecturen beseitigt: TTÖpva; 7.7}. zp'.'^dooiq^ avSpocrrpcc?« epva xsAousac Maneth. IV 358 Diese ältere Lesung corrigirte Koechly durch die Fassung ■AOL', -cpva? -cpcßäoa; x' (in der grösseren Didot' sehen Ausgabe schrieb er v.xl [xa/Xäoac; tpißaca? t' mit Versetzung des Tropva«; in V. 357); Hermann Orph. 716 conjicirte zcpvac t£ xptßaSa; t\ In oi-Axp' oXo5up5;j,iVO'. vovsac, £v ©apeci capy-a; Sib. Or. II 159 IV hat Alexandre richtig /.«i statt ev geschrieben. c) Trochäische Wortform: ■m\ ßia:, £7. t' apvwv äpvaq, a?Ywv ts /ii.».äpo'j; Sib. Or. III 747 IV. d) Pyrrhichische Wortformen: Or//,£ x£pac- £~£t ojT'. 7:apo{T£pov joaxt valev Apoll. Rhod. A 1146 II cbv 0£ y-epa:, 'Ax£m7)£, cV r,[JLa7'.. vüv 0' aixa T:avx£<; Anthol. XIV 133. 7 li •>Ij.£T£pa<; £Va£'W ßöa;, ohV äXXov czw^a Hom. Hymn. III 310 IV 0); cüy. o-y.ao' EAajca ßöa?, &? oXßioc el'riv Hom. Hymn. III 379 IV an einer interpolirten Stelle. o'a'S' oXov xb piXaOpov. £y.ai;, ly.a;, 03xt; aXixpöc Kallim. II 2 IV. > Neue Beiträge zur Technik des nachliomerischen Hexameters. 393 In ^r dritfen Hebimg des Pentameters steht die Silbe in Anthol. -/apiTag, dq xevov IX 120. 2. Keinerlei Längung liegt vor im Eigennamen MsXa; bei Apoll. E^ody^Tw Sl MeXa?* iiik c' aÜTcv B 1158, ebensowenig bei Dionysios'Perieg. evöa MsXag, 56-. Kpaöt; 416, da der Ausgang aq hier ebenso wie im Adjectiv yAXcxq durch Ersatzdehnung lang ist. In der Thesis ist eine Längung erst zu einer Zeit möglich, wo bereits die metrischen Gesetze aufgelöst waren: ävBpa?, Ol B'jt^avTo? iSoc y.aTavaisTaouatv Oracc. ed. Hend. 212. 3 al'Bso 5' Oupavicüvag, et nepl ^avO' opowct Tzetz. Hom. 329. Ausgang tc. a) Tribrachysche Wörter: ec TOTov 9; zdvaxsi;, v^ xacTopos; o'jaoov op/cvNikandr.Ther. 565III Die Gronow'sche Lesung in Maneth. VI 100 zhxpaoiec, o^ToffO'.Gtv (vgl. Spitzner de versu Gr. her. 42) ist jetzt beseitigt, da richtig ein 0' eingeschoben ward. b) Wörter von der Messung — — — , ^w_ — ^^ _: avTtTcapacyovTEi;, «uTap S' öooi r}T:eiBr,iT/ Sib. Or. 11 276 III Tvjp S' eztxai'ovTs^, krJ. t' öD.iptTa Asuy.a Ojcvcsi; Hom. Hymn. II 313 m = Hom. Hymn. II 331 III Die früher beliebte Schreibung bei KalHm. IH 81 Küy.Xw- zec, r, {AOL V. K'jBwviov si o' cr;e t6;ov hat der von Meineke con- jicirten Fassung Kjx.Xw'äe? 7,-^jjloi v. Platz gemacht, welche zweifels- ohne das Richtige getroffen hat, da die besseren Handschriften r, -/-[AO'. V. K. bieten und r, und y. in denselben leicht verwechselt werden. Ti(ji.ü>vT£5, oca xevxe ßpoTol y.E^ecspcv. ßouA"^ Sib. Or. HI 590 II ocaa T£ Ooi'vtxs?, Aiyütttio'. r^os Aamoi Sib. Or. IH 597 ITT öoivY) xv'.ccouvTe?, o)(; xoTq Biet? vey.usac.v Sib. Or. VIH 384 IH. Von Längungen in der HI. Pentameterarsis sind zu nennen: Anthol. eyjiiq, ouSev XII 216. 2, Gramer Anekd. Par. IV XtßaSc?, opvea p. 316. 12. In der Thesis längt wiederum nur Tzetzes |j.'jpc[ji,iVot, yostj)-/- Ts?, avepsq -^Be pvaTy.s? Hom. 454 in 3. Thesis, wobei der Vers durch die Interpunction in zwei Hälften zerschnitten wird. 394 Rzach. Ausgang SV. a) Wörter von der rhythmischen Form — - - ^ : e/.TExay.cv, opiiov ck zpi[i.et. ßaat; svSoÖt 6ujjlw Orph. Fragm. II (Mullach) 32 II In der sub I edirten Fassung lautet die Stelle zavxoSsv hrAxT/.vi (y.cipa oe^'.TspYjv) r.zpX yap -rpejxst oüpsa |ji,axpa. Setov tzTr' oupavoösv, a'j-ap a(Go;, r/Os yi\oi.^a Sib. Or. III 691 III wBs [jiv £9psv££v, IttI o' app-aTi o;£a /.Xäuwv Tzetz. Posth. 303111. b) Tribrachysche Wörter: e(q i£ (fowi; oiftx^^ev, aptaY][ji.a tö ipya t£tu/,to Hom. Hymn. in 12 m il Zk [).dV ohv. eOsXev, aXXa axepewq axeeraev Hom. Hymn. IV 25 m Hermann vermuthete eOeXec/,' ; doch richtig bemerkt Bau- meister ,excusationem habet productio idoneam et caesura et interpunctione' ; ausserdem ist die Längung von sOeasv durch das erstangeführte Beispiel gestützt. Sc'.p^ |j.6v TTupösv, öilr^ Y£ [jLsv Eiaaio [xop^r^v Nikandr. Ther. 748 HI So die Handschriften. Spitzner, De versu her. 40, und Meineke, Anal. Alex. 44, vermutheten lujpcev/, was Schneider in den Text aufnahm. Allein obzwar sich derlei Missbildungen im Neutrum der Adjectiva auf tiq anderweitig sicher nachweisen lassen, so werden wir im Hinblick auf die Interpunction nicht von der Ueberlieferung abweichen, da wir bei Homer dieselbe Längung finden : tt'j^'.vov c|j,a;aA6£v, £u o?-/^y.£ao-iv apvjpc? Q 269 HI. oüy. iyßkq ^(iyo^ev- oüy. f,\j.'x-:o(. [i.ay.pa |j,£pi|j,vY)q Sib. Or. VIII 425 HI. c) Wörter von der Messung -^ : TTf] TOÖEv aü^TjOev; 0U-' £y. [ir, ovxo? £0(C(o Parmenides 63 III. d) Eine Längung bei einem pyrrhichischen Ausdruck wäre vorhanden in der früheren Fassung von Quint. V 524 ■Aai \).VJ dcTrävTwv T£ü^£v ävoLcioLV £IJ>£V, CGGiti^/ oi'fOL Swp.a Y'jva'tx£;. Hermann schrieb hiefiir Orph. 714 y.ai [xtv avascav j T£üq£v iizchnor/ £{^,|^,£v, oaoyf xta. Koechly Y.ai [uv £'t£uH£v | TzdvxiO'f £[j.[;.£v avascav, oceov ava $(T)|j.a •^w^oüif.eq in der kleineren Ausgabe, während die grössere y.a- [ivt ä'va^oav | Tcavxtov e\j.\).iv £T£u^£v, oaojv xxX. bietet. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 395 In ^er dritfen Hebung eines Pentameters steht die gelängte Silbe in der Anthol. ÖEiOev, öig.oc VIII 174. 2, Epigr. ed. Kaibel zv'.caov 'j'TTwps'.av, \j7:o 5' eBpajj-cV atTciÖev spxo? Theodotos 9 III. 396 Kzach. Ausgang tc. In einem trochäischen Ausdrucke : a:p72;j.£VY;v auOic' sffCYj oe ipoooc T.=p\ ^rav-tov Sib. Or. I 198 III. Wenn wir die Ergebnissse zusammenfassen, so lässt sich über die Art der Verwendung kurzer consonantisch auslau- tender Endsilben als metrischer Längen vor Interpunction bei den nachliomerischen Dichtern folgende Observation machen: Die Längung darf nur in drei bestimmten Versarsen statt- finden und zwar erweist sich die III., da si vor der Penthe- mimeres steht, als die kräftigste. Ihr gehören von 101 Gesammt- fällen nicht weniger als 65 an; als wesentliches Moment zur Entschuldigung der Längung tritt hier zur Interpunction die Hauptcäsur des Verses. Sonst ist jene nur noch in den beiden Hebungen gestattet, die auch sonst als besonders geeignet erscheinen, kurze Endsilben zu längen, nämlich die II. Arsis mit 23 Fällen und die IV. mit 13, bei welch' letzterer die Hephthemimeres als Hauptcäsur mit von Bedeutung ist. Es ist demnach das Verhältniss der drei genannten Vershebungen bezüghch ihrer Fähigkeit, die Längung zu ertragen, in der nach- homerischen Poesie wie 5:2:1. Bei dieser Berechnung sind alle zweifelhaften Fälle unbeachtet gebheben. Auf die verschie- denen Ausgänge vertheilen sich die gelängten Endsilben in folgender Weise: Vershebung Im Ausgang ^^ ^^ ^^ ^^^^^^ o; 31 11 5 47 ov 14 5 2 21 a? — 3 5 8 h; 6 1 — 7 £v 7 1 — 8 IV 5 2 1 8 av 1 — — 1 '' • • . . C - - 1 Zusammen . . 6.5 23 13 101 Es bleibt ausserdem auch die rhythmische Form des Wortes zu beachten, dessen kurze Endsilbe die Längung erfährt. Wir finden vier Hauptgruppen, und zwar 1. Wörter mit tribrachyschem Ausgange, 2. mit palirabakchischem Ausgange, 3. trochäische und 4. pyrrhichischc Wortformen. Nene Beiträge zur Technik des nachhomerisclien Hexameters. 39 i EijJ^ilbige Wörtclten sind von der Längung vor Inter- punction total ausgeschlossen, der einzige Beleg Apoll. Rhod. A o26 ccp'.y. m II. Arsis ward oben besprochen. ^.^^ 1. Gruppe. Wörter von der Form ^ — - -^ ^ zählen wir 8 mit der ge- längten Endsilbe diu'chweg in lEE. Arsis; von der Form ^ ^^ ein Beispiel in der IV. Arsis; von der Form - ^^^ 17 Fälle mit Längung in III. und 13 in 11., einen in IV. Arsis; einen reinen Tribrachys repräsentiren 16 Wörter mit Längung in m. und 2 in Y^ . Arsis. 2. Gruppe. Die Längung der Endsilbe erfolgt bei einem Worte von der rhythmischen Form — -^ ^ in III. Arsis; bei zweien von der Form ^ ^ v- in HL. Arsis ; bei drei Ausdrücken von der Form in III. Arsis ; bei palimbakchischen Wörtern ( ) 6 Mal in HI. und 1 Mal in H. Arsis. 3. Gruppe. Diese bilden die trochäischen Wörter, von denen 5 in III., 1 in n. und 2 in lY. Arsis in der Schlusssilbe gelängt werden. 4. Gruppe. Bei pyrrhichischen Wörtern erscheint die Längung der Endsilbe in allen drei hiezu fähigen Hebungen gleichmässig je 7 Mal. Schon durch die rhythmische Form des Wortes muss die Längung entschiildigt werden in der 1. und 2. Gruppe, welchen 58 -j- 13 =: 71 Fälle angehören, d. i. mehr als zwei Drittel aller. Von den 29 Beispielen der 3. und 4. Gruppe finden 21 eine Entschuldigung durch ihre Stellung in der Penthemimeres oder Hephthemimeres. Da aber auch von dem noch übrig bleibenden Reste Apollonios A 1146 O^z-s xspac • ir,d ausser durch die Stärke der Interpunction auch durch homerisches v^ vautYjcj T£sa? Tfi cxpatw A 76, Kallimachos IV 194 svOa v6to;, IvO' sjpo; durch die Anaphora, Quint. Smyrn. IX 63 ouy. oToc;- '6.\ia durch 398 Rzach. ein dircctcs homerisches Muster (B 745) eine Erklärung findet, so ist hei hlos 5, und zwar pyi'rhichischen Wörtern die Län- gung niu' durch die Interpunction allein entschuldigt, wobei jedoch ihre Stellung in der Trithemimeres in Anschlag ge- bracht werden muss. Eine Längung der kurzen Endsilbe in der Thesis gestattet sich vor Tzetzes kein Dichter. Fragen wir nach der Häufigkeit des Vorkommens dieser Art von Längungen bei den verschiedenen Dichtern, so ergibt sich das bezeichnende Resultat, dass von den sicheren 101 Bei- spielen, welche der nachhomerische Hexameter bietet, 41, also volle zwei Fünftel auf die Sibyllinen entfallen. Die unge- bimdene Art und Weise, mit der die Sibyllisten in metrisch- prosodischen Dingen verfuhren, ist hiedurch deutlich charak- terisirt. In keinem sonstigen poetischen Producte erreicht die Zahl der Längungen die Ziffer 10. Von den besseren Dichtern sind mit 5 oder mehr Beispielen nur betheiligt die Homeri- schen Hymnen (zusammen) mit 9, Apollonios Rhodios mit 6 und Quintus mit 5 Belegen; sonst enthält nur die Epi- grammendichtung (Anthologie und Epigrammata ed. Kaibel) zusammen 15 Fälle, der Rest ist auf einzelne Dichtungen zer- splittert. 11. (Jruj)pe. Ulme Interpunction. Die gewichtige Unterstützung und Entschuldigung, welche die Interpunction für eine Längung abzugeben im Stande ist, kann aber auch ganz fehlen. In diesem Falle ist der Erklä- rungsgrund derselben in der Stellung vor der Hauptcäsur und in der rhythmischen Form des betreffenden Wortes zu suchen oder auch in dieser letzteren allein. Gilt doch dieser letztere Umstand ja auch für die Längung des Anlautes wie z. B. in iO-zvÄTc;, ay.ä[jLaTOc, oLziXa\j.oq (Hesiodos E. 20), oder in aTroveovia'. Ini Ilumcr und Späteren, wie Aratos 1032, Quintus VI 606, a-ovescOai Homer E 763, Quintus I 708 IH 262 XII 278, a-o- viwvTÄ'. Quintus VI 446, aTrovsov-o Quintus XIV 257 u. a. Manche Wörter fänden eben ohne die Möglichkeit der Längung keine Stelle im Hexameter. Nothwcndigc Bedingung ist hier natür- lich mehr als anderswo, dass die zu längende Silbe in der Arsis Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 399 stehe. Ni^ht alle* Arsen ecweisen sich aber als gleich geeignet, die Längung zu tragen^ ebensowenig wie es etwa gleichgiltig ist, ob das, betreffende Wort einen Päon oder einen Pyrrhichius repräsentirt. Auch die dichterische Individualität darf nicht ausser A^if gelassen Averden: im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die nachhomerischen Dichter von der in Rede stehenden prosodischen Erscheinung massvollen Gebrauch gemacht haben; für die grosse Mehrzahl der Beispiele lassen, sich homerische Muster beibringen. Eine hervorstechende Ausnahme bildet auch hier die Sibyllistenpoesie, welche in ganz unverhältniss- mässiger Weise eine grosse Menge solcher Längungen zuge- lassen hat. Mit dem Auftreten des Reformators auf dem Ge- biete der hexametrischen Dichtung, Nonnos, verschwindet die Fähigkeit der consonantisch auslautenden Kürzen, gelängt zu werden, vollständig; natürlich beobachten seine Schüler (mit Ausnahme des freieren Apollinarios) dieselbe Norm ; erst Tzetzes sagt sich von jeglicher Regel los und lässt Längungen sogar in der Thesis zu, wie wir dies anderweitig bei ihm schon gesehen. Einen Vorläufer hat Nonnos an Quintus Smyrnaeus, bei dem zwar, wie früher gezeigt worden, unter Beihülfe der Tnterpunction, durch die eine Pause im Verse bedingt ist, kurze consonantische Endsilben noch (wenn auch nur in wenigen Bei- spielen) gelängt werden können, ohne dieselbe aber niemals. Die scheinbar vorkommenden Fälle sind Corruptelen. Dieselbe Norm beobachtet Oppianos, der Verfasser der Halieutika, während Dionysios der Perieget wieder nur vor einem Eigen- namen eine einmalige Längung zulässt , gerade so wie Maximos. Li der folgenden detaillirten Darstellung der einschlägigen Beispiele ward die Anordnung nach den einzelnen Ausgängen 0?, 07, £;, £v, ar, av, >.?, >.-/ und ap festgehalten; innerhalb einer Gruppe sind dann wieder die einzelnen Fälle nach der rhyth- mischen Wortform und der Stellung in den verschiedenen Vers- hebimgen geschieden. Ausgang 04. a) Wörter von der rhythmischen Form ^--^, ^-w_~^, oj^bv v7;£pßa'!va)v 'j'hr^peiio^ xr.co'.o Hom. Hymn. III 23 V 400 ßzacli. Xetpl ßiY)c>ä[X£V05Y]£ xTcpw Tt oLTzo ßüßXou Nikandr. Alex. 362 III. Nach den Handschriften wäre auch zu nennen vajxa [leMGZoqiot; äto •JcexpYji; ["/jS' axb lojv^,;] Sib. Or. V 281 III Hier hat jedoch Alexandre richtig (xsAtffTaYsouc' mit Bezug auf -/öcov im Verse zuvor geschrieben. £<; aioq ad^ a<5r/.£cO£, ouayjAEYeo? «Tcb 0£C[jloü Hesiod. Th. 652 V iXTZöy.e'foc [j.£T£'::£t':a ■;:oAUYAaY£0(; evtauTOu Arat. 1100 V ?6uvTr;p ^'(•A.a'.Qq oL7.r,'/J.\).zwoq aY6p£yc£v Apoll. Rhod. 1 1260 V •joaxa otvYjivco? a[j,£'j(;a(;.£VOi; 'AOjpao Euphorion Fr. LXX V £v [).h ^(xp (X'jsAoTo v£oij o^uTspotc. BaiXÄGca|j.£v:(; ovüysffciv Oppian. Kyn. I 524 V, emendirt von Hermann nach Arnaldus in (rucvjycaciv, das auch III 232 vorkommt (Orph. 712). A?Gov{3r„ V. i).t ToioT:^. r^ocpaiadixi'/oq ipzdvv.q Orph. Argon. 98 V Gebildet nach der Formel '::apa'.©a[j,£VGi; ii:ie:savi Hom. Ilymn. V 336 und Orph. Argon. 767. 774. 1098 V. Beseitigt ist jetzt die ehemalige Lesart in t(o o' auTto y.xl TTpöcöev aYocAAÖixcvo? £7:1 Swpo) Orph. Lith. 7, wo seit Tyrwhitt mit Recht a.you'Ko\).tfo\iq geschrieben wird. y.ot.'. 'i'zz o-ri toi NCöz gc /.aioTaxoq avOpioTrtov Sib. Or. I 280 V 7/<;vwvo; Tapr/.o'.T'.v McjA'.avb? \\p'.äcvr,v Anthol. XVI 69. 2 V X'cnmlasst durch das Streben nach Uebereinstimmung mit dem ersten Verse des Epigramms: Z-/^vo)va r^zoV.oipyoc, 'louAtavb; ßauXr^a. 'Vj/ä; £/. OxvaTO'.o TavrjXEY^o; a7C£p'j^at Apollinarios 32. 38 V Vgl. Hesiod. 8urr,X£Y£o? oltzo ^zü\>.o\> Th. 652. Ausser Betracht muss der unvollständige Vers Quint. XIV 121 bleiben: ~oT; li ti? £v |ji.£c<;otctv £'7:taTä[X£vo<; Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 401 i Hoifterische Vorbilder für die erörterten Beispiele sind für die Längung in III. Arsis 'Xyacdvdoq AüvYj.aSxo B 624, für die in V. Arsia a[^.ii'I/ä;j,£vo; a7:£7:£[ji,!L£v w 285. fjpxii-.y>q fAewv yj.yßr, iparri oCki-r,v. Hesiod. Fr. LXXVII (Goettl.'^S^h 3 =r 137 Kinkel) 3 II aXxuövoc a/J.r,c, r,i:z xvwffffsvTc; 'j7:£pe£v Apoll. Rhod. A 1096 11. Schon früher ward berühi't vu/.-:'TC3Ao? 'E/.xrr,, rr,v-z. vXiiojai Kpa-at-.v Apoll. Rhod. A 829 11; ebenso die Längung 7:ajc7a[j,£vo; spfot:, -s z\ '^.i'cx. yjpch IV.eito Incert. Idyll. IX (Theokr. XXV) 2 H pYj^aixevoq OüptrjA [xr^a; x-^^tkoc £u6b ßaA£T-:a; Sib. Or. 11 230 11. Nach der Ueberlieferung wäre auch anzuführen yvji\).vfoq r/.£p3:jcr£, y.al a£pt [i.i^vf au-:[xa; Sib. Or. 1 14 11, doch hat Alexandre wahrscheinlich gemacht, dass x£ua[j-£vo'.? = xu6£Tcrt zu schreiben sei. TXy;t:öX£[ao? o M'jpe-jq 'Ep;xav as£TY;ptov lpij.a Anthol. IX 319. 1 n = Philoxenos Fr. 15. 1 £u^a[A£voc av£6r;/.a Tsvlcu £i-/.6va gcij.vy-v Epigr. ed. Kaibel 840. 2 n (= C. J. Gr. 6810) 'Ap-:£[j.'.Bcc: '.£p£'.av TaypozÖAoto (7£Xr(VY;(; Tzetz. Antehom. 201 11 'ItutcoÖoo; 'Aväewv t£, IIoAiTr,? A-ri'osßö? t£ Tzetz. Hom. 448 11 CTCXwg (xvwöp.Evo? £V.i£? 'A^avioa xoüpvjv Hom. Hymn. 11 31 III dvsp'. £?56[X£voc; aiÜYiw t£ -/.pa-zpü} xt Hom. Hymn. II 271 HI. Vgl. Hom. av£p'. £?ca|j,£vcc ai'C'lw T£ y.paTspw 7£ 11 716 y.Ttpix /,a Tp'.TT-dXcij.o? ayaöäv £BiSarA£-:o xr/vav Kallim. VI 22 IH Vgl. T/.r-SKtiioq 6 Mupe'jq Anthol. (Philoxenos) IX 319. 1; Wernicke's ca6£av daher unnöthig. S)q ©ato Xts(j6|i,£vo; aScvY) 07:{. Tat S' iXda'.pov Apoll. Rhod. ^ 14S2 IH TW ;j.£v t' Eußpayjoc ai!/'.v6tou oX^oq ipü^ct Nikandr. Alex. 298 HI £? o£ x£v 'HsX'.oq cX'vac [xotpa? I/yj acTpwv Annubion 11 (97) ni (Koechly p. 117) f, Xiq Taupooövoc -.spiTpo'/sv ap!j.a TtTa'V£i Orph. Hymn. XIV 2 in nach Hermann's Herstellung. ifiqt'. 0 r,zp:oq zTcl abv SaTroq, wcrT£ /aXaCa Sib. Or. V 92^ HI Sitzungsber. d. phil.-hist. €1. C. Bd. I. Hft. 26 402 Kzach. TOÜTWv V OsTaT'.oq ap^sc Scxatou a.pS\>.zio Sib. Or. XI 266 HI [jr^TM yEucd'fj.z'foq f,^r,q wA'.cöov ic 'AtBo'j Epigr. ed. Kaibel 587. 1 III (C. J. 6238) Novvy;? a^ö[ji.£vo; ayvbv ßtov, a^eo [xäAAcv Antliol. VIII 65. 1 III zf^ opt/a -zp'hoiiJ.e^oq £A£rf|j.oc:jVT) •/,£yapo{[ji.r;v Apollinar. 30. 14 III ävoiya pvj^afj^evoq epuöpaTov ttoaXocxi tccvtov Apollinar. 135. 25 III Vgl. pr,zi\).vfoq Oupiv^X Sib. Or. 11 230 pr^p'JK'-''^? ^°''' v/;x5[ji.evcq av£;j,wv Cirb pix^; Sib. Or. I 227 IV yip\}.OLia^ ".öic, ok y.ay,öic £'jp[a]jj,£voc ocüva; Epigr. ed. Kaibel 452 c. 16 V (Pentam.) Vgl. £upajj,£vo? lAEcov Hesiod. Fr. LXXVII 3 G. Homerische Muster für Längungen bei päonischen Wort- formen: für die II. Arsis doö\t.z^oc, 'A/.a|ji.avTt E 462, für die III. Arsis v.r:i\>.v)oq aJi^rjO) 0 716, 'AAy.ivocc h^op-fiOxio r, 185, für ^ die rS'^. Arsis '.cTaixEvoq wTpuvEv P 582. b) Wörter, die einen Tribrachys darstellen: •/.al Tpi-raTO? «uTclat 'ApCoq [ii'(OLq £/. Kupr^v^c Sib. Or. XIV 328 II £v. Xasoq 'Ep£ßoui; zz c>TMq~p6)ziz-oi. oäavOcv Tzetz. Antehom. 67 II o)c "Ea£voc £p££cv£ (ieö'jzpcizoc' Ol 5' stsXe'.ov Tzetz. Posthorn. 579 n Tq'^.a 0£ TOI oix'/Aoq alp.opp6ou auTtc svioxo) Nikandr. Th. 282 III ■A-j}. t6t£ hr, /,p6©toc Y]C£[ Acycc; 'r4'''GTOto Sib. Or. XII 32 III y.x'. •;'Auy.£po'j cTÖp-aToc 07:a A£tpt6£acav leica Epigr. ed. Kaibel 169. 4 III ■J; ßob: •?( 'iioc, 9i cpv.Oo; [X£A££cra'.v Tzetz. Hom. 141 III Aiaßo; t' vj^aÖE-/;, Mäy.apoc Bo; A'oAiwvo; Hom. Hymn. I 37 IV Entnommen aus Hom. Ü 544 5-ssv 'Aia^zq ä'vw, Mäxapo? £00c, £VTb(; e£pY£t IV. E'.AS'Ojia Oeä 7:0 Aeo? £|ji.£Yr^p£ Td/.oio Apoll. Rhod. A 289 IV ywpw £v 'AtAavToc, yOcvioq ooic* äi/.(fl 0£ vüp-sat Apoll. Rhod. A 1398 IV v.pr-.'X'. r.py.rJ.li)yi y.i\f.ctioq siJcjvOiTto Epva) Maneth. V 2Q IV ; O'.xßiA;; c' apa oi 7-:aO£pbc £v It^'.öi \)J.\j:)o: Apollinar. 108. j 1 1 IV, wo für |j.'!;a.vo'. cI'y; oder TAOot zu schreiben wäre. \ C'j f)r,!:w Tcsv-x ä[j.vcv, £-£1 yaA£zb? 0 -arfip [xej l'heokr. j Vlll 15 V. ' \ Die Flifkparlikel Ö\ welche in der früheren Vulgata hinter j ■/y'i.-.r.it .stand, fehlt in den Handschriften mpk. \ Neue Beiträge zur Technik des nachhomeiiscben Hexameters. 40o 7.a( ♦rt? 3' *j [ASTa tcwtov avr,p, /.paTepb? a?/jjL-/;r<^(; Sib. Or. Xn 124"^ Vgl. das homerische ßau'.Xsjc t' dcYaBbc -/.pa-spo; x' a?yj;.Y;TY^; F 179, wo das z nothwendig ist, da Agamemnon beides ist (afxosTcpov), ein tref^i^firüer König wie ein wackerer Lanzenschwinger; hier aber ist y.patspb; a<.yp.r,~r,q blosse Apposition zu i^Tip, daher kann nicht t' eingeschoben werden, wie Ludwich (Fleckeisen' s Jahrb. 1878, p. 245) wollte. Und das überUeferte -' ist wegzulassen in dem ebenso lautenden Verse Xu 37, den Ludwich für richtig hält. Denselben Versausgang endlich mit Längung von xpaxsps; vermuthe ich in TOUTtov S' et? £GTa'. ßacT'.Xc'j; /.Xutbq aJ.yjj.rtVqq Sib. Or. XI 130 V, wo Alexandre -/.XstToc, Nauck (Mel. Greco-Rom. IV 157) -/.XuTb? wv, Ludwich a, a. O. -/.Xeixöq -' oder -/.px-izocq -' geschrieben wissen wollten. Für -Apaizpöc spricht die angeführte Parallelstelle, •/.pa- T£p6; T aber ist aus dem oben genannten Grunde nicht zulässig. [AS'Xtyoc, TjS'JcTn^?, X'Xiir:phq Tpid^oq uTuooi'/^Tr)? Anthol. VIII 12. 3 V (Gregor von Nazianz). 0£i|j.a-:o c' aj Hapicv tijx'^ üapiooc lo xatBo? Tzetz. Antehom. 59 V. Homerische Vorbüder für die Längung tribrachyscher Ausdrücke: für die II. Arsis tw racuvo? eizl vv^ac Iw Q 313, HL Arsis (ä[j, rAXQr(oc av£[j.o'. £ 330, IV. Arsis [xsveoi; aXy.v^s "£ Äa6(i)|j.at X 282, V. Arsis ai;j.£vo; tbip[}.oi> 23. c) Wörter von der rhythmischen Form und — : vX-j.z avsaO'OTO;; wcTTsp XiOo? i^s ctSr^po«; Epigr. ed. Kaibel 513. 2 m. Hom. Muster v.ajiYvrjToc; 'AvTY;vopo(; S 473 ITC Aiv^oq 'Jiöc, Tov ol T£/.£ oTa yx/xi7M'/ Orph. Argon. 505 II Nach Hermann's Conjectur für das überlieferte A'.v^oi; oiXoq u'iöc, ov ol, vgl, seine Note. T£XXY;voi; oot xi)\j.^oq' v/jm S' uTroßcoAEa Tcp£cßuv Anthol. VII 719. 1 II ' (Leonidas). Meineke: ,non credibile est Leonidam, praesertim in tam brevi carmine, ultimam in Teaat^voc ante 3o£ produxisse. Poeta scripsit sine dubio TiXkr^'toq [aIv o 'z\j\>.^oq'. AUein dies passt nicht wohl ip den Zusammenhang. Ö-r,pi', CG r, -stpoc aivä -rpioiEt, ctppa (s'j-^oi viv Kypria Fr. VI 12 m •26* 404 Rzach. Nachbildung von Hesiod. Theog. 582 y-vcosaX', cq' v^Trstpo; TOAAa Tp£(p£c iQOe ÖiXaaaa, vgl. Hom. Hymn. IV 4 sqq. ^r,pix ':rävTa , i^ijL£v cu -/^TTStpo; -oXXa -ps^ei -^8' caa 'KÖ-no^. Die Längung ist durchaus nicht anstössig, weshalb Welcker's Zead und Düntzer's Tfzv.pöq y' aivä überflüssig ist. •/.at ßpaSuq £'jßou7.0(; £'.X£v xa/^uv ccvBpa Stcby.wv Theogn. 329 III (Sitzler), wahrscheinlich unrichtig überliefert, vgl. Hartel,Wien. Stud. I 2. Bergk' schrieb- £ÜßojAO(; xkOsAe^', Hermann £jßouAc;; o\ Jacobs (bv £'jßo'jXoq £A£v, Härtung wv S' EÜßouXc;; IXsv, Hartel £ußo'JAa)c;. C'j Vau; £[ji.90pToq £7:1 7.'j[j(.aa[ T:ovT27:oprjC:£'. Sib. Or. II 210 HI ■::a; S' apa Krj^tccbt; ctcro) pssv, apvaAecv Bi Nestor von Lar. Fr. in 3 III Brunck wollte ohne Noth p££v eigw. TTjV M-<^vr,v cr/.£7:T0'j, £? TtT'^vo? £vl ol'y.w Maneth. V 222 V Nach Koechly's Lesung. Axt-Rigler Taf,'/iq y' £v(. Homerisches Muster für die Längung: y.YJpu^ 'ISaToc r,Zk yoüaeia y.J7:£AAa T 248 HI. d) Trochäische Wörter: äXa' aütbi; av£5£iq£v aiwvtov aüxb; lajTsv Sib. Or. III 15 II ouT£ \i'/yoq 'iropvoc ixavaXAÖjj.svo; TCjyrictv Krates 7. 4 IH . TTÖpvot; Bergk^, was durch Clem. Paed. II 10 bezeugt ist; doch vermuthet er jetzt oüt£ ai/vo? ti? "Kopvoi; äYaAA5;j.£vo?. y.al TST£ zäc Aab(; £T:t aOaväuictv adOXot«; Sib. Or. II 42 III Hiefür vermuthet Nauck (Mel. Greco-Rom. IV 633) y.al 5'j[AZx; TOTE Xab(; It: äOavaTOtsiv aeÖXotq • y.ai ~.z~t or^ y,zz\}.oz, jTrb TaTc r.a\ÖL\}.Tp'. Y'jvatxö; Sib. Or. III 75 III !ApT£!Atoo? cr,y.bi; 'Eoegcj -Tr/JYvüiAEvo; Sib. Or. V 292 III TToXXi (JiäX', vjS' auTO? iva^tovio? aOXsjcE'.s Sib. Or. XII 91 III iNUpp-r^Gsd;, (jLr^Tpbq t£p-(^, •;LCTa[j.b? c' 'AtcwvE'j; III Fragm. der Weissagungen der ery thräischen Sibylle (Pausan. Phok. 12) bei Alexandre, Excurs ad Sibyll. p. 118. £ÜT äv AOr^vaiTjC l\j.(i>zq i'sTi'k'jy.oLV. r-^;«; Hesiod. E. 430 IV cüy.ETt vap cbXto; ypjcb; oJc' äpY-'ps; £3Ta'. Sib. Or. XIV 351 IV aÜTol); 0£ y.pü'i/o'jGiv, £w; y.ÖGiAO? a/Xayßf, Sib. Or. V 272 V. Eine problematische Conjectur von Alexandre ist: Zv.voc, vS'. ooßipi;" tjoXXou; o' ocuxb; (Codd, xjtoj;) aTCoXäacct Sib. Or. XIl 79. Neue Beiträge zur Technik des nachhoraerischen Hexamelers. 405 Honterische' Muster: -für die 11. Arsis o ^tivoq e\j.iU'r sOsXw - 99, für die III. Arsis -cwtc; :\Ya[x£|j.vovcc .\ 219, für die IV. Arsis cöxo? eptc'jv^p; 'Epiv.y;; T 72. e) Pyrrhichische Wortformen : •Aomk'*f.o\ y.aXdovT'. 0£b? ExiTappcOo; satai Apollinar. 53. 8 IV -* aXXot ixay.ap y.a/iovx'. öeoQ ExiTäppcOo!; sXOo-.c Apollinar. 108. 52 IV y.oupr^ c' 'HptY£V£ca Aib? £X£ßatv£ [ji.£).aOp(ov Tzetz. Hom. 290 IV e'iono ze'r/e v/o-nzq- uxvo? axb toTc.v oXtoXev Tzetz. Posthorn. 297 IV ou. yap cr:£'.voT£pa'. x£xo(Y;vto xupb? ay.pdo'.o Parmenid. 126 V. Homerische Muster: für die HI. Arsis: oopa oi •/; v. i'xoc 'jTCoOr,c£Ta'. 0 163, für die IV. Arsis ziy.oq i\d(soio z(xyeiriq 6 248. f) Einsilbige Wörtchen: oq avaxsüv yd.peaü'. 5jo p'.r.xeiT/.t ߣA£|i.va Nikandr. Fr. 26. 4 I Offenbare Corruptel, worüber vgl. Schneider p. 36. Qe'oq (Syniz.) j'^tßp£|X£rr(?, y.Ti'cTy;? vaoTo [aeyictou Sib. Or. V432I cy/ S' äpa ol 6 Kötvxo? ir^v -eXa;, ö? £xay.o'j£v Tzetz. Posthorn. 282 V Dieser letztere Fall mit cq schliesst sich an das bei Homer vorliegende Muster an: 3; hl-qq X 236 und 8q a^ti Q 154, beide Male in der I., also stärksten Arsis gelängt; Tzetzes Hess die Längung freilich in der V. Arsis zu, doch steht sie wenigstens im Anfange eines Versabschnittes nach der bukolischen i Diärese. Das andere Beispiel 0£6; (in den Sib. Or.), welches in der I. Arsis mit Synizese, also einsilbig, zu lesen ist, repräsen- tirt durch die diphthongische Aussprache von £o eigentlich eine Länge, gerade so wie etwa im Inlaute bei Hom. xXeovsc y.£ |j,vr,(rr-^pe; 5 247 oder im Auslaute in dem Epigr. bei Herod. IV 88 Aapiiou ßactAEo? ixTcXisa; xaTsc voGv. Nene Beiträge znr Technik des nachhomerischen Hexameters. 407 In (ier IIL- Hebung, des Pentameters steht o; gelängt: Anthol. X;y;c ^G-tpzTcr, VIII 9. 2, Epigr. ed. Kaibel WOr^'/xioc, £v OÄAa;j.cio 555. 4, Gramer Anekd. Par. IV. oüve/' evbi; et? ce/,' s^jizTov p. 285.6, Lr,Aü)-b!; aOpsov p. 317.31, ojy. cXi'yo; sppeov p. 317.33, oloßiwv "»l^-j*^? avciTcäXwv p. 336. 9, oü ouva-b? yjvssev o-jos tusaii; p. 336. 33, Toipbc rqotj,at p. 338. 35, äzÄfjLetßcjxevoc 'jßp'.ac ävTi-äXwv p. 340. 19. Längungen von o; in Thesi: Nur scheinbar gehört hieher: nr,Xe(c/]; äzipoujsv sXaspb; ■^•jts v.ip-AOz Antimach. Fr. 59. 2 Kinkel hat mit Recht Bergk's Correctur eXa^pwc in den Text gesetzt. Zweifellose Längungen in der Senkung finden sich nur in Producten geringer Art: ulb; Euseßir;; [xYj-spa rr^v Isir// Epigr. ed. Kaibel 347. 2. 1. Thes. Touc isp^a? 'OiJ.r^po^'HcaisToio •/.'.•/.Xyjs/.ai Tzetz. Hom. 55. 3. Thes. •/s'.pb? a-' O'jTicxvv;; 'loßiavbr eovcv ivr/.-; Anthol. Append. 298. 4. 4. Thes. 0JvsiJ.a [jLot TÖS' sou • Täxivöo? svOäBs /.eTiJLa'. Epigr. ed. Kaibel 659. 2. 4. Thes. -a-cpatjiv f([j.c-:£pci; • "AßpaiJ,o; s"pi}(-'' ^^? YV' Gramer Anekd. Par. 291. 9. 4. Thes. £x6opi MqAvwv, Sßp'.ixoc u-b; 'Hpr/eveir,? Tzetz. Posthom. 235. 4. Thes. 7:pw-a [j.£v r/.a-aBbv a;aoi? exasro; olog cpoJwv Tzetz. Posthom. 322. 4. Thes. Ausgang ov. a) Wörter von der Form ^ ^ — ^ ^ ^, w — ^^^, — „__: ceV ä7:'.Xr,6:[j,£vcv '-£p% |j.s|j.vr;cOa'. aoior^c; Hom. Hymn. XXXIV 19 m Homerisches Muster : Trcp'.taij.viij.evov r,o' iiwv X 402 III. y.ai k T:avr,[ji.£piov aYaöoi; \ii/jl'X'.:x-z y.wjxoT; Apollinar. 71.31 III ÄUTOv i-TTtspässatc oaetvöjxsvov XD^'toüxov Arat. 76 V. Unrichtige Ueberlieferung liegt vor in 7:av sövo; olr:pr,av. y.a; eXeyOsp'.ov oL/ociti^v. Sib. Or. XI 74 (V) Alexandre schrieb hiefür iX^jQspir.v. -fr;657jvY) Ar,iJLr,Tpo<; dYaXXofjLsvov iyixXrfa Epigr. ed. Kaibel 321. 5 V. 408 Rzach. Homerische Muster für die III. Arsis : ä-Ä-.vjiJ.ivcv 'Ax-.caovcc A 582, für die V. Arsis dvcpx6|j-£vov £v6r,aa 'C 163. c[j.£pca).£ov t7n:ot<7'.v £/.£/,a£to • Tot S' ut:' o(xoy.7vY5? Hesiod. A. 341 n So M 3, VI 11. a. Die anderen Handschriften c[xip2aX£ov 0\ was ganz unmöghch ist, wenn man nicht wie Paley und nach ihm Flach V. 340 streicht, was ganz ohne Noth geschah. Das 6' in einem Theile der- Handschriften ward durch den home- rischen Versanfang T 399 c7|j.£poaA£Ov B' 'kizoiaiv iy.iyXöio veranlasst, wo S' nothwendig ist. Dies homerische Hemistichion verwen- dete der Verfasser der Aspis ohne h\ so dass die Längung ein- treten musste; vgl. meine Hesiod. Unters. 27. ä[j.9ÖT£pov cojj-Y) T£ '/poo? coüiziö T£ TTccouv Inccrt. Idyll. IX (Theokr.' XXV) 69 II So Ahrens und Ziegler; einige Handschriften haben ajxcp:- T£pov B\ andere «•jj,96T£p6v y- aöavaTov aiwva Xax£w •/.a^txpdio ^{e^eio'j Orph. Fragm. (Mullach) XLIH 2 n oupav'.ov 2-'. T.ociooi 0£oü ot£§rj7.-<^aavTO Sib. Or. I 364 II Hier ist wahrscheinlich oüpaviou zu lesen. TapTap£cv o"/.-^cov ic "AtSo'J yßpo'^ aÖEcjxov Sib. Or. V 177 11 ir^ciaio') ävä'irotvov äva^ x'::ev.cy.o Xaiv ApoUinar. 43. 26 II iSpTjV äiotov D.T/j., T.pz.c{tjrföx T.\).r,v Hom. Hymn. XXIX 3 IH 8-?;[j.2v £c aAAoBaTCOv Uvat, dXaöv -£p isvta Hom. Epigr. IV 17 III zovTov ic aY/i'i^opov lAy.uAr/.ov £vOa vr/aiTa- Dion^'S. Perieg. 381 in. Dieser Fall ist durch den Eigennamen entschuldigt. "jzpüzoq •:f:oi|ji.£viov lopj^aio, TLpwxo? iv.e'aoq Oppian. Syr. Kyneg. IV 260 111 i'/X st' £tc' aiv'.aXbv £7:£V[G76[j.eö' apEcivjJiv Orph. Arg. 720 HI Dies die Ueberlieferung der besten Handschriften, welche beizubehalten nichts im Wege steht ; Hermann's e::' aiytaAcv c-. ist unberechtigt. Ascßo; £7:' 'Hptoavbv aiwvtov i^a.7:okzVza: Sib. Or. V 315 III Nur Conjectur von Alexandre ist £CTai B' a'.ÖEptov [avi] oüpavbv cüpbv 'j~£p6£v Sib. Or. V 343 III. Die Handschriften bieten theils atöipo; cbpxtoq £up6?, theils alOlp'.sv süpavou £Üpö. Neue Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 409 ty;; piev pr/it^pov /.ev I; 'HeXtov avtivra Apoll. Rhod. A 725 V "* Vgl. dön homerischen Versschluss £? i^eXtov xaTaSüvTa. Homerische Vorbilder: für die II. Arsis Tr,X£(JLa/ov IpeOi'Cov •j 374, fft^'itfie III. Arsis a,u.97;jTcv 'Hpr/.X-^o? T 145. b) Tribrachysche Wortformen: ■fj p' sTcbv sYivovTO t6t£ Bpücc •/;v'!y,a vü^j-^at Kallim. IV 83 II Cod. G STcöv y' allein. Schneider beachtete dieses 7' mit Recht nicht, vgl. seine Note p. 274. xx: -/.OTTSTOV oiiovTai, avaiSsa ÖJi^-bv iycjsav Sib. Or. V 192 II £'.(; oAiYov £-:s(i)V £vap(ö|ji,toc • äcTaxo; a-tov Epigr. ed. Kaibel 502^ 16 II [T^£6'] üBwp (ZTOTCOV «TCO 'Q-/.£avoTo poawv Sib. Or. XII 89 III uixvaYoprjv uTratov 'j'liajyvioc 'Ar^vnoc Anthol. IX 525. 21 III Die Längung ist hier, sobald der Ausdruck 'jiraToc gcAvählt ward, nothwendig, da alle Wörter dieses Verses nach der Einrichtung des ganzen Gedichtes mit dem Vocal u anheben mussten. T.poc, Bs say.oc ßptapbv £::£y;v Aa'.Y;v /.atä X£Tpa Tzetz. Posthom. 63 m £CTt 0£ TIC ^'J^O 5 •J'J^aTGv spo;, ävÖEov 'jAYj Hom. Hymn. XXXIV 8 IV 'Pr^ßav (I)7.'jp6r,v 7:oTa[j,bv ay.TiQv t£ MsXatvav Apoll. Rhod. ß 349 IV. Vgl. Hom. e; zOTa[j.bv a/aixupr/SVTa £ 460 III. Es entfällt jedoch der Vers al'ia 0' äp' £7:).y^76t( TUcotov äxav • o't S' i'/Ayyno Quint. Smyrn. H 196 IV äzav AM. Die Längung ist durch die Hermann'sche Schreibung ^av (Orph. 712 sq.) beseitigt worden, vgl. Hom. $ 348 WC £;r,pav6r, t£s{ov 7:äv. Es ist hinzuzufügen, dass Quintus niemals einen solchen Auslaut ohne folgende Interpunction längt. Ebenso ist beseitigt ÄKxo Ik 'AOL'. KpoviS-r,c Tavabv brAz aiOepa X£(pwv Orph. Lith. 11 Seit Hermann Orph. Addend. XXII wird Tavar,v geschrieben. y.oii -£ y.astY'^rj-tov OävaTov opöwc -poovxwv Maneth. I 332 IV 3tjjL9[oT£pof;] api6|j,wv £y.a-bv oT? ojvo|xa S£(^£'. Sib. Or. XI 114 IV apxou S' oüporn'ou (j5£Tepov £[;,■;: A'/^cato 6'J(ji.6v Apollinar. 104. 77 IV Tov C£ xat £ic ä)[jLO'j; /.ataYsi [xoY^pbv '0©'.cu}(Ov Arat. 577 V 410 Rzach. Ilerraann's Vorschlaft- Orpli. 701 jj.OYcpbv y.y.ix^v, 'Ostsü/ov ist im Hinblick auf die Längiing ^aeivöiJ.evov 'Ostou/^ov Arat. 76 V unstatthaft. Unrichtig war die von Tychsen und Lchrs nach Daus- quejus recipirte Conjectur: ;j.r,s£TO Aoi'Yta epY«^:, "^x [^"0 ö'o£Aov btzrfsa. Quint. X 378 (V) Koechly wies mit Recht darauf hin, dass die Längung bedenklich sei (auch sagt Quintus wohl wc, aber nie |i.Yi l^tkvi). Mit Benutzung von Gerhard's Vermuthung (Lectt. Apoll. 120) schrieb er daher für das überlieferte oxpsXX' horpa. — ci^stXov cTAY-aat (nach V 194). O'jpavbv zCkrp'c^^ v.oLOdr.-p ßißXtov eiXertac Sib. Or. III 82 V ai ÖTUOGOt vaiouGiv [u'::b] Kaaicv opoq aiTCÜ Sib. Or. XIII 131 V öv/j^STa'. £'.v -.^lY] \).o(.pri ßiOTOv dvaX'jffa? Sib. Or. XIV 148 V. Homerische Muster: für die III. Arsis i; t;6a£[j.ov ä\ioi A -- 226, für die IV. Arsis y.epabv v^ »yptov aTya F 24. c) Wörter von der rhythmischen Form - — (-- aÜToy.aciYvrj'cov 'EAty.aovoc £voo6t TraTpv;; Lesbi Ktisis 3 (Düntz.) HI. Vgl. Hom. «•jToy.aaiYvriTov £uy)Y£V£0(; A 427 III. Zu entfallen hat y;v ^' auTou y*''^"^^ ovo[j.ä/,XuTov ovojj-a'Cwv Hom. Hymn. III 59 V Der Vers ist corrupt. Cod. M hat £;ovo;j.f;a)v , was die Sache kaum besser macht. Wegen des im Palat. nach Schncide- win's Angabe vorfindlichen ovu|xa y.Aur/^v dachte dieser an y-Acii/^v. Dies ist aber ebensowenig wie die anderen (bei Baumeister p. 197 angeführten) Conjecturen plausibel. Die Längung einer Endsilbe scheint keinesfalls vorhanden gewesen zu 'sein. y.vo)oaAov äxpoTaxotstv etc'.zAwov GoaTcCst Nikandr. Alex. 504 V Hermann Avollte schreiben (Orph. 710) xb o£ Aac.y,bv .ap.tt'j'r] y.v(.')oaAiv ay.poTäxo'.s'.v ETCnrXiosus' •joä';£5atv. Hom. Muster T,k /.aai- Yv/;tov öixoYx^tp'.ov Ü 47 III. d) Trochäische Wortformen: [Svl y.ö^iJ.ov £X5a; • et:; o' a'no) -nraT^Jr oXouvt«'. Sib. Or. XIII 102 II -yj y.'.csiV assAwv, 6p'.Bx/.u)v ^jAAO'.i; cT£9av(ojov Anthol. XI 295. 2 II Hermann wollte v.'.czi/ y ; v-'-^'wv (seil. cTEtpxvov) Hecker. Dübner bemerkt ,possis et ::7.p£A(ov, certe librarii vitiura bic e8t'(?). Nene Beiträge zur Technik des nachhomcriscben Hexameters. 411 6b t6%!7ov 'A^a;;.ac sTCSfj/^vaTO xaiSi Asapyj.) Anthol. IX 345. 1 II Handschriftlich ist überhefert oü tosov 'A6a[ji.0£c. Weichert oü -c(7cov yV otephanus oy Tsaov o'jt' A. Aber die Längung kann keinen Anstc^s bilden, wir werden mit Boissonade bei der an- gcführte^'T^sart bleiben können, zumal die erstgenannte Stelle aus der Anthologie zur Unterstützung dient. 9i TipTvcv r, -:av auaXsav x,ö[j.2pov Anthol. IX 312. 4 II (Pent.) y.r, 7:660? tlq y^p-jao'/ f^ e; äpYupov ev S' äpa y.al xdlq Sib. Or. II 112 m 6pc'i/a(ji.£VY; S' ulbv ev-aXsaaaTo • i^v'>/,a 3' ^X6e Sib. Or. III 254 III Tco'.y.rAcv ajjLs' aivov apr^xoov oua? späiiw ApoUinar. 48. 7 HI. Wahrscheinlich ist auch zu schreiben ofcoTe y.a'licio'.c Oii[j,bv sbv ry-£ps7:s'jja; Apollinar. 23. 8 IV Bei Gallandius steht fehlerhaft ibv öuiji.6v, was ich um- gesetzt habe. TOJcoTtyjv itiv-r, ypuasov eouTuepGsv «wiov Apoll. Rhod. A 176 IV Da yo'jzty) zweisilbig (mit Synizese) zu lesen ist, so ward es als trochäisches Wort aufgefasst und hier eingereiht. Die Vocalverbindung erzeugt eine Art diphthongischer Länge. navr/.bv iy.rsiATuwv olaipov Itt; -ipixaTa yar/jc Orph. Hymn. XI 23 IV 'h^yr^^ vf.~i\).7:o'.c olcTpov h:\ Tspixata "^cä-r^q Orph. Hymn. LXXI 11 IV SGCOvxai, cüo [J.£v Trpoixov ap'.6[j.bv y.aTe/ovTc? Sib. Or. XIV 248 IV Doch ist vielleicht mit Nauck Mel. Greco-Rom. IV 641 -pwTov -/.axiyyntq «p'.f)[ji.ov zu schreiben. TrpwTo; Katjap'.o? ^uvbv ä'/o;- au-ap hzv.-y. Anthol. VIH 78. 1 IV r^e y,al s-c aXXr,v asaß-^ u-.bv .'loxäctr^v Maneth. V 204 V So lese ich mit Koechly, vgl. dessen Note in der grösseren Ausgabe (Didot). Die Herausgeber vor Koechly: wc aAAr^v äae- ß-(;tov Y5 'loxacmQV. a)vAa Ti zoXXa {jt-ataia, ic c-/^ y.' aisypbv ayopeueiv Sib. Or. Prooem. 69 V Aaoy,6 Theokr. III 15 IV (Ziegicr 12) TMq hXr, rj[xßov v.q £[xbv et:'. '/ßpOf.q £V£yx£W^ Anthol. VIII 190. 3 IV Vgl. den unmittelbar vorangehenden Fall. Dieselbe Län- gimg haben wir auch in cbv T.azp'. $'j(:sT/5V(;) • ßa[AX]o[v] £[p.jbv oA£r/]v Epigr. ed. Kaibel 334. 15 V (Pent). Dagegen entfällt: cvT'.va ■:oK\j:r,ay.~y. Oebv iT:s.li^xxo ßo)[;.oöc Sib. Or. VII 130, wo Alexandre mit Recht Oewv — ß(i)[j,ou(; hergestellt hat. Homerische Muster für pyrrhichische Wörter mit dem gelängten Ausgange ov (ausser Verbalausgänge) gibt es nicht, wohl aber können die vollständig analogen Fälle, wo o<; ge- längt erscheint, statt jener in P.'U'allelc gestellt werden (vgl. oben bei o?). Nene Beiträge zur Technik des nachhomerischen Hexameters. 413 f) Binsilbie-e Wörtchen: Unrichtig schrieb Bussemaker Tov Hv^v'B' 'AvOy;sd)v, tov y.aAAapiav y.aAscjc'.v Archestr. XXXIX, wo TÖv in I. Arsis gelängt wäre; vielmehr ist mit Ribbeck xbv S' cvov art''Wsen. Tov kpr;« ZxajJi.avcpG'j -/.aAsov, r/O'JGWvTa Tzetz. Hom. 61 I Sv r/s Tcap -/.UGiriCi cjcoScv.aTY^v etuI t^w Tzetz. Hom. 273 I v;y.wv Tov AfAXAv;/. ';:{GT£t, Tva Aabc ex'Yvw Sit. Or. VTII 252 II Vielleicht ist hier zu lesen Tbv 'A[j,aAY;y. vty.wv ttictc; mit Längung in I. Arsis. HavOty-o?, ov 'AzpiAAtov "EAAr,v£^ y.aXsojaiv Tzetz. Antehom. 81 11 xat t6t£ tov a'jrezauae Kiwv, copl x^^p*^ Tcp-n^ca? Tzetz. Hom. 194 H T:aT§' e^oöc'., tsxscov, tov sti Ä£t7:ö[ji.£vov Anthol. VHT 44. 4 IV (Pent.) EvOa vixu? x£T|i,£ 5py.uvo<; Euphorion Fr. LH 2 II. Hier^-ist äp-f^'a corrupt; Meineke Anal. Alex. 94 dachte an [J-apYT^Ta (fjiribundus), wodurch die Läng;ung entfiele. ■iTO^^TTuvec üc, d TS TCsp'. ©AuxTaivat apatai Nikandr. Ther.240 II w? n, die anderen Handschriften twc. Awptss; oAscwc' cTav alct|jLov -^[jt-ap e^eXO-rj Oracc. ed. Hendess 133. 5 II aspaoseq sAaöovTO Ösbv ßactX^a Xi^saeai Apollinar. 52. 10 II 6uYaT£p£; "Ap-/;oq, 'A[jLa;;ov£? aYxuXÖTo^oi Tzetz. Antehoni. 23 II SstBtoTöi; a|j.r,v a.yipu)-/p'f y.aXXtSTrstav Tzetz. Hom. 145 EL. Homerisches Muster odiiözizc, oiyvsuciv y 322 H, b) Tribrachysche Wertformen : •/.a; ■koXcsc a7:X-/;(jT0i [?c'] l6v£o: [;.upt5£VTa Sib. Or. XI 2 H So nach Alexandre's Schreibung, überliefert ist a7cX-r;cT0'. S' £'Ov£a. WC o' ozo-av Yp ao££c oi.vyM,[iy~o: rotKiXXwciv Empedokl. ■:r£p! cjs. 134 (Mull.) HI (Stein 119) aöavaToi iidv.xpzq hiaX-ztix"/ -ze ßowatv Anon. r.z.p\ ßoTav. 162 III OTTTvtoq [xv(i)ci/£vcc £xi£? 'ASIa^n'oa y.oup-r)v Hom. Hymn. H 31 IV äpy.TO'. CUV p-scryotq vo(ji,ao£? auXicÖY^scvTa'. Sib. Or. III 789 IV ecOXot |i,apTup{'/]c (iiuXax£i; £Y£vovto 6£o'io Apollinar. 98. 15 IV. Homerische Muster: für die II. Arsis £l'0' cceXs; «Ycvi; t' i^iv/ai r 40; für die IV. Arsis 8a[.».££c s/cv IvOa y.xl £v6a K 264 (bei Hom. allerdings vielleicht mit Nachwirkung des einstigen Anlauts a). c) Wörter von der Form w und — : crci ßpoTOi S' ivsTcouciv £vy)-^£(; avEyovTat Oppian. Syr. Kyn. II 89 V G-erhard wollte Lectt. Apoll. 117 Tcxpr/cviat. Aus Homer ist zu vergleichen t£p£ucavT£; ivtauctov x 454. CTC'.vÖ-^p£q 3t' Iwct Tiip'. 7:X£0V£c, XsXaOdcOai Arat. 984 II vr]7C£v6£? ayoXcv t£, y.a/wv i'irrAYiöov aTuavxojv Anthol. IX 636. 2 II. Nach dem homerischen Verse vr^xEvÖe«; t' äyoXov t£ y.xX. S 221 ; das t' ist vielleicht auch in dem Epigramm herzustellen. avcxavTs? dr/.ovTcC sptv p-^,-(rjv:o ßapsTxv Tzetz. Posthom. 299 II 416 Rzach. Gegenüber der Gronow'schen Lesung •/.X-?;pcv v^ 0Ü7. r,iJ.zpa(X'f r) aucovxs? axocjAspcav Manetli. VI G46 schrieb Koechly richtig w'^raas-av — au Scvxs? v' a7:a|ji£pcav, so dass die Längung hier entfällt. Auch hier kann das homerische oben schon angeführte Beispiel lcp£ucav-£<; ev.aj^tov tt 454 als Vorbild angeführt werden. d) Trochäischer Ausdi'uck: TO'jvcv.a or, -avxs? ol' eT^'./Oöv.ot •^e.^fadxeq Sib. Or. I 83 HI Nauck Mel. Greco-Kom. 11 484 wollte ol mit zwei Pariser Handschriften tilgen und schreiben Touvexa 8r, Gu[i.zavT£<; , was allerdings recht plausibel ist. Ein homerisches Beispiel für diese Längung von iq gibt es nicht. • e) Pyrrhichische Wortform: oT T£ 7.6 v£^ 5 T£ "zxjpoq" 0 Sv) TTtpt Oau[j.a ■ziTJYjzoii Hom. Hymn. III 196 n f) Einsilbiges Wort: [xicy^o'f i^w Or,c(I) • tu ok 6£c ?c;o[xaTopa aixvöv Theokr. VIII 14 IV Diese von Ahrens aufgenommene Lesart ist unmöglich zu halten, da die Längung eine ganz singulare wäre. Vielmehr ist mit einigen Handschriften 6£; 7' zu schreiben, wie auch Mcineke und Lehrs wirklich gethan haben. Auch Ahrens fühlte das Missliche jener Lesung, wenn er bemerkt: ,fort. Tav laoyA- Topa OiiYj^'. Von Längungen in der dritten Hebung des Pentameters sind zu erwähnen: Epigr. ed. Kaibel c!/.Ttoy.7.iC£-/,£T£; avöo? b\j.r,- X'./.tr,; 289. 4 Hl. In Thesi lässt wiederum nur Tzetzes ein auslautendes £; lang Averden: autap £7r£l yo5iovt£(; £'px£a Toc^pou Eßrjcav Hom. 309. 3. Thes. u)? Iläp'.t; Tfirrfiri Se, Tpdzq opy.ta x^^^v Hom. 18. 4. Thes. Ausgang sv. Eine eigene Gruppe bilden hier zunächst folgende Fälle: -tpz.'jpcvf i\c^ye•.r^ Ev.-pioETX'. il'.56£VTt Euphorien Fr. VIII 2 II ^leineke vennuthete hier mit Recht Topfupöeiv , da diese Neutralbildung aucli bei Apollunios Rliodios vorliegt, und zwar gut bezeugt B 404 aMoq t£ rAti£tv "Apeoi; und A 1291 8a/.puc£iv «.'(ixT.xZz'i, beide Male an derselben Versstelle in II. Arsis; vgl. Neue Beiträge zur Technik des nachhomci-iscLen Hexameters. 4 1 < meine GjJ^mm. S'tudien zu Apoll. Rhocl. p. 97 sq. Diese gram- matische Missbildung- können wir ebensogut anderen Alexan- drinern zutrauen. Thatsächlich weist auch die Ueberlieferung des besten Cod. des Nikandros n Alex. 42 auf eine ebenso gebildeffe'Form. Der Vers lautet nach Schneider's Fassung: n hat «pYjX-^stv, sonst ist OyjXsiV^v überliefei't. Sehneider hat hieraus offenbar richtig jenes c-zjXtjS'.v eruirt. An beiden genannten Stellen ist daher keinerlei Längung zu statuiren ; dagegen über Nikandr. Ther. 748 ostp^ [ih zuposv, äZ,-fi v-il. vgl. oben. Eigentliche Längungen liegen vor in : a) Ausdrücken von der Form — - v_ ^ : Beißet «tt' oüpavoGev svoywv.ov «OXsuoucn Sib. Or. II 38 III. Dagegen gehört nicht hieher das corrupte /r(pa[ji.ö9cv opötovxai ssspTtüJ^ovTc? ä~a'n=Q Orph. Lith. 707 So Cod. Ambr. ,in quo y' particula postea tantum a prima manu addita est'. Statt dessen conjicirte Hermann pwovTat, was auch Abel aufnahm (Wiel '^otföwnxC). Homerisches Muster : -rrj^tvcv o[j.ii/aX6£v, su olr^Aeccv* «p'^po? Q 269 in. b) Tribrachysche Wörter: /.otpavtVj? svexev ä~o av-oXir,«; sTce-^ep^dq Sib. Or. XII 251 HI iicza-iciq Y^yaiJ-cv evl Y^jj,a(jt, T£p[ji.aT'. v.ia[icu Tzetz. Hom. 471 III Kp-z^TY) £v supsiYj xpaasfASv aTitaXXsi^-svai t£ Hesiod. Th. 480 IV ov ©actv auTOf; Zsu«; eTsxev iSe Tuoivta "Hp-/; Sib. Or. V 139 IV So, vermuthete ich (Wien. Stud. IV p. 125), ist zu schreiben für das überlieferte Zeuc, ih.v) t^os xcTna "Hpr;; Opsopoeus cor- rigirte "^2' •/; •::cTvta. [xiaöbv B' euor/.ir,q eeoGsv apiO£t'y,£-ov £up£v Apolhnar. 105. 64 IV. Homerisches Muster ■äX£0[x£v ay.ayrj[x£vo'. •^'cop t 62 IV. c) Wörter von der Form w : T£pd;(j)[j.£v 'jp.voicrt ©sbv y^'^^'^^P^- y-^"^' oh.ouc, Sib. Or. IH 726 II So ist mit Alexandre zu schreiben statt des überlieferten üfAVOtcrt -epd/wp-cv. £©X£/_e£v at£ Toipcb«; iv auXairjciv axavöati; Apollinar. 117. 23 II )rpuc£0(; £(7TY)y.£v AupY;)v'avd? ■ to Be spY^v Anthol. XVI 73. 3 III. Homerisches Muster Aaptcrav £p'.ßa)Xay,a B 841 III, mit dem x\usgange £v ist (ohne Interpunction) keines nachzuweisen. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 27 418 Rzach. d) Trochliische Wörter: Als Corruptel stellt sich dar: 'iv Xci'pwv öpeii/cv h\ llr}S(o uXv;evT'. Hesiod. Fragra. CXI 2 Goettl.-Flaeli^ (=: 38 Kinkel) Hier ist mit Spitzner (de vers. her. 41) zu schreiben cv Ops'isv Xs'Ipwv (Boeckh und Kinkel cv Xs'pwv eöps'V sv! -/.tX.). av (X£v arivTa Xsvrj; [;,s •/.ay.ui;, oüsev aot/,£^ [xs Antbol. XI 421. 1 V (Apollinarios). Jacobs oüosv y' äo'.v.zic, cj , wogegen Boissonade keinen Anstoss an der Längung nahm. In der III. Arsis des Pentameters: Anthol. a^n Ip^eOsv y^XuOet; IX 476. 2, Epigr. ed. Kaibel [c7-^]j£v 'KXXxBo; ivOJzaTo; 902. 2. Längungen in der Verssenkung: Nur auf einer Corruptel beruht £? o' 0 T:ar))p (7T£oavO'j-/ov [ir/.vovj towv 75ixuj£v t^(jO£i; Anthol. VII 88. 3. (Diogenes Laert.) Jacobs besserte ior,cfieic. Lehrs lavOci;. Wirkliche Belege liefert abermals nur Tzetzes: TY)? 3' auT£ '::po:Tapc'.G£v ul££c £vg£/,0! ßaTvov Hom. 446. 3. Thes. 'i7:::ci es irp'jXewv '^poTCapotSEv ECTtxio^vxo Posthom. 439. 4. Thes. i'vÖEv väp Aiv£(a; elyvf ''k-eo'/ iXt^v Posthom. 157. 4 Thes. Ausgang a;. a) Wörter von der Form — -^ -^ ^: ■}]\)Azeaq oi.'/iyc'ny.c, iq r,ip7.^ toI»c 3e y,a'. ä'/pt-; Apoll, lihod. F 1383 II So L, G -/iiJ.'.cria; c\ k^iyzac avopor; t' avaSwv avcpuiv t£ ct7.aio)v Sib. Or. III 312 II avopcüv y '.X'.äoa^ £v epv/p.o) tuevte y.opdscst Sib. Or. VIII 276 III r.T/~xc o' äxp£|j.6va? t£ y.at suOaXda? opooa|JLvoL>? Anthol. IX 3. 3 V Hecker schlug vor söOr/Aea; cpoSäixvou? (ea? mit Synizese). Vgl. das homerische rS/az-rzepiac dvOpwTro-j^ X 365 V, b) Tribrachysche Wertformen: Tpi; o£y.a[o]a; etsojv -epiiav.caq cOavs; Epigr. cd Kaibel 539. 2 II Kaibel vermuthet als ursprüngliche Fassung von Seiten de.s Dichters -peic, eiswv osxacotc, doch vgl. die unten angeführten Beispiele: Tp£T; j/cvaSac Iv'.auTwv Sib. Or. XI 75 und TpsTc -{ap o£/.]x$ac .£v'.xjTiÖv Epigr. ed. Kaibel 501. 4, eben.so dq sXr'ov l-iio-^ ibid. .502'' 16. Neue Beiträge zur Technik des nacbliomerisclien Hoxiimeters. 419 c; •^Xia; c'hha^ vsa-rpY;(7e IIpwTSctXäou Tzetz. Hom. 218 11 S? "üoXea? oXsg-j:? iapzr^ocvo: xs A'.b.; utov Tzetz. Hom. 220 II B; [Aey-vap «ovea? ociwc ctjvswv v,aTa-r£[j.vei Anthol. XI 280. 3 III cwy.£ Zi'ol avspac Exarbv xal y.äX7v'.ua owpa Tzetz. Antehom. 90 m ^'-^ uSaTt cp'.[^.£iir) TCoXsa? e[JLßa:r:'.(7ov aX|xr, Nikandr. Fr. 70 (Greorg. 3) 12 IV. J. G. Schneider wollte •rcXXa;, doch vgl. Wellauer zu Apoll. Rhod. A 21, Meineke Anal. Alex. 208, O. Schneider z. d. St. xjt'ixa -AOL'. zoX'cu TT'C'jpaq cXxa; ßapuscia; Androm. Ther. 143 IV •?(V Bl xotl iSuTOpo'JC TTTsp'jva; ävi[j.of!7'. TTSTäs-w ApoUinar. 138. 15 R^ Xsi'ctac So'jXtov al[ji.' e-::! xpet? \).ovd^aq evtauTwv Sib. Or. XI 75 V £?? Sey.aoa; cexaSwv, oxiw [xovaoa? sttI TauTats Sib.Or. XI 102 V TpsT; vap o£/.]aoa; iv.a'jTwv Epigr. ed. Kaibel 501. 4 V ■qp-acz Tap (ptXitöv, ou? Tpooea? iy.aXoJv Epigr. ed. Kaibel 657. 4 V (Pent.)'. c) Wörter von der Form — — : T'!? ßpoTo; o'j T.z'zöbr{/..e yapav.-zfipac c-acaaOat Porphyr. Oracc. Wolfflis'v. d) Trochäische Wörter: Tiij-a-ra yal vüy.Taq a-st vsarrjctv h wpatc Orph. Hymn. XXXII 15 m. Corrupt ist Cc'.;j.aiva)v zaToa; zlq ^V' ?2ßspr,v 7£ MXoLaaoc'f Sib. Or. XI 152 Alexandre corrigirte TTcpa^s'. v^^^cv. Zweifelhaft ist Bps-TO'^vouq, Ma'jpouc ,a=Y2cXs'Jc Axy.a;'Apaßot; TsSib. Or. XII 181 V Es ist hier nämlich nicht ausgemacht, ob die Xamensform Aay.£; oder Aay.at zu Grrunde zu legen ist, da sonst dies Volk Aay.;( heisst. Homerisches Muster für eine trochäische Wortform : y.a'! vj y.£ or, TtavTa? oX£!7av lo 528 IH. e) Pyrrhichische Wortformen: osjpo ßsac aY£Xr,Ö£v el» y.p'vavta; iXdczy.: Apoll. Rhod. A 356 H (xr,0£ y.spa; dq jJ^o? d£p":a!l£tv 7:apa tjLo(p-/;v Apollinar. 74. 9 II dv hk [>.i^((xq d^ TOipYwv wp-s Yepwv dXaXr,T5c Tzetz. Hom. 457 II £y. Bs ^jÖxc api'zpz'.o iX'jsaTs -oXXa y.a;j.svTa^ Tzetz. Posthorn. 257 n. 420 Rzach. Die ehemalige corrupte Lesart w; £T£cv 7:£p i'-^To [J.i-^ac evt -/^ep'. vcaTT^o? Quint. Smyrn. X 194 ist seit Hermann (Orph. 715), der [jiAa; herstellte, beseitigt. oüvG[j,a u3.-^yc^ex!XQ (je^olc, £}(£, [x'/jBe XctOv) c£ Sib. Or. III 550 IV o^öaXixolx; §£ y^oio, ttoo«; e^cTXev oAiaöou ApoUinar. 114. 16 IV. In den homerischen Gedichten lesen wir als Muster ■?, vajTYjS'. lipaq r,s. c^py-Cö A 76 III. y Durch die Stellung der Silbe in der dritten Hebung des Pentameters erklärt sich die Längung z. B. in der Anthol. z£?a; OG-.ioc Vm 251. 2. In der Thesis begegnen folgende Längungen : Y^pa? eq X'.Tuapbv txc|jL£0' a^aJOTspov Anthol. VIII 13. 4. 1. Thes. (Gregor von Nazianz.) Wir haben es hier jedoch mit einer offenbaren Corruptel zu thun. Jacobs' Vorschlag, o' einzusetzen, trifft wahrscheinlich das Richtige. TTjV -/.EcpaAr^v ßx7rw£ti;, xb Bl Y^pa? cu-o'i£ ^i'hz'.q Anthol. XI '408. 1. 4. Thes. (Lukianos.) Gleichfalls verderbt. Man hat verschiedene Versuche ge- macht, den Vers in Ordnung zu bringen. Stephanus schrieb Yf^pa; Se cov, Boissonade '(r,py.c ok xoo' (ex mente Peerlkampii) und ~o Zk -{r^pac, [/.-(^ttots ß. ; auch Jacobs schlug zwei Emenda- tionen vor: to ik ^(Tipaoc und ^öltz-zic, sb, xb y^P*? ^' ou7:ot£. Da die letztere gegen Hilberg's 10. Gesetz verstösst, wird man sich, trotz Dübner's Empfehlung derselben, doch für die erste als die wahrscheinlichste entscheiden müssen. Der einzige unzweifelhafte Beleg für ein in der Thesis ge- längtes aq bietet (da wir von dem barbarischen Metrum der Grab- schrift 459 bei Kaibel ganz abschen wollen) wieder nur Tzetzes: Yr,rudyo'jq ipüojsa ^(oC)'nM. AcjyaAsac«; sptcv sTixapTo Bajj-'^vat Timon 103 IV Nachgebildet dem homerischen Vers e 312 vOv ce \j.t \vj- YCüAc'li) OavaTtp £'i|i.apTO aAwva'.. c) Wörter von der Form : Unrichtig ist (bei Aristoteles) überliefert Xr^üirfvi oöivrjc;'. ao- 'fßiz'o y.'jy.Aora -/.o'^^r^i Emped. 227. Der Sinn verlangt das von Karsten und Panzerbieter ver- muthete \t-xr^c, siv d06vY)7'., das auch Stein und Mullach billigten. ol'cous'.v r/OpcT?'. /«pav, "EAAr^o-t 0£ TisvOo; Sib. Or. III 536 II y/py.c; Tpv^pojc.v kpbv yccv Y;Y-/]AaCo)v Oracc. ed. Hendess 163'' 1 III a'.ö)v aiöiff'.v £■::'.[;. (yvjtä'. £•/. 0£cj äütcj Porph. Oracc. ed.Wolff, Append. Oracc. 13 HI (p. 233). d) Trochäische Wörter: ■ üasAaYSvwv, toTc.v 'Evsrr,'.;; £;i.ßacjOv£j£v Apoll. Rhod. B 358 III So Merkel in der kleinen Ausgabe, in der kritischen T^Tstv -'. Cod. L hat toTs-.v iji.£V£cv.oa mit der Var. yP- svirr/'.os. Wellauer erkannte richtig, dass t , welches aus dem Lemma des Schol. Laur. herrührt, ebenso wie die Var. |/£V£cr('.o; auf Rechnung eines metrischen Correctors zu setzen sei, da nichts zur Einsetzung jenes t' zwingt. £v r££vrj O-^p^iv jzb -apTapiO'.st ßaAcüv-a: Sib. Or. II 292 IIT 424 Rzach. T:poq toXq l^ [XYjclv sxepov /povov. eTxa YevsÖAYjv Sib. Or. Xu 235 m )^p'ja£Ov £v o' ayxbv ■iräatv T7:£p(ovo<; uläv Oracc. ed. Hendess 155. 6 IV y) y.al kaq y.elvkq aXö^cuc /epatv oAsxouatv Maneth. II 272 V Diese Gronow'sche Schreibung, die auch H (Halensis bei Koechly) bietet, ist von Koechly mit Recht in oXey.oucrt /epicctv ver- ändert worden, nachdem schon d'Orville vorher y^eipeaa^ okiv.ouavi vermuthet hatte. Homerisches Muster: der Accusativausgang xa-ca Tcp^^iv 9; [la^ioitjiq Y 72 III. d) Pyrrhichischer Ausdruck: b-^^OT,-/.o't~y. oualv stsc.v [ßtorr;v äTusAUffo; Epigr. ed. Kaibel 120. 3 III Sprache und Metruin dieses Epigramms sind barbarisch. e) Einsilbiges Wort: Auf einer Corruptel basirte die frühere Vulgata aW o'J zovi ii:'. xvjiAa OxXaaaia YJpxscrev epY« Quint. Smyrn. XI 66. Die bedenkhche Messung von ci-.v veranlasste die Con- jectui- Pauw's cipiv y\ während Spitzner Observatt. 255 a- - - — 11 li 20 15 60 __ ^ _ _ 1 _ _ 1 _ w ____ 3 3 _-- —69—2 17 ---' ~ 7 16 9 5 37 >_>_ — 6 12 27 2 47 w 6 5—12 14 Im Ganzen . . 6 57 80 59 48 250 Zunächst lässt sich hieraus die Observation machen, dass sich als die kräftigste (mit nahezu einem Drittel der Fälle) aller Versarsen in Bezug auf die Längung einer Endsilbe die III. erweist (dieselbe wie bei den Längungen vor Interpunc- tion), d. h-. die Quantitätssteigerung wird durch die Pause in der Penthemimeres unterstützt. Ihr zunächst kommen wieder die- jenigen Vershebungen, die wir früher gleichfalls als besonders geeignet erkannten, eine kurze Endsilbe zu längen, die IL und IV. ; während jedoch vor einer Interpunction die Längung niemals in der V. Arsis erfolgt, geschieht dies ohne dieselbe verhältnissmässig häufig-, die I. Arsis kommt nur bei etlichen Längungen einsilbiger Wörtchen bei späten Dichtern in An- schlag, die VI. ist ganz unbetheiligt. Sehr bemcrkenswerth ist das Vcrhältniss der Längungen zu den Wortformen. Wir sehen, dass die tribrachysch schliessen- den und tribrachyschen den eigentlich normalen Rhythmus bei einem in der Endsilbe gelängten Worte repräscntiren, da nicht wenigeralsl31BeispieledieserArt21paliinbakchischschliessenden Neue Beitrüge zur Technik des naclihomerisclien Hexameters. *4li9 i oder einen^einen Palimbakchius darstellenden gegenüberstehen. Diese 152 Fälle zusammen müssen als besonders entschuldigt gelten, da feie Wortformen repräsentiren, welche im Hexameter vor folgendeiij, vocalischen Anlaute sonst nicht Platz finden können, ^^usserdem bleiben uns aber noch 37 Belege bei tro- chäischen, 47 bei pyrrhichischen und 15 bei kurzen einsilbigen Wörtchen. Was zunächst die erstgenannten betrifft, so ist hervor- zuheben, dass die weitaus überwiegende Anzahl auf spätere poetische Producte entfällt; voran steht die Orakelpoesie, Avelcher allein über zwei Fünftel sämmtlicher FäUe angehören (Sib. Or. 14, Or. ed. Hendess 2 Belege); weiter ist besonders be- theiligt die Anthologie (mit 6 Beispielen), die Orphischen Hymnen (mit 3) und Tzetzes (mit 4). Dem heroischen Epos gehören im Ganzen nur 3 Fälle an (1 bei Hesiod, 2 bei Apollo- nios Rhodios). Der noch übrige Rest vertheilt sich auf Krates, Manethon und Apollinarios, von denen jeder je 1 Mal die Län- gung der Endsilbe eines trochäischen Ausdruckes zuliess. Aehn- lich verhält es sich mit den pyrrhichischen Wörtern. Auch hier entfallen die meisten Belege auf spätere Dichtungen. Die Orakelpoesie steht abermals an der Spitze (12 Belege in den sibyllinischen, 1 in den Orakeln des Porphyrios); ausserdem sind von späteren Producten hier zu nennen die Epigramme der Anthologie und der Inschriften (zusammen mit 5 Belegen), Manethon (mit 4), die Orphischen Argonautika und Philon (mit je 1 Beispiel), Apollinarios (mit 5) und Tzetzes (mit 3 Fällen). Von Dichtungen der besseren Zeit kommen eigentlich nur die Homerischen Hymnen (mit 3 Beispielen), Apollonios Rhodios (mit 4) nebst den Bukolikern (mit 3 Belegen) in Betracht; die noch übrigen wenigen Fälle sind ganz vereinzelt. Somit stellt sich heraus, dass die trochäischen und pyrrhichischen Wörter mit gelängter Endsilbe, bei denen man die rhythmische Form nicht als Entschuldigungsgrund für diese Längung anführen kann, fast nur von solchen Poesien zugelassen werden, bei deren Verfassern ein wenig eindringendes Verständniss für Prosodie und Metrik des heroischen Verses vorausgesetzt wer- den muss. Die 14 Fälle von Längung bei einsilbigen Wörtchen, welche als sicher gelten können, vertheilen sich folgender- massen: die Pronominalformen 2c, sv und -iv begegnen 5 Mal 430 Rzaeli. nach homerischem Vorgange g-elängt Lei Tzetzes, je 1 M(\\ in den SibyUinen, bei Gregor von Nazianz in der Anthologie und in den Epigranimata ed. Kaibel^ also durchwegs in Producten später Zeit. Eine Analogie hiezu bietet die Längung des übrigens mit Synizese zu lesenden Qs.öq in den Sibyllinen in I. Arsis. Ausser- dem wird Ol? und Tpi; an derselben Versstelle je 1 Mal in den Sibyllinen gelängt, wozu wahrscheinlich das Muster bei Hesiod. E. 596 zu suchen ist. Schliesslich ist noch die zweimalige Länge von Tt; (in IL Arsis) bei Apollonios Rhodios zu erwähnen, die, wie oben gezeigt worden, durch Nachbildung homerischer Verse ihre Erklärung findet. Darnach können sämmtliche Fälle als hinreichend erklärt gelten. Aus der obenstehenden Tabelle ergeben sich noch einige andere nicht uninteressante Wahrnehmungen. Wir lernen näm- lich aus derselben auch die legitimen Stellen kennen, an wel- chen die rhythmisch verschiedenen Wörter gewöhnlich Längung der Endsilbe aufweisen. Für die Wortformen von dem Rhyth- mus — — — ^ ^ ist dies nahezu ausschliesslich die V. Arsis, für die päonischen wieder die IL oder III., für die pyrrhichischen vorzugsweise die IV., daneben die III., ebenso erscheinen die meisten Längungen der Endsilbe bei tribrachyschen Ausdrücken in der IV. Arsis, während sie an den übrigen Hebungen (IL in. V.) in gleichmässiger Weise betheiligt sind. Die Endsilben trochäischer oder trochäisch schliessender Wortformen werden am häufigsten in der IIL Arsis gelängt, die übrigen drei Hebungen sind wiederum ziemlich gleich vertreten. Der legitime Platz der einsilbigen Wörtchen endlich ist die I., daneben die IL Arsis. Was endlich die Endsilben selbst anlangt, so übertreffen die beiden Ausgänge o; und cv alle übrigen bei Weitem. Wir zählen nämlich in der nachhomerischen Poesie 93 sichere Belege für er. (»7 für ov. Zunächst diesen stehen y.q mit 25 und eq mit 20 Beispielen. Am seltensten ist der Ausgang ap vertreten. Es umfassen demnach die beiden erstgenannten Gruppen gerade zwei Drittel sämmtlicher Längungen, was bei der Häufigkeit jener Silben als Wortnusgrmgo rilx-rlinupt leicht begreif licli wii-il. Neue Beiträge zur Teclinik des nacbhomeriscben Hexameters. 431 V liidox critieus. . " Seite Anthologie I^ 63G. 2 415 Antimach(jg!^ji<>6ß (Kinkel) 323 Apollinarios 23. 8 • 411 108. 11 402 Apollonios Rbodios A 812 414 A 208 40r, i^ ü26 395 Bassarika Fr. XI 6 333 Gramer Anekdota Par. IV p. 361. 21 414 Empedokles 103 323 212 338 Hesiodos E. 599 332 A. 71 314 Kaibel, Epigramm. Graeca 539. 2 418 Kallimachos I 3G 318 Maximos 496 400 Nikandros Ther. 748 394 Oppianos Halieut. II 142 377 Oracula Sibyllina I 281 422 I 364 4U8 n 1 325 m 292 . 319 UI 327 343 lU 3^1 .... 325 Vn 114 313 VUI 2.52 413 XI 48 322 XI 86 339 XI 183 385 XII 37 403 XII 124 -. 403 Xn 234 422 Xm 19 322 Xm 125 325 XIII 157 391 Orphische Argon. 305 370 444 .. 405 720 370 734 370 652 375 1068 375 432 Rzach. Neue Beiträge zur Technik des nachhoinerischen Hexameters. Seite Parmenides G9 321 Piaton Fr. VII 1 363 Quintus Smyrnaeus I 110 380 IV 2.5 369 XIV 140 362 Theokritos VIII 14 (Ahrens) 416 VIII 24 379 XV 112 . . . • 376 Tzetzes Posthorn. 382 351 mJS— "^ III. SITZUNG VOM 18. JANNER 1882. Se. Excellenz der Präsident macht Mittheilung von dem am 12. Jänner d. J. erfolgten Ableben des c. M. Herrn Pro- fessor Stumpf-Brentano in Innsbruck. Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides. Das w. M. Herr Ministerialrath Dr. Werner legt eine Abhandlung vor unter dem Titel : ,Die Augustinische Psycho- logie in ihrer mittelalterlich- scholastischen Einkleidung und Gestaltung'. Verzeichniss der vorgelegten Druckschriften. Central-Commissiou, k. k. statistische: Ausweise über den auswärtigen Hcandel der östei'i'eichisch-ungarischen Monarchie im Jahre 1880. XLII. Jahrgang. IV. Abtheilung: Waaren-Durchfuhr. Wien, 1881; 4". Institut des langues urientales du Ministere des affaires etrangeres: Col- lections scieutitique.s IV. Monnaies de differentes Dyuasties Musulmanes. 2" fascicule. Saint-Petersbourg, 1881; 8^». Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter- niann. XXVIII. Band, 1882, 1. Gotha; 4". Programme: Böhm.-Leipa, k. k. Ober-Gymnasium, am Schlüsse des Jahres 1880/81. Böhm.-Leipa, 1880/81; 8". — Bozen, k. k. Staats-Gymnasium 1879/80. Bozen; 8". — Brixen, k. k. Gymnasium, XXX. Programm, Brixen, 1880; 8'^. — Brunn, k. k. zweites deutsches Obergymnasium, Neunter und zehnter Jahresbericht für das Schuljahr 1880/81. Brunn; 8". — Erstes deutsches k. k. Gymnasium für das Schuljahr 1880. Brunn; 8". — K. k. Staats-Gymnasium in Cilli. Cilli, 1881; 8". — Forstschule in Eulenburg: Jahresbericht, 29. und 30. Cursus, 1880/81 und 1881/82. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. L Htt. 28 4H4 Olmütz, 1880/81; 8". — K. k. Ohergymnasium in Fiume. 1879, 1880 und 1881. Zagreb, 1881; 8". — Steiermäikisch-Landschaftliches Joanneum ■/M Graz: 69. Jabresbericht über das Jabr 1880. Graz, 1881; 4". — Königl. Recbtsakademie in Grosswardein, 1879/80. Grosswardein, 1880; 8". — Evang. Gymnasium A. B. und die mit derselben verbundene Real- schule, sowie die evang. Bürgerschule A. B. zu Hermannstadt für das Schuljalir 1879/80 und 1880/81. Hermanustadt, 1880/81; 4^ — Kathol. Obergymnasium zu Klausenburg. Klausenburg, 1880; 8". — Gewerbe- schule zu Bistrit/, in Siebenbürgen: VI. Bericht 1879/80. Kronstadt, 1880; 8". — Königl. Ungar. Staats- Oberrcalschule zu Leutschau: XII. sz;im. Löcse, 1881; 8". — K. k. Staats- Gymnasium in Marburg, 1881. Marburg, 1881; 8". — Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag: Jahresbericht, Verein.'^jahr 1878/79, 1879/80 und 1880/81. Prag; 8". — Zweite deutsche Staats -Oberrealschule in Prag: 8. Programm. Prag, 1880/81 ; 8'\ — Königl. kathol. Obergymnasium in Pressburg. 1879/80 und 1880/81. Pressburg, 1880/«1; 8". — K. k. Staats-Gewerbeschule zu Reichenberg. IV. und V. Jahresbericht. 1879/80 und 1880/81. Reichen- berg, 1881 ; 8". — K. k. Staats-Obergymna.sium zu Saaz, 1880/81. Saaz, 188081; 8". — Evang. Gymnasium A. B. in Schässburg, 1879/80 und 1880/81. Schässburg, 1880/81; 4". — Fürsterzbischöfl. Privat-Gymnasium Collegium Borromäum zu Salzburg, Sl. und 32. Ausweis. 1879/80 und 1880/81. Salzburg, 1880/81; 8". — K, k. Realgymnasium in vSarajewo: Jahresbericht 1879/80 und 1880/81. Sarajewo, 1880/81; 8«. — König. Ohergymnasium in Sign, 1879/80 und 1880/81. IL-Senju, 1880/81 8«. — K. k. Staats-Oberrealschule zu Steyer. XI. Jahresbericht, 1880/81. Steyr 1881; 8". — Civica scuola reale .superiore in Trieste 1881. Trieste, 1881; 8". — Staats-Gymnasium in Troppau, 1879/80. Troppau, 1880; 8". — K. k. akademisches Gymnasium in Wien: Jahresbericht für das Schul- jahr 1879/80 und 1880/81. Wien, 1880/81; 8». - K. k. Franz Joseph- Gymnasium in Wien: VI. und VII. Jahresbericht. Wien, 1880/81; 8". — K. k. TInterrealschule in der Leopoldstadt in Wien : V. und VI. Jahres- bericht. Wien, 1880/81; 8". — K. k. Oberrealschule in der Leopoldstadt in Wien: IX. und X.Jahresbericht. Wien, 1880/81; 8". - K. k. Staats- Unterroalschule im V. Bezirke (Margarethen) in Wien: V. Jahresbericht. Wien, 1880; 8". — K. k. Obergymnasium zu den Schotten in Wien: Jahresbericht am Schlüsse des Schuljahres 1880 und 1881. Wien, 1880/81 ; 8". — K. k. Theresianische Akademie in Wien: .lahresbericht für das Schuljahr 1879/80. Wien, 1880; 8'\ Niederösterreichisches Landes- Lehrerseminar in Wr.-Neustadt:^^II. .Jahresbericht. Wr. -Neustadt, 1880; 8'. — Niederösterreichische Landes-Oberrealschnle und die mit derselben vereinigte Landesschule für Maschinenwesen in Wr.-Neu«tadt: XV. und XVI. .Jahresbericht. Wr.-Neustadt, 1880/81; 8". Societä siciliana per la storia patria: Documenti. 3" serie: Epigrapliia. Vol. L Fase. 2. Palermn, 1881; 8". Verein, kroatisch-archäologischer: Viestnik. Godinalll., Hr. H i 4. U Zagrebu. 1881; -8". — Godina IV, Br. I. IT Zagrebu, 1882; 8". Werner. Die Angust. Psychol. in ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung U.Gestaltung. 43Ö « ^—'•^ Die Augustüiisehe Psychologie iu ihrer mittel- alterhch-seholastischeu Einkleidung und Gestaltung. Von Prof. Dr. Karl Werner, ■wirklichem Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. -oLugn^istinus erschemt in den mittelalterliclaen Lehrdar- stellungen der christlichen Psychologie bis ins zwölfte Jahr- hundert herab als die zwar nicht einzige, aber doch vomehniste Lehrauctorität. Er wurde als solche auch nach dem Aufkommen der scholastischen Peripatetik formell respectirt; soweit es sich indess um die Gestaltung der Psychologie als philosophisch- rationaler Disciplin handelte. AA'ar nicht Augustinus sondern Ai-i- stoteles die massgebende Auctorität. Es fehlte nicht an einzelnen hervorragenden Vei-ti-etern der christlichen Peripatetik, welche, wie Heinrich von Gent und nach ihm Duns Scotus in gewissen Fragen der Psychologie imd Erkenntnisslehre den von ihnen eingenommenen Standpunkt als den specifisch augustinischen betonten und zu Geltung zu bringen bemüht waren; gemeinhin aber nahm Augustinus während der gesammten Dauer der peri- patetischen Scholastik nicht den Rang einer höchsten und vor- nehmsten Schidauctorität ein, sondern behauptete das allerdings ungleich höhere Ansehen des ersten und grössten aller Kirchen- lehrer, dessen »Sentenz in streitigen und schwer zu lösenden Fragen endgiltig entschied oder doch den entscheidenden Aus- schlag gab. Kur eine der verschiedenen Lehrrichtungen, welche inner- halb der peripatetischen Scholastik hervortraten, Avollte sich immittelbar auf Augustinus stützen; sie ist vertreten durch den Orden der AugTistiner-Eremiten, T'.'elcher angefangen v'on Aegy- dius de Colonna (Aegydius Romanus), einem Zeitgenossen und 28* 436 ^6 1' ° ß '■• Schüler des Thomas Aquinas, bis in die Mitte des 18. Jahr- hunderts herab für die specifisch augustinische Lehrtradition einzustehen, als seine Aufgabe ansah. Wir haben es in der vorliegenden Abhandlung mit der eigenartigen Auffassung und Behandlung zu thun, welche die hervorragendsten Vertreter dieser »Schule in deren Anfangszeit der im Geiste der augustinischen Lehre zu gestaltenden ratio- nalen Psychologie angedöihen Hessen. Der eigentliche Führer der Schule ist Aegydius Romanus (f 1316),' in dessen Fuss- tapfen Jacob von Viterbo (j 1308) und Thomas von Strassburg (f 1357) ti'aten;- ihnen tritt Augustin von Ancona (Augustinus Triumphus, f 1328) zur Seite, welchen wir als Verfasser eines specieU die Psychologie behandelnden Werkes zu berücksichtigen haben. ■' Eine von den Genannten abweichende Richtung schlug Gregor von Rimini (f 1358) ein, der indess dem richtig ver- standenen Augustinus näher gekommen zu sein glaubte als seine Vormänner, und in der That Aveit öfter und entschiedener als jene auf Augustinus sich zurückbezog und unmittelbar an ihn anknüpfte.^ Ob und inwieweit diese peripatetisch geschulten Vertreter eines specilischen Augustinismus eine Coincidenz ihrer Lehranschauungen mit Augustins Doctrin anzusprechen berechtigt waren, soU in Bezug auf die Probleme der Psychologie aus den nachstehenden Darlegungen erhellen. Der speculative Seelenbegriff des Aegydius Romanus ist auf die Ausdeutung gestützt, welche er der augustinischen Lehre ' Von Aegyd's öclirit'teu sind für diese Abliaridhiug der erste und zweite Tlieil seines fcäentenzenwerkes, sowie seine Quodlibetica benutzt. 2 Beide geben sicli als specifische Vertreter der Öchola Aepydiana zu er- kennen, Jacob von Viterbo durch seine Abbreviatio sententiaruin Aegydii Colnmnii, Thomas von Strassburg durch sein Sentenzwerk, welches wieder- holt auf Aegydius als Führer der Schule verweist, und demzufolge auch in dieser Abhandlung als subsidiäre Erkonntnissquelle der ägydianischen Doctrin citirt wird. 3 De cognitione animae <'jus(|ue potentiis. Gedruckt zu Bologna 1503. Beigedruckt ist: Quaestio de aensibus interioribus (entlehnt aus den Questi- onibus disputatis eines Zeit- und Ordensgenossen Augustins von Ancona. des Magisters Petrus de Regio). ■• Für diese Abhandlung ist Gregors (Vmiinfntar zum ersten und zweiten Buche der Sentenzen benützt. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-scho!. Einkleidung u. Gestaltung. 437 von der Gf»tte?l)il(T!ichkeit der menschlichen Seele gibt; ' ja man kann sagen, dass die, unter fortlaufender Beziehung auf Angustins Bücher de^.Trinitate, entAvickelte Lehre vom gottesbildlichen Wesen der Menschenseele der Hauptsache nach den Gesammt- inhalt dSnpSychologischen Lehren Aegyds in sich schliesst, oder wenigstens die Lineamente derselben liefert, zu welchen sich seine anderweitigen Erörterungen über Wesen und Thätigkeit der menschlichen Seele nur als weitere Ausführungen verhalten. Aegydius sieht das gottesbildliche Wesen der Menschenseele darin, dass sie gleich allen geschüpflichen Geistnaturen eine Nach- bildung der göttlichen Dreieinheit sei, welche eine Dreiheit der Personen in der Einheit der Substanz ist. Also besteht das Wesen der Gottesbildlichkeit der Menschenseele darin, dass in ihr eine Nachbildung des dreipersönlichen göttlichen Seins sich darstellt. Dadurch unterscheiden sich eben die intellectuellen Creaturen von den sinnliehen, dass sie das göttliche Wesen in Bezug auf dessen personhaftes Sein repräsentü'en, während die irrationalen Creaturen dasselbe ohne Andeutung seiner concreti- sirenden Personhaftigkeit repräsentii-en. Nun aber urspringen die Personsunterscliiede in Gott aus der geistigen Selbstvertiefung des götthchen Wesens: demzufolge besteht das gottesbildliche Sein und Wesen der Engel und Menschenseelen darin, dass sie das geistige Selbstleben Gottes nachbildlich darstellen, ^ w^ährend die übrigen Creatui'en nur die allgemeinen metaphysischen Be- stimmtheiten des göttlichen Seins und Wesens nachbildlich dar- stellen. Darin ist der Unterschied zwischen Bild und blosser Spur des Göttlichen im creatürlichen Sein begründet. ^ Die geistigen 1 1 dist. 3, qu. 12—23. - Si Tolnmiis accipere personalia (iu Deo) per actus uotionales . . . actus uotionales radicaliter sunt ex actibus ad »e conversis; et ideo dicimus, quod Pater intelligeudo se generat Verbum, in quo se intelligit, et Pater et Filius spirant Spirituin Sanctum, in qtio se diligunt. Converti autem ad se ipsum non competit alicui corpori, ut Proclus probat. Sola natura intellectualis est illa, quae est ad se conversiva; propter quod et Plato assimilavit intellectum circulo, non sensum. Solum igitur illud erit imago Trinitatis, quod habet Operationen! .supra se conversivam. 1 dist. 3 qu. 12. 3 Vestigium repraesedtat id, cujus est, quantum ad communia, sed imago repraesentat etiam quantum ad persoiialia. Nam Hercules per vestigium ejus non cognoscitur, nisi quia homo; sed per imaginem cognoscitur. secundum quod talis persona. Et secundum istum modum repraesentatur 438 Werner. Acte der NachbikUmg- des g-öttliclien Wesens lassen sich nur per accidens aucli in's sinnliche Dasein hineintragen, sofern näm- lich das sinnliche Vorstellnngsverinögen des Menschen zur Theil- nahme an den intellectiven Functionen der Menschenseele bei- gezogen ist; an sich aber sind sie nicht übertragbar in die Sphäre des sinnlichen Daseins, und bleiben in der Engelwelt strenge innerhalb des rein geistigen Daseins und Lebens be- schlossen. Daraus erhellt zugleich auch, dass im Engel das gött- liche Sein reiner und vollkommener nachgebildet ist, als im Menschen, obschon dieser es in einer gewissen, durch die körper- lose Engelnatur ausgeschlossenen ]\Iehrseitigkeit nachzubilden vermag. ' Augustinus gibt einen doppelten psychologischen Ternar als Nachbildung der göttlichen Dreieinheit an: Memoria, Intelli- gentia, Voluntas — Mens, Notitia, Amor. Es hat nämlich eine doppelte Nachbildung der göttlichen Dreieinheit im Geistleben des Menschen statt, je nachdem die Seele im Stande des actuellen oder eines habituellen Erkennes sich befindet. Im Stande des actu- ellen Erkennens Avird die göttliche Dreieinheit durch die Functionen der drei Vermögen: Memoria, Intelligentia, Voluntas nachgebildet, im Stande des habituellen Erkennens durch Mens, Notita, Amor. Object dieses habituellen Erkennens ist die verborgene Wesenheit der Seele (Mens), daher der zweite Ternar auf das Selbsterkennen der Seele Bezug hat, Avährend der erstere Ternar auf das Er- kennen anderer, von der Seele verschiedener Dinge sich bezieht; vestigium Trinitatis in creaturis, qviando per communia declaratur Trinitas; sed tunc repraesentatur imago Trinitatis in creaturis, quando per propri;i nt per personalia designantiir tres personae. Ibid. ' Licet angelus per se sit imago trinitatis magis quam liomo, homu tarnen quantum ad aliqna est magis quam angelus. Nam anima humana est tota in toto corpore et tota in qualibet parte, sicut Dens in toto mundo, sicut narrat Augustinus in Sermone de imagine; hoc autem non convenit angelo. Possemus si vellemus a.ssignaro alias adaptationes, quia sicut omnia ab uno Deo, ita omnes homines ab uno homine, non tamen ange.li omues ab uno angelo, et cetera talia, quae lectoris intentioni et judicio relinquantur. Ibid. (Der in dieser Stelle erwähnte Sermo de imagine, welcher von den mittelalterlichen Augustinianern »fter oitirt wird, gibt sich durch .seinen Inhalt als eine pseudo-augu.stinische Schrift zu erkennen, und ist de.shalb in den neueren Ausgaben der augustinischen Schriften aus den Sermonen Augustins ausgeschieden). Die August. Psychologie in ihrer mittelait.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 439 denn nur «in Bezwg auf solche, von der Seele verschiedene Ob- jecte kan'n' der ^Memoria eine besondere Function zukommen, während im 6elbsterkennen der Seele an die Stelle der ^lemoria unmittelbar die Substanz der immer bei sich seienden Seele tritt, i 0<%^ftand des habituellen Erkennens ist hiebei nm- die Substanz der Seele oder die Mens, während Notitia und Amor entweder Actus oder Habitus der sich selbst erkennenden Seele sein können. Beim ersten Ternar aber ist Alles Object eines actuellen Erkennens; denn er wii'd eben durch die Acte eines dreifachen actuellen Scii-e constituirt: Scio me hoc meminisse, Scio me hoc intelligere, Scio me hoc velle. Um diese drei Acte üben zu können, müssen jene drei Vermögen vorhanden sein, deren Thätigkeiten Gegenstand jenes dreifachen actuellen Wissens sind; die Memoria scheidet sich hier, obwohl an sich zm- cognos- eitiven Potenz der intellectiven. Seele gehörig, als Retentions- vermögen von der Intelligentia ab, in deren Actualität die in der Memoria aufbewahrten und gleichsam verborgenen Species rerum .vor dem Blicke der Seele offenbar werden. Um aber der in solcher Weise actuirten Intelligentia ein aliquales Esse permanens zu sichern, muss in der Seele eine Strebung (Intentio) vorhanden sein, durch welche die in der Intelligentia erzeugte Species mit der Species gignens in der Memoria verknüpft wird: und dieses Verbindende ist die Voluntas. 1 Anima aliter cognoscit se, aliter alia, ut dicitiir Trin. XIV, c. 10, quia, quaudo cugnoscit alia, cum cognitio fiat per aliquam praesentiam rei c.ognitae in cognoscente, cum ipsae res non sint in anima, oportet dare similitudines rerum esse in ipsa, a quibus similitudinibus gignitur species in intelligentia; sed cum ipsa .sibi praesto sit, habitualiter se per seipsam intelligit. Notandum tamen, quod non est hujusmodi habitualis cognitio, prout de habitu determinavit Philosophus, quem habentes possumus in actum exire, cum volumus, sed .magis, prout determinavit Plato, qui posuit species concreatas animae, et eam a sui creatione habuisse scien- tiam, attamen in actualem considerationera scire exire non poterat nisi per sensibila excitata; ideo dicebat nostrum discere reminisci. Sic et anima de se actualiter considerare non potest nisi per sensibilia excitetur; ergo quodammodo loco specierum in memoria ipsa substantia animae qua sibi semper praesens existens se modo praedicto semper habitualiter novit, propter quod dicitur Trin. XIV, c. 6 : ,Ita nee sane mens gignit notitiam sui, quando se cogitat tanquam sibi ante incognita fuerit ; sed ita sibi nota erat, quemadmodum notae sunt res, quae in memoria continentur,' 1 dist. a, qu. 1 I. 440 ^^^ r n c r. Es fra.üt sich nun weiter, in Avelclieni der beiden Ternare die Seele ein vüllkoninienes Bild der göttlichen Dreieinheit dar- stelle, im ersten oder im zweiten. Sofern nach Auo-ustinus ' die im Actn int(^llig-ere bestehende Nachbildung der göttlichen Drei- einheit vollkommener ist, als die im habituellen IntelHgere be- stehende, müsstc der erste Ternar unbedingt über den zweiten gestellt wei'den. Da stellt sich jedoch die Erwägung ein, dass die der Seele äusseren Objecte, auf Avelche sich die Seele mit ihren drei Vermögen Memoria, Intellectus, Vohmtas bezieht, theils imter, theils über der Seele stehen, auf welche als Ob ject des Erkennens und Begehrens sich der zweite Ternar bezieht. Es geht also, soweit es sich um die Dignität des Objectes han- delt, nicht an, den ersten Ternar einfach über den zweiten zu stellen. Hier tritt nun die Unterscheidung zwischen Ratio superior und Ratio inferior ins Mittel; die Ratio superior bedeutet die menschliche Denkvernunft, soweit sie den der Seele übergeord- neten Objecten, Gott und den ewigen Dingen zugewendet ist, . Ratio inferior die menschliche Denkvernunft in ihrer Him^endung auf die der Seele untergeordneten Dinge. Soweit der Ternar Memoria, Intellectus, Voluntas, die dm'ch Gegenstände der sinn- lichen Wirklichkeit occupirte Seele betrifft, steht er gewiss unter dem Ternar Mens, Notitia, Amor; umgekehrt aber verhält es sich, sofern Gott das Object der im ersteren Ternare ausgedrückten Seelenpotenzen ist. Es sind also mit Rücksicht auf die DreiluMt der Objecte: Gott, Seele, Sinnenwelt drei Ternare vorhanden, deren jeder entweder ein actueller oder ein habitueller Ternar sein kann, womit die Zalil derselben sich zu sechs verdoppelt; rechnet man dazu noch die ins sinnliche Erkcnntnissleben fallenden drei Reflexe derselben,"^ so ergibt sich eine Neun- zahl von Ternaren, in welchen, stets abgesclnväcliter, der g()tt- Hche Urternar nachklingt. Fragt man, in welchem dieser Ternare der göttliche Urternar sich am vollkonnnensten nach- bilflet, so lautet die allgemeine^ntwort: In jenem, in welchem 1 Vpl. Aug. Trin. XIV, c. 7. 2 Diese drei Reflexe vverrlen diiich fol<,'-(MHlc droi teniaro Gruppen {^^ebildet: .Specie.s corporali.s, Species .sensualis, Intentio necten.s — .Species sen- sualis, Species memnriali.s, Intentio nectens — Species rneniorialis, Species cogitativae, Intentio necten.s. 1 dist. .'{,• <|n. l.j. Die Angnst. Psycliologie in ihrer mittelalt.-schoi. Einkleidung u. Gestaltung. 441 der MensA seinÄii o-öttliolieii Urhilde formaliter sich verillm- liehet. Diese Art von A'erälmlichimg vollzieht sich mittelbar in der aii£, clem Selbstdenken rcsidtirenden Dreiheit, immittel- bar in der Dreiheit, die ans dem anf Gott bezogenen Denken resnltirt. "Trottes gedenkend , Gott erkennend , Gott liebend stellt der Mensch wahrhaft und vollkommen Gottes Bild dar. Er ist es bereits durch sein gottgeschaffenes Wesen, im engeren Sinne durch seine geistige Innerlichkeit, deren Fassung und Darstellung der äussere Mensch ist; in der Actuirnng seines geistigen Erkenntnisslebens beginnt er das Bild dessen, der in ihm abgebildet ist, selbstthätig zu verwirklichen, materialiter in den Acten der auf die sinnliche Wirklichkeit bezügHchen Er- kenntnissfunctionen, formaliter im höheren Erkenntnissleben, wel- ches geistige Objecte: seine unsterbliche Seele und die ewigen Dinge des Himmels zum Gegenstande hat, am vollkommensten in der unmittelbaren Hinwendung auf Gott. Gott ist einer in Dreien und Drei in Einem, eine Dreiheit der Personen in der Einheit der Substanz. Wie die drei Per- sonen niu' Eine Essenz constituiren und diese selber sind, so müssen auch Memoria, Intellectus und Voluntas jenes Eine Wesen, welches intellective Seele heisst, darstellen, zwar nicht so, als ob jene di'ei Potenzen mit der Essenz der Seele schlechthin zusammenfielen, was mit dem creatüi-lichen Charakter der Menschenseele nicht vereinbar wäre, sondern sofern diese Eine Essenz, und nicht etwa eine Zusammenfügung aus einer Mehr- heit von Seelen oder seelischen Principien ist. Die menschliche Seele kann ihrem Begriffe nach nur Eine sein; denn die Ma- terie, aus welcher die sinnliche Leiblichkeit des Menschen ge- geformt ist, recipirt nur Eine Substanzialform. Die Seelen- potenzen wüi'den in ihrem Wirken sich gegenseitig hemmen, wenn sie nicht eine Substanz zum Principe hätten. Sie müssen aber von dieser unterschieden sein, Aveil alle geschöpf liehen Perfectionen einen sie recipü-enden Grundträger voraussetzen, ' ohne welchen sie nicht bestehen könnten. Für die absolute Coincidenz der Seelenpotenzen mit der Substanz der Seele be- 1 Bloss in Gott fällt die Perfection des Seins absolut mit dem Sein selber zusammen. Aegydius citirt hiefür Aug. Trin. V, 1: Intelligamus Deum, si possumus, sine qualitate bonum, sine quantitate magnum. 442 Wevnor. ruft man sich vergeblich auf Augustinus, der, obschon er sagt, dass die 3Iemoria, IntcUigentia, Voluntas wesentlicli die Seele selber seien, doch andererseits ausdrücklich und bestimmt den Satz lehrt: Sola substantia habet essentiam, ' woraus folgt, dass die von ihm den Potenzen der intellectiven Seele beigelegte Entität nur als ein Esse in alio gemeint sei. Dieses Aliud ist eben die Seelenessenz als Subject der intellectiven Potenzen. Zu den sinnlichen Potenzen des Menschenwesens verhält sich die intellective Seele blos als Causa, sofern sie Wesensform imd Lebensprincip des Leibes ist; das eigentliche Subject jener Potenzen ist jedoch nicht die Seele, es ist vielmehr in den Or- ganen des Leibes gegeben. Es kommt hier bei Aegydius zu einer ziemlich scharfen Abscheidung der sinnlichen Lebensthätigkeiten des Menschen vom intellectiven Seelenwesen und dessen intellectiver Bethä^ti- gimgj ohne dass er jedoch den ausser dem Gesichtskreise der Scholastik liegenden Gedanken eines i-elativen Selbstlebens der sinnlichen Leiblichkeit erfasste. Von den sinnlichen Lebens- thätigkeiten lasse sich, lehrt Aegydius, die Anima blos causaliter, von den intellectiven Thätigkeiten aber zugleich auch formaliter, ja gewissermassen sogar per identitatem prädiciren, indem die intellectiven Potenzen in der Seele naturaliter vorhanden sind, und die Seele ein einfaches, nicht zusammengesetztes Subject derselben ist. Dass die Seele suae vires sei, wie von Einzelnen vor der Aufnahme der peripatetischen Doctrin in die theolo- gischen Schulen behauptet wiu'de, sieht Aegydius als eine eni- ))hatisclie Redeweise an, die ihre relative Berechtigung gegen- über Jenen habe, welche die intellectiven Potenzen als Accidenzcn der Seele bezeichnen. Freilich werde da das Wort Accidens im weiten, uneigentlichen Sinne genommen, während Andere, die r'!^ in strictera Sinne, nämlich im Gegensatze zum Proprium verstanden wissen wollen, die Seelenpotenzen als cm Mittleres zwischen Substanz und Accidens bezeichnen und sie damit als Proprietates naturales kenntlich machen wollen. Aegydius gibt damit zu erkennen, dass der Schematismus der peripatetischen Schulphilosophie zu einer exacten Bestimmung rein geistiger Dinge nicht vollknmmen ausreiche; «-r anerkennt jedoch die ' Awfr. Triii. \ ü, V. 1, Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 443 kanonisch» Giltiffkeit desselben, und beschränkt sich auf die conciliative Ausgleichung seiner verstandesmässigen Bestimmun- gen mit derf auf' psychologisch-inquisitivem Wege gewonnenen Aussagen des. heihgen Augustinus über das Wesen der gottes- bildhch«?-<^ele. Die intellectiven Potenzen der Seele haben unter Allem, was an einem Andern ist, am meisten am Sein dieses Andern Antheil, und sind daher am allermeisten als durch ihr Subject causirt zu erachten. Denn wie unter den Accidenzen die Quali- täten und Perfectionen, zu deren Genus jene Potenzen gehören, am meisten am Sein dessen, an dem sie sind, participiren, ' so unter den Quahtäten und Perfectionen ikrerseits wieder jene, welche in den intellectiven Potenzen sich darstellen. ^ Da nun das Intelhgere so unmittelbar aus der Essenz der intellectiven Seele urspringt imd die Essenz der Seele das nächste und un- mittelbarste Object ihres Erkennens ist, so legt sich die Frage nahe, ob die Seele immerfort sich selber erkenne. Da sie nicht immerfoi-t actuell sich selber denkt, so kann natürlich niu' von einer beständigen habituellen Erkenntniss ihrer selbst die Rede sein. Und eine solche Erkenntniss kann ihr nicht abge- sprochen werden, da ihr in dem ihr eignenden Intellectus agens und Intellectus possibilis die Primordialprincipien aller Erkennt- niss stets präsent sind, imd in diesen aus ihr urspringenden Principien sie sich selber stets präsent ist. Intellection heisst 1 Accidentia non sunt entia, nisi quia sunt entis. Entis autem sunt qua- drupliciter: Primo, quia disponunt et perficiunt ut qualitates et virtutes. Secundo, quia sunt via ad ens ut rnotus et transmutationes. Tertio, quia sunt respectus entis ad ens ut relationes. Quarto, quia sunt nega- tiones horum ut privationes, quae distinctio habetur ex verbis Philosophi IMetaph. Primum genus accidentium maxiine habet ens; post illa habet esse, quod est via ad ens; post hoc autem relationes, quia ut vult Commentator 12 Metaph. relatio habet minimum de esse; ultimo habent esse privationes, quia ut seribitur 1 Physic, privatio de se est non ens. 1 dist. 3, qu. 18. - Esse in ente ut dispositio et perfectio potest esse quadrupliciter, quia aliqua sunt in ente solum ut in radice, ut potentiae sensitivae in anima ; aliqua ut in subjecto, tamen accidentaliter, ut calor in corpore; aliqua naturaliter sicut proprietates, tamen habent subjeetum compositum, ut virtus attractiva ferri in adamante; aliqua sunt in aliquo ut in subjecto et naturaliter et habent subjectum simplex, ut potentiae. de quibus lo- quimur, in anima et inter cetera, quae sunt in subjecto, potissime trahunt originem ex subjecto. Ibid. 444 VVorncr. vor Allem Erkenn tniss der Principien; demzufolge wird die Erkenntniss der Primordial]3nncipien aller Tntelleetion vorzugs- weise diesen Namen verdienen. Diese Erkenntniss ist aber mit der in der Präsenz des Intellectus agens und possibilis gegebenen habituellen Helbsterkenntniss der Seele stetig vorbanden. ' Die Naebbildung der göttlichen Personsdreiheit fällt in die Dreiheit der intcllectiven Vemnögen der JMenschenseele. Bilden aber wii'klich Memoria, Inteliigentia und Voluntas drei beson- dere Vermögen? Die Grundtheilung der vSeelenvermögen ist eine dyadische; wie im sensitiven Seelenleben, wird auch in der intellectiven Seelenthätigkeit zwischen cognoscitiA'en und affec- tiven Potenzen unterschieden; demzufolge sind eigentlich nur zwei intellective Grundfunctionen vorhanden: das intellective Erkennen und intellective Begehren. Memoria und Inteliigentia sind nicht zwei verschiedene Potenzen, sondern blos zwei ver- schiedene Kräfte einer und derselben Potenz; 2 will man sie dennoch als zwei von einander verschiedene Potenzen nehmen, so sind sie als solche nur dem Begi-iffe, nicht der Sache nach unterschieden. Die Kachbildung der göttlichen Personsdreiheit wird hiedurch nicht beeinti'äclitiget; es gibt insgemein keine absolut vollkommenen Nachbildungen des Urbildlichen imd die minder sh'icte Aiiseinanderhaltuug von Memoria und Intellectus mag überdies dazu dienlich sein, die Personsunterschiede in Gott als Relationsunterschiede nachlnldlich zu charakterisiren. P^ine entsprechende Nachbildung der göttlichen Persons- dreiheit muss auf das Gleichsein der drei göttlichen Personen • Quanto actu.s est mao^is proximiis potentiae vel naturae, tanto mag-is meretnr nomeii illiu.s Itaqiie quia intellectus iniraediatius fertur in ))rincipia quam in concliisiones, c'oo;nitio jn-incipiorum dicitur intellectus; tanto ergo .secnnda acceptio intelligere uiagis moretur ipsnni nomen quam ]irinia, quanto magis imniediate respicit illa acceptio potentiam intellec- tivarn vel materiani, quam priin^. . . . Auiuia seniper se cognoscit, et illud cognoscere projjrie dicitur intelligere, non scire vel considerare sive cogitare. Bene igitur dictum est ab Augustino Trin. XIV. c. 0, quod mens se semper intelligit, sed non se semper cogitat. 1 dist. 3, qu. IVl. ^ In anima aliquando ponitur distinctio potentiarum , aiiquando viriuni, aliqnando potestatum, ali(piando portionum. Prima distinctio accipitnr penes distinctionem actuum, secunda penes distinctionem officiorum, tertia penes diversitatem indtuuin, (|iinrta ppiics diversitatem gradunm. 1 dist. 3, qu. 21. Die August. Psychologie in ihrer niittelait.-schol. Ginkleidnng u. Gestaltung. 445 und den HervorÄine; einer Person aus der anderen reflectiren. Die Aufzeigung des Letzteren unterliegt keinen Schmerigkeiten. Bezüglich ^dfes Gleichseins der Personen, das in der Gleichheit der drei intellectiven Seelenpotenzen sich nachbildHch darstellen soll, isf^-'-erainern, dass Gleichsein eigentlich ein der Quantitäts- kategorie zufallendes Verhältniss ist, welches sich indess in ge- wisser Weise auf die Seelenpotenzen anwenden und an ihnen bewahrheiten lassen muss, und zwar in vierfacher Weise: Ra- tione subjecti, sofern alle drei Potenzen als Potenzen derselben intellectiven Seele gleichen Wesensrang haben; Ratione sui ipsius, sofern jede derselben sich auf sich selbst zurückbezieht; Ratione actus, sofern keine ohne die anderen einen vollkommenen Act setzen kann; Ratione objecti, sofern sie Bonum und Verum zum gemeinsamen Objecte haben. ^ Nm- muss ratione objecti insofern eine Unvollkommenheit der Aequalitas potentiarum zugestanden werden, als mit einem bestimmten Wollen nicht nothwendig auch die Erkenntniss des Gewollten verbunden sein muss und als ferner das Object des Intellectes: Verum et Falsum, eine Quahtät des Denkens ausdrückt, während das Object des WoUens: Bonum et Malum, eine Beschafienheit der Dinge bezeichnet. ^ ' Ideo de aequalitate istaruin postest diel, quod dicit Augustinu.s in fine sexti de Triu. de aequalitate persouarum, quia singula sunt in singulis, et omnia in singulis, singula in omnibus et unum omnia. Siugula sunt in singulis ratione aequalitatis , potentiae, quia quaelibet est ad se con- versiva. Et omnia in singulis ratione aequalitatis actus, inquantum in singulis actibus requii-untur omnia i. e. omnes dictae potentiae. Et singula in Omnibus ratione aequalitatis objecti, quia in omnibus potentiis sunt singula objecta. Et unum omnia ratione aequalitatis secundum digni- tatem, inquantum omnia sunt una essentia et in uno subjecto fundantur. Quod autem debeamus ponere aequalitatem istam etiam in potentiis correspondentem aequalitati perspnarum, patet per ea quae dicuntur Trin. X, cap. penult., quia ubi de aequalitate istarum potentiarum deter- minatur, dicitur quod a singulis tota et omnia capiuntur, et tota singula totis singulis, et tota singula simul totis singulis; haec tria unum, una vita, una mens, una essentia. Quae si bene intelliguntur, praedictis correspon- dent. 1 dist. 3, qu. 20. - Aequalitas respectu objecti potest sumi tripliciter. Nam potentia ad ob- jectum tripliciter comparatur: primo per actum proprium; secundo ratione objecti, puta ea quae cognoscit intellectus, cognoscit sub ratione veri et affectus vult sub ratione boni ; tertio per actum alterius. Secundum primum aequalitatis modum istae potentiae non sunt simpliciter aequales; nou 446 Werner. Die göttliche Dreieinheit wird durch die intellectiven Po- tenzen, Habitus und Actus der menscldichen Seele nachgebildet. Keine dieser Nachbildungen kann schlechthin den Vorzug einer wahrsten Nachbildung beans]))'uchen. Lässt man den Haupt- nachdruck auf die Wesenseiuheit des dreipersönlichen Gottes fallen, so wird die göttliche Dreieinheit mehr diu-ch die unmittel- bar in dem einen Seelenwesen Avurzelnden drei Potenzen desselben repräsentirt, als durch die Habitus oder Actus der Potenzen. In Bezug auf die Perpetuität der Nachbildung haben ferner die Habitus den Vorzug vor den Actus der Potenzen, obschon in Bezug aiif die Actualität der Nachahmung die Nachbildung durch die Actus als die vollkommenste zu erachten ist.' Mit dieser dreifachen Werthschätzimg der Nachbildtmg hängt die Unterscheidung zwischen der dreifachen Imago creationis, recrea- tionis und gloriticationis'^ innerlich zusammen, sofern Verähn- lichung mit Gott in der Imago creationis potentiell gegeben ist, in der Imago recreationis habituell Avird und in der Imago glori- ficationis in die vollste Actuahtät iibergeht. Aus dieser Darlegimg des gottesbildlichen Wesens der intellectiven Seele lässt sich bereits Aegyd's metaphysischer Be- griff;' vom Wesen der Seele entnehmen. Sie ist eine geschöpfliche s]urituellc Substanz, welche sich von jener der Engel dadm-ch unterscheidet, dass diese sich ungleich lichter ist, als die der sinnliclien Leiblichkeit eingesenkte Menschenseele. Letztere mnss ilmcli äussere sinnliche Einwirkung zum Selbstgedanken solHcitirt werden, und kann denselben nicht continiurlich als enim ojiortet, quod quicquid volo iiitellipam .... Secundo potest com- parari ad objectnm secunrlnm rationein ejus, per (|uam ipsnm cognosci- tur . . . Cum verum et fal.suin .sint in auima, l)()num et malum sint in rebus, quia res in .seipsis et in anima non sunt eodem modo, non oportet habere aequale esse in omnibus objectis-, secuuduni istum modum non est aetiualitas in potentiis. Tertio modo potest esse comparatio ad objecta non directo, .sed per actum alterius potentiae, quia quicquid volo, non inteiligo, sed intelligo me velle; et quicquid inteliigo, non volo sed void me intelligere. Et secundum istum modum concludit Augustinus circa finem decimi de Trin., ubi de aequalitjite istarum potentiarum determinat, diccns: Quicf|iiid intelligo, me intelligere scio, et scio mt' volle quicquid volo. Ibid. ' 1 dist. 8, qu. 28. i 1 diät. 3, qn. 24. Die Ajigust. Psychologie in ihicr mittelalt.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 44 i actuellen C4eflank^ festhaUeii; der EiiiJ'elffeist actiiirt den (le- danken seiner .selbst einzig diu'ch sich selbst, d. Ii. durch die ihm eig;nend<* Potenz der Intellection , nnd ist vom Anbeginn seiner gotto-psetzten Existenz seipsura actii intelligens, so wie er auch in "^^^«fr der ihm concreirten Ideen der Dinge ausser ihm eben znfolge dessen, dass er stets sich selbst actnell erkennt, auch die Intellectivgedanken der übrigen Dinge actuell apre- liendii't. Beim Engel miiss aber eben so sehr, wie bei der intellectiven Menschenseele auf" der Unterschiedenheit der in- tellectiven Potenz von der Substanz, welcher die Potenz eignet, bestanden werden, ' weil sonst der Engel gleich Grott Intellectio sui wäre. Sein und Erkennen in ihm schlechthin zusammenfiele. Uebrigens gestaltet sich die Auffassung, Avelche Aegydius den von der geistigen Substanz abzuscheidenden intellectiven Po- tenzen derselben gibt, zu einem Argumente flu' die Unzerstör- barkeit und Perpetuität der intellectiven Seele. Würden die sinnlichen Phantasmen nicht in einer von der Seelensubstanz unterschiedenen Potenz, sondern unmittelbar von der Seelen- substanz selber recipirt, so wäre diese der Einwirkung eines von ihr unterschiedenen Agens unterstellt, welches in der Seelen- substanz selber Altei'ationen hervorzubringen im Stande wäre; diese Leidenszustände der Seelensubstanz würden aber gleich der Alterabilität der sinnlichen Substanzen ihre Auflösbarkeit Consta tiren. Die intellectiven Vermöglichkeiten der Seele sind somit Perfectionen der Seele, welche die Incorruptibilität der Seelensubstanz nicht blos bekunden . sondern förmlich garantiren. Die eigenthümliche Fassung dieses Argumentes, welches die intellectiven Potenzen gewissermassen zu Schutzwehren der Integrität der Seelensubstanz macht, fiel bereits Aegyds Zeit- genossen auf. ]\Ian Avendete ein, ' dass die Kategorie des Thuns imd Leidens auf geistige Substanzen nur beziehungsweise und uneigentlich sich anAvenden lasse, Actio und Passio von geistigen und physischen Substanzen nicht imivoce, sondern blos aequivoce ausgesagt werden; die machthabende Einflussnahme des Phan- tasma auf das Intelligere könne ihrer Katur nach nur zur Perfection, nicht aber zur Destraction des Seelen wesens bei- ' Quodlibet. III. qu. 10, 448 Werner. tragen. Der Aegydianer Tliomas von Strassbm^g ' eludirt diese EinAvendungen dm-ch die Bemerkung, dass, wenn die Einfluss- nabme des Phantasma auf das Intelligere zur Salvation und Perfection der intellectiven Seele beitragen solle, das Unter- bleiben jener Einilussnahme die Corruption der Seele zur Folge haben müsse, somit durch die Einwendung der Gegner unfrei- willig die natürliche Corruptibilität der intellectiven Seele zuge- standen sei. Mit mehr Erfolg hätte sich vielleicht die Unver- einbarkeit der Abti'ennung der intellectiven Potenzen von der Seelensubstanz mit der Bezeichnung derselben als inse})arabler Accidenzen lu'gü'cn lassen. Wenn das Denken und Wollen etwas der Seele Wesentlichefi ist, so muss sie ihrer Natm* nach eine denkende und wollende sein; immaterielle Substanz luid in- tellective Substanz sind der Sache nach gleichbedeutend, die Intellectionsfähigkeit lässt sich nm* dem Begriffe nach von der Geistigkeit unterscheiden. Der Grund der realen Abtrennung der intellectiven Vermöglichkeiten von der Substanz der Seele wird also darin zu suchen sein, dass man in Bezug auf das ^V''esen der Seele bei dem negativen Begriffe der Immateriaiität stehen blieb und nicht zum positiven Begriffe der Geistigkeit fort- schritt. Hieran blieb man aber für so lange verhindert, als man innerhalb der durch ein empiristisches Verstandesdenken festgestellten aristotelischen Denkkategorien befangen blieb. Der Beginff eines seiner Natur nach denkhaften Wesens, Avolcher die dm'ch das empiristische Denken fixirtc sachliclie Auseinander- scheidung von Substanz und Qualität aufhebt, und das (Geschie- dene in der Vernunftanschauung vom Geiste ziu' hölieren Einheit vermittelt erscheinen lässt, vermochte erst in der nachschola- stischeii Pliilosophie zm* (ieltung zu gelangen, ist aber nunmehr zm* unverlierbaren Errungenschaft des neuzeitlichen |)hiloso])hi- schen Denkens geworden. Da es an solchen nicht fehlte, welche die reale Abscheidung der intellectiven Potenzen foii der intellectiven Substanz bei Augiistinus nicht ausgesprochen fanden, so musste den peri- jiatetisch geschulten Augustinianern daran gelegen sein, diese Aljscheidung sowohl in J3ezug auf die Menschenseelen als auch auf die Engolwcsen aus Aussprüchen des Auguötinus zu erhärten. ' 1 (li.it. ■'>, «lu. •_', art. L'. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-scliol. Einkleidung u. Gestaltung. 449 Verhältnis*raässig'*am ausführlichsten ergeht sich hierin Gregor von Rimini, ' dessen Nachweis sich freilich darauf beschränkt, dass Augustirius die actuelle Intellection des geschöpflichen In- tellectes für etwas vom geschöpflichen Intellecte selber essentiell Yerschief^ff^ ansehe. Gregor sucht dies zunächst in Bezug auf den Selbstgedanken der menschlichen vSeele zu zeigen, ^ ferner an den seelischen Intellectionen der in der Seele als Subject existenten,^ sowie der ausserhalb der Seele existenten Dinge. ^ ' 2 dist. 7, qu. 2, artt. 1 et 2. 2 Ad conclusionem arguo per Augiistiuum Trin. XIV, c. G, ubi ait: Mens quaudo cogitatione se conspicit intelligit se et recoguoscit; gignit ergo hunc intellectum et Cognitionen! suam. Et ex hoc volens concludere, quod in tali notitia est trinitas quaedam, sicut ostendit in aliis, snbdit: Haec aiitem duo, gignens et genitum, dilectione tertia copulantiir. Et ad idem infra (c. 10): Quando mens, inquit, ad seipsam cogitatione con- vertitiir, fit ti-initas, in qua jam et verbum, ut possit intelligi, forma tur, quippe ex ipsa cogitatione, voluntate utrumque conjungente. Non esset autem ibi notitia genita, nee aliquid gignens, nee etiam aliqua vera trinitas, nisi talis notitia esset res essentialis ab ipso distincta. Item libro IX (c. 12): Liquido, inquit, teuendum est, quod omnis res, quam- cunque cognoscimus, congenerat in nobis notitiam sui; ab utroque enim notitia pariter, a cognoscente et cognito. Itaque mens, cum seipsam cognoscit, sola parens est notitiae suae: et cognitum enim et cognitor ipsa est. Erat autem ipsa sibi noscibilis, et autequam se nosset; sed notitia sui non erat in ea, cum seipsam non noverat. Ex bis etiam patet propositum. tum quia nulla res gignit seipsam, mens autem gignit notitiam sui, tum quia nulla res est in seipsa, postquam non fuit 5 notitia autem, qua mens noscit se, dum se noscit, cum ante non nosset, est in ea, ante tamen in ea non esset secundum Augustinum, u4; ait: Sed notitia sui non erat in ea etc. Item idem probatur expressa auctoritate ejusdem Trin. IX (c. 4), ubi ait : Sicut duo quaedam sunt mens et amor ejus, cum se amat, ita duo quaedam sunt mens et notitia ejus, cum se novit. L. c. art. 1. 3 Intellectio intelligitur ab intellectu intellectione ab ipso distincta ; igitur et quodlibet aliud existens in intellectu intelligitur etc. Consequentia satis patet . . . Antecedens patet per Augustinum Trin. XV (c. 12), ubi vult, quod cum scio me scire, sunt duo scire, et hoc quo scio haec duo, est tertium scire, et sie in infinitum multiplicantur, quotiens reflectam me super scire. Ibid. * Ait Augustinus Trin. V (c. 4), quod anima vivit dum sapit, minusque cum desipit; ideo fit in ea aliqua mutatio. Horum utrumque esset falsum si ipsa esset intellectio, qua intelligit. Item libro VI (c. 6) dielt, quod in amina aliud est artificiosum esse, aliud inertem, aliud acutum, aliud memorem, aliud cupiditas, aliud timor etc.; et tandem ex bis concludit Sitzungsber. d. pliil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 29 450 Werner. Nicht minder erscheine bei Augustinus die Intellection des Engels als etwas vom Engelwesen und vom Ohjecte seiner Intellection essentiell Verschiedenes.' Eine sachliche Unterschiedenheit der Potenzen von der Essenz der Seele wird nach Gregors Ueber- zeugung von Augustinus nicht zugegeben; Gregor führt zum Belege dessen verschiedene Stellen aus echten ^ und unterschobenen Schriften 3 Augustinus an. ]\[an berufe sich zum Erweise des ipsam animam non simplicem sed multiplicem esse. Item libro VIII (c. 2) ait, quod animi essentia non est ipsius essentia virtuti.s sicut est trinitas deus unus magnus verus verax veritas. Item libro XV (c. 13) dicit, quod nostra scientia ami.ssibilis est et receptibilis, quia non hoc est nobis esse quod scire vel sapere, quoniam esse possumus, etsi nesciamus neque sapiamus. Item Civ. Dei IT (c. 10) ait, quod anima nostra non est sapientia, et statim ex hoc infert, quod mutari potest et desipere ; et postea dicit, quod sicut aer illuminatur luce, quae non est ipse, ita animus fit sapiens sapientia, quae non est ip.sa. Omnia haec falsa essent, si intellectus esset intellectio rerum. Ibid. ' Angelus cognoscit creaturam in Verbo per notitiam in illo creatam, sicut patet ex auctoritate Augustini super Gen. ad lit., Hb. U (c. 13): Quemad- modum ratio, qua creatura conditur, prior est in verbo Dei, quam creatura ip.sa, quae conditur, .sie etiam ejusdem rationis cognitio prius fnit in creatura spirituali, quaa'peccato tenebrata non est etc. Ratio autem illa nihil aliud est quam ipsum Verbum. Si autem ejus cognitio fit in crea- tura illa spirituali, igitur est essentialiter distincta tam a Verbo quam a creatura; igitur ipsum Verbum intelligit angelus per intellectionem u Verbo et a se essentialiter di.stinctam. 2 di.st. 7, qu. 2, art. 2. 2 Augustinus Trin. X, c. 11 dicit, quod haec tria: memoria, intelligentia et voluntas non sunt tres ritae sed una vita, nee tres mentes .sed una mens-, con.sequenter nee tres substantiae, .sed una subtantia. Et in fino capltuli ait: Haec tria unum, una men.s, una e.ssentia. Item Trin. XII, c. 3 : Intellectum, inquit, nostruni et actionem vel consilium et execu- tionein vel rationem et appetitum rationalem, vel .si quo alio modo .signi- ficantius dici posnnt, una mentis natura complectitur. Et statim (c. 4) spquitnr: Cum igitur dissentimus de natura mentis Inunanae, de una quadam re dissentimus, nee eain in haec duo quae commemoravi, nisi per officia geminaraus. Ex his^ patet, quod ratio et appetitus non sunt duae partes mentis, neque duae res, sed una tantum secundum diversa officia distincte signata. 2 dist. 17, qu. 7, art. 2. ^ Ista est intentio Augu.stini in sernione de imagine, ubi ait: Anima est in- tellectus, aninia est memoria, anima est vuluntas. — Dicit auctor de spiritu et anima (c. 8); Tota animae e.s.sentia in suis potentiis consistit, nee per partes dividitur, cum sit sini]>lex et individua; et si aliquando habere jjarteH dieitiir, rationo potius siniilitudinis <[uam veritate compo- sitionis intelligendum e.st. Simplex .sub.stautia est aninia, nee aliud nee Die Angnst. Psydiologie in ihrer mittelalt.-schol. Einlcleidung u. fiestaltnng. 451 Geg-entheifes auf einzelne in Auo-ustins Werke de Trinitate vor- zu- kommende Aussprüche, welche aber Aveder in Bezug auf die sinnlichen Potenzen der Seele, ' noch auch rücksichtlich der intellectiven Potenzen 2 den ihnen unterlegten Sinn haben. Wii»^4el'nen aus den hierauf bezüglichen Nachweisung-en Gregors die augustinischen Stellen kennen, auf welche sich die Aegydianer zur Erhärtung- de^ Unterschiedes der seelischen Po- tenzen von der Essenz der Seele zu berufen p'tiegten; zugleich aber ersehen wir aus Gregors Beleuchtung jener Stellen, dass er nicht zur Schide der mittelalterlichen Aegydianer gehört, son- dern der Auffassung- Augustins von Seite der nachscholastischen Augustinianer vorgreift, unter welchen selbst F. N. Gavardi, ein Erneuerer der Schola Aegydiana zu Anfang- des 18. Jahr- hunderts, über die intellectiven Potenzen in deren Verhältniss minus est ratio in substantia, quam auima: sed una eademque substantia secundum diversas potentias i. e. secundum quod diversa sortitur voca- bula. Ibid. 1 Augustinus Trin. XV, c. 7 ait, quod si detracto corpore sola anima cogi- tetur, aliquid ejus est mens tanquam caput ejus vel oculus vel facies. Augustinus non intendit, quod mens sit quaedam nobilis pars animae ad modum quo caput vel oculus pars est in corpore; sed cum anima liumana Sit homini principium vegetandi et sentiendi et appetendi et intelligendi et Tolendi et multarum operationum, nee ipsa dicatur mens, inquautum est vegetativa vel sensitiva, sed inquantum intellectiva et intellectualiter volitiva, iccirco mens quasi quaedam pars animae dicitur; et quia actus illi, penes quos anima dicitur mens, sunt nobiliores ceteris in quos potest, ideo mens dicitur uobilius aliquid seu nobilior animae pars. Ibid. - Augustinus Trin. XV, c. 7 ostendens dissimilitudinem trinitatis repertae in anima nostra ad trinitatem incausatam ait sie: Itaque in hoc magna distantia est, quod sive mentem dieamus in homine, ejusque notitiam et dilectionem sive memoriam, intelligentiam et voluntatem, nihil mentis nieminimus, nisi per memoriam, nee intelligimus nisi per intelligentiam, nee amamus nisi per voluntatem ; at vero in illa trinitate quis audeat dicere Patrem nee seipsum nee Filium nee Spiritum Sanetum intelligere? Et infra (c. 17) vult. quod quaelibet personarum divinarum est memoria, intelligentia et voluntas< nee ista distant in eis; in nobis autem aliud est memoria, aliud intelligentia, aliud dilectio sive Caritas ... Ad illam auetoritatem dico, quod illis terminis memoria, intelligentia et voluntate utitur pro actibus; et secundum hoc maxime patet differentia quam in- tendit, quoniam quaelibet persona divina est sua memoria et intelligentia et voluntas, et memoria est intellectiva seu intellectio et voluntas, in nobis autem non sie. Ibid. 29* 452 - Werner. zur iiitellectiven Substanz dieselben Ansichten vorti'ägt, welclie sich bei Gi'egor vorfinden. Und wo vollends, wie bei ,1. L. Berti, die Cartesisch-iMalebranche'sche Philosophie auf die Auffassung der augustinischen Lehre Einfluss nahm, konnte von einer Aus- deutixng- bestimmter Aussprüche Augustins im Sinne der scho- lastisch-mittelalterlichen Aegydianer schon gar nicht mehr die Rede sein. So vollzog sich also innerhalb des Ordens der Augustiner-Eremiten selber der Uebergang von der durch Aegy- dius inaugm-irten Ausdeutung der augustinischen Doctrin zu einer dem richtigen Sinne derselben mehrfach näher kommenden Auffassung, obschon auch diese von der unbefangenen histori- schen Auffassung und Würdigung der geistigen Eigenart Augu- stins noch immerhin eine gute Strecke Weges entfernt war. In Aegydius Romanus und Gregor von Rimini treten uns innerhalb des mittelalterlichen seh olastisch-peripate tischen Augustinismus zwei differente Richtungen entgegen, welche wir uns in ihren nächsten Ursachen daraus zu erklären haben, dass Aegydius sich vielfach an die tliomistische Doctrin anlehnte, während Gregor gleich anderen Älännern seines Zeitalters den Averroes als den massgebenden Interpreten der augustinischen Doctrin ansah. So bekämpft er die von Aegydius adoptirte tliomistische Lehre über das Verhältniss der Seelenpotenzen zm' Essenz der Seele unter Berufung auf die von Averroes der aristotelischen Doctrin in diesem Punkte gegebene Deutung und Gestaltung. Er findet den Satz, dass die menschliche Seele das unmittelbare Princip der Sensation sei, nicht blos durch die Auctorität Augustins, ' sondern auch durch jene des Averroes bestätiget; ^ nicht minder findet er durch AveiToes bestätiget. ' Augustiini.s super Genesin ad lit. XII, c. 46 dicit; Neque enim corpus .sentit, sed aniina per corjms, quo veluti nuntio utitur ad formandum in .seipsa, qiiod extrin.secus nuntiatur. 2 di.st. IG, qu. 3, art. 1. 2 Ista videtur intentio Commentijjtoris 2 Anini. com. 30 et 37, in quoruni prinio ait: Öonus qui est in actn extra animain, ita niovet instrumentnni anditus, sicut auditus, qui est in actu, in Organum ininmtatum a seu- sihili per «jualitatem niovet virtute auditus. In alio Coniniento ait, quod sensus movet virtutes, sicut sensibilia, quae .sunt extra aniinam, movent sensus, in quibus patet, quod virtutes distinquuntur «ab organis, et dicitur quod moventur ab illis factis, et per consequens nee virtus seu potentia indudit Organum, nee in organo est sensatio . . . Arguo per Conimontatoris rationein satis inilii probabiieni sif. Aiiiiiia imiiiana est memoria sensitiva; Die Axignst. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidung n. Gestaltung. 453 dass Intelloct und "Wille unjuittelbar mit der Essenz der Seele eoincidireii^ Als erkenntnisstlieoretische Consequenz der Iden- tification sämlntlieher Seelenkräfte mit der Seelenessenz tritt bei Gregor ein intellectualistisclier Empirismus zu Tage nach Art desJB^Ii^n, welcher durch Occam vertreten ist; in der That ist Gregors Erkenntnisslehre ganz und gar auf die der occamistischen Erkenntnisstheorie zu Grunde gelegten Unter- scheidungen zwischen intuitiver und abstractiver Erkenntniss gebaut: er bekennt sich ferner zu Occams Satze, dass das Universale nichts anderes als die durch den Intellect vollzogene Collection des Singulären sei. Diese Auffassung des Universale begründet er abermals aus Averroes^ unter nebenhergehender Polemik gegen den thomistischen Satz, dass der Intellect das Singulare in den Sinnendingen nicht direct, sondern blos in- direct durch Zurückbeugimg auf die sinnliche Vorstellung, aus welcher er den Allgemeinbegriff hervorgezogen, erkenne. Die thomistische Lehre von der blos indirecten Erkenn- barkeit der Singularia war von Duns Scotus als Consequenz des durch den Pariser Bischof Tempier (1276) censurirten Satzes igitur est quaelibet potentia sensitiva hominis, cujus est forma ; igitur in quolibet animali anima ejus est potentia sensitiva. Ibid. 1 Haec nomina: intellectus et voluntas, aliquando sumuntur ad signandas operationes, quae sunt intellig-ere et velle; aliquando autem ad signandum potentiam intellectivam et voütivam. Si secundo modo, tunc dico quod concedendum est, quod non intelligimus per voluntatem et volumus per intellectum, unde Cognmentator 3 Anim. comm. 49 virtualiter hoc con- cedit dicendo : Desideratum movet intellectum, et tunc desiderabit in- tellectus, et cum desideraverit, tunc movetur homo a virtute desiderativa, quae est intellectus aut imaginatio. Ecce, quod intellectus desiderat et est virtus desiderativa, et per consequens homo desiderat per intellectum. 2 dist. 16, qu. 1, art. 2. 2 Intellectus secundum Commentatorem, et ut dicit secundum Aristotelem, faciens intentionem universalem accipit i. e. con.siderat et cognoscit eon- similitudinem inter particularia . . . Fictio universalis praesupponit com- prehensionem particularium , nee est imaginandum, quod una virtus comprehendat singularia et convenientiam eorum, et alia formet uni- versale ; non plus quam quod unus homo apprehendat singularia, et alius abstrahat eorum universalem conceptum. Confirmatur per Commentatorem 1 Physic, comm. 5, quod licet individuum non sit principium in scientia demonstrativa, est tamen principium acquisitionis universalis, quod est principium doctrinae demonstrativae. 1 dist. 3, qu. 3, art. 2. 404 Werner. von der 31ateric als Priiicipiura individuationis hingestellt und abge^Wesen worden. Obsclion Aegydius Templers Censurartikel als voreilig bedauert und auf eine Zurücknahme derselben durch ein späterfülgendes Concil hofft, ^ obsehon er ferner im Geiste der thomistischen Doctrin in der Theilbarkeit der ausgedehnten Materie den ]\Iöglichkeitsgrund einer Plurilication der Individuen innerhalb derselben Species erkennt, - so will er doch die von Thomas hieraus gezogene Folgerung einer specihschen Unter- schiedenheit aller Engelwesen von einander nicht als zwingend noth wendig anerkennen. So sehr es der thatsächlich gegebenen ( )rdnung der Dinge widerspreche, dass es mehrere Engelwesen derselben Species gebe, so sei es doch nicht schlechthin un- denkbar. Denn wie thatsächlich die Form durch die Materie daran gehindert wird, sich in Einem Individuum vollkommen und erschöpfend darzustellen, so kann sie auch durch ihre Wirkungsursache daran gehindert werden ; ^ und demzufolge sei es in der ^Möglichkeit des Schöpfers gelegen gcAvesen, mehrere Engel derselben Species zu schaffen. 1 Quodlibet. II, qu. 7. 2 0))ortet dicere, aliqnid esse in corporibus, cui de se competit individuatio, et hoc est quantitas. Post speciein specialissimam iion est descensus nisi ad individua . . . omne ergo id, quod secundum se possumus intelligere plui'a in eadera specie, de se individuari habet . . . Nunc auteni videmus, quod si albedo separetur a proprio subjecto, non haberet, per quid possit plurificari; phirilicatio ei coni})ntit per sulijectnm, (piare de se individuari non habet, sed individuatur per subjcctuni, in quod recipitur et per quod plurificatur. De quantitate autem non sie ; nam si (juantitas haberet esse separatuiM ab omni subjecto, adliuc competeret ei esse extensum . . . NouJ ergo dicemus, quod quantitas de se Iiabot unitatem et ex subjecto plurali- tatem; imo potcst ei competere pluralitas, et (piod sint plura in eaderal specie, quod non esset, nisi de so competeret ei individuatio, quia materiaj habet esse extensum \)cv quantitateni, ii in diversis partibus materiae recliiiuntur diversae formae. Quodlibet. I, i|u. 11. •' Formae materiales, si non habent esse perfectum et totale, hoc est y)ropter materiam in qua reclpiuntur; sed formae immateriales, si not habent esse perfectum secundum suam spcciem, hoc est quod Deu.s ro-j stririgit eas, et non dat ei.s totum esse secundum exigentiam propriae »peciei. Nulli autem dubium esse debet, ()Uod sicut forma restringitut pro[>ter esse quod habet in alio et sie potest pluriticari, ita potest restringS propter esse quod habet ab alio, et sie habendo esse imporfectum poterid plurificari. Quodlibet. II, qu. 7. Die Angnst. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 455 Damil ist aber nun freilich der speculative Gehalt der thomistisch^ Doctrin im Principe preisgegeben. Die 8ubstantiae separatae sind in der speciüativen Anschauung der Thomistik das Con-elaf der 8peeies intelligibiles oder Ideen und haben in ihr für (ün^fesenlekre dieselbe Bedeutung, welche den Species intelligibiles im Bereiche der Erkenntnisslehre zukommt. Sind die Engelwesen keine wahrhaften Tota ihrer Art, so werden dem entsprechend auch die Species intelligibiles der Sinnen- dinge keine wahrhaften Totalvisionen des menschhchen In- tellectes sein, durch welche die allen Dingen derselben Art gemeinsame Wesenheit in Wahrheit apprehendirt würde; sie werden mu' die empirisch apprehendirten Verbesondenmgen generisch imbestimmter BegTiffe bedeuten. In der That fasst Aegydius die Form nicht so sehr als Perfection des Dinges, denn vielmehr als Limitation des generischen Seins; als limi- tirtes Sein hat das Genus selber schon eine Form, und die Species ist eine Einschi-änkung und Verbesonderung der gene- rischen Form. • Der Formbegriff hebt sich vom Begi'iffe der generischen Allgemeinheit nicht so bestimmt ab, dass in seinem gedankenhaften Inhalte der Wiederschein eines urbildlichen göttlichen Gedankens erkannt würde ; daher weist Aegydius im Unterschiede von Thomas dem IntellecUis agens nicht die Auf- gabe zu, den gottgedachten Wesensgedanken des Sinnendinges aus der sinnlichen Vorstellung desselben hervorzuziehen, sondern einzig nur die Function, auf die in den InteUectus possibdis zu recipirende Species des Dinges das nöthige Licht zur intellec- tiven Apperception ihres gedankenhaften Inhaltes fallen zu lassen. 2 Erkennt kein dem menschlichen InteUecte concreirtes Lichtvermögen, ki'aft dessen vom menschlichen InteUecte die in den geschaffenen Dingen ausgedi'ückten götthchen Gedanken erfasst und ans Licht gezogen würden; er sagt vielmehr aus- driicklich, dass, soweit die göttliche Dreieinheit in den drei inteUectiven Potenzen (Memoria, InteUigentia, Vokmtas) als Po- tenzen sich abbildlich darstelle, der InteUectus agens nicht ziu' Imago gehöre. Es erklärt sich hieraus weiter auch, weshalb 1 Ciim esse limitatur in forma propter formam, tunc secundum naturae cursum possunt esse plura esse in forma generis, nou antem speciei. Ibid. 2 Quodlibet. Y, qu. 8. 456 Werner. er div Gottesbilcllichkeit der menschlichen Seele nicht von Seite ihres allgemeinen Wesens als Nachbildung der göttlichen Essenz, sondern nur von Seite ihrer Beziehung auf die göttliche Persons- dreiheit zu fassen weiss. Er hat hierin den Duns Scotus zum Vorgänger, welchen er auch anderweitig mit Thomas eklektiscli zu vermitteln sucht, ' und mit welchem er auch das Zm'ück- drängen der specidativen Auffassungsweise der thomistischen Doctrin gemein hat, mit Beiseitelassung jedoch gewisser natura- listischer Inclinationen des philosophischen Denkens, von welchen gefangen genommen Dvms Scotus das natürliche Vernunftdenken zur vollkommenen 'Erweisung der rationalen Wahrheit des christ- lichen Güttesbe^Tiffes nicht zureichend fand. Aegydius ist viel- mehr bemüht, zu zeigen, wie Avenig unser intellectives Vermögen zur vollen Erkenntniss der gottgeschaffenen Weltdinge ausreiche, ^ daher er wohl nicht geneigt sein konnte, einem naturalistischen Denken das Recht einer Bestreitung der aus dem christlichen Vemunftbegriffe von Gott sich ergebenden Bestimmtheiten seines Wesens zuzugestehen. Der christliche Gottesgedanke ist ihm eine denknotliAvendige Vernunftidee, deren Realität sich ihm durch den Wesensbeginif Gottes erhärtet; ^ in der Ausfühnmg dieses Gedankens steht er, von den übrigen peripatetischen Scholastikern abweichend, ganz und gar auf augustinischcr (^rrundlagc, und man hat hierin, sowie in seiner oben dar- gelegten Ausführung des Gedankens von der Nachbildung der göttlichen Dreieinheit in der Menschenseele das specihsch augu- stinische Element seiner Lehre zu erkennen. Der im Betonen der Walirhoit und Realität der ange- borncn Gottesidee sich bekundende Diirchbruch des Veniunft- denkens macht es erkläi-lich, dass Aegydius dem von Thomas ' Vgl. hierüber Prantl Gesch. d. Log. III, S. 2(iO f. 2 Nulla creatura iiatnraliter loquendo re.s perfecte cognoscit; nam divina luxnatiiralitere.st inaccessibiliscuitrbetnieuticreatae, et ideo omnis creatura eairi cognoscif per effectu.s, et cognitionem reruni habet per cansas creata.s, non es.sentialiter ipsam luceni diviuam intiiendo. 1 dist. 35, iju. 4. ^ 1 di.st..3, f|U. 2. Die Nachwei.sung der Realität der christlichen Gottesidee wird von ihm darauf ge.stütz-t, dass das Esse Deum für unseren zeitlichen Menschenverstand eine Propositio per se not;i sei. Vgl. die dawider ge- richtete Polemik des hierin auf Scotus und Occam sich stützenden Gregor V. Kinirni 1 dist. 2, fjii. 1, art. 2. Die August. Psychologie in ihrer raittelalt.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 457 Aquinas cEiltivirtwi speculativen Versümdeserkennen kein rechtes VerständiÄss abzugewinnen vermochte, wie denn in der That die dem aristotelischen Intellecte zuzuweisenden speculativen Functionen sich nur auf die Apprehension von Ideen der Einzel- dinge bdÜelf^n können (soweit man die Artbegriffe als Ideen gelten lassen will), während die speculative Idee doch ihrem wahren Sinne nach die Apprehension einer überzeitlichen Ver- knüpfung differenter Dinge bedeutet, die etwa>i vom uniformen Artbegi'iffe völlig Verschiedenes ist. Einen speculativen Cha- rakter hat man der thomistischen Speculation insofern zuzu- schreiben, als sie auf die Apprehension von Wesensgedanken ausgeht; sofern ihr die Wesensgedanken mit den uniformen Artbegriffen zusammenfliessen, unterschiebt sich der Idee des Dinges der logische Begriff desselben, der die Idee des Dinges für so lange vertreten konnte, als die Naturkunde bei einer nach Gattungen, Arten und Unterarten schematisirten Ueber- sicht der sinnlichen Erscheinungswelt stehen blieb. Das ideelle Moment im logischen Ai'tbegTiffe war der Gedanke der gestalt- gebenden Form, der aus den Tiefen eines sinnigen, natui'wahren Denkens geschöpft, ein unvergängliches Wahrheitsrecht zu be- anspnichen hat und von der an die Stelle der aristotelischen Kosmologie tretenden mathematisch-physikalischen und dynameo- logischen Katuranschauung ungebührlich bei Seite geschoben wurde. Mit der Verlebendigung des Katurbegriffes in der Idee einer allverschlungenen organischen Totalität, die in jedem ein- zelnen ihrer constitutiven Theile in den mannigfachsten Indi- viduationen ihrer selbst sich wiederspiegelt, mvisste auch der BegTiff der gestaltgebenden Lebensform wieder in sein Recht eintreten, nur dass die Erahndung der vielseitigsten organischen Verschlingung jenes Einzelgebildes der Natur mit allen anderen es vervv^ehrte, den isolirten Artbegriff eines Dinges bereits auch schon als Reflex des göttlichen Gedankens von den ihm ent- sprechenden Dingen zu nehmen, der, wie man nunmehr er- kannte, in Bezug auf jede einzelne Naturbildung aas den cen- tralen Tiefen der Natur und aus dem lebendigen Zusammenhange aller Dinge heraus verstanden werden muss, indem eben nur hiemit ein wirkliches ideelles Verständniss der Natur im Ganzen und ihrer besonderen Hervorbringungen gegeben ist. Auch widerstrebte es dem in die lebendige Naturentwickelung und 458 Werner. in den hierait verbundenen Wandel und Wechsel der variablen Formen eindrini[>:enden Denken, immutable Arttypen zu üxiren, mit Ausnahme des einzigen Typus der Menschenform als der höchsten imd durchgebildetsten Form der Organisation, aus deren Idee alle anderen Wesens- und Lebensformen des sicht- baren Natur- und Weltdaseins zu verstehen sind. Damit musste aber auch der thoraistische Gedanke einer Abstraction der Wesens- und Lebensformen der sichtbaren Wirklichkeit aus den Erscheinungen und Gebilden derselben in Wegfall kommen; man musste vielmehr erkennen, dass die Ideen der Dinge nicht aus der empirischen Wu-klichkeit der Dinge hervorgezogen, sondern in sie hineingeschaut Averden müssen, imd dass der sinnige Mensch deshalb der wahrhafte Interpret des Sinnes und der Bedeutung aller Formen der sichtbaren Dinge zu sein ver- möge, weil er sie in höherer Einheit und harmonischester Durch- bildung und Verschmelzung in sich aufgehoben ti-ägt. Ein ideelles Verständniss der Katm- konnte fortan nur mehr ein Verständniss der Natur und ihrer Wesens- und Lebensformen aus der Idee des Menschen heraus bedeuten und hat sich im j\Iittel von Gedanken zu vollziehen, die, im Menschen selber auf- leuchtend, die centralen Verknü])fungen und organischen Ver- schlingungen der Dinge mannigfachst beleuchten und ihm hiemit den gottgedachten Organismus der Natm*- und Weltidec als Reflex der Idee seines selbsteigenen Wesens zum Bewusstsein bringen. Dies ist nun das an die Stelle des specidativen Verstandesdenkens der mittelalterlichen Thomistik getretene neuzeitliche speculative VeiTiunftdenken als eine im höheren Sinne vollzogene Reactivirung des unvollkommenen, der Herrschaft des logischen Begriffes sub- ordinirtcn Verstandesdenkens der speculativen Scholastik, und im Gegensatze zum unspeculativen passivistischen Vernunft- denken der mit augustinischen Elementen versetzten Cartesisch- ]\Ialebranche'schen Ideologie, deren erste Ansätze in der Theo- logie der mittelalterlichen Sclröta Aegydiana vorliegen. Die passivistische Auffassung des intellectiven Erkennens ergi})t sich bei Aegydius bereits aus der oben angeführten Motivinmg der realen Abscheidung der intellectiven Potenzen von der Essenz der Seele; diese Abscheidung dient ihm nämlich zum Beweise dafür, dass die Seelenessenz den coiTumpirenden Einriüssfih der Aussendinge nicht erreichbar sei. Damit will Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidung n. Gestaltung. 459 mm allerdings nicht gesagt sein, dass die Seelenessenz an sich als com^tibel gedacht werden könnte; wohl aber wird damit ein vorwiegend receptives und passives Verhalten der Seele den Aussendingen gegenüber angedeutet, welches doch vor- nehmH«iK.«Kden cognoscitiven Functionen der Seele sich zu erkennen geben muss. Daraus erklärt sich, Avie Aegydius ver- anlasst werden konnte, die Frage aufzuwerfen, * ob nicht der Wille m-sprünglicher aus der Seele emanire' als der Intellect. Er entscheidet sich im Hinblick auf das natüi'liche Ordnungs- verhältniss der Seelenpotenzen allerdings für das Gegentheil; die Begründung der Entscheidung bietet aber eben nur eine abermalige Bestätigung seiner passivistischen Auffassung des Intellectes. 2 Dasselbe ergibt sich, wenn wh- ihn die Unsterb- lichkeit der Seele aus ihrer natürlichen Richtung auf das Uni- verselle, welches über jede zeitlich - räumliche Beschränkung erhaben sei, beweisen hören; 3 denn das Universale ist nach ihm Object einer intuitiven Apprehension, die ihrer Natur nach passiv ist. Auch die Fassung des Argumentes, welches aus der Fähigkeit, Gott, den seiner Wesenheit nach Ewigen, zu denken geschöpft ist, involvirt wieder ein passives über sich selbst Gehobenwerden der Seele, eine Entrückung derselben über den Bereich der Vergänghchkeit, in welchen die Seele als Wesensform des vergänghchen Erdenleibes versetzt ist. ^ 1 Quodlibet. V, qu. 23. - Dicimus, in anima esse duas poteutias: unam, per quam potest recipere speciem et formam, et haec potentia est intelleetus; aliam, per quam potest inclinare et ferri secundum speciem receptam sive secundum for- mam. Quare sicut prius e.st recipere formam quam inclinari secundum formam, sie prius est potentia intellectiva, per quam potest anima recipere species et formas, quam sit potentia volitiva, per quam potest anima in- clinari et ferri secundum specie.s. receptas sive secundum formas. L. c, 3 -2 dist. 19, qu. 1, art. 1. * Quod anima sit immortalis . . . potest ostendi, quod similitudo consistit in perfectionibus potentiarum animae . . . prent respiciunt Deum, qui est vere aeternus, quem mente capiendo abstraliimur a mundo et ab omni corruptione, juxta illud Augustini Trin. IV, c. 20 : ,Nos, secundum quod mente aliquid aeternum, quantum possumus, capimus. non in hoc mundo sumus, et omnes justorum spiritus etiam adhuc in carne viventium, inquantum divina sapiunt, non sunt in hoc mundo.' Non enim possemus divina sapere, nee mente aliquid aeternum capere, nisi mens ipsa esset incorruptibilis et immortalis. L. c. 460 AVer n er. Eine entsprechende beweiskräftige Fassung dieses Argumentes würde fordern, dass dem negativen Begriffe des immateriellen Seins die positive Idee des Geistes substituirt werde. Eine solche Idee ist aber dem Denken Aegyds fremd; daram spricht er nicht von der Fähigkeit der Mens oder des Geistes, den Ewigen selber zu denken oder die Gedanken des Ewigen aus sich selbst heraus zu reproduciren , sondern nur von einem Erhobenwerden der Seele über sich selbst zum Gedanken des Ewigen, und von einem Vermögen der Apperception der Ge- danken des Ewigen. Diese Auffassungsweise steht aber in engster Wechselbeziehung zur realen Abscheidung der Seelen- vermögen von der Essenz der Seele; das eigentliche Wesen der Seele bleibt der unmittelbaren Denkwahrnehmung entrückt, und wird nur durch den negativen Gedanken der Immaterialität erfasst. Sind bereits die intellectiven Vermögen von der Essenz der Seele real unterschieden, so müssen es die sensitiven und vegetativen Vermögen selbstverständlich um so mehr sein. Denn das Vegetativum und Sensitivum stammen primär von den zeugenden Eltern, und werden nur nachfolgend von der in das sinnliche Leibesgebilde eintretenden intellectiven Seele an sich genommen, so dass sie mit derselben Eine Essenz bilden. ' Demzufolge gehören wohl die vegetativen und sensi- tiven Potenzen der intellectiven Seele an, werden aber von derselben nur virtuell besessen, und sind nicht gleich den in- tellectiven Potenzen unmittelbare Ausflüsse der Essenz der in- tellectiven Seele, können auch nur im Zusammensein der Seele mit dem Leibe bethätiget Avcrdcn. Daher der Unterschied zwischen organischen und nicht organischen Potenzen der Seele; unter letzteren sind die intellectiven Potenzen, unter ersteren die übrigen Potenzen zu verstehoti. Unter diesen sind die vegetativen Potenzen nicht blos von den sensitiven, sondern auch unter einander reell unterschieden. Denn die Potenzen unterscheiden sich von einander durch ihre Acte, die Acte aber nach den Objecten; die vegetativen Potenzen haben aber jede ihr besonderes Wirknngsobjcct, ^ daher man nicht sagen kann. ' 2 fli.st. U). qu. 1, art. 4. ^ Convertere ()uantnm ad rpstaiirandnm tlopertitum spftct.at ad nutrilivam, .sed convertere qnantum et per illtid qiiantum membra extendere, pertinet Die August. Psychologie iii ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung u. Gestaltung. 461 dass sie imir gradtiell nach jdein geringeren oder gi'össeren Masse eines Wmkenö derselben Art von einander verschieden wären. Die sensitiven Potenzen anbelangend versteht sich bei den äusseren Sinnen die reelle Unterschiedenheit von selber; be- züghch'^cf' öensus interiores iinterHegt es aber immerhin der Conti'overse, wie viele derselben man zu unterscheiden habe, und in welchem Sinne sie unterschieden werden sollen. ' Avi- cenna unterschied fünf Sensus interiores: Sensus communis, Imaginatio, Phantasia, Aestimativa, Memoria: Averroes fasst die Thätigkeiten der Imaginatio und Phantasia als die von einander imterschiedenen Functionen einer einzigen Virtus, so dass es demnach nm- vier Potenzen oder Virtutes des Sensus interior gäbe. Mag man sich nun zu der einen oder zu der anderen aus beiden Ansichten bekennen. ^ jedenfalls wh-d man diejenige, zu welcher man sich bekennt, mit dem bereits bei Augustinus 3 sich findenden Versuche einer bestimmten Locirung der sensitiven Potenzen in den einzelnen Theilen des Gehiraes zu vermitteln haben. Augustinus unterscheidet drei Höhlungen des Gehirnes, und lässt in der vorderen alle besonderen Sinne geeiniget sein, von der rückseitigen alle Bewegimgen ausgehen, ad augmentationem ; et qiiia formaliter diiferunt restaurare et membra ex- tendere, ideo augmentativa formaliter differt et est alia potentia realiter a nutritiva . . . Posito quod nutritiva tantum converteret, quod esset ibi superfluum alimenti, non propter hoc esset ibi semen . . . convertere ergo plus vel minus poterit pertinere ad nutritivam, sed dare virtutem illam, per quam fiat illa productio seminis, pertinebit ad generali vam; differt ergo generativa ab augmentativa et nutritiva. Quodlibet. III, qu. 11. 1 Quodlibet. IV, qu. 20. - Für die Aegydianer Augustin v. Ancona und Prosper v. Ehegium (vgl. oben S. 436, Anm. 3) blieb Avicenna's Auctorität die massgebende. Prosper reproducirt bereits in der Auseinandersetzung der Functionen der Vege- tativa das von Avicenna Gesagte; bei Bespreclmng der Sensus interiores nimmt er nebstbei auch auf Algazel auszeichnenden Bezug, während Augustin V. Ancona bei Avicenna stehen bleibt, der bei ihm überhaupt in Sachen der Seelenkunde, namentlich betreffs des somatischen Theiles derselben, als die gewichtigste unter den philosophischen Auctoritäten, als der Philosophus naturalis per eminentiam erscheint. 3 Vgl. Aug. Gen. ad lit. VII, c. 18. — Selbstverständlich ergehen sich auch Augustin V. Ancona und Prosper in Erörterung des Verhältnisses der citirten augustinischen Stelle zu den Angaben Avicennas über die somati- sche Location der Sensus interiores. 462 Werner. in der mittleren das Gedächtniss locirt sein. Um diese all- gemeinen Ang'uben mit der distincteren Unterscheidung; der sensitiven Potenzen l>ei Avicenna zu vermitteln, hat man in jedem der bezeichneten Theile des Gehirnes zwei besondere Abtheilungen zu unterscheiden, und mit Rücksicht hierauf, wie es von Avicennas Seite geschieht, dem Vordergehirne den Sensus communis und die Imaginatio, dem IMittelgehirne die Phantasia und Aestimativa, dem rüekscitigen Theile des Gehirnes die Memoria und Virtus motiva zuzuweisen; ' die scheinbare Dis- crepanz zwischen Augustinus und Avicenna behebt sich bei Erwägung des Umstandes, das Augustinus die Unterscheidung der besonderen Abtheilungen des Gehirnes nur gemeinhin be- rührt, und von einem genaueren Eingehen in die distincte Gliederung desselben absieht. ^ Lässt man mit Averroes die Imaginativa und Phantasia nur als Eine Potenz gelten, so ist diese dem Vordergehirne zuzuweisen, und verbleibt für das Mittelgehirn einzig die Aestimativa oder Cogitativa. Gb der Sensus communis wirklich im Gehirne, und nicht vielmehr im Herzen zu lociren sei, will Aegydius unentschieden lassen. Aegyds Grdensgenosse Prosper von Rhegium beantwortet die von Aegydius unentschieden gelassene Frage durch die ' In posteriori parte tertü ventricnli erit virtus motiva. lu lioc posteriori parte liabebit qiiamdam inchoationem nervus ille diffusus per corpus, ubi virtus motiva reservatur; principium ergo niotus dabitur cordi, (juod semper est in continno motu, dabitur etiam posteriori parti cerebri, quia nt diximus et ixt Augustinus ait, inde derivatnr omnis niotus, quod lioc modo potest esse, quia nervus, ubi reservatur talis virtus, ibi forte (}uani- dam inchoationem habet, quae postea secundum quosdam ramos per corpus dift'unditnr. Quodlil)et. IV, qu. 20. 2 Verum quia Augustinus in primo ventriculo ponit communem sensum, in secundo meuioriani, in tertio virtutem niotivani, ]totcrinius concordare verba Augnstini et Avicennae, cum virtus motiva et memoria habcant ;iliniii et alium ventriculum, quia sunt in alia et in alia parte ventricnli. Sensibus ergo interioribns, videlicet (juatuor potentiis interioribus sensitiyis dal)inius duos veutriculos, momoriae autem dal)imus tertium ventriculum, ut secundum anteriorem partem deserviat niemoriao, et secundum posterio- rem virtuti motivae. Secundum lioc ergo verificabitur dictum Augustini, quod memoriaostintervirtut.es sensitivas et virtutem motivam; ideo dat ei medium ventriculum, nam j>ars anterior tertü ventricnli potest dici quoddam medium inter potentias sensitivas anteriores et partem posterio- rem illius ventriculi, ubi est virtus motiva. Ibid. Die Äugnst. Psychologie in ihror inUtolalt.-scliol. Einkleidung u. Gestaltung. 4r63 Untersch^cluns; Swischen »dem Sitze der allo-emeinen Lebens- emplindung, als welcher ihm das Herz gilt, und zAvischen den speciellen .Organen der besonderen Sinnesempfindungen, als deren Subjeote er die Sinnesnerven bezeichnet; ' Träger der sinnlichlm**^yust- und Schmerzempfindung sind nach ihm jene Nerven, welche die Tastempfindung vermitteln. 2 Dieser An- sicht ist auch Aegydius, welcher Lust und Schmerz dem Ge- fallen und Missfallen contradistinctiv gegenüberstellt, sofern Lust und Schmerz den körperlichen Sinn, speciell den Tast- sinn, 3 Gefallen und Missfallen aber die Begehrungskraft zum Subjecte haben, wobei je nach der psychischen Qualität des Gefallens und Missfallens zwischen sinnlicher und rationaler Begehrungskraft zu unterscheiden ist. Das der Sensitiva an- gehörige Gefallen oder Missfallen wird durch die Aestimativa bestimmt, welche im Haupte, dem Sitze der cognoscitiven Func- tionen locirt sein kann, weil das von ihren Entscheidungen abhängige Gefallen und Missfallen nicht so unmittelbar vom sinnlichen Eindrucke abhängig ist, wie die sinnliche Lust- und Schmerzempfindung; die dem Gefallen oder Missfallen ent- sprechenden Afi^ectionen aber: Concupiscere und Irasci, müssen im Herzen subjectii-end gedacht werden. In der untheilbaren Einheit der intellectiven Begehrungskraft fällt nach Aegydius die Unterscheidung zwischen concupiscibler und irascibler Potenz hinweg ; und es ist auch kein Zweifel, dass von einer örtlichen Locahsation der intellectiven Begehrungskraft und auch der beiden übrigen intellectiven Potenzen, da sie nicht organische ' Organum priinnm virtutis sensitivae — sagt Prosper — est cor, a quo in toto corpore Spiritus et calor vivificus difFunditur; Organum tarnen, quod primo immutatur ab objecto istius virtutis, est cerebrum. 2 Ponitur a multis, et Aristoteles videtur dicere, quod sensus tactus non est unus sensus, nee Organum istius virtutis est Organum secundum enndem rationera, secundum quod est media ratio calidi et frigidi, humidi et sicci ; operatio ejus est apprehendere qualitates tangibiles, medium est caro, übjectum sunt qualitates tangibiles. 3 Dolor est formaliter quaedam immutatio intentionalis, per quam fit per- ceptio laesivi . . . Dolor non est proprie, nisi in sensu tactus. Nam si dolor est immutatio sensibilis, per quam percipitur laesivum et corruptivum, cum animal non corrumpatur nisi a calido et frigido et ab hvijusmodi qualitatibns tangibilibus, oportet dolorem siciit in subjecto esse in sensu tactus. Quodlibet. III, qu. 9. 464 Werner. Potenzen sind, von Aegyds Seite keine Rede sein kann und sein -will. So richtig es mm auch ist, dass die Uebung der immanenten Lebensfunctionen der ihrem Wesen nach unaus- gedehnten Seele nicht in den vom Leibe eingenommenen räum- lichen Ort fällt, so unthunlich ist andererseits der Gedanke einer völligen lllocalität ihres Wesens und ihrer Functionen. Und damit sind vnr an dem Punkte angelangt, die Inadäquat- heit der psychologischen Anschauungen Aegyds zu den Grund- anschauungen der augustinischen Psychologie nach ihrem vollen Umfange zu überschauen. Schon oben war zu ersehen, dass die augustinische Dreiheit: Memoria, Intellectus, Voluntas in der von Aegydius ihr gegebenen scholastisch-peripatetischen Ausdeutung keine volle Dreiheit ergibt, da Memoria und In- tellectus zusammen nur Eine Potenz constituircn, gegen welche die Voluntas als andere Potenz contradistinguirt Avird. Es war aber für Aegydius unmöglich, die Memoria als selbstige Potenz zu fassen, da er ihre Coincidenz mit dem augustinischen Be- gi-iff des Cor nicht crfasste, imd nicht erkannte, dass dieses letztere das hölicre Correlat des leiblichen Cor zu bedeuten habe. Demzufolge konnte er aber weiter auch nicht auf den Gedanken kommen, dass ebenso in Bezug auf die beiden anderen Glieder des augustinischen psychologischen Ternars ein ähnliches Correspondenzverhältniss zwischen der leiblichen und seelischen Seite des Menschenwesens statthaben, der Intelligen- tia das Haupt, der Voluntas die leibliche Vis raotiva entsprechen müsse. Gesetzt auch, dass Augustinus selber diese Correspondenz- verhältnisse nicht aufgewiesen hatte, so lag es docli in der Natur der Sache, dass, sobald die psychologischen Grund- anschauungen , zu welchen sich Augustinus in langjährigen Forschen und Sinnen durchgerungen hatte, von irgend einer Schule förnjlich adupiiit wiii-dcn, der Gesammtcomplex der über- lieferten anthrupologischen Doctrinen denselben gemäss unge- staltet und ihnen angc])asst werden musste. Denn offenbar liat ja der psyciiisehen Organisation des j\I(!nsclien die leih- liche zu entsjn-echen, iu dei* lebendigen organischen Wechscl- })eziehung zwiscju'u beiden hat sieli der innere und der äussere Mensch zu gestalten und zu gliedern. Eine wahrhaft inner- hche Aneignung der augustinischen Idee von «h-r gottcsbild- lichcn Menschcnsecle hätte sonach in der Schule Aegyds zu fl Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Eiukleidung u. Gestaltung. 4G5 einer tlurchoreifenflen Umbydung des überlieferten somatischen Lehrstütles der Seelenkunde führen müssen; das gesammte psychisch-leibliche Leben des Menschen hiltte aus jener Idee heraus verstanden und derselben gemäss dargelegt werden müssen. "^-^Kles war aber o-euieinhin für so lanu-e nicht zu er- ^V.^V.^llX.ii» ^^^x «w "'"»^ warten, als nicht an die Stelle des abstract negativen Begriftes des immateriellen Seelenwesens die lebendig concretisirte Idee des inneren Seelenmenschen trat. Herz, Geist, Wille, lautet die in die concretisirenden Anschauungen einer lebensvollen Erfassung der seelischen Innerlichkeit umgesetzte augustinische Trias in jeder ihrer beiden Fassungen, und Augustinus selber gibt die Anregung zur lehrhaften Ausgestaltung jener concreten Dreilieit, wenn er durch seinen Begriff der Memoria in uns die Idee einer seelischen Tiefe erweckt, deren tiefstes Geheimniss der in der Seele schlummernde Urzug zum Göttlichen ist, wenn er uns ferner im Cor den affectuosen Charakter jener Innerlichkeit aufdeckt, dm-ch seine Idee von der Mens aber die dem himm- lischen Ursprünge der Seele entsprechende geistige Veranlagung in derselben andeutet. Der ^"ollbegriff des seelischen inneren Wesens des Menschen ist wohl der einer lebendigen geistigen Wesenheit, die als lebendig schaffende, im unbewussten Bilden und Gestalten zunächst ein Bild ihrer selbst in dem von ihr beseelten und durchgeisteten Stoffe abdrückt, welchen sie sich als ihren Leib aneignet, weiter sodann auf Grund des von ihr selber geschaffenen Substrates und Organes ihrer zeitlich irdischen Wirksamkeit im bewussten und selbstbewussten Schaffen, Leben und Wirken sich selber innerlich gestaltet und gliedert. Die teniare Grundgliederung des in der Concretheit seines lebendigen Geistdaseins erfassten ' Die Schule Aegyds hielt sich, wie schon oben bemerkt wurde, mit Vor- liebe an Avicenna's psychisch-somatische Darlegungen. Sciendum — be- ginnt Augustin V. Ancona seine Schrift de cognitioue animae ^ quod Avicenua in prima parte sui libri de anima, quem sextum de naturalibus appellat, cuilibet animae suas potentias et suas vires attribuit. Natu animae vegetativae attribuit potentiam generativam, nutritivam et aug- mentativam .... Animae sensibili attribuit tres potentias: apprehensivas, appetitivas et motivas secundum locum, quae quidem motiva potentia est alligata in museulis et nervis secundum eundem Avicenuam. Animae autem intellectivae attribuit potentias duas: intellectum et voluntatem. Sitznngsber. d. pLil.-hist. Ol. C. Bd. I. Htt. 30 4GG Werner. inneren Seelenmensclien ist jenem schematisirenden dyadischen Denken nicht erreichbar, in welchem das von Seite seiner be- Avussten Lebensfunctionen gefasste Seelenwesen zuerst in einen sensitiven und intellectiven Theil, der intellective Theil aber weiter wieder in die ZAveiheit von Intellectus und Voluntas aus- einandero-ezoft-en wird. Die gesammte Gliederung der seelischen Potenzen vollzieht sich bei Aegydius nach einem dyadischen Schema. ' Die Seelenpotenzen zerfallen ihm grundhaft in cognos- citive und affective Potenzen, sowohl in der sensitiven als auch in der intellectiven Seele, und zwar so, dass, je tiefer nach unten, desto mehr die Vermögen der einen und der andern Art sich particularisiren und vervielfältigen. Darum treten in der untersten Sphäre der Cognition, in der Region der äussern Sinnesanschauung, fünf besondere Vermögen hervor, welche im Sensus communis zu höhern Einheit verknüpft sind, gleichwie "^ die vier oder fünf Sensus interiores in der Potenz des intellec- tiven Erkennens wieder zur höhern Einheit verbunden sind, in welcher nur die passive und active Vermöglichkeit w^ieder in die Zwciheit von Memoria und Intellectus als besonderen Vires der einen intellectiven Potenz auseinandertreten. Der Vielheit der particulären sensitiven Apprehensionen entspricht eine Viel- heit der sensitiven Affectionen, w^elche unter die zwei Haupt- classen der concupisciblen und irasciblen Affectionen zu sub- sumiren sind ; der auf das Bonum universale gerichtete Appetitus intellectivus ist über die Zweitheilung der sensitiven Functionen hinausgestellt, und stellt als Voluntas eine ungetheilte Einheit dar. Entsprechend der Unterordnung des Erkennens unter das Wollen und Streben zeigt sich eine grössere Vervielfältigung der Potenzen im Bereiche der cognoscitiven Seelenfunctionen, als in jenem der Begehrungsfunctionen. Wie bereit im Bereiche der sensitiven Affectionen eigentlich nur zwei Begehrungspotenzen vorhanden sind, die concupiscible und die irascible, gemäss den] zwei Arten sensibler Affectionen, welche entweder conveniente oder disconveniente Affectionen sind, während die cognoscitive Sphäre der Sensitiva eine Vielheit von Potenzen aufweist, so < stellt auch der ]5ereich des intellectiven Begehrens eine ge-| schlossenere Einheit dar, als jener des intellectiven Erkennens, 1 1 (list. ?,, (ju. -'1. Diu August. Psychologie in iliier niittelalt.-scliol. KinkieiJung u. Gestaltung. 46^ iiideiu tue* Einheit der Vokmtas ein Anseinanderffehen in eine V». ... ZAveiheit der Vires ausschliesst und nur eine Unterscliiedenlieit der Potestg,tes der einen Voluntas je nach der Hinwendung ( motus) der Vokmtas zu den unwandelbaren Normen ihres Ver- haltens 'T7i3*!iaeresis) oder zu den ihrer Wahl freigegebenen Möglichkeiten ihrer actuellen Bethätigung (liberum arbitrium) zulässt. Noch geringer ist der gleichfalls der Willenssphäre an- gehörige Unterschied zwischen Ratio superior und inferior, welcher nm- einen Unterschied der Grade bedeutet.' Die in das Gebiet der Willensthätigkeit fallende Unter- scheidung von Postetates und Portiones als Distinctio motuum und Distinctio graduum hängt mit Aegyds Lehre von der Sen- sualitas und deren Verhältniss zum sittlichen Willen zusammen. Unter der Sensualitas ist das durch das sinnliche Erkennen bedingte sinnliche Begehren zu verstehen, unter Ratio inferior imd superior das durch die intellective Erkenntniss bedingte intellective Begehren. Ratio superior und inferior besagen somit dieselbe Sache, wie Voluntas und Liberum arbitrium, nur mit specieller Beziehung auf das Verhältniss jener beiden Potestates zum Begehren des Leibes, welchem die Seele einwohnt. ^ Aegy- dius glaubt diese Auffassung aus Augustinus begründen zu können, 3 diu'ch dessen Aeusserungen er auch deutlich zu machen sucht, wesshalb die intellective Begehrungskraft als Ratio be- Vgl. über die beiden Unterschiede: Distinctiones motuum und Distinctiones graduum oben S. 4-14, Anm. 2. Sicut liberum arbitrium et voluntas dicunt unam et eandem potentiam appetitivam, sie ratio superior et inferior dicunt illam unam et eandem potentiam appetitivam; aliter tarnen et aliter, quia liberum arbitrium et voluntas ex diversitate objecti uon liabito respectu ad corpus — nam voluntas dicitur esse in aliquo solum ex hoc, ut fertur in finem, et liberum arbitritim ut fertur in ea quae sunt ad finem — sed ratio superior et inferior sumuntur ex diversitate objecti per comparationem ad corpus. Nam ut anima administrat corpus, dicitur habere rationem inferiorem. 2 dist. 24, pars 2, qu. 1, art. 1. Unde Augustinus Trin. XII, c. 11 vult, quod scientia, quae est de humanis, pertineat ad rationem inferiorem|-, et postea c. 12 sapientiam, quae est de aeternis, vult quod pertineat ad rationem superiorem. Quamdiu ergo judicamus de agendis per rationes humanas et per i-ationes politicas, stamus in ratione iuferiori; quando vero judicamus de eis per leges et rationes divinas, stamus in ratione superioii. Ibid. 30* 468 Weruer. zeichnet werden könne.' Er weist der Ratio inferior das Gefallen oder Missfallen an dem das intellective Begehren sollicitiren- den Gegenstande, der Ratio superior den Act des Zustimmens oder des Verweigern« der Zustimmung zu. Beiden wird contra- distinctiv der Motus sensualitatis als rein leibliches Lustbegehren entgegengestellt und demzufolge eine dreifache Lebenssphäre und ein dreifacher ^lotus unterschieden, deren erster rein der sinn- lichen Leiblichkeit als solcher angehört, der zweite der Seele, soweit sie das Wohl des leiblichen Daseins zu besorgen hat, der dritte der Seele, soweit sie den ewigen Dingen zugewendet ist.-' Die aus dieser Hinwendung zu den eAvigen Dingen sich ergebende Orientirung des wahlfreien Willens oder der Ratio inferior ist principienhaft gegeben in der Ratio superior als ►Syuderesis, welche sonach als Habitus principiorum agibiliuni zu dehniren ist.-' Durch ihre specielle Beziehung auf die Agibiiia unterscheidet sie sich vom Intellectus, welcher als solcher der Habitus principiorum speculabilium ist. Der Potenz nach ist die Synderesis mit dem Intellectus identisch; die judicative Thätigkeit des Intellectes nimmt aber in ihrer Ausdehnung auf ' Haec distinctio rationis superioris et, inferioris data est ab Augustino, ut liunio dLstiiiguitur a bestii.s. Et qiiia huiuo distiiiguitur ab ei.s per solaiu ratioueiii, ideo iioii obstaute, quod praetata dieant potentiain appe- titivam, dicuntnr esse ratio snpei'ior (4 iiiteridr propter Imjusuiodi distinc- tioiieni, qiiia per ratiouem distingiiitur lionio a bestiis. Ibid. 2 Seciindmii Pbilosopliuni (Etliic. Nicoiii. I, c. T)) liomo vivit et potest vivere triplici via; voluptuosa, politica et conteniplativa. Homo enim, cum sit medius inter bestias et substantia.s separatas, trlpliciter cousiderari potest: Vel ut couvenit cum bestiis, et sie .si seijuitur solum impetum, dicitur vivere vita voluptuosa, et iste motus attribuitur sensualitati. Secundo potest cousiderari homo secuudum .se, ut est homo, et ut habet animain admiuistrantem corpus, et sie potest vivere vita politica, et hoc competit ei secundum rationem inferiorem ; ideo Augustinus seientiam, quae est de humanis, attribuit ratroni infejiori .... Tertio modo potest considerari homo, ut convenit cum Deo et substantiis .separatis; et sie dicitur vivere secuudum rationem superiorem, quae contemplatur aeterna, et dicitur regulari secujulum sapientiam, quae est de divinis et aeternis. Ibid. ^ Sicut voluntas dicitur de ipsa potentia per quam voluniu», de ipso acta (juo volumus, et de ipso objecto t. Diese PVag'e i.st überhaupt nur insoferne möglich. als Intelleet und Wille für zwei von der Essenz der Seele unter- schiedene Potenzen genommen werden; wo ihre Identität mit dem Wesen der Seele erkannt wird, werden sie als zwei unter- schiedene Arten spontaner Reaction des geistigen Wesens der Seele des innern Seelenmenschen auf die in sich rccipirten Eindrücke erscheinen — zwei Arten von Spontaneität, in deren jeder das innere Seelenwe^en oder der innere Scelenmensch zu- gleich als denkender und wollender rcagirt, nur dass die Reaction in dem einen Falle nach Seite dei- activen geistigen Selbstver- tiefung, im andern Falle nacli Seite der activen Selbstäusserung nach Aussen statthat. Augustin von Ancona ' aber sucht zu ermitteln, ol) und wie die Willenspotenz auf die intellective Potenz einwirken könne; und da ergibt sich ihm als Resultat, dass der Wille auf die seelische Tntellection der formalen Er- kenntnissprincipien keinen P^influss habe, da diese Art von Intellection ein natürliches Factum sei, dass er aber den von Aussen iuformirten Intelleet zur Ableitung jener Conclusionen vermögen könne, welche im Lichte jener Principien aus den dmx-h Infoi'mation von Aussen geschöpften Erkenntnissen de- ducirt werden können, dass er ferner insgemein den Intelleet zu einer Thätigkcit stimuliren könne, zu welcher dieser aus sich allein häufig genug nicht gelangen würde; dass der Intelleet zufolge seiner überwiegend passiven Natur den stimulirenden Einflüssen des Willens, (\vv einzigen freithätigen Potenz der Seele, unterworfen gedacht werden müsse. In der genannten Schrift Angustins von Ancona liegt uns eine den Geist der mittelalterlichen Schola Aegydiana charakte- risirende Bearbeitung der Seelen- und P^rkenntnisslehre vor, auf deren Inhalt hier näher einzugehen um so mehr angezeigt erscheint, als an ihre erkenntnisstheoretischen Darlegungen sich die weitere Fortführung der im Vorausgehenden gegebenen Be- leuchtung des Wesens und Charakters des mittelalterlielien scholastischen Augustinismus anknü[)fen lässt. Die Schrift be- steht aus vier Abtheiluugen, in deren erster spcn-iell von den cognoscitiven Potenzen der Aninia sensitiva, in der zweiten von den durch die sinnlichen Apperce)iti(inen Ix^dingten Acten der ' De cognitione animae II, c. 7. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidnng u. Gestaltung. 475 Intellection^in der dritten von den Inteiitionibus prirais et secnmdis gehandelt wird; die vierte Abtheilimo- gibt auf Grund der er- kenntnisstheoretischen Auseinandersetzungen der ersten drei Ab- tlieihmgen^einji (.^hissitication sämmtlicher menschhcher Wissen- schaften midFertig-keiten. Wir halten uns ausschliesslich an d-en erkenntnisstheoretischen Inhalt der Schrift. Die Erkenntnisslehre ist auf die Lehre von den Erkenntnissvermöffen o-eo-ründet. Als sinnliche Erkenntnissvermögen und Erkenntnissmittler kommen vornehmlich Getast, Gehör und Gesicht in Betracht, das Gehör als Mittel des Vernehmens der unterweisenden menschlichen Rede, Gesicht und Getast als Mittel der Wahrnehmung der sinnlichen Objecte. Das Getast als media qualitas oder media proportio tangibilium ' Avird speciell von Seite seines Zusammen- hanges mit der Complexion und Stoffmischung des menschlichen Leibes als Wahrnehmungsorgan der menschlichen Seele ge- würdiget. In den Sinneswahrnehmungen werden die Bilder oder Aehnlichkeiten der Dinge aufgegriffen. Die Dinge selber nehmen Avir nicht unmittelbar wahr; eine unmittelbare Berührung des Sinnes durch dieselben macht die Wahrnehmmig iramöglich. Die Bilder oder Aehnlichkeiten der Dinge Averden von den Dingen emittirt imd gelangen durch das Medium, in Avelchem fortschreitend sie sieh immer neusetzen und hiemit vervielfältigen, bis zum Sinnesorgan, Avelches zm- Reception desselben speciiisch disponirt ist; so setzt sich das vom Dinge emittirte Bild in eine Sinnesapperception um. Es sendet z. B. die Farbe eines be- stimmten Körpers ein leuchtendes Bild ihrer selbst aus, welches im erleuchteten dm-chsichtigen Medium der Luft sich fortpflanzt, bis es ins Auge gelangt und im Sehsimi sich in eine Gesichts- apperception umsetzt. Durch den Sensus inferior Averden die Objecte aller äusseren Sinne, die Unterschiede dieser Objecte und die Thätigkeiten aller äusseren Sinne erkannt. Er ist aber nicht im Stande, die dm'ch die äusseren Sinne ihm präsentirten Bilder der Sinnendinge festzuhalten; hiezu ist die Imaginativa nothwendig, die indess nicht ausreicht, die retinirten Bilder auch zu conservii-en, indem dies Sache der Slemoria ist. Eben so muss die der ImaginatiA^a eignende apprehensive Thätigkeit durch 1 ITavTtov yäp ri ayr) iwv k-twv iatw f'öar.sp [/aaoTT)?. Arist. Anim. III, p. 435 a, lin. 21. 476 Wrinrr. jene der Phantasia erfijänzt werden; die Imaf2:inativa erfasst ein- fach die Sinnenbilder, während die Phantasia dieselben auf- einander bezieht und aus der Verbindung derselben neue Bilder zu schaffen vermag. Durch die Reccption der Sinnenbilder in die Phantasia Avird die Impressio rerum zum Abschlüsse ge- bracht;' denn die Uebermittelung der Bilder an die Memoria geschieht nicht zum Zwecke der Erzeugung einer neuen höhern sinnlichen P^rkenntniss, sondern zum Zwecke der Hinterlegung und Aufbewahrung der bereits erlangten Erkenntniss. Die voll- kommenste und geistigste der sinnlichen Potenzen ist die Aesti- mativa, die zwar als leiblich basirte Virtus organica die Dinge niu' unter ihren particularisirenden sinnlichen Bestimmtheiten auffasst, in diesen aber das individuelle Sein des Dinges als solches denkhaft apprehendirt, d. i. das individuelle Sinnending intcntionell apprehendirt, und zugleich auch gewisse, nicht sinn- lich wahrnehmbare Beschaffenheiten desselben in Bezug auf seine Nützlichkeit oder Schädlichkeit und Gefährlichkeit instinctiv appercipirt. Die Sinnenbilder der Dinge cxistiren in den sensitiven Potenzen als materielle Bilder, ^ daher sich ihr gedankenhafter Inhalt nicht unmittelbar durch sich selbst dem menschlichen Intellecte vernehmbar macht. Sie müssen, um dem Intellectus possibilis vernehmbar zu Averden, unter die Beleuchtung des i ' Res exteriores suas similitudines imprimunt in sensibus exterioribus. Per sensus exteriores hujusmodi similitudines praesentantur imaginationi, et per iinaginationem praesentantur jihantasiae. Ipsa pbantasia non babet praedictas similitudines aliciii altcri sensitivae virtuti praesentare, quae tales species habeat cognoscere vel judicare, sed habet hujusmodi simili- tudines vel species praesentare memoriae, quae est post phantasiam, non tarnen memoria per tales species cognoscit vel ptaesentaro liabet. Cognit. anim. I, c. 6. 2 In omnibus potentiis sensitivis similitudines rerum sub conditionibus in- dividualibus et materialibus essS^ habent. Non tarnen est inconveniens, qiiod spiritualiori modo existant in nna iioteiifla quam in alia. Nam res .sub esse materiali et sub esse rcali existunt in seipsis, minus autem materialiter habent esse in medio quam in seip.si.s, et in sensibus ex- terioribus magis immateriaiiter existunt quam in medio, in sensibus in- terioribus magis immateriaiiter et spiritualiter existunt quam in exteriori- bus. Haec tamen .spiritualitas vel immaterialitas non est tanta, quoniam sempep hujusmodi species sub conditionibus particularibus et materialibus in Omnibus existunt. 0. c. 1, c. 11. J Die August. Psychologie in iliier raittelalt. -schal. Einkleidung u. Gestaltung. 477 IntellectutsMkgens fallen, in Ues-sen Kraft sie auf den Intellectus possibilis wirken, Avie die Farben in Kraft des Sonnenlichtes auf das Augfe wirken und sich demselben vernehmbar machen. Sie werde^^^a^r sodann vom Intellecte nicht als dasjenige ge- sehen, was sie in der sinnlichen Auffassung der sensitiven Po- tenzen darstellen, sondern nach dem in ihnen latenten Gedanken- gehalte, welcher dem durch die sinnlichen Accidenzen verdeckten Wesensgehalte des Dinges entspricht. In der sinnlichen Vor- stellung erscheinen die Accidenzen der Dinge, im intellectiven Denken wird die das Subject der Accidenzen bildende Substanz des sinuHchen Dinges erfasst, und zwar mittelst der Species intelligibihs, welche das Medium zwischen dem sinnlichen Phan- tasma und dem Intellectionsacte bildet , ' gleichwie die vom Sinnendinge emittirte sinnliche Species das Medium zwischen dem Dinge und dem Sinnesorgane bildet. Wie nun die vom Sinnendinge emittirte sinnliche Species, z. B. die Farbe nur im Lichte der Sonne vom Auge appercipirt werden kann, so die im Phantasma potentiell dargestellte Species intelligibihs nur im Lichte des Intellectus agens. Diesem kommt es sonach zu, die Litelligibilität des Phtintasma aus dem Bereiche der blossen Potenziahtät in jenen der Actualität zu erheben. In Kraft des Inteüectus agens vermögen die Phantasmen, obschon sie au sich blosse Bilder der Accidenzen der Sinnendinge sind, Bilder der Substanzen der Dinge im Intellectus possibilis zu causiren. Der Intellectus agens wirkt hiebei nach Analogie des Sonnenlichtes; wie dieses im Stoffe die Bildung vieler sinnhcher Substanzial- 1 Soliis motus phantasmatum factus in intellectu per lumeu intellectus agentis poterit intellectio vel actu.s iutelligendi appellari. Nou tarnen actus intelligendi ab intellectu poterit progredi, nisi prius in eo causetur species intelligibilis, eo quod actus intelligendi multum habet de actu- alitate, phantasmata vero sunt multum materialia et sub conditionibus materialibus, quae sunt hie et nunc, in phantasia existere habent. Propter quod a phantasmatibus omnino materialitatem et possibilitatem habentibus non potest causari actus intelligendi, qui omnino non actualitatem habet nisi mediante quodam medio, puta mediante specie intelligibili, quae quidem species intelligibilis, iit est in intellectu respectu phantasmatum, multum de materialitate habet, quia non existit in intellectu cum con- ditionibus particularibus, sub quibus existunt phantasmata in phantasia; plus tarnen adhuc habet de actualitate ipse actus intelligendi, quam ipsa species intelligibilis. 0. c. II, c. 2. 478 Werner. formen vermittelt, so der Intellectus agens die Bildung der Species intelligibiles im Intellectus possibilis. ' Die Phantasmen können aber auch in Kraft der Substanzialformen, deren Acciden- zen sie repräsentiren, Bilder der Substanzialformen causiren;- dass Accidentalformen auch losgetrennt von ihren substanziellen Trägern in Kraft derselben wii'ken können, l^eweist die Wirk- samkeit des männlichen Samens. Soll diese letztere Erklärung der Entstehung der mensch- lichen Intellectionen als richtig gelten, so erscheint die dem Intellectus agens aufgewiesene Function als überflüssig, wie denn überhaupt der Vergleich seiner Thätigkeit mit jener des Sonnenlichtes eine ganz andere Auffassung desselben, als jene einer menschlichen Seelenpotenz nahelegt. Es wiederholt sich ' Nam sicut in vivtute lumiuis solaris multae formae substantiales seiisi- biles in materia introducuntnr, sie in vii'tute luminis intellectus agentis multae formae intelligibiles substantiarum in intollectu possibili introduci possunt. Nam sicut sol est quoddam universale lumen respectu corpora- liiim et sonsibiliuni, ita lumen intellectus agentis est quoddam universale lumcn respectu intelligibiliuni. Praeterea, quod sicut in virtute solaris luminis in materia seusibili aliqua substautialis forma sensibilis intro- ducitur, sie in virtute intellectus agentis aliqua forma intelligibilis ab ipsis phantasniatibus in intellectu poterit causari; poterunt ergo phantas- mata primo similitudines substantiarum in intellectu causare, non virtute propria, sed in virtute intellectus agentis. O. c. III, e. 3. 2 Actiones intentionales comparantur actionibus intentionalibus, sicut actio- nes reales actionibus substautialibus con-espondent. Sicut ergo forma accidentalis realis in virtute formae substautialis potest inducere formam substantialem in aliqua materia, v. c. ignis per ealorem, qui est forma accidentalis ejus, potest generai-e ignem, et potest in materia, quae sub forma aquae existit, formam substantialem ignis introducere .... sie erit etiam de formis intentionalibus. Cum igitur pbantasmata existentia in phantasia sunt intentiones et similitudines accidentium, poterunt liujus- modi pbantasmata in virtute similitudinum et intentionum substantialium in ipso intellectu similitudines et species intelligibiles substantiarum introducere. Ibid. — Vgl. hiezu ^j: o s p e r v. Ehegium: Species existens in potentia potest repraesentare substantiam. Nam si non posset, vel hoc esset, quia est accidens, et sie nulluni accidens posset eam causare, quod est contra Philosopbum 1. Anm. dicentem: accidentia multum con- ferunt ad cognoscendum quod quid est; cum hoc etiam sequeretur, quud substantia non posset cognosci, quia omnis cognitio fit per speciem et similitudinem .... Vel hoc esset, (juia esset in potentia sensitiva et organiea; sed liuc non obstat, quia cogitativa compreheudit individua onmium 10 praedicamentorum, et tarnen cogitativa est virtus organiea. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung n. Gestaltung. 479 uns hier ^le bereits an Aegydius, dem Führer der mittelalter- lichen Aiigustinersehide gemachte Wahrnehmung. ' Die peri- patetisch geÄchulten Augustinianer anerkennen zwar formell den Intellectus ag^s als Seelenpotenz, lassen aber seine Functionen mit jenSfi'*cies göttlichen AVahrheitslichtes zusammenfliessen. Soweit er dennoch eine der Seele eignende Kraft sein soll, kann seine Bedeutung nm- darin bestehen, dass er den Intellectus possibilis die Allgemeinbegriffe denken macht; für diesen Fall aber kann er nicht füi' eine vom Intellectus possibilis unter- schiedene Potenz genommen werden, sondern nur das dem wesentlich passiven Intellecte eignende Actionsvermögen be- zeichnen. Augustin von Ancona charakterisirt dieses Vermögen, soweit es sich imi die Gewinnung des Allgemeinbegiiffes vom individuellen Sinnendinge handelt, als Depm-ationsvermögen, lässt somit die von Aegydius noch beibehaltene Bezeichnung des Intellectus agens als Abstractionski-aft fallen. Es handelt sich also nicht eigentlich um ein Hervorziehen des Wesens- gedankens aus dem individuellen Dinge, sondern blos um Weg- schiebung der das Wesen des Dinges verdeckenden individuah- sirenden und particvdarisii-enden Accidentalitäten, welche mit der sinnlichen Erscheinung des Dinges gegeben sind. ^ Diese 1 Vgl. hiezu Aegyd. Quodlibet. II, qu. 21, woselbst die Doppelfunction des Intellectus agens, der sein Licht sowohl auf das Phantasma als auch auf den Intellectus possibilis fallen lassen, auseinandergesetzt wird. Da nun der Intellectus possibilis und das Phantasma sich zu einander als Subject und Object der geistigen Wahrnehmung verhalten, so erscheint der Intellectus agens als ein von beiden zu unterscheidendes höheres Drittes, als welches wohl am richtigsten der im Sinne des Roger Baco verstandene Intellectus agens, d. i. der göttliche Logos als Sonne der Geisterwelt sich darböte. — Die Unsicherheit Aegyds in Auffassung des Intellectus agens zeigt sich auch darin, dass er, obschon wir ihn oben sagen hörten, der Intellectus possibilis und agens seien nicht zwei Potenzen, sondern blos zwei Vires derselben Potenz, anderweitig doch wieder (siehe 2 dist. 24, pars 1, qu. 1, art, 4) beide als zwei von einander verschiedene Potenzen angesehen wissen will. 2 Depnratio dupliciter sumitur in corporalibus, vel ratione alterius uaturae admixtionis carentiae, vel ratione firmitatis et incorruptibilitatis per- manentiae. Et secundum istum duplicem modum dicere possumus phan- tasmata depnrari per intellectum agentem. Propter quod est sciendum, quod ipsa accidentia rei, ut est qualitas, quantitas et alia hujusmodi accidentia, uon solum dicuntur esse alterius naturae quam ipsa natura 480 Werner. Abschwiiebuni;" des BegTiffcs des Intellectus iigens hängt mit einer stärkeren Jjctonung des Universale in re zusammen, die ihrerseits wieder eine mehr passivistisehe Auffassung des In- telleetes invulvirt; die richtige Consequenz der letzteren ist aber jener llluminismiis, welcher in dem von seiner })eripatetischen Einkleidung losgelüsten Augustinismus der nachschülastischen Zeit in luehr als einer Gestaltung hervorgetreten ist. Einer der (i runde des Durchbrechen's der illuministischen Auffassung des iutellectiven Erkennens war wohl die für die scholastische Peri- patetik bestehende Schwierigkeit, den intellectiven 15egriif des Einzeldinges von dem seiner Natur nach universalistischen All- a'emeinbeüritfe eines bestimmten Dinges klar und bestimmt ab- zuscheiden. Schon ( )ccam gab desshalb die metaphysische Realität des Allgemeinbegrities preis, und betrachtete denselben blos als logisches Denkvehikel; (Iregor von Rimini schloss sich ilini hierin an. Augustin von Ancona ' gibt zu, dass die Aesti- mativa ein Abbild der Substanz des sinnlich appercipirten Dinges im Inteilecte causiren könne; vorhin hörten wir, dass auch die Substanz des Dinges selber dies vermöge. Wozu also noch ein intellectus agensV Doch wohl nur, um die Sub stanz als Wesen des Dinges zu denken. Wenn aber das Ding wesentlich individuell ist, so kann die allgemeine, mehreren Dingen derselben Art ffemeiusame Natm- doch nur als losrische rei .secumluin .se i'on.sitler.'ita, et quani ipsa siib.stantia, sed etiaiii dicnutiir e.sse extriiiseca respectu ipsiiLS natuiae rei cum ipsa .sub.stautia do su nou liabeat, quod iudividuetur et extendatiir et dealbetur, nisi per ipsa aecidentia, quae quideni extensio et dealbatio vel coloratio quaedein ex- trinseca sunt uobis exterius appareutia. Si igitur consideratur ipsa natura rei socunduin .se, et si consider.-itur \\)s:i substantia rei sine adinixtiono taliuni accideritiuni et particulariuni qua talis substantia, talis natura dicitur es.se hie et nunc, et dicitur existere sub particularibus et materia- libus conditionibus, tunc dicitur proprie natura et proprie substantia de- purari vel e.s.se depurata, quia ijisa pbantasniata existunt in pliantasia sub conditionibus particularibus et accidmitaiibus, et ex hoc sunt uni- versalia intelligibilia in potentia, per intellectum vero agenteni hujus- modi siniilitudines et phantasmata, (juae sunt in pliantasia, cousiderantur sine conditionibus particularibus et n\aterialibus, sed solum ut sunt re- prae.sentativa rei secundum se ab.sque accidentibus; et ex lioc talia phantasniat;i sunt .-utu univer.-^alia et actu intelligibila. O. c. II, c. 5. 1 0. c. U, c. 3. ( Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol. Einkleidung u. Gestaltung. 481 Absti'actioit areltenr Damit ist aber der Intellectus ae'ens seiner specifischen Bedeutung als geistiges Lichtvermögen entkleidet. Existiren nui' laute? singidäre Natui*en, so kann es kein Ver- mögen geben, mittelst dessen das in der gegebenen sinnlichen WirklicMr«it^gar nicht vorhandene Universale ans Licht gezogen würde. »Soll es mm dennoch ein über das sinnlich empiristische Aufgreifen der Dinge hinausgreifendes höheres Erkennen geben, so muss dieses im Elemente eines von der denkfähigen Seele unterschiedenen höheren, göttlichen Lichtes vor sich gehen, oder es muss eine eigenartige Verbindung der menschlichen Denkvernunft mit der Ratio aeterna statthaben, welcher zufolge die gegebenen Dinge dem Menschen intelligibel werden. In derlei erkenntnisstheoretischen Annahmen bewegte sich der vom Peripatetismus losgelöste Augmstinianismus, dessen Denkver- wandtschaft mit der abstract spiritualistischen Auffassung des Seelenwesens von Seite der Cartesischen Schule aus der Ge- schichte der Philosophie bekannt ist. Aegydius ' und Augiistin von Ancona - haben mit Thomas Aquinas den Satz gemein, dass die singulären Dinge als solche nicht direct, sondern nm- per reflexionem erkannt werden. Die mittelalterliche ägydianische Schide hält somit mit Thomas an der UeberzeugTing fest, dass unser intellectives Verständniss der Dinge ein morphologisches sei, was es in der Unmittelbar- keit des intuitiven Katiu'- und Veraunftsinnes auch wirkHch ist und immerfort bleiben wird, nm- dass man nicht bei dem elementaren Begriffe der Form als allgemeinen Wesenscharakters und Artcharakters des Einzeldinges stehen bleiben darf, indem dieser vielmehr in der die Particiüarität des Sinnendinges er- klärenden Idee vertieft und mit sich selber vermittelt werden muss. Werden die sinnlichen Individuationen des Artcharakters als Variationen begriffen, in deren Vielheit der durch ein ein- zelnes Individuum nur einseitig und particulär darstellbare Art- charakter zu einem möghchst allseitigen Ausdrücke gelangen soll, so ist damit über die Bedeutung des Singiüären als solchen ein Verständniss gewonnen, bei dessen Vorhandensein man nicht mehr sagen kann, dass das Singiüäre als solches nm- indh-ect ' Quodlibet. I, qu. 9. - Cognit. anim. DI, c. 4. Sitzungsber. d. phil.-hist.'Cl. C. Bd. I. Hft. 31 482 Werner. mittelst Zurilckbeu<^ung auf die sinnliche Vorstellung vom Dinge erkannt Averde; seine Singularität ist vielmehr ein constitutives Moment des intellectiven Verständnisses von demselben. Die einzelnen Arten der sinnlichen Existenzen sind aber nicht so sehr von einander geschieden, dass innerhalb der individuirten Variationen einer bestimmten Art nicht vielfältigst in den Forra- charakter anderer Arten hinübergegriffen würde; ja alle Formen des sinnlich Erscheinenden sind vielfältigst ineinander ver- schlungen, und jede besondere organische Totalität stellt in ihrer Weise und an ihrem Orte einen individualisirten Abdruck und Ausdruck jenes gi'össeren und allgemeineren Ganzen dar, dessen organischer Theil und Ausschnitt sie ist. Wäre also wirklich die Hyle als solche in ihrer Formlosigkeit dem G-e- danken unfassbar, ' so sind doch ihre Gestaltungen, soweit sie der Gedanke zu verfolgen vermag, Gegenstand eines directen Verständnisses, und der causale und finale Zusammenhang der- selben sogar die eigenste Aufgabe einer Naturphilosophie, die aber nur insofern und insoweit als philosophische Erkenntniss verwirklichet ist, als alle einzelnen Erscheinungen und Gebilde der sichtbaren Wirklichkeit aus der Idee des Ganzen, das in der Gesammtheit derselben sich darstellt und auswirkt, erkannt und verstanden sind. Da die Variabilität der Erscheinungen des sichtbaren Weltganzen an sich unbegränzt ist und ins End- lose geht, so lässt sich der Gedanke der sichtbaren Wirklich- keit mu' insofern und insoweit philosophisch fassen, als ihre wesentliche Beziehung auf ein höheres Sein festgehalten wird, in welchem das in ihr in unbegränzter Variabilität sich Entfaltende in eine geschlossene Einheit hineingenommen ist, die das Ziel und den Abschluss des Entwickelungsstrebens der sichtbaren Natiu'wirklichkeit constituirt; und dies ist zunächst der Mensch, aus dessen Idee die Idee der sichtbaren Wirklichkeit verstanden werden soll. Zuhöchst aber ist es das göttliche Sein und Wesen als absolute und absolut in sich geschlossene Seinstotalität, als deren expHcative gescluipf liehe Nachbildung die in eine an sich gränzenlose, aber durch die Beziehung auf den Menschen und das was über dem Menschen ist, ganz bestimmt eingegränzte ' Sie ist inde.ss al.s VehiktO dor uiihofjränzten Variabilität des sinnlich Er- scheinenden in der That dem Gedanken fassbar. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt.-schol, Einkleidung u. Gestaltung. 483 » und nonri^to Enfwickelung- von Bildungen und Gestaltungen auseinandergehende sinnliche Naturwirklichkeit zu verstehen ist. Der Ausschluss der directen Erkennbarkeit des Singulären als solchen involvirt einen formalistisch abstracten Charakter der philo'?0]^schen Naturauffassung; im Stehenbleiben bei dem Gegensatze zwischen Stoff und Form der Dinge fehlt eben das Dritte, aus welchem die verschiedenst diversiiicirte Einigung von Stoff und Form, und damit das Wesen des Dinges verstanden werden soll — nämlich die Idee. Es ist offenbar einseitig, das Wesen des Dinges ausschliesslich in seine Substanzialform zu setzen; wenn Stoff und Form als wesentliche Constituenten des Dinges gedacht werden, so muss das Wesen des Dinges in beiden zugleich sein, wu'd aber eben desshalb von beiden als ein Drittes abgeschieden werden müssen, das an sich rein gedankenhafter Natm- als Gestaltungsmacht in dem polymorphen Stoffe thätig ist und in demselben sich auswirkt. Die im Stoffe sich auswirkenden gedankenhaften Gestaltungsmächte haben ihr subjectives Denkcorrelat in den im menschhchen Geiste auf- leuchtenden Ideen, welche eben die geistigen Apprehensionen jener gedankenhaften Gestaltungsmächte, und zugleich die geisti- gen Reflexe der dm-ch dieselben ausgewirkten denkhaften Con- ceptionen sind. So vollzieht sich in unserem Denken die Scheidung zwischen Idee und Wirklichkeit der Dinge, und bahnt sich die Möglichkeit eines die sichtbare Wirklichkeit frei beherrschenden geistigen Verständnisses derselben an, wäh- rend die am gegebenen Wirkhchen haftende scholastische In- teUection wesentlich passivistisch ist, und bei der durch die Eindi'ücke der Dinge hervorgebrachten Conformation des In- tellectes mit dem Wirldichen stehen bleibt. Da der Intellect nur mit den gedankenhaften Formen der Dinge sich conformiren kann, so muss natürlich die dm'ch die Stofflichkeit bedingte Singularität sich dem unmittelbaren und directen Verständniss des Intellectes entziehen; dies heisst aber, da die Dinge wesentlich als individuirte Singidaritäten exi stiren, ein die Ge- staltungsprincipien der sichtbaren Wirklichkeit ergi'eifendes i Denken negiren. Andererseits ist nicht zu verkennen, dass "durch die Behauptung der blos indirecten und reflexiven Er- kennbarkeit des Singidären der denkrohe Empirismus des an der sinnHchen Erscheinung haftenden Denkens abgewiesen werden 31* 484 Werner. Avill; dieses Hinausgehen über die sinnliche Erscheinung ist jedoch niu' ein erster Schritt und Ansatz ziu' philosophischen Auffassung der Dinge, welchem als Z^veites die Vertiefung ins Innere der erscheinenden Dinge zu folgen hat. In Folge des Stehenbleibcns bei der gegebenen Wirklichkeit als solcher hat die scholastische Spcculation statt der Ideen der Dinge blos Nomina d. i. Sachbezeichnungen; es sind dies die Nomina primae intentionis,- welche, wie Augnistin von Ancona ' be- merkt, den die Information des Intellectes causirenden Objecten beigelegt werden. ^ Sie sind die sprachlichen Bezeichnungen der ersten, unmittelbaren intellectiven Erkenntnisse von den Wesen- heiten der Dinge, wie diese im Intellecte sich abbilden. Diese Erkenntnisse sind bei allen Menschen dieselben, obschon die sprachlichen, Bezeichnungen ihres Inhaltes nach Verschiedenheit der Sprachen verschieden sind. Alle weiteren intellectiven Er- kenntnisse Avelche der Mensch noch gewinnen kann, stehen auf dem Grunde jener ersten Erkenntnisse, in welchen die Wesens- gedanken der Dinge apprehendirt werden, und werden durch logische Verarbeitung jener ersten Erkenntnisse gewonnen. Ist der Wesensgehalt aller menschlichen Erkenntniss in den Nomi- nibus primae intentionis gegeben, so gi'eift diese über das in jenen Nominibus apprehendirte Wirkliche nur insoAveit hinaus, als es die denkhafte Verarbeitung jenes ersten intellectiven Krkenntnissstoffes durch Subsumtion desselben unter die all- gemeinen Denkkategorien, und durch analytische Zergliederung nach seinen logischen Art- und Gattungsbestimmtheiten mit sich bringt. Das Ziel der Erkenntniss — sagt Augustin von 1 O. c. III, c. 4. -' Da fler Sacliiiihalt de.s monschlichen Erkenneiis in der Spraclie nieder- gelegt ist, iu welcher namentlich die allen Menschen gemeinsamen In- tentiones primae lautlich festgobalten sind, so ist die Sprachüberlieferung ein fundamentalstes Mittel der geistigen Weckung und Disciplinirung, und schliesst der überlieferte Sprachschatz den Complex der allen Menschen gemeinsamen Wesensgedanken in sich : Ad speculandum ipsam veritatem de rebus facit primo ipsa grammatica, quae est dictativa sermonis .... Ad complementum scientiarum speculativarum adminiculative facit ipsa grammatica, in quantum homines diversanim linguarum per grammaticam sibi invicem communicantes in sermonibus possnnt se adjnvare adinvicem in scientiarum traditione et veritatis speculatione. O. c. IV, c. 2. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung n. Gestaltung. 485 « Ancona ' -^»- ist Wahrheit ; die Wahrheit besteht in der Ueberein- stimmung des intellectiven Denkens mit der wirkhchen Beschaffen- heit der Din^e. Also das Wirkliche als solches, wie es vom Intel- lecte theil^ungaittelbar, theils dvu-ch die auf Grund seiner primären Apprehensionen statthabenden logischen Functionen mittelbar apprehendirt wh-d, ist Gegenstand der intellectiven Erkenntniss. Wenn weiter beigefügt wird, dass der Intellect per se und princi- paliter auf jene Res absti'actas et universales gerichtet sei, von welchen in Metaphysik, Physik und Mathematik gehandelt werde, '^ so ist damit eben nm- der vorerwähnte abstract-formahstische Charakter der scholastischen Erkenntnissweise constatirt. Die Vehikel zur Schaffimg derselben sind die Intentiones secundae, ^ welche auf Grund der Intentiones primae gebildet werden, und das generische, specifische und individuelle Esse der den Intentiones primae entsprechenden Objecte beti-effen. Sie bedeuten sonach die logischen Bestimmtheiten der Dinge, und haben, obwohl im Denken des Subjectes erzeugt, auf objec- tive Wahrheit Anspiaich, weil sie nicht wiUkürHche Denkgebilde sind, sondern eben nur die denkhaften Bestimmtheiten der den Intentiones primae entsprechenden Objecte darstellen. Auf die objective AVahrheit und Giltigkeit dieser denkhaften Bestimmt- heiten ist die Möglichkeit einer jNIetaphysik und gemeinhin die Möglichkeit einer philosophischen Erkenntniss gegi'ündet, deren integrirende Theile Metaphysik, Mathematik und Physik sind; ja die Wahrheit der Logik selber ist auf die objective Wahr- heit und Giltigkeit der Intentiones secundae gestützt, und kann 1 O. c. IV, c. 2. 2 Philo.sophus 6. Metapli. clicit, quod triplex est modus essentialis pbilo- sophiae: physicus, mathematicus et divinus; nam de rebus abstractis omnes praefatae scientiae esse habent. Et quia secundum Commentatorem 1. Anim. intellectus est, qui facit abstractionem vel universalitatem in rebus, oportet quod secundum diversuni modum abstractionis hujusmodi scientiae distinguantur. Haec autem abstractio, ut ex 6. Metapb. baberi potest, tripliciter habet fieri. Nam vel fit ab hac materia sensibili et ab illa, non tamen a materia sensibili simpliciter, et de rebus sie ab- stractis est pbilosopbia naturalis. Vel hujusmodi abstractio fieri potest a materia sensibili sed non intelligibili, et de his abstractis est scientia mathematica. Aut dicta abstractio potest fieri ab omni materia, quae- cunque sit illa, et de talibus est ipsa metaphysica. O. c. IV, c. 2. 3 O. c. III, capp. 5 et .G. 1 486 Werner. ihrer Bestimmung, zu wahren und richtigen Erkenntniösen der Dinge zu verhelfen, nur dadurch entsprechen, dass sie selber in ihren Functionen wahr ist, und richtige den objectiven Sachverhalten entsprechende Sätze auf dem Wege der Ratioci- nation gewinnen und die Irrthümer des ratiocinativen Denkens vermeiden lehrt. ' Das Gesagte genügt, ersichtlich zu machen, dass der all- gemeine Denkliabitus der mittelalterlichen, scholastisch gebildeten AugTistinianer wesentlich der pcripatetische war. Es lässt sich ferner der mehrseitige formelle Anschluss der mittelalterlichen Aegydianer an die thomistische Doctrin nicht verkennen, ob- schon die speculativen Apprehensionen der thomistischen Doc- trin in das Denkconcept jener Schule sich nicht einfügen wollten. Auch war nicht Thomas sondern Augustinus die eigentliche Lehrauctorität derselben; daher die eklektische Versetzung des aus Thomas Entlehnten mit anderweitigen vom Thomismus ab- weichenden Auffassungsw^eisen des scholastischen Peripatetis- mus, welche zum grundsätzlichen Augiistinismus der Schule besser zu stimmen schienen. Auch waren nicht alle Augustiner- Eremiten Aegydianer; haben wir bereits in Gregor von Rimini einen Mann kennen gelernt, der seinen Augustinismus mit Occam'schen Sätzen und Anschauungen vereinbaren zu können glaubte, so stossen wir in seinem Landsmann und Ordensgenossen PjinliK von Venedig (f 1429) auf einen vollendeten Averroisten, - ' Cum logica, saltem ut est docens, aliqua sit scientia, cum scientia sit fle rebus vel de hi.s quae habent ordinem ad res, uon poterit esse de entibus rationis tanquam de subjecto, cum eutia rationis secundum quod hujusmodi solum sint entia apud animam; oportet ergo, quod sit de tali- bus entibus rationis, quibus aliqua res correspondeat. Et talia entia rationis .sunt secundae intentiones, quibus respondent res mediantibus priniis iutentionibus. Nee ctiani ojiortet secundas intentiones universaliter stimtas esse subjectum in logic^,- saltem ut docens est, quia tunc iion magis esset logica de syllogismo, \ d ail rectilicandos actus syllogistico^^, si non esset plus neces.saria, quam ad rcctificandum conceptus generis vel speciei, quod falsum est, cum in actibus siinplicibus intellectus per se non erret, in actibus autem syllogisticis etiam j)er se errare habet. O. c. III, c. n. — Ueber den Zusammenklang dieser Aesserungen niif jenen des Aegydius vgl. Prantl GescIi. d. Log. III, S. 259, Anm. 369. 2 Vgl. über ihn Kenan, Averroes et l'Averroisme (Paris 1867, 3. edit.V S. 344 ff. I Die August. Psychologie in ihrer mittolalt.-schol. Einkleidung u. fiestaltiing. 487 der aus olgm Satze, dass clie Materie das Princip der Indivi- duation sei, die Folgerung- zog, dass die zufolge ilu'er Iminateria- lität der Individuation entrückte intellective Seele in allen Men- schen nunißri^li dieselbe sein müsse. Er nahm dieses in allen Menschenindividuen numerisch dieselbigc Intellectionsprincip für die unterste der kosmischen InteUigenzen, welche dm'ch ihre Verbindung mit den sinnlichen Menschenindividuen den Speciescharakter der Menschengattung im Unterschiede von den rein sinnlichen Lebewesen begründe. Eine Polemik gegen den averroistischen Monopsychismus findet sich bereits bei Aegydius, ' welcher zu zeigen sucht, dass derselbe in der richtig verstandenen aristotelischen Docti-in keine ausreichenden Anhaltspunkte linde. In den aristotelischen Büchern de Anima kommt der Ausspruch vor, dass das Denken nicht der Seele, sondern dem beseelten Menschen zu atti'ibuiren sei; 2 die Seele wird daselbst als Actus et perfectio corporis definirt, ^ der Intellectus possibilis als Pars animae bezeichnet, * womit die wesenhafte Zusammengehörigkeit und Einheit des sensitiven und intellectiven Principes im Menschen deuthch ausgesprochen ist. Dem Einwände gegenüber, dass Aristoteles der Seele das Innehaben intellectiver Befähigamg nicht in dem- jenigen Sinne zuschi-eibe, wie die ihr als Informationsprincip des Leibes wesenthchst zukommenden vegetativen imd sensi- tiven Thätigkeiten, beruft sich Aegydius auf eine Stelle der aristotelischen Metaphysik, '" in welcher es heisst, dass nach der Auflösung des Leibes die Seele nicht ganz, sondern in ihren intellectiven Potenzen zmllckbleibe, woraus folgt, dass gerade die Intellectiva der wesentlichere, vom Bestände des Leibes imabhängige Theil der Seele sei. Eben hieraus will man aber folgern, Aristoteles sei dm'ch seine Lehre von der anfangslosen Ewigkeit der Welt zur Annahme eines in allen Menschenindividuen numerisch dieselbigen Intellectes hinge- drängt worden, weil er sonst die Existenz unendlich vieler ' Vgl. Aegyd. Quodlibet. H, qu. 20. Aegydius beruft sich daselbst auf seine Schrift de Intellectu. 2 Vgl. Aristot. Anim. I, p. 408. b, lin. 26. ^ Aristot Anim. II, p. 412. b, lin. 5. * Aristot. Anim, III, p. 429. a, lin. 10. 5 Vgl. Aristot. Metaph.. XI, p. 1070. a, lin. 24. 488 Werner. durch das Sterben der Menschen leiblos gewordener Intellecte hätte behaupten müssen; ehe er sich hiezu verstand, habe er lieber angenommen, dass der Mensch nicht selber denke, sondern ein h()lieres, in den unendlich vielen Menschenindividuen nu- merisch dieselbiges Intellectionsprincip als Denkmacht thätig sei. Aegydius ist mit dieser Schlussfolgerung nicht einver- standen; er meint, Aristoteles würde, vor die Alternative gestellt entweder unendlich viele Intellecte anzunehmen oder dem Menschen den Intellect als selbsteigenes Vermögen ab- zusprechen, wohl das Erstere als das Annehmbarere erachtet haben. Das Richtige sei, dass er die aus seiner Weltewigkeits- lehre residtirende Nothwendigkeit, eine unendliche Zahl leiblos gewordener Menschenintellecte anzunehmen, gar nicht merkte; auch Averroes merkte sie nicht, weil er sie sonst als gewichtigstes Argument für die Richtigkeit und Denknothwendigkeit seiner Lehre von dem in Allen nur Einem Intellecte verwerthet haben würde. Für einen der scharfsinnigsten Bestreiter des averroisti- schen Monopsychismus galt Gregor von Rimini, ' Avelcher seine Widerlegung der numerischen Identität aller menschlichen In- tellecte an bestimmte, in Augustin's Schrift de libero arbiti'io ^ enthaltene Erörterungen anknüpft. Dieselben boten insofern einen passenden Anknüpfungspimkt, als sie darauf abzielen, eine ülx-r dorn snbjcftivon Meinen, Dafürhalten und Wollen der Einzelnen erliabene unwandelbare Wahrheit als Regula mentiuin naehzuAveisen ; mit welcher sich das Denken und ^\^)lleii jerlcs Einzelnen in Uebcreinstimmung setzen müsse, niii walir und weise zu sein. Die antiaverroistische Tendenz dieser Erfirterungen liegt darin, dass, während Averroes von einem in allen Menschen numerisch diesclbigen Denksubjecte spricht. Aiigiistinus diese Dieselbigkeit ausdrücklich negirt, in- dem er viehnelir von einer gemeinsamen Bezogenheit aller denkenden Subjecte auf ein ihnen gemeinsames höchstes Er- kenntnissobject spricht, dessen Gemeinsamkeit für Viele die numerische Verschiedenheit dieser Vielen voraussetzt, obschou ' Vgl. un.sere Abhandlung: Der AA'erroismns n. s. w. Sitzungsber. Bd. XCVIII, S. 29.5 -ff. ' Vgl. Ang. Lib. nrb. TT, cnji]). 7 nt. 12. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung u. Gestaltung. 489 es als Li(^it und* lebendige Regel des intellectiven Erkennens zugleich auch eine wirksame Ursache unseres Erkennens ist, und hierin Xllerdings eine gewisse Aehnlichkeit mit dem In- tellectus ageus des Avicenna hat. Von einem Gefühle des StatthalJ^ns^einer solchen Aehnlichkeit scheint auch Aegydius beherrscht gewesen zu sein, wie aus der Formulirung der Frage hervorgeht, welche wir ihn eben zuvor in Bezug auf den dem Aristoteles aufgebürdeten Irrthum von der numerischen Iden- tität aller Intellecte beantworten hörten. Die von Aegydius gestellte Frage lautet nämlich : Utrum fuerit de intentione Philo- soph!, quod intellectus possibilis numeretiu' numeratione cor- poiiim? Hier Avird augenscheinlich der Intellectus possibilis als der eigentliche Träger des inteUectiven Erkennens angesehen, der Intellectus agens aber als eine demselben concreirte Licht- kraft, welche indess selbstverständlich nm- in der Macht und unter den verborgenen Einflüssen des göttlichen Wahrheits- lichtes sich zu bethätigen vermag. Aegydius unterscheidet sich sonach von Avicenna dadiu'ch, dass er eine dem göttlichen In- tellectus agens entsprechende Lichtpotenz innerhalb der mensch- lichen Seele anerkennt, womit er dem christlichen Interesse gerecht wird und das intellective Erkennen als ein geistiges Selbersehen des Menschen anerkennt. Gregor glaubt dem richti- gen Verständniss Augnstins näher gekommen zu sein als Aegy- dius, wenn er im Unterschiede von diesem die intellective Vermöglichkeit der Seele mit dem Wesen derselben identificirt, und sich unter Preisgebung der controversen ontologisch-schola- stischen Distinctionen zwischen Essenz und Potenz an den von Augiistinus auf dem Gebiete der Psychologie angeschlagenen Ton der inquisitiven Beobachtung hält, Avelche von offen da- liegenden psychologischen Thatsächhchkeiten ausgehend andere Sachverhalte von mehr latenter Natur als psychologische Wahr- heiten zu ermitteln bestrebt ist. So verfährt Gregor denn auch in der Widerlegung der aveiToistischen In'lehre de unitate in- tellectuum. Augustinus weise nach, dass jeder Mensch seinen ihm individuell eigenen Sensus exterior habe, welcher von dem eines jeden anderen Menschen unterschieden sei; ' dasselbe er- ^ In dem dialogisch gehaltenen ^Yerke de libero arbitrio (II, c. 7) fragt Augustinus seiiaen Colloquenten Evodiiis: Quaero, utrum sensus corporis 490 Werner. weise er in Bezug- auf den jedem IMensclien individuell eignenden Sensus interior ' und die jedem Menschen individuell eignende Denkkraft. - Daran knüpft nun Gregor von Rimini folgende Be- merkungen: Es ist möglich und kommt vor, dass irgend ein Mensch etwas intellectiv erfasse, was ein Anderer nicht erfasst; dies könnte nicht statthaben, wenn der Intellect des Einen zugleich auch der Intellect des Anderen wäre. Ich kann etwas intellectiv erfassen, ohne dass ein Anderer naturahter zu Avif>sen vermag, ich hätte das Betreffende erfasst; wäre der Intellect des Einen auch jener des Anderen, so müsste dieser naturaliter um das in meinem Denken Vorgehende wissen. Averroes weicht diesen denknothw endigen Folgerungen dm-ch die An- nahme aus, das in jedem einzelnen ]\Ienschen Intellectionen nur dann und darum statthaben, wann und weil die Phantasmen des Einzelnen den Einen allen Menschen gemeinsamen Intellect zur Action soUicitiren; dies könne nur in einem bestimmten Einzelmenschen statthaben, während es bei einem anderen eben nicht statthat. Der allen Einzelnen gemeinsame InteUect könne mit dem Einen sich inniger verbinden als mit dem Anderen; demzufolge könne, obwohl der InteUect des Einen in Wahrheit auch der Intellect des Anderen sei, der Eine etwas intellectiv mens idcin sit qui tuus, an vero meus non sit uisi meus, et tuus non Sit ni.si tuus ; quod si non ita esset, non possem per oculos meos videre aliquid, quod tu non videres. Evod.: Concedo prorsus, quamvis ejusdem generis, tarnen singulos non habere sensus videndi vel audiendi vel quos- libet aliortim ceterorum. Non enim solura videre, sed etiani audire potest aliquis hominum, quod alius non audiat, et aliud aliquid (luolibet alio .sensu ()ui.squam sentire, quod alius non sentiat. Unde manifestum e.st, et tuuiii nonnisi tinun, et meum sensum non esse ni.si meum. ' Hoc idem respondebis — heisst es a. a. O. — de illo etiam .sensu in- teriori, an aliquid aliud? Evod.: Nihil sane aliud. Nam et ille uti(|ue sensum meum sentit meu.s, et tuuni .sentit tuus; nam ideo plernmque intcrrogor ab eo, qui aliquid videt, utrum hoc etiam ego videani, quia ego me videre aut non videre sentio, non ille qui interrogat. 2 Quid ipsam rationem, nonne unusquisque nosti-um habet suamV Quando- quidem fieri potest, ut ego alifpiid intclligam, cum tu id non intelligis, nee utrum intelligam tu scire possis, ego autem sciam. Evod.: Mani- festum e.st, etiam rationales mentes singulos quosque uostrum siugulas habere. L. c. Die Angnst. Psychologie in ilircr n»ittelalt.-schoL Einkleidung n. Gestaltung. 491 erfassen, -v^s der •Andere uielit erfasst. Gregor entkräftet das von dem verschiedenen Verhalten der Phantasmen der Einzelnen hergenommeaie Argument, indem er zu zeigen sucht, dass, wenn dasselbe richtig" wäre, während der Dauer einer gewissen In- tellectioi1*itr?innis est assensiis etiam intensus iinius concliisionis, et in intellectu alterius hominis est intensus dissonsus ejusdem et assensus contradictoriae, qui utique assensus et aestiiiiationes sunt vere contrariae, ut ])atet ex 2. Periherm. Nee ad hoc valet lefugiuni ad phantasmata, tum quia tale.s assensus et dissensus possunt esse circa ]diantasiabilia, tum rjuia nee divprsitas apentium facit ut contraria jiossint simul esse in uno subjecto; alias idem subjectum posset esse ealidum calore causato ab igne, et l'rigidum frigore causato ab aqua, quod est falsuni. Ibid. Die August. Psychologie in ihrer mittelalt. -schol. Einkleidung u. Gestaltung. 493 mitteliing kaben, ran deren. Stelle in Kraft einer gesteigerten geistigen feelbstconcentration die unmittelbar im menschlichen Geiste selber als seelischem Lichtvermögen gelegenen Fassungs- formen der im sichtbaren Dasein ausgedrückten und durch- leuchten(t^HI1^eren übersinnlichen Wirklichkeit zu treten hatten. Das nach Augustinisch - Malebranche'scher Weise in der un- mittelbaren Präsenz des göttlichen Wahrheitslichtes sich sonnende Vernunftdenken musste dahin kommen, in der menschlichen Vernunftanlage den Lichtquell selbsteigener Geisteserkenntnisse zu entdecken, welcher in der Idee des gottesbildlichen mensch- lichen Selbst als lebendigen Rcproducenten der in der ge- schöpflichen Wirklichkeit ausgedrückten göttlichen Gedanken sich zu erschliessen hatte. An die Stelle des von der Augusti- nisch - Malebranche'schen Ideologie abgethanen scholastischen Intellectus agens als eines der menschlichen Seele concreirten Lichtvermögens, welches niu' scintillatim die Radiationen der in den gegebenen Dingen ausgedrückten göttlichen Gedanken aufgreift, hatte die Idee einer unmittelbar mit dem Geistdasein der menschlichen Seele gegebenen Sehkraft zu treten, in deren Macht der Mensch, soweit es ihm vom zeitlichen Standorte seines geistigen Selbstsehens aus gestattet ist, die in den Objecten seiner inneren und äusseren, geistigen und sinnlichen Erfahrung sich offenbarenden und verwirklichenden göttlichen Gedanken zu vernehmen, und den Inhalt des zeitlich -irdischen Erfahrungs- denkens in die lebendigen Formen eines selbstthätigen höheren Geisterkennens umzubilden hat. Diese Formen kann er nur aus sich selbst schöpfen, und muss sie aus sich selbst schöpfen können, so gewiss das mikrokosmische Wesen des Menschen das lebendige Maass der Dinge ist. Wie die intellective Menschen- seele als Gestalterin und Bildnerin des Menschenleibes in dem mikrokosmischen Gebilde desselben in einem gewissen Sinne und bis zu einem gewissen Grade die gesammte im Menschen- gebilde geeinigte sichtbare Daseinswirklichkeit umgreift und in sich umschlossen hält, so muss sie in den aus ihrem in- tellectiven Selbstleben herausgesetzten bildhaften Denkformen die gesammte Daseinswirklichkeit geistig zu umspannen, und das lebendige Bild derselben aus sich zu reproduciren ver- mögend sein. Der zum höheren Geistdasein erweckte Mensch erkennt in der ihn umgebenden gegenständlichen Wirklichkeit 494 Werner. Die August. Psycho!, in ihrerinitteUlt.-schol. Einkleidung«. Gestaltung. das lebendige Gegenbild seines eigenen Selbst; und dieses Gegenbild seines selbstigen Seins in den Tiefen seines geistigen Selbstlebens vcrinnerlichend setzt er aus sich den gottgedachten Gedanken jener Wirklichkeit hervor, welcher er selber als integrü-endes Glied angehört, und in deren Formen und Ge- staltungen er das lebendige Gegenbild des urhaften göttlichen Seins erkennt. I Bauer. Die Kyros-Sage und Vei-wandtes. 495 « Die Kyros-Sage und Verwandtes. Von Dr. Adolf Bauer, Privatdocenten an der Universität in Graz. I. Die Kyros-Sage. §. 1. Eiuleitnng. oage und Dichtung lieben es, ilire Helden so sympathisch als möglich zu gestalten 5 blumenbekränzt, jugendkräftig, ge- schützt von allen guten Geistern betreten sie die Welt. Nichts vermag aber das Interesse des Lesers oder Hörers mehr zu fesseln, als wenn er sieht, wie der Held aus unscheinbaren An- fängen, mit Mühseligkeiten und Verfolgungen kämpfend, endlich doch zum Siege, zu Ruhm und Ansehen gelangt. So beliebt ist dieses ethische Motiv sagenhafter Erzählungen, dass es auch auf historische Persönlichkeiten übertragen wird. Da geschieht es dann oft genug, dass in die Ueberlieferung von ihren An- föngen, in die Erzählungen von ihrer Geburt Züge einfliessen, die der Sage angehören, wunderbarer Art sind ; durch das Herabdrücken ihrer Herkunft erscheinen ihre Leistungen noch grossartiger. So finden diese Sagen auch ihren Platz in den Geschichtsbüchern, die anfänglich ihrer nicht ganz entrathen können. Erst wenn die Geschichtsschreibung in die Reihe der Wissenschaften tritt, kann Kritik an der Ueberlieferung geübt werden, können die Helden der Vorzeit des Schmuckes be- raubt werden, mit welchem geziert sie in eines Jeden Seele geschrieben sind. Indem aber nun der Verstand daran geht, den Geist der Sage aus der Historie auszutreiben, verfährt er zunächst un- gerecht gegen die zarten Geschöpfe der Phantasie, die sich 496 Bauer. dahin verirrt haben; für die RationaHsten sind sie nicht er- funden worden. Diese versuchen nun ihre Experimente an ihnen, lassen ihre Befähigung für die verständige Ausdeutung der alten Ueberlieferung glänzen. Aus ihren Händen gehen sie dann als geständige Verbrecher hervor; die Stimme der poetischen Wahrheit, die sie reden, hat kein Gehör gefunden vor den strengen Richtern. Besonders häufig begegnen diese Erscheinungen bei Be- trachtung der Sagen und halbhistorischen Darstellungen, in denen von Reichsgründungen erzählt wird, die bloss deshalb schon eine gewisse Uebereinstimmung zeigen. Soweit können solche Erzählungen sich ähnlich sein, wenn sie gleich voll- kommen unabhängig von einander entstanden sind. Viel auf- fallender gestalten sich die Analogien dann, Avenn mythische Erinnerungen unverwandter Völker in die Geschichte ihrer von den Göttern geschützten und geförderten Stifter Aufnahme gefunden haben. Und ein Drittes darf endlich nicht unberück- sichtigt bleiben. Wie sonst, wenn verschiedene Stämme mit einander in Berührung treten, ein Austausch des beiderseits erworbenen Gutes stattfindet, bei dem der Vorgeschrittenere der Geber, der minder Entwickelte der Empfangende ist, so kann auch auf dem Wege literarischer Beeinflussung und Uebertragung die anfänglich nur oberflächliche Aehnlichkeit zweier Sagen durch die beabsichtigte oder unwillkürliche Nach- bildung eines fertigeren Musters zu einer auffallenden Ueber- einstimmung gesteigert werden. ' Von diesem Gesichtspunkte aus sollen auf den folgenden Blättern einige Reichsgründungssagen einer zusammenhängen- den und vergleichenden Betrachtung unterzogen werden ; nicht als ob es möglich wäre, die grosse Zahl derselben zu erschöpfen, alles Verwandte herbeizuziehen, nur um zu zeigen, dass die angeführten Möglichkeiten stattfinden können, dass es für jede derselben Beispiele gibt. Als ein weiteres Erfordernis für ' Diese verschiedenen Möglichkeiten sind für die Uebereinstimmung von Märchen hervorgehoben von Bernh. Schmidt, Griechische Märchen, Sagen und Volkslieder, Leipzig 1877, p. 11 ff. Einen Mahnruf, der nur zu sehr verhallte, hat V. Hehn, Culturpflanzen und Hausthiere, S. 290, an die Mythenforscher ergehen lassen. Die Kyros-Sage nnd Verwandtes. 'iui solche veiagleicbende Bctraclitungen stellt sich aber heraus, dass der wechselseitige literarische Zusammenhang, der unter den verschredenen Zeugen für ein und dieselbe Sage besteht, möglichst^^mjringlich berücksichtigt werde, da auch die indi- viduellen Voraussetzungen der Gewährsmänner eine verschie- dene Gestaltimg des gleichen Stoffes zur Folge haben. Die Aufgaben der vergleichenden Mythologie und Sagen- forsehung erweisen sich somit als viel verwickeitere, als manche Versuche, dieselben zu lösen, glauben machen. Es ist unrichtig, wenn Alles mit dem ursprünglichen Gemeingut erklärt oder Alles auf Entlehnung ziu'ückgefühi't wird, oder mit Vernach- lässigung der Quellenkritik eine Form der Sage als bezeugt gilt, gleichviel ob sie ein alter oder ganz später Schriftsteller erwähnt. Es ist endlich nicht gleichgültig, ob den Analogien innerhalb derselben Völkergruppe nachgegangen wird, oder solche von wildfremden Stämmen Amerikas und Afrikas herbei- gezogen werden; was sich dabei an Gleichungen ergibt, ist die Wirkung gleicher Entwicklungszustände oder gehört in das Gebiet des Zufalles, der stets dann sein für die Ergebnisse verwirrendes Spiel treiben muss, wenn eine blosse Aufhäufung des Stoffes beliebt wird. Nicht in der scheinbaren Lösung von Problemen liegt der Fortschritt, sondern in der gewissenhaften Aufdeckung aller Schwierigkeiten, die sich derselben entgegen- stellen, auch auf die Gefahr hin, nicht Alles erklären zu können. §. 2. Die Kyros-Sage bei Herodot. Für die Beurtheilung der Reichsgründungssage, mit welcher ich hier beginne, ist ein Massstab gegeben, seit die Verwerthung der Keilinschriften für die historische Forschung möglich ist, und erst jüngst sind uns über Kyros, den Gründer des persi- schen Weltreiches, neue Aufschlüsse zu Theil geworden, noch mehr aber fast neue Räthsel aufgegeben worden durch die Funde Hormuzd Rassams. ' Für die Ansicht, dass unsere ganze 1 Diese Inschriften sind ausser von den beiden Herausgebern Kawlinson, Journal of the royal Asiat, soc. XII, n. series, p. 70 ff., und Th. Pinches, Transactions of the soc. of Bibl. Arch. VII, besprochen von Halevy, Comptes rendus de J'Acad. des inscript. etc., 1880, p. 261, Floigl, Cyrus Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 32 498 Bauer. Ueberlieferung über die Jugend des Kyros Sage sei, haben sie nur neue Bestätigung gebracht. Während griechische und lateinische Historiker uns in den verschiedensten Abwand- hingen, die uns gleich näher zu beschäftigen haben, ' von der Geburt und Erziehung, sowie den Anfängen der Herrschaft des Kyros berichten, kommen sie doch alle in dem eingangs er- wähnten sagenhaften Motive überein: entweder ist er ihnen der von seinem Grossvater verfolgte Sprosse der medischen Königstochter oder der Sohn armer Hirten, beides gleich un- wahr, wie Avir schon seit Auffindung der Inschrift von Sen- kereh wissen, auf der Kyros bezeichnet wird als der Sohn des Kambyses, des mächtigen Königs. ^ Diese Thatsache haben die neuaufgefundenen Inschriften bestätigt; in der ersten derselben ^ Z. 20 heisst es : Ich bin Kurus, der erhabene (?) König, der grosse König, der mächtige König, der König von Babylon, König von Sumir und Akkad, König der vier Länder, Sohn des Kambyses, des grossen Königs, des Königs der Stadt Ansan, Enkel des Kurus, des grossen Königs, des Königs der Stadt Ansan, Urenkel des Teispes, des grossen Königs, des Königs der Stadt Ansan. In der zweiten Inschrift heisst auch Kyros selber König von Ansan. Die uns interessirende Stelle ist, so viel auch sonst von den bisherigen Deutungen der Inschriften zweifelhaft ist, vollständig erhalten und sicher gelesen;' der und Herociot, Leipzig 1881, und Büdinger, Die neuentdeckten Inschriften über Cyrus, Sitzungsber. d. Wiener Akad., 1)7. Bd., \k 711 ff. Die letzte Publication des Cyruscylinders in: a selection from the miscellaneous inscriptions of Assyria by H. C. Rawlinson and Pinches ist mir nicht zugänglich. ' Icli muss hier noch einmal auf die Fragen zurückkommen, die Duncker, Gesch. d. Alterthuuis IV ^, p. 206 ff., und Spiegel, Erän. Alterthum.skunde II, p. 200 ff'., bereits eingehend behandelt haben. 2 Ob und wo diese Inschrift jetzt publicirt ist, gelang weder meiner, noch Anderer freundlicher Bemühung fSstzustellen. Bezug auf dieselbe nehmen: G. Kawlinson, Herodotu-s, 2'"' edit., 1, p. 200, n. i), und H. Rawlinson, the five great raonarchies etc., '6. edit., III, p. 367, n. ö. Dr. Krall theilt mir aus Menant: Les Achemenides et les inscriptions de la Ferse 1872, p. KiG, Anm. 1, Folgendes mit: Cynis donne le titre de roi ä son pere dans un texte ini'dit d'une brique de Senkereh, que poss^de le Musc^e britannique. ^ Rawlinson a. a. O., p. 87. * Rawlinson a. a. O., p. 9-1. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 499 historische <^yros ist ein Königssohn, dessen Vater, Grossvater und Urgrossvater schon diese Würde in Ansan inne hatten^ ' der ^ Aus (li^JUtJißchrift geht aber auch, was für die folgende Untersuchung wichtig ist, mit Sicherheit hervor, dass z^nschen Medern und Persern ein Kampf stattfand, wie dies Herodot und Ktesias, Letzterer übertreibend, berichten. Da die entscheidende Stelle der sogenannten Annalen Nabunähids verschiedene Auffassungen erfahren hat, und Büdinger, Die neuentdeckten Inschriften über Cyrus (Sitzungsber. d. Wiener Akad., 97. Bd., p. 719), in derselben eine Bestätigung seiner früher vorgetragenen Ansicht (Ausgang des medischen Reiches, Sitzungsber. d. Wiener Akad., 96. Bd., p. 477 ff.) finden zu können meinte, dass die Herrschaft der Meder an die Perser friedlich übergegangen sei, wie dasXenophon in der später zu besprechen- den Kyropädie berichtet, so bin ich Prof. E. Schrader zu grossem Danke verpflichtet, der mir gestattet, hier seine Uebersetzung und Transcription zu veröffentlichen. Danach wird man auch Opperts Aeusserung (Gott. gel. Anz. 1881, p. 1286) zu beurtheilen haben, der in dieser Inschrift gleichfalls eine Bestätigung von Büdingers Hypothese sieht. Auf die Widersprüche der Uebersetzungen, die Floigl, Cyrus und Herodot, p. 56, nach Pinches a. a. O. und Büdinger, Die neuentdeckten Inschriften, p. 719, geben, ist auch des Ersteren Recensent Evers (Mittheil, aus der histor. Literatur X, p. 121 ff.) aufmerksam geworden, ohne zu deren Entscheidung etwas beizutragen, da man den Hinweis auf v. Gutschmids bekannte Schrift doch nicht in diesem Sinne wird betrachten wollen. Prof. E. Schrader theilt mir die betreffende Stelle folgender- massen mit: Coi. n. 1 upahhir(?)-ma ana ili Ku-ras sar An-sa-an Is . . . . il- lik-ma .... 2. Is-tu-vi-gu sab-su ippalkit-su-ma ina katä sa-bat a-na Ku-ras id- [di-na]. 3. Ku-ras a-na mät A-gam-ta-nu ir sarru-u-tu kaspa huräsa GAR. SU GAR.GA. ... 4. sa mät A-gam-ta-nu is-»u-u-ma a-na mät An-Sa-an il-ki GAR. SU.GAR.GA.sa ut . . . d. 1 versammelte er (? — Ideogramm!) und es zog gegen Cyrus, König von Ansan, As[tyages] und .... 2. Astyages, seine Soldaten revoltirten gegen ihn, nahmen mit Händen (d. i. gewaltsam) ihn gefangen, dem Cyrus lie[ferten sie ihn aus]. 3. Cyrus [Hess] nach Ekbatana, der Königsstadt, Silber, Gold, Habe, Vorräthe [zusammenbringen] . . , 4. des Landes Ekbatana nahm er und brachte [es] nach dem Lande Ansan : die Habe, die Vorräthe, welche .... 32* OUU Bauer. aber von der Sage schon in Ihrer ältesten uns überlieferten Form, die wenig über acht Jahrzehnte nach Kyros Tod von Herodot aufgezeichnet worden ist, zum Sohne einer medischen Prinzessin und eines Persers gemacht ist, der zwar richtig den Namen Kambyses führt, aber zum Gatten von Astyages' Tochter deshalb ausersehen wird, weil er ein Privatmann aus guter Familie (Her. I. 107 oh/,i-qc a^[ xe c\ h -M Aövü) Ta r.äv~0L r, Kjvo'}). Seine Eltern hätten sich nun an diesen Namen gehalten, damit ihr Kind den Persern gott- begnadet scheine, und hätten die Nachricht verbreitet, dass den Kyros, als er ausgesetzt war, eine Hündin genährt habe, daraus sei diese ganze Sage entstanden (evöeötsv jj.Iv r, ©axtc (y^>Tr^ -Azyß- pfi-AE). Der Unterschied von persischer und modischer Sprache wird also einfach ignorirt und die Sage, wie sie Herodot selbst > Curtius, Grundzüge der griechischen Etymologie \ p. 76. 1.59; Fick, Ver gleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen, 3. Aufl., I, p. 437 502 Bauer. erzählt von der Hirtin Kyno und ihrem Planne, ist ganz deut- lich eine Rationalisirung der älteren Erzählung, dass der aus- gesetzte Knabe von einer Hündin gesäugt wurde , ausgedacht von einem verständigen Menschen, der des Persischen mäch- tig war. ' §. 3. Die Angaben des Trogus Ponipeius. Trogus Pompeius bei Justinus I. 4 hat nun ausser Hero- dot noch einen andern Autor benutzt, der diese ältere Form der Sage gleichfalls kannte, und bringt aus ihm noch einige weitere Züge bei. Er erzählt zunächst nach Herodot — dass dieser benutzt ist, zeigen die zweifellosen wörtlichen und sach- lichen Uebereinstimmungen — den zweiten unheilverkündenden Traum des Astyages von dem Asien überschattenden Wein- stocke (Her. I. 108, den ersten I. 107 erzählten überging er selber oder sein Epitomator), dann folgt die Ausdeutung des- selben dvirch die Magier und die gleichfalls Herodot entnom- mene Angabe, dass Astyages seine Tochter einem Manne Namens Kambyses zur Ehe gibt, aus dem damals unbedeutenden Volke der Perser, der noch dazu auch persönlich ungefährhch war, um so die Gefahr einer Entthronung durch den Enkel zu be- seitigen.'^ Da das Kind geboren ist, wird es dem Harpagos übergeben; bei Herodot ist dies durch den von Justin schon vorweggenommenen zweiten Traum noch besonders motivirt, bei letzterem erscheint diese Massregel als eine weitere P^lge der Angst des Königs. In ganz gleicher Weise kehrt nun bei beiden Autoren die Erwägung wieder, die Harpagos anstellt, 1 iJjis li.1t schon Grote, History of Greece, IV, j). 24G, note, hervorgehoben. 2 Her. I. 107 (I\Iavoävr)v) MrJ&wv ji.ev xwv iwuToCi ot^ko^i ouSsvi oiöoT yuval/.a .... 0 0£ nspoT) otoot. . . . zpoKO-j 81 jQ^u/jou , r.ollio ?v£pO£ aywv auröv it.iao'j (ivopo? Wfio\), das ist der vir mediocris Cambyse.s, von dem Justinus spricht, den Mandane bekommt, ne paterna maternaque nobilitas nepoti animos extolloret (.Just. I. 4. 4). Wahrscheinlich Herodot direct folgt Valer: Max. I. 7. ext. .'>, er spricht von beiden Träumen und hat aus dem uiioi ävTjp einen vir modicae fortunae gemacht, und so folgerte er denn auch unabhängig von Trogus, aber ganz ähnlich aus Herodot: Mandane habe diesen Mann bekommen: ne in ejus familiam regni decus transferretur. Die Kyros-Sage und Verwandtes. O0i5 der zufol^« er beschliesst;^ dem Könige nicht zu gehorchen und den Knaben nicht auszusetzen.' Uebereinstimmend Avird noch erzählt, dass zufäUig die Frau des Hirten gleichfalls ein Kind geboren. hatte. Nun fährt Justinus aber fort: Die Frau, da sie AT^^'rt^' Aussetzung des Knaben gehört habe, sei ihrem Gatten mit Bitten so lange angelegen, bis dieser sich entschloss, in den Wald zu gehen und ihr das Kind zu bringen. Dort fand er nun neben demselben eine Hündin, welche es säugte und vor den Angriffen der Avilden Thiere und Raubvögel ver- theidigte. Da er, von Mitleid ergriffen, den Knaben in die Ställe trägt, folgt die Hündin ängstlich ; als der Hirte nun seiner Frau das Knäblein übergibt und dieses, als ob es sie kenne, sie an- lächelt, bittet sie, ihr das Kind zum Aufziehen zu überlassen.- Den grässlichen Schluss der Geschichte, von dem sonst niemand etwas weiss, hat Justinus mit seinem Haschen nach rhetorischen Antithesen auf dem Gewissen, von dem wir auch sonst Bei- spiele kennen ; ^ er hatte bei Trogus übersehen, dass das Hirten- kind todt geboren war, imd konnte also jetzt sagen : so ward durch eine Aenderung des Schicksals dieses Kind als Hirten- knabe erzogen, jenes als Enkel des Königs ausgesetzt. Der letzte Satz des Justincapitels ist wieder aus Herodot ; man sieht hier deutlich, dass Trogus Pompeius im Stande war, seine Vor- lagen in einander zu arbeiten, was viele ausser Acht lassen, wenn sie von seinen Quellen sprechen 5 durch Justins Zusammen- ' Harpagos ist bei Her. I. 108 ävr^p ot/.Tjio; xai ;iia-o-aTOi; Myjowv y.a\ zavrtov ir.'-po-.o:, bei Just. I. 4. 7 regis arcanorum particeps. Bei Her. I. 109 erklärt er, den Knaben nicht tödten zu wollen, 6-: 'AaTväyr,; [lvj iati Ycptov zat a-atc Ipaevoc ydvou" tl Ss s^tKr^av. to'jtou tcXsuTrjdavTo; i? x^v Qu- yaTSpa TaÜTr,v ävaßf;va'. r] xuppavi?, vr^c vuv tov uibv ■/.tzIvei ov ifXEu, äXÄo T'. ?j AEtrsTai TD IvOeutcv ijxot zivoivcüv 6 [xsyiaxo;; dem entspricht vollkommeu Just. I. 4. 7 veritus si ad filiam mortuo rege veuisset imperium, quia nullum Astyages virilis sexus genuerat, ne illa necati infantis ultionem, quam a patre ncn potuisset a ministro exigeret. 2 Darauf spielt Justin noch einmal an XLIV. 4. 12. 3 Vgl. Anm. 1 , Schluss , oder I. 7. 9 haec dementia non minus victori, quam victo utilis fuit, Rühl, Die Textesquellen des Justin, VI. Suppl. d. Fleckeis. Jahrbb., p. 95. 109: XV. 4. 23 socii profligato hostili hello denuo in semet ipsos arma vertunt und des Verf. Themistokles p. 140, Anm. 1. 504 Banpr. ziehen ist (ler.sclbe ganz unverständlich : die P>nährerin wurde später Spako genannt, weil so der Hund auf persisch heisst.* Diesem durchaus unfähigen Excerptor des Werkes des Trogus verdanken wir also eine wesentliche Ergänzung zu der von Herodot nur angedeuteten Version der Kyros-Sage. Es fragt sich nunmehr, Aver der zweite Schriftsteller war, den Trogus Pompeius ausser Herodot für seine Darstellung benutzte. Uebcr Justinus', beziehungsweise des Trogus Quellen für die persische Geschichte hat Wolffgarten^ bereits eine Unter- suchung angestellt •, er ist der Ansicht, dass dieselbe aus Deinon von Kolophon stamme, der seinerseits Ktesias und Herodot ver- arbeitete und um originale Nachrichten vermehrte; zu diesen letzteren rechnet Wolffgarten (p. 79) die eben mitgetheilte Be- reicherung der herodotischen Sage von Kyros' Aussetzung. So einfach scheint mir die Sache nicht zu liegen, ich halte es für verfehlt, die schriftstellerische Fähigkeit des Trogus so zu unter- schätzen, und glaube vielmehr im Hinblicke auf die eben be- .obachteten auffallenden Uebereinstimmungen mit Herodot, ihm selber diese Verarbeitung der Quellenberichte, sicher wenigstens der Darstellung Deinons mit der Herodots, zuweisen zu müssen. Doch ist dies für den vorliegenden Zweck gleichgiltig und kann daher mit dieser Moditication das Ergebnis der genannten Untersuchung angenommen werden: die älteste Fassung der Kyros-Sage, die auch Herodot streift, sei uns aus Deinon bei Justin erhalten.^ Dass Deinon die Geschichte von Kyros in seinen Persika behandelt hat, wissen wir aus den Fragmenten 7 und 10 (= Athen. XIV. 633 C und Cic. de div. I. 23. 46), für den Rest der Sage, die Geschichte von Kyros' Emporkommen, folgte ' Nutrici postea nomen Spaco fuit, quia canem Persao sie vocant. Just. I. 4. 14 ly^v yäp zuva /.aXEouat d-äy.a IVIrjooi Her. I. 110, das postea erklärt sich aus Her. I. 122, vgl. oben, p. 501. 2 De Ephori et Dinonis historiis a Trogo Pompeio expressis Diss. Bonn. 18G8, p. 60. sqq. Danach hat Diincker IV\ 278, seine früheren Auf- stellungen modificirt und sieht, wie mir scheint, nicht richtig, in Justins Erzählung eine durch Deinon bewerkstelligte Verbindung der Nachrichten des Ktesias und Herodot. Vgl. auch Müller, Frg. hist. gr. HI, p. 400, N. 20. 3 Im Einzelnen gibt Wolffgartens IJeweisführnng zu manchen Bedenken Anlass, so vor Allem, w«nn \>. 79 sqq. die rhetorischen Wondungen als charakteristisch für Deinon angeführt werden; das haben Trogus und Justinus -selber besorgt. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 505 Deinon dem KtesiaS, wie siGh aus der Stelle bei Cicero ergibt : daher die Uebereinstimmungen des Trogus mit Ktesias nicht auf directe Benutzung des letzteren, sondern indirecte durch Deinon zurückzuführen sind. Wie Cornelius Nepos und Aelian Deinon an^feilckHch citiren (Conon, c. 5, Deinon Frg. 1. 2), wie Plinius und Plutarch ihn ausgiebig benutzten (Schäfer, Quellenkunde, p. 64; ^Müller, Frg. bist. gr. II, 88a), so hat auch Trogus auf den bei den Römern beliebten Autor recm-rirt und Herodots Angaben mit den seinigen zu verbinden gesucht. Diese Sage aber, die Herodot kannte und Deinon erzählte, ist auch echt persisch; wir wissen, dass der Hund ein dem Ahura- Mazda heiliges Thier ist, im Vendidäd wird derselbe sehr hoch gestellt, seine Vernachlässigung oder Tödtung ist mit schweren Strafen bedroht.' Wenn also die alte Sage erzählt, Kyros sei von einer Hündin gesäugt worden, so lässt sie ihm damit gött- lichen Schutz zu Theil werden, Ahura-Mazda nimmt sich durch das ihm geheiligte Thier des von den Seinen verstossenen Kindes an. Da ferner, wie wir sahen, die Quellenfihation bei Trogus Pompeius eine derartige ist, dass er Deinons und Herodots An- gaben miteinander verband, so ist es möglich, dass die Fassung des Deinon die Abstammung von der medischen Königstochter nicht berichtete; denn Trogus sah sich veranlasst, um der Kenntnis willen, die seine Leser von der herodotischen Version hatten, eine Compilation zu machen, der Darstellung des Deinon aus einem andern Autor, eben Herodot, die Abstammung des Knaben von Mandane als Anfang vorauszusetzen. Was ur~ sprüngHch als Grund der Aussetzung erzählt wurde, lässt sich freihch nicht mehr sagen; es ist nämhch nicht gerade wahr- scheinlich, dass bei einem späteren Autor wie Deinon sich die älteste Fassung ganz rein erhalten haben sollte, und er mag also immerhin auch schon seinerseits der Vulgata gefolgt sein. ' Vendid. XIII. Farg. The sacred books of the East, vol. IV the Zend-Avesta, translat. by Darmesteter, Oxf. 1880, p. 152 ff. Wer einen Hund tödtet, tödtet seine eigene Seele auf neun Generationen, er soll tausend Streiche dafür erleiden; wer einen Hund dienstuntauglich macht, soll bestraft werden wie für absichtliche körperliche Verletzung. Für die Züchtung der Hunde gibt der XV. Farg., p. 180, eingehende Vorschriften. Vgl. Duncker IV, 156 ff. 506 Baue r. §. 1. Herodots kritische Gruiuisätze. Kehren wir nun zu Herodots Darstelking zurück, so fragt sich zunächst, ob wir die Rationalisirung, durch welche die Hündin mit Hilfe einer etymologischen Spielerei in ein Hirten- weib verwandelt wurde, und in der an Stelle des götthchen Thicres nur mehr allgemeine Erwähnungen des Götterschutzes, dessen sich das Knäblein erfreut (I. 111 xaxa BaiV-ova), getreten sind, ihm selber zuzuschreiben haben, oder ob er die Sage schon in dieser Form überliefert bekam. Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Betrachtung von Herodots Anschauungen und schriftstellerischen Grundsätzen überhaupt. Sein höchstes Princip war, wie bekannt, die Dinge zu erzählen, wie sie ihm erzählt worden Avaren, selbst dann, wenn sie ihm nicht glaublich schienen (VH. 152, H. 50. 123). Dies hat er denn auch getreulich beobachtet. Obschon er der An- sicht war, dass Kroisos den Halys mittelst der vorhandenen Brücken passirte, so ermangelt er doch nicht, der Ablenkung des Flusses durch Thaies von Milet nach einer den Griechen geläufigen Tradition zu gedenken, und erwähnt noch eine dritte Angabe, die ihm durchaus unzulässig scheint (I. 75). Ein Aus- spruch der Kassandane und die Antwort des Kambyses werden, obschon sie Hcrodot unglaublich erscheinen (IH. 8), dennoch mitgetheilt. Auch über die Abstammung der Skythen gibt er die Ueberlieferung der Griechen am Pontos, obwohl ihm eine andere, die er gleich darauf (IV. 11) erzählt, die richtige zu sein scheint. Herodot hält die Angabe der Phoiniker nicht für richtig, dass sie bei der Umschiffung Libyens die Sonne zur Rechten gehabt hätten, theilt sie aber mit, da dies vielleicht jemand Anderem glaublich sein könnte (IV. 42) ; ebenso will er von dem über die Gestalt und Benennung der Erdtheile Erzählten nur das Glaubliche seinen Lesern zumuthen, berichtet aber alles ihm Bekannte nebenher (IV. 45). Eine Geschichte , über Anacharsis, die er als scherzhafte P>dichtung der Hellenen kennzeichnet, erwähnt er dennoch (IV. 77). Unser Autor ist nicht ganz sicher, ob Pausanias die Tochter des Dareios zum Weibe begehrte,' um der Beherrscher von Hellas zu werden, Nicht des Megabates, wie ich Themistokles, S. 51, annehmen zu müssen glaubte, weil ich dem Satze: 'iptxizx äycjv t^; 'EXXaSo? lüpavvoi; ygv^aOat Die Kyros-Sage und Verwandtes. 507 allein er thcilt auCh dies seinen Lesern mit (V. 32); ebenso findet die gegen die Alkmaioniden erhobene Beschiddigung des Medismos zwilr ihre Widerlegung, doch auch eine Erwähnung (VI. 121). Ein andermal begnügt er sich, wie durchweg in seinem WwtfS^ wo sich dazu Veranlassung bot, die verschie- denen widersprechenden Angaben nebeneinander zu stellen (VI. 137 sy.sTva \xh or, 'Exa-rafo^ TAecc, Tauta ck WOrvaTii asycjj'.). Selbst in so irrelevanten Dingen, wie die Frage schliesslich doch bleibt, ob Xerxes die Hellespontbrücke in Mitte des Heeres oder am Ende desselben passirt habe, veranlasst das Streben unseres Autors, Alles zu erzählen, was ihm berichtet worden war, nach Erwähnung der ersteren Angabe die Bemerkung: er habe auch gehört, dass der König zuletzt unter Allen auf dem heiligen Wagen über die Brücke gefahren sei (VII. 55). Auch an der Stelle, von welcher ich oben ausgegangen bin (VII. 152), findet er sich veranlasst, die den Argeiern feind- selige Tradition, die sie der medischen Gesinnung bezichtigt, nicht mit Stillschweigen zu übergehen; er erwähnt die ihm durchaus unglaubliche Behauptung, die x4rgeier hätten die Perser gegen die Lakedaimonier zu Hilfe gerufen. Ganz ebenso sieht er sich bemüssigt, alle ihm bekannten Nachrichten über den Verräther in den Thermopylen anzuführen, wenngleich er aus- drücklich (VII. 214) nur die auf Ephialtes sich beziehenden für richtig hält. So weit geht diese Gewissenhaftigkeit, dass Herodot stets die Gründe ausdrücklich angibt, wenn er ihm zugekommene Be- richte übergeht ; auch dafür lassen sich Beispiele anführen. Im Allgemeinen ist es zwar sein Grundsatz, Dinge, die schon Andere behandelt haben, seinerseits nicht mehr zu besprechen, ' er hat jedoch auch sonst specielle Gründe, Manches zu verschweigen. So scheint es ihm unnöthig, für den Zusammenhang seiner Dar- stellung nicht erforderlich, die einheimischen Anführer der Con- nicht die gehörige Bedeutung beimass. Demnach ist das über das Ver- hältniss von Herod. V. .32 zu Thuk. I. 128. 5 Gesagte dahin abzuändern, dass Thiikydides in diesem Falle eine urkundlich beglaubigte Nachricht zu geben in der Lage ist, während Herodot auf ein vages, ihm selber unzuverlässig scheinendes Hörensagen sich beschränken muss. ' VI. 55 äXXoi!jt jap ~ep\ aui'iv {{.p-qx%'., £aao[A£v aütä • la o'z iXXoi oO y.aTcXa- 508 Bauer. tingente im Heere und in der Flotte des Xerxcs alle nament- lich aufziifiihrcn, weshalb er dies imterlässt (_VII. 96. 99) und nur die bedeutendsten, unter ihnen seine Landsmännin Arte- misia, namhaft macht. Den gleichen Grund darf man also als massgebend betrachten, wenn er die Kamen der Trierarchen unterdrückt, die bei Salamis griechische Schiffe eroberten, und nur des Theomestor und Phylakos gedenkt, weil er von diesen beiden noch mehr zu erzählen hatte (VIII. 85), wenn er ferner es bei der Versicherung bewenden lässt, dass er die Namen der dreihundert in den Thcrmopylen Gefallenen wisse (VII. 224). Auch persönliche Rücksichten legen ihm in dieser Hinsicht mit- unter Zurückhaltung auf; deshalb versichert er, den Namen eines Samiers, welcher in einen schmutzigen Geldhandel ver- wickelt erscheint, gerne mit Stillschweigen zu übergehen, obschon er ihn kenne (IV. 43). Aehnlichc Gründe des Zartgefühls veran- lassten ihn, die Namen jener Hellenen nicht zu nennen, welche die Lehre von der Seelen Wanderung in Aegypten kennen gelernt, dann aber als ihren Gedanken ausgegeben hätten (II. 123). Wo sich Herodot ferner im Widerspruch mit geläufigen Ansichten weiss, bemerkt er dies ausdrücklich. ' Trotzdem wir ihn somit durchaus die einmal ausgesprochenen Principien be- folgen sehen, ist auch er an mehreren Stellen seines Werkes dem Bestreben, das seine kleinasiatischen Landsleute in der Philosophie, einen Hekataios in der Geschichtschreibung charak- terisirt,^ auch seinerseits nicht fremd geblieben : er hat hie und da zu rationalistischen Erklärungen seine Zuflucht genommen, gelegentlich und in Thcilen seines Werkes, die ich der spä- teren Zeit seiner schriftstellerischen Thätigkeit zuzuweisen mich genöthigt sah und noch sehe.-* Während er in einem älteren Theile seines Werkes den Thessalern durchaus Recht gibt, die da erzählen, das Peneios- thal sei von Poseidon gemacht, da Jeder, der Poseidon für den Erderschütterer halte, zugeben müsse, dass auch dieser Spalt als Product eines Erdbebens von ihm geschaffen sei (VII. 120\ ' VII. 1.^0, III. 80, VI. 43. 2 Hekataios tadelt schon die Genealogien des Hesiod Frg. .3.S2. ^ Entstehung des herodotischen Geschichtswerke.s, p. 27 und 9G ff. Das im Texte Angeführte iiat rair die.se frühere Ansicht, die auch ihre Gegner fand, nur abermals bestätigt. Die Kyros-Sage und Venvandtes. 509 treten in d«ji späteren Tlieilffn schüchterne, aber iramerhm deut- Hche Versuche hervor, insbesonders seit ihn die ägyptische Reise in so -^nancher Hinsicht irre gemaclit hatte, ' wunderbare ThatsachcEL dejii Verständniss durch KUigeleien und Alterirungen der Ueberlieferung näher zu rücken. In Dodona hatte man unserem Autor erzählt, es seien aus Theben zwei schwarze Tauben ausgeflogen, die eine nach Libyen, die andere nach Dodona. Die letztere habe sich auf einer Eiche niedergelassen und mit menschlicher Stimme die Einrichtung des Zeusorakels anbefohlen, die andere habe die Gründung des Zeusorakels in der Oase el Siwäh veranlasst. Darüber hatte sich nun Herodot seine eigene Ansicht ge- bildet, die er denn auch gewissenhaft als solche bezeichnet (ivw o' 'iyu) TCipi xj-£0)v ^f^(ö[j.Y;v r/^vos 11. 5G). In Aegypten hatte man ihm nämlich nichts von Tauben berichtet, sondern über den Verkauf von Priesterinnen aus Theben nach Libyen und Hellas durch Phoiniker (H. 54). Das als richtig vorausgesetzt (et äXy)- Oewc . . . i^ryvavov), sucht sich Herodot die erstere Angabe so zu erklären, dass man diese beiden Frauen Peleiaden (Tauben) genannt habe, weil sie Barbarinnen waren und ihre Rede den Lauten von Vögeln glich, und zwar habe man sie, da sie Aegyp- tierinnen waren, natürlich als schwarze Peleiaden bezeichnet. Diese schöne Lösung trägt Herodot mit sichtlichem Behagen und ziemlicher Breite vor (IL 56. 57.). Ein ähnliches Beispiel bietet noch eine andere Stelle eben dieses zweiten Buches, das durch die ägyptische Reise ent- standen ist und von den durch dieselbe angeregten Zweifeln am meisten Zeugnis ablegt. Herodots Bedenken wenden sich hier gegen Homers Darstellung vom Kriege gegen Troia. In Aegypten hatte er erfahren, dass Helena überhaupt gar nicht nach Troia entführt ward, sondern sich in Aegypten befand und dort nach Beendigung des Krieges von Menelaos gesucht wurde. Dieser Angabe pflichtet Herodot nun auch seinerseits bei, folgender Erwägung wegen.- Wemi Helena in Troia ge- ' Wie n. 143 beweist, vgl. Brandis, De temp. Graec. antiq. rat., Bonn 1857, p. 10, findet er es an Hekataios lächerlich, dass derselbe überzeugt war, sein sechzehnter Ahne sei ein Gott gewesen. 2 n. 120 ivw OS TW loyti) xw 7:ep( 'EAsvif)? XsyOs'vTt zat aO-'o? -po^-fOsixot! zaoE i;:t),£ydji.£voi:. 510 Bauer. wesen wäre, liättc man sie den Griechen überliefert, ob Paris gewollt hätte oder nicht, und auch Priamos hätte unmöglich so thüricht sein können, so viel Leid zu erdulden, wenn das- selbe durch die Auslieferung des Weibes hätte vermieden werden können; auch hier äussert er seine Ansicht (wq [xsv e^w vvcbij/r^v izosaivotxa'.) dahin, dass die Troianer die Helena nicht heraus- zugeben hatten und die Hellenen ihnen diese Versicherung nicht daubten, so dass auf dieäe Art der Schluss der Götter in Er- füllung ging, dass auf grosse Vergehungen auch grosse Strafen stehen. Die beiden anderen Stellen, die für diese Richtung hero- doteischer Kritik noch verwerthet werden können, finden sich im vierten Buche, von dem ich gleichfalls viele Stücke (Entstehungs- zeit S. 96 und 104 ff.) aus anderen Gründen der späteren Zeit von Herodots literarischem SchafFen zuweisen musste. Die Skythen erzählen, dass bei ihnen die Luft sich mit Federn anfülle, so dass man nicht deuthch sehen könne (IV. 31). Auch darüber hat sich Herodot seine Ansicht gebildet (tVjvBc r/w -xept «•jTTwv vvw:j.r,v): er hält dies für die Art. wie die Skvthen den Schnee bezeichnen, und apostrophirt für die Richtigkeit seiner Deutung Jene, die in der Nähe einen dichten Schneefall ge- sehen hätten. Die letzte Stelle endlich erinnert auch in der Art, wie Herodot eingestandenermassen selbst rationalistische Kritik übt, an den uns speciell beschäftigenden Fall in der Ueberheferung von Kyros. Die Theraier und Kyrenaier erzählen, dass Poly- mnestos einen Knaben bekam, der den Namen Battos erhielt, da er mit der Zunge anstiess und stotterte (IV. 155). Herodot ist über den Grund der Namensgebung anderer Ansicht. Das Wort Battos bezeichne nämlich im Libyschen ,König' und die Pythia habe den Knaben, da er das Orakel befragte, mit der Anrede Battos als künftigen König bezeichnen wollen, und er sei so erst genannt worden, als er nach Libyen kam. Darüber kann also kein Zweifel bestehen, weshalb Herodot von den vier ihm bekannten Traditionen über Kyros nur die eine Ancdcrgibt ; er sagt selbst (I. 95), dass die von ilnu gc- wjlhltc der Wahrheit entspreche und nicht zum Ruhme des Kyros gehalten sei. Er gibt zugleich au, dass einige unter den Persem (tcov rispactov \).tiiH~t^v.') seine Gewährsmänner seien. Die Kyros-Sage und Verwandtes. öll Daraus erg^t sich* aber weiter, dass die folgende Erzählung eine geschlossene Relation war, und dass also die Rationalisirimg in diesem F^lle nicht Herodot selbst vorgenommen hat, wenn auch möglichenveise die früher erwähnten polemischen Bezug- nahmen ämaie uns durch Deinon bekannte, von Herodot über- gangene Version von ihm selber stammen mögen und insofern also ein vollkommenes Analogon zu der letzterwähnten Battos- geschichte bilden würden : hier wie dort ist die Kenntnis der einheimischen Sprache die Handhabe zu der vernünftigen Aus- deutung. Keineswegs aber ist es Herodot selber, der die Hirten- frau Spako statt der Hündin auftreten lässt, sondern so fand er die Sache bereits in der von ihm benützten Ueberlieferung vor.' Demnach ergeben sich für den Urheber dieser Umbildung der älteren Sage zwei Möglichkeiten : entweder hat Herodot eine Volksüberlieferung benutzt, was ja bei dem Verkehre, in dem sich Griechen und Perser in Kleinasien seit nahezu einem Jahrhundert befanden, bis zu dem Zeitpunkt, da Herodot seine Nachrichten sammelte, an und für sich sehr gut möglich wäre, oder er hat eine schriftliche Fixirung der Sage bei einem der Logographen gefimden, in welch' letzterem Falle die Rationa- lisirung dann auf dessen Rechnung zu setzen ist, im ersteren hätte sich dieselbe in der Sagenerzählung der Perser selbst vollzogen. Hierin wird man aber nicht den Einfluss der medischen Magier erblicken dürfen, die in Herodots Version so übel weg- kommen, vollends kann von einer medischen Tendenz seiner Erzählung nicht die Rede sein, wenn es auch immerhin wahr- scheinlich ist, dass der Einfluss der Magier in Persien von der l'.roberung Mediens dm-ch Kyros datirt (Darmesteter, The Zend- avesta introd. p. LI). §. 5. Charakter der herodoteischen Version. Hierüber muss uns der Charakter der herodotischen Ver- sion einigen Aufschluss gewähren, und es muss zunächst unter- ' Duncker IV, p. 282, nimmt an, dass in der persischen Tradition sicher- lich Kyros durch die Hündin gesäugt ixnd geschützt war; ,die medischen Gesänge konnten bereits die Hündin, welche den Kyros gesäugt haben sollte, in die Pflege der Hirtin, die den Namen des Hundes trägt, ver- wandelt haben'. 512 Bauer. « sucht worden, ob in derselben einheimisch persische oder grie- chische Elemente überwiegen. Für die Feststellung der ersteren muss, was uns sonst an iranisch-persischer Sagenüberliefenmg bekannt ist, zum Vergleiche herangezogen werden. Diesen Versuch hat bereits Spiegel ' gemacht, jedoch lassen sich zu seinen Beobachtungen noch einige hinzufügen. Spiegel findet, jdass unter den verschiedenen sagenhaften Berichten aus der Zeit der Perserherrschaft' keiner sich als so durchgängig erä- nisch gedacht darstellt als dieser. Die Träume des Astyages erinnern an die des DahA.k, des Guderz u. a. bei Firdausi.^ Das Benehmen des Grossvaters ist demjenigen sehr ähnlich, welches Afräsiäb gegen seinen Enkel Kaikhosrav beobachtet.-' Die Erziehung des Kyros unter den Hirten und sein von dem Benehmen der übrigen Kinder so abweichendes Betragen hat man längst mit ähnlichen Zügen in der Geschichte des Kaikhos- rav verglichen. Die Aussetzung des Kindes in der Waldwildniss und die Säugung desselben durch eine Hündin erinnert an die Aussetzung des Zal und dessen Erziehung durch Cinmurv,-" den König der Vögel'. Aber auch Fredün wird im Walde verborgen von einer Kuh gesäugt,'' und die Aehnlichkeit erstreckt sich nicht blos auf das Verhältniss zwischen Afräsiäb und Kaikhosrav, sondern ebenso auch auf des Ersteren Verhältniss zu seinem Vater Siä- vakhsh. Da dieser Feringis zum Weibe nehmen will, schreckt ihn die Prophezeiung der Mobeds, dass das Kind dieser Ehe ihn um Thron und Reich bringen werde, deshalb gibt er dem Siävakhsh eine Provinz und hofft, dass er eränischer Weise ' Erän. Alterthumsk. II, p. -dC,'.) ft". 2 Ebenda I, iiol und Fiidausi, p. 253 ff. der Schack'schen Uebersetzung-, 2. Aufl., Berlin 1W(35. Das Verhältnis.s des Königsbuches, der im Pehlewi geschriebenen Quelle dieser Erzählungen zu den neupersischen und ara- bischen Qiiell(;n hat NöldeckeY^Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Säsäniden, aus der arabischen Chronik des Tabari übersetzt etc., Leyden 1879, p. XVI ff., ausführlich dargelegt. Wir erhalten daraus die Ueberzeugung, dass hier in der That eine Continuität der Tradition besteht. 3 Schack, p. 238 ff. * \t. '.13 ff. Das gehört, streng genommen, nicht zu der von Herodot erzähl- ten Sage, sondern zu jener älteren, die er nicht erzählt. '■• p. 02. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 51 O immer frtmder werde, * uixd als es zum Kampfe zwisclien Beiden zu kommen droht, da fürchtet Grarsevaz, das Heer möchte sich gegen den König von Turän entscheiden, wie das des Astyages im Kampfe gegen Kyros sich gegen seinen König erklärte und überging»*'*'* Vor Allem entspricht die Stellung der Mobeds bei Fir- dausi durchaus jener der Magier in Herodots Darstellung: sie sind bei Versammlungen zugegen, deuten Träume und ertheilen Rathschläge.2 Für einen anderen Theil des königlichen Hof- staates lässt sich zwar nicht aus diesem, wohl aber aus einem anderen Theile von Herodots Werk eine schlagende Analogie beibringen, die zeigt, wie treu sein Bericht die Localfarbe seiner Quellen wiedergibt. Es ist dies der Anfang des siebenten Buches: die Berathungen des Xerxes mit seinen Gi'ossen im Vergleiche zu der Stellung der Pehlewänen im persischen Epos überhaupt und insbesondere in jener Scene, da Kaikäus auf die Nachricht des Sängers von Mäzenderän beschliesst, die Welt zu erobern (p. 130 ff.). Die Grrossen sind nicht geneigt, auf diese Ideen einzugehen, allein Kaikäus sagt gerade wie Xerxes, 3 er müsse mehr leisten als Jem, Dahäk und Kaiqobäd, und wie bei Herodot aus ihrer Mitte Artabanos als Warner sich erhebt, so bei Firdausi der Fehle wäne Zäl, und zu spät sieht Kaikäus erst ein, dass er Unrecht hatte, dem Vorsich- tigen nicht gefolgt zu haben. Der Traum des Afräsiäb an einer anderen Stelle des Sah-näme (p. 201) erinnert ebenfalls an den des Xerxes; wie dort Artabanos (Her. VH. 12 ff.), so ^ Das ist also im Sinne der Sage nicht so thöricht, als Duncker meint, der IV, p. 279, gegen Herodot einwendet, weshalb denn Astyages den gefähr- lichen Knaben nach Persis geschickt und nicht lieber in Ekbatana unter Aufsicht behalten habe. 2 Schack, Einl., p. 38. Man vergleiche die Geschichte von Zäl (p. 94 fF.), von Manoshcihr (p. 112), von der Einholung des Kaiqobäd (p. 126), auch Rustem befragt sie (p. 252) ; aber nicht nur in Erän haben sie nach dem Epos diese Bedeutung, auch Afivasiäb von Turän lässt sich die Träume von ihnen deuten (p. 201) ; so wenig als das griechische Epos zwischen Griechen und Troern, kennt auch das persische einen Unterschied der sich bekämpfenden Mächte, da beide desselben Stammes sind, entsprungen der einen Phantasie des Dichters. ^ Vn. 8. 1 iyo.) S; i~S'!t£ 7:apjXaJ3ov tÖv Opövov, touto s:ppövT'.Cov, oxw; u.tj Aci- liojjLai xtov T.pözipo'i YEvojj-c'vwv. , Sitznngsber. d. phil.-bi'st. Cl. C. Bd. I. Htt. 33 514 Bauer. begibt sich hier Gars^vaz zi; dem geängstigteu König, der den Thron besteigt und sein Gresiclit erzählt, und schliesslich werden die Mobeds befragt. Wir sehen also, nicht blos in der Geschichte von Kyros, sondern auch in anderen Theilen seines Werkes, die aus persischen Quellen geflossen sind, zeigt die Darstellung Hero- dots charakteristische Züge, welche aus der persischen Sage sich als echt belegen lassen, so dass wir annehmen dürfen, dui'ch den Mund des griechischen Schriftstellers werde uns wenigstens der Hauptsache nach volksthümliche Ueberlieferung verkündet. Es wird sich bei der Behandlung der späteren grie- chischen Erzähler dieser Sage zeigen, um wieviel mehr grie- chische Züge sie hineingetragen haben als Ilerodot, bei dem man vergeblich nach solchen suchen wird. Gleichwohl hat Duncker die Ansicht aufgestellt, dass uns bei Herodot die medische Version der Kyrossage aufbewahrt sei, während der später zu erwähnende Ktesias die persische Fassung bringe (IV. 279 ff.). Diese Meinung erfreut sich einer ziemlich allgemeinen Zustimmung, sie scheint mir jedoch her vorgegangen aus einer unrichtigen Werthschätzung von Ktesias' Erzählung und aus der Erwägung, es müsse medische Erfin- dung sein, dass Mandane dem Kyros als Mutter gegeben und so der Eroberer auf eine allerdings nicht ungewöhnliche Weise zu einem Nachkommen der alten Herrscherfamilie gemacht werde. Von der Bedenklichkeit dieses Argumentes wird erst am Schlüsse die Rede sein können.' ' Diese Ansiclit Duiu-kers und v. Gutschniids a(iü|)tirt jetzt aucii Büdiiiger, Ausgang des medischeu Reiches, p. 49-t ff. Was für den niedischen Charakter der herodotischeii Version vorgebracht wird, scheint mir nicht beweisend. Es ist doch sicherlich nicht rühmlich, wenn von den Mederu gresapt wird, sie seien beim Zusammenstoss Tnit Kyros bis auf Wenige schändlich geflohen (I. 127). Wenn forner Herodot (I. 129) sagt: vüv ok MtjOoui; asv avaitioui; tovtou (sc. 'Aazuayou;) iovra; ooüXou; avr. oearoi^wv yiyoyiyixi, Uipaxi ok ooüXou; lov-a; to r.ph Mt^owv vuv yeyov^vai 0£a;:oTa;, so ist dies rhetoriscli entgegengestellt und erweist sich als der herodoteisclie Ausdruck der providentiellen Gcschiclitsanffassung, von der des Artabanos Kcde VII. 10. ."> Zeugnis ablegt; Astyages fällt seinem Schicksal anheim wie Kroisos. Auch die Worte des Hystaspes (I. '210): (Kjpo;) ö; avTi ^h SoüXwv ijtcfrjae iXsuO^pou; flepaa; slvai, avxi o\ tou ap/£aOai u;:' äXÄwv äp/£tv arävTwv können mit demselben Rechte im entgegenge.setzten .Sinne Die Kyros-Sage und Verwandtes. 515 Wir haben eben T£ Ta -oXEjxia im Vergleiche zu den Medern bezeichnet, so liegt in dieser Litotes nichts, was auf medische Absichtlichkeit der Ueber- lieferung schliessen Hesse, im Gegentheil. Ebenso selbstverständlich ist die Aeusserung der Magier I. 120: Wenn Kyros zur Herrschaft kommt, so geht das Reich in fremde Hände über. Wenn die Perser sich für die besten Menschen halten (I. 134), so thun sie dasselbe wie die Griechen, die alle Anderen für Barbaren erklären, so dass diese Wendung als ge- rade charakteristisch für die persische üeberlieferung gelten kann. Hier ist also Wind und Sonne gleich vertheilt, und so lässt sich die nationale Tendenz des herodoteischen Berichtes nicht bestimmen; ich versuchte daher, im Vorherstehenden einen andern Massstab anzulegen, der den Beweis liefert, dass Herodot sich genau ausgedrückt hat, wenn er (I. 95) seine Version der Kyros-Sage als von Persern hen-ührend bezeichnet. Herodot ist daran ganz unschuldig, er entnahm ihn seiner Quelle I. 131, wo er selber argumentirt, identificirt er Mithra und Aphrodite. 33* 516 Baner. ■welchen Schriften er der Gott, der weite Triften hesitzt, genannt wird (Stellen bei Spiegel: Die heil. Schriften der Färsen III, p. XXIV. ff.), gleich geeignet für den Rinderhirten, wie für dessen Rolle als Schützer des Kindes, da er von dem Gotte genommen ist, der Alles sieht und hört, tausend Ohren und zehntausend Augen hat (Spiegel ebenda). Auch die Spiele der Knaben (I. 114) setzen eine Bekanntschaft mit den Rang- abstufungen am persischen Hofe voraus (vgl. Her. III. 118, 12(3). Gegen die Ansicht Dunckers u. A. von dem medischen Charakter der Darstellung Herodots spricht aber endlich und vor Allem die klägliche Rolle, welche die Magier spielen, die wähnen, des Astyages Traum sei dmxh Kyros' Königspielen erfüllt (I. 120), wofür sie denn auch nach dem Verluste der Schlacht von dem Könige bestraft werden (I. 128). Diesen Bedenken hat Duncker wohl durch die Annahme begegnen wollen, dass Herodot die medischc Sage aus dem Munde persischer Sänger vernahm, dafür ist aber, abgesehen von sonstigen Bedenken, die Zeit zu kurz bemessen zwischen der Niederschreibung der Sage durch Herodot und den Ereig- nissen, welche dieselbe erzeugten; es ist also ausser dem noch zu erwähnenden Umstand, dass die Mutter des Kyros in der herodoteischen Erzählung eine Mederin ist, nichts für die An- sicht, dass wir eine medischc Version vor uns haben. Es lässt sich aber auch der Grund ermitteln, weshalb Herodot gerade die Form der Sage bevorzugte, in der Kyros der Sohn einer medischen Mutter und eines persischen Vaters ist; es geschah um einer von ihm auch sonst sehr respectirten Autorität willen: wegen der Auffassung des delphischen (.)rakels, beziehungsweise der delphischen Tempeltradition. Ihr sind, wie ich bereits zu zeigen Ijemüht war,' die lydischen Geschichten entnommen; sie gij)f('ln in der glänzenden Rechtfertigung der Sprüche, die dem Kroisos ertheilt wurden. Unter diesen ist auch einer des Inhaltes (I. oö)>'Wcmi einst ein Maulthier bei den Persern (Herodot sagt Medern in diesem Sinne) König werde, dann solle der Lyderkönig fliehen. Dazu gab späterhin, nach Kroisos' Besiegung durch Kyros, die Priesterschaft auf des Er- steren Beschwerde die Erklärung, dass Kyros dieses Maulthier ' Entstfihiinp dos hprodoteiscliftn f)nsrl(iclif.svvprkes, p. I'.l (}'. Die Kyros-Sage und Verwandtes. Ol 7 sei, denn »eine Ekern o;ehärten verschiedenen Völkern an, das der Mutter sei das vorzüglichere, das des Vaters das geringere, erstere sei etne Mederin gewesen, die Tochter des Astyages, letzterer ein Perser, die von den Medern beherrscht wurden, und er hwl^e^ls geringerer Mann jene zum Weibe gehabt (I. 91). Diese Ueberlieferung ist nun sicher, wie ihr epideiktischer Cha- rakter zeigt, Aveder echt noch alt, sie zeigt aber, dass zu Hero- dots Zeit bei den delphischen Priestern die Ansicht feststand, Kyros sei der Sohn einer medischen Prinzessin und eines Per- sers gewesen. Dieser delphische Bericht hat aber eine Pointe, die dem persischen fremd gewesen zu, sein scheint, in dem, wie wir eben aus Herodot sahen, noch erkenntlich ist, dass Kam- byses nicht als geringerer Mann aufgefasst war. Herodot hat also hiedurch sich veranlasst gesehen, in seiner Version die Nachricht in den Vordergrund zu stellen, Kyros sei der Sohn einer medischen Prinzessin gewesen. Ob sich diese Angabe gerade in der Form auch bei den Gewährsmännern Herodots fand, vermag man nicht zu entscheiden; wer Mandane in die Sage gebracht hat, lässt sich nicht sagen. Es stellt sich aber nach dem Gesagten schon als unwahrscheinHch dar, bloss auf diesen Umstand gestützt, medische Einflüsse auf Herodots Dar- stellung anzunehmen, da dieser einzige nicht persische Zug seiner Ueberlieferung aus delphischer Quelle geflossen sein dürfte, zum mindesten die Ausdeutung desselben, die dann I. 107 wieder- holt wird, sicherlich daher stammt. Unserem Autor wurde also die Sage entweder von Persern direct mitgetheilt, oder aber er fand sie in dieser Form schon bei einem älteren Autor, etwa Xanthos, den er ja auch sonst benutzt hat,' vor, denn die Perser, auf die er sich beruft, könnten immerhin des Xanthos nspc.y.ä gewesen sein. Auf alle Fälle ist diese von der ältesten Quelle bevorzugte Ueberliefe- rung nicht mehr die ursprüngliche Sage, sondern enthält eine Rationalisirung mit Hilfe eines für jene frühe Zeit interessanten etymologischen Kunstgriffes, den man am ehesten geneigt sein wird, einem griechischen Logographen Kleinasiens zuzutrauen, ' Kirchhoff, Ueber die Entstehungszeit des herodotischen Geschichtswerkes, 2. Aufl., 1878, p. 29 tf. Hachtmann, De ratione inter Xanthi Lydiaca et Herodotis Lydiae histor. Halle, Nachrichten über das kgl. Pädagog. 1869. 518 Bauer. der die persische Ueberlieferimg- seinen Landsleuten mund- gerecht zu machen bestrebt war. Die anmutliige Gestaltung des überkommenen Stoffes, dessen Fassung in die vorliegende Form bleibt das unvergängliche Verdienst des vortrefflichen Erzählers Herodot, der in diesen kleinen episodenartigen Theilen seines Werkes so recht in seinem Elemente ist. §. (>. Die Erzähhiug des Ktesias. Einen anderen Versuch, dieselbe alte Sage zu rationali- siren, zeigt der Bericht des Ktesias, dessen bekannte Gegner- schaft zu Herodot ' auch die Untersuchung erfordert, ob er nicht selbst in absichtlichem Gegensatz zu Herodot seine Erzählung formulirt hat.- Zweifellos ist, dass zu seiner Zeit in Persien die Ansicht herrschend geworden war, Kyros sei mit Astyages gar. nicht verwandt gewesen, und dieser Umstand hat Spiegel und Duncker veranlasst, in Ktesias Darstellung die persische Ver sion der Sage im Gegensatz zur medischen Version Herodots zu sehen. Ktesias' Bericht ist uns erhalten in dem Excerpte des Photios, in dem 66. Fragmente des Nikolaos von Damaskos^ und bei Diodor, von dem jedoch nur einige Andeutungen übrig ' Phot. bibl. cod. 72, p. 106, ed. Bekker. ,Im achten bis dreizehnten Buche behandelt Ktesias die Geschichte des Kyros, Kambyses, des Dareios und Xences, indem er nicht nur in fast jedem Punkte Herodot Wider- sprechendes erzählt, sondern ihn auch als einen vielfachen Lügner erweist und einen Fabelschreiber nennt.' Ctes. rell. ed. Bahr., p. 63. Dasselbe über Ktesias' Verhältniss zu Herodot sagt Diodor H. 15, vgl. H. 32. 2 So auffallend nmss dieser Gegensatz beider Autoren durch directe Aeusse- rungen des Ktesias gemacht worden sein, dass selbst Photios in seinem Excerpte noch dreimal sich ausdrücklich veranlasst sieht, hervorzuheben, hier berichte Ktesias anders als Herodot (c. 2, 22, 57, \>. 64, 69, 78, ed. Bahr). 3 Diese Ansicht ist nur bezweifelt von Büdiuger, Ausgang des medischen Reiches, p. 503: ,Irgend welche positive Belehrung, es sei denn über Nicolaos' eigene Zeit und Sitte, aus der Erzählung schöpfen zu wollen, scheint mir ein mehr als vergebliches Bemühen.' Ich füge zu den schon von Anderen hervorgehobenen Gründen, dass Nikolaos Ktesias benutzte (Müller, Frg. bist. gr. HI, p. 346''; darnach Geizer, Zeitalter des Gyges, Rh. Mus. N. F. XXXV, p. 514; Spiegel und Duncker a. a. O.) noch Fol- gendes: Nikolaos ging überhaupt auf möglichst originale Quellen zurück, er rühmt sich in ."(einer Autobiographie (Frg. 4, ed. Müller) ausdrücklich Die Kyros-Sage und Verwandtes. 519 sind. ' Ueber seine Quellen hat Ktesias auch gesprochen, er ist sich . -^wusst, von Dingen zu berichten, denen er ferner stand als Herodot, versichert jedoch, in den meisten Fällen Augenzeuge gewesen zu sein; wenn dies nicht möglich war, habe er ^^j3# Nachrichten von Persern selbst (c. 1, p. 63, ed. Bahr). Auf seine Patientin Parysatis beruft er sich auch einmal ausdrücklich (c. 49, p. 76) und aus Diodor (IL 32) erfahren wir, dass er aus den königlichen Aufzeichnungen (ßocXi/.«! oioödpat), in denen nach einem Gesetze die Geschichte der Vergangen- heit erzählt werden musste, nach seiner eigenen Angabe ge- schöpft hat. Dieser gute Eindruck wird durch eine Anzahl anderer Beobachtungen abgeschwächt. Wo er zu controliren der Mühe, die er darauf verwendete: 7:äaav aOpoiaa; ttjv laiopiav p.£yav T£ Jio'vov uT^ociTa; /.Kl oTo V ou/. d'XXo;. In der That benutzte er im 4. Buche Xanthos (nach Hachtmann, p. 14), allerdings einen interpolirten und von ihm noch weiter umgestalteten; für die spätere griechische Geschichte zog er Ephoros herbei (E. Rohde, Der griechische Roman und seine Vor- läufer, p. 203, Anm.). 1 Nach Ktesias gibt Diodor II. 32 flf. die Liste der medischen Könige; er verspricht am geeigneten Orte über den König Aspadas, der bei den Hellenen Astyages genannt werde, Mittheilungen zu machen (II. 34). Im 9. Buche jedoch, wo dies geschieht, hat Diodor, ^\'ie man schon nach den spärlichen Fragmenten mit Sicherheit behaupten kann, Ephoros be- nutzt, von dem später die Rede sein wird; dasselbe ergibt aber auch die kurze Darstellung bei Agathias (Corp. scr. bist. Byz. III.) II. 25, der ausdrücklich, und wie die Zahlenübereinstimmung lehrt, Diodor folgt, den Vater des Cyrus jedoch nicht Atradates, wie Diodor nach Ktesias im 2. Buche, sondern wie Herodot Kambyses nennt. Bei Photios a. a. O. und bei Nikolaos heisst der Aspadas Diodors, bei Beiden auch nach Ktesias, Astyigas und Astibaras. Ueber das Verhältniss beider Namen vgl. Büdinger, Ausgang des medischen Reiches, p. 499, nach Oppert. Die Schwierigkeit ist nicht behoben. Möglich ist, dass Astyages und Astyigas griechische Volksetymologien mit Anklang an an-j für denselben eränischen Namen sind, der in Aspadas vorliegt. Vgl. G. Meyer, Augsburger Allg. Ztg. 1876, Beil. 239. Die Wiedergabe persischer Namen bei den Grie- chen ist immer ungenau; bei Justin freilich kommt die schlechte Be- zeugung der Namensformen in den Handschriften in Betracht, aber be- denklich ist, dass derselbe Mann bei Herodot (HI. 61) Patizeithes, bei Justin (I. 9. 8) Gometes heissen kann, dass der Smerdes Herodots bei Justin (I. 9. 10) Oropasta, ein Sohn des Dareios bei Herodot (VII. 2) Artobazanes, bei Justin (H. 10, 2) Ariaemenes , der Mithridates bei Diodor (XI. 69. 1), bei Ktesias c. 30, p. 71, ed. Bahr Aspamitres heissen können. 520 Baao.r. ist, zeigen sich seine Nachrichten als unzuverlässig •, er hat eine Königsliste zusammengestellt, die höchst bedenklich ist/ er hat sich zu der Behauptung verstiegen, die Schlacht von Plataiai habe vor der von Salamis stattgefunden (c. 25, p. 70), und Ninive sei am Euphrat gelegen (Diod. TT. 7). Dies zusammengehalten mit dem absichtlichen Gegensatz zu Herodot (ein Punkt, auf den Spiegel und Duncker nicht das genügende Gewicht gelegt haben), wird man also auch seine Darstellung von der Jugend des Kyros mit der nöthigen Vorsicht aufzunehmen haben. Dazu kommt, dass seine Interessen, so weit sich erkennen lässt, ganz anderswo liegen als in dem Bestreben, treu zu überliefern. Für seine eigene Person (c. 60 ff., p. 79) und für seinen Berufs- collegen Apollonides zeigt er grosse Vorliebe (c. 42, p. 74), ins- besondere aber für medicinische Dinge, die selbst in Photios' Ex- cerpt noch einen unverhältnissmässigen Raum einnehmen.- Er zeigt sich als ein in Historie dilettirender Mediciner, der bemüht war, die griechischen Historiker von Beruf, Herodot und Hella- nikos (c. 57, p. 78), als Stümper hinzustellen; sein älterer Berufs- genosse, Demokedes von Kroton, ein gleichfalls geschätzter Arzt, hat es vorgezogen, als er den Persern entkommen war, die Tochter seines berühmten Landsmannes Milon zu heirathen; mit Historikern um die Palme zu ringen, hat er weislich unter- lassen. Es wird also im Wesentlichen das ungünstige Urtheil, das schon Plutarch (Artaxerx. 1. 6. 13) und Strabon ausge- sprochen haben (XI, p. 508, der freilich Herodot mit ihm abthun zu können glaubt), auch heute bezüglich der Verlässlichkeit des 1 Brandis, De tempor. Graec. antiquiss. rationibus, Bonn. 1857, p. 21 fif. 2 C. G ein Inder verwundet Kyro.s unter der Hüfte in den Schenkel mit einem Wurftspeer; c. 10 Tanyoxares stirbt am Genüsse von Stierblut; c. 12 Roxane gebiert dem Kambyses ein Kind ohne Kopf; Kambyses glättet mit dem Schwerte ein Holz zum Zeitvertreib, stüsst sich dasselbe ins Bein, und zwar in die ,Maus', und stirbt daran am eilften Tage; c. 19 Dareios stirbt nach vieriigtägiger Krankheit; c. 37 Megabyzos wird von U.siris im Schenkel mit einem Wurfspiess zwei Zoll tief ver- wundet, ebenso Usiris von Megabyzos, der ihn überdies noch an der Schulter verletzt; c. 41 der Aussatz heisst bei den Persern Pisagas; c. 56. Dareios Ochos stirbt aiOcvr-a«;; endlich die Vergiftungsgeschichte c. (51. Dazu kommen die ausführlichen Besciireibungen der Verwundungen des Artaxerxes und Kyros bei Xenophon, Anab. I. 8. 26. Plut. Artaxerx. c. 11 1. gleichfalls nach Ktesias, Die Kyros-Sage und Verwandtes. 521 Mannes bestehen ^bleiben ; für uns handelt es sich darinn, den CharakteA»6einer Version der Kyros-Sage zu untersuchen. Bei Ktgsias dient der Knabe Kyros, dessen Ehern Hirten aus dem Sfamm der Marder sind, am Hofe des Mederkönigs allmähgjt^in^f ; die Tochter des Astyages ist mit einem Meder Spitamas vermählt, Kyros wird Vertrauter des Königs und soll bei einem Kriege mit den Kadusiern unterhandeln.' Hier gewinnt er den Perser Oibaras für seine Pläne. Astyages wird gewarnt durch eine Sängerin und befiehlt Kyros ziirück zubringen, unterliegt aber im Kampfe und Avird gefangen vor Kyros geführt. Die Details der Erzählung darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Einiges hat wahrscheinlich Nikolaos aus Eigenem beigefügt. ^ Auch hier linden sich unzweifelhaft der Sage angehörige Motive: die Mühseligkeit, mit der Kyros empor- kommt, das Orakel vom Pferdemist und die Deutung des Namens Oibaras - Hubara, der gute Träger, die Rolle, welche Träume und Vorhersagungen spielen, und endlich die Schilderung der Verhältnisse am Perserhofe, die Stellung der Eunuchen und Diener zeigen, dass Ktesias gewisse Ueberlieferungen zugekommen waren, die er verwerthet hat, unter anderen die wichtigste : Kyros sei mit Astyages nicht verwandt gewesen. Man sieht, die Tradition hatte sich, seit Herodot seine Nachrichten ge- sammelt hatte, wieder wesentlich geändert, von der wunder- baren Aussetzung ist keine Spur mehr vorhanden, das Motiv ^ Die Erwähnung der Kadusier in Nikolaos' Excerpt ist ein abermaliger Beweis für die Benutzung des Ktesias, der nach Diodor (11. 33) von den fortwährenden Kämpfen der Meder und Kadusier erzählte, seit Parsondas von Artaios abgefallen war. 2 Theile der Erzählung des Ktesias sind von Deinen benutzt : so findet sich bei ihm wie bei Nikolaos, nur leicht variirt, das Emporkommen des Kyros geschildert Fr. 7 lyz^ö'/i'. . . . j:poT£pov l-\ -wv pa(ioo'.popwv ctö'' öa-spov zt:\ Ttüv ottXo^oocüv. Die Geschichten von Oibaras hatte Deinen auch aus Kte- sias, wie aus Justin (I. 6, 2) hervorgeht; Trogus Pompeius erzählte zuerst nach Herodot die Gewinnung des Harpagos, dann nach Deinon die des Oibaras . dann erzählte er die Art , wie die Perser entflammt werden, wieder nach Herodot (I. 6, 4) ; für die Kämpfe zog er wieder Deinon zu Rath, der auch hier Ktesias benutzt hat, wie der kleine Zug beweist, dass ein Theil der Truppen die Meder vom Bücken her in den Kampf treibt (Just. I. 6. 10 und Xikol. Fr. 66, p. 404). Die Geschichte von der Warnung des Astyages durch die Sängerin hat Deinon auch dem Ktesias entnommen und unbedeutend geändert, wie Frg. 7 im Vergleiche mit Nikolaos ergibt. 522 Bauer. allein ist festgehalten , dass der Reichsgründer, mit grossen Schwierigkeiten kämpfend, endlich doch den Sieg erringt. Die ganze' Geschichte ist ins Reinmenschliche übersetzt. Allein Ktesias hat bei der Verwerthung dieser Tradition aller Wahrscheinlichkeit nach auch selber noch Aenderungen vorgenommen, von denen einige aus dem Bestreben hervor- gegangen sind, Herodot entgegenzutreten. So viel ist sicher, dass man Unrecht thut, in seir\er Darstellung die persische Version der Kyros-Sage überhaupt zu sehen ; dem steht entgegen die individuelle Anlage des Erzählers, der nicht objectiv verfährt, die im Vergleiche gegen die älteren Sagen vorgeschrittene Ratio- nalisirung und endlich noch eine Anzahl von Bedenken, die gleich zu erwähnen sind. Im günstigsten Falle also liegen uns in Nikolaos' Bericht Bruchstücke jener Version der Kyrossage vor, wie sie sich zur Zeit Artaxerxes IL entwickelt hatte. Einige Details , die am ehesten geeignet wären , gegen Ktesias' Darstellung Misstrauen zu erwecken und in ihr blos eine künstliche, gelehrte Fassung der Sage zu erblicken, fallen als Zusätze des Nikolaos hinweg. So ist vor Allem die Verwendung des Kyros als Mund- schenk augenscheinlich aus Xenophons Kyropädie genommen. ' Aber auch mit Hinweglassung dieses und manches anderen romanhaften Zuges, der im Geschraacke des augusteischen Zeit- alters beigefügt werden musste,^ wird man doch bedenklich finden müssen, dass das Volk, das auf die Wahrheit so grossen Werth gelegt hat, seinen Reichsgründer als einen durchtrie- benen, Schleichwege wandelnden Emporkömmling dargestellt haben sollte. Das ist auch in der Erzählung gefühlt worden : Kyros rechtfertigt sich scheinbar vor der Anschuldigung der Un- dankbarkeit, indem er (Nik. fr. 6ß, p. 404) dem Astyages sagen lässt, jener kenne die Macht der Götter nicht, da er nicht wisse, dass die Hirtenfarailie von denselben angetrieben worden sei, dies zu unternehmen , was sie nun auch durchführen wollten. Die Sage ist aber auch nicht rühmlich für die Perser aus einem ' Xenoph. Kyr. I, 3. 9; die wörtliche Uebereinstimmung beweist dies; Xenoph.: Aaßövia Sr; löv Kupov oüreu [xsv $rj vj zXüaai to ?x::f.)[j.a . . . xal cuay T)[AOV(o; npoaev&Yxsrv . . . xrlv »iaXy;v, Nikol. p. .398: £u oia/.ovoüvTa zat trjv 9i. 9, VIII. 2. 13, 15. Die KjTos-Sage und Verwandtes. 531 Zeit maclite : ' b»denklicli ,ist es jedoch, Avenn man, wie unser Autor wiflj alle diese Einrichtungen dem Kp'os zuschreibt,^ in ' So die Angabe über die Höhe der Palmen VII. 5. 11, von denselben sprickÄiMrasführlich Anab. II. 3. lö if., über das Vorkommen wilder Esel in Armenien II. 4. 20 und I. 4. 7 die Aufzählung der Tliiere, die Kyros jagt. Man vergleiche Kyr. I. 4. 7 ai os sXajpoi zai oop/.aoc? /.aX ol ayptoi oi£C xat Ol övoi ot «Ypiot acjtveti; Eiai, 11. 4. 20 y.a\ fjpojv -o),Aou; y.xl cjvi; y.at sXacpou; x.a\ oopxaSac za\ 6'vou; aypto'j;" ::oXXo^t yäp iv xoÜTot? -oX^ to'-oi; xal vOv Jri yiyvovTai und Anab. I. 5. 2 67)pta 0£ -aviota, TiXstaxot ovoc öcypio'. . . . £vj]aav ok zal wtioc? za^ oop/.aoEi;. In der Anabasis Gesagtes ist ferner wieder verwerthet und deshalb eben zweifellos authentisch: dass noch jetzt barbarische Könige ihr Lager mit einem i'pjaa umgeben III. 3. 26 und die Details im 27. Paragraphen, Anab. I. 7. 16 Ta6Tr,v Sk T^v -a«ppov J3aa'.).£us Tzoist [j-sya; avri ipjaa-oc. Wenn ferner für die Auf- zählung dessen, was bei den Persem für unanständig gelte I. 2. 16 (VIII. 8. 8), dass sie sich beim Abschied küssen I. 4. 27, dass die Asiaten ihre Frauen ins Feld mitnehmen IV. 3. 2 , sich auch aus der Anabasis keine Parallelstellen anführen lassen, so muss man doch annehmen, dass Xenophon hier ebenso authentisch berichtet wie HI. 2. 7 und Vn. 1. 27. Wieder mit der Anabasis stimmt die Angabe, dass die Perser Sichelwagen im Gebrauch haben, und die Beschreibung, wie dieselben verwendet werden VI. 1. 30, VII. 1. 47. Man vergleiche Kyr. VI. 1. 30 :;poa^8r|Z£ 0£ y.al op£';:ava aiörjcä toc, Srnr/yr] T^pcK; tou? a?ova; evOev xai evÖev Twv Tpojfüiv x.al äXÄ« zaTw j:;© tw a^ovi £?; trjv v^v ßX£':TovTa, oj 5 ijjLßaXouvxtov £?? lou; Evavtiou; rot; apij.aai mit Anab. I. 8. 10 apaaTa . . . op£?:av7]oöpa /.aXQÜfj-Eva- Eiyov 03 xa opETtava i/. xwv ä^ovcuv ei; izki- yiov ä;:oT£ia[j.E'va y.a.\ ur.o -oX^ Sbpoi; eIc, yijv ß}.£;:ovxa, w; Ö!azoj:T£'.v 0X0) ivxuy/avouv und femer (Kyr. VIU. 8. 25 waxE ävEu fjvidywv yiyvd[j.£va xa C^üyri r.olliy.iz Tzldbt zaxa xou? otXou; rj xou; -oA£u.;ou; t^oisT mit Anab. I. 8. 20 xä 0' apjj-axa iospExo xa ij.ev cC auxwv xwv r.oXi^lia'j, xa Se zat 8ia xwv 'EaXtjvwv zEva fjvio'ycüv). Wie Anabasis I. 10. 12 wird in der Kyro- pädie VII. 1. 4. angeführt, der König habe einen goldenen Adler als Feldzeichen, ebenso Anab. 11. 5. 23 xtjv [aev yäp £7:1 x»i ZE'-paXf] xtapav ßaatXEi [jLdvtu E^Eaxi dpOfjV e/eiv, Kyr. VIII. 3. 13 6 Küpo; isp' apixaxo; dpÖTjv e'/cov xrjv x'.äpav . . . zai vuv xb auxb xouxo E/ouatv. Anab. II. 1. G lesen die Griechen die grossen hölzernen Schilde der Aegypter zusammen; Kyr. VI. 2. 10 wird bei der Bewaffnung der Aegypter im Heere des Kroisos erzählt von den grossen Schilden o!a;:£p zai vuv e/oujiv, das macht diese letzteren, von denen man sonst nichts weiss, minder räthselhaft, aber nicht glaubwürdiger. Man sieht, Xenophon verwendet seine in Asien gesam- melten Erfahrungen ausgiebig; zur Einkleidung seiner Kyropädie steht ihm also für die Detailmalerei der Zeit Kyros des Grossen kein anderes als das unter Kyros dem Jüngeren gesammelte Material zu Gebote. 2 Ich begnüge mich hier mit der Aufzählung IV. 2. 8, VI. 1. 27, 30, 2. 10, 11, Vm. 1. 6, 7, 20, 24, 36, 2. 4, 7, 3. 9, 10, 11, 13, 34, 4. 5, 5. 34* 532 Bauer. einigen Fällen erweist sich unmittelbar, dass die Behauptung: do wie Kyros es angeordnet hatte, ist es auch jetzt noch bei den Persern, nur gewählt ist, um die Fiction der Geschicht- lichkeit der ganzen Darstellung zu bestärken.' 21, 27, 6. 14, 1(3 und 8. passim. Ich kanu demnach auch der Stelle VII. 1. 45 über die Städte, die Kyros den Aegyptern schenkte, die im Heere des Kroisos waren und die sie zu Xenophons Zeit noch inne haben, nicht die Bedeutung beimessen, wie Büdinger, Krösus' Sturz, p. 218 ff. Aus Xen. Hell. III. 1. 7, 16 ergibt sich doch nur, dass die Larisäer behaupteten, eine ägyptische Stadt zu sein; für die Zeit des Kyros beweist sie nichts, und damit wird auch die Zuverlässigkeit der daher stammenden Ueberlieferung zweifelhaft. Auch VIH. 4. 28 wird von Landbelehuuugen in Babylon durch Kyros gesprochen und behauptet, dass die Nachkommen der damals Belehnten noch jetzt die Länder inne hätten und dass sie meist Meder und Hyrkanier seien. Im besten Falle darf man also annehmen, dass Xenophon in Larisa und Kyllene Aegypter und in Babylonien Meder und Hyrkanier traf; dass er auf seinem Rückzuge historisches Material über den Sturz des Lyderreiches und die Zeit des Kyros gesammelt habe , ist ohnedies wenig wahr- scheinlich. ' Dies ist schon bei einer grossen Anzahl der in der vorigen Anmerkung aufgezählten Beobachtungen der Fall, Xenoi)hüu hielt es aber durchweg . so, dass er ohneweitei's Dinge, die er selbst gesehen hatte oder von denen man ihm gesagt hatte, dass sie aus Kyros' Zeit stammten, um der historischen Einkleidung seines Buches willen mit seinem Helden in Zusammenhang brachte. So wird VH. 5. 70 behauptet, die ])ersische Besatzung von Babylon sei noch in der Weise eingerichtet, wie dies Kyros that, VIH. 0. 5 Kyros habe denen, die zurückblieben, Land und Häuser geschenkt zal vjv staiv hi Tot; ä;:oYÖvot; twv toTc Xaßovtwv al •/wpa'. zaraiJL^vouaai. Wie Kyros, so legt auch noch jetzt der König auf die befestigten Höhen Besatzungen und setzt Chiliarchen ein VIII. 6. 9. Wenn Xenophon I. 3. 2 behauptet, dass die Perser einfacher als die Meder gekleidet seien, so wird das wohl richtig sein, ist aber hier um des beabsichtigten Gegensatzes willen erwähnt, der zwischen der medi- schen Weichliclikeit und persischen Kraft stets festgehalten ist. Am wenigsten auf Glauben iiat aber Xenophon wohl gerechnet, wenn er III. 2. 24 sagte, es bestünden,-ftoch jetzt zwischen Chaldäern und Ar- meniern die Verträge, wie sie zu Kyros' Zeit geschlossen wurden, und wenn er in der Jugendgeschichte behauptete I. 3. 3, dass man in Persien nur selten Pferde seiie , da er später VII. 1. 46 sagt, die persischen Heiter hätten noch dieselbe Bewaffnung wie zur Zeit des Kyros; per- sische Pferde erwähnt er auch Anab. IV. 5. 36. So erweist sich die Melirzahl der Angaben über die Zustände zu Kyros' Zeit als ein uarEpov T.pö-ioo'i , das Xenophon .gewiss gerne selber zugestanden hätte, wenn auch zuzugeben ist, dass einzelne dieser Naclirichtf^n unserem Autor Die Kyros-Sage nnd Verwandtes. o33 Wie«Xenophon in der Kyropädie verfahren ist, lehrt am besten eift*" \'ergleich derselben mit der Anabasis.' Als Resul- tat desselben ist zu bezeichnen, dass der Verfasser ausser einem geriiigen, nur flu* Episoden und Einzelheiten verwendeten «!5i.-^ während seines Aufenthaltes zugekommen sein mögen und der thatsäch- lichen Anschauung der Perser jener Zeit entsprachen ; die Zurückführung damals bestehender Einrichtungen auf den Reichsgrüuder ist an sich begreiflich genug. Dass er so ohneweiters aufnahm , was man von Kyros sang und sagte, beweist eben, dass historische Genauigkeit in der Kyropädie nicht angestrebt wurde. ' Ausser dem schon in den vorigen Anmerkungen Gesagten möchte ich noch auf den Nachruf hinweisen, den Xenophon dem jüngeren Kyros Anab. I. 9 if. widmet; man wird bei dessen Leetüre leicht sehen, dass dieser für das xenophontische Idealbild des älteren Modell gesessen hat. Wie jener ist er trefflicher Jäger und Eeiter, schon als Knabe gewinnend in seinem Wesen, die Geschenke, die er erhält, vergibt er an seine Freunde. Freilich finden sich diese ritterlichen Züge auch als charak- teristische Eigenschaften der Helden des persischen Epos und mögen in den Liedern von Kyros, die Xenophon hörte, auch ihren Platz gehabt haben, hierin liegt aber keine Sicherheit, dass auch die sonstigen An- gaben auf persische Tradition zurückgehen. Auch sonst zeigen sich De- tails der Anabasis einfach übertragen. So ist es für die, welche die Wahrheit der Erzählungen in der Kyropädie vertheidigen, sehr bedenk- lich, wenn man Anab. I. 6. 4 ff. die Geschichte von Orontas, der von dem jüngeren Kyros gezwungen wird, sein Unrecht einzugestehen, ver- gleicht mit Kyr. III. 1. 9 ff., wo der ältere Kyros den von den Medem abgefallenen Armenier zu demselben Zugeständnis drängt ; natürlich lässt der Mustermensch den Reuigen nicht hinrichten wie der wirkliche Kyros den Orontas. Die Geschenke, die Kyros von seinem Grossvater erhält Kyr. I. 3, 3 avTaar:a^O!j.cVO? ok 6 T.xr.T.ot auibv zal aTOArjv xaXrjv eveousc xal (TTpETZTOij xa\ <|*£a(oi; £Ttjj.a zai exo'diJiE'., zai c't 7:0a i^sAauvot, scp' fcjiou ypuco- yaXi'vou rsp'.fiyev, tooTcep zai au-b? eiwOs'. -opcüsaSat, haben eine verwünschte Aehnlichkeit mit denen, die Kyros der Jüngere dem Syennesis von Kilikien sendet, Anab. I. 2. 27 owpa, « vou.\Ctzx: -apa ßadcXct Tijji'.a, t'r.j:ov y p-jaoy aX'.vov za\ aTp:7r:bv yp-jjouv v.v. 'h€k\Oi zai azivazriv ypuaouv zai otoXyjv ITspaizTiV. Der jüngere Kyros hat Anab. I. 2 7 einen Wildpark, in dem er jagt, man wird ihn wohl als das Vorbild desjenigen am Hofe des Astyages betrachten dürfen, in dem der kleine Kyros so vergnügt ist. Der jüngere Kyros hat seine öu.o-pa-EwOi (I. 8. 25), man erinnere sich, wie breit dieses Verhältniss des Königs zu den Tischgenossen in der Kyropädie ausgesponnen ist. Auch dies sind natürlich per.sische Ein- richtungen; aber man darf nicht bezweifeln, dass Xenophon, der bei seinem Aufenthalte in Asien schwerlich Material für die Kyropädie sam- melte, wohl aber erlebte, was er in der Anabasis erzählt, die eigenen Beobachtitngen für die Schilderung des persischen Idealstaates unter 534 Bauer. Bestände von porsisehen Liedern, für das Sachliche die Erfah- rungen verwerthet hat, die er während seines Aufenthaltes in jenen Ländern gesammelt hatte, und ohne Rücksicht auf den Anachronismus durch dieses Detail der Arbeit eine historische Einkleidung zu geben bestrebt war. Für den Gang der Ereig- nisse selbst ist er jedoch keiner zusammenhängenden Ueber- lieferung gefolgt, sondern dieser musste sich seinem Zwecke unterordnen, die Entwicklung eines Herrscherideals seinen Lesern vorzuführen. Deshalb darf dieser Mustermensch seinen Verwandten nicht entthronen und Perser und Meder erscheinen als freie Bundesgenossen im Kampfe' gegen die Assyrer. In der Anabasis, in der wir den Historiker vernehmen, berichtet er übereinstimmend mit Herodot und Ktesias, aus persischer Localüberlieferung schöpfend, von dem Kampfe der Perser gegen die Meder (HL 4. 8, 11). Nachdem so die Kyropädie in ihrer literarischen Eigenart charakterisirt ist vmd sich gezeigt hat, dass wir es hier mit einer Ueberlieferung der Kyros-Sage zu thun haben, bei der diese selbst Nebensache ist, kann ich mich über den Inhalt derselben kurz fassen ; wir werden hier wie in dem ganzen Werke einen Compromiss zu sehen haben von wirklicher Tra- dition und der Formulirung derselben, die um des philosophisch- didaktischen Zweckes willen gCAvählt wurde ; keinesfalls haben wir CS mit einem Autor zu thun, der sich bestrebt, die Sage zu berichten, wie er sie gehört hatte. Wenn demnach bei Xenophon Kyros der Sohn der Man- dane und des Kambyses, des PHlrsten der Perser (I. 5. 4), ist, so haben wir darin einen absichtlichen Anschluss an die von Herodot überlieferte und deshalb bekannte Version zu erkennen.' Ktesias' abweichende Darstellung, die er wohl Kyros dem Aelteren verwerthete. Ja die vortreffliche Drillung, die der- selbe seinen Truppen zu Theil,_werden lässt (II. 4. 1 ff.), erinnert an die takti.sche Ausbildung, welche die Griechen durch Xenophon selber auf ihrem Rückzüge erhalten (Anab. III. 4. 19 ff.) und endlich ist der Feldruf Anab. I. 8, 17 mindestens ähnlich jenen, die Kyros Kyr. VII. 1. lö, m. 3. 58 gibt. ' Büdinger, Krösus' Sturz, p. 219 ff., hat schon betont, dass sich nicht nur }3ekanntschaft Xenoplions mit Herodot, .sondern auch theil weise Benutzung des.selben nachweisen lässt, vgl. Her. 1. 86, Kyr. VII. 2. 10. Ich füge noch Einiges bei. Im Allgemeinen kann man in der behaglichen Breite Die Kyros-Sage nnd Verwandtes. öoO gekannt hjt, ignojirt er, wie bij.oko-(ei-:ai beweist, womit er seine Angabe <**hführt (I. 2. 1 Büdinger, Ausgang d. med. Reiches, p. 493, Anm. 1). Der Zweck der Schrift forderte nun aber der Darstellung, insbesonders in den recapitulirenden Schlussformeln einzelner Abschnitte, eine Nachahmung herodotischer Darstellungsvveise um so eher erblicken, als sich noch andere Gründe für die Anlehnung an Herodot anführen lassen. So ist es eine herodotische Wendung, wenn Xenophon Kyr. I. 2. 16 sagt: ou os hv/.a bloyoc wptii^Ör], vuv Xs^op-sv -kc, Kupo-j rpa^ci;, vgl. Her. IV. 16 x^s 8e y%, t^? izipi oSe 6 Xo'yo? ojparitai Aj'ycaOat. An die Eede des Xerxes bei Herodot erinnert jene des Kyros vor dem Auszuge gegen die Assyrer (I. 5. 7 ff.). Kyros sagt hier unter Anderem: V[w yap xaievoTjaa, oti ol T^pöyovoi yEipovsc jjlev :^|j.wv ojoev iy^vovto (I. 5. 8); ganz ähnlich beruft sich Xerxes (Her. VH. 8. 1, 11) gleich zu Anfang auf die Thaten der Vorfahren und fährt dann fort (VH. 9): -/.a-. yip OEivöv av a'ir, -p^YH-a h; . . . "EXÄTjva; uT.dp^Tixixc, aoi/.iV/; ou Ttaoj- pr]ao|j.£Oa, mit diesem letzteren Passus ist zu vergleichen vuv yap l'py ovTai p.£v o\ noki[Lio'. ccpyovTS? aoi/.wv yeiptüv bei Xenophon (I. 5. 13). Auch er- wähnen beide Autoren, so sehr sonst ihre Angaben über Kroisos ab- weichen, dass auf dessen Veranlassung Sardes nicht geplündert wurde, im Uebrigen zeigt die Geschichte freilich keine Aehnlichkeit (Her. I. 89, Xen. VH. 2). Die folgende Darstellung ist grossentheils Herodot ent- nommen (I. 47 ff., Xen. VH. 2. 15), aber auch hier hat manche absicht- liche Aenderung stattgefunden. Aehnlich steht es mit Xenophons An- gaben im Vergleiche zu dem, was Herodot I. 131 ff. über die Sitten und Gewohnheiten der Perser berichtet. Derselbe behauptet, die Perser hätten keine Altäre, Kyr. I. 6. 1 opfert wie auch sonst immer Kyros, ohne dass von einem solchen die Rede wäre. Beide Autoren geben ferner (Her. I. 134, Xenoph. I. 4. 27) an, dass das Küssen unter Männern eine persische Sitte sei. Wenn hingegen Her. I. 132 behauptet ou f7^.o^l^ yp^oviat, so hat er diese Angabe durch andere desavouirt (vgl. des Verf.: Entstehung des herodotischen Geschichtswerkes, p. 133, Anm. 1), und es darf uns demnach nicht wundern, auch bei Xenophon (H. 3. 1, VH. 1. 1) diese Form des Opfers erwähnt zu finden. Auch einzelnes antiquarisches Detail stimmt bestens. Die Perser haben die medische Kleidung bei sich eingeführt Her. I. 135, Xenoph. VHI. 1. 40, 3. 1, im Kriege tragen sie ägyptische Harnische Her. ib., d. h. nach VH. 63 leinene Harnische, auch Abradates trägt bei Xenoph. VI. 4. 2 einen solchen, er ist nach V. 1. 3 ein Susier. Von den ,Augen und Ohren' des Königs, die bei Xenoph. VUI. 2. 11 erwähnt werden, sind wenigstens die ersteren auch bei Her. I. 114 vertreten. Und so Hesse sich die Zahl der Berüh- rungspunkte leicht vermehren, aber auch die der Abweichungen, ohne dass sich mehr mit Sicherheit herausstellen würde, als dass Xenophon Herodot gekannt hat und dass sich gelegentlich Reminiscenzen an dessen Darstellung finden. 536 Bauer. avu-h A])weiclinnp;en; Kyros durfte nielit durch Kampf in den Besitz der Herrschaft über Persien und Medien gelangen, des- halb schob Xenophon seinen Kyaxares ein, den Sohn des Astyages, den sonst Niemand kennt, aus dessen Händen dann Kyros die Herrschaft über Medien erhält, dadurch, dass er dessen Tochter heiratet, vielleicht wurde er auf diese Lösung gebracht durch den Schluss der Erzählung des Ktesias. Allein ändern musste er hier wie dort, findet er es doch Kyr. HI. 1. 10 verwerflich, wenn ein unterworfenes Volk nach Freiheit strebt: das hält Kyros dem von den vereinigten Medern und Persern abgefallenen Armenier vor. Vielfach ist es dem Autor auch gar nicht um den Schein der Geschichtlichkeit seines Buches zu thun : der Friedens- vertrag zwischen dem Armenierkönig und Kyros ist in den bei Athenern und Lakedaimoniern üblichen Formeln abgefasst, und der erstere der beiden Vertragschliessenden heisst in dem ganzen Buche so recht zum Zeichen, dass er nur eine Grestalt ohne Fleisch und Bein ist, stets der ,Armenier^' Es ist also kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass in den persischen Liedern von Kyros, die Xenophon hörte, der Gang der Ereig- nisse so dargestellt war, wie er in seiner Kyropädie ihn zu erzählen für nöthig gefunden hat. Es ist ein sagenhafter Stoff benutzt und verändert zu einer politisch-philosophischen Ab- handlung, in der Wirklichkeit imd Erfindung nach Belieben ' Der Assyrer Gobryas, der Kyr. IV. (>. 1 ff. genannt wird und zu Kyros übertritt, bat allerdings in den Annalen Nabunahids (Floigl, p. 59) als Ug-ba-rn, Gouverneur von Guti-um, der mit Kyros vereint gegen Nabünä- hid nach Babel zieht, seine Bestätigung gefunden. Diesem Umstände eine besondere Bedeutung im Sinne der Geschiclitlichkeit der xenophontischen Darstellung beizulegen, scheinen mir die Widersprüche seines Berichtes mit dem inschriftlichen von der Belagerung Babylons zu verbieten. Nicht , kampflos' kommt Kyros nach Babylon, wenn man schon auf Kyaxares ganz vergessen will, und der babylonische König, wenn man auch an- nimmt, dass er dem ,Assyrier' Xenophons entspricht, wird nicht gefangen Kyros überliefert, sondern flieht angeblich (Kyr. VI. 1. 25) nach Lydien, wohip ihm Kyros folgt, das uneroberte Babylon im Rücken lassend, dessen Einnahme (VII. 4. 16 ff.) erzählt wird; Gobryas führt hier eine Schaar auf das Kttnigsschloss, der König wird daselbst umgebracht VII. 5. 80. Im besten Falle ist dies eine persische Sage aus der Zeit, da Xenophon in Asien war, aber keine Geschichte, trotz Gobryas. Die Kyros-Sage und Venvandtes. 537 wechseln, ^beides jinr zusammengehalten durch die Tendenz des Ganzen, "^as Idealbild eines monarchischen Herrschers darzu- stellen, der »nach sokratischer Lehre gebildet ist und sich in derselben "Bewährt. Von den wunderbaren Zügen der herodo- teischeitgltaSfhlung oder jener des Deinon zeigt sich kaum eine Spur. Es ist halb Versehen, wenn unter dem Eindrucke der herodoteischen Version Xenophon den Kroisos sagen lässt: er habe thöricht gehandelt, indem er sich Kyros entgegenstellte, der von den Göttern herstamme (iv. 6£wv YevovÖTt), der unter Königen aufgewachsen sei nnd seit seiner Kindheit der apsTr/ obliege, während von Krösus' Vorfahren der erste König dadurch, dass er diese Würde bekleidete, erst ein Freier wurde (VII. 2. 24). So viel von Xenophons Version der Sage von Kyros; seine Darstellung hat für uns keinen andern Werth, als zu sehen, ans wie mannigfachen Gründen sich ein Autor eines sagen- haften Stoffes bemächtigen kann xmd wie er denselben seinen Zwecken entsprechend zu gestalten genöthigt ist. §. 8. Spätere Zeugen. Was nun noch an griechischen Zeugnissen für unser Thema erübrigt, ist fragmentarisch überliefert. Auch die Verfasser der Hellenika sind auf den Gründer des persischen Reiches zu sprechen gekommen, wie es die universalgeschichtliche Dar- stellung erforderte, hier sind Ephoros' und Theopompos' Werke zu berücksichtigen. Ephoros' Darstellung ist uns in einem Fragmente Diodors erhalten. Bei ihm ist Kyros der Sohn des Kambyses und der Mandane(Diod.IX,Fr.24), von der Aussetzung und den Wundern der Kindheit ist bei Ephoros, der alle derartigen Angaben Hero- dots, dem er sonst folgt, ration^lisirt hat (vgl. des Verf.: Die Benutzung Herodots durch Ephoros bei Diodor, X. Supplbd. d. Fleckeis. Jahrbb., insbes. p. 305, und Themistokles p. 87, Anm. 2), nicht die Rede: sein Vater erzieht ihn wie einen König und schon früh zeigt sich die treffliche Anlage des Knaben. Ferner lässt sich noch erkennen, dass Ephoros, wie Herodot von dem Kampfe des Kyros gegen Astyages erzählte, imd über die schlechte Haltung seiner Anführer sehr entrüstet war. Inwieweit Epho res hier seiner Vorlage folgte, wie er sie in anderer Beziehung 538 Bauer. änderte, habe ich schon früher (X. Supplbd. d. Fleckeis. Jahrbh., p. 334) gezeigt. ' Wie der Schüler, so der Meister; auch Iso- krates kommt einmal gelegentlich auf unser Thema zu sprechen und hat dabei die herodoteische Version im Auge, man darf nur seine ungenaue Ausdrucksweise, die er der schärferen Anti- these wegen gewählt hat, nicht zu sehr premiren. Im Philip- pos §. 66 ed. Didot heisst es: Auch Kyros^ der von seiner Mutter am Wege ausgesetzt und von einer Perserin aufgelesen worden sei, habe eine solche Wandlung erlebt, dass er der Herr von ganz Asien Avurde. Aus den übrigen Nachrichten der Griechen ist für unsere Zwecke nichts mehr zu lernen. Die späteren Autoren, deren Angaben mit einiger Sicherheit sich quellenmässig bestimmen lassen, sind schon früher erwähnt ; mit der Nachricht des Stra- bon (XV. 3. 6, ed. Kram.), Kyros habe früher Agradates geheissen und nach seinem späteren Namen sei ein Fluss benannt worden, ist nichts anzufangen. 2 Seiner Ernährung durch die Hündin thut auch Lukian Erwähnung (Tuepl öucicov, c. 5). Woher er diese und seine anderen Angaben über Kyros (Xapwv 9. 13) genommen habe, ist eine müssige Frage ; es gibt Dinge, die ein Mann wie Lukian ein- für allemal weiss. Damit ist die Reihe der Zeugen über die Sage von Kyros erschöpft;'^ im persischen Königsbuche, das wir aus verschie- denen Ableitungen kennen, ist seine Gestalt nicht mehr deut- lich greifbar, Züge der Kyros-Sage haben wir gelegentlich da- selbst wiederkehren gesehen. Weder Firdausi noch die arabi- ' Man kann daselbst auch sehen, dass Duncker IV, p. 277 mit Unrecht ver- muthet, Diodor gehe auch auf Deinen zurück. 2 Spiegel (Kuhns Beiträge I, p. 32 ff.) hat allerdings versucht, mit Hilfe dieser Nachricht und der Herbeiziehung des indischen Königsgeschlechtes der Kuru zu zeigen, dass die ost^ränische Sage ihren Kuru, wie die we.steränische den Kaikhosrav als mythische Persönlichkeit gekannt habe und so mythische Züge auf^jien historischen Kyros gehäuft wurden. Ueber die Kuru und deren Wohnsitze , sowie die Ergebnisse der medi- schen Nachrichten über dieselben ist zu vergleichen Zimmer, Altindisches Leben, p. 101 ff., 1.30. Jenrr Karna, von dem unten die Rede sein wird, gehört gleichfalls den Kuruingen an. ^ Den Bericht des Moses von Khorni (CoUections des historiens anc. et med. de l'Armdnie, Paris, Didot, 1867) I, c. 24 flF. (i. c. U, p. 72 flf.), habe ich aus den Gründen unberücksichtigt gelassen , die Duncker IV, p. 274 ff. angeführt hat. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 539 sehen SchMftsteller erwähnen seiner Thaten, obschon bei Hamza von Ispahan, Tabari, Mas'üdi und dem Verfasser des Mugmil attawärich ' ^ch mehr oder minder ausführliche Auszüge aus dem persischen Königsbuche finden; es ist daher zu vermuthen, dass day-^nTTehlewi verfasste Vorbild aller späteren arabischen und neupersischen Bearbeitungen für die ältere persische Ge- schichte fast gänzlich ohne historische Erinnerungen abgefasst war. Sicher lässt sich dies von dem unter Jazdegerd (633 bis 637) niedergeschriebenen Chodäi-näme sagen, das die letzte Quelle der uns erhaltenen Bearbeitungen ist.^ Der Kaikhosrav und Gustasp des Königsbuches sind sagenhafte Figuren, die mit Kyros und Hystaspes nichts zu thiin haben, die so viel und so wenig historische Realität besitzen als Priamos und Hektor, Peleus und Achilleus; erst mit Alexanders Erwähnung beginnt die Historie in diesen Büchern zu dämmern, und ihre Verfasser haben mit Recht in der älteren Geschichte immer darauf Gewicht gelegt, dass Gott das besser wisse als sie, diese Gewährsmänner lässt man also, wenn es sich um Kyros, Dareios oder Zarathustra handelt, am besten aus dem Spiele. Die Sage von Kyros ist dieser ausführlichen Behandlung unterzogen worden, damit man sehe, wie nöthig es ist, sich zu kümmern um die Voraussetzungen, unter denen die Aufzeich- nung einer Sage erfolgt, um die Individualität desjenigen, der sie erzählt, um die Zwecke, die einem Autor dabei vorschweben. Si duo faciunt idem non est idem, das gilt auch bei der Er- zählung von Sagen. II. Verwandte Sagen. §. 1. Die Sage Yon Romiilus und Remus. Die Reichsgründungssage, welche mit der eben behan- delten zunächst in Vergleich zu bringen ist, um die Gründe ihrer beiderseitigen Aehnlichkeiten und Verschiedenheiten auf- ' Hamzae Ispahanensis annalium lib. X, ed. Gottwaldt, Petropoli 1844 ; Tabari von Nöldeke a. a. O., Mas'udi, Les prairies d'or par G. Barbier de Meynard et Pavet de Courteille, 2 vol., Paris 1861; Mugmil attawäricb im Journal asiatique, Jahi-g. 1841 ff. 2 Nöldecke a. a. 0., Einleitung, p. XVI. 540 Baiipv. zusuchen und die Wandlungen zu verfolgen, die sie durchzu- machen hatte, ist ebenso wie die Erzählungen von Kyros lange für die Geschichte der Gründung Roms gehalten worden. Im Allgemeinen, schon rücksichtlich der Art der Ueber- lieferimg, besteht eine Aehnlichkeit der Sage von Romulus und Reraus mit der persischen von Kyros. Wie wir die letztere aus dem Munde griechischer Autoren erfahren, so ist uns die römische, einheimisch italische Sage in ihrer ältesten Fassung bezeugt von einem griechisch gebildeten und griechisch schrei- benden Historiker römischer Abstammung, dem Angehörigen eines der ältesten Patriciergcschlechter, dem ersten Geschicht- schreiber der Römer, Fabius Pictor. Es ist hier nicht der Ort, einzugehen auf das Alter und die Intensität der Beziehungen zwischen Griechen und Römern, zu zeigen, wie weit verbreitet und zahlreich die Herübernahmon griechischen Gutes durch die Römer sind, ich muss mich bei der Erledigung dieser Vorfrage beschränken, auf Bekanntes zu verweisen und einige unsern speci eilen Zweck berührende That- sachen zu erwähnen, um festzustellen, iuAvieAveit es möglich ist, eine Beziehimg anzunehmen zwischen der Formulirung, die Fabius der Sage von Romulus und Rcmus gab, und der ihr ähnlichen, von Herodot berichteten Kyros-Sage. Es ist leicht, sich vorzustellen, dass der Römer, der es unternahm, in griechischer Sprache die Vorgeschichte der Stadt zu erzählen, seine Studien nicht blos auf die Kenntnis der Sprache erstreckt hat, dass wir vielmehr auch eine Bekannt- schaft desselben insbesonders mit der historischen Literatur der Griechen voraussetzen dürfen. Waren doch durch Ennius' Be- arbeitung selbst des Euhemeros Werke den Römern schon bekannt und konnte sich der um die Zeit von Ennius' Tod, in Rom als Gesandter anwesende Kratcs von Mallos daselbst als Lehrer der Grammatik niederlassen! Die beiden ältesten Dichter der Römer, Ennius und Naevius, waren der eine in Apulien, der andere in Campanien geboren. Man sträubt sich jedoch gewöhnlich, schon zur Zeit des Fabius Pictor und der ältesten Annalisten griechischen Einfluss auf die römische Historiographie zuzugeben. So hat Mommsen CR. G. P, 925) sich dahin geäussert, dass die aus Herodot eingelegten Anekdoten diesen ältesten Annalisten wohl fremd Die Kyros-Sage und Verwandtes. 541 gewesen s^ien und. eine unmittelbare Entlehnung griechiselien Stoffes in^Siesem Abschnitte nicht nachweisbar sei.' Aehniich spricht sich - auch Schwegler aus, er rechnet (I. 398) die Anklänge cler römischen Gründungssage an die herodoteische ErzähluBgS-A^eßi Kyros zu dem späteren Roman, der sich an die ursprüngHche Sage geknüpft habe, und nach ihm hat Feter (Reib, p. LXXXI) erklärt, dass Fabius und Cincius unmöglich griechische Züge in ihre Darstellung aufnehmen konnten, weil sie die Sage gleichmässig erzählten und diese also schon vor ihnen eine fertige Form angenommen haben müsse. Dabei ist aber vergessen, dass griechischer Einfluss in Rom eben schon viel älter ist, dass derselbe in der Tarquinier- zeit schon gi-eifbar zu Tage tritt, in den sibyllinischen Büchern sowohl als in der Thatsache, dass die Erbauer der servianischen Mauer diese Kunst von Griechen erlernt haben, sie mit dem chal- kidischen Alphabete, dessen Zeichen auf den Quadern derselben sich finden, von Griechen überkamen, dass die servianische Heeres- reform überhaupt nach griechischem Muster vorgenommen wurde, dass die erste Niederschreibung der römischen Geschichte in griechischer Sprache nur denkbar ist, wenn seit Jahrhunderten schon die Römer bei den Griechen in die Schide gegangen waren. Immer mehr zeig-t sich diese Entlehnung auf allen Ge- bieten und in frühester Zeit, i\Iass und Gewicht, Pflanzen und Thiere, Gewand und Schmuck sind auf diesem Wege nach Italien gekommen, der dorische Styl an den Sarkophagen der Scipionen imd die Thatsache, dass schon Appius Claudius Ge- dichte im Sinne der pythagoräischen Lehre verfasste, sprechen deutlich genug, ebenso wie die Befragung des delphischen Ora- kels wegen der Zwölftafelgesetze. ' Freilich heisst es dann wieder 1' 46.4 : ,Dass bei dieser ältesten Aufzeich- nung der Ursprünge Roms auch der Hellenismus seine Hand im Spiele gehabt hat, ist kaum zu bezweifeln', und Rom. Forschungen H, p. 280: , Selbst für die Gestaltung der Gründlingsgeschichte ist die Stellung des ältesten römischen Geschichtschreibers zu dem Hellenenthum vermuth- lich folgenreich gewesen . . , Aber immer ist es wahrscheinlich Fabius gewesen, der der conventionellen Geschichte Roms den hellenischen Stempel aufgedrückt hat, mit welchem sie uns vorliegt, und man wird nicht irren, wenn man liierin dieselbe helleni-sireude Tendenz erkennt, die in dieser Epoche überhaupt die geistige Entwicklung Roms be- herrscht.' 542 Bauer. Man muss also schon von vorneherein Bedenken tragen den griechischen Einfluss auf die römische Geschichtschreibung zur Zeit der punischen Kriege so einfach abzuweisen; es ist im berechtigten Gegensatz zu der von A. W. Schlegel zuerst vertretenen Ansicht nun in der anderen Richtung zu weit ge- gangen worden und man hat den Zeitpunkt, da griechische Ein- wirkung auf literarischem Gebiete angenommen werden darf, zu weit herabgedrückt. Mannigfach mögen die Veranlassungen gewesen sein, die bei der Aufnahme griechischer Züge wirkten, es wird ebenso- sehr eine bewusste als eine unwillkürliche Nachahmung anzu- nehmen sein und so allmälig das Bild sich immer ähnlicher dem Muster gestaltet haben, mit dem es ursprünglich nur ober- flächliche und ganz äusserliche Analogien besass. Vielleicht be- greift man dies noch leichter, wenn man sich erinnert an die verhältnissmässige Armuth der Römer in der Sagenbildung, so dass die Gründung der Stadt an die griechischen Nosten geknüpft werden und diese Anschauung dogmatische Geltung gewinnen konnte. Da man den Abstand der eigenen Ueberlieferung von der reich entwickelten griechischen Sagenwelt zu fühlen begann, der man vor Ennius und Naevius doch kaum viel mehr Geschriebenes als sacrale Formeln und vor Fabius niclits als eine dürre Annalistik entgegenstellen konnte, hat man wohl Um- schau gehalten unter dem, was im Volksmunde lebte, und das aufgezeichnet, nicht ohne es ein wenig in die gangbare grie- chische FoiMii umzuprägen und, wo das Bild nicht reich genug ausfiel, es mit fremdem Lehn zu ergänzen. So konnte es all- mälig geschehen, dnss auch Dort ging grade am Ufer des Stromes des Dhrtarästra 558 Bauer. edler Freund, der Wagenlenker, mit ihm Rädhä, sein schönes frommes Weib. Sie war in tiefen Kummer versenkt, weil ihr kein Sohn verliehen war.' Der Wagenlenker zieht den Korb aus den Fluthen und Beide nolimon das Knäblein an und er- ziehen es als ihr Kind. Der Zusammenhang, in dem diese Erzählung sich findet, ist allerdings ein anderer, es kommt der Mutter darauf an, dm'ch dieses Geständnis 'den Kampf des Karna mit seinem Bruder Arjuna zu verhindern 5 da Ersterer ihr aber nicht glaubt, so erfüllt sich sein Geschick und er fällt, da er eben an seinen Streitwagen ein losgelöstes Rad befestigen will, von Arjunas Pfeil getroffen. Wir dürfen demnach auch eine persische Sage, trotz der erossen Aehnlichkeit, die sie mit der Geschichte des Kvros zeigt, nicht als die neupersische Version der Kyros-Sage selber -" betrachten, \^^e sie Firdausi gibt, sondern der Kaikhosrav des Säh-näme muss ebenfalls als eine Parallelfigur zu den übrigen behandelten Typen betrachtet werden. Hierin befinden wir uns mit allen neueren Ansichten über das Königsbuch ' in Uebereinstimmimg, während früher allerdings die Ansicht galt, 2 in der Geschichte dieses Helden sei die Sage vom historischen Kyros erhalten und es seien demgemäss die übrigen Säts des persischen Epos auf seine Vorgänger und Nachfolger zu be- ziehen. Firdausi erzählt von des Kaikhosrav Vater Siävakhsh,'^ wie derselbe vor der Geburt des Knaben einen Traum hatte, der ihm Untergang und Tod, dem Sprössling aber die Herr- schaft verhiess. Die Mutter desselben, Feringis, geräth in Mühe und Noth und gebiert, von Afräsiäb verfolgt, den Kaikhosrav im Hause des Pirän, eines der turanischen Grossen. Die Aehn- lichkeit mit der herodoteischen Erzählung ist hier noch bedeuten- der, da Feringis die Tochter des Turaniersäb Afräsiäb ist und ' Zuletzt noch Nüldecke a. a. ü., p. XVll: ,\ou den Reichen der Meder und der eigentlichen Perser hatte diese Ueberiiet'erung keine Kunde; es ist zweifelhaft, ob sie auch nur ganz schwache Reflexe der letzten Zeit der Achämeniden enthielt.' ' Malcolm, Geschichte Persiens, deutsche Uebersetzung, I, p. 32; Gobineau, Histo.ire des Perses I. p. 343 flF. 3 Säh-näme a. a. O., p. 231 ff. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 559 einem Erajiier, eben dem ^Siavakhsh, die Hand gereicht hat. Auch dem^frasiäb wie dem Astyages haben die Mobeds prophe- zeiht, dass mis dieser Ehe ein Enkel hervorgehen werde, der ihn um Thron und Reich bringen würde. ' DetiSiiÄÄbe wird nun von Piran nebst einer Amme den Hirten übergeben und von ihnen auferzogen: bald zeigt sich auch bei ihm die königliche Abstammung dui'oh seinen Muth und seine Schönheit. Der Hirte beklagt sich, dass er seine Grebote übertrete, vor Afräsiäb geführt, muss sich nun Kai- khosrav thöricht stellen, und beruhigt über die üngefährlichkeit des Siävakhshsohnes entlässt ihn der Sah. Die Art, wie er zum Throne gelangt, hat hier kein weiteres Interesse. Man darf nach dem Gesagten wohl staunen, dass man diese Sage in so unmittelbare Beziehung mit Kyros gebracht hat, denn trotz der Aehnlichkeiten zeigt sie auch Unterschiede, und die ersteren sind sicherlich nicht bedeutender als jene, die zwischen anderen der hier behandelten, unabhängig entstandenen Reichs- gründungssagen zugegeben werden mussten. Es ist also auch Zufall, wenn Garsevaz füi'chtet, 2 dass bei dem Kampfe des Siävakhsh gegen Afräsiäb das Heer sich gegen den König von Turän erklären werde, und hat mit der historischen That- sache, dass ein Theil des medischen Heeres zu Kyros über- ging, nichts zu thun. Die thörichten Antworten des Kaikhos- rav erheitern den Sah von Turän; auch hier muss man der Versuchung widerstehen, die persische Formulirung jener xe- nophontischen Scenen zu erblicken, in denen Kyros" kindliche Naivetät den Grossvater ergötzt. Man müsste sonst auch anderen Analogien eine grössere Bedeutung als die der zufälhgen Ueber- einstimmung märchen- und sagenhafter Motive überhaupt bei- messen, wozu man schon nach dem bisher Gesagten kaum geneigt sein wird. Beispielsweise lässt sich auch für diese persische Erzählung auf die Aehnlichkeit der absichtlichen Verstellung des Kaikhosrav mit jener des Brutus verweisen, und auf das Märchen von Dornröschen, das seine mindestens theilweise Entsprechung findet in der Geschichte von der Rück- kehr der Feringis und ihres Knaben nach dem Schlosse des 1 A. a. O., p. 217. 2 p. 226. 560 Bauer. Siävaklish zu Gangis: Alles erhält bei ihrem Herannahen wieder Leben. ' Ganz ebenso hat auch die neupersisehe Sage auf Artachsir i Päpakän Züge gehäuft, die schon in der Kyros-Sage bei Ktesias eine Rolle spielen. In dem von Nöldecke"^ besprochenen und übersetzten Pehlewi-Buche: Kärnämak des Artachsir, findet sich folgende Erzählung: Nach Alexanders Tod herrschte Ar- dawän in Pars und Ispahän. Sein Statthalter in Pars war Päpäk, der einen Hirten aus dem Stamme des Därä Namens Säsän hatte. Päpäk wird durch Träume gequält, die wie jene des Astyages einem Nachkommen dieses Hirten grosse Erfolge ver- heissen, dahin legen ihm die Traumdeuter dieselben aus. Päpäk gibt dann dem Säsän, da er dessen Abstammung erfahren hat, seine Tochter zur Frau und diese gebiert den Artachsir. Päpäk nimmt sich des Knaben an, und wie bei Xenophon der kleine Kyros, so wird auch hier Artachsir, da er fünfzehn Jahre alt ist und in allen ritterlichen Künsten vortrefflich sich bewährt, von Ardawän eingeladen. Auch an dessen Hof zeigt sich seine Rittertugend; bei einer Jagd geräth er wegen eines guten Schusses, den er gethan hat, mit Ardawäns Sohn in Streit, da dieser das erlegte Wild in Anspruch nimmt, ArdaAvän befiehlt hierauf, dass Artachsir zur Strafe im Pferdestalle Dienste thun müsse. In dieser niederen Stellung gewinnt er die Neigung eines Mädchens des Ardawän, uiid da neuerdings Träume des Letzteren dem Artachsir gefährlich zu werden beginnen, ent- flieht er mit dem Mädchen, gründet ein eigenes Reich, stürzt den Ardawän, heiratet dessen Tochter und herrscht in Pars. ^ Diese sagenhafte Ueberlieferung, in der sich Elemente der Kyros-Sage, wie sie Herodot, Ktesias und Xenophon er- zähkui, verbunden vorfinden, steht ebenso wie jene selbst mit der historischen Wahrheit im Widerspruch ; Artachsir ist nicht ein armer Hirtensohn, sondern der Sohn des Päpäk Sah, des Sohnes des jüngeren Säsän, Solmes des Päpäk u. s. w. (Nöldecke, 1 p. 241. 2 Bezzenbergers Beiträge zur Kunde der indogerman. Sprachen, IV. p. 22 flf. ' Andere Quellen für dieselbe Ueberlieferung, die immerhin etwas variirt wird, sind Agathias 11, 26, Moses von Khorni und Firdausi, vgl. Nöldecke a. a, O., p. 22, und die Anmerkungen unter dem Texte des Kärnämak, p. 3ü ff. Die Kyros-Sage und Verwandtes. o61 Tabari, ]it. 1), die Sage üiigirt also auch hier, dass der Reichs- gründer aais niedrigen Verhältnissen sich emporringt; zugleich aber vollzieht sie auch die Anknüpfung seines Geschlechtes an Därä und^lesitimirt so die Säsänidendvnastie. Eine bewusste Nachbik&Ji^der Kyros-Sage wu'd man auch darin nicht zu er- blicken haben, sondern nur die abermalige Fixirung eines bei den Persern beliebten Sagenmotivs, das wieder mit einer histo- rischen Person verknüpft wird.' Auch Belitaras, der Nachfolger des Belos in der sagenhaften Vorgeschichte des Perserreiches bei Agathias (I. 25), ist ein Landmann und Aufseher der könig- lichen Grärten. lieber eine den früher erwähnten ganz ähnliche Aussetzimg in einem Kästchen, Auffindung durch einen armen Walker, Erziehimg bei diesem und schliesslich e Anerkennung berichtet das persische Königsbuch von Däräb, dem Sohne der Humäi (Spiegel, Erän. Alterth., II, p. 583). §. 4. Semitische nnd andere Erzähluiigeu. Die Ansicht, dass die Uebereinstimmung solcher Sagen, speciell der persischen von Kyros und der italischen von Ro- mulus nicht berechtigen, ein gräcoitalisches oder indogerma- nisches Gemeingut anzunehmen, erhält eine weitere Bestätigung dadurch, dass wir ähnliche Erzählungen auch bei Völkern finden, die mit den Griechen, Persern und Italikern nicht verwandt 1 Nach dem oben Gesagten, sowie im Hinblick auf die Version der Völ- sungasage wird man auch v. Gutschmids Ansicht (Z. D. M. G. 1880, XXXIV, p. 586) modificiren müssen: ,Die Geschichte des Artachsir ist keine wirkliche Geschichte, es ist nur die Geschichte des Kyros in der von medischen Händen travestirten, in ihrem Grunde aber national per- sischen Sage, wie sie Ktesias gibt. Die Aehnlichkeit erstreckt sich selbst auf Nebensächliches. Vom Rossstalle aus, wo er niedrige Dienste ge- leistet, tritt Artachsir seine ihn zur Herrschaft führende Flucht an. In dem Augenblicke, wo Kyros den Entschluss fasst, von Astyages abzu- fallen, begegnet ihm ein persischer Sclave Hoibaras, Rossdünger in einem Korbe tragend, was als gutes Zeichen ausgelegt wird (Nikolaos Fr. 66). So grosse Uebereinstimmung ist sicher kein Zufall, Avir haben vielmehr eine alte einheimische Sage zu erkennen, die vom Gründer des altper- sischen Reiches auf den Gründer des neupersischen übertragen worden ist.' Dies ist im Ganzen gewiss richtig, bezieht sich aber nicht auf Ktesias allein, und Analogien finden sich nicht blos in der persischen Sage; damit fällt aber der Schluss, der aus der charakteristischen Eigen- schaft dieser Erzählung als persische Sage gezogen ist. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. I. Hft. 36 562 Bauer. sind. Diese Uebereinstimmungen von den unerwartetsten Seiten her nöthigen uns, eine Einheit und einen Ursprung derselben anzunehmen, denen gegenüber Kategorien wie Indogernianen und Semiten zu Gattungsbegriffen herabsinken; wir betreten ein Gebiet von Gleichungen, für die als Erklärungsgrund nicht blos die gleiche Geistesanlage urverwandter Völker, sondern die Gleichheit menschlichen Denkens und Erfindens überhaupt geltend gemacht werden muss. Da erzählt Sargon I. auf einem mehrere himdert Jahre nach seiner Regierung geschriebenen Thontäfelchen : ' ,Ich bin Sargon der mächtige König, der König von Agane, meine Mutter war eine Fürstin, meinen Vater kannte ich nicht, der Bruder meines Vaters beherrschte das Land. In der Stadt Azupiranu, die am Ufer des Euphrat gelegen ist, ward meine Mutter, die Fürstin, mit mir schwanger, in schwerer Lage gebar sie mich. Sie legte mich in ein Kästchen von Rohr, verschloss mit Erd- pech meinen Ausgang, liess mich hinab in den Strom, welcher mich nicht ertränkte. Der Strom trug mich, zu Akki, dem Wasserträger, brachte er mich. Akki, der Wasserträger, im Mitgefühl seines Herzens hob mich auf. Akki, der Wasser- träger, zog als sein Kind mich auf. Akki, der Wasserträger, stellte als seinen Verwalter mich an und in meinem Verwalter- amte liess es Istar mir glücken. . . . Jahre habe ich die Herr- schaft geübt.' — Auch hier also ringt sich ein später mäch- tiger König und Eroberer aus niedrigem Stande empor, wie Kyros in Ktesias' Darstellung, er ist der Sohn einer Fürstin, wie dieser bei Herodot, sein Vater ist unbekannt, wie der des Romulus, ein Wassei'träger nimmt den Knaben aus Mitleid an, wie Mithradates oder der Obereunuche den Kyros bei Herodot und Ktesias, wie Faustulus die Zwillinge. Es sind ganz dieselben Motive imd dabei doch wieder die Localfarbe der Erzählung eine eigenthümliche. Wie Romulus in der Wanne, so wird Sargon in einem aus Rohr geflochtenen Kästchen ausgesetzt. An eine andere durchaus ähnliche Sage, die von Moses, der Fr. Lenormant, Les premieres civilisations II, p. 105; Smith, The Chal- daeari account of Genesis, p. 299-, Maspero, Geschichte d. morgenländ. Völker, im Alterth., übersetzt von Pietschmann, p. 194. Die verscliie- deneu Uebersetzungen unterscheiden sich nur in unwesentlichen Punkten. Die Kyros-Sage und Verwandtes. 063 in einerHi aus Binsen geflochtenen Körbchen den Wellen des Nil über^ben wird, braucht blos erinnert zu werden ; sicherlich sind aber »beide Erzählungen in keiner anderen Weise, wie- wohl man es versucht hat,' mit einander in Zusammenhang zu bringeij^^iaiir auf Grund der Uebereinstimmung märchenhafter Züge überhaupt. Schon Geizer (Rh. Mus. XXXV, p. 415) hat betont, dass das Emporsteigen der Reichsgründer aus niedrigen Verhält- nissen in den sagenhaften Erzählungen der Völker beliebt ist. So ist in der hebräischen Sage David, der königliche Sprosse, zu einem Hirten gemacht, imd der Begründer der Mermna- dendynastie, der es um der sagenhaften Züge, die sich bei Herodot (I. 8) und Nikolaos von Damaskos (Fr. 49 Müller III, p. 383) finden, hat erfahren müssen, dass ihm die Existenz abgesprochen und dass er als eine Incarnation der Sonnengottheit gefasst wurde : Gyges, erscheint bald hervorgegangen aus der Anzahl der königlichen Lanzenträger, bald als Hirte (Piaton, de rep. n, 359 D), welche Version sowohl Herodot als Xanthos, des Nikolaos Quelle, vertreten, falls nicht auch Herodot auf Xanthos zurückgeht. Ebenso wie alle Behauptungen über den arischen Typus der früher erwähnten Sagen durch diese Ana- logien abgewiesen werden, so stellt sich aus der Betrachtung einer türkischen Sage ein gleiches negatives Ergebnis zweifel- los heraus. In chinesischen Quellen wird erzählt, dass die Horden der Hiung-nu von einer benachbarten Nation ausgerottet wurden bis auf ein Kind von zehn Jahren, dem nui- Hände und Füsse abgehauen wurden. Das Kind schleppt sich zu einem Sumpfe, wo es sich versteckt hält, eine Wölfin kommt es zu nähren und theilt seine Beute mit ihm. Die Wölfin wird trächtig und gebiert abermals flüchtig vor den Feinden zehn Knaben, diese wachsen heran und rauben, wie die Römer die Sabinerinnen, Frauen, und der stärkste unter ihnen, Assena, d. h. Wolf, wurde der Häuptling des sich rasch vergrössernden Stammes. Zum ^ G. Smith a. a. O., p. 300: This story is supposed to have happened about B. C. 1600 rather earlier than the supposed age of Moses; and as we knoAv, that the fame of Sargon reached Egypt, it is quite likely that this account had a connection with the events related in Exodus II. for every action, once performed, has a tendency to be repeated. 36* 564 Bauer. Andenken an dieses Wunder brachte derselbe Wolfsköpfe auf den Standarten des Volkes an. * Wiewohl sich hier aus der römischen Gründungssage bekannte Züge wiederholen, werden wir gleichwohl mit Gibbon - annehmen müssen, dass beide Geschichten in Latium und ,Sky thien' unabhängig erfunden wurden. Wenn man also die Wölfin als Stammesthier der Römer zu bezeichnen liebt und darin etwas specitisch Italisches erkennen will, etwa im Hinblick auf die angebliche Abstammung der llirpiner von einem Wolfe, ^ die sprachlich nicht zu vertheidigcn ist und von keiner älteren Quelle bezeugt wird, so wird mit Rücksicht auf die Wölfin in der türkischen Sage und auf die oben (p. 547, Anm. 1) an- geführte milesische Gründungssage, in der sie gleichfalls er- scheint, die Unrichtigkeit von Behauptungen, die solchen bei- läufigen Eindrücken ihre Entstehung verdanken, an einem Beispiele wohl genügend erwiesen sein. Nichts berechtigt uns, in dem Wolfe ein gerade den Italikern oder den Römern speciell heiliges Thier zu erblicken. §. 5. Entlehnungen. Aus dem Vorhergehenden hat sich ergeben, dass die blosse Aehnlichkeit von Sagen nicht berechtigt, ausschliesslich die Stammesverwandtschaft der betreffenden Völker als Grund dafür anzusehen, dass ebenso oft gleiche Sagen von ganz verschiedenen Völkern erzählt werden ; als dritte Möglichkeit bleibt noch die Nachbildung zu belegen. Hieher ziehe ich die Jugendgeschichte des Agathokles. Bezüglich der Herkunft der betreffenden Nach- richten Diodors kann man nur schwanken zwischen Kallias und Antandros oder Timaios; duss erst Diodor aus einer sicili- schen Localüberlieferung geschöpft hätte, ist unwahrscheinlich, Kallias und Antandros sind dadurch ausgeschlossen, dass diese nicht zum Lobe des Agathokles gehaltene Erzählung mit ihrer Sympathie für den Tyrannen unvereinbar ist. Wir lesen Diüd. XIX. 2 folgende Geschichte: Der Rheginer Karkinos ' Klaprotli, Tableaux historiques de l'Asie, Paris 1826, p. 114. 2 History of the decline and fall <>( the Roman empire, ed. in twelve vols. VII, eh. 42, p. 256. ^ Strabou V. 4. 12: 'ip-.ot yap y.a/.oöa'. o': lawi-ai tov Xüxc;v. I Die Kyros-Sage nnd Verwandtes. 565 lebte in ThermoW als Flüchtling. Während der Schwangerschaft seines "VX^bes ward er durch böse Träume geplagt. Er sendet deshalb naeh Delphoi und erhält von dem Orakel die Antwort, dass das Rind den Karthagern und ganz Sicilien grosses Unheil bringCÄÄueffle. Er lässt dasselbe unter Bewachung aussetzen, die Wächter ermüden, da es nicht stirbt, die Mutter rettet es heimlich zu ihrem Bruder. Auch dieser Knabe wächst heran und entwickelt sich über sein Alter (s^eßir) Tr,v zz c'i'.v z-jTzpt-KrtC, y.ai ?b (7ü),y.a eüswoTo^ ttoXI) [j,äAAsv r, v.oc-'y. tyjv r;Aiy.'!av). Sieben Jahre später hat der Vater bei einem Opfer Gelegenheit, den Knaben zu bewundern, und da er seines Sohnes mit Reue gedenkt, gesteht die Mutter ihre That. Man wird also diese Erzählung dem eifrigen Sammler Timaios, der auch sonst bekanntlich Diodors Hauptquelle gewesen ist, zuschreiben müssen, zu seiner Agathokles feindlichen Stimmung passt auch der Charakter der Antwort aus Delphoi; der Tadel, den Diodor (XXI. Fr. 17) gegen Timaios' Angriffe auf Agathokles ausspricht, schliesst die Benützung desselben nicht aus. und für diesen Theil seines Geschichtswerkes hat sich Diodor nicht wie sonst wohl mit einel" Quelle begnügt, und seine Erwähnung des Kallias und Antandros (XXI. Fr. 16 und 17) ist eine wirkliche Quellen- angabe, ^vie denn die Nachrichten, die Diod. XIX, 2 unmittelbar nach der oben ausgeschriebenen Stelle bringt, dem Agathokles zum Ruhme gehalten sind und daher wahrscheinlich aus den Werken der beiden letztgenannten Autoren genommen sein werden.! Agathokles starb 289, Timaios erlebte noch die Anfänge des ersten punischen Krieges, hat also seine fünf Bücher über Agathokles spätestens in den sechziger Jahren des dritten Jahrhunderts verfasst ; man wird schwerlich annehmen können, dass in dieser kurzen Zeit sich wirklich eine der Kyros-Sage so ähnliche Sage unabhängig entwickeln konnte. Wie hier die Geschichte von Kyros in einer Nachbildung vorliegt, so hat jüngst Robert dasselbe bezüglich der Paris-Sage ' Ich weiche bezüglich der Quelle des diodorischen Berichtes von Ferrari, Der Krieg des Agathokles gegen Karthago, Progr. des Gymn. zu Brilon, 1872, ab, der p. 9, Anm. 4 diese Geschichte Kallias oder Antandros zu- weisen möchte. Mit einem ähnlichen Mythos hat Philistos die Jugend- geschichte des Dionysios I. geschmückt. Vgl. Bass, Programm des Staats- gymnasiums im II. Bezirke in Wien, 1881, S. 8. 566 Bauer. gezeigt (Wort und Bild, Exe. IV, p. 233 ff. Philol. Unters, ed. Kiessling und v. Wilam. 5. Heft). Darnach kennt die ältere Uebei'lieferung die Geschichte von Paris' Aussetzung nicht, und wir haben in der Erwähnung derselben in Euripides' Alexandros und in dem gleichnamigen Stücke des Sophokles eine Be- nutzung der herodoteischen Erzählung zu sehen, in Folge deren die Paris-Sage der des Kyros analog umgestaltet wurde. Aber auch noch weiter hinaus und in viel späterer Zeit hat die Darstellung der Jugendgeschichte des Kyros bei Herodot gewirkt, wie ich einer freundlichen Mittheilung Prof. A. Schön- bachs entnehme. Die Geschichte der Jugend des Pilatus in der Legende von dem römischen Landpfleger in den Fassungen L M N 0 W 3 (nach Schönbachs Bezeichnung, Anzeiger für deutsches Alterthum und deutsche Literatur 1876, p. 149 ff.) ist derKyrosgeschichte nachgebildet, die älteren Fassungen kennen eine solche übei^haupt nicht, und der Verfasser unserer Version wurde durch ein von ihm benutztes Exemplar der Vindicta sal- vatoris, in dem der König Titus den Namen Cyrus führte, auf die Vervollständigung der Pilatuslegende gebracht; die Träume und den Streit mit den Spielgenossen nahm er mit einem weiteren Anschluss auch an die Karlssage in seine Darstellung auf (Schönbach a. a. O. p. 191). König Tyrus jagt im bam- bergischen Gebiet. Von der Nacht überrascht, erblickt er eine Constellation, die ihm verkündet, wenn er in dieser Nacht einen Knaben zeuge, so werde dieser Länder und Völker beherrschen. Da die Königin nicht da ist, so schafft man ihm ein Mädchen Pila, des Müllers Atus Tochter, (dies aus der Karlssage), sie gebiert einen Knaben Pilatus, derselbe kommt an des Königs Hof und tödtet dort den Sohn desselben, der ihn in ritterlichen Künsten übertrifft. Zum Tode verixrtheilt, w'wr] Pilatus nach Rom geschickt. §. (). Miirchoii iihiilirhon Inhalts. Die, Aussetzung von Kindern, ihre wunderbare Rettung aus dem Wasser und die Ernährung derselben durch Thiere, ihre P^rziehung durch Hirten, Fischer, kurz durch arme Leute ist auch den Märchen nicht fremd. Ich erwähne hier einige Beispiele, dip sir-h mit den eben behandelten Sagen besonders Die Kyros-Sage und Verwandtes. 567 eng berüjjren ui^ die ich theils freundlicher Mittheilung ver- danke, th6ils selbst gefunden habe. — Freilich verschmelzen hier die Motive noch mehr und erscheinen bald so und bald anders verknüpft"' die Rolle des Astyages und Numitor liegt in den Händei^fjjieir bösen Schwiegermutter oder neidischer Schwestern. Im deutschen Mährchen heisst es: Eine Königstochter und ihre Dienerin sitzen in einem Thurm mitten im Flusse, wohin erstere sich vor den Verfolgungen durch Mäuse retten musste (die Motivirung ist aus dem Märchen vom Mäusethurm), ein Wasserstrahl springt zum Fenster herein, sie fangen ihn auf und trinken davon. Beide werden schwanger und gebären jede einen Knaben. Sie legen die Kinder in ein Kästchen, das sie ins Wasser hinablassen ; ein Fischer fängt dasselbe auf, erzieht beide Knaben und lässt sie die Jägerei lernen, und der eine der Knaben, Wasserpeter, erhält schliesslich das Reich. (Grimm, Kinder- und Hausmärchen IH^, p. 103.) Dieses Märchen erscheint noch in mannigfachen Varianten, die bei Grimm p. 105 ff. zusammengestellt sind. Es erscheint auch mit anderen verbimden, das uns interessirende Motiv ist aber auch in der germanischen Sage schon uralt, wie die Sigurd- und Siegfriedssagen (Grimm p. 106) beweisen. Aehnliches findet sich in einem albanesischen und griechi- schen Märchen, die allerdings so gieichmässig verlaufen, dass man in beiden nur eine Form erbhcken darf. Ersteres (Dozon, Contes albanais, Paris, Leroux, 1881, p. 7 ff.) lautet: Zwei SchAvestern sind auf die dritte eifersüchtig, die dem König einen Knaben geboren hat, der auf der Stirne einen Stern und einen Mond an den Schultern trägt. Dem Könige, der bei der Geburt abwesend war, w^ird von den bösen SchAvestern der Wöchnerin erzählt, diese habe eine Katze und eine Maus geboren, in der That Avar es aber ein Knabe und ein Mädchen, welche sie nun in ein Kästchen einschliesst und durch die Mägde ins Wasser setzen lässt. Ein heftiger Wind treibt das- selbe ans andere Ufer, und zwei alte Leute, die dort in einer Mühle wohnen, finden die Kinder und erziehen sie, schliess- lich erfolgt dann die Wiedererkennung der Kinder durch den König. Das entsprechende neugriechische Märchen findet sich bei E. Legrand (Recueil. de contes populaires grecs, Paris, Leroux, 1881, p. 81 ff.) und heisst ,Ia Tzizinaena^ Drei junge 568 Bauer. Mädchen wünschen sich Männer, die Jüngste verspricht dem König, dass sie ihm Sonne, Mond und Sterne als Kinder ge- bären wolle. Der König heiratet sie, aber die böse Schwieger- mutter verfolgt sie und lässt immer in Abwesenheit des Königs mit Hilfe der Hebamme die Kinder aussetzen, während dem Vater berichtet wird, seine Frau habe in drei Jahren erst einen Hund, dann eine Katze und endlich eine Schlange geboren. Die Hebamme wirft die Kinder in einem Koffer ins Meer, der stets zu einem Eremiten, der eine einsame Insel bewohnt, ge- trieben Avird. Auch diese Kinder lernen schliesslich ihren Vater kennen und die böse Schwiegermutter wird bestraft. — Ein ganz ähnliches Märchen erzählt Coelho (Contos populäres portu- guezes, Lisboa 1879, p. XVIH) aus dem Portugiesischen; auf S. XIX und XX dieses Werkes findet sich noch eine grosse Anzahl von Verweisstellen auf mehr oder minder ähnliche Typen. — Auch ein sicilianisches Märchen darf hier angezogen werden (Laiu-a Gonzenbach, Sicilianische Märchen I, p. 19 ff., dazu R. Köhlers Anmerkungen II, p. 206) ; dieses ist aber gleichfalls keine neue und unabhängig entstandene Erzählung, sondern identisch mit den beiden eben angeführten; der Ver- lauf ist durchaus derselbe, es hat jedoch einen Zug mehr, welcher wieder an Kyros und Romulus gemahnt, also bei der sonst zweifellosen Entlehnung unabhängig erfunden und zugefügt ist: da die von einem Fischer erzogenen Kinder, die Avegen des Neides der beiden älteren Schwestern in einer Kiste ins Wasser geworfen worden waren, heranwachsen, streiten sie sich mit den Söhnen des Fischers. Den Schluss bildet wieder die Erkennung durch den Vater und die Bestrafung der Schuldigen. Ganz analog, also auch übertragen, ist der Eingang eines avarischen Märchens: ,Die schöne Jesensulchar' (Schiefner, avarische Texte, p. 94 ff. Memoires de l'Academie imperiale des Sciences de St.-Petersbourg, VIP serie, tome XIX, 1873, die Tiiteraturangaben über ähnliche Erzählungen von R. Köhler S. XXI ff. des Vorwortes). Wenn in diesem die Kinder, welche die verfolgte Schwester geboren hat, in der Wildnis von einer Hirschkuli gesäugt werden , vertritt deren Stelle in einem griechischen Märchen aus Syra (Nr. 69, v. Hahn, Griechische und albanesischc Märchen II, p. 40 ff.) eine Ziege. — Ein specifisch indogermanisches Gut ist. aber dieser Zug der Sage Die Kyros-Sage und Vei-wandtes. 569 und des ^lärcheas nicht, es genügt auf die früher erwähnte Erzähhm"^ von Akki, dem Wasserträger, und auf Moses zu verweisen; diese Uebereinstimmungen auf Entlehnung zurück- zuführen, wird wohl niemand geneigt sein. Und wie es hier bei einefei^^ossen Crriffe in den Märchenschatz gelang, eine Fülle von Analogien aufzufinden, so ergeht es in den meisten Fällen. Singuläres und Unbelegbares findet sich selten. Wer aber in der wissenschaftlichen Behandlung die mondumglänzte Zaubemacht in alter Pracht emporsteigen lässt, darf sich wohl hüten, dass sie ihm den Sinn nicht gefangen halte, imd möge doch die flatterhaften Elfen, die in derselben in einander ver- fliessend und gaukelnd ihn umschweben, nicht in ein System zu bringen suchen. ' Alter Griaube, Gelerntes und Neuge- schaffenes werden hier stets im bunten Wechsel durch einander gehen, hier gibt es keine Zwecke und Tendenzen mehr, un- bestritten herrscht die Phantasie, wer die luftigen Jungens derb anfasst, dem zerfliessen ihre Gestalten unter den Händen. Für den Schulmeister sind die Geschichten, die Grossmutter am Herdfeuer erzählt, zu gut, und er mag sich in Acht nehmen vor der Wasserfeen und Luftgeister Rache, er wird im Reigen des Sommernachtstraumes zum Gespötte werden und zu einem Licinius Macer und Ephoros wirft man seinen Namen, er wird mit den Kindern lernen müssen, die Botschaft nicht imv zu hören, sondern auch zu glauben. Lassen sich doch die hier behandelten Sagen und Märchen nicht einmal nach den zwei Gesichtspunkten disponiren, dass man jene, in denen die Aus- setzung in einem Kästchen oder Körbchen, und jene, in denen das Hinaustragen in die Wildnis und die Ernährung der Kinder durch wilde Thiere verwendet erscheinen, zusammenfasst ; oft- mals erscheinen beide Motive verbunden, oft getrennt, dann ' Wie dies v. Hahn a. a. 0. I, p. 45 fF., in seinen Formeln versucht hat; eine beliebige Erzählung, auch die unsrige, kann bei dem mannigfachen Verschwimmen der einzelnen Motive niemals bestimmt eingereiht werden. Wenn übrigens v. Hahn p. oO, Anm. 1, in der Variante 2 von Xr. 64, dem Märchen vom starken Hans, der in der Schule den Königssohn prügelt, eine Analogie zu Kyros' und Romulus' Benehmen findet, so ist das sicherlich doch nur eine zufällige Uebereinstimmung eines ganz nebensächlichen Zuges, der mit einer Fülle ganz disparater verbunden auftritt. 570 Bauer. wieder an Stelle der Thiere mitleidige Menschen; jedesfalls liegt hierin nicht ein Unterschied;, dessen Hervorhebung ergiebig sein könnte, sondern all dies sind nur verschiedene Formen für denselben Gedanken. §. 7. Schlussboinerkuiig. Kui-z es zeigt sich, dass man auf dem Gebiete der Sagen- und Märchenvergleichung mit der grössten Vorsicht zu verfahren hat. Wo nicht formelle Anhaltspunkte eine Grundlage der Beweisführung abgeben, wird man aus der blossen inhaltlichen Uebereinstimmung in den seltensten Fällen ein einigermassen gesichertes Ergebnis erzielen können. Auch auf diesem Gebiete geistigen Schaffens des Menschen zeigt sich eine gewisse Gleich- förmigkeit der Erfindung sowohl, als auch der Weiterbildung und Entwicklung des einmal Gegebenen ; innerhalb bestimmter Grenzen ist der Menschengeist an den verschiedensten Orten imd bei den verschiedensten Völkern derselbe und bethätigt sich auch als solcher. Wie der erste Rationalist, der über die Kyros-Sage gekommen ist, mit Zuhilfenahme des eränischen Wortes aus der Hündin die Hirtin gemacht hat, wie wahr- scheinlich ebenso Mithra in den Hirten Mithradates übersetzt wurde, so hat man in der römischen Gründungsgeschichte den Gott Faunus in den Hirten Faustulus verwandelt und aus der Lupa die Buhlerin Acca Laurentia gemacht. So ist auch die (^inmurv, die nach Firdausi den Zäl ernährt imd beschützt (Sah. p. 93 ff.), durch eine ähnliche Klügelei in einen Eremiten umgestaltet worden (Mugra. a. a. O. Bd. XI, p. 286) und Semiramis zur Buhlerin geworden (Diod. H. 20), und wer wollte behaupten, dass für diese Analogien andere Gründe als die Gleichheit der im menschlichen Geiste überhaupt wirkenden Kräfte geltend gemacht werdelT dürfen? Es entstehen hier die gleichen Formen und die gleichen Aenderungen des einmal Erfundenen, wie die Homonymen auf dem Gebiete der Sprache: zufällig kann die gleiche Lautgruppe zur Bezeichnung ganz disparater Dinge gewählt werden, es kann aber auch ebenso oft eine ursprünglich gleiche Anschauung der Grund, der gleichen Be- zeichnung sein. Ebenso zeigt die Prägung der Worte überhaupt I Die Kyros-Sage und Verwandtes. 5 i 1 nicht nur ^oei stammverwaiidten, sondern auch bei Völkern, die nachweisnch in gar keinem Zusammenhange gesüinden haben, eine merkwürdige Uebereinstimmung ; auch diese sprachliche Erscheinung .zeigt das gleichmässige Arbeiten des Menschen - geistes '^j-^Uer Unabhängigkeit. Wenn es sich also in der vergleichenden Mythologie, bei der Untersuchung von 8agen und Märchen, bei der Betrachtung von Erzeugnissen der menschlichen Phantasie überhaupt darum handelt, zu entscheiden, ob Urgemeinschaft oder Entlehnung als Grrund der Grieichheit anzunehmen sei, so möge man sich stets erinnern, dass Semiten wie Indogermanen ähnliche Sagen be- sitzen, dass die Bewohner Innerafrikas ihre Märchen von Reineke Fuchs erzählen wie wir, dass die Vorgeschichte des Reiches von Uganda an den Ufern des Victoria Nyanza, wie sie Sabadu Herrn Stanley erzählte und dieser am Lagerfeuer stenographirt hat, auffallende Anklänge an die Erzählungen von Adam, Noah, Nimrod und Ham enthält, die sicherlich nicht erst auf die arabischen Bekehrer des Königs Mtesa zurück- gehen, ' dass die Ornamentirung von Gefässen, die einer pri- mitiven Kunstübung der verschiedensten Völker angehören, immer wieder dieselben unabhängig von einander erfundenen Formen aufweisen. Derlei Analogien hält man also am besten von der wissenschaftlichen Behandlung ferne. Dass man so lange und ausschliesslich, seit sie einmal ausgesprochen war, der oben bekämpften Ansicht gehuldigt hat: in der Kyros-Sage bei Herodot sei eine medische Version niedergelegt, hat seinen Grund in solchen zutreffenden, aber nicht beweisenden Analogien. Der Sprössling des medischen Königshauses als späterer Herrscher Persiens schien das Be- streben zu verrathen, die Niederlage der Meder und den Sieg der Perser auf diesem nicht ungewöhnlichen Wege zu Gunsten der ersteren in Ausgleich zu bringen. Das erinnerte auffällig an den gleichen Vorgang bei den Aegyptern, die den persischen Eroberer Kambyses für den Enkel des einheimischen Königs Apries ausgaben (Her. IH. 2), und ebenso hat Pseudo-Kalli- ' Durch den dunklen Welttheil I, p. 413. Die Sage von dem ersten der .3.5 Könige von Uganda, von Kintu, trägt auch Züge unserer Barbai'ossa- und Karlssage an sich. 572 Bauer. sthenes (I. 1. 34, IT. 27 Müller, Script, rer. Alex. M.), Moses V. Khorni ' II, 13 (Collection des historiens anciens et modernes de rArinenie, Paris, Didot, 1867, p. 87) und der Verfasser des Iskander-näme Alexander, derselben Tradition folgend, zu einem Sobne des Nektanebos gemacht, Aväbrend er im persischen Königsbucbe als ein Sohn des Darab, des Königs der Perser, und einer Tochter des Philipp von Makedonien erscheint (Mugm. a.a. O. Bd. XI, p. 163 nach Firdausi, vgl. 337. 338). Diese Beispiele dürften aber zur Erklärung der Kyros-Sage erst herbeigezogen werden, wenn der medische Charakter der herodoteischen Ueber- lieferung zweifellos feststeht; weil aber in drei anderen Fällen diese Beziehung stattfindet, sind wir nicht berechtigt, sie unter so vielen Möglichkeiten gerade in einem vierten zu constatiren. Aehnlich stellt sich die Aeneas-Sage dar, wenn wir Römer und Griechen wie Meder und Perser gegen einander halten. Hier hat man sich jedoch mit mannigfachen Erklärungen ab- gemüht. Wir haben heute noch die Wahl mit Klausen (Aeneas und die Penaten), Aeneas als eine mythische Figur zu fassen, als eine zwischen Göttern und Menschen vermittelnde Gestalt, die ihre Heimat am Ida unter den Daktylen hat, deren Ueber- tragung nach Italien sich aus dem Gleichklange seines Namens mit dem eines der digiti oder indigetes, Namens Ahenas (des Erzbezwingers, wie Kureten, Daktylen undKorybanten) erklärt — wir können den Grund der Herübernahme in den Orakeln der erythräischen Sibylle erblicken, die nach Cumae Avandert und Rom als das den Nachkommen des Aeneas am Ida verheissene Ilion betrachtet — Avir können uns das Entstehen der Wander- sage von Aeneas durch die Wiederkehr des Aphroditecultes in Thrakien, Arkadien, Epirus und Italien veranschaulichen und mit der Mutter den Sohn nach Hesperien gelangen lassen, anknüpfend an den zufälligen Gleichklang einzelner Local- bezeichnungen — AAÜr können mit Cuno (Vorgeschichte Roms I) Aeneas vom etruskischen Aesaf ableiten und einen Helden des troischen Sagenkreises in Latiiim denkbar finden, da durch Vermittlung der keltischen Veneter aus ihrer Heimat Paphla- ' Moses kennt, wie die eben angeführte Stelle zeiget, die.se Angabe, er .selb.st bezeiclinet aber II, c. 1 a. a. O., p. 80, Alexander als Sohn der Olympia» und des Philipp. Die Kyros-Sage xind Verwandtes. 573 gonien d^ Anteeormythus in die Poebene übertragen scheint und aucli"^er Cult der Venus und des Heros Aeneas von den Venetern an die Aboriginer überliefert wurde — wir können endlich mit Jäckel (Zur Aeneasfi-age, 9. Jahresbericht des Gym- uasiums^igtJ?^'eistadt), der hierin die von E. Hoffmann (Zeus und Kronos) aufgestellten Ansichten über Wandersagen weiter ausgebildet hat, mit Hilfe einer Etymologie wie Aiieias — Veneas von einem Venusvolke sprechen und an der Thatsache von dessen EiuAvanderung festhalten. ' Zu glauben braucht man weder das Eine noch das Andere, gegen jede dieser Aufstellimgen werden sich begründete sprach- liche oder ki'itische Bedenken erheben lassen, so vielfach und verschieden auch die Versuche sind, die Sage oder den Mythus zu deuten. Diese Frage ist bei Betrachtung der erwähnten Reichsgründungssagen nicht mit einbezogen worden , das Problem ist nicht berührt, das Liebrecht (Zui' Volkskunde, Romulus und die Weifen, p. 17 ff.) sich gestellt hat: welche Bedeutung diesen Thieren in den Ötammsagen der Indoger- manen, Türken, der Hundsripp- und Chippewä-Indianer zu- komme. Liebrecht kommt bei der Vergleichung seines höchst disparaten Materiales zu dem Ergebnis, dass stets die Vor- stellung zu Grunde hege, das Thier sei der Stammvater des Volkes. So wenig als diese Deutung ein für allemal richtig ist, so sicher gilt dasselbe von den Erklärimgen, welche de Guber- natis (Die Thiere in der indogermanischen Mythologie, aus dem Engl, von M. Hartmann, Leipzig, 1874, p. 358 und 451; von der Hündin, die Kyros, und der Wölfin, die Romulus ernährten, gegeben hat. Darnach hätte man sich vorzustehen, ,dass Kyros vielleicht wie Asklepios mit Hundemilch genährt worden ist', und dass die Wölfin in der römischen Sage nicht weniger ein ' V. Wilamowitz, Antigonos von Karystos (Phil. Unters, von Kiessling und V. Wilamowitz, IV. Heft, p. 160 ff.), meint, es brauche wohl nur ausge- sprochen zu werden, dass in Pergamon wesentlich die römische Aeneas- Sage ausgestaltet ist, wenn die Grundlinien auch schon gezogen waren. Diokles von Peparethos gilt ihm in Wahrheit als ,der römische Herodot', vor dem schon eine Reihe von spielenden und gelehrten Anknüpfungen mit der neuen Weltmacht gesucht und widerlegt worden seien, die uns entgehen, deshalb aber doch in dem Wirrsal der römischen Archäologie nachwirken. Das ist ein Gedanke, den man wohl haben kann, der aber nur berechtigt ist, weil wir über Diokles doch eigentlich nichts wissen. 574 Bauer. Weib ist als die säugende Wöllin des fünfzehnten esthnischen Märchens. Wer wie die beiden genannten Gelehrten vergleicht, unbekümmert um die Art der Ueberlieferung und der Ueber- lieferer, und statt auf die analoge Verbindung der Einzel- motive bei derStatuirung von Aehnlichkeiten sich zu beschränken, zu jedem derselben auf der ganzen Erde Parallelen sucht und eigene Vorstellungen substituirt, muss sich ins Endlose verirren oder rationalistisch erklären, Diese Methode gipfelt schliesslich in Ungeheuerlichkeiten, wie jene Behauptung: Wolf und Specht würden in der römischen Sage verwechselt, da es im Vedischen ein doppeldeutiges Wort, vrka, gebe, das sowohl den Wolf als die Kj'ähe bezeichne (Gubernatis, p. 542). Seit Kuhns Herab- kunft des Feuers und des Göttertrankes (Berlin 1869) ist man vieles gewöhnt, auch Kuhn sucht (a. a. O. p. 180) die mythischen Elemente in der römischen Sage zu deuten und vergleicht den Ficus ruminalis derselben mit der Esche bei den Griechen und dem Wcltbaume Ygdrasil und meinte, dass Picus, der Besitzer der SpringAvurzel, ursprünglich den Göttertrank vom Himmel geholt und Komulus und Remus damit genährt habe. Es ist nur consequent, wenn diese Betrachtungsweise zu Sätzen kommt, wie : das Kraut, mit dem der Specht verschlossene Orte zu öffnen vermag, ist der Mond, der die Verstecke der Nacht öffnet oder der Donnerkeil, der die Verstecke der Wolken erschliesst. Das ist die Geschichte von Wackernagels Hündchen von Bretten (Kleine Schriften H) mit furchtbarem Ernste vorgetragen. ^ Und wie den Sagen, so ist es auch den Märchen gegangen: während Wilhelm Grimm in der Einleitung zu den deutschen ' Es scheint dafür gesorgt, dass solche Ansichten nicht aussterben ; dies zeigt neuestens O. Kellers Aufsatz: Die Tellsage (Augsb. Allgem. Ztg., Beil. Nr. 140, Jahrg. 1882), in welchem mit der Grammatik, Etymologie und anderen Erfordernissen der Forschung ein gleich verwirrendes Spiel getrieben wird, um zu zeigen, dass Eigil, Teil, Orendel, Wieland der Schmied nnd Domitian eigentlich dasselbe sind. Was derselbe Gelehrte, Burs. Jahresber. 1882, II, p. 65, gelegentlich einer Anzeige des oben erwähnten Buches von Liebrecht über die Erfindung der römischen Gründungssage nach dem Muster der Sagen von Milet und Kydon durch Diokles .«agt. den dann Fabius und Eniiius benutzt hätten, beruht auf einer Stelle bei Festus, von der in den Handschriften nur einige Buch- staben stehen. I Die Kyros-Sage und Verwandtes. 575 Kinder- ij,nd Hai^smärcLen noch die drei Eventualitäten der UebereinSfinimimg in Anschlag brachte und ausdrücklich be- merkte, da^ es Zustände gebe^ die so einfach und natürlich seien, dass'sie überall wiederkehren, und dass nur die besondere, unerwaij^gtää^i^a eigensinnige Ausführung der Erzählung auf ur- sprüngliche Gemeinschaft oder Entlehnung zurückgeführt werden dürfe, hat Benfey im Pantschatantra schon den Versuch ge- macht, alle Märchen aus dem Indischen abzuleiten, Avie Andere in Indien das Urbild jedes mythologischen Typus der Indo- germanen zu suchen geneigt sind. Auch v. Hahn (a. a. O. I, p. 9) scheint mir bei seinen Auseinandersetzungen den Kj-eis zu eng zu beschreiben, wenn er die indogermanischen Volks- märchen als einen Theil des arischen Geistesschatzes bezeichnet; auch ausserhalb dieses Kreises haben Menschen menschlich und deshalb ähnlich gefühlt, gedacht und gedichtet. Auch darüber sind wir uns nicht klar geworden, ob die Sagen von Kyros und Romulus Naturvorgänge darstellen soUen, wie man auch wohl behauptet hat (Schwartz, Der Ursprung der Stamm- und Gründungssage Roms unter dem Reflexe indo- germanischer Mythen). Nach des Verfassers Ueberzeugung sind die Sagen eines Volkes etwas Anderes als in Symbolen ausgedrückte chemische Formeln oder meteorologische Berichte, wie auch Forchhammer in seinen AVasser-, Nebel- und Dunst- erklärungen voraussetzt. Der Sagenschatz eines Volkes ist hervorgegangen aus den allgemeinsten, einfachsten und an- fänglichsten Regungen des menschlichen Fühlens und Denkens, deshalb erscheint derselbe Stoff auch immer wieder in dieselben Formen geprägt. Bevor man aber zu den in der schaffenden Phantasie wirksamen Gesetzen vordringt, welche mehr fühl- als erkennbar sind, deren Formulirung den Stoff unter den Händen nur zu oft zerfliessen macht, ist es nothwendig, sich über die Beziehungen der uns bekannten Erscheinungsformen klar zu werden, will man nicht Gefahr laufen, willkürlich zu construiren. Selbst dann noch zeigen sich durchaus gleiche Motive verwendet, wenn die Zeit der Mythen- und Sagenbildung längst vorüber ist, in der man die Analogie der geistigen Pro- cesse aus der elementaren Thätigkeit der Phantasie in ihren Anfängen zu erklären geneigt ist; auch die Rationalisirung geht gesetzmässig und ähnlich vor sich. 576 Bauer. Wie es kommt, dass der allgemein märchenhafte Zug von der Aussetzung und wunderbaren Rettung von Kindern gerade in Reichsgründungssagen sich immer wiederholt, darauf eine bestimmte Antwort zu geben erscheint sclnvierig. Wenn man aber nach Gründen sucht, so müssen die allgemeinsten als die wahrscheinlichsten bezeichnet werden. Das Recht, Kinder unschädlich zu machen, ist im Alterthum von Eltern geübt worden, nicht indem man sip tödtete, sondern ihrem Schicksale überliess, in Kästchen oder Körbchen dem Wasser übergab oder in die Wildnis hinaustrug. Wo menschliche Rücksichten dem Individuum das Recht des Daseins absprechen, wird es höherem Schutze überantwortet, unter diesem soll es gedeihen, wenn es überhaupt zum Leben bestimmt ist. Hier erhebt nun die Volkssage die Stimme des Mitleids. Der Gründer einer neuen Dynastie ringt sich aus un- scheinbaren Anfängen empor oder es behauptet dies wenigstens die Volkssage, selbst im Gegensatze zm- Wahrheit. Als das energischeste Beweismittel des endlichen Sieges über alle AVider- wärtigkeiten bietet sich das Entrinnen aus dem schon in zarter Kindheit geplanten Untergang. Das ausgesetzte Kind gedeiht imter sichtlichem Götterschutze , allem Menschenwitz zum Trotze. Und wo Eltern oder Verwandte erbarmungslos ver- folgen, da jammert die Thiere^ die eben geboren haben, des Verlassenen Schicksal, sie kommen es zu nähren, und wo Fürsten die Sprossen ihres Hauses, Kinder, von denen ihnen böse Träume Gefahr künden, aus egoistischen Gründen in die Wildnis hinausstossen, da nimmt sie der allezeit ziim ^Mitleid und zur Hilfe in der Noth bereite Hirt, der Arme in seine Hütte und pflegt und erzieht die Verlassenen. Und end- lich wird ihnen ihr Recht, sie werden erkannt und besteigen den Thron, der ihnen vorenthalten werden sollte. Das sind aber nicht indogermanischer und nicht semitischer Sage eigen- thümliche Vorstellungen, sie ^entspringen dem menschlichen Eühlen überhaupt, die Phantasie verleiht denselben die Formen ; dass diese so ähnlich sind, ist merkAvürdig, aber nicht wunderbar, es wirkt Verschiedenes dabei zusammen. Genau und im Ein- zelnen wird es sich niemals bestimmen lassen, wie viel Selb- ständiges, wie viel Nachgemachtes ist, wie viel blos zufällig übereinstimmt^ allein das Verlangen wird nicht unberechtigt Die Kyros-Sage und Verwandtes. 5/7 sein, da^ auch, an diese Ueberlieferung der historische Mass- stab gel^t werde, dass eine Sonderung der Zeugnisse nach den ZeugcH, soweit dies möghch ist, gemacht werde, dass Untersucliungen von der Grründhchkeit der Müllenhoffschen Arbeit«iiK-Ä<^^r der früher erwähnten Schrift von Seuffert der Verwerthung dieses Materiales vorausgehen. Zu sicheren Ergebnissen wird nur in manchen Fällen zu gelangen sein ; wenn eine Sage bei einem Volke nur einmal be- zeugt ist, wird man überhaupt, wenn nicht besonders günstige Umstände walten, auf eine Erklärung verzichten müssen, am wenigsten aber wird damit gedient sein, wenn man alle Er- scheinungen aus einem und demselben Gnmde zu erklären sich bemüht. Die Schöpfungen der menschlichen Einbildungs- kraft sind zwar unendlich, zugleich aber wieder eigenthümlich beschränkt, deshalb können unabhängig von einander analoge Erzählungen entstehen, wie mehrfach beobachtet wurde. Die Entlehnung ist aber auch eine sehr weitgehende, sehr vielver- zweigte; wir haben in der unerwartetsten Weise bei den Si- cilianern, Portugiesen, Albanesen, Neugriechen und Avaren ein Märchen auf seiner Wanderschaft verfolgt, und endlich wird man auch der ursprünglichen Gemeinsamkeit der Vorstellungen bei verwandten Völkern ihr Recht lassen müssen. Möchten diese Auseinandersetzungen, deren Unvollständig- keit der Verfasser selbst am besten kennt, dazu beitragen, dass vorsichtige Forschung auf diesem Felde die vorzeitige Con- statirung eines scheinbaren Sachverhaltes immer mehr ein- schränke. Nachtrag zu S. 568. Auch in zwei syrischen Märchen, die Dschano aus Midhjät den Herren Prjm und Socin erzählt hat, enthalten solche Aus- setzungsgeschichten (Syr. Sagen und Märchen von Prym und Socin, Göttingen, 1881, II. Bd., p. 16, Nr. 5 und 6). Das eine Mal ist es ein Mädchen, das von einer Königstochter geboren, ausgesetzt und von Hirten, die es finden, aufgezogen wird, das andere Mal übergibt eine Witwe, die von einem Sterne empfangen hat, den Knaben in einer Schachtel dem Meere, ein Kaufmann erwirbt dieselbe und nimmt den Knaben an, der später Fürst der Stadt wird. Sitsnngsber. d. phil.-hist. Gl. C. Bd. I. Hft. 37 578 B 11 u e r. Die Kyros-Sage und Verwandtes. Endlich ist noch ein esthnisches Märchen zu nennen, das auch das gleiche Motiv enthält. (Kreutzwald und Löwe, Esth- nische Märchen, II. Bd., Dorpat, 1881, p. 145 ff.) Inhalt. I. Die Kyros-Sage. Seite 1. Einleitung 495 2. Die Kyros-Sage bei Herodot 497 3. Die Angaben des Trogus Pompeius 502 4. Herodots kritische Grundsätze 506 5. Charakter der herodoteischen Version 511 6. Die Erzählung des Ktesias 518 7. Xenophons Kyropädie 525 8. Spätere Zeugen 537 II. Verwandte Sagen. §. 1. Die Sage von Romulus und Remus 539 §. 2. Germanische Sagen 553 §. 3. Indische und persische Analogien 557 §. 4. Semitische und andere Erzählungen 561 §. 5. Entlehnungen 564 §. 6. Märchen ähnlichen Inhalts 566 §. 7. Schlus.sbemerkung 570 Nachtrag zu p. 568 577 « I^jK^rZUNG VOM 1. FEBRUAR 1882. Zm' Vorlage kommen folgende von ihren Verfassern ge- widmete Druckwerke : Heinrich Freiherr von Haymerle. Ein Rückblick auf sein Leben von Herrn Alfred Ritter von Arneth; Der neue Universitätsbau in Wien. Eine historische Studie von Herrn G. Wolf. Von dem k. k. militär-geographischen Institut in Wien vdvd die 19. Lieferung der neuen Specialkarte der österreichisch- ungarischen Monarchie übermittelt. Herr Prof. Dr. Theodor Gärtner reicht eine Abhandhmg mit dem Titel: ,Die judicarische Mundart' ein und bittet um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte. Die Abhandlung Avird zur Begutachtung einer Commission überleben. 'ö^ Herr Professor Emil Kaluzniacki in Czernowitz über- sendet zAvei Abhandlungen unter dem Titel: , Kleinere alt- polnische Texte aus Handschriften des XV. und des Anfangs des XVI. Jahrhunderts' und , Beiträge zm* älteren Geheimschnft der Slaven' mit dem Ersuchen um ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte. Die beiden Abhandlungen Averden einer Commission zur Begutachtung überwiesen. Von Herrn Bernhard Münz in Leipnik wird eine Ab- handlung über ,Die vorsokratische Ethik' eingesendet mit dem Ersuchen um ihre Veröffentlichung in den Sitzungsberichten. Die Abhandlung wird einer Commission übergeben. Sitzungsl)ei-. d. phil.-hist. Gl. C. Bd. U. Hft. :-}8 580 An Druckschriften wurden vorgelegt : Acadt'mie roj'ale des sciences des lettres et des beaux-arts de Belgique: Bulletin. 50« annee, 3« serie, tonie 2, No. 11. Bruxelles, 1881; 8". Accademia, reale Virgiliana di Mantova: Atti e Memorie. Mantova, 1881-, 8". — Del Lag-o di Garda e del suo emissario il Mincio del Jacopo Marti nelli. Mantova, 1881; 8". Geschichtverein und naturhisstorisches Landesmuseum in Kärnten: Carintliia. Zeitschrift. 71. Jahrgang, 1881. Klaopufurt; 8". Gesellschaft, deutsche morgenländische: Zeitschrift. XXXV. Band, IV. Heft. Leipzig-, 1881; 8«. — k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXIV (N. F. XIV), Nr. 11 und 12. Wien, 1882; 8". — königl. böhm. der Wissenschaften in Prag: Jahresbericht. 1880. Prag; 8". — Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Prag; 8''. — Abhandlungen von den Jahren 1879 und 18«0. VL Folge, X.Band. Prag, 1881; 4". — Decem registra censuum bohemica compilata aetate bellum hussiticum prae- cedente. Jcsef Emier. V Praze, 1881; 8". Hauthaler, P. Willibald: Die Salzburgischen Traditionscodices des X. und XI. Jahrhunderts. 8". lustituto histurico, geographico e ethnographico do Brasil; Revista trimen.sal. Tome XXXIX, parte !«• e 2». Rio de Janeiro, 1876; 8«. — Tomo XL, parte 1» e 2'^. Rio de Janeiro, 1877; 8". — Tomo XLI, parte l'' e 2". Rio de Janeiro, 1878; 8". — Tomo XLII, parte 1» e 2". Rio de Janeiro, 1879; 8». — Tomo XLIII, parte 1». Rio de Janeiro, 1880; 8". Museo nacional de Mexico: Anale.s. Tomo H, Entrega 4. Mexico, 1881; 4". Society, the American philosophical: Proceedings. Vol. XIX, Nr. 108. Philadelphia, 1881; 8". — the royal geographical: Proceedings and monthly report of Geography. Vol. IV, Nr. 1. January, 1882. London; 8". Verein für Hamburgisclie Geschichte: Mittheilungen. IV. Jahrgang. Ham- burg, 1882; 8". — für meklenburgi.sche Geschidite und Alterthumskunde: .Tahrbücher und Jaliresbericht. XLVI. Jahrgang. Schwerin, 1881;«". — historischer für Niedorsachsen : Zeitschrift. Jalirgang 1881. Hannover, 1881 ; 80. Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. III. Jahrgang, Nr. 4. Wien, 1882; 8". ^" Zürich, Universität: Akademische Schriften von 1880 1881. 40 Stücke 4« und 80. I « ^«w*- Y. SITZUNG VOM 8. FEBRUAR 1882. Se. Excellenz der Präsident gedenkt des verstorbenen Vicepräsidenten der kais. Akademie der Wissenschaften, Adam Freiherrn von Burg, welcher am 1. Februar dieses Jahres in Wien verschieden ist. Die Mitglieder drücken ihre Theilnahme I "" ""^ "° '" """ -^ I Die künigl. preuss. Akademie der Wissenschaften in Berlin übersendet den 7. Band des Werkes: ,Politische Correspondenz Friedrichs des Grossen'. Von Herrn Puntschert, Secretär der Stadt Retz, werden zwei Banntaidinge von Thern und Dörfel für die Weissthümer- Commission eingesendet. 38* 582 Iltrr Reglerungsratli Dr. C Ritter von Wurzbach legt den 44. Theil des biographischen Lexikons des Kaiserthums Uesterreich' vor mit dem Ersuchen um Bewilligung des üblichen Druckkostenbeitrages. Das w. M. Herr Dr. Pfizmaier übersendet eine für die Sitzung'sberichte bestimmte Abhandlung: ,Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's'. An Stelle des verstorbenen c. M. Prof. Stumpf-Brentano wird das w. M. Herr Hofrath Maassen als Mitglied in die Centraldirection der Monumenta Germaniae in Berlin gewählt. An Druckschriften wurden vorgelegt: Academia Romana: Analelo. .Seria II, Tomnlu II. Buciiresci, 1881; 4". Ackerbau -Mi 11 isterinni. U. k.: Statistisches Jahrbucli für 1880. 111. Heft, 2. Lieferung. Dpv Kergwerksbetrieb Oesterreichs im .lalire 1880. Wien, 1881 ; 8". AltHrtlinms- Verein zu Wien: Berichte und Mitthoilungen. R-iiid XX. Wien, 1881; 4". Arclieologia e Storia Dahnata: BuHettino. Anno IV, Nr. 7 — 12. SpaLato, 1881; 8". Central-Commission, k. k. statistische: Statistisches .Talirbuch für das Jahr 1879. V. Heft. Wien, 1881; 8". — Jalir 1878. VII. Heft, 2. Ab- tlieilnng. Wien, 1882; 8". Gesellschaft für Sal/.burger Landeskunde: Mittheilungen. XXI. Vereins- jahr 1881. Salzburg; 8". Jjouvain, Universitv catholiiiue: Auuuairo 1»S0. 41'' anni'e. Louvain; 12". — Revne catholiqun. Turne XXIII, 1*"— 6« livraisons. Louvain, 1880; gn. _ Tome XXIV, V''---C>- livraisons. Louvain, 1880; 8". — Biblio- graphie acad/'inique. Louvain, 1880; 8". — Theses. Louvain, 1880; H. Vorein, niilitär-wissenschnftlicher in Wien: Organ. XXIV. Band, 1. Heft. 1882. Wien; 8". Pfizm liier. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 583 « Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. Von Dr. August Pfizmaier, wirkl. JVIitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. In der vorliegenden Abhandlung wird der Inhalt einiger mystischer Schriften, deren Gedanken auf die von ihrem Ver- fasser während des Aufenthaltes in den Gebirgen der Umgebung von Mijako empfangenen Eindrücke zurückzuführen sind, zur Kenntniss gebracht. ^ £ ^ ■^ Tojo-tomi Katsu-tosi, kleiner Anführer und Statthalter von Waka-sa, lebte zu den Zeiten Fide-josi's, in dessen Auftrage er sich an dem Feldzuge gegen J^ »^ ^ -^ Sima-tsu Josi-fisa in Kiü-siü (1587 n. Chr.) betheiligte. Später wohnte er in der auf dem östlichen Berge von Mijako befind- lichen Halle jS ^" Kio-an. Er starb im zweiten Jahre des Zeitraumes Kei-an (1649 n. Chr.). lieber seine Lebensjahre wird in den vorhandenen Nachrichten nichts angegeben, jedoch geschieht in einer seiner Schriften von seinem ,von achtzig Jahren nicht fernen Alter' Erwähnung. Die Abhandlung erklärt vollständig die Schriften : ^M jjj \^ ^ g^ Fingasi-jama san-ka-no-Jd. Bericht von dem Berghause des östlichen Berges. SH TJi ^ ^ Äsa-borake. Der Tagesanbruch. ® pj V ^ oB ^^^-jff'^f^ san-ka-no ki. Bericht von dem Berghaiise des westlichen Berges. 584 Pfizmaier. Das Kei's:hau$ des östlichen Berges. h t ^ 2> ® -f ^ M 77 \L y y- y u y H V 7 •> V m h y n 7 ^ 7 T ^- ^) ^ y \U T )V :v U )j y h i- )U i- 7 ZI =« 7 X 7 t 0 )^ IV — > — ^ T ^ L/ €. m 3 7 t V 77 y ^ u * Zy ^ 7 h t/ t. 7 Fltot'l tomosi-hi-ico kakage-tsuktisi-te | fu-ja-no ar'i-su-e- r )~\ — X X t h 'j ^ -\ 7" )U y t V £ >^ A t 7 ^ 3 •^ t > •^ 2> ^ ^s ^ -f ^ 7 ^ ^ ?ly •^ n ^ 2> 7. )\> A y 7 ZL 17 y- Zy y -\ ^ U y u — ^ ^\ h ^ y A (Jwo-jake-no ja-sumi sirosi-mesu, uje-ni-te dani | kakaru koto- iva fukaki juje aru-beki-ico \ masi-te jo-ivo nogaruru tada-hito-no fiza-wo iru hakari-mo jasuku motomu-hesl-ja. Selbst überdies, dass man die öffentlichen acht Ecken beherrscht, muss eine solche Sache einen tiefen Grrund haben. Um wie viel weniger kann ein die Welt vermeidender gewöhn- licher Mensch in dem Masse, als er das Knie hereinbringt, leicht suchen! \) ZI z^ y ^ ^ Jdtsuyare fin(/ y y — y X 7 y n ^ ^ 2> 1} « ^ h 1/ ^ ly ^ t )^ r 2> :? )^ h t 7" 4^ ^ y ^ 7" •> H y 7 A T tt 2> 7 D 0 ^ Matsu-no fasira kajd fukerii noki-ha tsukureru jado-wa ' icore-do akanu to-hakari nomi kokoro-ni kib-site | wono-ga ajasi-no siha-no sode-gaki-mo \ kuma-naku kaki-araicasi-temu-to-zo omo. Die Einkehr, in welcher aus Fichtenpfeilcrn ein mit Ried- gi'as gedecktes Vordach gebaut Avar, wie man sie auch be- wohnte, man war nicht gesättigt. Nur eine Weile im Herzen Freude habend, dachte man, dass man den eigenen wunder- baren Aermelzaun von Reish»l/> unvcrhiillt durch die Schrift offenkundig machen werde. U ^ y A- ^) 1^ r. y )\ ^ ^ )v n^ m y y PM y y - y" )^ ^ u 11 \L y ^y y ii. y ti y U ^ y M y ^ f)\ i/ IR )^ "i- - ^ ^ lii ^t/ )^ y ^ V A ^^ '^ ^ i: "t ij Tsune-nl aiimi dokovo wa knicara fitkeru mono fida-tsiL | ji(- dzib futa-mn ii;o f()ki)ra-7d sitsural-ta | migiri-no kahe-ni aö-sed-rib- ga Hl I ko-zki-no iva-ka \ aware-naru-ioa sikl-si-ni kakl-te wosi-tsu. Der Ort, den man beständig bewohnte, waren zwei mit Ziegeln gedeckte Räume. Indem man zwei Zellen zu einem kleinen Tempel aufbaute, schrieb man an der linken Wand das chinesische Gedicht: ,Dcf^Fichie kleiner Hügel' und das von einem Menschen des Altcrthums verfasste japanische Lied: .Leidvoll ist es' auf Farbcnpa])ier und drückte es nieder. ;u u - 7}- ^ h 4^ ^ y -;y a ^)^^y^)'ty^'fyyy Drei mystische Schriften Tojo-tonii Knts\i-tosi's. Do i ly ^ ^^ h y ^v y y n X y ^ -j- ^ T ^ ^ ^ U ^ ly^^V^ ^ ^ 17 -j- ^ 4^ )^ K Mi-dztikara-no tsuta-naki koto-no fa-mo | ori-ni fure-taru nasake sugusanu-wa kataicara-ni kaki-tsuku \ fito miru-hekl narane- ha I koto-ni kafaku-na loare-mo tsumi jurusi-tsu-hesi. Dass man in den eigenen nnbehilflichen Worten die Leidenschaft, von der man um die Zeit befallen wurde, nicht überschreitet, schrieb man hinzu. Wenn es nicht der Fall ist, dass es die Menschen sehen sollen, kann man mir, dem be- sonders Hartnäckigen, auch die Schuld verziehen haben. Z^ )\ ^ \y ly ^ n V ly V tl U -I y h i- IV y 9 y X y" ytn^y^ypt^^ 2/ y" ^ ^ ~ h ly U i- n 7 i. y y =• 9 y )\ )\> V ^4- Jagate koko-wo fan-zUsu-to su j ije~wa sono sldzaka-naru koto- ico ure-ha | icare-wa sono sidzuka-naru koto-ico usino-iii ni-tare-do omö-do-tsi-no katarai-wa ikade munasl-karan. Sogleich machte man diesen Ort zur halben Sonne. Al.^ das Haus seine Ridie erhielt, schien es, als ob ich die Ruhe verlöre. Doch Avie sollte die Unterredung der Gleichgesinnten vergeblich sein? m. y ^ ^) y )v A ^ ^ y ^ w^D^i^y ^ ^v y )\ ^ ^ — ZI tj )\ V t r ^ m Y. 588 Pfizmaier. )V ^ p -f ^ -> - ^ 77 ^7 - h i- ^ ( U >)i h y y -V ^ jl 'j / 1 7 U :/ 7 ^ ^ T fh y ( ^ 1/ ^ /»?« ßto tsu-tca ßtori-waro-to-zo iü nunc j aru-ßto ika-naru- zo-to tadzune-faheri-si-ka-ha | moro-kosi-no bun issen-go-ßaku-kuan- wo atsunie-woki-te | ^•a^s^t kore-ivo tadori-jomu-ni \ fono-hono kokoro- jura maki-maki-no tokoro-ni itari-te-wa \ iitsi-eniaruru toki-mo ttru-ni-ja. ]\Ian sagte, dass man einzig und allein jetzt lacht. Ein IMcnsch fragte, wie es sei. Man sammelte und legte ein- tausend fünfhundert in chinesischer Schrift geschriebene Bücher- rollen nieder und las sie vorläufig tappend. Als man unsicher, im Herzen schwankend zu der Stelle der Rollen gelangte, war wohl auch die Zeit, dass gelacht wurde 7 ZL [ / u y )V 7 ^ ^ 3 ^ y ly ^A ^ M u y ^ ^^^)P^^^yy Mata jo-jo-no sube-ra-gi jerami-icokase-taviajern dtsiime-to- mo I uta-awase-no tagid mono-gatari sh-si-7W sina-shia \ ije-ije-un atsit.me loojoso nißnkn-roku-ziü-hu-ni ivojoberi. Ferner erstreckten sich di(; von den Kaisern der Zeitalter auserwähltcn und niedergelegten Sammlungen, Dinge von der Art der Liedersammlungen, die Classen der Erzählungen und Schreibebücher, die Sammlungen der Häuser im Ganzen auf zweihundertsechzig Abtheilungen. . Drei mystische Schriften Tojo-toini Katsu-tosi's. 5fe9 h 1j. ly D 2> ^ T y ^v y Sidzukii-naru utsi-no mote-asobi-mono-to si \ kokoro-wo jareru naka-datsi-to su. Man machte sie zu Spielzeugen des stillen Inneren, machte sie zu Vermittlern, nach denen man das Herz entsandte. 11 K ^ ^ y 11 V y ^\ ly f ly 1 f y 7 7s y" ^^-yut^yuAy . Kono foka teö-do-meku mono kanarazu motoviu-to na-kere- do 1 wono-dzu-kara koto ittsio kara-no fumi-dzukuje ßto-tsu | onazl-ü suzuri-no sama-mo juje-na-karazit eri nasi-ie \ isi-no omo-ni kara- bito aicare-nai'U mei-wo okasi-ku kisameri. Obgleich ausserdem Sachen von dem Aussehen der Ge- räthe gewiss, wenn man sie auch sucht, nicht vorhanden sind, hat man eine Harfe, einen chinesischen Schreibtisch, ebenso die Gestak des Tintensteines, ohne dass eine Ursache wäre, mit Schnitzwerk versehen und hat auf der Oberfläche des Steines ein chinesischer Mensch eine klägliche Inschrift Avundervoll ein- gemeisselt. 590 Pti/.niaier. ^ 9 ly y ^ 0 ly tl 11/ )\ :t 'J ly n "t 7s ^ ± üra-no kata-ni hi-jb-kin to-kaku-no kaioara-to-ka-ja i-i-taru \ nje-jasu-ga ai-se-si suzuri-vio \ tsui-ni fafurasi-sute-si koto-wo omoje-ba. ]\Ian dachte, dass an der Buchtseitc der mit Namen etwa Dachziegel des östhchen Söllers des Palastes Wi-ngang ' genannte, von Ujc-jasu geliebte Tintenstein zuletzt weggeworfen worden. ^y )^ )L/ )^ t t »j ]y -f ^ u 7 y b r h h ^ t ^ €. X ^- )\ b )^ u 11 4^ )ly r y V ^ )V 7^ 2> ^ — -tf t -^ V U 7 y y t ■V 2> :/ )ly — D ly ly A -;; y ^ t^ y 77 X ^ )^ -h u D h ZI ^ Itari-tii woroka-nare-do \ faruka-ni nokorl-to tomarera fodo- iiio aware-ni kokoro-moto-naku | mo-zi-no kaivarazu azajaka-naru- ico miru-ni-mo \ ßto-wa faka-naki tamesi madzit omoi-slrara-im. Um die Zeit als man, obgleich äusserst unwissend, in der Ferne bei Zurückbleiben anhielt, sah man, voll Bedauern und im Herzen ungewiss, dass die Schriftzeichen unverändert dcutlicli waren, imd von den INIenschen ward das vergängliche Vorbild /.um ersten Male in Gedanken erkannt. ^ )\ -t)- )U ij 9 y y =r t ]\\ )\ X ly ¥J^ y^ y 7^ n V ^ )^ ^ V t ^^ y" y ^ ^ r y y ' Ein Palast der Hau in T.schang-ngan. Drei mystische Schriften Tojo-toini Katsu-tosi's. 591 y ^ ^ 7s >y y h ^ y" X X r. =- ^ ^ ^ U y ^ ^ Jamstwg^fukd-karane-do arawa-narazu j ije-wo meguri-taterit matsu jeda sasi-kmrazu fohi-wa-gi \ suhete ikura-to kazoje-tsukusu- heki-ni-mo arazu. Das Gebirge, obgleich nicht tief, war nicht augenscheinhch. Wie viele die rings um das Haus gesetzten Fichten, die mit den Zweigen sich nicht verändernden Bäume der beständigen Blätter seien, Hess sich durch Zählen nicht ergründen. T )\ M. M ^) -n- jl y 7 0 -^ Maje-ni fani ari nnga-uso-fuku fasi-ico tsnhuru \ icatari-no juku fodo momo-saka amari \ toicoku so-vion-no ran-fü-wo sitaioazu si-mo arazu. Davor war ein Thal, man baute die lange pfeifende Brücke, Der Uebergang betrug hundert Schiilie. Es konnte in der Ferne den Clöttervogel und Paradiesvogel von So-mon nicht anders als mit Sehnsucht erfüllen. r^^^yx^^ y" Koko-xoo sugi-ie fake-no fajasi-ni itaru \ natsu-iva suzusi-ki fusi-do-to sadame | iku-jo-wo kasnnete-mo akazu. Hier vorübergehend, gelangte man zu einem Bambuswalde. Im Sommer bestimmte man ihn zu einer kühlen Lagerstätte. Ob man es auch mehrere Nächte wiederholte, man Avurde dessen nicht satt. 592 Pfizmaier. >^ b )l^ t ^ )^ 7 7 y - ^ jl r ^ t ?^ A ^ n X r ^ \) \U U ~ y ^ ^ ly 7 y 7" y t^ h "7 m ^ ¥r ^ U t u i' ^ u ^ .% m ^ ^ Fa-icake-no kaze-ni aivogi-ico wasure \ sin-ziü-no ko-zu-e-ni fototogisu-ioo kiki \ fatsu-ne-wa madzu waga fame-ni-to omoi-gawo- narii-mo \ jama-no kai ari-te ohoju. In dem blätterzertheilenden Winde vergass man den Fächer. Den auf den Gipfeln der neuen Bäume weilenden Kukuk hörend, hatte man die Miene, als ob man dächte, dass die Anfang'ötöne zuerst unsertwegen seien. Man erinnerte sich, dass es eine Bergschlucht gab. i- )V ^ i- 9 ty h 9 i- n ^ ^ :? ^ ^ * ZI -yy z> ^ ya7.^^tii:jy Akl-ica o-no utsi-nad-ni kokoro-ico kake \ fana-to mi-to futa- fühl mi-hajusi \ ki-no moto-ni fi-ico kurasi | faka-naki te-'ZXisami-ni kokoro-ioo iruru-mo tsiire-dzure-narazu. Im IIerl>st an das Kleiderspannen des tiefen Inneren das Herz hängend, ist man von Blume und Frucht zweimal ge- blendet. An dem Stamm der Bäume den Tag bis zum Abend verbringend, setzt man in vorübergehende EiTegung das Herz und ist nicht einsam. n ZI 7 ^ ^ \^ n ^ U U ly X m 9 y ^y ij L^ y ^ - r / h u )v ^) A ^ ^ { Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsn-tosi's. Ö.yO Ä*. -V •> )l> M 3 i5? y \h i^ -U ^ -t X ly X t BS Kato^i ^are-no nii-ni simu hakari fuki-taru jü-tsu kata \ tntma-do mca-no ko-e aware-ni \ jamada-no fi-ta sukosi kikojuru nado taje-gatasi. In des harten Baumes dürren Leib nur drang- der Abend- wind, der wehte. Die Stimme des die Gattin fragenden Hirsches in Leid, die Scheuche des Bergfeldes wird ein wenig gehört, es ist unei-ti'äg ich. + ± ^ t ■i- y ^ Y R U y 7 y y t — 11 7 7^ K )\ ^ zy y ZI y "n, ft « ^ y V i y b- -f BjIj y ^ X t- y t zy y" 7; Ä > ■^Z. t 17 t n > -^ Rib-sen fo-si-ga jado-ico tatsi-idete nagame-ken-wa \ geni kono- mo kano-mo-no idziiko naran-to omoi-megurasu-ni \ nawo-fata tada- naranu aki-no sora nari. Aus der Einkehi- des Bonzen Rio-sen hervortretend, wird man in die Ferne gebhckt haben. Man überdachte, wo sowohl dieses als jenes sein werde. Es war noch mehr der ungewöhn- liche Himmel des Herbstes. i- 7. & )V ^ ^ W^ ^ -J ^ ^ :^ t :? S V :^ D y )j ^ P#1 " 7 M ^ t t Y 7 ^ i- ^ X7^ K^P^yX-y^y^'^y Koromo-utsK kinu-ta-no ko-e tokoro-dokoro kikojete I jo sora- wo isogu kokofsi-suru-mo | an-tsiu-no tsikara-ico tsiikusu nari-to u-tsiü-mekaru. 594 Pfi/maier. Der Ton des Kleiderbretes, auf dem man Kleider kl()j)fte, ward hier und dort gehört. Man hatte das Gefühl, als ob die Nacht dui'ch den Himmel eilte, es war der Anblick eines Erd- kreises, wo die Dunkelheit ihre Kraft erschöpft. ^ y y '\i ^ t^ )\ j' 7 7 f- 7 ^ 3 1^ ^ y -f Y :? 7 t- Y )V 1] r u n -Y T h h y J y y % -Y ^ y 7 nyy)\^-^yY>)y \ Ne-zame-iüo tö fukuro-no ko-e nori-suri woke-to naku-to | nahete fito i-i-naraicasu-iva | wono-ga ke-goromo-no reo-ni-jft aran-to icaki- waki-si. I kafsu-iva umseki joru-no fimima-no \ ioki-aro-heki waza-wo J odorokasu-hesi. V Man hat allgemein die Menschen gewöhnt zu sagen, die um das Erwachen aus dem Schlafe fragende Eule rufe mit ihrer Stimme: Stelle die Kiste der Vorschrift! Man macht dadurch in dem Gedanken, dass es wohl der Stoff des eigenen Haar- kleides sein werde, Theilungen, vorläufig Avird die Dunstdecke der verdriesslichen Nacht darüber, dass man lösen und waschen wird, in Erstaunen setzen. ' -h -^ X ^ -t 7 ^t- M + x 11 t t n ^ y^ i- =^ ly V t Y y ■ Zu näherer Erklärung kann nichts jinprnführt werden. ^^ — ■ -h y ? ^ ;l/ ly -^ )^ ^ 11 ^ A n m ^s 2> .n i^ Droi mystische Schriften Tojo-toini Katsu-tosi's. ^)^i) Itsu-si-ka noki-ha-ni naniru mura-dori-no \ nigkoawasi-ki made naki mado-ga | fodo-naku toivo-zakari-nu-to ohojete \ ne-mo sezu nari-juku-zo \ ima-sara sabisi-ge-naru. Die zu einer Zeit an das Vordach gewöhnten Scharen der Vögekfe«>iffen sich, bis sie voll Geschäftigkeit sind, singend. Nicht lange nachher glaubt man, dass sie sich entfernt haben. Es kommt dahin, dass sie keinen Laut von sich geben, es ist wieder still. y 2> -h )U -^ 7 V x t ^ y ^ h — ^ ^ Ä ^ ^ P :? ■fe ^ z> 1/ h X 3 =f { ■> )ly V ^ y- 0 a ^) / a ^ 1} h m t IV B 6 U n y ^ ^ t ^ / 17 1/ ^\ a y u ■^ T h m 4^ b- Jo-jo tsin-si-kerii momidzi-no iro-koki taje-ma-jori | niwa-no omote tokoro-dokoro mije-taru fodo \ koke-no midon-mo mote-fajasa- rete \ farii tsi-ni o?-w ni-si-ki-to magh nado \ mina ivaga tame-ni si- naseru tatsii-ta-fime-no kokoro-baje nari. Als aus den von Farbe tiefen Zwischenräumen der all- mälig verstreuten rothen Blätter die Fläche des Vorhofes hier und dort sich zeigte, ward auch das Grün des Mooses ver- , herrlicht und mit dem GoldstofF, den der Frühling auf die Erde webt, vermengt. Alles war der unsertwegen ausgeführte Ge- ' danke der Sonnentochter des Drachenfeldes. ^ ^ Y p ^ ^ ^ ^ ^ y % ly Sitzungsber. tl. phil.-hist. J'l. C. Bil. U. Ht't. 39 y y )\y P * 0 ti^' y b 1t- h =t + ^ t u 596 Pfizmaier. Fitju-ica mare-no foso-mitsi-mo ki-no fa-ni udzumore \ ito-do fito-me-naki-ni Juki saje imiziü tsumori-tam ko-zii-e-domo-no ai'i- sama | jo-7io fodo naru-hesi. Im Winter sind auch die seltenen Fusswege unter den Blättern der Bäume vero-raljen. P^s wii'd immer mehr menschen- leer, die Erscheinung der Baumwipfel, auf welchen nur Schnee überaus gehäuft ist, kann der Zustand der Welt sein. y ■t ^ i- h ^ 1/ • 7 a p A )V ^ 7 y- ■^ 2> 2> y X m ZL ^ ZI ^ /; a 7s ^ y IV )V V if y )V ^ y y y A ^ ■/ ® ZI 1/ V y y t y h ^ •> 7 y" -\ h r y" T 2> =f U X ^ ^ y n y )1> X b- ^ 1} 1] 7 n y Wo-sika-no kajeri-mitd siruku \ jiiki-nl ke-sa ato araioarete | A köre narade-tca fumi-wakuru fito-mo arazi-to mijuru-zo \ nodojaka- naru noki-ha-no tsurara nagakii musidwrete \ zui-sb-no sudare-ivo kake-icatasi-taru kokotsi-su. Der Rückweg des Hirschbocks war kennbar, in dem Schnee zeigte sich heute morgen die Spur. Ohne dass dieses ist, sieht man, dass es keinen Menschen gibt, der mit den Tritten zertheilt. Die Eiszapfen des heiteren Vordaches ver- wickeln sich nach der Länge, man hat das Gefühl, als ob die Thürmatte der glücklichen Zcidion hinübergehängt wäre. ly u ^ ^ y A ti P^; y n ^ a )\ )v y y y" -Y ^ U^ 'Yzy^^^^yY.y i hca-mam-vxi kowori-no kusabi fima-naku utsi-te \ samuku j kirarnnki-taru-mo iwan kafa nasi. ' \ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 597 Das lijs zwischen Felsen ohne Unterlass Achsennägel ein- schlagend, "^immei-t kalt, es lässt sich nicht aussprechen. y IV U :Z y IV 7 y ZI y y )V ± m ^ j: U y Ije-nagara tsuma-gi-ico kori \ matsu-no sidzu-je-ico firo \ ori- kuburu si-i-siha kaha-ra nado-no \ mojuru mama-ni fara-hara-to naru fukaki san-ka-meki-tari. Die Häuser fällen kleines Brennholz, lesen die unteren Zweige der Fichten auf. Während gebrochenes angezündetes Buchenreisig und Baumrinden brennen, ist in der Ferne die Erscheinung eines Hauses des tiefen Gebirges. u 7 y" n T i^ y / y -^yx-^V-U^iv^ Fosoku tatsi-nohoru kefuri-no kaze-ni sitagni-te nabiki-juku- mo I jagate kasumi-ico tanomi-gawo nari. Der dünn aufsteigende Rauch, dem Winde folgend, neigt sich weiter, es hat sogleich den Anschein, als ob er sich auf Höhenrauch verliesse. :? r ^ U U ^) 9 ^} ^v p y 7 y ff -^ ^h h ^ m y ^ h m ^ ^ m ^ '^ y " ij^ya-zyy^tU 39* 59>^ Pfizinaior. \) u y zf IV p X -^ h i^ IV Urara-ka-naru faru-no fikari-ni | fukaki tani-no juki-to ke- wafari \ ko-gawa-no midzu kaza-icoto masari-juku koro \ asa-naku kizi-no fane-iroto \ fada kono magaki-narn-hes! \ fn-fo me-zamasn jb naru-mo koto-no foka nari. Im Glänze des heiteren Frühlings setzt man, auf den Schnee des tiefen Thaies tretend, über. Uni die Zeit wo das Wasser des kleinen Flusses, der Ton des Windes überhand nimmt, kann das Flügelrausehen des am Morgen singenden Fasans nur in diesem Zaune sein. Plfitzlich ist es wie Kr- nüchterung, es ist ausserordentHch. 7 '^ y =• y y t ^ \\\ ^ p J \L^^'^y~~ivuyy[ I Ro-ro-to kasumi-watareru jamn-no icofsi-kotsi kokoro-mo aku- gare-idete \ kara-goromo suso-wa-no ta-i-ni ne-seri-ivo tswni \ guai- men-no sawa-rd kuwa-i-ivo firo. Nahe und ferne auf dem unstät in Höhenrauch über- gehenden Berge pflückt man, im Herzen Neigung fassend, an dem Feldbrunnen der Saumkrümme des chinesischen Kleides die Wurzelpetersilie , liest an dem Flüsschen der äusseren Fläche die w(jhlwollende Muhme ' auf. yti y m ^ 7. ^J \y A - B fiy u '^ y y ^ n i/ -^ 3 -^^yy^-ai-j-a^) -^yhty^h^h^^ ' Eine nnbekannte PHanze. Drei mystische Schriften To.jo-tomi Katsu-tosi's. 599 '7 D )j - z/ 7^ ^ A * ^ ^ -t ZI t y ^ h y 3. 2> -\ * A ^ y IM Kage-jori foka-ni mata-to fito si na-kere-ba ito kokoro-jasuku mine-no sa-waraM no-be-no tokoro-wo-zo foru | jama-bito-no tajori motomete mijako-no fito-ni-mo tate-matsurl \ kokoro-zasi-wo mijuru toki-mo owo-kan. Da es ausser dem Schatten sonst andere Menschen nicht gibt, ist man im Herzen sehr ruhig. Man gräbt das Farnla-aut des Berggipfels, die Zaunrübe des freien Feldes. Die Berg- bewohner, den Unterhalt suchend, bieten sie den Menschen von Mijako, die Absicht zeigte sich zu vielen Zeiten. IV r IV 7" -j- ^ t -j- y )^ n Mare-ni-ioa warawabe sidzu-no nie nado-no \ kata-mi-ni ivaka- na trete motaru-ni-zo b naru. Selten ereignet es sich, dass Knaben und gemeine Weiber zum Geschenke junges Gemüse hereinbringen und in den Händen halten. ^ -f n ZI ^ iT ly t -^ y y" ^ ^ =^ h n yi IV y -f- ^v^-j-zizir^yv uti'zivii-^^ni' 600 Pfii^maier. Tsu-bana sumire naclo jo-no mono tsuwa maze-taru naka-ni mi-mo sira7iu kusa-no ajasi-ki-wo-ba \ na-rno jukasi-ku-te to-ni \ kore- wa konagi kawa-na \ kore-iva sai-ta-dzuma nado irajete j nare- gawo-nl tateru-mo okasi. Während Dinge wie Schilfgras und Veilchen mit Schwindel- kraut gemengt waren, fragte man nach den vom Sehen imbe- kannten wunderbaren Pflanzen, nach deren Namen man begierig 1 war. Man antwortete: Dieses ist Wasserzwiebel, Seeblume, dieses ist Rlutkraut. — Man stellte es mit vertrauter Miene hin, es Avar merkwürdig. p t h b- ^ 7 ■t u V 3 1/ h ZI IV -f U U •^ h A •)- 2^ y ^ t t ly y -h ^ Ä h — n ^ y- ~J IV y ly ^ — Uta nado-ni jomu mono nure-do \ tasika-ni narazciri-tsiiru-wo kasikoku i-i-te-geru kana-to kokoro-fito-tsu-ni uresL Man sagt es in Gedichten, doch man war dessen nicht gewiss. Wie verständig war es gesagt! Hinsichtlich des Sinnes übereingekommen, freute man sich. 2> V )V Y IV <^ — ^ n ^ m a ZL b- ^ m D |JL| h 7s u t^ y n ly — h X y -f ZI X y ^ 2/ ^ U ^ Ä -t 1- 2> 2. ■> ^ h ^s u X y y X J y ^ V J ^ y y 7 y zy Z2 ^ )^ y 7 tJ n 9 i- V m ^ V t -y y 4^ ^ }V IV y ^ Ake-bono-no sora-wa itaku kasumite \ ari-ake-no tsuki siikosi nokoreru fodo ito jan-naru-ni \ mine-no sakara-wo fuki-orosu kaze- no I nmagiru juki-to mijete | matsu-no kami-tsu fa-ni karoraka-iiaru ke-siki \ mala fukare-jukan-to koso nsiro-me-ta-keve. Drei mystische Schriften Tojo-torai Katsu-tosi's. 601 Der Hiramel der Morgendämmcnina; war sehr düster und der Mond vies Tagesanbruchs, um die Zeit ein wenig zurück- geblieben, seh^- zierlich. Der die Kirschblüthen des Berggipfels herabwehendre Wind schien nebelnder Schnee zu sein, und bei dem leichten^jAnsehen auf den oberen Blättern der Fichten mochte man besorgt sein, dass er wieder herabgeweht werde. 7 0 h^'tt^yy^^y Tsuraki mono-nl i-i-iookeru tamesi-mo \ ke-sa-zo wasurare-nu- heki I juki-te uramin-to iü fito-mo aru-ico \ kasikoku ivono-ga jadori sirarezavi-keri-to omo-ni netasi. Das von grausamen Wesen mit Worten hingestellte Vor- bild kann heute morgen vergessen worden sein. Es gibt auch Menschen, von denen es heisst, dass sie fortgehen und gi'ollen werden. Man denkt klug, dass die eigene Einkehr nicht ge- kannt worden, es ist gehässig. ' r ^ =. zy ^ ^ t M ^ ^ ^ ^ tK 77 t u )^ u ^ ^ )v Fitsuzi-saru-no kata-ni tsi-isaku-te tateru iwori ari | sono kata- wara-ni jadori-gi-to in mono nein \ faka-na-ge-nite ki-no mata-ni ofuru ari. ' Es wird nichts angeführt, was die Beziehung dieser Worte klar machen könnte. 602 Pfiz maier. An der südwestlichen Seite befand sich eine in kleinem Masse aufgestellte Hütte. Neben dieser wuchsen, was man Schmarotzerpflanzen nennt, unsicher an den Gabeln der Bäume. p y ^ y 7 T t :? ^ -f y y * y ^ )^ :^ h 4^ ■^ z/ yi 4- T ^ 1/ h 7 7 i> 7 )\y ^ ^ h ^ -^ 17 ^ -^ U m ^ IV X ly ^ 1/ 4^ 7 / # n ff )^ 3/ — ^ A U — 7 7 ^ h 2> )]> 7 Ini-sl-je-no ßto ivaga iki-no uki-taru koto-wo | kore-ni si-nio tatoje-ken-to aware nare-ha \ koko-wo ka-tei-to su \ noki-wo tsurane- keru matsu futa-gi hakari \ mala tatii-ni nozomeru tokoro-no kb- ran-ari. Es ist traui'ig, dass die Menschen des Altcrthums die Ver- gänglichkeit unseres Lebens hiermit verglichen haben werden, und man machte diesen Ort zu einem Sommerhause des Liedes. Es waren nur zwei Fichten, wo man das Vordach angereiht hatte. F'erner war daselbst eine hohe Aussicht, von welcher man das Tlial überblickte. — •> z> A 77 t ^ o 7 ^ t u ^ t U h # iB: •^ 7 >> ^ Ilfc ty Ä t 2y 7 b X ^7 y X 7 7 ^ ^J> 7 )^ 7; ^\ 4^ ^ m ^ — ^ 77 ^. 2> ^y T ^ ^ -t h UÜ 1/ S T n 7 7 1/ )L/ y T * -h 1/ ZI t T )\ 7 X .* 77 Jeda-wo aukimi-te naijame-jare-ba | kih-goku tüiü-na-gon jo-ivo nognrete .sumi-faherini \ ico-gtcra-j(una-no fumoto-mo te-ni tont Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 60<3 bakuri ini-ii^aüisareie \ mukasi-no ato tanomosi-ka \ kono sumfn-no kokoro-bosoM aware-ni-yno sl-tsu-besi. Als manKÜe Zweige dm-chbrach und in die Ferne blickte, wurde auf den Fuss des Berges der kleinen Scheune, wo der mittlere fiijtlwKiö-goku, der Welt entkommen, gewohnt hatte, in einem Masse wie man in die Hand nimmt, hinüber geblickt. Die Spm'en des Alterthums Avaren zuverlässig und können das herzbeengende Leid dieses Wohnortes gewesen sein. y 7" a h^^ 9 )V )V u 7 u t ^ "^ -^ )\ y t ^ l^ / z^ t :?Ä^^^^ .Kano san-zio-ni sirusi wokare-taru fiakii-siu-no uta-wo mire- J/a 1 otcoku-wa zio-ko-no fü-tai nomi nari \ kotoba'kami-sabi take- takaku-site \ kokoro wono-dzukara fiikasi. Als man die in jenem Bergdorfe zum Kennzeichen hinter- legten hundert Gedichte sah, waren sie grösstentheils nur in dem Geiste des oberen Alterthums. Die Worte waren göttlich gestaltet, erhaben, der Sinn war tief. ^) r y ^ )^ + y n liy Koi-negajeru sugata nare-ba \ asa-jü-no makura-goto-ni ai san-ziü-roku-nin-no ica-ka-ica ai-ifuru-tii itoma-aki arazu site | nari- ni arawasi-faberi. 604 Pfi zma i er. Da CS ein bittender Ausdruck war, machte man es zur Polstersache des Morgens und Abends. Indem man bei den japanischen Liedern der sechsunddreissig Menschen zum Be- gegnen die freie Zeit nicht hatte, zeigte man es bildhch. ^ t^ & ■> h H »j t y y # ^ •^ 7 )^ ^ h 1/ u p X H U <1- ^ ^ r\ ^ --> t y 3. ^1i )L/ u * > ^ ^ 7 ^ ^ ß /y <1- 7 ^ ^ Lx 7 h Moto-jori iro-dori-knkeru tafjui-wa owo-lcare-do | furi-juku mama-ni e-no tada-tsi kije \ mo-zi-no sumi-tsuki usete obo-tsuka- naki kata are-ha. Es waren ursprünglich viele bemalte Dinge, doch während des Laufes der Zeit verloschen die geraden Striche der Älalereien, das Haften der Tinte verlor sich und es mochte Ungewissheit geben. y ( 7 -i- ^ ra ^ 7" ^ * y ZI -n >> ly A 7 Wl ^\ 7 ? V €. 7" ^ y te % ^ ftf: ^ 7 — -^ flil > ^ * — »j t 7 b- ^ ^j^ 7 -^ ^' t b- 7 ly 7 0 .1^ -t ^ ^ ij "t )v A % m y y Mata siri-je-no woka-ni takaku tsukureru mono matsi-ni kanarazii-to na-dzuku | kiu-guatsu bakari komu-to tanome-taru ßto-no mala wo-tomo-sezu nari-ni-keri. Ferner führte der auf der rückwärtigen Anhöhe hoch auf- gebaute Ort den Namen Matsi-ni kanarazu ,im Warten gewiss'. Der Mensch, von dem man hoffte, dass er im neunten Monate hereinkommen werde, war zuletzt nicht mehr der Begleiter. :h -i / m )\ y — • )^ ^ tt )V y- )V )V m ~\ y ^s. U :/ ^s ^ P M ■^ it n u y D 2> ■n ^ t tj 11 ^ ly n Itt ^ t- ^ ■i- Zy -t — 7 tt -f ^ h y br 1/ :? m •^ 7 \L 3 7s ly ^ h ♦ y Äbno ^oro kono rö-ni nohori-te tsuki-wo matsu koto faberi- si-ni I koto-ni akaku sasi-idete okasi-kere-ba \ matsi-ni kanarazu idzurii tsuki kana-to jomeru uta | omoi-idete kaku iü-naru-besi. Um diese Zeit geschah es, dass man diesen Söller erstieg und den Mond erwartete. Dieser schoss besonders roth hervor, es war Avimderbar. Das Gedicht, in welchem es heisst: Im Warten gewiss Aufgehend der Mond! kam in die Gedanken, und der Name wird davon stammen. 606 Pfizmaier. ^ t ^ T )\ + ^ X t u y U ■h ;»; ^ ^ i n y üS ■^ 7 )V T T u y\ K ■% -j ffi 2/ u ]y ?!> 5^ z> Y Pfl ^ 9 ^ ^ 7; J ■ ^ Subete se-ken-ni tsuld-miru koto-no na-karamasl-ka-ha \ nani-ni tsukete-ka sugi-nuru kata-no aicare-wo-mo ka-hakari omoi-iden. Wenn es überhaupt in der Welt das Sehen des Mondes nicht gäbe, woran wolil heftend, würde man des vergangenen Theiles Leid in einem solchen Masse ausdenken? T )ly -V ^ y. y m y y ^ ^ )^ -f p -> Ü ? u y t U y U ^. •^ ^^ U -^ V ^ b- y PJ i- ly ^ ^ 'j V -^ 7" 7 )iy ^ 0 P jL JV 7 if # ^^ 7]i ^ ^) Ko-no ma-jori mon-tsurii-tsuki-no \ kage-ico fosoku-site otsi- ba-ga uje matsu-no ne-ni \ waza-to fikari-wo tataje-taru jo-ni mi- jiiru J imiziü aware-nari. Der zwischen den Bäumen durchgedrungene Älond, das Licht verdünnend, erscheint über den gefHlienen BIcättern, an den Wurzeln der Fichten, als ob er absichtlich mit Glanz an- gefüllt hätte, es war überaus traurig. ly lly -i- y 4 >^ — • y w. 7; D * ^ U u u ^s 7^ y y ^^ ^ s 7 U T JJk 2> 4^ ^ B - y u y y -f 7 T Nl 7 7 ft: ti 7^ -h ]- y B — 'j 'x + ^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 00 i ly t i-' ^^ ^ -^ ^ ^^ ^ ^ )v y n r X ly A M y" P Ro-no finaasi-ni kazu to-se-no sono-ico moku | kefuri-ni suki ame-ni kajesi^ \ kowon-fu-ga uri-ivo tsukuri-te ito nari-kaku-naru jo-too icasure \ moro-kadzura-ga faje-wo ujefp,-wa . kokoro-zasi-xco munasi-kit suru adziicai-ico sin(. Im Osten des Söllei's legte man einen (iarten von einigen zehn Se ^ im Umfange an. Bei Rauch grabend, bei Regen pflügend, baute man die in dem Kreise wachsenden Melonen und vergass die sehr von Gestalt mangelhafte Welt.- Als man den Glanz der Pflanze der zwei Blätter pflanzte, lernte man den Geschmack des Leennachens der Vorsätze kennen. Jomogi-no kado-wo sasi-tome \ matsu-no awogi-ni ake-guriirii keicai nodojaka-ni \ kake-ß-no midzu taje-taje nan. Indess Beifuss das Thor einschliesst, ist bei den Fächern der Fichten der Anblick der Morgendämmerung heiter, das Wasser der Wasserröhre ist abgeschnitten. ly n 7 ^ y< y ^[ % ^ Kokoro-ico ten-tsi-no foka-ni asobasime \ iki-ico jaslnh-ni sa- wari nasi. Indem man das Herz ausserhalb des Himmels und der Erde vergnügte, war für die Nährung des Lebens kein Hinderniss. ' Ein Se ist in Japan ein Feldmass von dreissig Schritten. - Die Richtigkeit der sonst nirgends vorgekommenen Sylbenabtheilung- ito nari-kaku und der ihr gegebenen Bedeittung .sehr von Gestalt mangel- haft' ist unsrewiss. i (308 Pfiz maier. :? ^ »] )^ y •/; I? ^ ^- ^ 77 7^ 77 h h 2> -t)- h -tj- Tsune-ni sake-wo kw-to site fisago munasi-karane-do \ nomu koto-wa tsiiju bakari-ni site owoki-ga gotosi. . Obgleich man g-ewöhnlich Wein zu Unterhaltung machte M und der Kürbis nicht leer war, geschah Trinken in dem Masse ^ von Thau, es war als ob es Vieles wäre. IV ^ y" t u )\ A :3 -y "^ ^ Sakana-ica nani jo-kßmn to-hakari negai-fe jami-nuru-jo. Wozu Avürde Fisch gut sein? Nach einer Weile begehrend, hörte man auf! m 0 \y ^ )^ T ■% ^ >§ ^ ^ ^ 7 11 m r h T ^ -^ ^ ^ 7 ^ ^ :f- h :/ * 7; H ly ~s y 2> y- !> y h % •^ u )^ * -f 1 -Y ^ :/ -t t 7 ^ H IV -^ ^ 7 ^ )^ ^ S 2> y' h ^ X y •^ "^ 77 ■=^ X X X •j 7/ y »j ^ b —^ "S 0 »J ^ m ^ ,-i— j^ ^ ^ i^ 7 :^ :/ 7 2> Jaji'a magiruru kata si na-kere-ha \ fitom minami-no mado-ni jori-tte I 8umi koma-jaka-ni wosi-suri-tsutsu \ ivh-u-gim-ga isi-zuri-no afo I kofo-sara-ni vianebane-do j sokofaka-fo naku sin-sb utsi-maze midare-knki-te \ nmcozavi-ni fi-wo kesi | itadzura-ni kami-fude-ico tsinjasii. ■ h =t 11 A t * •J- )^ 2^ y Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsii-tosi's. 609 Da esJveinf l>edeutencle Abirrimg gab, lehnte man einsam an dem sittlichen Fenster und indem man in kleinem Masse Tinte rieb, ahmte man zwar das Nachgelassene des Reibsteines des rechten Heerführers von dem Greschlechte Wang ' absichtlich nicht nacK^j^^ch schrieb man ohne Absicht wahre Schrift und Pflanzenschrift gemengt in Unordnung und tilgte nachlässig den Tag, verbrauchte eitler Weise Papier und Pinsel. p IV ^ r ^ M ^ ^ 7uA)VWr/^^ E-mo kaJca-ma-fosi-ki koto oico-kart \ kusa ki-no tadazumai \ fsiiju-no icoki-agaru jü-he simo-no musuhoru adta \ kokoro-ni ukabu omomuki-wa are-do kai-nasi. Was man abzubilden wünschte, war Vieles. Das Still- stehen der Pflanzen und Bäume, der Abend, an welchem der Thau sich anlegt und steigt, der Morgen, an welchem der Rauhfrost sich verknüpft, waren Gegenstände, die auf dem Herzen schwammen, doch es war nutzlos. ^ U )ly ^ ^ ^ t i- ^ / y { ij y -t n y y y m tj t ' Der als Schriftkünstler berühmte J- ^^ "^ Wang-hi-tschi. Heer- führer des Krieofsheeres zur Rechten. 610 Pf i 7. ni a i er. Jama-no sohije nn-inu-no svgata \ toki-no via-ni kijete mala tavabiku ke-siki \ sahisi-ku kuriiru jii-fi-no iro \ iisuku kiwameru kage.-no sasi-iri tarn mado-no utsi \ man kata-naki ori-ori-ica. Das Aufrao-en des Berges, die Gestalt der Wolken und des Nebels, der Anblick wie sie binnen einer Stunde vergehen und wieder überbreiten, die Farbe der still untergehenden Abend- sonne, das Innere des Fensters, in welches das dünn einge- schränkte Sonnenhcht dr^ng, es lässt sich nicht aussprechen. So war es zu Zeiten. t y ^ ^V 7 f t4 + )\ "^ A X 1/ ~ zy tf JJ )^ -h n ( T y U 2> { 7 ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ V ^ y y ^ ^ ^ A A T ^l^ ^ ^ 2^ :/ h y ^ U lü V 7 K y Mukasi ari-ken i-se-no ncmigasi-to i-i-si fito fata urajamasi j jama-ico toico itsu-je-ni tatameri-to-ka i-i-tsutuje-sl \ koto-tca osa- osa fijatsuru loaza-wo siri-faherane-do | miru-ni-mo nagusamu ko- kofsi-sure-ba | ito mutsumazi-ku-te httawara-ni icokerl. Ein mit Namen so und so benannter Mensch von I-se, der ehemals gelebt haljcn wird, mochte eifersüchtig sein. Ob- gleich die vielen trügenden Sachen der Harfe, von der über- liefert wird, dass sie Berge vielleicht zehnfach, fünffach auf- gehäuft hat, nicht kennend, hatte er, indem er sie sah, ein tröstendes Gefülii. Sehr tVcundlicli. stellte er sie ziu' Seite hin. 2y ^ ij- "f- "^ u -^ X 7 r u ~J i^ ^ / ^ y\ 7 'J h y ^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsn-tosi's. 611 ^ >1 A' ^ Ä #P m — 7 h r b Ä u T u j ^ h 7 2/ - t i- ^ -Air DU 2>' 7" M i^- Siigata-7W araku woto-no siikosi-ki-ico neqawazu \ tsune-ni kun-si-no fiza-no fe-ni makura-sen koto-ico omo-to \ musume-no ko-ni ke-site »i-no owo-tomo-kib-ga \ jume-ni mije-si kokoro nara-ha \ ivare-ico-mo ito-ni-ja aran. Die rohe Gestalt, den geringen Ton nicht begehrend, wünschte er, dass sie immer an den Knien des weisen Mannes sich ein Polster bereite. Wenn somit der Traum des Meisters, des Reichsdieners Owo-tomo, dass sie sich in ein Mädchen verwandelte, einen Sinn hat, sollte wohl gegen mich Abnei- gung sein"? 1) 7 ■■£ 7 ti ^ ^ ^ m ^ \] ZI T' A W m i- fr ]Vo-wa taje-juku mama-ni \ sa-nagara sin-no tei-si-gen e-no koto-ni ni-taramu \ jaicora nadete-mo makoto-no ko-e-wo satori siri- kem-besi. Die Saiten wollten indessen zerreissen. Sie wii'd gerade I der gemalten Harfe Tsch'ing-sse-hiuen's von Tsin ähnlich gewesen sein. Wie er sie auch leise sti'eichelte, er wird den wirklichen Ton erkannt haben. T-tf^ -1 7 9 A ^ ^ U X^7s{^yzf^)}7 Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. II. Hft. 40 (jll2 Pfiz mairr. F'ikanu-ico taje-nari-to i-i-ken fito-no koto-wo kiki-fsuthri(-ni- mo I ijo-ijo kokoro sumazaru-ni-wa arazu. Die Menschen, welche von ihr, die man nicht spielte, ge- sagt haben werden, sie sei wundervoll, konnten, als sie es hörten lind weiter erzählten, nicht anders als immer mehr im Herzen ruhig gewesen sein. u ^ i^ u u i- )^ ^ X n i- t^ y ~ y )ly i- t^ ^ ^ Ka-ioa kijokii sttzusi-ki mwoi-no fana-jaka-naru mono-kara sasu-ga-ni utsi-simeri-tsutsu fokori-ka narazu. Weil der Duft rein, der kühle Hauch angenehm, entstand in der That, indess sie feucht war, kein Stolz. ' h -T - 0 A 7. / y U 7 J^ -y Z tt )\ y yf^ "^ t "^ ^ ^ Omo juje an-te tamasi-i-ioo jadosi kasuka-naru koto-wo tsii- kasa-doru mono nare-ha \ ki musuhore mono-mutsiikasi-ki ori-ica kfmarazu fito-taki-ioo si-dasi-masu-to in koto-nnsi. Es war eine Ursache >d€s Denkens, man liess die Seele einkehren und war der dunklen Sache vorgesetzt. Um die Zeil als (b-r ( näst verknüpft und schwierig war, gab es gewiss nicht, was nuiu llerwjrlji-ingung einmaligen IJrennens von Weih- rauch nennt. ■' I'\tl.ftr'il.ti ,>^Sy7=3-7:7 ij - )j 1/ - ^ :|(^ ^ )>^ h Tsune-ni sumu tokoro-joii-iva tatsu-mi-ni-ja aran \ sogai-ni vnju-meru matsu-jama-no sime xvoki-taru ari | koto kajQ haknH J ke-dzikaku-te kita-jori meguri-fe minami'-ni kawa ore | sono siri- je-iva nisi-ni osamari. Das Baumseil des von dem Orte, wo man beständig wohnte, vielleicht im Südosten befindlichen, wie es scheint, von der Rückseite sichtbaren Fichtenberg-es war gelegt. In dem Masse des Verkehres nahe angränzend, von Norden sich iim\Vendend, mochte im Süden der Fluss sein. Der Hinter «Tund war im Westen festgesetzt. a ^ y -Y ^ t ^ 7; ^ y i- ^ 2/ 1] )\ y \y P 7 t 7. t ^ n ^ ^=^ )V t /; h -. / p 7 -f 3 m ^ ^ -^ ly ^ — 2> 7 y y y y- ^ U y- ^ J •^ u y ^ n Fumoto-ni iwawo-wo kakefe fako fiki-ku tsukureru ja an \ mono-ni josoje iwa-ha \ inu-no naka-ha fusi-faran jh-nite \ iki- mono-no katatsi sn-hesL An dem Fusse des Berges befand sich, indem man einen Felsen anhängte, ein hoch und niedrig gebautes Haus. Wenn man es mit etwas vergleicht, so konnte es, nach Art eines llimdcfi, der sich zui* Hälfte niedergelegt haben wii-d, die u ^ z> X )V :^ yi 7 )\ )V ff\ iT. ^ ^7 'J Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 615 t ^V*h ^ / . -^ y" ^ h U ^ 4^ t- > ?^ y ^ ^ t 7 y p :? if"^ _ pg ^ ij- n -^ )^ 7 r ^ -j- z: 3^ ^ 0 - -3- t Sukosi kuhomari-tarn tokoro aru-wo-ba | midzu-wo tame-ike- mekeru-ni \ sb-bu komo kaitsnhata nado aico-jaka-ni oi-ßrogori-te j mi-kusa utsi natii-ni \ kaivadzu-no mi-tsu jo-tsu futa-tsu san-mon itsi-mon nado naki-ide-taru-mo \ ori-ni ai-te kikoju. Einen ein wenig ausgehöhlten Ort hatte man einem Teiche mit stillstehendem Wasser ähnhch gemacht. Daselbst wuchsen Magenwurz, Blumenbinsen, Schwertlihen grünlich und breiteten sich aus. Zwischen den Wasserpflanzen sich befindend, waren drei, vier, zwei Frösche bei drei Thoren, bei einem Thore hervorgekommen und um die Zeit in Gemeinschaft zu hören. 7 "^ "^ ^ U. t :j n ^ )^ ^ 1/ ^ t i^ ^ ^) — )^ y y- ^l^ Nanome-ni kake-tam sori-fmi-wo loatari-te \ kage-sen-sei-ico katarai-tmtsu \ seo-tö-tai-ni nohore-ba \ mijako-no faru-wa tada fito-mura-no kasumi-ni kumori-te \ owo-je-no masa-fib-ga \ tsib-raku- zi-nite nagame-taH-si ima-mo kaioaranu omo-kage nare-do \ aware-ki jo-no furu-koto narazu. 616 Pfiiinaier. ^Icin überschritt die schräg angehängte Bogenbrilcke und stieg, indem man mit dem PMlhgebornen des Schattens sprach, zu der Erdstufe der Fichtenhöhle. ^[ijako's Frühling dunkelte nur in einer Kebelschar. Es war das jetzt noch unveränderte Bild, nach Avclchem Owo-jc-no Masa-fio in dem Kloster der langen Freude in die Ferne blickte, doch es war nicht die alte Sache der bedauerlichen Welt. 4^ s -3- + if 'A ^ A ly %> y »j 7 ^ )b 4^ y ( y y Ä 7 7 ly -^ p * y T z/ V ? 0 ^ n y a — Ol y A K ( :^ )V X y ^ )\ ;ii ZI + 7 -t 7 t y 1 7 »j y — Ü T U .z^ t \. r ^ ^ 7^ ^ ^ TsukiLvi-kasane-taru mune-viune-iio \ Icazu-mo sirarenu naka-ni auniu-ran fito kono \ sama-zama atsiimari-i-tarame \ jama-kawa-no asaki mlclzu-ni-wa koto-naru urokudzu-mo nasi-ja \ loadzuka-m isi- busi faje-no kagiri-ico miru. AVährend die Zahl der im Juanen aufgehäuften ]Jalk(ni un- bekannt war, werden die Menschen, welche daselbst wohnen mochten, sich auf allerlei Weise angesammelt haben. In dem seichten Wasser des Gel)irgsfluHscs waren besondere Schuppen- thicrc wohl nicht vorhanden, man sah kaum in umschränktem Masse Fkisshirschc und Gründlinge. ^ ^ y - ^ fÄ V ^ ^ )^ -h 7 >^ -^ 4^ ^ )\ r 7^ ^ y h ij ^' 7 Jj y y Knno mvo-nna-bani-ni wa ikamesi-ki kuzira \ jama-da-no oro- tsi ari-to iü osorosi-ku ke-mo lra-d(dsl-nu. , ^ -t u -f ^ 7. ^ z> 7 r y 7 t- •) Drei mystische Schriften Tcijn-tumi Katsu-tosi's. 617 i\lan sagte, au jener grünen JMccresflächc befinde sich der gewaltige Wulfisch, die grosse Schlange von Jama-da. Es war schrecklich, die Haare standen zu Berge. .jU^'l^ ' 7" n b- )\ z ^ & 7 -fe r y * + - J ^ ^ 2> ly — y Zy ZI -^ )^ 3 V h )L^ y V y ^ y ^ ^ y ^ ty -^ ^ y y r ^ 2> $ ^ y ^ y- ij ^\ E-nazoru fukuhe-ica ml-nl doku ari-herasi | matsi-ra-de-wa asi jo-tsu tsuki-te | sena-wa taira-ni fumaje-tsu-beku sidzi-no gotosi \ kuruma-no gu-ni si-tsu-besi. Der in Gemälden nachgebildete ' Blaslisch hatte in dem Leibe - Gift. Der Matsi-ra-de - hatte vier Füsse angefügt. Sein Rücken ist flach, es konnte darauf getreten werden, und er war einem Schrägen gleich. Er konnte das Geräthe des Wagens gewesen sein. 7 ly 7 ij t /J^ 7 1/ 2> h ^ -^ ^ ^ € y X ■n- )L/ 7 -V- ■^ ^ X t ^ ^ 7 ( t 7 )^ y ^ -% r 2> V :^ L/ ^ 1/ ^j 7 Y y- ^ > 7 :^ 7 )^ — w )^ y { ^ u H 7 t 3. ^ ^- Ä X » ^ ^ ^ 7 :t ^ 3? ^ -"^ ' Das sonst uirgends vorgekommeue nazoru wurde hier als die Zusammen- setzung von nazorajeric ,nachgebildet sein' betrachtet. Ob mit Recht ist ungewiss. - Das ^Yort matsi-ra-de ist gänzlich unbekannt. 618 Pfizmaier. Izara-wo-wa loo-ni tokifari ari-kerasi \ loonore-ni fokoreru-mo kawajusi [ wosa-wosa-siku-vio oboje-nu | tatsu-no kuhi-no tania-no fikari-mo nasi-to-ka iü namo adziki-nasi-ja \ subete-subete iü-beku- nio arazu. Der Izara-wo ' hatte in dem Schweife eine scharfe Nadel. Auf sich selbst stolz, war er beliebt, es wurde vielfach bedacht. ^Tan sagt, die Edelsteine um den Hals des Drachen seien viel- leicht ohne Glanz, ist man unglücklich? Alles zusammen Hess sich nicht sagen. n ^ r ^ ^ :j u p ^ ^ % )v n y 7 ^ )\ V y ^ -x )\ ^ ^ U yi ]\\ ^ ^ ^ ^ a i Sen-sei-wa ika-ga oboje-tamb nado ije-ba tsuje unadzukii tsuje-wo ka 7 7" # ^ 7" yy U :/ ^ U )^ B ^ ^ ^ )\ h A ^ ^ y" ly ^ t 7 t 7 a y A 1] ^ -\ y y X ^ ^ -h tf 'fe y ^ X ' Auch.da.s Wort izara-wo ist unbekannt. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsn-tosi's. 619 X^. ^ -D b T D y T u A ^ ^ ^ )V ^ ^ 2> y" Sibasi jasumi-wori-te \ maje-ni momo-saka-no matsu-no koke museru-jot^if^urasaki-no kumo-ka-to tanabiki-te | fbki amata-ni kakareru fudzi-nami-wo \ sugi-gate-ni yni-fsutsu nawo jodzi-nobori- te I asi-no maro-ja aru tokoro-7ii tatazumu. Indem man eine Weile ausnilite, breiteten sich vorn vor dem Moose der Fichten der hundert Schuhe etAva purpurne Wolken. Während man auf die an viele Besenpflanzen sich hängenden Wellen der Schminkbohnen, nicht vorüberg-ehen könnend, blickte, klomm man noch weiter empor und hielt an einem Orte, wo sich ein rundes Schilfhaus befand, still. ^ t )V -Y )V \y h h u h y 4- t ^ ^ ^ -^ -\ p t y h ^ y y « u ^ u ^ y t b 7 -Y ■^ y y y — -fe if n )V T b- •^ 17 -t ~J 4^ ± )V •=^ 7 1 11 ^ y. ^ ^ Kokoro-ni aru fodo-ni ije-naru rmisume-no ko-domo-no icoi- ki-nu I rei-no fisago taru idakase j sakana motome-ni ko-ju-riigi-no \ iso-ni icaka-mekari-age-ni nado utb. In dem Masse als sie es im Sinne hatten, kamen die in dem Hause befindlichen Mädchen nach. Den üblichen Klü-bis, den Zuber umfassen lassend, sangen sie: Bei Suchen der Fische, an des kleinen Ju-nigi ' Meerufer, bei Schneiden und Erheben des jimgen Hornblatts. "9 y y Z^ y ^} ^ P t )y ' Das kleine Jii-rugi ist ein Kreis des Reiches Sagami. Derselbe wird sonst Jo-roki genannt. Pf i z inai er. y y )V 1 — . 1} ^ i ^ y- t ^ > h ^ ^ JL t 620 ^y )^ t- -n u y =- "T 7 f Kare,-i-i jo-no mono tori-tsirasi | slba-no fosoku waka-jcika-nl moje-ide-taru | kuki-no ito tsuja-jaka-ni akaki-wo ori-te fasi-ni-zo kü. Sie nahmen eine Sache von der Art trockener Reisspeise und streuten sie aus. Der Rasen war dünn und zart hervor- gesprosst. Sie brachen die sehr glänzend i-otlien Stengel und bissen sie an den Enden an. y r y ■n )\ y y 7 i- 11 )^ t y- Y 7 3. )V m 1] u 1/ y ■^ J 7 <■ — ?L/ 3 7 -f ^^ t- { y ■35* y V y t y y ^ ^ 1 y )^ 7 ^ H y •^ :^ 1^ m ZJ A z> ij — )L/ y lly y V Fate-hate-wa kore-kare otsi-ha-no tsiri-tsumoreru-iüo kai-atsu- miite I kusa-wo-zo niru-meru \ jo-mo-no sora-wa jui'uraka-nl kasumi- icatari-te towoku | icosi-ate-no kumo-ica sora-me-mo-ja aramu. Ganz zuletzt sammelten sie die hier imd dort zerstreut ge- häuften a})gefallenen lilätter,' und es schien, dass sie die Pflanzen kochten. An dem Himnud der vier Gegenden langsam hinüber ziehend war Ibilicnrauch fern, die anstossenden Wolken werden wohl auch ciu .scheles Auge gehabt haben. u T ^\ ^ ^ ZI t )L/ ^ ^ ^ 2> y y —5' 's y X 7^ 9 -t ^ B K =t IV y )\ y y ^ y )j Tnnl jori itakinobosc.-firri' Hiiiiisu-no ko-e-ica koto-zo ajamaru- beku-mo aranu-kasi. Was di(^ Stimme der aus dem Thale singend empor- steigenden Nachtigall betrifft, so dürfte es nicht sein, dass man sich bei der Sache irren könnte. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 6^1 ^ y 'Y. ^^ Ji iV -^ ^ * )^ .11 )\ ^ )Ly X y i^ y U y )]> X ( V 1i ZI ^ ^ y ^ h ■^ y p ^ ■> -■& W y -i X m i- y =f ^ y 2/ y $^ 3 + s y M. 5^ u »j U t ^ X y =f Ki-dzuto janiuji-no utsi-dare-gami-mo | faru-kaze-no fe-tsuru kokotsl-zo suru j wia^a icaka-ha-no siba-fu | faru-baru-to utsi-nabiki- tarii suso-no-jori | ßbari-no sajedzuri-agaru fodo \ idzuko-ico fakari- naran. Man hatte das Gefühl als ob längs den Bäumen, an dem herabhängenden Haupthaar der Weide der FrühlingsAvind vor- übergegangen. Als femer von dem zartblätterigen Rasen, von dem Felde des Aveithin geneigten Saumes die Lerche singend aufstieg, welchen Ort wird diese bemessen haben? )u :? )^ ■=^ :^ h ^ X 4 y > ^ h ^ i ^ ±: ^ ZI n ha. ^z^^zi/^y-zLU t 0 T ^ t ly ^ ^ )ly ± Ito-jü-ka ncmi-zo-to mijurii-mo \ ima-tca sora-ni kijete ko-e nomi otsi-kuru ke-siki-to-mo ] woka-no kake-gusa made komaka-ni i-i-taten-iva \ aki-no siri-u-goto joku-mo aru-viazi. Es erscheint als etwas, vielleicht als Baumwollfäden. ' Jetzt hat es den Anbhck, als ob es- in der Luft verginge und die ' Ito-jü jBaumwollfäclen' ist das Wallen der heissen Luft im Frühlinge. 6^2 Pfiziuaier. Stimme nur im Fallen käme. Was man bis zu den angehängten Prianzen der Berghöhe im Kleinen mit Worten hinstellen wird, es ist, dass die heimliche Rede des Herbstes nicht gut sein mag. 2> t ^ y ^ -T 4^ V 7" > y t :^ y X u ^ •> X ^\ A v -X 7 )^ — 2> ^ y. -t V y 7 11 h y « ^ y :^ 11 )^ h h -^ Fana-no fito-je nomi-ka-wa-to \ ini-si-je-no fito modoki-tsu-besi j ßne-mo-sii-ni nomi-tsutsu fara-tsiidzumi-wo utsi-te j kajesa-mo wasure- mi-besi. Dass die Blumen einzig vielleicht trinken, können die ^Menschen des Alterthums getadelt haben. Dass sie, den ganzen Tag trinkend, zur Abwechselung die Bauchtrommel schlagen, kann man vergessen haben. ^ h ^ 3 ^ ^ h ly V y ^ Jj y i- i« 7 -h / 7s 7 h )V m ^\ ff )^ r y ^ y z> 7 r\ 7" ( Ä ^ y ii Josi-na-josi-na fana-no moto-ni koso nado i-i-te oruru vinma- ni I musume-no jo-tsu hakari naru h-naku fu-to fasiri-ie | saka-ico juki-ajamatsi-su-hesi. Gut, gut! zu den Blumen! Während sie mit diesen Worten herabstiegen, liefen ^Mädchen, vier an der Zahl, ziemlich plötzlich und mochten im Gehen die Bcrgtrcppc verfehlt haben. y y p )\ r y ^ ^} )\ Drei mystische Schriften Tojo-toini Katsu-tosi's. 623 Sa-ica o^-nu mono zo-jo \ a-go-wa ro-taku koso ohojure | te- dori-te nado faivaso sukasu-meru. Also ist man hinabgestiegen! Meine Kindev mögen sich ermüdet fühlen. Sich an den Händen erfassend, schienen sie durch die Aeschen zu dringen. ^fi^ jj 7 y ^ h " 2> u t )^ ~ ^^KT2>7Ty4^)^ 7 ^ a ^ t U )\ t 3 ^ Ani-wa sukosi fagi-tsujoku mono-ni kakari-te \ iha-nasi-wo kari tsutsuzi-ivo oru tote | aja-uki jeda-jeda-wo watari iwa-ne-wo tsuto-meri. Der ältere Bruder, ein wenig von Beinen stark und an einen Gegenstand sich hängend, übersetzte, um die Dornbirne zu schneiden, die Bergi'ose zu brechen, die hochragenden Aeste und schien die Felsenwurzeln entlang zu gleiten. ^ )V 7. ^ i- )\ ^ Aga kotoha kiki-ire-tamaioanu-ni \ are-kotsi-to no-tamaje \ te- ni-mo tamarazu go-date-mo aru kana-to kage-ni soi-te wo. Er gab meinen Worten nicht Gehör. Saget es dort und hier. Man kann mit der Hand nicht halten, es ist Hinstellen 624 Pfizmaier. bei dem Bretspiel! — Zu dem Scdiatteu sich j^^esellend, jagte man nach. ]y ^ ± ly ^ ^ y y\ ly ^[ ^ ^ 2> )\ )^ ty U y ^ -j- )) Oja-jori foka-ni kanasi-hi mono-ja-ica aru \ menoto-no kokoro- zasl koso aicare-ni mi-fanatsu-mazl-ki mono nare. Nebst dem Vater gibt es wohl tramüge Dinge. Der Vor- satz der Amme mag eine leider nielit aus den Augen zu lassende Sache sein. ' t -h ^ — ■ h -t y i- )i^ 3 ^ -f t )V y A ^ ^ h *- 'j "% y ~\ A h U ^ )v 7 — y" >(7 y »J ffi y t y y ■^ :? n P )\ y / ^ ^ \L y •tt- b -h y IV :? ^ ^ -h y 4= Zy 7 2/ H T y" IV 2> z> y -z 2. — ./r/ya kh-ran-ni jori-te fana-wo mint, \ (jeni ko-tosl matsi-doico- ni saki-some-taru | medziirasi-sa-mo tagui-nasi-to mukai-i-taru-ni fu-to fsuki-ide-taru iri-ai-no ko-e \ naga-kan-tsuru fi-mo idzura-wa. Allmäldig sicli an das Geländer lehnend, sah man die Blumen. In der That. dieses Jahr nach langem Warten be- gannen sie zu erbliUu-n. nirc^Kostl)arkeit ist ohni; Gleichen. — Dieses sagend, weilte man ihnen gegenüber. Plötzlich erklang der anschlagenden Abendglocke Ton. Wie v^el ist es an dem lang gewesenen l^igeV ' Ueber flio Beziehung^en dieses uiul i\cr vorliprgehenrlen Sätze fintlet sich kein« Aufklärung. Es liandelt sicIi um )^ 3. 1/ / ^ -h - T :/ -^ y )v 7 r V ^) ^ )v ^ Kokoro-aru | mi-ni made nari-nn \ fsukl-to f(ina-no \ aivare icosijtiru \ jo-ica-no ke-siki-ni. « ^J&^^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. Bill siiiiiLeg-abter Leib selbst geworden sind Älond und Blumen Bei der das JMitleid lehrenden Näcbdiclien Zeit Anblick. G2' Jami-no jo-no \ ni-sl-ki-ico terasu \ tsuki-kageni | tmi-te mata sakii I fana-to-zo omofu. Von der Finsterniss Welt Den Goldstoff Avelches beleuchtet, In dem Mondlicht, Verstreut wieder erblühende Blumen dass es sind, glaubt man. /v -ti 1 -t y -r b H 17 i- i- t y 17 •n- f ^ y Ä 17 y y X 3- U ^ h u "\ 7" ^Ns h -^ t :^ X i- ^ i- y t 7 y )\ ^s ^ )U A T )^ 1/ -3- ^ ly M ■^ U )V 11 ^ y y t 3 ^ -^ -i ;l/ ly t Kono fito-tsu-ica m-gai-naki mono na-mere-do \ ori-ni fure- taru nasake-to-mo-ica kai-nokom-heku aru-ni-mo arade namu \ kaku i-i-tsudzukuru-ni jo-mo na-gori-naku \ tmki-mo iri-namu-to su-besi. Dieses Einzige scheint zwar eine des Namens nicKt werthe Sache zu sein, doch es ist nicht der Fall, dass auch eine um die Zeit vergangene Neigung im Schreiben zurückgelassen w^erden kann, man setzte es so durch Worte fort. Man wird dafür halten, dass Erinnerung an die Welt ist, der Mond auch untergeht. Sitznngsber. d. phil.-his-t. Cl. C. Bd. 11. Hft. ' 41 628 Pfizraaier. Tsuki fata aicare-naran-to notsi-mo tanomii-besi-ja \ fana fata aicare-nan-to notsi-mo tanomu-hesi-ja | fito fata mimu-fo notsi- mo tanomu-hesi-ja \ tada kono asita kono asa-horake-to-zo. Indem der Mond eben bedauernswerth sein wird, kann man wohl später hoffen. Indem die Blume eben bedauernswerth sein wird, kann man wohl später hoflen. Indem der Mensch eben sehen wird, kann man wohl später hoffen. Es ist nur au diesem Morgen, bei diesem Tagesanbruch. Das Ber^haus des westliclK'ii Berges. y y ^ -^ u M. ^ m A^ if ^ ^ — i- u h » B. ^ 7 )V pHij )j m u y iij y )V b ff ij y b- )j y y * ^ u * ^ )ly m •j ^ t p y ^ M, n ■^^ Wo-shco-jnmn-no fumoto-ni ran-nija ari | siö-dzi-dera-to kakeru db-fü-ga fitai azajaka nari | fo-dzib-no maje-ni sai-gib-ga uje-taru- to i-i-tsictbru \ rb-boku-no fiaknra ari. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsn-tosi's. 629 An 4eui Fii#se des kleinen Salzberges ' befindet sich ein Kloster, ^ie Stirn der Sitte des Weges, wo .Kloster des über- treffenden Feethaltens' geschrieben steht, ist glänzend hell. Vor dem Hausendes Aeltesten steht ein alter Kirschbanm, von welchem überhefi^Cfeiwif d, dass ihn Sai-gio - gepflanzt habe. 7 y" ^ ^ ~J ^ H ^i i- Zy -n- t* A Dl/^ifl/ Kutsi-nokoreru jeda-no sasuga-ni faru-xco icasiirenu koJcoro- haje-mo \ mukasi obojete nasake fukasi. Die trotz Fäulniss übriggebliebenen Aeste in ihrem in der That den Frühling nicht vergessenden Sinne an das Alterthum sich erinnernd, Avaren von Empfindnng tief. ^ 7 — ■ U :? ^ 3 m Y 2> 77 # u a 17 ly ^ IV ^ ly * 2> y 3. M y ly w ZI 7 Zy ^ IV m 1] y y •^ A U i^ A *7C V ff »j T U -X ^ h h h Ml» Amzi-no so-fsm-kai | jatsugare-to josi \ ren-gei-in-to kikojuru oico-tokoro-no de-si nari-kasi \ siri-je-ni siö-tsi-ico miiko | kasiko-ni ajasi-ki sakura ari. Der Wirth, der Bonze Tsiü-kai stand mit mir auf gutem Fusse. Er dürfte ein Schüler des grossen Ortes, genannt , Tempel des fortgesetzten Abholens' gewesen sein. Rückwärts, gegenüber dem übertreffenden Boden befand sich dort ein Avunderbarer Kirschbaum. ' Wo-siwo-jama ,der kleine Salzberg' liegt in Jama-.siro, Kreis Woto-kuni. - Der Bonze Sai-giö ist vornehmlich als Dichter bekannt. Er starb im ersten Jahre des Zeitraumes Ken-ku (1190 n. Chr.). 41* <3,S0 Pl'iz maier. h ^ -JJ 9 y ^ Zy ^ 7j -1 t P H y )V 1J "t ly )^ y-yyv^^yn y" ^ u ^) ^ ^ y r fi y u ^ 2> ^ U ^ t ^) m ly ^ ^ ^ y y" ^ ^ iü ^ n y Ne-iva itsu-mata-ni loakarete \ kakomi-wa usi-mo kakusi-tsu- hesi I kano jasiro sakura-ni ni-taru koto ari | koko-ra-no takmni-no icono wokarete | ikade-ka utsutsu-ka-naku oi-nari-ken ito ibukasi. Die Wurzel theilt sich in fünf Schenkel, im Umkreise konnte man ein Rind verborgen haben. Jener Altar hat mit dem Kirschbaum Aehnlichkcnt. Vieler Zimmerleute Axt wm'de angelegt, wie könnte sichtbar ein Wachsen sein? Es ist sehr zweifelhaft. - Ä t y )^ ♦ -h t y 2^ ::/ y'tty y^r nuyy 7. "i V ^^ 7 V )V ^ y 7~ Kore-ra-ni sirinu ivono-dzukara mono-iva mina inotsi aru koto- ico I sare-ha kino-no ki-no fose-wo motoniurii-mo iu-ni tarazu. Bei diesen Dingen wusste man es. O dass alle Wesen ein Schicksal haben! Doch das gestrige Brennholz des Baumes suchen, es ist der Rede nicht werth. )iy ^ u h y y ^ y r u ^ Y ^ a r 3 \ y ^ ^ r u =• y )v 7, 11 ^ ^ »j \) V ^ 2^ ly 1J v -^ y ^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 631 Z^ ^, ^^ X ly h / / y ^) Kajejd-te^zami-waro-beki-ni-ja | kare-ivo josu-ga-no anizi-to tanomu kage-nite \ jado kareru okina ari-keri \ idzure-no tokoro-no ßto-to-mo sirazu \ matn na-mo nasi. Man könnte im Gegentheil darüber lachen. In dem Schatten, wo man sich auf ihn als einen gelegentlichen Wirth verliess, be- fand sich ein die Einkehr nehmender Greis. Von welchem Orte er war, wusste man nicht, er hatte auch keinen Namen. Jama fukakn \ sumerii kokoro-ica \ fana-zo siru \ jajoi-sa- sakura \ mono-gatari-semii. Im Gebirge tief Wohnend, das Herz Die Blumen kennt. Von des Keimmonats wahrem Kirschbaum Erzählen wh'd man. 7s z. ^ ^ & ^ 'j V \L Fitori-gotsi-te jami-nii . So zu sich selbst sprechend, Hess man ab. y^ Vq U y" ^ W y" ^ ^ =^ ^ 3- y ^ A E > ^ ^t/ # # ^ U 9 7. y M ^ W > y ^) X %^ A t ^ ly h ^ -^ n 632 Pfizmaier. Kono icatari-ica ni-deo-no kisakl-no mada v.ii-jasu-dokoro-to mbsi-keru toki \ uzi-garni tote mbde-tamai-si on-tomo-ni \ nari-ßra a-son sbrai-te \ fito sirenu mukasi-no jume-wo | kami-jo-no koto-to kasume-ken. An dieser Ueberfalirt, zur Zeit als die Kaiserin Ni-deo noch die Gremahlin des grossen Sohnes hiess, war bei dem Tempclbesuche des Gottes der Geschlechtsnamen in ihrer Be- gleitung Nari-lira A-son ' gewesen. Er wird, von den Menschen nicht erkannt, den Traum von dem Alterthum als Sache des Götterzeitalters verdunkelt haben. JV y" p ^ -1 P ^ U 6r M ^ -^ ^ ^ U — y ^^ ^ H -t 1] H 3 y * zy — n y h y" y -f y -f -^ ^ 'ä 7t ^ ^ ■^Y h "f ^\ y ^)\ t U h ty U h ^V ^ i- -f Zy X u b h- ^ ^ h U h Kasu-ga-no mija-mo ito ke-tsikaki tokoro nari | kahe-ni mimt tsuku-to jaran ijcru jo-n'i \ sato-no ko-domo ika-de kiki-tori-ken \ jajoi-sa-saknra-to utainonosiri-te \ jagate na-to suru-mo ito okasi. Der Palast von Kasu-ga war ein sehr nahe angi-änzender Ort. Gleichsam wie man sagt, dass an die Wand das Ohr ge- legt ist, Averden es die Söhne des l^orfes zu Ohren genommen haben. ,Des Keimmonats Avahrer Kirschbaum' singend, schmähten sie und machten es sogleich zu einem Namen, es ist sehr merk- a AAMirdig. )v 11 # ß )^ + t t h - ^ 115 M $?< <& — y y 7 y 7 )\ ^ / m 'JJ )\ iv y { ' Der Dichlor Ari wara Nari-fira. Derselbe hatte zur Zeit, als er noch nichf in die Dienste des Hofes getreten war, die Kaiserin Ni-deo entführt. Drei mystische Schriften Tojo-tüiiii Katsu-tosi's. odo n ^/ :^ ^: 3 -j- ^ u p X -h "i? 2> 7" - )^ zV -f -^ )^ € ^ h ^ # 4^ ^ K u Tama-tama tohurai-kuru mono-wa | nanigasi kin-nori \ rib- sen-no tame-kage tsio -saku-rb-wa | ßtaburu-ni icasuru hakari-no utosa-mo \ mija-dzukaje itoma-naku koto sigeki mi nare-ha \ kumo- i-no jo-so-ni omoi-jari-te \ moro-tomo-ni osimaim faru-no na-gori- mo aivare-nari. Diejenigen, AA^elclie von Zeit zu Zeit zum Besuche kommen, .>ind. ein gewisser Kin-nori, Tame-kage von Rio-sen, die Leib- wächter der Veröffenthchungen. ' Da sie, ewig in einer Ent- fremdung im Masse des Vergessens, im Dienste des Palastes ohne freie Zeit und mannigfach beschäftigt sind, entsenden sie über den Wolkensitz hinaus die Gedanken und sind alle zugleich in der Sehnsucht nach dem nicht sparenden Frühhng bedauerns- werth. t ■^ « y u Ht= R b- )iy ^ X -t ^ a y ^ y )^ U Y ^ T ^ if y ^ b IV 7 77 h ^ h h 1/ ^ m tj M * -t 3 0 t ^ 1) 2> y \] J y- -Y 0 X y ly 1 :/ )\ ^ t )V ly ^ s ^ Saku-to mi-si ko-zu-e-domo-no \ fodo-naku tsiri-suguru ato-jori \ sigeri-kasanaru awo-ba-wo wakete \ mori-tsitru tsuki-no fosoki fikari- wa I aki-no ko-no ma-no kokoro-dzukusi-ni-mo masareri. ' Die Richtigkeit der Aussprache ixnd der Beziehungen dieser Namen ist zweifelhaft. f)34 Pfizmaier. Nachdem die Baumwipfel, die man blühen sah, sofort ver- strent und vergangen, übertraf das die nochmals dichten grünen Blätter zcrtheilende, dnrchgedrungene dünne Mondlicht anch die Herzenserschöpfung zwischen den herbstlichen Bäumen. — ^ 1] D- / t ^ 11 ^ ■t S u )V 1/ « -^ b- -h ^ *& ^ ^ n y )V V 3 t 4^ 2> i?. ^ ^ i- t X > \L -fe H T 7 y ^ Ä ^ y ^ y X — T ^ H 4^ 1/ y ^ T M A )!> 17 n t Niica-7no nuiyaki-mo aa-naijara firokl matsu-bara-wo kakoi- nasi-te \ aru-ka nakl-ka-ni fito kake-mo sezit \ hgi-no majoi-no asa- goromo \ wmcake-sakareru suso-no mlru me-mo \ tare-nl-ka fadzimn. Vorhof und Zaun bildeten durch Umschliessung genau einen weiten Fichtenwald, und in Undeutlichkeit, ohne dass die Menschen es anhängen, das Hanfkleid der Verirrung des Fächers, die Augen des in Unordnvmg zerrissenen Saumes. Vor wem würde man sich schämen? H y 77 t Ä T ^ ti ly -^ \y r r J) -f - )V >6 )\ y J^ •Y y^ } 2> »J r 7 y y- )v iv -^ y u X A n u ^ -^ JL/ ^ Vl ^ -^ -^ y -1 X u ^ -iT a -j- "u ^ h 11 T Tsuje-ni kakari-te iatsi-idzv,rv, sirgata ari-sama \ ito-ito kio- arit onoko-ni-mo aru kana \ juki-tsnkarefe-wa sa-nagara kusa-no musiro-ni ßre-fusn, | makura saje isi-no ari-aje-tnru-wa uresi. Die Erscheinung der an einem Stabe sich haltenden und hervortretenden Gestalt ist ein überaus vergnügter Mann! Vom Drei mystische Schviften Tojo-tomi Katsn-tosi's. 635 Gehen en^üdet. icgt er sich eben anf dorn Pflanzenteppiche nieder. IW^em selbst als Polster ein Stein zur Hand gewesen, ist er freudige ^^^^' ?! ^ -t 7 ^ - V BR y y ^ 3 ^ "t ^) ^ ^ Nemuri-no naru mama-ni iri-kuru mono-ica isagijoku j ivb-kö ari-dzuka-no gaku narasu. Die Gegenstände, welche Avährend des stattfindenden Schlafes hereinkamen, waren rein und lauter. Man liess die -Musik des Ameisenhaufens der Könige uncl Fürsten ' ertönen. ^ ^ p ^ h >> ^ n 7 h m ly :? -^ y y y ^ i )ly y \i^ y " t jL ^ ^ u a ^ i. n X a * b- y; y )^ { y h ^ y 7 ^ y "L -^ y ^ U ■3- i y ^- y y- •^ ^ h ly ^ ^ 7 ^ ^ A 2> « ^ t No-he-wa onazi-ßto-tsu midori-to mijurii mono-kara \ aki-wa iro-iro-no ni-si-ki ori-fajete musi-no uranii tsuma-do sika-no namida | tsuju-keki fagi-no uje-mo \ mi-wo kiidaki kokoro-ivo itamasime-nu. Nachdem die Feldseite als ein und dasselbe Grün sich gezeigt, dehnte der Herbst webend allerlei GoldstofF und bei dem Grollen des Insectes, den Thränen des nach der Gattin fragenden Hirsches, über dem bethauten Weiderich zerschlug man den Leib, erfüllte das Herz mit Schmerzen. u — 7" ^ -s -t U t U y ^ y y ^ Ij - - 7 ly )^ !$i -^ ' Die Kichtigkeit der Lesung iro-ko ,Kömge und Fürsten' ist ungewiss. Der Name dieser Musik ist sonst nirgends vorgekommen. 636 Pfizmaioi. Jü-he-no sora-ka-wa | fiziri-ioo sasaje-ni mori-te \ nani-hn/)^e-no fana-ico jo-tsu-no tohi fito-fimo mote-asobasu-to iü kofo nasi. Der Abendhimmel vielleicht, den Wein des Weisen in die Bambusröhre schüttend, vergnügt die Blumen, welche es auch seien, zu den vier' Zeiten, an einem Tage, es lässt sich nicht aussprechen. y y\ 1j 3 ZI -j- 11/ i- 2:y A, P -^ ^ ff ^ 1J y ^£ u J y "^ n y- Mukasl tare sumi-si ato-no faka-nasa-zo \ matsu tateru tsuka- ja ari | sina-ha icaga kara-wo koko-ni osnme-jo-to iü \ juku-su-e-no katami-ni-mo sinoharuru-ja-to \ fana-no ki-ioo uje-tsu. Ehemals hatte Jemand bei der Ungewissheit einer Spur, dass er daselbst gewohnt, etwa einen Erdliügel, auf welchem Fichten standen. Er sagte: Wenn ich sterbe, so bestattet hier meinen Leib. — Wohl damit es als ein Andenken für die Zu- kunft auch geliebt werde, pflanzte er bliithentragende Bäume. y y ly ± ^ ^' ^ -^ ^ y y y p n "t ^ ^ ^ y h 'V T « y ü U ^ )\ X ^ y- n ^ )v n X ^ - — ^ ij — - U t it -J 11/ h y b- n^ _^ y ^> h -h y r ^ ^ y 7 ^ h r i- -tf y 9 u t ^Ä )V ^ y A f A Drei juystische Schriften Tojo-toml Katsu-tosi"s. 6o7 Ko-duf^i mondrfurl oicokl-jaka-nite. | juld omo-ge-ni saki-taramu omo-kage \'%,izarcm jo made adziki-no \ moto-no aruzl wasuru-na-to tsigiri-wokiL \ ßtori-goto-mo mono-guru-osi. Er legte_ die folgende Verabredung nieder: Ihr Bäume, alt und ■m^'ßiMf geworden, ein Bildniss, an Avelchem Schnee in Schwere erblüht sein wird, bis zu dem Zeitalter, das man nicht sehen wird, unglücklich, vergesset nicht den ursprünglichen Besitzer. — Die Worte, die er zu sich selbst sprach, waren leidenschaftlich. ^ ^^ \L y ^ u y n ^) ± m Foso-dani-gaioa nagarete \ ro-zib-ganico ßtaseri \ natsu-wa sakadzuki-ico ukabe | musubu te-no sidzuku-mo akazu \ fiiju-ica jiiki-no teo-tei-ki-ga fa-kio-no ato-ivo sitai \ kosi-ore-wo omoi-naki-no inagire-ni. Der dünne Thalfluss tränkte im Laufe den über dem Esel befindlichen Felsen. ' Im Sommer macht er den Becher schwimmen, die Tropfen der Avasserschöpfenden Hand sind nicht zur Genüge. Im Winter sehnt sich der »Schnee nach den Spuren von Tsch'ao-tsch'ing-khi's Brücke über den Pa. In Verwirrung, wobei man ohne Gedanken an das Gebrochene der Lenden ^ war : yf^ y -^ n-^ ^ n y .% p y T ^ ^ ^ i- m y -^ ^ 1z "t n y ^ ^ ^ 1 Zur Erklärung dieses Namens dient eine unten in dem Texte folgende Bemerkung. ^ Das Gebrochene der Lenden ist die Verschiebung des Gedankens in einem Gedichte. 638 Pfiz maier. Zhagi-Muma-no \ rnukasino nozomi \ ika-naran \ iicawo-ni-mo saku I fana-no ake-bono. Des Hasenpferdes ' Ausblick in alter Zeit, Wie wird sein Der auf Felsen erblühenden Blumen Tagesanbruch ! n •^ — ^s ^ r p li Ij ly ZI ^x u -^ T U h .V h — / Si-7io omoi-ioa ro-si-no vje-ni ari-to ijeru | makoto-ni sika nari. Man sagt, der Gedanke des Gedichtes befinde sich über jEseP. Es ist ^wirklich so. ^ IL/ T ^ ^ 7- 7; )^ 7 0 )V y * \y y S 2y 'X V )\ y- m y ^ V 7 ^ ffe r ^ ^ )\ -^ ^ X -t 2> ^ V H — 7 Z2 ^ ^\ X - -> ^V -;/ 7 -r V ^ Y :^ -i- 'Sono taje-narii tokoro-ni itari-te-iva | koto-no fa-mo wojohazi \ nnni-to-ka manehi-ideM \ jo-jo-no sen-ren jomi-gata-no wosije are-do | saseru koto mijezit. Als man zu dem wundervollen Orte gelangte, erreichten ilin die Worte nicht. Was würde bei Nachahmung sich ergeben? ' Hasenpferd wird im .Inpanischen der Esel genannt. 2 Der Gedanke , Ausblick in alter^^eit' soll vor ,Hasenpferd' stehen nnd das ftedicht somit lauten: Ika-naran | mukanl-no noznmi \ n.safji-muma-no \ iwaioo-ni-mo saku | fana-no ake-honn. Wie wird sein Der Ausblick in altor Zeit, Auf dos Ilasenpfordes Felsen der erblühenden Blume Tagesanbruch I Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 639 Es giebt «war die Zeitalter hindiu'cL eine Lebre des Lesens der trüberen Reiben, docb es ist keine Sacbe von Bedeutung'. J t h u ^ ^ * 3 fr ^x t — y it y «j * n ^ # 2/ ^ y :? 4 ■3- t V >c ^ t y y y )V y X * ^ ^ y 7; :? ^ X X h 7 H 2> ^ D ^ llfc ^ ^ y -i y y ^ s; ^ y 3^^ y- t ff t Sin-ko-kon-no korowoi-jori kono kata-no saku-sia-no \ viedzurasi- ku-mo ari-gataku-mo i-i-ide-taran siü-itsu-ico \ xvadzuka-ni itsi-mon- zi-to iü-to-mo sei-zei nusumi-ukasu-be-karazu | kono mitsi-no si-zai naru-hesi. Seit den Zeiten der Sammlung aus dem Altertbum und der Gegenwart ist, was dieser Verfasser merkAvürdig und sebätz- bar ausgesprocben baben wird, glänzende Uebertreffung. Sei es aucb zum Mindesten ein Scbriftzeicben, keine Macbt kann berauben und dagegen Verstössen, es wird ein todeswürdiges Verbrecben dieses Weges sein. z^Pti^vy-nf^-^^-^ hlyAUTlyyp. yiy A^Ti'ht^^S^y' Masi-te onazi-toki-no tomo- gara-ico-ja \ kib-goku kuo-mon-no kaki-wokare-si fude-no ato \ tare-ka na-mi-semu | ana-kasiko tbto- mu-hesi. Um wie viel mebr ist dieses der Fall bei den Genossen der nämlicben Zeit! Die von Kio-goku, dem Angestellten des gelben Tbores, durcb Scbreiben zurückgelassenen Spuren des 640 Pfizraaier. Pin.sels, wer Avünle sie S'erine'schätzen? Sie müssen sehr ehr- lürdig" sein. jj y -^ m n T ö ^ -^ y" y 2> ^ fr Jo-no fito-no jomu uta-wa \ itsuivari-jori idefe zib-zu-no na arl I sai-gib-qa uta-ica amaneku siü-gih-si meguri \ faimka-no umi jama-ivo fete | miru tokoro-no makoto-jori idzu. Die von den Menschen des Zeitalters verfassten Gedichte "^ o'ehen von Falschheit aus und haben den Namen der (leschick- lichkeit. Die Gedichte 8ai-giö's, im Ganzen den Wandel ordnend, ziehen umher, überschreiten das ferne Meer, die Berge und gehen von der Wahrheit des Gesehenen aus. m y t -if ^ t "t - w ^ / ^ u 7 \y )\ ^ y" ^ m 0 )V ML y y Y y -f X 'U p ^ Koto-no fa kutsi-ni. makasete sugafn itaicaraznre-domo \ wono- dzu-kara taknkl fu-zei-nru mono narr. Obgleich man die Worte dem Munde anvertraut und um i,h'n Zustand unlx-kümmert ist, hat man eine hohe Leiden- schaft. 4^ ZI ^ ( 4^ y )V y * — h + ^ M /Mi§ B Y y )^ 1/ 1^ y y * y y y; H ::« -yy 7> * — y y ^ A ^ p j 3 * )^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-to^^i's. 041 Furu^ata-no ^soha-no taisn ki-ni iru fato-no \ tomo jobu ko- e-no sugokt*jufu-gure \ kb-ko van tada-wa-ka-ioa jomu koto-no kata- gi-ni arazu. . ,Üer an des alten Ackers ^^^ Seite steht, auf dem Baume Weilend, der Taube Die Gefährten rufende Stimme In kalter Abenddämm'rung.' Derartige einfache japanische Gedichte sind keine Muster- bilder für das Verfassen. Kokoro-wo uta-ni nasu koto-no kata-gi naru-besi \ kokoro-ivo uta-ni nasi-fatete kofo-7nono-ni utsurazu. Den Gedanken zu einem Gedichte machen, soll das Muster- bild sein. Indem man den Gedanken gänzlich zu einem Gedichte macht, wird er nicht in den Gegenständen abgespiegelt. :? y 11 7 V :? y t ■y m h -^ ^s ^ Z^' ^ U y n 7 i- T X h # a 3 •^ •^ K U * { a y 17 ^ ^ 7 X ]y 7 ^ U >j > -f y 17 ^. Itsi-ni m'-si-ki-tüo nnsumi \ semi-no tsuhasa-ivo konomu mono- ni narahe | sara-ba jomi-idzuru kokoro koto-ba tamasi-i ari-te \ fito- wo odorokasan \ kajesu-gajesu itadzura-ni ku-fü-ioo totoku su koto na-kare. 642 PfizmaitM-. Auf dem Markte stellt man ,(}üldstoff stehlen', zu ,Grillen- riüg'el liebender Mensch' in eine Reihe. Bei dem somit im Lesen sich ergebenden Sinne haben die Worte eine Seele, sie werden den Menschen erschrecken. Man bringe nicht immer wieder eitler Weise den Kunstgriff zu Ehren. -f ^1< 77 ^ ^ H - :? )^ H h ^ ^ p ^ h>r4^i^3i ^x^ ]y m r y B X ^ t^ 7j ~^- ^ 9 ^) ^ y X ~ iy^^iy3yys<^& Fü-ga-slu-no naka-ni \ sora farete ko-zu-e iro-koki tsuki-no jo- no I kaze-ni odoroku semi-no fito-koe \ ari-no mama-no kei-ki-wo joha utsusarete \ sika-mo ßto-no imada ei-sezaru sugata \ ito ara-ma-fosi. In der Sammlung der Sitten und der Zierlichkeit die Worte : Der Himmel sich heitert; Wo die Baumwipfel von Farbe tief. In der Mondnacht Winde der erschreckenden Grille Ton, der eine. Durch sie wird der Anblick, so wie er ist, gut abgespiegelt, und ist ilberdiess das von den Menschen noch nicht besungene Bild sehr begehrenswerth. ^ 7 y ^ ^ ^j^ ^ M y^ :i^ y y ^ ^ IV y }v y Wi u ± u y '^ ^ u :^ ^ t ^ y\ 9 3 ,h )l> A ^ y X J9i- ;ic 5 0 iSore-jori sui-zib-wo tadzunure-ha \ midzii-gusa kijoki tokoro- ni sobijetaru isi-iw \ koke-no koromo ki-taru-ga ßto-meki-taru-ioo | gen-hin-tö na-dzuku. Drei mystische Schriften Tojo-tonii Katsu-tosi's. 643 Von jfprt suclite man die Ufergegend des Wassers. Einem an dem reinen Orte der AVasserpflanzen hoch emporragenden Steine, der gJeich einem in ein Mooskleid gekleideten Menschen war, gab man den Namen: der himmelfarbene Gast. — h # P ^ €. i| ^ ff h -f ^ i- ^ :/ )^ )\ HS :5t- -^ ^ u -V h * ^ j t^ )V \y X ~1 ly m Y ZL b- >j J b- m y — Sö-to-no uta-ni iwaku \ to-tsu kuni-wa midzu-gusa kijomi koto- ' sigeki \ mijako-no utsi-ica sumai masareri-to ijeru geni-to oboju. In den Gedichten der Bonzenhauptstadt wird gesagt: Das Aussenreich In der Wasserpflanzen Reinheit Von Sachen mannigfach. In Mijako's Mitte Der Wohnsitz besser ist. Man bemerkte, dass dieses Wahrheit sei. ^ ^ b- ^) V 3 1/ ^ 2> m P IV — V ^ y i- 7 7 7 •^^ 2> € ^ ^ ly Y. / y K ^ )^ n ^ A y ^ 7 ^ A 4^ •j 55^ y t y" t lly y U yy 7^ 3^ f X z> t ^ y if y" — ^. )^ { y Usiro-no suso-no-ni-wa tsuku-dzuku-si-ico kari \ tsu-bana-wo nuki sumire-wo tsumu j mine-ni jodzi-nohori-te warahi-ico asari | gu- si-tarit age-maki-no kata-mi-ni icori-iri-te motaru-mo okasi. Auf dem rückwärts befindlichen Saumfelde schnitt man den Erdpinsel, zog das Schilfgras, pflückte das Veilchen. Den Berg- gipfel erklimmend grub man das Farnkraut, die dargereichten Sitzungsber. d. phil.-hist.'Cl. C. Bd. H. Hft. 42 644 Pfizmaier. Seesterne Avurdeii als ein Gescbenk ängstlich festgehalten, es war merkwürdig. X — ■ t y ^ y -T y 7 t ^ h •> u y 7 )\ X JE b- 7 )^ ly 2> B ^n m 2> 7 ^ IV u )V ^ y 1^ 7 t :^ 7 u * ^ ß ^ ~j T 3. y -V m ^ ± ^ y t ^ Kake-dzi-ico tsutb asl-no taju-karazu si-vio arane-ha \ si-i-no ko-ja-de-wo loori-siki j iwa-m-no fudzi-no iro-natsukasi-ku saki-kako rem ko-kage-ni | fo-bakari jasumi-woru. Längs dem Treppenwege war der Fuss nicht anders als langsam. Die kleinen Zweige ' der Buchen brechend und breitend, in dem Baumschatten, wo die Schminkbohne der P^elsenwm-zeln, von Farbe schmeichlerisch erblühend, sich an- hängte, ruhte man eine Weile aus. ±yn^Ayr^^y^ yy%\L^^y'^7^y )l^y2>4^:7-t)-t7'#7-j- Idzuku naran ki-ivo tafusu ivoto toki-doki-site \ arasi-mo sozoro samuku sugoki fibiki-wa \ saki-gasira-no ke-zo tatsi-agaim. Indem irgendwo der Ton des Niederwerfens der Bäume von Zeit zu Zeit erscholl, war auch der Sturmwind unvermerkt kalt, bei dem schavirigen Wiederhall standen die Haare des Vorderhauptes empor. ' Dem .sonst in dem Man-jeo-siü vorkommenden ko-ja-de wird die inuth ni.'issliche Bedeutung ko-ija-de ,klein immer mehr hervorkommen' bei gelegt. Nach Einigen ist es die Umwendung von ko-jeda , kleiner Zweig', i Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 640 ~ iy ^ ZI y ^ u h j^, ^ T X y ^ U p 7 ^^ ^ # )^ t )j 2> Ije-do-zi jomogi-ico-ha kari-te \ hn-heki mono me-no waraica- site icokosu \ maje-ni su-he-mo ajezu tada fsutsuzi iwa-nasi-ni me- vjo kakii. Die Haustochter schnitt Beifuss. und Esswaaren schickte ein kleines Mädchen. Ehe man vorher etAvas zu thun hatte, hängte man das Auge nui- an die Bergi'osen und Steinbirnen. ^ r ZI ^ p ^) > )\ ^ ^ ^ V y- =- y ^ ^ y ^ )\ 7^ ^ y 7 ZI n u p "r ^ ^ ^ ly 7 ly y .^ h Z2 3 ^ ^ }^ y^ Ije-ni kajere-ha matsi toki mgu-to i-i-sawagu \ keicasi-ki tnifsi- ni madoi-te | tsune-jori-mo itb kd-zi-ni-tare-to ije-ha \ so-wa on- kokoro-nl koso are tote \ fusi-marobi-ioarb. Als man in das Haus zurückkehrte, hiess es in Aufreo-ung:: Im ErAvarten geht die Zeit vorüber. — Man sagte: Auf dem steilen Wege hat man sich veriiTt und mehr als gewöhnlich wird man gequält gewesen sein. — Es hiess: Es wird nach eurem Simie sein. — So sagend, wälzte man sich vor Lachen. y 7 )^ i- 9 ± n ly ^)r 7 m A ^ ^ 7 m y" - ^\^ y m m V m y m y 42* (346 Pfizmaier. ^ IV ^ ^ 7. y ^ ^ )\ y Ori-ni furete kumo-ica loo-no fe-no ro-ioo itonami \ kiri-wa ja-je-no igaki-ico tsukuru \ nizi-no kake-fasi sora-ni icatasi nado fsugi-senu kib-domo-ioa ta^a tanie-ni smii icaza-ni-ka. Die Zeit ti'effend, bauten die Wolken den Söller des Berg hangs, der Nebel bildete den achtfachen Zaun, der Regenbogen führte eine Hängebrücke über den Himmel. Die nicht in der Reihe folgenden Belustigungen, um wessen Avillen veranstaltet man sie? Fototogisu-no sinohi-ne | mada-ki-jori, kudari-matarete omoi- kakenu-to l-i-kemu fito fata kokoro-asaku-ja. Die traurigen Töne des Kukuks werden seit der Früli»- im llerabkommen erwartet, und man beachtet sie nicht. Der Mensch, der dieses gesagt haben wird, ist wohl eben seicht von Sinn. A ^ h ^J/- 3 »j h n 1J ^M ^ T ^ h 7^ ^ "t iyj. ^[ y ]y y\ Jj n )V -^ ly ^ ^ Kamo-no tsib-mei-ga guai-san-mica m'-tare-domo \ siba ori- kuburu joHu-ga-toa sukosi tomeri-to-ja man \ awaremu-besi. Obgleich mit dem äusseren Berge des langen Tagesanbruchs der Acute Aehnlichkeit gewesen, wird man sagen, die Gelegen- heit, Reisholz zu brechen und zu brennen, habe wohl »in wenig zu riii-k gehalten. Es wirfl bedauerlich sein. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsn-tosi's. h47 ^ K 3 .-^ ly. )^ ^ ^ ^ * A if KU p > ^ h )i/ ^ y + ± A""^ n )^ 7^ ■h ly h r # 3r )C?-^t M ^ ^ ^ b- u ft S u ^ )^ y r ^ * 1/ ^ y 7; :? 1z ^ ^ ^ 7 n 1/ ^ ^ y ^ ^ +>. -^ y M X ^ K Fatsi-zin-nen toico-karnnu oi-no ne-same-no | utd-madoromarezu kurusi-kere-ha \ iku-tabi-to naku mi-ico soha-date utsi-kajesi-te fcija ake-tama-je u-ba-tama-no kimi \ joku mai-wa sen-to iwaruru koso osana-kere. Das von achtzig Jahren nicht fernen Alters Erwachen aus dem Schlafe, Avobei nicht eingeschlummert Avurde, AA^ar lästig. Als man manches Mal sich nach der Seite erhob und sich um- Avendete, Avurde gesagt: Oeffnet schnell, Gebieter der Edelsteine der Rabenflügel! ManA\ärd gut tanzen. — Man mochte jung sein. ^ -h 7 ^ ^ 7 :? ffi ^ M Ä ly IV y 2> X * V ^ y y -^ U ^< 1/ X y y IV t ^ :? t)- ^ y )^ J- ^^ Sp ^ y Ol ^ 2> ij A Ä ^^ -n — ± y y p A Koko-ni scisi-iru tsiiki-no kokoro-hoso \ jama-no fast tsikaku nokoreru-mo \ naico mi-no joiücti-ni nazuraje-gatasl \ sude-ni iconore- wa ki-naru idzumi-JW fito vare-ha narl. Der hier hereinleuchtende Mond blieb ängstlich nahe dem Rande des Berges zui'ück. Es Avar noch immer schAver, ihn mit meinem Alter zu vergleichen. Es ist, Aveil ich bereits ein Mensch der gelben Quellen bin. 648 Pfizmaier. 7. « V M y « Z> 7 2/ >^ ZI n j i? ^ 7 7 )\ y ^ « 7 Ba y 7 Ä lÜ % ^ )\ ■Y y # X )^ 7 ULI 4^ if )V A ■^ y A L/ •^ 7 7 ^ t/ff^'a kai-ni sakehu masira dani j ika-ga aware-to omowazaran so-mo kino-ica fingasi-jama \ icasi-no jama-kage-ni matsu-no aivogi- lüo sime \ keo-iva owo-wara-no-no suso-wa-no ta-i-ni ne-seri-wo tsumu su-go-to ^nanc. Selbst der ziemlicli in der Schlucht schreiende Affe, wie würde er nicht Leid emplinden? Somit gestern auf dem östlichen Berge, im Schatten des Adlerberges den Fichtenfächer-; zusammendrückend, Avurde man heute das gemeine Kind, ' das an dem Feldbrunnen des Saumrades in Owo-wara "^ die Wurzel- petersilie pflückt. ^ h n M ^ y P A ^ P 9- A A -^ -^ «' r 7. y u ^ y -i u ]\lukanl-jajaiiie bna-ja lUsiUau hna-ja jume mukasl-ja atsutsu \ s/'razu sib-siii-id ai-te \ ko-teö-wo towa-ma-fosi-to-ja ari-kemu. Ist die Vergangenheit ein Traum, ist die Gegenwart Wirk- lichkeit? Ist die Gegenwart ein Traum, ist die Vergangenheit Wirklichkeit? Man weiss es iiiciit. Es wii'd gewesen sein, dass man Tschuang-tscheu'' begegnete und nach dem Schmetterling zu frawn wünschte. ^— 'j-i"- ' Su-;io wird für die Zusanimenzieiiuiig von sidzu-ko ,gemeines Kind' ge- halten. Es bedeutet das gemeine Volk, .sowohl Männer als Weiber. Tjwo-wara liegt in Jama-siro, Kreis Kado-no. •' Der Philosoph Tschuang-tse. « Drei mystische .Schritten Tojo-tonii Katsu-tosi's. 649 * 7 Ol 7 ^ Tavu-no jania-bumi. Die Schrift des Früliliiiiisl)ei*;^es. ^ 2> 7 ^ ^ h )^ ^^ 4^ -fe u ^ ^^7-th-^7»J~7 iJ2y/^:2>>l-7:?^7'Ä ?^:^D?ux1^^7 ^ 7 Oico-kata-no sora-wa kuinori-gatsi-nite ( jaja-mo seba-furi-otsi- nii-beki faru-savie-no kokotsi-suru-ni oja-no isame-ica geni-to obojete \ ßrake-sasi-taru fana-domo-no fokorobi-masaru ke-siki \ tsune-no tosi- jori-mo omo-siroku. An dem gTössten Theile des Himmels, bei Ueberliaud- nehmen der Umwölkimg hatte der Frühlingsregen, der allmälig gerieselt haben konnte, Gefühl. Dass es die Vorstellnngen des Vaters - wirklieh waren, sich erinnernd, brachen die imvoll- ständig geöffneten Blnmen immer mehr auf. Der Anblick dessen war lieblicher als in gewöhnlichen Jahren. ^ -^ IV V ^ .^ t ~ ^ -^ 1 Ebenfalls eine Schrift Tojo-tomi Katsu-tosi's. - Der Frühlingsregen, der die Blumen ermahnt, dass sie sich öffnen, wird als der Vater der Blumen betrachtet. Der Gedanke kommt bei dem Dichter Tei-ka vor. 650 Pfizmaier. Sa-naranu fito dani akugare-tatsi-nuran-kasi-to mijuru \ jama- zato-no ju-be-ico fitori nagamete \ tanomenu fito-no sita matarura- mo aran-kasi. Man sah, dass selbst der nicht so beschaffene Mensch dafür geschwärmt haben dürfte. Indem man in den Abend des Gebirg-sdorfes einsam hinausblickte, dürfte der Mensch, der nicht Hoffnung gab, unten erwartet- worden sein. 2> H 7 ■> -t u 7s ZI y ^ y{ y- :j a 3 T 7 a :^ A y t 7 »j tf t^ ij > V -i- h n T 7 t y^ 7 ^ b i- y ^ ^ ^ 0 + )^ i ^ ZI ^ 3 ■> y 0 Jajoi-no towo-ka amari muju-ka-no korowoi \ kikl-sugusanu tajori ari-te-ja \ izajo tsukl-no kokoro-moto-naki-ioo koso nado i-i-te fito-hito oivasi-nn. Um die Zeit des sechzehnten Tages des Wachsthum- monats ' gab es wohl eine nicht überhörte Nachricht. Es waren Menschen, welche von der Aengstlichkeit des ^Fondos der sech- zehnten Nacht sprachen. :^ h )\ )U h ^ h r^ ^ --=. ly 3 1J 1 2/ ^ ' Der dritte Monat des .lahros. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. böl « -^ -tf y. — X ^s u )V y )^ ^ ^ )V Matsu-no- sita-gusa-to ücan-mo mala ito osi-karu-beki jowai nare-do l'^tffni tsumi omo-karu-beki sudzi-ni-wa arazaru-hesi. Würde man es die Pflanze unter der Fichte nennen, ist es ein sehr bedauerliches Lebensalter, doch es wird kein G-e- -etzabschnitt sein, nach welchem das Verbrechen besonders -chwer sein könnte. y A — ■ r y -t h ^ ^ ij 11 ^ ^* )V h ^ y ZI o ^ y t y u t y A 7 y ij — v m -f ^ J -Y IV 4^ -3- ^ j ^ i ^ ij n ^ Tsiü-na-gon-no kimi-to kikojuru-wa moto-tsu fito nari \ asa- kura-no nani in-to-ka-ja iü-meru-ica \ ima-iva ama-no gawa-no nani nagare-taru fito-gara-ni namu ari-keri. Derjenige, von dem man als dem Gebieter, dem mittleren die Worte Vorbringenden hört, ist der ursprüngliche Mensch. Derjenige, den man etwa einen gewissen In von dem Geschlechte Asa-kura zu nennen scheint, ist gegenwärtig ein gewisser Ver- bannter von dem Geschlechte Ama-no gawa gewesen. T^t ij ^ ^ y ^ )^ T ij ^ y h 1^\\ A T ^ t- )V Äruzi-no koto-wa omoi-kaku-heku-mo arane-ha | saru jamu koto-naki mi-kata-jori \ toburai-mono-se-sase-tamb ito ari-gatasi. 652 Pfizmaier. Es war iiiclit der Fall, dass mau an die kSachc des Wirthcs die Gedanken hängen konnte. Von unserer Seite so unanfliör- lich die Nachfrage bewerkstelligen lassen, war sehr schätzbar. t^ u IV ^ ^ ^ ^\ \y t ^ ^ ly 11 V ly y ift h ^ n y ZI n ^ V — 3 »j t y 11 )\ X 1] »j ^ -^ -h t y * X 7 ^ y -fe + Zy -f ^ y Moto-jorl iconore jo-ni kasumajerarezu \ mi Ijasi-ku madziisi- kere-ba | faka-naku kakoi- naser u sidzu-no matsu-gaki-wa ßma owoku nari. Ursprünglich war man in der Welt nicht umnebelt. Da man niedrig und arm gewesen, waren in dem niederen Fichtenzaune, welcher vorübergehend eine Einschliessung bildete, Zwischen- räume viele. z> a ^) ZI 2> >j 1] — ■ y h u y ZI y -JJ )\ Y ^ m ^ )ly p y T ^ y- y y u n t- ^ r 'U )\ y A V 2> b- J M «j --• y 1} y 7. y )V ZI 1j -t)- h 11 y y if 7 V ^ z. ->» 11 7" X )\ y- y y Todorokeru wara-ja-no noki-ba j sinobu-gusa-ni-ja tsure-nu sate-mo kado-no mugura hakarl-iva te-dzukara sukosi kaki-faral-te Jana kaso aruzi-to fitori-gotsu arisania \ jorodzu ntsl-bi-kami ke-si- kai'u onoko nari. .\ti der rumpelnden Traufe der Strohhütte hatte sich viel- leicht da-s Dachraoos zugesellt. Siehe! Indem man das Labkraut Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. uOu des Tliore% mit eigener Hand ein wenig wegkratzte, sagte man für sich ^leiu: Die Blnraen sind der Wirth. — In diesem Augenblicke » war der Wächter der zehntausend angezündeten Feuer ein wunderbarer Mann. )ly y )V u 0 -f ^ n -^ T ^ -h ^ 2> u u :? if X — ^ ^ ^ •j h t^ X P :^ > D y ^ y V y ^ €. ^ )j y ^ t t <■ 7 )V 7^ X 7 )\ \y ■> y V :r To-hakari an-te onazi-kokoro-naru do-tsi | isi-tatami-wo nohori tsikadzuku mama-ni \ fana-ni udzumore-tara ko-zu-e-domo-ica j juki- no asa-horake-ico miru-ni koto-narazu. Nach einer Weile, Avährend man gleichen Sinnes die Ötein- stufen emporstieg und sich näherte, war es nicht anders, als ob vergi'abene Baumwipfel den Schnee des Tagesanbruchs sähen. r 7 ^ h 7 )\ -^ 9 yt^^a/Y^ Geni koko-wo ivasi-no mi-jama-to i-i-kemu-wa | nori-no fana- mo futa-tabi ßmo-toku-beki juje-ja nado \ tanomi-wo kakuru fito-mo aran-kasi. In der That, dass man diesen Ort den hohen Adlerberg nennen wird, ist wohl, weil die Blumen der Vorschrift zweimal 654 rfizmaier. den Gürtel lösen können. Dabei dürfte es auch Menschen geben, Avelche eine Bitte anhängen. f p ^ ^ A 7 ^ )j h ^ y -n ^ At ^ ^ y r y )^ # Iro-iro-no sode-gutst-domo \ f(ina-mo ßto-isu-ni kaicori-al-te sakura-ga moto-no mato-i jemu-ni tsugi-tsugi-si | foku-to-no to-kata kojuru mi-kata. ]\[it allerhand AermelöfFnungen vereinigten die Blumen als ein Ganzes den Duft, die dreifachen Schirme der Stämme der Kirschbäume standen vor dem Söller einer nach dem anderen, zu der äusseren Seite des nördlichen Nössels ' schritt Tnan von unserer Seite hinüber. y H )V y" y u ^ 17 ^ il] :^ tf ^ n y :/ z> :^ y M V ^ 1/ r " ^ 'T Tadzune-kosi | fana-ni kokoro-no \ akngarete j kajeru-sa wa- kanu I faru-no jama-bumt. Suchend zu denen man schritt, Für die Blumen das Herz Indess schwärmt. Auf der Rückkehr nicht versteht man Des Frühlingsberges Schrift. u -i — ZJ y i- 17 ^\ h ^ ly h -V •\ p5^ h -» y -^ y ^ h a y -f 7 z/ t -•e ' Das Sternbild de.s grossen Bären. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 655 Fancttno moU>-m kajerßn kofo-ioo nado iü \ si-no kokoro-ni- ja-to ito-oJaisi. Wohl mich dem Sinne des Gedichtes, welches sagt, dass man zu den Blumen zm-ückkehren werde, war es sehr wundervoll. T p -f V T >' h X T ^ y h -^ ■n- y ^ ^ -^ )V ^ K )^ y ■i- 7 7 ^ 7" ly ^ y ■n- y )L^ ^s t )^ -V 2> -i t u 7 4^ 7" 7 "^ Suhete jamata-uta-wa iconna-no mote-asohu-heki icaza naru- wo I ima-no waka-udo-wa sa-mo aranu-zo \ ito kutsi-osi-ki aruzi. Im Ganzen ist das Jamatolied eine Sache, an welcher Frauen sich vergnügen können, bei den jetzigen Jünglingen ist es nicht so. Der sehr bedauerliche Wirth: h n 3 W i- \y > t ^ ^ ^ X y ly 3 Jj 7 ^ ^ A - Zy yi i- 7 )V ^ ^ Tosi-ni mare-no \ fito matsi-je-taru \ sakura-bana \ kefu-jori notsi-iva \ tsiri-nu-to-mo josi. Die im Jahr der seltene Mensch ' wartend erlangte, Die Kirschblüthen, Von heute an Dass sie verstreut sind, ist die Sache. ly 1 Der seltene Mensch ist der Gast. 656 Pfizmaiev. Nach i-i-fsutsii \ kusa-vo to-zasi-ni tafd-kajeri \ nani-to-naku sh-si fon'-fsirasL Indem man dieses sagte, kehrte man zu den Schlagbäumen der Pflanzen zurück. Ohne Absicht nahm man das Schreibe- buch auseinander. -f 7; )i^ :/; it i5? 4= 1 'i^ ^ t iy ^ ^ )^ Ij t t -^ 3 n y •n- z> I? ^ / T BJ + 17 ^ ^ 7 y )U ^ 7J 1] A L/ •^ 7 ^ y 7 t ^ ^ — — h :? IV ZI h y )V 7 X )^ ») / 7 •^^ ^ 1/ 'S T y t Moro-kosi-ni-ica kasikoki fito-ni sumeru \ en-m&i-ga zb-wo si- bo-ga e-kakem maki-mono \ te-mo sore-tari-keru-wo \ tosi-goro fako- 110 soko-ni kakusi-wokeru fui-uku saki-wo \ kono kasidzuki-ni tori-idzu. Eine Gemälderolle, auf welcher Tse-mao das Bildniss des einst in China als weiser Mann lebenden Yuen-ming gemalt hatte, war aus den Händen geghtten. Sie war durch Jahre auf dem Boden eines Koffers verborgen niedergelegt. Man nahm sie als einen Gegenstand aus alter früherer Zeit füi' diesen Hüter heraus. 7 ■t h -^ 1 . u — 7 h 7 S ZI ^ ^ M — • )\ ^ 1] y u P 7 7 \L b- i^:g h ^ y 7 & 7 2> lly ^ n ^ ;E. i: ^ 7. Go-utsi snquroku nado asohi-te kata-mi-ni idomi-kaioasi \ go- roku nan-si saje ari-keru-io i-i-si sni-no me-ico ko. Indem man das Brettspiel und das Trictrac spielte, forderte man sich gegenseitig heraus und wechselte ab. Man sagte, dass es selbst fünf und sechs, drei und vier gegeben habe und bat um die Augen der Würfel. Drei raystisclie Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. DO < )^ :y 1^ )^ ^7 — • IV :? y 7 7 w ^ — ^ u — ^ ^ 5^ 7 r ^ 2> y 1/ ^ ^ 2> 3 4^ 7" V y y ^ y A \L * )^ 7 y )^ if y — ^ -f U 7 ^ ^ y t Otsi-kata-hito-ni mono-mosit ] sore so?io soko-ni siroku sakeru- ica nani-no fana j tsugi-tsugi-ico arasö kurahe-muma \ icori-fa-ni nnri-te-ioa ito tbtoki dzib-rokn-no butsu nado \ johi-faicafuru-hesi. Man sagte zu dem Menschen der anderen Seite: Was für eine Blume ist es, welche dort unten weiss erblüht? Ein Pferde- rennen, in welchem man um die Reihenfolge sti'eitet. Als es die niedersteigende Seite ^ geworden war, konnte man es im Scherze einen sehr geehrten, die Kniee zusammenlegenden Buddha nennen. 3 ^ ly X ^ h y H ^ A n n -^ i h m ^^ ^ To-ha sen-sei-ga siaku-dzin-no fu nado | to-kaku i-i-susumure- ha kata-fasi jomu. Man schlug jedenfalls das von Tung-p"o verfasste bilderlose Gredicht auf den rothen Staub vor, und man las die eine Seite. ^ 1^ A - n ^ h ^ T 3 Die metiersteigende Seite ( K JiiSj wari-faj bezieht sich auf das Trictrac. Uebrigens ist diese Stelle gleich manchen anderen in dieser Schrift nicht näher zu erklären. 658 Pfiziiiaier. A 't7 ^ ^ ^ iJ ^ h -- :? V ^ ^ ^ / -^t y y ^ Ito joku vie-de-keo-si-keru fodo fi-mo fake-jukii fana-mi-ni kurii fito zib-tsm-ge-to naku | kono jama-ni tsudoi | tsudzura-ori-wo n ohori-kudarii-m o fodo-tsika-kere-ha. Während man sehr wundervoll sich vergnü2;te, stieg die Sonne höher. Die zur Besichtigung der Blumen kommenden Menschen versammelten sich ohne Unterschied von Oberen, Mittleren und Niederen an diesem Berge. Die Zeit des Empor- steigens und Herabsteigens im Zickzack war nahe. Z/ ■jL " p t V- V ff 4- u l^ ^ y ^ t. M :? L.^ )V Y. y % ^ — 3. u :? 7 - - ( A )V • Kikojuru so-bb-ni fito-bito viitsi-mitsi-te \ nani-goto-ni-ka aran utai-nonosiru, ko-e kasikamasi. In dem Bonzenkloster, von welchem man hörte, war es voll von Menschen, und — was mochte es wohl geben? der Ton des Sinkens und Scheltens war lärmend. 3E ~r^ ^ 3 )\ y- ^ 7 u -\ V ^ 7 -^ )V ■f- u t ^v T y y y" , "■ ( y - 2> y y )\ IVarawa-be simo-tsukaje-no wabi-sikl ko-e-nite \ nazo faru-baru koko-ni mbde-tamai-ken. Warum wird man bei den kläglichen Stimmen der Knaben und I )ifiii'rans weiter F<'ni<- hif'rhcr /.um Besuche gekommen sein? )\ h y y r/ -t u ^' « ^ .1— ^^ 1; 4- 2^ yr — n ^ 7 t 77 7 3? 7^ Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katso-tosi's. 659 ^ h ^ - t y 4 -f )V 1? y t :^ i- y b € A ^1^ ^ )^ y ^ :^ Fana-ica nani-ka omo-siroki-zo \ mitsi-no fodo-ni faja ke-sa kui-tsuru mono-mo idzutsi ini-ken fidan^iki-ni-to \ fito-vo kiku^mo fahakarade omo koto-ico iü. Was ist an den Blumen lieblicli? Die Sachen, welche man auf dem Wege bereits heute Morgen gegessen, wohin werden sie gekommen sein? Hungrig, ohne zu fürchten, dass man es höre, sagten die Menschen, was sie dachten. t r r ^ i V h ^ äJ^ "Y - y y 0 2> Y )ly V \y 7 -f n U ^^ Koto-jb-naru fo-si mitsi-no fotori-ni omoi-naki-si \ kataje-ica wodori-isakai mafa icarb \ idzure-wo idzure-to vri-icaki kiki-icaku- beo-mo arazu j ito keo-aru mi-mono nari-kasi. Der anders beschaffene Bonze sann ziu' Seite des Weges und weinte. Neben ihm tanzte, stritt man und lachte auch. AUes in Allem konnte man nicht ersehen, durch das Gehör nicht unterscheiden. Es dürfte ein sehr erfreuendes Schauspiel gewesen sein. y 9 ^ h:7^-3-^4 h ^ X ^^ ^ ^ ^ ^ 4^ v )i/ y n ^ 7/ )^ )^ Sitznngsber. d. phil.-hist Cl. C. Bd. H. Hft. 43 660 P f i z m a i e r. ^ n y< 7 ^ U 7 Jj ;'; Kono jo-wa tsuki-mo fana-jaka-ni nado \ kokoro toki-meki-suru- tüo I saru-no toki-hakari-jori jo-mo fufagari | kaki-kurasi-furn ame ito fasita-nasi. Weil in dieser Nacht der Mond lierrlicli war, jubelte das Herz. Seit der Stunde Saru ' waren die vier Gegenden ver- seblüssen, und der verdunkelnd fallende Regen war sehr un- willkommen. -5? t/ 2> ^ ^ y ^ ^ -n- -^ ^ ^ y -^ p ^' A -h ^ y ^ -=^ ^ ^ »j u y r 7 4^ ^ T y b- t y y r T 7 2/ u Kure-kakaru fodo ije-dzl ohojuru ge-sit wonnn-domo-no \ asi- moto fagi takaku ßki-age \ kasa-fo iü mono iitsl-ki-tsutsu | sh-zokl ariku savia | ta-mino-no sima-no nani kakure-keii fito-jori-mo tanomosi. Als es Abend werden wollte, zogen die an den Weg des Hauses sich erinnernden niederen Frauen den Grund der Küsse und die Schienbeine hoch empor. Die Art, wie sie, die Hüte aufsetzend, geputzt cinherwandelten, war zuversichtlicher als diejenige eines gewissen der^nsel Ta-mino entstammenden Menschen, der sich verborgen haben wird. y ^ i^ y u ^ ^ y T ^b-)^7'4^1^^^ ^-N ' Von 3 bi.s 5 Ulir Nachmittags. Drei mystische Schriften Tojo-tomi Katsu-tosi's. 661 SimJklu^o taje-gataki kawo-tsuki-site j ko-ica nani-goto-no ame- zo-to tsuma-fazikl-wo site \ sora-ioo nikumu ito okasi. Die Diener, eine die Unerti-ägliclikeit ausdrückende Miene machend, sagten: Was für ein Regen ist dieses? Mit den Fingern schnellend, blickten sie grimmig zum Wolkenhimmel, es war sehr seltsam. Nani-wa-no koto. Die Worte von Naiii-wa. 'i ^ -^ )9f )^ fc )^ ^ K )^ h -h ^ 1/ :^ ± ^ n ^ Fana-wa mi-josi-no isuki-ica sara-sina I juki-wa fu-zi-no take \ idzuku-ica are-do tokoro-kara-ni nagame kotonari. Für die Blumen Mi-josi-no, ' für den Mond Sara-sina, 2 für den Schnee die Berghöhe des Fu-zi. Wo man sich auch be- finde, ist von dem Orte der Ausblick verschieden. ■^ ^ Jofii-no ist ein Kreis des Reiches Jamato. Es gibt daselbst einen Berg von Josi-no. Ferner liegt in Josi-no das Dorf @ (Mi)- josi-no. Bei diesem Dorfe befinden sich der Fluss -isr it llj Owo-i-ga\va, der Berg ^ jjj Ai-asi-jama und andere Oertlichkeiten. Man erzählt, es sei ein Reisepalast des Kaisers Go-mura-kami gewesen. J5 W^ Sara-sina ist ein Kreis des Reiches Sina-no. In demselben befindet sich der Berg ^ j^ |J[j Woba-sute-jama, von welchem in einem Gedichte der Tochter 8uga-wara Taka-suje's gesagt wird, dass an ihm der Mond aufgeht. (Vorwort der Abhandlung: Die älteren Reisen nach dem Osten Japans.) 43* n62 Pfizmaier. Drei mystisclie Schriften Tojo-toini Katsu-tosi's. T ^ ly ^. y ^ ^) t^ ^ ^} ^ y ^ ^v t y 1J y" ^ 7j ti Zy Fito mina sika nari \ kasikoki-ka jo-ni fomare ari-te toki- meku kara-ni j sono ikiwoi nonosiru naka-ni \ tada-ni-wa arazu. Die Menschen sind alle so beschaffen. Wenn der vielleiclit weise Mann, in der Welt Ruhm erntend, die Zeit seines Glanzes J hat, ist er, während man auf seine Macht schmäht, kein ge- wöhnlicher Mann. ^' n ^ 1^ )\ 2/ )v y t 0 y \y H y- — V T ^ y y" 7 V 'j — t- ^ U ly i- -^ ^ ^ t I Sore-ka toki-wo udnai-te fetsurajeru-ni nan are-ha \ sita-ga sita-ni tafM-te oroka-ni nareri. Indem er also die Zeit verliert und geschmeiclielt wird, sind die Unteren, unter ilim stehend, thöricht geworden. A y VI ^ \U y ^ ly ^ A ^ M ~ U h 9 Kare-wo vsl tote fukaki jama-ni in \ kufsu-gen-ga je-nl siäzumu-ino muhe nari. Sagend, dieses sei traurig, tritt vv in das tiefe Gebirge. Dass Kutsu-gen ' aiicli in den Strom versinkt, ist angemessen ' Kliii.-3'nen, ein (grosser an (li'iii Hofe «los Künig'.s Hoai vuii Tlisu, er fr:iiikt(> sifli in dfiii Fliissf? AlY-lo. VI. ►SITZUNG VOM 1. MÄRZ 1882. Mit Begleitschreiben sind eingelangt die beiden Druck- werke: .Festschrift aus Veranlassung dei- filnfundzwanzig- jährigen Jubelfeier der k. k.' geographischen Gesellschaft in Wien' und der sechste Band der ,Archivalischen Zeitschrift' von Löher, eingesendet von dem königl. allgemeinen ileichs- archiv zu München. Von Herrn INIichael Haberlandt in Wien Avird eine Ab- handlung unter dem Titel: ,Zur Geschichte einiger Personal- ausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen' mit dem Ersuchen um ihre Veröffenthchung in den Sitzungs- berichten vorgelegt. Die Abhandlung wird einer Commission zm- Begutachtung überwiesen. Von Herrn Dr. A. Bachmann, Professor der österreichi- schen Geschichte an der Prager Universität, wird eine Ab- handlung eingesendet, welche den Titel führt: ,Die Wieder- vereinigung der Lausitz mit Böhmen 1462' und um deren Aufnahme in das Archiv ersucht wird. Herr Prof. Dr. Gottfried E. Friess in Seitenstetten legt eine Abhandlung, betitelt : , Geschichte der österreichischen Mi- noritenprovinz' vor imd ersucht um ihre Veröffentlichung in dem Archiv. Das w. M. Herr Hofrath Dr. Sickel überreicht eine von Herrn Köhler, Generalmajor z. D. in Breslau, übersandte Abhandlung: ,Die Schlacht bei Warna am 10. November 1444'. Der Verfasser derselben wünscht ihi'e Aufnahme in die aka- demischen Schriften. Die drei letztgenannten Abhandlungen Averden der histori- schen Commission übergeben. 664 An Druckschriften wurden vorgelegt: Acad^mie impLiialo de Ht.-Petersbourg: Bulletin. Tome XXVII, Nr. 4 et dernier. St.-P^tersbourg, 1881; 4». Akademija jugoslavenska znanosti i umjetnosti: Rad. Knjiga LVIU. U Za- prebu, 1881; 8". — Starine. Knjiga XIII. U Zagrebu, 1881; 8'\ — Rjecnik hrvatskoga ili srpskoga jezika obraduje D. Daniele. Dio I, svezak 3. Bogat— Biika. U Zagrebu, 1881; 4". Alterthums- Verein zu Wien: Berichte und Mittheilungen. Band XX. Wien, 1881; 4". Bibliotheque de l'Ecole des Chartas: Revue d'erudition. XLII. Ann^e 1881. 6° livraison. Paris, 1881; 8'\ Facult6 des lettres de Bordeaux: Annales. 3*= ann^e, Nr. ö. Oetobre — D^- cembre 1881. Bordeaux, London, Paris, Berlin, Toulouse; 8". Genootschap, het Bataviasch van Künsten en Wetensehappen: Verliande- lingen. Deel XLI, 2" Stak. Batavia 's Hage, 1880; 4«. — Tijdschrift voor indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Deel XXVI, Aflevering 2—6. Batavia 's Hage, 1880 — 1881 ; 8". — Notuleu van de Algemeene en Be- stuurs-vergaderingen. Deel XVIII, 1880, Nr. 1-4. Batavia, 1880; 8». — Deel XIX, 1881, Nr. 1. Batavia, 1881; 8". Gesellschaft, deutsehe morgenländische: Zeitschrift XXXV. Band, 2. und 3. Heft. Leipzig, 1881; S". — fürstlich Jablonowski'sche: Jahresberidit. Leipzig, im April 1881; 8"*. Instituut, het koninklijk voor de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder- landsch-Indiö: Bijdragen. IV. Volgreeks, V. Deel, 1«^ Stuk. 's Graven- hag-e, 1881; 8". — Reis in Oost- en Zuid-Borneo van Koetei naar Ban- jermassin door Carl Bock. 1« Gedeelte. 's Gravenhage, 1881; 4". — Dazu Atlas, 's Gravenhage, 1881; 4". Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde te Leiden: Handelingen eu Mededeelingen over het jaar 1881. Leiden, 1881; 8". — Levensberichten der afgestorvene Medeleden. Leiden, 1881; 8". — Alphabetische List dei* Leden. Leiden, 1881; 8". Mittheilungen aus Justus Perthe.s' geographischer Anstalt von Dr. A. Peter- mann. XXVm. Band, 1882, II. Gotha, 1882; 4". Robert, P. Cliarles: Etüde sur les Medaillons coutorniates. Bruxelles, 1882; 8". Soci^t^ de Biologie: Comptes rendus des s^ances et mi^moires. Tome I de hl 7«= s^^rie, anne.e 1879. Paris, 1880; 8". Society, the Asiatic of Bengal: Proceedings. Nr. ].\. November, 1881. Calcutta, 1881; 8". — the royal geographica!: Proceediags an.l inonthly rfcord of Geography. Vol. IV, Nr. 2. February, 1882; 8". Tejada, Gonzalez de: Romances. Madrid, 1878; 8". — Vida de Fray Luis de Leon. Madrid, 1863; 8". — Anacreonticas de Ultima Moda. Madrid, 1K79; 12". Ve r e i n, historischer von Unterfranken und Aschaffenburg : Archiv. XXIV. Band, 2. und 3. Heft. Würzburg, 1880; 8". — XXV. Band, 2. und 3. Heft. Würzburg, 1881; 8". Horawitz. Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 665 « Erasmus von Rotterdam imd Martinus Lipsius. Ein Beitrag ziu* Gelehrtengeschiclite Belgiens. Von Adalbert Horawitz, coiT. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften. In diesem Sommer (1881) gelang es mir, dui-ch die Firma Calvary in Berlin einen Codex aus Holland zu erwerben, der eine gelehrte Correspondenz aus dem XVI. Jahrhunderte ent- hält, eine Correspondenz, die für die Geschichte des belgischen und holländischen Humanismus, wie für die Studien Erasmus' von Rotterdam nicht unAvichtig ist. Die Handschrift (Quartformat) ist auf Papier geschrieben und in ein Pergamentblatt eines theologischen Manuscriptes eingeschlagen. Sie bringt auf 157 beschriebenen Blättern, denen zwei unbeschriebene folgen, 09 Briefe, von welchen 10 bei Clericus (Opera Erasmi) gedruckt sind; die übrigen unge- druckten werden hier zum ersten Male edirt. Ihnen schhesse ich einen Brief des Lipsius aus dem Codex Rhedigeranus 254 der Stadtbibliothek von Breslau an. ' Der Brief aus Burschers' Spicilegium vom 17. Juni 1527 ist mir bisher leider nicht zu- gänglich. Der Codex war früher Eigenthum des Klosters des heiligen Martin zu Löwen. Daraufweist eine Einzeichnung auf fol. 156, in der es heisst: Fundatio nostra inchoata fuit Anno 1433. 1 Dieser Codex enthält eine sehr reichhaltige, znmeist unbekannte Cor- respondenz des Erasmus, die ich in der nächsten Zeit in meinen Erasmianis ediren werde. 666 Horawitz XXII. Fcbnuirii a D. Hcnrico WeUens 8. T. Bacc. et D. Petri Sacellano Louanii. ' Christophorus Pasteeis, der vielgerühmte - Prior der Canonia Throno-lNIartiniana (j 1635, 16. Juli), der seinen Namen zweimal auf das Deckblatt setzte, war wohl Besitzer des Codex. Auf der Rückseite des ersten Blattes ist, wie es scheint, von einer Hand des XVIII. Jahrhunderts eine Reihe von Bemerkungen angebracht, unter denen sich der Satz vorfindet: .... i\Iartino Lypsio a quo uidctur hie codex exaratus.' Dieses uidetur würde durch Vergleichung der Schrift des Codex mit dem Briefe des Martinus Lipsius, der sich in dem Ms. Rhedig. nr. 254. fol. 270 der Breslauer Stadtsbibliothek findet, zur Gewissheit erhoben; denn es ist zweifellos dieselbe Schrift, wenn nicht wieder häufige Fehler, Lücken und überraschende Verstösse gegen die Annahme sprächen. Eher mag, wie Prof. Schenkl meint, der Codex unter dou Augen Lipsius' von einem Mönche seines Klosters geschrieben -worden sein; man müsste dann freilich annehmen, dieser Mönch habe auch jenen Brief an Erasmus geschrieben. Dass Lipsius gi'ossen Werth auf die ihm zugehenden Briefe legte, seine eigenen von Freunden zurückverlangte, wohl um sie für seine Sammlung abzuschreiben, zeigen die Briefe XVII, XLV, XLVI. Martinus Lipsius •' stammte aus einer vornehmen Brüsseler Familie,-' die später durch Justus Lipsius einen unsterblichen Namen gewann. IMartin war Justus' Grossonkel, der bei dessen ' Aus dem ersten Blatte ist auch ein Stück herausgeschnitten, von dem nur noch die Unterlängen eines Wortes, das wolil <\on Besitzer bezeich- nete, erhalten sind. 2 Cf. A. Sanderi Chorograj>hia sacra Brabantiae, Hagae 1727. II. l'J.'). ^ Die Quellen über ihn sind nicht reichfliessend ; die Natur encyklopädischer Werke bringt es mit sich, dass sie gewöhnlich alle aus einer Quelle herstammen und man trotz ihrer Anzahl nicht mehr erfährt, als in dieser Quelle zu finden ist. Auch die vorliegenden Briefe bringen für die Bio- graphie sehr wenig; ausser ihnen sind wir nur auf die bei Clericus ab- gednickten und einen von mir in dem Breslauer Codex Rhedig. 254 gefundenen Brief, vor Allem aber auf die Angaben einer späteren Hand auf fol. 1.5ft ff. (in dieser Sammlung als nr. LXXXIV abgedruckt) an- gewiesen. ' ^ ,Bruxellis nobili domo natus' K. Rollii Bibl. Nob. Theol. Rostock 1709. §, XXVI. p. :il3. Erasmus von Rotterdam und Martinas Lipsius. 667 Tode erst »c-ht Jalire zählte.,' Martinns Lipsius wurde 1492 zu Brüssel geEoren; auf Bitten seines Vaters versuchte sein Onkel Johannes Lipshis, Benedictiner im Egmond'schen Kloster (S. Adal- berti), seine Aufnahme daselbst durchzusetzen, was aber nicht gelang. ÜJpwftfs studirte dann bei den Augustinern zu Löwen und bat den Vater, , daselbst leben und sterben zu dürfen'. Der Onkel gab ihm gutgemeinte, mitunter sehr mönchische Lehren füi* seinen Beruf, (s. die Schlussbriefe.) Im Martinianer- kloster zu Löwen legte er 1510 die Profess ab, wm'de daselbst Prior 2 und später Vorstand eines Nonnenklosters, des ,Mona- sterium Cnicelensicum' bei Huy.-' Das Martinianerkloster zu Löwen zählte viele bedeutende Mitglieder, die als Schriftsteller ihrem Orden — der reg. Augustiner — Ehre machten. Lipsius scheint unter diesen der bedeutendste gCAvesen zu sein. Er war ' nicht blos durch seine Beziehungen zu Erasmus und seine Ar- beiten für diesen ausgezeichnet, sondern es bildete sich, wie man aus der folgenden Correspondenz ersehen mag, um ihn ein grosser Kreis von humanistisch gebildeten Männern ; er spielt im geistigen Leben Löwens eine Rolle. Ich meine nicht zu viel zu sagen, wenn ich ihn als den Träger der humanistischen Bewegung im Augustinerorden bezeichne. Um ihn gruppiren sich durch ihn Angeregte und Geistesverwandte aus zahlreichen Klöstern des Regularclei'us im heutigen Belgien. Martinus Lipsius beschäftigte sich mit besonderem Eifer mit den Kirchenvätern, z. ß. mit Hilarius u. A., vornehmlich aber dem Augustinus wendete er sich zu; zwanzig Jahre soll er sieh den Studien der Schriften dieses Theologen hingegeben haben. Daneben bemühte er sich auch um andere Autoren (z. B. um Macrobius); leider sind die Ausgaben, die er veran- staltete, so selten geworden, dass es mir unmöglich ward, auch nur eine derselben zu erlangen. ' Cf. JiTsti Lipsii Flores ex eius operibus decerpti opera Fr. Sweertii, Colon. 1620. p. 278: patrmis maior (J. Lipsii) Mart. Lipsius instituti Augusti- niani Canonicus Louanii ad D. Martini uir ob utriusque linguae peritiain doctrinamque multiplicem Des. Erasmo familiaris. Desiit uiuere cum lustus octauum fere aetatis annum ageret. 2 Cf. nr. LXXXIX. ^ in extremis Brabantiae finibus, nou iu agro Leodiensi, ut quidam mo- demi asserunt, cf. nr. LXXXIX. ,Oppidum Hujense' (Huy). Fr. Sweertii Athenae Belgiae p. ö50. 668 Horawitz. So viel steht fest, dass er folgende Werke herausgab: a) Chroraatii Homiliae. Louan. 8". b) .Toannis Custodis Graramatica typis Plantin. Antwer- pen. 8". c) D. Hilarii Pictauorum episcopi lueubrationes, olim per Des. Erasmum Roterodamum emendatae, nunc denuo uigilan- tissime et ad plura exemplaria per J). Martinum Lypsium collatae et recognitae. Basileac 1550. fol. (Auf der Müncliener Hof bibliothek.) ' Lipsius starb zu Huy am 23. März 1555; sein Orden br dachte ihn mit Epitaphien, Freunde widmeten ihm Nachrufe, die für seinen Charakter wie für seine wissenschaftliche Be- deutung ein ehrenvolles Zeugniss ablegen.-^ Die Grammatik des Gustos hat Lipsius' berühmter Ver- wandter scharf genug bcurtheilt, er habe, sagt er, einen gi'ossen Theil seiner Jugend an dem abgeschmackten Regelkram der- selben verloren. ■' Dagegen spricht er mit einem gewissen Stolze bei jeder Gelegenheit von seinem ,Patruus', den er einen ,uir ob doctrinara Erasmo familiaris et a suis illiusque scriptis notus' nennt.* Bei Erwähnung des Syramachus sagt Lipsius: Eadein Symmachi mens fuit, cuius Epistolas patruus mens Martinus Lipsius })rimus dedit. '^ Bei Besprechung der Martinianer schreibt derselbe: Inter cos floruit et fama studiis scriptisque fuit patruus meus maior M. Lipsius, qui obiit in Eburonum terra coenobio rpiod crucis Lemum dicunt praefectus anno 1555. Aber .1. Lipsius hatte wohl Recht, mit einem gewissen Selbstgefühl auf seinen Ohm zu blicken; deim ihm, dem Zeit- • Erasmus besorgte die Emendation des Hilarin.s Basil. 1523 und 1526. fol. ,11011 niediocribiis sudoribus emendaui.' ^ Einige sagen am '21., Andere am 26. März Cf. in. liXXXIX. ^ .T. Lipsius Cent. I. Mise. epp. 94. ' 1. c. '•' Die Aiitorscliaft bei der I'^ilition des Öyinuiachus reducirt sich, woraiil micli i'rof. Hdienkl auf'iiicrk.sam macht, auf die Bemerkung des (Jelc nius in der Dedicatioiisepistel zu der Basil. Froben 1549 erschienenen Ausgabo der Epistolae des Symmax;hus, wo es heisst: Nuper enim Mar- tinus Lipsius uir spectatae iam diligentiae in euoluondis et ad pristi iiam saliuam regusfandis ueterum commciitatorum deliciis ut Augustino priiis et non ifa diiduin liilario misit .Symmaclium exiguum pagiuariiin numero etc. I Erasmns Ton Rotteidam und lUaitinus Lipsins. 669 genossen, Wieb es» wohl nicht verborgen, welche bedeutende Stellung ]\fartinus in der Gelehrtenwelt seines Landes ein- genommen. Sein Ansehen Avar gross; man ersieht dies aus den überschwänglicbcn Huldigungen jüngerer Gelehrten, vor Allem aber aus '<Ä»fc-. Erasmtis von Kottertlam und Martinus Lipsins. 673 von dem ^ucullii^' mit ekier g'ewissen schlecht verhehlten Schani spricht: ,qni cuculli gratia male audio apud plurimos/ ' oder: ,etiariisr cucullatus sum inter cucullatos, quihus ferme ah Omnibus trihuitur hnpude^itra', '^ oder: ,nec offendat te noster cncullus, ■"Vfrft^ non ego cuculli, sed cucullus mens est.' ^ Aber freilich, Avie weit war der humanistisch und fein- gebildete Lipsins von der fast allgemeinen geistigen Rohheit der Mönche entfernt! Und in welche Conflicte, in welche Ge- fahren kam er trotz seiner Vorsicht und Klugheit ! In diesen Kreisen galt es ja doch als ein Verbrechen, Erasmianer zu sein. ,Rhetor', ,Poet' schimpfte man da diejenigen, die der neuen Bildung hiddigten;^ man war so unwissend, dass man bekannte Schriftstellernamen nicht kannte, die werthvollsten Codices ohne- weiters verlieh, dagegen die ,Aurea legenda', den ,Liber apum', (las ,Profectus religiosoram' u. A. wie das goldene Vhess hütete. •'"' A\'ie lachte man in diesen Kreisen über den jungen Erasmus, als er über einer Augnistinushandschrift aller Annehmlichkeiten der Klostergastlichkeit vergass."^ Wie äusserlich fasste man die Handschriften auf, man schätzte sie nur nach den Schrift- zügen ! "^ Und wie charakterisirte man den Erasmus in diesen Conventen? Als hochmüthig, eitel, heidnisch, gottlos und später als den Vater der lutherischen Bewegung! Es war wahrlich i;t'ftihrlich, für ihn einzutreten, seine Partei zu nehmen. So ruhig und besonnen Lipsins war, er stand nicht an, hier Farbe 1 nr. XV. 2 nr. XVII. ' nr. LH. " Die Mönche wissen den Erasmus nicht zu schätzen, khigt Lipsius (nr. II). insuper de omnibus beno mereri studentem odio prosequuntur ... sed absit, ut horuin opinionem sequatur cor meuin. ■^ nr. LXXXIII. ^ nr. LXXXni. His libris (Augustinus) Erasmus noster rdim summe de- lectatus est, cum aetate adhuc juuenis Bruxella uenisset nostram inuisere uallem et potissimum uti reor bibliothecam. Qua perlustrata istos ex Omnibus elegit libros, quibus tanto inhaerebat studio ut noctibus quoque eos ad cubiculum sibi pro quiete deputatum ferret. Mirabantur nostri, ut a senioribus audiui, et pene ridebant hominem, quod illos ferme solos amplecteretur Codices ceterisque. praeferret omnibus, nempe ignari, quid ipsum in illis tantopere delectaret ' nr. LXXXni. (^74 Horawitz. /u bekennen. Oft gelobt er ausdrücklich seine Ueberzeugungs- trene. Er kämpft mit Bewusstsein den Kampf gegen die Patrone der alten Dummheit und die Zöglinge gewohnter Bar- barei. Natürlich rächen sie sich an ihm und machen ihm das Leben nicht allzu leicht; sie quälen und verleumden ihn und erzeugen ihm Sorgen genug. Er aber will nicht wanken, nicht weichen. ,Atque utinam hie animus ,donec spirare dabitur' in me perdm'et inconcussus.' • Erasmus muss ihn stets zur Vorsicht mahnen ; häufig begegnet man in der Correspondenz der Aeusse- rung, er solle sich nicht um jene ,nugae' kümmern, nicht in den Streit einlassen, sondern lieber den schönen und heiligen Studien obliegen. Dies that Lipsius denn auch aus ganzer | Seele. Es gemahnt an Hutten's berühmten Ausspruch, wenn auch Lipsius bei Betrachtung seines Zeitalters ausruft: Tu uero age, quod agis, dignus qui hac aetate natus sis, qua tot eximii restituuntur authores, quaque omnes reflorescunt bonae literae. ^ Er ist es denn auch, der nicht blos selbst thätig ist, sondern auch Andere zu Studien und Arbeit auffordert. Er lässt nicht ab, den Erasmus fort und fort anzuspornen, dasselbe für den Augustinus zu thun, was er für den Hieronymus gethan habe.^ Und als Erasmus endlich dieses ersehnte Werk in Angriff] nimmt, so ist es Lipsius, der sich eifrigst bemüht, von allen i Seiten her Codices herbeizuschaffen und Genossen der Arbeit zu gewinnen. So versucht er Dorpius wie Cortenbach und] G. Rivius heranzuziehen, ^ Heinrich Balduinus wird als Mit- arbeiter bei den Arbeiten des Alardus aus Amsterdam genannt,^] der ihm dafür ein Buch kauft.'' Erasmus mag wohl über den! Eifer seines Freundes befriedigt gewesen sein; Lipsius klagt aber über die grossen Schwierigkeiten der Arbeit, die er schon beinahe aufgab. Welche Schwierigkeiten lagen allein in dem Zustandebringen der Codices wie der Ausgaben! Und in welchem Zustande befand sich häufig der Text! Sehr richtig erkannte er den Grund def^Verderbniss dieser Schriften so- wohl in dem Fehler der Erklärer, als auch in absichtlichen 1 nr. XVII. '• nr. II. 3 111. LXXIX. * nr. LVIII. ■ nr. I>XI. Erasmus von Rottenlam nnd Martinus Lipsius. 675 Veränderuiigen, iiv Interpolationen, über die er (nr. LVIII und a. a. O.) ' ^nz beaclitenswerthe Bemerkungen vorbringt. Doch nicht blos in»- der SchAvierigkeit , Handschriften und Drucke zusammenzubringen, nicht bloss in der Depravation der Texte lagen di^J^idiömnisse der Arbeit, mehr noch in äusserlichen Dingen, vor Allem in der Verfolgung, die Lipsius ebenfalls nicht verschonte. Wie man seine Worte absichthch miss- deutete, ihnen das Aergste unterschob, zeigt die wirklich sehr interessante Nummer LIII. Als er eine wissenschaftliche Forschungsreise unternehmen will, wird ihm die Erlaubniss verweigert. Der Prior mahnte mich, so erzählt er, ,ut aequanimiter clausm'ae meae tempora perferrem'. Resignirt bemerkt der Abgewiesene : ,ac mox acquieui'.- Viele Briefe werden ihm auch aufgefangen oder eröffnet, wichtige wissenschaftliche Nachrichten oder Texte gelangen dann gar nicht zu Erasmus.'^ Eine solche Briefunterschlaguug hätte — wie es scheint — für Lipsius beinahe arge Folgen gehabt. Er schrieb um 1525 an den Lehrer des Hebräischen, Sebastian Nautzenus, einen Brief, in dem er ihm mit jener Vorsicht, die wohl in seinem Charakter lag, durch die schwierige Stellung aber, in der er sich befand, noch vermehrt und bestärkt wurde, abrieth, gar so offen und frei Luther's Partei zu nehmen; er gibt ihm Recht, dass er Luther's Schriften verberge, er solle aber auch seine Gesinnung im Allgemeinen verbergen. ,Sunt cum quibus absque offensa ac fortasse cum fructu quoque tua tractare possis.' Und er mahnt die heissblütigen Anhänger Luther's, die über Erasmus geschimpft, weil er von Luther abweiche, an die grossen Verdienste des Mannes, der vor Luther das Evangelium ins rechte Licht gesetzt habe. Er mahnt auch daran, nicht ganz und gar auf Luther zu schAvören ; auch er werde, wie Alle seit den Aposteln, irren, aber es scheint ihm Luth'er Avie Erasmus von Christus selbst gesandt für Jene, die sich gegen die Wahrheit verhärten und bei denen die Milde des Erasmus nichts mehr vermag. ,Quod si', prophezeit er dann, et ,hunc (Luther) audire recusauerint, sibi ipsis suum ' ur. LVI. ? nr. LVI 3 nr. LXXX. Sitzungsbei-. (1. phil.-hisj-. Cl. C. Bd. U. Hft. 670 Hovawitz. iiuputeiit interitum, quia nee lenitate uee äaeuitia coherceri a prauitate potuerunt.' ' Es konnte Lipsius nichts Unang'enchmcres o-eschchen, als dass dieser Brief oder die Kenntnis» seines Inhaltes seinen Geo;nern zukam. Wenn wir über die wenig gelungene, welt- kluge und gewundene ,Piu-gatio', die er an seinen Prior Jo- hannes Arnoldus anlässlieh dieser Affaire richtete, lächeln \ mögen, so darf nicht vergessen werden, was ein solcher Brief, aus dem sich ausgesprochene Sympathie für Luther und eine mit der Mönchsauffassung ganz unvereinbare freie Gesinnung ■ erweisen Hessen, damals zu bedeuten hatte. Ein ähnlicher Vorgang, dessen Kenntniss ebenfalls der vorliegende Codex erschliesst, zeigt, wie ernst man dergleichen nahm. Gerhard Rivius will die eben erschienenen Loci Communes Melanchthon's, J kann sie aber in den Buchläden nicht erhalten, die Buch- " händler wagen sie aus Angst vor den Theologen nicht jedei'- mann zu geben. Gewiss war dies keine blinde Furcht; man M erinnere sich an das Schicksal Louis Berquin's oder des Ro- " bertus Stephanus u. A.- Nur der Kanzler der Universität kann den Gebrauch erlauben. Rivius sucht dies dui'ch Lipsius' Vermittlung bei Dorpius zu erreichen.^ Lipsius thut dies aber ohne Hoffnung auf Erfolg, er kennt die Klugheit des Rectors ,])iudentior est, quam qui se negocio Luterano nimium odioso ambiguo et molesto miscere uelit . . . Scribam litterulas (juaii- quam frustra, eo quod Luteri partes tueatur Melanchthon'.^ Und so war es auch; kühl und weltklug schrieb Dorpius an Lipsius: De Melanchthone similibusque rebus (!), hactenus neque annui quicquam neque renui. Viderint ii, quibus hoc negocii est demandatum: ego me illi tragoediae non admisce.'' Wenn nun selbst der Rector der Universität von diesen ge- fährlichen Beziehungen sich fernhielt, wie ernst konnte der Haiuhil für einen einfachen Augustiner Aver?len! War es da ein Wunder, Avciin Martinas "wie so viele Andere daran ge- dacht liabiii mag. dem Khjstcr A-eimd. Dies zeigen die Briefe, die Clericus ver- öffentHchte,''wie die folgenden aufs Deutlichste. NiQ^feJii^rs die Arbeiten des Erasmus, sondern auch die Forschungen von Lipsius und dessen Freunden werden durch die mitgetheilten Briefe aufs Neue in der ihnen eigenthüm- lichen Weise, ihrem Fortgange und ihren Absichten beschrieben und dabei viele Namen von eifrigen Männern unserer Auf- merksamkeit nahe gerückt, Namen, bei denen ich nm- bedauern kann, dass ich wenigstens nicht bei allen über ihre Träger, ihre Biographie imd schriftstellerische Thätigkeit genügende Auskünfte geben kann, bei Vielen sogar — trotz zahlreicher Nachfrage bei holländischen und belgischen Gelehrten — gar nichts Erläuterndes hinzuzufügen im Stande bin. Jedenfalls die werthvollsten Briefe sind die des Erasmus, deren sich nicht weniger als neunzehn vorlinden; fünfzehn davon sind an M. Lipsius, je einer an Nicolaus Lutzenburgius, an Gerardus, an Merliberchius und an Walter Gravius ge- richtet; dagegen linden sich nur vier Briefe des Lipsius an Erasmus. Aber auch so bietet wohl der Codex, Avie ich hoffe, nicht unwichtige Ergänzungen zu den Werken von Neve, de Ram, v. Reiffenberg, Poullet u. A. Gibt er ja doch eine ziemHche Anzahl von Beiträgen zur Geschichte der belgischen Gelehrsam- keit, den Biographien des M. Dorpius,-^ des Alardus von Am- sterdam,' des Petrus Curtius,'^ Phihppus Brugensis « und vieler 1 Clericus HI. 535. - Clericus druckte im HI. Bande der Opera des Erasmus Briefe desselben an Lipsius ab, und zwar auf S. 382, 383, 385, 425, 534, 535, 1107, 1656. Eine sorgfältige Vergleichung der fünf Briefe bei Clericus, die auch in unserem Codex sich vorfinden (bei Clericus col. 382 F, 385 E, 534 E, 535 B, 1656 D) ergab als Resultat vielfache Auslassungen und Umänderungen in der Form; einmal hat unser Codex gegen Clericus 383 einen grösseren Zusatz, nämlich den: nach describas in tuum uolumen: Et Über fortasse post annum exibit. 3 nr. XXIV. 4 passim. 5 nr. XXX. 6 nr. XXXIX. 680 üorawitz. anderer Klostergclclirter, ebenso über den Bücliercxport der ,inclyta Germania' und anderes weniger Wichtige, das aber dem Sammler auf dem Gebiete der Cultui'geschichte doch nicht imbrauchbar erscheint. Bei der Textesrecension ' wurde so viel als nur möglich an der Ueberlieferung festgehalten. Bei dem Umstände, dass man es mit Briefen zu thun hat, die — wenigstens zum Theile — nicht sorgfältig ausgearbeitet sind, wäre es wohl verkehrt, eine gewisse Vollkommenheit zu verlangen. Ebenso verkehrt wäre ein übertriebener Purismus, da die Schreiber sich oft gehen lassen und sich der Conversationssprachc bedienen. Es sind daher nur solche Aenderungen, Avelche sich als ganz sicher herausstellten, in den Text gesetzt worden, was minder sicher erschien, ist unter dem Texte beigefügt und als solches be- zeichnet, während das, was ohne nähere Andeutung unter dem Texte steht, als Lesart der Handschrift zu gelten hat. In der Orthographie war die Schreibart des Codex massgebend. Nui- wurde für e, wenn es statt ae steht, ae geschrieben, in ein- zelnen Wörtern, wie fetus, camenae u. dgl. wurde aus leicht begreiflichen Gründen die Schreibung des Codex beib(>halten. Was die grossen Buchstaben im Satze anbetrifft, so schien es nicht zweckmässig, dem Codex zu folgen, der .Prior', ,Prelatus', daneben ,faustus' (statt Faustus), ,brabantia' u. s. w. bietet, sondern sich der herrschenden Schreibart anzuschlicssen. • Ich kann hiebei nicht umhin, Herrn Hofratli Professor Dr. K. Schenk! für seine frounrlliclie Beihilfe bei der Herstellung und Interpungirung des Textes bestens zu danken. - Erasraus von Rotterdaiu und Martiuus Lipsius. 681 « Des. Erasmus Domino Martino Lypsio Bruxellensi. iSahie charissimc Martine. Quo minus inniserim te, occu- pationcs in causa fuerunt. Caeterum ne uidear immemor tui, mitto libellum aclhuc spirantem ab oflicina. Bene vale. Aus dem Cod. Ilorauitzianus. A. p. 37. Löwen. II- 1519. Insigni sacrae Theologiae professori Des. Erasmo Roterodamo Martinus Lypsiiis Bruxellensis S. P. D. Facile credidcrim te occupationum multitudine praepeditum, Uli Erasme, ne et nie inutilem amiculum inuiscres. Sed quis non saltem patienter Erasmi ferat absentiam, etiam amicissinius, si non iniqua nientis amussi librarit, quam frugifera, quam decora et, ut semel dicäm, quam christiana sint iUa tua ne- gocia, quae te a se diuellunt. I\Iibi certe non modo persuasum, sed etiam creditum est, te non tantum tua, uerum etiam te ipsum impendere utilitati catholicae ecclesiae. Caeterum quod plm-imi non solum id non attendunt, sed insuper de omnibus bene mereri studentem odio prosequuntm", ut caecitatem sileam, istud causae est, quod hominem poetam rhetoremque (ut dicunt), at theologum perexiguum hoc scribendi argumentum arripuisse conspiciunt. Sed absit, ut horum opinionem sequatur por meum. lam quod libelhim, imo librum ad me misisti idque ob eam causam, ne mei immemor uidearis, fateor erubui. Sed esto. Non tamen, mi Erasmi, periculum est me tui fore immemorem, qui tot nominibus ac numerosis calculis praeuenisti et subsecutus es friuolam nostram amiciciam. Mihi ergo, mihi haecce uerba congruunt, meum istuc est suppHciter abs tc flagitare, qui nihil amiciciae prosum, necessitudini praesto nihil. Sed et hoc tuis accedit laudibus, tuae uirtuti meretm- adscribi, quod tanta I 682 H 0 r a w i t z. negoeiorum sarcina pressus, plus quam gratis, non modo lite- rulis suauiloquis, scd et opcrum argumentis amicos etiam ex- tremos agnoscis. Quaeso quid magis vel Atensi ' vel Dorpio - vcl Dclplio, •' ut caeteros sileam, praestare potuisses, atquc mihi ? ?Iuc accedit quod tu diminutc libellum uocas, quem ego libri nomine dignum sentio, quasi quicquid amiciciae impcndas parum sit: quem et donasti adhuc j)rclum olentcm, ceu morae impaticns et ardenter ac tcmere aman«. Caeterum Edoardus Leeus mecum expostulauit, eo quod semel liberius uehementiusquc illi re- spondi. Opinor iam factum esse inter nos diuortium: nam literis meis non respondet, cum tamen ad respondendum hactenus facillimus fuerit. Verum satis praepostere speraui necessitudinis iura mc posse cum ipso inconcussa seruare, qui nee tecum paruo tempore concordiam scruarc potuit. At missa faciamus haec.-* Sunt autem nonnulli, mi mclitissime Erasme, qui mecum conti- _ dimt et sperant, quod tandem nostrum (ut loquimur) Augustinum tuo dignum iudicabis obelo. Si id, mi candidissime Erasme, praestare posses (uelle enim te non ambigo), uideres passim eos, qui ob Hieronymum a tc restitutum tibi non accedunt (non enim phrasi Hieronymiana omnes delectantur), uideres inquam eos ob operam Augustino impensam, cuius suspiciunt acumen, tibi deditissimos. Alii ncphas etiam ducunt tc hoc non prae- stitisse tanto sanctae occlesiae doctori, qui tot ethnicis id ex- hibuisti honoris, praesertim cum te teste semel coeperis. At noui testamenti secundariam editionem arbitror me non minori expectare desiderio atquc hi, qui eam exoptant maxime. Ob hanc unam omnia. In liac jirofecto rac iudice nostra dependet uictoria, praemium tot disceptationum, tanti laboris ouatio atque ti'iuraj)hus. Unum tandem in literarum calce adiiciam. Ob id quantumuis est amiciciae. (jiiod luilii tecum (itiamsi non meo ' Atensis oder Johannes Noxus, Vicekanzler der Löwener Akademie, mit. Erasmixs im Streit, später versöhnt. ' Lieber den Tlieologen Martin^Dorpius cf. Neve, Martinns Dorpiu.s et les 6tudes d'hiimauitf^s dans les 6coles de Louvain im Annuaire dn rijniversitd Catholique de Louvain 1873, ^ ludocus Delphus U. J. Dr. (cf. Neve, Memoire historique et litteraire siir le College des trois langues. Tom. XXVIII der Memoires couronncs de l'Academic de ßruxelles 1856, p. 120, und 401). * Cf. den Brief von 1518 bei CIericu.s III. 382: Leura tentasse ueiiue tua mi Mfirtine ueque mea reforebat u. s. w. Erasmiis von Rotteidiim und Martinus Lipsius DÖO merito contig-it, nonnulli c nostro contubernio. qiiibus tarnen hac in p«rte aliqnid prae ceteris tribuere soleo, postiilant et efflagitant, i^t eis in ratione studii subvieniam et, quo magis stiipeas, in^'eloquentia percipiencla, quam me dicunt mediocriter executu^^^^^ ego non ignorans meam tenuitatem, quamquam sit mihi domi cvirta supellex, ' quiquc haec ipsa etiam non sine pndore audio, ingenue profiteor nihil mihi adesse cloqnentiae, promptissimnm tamen fore tam piis illorum uotis, si snppeteret facultas : at iam incassum eos tale aliquid a me petere, in quo nee mihi ipsi (Hcet id maxime cupiara) satisfacere ualeam. Sciscitantur - praeterea quid tu mihi praeceptionum aut institu- tionum primitus ti'adideris. Respondeo monuisse te, quatinus Hieronymum legerem et alios quosuis ueteres et autenticos autores: nee tamen his contenti desistunt ab importuna postu- latione. Tantum egestatis et inopiae apud nos bonae spei in- genia sustinent, ut vel me praeceptorem non aspernentur. Proh dolor. Non pudet nos Augustino patre gloriari, cum bonorum literanim apud nos ne dicam nullus •, certe permodicus adeo sit usus. Singulis quibusque rebus sua distributa sunt tempora: at literarum studiis ceu parum ad rem facientibus unius dumtaxat horulae deputatum est spacium. Quis aeui huius non deploret infehcitatem? Sed de his parcius, ne ueteris inscitiae alumnis bilem moueamus. Sudoriala haec parata habui ante dies aliquot, nee aho nomine quam ut Erasmo mitterentur. Verum retrahebat pudor, cum quia nullius momenti xeniolum esse conspexeram, tum quia non semel expertus eram, quanto semper maiora retribueres. Nunc uero abs te gratuito munere praeuentus, cur ulterius morer ignoro. Vale feliciter, mi candidissime Erasme, maecenas ^ optime. Raptim ex nostra cellula in coenobio Cano- nicorum Martinensium, anno uerbi incarnati. MDXIX. Aus dem Cod. Hör. A. p. 37. 1 curta Slip. Peis. IV. 52. 2 Hs: Siscitantur. ^ Hs: mecenas. bo4 Hor.awitz. III. 1510.1 D. Erasmiis Roterodamus D. Martino Lypsio Bruxellensi S. Cum Leco pariim scite rem tractasti, miitato lemmate, quod tibi praescripscram. Quacriiuonia de fratereulis officiebat causae tuac : quarc fac, ut eam suspicionem modis omnibus uites. Quam iiero ille sui similis est, ubique ccnsor, ubiquc Aristarchus. Lacsa uero maiestas hominis, etiamsi annotationes illius nugas appel- lassem. Deniquc quam illud Tlirasonicum : - si gloriam affcctem, citra fraterculorum operam ipsa re posse contingcre. •* Deinde qui ante quatriduum coepit liebraissare , cgregie hallucinatur Rcuchlinus ncc minus Hieronymus. ' 8ed tu mi Martine utere hominis amicicia. Mitto ad te iiüuum testamentum. Liber est Marci Laurini : •' a me non repctctur, nisi ille repetierit, quare serua ac ualc. Aus dem Cod. Hör. A. p. 40. IV. 1519.6 D. Erasmus Roterodamus Domino Martino Lypsio Bruxellensi S. P. D. Leeus agit teeum, ut hipus cum agno. Ego inensibus ah- quot Leeum nusquam uidi : tantum abest, ut cum eo expostu- hirim. Atquc utinam non dedisses ei reliquas epistolas. Poteras eiiim ([uidui.s jiratexere. Tu fac astute: ex me nihil seiet. Minus enini ilJi fido, (juam cacodaemoni. Epistolam illam amicam ^ Das Datum .sclilics.se ich .lus dem luliiilto, vor Allem der Erwähnung des Neuen Testamentes. 2 Anspielung an den Thraso in des Terentius Eunuchus, vgl. Sidon. Epist. I. y. •• Unvollständiges Citat. ' Cf. über diese Stelle Oeiger, .1. Weiichiin 1-»1. ^ Marcus I,;inrinns aus Brügge war der Coadjutor des Decaus des 8. Do- natian-Klüsters zu Brügge, nicht zu vorwech.sehi mit dem ausgezeichneten AlterHiumsfor.scher, der .sich mit römi.scher Kaiscrgeschichto und Numis- matiU Ijeschäftigte. Unser M. Laiuinus, (nn Correspondent des Erasmus, war 21 .Jahre Dechant und starb am 4. November lö40. ^ Das Datum nehme ich wegen der Erwähnung der Apologie au. Eiasmus von Rotterdam und Maitinus Lipsius. OöO non ob akud bcriijscrat, nisi ut te magis fallcret. De apologia falsum est: Imo probata est ab Atensi et iienditur. Eam ad te mitto. Tutissimum est hac tempestatc nidli neque tidere ne- que dicere quicqiiam. Bene iiale. Ai»Äw!f^Cod. Hör. A. p. 4i». V. D. Erasmus Roterodamus D. Martino Lypsio Brvix. S. P. D. Nimirum hoc rcstabat, ut tu quoque censorem agas et uitae et studiorum meorum atque ad palinodiam uoces. Non- dum tempestiuum est, mi Martine: discendi tempus est tibi, non iudicandi, praesertim cum tanta autoritate. Quasi uero tu magis Augustino faueas quam ego aut illum magis imiteris (piam ego. Cultus iste nihil minus est quam Augustini. Nee enim ille unquam aut monachus fuit aut monachos fecit: aut homines ceu noxias bestias inckisit septis. Ego isti instituto me numquam ex animo addixi, imo mille machinis coactus, non quod institutiim damnarem, sed quod mihi mdlo modo con- uenu-et. Et tarnen numquam fuit animus desciscere, vel ob scandakim hominum, quibus secus persuaderi non potest. Nam quod Leeus non probat rehctum ciütum istum sanctissimum, hoc Anghae debeo, quae me coegit id facere, quod facile cre- deres, si rem ordine nosses. Nee ullo nomine peius odi Britta- niam, hcet mihi semper pestilens fuerit. Et tamen pkis boni feci ahenatus, ut ipse uocat, quam midti, qui domi potitant aut obtrectant. Cum mehoribus uiris uersatvis sum et uersor, quam si inter istos iiiuerem ac biberem. An non satis est, si meae conscientiae, si episcopo, si summo pontilici, si caeteris prae- latis meis satisfacio, nisi etiamLeeo censori prober? Qui quo sibi uidetm' pkis sapere, hoc minus sapit. Quod si causam omnem tibi denarrarem, ' fatereris non potuisse me secus quam feci facere. Verum ea longa est fabida. Non est tuum aut cuius- quam de ahena conscientia pronimciare. Leeo grave peccatum est mutatus cultus: ego puto longe gi'auius (id quod ille gna- uiter facit) obtrectare uitae aHenae, quae ad illum nihil attinet. ' denarrem. 686 H oniwi tz. Et tarnen hacc facicns sanctulus sibi iiidetiir. Crede mihi raini- mum habet Augnistini, qiii praeter cultum (qui tarnen Augustini non est) nihil habet. Cum ait in regula: ,non affectetis ucstibus plaeere sed moribus', palam est istum prodigiosum et phis quam notabilcm eultum ab ipso non fuisse probatum. Age uero, quisquis Augustino dedit nomen, ei fas non erit aheubi ab eo dissentire? Etiamnc si illc a uero dissentiat? Gerte locis aH- quot sie illc lapsus est, u,t negari non possit. Nusquam tarnen non reucrenter loquor de Augustino. Quid sentiant Leeo tum eruditiores tum sanetiores, hie non refcram. Porro quod illc tam impendio fauet Aug^istino, non mirum, quem arbitratur ab se solo intelligi. Vide quaeso quo supercilio ista scripta sunt abs te. Recanta inquam ubi male cecinisti, repurga libmim tuum: itaquc pcrpcndes, (|uantum ipse egeas censore potius quam ccnsorcm ag:as. Quid dici potest aut stultius aut arrogan- tius? Quasi mihi ad censuram opcris tua sit opus opera. Sunt alii ([uorum iudicium scquor. Nee usque adeo mihi deest iudicium, ut tua castigationc sit opus. Si uis ualde Augusti- niamus haberi, Studium illius ac uitam imitarc. Si uiueret Augustinus, citius agnosceret me quam multos, qui titulo illius stidtissime gloriantur. Haec libcrc tibi scribo, sed amicc. Perde has literas. Si uis exemplar transcribito: moam manum abolcto. Posthac si quid scribis, obsigna literas propter famulos. Benc uale. Aus flem Cod. Hör. A. p. 41. Löwen. VI. Martinus Lypsius Bruxellensis eximio saerae theologiae professori D. Erasmo Roterodamo. Legi iurgatriccm cpistolam luam, uir cruditissime, at non sine risu, quod mihi plane uiderens in ali(t quodam vcrsari mundo. Quando cnim aut ubi^ecnsorcm cgi vcl uitac vel studio- rum tuorum? Fatcor, iudicani nonnunquam ciuilitcr locos ali f|Uot, in quil^us mihi non in lotnm satisfecissc uisus es attento lectori. ■ Verum nt sacuus et siiperciliosus obiurgalor tibi hac- tenus displicuit, ita ciuilcm et araicum monitorcm gratia dignum serapcr censuisti. An nunc diucrsum scntisV Nequaquam. Qui factum est igitur, ut hunc in mpdum ad nos scripscris? Vis Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. b" i (liuinem qyid tibi^ accideritV t>cripsi ad te schedam paruaui idque extmiipore; nam urgebant alia. Hie Leeicae cuiusdam adnotationis ijerba interseriii, sed indicans ea Leei, non Lypsii. Aut igitur stTmisomnis aut in ecstasi positus mea scripta legisti, non dis(4gg^iy^ inter Leeum et Lypsium; nam in tuis literis palam mihi tribnis ea, quae re uera Leei sunt. Sic enim scribis. ,Vide quaeso, quo supercilio ista scripta sunt abs te. Recanta, inquam, ubi male cecinisti et cet.' Relege quaeso meum episto- lium et uide, cuius haec nomine recenseantur : et mox perpendes te inter legendum mire fuisse hallucinatum. Sed quorsum opus, ut in causa nimium iusta mihi diutius patrociner? Caeterum in literarum tuarum calce lego: ,Perde has literas' et cet. Non soleo clarorum uirorum perdere scripta. Recondam potius in cedi-ina Capsula. Bene uale, mi Erasme, et persuade tibi Lyp- . siiim non esse malignum tuorum operum reprehensorem, sed pium potius lectorem. Ex Martinensium Canonicorum coenobio. Aus dem Cod. Hör. A. p. 42. Löwen. Vn. 1519.1 Erasmus Roterodamus D. Martine Lypsio Brux. S. Gaudeo somnium esse, quod alioqui demirabar. Sciebam quaedam esse Leei, sed intermiscueras tua verba, quod Leeus apud te calumniatus esset de mutato cultu. Ac mox succedebant, quae ad te scripsi, quae itidem putabam esse tua. Nunc mirari desino : imo quod non arrogantius scripserit miror. Suspi- cabar hoc ipsum esse, ob quod nollet mihi communicare Hbrum suum. Pro xeniolo habeo gratiam. Locus quem quaeris, est ' apud Augustinum, tomo XL libro de haeresibus ad Quoduult- ' deum, pagina ilhus libri secunda. Capitis initium est: ,Aposto- iici qui se' et cet. Lege epistolam Augustini ad Aurelium, quae est numero 76. Ex ea satis apparet Augustinum non fuisse monachum. In duabus concionibus, quas ad populum habuit de clericis suis (eae habentur inter coniictos sermones ad fra- tres eremitas, numero 42. et 43.) meminit professionis et uoti: ' Schliesse ich aus der Erwähnung der Actio seu methodus compendio perueniendi ad ueram theologiam, die 1519 erschien. 688 Ilorawitz. ued iiütuin appellat propositiim. Monaehatus nulla usqiiam niontio. (Jro ut denuo mittas mihi ünem annotationis Lccicae. Kam st'hedam luam semel atqiie itcrum Icctam in ignem conieci, iie fors in ministrorum manus incideret. Non enim tutum est iuuenibus in his iiderc. Porro gcmitus tuos non probo, qui adeo non })rosiint, ut fortunae molestiam conduplicent. Ut non uerear dissuadere bonae spei iuvcni, ne se laqueis istis implicct: ita non ausim suadcre cuiqu.am, ut semel irretitus enimpat, nisi casus aliquis cum libcrct, ut diuinitus exemptus uideatur. Tot laqueis, tot cathenis isti pharisaei suam communicrunt tyranni- dem. Interim oblecta te lectione sacrorum uoluminum. Mitto libellos duos, alterum de ratione studii theologici, alterum de argumentis epistolarum apostolicarum. Bene uale, Martine charis- sime. Ex Lilio. ' Aus dem Cod. Ilor. A. p. 44. < VIII. lf,19.^ D. Erasmus Roter. D. Martino Lypsio Brux. S. JNli Martine, niliil est, quod apud nie quidem uietuas a Leeo, ne ab N. quidem. Parum mihi tribuis, si iudicas plus esse fruetus ex meis seriptis, quam ex Leei, qui nee omnibus seripsit nee utilitati publieae, sed suae gloriae. Nee spectabis opinor Erasmum cum Leeo congredientem. Non deerunt alii, qui cum illo congrediantvii-. l>t'ne uale. Aus dem Coil. Ilor. A. p. 44 45. IX. Des. Erasmus Roterodamus Nicolao Lutzenburgo ' Martinon- sium Scholasticoruni praeceptori vigilantissimo. Uiinianissime Nicolae, num erat tibi aditus ad me aperien- dii.<; mis.so uiuoV Tnus conspectus fuisset multo gratior: nam ' Lilium war ein Collegium in l.i'iwrn. in dein Ernsnin.'; d.'ininls lebte; s. C'lericus III. 275. - Datii-uiig nadi d^r IJemerkun}^, er wolle nicht mit Lee kämpfen, was bekanntlich erst 1520 geschah ' Ist wohl ein Verwandter des Antonius Liitzenburgius, der Oekonoin des Abtes «S. Andoinari war und an duri Erasmus öfter sehrieb (cf. Opera III. Erasmus von Eottcrclam und Martinus Lipsius. Oo9 uini nobis^ est af^tim. Rogareiu te ad prandium, sed hodie promisi Citftlinali. Si uoles cras ' cenare, uenics gratus conuiua. Si mauis colLuqui tantiim, fac hodie te uideamus. Beue ualc. Aus (lern Cod. Hur. A toi. 15. uSS« -w» X. 1520.'^ D. Erasmus Roterodamus D. Martine Lypsio Bruxellensi. Quod ille significauit, merum est somnium; nam Bruxellae rem odoratus sum. Hoeclistratus adest Louanii. Is nactus est iiieam ad Luterum epistolain: eam putat idoneam ad eonuin- cendiuu me, quod faueam Lutero, cum ipse in hoc ediderim, ut testetur nihil mihi esse rei cum Lutero. Et si faueam, quid esset prodigii?-^ Egit ille apud aulicos, praecipue D. Bergen- sem, ^ sed erant, qui rem melius intelligerent. Suspicor tamen conspirasse quosdam, Briselotum, '' Hoechstratum et suffi-aganeum 23 C. 25 D. 109. 12.ö). Ob er mit dem 217 A. 267 E. 286 C. 766 erwähnten Nicolaus identisch ist, lässt sich nicht nachAveisen. 1 cras steht nach Rogarem te. - Den Brief an Luther schrieb Erasmus am 30. Mai 1519 (abg. Opera III. 444), er ist wirklich mit gewohnter Vorsicht geschrieben; in Brüssel war Erasmus im Juni desselben Jahi-es (vgl. III. 462), 1520 war Hogstraten in Löwen (cf. Opera Erasmi III. 577), die neue Colloquia -Ausgabe erschien 1520. Dieser Brief i.st also wohl in das Jahr 1520 zu setzen. 2 Darüber steht monstri. * Der von Erasmus erwähnte (383 F. 435 B. 503) und gerühmte Adelige an Ferdinands Hof. ^ Briselotus, ,Magister Parisiensis', früher Carmeliter, dann Beuedictiner, Suffragan des Bischofs von Cambraj- und Beichtvater des Königs von Frankreich, war dem Erasmus höchst feindselig; , bei jedem Gelage', sagt dieser, ,schimpft er über mich'. (1624 C. D.) Aber auch Erasmus, der früh-er nicht glauben wollte, dass dieser ,gelehrte' Mann über ihn schmähe (Opera III. 261 D.), schonte ihn jetzt (1517) auch nicht mehr, er nennt ihn nur Homo elatissimus et uii-ulentissimus und sagt, er habe seinen Orden verlassen aus HotFnung nnt eine Abtei (165S); er schildert ihn als ein portentvim, das leider sehr viel Einfluss auch beim Könige habe, .so dass er Andere verdränge. Vgl. auch die eingehenden Bemerkungen über dessen Opposition gegen das Encomium Moriae (1614 u. 1624). Vgl, Graf, Faber Stapulensis. G90 Ilorawitz. Cameraceiisem ima cum Egmondano, ' non tarn aduersus mo quam aduersus Luterum. Me pituita- graviter discruciat. Pro muuusculo g'vatiam habeo. De amicicia nihil est, quod dubites, mi Martine. Utinam liceret te uisere. Noua colloquia sunt sub |jrelo. Bene uale. Aus dem Cod. Hör. A. p. l(j. XI. 1520.3 Des. Erasmus Roterodamus D. Martino Lypsio. nie quisquis fuit carmelita, scurra quouis fuit instructior infacetis facetiis. Mitto ad te libellum apologiae, qua Leeo respondeo. Mox liabebis responsiones ad annotationes, in quibus apparebit, quam non respondeat Leeus suae famae. Si Nazian- zenus ' est adliuc apud te, inspice carmen genealogicon et uide, an alicubi scribat Joseph habuisse duos patres, Jacob naturalem et Heli adoptiuum ac locum notatum ad me mittito; nam die martis mane est abeundum. Bene uale. AiLS dem Cod. Hör. A. p. 47. Xn. 1520 (?) Des. Erasmus Rotorodamus suo Lypsio. Si non est aliud incommodum, nisi quod Origenes nimis nuignum est volumeii, iiiliil est periculi. De priore diuae Agnetis iiiliil unquam sinisti'i sum suspicatus, sed de fratribus Zwollensi- bus, ' qiuuujuam hoc quoque leuiter. De uxore Listrii ^' deque omissis graecis literis comperi falso ad me scriptum fuisse et expostulaui cum eo, qui scripserat; nam is est Listrio cum ' Ueber Nicol. Egmondanu.s, den Carmelitermönch (Erasmus nennt ihn öfter Carmeliter), den erbitterten Gegner des Erasmus, cf. Hess, Leben des Erasmus I. 209 ff. "^ •' Darüber .»tteht plethnia (V), in mg. alias excrementa narium. ' Die Datirung ergibt sich durcli die Angabe über seinen libellus Apolo- giaef gegen Lee. Ueber scurra steht nequam, über facetiis nugis. * Nazanzenus. ^ Zwolle, die beknimtr- Silmie, if. Kaumer, G. d. Pädagogik. ^ Gerhard Listrius, als homo trilinguis und Arzt, wie als Commentator des Encomium Moriae von Johannes Mlirmellius (bei Reichling, Joh. Mur- Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. b91 primis amicus. Admonuit lue' Agnetanus ' de Augustino, sed liumanissiöfe : nee sum tarn morosus, ut huiusmodi admonitio- nibus ofFendm'. Si nondum satisfeci animo illius, noii sum tarn felix, ut omniiim animis satisfaciam. Noii postulabat ille locus, ut AugUÄÄai^^audes attollerem. Et malo nonnullis paulo minus candidus videri in Augustinum, quam euincere me multo can- didiorem esse, quam istis videar. Honestus est affectus, quo tenetm' d. prior; fauet enim autori suo. Sic Tliomam nemo satis laudat praedicatoribus. Postremo tot habeo fauentes, tot aduer- santes, ut vix vacet de uno aut altero esse sollicitum. Leeus iam abiit, opinor, in Angliam re praeclare gesta. Bene uale. Aus dem Cod. Hör. A. p. 47. XIII. 1521.2 Des. Erasmus Roterodamus Gerardo canonico divae Agnetis priori venerando. S. P. D. Ornatissime prior, arbitrio medicorum viuo, et pbarmacis viuo, non cibis. Itaque nee adire te possum nee aceipere con- uiuio. Si commodum erit nos inuisere, erit mihi pergratum coUoquium et eadem opera geminum praestiteris officium: et amicum inuiseris et aegrotum. Mitto libellum in morbo natum; nam sub finem operis inuasit me subito mali vis tanta, ut epi- stolam Judae ac praefationem vix dictauerim. Febris quidem depulsa est, sed corpori vires absunt. Bene vale, pater hono- rande. Aus dem Cod, Hör. A. p. 48. mellius. Freiburg 1880, S. 125, iir. 5) gerühiut, war 1517 Rector der Schule zu ZwoU. ' Der Prior S. Agnetis Gerhard; s. den nächsten Brief. 2 Das Datum bestimme ich darnach, dass die Paraphrasis in Ep. canonicas duas Petri unani Judae unam Jacobi et tres Joannis bei Frohen in Basel 1521 erschien. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. II. Hft. 45 (592 Hoi-awit.-. XIV D. Erasmus Roterodamus Joanni Merlibercliio Diestenai, ' canonico ad Martinensos Lovanii. Carmen est trochaicum, tetrametron, catalecticoii. Cape literas in versibus primani et ultimam in caesnra, quam notat viro'iila: rursum in alteraparte primam et ultimam atque ita de eaeteris: et habebis, ut optas. .lohanncs Merliberch Diest. In Jandem dii/ae Mariae MagdaJenae. Impotenti amoris oestro | haec beata percita Nardieum profudit ungiien, | eliiit lacrymis pedes, Mox oapillis tersit . ecce | rex olympi qui semel Illecebras sprPiiit ac siib | egit, Ulis ampliter Capitur oblectaculis . prob - \ daemonis tcchnis inali Eua capta est: ista lacrymis | tincta onlpas dilnit. Ineptii in tuam gratiani, malens in lianc peecare partem quam parura humanus videri. Mitto simul et tres Magdalenas ab Jacobü Fabru ^ depietas. Bene vale, vir optime, et in tuis pre- eibus nostri quoque nonnunquam memineris. Erasmus de concordia CaroU imperatoris et Henrici regis Angliae et Franciae. Sidera sl quando in celis coiera benii^na, Id niaximo fit gentis limiianae bono. Nunc qnia summorum duo Candida pectora regum Tarn rarus ecce innxit in terris amor, Haud leuiora sibi promittit commoda mundus, Henricum ubi videt foederatuiu Carolo, yuam si vel Veneri Solem se iungere vel si Solem benigno cernat adiunctiim louem. Idem in siihstnictimiem Caletieiisem. ^ Miraris hospes unde moles liaec noua? Templnm est, dicatum regiae concordiae: Quod luinc in usum condidere gratiae. Aus dem Cod. Ilor. A. p. 48 f. ' Diest, Stadt in Brabant. ^ Hs. proch. ^ Favre von Estriplfs liatto diircli dipsc Abliaiidluiier die Zeloten sehr ge- ärgert. Cf. (jraf. Faber Stapulensi.«. ^ Caletum, .nuch Calesium, Calisium -= Calais. Erasmns von Botterduiu und Maitinus Lipsius. 090 « • .t^ ' XV. Martinus Iiypsius Bruxellensis probae indolis adulescenti ^ Gerardo ' Riuio - Gandauensi S. P. D. Quo minus liabeas nosti'um Aristotelem, mi Gerarde, per me non stetit. Scis formulam verboruni, quibus tecuni e^. Si verecundiae huius plusquain virginalis afiectum eximere non vales, age, dumtaxat scribe te velle: et illico ad te veniet. Caeterum tu vicissim rem milii (quisquis sum) pergTatam fe- ceris, si faiTaginem Erasmicarum epistolarum ad me miseris. Mihi satis fuerit, quod horis aliquot ea uti liceat. Si eam tibi necdum emisti, da operam, ut ab amiculo quopiam precario aceipias, sed tuo nomine, non meo, qui cuculli liuius gratia ' male audio apud plui-imos. Bene vale, mi Gerarde, et Martinum tui amantissimum redama synceriter. Aus dem Cod. Hör. A. p. 49. XVI. D. Martino Lypsio Bruxellensi Gerardus Rivius S. Memini alteris tuis literis male me audisse propter vere- cundiam , quod non exactius videlicet illud beneficii , quod mihi praestitisti , emendicauerim: adeo tibi videtur placere nomiulla in poscendo beneficio confidentia. En quo nunc ist- hoc tuo facto delapsus sum. Non modo petiui impudentius, sed assecutus etiam diutius aequo detinui, utrinque fortasse culpandus, cum quod in desiderando verecundior, tum in fniendo impudentior fui. In hoc igitur me tibi permitto, ut animo tuo obsequaris. Ferendum est mihi, qui non considera- tius rationem habui et concessi beneficii et autoris. Non latuit illud y.oivößtov, illa inquam rerum omnium communio, quae apud vos est. Non latuit, quod publicum erat ac uniuersis vobis ' Gerardus Rivius (in Löwen) ist wol kaum der Gerardus Bibliopola, den Erasmus (122 u. 18U) erwähnt. Als Dichter h.ätte er von Hoffmann Peerlkamp genannt werden können. ' Rimo (so immer). 4Ö* 694 Hoiawitz, pecviliare, diutius ex illa sodalitate religionis iure copulata con tinere non esse eonsentaneum. Vides cogitationes, vides con- silia suppetisse, quibus potuissem meritam fortassis iustamque culpam effug'erc: at nescio, quo pacto interiui incidentia negocia lectionem abruperunt. Interim tarnen nori minori lectionis fruendae amore tenebar, quae vel inuito me tarn diu hie librum alligauit. Caeterum tandem illam vici pertinaciam. Hie est über, saluus, integer, hospes: nihil in eo vel culpa vel negli- gentia mea ruptum aut rasum. Restat igitur beneficentiae tuae praemiuni. Jure enini o'ptimo me in aere tuo esse cognosco: at pauperem, at exilis rei, at non goluendo, ' cui pro opibus adest animus, pro beneficiis voluntas, pro remuneratione xat avi'.Bwpet'aK; 2 gratitudo atque conatus: etsi pro merito tuo non satis strenuus, at sedulus. Unicus meae tenuitatis praetextus est, quod ille ait: In magnis et uoluisse sat est.^ Ne tamen undequaquam aouipoq uidear, tuam liberalitatem expertus, accipe uersiculos hos, ea fronte qua soles amicorum omnia, autoris inopiam atque soi'des olentes. Si enim quae uolo ^ praestare non possum, certe quae ualeo. Carmen igitur accipe phaleucium quidem illud, at ieiunum. Ignorat Parios domus colores Paupertatis onus grauis ferentis Abiecta agricolae. rotantis aurum Tagi non adeunt fluenta eines Exiles, neque Persicum talentiun 5 Ilerus tractat inops: sed ista cura Magnos certe opibiis requirit. atqui Si» (quod conspicuum) sibi facultas Adgestat, trahit at mala agminafiin Paupertas, sibi dura cuncta subdens. lU Parui parua dabunt, videnda magni. Nam quum tarn vario fortuna vnltu Sese tecta t'erat in ora nostruni, Hixic felix, stabilis, illi tiinenda: Tantum qnisque potest quud haec reludit lö Prompta dextra manu, fors aut sinistra. Hoc saepe liercule cum mecum reuoluo, ' Vgl. p. 695, Z. 1«. ^ Richtiger av-towpeaT;. 3 Prop. Eleg. II. 10. G. * uabeo. * Sic. Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 690 I^nquo carmina doctiora doctis \«. Musarumque' melos comatularum Canto quod stridula eiicit camena, 20 Omni impar oueri etiam ferendo. Quo fit palpitet et neget frequenter ■mj&mi^ Laudum adire decus ' tuarum, Qui tanto superas honore fratres, Quanto est haec minor omnibus camenis 25 Infelix piplea. etenim potentis Naturae Imperium ita tulit omnes Dotes corpore plurimum expetendas Ut nulli melius, beata uita, Constans, relligio et mores sacrati, ^ 30 Linguae munera nemini pudenda, Non durum ingenium nee insuave est. Adque haec corporis haud desunt figurae, Dotes sunt animi pares et ipsae. Sed quid dura gemis? non potes omnes 35 Infelix animique corporisque Scire nee potes enarrare versu. Quod natura negat, sinas ualere. Quisque haud pessimus, ast erit suapte Censura propriaque sanctitate 40 Contentus. Cape pauperes Gerardi Venae uersiculos tenerioris. Noui splendidiora te decere: At qiuim quod volumus dare negatum, Demus quod dare nostra fert facultas. 45 Aus dem Cod. Hör A. p. 50 f. xvn. Mart. Lipsius adulescenti bonae spei Gerardo Riuio Gandensi S. Ne putes neglectiii aut obliiiioni tribiiendiim quod facun- dissimis tiiis litteris, quae ad me fideliter perlatae sunt, non responderim. Velamen excusationis, quo apud te utor, nego- ciorum sunt sarcinae, quibus me passus tum onerari. His exoneratus posthabitis omnibus. Gerardi mei literas relegere Visum est. Inter legendum vidi, id, quod res erat, non posse 1 gemens ausgefallen; vgl. epist. XXV. v. 28. 2 Vgl. Brief XXV. V. 70. 696 lloiawitz. lUC litcrarum tuanim et praccipuc carminum cloquentiara in- genio assequi. Scd quid tiiiu postea? Sequar saltcni quod assequi non datur. Id (non ambigo) tuus candor mihi laudi tribiiet, quod meam tenviitatcm pudcnter agnosco, quodquc ncc conatus nee voliintas vieissitudini reddendae defiierint. Nunc ad epistolae tuae caput me eonfero. Ingenue fateor oncri mihi fuisse nimiam verecundiam tuam. Cur hoc? Quia metucbara, nc amieigia vix inita languesceret ac rccens nata moreretur. Meamm itaque partium esse censcbam, ut id mali pro mea virili tollerem. Nunc gaudeo id obstaculi ablatum. Hoc itaque gestiens gaudio, hac auctus laeticia Hbens cum praetereo locum, ubi impudentiae culpam dcprccari videris. Mihi sat est, quod amiculura talem luerifeci, in cuius pectore non tantum bonarum literaruni impenitcnda initia, sed et columbina simplicitas me iudice locum habet. Nee est quicquam, quod adeo flagTanti- bus uotis exoptem, quam ut similes tui in aerc meo se esse cognoscant. Nam ctsi tibi ipsi pauper es et exihs et non sol- uendo,' mihi tamen es perquam opulentus. Venio tandem ad avT'lowpov, quo me donasti*, nam, ut ipse testaris noluisti com- mittere , ut acojp; meam liberahtatem expertus fueris. Mi Gerarde, ctiamsi cucullatus sum inter cueullatos, quibus fermc ab Omnibus tribuitur impudentia, rubore tamen suffundebar legens tua carmina, quae, cum tibi sordeant, mihi tarnen e mu- sarum adytis deprompta videntur. Verum ego is non sum nee eo prouectus magnitudinis, ut clarorum adulescentium cn- comiis celebrer. Quis enim ego aut quid egoV At hoc qiioqiic cumulo laudum tuarum accrcscit, quod res plane nihili tanto conucstirc lepore tamquc splendide tractare nosti. Nobis non contigit illa Gerardini versiticii vena atquc ideo veluti tenuitatis propriac conscii continemus nos in nostra pellicula. Tu vcro age, quod agis, dignus, qui hac aetate natus sis, qua tot eximii restituuntur authorcs quaque omnes reflorcscunt boiiae litcrae. Torqueor non nihil in tribu» primis vcrsibus carminis tui. Quaeso, si dabitur ocinm, fac die crastino nos inuisas: habeo in quo, ni fallor, mihi possit esse usui tua opera. Vidcs meam confidentiam. Tempus aptum, si forte requiras, erit inter priranm et secundam post meridiem. Si cras non vacauerit, permittitur ' .S. fletT vorhergehenden Brief Aum. 2, Erasmus von Kotterdam und Martinus Lipsius. Ov i tibi, Vit ipse' diem designct>. Vale, mi candidissime Gerarde, et LypsivtHi amicorura tuörum catalogo adscribe. E nostra cellula in coljegio Canonicorum Martinen sium. Aus dein Cod. Hör. A. p. n'S. XVIII. D. Martino Lipsio Brux. Gerardus Riuius Gand. Nonnihil angit animiim meiira, vir integerrimc, quod aut negocia tua aut ocia, quorum alteris animus instituitur alteris sarcitur, meis neniis cogor interrumpere. Satis enim noui, quam id, quod a me defaecatissimum aut elaboratissimum exiit, nvdla ex parte debeat ad tuos labores aspirare, etiam quos diutinis laboribus Minerua tua fatigata abortiuo fetu pepererit. Xon posset enim tenuissimi riuuli cursus pigemmus vel cum taece amnis limpidissimi contendere: adeo, quod in hoc est crassissimum , superat etiam alterius purissimum laticem, si tamen latex dicendus est, qui e cisterna promanat aut prodit e lacuna. Itaque, si literis tuis tam magnilice prouocatus negocia tua importunitate mea interuortam, si a seriis rebus abduxero, tui muneris est ferre, qui tarn officiose ac reuerenter eo me adegeris, etiam repugnantem. Quis enim uel truncus vel caudex non extimuletur orationis tuae violentia? Ego sane, etsi vel Thersite cz;xc-cpo£7:£ct£poc;, ' arcanis eloquii tui viribus in verba excitatus vel inuita Minerua istud ago. Öaepe enim hortatu atque instinctu aliorum eo peruenimus, quo natura negat. Quid enim quaeso tarn sterile atque incultum, in quo non plurimum valeat ad expergiscendum sermonis atque orationis faciütas? Huius certe eflicacia non modo fcras, sed et siluas et saxa mota fabulantur. Quamuis ego in ipso cxorsu duobus grauissi- mis impedimentis veluti scopulis prendor, qui, ut in prouerbio est, neque quiescere neque nauigare me sinunt. 8i rescribo, meas sordes aliis obtrudo: sin cesso, merito ingratus habear, quam in me culpam admittere,'- quatenus in me situm est, 1 IL n. 21-2. 2 Wahrscheialich ne admitteiem. 698 Horawitz. summopere semper adnisus svim. Quanquam non id dico, qiiia mihi vidcar praestitisse cuiqiiam, quod debuerim, at saltem quod potiicrim. Quid iam •consilii? Nempe satius priori me uicio obnoxiiim fateri. Quid cnim facias tarn praesentibus laudibus dolinitus ac prouocatus, quae me transucrsum praeter auimum mcum pellunt? Parere cogor. Ita cnim illas orationis raollc condiuisti, ut non secus ac lotus semel gustata maximura sui desiderium concitent, et amplius quam pro mei modulo me sapere cogant. Et tui qiiidem candoris fuerat ita sentire de Gcrardo, qui de nemine non recte: meae autem tenuitatis non agnoscere, qui in nullo non abiectus. Quum cnim me pensius vchit ad amussim mecum ipse examino, ambigo, quo me vertam. Hinc mea paupcrtas (hanc dico curtam animi supellectilem) sui admonct nee sinit aliquo pacto adblandiri, obprobrata sui ineptia: parte alia incui'rit laudum tuarum magnitudo, quae dcsperatam ctiam in sc cxilitatem plane pessundat. Et naturae quidem iniquitatem possimi ipse mecum solari : sie sum, sie me statuit summus opifex deus, abundc satis mihi, quod natura vo- luerit id esse me, puto, quum illa mihi statio in mystico corpore diuinitus obuenerit, non esse ad altiora nitendum. Hoc enim est summi praetoris tabulas subuertere, hoc est legibus Christo authorc rogatis (fjuas illc ay,<.rf{xy.c esse uoluit) esse rebellem. His argumentis sortem meam patientius fero. At quum immensa tua uideo pracconia, non est, quo confugiam, sed crimen potius agnosco meae videlicet exilitatis. Nam ita hoiiim fulgore per- stringor, ut ignorem, quid mihi prius quidue posterius. Tum demum luculenter deplorandum uideo naturae nouercae detri- mentura, quum mecum reputo, quid alii a me exigant et qui ego sim. Tum mihi displiceo totus totusque puteo, quum a prae- scripta laudum norma penitus abhorrere me uidcam. Quid enim esse existimcm tuum illud encomion, nisi quamdam amus- sim opinionis de me conceptae? Sed quaeso, ut mei rationem habeas, ut veniam des, si^^-epinione frustratus consuetudine rautua, quam spero et opto coituram, ab illa laudum rcgula me dissentire deprehenderis. Visum est nunc mei precium ad tc perferre, ne post doleas falsas tibi merces obtrusas; ipse enim teneo (si quis alius), quam sim in me totus angustus. Sed, si hae tibi oordi sunt angustiae, utitor, uendicato, fruitor, ul libet, ea tamcn lege, ut cautius, hoc est non pro cxistimationis de Erasmns von Rotterdam und Jlartinns Lipsius. 699 me tiiae rp^agnitudine, sed pro facultatis meae modido. Quod autem in »rIcc literanim postulas operam meam, id tu quidem candide ac qiodeste pro tiio ingenio, sed vereor nte frustra. Totiis ipse älienis egeo. Et quis a nudo vestimenta? Non potest alios dit^jj^i sibi totus inops. Veniam ad horam praescri- ptam, nisi necessitas obstiterit. Nolo tarnen, quod in manibus est, relinquas. Non adstringo lidem, nisi ea conditione. Vale et me amicorum numero dignare. Aus dem Cod. Hör. A. p. 54 f. XIX. D. Martine Lypsio Gerardus Riuius. Habes, vir integerrime, quod desiderasti: caeteimm an \'otis responsurum sit, equidem ignoro. Imo vero si rem ipsam spectemus, si praerancidam exilitatem, non potest non displicere. At si candorem tuum ac meram beneuolentiam, quae mihi po- ti.ssimum in hanc rem stimulos subdidit, scio quod neutiquam ingratum futurum sit hoc amiciciae nostrae xeniokim. Non quod ex sese probari mereatur, sed circumstantiae, sed amor, sed comitas benigna et comis benignitas splendorem illi con- cihabunt. Visum est autem latius in bis uela explicare, ut, si reiiciatur unum, proximum sit alterum arripere. Quamquam enim sordida et subrustica sunt omnia, quae a musa rastica proficiscuntur, solet tamen in magno cumido nonnunquam esse, quod tum sit elaboratius, tum praestabiÜus, teste nimirum uetere prouerbio r^oWäy.i y.oi}. y.r,7rü)poc ^ avYjp [jAXa y.äip'.ov sItev.^ Sed iam rursus alius animum scrupuhis detinet. Quemadmodum in animalibus, quorum numerosior est partus, aiimt saepe pro- digiose naturam in monstrum abire: ita subuereor, ne, quum copiam captassc videar et miütiplici eiusdem rei tractatione laborasse, monstrosius carmen edidisse censear. Verum eam culpam non usque adeo deprecor, propterea quod non est meum verbis frigida et ieiuna attollere. Sed tamen occiu'rit ' Er meint zrjTzoupö;. - Bei Gellius II. 6, 9; das Sprichwort heisst aber: -oA/.a/.-. toi ■/.%: [ixoph^ avTjp [iäXa y.atpiov (zaia xatp'.ov) eij^ev (vgl. Diog. VII. 81; Exe. ex Diog. ni. 68, Apost. XII. 69)-, au.s y.a.\ [JLwpbi ist y.rj^wpos entstanden. 700 Horawitz. quud tibi consulam. 8i omnia simt mala, tencto quod mimis est maliun. Obseqiiendum erat amico tarn instanter efflagitanti. Annotationes tuae non mcdiocriter mihi placent et summopere probo conatus tuos et industriam. Sed illud animum meiim mordet, ({uod tarn temere ueluti iiiuandas recepcrim, os im- pudcns, (piasi aliona limula, nedum mea indigeat opus tersissi- mum et limatum. Nam subinde Icctitans nihil habeo quod addere, nee inuenio quod adimcre possim. Sentio igitur ne- quicquam me toüto ' r.pä^dxoL a'iAaxov, dvsAraaTov , oi.vt'Ki.ot, s'.px-ov^ acceptasse; non enim noui quid mihi faciendum restat, ubi circumspicio, quid hace prouineia dcposcat. Primum ingentcra librorum aceruum, a quibus subsidium in huiusmodi re petitur, deinde in omni literarum, ad haee linguarum genere ueteratorem hominem, tum etiam uel in primis diligentem omniuni cxplora- tionem ac loeorum eollationem, quorum omnium proeinetu quum me destitutum intelligam, uide an iramcrito hoc negocium dc- t'ugiam. Sed Aristarchum me agere vis et censoria quod aiunt virgula notare, si (piid rudius aut incautius exciderit. Sed mihi crede, nemo Aristarehus Aristarcho est, Catoni Cato, Solomoni Solomon, quum suis numeris illi sint absoluti neque liceat quicquam vel adiicere vel immutare, quin vel ex iunctiu'a scita et integra vel elegantia demas aliquid. Ego enim non is sum, ut confidam in tam ardua harena me colluctari possc aut Olympia currere, quum huius instituti neque sim, neque esse qucam, etiamsi velini. '^a] speciosis certatoribus in eo stadio palmam rclinquo, non modo nihil inuidens, sed etiam atque etiam adhortans: 'il o(Xoi ävc'ps; saTS xat aX/.'.fj.ov rjiop 'iXitj^z^ A!00[iEV(ov o'avopwv j^Xeove; ao'oi fjk rJ'^x'^xixi. (I^EuyovTojv S' o'jTap/.Xsoc öpvuTO o'jti ^ Tt; d)./.7]. ^ Libet enim versibus Homericis uti, quibus suum Aga- memnonem excitasse dieit milites et ad speciosum certamen ' Hs. TaÜTO. 2 Wahrscheinlich ötEtp/.TOv; was in xjzr.'. steckt, ist nicht zu enträthselu. 3 Hs. EÄcaOa!. ' a!0£roOa'.. ^ Hs. zweimal Öj-.\ 6 II. V: 520 ff. Erasraus von Kotterdam und Martiniis Lipsius. iOl instigassc. ^Nobis ^nxia est cminus icl veluti pedetcntim sequi, quod adsö^iii rion possumus. Neque talpae damnamus ca- prearum ocuIds neque aquilarum noctuae. Restat igitur, iit ueliit postliräinio a te libercr, qiii immodico onere totus fatisco; nam nt ^igi^^^gumentum illud praeter uires est. Sed hie me parum audies. Tu vide, ne hie labor tuus quamuis minime malus inuidiam tibi eonflet ac turbam excitet, neue illi, cui te aiebas hoc laboris agTessum, nempe N., propterea quod in ea harena optiuie ac strenuissinie sudauerit D. Erasmus, qui nihil fere quod ad hanc rem pertinet intentatum reliquit. Nosti aemulorum procacitatem. Etiamsi desunt causae, tarnen alicunde uekit aranei lingunt ex se quod cauillentur. Clamabunt te carpere Erasmum, suggillare Hieronymum, etiam antequam satis nouerint, quid annotationes tuae contincant. Ita penitus sedit, quod aut diutui'nus usus aut morum concensus recepit. Prae- stiterit forsan illos ignorantiae suae relinquere quam benefactis illonim peruersitatem irritare. Nosti quibus procelHs iactatus sit Erasmus, vir tarn admirandus, neque tot hicubrationibus in totum potiüt inuidiam extinguere. Non enim quid recta ratio suadeat considerant, sed quicquid persuasione stulta combibe- rint probant. Haec mihi puto licuisse amiciciae iure dicere. Tu quidem si mehus quid dispicis, utitor. Vale amice integer- rime. Breui recipies tuas annotationes. Sakita meo nomine D. Augustinum. Epitaphhfni in lodocum, Lypsium, ciuevi Evux. Causidicuni. Incubat huic tumulo fatis Jodociis iniquis Sublatus, iustum Lypsius ante diem. Regia deplanxit grandi super omiiia luctii Hunc Camerac.ensis, contemerata nece. Justiciae vindex seruato tramite legum Curabat, populus quae excutienda dedit. Prob ' dolor, importuna venit mors, omnia rumpens, Tolleiis quae - populi commoda ^ Sed tu, summe pater, concede perennia regna, Quae meruit virtus semper araata viro. ' Hs. Proch. -' Tollensque. " Vier Silben {±-^'^—) sind ausgefallen. 702 Hoi-awitz. Aliud eiusdem. Non potuit quisquam ruitiiram auertere mortem. Quin sibi iure' raperet qtiaecunque creata. ^ Crudelis nimium, nimium temeraria nullo Delectu miscet obitus nee sorte reponit; Imo adeo quorum virtus meruisse videtur Perpetuum vitae munus, inopina rescindit Improba nee differt quaerens, an publica mnndi Poscat commoflitas: satis est placuisse proteruae. Lypsius en lodoeus ego, qui iura fidemqiie Constanter colui, fatis deprehendor iniquis. Summe deus, meritis qui semper digna rependis Praemia, da fontemque boni superosque penates. Aliud in ezmdem Alardi' Amstelredami. Si pietas, si consilium, si mens sibi conscia recti, Si probitas, virtus, integritas et opes, Singula si possent, si possent omnia iunctim Rumpere quod cuiuis mors struit exitium: Nectum nipissent tibi, Lypsi, stamina Parcae Lanificaeque deae saluaque vita foret. Ast cum mortali sis conditione creatus Te fem mors strauit, sternit ut omne genus. Quam prius ex se terra dedit caro, reddita terrae est Et redit in cinerem, quae fuit ante cinis. Aetheris indigena superisque profeetus ab oris Spiritus, aetheream latus ad usque domum est. Aus dem Cod. Hör. A. p. 57 ft'. XX. Lypsius Suo Gerardo S. (^)l)lcctJiuit mirum in modum animnni meum opistola tua, bp.no qniflem lon^a, milii tanini Ihtmus. Verum civilior es, quam volim. Nnndum, mi {jcrardo, tcmpus ost applandendi ^ii'f|uc id a tc rcquisiui), sed cxaminandi, scd diiudicandi, sed ' SUD nu.sgefallcn. 2 Alardus aus Am.sterdam wurde 1490 geboren, starb 1.544. Ueber ihn (als Dichter) handelt Ilfifmann Peerlkjimp in den Vitac Belgarum, qui latina carmina scrijisenint 47 f. Sonst Ncvo. im Memoire histori- que 134 f. 318. Erasmns von Rotterdam und Martinus Lipsius. i ()ö coi-rigendi, ^ed imuiutandi. Itaque spero te aliter coraiu locu- tiirum quatt seripsisti. Expecto ut audiam: hoc parum g-ram- matice dictum-, illud noii feret dialecticus, id mitigandum, illud non satis fidtum. Ita geminam apud me inibis gratiam et propter l4äBi>'^jistolam et propter admonitionein liberain. Quod adiicis de calumnia, nescio an me mouere debeat. Scio syco- phantis nihil tantum esse cordi, quantum aHenos carpere la- bores et sycophantiis plena esse omnia. Verum si aHqua causa vel est vel videri potest iusta, ob quam aduersa quaehbet feiTe aequum est, haec profecto iusta censeri debet. Spero si ut formidas euenerit, Christum Jesum adfuturum et animi con- stantiam donaturum. Keque tarnen edentur hae nugae nostrae, nisi Dorpius et viderit et consenserit. Utinam hoc die pomeridiano tempore non pigeat nos inuisere. Nam Alardus m*get, ut quamprimum absohiantm' omnia. Nihil autem restat, nisi ut et nitidius et castigatius describantur, quae apud te delitescunt. Pro epitaphiis habeo gratiam. Vale feliciter. Aus dem Cod. Hör. A. p. 61. XXI. Gerardus Riuius Gandauensis D. Marl. Lypsio S. Dolet me, vir optime, quod literas tuas acceperim serius, quam ut implere hcuerit quod postidasti, scilicet ad te uti pro- perarem. Peccatum est nonnihil hae in re, non inficior, sed aliena, non mea culpa. Hesterno enim crepusculo prius mihi redditae sunt. Ne persuadeas tibi quaeso inuitum me ad te ventitare : nil est quod mage faciam libenter. Verum id prae- cipue gi'aue est, ea re intermoratum describendi negocium, ad ' quod urgere Alardum scripsisti. . Sed precor animo uti bono sis. AfFeram tuas annotationes, sed ea facie, qua mihi tradi- deras. Absit ut ego imperitus pictor audeam fucos meos im- miscere picturae venustissimae et ei - pictm'ae, quam non nisi in deterius mutes. Et hie non immerito a te obiurgor homo im- prudens, quod extra terminos a te praescriptos erupcrim in * ad ist wohl zu streichen. 2 Hs. ee. 1 04 Ilorawitz. alienum ius et consultoris partes vindicarim. quum mihi iudicis (lumtaxat permissae essent. 8ed quid? Sie fcre fit: inhaereimis vetitis, dormitamus Ileitis. Somniabam et metuebam bellum, antequam in publieiim prodisset hostis. Sed id quaeso meae uti aeeeptum feras sediilitati, quae, quum niraium fuerit similis, ' peceauit. Gaudeo tarnen, quod meae oceurreris pusillanimitati, quod te praestantem aninii monstraueris, quod hostes et calura- niatorculos pati possis et patiendo vincere. Ego te torsan ex animo meo metiebar. Sed merito dissentis precorque, ut faeias diu. Tentanda uia est, qua te possis tollere liumo victorque ^ iiuin volitare per ora. 2 Qui soUicite obseruat "^ nubes, neque seret neque metet. Nunquam timidi statuere trophea, nunquam ignaui pugiles tulere palmam. Idem puto de temeraria conti - dentia, cui uitio non es obnoxius, ut qui te Dorpio consultore usurum scribas ante quam lectore promiscuo, qui, ut est ocu- — latus, potorit discernere, quid res poscat, quo loquente merito nobis taeendum est. Neque est quod Thersitis aut vulgi iudi- cium quaeras, (|uum Nestor tibi et loui aequalis consilio Ulysses ad manum sit. Vides quam a me desciuerim, obiurgatione iusta con-eptus. Importunas moniti'ices mulctato ut Übet. Tu caue, ne spem iiianem foueas, ne cum gygantem timueris, nascatur ridiculus mus.^ Vale. Aus dem Cod. Hur. A. p. G2. XXll. 1.023? 5 Gerardus Riuius Gandensis Martino Lypsio. Quemadmodum rebus ambiguis et inexpeditis solemus ad numinis alicuius oraeulum eoufugere aut virum TraXjjxYjTiv, '' quod nos uiribus diftisi euentum desperemus, sie ego deplorato ne- gocii quod affeeto exitu, sedulus tuam opem imploro. Ac in spem eertam adducor omnino-pro tua singulari beneuolentia te ' Unverständlich; vielleicht quum nimiae. 2 Ennius bei C'ic disp. Tusc. I. \r>. 'U. ^ obseruabit? * Hör. Epi.st. II. .S. 139. Datirung nacli p. 70.0, Note 2. "^ Hs. noXiui^T'.v. Erasraus von Rotterdam nnd Martinas Lipsius. ^Oo non recusaiunim. primiim (;|^uod possis, deinde quod uclis etiam tuis omiiilWs auxiliarier. Nunc igitiu' quid te deprecor audi. lam pridem quum in foro spectator itemquc explorator nouaruui reiiim adessem. incidit mentio de uariis libris, quos buc fecunda transmittii»(*M4uania. Rogatum est ibidem a publico bibliopola, num in promptu haberet Philippum jMelanchtonem de loeis obscui-is tbeologiae ' (constat enim edidisse et hie quosdani emisse); anne beeret mercari? Responsum est ipsum quidem non babere, esse tarnen in aHonun tabernis, sed ita ut celaretm-, ne cuiiiis e vulgo emptori permitteretur, quod opinor non undi- quaque cum neotericonim tbeologorum opinionibus conueniat (adeo non tutum est dissentire, etiam aequiore causa); causa tarnen cognita ab uniuersitatis Cancellario aut a Rectore con- cedi, si personae videantur satis idoneae. Haec cum audissem, desperabam. certo sciens fieri non posse, ut meo marte efficerem, quod volebam. Sed quemadmodum fieri solet in rebus dvms, ad amicos me conuei'ti, inter quos tu mihi wc Osb; a::: ij:r;/or/r,q occurebas. quo nemo in hoc praeseiidm negocio praesentior esse possit. Defert igitur ad te causam suam cHentulus: amabo te, mi Martine, ut patronimi agas. Vales. modo vehs. Noui enim te apud Dorpium in precio esse, apud quem res (ut nosti) agenda est, propterea quod nunc academiae sit rector.^ lam qua ratione fiet aduerte. Poteris hominem literis tuis appel- lare et amici gratia tuo nomine poscere (cei'tum enim est quod nihil tui causa sit aspernatm'us), sigilhim aut cautiunciüam rogare, qua testificari possis apud bibhopolam, consentiente uniuersitatis praefecto fieri. Impeti'atum est, nisi tu detractaris. Si annuis, ipse ego hteras eo deferam et in propria causa Mercuiüum, hoc est nuncium agam. Ulji autem impetraueris, tu ociosus esto. ego praestabo caetera. Facile enim est cohimbam in aream deductam capere. Valeto, mi amicissime D. ^lartine, et si uidetur meo consiHo utere vel ahud perspicacius commo- ' Die erste Ausgabe der L. C. erschien unter dem Titel: Loci communes rerum theologicarura sen hypotyposes theologicae. Wittenberg 1.521. 4". 2 Martinus Dorpius war Rector der Löwener Universität vom letzten Febniar 1523 bis zum letzten August desselben Jahres. Cf. über ihn F. Neve, Martin Dorpius et les etudes d'humauites dans les ecoles de Louvain au com- mencement dn X\'l*. siecle im Annuaire de rUniver-site de Louvain 187.3, P .391 fF. 70G Ho ra Witz. diusque monstrato. Senties gratum, hoc est bene volentem, si nihil ahud. Aus dem Cod. Hör. A. p. G3. XXIII. Lipsius suo Gerardo Riuio Gand. S. Scio non successurum, quod obire me iubes. Si noui Dor- piuin, profecto prudeutior est, quam qui se negocio Luterano, nimiiim odioso, aiubiguo et molestu miscere veht. Habet sua stiidia amoenitate plenissima : ab his se diuelli non patitur. Tua tarnen gratia nihil recuso. Scribam Hterulas quamquam frustra eo, quod Luteri partes ' tueatur Melanchton. Recte valeto. Aus dem Cod. Hör. A. f. 64. XXIV. Martinus Dorpius Naldioenus theologicae soientiae professor Martino Lypsio Bruxellensi. Salue, pater religiöse. De tuo salutari labore Alardus apud me ne uerbo quidem meminit unquam, id quod miror: hortor tarnen te ut pergas strenuam operam nauare, quo consulas studiosis. Equidem decreueram Euangeh"a atque adeo totum nouum instrumentum praelegere, ^ sed per occupationes non- diun licet, quibus undique premor. De Melanchtone similibusque rebus hactenus neque annui quicquam, neque renui. Viderint ii, quibus hoc negocii est demandatum: ego ne illi tragoediae n<»ii admisceo. Bene vale, vir religiöse. Ex aedibus meis. Aus dem Cod. Hör. A. p. 64 f. ' H.s. parter. 2 lieber Dorpius als Homo trilinguis und Hebrai.st spricht Erasmus 1518 in ehrenvoller Weise (HI. 307 C.) : Dorpius Hebraicae factionis dux e.st. Videbis breui nouum saecnlum huc- exoriri. Seine theologische Thätig- keit ist besprochen bei Neve 1. c. 126 ff. und in dessen Monographie über D. Erasraus von Rottorflam und Martinus Lipsius. 707 , XXV. Gerardus Riuius Martino Lypsio S= MQöl!itti''^alterij^ Jiteris tuis male me audissc proptcr vere- cundiam, quod non exactius illud beueficii, quod mihi prac- stitisti, postidai-im. Adeo tibi placere videtm- nonnulla in po- scendo beneficio confidentia. Eu quo delapsus sum obiurgatione tua. Verecundus petitor factus sum longo tempore usucaptor. Increpitus pudor simulatque voti compos factus sum, diutius retinere persuasit, quod crederera in reddendo celcritatem, ut in petitione verecundiam pari modo esse notabilem. Quamquam ut ingenue fatear, utrobique medio exeidi, in requirendo timi- dior, in utendo impudentior. Hac igitur in parte me tibi quo- que permitto, uti tuo animo obsequaris. Merito ferendum est mihi, qui non consideratius rationem habui concessae rei tem- porisque, ad haec benefactoris. Non me latebat. quod res Omnibus ex aequo esset communis eoque diutius ex illo soda- litio religionis iure copulata continer«, non parum esse inhoue- stum, eo quod plurium usus esset impeditus unius idque exteri gratia. Haud ignorabam, quamuis sub manu '- tibi sit cm-a custodiaque codicum, condecere tamen fratrum usibus ac coe- nobio libros sistere quam maturrime. Hae cogitationes, haec consiHa suppetebant, quibus his quae metui facile mederi licuerat. Sed nescio quo pacto Interim incidentia negocia lectio- nem abruperint, ut aut necessario fuerit admittenda dilatio aut desistendum lectione, cuius alioqui non minimo tenebar amore, qui uel invito me, anbinde remordente referendi cm-a tarn diu librum hie aUigauit, seu quod essem rei graecanicae impotenter auidus, seu quod plurimum adiumenti esset ilHnc dialecticae, quae tum colebatm-. Caeterum vici tandem pertinaciam. Remitto librum saluum, integi'um, inoffensum: nihil in eo quod sciam, ut decuit etiam in re precaria, ruptum aut rasum aut obsoletum. Restat igitur beneficentiae tuae praemium. Im-e enim optimo me in aere tuo esse cognosco, at, ut nunc se habent mea omnia, non soluendo. Verum si quando detur ac oblata faueat tbrtuna, fortunatum senties. Nunc pro donatiuis amicus oppigne- ' Hs. manum. Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. H. Hft. 46 708 Hoi-awit'/., rabitiir tibi. \)ro bencüictis mcmorcm et g'ratuiu luibebis semper. Quanquam iion hoc est beiie merenti satisfacere, sed tantum satisdare et velut in futurum cauere. In praesentia meae tenui- tatis praetextus, quod ait ille, in uiagnis vcl uoluisse sat est. ' Ne tarnen usquequaquc et undecunque videar ä'Biopoi; opem tuaiu benipiiter expertus accipe vcrsicidos ea fronte, qua soles aiui- corum omnia: nomine communis amiciciae non aspernandos. etsi conditoris naturam p^'ae se ferant, quam ne nunc quidem retractati recusique potuerunt cxuere. Videbaris enim prioribus nonnibil oflfcnsus ob pcdum mixturam a carmine phaleucio alienorum. Confiteoi- me id pro tcmporis ratione, nonniliil zsf/jT^pacrriV, - non fu<;"isse, sed dissinndatum auctoritate et exem- plo fretum Catulli (cuius poema tanti facit Dispauterius, ■' ut non reprehendendum putet, qui hunc sequatur) et Marulli Tracbariotae, ' qui iambos et pirrichios passim miscent, quos tum calidior imitabar neque nunc quidem vitarim, si occurat, sed parcius. At nunc accipe bendecasyllabum "■:::< xenio'. Rogo et ineuiu vor ' Prop. Eleg. II. III. G; vgl. Brief IG, wo et statt vel. ' .Jean Despantire (van Pauteren), einer der Reformatoren der lateini.schen Grammatik (cf. seine Commentarii graiumatici), starb l.'>20 zu Comine.s. CT. Neve 1. c. lö. 129. 292. ^29 f. und Reicbling, Job. Murmellius .S9. 1G2. Man nennt ibn den Pri.scianus Belgiens; cf. aucli Foppens Tl. 627 f., wo seine Werke angegeben sind. • Marullus Tarcbaniota, gel), zu Constantinopel, kam 145:^ nacli Italien, lelife meist in Florenz, starb 1500. Cf. .Sau])pe de Lncretii codice Vic- toriana p. 1 1 ■' Hs. .neb. 6 Hs nibil. « Erasinus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 709 Qiüd praestem officii, tacet timetque Prodi pauperfem diu latentem. Deradam niolontns auferamque 15 Vel cnistam tennpiii, lianc dabo coactus , Mag-norum vice munerum, reuoluens ■mj&m^ Quae sunt ambitioni aowpa otopa, i Quod sint contra eadem y.Liowpa^ otopa Conditori.^ Tarnen band velim vocare 20 Munus Carmen, amice, sed silobo Quod debinc concipio. Quid immoi-ari Tarn multis opus? Autuma quod autbor. Linquo earmina doctiora doctis, Impar nempe oneri etiam ferendo. 25 Cantu quod stridula eiicit camena, Quo fit palpitet et ueget frequenter Laudum adire decus gemens tuarum. Solatur breuitas tarnen sequenda, Longitudinis extimet periclum,' 30 Quum tantum superes bonore fratres, Quanto est baec minor omnibus camenis Exilis piplea, absona et fatiscens, Tanquam lucifer inter astra, lumen Umbras inter inertes: efficisque ^ 35 Sensim corpora sedulus, trabende Exemplis monitisque studiisque. Fructus maxinius omnium putandus Caecos ducere deuiis morantes Vitae ad limina luminisque portum. 40 Antiquus ixovayoj; fatiget error. Tu doctus nituisti, deute victo, Despecta macie improbae phthoniae: ^ Inuitis tenebris micas coruscus. Accedunt sua rebus organa apta, 45 Mature facere optime statuta. Naturam dedit opifex. eandem Ornauit poliitque dexter amplo Cultu, dum dedit et pati laborem Forti pectore, praemiuraque ferre 50 Virtutis simul optimaeque meutis, ' Sopb. Ai. 650. - Unverständlich; vielleicht ein seltsamer Einfall des Rivius, der nach x'JO'.avEipa ein zjo^äwpa, /.üStopa bilden zu können meinte. •^ sie! vgl. Zeile 8 etsi conditoris naturam prae se ferant; sonst könnte man an cantori denken. * pericMlum {u eras.). s sie! 46* 710 Hoiawitz. Doctrinae siinul eminentioris. Acrem nam insipidis salem procurat. Semperque in tenebris parat htcernas: Quo Sit regula, quoque sit potestas, 55 Conatu gonerosiore ^ cupienti Agnatas tenebras fugare luce. Praeterque haec dedit ille, qui vocauit, Ne grandis mola, quae terit frequenter Ingratani molitoribiis fai'inani, CO lufamisque ruiiiis et peridis: Trudentesqiie solent auere seram Optare atqiie rudern nunquam futuram: - Te lassare queat. Sic arte tractas Durum nempe geiius refersque vitae 65 Cursu tu monachos^ uetustiores. Quis est multa fides, fide repostum Perparua iu meritis suisque factis"* Faustum te facit et beata uita et C'onstans, religio, sacrata moruin 70 ^'irtus, muuera uemini pudeuda Linguae nee nitor indolis tacendus. Nolo corporis exequi tiguras, Aoternam potius chariii sequutus: Mirentur quos habet Stupor caducae 7ö Formae, nos bona spiritus stupemus. Sed quid dura gemis? nequis inepta Landes promere quas cupis jjatroni. Quod natura negat, valere sinas. Nam nee tu potes aut petit patronus 80 Audire: optimus ut quisque est suapte Censura propriaque sanctitate Contentus. Cajie j)auperes Gerardi \'enae uersiculos tenerioris. Noui splendidiora te decere: 85 At (juum quoll '' Aolumus dare negatum, Dennis quod dare nostra fcrt facultas. Aus dem Cod. Ilor. A. p. (>ö ff. ' generoso? 2 Unverständlich. •* nionaclios tu. * Unvp.r.ständlicli. ^ quod (luniii; vgl. epist. WI \. 4'J. i Erasmus von Rotterdam und Martinns Lipsius. i 1 1 .XXVI. Gerärdus Riuius Gandanensis suo Lypsio. MiMi&jivifllud tiuim, quod tu diminiitiuo uocabulo contemnis, mihi non adeo vile esse videtur. Gratis simiim cnim est, quod ab amico, praescrtim tali proficiscitur, ita ut beneuolentia magis miraculo esse debeat, quam id quod datur. Tuum est vir inte- gerrime pro tua modestia eleuare, mcum autem id quod est fateri. Hoc symbolo animum certe promptum ac paratum agno- sco, longeque plura daturientem. ' Inuitare mihi videris, ut te crebrius utar, uti saepius a mea paupertaticula '^ appelleris. Habeo gratiam, quod idtro tui copiam mihi facis; sie enim interpretor hanc strenam. Quid ni'? Democritus ille Abderites ex sarcina cautium et sarmentorum scite in fascem composita et ut inquit Gelhus/^ ratione quadam geometrica librata in- genium Prothagorae^ intcllexisse fcrtur in quemuis habitum sequax. Hac ego coniectm-a libenter utor in tuo xenio, voluisse te atque animo agitasse, quo pacto tuum in me affectum de- clarares. Verum isto nihil erat opus. Satis enim iam ohm di- dici, quam syncero erga me sis animo, etiamsi officiosum hoc illius specimen denuo non exhibuisses, praesertim cum gratuito vestri Aristotelis mihi copiam faceres, etiamdum ignoto, quod adhuc mihi sedet in animo neque excidet, dum ero, dum non oro : tum mecum ipsa tui sub terras ibit imago. ^ At nunc rursum pro tua curiositate metuens, ne non satisfacias tuae synceritati sohtoque candori, iteras beneficium et ceu quodam muneris mysterio commonstras candore ruboreque pariter in uno texto adhibitis, in sereno pectore sohdam adhuc residere charitatem. Quid exundans ille rubor? Pectus illud amoris igne illustratum. Quid lacteus ille candor? Infucatam beneuolentiam, nihil liuoris, simulationis, mendacii aspersum habentem. Quid li- neamenta nigricantia, consertim circumcirca per margines affusa nee niueum alborem impedientia nee obscm-antia rubri fidgorem, 1 Nach 8tüaE(ovta gebildet. 2 Wohl paupertatula, vgl. Hicron. epist. 127, 14. 3 N. A. V. 3. 4. * Richtig Protagorae. 5 Vgl. Verg. Aeii. IV. 654. 712 Koruwit/.. irao coraracTidantia mao'is, nisi insolentiorum corporum consiie- tudinem nihil honim inminuisse? Sic timm aiiimum apiid rae testificatuLS mihi vidcris, vicissim ot rae mei oflieii admonens, ut videlicct araantcm redaraem, quod iam non ex officio, sed debito polhccri dcbeo. Utque id magis ac raagis faciam, mo- nebit tuura IHud ij-v/jiaöcuvov. ' llbiubi in manus occurret, merao- riani citabit^ suauis et item docti amici. Sed tu, inquis, ev. xr,z [luiaq iXscpavTa. ^ Nee mirum. Non materiam specto, quam tamen lonc'e superat opus, sed animum tuum qui donum ipsum ampH- ficat. Nam Artaxerxes ' ille Persarum rex, caua vola haustam aquara Hbenter a raercenario, qui in isthmo '' occurrcrat, por- rectam accepit. ^ Imo et res ipsa per se meretm* commendari, quandoquidem potentissimae quondam reginae textis huiusce- modi elaborandis insistebant, ut de Helena sua scripsit Momerus Iliados . . .'' quam Iris lunonis nuncia texcntem offendit. In- quit enim. ^ Sed quia tu sanctioribus studiis occupatus poetarum fabulai^ non perscrutaris, audi versiculos, sed enerues. Texentem offendit telam in penetralibus imis, Pallam marmoream, pugnasque intexuit aci'es Tioianae pubis Martenir|ne ferentis Achaeae, Quas sab crudeli propter se in '" En quam nobilitata fuerint antiquitus huiuscemodi textilia, qiii}>us efficiendis olim reginae ac dominae florentissiraae in- curabebant. Sed ego pro munere tali, quid rcmittere debeam, nondum satis repperi. Interim cape hoc tenue epigrarama, non ' Hk. [j.vrjjj.o'jivo 5V. - Hs. citabis. 3 iXs'cpavTa i/. |xu(a; r.oiziv Zenob. III. ti8 mit der Note Schneidewin's; Erasrni Adagia, Opp. Lugd. Bat. 1703. Vol. II. .350 A. '• Hs. Artaxer (cum lacuna 3 litt.). ■> Etwa itinere, Plntarch KaO''ooov '' l'liit. apoplith. regg. et ducc. Mor. od. Didot I. JOI, I I, vgl. Phit. Artox 1 ü. '' Lücke für zwei Buchstabon; es felilt III. 8 II. III. 1-2Ö .sqq. ' Lücki! für vier Verse, i" Nach , in' Lücke; in = m : ilinn m.iilc siiliili-ml ddcr Afdiuliches ist zu ergänzen. Ei'asmus von Kotterdain umi .Marriniis Lipsius. 71b quod te dig'num sj]t, sed quod praestare possim ego aliud nihil. Verum prh»s audi, quid ciudam Graeculo ex hoc lusus genere apud Augustuiu acciderit. ' Solebat Graeculus quidam Augusto in palatium*"ascendenti honoriticura epigramma porrigere. Cum- que ideqijg^lä^irus videretur et paiduhiin moraretur, Augustus chartam poposcit ac prior ad illum exarauit. Eo accepto et eollaudato Graecus in fundani paupercm demissa manu pau- cidos dcnarios prompsit et illi dedit adiiciens: Risu omnium subsecuto vocauit Augustus dispensatorem et myriada sestertiorum Graeculo numerauit. Sed quantum raeae farinae seruit, uelim memineris et superioris apophtegmatis et lepidissimi carminis Politiani. Haec Martine tuiis seruabit dona Gerardus Pectore sub memori et pignus amoris erit. Nos quaecunque trahent spacia in diuersa, profecto Suggeret antiqiii munus amoris opus. Munera tu mittis, Martine, insignia nobis: Indoctum carmen, si cupias, refero. Auribus at numeri quid sunt, quam dulcor inanis, - Qui perit, ut periit cautus et ipse souus? Deteriora mea at multum sunt carmina, scombris, Et piperi tunicae, confodienda ueru. ^ Sed tarnen in praesens, quum nil superesse uiderem, Has tenues schedas et breiie carmen habe. Aus dem Cod. Hör. A. p. 7ü tY. xxvn. Gerardus Eiuius D. Martine Lypsio Brux. S. Non tam ullius amicorura literas uilipendo, ut patiar, si quibus me dignati sint, in totum mihi perire. Quanto minus ergo tuas, quem ut inter venerabilissimos mihi pono, sie quan- tiuis epistolas facio : licet sint numero et specie minores, tarnen instar magni precii est tua dignatio. Has reflagitanti nunc tibi I Macrob. Sat. II. 4, 31. - Raum für die Worte bei Macrobius: vrj t/jv arjv tj/tjv, Scßadrs- z\ tMo^j sTyov, nXt'ov Eoioojv. 3 CatuU. 95, 8. Hör. Epist. II. 1, JTO. •> Hieron. Epist. lOG, 7. 714 Horawitz. lubens raitto; 8cd, si stipiilcr post tuos usus denuo meas lieri, confido mc non reiicies: nee enim precario aut commodato rumpitur longa possessio, qua iam fere usucepi. Mitto autcm, quas pro contractu tempore potui praesubito reperii-e. Si fors })lurcs occuiTerint, faciara ut ad te pcrueniant. Caeterum quod te non inuiso, ne credas e tui contemptu (quaeso) facere me. Veritatem dico. Quem enim iui'e posset amicitiae tuae penitere? Sed hactenus me continuit partim notae mihi pudor inscitiae propriae, partim et ofticii cuiusdam contcmplatio vetantis tcm- poris id, quod tibi datur, cum recisum tum ncgociosum, id est tot studiis destinatum, intercipere nidi et imperito scrmone. Non mentior. Multam ex me salutcm dices D. Augustino et D. Gcrardo Malio, dilcctis mihi amicis, quorum causa, quoad possem praestare, non facilc mihi pepercero. Vale mi D. ^Martine fehciter ev /ptcTO) : et charitas tua mecum maneat. Aus dem Cod. Hör. \. p. 7o. xxvm. Gerardus Riuius Gandanonsis suo Lypsio S. Haud scio, vir integenime, quinam fiat, ut scmper plus audearaus hteris absentes quam uerbis praesentes, etiam quum utrobique versetur cadem ^ res et personac. Nam mecum desti- naram heri, quum apud te essem, hoc te uili munusculo donare, verum impediuit mc pudor, quem rei paruitas incussit, cum probe conscius essem te maioribus adeundum. Nimc idcm tibi litcris oflfero, legatis uidehcet fronte carentibus, quae prorsus obtrudunt et cogunt, ut recipias, quod nee recusarc coram iUis ])otcs nee abiicere ucHs aut debeas. Scio autcm, scio muho te nuiiore donandum, sed illud seiuisse et agnouissc prceor apud tc sufhciat, etiarasi non sequatur factum. Iam non agam de usu xenioli; nam id supcruacttum esset, quod non ignores, cui iialeat. Tantum me spectes am])liora datiu'ientem, ut sie loqiuir, non tc, qui gi'andiorc dignus eras, non domum, quod ex sc contemni merctur. ]\Iitt() tibi et epistolam tuam, qua petisti ucrti graeca, quam ncscio quo pacto fugerit hcri rcddere. Vale, ' Wohl -versentur eaedcm. Erasmns von Kotterdam und Martiiius Lipsius. /lO mi D. ^lartyie, et (jbsecro veiiiat in mentcm tibi Gerardiis tuus, ut qiiandoVlt ubi potes illum iuiies. Raptim postridic Andreac. Aus dem Cod. Hoi-. A. p. 74. XXIX. Martinas Lypsiiis Bruxell. Gerardo Riviio S. Christiferae virginis sakitatio penes te adhuc est, ni fallor : aeqimm est, ut iam cum fenore ad me redeat. Quo pacto id fiet? inquies. Dicam. Nisi molestum est, lianc quoque, quam nunc ad te mitto, graece reddito. Adeo mihi placuit prior illa, ut a nemine quam a Gerardo id fieri velim. Neque exigo, ut . Carmen carminc reddas, ctiam si id te posse non ambigani, mihi prosa sufficit. Recte valeto, Gerarde amantissime. Raptim ex collegio Martinensium Canonicorum. Aue regina celorum, aue domiua augelorum. Salue Xaips oicnzovia xwv oupavwv, /aTps -/.upia twv a.^(^(i\L>rK ' Xylaz .sancta radix, ex qua mundo lux est orta. Gaude gloriosa super Yj aY'-2 pi"(a, e; r,q •/.6:;iu<) z&c, ävs-^eAAsv. ^ "A'/yjJ.z £voo^£ 'jTzkp omnes speciosa. Vale ualde decora et pro nobis seraper Christum Tuäsa; wpaia. •' "Eppwao r.a^;'AÖ'ji^'.t y,al OTusp t^ijlwv aei Xp'.axbv ^ exora. AUa salutaüo. Alma redemptoris mater, quae peruia cell. Porta TpZO\\).l TOO A'JTpWXOU '" [Jf^tSp, YJ Ivj.T^OOZU'J'.'^JXi XZ\i O'jpaVOU TTÜAT^ manens et maris Stella. Succurre cadeuti qui curat ■/Evo'jca y-ai Tr^c, QyXy.aartq as-rpov. BoY]op2|^,£'. oX'.aOaivovx'. [lAo, (ppovxfiTcvtt surgere populo tu quae genuisti Natura mirante sanctum 0£ Tsu av'.tjiavai -m Xao). Gj^i '(vr/T,zy.ax o6c7£(i)c Ox\j[xy^o'jar,z xbv T-{>.iv ^' 1 ayysOvWV. 2 aVcT^EV. 3 üjpata. 4 XpiaTov. 5 XixpwTS. 6 ayiov. I lü Hora w i tz. tuum geuitorem. V^irgo prius ac posterius Gabrielis ab ao'J Y£V£t^pa. IlapÖivcx; tb TTpöxcpov xat xb üatspov oSca Yaßpi^7vcc a^b ore siimens illiid aue peccatorum miserere. üTÖ'fKxioq Aa[j-ßavo'j!j3: loüxo xb /afpe aiJ.ap-wAou; ol'x,Tctpov. IIoTvia XuTpüitao Xej^^oi öiarpouato? ' a?£l OOpavou oOaoc TiüXr], aXb; aaipov, eüyi ßo7)Ö£'. fltTrTovxf ye Xaw, 2 jjiaXa 5^ TisiptüVT' msyilpzvi, E"joa'.[j.ov, 3 xsTozuTa acOev yEvsr^pa oeßaaTov, Trjv tpüaiv 3x;:X»]Eaaa, xopT) TipoTspov' y.aX OKiaOsv A£^ajj.cvr) TOTc^ /*^p- yaptaij./vov £/. yaßpifjXoc Toli? EvayEi"? iXrfrjaov a[j.apTtoXoui;ß yapfsaaa. Aus dem Cod. Hör. A. p. 71. XXX. Petrus Curtius Brugensis gymnasii Lilicnsis " moderator D. Martino Lypsio Bruxellensi. i 4 1 i Salue, eharissime D. Martine. Libens tua causa hanc subiui molostiam atquo ita restitui omnia, ut nihil te opiner desideraturura. Quod meum codicem coramunieare noluerim, secus interpretaris, quam res habet. Insunt quaedam per me coftgesta ineptc, impolitc, insulse, quae tuis doctissirais oculis non sum ausus committerc. Non sum autem rerura Hterariarum tarn raalignus coaccruator, ut amicis non sim communicaturus, pracsertim petcntibus. Tu mc [si quicquam pro hac opera rcpcndcre sit in animo] in tuis prccibus commendatum habeto. Valc. Raptiiu ex Lilianorum gymnasio. Aus dem Cod. Hör. A. p. 76. ' Er meint ota7:puato;. 2 }X>]> (so!). •* l'iuoaljj.ov. ' T.pOZlO'l. '•' Richtig xb, xe. '"' a[japxoXo'ja. "^ Das Lilianuiii war ein Collcgiiim zu Löwen, in dem F^rasmus 1.517 und 1518 verweilte; cf. 275. 292. Von diesem Petrus Curtius Brugensis fand icli in dem Cod. Rhedigeranus 251: der Stadtbibliothek von Bre.slau fol. 57 einen Brief, aus dem hervorgeht, welche Verfolgungen Curtius durch die Obscurantenjiartei erleiden musste, weil er im Sinne und nach den Werken des Erasmus lehrte. Vgl. übrigens Nr. XXXVIII, den Brief des Lipsius an Curtius. Erasinus von Rotterdam und Martinus Lipsius. ( 1 ( XXXI. GislenivwÄ>of ius Salsiterrensis liberalium artium professor D. Mavtino Lypsio Brux. Salue, amantissime D. Martine. De hac tiia strenna, quam misisti, habeo gratiam. Dispiciam, unde queam pensare. Öi quid interim erit, quo te potero vicissim oblectare, illico istic adfuerit. Valebis. Alias, ubi per ocium licebit, latius confabu- labimur. Aus dem Cod. Hör. A. p. 76. xxxn. Henricus Darius Leodiensis D. Martine Lypsio. Accipe, mi D. Martine, epitapbium uniim, quod, si pla- rebit, bene est: sin minus, in spongiam incumbat. ' Kon est sublime nee grandiloquum, sed humile ac pressum, quäle de- .syderare te aiebas. Alterum, quando voles, ad te veniet. Vale. Epitaphium. An non in fatis hoc esse uidemus, ut usqiie Optima de medio linida mors rapiat. Hie erat ingenio miti, sermone pudico, Ciiius in hoc cernis condita membra loco. nium relligio totum possederat: atque Insnetus lingua laedere quemque sua. Qui transiä lector, Chri.stum rogitare memento: Hvmc velit angelicis associare chorLs. Primum versiciüum, ut scis, mutuatus sum ideo, quod maxime quadrabat. Nisi piguisset me laboris, nitidius et ele- gantius eram descriptiuiis. Iteiiim vale. Aus dem Cod. Hör. A. p. 77. Macrob. II. i, 2 (vgl. Suet. Aug. 85), 7 1 S Horiiwi tz. Löwen. XXXlll. K). December 1519. Erasmus Roterodamus D. Martine Lypsio Bruxellensi S. D. Non (lubito, mi Martine, quin iam fludvim in me dcsidcres humanitatem. Sed liaec me docet non natiu'a, scd ineuitabilis ncccssitas. Ad omnes ruinores iam occallui. Res in rabiem cxiit. Rcgnant ventrcs, .regnat scm'rilis impudentia sub reli- gionis praetextu. Satanas iam canit : lo triumplie. Nos hie versabimur in pliilosopbia Christi, ut non sinius factionis aut tnmidtus autores. Et si mundus erit ingratus, Christus abundc diues est, qui nosti'as vigiholas rependat. In numerum consilia- riorum ante tres annos fuimus adsciti, sed Syhiagii mors ' in causa fuit, quo minus absohitum fuerit diploma. Atque ego sane sie instabam, quasi negHgerem. Id nunc paratum est. Hoc quanti raomenti sit ncscio, me certe non magnopere mouet. Vohiraen utriusque testamenti graeci, quuni pcteres, erat apud Minoritas : nunc mihi est opus in rccognitionc noiii testamenti. Tamen perquiram an hie habeatur uenale. Sed vereor, ne magno ematur: nee diuidi potest. Versor in restituendo Augu- stino. Si quid codicum vcterum habet vestra l)ibliothcca, fac uti sciamus. Bene vale tequc sacris studiis suauiter oblecta. Louanii 13. Cal. lan. Aus dem Cod. Hör. A. p. 77. XXXIV. Dea. Erasmiis Roterodamus D. Martino Bruxellensi S. P. D. Amice singularis, üb certas causas, distuH itcr in li('l)do- madas aliquot. Non dubito, quin tu ])ro liumanitatc tua tribuas occupationibus meis, . SO. « Era>!nin? von Hottordam und Martinus Lipsiiis i'2\ XXXIX. D. Martine Lipsio B. Philippus Brugensis S. Quanquam impendio milii placeo, domine mi in Christo dilecte , nunquara tarnen persuaderi poterit , mcrito aliquo nostro tuum hoc miinus in me collatum esse. Quare, etsi animi erga me tui propensionem nimisque libenter agnosco, totum tarnen tnae benignitati gratuitae iusto meo pudore ac- ceptnm fero. Quod ad testamentuiu attinet, quanquam in im-is ciuihs vohiminibus vestigia faciendorum testamentorum vehiti per cancellos (ut dici solet) aspeximus, nullum tarnen ad haue diem plenius perscriptum testamenta condendi veteribus illis modum vidimus. Itaque multis nominibus gratissimum fuit hoc tuum mmius. Placuit enim primum nouitas, deinde venerauda ({uaedam in verbis sita vetustatis effigies tum am'es tum animum refecit, postremo in hoc vehiti per specuhim rehicens eximius ille animi tui candor unice delectauit. In hteris^ quidem apud nos noui est nihil dehciasque exoticas Hispanica classis, quae importaret, nondum in Lihanorum por- tum inuecta est. Sed extra iocum. Mitto et ego tibi, vir integerrime, prisco more pro uostris opibus strenulam, sym- bolum amoris erga te mei, obsecrans Christum Jesum, ut annum hunc utrique nostrum veht esse sahitarem. Quod si ipse nos sua dementia patiatm' impetrare, ausim abunde laetum ac fehcem futurum ominari. Scio longe ampliora tuo iUi erga me amori deberi, verum in praesens boni consulas, nee rem suo (ut dicitm') pede, sed donantis animo metiare etiam atque etiam oro. Vale et Phihppum tuum eorum albo ad- scribito, qui tibi ex animo bene cupiunt. Ex nostro gurgustio in coUegio LiHanorum. Aus dem Cod. Hör. A. p. 80. i'2'2 Horawitz. XL. Martinus Lypsius B. suo Philippe ' S. D. Quam mihi placuissem, si literas duntaxat recipere conti- gisset. Nam id solum veiiabar, cum nouam illara, imo ueterem coudendorum testamentovum rationem tibi exhibendam mitterem. Nunc tot tautisquc me obruis muneribus, ut ipsum quoque gau- dium, quo affecit mc tua epistola, pudoris rubccula obducatur. Prodii quidem prior in aronam, sed nunc temeritatis meae iustas luo poenas. Tibi trium})hus, mihi luctus rcHnquitur, iustum cuique praemium. Verum hoc habeo solatii, quod victus sum ab instructissimo mihte. Sed cur rem parum amoenam diutius tracto? Vcnio ad illam epistolae tuae partem, ubi seribis in- haec vcrba: .Dehcias exoticas chissis Hispanica, quae importarct, nondum in Lihanorum portum inuecta est.' Fateor his \icrbis mihi memoriam renouasti nouorum, quae nobis Germania misit. Ea tibi communicarc non grauabimur, cum animi gratia ad nos ambidare placuerit. Ne tamen tc faUam, scaphula tantum et '^ non ingens nauis Martinensi httori a})pulit. Aceruum pagel- larum, quarum memini, cum hie esses, ad te mitto. Verum nihil addubito, quin permuha sis lectm'us, quae tuo pahxto dis- plicebimt. In iis ergo tua utitor Hbertate, annotans, mutans et adimens, prout tibi visum fuerit. Jam enim oportunum est, ut id fiat: n(H' unquam commodius hoc quicquid est taedii deuo- rare poteriraus quam nunc. Age igitur, hie, hie inquam, in- genii tui vires ostenta et exere. O})to a Christo, ut tempus tibi contingat eo])iosum, quo breui absohias id, quod studii nostri cursum (liii praepedinit, saltemque nunc ordiri liceat neces- sariam coMigcnuli operam. Vale feliciter, amice candoris integri- tatisque j)raecipuae, et triumpha. Aus dem Cod. Hör. A. p. ä57 ' I'liili|i|iiis brugensis. Cf. den frühoron Urii-f. 2 est.' Erasmus von Rottcrtlam und Martinus Lipsius. i 23 . ' . XLI. Phili^pus Brugensis D. Martino Lypsio S. D. Quemadmodum, vir humanissime, qui scipioiium admini- culis ped^^nm ac fallente vestigio de monte descendimt, noii ante in imam vallem se venisse animaduertunt, quam aduerso colle tendentes grauante atque in decliue prona corporis mole laborem in ipso nisu ac fatigationem sentiant: sie ego (quem tu paulatim liuic negociis admiscuisti) non prius quam difficilem quamque humeris meis imparem prouinciam suscepissem, intel- lexi, quam in locum (ut ita dicam) iniquum rei magnitudinis ac spei de me tuae delatus exitum circumspicere coepi. Veiaim quando in eum locum rem deductam video, ut aut temeritatis notam subire aut existimationis de me tuae iacturam facere ne- cesse sit, cuiuis discrimini caput obiiciendum duxi potius, quam vel tuam ' opinionem fefellisse vel ceu officii desertor aliqua ex parte tam honesto amici animo ac tarn aequis postulatis defuisse videri. Quid mihi enim adhuc in aetate praetexta et primae adolescentiae flore constituto elaborandum, quam eum virum. omni diligentia, omni obseruantia, omnibus denique (ut in pro- uerbio est) ungxilis - in officio retinere, cuius necessitudine atque conuictu non inimia beatos sese etiam praestantis eruditionis viri ducunt? Ne ego merito felici sydere me natum existimem, qui paucis abhinc mensibus, cum antea ne sperare quidem tale quicquam licuisset, cum eo non vulgarem amiciciam contraxerim, cuius melitissima consuetudo facile, ut omnium meorum aequa- lium fortunam superem atque adeo digito celum contingam, facit. Eruditionisne praecellentiam mirer? an morum suauitatem ex- oscider? an hoc seculo et in vitae genere hoc niueum illum animi candorem et syncerum nuUaque superstitionis nubecula obductum pectus veuerabundus suspiciam? an denique potius ad has omnes tam raras, tam eximias, tam inusitatas cor- poris animique dotes obstupescam? Sed nolo in os tibi de laudibus tuis plura, ne me haec non insigni quodam animi mei erga te afFectu ac veluti poetico quodam furore instinctae mentis impetu stilum rapiente effudisse, sed per ocium meditata, studio > tuam vel. 2 Cic. Tusc. n. 24. 56. Sitznngsber. d. pliil.-hist. Cl. C. Bd. U. Hft. • 47 7'?4 Horawitz. ae de imluf^lria ing'enii gloriaiu ac plaiisuiu captantciu, huc ista cono-essisse quisqviam arbitretur. Tibi enira aut inilli prorsus niortalium explovatuni piito (dicam fortassis arrog-antius, sed tarnen iiigenue), quam non soleam quicquam ad ostentationem ingenii comminisci aut fronte aliud ac vultu prae me feiTe, aliud in penitioribus pectoris adytis premere. Ilacc liabui quae prae- fanda putarem, quo tibi consiliorum meorum rationem cogno- scendi facultas non deesset, ne istud, quicquid est negocii ac muneris eruditionis aut acuminis ingenii, quod quidem niilii perquani rctusmn est, fiducia (({uis eniiu huiuscemodi animi inductionem non confidentiam appellet'?) suscepisse quisquam me credat, et non potius testificandi araoris erga te mei studio in hanc rem (etsi parum feliciter, certe sedulo) omnes neruos inten- disse. lam itaque ad propositum (sie enim loquitur Cicero) venia- mus. In primis non te latere velim omnia in tuis schedis mire placere, nisi quod quaedam non ex bis fontibus raanare viden- tur, ex quibus tu illa organis, ut ita dicam, pneumaticis fluere coegisti. Ea quo notiora tibi essent, asterisco in chartis notaui- mus. Verum nibil est causae, quam ob rem baec mea moro- sitas tibi scrupidum iniiciat. Nam ut demus argutias istas ac tenuitates dialecticas ad umbratilem ac scbolasticam pugnam reddere paulo instinictiores, ad perducendum tamen (ut iuris verbo utar) in rem praesentem, non perinde raultum mihi videtur babere momenti. Deindc; boc tanquam minimc ociosum aut parui ponderis quam altissime animo infigas velim, multum ' tum lucis tum emolumenti allaturum. Ea quae sunt scripturae sanctae peculiaria - annotata loco a gentilium tbeologia quam fieri potest accuratissime secerne, ne pugnantes inter se res permistae miscellanea rerum specie mentis obtuitum frustrentur ac vestigantium intelligentiam perturbent. Fere enim fit, ut tunc demum in perspicicntia contemplationeque rerum plenissime suum munus exercere ac vim exerere comraodissime mens nostra possit, quando in unam aliquam rem simplicem et indiuiduam se totani intenderit. I'auca quaedam literarum ordine notauimus in pagella. Hclicjuum est, ut si minus liac in re tuae expectatioiii satisfecisse videbor uel adolescentiae uel imperitiae meae veniam ' Nach multum dürfte Einiges ausgefallen sein. ' peculfari. Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 725 des. Nam^haee res, praeterquam quod inliniti sit operis, bomi- iiem quoqwe requirit in omni stiidiorum genere exercitatissimnm. Valeto et prp animi tui aequabilitate morosam forte nostram gari-ulitateifl' boni cousubto. "^-^^ Appendix. Quanquam insolens istud stomacbi tui fastidium nosseni, teuiperare mibi non potiii, quin pluribus tecum agerem, tum ut deeretum mibi abs te iam dudum triumpbum agerem, tum ut alterius Uturae materiam tibi praeberem. Aus dem Cod. Hör. A. p. 82, ff. XLII. Ende 1523.1 .Mart. Lypsius Philippe Brugensi S. Peniteret me forsitan decreti triumpbi, si minus idoneo decreuissem. Nunc cum delegatam tibi prouinciam non minus febeiter quam fortiter tuitus sis, etiam atque etiam coniirmor in sententia. Superuacaneum itaque esset alterius encomii campum ingredi, propterea quod triumpbus bic abud nihil quam insignis quaedam sit laus. Verum est aliud quiddam, quod ^ me magis angit. Implicui te, fateor, buic negocio plane diffieili et inamoeno: at interim^ nihil reperio, quod rependere queam. Neqiie tamen sum adeo stupidus aut communis sensus expers, ut laborem tam prompte tamque hilariter mea causa susceptum non sentiam digno quodam praemio remunerandum. Nam quo- ties reminiscor, quam crebro desponderim animum quotiesque a coepto resilierim negocio, nimirum taedio victus ac laboris intolerabili mole pressus, facile coniecto, quanto tibi constiterit hie labor, vehementique sufFundor pudore, quod nihil occurrat, quo tanto respondeam beneficio. Sed quid? Non hoc solum nomine tibi sum obstrictus, quod munus hoc me postulante susceperis, verum etiam pro benignitate proque beneuolentia singulari plui'imum tibi debeo. Quis enim omnium, quos mihi verae necessitudinis vinculo copulauit literarum amor, tanta me 1 Für diese Datiruug vgl. p. 726, Note 2, und p. 727, Note 4 und 6. 2 quod fehlt. ^ interio. 47* < j?b FIo lawi 1 7. piitidiiluin tüuet beniguitate'? Quis tarn rara prosequitur bene- uolentiaV Naui et ex bis fontibus scaturieruiit laudcö illae am- plisöimae, quas agnoscere vetor a propria conscieiitia, quae me docet, quüd in tergo est manticae ' prae oculis constituere. Verum eo ampliiis me tibi obligatum fatear me iudiee par est, quo sublimius praeter meum meritum laudibus tuis attollor. Pro- fecto ipso testaris opere, quod magis tibi placeat id hominum genus, cui falsas aliorum, uirtutes exaggerare cordi est, quam iis, qui vera insectari vitia, sed magis bominis quam vitii ipsius odio assueueruiit, nimirum quod borum bxudes ex animi candore etsi pai-um moderato proliciscuntur, illos vero atra bibs possidet et vindictae cupiditas. Quaiiquam ergo encomium tuum ciui- bter reiicio, candorem tamen utrisque bracbiis amplector ex- elamans: Si bis dotibus praeditum est PbiHppi mei pectus aetate bac imraatura parumque consuha, quid cum tempore ilb acces- ^ surum arbitramur. Sed iam proemii tinis esto, ut ad eum epistolae tuae locum ueniam, ubi me commouefacis scribens in bunc modum: ,Non te latere velim omnia in tuis scbedis mire placuisse, nisi quod quaedam non ex iis fontibus manare videntur, c quibus tu iba organis (ut ita dicam) pneumaticis fluere coegisti.' Hactenus tua recensui verba, quae quam milii placeant vix queam efFari. Amplector amici eruditissimi sententiam et quidem bbenter. Est tamen abquid, quod prae- texam et quo me tuear. Principio omnia ferme, quae prae- bxis stelluKs notasti, ex Erasmi mei opusculo, cui tituliis est de conscnbendis epistobs, - bausi visumque mihi est eundem seruare ordinem in locorum catalogo, quem inibi rcpperi. Ad liaec non erat animus ea sobim singubs annectere radicibus, quae ipsis erant vere germana, sed et ea, quae nonnibil liaberent aftini- tatis. Venim ipse pro tua prudentia liaec animaduertisti, ()j)inür, eo quod asterisco potius notare quam obelo iugulare censuisti. Mortaris postremum, ut ea, quae sunt arcanae scripturae, proprio ascripta •' loco ab ethnicorum--theologia quam fieri potest exacte 1 Catull. 22, 21. - Unter diesem Titel erschien das schon frülier zu Mainz (1520, 1522), Basel (Petri 1521), Leipzig- (1520), Köln (1521) ohne Erasmns' Willen edirte Werk trst 1522 zu Basel, in demselben Jahre n. ff. zu Strassburg. ^ asscrijita. I Erasmus von Rotterdam und Martinns Lipsias. i^i semoueain» Dahihw opera,, ne quando frustra te monuisse que- raris. Atqiio utinam, ut hae in rc, ita in aliis iustae querelae causas posseta adnuerc amico. iSed quid facias? Necessitatis iugiim quis exciissit unquani? Itaquc nt vides, rai Philippe, meo uici^fi^lßcum ninlto iniquiorem decidi quam tu unquam. In las angustiis posito sola tua humanitas solatio est, quae turbatum et irrequietum in sese animum demulcet. Alioqui ad laqueum mihi })roperandum erat, qui ])ro tot exantlatis laboribus (nil) praeter trigidum ac ineruditum rependi epistolium. Claudcnda uidebatm* epistola, sed quum iuxta paroemiam ' amicorum omnia sint com- muuia, aequum est, ut et nouitatum sit inter ipsos communio. Heri nos inuisit insignis ille bonarum literarum professor Nico- laus Buscoducensis - una cum Hebraeo nostro loanne Campensi.^ Inter prandendum et lepidis et eruditis fabulis vicissim alius ' alium oblectauimus. Hebraeus nobis e Germania mox ventm'os dicebat in Marcum et in apostolica acta Paraphrases * et com- mentaria in orationem dominicam. ^ Primum quaternionem para- phraseos in acta mihi exhibuit Buscoducensis legique Erasmi l)raefationem, qua suum hoc opus dedicat Clementi maximo pontitici.'' Vale amicorum integerrime. Ex nostra cellula. Aus dem Cod. Hör. A. p. 85 ff. • koiva -a 9''Xojv Zen. IV. 59 mit der Note Schneidewin's ; Erasm. Adag. m. 13 F. - Nicolaus Buschiducensis (aus Hertogenbusch) war um 1518 Schulmeister zu Antwerpen -, Erasmus lässt ihn durch Petrus Aegidius grüssen (III. 384) und emptiehlt ihn um 1519 (533)-, er nennt ihn dabei homo omnibus notissimus. Vgl. den Brief des Erasmus au ihn (IH. 572 f.), in dem er ihn zum Ausharren auf seinem Posten ermahnt und ihn damit tröstet, dass die Zeiten besser werden dürften (31. August 1520). 3 Jean van den Campen (Campensisj, Professor des Hebräischen zu Löwen (cf. Neve 235 ff., 314—318), geb. .1490 zu Campen bei Deventer, starb 1538 zu Freiburg im Breisgau an der Pest. Ueber seine Werke handelt eingehend Neve. - Erschienen 1524 unter dem Titel : In Evangelium Marci Paraphr. Basil. 1524. fol. et 8"; zu Antwerpen und Strassburg in demselben Jahre und: In Acta Apostolorum Paraphr. E. R. Basil. 1530 bemerkt Erasmus (HI. 1309), dass er dieses Werk auf Antrieb Tonstall's geschrieben habe. ' Die Oratio dominica erschien unter dem Titel: Precatio dominica in Septem portiones distributa per A. E. 1523 in Paris und dann 1524 in Argest. 6 Datirt vom 13. Februar 1524 (Opera HI. 783). 728 Horawitz. XLlIl. Philippus Brugensis D. Martine Lypsio et Francisco Fas- sorio, Martinensium scholasticorum praeceptori S. Si vos, viri prestantissimi, valetis, magnae nobis est volii- ptati. Nobiscum aliquaiito rectius ageretur, si nihil iilla ex parte esset aduersi. Sed -bona spes est intra paucos dies rem magis ex sententia se habituram. Tantum in praescntia a vobis impense petimiis, ut nobis ali(|uid scri lactis mittatis pro Carolo Suequeto, ' cuiiis adiiersa valetudo magnopere eo opus habet. Precium numerabit nuncius. Valctc. Quarto nonas Augusti, ex Liliano collegio. Aus dem Cod. Hör. A. p. 88. XLIV. Piiilippus Brugensis suo Lypsio S. D. Nunquam me hercule qnicquam tarn praeter spem milii usii venit, quam quod Louanium quoque exoticarum mercium portum haud incelebrem esse didicerira. Cum cnim per anni tempus nondum satis comraodam esse nauigationem arbiträrer, ecce scaphula raalorum punicorum hac ceii inclomentia, vento ncscio quo, sed tarnen valde secundo, nobis in Lilianorum por- tum peruenit. Quae res quando vel in primis mihi bono fuit, induxi in animum ita demum ahquam partera soHdae vohiptatis hac commoditate ventorum et aurae me percepturum, si tibi hoc, ut ita dicam, commeatu possem aHqua ex parte gratificari. Cuius rei non mediocrem mihi h(biciam praestat tuus ille candor ac genuina bonitas, quae nihil iion 1>oni consulcre assueuit. Mitto itaque tiV)i, patronc singuhins^ria punica, testiticationera animi ' Carl Sncquetus war wie es sclieiiit ein Verwandter der Brüder Antun und .Fohannes SucfinetuH, der Freunde des Era.smus. Cf. III. 730. 7.52. 909. i;V20". 1746 und Neve 1. c. 4.^. 81—82. 322. Carl Sucquetus starb wohl 1 .533, nach meinen Era,sniiana II. 35, wo Erasmus an Carl von Utenhoven schreibt: Vix creda.s rniam mihi doleat Carolum Sucfiuetum summae spei iuuenem .sie nobis ante diem ereptum. Epf" iHi inftuebain oJ) praecoces in 60 uirtutes, Erasmus von "Rotteidam und Martinus Lipsins. l'2i) erga te mei. Non^ rae latebat, quod quidam monuit, raultiim infra dignftetem tuam esse "hoc mimusculimi, sed ego te animi propensionem^exosculari sciebam magis quam mimus. Sunt haec ncc insuauia' gustu nee valctudini incommoda: cibos perficiunt, appetemiagi^j^citant. Sed iam, receptui ut canam, temporis angustia monet. Nos te amamus vehementer. Vale in Christo et nos redama. Aus dem Cod. Hör. A. p. 88. XLV. Philippus Brugensis Martine Lypsio Brux. S. Si non insignem minimeque uulgarem animi tui propen- -ionem erga me antea perspexissem, muhis verbis accurataque oratione tibi lidem facere conarer et a nobis te redamari et me beneficiorum non' immemorem. Quanquam enim (quae maxima grati animi crux est, ut ego a maioribus natu aUquando audiui) rependere officium, ut merita sunt tua, vel fortiina vel fatimi quoddam meum mihi negauit, nunquam tarnen committam, ut me habuisse quidem gratiam cum aliqua amoris testihcatione videar. Sed iam haec missa faciamus: neque enim quicquam attinet de tuis erga me meritis phu-a in os praedicare. Mitto ad te quaternas tuas Hteras, quas ahquando diuersis temporibus ad me dedisti, ea conditione ac lege, quam ipse coram tuhsti. Vale tibique persuade neminem esse, cui secundum deum optimum maximum et consangiüneos plus debere me fatear quam uni tibi. Aus dem Cod. Hör. A. p. 89. XLVI. Martinus Lypsius Philippo Brugensi S. Aeqmim est, vir amicissime, ut tandem aliquando dictis lidem faciam: ahoqui haud immerito nullius pensi homo mere- bor haberi. Repetii ante menses ahquot has epistolas, quales- cunque animi erga te mei testes, sed ea lege, ut ad te redirent, simvdatque quod statueram peregissem. Nunc igitiu' recipe, quod 1 Wohl esse ausgefallen. 7?50 Horawitz. tmun est. Caeterum hiscc diehiis visit mo fratris mei uxor simulque attulit miiniisculum, qiio donandus esset is, qui lihcllum, quem alihinc diebus paucis fratri miserara, tanto artificio e pro- bis raedicae rei autoribiis collegisset. Eras profecto aequiore mercede raaiorique praemio dignus, sed mihi in manu non est pro meritis in praesentia te donare. Fac ergo qviod soles, hoc est, pro animi tili candorc hiinc, qualisqualis est laboris tili, fnictum hilari fronte siiscipito. Utinam vero primae illi parti, qnara absolutam esse gaiidco, scciinda accedat, quae de morbis corpus humanura infestantibiis tractabit. Non diffido de tua huraanitate. Vale amiciciac cidtor synccrae. Ex nostra celliila, .lulii die quiuto. Alis dem Cod. Hör. A. p. 90. XL VIT. Philippus Brugensis suo Lypsio S. P. D. Memoria tenes, quantnm arbitror, amice in primis animo meo dilecte, superionbus diebus factam a rae mcntionem in familiaribns colloqiiüs diiii Augiistini de ciuitate dei: esse mihi in animo eiim obitcr pcrlegere. Videre mihi videor in praesentia me nactum ah"quid ocii, iit, quando per anni tempus quod insti- tueram agere non permittor, intermisso coepto ciirsu Augustinum iam veliiti extremis (iit dicitur) digitis ingrediens perciirram. Quare impensc mihi fueris gratifieatus, si primo quoqiie tempore, quo commodo tuo possis, eins mihi facias potestatcm. Vale. Alis dem Cod. Hör. A. p. OU. XLVTII. Philippus Brugensis Martino Lypsio S. D. Multis nioflis nos oblectauit luu> Augustinus: est enim in eo viro (expertus loqiior) praeter sccularis litcraturae peritiam pura quaedam et Candida et vehiti de iiberrimo quodam fönte manans ehicidandae sacrae scripturae gratia. Vcrnvn, ut his omissis rem ipsam dicam, ne ego nimium pcrfrictae sura frontis, qui contra quam rccepcram, tantura temporis non sine Icui Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 7ol forsitan infoininocip tuo hunc librum detinuerim. Sed tu pro tuo candoffr quaeso boni consiüe nostram impudentiam. En adest tuus Augustinus. Si te non nossem, multis tibi verbis gi-atias agcrem, ufplerique solent, qui amicorum candori diftidunt. Ego, ut qui ajTSjüjöfö tuum exploratum habeara, hie verbosus non ero, sed finem epistolae faciam, si tarnen prius te valere iussero. Sucquetus noster bellissime valet. Ex Lilie. Ans dem Cod. Hör. A. p. 91. Löwen. XLIX. 20. Februar 1524. Clarissimo totius Portugalliae arehiepiscopo D. Martine loannes Arnoldus, ' Martinensis sodalitii Prior S. D. P. - Cum mens cognatus mihi tui simulacrum Hnguae suae penicillo graphice admodum depinxisset, iUustrissime domine idemque praesul ornatissime, non potui mihi imperare, quin ad te scriberem, tum quia id postulabat cognatus, tum quia vir- tutum tuarum minime vulgarium ac eruditionis perrarae fama huc plane perpellebat. Nee mirum. Nihil enim ita penetrat et rapit mortalium animos ut virtutis energia. Nam ut a minori- bus ordiar et quae non tarn uirtutes sunt quam uirtutum admini- cula, fortunae commoda nitro contigerunt, contigerunt affatim, contigerunt mature, quo nimirum et ipse tuis bonis commode frui possis et de aliis quoque bene mereri. Non enim (quod plerisque contigit) parandis dignitatibus aut diuitiis aut fama aetatis bonam partem contriuisti, ut iam tibi integrum non sit partis bonis diu frui. Verum haec, quae a philosophis fortunae bona nimcupata sunt, proprie (ut diximus) ad virtutem non pertinent, sicut nee naturae dotes, eo quod et hae citra nostram industriam nobis ceu dormientibus tribuantur atque ideo non tam boni quam fortunati iis efficimur. At ea, qviae vocantur animi bona, ut eaeteris magis merentur appellari bona maxime- que ad verae felicitatis summam eonducunt, ita summe nostram ' Ueber Johannes Arnoldi, den sogenannten Prior platteborse, finden sich biographische Angaben in Sanderus, Chorographia II. 124, sammt einem Epitaph. Er starb am 27. September 1537. - Mit der Bemerkung: Autor epistolae Lypsius. 732 Hoiawitz. curam nostramqiie iiulustriam po.stidiUit. V^eruiu tu, vit audio, tanta opcra tanloquc studio natiuac tuae claritudiui reliquisque tum naturae tum fortiinae dotibus animi bona parasti, ut cer- tatim te sibi vendicet liinc aula regalis ob nobilitatem plane rcgiam, illine ecclesiastica functio ob episcopatus dignitatem cximiam. Ilaec cum magna esse fateatur, quisquis vel micam habet sani iudicii. iiiliil tarnen est, quod et mihi et aliis adeo rcddat mirabile ' ac gi^atipsum, quam quod beneficentiae tuae radios latissime diffundis. Quid enim (ut e multis unum profe- ram) in te oflicii contulerat inuenis iste, ut eum in tuam diente- lam assumeres ac non iam ut famulum, sed ut filium complecte- reris? Hoc certc nomine, ut verum fatear, nunquam etiam, si Nestorca contingat uita Croesique opes, poterimus tuae celsi- tudini iustas habere gi'atias. Gratulor ex animo PortugaJliae regno, vcl ob id inter caetera christiani orbis regna felicissimo, quod tah's tantique praesulis gubernetur auspiciis. Reliquum est, ut orcm atque utinam exorem tuam synceritatem, ut eum te exhibeas etiam in futurum tuo Rumoldo, quem ad hoc usque tempus exhibuisti, qui pia quadam duricia parentes eosque senes, cognatos et aflfines patriumque solum descrere maluit quam vel te fallere vel diutius tuo fraudari conspectu ^ morum tuorum grata comitas et ingenii mira facilitas. Caeterum ne tibi tum regiae, tum ecclesiac negociis assidue intento diutius sim molestus, loquaci nimium epistolae üncm imponam. Ut tamcn aliquo symbolo meum in te animum testarer, visum est tuae dominationi hoc raittere munusculum, vile quidem et exiguum, sed simpHci synceroque pectore collatum et tale per orania, quäle a mca tenuitate mitti par erat: paruos enim parua decent. Et ut ali- quid praetexam temeritati, hanc fiduciam, hanc ansam*^ mihi pracbuit tua humanitas, a meo cognato toties ore pleno praedi- cata. Utinara vero eadem tua benignitas, quae iuuenem hunc in tuura asseruit famulitium, me quoque tibi deditissimum in calalogo asscribat amicu]oruiB7 qui ex animo tibi benc cupiunt. Ad haec si quid eril, in quo tuae celsitudini poterimus gi-atifi- cari, siue precibus siuc aliis pietatis ofHciis, vel ego vel mei ' niirabilem. ' liier ist eine grössere Lücke. ' aiisum. Erasmus von Rotterdam nnd Mai'tinus Lipsins. i Oij subditi, hakebis noß seniper paratissimos. Bene valeat R. D. T. Raptim ex^eollegio IMartinensium, in metropoli Louaniensi du- eatus Brabantici, mensis Februarii die uigcsima an. 1524. Alis dem Cpd. Hör. A. p. 91. L. 20. Mai 1524.' D. Godefrido Brechtano, in coUegio Thronicolarum canonico, S. D. P. Martinus Lypsius. Ncc mea nee eognatae tnae negligentia commissnm est, iit libellus tuus stato tempore ad te non redierit, sed laici cuius- dam culpa accidit. Nam quantum ad me attinet, ex animo loquor, malim quiduis perpeti, quam amicorum quempiam fallere. Caeterum bis omissis habco gratiam pro beneficio praestito, relatums etiam, si facultas responderet animo. 8ed memineris oro rei, quam tibi commisi: reperies me paratissimum, sicubi aut tibi aut confratrum tuorum cuipiam prodesse dabitur. Ali- quot iiero ab hinc annis fuit mihi animus scribendi ad quos- dam vestrae sodalitatis eruditos, facie quidem incognitos, at fama notissimos, quod persuasum haberem, nos ut eiusdem instituti, quod ad uitae genus attinet, ita etiam eorundem esse studiorum. Et quid quaeso in rerum natiu-a copulandae necessitudini aptius Studiorum parilitate? Utique nihil. Quod ne meum esse com- mentum putent studiorum hostes, quos plurimos esse idque potissimum in monasteriis experior, diuum audiant Hieronymum, idem in sua ad Paulinum epistola asserentem. ,Vera,' inquit, ,est illa necessitudo Christique glutino copulata, non quam rei famiUaris utiHtas aut praesentia corporum aut subdola et palpans adulatio, sed quam castus dei timor sanctaque diuinarum scriptu- rarum studia conciliant." Porro haec scribendi occasio, etsi non omnino leuis mihi videretur, a me tamen ad hoc usque tempus arrepta non est, donec et aliud quicquam ortum est causae, ob quam coactus videri poteram vestrum quempiam meis nugacibus onerare scriptis. Siquidem cum certatim sin- guli propriam in studiorum ratione delegeritis prouinciam, pro- cul dubio merum vobis ingeret fastidium nauseamque mouebit. 1 Cf. XLU. nr. 4. 734 Horawitz. qui ca lautis, q\iibu>s assueti cstis, epulis ad rustieam frug'alemque vos auocauerit mcnsulam. Verum etsi haec ita habeant, spei tarnen plcnus sum, eo quod singulari eruditioni parem addide- ritis humanitatem: neque enim de tarn honorabili sodalitio ' sentire par est. Atque utinam vestrum exemplum prouoeet quam plurimos. Sunt enim non pauci, qui Augustini nihil habcnt praeter titulum et hune inanem. Certum namque est nee quis- quam inticiari potest Augustinum id sedulo conatum esse, ut sui sectatores et eruditione et sanctimonia caeteris praeminerent. Posthac igitur, si vcl paululum iiduciae praebueritis, crebrius ad vos scribere decrcui : nam ita tantum, - ni fallor, contingct, ut vicissim alius alii non nihil adfcramus utilitatis. Caeterum de tragoedia, quam Louanii excitarunt ii, quorum haud ignoratis nomina, quorsum attinet scribere? Profecto istorum impetura retudit aliquantukim paraphrasis in apostolorum acta, (Jlementi maximo pontifici dicata. Benc vale, mi Godofride, rectcque valeat honorandum uestrum collegium. Sahita etiam, oro te, dihgenter simul et amanter ornatissimum vestrum patriarcham, virum (quod fatentur omnes) et pium et facundura. Sahitabis et lacobum Thomam, nostri amantissimum. Ex nostra celhda, mensis Mai uigesirao die. Aus dem Cod. Hör. A. p. 93. rj. 31. Mai 1524. "Ludoviicus Rolandus Bruxellensis D. Martino Lypsio, Canonico in Martinensiuna coenobio, S. D. Carissime mihi D. Martine, accepiraus literas, quas fratri ■'■ nostro Godefrido, qui iam pridem, cum prosbiterii honore donan- dus ad VOR a Leodio diuertisset, , ' misisti, in quibus vidcro est animum tunm obnixe efflagitantem, ut e nostra bibhotheca tibi commodato donomus libros Tulhi quaestionum Tusculana- rum itemque de legibus. Ut igitur paucis tecum agam, coniicio i ' Schpint aliter ausgefallen. 2 tandum. 3 frati * OffeiiBar Einiges ausgefallen. Erasmns von Rotterdam und Martinns Lipsius. i 35 te liabuisse aliquaiiilo noticiam fratris nostri, luliani Carbonis, ante paucc«» annos Brdxollae apud monachas in valle Hieri- contina (quiljys cum viueret erat a eonfessionibus) defuncti. Is cum incretlibili auiditate, utpote homo multa doctrina acrique in literis ^dj^ praeditus, omnes ferme Ciceronis libros pro- pria descripsit manu, quibus in praesentia bibliotheca nostra venustatm-. Librum autem ' de legibus, quem optas, ^ descriptum habemus: cui cum nuper manus admouissem, multis in locis mihi parum satisfecit, veluti deprauatus et e corrupto exem- plari descriptus. Idem vero typis excusus ^ (quod te quoque expertum esse reor) tot scatet mendis, ut lectori etiam erudito aliquot locis nauseam moueat. Caeterum Tusculanas ab illo de- scriptas nunc non habemus quaestiones : verum percepi Erasmum eisdem uti commodatis ab eodem luliano, cum adliuc in uiuis ageret. Sed est apud nos idem liber impressus, ita repurgatus^ a mendis, quibus ut dixi abundant alii, ut lectori mediocri utenti iudicio aut nihil aiit parum facessat negocii. Hos igitur cum primum commode sine per venerabilem Priorem nosti'um, qui ni fallor breui Louanium veniet, sive per alium quempiam tibi exhibebimus pro tuo tarn syncero et anhelo aftectu. Porro quod ego, cui nihil unquam literarum a te accipere contigit, nunc ad te scripserim, in causa fuit frater noster Grodefridus, sedulo rogans, uti paucis cum hoc Corsendoncensis collegii canonico tibi scriberem, ne Tullianorum operum desideiio flagrans tuus auimus nulla spe fidciretur. Siquid per me aut nostnim quem- piam fieri velis, ne trepida, ne diffide, sed libere utitor in rem tuam nostra opera. Tui sumus. Haec cum noris, cur posthac non scribas et crebrius et familiarius quam huc usque fecisti? Brechtanus noster gaudet se suum recepisse libellum. Anxius erat, non ob ipsum qui nullius est precii libellum, sed quod metueret, ne parum cautus eum illi N. committeres. Recte valent ii, quos saluere iussisti, teque vicissim ex animo salutant. Raptim, ex Thronicolarum collegio, mensis Mai ultimo die. Aus dem Cod. Hör. A. p. 95. ' Man erwartet igitur. - Es scheint eine Bestimmung' zu descriptum zu fehlen, etwa ab illo; vgl. epist. LXXn. 3 Richtig excussus. * repurgatis. 73b Horawitz. Löwen. LH. 1525 (1526). Martinus Lypsius Sobastiano Nautzeno ' Gandauensi, disciplinarum liberalium. professori, S. P. D. Non arbitror, integerrime vir, praefatione prolixa mihi opus esse, quia ignotus ignotum literis adco: id enim et olim et nunc quoque vulgatissimum est. Nihil quoque subesse doli, sed ex syncero pectorc proficisci quod ad te scribo, melius tibi persuadebit disertissima Gcrardi mei liiigua quam assertio pro- pria, propterea quod ut ego illum, ita et ille me pernouit. Omnem execramur fucum, nisi sicubi cum fucoso res nobis sit. Tum enim cum Cretensi cretissare 2 rectius duco, quam meae mentis arcanum inidoneo prodere. Porro, ut tandem ingenue cum ingenuo loquar, narrata sunt milii multa de tuis studiis et — fateor me plurimum iis fuissc delcctatum. Pauca tamen (permitte, ut libere loquar) me nonnihil ofFcndebant. Primum nimia et, ut aptius exprimam, incauta libertas. Siquidem passim animi tui sententiam aperis nee loci nee temporis nee personae re- spectu habito. Scio quid his obiicere posses. ^ Sed, mi Seba- stiane, metuo quod iiondum iustum animi robur collegeris ad tolerandas afflictiones, ad ferenda probra ac damna pro Christo. Cui enim non suspecta sit haec aetas non usquam adeo pro- uecta? Memineris oro fortissimi illius Christi athletae, cuius tu insignitus es nomine, nempe diui Sebastian!. Attende quam- jl diu is sub militari chlamyde Christum texerit quotque animas suo regi ea prudentia lucrifecerit. Siue vixeris siue mortuus fueris, domini es: id non ignoras. Elige igitur potius viuus, quamdiu vitae autori placuerit, prodesse pluribus quam mortuus regnare solus. Piiidenter tna sententia celas libi'os Luteranos, ' Ist docli wolil der .]. U. Dr. yeba.siijinus Angnstus Nenz.enu.s an.s Haftiiic^en (in Flandern), der z\ier.sl Professor im Liliannni zu Löwen, dann Lelirer des Hebräischen an der Marbnrgor Universität war und De prima ser- monis Hebraici lectione, wie De litterarum seruientium officiis Mar- purgis 1532. 8" (apud Fr. Kodum) schrieb. Er .starb zu Marburg 1536 im 33. Lebensjahre. Cf. Freher, De Seri))t()ribns illnstribus. * r.poc, hffjTa zprjT'Tc'.? Diog. VIT. 6.^>. mit dfr Noto .Scbiicidpwin's: Erasm. Adag. 81 E. ' poaaiä? Erasnms von Rotterdam und Martinns Lipsius. ( O i cela ergo ^t aiiiiyuin. quancloquidem miitare necdum libet. Sunt cum ^f^libu8 absque ofl'cnsa ac fortasse cum fructu quoque tua tractare possis. Cum bis igitur tuum, imo Christi agito nogocium. "^^erum de liac tua libertate iam satis dictum puto. Reliquuii^^J>wlhuc unum quiddam, quo etiam paululum offende- bar. Cum forte Erasmi mentio incidisset, explodere visus es liominem, interim nee a conuiciis in totum temperans. Id meo iudicio non merentur viri illius labores, quibus tanto etiam ante Luterum tempore Christi euangelium illustrauit. Sed dices: ,l)issentit a Lutero.' Ita res habet. Quid tum postea? Dissentit, sed ciuihter dissentit. Et quis est, oro te, vel Luteranissimus, qui affirmare praesumat Luterum in omnibus recte sentire? Xec ipse Luterus id de se audet. Oecolampadius fauet Lutero maxime: nee tamen omnia ipsius dogmata probare audet. Non orediderim quenquam post apostolos fuisse, ex omnibus, quos nobis eruditionis nomine commendauit maiorum autoritas, qui non ahcubi lapsus sit. Possem haec, si res postularet, non contemnendis probare exemplis, sed absit, ut te docere veHm, suscula Mineruam. ^ Tantum haec ad memoriam i^uocamus et tu e paueis multa cogitare nosti. Nonnullos etiam, ut ex- pertus sum, non semel male habet, quod Erasmus principes cum prophanos tum ecclesiasticos acrius non reprehendit. Ab his ego, quantumuis pusilhis, quantumuis homo nihih, dissentio. Uli timorem nescio quem ac pusillanimitatem in causa esse arbitrantur atque ideo meticulosum eum appellitant, ego non ita. Videtur autem mihi, quod Christi spiritus ad hoc Eras- mum miserit, ut mundum leniter, mansuete ac ciuiliter a viciis auocaret : ac nunc quoque auocat ^ et cernimus illum non omnem perdidisse operam. Caeterum, quia plerique adeo induruerunt malis, ut glorientur etiam, cum perperam egerint, et exultent in rebus pessimis et propterea contemnant vocem leniter monen- tis, excitatus plerisque videtur ab eodem spiritu Luterus, qui ilio saeuius obiurget ac perstringat duriter. Quod si et hunc audire recusauerint, sibi ipsis suum imputent interitum, quia nee lenitate nee saeuicia coherceri a prauitate potuerunt. Haec ' Fest. p. 310 M, cf. Apostol. XVII. 7.3, mit der Note von Leutsch; Erasm. 43 Ä. Adag. 2 auocet. < 38 Horawitz. breuiter, mi Sebcastiane, tecum eonferre viöum est; tu boui cou- siilito pro tua synceritate hanc meam commonitionem et per- suade tibi Martinum tibi ex animo esse deditum. Sum enirn et ego natura libertatis amantissimus et pares cum paribus tacile congregantur. ' Morum et animorum similitudo ac dissi- militudo amicitiae et inimicitiae f'untes mihi esse videntur. 8i ergo dignum censes, connumera posthac Lypsium tuum ni amiculorum tuorum catalogo vel postremum et utere iiostra opella prout libet. Nee offendat te noster cucullus, quia non ego cuculli, sed cucullus meus est. Bene vale, vir doctissime. Ex nostra cellula in collegio canonicorum Martinensium Louanii pridie festi pascbae. Anno iuxta dioecesis nostrae Leodiensis öupputationem. MDXXV. Aus dem Cod. Hör. A. p. 97 ö". Lin. Purgatio eiusdem epistolae ad honorabilem uirum loannem Arnoldum, priorem canonicorum sancti Martini in oppido Louaniensi. Si mihi ullius malae rei conscius fuissem, pater honorabiUs, vehementer essem quorundam calumniis perturbatus. Nunc vero cum intrinsecus testimonium mihi praebeat animus meus, nun- quam aho spectasse omnes meas cogitationes actionesque quam ad gloriam dei viuentis (qui haec omnia audit videtque) et proximi emohimentum, nihil est quod magnopere commouear atque animo concidam, utpote cum et haec animi affectio egre- giam mihi tiduciam securitatemque praebeat et rerura naturae conditio me condocefaciat nihil istiusmodi veluti nouum atque inusitatum debere homines mirari. Siquidem ab initio conditi orbis semper hie rerum humanarum status fuit, ut ülii hominum tilios dei odio prosequerentur malevolorumque dentibus uirtus esset exposita, quare recte (iixit apostolus- passuros tribulatio- nem, qui cuperent pie viuere in Christo lesu.^ Nam cum societas atque amicicia non nisi animorum studiorumque con- sension-e conglutinetur sintque bonorum et malurum afFectiones ' Cic. de sen. 3, 7. 2 Paulu.s epist. 3 Hiesu. Erasmns von Rotterdam und Martinas Lipsias. 739 totaque vi^jendi i'Ätio dissimillima, ' ac toto, ut dicitur, celo discrepans"^ recta utique ratione nulla pax, nulla necessitudo inter utrosqu» coire potest, ut non perpetuo bonos mali cane peius et angue, ^ ut dicitur, oderint. Quamobrem, quod ad me attinet, lüfeu^ieque soUicitum admodum me habent neque ad- miratione ulla afficiunt: sed aliorum causa nonnihil molesta sunt atque aninium meum male habent. Quoties enim memoria re- peto, quam insulse plerumque quamque sine causa negocium exhibeatur bonis viris ab hominibus nescio quibus et rei nostrae publicae et eorum, qui sese totos ad eam subleuandam, proue- hendam, ornandam contuleinint, miseratio subit illius quidem, quod tantam iacturam tantumque dispendium faciat rerum opti- marum, dum excellentis eruditionis praestantisque doctrinae viri bonam temporis partem in respondendo maleuolorum detrac- tionibus perdere cogimtui', quam licebat cum magno reipublicae emolumento in rebus grauioribus magisque necessariis collocare, horiun autem, quod tam iniquo tamque sterili amoris ac bene- uolentiae pacisque seculo, vere infelici sidere et quarta (ut aiunt luna) nati sint, quo non modo nulla sint uirtuti proposita praemia, ut antiquitus, sed e diuerso ubique atrox parata in- uidia, obtrectatio, calumnia. Nam in praesentia, qui honesta studia iusto honore iustaque laude prosequatm-, qui ad lapsum quantumuis leuem conniueat, qui erratum, ut sunt humana, vel praeter spem admissum candide condonet, vix usquam me hercule gentium reperies, nisi forte in fumoso quopiam gur- gustio umbraticam et despectam vitam ducentem. At qui odio atque maleuolentia etiam recte facta (tanta est aliena admor- dendi libido) deprauent et in peiorem partem interpretentur, nusquam non sunt obuii, imo transuerso foro^ (ut ita dicam) incedunt per hominum ora sublimes atque magnifici. ^ Et cum lites seuerint, ubi defuerant, placidas res turbauerint, aliquem ex tranquillo in scopulum intulerint, quasi re bene gesta dies festos ag-unt et digito celum se posse attingere arbitrantui% nimirum existimantes egregium uirtutis opus et palmariam laudem ducentes, dedisse ingenii specimen atque industriae 1 dissimilima. 2 Hör. Epist. I. 17, 30. 3 Cic. de Or. HI. .33, 133. * Sali. bell. Jug. 31, 10. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. U. Hft. 48 740 Horawitz. cloc'umentum, in propugiumda ut ipsi aiimt veritate. Verum istos aequum erat in aiiimum inducere eam demum verani ac solidam esse virtutem, ipsos primum, qui aliorum eensores atque Ari- starcbi esse vellent, recte facere et postea, si videretur in aliorum errata inquirere atque adductis superciliis de quouis ferre sen- tentiam, quod miniuie t'aeiunt. Sed contra, ut fuci verarum apum laboribus explentur nee melliticant et oneri tantum sunt uon usui, sie isti, cum per, ig-nauiam ac somnolentiam socordiam- que nihil egregii moliantur, aliorum praeclaris conatibus obstrigi- lant honestisque laboribus insidiantur, ad lacessendum tantum et inlerendam iniuriam nati, ad reliquos omnes vitae usus in- utiles, non homines, sed faex, purgamenta et rubi tantum liomi- num, ut ait Plinius ', quippe qui toti linguae spiculis atque aculeis et inuidiae spinis horreant. Plura in hanc sententiam dicere poteram, sed video me longius etiam, quam erat necesse, commotum indignitate rei esse prouectum. Neque enim propo- situm nobis fuit istos suis coloribus pingere, sed quorundam maleuolorum sermonibus ex sinistra ac praepostera epistolae cuiusdam meae interpretatione natis respondere ac memet suspi- cione liberare; qua propter hanc epistolam apud quosdam labo- rare coepi et explicatis his, quae scripseram^ ad amicum monendi gratia omnem omnibus, quantum mihi in manu esset, calura- niaiuli ansam praecidere. Quare te orO; venerande pater, supe- riora illa, in quibus nonnihil animo meo morem gessi, in opti- mam partem accipias et reliqua. quae proprie ad rem faciunt, aequis anribus feras. Visum est autem pnmum in iiniuersum quaedam de tota epistola dicere, post accuratius ad singula respondere. Summa igitm- pro me (quod mihi largiuntur etiam hi, quibus fortassis oculi dolent, quod me bene habere conspi- eiant) epistolam me scripsisse monitoriam ad hominem non ad- raodum mihi notura atque adeo uisum semel tantum nee ullis postea literis cognitum. In qua mihi illi (qui mea aliter atque ego scripsi accipiunt) crimini-rtant primum necessitudineni cum homine scelerato, quam mihi cum illo esse, nimisque efficaciter colligere sibi videntur ex eo, quod tarn familiariter scripsi. Aiunt eiiim nunquam ita me scripturura fuisse, nisi ad hominem longo mihi nsu ac domestica consuetudine et intus et in cute • Er meint die Stelle N. H. XVn. 96. Erasmns von Rotterdam und Martinus Lipsius. /41 notum. ' Peinde »qviod illicita et perniciosa suadens in ruinam oonsiliis uMis uiriiui impulerim. Postremo consensum in eandem factionem et ^eundem caeeae mentis errorem. Ad haee itaque diluenda pro virili iam accingamur. N^B|pu.i*toi est imperitus (qui quidem ullas omnino literas vel extremis digntis attigerit), ut nesciat, cuius rei gratia in- uentum sit hoc scripti genus, quod epistolariim nomen habet. Nempe ut absentes certiores faceremus, si quid esset, quod eos scire aut ipsorum aut nosti'a magnopere interesset utque procul a nobis degentium amicorum desiderium literanim vicissitudine leniremus. Qua efiicitur, ut vix abesse amicos sentiamus, dum quam saepissime per Hteras cum absentibus tamquam praesenti- bus sermonem miscemus et famihariter ac iucunde communibus de rebus tractamus. Haec cum ipsi quoque ita esse fateri ne- cesse habeant, obscurum esse nemini potest, quam longe moro- sitas omnis et frons stoica ab epistola abesse debeat, praesertim quae ad superiorem vel ad parem dignitate scribitur. Nam quamquam hoc in genere exhortationes, monitiones caeteraque id genus saepe numero usu veniant, non raro tamen hominum praeter decorum omnia facientium culpa parum ex eo scripti genere fructus atque emolumenti refertur. Fit enim nescio quo pacto humano more, ut non modo autoritatem perdat oratio, sed grauiter etiam ofFendat, nisi artificio quodam tractandorum ani- morum et oratione ad hominum sensus apposita rem aggrediare. Quare calumniari desinant, quod ciuiliter, quod familiariter et amice scripserim. Cum enim et prora et puppis ut dicitur^ scribendi mihi esset monere amicum et si possem ab errore reuocare, quam uiam teuere debui potius, quam qua faciDime ad scopum destinatum me peruentunim sperarem? ConuitiiS; maledicentia et fui'iosis clamoribus quantum proficeretur, prae- sens me rerum Status docebat. . Metuens itaque, ne ab acri et mordaci pharmaco viri illius animus prima fronte resiliret ac sie mihi periret et oleum et opera, non ab re ad aliud me lenius remedium contuH. quo ^ conniuendo ad quaedam, dando nonnulla illius auribus, tentato atque explorato iam animo eins, cum quo mihi res erat, pedetentim ad saniorem forte mentem 1 Pers. m. 30. 2 Cic. ad fam. XVI. 24, 1. ^ in quo. 48* 742 Horawitz. perdueerem non quo classicum ad nequiciam canerem. Turpe putabam non videre in animorum aegritudine adiraenda eum, qui meutibus remedium adferre uellet, quod in corporum morbis tülleudis carnis viderent medici. Qui saepe numero amaritudi- nem medicamentorum suorum admixtis dulcibus mitigant, ne gustu offensi aduersa ualetudine laborantes curationem huius- modi respuant. Cum perpenderem mecum in animo, quo pacto a natura facti atque formati homines essent, vidi duas esse vias in rebus mortalium, quibus quod vellet quis assequeretur, multo inter se diuersissimas. Priorem, qua vi atque armis coacti homines metu imperata tacerent ac dicto audientes essent, posteriorem qua ciuilitate ac beneuolentia inuitati inducerentur, ut sponte sua parere rationi et meliora suadentibus morem gerere vellent. Hamm prior cum infida est et fallax minimeque diuturnum obsequium praestans, tum aliena ab hominis natura -■ et a recta ratione tota deeempeda discrepans. Posterior insita omnium mentibus a natura consentanea rationi pei-petuam gi-a- tiam ac stabilem charitatem concihat, tanto magis colenda superiore, quanto constans ac verus amor fucosa et ad tempus duratura amicicia praestantior. Tanto potentior ad efficiendum in animis hominum quod vehs, quanto facilius procedunt atque absokiuntur, quae naturae ratione instituuntur, quam quae prae postere et ordine perturbato frustra inconcihati homines nituntur efficere. Quorum temeritatem quia a me abesse vokii, in suspi- cionem veni, quasi consenserim cum eo, quem commonefacere ^ volui meHorum pro ea, quam illi ut proximo debebam, charitate. Sed iam tempus est ad singula quoque articulatim respondere, quando in genere de rei summa satis diximus et eius consilii societatisque, quae ex familiaritate in speciem nimis blanda cum homine illo falso mihi esse videtur, rationem reddidimus. /Nihil quoque subesse doli, sed ex syncero pectore profi- cisci quod ad te scribo' et cet. Hie mihi colHgunt arctissimam prorsus esse cnm homine nedessitudinem et occultiora quaedam in his ' latere contendunt, quae literis commissa non sint, sed relicta cogitationi eius, ad quem scripsi. O quam uerum est quod ait Comicüs:^ ,Nihil tam rectum esse ac bonum, quod non ' hijs. 2 Ter. Phorm. IV. 4, 15 f. (696 f.) Erasmus von Kotterdam und Jlartinus Lipsius. 74d possit nari^ndo et sinistre interpretando deprauarier/ Quanto erat aequMs existimare sie äebuisse praeparari lectoris animum taleque debuisse iaci fundamentum, quo maior orationi esset autoritas qüoque commodius tidem facerem nihil me esse moni- tiiriim nidfe.ii»C>d aequum et bonum quodque ex re illius esset. Nam in re tali nisi suspicionem simulationis fucique remoueris atque animum eins, cum quo negocium est, commoda tibi praefatione adiunxeris, frustra operam conteras, cum ille te sibi insidias tendere (ut sunt suspiciosi homines\ non medici- nam facere velle arbitretur. Verum haec isti meminisse nolunt, ad maledicendum et calumniandum tantum rhetoricam docti. jOmnem execramur fucum, nisi sicubi cum fucoso res nobis sit' et cet. Hie candorem meum desiderant, quod me fucis uti nonnunquam fatear. Quasi id nefas sit aut eitra in- tegritatis labern lieri nequeat. ut in rebus non admodum magni momenti commimibusque dolum dolo deludas et fallaciam fallacia veluti clavium clauo pellas.' Quod adeo saepe facien- dum est ei, qui cum hominibus versari velit, ut latere neminem debeat nisi hominem vitae communis et ciuilis consuetudinis prorsus ignarum. Siquidem ex huiusmodi rerum ignoratione leuissimis de causis gravissimae offensiones et maximae simul- tates non raro oriuntur. Non dieam in praesentia nimis mali- ciose eallidum esse, ita singulas fere syllabas examinare, ut omnia sie ad veritatis amussim quadrare debeant, quasi nihil nisi oracula loqvii nobis lieeat. Quis quaeso ad hunc modum poterit esse innoxius, quis criticorum rigidas nimium euadere censuras, cum omnia morsibus inuidiae pro suo ignaro captu omnia deprauantis vellicabuntur. ,Pauca tarnen (permitte ut libere loquar) me nonnihil offendebant. Primum nimia et, ut aptius exprimam, ineauta libertas^ et cet. Locus iste oflfejidit eos, qui suo uicio e rebus salutaribus erebro venenum hauriunt, sed immerito hercule. Neque enim earundem partium fauorem ostendit, sed grauem et amicam continet obiurgationem, si candide ac reete inteUi- gatur. Nam cum ineauta simul ac nimia illius Hbertas dicitur, stultieiae utique et temeritatis damnatur. Siquidem is vere 1 Cic. Tusc. IV. 35, 75; fäXw zow ^Xov Diog. V. 16 mit der Note Schneide- win's; Erasm. Proverb. 70 B. l-i-jt Horawitz. incaututs dicitur, qui improuidus est et imperitus ad capiendum consilhim sibique prospiciendum. Ex quo intelligat minirne se esse idoneum, qui tarn arduis se immisceat negociis. Hinc stiütae obiectionis refutatio vehemens, ut in suum pectus de- scendat ac se ipsum nosse discat, ne supra aetatem, eruditionem, fortunam animum gerat, imperatoris sui ac ducis exemplo. Maneat in officio ac quietem agat saltcm formidine metuque suppliciorum, quae a rerurp imperitis aliquanto fortius contem- nuntur quam feruntur, ut et malam causam suam et hominem se imparem tantis rebus atque ineptum, grauissima pericula, alienissimum tempus intelligat. Posti-emo, ut nihil rerum ista- ram ita se habeat, minime tarnen expedire atque adeo contra charitatem esse, quod responsione adfertur in medium. ,P]'udenter tua sententia celas libros luteranos, cela ergo et animum, quandoquidem mutare necdum libet' et cet. Hie hominis caecitati albvim adiecisse calculum et consilium dedisse cum ipsi in primis, tum aliis multis pestem ac perniciem alla- tui'um arguor, idque abs re, quod me palam facturum esse confido his, quae nunc dicturus sum. Sapienter, inquiunt, ho- minem facere dicis. Fateor isthuc me citra cuiusquam boni offensionem dicere potiiisse ad superiorem raeam rationem in- telligentiam dirigendo, ut quibusdam in rebus ad tempus conni- uerem, quo animum ab austerioribus medicamentis abhorrentem indulgentia allicerem abducendoque sensira a sententia ueteri ueluti per gradus ad meliorem uerioremque perducerem, scd facere non fuit animus, cum facillimum esset ex praesentibus moribus coniecturam facere, si res palam facta esset, non de- futuros, qui negocium nobis exhiberent, omniaque in deterius raperent. Quibus ne ansam ullam praeberem ad calumniam, prudentiae uocabulo uti malui, qnod magnam a sapientia dis- crepantiara recipit. iSnlla est enim nisi cum iusticia coniuncta sapientia nominanda. At prndentia calliditatem modo atque versutiam significat, qua delectiim habere nouimus bonorum et malorum, ' non ut necesse sit ad prudentiae munus explcnduni facere, quae iusta et recta sunt, sed tantum cuiusdam artificii habere scientiam. Sic in arcanis literis legimus prudentiores esse in generatione sua filios seculi Iniiiis lilüs hicis. Non quod 1 Cic. de fin. V. 2?,, 67; auct. ad Her. IIl. "J, 3. Erasmns von Kotterdum uud Maitiiius Lipsius. ^ 4ö Vera sapieiitia, hoc est inteJligentia verae illius sempiteriiaeque lucis eordi»» liumani iustos praecellant impii, quos stiiltos et ex- cordes esse iij^ique scriptura praedicat: scd quod vafri magis sint in rebiTs gerendis ad siipplantandum ac fallendum exerci- tatiores ^figl/onis ac doli mali pleniores, cum illi simplicitate sua et conscientiae bonae testimonio contenti sapientiam mundi huius non modo non magni pendant, sed maxime etiam animo auersentur. iSed forte scrupulum iniiciet celandi verbum, quo quis emolumenti sui causa occidtare aliquid dicitur, quod alte- rius intersit, ' quod contra officium maximeque a viro bono^ alienum nemo non nouit. Quasi non idem dicam ego, dum prudentiae nomine non germanam sapientiam, sed calliditatem ac vafriciem intelligo, sed ita tamen, ut animi offensio nulla sequatur eins, ad quem scribo : quasique non frequenter hoc verbum non in alia signilicantia reperiatur et non saepissime in comoediis adolescentes consilii prorsus inopes non utilitatis suae gratia sed desperatione rerum maximo cum animi cruciatu amores suos celare legamus. Poteram his videri calumniae fecisse satis, sed nequeo equidem mihi temperare, quin hoc loco liberius aliquid dicam. Donemus me sapientiae laudem dedisse viro, quod libros luteranos celarit atque, ut fronte sententiam tegeret, esse adhortatum. Quid eo nomine sceleris admisi? Nonne quae pro republica fiunt, sapienter ac recte fieri dicun- tnr? Atqui nihil fuit conducibilius (si aliud effici a me non poterat) quam monere, ut celaret libros eiusmodi, ut clam ac sibi venena sua haberet, ne alios contagione mali sui in- ticeret, ut, si a proposito deterreri non posset, solus periret potius quam pliu'es secum in iniinam ac praecipitium auferret. Quae res si initio nascentis huius factionis quibusdam non in- fimae notae hominibus cordi fuisset, aut extincta et deleta ex hominum memoria ea pestis esset aut in paucis desperatae ne- quiciae deplorataeque probitatis grassaretur. Nunc vero quis sine maximo animi dolore meminisse potest, quam multi in concionibus publicis, dum illic quotidie eius viri dogmata con- uiciis au^diente imperita plebecula proscinduntur, luteranismum imbiberint, qui non modo talium rerum ignari fuerant, sed ipsum Luterum omnino natum nesciebant. Si ergo celando et intersit. 746 Horawitz. occultando libros tales minus inde permanat in rempublicam mali minusque late virus pestiferum propagatur, recte utique occultantur et libri et animi, non quidem per se, sed contem- platione ac respectu alterius. ,Sunt cum quibus absque offensa ac fortasse cum fructu quoque tua tractare possis' et cet. Ut cum firmioribus sua studia communicet ac consilia de rebus ambiguis (quod semper eruditis licuit) conferat, hoc loco moneo, rüdes talium rerum et imperitos ne seducat, ne quicquam perturbationis impulsu aut sensu carnis inflatus agat dicatue, sed ratione atque ex prae- finito legis euangelicae omnia statuat: hoc est enim Christi ne- gocium agere. ,Caeterum quia plerique adeo indmnxerunt mahs, ut glo- rientur' et cet. ,excitatus plerisque videtur ab eodem spiritu Luterus qui' et cet. Hie pkisquam 8tentorea voce succlamant, apertius quam ut ratione ahqua tergiuersari possim, me asserere Christi spiritu agitari Luterum, ut ex hoc impie locutus esse conuincar. Quibus antequam respondeam, etiam atque etiam oro, a capite usque ad calcem quae dicturus sum perlegant, antequam incognita causa temere ignorata damnent. Nonne quaecunque in rerum natm-a sunt, recte vereque omnipotentis dei esse dicunturV sed aha aho quodam, ut opinor, modo. Nam bona omnia iUi pecuhariter ferimus accepta, ut quorum ipse pro ineffabiH in genus humanum dementia creator sit atque largitor. Mala vero improbitati nostrae ac peccatis mo- destia christiana ferimus expensa, ut quae non virtute verbi, sed quae deprauato naturae habitu turpique abusu creaturarum dei et inuidia diaboli nata sint atque in orbem terrarum diuino permittente iudicio ingressa. Quod si diuersa intelligentia omnia illius esse dicuntur, quid prohibet modo quodam recte dici spiritu Christi missum esse Luterum? Neque tamen ex hoc efticitur ut non fallat, ut non mcntiatur, ut non daemoniorura doctrinis seducat animos ac mentis praestringat oculos. Nonne in Regum libris mittitur a deo spiritus mendax futurus in ore omnium prophetarum, ut seducat regem Israel Achab, ut con- tra domini voluntatem cogat exercitum ac profectus in hostem proelium committat, quo illi Ventura pestis nunciabatur? Nonne cor regum in manu domini est et quocunque voluerit vertit illud . ut vol boni principis mupere fungens nihil praeter Erasmns von Rotterdam und Martinas Lipsius. 74 1 suonim qit^erat iiiilitatem, vel ut tyranni more nihil minu? quam salut'Äii et conseruationem suorum habeat ciirae atque omnia in suiina fiscum tanquam in pertusum dolium congeraf? Nonne haec patientis permittentisque et scelera hominiim arguen- tis ac pimfeiliior|iiiis .starlj 152.5. Vgl. das Kiiitapliiuni ant" ilm am ScIilusHe dfs Briefes des Erasnius an .Tohannes Ileein.stedt, 899. Vgl. Era.snms de obitii zum Jahre 1528 (?). Erastnus von Rotterdam nnd Martinus Lipsius. / 57 ei libellum filifjuenf. Ita lioilie, quum abs te discederem, cum eo sum depactus. Atque tu interim milii non abibis indonatus. Distinguat iljje'' libros meos per capita et annotet uariara lectio- neru et testimoiila bibliorum, si occurrant inter leg-endum. po- nautur in'*'afafgine. Optime vale. Aus dem Cod. Hör. A. p. 122. LXn. 1525 (?) Alardus suo Lypsio S. Remitto copiam. Quaeso te, ut collectanea oeconomi uestri Henrici Balduini, quae mihi pollicitus est apud te reli- ctiu'um, huic des adulescenti. Perge strenue in Pediano ^ et " caue opera et impensa in hoc mihi pereat. Hoc arbitror futurum, niöi tua restituatur industria. Bene vale neque com- mittas, quin statim transmittas nugas illas, ,quas sociis ohm uohierunt pandere charis', ut dicit Alexander Theopagita. In restituendo hoc libello et quouis alio inuenies me ipsa fide fidehorem, ut qui ueterem reddam cum tota aerugine follem. Hoc enim didici in Flandria. Unde versus: Flandria teiTa bona: sed follis regnat in illa. In tertio loco huius carminis ponitur iambus, quem qui- dem pedem hexameter versus non admittit. ^ Est igitur reuera sie legendum: , Flandria ten-a bona est: niP follis regnat in illa.' Franciscus Vassorius Cassiletensis "A Aapooi; ^ 6 coc. Aus dem Cod. Hör. A. p. 12.5. Lxm. Martinus Alardo suo S. Oro, mi Alarde, ne gi-aueris per hunc adolescentulum mihi transmittere eommentaria Domitii Calderini ^ in Satyras ' Q. Asconius Pediauus, der Commentator Ciceronischer Reden. 2 Etwa ni? ■^ AXäpoo:. * Ein Commeutar des Domitius Calderinus zu Persius liegt, so viel man weiss, nicht gedruckt vor; wahrscheinlich ist Lipsius im Irrthume. 49* < ; »n TIor;i\vit/. Persianas: codex enim noster ((uodam loco hiat. Mox iibi quod afi;endum est pereg'ero, ad proprium redibunt dominum. Vale t'elic'iter. Aus (lern Cod. Hör. A. p. 123. LXIV. Alardus Martino suo S. Prostant passim erudita in Persium scholia, autore loanne Murmelliü, ' quibus nihil est emunetius. Ea, si velis, tibi emam. Non est milii Domitius. Breui te reuisam. Tu uide interim, ut omnia sint lideliter expensa, quae a nobis velut usuraria aceepisti. Bene vale. Aus dem Cod. Hör. A. [>. 12.'». LXV. Alardus Lypsio suo. Instructiorera mihi esse bibhothecam quam sit- opinaris. Ex Augustino niliil habeo praeter opuscula illa, quae iam diu sunt apud te hospitata et de ciuitate diuina cum schoUis Viuis.'' Utrouis herum tuo utitor commodo. Perge, quaeso scrutari: nihil ambigo, quin taudem aliquando aliquid expisca- bere. Vale feliciter. Aus dem Cod. Hör. A. p. 12/». ' Murmellius widmete dieses Werk unter dem Titel: A. Persii Flacci satirae cum ecphrasi et sclioliis (Daveutriae 1516) ;ini 17. October 1;'>1<"> dem Alardus (cf. Reichling, Murmellius 101 und be.sondens 1.59 f., wo zu den einzelnen Ausfallen in nacli.i li mens wertlier Wei.se die Biblio- tliekeu angegfel)en sind, auf denen .sieh dieselben finden). 1020 erscliien zu Köln bei Eucharius Cervicopius ebenfall.s feine Edition dieses Werkes. 2 est? 3 Ludovicus Vives aus Valencia, Freund des Erasmus, Lehrer des Wil- helm de Croy, des späteren Cardinais von Toledo. (Cf. Növe 13Gf. und de Keift'enberg, Quatriiune Memoire sur les deux premiers .siecles de l'Univer.site de Louvain im \'I1. Bande der Nouveaux Memoires de l'Acadeniie Royale des Sciences et Beiles Lettres de Bruxelles 1832, H. 2.3, vor Allem .aber den XV. Band der Memoires couronnes der- selben Akademie (p;ir Tabbe Nameche). Die Schrift erschien 1.022. « Ml Erasmns von Rotterdam und Martinus Lipsius. lOJ LXVI. 1523 (?) Martinus Dorpius Naldicenus sacrae paginae professor Martine Lypsio Bruxellensi S. P. D. ^.^^ Salue, pater religiöse . De tuo salutari labore Alardus apud me ne verbo qviidem meminit unqiiain, id quod miror. Hortor tarnen te, ut pergas streniiam operam nauare, quo con- sulas studiosis, Equidem decreueram Euangelia atque adeo nouum Instrumentum praelegere, sed per occupationes nondum licet, quibus undique premor. De Melanchthone ^ similibusque rebus hactenus neque annui quicquam neque renui. Viderint ii, quibus hoc negocium est, demandatum, ego me illi tragoe- diae non admisceo, Bene uale uir religiöse. Ex aedibus meis. Aus dem Cod. Hör. A. p. 123 f. Löwen. LXVII. 1. Mai 1525. Strenuo bonarum literarum vindioi Kicolao Buscoducensi ^ Martinus Lypsius Bruxellensis S. D. P. Aliquantum nactus ocii quiddam, quod mea sententia in rem tuam est, tibi indicare paucis decreui. A plerisque mihi narratum fuit te iam ab Erasmo desciuisse ac eo processisse inimicitias,^ ut et conuiciis cum insecteris^ tam uerbis quam scriptis. Verum cum nihil herum mihi persuaderi posset, commodum aduenit pater Anthonius, vir, quod te non fugit, et tibi et mihi notissimus pariter et amicissimus. Mox tui, ut me decuit, mentionem feci, insinuans, quid de te fama vul- garit. Respondit te quidem adhuc amicum esse Erasmo, sed ofFensum nonnihil opusculo, quod nuper edidit de hbero arbi- trio. Rediit ihco, qui in me conciderat, animus. Nunquam enim vitio verti cuiquam, quod ciuiliter ab Erasmo dissentiat. ' Datiriing wegen des Briefes nr. XXII. - Cod. Melaiichtone. 3 Nicolaus Busehiducensis, Correspondent des Erasmus, der ihn ludima- gister apud Antwerpiam (306) nennt. Vgl. auch den Brief des Erasmus vom Jahre 1518 (384), in dem er ihn grüssen lässt. * inimicitiae? 7(iO Horawitz. quocl in eo quaedam clesideret, quod cum libcre, sed tarnen 1 pie modesteqiie commoneat, modo ab indecoris contiimeliis temperet. Legi et ego libelliim praefatum, nihil rcpperi, quod me offenderet. Placuit, quod in totum careret aculeo, placuit christiana sobrietas, qua quaerenti simili.s pie mauult dubitare quam tcmere quicquam diffinire. Et quid est in toto eo libello, quod Lutero magnopere possit obessc? Nee indignaris, opinor, quia non in omnibus Lutero accedit Erasmus. Quis enim est in toto cliristiano orbe, qui asseuerare audeat Luterum in cunctis recte sentire? Si quis est, is mea sentcntia in bestiam degenerauitj cum nee ipse Luterus id praesumat. Absit igitur, ut ob rem tantillam desciscas ab eo viro, cui ' cum tibi arctis- sima fuit consuetudo, etiam priusquam Lypsius prodiisset in mundum. Haec dixerim, non quod raeis monitis tibi opus esse existiraem, sed ut noris^ quanto affectu cupiam, quamque ^ flagrantibus votis exoptem, ut mutua inter nos perseueret cha- ^ ritas. Oro, ut, si tieri potest, prorsus me hoc metu liberes. Bene vale, mi praeceptor colendissime. Raptim ex nostra ceUula primo die Mai. Anno 1525. Aus dem Cod. Hör. A. p. l-^i f. LXVIIT. 1525.2 Carolus Sucquetus Brugensis Martine Lypsio S. P. Non facile creda.s, humanissimo Martine, quantum cum uoluptatis tum corapendii hesterna iHa confabuhitio tua mihi attulcrit. Ea enim et aniraum .solhcitudinil)us non modo lassum, sed et obrutum paene refecisti et amicum, ut apparet, candidi pectoris mihi hu-rifecisti. Quicquid id est beneticii (summum autem est, mea quidem sententia), tibi acceptum fero. Quare cum aliis umhis nominibus me tibi liabeas obligatum, tum vero vcl hoc tibi sum arctissime 4^.uinctus. Interim, cum gratiam refen;e nequeam, habeo raaximam mittoque ad te literas animi in te mei testes, quem nnu liinc tantiim mctiaris, sed, quodj tibi procHuius est, ex tuo aestima. Adieci praeterea nescioj ' qui. 2 Cf. LXTX. Erasmus von Rotterdam und llartinus Lipsius. 761 fjuid mimeris." 8cio te illud esse indig'num, sed a quo sit profectum, .fttsi res ipsa in 'Speciem ' vilissima, diligenter, ob- secro, expcnde^ et nos tui amantissimos redama. Vale felieiter. Aus denr'Cod. Hör A. p. 125. Löwen. LXIX. 1. Mai 1525. Martinus Lypsius Brux. Carolo Sucqueto S. Nee voluptatis nee compendii tantum tibi conferre potnit nostra, qualisqualis ea fiiit, confabiüatio, quantum mihi solatio - tuae literae. Sed et hoc pkis habent efticaciae ac virtutis literae quam vcrba euanida, quo sohdiores sunt ac diu'abiliores. Non enim praetereunt, ut voces, quae simul ac prolatac sunt, ^ iam voces esse desierunt. Hinc est, quod Erasmus phis se utilitatis adferre credit orbi christiano, si scribat, quam si con- cionetiu'. Verum est igitur, quod dixi, inania mea uerba cedere tuis soHdis hteris. Quorsum itaque opus erat his adiungere donum idque haud penitendum? An decretum tibi erat nostram exigiiitatem opprimer«? Nam idonei non sumus re- ferendae taHoni. Phis satis profecto tibi fuissem obnoxins, etiamsi dumtaxat chartaceum munus accepissem. At nunc, quum me gemino premis dono, aut nihil aut parum certe milii relictum est spei. Sed cur me macero? Amicus est, qui vim facit et a quo vinci non est usquequaquam indecorum. Vides, mi Carole, quam aegrc his me angustiis cximo? At ferendum est non modo patienter, verum ctiam hilariter, quicquid infert amicicia, fateor. Interim tamen aequum est, ut operam demus, ne prorsum deprehendar ingratus, ut animus saltem tibi probe- tur, ceu cui recompensandi promptitudo non defuerit. Ne renne igitua- mihi, quod tibi a me tribui postulasti, hoc est: affectum dantis potius, quam ipsum donum attendito. Bene vale, mi Sucquete. Raptim festo Philippi et Jacobi apostolorum ex nostra cellula in collegio canonicorum Älartinensium Louanii. Anno 1525. Aus dem Cod. Hör. A. p. 125. ' Vielleicht sit zu ergänzen. 2 solatii? i i 762 Hoiawitz. LXX. 1525. Carolas Suequetus Brugensis Lypsio S. Non erat hoc animi mei institutiim, tcciim nitro citroqiie missitanclis muncribus certare, praesertim cum haec domi ab- unde habeas, sed eo me consilio fecisse persuasum habeas, ut araiciciam, quae rubiginem quandara contraxissc videbatur, istoc pacto renoiiarem. Cogis me ruborem, ut sie dicam, adire, propterca, qiiod et nostram nobis teniiitatcm exprobras et raunus, ne quid aliud dicam, certe delicatissimum exprobraticibus literis adiungis. Itaque iisdem telis te mihi liceat rursum impetere, quibus me hostiliter es aggressus. Ita tonas, ita fidminas. Quid enim mihi existimas fuisse animi, ubi tuas illas amanter -J mordaces legi literas. In summa dicam: visus sum mihi et nasum et dentes tuos agnoscere; usque adeo illa pungunt, quae de talione, quae de munere, quae de tui maceratione ingessisti. Desine, vir eruditissimc, tibi esse carnifex et rebus te serua melioribus. Quod si tibi decretum est in nos exercerc tyran- nidem, age quicquid volcs; nihil enim Sucquctum male habobit, modo fclicitcr charissimiis agat Lypsius. Caeterum quid tibi debeam video: nihil tarnen praeter pectus hoc tibi deditissimura polliceor. Cuius ut periculum facias, praesta, ut quam ocyssime detur occasio: interim me tuae uoluntatis puta mancipium. 8i tibi haud molcstum forc putem, istuc propcdiem vcniam et coram agani gratias. Bcne vale. Aus flem Cod. Hör. A. p. 1'26. Löwen. LXXI. löilö. Lypsius Saequeto suo S. P. Tuus aduentus mihi nuii(|uara non fucrit pergratus, aman- tissime- Carole : adeo n©s cepit indolis tuae probitas et optimo- rum moi-um eximius candor. Sed quam ob rem tantopere mihi gratias agere festinas? Si prior, si gratis quicquam impen- dissem. -tum ofHcii tui esset ciuiliter agnoscere exhibitum tibi Eiasmus von Rottertlani und Maitinus Lipsius. 7 DO beneticiiim ; nunc yl, qnod tibi iure a nobis debetur ', recepisti. Non est ig^tur, cur parum' opportuna"^ gratiarum actione nos oneres. Neque ctiam adeo stupidus sum, ut ignorem, quo animo, quic'quid a te actum est egeris, scd nee tu tarn es hebeti iiTöSiii^ ^^^ non animaducrtas, quid tibi a me vicissim ^ debeatiu'.^ Et tarnen, etiamsi pudor obstaret, victum me esse ingenue fassus sum et semper fatebor. Sed ut video, haud incruenta tibi fiiit haec victoria, siquidem, ut ipse seriptis testatus es, nee naso nee dente caruisse Lypsium es ° expertus : imo, ut uere quod res est dicam, nee t}Tannidis exercendae voluntas omnino defuit, sed successus destituit nos. Porro pectus illud tuum, ceu verae necessitudinis thecam suspicio, exosculor, amplector, Sucquete integerrime. Nee opus est, ut tui periculum faciam, veluti parum tibi lidens : nihil enim non facturum te in rem meam noui, si id necessitas postularit. Bene vale, amicorum candidissime. Ex nostra cellula altera Philippi et Jacobi. Anno 1525. Aus dem Cod. Hör. A. p. 1:27 f. LXXII. 1525. ' Jacobus Thomas, Supprior Collegii Canonicorum Thronico- larum, Martine Lypsio Bruxellensi S. P. Etsi ignotus tibi sim facic; Martine suauissime, egregie tamen animi tui dotes ex epistolis Erasmi nostri impressis mihi notissimae sunt: nee possum non amare, quem Erasmus amat tam efFuse. Tullium de legibus ad te dedi, docta quidem manii patris luliani, sed non e satis castigato exemplari de- scriptum. Verum huic incommodo facile (quod ipse legende comperies) subueniri potest. Tusculanas quaestiones typis ex- cusas utcunque a mendis repurgatas deprehendes. Fuit luliano nostro, cum in viuis ageret, cum doctissimo Erasmo areta ad- modum famiharitas. Caeterum dolens audio post Leum, Stuni- ' debatur. - oportuna. •* Nach vicissim ist a me wiederholt. ^ deberetur. '' ex. 7t)4 Horawitz. cam, Caranzara ' et HutteTium (non conteranenda certe nomina) prorepsisse Ottonem quenclam, olira Cartusianum^ mmc raari- tum, (|uippe Lutero deuotum, qui virulcntia Leum, conuitiis Iluttcnuiu supcrat." Tu si quid comperti habes, scribe. Indi- cem operura Tullianorura, quac apud nos sunt, si cupis, ad te dabo. Solet ^ enim gloriari noster lulianus omnia sc habere Ciceronis opera, quae quidem extant. Vale et utere biblio- theca nostra, ut übet. Si non grauatc admitteres, vellem ad mc dari Nazianzenura Gregorium, ab Erasmo tibi donatuni. Tterum vale et salutcni ex mc dices venerando uestro Priori loanni Arnoldo. Ex throne, sabbato post sacramenti. Aus (lern Cod. Hör. A. p. 128. LXXUI. lacobus Cortebachius Martino Lypsio S. Rediisset ad te cum hoc fVatre tuus Gregorius,' nisi ego •eum (quod cum venia tua factum velim) apud me detinuissem. i lam enim apud nostrum suppriorem gratus ac suauis hospcs esse desierat, ob id (|uod Graecus sit, ignotae nimirum et pcre- grinae hnguae, qua non magis delectari potuit, quam ad suauem j cantilcnam delectari solcnt surdi. Porro apud me, quamuis eodem ferme laborct incommonflo, tamcn non sum huius linguac tam rudis, ut omnino frustra mihi pcrindc atque surdo sit can- taturus. At |irniude te obsecro, mi IMartine, ut tam suauem liospitcm, cuiu.s leporc atque facundia unicc dclector, paulisper'' adliuc milii permittas, rediturura ad tc, dura iusscris. Si quid vicissim nosti apud me atque adeo apud quenquam c nostris, quod c rc tua futurum putas, libere raandarc ac pro arbitratu tue uti potcris. Ilis paucis vale, alias copiosius scribam. Nam ' Sanctius Caranza, Theologe von Alcala, der für Stnnica gegen Erasmus auftrat und dafür in der Apologia de tribns locis, Opera IX. 401 seq., zurechtgewiesen wurde, ohne dass sie sich doshalb verfeindeten. - Es ist Otto Brunfels gemeint (cf. A. D. Biographie); er starb 153-1. ^ Solebat? denn er war ja damals gestorben; vgl. epist. L. I. * Gregorius Nazianzenus; vgl. nr. LXXII. * palifper. Erasmus von Rotterdam und Maitinns Lipsins. 765 iit iam hoc iaciaui,^nuncius itineri accinctus non patitur. Quod tarnen eo c>»mtaxat pacto m'e facturum recipio, si et tu non- nunquam seril^ere non grauaberis. Viele quantum mihi de tua humauitate e' literis tiiis conccpta pollicear, ut ignotns ignotiim tarn negle^^o^jiepistolio ad hanc aXXrjXoYpasiav prouocare non verear. Ex Throne summa cum festinatione. Aus dem Cod. Hör. A. p. l-'S f. LXXIV. Martinus Lypsius lacobo Cortebacchio S. D. P. Vicissitudo scribendi, ad quam me extimulas, gratissima mihi sit oportet. Nihil enim, mihi decedet, sed meam tenuitatem et iuopiam tua fidciet abundantia et copia. Porro, quod meum Nazianzenum, donantis nomine mihi percharum detinuisti, tui causa feram Kbentissime. Siqiiidem nihil addubito, quin mirum in modum pectus tuum snaui carminum suorum modidatione oblectaturus sit. Caeterum, quid vir ille doctus iuxta ac pius lacobus Thomas, supprioris honore insignis, sibi de meo Na- zianzeno prius persuaserat, diuinare nequeo. Est mihi amicus quidam, apud quem non pauca magni huius theologi opera sunt in latinum versa. Öi quid herum illi fuerit cordi, insinuet nobis: non deero illins votis, nisi mihi defuerit perficiendi facultas. Dicis te alias copiosius scriptm*um. Idem ardentis- sime opto nee patiar te in totiim fraudari tuo praemio. Utinam vero mutua haec scriptio, iit non fictae amiciciae est argumen- tum, ita et verae pietatis fiat incrementum. Caeterum, quod iam pauca scribam, noster facit Erasmus, qui per literas a me petit sibi quaedam transmitti: ea nunc adorno. 8alutabis vene- randum vestri collegii priorem Petrum, lacobum suppriorem, Ludonicum Rolandum et Brechtanum. Aus dem Cod. Hör. A. p. 129 f. /DD Horawitz. Basel. LXXV. 24. Juli 1524. D. Erasmus Roterodamus suo Lypsio S. D. P. Dcmiror, ubi tiiao literae tain diu delitucrint. Nihil illis fuit gratius. Waltero ' tuo scripsi. (iuilclmus vidctur homo doctiis, candidus et sani iudicii, cui scripturus erara ; sed hie citius expectatione cocpit abire. - Scribam alias. Quac in Augustinura ex vetustis codicibus possunt traiisnotari,'' in charta, si designes editionera, paginam et versum. Ea si transmiseris huc, curabiraiis, ut aliquid pccuniae ad tc rcdcat. Nunc non vacabat plura scribcrc. Goclenio scripsi, ut emeret tibi para- phrases, si non haberes, Bene vale. Basilcae postridic lacobi. Anno 1524. Aus dem Cod. Hör. A. p. 130. Basel. LXXVI. 24. Juli 1524. D. Erasmus Roterodamus Waltero a Grauia Dom.inicauo S. Quid tu mihi ordinem exeusare ' niteris? Ego malorum mores bonis non iraputo et sub quanilibet nigro pallio exoscu- lor animum eandidum. Studiuni erga rae tuum, nii Waltere,'' sane quam lubens araplector. Caeterum nolim te, dum pro Erasmo depugnas aduersus homines insanabiles, paene dixeram insanos . tilti grauem conflare inuidiam. ITue ))otius enitere, ut eruditione solida, ut inculpatis moribus inuidiam vel vites vel superes. j\Ie mea fata nihil minus expectantem inuoluc- runt huiuK seculi tumultui : ac mea mihi peragenda est fabula. Tu, qui nondum ])rodisti in j)roscenium, vide, ut caute teraet a))pares theatro. Quod hortaris, ut tiat de j)araphrasibus, iam factum est, maiusculis typis et item minusculis. Bene vale. Basiieae postridie lacobi. Amt 1524. Au.s dem Cod. Hör. A. p. 130 f. ' Es ist der Dominicaner Walter a Grania, cf. iir. LXXVT. 2 Wol G\iilielmus Louaniensis, von doni spiitir Briefe folfjen. 3 Es fehlt notabo. * escusare. •" Waltero. " Erasmus von Rotterdam und Mavtiaus Lipsius. ioi Löwen. ^ • LXXVII. 1525. Martinas Lypshis lacobo Cortebachio, apud Thronicolas Canonieo S. P. D. Niliu"gratiiis accidere potuit, quam ut iuuenis hie tuo nomine ad nos veniret. Auebam enim tarn de tuis, quam caeterorum thronicolarum aequc ac tu studiosorum rebus et valetudine certior reddi. Nam quo minus liceat crebras ad vos scribere literas, tum commeantium raritas, tum negociorum moles in causa est. At nunc committere nolui, quin per ado- lescentem hunc non vulgari, ut apparet, necessitudine tibi iun- ctum aliquid scriberem, ne suspicareris nostram prorsus re- frixisse charitatem. Sed audacter dixerim nee locorum inter- capedo nee scnptionis raritas nee quiduis aliud studiis iunctos literarum diuellet unquam. Id tarnen non tam fidenter asseue- rarem, nisi de Cortebaccbio quam optime sentirem, quod sane dilectioni peculiare est. Porro de nostris occupationibus, si quid audire libet, adeo torqueor in Augustino repurgando tan- tumque taedii hie deuorare cogor. ut iam destiturus fuerim, nisi nouis literis me animasset Erasmus. Nouit vir ille incan- tamentis nescio quibus Lypsii sui ingeniolum quo vult defle- ctere, etiamsi non parum consoletur animum meum etiam in mediis laboribus spes, qua futurum conlido, ut Aureliimi no- strum nitidissimis tandem habeamus typis quam emendatissime excusum. Si beeret te tuiqüe similes in tam piis laboribus habere cooperarios, non quererer. At nunc res aliter habet. Caeterum de Erasmi reditu multis optato ' quanquam sint, qui sibi certi videantur, ego tamen nonnihil addubito. Kam alter famidorum ipsius nomine Hilarius, natioue Flandrus,- qui cum paraphrasi in Marcum profectus fuit in Galhas, nil aliud agit quam ut dominum suum illuc pertrahat. Adeo felix iüi fuit ea profectio. Aduersus hunc totis neruis contendit Liuinus ^ 1 aptato. 2 lieber diesen Hilarius, einen Mitschüler des Vives zu Paris (vgl. dessen Brief III. 716), spricht sich Erasmus zum Jahre 1528 sympathisch aus (cf. Mihi displicet quod agit aleteu etc.); zum Jahre 1532 (1456) spricht Erasmus von dessen angeblicher Reise nach Italien. 3 lieber Liuinus Algotius (Algoet) schreibt Erasmus 1525 (Op. III. 902) : ,Est apud me Liuinus cognomento Algoet, id est omnibonus: seruiuit 768 Ilorawitz. suadens, ut potius huc se recipiat. Vocor ad alia: nihil super- est, nisi ut meis verbis salutem dicas veiierando collegii vestri suppriori caelerisque, quos nostri aiuantes iiosti. Ne segniter luic in re tiio fungaris officio. Scribe, si (juae fama vulgante nosti Germanica noua: ad nos nihil perfertur ob magistros nostros. Recte ualebis, mi lacobe. Ex nostra cellula festi diiii Pohcarpi. Anno MDXXV. Aus dem Cod. Hör. A. p. 131 f. LXXVIII. lacobus Cortebacohius Lypsio suo S. P. D. Quoties ad te scripturio. Martine charissiine, ut non du- biteni, quin iam pro officioso molestus f'ueriiu futurus, si animo "^ ad scribendum propenso nuncii üemper ociique opportunitas ' respondisset ! Non defuerint quidem nonnunquam interiui, qui a nobis isthic comuieabant, sed malo semper oinine accidit, ut tum maxime se nobis ocii penuria obtruderet, quum nunciorum copia commodissime .se obtulissset. Alioqui non prorsus iufeh- citer, tametsi praeter opinionem accidit, quod non tarn frequenter hactenus scribere vacauerit, quam tibi in meis literis fueram comminatus. In eiusmodi enim, ut tua testatur epistola, versaris laboribus, a quibus citra publicae utilitatis iniuriam te quis- quam auocare non possit: tantum abest, ut meis nugis fueris auocandus. Nam ego plane hos labores, - quos te summa cum alacritate, nee dubito, quin j)an etiam felicitate, in restituendo mihi plus «^ninque annos; in Ininc uelim transferri peusionem, si quid nobis accideret Immanitus. Et ost alio(iui iimenis bona (Hiajiiani fortuna dignus. Sic prol'ecit in iitra{iue liiif^ua in bonis literis ac disciplinis, ut ine praecurrat. Denique Gandaui natus est, ut hoc ad commenda- tionis cumulum addiiciam.' , Facies mihi' schreibt er an Peter Barbirius, ,rem uehementer gratam, .si hoc quamprinium expedias.' Wie viel er auf iJln hielt, zeigt er in der eingehenden und sehr väterlichen Epistel, in der er ihn an den Carinus als besten Genossen verweist und unter andetem schreibt: ,qui te semper habueriin non famuli, sed filii loco Certe äuget (|niM|ne exjjectationem multornni, (piod cum Erasmo familia- ritfr connixpris' n s. w. (III. .546). ' oportnnitas. ^ libros. Erasmns von Rotterdam und Martinns Lipsius. 709 Augustino ^lostro impendere scribis, publicae studiosorum utili- tati adeo p^of'uturos iudico, ut etiamnum paene religio mihi sit ad te scribeiv, quod vel taiitillum te ab opere tarn necessario aiiocare perTiuiescam. Nam Augvistinus noster (vel inuito Erasmo), quod ad^jü-ii«!* ehristianam theologiam attinet, inter omnes ve- teres theologos omniiim maxime dignus est, cuius ratio habeatur minimeque sinatur, ut ob alienam inscitiam, quae se viri huius hicubrationibus eftrenatissime immiscuit, apud verae theologiae Studiosos diutius male audiat. Nou dubito, quin mecum sentias, dum integi-o iudicio legis ipsius opuscula, specie quidem minuta, verum eruditione magna, de spiritu et litera, de lege et gratia, item contra Pelagianos, caeterosque eiusdem farinae libellos, in quibus mihi tam pure apostolicum spiritimi assequi videtur, ut vel hi soli non ambiguam mihi faciant lidem, quod multa gnesiis Augustini operibus adcenseantui-, quae uel pseudepigrapha sint vel maxime vitiata vel certe ipsi Augustino in re christiana admodum neophyto sint conscripta. Sed de his omnibus aui- dissime praestolamur tuum iudicium. T.epl -wv rep|j.avixwv xa-.vwv, ' quae in literis tuis audire postulabas, non habeo quid scribam. Non quidem, quod omuino nulla sint, SuCk-j. o'.i -rob?- (l^sySoStoa- cr/.xAO'Jc tob; T,[).zi:ipo-Jz , qui istic ut audio, quod ad haec studia attinet, cj7.o©avT'.-/.Y;v sacrosanctam strenue profitentur. Alioqui nondum satis intelligo, de quibus tu Y.oc'.voiq loquaris. Ac proinde ne me veluti sorex ipse prodam,^ malo nihil in praesentia de illis agere quam ea respondere, quae ad stomachum tuum minime forsitan essent futiu'a. Expecto igitur dilucidiorem hac de re noticiam. Alioqui non tam parua est apud me de tua humani- tate opinio, ut non omnia mihi apud te tuta pollicear: neque sie mihi conscius sum, ut pectoris mei arcana piis iuxta ac truditis aperire verear. Bene vale, frater in Christo dilecte. Ex nostra cellula in festo sanctae cnicis. Quae in his literis y.£y.pu[x- [j.£va desiderem iis, qui ad calumniandum facti sculptique videntm-, non ignoras. Aus dem Cod. Hör. A. p. 133 f. ' Es sind wohl die Lutherischen Angelegenheiten gemeint. 2 T0\c. 3 Ter. Eunuch. V. li, 23 (10-21}. 770 Horawitz. LXXIX. Martiiius Lypsius Bruxellensis laeobo Cortebachio S. Literas tuas noii semel legi, lacobe dilectissime, quarum et siiauitate et elegantia sie affeetus sum, ut id exprimere non queam. Primuiu te mihi purgas, quod ceu pollicitationis tiiae parum memor non scripseris, asserens molestum etiam te fuisse futurum, nisi nuncii pariteu et ocii opportunitate ' destitntus fuisses. Apud me certe lioe excusationis velamento minime opus erat. ■ Experimur enim quotidie, quam non sit homini in manu auimi votis respondere per omnia. Siquidem animus suo impetu sae- pissime fertur ad ea, quae cupit: at carnis sarcina nunquam non deorsum trahens plurimis etiam obnoxia est necessitatibus. Quanta hinc nobis molestia, quae discordia, qualis lucta, Hei quoties'^ ingemiseere, quoties conditionis nostrae calamitatem de- — ploramus. Dehinc de nostris laboribus magnifice sentis. Verum id maestitudinem potius, quam gaudium milji gignit, propterea quod non tarn feliciter succedit coeptum opus quam velim. Et quid mirum, cum vix unus apud nos sit, cui Augustinus eordi sit, quantum tarn inmiensi operis ratio postulat? Quo pacto igitur ego imbecillus homuncio tantis ferundis laboribus par esse queam? Sed et exemplaria desunt. Denique quod bis Omnibus molestius est, pars exantlatae operae nesoio quo casu periit, ut ex Erasmi literis intelligo. Ilunc enim castigatorum arbitrum feci milii diftidcns, sed quae misi non recepit. Verum in tantis diftieultatibus et euentu sinistro erigit animura meum^ quod videam non umnino frustra nee prorsus inteliciter in hac harena versatum me esse, lam expertus sum, quam foedum, quam mutilum, quam lacerum liabeamus Augustinum. Proh quam deprauatam repperi musicam. Quam truncum, quod pluri- nnini demirabar, commentariohim, quo ejnstolam ad Romanos -^ cxplieat, cuius initium ^Sensus hi sunt^ et cet. Nam ut de mendis sileam ferme innumeris, nuntT^aliquot verba, nunc unus atquc item alter versus, nunc paene totae praetermissae erant sen- tentiae. Oaeterum (juod |)0st liaec affirmas, multa eruditissimis ' oportiinitate. '^ quoties est? ' Rhomanos. I Erasmas von Rotteidain und Maitinus Lipsius. ^ ^ 1 Auo-ustini *)peribus adnumerari, quae phrasis ipsius non esse declarat, v^rissimum est. 'Sed ea dinoscere non adeo magni tuerit negocii." Aliud quiddam est, quod cum in aliorum, tum in buius eximfi viri operibus factum dolemus. Quaedam mediis illius scri^f6*i-ffiserta sunt ab audaculis et indoctis. Haec resecare indignum clamidabunt ii, qui recto carent iudicio. Si forte neges id esse factum in tanti viri libris, unicum proferam locum, in quo id factum ipse fatearis. In epistola Paulini ad Augustinum, quae est numero quinquagesima octaua, in ipsius epistolae me- dio ineptissimam interseruit etymologiam nominum apostoli et prophetae nescio quis, propterea quod de apostolis ac prophetis prius mentio facta erat. Ut enim, inquit, ad vim termini pro- ticiscar, apostolus Graecum dicitm- ab apos, ' quod notat aug- mentum uel praeeminentiam, et stolon, quod est missio, quasi praeeminenter missus ad augmentationem scilicet fidei catho- licae. Et post pauca: ,propheta' autem, inquit, ,a pro id est procul et for faris, quasi quae sunt, enint vel fuerunt, locu- turus. In promptu esset et alios adducere locos, si id res postu- laret, sed hunc tibi sufficere arbitratus sum. An haea scripturus erat doctus ille Paulinus tanto episcopo? De aliis libris a me castigatis nihil dicam, ne videar mei ipsius esse velle tibicen. Utinam uero tu quoque, mi lacobe, nonnihil confen-es in me- dium et non solum spectatorem te exbiberes- fabulae. Nam et tu non minus atque ego Augustiniani instituti professor es : nee tu minus ac ego eins erüditionis et admirator et amator. Si unquam, certe nunc tempus est conferendi, discutiendi, resti- tuendi, corrigendi, potius quam laudandi. Neque tam auidus sum gloriae, ut eam nondum debitam praeripere gestiam. Postremo de Germanicis nouitatibus agis, sed ita, ceu parum fidens ob calumniosos, ut malis in totum de illis silere. At ego de libris sensi : iis Luteri et Luteranonim odio sie insidiantur, eos sie execrantiu", ut nee bonis et ab hoc veneno alienis pateat aditus. Nam quae fama spargit, inuitis omnibus nusquam non imimpunt. Saluta quaeso mea causa singulatim illos, quos Hterarum amor adamantinis nexibus mihi coUigauit et vale. Aus dem Cod. Hör. A. p. 135. 1 apos (am Rande t); es ist x'.tzoc gemeint. 2 ehhiberes. Sitzangsber. d. phil.-liist. Ol. C. Bd. U. Hft. ÖO t ("2 H i> ra \v i f z. Basel. LXXX. 11. Februar 1525. Desiderius Erasmus Rotei'odaraus suo Lypsio S. D. Nee doctrina christiaiia ' nee Genesis castigata ad me peruenit nee ca, quae tradidisti Goclenio. Tantum quod Liuino tradidisti accepi. Mundus nunc plenus est erronibus et imposto- ribus, quos nobis offundit noui euangelii libertas, quo magis cauendum. Resignantur, intereipiuntur omnia, Libros de musica ^ et Genesim et alia quaedain babebam castigata, sed ex alio opinor exeniplari, quam tu usus es. Itaque non periit opera tua. Dorpius habet libros de Trinitate '' castigatos in meo co- dice : nee possum ab eo impetrarc, ut saltem ea mittat, quae ex lemblaeensi ^ exemplari, quod mihi missum erat, annotauit. Age hoc per Goclenium. Ciuitatem vides editam per Viuem.-^, Ego castigaui Hbros in Faustum, rehqua tu prosequere. Nee mittito singuhi fragmenta, imo ne quid mittas ante pascha; nam forte adero isthic proximo vere. Et sine mea censura nihil potest Frobenius. In paraphrases si quid annotaris, erit gratissimum; cuperem enim hoc opus undique absolutum esse. Si cupis libros, Frobenius libentius dat libros, quam pecuniam. Si mauis pecuniam, dabitur opera, ne operam prorsus inanem sumpseris. Accipe rem nouam. Est hie collegium rogularium sancti Leonardi. Sub purificationem omnes simul cum priore exuerunt habituni.'' Yinunt tarnen ibi qui uohmt, inutata ueste. ' Dog-matisches Werk des Augustinus: De doctrina cliristiana 11, IV. (.397 bis 42G geschrieben). - Sechs Bücher de musica, eiu ßruchstiick eines encyklopädischen Werkes des Augustiu. 3 Fünfzehn Hüclier von Augustin, während der Jahre 400 — 410 verfasst. lieber diese Bücher schreibt Erasmus schon 1517 an Godenius (III. 267): Vix credas, quam infeliciter acciderit, quod non saltem per Nicolaum miseris Angustini libros de Tprnitate apud Dorpium collatos. lara enim Frobenio feruent quatuor jjraela. quibus fortassis accedit unum aut alterura. * Für Gemblacensi. '•> Von Vives (coninient. iilustr.) Basel 1522 herausgegeben, vgl. die Vor- rede zum Augustinus (auch 111. 1252): ... In hac portione (de Ciuitate Dei) nihil est nostrae indu.striae, (piod haue pruuinciani, iiortatu meo, sibi proprie sumsisset nir apprime doctus loanne» Lodouicus Vives. '' Am Rande nota y. Eiasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. ll6 Magistratii^s dat giiio-ulis florenos sexaginta, priori paulo plus. Neque qiWfequam haec mirätur et uietuo idern passim futurum. Episcopi coivspiraruut, ut saeuicia rem colierceant: at vereor, ne parum-'sint profeeturi. Aliis remediis opus esset. Saepe moneo:^^l>fetebuntur me non temere monuisse. Pignus mutuae beneuolentiae, quod misit prior vester, loamies Arnoldus, mihi fuit gi-atissimum. Dices Waltero Dominicano, ne quid temere scribat; est enim seculum pestilentissimum. Si opus erit, ac- cipies a Goclenio quatuor philippieos; interim agam cum Fro- benio. Bens vale. Basileae tertio idus Februa. An. 1525. Aus dem Cod. Hör. A. p. 136 f. LXXXI. 16. Mai? Guilelmus Louaniensis Martino Lypsio S. Etsi mihi facie ignotus es, vir doctissime, non tarnen fama et nomine. Imo eruditionis opinione usque adeo mihi cognitus es, ut in praesentiarum nonnihil veritus sim haec ad te scribere, indignum existimans meas ineptias tibi viro ornatissimo ob- trudere. Sperans tamen coniunctam eruditioni humanitatem et eo te animo esse, ut non dedigneris etiam parum doctis morem gerei-e, in iis praesertim, quae spectant bonas literas, ausus sum nunc in literario quodam negocio tuam expetere operam. Auxit uero liduciam virgo haec Anna, dilectae genitricis meae alumna, quae tui qualemcunque habens noticiam suis maxime verbis ad scribendum me animauit. Et ne diutius te detineam, quid velim paucis accipe. Est nobis ind^x quidam diuersarum bibiiothecarum tali industria et ordine digestus, ut cuilibet quempiam quaerenti librum f'acilhme pateat, quo in loco repe- riri possit. Ibi signatos reperio Petri Rauennatis ' episcopi 1 Petrus von Raveniia, berühmter Juri.st des angehenden sechzehnten Jahrlmnderts, der in Cöln 1506 — 1508 lehrte, von da aber wieder nach Italien zog (vgl.Ennen, Geschichte der Stadt Cöln, IV., S. 95— 102, Jannsen, Gesch. d. deutschen Volkes, I., S. 73 f.). lieber sein Verhältnis» zu Ortuin Gratius cf. Keiehling's Recension der Denkwürdigkeiten von Nordhoff, Reichling's J. Murmellius, Freiburg 1880, S. 118, n. 2., und besonders Muther, Aus dem deutschen Universitätsleben. Murmellius schrieb ein Lob- gedicht auf ihn, die Silua in Petrum Rauennatem 1508 (Reichling a. a. O. 144) und 1509 (ibid. 145). 50* i 74 Hora wi t z. j^ei-muueö de tempore nimieru 170, quonim praetatio hoc scribitui' habere exordiiiui : ,Beatu;s pontitex Petrus' et cet. Serino primus de duobus fratribus sie mcipit : ,Plodie nobis dominus' et cet. Ultimus sermo hoc fine clauditur: ,Surgit in gloria.' Et hi dicuutur esse in bibliotheca facidtatis ' (ut uocant) artium aca- demiae nostrae Louaniensis, quod nee te forsitan latet. Si vero certi nihil habes, arbitror tua solJicitudine id facile inquiri posse, quod ut facias etiam atque, etiam rog'o. Si Ubrum videre contigerit aut certo tibi constiterit eum ibi esse, me quoque precor de hoc certiorem reddere non graueris. Habemus siquidem ah- quot iUius viri sermones, quorum lectione nonnulH fratrum nostrorum admodum delectantur: et forsitan omnes describere- mus, si exemplar ilhid impetrare possemus, modo non nimium sit vitiatum ac mendosum. Si literis tuis potiundi Hbri spem mihi feceris, pariter et a quo petendus erit, doceri velim. Deinde an syngrapha per priorem aut procuratorem scripta possit obtineri vel potius amici cuiuspiam in academia com- morantis intercessione opus erit. Vellem praeterea, amantissime trater, de humanis literis ac studiis quibusdam tecum agere, sed nolo iam nunc pluribus tibi molestus esse, modo adhuc unum quiddam ex superabundanti confidentia adiecero. Scire velim, utrum Saxonis Grammatici praeter Danorum, quas con- scripsit historias,2 adhuc alia apud bibHopolas impressa repe- riantur opuscula. Historias quidem habeo, sed et alia eum sci'ipsisse indicauit vir quorundani iiulicio doctus et tibi, ni fallor, saltem ex literis notus Gerardus Nouiomagus,^ qui trans- actis nuper dominicae passionis ac resurrectionis diebus apud nos fiiit, una cum reuerendissimo suo domino Philippo a Bur- gondia, Traiectensi episcopo, cui a sacris deseruit, quocum dulce ' Statt faculta Lücke, in welcher (ut geschriebeu war, das später getilgt wurde. Dass facultatis zu si-lireiben ist, zeigt Brief LXXXIl. ^ Ueber Saxo Grammaticus Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen j). 454 und Potthast. 3 Gerard Geldenhauer von Nimwegen (Nouiomagus), Freund des Erasmus, 1517 zum Dichter gekrönt, Vorleser und Secretär des Bischofs von Ut- reclit, Pliilij)]} von Burgund, überwarf sich aber, da er 1526 zu Luther hielt, mit ihm. 1531 wurde Geldenhauer Professor der Poesie in Augs- burg, l.'j34 in Marburg-, er .starb 1542. Ueber Erasmus' Polemik gegen ihn unter Anderen Hess. II. 310 f. Erasmns von Rotterdam und Martinus Lipsins. 775 mihi collo^uium ^ grata familiaritas fiiit. Si quid certi de his nosti, age pro tiia humanitate, uti confido, ut et ego certior fiam. Vale integerrime et animo meo dilecte frater. Ex Viridi valle ' 17 calend. lunias. Aiwu^«»«f*^Cod. Hör. A. p. 137. Löwen. -LXyk.X-ll. Martinus Lypsius integerrimo D. Guilelmo Louaniensi Viridisuallis in Zonia Canonico S. D. Nescio, quam mihi famam quamue narras eruditionem, ego nee arrogo mihi nee agnosco. Si epistola me ciuiHter moneret aut utiHter doceret, gi'atior esset. Neque tarnen cum haec dico, prorsus ab ea quam mihi trihuis humanitate ahenus haberi vehm. Tu vero interim sagaciter agis, qui in Annam genitricis tuae neptem reiicis culpam, satis diuinans, quod in- deconim mihi ducerem, si cum virguncula pudente uel ex- postularem uel rixarer. Verum, ut ad rem veniam, non eundum mihi est ad bibliothecam facultatis artium pro libro, quem petis ; nam eum nobis exhibet nostra bibliothecula. Si persistis in sententia, agam cum nostro suppriore Hieronymo, ut per men- ses aliquot vobis usui esse possit. Porro Saxo Grrammaticus ex eniditorum amicorum colloquio tantum innotuit nobis satis- que cognita mihi est Danorum historia. At bibliopolis huius academiae ne nomen quidem ipsius innotuit: tantum abest. ut de caeteris eins lucubrationibus quicquam norint. Opinor tarnen verum esse, quod Gerardus Nouiomagus tibi retuHt, taliter qualiter mihi notus, nempe ex una atque altera epistola, quam scripsit Erasmo. Caeterum tu, mi Guilehne, si mihi vicissim cupis gratificari, mitte ad nos exemplar vestrae bibliothecae Augustini de döctrina christiana certioresque nos redde, num et alia vetusta vobis sint vohmiina. Et ut ahquando finem faciam, oro ut ofticiose meis verbis salutes venerandi coUegii vestri suppriorem Bartholomaeum Meerbekanum et Arnoldum 1 Berühmtes Augustinerkloster im Zonia-Walde, der .Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer geweiht, wurde einst Groenendal genannt; vgl. Sander II. 16 ff. 7 { (J Hora wi t/.. Wintcrium,' i'uiu quibuts maiore t'nu-tu de liumanis !>tudiis, quotiescunque libuerit, agere poteris, quam si nobiscum tra- ctares. Verum hoc unum tibi persuadeto, me haud quaquam fuisse commissurum, ut tu nos anticipares in amiciciae ratione, si tuus ille candor (ut caetera dissimulem) mihi, ut nunc, ita et prius cognitus fuisset. Valeto itaque feliciter, mi Guilelme ex animo dilecte, et scito me prorsus esse propensum ad ob- eundum, quicquid poposint. Verum ego haec Ulis non inuideo. Fruantur suis deli- ciis habeantque iuxta paroemiam similes labra lactucas."- Me certe, ut libere tibi atque ex animo fatear, magis demidcet unicum epistolium, tua manu characteribusque illis et ociüis et animo meo gratissimis exaratum, quam illius farinae quicunque liber, etiamsi e plurimis ' daretur optio. Tu itaque, mi Martine, hunc codicem vide et, si tibi, quod opto, placet, utere eo, quamdiu libet. Quod ad sermones Petri Rauennatis attinet, nunc illos non desidero, quia non liceret mihi nunc per ocium euoluere illos. lam enim alia sunt in manibus, quibus ita de- tineor, ut haec ad te scribere vix potuerim. Cimi opportunum ^ fuerit, scribam pro his ad te, ut eos mihi a suppriore impetres, nisi forte necessarium iudicaueris ad ipsum potius hac de re Hteras dare. Quod Saxonem scribis ex eruditorum tantum colloquio tibi notum satisque notam Danorum historiam, couiecto illam gentis illius historiam, quam ipse Saxo conscripsit, tibi adhuc incognitam. Quam si legisses, multo tibi notier Saxo esset, quam ex amicorum relatu, imo quam si facie ipsiim vi- disses hominem. Ita profecto diserto scribendi stilo, ingenii atque adeo animi sui (quae longe potior hominis pars est) vi- uam, ut ita dixerim, depinxit imaginem. 8i tibi nouus esset is liber minimeque adhuc visus, mitterem eum alio tempore, modo gratum tibi id futurum scirem: nam mihi fortasse etiam com- modum foret et utile. Posses enim apud notum tibi quempiam • ausum. - Eigentlich similes habent labra lactucas. Erasm. Proverb. 386 D. ^ plurimus. * oportunum. 778 Horawitz. historicae rei studiosum perquirere, anne historiamim aliquid, si non eiusdem certe vel alterius authoris esset, tali forma, ut huic apte coniungi posset. Necdum enim compactus est über, qui videlicet ea sit quantitate, ut adhuc quippiam materiae formaeque non disparis addi malim. Sed iam vale, mi suauis- sime ac doctissime Martine. Multa quidem adhuc alia sunt, de quibus tecum agere velim, sed non es pluribus grauandus. Erunt, scio, ista plus satis molesta. Ut enim librum tibi gratura fore contido, ita plurimum vereor haec mea scripta tum proli- xitate, tum barbarie tibi oneri futura. Sed parce quaeso vitio utrique, hoc est ineptiae et loquaeitati, quod certe factiu'um te non despero: tantura mihi coniidentiae est de innato tibi can- dorc et beneuolentia minime vulgari. Cuius cum iam pridem coniecturam fecissem, haud quaquara, ut patuit, falsam, tu etiara literis tuis indubitatam certamque mihi fecisti fidem. Age ita- que, uti confido, et quicquid id est ineptiarum boni consule teque vehementer a me amari ne dubita. Timm proinde Gui lelmum etsi indignum atque immeritum vicissim ama. Ex Viridi valle in sacra vigilia diui loannis Baptistae. Aus dem Cod. Hör. A. p. 141. Löwen. LXXXIV. 13. December. Martinus Lypsius Bruxellensis suo Guilelmo S. D. Accepi Hteras tuas, Guilelme suauissime. Eas non modo patienter, quod ambire videbaris, sed et libenler legi, idque semel atque iterura. Dchinc ciim volumen quoque cernerem abs te missum, dictu mirum, quanto gestierim gaudio. Sim\d enim et votis meis cumulatissime satistiebat et Erasrai mei dulcis in meo pectore i-enouabatur memoria. Et o te virum bonorum omnium amore dignum, qui tarn germano Erasmum nostruin celebras encoraio. ^erura quod multis vestrnin lii libri nauseam mouent, apud mo nouum non est: nee tibi, rai Guilelme, mirum videri debet, cui ut opinor iam compertum est optima quaeque paucissimis placere. Tam ut ot de libcllis, quoruni niilii texis clenchon, dicam, nollcm te cuiuis ac citra delectura et tcmere censiu-am animi tui raanifestare; grauem enim tibi conflares inuidiam et o.dium ac turbam concitares. Erasmus von Rotterdam und Maitinus Lipsius. 7 ( 9 Attamen, |i quos, forte sanabiles reppereris, non verebor tibi esse autorViit illos ad sublimiora inuites et, si potes, illis per- äuadeas melioribus stiidiis nauare operam. Neque tarnen video, quid te mouerit, ut de meis neniis scriberes: ,Ego certe magis afficior \iaiui*"^pistolio manu tua' et cet. Puduit me mei, cum haec legerem. Absit enim, \xx vel illos, qiiorum recensuisti libellos, adeo nauci faeias, ut illis minutias meas, quae nullo dignae sunt honore, praeferas; nam et a me quoque illis suus habetur bonos. Kon maliciose aut procaciter obiieiendos aut contemnendos, sed prudenter salubrioribus posthabendos censeo. Ut enim veteris Instnimenti libros postponimus iis, quos ' Chri- stus, sanctae nouitatis autor, nobis tradidit, ita et hos et alios eiusdem farinae libellos egregiis illis clarorum vironim monu- mentis posthabemus, non quidem aspernantes contumaciter, sed rectae rationis dictamen sequentes. Ibi diuina diuinis , hie biimana humanis praeferimus: neque tamen horum quicquam contumeliose reiicimus. Sed ut tunc crassus ille ludaeorum populus Mosen suum mordicus tenens Christo et apostolis legem antiquantibus obstrepebat, ita et nunc religiosi parum ingenui huiusmodi opuscula arctius, quam par sit, amplectentes nobis reclamant. At si roges, quid in totum de istiusmodi libellis sentiam, audacter dixerim. Quemadmodum lex illa imperiosa, quae euangelicae doctrinae non famulabatur, ludaeis noxia fuisse noscitiu-, sie et libelli isti, nisi gradus quidam fuerint ad vetenim sanctae ecclesiae doctorum scripta, potius superstitiosos reddent sui studiosos quam pios. Sed ad aha transeundum. Sermones illi Petri Rauennae episcopi, ubi voles, ad te venient. Porro de Saxone iam tibi satisfactum rebar, sed secus habere tua me docet epistola. Sic enim scribis: ,Coniecto illam gentis illius historiam ab ipso Saxone conscriptam tibi adhuc incogni- tam.' In meis ad te literis, opinor, fassus sum mihi nondum visam viri ilHus historiam, vere^ tamen ab amiculis quaedam acceperam, ab iis, quae tu scribis, non multum discrepantia: siquidem non aho nomine illum mihi laudabant, quam quod Danicae gentis historiam erudite conscripserat. At nunc vidi opus ipsum tantopere abs te laudatum, Badianis typis haud ' qu (Easur). - verum? 780 Horawitz. indilijieiiter cxcusum. ' Eiu^; libri domirm.s .simiil cum illo con- cinnari curarat Ainionii - cuiusdam Benedictini de Francorum gestis chronica. Verum is autor, ni mea me fallit opinio, non multum tibi placiturus est, quod cultioris literaturae prorsus sit expers. Nam et Badius ipse quamuis cum suo dip;natus sit prelo, tarnen vere illum potius quam eleganter scripsisse asserit. Verum ne diutius te utilioribus addictum negociis detineam. mitto bbellum hunc, quem nobis inclyta transmisit Germania, non ut 60 me liberem aere alieno, sed ut noris, quod conscius mihi sum mviltis nominibus me tibi esse obstrictum. Nequeo tamen mihi temperare, quia alterum ilhid volumen petam, cuius in tua epistola mentionem fecisti, quod utinam breui mittere liceat. Spero te facturum, quod postulo. Superest, ut magis magisque obfirmes animum in earum Hterarum studio, quae te non modo peritum, sed etiam pium reddere queant. Bene vale, frater ex animo dilecte, certoque tibi persuade nos tibi in ami- ciciae arena nunquam cessuros. Ex collegio Martinensi 13. de- cembris. Ans dem Cod. Hör. A. p. 14i^. LXXXV. Guilelmus Louaniensis Lypsio suo S. P. D. En tibi, doctissime atque ornatissime ]\[artine, aJterum, quod postvüasti, vohimen, priori tarn consimile, ut vix ouum ouo simiHus. Utere eo, ut hbet, idque diu satis et ad satietatem usque. Nam in alio remittendo nostram praeuenisti opinionera vereorquc te illo minus üdenter nee satis pro voto usum esse. Quod si •' est, redil)it ad te, quando voles. Interim vero rairum dictu, quantum mihi gratulor, quod habeam, quo tibi utcunque possim gratiticari. Et vere gaudco ac supra quam crcdi possit ' Ausgabe von löl l. 2 Offenbar Aimoinus von Fleury ans doni Anfange des eilften Jahrlmn- derW, der unzuverlässige Compilator, Wattenbacli 1. c. 260. Die im Text citirte Ausgabe erschien unter dem Titel: Annonii monachi Ben. . . de regum procerumque Francorum origine gestisque .... usque ad Phil. Augustum libri V. (stud. Parvi) Paris. Ascensius. 1514. fol. 3 Sit. Erasmus von Kotterdam und Martinus Lipsius. ^81 iucundum löihi est •in tarn munerosa supellectile librorum, qua nostra bibliotheca onerata est verius quam ornata, vel duos in- ueniri, qui tibi possint esse usui. Quanquam in hac parte pro tuo magis commodo gaudendum sit quam de meo ofiieio glorian- dum. NÄJfro^ enim (ut vere atque ex animo dicam) bis com- munibus et ad me non proprie pertinentibus meo in te affectui satis tieri ' sentio. Optarem potius eam mihi faciiltatem, qua mei iuris aliquid in tuas beeret usus impendere aut mea opera quicquam tibi praestari posset. Quod cum omnino non sit, ne- scio quid tibi in mentem venerit, ut non contentus amicissimas scripsisse literas mihi auro gratiores insuper eleganti me vohieris donare bbello. Kam quod tu praetendis (ut tester, inquiens multis nominibus me tibi obstrictum), quam nihil habeat rationis, ipse non ignoras. Poteras certe paucis immutatis veriorem multo rationem dare, si, ubi dixeras ,non ut eo me liberem aere alieno' addidisses continenter ,sed ut eo te mihi reddam obstrictum'. Vtcumque sit, libellus ipse cum per se gratus, tum uel hoc no- mine mihi gratissimus est, quod a Lypsio meo missus sit. Caue tamen quaeso posthac tale aliquid factitare et meo in hoc con- sule pudori, qui par pari referre non queam. Scis enim in silua bibhopolas non esse et fasciculos hie vendi. non libros. Abunde mihi gratiticaberis, si, ubi noui quippiam emerserit, tuis me literis de titulo et authore certiorem reddere non gi-aueris. lam ut nihil aliud facias, gratiam mihi praestas longe maiorem, quam ego vel meritus sim vel mereri possim, quod me ornatissimis tuis literis dignaris, quibus haud minus indignum me fateor, quam est asinus amomo aut sus bene olenti croco. '^ Digni sunt illis, qui pari ingenio praediti et eloquentia non inferiores ex aequo tibi respondere possunt, a quibus quam longe absum, tu probe nosti iamque satis compertum habes. Atque ut haec ego de me meisque ineptiis non minus -vere quam ingenue testor, ita tu modeste quidem, sed nimis iniuste literas tuas (in quibus meo iudicio lepos Atticus est) nenias facis. Quod tamen patiar dici a te, sed humilitati tribuerim, non veritati. Quis enim, hoc quaeso te, alius dixerit? Nemo sane, qui eas vel summis, ut dicitur, labris gustarit, nisi forte nenias vocaret etiam Eras- 1 satisferi. - Erasm. Proverb. 199 A. 782 Horawitz. mus. Audiam, modo se fateatiir huiusniodi n^niis in tui amorem olim tuisse pellectum. Neque enim tarn obesae naris sum, ut non intelligara. quid in Lypsio suo amarit Erasmus, quod et ante diuinabam, fateor, cum nihil adhuc tuarum vidissem litera- nim, nee tum aliud mihi praesagiebat animus, cum audirem tibi familiärem cum illo consuetudinem esse, quam literarum vel maxime gi'atia tam felicem inter vos coiisse amiciciam. Tun' igitur literas tuas, meras omnino elegantias et veras cordis mei delicias, has tu, si diis placet, nenias appellabis? Sed de his iam plus satis. Mones ,ne cuiuis ac citra delectum mani- festem animi mei sententiam' et cet. Verum id tam amice facis ac dulciter, ut verba ipsa veri amici dulcem testentur affectum. Quem ut vere grato amplector animo, ita quod vere res est non dissimulo. Si bene tibi notus essem et pectus meum ita posses perspicere, ut hos apices intueris, scires profecto, quam- non fiient necessarium hoc monuisse. Non sum (mihi crede) hac in re tam praeceps, ut tu forsitan arbitraris. Mouit te. reor, quod ignoto prorsus et nunquam mihi viso homini nihil cunctatns anirai mei iudicium tam facile indicaueram ac proinde talem me credebas apud alios, qualis vidcbar apud te. Quod quam longe aliter se habeat, utinam, mi Martine, nosses. Si- quidem in opinione tegenda et supprimenda animi sententia, plus valeo (dicam forte aiTOgantius, sed tamen vere), quam c'uiquam persuaderi posset. Quem certe morem genuina qua- dam naturae ratione satis mihi familiärem sentio, cum in Omni- bus, tum potissimum in istis atque huius generis rebus, quae (ut vere seribis) nihil authori referunt praeter odium et inuidiam. Non quod haec magnopere timeam, sed quod a natura ita sum institutus, ut nolim de hisce rebus cum quoque raortalium di- gladiari. Tarn raultis iam annis hie versor, inter eos, quibus non alia sunt studia, quam ea, quae alicubi tibi recensui: tamen hactenus me nemo audiuit vol trihus uerbis de his disserentem. non ob aliud sane, nisi quod^(ut tuis utar verbis) sanabiles non reperio et id me apud istos fnistra nulloquc fructu sciam factu- rum. At tecum mihi longo alia ratio est. Verum hac do re nunc dicam nihil, quod me istius iam iamque pudeat gannüitatis. Serraones Petri Rauennatis non peto iiec petam, donec ocium obtigerit ad hoc necessarium. Quod an aliquando dabitur haesito: ita in dies accrescunt occupationes et in hydrae morem uno con- Erasmus von Rotterdam und Martinus Lipsius. 783 fecto capite plurima suboriuntur. De Annonio tuum mihi sufficit iudicium nft« illum Saxoni socium asciscam. Si quando alius quispiam dignior occurrerit, age ut sciaiii. Sunt nobis Erasmi paraphrases 1h epistolas Pauli ad Romanos et Galatas, ea formula, qua pi'iiiyjgi,^^ Theodrico ' Martino Alostense ^ sunt excusae. Precor, ut inquiri iubeas, num et aliae in reliquas epistolas si- mili forma reperiantur venales. Habemus quidem paraphrases in omnes epistolas minusculis typis, sed si possent et aliae maiores, quae nobis desunt inueniri, saltem aliquae, agerem cum priore nostro, ut eas nobis emeret, quatenus cum his concinnari possent, quas habemus. Sed iam quid dicam, mi suauissime Martine? Habes hie rursus scriptorem vere praeclarum minime- que laconicum, quippe loquacem simul et ineptum, hoc est bis molestum. Expectabas, opinor, pauca et ego, fateor, scriptm'um me pauca speraueram. Scis, quid commemorem, et vides pauca illa, in quam multa (bene fortunante Minerua) transierint. For- tasse, ne vel semel nugae meae tibi aliqua redderentur breuitate tülerabiliores neue in istis etiam deesset ineptiae loquacitas. Quam vero vitium utrumque mihi sit familiäre, tu iam satis super- que exploratum habes. Opinor hac in re id mihi usu venire, quod balbis, qui quo maiore possunt labore verba formare, eo ad loquendum propensiores sunt et plura fari gestiunt. Ignosces tarnen spero pro tua humanitate: et quicquid hie delicti est, non temeritati asscribendum, sed meo in te affectui et fiduciae tribuendum censebis. Vale meque tuo licet indignum amore, te tamen amantem ne asperneris. Si est tibi familiaritas cum loanne Campense ^ nostrate Hebraeo, ex me salutem illi dicito. Si dispensator coUegii canonicorum sancti Leonardi prope Leo- dium ad vos aliquando venerit, oro, ut me illi commendes ex animo ac diligenter. Ittrum atque iterum vale, mi amicissime Martine. Ex collegio canoniconim Viridis uallis in Zonia postridie Epiphaniae. Aus dem Cod. Hör. A. p. 145 f. 1 Lypsius "schreibt epist. LXXXVII Theodoricus. ^ Theod. Martinus Alostensis, Buchdrucker, Freund des Jod.Badius, cf. Erasmi Opera III. 525 F. 526 A. 790 E. 1561 D. Sollte diese Ausgabe nicht 1517 erschienen sein? •* Johannes van den Campen, Professor der hebräischen Sprache in Löwen von 1520 — 1531; cf. Neve, Coli. tril. 235—238, 238—244, 314—318. I 784: H ora IV I t L. LXXXVI. 25. Februar. Guilelmus Louaniensis Lypsio suo S. D. Est hie iiuper depicta historia decollationis diui lohannis Baptistae in cenaeulo, quo venientes ad nos amicos excipimus, relicto sub ipsa quadrano-ulari spacio, cui versus aliquot inscribi possint. Si habes distichon aptuiu, oro ut mihi transmittas. Si non habes, poteris tuo ingenio ahquod excogitare idque ut facias obnixe precor. ' Quod si aliis intentus ipse id facere recusas, age salteui, ut per alium quemuis in hac arte peritum unum fiat. Habes enim (non dubito) istic plurimos tibi ami- cissimos hanc artem studio et exercitio profitentes, qui ut pos- sunt facilUme, ita ob gratiam tui quam libentissime id sunt facturi. Pictura ipsa quodam modo distincta est ac veluti bi „ partita. In parte priori carnifex praecisum caput puellae tradit in disco, in altera caput ab ipsa puella mensae infertur. At locus inf'ra picturam relictus nuUo secernitur interstitio nee plu- rium quam quatuor uersuum est capax. Non haec dico, quia totam volo historiam disticho comprehendi, quod impossibile est, sed ut breuis exprimatur sententia rei congruens, quae ad utramque partem alludat utrumque. Verum hac de re non multis apud te opus est verbis: scis, quid res exigat. Si autem quod factuinim te spero praestiteris, rem nobis feceris longe gratissimam et quae non unam mihi paritura sit voluptatem. Frimum enim dulcem mihi refricabit tui memoriam, quoties illud in pariete contuebor exaratum, deinde non mediocriter me delectabit, si gloriari lieeat Lypsium in mei gratiam hoc cecinisse : quod si non dabitur, saltem ipsius cura et diligentia prouenisse. Age ergo, mi amicissime Martine, ut hoc tuo in nos ofHciu etiam alii intelhgant nunnuUum me apud te habere locum gratiae. Qua etsi indigiuis sum, non eru tarnen in- gratus, si quando vicissim aliqiui in re tibi ofhciosus esse po- tero. Cum autem paraueris, (piod jjostulo, (piamprinuim ad me pei-fen-i curabis; nam desideranti animo. illud expecto. Mittes anliiii(' iutstryxit, ojunibus incredibilo sui desidorium reliquit. D. Joanne^ Costcrius ' amicitiae et gratitudinis ergo hoc monii- mentum potsiiit Confr. suo D. Mar. Lypsio. Anno "1555. 10. kalendas Aprilis. Aus^^jjg^od. Hör. A. p. l.^H ff. XC 1528. Martinus Lypsius an Erasmus. S. P. Haec misi ad Gocle(nium) circa secundam domini- cam aduentus domini. Boni consule, ut soles. Sciamus, oro te, ut valeas, quid agas. Modus legendi: In secundo lib. InterpeU. Pasc. ,Nosti hominem' al. aliud exemplar. Reliqua clara sunt. Modus legendi in iis, quae castigaui in caeteris tribus lib. InterpeU.: Primum describitur numeitis paginae; postea non- nunquam additur jUersu^ a prin. cap.' id est uersu a principio capitis et cet. tumque incipiendus est numerus a principio capitis. Aliquando additur numero paginae ,uer. a line' capi- tumque a fine capitis ordiendus est numerus, ut ad uersum ilesignatum absque errore pertingas. Plerumque leges ,Pag. et cet.' ,versu et cet.' interdum ,Pag. et cet. versu a fine pa- ginae' et opinor te satis intellecturum, quomodo numerare^ oporteat. Quid magni fecissem, si mississem lib. secundum, reli- quis tarn deprauatis? Sed super caeteros primus lacer erat. Nunc ut nihil aliud, certe castigatiores exibunt hi ^ libri quam prius, nee deerit secundus. Igitur, ut dixi, boni consule et vale. Hoc eodem tempore, eodem nuncio deposui apud Goclen(ium) secundum lib(rum) Apologiae Dauid et ea, quae castigaui in primo apologiae libro. Erat quidem primus ille (qui hactenus putatus est esse solus) castigate admodum editus, sed non du- bito, quin saltem aliqua tibi placebunt ex iis, quae adnotavi. Verum hunc secundum librum Apologiae non clausi in modum caeterorum, quae tum misi, sed solum inuolui. Et scio Goclen(ium) ' lieber Johannes Costerius, den allgemein (vg-1. auch Foppen.s 1. c.) ge- rühmten Prior, der den Beinamen Columba führte, cf. Sanderu.s 1. c. II. 12.5, woselbst auch Epitaph. Er starb am 9. März 1559. - SU ist getilsrt. 3 vielleicht niimerari. ' Vor hi he, aber getilgt. I 792 Horawitz, nun missurum eaiu apologiam, nisi opportune ' dato nuncio, per quem audeat libere ea sarcina onerare. Reliqua, ni fallor, per quemuis ad te dabit, quod formam liabeant epistolarem. Forte miraberis, quod de secunda apologia loquar, quum hactenus una solum fuerit nee quisquam de secunda meminerit. Contra haec nihil aliud dixero, nisi ut ipse periculum facias. Nullum ferme tarn germanum videtur mihi esse opus Amb(rosii) quam illa Apologia. Magnitudine superat seeundum Hbrum Interpell. Vale ex animo dilecte Eras(me) et vide ne nostri ullam mentionem facias apud Pascasium. An. MDXXVIII. Tuus ex corde Lyps. Ut numerum scriberem paginarura et versuum, petiui a Goclen(io), ut mihi commodaret suum Amb(rosium) idque tui gratia. Fecit, sed, ut intellexi, grauate. Ncc mirum; metuebat enim ne ferendo et referendo laederentur. Aequum esset, ut magnas illi agerem gratias, sed neqiieo. Tu in hac parte meo fungere officio, si placet. Titel: Insigni sacrae Theologiae professori Des. Ernsmo Roterodamo Basileae - agenti. Aus dem Cod. Vrat. Rhedig. 254 f. "270. XCI. loannes Lypsius Bruxellensis suo nepoti Martino Lypsio S. P. D. Epistola pia magis quam erudita.'* Martine nepos delicte! Cum citra triennium BruxelJam vcnissem et ibidem inuisissem amicos, ut de caeteris sileam, i'ogauit me obnixe pater tuus, ut dei tuique intuitu te domino nostro abbati commcndarem ad cum finem, ut mecum in nostro Egmondensi, monasterio iuxta Benedicti institutum deo seruire posses. Venulam enim quandam deuotionis pariter et religionis licet in ' pectore et aetate puerili habere videbaris. Quamobrem patris tui ]jrecibus morem gerere gestiens tuoquc colla])orare desiderans profcctui, id implerc sollicitus l'ui. Verum quid ' oportnno. ' Weiter unten nochmals Basileao. ■' Scheint eine Randbemerkung de.s Martinus Lipsius. * Vielleicht tenero ausgefallen. Erasiuus von Rotterdam und ,'\Iartinus Lipsiiis. 793 (loDiinuis abbas responderit, superuacuum puto refeiTe, propterea quod alii t^ iam rreuoueris instituto. Patri tno nihilominus inti- maui per binas literas abbatis animum et considiii, ut te per biennium toeimiumue scholas frequentare permitteret et de vietii aliisgue^necessariis prouideret apud aliquem probum pa- riter ac dbctum virum, aut in Hieronjmitarum collegio alicubi te collocaret, donec lubricae aetatis annos morum maturitate et studii assiduitate transcendisses, quateiius tandem ad opta- tum deuenire posses iinem. Interea dominus abbas noster, cui, ut praefatus sum, te commendaram, viam uniuersae carnis in- gressus est et is, qui in defuncti locuni successit, in capite aduentus dominici certas ob causas Bruxellam profectus est, euius praesentiae ut ipse exhibereris, patrem tuum per episto- lam monui et rogaui. Ipse vero respondit, quod te in academia Louaniensi apud canonicos diui Augustini studiorum gratia eollocasset ac post sesquiannum tuis deuictus precibus tibi con- sensisset, ut ibidem viuere posses ac mori in ciiltu et consti- tutionibus eorundem. Quibus auditis non obstante mea pro te soUicitudine, qua optabam te in nostro coenobio famulari summo deo, protinus consolationem accepi, non quaerens meam hac in re oblectationem, sed diuinam erga te impleri prouidentiam, persuasum Habens, quod in quouis loco unus deus colitur, uni regi militatiu'. Et licet corpore ob locorum intercapedinem sumus disiuncti, mente tamen ac spiritu per charitatem vicissim alius pro alio precantes uniti esse possumus. Nee refert, quod capitis Corona et corporis cultu dissimiles sumus, modo chari- tate non licta, humilitate vera, obedientia, longanimitate, cordis puritate aliisque virtutibus coram deo pariformiter insigniti re- periamiu'. Fateor, äuget cordis mei laeticiam, quod non ad ordinem Dominicanorum, Minoritarum vel caeterorum quorum- libet mendicantium sis vocatus, qui licet in suo quisque gradu, si recte viuant, optime seruari possint, quia tamen quaqua- uersum curritare coguntur et inter seculares plerumque versari, metus estj ne plus de propria sui cordis puritate perdant^ quam de proximorum saiutc lucrentur. Iccirco tibi, mihi ac noötri similibus summopere curandum est, ne nostrum secessum ac solitudinem digno fructu vacare patiamur. Quin imo quod illi inter seculares non sine sui dispendio circumcursantes undique efficere conantm', hoc nos per humilem et sanctam 79-4 Horawitz. conuer.satioiiem piis precibus, donii ad pedes lESV residentes eompcnsare studeamvis, vacantes et videntes, quod suauis est dominus rectis corde et iis, qui cum simplicitate perambnlant ' viam mandatorum eins. Contemplemur dcniquc nimiam ipsius in nos dilectionem, misericordiam, patientiam et alia ipsius beneficia, spiritualiter,^ ac corporalitcr nobis eollata et gi-ati esse nitamur ac pro nostra uirili in eins amore intentis de- s^'deriis in dies singulos succrescere concmur, donec ad cla- ram absolutamque gioriafe snae contemplationem pertingere me- rearaur. Tibi tarnen, qui neopliytus es, nondum in virtute tirmiter coiToboratus (frequenti enira tentationis impulsu etsi, ut coniido, non penitus ab arrepto serael proposito aiielli, tamen, ut vereor, agitari, moueri seu circumferri potes) con- solationis lacte opus est, non solido perfectorum eibo. Qua- proptcr, rai nepos amantissime, te adhortor, sit castus dei ^ timor custos tuus semper. Is enira teste scriptura retrahit ab omni malo et extimulat ad quacuis honesta. Quicquid igitur agendum occurrerit, cum supcrionim et institutorum tuorum consilio ac raoderamine facias, ne nusquara non sparsos callidi hostis laqueos incautus incidas. Nihil nisi sahitem et ea, quae ad sahitem conducunt, ambias, parentum amorem, patriae : rerum labentium, ilHcitarnm ac muudanaruin dblectamenta e cordis hortulo funditus eucUe, ut mentis acicni ail deum hbere expeditoque dirigore valeas. Nam praememorata etsi semper a dei dilectione hominom non separent, animi tarnen synceritatem viciant, ne indiuulse illi adhaereamns, ac Bernardo teste mentem otVuscant et obtundunt, ne tota in dcura fcratur. Verum ante omnia siipiilnntandac, perimendao ac prorsus exterminanda(^ vohuitati [)r()in-iac insistas, quia in ipsa nii-iis letifcruni ac per- ditio latct aniniae. Praekitos ac scniores reuerentcr ililigas, ipsorum raonitis obtemperes, Hteris sacris assidue intendas. Impugnantibus viciis n-luctaii discas, prol)is moribus poliere assuescas, omnihus virtutum ^eni|,)lar U- i[),sum cxhibeas. Et quod natura per sc minus valct, id per preces deuotas et fla- grantibus animi votis a deo poscas. Sis mdli pccuHariter fami- liaris, quia familiaritas niinia non inoilo parit contemptuni, ' pprainliiilat. ^ Dio Hs. liaf intlniinlich zweimal coipoialiter. Erasmus von Kotteidani und Martinus Lipsivis. 795 voiiim etiain plenimque vieiis et iiapuritatibus praestat initium. Omnes in'^<(C'JlRISTO synceriter diligas nee cuilibet tui cordis arcana reuelgs. Quicquid conscientiae serenitatem obnubilat, quicquid ni-^ntem onerat, praeceptoribus tiiis fiducialiter apcrias et ipsoruiAj^tis simplicitcr obsecundes. Ad haec hortor, ne quoviis modo defieias in tentationibus, molestiis seu adiiersi- tatibus, quae erebro pie in Chnsto viucrc molientibus obiiiare solent, quia supra modum cooperantnr in bonuui, adeo nt qnae prius non absque formidine ac Labore pergrandi egerunt, suc- cessu temporis, dilatato roboratoque corde per cbaritatem Christi, postea facillimc perficiant et non solnm patienter, verum etiam gaudenter ob Cliristi gloriam adnersa quaelibet ampleetantnr ac tolerent, certi, qnod non sunt condignae pre- sentis vitae afflictiones ad futarara gloriam. Hane viam omnes electi perambidarunt, imo pati oportebat Christum et intrare in gloi-iam suam. Certissimus esto : nisi in principio dihgentiam ad- hibueris, virihter in domini ' vinea laboraueris et cordis ageHum sedule excohieris vicia extirpando, voluntatem propriam coer- cendo, probos mores et virtutum habitum induendo, nunquam aut sero et diflicillime perfectionis viam apprehendes. Et quan- quam iuxta apostohim omnis discipHna quodammodo videatur hoc tempore non esse gaudii, sed maeroris, postea tamen fructum uber- rimum exercitatis per eam reddet iusticiae et cet. Haec breuitei- non tam ex scripturis, quam ex propria experientia deprompta conflaui, quae ad tui commonitionem ac spiritualem consolationem in praesentia sufticere credo. Utinam praeceptores ac praelati tui et indefesse et sollerter tuam adolescentiam in huiusmodi spiri- tualibus exercitiis instituerent. Profecto möx in virum euaderes Uiude digniim. Non diffido tamen, quin efficaciora et sahibriora quam petere possem tibi suppeditatvm sint, quamquam nil vetat, opinor, eosdem cogente profectus tui desiderio id ex animo ro- gare. Denique cuperem, ut posthac vel semel quotannis de tua et amicorum valetudine, deque rebus pro temporis ratione occurren- tibus, cum eerto quopiam nuncio mihi scriberes, quatenus cognitis iis, quae circa te et amicidos aguntur, etsi longe positus, aequioris hilariorisque sim animi. Si quod efflagito feceris, oportunae^ 1 Hier fehlt das Wort vinea im Codex. - oportiinae. I 796 Horawitz. responsionis boncticio haudquaquam fraiidabere. Vale in visceri- bus charitatis lesu Christi. Ex nostra cellula in monasterio sancti Adalbcrti, ordinis diui Benedieli in Hollandiae comitatu. Aus dem Cod. Hör. A. p. 27 ff. XCII. loannes Lypsius Bruxellensis suo nepoti Martino Lypsio B. S. Ut ordine respondeam tuis, quas prinaa Octobris accepi litcris, tuae congratulor incoluraitati et perseuerantiae, qua in Christi seruitute fortitor perstas , raonens et adhortans toto afFectu, ut in vita spirituaH auxiliante Christi spiritu proficias et assidue virtutis apicera petas, quia Bernardo authore in via dei non progi'edi et retrogradi aequiparantur. Unde nee parui pendere par est, quod a domino ex hoc seculo raaligno prae muhis aliis misericorditer vocati sumus. Nam plurimi in pro- celloso raundi huius mari non solum periclitantur, sed etiam pereunt. Qni si diuinitus afflati huiusce vocationis munus acce- pissent, longe feruidius et sanctius conuersarentur ' quam nos. Reliquum igitur est, ut metuamus, ne talentum huiuscemodi gratiae nobis auferatur et aliis, qui cum fenore muho ilhnl domino suo referant, conferatur. Non puto quicquam deo esse acceptius, quam ut nos imraaculatos custodiamus ab hoc secido et eins prauis operibus et assidue ipsius syncerissimam humilh- mamquc ^ vitam, passionem, mortem et caetera nobis ab ipso praestita cum gratiarum actione recolamus beneticia, et suo sanctorumque suorum exemplo totius vitae nostrae i'ationem diri- gere,^ sicut scriptum est: Si pariter cum illo mortui fuerimus vitiis utique et concupisccntiis, etiam simul cum illo viuemus si una cum illo passi fuerimus et conregnabimus. Sed oportet in hac vita fortiter decertare aduersus impugnantia vitia et piis operibus usque ad mortem insistere, si verej)ptamus cum electis omnibus trium- phare ac coronari. Proinde in praememoratis tuis literis exoptas tanquam paruulus adhuc in Christo, lacteo refocillari nutrimento, veluti nihil tibi tribuens et me perfectionis apicem apprehendisse ' couersarentur. ' humilitnaraqne. ' Wohl diriframu.s. Erasmns von Rotterdam und Martinus Lipsius. 7 J < existimans^ qiiod giiarn longe sit a me, nouit is, qui scrutatui" et renes M- corda, deus. 'Verum etsi perficere bonura in me non reperio, velle tamen, fateor, adiacet mihi. Ne aiitem cupito frauderis volo, quod pius dominus per suam dignabitvu- largiri gratiam, .^2^«n-uditione tui libentissime impartiar. Cibus itaque, quo te spiritualiter volo refici, corpus est domini nostri Jesu Christi; potus, quem te bibere desidero, sanguis est, quem im- maculatus ille agnus in ara crucis pro nobis effudit. 8i verum hune cibum cum debita cordis et corporis pm-itate sumpseris et efficacem hune potum, qua decet, reuerentia biberis, non iam te paniuhim, sed virum perfectum et mea instructione nullatenus egentem aestimabo. In hoc siquidem conuiuio si de- lectata fuerit anima tua, procid dubio experietur in eo manna absconditum spirituah fructu et sapientia sahitari reduiidans et, quicquid ahcunde quaerit, ibi affatim inueniet. Igitm* quoties- cunque ad dominicam cenam accesseris, attende diligenter, quae et quanta apponuntur -tibi, et scito, quod talia te oporteat praeparare : hoc est, sicut Christus pro nobis passus ac mortuus est et resmTexit, ita et te oportet aduersa quaelibet ob Christi amorem patienter tolerare, vitiis et concupiscentiis mori et per vitae nouitatem siue innocentiam in et cum Christo gloriose re- surgere. Rogasti denique, si quid in scriptis tuis vitii deprehen- derem, id tibi insinuare velim. Fateor minima mihi cura est de barbarismis, soloecismis ceterisque grammaticae vitiis, maxima autem de anima tua, ne videlicet aut errori alicui pestifero aut vitio subiaceat noxio. Et ob id commonefacere te decreui, ut assidue sacras legas et rumines scripturas, quatenus ex earum assiduitate et pius euadas et eruditus. Kam ut spiritualem suggerunt aediiicationem iiiminantibus, ita et grammaticalem praebent disciplinam memoriae mandantibus. Itaque si in iis, quae praedixi, te pro tua virili exercueris, et ingrediens et egrediens spiritualia aniniae tuae pascua semper inuenies, qui- bus ipsam reiicias et oblectes, nunc Christi humanitatem ac innumera eins in te beneficia, nu.nc vero alta suae incomprehen- sibilis diuinitatis contemplando et de his omnibus gratias agendo. Necesse tamen est tibi, qui adhiic neophytus es, caute ac mo- derate et cum seniorum consiHo in his te ipsum exercere, ne pro dulci butyro sanguinem coagulatum per immoderatum fernerem elicias et ita (quod absit) et tibi et aliis molestus aut inutilis 798 Horawitz. tias. jSiliil ilaiiiu' ^iiie eonsilio et moderamine facias, doiiee usu exercitatos liabeas sensiis et talis sh, qui utramque tui partein, animuin uidi^licet et corpus, recte moderari noris. Haec bre- iiiter scripserim, propterea quod tamquara paruiilus in Christo humilitor a me lacteum poposcisti potum. Vale in Christo Jesu et mci mcmincris in tuis precibus. Nee omittas nie patrum et fratrum tuorura orationibus eommendare, ut vicissim alius pro ah"o orantes siraul bcatitudine doneraiu' aeterna. Raptim ex Egmondensi coenobio ordinis diui Benedict!, pridie nonas Octobris. Aus dem Cod. Hör. A. p. 32 ff. XCIII. loannes Lypsius Bruxellensis Benedictinus Martino L. B. S. Abhinc aliquot mensibus, nepos charissime, respondi tuis, quas tunc ad me dederas, literis, quae profecto mihi erant gra- tissimae. Verum miror, quod interim, iicc qui valeas ncc qui tibi tnae vitae ratio succedat, adhaec an iam religionis vota emiseris et temetipsum ac tua deo obtuleris, indicasti. Fac brcui certus sim de omnibus. Praedictas vero hteras ad te misi per CorneHum Gosium Ilagiensem, qui, ni fallor, studiorura gi'atia inter scholasticos Martincnsis collegii vinit. Si nondum eas accepisti, liberum tibi est, ab ipso sciscitari, cur non dederit tibi. Ca(!terum multiplicare exhortationes et spirituales admoni- tiones iam utcumquc adulto ac in religionis harena (haud du bium) raultipliciter exercitato superuacancum existimauerim ob id [»otissimuni, quod afliatiin sanctorinii habcas scripta viroriiin et quotidianas superiurmii ac |iiacceptoriiiii tiKninn instructiones audias, quoruiii pro \ii-ibiis (»l)tcmperare monitis et consiliis iter est ad pcrfcctionem et salutem aeternam. Oro, assidiia cogitationc pf rtracta, cur rejigionem intrasti, nee accipias in vanum animam tuam, sed tolle illaiu imlesinenter in maiii])us tuis et considera, quautuni in saiictac religionis vinea pro- moueas. quanturaue deficias. Ita Hat ' opitulante Christi gratia, ut conuersatio tua deo accepta sit et hoininibus et fructus reddas optiraos, quibiis et dii lartiHcontur et homines. ' fia (Lücke für einen Buclistaben). Erasmus von Rotterdam nnd Martinas Lipsiiis. ( yy Veruiy de lii^ satis. Hacteuus tui intirmus per mensem iu- tegTum, seJf iam, gratiae deo, iitcunqiie conualui, licet adhue in infirmorum aedibiis detinear. Audio quotidie varios rumores Ijellorum infer Traiectinos et Gheldros, quibus dumtaxat oratio- nibiiö oljuÄi:^iossum. Oro id ipsum faeias, etiam pro felici statu sanctae ecclesiae, qvuie, ut fertur, imo et ociilis cernitiu-, grauissime tarn in capite, quam in niembris periclitatur. De gi'auioribus atrocioribusque diseriminibus timetui-, nisi nos, qui religiosi vocamur et, ni fallor, sumus, inter deum et homines extiterimus mediatores et ira dei placata remissionem et pacem populo dei nostris orationibus et piis operibus obtineamus. Caeterum arbitror te nee tutius nee certius posse ad me dare literas, nisi committendo eas matri meae, ut ipsa per aliquem veredariorum, qui frequenter aut ex nostro Egmondensi coe- nobio aut aliis contigiiis locis ad domum eius diuertunt, mibi illas transmittat. Si tarnen praesto esset fidus aliquis ac certus nuneius, posses aeque commode per illum mittere. Vale in visceribus Christi lesu. et commenda me venerabili vestro priori loanni Arnoldo, ad haee suppriori et praeceptori tuo, quorum fa- cies iruper vidi et aliis denique patribus et fratribus, quatenus mutuis adiuti ' orationibus facilius ad aetemam gloriam. Raptim ac debili manu ex abbatia Egmondensi, ordinis diui Benedicte pridie idus Julii. De cognatis et amicis nihil speciatim occurrit scribendum; nam mihi non scribunt. Neque enim infra bien- nium quicquam mihi literarum niisere. Intellexi tamen ab his, qui me illorum nomine aliquoties salutarunt, eos recte valere. Tu forsitan plura nosti et frequentius illorum literis consolaris. Verum nihil moror ista nee discrucior, modo illi et corpore et animo valeant, quod deum orare non cesso. Rui'sum vale. Aus dem Cod. Hör. A. p. 3.5 f. 1 Ist etwa snmus nach adiiiti ausgefallen? Berielitigruiig. In Note 7 zu nr. XXX entfällt die irrthümlicli angebrachte Bemerkung von ,Vgl.' bis ,Curtius'. In nr. LVIH ist statt instrnraenti Instrumenti zu lesen. VIL SITZUNG VOM 8. MÄRZ 1882. Das Curatorium der 8avigny-8tif"tung in Berlin stellt der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften die Zinsenrate des Stiftungsvermögens vom Jahre 1881 für die Zwecke der Stiftung zur Verfügung. Subventionsgesuche sind eingelangt: 1. Von dem e. M. Herrn Professor Ür. Reinisch in Wien zur Herausgabe eines Textbandes: ,üie Bllin-Sprache in Nord- ost-Afrika'. 2. Von Herrn Dr. Hartmann Grisar, Professor der Kirchen geschichte in Innsbruck, zum Zwecke der Herausgabe einer Sammlung päpstlicher Urkunden. An Druckschriften wurden vorgelegt : Acad^mie royale des sciences ^s lettres et des beaux-arts de ßelgique: Annuaire. 1882. 48" annee. Bruxelles, 1882; 8". - Bulletin. öO"" ann^e. a« s^rie, tome 2, No. 12. Bruxelles. 1881; 8". — de science royale: Ufversigt af Förliandlinjjar. 38''* Arg, 1881. Nris. 60. Stockholm, 1881; 8'\ Accademia, reale delle scienze di Torincr. Atti. Vol. XVII, Disp. 1* (Novembre -Dicembre 1881). Toririo ; 8». 801 Akademie ^ler Wissenschaften, königl. preussische, zu Berlin: Monats- bericht. "t)ecember, 1881. Berlin, 1882; 8". — Der Tempel der Athena Polias zu Pergamon von Richard Bohn. Berlin, 1881; 4". — Ueber ein chinesisches mengwerk, nebst einem anhang linguistischer ver- bessenj(d!Jgj^>4;u zwei bänden der Erdkunde Ritters von W. Schott. Berlin, 1881; 4". — Ueber die Weddas von Ceylon und ihre Beziehungen zu den Nachbarstämmen von R. Vir che w. Berlin, 1881; 4". — Ueber die Mes.sung psychischer Vorgänge von E. Zell er. Berlin, 1881; 4". — der Wissenschaften, königl. bairische zu München: Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen und historischen Classe. 1881. Band 11, Heft in. München, 1881; 8». — der Wissenschaften zu Krakau: Lud. Ser. XIV, 6. Heft. Krakow, 1881; 8". — Scriptores rerum polonicarum. Tomus VI et VH. Krakow, 1881; 80. — Pozprawy i Sprawozdania z posiedzeu wydzialu historyczno- filozoficznego. Tom XIV. W Krakowie, 1881; 8". — Katalog rekopisöw biblijoteki universytetu Jagielloiiskiego. Zeszyt 7 i 8 ostatni. Krakow, 1881; 8". Bureau, königl. statistisch-topographisches: Würtembergische Vierteljahrs- hefte für Lande.sgeschichte. Jahrgang IV. 1881. I.— IV. Heft. Stutt- gart, 1881; 4». Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XXV (N. F. XV), Nr. 1. Wien, 1882; 8«. — Festschrift aus Veranlassung der fünfundzwanzigjährigen Jubelfeier im December 1881 von Dr. J. Cha- vanne. Wien, 1881; S». — der Wissenschaften zu Leipzig: Berichte über die Verhandlungen 1880. I. II. Leipzig, 1881; 8". — Die Psalter-Illustrationen im frühen Mittel- alter mit besonderer Rück.sicht auf den Utrechtpsalter von Anton Springer. Nr. II. Leipzig, 1880; 8". — Ueber das Vadimonium von Moriz Voigt. Nr. III. Leipzig, 1881; 4». Hicks, E. L. M. A. : A Manual of Greek historical Inscriptions. Oxford, 1882; 80, Instituto geografico y estadistico : Memorias. Tomo HI. Madrid, 1881; 8". Müller, F. Max: Immanuel Kant's Critique of pure reason. Vol. I and II. London, 1881; 8. Society, the American geographical of New- York: Journal. Vol. XI and XII. New- York, 1879 and 1880; 8^. - Bulletin. 1881. Nr. 2. New-York, 1881; 8". 802 Society, the literary and philosupliical of Liverpool: Procoeding's during- the sixtyseventh session 1877 — 1878. Nr. XXXII. London, Liverpool, 1878; 8". Wissenscliaftl icher Club in Wien: Monatsblättor. 111. .lalirg-ang, Nr. b. Wien, 1882; 8". — Ausserordentliche Beilagen. Nr. 1 und 2. Wien, 1882; 8». — Jahresbericht 1881 — 1882. Wien, 1882; 8. Gärtner. Die jadicarische Mundart. 803 « Die judicarische Mundart. Von Dr. Theodor Gärtner. Jjlan wird mir den etwas zu weiten Ausdi-uck Judi- c arisch' verzeihen, er ist zum Yortheile derer gewählt, welche nicht wissen, wo Piiizolo liegt (As coli nennt es irrthümlich Pinzano, Arch. glott. it. 313). Es ist dies eine der zu innerst gelegenen, also obersten und nördlichsten Dorfgemeinden im Rendenathale, einem Seitenthale Inuerjudicariens im süd- westlichen Theile Th'ols. Ohne über die Unterschiede, die sich etwa innerhalb Judicariens oder weiter heraussen, gegen Riva und Trient, voiünden, eine genaue Untersuchung angestellt zu haben, glaube ich behaupten zu dürfen, dass ihrer wenigstens in Innerjudicarien nicht nennenswerthe bestehen. Die vorliegende Beschreibung der Mundart von Pinzolo dürfte somit zur Kennt- niss des Judicarischen ausreichen und in diesem Sinne obigen Titel verdienen. Meine Quellen sind folgende drei: 1. Ein kleines Manuscript, Saggio del dialetto di Pinzolo, Giam- battista Luccllilli (Pinzolo 1878), das der Verfasser für Herrn Prof. Böhmer geschrieben hatte und mir letzterer im Herbste 1879 auf meine Forschungsreise durch Rätien gütigst mitgab; 2. eigene Anhöj-ung (Juli 1880 und October 1881); 3. der Briefwechsel mit dem genannten Herrn Lehrer Job. B. Lucchini (aus Cunevo in Konsberg), der manchen lexikalischen Beiti-ag lieferte und mit ungewöhnlichem Geschicke und dankenswerthem Eifer selbst in feinen lautlichen Dingen Bescheid gab. Die zweite Quelle wurde insoferne am ausgiebigsten benutzt, als kaum ein Dutzend Wörter in diesem Aufsatze vorgefülirt werden, die ich nicht aus dem Munde Eingeborner gehört und darnach lautgemäss iixirt hätte; Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. II. Htt. 52 804 Gärtner. anderseits wieder diene zur Beruhigung, dass Lueclnni Wörter- sammlung und Text vor dem Diiicke gelesen und verbessert hat. (Man wird es nun auch entschuldigen, dass ich diesen Theil der Abhandlung italienisch abgefasst habe, damit jene wichtige Mit- arbeit Lucchini's so fruchtbringend Avürde als nur möglich.) Die Bedeutung der Mimdart dieses von städtischem und venedischem Einflüsse fast am besten geschützten Ortes in Südtirol scheint mir darin zu liegen, dass sie auf die ver- wickelte Sprachgeschichte dieses Landes einiges Licht werfen wird. Ich selbst fühle mich jetzt für diese geschichtliche Untersuchung nicht genügend vorbereitet. Soll ich aber den Eindruck melden, den ich bei dieser Beschreibung empfunden habe, so muss ich sagen, dass mir Judicarien ein lombardisches Thal scheint, in das sich das Venedische seit Jahrhunderten eindrängt, und zwar nicht so sehr durch physische Mischung (dagegen spricht der Gesichtsausdruck und die lombardische ßuhe der Leute), als wegen der Vornehmheit des venedischen Dialektes ; denn er nähert sich der Schriftspraclie, und Prediger, Lehrer und Beamte mussten sich immer ihre Bildung in ganz oder halb venedischen Städten (Verona, Trient) holen. Die unbedeutenden Spm-en rätoromanischen Einflusses könnten aus der ehemals rätischen Kachbarschaft (im Korden) stammen. (Es sei mir erlaubt, kiu'zweg rätisch ungefähr das Gebiet zu nennen, das Ascoli a. a. O. in §. 1, 3 und 5 behandelt.) Zur Bezeichnung der Laute findet man die Zeichen ange- wandt, die Böhmer in seineu Rom. Studien (I, 295 ff.) aufge- stellt hat. Einige Worte darüber werden dennoch erwünscht sein. a in unbetonten Silben ist diu'chaus nicht rein, sondern nähert sich dem frz. ,tonlosen' e — d it. a — ä und d nasales a (also nicht frz. an, das ja weiter gegen o liegt) — b tönendes b — d tönendes d — e und f' ij-eschlossenes c — r und e offenes e — e geschlossenes nasales e (also nicht frz. in, da dieses offenes nasales e ist) — / — g tönendes g — / in unbetonter Silbe nicht immer .vollkommen articulirt' (Brücke) — ^ it. (ge- schlossenes) i — l und ? nasales i — k unbehaucht — l — m — n — // velarcs (consonantisches) ng, wie es z. B. im dt. , enger' oder wie in venedischen und anderen Gegenden auslautendes n (bei] = bene) ausgesprochen wird — o und o geschlossenes o — o und o offenes o — oe und d' geschlossenes ö, wie im frz. peu Die judicarische Mundart. 80f3 (ein in De\itsclitirol unbekannter Laut) — ö? und ff offenes ö, wie im frz.^eur oder im wienerischen e oder ö vor 1 (in Deutsch- tirol gleichfalls unbekannt) — ^ offenes nasales ö, wie im frz. un — p imbehaucbt — r — s tose, (dt., frz., slaw.) s, oder ven. zz in belezaefc— ^'^N tose, sc vor i oder e, vulgärtosc. c in facile, dt. seh, frz. ch, tschech. § — t unbehaucht — u ohne Ton nicht immer ganz rein — ü tose, (dt., slaw.) u, frz. oti — ü nasales u — v tönendes v — y tose, j, frz. ill (railleur), tschech. j ; also ny = tose, frz. gn (mouille) — y ein zischen- des, dem z nahes j, oder ein in der I-Stellung hervorgebrachtes, dem j nahes z, d. i. das, was übrig bleibt, wenn man vom tose, g in argento oder vom tose, gg in leggere d abzieht — z tose, fi*z. s in rose, ven. ,x' in xe (=: est), frz., tschech. z — z viügärtosc. g in pagina, frz. j — r und r geschlossenes ü, frz. (piem., lomb.) u, wien. (nicht tirol.) i oder ü vor 1, nord- deutsch ü in langen Silben — y offenes ü, norddeutsch ü in kurzen Silben (z. B. dürr) — x deutsches vorderes ch (Ich- Laut), wie es die Norddeutschen aussprechen (wobei dann wir Süddeutsche manchmal seh verstehen) ; es verhält sich ungefähr so zu it. ce, ci wie y zu it. ge, gi. — Regelmässige Quantitäts- unterschiede sind nicht zu hören. — Der Accent (') bezeichnet die Tonstelle. — Zwischen zwei unmittelbar aufeinanderfolgen- den Vocalen in einem Worte wii-d nie abgesetzt; zY vereinigen sich meist zu einem (nicht sehr langen) i. — Was zwischen eckigen Klammern [ ] steht, kann ausgesprochen aber auch weggelassen werden. Wortscliatz. Wenn auch die mundartlichen Schriften und Wörterbücher von vielen Wörtern in mehr oder weniger verlässlicher Weise das Vorhandensein in einer IMundart darthun, so sagen sie doch fast nichts über das Fehlen irgendAvelcher Wörter; daher könnte eine mit diesen Mitteln angestellte Untersuchung über den mund- artlichen Charakter des Wortschatzes kein sicheres Resultat liefern. Ein solches würde übrigens nicht von grossem Werthe sein, denn der lexikalische Stoff' charakterisirt Mundarten und Abarten nur in untergeordnetem Masse : die WortgeogTaphie weist vielerlei und mit den Dialektgrenzen durchaus nicht immer zusammenfallende Scheidelinien auf. 806 liartner. Von ganz fremden Sprachen hat unser Dialekt fast nichts aufgenommen ; man braucht ja auch (wenigstens heutzutage) etwa drei Tage, um zu Fusse zu einem deutsehen Orte zu kommen. Ich spreche nicht von den germanischen Lehn- wörtern, die den romanischen Sprachen fast oder ganz gemein- sam sind ; sie sind von mir wie lateinische behandelt, sie fügten sich auch den Lautgesetzen. (Vgl. albcrgu, hdla, haldr, balirj, bandundr, har^k, bdrjka, harela, bidr^k, bira, blut, broR, duvdr, dyardh], falkdt, frarjk, frcesk, fvrbu, gdza, grinydr, gr'i^, guaddny, guadanydr, guarer, guera, imbald, kaSabdrjk, lakdt, Idta, musdta, Tnk, riguarer, t^oba, t^bdr, rmter, sdla, skaidr, skaiarcel, Skaiurj, skaiya, §kina, skinmj, §pcera, Hdla, Hdijga stva, tas, tirdr, tceta, triga, trigdr, tudia, tudcpb-k, tukdr, ntürj, varddda, varddr, zceka, zmarer, zmilsa.) Mit nur wenigen Mundarten aber gemeinsam hat das Pinzolische folgende germanische Wörter: bagdr (mhd. bägen), bdgarli (, Wagerle'), bdita (vom bair. Vb. ,beiten', mhd. biten), bega (ahd. bäge; e statt a erinnert ans Engedein mid an Greden ; vgl. it. bega), bria (it. briglia), draydr und drai (dreschen?), frh]kii (Fink? flink?), gaUfeixtr ((ialllicber), gnrbdr und garber (gerben), geda (langobardisch gaida), gerp (herb), magü)] (ahd. luago), marlon (mhd. malsloz), ploef (Pflug), rdnya^ (rheinisch), sakandr und sckana (zechen), styji (mhd. scleht), tyukdr (ahd. klochon), zgrifa (mhd. grifen), zlüsar (Schlosser), zmursaroel, zmusardla und zmusird>l (Schmalz), znql (Schnalle), ivasiga (Zwanziger). Aus (rriechenland kommen nur gemeinromanische Wörter: blastamdr, biir^a^ butega, irikuldr, k^la u. a. ; auch karoel (^äy.txpC) i.st populär (z. B. im Münsterthale ,cherra', nach Lombardin). Noch weiter her kommt patdta (amer.), pdskua (hebr.) u. s. w. Viele Wörter konnte ich nicht etymologisch bestimmen ; ich habe dann Büclicr. dif \()ti ihnen oder ähnlichen handeln, oder wenigstens Wörterbücher benachbarter Mundarten ange- zogen. Dennoch konnte ichnjei etwa 60 Artikeln der Wörter- sammlung gar nichts anführen, was auf die Abstammung hinwiese. Die Entscheidung darüber, ob ein romanischer ßestand- theil echt (ostlombardisch) oder fremd, d. 1». der Schriftsprache entnommen oder einem benachbaiten Dialekte (meist dem vene- dischenj entlehnt ist, kann kaum anders als phonologisch gefällt werden ; solche Versuche sind im folgenden Abschnitte gemacht. Die jadicai'ische Mundart. 80 i • ** Lautlehre. Zur P^eichtenm^ der Berufung' auf die einzelnen Stücke dieser Abüieil^ng habe ich hier eine Paragraphenzähkmg ein- geführt, uriozwar (um den Leser nicht mit völlig neuen Zahlen zu behelligen) die bekannte Zählung As coli 's (Ai'ch. glott. it. L) — so gut ich's verstand. Die Anhängung; der zwei neuen Punkte 239 und 240 schien mir nützlich. a) Betonte Vocale. 1 ^ in offener Silbe im Allgemeinen unversehrt : -äl (-alem), sal, -dr (-are), -dr (-arem), far, kar, par, -dm (-amen), tydma, kdmara, -arj und -dna (-anum, -anam), karj, mu)], par-, Idna, fdva, ' kdvra, tyaf, -d imd -dda (-atem, -atum, -atam), pi^a, sta, nas, 3 kdza, hrdga, pdga, lak, dkua. — Umlaut wegen eines folgenden i; -( (-ati pl.), -e (-atis, 2. pL), pre (prati) ; aber asd; eliu. Kaum bedürfen der Erwähnung alegru und gref (s. auch graydr). — 4 Gegen o wendet es sich nur bei der Contraction mit u (s. 68) und in zwei einzelnen Fällen : koef, avo oe auf ein Ö zurückweist, und pigna, das sicher unecht ist, obschon das Wort auch in Bergell, Chiavenna, in Theilen des Nonsberges, in Cembra und 8 im Faschathaie nicht mit lana reimt. — In Position verhält sich A ebenso : kavdl, dl, kar, kam, pari, fldma, gdmha, an, grant, dndyul, mdnya, hany, kumpduy, sant, gdbia (habeat), sdpia, gat, kudtru, bas, gras, tas, vdka, hray, glay, lat, fat, mit Nasalirung 9 -asa (-antia). — In den Umlaut sind fey (facti), tre% u. s. w. nur durch Analogie (3) mitgerissen; dagegen galt -rjum, -rja nur als schwache Position : -er, -era, era, dyera. Die Form -aerum statt -arium könnte den Wörtern kavdera, kustera, llyer. manera, sinter, taier. taiera, vulintera, stalera, furester, karner, tyivera, lavoreriu zu Grunde liegen, und ich wage nicht, alle für importirt zu erklären; in einer dritten Darstellung dieses Suffixes scheint i ausgefallen zu sein ; armdr, dandr, fugiddr, skxddr, -dra, taldr, obschon diese Ausnahmsfälle durch die An- nahme einer Suffixverwechslung und die der Entlehnung aus 0 der Schriftsprache beseitigt werden können. - — • AL + D oder T gab aud, ajU, später (als das alte lateinische au gewiss schon Q geworden war) avd, oft: aft, kaft, kdvda, sdfta. 808 Gärtner. skdvda, cifsa, dftru, mdftru (234), daher auch /a/if/ ; mdlta und 5qma sind Fremdwörter, von disknfs unter dem Titel Wort- bildung. AL + S nimmt nicht Theil: fals (vgl. aber püfsa, zbuf.siiidr. 18 JE in offener Silbe geht oft bis zu i: tila, -ir] (-enum), ßrj (fenum), pUr], viri)], kadina, vina, i%ma, (sigida), fida, Hda, tri; daher müssen unecht sein apma, dehit, dchid, kiet. Vor r aber bleibt e: -er (^-ere), yprvmavera, sera, ^pera, ty^era, vera; so auch in sef, kuarezima , muneda und den sicher nicht ganz echten kreda, sedar, plef: Ans Ende gerückt bekommt e sogar offene Aussprache: aze, pare (*parjetem), re (rete), pe (p^s) und re (regem), im Plural umgelautet re (vgl. 3) und pe (pedes) ; m^ (me). Merkwürdige Fälle einer, ich möchte sagen imagi- nären Position: trddas, sddas, posx und hcedul (vgl. 40); krazar erklärt sich aus der 1. Sing. * credjo. Suffixtausch: ka,n- ' dela, parantela; Einfluss des Vocals der flexionsbetonten Formen: Mvra, vielleicht auch fümbla, wenn man nämlich einen alten Plural auf * -dr] voraussetzt, was mir wenigstens viel leichter fällt, als an die Verkehning eines betonten e in u (wie As coli vorschlägt) zu glauben. An Spuren einer solchen Pluralbildung fehlt es ja auch auf lombardischem Boden nicht : so habe ich in Chiavenna den Plural tozän (Sing, toza Mädchen) gehört. 22 J^ in offener Silbe rückt entsprechend nach, es erhält die geschlossene Aussprache : mel, tyfil, heny, vemj (venit), tmdru, ftvar, Uvar, leva, pe (pedes), karega, redina, Uda, medar, preda, indre, palpera (* palpetra), leyar, intrek, jyrega, sega^ dei. In tivin sehe ich wieder einen Umlaut (vgl. 3, 18) ; tepit ist fremd, wie p'cdiga (vb.), predika und mediku. Für Sfh'a ist -rr- anzunehmen. Durch Analogie mit flexionsbetonten Formen erklären sich ristya und rizaga; siza kommt wohl aus dem Etschthale (A z zo- lin i: cesa), parzif (wegen des z) von Westen. Missverstanden 23 "nd verderbt sind poedar.sdm und vcennrdi (Nebenton). — Der Di])hthong in ier ist vielleicht nur scheinbar (ad illura heri ; alyeri u. ä. hört man im Gebiete der Nocc und des Avisios). 27 E in Position erweist sich als e in vdndar, krcemr, kimydmr (Angleichuiig au krivar, -i -ida (-itum, -itam), fadiga, dik dis (dico, dicit), s^yiga, aris ; aber vor r: -er (-ii'e), huter; dyini ist fremd. Das Wort für ,ja' ist halb 3-i Interjection, seine Form se fällt daher nicht auf. — frqet \\m\ de (Plm-. de) sind, wie überall, eigenthümhch. 36 X in offener Silbe verhält sich ungefähr wie e; di (dies), 4ö kl (quis), -ia (-la), via — pil, pila, mina, skina, duminiga, hivar, Uga, triga (difisil, lihru, vielleicht auch sit, entstammen der Schriftsprache); insema ist fremd. Vor r gibt es e: per, vert, aber auch in anderer Nachbarschaft : nef, pevar, r'iyevar, vedaf, vedru, tyes, frega, pUga, negru, pegru. In den Auslaut versetzt erweitert es sich bis zu e: se (de 34). Warum bleiben dies, quis, tres dennoch bei dem ^ oben? Vielleicht weil sie schon lange vocalisch auslauteten., als man noch s.ide, digdo, acedo, parede, rede, pes, rege sagte. Wie bei e haben wir auch bei 810 Gärtner. i Fälle imaginärer Position — man gestatte mir, bei diesem Ausdrucke zu bleiben — : masdda (miscitat), sumdna (seminat), -^ya (-icat, it. -eggia), glandamy (* lendlnem ?), gurnbdt (cubitus). 41 7 in Position: müa, badil, impia, (hira), kuindas, vintxar, Urindfjar, hitindijar, grinqa, sb]k, lir P^^'U^JiJ^^'^^^^^f d(^rm, mqrsaga, körda, st^rt, forbas, gnyi, sqny, sgn, dqna, dqnula, komut, zobia, -6t -qta (*-öttum, -öttam), brqs, qs, grqs, dqs, pq5 (possum), kqsta, nqs, dispq, tqsak, kqt, nqt, vqt, qX, flqka; zmörsa (* exmortiat) dem Inf. zmursdr nachgemacht. 55 — Nicht als Position gilt die Stellung vor Ij, llj : vdeia, fdia, zmceia; auch kommt es nicht zur Position bei: irjkoe, toer toek 58 toe tcel; vs (Dz. I. uscio); mvs (Dz. I. muso). — Aus ö wird h: lila (ö?), krtimpa, munt, tüza, zdyunf, küzar, vor r aber o: forma, försi, kort f., lintöru, törna, torla, ördan ; doch gehen auch einige o denselben ^Veg : punt, kilnta, skündar, rispündar. j9 V in offener Silbe : mii, kvl, -hn (-umen), fvm, brvma, fvm (funem), rny, dyiyvny, ktna nfgul, iva, -v -tda (-ütum, -ütam), tva, palv, mvda, sc dyv, pv, dazu prrm (primum) ; ü in diesem Worte ist auf rätischem Boden heimisch : am Rhein (wo in solcher Stellung ü überhaupt gleich I ist), am Inn (auch in Bergeil), im Münsterthale, in Fascha, an der Gader und in Buchenstein geben primum und fumum einen Reim (aus der nunmehr verlorenen Ableitung primarius zu erklären). Vor r: rra (-üra), d\r, mx^r, skvr, zgvra, dyvra. Ausnahmen: roeda (Um- deutung?), vida (vgl. Dz. I. ajuto ; nonsbg. aidär, ennebg. daide), rimaga (durch die flexionsbetonten Formen beeinflusst), hivar (fremd?), nndas (frz. onze). 61 Ü in offener Silbe gibt u: sum (sumus), dyuf, dyun, luf, indüa, küa, üdru, nus, krus, vor r gestellte»; söra. Den Ueber- gang von ü zu Ö finden wir bei ncsra, skoedar, salamoera (vgl. it.) ; flexivische Bedürfnisse haben dv, doi (*dui, duae) erzeugt; irigvra, mömai'U, ktniu sind gelehrter Abkunft. J63 XJ in Position : dyvny, pvny, pvs. bvta, agvs, spvsa, dyvst, frvt, Sit, -i'x -vya (-üculum. -üculam), vor r: f^rbu. Sollte h]kvza ■= * incuculat sein '? Die Laute f und y sind einander sehr ähnhch, cl kann gl werden, und über cncus s. Brix in seiner Note zu Plaut. Trin. 2, 1, 19 (Teubner 1873); vgl. auch Bresc. chigolü, enchigolas (nach Melchiori). 64 Ü in Position ergibt dasselbe wie in offener Silbe : büiar, bulp, duls, piilpa. dintüftra, pülvar, snlfar, sulk, rümpar, plump, 812 Gärtner. aftün, munt, fünf, tunt, pimt (gelehrte Scheideform pvntu), ünta, sündya, spündyar, mündyar, iindyar, undya, §üpla, kup, süta, Mut, lügüta, pus, tus, rus, agilst, mdska, guy, büka, vor r : or§, börsa, fovn, förkci, körar, kort, sort, örna, törhul, aber strus, weil das r versetzt ist (s-thyrsus). Statt ü scheint ö zu Grrunde zu liegen in -qy (-üculum), nqsi (nozze), kqlm, ü in stvpa (vgl. die be- nachbarten Artikel im Wörterverzeichnisse). Fremd klingt dibiu. 67 A JE und OE: fii], tyina (18), tyel, parzif, siza (22), prce§t, imprdsta (27) sind gehörigen Ortes angeführt; diosezi ist ein Kanzelwort. 68 JLZ7 ergab vor Alters o: qr, tor, roba, ggt (gaudet), Iqdula, kgs kQza, pqk, auch altes secundäres au: parqla, pqra, qka, kq, iyq, fq, flqra (234), grqla ; dagegen griff man dann, als l vor den dentalen Stosslauten vocalisirt Avorden war, zu einem ■ anderen Mittel sich des Diphthonges zu entledigen: aft u. s. w. "^ (10), diskvfs, auch vor s manchmal : zbufSinär. Damals müssen luvddr lih'da und pufidr püfsa entstanden sein. Uebcr küa (* cöda) s. oben, kduza ist ein Bücherwort. b) Unbetonte Vocale. 69 A ist (wie schon berichtet) in tonlosen Silben mehr oder weniger dumpf: a (ad), -a (-a), galina, farina, kamiza, manydr, Saver, kadina, pagdr, aze, kastei. Der Diphthong in maitindda weist auf fremden (westhchen) Ursprung des Kunstausdruckes (Bonvesin hat maitin, Bckker, Berl. Sitz.-Ber. 1851, G. 187). 70 — Vertiefung bis zu u : pupd (zwei Lippenlaute), tupina (u = al, 71 au), utilrj (it.). — Uebcrgang int (Anglcichung): dyiner, veyin- 73 Und, aligria, lir]gir (2ol) und vizergula. — Es verschwindet bei krumpdr, savrdr, 74 E bleibt selten e, nur in l'^rcmdwörtern wie arzentaria, diqseSi, dyenüöri, faresti'r u. ecr, infolge etymologischen Bewusst- seins in tersdl, neben l in de-i (dei, degli) und, wenn ich nicht 7;j irre, in e (et) ; — sonst geht es meistens in das dumpfe a über : talarind, cZa r(del), /;«?• (per), -ar (-ere), kdmara, maranddr, 76 naü, samnta, rasagdr, trcedas; — oft in i, besonders vor t, e. f, V, V (Assimilation), und vor (;incm unmittelbar folgenden Vocale (Dissimilation) : viyiga, siriri, tirh^, virir], firidda, midlzina, Die judicarische Mundart. ölo tinyer, vinif^r, implifier, tyireza, pinel, spivel, säest, finestra, fivrer, dyiyvny, lifyÜv (vgl. kraSiun), vindv (vgl. vandiim), mizpa (oder gar mvz^ra), Hgvr, paridna, (dria), firidda, gri^r, piqy^, im Aus- laute -i (-ae), mdri, pdri, (pdsi) und wohl auch sonst: istd, veyjMind^^im.r, dyiwiy, liyüm (legimus), livd, dl (de, wenn 7 nicht der Ai'tikel folgt), finoy, redina. — Nach der anderen Seite weicht e zuweilen aus, wenn ein Lippenlaut im Spiele ist: grumhidl, duandr, dmnanddr, dumdrj, giddna, sumandr, truviUn]; dndyid hat eine Verwechslung des Suffixes erKtten; tydndru '8 steht vereinzelt da (vgl. jpdri, pevar). — Das völlige Ausfallen ist am Wortende Regel, sobald dann der consonantische Aus- laut keine Schwierigkeit bereitet, Idras, ördan u. s. w. ; an anderen Stellen selten : dftru, dyun, frer, hrivdr, truviUt], stamdna. '9 I hält sich oft dann im unbetonten Stamme, wenn es . dm-ch die stammbetonten Formen unterstützt wird: vivimi (vi- var), mindr {nüna), ßner (ßrj), trifcei (tri), oft wegen benach- barter ähnhcher Laute, wie i, e, v, y, y, z. B. duminiga (vgl. md- naga), vizifj, intrek, vilv, mitv (vgl. matüm), dyvdis (vgl. Idras), kumvnigdr (vgl. mursagdr), pdyina, dy'mdyiva tyirkldr, unmittel- bar neben Vocalen wie in kalier, nidl, histidm, twiu, svziu, zfjhia, im Auslaute skudzi, tdrdi (doch indüa), vinti (venedisch), im An- laute zum Schutze der Präposition in und der Negation in- dinäy, indre u. s. w. (s. Wörterverzeichniss ; abfallen kann dieses i, aber entstellt wird es nicht, ausser etwa in pasandumdi]) , daher 30 auch imvern, endlich in Lehnwörtern wie mediku, dsit. — Nur bis e geht es (neben einem i) in sumeidr und in ke (das aber 31 nach Bedarf auch ka, ku gibt). — In den übrigen, nicht wenigen Fällen erhält i die dumpfe Aussprache a: p)äan, tamih], Idras, dnadra, palina (trotz inla), prevat, zmantagdr (vgl. zmantigüt]), I daddl, plagdr, lanydm, mdnak, vaydr (trotz y), tyarkdr (trotz y), 182 sa (si), stamdna u. s. w. — Vereinzeh, dm'ch Lippenlaute ver- schuldet: induindr, sumeidr, stvdl ^= stivdl, rvdr (vgl. rivdr), bvgatdr (y); vom etymologischen Bewusstsein getragen: roeklaydr. 83 — Wegfall : kaft, fumhla, nastdr, tastdr, kriddr, largd, sors, kul (so auch wenn es ohne Substantiv steht), oka, froet (99 — 109). 84 O ausnahmsweise erhalten in Fremdwörtern wie sosietd, lavoreriu, proiber und in onyvny (wegen qnyi). Auch pq bleibt selbst als ton- und fast werthlose Fragepartikel unverändert (vgl. das gi-ed. -pa, das sich so fest ans Verbum schmiegt und. S14 Gärtner. 85 wie ich jetzt einsehe, nichts anderes als unser yq ist). — Der regelmässige Vertreter des unbetonten o ist u: pnrtdr, vuler, kunte'nt, tuzdr, pudv, usfaria^ amü, nu, nihna (non niagis), hu(r, nuvis, fuzina, selten geht es weiter bis v: dijvgdr, kvntfd, kvydr, wddr. Von besonderem Interesse ist das sehlusshafte o (-um, d. i. -om, und -o); denn hier weicht unsere Mundart vom Lombardischen ab und nimmt manchmal venedischen Charakter an. Zunächst haben wir unterstützende u wie in Idvru, dyinivrii, fermu, deMru, dftm, dgru, dintm, küntru, soldii, negru, pegini, vklru, Iddrii, tamdru (239), alegm, tendru, ^empru (239), alber gu, fvrhu, orbu, frirjku^ merlu, sezu, raddblu, rUtyu, sehr befremdend, wenn man damit Uvar, dorm (dormit), intrek, pis, satjk, kuisty (questi), rüar, phimj), lark, kaft u. dgl. vergleicht; ferner finden wir u an eliu, budtnßu, tiviu, svzm, mörbiu, niu, vandyelu, kdilu, om im Gegensatze zu Ymit, dsit, marty, net, frcet, pra, si, di, endlich dddu, nönu, vdgu (bresc.vagh nach IMelchiori, berg. vac nach Ti'raboschi), g, struzdr (trotz stri^a), muyinij (175. 02 176). — Es wird unterdrückt von -idum, meistens wenn c, g vorausgeht, mdkla, oy, ündya, einmal nach b tahh'i ; ferner oft un- mittelbar vor einem anderen \oc2i\e- mannrqt, manera, Mrjk, s. 178. Die judicarische Mundart. 0 1 O 3 Ah wird verschieden behandelt: u, insurer (Muss. Beitr. sorar), ru"^)-, purcet, uzel, (ugdr navigare) ; agüst, (ragdiT) ; (Ipqrer) ; luvddr ; aftün. "^^"-^"^ c) Consonanten. 5 H hat keine Spvu- hinterlassen: am, albergu, aper, eliu, erba, ir]koe, imverv, Idsta, öra, qm, ors, ort, ost, unest ; traguldr enthält ^^elleicht ein zu g verdichtetes h, oder ein dem Verb faeere nachgemachtes c, oder es ist *ti-ahiculare. (Vgl. auch gerp). 6 J hat den alten Laut dy bewahrt: dyiner, dydk, dyuf u. s. w. ; nur nach Vocalen wird der Stosslaut aufgegeben : dyiyvny, lampaydr (*-ijare), im Auslaute muss das tönende y zu X werden: may, jxxy. Fremden Einfluss erkennt man in ► zöbia und hcizul. Bei viddr adiutare scheint / keine consonanti- I w sehe Geltung bekommen zu haben. '7 Hiatus -«/. — LJ gibt in echten Wörtern ein y von so wenig consonantischer Kraft, dass ich vorgezogen habe (statt eines dritten yj, i zu schreiben: fceia, (oiu), trlfdi, mei, mdi, vceia, pdia, famdi, taidr, mineidr, impidr, skaidr; tdia u. s. w., noch kürzer ficel, (si). — LLJ ebenso : di, mdi, büiar, zmuidr, muidni (es wird wohl an den Kinderschädel zu denken sein). Fremd : vilia, kunsiliu, kuniilyu (Verbum), auch vandyelu (wie •9 it., frz.). — RJ verhert das j : -er -era u. s. w. (s. 9), (pare), parcel, fera, manarot, salamcera; unecht sind also pvrgatöri, si- miteriu, storia, auch tylridla, dagegen kann das e in firidda •0 durch das Doppel-7? gestützt sein. — VJ dürfte dui-ch dy, nach Vocalen y, richtig ins Pinzolische übersetzt sein: liyer, graydr (* gi-aviare "?) ; zobla aber (wiewohl nach 96 unecht) »1 schliesst sich besser an 109 an. — SJ wird z, im Auslaute s : kamiza, bazdr, artazdt] (* arten sianum), 7'dza, tyeza, tykeza, ikü- >2 zar 89), giis; pusiürj, weil -ss-. — ^V ist genau durch ny wieder- gegeben : tinyer, vinyer und kunyer, bany, dyvny, insunydr, kal- kdny, kdnya, pinydta, arnyih], brvnya, grinydr, nya nyi nyavny ; stravanidr ist vielleicht -icare (vgl. rimagdr), honiu fremd. — >4 JI/tT" ist umgangen iu hlastamdr ; gehört kandydr daher? — )5 I>J gibt z, im Auslaute s ; kroezu, mes meza, ors. Auffallend, obwohl ganz naturgemäss, ist eine andere Entwicklung: dy, nach Vocalen y, im Auslaute (tyj y wie in dyv, viyu viy (*vidjo 816 Gärtner. 107 vidjit). — TJ wird gewühnlich s: -d'sa (-itia), skorsa, ag{'S, väsdr, sHsa, nisdr, brqs u. s. w. ; dieser Laut s entspricht auch deutschem z zmilsa, miiscHa, zmusarwla, srkana (dagegen zd'ka), und it. z sirigan, skajjasdr, mäs (fem. mäza ; s. 133). Das Phu-al-/ hat einen anderen Erfolg (s. Flexionslehre), und diesen finden wir auch in dindy^ (vor tönenden Consonanten -y, vgl. inäydizndr), dessen tj in der That ans Ende gerückt ist wie das -ti des Plurals-, vgl. aber väsdr und bros, pus u. ä. die unhistorische Behaltung des i deutet immer auf Unechtheit : grdsia, nigusidr, kulasiw], jpresi, Häsia u. s. w. PTJ haben 109 wir in kdya^ O^'^si); razür] geht mit sazur]. — liJ: gdhia (habeat), dihiu: avth und raber haben j abgeworfen. Für PJ ein Bei- spiel: mpia (sapiat). 111 Tj im Anlaute und sonst in ungefährlicher Gesellschaft unverändert: Jak u. s. \\., Sal, tyel, fil u. s. w. (über die Wirkung des Pluralzeichens unten), üla, fiaHa u. s. w., kavdl, kavil u. s. w., pulvar, kxdp, hdk, auch drds, faU, puls, aber ' zbnfsindr, kafsojt, dintüftra, sfaftydda, skuftdr, vüfta, skavdär, affdr, s. 10 und 68; einfacher bany, pvs, puzh], skutvm skadmdi, tupina. Mit verwandten Lauten vertauscht: §armdntaga, ßer (221), spoera, vargüt, arkndnt, s. 221; vmntih] (echt?) — 111 JPL besteht fort in den echten Wörtern implantuldr, impUner, plagdr, pldzar u. s. w., und in semplis ; plus erleichtert sich zu pv. Verdächtig sind daher pidga, pidnta, pif^^, pi'jna. — 11.3 HTj ebenso: npbla, svbla, sablih], tabld, blastamdr, blut; aber 110 bidt]k. — FL ebenso: fla, ßaddr u. s. w., verhärtet supldr ; dagegen fidrik (vgl. sflaijkvyin), fiör, ßurer, ßurh] (vgl. sßurer). 117 — CTj ist meistens in lomb.-ven. Weise behandelt: tyaf, tya- mdr, tyar, tyßza, hartyß, vinty/d (wenn es vincul-ellum ist und nicht vinc-ellum), Uyet, stynp, tyq, tyvzcra, erweicht in zdyunfdr, 118 — nach Vocalen dyindy, oy, pioy, rcpya, sdya, vey (tl), spry, kvniy, glaviydl, kuaydr (-rcl-, dann -cl-), duydr, guy (ttl), gi'ya, kavy 1-20 u. s. w. ; erweicht in üjkvzdr (63); aufgelöst in tandia. — Er- halten ist es selten : tyßrklu, tyirkldr, ra-klaydr (vgl. rcpya), mdkla, vyi'dda (* agnucula?), mi-klit (neben mvy und mx'^ya), erweicht 1-21 in glavddida, glaviyopl. — GTj ist auch zuweilen bewahrt: glay, ■ riiglaydr, vagldr (\g\. paydr), zddgla, etwas entartet |7?'M7rjiÄf«7, — 122 dagegen dy, nach Vocalen y: ündya, dydnda, dyrra, vaydr ; mvzdr (Umdeutung? vgl. itjkvMr, 63). Dip judicarische Mnndart. ol7 ij M is^sehr üestiindigi ram, re, ri u. s. w., kar, kcer, miirer u. s. w., mdtar, fer, por u. s. w., merlu, durmer, forn, qrhu, korp, Jyjrvel, Hvii ^'>'dc''>'>^, art, forsa, ors, lark Idvga, martyßr u. s. w. In wenigen Fällen hat es nicht Stand ge- halten: i5r^'??iisiaute in fo, tyes (vgl. cece), vor cl in kuayar I (aber sartyel), nach st in zdagla (aber strcet u. s. av.), — ver- setzt ist es in drevar, druvdr, (frdbika), krumjodr, hrivdr, intrek, 3 karega, preda (s. ferner 234), — in l übergegangen in aiser a, (5 alhergu, drbid (221); — öfter musste es weichen aus der Gruppe MS: do5, mvs (f), sv, dyi, lauter Fälle aber, die nicht auf Rechnung der Mundart zu setzen sind. V wird oft niu' in kaum hörbarer Stärke angeblasen, so regelmässig zwischen Vocalen, die nicht zusammenzufliessen drohen. Dies geht auch über die Wortgrenze hinaus, somit ver- Heren die mit v anlautenden Wörter diesen Consonanten, sobald das vorausgehende Wort mit einem Yocale endigt, der sich mit dem folgenden verträgt. Da dies Brauch geworden, konnte einer- seits manches anlautende v verloren gehen, anderseits aber ein V ohne geschichtliche Berechtigung vor einen vocalischen An- laut treten. So erklären sich plm>ar neben plopar, la vina neben la ina; viu (vivo) aber vivi (vivis), du ini (duae venae) aber tri villi; id, uzdr, lipara ; [vjardvndr, vargüta, vargvnij, [v]er- dyar, [vjizergida, [vjiddr, [v]ot^ [vjvzdr. Verloren hat sich ein inlautendes v in dyw), uztl, ugdr, aukdt (hier eigentlich vv ; denn es hegt das it. Wort zu Grunde), huer, fjora, umhria, indidndr u. s. w. — Zweiei'lei Entartung des v ist anzumerken : erstens in h : hespa, hulp ; zweitens in gu, g, und da muss ich einmal Ascoli 's Ordnung brechen, der, wie ich meine, die altindische Trennung des v von h und p nicht auf romanisches Gebiet hätte übertragen sollen. Es handelt sich um die wichtigen Wörter guida (vitem), guil (223), gua.stdr, giddna (223), gus, gumitdr (nicht ganz echt), zgiddr, nvgul fb), nvgula (b), td[g]u- 0 la (b), sigula (p), in denen iat. v wie — germ. W behandelt ist: guarer, guadanydr, gu(ra, triga, trigdr ; während anderseits germ. w Iat. v gleichgehalten ist in varddr, varddda, tudia. — II Im Auslaut kann v nicht tönend bleiben : tyaf, nerf, tyerf, nßf, gref, vif, cZ^tt/ (* juvum), x'Ä/ (* viduvum), oßf, koßf, naf^korf;- es verschwindet in bo imd vi (vgl. gred. ruf). 818 Gärtner. 13-2 F kommt bekanntlich fast nur im Anlaute vor, und da ' ist es geblieben : fafty, ßdma, frvet u. s. w., zdfjunf, stvf ; in ' anderer Stellung kann ich kein / mehr finden, wohl aber 9, und dieses gilt so viel wie p: sjnrel, hlastamdr (221), tvir] (ämil. tu- fegn nach Biondelli), wie /; mlfar, hdfanel (vgl. gi'ed. solper). 133 S bleibt nicht rein ; daher kann ich parzif nicht für echt 1 halten, auch mäs, mäza u. s. w. nur dann, wenn ich annehme, | dass mansues in alter Zeit ein rhadiophonisches t bekommen habe (*mantsues, mantsium) oder (aus *mansies) in *mantio 134 o. dgl. verderbt worden sei. — Sonst herrscht die venedische Vergi'öberung, die, nach kleinen Fehlern und Inconsequenzen in Biondelli und anderen Büchern zu schliessen, weit ins lombardische Gebiet hineinzieht. (In Chiavenna habe ich das reine [tose] s gefunden.) Im Anlaute : ^-al, se, se u. s. w., ra- sagär, am, aber rizaga (136), weil da das etymologische Bewusst- 136 sein verschwunden ist ; — zwischen Vocalen : kdza, t%vzira, ruzdda u. s. w. (warum viyiga vescica?); ss: has, q§, ^§ar, ' masel u. s. w., in anderen Verbindungen : hH-pa, mqrs, do5 (126), fals, püfsa (*paussa), koipvzdomim u. s. w. ; im Auslaute: nas, 137 pis u. s. w. — aber pv, 5v (126), und so sind auch die flexivi- 138 sehen -s in italienischer Weise abgeworfen. — SC mit glitt, c: ikrivar, müska, froesk, maäkul u. s. w., vor e, i, aus sty ver- 139 einfacht: krd^ar, masaddr, ndsar, poߧ. — /SiMT getrennt: hatezim. j4,j — STJ erleichtert in vi; dagegen hestia, biHidm, kri§tidr}. — 141 STR wird nur in dem Fron, jws (auch wenn es subst. ist) 14-2 so verkürzt; sonst ist — ST eine behebte Gruppe: st^la, feMa, Uta, pastrok u. s. w. ; erweicht: zdmgla ; gdza stimmt zu gi-ed. gätsa. 143 Z kommt nicht vor, denn hataydr hat ein volksthümliches Suffix bekommen (40). 144 jY bleibt unangetastet im Anlaute: na^, nef, not u. s. w., zwischen Vocalen: kadina, Idna, mindr u. s. w. (kulumia, ka- h^niga 221) und nach r: fom, lanterna, imvern, turndr. Im Aus- laute aber hält es sich bei echten Wörtern nur nach r, oder wenn sie paroxytona sind: dzan, petan, daher auch noch dyun; sonst aber wird es r], wie in kai^, mar], virj, hui] u. s. w. (S-Q^i suono ist entlehnt), nach e, 'P, r regelmässig ??/y, wie in heny, glandmmj, rny, dyiyhiy, in einem Falle m: fvm (eine in Tirol bei diesem Worte allgemeine Abweichung); es Avird abgeworfen Die judicarische Mundart. ol" bei no, nu.% Vor /.muss ?? weichen: vaL turldr ; mn s. 156. — : JVJT getrcMt iu dnima, assimilirt in bttmmarJcd. — ^'jB muss - vermittelt werden: txopndru, tendru. — NS ist längst seines n ntledigt: pis. mis, tis tiza, pais, (intes), artazd)], kvzar, kuziri, uizdr, pimikf^istdr, mizira; vgl. pisdr, mos (133). — ^F ist eine mögliche Combination: infern, zdyunf, hudinfiu; dagegen n imvern. — NU: kuindas, vdndar u. s. w., grant, munt u. s. w.; 1 manydr. — NT: intrek, punt u. s. w. ; vor j und vor dem Pliu-al-7 flüchtet sich n in den Vocal: dsa (-antia), Usoel, paya ■2 (panticem), tax (tanti). — NG, NC duldet, wo g, c guttural i!,eblieben sind, kein dentales n : batjk, lur]k, stdi]ga, aber punt, sant, untdr, tmdya, dalux u. s. w. in hat sich erhalten : mari, mes, iniT u. s. w., fam, num, om, kum, Ivm, veim, brvma, tyamdr, fldma, gdmha, temp n. s. w.: »4 — ausgefallen in unbetonten Endsilben: noef (novum; novem), iu Uebereinstimmung damit auch in dya, 5u (sum). Vereinzelt: »5 saC\ — Zwischen w und einer zweiten Liquida tritt h ein bei ■t&fümbla, (ümbri) ; sonst ist — ilOT wie nn, d. i. n, behandelt: dan, kundandr, dona, son, sqny, aftün u. s. w. 30 C vor a im Anlaute: kari^ kar, kdza, kaldr (ch) u. s. w. ; 52 erweicht in gat, gdmba, gdmbar, gatdr rigatdr, gavy. — An 33 anderen Stellen: oka, förka, vdka, bilka, sakdr, rika, bdijka, — zwischen Vocalen erweicht: pagdr, rasagdr, figd, furmiga, fur- miger, Ivgdnaga, largd, diskargdr u. s. w.: Wörter aber wie 66 aukdt,frdbika, pvadikdr u. s. w. zeigen fremden Einfluss. — CO, CJ7 im Anlaute : kol, kort, küa, kmr, kvl u. s. w,; erweicht: gum- 67 b(^t, rigurdnr, zgiddr, zgvrdr ; — in anderer Stellung: dik (dico), fcßk, Irik, nigilcek, bai]k u. s. w., sak, s(Bk; zwischen Vocalen agudi, bdgula. fiigiddr. sigvr, vdgu, nigvny, kdgula, dennoch bakdta, pdruku (fi*emd). Wegfall: sa^; ne (sie), Za (illac), grola, 68 karioel. ICUM hat keine regelmässige Wiedergabe : furmdi, 69 vidy, kurdyu, (skorsa). — CB^ CI im Anlaute ty: tyel, tyina, tydndru u. s. w., aber la yina u. s. w.; s muss den Verdacht venedischer Herkunft oder doch venedischer Entstellung er. 70 regen: sedar, sert, silejt, sirot u. s. w. — Im Inlaute nur nach Consonanten ty: piirtyß, fafty, kaftyinya. martyer, vintyar, nach Vocalen z oder, in den Auslaut gerückt, s: aze, uzel, vizirj, dizdqt, vizergida, svziu, kuzina, fuzina, des, dis (dicit), gus (vgl. uzdr), krus, tyes, arü, pvs, sors, Idras u. s. w.: s ist fremd: pdsi, fdsil, Sitztingsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. U. Hft. 53 820 Gärtner. dt/rdisiu, duh, disemhar, sosietd u. s. w. : kafsdt von * caltium (wie it.; gred. u. s. w,). Ce7 gibt (nach Vocalen) /; glayi, hray^, 171 ü^a, ay/d, /;«>/, saldya (oder -icula?) und andere. — müer scheint eine Verquickung von socer und senior zu sein. — 172 CT: lat, Ici, (pßit), drit, hi, not, tat, (vcetf), pitvrdr u. s. w. — 173 CM im Anlaute krina, kroemr, krdzar, krus; erweicht in gras, grcesta und im Inlaute: dgru, Idgrima, mdgru. 174 X gibt 5: sasdnta, .tqsak, SalaSdr, aMl, d^Hrii, dis- diz- §- z- (ex- deex-; dis-?), inmrei', estra, frdsan, lisiva, sas, ta§, sündya, tastoT, temr, masela; abgeworfen: sc. (sex). 175 Qu bewahrt sein u in dkua, dkuila, arkudnt, kuadrel, kudtm, kuatovdas, hundas, kid, kust kuisty, skuasaküa, skudzi 17G,8 — mit Erweichung gualif. — Verlust des u: sh]k, ki, kimia, kriddr, kdizar, Met; vgl. damit auch ki (eccum hic), kdilu, sküdt (234). 181 G- vor a: gal, (gat, gdmba), ligdr, nagdr, rimagdr, svgdr, ugdr, fadiga, kastigdr, stdtjga, zlargdr, zlurjgdr; Erhärtung: . spörka (wegen spoj^kf); Wegfall: grirr, kaiirr (also vor e). 183 dyardirj ist so unitalienisch wie giardino. — 6rO, GU: agüst, wie nach au überhaupt die Consonanten fester sind (vgl. piifsa, 184 rqba); sonst fällt g aus: fo, ß'jra (234). — ar, fevar, imvern, kavdl, duvdr (bh doch nicht!), väsdr u. s. w., auch fivrer, Idvru, t%vn>el, prevat ; didul, par<^la, p^udr, Sav, rüar u. s. w. Ueber die schwankende Geltung des V ist schon gesprochen worden (127)-, s. 129; roba, rubdr behält b (vgl. 183), ebenso einige Lehnwörter wie ubider, proiber, 216/7 dehul, utübar und andere. — Im Auslaute nach Vocalen f: traf, sef, bif (bibe). — HT: Süta, situ. d) Die Lauterseheinungen, allgemein und genetisch aufgefasst. 218 Die Bedeutung der Tonstelle für die Entwickelung des Vocales erhellt aus dem Vergleiche der Punkte 1 — G8 mit 69 — 93. MaiK-limal richtet sich der betonte Vocal nach der Form, die er hat, wenn der Ton auf die Endung versetzt wird, oder umgekehrt: savrdr (18), ß'imbla (18), ristya (22), riSaga (22), dizdrumlsdr (27), sumisa (27), kuaydr (27), nisdr (42), vifjar (42), rimagdr (59), luvddr (68), s. auch 79 und 89. Die jndicarische Mundart. 823 ti Lautaaigleichung ist ein grosser Theil der oben be- .sproclienen'"* Lauterscheinungen; einer Zusammenstellung sind vielleicht diejenigen Fälle werth, in denen Vocal an Vocal an- geglichen ist: d an folgendes i (3, 9), d an folgendes u (68), verschied^a-<^lurale (s. Flexionslehre), dtbiu? (64), u an i {kvii quelli), a, e an i, e, v (s, 71, 76, 79), Formangleichungen sind die unter 218 genannten Unregelmässigkeiten und die in 0 der Flexionslehre abgehandelten analogischen Fälle. — Wort- angleichungen : sarindntaqa an mantagdna, vieUeicht pastrok an ■payarok, ferner manche Umdeutung. 1 Dissimilation: l wird r wegen eines folgenden l in kurtel, Skarpel, wegen eines vorausgehenden l in fler (vgl. frei im Gaderthale); (zm nach Diez); r wird l nach r in drhul (oder Suffix -uU), verschwindet in krivel, trui'üirj; n wird l vor n ■ in kal^niga (50), wird r in vini], wird l vor m in kulumia; y verschwindet vor y in diyvnij, dlyindr (neben dyi.) ; p wird t nach b in hlastamdr ; z wird r vor s in diriset (in Chiavenna 3 Aphärese a-: handundr, stcla (stinaf) , hutega, duvdr, duydr, gdza, giddna, gvs, gvsdr, [gjvya, [gjvydr, kardl, Iqdula, nyilklaf, rdnytd, sidd, simdya, väsdr, väsaröt; ha-: rela; ab-: sesa, skündar; ae-: gualif, ram, stimdr, stvdl; e-: kuH kul irjkGe I (in eccum hodie), ris, s- z-, stra-, svgdr svt, vandyelu, veskuf; oe-: kulumia; i-: la inld, nisdr, nyurdnt, stu astöra, stoes, talidr]; M-: ründula, stqria; in-: stii-ment; o-: guil (127), vdgu; ob-: skyr; um-: bigul; 1-: urelf, utih], vizergida; ra-f: kuntdr; re-: staUra (Umdeutung?); ro-: tunt; n-: ugdr (nav'gäre); bom-: bvgatdr; pa-: pdvar; 'pro-: funt; (t-: rqiaf); se-: stcr. !4 Ausfall eines Vocales: ert, indre, Ivndi, cevra u. s. w. (73, !6 78, 83, 99 — 109, 178); — eines Consonanten: kunyer (con- venire), sav, kuzirj, mardi, mister, salds, santdr, siör, skildt (* scuirulattum\ pQva, qst u. s. w. J8 Epenthese: fevar, nuemhar u. s. w., pdskua, batezim; gdm- bar, grumbidl, splvma, askqrdjijar, ki'vva (cruda) u. s. w. !9 Vorschlag eines l (des Artikels): Idsta, lipara; eines v: vargüta u. s. w. (127); eines g: gJanddny (Ascolis' Erklärung a. a. O. S. 515 passt für diesen und andere Dialekte nicht; vgl. ennebg. diene, abt. dläne); eines s: strus und andere (doch kann oft ex gemeint sein). o 824 Gärtner. •230 Racliophonische Einschiebung: fümbla, tymndru, dyendru, 31 tendru, (mäs 133). — Nasale Einschiebung: (funihcet, imhriäk, (la mantaganal), iniv(rn; rmdar; h](jvrdi- (Umdeutung auf inf), Utjfjn- (vgl. Tiraboschi ligür, Biondclli lingöri, Boerio languro; auf rätiscliem Boden habe ich bei diesem Worte nur im Oberengedein ein n eingeschoben gefunden). 231 Versetzung; m zu lu in ^kildt; tl zu It (nt) in munturj; rtl zu Itr in mdftru; v-l zu l-r in fr^la, kglar; l-c zu c-l in higid; c-ß zu cl-f in zdjjunfdr; r+Voc. Cons. zu Voc. + r Cons. J in arbasdr, ardvndi; arnyün], aris ("?), parzif; Cons. Voc. + r zu Cons. r+Voc. in dizdrumlsdr, furmint, stranvddr, strus (229): Voc. Cons. + 7* zu r+Voc. Cons., dieser Fall ist unter 124 gestellt. 238 Vcrgröberung: krvf krvva, dfjuf, luvddr lüvda, jnifsa, nyi, (^nyi (llexivisch?j, s. ferner 10, 68, 127, 130, 131, 134, 136, •23y 181, 186, 202, 214, 216. — Epithese, eine bei lombardischen (und rätischen) Dialekten im Allgemeinen durchaus charakter- widrige Erscheinung: tasddru (*texator), sempru, (semper). ■JiO Ton Versetzung: miida (Suffix -ula), ifüdiga (wenn es etwa von fatigare kommt), id (wegen inhVJ), ijland, aUgru, skumlsa, -dl -(Ma (-eolum), ei't, verdyar, 4 a^kordyar, palpera, von denen Avenigstens die letzten wegfallen, wenn man vom Bücherlatein absieht (was die romanische Liiigui.-stik nocli niclit zu thun ptlegtj. Flexion. I. Verbum. Die tmten beigegebenen Conjugationstabellen lehren auf den ersten Blick, wie sehr die alte Mannigfaltigkeit der Con- jngationen beschränkt ist; hiezu haben gewiss nicht wenig zwei phonetische Zufälligkeiten beigetragen, nämlich die Neigung, das lateinische e bis zum i hin /,u verengen und die Herab- stiramung des I vor r bis e, wodurch denn die lateinischen Conjugationen, die wir mit 2, 3 und 4 zu bezeichnen gewohnt sind, in allen persönlichen Formen bis zur Gleichheit aneinander Die judicarische Mundart. oJO gerückt unjjl sogar, im Inf. die 4. Conjugation (also IVa und die bekamf^ romanische, mit dem alten Incohativsufflxe -isc- gebildete Art JVb) der 2. angeglichen wurde, während von der anderen-Seite ( theilweise vielleicht eben wegen dieser Ver- wischimg^j|||>ijj>ge Verba der 3. (oder doch dieser Conjugation einverleibte Verba) ein Part, auf -itus bilden: körar, küzar, pldvar; hüiar, moevar. In den vom Inf. abgeleiteten Formen ist in der II. und in der III. der Gebrauch nicht ganz fest: gudard gudird, parard parird, skudard skudird, huiard hidrd, pluvard pluird. Unter den Tempora und Modi fehlt das einfache Perf., das Ger. und das Part. Präs. Im Cond. finden wir die vene- dische, auch in einigen lombardischen Gegenden beliebte Endung -na. Der Conj. Impf, zeigt für alle Conjugationen gemeinschaftHch die Form -issem — eine Vereinfachung, die in Venetien gar nicht versucht, in einigen rätischen und lom- bardischen Mundarten nur theilweise dm-chgeführt ist; das einzige /t's *füssem (vgl. frz., ven.) hat auch in Pinzolo seine Eigenart gerettet. Merkwürdig ist das zwischen Stamm und Endung manch- mal einschaltbare (vielleicht nie obligate) -ig-. Man erinnert sich sofort an die gleiche Erscheimmg im Neuprovenzalischen (Ztschr. f. rom. Phil., III); doch ist die Zurückführung auf alte Perfectformen, wie sie Aymcric in der angeführten Arbeit für seine Mundart versucht, hier nicht möglich, da vor allem keine Perfecta vorliegen. Uebrigens ist diese Erklärung auch für den südfranzösischen Dialekt nicht befriedigend, weil sich auch da das -ig- bis ins Präsens eingeschlichen haben müsste; oder soll man das g in curregeri (cucurri) nicht für identisch halten mit dem in portigeri (Perf.), portigesi (Imperf.) und portigo (Conj. Präs. von partire)? Noch weniger Anspruch hat das Verbalsuffix ic, obwohl es anderswo neue Conjugationen geschaffen hat; denn es gehört der 1. lateinischen Conjugation an, während unser -ig- gerade der I. versagt ist und im Rouergat bei regelmässigen Verben nur in IVa und IV b (nach meiner Bezifferung) vorkommt. Ich komme auf diesen Punkt weiter unten zurück. In keinem Stücke erweist sich unser Dialekt in so auf- fallender Weise als ein Gemisch wie in den Personalendungen. 826 Gärtner. Lombardisch ist z. B. das den paroxytonen Formen der 2. P. Plur. (Ind. Imperf., Conj. Imperf., Cond.) angeliängte Pronomen -/; venedisch die den Lautgesetzen meist zuwiderlaufende Er- haltung des -0 in der 1. P. Sing. Ind. Präs. der regelmässigen Verba: mittelrätisch die Endung -ümus in der 1. P. Plur. des Präs. Diese rätische Region hebt übrigens erst jenseit der Etsch^ im Fleimsthale, an; nach der andern Seite müsste man gar bis nach dem nördlichen Piemont gehen, um wieder ein grösseres Gebiet des -ümus anzutreffen. Dagegen breitet sich dieser Gebrauch, wie es nach Biondelli scheint, ununter- brochen von Pinzolo (um ein Thal w'eiter nach Westen und) in südlicher Richtung an der Ostgrenze des lombardischen Gebietes hin bis über die Grenze der Aemilia. Mit drei Mund- arten Osträtiens gemeinschaftlich ist ferner der Mangel der Personalendung in der 2. P. Sing. Conj. Imperf.; venedisch das -i der 2. P. Sing, in den anderen Tempora und Modi, wenn es auch zuweilen nur im Stammvocale versteckt ist. Lombardisch (wenigstens bergam.) ist die Endung -gi der 2. P. Plur. im Conj. Präs. Woher kommt diese Endung -gif Ein entartetes und dann angewachsenes illi (gli) könnte man eher im Anlaute suchen (wie in g<2 habeo) als im Auslaute. Vielleicht enthält sie das analogische g, das sich aus diga dicat, fdga *facat, trdga * tragat, in ddga det, i'dga vadat, fwga tollat verirrt hat; denn nachdem das g von diesen frequenten Verba Besitz ergriffen hatte und so zu flexi vischer Würde erhoben war, konnte es leicht weiterdringen, am leichtesten von fdgi facias zu fegi faciatis, endlich auch von fegi zu drgi, zu gahiegl und hipiegi, zu purtrgi und durmigi. Neben -gi ist auch -ga gebraucht, eine Nebenform, die bei einer jungen, nicht aufs Latein zurück- gehenden Flexion nichts Wunderliches ist, die aber ihrerseits, als die richtigere Form angesehen, eine andere analogische Deutung nahelegt. Es könnte fega faciatis aus fe facitis ab- gezogen sein nach dem Vorbilde: fa facit, fdga faciat und da lat, ddga det; so wäre mit einem Schlage auch die Entstehung der 1. P. Plur. Conj. fuma. dum/t, purtüma .... aus den entsprechenden Formen des Ind. (fum, dum u. s. w.) erklärt. Die eben entwickelten Ableitungen dürfen sicherlich auf das Lob der. Einfachheit und Ungezwungenheit Anspruch machen; f Die judicarische Mundart. o2 i docli vielleitht hab«n jene Analogien nur nebenher mitgewirkt, vielleicht wfrd man einer anderen Erklärung den Vorzug geben, die, wenn auch Aveniger einfach und durchsichtig, eine grössere Reihe von Erscheinungen umfasst. Der Plur. des Conj. Präs. wird vorbüAw**'* romanischen Sprachen in der verschiedensten Weise gebildet imd fast immer durch ein völlig neu erfundenes Mittel. Im Grednerthale und in der östlichen Nachbarschaft gleichen 1. und 2. P. Plur. Conj. Präs. ganz und gar den Inversionsformen des Ind., d. h. man sagt gleichsam portamus- nos, portatis-vos statt portemus, portetis. Das ist auf den ersten BHck bizarr; aber der Conj. ist ja syntaktisch auch oft ein Optativ (weshalb bekanntlich diese Modi im Lateinischen und im Deutschen in einen Zweikampf mit tödtlichem Ausgange aT.riethen), und in optativischen oder imperativischen Sätzen iSt die Inversion nichts Ungewöhnliches (z. B. ,gehen wir!', jdiglieio tu!'). Dies genügt vollauf fürs Grednerische-, wie steht es aber um den vorliegenden Dialect? qabiegi habeatis und gif habetis-vos sind freilich sehr unähnlich; gehen wir zu den regelmässigen Zeitwörtern, so finden wir jmrtegi portetis und purte-f portatis-vos einander gegenüber: da brauchen wir nur anzunehmen, dass dort das / abgefallen sei, und die beiden Formen sind vereinbarlich. Diese Annahme aber Avird auch von anderer Seite begünstigt; Bergamo hat nämlich porteghef (Biondelli) im Conj. Auch die Ursache, aus der so die zwei etymologisch gleichen Verbalformen phonetisch geschieden wurden, ist unschwer zu errathen. Bei purte-f ist sowohl por- tatis als vos stets im Bewusstsein des Sprechenden (Fragenden); es musste also / (vos) erhalten werden. Bei purtegi hingegen muss der Begriff vos immer verdrängt werden, sobald der Conj. wirklich (sjTitaktisch) reiner Conj. ist: so verlor sich / ganz, während die prosodisehe .Erweiterung, als das einzige Merkmal des Conj. gegenüber dem Ind., unerlässlich schien. Warum aber purtegi, und nicht etwa purtei oder, da die Laut- verbindung ei nicht genehm ist, purtei? Spontane Hiatustilger sind immer verdächtig, wenn sie nicht Bürgen an ihrer Seite haben. In der Lautlehre (127) lernten wir eilf Fälle kennen, in denen lateinisches, oder doch romanisches v gleich dem germanischen w durch gu oder g wiedergegeben wird, ferner manches Hiatus-v ( jugum, crudam i. Auch innerhalb der Flexion 828 Gärtner. finden wir eine Stütze, uiul zwar in dem facultativen -ig-, das wir oben beiseite stellten, Avenn wir ihm nämlich eine phone- tische Deutung geben. Zu diesem Zw^ecke gehen wir von den Formen durmigces dormi(v)isset und dunnicjüm * dormiumus aus, woran sich wegem der besprochenen Vermengung der Conjuga- tionen ohneweiters matigds, matigüm und alle ähnlichen Er- scheinungen von selbst anknüpfen. Es handelt sich also dem- nach hier wie dort um ein g, das einen Hiatus aufhebt, meist auf dem Platze eines verblichenen v folgt und da eine Verbal- flexion (-issem, -ümus) oder ein Pronomen von flexi vischer Geltung (vos) gegen Contractionen, Elisionen und ähnliches be- wahren soll — ein Bcdürfniss, das man auch in Como, wo man aus fuisset ein füdcss gemacht hat (Bolza in den Sitzungsber. der kais. Akad. in Wien, 1868, S. 241), und vielleicht einst in Trient fühlte, wo man fadesso (fecisset) schrieb (Schneller, Statuten einer Geisslerbruderschaft, S. 49; für d mag die Analogie mit stetisset entschieden haben). Nun versteht man auch gahiegi als Ableitung von gdhia nach dem IVIuster der regelmässigen Verba, und nicht nur alle diese -ig- und -gi, sondern auch alle oben angezogenen Erscheinungen in Süd- frankreich, in Greden u. s. w. Unter den Inversionsformen sind die der 1. P. Sing, räthselhaft. Aehnliches bietet das Nonsbergischc, z. B./on^e = \>'m'/j.fant-i, .ient-e = pinz. mnt-i. Im letzten Beispiele kommt das Merkwürdige hinzu, dass sent-e nicht nur sum-ego, sondern auch sumus-nos heisst, sowie das gred. mrj-ze; font-e aber gibt im Plur. fant-e facinuis-nos. Die Endung -nie ist im Nons- bergischen (und bis nach Trient hinaus) das Zeichen der 1. P. Plur. im Imperativ und allerdings selbst dunkel; sollte sie aber in dieser syntaktischen Function heimisch sein, so würde sie ohneweiteree auch im eigentlichen Oonjunctiv und cndlicli, da, wie oben gesagt, iiortcmus - portanius-nos (also auch um- gekelu-t), aiicli in i!«r Invcrsifinsform begreiflich sein. In den Sing, schliesslich käme -nte durch das Verbum esse, dessen sum und sumus phonetisch gleich sind oder doch einmal waren. Dass in Pinzolo .suin-i sumus-nos und sunf-i sum-ego nicht gleich sind, würde ohne Bedenken auf Rechnung der Dialektmischung gesetzt werden können. Wer nun aber, wie ich, das nonsbergischc, trimtinische mdm-te mittamus als Imperativform nicht versteht. Die jndicarische Mundart. ö^t/ wird vielleicht fokendem Versuche beistimmen. Lateinisch sum kann phonetisch auch = sunt' sein; in der That ist z. B. im ganzen Engedein sum == sunt. Nun gibt es für sum ein sunt, sont u. dgl., wenn auch gerade da, wo dies vorkommt, dem sunt eine ganz fremde Ge|Jaljiing zutheil ward: ich meine das Hinterrheinthal und (nach^ Biondclli) einen unterbrochenen Streifen mitten durch die Lombardei vom St. Gotthard bis Cremona, und da ünden wir z. B. im Domleschg sont sum und en sunt und die- selben Formen bei Bonvesin. Nimmt man nun ein altpinzo- lisches sunt sum an, so ist sunt-i (sum ego) klar, dann (durch Analogie) auch funt-i; ja sogar die trientinische L P. Plur. Imperf., wenn man dafür folgende Angleichungen voraussetzt: sum an sunt sumus-nos an sum-ego, portamus-nos (= portemus) an sumus-nos. Zusammenstellung der Verba nach den Conjugationen. L 350 Vb.; Beispiele überflüssig. Hieher gehören noch in gewissem Sinne die irr. Vb. dar, far und disfdr, Mar, trar. n. 8 Vb.: (juder, kunyer, parer. Unter, shuder, tinyer und mantinyer, tyerner, valer. Dazu die mehr oder weniger unregel- mässigen aper, imder, saver, vinyer, vuler. in. 47 Vb.: drdar, askgrdyar, hdtar, hivar, difendar, disidar, intindyar, krifsar und rirjkrdsar, krdzar, kunydsar, leyar, Ivzar, medar, mdtar, parmdtar und skumdtar, mündyar, ndsar, perdar, pldndyar, pldzar, rendar, rispimdar, riyevar, sedar, skddar, skiindar, spdrdyar, qmndyar, strindyar, tdzar, tendar, t(sar, undyar, verdyar, vintyar, vivar, vdndar; mit dem Part, nach der IV. (4-): hüiar, körar, küzar, mdpvar, ploevar- mit einem starken Part.: [drajverzar und drevar, intendar, kcezar, rimpar, skrivar und sutuskrivar, viyar, auch perdar hat neben dem regulären Part, die Nebenformen pers und pert. Von den unregelmässigen kann man hieber rechnen: esar, teer. rVa. 2Yh.:durmer; mit starkem Part, murer. IV b. 24: Yh.: finer, ßiirer, impliner, kaper, martyer, mazer, paer, pinter, proiher, raber, rüjuarer, ruster, sflurer, sparer, sparter, sporer, turler, tuser, tvdurer, tyimuser, uhider, visier, zmarer; Part, nach Jll.: payer. Nun folgen Beispiele für die fünf Conjugationen, dann die unregelmässigen Verba; die vielen analogischen Bildungen, denen man da begegnet, sind von selbst klar. H;-i() Gärtner. I. 11. ili. Infinitivus IV a. IV b. purtdr guder mcptar durmer ßurer Indicativus Präsentis. pörtu (jodii m(ptu d,ormu fiuri§u 1. porti g(idi rndti c dörmi fiurisi 2 pQ7'ta m^ mopt dr>rm, ßuris 3. purtuni gud[ig]ihn mat[ig]üm durmfig]iim ßurfigjum 1. purte gudi mati durmi fiuri 2. Conjunctivus Präsentis. porta goda mfMa ddrma fiiirina 1. porti godi. mcpti dormi fiuHsi ') p<^rta goda mxfta. dorma fiurisa 3. jmrtümi gud[ig]nmi mat[i.g]ämi durmfigjihm '. ßur[ig]ümi 1. oder -ma oder -ma oder -ma oder -ma oder -ma m purtegi gtidigi matigi durmigi ßurigi 2. oder -ga oder -ga oder -ga oder -ga oder -ga Imperativus. pQrta ' yQi\ mait ' dorm ' fiuHS ' 2. pur t ihn gnd[lg]nm viatfigjiim durm.jig]üm ß.ur[igjihn 1. purte gudi mati durmi ßuri 2. Indicativus Imperfecta purtdva gudiva mativa durmiva ßuriva Conjunctivus Imperfecti. purtcPH gudfigjdi matjigjcps Conditional durmj ig](fs s. ßur[ig/d§ purUtria guddria oder -iria mataria Futurum. durmiria ßuriria purtarfj gudarq oder -irq mataro Parti cipiun durmirq 1. ßui'irQ piirtä, -d da, gudr mitx', -vda, durmi ßuri, -ida. -(, -ncU -y^-x'di -i, -idi, Ind. [mpf. f!). Imp. Cond. l'uf. dva iva -fB§ -aria -ard Cf)njug. periphr. (habere } -dvl -dvn h>i -rps -iva -fis -ari -nna _^^^) esse) : Pf., Ppf., Cj. Pf. Cj. Ppf., Cond. Pf, Fut II.-, Passivurn mit venire -dvau -ivan -fpsan -aiiian -arnm oder esse. ■dvaf • -ivaf -'2'««/ ■arisnf -ar! ' Im Falle der Verneinung durrh dfii Inf. i i-srtzt. Die judicarische Mundart. 831 « * Verba irregularia. ** Infinitivus. esar 1, S. 87), abfr auch blos.^ tego (ib. 86). Die judicarische Mundart. 835 « • Neutrum "^a i u — al, l layV • i li §i al, l ¥ . gi ff^ si f .«.►--' ni, an, n Beispiele: da-m'an dammene, am viy-af? mi vedi? al vi'i/-atf lo vedi? av viyarünt-tf vi vedrö? af parlarimt-i9 vi pariert? pqrta-n portane. pgrta-n. portaci. purfe-m portatemi. purte-f porta- tevi. me m'am. vu io me ne vado. te ti t'am ve tu te ne vai. osl al §'am va, ncedftri s'an num, voedftri van ne, di i s'am va. al sa fat mal da par cd si e fatto male da s^. Possessivpronomen. a) Subst. (betont): me tq ngS vqs sg (suo, loro) mia tüa n^sa vqsa süa me tos noes voes SOS mi tüi nosi vösi süi ) Adj. (unbetont): me t9 nqs vqs sq me c tq nqsa vqsa «? me toe noes VOSS SOS mi tu ngsi vqsi §u Numeralia. a) Card. [vjvny, [vjvna, dv, f. dqi (vor einem Substantiv f. du oder dq), tri, kudtru, sh]k, se, set, [v]qt, nosf, des, ündas, düdas, trddas, kuatqrdas, kuindas, sddas, diriset, dizdqt, dizncef, vinti, vintivny, vintidv, , trenta, trentvny, trentadv, , kuardnta, sirjkudnta, sasdnta, satdnta, utdnta, nufnjdnta, sent, seilt e vny, sent e dv, , duzent, trisent oder trazent, kudtru sent, , mila, dv mila vor masc, du oder dq mila vor fem. b) Ord. frvm, -ma, sakunt, da, ters, -sa, kudrt, -ta, kuint, -ta, sest, -ta, setim, -ma, utd[v]u, nqnu, -na, desimu, -ma, ventezimfuj, Citim, -ma. Sitzungstok u jiignt i kanonisi i yapdva e försi drjka parke i giva pörfft-ka V Aiistria Ift'fces mparti ka V a fat V Itdlw elagi tulces tvt, i l a vinfM a l BatisHi] Rigi, ka ya al si am' vv, da l sasantör'i] kud, par kuardnta mila fiurirj. ma me ades gq skudzi vcna di^j^ftr m bixer di virj; e ya ka mm rive ki a Mavinycela num a hivar-ni Yj guy di hidr^k da l maesiru Kidini. viyi-f ki sta heia kdza? al V a fdfa .s'r kumvny di Plsoel, dqp ka si kamind V, par li skceli e par l maestru/ ,maestru, purte ki mez litru di bidrik!' ,sanfüm-az dyv ki di fq sv la bdr;ka; ka l e mei parke sum mdsa sidc, e di dintru l e mdsa frcet.' ,a la vqsa saliti, kumpdrü' ,eviva! kust almdr-k l e n vh] ka s poel bivar-lu a sigvrtd.' ,a, l e buY], se; al mi plas arik' a mi.' ,biüm dür]ka a la salrti di kvifre di Kampcei; ka, da kudnt H sa, l gi plaziva, e, sa nu bdsta krvf, al gi plaztva arf kqt. Dur] Kdrlu Kidini al dis ka l an niila kudfru sent e nuantadr vny di Kastei Nan m val di Nurj l e sta delegd da^ l veskuf di Trent di far n imveiifdri a i fre e a li miinagi di Kampcei, e dop ka l a dit ka i giva tant' arzentaria e dßri rqhi di grau valör, al dis ka la val di Nurj si'da, par desimi e livei la gi kunyiva dar, esfra arkudnti äqmi di grdi], sirka trentaset örni di inri kqt, Trent ncef brenti e li Yvdikdrii se sqmi. grarj, virj e sqldi g am vinyiva dapartvt, e (ki i giva m bun temb da merlu. sta kdi-ta la dis ka i giva in par di bm, kuarantqt vdki, kuindaz mäzi e videi e sii] sent fidi e kastre. kam, vir], gra)] e söldi, viyi arj' vt' ka nu g' an marjkdva, e kudrf ka g' e di kvi bagdi li, al bun temp nu mdrjka vidi, ades me nu so pv ku der-vi; adez num dintm ki par la via nda, ka l a fat al Rigi fii] ir; Kampmi. la sard m pqk pv lihjga, ma almerj az va kqmuy^. l e sta na gram bela roba ka l a fat al Rigi a far sta via skudzi tita a sq spezi: e diriset kil&metri di via, nu la küsta miga nya pqk, estra pq tvx kvi ka g' a vlv a far l stahilhnent. e n stabiliment di küla sqrt! kun sent e shjkudnia stdsii da lef, e .sali grdndi e mubilya; e po viyari, kudrf ka sanim dintru. l e na maraveia. prvma l s era brvzd, e dqp l a turnd a frabi- kdr-lu amü pv bei di prvma, e d' istd par tri mis al tydpa sqldi a yera, parke veny täy di kvi siör irjgles, tuddsk, fräyes, talidi] 842 Oartnftr. e nßnamdi di kvi da la Mhika. m^ pq ad(s Su stvf, me nu v dik dftru: kudri ka sanim dintru, viyari am vv/ ,ku uli-f pq der-mi sv amüf me v rir]grdsiu e v dik ka §u kuntmt d' esar vinyv htm vv, parke yi sq vargüt am' me di Mu Kampdi.' Nomina propria. Agu§Hr^ Agostino. Alherti Alberti. Austria Austria. Bandi abitante delle Giudic. Orientali. Bafi,^tii] Battista. Bavdim Baldimo (frazione di Pinzolo). Berndrdu Bernard o. Bl(ny^ abit. delle Giudic. occi- dentali. Derj Denno (Val di Non). Duri Kdrlu Kidini Don Carlo Collini. Dyirqlim G i r o 1 a m o . Dyxdikdrii G i u d i c a r i e . Fist Fisto (Val di Rendcna). Flapürj Fla von (Val di Kon). Frdfi Fratte (raonte presso Campiglio). Fugaldrt Fogojard (Val Nara- bino). Isprvk Innsbruck. Ifdlia Italia. Kämpen Campiglio. Kaste:i Nun Castello Nano (Val di Non). Klaemp n. Klemp im pascolo. Kleilu Clesio. Kulini rV) 1 1 i n i . Madrvs ^ladrnz/i. Blavinycela IVI a v i g- n o 1 a (Val Nambino). Mfrika America. Milenya un pascolo. Nambiri Val Nambino. Ngnas Nonese (abitante della Val di Non). Nurj Non. PafaSküs un pascolo. Pisoel Pinzolo. Raimündu Raimondo. Rigi Righi. Rindena Ren den a. Rindin(r Rendenese. Rit^rt Monte Ritorto (presso Campiglio). Ruini un pascolo. Sardelina 8 a r d e 1 1 i n a (locan- diere). Seelva Selva. spinal Spinale (altipiano). ßul Sole. ßulflndri S o 1 a n d r i (abitante dclla Val di Sole). Tempi dri teinplari. Tretit Trento. Trent.irj abit. di Trento. Tim Thnn. Val Kesiria Va Ichestria (mal- Viena Vienna. « Die judicarische Mundart. Wörtersani iiiluni?. 843 Zu den Svibstaritiven ist der Plural beigefügt (mit Aus- nahme (iö5,Jp^minina auf -a, die alle im Plural -i bekommen), zu den Adjeetiven die fem. und die zwei plur. Formen, zu den Verben der Laut de.s vorletzten Vocales, den dieser erhält, wenn der Ton auf eine andere Stelle rückt, als er im Inf. hat; wenn der Ton auf den drittletzten Vocal versetzt Averden soll (von Silben spreche ich nicht, Aveil ich keine Poetik machen will), so ist — um jedem Zweifel vorzubeugen — die 3. P. Sing. Ind. Präs. ganz ausgeschrieben neben den Inf. gestellt. Die Zahlen am Ende der Artikel weisen auf die Laut- lehre. Die Citate beziehen sich auf folgende Werke: Alt.: Alton, Die lad. Idiome in Ladinien u. s. w., Inns- bruck 1879. — Asc: As coli, Saggi ladini (Archivio glott. it. L). — Azz.: Azzolini, Vocabolario vernacolo-it. pei di- stretti Roveretano e Trentino, Venezia 1856. — Biond.: Bion- delli, Saggio sui dialetti galloitalici,^ Milano 1853 (1. lomb., 2. ämil., 3. piem. Glossar). — Boe.: Boerio, Dizionario del dial. venezianOj Venezia 1856. — Car.: Carisch, Taschen- Wörterbuch der rhätischen Sprache in Graubünden, Chur 1851 ; Zusätze 1852 (e., o.e., u.e. bedeutet engedeinisch, oberenge- deinisch; unterengedeinisch). — Conr.: Conradi, Taschen- Wörterbuch der romanisch-deutschen Sprache, Zürich 1828. — Dz.: Diez, Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprache, 4. Ausgabe, Bonn 1878. — Fle.: Flechia, Postille etimol. (Archivio glott. it. II, HI), Löscher 1876. — Galv.: Galvani, Glossario modenese, Modena 1868. — Gart.: Gärtner, Gredner Mundart, Linz 1879. — Lomb.: Lombardin, Deutsch- ladinisches Wörterbuch, 1879 (Handschrift im Besitze des Herrn Prof. Böhmer, mir freundlichst geliehen). — Melch. : Älelchiori, Vocab. bresciano-ital., Brescia 1817; Appendice 1820. — Muss.: Mussafia, Beitrag zur Kunde der norditahenischen Mundart im 15. Jahrhundert, Wien 1873. — Schel.: Scheler, Diction- naire d'etymologie fran9aise, Paris 1873. — Sehn.: Schneller, Die romanischen Volksmundarten in Südtirol, Gera 1870 (I. wälschtirolisches, IL ladinisches Wörterbuch). — Tir.: Tira- boschi, Vocab. dei dial. bergamaschi, Bergamo 1873 ff. 844 Partner. Von den aus diesen Büchern angeführten mundartHchen Vocabehi ist die Bedeutung- nicht mitcitiert, wenn sie von der des entsprechenden pinzoHschen Wortes nicht wesenthch ab- weicht. Wo ich auf Asc, Dz., Fle., Muss., Sehe), oder Sehn. hinweisen konnte, habe ich in der Regel auf weitere Citate verzichtet. a prp. a. — 69, 203. ahunöra avv. di buon' ora. — 46, 85. ades avv. ora. — Dz. 1. esso. af f., af\ ape. — 1, 211. afsdr, -d-, alzare. — 10, 107. aß, -fa, -fi, -ü, aho. — 10, 193. aftdr m., -r, altare. — 1, 111. dftrUj -ra, -ri, -vi, altro. — 10, 85. affün m., -mj, autunno. — 93, 193. acfrär, -d-, smuovere. — Azz. agrar; Car. agra (Hebel). dgru, -ra, -ri, -ri, acido (p. e. latte), vinyer a. rapprendcrsi. — 85, 173. agucpi m., -i, pungiglione (dellc api 0 delle vcspe). — 97, 167. ayiUl m., -fy, agosto. — 93, 183. la/gi's, -aa, -s, -sl, acuto. — 63, 107. di m. aglio. — 8, 97. dkua f. acqua. — 1, 175. dkuila f. aquila. — 1, 175. aki'zdr, -V-, accusarc. — 89, 136. diu f. ala. — 1 , 111. albrnju m.. -gi, albergo. — 95, 1V5. - alegru, -ra, -ri, -ri, allegro. — 3, 240. aligria f. allegrezza. — 69, 71. almdrjk cong. almeno. — 8, 152. alöra avv. allora. — 46, 111. aUera avv. iersera. ~ 75, 125. am m., am, amo. — 1, 95. * amdr, -ra, -r, -ri, amaro. — 1, 69. amik, -ga, -k, -gi, amico, amica. — 33, 69. amn avv. ancora. — 85, 203. an m., any, anno, sta an que.st' anno. — 8, 144. dnadra f. anitra. — 81, 200. dndyui m., -ni, angelo. — 77, 188. anel m., -ei, anello. — 27, 69. dnima f. anima. — 79, 145. animdl m., -di, animale. — 79, 111. antdiia f. lüga di crba falciata. — Dz. 1. andana. anyel m., -ei, agncllo. — 27, 192. dijka (ntj) avv. anche, — Dz. I. anche. ape avv., ape a prp. presse (di). — IH, 209. apf'na avv. appena. — 18, 209. apqsiid m., -ui, apostolo. — 85, . 209. Die judicarisohe Mundart. 845 arar, -a-, arare. 1, 123. arbasdr, -fU, abbassare. — 136, 234. (trbul m., -vi; albero. — 85, 221. urdvndr, -v-, = trar apr am- massare, aramonticehiare. — 89, 234. argdny m., -?/, arnese da poco. — Sehn. I. argag'n. dria f. aria (aer). — 1, 76. ans f., -s^ radice. — 203, 234. arhudnt^ -ta, arkuäy, -fi, alcuni, pareeehi. — 111, 175. arloi m., -i, orologgio. — 86, 190. armdr m., -r, armadio. — 9, 12B. arnytlrj m., -t], arnione. — 102, 234. arsipret in., -ey, arciprete. — 81/170. arfamiim.., -i], artigiano. — 101, 148. arzent m. argento. — 69, 188. arzentaria f. argentaria. — 'dQ, 188. dnt, -da, -y, -di, aeido (p. e. aceto). — 79, 170. as f., as, asse, tavola. — 8, 136. as m., as, asso. — 8, 136. aui avv. abbastanza. — 3, 134. ahü. m., -ii, .sala (della niota). — 33, 174. askQvdyar-si, -u-, accorgersi. — 228, 240. astöra avv. gik. — 46, 223. aukdf m., -dy, avvocato. — 127, 193. a[v]er vb. irr. avere. — 95, 215. afujces m., -a, abete bianco (abies pectinata). — 27, 107. avrü m., -ii, aprile. — 33, 210. dzan m., -ny, asino. — 81, 136. aze f. aceto. — 18, 170. dya f. matassa. — 8, 170. aydl m. acciajo. — 1, 170. hadil m., -tl, badile 5 vomero. — 41, 214. bagdi ni., -i, cosa, coso. — Dz. I. baga. hagdr, -e-, accapigliarsi. — germ. hdgarli m., -i, carrozza. — germ. hdgida f. bacca di ginepro. — '91, 167. hdia f. menzogna, der na b. mentire. — Dz. IIa. bagliore. bdita f. casupola di montagna (da pastori). — germ. bakqefa f. bacchetta. — 42, 167. bdla f. palla; far la b. ubbria- carsi. — 8, 214. baldr, -d-, ballare. — 8, 214. balasa f. bilancia. — 81, 170. baliri m., -r], pallino. — 33, 214. banagdti f. pl., di da Ii b. epi- fania. — Biond. 1. gabinat; Gart, guänya (Epiphanie). bdnda f. parte, lato. — Dz. I. banda. bandundr, -»-, abbandonare. — 46, 223. ban2l m., -qi, cesta (per tras- portare patate). — Dz. I. benna. bany m., -y, bagno. — 102, 111. banyd, -dd,a, -e, -ddi, bagnato. — 102, 111. 846 Gärtner. bavydr, -a ,, bagnare. — 102, 111. bar]k m.. -k, banco. — 152. 167. bdrjka f. banco. — 152, 162. baratdr, -ä-, barattare. — Dz. I. baratto. bdrba f. barba. — 8, 214. bdrba m., -hi, zio. — 8,' 214. barbm m., -ä, mento. — 69, 107. barfa f. barella. — 27, 123. baril f., -/, piccola botte. — Dz. I. barra. bände m., -e, quella parte della calza che copre la metk su- periore deUa gamba. — Boe. barul^. baii'k, -ka, -k, ki, senza corna. bäsopla f. cassetta delle spaz- zature. — Dr. I. benna. ba§, -§a, -s, -H basso. — 8, 136. bäst m., bastx, basto. — Dz. I. basto. baUdr, -ri-, bastare. — Dz. T. basto. ba.Huri ra., -i], bastono, canna; bastone (carta). — Dz. I. basto. bdtai\ -a-, hatterc; b. df/r di- stmggere. — 8, 193. batafjdr, -ce-, battezzare. — 40, 143. batezim m., -in, battcsimo. ■^~ 42, 228. bdzul m., -ui, rarao (tagliato via), randello. - 1, 96. bnzdr, -d-, baciare. I, 101 b^f/a f. ))aruftVi. — germ. bei, -la, A, di, bcllo. — 27, 1 11. beny avv. bene; der l beny re- citare le orazioni. — 22, 144. be§pa f. vespa. — 127, 136. bestia f. bestia. — 27, 107. b'idr]k, -ka, -k, -ki, bianco. — 8, 115. bidva f. biada; avena. — Dz. T. biado. bigid m., -ui, ombilico; specie di vermicelli. — 234, 240. binel, -ela, -ei, -Hi, gemello. — 27, 79. bira f. birra. — 41, 123. bi^kdr, -i-, smaniarsi. — Sehe! bisqner. ^ biStidm m. bestiame. — 79, 107. hifvjar, -i- (3. pers. sing, bif), bere. — 40, 216. bizvny 1 . bisogno : aver b. di . . . 2. bisogna: me b. ka vdga a kdza; mparti b. fav-lu kusVl — Dz. T. sogna. bi^ m., x? scrpe. — Dz. T. bi- scia. , biya f. bruco. — Dz. I. biscia. biyabcpga, nar a b. andare a serpicella. — Galv. bissa- boga; Tir. böc, böga vuoto. biyßr ra., -r, bicehiere. — Dz. I. bicchiere. blastamdr, -d-, besteraraiare. — 27, 132. blut, -ta, -/, -ti, puro, schietto. — 64, 115. bq m., bo>, bove. — 50, 131. bqldarm., -r, moneta (spicciola) di 10 soldi austr. bör.sa f. V)orsa, tasca. — 64, 123. bqrtynia f. ragHatela, Die judicarische Mundart. 847 bosa f. botti^lia. — JDz. I. bozza. honk m., ^, bosco (di alberi frondosi). -^ Dz. I. bosco. bot m., boyi, vojta, fiata. — Dz. I. bottelSa^^ bota f. =r io^; tydri böti dirado, spcesi höti sovente. — Dz. I. bottare. boedulm... -ui, betuUa. — 18, 196. i, 7 7 boek m., -k, becco (dell' uccel- lo). — Dz. I. becco. bama f. cestone (per traspor- tare letame). — Dz. I. benna. brdgi f. pl. brache. — 1, 163. brax m., Xy braccio. — 8, 170. breiit m., brey^, tina. — Dz. II a. brenta. brenta f. (misura ant.) 80 boc- cali austr. — Dz. 11 a. brenta. bria f. briglia. — geriu. brintela f. piccola madia. — Dz. IIa. brenta. brivdr, -i-, abbeverare. — 78, 124. br'da f. boleto (boletus edulis). — Azz. brisa (briciolo) ; Tir. brisa (niente); Biond. 2, 3 brisa (mica, punto). brqk TU., -k, ramo destinato al fuoco. — 'Dz. I. brocco. bröka f. brocca. — Dz. I. c brocca. brqs m., -s, caiTctta a due ruo- te. — 54, 107. brm m., brodo. — 52, 203. brmiy m., -y, truogolo. — Sehn. I. bregn. biiizdela f. ^ patdia. — Biond. 2 brusa (orlo). brvma f. brina. - — 59, 153. 6ri'»ya f. prug-na. — 102, 209. brvt, -ta, x, -ti, brutto; al b. il diavolo. — 59, 193. brvEdr, -t?-, bruciare. — Dz. I. bruciare. budinfiu, -ia, -ii, -ii, gonfio, en fiato. — 42, 116. buer m., -r, bifolco. — 85, 127. biliar, -u- (p. bui), boUire. — 64, 97. buk m., -k, becco, capro. — Dz. II c. bouc. bilka f. bocca. — 64, 162. bulfiij m., -rj, vento forte di montagna. bidp f., -p, volpe. — 64, 127. bumbdsm. bambagia. — 85, 170. bummarkd avv. e agg. invar. a buon mercato. — 75, 145. bunidel m., -dii, lumaca. — Sehn. I. bvignol. buij, -na, -)j, -ni, buono (comp. jjv butj). — 51, 144. burdska f. burrasca. — 85, 138. bus m., -s, bacio, far n bus = bazdr. — Dz. IIb. buz. but f., -t, botte. — Dz. I. botte. butega f. bottega. — 193, 223. buter m. burro. — 33, 193. buzia f. bruciolo (trucioli). — Tir. büsi, büsoi, bösie. bvgdda f. bucato. — Fle. II. 327. bvgatdr-si, -d-, contorcersi. — 82, 223. bv$k m., -k, arbusto. — Dz. I. bosco. I 848 Gärtner. bvSt m., -fy,, ginbba, veste. — Dz. I. bustü. hvstina f. c'<)i'[>ctt(), busto. — Dr. I. busto. hvtdr, v-, spingere; spuntare; Har hvtd yv giacere. — Dz. I. botüirc. hvia f. buco; scavo; fossa. — Dz. I. bugia (1). da pi'p. da; v. an che dt. — 69, 202. daddl m., -di, ditalc. — 81, 190. dddu in., -dl, dado. — 85, 197. dnkdt nella locuzione fwyer d. tenere da conto. — 8, 213. daUx aw. lungi. — 152, 189. dan m., -ny^ danno. — 8, 156. dandr m. denaro (carte). — 9, 75. dam'ga f. assenzio, Artemisia absintliium. — Tir. daneda (tanaceto); Schel. tanaisie. dnparfit avv. dappertutto. — 75, 193. dar vb. irr. dare; porgere; dar- gi battere, frustare, bastona- re; d. dyv cascare. — 1, 202. dasknndihj avv. di nascosto. — 40, 85. de V. di. — 74, 202. dr m., de, dito. — 34, 190. dhif m.. -Ix, debito. — 18, 215. drhiil, -hl, -i, -li, debolc. — 18^ "215. dt'da f. z'm. — Azz. dedo (sa- poritiiio); Bicjud. 1. deda; Biond. 2. deda (sorella). devf m.. titr/, dente. — 27, 193. der vi) Irr. dire. — 33, 202. desfru, -ra, -ri, -vi, lento, d. d. = hei hei pian piano. — 27, 174.' di prp. di; coli' articolo: da l, da la, de i, da li. — 75, 76. di m., di, giorno. — 30, 202. didul m., -ui, diavolo. — 85, 215. dibüi m., -ri, dubbio. — 109, 219. difdt avv. subito. — 76, 172. difmdar, -i-, vietare. — 27, 150. difisil, -la, -i, -li, difficile. — 40, 170. dhna f. forma adattata, mo -' dello. — Azz. dema (pie- gatura); Melcb. dema (raa- niera); Tir. dema; Biond. 1. dema (maniera); Biond. 2. demma (piega, tendenza); Galv. dema (usanza). dinidijk aw. ed agg. invar. me- no. — 8, 76. dindx e dindy di prp. avanti, dinanzi. — 79, 107. dlntru avv. dentro. — 42, 85. dhitnftra avv. di dentro. — 64, 79. dinsezi f., -i, diocesi. — 07, 170. dirit m., -ixy diritto. — 79, 172. disrmhar m., -r, dicembre. — 27, 170. disidar, -i-, decidere. — 33, 202. d,i.sfdr vb. irr. disfare; d,i.sfdr- H sciogliersi. — 1, 174. disipardr, -d-, separare. — 70, 209. difikarqdr, -d-., scaricare. — 83, 163^ Die judicarisclie MmuUut. 849 diskuartdr, %-e-, =• dishuaydr. — 85, f(6. disicuayar, -«-/scoprire. — 85, 118/ m., "p, ramicello (mozzato). gerp, -ha, -p, -In, agro, noii ma- tiu'O. -^^ffm. glanddny in., -y, lendine. — 75, 229. glavddula f. legnetto iiella spce- ra; al ga n magüi] ka l man- yaria tdnti gl. — 1, 120. glaviydl m., -cei, gavocciolo. — 118, 120. glai f. ghiaccio. — 121, 170. goha f. gobba. — 42, 214. gf}hu, -ha, -hi, -hi gobbo. — ^42, 85. grandwsa f. grandezza. — 42, 107. graner m., -r, granajo. — 9, 69. granisdr, -i-, annerare con car- bone 0 filiggine. grant, -da, gräyi, -di grande. — 8, 150. grah ui., -ri, gi-ano. — 1, 144. grdpa f. cranio. — Melch. gi-apa: Alt. creppa. gräsia f. grazia. — 8, 107. gras, -sa, -s, -si, grasso. — 8, 136. gras m. lardo : grassume. — 8, 136. grata f.,vinaccia. — Melch., Tir. e Biond. 1. gTate; Boe. gra- ton (ciccioli di sevo). graydr, -e-, carieare troppo. — 3, 83. gref, -va, -f, -vi, pesante. — 3, 131. grier m., -r, pecorajo : gi-egge, moltitudine. — 76, 181. grinydr, -i-, ridei'e. — 41, 102. gris, -za, -s, -zi, grigio. — 41, 101. grizuneri f. pl. liiogo ingombro di mii'tilli. — v. grizihj. griziUj m., -tj, bacca del mirtillo. — Melch. grizü; Biond. 1. glasü: Gart, dyalväiza. grola f. cornacchia. — 4, 167. gros, -m, -s, -si, grosso. — 54, 136. groepula f. cieciolo. — Melch. grepola; Tir. e Boe. gripola (greppola). grcesta f. cresta. — 42, 173. grumhidl m., -di, grembiale. — 77, 228. grumisel m., -ei, gomitolo. — 121, 170. guaddny va., -y, giiadagno. — 130, 202. guadanydr, -d-, guadagnare. — 130, 202. gualif, -va, -f, -vi piano, liscio. — 176, 223. guarer,^Nh, gTiarire. — 123, 130. guarndr, -e-, dar a mangiare (al bestiame). — 75, 215. guastdr, -d-, abortire (delle be- stie). — 8, 129. guder-si, -o-, 11, godere. — 68, 202. guera f. guerra. — 123, 130. gtdda f. vite (macchina). — 129, 196. giiil f., -l, stalla. - 129, 223. guldna f. avellaua. — 129, 223. gidaner m., -r, avellano. — 129, 223. gumhf^t m., -dy, gombito. — 166, 240. 55* 854 Gartne r. gunüftir, yöniita, vomitare. — 129, 193. [g]uS f., -.s-, voce. - 4G, 129. gux m., X, sorso. — 64, 118. g>r//t f. goccia. — 64, 118. gi:s, -sa, -s, -si, acuto. — 107, 223. gi'sdr, -V-, acuire, rendere acu- to; g. fo i ox guardare at- tentainente. — 107, 223. gvya f. ago (= i'r/a). — 1 18, 223. gvxdr, -i-, lavorare a maglia. — 118, 223. id avv. via. — 127, 240. idstra f. capra di un' anno. idd)' V. viddr. itr avv. ieri. — 23, 83. imdfjin f., -n, imagine, pittura. - 144, 189. [IJmhald, -dda, -e, -ddi, ubbria CO. — 69, 111. [i]mhridk, -ga, -k, -gi\ ubbria- co. — 76, 231. [i]mpardr, -d-, impavare. — 1, 240. /i/mparti avv. pron. (in frasi dipendenti /. ka) come. (i.Jmpidr, -{-, accendere. — 41, 97. [ijmpisdr-^i, -i-, accendersi. — Muss. impiar (Note). fijmjn'yintjdr-si', -{-. iuipillaccbe- rarsi. "^ f ijinplanfiddr, [ijmpldntida, pi- antare ortaggi. — 69, 114. [IJmpUm'r, IV b, empiere. — 76, 114. [iJmproMdr, (P-, iiuprestare. — 27, 75. wipern m., -???/, inverno. — 27, 231. in (im, itj secondo la cons. che segue) V. ijit. iväydizndr m., -r, avanti pran- zo. — 79, 107. indm ni., -s, indice (dito). — 41, 75. [i]ndre avv. e prj). dietro. — 22, 224. [ijndila avv. dove. — 61, 215. [ijnduindr, -i-, indovinare. — 82, 127. /i]ndi/inuxdr-§i, -6-, inginoc- chiarsi. — v. dyinqx- [i]nfarfuidr-si, infarfoia, bal- bettare. — Dz. I. farfogliare. infern m. inferno. — 27, 79. [ijn/d avv. via; tirdr inld far largo. — 1, 223. [ijnsapaldr, -e, intrigare, iin- brogliare. — v. sap. [ijnsnnydr, -ce-, insegnare. — 42, 192. ' • [ijninnn avv. insieme. — 40, 134. [iJnMmini, -ida, 4, -idi, scimu- nito, scemo. — Dz. I. scemo. [i]munijdr-si, -q-, sognare. — 54, 102. / i]niiur<;r-.si, IV b, arrabbiarsi. — 93, 174. iuf, in, avanti T art. det". mf'i, prp. in. — 79, 144. [IJnfendar, -i- (p. intes), inten dere. — 32, 148. [ijntindjar, -i-, tingere. — 41, ■ 188. ' Die judicarische Mundart. 855 [ijnüvdy, •/-, iii(i#vinare, dar nel segift. — Boe. intivar; Gart, intuwfe; Biond. 2. inti- var. [ijntra pt^^t^a. — 69, 79. [ijntrek, -(ja, -1c, -tjl, intero. — 22, 124. [ijntyiny m.., -ij, segno, moto. — Muss. cignar (S. 124). inusär, -6-, inossare, dentare. — 54/136. inzigdr, -i-, muovere a ri«sa. [ijr^gandr, -d-, ingannare. — Dz. I. inganno. [i])]gatidr, -i-, arruffare. — Muss. ingatiar. [ijr.glaydr, -d-, ghiacciare. — 121, 170. [i])]grasdr, -d-, ingrassare. — 8, 136. [i]i]gvvdr, -v-, augurare. — 61, 231. [i])]kantdr^ -d-, incantare. — - 8, 160. [i]t]kastrdr, -d-, incastrare. — Dz. I. cassa. [ijr.kavydr, -v-, incavicchiare. — 63, 118. [i]r>koe avv. oggi. — 52, 223. [ijr^kuldr, -0-, incollare. — 54, 111. [i'Jrjkuntrdr, -li-, incontrare. — 58, 85. [ijrjiusi, -ida, -i, -idi, penetrato e pieno di sudiciume. — Boe. incozzio. [ijrjkvzdr, -tu-, i.-si yv rannic- chiarsi. — 63, 118. istd m., -d, estate. — 1. 76. istes, -Sa, -s, -si, istesso, pari. — 42, 79. kadina f. catena. — 18, 196. kafs(vt m., -cey, calza. — 111, 170. kaft, kdvda, kafty, kdvdi caldo. — 10, 160.' kaftyinya f. calce. — 69, 170. kdgula f. sterco ovino. — 1, 167. kaildda f. presame (nella fab- bricazione del cacio). — 69, 178. kdilu m. caglio. — 85, 178. kcddr, -d-, calare. — 1, 160. kalier m., -v, calzolajo. — 79, 181. kaliera f. calzolaja. — v. s. kaliii m. üliggine. — 33, 192. kalkdny m., -y, calcagno. — 8, 102.' knlkdr, -d-, premere. — 8, 160. kalkiddr, kdlkula, calcolare. — 69, 91. kaloniga f. canonica. — 50, 221. kdmara f. camera. — 1, 75. kamhldr, -d-, iinire provvisoria- mente (p. e. stringere poco la fnne sul carico). — v. kambrdr. kambrdr, -d-, lessar poco (p. e. iiova). — Per kamhldr e kambrdr: Azz. cambra (ar- pese), cambrar (unir con ar- pesi): Melch. cambra (spran- gare)-, Tir. cambra (arpese); Biond. 1. cambra (arpese); Biond. 2. cambras (rappren- dersi); Galv. cambrers (rap- prendersi) ; cf. Gart, krdmpla. 856 Gärtner. kamindr, -i-, camminare. — 33, 69. kamirj m., -t>, fumajuolo. — v. s. kamiza f. camicia. — 42, 101. kamp m., -p, campo. — 8, 160. kampdna f. campana. — 1, 160. kampanü in., -ü, campanile. — 33, 69. kamtädr, kdmula, corrodere. — Sehn. I. cliraol. kamnx m., -/, camoscio. — Dz. I. camozza. kdnaf m. canapa. — 1, 211. kdnava f. cantina. — Muss. caneva. kandela f. candela. — 18, 69. kandydr, -d-, gironzare. — Tir. cangiant (cang'iante di colore). kandyÜTi m.., -r^, badaluccone. — V. s. kansÜYji., -»;, canzone. — 69, 107. kantdr, -d-, cantare. — 8, 151. kantü )] va., -*;, eanto, cantone. — 46, 160. kdnya f. cagna. — 8, 102. karj m., -ry, cane. — 1. 144. kapel m., -ei, cappello. — Dz. I. cappa. kaijer, IV b, coinprendere. — 69, 209. kapfPtula f. capitom])o]o. kapjuddji m. strenna. — 85, 209. kapry m. cavolo cappuccio. — Dz. 1. cappa. kar, -ra, -r, -vi, caro. — 1, lliM. kav m., -;•, carro. — 8, 160. karhür^ m., -t], carbonc. — 46, 214. karegn f. scggiola. — 1 24, 203. kdrcja f. caricö. — 1, 163. kargdr, -d-, caricare. — v. s. karicel m., -oßi, carretta dell' aratro. — 89, 167. karidla f. carretto (ad una ruo- ta). — V. s. karitd f. carita; nar par k. mendicare. — 79, 193. kam f. carne. — 8, 160. karnavdl m., -di, carnevale. - Dz. IIa. carnevale. karner m., -r, sacchettino. — 9, 69. karcel m., -cei, acaro. — 52, 223. kardtm., -^x, carretto. - 42,69." kd7^ta f. carta. — 8, 160. kdsa f. cucchiajo da attingere. — Dz. I. cazza. kaacela f. cazzuola (del mura- tore). — V. s. kasahdi]k m., -k, cassapanca. - 8, 214. kasela f. cassettina che si porta mediantc einte. — 27, 212. kasosta f. piccola arca per ri- porvi la bianeheria. - - 42, 212. kastei m., -ei, castello. — 27, 69. kastigdr, -i-, punire. — 33, 181. kaHik m., -/.•, pena. — 33, 186. kaMrd m., -re, castrato. — l, 69. httif, -va, -f, -vi, cattivo (comp. pv L). — 33, 213. k((tohi in., -i, contratto con- chinso senza riflcssiono. Tir. catöi (prigione). kduBa f. causa. — 68, 136. kavadivj m. capczzolo. — 81,210. kavdl ra., -di, cavallo. — 8, 215. kavdla f. cavalla. - v. s. Die judicarische Mundart. 857 kavdny m.. -//^ cestello (con ma- nico cNitiiiato). — BionH. 1. cavagn; C-ar. e. chavagna; Biond. ?., o. cavagn; Galv. cava^_^^ kavdr, -d-, cavare. — 1, 127. kavcUra f. caldaja (per la li- sciva). — 9, 111. kavilvQ.., -ii, capello. — 41, 210. kavfem f. cavezza. — 42, 107. kdvra f. capra. — 8, 210. kavrer m., -r, caprajo. — 9, 210. kdza f. casa. — 1. 136. kavy_ m., -x, gran cavicchia di legno. — 63, 118. kat-/a f. gran chiodo di ferro (per iissare travi). — v. s. kdya f. caccia. — 8, 107. kayadöv m., -r, cacciatore. — 46, 107. ke, fnori d' accento ka, anche ku^ ehe (pron. inteiT., rel., congiimzione). — 80, 86. ki pron. interr. chi; qiiale. - 36, 178. ki avv. qui. — 33, 178. kiet, -ta, -y, -ti, quieto. — 18, 193. kiydel m., -o?i, piccoli pani o frutta che si dispensano ai fanciidh il 1" novembre (di de i kiycki). — Sehn. I. chi- ciolet. ko m., ko, testa: ingegno; nar di ko compiere. — 4. 197. kökul m., -iii, prediletto. — it. coccolo. kfß m., kgi, collo. — 54, 166. köla f. colla. — 54, 166. , kolarm., -r, avellano. — 50, 234. k^lava f. coUera. — 50, 75. kqlm, -ma, -m, -mi, colmo. — 64, 166. k^mut, -da, -y, -di, coniodo. — 54, 202. körar, -u- (mr q kuri), correre. — 64, 166. kqrda f. corda. — 54, 166. h^rf m., -f, Corvo. — 54, 131. kqrn m., -nij, corno i^anche lo strumento mnsicale) — 54, 166. kqrp na., -p, corpo. — 54, 209. kqrpyzdqniini m. corpus domi- ni. — 89, 136. kort f., -t, cortile. — 58, 123. kort, -ta, -ty, -ti, corto. — 64, 123. kqrt m. guaime (secondo fie- no). — Tir. cört. kqä m., -s, crisalide. — 68, 168. kösta f. Costa. — 54, 142. kqza f. cosa. — 68, 136. kcef f., -/, covone. — 4, 131. koek m., -k, cuoco. — 52, 167. hsr m., -r, cuore. — 52, 166. kdezar, -u-, (p. kqt), lessare, cuocere. — 52, 178. kreda f. creta. — 18, 196. kria m. e f., krii, piccolo fan- ciiillo. — Biond. 2. e Galv. cria (briciola, mica). j hidar, -i-, sgridare. — 83, 178. j krina f. crine (vin pelo), li krini la criniera. — 33, 173. kristdl m. vetro (materia). — ; 8, 79. kristiuri m., -/;, cristiano, uomo. ' — 79, 142. krivaldr, -e-, crivellarc. — 27, 75. 858 GartD er. krivel reu, -ei, crivello. — 27, 221. krdäar, -a- (p. krisv), crescere. — 27, 138. krcezar, -a-, (p. krizv), credere. — 18, 105. krudäv, -q-, [dyv] cadere. — Asc. 59 curdar. krumixir, -n-, compi'are. — 58, 124. krus f., -.y, crnce. — 61, 170. krx'f, -va, -/, -vi, crudo. — 59, 238. kiia f. coda. — 46, 203. kuadrel m., -ei, mattone. — 27, 175. kuddru m.,-ri,quaidro. — 1, 175. kudia f. quaglia. — Dz. I. qua- glia. kudnt, -ta, -kaay^, -ti, quanto. — 8, 175. kudnt avv. qiiando. — 8, 202. kudr, -n-, covare. — 61, 127. k[u]arezima f. quaresima. — 200, 224. kuartdr, -^,-, piii usitato kua%dr V. qu. — 27, 210. kuayar, -d-, coprire. — 118, 123. kudrr ra., -r, coi'iio (per la co- te). — 9, 106. ki'idida f. involto. kudnldr, kndula, avvolgere. kuert rn., -ty, tetto (^^^ ^'^OS- coperchio. — 27, 210. kiirrta f. coltre. -- v. .s. kukii], -na, -tj, -ni, prediletto. — it. cocchino. kid, knla, krii, kxili, quello. - 83, 223. kid m., küi, colo (di latta). — 46, 111. kidadöv m., -r, colo (gTandc, di legno). — 46, 85. kuldr m., -r^ coUare (dei ca- valli). — 1, 111. kuldr, -ü-, colare (p. e. latte depo munto). — 85, 111. kulasiuij f., -r,, colazione. — 46, 107. kulör ra., -r, colore. — 46, 85. ktdp m., -p, colpo. — 51, 111. kidumiai. economia. — 144, 223. kidimtp, -ha, -p, -hi, colombo, colomba. — 85, 214. "^ kwn (kun, kutj, coli' articolo def. ku') prp. con. — 91, 153, kum m., -m, fontana (parola quasi antiquata). kümja] = küme, congi., come. — 46, 86. kumanddr, -d-, coraandare. — 8, 85. kumdndida f. bandülo dclla ma- tassa. — Boe. comando (cor- da sottile). kumpdmj, -ya, -y, -jji, compag- no, pari. — 8, 102. kumpanyia f. compaguia. — 36, 102. ' kumpdri m., -i, comparo. — 1, 76. kumuddr, komuda, rappczzare, ristaurarc. — 54, 85. kumvniijdt-$i, kumrni(ja, comu- nicarsi. — 79, 89. kumruy m., -ij, comune. — 59, 144. Die judicarische Mundart. 859 hundandr^ ^d-, eoiidannare. — 8, 156.^ kunfasdr, -e-„ confessare, k.-si confessarSi. — 75, 136. kunsüiu ^:,i^h consiglio (^^ parer). — 42, 97. kunsilydr, kunsüya consigliare. — V. s. kunsulasiÜTi f., -Vj, consolazione. — 85, 107. knntdr, -ü-, raccontare. — 58, 223. kunte'nt, -ta, kuntPy, kuntenü, contento. — 27, 151. küntru prp. contra. — 58, 85. kunvent n., -ey, convento. — 27, 85. kunyer, -ü-, II, aver bisogno di (inf.), dovere. - 102, 226. kunydsar, -u-, conoscere. — 27, 192. kam m., -i, secehio (per mun- gervi entro il latte). — Car. o. e. quegl. kup m., -p, tegola. -- 64, 209. kupa f. coppa (carta). — v. s. kuph] m., -Tj, nuca. — 33, 85. kupihi m., -r], scappellotto. — 46, 85. kurpoet m., -opy, corpetto, busto. — 42, 85. ' kurtelva.., -ei, coltello. — 91, 221. kiisirj m., -Tj, cuscino. — 170, 226. kiist, küsta, kuisty, kuisti, questo (senza sostantivo). — 42, 223. kustdr, -li-, costare. — 58, 148. kustera f. luogo aprico. — 9, 85. hlzar, -u- (p. kuzi), cucire. : — ö^, 148. ■id^ra f. cucitura. — 59, 148. kuzina f. cucina. V. anche kit- zirj. — 85, 170. kuzindr, -i-, cuocere. — v. s. kuzii], -na, -n,, -ni, cugino, cu- gina. — 148, 226. kvl m., kvi, culo. — 59, 111. k^na f. cuUa. — 59, 144. kvndr, -v-, cullare. — v. s. kvniu m., -ii, conio. — 61, 102. kvniy ra., -y, coniglio. — 89, 118. kvnceta f. Ibssato. — Tir. cüneta. kvnijd, -dda, -c, -ddi, cognato. — 85, 192.' kvrdr, -r, nettare (i prati). — 59, 89. kvydr m., -r, cucchiajo da man- giare. — 85, 118. la avv. Ik. — 1, 223. laddni m. latame. — 1, 75. laddr, -e-, letamare. — 22, 196. Iddru m., -ri, ladro. — 85, 200. lagdr, -d-, lasciare, l. viyar mo- strare. — Dz. I. lasciare. Idgvima f. lagrima. — 1, 79. lak m., -k, lago. — 1, 167. lakdt m., -(iy, movente, esca. — 42, 75. " larnbikdr, Jdmhika, stentare. — Tir. lambicas ol servel; Boe. lambicär (penare). lamp m., -p, baleno. — 8, 209. Idmpada f. lampa. — v. s. lampaydr, -ce-, balenare. — 40, 96. Idna f. lana. — 1, 144. lanterna f. lanterna. — 27, 144. laiiydm m. legname. — 81, 192. Idpis m., -Sy lapis. — 1, 209. 860 G a r t n fi r. Idras m., -.s, larice. - 81, 170. largdm. trementina. 83, 163. largcesa f. larghezza. — 42, 188. lark, -ga, -k, -gi, largo. 8, 186. Idsta f. maiiicü di rastrello. — 95, 220. histra f. battcnte della finestra. — Dz. I. lasto. lat m. latte. — 8, 172. Uta f. latta. — 8, 193. lavdr, -d-, lavare. — 1, 127. la[v]ör m., -r, lavoro, cosa fatla — 46, 127. la[v]oreriu in., ii, lavoro, la vorio. — 9, 84. Idvru m., -ri, labbro. — 85, 215. lafvjurdr, -6-, lavorare. — 46, 127. lent f., 4, lente. — 27, 151. let m., lex, letto; strame. — 27, 172. Uvar m., -r, lepre. — 22, 210. leyar, -i-, leggere. — 22, 189. le'zida f. slitta (per trasportarc legna). — Sehn. II. luesa. lihni m., ri, libro. — 40, 214. Ugdr, -i-, legare. — 40, 181. Um,i f. lima. — 33, 153. limagdr, li.maga, abbi'ueiar len- tarnen te. — lioe. slimegar (grillare). limdr, -i-, limare. — 33, 153. linti, -Ida, ■?., -idi, affamato. - Ilntörn avv. incirea. — 58, 123. Ih] m. liiio. — 33, 144. lir.gua f. lingua. - 41, 185. lif,g[^' in., -r, lueertolone verde (lacertus viridis). — 71, 231. Ifpara f: vipera. — 201>. 229. UsfMm.,-Gpi,\en7A\o\o. - 79,107. lüia f. bucato. — 174, 240. Itsiva f. lisciva; bueato. — 33, 174. lü f. -t, lite. — 33, 193. livd m. lievito. — 1, 76. lipdr, -e-, l. .vr levarsi. — 22, 127. liyer, -ra, -r, -vi, leggiero. — 9, 100. Iqdula f. lodola. — 68, 223. löra f. grande imbuto. — cf. urel; Muss. pidria (Note). loeny m., -?/, legno. — 42, 192. Icetra t". lettera; earattere. — — 42, 193. lcey_ f., -y, canale (drenaggio). — Sehn. I. lec. luf m., -f, lupo. — 61, 211. luker m. miniitissimi rimasugli del Ueno. — Melch. locher (lolla); Biond. 1. locher (loJia). lurigdsa f. lunghezza. - 107, 188. Iwik, -ga, -k, -gi, hmgo. — 58, 186. luvddr, -li-, lodare. — 68, 238. Irgdnaga f. salciceia (altra sorte ehe saUim). — 89, 163. Ivi ra., -/, Inglio. — 97, 219. Ivm f., -m, huuc. -- 59, 153. Irmit^ in., -*;, lumicino (piccola lampa). ~ 33, 89. Ihm f. hma. — 59, 144. Ivndi m., -i, lunedi. — 89, 224. Uzar, -V-, iviccre. — 59, 1 70. ma cong. nia. — (j9, 190. ntad'ma f. Madonna; siiocera. . -- 54, 202. Die judicarische Munclart. 861 maestru jj^., -H,m inaestro. — 42, 8^^• mdftruvü.., -m^ faina. - IC, 224. magiir. m.,"-/;, stomaco. — germ. mdgru, ■^Mi^^'i, -rl, magro. — 1, 173. mal avv. mai. — 1, 190. mdi m., -/, incudiTie. — 8, 97. maiiindda f. mattinata. — 69, 224. makdda f. battiita. — Dz. I. macco. makdku m., -ki, sciocco. rnakdr, -d-, battere. — Dz. I. macco. makarÜTj m., -»;, sciocco. Dz. n a. maccherone. makiv^, -na, -rj, -ni, stantio, muttido. makiri m. miifFa. mdkla f. cerchio di secchio : collare pel campanello. — 92, 120. mal avv. male; far mal dolere. — 1, 111. mald, -dda, -e, -ddi, ammalato. — 1, 197.' malatia f. malattia. — 36, 193. malöra f. malora. — 46, 69. maUxh'ers invar. afflitto, dolente. — 27, 127. mdlta f. smalto (dei rauratori). — 10, 111. malfür^ m., -/j, ammasso di smalto. — V. s. mdma f. mamma. — 8, 153. mdnaga f. manica. — 81, 163. yndnakvn. -k, manico. — 81, 167. manarot m., -o/, mannaja. — 54, 99. manddr, -d-, mandare. — 8, 150. inandr »?; m .,-»;, p o sto ap erto p er 1 a gregge per la notte. — 46, 69. manera f. maniera. — 9, 92. mantagdna f. ratio. — Fle. II. 370 pantegana. ???anfrtsm.,-s,mantice. — 81,170. maniinyer, -e-, IT, raantenere. — 69, 76. manydr, -d-, mangiare. — 89, 240. man/jdr m., -r, eibo. — v. s. manyaria f. mangiata (dei bachi da seta dopo la quarta miita) ; mangeria. - v. s. mrt/1 f., -t], mano. — 1, 144. marjkdr., -d-. mancare. — 8, 152. maranddr, -e-, merendare. — 27, 75. mararjgirj m., -»;, napoleone. — 33, 75. mardtjgula f. scusa inutile. mararigüri m., ->•, falegname ; legnajuolo, carpentiere. Dz. II a. marangone. maraveia f. maraviglia. — 42, 97. mardivu., -i, martedi. — 36, 226. marenda f., merenda. — 27, 75. margdr, -d-, restare indigesto. mdi'i f., -i, madre. — 76, 200. mariddr-si, -i-, maritarsi. — 33, 196. mar{r\ m. grano saraceno. — Azz. marim (grano turco). markurdi m., -i, mercoledi. — 36, 75. m,arlqs m., -s, lucchetto. — germ. marlcetaL chiavistello (dilegno). — Tir. marleta; Biond. 2. marlötta; Galv. marletta. 862 G a V t n p r. marök m., -k, sat>so sciolto. — Fle. II. 367 maroca. maronya f. raticchio di sassi. — V. s. mars m., -.sv, marzo. — 8, 107. martelvü.., -ei, martello. — 27, 69. marfx, -ya, x, -yi, mareio. — 8, no. martyer, IV b, putrefarsi. — v. s. mos m., -s, fascio, fastcllo. — 8. 107. mos m., -s, vitello di duc anni. — 89, 148. mdsa avv. e agg. iiivar. trnppo. — 8, 136. ma§addr, -d-, mischiare — 138, 240. masel m., -ei, pezzo duro di checchessia. — 27, 136. masrla f. raandibola. — 69, 174. maStaydr, mdstaga, masticare continuamente (p. o. tahacco). — 81, 163. mdstak m., -k, pavimcnto di sassi o di torra. — Dz. I. piastra. matel m., -ei, ragazzo. — Dz. II a. matto (2). mntrla f. ragazza. — v. s. maza f. vitella di duo anni. — 89, 148. mazQt m., -dy, vitollo di ini anno. — V. s. -^ mazQta f. vitella di un anno. — V. s. mazand)', mdzana, raacinaro. — 81, 170. mazer, IV b, star troppo al fuoco (dei cibi). may m., -y, niaggio. — 1, 96. medar, -i-, falciare (biada). — 22, 196. mediku m., -isi, medico.- — 22, 85. mei avv. (= pi' heny) ineglio (si dice anche pc mei). — 27, 97. mel f. miele. — 22, 111. merlu m., -li, merlo. — 27, 85. mes, meza. mes, mezi, mezzo : mes m. meta; jjar mrs a per mezzo di. — 27, 105. mezanqtf., -t, mezzanotte. — v. s. mezdim., -i, mczzogiorno. — v.s. midizina f. raedicina. — 76, 170. miga avv. (per rinforzare la ne- gazione) raica. — 33, 163. mindr, -i-, menare. — 40, 79. migula f. briciola. — 33, 91. minrla f. ccstello (per traspor- tare erbaggi). — Azz. minel- la; Boe. minela (molenda; mancia). mis m., -s, mese. — 32, 148. miser m., -r, siiocero. — 134, 171. miHer m., -r, arte, mesticre. — 27, 226. mmla f. midolla. — 203, 240. mizvra f. niisiira. — 59, 76. mizvrdr, -['-, misurare. — 89, 148. mol, -la, -i, -li, tenero, molle. — 54, 111. nvjrhiu, -ia, -ii, -ü, morbido. — 85, 203. m<^r5 m., -s-, raorso freno, — 54, 136. rn^rt f. morte. — 54, 123. mdi ni. miglio. — 42, 97. mcela f. raola. — 52, 111. mdSa f. mcssa. — 41, 136. Die jndicarisclie Mundart. 863 nmskul m^, -ui, ^ucchiajo da cuocer<^mestolo. — 42, 138. viopfar, -a- (p. mitv), inettere ; m. sv l dyuf siggiqgave. — 42, 193. moplvJav^mU^ (\. pl. muigüm., p. mui), muovere. — 52, 127. muidm m., -m, parte superiore del cranio. — 85, 97. muk, -Im, -k, -ki, stupefatto, stor- dito. — Tir. möc; Biond. 1. moc ; Car. mucc. miliar, -d-, arrotare. — 52, 111. muliner m.., -r. niugnajo. — 9, 79. muUnera f. mugnaja. — v. s. miiluj m., -»/, molino. — 33, 85. münaga f. monaca. — 51, 81. münak m., -k, sagrestano. — v. s. muneda f. moneta. — 18, 85. mündyar, -u-, mungere. — 64, 188. murd m., mir/, montagna ° po- dere su d' una montagna. — 58, 151. miint m. mondo. — 64, 150. miintiiti m., -ij, moutone. — 111, 234. murer, -ue- (p. mort) morire. — 52, 123. mursagdr, mqrsaga, mordere. — 81, 163. ' musceta f. pedule. — 42, 107. miiska f. mosca. — 64, 138. miLskih] m., -»/, peccliione. — 46, 91. muskürdida f. frutto delberLero. muyiny m. spurgo del naso, moccio. — 91, 170. muyinyu§, za, s, zi, moccicoso. — V. s. mrddr-si, -i-, mutarsi. — 59, 1 96. j m ik m., -k, pino (pinus Muglius?). ! miklii m., -U, muccbio. — Dz. II a. mucchio. mvl m., mvi, mulo. — 59, 111. mir m., -r, muro. — 59, 123. mvradör m., -r, muratore. — v. s. mvrdr, -r-, mm*are. — v. s. mvS m. -s, mu.so ; faccia. — 55, 126. mC'sa f. asina. — Boe. musso ; Alt. mus; Gart, musät; Biond. 2. muss. mvt, -fa, x, -ti, muto. — 59, 193. mvzdr, -ö-, muggire. — 89, 122. mvzvra, mvzvrdr = mi . . . mvx m., x, mucchio; quindi- cina (di covoni). — v. mtklu. miya f. mucchio. — v. mvklu. naddl m. natale (festa). — - 1, 196. nagdr, -e-, negare. — 22, 181. 7iar vb. irr. andare; nar-s-an andai'sene. — Dz. I. andare. nas m., -s, naso. — 1, 136. nasar. -a-, nascere. - 8, 138. ndsta f. odorato. — 83, 193. nastdr, -d-, fiutare. — v. s. natdr, -e-, nettare. — 42, 193. 72rmm.,-?<,nipote (m.). — 75,210. nauda f. nipote (f.). — v. s. nehla f. nebbia. — 27, 115. ??e/ f. neve. — 40, 131. tiegrii, -ra, -ri, -ri, negro. — 40, 85. nerf m., -f, tendine. — 27, 131. net, -ta, -/, -ti, netto, — 42, 193. nidl m., -di, guardanidio. — 79, 203. nigilcek avv. in nessun luogo. — 52, 226. 8G4 < i a V 1 11 e r. irilfusidiif m., -(iy, moreante. — 8, 107. nigusiar, mgmia, nep;oziare. -- 58, 107.'^ nigüffaj pron. iiul. imlla. — 64, 193. mgvny, -va, nessuno. — 76, 167. niu m., nii, nido. 33, .85, nisdr, -i-, manomettere (p. e. il pane, il cacio). — 42, 223, i7q avv. 110. — 46, 144. nöna f. nonna. — 54, 144. 7Hmu m., -ni, avo. — 85, 144. nosi f. pl. nozze. — 64, 107. not f., -f, notte. — 54, 172. noßf, ncpa, nmf, nd>i, niiovo; da noef di nuovo. — 52, 127. ncera f. nuora. — 61, 123. nu neg;. non, — 85, 144. nuemhar m.. -r, novembre. — 27, 228. num m., -m, noine. — 46, 153. niima avv. soltanto. — 85, 190. «m5 f., -.y, la noce; il uoce. — 61. 170. vuvis, -sa, -s, -si, tidanzato, fidan- zata, — 85, 105. mizela f. malleolo. — 91. 170. nya avv. neaneo, — 69, 102. m/amü avv, peranco. — 85, 102. nyainy, -na ne.s.sunü, neanche uno. — V. nya. nyi — nyi cong. ne — n^. —^ 102, 238. nyukla f. pecora c-lie non lia aneora ti^^liato. -- 120, 223. nynrdnt m., -dx, ignorante. — 8, 223, nvguL -la t= nvvul, -la. — 59, 129. nvmaru in., -vi, numero. — 61, 85. nvt, -da, -%, -di, nudo. — 59, 202. nv[v]ul, -la, -i, -li, nuvoloso. — V. nvgid. nv[v]\da f. nnvola. — v. s. oiu m. olio. — 54, 97. öka f. oca. — 162, 224. am m., omany, uomo; marito, — 50,' 81. onyi pron. ind. ogni. — 54, 238. (^lyvny^YOW. ind. ognuno. — v. s. or m., or, orio. — 46, 123. <^r m. oro. - 68, 123. ora f, ora. — 46, 95. örhu, -ha, -hi, -In, cieco. — 54, 85. ördan m. ordine. — 58, 81. Organ m., piü frequente nel plur. organy organo. — 54, 69. örna f. (^misura di vino) 48 boccali (austr.ant.). — 64, 144, ors m. orzo, — 95, 105. ors m., -s, orso. — 64, 136. ort m., -//, orto. — 54, 95, o5 m.., OS, osso. — 54, 136. Ost m., -tx, oste. — 95, 226. 0/ m., oy, occhio. 54, 118. oef m,, (Bf, novo. - 52, 131, cesn voce usata per cacciare avanti i giumenti. — Dz. 11 a. izza. u'vra f. opera, giornata ; gior- naliere. -- 52, 210, padSa f. padella, — 69, 196. padriina f. padrona. — 46, 200. padrüij m., -/;, padrone. — v. s. paer, IV b, digerire ; pagare il fio. — 69. 197. pagdr, -d-, pagare — 1, 163. pdia f. paglia. — 8, 97. Dio imlii-arisclie Mundart. 865 j)ais m.. -i, paes« : villao-gio. — 148.^90. jiaiuJdda f. pufrpera. — y.jjdia. paizöt m.. -(>)[., villaggio. — 148, 1-^^^*' ]m1 m., pdi, palo. — 1, 111. jxila f. pala. — 1. 111. jyaJdtu m., -ti, palato. — 85, 193. palina f. mvicchio di sassi, pie- trame. — 33, 81. pdlmida f. forca di legno (per spargere Ueno o letame). — 8, 91. pahnvy^ m., x, palma dellamano. — 69, 170. palpdr, -d-, tastare. — 8, 209. palpera f. palpebra. — 22, 240. 2)dlta f. = pftltdi^. — V. piLydr. palt dl] m. faiigo, melma. — v. puydr. pnlv f., -V, palude. — 59, 203. jiampoia f. getti d" albero d' un anno. — Boe. pola (o largo); Dz. IIa. pollare. panaris m. panereccio. — 42, 107. panera f. madia. — 9, 69. panydka m., -ki, ragazzo grasso ma di poco talento. — Boe. boecada pagnoche (gozzopre- parato a mangiar molto pane). pa)j m. pane. — 1. 144. pdpa m.. -j^i, papa. — 1, 209. par m., -7% pajo. — 1, 123. par prp. per. — 75, 123. paradis m. paradiso. — 33, 136. parantela f. parentela. — 18, 75. pardr, -d-, p. id parar via, p. sv incitare (i buoi). — 1, 123. pare f., -c, sei bracci (gia mi siira di tessuti). — 18, G9. parenf, -enta, -«/, -enti, parente. — 27, 69. parer, -d-, TL, parere. — 1, 123. parer m., -r, parere, consiglio. — V. s. parfunddr, -ü-, scialacquare. — 64, 150. pdri m., -i, padre. — 76, 200. paridna f. parete di mezzo. — 76, 197. parldr, -d-, parlare. — 226, 240. parldr, m., -r, linguaggio. — v. s. parmcptar, -a- (p. jiarmitv), per- mettere ; promettere. v. vicetar. parnigutfa] avv. per ntdla, in- vano. — V. nigüt. parola f. parola. — 68, 215. pnrcel m., -a?/, pajuolo (per far polenta, lessare patate). — 52, 99. pari f., -f, parte. — 8, 193. pdridcu m., -hi, parroco. — 85, 167. parzif f.. -f, mangiatoja. — 67, 133. pasdr, -e-, rappezzare. — Dz. I. pezza. pdsi f., 'i, pace. — 76, 170. JMS, -Sa, -s, -si, appassito. — 8, 136. pas m., -s, passo. — 8, 136. pasandumdrj avv. posdomani. — 79, 86. pasdr, -d-, passare. — 8, 136. pdsara f. passero. — 75, 136. pdskua f. pasqua. — 138, 228. pdskulvü..,-ui,^Q.^co\o. - 91,138. 866 Gärtner. 2)askiddr, pdskida, pascere. — V. s. pastörm., -r, pastore. — 46, 142. l)asii'(pc m., = payßrok, faiigo. — 142, 220. patdia f. parte inferiore della camicia. — Tir. pata (panno lino); l^ioncl. 1., 2. pataja; Galv. pata (brachessa); Dz. I. patta. pafandr, petana, pettinare. — 75, 172." pafdta f. patata. — Dz. IIb. patata. patvfidr-si patvfia, percuotersi. — Boe. petufar; Gart, pete; Car. o. e. patüfler. pdpar m. papavero. — 75, 223. pdyina f. pagina. — - 79, 189. pdyu f. ventre. — 8, 151. paydda f. calcio, pedata. — Dz. I. pacciare. payaddr, -d-, p. sv dar calci. — V. ö. pajadüri vi.,-i], =:paxdda. — v. s. payarok vi., fango. — it. pac- cbiarina, pacciame. payer-H, -a-, IV b, (p. payi), satollarsi. — it. paccbio. päydta f. polpa della gamba. — V. pnyji. payi, -vda, -v, -vdi, satollo, pj(^ sciuto. — V. payer. payvda f. satoUamcnto. — v. s. payigdr, -v-, lavorare male. payvffüri m., -t], chi lavora male. pe m., pe, piede. — 18, 203. ppÄarfik m., de, = frnhnkt'l. pegru, -ra, -ri, -vi, pigro. — 40, 85. peif m.j -iy, poppa della vacca. — 27, 172. pel f., -l, pelle; sciavero (asse). - 27, 111. per m., -r, pero; pera. — 40, 123. perdar, -a-, perdere. — 27, 75. perna agg. f. picchiettata di bianco (della gallina). — Lomb. sparniclar (tupfen); Car. parniclaus (gespren- kelt) ; Conr. parniclar (tü- pfeln). pes m., -s, pezzo; /- e i] gram pes grau pezzo fa. — Dz. I. pezza. pcsa f. pezza. — v. s. petan m., -ny, pettine. — 27, 172. pevar m. pepe. — 40, 210. pidga f. piaga. — 1, 114. pidnta f. pianta, vegetale. — 8, 114. pidt m., -dy, piatto, tondo. — Dz. I. piatto. pief f., -f, parroccbia. - 1 8, 1 1 8. pika f. gi'appolo. — Melcb. pi- caia (piü grappoli d' uva ecc.). pdcf^fa f. piccolo grappolo. — v. s. pil m., pii\ pelo. — 40, 111. ptla f. cumulo. — 40, 111. plldi m., -i, ravagliatore (per scorzar 1' orzo). — 79, 111. pddr, -i-, pelare; cogliere la foglia dei gelsi; p. id trar di mano il piü clie si puo cülle buone. — 40, 111. pi.lota f. bargiglione della ca- pra. — 54, 79. Die jadicarische Mundart. 867 pinel m., -ei, penneUo. — 27,^76. jnnter-H, -e,-, YV, pentirsi. — 27, 151.^,^ pintikosti f. pj, pentecoste. — 79, 14^-'^ pinydta f. pignatta. — 79, 102. ph] m., -11, pino. - 33, 144. plona f. piaJla. — 4, 114. pioy^ m., x, pidocchio. — 118, 203. inridr, piria, scoinmettere. — Sehn. I. piria. pircel m., -cei, piuolo. — Fle. II. 313. piuolo. pirüi] m., -ij, forclietta. — v. s.; Sehn. I, pirom. pisCm m. rimasugho di grana- glie. — Dz. I. pezza. pis m.., -s, (peso antiquato) 15 libbre viennesi. — 32, 148. plsär, -l-, peusare. — 32, 148. pit m. broneio. — Dz. I. pito. pitdr-si, 4-, imbronciarsi. — v. s. pitok m., -k, mendieo. — Dz. IIa. pitoeco. pitvrdr, -v-, dipingere. — 59, 172. pizdr, -{-, pesare. — 32, 148. pizul m., -ui, pieeolo sonno. — Sehn. I. pisol. piziddr, pizula, far un pieeolo sonno. — V. s. piyinya f. fango. — v. payarök. piyul, -la, -i, -li, pieeolo. — Dz. I. pieeolo. plagdr, -e-, piegare. — 40, 114. pldna f. grosso ti-oneo. — 1, 114. pldndyar, -a-, piangere. — 114, 188. Sitzungsber. d. phil.-bist. Cl. C. Bd. II. plantdna f. pianta del piede. — 69, 114. yjZa?/ m., ->/, pianura. — 1, 114. pldzar, -a-, piacere. — 114, 170. pUfsa f. soffitta. — Sehn. I. spreoza. phfsdt m., -dy, la parte supe- riore della soffitta. — v. s. plega f. piega. — 40, 114. pUtj, -na, -t], -ni, pleno. — 18, 114. pl(xf m., -/, aratro. — germ. plce[v]ar, -u- (3. sg. al plopf, p. plui), piovere. — 52, 127. plump m. pionibo. — 64, 214. plvma f. calugine, piuma. — 59, 114. po avv. dunque (molto fre- quente nella proposizione in- terrogativa). — 84, 142. pok, -ka, -k, -ki, poeo. — 68, 167. pola f. ramicello. — v. pampqla. polas m., -5, polliee; arpione, ganghero. ^ 81, 170. pop m., -p, faneiullo, bambino. — Dz. I. poppa. pqr m., -r, Verruca. — 54, 123. pora f. paura, avev p. temere, far-gi p. spaventare, tyapdr p. spaventarsi. — 127, 240. porta f. porta. — 54, 193. pcedarscem m. prezzemolo. — "22, 240. pcena f. penna, piuma. -— 42, 144. pceny m., -y, posta, pegno. — 42, 192.' p<^s m., -s, pesce. — 42, 138. pmta f. colpo, dar pceti battere (qualeheduno). — Tir. pe- Hft. 56 868 G ar tiier. tagle a ü; Bioud. 1. peta (ap- plicare); Boe. petar de le ba- stonae; Alt. pete; Gart. pet(i. pwX avv. (= ^Jt' mal) peggio. "— 18, 9ß. jxpy, m., "X, abete rosso (pinus "excelsa). — 42, 170. pra VOL., prc, prato. — 1, 197. pradilcfir, pi^dika, predicare. — V. prediga. pragdr, -e-, pregare. — 22, !().'>. ])reda f. cote. — 22, 124. prediga f. predica. — 22, IGo. preist m., -i, prezzo. — 27, 107. prcsa f. fretta, preinura. — 27, 136. frevat m., -ay, prete. — 27, 215. prTsipiii m. principio. — 85, 170. irroiher, IVb,vietare. — 84, 215. proPst axv. presto, subito; far p. affrettarsi. — 27, 142. pru[v]dr, -cp-, provare. — 52, 215. l^iTm, -ma, -m, -mi, primo; prvm. da l an primo giorno del- r anno. — 59, 153. prvma avv. prima. — v. s. /nvinavera f. primavera. — 18, 127. pudt^r vb. irr. potere. — 85, 19G. pufsa 1". ■ luogo di riposo. — 68, 238. pufsdr. -li-, riposarsi. — v. «r- pm'dna f. astore. — Sehn. I. pojana. pviva f. ricottii. — Sehn. 1. poina. pvUdrv, -ra, -ri, -vi. poledro, [•oledra. - Dz. T. poledro. pulmfa {'. polenta. — 85, 151. pulmüij in., -/y, polmone. — 46, 91. püIpa f. polpa. — 64, 209. puU m., -.V, tempia. — 64, 111. pnlfrii^ -ra, -vi, -ri, putrido. — Dz. I. poltro. pülvar f., -r, polvere. — 64, 127. pum m., -in, melo; mela. — 46, 153. punt m., puy, punto (d' ago). — 64, 152. punt m., püy, ponte. — 58, 151. pivpd m. babbo. — 70, 240. 2)ur(H, -ta, -y, -ti, povero. — 42, 210. jnirtdr, -o-, portare. — 54, 193. jnirtyel m., -ei, porco. — 85, 170. purtyeUtjia., ->/, porcello. — v. s. pus m., -s, pozzo. — 64, 107. ptisa f. letamajo. — v. «. puHüt] f., -jy, possessione, po- dere. — 101, 224. piizhj, -na, -tj, -m, pulcino, pul- cina. — 18, 170. puydr, -ü-, imniergere. — Melch. ])Ocia-, Tir. pucia; Boe. po- chio (poltiglia); Dz. I. pan- tano. 2)v avv. piü. — 59, 114. pintu m., -ti, pimto (in i.serit- to). - 64. 85. pvny m., y, pugno. — 63, 192. pvr avv. pure. — 59, 123. pvrgaiori m. purgatorio. — 99, 193.' prs lu., -s, pulce. — 63, 170. I^v^hI 111. il salso della pelle; . lai p. latte fatto emettere Die jndicarische Mundart. 869 alle besiie artiircialmente, or- ticanclone le yjoppe. raber, IV b, firrabbiare. — 69, 109. " , raddhlu ■^&f^^i, zappa Ji mu- ratori. — 90, 196. rafanäs m. disordine. ragai, -ida, -i, -idi, rauco. — Biond. 1. enregais (divenir rauco); Alt. gi-aot; Car. u. e. rac; Biond. 2. ragajera (raiicedine) ; Galv. aragajir (arrocare). ragdi m. raucedine. — v. s. aligrdr-si, -e-, rallegrarsi, — V. alegm. ram. vn., -m, ramo. 1, 153. ram m. rame. — 1, 223. runa f. rana. — 1, 144. rdnyäs m., -s, valore antiqiiato (=: 4 truri). — germ. rdnyul m., -ui, ragno. — 102, 223. rapatdr, -d-, non istar mai ozio- so. — jMelcli. rapota (lavo- rar seiiza diligenza); Boe. repetarse (rimpannucciai'si) ; Gart, repetöus (halsstarrig). rasagdr, -e-, segare. — 22, 75. rasagdta f. sega a mano. — v. s. rasagvm m. segatura. — v. s. rastaldr, -e-, rastrellare. — 27, 142. rastdr, -e-, restare. — 27, 142. rastelia., -e7, rastrello. — 27, 142. rdva f. rapa. — 1, 210. rdza f. ragia. — 8, 101. raznrj f., ->], ragione. — 46, 107. re m., re, re. — 18, 190. re f., re, rete. — 18, 197. redina f. redine. — 22, 196. rela f. pecorile; porcile. — 27;, ^223. rendar, -i-, rendere. — 27, 231. ri m., ri, rivo. — 33, 131. rigaldr, -d-, regalare. — Dz. I. regalare. rigatdr, -d-, vomitare; rigatd stentato, macilente. — 76, 160. riguarer, IVb, raceattare. — v. guarer. rigurddr-si (anche rik . . .), -o-, ricordarsi. — 54, 166. rik, -ka^ -k, -ki, rieco. — 41, 162. rilia f. sfortuna (nel giuoco). — Melch. rilia; Tir. arlea (nau- sea, ubbia); Biond. 1. rilia Car. e. arlia (Zwietracht); Galv. arlia (malessere). rimagdr, rimaga, ruminare. — 59. 181. rintymdr-si, -i-, attrarsi. — v. intyiny. rirjgrasidr, rirjgrdsia, ringrazia- re. — 8, 107. ririkrcesar, -a- (p. riijkrisv), rin- crescere. — v. knpsar. ris, -sa, -s, -si, arricciato. — 42, 223. nspündar, -u-, rispondere. — 58, 150. ristycir, -i-, arrischiare. — 22, 118. ristyit m. rischio. — v. s. rivdr, 4-, amvare. — 33, 210. rizaga f., na r. nn poco. — 22, 134. 56* 870 O a r t n e r. riyßvar, -i-, ricevere. — 40, 1G9. roha f. roba. — . 68, 215. röia f. scrofa. — Azz., Tir. e Biond. 1. roja. rceda f. ruota. — 52, 196. rdda f. ruta (pianta). — 59, 196. rceklaydr, -d-, origliare. — 40, " 120. rcpjpula f. ruga (della fronte). '— Melcli., Tir., Biond. 1. e Lomb. raga; Boe. rapa o fra- pola; Car. rabaglia, c. rapla; Conr. rubaglia; Biond. 3. rüpia. roRza f. rosa. — 52, 136. rdya f. orecchio. — 40, 118. ruar m., -r, quercia. — 46, 215. ruhdr, -q-, rubare — v. roba. runfa f. sequela; tutte le carte da giuoco dello stesso seme. — Tir., Boe. e Galv. ronfa. runfdr, -u-, russare; dispor K- carte da giuoco. •— v. s.; Dz. I. ronliare. rumpar, -u- (p. rut), rompere. — 64, 209. ründida f. rondine. — 64, 223. rus, -m, -s, -si, rosso. — 64, 136. rubter, IV b, arrostire. — 85, 142. rut, -ta, x, -ti, rotto, straccia- to. — 64, 213. ruMda f. rugiada. — 85, 136. rvdr, -{:-, terminare. — 33, 2107 rvmdr, -i-, grugnire. — ■ Melch. römk (rivoltolare); Tir. roma fborbottare), rom (romorio); Boe. e Biond. 2. rumur (gru- t'olare); Lomb. römiar: Biond. 3. rüm^ (grufolare). rvs, -sa, -s, -si, lesto. — Biond. 1. rüza (urtare). sakandr, sekana, banchettare. — germ. sakdr, -d-, masticare. — Sehn. I. zaccar. sampdtida f. pianella. satjk, -ka, -k, -ki, sinistro. — Dz. IIa. zanco. sap m., -p, rospo; cosuccia da nulla. — Fle. IH. 167 zapeil. sdpa f. zappa, sarchio — Dz. I. zappa. sapaldr, -e-, imbrogliare, intri- gare. — v. sap. sapdr, -d-, sarchiellare. — Dz. I. zappa. sapel m., -ei, imbroglio. — v. saj). sapÜT] m., -1], zappone, piccone. — Dz. I. zappa. sedar, -i-, cedere. - — 18, 169. sekana f. = gäzega. — germ. serty -ta, -ty, -ti, certo, tale. — " 27, 169. si f. pl. cigli. — 42, 97. sihenar m. gi'ano saraceno (sorta inferiore). sigida f. cipolla. — 91, 210. silest, -ta, -ty, -ti, azzurro. — 76, 169. simintdr, -e-, s. fq cernere. — Dz. IIa. cimento. simiteriu m., -ii, cimitero. — 99, 169. siijgati m., -ny, zingaro. — 107, 152. siijgandr, siiigana, girare di con- tinuo. — V. s. Die judicarische Mundart. 871 sipania f. «aiseria.» sirka avv. mcirca. — 42, 169. sirqt TU., -9'/, "empiastro. — 76, 169. aitd f., -«i^wffa. — 169, 193. siza f. siepe. — 22, 169. sc^p m., -p, trappola (faine, vol- pi, orsi). — 42, 209. sudi m. pl., far-si i s. altalena- re; sdrucciolare sul ghiaccio. si'da f. coreggia. — Muss. azolar. svkdl m., -di, scoglio, roccia. sx'küv^, m., -r^, balordo. — Dz. I. cucuzza. sablÜTj m. sabbia. — 46, 115. sdbu m., bi, sabato. — 85, 214. saftdr, -d-, saltare. — 10, 134. sagadör m., -r, falciatore. — 46, 196. sagdia f. segale. — 1, 75. sagdr, -e-, faiciare (1' erba). — 22, 163. sagrlndr, -i-, spaventare. — Dz. IIc. chagrin. sagrirj m., -?/, spavento. — v. s. sai(Bf nella fräse: l va rvs kü- ma n samt egli va lesto co- me un fulmine. — 42, 190. saiala f. saetta, folgere. — v. s. sak m., -k, sacco. — 8, 167. sakdr, -c^-, seccare. — 42, 162. sal m. sale. — 1, 111. sdla f. sala, salone. — 1, 111. salabri, -ido.,-i,-idi, troppo salato. salamcera f. salamoja. — 61, 99. Saids m., -s, salasso. — 174, 226. sdlas m., -«, salice. — 81, 170. salasdr, -d-, cavar sangue. — V. Saids. salizu m., -zi, selciato. sal<^ya f. salice selvatico (altra specie che sdlas). — 42, 170. salsüa f. salciccia. — Dz. I. Salsa. saltamariii] m., -/■, cavalletta. — 33, 69. saU'f m., -t'x, saluto. — 59, 193. salvdr, -d-, salvare, difendere. — 8, 127. saKii, -ta, säy^, -ti, santo. — 8, 152. santdr, -e- e -ce-, far sedere, esar santd sedere. — 27, 226. sar], -na., -r^, -ni, sano. 1, 144. sarjk m. sangue. — 8, 186. sardr, -e-, serrare, cbiudere. — 22, 123. sarmdntnga f. salamandra. — 111, 220. sartör m., -r, sartore. — 69, 193. sartyß m., -ei, sarchio. — 69, 118. sarürj m. siero. — 75, 123. sas m., -s, sasso. — 8, 174. satembar m., -r, settembre. — 27, 228. sa[v]er vb. irr. sapere. — 69, 210. sa[v]6r m., -r, sapore. — 46, 210. sovrdr, -d-, vagliare (col val). — 18, 210. savüi] m., ->;, sapone. — 69, 210. sazuT] nella fräse manydr di s. mangiar mentre il cibo e cal- do. — Dz. IIc. Saison. savm.,v, sambuco. — 215, 226. .se avv. si (afferm.). — 33, 167. .se f. sete. - 40, 197. sef m. sego. — 18, 216. sega f. sega. — 22, 163. 872 Gärtner. ^la f. sella. — 27, 111. sempUsy -m, -s, -si, semplice; stupido. — 114, 170. iempru avv. seuipre. — 27, 239. sera f. sera. — 18, 123. s^sa prp. senza. — 107, 223. sezu m., -zi, senso. — 27, 85. sfaftydda f. falciata (im ,colpo di falce). — 111, 170.' sfeta f. fetore. sfisadvra t, fessura. — 136, 196. [s]flai]kvyi7i m., -ny^ sproposito. — Dz. I. fianco. sflurer, IV b, frollare (la carne)-, star esposto al freddo. — Dz. IIa. frollo. sfoei m., -i, foglietto. — 55, 97. sfrigvsiila f. briciola. — Muss. freguzola. sfrigvsuldr, Sfngvsula, ri dürre a briciole. — v, s. sfüdigdr, ifudlga, lavoracchiä- re. — Azz. sfbdegar (fruga- re); Melch. sfadigas (affati- carsi). sfulizdr, -e-, calpestare (erbej. — Boe. foliir. ■r^ co). — 18, 196. .sidrd, -ddo, -^, -ddi, macilnito, sto.ntato. — .79, 202. Hg\^r, -ra, -r, -vi, siciu'O. — 76, 167. ■^ign' f., -r, sciu'e. — 76, 167. Hgvrtd f. siciu'ta. — 76, 193. sinter, -e-, II, sentire; udire. — 27, 151. Unter m., -r, sentiero. — 9, 76. sinyör, = sinyoridiu, m. Iddio. — 85, 102. siÖT m., -r, signore. — 76, 226. Hriiq, -na, -rj, -ni, sereno. — 18, 76. sit m., siy, sito, luogo; nf' in dftru sit altrove. — 40, 193. sitil, -la, -i, -li, sottile. — 89, 217. skaidr, -d-, piallare. — 97, 138. skaiardl m., -m, piccola pial- la. — V. s. - skaiiirj m., -rj, pietra tagliata. — V. s. skdla f, scala. — 1, 138. Skdltru, -ra, -ri, -ri, furbo, astu- to. — Dz. IIa. scalterire. [s]kamhidr, [sjkdmbia, carabia- re. — 79, 160. skampdr, -d-, scappare. — 69, skanddi m , -i, scandaglio. — 8, 97. i^kandaidr, skanddia, scanda- gliare. — v. s. skdndida f. scandola. — 91, 138. fikapasdr, -d-, schiaffeggiare, — 107, 209. SkapasÜTi m., -rj, schiaft'o. — v. .s. Skapirj ra., -t], nottola. skarhisa f. scintilla. skarhisdr, -i-, scoppiettare [i{v\ legno ardente). .^kdrpa f. scarpa. — 8, 209. .skarpaldr, -c-, scarpcllarc. — 27, 221. Die judicarische Mundart. 873 skarpel m.#-e^, sca»pelIo. — y. s. skavdr, -ä-, scavare. — 127, 223. skavddr, -ap^scaldare. — 10, 223. .ikildt m^^/7yj^^cojattolo. — 226, 234. * skina f. dorso, fil da la s. Spi- na. — 40, 138. .mdr, -<-, turare (buche o fessure), — v. s. stipitj m.-, -/;, lucignolo. — v. s. Hyapdr, -d-, fendere. — it. schiappare. st%dula f. rete da pescare. stx^.t, -ta, -y, -ti, puro, sehietto. — 117, 172. ■Ux2P m., -p, fucile. — 54, 117. styurjkdr, -ü-, troncare. — Boe. chionco (cionco); Biond. 2. sciunclen (ceppatello); Dz. IIa. cioncare. Hyupatdda f. tiro, tvar nn s. tirare. — v. stygp. süga f. ffine, canapo. — Dz. I. soga. sukdt m., -. — 1)4, 217. sutuski'ii'af^-i- (p. -skrit), sotto- scrivere. — r v. skrivar. Mvar m. sughero. — 59, 215. SV avT. ^'^tf^ SU ; va 'nsv va insu; star sv vegliare; sv si combina con int: sv 'nt vn t(£t. — 59, 126. U'hla f. lesina. — 59, 115. vddr, -V-, sudare. — 59, 202. svdör m. sudore. — y. s. M-gamarj m., -t], sciugatojo. — 89, 181. .irgdr, -v-, asciugare. — v. s. svt, -ta, -y, -ü, asciutto. — 63, 172. siziu m. untume che le pecore hanno fra la lana. — 79, 85. iahld m., -le, fenile. — 92, 115. tdgula = tdula. — 91, 129. faidr, tdia (2. sg. fdi), tagiiare. — 8, 97. tcdrr m., -r, tagliere, piatto (per la polenta). — 9, 97. faiera f. tagliere (per la fari- na). — V. s. fakdr, -d-, attaccare (i cavalli). — Dz. I. tacco. trddr m., -r, telajo. — 9, 75. talarina f. ragnatela. — 33, 75. talidri, -na, -!■, -ni, italiano. — 97, 223. tamhikdr, -i-, eontendere a pa- role. — Boe. tambucbiar (tam- bussare); Dz. ITc. tabust. tamis m,, -s, staccio (per net- tare cafe, tabaceo). — Dz. I. tamigio. tamizdr, -i-, stacciare. — v. s. tamiii] m., -t], timone. — 46, 75. tdna f. tana. — Dz. 11 a. tana. tandia f. tanaglia. — 75, 118. tandr-si, -d-, rapprendersi (del sangue); raffreddarsi, solidi- farsi (piombo). — 192, 223. tandcekla f. tempiale, strumento per distendere il tessuto sul telajo. - 75, 120. tanty -ta, täy, tdnti, 1) tanto, 2) molto. — 8, 151. tdrjgar m., -r, uomo rozzo. — - Dz. II c. tangon. tdrdi avv. tardi. — 8, 79. tardif, -va, -f, -vi, tardivo. — 33, 69. las m., -s, tasso. — 8, 174. .tasddru m., -ri, tessitore. — 174, 239. task m., -k, tasca per gli Sco- lari. — Dz. I. tasca. tdska f. tasca — v. s. tastdr, -d-, assaggiare. — 83, 174. tasundr, -li-, fsirtaiihi. — 75, 136. tami] m.; -rj, catasta di borre. — 75, 136. tdula f. tavola. — v. tdgula. tauUi] m., -r], tavoletta da scri- vere. — v. s. tavdr] m., -rj, tafano. — 69, 215. . tavel m., -ei, gran tagliere (per la polenta). — 27, 215. tdzar, -a-, tacere. — 1, 170. temp m. tempo. — 27, 209. tendar, -i-, guardare, custodire (p. e. a li fidi)\ tendere in- sidie. — 27, 150. tendru, -va, -ri, -ri, tenero. — 22, 147. 878 Gärtner. t^pif, da, x, -dl, tiepido (=: ti- viu). — V. tiviu. t(ra f. terra. — 27, 123. tf-rsoel m. terzo lieno (guaime) — 74, 107. te^ar, -a- (p. tiHi), tessere. — " 27, 174. tesara f. tessera, taglia. ;— 27, " 136. Hin f. tela; panna (fior di latte). — 18, 111. tüdr, -i-, spannare (latte ). — v. s. tintor m., -r. tintore. — 46, 79. finyer, -e-, 11, tenere. — 76, 102. tinyis, -sa, -s, -si, persona o cosa che ha molta adesione. — v. s. tirdr, -i-, tirare (im carro); ten- dere (una corda) : /. al ßa. = flndar. — 33, 123. timv^ TD.., -1], terreno, suolo. — 18, 76. tis, -za, -s, -zi, pasciuto. - 32, 148. tiviu, -ia, -li, -ii, tiepido. — 22, 85. tiza f. pasciuta. — v. tis. tQk m., -k, pezzo. — Dz. I. toeco. t^hilq m. confusione. t(^r m., -r, toro. — 68, 123. törbul, -la, -i, -li, torbido, fosco. — 64, 214. t2rt in. torto. — 54, 193. fQ.snk m., -k, veleno (vegetabile). 81, 174. ^ fmn f. tiglio. — 42, 97. tdmnr ra.. -r, = idmal ra., fii, sorbo (sorbus aucuparia). taer vb. in*, toglicre, pigliare. — 55, 193. tixt m., tex, tetto. - 27, 172. tceta f. tettola : mammella. — 42, 193. trabaskdr, -d-, lavoracchiare di mestieri casalinghi. — Melch. e Tir. trabasca^ Boe. tra- bascar. trabukelm.., -ei, luogo erto; con- gegno pericoloso. — Dz. I. buco. , traf m., -f, trave. — 1, 216. trdgula f. erpice. — 1, 95. traguldr, trdgula^ erpicare. — 1, 95. trar vb. irr. gettare, buttare. — 1, 193. fravers avv. e prp. attraverßo. — 27, 136. trifcei m. trifoglio. — 79, 97. triga f. tregua. — 40, 130. trigdr, 4-, smettere, riposarsi ; far tregua, aspettare. — v. s. trist, -ta, -t'i, -ti, cattivo. — 41 , 142. triza f. bastone per far polenta. — Sehn. I. trisar. trizdr, -i-, mescolar colla triza. — V. s. trurf ra., -»;, valore antiquato C/j,) mararigitj). — Boe. tron (lira). truviliri m., -»/, trivello. — 77,221 . tudia f. tovaglia. — 97, 130. tudcpsk, -kri, -k, -ki, tedesco. — 42, 138. tnkdr, -n-, toccare. — 58, 193. tnndr, -i't-, tonare. — 51, 144. tunfuldr, funfida , percuotere. — Tir. tonfa ; Boe. tonfar. timt m., tuy, tondo, piatto. — . 64, 223. Die judicarische Mundart. 879 tunt, tünda,*füx, tiindi, roton^o. — 64, 5^3. hu; m., ->;, titono. — '■ 51, 144. tupi7m f. taipa. — 70, 209. turldr, -(^^^ve ; gabbare. — 58, 144. turUr, IV b, torniare. — v. s. turlidör m., -r, tornitore. — v. s. turndr, -6-, ritornare. — 58, 144. tus f. tosse. — 64, 136. tuser, rV b, tossire. — v. s. tuzdr, -ü-, tondere. — 85, 148. tvdr, -t'-, rinserrare (il vapore od un liquido). — 59, 197. tvdurer, IV b, governare, custo- dire. — 89, 196. tcit]m.. odordimuffa. — 89. 132. tvmÖ7' m., -r, tumore. — 46, 89. tit, -ta, x, -ü, tutto; tvy dv tutti e due.' — 59, 193. tyahlma f. sorta di corvo (picco- lo con becco giaUo; gTacco?). tyafL -f, chiave. — 117, 131. tyamdr, -d-, chiamare. — 1, 117. t%apdr, -d-, acchiappare. — Fle. n. 5 acchiappare. t/ar, -ra, -r, -ri, chiaro, lucido; non fisso, raro. — 1, 117. tyarkdr, -e-, cercare. — 42, 169. t%asdr, -e-, ty. indre retrocedere. 27, 136. tyat m., -ay, scapolo. tydta f. zampa. — Tir., Biond. 1 . e Boe. zata ; Alt. ciatta ; Gart, tsäta. tydula f. piccolo rainiceUo secco. tyep, -paf-pf-pi, magro, malaticcio. — Tir. cipet (garzoncello). tyel m. cielo. — 22, 169. tyera f. cera. — 18. 123. tyera f. ciera. — v. s. ^Xf/j -VC'7 -f> -^h cervo, cerva. — 27, 131. tyerklu m., -U, cerchio. — 42, 120. tyes m., -a', pisello. — 40, 170. tyeza f. chiesa. — 27, 117. tyi avv. cosi. tyigdr, -i-, gi-idare. — Muss. zigare. tyimas m., -s, cimice. — 33, 170. tyimuser, IV b, piagnucolare. — Melch. simosa. tyina f. cena. — 18, 144. tyindr, -i-, cenare. — v. s. tyinta f. coreggia. — 152, 169. tyireza f. ciriegia; ciriegio. — 27, 101. tyirioela f., [di] da la t. cande- laja. — 76, 97. tyirizcel m., -di, piccolo ciriegio. — V. fyireza. fyirkldr, -e-, cerchiare. — v. tyerklu. tyirner, -e-, 11, scegliere. — 27, 169. tyirvel in., -ei, cervello. — 76, i 215. I tyistüri ni., -//, cesta (per cari- care il mulo). — v. tydsta. tyivera f. barella. — Dz. 11 c. civiere. tyizuldr, tyizula, abbruciare leg- giermente la superficie. — Azz. cisolar. tyo m., tyq, chiodo. — 4, 117. ty/ji] m., -//, becco, capro. — Bioud. 1. cion (porco). tycendru f. cenere. — 42, 147. H80 Gärtner. iy^^sta f. cesta (per la bianclie- ria). — 42, 142. tyukdr, '^-, buttere, colpire. — germ. tyiujkih] m., -//, sterpo. — v. Myiu^kdr. tyvzera f. serratura. — 89, 117. u eong. 0. — 93, 197. , ubider, IV b, ubbidire. — 202, 215. udrh' m., -r, odore. — 85, 202. üdru nella fräse ta>r dyv la pel a udru scorticare un animale lasciando intatta intiera la pelle. — Gl, 200. uftdr V. vuftdi: u(jdr, -ü-, nuotare. — 181, 223. lila f. (grande) pignatta. — 58, 111. lUva f. lolla, piila. — Melcli., Tir. c I^iond. 1. olva. vmhri m. pl. nella locuzioiie : sfrikdr i u. fare spalluccie (per dire : me iie fo beffe). - 64, 155. umhria f. ombra. — 91, 127. ilndya f. ungliia. — G4, 122. iindynr, -n-, ungere. — G4, 188. uneH, -ta, -ty, -ti, onesto. — 27, 95. unfdr, -u-, ungere. — 64, 152. VW m.. ihri, ontano. — Dz. 11 a. üntan<>. urasiurj f., -jy, orazione, fnr rCT orare. — 46, 107. itrhdr, -d-, acciecare. — v, drhii. iirt'f ui.,' -ei, imbuto. — v. /dm. tirtiga f. ortica. — 91, 163. nspnddl m., -di, spedale. — 81. 196. ■ ustaria f. osteria. — 36, 226. utübar m., -r, ottobre. — 64, 215. utTLir] m. ottone. — 70, 223. uzdr, -'II-, gridar forte. — 127, 170. uzel, -ei, uccello. — 127, 170. uydda f. occliiata. — 85, 118. [vjagladöra f. piagnona (uso nei funerali quasi antiquato). — 81, 121. [vjagldr, -d-, far da piagnona. 42, 121. vdgu m., -gi, bacio. — 85, 223. vdka f. vacca. — 8, 162. vaker m., -r, vaccajo. — v. s.^ val m., vdi, vaglio (cesta che si squassa con dentro il grano da nettare). — 1, 144. val f., -l, valle. — 8, 111. valdda f. vallata, gTan valle. — V. s. valmdna f. coltre grossa di lana. — Melch. Valensana. vnUr, -d-, II, valere. — 1 , 111. valis f., -.V, valigia (per porsi indosso). — Dz. I. valigia. valör m., -r, valore. — 46, 69. vnndi}ehi ni., -//, vangelo. — :n. 97, varddda f. sguardo. — 69, 130. s. vardadvra f. sniardatura, — v varddr, -d-, guardare. — ^^ s. fvjardvndr = ardvndr. vargidfa] pron. ind. qualcosa. -- Hl, 229. vnrgvny (invar.) alcuni. — 111, 229. l'vjdsdr, -d-, avanzai'e. — 107, 223. Die judicarische Mundart. 881 vSsarot in., *'//, avaJizo. ^^ v. s. vas in., -.v/^aso. — 1, 13G. vdska f. vasca.t^ — Dz. II a. vasca. vaydr, -d-, vegljare. — 42, 122. vdzak^ -g^Jj^-gi\ senza frutto. — Biond. 2. vasia (f.). vtdriL in., -ri, vetro da finestra. — 40, 200. veduf, -va, -f, -vi, vedovo, ve- dova. — 40, 131. i>ent m., vey, veuto. — 27, 151. Vera agg. invar. vero. — 18, 123. [v]erdyar, -a-, capovolgere con forza. — 27, 229. vpvn in,, -m, verine. — 27, 153. i'ert, -da^ -fy, -di, verde. — 40, 202. verzar = draverzar = drevar, V. r ultima. veskiif m., -/, vescovo. — 42, 211. ^fZ> '7ßf ~X> 'fh vecchio. — 27, "iis' vey[i]ntmd, -dda, -e, -ddi, vec- chione. — 71, 76. via f. via; strada, — 26, 127. vlascela f. via fra cainpo e campo. — 52, 79. vidy m., x vaggio. — 79, 168. [v]ida f, ajuto, — 59, 96, [vjiddr, -{-, ajutare, — v. s. videl m., -ei, vitello. — 79, 196. videla f. vitella. — v, s, vif, -va, -f, -vi, vivo. — 33, 131. vilia f. vigilia. — 42, 97. vilv m. velluto. — 59, 79, [vjina f. Vena. — 18, 127. vintyar, -i-, vincere. — 41, 170. viutyel in., -ei, fascio di ramaglia colle foglie (per le capre). — 27, 117. vinyer vb, irr, venire. — 76, 102. vinyvda f. prosperainento, l e di V. cresce niülto. — v. s. vii^ m. vino. — 33, 144. viriij in., -)], veleno (di aniinali). — 18, 221. vis m., -5, fronte. — 33, 136. visfa f. guancia. — 41, 142. visier, IV b, vestire. — 76, 142. vistimenfa f. abito. — v. s. viulirj m., -//, violino. — 33, 197. vivar, -i-, vivere. — 33, 127. viver in., -r, vivajo. — 9, 79. viyar, -i- (3. sg. viy, p. vist), vedere. — 42, 105. [vjizergula f. lucertola. — 223, 229. vizi^i, -na, -/y, -ni, vicino. — 33, 170. viyjga f. vescica. — 33, 136. i'oeia f. voglia. — 55, 97. voenardim., -i, venerdi. — 22, 36. vdndar, -a- (p. vindv), vendere. " -- 27, 150. voit, -da, -y, -di, vuoto. — 52, 197. viifta f. volta, calotta; kdmara a V. but camera a volta, — 58, 111, [vjuftdr, -ä-, volgere, voltare. — V. s. vuUr vb. irr. volere ; vuler-gi heny amare. — 85, 111. vulintera avv. volentieri, mal V. malvolentieri. — 9, 89. 882 Oar t n er. viddr, -d-, vuotare. — 85, 19(). [vjvzdr, -V-, usare, avvezzare. — 136, 229. zdga f. panacea Hcracleum spliondylium. zdiga f. seccatura, persona sec- cante. — Azz. zaiga ; kSchn. I. zegar. zaigdr, zdiga, contendere. — v. s. zdldu, -da, -tx, -di, giallo ; zdldu m. grano turco. — Dz. I. giallo. zatdr, -d-, temperare (la penna od il lapis). zavdi m., -i, coiitratto mal pon- derato. — Sehn. 1. zavai. zdvar m., -r, becco castrato. — Dz. I. zeba. zavaridr, zavdria, vaneggiare. — Sehn. I. zavariar. zqhia f. giovedi. — 54, 100. zdi in., -i, giglio. — 42, 221. zdka f. zecca, ricino. — 27, 107. zcd, -la, -i, -U, capretto, capretta. — Sehn. II. auzöl. zhalidr, zhdlia , sbagliare. — Dz. II a. bagliore. zberla f. schiafFo. — Sehn. I. sberla. £b^Sul, -la, -i, -U, senza denti. ibiek, -ga, -k, -gi, sbieco. — Dz. II a. sbieco. obiges avv., = di obiges, obbli- quamente. — v. s. itbihdr, -i-, spruzzare. — Melch. sbilsk. — Dz. IIa. .sprazzare. ^.bdvdfid 1". pt'ttiiKj della cami- cia; quantita (di qualunque roba) che il pettino pu»') con- tenere. — Dz. I. bava. zbrek vi., k, laceratura. — Muss. brega. zbrigdr, -e-, stracciare, lacerare. — V. s. zbri§agdr, zhriSaga, sdrucciolare. — Muss. slisegar. zb')'ufdr,-6-, aspergere, sbruffare. — Melch., Tir. sbrofa; Boe. sbnifar. zbiifslndr, -i-, tossire legger- mente. — 101, 209. zbidantel m. piccolo bucato, lis- cia da poco. — 75, 97. zdarndr, -e-, fiaccare; zda^nid malconcio per troppe fatiche.- — Gart, derne; Rom. Stud, II. 123 sdernaus giu; Biond. 2. aderni; Gralv. aderner. zdisa f. = zlisa. zddgla f. striglia. — 121, 142. zdcegldr, -d-, strigliare. — x. s. zdruula f. i-itaglio (di tela o stoffa). zdyunf, -fa, -f, -fi, gonfio. -- 117, 234. zdyavfdr, ä-, gonfiare. — v. s. zgald, -dda, -^, -ddi, colle gam- be o capezzoli aperti. — v. zgerlu. zgdlbara f. scarpa da uomo colla suola di legno. — Sehn. I. sgalmera. zgalibrdr, -i-, smuovere. zganyar, Melch -a- mastieare. Tir. e Biond. l. sgagna ; Alt. ciaognö ; Gart. t/onnyä. zgardr, -d-, cacciar via. — v. ■ zgerlu. Die judicarisclie Mcndart. 883 zgargaidr, %gargat(r, garganijza- re. — Dz. 1. gargatta. zgdvydr, -v-^ ''tagliar le foglie alle rape. -^ v. gcd'X. zg^rlu, -l»y^Uffi, zoppo. — Sehn. I. gallom, sgalar, sglierla. zgisumhdr, -«-, girondare. zgMza f. sclieggia. — Muss. fianzisar (Note 5). zgrifa f. ungliioiie. — germ. zguarlatdr, -d-, scuotere nell' ac- qua. — Tir. sgorla (scolare) ; Gart, zlavate. zguldr, -o-, volare. — 50, 129. zguldr, -xi-, sciorinare; zguldr-si colare, gemere, asciugarsi. — 46, 166. zgunydr, -o-, befFare. — Melch., Tir. e Biond. 1. sgogna; Dz. I. ghignare. zgvrdr, -r-, z. fo nettare, lavare. 89, 166. zlambröt, -ta, y^, -ti, malfatto, me- schino. — Sehn. I. slambrot. zlambrceya f. cosa di poco con- sistenza e durata (p. e. una stoffa). — V. s. zlavibrutdr, -q-, lavoracehiare. — V. s. zlargdr, -d-, allargare. — 8^ 181. zlavari, -ida, -ii, -idi, scipito, iusulso. — Azz. slavari. zlipia, -ia, -ii, -ii, delicato, ghiotto. zlisa f. scintilla. — Muss. fian- zisar (Note 9). zlisdr, -i-, lisciare, levigare. — zlü sar m., -r, cliiavajuolo. — germ. Muss. slisegar. allungare. 58, zliuigdr, -u-, 181. Sitzungsber. d. pliil.-hist. Cl. C. Ed. H. I zlvmdr, -v-, osservare, adocchia- re. — Azz. cahimar; Melcli. e Tir. slöma. zmantagdr-si, zmentaga, dimenti- carsi. — 27, 163. zmanfigiitj m., -/y, dimenticone. — 46, 79. zmanydr, -d-, logorare. — v. manydr. zmarer-U, IV b, perdersi d' ani- mo o di coraggio. — 69, 123. zmäsarina f. gTanata, scopa. — Azz. smauzarina ; Melch. mau- sarina, smansaröl ; Tir. man- saröl; Biond. 1. mansarina; 2. mansareina; 1. e 2. mansa (pannocchia d. gi-ano turco). zmilsa f. milza. — 107, 111. zmirdr, -i-, mirare, prendere la mira. — 33, 223. zniuidr, zmceiu, rammollire. — 55, 97. zmxdizindr, -i-, render molle. — 85, 111. zmursdr, -6-, spegnere. — 54, 107. zmiirsarcel m., -di, ajutante del casaro. — germ. zmusard'la f. zangola. — germ. zmusircel m., -(ri, piccola zan- gola. — germ. zmuyinydr, -i-, insudiciare con moccio. — V. muyiny. znarvis, -sa, -s, -si, nerboruto, forte. — 75, 127. znazdr, -d-, annasare; odoräre. — 1, 136. Hft. ö7 884 Gärtner. Die judicarische Mundart. znisar, -i-, v. msar. znql m., -^i, saliscendi. — germ. zvarsdr, -e-, spergere, spandere; straripare. — 27, 136. zvasiga f. moneta (spicciola) di venti carantarii aiistriaci. — germ. zvernia f. continuazione d' una cosa nojosa. — Sehn. I. svernia. vmit, -da, y, -dl, iiuiido. — 59, 193. vrtdr, -V-, urtare ; indovinare. — Dz. I. urtare. vsär,-v-, aizzare. — Dz. IIa. izza. vs m., vs, uscio. — 55, 140. vtil, -la, -i, -li, utile. — 79, 193. ■6va f. uva. — 59, 127. vzdr, -{)-, usare, avvezzare. — V. vvzdr. Cya f, ago ; vya da pümul spillo. V. giya. vydr, -i-, lavorare a maglia r= 9^7Ar)- V. s. BeriehtiM:uii?. S. 831, Z. 2 von unten lies viyar statt viyar. « J^»^ Vm. SITZUNG VOM 15. MÄRZ 1882. Die k. k. Kriegsarchivs -Dii-ection übermittelt mit Zu- schrift den ersten Band einer , Geschichte der k. k. Krieg's- marine' und den Jahrgang 1881 der ,Mittheilungen des k. k. Krieffsarchivs'. -'f?"- Von dem w. M. Herrn Hofrath Dr. C. Ritter von Höfler in Prag wird die dritte Abtheilung seiner- Beiträge ,zur Kritik und Quellenkunde der ersten Regierungsjahre Kaiser Karl V.', behandelnd ,das Jahr 1521 nach authentischen Correspondenzen im Archive zu Simancas', für die Denkschriften eingesendet. Die Savigny-Commission legt zur Aufnahme in die Sitzungs- berichte die zweite Abhandlung, betreffend ,die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels', unter dem Titel: ,Die Stendaler Glosse' von Herrn Dr. Emil Steffenhagen, k. Universitäts-Bibliothekar in Kiel, vor. An Druckschriften wurden vorgelegt : Academia, real de ciencias morales y poUticas; Memoria. La Instruccion primaria por D. Ricardo Molina. Madrid, 1882; 8«. — La primera ensefianza obligatoria y gratuita por D. Rafael Monroy y Belmonte. Madrid, 1882; 8». — Boletin. Tomo II, Quaderno 1, Enero 1882. Madrid, 80. — Almanac. Ano de 1882. Madrid; 16". Central-Commission, k. k. statistisclie : Statistisches Jahrbuch für das Jahr 1879. II. Heft. Wien, 1882; 8^. — Aiisweise über den auswärtigen 886 Handel dei- üstorreichisch-nngarischen Monarcliie im Jalive 1880. I. Ab- theilung, XLl. Jalirgang. Wien, 1881; 4". Dupont, E. : Notice sur la vie et les travaux de Pierre Henry Ny st, Menibre de l'academie. Bruxelles, 1882; 12". Gesellschaft, deutsclie für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: Mittheilungen. 25. Heft. December, 1881. Yokoliama, 1881; gr. 4«. — k. k. mähriscli-schlesische zur liefürderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brunn: Mittheilungen. lAl. .lahrgang- 1881. Brunn; 4". Handels- und Gewerbekammer in Linz: Statistischer Bericht über die ge- sammten wirthschaftliclien Verhältnisse Oberüsterreichs in den Jahren 1876—1880. IL Band, IV. Theil: Industrie und Gewerbe. Linz, 1881; 8". Institute, the anthropological of Great-Britain and Ireland: The Journal. Vol. XI, Nr. III. London, 1881; 8". Madrazo, Don Juan de: La Catedral de Leon. Madrid, 1881; 8". Museo nacional de Mexico: Anales. Tomo II, Entrega ä'^. Mexico, 1880; folio. Museum kralostwi ceskeho: Casopis. 1881. Rocnik LV, Svazek 2., 3. a 4. V Praze ; 8«. — Nowoceska Bibliotheka. Öislo XVni, Dil V. V Praze, 1882; 8". — Cislo XXIV. V Praze, 1881; 80. — L Jmena p. p. zaklada-' telu Matice ceske nu konci rok 1880. II. Vytah z uctu Matico ceske za rok 1880. III. Seznam spisuv a map näkladem Matice ceske vyda- nych. V Praze, 1880; 8". — Pamatky stare literatury ceske. Öislo 8". V Praze, 1881; S". Report on the search for Sanskrit Manuscripts in tho Bombay Presidency during the year 1880—1881. By F. Kielhorn, Ph. Dr., Bombay, 1881; 8". — Catalogue of newly discovered, rare and old Sanskrit Manuscripts in the l^ahore Division. Folio. Salzburg: Beiträge zur Kenntniss von Stadt und Land. Ein Gedenkbuch an die 54. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Salzburg, 1881; 8«. Soci^te royale des sciences de Lüge: Memoires. 2" serie, tome IX. Londres, Paris, Berlin, Bruxelles, 1882; 8". Society the American geographica!: Bulletin. ISSl. Nr. 3. New- York, 1881; 8". Verein, historischer für Niederbaiern: Verhandlungen. Band XX, 3. und 4. Heft. Laudshut, l.ssi; s". — Band XXI, 1. und 2. Heft. Laudshut, 1880; 8". Steffenhagen. Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 887 « Diu Entwicklung der Landrechtsgiosse des *,^«v^ Sachsenspiegels. Von Dr. Emil Steffenhagen. II. Die Steudaler Glosse. (Vgl. XCVIII, 47 ff., 1881.) Unter der Bezeichnung , Stendaler Glosse^ begreife ich die gesammte Masse theils lateinischer, theils niedersächsischer Glossen zum vSachsenspiegel-Land- und Lehn recht, welche in der Breslau er Handsclu'ift IL F, 6 der KönigHchen imd Uni- versitäts-Bibliothek (Homeyer, Rechtsbücher Nr. 83) erhalten, von da in den Augsburger Druck von 1516 übergegangen sind, ausserdem theilweise in einer Berliner Handschrift, 3Is. germ. fol. 284 der Königlichen Bibliothek (Homeyer Kr. 30), vorkommen. Diese Bezeichnung, von dem Entstehungsort der Glossen hergenommen, umfasst sowohl die von Homeyer unterschiedene besondere ,lateinische Glosse' des Land- rechts, als auch die sogenannte ,altmärkische (branden- burgische) Glosse' zum Land- und Lehnrecht. Die nach- folgende Untersuchung wird darthun, dass die seit Homeyer beliebte Trennung in jene beiden Glossengruppen aufgegeben werden muss, und dass beide Glossen zu einem einzigen Glossenwerk gehören, dessen Entstehungsort mit vollkommener Sicherheit in Stendal zu suchen ist. Ich stütze mich auf die beiden Handschriften und den Augsburger Druck und ziehe neben der Stendaler Landrechtsglosse auch die Glosse zum Lehnrecht in den Kreis der Betrachtung. 1. Die Glossen der Breslauer Handschrift ' sind von der Buch'schen Glosse ,meist unabhängig' und stehen in der ' lieber die einzelnen Bestandtheile der Breslauer Handschrift, Papier, Anfang des XV. Jahrhunderts, klein Folio, III. Ordnung der Glossen- 888 Steffenhasen. Entwickhmgsreihe der Glosse ,ganz für sich^ Sie enthalten Bestandtheilcj welche wie die Buch'sche Glosse ,gleichfalls auf die Mark Brandenburg hinweisen^, und bieten für das Land- recht des Sachsenspiegels den Versuch einer ,neuen selb- ständigen Glossierung des ganzen Textest Während die Buch'sche Glosse nur das Landrecht betrifft ' und die Schluss- artikel in. 82. §. 2 bis 91 unglossiert lässt, ^ erstrecken sich die Breslauer Glossen a,uf den ganzen Umfang nicht nur des Landrechts,'* sondern auch des Lehnrechts' und ansatz- weise noch auf den Richtsteig Lehnrechts, ^ sowie, was bisher unbeachtet geblieben ist, auf das Weichbildrecht in sechs Büchern (oben N. 1 zu S. 887). Beim Landrecht, dessen Text zweisprachig ist, begleiten sie den lateinischen wie den deutschen Text. Die Vorreden des Landrechts sind classe (Da), s. Gaupp, Das alte Magdebiirgische und Hallische Rocht, Breslau 1826, S. .H50 . . . 354, sowie dessen Schlesisches Landrecht, Leipzig 1828, S. 282, und über das Weich bildrecht in sechs (nicht fünf) Büchern Laband, Magdeburger Kechtsquellen, Königsberg 1869, S. 36, 45, 46, 49, 75 ff., 81, 102 ff., nebst Mühler, Deutsche Rechts- handschrifton, Berlin 1838, S. 19 f., 35 f., 37. Vgl. Homeyer, Genea- logie der Handschriften des Sachsenspiegels 8. 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 144, 182, 188 ff., und Sachsenspiegel 2. Ausgabe p. XV ff., 3. Ausgabe S. 38, 40, 49, 57, 58, 75 f., 118. Dessen Sachsenspiegel II. 1, S. 7 f., 50 f., 59, 63, 65, 79 f., 83, 85, 117, 129, 326 ff., 330 f., 337, 363 ff., 372, 376, 379, 383, 384 *, 385, 387, 388, 389 ff., 394, 395, 396, 397, 401, 401 ff., 406, 541 f., und Richtsteig Landrechts S. 4, 26, 54, 55, 56, 75, 78, 325 f. Derselbe, Kienkok (in den phil. und bist. Abhandlungen der Berliner Akademie aus dem Jahre 1855) S. 396, 400, 411. — In dem ,Verzeiohniss deutscher Rechtsbücher' (Berlin 1836, S. 31, Xr. 45) weist Homeyer die Handschrift noch genauer dem Jahre 1404 zu. Wor;nif sich diese Zeitangabe gründet, i.st nicht ersichtlich. ' Die Lehnrechtsglosse hat , einen andern und spateren Urheber' als Johann von Buch, den Glossator des Landrechts (Homeyer, Sachsenspiegel H. 1 , S. 77 f.). " - Homeyer, Richtsteig Landrechts S. 30 mit N. **, und Genealogie S. 131 f. ^ \< Dieses ist der Fall zu I. 6, §. 1: 8, §. 1; 13. §. 1; 17, §. 1; 18, §. 1; 22. §.1 u. s. vv. 2 Martitz 1. c. S. 76. 3 Martitz S. 76, N. 26. Vgl. uuten §. 7. * Anhang 3, Nr. 2, 10, 12, 28, 29, 45, 46, 52, 53. In Nr. 10 lie.st der Augsburger Druck statt fecundum »»[agdeburgenfes] fälschlich fecun- dum 7»in[o Gentium] trotz des Zusatzes in caufa g. 894 Steffenhagen. 8) Desgleiclien Avird das Wcichbildrccht in sechs Büchern ' nicht hlos zu dem deutschen^ sondern auch zu dem lateinischen Text citiert und in beiden Fällen unter gegen- seitiger Bezugnahme in Verbindung mit anderen Quellen in so übereinstimmender Form, dass beide Arten von Citaten auf einen Urheber zurückgeführt werden müssen. Glosse zu dem deutschen Glosse zu dem lateinischen Text. Text. I. 5, §. 2 ,De dochter'] I. 13, §. 1 /td diuifio- idem de filio fecundum ici\\(t- nem'] nide Siqjra e[odem| IL beide] r[echt], ut jvfra IL l ar. v e< in wic [beide] ?- [echt] arti. xxi ?ü[icbelde] »'[echt] IL iar. xxi et infti. ,de here- et InftL ,de /tere[ditatibus] [ditatibus] <2'we a6 twS. 136, 138). Die EntwicWnng der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 895 .lateinisclia^ Glosse^ mit der .altmärkischen Glosse' zu combi- nieren sei. ' Die yerschiedenlieit der Sprache steht dem um so weniger ent<^eji:eu, als die sogenannte , altmärkische Glosse' ohnehin ^^ft^selbst in den ,das einheimische Recht behandelnden' Bestandtheilen aus beiden Sprachen gemischt ist. P^bensowenig spricht hiergegen die Verschiedenheit der Schriftzüge. Keines- falls ist sie derartig, dass dadui-ch die Annahme der Ver- schiedenheit des Ursprungs für die Glossen zu dem lateinischen Text einerseits und zu dem deutschen Text andererseits gerecht- fertigt werden könnte, da in beiden Gruppen bei sonstigem Wechsel doch vielfähig dieselben Schriftzüge wiederkehren. Der Wechsel in der Schrift beruht auf Verschiedenheit der Tinte, der Feder und der Zeit, der Sehriftcharakter weist trotzdem auf eine Hand, von der die Glossen successive aus- gesponnen sind. So tritt das diplomatische Ergebniss mit dem aus inneren Gründen gewonnenen Resultat in Einklang. 4. Nach Feststellung der Einheitlichkeit des Ursprungs wende ich mich zu einer Analyse der Breslauer Glossen im Einzelnen, wobei ich die Belege theils der Erörterung ein- verleibe, theils im Anhang zusammenstelle. Der weit überwiegende Bestandtheil der Breslauer Glossen schöpft aus den fremden Rechten. Wie Johann von Buch, dessen Glosse ihm bekannt war, betont unser Glossator die Uebereinstimmung der fremden Rechtsquellen mit dem hei- mischen Rechtsbuch. Während aber Johann von Buch bei Abweichungen zwischen dem fremden uikI dem einheimischen Recht stets an dem Sachsenspiegel festhält, - stellt unser Glossa- tor die widerstreitenden Sätze der ,Leges' und ,Canones' dem Sachsenrecht ganz unvermittelt gegenüber; er lässt es bei einer blossen Vergleichung bewenden, ohne sich für die eine oder die andere Rechtsanschauung zu entscheiden. In beiden Richtungen verfährt er durchaus selbständig und benutzt neben den römi- » Ueber den ,kleiiien Rechtsaufsatz' Von bewy finge vmme len viid liftucht (zwischen den Vorreden in der Breslauer Handschrift), der dem .Ver- fa.sser der altmärkischen Glosse' zuzuschreiben ist, s. Homeyer, Sachsen- spiegel II. 1, S. 90, 363 ff.; II. '2, S. 367 und Martitz S. 75, N. '23; S. 76 f. - Homeyer, Prolog S. lö ff., 21. 896 Steffenhagen. sehen und canonischen Rechtsbüchern ' und den Libri feu- dorum in reichem Masse deren Literatur, in der er eine achtungswerthe Belesenheit bekundet. Der Kreis von Schriftstellern, in welchem sich der Glossa- tor bewegt, umspannt vorzüglich die italienischen oder in Italien lebenden Juristen vom XII. bis in den Anfang des XV. Jahrhunderts. Man darf hieraus schliessen, dass er seine gelehrte juristische Bildung aus Italien heimgebracht hat. Er citierf^ ausser der ,Glossa ordinaria^ und einer grösseren Rep e- titionen-Sammlung ^ folgende stattliche Reihe von Juristen: Bulgarus (f 1166), Pillius (ca. 1180), Vincentius Hispa- nus (ca. 1210), Damasus (ca. 1215), Azo (f um 1230), Rof- fredus (f um 1243), Goffredus (f 1245), Innocenz IV. (f 1254), die ,Quaestiones dominicales' imd ,veneriales' des Barth olomeus Brixiensis (j 1258), Odofredus (f 1265),' Hostiensis (f 1271), Raymundus de Pennaforte (f 1275), das ,Repertorium' und das ,Speculum' des Durantis (f 1296) mit den ,Additionen' des Johannes Andrea und des Baldus, Jacobus de Arena (f nach 1296), Dinus (f um 1298), den ,Archidiaconus',-' d. h. Guido de Baisio (f 1313), Oldradus (t 1335), Jacobus de Belvisio (f 1335), Cinus (f 1336), Petrus deCernitis (f 1338), Johannes Andrea (f 1348), Paulus de Liazariis (f 1356), '^ Bartolus (f 1357), Johan- nes de Lignano (f 1383), " Baldus (f 1400), Antonius ' Ausser auf die Rechtsbücher des Corpus Iuris canonici bezieht sich der Glossator einmal (zu I. 3, §. 3 am E.) auf die Decretalen-Sammluug Innocenz III. (sogenannte Compilatio Hl). Der Augsburger Druck über- geht diese Glosse. 2 Vgl. Homeyer, Sachsenspiegel 11. 1, S. 79, 397. 3 Letztere zu III. 86, §. 2 und Lehnr. 37. * Homeyer 1. c. S. 397. '•> Citiert mit: pau. Der Augsbufger Druck liest: Pan., wonach man sich versucht fühlen könnte, an Panormitanus zu denken. Dass das Citat auf Paulus de Liazariis geht, zeigt die Zusammenstellung (zu III. S6, §. 2): fecundnm . . . dominum ^^rt?«[lum] et io[annemJ de lig\wA.uo\ poft eu7n u. s. w., da Johannes de Lignano ,sein vorzüglichster Schüler' war (Schulte, Geschichte der Quellen und Literatur des Cano- nischen Rechts n. 246 mit N. 3, 1H77), Panor mi t niius aber (f 1453) viel später lebte. '• Vgl. die vorige Note und Homeyer, Sachsenspiegel H. 1, S. 397. Die Entwidmung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 897 de Butrio*( t 1408). Petrys de Ancharano (f 1416), Fran- cis cus de Zabarellis (f 1417). Das .Remissoriuin' oder jRepertoriuni''' des Gaspar de Calderinis beruht wohl auf Verwechsehxng- mit dem Vater dieses Canonisten, Johannes (f 1365^^*\on französischen Juristen werden nur drei, Johannes Monachus (j 1313), Guilelmus de Montelau- duno ( -f 1343) und Johannes Faber (ca. 1350), angeführt. Auf einen unbekannten , Apparat' zur ,Lectura arboris consanguinitatis' - verweist die ,Abhandlung über das Lehns- wesen' vor dem Anfang des Lehnrechts, ■' indem sie schliesst : Plenifßme autern pro mateHa fucceffionis in feudum vide in appa[ratu]fuper lectura arhoris confangwini- tatis in ^[ne]. Ferner verwerthet der Glossator die biblischen Bücher des alten und neuen Testaments, die Kirchenväter Hieronj- mus, Augustinus, Lactantius, Bernhardus, Chrjsosto- mus, Gregorius und historische Schriften, wie die cronica martiniana (zu 11. 58). ■• Chronikalische Aufzeichnungen haben ihm auch vorgelegen über Titus zu HI. 7, Constantin zu UI. 63, Karl den Grossen zur Schlussnotiz des Landrechts, ■' Otto I. und Otto IL zu den Schlussartikeln HI. ><2, §. 2 bis 84 und ni. 85, 86, die er der ,Autorschaft' jener beiden Kaiser zuschreibt. ^ Theils zu den Vorreden, theils zum Landrecht » Siehe auch Schulte a. a. O. 11. 265, N. 4, Alin. 2. * lieber die späteren ,Commentare' dieser Art handelt Stintzing, Geschichte der populären Literatur des römisch-canonischen Rechts, Leipzig 1867, S. 168 ff. ^ Homeyer, Sachsenspiegel II. 1, S. 79. Im Augsburger Druck ist die Ab- handlung nicht vorhanden. * Diese Glosse fehlt im Augsburger Druck. * Er beruft sich hier, wie bei Constantin, allgemein auf eine chronikali- sche Quelle: ut legilur in Cronicis. Weiterhin setzt er hinzu: Et ple- niiis de ipfius ftatura, moribiis et actibus cide in hiftor\i3t.TUva] xxv li" c[apitulo] primo et fequentibus, was auf das ,Speculum historiale" des Yincentius Bellovacensis passen würde, wie mich Herr Dr. phil. August Wetzel belehrt. 6 In diesem Beilegen fusst er auf der Tradition, wie sie bereits mit Johann von Buch anhebt (Homeyer, Richtsteig Landrechts S. 30 ff., 82 und Genealogie S. 132 mit Sachsenspiegel 3. Ausgabe S. 37; Stobbe, Gesch. \ 898 Steffenhagea. selbst excerpicrt er noch Sentenzen classischer Autoren^ so von Ovid, Cicero (TuUius), Maximianiis, ' L. A. Seneca, Claiidian,'^ Horaz, Terenz-' (nacli Joh. Andrea), Sallust, ' Valerius'"' Maximus (zu III. 54) und mittelalterliche lateinische Dichtungen, für deren Textesconstitution er be- achtenswerthe Varianten liefert, nämlich den ,Troilus' des Albertus Stadensis (1249),*^ ,Pamphilus' (de amore), " die , Alexandreis' oder die (jefta alexandri^ des Walthei- von Lille, '•' ,Esopus', d. h. den sogenannten Anonymus der deutschen Keclitsquellen I. 35!) f. nebst. N. 10). Der traditionellen Beziehung der fünf letzten Artikel (III, 87 bis 91) zu Friedrich von Stauten thut er keine Erwähnung. ' Nicht zu verwechseln mit Cornelius Gallus (Wernsdorf, Poetae Latini minores VI. 1, Helmstadii 1794, p. 207 ff., 258 f., 260 ff., 2G9 ft'.). ^ Siehe unten N. 4. <« 3 Phormio IV. 4, 15 f. ^ Im Augsburger Druck werden die beiden Glossen aus Claudian (s. oben bei N. 2) und Sallust vermisst. Umgekehrt mangelt der Breslauer Hand- schrift die Sentenz des Scipio Africanus, welche der Augsburger Druck an die Glosse zum Prolog anfügt. ^ Nicht Valerianus, wie im Augsburger Druck. Der Glossator citiert fälsch- lich: Valerins li. ij c. i statt Lib. II, cap. 6, wo die ausgehobene Sentenz in §. 6 (rec. C. Halm, Lipsiae 1865, 8», p. 78, Zeile 17 f.) zu finden ist. Ich verdanke diesen Nachweis Herrn Dr. phil. P. Schwenke. ö Troilus Alberti Stadensis primum ex unico Guelferbytano codice editus a Th. Merzdorf, Lipsiae 1875, 8" mit der dort gesammelten Litera- tur. Dazu Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft HI. 279 (1868) und VI. 181 (1871). " Zuletzt gedruckt in [Goldast's] ,Ovidii erotica et amatoria opuscula', Francoforti 1610, 8", p. 75 ff., cf. p. 26 f. Vgl. Bartsch, Albrecht von Halberstadt, Quedlinburg und Leipzig 1861, ]). X f., und Grässe, Lehr- buch fim^r allgemeinen Literärgeschichte, Bd. II, Abth. 2, S. 1092. Ueber die älteren Ausgaben s. Ebert, Allgemeines bibliographisches Lexikon II. 297 f., Nr. 15733; ßrunet, Manuel du libraire, 5« edit, IV. 338; Graesse, Tresor V. 117; Ilain, Repertorium bibliographicum, Nr. 10919 ... 10920, 12291 ... 12294. * Unter letzterer Bezeichnung zu III. 44 in einer dem Augsburger Druck fehlenden (ilosse, vgl. Alexandreis Lib. IX am E. " Grä.sse, Literärgeschichte II. 3, S. 443 f. mit der daselbst angeführten Literatur. Giesebrecht, Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur, 1853, S. 365 ff. Müldener, De vita I'liilippi Gualthori ab In- sulis, Gottingae 1854, 8". — Ich habe die Alexaudreis nach der Ingol- städter Ausgabe von 1541, 8" (,Alexandreidos Galteri Libri Decem'). verglichen. Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 899 Neveleti^ und clen ,AnHclaudianus' des Alanus ab In- sulis (t 1203). 2 Sehr Jaemerkenswerth ist, dass iinser Glossator die Lom- barda kennt^ die er sowohl in der Glosse zum Landrecht, als auch zum Lehnrecht und in der Weichbildglosse ver- gleichend berücksichtigt. Vgl. oben §. 3, Nr. 9 und Anhang 1.^ 5. Die ,Articuli reprobati*^ des Sachsenspiegels, wie sie dm'ch Gregors XI. Bidle (1374) flu* verdammlich erklärt waren, ^ hebt der Glossator besonders hervor (vgl. oben §. 3, Nr. 6). Er bezeichnet sie mit der Formel hoc eft erroneum, oder 'per ins canonicum damnatum, oder erroneum et per ins canonicum damnatum, jedesmal unter Beifügung einer kurzen Begrün- dung. Er thut dieses theils zu dem lateinischen, theils zu dem deutschen Text. -^ Wie die nachstehende Uebersicht beweist, sind sämmtliche der 14 dui'ch Gregor XI. verurtheilten Artikel von dem Glossator markiert. ^ 1^ 1 Mythologia Aesopica. Opera, et süidio J. N. Neveleti, Fraacoforti 1610 (1660), 8», p. 486 ff., 668 ff. Vgl. Grässe, Literärgeschichte n. 2, S. IUI f. Lessing's sämmtliche Schriften, herausgegeben von K. Lachmann, Berlin 18.39, X. 362 ff. [G. >S. Bandtkie], De Anonymo Neveleti, vor dem Krakauer Lectionsverzeichniss 1827/28, wieder abgedruckt in der Allgemeinen Schul- Zeitung Jahrg. 1828, 2. Äbth., Sp. 301 ff. W. Foerster, Altfranzösische Bibliothek V. 96 ff. mit p. I, VII . . . XXV. 1882. 2 P. Leyser, Historia poetarum et poematum medii aevi, Halae Magdeb. 1721, 8", p. 1012 ff., 1016 ff'. Grässe, Literärgeschichte H. 3, S. 832. Ersch und Gruber, Allgemeine Encyklopädie (1. Sect.) n. 315. Herzog und Plitt, Real-Encyklopädie für protestantische Theologie, 2. Aufl. I, 233. 1877. Wetzer und Weite, Kirchenlexikon, 2. Aufl. I. 395 f., 1881. Be- sonders O. Leist, Der Anticlaudianus (Beilage zu den Osterprogammen des Gymnasiums zu Seehausen in der Altm.) 1878, 1879, 1881, 1882, 4". 3 Türk (Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte, Heft IV, Rostock 1835, S. 245 f.) hat nur eine Stelle unserer Glosse zum Landrecht (An- hang 1, Nr. 12) im Auge gehabt, wenn er bemerkt, dass ,die Glosse des Sachsenspiegels beim letzten Titel des zweiten Buchs das la ngo- bardische Recht als authentische Quelle nenne'. 4 Homeyer, Kienkok, S. 396 ff'., 415. 423 ff. ^ Die von Grupeu (bei Spangenberg, Beyträge zu den Teutschen Rechten, S. 95 f., vgl. S. 94) nach dem Augsburger Druck zusammengestellten Ai-tikel sind lediglich den Glossen zu , dem lateinischen Text entnommen und daher nicht vollständig. Vgl. unten S. 900, N. 6. 6 Die widersprechende Angabe Homeyer's (Kienkok, S. 411) bedarf hienach der Berichtigung. Sitznngsber. d. pliil.-hist. Cl. C. Bd. H. Hft. .58 900 Steffenbagon. Bull«^. Sachsensp. Glossen zu dem lateinischen Text. 1 I. 18, §. 2 lioc omnino eft erroneum, quio contra lus divinum ' 2 III. 57, ^. 1 hoc eft erroneum. 8 III. 68j §. 2 hoc omnino eft erroneum 4 I. 3, §. 3 iftud intelligendo,'pr out iacet, eft erroneum'^ 5 I. 18, §. 3 hoc eciam eft erroneum 6 T. 64 erroneum eft, ut Supra proxim[\\{i\ a?^[ticulus], et vide, quod ihi fcripß'^ et Supra e. li. ar. xviij et jnfra li. ij ar.^ xij cum ßmilibus. ^ Glossen zu dem deutschen Text. Tl. 12, §. 8^ erroneum eft hoc et per ius canonicum dampnatum . . . vide eciam Supra. li. i ar. xviij ^'' II. 12, §. 10 illud eft erroneum Glossen zu dem lateinischen Text. 8 I. 63, iJ. 3 Ifte ar. et fequens, videlicet Ixiiij fünf per ius canonicum dampnati 9 I. 39 hoc eft dampnatum per itis canonicum 10 I ifte enim erroneus eft articidus et per 1 , ( 1- o< '' . . , 11 J IUS canonicum dampnatus ' Grupen 1. c. S. 9ü setzt statt dessen missver.stiindlicli: CafJ'a hec cou- ßitntio [falsch conftihda] et irrita effr. Diese Worte beziehen sicli weder auf den reprobierten Inhalt von I. IS, §. 2, nocli auf den von I. 18, §. 3 (Bulle, Art. 5), .sondern auf den unverfänglichen Schlusssatz des Artikels, wo sie zu ,criftiane fidei' gehören. Sie enthalten keinen C'assatiousvennerk zum Sachsenspiegel, sondern sind die Anfangsworte der Authentica ,Caffa' im Justinianischen Codex (I. 2), welche in der fraglichen Glosse ihrem ganzen Wortlaut nach angeführt wird. 2 Der Augsburger Druck (und danach Grupen) ist hier in der Wiedergabe der Handsclirift nicht genau. ' S. die Bemerkung /.w Art. 8 dei' Bulle. * Grupen a. a. O. hat die obige Bemerkung übergangen und giebt nur die zu I. G.'> (Bulle, Art. 8), welche beide Artikel gemeinsam betrifft. ■' Vgl. biezu Art. 12 der Bulle in der Reihenfolge der J a s k e r'.schen Aus- gaben des lateinischen Sachsenspiegels, wo II. 12, tj. 8 an.statt U. 12, §. 10 (= Art. 7 in der gewfihnlichen Ordnung) substituiert ist (Horaeyer, Kienkok, S. 42Ö mit S. 397, 398, 415). '' Statt- dieser Bemerkung bringt Grupen die Glos.se zu dem lateinischen Toxi. wpIcIic mit der lipprol)nti<)n nichts zn tliim liat. Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 901 I fi Q »O 12 ^ :A . Jioc dampnatum eft per ius canonicum ,Duve' ^ -^ ^ 13 I._ 52, §.2 I Ifte articulus eft erroneus et 'per federn 14 I. 52, §.1 I apoftolicam reprohatus. Schon aus obiger Zusammenstellung geht hervor, dass der Glossator die Autorität der Bulle befolgt, die er in der Breslauer Handschrift vor Augen hatte. ' Völlig zweifellos wird es durch den unverkennbaren Hinweis auf die Bulle (per federn apoftolicam reprohatus) zu dem den beiden letzten Artikeln der Bulle entsprechenden Artikel des Sachsenspiegels und durch die beigefügte Begründung, welche wörtlich aus der Bulle hergeholt ist und auf das Decadicon von Kienkok Bezug nimmt: ideo, quia elemoßnas et alia pietatis opera non excludJt, ymvio et proldhere videtur in extremis, 2 quod eft iniquum, mde in decadicon et in io[\che\de] r[echt] li. i ar. xxviij. 3 Wir erhalten somit ein unbestreitbares Zeugniss für das Fortwirken der Bulle Gregors XI. ,im Wege der Jurisprudenz' ^ I Homeyer, Kienkok, S. .S96, 400. — Freilich geht der Glossator über den Inhalt der Bulle noch hinaus, wenn er auch solche Sätze als ,irrig' und jverdammt' behandelt, die Kienkok theils im Decadicon, theils in seiner Vertheidigung gegen die Magdeburger und in den 22 sogenannten Bocksdorfischen Artikeln angefochten hatte, die aber Gregor der Ver- dammung nicht würdig befand, nämlich I. 17, §. 2; 25, §. 3; 38, §. 3 (vgl. Homeyer, Kleukok, 8. 415, 399). Nicht anstössig sind dem Glossator nur I. 5, §. 2; 6, §. 2 ,de fcult'; 25, §. 1; 63, §. 4 und m. 2. Ganz Singular bemerkt er zu I. 48, §. 2 ,to kampe rjruV : ifttid, in quantum dicit de duello, eft. per ins canonicum damjjnatum, pro quo vide plenius, quod notatur jnfra e. li. circa ar. Ixiij et jnfra li. ij circa ar. xij. - Vgl. Homej^er, Kienkok, S. 427. ^ In Uebereinstimmung damit sagt der Glossator in der Weich bildglosse zu I. 28 (= Magdeburg-Breslauer Recht von 1261, §. 18): eciam illud expreffe reprohatuin eft in ftatittis proziincie magnntin\en- fis], pro quo eciam vide in decadicon, et vide in diuerforio i?[ubrica] ij ar. xix et i?[ubrica] v ar. cxij cum j'ewa/['/'[ionibus]. Ueber das ,Diversorium' vgl. unten §. 7, Alin. 2 nebst N. 2. ^ Es ist nicht richtig, wenn Homeyer (Kienkok, S. 411) die Anführung der Bulle durch uusern Glossator bestreitet und es demzufolge für ,zweifelhaft' hält, ob bei ihm ,gerade deren Autorität wirkte'. 58* 902 Steffenhagen. und für die Bekanntschaft mit dem Decadicon im Kreise der Juristen. Ziigleicli wird die Entstehungszeit der Breslauer Glossen sicher dahin begrenzt, dass dieselben nicht vor dem Jahre 1374 abgefasst sein können. 6. Eine eigene Auseinandersetzung erheischt das Ver- hältniss der Breslauer Glossen zu der Buch'schen Glosse. Wie oben (§. 4, Alin. 2 am Auf.) angedeutet, ist das Werk Johanns von Buch auf unsern Glossator nicht ohne Einfluss gewesen. Dass auch eine directe Benutzung stattgefunden, hat Martitz (S. 76) richtig erkannt, nur irrt er hinsichtlich des Umfangs der Benutzung. Zunächst hat der Glossator sich Sätze der Buch'schen Glosse wörtlich angeeignet, ohne sie zu nennen. Zu I. 6, §. 2 erklärt er Jchepenbare vry' und ,laten' in zwei Interlinear- glossen mit den Worten der Buch'schen Glosse: Jchepenbare vry'] alze de to dem Jchepenßule in eyner grauefcap hören (vgl. Homeyer, S. 163). ,laten'\ alfe de vnfe vorderen ßtten Uten. ' An anderen Stellen citiert er die Buch'sche Glosse mit der Bezeichnung (^/o[faJ, so dass jedes Missverständniss aus- geschlossen wird, z. B.: I. 34, §. 2 ,he ne hehalde'\ Nota, hir äff k dat, als wat en vorgeuen teil, dat fcal he yo rwnen, fcal de gaue macht hehhen, ut eciam patet jnfra e. li. i" ar. lij et jnfra IL ij ar. xxx in glo[[\\,'^ et facit eciam ar. xxxv lenr. cum rowcor [danciis] ihr notatis et jnfra li. iij ar. Ixxxij. Meistens aber allegiert er sie ganz kurz, bald zwischen den Zeilen, bahl am Rande mit: fecundnm f/ oder blos mit: ff. Diese Allegation deutet Martitz (S. 76, N. 25) auf einen , ein- zelnen Rechtskundigen oder Richter' mit dem Bemerken, dass ,die Ansichten eines 0. oder Ger. erwähnt' würden zu 1. 34, 58, 61, 62; Tl. 8. 14, 42. Dem gegenüber wird der Nachweis niclit zu vermeiden sein, dass mit der Sigle g nichts ' Eben.so ist die Erklärung zu IT. 13, §. 5 ,ouerhnre' (Homeyer, N. 23) stillsclnveif^end der Bucir.schen Glosse (Homeyer, S. 243) entlehnt. ' Die Bjich'sclie Glo.sse lautet nach dem Aue?'[ficulo] ,fje- fchuldiget en man' etc. Im Augsburger Druck fehlen diese Citate. 1 I. 33 ,Wirt au er eyn man hedaijet vmvie fchuW = Magdeburg-Gör- litzer Recht von 1304, Art. 64 J vide eciam jnfra e. li. v articulo pennlt[\mo] et vlt\\mo\ et poft <7Zo[fam] in cZi//t [nicionibus] mo Interlinearglosse zum Landrecht III. ö2, §. 3 ,palanzgrauius'. 6 Sitzungsberichte der phil.-hi.st. Classe, Bd. XCVm, 1881, S. 77 rnit S. 69. ^ Martitz, S. 76 mit N. 25. Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 907 sind, ist o^en (§. 6 mit Anhang 2) nachgewiesen. Nicht minder dürfte die^*ereinzelte AllegationyecJmc^itm al., die Martitz (N. 25) auf einen R^htskundigen ,A1.^ bezieht, lünter der Randglosse zum Landfecht II. 12, §. 5 ,ienneme fyne hüte' statt in einen Namen ^^„^lie allgemeine Anführung alios aufzulösen sein. Hienach bleiben für die Landrechtsglosse nur drei nament- lich angeführte Rechtsverständige übrig: J'o/«[annes] de vinczel und ein jo. fl., antiquus practicus ßne Utera, welche beide in derselben Rechtssache (Anhang 3, Nr. 20) erwähnt Averden, und ein io. m a^itiqua marca branden[h\Lvgeni'i\ (Anhang 4, Nr. 3), zu denen als vierter ein Äuir[icus] de rone (Anhang 3, Nr. 57, S. 929 mit N. 1, vgl. oben §. 1, Alin. 2) und in der Weichbildglosse (Anhang 4, Nr. 7, vgl. Anhang 3, Nr. 62) zwei Rechtskundige ,aus Magdeburg', lud. jjrotho[nota.ri\xs] und C07i?'[adus] de emp., hinzutreten. Mit Rücksicht auf die Allegation fecundum jo. stelle ich zu den Breslauer Glossen noch eine in der Breslauer Hand- schrift und dem Augsburger Druck nicht vorhandene Rand- bemerkung der Berliner Handschrift zu III. 82, §. 1, die Hom«yer (ad h. 1., S. 380) als ,Glosse der Drucke (schon seit 1474)^ notiert. Dieselbe Randbemerkung mit der in den Drucken fehlenden Allegation überliefert auch der sogenannte ,Codex Petrinus^ 1 Sie lautet zu dem Passus der Buch'schen Glosse: Hir merke dat drudde ftucJce, dar dy richter vmmef enden mut nach der Berhner Handschrift in Uebereinstimmung mit dem Codex Petrinus: Iffet in loicbelden, Jo tuget me hüten met des richters vnd fchepen briue. Sus tuget ok richter vnd hure'^ met hriuen, oft dat verne fy, alfe dat men dat hij eynem male hrodes nicht aflanghen kan, fecimdum jo. 9. Wegen der Beziehungen auf märkische Verhältnisse (Anhang 4) ist es zweifellos, dass die Breslauer Glossen in der Altmark Brandenburg entstanden sind. Dieses gilt für die Glossen zum Landrecht wie zum Lehnrecht, wie denn auch der Text des Sachsenspiegels und der Richtsteige in der Bres- 1 Homeyer, Genealogie, S. 136, N. 1. 2 Homeyer: gebeut. 908 Steffonhajjen. lauer Handschrift der , märkischen' Gruppe angehört. ' Als Landesgewohnheiten, welche «i antiqud marca hranden\\i\\v- genfil oder in der alden marke io brandenhorch , gehalten' werden, führt der Glossator an zum Landrecht die Auflassung von Eigen mittelst Reis (Nr. 3) und das Gewette der drei Schillinge (Nr. 5), zum Lehnrecht gewisse Bussen bei ver- säumtem Lehnsdienst (Nr. 6). Speciell erweist sich Stendal als die Heimat des Glossa- tors. •^ Auf Stendal weisen die Verzeichnisse der Herwede- sachen (Nr. 1) und der Gerade (Nr. 2), sowie die Schilderung der Pfandaufbietung und Einweisung nach Stendal'schem Recht (Nr. 4). Die ^Rechtssache^ zu I. 24, §. 3, caufa vxoris Conr[sidi] wefken, alias dicti de ekftede^ contra lodeicicum de cloden^ (Anhang 3, Nr. 20), ist wahrscheinlich eine ,Sten- daler^, da die Heimatsorte der processftihrenden Parteien, eÄ:--a ftede (Eichstädt) und cloden (Kladen), Dörfer in der Nähe von Stendal sind. ^ Vielleicht gehört auch das Präjudicat in caufa h.ft. contra /[aurentium] dipjo[oldj (Anhang 3, Nr. 35) zu einer Stendaler Rechtssache, wenn anders die Auflösung des Namens der beklagten Partei richtig ist. ** Bei den übrigen Prä,judicaten (oben i>. 7. Alin. 3) ist die Beziehung auf Stendal ' Homeyer, Genealogie, S. 182 imcl Sachsenspiegel II. 1, S. 330, 394. 2 Schon Martitz (S. 75, N. 21) hat dieses als Vermuthung hingestellt. Der sichere Beweis für den Stendaler Ursprung durch die Weichbildglosse ist ihm unbekannt geblieben. 3 Ein ,Ritter' Conrad von Ekstede (Ecßed&, Eicßede, Ei/kßede, Eyck- ßede, Ei/c/ißede) -wird in märkischen Urkunden häufig (1321 ... 1356) unter den Zeugen genannt (Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis. Namenverzeichniss I, 396). Ein Hinrick van Eckflede, aiu],ers (je- noniet We/sken, tvanhafftich lo Eck/tede wird 1478 urkundlich be- glaubigt (Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis. 1. Haupttheil V, 244, Nr. 382, 1845). * Ein Lodewich von Kloden kommt in eiiüT märkischen Urkunde 1333 unter den Zeugen vor (RiedöTT Codex diplomaticus Brandcnl)urgensis. I. Haupttheil XXII, 385, Nr. 34, 1862). '•• Riedel, Codex diplomaticus Brandenburgensis. Nanienverzeichniss I, 395-, II, 1,57, 1867... 1868. Oesterley, Historisch-geographisches Wörterbuch, Gotha 1881, S. 150, 346. '• Ein Laurentius iJihhoU, , Bürger zu Stendal', erscheint in einer Sten- dalrr Urkunde vom Jahre 1404 (Riedel, Codex diplomaticus Branden- burgensis. 1. Haupttheil XV, 194 f., Nr. 248, 1858). Die Entwicklang der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 909 nur analoök zu vewiiuthen, weil die Namen zu sehr abgekürzt oder zu ungenügend bezeichnet sind, als dass sie urkundlich belegt werden könnten. Beziehungen zu dem , Stendaler Ur- theilsbuch' ' „sind nicht vorhanden. VöHJpjw^zweifelhaft aber wird der Stendaler Ursprung durch die Weichbildglosse (Anhang 4, Nr. 7), welche eine locale Gewohnheit hinsichtlich des Tropfenfalls beschreibt mit dem Hinzufügen: Aldus halt men dit niet vns to ftend[a].] nach iconheit. Wir sind daher befugt, den von Homeyer in die Literatur eingeführten Namen der , altmärkischen Glosse' durch die concretere Bezeichnung ,Stendaler Glosse^ zu ersetzen und diese Bezeichnung auf den ganzen Umfang der Breslauer Glossen auszudehnen. Das Gesammtergebniss ist: wir sehen in der Alt mark Brandenburg, speciell in Stendal, etwa ein halbes Jahr- hundert später als die Buch'sche Glosse, jedenfalls nicht vor 1374 und nicht nach 1410 eine Glosse zum Sachsenspiegel erwachsen, welche, aus ähnlicher Tendenz hervorgegangen, der Buch'schen Glosse selbständig an die Seite tritt und gleichmässig das Landrecht wie das Lehnrecht, beim Landrecht den lateinischen wie den deutschen Text ergreift. Den Richt- steig Landrechts ganz bei Seite lassend, ^ den Richtsteig Lehnrechts nur ansatzweise berührend, richtet der Stendaler Glossator seine Bemühungen noch auf das Weichbildrecht in sechs Büchern und bereichert die mittelalterliche Glossenliteratur durch eine bisher unbekannte Weichbildglosse. Anzuerkennen ist seine ausgebreitete Kenntniss der sächsischen Rechtsbücher, 1 Behrend, Ein Stendaler Urtheilsbuch aus dem vierzehnten Jahrhundert, Berlin 1868. 2 Der Eicht steig Landrechts hat allerdings in der Breslauer Hand- schrift am Rande ausser den üblichen Allegaten ,auch zuweilen längere Bemerkungen' (Homeyer, Kichtsteig Landrechts, S. 4). So zu capp. 3 und 33, abgedruckt bei Homeyer 1. c. S. 101, 214 ff., N. 5, 22, 42, 44^ Indessen wird man, selbst wenn diese Bemerkungen den Stendaler Glossator zum Verfasser haben, darin doch nicht den Versuch einer eigentlichen Glossierung erblicken können. Nur einmal finde ich zu cap. 19, §. 1 ,bewifen fulf fettende' A\q an die Weise des Steudaler Glos- sators gemahnende Interlinearglosse: de confuetudine cum iribus, fecunduvx J/a^r d [e b u r g e n f e s] . 910 Steffenhapen. der Biu'h'sclicn Glosse, dei- Magdeburger und Stendaler Schöffenpraxis, der Lombarda und namentlich der frem- den Rechte mit ihrer Literatur, abgesehen von den nicht- juristischen Quellen. Trotzdem wird die Werthschätzung dieses ganzen Glossen- werkes bei vorurtheilsloser Beurtheilung nicht zum Nachtheil der Buch'schen Glosse ausfallen. Von untergeordneter Bedeu- tung ist der ,Reichthun^ an interessanten Nachrichten', durch den die Stendaler Glosse ,sehr zum Vortheil von der Buch- schen Glosse abstechen' soll.' Wichtiger wäre, wenn begründet, der von Homeyer geltend gemachte Umstand, dass bei der Stendaler Glosse ,die ganze Haltung freier sei von jener Ver- mengung des fremden und einheimischen Rechts, Avelche die gcAvülmliche Glosse meist so ungeniessbar mache'. ^ Dem ist jedoch nicht so. In Wirklichkeit mengt gerade der Stendaler' Glossator fremde imd einheimische Rechtssätze bunt und un- vermittelt durch einander. Es mangelt ihm ein durchgreifender Plan, sein Werk ist weniger eine fortlaufende Erläuterung nach bestimmten Gesichtspunkten, als eine lose Aneinanderreihung gelehrter Ausführungen aus den fremden Rechtsquellen und praktischer Notizen aus dem deutschen Recht. Besonders störend wirkt der gemischte Charakter seiner Arbeit durch den fort- währenden Wechsel der Sprache, wogegen Johann von Buch sich durchweg der heimatlichen Mundart bedient. In der Plan- mässigkeit, in dem patriotischen Festhalten an dem" angestammten Recht steht dem Stendaler Glossator der märkische Ritter weit voran, der bewusst und beharrlich das Ziel verfolgt, den Sachsen- spiegel durcli dif fremden Rechte zu stützen \md zu stärken. So kann denn auch im Erfolge der Stendaler Glossator mit dem märkischen Ritter sich nicht messen. Ausser der Haupt- handsclirift, in welcher das Originalwerk niedergelegt ist, kennen wir nur eine Handschrift, die sich vereinzelte Stücke daraus zu Nutze gemacht hat, und^erst im XVI. Jahrhundert wird durch den Augsburger Drucker die Stendaler Glosse der Ver- gessenheit entrissen. Bei einem auf die Buch'sche Glosse ge- richteten kritischen Unternehmen werden jedenfalls Proben und ' Martitz S. T«. VV!. oben §. 2 am E. 2 Homeyer, Sachsenspiegel 11. 1, S. 80.' Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 911 Auszüge a%is dem«' Werke ,des Stendaler Glossators genügen, ein nochiualiger vollständiger Abdruck aber würde schon in Anbetracht dfes Umfangs nicht rathsam sein. .A n 1l a n g'. Zum Beweise des Gesagten unternehme ich eine Aus- wahl aus der Stendaler Glosse zum Land- und Lehn recht und ziehe auch die ungedruckte Weichbildglosse desselben Verfassers mit heran. Mit den Marginalglossen (M) ver- binde ich die bisher ungenügend berücksichtigten Interlinear- glossen (I). Die Glossen zu dem lateinischen Text des Land- rechts, soweit dieselben zur Berücksichtigung gelangen, reihe ich den übrigen gehörigen Ortes ein. Der Abdruck folgt der Breslauer Handschrift. B bezeichnet die Berliner Hand- schrift, A den Augsburger Druck, dessen Lesefehler in- dessen wie billig mit Stillschweigen übergangen werden. Die Variantenbuchstaben hinter den Glossen bedeuten das Vor- handensein des betreffenden Stückes in der Berliner Hand- schrift, resp. dem Augsburger Druck. Wo sie fehlen, fehlt auch die Glosse. Die vorgemerkten Textworte vor der Klammer sind in Redezeichen eingeschlossen und, unter Beibehaltung der Leseweise der Handschrift, soweit ausgehoben, als es zum Verständniss der Glossen oder zur Vermeidung von Verwechse- lungen ähnlich lautender Textstellen erforderlich schien. Die- jenigen Textworte, auf welche sich die Glossen beziehen, sind durch gesperrten Druck ausgezeichnet. Auf die von Homeyer benutzten Glossenstücke ist überall verwiesen, womit sonstige literarische Angaben verbunden werden. Die Auswahl richtet sich nach folgenden Gegenständen: 1) Lombarda, 2) Buch'sche Glosse, 3) Schöffenpraxis, 4) märkische und Stendaler Gewohnheiten. 912 Steffenhagen. 1. Die Lombarda. (^Vol. ij. 4 am E.) Für die Verificierung der Citate aus der Lombarda be- nutze ich die Ausgabe des Boerius, Lugduni 1600, 4" (cf. IMuhmc, I\[onumenta Germaniae liistorica. Legum tom. IV, 1868, p. CXI nebst N. 3). A) Landreclitsglosse. 1) I. 1 ,icat deme imicefe'] M. ... et in Zo7n&ar[da] ,ut ejnfcopi et comi[tes] fihi invi[(iem\ auxi\[\\\m\ dent' [II. 54j in ruhro et in m'[gro]. ' 2) I. 5, §. '2 ,de vtgeraden is'] M In lombarda vero de hoc generalius eft expreffum., videlicet quod, ß pater vel f rater maritat filiam vel fororem, dehet effe dote contmta et nil plus- petere, ut li. ij ti. ,de fucceffionihus' [H. 14] l. .fi pater filiam' [16]. (A.) 3) I. 13, §. 1 ,ad diuifionem']. Die betreffende Glosse ist oben (§, 3, Nr. 8, bei N. 2) mitgetheilt. 4) I. 31, §. 1 ,Steruet auer] M Nota, quod hoc ius ali- qualiter concordat cum iure lombardo, fecundum quod m,aritus lucratur bona vxoris premorientis, vt in lombar[d3i] ti. ,de fuc- ceffionibus' [II. 14] l. /i[nali] [30], vbi dicitur, quod vxorl fuccedat maritus, ß ipfa decedat ßne filijs amborum. Etßcundum hoc, etiam ß haberet filios ex alio marito, ßcundus maritus pre- fertur Ulis. Eft autem lombarda quidam über continens leges, quas reges longobardici promidgarunt, qui diu regnauerunt in ytalia. (A.) 5) I. 39 ,Qui'\ M vide in /[ege] ^omJa?-[da] ,de patrici- [diis]^ [I. 10] /. iij et ,de /i0 7H?'c/[diis] libe\roYiim\ ho\m\- num]' [1. 9] /. Vit. [37]. (A.) (]) I. 63, §. 1 ,ISiüe kempliken'\ M Per /o?/i6ar[dam] vero approbatur duellum, ut in lorfibar[A^\ti. ,de homici[dns] libe- [rorumj /iom?[num]' [1. 9] l ,qui vero' [36] et l. vlt. [37] et ,de i)atrici[dus]' [l. 10| /. iij et /jualiter quis fe de[feu- derej cZe[bcat]' [II. 56] /. ,quacunquo/ [42] et l. ,fi feruus' [43j. et l. vlt. [44| et per totum. (A.) ' Im Anpsbiirgpr Druck ist diesps Cifat aus dpr Lombarrla fortgfelassen. Dio Enhvickinng- der Landrcohtsglosse des Sachsenspiegels. 913 7) ,dmi vrech.7i'] ]\I t^ic eciam admittitur duelhim pro in- Anhang 1. ßdeUtate Jeu fellonia iure lomhardo, ut in lombar[da] ,qua- liter quis j[^ defen[dere] de[heatf [II. 56] l. ^quibufcunque'' [30], alias ,ut-quihufcunque^. (A.) '6)%^'^,i:nde ficeren'] M Sic eciam iure lomhardo ille, qui jmgnam fach, debet ixirare, quod nullain rem habet, que ad maleficium pertinet, ut in Zomiar[daJ .qualiter quis fe defen- [dere] c?e[beat]^ [II. 56] l. ,nullus' [11]. Debet eciam iurare de afto, ut e. ti. l ,Si quis' [12]. (A.) 9) n. 14, §. 1 ,vnde den magen'] M Sic eciam iure lo ngo- bar do filia non recipit compoßcionem patris occiß, fed mafculi tantum vel alii parentes et agnati, ut in lombarda ,de Jiomlci- [dio] liberi hominis' [I. 9] l. ,Si quis longobardus' [18]. (A.) Vgl. die folgende Nummer. 10) n. 16, §. 1 ,pro fuis agnatis'] M quia mafculi tantum et non femine recipiunt compoßcionem patris vel alterius confan- guinei occiß, ut in lombar[da.] ,de homic[idns] libe[ror\im.] ho7ni[numy [I. 9] L ,Si quis' [18]. (A.) Vgl. die vorhergehende Nummer. 11) n. 38 ,in fui donacionem icerigeldi'] M Sic eciam lex lombarda in plag\\B] et homicidio liberi hominis recipit et admittit compoßcionem, ut ibi patet li. i rubrica vj et viijJ 12) n. 12, §. 1 ,Svpra quodcunque caftrum'] M Et iure lombardo, ß, poßquam deprehendant eos, diuiferint omne djampnum, pro quo fuerint deprehenß, tenentur emendare, vt in Jombar[da] ,de furtis' [I. 25] l. fi quis' ['?] . . . Jure autem lombar[do] hoc non infpicitur, eciam ß latro fit receptatus pater , frater vel alius propinquus, ut in lombar[da\ ,de furtis' [I. 25] /. ,quicunque' [84j. (A.) 13) m. 31. §. 1 fchuldich'] M vel filius aut alius heres iurare debet, patrem vel predecefforem fuum debitorem non fuiffe, ut in lombarda ,qualiter quis fe defendere debeat' [II. 56] l. ,Si contigerif [7]. (A.) Der Äiigsburisrer Druck wiederholt statt obiger Glosse irrthiimlich die Glosse zu II. ?)7, §. 1 ,vpbidfn' . 914 Steffenhagen. Auliang 1. B) Lehnreehtsglosse. 14^ 7(1, §. 3 ^Eft de man Jyme heren vntfecget'] M Et hoc fcias, quocl vafallus non ipfo iure, fed per fententiam amittlt feudum, cognita cidpa et conuicta per iudicium parium, vt in lomharda ,de heneficijs et terris trihut[&,Y\\^Y [III. 8] L vlt. (A.) C) Weichbildglosse. 15) I. 21 ,mid nicht de vtgeraden ßn', cf. Magdeburg- Görlitzer Recht von 1304, Art. 20] M Sic eciarn iure longo- hardo, Si p>ater dotauerit ßliam fuam, tunc non veniet amplius rpfaßliaad eins fuccefßonem, ut in lomharda ,de fucceffioni- bus' |II. 14] /. ,Si pater filiam fuam aut frater' [15]. 2. Die Buch'sche Glosse. (Vgl. §. 6.) Die nachstehende Vergleichung hat lediglich den Zweck, im Gegensatz zu Martitz darzulegen, dass die Allegate mit der Sigle (ß in der Stendaler Landrcchtsglosse ohne Ausnahme die Buch'sche Glosse zur Quelle haben. Unberücksichtigt blieben daher diejenigen Stellen aus der Buch'schen Glosse, welche von dem Stendaler Glossator entweder stillschweigend über- nommen sind, oder in nicht misszuverstehender Weise bezeich- net werden. Stendaler Glossator. 1) 1.5. §.2 ,Wiff<]l led- dig, fecundum f/. 2) I. 23, §. 2 ,bt'rekennen des kindes gut'\ I dar de vormunder mede geßtment is, fecundum (f. 3) I. 34, §. 1 ,defte hes he^ halde'] M effe he pinlike beclaget is eddir vor ß)d.ane man gelouet het, fec\indum ff. (A.) 4) §. 3 ,Swenne de konin gh'\ ist vnrnem, efte id gerichte Jo iis, daf ßk dp, herupinge an dat rike Johann von Buch. Dar feth he euer van echten ici/uen, hir van ledigen. hir fedt he van den vormun- dere, dy met den hinderen ge- fament gut hehbrn. wen deffe beklaget tvere edder enen heklageden geborget hedde. dat is, oft yd gerichte fo Is, dat fick dy herupinge an dat rike geboret. Is dar auer Die Entwicklung der Landi-echtsglosse des Sachsenspiegels. 915 behoret, anchrsfccd Jiien dat dem oiier i-icliter clagen, fecundum g. (A.) y O) I. '^rl^l ,Alle fchat'] I id eft ercze, fecundum ff. 6) I. 38, §. o ,de vnechte man'] I fcilicet dem echte vor- deilet is, fecundum g. 7) I. 44 ,in vrfale'] I id eß to iceddirftade (Homeyer, ftadet N. 5), efte dy liftucht gelaten Wy ock den vruicen let ire icere, fecundum g. lyftucht, dy mut yd en wed- der ftaden. Homeyer^ S. 198. 8) I. 48, §. 2 fmen rechten Dat meinet he fo, oft me vormunder hewyfen'] I fcilicet fynes gudes Vormunden hewyfen ßnes gudes vnd nicht fines cam- mach. Hir mede beicyfet he fines en ander richfer bauen den Anhang 2. richter, als oft yd dy fchulte dede, fo fcholdeme met deme greuen kundegen. Hir nympt he ertze vorfchat. (^cf. Homeyer. vS. 192 nach De.) wen den wert dat echt vor- deilt. Vrfale het als vele, alfe er- pes, fecundum g. 9) §. 3 ,Met kempen mach fik eyn man'] I fcilicet lame, fecundum g. 10) I. 58, §. 1 .belenen'] I med gude, fecundum g. 11) ,(ie achte'] M fcilicet kampes vormunder nicht. Met kempen mach fick iceren ein lamer man. dat he hir van lien fedt, . . . alfo meinet yd nen gerichte, mer fo meinet dat gudt. dat is, dat dy gebur vth- dat de bure vtgan vnd achten gan vnd achten vnder em, vndir ßk, ivatfy wrughen idllen, wat fy ivrugen willen. Ho- fecundum g. (A.) rneyer, S. 211. 12) 1. 61, %.A]vnd eer nicht'] M Nota bene contra g et alios iudices,^ qui prius querunt de pena, antequam ßt commiffa vel fententialiter declarata. (A.) 13) I. 62, §. 4 ,ane kamp'] Angripen vorbydet he . . . I id eft borgelik (Homeyer, N. 9) KempUke heytet fchentliken. ' Augenscheinlich hat diese Stelle Martitz dazu geführt, bei g an einen .Richter' zu denken. Sitzungsber. d. phil.-histr Cl. C. Bd. II. Hft. 59 916 Steffenhagen. Auhang 2. vnd n ichtfchentUk edder mef angre- pe, fecundum ff hie, edder gerucJi- te, ut notatur jnfra lt. ij in ar. Ixiiij in i,[agdebiirgenres] in caufa g, intentata tarnen defuper accione. (A.) 30) §. 4 ,panden'\ M dummodo fiat jnfra annum et diem, nam jxftea emouentur cenfus, ut alia communia debita, fecundum ^wjagdeburgenfes]. (B.) Vgl. oben Nr. 15. 31) I. 62, §. 6 ,de man'] M reus, cui ad hoc dentur ille i)iducie, fecus in actore cum teftibus impefente, fecundum i>?,[a g de- bil r gm fos]. (A.) 32j 1. 63, ij. 2 ,vor der gen:ere'\ I poften non,^ nee tunc eciam fecundum wa/'[allo.s] iudicium declinare poteft, ad quod facit i[agdeburgenfes] moderi^^J^^KE.) 34) IL 6, §. 2 ,Alle vorguldenne fclndt'] M Schabini iiiagd[ehnrgen[es] refaihunt et ißum § intelligunt et reftringunt, quando reus allegat folucionem fiiper inpetitis factam per eum ipfi actori. fecus, fi tercio vel per tercium, vide pro hoc in diuerforio Ä[ubrica] v ar. xxvij cum rem/y(/'[ionibus] ibidem notatis. (A.) 35) n. 8 ,Swe fo vngerichte'] M itfy vmme iciindin edder fredebroke, oft men der clage ok lool äff tred vor der ladinge, in caufa h. ft. contra ^[aurentium] dipp[o\d]. (A.) Vgl. oben §. 9, S. 908 nebst N. 6. 36) II. 11, §. 1 ,vnde ne leyftet he er nicht'] I eft dy ander dat eifchet, fecundum Wi[agdeburgenres]. feigen fy auer beide, fy muten icedden, vnd de ander mut nochdem de ede don, oft men dat na van en eifchet, fecundum Wi[agdeburgenfes]. 37) II. 12, §.7 ,fin recht to don'] M fecundum wi.[agde- burgenfes] fcabinus hoc debet per fcabinatus iuramentum iam preftitum. 38) ,gedegedinget'] M yec^/ecMnö?ifw in[agde bürgen f es] virteinnacht edder icente tom negiften dinge, vide ar. 65 ante me- dium lenr. (A.) 39) II. 15, §. 1 ,dar he ene getvere'] M gewere fchal me vorioiffen - vnde vorborgen ^ myd. ftande eigen Eddir myt befeten 1 B gieht hierzu einen längeren Zusatz mit bemerkenswerthem Hinweis auf Stendaler Recht: Circa (/lo[(am] ibidem Nota hie, quod pro debitis non debet aliquis profcribi, facii jnfra IL iij ar. xxi [lies: xxij], Niß tunc aliud induxiffet fingulare ftatutum feu fpecialis confuetudo, ut ftendal, ubi pro contumacia eciam' in duilibus contracla profcribitur u. s. w. 2 Zu vonoiffen vdrüi in einer besonderen Glosse notiert: ßc obtinuit in caufa r. cal. alias fcal de cleger dorch recht dy ivere louen vnd don met hande vnd met munde, Jic obtinuit in caufa Rauenften fecimduTn pre- f entern artictdum. aliter autem in caufa con/'?i[agdeburgenfes]. (AB.) 40) n. 17, §. 2 ,vtnemen'\ M In criminaUhus tarnen di- ßingice, an filius deuenerit ad annos difcrecionis vel non, vt jnfra e. li. ar. Ixv. Ex -parte in caufa fr. (A.) 41) II. 20; §. 1 ,Brodere vnde fuftere^] I Jecundum «< [agcleburgenfes] foli, fecundum v[?]^ duas partes et di- ftinctus terciam. 42) ^getiveit'] M ?*i[agclebiirgenres] in equali gradu preferunt indiftinctum, fed in inequali preferunt proximiorem, fit mortuo in generacione diftinctus vel indiftinctus, et computant quamlibet perfonam proxime diftantem pro gradu."^ 43) jVngetweider hrodere^] M Nota, fecundum wich[e\de] r[echt] 3 /V7#«[l)ini] niaf/dlehiivgenCes]: vhicunque diftinctus et indiftinctihs concurrunt, fcilicet des doden halue fufter fon vnd vidle broder dochter, prefertur indiftinctus. fi autem vicinior quis effet, fit diftinctus vel indiftinctus, ille femper prefertur, vt quia ^ ,des doden halue hroder föne is neger, icenne'^ des doden vulle fufter kindes leint' ^ etc. huiusmodi autem ^ textus et Supra e. li. ar. iij § ij [Homeyer, §. 3] ibi ,is dar auer <[weyunge]' feruatur in lantr[echt\ et non in wicb\elde\.^ (AB.) Homeyer, S. 249. Vgl. oben Nr. 1. 44) ,deme getweiden brodere'\ I >ii[agdeburgenfes] contra et iftum propinquiorem. 1 Vgl oben Nr. 14, S. 922 bei N. ß. 2 Diese Glosse ist nachher cassiert. ^ fecundum iv. r. fehlt B. ■• quia fehlt B. ^ is n., 1.0.] B corniiiipicrt vnd. 6 Vgl. oben §. 8, S. Oor. nobst N. 4. ^ B fügt hinzu prefeiif. *> ß hat diese Glosse auf einem eingeklebten Blatte mit folgendem längeren Zusatz: Auer in etli/cen ßeden, alfe dar nie holdei wichelden recht Mar/d[e- btirgifch], VTul ok in Äj-antZe/ifburgifchem] reclde heet me den haluen hruder negher, van di vn/jeliveide Itruder hindere. So dul men ok den hrtider vor fonea kint. wente fij rekenen dar den negeßen na der perfonen, alfe wg den doden van perfonen wegen bauen dg olderen kindere tmd brudere vnd fußeren negeß fy; hg fg van getweider odir vidier bort, dat dy ok den eruen negeft fy, vnde deilen ok dal erue na perfonen tal, dar doch dy vorgefchreuen recht eyn deil legen fyn.' Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels. 927 i 45) «n. 22,*§. 5 ,ficuti ei emendaffe dehuijfef] M ex ifta Anhangs. litera habent fchahiiii wif?j7f?[ebiirgenres] Iftud, Quod omneni accibnem cum teftlhus iv^opofitam. fequitur emenda et mulcta ex parte fuccumhenüs, pvont fepe refcripferunt in iure. (A.) 4T^*Ti. 24, §. 1 ^in fuis legitimis citatus terminis'\ M et fufficit, quod iudex infeudatus vel eius nuncius iuratus hoc re- cognofcat, et fi non eft iuratus, fatis eft, quod ■poftea iurat, fe dehite citaffe iudicis viandato , fecundum Wi[agdeburgenfes]. (A.) 47) n. 41, §. 1 jSwar de richter'] M Auer dy jnwifinge fchal gefchen van den fchepen vnd ricJiter, fectmdum ni(ifj(l[e- burgenfes]. (A.) Homeyer. S. 271. 48) m. 6, §. 3 ,gelden']. Siehe oben Anhang 2, Nr. 33, S. 918. 49) m. 9, §. 1 ,Sice fo borge'] M Schabini tarnen 'mr^r/?,[agdeburgenfes]. 51) in. 16, §. 3 ,neman antioerden'] M Anticerdet auer ' dy lyder ' vnd bekennet, So mot yd dar vmme vortghan, alfe recht is, V7id he kan fik denne vorder mer myt der veftinge edder iennigerleie icys legen den cleger vnd dat gerichte nicht mer be- fchutten, van rechtes zcegin, jn caufa criminali tangermun- d[eTi{i] fecimdum 7)Ufg[dehurgenl'es]. (A.) Homeyer, S. 314, 52) in. 28, §. 1 jdebet probare'] I ftatim, fecundum m [agdeburgenfesj. 53) ,cu7n teftimonio'] I jnfra tres terminos iudiciales, fecundum »w.[agdeburgenres]; 54) m. 47, §. 2 ^bracken'] M vnd alle lacht hunde. vnd eft ienne, dy fy gelden fchal, nicht fweren wil, dat he dem andern, des dy hunde fyne weren, nicht to hone vnd to fmaheit de hunde gedodM, em entfernet, edder fik vndArwunden lieft, fo fchal he dar to bute vnd wedde geuen van rechtes icegen. Eddir men gelt fy nach oreme werde, vnd men mach dar vmme nymande verueften 1 Homeyer im Reg-ister S. 456 voc. Lider. 928 Steft'enhagen, Anliano- 3. eddir myf lyiinlilcen claqen fchiddichen, jn caufa i an ^ er [in un- <1 "Ml] /"/ contra cn pitaneum. fecundum jlf[ag-cleburgenfes]. (A.) öö) III. 8;">, §. 3 ,mach liet vulhringen'] M met antwerde ok in des borgen ftede. aiier met vorfakende vnd met flichtir vnfmlf mach he de borgen nicht leddigen. Ok werden de borgen los, konen fy bewifen bereidinge erer edder des fakeweldigen eddir voncandelinge des louedes fundir ere vulbort. ßc obtinuit in caufa r et in caufa g. (A.) Homeyer, S. 383. B) Lehnrechtsglosse. 56) 65, §. 9 ,Ne vindet men auer ßnes fidues nicht'] M Nota, hir hefftu, wo de ladinge iegen den vuijegenwardigen gefchen jcal vnd ivo lange to vorne, et vide Siq)ra li. ij circa ar. xxiiij Za?i[elde] r[echtes] ciixa finem per 7«i???'[icum] de rone.^ b^'i^'^l ,ane finen vader' = Magd eburg- Görlitzer Recht Art. 9] M ymmo quilibet confangwineus repeUitur. Sic obtinuit in caufa jo. fmod. 59) I. 18 ,in gehegedem dinge' = Magdeburg-Gör- litzer Recht Art. 79] M fus ißt ok, eft buten dinge eyn fake to fcheydef luden geleiten loert to irfceiden, vnd de fy to fik nemen, der fint fy plichtich to irfcheiden, vnd dar fcal nen richter pynlik eddir horchlik vier ouer richten, in caufa fch. 60) I. 33 ,he vronet ßne geioere' = Magdeburg- Gör- litz er Recht Art. 64] M Dat is, dy richter vorvronet vnd vor- hydet em fin eigen, vnd fo vake, als he dar houen dar vte edder ingeit, fo dicke mot he dem gerichte dar vmme wedden. fic ohtinet in wi[agdeburg]. 61) ,he diit eme to mydehanne'] M dar dy richter em ok mede vorhut meynfcop vnd handelunge der lüde, vnd ivy med en dar houen fprikt edder meynfcop vnd handelinge heft, dy vnd dy fciddener fuluen mot eyn ieioelk dar vmme dem gerichte wedden. fic ohtinet in tH[agd eburg]. 62) III. 31. Siehe unten Anhang 4, Nr. 7, mit zweimaliger Allegation der ^Magdeburger' im Allgemeinen und mitnament- hcher Anführung zweier Rechtskundiger ,aus Magdeburg' im Besonderen als Vertreter entgegenstehender Rechtsansichten. 63) V. 19 ,van allerhande fpyfe, dy or man hehhen fcholde to enemjare' = Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung Art. 24, §. 2, Laband S. 67] I ymmo fimpliciter fecundum Wl[agdeburgenres]/M Durch ein Versehen erwälmt llomoyer an dieser Stelle die Handfeste von 1297. Dieselbe liegt <\i'u\ Verzeichniss der Ger!i'l'"itii'Iennige vnd den hogeßen heren sc fcillinge branden- hur g[i[ch]^'^dat ßnf nu XV ßiUinge iconliker penninge. vnd dit nemen de hnre vnd heren alfe hüte nach tconheit mer, wen na heßcreuenrechte. vnd van iewelkes mannes rechte heßcreuen ' vnd gejatte hüte hefßtu Supra e. IL ar. xlv. (AB.) ^ Homeyer, S. 362, vgl. dessen Sachsenspiegel 2. Ausg. p. XVI*. B) Lehnreehtsglosse. 6) 73, §. 1 ,ichtesicat denßtes'] M Scias, quod in marchia antiqua brandenlhurgenCi] de conßuetudine eft, quod non ßeruiens ita mulctatur: ß ßendcium conßißtit in armis et reqiiißitus non ßeiniit, tenetur domino ad tria talenta; ßi vero ßeruicium eßt in currihus, tenetur ad x /oZ[idos], ßed ßi in perßona, tunc preßtet tres yb?[idosj. pi'o ißta conßuetudine ßacit C. ,de |>eo[norum] /iii[latis]' [X. 12] l. i circa medium IL x, quelex probat, confuetudinem in penis admittendam. theutonice primum feruiciuni dicitur icapendinßt, ßecundum wagendevßt, ßed tercium kofterdinßt, et vide eciam Supra e. ar. iij et iiij et que ibi no- [tantur]. ßacit eciam ad premißßa c. i. ,de penis' [V. 9] li. vj." . . . Doch dunket mij, nach ßaßßchem Zen?' [echt] dy broke vmme des denßtes willen ßta vpp des heren gewedde, ut Supra li. iij ar. Ixiiij Zanir[echtesl et Supra e. ar. viij. wat auer des heren gewedde ßy. dat heßßfu Sup-a e. ar. Ixviij § ,teyn punt.* vnd itlike vornemen dy vorßcreuen wonheit to manrechte vnd jn man- liken lene vnd nicht vordir. (A.) Homeyer, Sachsenspiegel 11. 1, S. 80. C) Weichbildglosse. 7) rH. 31 ,Efft eyn nahiir vppe den anderen buwet']'^ M Nota ßecundum ^/[agdeburgenl'es], dat hüten dem glieuel neyman iennich eigen heßt, dar vmme niot he de brawen aßfhreken, ' vnd van bis hefereuen fehlt B. 2 Vgl. oben §. 1, N. 6 2u S. 891. 3 Laband (Magdeburger Rechtsqiiellen S. 103) sucht die Quelle für, obigen Artikel ganz allgemein in dem Sachsenspiegel, der hiezu jedoch keine Parallele bietet. Mühler (Deutsche Rechtshand.schriften S. 86) setzt mit Eecht ein Fragezeichen. Der Artikel ist nach Inhalt und Wortlaut voll- kommen Singular und ohne nachweisbare Quelle. 60* 934 Stelfeahagen. Die Entwicklung der Landiechtsglosse des Sachsenspiegels. Anhang 4. efte fif hindern ßnen nahur. we ok huwen toil, de mot den drup- penual vp flu eigen leiten vnUen, de geiielivant mach he auer fetten, dar vor de tun eddir plnncken ftunden, vide Siipra l i. ij ar. xlix et duohiis feq[\\eTit\h\\s,\ in tex[tvi] et in glo[Csi] lant- r [echt es] et in diftinc\c\oi\\h\\&\ li. ij cap. ij per tofumJ hedde ok icy eyn gehu, des de druppenual velle to J'ines nahurs xoart, de fcal dat dak fo holden, dat dy druppenual nicht vordir van dem zulle vallen, loan anderhaliien vut.'- Sus vele rumes fchal des nahurs gebu dar iegen ok halden an dem druppenual, vnd fülle icolde ok icy eyn gheuelvant fetten, dar vor eyn druppenual gewefet is, dy mach he fetten anderhaliien vut van dem alden zulle als jn der ftede, dar vorhen dy druppe placli to vollende, aldus halt men dit tuet t'tis to fte7id[a.l] nach wonheit. Sed feciindum w? [agdeburgenfes] hehhen dy brawen am gheuel ge- tvefit iar vnd dach, fo mot men fy vorhat lyden, auer dy nahur mach lüol vnder dy braiven hart an dy gheuelicant huwen. Nye venftere noch flicht, noch met gehangen doren mach nymant iegen fines nahurs hufe edder houe huwen. Gefchut id auer vnd hliuen fy iar vnd dach, fo mach men dy gedoreden venfteren nicht vor- huwen, als men dy fliehten venftere doch alle tyd wol verhuwen mach, id ne icere denne anders vmme dat licht med dedingen eddir met gifte hewaret edder met funder[\i]ken gefetten edder wonheiden der ftede, dar men allmefach vmme huwrecht fik plecht na to richfene. Aliqiii moderni de iW[agdeburgJ, ul lud. pro- /Äo[notarius], tenenf, dat nymant hüten fyne ßjt wende vndir fynen druppenval iennicli eigen hehhe, vnd dy nahur möge an dy want vnder den druppenual huwen vnd den druppenual med ßnen dake edder rönnen gehechtz an dat fyne wol vaten fundir fcaden doch fynes nahurs. aliqui de ^/[agdeburg], ut conr[ad\xs] de emp., contra, fcilicet dat id fyne fy vndir fynen driippenual, den men ok fundir ßnen uillen nicht vaten mach, niß feruifus, con- fuetudo vel ftatutum fpecialiter aliud, dictarent, et hoc equius. ' Jif-iiil.shui-li narli D ist! nc tionon II. 2 (Ortlofl" S. 108 ff.). 2 Zu vrit die KainUieinftrkunf^: feoindum cnnfuetuiUnevi in M (?] foluvi eijns tyfjeli lank vpp dy want vnd hoiiel latten. Haberlandt. Personalansgänge bei den themat. Verben im Indogermanischen. 935 Zur Greschichte einiger Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. Von Michael Haberlandt. V»ährend für die Dual- und Pluralformen des Praes. ind. der thematischen Verba Grundformen, aus denen sich alle einzel- sprachlichen Bildungen in Uebereinstimmung mit den die Einzel- sprachen beherrschenden Lautgesetzen ableiten lassen, aufzu- stellen möglich war, ist es bislang noch nicht geglückt, die in den einzelnen indogermanischen Sprachen begegnenden Forma- tionen der 2. und 3. P. sing, ohne Verletzung der sonst giltigen Lautgesetze auf die Einheit einer Urform überhaupt, geschweige auf jene Bildungen zurückzuleiten, welche für diese Personen nach Analogie der andern zu postuliren wären. Man setzt neben der 1. Person sing. *bharä ein ursprachliches ^bharasi, *bJiarati an, ist aber nicht in der Lage, alle, ja nur die Mehr- zahl der Formen, welche die einzelnen Sprachen dem gegen- übersetzen, befriedigend daraus zu ei'klären. Für das Indische, das Altbaktrische und Altpersische der achaemenidischen Keil- inschriften, sowie das Germanische hafes bekanntlich keine Schwierigkeiten, die betreffenden Formen mit den obigen An- setzungen zu vermitteln; gegen die Zurückleitung der griechi- schen, italischen, litauischen, aus dem eranischen Sprachen- kreise der armenischen (ossetischen) und zum Theil auch der altslavischen Formen auf die angegebene ursprachliche Gestalt erheben sich aber unüberwindliche Schwierigkeiten, legen die einzelsprachlichen, feststehenden Lautgesetze den entschieden- sten Protest ein. Man hat diese auf jedem der genannten Sprachgebiete erwachsenden Schwierigkeiten bisher noch nicht 936 HaberUndt. genug im Zusammenbange betrachtet: ' eine solcbe Ueberein- stimmung von Störung alter Ursprüngbchkeit gibt jedenfalls so gut wie eine positive Uebereinstimmung zu denken, und kann ebenso wie eine solche zum Probleme werden. Ich be- absichtige im Folgenden dies Problem deuthch zu stellen und vielleicht einer Lösung zuzuführen, welche, so lang keine bessere gefunden ist, darauf Anspruch hat, als wahrscheinhch zu gelten. Denn schwerlich ist hier je mehr zu erreichen, wird die Rechnung hier je ohne Rest aufgehen. — Bei einem thematischen Verbum, wie z. B. Stamm hliara tragen, lautet die Singularflexion idg. '^bhard, *hharasi, ^hharati, womit das altindische bis auf die 1. Person sing, bharäml, welche man seit Scherer, Zur Gesch. d. deutsch. Spr. ^ p. 213 ff. mit grosser Wahrscheinlichkeit als eine Analogiebildung nach den unthematiöchen Verben ansieht, mit seinem '^'hliard, hha- rasl , hharati , das Altbaktrische mit harämi (vgl. das für's Ahindische Bemerkte) harald, haraili und das Germanische, indem es gothisch baira, hairis, hairi\) bietet, vollkommen über- einstimmt. Das Griechische aber gewährt Formen wie ^speic, (p£p£i, die in keiner Weise ohne Verletzung griechischer stricter Lautgesetze auf jene aus dem Arischen und Germanischen er- schlossenen Gnmdformen zurückzuljringen sind. Im Lateini- schen finden sich Spuren eines iirsprünglichen Ausgangs auf IS und it, die vom Ursprachlichen, ebenso wie die griechischen Formen abweichen. Das Litauische hat in der 2. Person sing, die Endung -il (aus -ai), resp. l, eine auf litauischem Boden bisher noch räthselhaft gebliebene Form, in der ?y. Person sing. Reste eines -al, mit dem es ebenso steht. Das Armenische pl.pl.i> (hcres) kann unmögh'ch auf die alteränische Form harald (nach Aus- weis des Akbaktrischen luid Altpersischen) zurückgclicn (vgl. Fr. Müller. Armeniaca IV, Sitzungsber. der phil.-hist. Gl. der kais. Akad. der Wissensch., Jahrgang 1874, Bd. 78, p. 425 ff.) und f^bonso steht es mit d*'- (Ahrens, De d. Gr. I, p. 138) sind entweder an das bereits bestehende Verhältniss fspsi? . 9^p£'. angelehnt oder Formen mit secundärem Suffix, wie tiÖt); (vgl. oben), beweisen demnach nicht, was Brugman 1. c. will. 940 HaborUndt. kommen sein könnte. Was ich meine, wird aus dem Folgenden aicli hoffentlich klar genng ergeben. — Zimächst haben wir auch unsererseits anzuerkennen, dass ebenso wenig, wie z. B. cpspsi; die lautgesetzliche Fortsetzung eines alten, nach Analogie der übrigen Personen postulirten *hharasi sein kann, ein ^epst nach griechischen Lautgesetzen auf *9£psxi zurückzubringen angeht, da doch im dorischen Dialectgcbiete des Griechischen *(pep£Tt, im ionischen, attischen, lesbischen *.£ • v. ^iXiiq ■ Kjzp'.oi und schliesse daraus, dass die Form ßcuAc'. nicht eine speciell attische, seltsam contrahirte Form des Mediums ist, sondern in der That die 2. Person sing, eines activen *ßoj/.a) (vgl. altindisch vrnomi, lateinisch volo, gothisch viljan, altslovenisch voliÜ) repräsentirt, den Laut- gesetzen entsprechend aus *ßo'jA£cr'. entstanden. Dass gerade bei diesen Verben, die überhaupt, aber besonders in der 2. Per- son sing, oftmals vorkommen und dabei gewissermassen formel- haft gebraucht werden, ursprüngliche Flexion erhalten bleiben konnte, lässt sich leicht einsehen; solche Formen bleiben leicht zurück, während alle anderen lebendig weiter flectirt werden und daher alle Veränderungen, die in der Flexion selbst vor- gehen, durchmachen. Daher würde es sehr gut zusammen- stimmen, dass diese Formen nicht nur die alten Bildungen der 942 Haberlandt. 2. Person (im Gegensatz zu den jüngeren auf -e-c), sondern auch zurückgebliebene Activa sonst durchgängig in's Medium gerückter Verba vorstellen sollen. Diese 2. Personen sind eben erstarrte Formeln, keine beweglichen Glieder der Rede mehr, sie gleichen aufs genaueste österreichisch-dialectischen Wörtern wie halt, gelt, die ebenfalls alte Verbalforraen sind, wie z. B. aus der Form des zweiten Wortes, wenn man zu Mehreren spricht: ,geln's' hervorgeht; das lakonische old Avird ja, wie oben angeführt, ebenfalls in diesem interjectionalen Sinne ge- braucht. Daher lässt es sich einsehen, dass oXv. einerseits die alte Bildung des Activs 2. Person treu bewahrt hat, andererseits von der Ueberführung in's Medium nicht wie die andern Personen ergriffen worden ist. Ebenso steht es mit ßojXe-.: es ist formel- haft; so z. B. ist ßoüXst mit Conjunctiv oder Futiu-um verbun- den blos ein nichtsbedeutendes Anhängsel; vgl. auch das lateini-- sche VIS im formelhaften Gebrauch. Weil nur an diesen beiden recht charakteristischen Verben sich in der dargelegten Weise ein Zurückbleiben der alten Flexionsweise begreifen lässt, wurden oben in der Anmerkung die sonst begegnenden ]\Iedial- formen 2. Person auf v. mit diesen nicht auf eine Linie gestellt, sondern als NachbikUmgen erklärt; sie erscheinen auch nicht mit derselbigcn Festigkeit wie oiei und ßojAst, sondern nur gelegentlich. Ein ähnhches Verhältniss liegt im lateinischen beim Imperativ vor; nach der Analogie von fer, vd bildete )uan in — ger, fac, die, düc (Neue II'^ p. 438); so beschränkte man sich auch im Griechischen in der Nachbildung der für Medialformen gehaltenen ot'et, ßo-JAsi auf wenige Fälle. Wenn nunmehr wahrscheinlich geworden ist, dass das Griechische die alten lautgesetzlichen Bildungen der 2. Person sing, auf v. in einigen charakteristischen Ueberresten erhalten hat, dann wäre aber neben dem negativen der positive Beweis geliefert, dass die Formen auf -si; nicht auch zugleich Fortsetzungen^er alten indogermanischen Bildung sein können, dass wir für diese Endung, so- wie für die offenbar davon nicht zu trennende -st uns nach einer ganz anderen Erklärung umsehen müssen. Wie haben wir nun diese Bildungen auf -v.c, -£i, welche sonst die alte Bildungsweise (wahrscheinlich mit Ausnahme der Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 943 eben bespi^jclienen Spuren) durchgängig- verdrängt haben, aufzu- fassen ? Vor Allem darf uns auffallen, dass beide Suffixe -st; und -£'. gegeimbeij Formen des Praes. ind. wie Asysi^ov, Xivcf^ev gleicherweise ein i enthalten: sie dürften demnach auch auf demselben Wege zu demselben gekommen sein. Diese Er- wägung gibt uns eine Vermuthung an die Hand, welche nun- mehr dargelegt werden soll. Wir sehen bekanntlich die Qualität des thematischen Vocals a auf europäischen Sprachboden zwischen einer o- und e-Färbung, einem tieferen und helleren Timbre abAvechseln und wissen auch, dass dies Schwanken nach Ausweis des Grermani- schen (a — i), Litauischen (a — e), Altslovenischen (o — e), La- teinischen (u älter, o — i älter e) und endlich des Griechischen bereits proethnisch gewesen sein wird. Wie ferner bekannt, überwiegt im Verbalsystem die e-Färbung des thematischen Vocals bei weitem dessen dunkleren Laut o, wne das Grriechi- sche dessen Vertheilung von e und o wohl die ursprüngliche sein dürfte, lehren kann.* Niemand hat nun bisher irgendwie bezweifelt, dass dem Optativstamm griechisch otpo-'., gothisch batra-i, altslovenisch here das tiefere Timbre in allen Personen durchweg schon ursprünglich eigenthümlich ist, dass also die o-Färbung des thematischen Vocals geradezu ein Charakteri- stikon der Optativstammbildung abgibt, wonach auch die be- treffenden Erscheinungen der Einzelsprachen ganz aussehen. Dieses bisher allseits als selbstverständlich einfach hingenom- mene, nicht weiter discutirte — Dogma möchte ich denn doch einmal gründlich examiniren: war wollen sehen, wie viel dann an ihm bleibt. Wir beobachten im Indicativ die dunklere Klangfarbe des thematischen Vocals bekanntlich vor nasalanlautenden Suffixen : einem griechischen cips-e, ©eps-ccv stehen die 1. und 3. Person plur. c£C2;j.£v, sspovxt gegenüber ; für die I.Person dual., welche dem Griechischen bis auf einen unsicheren Ueberrest (wenn überhaupt darauf etwas zu geben ist) die argivische Glosse ä'Ywvtr, avojxcv bei Hesych (Baunack, Stud. X. p. 60) fehlt, ist laut go- thisch vigös, litauisch vezava, altslovenisch vezove (gegenüber ' Vgl. Johann Schmidt, K. Zeitschr. XXV. p. 99 ff. 944 Hal)erlanat. praeseiü. uniformirtem vezeve vezemn) dasselbe o anziisetzen. Am Coniunctivvücal der thematischen Verba tritt eine ähnliche Erscheinunjx hervor: es frä^'t sich aber, ob hier das Schwanken zwischen w und y) nicht etwa secundär, erst an das Verhältnis« beim Indicativ angelehnt ist, indem beide Nuancen erst aus einem ursprünglichen ä (vgl. lateinisch ferämus, ferätis) also z. B. .'') Anni. 1 fjofrcn .loli. Schmidt'« Ausführungen, Kuhn's Zeitschr. XXIV. p. ;JOö. olT über £(=v, wonach das -c- zur Per- .sonalendung (-£v) gehfire, wobei freilich nicht mit Schmidt die Pro- venienz desselben in iler Weise erklärt werden darf, dass man dies -ev als directcn Vertreter von ursprünglich -nt nimmt, sondern so wie oben, im Anschluss an Gust. Meyer gr. Gr. §§. .30. .584. 1 aus der Analogie der SinrriiI;ir|iprsonen mit -itj-. Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 947 festgewiu'eelten Buahersojien mit -ei mit den übrigen Dual- und Pluralpersonen uniformiren; so dass nun nach ©epot . . . (1. Person Dual) c-ipoiixsv und ospstv (sepc.sv) gebildet worden wären: oipoi-zs^/, ©spoitr^v, cspotTs. Als die Formen des Optativ 2. und'^-P^rson sing, mit ei allmälig schon im Gebrauch zu eigentlichen Indicativen vorgerückt waren, und ihre Provenienz vermöge der veränderten syntaktischen Verwendung nicht mehr im Sprachbewusstsein lebendig, ja unfühlbar wurde, war Raum geschaffen für die Entstehung jener Optativformen, welche bisher als von Anfang ursprünglich betrachtet worden sind, nämlich Formen wie «pepoic, ©epct mit dem inzwischen dem Optativ charakteristisch gewordenen Diphthong o:. Der Vor- gang wäre, kurz zusammengefasst, also der, dass ein ursprüng- lich optatives aipeic. oipv. als Ersatzformen für unbrauchbare Indicativbildungen allmälig ihre alte optativische Function völlig verloren, für welche dann ein neuer Träger, eine Zwillings- form der alten eigentlich berechtigten Bildmig, von den übrigen Personen aus, beschafft wurde, und in der That auch ungemein leicht, blos durch eine Vertiefung des Timbres im Modus- diphthong, beschafft werden konnte. Natürlich ist dabei nicht an eine momentane, systematische Schöpfung analogischer Bil- dungen wie Tp£30'.c, Tps^ot zu denken, sondern es mag eine Zeit gegeben haben, in der die Formen wie ■:pe) [j.v^cTYip'rtv avxtosci'. xeTpa; sip-^cst. Hier ist nur der Optativ gerechtfertigt; auch bezeugen die syntaktische Nothwendigkeit dieses Modus an der Stelle die Variauten, ein hdr, aus einer Breslauer Handschrift, eine andere: ifqcoi. (cod. \'ind. 5. Acta Monac. 1. }). 192), wie denn wirklich otcö's bei Ze-{[}.s.voq nach einem Praeteritum viermal mit dem Optativ con- struirt st: 11. IL v. 794, VH. v. 415, IX. v. 191, XVIII. V. r)24. Der gleiche Fall liegt vor in Odyss. XX. v. 29 .... fiXtassTo !/cpp.Y;s(^.^ wo schol. Venet. gar reservirt bemerkt: iJ.z.KT,az: • äv-:! s'jxt'.y.ou T3Ü [j.£Ar,sst übersetzt in ganz richtiger Auffassung direct durch den Optativ ©covrisOs'/r; ; ebenso gibt der Para- phrast tsAsTc'. n. IV. V. 178, wo Eustathios tsascc. liest, durch r/.-/.-/;poj7£'.£v, und r.v.ai'. IX. v. 386 durch y.a-a-sias'.sv. Ein merkwürdiges Curiosum ist, dass auch Schol. Venet. solche Optativformen gebraucht; zu IL I. v. 417: \iyB-:a>. tyjv ös'tv 7:apa A'.bc p.aOsTv tat irspt 'Ayt^Aswc, '6v. sl [jlsv ,u.£iv£i (so der Codex) iv ff ^ihh. .... Aber auch Formen der 2. Person auf -£'.c erscheinen in Verbindungen, wo man sie entweder als Optativ auffassen könnte oder bereits durch Varianten deutlich ausgesprochen ist, dass ein Optativ am Platze ist. Nach p».Yi steht 6y;c7£'.; D. X\T. V. 89 — 90: der (Jodex Townleianus ändert hier in einen < )ptativ fizir,z. Oft ist zwischen Futurum und Optativ hiebei absolut kein Unterschied zu ersehen, wofür wir den tieferen Orund bald erkennen werden: hingegen überall, wo ein y.£v, y.s zu einem , Futurum' 2. oder 3. Person sing, tritt, verräth es sich hiedurch als Optativ. Sehen wir nach, was die Inschriften an Beweismaterial für unsere Hypothese erhalten haben. Auf einer Inschrift von Teos, die Kirchhoff (Studien zur Gesch. des griech. Alph. in den Abhandl. der phil.-hist. Cl. der Akad. der Wissensch. zu Berlin 1863, p. 129) vor Ol. 76—77 (476-472 v. Chr.) 61* 950 Habeilandt. setzt (veröffentlicht im C. J. Gr. Nr. 3044) findet sich eine sehr merkwürdige Form: 0:^'n:i : AfFOK] TENEI : H KlHAAAAi : ri'OAEXOITü : H AllIlOlTO (v. 19. 20). Auch Boeckh erkennt an, dass aTCoy-tsive'. nicht ein Futurum, sondern wegen der folgenden zwei Optative auch nur ein Optativ sein kann: er nimmt an des Aorist, um den Zusatz -E anbringen zu können. Dieser Zusatz ist aber wegen der aus Doppel- punkt bestehenden Interpunktion hier gar nicht möglich. Es bleibt also trotz aller Abänderungsversuche beim 'A'jro/.ieivet, das ist der alten Optativform aor. Richtig hat Michaelis ferner (neue Jahrb. für Piniol, und Pädag. Bd. 84. p. 595) den Optativaorist ota-AWAuce». in der 1859 gefundenen aeolischen Bauinschrift von Tegea v. 6 erkannt: £1 §£ izöhtiioq otay.wX'jcE'. zi . . . . f, tÖjv Ip^aGp-svcov -c cpGspa-., wo ein Nebeneinander zweier Concurrenzformen zu beobachten ist." Nunmehr verstehen wir die bei Isaeos I. 32 von allen Hand- schriften gebotene Form: T.poar,7:eiXece ov. SrjXwcec ttot' oiv xoutw als regulären archaistischen Optativaorist. Ebenso erscheint nun das bei Strabo I. 2 begegnende offenbar alterthümeinde : CTToj; -fjoir, y.al TuapaBwcci x6\q ütj-spov iie'f (siehe oben p. 945) aus sich theils mit Benützung des allfällig vor- handenen vStimmtones (a) am Indicativ [1. Person sing., 1. und 3. Person plur.) Pendantbildungen zu den thema- tischen ct-Formen, theils rein dem praesent. und thematischen Aoristoptativ nachgebildete Formen (2. und 3. Person sing., 2. Person plur.) ergaben, wonach als älteste erreichbare Opta*^ tivflexion des s-Aorist anzusetzen wäre: Sing. Ypid/aip.-. (vgl. In- dicativ £Ypa'}a), "■(pd'bziq (Indicativ '* b(p(X'b-q), Ypa'J;£[(-:) (Indicativ *zypoi.'h-i), Plur. YpottLai.asv (vgl. Indicativ * eYpad»a|j.ev), *Ypa'|'£i':£ (Indicativ * £Ypa(]^-T£), '^-{pd']i7.ia'/, -{pd^haivf — also lauter Formen, welche bis auf die 2. Pers. plur., die Avohl nur ein ungünstiger Zufall uns vorenthalten hat, im griechischen Sprachmaterial alle insgesammt begegnen. Denn oben wiesen wir die Ueber- reste der Formen 2. und 3. Person sing, auf -cic, -£•. durch die Optative des s-Aorist wie io-r^act?, £Cir;cr£i, y.ehriczi^ xiy.-iiüv., TEAEcst etc. nach; aus '*ypdi'ha'.cty aber entwickelte sich durch Uebertragung des -ei- der Ausgänge -£tc;, -£i, -£'.t£ bald ein '{pd^z-i-jM : iiat sich dficli auch in dio 1. I'ors. plur. das £•. ein- geschleppt, vgl. aeolisch T'j'i/£'.[;.£v, jedoch wie die Vereinzelung solcher Formen im griechischen Sprachmaterial zeigt, nicht so früh wie in der 3. Person plur. und lange nicht so allgemein. Warum gerade in der 3. Person plur. das £t am frühesten eingedrungen und hi( r fast herrschend geworden ist, dafür lassen sich wirklich auch noch Gründe aufünden; erstens reizte das Verhältniss im Indicativ v(po':\i-(T) : Evpa'j/av, da man den Optativ 3. Person sing. -(pd<\ie'. hatte, zu einer Bildung vpä'^eiav, während gerade umgekehrt in der 1. rcrson j>lur. (an Ypa'iat[j.£v durch yp^'t'^'I-''' geschützt blieb; zweitens mochte die Unbe- quemlichkeit der Lautverbindung -y.'.y.-/ sehr wohl einem nivel- lirenden Zuge, der von den -£'.-Formen auf die anderen aus- Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 90O geübt wiu'de (vgJ. -:j6£i[j.£v und später das noch zu besprechende vj^sioc 1 . "Person sing. : beide aber vereinzelt) entgegenkommen, vgl. [j.z.ai-^ei.cf für [».ziö^cxidl u. dgi. Curtius, Verb. IL p. 77ff. ;• und drittens. endHch zeigen die 2. und 3. Person sing, und 3. Pers«J&..^Wr. auch im Conjunctiv ein ähnliches Zusammen- gehen, indem hier die nach thematischer Bildungsweise lang- vocalischen Formen am frühesten auftreten und daher bei Homer schon ausschhcsslich geworden sind. Alles dies lässt eine Form yP«'^^'*'' neben '■'^(pd'hzize^ ^(pd'he'.c, Ypatj^et sehr begreif- lich erscheinen: sie ist die allbekannte, bei Homer so oft sich findende und seitdem allgemein in der griechischen Literatur übhche 3. Person plur. des sogenannten aeolischcn Optativ, von der aus, als der Indicativ den a-Vocal, respective in der 3. Person sing, das Sufhx-c (vom Perfectum? Brugman, Mor- phol. Untersuch. I. p. 161)- angenommen hatte, im Verein mit der AnalogicAvirkung eben dieser Indicativflexion in der 2. und 3. Person sing, aus -etc, -et die ebenfalls aeolisch genannten (bisher raitsammt der 3. Person plur. auf siav in ihrer Vocalisation ganz räthselhaften -^ Ausgänge auf -eiocq, -eis entsprangen (nach dem Verhältniss 'ixotliac, : e-rutj/s : £TU'J;av von der 3. Person plur. Optativ T'j({^£'.av aus ■iü'^ötac, xu-j^eie) — eine Annahme, die sehr viel Licht empfängt von den Formen wie vj'beiixev^ welche, von Coirobos- kosp. 564 ed. Gaisford bezeugt, und nach dessen ausdrück- licher Bemerkung (o-joe -/xp 7.£Youc7t AioXsT? r'j']fd7.i).vi aXXa T>>£t|X£v) von der Veranalogisirung nach dem Indicativ nicht ergriffen worden sind (vielleicht weil ein *TU!l/£ia[j,£v die einzige viersilbige Form in einem System sonst lauter dreisilbiger Personen ge- wesen wäre). Auch in der 1. Person sing, ist nach Gram- matikerangaben eine derartige Analogiebildung aufgetreten •, ein -u!|^£'.a hat sich sicher neben -'j'hv.xc, -'Anz erst nach dem Ver- I 1 Man wird mich nicht missverstehen und den principiellon Unterschied zwischen der Curtius'schen Auffassung, der zufolge XJcrs'.xc, Iügvm ohne Weiteres aus *Äuaata(;, *Xüaaiav hervorgegangen sein sollen, und der meinigeu hoffentlich nicht verkennen. 2 Misteli, Zeitschrift für- Völkerpsychologie ß. 11. 436, vom thematischen Aorist; mir wahrscheinlicher. 3 Brugman's Erklärungsversuch Morphol. Untersuch. III. [>. 64 ff. ist mir nicht unbekannt, ist aber viel zu künstlich und complicirt, zudem auch zu sehr auf reine Annahmen gebaut, um irgendwie überzeugen zu können. So urtheilt auch Gust. Meyer, gr. Gr. p. 440, Anm. 1. 954 Haberlandt. hältniss der Indicativformen etu-J/a : 'ivj'lxxq : 'ivAz. eingefunden, dies beweist schon die Seltenheit und Vereinzelung dieser Formation, während die 2. und 3. Person auf -ei7.c, und -sie so häufig, wie alterthümlich sind. Ebenso ist es bei der 1. Person plm-. sozusagen beim Versuch geblieben, das -v- der 2. und 3. Person sing, und plur. einzuführen : in der Literatur begegnet der Ausgang -ci[j.cv nur ganz sporadisch. — Mit dem Auf- kommen dieser sogenannten aeolischen 2. und 3. Person sing, und 3. Person plur. optativi, wozu ferner die beginnende analogische Schöpfung von Optativen mit durchgängigem ai- Diphthong in allen Personen (wahrscheinlich nach dem inzwi- schen ebenfalls längst uniformirten Optativbestand des Praesens imd thematischen Aorist mit ci-Färbung des Modusdiphthonges, vgl. oben) kommt,' wurden die Formen auf -et;, si als Opta- tive des Aorist in den Hintergrund gedrängt, starben aber nicht aus, sondern traten nun zugleich mit dem Conjunctiv der 1. Person auf -to, sowie den übrigen Personen mit altem kurzen ' Ihr Ausgangspunkt ist die zwar nicht ursprüngliche, aber doch mit den Formen auf -£i?, -ei (-ei«;, -eie) -£iav gleichalterige Bildung der 1. Person sing, -a'.fii, der 1. und 3. Person plur. -aifisv, -aisv. Dass nämlich die a-.-Formen des Optativs untereinander durchaus nicht desselben Alters sind, wie man bisher glaubt, erhellt mit völliger Evidenz aus dem Um- stand, dass in der 2. und 3. Person sing, die Endungen -sta;, -eis (-ei?, -El) bei Homer fast noch ausschliesslich verwendet und auch im späteren Gebrauche weitaus beliebter sind (vgl. über den Gebrauch aller dieser hier besprochenen Formen, La Roche, Zeitschr. für österr. Gymn. 1874, p. 418), als die Formen auf -ai?, -«•- ; dass umgekehrt aber in denjenigen Personen, wo wir — von ganz anderer Seite her dazugeführt — at-Fär- bung des Modusdiphthonges ansetzen (mit Ausnahme der 3. Person plur., woselbst die Abweichung begründet wurde), die at-Formen -aii/i und -a'.tAEv thatsächlich so gut wie allein begegnen. Es ist dies eine sehr werthvolle Bestätigung unseres obigen Ansatzes durch die Sprachfacta. Die nachfolgende Tabelle beabsichtigt eine Veranschaulichung der oben im Text vorgetragenen Geschicjite des Optativ im .»-Aorist. I. Thematische Optative IL Optative des .»-Aorist Sing. 1. ßaXot|xt yP='"i"'"H-' 2. *ßaXEi;, ßäXo'.5 Ypoc'^Ei; 3. *ßaXE!, ßaXoi ypa'iEt Plur. 1. ßixXoi[j.£v YpX'}ai(AEv, (ypi^^Eiaev) 2. *ßäXElT£, ßäXotTE *Ypa'^EtTE 3. ßaXoiEv *Ypa'}a!av (yp«<{' Eiav) yp*'t"'"='' Personalaasgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 955 Coiijimcti¥vocal, »für welche schon in homerischer Zeit die analogiscEen. langvocahsehen Formen aufkamen, zu einem Paradigma zusammen, zum Paradigma des sogenannten grie- chischen s-Futurum. Demnach vermuthe ich, dass das grie- chische-^^Pftfiirum nichts anderes ist als eine Sammelstelle alter durch analogische Neuschöpfungen aus dem Aoristsystem ver- drängter Conjunctiv- und Optativbildungen des Aorist, genau so wie der Lateiner sein Futurum bei den hierhergehörigen Verben (lateinisch 3. Conjugation) aus einem alten Con- junctiv der 1. Person, z. B. feram und dem Optativ z. B. feres, (= fera-is, fera-it) bezogen hat. Die weitere Rechtfertigung dieser nicht unwichtigen Folgehypothese verweise ich, damit sie den Gang der Darstellung hier nicht störend unterbreche, in einen Excurs, welchen ich diesem Abschnitte der vorliegen- den Untersuchung anhänge ; dort bitte ich demnach alles Weitere aufzusuchen. Dass die thematischen Systeme und der sigmatische Aorist vielfach mit einander veranalogisirt worden sind, dass ein stetiger associativer Zusammenhang zwischen beiden bestand, mithin' von vornherein gegen die Annahme Optativformen auf III. Optativ IV. Optativ Sing. 1. ypaia'.fi'. (ypatiEta) 2. Ypäiii * ? ypä'-J/at'.; 3. ypwicU ypaiat Plur. 1. vpa-iatuLEv 2. YpctiatTi 3. ypaAaicv, ypaJ/S'.av Zur zweiten Colonne verglei che man: o) Indicativ des «-Aorist h) Conjunctiv des .9-Aorist Sing. 1. ä'ypaia ypatlcu 2. *lypai-c rP«'lTl' 3. *Eypa^-T ypatlyi Plur. 1. *£ypäAaa£v ypa'I/oij.£v 2. *lypa']/-T£ ypa4;£T£ 3. sypai * V y p i i w v t •. Morisch) Zur dritten Colonne vergleiche man: Späterer Indicativ des s -Aorist. Sing. 1. Evpa'J-a Plur. 1. £ypäia[j.£v 2. sypa-^ai; 2. sypa'i/aTS 3. iypa-ic 3. Iypa<| fi09 und .angezAveifelt (doch von Brugman, Morphol. Untersuch. I. p. 80 Anm. vertheidigt) A, 35 ßeßpwOci:. Da kann es denn nicht auffallen, dass hier keine Spuren der £t-Abfärbung des Modusdiphthonges sich zeigen, um so weniger, als ja zur Zeit, da der Optativ perf. nach thematischer Weise .gebildet zu werden begann, längst die Uniformirung mit oi daselbst durchgeführt war. Das Gleiche gilt natürlich für das Medium des Perfect. Ist die behauptete Vertretung der indicativischen Aussage durch eine Potentialform nun im Sprachleben ein so unerhörter und seltsamer Vorgang, dass ein davon herrührendes Bedenken die aufgestellte Hypothese umstürzen könnte? Sicherlich nicht! Vielmehr ist es eine so häufige, wie begreifliche und nahe- liegende Erscheinung, dass der Sprechende sich aus Vorsicht, Zurückhaltung, Höflichkeit und was derlei Motive sind, un- bestimmter, mit minderer Sicherheit ausdrückt, als vielleicht der Sache nach am Platze wäre. Es würde nun ein reines Vorurtheil sein, derartiges für die ältere, für die griechische Ursprache nicht zuzulassen, nicht anzuerkennen, dass eine solche Tendenz auch schon in älteren, aller Geschichte vor- hergehenden Sprachperioden, selbst im Indogermanischen platz- greifen konnte. Wenn Avir diese Bedeutungsentwicklung des griechischen Potential in völlig heller sprachhistorischer Zeit wie vor unsern Augen sich vollziehen sehen, indem ja der griechische Optativ immer mehr und mehr syntactischer Ver- treter des Indicativ wird, nur dass die schon mehr analytisch gewordene vSprache sich zur später beliebtesten Form indica- tivischer Aussage zum Verbum noch ein äusserliches Mittel, die Partikel av, die's aber gewiss nicht thut, hinzunimrat, so haben wir ja, in derselben griechischen Sprache, dasselbe vor uns, Avas wir für das Urhellenische annehmen. Gerade wie der indogermanische, vielleicht fast durchweg noch streng modale Potential vom Urgriechischen in Stellvertretung ge- wisser Indicativbildungen allmälig mit indicativischem Sinne gebraucht wurde, ebenso wurde der im Contrast dazu mit tieferem Timbre (c.) uniformirte und dadurch wieder zu stren- gerer modaler Bedeutung gelangte griechische Potential (wie Personalausgänge bei den thematischen Verben iui Indogermanischen. 959 ihn HomÄ' gebrancht), depiselben Sprachzug folgend, wiederum nach una nach die beliebteste Form der gewöhnlichen Aus- sage, besonders, und das ist sehr zu bemerken, in der 2. und 3. Person sing. B4^k^n wir in die verwandten Sprachen, so ergeben sich zahlreiche und bedeutsame Uebereinstimmungeu mit dem be- haupteten Vorgang im Griechischen. Was den Bedeutungs- übergang im Allgemeinen angeht, so nimmt im Altindischen, dessen älteste Literatur, die Veden, den Potential verhältniss- mässig selten und da gewöhnlich im eigentlich optativischen Sinne verwendet (vgl. Whitney, Ind. Gr. §§. 564. 573), der Opta- tiv an Häufigkeit und Verbreitung reissend zu, verdrängt den alten, früher viel häufigeren Conjunctiv (Whitney, Ind. Gr. §§. 557. 564. 574), so wie im classischen Sanskrit auch vielfach den Indicativ (vgl. Whitney 's Beispiele im §. 577), wie Jeder, der die Sprache kennt, w'eiss. Noch nähere Analogiefälle zu dem behaupteten Vorrücken der Potentialen in die Indicativ-Bedeutung bei der 2. und 3. Per- son sing, sind andere Vicariatsbildungen im indogermanischen Sprachleben: indem hier ebenfalls alte potentiale Bildungen vereinzelt in ein Indicativsystem gedrungen sind und sich dort völlig eingenistet und berechtigt gemacht haben. Im Westgermanischen (Althochdeutschen, Altsächsischen, Altfriesi- schen, Angelsächsischen) ist die 2, Person sing. Ind. praet. auf -i, wie bereits Grimm, Gd. D. Sp. 487 erkannt: , Dieser Vocal kündigt hier Uebergriffe der Flexion des Conjunctivs in den Indicativ an', und Scherer, Z. G. d. d. Spr. 194 bekräftigt hat, eigentlich die 2. Person sing. conj. (d. h. opt.) praet., z. B. althoch- deutsch hulß 2. Person sing, gegen half 1. und 3. Person sing., altsächsisch 2. Person sing, praet. fundi : 1. und 3. Person fand u. s. f. Ebenso sind im Althochdeutschen die 1. Personen plur. conj. z. B. sehen, genesen bei Notker als 1. Pei'son plur. ind. in Funktion. Im Mittelhochdeutschen haben die Conjunctivformen »in, Sit die alten Indicativformen hirn, hirt völlig verdrängt. Im Gothischen ist das Verb um viljan (wollen) im Praesens nur in optativischer Flexion, aber mit völlig indicativem Sinne vor- handen, z. B. viljau, vileis, vili etc. Braune gibt in seinen und Paul's Beiträgen 11. p. 137. 156 Beispiele von solchen alten Conjunctivformen, die in indicativische Paradigmata gerade so 960 nabcrlandt. Innein2;erathen sind, wie nach unserer Annahme die 2. und 3. Person sing;, im Griechischen. Brusrman erklärt die 1. Person sing, thematischer Verba im Litauischen und Ahslovenischen z. B. vezti, vezq Morphol. Untersuch. I. p. 145 für einen Conjunctiv mit secundärer Endung (vgl. Osthoff L c. IT. p. 121, Anm. I), und G. H. IVIahlow tritt ihm bei, indem er annimmt, der Con- junctiv herq, vezq u. s. f. habe zunächst gleich dem lateinischen feram Futurbedeutung bekommen und sei dann mit dem Praesens- futur zusammengefallen. Dies Aväre also wieder ein Vorgang, welcher ein genaues Analogon zu unserer Annahme bietet. Wenn nunmehr die vorgetragene Ansicht über die Her- kunft der Personalcndung 2. und 3. Person sing, an den thema- tischen Verben für das Griechische, wie ich hoffe, ausreichend gestützt ist, so weit es eben nach dem Zustande des griechi- schen Sprachmateriales ging, so erübrigt noch, dass erörtert werde, ob die verwandten Sprachen mit ihren entsprechenden Bildungen für meine Grundannahme, den Wechsel des Modus- diphthong.s in der Grundsprache bei der Optativflexion, Raum lassen, oder ob sie absolut unzulässig sei, trotzdem principielle Erwägungen sie a priori vollkommen berechtigt erscheinen Hessen und das Griechische sie mit deutlichen üeberresten be- zeugte. Die arischen Sprachen können zur Entscheidung der Frage, ob ursprünglich auch am Optativ der sonst beobachtete Wechsel in der Färbung des thematischen Vocals stattgefunden habe, weder in dem einen, noch aber in d(>ra andern Sinne bei- tragen: sie haben ja den thematischen Vocal überhaupt ein- förmig gemacht, l^as Indische, für welches die zwei Laut- gestalten des Modusdiphthonges im ( )ptativ als -ai- und -äi- an- zusetzen wären (entsprechend griechisch -ot- und ~v.-), hat ja bekanntlich ' die beiden Nuancen, das reine und das nach e liiii i;efärbt<> n zusammenfallen lassen, hätte also auch das ursprüngliche Paradigma des Optativs: hliavai-am, hharä-i-s, hkarai-i, hliaro-i-va, hhara-i-tam, hharä 1-tam, hhara-i-ma, blia- ra-i-fa, hhara-y-vs vollständig nivellirt und überall ai durch- geführt. Demnacli wären die dem ersten Blick sich als ur- Vg^l. zuletzt .Jijli. Scliinidt- Zwei Mri-iln' '/ T.Miite uurl «lii' l';il;.\i.z<^t,z. [j.sicato, (j-siStaw für *c[j.c!0'.a(o etc.; vemi für vedmi = griechisch F£^o[x'.; Locativ sing. -rachen den Anschein gemeinsamer Ursprünglichkeit gewinnt. Für Nivellirungcn lautlich verschiedener^ dem Wesen und Ursprung nach identischer Bildungselemente innerhalb einer Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. "oT Flexion, T^ie sie nach dcrq, Darg-estellten für den indogermani- Kit- T • -| sehen Optativ einzelnsprachlich vorgenommen Avorden smd, gibt es imjrtdogermanischen Sprachleben zahlreiche Beispiele. Abgesehen van der Menge von Fällen, wo eine Ausgleichung der sog^^T^len starken und schwachen Stammform innerhalb eines Systems stattfand, Avobei der psychologische Grund der- selbe ist wie bei jeder anderen Uniformirung, — seien hier nur Fälle ron Vereinförmung des Moduszeichens und der G-e- stalten des Themavocals, also genaue Entsprechungen des behaupteten Vorganges in der thematischen Optativflexion,, namhaft gemacht, damit auch von dieser Seite her meine Hypo- these als durchaus imbedenklich erwiesen werde. Zunächst auf gi-iechischem Sprachboden: Im Attischen hat sich am Plusquamperfectum das v. von der 3. Person sing, auf zt (= es) aus in die ganze übrige Flexion verbreitet, vgl. Curtius, Verb. II. 235 ff. Im Attischen und bei Herodot ist das -ir,- der activen Singularpersonen des unthematischen Optativ in die Dual- und Plm-alformen des Activum eingedrimgen : cJixßaiY](Acv, lo''.r,[j.vi. a3;£{Y;Tc, o'.cc'/^aav, wozu Ansätze schon sehr frühe, z. B. bei Homer P, 733 ■:-7.ir,'jxt vorkommen, (vgl. La Roche, Z. f. ö. G. 1874, p. 426 ff.). Die durchgängigen a-.-Diphthong bietende analogische Neuschöpfimg des Optativ des s-Aorist ist wahr- scheinhch von der 1. Person sing, auf -att»,-., der 1. Pers. plm\ -a'ij.£v, der 3. Person plur. -ä'.ev ausgegangen, offenbar nicht so aus freier Hand gebildet, wie man bisher geglaubt, sondern aus den alten, zum Theil oben nachgewiesenen, übertragenen -eiq. -£'., *-£tT£, *-£'.Tov mit dem at uniformirt; vgl. oben p. 954, Anm. 1. Im Germanischen sind Uniformirungen innerhalb eines Systems nicht selten; ich erinnere zunächst an die partiellen Ausgleichungen in der Indicativflexion, indem im Gothischen die Dualpersonen sich betreffs des Themavocals gleichförmig gemacht, im Westgermanischen aber der Plural im selben Punkte Uniformität angenommen hat. Das germanische Medio- passiv, gothisch -aza, -ada, -anda steht griechischem *-£aa'., -exat, -ovTai gegenüber, mit einheitlichem Themavocal im Gegen- satz der alten Doppelheit, welche durch das Griechische reprä- sentirt wird. Im Althochdeutschen ist die Flexion habem, habes, habet etc. gegenüber der gothischen haba, habais, Jiabaip, 968 Haheilandt. luiham etc. mit dem ai ausgeglichen. Im Altslovenischen hat in der Praesensflexion vezq, vezesi, vezetü, vezeve, vezevtu, vezqtii unverkennbar eine nivellirende Analogie gewirkt, ,welche den Vocal überall, wo nicht der Nasalklang sein tieferes Timbre schützte, zu e erhöht hat' (Joh. Schmidt, K. Zeitschr. XXIII. p. 359). Im zusammengesetzten Aorist II (Miklosich , vgl. Gr. III. j). 71) ist der thematische Vocal mit Ausnahme der 2. und 3. Person ging, überall zu o uniformirt, z. B. vedochü, vedosta, vedoste, vedose. Im Litauischen ist der Thema- vocal a, 0 frühzeitig in die 2. Person plur. des Praesens und Aorist eingedrungen , wie in den westgermanischen Sprachen , so meldzoties, gaunot, randot etc., Bezzenberger 1. c. p. 196. Das Gleiche vollzog sich am Dual, die 2. Person dual, erhielt von der 1. auf -avä, ovä aus ihr a in -afa (-ota) (vgl. das gothische -ats), so dass die Dual- und Pluralformen einheitliche Bildung auf- ' weisen. Selbst dem Arischen sind derartige Sprachvorgänge nicht fremd. Das Altindische hat z. B. gerade am Optativ mehrere solche Uniformirungen durchgeführt. Wie Joh. Schmidt, K. Zeitschr. XXIV. p. 303 ff. gezeigt hat, ist als die älteste Flexion des Optativ unthematischer Verba die, welche im Griechischen auftritt, anzusehen: für die drei Singular- personen des Activs, wo der Accent ursprüngHch auf dem Moduszeichen ruhte, ist dasselbe -tr^- = indogermanisch iä, in den übrigen Formen -•;-; dass im Altindischen nun durchaus yä für -iä- am Activ erscheint, beruht auf einer Ausgleichung nach der singularischen Bildungsweise. Selbst im thematischen Optative verdanken zwei Formen ihre Gestaltung dem Triebe nach Uniformirung jener Bildungen , welche einem Systeme angehören: es sind die 1. Person sing, hhareyam und die 3. Per- son plur. hhareyus. Brugman hat in Bezzenberger's Beiträgen II. p. 246 ihre Erklärung höchst befriedigend geUefert, indem er annimmt, diese Personen hätten ihr e, für welches ja laut- gesetzlich a (* bharayus = Mare-vs, vgl. altbaktrisch barayen) zu erwarten wäre, nach Analogie der andern mit e bekommen. Aus dem Altbaktrischen endlich möchte ich nun noch jene Fälle hierherstellen, wo in der 1. oder 2. Person phu'. oder auch der 3. Person dual, das Moduszeichen als ^ (oi) auftritt, eine Lautform, die in der 2. und 3. Person sing, nach den l.,autgesetzon des Altbaktrischen Vor dem -.s oder -i der Per- PersonalaDsgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 969 sonalendiii^- ihreti Sitz Ijat, von hier aber in die oben angeführten Personen verschleppt und daselbst facnltativ ver- wendet wordfen ist (Beispiele bei Justi, Handb. p. 395 — 399). An allen diesen hier aufgefilhrten Fällen, deren Zahl sich noch vermehi*^Hlesse, hat demnach die behauptete Ausgleichung der alten Flexion des thematischen Optativ im Griechischen und Germanischen ' eine Stütze. Da nun die Hypothese von einer der Doppelheit am In- dicativ zur Seite gehenden Abfärbung des Modusdiphthonges (griechisch -:'.- und -£-.-) am alten indogermanischen Potentiale von allen Seiten her frei von Bedenken gemacht worden ; der Uebergang des potentialen Sinnes in die indicativische Bedeu- tung im indogermanischen Sprachleben überhaupt und auf griechischem Sprachboden speciell sich vorfindet, ja hier all- gemein beliebt erscheint, und Einnistimg vereinzelter, ursprüng- lich modaler Formen in indicativische Paradigmata nicht un- gewöhnlich ist: wird meine Eingangs aufgestellte Annahme, die griechischen Indicativformen 2. und 3. Person, deren Er- klärung bisher noch nicht gelungen ist, seien die urspTünglichen entsprechenden Personen des Potential, hoffentlich keinem Widerspruch begegnen, sondern vielmehr ausreichend begründet scheinen. Eine grosse Stütze wird sie zudem noch erhalten, wenn es nun gelingt, die entsprechenden Formen 2. und 3. Per- son sing, thematischer Verba im Lateinischen, Litauischen und Armenischen, welche nicht minder dunkel und eben solche lautliche Räthsel sind, als es die griechischen Formen unter der Annahme, sie repräsentirten die alte indicativische Bildung, bleiben, wenn es gelingt, auch diese Bildimgen in Ueberein- stimmung mit den Lautgesetzen der betreffenden Sprachen als eben das zu erweisen, wofür wir die griechischen Formen halten : als ursprüngliche Potentiale. Im Einzelnen diesen Ver- such nun wirklich zu unternehmen, ist die Aufgabe der nach- folgenden Abschnitte. Hier habe ich noch zum Schluss mit einem Worte der thematischen Conjunctivbildungen 2. und 3. Person im Griechi- ' Denn im Arischen und Altslovenischen kann von vornherein von keiner associativen Uniformining die Eede sein: hier wurde die Flexion viel- mehr auf lautlichem Wege einförmig. 970 HabeiUndt. sehen zu gedenken, welche einer Erklärung, die den Laut- gesetzen gerecht werden will, genau dieselben Schwierigkeiten wie die betreffenden Indicativpersonen entgegensetzen. Laut- gesetzliche Fortsetzungen der alten indogermanischen Formen sind die Conjunctive wie oipr^q^ £TOv Ypi4'^'^^^ Ypad'Cjj.^v Ypa(]>£T£ Ypa■ theilweise Ungeschiedenheit von Conjunctivaorist und Futurum in formeller Hinsicht herrscht, ebenso ragen alte Optalitai^oristi auf -£-.;, -v. als solche in die homerische Sprachzeit hinein und stehen hier den formell identischen Futurformen 2. und 3. Person in nicht seltenen Ueberresten ' zur Seite. Aber verträgt sich wohl mit einem solchen Neben- einandergehen der Formen ein Auseinandergehen der Bedeu- tungen? Wir dürfen unbedenklich bejahen. Es ist ja vor x411em zu bedenken, dass es immerhin nm' ein restirendes Nebeneinander ist; dass sich eine solche Spaltung der Bedeu- tung, wie wir sie annehmen, nicht mit einem Schlage an allen Formen, in allen von der Sprache ausgeprägten Wendungen und Redeweisen vollzieht ; dass zwischen den beiden End- punkten jener Bedeutungsentwicklung: dem Zustande, wo Con- junctiv und Optativ aoristi noch rein modal auftreten, und dem, wo sie als Indicativ futuri füi- das Sprachgefühl fertig waren, vielmehr zahh'eiche Uebergangsstufen liegen müssen, sowohl rücksichtlich des syntaktischen Werthes der Form an sich überhaupt, als der Verbreitung dieser Bedeutungswandlung über die ganze Masse der einschlägigen Formen. Eine dieser Uebergangsstufen weist nun die homerische Sprache, gleichsam wie in einem Querschnitt auf: dieselbe liegt dem Zielpunkte jener Entv\'icklung, dem Abschlüsse des Wachsthums des grie- chischen Futurum aber schon ganz nahe, mithin tritt die mo- dale Geltung jener Conjunctiv- und Optativformen schon sehr in den Hintergrund, ohne jedoch in wenigen Ausläufern und Ueberresten ganz zu fehlen. Andererseits sehen wir den futu- rischen Gehalt der in Rede stehenden Bildungen bereits so erstarkt, dass als seine Consequenz Neubildungen nach Mustern des thematischen Praesenssystems auftreten: das ,Particip futuri' auf --OVT, z. B. A'jcovr-. im Med. -7op.£voc, und die Infinitive !:y;(;s£tv, v.\ir,zsvi etc. sammt den medialen auf -scSat, welche zu- sammen nun ein Futursystem ergeben, das ganz den Anschein 1 Es stimmt daher sehr gut mit dieser Hypothese über die Herkunft des griechischen Futurum, wenn wir oben p. 948 ff. Ueberreste der alten Potentialendung -£•.;, -a am sigmatischen Aorist bei Homer nachwiesen und zur Erklärung anderweitig benutzten. 11 978 Haberlandt. ursprUiiiiliclier Bildung liat, in Wirklichkeit aber von der erst im Griecliischen erwachsenen Flexion des Pseiidoindicativ aus- gegangen ist. Durchaus zu Gunsten der Annahme einer indi- cativischen Verwerthung alter Conjunctiv- und Optativaoriste spricht auch der Mangel des Conjunctiv im griechischen Futur- system, während das altindische ihn hat/ sowie die identische Beobachtung, dass auch der (3ptativ des Futurum bei Homer noch völlig fehlt und dass die später allerdings auftretende Form desselben eine verhältnissmässig sehr junge Neubildung ist (der Opt. fut. erscheint erst bei Pindar, Pyth. 9. 116 cy/]cot zum ersten Mal), welche immer nur in sehr beschränkter Anwendung (in der Regel blos in der obliquen Rede nach einem historischen Tempus) ^ gestanden hat, also eigentlich ein Product syntaktischer Oonsequenzmacherei griechischer Stylisten sein wird (vgl. Klemens, De futuri Optativo. Bi'eslau 1855)." Jedenfalls musste, was bei Homer eben noch nicht der Fall ist, die Provenienz gewisser Personen des späteren rein indi- cativischen Futurum dem Sprachbewusstsein schon unfühlbar geworden sein , ehe die Neuerung eines Optativ hier auf- kommen konnte. Der Vorgang bei dieser endlich doch erfolgten Neuschöpfung selbst bietet eine genaue Parallele zu dem, was unserer Meinung nach im Urgriechischen am Ind. praes. und thematischen Aorist geschehen ist. Wie nämlich dort die Ein nistung der alten Optativbildungen 2. und 3. Person auf -s'.c und -f. in die indicative Flexion die auffrischende Uniformi- rung des 0})tativ mit dem st-Diphthong, speciell also die Z\villiiiusl)i](luiig von Optativen auf -o'.; und -oi nach sich zog, ebenso wiu-de zu dem neuerwachsenen Ind. fut., nachdem er sich als solcher consolidirt hatte, ein Optativ selbst zu jenen Personen, die selber urs])ri'ingHch Optative sind, möglich. — Dies der morphologische Tlieil unserer Hy])otheso. Von Seiten der liedeulung hat die behauptete Entstehung des griechischen Futurum ttüs dem Conjunctiv und Optativ aoristi keinerlei Bedenken gegen sich. Oben wurde schon im Allgemeinen über die Bedeutungsnähe jener drei Sprach- kategdrien und was daraus fiii- die Sprachpraxis leicht folgt, ' Vgl. Brugnian I. c \>. •'•1. - Docfi ist auch hier noch der Iml. liit. viel häufiger. Personalausgängc bei den thematischen Verben im Indogermanischen. v) io Einiges l^^erkt. Für d«ts Verliältniss von Conjunctiv und Futurum rücksiclitlich der Sinnes- und Gebrauchsverwandlschaft beider sei -auf Aken's Schritt: ,Die Grimdzüge der Lehre von Tempus und^Iodus im Griechischen', woselbst Herausbildung des Ind^ut. aus dem Conjunctivaorist angenommen wird, ver- wiesen. Mir obliegt hier hauptsächlich, meinen Zusatz, auch der Optativaorist habe zur Flexion des Ind. fiit. beigesteuert, wie im Vorausgehenden morphologisch, so auch hier syntaktisch zu rechtfertigen. Da ist es nun gleich eine treffliche Bestäti- gung desselben, dass ,die 2. und 3. Person des Futiu* zuweilen unserem ^mögen" entspricht' (Krüger, Gr. Spraclilehre I. Theil, IL Heft, §. 53, 7, Anm. 3); z.B. Sophokl. Oedyp. tyr. 956: -rrpb; xauTa rpä^£'.; o'.ov av Ösay;^. Aischyl. Sept. 685: y.ay.wv Ik •/.är/pöiv cü T'.v' s'jy.Ai'.av ip=Xc u. dgl. m. Also gerade in jenen Personen besteht nicht selten noch optativischer Sinn, welche nach unserer Hypothese von Haus aus wirkliche Optative sind. Und femer: die 2. Person des Futurum erscheint bekanntlich oft als gemilderter Imperativ. Eurip. Medea 1320: '/A-f sl' ti ^3JA£'., yt'.p: l'oh 'J/ajff£t: izo-i ; Memo. 397 : ;£vov ao'.v:f,ze:c '^:r,ce~z-t 7.0L:zvi Aaßwv ; \l■r^ y't:r^'hv.c, ,du sollst nicht stehlen' 5 ou ]j.Tt o\y.zphbv.z jwillst du nicht ohne Zögern handeln?" etc. (Ki'üger 1. c. p. 171). Ganz ebenso steht der Optativ in selbstständigen Sätzen auch als gemilderter Imperativ : somit erhellt auch aus dieser Gebrauchs- weise des Futurum die ursprünglich optativische Function der 2. Person sing. Futurum. Doch dies sind alles nur Reste. Bei Homer ist ebenso oft wie zwischen Conjunctiv und Futui'um ein unterschied zwischen diesem und dem Optativ aor. aiich syntaktisch gar nicht vorhanden. Wie den Conjunctiv (meist mit y.£v) und Optativ aor. gebraucht Homer zur Bezeichnung der MügHchkeit nach Relativen auch das Futurum; z. B. : ßoLiAY;'/ 'Apvetcc ü-c6-/;s6[ji.£Ö' yjti; bir,GV. IL (Krüger IL Theil, §. 53, 7, Anm. 4). Mit dem Indicativ des Futurum verbindet Homer femer häufig /.£•/ : \):tr^'7zr^zz'.'i '^avft-^ cAsOpsc 7:S.c'. ij.a/.' ' ooai y.£ t'.; BavstTcv y.al Kr^pac ä/.j^st Odyss. (1. c. p. 54, 1, Anm. 2); aber nicht ebenso findet sich y.£v, av mit dem Ind. praes. verbunden (ibid. Anm. 3). Dies dürfte ebenfalls darauf hinweisen, dass der Ind. fut., wie oben dargelegt, eben dem Ind. praes. als Pseudoindicativ nicht an die Seite gestellt werden kann : die ursprünglich modale Bedeutung schlägt hier in der Construc- Sitzangsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. U. Hft. 63 980 II ab er hm (lt. tion noch durch. Derai'tige Fülle sind häufig genug, sowohl im unabhängigen, wie abhängigen Satz; so z. B.: ^pa^io vüv OTCWoq •/.£ TsX'.v y.a; ä'(7ru catocs'.c. 11. Tx -;£ Zsü^ oiocv el' xs Got '::pb yaij-oto TsXsurrjast /.ay.bv ^[;.ap Odyss. und sonstwo. Eine grosse Stütze erhält die dargelegte Entwicklungs- geschichte des griechischen Futurum schliesslich an den ganz ähnlichen Verhältnissen beim lateinischen Futurum der soge- nannten dritten und vierten Conjug.ition, welches ebenfalls durch Zusammentreten alter Conjunctiv- und Optativformen entstanden ist, worauf schon p. 955 aufmerksam gemacht wurde: vgl. z. B. feram, feres, faret^ feremus etc. Das gleiche Nebeneinander- stehen von Conjunctiven imd Optativen beobachten wir ferner in Ueberresten des s-Aorist im Lateinischen, bei den sogenann- ten synkopirten Formen auf -s, ' deren Verhältniss zu den eben besprochenen griechischen Bildungen im zweiten Abschnitt" dieser Abhandlung ausführlicher berührt werden soll. So z. B. erscheint der Conjunctiv faxo, d. i. fac-s-o, neben den Optativen faxis, fadcit, wiewohl auch eine 1 . Person sing optativi faxim existirt: gerade so die Conjunctive viderö, viderls (Brugman^ Morphol. Untersuch. III. p. 29), vi.cler7f, neben dem Optativ vidermt] der Conjunctiv müsste *'viderunf lauten. Conjunctiv- und Optativformen sind dabei syntaktisch vollkommen gleich- werthig, ihr modaler Gehalt ist, wie im Griechischen, gleich Null. Eine JMischflexion ist auch das Futurum im tagaurischen Dialekte des Ossetischen: der Singular ist ein Conjunctiv mit e, der Plural eine ursprünglich indicativische, conjunctiv fungi- rende Inchoativbildung (vgl. Friedr. i\luller, Sitzungs-Ber. der phil.-hist. Cl. der k. Akad. der Wissensch. Bd. 45, p. 531 ; Bd. 88. p. 10). Auch erinnere ich an die Flexion des Imperativ im classischen Sanskrit, wo ebenfalls verschiedene Modus- bildungen, hier sogar drei, nämlich der alte Conjunctiv (l. Per son sing., dual., plur.), den* sogenannte unechte Conjunctiv (2. und .'5. Person dual., 2. Person plur.) und eigentliche Im- pcrativbildungen (2. und 3. Person sing., 3. Person plur.) zu einem Paradigma zusammengetreten sind, was ebenso mit gewissen Restrictioncn vom griechischen Imperativ gilt. ' Znletzt sind dieselben von Bnigm.nn, Morphol. Uiitersncli. III. p. '-i^ ff. belianrJelt worden. Personalausgange bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 981 * 2. Die 2. uud 3. Person sing, thenuilischer Verbsi im Lateinischen. Bdfrafmtlieh repräsentiren die Verba der sogenannten dritten lateinischen Coujngation die indogermanische Bildungs- weise der Verba mit dem thematischen Vocal a, (e, o). In jenen Personen des Ind. praes., deren Geschichte uns hier beschäftigt, der 2. und 3. Person sing., finden sich an den lateinischen thematischen Verben zweierlei Aiisffänae : rea-el- massig kurzvocalische -1s, -it, und nach Messungen bei lateini- schen Dichtern Endungen mit langem Vocal -is, -it. Schon längst ist dies Nebeneinander bemerkt und eine Erklärung dafür von vielen Seiten und auf verschiedenen Wegen, metri- schen und sprachlichen, versucht worden: dagegen hat es auch nicht an Forschern gefehlt, welche der einen jener zwei Bil- dungsweisen, der langvocalischen, keinerlei sprachliche Realität zuerkennen, welche dieselbe als metrische Freiheiten, richtiger freilich wäre zu sagen: als metrische Unbeholfenheiten lateini- scher Dichter aus dem sprachwissenschafthchen Felde schaffen wollten. Was vor Corssen, Ausspr.;, Vocalismus etc. I^. p. 600 ff., zum Verständniss jener langvocalischen Formen auf -is, -it bei- gebracht worden, findet man bei dem genannten Gelehrten, Ausspr. 112. p. 492. 498; Beiträge zur ital. Sprachk. p. 476 ff., ausführlich zusammengestellt uud besprochen. Nachdem man sich lange auf dem Boden der Metrik mit der Rechtfertigung jener langvocalischen Formen abgequält hatte, ergab sich hauptsächlich aus den sorgfältigen philologischen und metrischen Untersuchungen Lachmann's, Ritschl's, Fleckeisen's und ande- rer Forscher die Einsicht, dass in jenen Formen auf -is, -it das i lang gemessen wurde, weil man es im Altlateinischen lang sprach (Corssen, Beiträge p. 476). Neuerdings macht Brugman, Morphol. Untersuch. I. p. 173, Anm. 1 den Versuch, jene langvocalischen Endungen aus der lateinischen Sprach- geschichte hinauszuweisen und auf das rein metrische Gebiet hinüberzuspielen, nicht ohne einige Scheinbarkeit, dennoch aber nach meiner Ueberzeugung mit Unrecht. Der Grund, warum Brugman jenes -ts, -it im Indicativ mit anderem Massstab als die Zugestandenermassen alterthümlichen und sprachhistorisch 63* 982 Haberlaridt. begründeten ardt, redit, condidemt etc. neben arät, redtf etc. misst und behauptet, sie seien Producte der Freiheit in der Quantität der Endsilben — welche Freiheit sich aus der Doppel- werthigkeit gewisser Schlusssilben herausgestellt haben soll — liegt offenbar darin^ dass er hier durchaus nur die der indo- germanischen Bildung entsprechende Kürze ? voraussetzt und jede andere Gestaltung hier von vornherein perhorrescirt. Dies muss indessen als ein Vorurtheil bezeichnet werden, da doch die Beobachtung, dass griechisch -£t<;, -ei in den entsprechenden Personen keine Fortsetzung der alten indogermanischen Bildung sind, ebensowenig wie die litauische 2. und 3. Person sing., wie die Armenischen entsprechenden zwei Personen und die altslavi- sche 2. Person sing., die an imd für sich ganz natürliche Er- wartung, dass die lateinischen Formen die Fortsetzer der alten indogermanischen mit kurzem Bildungsvocal seien, gewiss' einigermassen in ihrer aller Prüfung vorhergehenden Sicherheit erschüttern muss. Ausserdem heisst es, den Dichtern sprach- widrige Unbeholfenheiten zuschieben, wenn man ihnen will- kürliche Vocaldehnungen, die in der Sprache gar nicht vor- kommen, zumuthet: denn es ist etwas ganz anderes, ursprüng- liche Längen, die nach und nach zu Kürzen reducirt werden, als solche neben den Längen zu gebrauchen, als es wäre, von Haus aus bestehende Kürzen mit einem Male als Längen in den Vers einzuführen ; dass beide Processe in den Endsilben ihren Sitz hätten, begründet doch gar nichts für ihren Zusammen- hang und die Wahrscheinlichkeit des letzteren. Demnach meine ich, hat man sich der Ansicht Corssen's von der Ur- sprünglichkeit der Längen -is, 4t anzuschliessen, weil es vor Allmu nicht unbedingt sicher ist, dass das Lateinische hier Fortsetzungen der altindogermanischon Bildungen haben müsse, und weil ferner im Sprachleben wie im metrischen Gebrauche wohl Kürzungen ursprünglicher Längen begegnen, was aber auch schon stets in der Volkssprache seine Wurzeln haben muss, nicht aber Dehnungen von Haus aus berechtigter Kürzen, von welchen die Volkssprache weder in diesem, noch über- haupt in anderen Fällen etwas weiss.' ' Die Können 1. Person plur. auf 7h»"/.», die von Corssen, Aussprache II-. p. 499 znsanimenge.stellt sind, werden wohl vorsichtiger unserer fort- Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 983 Nichts ebenscf vermag , ich mich aber mit der Erklärung zu befreunaen, welche Corssen an den angeführten Stellen für die Längen^. -fs^ -it vorbringt. Als eine solche stellt er nämlich mit grosser Sicherheit den Satz auf, -ts, -U seien im Latei- nischen "^^fPÖh ,einlautige Vocalsteigerung' entstanden. Wer da weiss, in Avelcher Ausdehnung Corssen mit , Steigerung" der Vocale arbeitet, der wird es begi'eiflich und in der Ordnung ünden, dass er auch hier sich dieses gefügigen Mittels gram- matischer Erklärung oder, Avie der objective G. Curtius, Verb. I. p. 59 sich ausdrückt, des , überall und nirgends der Vocal- steigerung^ bedient. Wir müssen es aber ablehnen, eine solche ,Erklänmg' wirkHch für das, als was sie auftritt, für eine Lö- sung der betreffenden Frage zu nehmen und uns mit ihr zu- frieden zu geben. Alles, was Corssen zu Gimsten seiner Lehre von einer , Steigerung' des Stammvocales heranzieht, — mit- unter die disparatesten Spracherscheinungen, wenn sie nur eine gewisse äussere Aehnlichkeit mit einander haben — ist jetzt anders und zweifellos richtig erklärt; kaum ein einziger Punkt in der ganzen, ausführlichen Beweisführung Corssen's trifft in Wirklichkeit zu. Gehen wir, am uns davon zu über- zeugen, in aller Kürze dem Gange derselben, wie sie der ge- nannte Forscher zuletzt in seinen Beiträgen ziu' italischen Sprachkunde p. 475 ff. in Form einer Replik auf G. Curtius' Bemerkungen, Verb. I. p. 59 f. am übersichtlichsten und prä- cisesten zusammengefasst hat, nach, so können wir gleich die ersten Analoga, die derselbe zu dem Vorgange bei -ts, -it ge- funden zu haben glaubt, nicht gelten lassen. Er betrachtet das ä in stämus, stätis, gegenüber sanskrit plur. tisthämas, tisthätha, griechisch V(7ia,L»,£v, ictäts als .einlautige Vocalsteigervmg des Lateinischen', während in Wahrheit, wie bekannt, das Griechische hier die ursprünglichen Stammabstufungsverhält- nisse bewahrte, das Altindische das Verbum in die Analogie der «-Stämme hinübergeführt und das Lateinische den Stamm des Singular mit langem Vocal ä uniformirt hat, also auch im Plural gebraucht. Im Vorübergehen stellt dann Corssen schreitenden sprachwissenschaftlichen Erkenntniss zu reserviren sein, nicht aber, wie Brugman; Morphol. Untersuch. I. p. 152 thut, kurzer Hand beseitigt werden dürfen ; die Formen eris, erU neben eris versuche ich unten p. 993 A. zu erklären. 984 Haberliindt. p. 477 als ähnliche Steigeningen des auslautenden Stamm- vocales die folgenden Fälle auf: liörum, equörum, die doch ihr ö nur der Analogie der Endung ärum bei den Femininis ver- danken ; dattdndm, agvändvi, wo sonst Niemand als Corssen von Steigerung redet, Joh. Schmidt, Vocalismus, Einfluss des Nasals statuirt; die Flexion eräs, erat, erätis etc. neben grie- chisch SÄC, eine evident falsche Gleichung, da itxq eine junge mit Perfect- oder s- Aoristausgang von der 1. Person sing. ta. aus gebildete Analogieschöpfung, in eräs, -ät hingegen das ä wurzelerweiterndes Element ist (vgl. Brugman, Morphol. Un- tersuch. T. p. 35). Dass das ä im Sanskrit -ämi, -ämas, das 6 in fero, ospoj keine Steigening eines kurzen a, o sei (Corssen, Beiträge p. 478 Auss. I'-. p. 598), darüber brauche ich kein Wort zu verlieren. Die Hauptstütze Corssens sind aber die nachstehenden griechischen Bildungen, in denen er genaue'" Entsprechungen der lateinischen Formen auf -is, -U sehen will, und die er auch benützt, um das ei von -£i<;, -et p. 488, 3 als , gesteigerten' und darauf , gebrochenen oder diphthongisierten' Themavocal zu erklären. Dies müssen wir uns etAvas genauer ansehen. Die von Corssen citirten aeohschen Formen der 2. Person sing. iyc'.cOa, v/r^q, TrwvYic, XsTO?, ebenso die dorischen 2. Person sing. eÖ£Ar,c;6a (eOeXstciOa), aIyyji; und ferner die 3. Per- son sing. ÖaATtr,(;i, £/r,5iv, iydpr,:;vK Xs^Yjat, ^eprjCi, welche durch die Zeugnisse griechischer Grammatiker bestätigt werden, ist allerdings , weder die Textkritik, noch die Sprachforschung berechtigt, aus der griechischen Sprache zu beseitigen'. Aber wenn Corssen die dorischen Formen -of)cpY;cOa, /pr^cOa (im Dialekt des Megarers, Ar. Acharner 778), die aeolischen sfA-^aOa und die homerischen -:(0r,^0a, ir^-ffOa, slaOa e^ei-GÖa auf gleiche Linie mit den oben angeführten Formen stellt und nun argumentirt, ,wie in diesen sieben dorischen, aeolischen und ionischen For- men der lange oder gesteigerte Themavocal (!) vor der Per- sonalendung -cOa erscheint' , so sei ,auch in EO£AY;-cOa der gesteigerte Themavocal an gleicher Stelle sprachgemäss und berechtigt', und ferner ebenso in ey;^c. Triövrj; etc., so übersieht er in dieser Argumentation nur die Kleinigkeit, dass in den homerischen TiOrjGOa, or^sOa etc. die , Steigerung' des Wurzel- vocals bereits indogermanisch ist, während in Fällen wie eÖsXr^sOa die Kilrze des Themavocals , sprachgemäss und Personalansgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 980 berechtigt'* wäre. "Den gleü^hen Fehler begeht Corssen mit der Zusammenwerfung von Formen 3. Person, Avie f/^ct, xi^r,ai, si- cwT'. mit dK-Q(fi, X£Yr,!7'. etc. Die richtige Erklärung aller dieser Bildungen ist ,-^\'ielmehr zweifelsohne die: die 2. Personen sing. TMvr,:, "/.•^•^'^'mi Dorischen sind Analogiebildungen nach t(6y;;, i^;, die lesbischen /.£iov) vmd solche Indicative als Eigenthümlich- keit des rheg. Dialectes zu bezeichnen, wo ein -ai der dritten Person von vornherein (als in einem dorischen Dialecte) unmöglich war' (Gust. Meyer, gr. Gr. §. 541). — Von den zum Schlüsse zusammengefassten drei Hauptergebnissen Corssen's ist demnach kein einziges richtig: es ist erstens falsch, dass smbis, ponit dm-ch eine ,Dehnung oder Steigung des auslauten- den Vocals des Praesensstammes, wie der lange Vocal vor der Personalendung der altlateinischen Praesensformen stäs, stät, eis, eit entstanden ist. Zweitens ist unrichtig die analoge An- nahme, dass die 2. und 3. Person sing. Xr/Y);, iOsAT^aOa, kt(r,c: etc. durch dieselbe Dehnung oder Steigerung des auslautenden Vocals des Praesensstammes vor der Personalendung hervor- gegangen sind, wie das o an der entsprechenden Stelle in den unthematischen Praesensformen fr,cfiy., aT,ai, -J.br^v. etc., da hier in Uebereinstimmung mit den Verhältnissen im Indo- (jg(3 Habeihindt. o-crmnnischcn starke Wurzelform auftritt, dort die Analogie mit dieser Bildungsweise gewirkt hat. — Es ist endlich also auch drittens falsch, dass ,der Diphthong v. vor der Personal- endung der 2. und 3. Person sing. Xi-^eiq, Li-(v. aus dem durch Steigerung des auslautenden Vocals des Praesensstammes ent- standenen r, von kijctc, As^'^ci ebenso gebrochen oder diphthon- gisiert, wie der Diphthong st der aeolischen Form ey^eioba neben dOsArjsea, \e'rr,q hervorgegangen ist'. Was diese Behauptung sonst noch an Widersprüchen, Irrthümern, unbeweisbaren An- nahmen enthält, will ich gar nicht berühren. So viel darf zum Schlüsse ausgesprochen werden: an der Lehre Corssens über die Entstehung der lateinischen Ausgänge -is, -U und der grie- chischen -r,c, -Y)at, welche ganz ungehörig zusammengestellt werden, ist kein wahres Wort. Das Gleiche gilt natürlich von den griechischen Endungen -etc, -£'.. Unbezweifelbar ist bloss Eines von Allem, was Corssen über die in Rede stehenden Ausgänge der 2. und 3. Person IS, U vorgebracht hat, nämlich die Bemerkung, dass ein Zu- sammenhang mit der griechischen Form auf -etq, -et stattfindet; nicht minder unzweifelhaft aber ist es auch, Avie ich dargethan zu haben glaube, dass er nicht so zu denken ist, wie Corssen lehrt. Vielmehr verhält es sich meiner Meinung nach so. Wie müssten wohl die unverstümmclten, lautgesetzlichen IS'achkommen indogermanischer Bildungen, wie bharasi, iudati u. s. w. im Latein lauten? Die Formen des Passivum beant- worten uns diese Frage. Ein legeris, legitur d. i. * legesi-s(e) , legltü-sfe) zeigen, dass die Form der 2. Person * legest, *legeri, die der 3. Person sing. *legeH zu lauten hätte: '■■ legeti nämhch und nicht legetü, weil der Ausgang -üir dieser Person offenbar erst mit Anlehnung an die Endung -mur (für älteres *-mor) der 1 . Person plur. aus einem ursprünglichen ter {e wegen des folgenden r), vgl. oskisch vincter, umbrisch her-ter entstanden ist. Und aus diesen Formen ^^^es«, * legeti konnten nun aller- dings durch Abfall des schliessenden i (vgl. -unt aus *-onti, das sich im bekannten tremonti des carmen saliare noch er- halten hat, .s«tm = indogermanisch asmi) die kurzvocalischen Foi-men wie legia, legXt direct hervorgehen. Dennoch dürfen wir uns nicht davor scheuen, diesen anscheinend so klaren und einfachen Hergang für's Latein durchaus zu bestreiten und die Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 987 Erklänin,^ler Fofmen auf pinem ganz anderen, nicht so directen Wege zu versuchen, wenn Avir die langvocalischen Ausgänge -is und -it bei ajllateinischen Dichtern einmal als sprachliche Realitäten anerkannt haben und sie nicht kui'zer Hand, wie Andere, als metriselfr^^travaganzen auf die Seite bringen wollen. Zwischen einem indogermanischen tudasi, tudati und dem lateinischen tundis, tundif liegt für uns ein altlat. tundis, tundit — Formen, welche mit ihrem langen Vocal die Verknüpfung der ursprachlichen mit den lateinischen km'zvocalischen Bildungen sofort zu nichte machen und auf eine ganz andere Herkunft hindeuten, als man bisher fiir sie statuirte. Denn mit ihrem i stehen die beiden Formen der 2. und 3. Person sing, im Indicativsystem des Lateinischen gerade so vereinzelt da, wie im Griechischen die entsprechen- den Formen mit -f.. Eine lautliche Begründung für das auf- fallende i der lateinischen Bildung wird sich wohl so wenig finden lassen, als sich im Griechischen eine solche bezüglich des -£'. ergab, wenn man darin eben indicativische Bildimgs- weise suchte. Demnach liegt die Vermuthung nahe, dass die lateinischen Formen wie metuh, scrihit Avegen der genauen Uebereinstimmung, die sie in jedem Betracht mit den grie- chischen, oben als Pseudoindicative (ursprüngliche Potentiale) erwiesenen Formen wie ?£?£'.?, as-j--' u. dgl. zeigen, auch nichts anderes als in das Paradigma des Indicativ entsprechend dem geschilderten Vorgange im Griechischen gerathene alte Poten- tiale 2. und 3. Person sind. Diese Annahme von verschiedenen Seiten her zu beleuchten und zu rechtfertigen, ist die Aufgabe, welche uns in diesem zweiten Abschnitte obliegt. Wie steht es zunächst mit der Optativbildung im Lateini- schen? Gestattet sie eine solche Annahme? Für die indoger- manische Flexion dieses Modus suchten wir im ersten Ab- schnitte W^echsel des thematischen Vocals, entsprechend der Abfärbung desselben im Indicativ wahrscheinlich zu machen; wir setzten demnach im Griechischen neben einem (^ipziy.: ein *oipv.c, *o£pct(T) als lautgesetzliche Optativformen 2. und 3. Per- son sing. an. Nach dieser Hypothese hätten wir demnach als lateinischen Reflex jener Abfärbung (im Griechischen von -c- zu -ci-) ein Nebeneinanderstehen von Optativen mit e und l zu erwarten : wir hätten als lateinische Flexion des Potential z. B. vom Stamm lüde- Sing. 1. Person ludem (vgl. accipiem 988 H;ibc) landt. Futurum bei Plautus Hostel. 3, 3, 11 u. s. f. Belege bei Fr. Neue Formenlehre IL p. 431), 2. Person *ludls (aus * ludeis), 3. Person "^ludlt (ans * ludeif) -^ Plur. l. F er &on hidemus, 2. Per- son '*luditis, 3. Person ludent anzusetzen. — Die Formen ludis, ludit finden wir im Indicativ 2. und 3. Person, gewährleistet durch die von Corssen, Ausspr. etc. II. p. 492 zusammengestell- ten langvocalischen scrihis, ponts, percipU, ponit, nictit, sinit, peilt, ßgit etc. bei Plautus, Ennius, Lucrez, Vergil, Horaz und andern. Die Form 2. Person plur. '^' tudUis Sius * tudeitis wurde wahrscheinlich schon sehr frühe nach Analogie der 1. und 3. Person plur. mit e gesprochen, was bei der Lautnähe von ei und e (vgl. dedeit und dedef, anderseits auch dedit und ähnliches mehr) leicht geschehen konnte und an dem oben wahrscheinlich gemachten, identischen Vorgang im Griechischen (* (fipeiTs wurde nach 9spot!j.£v und sspccv zu yspotis) eine Stütze hat. Als die 2. und 3. Person sing, des Potential im Indicativparadigma festgeworden und ihrer Optativen Bedeutung verlustig gegangen waren, bildeten sich dazu Contrastformen mit der Abfärbung e des ]\L)duszeichens: mit dieser, weil die damit lautgesetzlich erscheinenden Personen immer ihren potentialen Sinn bcAvahr- ten und sich daher für das Sprachgefühl e-Färbung des Modus- diphthonges imd Optative Function mit einander verketteten. So entstanden die Optative leyes, leget, wie im Griechischen an die Stelle der indicativisch verAvendeten ursprünglichen Potentiale Aeyet?, '/A-^ei die neuen streng Optativen ki-{oi.c, Xe^ot traten. Diese so mit durchgängigem e erscheinende Optativflexion wurde im Lateinischen ziuii l'iilunim*, im Griechischen stellte sich durch Uniformirung mit -o:- im Optativ eine Vermehrung der optativischen Energie der Modus ein. Die Parallelität dieser Vorgänge im Griechischen und Lateinischen ist wohl schlagend: die nachfolgende Zusammenstellung mag sie sche- matisch illustriren : sin er Indicativ, I. Stufe. Indicativ, II. ötufe. 1 . '/.i-^w legö "/.svoj legö 2. '*'/.v(i'3i Hegest (y^l. le- \i^(eiq legis garis) 3. */«£7£T'. ■^•legeti(yg;]*le- AeY£t(T) legit gifer) Optativ, n. Stufe. KV(Oi[).'. legem Xi'(o>.c, leges )^3YCt(T) . leget XeYcqxcV legemus XsvoiTS legetis Personalausgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 989 qfftativ, I. Stufe. sing. 1. A£70'.|JL'. legem (vgl. accipiem) 2. ASY^ Ißg'^ ( * le- geis) 3. Ke-(zi{z) legit ( * le- geit) plur. 1. \i-^o'.\i.vi legemus 2. *A£Yef:£ '^legitis ('*le- geitis) 3. X£yo'.v(t) legent \iycv/(x) legent Wenn überhaupt, so haben sich die Formen des Potential .>ehon sehr frühe an Stelle der alten Indieativformen 2. und 3. Person im Indicativparadigma eingenistet und dann nach and nach mit den übrigen Formen des recipirenden Systems fest associu't; daher wäre es begreiflich; dass sie sich in ihrem ganzen Habitus möglichst den neuverschwisterten Bildtmgen anbequemten, dass also der Diphthong -ei- sehr frühe, eher als sonst im lateinischen Sprachmaterial, sich zu einem Einlauter, dem langen i zusammenzog. Dieselbe Tendenz spricht sich auch später durch die Kürzung der Silben is, it zu ts, it aus. Hatte früher die monophthongische Qualität des Thema- vocals der übrigen Personen die Reducirung des Diphthongs ei zu i herbeigeführt, so bewirkte jetzt die Quantität des i der 2. Person plur. und des ü der 1. und 3. Person plur. die Ab- schwächung des i zu ?, welche seit der Zeit des Plautus und Ennius im vollen Zuge ist, Avobei ihr die überhaupt herrschende Neigung der lateinischen Sprache, lange Schlusssilben zu kürzen, entgegenkam. Gibt es nun auch Spuren des behaupteten alten Ver- hältnisses der lateinischen Optativflexion aufzudecken? Dvtrch- aus nur als Vermuthung möchte ich nun zuvörderst aufstellen, dass in dem imperativisch gebrauchten Optativ 2. Person noll für * nolis (Corssen, Ausspr. I. p. 724) die alte thematisch gebildete (vgl. nolemus, nolent), aus *noleis entstandene Form vorliegt; darauf führt das nolei, welches inschriftlich erhalten ist, siehe C. J. lOSl. 1453; noll erscheint später C. J. 1445. Die Vereinzelung dieses Restes im Praesenssystem brauchte 990 Hahoi-lanelt. nicht aufzufiillen, da die imperativische und formelhafte Ver- wendung der Form recht wohl die alte Lautform -ei- geschützt haben kann, so dass sie sich hier länger erhielt, als in allen indicativisch gebrauchten Optativen 2. und 3. Person. iSicherer aber, wie es scheint, liegt der alte Bestand des thematischen Optativ zu Tage in den Ueberresten des s-Aorist, Avelche die lateinische Sprache noch bewahrt hat; gerade wie im Griechischen sich hiet ebenfalls ganz deutliche Spuren er- gaben. Darüber ist man nämlich jetzt wohl schon einig, dass die in der älteren römischen Literatur so häufigen, aber immer mehr (bis auf wenige Fälle) zuinlcktretenden Bildungen, wie dijcfi, dixtis, dixo, dixirn, dixis, dixem etc. s- Aoristformen sind; vgl. E. Lübbert, Gr. St. §. 9. p. 65-69. Rud. Westphal, Verbalfl. der lat. Spr. p. 105 ff. ; Brugman, Morphol. Untersuch. in. p. 38 ff., wo eine ganze Fülle neuer Combinationen über diese und verwandte Bildungen geboten wird. Dixti, dixtis hat Brugman vollkommen richtig als Indicativpersonen, faxo, capso als 1 . Person Conjunctiv des s-Aorist erkannt ; in der Er- klärung der Formen wie faxis, faxint, faxem vermag ich ihm aber nicht beizupflichten. Es wird nämhch für alle diese For- men nur un thematische Bildungsweise zugelassen. Brugman vergleicht zwar auch 1. c. 42 lateinisch dixem mit einem grie- chischen *■ oeizo:\j.\ (welches man ,sich nach der Analogie von Formen wie '.;iv, Imperativ xlt-.i. denken könnte^) und das sich auch thatsächlich einstellte, nur unter Benützung des Stimm- tones X (im Indicativ) zur Pendantbildung -leiza\.\ii modificirt; er erkennt an, dass morphologisch die beiden Formen völlig identisch seien, lehnt aber die Identificirung Avieder ab in Hin- blick auf die angeblicli schlechte Gewährleistung für Formen wie faxem, copsem, die durch ihre Wurzclgestalt die geläufige Auffassung, nach der alle derartigen Bildungen wie dixem, scripsem etc. Zusammenziehungen der entsprechenden Con- junctivc plusquaraperfccti sein sollen, unmöglich machen würden (faxem sluh fecissem ! ? ) . Ich meine aber, da die Be- denken, gegen die Ueberheferung, wie Plaud. Pseud. 1, 5, H4 fnxem, Pacuv. bei Non. p. 116 snhaxet, Plaut. Capt. 3, 5, 54 (nach Fleckeisen) /a.x6/ weder in der Form selbst, noch in ihrer Syntax (für faxem Plaut. Pseud. 1, 5, 84 verlangte Ma- dvig, Opusc. acad. alt. p. 69 faxim: einen Optativ des s-Aorist, Personalalisgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 991 was ja f^em im% auch repräsentirt) begründet sind, dass die Oleichung deic-sem = griecliisch ce{;a;;j.! aufrecht zu erhahen ist. DarajiT führt auch die Beobachtung, dass in der 3. Person phir. [wie auch durcli nivelHrende Analogie in der 3. Person smg., i^. griecliisch -at(T)] in den Handschriften zuweilen -sent (set) erscheint, wo Neue Formenlehre II. p. 539 sich mit der Annahme einer Vermischung mit dem Plusquamperfect- Conjunctiv oder archaist. Schreibung beruhigt, während E. Lüb- bert in seinen Gr. St. p.' 49 ,die Vertauschung des synkopir- ten Conjunctiv perfecti mit dem Conjunctiv' plusquamperfecti einen ausserordentlich seltenen Fall" nennt, dessen Annahme , stets etwas Bedenkliches hat'; in der , archaistischen Schrei- bung' sehe ich aber nui* eine Ausflucht. Der Ausgang -sent [asportassent, faxent, astasenf Paiil. Diac. 26, 3) stimmt wieder sehr gut zum Griechischen, wo die Endung *-a'.v(T), wie wir sahen, nach der ganzen Bildung des Optativ im Ä-Aorist anzu- setzen war. Wenn daneben viel häufiger der Ausgang -tnt, z. B. axtnt, faoctnt, capsint etc. begegnet, so hat dies im Grie- chischen abermals seine genaue Entsprechung in den Formen auf -c'.av füi- *-£'.vT. Damit ist auch schon gesagt, dass wir als die lateinischen Gegenbilder der griechischen ui'sprünghchen Optative der 2. und 3. Person des s-Aorist (der späteren Fu- tura) auf -sie und -v. die Formen auf -is, -U ansehen ; demnach identiliciren wir ein axis, axit vollständig mit dem gi'iechischen a^etc, ac£'.(T) und stützen uns dabei auf die sowohl inschriftlich, wie handschriftlich aus früher Zeit Avohlverbürgten Schreibun- gen: faxeis, C. J. 542 (14G v. Chr.); faxeis, tit. L. Mummi J. L. A. p. 151: amhulareis, C. J. 1431; prohibesseis, Ennius ap. Prob. Verg. ecl. 6, 31: faxeit, Plaut. Pseud. 4, 1, 16 (im Vatic. m. pr. faxet: vgl. im Perfect dedet ■= dedeit u. dgl.); faxeis (faxes), Acta fratr. Arv. a 27, Z. 17; a 38, Z. 8. 11: endhch comedereis, Plaut. Men. 3, 2, 55 (im Ambros.\ Versuchen wir demnach aus den Trümmern von Optativ- formen des s-Aorist im Lateinischen ein möglichst vollständiges Paradigma zusammenzustellen, so ergäbe sich etwa das fol- gende : 992 Habeilan.U. siiio;. 1. faxem faonm g;i'iech. ■äpä^atpi.t ' TÜtj^eia 2. faxeis *faxes '::pa;et!; TuJ^at; 3. faxeif faxet ^^«^£'.(1) -züilaily) jilur. 1. faxlmus (*faxeimus) -pä^a-.ixev vjignung verloren, scharfe Gemination des s zu bezeichnen ; so steht es z. B. in ezlessi, (locat.) passl- mccja \\w(\ anderswo ganz unberechtigt. Umgekehrt kommt es vereinzelt Mir, dass statt etymologisch berechtigter Geminirten .Schleichor lelirt: immer; Bezzenberper führt inde.s.sen einigre. Formen mit fi an, bemerkt ;iber anch, (la.ss die Verkiirzunf^ zu n schon sehr tViili stattgefunden liaben mus.s; 1. c. p. 232. PersonalauiJgaDge bei den thematischen Verben iin ludogermanischen. 1003 k niw ein 4«pnsoiunit gescbl-ieben wird, wie z. B. adaritu für addaritu, \^\. Kurschat, Lit. Gr. §. 432. — Ist es mm eine zu kühne ■Annahme, dass nach solchen Proportionen Avie snkiis (ReflexivmnH suku (Activum), sükus (Reflexivum) : svka (Acti- vum), suKomds (Reflexivum) : sükome (Activum) u. s. f., von der Keflexivform *sukess (lauthch := sukes) aus sich auch ein suJce bildete, weil im Sprachbewusstsein der Wechsel von Reflexiv- und Activbedeutung, als auf dem Gegensatz eines s-Auslautes und eines vocalischen Auslautes beruhend, sich darstellte ? Wie ungemein leicht musste sich nicht von einem siiJ^^:ss (gesprochen wie ein sukes) nach dem Verhältniss von suJdis : sukü u. s. f. ein Silke im Sprachgefühl als 2. Person sing, activi ablösen? Und ferner — noch ein bedeutsames Moment kommt hinzu. Die Activform * sukes fiel mit d.er reflexiven sukes (für *suA-m) lautlich zusammen; musste der Differenzirungstrieb, welcher geschiedene Functionen auch lautlich geschieden haben will, nicht die so naheliegende, von aUen associirten Bildungen, zu- nächst den übrigen Personalendungen, und dann vom Optativ, den Participien etc. her sich sozusagen von selbst aufdringende Umformung mit vocalischem Ausgang aufs Kräftigste unter- stützen? So wurde von zwei Seiten auf Formen wie '*sitkes (Activum") ein Zwang geübt, der sie in die Gestalt suke mit schliessendem e ti'ieb und nur in diese, wie leicht einzusehen, treiben konnte.' Hier wird uns nun auch auf einmal klar, warum die alten Pseudoindicativformen 3. Person sing, auf -cd (e) aus dem Gebrauch verschwanden und durch die 3. Person plur. ersetzt Avurden, Avas AAnr oben nur erst andeuten konnten. Eine Confusion der 2. uiul 3. Person sing. Avar ja mit dem Entstehen jener 2. Person auf -ii eingeleitet. Wie soeben ausgeführt, Avar aller Verrauthung nach nämlich eine Tendenz, die 2. Person auf e auslauten zu lassen, da, und zA\'ar noth- Nvendig in bedeutender Stärke ; andererseits stand ihr das Be- sh-eben der Sprache, die 2. und 3. Person, welche gleich zu werden drohten, auseinander zu halten, entgegen. Aus dieser Sackgasse lialf sich nun der sprachliche Differenzirungstrieb, 1 Auch wird man nicht fehlgehen, wenn man drittens die Analogie mit dem Ausgang 2. Person unthematischer Verba -Je, z. B. e«*e, als mit- wirkenden Factor auffasst. 1004 Habeilundt. wie die Natur sich unter solcben Umständen helfen würde: er wählte von zAvei Uebeln (hier die Inutliche Identität zweier f'uiietionell geschiedener Formen) das kleinere, d.h. er Hess die Formen auf o,i, e als 3. Personen fallen und setzte dafür einen bereits hen-schenden Trieb der Ersetzung (die 3. .Person dual, wiu'de ja schon dm'ch die über ihr Gebiet sich ausbreitende Form der 3. Person plur. gegeben) über die letzte demselben erreichbare Form fort; mit anderen Worten und weniger meta- phorisch geredet: die 3. Person sing, verlor sich im Gebrauch und Avurde durch die entsprechende Pluralform ersetzt, weil die 2. Person sing, des Activuni, um sich von ihrer reflexiven Form bestimmt abzuheben , in eine der 3. Person activi identische Gestalt trat und nach allen Vorbedingungen nur in diese treten konnte. Dieser Process der Difforenzirung des Activum von dem Reflcxivum 2. Person und der des Umsich- greifens der 3. Person phir. in singularischer Function standen demnach in engster Beziehung zu einander und beförderten sich gegenseitig: ihr Resultat liegt uns einerseits in der ausschliess- lichen Herrschaft des Ausganges der 2. Person sing. act. -e, daraus -i, andererseits in dem fast völligen Aufgeben der alten (nicht etwa der ältesten indogermanischen) 3. Person und ihrer Stellvertretung durch eine verwandte Form vor, und bedeutet oftenbur für die S})rache das geringste, unter den -sorhandenen Umständen unvermeidlich gewesene Opfer an I )cutlichkeit. — Der geschilderte Process vollzog sich, wenn überhaupt, so in grosser Ausd^'linung, denn sowohl die pracsentischen, wie die Futur nnd Aniisthildungen, die in ihrem jetzigen Bestände in Rücksieh I auf (his \n]\ mis Betrachtete völlig übereinstimmen, sinti aus ihm so her\-orgegangen, wie wir sie jetzt beobachten.' Ein directer Bew(Ms, dass (li< l^itstehung der Endung 2. Per- son -e nur in (h r dargelegten Weis«; zu denken sei, ist freilich nicht zu fiiliren, da doch Spiiren des alten Ausganges *-es am Indieativ iiu Spraidiuiateriale niidii nachzuweisen sein dürften. Umgekehrt aber darf (djensowe.nig das Fehlen solcher activer P'ormen. 2. Person auf -es als ein Kinwand gegen die vor- ' Ebenso sind, nacli rlemselben Processe, die Formen des alten Imperativ auf ar (e, t), d. li. de.s Potential -'. Person, der ursprünglich '^-ais au.s- lautete, entstanden zu denken. Fei'sonalansgängc bei den thematisclien Verben im Indogermanischen. lOOo geti'agen^Hypottese benutzt werden, da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen erscheint, dass in einigen der sämmtlich für Reflexivforcien geltenden Bildungen der 2. Person sing, auf -s doch die alt^i Activformen stecken. Aber, wie gesagt, zu ent- scheiden ist hier nichts mehr mit Sicherheit. Noch einigen anderen Einwänden , die mit mehr Recht erhoben werden könnten, muss ich hier gleich begegnen: ich habe sie mir selbst ernstlich gemacht, bin aber zu dem Resultate gekommen, dass sie nicht im Stande sind, die Wahrscheinlichkeit meiner Hypothese irgendwie zu erschüttern. Wie kommt es doch, kann man sich ja fragen, dass an vorausgesetzten Bildungen, wie sukes (Reflexivum für sukess) lautlich so gar nichts mehr die ui'sprüngiiche Doppelconsonanz verräth? Man könnte sich auf den Nominativ sing, masculini .des Participium praesent. activi II berufen, dessen Themavocal bei Antritt des Reflexi- vum si zu d (in Coadjuten zu 6) gedehnt wird, also z. B. auf sükdamdsi (siikdamösi), vgl. Kurschat, Lit. Gr. §§. 1149, 1166. Bezzenberger 1. c. p. 231 bemerkt dazu: , Offenbar ist diese Dehnung als „Ersatzdehnung" aufzufassen,' und möchte aus der Länge des Vocals hier folgern, dass im Litauischen die bekannte Abneigung gegen Doppelconsonanten sich erst relativ spät entwickelt hat. Ich glaube, zu einem derartigen Schlüsse berechtigt eine solche vereinzelte, auf eine Bildung (worunter freilich mehrere Fälle gehören) beschränkte Erscheinung keines- wegs. Gegen die Auffassung des d als einer durch , Ersatz- dehnung' entstandenen Länge möchte ich aber zunächst die von Schleicher, Gr. p. 234, beigebrachte merkwürdige Form eines reflexiven Verbalsubstantivs auf i-ma-s- , nämlich voloimasis (.das sich wälzen*) anführen, welches von Bezzenberger selbst p. 231 sehr wahrscheinlich aus voUojimas-si-s(i) , also einer Form mit doppelter reflexiver Diathesis erklärt wird.' Wenn hier das ss nach seiner Vereinfachung keine , Ersatzdehnung' zm-ückliess, so ist es unstatthaft, in einem ganz gleichen Falle, wo ebenfalls Reduction von -ss- zu -s- stattfand, dieselbe an- zunehmen-, daher fällt die Erklärung der Länge des d in sük- ' Im Vorübergehen möchte ich schon hier darauf aufmerksam machen, dass die Verdoppehmg des reflexiven Elementes aus demselben Trieb, den reflexiven Charakter deutlich zu zeigen, stammt, wie die Ablösung einer neuen activen Form 2. Person auf e; siebe unten. 1006 Haberlandt. damdsi als Ertiatzdehnung zu Boden. Ganz ebenso spricht gegen die bestrittene Auffassung das Vorkommen von Formen wie vielfdamse, Bretk. Rom. 8, 34 (für melfdanis-se) und rodi- dnmjis T. IL Thessaler 24 [= rodydams-si-s(i)\ avo dieser sonst angeblich , Ersatzdehnung' erfahrende Vocal vor dem reducirten -6'- sogar ausgefallen ist: da kann doch sicher von einer Positions- wirkung eines vereinfachten s keine Rede sein.' Demnach, glaube ich, ist es gar nicht zu verwundern, wenn uns weder am Vocal der reflexiven, noch der davon nach meiner Ueber- zeugung abgelösten 2. Person activi auf e Spuren der alten Doppelconsonanz, die eben für's Litauische nie eine war, auf- fallen.-^ Noch einen anderen Einwand , der nicht ohne einige Scheinbarkeit ist, muss ich mir machen, da ich meinß Hypo- these als stichhältig erweisen möchte. Zugegeben, dass die 2. Person sing, präsent, eine eingedrungene Optativbildung gewesen und im Activum schon auf *-ais ausgelautet habe, — musste die Sprache, um ein Zusammenfallen der activen und medialen Flexion in der 2. Person sing, zu vermeiden, nicht instinctiv in medialer Flexion die alte Form des Reflexiv- pronomens si hier festhalten V Die Antwort darauf ist und niuss sein: sie hat sie nicht festgehalten, wie uns ein Blick in's Sprachmaterial lehrt. Sie hat dies Mittel, zwei ge- schiedene Bildungen auseinanderzuhalten, nicht benützt. Mög- lich, dass in der 2. Person der reflexiven Bildung das i des enklitischen Pronomens sich hinger erhielt als in den übrigen Personen ; endlich aber konnte auch diese Person gegenüber den anderen, welche das i längst eingebüsst hatten, dasselbe nicht iiH'lir ci-lijJh n. und rlaniit trat nun xcrnnilhlich Jener Process ein. den ich oben ans dem Bestände der Personal- endungen, seinrin uns allein vorliegenden, endgiltigen Frgeb- nissc, erschliessen und verfolj^;n /.n kiiimen glaubte. Wie in ' Dip ErkläriiTip de» n in einem nulcdamÜHi, shkdamosi durcli Er.satz- rlelnmnp liat Much sclion Job. .SelirairU in seiner Recension des Bezzen- lierrrer'schen Buches Jenaer Lit.-Ztp. Art. UM znrückijewiesen. - Ebenso ist ss, itbne irpendwelclie phrmetische Wirkung zu binter- la.ssen, zu n reducirt in: f/his ifm wadin hagunaisi. (Bretken's Postille, 2. Th..57), wobei /taipmaisi als Instrumental pliiral. vom l'articipiuni liagunaa mit dem reflexiven -si verbunden steht, also = hw/imaü-si i.st. Personalausgängc bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 1007 i den reflt^^ven verbalen Nominalfonuen, in Participieu, Verbal- substantiven, z. B. den besprochenen Formen voloimasis [=^ *-vo- Uojim.as-si-i(i)], stahißs [=: stäjqsi-s(i)J mit doppeltem Reflexi- vum, fiiejie ^ezzenberger 1. c. j). 285, Anm. 1, rodidamfis [-— roc^ßams-si-s(i)] das Zusammentliessen der beiden s-Laute, des flexivischen und des reflexiven, nachdem das / des prono- minalen Elementes eine Weile active mid reflexive Formen noch auseinandergehalten hatte,' anderweitige deutliche Aus- prägung des reflexiven Charakters nöthig machte, gerade so dürfen wir uns den Vorgang in der 2. Person sing, denken, wo ebenfoUs das reflexive s em tauber Laut wm-de, wo ein ursprünglich reflexives sukes-si gegenüber einem activen *sukes auch nur das Plus eines i zeigte, durch den als für das Re- flexivum charakteristisch empfundenen s-Laut sich aber nicht wie die übrigen Personen alle vor dem Activum auszeichnete. Die ausserhalb jeder associirten Formengesellschaft stehenden, selbstständigen Verbalnomina nun kamen auf dem einfachsten und directesten Wege, durch nochmalige Ansetzung des cha- rakteristischen s, dessen undeutliches, ja unfühlbar gewordenes Vorhandensein eigentlich diese ganze Neubildung hervorrief, ^ zu der erforderten deutlich reflexiven Bedeutung; sie standen unter keinem Systemzwange, wie die 2. Person sing., wo das gleiche Bedürfniss, das Reflexivum gegenüber dem Activum deutlich hervortreten zu lassen, ganz anders befriedigt werden musste. Denn hier Hess die enge Association innerhalb der Personen eines Paradigmas eine nochmalige Ansetzung der reflexiven Diathesis Avie bei den selbstständigen Verbalnominen nicht zu, da sich damit die 2. Person von den übrigen zu weit entfernt hätte ; ein sid<:esi-si : sickes war neben einem siikäs : sukü, sukas : s-uka u. s. f. nicht möglich. Da blieb nur der eine Weg, den ich bereits bezeichnete, die Bildung eines neuen Activum suke übrig. So wirft der Einwand und seine Erledigung von ' Bis dasselbe dem sonst ganz anders befriedigten Bedürfniss ihrer Schei- dung nicht mehr genügte. - Vgl. eine Reihe ganz ähnlicher Sprachvorgänge, zusammengestellt bei Brugman, Morphol. Untersuch. III. p. 67 — 72. Sollte nicht auch im Lateinischen die nominale Vicariatsform 2. Person plur. Passivura, z. B. legimini, aufgekommen sein, weil das reflexive Zeichen -s nach legetis ein todter Laut war? 1008 Habcrlatidt, einer neuen Seite her Licht auf nnserc Annahme. — Zum Zwecke einer zusammenfassenden, übersichtHchen Darstellung folgt am besten auch liier Avieder eine Tabelle der einzelnen Etappen in der Geschichte der besprochenen Personalausgänge des themavocalischen litauischen VerbvimS; wobei ich daran erinnern möchte^ dass dieselben natürlich nur schematisch ge- geben werden können^ dass solche starre, geschiedene Stufen innerhalb eines Entwicklüngsprocesses, wie der^ den ich zu schildern versuchte, lediglich Abstractionen des Grammatikers sind. Tabellarisch zur Anschauung gebracht, stellt sich also unsere Hypothese bezüglich der 2. und 3. Person folgender- massen dar: Aeltestes Paradigma des Indicativ. sing. 1. sickü Potentialis. 2. * sukesi '^'sukeis, *sukais 3. * sukefi *sukd(t), sukaift) plui-. 1. sakome sukatme 2. '^sukete, sukate * siikeite, sukaite 3. * suka(nt) , suka • • • • Indic ativ I. Indicativ Keflex. Indicativ II. Indicativ Rotiex sing. 1. sukü : suk'ä-s(i) Siikü : suküs 9 *s}ikes : sukes-sif '^suk'ds : suke SS 3. suke suk'fi : • |>lui-. 1. sukonie : sukomes(i) sukome ■ sukomes 2. sukate : sukates(i) sukate : sukates 3. sukfi sukas(i) suka : sukas Indicativ III. ] ndicativ Reflex. Indicativ IV. sing. 1. sukü suku-s sukü 2. suke suke-ss suke, suki 3. suk'e suka, plur. 1. sukomfi : sukomes sukovie •> sukate : sukate-s sukate 3. suka 'r' : sukas suka . So gross der Umweg scheint, welchen wir hier zur Er- klärung der zwei Personen des litauisclien Indicativ einschlagen, Persoüalausfräng-e ^ci den thematisclicn 'Verben im Indogermanischen. 1009 SO ist es yjjer Erwägung nach dennoch der einzige, welcher niit Rücksiclit 1. auf die Zusammengehörigkeit der 2. und 3. Person (wegen des-gemeinschaftl. e), 2. auf den rätliselhaften Schwund des s in der 2^Person sing., 3, auf die Qualität des Lautes >a7Vf/i/' (aus dem Conjunctiv zu erschliessen) nidit niüglich, da aus einem haralu Personalansgänge bei den thematischen Verben im Indogermanischen. 1011 nach amid|hischen*Laut2;csßtzen nie plrph.,^ sondern nur durcli Verschleifung pbpk werden konnte, eine Form, die z. B. im Neupersiscbrii thatsächlich als ^^ (hare mit ya-i-majMil) existirt. Ma'ti Ifönnte einen Augenblick lang, wie bereits von mehreren Seiten geschehen, betreffs der Herkunft des « (s) in der 2. Person vermuthen, das s sei hier bei den Verben auf n (armenisch t, e) eine Analogiebildung aus altbaktrisch. -si, das an jenen Verben, deren Stamm auf i oder u auslautete, lautgesetzlich erwachsen war. Jedoch, muss man sich fi-agen, wann sollte diese Analogiebildung vor sich gegangen sein? Im Alteranischen sicherlich noch nicht, wie das Altbaktrische und Altpersische zeigt; im Armenischen aber auch nicht, denn hier fehlten ja schon die Muster, von denen die Uebertragimg des s hätte ausgehen können, um dann weiter um sich zu greifen, fehlten die ursprünglich auf andere Laute als das Classen- zeichen a im Stamm ausgehenden Verba, da sie alle längst schon in die schwache Conjugation hinübergezogen worden waren. Die armenischen Verba auf u zu citiren, ist aller- dings so naheliegend als unrichtig: sind sie ähnlich wie die letto-slavischen -ovii- auf mit dem ursprünghchen Verbalsuffix -ava- gebildete Stämme zm-ückzubringen — was Niemand be- streitet — dann sind es ja ursprüngliche a-Stämme, in deren zweiter Person ebensowenig wie bei den Verben auf einfaches -a sich ein s erhalten, sondern schon vom Alteranischen her nur ein h fortgepflanzt werden konnte. Demnach ist es mit einer Analogiebildung zur Erklärung des -s hier nichts. Einen andern Weg zur sprachwissenschaftlichen Recht- fertigung des s im Ossetischen, das mit unserem armenischen " identisch ist, schlägt C. Salemann in den Kuhn'schen Beitr. VIII. 75 ein; er lässt nämlich die alteranische Endung -ahi frühzeitig in -iki übergehen. Diese Annahme ,ad hoc' ist mm aber, weil das avis altem s entstandene h doch nie wieder lautlich zu s werden kann, ganz zwecklos. Um die Annahme einer Analogiebildung kommt Salemann trotz jener seiner Mei- nung ja auch nicht herum, und dass von einer solchen hier nicht die Rede sein kann, wurde soeben dargelegt. Fr. Müller versucht, , diese in der That bedeutende laut- liche Schwierigkeit' des armenischen s der 2. Person (Arme- Sitznngsber. d. phil.-hisf. CI. C. Bd. II. Hfl. 66 ]012 Haberlandt. niaca IV. A: Sitzungs-Ber. der phil.-hist. Classe der kais. Akad. der Wissenseh., Bd. 78; p. 425 ff.) durch die Annahme zu lösen, dass armenisch p^y^hu (beres) und altbaktriseh haralii gar nicht mit einander identisch seien, sondern dass ersteres die alt- baktrische 2. Person sing, optativi med. baraesa repräsentire. Die armenische Fortsetzung der alteranischen 2. Person sing. Lidicativ wäre, meint der genannte Forscher, mit der 3. Per- son sing, ptpi (bere, ans baraiti erklärt) zusammengefallen, welches zu vermeiden die Sprache sich der 2. Person sing, optat. med. zur Bezeichnung der betreffenden Indicativperson bemächtigte, was (mit Fr. Müller 1. c. p. 42J^ zu reden) um so leichter geschehen konnte, ,als bei der Anrede im gewöhn- lichen Leben die Optativform — wie uns schon das Altindische zeigt — einen Beigeschmack von Höflichkeit in sich ent- hält . . .' Bezüglich der sonstigen Einwendungen , welche dieser wohlbegründeten Lösung der schwierigen Form auf <• gemacht werden könnten, sei auf den citirten Aufsatz selbst p. 428 (p. 4 des Separatabdr.) verwiesen. Im letzten (V.^ Hefte der Ajrmeniaca (aus den Sitzungs- Ber. der phil.-hist. Classe der kais. Akad. der Wissensch., Bd. 88, p. 1 1) gibt Fr. Müller neben der soeben angeführten Erklärung noch zwei andere. Bei Besprechung von ^^A-« {ifses, 2. Person sing. conj. vom Verb, subst.) meint er, die Form könnte auch in der Weise entstanden sein, dass «, das Zeichen der 2. Per- son sing., später hinzugetreten sei, ,um diese Form von der gleichlautenden 3. Person sing. A?^ (itse) zu scheiden'; und so überall. Aber wo im ganzen Bereiche des armenischen Verbum ist sonst in der 2. Pers. ein s Personalzeichen? Wo sind die Muster, nach denen jene Analogiebildung — denn nur von einer solchen kann dabei die Rede sein - hätte vorgenommen werden könncm? Das indogermanische -.s- der 2. Person war ja durch das Medium der alteranischen Sprachperiode durch- gegangen und hatte sich in diesem Durchgange hier überall zu //verflüchtigt: als dieses trat es auch schon in die armeni- sche Periode ein. Uebrigens bemerkt der genannte Gelehrte selbst anmerkungsweise, dass nach dem sonstigen Gebrauch des Armenischen die Form A'/^'/ (ifserO oder Av^T^ (itse.d) lauten müsste, da •• nicht auf die 2. Person, sondern auf die erste bezogen wird: vgl. z. B. -^"'jp» .mein Vater' oder ,ich Personalansgänge bei den thematischen Verhen iin Indogermanischen. 1013 der Vater^ dagegen "^pk-^ji- ,Du Jude'. — Demnacli fällt diese Erklärung gegenüber der zuerst von Fr. Älüller aufgestellten zu Boden. ^. "Das Gleiche gilt wohl von dem dritten Fall, den Fr. Müller bei der Form für möglich hält. Denn wenn der- selbe hi?^1l^gen der lautlich räthselhaftcn armenisch-ossetischen Form einerseits und der griechisch-litauischen Endung -ai-si (?) anderei'seits glaubt, eine zweite indogermanische Endung ai-si für diese Person annehmen zu dürfen — wobei weder für die Doppelheit der Form gerade in dieser Person, noch für das ai der zweiten Bildung ein Grund sich auch nur absehen lässt — so fügt sich erstens einer solchen Form, wie Fr. Müller selbst gleich sieht, das Litauische wiederum nicht (z. B. sukl^ wegen des Fehlens von s, das im Litauischen weder im Inlaute, noch im Auslaute verloren geht), und zweitens auch nicht die griechische Form, denn aus einem indogermanischen hharaid konnte im Griechischen auch nichts Anderes als *fep£ci, d. i. *oipt'., werden. Demnach verfehlt die Annahme einer indo- germanischen Nebenform 2. Person auf aisi ihren Zweck, ist also wohl auch für die Erklärung der armenischen Formen nicht zulässig. Es bleibt somit nur die erste der von Fr. Müller beigebrachten Erklärungen bestehen, derzufolge die 2. Person Lidicativ thematischer Verba im Armenischen ein Optativ medii ist. Und dieser scharfsinnigen Lösung der Frage über die Herkunft des s glauben wir entschieden folgen zu müssen, so weit es das Meritorische der Sache: die Erklärung betrifft, wenn wir auch über die Art und Weise, wie diese Form in den Indicativ gerathen, eine abweichende Ansicht hegen, die nunmehr hier dargelegt und kurz begründet werden soll. Die Frage, die sich bei allen Vicariatsformen zunächst erhebt: was war die Ursache ihres Eindringens in ein System andersgearteter Formen? beantwortete für die 2. Person sing, im Armenischen Fr. Müller, wie berührt, mit dem Hinweis auf das drohende Zusammenfallen der 2. und 3. Person, welchem die Sprache instinctiv durch vicariirenden Gebrauch einer Op- tativform auswich. Vergegenwärtigen wir uns diesen Process in seinen einzelnen Hauptmomenten, so wären einst im Arme- nischen nebeneinander etwa '^'berek' und ^'hereiti, dann vielleicht *here und * bereif n. .s. f. gesprochen worden, also Formen, die keineswegs von allem Anfang ihrer speciell armenischen laut- 1014 HabcrlaiiiK. Hellen EntAvicklung an zusamraenzufalleii drohten; oder in an- deren Worten : mit dem Gleichwerden der beiden Formen durch lautliche Abschleifung hatte es gute Wege, es wäre erst in einer verhältnissmässig späten Periode der armenischen Sprachgeschichte eingetreten. Haben Avir nun aber das Recht anzunehmen, dass bis in diese Zeit die alten Optativformen noch alle fortgepflanzt Avordcn seien (denn warum sollte etwa nur eine, gerade z. B. die 2. Person sing, bewahrt worden sein?), da doch absolut keine Ueberreste der Optativflexion im Armenischen nachzuweisen sind? Müssten nicht, wenn der Potential zur Zeit des endlichen Zusammenfallens der 2. und 3. Person Indicativ, somit relativ spät, im Gebrauch noch so festgew^urzclt und beliebt war, dass eine seiner Formen sich an Stelle einer altererbten, unpraktisch gCAVordenen Indicativ- bildung festsetzen konnte, Nachkommen jener Flexion im ar- menischen Sprachmaterial begegnen? Es will uns, da der Optativ auch in Spuren dem Armenischen sonst durchaus felilt, daher nicht recht einleuchten, dass jener Optativ 2. Person auf dem von ^''r. Müller bezeichneten Wege in das Indicativpara- digma gerathen sei, zumal, wenn wir an die identische Störung in der gleichen Person im Griechischen, Lateinischen und Li- tauischen denken. Um es kiu'z zu sagen: wir verrauthen, dass auch im Armenischen jenes Eindringen der Optativform in die 2. Person wie im Griechischen, Lateinischen und Litauischen sehr alt sei, und seine Ursachen niclit so sehr in Verhältnissen der Einzelsprachen, sondern in «nner aus der Ursprache über- kommenen Tendenz habe. Im Zusammenhang mit dieser Auf- fassung des Processes, welcher dem Armenischen in die 2. Per- son einen Optativ brachte, steht eine Vermuthung, die aller- dings blos an dieser Auffassung und an den identischen Ver- hältnissen im Griechischen, Lateinischen und Litauischen, mit welchen, wi(^ wir sahen, das Armenische in der 2. Person zu- sammengeht, eine Stütze hat, dennoch aber hier Raum finden mag. Die 3. Person Indicativ, z. P>. armenisch /V././. (bere), wird bis.h(;r aus dem alten haraifl erklilrt lautlich ganz zn- treftend, somit eigentlieh, wie es scheint, ganz zweifellos richtig. Dennoch nn'W'hte ich ans sprachhistr)rischen ririinden mich für eine andere Herleitnng entscheiden, welche, streng genommen, nicht so nahe liegt ;ds die aus haraifi. auch weniger direet ist Personalausgänge bei den thematisclicn Verben im Indogermanischen. 1015 als diese.* Ich erblicke in jenem armenischen pt^pk nämhch den alten Potential 3. Person sing, activi *baref [altbaktrisch ^i\'^ (baroit')], durch Verschleifung des t entstanden. Lautlich ist diese Amiahme ganz unbedenklich. Sprachgeschichthch aber enl^^fferlrft sie sich, ja vielmehr drängt sie sich auf, weil in der 2. Person sing, die Ersetzung der alten Indicativ- durch eine Optativform offenbar im Zusammenhang mit dem Vor- gange im Griechischen, Lateinischen und Litauischen steht; diese Sprachen durch ihre Uebereinstimmung aber zeigen, dass die Störung m-sprünglich auch die 3. Person ergriffen hatte, was demnach im Armenischen ebenso zu erwarten ist: diesem" sprachhistorischen Postulat wu-d nun aber die Annahme gerecht, in der Gestaltung der 3. Person sing, liege thatsächlich der alte Optativ, nicht der Indicativ, an den man freilich zunächst denken möchte, vor. Wir sahen oben in jedem der einzelnen behandelten Sprachgebiete, dass die Ausgänge der 2. und 3. Person sing, in merkwürdiger Weise von allen übrigen Indi- cativpei'sonen gleichmässig durch ein gewisses Plus ab- sprangen, dass sie bezüglich ihrer Bildungsweise unverkennbar auf einander wiesen, einer disparaten Erklärung hingegen mit ihrer ganzen Lautgestalt den entschiedensten Widerstand entgegensetzten: sollte es da zu kühn sein, für eine andere Sprache, welche eine Bildung der 2. Person aufweist, die schlechterdings nur genau so erklärt werden kann wie die zwei Singularpersonen eben jener Sprachen, ihrer dort erkannten Zusammengehörigkeit Rechnung tragend, zu vermuthen, dass auch hier die 3. Person sing, mit der 2. Person zusammen- gehe, d. h. wie sie ein alter Optativ sei, wofern nur von lautlicher Seite keine Schwierigkeit dawidersteht? Eine solche existirt aber nicht. Somit hindert nichts, im Armenischen die 2. und 3. Person sing, direct mit den besprochenen euro- päischen in engste Beziehung zu setzen : hier wie dort, überall war es ein Trieb, der die Sprechenden zur potentialen Form in jenen Personen greifen Hess, wo vielleicht, aber nm* viel- leicht lautliche Unbequemlichkeiten des Indicativ denselben unterstützten. Setzen wir das Eindringen der zwei Optativ- formen aber so ft-ühe an, dann begreift sich das völlige Schwinden der alten Optativflexion, sonst nicht. 1016 Habeilandt. Es bleibt noch die Form der 2. Person sing, im Alt- slovenischen 5i, welche auch keine Fortsetzung der indogerma- nischen Form sein kann, zu besprechen übrig. Wir können kurz sein. In dem Aufbatze: Zur Suftixlchre des indogermani- schen Verbum III (Sitzungs-Ber. der phil.-hist. Classe der kais. Akad. der Wissensch., Bd. 67, p. 650 ff.) gibt Fr. Müller die völlig überzeugende Erklärung der Form als der Endung 2. Person sing. med. (si) si = indogermanisch sai, im Aus- laute regelrecht verkürzt, vgl. Schleicher, Comp. p. 131), welche sich an die Stelle der alten 2. Person sing, activi gesetzt hat. Dies ist sehr bemerkenswerth. Es zeigt uns, dass auch im Altslovenischen die alte Form der 2. Person, welche nach unserer Meinung dem Griechischen, dem Lateini- schen und Litauischen verloren gegangen ist, sich nicht er- halten hat. Es waren vermuthlich die gleichen Verhältnisse, welche das Altslovenische hier veranlassten, die indogermanische Form der 2. Person sing, des Activum aufzugeben und zu ihrem Ersatz die entsprechenden Medialformen heranzuziehen, welche im Griechischen, Lateinischen, Litauischen und Armenischen die Einbürgerung alter Potentiale zur Folge hatten. Dass im Altslovenischen nicht in gleicher Weise wie dort der alte Op- tativ zum indicativischen Ausdruck in der 2. Person herhalten musste, hat vermuthhch seinen Grund darin, dass die Sprache diesen ]\Iodus ganz anders als etwa das Griechische oder La- | teinische, mit viel grösserer optativer Energie empfand und sich daher desselben zum Ausdruck des Imperativ bemächtigte. 5. Ziisaimiieufassung und Kcsnltute. I lallen wir nunmehr Rückschau. Die Schwierigkeiten, Avelchc der gewöhnlichen Erklärimg unserer zwei Indicativ- personen auf den einzelnen behandelten Sprachgebieten ent- gegenstanden, drehten sich, klirz zusammengefasst, um die fol- genden Hauptpunkte: 1. die Behandlung des s in der 2. Person sing., welches im Griechischen in unverständlicher Weise blieb, im Litauischen ebenso gegen alle Lautgesetze | fehlte, im Armenischen wiederum, räthselhaft woher, auftauchte; 2. um das nl der 2. Person im Griechischen (v.), der 2. und 3. Person im Lateinischen (i), der 2. imd 3. Person im Litaui- Fersonalausgänge bei den tbematischen Verben im Indogermanischen. IUI / sehen (e),*o. den «angeblichen xA.iisfall des aus - entstandenen 7 der 3. Person sing, im Griechischen; 4. die deuthch ersicht- liche ZusamTnengehürigkeit der Bildungsweise der 2. und o. Person im Griechischen, Lateinischen und Litauischen; 5. um ' (mor) ,Pest' erklärte, welches der deutsche Uebersetzer durch ,Ein M(^hr' Aviedergab. Für ,Mohr, Neger' gebraucht man indess Erörterungen und Aufklärungen über Aino 1029 > im Russisoöen das ursprüng'lich arabisch-türkische Wort apan-B (ardp). Es geschieht übrigens nur selten, dass über das viele Zweifelhafjte ^s Dawydow'schen Buches Aufklärung gegeben wird. In der Regel werden die darin enthaltenen Wörter, selbst diejenigen, welche mir unrichtig vorkamen, einfach ver- zeichnet. Die Richtigkeit lässt sich nur dann erkennen, wenn Herr Dobrotw(5rski selbst wieder diese Wörter an einer anderen Stelle in einer anderen Form oder Schreibart anführt. Jeden- falls war es oft gilt, das russische Wort kennen zu lernen. Eines erst jetzt von mir vollständig aufgeklärten Irrthums geschehe hier Erwähnung. In der deutschen Ausgabe findet sich das höchst sonderbare Wort: , Sechs scJiiudu'. Hierzu bemerkte ich in meiner , Kritischen Durchsicht': Offenbar irrig, da , sechs' iioan bedeutet. Sclnütu bezeichnet sonst den Strick eines kesselartigen landwirthschaftlichen Ge- ra thes (jap. erkl. zi-zai-no naiva). Vielleicht hier Verwechslung des russischen meCT'B (sest) , Stange' mit mecTL (sest') , sechs'. Hen- Dobi'otwörski gibt das Wort in seinem Wörterbuche, auf meine Bemerkung Rücksicht nehmend, folgendermassen wieder: niio^y. ^aB. TecTB (mecTL?); no HiM. nepeBe^eHo: mecxL; MOHceT-B 6htl cy-aTy, KaKi. h mnyTy. Moc. sepeBKa Kony- coo6pa3HOH nocy^ii. V Siu.du. Daw. fest' ,der Frauen Vater, Schwiegervater' (sest' ,sechs'?): im Deutschen übersetzt: Sechs; kann su-atu ^ sein, so auch siiifu, im Mo-siwo-gusa ,das Seil eines kegelartigen - Geräthes'. Aus der Setzung von TecTB (tesf) ,der Frauen Vater' in der russischen Ausgabe erhellt, dass Dawydow das Wort richtig geschrieben und erklärt hat. ASc/(iwc??f ist das japanische ^h>-S ,, si-uto ,der Vater der Gattin'. Irrungen so ungeheuerlicher Art wie die Setzung von ,Ein Mohr' für ,Pest^, , sechs' für .Schwieger- ' ÄM-aieV ist kein gebräuchliches Aino- Wort. Dobrotwörski legt zu Grunde: SM , Kessel' und atu ,Seil'. - Bei siütu selbst steht dem Mo-siwo-gusa gemäss KOTJOOÖpasHoft ,kessel- artigen'. 66* 1030 Pfizraaier. vater' Avären iiielit raüo-licli, Avenn die Wörter nach Gegenständen geordnet oder Synonyma in einer anderen Sprache hinzugefügt Avürden. Da eben von einem japanischen Worte die Rede gewesen, sei liier eine Stelle des Wörterbnches, Avelche eine auf mich be- zügliche, etwas dunkle Bemerkung enthält, angeführt. Dieselbe lautet : UliypvKy. Moc. afl.'h ( ^ 1\^ ZL i^')- IlpaB. ^u. ne nonaTO Indem ich die Abkürzung flpaB. iln. ixw IIpaBoniicaHie HiiOHCKOe halte, verstehe ich: Schiuruku. Mo-siwo-gusa: Gift (sijuruku). Die japanische Schreibung von Pf. nicht verstanden*. Hierzu bemerke ich, dass ich zu diesem Worte als japani- sches Synonymum zweimal y -^ i^ T (asi-mono) ,Gift' ge- setzt habe. Asi-mono ist nämlich die rein ja])anische Lesung von ^^ doku ,Gift', jedoch nicht allgemein üblich. In Hoffmann's ziemlich vollständigem Wörterbuche, von welchem jetzt zwei Lieferungen erschienen sind, wurde sie (durch den Heraus- geber?) weggelassen. Es findet sich daselbst ohne chinesische Zeichen, blos: Asi-movo, N. Somefhing had, injiirious. Selbst- verständlich muss das Wort auch in Goskewic's ganz unge- nügendem japanisch-russischen Wörterbuclie fehlen. Auch die folgenden Zusammensetzungen sind in Hoffmann's Wöilerbuche nicht enthalten: Asi-mono-dori, der Giftvogel. Asi-mono-isi , der Giftstein, Arsenik. Ad-mono-mtisi, ein giftiges Insect. Afii.-moiw-gusa, Giftpflanze. Zu den offenbaren Fehlern kann noch gerechnet Averden: ,Meth, rother fari kaue'. Der deutsche Uebersetzer hat hier jit^L (mied') .Ku])fer' mit Me^i (miod) Jlonig, Meth' verwechselt. Im Deutschen hat meines Wissens das Wort ,Meth' niemals die Bedeutung ,Kupfer^, Die richtige Bedeutung wurde bereits in der , Kritischen Durch- sicht' (S. 99) angegeben. .Die Augen toi'. Das Aino-Woi-f für .Augen' ist ftlki. Die P»r'deutung von foi ist ,Lehm'. Es ist anzunehmen, dass im Russischen hier rjiasa fglazn) .Auiren' statt r.;inHa (gUna) .Lehm' gelesen wurde. Erörterungen und Aufklärungen über Aino. lOöl Indesfen erw6ist sich vieles, das in der .Kritischen Durch- sicht^ für zweifelhaft gehalten wiu'de, durch die Anführung des russiseljrh Wortes und einige Avechselndc SchreiLungen des Wörttrljuehes iih richtig. Ich verzeichne nachfolgend das Wichtigs"fi?th*ssen, was in meiner ,Ki'itischen Durchsicht' entweder gar nicht, oder nicht genügend erklärt Averden konnte. Herr Dobrotworski gibt an vielen Stellen in seinem Wörterbuche meine Zweifel wieder, ohne jedoch etwas zu erklären. jAnderthalb üugu, itiqjf'. Zw. ' Russisch no.lTapa , anderthalb'. Von mir als ein einziges ^\^ort und im muthmasslichen Sinne von ,ein halb weniger als zwei' betrachtet. Die Vermuthung Avar richtig, da das Wörter- buch für imgic die Fonn enko (3hlko) .Hälfte' enthält. In dem Wörterbuchc noch: enlcoturdtuf , anderthalb'. ,Die Asche una'. Zw. Bei Dobr. - Una. S. 30.aa (zoiä) ,die Asche'. ,Der Ast chom'. Wurde von mir auf harn ,Blatt' hinge Aviesen. Bei Dobr. Chom S. CYKTb, CTTCKi. (suk, sucök) ;Ast, ZAveig^ Aufdecken, öffnen masasa'. Zw. Bei Dobr. Masdsa. Gl. pacna.iHBaTL, pacmnpuTB (ryÖH paHH) .ausdehnen, erweitern (die Ränder einer Wunde)'. , Aufräumen ukau'. Bei Dobr. Ukab. Gl. CKÄSifl,UBa.Th hi. kthj ^auf einen Haufen zusammenlegen*^. , Aufwachen kuda'. Zav. Russisch npoCHnaxb (pros^pat) ,verscJi litten'. Wurde mit npocunäTL (prosypdt') , verschlafen • verwechselt. Bei Dobr. Kutdta. Gl. .IHTL ,eingiessen', HacunaxL , aufschütten', Bti^iHBaTL ,ausgiessen' u. s. av. Pas kutdta ,Tinte A-erschütten'. , Auslaufen oigusch^. Bei Dobr. Oikui. Pril. xy^aa, ci. TpemHHaMH fo nocy^'fe, wyh KOTOpofl xegCTi. , schlecht, mit Rissen (von einem Gefässe, Avelches rinnt)'. .Auslöschen iischka'. Zav. ' ,Zw." (zweifelhaft) bezeichnet in der ,Kritischen Durchsicht- die Wörter, an deren Richtigkeit gezweifelt wurde. - ,Dobr.' bezeichnet das Wörterbuch Dobrotwörski's. J^Q32 Pfizmaier. Russisch racHTB , auslöschen' v. ca. Bei Dobr. U.^. Gl racnyxL jverlöschcn^ v. n. iiska. Gl. noracnxL ^auslöschen' v. a. aaAJTB ,ausblasen (ein Licht)'. , Ausnähen ngaugawa'. Zw. Russisch BHniHTL ,ausnähen, sticken'. Bei Dobr. ukmika oder suukauka. Gl. miiTb ,nähen', saiuHBaTb , zunähen'. , Ausschlürfen niscMwa ebi'. Bei Dobr. HepnaTfc ,,schöpfenS ipe. Gl. tcTt ,essen'. ,Aussuchen mmngi'. Russisch BHunpaTB ^aussuchen, auslesend Bei Dobr. mmke. Gl. OTÖHpaxB (xopomoe oti, ^ypnaro) ^wegnehmen, auswählen (das Gute von dem Schlechten)'. .Austheilen kundi. Russisch pas^axB ,vertheilen'. Bei Dobr. könte. Gl. ^anaxB, 0X4,aBaxB ,vertheilen, abgeben'. Ausziehen aschingiica' . Bei Dobr. Asinke (richtiger asinki). Gl. HSBAeKaxB HapyjKy ,herausziehen', BU^eprHBaxB (3y6i,) ^ausziehen (einen Zahn)', 3KH- AOBaxB (imi asinke) ,ausziehen (ein Kleid)', pasvBaxB (kirb asinke) .ausziehen (Schuhe)', BLicxaB^/iJixB (pidjara asinke) ^herausnehmen (ein Fenster)', BUCOCHBaxB ,aussaugen'. , Belecken kimkim'. Zw. Bei Dobr. kenkem. Gl. jiwsiVüh ,lecken'. ,Bellen mikf. Zw. Bei Dobr. mech oder emech, JianxB ,bellen'. . 1 > I i nzcn schik-korii' . Dobr. schreibt niHKKapy (^ikkaru) mypHXBCfl »blinzeln' und vergleicht damit isikekara. Gl. MHrnyxB, ^axB 3HaxB MaaaMM .blinzeln, mit den Augen zu erkennen geben'. ,I)cr Bräutigam koko'. Zw. Dobr. Kokb oder kochnekii. S. 3HXL .Schwiegersohn'. .Broclicn atu'. Zw. . Dobr. Atu. Gl. 6jieBaxB"^sic1i erbrechen'. ,Der Einwohner ogui\ Von mir für ogai, okai , wohnen' gehalten. Wird von Dobr. bestätigt. ,I)ic Eidechse chiriam'. Bei Dobr. wird auf charijam. S. >iui,epHii,a .Eidechse' hin- gewiesen. 1 i Eiölteningen und Aufklärungen über Aino. 1033 jFrisohe Fische pituru zepf. Bei Dobr. jnturu. Pril. CBiatin , frischt , Geräucherte Fische ubarusch zepf^. Bei Dobr. auf iipdra. Gl. saKOnTixb .von Kauch schwarz werden^ -Üßig^iesen. jFischohren, Kiemen kurugiu'. Zw. Dobr. kuriiki. S. aiaöpH ,die Kiemen^ ,Die Flamme areabe, arewuno'. Für das letztere Wort bei Dobr. geschrieben aremmts (apeBVHn.'b). Es wird dabei auf wäre. Gl. aajKiiraTb ^anzünden' und ünci ,Feuer' hingewiesen. ,Der Frost robuschi, mian'. Dobr. rühhus und trübbus. Pril. xo^OAHHn ,kalt^ ,Die Früchte pitoromun'. Russisch OBomB ,Obst', 3e.ieHi. , Gemüse'. Dobr. verweist auf pituru-mim , frische Pflanzend Geheim piniu tara idaku'. Dobr. pinufpon-itäch. Gl. menTaTL ,flüstern', das Gegentheil von cJiaukorb-itach. Gl, roBapHTL rpoJiKO ,laut sprechend , Genug tabakka, poronno igiiiva'. Dobr. wiederholt die von mir gegebene muthmassliche Erklärung: tabako poronno iku-ica ,ich habe viel Tabak geraucht' (fl MHoro KypHJi)) und nennt es einen Giläkismus (TaAnufl'SM'h). jBist du gesund? katscharasclii noia'. Abzutheilen katscharaschino ja. ,Die Gesundheit katscharaschino'. Dobr. kacerasno. Pril. paöoTamifi , arbeitsam^, 3/i,opOBHii gesunde ,Gewiss, unfehlbar skoban kuscMneiüana'- . Zu meiner muthmasslichen Erklärung setzt Dobr.: Wahr- scheinlicher sikopakusu ne-ica-na ,wegen des Verweilens an einem einzigen Orte^ ,Giessen, schmelzen futapa'. Dobr. schreibt fiitata, ahtb ,ausgies.sen'' und weist auf kiitata, J.HTB ,eingiessen' hin. ,Mit Händen und Füssen sich Avehren schturi'. Zw. Russisch KapaqHTBCH ,mit Händen und Füssen sich wehren'. Dobr. verweist auf s«^H7'i. Gl. Bunpj^M.iHTb (Hory) , ausbiegen (den Fuss)^ J^()34 Pfizniaier. jHausenbliisc numbe, numhi utti^. Zw. Niimbe. Dobr. K^eü ,Leim^ Russisch iwiefi puöifi ,Fiseh- leim'. Für uttl steht in der russischen Ausgabe yTTH (utti), ist aber nicht zu erklären. ^Heiter, liell schugusian-. Zw. Von Dobr. wird auf mku^ (cyEycb). Nur. cB'liT^io, acno ,hell, heiter' hingewiesen. ,Der Kinnbacken paru imnaki'. Hinsichtlich unnaki verweist Dobr. auf onnal. Nar. bhv- xpH ^inwendig'. Die Grundbedeutung daher: innerhalb des Mundes. ,Der Knöchel am Fusse tapera'. Zw. Bei Dobr. tdpera. S. ^onaTKa ,das Schulterbein'. ,Ein Knoten schnachumhus^. Dobr. verweist auf 6-4««. Ol. Küsaxb ^binden'^ und chumbus. S. j'ieÄi> , Knoten'. , Flache Krebschen aski tiki'. Dobr. verweist auf asketes. S. rpcöemoKTb ,Kämmchen' (eine Muschelart). ,Das Küssen, Kopfküssen mufru, inottra\ Dobr. mücliüi. 8. no;i,yrnKa ,Das Kissen*^. ,Das Leben scldkfnu'. Im Russischen stHBOÖ ,lebendig^ Dobr. verweist auf sichnu. Pril. atHBOfi ,lebendig^ jLosbinden pltata'. Zw. Dobr. pitdta. Gl. pasBasiiBaTL , losbindend ,Ein lüderliches Mädclien pauzkurubüu^ . Dobr. verweist auf jaikojwutsikoro. Gl. OHamipOBaTt (o HieHmHHaxT>) , Onanie treiben (von Frauen'), und jaikopoatsikoro ndimine. S. OHaimpyioiiJ,a>i 4'tBUU.a ,ein Onanie treibendes Mädchen'. ,l)ti' Magen pschl'. Zw. I)o})r. verweist auf pise.^. SKe^y^OKi. ,Magen'. ,Ein Maulbeerbaum tada, tudw. Zw. Russisch Tyr-L (tut) , Maulbeerbaum'. Dobr. bemerkt, fada | .■^(■i in Wii-kHcldceit ein Aino-Wort. ,I)as Moos schinrusrh' . Dobr. verweist auf sintuL S. MOX'i> ,Moos'. ,I)ie Mücke lüiipf ramiitschopki', i i Erörterungen und Anfklärnngen über Aino. 1035 Dobf. verwetst auf Jt««. S. Koaiapi. , Mücke' iind tramu-juchke. Pril. CM'kiufi ,kühn^7 CTporin ^streng^ Die Aldtter chabu, unii'. Dobr. umt. S. Maxb ,Matter'. yD'SsTNaclisetzen, Verfolgen noschpa omaii'. Russisch norOHÄ ,das Verfolgend Dobr. verweist auf nospa. Gl. npeCjiii^OBaTt ^verfolgen^ ,Der Nacken okkeicu'. Russisch saTM.lOK'L .Nacken', Dobr. verweist auf öchkeu. 8. BOpOTHriKt ,Kragen^ Dobr. schreibt atusa, naron, ro^oft ,nackt' mit keiner anderen Autorität als Dawydow. Das Wort scheint füi- otilnai ,nackt' gesetzt worden zu sein. jSich paaren, von Vögeln tiicoguz', Zw. Dobr. uwocuts. Gl. nOHHMaTbca ,sich paaren'. ,Der Pelz nagazrin'. Zw. In der russischen Ausgabe: naranpH (nahairi), myöa ,Pelz^ jProbiren, schmecken riimschakki' . Dobr. verAveist auf toi sachke ,die Erde prüfen, um zu wissen, welche Brodfrucht gut w'achsen könne*^. i ,Die Quelle nai'. Russisch K^K)iL, HCTOiHHK-B , Quelle'. Dobr. nai. S. piKa ,Fluss^ Mos. setzt y^ sawa ,Sumpf als die Erklärung. Indessen ist saica im Japanischen auch die Lesung von ^ ,Thalfluss, Bach'. Auf den japanischen Karten der Aino-Länder wird iiai (^ ^ ) allgemein den Namen kleiner Flüsse angehängt. Die Bedeutung , Quelle' scheint daher kaum eine Berechtigung zu haben. ,Die Raspel schiriuschii-mkanvi'. Zav. Russisch Tepuyri. ,Feile, Raspel'. Dobr. verweist auf sini- sirü. Gl. xepeTL HaxepeTL ,reiben' hhcthtl ,reinigen' tdikoros ani sirii-sirü ,mit einem Reibeisen reiben (wie Rettige)' und kani Metall, Eisen'. ,Die Ruhe rennino'. Bei Dobr. Hinweisung auf treün'mo. Nar. thxo , still', oc- TOpO/KHO .vorsichtig', trennhio ampa ,vorsichtig tragen'. ' Turi sachke, auf welches hingewiesen wird, ist nicht zu tindeu. 1036 Pfizmaier. ,Die Saite kuw-otti' Zw. In der russischen Ausgabe KyB-axy (kuw-atu), CTpyna ,die Saite, die Bogensehne'. Daher aus ku ,Bogen' und atü ,Band' zusammengesetzt. ,Der Schatten tschukurin' . Russische Ausgabe ^lyKKypH (cukknri), T'feHL , Schattend Dobr. verweist auf kuri. Gl. T^iHb , Schatten'. Daher ursprüng- lich cu2)kuri jSonnenschatten^ ,Der Schaum ahu, nii idokuma'. Dobr. ahn (apü). S. MOpCKofi .le^'B ,Eis des Meeres'. Ueber meine Angabe hinsichtlich nü idokuma findet sich nichts zur Aufklärung. , Schlucken rngi'. Zw. Bei Dobr. Hinweisung auf tüki Gl. r^OTaTB , verschlucken'. , Schon tere'. Bei Dobr. Hinweisung auf T3pe. Gl. ac^aTL , warten'. ,Der Schweif otfschari'. Zw. Dobr. otdara. (oTqapa). S. xbocti. , Schweif'. ,S liehen fiara\ Russische Ausgabe fiuira ( Tpy^KH ,cin Stein zum Herausschaffen der Asche aus der Pfeife'. ,Ucbel mnin'. Zw. Russische Ausgabe iohhhi> (jnmn), toiiiho ,mir ist übel'. Ini mit uwen, uen , schlecht' zu vergleichen. ,Ueberfuhren tundsiu'. Russisch nppeBO/l,HTb .hinüberführen' und (aus einer Sprache) iihcrsetzen'. liier nur die letztere Bedeutung, da das Wort von dem japanischen 5^ =pj fsn-zi »Dolmetscher' stammt. Auf die Verwechslung der ntssisclien Bedeutung habe ich schon in der .Kritischen Durchsicht' hingewiesen. , I )i<' I 'in.'irnnnig j'iiriinir. Russische Ausgabe /],ypHoii i^anaxt , schlechter Geruch', Qi(nmAmc ^das Riechen'. DoV>r. führt T'marmung als Bedeutung Erörterungen und Aufklärungen über Aino. lObT nicht an, •bemerkt iedoch ..nicht, dass der deutsche Uebersetzer hier oöOH^iHi'e (obonmiije) ,das Riechen' mit o()HHMaHie (obnimanije) , Umarmung"'" verwechselt haben miiss. , Winken, von sich kobcwura'. Zw. Rft§5<'tÄche Ausgabe KOÖaHyca (kobanusa), uiaxaTB OTt ceöa ,von sich fächern (Avinken)'. Die Richtigkeit nicht zu bestimmen. , Winken, zu sicli tegl barabono\ Zw. Russische Ausgabe tcfh öapaoapa (tegi barabara), MaxaTt Ki> Co6a ,zu sich winken'. Tegi für teki ,Harid'. Sonst nicht zu erklären. ,Die Trommel katschu'. Zw. Dobr. wiederholt: Kacu, Daw. öapaöani», Trommel'. Ferner: Kdcu. Gl. TKHyTB , stechen'. Makiri dni kdcu ,mit dem Alesser stechen'. Besonders noch verzeichnet: Kacb. S. öyöeHi) , Trommel, Zaubertrommel'. Katsih (Kaii,e), öyöeni (niKypa HaTJ^nyTa^a na oöpyii) , Trommel (ein über einen Reif gespanntes Fell)'. Das Wort dürfte das japanische Tb^ -f- >^) ^g^^ (katsic- ko, kakko), eine Art Trommel, eigentlich eine Trommel des Barbarenreiches ( 3^ + ^ j Khö sein. Dieselbe wird mit zwei Trommelstöcken geschlagen. Die folgenden Fehler blieben in diesem Augenblicke un- aufgeklärt: ;Die Thür- oder Fensterpfosten iiukfti'. ,Eine Ziege iiukfti'. Wahrscheinhch eine Verwechslung der russischen Wörter K03a (kozä) ,Ziege' und KOcaKt (kosäk) ,Thür- oder Fensterstock'. Jedoch konnte über das Wort iiukfti, welches sonst ganz ohne Autorität ist, nichts gesagt av erden. Noch findet sich bei Dawydow: , Fenster- oder Thürpfosten zetondu'. Dobr. behält die Schreibart der deutschen Ausgabe (i],eTOHAy, tsetondu) mit der Bedeutung kocjikt. ^Thür- oder P'ensterstock' bei, bleibt aber ebenfalls im Zweifel. Bei der Vergleichung mit Dobr. zeigte sich, dass Herr Dobro- twörski sämmtliche Bemerkungen, Avelche in meiner , Kritischen Durchsicht' enthalten sind, in sein Wörterbuch aufgenommen hat. Auch die zahlreichen Erklärungen, welche in dem Wörter- buche auf Mo-siwo-gusa zurückgeführt werden, finden sich nicht 10o8 Pfizmaier. in Mo-siwo-gusa, sondern sind theils meinem Wörterbuche, theiLs meinen , Untersuchungen über den Bau der Aino-Sprache' ent- nommen. Wie die Japaner berichten, liatten die Aino's ursprüngHch keine Schrift. Sie verzeichneten die Gegenstände, indem sie Schnüre knü[)ften und Einschnitte in die Bäume machten. Gegenwärtig haben Viele, selbst auf Sachalin, von den Japanern schreiben gelernt. Herr Dobrotwörski, in der Ueberzeugung, dass die Aino's in nicht ferner Zeit Russisch lernen und sich der russischen Schrift bedienen werden, schreibt in seinem Wörterbuche das Aino mit russischen Buchstaben. Er erklärt, dass die Laute der Aino-Sprache sich in vieler Hinsicht von den Lauten der em-opäischen Sprachen unterscheiden. Welches europäische Alphabet man auch für die Schreibung der Aino- Wörter nehmen möge, werde man immer zur Ergänzung be- sondere Zeichen anwenden und einige Buchstaben auslassen müssen. In dieser Hinsicht hatte ich schon einmal geäussert, dass zur Schreibung fremder Wörter das japanische Alphabet, mit welchem bisher Aino geschrieben wurde, das ungeeignetste von allen ist. Es kann aber auch das russische zu Missverständnissen Anlass geben, namentlich was die Erweichung der Consonanten und die Buchstaben Glagol und Liudi betrifft. Dobrotworski rechnet das Aino zu den harten Sprachen. In der nachfolgenden Darlegung der russischen Schreibweise werden zum Theil Aui- schlüsse über die Eigcnthümlichkeiten drv Aino-Laute gegeben. A. Der Buchstabe a hat nach Dobr. immer den reinen Laut des russischen a. Z. 1'». natu .wessen', arakä , Krankheit'. B. Mit dem Buchstaben 6 (b) beginnt nach Dobr. kein Aino- Wort. Derselbe sei daher der Aino-Sprache wenig an- gemessen. Bei der Mehrzahl der Wörter, in welchen man ihn schreiben köime, höre man einen >\Iittellaut zwischen h und j), iMiil zwar so, dass dieser Laut in <;inig"en Wörtern mehr dem l>, in anderen mehr dem p sich nähert. Nach den Beobachtungen Dobrotw('»rski's näh<'r(> sich, je nördlicher ein Aino wohnt, dieser Laut mehr dem h, und je südlicher er wohnt, desto mehr dem j>. In Kusunai z. B. höre man aha ,Thüre'. in Kusnn-kotan liöre man a/w, doch weder in dem einiMi noch in dem anderen Falle höre man den ganz reinen Laut h oder p. Hierdurch Erörterungen und Aufkläi-ungen über Aino. 10d9 erkläre si^i. warum FJuiger inihuri ,J^eYg', Andere nüpuri, Einige naihu (Name eines Flusses), Andere naijm schreiben und warum selbst Poraaai (Name eines Flusses) auf einer Karte sich mBoronai verwandelt hj[ibe. Somit behalte Dobr. den Buchstaben h in denjenigen \Vörtern, in welchen er besonders deutlich gehört wird, nur unter dem Vorbehalt, dass man den Laut h bei den Aino's nicht zu den reinen zähle. Z. B. saha ,Kopf , samhe ,Herz'. B. Der Buchstabe b (w) habe in der Mehrzahl der Aino- Wörter den reinen Laut des russischen B (ic), z. B. icdnte ,wissen, verstehen', ivdmpe ,zehn'. Doch in einigen Wörtern, vor a und e oder nach a und e, habe er einen Mittellaut zwischen ic und n, ähnlich dem englischen to. Bei schneller Aussprache könne der Laut u so verflüchtigt sein, dass aus einem zweisylbigen Worte ein einsylbiges, aus einem drei- silbigen ein zweisylbiges u. s. w. sich bildet. Er schreibe es dann mit einem fetten y (u). Z. B. yäpn (iidri) , anzünden', xaysfiKii (chafteiJd) , summen'. Das erstere Wort sei zweisylbig, das letztere dreisylbig und man könne, ohne einen besonderen Fehler zu begehen, auch BapH (wdrij und xaseiiKn (chaiceikl) schreiben. Da zwisclien den Buchstaben ic und / gerade ein solcher Unterschied bestehe, wie zwischen den Buchstaben h und p, so sei es begreiflich, dass in einigen Wörtern diese Buchstaben einander gleich gestellt sein können. So höre man bei einigen Aino's vfsorb , Busen' und ufsomare ,in den Busen stecken', bei Anderen uwsor'ö und uwsomare. Bei solcher Gleichstellung seien am Ende einiger Wörter diese zwei Buchstaben kaum hörbar, oder auch völlig stumm, jedoch spreche man sie in zusammen- gesetzten Wörtern deutlich aus. So werde tdehsmc , Vorderarm' entweder mit kaum hörbarem ic und /, oder einfach wie tdchsu, hingegen die Zusammensetzung tdchsuic-jxmi , Knochen des Vorder- armes' gewöhnlich wie tdchsufpöni ausgesprochen. r. Den Buchstabe r (g) bezeichnet Dobr. für die Mehr- zahl der Aino-Wörter als einen mehr dem deutschen li nahe kommenden Laut. Bei den Aino's werde dieser Buchstabe im Allgemeinen schwächer als das russische r (g) ausgesprochen. So in VN^Ti (huf) , entzündliche Geschwulst', ry4>ne (hufpe) , Ge- schwür', rypexHe (hureclwe) , sterben (vom Bären)'. In mehr- sylbigen Wörtern und bei schneller Aussprache sei das r (g) 1040 Pfizmaior. kaum hörbar. So in heikusotraije ,wegschieben', hetochtraije ;an sich rücken'. Hieraus erkläre sich der Fehler einer Karte, auf welcher Akkä-tuicdra statt Hdchka-tomdri verzeichnet wird. Der Name dieser Niederlassung sei nämlich aus hdchka ,Hut' und tomdri ,Bucht' gebildet. Ferner gebe es in der Aino-Sprache einen Mittellaut zwischen r (g, h) und x (ch), welcher beinahe in allen Fällen, auch die oben erwähnten zwei Abwechslungen nicht ausgenommen, der durch den Buchstaben r (g) ausgedrückte Laut sei, so dass es grosse Schwierigkeiten biete, für ein gewisses Wort den einen oder den anderen dieser zwei Buchstaben auszuwählen. So in hdtsire oder chdtsire , fallen', hetsire oder clietsire , spielen'. Hieraus erkläre sich zum Theil, warum auf allen Karten von Sachalin das Dorf Horachpuni den Namen Charapuni führe. Dieser Name stamme nämlich von horäch , entwurzeln, niederwerfend und horäch werde mit der zweiten Abwechslung, d. i. wie ein schwaches russisches r (g) ausgesprochen. Ein fettes r (g) bezeichnet bei Dobr. das lateinische g. Dieser Laut finde sich, wie er sagt, nur in den aus fremden Sprachen entlehnten Aino-Wörtern, und derselbe sei der Aino- Sprache so wenig eigenthümlich, dass er auch in diesen Wörtern meistens durch den Laut k ersetzt werde. /],. Der Laut ^ (d) soll der Aino-Sprache nicht eigenthüm- lich sein. In derselben finde sich nicht einmal ein Mittellaut zwischen d und t, weil das Sprachorgan der Aino's zur Her- vorbringung eines solchen Mittellautes nicht geeignet sei. ^ (d) zusammen mit jk (z) bilde bei den Aino's einen zusammen- gesetzten Mitlauter von der Art des englischen j und des italieni- schen g (vor e und /). Doch dieser zusammengesetzte Mitlauter finde sich äusserst selten und fast ausschliesslich nur in ent- lohnten Wörtern. So in imdzi (yH/^)Kn) .Feuer' tnndzl (TyH^JKH) .Dolmetscher'. Letzteres ist ein japanisches Wort. Doch auch in diesen Wörtern seien die Laute d und z unrein und zum Uebergehen in c (q) geneigt. Daher die Schreibarten ünH (vhth) und It'inri (tvhhii). E. Der Laut ;'«, durch das russische e (je), ile (ijß) oder VB (ie) ausgedrückt, soll mit Ausnahme sehr weniger AVörter wie na (i-e) fie (ije) , sprechen' und dessen Ableitungen, im Anfnni;-o der Aino- Wiirter nicht vorkommen. In der Mitte Erörterungen und Aufklärungen über Aino. 1041 der Wörttyf habe e (je) denselben Laut, der dem russischen e (je) nach ^allen Mitlautern mit Ausnahme von n und t zu- kommt, nämlich e. So in ewehekere (9Bef)eKepe) ,benachrichtigen'. Auch nadi ^ und f werde e (je) gewöhnlich wie 3 (e) aus- gesprochen. Doch da es davon Ausnahmen gebe, habe Dobr. den Buchstaben 9 (e) nach n und t nur in solchen Wörtern gesetzt, in welchen immer ein 3 (e) gehört wird. So bei neHanrö (nienanhb) ,möglich^, TeTapa (tietara) , weiss', Wörtern, welche gewöhnlich H3HaHrö (nenanhb), T3Tapa (tetara) lauten. Am Ende der Wörter sei der Buchstabe e (je) nach einem Selbstlauter entweder kaum hörbar oder werde durch ein kurzes i (h) ersetzt. So in churdje ^.waschen', nuwtsiköje, Name einer aino-japanischen Niederlassung, Wörtern, welche auch churäi, nuwtsikbi ausgesprochen werden. 'M. Der Laut z soll in der Aino-Sprache nicht vorkommen. Wenn man einen Aino den Buchstaben ac (z) aussprechen heisse, so sage er s. Von der Zusammensetzung fl,M (dz) wurde oben bei dem Buchstaben Dobro gesprochen. 3. Weil dieselben Beziehungen zwischen den Lauten c (s) und 3 (z) wie zwischen den Lauten m (z) und m (s) seien, soll auch der Laut 3 (z) in der Aino-Sprache durchaus nicht vor- kommen. Wenn man einen Aino den Buchstaben 3 (z) aus- sprechen heisse, so sage er m (s). H (i) I (i) H (i). Dobrotworski schreibt, Avie er angibt, diese drei zum Theil unnöthigen Buchstaben in Aino-Wörtern nur in Rücksicht auf den Gebrauch. Der Ainolaut i habe mit dem russischen i immer gleiche Geltung. So in ine ,vier^, tsidste (n,iäcTe) ,Scorbut des Mundes', iöbuni (fioövHn) , rückwärts'. Die Laute e und i seien zu einer und derselben Gattung ge- hörig. Die dicken Ainulippen seien nicht zu sehr beweglich, namentlich bei den Ainomädchen seien diese dicken Lippen von den mehrmaligen Einschnitten bei dem Schwarzfärben noch mit Narben besäet, aus welchem Grunde die äusserste Un- deutlichkeit in der Aussprache dieses und des andern Buch- staben bei schnellem Sprechen hervorgehen könne. Diese Un- deutlichkeit sei in der Aino-Sprache so feststehend, dass man von einem und demselben Aino bei einem gCAvissen Worte den Laut e und hierauf bei Wiederholung dieses Wortes den Laut ? hören könne. In vielen Wörtern sei diese Undeutlichkeit so 1042 Pfizmaier. "rross, dass man den Aino auf den Unterschied zwischen diesem nnd dem andei'en Laute aufmerksam machen müsse, damit er ausdrücke, welcher von diesen Lauten in dem gegebenen Worte enthalten sei. Dieses habe auch Einfluss auf die Würtersanimlungen aus der Aino-Sprache und auf die Karten von Sachalin. So finde sich sdri und ffdre ,hart'^ säki und säke ,Wein, Branntwein', ihunkich und iJmiikech ^Nachgeburt', Chockoopi, der Name einer Niederlassung, statt kocöhe. Der Laut k in der Aino -Sprache soll vollständig dem russischen k entsprechen. ' So in koja-koja , schütteln', keukuta ,Menstruen'j konkdni ,Gold'. Ä, Der Ijaut ä (l) ist, wie Dobrotw6rski bemerkt, in der Aino-Sprache nicht vorhanden. Wenn man einen Aino diesen Buchstaben aussprechen heisse, so sage er n (h). Als physio- logischen Grund dieser Erscheinung gibt Dobrotwörski an, dass bei der Aussprache dieses oder des anderen Buchstaben die Zunge auf gleiche Weise sich an den Gaumen drückt, docli bei der Aussi)rache des l die Luft seitwärts neben den Backen- zähnen fortstürzt, während sie bei der Aussprache des n durch die Nase ausgetrieben Avird. - Wenn man somit in einem Aino- Worte den Ijuchstabcn / antreffe, so könne man ihn kühn zu V verbessern. So in hifskoi (.ayuKOil), dem Namen einer auf der Karte Pawlowic's verzeichneten Niederlassung, statt mactsiköje (HVBUHKoe). M. Der Laut m soll mit dem russischen M (m) vollkommen übereinstimmen. So in moi-nloi-je ,aufwecken', mosem ,Vorhaus'. Dobrotworski bemerkt nebenbei, dass am Ende der Wörter der Laut m mit v gleichgestellt werde. So in tum oder tun ,Farbe'. II. Der Laut n soll ebenfalls mit «lein russischen n (h) gänzlich übereinstimmen. So in nana ,Mama', nompo-nompo ' Da.s Unp:enüMa) .halten', sis (cHCt) ,Auge', Mpui (Hanycb) .Lippe'. In einigen Wörtern höre man diesen Laut doppelt. So in isü ,fest', chöso , Blattern', poso , durch', Melche in der Aus- sprache bisweilen issit, chösso, possb lauten sollen. Es wird ferner auf Wörter aufmerksam gemacht, in welchen bald ch, bald .s deutlicher zu hören sei. So siclinu (cHXLHy) , leben- dig', welches bald sichnu, bald st^nu laute, inumLclinäi, der Name einer Niederlassung, welcher bald inunuclinäi, bald inunusnäi geschrieben werde. T. Der Laut t, wenn er das r nicht begleitet, soll bei den Aino's wie das i-ussische t (t) lauten. So in tdtaki , schlagen', tempa-tempa .tappen'. Fiir die Laute t?-, welche bei den Aino's einen zusammengesetzten Mitlauter bilden, gebe es eine ver- schiedene Aussprache. Die erste, regelmässige bestehe darin, dass t und r deutlich gehört und schnarrend ausgesprochen werden. So in tram ,GemUth', trdnka , Brust', frdsl ,Laus'. Bei der zweiten Aussprache werde das schnarrende t nur ein wenig gehört. So in trach ,Bart', tnilü ,Hand'. Es verstehe sich, dass bei einer solchen Aussprache das auf tr folgende e (ja), den Laut a (e), das auf tr folgende l den Laut des russischen u (jery) haben werde. So laute dann tr (phi). Zu dem Buchstaben C. Der mit einem darauf folgenden jer verbundene, für viele Aino-Wörter angegebene Laut des s ist eigentlich das polnische L Im Russischen ist jedoch dieser Laut wenig bemerkbar und hauptsächlich nur auf den Vocal von Eiufluss. Im Aino mag er genau dem gewöhnlichen russi- schen entsprechen. Zu dem Buchstaben T. In der japanischen Schreibart der Aino-Wörter wird für te öfter de gesetzt. Es ist hieraus auf einen Mittellaut zwischen d und t zu schliessen, obgleich bei dem Buchstaben J\, einer solchen Annahme widersprochen wird. In einigen wenigen Wörtern der kamtschadalischen Mund- art findet man auch d mit anderen Vocalen verbunden. Bei dem Buchstaben t wird nicht alles aufgeklärt. So lautet das russische Wort THiue hinsichtlich des t etwas ver- schieden von tische. Es hätte somit angedeutet werden sollen, dass z. B. in tise ,Haus' der Consonant f das russische t in TH (tyj, der Vocal / aber das russische i in THine (tUe) ist. Dasselbe kann auch in Bezug auf den Buchstaben s gesagt werden. Von dem aspirirten t fand sich im Aino keine Spur. Unter den bekannteren lebenden Sprachen haben diesen Laut nebst dem Chinesischen noch das Englische und die scandinavischen Mundarten, in welchen er das deutsche z vertritt. Zu dem Buchstaben X. Das russische x (ch) ist ungefähr das deutsche ch. Der starke Laut des ch, wie er im Spanischen häutig vorkommt, wui'de im Aino nicht entdeckt. Von dem Charakter der Aino-Sprache sagt Dobrotwörski, man bemerke in ihr das offenbare Streben, an die Stelle der schwachen oder weichen Laute die entsprechenden starken oder harten zu setzen. Auf diese Weise gehe das schwache b in das harte p, w in /. k in ch, g in k, d in te, z m s, z in s, dz in c über. Er führt davon die Ursachen an. Der Aino ver- bringe nämlich die Hälfte des Jahres in der Kälte, weil in den Aino-Jurten die Temperatur sehr niedrig sei. Die vor Kälte erstarrenden Lippen und Wangen haben zur deutlichen Bildung Erörterungen und Aufklärungen über Aino. lUOl der BuchsWben eine grössere Anstrengung sowohl der Nerven als der ]Muskpln nöthig, welche dann zur Gewohnheit wird. Fernef lebe der Aino in ungünstigen Verhältnissen für das Gehii^f^^^^ie Ansiedlungen der Aino's seien an den Meer- ufern und den Winden ausgesetzt gelegen, jedoch Wellenschlag und Winde seien daselbst beinahe beständig. Dass man bei starkem Winde schwer in der Nähe sprechen könne, sei Jeder- mann bekannt, aber nicht Jedem sei die Stärke des Wellen- schlages des Meeres bekannt. Diese Stärke könne man sich leicht vorstellen, wenn er sage, dass an dem Murawjew'schen Posten, welcher von dem Meerufer gegen sechs Werst in gerader Linie entfernt ist, bei völliger Windstille, der Wellenschlag deutlich als ein fernes Rauschen gehört werde, freilich imter den günstigsten akustischen Verhältnissen (ein See und umliegende Berge). An dem Meerufer sei bei bedeutenden Wellenschlägen keine Möglichkeit zu sprechen, ausgenommen schreiend und in der Nähe. Auf diese Weise bringen zu Hause das Prasseln des Feuers auf dem Herde, das Wehen des Windes und das Rauschen des Wellenschlages, bei Arbeiten in freier Luft jedoch das Pfeifen des Windes und das Schallen oder Brüllen des Wellenschlages den Aino wider Willen in die Lage, die Töne seiner Rede im Gespräche zii verstärken, weil'die schwachen Töne unter solchen Umständen spurlos sich verheren würden, und dieses werde wieder allmählich zur Gewohnheit. Endlich sei das dortige Klima ungünstig für die Gesundheit des Ohres. Die beständigen heftigen Winde, mit sandigem oder Eisstaub beladen, reizen stark den äusseren Gehörgang und das Trommelfell. Jedes Jahr, wenn Herr Dobrotwörski die Soldaten zum Behufe der Bestimmung ihrer Dieusttauglichkeit untersuchte, habe er gefunden, dass 10 bis 257,, derselben an verstärkter Absonderung des Cerumens litten. Nicht selten komme es dabei bis zu SchAverhörigkeit und Ohrenkatarrhen. Es habe sich oft ereignet, dass er dort auch mit Aino's, Avelche an Ohrenkrank- heiten litten, zu thun hatte. Bei vielen unter ihnen sei der Gehörgang gänzlich mit Cerumen verstopft, und bestehe dabei geAvöhnlich Taubheit. Das Vorkommen dieser Krankheiten sei bei den Aino's so häufig, dass es ungeachtet ihrer geringen Sorgfalt für ihren Leib Viele unter ihnen veranlasste, an dem X()52 Pfizmaier. einen Ende des Pfeifenräumers (kiseri-öüv-kani), Avelchen sie beständig geljranchen und bei sieh tragen, einen Ohrlöffel (kisara-poi) anzubringen. Es sei begreif Heb, dass bei den an Schwerhörigkeit Leidenden ihre Umgebung sich gewöhnt, die Töne ihrer Rede zu verstärken. Es scheine ihm auch an den angeführten drei Ursachen genug, um die folgenden Erscheinungen hinsichtlich der Töne der Aino-Rcde zu verstehen. 1. Das bedeutende Vorherrschen der harten Laute in Bezug auf die weichen (man finde \mgleich häufiger a, e, o und «, als ja, je, jo und ju,) und der schon früher besprochene Uebergang der schwachen Laute in die stärkeren. 2. Das Nichtaussprechen der Endbuchstaben und das Er- setzen derselben durch Verstärkung des Tones des von einem starken Aushauch begleiteten Endvocales. Dieses führe, wie man gesehen, zu einer seltsamen Gleichstellung der Laute. 3. Gehäufte Abkürzungen der Wörter (zum Theil in den Beispielen dargethan), wobei die abgekürzten Wörter stärker ausgesprochen werden. 4. Die äusserste Unbedeutendheit der zusammengesetzten ^litlauter. Die Mehrzahl der Aino-Wörter bestehe aus Ver- bindungen, welche einen Selbstlauter und einen Mitlauter in sich schliessen. Es sei begreiflich, dass unter den angegebenen Bedingungen ein Theil der die zusammengesetzten Mitlauter bildenden Buch- staben für das Gehör verschwindet und die Gewohnheit, sie nicht auszuluiren und nicht völlig auszusprechen zum Vorschein kommt, gerade so wie auch die auf den Tonfall folgenden Endbuchstaben und ganze Sylben nicht ausgehört und nicht völlig ausgesprochen werden. Desswegen seien Buchstabenver- bindungen in zusammengesetzten Mitlautcrn bei den Aino's einfach und einförmig. Entw<;der wei'de ein und derselbe Mithiuter zur Verstärkung ■ des Tones verdoppelt, oder der leichte verbinde sich mit dem harten. Auf diese Weise sehe man. daws die Buchstaben n und s- voi- Sel>)Stlautcrn beinahe immer weich, als ol» nadi ilmen ein Jer (,ein stummes i^) folgte, ausgesprochen werden imd dass bei dem zusammengesetzten Mitlauter Jr einer ihr Buchstaben gewr»hnlieh nicht ausge- >proelu'n wird. Erörternngen und Aufklärungen über Äino. lOOO « Dui^ diese Unirewolmtheit erkläre sich die äusserste Un- deutliebkeit amd Schwierigkeit der Aussprache der mehr zu- sammengesetzten ]\Iithiuter, wie z. B. in dem Worte chtrci (xTpHH) ,das Gelö»kö»*ii Rückgrate' (n03B0H0Ki.) ' und die bei den Aino's bestehende Schwierigkeit der Aussprache russischer Wörter, welche für sie ungewohnte Consonantenverbindungen in sich schHessen. Die Aino's ändern oft die russischen Wörter den Lauten ihrer Rede gemäss auf eine Weise um, dass diese Wörter für Aino-Wörter gehalten und in die Wörtersammlungen aus der Aino- Sprache eingetragen werden. Es sei begi-eiflich, dass die Seltenheit zusammengesetzter Mitlauter die Aino -Sprache ungewöhnlich erweicht. 5. Die Wiederholung der nämlichen Laute in einem einzigen Worte, wovon man bei den Buchstaben m und n Beispiele (die Wörter moi-moi-je ,aufwecken', nompo-nompo .Tannenzapfen', ino- inoi-je ,kauen') linde. Die Mehrzahl solcher Wörter möge diu'ch den Wunsch, eine kurze Handlung oder einen Zustand aus- zudi-ücken, aber nicht durch Lautverstärkung erklärt werden. Es frage sich jedoch, warum dieser Wunsch so oft gerade bei den Aino's sich kund gebe. 6. Die äusserste Armuth an lautnachahmenden Wörtern. Für die Mehrzahl solcher Wörter seien entweder weiche Töne oder zusammengesetzte Mitlauter erforderlich gewesen. Auf diese Weise werden, mit wenigen Ausnahmen, alle von be- lebten Wesen hervorgebrachten Laute bei den Aino's durch das Wort cMu , Stimme', und alle von unbelebten Gegenständen hervorgebrachten Laute durch das Wort htm ,Geräusch' aus- gedrückt. Das Gebrüll des Seelöwen und das Summen der Fhege sei für den Aino chcni ^Stimme', der Donner und der Ton der Sehritte sei hum , Geräusch'. So kamujum ,Donner' (aus kamiti .Gott' und hum , Geräusch' zusammengesetzt), ach- kamm ,der Ton der Schritte' (aus arhkas .gehen' und him .Ge- räusch' zusammengesetzt). ' Das Aino-Wort chcrii oder eine audere l-'unn des^elbeu kuimte von mir niro-ends autVefunden werden. Dobrotwörski sagt indess. man müsse ein Aino sein, um es richtig aussprechen zu können. Er vergleicht es hin- sichtlieh der Schreibart mit dem rassischen inppy ftprrti), ein Wort, veelches in dem von mir benutzten Wörterbuche J. A. E. Schmidt's fehlt. ]Q54 Pfizmaier. Am Schlüsse des Wörterbuches findet sich eine sehr lange Abhandlung (27 Seiten) Herrn Dobrotwörski's unter dem Titel: PasOop'B coHHHeniH TTci-HUMafiepa .0 CTpoeHiii aHHCKaro n3i>iKa\ .Beleuchtung des von Pfizmaier verfassten Werkes: Ueber den Bau der Aino-Sprache'. Diese Abhandlung weist in dem grüssten Theile meines Werkes Fehler nach, enthält indessen so viel Belehrendes, dass ein Eingehen in dieselbe die Kenntniss der Aino-Sprache wesent- lich zu fördern geeignet ist. Indem ich in dem Nachfolgenden die Angaben Herrn Dobrotwörski's in Kürze anführe, setze ich zugleich, wo ich anderer Meinung bin oder ein Missverständniss vermutlie. meine Bemerkungen hinzu. Ehe ich dieses thue, möchte ich an einige Umstände erinnern. In dem Vorworte zu meinen im Jahre 1851 erschienenen .Untersuchungen über den Ban der Aino-Sprache^ sagte ich, dass meine Arbeit nicht alles, was in einer Grammatik gesucht zu werden pflegt, sondern nur so viel als die vorhandenen Hilfs- mittel zu Tage zu fördern erlaubten, enthalte. Sie ist also keine eigentliche Grammatik, was sie auch nicht sein konnte, obgleich Herr Dobrotwörski sie für eine solche hält, indem er sagt, dass sie als der erste und bis jetzt einzige Versuch einer Aino- Grammatik volle Beachtung verdiene. Die Wörtersammlung La Peyrouse, welche Herr Dobro- tw(')rski unter meinen Quellen nennt, habe ich als zu unbedeutend und dabei fehlerhaft zu meiner Arbeit durchaus nicht benutzt. Ich hatte blos über sio (im Jahre 1850; eine kiirze Abhandlung geschneben. Herr Dobrotwörski scheint zu glauben, dass die in meiner Arbeit gebrachten Erklärungen der Partikeln, gramma tischer Formen und einzelner Wörter aus dorn japanischen Werke Mo- siwo-gusa geschöpft sind, w.il er in seinem Wörterbuche das genannte japanische Werk ah Quelle anführt. Sie sind in Wahrheit meine eigenen Erkläningen, iese Ungewohntlieit an mittlere Laute habe, ausser der Unbestimmtheit in der Schreibung der mittleren Laute selbst, sowohl bei Dawydow als bei dem Verfasser des Mo-siwo-gusa Unbestimmtheit in dem Ausdrucke der auf ähnliche Mitlauter folgenden Selbstlauter veranlasst. So in dem Worte süruku ,Gift', welches bei mir schuruku, siorokii und siorngu geschrieben werde. Das Vorhandensein des von Dobrotwörski durch ein fettes y f'u) ausgedrückten Lautes sei mir gänzlich unbekannt ge- blieben. Ebenso hätten mich weder DawydoAV noch Mo-siwo- gusa über die Bedeutung des zusammengesetzten Mitlauters fr belehrt. Man finde daher b<*f mir re und te statt tn; ,drei' und selbst reha und »Irhfi , Baumwolle', wo sonach von dem zusammengesetzten Mitlauter fr nni- «ine einzige Spur zurück- geblieben. I'inr .indere Quelle von Fehlern sei, dass die Aino's in heständiger Berührung mit drei verschiedenen Völkern — Japanern,- Russen und Giläken ste-hcn. Die Laute der Aino- Sprache seien einem jeden (jar^) ausgedrückt Avürdc. Dagegen seien unerklärte und nichtssagende (HHiero HeBi.ipa;KaK)mie) Zeichen eingeführt, z. P). in tschokai .ich'. Ein sehr fühlbares Gebrechen sei auch die Abwesenheit der Accente, welche oft den Sinn der Aino -Wörter gänzlich verändern. So ^'^Yc»v* ^umgeheiiV ßÄ:dr?' ,sich begegnen', dtal ,der Sitz', atni ,der Preis' u. s. w. Ferner Avird \ on mir gesagt, icli habe es nocli zu irgend eineiu Z.Avecke für nützlich gehalten, ilir \Vr»rtcr in Sylben zu theilen. und li.ibc diese Theilung bis zur äussersten Grenze gefülirt. So iinde man bei mir to-i-wa-no , ferne', rii-u-e ,Fuss- sta])f<-n' qßw-mi-ica , indem man eiijtritt'. Da es geschehen sei, dass icli in den Sätzen «ranze Wilrtcr untf-r sicli. namentlicli Erörterungen und Aufkläningen über Aino. 1059 mit den i^en zugehörencTen Genitiven vereinigte, habe sich eine derartig(i. Theihmg von naehtheiHgem Einfluss auf das Ver- ständniss gä'hzer 8ätze gezeigt, weil es bisweilen nngewiss ge- worden, ^HJJÜ^ die letzte Sylbe des vorhergehenden Wortes zu beziehen, ob auf dieses oder auf das nachfolgende, oder ob sie die erste Sylbe des nachfolgenden Wortes sei. In der That sei ich, wie weiter unten zu ersehen, aus (lieser Ursache fortwährend in die Auslegung der Wörter ver- Avickelt. Somit tauge die Schreibung der Aino -Wörter, in welche ich mich beinahe ohne alle Kritik eingelassen hätte, nirgends hin. Man könne sich von ihr nicht bei der Erlernung der Aino-Sprache leiten lassen; sie könne vielleicht zu einigen Vergleichungen dienen und dieses nui' für denjenigen, der selber die Aino-Sprache erlernt habe und folglich besser als ich sehen könne, wo und was flu- ein Fehler begangen worden. Der Ver- fasser eines Aino -Wörterbuches müsse daher bei der Aufnahme von Wörtern, welche sich bei mir so wie bei anderen Verfassern von Wörtersammlungen und von Abhandlungen über die Aino's linden, mit äusserster Vorsicht zu Werke gehen, um so mehr, als die Bedeutung einer Menge Wörter eben so verdreht sei wie deren Laute. Zum Belege hierfür werden einige Wörter aus meinen Abhandlungen angeführt. Sclnri-^popke oder schir-popke ,die Hitze^ statt ,heisse Zeit' oder , warmes Wetter'. Zusammengesetzt aus siri , Wetter' und pöchke ,heiss, warm'. Tschotscha .mit einem Pfeile schiessen' statt ,das Ziel treffen' (mit welchen Geschossen man auch schiessen möge). Atscha-po ,ein Verwandter' statt , Oheim' (^a^a). Nischioro-an , Sonnenschein' statt ,es ist Himmel' (neÖG cctl). Zusammengesetzt aus nisoro ,Himmel' und an ,es ist'. Der Bildner des Ausdrucks habe am Ende das Wort , sichtbar' dar- unter verstanden. Nüchata ,der morgende Tag' statt ,der Morgen' (vTpo). Schukup ^ernähren, aufziehen' statt , zunehmen, Avachsen' (BospacTaTL). Pase , vielmalig' statt , schwer vom Gewicht' (Tii3Ke.aEiH).' 1 In meinem Wörterbuche (S. 15); -j^ )^ pasche, -\^ )^ hasche (jap. -^ -^ 5|~ omoi) ,schwer von Gewicht'. Ueber die Bedeutung , vielmalig' Sitzungsber. d. phil.-hist. Ol. C. Bd. \l. Hft. GS 10(30 Pt'izmaiPi. Etwas Anderes sei die von mir verfasste Aino-Graramatik. Dobrotworski sagt, ich habe hier mit geringen Hilfsmittehi sehr Vieles zu Stande gebracht, obgleich ich aus eben dieser Ursache eine Menge Fehler nicht vermeiden gekonnt. Die Ilauptquelle der Fehler sei auch hier dasselbe Vertrauen zu den von mir benützten Wörtersammlungen. Doch man habe gesehen, dass die Aino's nicht allein in ihren Lauten, sondern auch in den Wortverbindungen sich an die in ihrer Rede bewirkten Ver- derbimgen gewöhnen. Man setze den Fall, dass Jemand ein von Russen mit Chinesen in Kiachta oder in Wladiwostok ge- führtes Gespräch, etwa wie folgt, niedergeschrieben hätte: — Truhka twoja 'prodawai — netuf (Verkaufst du die Pfeife?) ' — Moja prodaivai. (Ich verkaufe.) — Twoja skol'ko p7'osi? (Wie viel begehrst du?) — Moja tselkoivy. (Ich einen Ts&lkowy.) ^ — Tseikowy prosi — dorogo. (Einen Tselkowy begehren — theuer.) — Dorogo — 7iefu. Twoja skol'ko dawaü (Es ist nicht theuer. Wie viel gibst du?) — Moja poltinnik daicai. (Ich gebe einen halben Silber- rubel.) — Poltinnik mala — moja prodawai netu. (Ein halber Silberrubel ist wenig. Ich verkaufe nicht) u. s. w. Wenn es ihm dann einfiele, aus einem solchen Gespräche die Regeln der russischen Grammatik zu ziehen, so Avürde er zuletzt meinen, dass die russische Sprache auf der niedrigsten Stufe der Entwicklung stehe, dass sie weder Declinationen, noch Conjugationen u. s. w. besitze. Dasselbe sei auch mir wid(;rfuhren, der ich ebenfalls beinahe durchgängig in der Aino- und noch manches Andere spröclie ich mich in meinen bald folgenden Bemerkungen aus. ' Diese Sätze sind nicht russisch, sondern nur rn.ssische Wörter in ent- stellter Form, ohne richtige Flexion und theilweise auch mit verdrehter Bedeutung. Es mag etwas Aehnliches wie Pidgin-Engli.sch sein. Meine eingeklammerte Uebersetzung dürfte wohl ausdrücken, was dabei ge- meint wird. ' Das njssische Wort tselkowy (n.i.iKouu) war mir unbekannt. Es ergab .sich später, dass es einen ganzen Silberrubel bedeutet. Erörterungen und Aufklärungen über Ainu. 1061 Sprache AVüder Declinatione'n, noch (.'onjugationen sehe, dafür aber ohne Ngtli Zehende von zufälligen und dabei oft nicht vorhandenen' Partikehi von der Art der russischen TOro (togo), TOBO-BORTi-^U^tOV^O-WOn-di) ^ TOBO-BOHt-Ka (tOWO-WOn-ka) , KEKl) ÖHIHB OHO (kak bis ono) ' u. s. w. eingeführt habe. Zu den obigen Darlegungen mache ich einige Bemerkungen, bin jedoch, wo ich dieses nicht thue. mit Herrn Dobrotwörski einverstanden. Die Aino-8prache mag in dem südlichen Theile von Sa- chalin, wo HeiT Dobrotwörski lebte, sehr rein, vielleicht am reinsten gesprochen werden. Es ist aber auch unzweifelhaft, dass es sehr verschiedene Mundarten gibt, unter welchen die kamtschadalische die am meisten abweichende, diejenige von Jezo die im Allgemeinen verderbteste zu sein scheint. In der letzteren hat die Nähe der Japaner Einfluss nicht nur auf die Aussprache, sondern auch auf die Sprache selbst geübt und die Einbürgerung von Japonismen bewirkt. Der Aino in Tsu- garu, einem Kreise des nördlichen Nippon, spricht gewiss eine sehr abweichende Mundart. Die Verfasser der mehrmals erwähnten Wörtersammlunoen schrieben das Aino so, wie sie es an Ort und Stelle hörten, nieder, und ist es selbst möglich, dass die der Mundart von Sachalin eigenthümlichen Mittellaute und feinen Unterschiede nicht überall vorkommen. Ein Musterdialect des Aino ist noch nicht aufgestellt Avorden, was, nach anderen Vorgängen zu schliessen, auch seine Schwierigkeiten haben würde. Wollte man auf die Grösse und Wichtigkeit des betreffenden Gebietes Rücksicht nehmen, so müsste es der Dialect von Jezo sein. Die Aino's, unter zweifacher Herrschaft oder Schutzherr- schaft, der japanischen und der russischen, stehend, haben sich, so viel bisher bekannt, zur Schreibung ihrer Sprache einestheils der japanischen, anderntheils der russischen Schriftzeichen be- dient. Dass die ersteren nicht genügen, und dass durch sie namentlich die feinen Unterschiede nicht ausgedrückt werden können, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. 1 Diese Wörter gehören der gemeinen russischen Sprache an und sind, da sie in dem Wörterbuche fehlen, nicht recht verständlich. Sie mögen etwa: da, da. fort doch, wie es auch sei u. s. W; bedeuten. 68* J062 Pfizraaier. Aber auch die russischen sind, wie ich bereits früher dargethan habe, nicht vollkommen genügend. Ob man übrigens auf Sacha- lin das reinste Aino spreche, Aväre noch der Untersuchmig werth. Dass mir der von Herrn Dobrotwörski durch ein fettes y (u) ausgedrückte Laut des englischen w gänzlich unbekannt geblieben, ist nicht wohl richtig. Ich habe denselben in sehr vielen Wörtern, aber nm- durch ein einfaches it wiedergegeben. So in ha-u-e ,8timme', u-en , schlecht' u. s. w. Was den Zusatz des Lautes / zu dem gutturalen k und dem labialen j) betrifft, so sind die auf diese Weise hervor- gebrachten Doppellaute kf und ]>f schon einigen südwestlichen japanischen Mundarten, namentlich derjenigen von Fi-zen, eigen. Dass dieselben von den Aino's nach Japan verpflanzt worden, ist der gegenseitigen diametralen Entfernung der bezüglichen Ländergebiete wegen nicht wahrscheinlich. Es liegt vielmehr nahe, dass sie von seefahrenden Japanern für die Aussprache der Aino -Wörter gebraucht wurden. Der Unterschied zmschen den Lauten h (i) und fi (j) besteht bei mir allerdings, man pflegt jedoch in der romani- schen Schreibart den Laut i, wenn er mit dem vorhergehenden Vocale einen Do]jpe]laut bildet, nicht durch j auszudrücken. So ist oi in toi ,Erde' als ein Doppellaut zu betrachten. Wäre es kein Doppellaut, so würde to-i geschrieben werden. Den Laut des russischen r> (Jerv) zu bezeichnen, war mir unmöglich, da in meinen Quellen kein Wort mit einem erweichten s oder )) vorkommt. Das Wort fschokai ,\c\i' wurde japanisch "^ 3 \ ^ Jj Öokai mit einem Verlängerungsstriche geöchrieboi. Dieser Ver- längerungsstrich wird in der japanischen Schreibung der Aino- Wörter sehr oft angewendet und steht gewiss nicht überflüssig. Die Wichtigkeit der Setzung des Accents (Tones) wurde von mir bereits früher hervorgehoben. Die Accente anzubringen war mir nirgends möglich, da sie in den von mir benützten Quellen, wenn man etwa den oben erwähnten Verlängerungs- Mtrich ausnehmen wollte, gänzlich fehlen. Sie fehlen auch in den vielen Aino -Wörtern, Avelche auf japanischen Karten der Aino-Länder vorkommen. Die.Theilung in Sylben, welche in Dobrotworskis Wörter- buche ziemlich selten angetroffen wird, schien mir für das Erörterungen und Anfkläi-nngen ül)er Aino. JUDO « • Verständnis, zum Theil auch für die Aussprache sehr noth- wendig zu sein. Sie dient gewissermassen zur Bestimmung des Tones und lässt auch oft die Zusammensetzung und wahre Be- deutung ^ifc^Wörter erkennen. To-i-wa-no , ferne' wurde von mir foi-ioa-no geschrieben. Wa no sind zwei Partikeln. Toi hat die Grundbedeutung ,fern' noch in den Wörtern toi-no-ko »entlegen', toi-raa ,fern^ toi-ma kotan ,ein femer Ort'. Ueber die Angabe, dass meine Theilung in Sylben von nachtheihgem Einfluss auf das Verständniss ganzer Sätze sei, kann ich, da kein Beispiel angeführt wird, nichts sagen. Dass jedoch meine Schreibung der Aino -Wörter in dieser Hinsicht Vorzüge hat, lässt sich leicht darthun. So in Dobrotwörski's AVörterbuche das Wort jaitramumUna , listig handeln'. Ich würde jai-tramu-nuina schreiben. Es ist aus jai , selbst', tramu , Geist, Herz^ und nuina .verbergen' zusammengesetzt. Jaikaüikarä ,sich ankleiden, sich putzen'. Ich würde jai- kafu-karä schreiben. Aus jai , selbst', katu , Gestalt' und karä ,thun' zusammengesetzt. Ejaisikarünte ,sich erinnern'. Ich würde e-jai-sikarün-te schreiben. Aus e, einer Partikel zur Bildung von Zeitwörtern, jai ,selbst^ sikarun .Erinnerung' und te, der Transitivpartikel, zusammengesetzt. Moijotetamimaus , etwas weisshaarig'. Ich würde moijo-teta- numa-us schreiben. Aus moijo ,wenig', teta statt tetaru ,weiss', nuraa ,Haar', und us »besitzend' zusammengesetzt. Inöskiun , mittleres'. Ich würde i-noski-im schreiben. Aus i, einer Anfangspartikel für Zeitwörter, noski ,Mitte' und un, der Possessivpartikel, zusammengesetzt. Kitdiomani ,der obere Balken'. Ich würde kitai-oma-ni schreiben. Aus kitai ,Gipfel', oma ,hinstellen' und ni ,Baum, Holz' zusammengesetzt. In den aus meinem Wörterbuche entlehnten Wörtern unter- lässt Dobrotworski gewöhnlich die von mir angemerkte Theilung in Sylben. So unsamuita ,die Bretter auf dem Hintertheile eines Schiffes'. Von mir un-schamu-ita geschrieben. Das Wort ist aus iin ,Hintertheil des Schiffes', samii ,über' und ifa ,Brett' zusammengesetzt. • 1064 Pfizmaier. Ferner ist über die Wörter, deren Bedeutung als verdreht bezeichnet wird, etwas zu sagen. Scldri-popke wird japanisch durch atsusi ,heiss^ erklärt. Tschotsclia hat die japanische Erklärung )\y/ '^ im , schies- sen' (ursprünglich mit einem Pfeile, jetzt wohl auch mit einem anderen Geschosse). Atscha-po, japaniscl^ erklärt ^ rxd ,Art, Classe, Ver- wandtschaft'. Niscldoro-an , Sonnenschein'. .Japanisch erklärt /-j'ori ,heite- res Wetter'. Nischatta ,der morgende Tag'. Japanisch erklärt 1^ 0 mib-nifsi ^morgen, der morgende Tag'. Nischats hat jedoch die Erklärung ^ asa ,der Morgen'. Scimkiii) hat in meinem Wörterbuche nicht die Bedeutung ,ernähren, aufziehen', sondern ,erzogen Averden, aufwachsen'. Japanisch ^ sodatsu. Pase , vielmalig'. Japanisch erklärt omoi , schwer von Ge- wicht'. An der nächsten Stelle meines Wörterbuches: ,Pase (jap. kasanaru) wiederholt. Von dem vorhergehenden abgeleitet. Ein Japonismus.' Hierzu ist zu licniorken, dass der Japonis- mus eigentlich in dem chinesischen Zeichen besteht. Es hat nämlich ^ die Lesungen omosi , schwer von Gewicht' und ka- sonanc , aufgehäuft, verdoppelt oder wiederholt sein'. Beide Bedeutungen hat das Zeichen auch im Chinesischen. Dobr. sagt, dass in meiner Untersuclnmg der Hauptwörter angegeben worden, der Plural sei von dem Singular nicht ver- schieden. ' Er sagt weiter, dieses sei blos für die grosse Mehr- zahl d(!r Wörter wahr, da es für einige gebräuchlichere WörUir wirklich Bezeichnungen des Plurals gebe. So in den Wörtern: 7fc; ,Hand^, t('ki , Händel Kemä ,Fuss', kemäki ,FüS8e'. Ima ,Zahn', iindki ,ZähB€^. Si^ ,Auge', siki , Augen'. Ufnrn , Mensch, Volk', utare , Menschen, Völker'. Ar,i ,j-'iiigernagfl', amlhk ,FingernägeH. In W'.ilirlH'it bezeichneten im < iespräclif, l)csonders mit FrcMinli'ii. dir Ainn's nicht gerne den I'lui-al, jedoch dieses sei ' Ich sagte; in der Regel nicht verschieden. Erörtemngen und Aufklärungen über Äino. 1065 « " durchaus Ificht in dem Bau der Sprache, sondern theils in ge- sellschaftlichen Verhältnissen, welche avich uns veranlassten, im Gespräche mit Fremden unsere Rede zu verderben, theils in dem Eiiiflitw68«f des Klimas begründet. Den Pliu-al verwerfend, hätte ich geglaubt, einen Ersatz für denselben in gewissen Redewendungen finden zu können, und habe ihn auch, obwohl nicht ganz glücklich, gefunden. So werde von mir auf einen Plural durch Verdoppelung hin- gewiesen, wobei ich folgende Beispiele anführe: Bo-po oder po-po , Söhne'. Okkai-po -po , Mann er ' . Menoko-po-po , Weiber'. Die Verdoppelung des Wortes po ,Kind' zur Bezeichnung des Plurals stelle er nicht in Abrede, weil eine Verdoppelung zu diesem Zwecke auch bei anderen Wörtern, welche ohne Verdoppelung in der Bedeutung des Singulars gebraucht werden, zu finden sei. Z. B.: Töki , Linie', töki-töki , Linien'. Hinsichtlich des Wortes po-po könne er nur bemerken, dass meine Uebersetzung unrichtig ist. Po-po bedeute nämlich , Kinder', nicht , Söhne'. Okkai-po -po bedeute , Söhne', nicht ,Männer'. Menoko-po-po bedeute ,Töchter', nicht , Weiber'. Ich erinnere hier, dass ho-po japanisch diu'ch ko-domo er- klärt wird. Dieses Wort, durch verschiedene chinesische Zeichen ausgedrückt, bedeutet bald ,Söhne'j bald ,kleines Kind', bald , kleiner Knabe', bald , kleines Mädchen'. Gegenwärtig wird es in Japan allgemein als Singular in der Bedeutung ,Kind' be- trachtet. Okkai-po-po wird japanisch durch ^ -^ nan-si ,Sohn, ,männliches Kind' erklärt, menoko-po-po durch ^ -^ nio-si ,Tochter, Aveibhches Kind'. Der Plural wird also in der ja- panischen Erklärung nicht bezeichnet und lässt sich nicht be- stimmen, ob das Verdoppelungszeichen für das Aino-Wort über- flüssig gesetzt Avorden oder nicht. Dobrotwörski müsse jedoch hinzufügen, dass die Mehrzahl der Hauptwörter, in welchen sich eine Verdoppelung der näm- lichen Laute findet, nicht zm- Bezeichnung des Plurals gebildet worden. So bleibe nike-nikl- , Leuchtkäfer' sowohl im Singular 1066 Pfizmaier. als im Plural nUce-nike, Avähi'end das einfache niks nicht , Leucht- käfer', sondern ^leuchten' bedeute. Dasselbe sei auch bei den übrigen von mir angeführten Wörtern der Fall. So bei pas-pas ,Kohlen^ Man könne ,Kohle^ nicht durch das Aino-Wort pa§ übersetzen, weil die Aino's, um das Wort , Kohle' auszudrücken, sich der Wörter sunn ,todte Kohle' und usä ,glühende Kohle' bedienen. Das Wort pas bedeute jedoch im Aino ,'Tusche, Tinte, schwarze Farbe'. Somit sei pas-pas nicht der Plural des Wortes pa§, sondern sei ein besonderes Wort mit den folgenden Bedeutungen: 1. Asche, 2. Hinterfüsse (jiacTH), z. B. des Seelöwen, 3. Kohlen (yMH), welche von den Japanern für die Gluthpfannen verwendet werden. Dieses Doppelwort bedeute jedoch in weiterem Sinne auch eine Menge Kohlen und werde endlich aus dem einfachen pas gebildet, wie aus den Zusammensetzungen pai-karä , Kohlen brennen' und pa§-karä-tise , Kohlenhaus' zu ersehen, wo das Doppelwort paS-pas durch das einfache pas ersetzt werde, welches letztere jedoch die Bedeutung des Doppehvortes habe, d. i. nicht , Kohle', sondern , Kohlen' bedeute. Utare , Leute' (eigentlich .Einwohner' von untara .be- wohnen'), bei mir .Genosse', sei im Grunde kein Ersatz für die Pluralform, weil dieses Wort selbst ein von dem Worte utara .Mensch' stammender Plural sei. Folglich werden auch alle nicht abänderlichen, mit ihm verbundenen Wörter zu den Pluralcn gezählt werden. Doch im Gespräche mit Fremden werde litare, wie auch ütara von den Aino's meistentheils zur Bezeichnung sowohl der einfachen als der vielfachen Zahl gebraucht. Selbst unter sich sagen die Aino's chakdtara oder chekdttsi-ütara .Knaben', aber nicht chekdtare, auch nicht chekdttsi-ütare. Die Bezeichnung des Plurals durch poronno .viel' (bei mir unrichtig .gross, in grosser Ausdehnung') sei von mir er- dacht worden. Tsikapprapp-paronno bedeute nicht .Federn', sondern , viele Vogelfedern', und wenn man. vor einem Aino auf zwei Federn deutend, sagen wollte : ,Gib mir diese Federn' und das Wort , Federn' durch tsikapp-rapp' poronno übersetzen würde, so würde er uns sagen, dass hier nicht viele Federn, sondern nur zwei Federn seien. Hinsichtlich pasche, .mehrere' und ohitta .alle' wird gesagt, ich hiittf Unrecht gehabt, mich auf diese zwei Wörter zu Erörterungen nnd Anfkläningen über Aino. 1067 beschränkt, hätte vielmehr ganze Zehende von Fürwörtern, Zahlwörtern, Beiwörtern und Nebenwörtern, durch welche die Mehrheit ocler. wenigstens die Verdoppehmg ausgedrückt wird, anführerkJiiiu*8§en. Nebenbei wird darauf hingewiesen, dass pase eigentHch , schwer gewichtig' bedeute, obitta (eigentlich opista , überall') von den Japanern statt des Aino-Wortes piskdnta ,hier und dort, überall' hingestellt Avorden. Zu dem Obigen bemerke ich, dass meine Angabe, der Plural sei ,in der Regel' von dem Singular nicht verschieden, bestätigt bleibt, ferner, dass ich die genannten Wörter nicht als solche, welche zur Pluralbildung dienen, bezeichnete. Dobrotworski erinnert noch, dass jedes dieser Wörter eine besondere Bedeutung habe und dass sie, wie auch das Wort poronno ,viel', nicht einfach als Ersatz für den Plui'al gebraucht werden können, weil sie zu dem Begriffe der Mehrzahl auch den einem jeden von ihnen eigenthümlichen Begriff hinzufügen würden. So in dem Satze : tan kotän ta ütare an, kasä jüclikeno korb ,in diesem Dorfe sind Einwohner, welche stark an dem Geschwüre leidend Wenn das Wort ütare ,die Einwohner' nicht schon eine vielfache Zahl, sondern der Singular iitara ,der Einwohner' wäre, könnte poronno ,viel' oder ohitta , alles' nicht angehängt werden, weil der Sinn dann ein ganz anderer Aväre, nämlich ,viele Einwohner' oder ,alle Einwohner'. Setze man jedoch an die Stelle von ütare ,die Einwohner' das im Plural unveränderliche Wort ainu , Mensch', so werde nach dem Geiste der Aino-Rede dieses Wort auch ohne allen Zusatz als Plural betrachtet werden, weil, wenn in dem Dorfe nur ein Einziger wäre, der schwer an dem Geschwüre leidet, man, um sich mit Bestimmtheit auszudrücken, sagen müsste : tan kotän ta sine dinu an, kasä jüchkeno korb ,in diesem Dorfe ist ein Mensch, der schwer an dem Geschwüre leidet'. So gehen die Aino's auch in anderen Fällen vor. In der Untersuchung über die Endungen der Hauptwörter hätte ich von dem, worüber ich hätte sprechen sollen, während doch vieles sehr Wichtige gesagt werden konnte, nichts gesagt, und über das, worüber ich hätte nicht schreiben sollen, ge- schrieben. So werde von mir angeführt: 1. Die Partikel ne, welche nach meiner Meinung ursprüng- lich die ,Aehnlichkeit oder Gestalt' bezeichne und ,zur Hervor- 1068 Pfizmaier. hebung eines Wortes oder ziir Verstärkung des Ausdiiicks^ diene. Z. B.: Schischam ne ,der Mensch'. Bunki ne ,die Wachet Moschinne ,die Insel' statt moschiri ne. Kamun , Götter' statt kamui ne. Es frage sich, wodm-ch in der Uebersetzung ,die Hervor- hebung des Wortes oder die Verstärkung des Ausdrucks' dar- gethan werde. Ob vielleicht durch die, übrigens unbegründete Setzung des bestimmten Artikels? 2. He oder pe bezeichne ,die Ungewissheit, den Zweifel'. Z. B.: Netopake-he ,dcr Körper'. F^s frage sich, wodurch hier in der Uebersetzung ,d\e Ungewissheit oder der Zweifel' dargethan werde. Ob vielleicht wieder durch Setzung des bestimmten Artikels? Hierzu bemerke ich, dass der Sinn dieser und anderer Partikeln dort, wo ich sie fand, sich aus dem Zusammenhang ergeben rausste. Es gibt auch im Chinesischen und Japanischen sehr viele Partikeln, welche einen mannigfachen Sinn ausdrücken, aber in andere Sprachen nicht übersetzt werden können. Diese Partikeln, ebenso das noch an dritter Stelle folgende wa, seien keine Endungen des Substantivums und hätten somit bei diesem au<'li nicht angeführt werden sollen. Eine jede von ilmon habe eine eigene Bedeutung, eine jede werde sowohl nach Hauptwörtern als nach anderen Redetheilen gesetzt, ohne dadurch ihre Bedeutung zu wechseln. Man solle sie daher abgesondei-t betrachton, so wie ich weiter unten es auch thue und zu ihrer Erklärung nicht getrennte Wörter, sondern ganze Sätze anführe, — weil ihr Sinn sonst unverstanden bliebe. Bei der Verzeichnung der Endungen geschehe bei mir gar keine Erwähnung des Vocativs, während es einen solchen doch fiir einige wenige Wörter gelxi. So sei aino der Vocativ des Wortes ainu , Mensch' und werde ausschliesslich nur dann gebraucht, wenn man einen erAvachsenen IMann ruft oder an ihn die Hede richtet, obgleich das Wort aus Unkenntniss von Vielen (unter welchen auch ich) statt dinu geschrieben werde. Ein Vocativ sei ferner kdinn, mit welchem man Kinder ruft. Es sei dir Zusammenzichung von chekattsi-aino ,junges Kind!' Erörterangen nnd Änfklärangen über Aino. 1069 Hierz'fe bemerke ich, dass die Japaner den Nominativ ge- wöhnlieh aine, bisweilen ainu schreiben. Ich habe die wSchrei- bung aino für. den Nominativ, weil sie als Volksname bei uns schon zMfc-Ö^^AVohnheit geworden ist, bisher beibehalten. In Dobrotwörski's Wörterbuche finden sich noch die Vocative kdmajan als Anrede an Frauen, und mirökopu oder mirekopu als Anrede an Mädchen. Hinsichtlich des Genitivs werde von mir mit Recht an- gegeben, dass derselbe durch die Vorsetzung des Hauptwortes vor ein anderes bezeichnet werde, doch mit Unrecht werde behauptet, dass un eine den Genitiv mit Bestimmtheit aus- drückende, obwohl äusserst selten gebrauchte Partikel sei. HeiT Dobrotwörski sagt, un sei eine Endung des Beiwortes (oKOHHaH'ie npH.'iaraTe.iLHaro), wie auch aus dem folgenden von mir hingestellten Beispiele hervorgehe : Ento-un muschiri kamui. Der Jedoische Behen-scher (leMOBCKifi nOBejiHTe^L). Hierzu bemerke ich, dass der Unterschied der gegebenen Bedeutung ein sehr geringer und mir überdies der Ausdruck , Endung des Beiwortes' nicht klar ist. Wenn iin eine adjective Endung wäre, müssten viele Adjective auf dasselbe enden. So aber wird es nm- einigen Avenigen Substantiven angehängt, avo es immerhin als Genitiv betrachtet werden kann. So in dem obigen jedo-un musiri-kamid ,Jedo's Beherrscher', Avelches ich dem Sprachgebrauche angemessener mit ,BeheiTscher von Jedo' übersetzte. Meine Angabe, dass die Partikel ani, welche sonst ,mit' bedeutet, sich auch als Bezeichnung des Accusativs finde, Avird von HeiTU Dobrotwörski für unbegreiflich gehalten. Er sagt sogar, dass das Von mir als Beispiel angeführte Wort ine-ani, welches ich ,den Befehl' übersetzte, eigentlich ,mit vier' oder ,vermittelst vier' (ine ,vier' und ani ,mit, vermittelst') übersetzt werden müsse. Das Wort sei somit nicht der Accusativ, son- dern der Aveiter unten von mir bezeichnete Instrumental. Hierzu bemerke ich, dass meine Angabe hinsichtlich ine- ani zwar richtig, dieser Ausdruck jedoch ein Japonismus ist. In der japanischen Schriftsprache wird nämlich dui'ch motte, ,mit' bisweilen auch der Accusativ bezeichnet. Das Fragment, in Avelchem ich den Ausdruck ine-ani ku-itaku ,den Befehl 1070 Pfizmaier. vollziehen' fand, scheint nämlich von einem Aino ans dem Japani- schen, und zwar, nach Art der Orientalen, sklavisch übersetzt worden zu sein. Ine hat nebst den Bedeutungen ,vier' und ,was' (jap. idzure) noch die Bedeutung ,hoher Wille, hoher Befehl' (jap. g* mune). Hinsichtlich des Dativs werde von mir ganz richtig be- merkt, dass derselbe du^ch die eine Bewegung nach einem Orte andeutende Partikel otta oder durch ta ausgedrückt werde. Von der letzteren Partikel sage ich jedoch mit Unrecht, dass sie nur (to.ilko) eine Locativpartikel sei. ' Ta sei die Ab- kürzung von ochtä, welches dem russischen Wh (w) in dessen voller Bedeutung entspreche, d. i. sowohl die Lage an einem Orte, als die Bewegimg nach einem Orte ausdrücke. So be- deute tife ochtä sowohl ,in dem Hause' als ,in das Haus^ Z. B. : Tise ochtä höchke ,in dem Hause liegen'. Tise ochtä achhimke ,in das Haus bringen'. In Bezug auf Personen könne ochtä oder ta durch das russische Kl (k) ,zu, an' wiedergegeben werden und bezeichne somit den Dativ. Z. B. : Two ochtä kambenuije ,an den Gebieter schreiben'. Mein Ablativ entspreche dem russischen Genitiv und Prä- positional, aber nicht dem Causativ (TBopHTe.lHu), weil er durch die Partikeln oroica, orowano ,von' und kari, welches bei mir ebenfalls ,von' bedeutet, ausgedrückt werde. Letzteres werde jedoch thatsächlich durch das russische no, B40AL ,auf, längs' wiedergegeben. Z. B. : Kinä kdri omän ,in (auf) dem Grase gehen'. Nai kdri makän , stromaufwärts gehen'. Die Beispiele von dem Vorkommen dieser Partikel seien daher bei mir unrichtig übersetzt. Hierzu bemerke ich, dass ikari japani.sch durch jori ,von' erklärt wird und kari von mir'äts Abkürzung beobachtet wurde. Die Ausdrucksweise bei ikari ist nicht ganz bestimmt. Man kann tan itn ikari hai-aH sowohl ,von diesem Vorgebirge vor- wärts gehen' als ,an diesem Vorgebirge wandeln' übersetzen. ' Ich konnte dieses, ohne meiner eigenen Angabe zu widersprechen, nicht gesagt haben. Ich sagte (S. 24) wörtlich: oder auch durch ta, das .sonst eine Locativpartikel ist. Erörterungen und Anfklärnngen über Aino. 107 1 Bei ^r Betrachtung der Beiwörter sei ich auf die Endun- gen derselbe^ nicht aufmerksam gewesen, gleichwie ich es in Bezug auf "die Endungen der Hauptwörter und anderer Rede- theile nicij^^i^vesen. Dadurch komme Verwirrung in der Aus- legung zum Vorschein, weil ich, die diesem oder einem anderen Redetheile eigenthümlichen Endungen nicht kennend, sie unter- einander vermenge. So stehe unter den Beiwörtern das Vor- wort (die Postposition) ani ,mit' und das Kebenwort vioirlno , langsam'. Hierzu bemerke ich, dass ich (ini nur gelegentlich, bei ErAvähnung des zweifelhaften Wortes naanino (bei Dawydow .feiner'), aber nicht als die Postposition ani .mit', sondern als eine muthmassliche verschiedene Form von ane ,dünn' ange- führt habe. Ich sage, so heisst es, mit Recht, dass der Comparativ der Aino-Adjective nicht durch die Wörter poronno ,viel', ?mno , stark' und sonno , wirklich, sehr' ausgedrückt werde. Doch mit Unrecht hätte ich na ,noch' als eine (in der Wörter- sammlung Dawydow's) zui' Bildung des Comparativs dienende Partikel verworfen und mit noch mehr Unrecht behauptet, ' dass (das von Dawydow verzeichnete) akkaru jupki , strammer' (richtig: stärker oder tapferer) das einzige Beispiel eines wirk- lichen Comparativs sei, woraus jedoch seiner Vereinzelung wegen keine Regel abgeleitet werden köime. Achkari, sagt Dobro- twörski, habe vor Beiwörtern die Bedeutung , genug, ziemlich', juchke bedeute .stark, kräftig', und das Ganze bedeute , ziem- lich stark', aber nicht , stärker'. In dem Wörterbuche Dobrotwörski's wird na als Partikel des Comparativs verzeichnet und stehen daselbst die Beispiele na porö .grösser', na icen , schlechter'. Ebenso hätten ich und die Verfasser der von mir benützten Wörtersammlungen die Bildung des Comparativs durch das Wort 2>0'>^o >ein wenig, etwas' nicht beobachtet. So in den Ausdrücken : Pono-jjono pirika ,ein klein wenig besser'. Tamhe pono pirika, tambe pono wen , dieses ist besser, dieses ist schlechter' u. s. w. 1 Ich sag-te, das Wort scheine einen richtigen Comparativ darzubieten. 1072 Pfizmaier. Auch das zur Bildung des Superlativs aller eine Eigen- schaft ausdrückenden Beiwörter dienende eruje (von rui , stark') sei mir unbekannt geblieben. In dem Wörterbuche Dobrotwörski's finden sich bei eo-uje die Beispiele : Eruje poro ,der gTösste'. Je-eruje otänne dinu ,der von Wuchs am meisten ent- wickelte Mensch'. Am Schlüsse des Abschnittes von dem Adjectivum werde gesagt, dass, wie dieses auch im Japanischen geschieht, die Aino- Adjective in Zeitwörter übergehen und die für die Zeitwörter bestimmten Partikeln annehmen, in welchem Falle das Verbum substantivum bei der Verbindung gedacht werden müsse. Ich hätte dabei keine einzige Partikel genannt, welche wirklich zur Bildung des Verbums aus Adjectiven diente, während es mir (loch leicht gewesen wäre, deren zu finden, wenn ich nicht solche mangelhafte Wörterbücher benützt hätte. Beispiele seien: Eriki , scharf', e-mki , schärfen'. S4se ,heiss', sesechka ,erhitzen^ In diesen Beispielen seien die Anfangssylbe e und die Endsylbe ka (das abgekürzte karä , machen') Partikeln, welche zui- Bildung der Zeitwörter dienen. Hierzu muss ich sogleich bemerken, dass die angeführten Beispiele keine Wörter, bei welchen das Verbum substantivum ,sein' gedacht werden muss, sondern Causative sind. Im Ja- panischen können beinahe alle Adjectivc dm-ch Anhängung von karu an die Wurzel zu adjectiven Zeitwörtern gemacht und demgemäss vollständig conjugirt werden. Z. B. : Atsusi ,heiss', atsu-karu ,heiss sein'. Die Causativa sind jedoch unregelmässig von einem Neutrum abgeleitete Wörter oder werden durch Umschreibung ausgedrückt. Z. B. : ^^ Tocjaru , spitzig sein', togarakasu , spitzen'. Atsusi ,heiss', atsuku suru ,heiss machen, erhitzen'. Tu d.'in Aino dürfte indess selten «'iii Wort als abge- wandeltes adjectives Zeitwort mit Bestimmtheit zu erkennen sein. Als auffallendes Beispiel ist mir vorgekommen: nipv ri-i-wa, welches die Uebersetzung des japanischen fi taknkn-rca ,wenn die Sonne hoch ist'. Eiöiterungen und AufVlärungeri über Aino. lijiö Das r(tn mir noch angegebene na sei eine von den Japanern g-anz unstattUiift bei den eine Eigenschaft oder Menge aus- drückendenBeiwörtern und Kebenwörtern in die Aino-Sprache eingefüh];Jj|J^rufungspartikeh So in dem von mir angezogenen Beispiele pirika-na ,es ist gut', welches weit besser durch das russische shetho, OMHqHO ,prächtig! vortrefflich!' zu über- setzen sei. Wa sei allerdings eine Verbalpartikel, diene aber zur Bildung des Mittelwortes aus dem Zeitvvorte, nicht zur Bildung von Zeitwörtern aus Beiwörtern. So in dem Satze omanowa eck »weggehend, wiederkommen^ von omän ,Aveggehen'. Der Abschnitt von den Zahlwörtern sei der beste Theil meiner Aino-Grammatik, doch hätte ich mich auch hier nicht auf eine einzige bestimmte Schreibung beschränken können und habe alle japanischen Verderbtheiten der Schreibung als dialectische Verschiedenheiten hingestellt. Hierdurch hätte ich für Andere die Erlernung der Aino-Zahlwörter erschwert und mich selbst mehr als einmal in Irrthum geführt. So heisse ,eins' bei mir im Aino: schine, scline, sne, sclüni, schinepp, sclineppii, sclmepp, sclmepf. ,Fünf' heisse ascJiiki, ascJnki- ne, aschiki-ni, aschiki-neppu , aschiki-nepp, ascliiki-nepf, asckiki- nippu, aschiki-nipp und ascMki-nipf. Als ein Beispiel von den aus einer solchen Schreibung gezogenen Schlüssen verweise er auf die Wörter schne-wane-hots, schne-icano-hots (200),. welche ich als dialectische Verschieden- heiten erkenne. In der That seien jedoch diese Verschieden- heiten nur aus der Unkenntniss der Aino-Sprache hervorgegangen. Ho bedeute »zwanzig^ Die von den Japanern eingeführten Formen dieses Wortes seien liots (auf Jezo) oder hotsi (auf Sa- chalin). Ho sei in der Aino-Sprache eine Einheit in der Zählung geworden, wozu sich dieses Wort mehi- eigne als die Zahl zehn, welche unserer Zählung zm- Grundlage dient. Wenn die Zahl zehn bei den verschiedenen Völkern zm- Grundlage gedient habe, weil an den Händen sich bloss zehn Finger befinden, welche noch immer von den Wilden bei der Zählung auserlesen werden, so könne bei anderen Völkern bei der Zählung die Zahl zwanzig ebenfalls eine Grundzahl werden, da es bei unbekleideten Füssen leicht sei, die Zehen herzuzählen- Im Französischen sehe man noch jetzt die Spuren einer solchen Zählung mit der Gruud- ö 1Q74 Pfizir. aier. zalil zwanzig in den Wörtern quatre-vingt (80) und quatre-vhigt- dix (90). Bei den Aino's sei die Zald zwanzig zui' Grundlage jeder hölieren Zählung, von zwanzig angefangen, gemacht worden. Als Einheit für Zählungen habe sie die Bedeutung eines Haupt- wortes. Entsprechend dem Worte ^eCHTOKi, ,Zehend' würde sie sich, wenn es im Russischen ein solches AVort gäbe, durch /],Ba4i];aT0K'B ,eine iVnzahl von zwanzig' wiedergeben lassen, und können ihr alle einfachen Zahlwörter vorangesetzt werden. So sine ho , zwanzig' (eine Anzahl von zwanzig), tu ho , vierzig^ (zweimal eine Anzahl von zwanzig), tre ho , sechzig' (dreimal eine Anzahl von zwanzig), wan-ho , zweihundert' (zehnmal eine Anzahl von zwanzig). Wdnho (abgekürzt wdno) ^zw^eihundert^ sei wieder zu einer Einheit für die höhere Zählung gemächt worden und könne vor sich alle einfacheren Zahlen haben. So sne lodn-ho oder abgekürzt sne wdno , zweihundert' (eine Anzahl von zweihundert). Die Japaner hätten die Bedeutung solcher Abkürzimgen, w^elche überall, wo ho auf einen Consonanten folgt, stattfinden, nicht be- griffen und wieder hotsi oder hots , zwanzig' hinzugefügt, ein Wort, welches bereits in sneicano ,eme Anzahl von zwanzig', aber abgekürzt, enthalten sei. Auf solche Weise seien beide Schreibarten, sowohl schne-icane-hots als schne-ivano-hots, sinnlos. Ich hätte jedoch nicht daran gedacht, sie zu erklären, und sage, icane stehe statt loan-ne mit der bestimmten Partikel ne, und loano statt wanno mit der Adjectivpartikel no. In fremden Sprachen lerne man, wie Herr Dobrotwörski meint, die Fürwörter, so wuchtig dieselben auch für das Sprechen seien, sehr spät richtig anwenden. So höre man von Fremden, welche sonst ziemlich gut russisch sprechen, die Ausdrücke MOfi aoöaKi. (moi zobak) statt müh coöaKa (moja sohaka) ,mein Hund' — M0>1 rOBOpHjl'b (moja goworii) jitatt n rOBOpH.iTE. 0a goworü) ,ich habe gesagt'. Die Verfasser der Wörterbücher, deren ich mich bedient habe, seien dem allgemeinen Schicksal nicht entgangen. Aus meiner Abhandlung gehe hervor, dass diese Verfasser so schlecht Aino sprachen, wie die Chinesen mit den Russen russisch sprechen. So seien von mir für das Fürwort ,ich' verzeichnet worden: Am (im Accusativ Ku-ani oder abgekürzt kdni ,mich'). » Eröi-teningen und Aufklärungen über Aino. 1075 « • Tscivfkai und tsi-kotsu. Für das Fürwort ,du' als Aino-Fürwörter: 7 (im Accusativ i-am oder abgekürzt yani ,dich'). I-i§ABkift (und ebenso in der vielfachen Zahl .wir'V Als höfliche Anrede. Anokai (auch ,wir' bedeutend). I-koro (bei mir aus i Aw' und koro .ergreifen^ zusammen- gesetzt). Ein Hüflichkeitsausdruck für ,du' oder auch ,er'. Dabei werde von mir gesagt, dass die vielfache Zahl, welche von der einfachen gewöhnhch nicht verschieden sei, wie bei den Substantiven ansgedrückt werden könne. Z. B. tschokai-utare ,wir'. Hierzu bemerke ich vor allem, dass ich dieses von der vielfachen Zahl zwar angegeben, aber als Bedeutung von i- tschokai und anokai nicht die vielfache Zahl ,wir', sondern ,Sie', das deutsche Wort der höflichen Anrede gesetzt habe. Ein solcher Ueberfluss an persönlichen Fürwörtern (drei für die erste und vier für die zweite Person) zeige schon geradezu, dass meine Führer die Aino-Fürwörter nicht verstanden haben. Zu dem eben Gesagten bemerke ich, dass im Japanischen die als Fürwörter gebrauchten Ausdrücke bei weitem zahlreicher als die von mir angeführten Aino-Fürwörter, ja selbst von un- bestimmbarer Menge sind. Da hier nicht der Ort sei, den Bau der Aino-Rede zu er- klären, werde man nur kurz . die persönlichen Fürwörter der Anio-Sprache und zugleich meine Fehler darlegen. Cokai, abgekürzt ci (bei mir mit Hinzufügung von kotsu: tsi-kotsu) ,ich^ Anokai ,wir' (nicht, wie von mir gesagt wird, ,du, wir^. Eani (abgekürzt e-an, e) ,du'. (Es werde somit von mir unrichtig gesagt, dass mm' oder jani ,dich' bedeutet). Ecokai ,wir (bei mir i-tscJiokai An, wir')- Kuani, abgekürzt ku bedeute ursprünglich ,mein', doch in der Anwendung ersetze es häufig cokai ,ich^ Was die Verwechslung der persönlichen Fürwörter mit possessiven Fürwörtern betreffe, so seien die Fürwörter in Wirk- lichkeit Hauptwörter, nur dass diese auf Personen bezogen werden. Die Setzung derselben vor andere Hauptwörter müsse sie in beziehende Beiwörter, nämlich solche, welche sich auf Personen beziehen, -d. i. in possessive Fürwörter verwandeln. So Sitzungsber. d. phil.-bist. Cl. r. Bd. II. Hft. 69 J07G Pfi7iiinicr. liabe ^okai po die Bedeutuus; .mein Kind'. Die Gewolinheit, ein und dasselbe Wort sowohl als persönliches als auch als possessives Fürwort zu g-ebrauchen, habe dahingeführt, dass ku-ani, urspriinü;- lich .mein' bedeutend, im Sinne von ^ich^ gebraucht wird nnd dass e-ani, das Fürwort der zweiten Person, soavoIiI ,du' als ,dein' bedeutet. Besondere possessive Fürwörter gebe es durchaus keine. Der Dativ der persönlichen Fürwörter der ersten und zweiten Person, nämlich in ,m ir' und atsi ,dir' sei mir gänzlich unbekannt geblieben. In Pjczug auf andere Fürwörter bestehe bei mir noch grösserer V^erwirrung. So seien zu den Fürwörtern hingebracht: neita ,wo?' (bei mir ne-ta, m'da, was'?), ne-ioa-an-be wenn dieses ist (bei mir: welches? was für eine Sache? u. s. w.). Zu den verworrensten Abschnitten meiner Grammatik ge- höre der Abschnitt von dem Verbum. ,Bei dem Verbum Averden der Modus und in der Regel auch die Zeiten nicht unterschieden. Ebenso die Zahl und die Person. Die einzigen Veränderungen bestehen in der Vor- setzung oder Anhängung gewisser Wörter und Partikeln, von denen sie einige auch mit den Nominibus gemein haben.' Auf eine solche Einleitung folge eine ausführhche Unter- suchung der vor und nach den Zeitwörtern gebrauchten Partikeln. Die Bedeutung der Mehrzahl dieser Partikeln sei von dem Ver- fasser nicht verstanden worden. Einige derselben werden vor dem Zeitworte ganz ohne Grund betrachtet, da sie zu den Wurzeln der Aino-Wörter gehören und als solche nicht allein Zeitwörter, sondern auch andere Redetheile bilden. So die Partikel ko, welche von mir durch .selbst' übersetzt und für die Abkürzung von jajokote gehalten werde, jedoch ganz ohne Grund, denn ko sei die Abkürzung von uko ,gegenseitig, miteinander'. Ich hätte sie zu einer Verbalpartikel gemacht, welche indessen meiner Uebei'setzung zufolge nichts ausdrücke. So in den von mir angeführten Beispielen: Ko-a-mikai-u , sehen'. Aber auch imknru. werde von mir durch .sehen' übersetzt. k'o-sireha-i , ankommend Doch auch sire-ha werde von mir durch .tinkommen' übersetzt. Dass die Partikel /." die Abkürzung- von uko und nicht von jaikota (bei mir joikofe^ ist. ergebe sich aus der Betrachtung , Krörterungen und Anfklärnngen über Äino. 10 1 i siüumtli/8'-'i daher mit Recht, dass ich sie Postpositionen nenne. Im Russischen müsse man sich jedoch, da es in dieser Sprache dafür kein entsprechendes Wort gebe, des Wortes upe/l,.iori> jVorwort" bedienen. Der Abschnitt von den Vorwörtern sei von mir sehr zufriedenstellend ausgearbeitet worden. Nur hätte ich mit Unrecht unter die Zahl der Vorwörter die Negativpartikel sack (schaku, schak, schakf , ohne') ,nicht, ohne' und das unpersönliche Zeitwort ischamu (mit einem japanischen Zusätze: ischamu-kcc), welches letztere, ähnlich dem russischen nixi ' ,nein', ,es ist nicht da' von der vorhergehenden Negativpartikel such, verbunden mit an ,es ist^, stamme und im Sinne eines negativen Adverbiums gebraucht werde, hingestellt. Ischamu habe in der Sprache von Sachalin die Aussprache isäm (ncaMi.) oder isam (ncaMi») und dieses Wort werde in solchen Zusammensetzungen wie das von mir angeführte teke-ischamu ,ohne Hände^ nur von schlecht Aino sprechenden Leuten ge- braucht, so wie das russische Wort h^ti. als eines der ersten in der Sprache erlernt werde. Der Ausdruck tek^ - ischamu bedeute daher nicht .ohne Hände', sondern ,es gibt keine Hände' (pyR-L H-feT-b), eigentHch: Hände sind nicht vorhanden (pyEH He cymecTByiOT'b). Auch hoku-schak bedeute nicht ,ohne Mann', sondern ,un- verheiratet' '^von einer Frau). So könne z. B. in dem Satze: ,Sie lebt jetzt ohne Mann' das Wort .ohne Mann' nicht durch hoku-schak übersetzt werden, weil das Weib einen Mann haben und doch ohne ihn leben könne. Solche Ausdrücke wie ,ohne Hände, ohne Mann- würden von den Aino's auf weit mehr zusammengesetzte Weise als im Russischen wiedergegeben, namenthch in der Form von Parti- cipien, Beiwörtern oder mit Hilfe von Partikeln. So werde der Satz: ,ich verfertigte dieses ohne Messer' im Aino durch makiri isäm ciki tamhe ku karä ,als kein Messer vorhanden war, verfertigte ich dieses' oder durch makiri cham iwdnke ciki tamhe 1 Es wird hier die, Ableitung dieses Wortes vou ue .nicht' gemeint. lOöi? Pfizmaier. ku kara ,als ich ein Messer nicht brauchte, verfertigte ich dieses', ausgedrückt. Die Hinzusetzung der Verbalpartikel ciki ,als, zur Zeit als^ zu dem Worte Uüm in dem ersten Satze zeige geradezu, dass isäm nach seiner Bedeutung ein Zeitwort, aber kein Vorwort sei. Der Abschnitt von den Conjunctionen sei von mir ziemlich erträglich ausgearbeitet worden. Nur fänden sich unter den Bindewörtern die Nebenwörter schiomo (somb, dasselbe wie isäm ,es ist nicht vorhanden') und kenne (in der Sprache von Sachahn chdnne), dessen Abstammung und Bedeutung dem Worte isäm ähnlich, hingestellt. Hierzu bemerke ie-h, das«, um das japanische negative Zeitwort auszudrücken, allgemein schiomo und kenne gebraucht werden, z. B. sckiomo o-ira-ja (jap. ivasure-mai-zo ) ,ich werde nicht vergessen', sia-tumu kenne nin (Jap. iro-wa kaicarazu) ,die Farbe schwindet nicht'. Das von mir in dem Abschnitte von der Interjection an- geführte Beispiel bits-sckioro-schioro-sckioro-sckioro ,o ihr Krüm- mungen der Flüsse!' wodurch ich darthun Avolle, dass der Sinn der Interjection auch diu'ch Wiederholungen ausgedrückt wird, bezeichnet Herr Dobrotworski als seltsam. Als ein Beispiel von Verderbniss der Wörter bis zu cinriu solchen Grade, dass selbst ich, bei anderen Gelegenheiten kühn und erfinderisch, zu dessen Erklärung nicht lieranzutreten wage, nennt Herr Dobrotworski das Wort janfjaraide ,sei gegrüsst!' (s^paBCTByfi). Dasselbe wurde von mir zu den Ausdrücken gezählt, welche ohne bekannten oder leicht erklärbaren Sinn als Ausrufungen gebraucht werden. Es stehe für inanukarachte von rimm , Angesicht', karä ,thun- und te ,Hand' mit Vorsetzung der Verbalpartikel /, und bedeute: die Hände zum Angesicht erheben, wie die Aino's flnm. Die Untersuchung der Partikeln nehme den grössten Theil meiner Abhandlung ein. Zugleich mit den nachfolgenden zwei Ab.^chnitten: ,Die Wortfolge' und ,Von den Zusammensetzungen' vertrete diese Untersuchunji; der Partikeln die Stelle der Syntax anderer Grammatiken. In der That seien die Lücken hinsicht- lich der Aino-Abändcrungcn und Aino- Abwandlungen in meiner Aldiandlung so gross, dass die Xotliwendigkcit, das Mangelhafte Erörterungen und Aufklärungen über Äino. 1083 ZU ergäii:**!, .sich von selbst fühlbar mache. Ich unterziehe der Durchsicht im Ganzen sechzig Wörter, welche ich Partikeln nenne. T>£' die Mehrzahl derselben eine Menge Bedeutungen liabe, sqijg^L^ner kiu'zen kritischen Abhandlung keine Möglich- keit, diesen weitläutigeu Theil meiner Abhandlung umständlich zu untersuchen. Man müsse sich daher fast nur auf einige all- gemeine Bemerkungen über das Verdienst dieses Abschnittes beschränken. Die richtige t^chreibung der Aino -Wörter werde in dieser Abtheilung nicht im Geringsten angetroffen. Man begegne hier denselben Fehlern, welche so oft zu irrigen Auslegungen führen. \Vas meine Durchsicht der Partikeln betreffe, so seien einige unter ihnen ganz selbstständige Wörter, welche zu verschiedenen Redetheilen gehören. Man hätte sie bei diesen untersuchen sollen. Solche Wörter seien: die Präposition bakkuno (pachno) ,\)\&', die Conjunction hateki, dialectisch auch padigi (pdteki) ,nur^, das Beiwort aigapp (dikapu) ^unfähig'. Andere Partikeln, welche übrigens in gewissen Fällen einen bestimmten Sinn haben, fanden sich bei mir in Sätzen, wo sie gar keine Bedeutung haben, und in welchen sie voll- kommen den gemeinen russischen Ausdrücken tobo, tobo-boh'B, TOBO-BOHi-^e, TOBO-KaKi-ÖHniB-erO. TOBO-BOHi-Ka, KaKTb-ÖHIUL-erO, npHMiipoMi> - 6y/I,yHH - CKaoaxB u. s. f. entsprechen würden. Ich selbst hätte eine ähnliche Bedeutung vieler Partikeln erkannt, wie bei mir aus den Untersiichungen über ne, ica, na, ka, koro, koratsi, tahan und einige andere Partikeln zu ersehen. Das Anführen ähnlicher Sätze als Beispiele scheine jedoch bei Zu- sammenstellung einer Sprachlehre nicht angemessen. Was die Untersuchung in den Fällen betreffe, wo die Partikeln eine bestimmte und beständige Bedeu.tung haben, so sei diese Untersuchung im Allgemeinen ziemlich vollständig und, mit Rücksicht auf die Unzulänglichkeit der Quellen, zufriedenstellend. Ich hätte in vielen Fällen einen seltenen Scharfsinn in der Erklärung der Partikeln und einen unge- wöhnlichen echt deutschen Fleiss in der Aufstellung von Aino- sätzen und in der Ausziehung allgemeiner Regeln aus denselben bekundet. Schade sei es nur, dass ich auch hier zu vertrauens- voll auf die in dem Mo-siwo-gusa angeführten und erklärten Sätze Bezug genommen habe. 2^()34 Pfizraaier. Zum IJeleo-e für die von ihm gemachten allgemeinen Beobachtungen bringt Herr Dobrotw()röki beispielsweise hier Bruchstücke aus den Aufzeichnungen über die zwei Partikeln ,10 und A(/, der fünften und eilftcn in der Reihe der sechzig von mir untersuchten Partikeln, da die vollständigen Auf- zeichnungen selbst über diese zwei Partikeln an diesem Orte zu viel Platz einnehmen würden. ,Durch Anhängung der Partikel iw, dialcctisch auch nu, M-erden die Substantive in Adverbien verwandelt. Eine ge- wisse Anzahl Adverbien endet schon an sich auf diese Partikel. So schionno ,, wirklich", ohoiwo „lange, lange Zeit". Jedoch scheint dieses Wort von oho ,,ticf' abgeleitet zu sein^ Bezüglich der Schreibung der Aino -Wörter müsse hier bemerkt werden, dass ich mit Unrecht schionno statt sönno ^ schreibe. Ich stützte mich dabei auf die Schreibung DaAvydow's, bei welchem dieses Wort uiiöhho geschrieben wird. Zur Zeit Dawydow's habe man in Russland auf diese Weise den Laut e ausgedrückt und für die Wörter Bce, H^eTi. die Schreibart BCiö, MAiÖT-L, d. i. Bce, H/i.eTi, (wsöy idiot) gebraucht. Eine solche Schreibung des Wortes sonno bei Dawydow sei begreifhch, wenn man sich erinnert, dass die Buchstaben s vmd .^ bei vielen Aino's eine mittlere Aussprache haben. Doch nach Auslassung der von Dawydow aufgenommenen Unterscheidungs- zeichen gehe das zweisylbige miÖHHO (.sonno) bei mir mit Un- recht in das dreisylbige niioHHO (acJdo^ino) über. Hierzu Itemerke ich, dass schio die Wiedergabe der ja- panischen Verbindung 2> H (^yo), welche gewöhnlich sclio lautet, sein und keineswegs für zAvei Sylben gelten soll. Ich habe, in Ungewissheit über die Aussprache, dieses schio in vielen Wörtern beibehalten. Mein oho habe bei Dawydow die Schreibung oro (oho). Meine Schreibung sei daher für denjenigen, der keine Einsicht in das Wörterbuch Mo-siwo-gusa gehabt, ' unbegreiflich, zumal ich selbst es nicht für nothwendig halte, die von mir gebrauchten Unterscheidungszeichen zu erklären. Es wird noch bemerkt, dass dieses Wort auf Sachalin orhho foxrö), d. i. mit dem Ton ' Daselbst wird nämlich das Wort mit einem Verlängeningsstrich ( j tJI 7^ oho) geschrieben. Erörtemngen und Aufklärungen über Aino. lUbö « • auf der le?Äteii Sylbe, ausgesprochen wird. Da ich mich aber der Accente nicht bediene, so werde durch das in dem Worte olio g-ebrauc-Üte^ Unterscheidungszeichen nichts ausgedrückt. Wa^Jie^ grammatischen Regeln in diesem Bruchstücke })etriift, so hätte ich statt ,die Substantiva werden in Ad- verbien ver-\vandelt' wahrscheinlich sagen wollen : ,die Adjective werden in Adverbien verwandelt', weil ich in dem Abschnitte von dem Adverbium ausdrücklich von der durcli Anhängung der Partikel no bewirkten Verwandlung der Adjective in Ad- verbien spreche. Unter den Beispielen von Adverbien, welche schon ,an sich' auf no enden, werde mit Unrecht das Wort ohonno an- geführt. .Lange, lange Zeit' heisse in der Sprache von Sachalin ofMörono (oxropOHO), abgekürzt ohonno. Das Adverbium och- hörono stamme aber von dem Adjectivum ochhöro ,lang, lang- wierig'. .Durch Anhängung dieser Partikel erhalten auch Nomina eine verbale Bedeutung. Niicaschmo-no ,trachten, streben', von niicascUno ,klug, weise'. Jupki-nu ,stark sein^ von jupki ,stark^ Füra-nü oder füra-no ,riecben', von füra , Geruch". Wajaschino, uneh. jawaschiiio und nücaschino ,weise, verständig' — Adjectiva.' Wajaschino-(juru ,ein weiser Mann'. Was die Schreibung der Aino -Wörter in diesem Bruch- stücke betreffe, so finde man hier wieder die unerklärten und ganz unnöthigen Unterscheidungszeichen über fura und nu. Die grammatische Eegel sei ganz unrichtig. In meiner Er- klärung werde gesagt, dass durch i^nhängung der Partikel no die Nomina eine verbale Bedeutung erhalten, doch welche Nomina es seien, werde nicht angegeben. Aus den Beispielen sei zu ersehen, dass hier Substantive und adjective Nomina verstanden werden. So solle aus dem Substantivum fura ,Geruch' das Verbum fura-nu oder fura-no ,riechenS aus dem Adjectivum jupke , stark' das Verbum jupki-nu , stark sein' gebildet werden. In WirkHchkeit sei jedoch chura-nu (in japanischer Schrei- bung fura-nu) kein gesondertes Wort, sondern die Verbindung 1 Ich sagte, wajaschino sei ein Adjectivum in v;ajaschino-guru ,ein weiser Mann' und werde auch als Verbum in der Bedeutung ,streben, arbeiten' gebraucht. 1086 Pfizmaier. zweier Wörter: fara , Geruch" und na ^hören, empfinden, be- merken'. Dass 7m in fura-nu keine Verbalpartikel, sondern ein ganz getrenntes und selbstständiges Zeitwort sei, sei daraus ersichtlich, dass man 7iu von fura leicht durch ein Pronomen trennen könne. Z. B. tan fura cokai nu , diesen Geruch rieche ich'. Urltrigens sei für das Wort ,riechen' bei den Aino's das Wort chnrchura gebräuchlicher. Was die andere (neutrale) Bedeutung des von mir in der Uebersetzung gebrauchten Wortes ^riechen' (russisch naxHjTfc , einen Geruch von sich geben') betreffe, so hahe fura-nu niemals diese Bedeutung. Zur Bezeichnung dieses Begriffes gebe es im Aino die Wörter churdchka (von churä , Geruch' und karä ,tliun') und churdchki (von ki ,thun, hervorbringen'). Noch öfter sage man einfach churä , Geruch' im Sinne des russischen Zeit- wortes naxHyrii , einen Geruch von sich geben'. Was die andere angeführte Form : fura-no (richtiger fu- rdnno) betreffe, so sei sie in der That eine Zusamrüensetzung aus fura ,Geruch' und der Partikel no. Doch dieses Wort sei kein Zeitwort, sondern ein Beiwort von der Bedeutung ,riechend, einen Geruch von sich gebend' (naxy^in). ,Eine besondere Erwähnung verdient das Wort aschin-no, welches sub.stantivisch in der Bedeutung , Anfang' gebraucht wird.' Das Wort aschinno (in der Sprache von Sachalin ashnio) stamme von asiii ,neu' und bedeute ,von neuem, das erste Mal', aber niemals , Anfang'. Die Ableitung dieses Wortes von asiri ,neu' wurde von mir in demselben Abschnitte (S. 58) angegeben. ,Ä«, dialectisch auch ga, bedeutet Erde oder Ort, welche Bedeutung jetzt veraltet zu sein und nur in Zusammensetzungen vorzukommen scheint. Ka-sckoja ,cine Wespe', wörtlich: eine ErdVjiene. Schin-ka ,der Erdboden, Platz'. Den Substantiven wird es in der Bedeutung ,Orf öfters expletivisch angehängt. >Sckirari-ga, die Stelle der Meerflnth, die Meerfuth selbst. T6-ga ,die Bru.st', wörtlich : die Gegend der Brust. Oschioro-ka ,das Gesäss',' wörtlich : ihi- Ort des Gesässes.' Hier treffe man wieder die nichts ausdrückenden und ganz unmithigen Unterscheidungszeichen ülx'r ka, ' und to-rja. Ga ' Kä in der Ueberschrift des Abschnittes uml in zwei Bei.spielen. Erörterungen und Aufklärungen über Aino. 1087 stehe niclit'^^'Öialectisch für ka, sondern sei eine ganz besondere Partikel mit einer anderen Bedeutung als ka, obgleich die Japaner diese Partikeln mit einander vermengen. Ka Jbjgiifcwtte niemals ,Erde oder Ort*, sondern sei unter anderem die Abkürzung des Wortes kdsketa, kdske , Oberfläche'. So könne man auf gleiche Weise richtig sagen : wakka-ka oder loakka kaske-ta .die Oberfläche des Wassers', kam-kaske oder kam-kaske-ta ,die Oberfläche des Fleisches', d. i. die Haut. Dieselbe Bedeutung habe diese Partikel in einigen von mir angeführten Wörtern. So bedeute sclürari-ga oder richtiger siraraka die von der Fluth des Meeres bespülte Fläche oder Stelle, aber niemals ,die Meerfluth selbst'. Toga bedeute , Brüste' und sei der Plural von to , Brust'. Folglich sei ga hier nur ein Zeichen des Plurals. Ebenso werde auch to in der vielfachen Zahl und in der Bedeutung .Tag' abgeändert. Z. B. : Utiirei fogä araka , beide Brüste schmerzen'. Ine fogä arakä ,vier Tage schmerzt es'. In diesem Falle dürfe man mit lateinischen Buchstaben weder gn noch ka, sondern müsse ha (to-ha) schreiben. ' Oschioro-ka sei das verdorbene osorb-kam (von osorb , hinter' und kam , Fleisch') ,Gesäss'j ein Wort-, welches mit dem russi- schen orv-SOKi. gleichbedeutend ist, d. i. die weichen Theile des Gesässes bezeichnet. Auch in den letzten Abschnitten: ,Von den Zusammen- setzungen' und , Wörter für Zusammensetzungen' seien un- richtige Erklärungen zu finden. Z. B. : Schiki-i'app ,die Augenwimpern', wörtlich : die Augenflügel. Es soll ,Augenfedern' heissen. Von frajnt (rap) ,Federn' (nepLfl). Hierzu bemerke ich, dass das zur Erklärung des Woi'tes ra2)2) gebrauchte japanische ^ (fa) sowohl , Flügel' als auch jFeder' bedeutet. KunneAschupp ,der Mond', wörtlich : die schwarze Sonne. Das Wort heisse jedoch küni-cuf ,Nachtleuchte' von küni ,Nacht' und cuf oder cup , Leuchte'. Hierzu bemerke ich, dass kuni , Nacht' in dem Mo-siwo-gusa nicht verzeichnet wird, dass aber dem Worte kunne , schwarz' öfters die Bedeutung ,Nacht' zukommt. So kunne-ihe ,Nacht- ' Russisch Tora. 1088 Pfizmaicr. essen', kunne-re-uscM-no ,in der Nacht einkehren', siri-kunne (jap. fi-gnre) , Sonnenuntergang', wörtUch : Erdschwärze. Icli selbst habe kunne-tschvpp in dem Würterbuche durch .schwarze oder Nachtsonne^ erklärt. Tschupp-kamol ,die Sonne und der Mond^, wörtlich: die Sonnengötter, da tschupp sowohl für Sonne als auch für Mond gebraucht wird. Es bedeute jedoch cup-kamni wörtlich: Gott oder Götter der Leuchten. Mo-siwo-gusa hat bei diesem Worte die Erklärung ß-fo tsuki ,die Sonne und der Mond'. Sike-knru, eine Last tragen. Sike bedeutet eine Last und auch eine Last tragen. In der That habe siki karä die Be- deutung ^blinzeln, kleine Augen machen' (von siki ,Augen' und karä , machen'). Aber ,eine Last tragen' heisse sike dmpa (von , silx ,Bürde' und dmpa (dmha) ^tragenO- Die Annahme, dass hier sike für siki , Augen' gesetzt sei scheint mir nicht begründet, obgleich siki karä oder isikekara ,kleine Augen machen, zuwinken' (A'feJiaTL r^asKü, no^Mnrn- BaTB) in dem Wörterbuche Herrn Dobrotwörski's als neues Wort vorkommt. Die Verwechslung beider Wörter ist sehr leicht. In dem Mo-siwo-gusa findet sich übrigens sckike (jap. ^ ^ se-wo) ,auf dem Rücken tragen' und schike-karu (jap. :^ nivb) ,auf den Schultern tragen. Di«' nachfolgende von mir gebrachte Uebersicht ist ein Versuch, die mir zur Zeit der Ausarbeitung meiner ,Unter- suchungen' unbekannt gebliebenen grammatischen Formen zu entdecken, wobei sich zugleich das Ergebniss herausstellt, dass die gerügten Auslassungen auf das geringste Mass zurückzu führen, bisweilen auch, wo es sich um allgemeine Regeln handelt, belanglos sind. Ich habe hier nicht japanische Texte, sondern die von Herrn Dobrotwor.ski in seinem Wörterbuche, leider nicht immer in genügender Anzahl, gebrachten Beispiele vor Augen. Auf das öftere oder seltenere Vorkommen gewisse)- den Sprachbau kennzeichnender Wörter und die Anwendung derselben wurde indessen weitgehende Riicksicht genommen. 1 , Erörterungen und Anflclärungen üter Aino. 1089 « • Was"^orerst die Angabe betrifft, dass bei oinig-en Sub- stantiven Avirklich der Plural ausgedrückt wird, so habe ich ausser den" von Herrn Dobrotwörski angeführten sechs Bei- spielen, 4^y>»sfl*htet fortgesetzten Suchens, nur noch drei Bei- spiele einer Fluralbildung auffinden können, unter welchen drei Beispielen mir die ersteren zwei etwas zweifelhaft erscheinen. To-ha ,Tage' und fo-ha , Brüste', worauf am Ende der Kritik meiner Abhandlung hingewiesen wird, stehen nämlich nicht in dem Wörterbuche und dürften nach der Verbindung, in welcher sie vorkommen, keine Plurale, vielmehr einfache Singulare sein. So in der Verbindung uturei to-ha , beide Brüstet Uturei ,beide' verlangt sonst nicht den Plural der wenigen über- haupt einer Pluralform fähigen Wörter. Man findet uturei sis , beide Augen^, nicht uturei sikl. Auch die Zahlwörter verlangen nicht den Plural. Ine-to-ha ,vier Tage' wäre daher, wenn to-ha ein Plural ist, eine Anomalie, welche nur aus Gründen der Deutlichkeit oder des Wohllautes sich erklären Hesse. Man sagt sonst sne-hocline-to , zwanzig Tage', tu-hochne-to , vierzig Tage', nicht sne-hochne-fo-ha u. s. f. Als weiteres Beispiel verbleibt noch chos (xocl) .Stiefel- schaft' (ro.ieHHme). Plural chösihi (xocHrH). Mit Ausnahme von ütare ,Volk' werden zu den ange- gebenen Pluralbildungen die Partikeln ki (ke) und /w verwendet. Es sind, mit Ausschluss von imdki ,Zähne', jedoch chösihi , Stiefel- schäfte' inbegriffen, Plurale von Wörtern, durch welche doppelt vorkommende Gegenstände bezeichnet werden. So teki, teke (treke) ,Hände', kemdki ,Füsse', sikl, sike , Augen'. Auch amihl, als Plural von am ,Klaue' angeführt, hat in dem Wörterbuche die Bedeutung: Krebsscheeren (K.ieraHH Kpa^a). Es ist daher als geAviss anzunehmen, dass in der Aino- Sprache von einem Plural der Hauptwörter nur in wenigen vereinzelten Fällen und unter den oben angedeuteten Beschrän- kungen die Rede sein kann. Dass na zui' Bildung des Comparativs dient, wurde be- stätigt gefunden. Na porb , grösser'. Na iven , schlechter*. Eine besondere Bildung ist sui dchkari porh ,noch gi'össer'. Von sui ,noch' \xr\({.achkari .vorübergehen'. 1090 Pfiz maier. Ferner wird der Comparativ durch Vorsetzimg von e gebildet. Tewa e-parä teiva e-dne ^hier breiter, hier dünner^ Ci ist die Abkürzung* von cökai ,ich'. Doch wird be- merkt, dass öfters in einem und demselben Satze auf cökai noch einmal ci folgt, selbst wenn beide Wörter Possessiva sind. Die Bedeutung des Pronomens wird dadiivoh hervor- gehoben. Z. B.: V Cökai Sambaku ochta tamhaku ci könte ,icli habe Sambaku Tabak gegeben'. Cökai ci koröpe , meine Sache, mein Besitzthum'. Mit a wird zudem auch die erste Person der einfachen Zahl gebildet. Z. B. ci icdnte ,ich verstehe', Si korb ,ich nehme', ci nükara ,ich sehe'. Auf kudni (kivdni) ,ich, mein' kann ebenfalls kii, dessen abgekürzte Form, in einem und demselben Satze folgen. Z. B.: Kudni ku po ho ,meine eigene Tochter'. Kwdni ku kampe nuje ,ich schreibe selbst^ Kivdni ku nukara ,ich selbst habe gesehen'. Mit ku wird noch öfter als mit ci. die erste Person der einfachen Zahl gebildet. Z. B. ku icdnie ,ich verstehe', ku eramn-icen ,es thut mir leid^ Es folgt auch auf cökai ,ich'. Z. B. cökai ku eramän ,ich habe verstanden'. In dem folgenden Satze ist ku zuerst ein possessives, dann ein persönliches Fürwort: E-ani ndclita im) an^ — Ku ikarakara-pihi ochta ku mire. ,Wo ist dein Kleid? — Ich habe damit meinen Privatdiener bekleidet'. Kijdne po bedeutet: ältestes Kind. Kijane mnchpo be- deutet: älteste Tochter. Das Possessivum ku findet sich zwi- schen die zwei Wörter dieser 3^J'bindung gesetzt in dem Satze: kijdne kü po ho, kijdne kü machpo ,mein ältestes Kind, meine älteste Tochter'. Kiiiiui In ist ein verstärktes possessives oder auch persön- liches Fürwort do- ersten Person. Z. B.: Kwdni ku hachka ,mein Hut'. Kvdpi ineino ku konnhuru, etsi könte kojdikui ,es gefüllt mir ebenfalls, ich kann es dir niclit geben'. , Evörtei'nngen und Aufklämngren über Aino. 1091 £-a?yV*' abgekürzt «-«», e ,du, dein'. E-äni Iwchka ,dein Hiit^ E-dni'~'ndchta iml an ,wo ist dein Kleid?' E-qj^jitiän-ui.jdchka pajän kusuiki , obgleich du es nicht wünschest, wird man doch gehen'. E irm he ,dein Kleid'. E-koröpe-he , deine Sache, dein Besitzthum'. Chemata kusü e ipe etunne he? e maioa imsüi hi? , Warum magst du nicht essen? Willst du hungern?' Auch hier ündet sich nebst e-dni in einem und demselben Satze die abgekürzte Form e. Es ist des Nachdrucks wegen. Z. B.: E-dni e koröpe he , deine Sache, dein Besitzthum'. E-dni machm e isäm cMtane-a ,bist du unverheirathet?' Ecokai ,ihr, euer^ Z. B.: Ecokai tu dinu ne, chemdnuku iska chetane-a ,ihr seid zwei; Avelcher hat gestohlen?' lii, eil ist der Dativ des persönlichen Fürwortes der ersten Person. Z. B.: Cökai tönu iil kante ,mein Gebieter hat mir gegeben'. In karakarä dinu ,der mir dienende Mensch". Etsi, eci ist der Dativ des persönlichen Fürwortes der zweiten Person. Z. B.: Etsi könte .ich gebe dir'. Etsi jaiko-^pdkara kusil ech ,weil man dir vertraut, kommt man hierher'. Dobrotwörski sagt, eci, etsi sei auch die Abkürzung von ecokai ,ihr, euer'. Z. B.: Chemata kusil eci drehi , warum seid ihr gekommen?' Chemata kotän-uwo i'tai drehi ,von welchem Dorfe seid ihi' gekommen?' Mit e-dni ,du' verbunden findet sich e-dni etsi ,dir, dir selbst^ Als Pronomina sind noch zu verzeichnen: Nach ^welcher? was für ein? solcher'. Z. B.: Nach koro pdchnu ,bis zu welchem Orte?' Tan tdmhaku ndchtca ehok-hi ,von wem hat man diesen Tabak gekauft?' Ndchkane ki-ciki pirika chemane-a ,wird es gut sein, so zu handeln?' Sitzungsber. d. phil.-liist. Cl. C. Bd. H. Hft. 70 1092 rii/.maipr. Nnfa ,wessen? wor?' Z. 1>.: Tdmhe ndta kisen hi ,Avesscii Pfeife ist dieses?' Tdmbe ndta kiro ho ,wessen Schuhe sind dieses?' Ndta örowa karä hon ^von wem ist sie schwanger?' Chemdnuku ,welcher?' Chemdnuku-chetane-a , welcher?' Chemata ,was was? was für ein? wesswegen?' Z. B.: Chemata a je en ani tranto-mui-jun ,was für ein Wort ist tranto-mui-jimV ' Chemata wehekere an ,was für Neuigkeiten gibt es?' Tan tochköro chemata ochtä an chetane-a ,was befindet sich in diesem Kruge?' Chemata dinu chetane-a ,was für ein Mensch?' Chemata kusit otasis chetane-a ,wesswegen eilen?' Chemata ne-e-ne eiki ,wesswegen hat man so gethan?' Chemata turä ,welche Gemeinschaft? mit wem? mit was?' Chemata en a je Ödchtakic ,was für ein Wort ist cdchtakuV'^ Jdikota, jdikuto, jdiko , selbst, sich selbst'. Z. B.: Jdikota okäi , selbstständig wohnen'. Jdikota iiina , selbst, eigenmächtig nehmen'. Jdiko jömare ,sich selbst einschenken'. Jdiko nnkara kam. ,Metall, in Avelchem man sich selbst sieht, ein Spiegel'. Als Beispiel von dem Gebrauche der Verbalpartikel u wird von DobrotAvorski ohne einer Erklärung dieser Partikel angeführt : Kwdni hv'ino u kontasui ,ich brauche es (.'beufalls'. Das zur Bildung des Imperativs gebrauchte kdne soll ur- sprünglich ,ich bitte' (npoiiiy) bedeuten. Ferner hat es die Bedeutung ,schon' (vJKe). Z. B.: Nuca tusü-dinu kusun-kotän örowa dreht kdne an nanhh ,der russische GeistHche ist wahrscheinlich schon von Kusun-kotan abgereist'. Beispiele des Imperativs: A kdne , setze dich!' Neramj)e je kdne , sprich doch etwas !' ' Tranto-mui-jun ,in der Kehle stecken bleiben'. ' Cäcktnhi ,eine Lampe'. , Erörterungen uml Aufklärungen üter Aino. 1093 « • Ech^ kdne ,gih l' Inkara 'kdne ,sielie !' Itächlcdne , sprich !' K(ijf!^f„Jtdne monasno carcl furdje , mache! spüle sogleich den Mund aus!' Seltener dient die Partikel wa zui' Bildung des Imperativs. Z. B.: Trid cliese-wa ,athme tief ein!' Asiiio-wa jgehe hinaus !' ÄchkaS-wa ,gehe!' Sonst wird auch ein Imperativ durch Anhängung der Partikel na an das Beiwort pirika ,gut' gebildet. Z. B. : Pirika-na mokoro , schlafe wohl!' Pirika-na okai ,bleibe wohlauf!' Pirika-na omän , reise glücklich !' Auf dieselbe Weise gebraucht man auch die Partikeln no und nu. Z. B. : Pirika-no nu oder pirika-no nu-kdne ^höre gut!' Pirika-no ana-ica , gehabt euch wohl!' Tdmbe pirika-nu muje-ica , binde dieses gut an!' Kusu-än, abgekürzt kusu-a, wird von Dobrotworski als ein zur Bildung des Indicativs der gegenwärtigen Zeit dienendes Wort angeführt. Z. B.: Nuäch-kusu-än ,man stöhnt' (cTOHeTi)). Ferner wird angeführt, die Partikel xca diene zur Bildung des Mittelwortes der gegenwärtigen und vergangenen Zeit. Z. B : Oman trushje-wa kdiki ene-jdikar isäm ,man wollte gehen, war es jedoch nicht im Stande'. Uf tusüje-wa kdiki kojdikus ,man wollte es bekommen, war es jedoch nicht im Stande'. Chemakä ,enden, zu Ende gehen' dient zur Bildung des Präteritums. Z. B. : Trat chemakä ,er ist gestorben'. Kwdni macli-nu chemakä ,ich habe ein Weib genommen'. Chekäi chemakä ^man ist alt geworden'. Ureiika chemakä ,es wurde verabredet'. Das Präteritum wird ferner durch ki ,thun' bezeichnet. Z. B.: Porb sunke ki ,er hat viel gelogen'. 70» 10y4 Pfizmaier. hw^ki-ta an tise öroica ku eck ki ,ich bin aus dem in der Mitte stellenden Hause gekommen'^. Eine andere zur Bildung des Präteritums dienende Partikel ist clici. Z. B.: . Sukenno samhaku iura uköiki cMi ,Sukenno hat sich mit Sambaku geschlagen^ Ndta an köiki chci ,,wer wurde gestochen?' Sukenno an köiki chci , Sukenno wurde gestochen'. Utdspa u-köiki chci ,sie schlugen sich miteinander'. Hdchka höriko dchtech chci ,er hängte den Hut oben auf. Für chci wird auch häufig cih) oder chtsi gesetzt. Z. B.: Chemata kusü möirino pajek cilü, tdne omhnan ,warum ist man so spät ausgegangen? Es ist jetzt Abend.' Uki§ma chtsi ,man hat ihn ergriffen'. Wörter zur Bildung des Futurums sind : Kusü, kusuikl, kusukarä. Letzteres hat die Bedeutung , be- ginnen' und soll, was jedoch unwahrscheinHch ist, auch das Präsens und das Präteritum bezeichnen können. Z. B. : Ndchta okdi an kusü ,wo wird man wohnen?' Kirb nüman kante kusuiki ,man wird die Schuhe Abends geben'. Ampa kusukarä e ,Avird man bringen?' Trat kusukarä. ,man wird sterben'. Ne-kuni oder ne-kuna, von Dobrotwörski als eine zur Bildung des Futurums dienende Partikel angeführt, bildet nicht das Futurum, sondern hat die Bedeutung , solches, eine solche Sache'. So in dem Satze : Sönno ne-kuni kusu ,gewiss wird es so sein'. Die Partikel des Futurums ist das oben verzeichnete kusü. Zur Bezeichnung des Futurums dient ferner das Wort kümbe (kimpe). Z. B. : ^_ Uköiki an kümbe cJietanea ,wirtl es ein Handgemenge geben?' Ithnana an kümbe chemanea pöchna-kotän ,wie wird die Unterwelt beschaffen sein?' Eneka iköne kümbe nenanhb ,er kann noch krank werden'. Lässt sich auch durch iköne kusukarä nenanhb ausdrücken. Korb e-aSkä.i an kümbe rhef an ea., wird man nehmen können?' Kun, auch kuna, ist die Abkürzung von knmhe. Z. B. : ErörteiTingen und Aufklärungen über Aino. 1095 « Terrtmia an kiui kofSn chefane-a ,was fiu' ein Dorf wird dieses sein?^ Kumf wird mit kun und kümhe verglichen und als eine Ergänz]Aijg6^rtikel zu dem Satze betrachtet. Es könne sowohl das Präsens als das Futurum bezeichnen. Z. B. : Kasiturü an könte kuni^ ,ma.ii gab es einem gewissen Kasiturü'. Besondere, eine negative Bedeutung in sich schliessende Verba sind : Aikapu, dikap ,nicht können, nicht im Stande sein'. Z. B. : Cökai aikapu ,ich bin nicht im Stande'. Aikap-üiara ,ein ungeschickter, zu einer Sache unfähiger Mensch'. Kojdikm , nicht können, nicht im Stande sein^ Z. B. : Taue omän kojdikus ,ich kann jetzt nicht fortgehen'. Etünne ,nicht mögen, nicht Avollen'. Z. B. : Etünne-wa kdiki kire ,wo man nicht will, dennoch hin- stellen, wider Willen etwas thun'. Cliöko etünne mdimine ,ein Mädchen, welches keinen Mann mag'. Etün-nijdchka kdna , obgleich man nicht will, bitten', d. i. bei Jemanden bitten, der die Bitte nicht erhören mag. Eramecan .nicht wollen'. Z. B. sake ikü eramecan ,nicht Wein trinken wollen', ipe iramecan ,nicht essen wollend Eramuskare, eramiskare ,nicht verstehen, nicht kennen'. Eramiskare ütara ,unbekannte Leute'. Ckdnka ,nicht thun, aufhören'. Als nachdrückliche Ver- neinimg gebraucht. Z. B.: Chdnka ane kemdtech küninu ki ,schrecke nicht in der Nacht!' Eine Beschwörung des bösen Geistes, der in der Nacht einen Menschen auf dem Wege anruft. Chdnka irdnachka ,iss nicht auf!' Chdnka tsis , weine nicht!' Chdnka e-usäch-tramu-wa, etsi könte kusuikl ,sei unbesorgt, ich werde es dir geben'. In meiner Abhandlung möge bei dem Abschnitte von dem Adverbium Folgendes zur. Ergänzung dienen: Timas , sogleich, schnell'. Tünas-kdne, abgekürzt tunaikän .schnell!' Tünas-kdne eck kdne ,schnell! Komm schnell zurück!' 1096 Pfizmaier. Ohnikusu ,viel, sehr vieV. Plskdnta ohdlkusu dinu an ,es sind überall viele Menschen^ Okäi jViel'. Po-okäi-ne ku korb ,ich habe viele Kinder'. E-oske ,wenig'. Mdskin chdtsiko ,sehr wenig^ Mdskino poröno ,sehr viel'. Mdskino poröno ikü Öiki wen jSehr viel trinken ist schlecht'. Chdtsiko oröwano ,von Kindheit an'. Chdtsiko ,klein, klein von Wuchs'. Z. B.: Chimparakdne örowa e ikone hi chetane-a, chdtsiko oröwano ku ki ,seit wann bist du krank? Ich bin es von Kindheit an'. Emüiki ,all, alles'. Als Adverbiuni , gänzlich'. Z. B.: Emüiki wente , gänzlich zerreissen'. Emüiki 6uf ,alles nehmen'. Emüiki cham drehi , durchaus nicht gehen'. Emüiki chekaje ,man ist gänzlich gealtert'. Kdiki, abgekürzt kdik, ka , dennoch'. Z. B.: Sönno kdiki tram-osma , dennoch sehr zufrieden sein'. Kaik chdnka , dennoch unterlassen'. Kaik chan oder ka-han .dennoch nicht'. Sirdnkore ka-han cikl, okäi rusüi ciki okäi, omän tiisüi öiki Oman, omano-ica neno. Da ihr dennoch nicht Verwandte seid, wenn ihr bleiben wollet, so bleibet, wenn ihr gehen wollet, so gehet, es ist uns gleich'. Newa kdiki ,jedoch'. An koröpe he, newa kdiki etsi kante ,es ist ein Besitzthum, doch ich gebe es dir'. Chimparakdne ,wann?' Chimparakdne e omän ,wann gehst du fort?' Chimpach ,wie viel'? Chimpach pa ,wie viele Jahre?' Nekane ,auf solche Weise, so'. So viel als ndchkane. Z. B. : Tdmhe nekane porb chetane-a ,ist diese Sache so gross?' Neita ^irgendwo'. Neita^kdiki cham .irgendwo dennoch nicht', d. i. nirgends. Neita kdiki cham arakä oder neitn, kdiki cham ikone ,es gibt nirgends. Kranke'. Neita-nijdchkn. , überall, wo immer'. Z. B.: Neifa-nijdchka ku omän trtisHi ,ich will überall hingehen'. Neita-nijdchka chan ku omän trusüi ,ich will nirgends hin- gehen'. Erörterungen und Aufklärungen über Aino. 109 i Neitm pachno ,bis wofiin'?' Nerva jeder^ In Zusammensetzungen gebräuchlich. Mit einer Verneinung: keiner. NeiTmjti jdchka ,wer es auch sei'. Ai ist die Abkürzung von an. Nerra cham drehi ,Keiner kommt'. Nerra dmpe nijdchha ,was auch vorhanden sei'. Nerra dmpe nijdchka okäi ,was auch vorhanden sei, es ist viel, alles ist viel'. Füi' okäi ,viel' wird auch poröno an gesagt. Nerra cham drehi kusuiki .Niemand wird kommen'. Nerra irenka ai jachka , welche Verabredung auch sei'. Nerra-to nijdchka drehi cikl e-dni mokoro ,an welchem Tage mau auch kommt, so schläfst du". Ner-dmpe Jedes Vorhandene'. Z. B.: Ner-dmpe kdiki chamä nükara ,was es auch sei, man sieht es nicht'. Chamä steht für cham ,nicht'. Man sagt auch 7ie dinu kdiki chamä nükara ,man sieht keinen Menschen'. Ner-dmpe nijdchka ku weinte ,was es auch sei, ich weiss es'. Neran ist die Zusammenziehung von nerra-an ,jeder ist'. Z. B. : Neran utara nijdchka ku iwdnke rusüi ,was für ein Mensch es auch sei, ich will ihn verwendend Eneka , schon, noch'. Z. B. Trdma ndiki eneka dmpe ,Avider Willen ist es noch so'. Eneka dreht kusuiki ,man wird schon kommen'. Eneka trdi küni pdkare ,ich glaubte in der Nacht, dass ich schon sterbe'. Eneka trdi kusü neisin an ,es Avaren schon Vorboten, dass ich sterben werde'. Eneka cham drehi kusuiki ,man wh'd noch nicht kommen'. Für eneka steht auch enekar und enekas. Ja enekar-isäm ,es ist noch kein Netz da'. Enekas eki ,bist du schon gekommen?' Eki steht für ech-ki ,gekommen sein', wird aber auch als besonderes Verbum in der Bedeutung ,ankommen' (npHXO/l,HTB) verzeichnet. Nahen ,wohin?' Z. B.: Ndken e-omän tusid hi, ndjoro ochtä omän tusui. , Wohin willst du gehen? — Ich will nach Najoro gehen.' 1098 Pfizmaier. Temana ,wie? welcher V was für einV' Z. ß.: Timana 9-e {ire) korb ,weleheii Namen hat es'?' wie heisst esV Tdmhe temana re (tre) koro chetane-a , welchen Namen hat diese Sache'?' A^anhb, ne-nanhh oder ne-nan-koröpe-ne ,es kann sein, wahr- scheinlich'. Cham, chan, auch cliame imd chama , nicht'. Cham an ki nanho ',es wird Avahrscheinlich nicht gethan'. Cham icdnie ,nicht wissen, nicht kennen'. Cham wdnte uiara ,ein unbekannter Mensch'. Cham irüska ,sei nicht böse!' Cham usäch-tramu-iva ,sei unbesorgt!' Cham iJcöne oder chamo iköne , nicht krank, gesund'. Kwdni chan ku nu ,ich höre nicht'. Chan-ki oder chdn-ke ,nicht thun, nicht vollziehen'. Z. B.: -^ osist 6iiv kdik chan-ke ,den Boden berührend, dennoch es nicht thun', den Boden nicht ganz erreichen. Chan karä ,nicht thun, nicht gethan, noch nicht fertig'. Chdnne ,nein'. Bei entschiedenen Antworten gebraucht. Z. B. : Ampa kusukarä ,wird man es bringen?' Chdnne ,nein'. Für chdnne sagt man auch höwpa omä^i ,man unterlässt und geht fort'. Chdnnech oder chdnne ,nicht' mit Nachdruck. Z. B.: Chdnnech trat kuna an-tramu trat ku e-ramii-icen ,ich glaubte nicht, dass er sterben werde, üeber seinen Tod bin ich betrübt'. Chdnnech ku omän kiisuiki ,\ch werde nicht gehen'. Ergänzungen zu den Postpositionen: Ani ,mit, aus' dient zur Bezeichnung des Instrumentals. Z.B.: Kamüi ru§ ani an-kara ,aus Thierfellen verfertigt'. Am-dni nümpa ,mit den Nägeln zusammendrücken'. Poon ani an-kara öchkita ,ein aus Bein verfertigtes Hörnchen (zum Auflösen der Knoten)'. Kdske ani opäs ketii ,mit einer Schaufel den Schnee weg- räumen'. (Jchiä ,in, zu, nach' dient zur Bezeichnung des Dativs. Z. B.: tSakenno kasituru ochtä tdmhaku kante ,Sukenno gab Kasi- turu Tabak'. Sfotihaku kwdni ochtä tdmhaku in könte .Sambaku gab mir Tabak'. Auf kwdni ochtä ,mir' folgt hier in dem Satze noch einmal i-ii .mir'. Es ist des Nachdrucks wegen. Erörterungen und Aufklärungen über Ainu. lUyi? Kic^i üuinb'aku achter tdmbaku ku könte ,ich gab Öambaku Tabake Hier folgt auf kwdni ,ich^ noch einmal ku ,ich'. Tise 'öchtä ach-hiinke ,iii das Haus bringen'. Sinm imjoro ochtä pajän kusuik\ , morgen werde ich nach Näjoro reisen'. Ochtä amä isäm ,es gibt nichts, wohin man legt', man legt nirgends hin. Turä , mit, zugleich, miteinander', auch , vermittelst'. Z.B.: Churäi, turä chunije ,mit iSeife waschen'. Kdta .auf. Ist vielleicht das japanische Wort^'a/a ,Seite'. Z. B. : Atüi kata ,auf dem Meere^ Wdchka kata ,auf dem Wasser'. Kdmpe kdta nuje chemakä ,man schrieb auf Papier'. 0 ,auf' ist die Abkürzung von omdri ,hinlegen' oder omdre ,emgiessen Z. B. VVdchka 0 ,giesse Wasser ein!' Umä 0 ,auf einem Pferde reiten'. Nosb b omän ,im Schlitten fahren'. 8etä 0 ,mit Hunden fahren'. Ka ,auf' ist die Abkürzimg von kaske-ta ,Oberlläche'. Z. B.: Wdchka ka oder wdchka kaske-ta ,die Oberfläche des Wassers'. Wdchka ka-ta ,aiif dem Wasser'. Kühuri ka-ta ,auf dem Berge'. Ni ka-ta ,auf dem Baume'. Pdchno, pdclmu ,bis'. Z. B.: Tdne pdchio ,bis zu dieser Zeit, bisher'. Tan kotän pdchno ,biä zu diesem Dorfe'. Xdibuci pdchno ,bis Kaibuci'. Öroica, als Adverbium in der Bedeutung , hierauf, nachher' gebräuchlich, bezeichnet als Postposition den Ablativ. Z. B.: Orowa dreki ,man kam nachher'. Sukenno kasiturü öroiva setä koro ,Sukenno erhielt von Kasituru einen Hund'. Ndta örowa nu hu ,von wem hat man es gehört?' Jaretöchwa an tise örowa ku makän hi ,ich kam von dem am äussersten Ende befindlichen Hanse herüber'. InöskUa an tise örowa ku ech ki ,ich kam von dem in der Mitte befindlichen Hause'. Te-wa örowa ,von jetzt an. von hier'. Nach örowa ,von avo?' lllKj Pfiz maier. Nach-fe örowa ,von irgend welcher Seiten Nach-tech örowa ,von jetzt an^ Für örowa wird in allen Bedeutungen auch oröwano ge- braucht. Z. B.: Nach oröwano sinenni okäi Jcusukarä ,von nun an wird er allein wohnen'. Kwdni oröwano je ,man spricht von mir'. Kicdni oröwanotdmhaliu etsikönfe ,man gibtdir Tabak von mir*. Tüima kotän oröwano eck ,man kommt von einem fernen Dorfe'. Kiüdni kdsketa oröwano , oberhalb meiner'. Ergänzungen zu den Conjunctionen: Na dient zur Bezeichnung der Conjunction ,und'. Z. B.: Cökai na e-dni na ,ich und du, sowohl ich als du'. Na cliam, na-ham hat als Conjunction die Bedeutung ,noch nicht'. Es fand sich auch die Form na-han. Z. B.: Na-ham chemakä clietane-a ,ist es noch nicht fertig?' Na-cham karä ,es ist noch nicht verfertigt*. Na-cham suke ,es ist noch nicht gekocht'. Na-chan tsi ,es ist noch niclit gekocht'. Hier na-chan für na-cham gesetzt. He, ki, ho, hu sind Endpartikeln, welche öfters nur des Wohllautes willen gebi'aucht Averdcn. Z. B.: Tan tnn einn he /lieses Kleid ist dein Kleid'. Eiml, zwei- sylbig ausgesprochen, steht für e-imi ,dein Kleid'. Anokai an koröpe he , unser Besitzthum^ Anokai an kiseri hi ,unsere Pfeifen'. Ku po ho ,mein Kind'. Dieselben Conjunctionen drücken auch eine Frage aus. Z. B. : Ndta örowa nu hii ,von wem hat man es gehört?' Ckemata chum hi ,was für ein Geräusch ist dieses?* Chdmata cha-u he ,Avas fü^eine Stimme ist dieses?' Chetane-a ist ein am Ende eines Satzes stehendes Frage- wort. Z. B. chanata dinu chetane-a ,was für ein Mensch?' Chejnfita kukumbe chetane-a, ,was für ein Getränk?' Ciki ,Avenn' wird immer an dem ImkIc der Wörter ge- setzt. Z. B. : Tr<''ra jiichke cikl omän kojdikas ,wenn starker Wind ist, kann man nicht gehen'. i I Erörternngen und Aufklärungen über Aino. IIUI Kömff^ciJa pirika turi'ciki wen ,wenn man den Fnss ein- biegt, ist es gut. Wenn man ihn ausbiegt, ist es schlecht". A-u, die Abkürzung von an ,es ist' wird den Zeitwörtern vorgeset^,.^ B. : A-u wdnte ütara-ka an eramuskare ,sind es Leute, welche man kennt? Sind sie unbekannt?^ A-u wdnte ütara ka sul chamän nukaraike ,sind es Leute, welche man kennt? Hat man sie noch nicht gesehen?' Eä ist die Abkürzung von e-askäi chetane-a ,ist man im Stande?- Z. B. : Ndchta hopän kusu eä ,wo Avird man hineingehen können ?^ Antwort : porh tife hopän ciki pirika ncnanlih ,wenn man in das grosse Haus geht, ist es wahrscheiidich gut'. Koch mögen hier einige in dem Wörterbuche verzeichnete kamtschadalische Wörter in Bezug auf Form und Zusammen- setzung erklärt werden. Kmükurii-a ,ich schlafe' steht für mokorb , schlafen' mit Anhängung der Sylbe a. Das vorgesetzte k bildet, wie in den nachfolgenden Wörtern, höchst wahrscheinlich einen Doppel- consonanten. Kmeinu-a , lachen' steht für mina , lachen'. Hierher ge- hören die Formen mina-u-a , lachen' und mine ,er lacht'. Kmaci ,Weib' steht für mdci oder mdtsi ,Weib'. Man findet auch gmacL Ksaba ,Kopf' steht für sahä. oder sapä. Ksa , ältere Schwester' steht für m. Ksahamtma ,Haar' steht für sabä-numä ,Haar des Hauptes'. Ksar ,Ohr' steht für kisara. Man findet auch gsar. Kdneppu steht für sinep ,eins'. Ksinehesam ,neun' steht für sinepi-sdm-pe. Krek ,Bart-' steht für trech, rech oder tech. Man findet auch trek. Kpühu ,Sohn' steht für po ,Kind^ Kpommaci ,Tochter' ist so viel als pon-mdci , kleine Frau'. Gpaku ,Kopf: steht für bake. 1 KJI; P l'i z uiaiei'. Eröi'terungen und Aufklärungen über Aino. Gpa ,Kopf' scheint die Abkürzung des obigen Wortes zu sein. Gnipiücimat , Mutter'. Rupni-6imat , Grossmutter'. Dieses luid das vorhergeheiKie Wort so viel als ruppne-maUi ,Grössmutter'. Grupnainu , Vater'. Ein Wort ähnlich den zwei vorher- gehenden mit Setzung von dinu , Mensch'. Kjakko , Biber' steht für rakko ,8eebiber'. Kcüianua ,ich weine'. Von tns ,weinen' abgeleitet. Tsis- chd-u ,der Ton des Weinens'. iua'ia/? ,Gans' steht für guitu , Wildgans'. Huendach ,wo?' steht für neita. Ttsubeksi ,neun' steht für tu-pe-sdm-pe ,neun'. Ttsuppu ,zwei' steht für tupp ,zwei^ Ttsufottsu , vierzig' steht für tii-hoch , vierzig'. Huen , Krankheit' ist so viel als u-en , schlechte Gueng ,böse' steht für u-en , schlecht'. Jwnuksi , Schwert' steht für emu^ (immi) , Seh wert*. Faibo , Mutter' steht für chabu, habo. Ganni ,ich' steht für ku-dni oder kwdni ,ieh'. Aig , Pfeil' steht für ai. Aricab oder arioam , sieben' steht für aruwdmpe. Man findet auch aru-en und aru-it-an. Blrka , gesund, gut' steht für plrilia. Birkawo , rühmen' von dem vorhergehenden abgeleitet. Kpekreigimi , trinken' ist von dem ebenfalls kamtschadali- schcn Worte peku »trinken' abgeleitet. Ob letzteres so viel als das gewöhnliche ikü , trinken', liisöt sich nicht bestimmen. Yerhesscruii^«'!!. Seite 1023, Zeile 11 statt: dit-lch micl), zu setzen: der ich mich. Bacher. Grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüg. 1103 « • .ÜJ-^ Die gTammatisclieTeriniiiolooie des Jehüda b. Däwid (xV])u Zakarjä Jabjä ibü Däud) Hajjug. Nach dem arabischen Originale seiner Schriften und mit Berück- sichtigung seiner hebräischen Uebersetzer und seiner Vorgänger dargestellt von Prof. Dr. Wilhelm Bacher. Uas Leben und der Bildungsgang des Begründers der wissenschaftlichen hebräischen Grammatik Jehüdä Hajjüg' (Ende des X., Anfang des XI. Jahrhunderts) ist in tiefes Dunkel gehüllt, welches in umgekehrtem Verhältnisse steht zu dem Lichte, das seine Schriften verbreitet haben. Auch in diesen selbst findet sich nicht die geringste Hindeutung auf die Ent- stehung und Entwickelung seiner Einsicht in die Gesetze der schwachen Laute und in die Conjugation der schwachlautigen und doppellautigen Zeitwörter. Wenn es nun auch als bestimmt vorausgesetzt werden kann, dass das Studium der arabischen Grammatik es war, welche Hajjüg zum glücklichen Pfadfinder auf dem Gebiete der hebräischen Grammatik gemacht hat, so ist dennoch eine directe Angabe hierüber willkommen, welche wir bei einem Schriftsteller des XH. Jahrhunderts lesen. Salo- mon Parchon berichtet nämlich in seinem Wörterbuche, ^ ' Vgl. über ihn besonders Derenbourg, Opnscnles d'Aboul-Walid, Paris 1880, p. X ff. und LXXX ff. Es sei mir hier gestattet, einen Irrthum zu berichtigen, den ich in meiner Schrift , Abraham Ihn E.sra als Grammatiker' (Strassburg. Trübner, 1882) begieng, indem ich dem Chajuf (Hajjü?) ein unberechtigtes Ihn vorsetzte. 2 -Il-ii'n msnia, ed. S. G. Stern (1844), Art. n-iS, p. .54 d. 1104 Bachor. I.Taj ] ng hübe die Metliode eines sprach wissenscbaftliclien Werkes der Araber sich angeeignet und dieselbe auf die hebräische Sprache angewendet. ' Indessen najjüg maclit an keiner Stelle seiner drei Schriften '^ auf die Verwandtschaft des Hebräischen mit dem Arabischen aufmerksam, erklärt auch nirgends gram- matische Erscheinungen der heiligen Sprache mit analogen Thatsachen der verwandten Sprache; nvir ein einziges Mal ent- schliesst er sich, für eine sonst unerklärliche Eigenthümlich- keit der bibhschen Orthographie, nämlich die Schreibung des X nach dem Suffixe der 3. Fers. Plur. Perf., Josua 10, 24, Xl^'r'nn, und Jes. 28, 12, XlSi^, die Analogie des Arabischen zu citiren. ^ Hängt dieses Meiden jedes sprachvergleichenden Hinweises auch mit der Knappheit der Darstellung zusammen, oSirb niK nx-im nso nx "cm znpri ])]:;bb p nu^n r3"n nöSi imK. Für ■ 'ö-n ist wolil DSU zu lesen. 2 Es sind dies 1. das Buch von den schwachlautigen Zeitwörtern; 2. das Buch von den doppellautigen Zeitwörtern; 3. das Buch von der Punc- tation. Von den ersten beiden Schriften hat die paraphrasirende Ueber- setzung Moses Ibn Gikatilla's, zugleich mit der Uebersetzung der dritten Schrift von Ibn Esra, sowie dem arabischen Originale der letz- teren herausgegeben und mit englischer Uebersetzung versehen Jf W. Nutt (pnp"l nED n^b^V, London 1870). Schon 1844 hatte L. Dukes die Uebersetzung aller drei Schriften von Abraham Ibn Esra heraus- gegeben, im dritten Bande der Beiträge zur Geschichte der ältesten Auslegung und Spracherkläning des A. T. v. Ewald und Dukes. Ich werde im Folgenden die Uebersetzung Tim Gikatilla's mit dem Buch- staben N citiren, die Uebersetzung Ibn Esra's mit dem Buchstaben D; die erste Zahl dieser Citate wird die Seite, die zweite die Zeile be- deuten. Das Original der dritten Schrift (i»^*iX;Ü\ v )Uli) wird mit Tank, citirt werden. 3 Am Schlüsse der einleitenden Abschnitte zur ersten Schrift (N 12, 13 fehlt der betreffende Passus, findet sicli aber D 14, 5) lesen wir im Original (s. unten) : ^U- ,^^U3^ öCfiUi.\ Jm J^\ J^\ ^^\ ^\ ■ ■ ■ ■ ■ j ,^\ li^. (legen diese einzige, von Hajjüg angeführte arabische Ver- gieich,ung polemisirt AV)ulwalid in einer interessanten Stelle des Rikmä, welche in der hebräischen Uebersetzung felilt, aber von Derenbourg im Nachtrage zu den Opuscules, p. 383, im Originale veröflfentlicht wurde. Abulwalid führt aus, dass jenes Elif am Ende der 3. Pers. Perf. Plur. nur eine spätere orthographische Neuerung und in der alten Sprache nicht begründet sei. Craramatisclie Tenninologio des Jchüdä b. Däwid Hajjug. 1105 « • welche Ha^l^ügs Schriften auszeichnet nnd ihm jode, selbst lexi- kahsche odei» exegetische Abschweifung vermeiden Hess, so darf man als anderen und wold liauptsächlichen Grund dafür den UmstaniJSja^ben, dass das Vergleichen der heiligen Sprache mit der arabischen, obwohl deren Aehnlichkeit anerkaimt war, von den spanischen Juden jener Zeit perhorrescirt wurde, so dass noch mehrere Jahrzehnte später AbulAvalid sein in grösserem Maasse angewendetes vergleichendes Verfahren zu rechtfertigen und gleichsam zu entschuldigen sich bemüssigt fühlte. Hajjüg selbst befolgte das Beispiel seines Lehrers Me- nachem ben Sarük, der in seinem Wörterbuch, welches noch viel mehr Grelegenheit zu Vergleichungen bot, solche gänzlich unterliess, obgleich ihm die tiefgehenden Vergleichungen des Jehüdä Ibn Koreisch vorlagen.' In der That widmet Dünasch ben Lab rät einen Abschnitt seiner Kritik des Menachem- schen Wörterbuches dem Nachweise der Verwandtschaft beider Sprachen in einer grossen Anzahl von Ausdi'ücken. ^ Dabei legt er dem Menachem den Einwand in den Mund, dass man Hebräisch und Arabisch überhaupt nicht vergleichen solle, um ihn mit der Insinuation zu beantworten, dass ja Menachem selbst stillschweigend hebräische Wurzeln nach ihrer Bedeu- tung im Arabischen erklärt habe.^ Die Schüler Menachems, zu denen auch Hajjüg gehörte, aber freilich in seiner Jugend- zeit und bevor er sein epochemachendes System begründete. ' Nur einmal findet sich im Würterbuclie Mencachems (DnjÖ i"l"n2nö, ed. Filipowski, London 1854) ein arabisches Wort zur Erklärung eines he- bräischen angeführt, und zwar auch nur in der Hamburger Handschrift. In dieser findet sich nämlich am Schlüsse des Artikels "ISN H ("ISK I. Kön. 20, 38) die Worte bn *n"lj? pr'?21; dabei ist das dem Artikel ha folgende Hauptwort ausgefallen. Es ist nicht mit gä»-^\ zu ergänzen, wie der Herausgeber vermuthet, sondern mit _Li.^\, mit welchem Worte sowohl Ibn Koreisch (Risäle, p. 90) als Ab'ulwalid (Wörterbuch, p. 66) "laX übersetzen. Ganz räthselhaft klingt die Anmerkung Mena- chems zu K"!n-IN (Esra 7, 23): NIM '2"!^ Dr.in! 2 S. tSiab p 2>;n nr.trn -leö (Cnticae Vocum Recensiones), ed. Fili- powski, London 1855, p. 67 — 70; vgl. Gross, Menachem ben Saruk, p. 8. 3 Ib. p. 67 unten: r'^^'jn \rcbrii2 (Jes. 14, 19) Sin "irittö jnns "0 -laiNi jic?b'? nnnpn ]':^bn miat'? ':b na -iDsn ck^ ,ri'y^:? prba ij?s:"i'ar 1106 Bacher. haben in Ihrer Polemik gegen Dunasch' jenen Einwand that- sächlicli mehrere Male erhoben und auch die Insinuation ener- gisch zarUckcTPwiesen.^ Das Angeführte genügt, um den auftallenden Mangel der Schriften Hajjügs an vergleichenden Hinweisen auf die Sprache, in w^elcher sie abgefasst sind, erklärlich zu machen. In welchem Maasse aber thatsächlich sein grammatisches System mit der arabischen Sprachwissenschaft zusammenhängt, zeigt zwar schon das Studium der beiden hebräischen Uebersetzungen seiner Schriften, lässt sich aber nur bei Kenntnissnahme des Originals bis in Einzelheiten verfolgen. Namenthch wird erst durch diese eine genaue Kenntniss der Terminologie möghch, deren sich Hajjüg bediente. Was Ewald über diese bemerkt hat, ^ ist sehr dürftig und lässt bei weitem nicht den Reichthum der von Hajjüg angewendeten Kunstausdrücke ahnen. Auch konnte es nach Ewalds Aeusserung scheinen, als ob ein erheblicher Theil dieser Ausdrücke in den hebräischen Bezeichnungen der Massora und der älteren hebräischen Grammatik bestünde, während in der That Hajjüg sogar die hebräischen Buchstaben mit den arabischen Namen benennt und nur eine verschwindend geringe Zahl von hebräischen Ausdrücken in den arabischen Text seiner Darstellung einwebt. Es sind eigentlich nur die traditionellen Namen der Vocalzcichen und der Accente, welche er hebräisch anführt. ' Die Terminologie Hajjügs, in der er zuerst ' mmtt^n 'D (Llber Responsionnm), ed. S. G. Stern. Wien 1870. 2 s. s. 62, Nr. 1-2: sim ji^rb bii nnsj? ]r£ih nü-^b jan' ah-, s. 9G, z. i -. 21 mbrc Vi n"?,-! r-".;'.- prb -;'?i' riac-i; ih. z. i-i-. j-n ^rx n'rö b'2 ^bn". "'-■20 niir m3iu''7n in:;i2: z-\v' rrfz-^.a ]'.z'b2 nr^n nb w ■ •- ir)2K p')s- '^ nbinri; s. 99, z. 14 (r|:!s;>: tsi nnyn jicbn M'^z'nz Kin «r nin^a Srx 3~l n^b'ZD n: N'rn rnyb nianj; S. 10.3, Nr. 5Ö, in der .Sflilussiminmer der Antikritik, widerlegen die Schüler die ervvälmtc Insinuation Dünasch'.s. 3 Beiträge etc., I, 124. * Ueber Namen der Vocale und Xccento siebe unten §§ 4 und l-*. Ausser diesen iiat Hajjü;> an liebräisclien Ausdrücken noch die massorctischen Bezeichnungen vhfl und IDH, sowie das durchweg zur Bezeichnung der heiligen Schrift gebrauchte K"p!2j\. Nur ciHuial hat er dafür das bei Ihn Öanah sehr häufige ,_)U:5o\. Auch Ihn Koreisch hat gewöhnlich K"'pö \\. Für dieses haben Saadja sowie der Karäer Dawid ben Abra- ham auch ^\^\ (s. Ewald und Dukes. Beiträge, I, 70; Neubauer, Notice 'sur la lexicographie hi'br.. |i. .".1. Z. 1). K-ipan "rrS kommt bei den Schülern Menacliems besonders oft vor. .Grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüg. 1 10 i « • in umfassender Weise Ausdrücke der arabischen Grammatik auf die Erscheinungen der grammatischen Verhältnisse der he- bräischen Sprache überträgt, erstreckt sich auf das gesammte Gebiet ds^^Hp^'achlehre, die Satzbiklung ausgenommen, weshalb eine systematische Uebersicht dieser Terminologie zugleich als Grundriss des grammatischen Systems 3ajjügs dienen kann. Da aber auf diesem Systeme die gesammte hebräische Sprach- lehre der folgenden Jahrhunderte beruht, so geht die Termino- logie der letzteren auf die Hajjügs zurück, und mit dieser ist die Quelle für die meisten Termini der späteren grammati- schen Literatur, wie sie zunächst arabisch, dann hebräisch fest- gehalten wurden, gegeben. Doch ist dabei zu berücksichtigen, dass Vieles schon vor Hajjiig festgestellt und aus dem Arabi- ' sehen herübergenommen war. In der gegenwärtigen Darstellung von Hajjügs Tei-minologie habe ich daher auf die vor ihm auf- getretenen hebräischen Grammatiker des X. Jahrhunderts in fortlaufenden Anmerkungen hingewiesen, u. zw. ebensowohl auf die arabisch schreibenden: Saadja, ^ Jehüdä Ibn Koreisch- und Dawid ben Abraham,^ wie auf die des Hebräischen sich bedienenden Menachem ben Sarük,* Dünasch ben Labrät'' und die Schüler der Beiden." Li Hajjügs Schriften * Von ihm habe ich blos das von Neubauer, a. a. O. p. 215 — 219, heraus- gegebene grammatische Stück aus dem Jezira-Commentar benutzt. Saadja wird in den Citaten mit S bezeichnet werden. - HT'KD"!, Risale (Egistola de studii targum utilitate etc.), ed. Barges et Goldberg, P,v.ris 18.57. Im Folgenden ist IK =rr Ibn Koreisch. Vgl. noch Anhaug Nr. II. 3 Ausführliche Citate aus seinem Wörterbuche finden sich bei Neubauer, a. a. O. p. 25 — 155. Im Folgenden wird er als DA angeführt. Das terminologische Glossar in Pinskers Likküte Kadmönijöt (p. 15'J — 165 des Textes) erstreckt sich auch auf nach-Hajjügische Schriften, enthält aber zum grösseren Theile die von Dawid ben Abraham angewendeten tech- nischen Ausdrücke. * S. S. 1105, Anm. 1. Anführungen aus ihm werden mit M bezeichnet sein. Vgl. Anhang Nr. III. * Er wird als Du citirt werden, u. zw. bei Citaten aus der Kritik gegen Menachesn (s. oben S. 1105, Anm. 2) mit Angabe der Seiteuzahl, bei solchen aus der Kritik gegen Saadja (n"irc '1 b'J . ♦ r;n nmm 'D, ed. Schröter, Breslau 18<5C) mit Angabe der Nummernzahl. ß Das S. 11 06. Anm. 1 citirte Werk enthält die Streitschrift der Schüler Menachems und mit besonderer Paginirung die Er^viderung von Dünasch's Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. II. Hft. 71 1108 Bachor. wird der vielfach noch flüssige und unsichere terminologische Sprachgebrauch der hebräischen Grammatik einer festen Disci- plin unterworfen, und er wird nur noch bei dem Uebergange aus dem arabischen in das hebräische Idiom neuen Schwan- kungen unterliegen. Diese Schwankungen zeigen sich am deut- Hchsten bei der Vergleichung der beiden Uebersetzungen, die von hervorragenden Grammatikern zum Gebrauche der des Arabischen unkundigen Juden verfasst wurden. Indem ich den arabischen Terminis Hajjugs die hebräischen Uebcrtragungen derselben nach beiden Uebersetzern zur Seite stellte, habe ich einen weiteren Beitrag zur Geschichte dieser Termini zu liefern geglaubt. Am Schlüsse dieser Vorbemerkungen erfülle ich die an- genehme Pflicht, Herrn Professor J. E. Magnus in Breslau meinen herzlichsten Dank für die gütige Bereitwilligkeit aus- zusprechen, mit der er mir die in seinem Besitze befindliche Abschrift des arabischen Originals von Hajjugs Werken, ^ von A. Neubauer nach den beiden Oxforder Handschriften 2 an- gefertigt, zur Verfügung stellte. Die Stellen der citirten Aus- drücke auch nach den Seiten dieser Abschrift anzugeben, hielt ich für überflüssig, da sie durch den HinAveis auf beide Ueber- setzungen auch für eine etwaige spätere Edition des Originals genügend gekennzeichnet sind. — Aus dem letzteren habe ich im Anhange die interessante Einleitung zum ersten Male ver- öffentlicht. 1. Die Spraflit'. AlIiiTiiKMiics Priiici]) der Spraclibilduug. Die gewöhnlichste Bezeichnung für den sprachlichen Aus- dnu-k l»ci Hajjüg ist hli, dem sein- oft die schriftUche Gestalt Schüler, .Tohn
  • . 165, Nr. 1. ' Nr. 134' und 99 bei Pococke, 158 und 459 bei Uri, 1453 und 1452 des neuen Cataloges. S. Derenbourg, Opuscules, p. CXIX. ,"r22 C'jVvr N 6, 17. Für das Verbum zu letzterem Ausdruck vgl. : ^^l^^xit i Lgo ^^kL', N 8, 27 ptrSn jHn IJH' nnny, d 8, 22 annrn onn is::r: l-lo l^ Jli] k 7, 21 in^ D^nsrn nn lan, d 7, 15 nrnf^n annnv ,Aussprache des Alef' heisst bei H. ^j:^L ^^x}\, wofür N 10, 25 rj^KH KlilÜ, D 11, 11 ?|'?X2 i«t:r!2n.^ Die hebr. Sprache nennt H. ^jfw*.xjf *^LCI. XAJlv^jiJf xiiJI, auch \ JüJt.} , ,unsere Sprache'. ■' Aber sehr oft erscheint der sprachbildende Geist des Hebräischen in den .Hebräern^ 1 Vgl. Snra und NÜ-Ö bei Du p. 6 und TM 21, 7 und 13. DA hat ÄJiiJ in der Bedeutung Wort und bLäJ\ = Wörter sehr oft; ebenso bei JK Ä^^älU iXit) 20, 1 ; 29, 12, ÄU.^1\\ ^\ 94, 23, aber auch in allgemeiner Bedeutung liijj\ ^^\ -49, 1. - Nt22Ö (nur Num. 30, 7 und 9) ist besonders dui'cli Menachem ben Saruk eine sehr beliebte Bezeichnung für Sprache geworden. Derselbe gebraucht das Wort in den verschiedensten W^endungen und Zusammenstellungen, z. B. 16 b 'ö n"i2£pi ü'czKi Tizm nbfi, 12 a NtoDisn 'ir-itr, 82 a n'ci^n bpa'a. Auch Dunasch spricht von Xt2Sttn Hpn p. ob und von den Vocalen als KtS^ön m2X (s. mein Abr. Ibn Esra als Grammatiker, p. 61, Anm. 1). Auch beim Massoreten Ben Ascher finden wir "'ID^im ^rSH, siehe Dik- duke Hateamim, ed. Baer und Strack, p. 2, Z. 7, wofür p. 4, Z. lö SnSS DTESr nimm steht-, siehe ferner 'das. p. 16, Z. 3, Xnpö b'J! "Itfi-n (vgl. Du, Nr. 112 und 122 fn"1tS''3). Saadja am Schlüsse des erhaltenen Fragmentes der hebräischen Vorrede zum ["niNH 'D (ed. Harkavy, in Stade, Zeitschrift für die Wissenschaft des A. T., II. Jahrg.): h'2 hü ny n2tr brn H'2^:n lO'S n^e?:! onar stsnö baS»! ü-ixn ';d "is-i. 3 DA 28, 13 ^^.(^JLkX^; 38, 8; .55, 4 ^jk^Ljl ^ E3j^'' '^^ " ^^^' ^^ * IK 7, 17 spricht von ^Isu^Jl csU-ili-*. zwischen D und t?; Ben Ascher, Dikd. Hat., p. 35: IK |r;nn tT-fn -lÖND, Du, p. 60 a ob. |V3n3 O'OVvt?. 5 DA 28, 12 *^\^_^\ ^U), 41, 1 ^\^,.^1\; JK 1, 9 ,^\^,.^)\ ^UJ, 2 bis, 8 ^J\^;^\ O^-*^' ■^■^' '^ ^^^^r^*^^ ia.Loi. 2, 4, IG; 4, 5 r-;p \':£ib; 71* 1110 Kachor. (iMjjöjyAJt,'!, □""'n^yn) ' pcrsonificirt, auf welche die Gesetze und die Eigentliilralic'likeiten der Sprache zurückgeführt werden. Hajjüg- führt zuweilen sprachliche Erscheinungen auf ^Ueberein- kunft' der Hebräer zurück: das K am Ende von ^?^■^ und SM (im Gegensatze zum arabischen yo und ^^, woran H. gedacht haben mag) schreiben sie UIäjI^ L-.^^ia-ol (N 12, 14 nS2 XIH \rZ'hT} hV2t2 T]t2^ünb'); im Futvu'um Kai der Verba T'J? kamen sie überein, nach den Buchstaben |"n^X einen ruhenden schwachen Consonanten — d. h. nach heutiger Auffassung einen langen Yocal - zu sprechen: ^3^ i J.X.JC x^ir. l^^ia^i^ aui uirly? io (j^AjLx*JI (N 34, 13 nnjn: nsi bv^ r^^h'^: )r2'^Dn'^ niesen nsi c^nnrn jirS, D 59, 11 1121 pi \)Z'bn ^•^':s nn nr^'^nn ^3 übr;b). - Sehr oft heisst es, dass ,die Hebräer^ dies oder das ,ge- statten^, d. h. dass es hebräischer Sprachgebrauch ist, Z. B. I .^Ul ^AAJl^Jl ^\ |vJLif . (N 7, 22 Dn^rn pt'bn ^'' ^d n m>n, D 7, 10 ♦ . ♦ cnryn -D im'): ^^■^K^jl}\ ^U*I (^n 8, 5 □m3>\"i i:n], D 7,- vorl. Z. Cnryn *ryn fD]). Ferner: ^J^;Lc ^^ (N 7, 28 anm apn jn lljrj ist, lautet im Original: 42, 2 Nlpa ]wh] M hat nmn' pr'? (nach II Kün. 18, 26) und ]rch rrnny, aber aiu'i. znpn ]^^b■, Du, Nr. 11 vipn n-i'c, \>. m nrnriTi ]^z'hn■, TM 21, 2 naj; ]wb; 4i, 8 n-i2i;n '■?; 23, 14 nmn' ncr. ' DA 11H, 11. c, ^^\^\ j^. ^, 127, drittl. Z. ^9 jysi^ ^;_ijj\. — Ueber d;is l'riiui]) der Di f t'frenzi irnnp in der WDrtliiblnng bei Hajjüf!- s. mein Abi. Ibn Esra als (iramin., p. 12, Anm. 10, ferner Tank. p. IV und X. Grammatische Tenninoloj;ie des Jehndä b. Däwid Hajjng. 1111 « • 2. 1Si)rachael)raueli. Analogie. Anomalie. Fiir Tfen allgemeinen Sprachgebrauch hat Hajjüö- ausser dem im letzten Absätze erwähnten noch verschiedene andere Ausdrücke. Es seien hier einige Beispiele angeführt: \y:d. '^ Lo r^:;hz i2"tS fs^ rSy phrh j-si, D lo, drittl. z. pn^ sb nrsi jrrSn ;n:!2 xin irw* sSk nzi cvd* n ^^x"c. !^' ^ jJt ^Lxil ^j^ Swxi^ JUü, X 10, 15 |v^«hn SSd Xintl" ^mn |!21, D U, 5 nicht übersetzt. olJc^n, N 9, 12 Hpm rvc'Sn n% D 9, 12 mim. y 5; 1^4^:15' v;^^! 3 ^A^'t^x.'l 50 U, N37, 6 D^nDjrn :n:!2, d 63, 7 cn'"c":x2 znr '2>"n :n:,^: ^^^I^a*jI s jU, N59, 13 n^nni'n ^'-n, D 99, 3 'i"n ':!2. (V^A^^^^I 3 oder ^'^d^z^ ^ wird von beiden Uebersetzern mit cn'-in!:: 2112, DHnm nn2, 2nn wiedergegeben, D 5, 36: CrTn^l '^'32; vgl. auch L^j^~*2J' J^ N 99, 10 c:n]!2 nn, D 144, 13 csm;:.! ^an. Dem -isi in X 11, 6 und D 12, 12 entspricht im Original soLjtJI^ a^^l- Mit J^».« und (j^Ia* bezeichnet Hajjüg in der Regel die nach der Analogie des Sprachgebrauches zu erwartende grammati- sche Wortform. Z. B. ^^\ a^ JL ^-Ljü( J^, N 22, 13 hv ix-in, D 41, 4 ^T\rrh ixn sinu^ n!2: o-*-^^''^ o^^juil &=-JI ^^^Jl, N 13, 20 '^t:cn^ 'npT, D 15, 5 nösn -[nn : o.^Ji &:^JI, y 10. 27 und D 11, 14 "IXI. ^^-Xj ^i ^--LuL'I ^(5".. X 21. 24 ii:2-^:'j: nrnS pm, D 40, 16 c"i>? ns2S"C' pni; u^Ljiil ^l^^, N 22, 10 und D 41, 2 -IX"! .THI.. Wo die Anwendung der Ana- logie auf andere Wortformeu constatirt wird, heisst es: yc^ ^j^LxÄJI JL.' 3.. . . 3 ^-LaJüM, wofür X gewöhnlich pn Sim, p^H p% D gewöhnlich "["IT j^l oder "^IK"! hat. Für die Anwendung des Zeitwortes ^j-Ls s. Folgendes aus dem Vorworte: I^X^JC*«.^ . . . 1112 Bacher. . . . «jLo \Äx! «Äxj ^'^ ^1 J. Die Uebersetzung dazu siehe N 3, 23 ft\ und D 3, 8 ff. ' Zur Bezeichnung der eigentlich nach der Analogie zu er- wartenden oder der thatsächlichen Gestaltung des Wortes zu Grunde liegenden Wortform wendet IJ. am häufigsten das AVort Jlo! aU;, in den Wendungen: J.-o^i| ^£^, xi^ol, auij-oü^l; N hat dafür zumeist -l|Ty; D' fast immer ]l?^ri\- Wortclassen, die derselben Analogie folgen, bezeichnet H. so, dass er ein Wort als Muster nennt oder auch mehrere und die übrigen als t^l^^l, cyl«.i:^f, >2UäJ, Jlx«l des genannten Musterwörtes andeutet. Die Uebersetzer gebrauchen dabei in der Regel die Ausdrücke ^nPI oder HSSTin. Vgl. auch viUtX5^ bct^ ^w=>^ L^Lo U Jr^ u-i-^-^', N 37, 31 SsS ]nn Kim nrh nf2)i:\, d 64, 6 onn^n h^ :r\^f2 pi; ^* .^^ 3 ^-^ ^-^ ^' i^^pf2j^, N 9, 14 xnpün Sdd ih nt^n ]'^\ d <::\ D 84, 9 ::]:j2:i 'pi bv i^rsv u-Uä-'' ^^ ^;^-=^ ^^^-^ 'i'» ^^''<- 1 IK H7, 7 ^l3\ ^_5j^, v^l. 100, 17-, 11», 1 OliJJ\ c;j>^, -<5, 2 ^^ ^J>\j^\; DA 68, 18; 'J'.», 7 J,UjCvO\; •"><». -^ ystill, vfrl. oben ,S. 1110, Anm.":-{; 12, 2 ^^>Ü\ ^^. - :^I 7.^ n JirSn npH; 37. -i D"\2V pU^S npn ; l'2a und oft ptt'bn t:£tt'l2; 1-Jl. pzbr\ p33; 42 b prbü 1p; 82 a 'brt pin Kt:rf2n bpcai. — Du, y. r>h Hi22t^n ipH; p. 14 riDEC'üi n''"nn\n ptrbn ni; N. 3o Endo pTtpnm hpz'fzri; N. 102 (8. 28, z. 2) niüpJsn "?:' n2:p?2n ^ia-i. — TM 2:-5, 13 .TnNi'in p:n n'mn" nstr nio'; 28, 2 'r^s-i ijjvvtS 'P'^ip"^ "?: n'mKicin; 2.5, 14 ]wbn nnöK; .^0, 11 p^'^n pn-, ib. -pnpm nxs^bi nsrö riTirbnö; 49, 23 nHT,K) npm 'bn pjs; 40, r, ptrS-i p2D; 38, 3 n^njia rbr» n:n:ni2n; 84, 2 vbv jn:nö ick Snj. — Jehndi 2ü, 1 1 Ntazfan "i-n, ib'Sr. Zu dem Ausdruck N^ilÖ (vgl. jr ,^ ^_5Xft Cj^-^ '''• "'•^''' '^'^^ **"^' ^^ n:n Kr!2= CSra. Bon Ascher, DilTd. Hat. § 40 Ende lSl3 Nipön ru ':?r X^V. Vgl. überiiauiit nifin Abr. Ibn Esra als Gramm., p. 3G, Anm. 3 und f). 40, Anm. 4. '- TM 38, .12 prs-.- ip"r bV; 51, 13; 53, 7 . . . "pTM nTI-; 38, 7; 40, I npy; 38, 4 -ittib un:ö n-n. — D loi, 7 ist für ^r-nrn zu lesen 'C^niu?: ' IK 30, 1 UJLi:.<.\_5; y\U^\ 48 I. Z.. sLJöl '.t.s, O; 102, 1 n. .s. w. — DA 38, 15 dJi\Su\y — TM 52, 18 nT"n piK'; 5ü, 3 nnsm ppy; 53, 10 yi) V-cni; .■»4, 13 ryi" IPin. Vgl. Abr. Ihn Esra als Gramm., p. 81, Anm. 0. Grammatische Terminologie des Jehniiä h. Däwid Hujjüg. lllo mr, N i^tt Sn£:i r-irna -ns:, D :n;!22 i]rs. ^ öU ^s>j ^LJf, N 21^2 iS ns:n |"si ms: rjnü xim, D 39, 18 nt «im; dasselbe K'21_, 28 rnKI2 ^nSJ, D 40, 15 nni n'^Ö; sJ^t^ &Ji ^UM j^'fit^, N 62, 12 .TnnDnö nins: nns nbx:, d loi, 7 mi s"m nns nba. 'V:?/*-'' •^'"^'' ^^ N33,8 onns:! ann« cbö, D 57, 17 n"C';?2 nil^lpar. Ji-U4-' ^^ ^v!Li ^l^l ^^ Tank. V, 7, D 181, 19 D't2>!2 Dn>r DHl. ^^üJ-l ^x.w^.*l ^, N 37, dritti. z. nriö t:;"^ ^nbit, D, 64, 11 tsjri^s: pn. ' Zuweilen setzt H. bei Angabe einer anomalen Form hin- zu, dass man sie nicht als Analogie für die Bildung anderer solcher Formen benutzen dürfe. Z. B. *^-^ u^'-S? - v5<^-' «^LxiJf, N 13, 17 i:!2D miabS psi nnx '^i'bsi, b 15, 2 n^s-i pxr ant nnn« Sy fna ^if^bb px nnis:: niDrs:. d 46, 21 nht^' nSxi :n:!2n p ix^^ nni. ^^ o-*-^ (sie) (*-' Lx^xäJ-I^^^v.^'1 ^H Tank, ix, vorl. Zeile, D 184. 20 Ü*^V^f2 pn. &J o^Läj ^f ÖLÜL, Tank. XII, dritti. Z., D 189, 21 nicht übersetzt.'^ Für Ausnahmlosigkeit der grammatischen Analogie findet sich folgender Ausdruck: 31^ xÄx) iX^j ^ÜTank.XIII, 1, D 189, 23 nicht übersetzt. Von der Bildung des Perf. Kai der Verba n"7 i sagt H. : ^i f.lkJI ItX^ ^7=*^ ^^-^♦-' '<^^ J-^ ^;-^' '-4*^'»^ 3>U (Lio, X 59, 18 tsSa: üh ni ^ -ii::::':! ni^::]! nt 2,130 b>" i:n: aSia ma. nhhzr^ i^T xbi t^k d-!2, d 99, 5 :n:an ni bi: ixi-^:; c'r'i^ csirc "ii na>" sSi. -• nTH'n. — TM 54, 1-2 nbtt's:?:n " nrr iS2in kS iriÄ toi'ö D'Sö; 38, ii n'j?"i jnjöö nxis' -rK nnx nbö; 7i, 9 ttr!2 sm nn; 77, 10 irta tsi'Ja r*. 2 S. über dieses Princip bei Ihn Esra Abr. Ibn Esra als Gramm., p. 41. 3 Gikatilla übersetzt auch sonst ^ mit nöi', z. B. N 38, 18 "rSritTS tt?"1 ni bpu^tt br brisn d-^t = ,,.^^\ ,^k^_ j^^ (d gö, 3 crn bprai); ib. z. 23 r!T j':2 hv Dirn -;>2::;" nir: = \^\ f^'^\ *.tJ:>o >>^3 (D 65, 5 bri nnx bpra). ^ I. E. wendet einen biblischen Satz an: Hiob 15, 19, wie er zu gleichem Zwecke einmal ""K "T pK sagt, nach I Kön. 3, 18 (s. Abr. Ibn Esra als Gramm., p. 70, Anm. 9). 1114 Bacher. Die Buchstaben (Coiisouaiiten) und deren A eränderungen. Die einzelnen Buchstaben des hebräischen Alphabetes be- nennt Hajjüg- immer mit den arabischen ]Sfamcn. ' Der Gesammt- name für dieselben ist ^y=>: Plur. o«vs» und Ovä-I, bei den Uebersetzern ms, PI. nvmi?.- y-^-^ö, seltener (j^s» bezeichnet die Hörbarkeit eines Buchstaben, z. B. i^^l-^-'l jl^Söü, N 9, 24 xn p^2S2, D 10, 5 i^nn mx^nn; ^^^^ ^1>, N 6, 18 DPtD3, D G, 14 nw5"in2 "IXnÖ.^ Zur Bezcichnuuu' der dcuthchen Aussprache eines Buchstaben: t^La-ib ^l.oJ^!| J^^-w.J, N 28, 29 "iKsS '*73 3DM prSn p n::n «2:1x2, d 51, 1 mi*2 mn2i nn^iS m^.' Die Eintheilung der Buchstaben nach den fünf" Org-anen erwähnt H. nicht, doch heisst es einmal: j^x» v_^jj.5 jväJI ^x> olJaJl _,, wis? -UJI ^;-^, N 28, dritti. z. ^)ip pr'^n |!2 D^am rnn xi:i!:2tr, D 51, 4 rnn s^isscs nnp n^isn «2:1x2 ^:d.-' Die schwachen Buchstaben — zu denen 11. das H nur in beschränktem Sinne rechnet — ''IS, lieissen ^j-aUI o.vä., seltener tX+il o^vÄ>. tXx> übersetzen beide Uebersetzer mit ^ItTtt, z. B. ' IK hat in der Regel die liebräischen Namen der Buchstaben, aber auch die arabischen; DA hat die hebräi.sclifn Namen. 2 M 73a und ebenso TM 41, 2: VHprt nvmN = Dlpri pr"? 'IK. Ben Asciier hat neben dem Plural riVmX (wie ihn Talmud und Midrasch kennen) auch oft den im biblischen Sprachgebrauch begründeten Plural nmK; ferner gebraucht er mX sowoiil männlich als weiblich. Vgl. Abr. Ihn Esra als Grammatiker, p. 46, Anm. 1. ' DA jr_5^ir» (s. S. IKK», Anm. 3), 3S, 9 und Ö5, 7 ^^ysT»^, «(1, 14 jr^ysT* 'nj\, 29 1. z. 'nj\ jr^- (J ^\3. — TJf :'.o, 3 ni-n n^s^.ni, 3t), ü mbjnn * M la 4a mn:i nat'?, i a nmn' pc:!? n^'nn:'?, 4 a vbfi n:in:i\ — tm 38, ig nzZ'n mi'n:;, 21, 7 Cmjtni'. Darunter ist nicht blos Deutliciikeit der Aus- sprache, sondern vor Allein graunnatische Reinheit gemeint. Ueber mniC s Abr. Ihn Esra als Gramm., p. 19, Anm. 81. Zu vergleichen ist noch I».\ 1 •_';;, ;". «i^TÄ-uv^i ^iJil}\, Hiiil 123, 1;'. iLäJJl ^ L-wLsa3. — Ueber jo_-^Ä5-r».. Ueber die Clas.seu der Buclistaben (nach dem Btujhe .Jezira) siehe besonders Du p. 5 b oben. TM 23, 17 und 51, 14 pnjn nrniN; 38, 15 nrniKn ':v «::iö, 40, 3 0x1:10 rcnp. Grammatische Terminologie des .lehüdä b. Däwid Hajjüg. 1 1 1 O ^^Ul j*iJl, N 6* 33 mp^ nt:'s yrf^ri, D 7, 5 rnnn^r y^'^n. Für ^^ .hi\t N fast stets nriD, D rtJ. Einmal hat D 7, 8 P/H mJ ms für (jv^i ^7^7 um die ursprüngliche Bedeutung des arabiscHPn'^'^ortes wiederzugeben, ebenso D 7, 1 ITl^l ^^[)T ''^D lübrt' "TP DpSn = ^^* ^-^ (J.aJj L^SU. — Vgl. noch I^^IU ^L^li^fl XAi J.^^ff Lc, N 13, 26 cn^snn nnn Di^nam, d i5, u Ein Synonym zu ^^^yJ ist J^LXäI, was D nicht mit einem ständigen Ausdrucke wiedergiebt, wahrend N oft "plinn dafür setzt. Beispiele: l^jLaÄJ^ L^J^LiäI SvJcXJ, N 59, 5 C^i'nnn nnS D:nDm, D 98, 5 v. u. D^ncm an^-ns^in ^rn nnsrn; ^ij , sJM:^£\ 7^^:?^ xjLoJü, N 59, 7 ippnnn nnnn'i ):)iün n-Qn\ D 98 unten )t:'; HKn^i ijncn 'mnn\ äixj^LJf^ JUXJI ^^ joo J<£ J^LcäVI ^^, von Beiden frei übersetzt, N 66, 27 Uncn ni<':'X:2, D 106, 5 pcn x'?^ D^r: l^»:l;c.cl^L4^JLi, N 2, 29 nn ^ID Qr\&;, D 1, 13 D-j2Ht:' ars'c am: ^np3; ,.:^UI J^jl«, n io5, 5 is:Sn 'm, D 151. 19 n^bn ^!2ib;v"- UoJü ("lOn) bedeutet den Wegfall eines Buchstaben, \joyJ~: oder ijdji^'J den Ersatz für den Ausfall. Z. B. j^^ajI^ax.'! ,^^* ^L^iLLJ! dLJo ^^;o ^^Ixj^ ^^.oJLo, N 12, 25 c^nsi'nr ^s':' incnn nm!::n "la^t:'^! incnv D 14, 14 nonS a^n^>'n :n:^r pnonn s^ib^n Dirbi; ^L.M ^x ,^^, n 21, 8 nrn nmi^n, d 39 dritti. z. nrn ^hr.: ij^^^xj^^xj» usöj^x^j, N62, 29 nmx2n2 a*b>"£ nm,t2n sbs '21. D 101, 20 nm!::n sSm nni!i:n2. Der Ausfall eines Buchstaben wird auch durch o cXc». und besonders Is-Äm, ' S 216, 4 »^3>x.«-c (vom K in nj^JK), '217, 13 Jjl^ (vom ?: in pvqö). 2 Du N. 21 r:r"iC.'2 als Gegensatz von nöSc; N. -KJ n£- riJSIC;:.-! D'a'yön cnbu? nabai pyrv, n. iio Anf. ms^icö nnbnns wnyi; N. 5i :ihf2n n;!2D H'2 "^^'i:? he pncian nr'^rsn; n. 46 irr pnccn "^yie; n. .56 bre b3 ^ab^ J2riCÖ. Diese Aufnahme des Beofriffes des \)\Jis.\ (plDÖ hat die Bedeutung gefährdet, siech) iu die Lehre vom schwachen Zeitworte bildet eines der Momente, durch welche Dunasch — wie Ihn Esra angibt — zum Vorläufer Hajjügs wurde, siehe Abr. Ibn Esra als Gramm., S. 87. Hieher gehört wohl auch TM 82, U D'böS aX'bn; (von den Buchstaben 1116 Bacher. iaÜAcl ausgedrückt, z. B. ^jöyXjt v^*-'' o. tX:^!, N 61, 19 "nCHn ^5l^lJl scXsc. N ><, 1 n^'nnDin D^mn rh^ iy-i:, D 7, 29 nonn n"^S>*;n aM:n nSb«. in der Regel haben beide Uebersetzer ^S3, 'r'^Sn tVir iaü-w. iaü^l.- v^lüjl l)edeutet die Verwandlung eines Buchstaben in einen anderen (beide Uebers. "^£113 oder 'l£nnn\, JtXj bedeu- tet den Buchstabenwechsel (bei Beiden n"11^n, "l''ün). Für J ,, einen Buchstaben in einen andern verwandeln, hat D stets S^tTH, N auch "jSn.-' -L£.cXjf oder ^Lcol bedeutet Assimilation eines Buchstaben mit einem andern, sein Aufgehen (Verschlungenwerden) in ihm, die Uebersetzer haben Derivate des Verb. >'7D; z. B. i^y^-^ Xla]\ 3 -L^d^k^, N 65, 20 n^DD n>"'?n: ]^:r^, i) 104, 21 ji:n Weder r:^ noch "£1 (,121) findet sich bei Hajjüg. » Er setzt dafür JoiXcö: OcX-cL* und wäxÄis», >,-ä.cia°. Z. B. ^^LäJuo ^1 ^Ai:s^Ji jl jotXcijs:.'! ^A, N 13, 10 nvEiS mt'i^üs pnr sSi, D 14, vorl. Z. lb,T sbu?; iiAxÄis. rlkJI o^jl^ JLitXJ;, N 66, 6 ' D 14, 14 liest man tllSnö 1K IDH bi'IC, wofür im Original ^U Jjis t33Jsir*3\ steht (N 12, 24 yiJJ IX bsiD 1K IDH Sirs). Das unverständliche und unmögliche s^ItTIÖ scheint auf eine irrthümliche Herübernahme des arabischen L_3aj.,s^ /.nrückzugehen. 2 IK 84, 5 f. ^U" opp. ^"ü; 101, h i^J^" jsj^; l'.t, lO ^■^J\ l>üL*ob. — DA 109, 12 *Trj\ ^Uaü. — M -'Oa nr"!:: nS; 12 b njüö ^^-\h^. TM 67, 17 niK rri;-; 7<;, 1.5 rnn . . . ei-ov; 77, 2 -i'ünni ei^oin; 2.5, 12 i:p'nn; «2, 10 bien-, 2.0, ;^ iS^bh; 83, 2, .0 nbrn. ibr. Jehüdi 27, 4 3 Bei IK ist l\jJo\ ein sehr oft angewendeter Terminus, s. 8, 14; 14, f), 14; 16, 22; 28, 20; 43, 15; 57, 1^; 83, 21; 88, 18; 90, 22; 101, 18. — DA 74, 5 J\jo'^\ CJ^-(r^\ 91, 7 J\jo^\ k3^.j^- ~ ^ ^^^^'"^ ^®^®" ^"^^" stabpntau.soh, besonders im Artikel HSK (rm'Kn lE'bnn, nmiNn «Elbn). TM 38, 17 rftas Pi'rnrö vnn; 83, lo riTJar'r; 38, 19 r^'^ti'n:. * Saadja behandelt ^y^i — tt^JT als arabisirtes Wort und sagt d^^cjli 216, 7 und 217, 5; ^^_y.;Ui.i jj \ 216, 5; ^iji' 216, 3 und 218, 1. DA hat r:""J\ und •E"'J\ (38, ö; 43, 11; 50, 23). Ben Ascher, Dikd. Hat. hat die Bildungen Jltt»;"! und nr;*;. p. -ö. Z. 2 und 14. M 4a hat die Verba p'B-i'i piPH"; TM 70, vorl. Z. pu?:"!-. C'nS. pranmatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüg. 1117 « « .Tisn n*::?! nn'n p bn,. d* io5, ii ti'n: sS p Ssr. ^xxjl »cLi, N 13, 5 nt:"/;t|7n .Tnn'ds D u, 24 pyn mrn; tXJtX:iJ:ib s^^-«^^? N 8, 16 rnr: C^Snp, D 8, 14 rnrn^ n^Knp. Die Buchstaben "i^rnnx smcTcSotX^AJI L^^i J^^-w^j ^ o. v^., n 39, 36 ü'hnptz ars nrc'n, D 67, 6 -cnn cnn Sp' xS. • Für die Buchstaben 1122 12— bedeutet t-ÄAAih. imd j-uij' die aspirirte und die harte Aussprache, bei den Uebersetzern hp und 12D, doch hat N S, 28 f. den erläuternden Zusatz p^Tin - P'ISn, ebenso D 8, 22 m"l — HSn. Für diese Buchstaben unterscheidet H. das Dagesch forte von dem Dagesch lene durch den Ausdruck x.ÄAÄ:il ^£ s.^(Xciwo, N 8, vorl. Z. und D 8 drittL z. ns:s2 t'n. Die Toeale und ihre Zeielien. (JvÄ. bedeutet einen Consouanten (Buchstaben) mit einem Vocale sprechen, ihn , bewegen' (hebr. >'''jn, in D für das Passivum davon auch i'STIjnn). Ein vocalisirter Buchstabe heisst ^i) .SXX (N riV^ mx oder n>"jir^ mx, D i«: mx). Den Gegensatz dazu drückt ,jX*«, j^^L^ aus (nns niK/ ni ms); in D pflegt neben n] auch das dem arabischen Worte genau entsprechende jDtS^ zu stehen. Z. B. D 3, 7 m.l pltm; 6, 7 imn IJSw'V Die ,Ruhe' oder Vocallosigkeit eines Buchstaben ist entweder mit der Hör- barkeit desselben verbunden - — ySSiUb ^«.Xlvk;, oder der Buch- stabe ist, wenn er ein schwacher ist, zugleich unhörbar — ^s^ ^ySi^: N 6, 18 f. srTOi nrc3 m:- nsn: mj, d 6, 14 f. absr: n:, nsi: m. Vgl noch ^l^axX^ ^\jS\.^,. d 4, 5 n*n: ':z' ^ Bei keinem der Vorgäiig-er Hajjiigs habe ich die Anwendung von jo j^-»iö" u. s. w. für JTjT gefunden. Bei DA 84, 16 liest man von der Aussprache des 1 in ni1 : lB..B.är° «krs-a ,:»-. 2 M •2 a ptr-Ti r^:r'2i nsr -:•;. 63 a 'ivch'z yi;r3, 73 a n22 yijy:, 6 a cnrsn "2= ne2; 73 b ^i:i-n yi::-:-, 39 a dt:v:^ am:n; 4 a ht:«:. — tm 20, 14 mH^i r\:',rt r:m y: nrnn; 21, 6 n^rn Tir; 26, lo nrnmN ibv-, 21, 9 ny:.-;n; 22, 18 ni:nnb-, 90, i nniDm v,n nr;r;. Jehüdi- 22, 11 yci;- nrn, yj, n:. 1118 Bacher. " - - * . . Der Vocal selbst heis.st liSj^ (nj?13n\, z. B. oo^M »Sy=> J^^L^J\ sSyL sjuIj, n 21, 1 inms nn2 Srian |7 np]m Tnjrn S^'ie^, d 39, 17 Tn^'n nu"i:n3 ^n^rn mpi:n. ci>l^^^ ^^ii, N 4, 24, D 3, 28 : m>V:n >2'^, mit der traditionellen hebräischen Bezeichnung D'sSSi n"-ü'. ' Die Namen der einzelnen , sieben Könige^ sind bei H. zumeist die bekannten liebräischen.^ Doch ^A'endet er auch sehr oft die drei arabischen Benennungen mit ihren Derivaten au. Von ii-i ist es zAveifclhaft, ob die arabische oder hebräische Benennung gemeint ist: ^».aÄ^, N 5, 2, D 4, 13 mnS; ,i-ö„'b, N 5, 1 pnrn, D 4, 10 mssSiai pnp3; -i.x>^.^j^ oUil, N 5, 3 pnrD 8]1pn nri3n, D 4, 14 plpÜSI pt2p ^{\pn: ,.;.4..^ä^ cSnJb, N 5, 19 D'r^HD, D 5, lö cSinn pipü; ^5! üSn c;.*.^ 'cXj' PP ;f pntr, N 22, 24 aHn:; is s^i^n füpn p-im d'?i>'S p:i!2, ' S. Abr. 11)11 E.sra als Gramm., p. Gl, Aiim. 1. DA 38, 2 li^^Jui Ä-^.,c^A.)\. 2 S. N 4, 24 ff. D 3, 28 ff. Neben SUD und "ll' l,at Hajjiirr auch' nns l'iOp nnd jap i'Öp; ferner findet .sich bei ihm S]'Cn (Tank. XIV, 1), m^Öp (vgl. iK 21, 11), p:^^öp-f^•^^ns, pi'apji^ pnrsj\. — Saadja hat von "Öp die arabisdie Verbalbilduug' jo^ij" ^ «eben ^XJiS j^, 217, 9, von spr\: li^sr*, 2ir), Kj; ^j^o.^" 2I6, 11 und 217, G ist vielleicht ohne Noth aus n2£Öp transscribirt. IK hat ähnliche Arabisirungen : Ä-^^^^i-« «^.-.a-olä 21, 1 (vgl. 19, 9 b^n: ]ff2pi n''nj\ j,^^)-, ^^kir* ^l^'^Jl ^=^^;:i^ 16, 8. — M hat die Zeitwörter: imnn£ xbl OnsiDn llCttpl lüa. Die Vocale .Mud dem Worte .T'l'api .TTimS 4 a. Du p. 59 unten hat r\Tf2p n^Dp und n:t2p nn'n£, ]>. 04 n'?n; nriap. tm 2G, ig ims -jnms ii? bna nns; 52, 12 |ap nrc o-nins; 24, 21 spn yfzph nny^n na-trö; 02, 1:5 p!2p2. Jehüdi 23, 4 nSnj nnTlEl; 25, JL5 HDCp '2; 20, 14 nSlIJ nröp; 25, IG n;t2p 'p. DA gebraucht nur die Namen pöp und nriS, für Cholem, Schurek und Cliirek hat er die Bezeichnungen 1K- IK und ""K (Neu- bauer, Notice, p. 82, nennt letzteres nicht, doch findet es .sich 38, 1); ausserdem aber hat er für diese und die anderen mit Punkten ge- schriebenen Vocalzeichen Namen, welche die Zahl oder die Stellung der Punkte angehen: 'ij^^ ^ÜaiS 3Ö^ (= . ), ^'^JJÜlj ^^^y-Jda}LÜ\ 36, 13 (das i.st .. und ., ), käJ O^' •^"' '-', laJ>-> ^j^^-^ ^'^^ ^ (= ~)> ^ÜaÜ «^^31 v^^ik i^ 52, 11 (= 1). Das entspricht voll.ständig der Art, wie Ben AfJciier, Dikd. Hat. § 6 (p. 6, 15 ff.) die Vocale aufzählt: 1) fÖp, 2) nnc, 3) nnp: ;:'':'::', 4) nnp: tut, 5—7) iK- ik. 'N. — tm öi, 18 mipj nnK = , ; ib. 71,5 n:vbs nrn"? nDinnnn mipDn nnu', d. i. aus i wird 1; ib. i()(), 5 nr.nr n-!ip:n, loo, 7 rSi? ':n. .Jehüdi 21, 21 '^^r\'2 mpD nn nbyaSia ': nim nbon; 24, 1 bröö Tip: c-^xba. Grammatische Terminologie des Jeliüdä b. Däwld Hajjüg. 1 1 1 0 D 41, 17 a&iyS pn''p2. Für ^^Lat K stets pin,, D 1ZZ' oder mit pTH erklärt, z. B. D 4, 13 p^^H i^m'^T ISU^D; ;^*-jCo, N 5, 4 p"in3 ntDi:rD 4, 14 nr^':. ' VottH^atf, das H. mit 2, nicht mit 1 schreibt, bildet 'er das arabische Adjeetivum JüJ^^Ü'Jf.'^ Das Pathach ist der leichteste Vocal, daher wird Sl!!] aus ST1 ^^^l\ Jl^\ &j^f, N 93, 23 rnnnnü r\hp nn^n nn^n'^:», D 133, 8 m:;i:nn h:22 hpn b?inr lia^'S; ebenso am Schlüsse des Art. nnH: ^l^v^l ^i^f yc ^dJ\ isÄ-'f. Noch folgende Wendungen seien erwähnt: c^Li.1 .::^.xX^\» ri'js'^'s:, D 158, 13 nrn '^i? in>"i;n ir^S'^^m. in mxn ist das Täw: n:: i! iL'Ux, N 5, 3 ni'D inn npun, D 4, i3 ni'n (i. ^ii::) ^to:. ' S 216, 1 ^^.„-ia^ J^j^yXJuc. IK 21, 2 i)k.i-\ ^^ \^^ ; 42, 14 d6ys^\ ^jS3 \>\ •'S« J_Lo papj-, 49, 9 (f^n) nns/^^; 38, 7 Ol^^;-sfuJ\ ^^j^" «^JJäJoj, "]"12>{ ^X<, wo für .,-^.^i' zu lesen i.st ^^j^oUJLj (seil. . ^ "l-«'°"^)i vgl. 38, 4 ...*JiL.LiLj = "lU. — Hier sei auf drei Stellen in dem von Neubauer ver- öfleutlichten grammatischen Excurs Saadja's hingewiesen, welche der Herau.sgeber in seiner Uebersetzung missverständlich übersetzt hat: 216, 9 ff.-, 217, 2 ff.; 217, 7 ff. S. erklärt in denselben, dass in den Präfixen 2' ?' - '^'or gewöhnlichen, mit Vocalen versehenen Buchstaben das Schewa ohne Rücksicht auf diese Vocale mit iins zu lesen .sei, vor den Kehllauten aber nach dem Vocale derselben sich richtet: also die- selbe Regel, welche Hajjü;:' zu Anfang seiner ersten Schrift (N 5, D 5) vorträgt. Vgl. unten S. 1128, Anm. 2. 1 1 20 Bacher. 5. Ein Hauptpriiu'ii) der Lautlehre. Das allgemeinste lautgesetzliche Priiieip, welches Hajjüg für die Erklärung der hebräischen Wortformen und deren Wandlungen anwendet, besteht in der Annahme, dass die ,He- bräer' solche Lautgestaltungen und Lautcombinationen, die ihnen zum Aussprechen zu schwer waren, zu erleichtern suchten. Die gewöhnlichsten dabei vorkommenden Ausdrücke sind die X. Formen der Wurzeln oiAi:* und Jju' (^p, "IDD). Beispiele: ^ ^.^:sLM ÄAi J^^il lo, K 13, 24— 26/D 15, 8—11. nsiü JUj; L^.^ i^U-JiX^\ ^i^f| ^UCwL, N 21, 10, D 39, 1. Z. Ln Fu- turum des Iliphil UIä^^I .l^jl I Jaü^i, N 22, 9 S^an XH iS^SH an^^'s: '?pnS, D 4i, i pr^n S; SpnS snn iS^sv — Vom Fut. Kai der Verba !">': Uc^äX-wU Jjiä.'I ^ä ^ oUit Ä-^li^ f^ii;c;CA».li, N 34, 20 mn^]m hvizn \'v Kinr "irn r'^nS an-'H' is^l i^ i">^^ lo .♦♦"irn rsnb pr'r'n S>" nn^l. Vom selben Futurum, in Bezug auf die mittleren AVur/.ellaute: oA.-»X**/Li dlj*-^jl ^jO l^Lo*^ lilÄ^Lv.!, N 35, 2, D 60, 6 (wo nach Q"2D13 ein Passus fehlt). Zur h:rk]:irung von n:r\] Gen. 8, 4, Pj^^^J II Sam. 21, 15: ^U lss>y:sUii (^, n- "1) L^iAi- Uxi jl^JI I JLiÜ;cu-l L^j^, N35, 17, D 60, 13. — V^on den Formen Tinj/ri' "mnnn sagt er, das H müsse eigent- lich mit T gelesen werden: ücJjtJ rljc 3 A.}c> \^XJiiiXMj\ ^.^XxJ^ ^\ Jl \(Xsü v-*^ ^ r L::^ üctXxj r Uc 3 vLUj l^läA.X^I Ui'^xr, N 37, 10. D 63, 11. Aus ap; wird Dp^: (iUj^L^f, N 37, drittl. Z. 'ripnS CT'?yö, D 64, 10 ptrSn hv bpr^b. — Der Wegfall des H in manchen Formen der Verba H''? geschielit L.gJ !ü$(Ljii;Cwl, D 94, 13 ''r'n Sjr SpnS nD. N 60, 9 nicht überset/.t. Das 3 der Wurzel m: in rjl ist ausgefallen LiUsUf, N 66, vorl. Z., D 106, 22. ' ' Hier ist in D eine Lücke so zu ergänzen und 7,u berichtigen: PIKH l^'Cm -thn (Kin T^K «nn 6'an -irsr xsn sin nu^xi yVinar. Grammatische Terminologie des Jehüdä b. DäwTd Hajjfig. 1121 * Vom PerfVdcr Verba >•">': ^' ^^V-^'' ^r^^ IHrin aJLot intl ^UJt ^ Si^£ot^ üciXs..! LäXIwU l^-gXjv^ l«J.Äi;c^f UJs |».^3l, N 99, 32, D 145, 6. '^ Au^^(^ Aussprache angewendet finden Avir das Pi-incip z. B. bei der Conjunction 1 (= ")) vor Lippenlauten: •!. l^!^^ iüJixicw}, N 10, 21 ptrSn Sr ^23 nbxn n^b^n nn s::iö'vr, D ii, y prbn Sy nnD nn nrn nnPD. Während sonst das vor Kehl- lauten stehende Schewa mobile gemäss dem Vocale des Kehl- lautes gelesen wird, ist das für Kamez nicht der Fall: *-gjli UU^:^f iUilj ^i Ujutj, N 5, 8, D 5, 4. Auch auf die schriftliche Gestaltung des Wortes wendet er das Princip an und er erklärt, dass die Hebräer gestatten, Worte wie "1125, TIT auch ohne 1, bez. "^ zu schreiben: LsIä^x^I, N 7, 23, D 7, 17. Am Ende der Personalsuffixe "Tj-, H- fehlt in del* Regel der ruhende Buchstabe (Ausnahme: sn'pTlXI Ez. 41, 15). ULä^\-wI LA\ ^ ^f^-w-M scX5> <:JaJL^\ L*il^, D 7, drittl. Z., N 8, 1 fehlt hprt^. Mit oLft^**/! gleichbedeutend ist das seltene JLg-wuJLkwf, z. B. L^tLÄjiÄ^I. iUiXJf Jl.^*wJc^KjÖ J.£, N 28, 26 bp"^' HO 'sS nns^ IS DJirbn, d 50, dritti. z. p-c'Sn Sp 'r'pnS na. — Vgl. noch die Ausdrücke: (nämhch nS?"!) J^äj ^jI JJü, N 21, 9, D 39, vorl. Z.; Lg^ ^^iixJI JJu, N 37, 5_, D 63, 6; xj ^^ioÄÜ «..^A^ai, N 36, 32, D 62, 22. Welchen weiten Gebrauch Hajjüg von diesem Princip der Erleichterung der Aussprache, einer Grundsäule seines Systems, gemacht, zeigt die Liste der Wurzeln, bei denen er es ange- wendet hat: px, nns, ^CK- 3t:^; :n mc, ms, pi2- xip, pn/fit?, nr^r; nnx- nna, n',a nca- nSs:- nrw; id, S'^n, pn. bbts- ppb, 1*1Ö, pS?. bba, nrp. '^Sp, aan. Unter seinen Vorgängern habe ich es nur noch bei den , Schülern Menachems', zu denen ja Hajjüg selbst gehört, gefunden. ' ' s. TM 40, 5 nnirr nx ■: p irib ]rs:!hn br-n ah. .38, is '-»i? -C2 n\"i ptr'rn. 21, 10 prbn '^r bpn j'jfib. 38, I6 nnx 'rpnb -rpri; 71, 6 ^rab ^■'"in "^pn. Ueber dieses Princip bei I. E. s. A. I. E. als Gramm., p. 71. 1122 Bacher. G. Das AVort. Die KedotluMl«'. Das Wort lieisst bei H. fast imaier '^J^, 1>1. <:l>\..JS' oder *-K 1)01 den Uebersetzern nhf2, pl. D''?^. mSü. Gikat. bat aucb nSTl, das J. E. meidet.' Aulaiü, Binnenlaut und Auslaut werden so bezeichnet:'^ JJIXJ! JSIjl. N 8, 11, D'^SSSH TSH, D 8, 7 mS.^n rhnn; ,vJXJI ia^^ 3, N 8, 6 mmn yi'i^sD. D 7, 1. z. nbi^n i"::^x2: rX^'^^^ ^Jl^l^l 3,3 N 7, 14 nnnsn D'Sün, i) 7, 8 (1. Tm D^Son) mx2t:'2i nhr^n nnnsn. Die Eintbeilung der Wörter in die bekannten drei Rcde- theile ' hat H. nirgends berücksichtigt. Er spricht nur von Verbuui und Nomen, z. B. C^l ^f iUi I^aaS^ K 7, 27 D^nniDr r\hf2, D 7, 21 at"' IS bvz: inn^n?; ^U^!^M. JlxiVi ^ of^j, -N 6, 32 ü'h^r^ n,T;" '?>' D^aoiD, D 7, 4 D'h';z2 a'£ci2 cnr niÜtrm. statt J^*i steht in ähnlicher Verbindung s.^X^, w oiuit dann vorzugsweise das ZeitAvort gemeint zu sein scheint, wie z. J>. in dem letzten Beispiele des vorhergehenden Absatzes. Ferner: ,^^ ^\ x-Ji', K 4, 32 n'?!2n, D 4, 7 Sj;i2 IS* C'C nSüH; A^^>f|. ^i'Ji vi^l^i, N 10, 26 nn^nn ?]idd, d n. 12 s^idd CUM IS nS!::n. Tank V, 11 liest man : ^jl^a^jf . A.«>vo^l|. JUi^M, 1 Ben A.S eher, Dikd. Hat., p. 10, 1. Z. hat imrnllelisti.sch n2Tl N-ip!22 fN "3 n"".!:'»:" n':?i3 xbi mon nna. m hat meist nba, D-'bo, Du ns'n, nn-n. — IK liat ^hBl\\ '2(;, 1 und ^Lji^ 43, 19 für Wort, aber auch cJ^^ä. in der Bedeutung Wörter, z. B. "TV L^^\ ^^\ ^o,jL\ 86, drittl. Z.. ferner S8, 17; '.)0, 2-2; '.»1, vorl. Z. DA hat neben iLjS :uw\i ,iJiiJ, tLBj\. s. oben S. 1109, Anm. 1. 2 S 218, 18 OUJii^n j^\^\- IK 95, 17 {jb^\^\^ L,^\^^\^ ^3'/^^ J-^b^- DA L^yS}\ J^\ I-', ir,; 4:^, 0, .UJcSÜl ^\^ 4:i, U; 100, ;X ^ j^ ^9 Ia^\ ^9. Lja>Uo_5\ ^, bliJ^^\ :rr, 15 f. — Ben Asciier, § 11, Auf. CST 'nn ?i'c. 'nn j;ä)3X. ns'rn. M la n-mup "ntt^i n"?«::! -jin. TM 5i, i8 rxi n'rjan. -j-i, 7 o-bon rinns:, 77, is m2:pn 'nr. 3 Bei Derenbourp, Opuscules 292, 1 .steht für A.^]\ unrichtig' ^^i5ü\ ; das selbe gilt das. 291, 7. wo für 8j.i.\^\ ^ "^ ^^JX)\ k.4*;^ ,^9 zu lesen ist: lA^rLiy ^ ^ JlSÜ\ k^^ ^, ebenso 293, 8 ^NJiÜ\ ^\y für ^\ \. Di., selbf Currectur ist zu niadien in IK 2 bis, 6 (1. /Ji5Ü\) ^1iiü\ v_P^3^ es* nnd 2. 2L' tf. * Du |i. 5 b ETJj'n ni^TTi D-SriBi mor D'pSn rirbr by pbina X't:2!2n "?:!. Gi'ainmatisclie Terminologie des Jeliüdä 1i. Oäwtii Hajjög. ll^O D 181, 21^C'b>^£n möU?m 'm^'^rni D^S^SD. Km- einmal_ rindet man Oy^^ ift der Bedeutung Partikel. Von Sl*? = X'?' sagt nämlieh H.^ sj^f^ ^l^f^ o^l S^\ ^x oitblt ^li, K 11, 34 nsDi] n,"T^6n -ip^s?» «qSxnr,, D 13, 21 rjoi: nni trm::' Pibxn *d. ' Die Verneinungspartikel nennt Hajjüg: ^c^^ ^^' D 12, 17 X7 Ss nyS, N 11, 12 nicht übersetzt; ferner ^^-'i sUxa) ^tXil'S^S, N 11, 9 j\s ir:y\r sb, d 12, I6 und 13, 20 b« ir:r^ sS.'^ Die Fragepartikel heisst f.Lg.Ä^w!iM .U, N 37, 13 nbxm SH, D 63, IG nS2'nn Sn; der bestimmte Artikel iü^xjl -Ue, D 36, 18 rW^Tn sn. N 18, drittl. Z. nynn Sn. ■' — Wäw conjunctivum ist oik*jl ^1^, N 10, 16 nsDinn n, D ii, 6 nnnn n: auch ^yi iu snr Jt, N 20, 24 xD'^rzi ,Tnnmip:n nn, D 39, 4 khu? n X3U?2;^ das Wäw conversivum (1):'' Xä-^ä^-'I oikxJt ^1^, N 37, 34 nnyii'b Tnj: py nDSin- nmnsn nn, d 64, 9 nnnn n mnsri; oder ^c^U-M JjtÄÜ iöo^Lc ^ ^_^;Jf x^^^Jf v^akjiil ^f^, N 35, 11, D 60, 17; oder cUäJI J^ kJItX'l k^ycÄ^I oik*JI ^1^ ^^^Ul, N 100, 9, D 145, 20 (wo für -QJ? byiS j1] zu lesen ist: ' Auch DA hat nicht — wie Neubauer p. 86 bezeugt — die Eintheilung in drei Redetheile. '\_o-«j^\ wvi ^j 67, 19 bedeutet die Zeitwörter. 8\,,^Ä.,o d>-«Jt$ 33, 17 bedeutet die Partikel imx. — Ben Ascher 35, 8: ^y\Z rUPI?'! DC?n bv b^Z' p: in (es ist bylB zu punktiren, nicht briS). TM 77, 8 marm onzin nn (D-nsnn = (Jlsü\), öo, i D-'^rEm mora, 91, 18 D-'byaa n*npS3 matt'. Bei Du heisst Verbum auch nWÜ (wie ■^yiS Uebersetzung von J-ai), z. B. D^öbz' D'CTÖ N. 46, ^3 3^'ir''?y ny D'U^yan 'pN r'iött'n N. lOO, vgl. oben S. 1115, Anm. 2 und unten S. 1130, Anm. 1. Bei Ben Ascher §. 41 Anf. scheint niPI?Ö die Bedeutung Yerbalnomen zu haben. 2 Später wurde für (^jiJJi das hebr. n'7'''7m gebräuchlich. M. Art. xb I, lila: T^fin h2 ]Vch, ebenso TM 63, 3 (N. 13) und 65, 3. 3 S 216, 7 ^yOU opp. "j5yU)\ 216, 9; Ui>\_j cL^\ \^\S ^\c) 216, 16, vom fragenden ". — DA 49, 4 s Uol^, vom Artikel, vgl. 42, 17; 49, 6 fLf_äj:.«j^ (n). Du 5b unten; nK'ipn N"m nn-^nn N"m nrnn N"n. Das darauffolgende nD'öDn N"ri erklärt der Herausgeber: -a'-ajTI ns^tS 103' D'CCn jS'. Aber das ist doch nichts Anderes als rj?"in N'Tl; vielmehr ist darunter das Suffix H t zu verstehen, da Dunasch die Personalsuffixe mit dem Ausdrucke nD'ÖD bezeichnet, s. unten S. 1134, Anm. 2. Du N. 192 r>rT:^ s"n, N. i08 d nbx'i' \whz^ a"r\n. * DA 72, 18 j,.v^\ y^. ^ DA 53, 24 ^„^ Tni7 iiLki.) ^U C^^^j" ^A \3>\ TH^J^ ?UJ..o ^^i3' "11 luy muss gelesen .werden: TTJ? rV^ "^^^ ■ Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. C. Bd. II. Hft. 72 1124 Bacher. Dil' Wurzel, ihre Vermohrumi und Voräuderuiig. Die Wiu'zel des Wortes lieisst bei Hajjü«>: durchaus J^^l, wofür in der Regel N npT, D wmr hat. ' Jütiil J-ol N 35, 32 nHtin np7, 1) 61, 13 jT^rbn np^p. l^-^ iuix:jl cUI j^l J^Ioj, ^Ai.^ ^x^;i5( ^!, N 99, öTi^ti'Str'm np">" nrms \nr!2 an'^'n nrh nS^2io, D 144, 4 nrmi? ^Jtr n'^Jsn (h r-i*c') '^ntr^n ^d ntrn'"vr. v^w-^f >»jJ ^x J^o^il ttXxc^ (näiuHch n"inn!2 Jerem. 12, 15), N 79, 21 nrniK psns Sr^ r xintr, d ii3, i s?d-ixü 'irn nn mTlIJ?. — Vom Uebergang-e der Verba H'? in X'7 sagt er: JcW s.x£ J^-<^Lx) J^ls" vA-*fl.j j^;ö> L^j jv4it4Jtic^i. N 84, 9 ij; . . . 5]Sm x^i n)2iX2 ir«r rmr^i npT3 i::nn n\Ttr, d ii9, i. z. N 11, 30 r\h72^ 'V xin'^' nn, d 13, 17 rmrn n.^ Die Buchstaben der dreibuchstabigen Verbalwurzel heissen JjllM ^U, JxÄJI (j.A£, JxäJI ^:sI (bv^-:n .12, 'sn py, 'sn "lü^), eine Paraphrase dieser Benennungen giebt N 4, 8, 19, 21).-' Der mittlere Bestandtheil der Wurzeln Qlp/ 2W heisst einmal ia^yijl ^5'L*Jf, N 35, 28 ^rC' Dip ^11, D (31. 10 XI.TvT mn ' Vg-1. oben S. 111-2. 2 IK '.»4 unten ^ÜkiJJ\ Jl;!. T.s, ir, .LjJÜl ^,,— ^U 7'.», ->i' ,j.,JJÜ\ J^\. — DA 28, 3 L^U iiliJ^\ OV^h 28, 8 U^^ Ö^li" LfjL^\ ; 28, 10 .)<^vLo\ ^^^\ 5^^\; 38, 1 ^^Lsol nV; r,8, 10 k^}S}\ J^\ ; ö8, 7 j:o\ iJUsrJ\; !)0, 16 OliJJ\ ^)^ J^\- — M 1 a mC'-irDn nmiK; 10 a CCnröTTniD"; H9\, Xü-Jjn "ipT; 3(5 1), (;-2 b nben nniD"; 30 b "IDVÖ niK nbos; 82 b -ip'j7 nrnx nböD nnK uj'ni. — Du N. 122 mci •\-\p'V, N. 9, 10, 43 n'?an nie, N. 6, osfbon npT. p. 20 a'brsn "rnr. — TM 37, 17 npy-, 39, 4, 80, 1 niD"; 39, 4 n'?an T1D-; 40, 13 D-IDVÖ C'C'-it'ii; G2, 2 mDröD"»; 62, 5 nipj?: n"o; 82, 10 nS arnntrna DnTi nri'i'n vcnnr"; 80, 2 T'öDn .-d'hk rhfzz ina: üb (Mouaduims Auüicht von OnlSJ Exod. 17, 7) ; 82, 15 nVr.lKn -\HV nPHK HS I^HK' -3 ÜJlV — DTD'— wie Menachem — hat auch Saadja am Schluss des oben S. 1109, Aiun. 2 erwähnten Fragmentes. ^ Für Du .s:oben 8. 1115, Anm. 2. — TM 70, 5 (N. 16) byEH HS; 101, 7 TB SPB.-I (1. Srsn HE). — Jehudi 35, 4 D'Sj7Qn "•r"']?. ^Grammatisclic Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüg. 1 1 ''2'-) « • 'P 'tr nhfy^ "STÜ-^S. — -L>ie beiden gleichen Wurzelbuchstaben der Verba J7''S; heissen Jjuo, ^J3Juc. Classen - der Zeitwörter nach der Beschaffenheit ihrer Wurzelff^-^t. j JljuOM, ^^Ul . . . ^x»l . . . .UJI Ü^LH Jlxi^if m:n nrmx. ^j-^JUcJl cyt^<3 Jlxi'^\, N und D Ss2n 'hvsi.' Für SwÜuCx ^Aiil JLjti!^ll fehlt in D 166, 17 die Uebersetzung ; in N 114, 2 entspricht das Wort D^ön. Die Verba Jfv und ;3ä. and deren Derivate bezeichnen die zur Wurzel hinzutretenden Bestandtheile der Wörter. ^ So heissen die Präformativen des Futui'ums (n3^S) lXjI^ÜI, N 14, 2 n*£Di:n, D Iö, 23 a^SDIin, oder ^3^1 Jif, D 62, 15, N 36, 24 ebenso übersetzt. Die 1 in Ü^p^ und ZTC^^: "cy-A^ocJ (J^l J, N 35. 1 mSDi: |rx , D 60, 5 D^SDi: ar«. Das 1 in mar. mD2: J^^'l ^^^ ^li-^*^-; ^^i 5\, D 7, 5 P|D12 nVw 123''X1 1*1^':' '^w'ü':', N 6, l. Z. frei übersetzt. Vom ^ in ^^^ citii't H. die Ansicht: J.^!^M ^x; v^:r, 'Sys o 's).' 2 Bei Hajjiig findet sich nirgends die Eintbeilung der Bucb.staben in herr- schende, grundlegende, wurzelbafte und dienende, accidentielle wie sie von Saadja an in der hebr. Grammatik allgemein üblich wurde (s. A. I. E. als Gramm., p. 57). DA 60, n. 1 '\^ \-i^ ^3J\ ^3,.ä."^\ ^\ Lj^3, 37, 14 bUJvU i^>l^\ ^^^^\; M la a'stnm rvnx n-icb D'Nnm 5 Du p. 5 b C'Zhr2 - C-n^U?« , ebenso Jehudi 28 , 22 ; TM 37, 5 DTnu'ü, 39, 10 r\i'j?ü iö^ nie. •'' S 217, 3 s>\-^\ (1. ^:j\) ^$Ü\. IK 18, 15 c.\^\ s^bj; 57, 20 inrsj^i ^ l^>l>_jS nxnu'^ ^ (i. inj\) ^\ s^bj^; 79, 22 (onus) "8>b3 05^^3 nn/^^jiiü^ J-^^\. DA 33, 11 ^M s^bj-, 38, 3 ^J^rb^, 28, 6 und "47, 23 ^^\,vlJ\- Saadja am Sehluss des oben (S. 1109, Anm. 2) erwähnten Fragmentes: nSDin .mSDIDn .mSCljn rvnKH. Ben Ascher 36, 2 -l2-nr! ^123 S]S"!ia mK. TM 40, 9 DIBDISn; 70, 7 nSDID n-^. 72* 1126 Bacher. Vom Intensivstamm der V. l"P sagt er: ejl/c!^f v«ä£:Läj tXi". JL*i^ll scXiö, N 40, 9 D'hv^r\ n'?^^ if^h ünnyn iSss^-d'D z^\ D 67, 19 '£n hSk IS2S ib^ED"!. Die Bildung SdSd von SllS bespricht er als ^^.x^x}\ ^jo ^f cy>, N 41, 11 jü inx ^tt bssn, D 69, 14 '?22n ■'3\":2X: "IHK pt:. im Art. na^ lesen wir: ^p>j^ J.Ä J^X/^ ajX'^ (j^ 45, 3) ans ^:nD n^s^s' Ijo» ^>o^ x^A^ cUi)^ jdtÄ-M pLs j^^ll IaJI -[EDsn, nrnnD' Dixsns ^^xj litcXxj "^IaJI^ ^;r^ ^"' ^^•^ ».>öLxJf ^LäJI^ iui^ UocXxj --LaJI^ ij^^X^ x^^, N 81, 21 Ds?£ n ir^y: "]« . . . n^s^a^ ht "ip:7üi , . , irm ssn n''::r, D iio, vorl. z. xin p':' , . . n^s^s"' htöi Zu dem Hipliil ^"'Sin des Verbums t^n bemerkt er: gU ou-Ujl J^JtÄJf ^j^Ä iüjJjLo Lgjl L^ cUi'^, N 43, 30 "'Ü ^''l j^y j?intr nn ix nrntr n^iSa DnSnnS asin ^2ian cntr nx^istr ,ir ^21.12 '2m nsS nDsn: mnnD bpisn, D 72, 21 nn:r nns^iN t:"i 8. Wortbildung (Flexion). Wortbedeutung. Die grammatische F^orm^ das Muster des Wortes heisst iLfJ^ oder ^\i, xj\. Beispiele: v^v*^ (*-S ^4*^ r/"'^ *^H I*"' LgJüyo (die Nomina nach 7J7B im St. constr.) Tank. XIU, 17, D 190, 10 0^133 n:nr"' sSi □n:i3nÄ Sy ns'^r*'-, cyLJXLj L^^L^l ' DA -28, 11 bsb: JX« SjXo ^J. • Hajjüg citirt nocli zu folgeiideii Wurzeln tlie Ansicht Solcher, die eine Umstellung (Transposition) der Wurzelbuchstaben annehmen: -3'»^' -I>1t '31tS ,h^V »31^ ilW /Hy. Er selbst ist geneigt zwei verschiedene gleich- bedeutende Wurzeln anzunehmen; doch bemerkt er zu Art. ^"13 von der Annahme der Transpositiou 01_äJJ\ ^^ j-^^ o^^"*^ J>^ \ J'-Aa) N 43, 34 p r\ynb jarri, D 72, 1. z. ]^vh hi2 p:Di fpino -i3n nn. — IK 24 unten erklärt n3E3 (Ez. 17, 7) von S]23 und bemerkt: ^ys^'^\ ^^yo ^^A^ . . . nr33 ^ 32?3 JJU r^ixji^ ^JJUJj^yXJl, s. auch 48, 17; ders. 57, ö {^ün^ Hiob 15, 12 p:ö-l'') ^ci-UJ\^ («J>>i^\ ^3j^ (_?*• ^'*- ^'^' " es* U^U, C33,^psnj\ Jajo ^TjJü'; 123, 1 <_3^^\ ^]Sj6\. Du N. 27 3tP3i tt;33' iDa" mssnjn rinTin fö. Ben Ascher 10, 2 o'snr: ms'n Grammatische Terminologie -des Jehödä h. Däwid Hajjäg. 112( L^ ua36 Uc l^J L^-AJ. I..^A>aJ ^Lv^Xj-^, X 3ß, 25 xSiaS nSpt'ü ]pr\h'. n:nDn, d <'.2, i5 a^rian D^StrnSi omDin prh jnonn niiön iöu?i ; JotÄJl iu>yJ J^^^-, D 99, 16 p:Dn o^S'^rnS. Dr32 Sy xinir r^f2f2 anSiii (n^':5p£ni), D 58, i. z. und 59, i nbx N 12, 28 \nSyS SptyJS '^'P, D 14, 17 'S pD Sp. a^).^ D^riÖ D^tCSt'Ö (Prov. 6, 14), N 44, 30, D 74, 12 D^t2£^Ö iSp'vTÜl. J<^ b^PB iw), N 51, 5 h'M^ n^22 Spt*ö ^P, D 85, 7 b^ps 'Ü Sp. Auch JUx findet sich bei H. im selben Sinne: jv^^t ^1=- JJ»^ n^pE JUx J^ Ll)l, Art. xn Ende, N 43 bpISH D'^T' mp "lÖXil 'S bp'^!2 Sp-, D 71 'S 't2 hv D-dM xi')2:i; pbps JU^ J^, Art. n:s, N 70, 28 'S hpz^^ hv; H'sn JU^ J^, n loi, 17, d 147, 5 S^sn ^pt'!2 hv (vgl. S^^sn juä^ J.^, n 36, 23 'n Sptrü hv, D 62, 14 b^sn pn Sjr). • Flu* die Conjugation des Zeitwortes hat H. das Verbum oZ^ und seine Derivate. In D steht in der Regel das hebr. n"l2i dafür, während in N, je nach dem Zusammenhange, ver- schieden übersetzt wird. Beispiele: f^^^ !c>Li, N 21, 20 nriTiT^I, D 40, 9 e^nSiS IPT' 1^X31, dasselbe N 22, 8 ItTön'vTrc'SV D 40, 1. z. isnit" nrxsv, Jlxi^H ov^xj- ^f, N 2, 30 D^bpsn n:i3n, D 1, 14 D'Spsn 1S1i::i' "|'K. l^ J*i ^J;-'äJ- (jdxj N 3, 25 Sps n:ip!:2 mTtr pn, i) 3, 9 ?]'nt£^ö bns n:rp; ^v.^^* JLjti^M, N 4, 8 n^'^^^'^ a^'r'psn nntr: 1^>>^-;.jU^, n 13, 5 rrin (i. -iKtrni) nt'xm, D i4, 24 as"it2::n ^rö brv, ^j^L.oj ^ alAÄJ^ll, N 13, 7 D^bpir-üm dtj^h b^n, i) 14, 25 D^r:3n ^it::^-, L^^LoJ-. L^l:^f fv^i i, N 67,- 12 DH^nötn D.TDm n< y^^in'?, ' Ben Ascher 35, 10 CC '?r D-JÖJn hü n33n I^^KDI, 8, 29 p33 p '3 1*71: K-lplan. — M l-2b \whll p:2 (vgl. oben S. 1112, Anm. 1). — Du N. 26 im D'iann rr.K^vn-, n. 22 Ende nia Sr (sie) nrjs man Mfar; p;3 N. .3, 134, 160; hpZ'K, N. 26, 38. — TM 38, 10 nnSS; 133 «31^ fltrS nS-^T; 81, 14 r\h>fir[ pJS; 38, 11 nn p;=2 (ffithpaelbildung) ; D^K^n D''?rEn nn p3M 70, 1. z. (Fiel); 43, 14 piini hpz'}^:^; 53, 1 HM pjsn by ibxn D^Sprrsm; loi, 2 nib m'^pu? Kbi; 43, 4 01*? ins '^ptt?»; 62, 10 b^B '^pC'Xi. — IK hat bloss den Terminus v_^ljü\, s. 100, 5 und 16, 102. 5, 104. 3. - 1128 Bacher. D 106, 1. Z. Ü'h';zr\ r^hi^ mK2:in njrn'?. ' Der im letzten Bei- spiel angewendete Plnral von y.^ kommt bei H. als allgemeine Bezeiclinnng für grammatische Formen vor: rlsil ^ä, N 4, H2 D':rc □•3-i-n o^pbrn d^:s Sp, d 4, 7 (i. m:i2n) i:i3n Sp; ^Uif sj^^xr, N 5, 25 a']£T D^sm, D 5, 20 nnnx m]i5n; ^A*=- l^SL^I, N 13, 14 nn^!2PtDl nn^3ni bD, l) U, l. Z. ist nach ^n^Ö eine Lücke. - Zn rSDIÜI rx:i1Ü (Ez. 43, ll) bemerkt H. (Art. SH): idjJi ^tXJI X2£1!:: iiÄJ J^& Jy^^ S21Ö jji J-ÄJ" iji )^ tXi"^ XAi ^v-Lüif, N 43, 5 xitiö 3n3ö n i:n: xms: ^d ni^xS pn^i ' DA 28, 15 düyo-U ^ ^\ ^l<^^\l.„^\; 80, 1 lJojLo;J\. Ben Ascher, p. 5, drit.tl. Z. mibe eiinül, 34, 9 DSnii-, 35, 1 nSTOXl'?. — M 23 b iirr k"?! lentosi'' ab nbxn a^San. — Du n. 102 ^hf^n e^n^i'-, n. i)5, Anf. marn tin"::; N. 110, Anf. eiTT'üin "dsik; n. 54 r^c'r^.22^ 6^tt'::3 nbai:-, N. 98 nS-i PiTT':s:'i; n. 102 n-'^^rön ha nsmi'» "Sr mnva nbö. Von den Partikeln sagt Du p. 25 (vgl. p. 59 zu imm): lliiy kSi . , . ^hvp^ üb c:':Zf2, ebenso sein Schüler Jehiuli 34, 15 D^b^E: i n"D1C:i'!2). — TM ri?-!s: 43, 7-, ?i-it:i'ö 52, 9, 6I, 5-, o'brs:'? D£To::n2 50, 6, 56, 4; ü'bv^ bj'Enn'r Q'siKStön 37, 11 ; ns'itai'n "d^ö b'Z2 83, i-, is-itsr nbv nwc^n 61, 7. 2 Den Sing, ^s^ gebraucht S. abwechselnd mit ^ ■,\^\ au den drei, oben S. 1119, Anm. 2 angeführten Stellen, um damit die Art der Vocalisation, die je nach der grammatischen Form verschieden ist, zu bezeicinion. Die erste der Stollou lautet: ^Lrsi.^Xi^ X1>i? j o^^ */^ i_5^' ■^^i^ °^ iJ^3 DP? ^yL5 L*^s:^ Jyu" P"nnN ^Jxj C"2n D'.tt?, n^iTsn? Jo^is "1 '^■'^3 ,1?-. Au der zweiten Stelle sagt er dasselbe für das 2, mit den Beispielen nSJi". Kl33 einerseits, ^riHS anderseits; an dor dritten Stelle ist dasselbe von b gesagt, mir mit leichter Aenderung im Aus- drucke: ^^ tLs^yLLc i_fl_^ä^ O^ iJJ^\ ,^_^ ÜjOJ^'i '^^''J^3 C"TX r,^:}b bH'-\z'-' b:: "/'iib ^j\^^ o"^ S^j"^^ (^iL^ätL soll das Sciiowa im Gegensatze zum vollen Vocaf ausdrücken). Icli habe die Stelion ausführlich citirt, weil Neubauer in seiner Uebersetzung diese für die ältere Aussprache des Schewa so wichtigen und mit denen Hajjügs über- einstimqienden Aussagen Saadjas unrichtig wiedergegeben hat. Er über- setzt die erste Stelle: ,le 3, ((ui ne dcjtormine pas a un schf-wa mohilc, et dp meme (piaiid le 3 est suivi d'uno des (juatre gutturales;' und die dritte: ,lo b non determinatif a schewa. et de meme, ijuivi de ces quatro lettrcs' (Notice, p. 220). — DA 78, \>> liat J:..v.öb' ^ v_jV^\ für die 3, pers. fem. sing, futuri. Grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjü^. 112i' D 71. 2Svß^"c'' i^'^^r2 rh?2 ^s nsTi sriü nSs: 'd nsss^'^:' pn^i :n:S:n (l. ID^'I). ' — oLixj ^AiJt. ^Lcijt ,v*«!^( (das Nomen im 8t. abs. ii^j.l yii St. constr.), 1) 85, 12 niril^m . « , ♦ "|l!2Dn D'd'ni, N 51, rb'T^. . IHK Ss ^'jb^'^nZ'T.. vieUö jv^f Jt aJCÄ^I ^f^ Tank, m, 4, D 180, 11 IDS^D CS*': ^sal^ ,v^( jl l^Lä3 ^ Lx ib. TU, 7, D 180, 13 rnr^c nxn; d'c (i. '^j?) j-x disd^ xS axi; xiU^H cUä, ib. m, 13, D 180, 14 1220' n^^r ^ J-o^ bezeichnet die Verbindung der Personalsuffixe mit dem Stamm des Verburas, daftir N 22, 15 . . . bx "i^n, D 41, 8 .,,2 ^^Ü. — D 60, 1 ^p):. o^-L^f lof, N 38, 11 anS -jU^Dn, D 64, 25 nx2i:; cxi. ^ 2LwjJI ^L> (in nrpr n^!2), N 9, 30 und D 10, 15 Dn\"I "fV ; JU^jr.b (Deut. 32, 24) nnD 3 -U.M, N 112, 19 ^Tn!2 IV cn'H "irD n^'ycn. d 164, 6 'cn^Snnr^ '\ Zu pöv '3^: XA-w^x-'f^, D 47, dritti. z.' ':5:^^ z')r\'n\ n 26, 32 'i^? nr2M<^ n:r^ nnx^^^i ''3)3\"i n^is nni< r?:' nüsnxs Kr s*inr "ß"f br is pj:' n\ aLi-UliS? cylii sind ver.sehiedene AYortformen von irleicher Bedeutung, N 10, 2 mjl^' m^T^^b, D 10, 23 m^ntrX: niJTC'S.' Von '^rn und 'vl^n' (schämen) : ,^pdc l^P^Ux^o. c^ vLiÜlxi U^i^öJ, N 43, vorl. z. jrv:''?n nn^in nih ni a^anp am, D 73. 1 ma>'2 ins j^ii'm KDa!22 a-anp anrn; ebenso von at:' und ai:o: ' Vgl. Abulwalid, Rikma Eiiil. p. X und das arabische Original davon in Miink, Notice snr Aboulwalid, p. l'jü •v^oiJ\ LXä-o yba N2'^ \^Jl<^s? 2 DA 100," 7 jLoi->'^\^ d^\^^\ J^^ (n!l>il, nriK'); vgl. 81, 8, 95, 27, 98, 12 lind 1. Z.; 109, 5 (i3UxJ\3), ebenso 47, 4 (ni2"10j\_5 "11!3DJ\ ^Jt, 65, 1. Z., nr:j\^ T^0J\' 1^0, 14 bedeutet Fortsetzung der Rede und Pause). — Ben Ascher, §. 37, Anf. mr'.b, IIÜD; n:il2D nSö §. 38, Anf. Du N. 107 nri^ens, °*'?p-. — TM n:-j:c 57, 8, si, 16; i2ttD,-ir 52, 20; n'2'?:cn a^b)ir\ 52, 19. — Jehudi 25, 5 ni3''öD \"itt'2 p2;2D\ 3 M 5 b oben (1. n'*?«) -["bx nbön "iDOnr. — Bei Du N. 124 Ende ist die Verwendung des Verbums 22"! in diesem Sinne bemerkenswerth ; vgl. DA 42, 11 ^^\ =LJ\, von der Präposition S; 87, n. 1 nrX *3jä.^\ * IK 2 bis, 15 (vgl. 3, 14) j^_jj..;ä^\ ^ ^iLLUi'* ^_^k^\ ^ ,LfAJ:»..,.v._äjj\ ,!)^iJL;.:s::*a ^_^J=t^LoJ\ i)<^JLcCk^ und ^_^>LO\ 'JSyLd^^ jk^\ '^Lklxrkr'. — M 14 b IHN p^rsj' nns mn. 1130 Bacher. UißUjw jiUül^ U-giäÄi ^^UäJ, N 46 vorl. Z. Snp D"nD"t:r ■'3SÜ ni^» cr:>'% D 78, 8 -ins Dr:pi sisDi^n mnnp nn:r niDyn. — ^^bt^Jt ^i^iUi:.^!, N 40, 10 üt:v '13r ^:2^, D 67, 10 ^wh arjjr* (1. '13\rS). — ^LxJI s5Ufn.J, N ll, 9 nicht übersetzt, D 12, 15 -|i£n p:j?n nvn mnj?3. 9. Die Stammformen des Zeitwortes. Die Eintheilung der Stammformen des Zeitwortes in , leichte' lind ,8chwei'e' schreibt Hajjüg sich selbst zu, wenn er die Er- örterung derselben mit den Worten beginnt: Jlxi^^l o«.*-vwJ>5 juÄj^ .Jlj J^aüj die Form DSID. Von den durch Wiederholung von Wiu'zelconsonanten entstandenen Formen war oben (S. 1126) die Rede. JLjiijNII ist Sy£3; JlAÄj^ll ^^j = Sysj p3.-' JLsi;ci;^l ist b:'2nn; JLjt;ci!>IIÜ == b:;snn in (s. besonders den Art. ZT).^ > S. p. 6a D''n23m D'bpri; N. 102 DnaDH Ctrrön (Fiel von HDD), ib. bp lind m*?!"? (Kai von nD2). Statt b|?-Hiifl 1^2 sagt Dfinasch auch HB"! miri pm '. ,12-1 "rrs D'pJar pTn Si'B •:n:;!3 p ^"^i'c: mpö2 ibi's i:«::» Ti"KDi nö^ CplOZ (Ez. 16, 7) n?^v "i"irtt'i, p. 88. 2 S 216, 3 \AJ^^\ y NUUJ" ,_:UJl^ \}>\^ 'von den Formen nj^K. n;3S), ebenso 21?, 2 J^Löl-c- DA :iH, '.i OJj«-ä-i.Jb- — D" P- 88 '?rE5. ^ Bei IK wird Hithpael als ILäÄJCa-jI bezeichnet, s. 96, 'S, Ki; 1)7, 3, 11, 15, 18. — DA bezeichnet den Hithpael ebenso wie den Niphal, z. B. JaÄ-:^ .78, 20; vgl. 88, n. 1. — Du ,.5 b D'bysntt. — TM .^8, 18 -Si'Errs; 37, 10 brennt vn. Giammatische Tenninologie des Jehnd& b. Diwid Hajjög. 1131 auL£L5*|V**o (W Lo bedeutet die Passiva der schweren Formen (Hophal und-Puall, z. B. N 22, 22 &;^^ -IDIIH x'^IT SpiSH, D 41, 14 i'^ria ctr K^iT iib ntr^sr ' VoitydöHf als Mischform erklärten rnSl""! (Gen. 16, 11) sagt H.: ^A 'ixX!\ &j^L=>l Lo J^ ;T,«7i^^^ ^ nibl' Jijyj ^ XAAi tXs^l^ (J^l ^ ^^yiAÄj ^ s lV^I^ kjS' >^/^j, N 25, 29 p3 WD nnx nS)2 D'snnS D:rr^3 m^^r niS'i mSr |!2 nnrn: D^Stt, D 46, 8 rs-^inb ptr'Sn pD] xin ^3 mS^i mbr p:D jü: n2 'vT- in« 'irmtrn D^r:D ^2trD nnx n':'?:. 2 10. Tempora. 3Iodi. Participium. ^^^UJi J.jtÄJl oder j^^Uil bedeutet das Perfectum, bei beiden Uebersetzern ISJ? oder ISIp. ^j^-yöUi^ N 13, 9 DntT nnaiP D^'^PS, D 14, 28 Dnmrn; lÄAÄi^ l^xiLo ^*i, N 33, 5 "imp ':'p Syi£, D 57, 15 bp 12P h';^z■, ^lj\ j^^l^JI J*i, N 20, 23 ^mpn bpian, d 39, 2 ^ri nrp TitS 'r^rsn; JUKJI XA^Ut, D 39, 3 nni" ix:ib K^■^Ir it (n'?^). - Juä;*-w.J( = Tnr; JUä;:^!>I| .U, n 43, 33 Tnpb nmnm ^r, D 72, 23 Tnpn irn. J.jlLo sU*>c l2^ö^ N 39, 30 Ss?£)^ ir:s? tsi^^ o^^ää^j mr nira ^, N 39, 33, D 67, 4 -ny: |ü ibys^ mr- ■* 1 s -218, 10 D»iri b3 D^n;, -n n;2r; nrjb ^,\^k.>:=^i\ J^ill ^^ (s. vor. S., Anm. 2). — DA 71, 23 ,J-sii jJ», mit Beziehving auf das Perf. des Niphal. Nach Neubauers Bemerkung S. 87, n. 1 nennt DA das ,Passivum' ^JäÄ>U), doch beruft er sich auf 38, 3, wo nur der Niphal damit gemeint ist. TxM 71, 4 "^i^lS '^p'iTÖ. 2 S. Abr. I. E. als Gramm. S. 116. — H. bringt im Art. ^7'' noch andere Beispiele solcher Mischformen, doch meint er, dass ril^l""!, sowie andere ähnliche Zeitwortformen als bj^lS- Formen aufgefasst werden dürfen (nbr"£JUx> ^j^ u. s. w.), vgl. auch Art. j;n\ 3 S 218, 4 f. töT, LwiU; im Comm. zu ^ 22, 2 (Beiträge I, 24) ^"^1 : am Schluss des oben erwähnten Fragmentes: nnyi DTpl IIPiK Dn'JQT T^nS. — IK 99, 20 ^LJ\ ^Äs; 93, 20 ^yS:L.^ ^. — DA 28, 14 ^.jiJU-w-J^^ v_ij'^\; 33, 18 und 62, 1. Z. u^Lo_^\ ; 62, vorl. Z. (vgl. 78, 18) JLJj:x.o\ ^3 JUi;i<^\; 51, 21, 53, 24""-l2rj\, Tn:7J\. — Ben Ascher 35, 10 Tri?! l- löiy) r::D1 12J7; 35, 12 11ir\ (Partie); ib. JSSH mxo r!\-in dk Tnyn. — m 75 a nrnS -irKi nna. — Du p. 5 a bris Tny H'ISI ""2J3 kSc? 'tTET "iPtt»; N. 113 l^i'-' Tn^S; N. 114 und 122 -isr CTÖ. — TM 49, 18 nayc? b^E; 53, 3 I-Cru? cbpS; 61, 5 TTJ? b^S. 1132 Bacher. wol = '"i)'^. N setzt in der Regel hinzu "1317 oder ISTH, da es sich nin die Form des masc. sing, handelt. N 14, 7 steht statt "11^ : HT^X p w'S mit iVnpassung an das arabische Wort. - UüJl ^,^ J^ ^\, N 42, 32, D 71, 12 ^p ^ll^C rihzn in] "[m. ' vJ..o-fJI ist der Infinitiv. D übersetzt immer mit ^pISH D^T; nur -vvo das Wort zuerst vorkommt (S. 1, 1. Z.) erläutert er mit Rücksicht auf die Bedeutung des Wortes : i^intl^ SsTian 0^ C'^^yS" r«n. N hat sehr oft: S>12n D'C XlHw? mpÖH; auch dort gebraucht N den Ausdruck '?pi£n DIL', avo im Original bloss ^-wwl steht, z. B. 31, 1. — JLjii>l| ^oL^x, N 21, 8, D 39, dritti. z. D^bpsn m^t'. - JäLL'I = Sj;iS, J^ä+il -— Sl5?S.*^ Das Participium des Niphal heisst JjtÄjuo, z. ß. |?J3p ^^ (^^'' JotiÄ^J! x/o^^r, D 66, 6 (vgl. 149, 22) yf2p:] xinr "ixinn c^r p^s, N 39, 13 bps: m^^ jtti h^2 p Kin-c nsi '^s IX '^'^j^ nz' sintr, N 103, 28 msm mx: IX nir^ xin'^:' '^»ys: '^s? i'^'ün. Kinmai steht für S*^^ ■ Jyxsu!, nämlich: ff^p^ nxi: RIxääJI^ SuDS HX'HJ J^xä+JI., D 133, 17 yt2pz nx-13 n2p:n nxim ^1:1:2 nxn: S;£] |^:pm, N 93, 31 rhv^h) '^laoa nxn: nan bab ix "c^xS nr xin'vr brs3m . . . nxnj r]2p:. Das Partie. Kai der W'rba T'y bezeichnet I.l. in der Regel als xi.^, Attributivuni. Avas in D mit "IXID oder "iXinH DT über- ' TK 100, 19 ^^\. — DA -J«, 14 ^^^Ji^\c, j.^'^\, 13!», .5 Ju>öl;JJ ^^\. — Du, N. 113, rechnet unter TD;? ;uu;li die linporativa; p. ö a rfZ'p^) '"^^:i^ . . . — TM 48, 5 ''ni:. 2 S 218, 0 ^j^^, 217, 17 J^iJl dL-..„^J'. — DA 28, 15 (vgl. i:^8, vorl. Z.) ,jwo.^J\^ je..**>^^\; 70, 21 ^yjR3 ^-vo\ (mit Ö gebildete Nomina). — M 74 1) SrSÖ. s. folgende Anmerkunfr. Du N. ö(» nryO f)a KIH "3 ~I)2K3 s'p (von ijnt'm Nomen, das von keinem Verbum stammt)-, N. 38 Ende TiVOil' C*rrQn (Nomina, die vom Verl^tmi al)f]feleitet sind). 3 S 217, 17 iKjdeutet . Diwid Hajjüg. lldo • ■* setzt wircV in N aber in elben solcher Weise umschrieben ist, wie das Partie. Niphal im vorhergehenden Absätze. Z. B. Jl*i^>} 5Jt5> ^;o iu^Jt, D 58, 17 nsmn, x 33, 24 r\^f^*^r^ n)2'i51,TC' ^is'? nXS n33 ^^^^ ^ö'^v, xa^.'I d G2, 3 ^sinn er, n 36, 13 t'^>5 ntr 1D"n 1K iniÜi DS '2 bljra l^y^tlV ' Fm- iU-o steht manchmal ^1, z. B. ^^t Dt', D 58, 20 ntr nsinn, N 33, 32 weitläufig- umschrieben; w^L.-yäL_x!^ i^l^-wl (von TSn und 'C5^), N 34, 5 an^u" n'h-;-i) mö'^, d 59, 3 '*,m>'m orn. - Auch o-xJ kommt bei H. vor imd wird in X ebenso um- schrieben. Im Art. nn (der in D fehlt): ^i ^^ ^isS ^':'P Ul^ 3rp^ n^p^ 233 ^) J<£- o^xj, N 72, 22 ÜZ' XH ^H . . ^2« 11. Numerus, (xenus. Person. Jo^l^JI = nnsn, Slng-ular; ^44-' = D^niH, i'lural. .1^ &äU4.I, D^2"in n (vom Suffix der 3. Pers. Plur.). ^*^l xx)^, N 12, 9 a^nnn n, d 14, i a^nn pt^S p'ü. '^^l^ ^y>' P^ D'2"l (vom Präf. der 1. Pers. Plur. Fut.). ^f2^üy Ji^ ^4-' |VA/o, Art. HDD, D 118 D^ilH DU. ~ JLy.;cJc'f ;l ^J-l r L, N 11, 15 D^]t^^ %s D^2in "iv, d 13, 2 a^r^r b"^:? ivi '"rn iv. ^ 1 DA 81, 7 v3--ölxU Jä^ do..o (von rsr 2 Du p. 72 unt. D-vi" Nt:2!2- D-irij; S'^'^riEi miau? ijS •i?"' njJi, z. b. xi.;r; Deut. 20, 8 und XT- Exod. 3, 6; nö Num. G, 9 und nö I. Sam. 28, 3. Ebendaselbst constatirt Du den gleichen Klang von HNUn, Exod. 34, 7 als bv^Z (s. V. als 7'J71£n D'i', vom Zeitwort abgeleitetes Nomen) und riNann Am. 8, O als C'iT (= Adjectivum) ; ebenso im''r:Ü3 Gen. 43, 33 — bv^.Z — und m'yi'n Gen. 19, 34 — OV -, u. dgl. 3 DA 33, 13 JO^\3 j-J^Sj:i\; i^^\ »"«^ 'ij-^\ 55, 23 und 26 (vgl. 51, 18, 62 unt., 73 unt.) ; ^j^XJiJ 94, 17 (Liä ^^^^ D.'ry ^^^j). — Ben Ascher §. 44 (vgl. §. 55) TH"' ]wb und D^n"! ]Wb] S. 35, 2 nniNian ca? is ppn'' pnp, 35, i5 pnp. — Du p. 25 (vgl. p. 59) ab ll'-p-'; p:p N. 48, 49, 57, 104, 129. — TM 77, 20 in", 82, if. nT:ip, Jehüdi 26, 23 P-'p- — Saadja in dem mehreremals erwähnten hebr. Fragmente sagt von den Functionsbuchstaben, sie träten zu den Worten unt. A. hinzu: cmS'iriT'. 1134 Bacher. 'SiX*}\ ^^Le, c>.35-^il ^U, Art. ,Tn, N 77, 7 f. nDt jityb- HDp: iTd"?. — ö^AjUjt rlsb, N 10, 31 n^p::^ xn, D 12, 1 xn nDp:n jö'd. vi^^bJI «^b, Art. nr, d 51, 11 :]2p:n vn, N 29, 4 fehlt der Passus. — vi^UJI «^^ LgJJi+s. ^1, N 104, 11 nnpi ]^^h b*; D^inpm, d i50, 16 mnp: nnn ik . . . ' ^♦^ii Jl ixÄJI Jl.^1^, N 99, 14 bpisn Sx S;?i£n *|1!2Di n:iDf2n, D 144, 13 (erg. "[IJ^DH) in^IH ma^ÖDD-, &JL^I cUä <;-l^^^L), N 100, 32 nnnx nrmx cn*? idüd^'vTD; d 146, lo D^3is:Dn ammn m^^isDn. — J^U.'l ^-c^, n 48, 26 ^i3d S;?isn, D 8r 3 hv)S^ri mr<^D; Jo^UJl .b- (n), N 22, 15 rnn Ssnen bp n"!X2b)::n, x 101, 29 bpisn rn, d 41, s (wo inS^psns zu trennen ist in in b^ySnD) und 147, 20 b>*1£n in. o^^Lä.'! '-U -i JLltUJI, N 36, drittl. Z. nb^EH ^i:3 XIH'r nnp^H Xn, D 62, 26 nSrsn nzp::] sn. ^J^Uif iw:^U L^^ ^a^JI ^lyi^ ^;-*"^', N 101, 31 D^ann d. o'Snsn) c^'^rsn ^i:5 ontr nm pjn, d 147, 21 iü'] Srisn "i^-D nntr' nm |i:n. J.*a;->.M ^♦^ n 103, 9 Sysjn ^133, N 39. 19 ^J2T; h';z:n '133, D 66, 12 und 149, 6 '^Jiysn jÖ'D. — 1^-u.J X 11, 16 dSsid':' l^n, D 13, 4 ISÖD."-^ ' .S 218, 16 CU-ÖUJ\. — IK 81, r, CUJ^\3 ßXJ\. — DA 28. 15 (vgl. 33, u, .51, 18, 78. 10) cu-öl-ü\^ ^^jji\. Du p. '"> ;• m^pjm nnsn pcbi. 2 IK 94, 1 «Ufili ^\ JjiiJ\ (für 2D2- 1. SOr) .^^„^ L^ 'U3\ Q^; 94, ß . . . ^ J^- ^^^ ;_.vkli^' >-^ 'Ul\ Ül^-. 9-1, 15 ^^\ Q_5 Lf.-.v^ ^^ C:.CS:^ \i\ ^Ui.\ ^^-"Lf^, vpl. 99, 20, 25-, 100, 1. - Bei DA liei.sspn die Präformativa dos Futurum (ri"3"S) k" Lib'^l {^.s>J^ .51, 1. mit der Erläuterung (.51, n. 1): ^j^ i^S cr"**^ i^^ r^^ W-? CU-Ö'.;J\ ^\_5 y J:5Ü\ ^\j. Ebenso nennt DA 62, 22 das Suffix in •kr: ÄIäs ^ 8.Lij\; das 1 in 132, 113^ dient s^UoNJJ, 55, 14; "| als Personalsnt'fix liei.sst ^Li^ 65, 25; 12 in (J^ 67, 2) liSID"!, ISjn'' ist ä^Uo\ LLJ\. 72, 18; vgl. 33, 17 und 75, 12. Von dem Suffix der 3. pers. fem. sing, in mx, i 132, 12, sagt er «^6, 23: CUöL:J\ ^\ ^\jJ;o^\ jJa. — Bei Dunasch heis.st die Verbindung des Zeitwortes mit den Objects- suffixen nS'ÖD, N. IKi, p. 73 und p. 90. — Ben Ascher S. 35 sagt von den besit7,;inzeigf>ndpii Fersonalsuffixon : nissn n3ip hn im« K'^tm "lirKSI nh D'r-n -iu?r ccn orrbN erittr "iitk D'jsm -nrn ,"^n2-i. ir^t -"^ai in' nhl nnE; es sind die zehn Pronomina, die auch Saadja wie I. E. berichtet, die D'Jlpn mrj? nannte, s. Abr. I. E. als Gramm.. S. 108. Saadja 'bildet dazu das Verbum DniDpn'r. bei und analog dem vor. S., Anm. 3 angeführten Dmain*?. Grammatische Terminologie des Jehüda b. Däwid Hajjüi,'. 1135 Jya<.Jt ^^-s»-^JI dmi"), N 35, 3 D^SlSrsn ^133 (>o ist auch N 102, 8 zu l^en fiü- D'b>"£n '2), D 60, 6 (1. Siysn) St^H DiröD, D 148, 5 (1. .Sl>'Sn) Ss?1£n fJ2"D. J^J\ ^^\l N 37, 21 ^1. D^birs^r^^'^ysn "i:r, i) "2-is!2 nnx ivn "i^nyS msDiön, d 39, lo «2:0: i:rx-v:'b nrn. — xa.,^'! .1^ (das Objectssuffix 1 — ), D 12, 13 imd 13, 9 mrCCH 11, in N fehlt die Uebersetzung dieses Ausdruckes. ^ ' In D lesen wir an drei Stelleu das Objectssuffix durch einen sinnlosen, vom Herausgeber mit einem Frag-ezeichen versehenen Ausdruck be- zeichnet: 1. 145, 1. z. i« n;n b'.yen; 2. 148, 12 lör.j (l. Sirs:) bipsa; 3. 148, 22 p: n: CU^ Sk "Iiacn. An der ersten Stelle hat das Original j...„JaJ\ Jyti-Jb (N 100, 19 C-Si'Sn ''133, 1. B'Sipan '3), an der zweiten _,^-ö-< \ya-ä^ (N 102, 13 ebenso), an der dritten ^»^*o\ ^_^\ i3Lia<,J\ ^^i^ (N 102, 29 nicht übersetzt).' Alle drei fraglichen Ausdrücke in D gehen auf eine Corruption des dem Copisten wahrscheinlich unver- ständlich gewesenen jöHi,"' {üpv' einer wörtlichen Uebersetzung von ^ -^^ li zurück. Einen analogen Ausdruck, doch in anderem Sinne, hat Du N. 132 nilSlk nba (ein im Zusammenhange zu ergänzendes Wort). 2 Im Tankit XIH, 20 und XIV, 13 liest man: ,^j>L-^ ^\ L{J>Lä-^\ ^\s. Das sinnlose ^-./L«-« ist durch irrthümliche Transscription von "03t2, was als 'J2Q gelesen wurde, entstanden; es ist das richtige ^^j-^S^ dafür zu setzen. D 190, 14 und 1. Z. hat: .irrD Ctt' hü 1ÖD* DSt. 3 Ik 9.3, 20 ,i^,c*^ c^r^ = 1- P®^^ ~ ^^ '-' -^ J^*-^^ = ^- P^^s-; ö3, 24 ,^Jl^^\ = .2. "Pers. 1186 Bacher. 12. Die A('(MMite. Pause und ZusauniHMiluinii der Kede. In seinen gTammatischen Erörterungen nimmt Hajjüg, wie auf die Massora überhaupt, ' namentlieli auf die überlieferte Accentuation des biblischen Textes sorgfältig Rücksicht. Die Urheber derselben nennt er: ^^^.1 1^.^^! ^JlXÜ a''"l21D Jf sLJL'I, Art. r|DS Ende, N 18 D\t:pion ^ipnii: DnSIDH, D 30 C')2>*i:n 'b';2: oder kurz ^iJ-bM ^^^2.^, Art. SID Auf., N 42 D^j:>"t:n ^:ir)::, D 7i 'tsn ^b';z, ebenso Art. hds, n 67 ^:pns: 'DH, D 107 'yton 'bv^. Das Gesetz, dass der Accent von der letzten auf die vor- letzte Sylbe zui'ückweichc, wenn ein ,kleines Wort' (»».ax-o JU-o)' nachfolgt, nennt er ^Li.^tf ^.o^ st>U. Art. htl^ (zu Gen. 8, 10), N 24 D^ÖPlOn ""ipriÖ "["n, D 44 -t^n ^3"ÜÖ :r^:^. •' Dieses Zurück- ziehen des Accentes selbst nennt er x^XCM J^t Jf ^^-'1 [V^-^äJ? N ^insS arton n^inn'?, i) nbssn r^?-^2 api^n ii^^tr^tr. ^ Dass eine Sylbe das Metheg hat, drückt er so aus: ^Lxil c>Äi'; (in I^DV Ezech. 42, 5), N 13, 34 iSsV ^D CPn ITÜ^H. D 15, 18 ' Vgl. die Bemerkungen von Dukes in seiner Ausgabe der I. E.'schen Uebersetznng: S. 9, Anm. vi; S. 13, 14, 37, 55. Doch wie II keinen Autor mit Namen citirt, nennt er auch die Massora nicht. Für np und Z'r.^ sagt er ^j^\^ ^_j^A:5LJ\, so zu 1 Sam. 9, 1, Art. p^; zu misn'? TI Sam. 3, 3.'). wo er — sowie Men. b. Sarük Art. 13 1 — als (_j^^:Co nnsn':' angiebt, Art. n"lD (doch findet sich diese Leseart niclit in der Massora, wie Abulwalid gegen H. bemerkt hat, Wörterbuch 112, 13 ff., 331, 22 ff., sondern wird im bab. Talmud, Synh. 20 b, von einem Amora des 4. Jalirh. als -'n2 zu einer Deutung benutzt). In weiterem Sinne wendet er v_j^SLo und -X* im Art. nbö an, wo er Infinitiva wie nN7Ü so erklärte, " da.ss die ,Alten' (JJ\^^\) in der geschriebenen Gestalt des "Wortes eine Form der Verba ü'h überliefern wollten, in der zu lesenden Aussprache hingegen die gleichbodeutende .T? -Wurzel sanctionirten. S. auch Art. mS und H-ä. — Für den Sprachgebrauch DA's bemerke ich: C"-IE1DJ\ 117, 27. AyuZ:i\ 117. •-".•: ,-nDÖj\ 100, 13 und 'i^\^\ 140, 10; •8^Lo^\^ ^ 82. 16; i>5, 2 J-np ah^ p^nS; 38, 12 \yb U 2 Vgl. ij^Ji~o .^.Jl^ "A :13, 17 Mii.l ij^^ ^>^iiÄJ ib. 40, vorl. Z. 3 S. Neui'.auer. Nut. p. 14. — Ben"" Ascher, ].. 4 C"ürt3 "^W D-jr, TM 50, 1 ü;'?:i't:r: «r-iai. - DA 139, io DroJ\, loo, lo d'Wd J\, sonst -Js^^^X. * S. DA S4, n. 3. Grammatische Terminologie des Jehüdä b. Däwid Hajjüjj. llö^ nr-isHD nvYi n^x:yn: juip .LcJf (m ns:n ii Sam. 19, i4), N. 13, i. z. x^i*:^ m^i'i.t: rnn, D 10, 21 ^D■^^?^n ni^sns: inn; ^Aiy ^, '^' i-i. -t ^i"^i 20, 14 .-ns:>"m ns'x:n xbs, o i5, 26 mD'*iX rrfeff'K'?n, 38. 19 n-iüsyn i^Ss (N hat fUr *-iiy in der Regel "TSinj, D *7S2S7Ü). ' — Von dem Vocale der Impera- tive "rib. "Tn. (— "Tj^, - in) sagt er: I^äj j^tXJI ^:^ib tLo yu JL*JI düo Jl^ ^AJI Jlj fjli !u, N 35, 32 -|'C'S2 ^:£S2 Cn3 Hlp^ "]rön niD^ nhr2r} \r2 nvi^n mcn c>"on, D 61. u nv'i^z ycf^ xn *rön mC' C>'L2n mC' aXI 12 XnprwV in Bezug auf rTvl'ni. dgl.: 1^ t^-^- (j*^i^ c^-^-' c^^' ^j^ ^'-^•^' tXjtj (j*^'' (ji'lAwJl UjI^ tX^l. Jf wx£ ü^ v^5^ *^vx! JL*i!^i( stXiß. D 100, 14 'vTinnm n .TH"^' Dip-t: a>'t:S j^s* ■'r cyton ninjrn irn nnx aSirjn n^n D'^SDI^n DX "'D, N (31, 16—18 weitläufiger umschrieben. Den Unterschied zwischen der Accentuation von nxS, dem Partie. TT fem. sing, und nXD, dem Perf. der 3. pers. fem. giebt er so an: äuj'l süjue ^}\ ri>?2 i-äi".. i-UJI 1^ ciö( sLäxx ^Jl riss ^; ^J^ll ^, Art. xin , N 42 ay'isi n*3 S:? -iDy:^'':' ir:s7t:' n^n nyto s^Sxn by . . pt^ nv hzh xmr nxn, D 71 n^nn nsnsn . . i,^r nr:>T n':'!::^ -X2 =^|Skz crun ix:'w'i -iz^r p-^S p^: i^ J^^fl ItXje ^ (Jos. 5, 9) Dm'!2 nsin nx "mS^ ^^Xj j»^UI ^ ;^^'' ^^ ^tiaj" ^-^ ^^J ^:^j' Uj'^ Kjk.^/0 ^j%Xl>. ^5^*-*.i' Auf den Unterschied der Accentuirung baut Hajjüg be- sonders seine Theorie der verschiedenen Nominalformen, wie sie den Hauptgegenstand der Schrift von der ,Punctuation' 1 Für Metheg sagt H. auch K'J?: J\ ; diesen Namen gebraucht auch DA, s. Neubauer, p. 83. 2 IK 19, 18 {.ß3\ ^Sj-y^-^J^i^ ^^i^\ ^ 3^Jil. •— ä^V" (Hiob 23, 9) :nK üb k-_^ 2r,.-^x«ji^ '"""'"^J^ e^ ^^^ ^^V (Exod. 15 , 14) im b'^n^, (vgl. DA 100. .3); 21, 8 ,UL Oi^33-. 21, 17 W^^- — DA 83, 23 (vom SlpT) XJl5Ü\ J^ dLjLÜl ^^\, 139, 6 UJ^\ CK^" ('^^'^ ^®' sprechung von HKD und ns'2), ^^5S^dJ\ OU\U^\ 123, (3. "— Du N. 117 miai'nn. — jehüdi .23, u -rrn -lau' lara^ 1138 Bacher. bildet; er bezeichnet mit b^hti Formen, die den Accent auf der vorletzten Sylbe haben (die sogenannten Segolatformen), mit p'n'^'Ö die Nomina, die auf der letzten Sylbe betont sind, z. B. jvl'". ' — In derselben Schrift (p. IX, vgl. IV) erörtert er auch die Gesetze der Pause, welche durch die Accentzeichen n;rS' p1D£ ^1C und filp] bezeichnet wird. - Aber auch in seinen übrigen Schriften hebt er oft den Unterschied der Wortgestalt in der Pause und in der fortlaufenden Rede hervor. Die hie- bei gebrauchten Termini sind: Jl.o-ßj^i}^ JL^J'^lt 3,, N 36, 2 C2i2cn2 p D'hr2 pü^n'2 p, D 6i, 21 n-i3ix:3i -ji^sn mpöD; "^L-^jü^ .1 3.^^ N 34, dritti. z. DpcsHD p onmn ']J2Qn:i ]'2, D 60, 2 'Ü 1X-11I2D n^pt22■. aJL^ÄJl^ ^^^^\ ^Iküj! ^, Art. PjDS, N 18D^X2pl2n pDSna D 35 'Dll^n DIpSS^; ä..'UJ|. p^^^^TJ! ,-,l^ol ^, ebendaselbst, N a^Sx^H nnnnm D^öpton -[)2DnD, D n^3^35;n ma^aon ; a^y 1^ f^^it Jl^Sl 3, N 34, 1. z. Dnmn -iiaonzi, D 60, 3 ■]iJ2cn Dipü2; UcXjtj Lo *^ l4^^jö^l, N 6, 3 nS:b2nü ♦ ♦ ♦ ♦ ty iTrcn Djr, d 6, 7 nnnns r^u? ns: ny ddüdh nns;n-, ^Uaüil ^3X}\, N 5, 30 -i^s;::' püzr^, D 5, 23 nnm müS-^n-, ^i>il «kÄJl^. N 6, 3 n^'??:,-! "nsm Dpi:n pDsnn, d 6, 7 npoan üipü^i; (.>LCjl o^iü-.l ^li, Tank. III, 20, D 180, 23 nmn müpn QS1.-' Dem Tankit ist in der Uebersetzung eine Reihe von Ab- schnitten angehängt, darunter auch über die Accente, welcher aber hier, als nicht von Hajjüg hen-ührend, nicht benutzt werden durfte. > In gleicher Bedeutung sagt M,30 b: Q'':'» '3 '^'r'^'a r^Sö mpISS nS DBK anbnnb .-:iöd onr-u^a "^tSö D'rvran; ib. r"iba pi:: von Wörtern wie -li:iK, vgl. TM Ö-2. 2 Diese drei Accente so auch bei DA, 83, 3; 100, 16 ist nicht ^JLs:^\ z« transscribiren, sondern MTOriK beab.sichtigt; für p*CQ e]1D hat DA 80, 16 3 IK 37, 18 ^\i5ü\ cJlkRi\; 21, 10 ^;_,srJJb LfXoLLo^ ^iUJJ\ e^^yiiöl. - DA 140, 7 JLoü^^\3 JUai^\; 66, 14 J...ai^ ^1 J.^^;:^; 36, 14 If^ß^ O^^^ ar:^^^"; •*^' '^ ?'-^\ ^Iküi; 80, 16 ^\i.^\ yJ" ^. Wie Pinsker Likk. Kadm. p. 152 (hebr.) oben mittheilt, übersetzt DA in Arnos 6, 5 das Wort CiO-Cn mit ^\L^\ ^..^kijl (vgl. Abul- walid. Wörterbuch 586, 31 ^JJ^\ ^^.ji^^^o, f^IsÜ\ ^JSJ^). — Du p. 60 msns. TM 21, 9 nn'"'C2. Gpammatische teiminologie des Jchödä b. Däwid Hajjög. 1139 « ANHANG. I. sL.^(, ii-^-oi, aüJii = Buchstaben. Der Satz von der Trilitteralität der hebräischen Verba — bei den Uebersetzern: N 12, 22 h'i! n:2: cSpan SdXS bi'IS pX rnrniKö ms ^cn as '2 nvms 'Z'hvf2 mns, d i4, 13 pn^ ^6 Vnrms^ a. ins) — kutet im Original : JL*i^M ^'JlÄi ^^jCj ^I «jcL-il ^jdxj ^ci^^Äj jjs ^^Xl) ^f ^lf o.^s* ': ^^xj J-i J.£ (die Stelle ist auch im Takrib wa-tashil Abulwalids, Deren- 'boui'g, Opuscules p. 307 zu lesen, wo statt ^y=^ - : o>-=:^f xSiÜ). Die eine der beiden Handschriften hat für «ißlA^f : jiXs^L»^. Dasselbe Wort findet sich noch einmal bei Hajjüg- in der Be- deutung ,Buchstabe': xscU.cot (jöjtj v:i;^.*ii3 .1, N 34, 31 'HOn rnrmx n2:pÖ, D 59, 22 Vnrmj? r\'^pt2 lOn. — in der Be- deutung ,Verbalwurzel' steht das Wort noch ein drittes Mal bei H, nämlich D 146, 9 j;"nns CHS pStT D^b^SH hz JH^Ü p1 (N 100, 31 umschrieben) lautet im Original: (Ms. D\t>) "•£ IjjCio Dieses Wort, welches die arabischen Wörterbücher in der an- , gegebenen Bedeutung nicht kennen, kommt in etwas anderer Form bei Abulwalid in derselben Bedeutung (Buchstabe) vor, derselbe erzählt nämlich, bei Gelegenheit eines gi-ammatischen Disputes (Kitäb-at-taswijä, Opuscules, ed. Derenbourg, p. 356): •Ich schrieb die beiden Wörter (lÜH"'''! und iSpS"'!) untereinander, und zog von jedem Buchstaben des einen Wortes einen Strich zu dem entsprechenden Buchstaben des anderen Wortes, um meinem Gegner den Unterschied der Vocale zu zeigen.' ooJCS^ ^^Xfyd^^ o^Xb^f- Ich enthalte mich jeder Vermuthung dar- über, wie das Wort zu dieser Bedeutung gekommen ist, und möchte nur die Aufmerksamkeit der Arabisten auf dasselbe gelenkt haben. Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. C. Bd. U Hft. 73 1140 Hachoi-. In dem arabisclien Original von Abulwalids Rikmä, wel- ches mir die Liberalität der Bodieyana-Bibliothek zu Oxford zu benützen gestattete, habe ich den Ausdruck an zwei Stellen gefunden. Was in der Uebersetzimg (HÖpin 'D, ed. Goldberg, p. loG, Z. 29) folgendermaassen lautet: nrm>5 n2ip jncnütr '^''1 hpT^h 7^hf2r[ , das ist im Original: io-w UÖju ^j^tX^ tXi'^ LiLä^x^t x^iXil. Ferner . Uebersetzung (p. 157, Z. 31): iy n:xs)a nnj« mx nif2n p matS nnh p'Siü'*^, Original: ^\ ^^ II. Citat aus Jehüdä Ibn Koreiscli bei Hajjüg. Im Artikel HDÖ (N 85, D 121) sagt H. von rppn, Jos. 14, 8: LL\ JU «iJL'j^ (Dan. 5, 4) «"IDH rnr^5 Joöo ^ib^l JiÄJÜf Mi^>' J^ (^>-Jv*«-'' J^äJUI J^ L^il (6 116, 12) ^hv ^^^S^tt:n ^ ^"^^^ Diese Vergleichung aramäischer Formen — beiläufig bemerkt, es ist dies der einzige Hinweis aufs Aramäische bei Hajjüg — ist für das zweite Beispiel bei Ibn Koreisch nach- zuweisen, der den ersten Theil seiner Risäle mit folgendem Artikel schliesst: jUö-äJL'I »tXiß c:^^! — i^'J ^S? \"nb'l!2:in ^D 'HD^n ha^ aui J^i ^ö<}\ ^l^*i' ^^ ^j^ ^4^^7=^ ^c^^^T^'W \-np^ "mrnm Mnn Tinnyö t^ix» J^ ^1^ (-^ io3, 2) rbiüj ^d TtlSi"!. — Es ist als bestimmt anzunehmen, dass IK. auch VDÖH mit dem Aramäischen verglichen hatte ; jedoch fehlen aus dem ersten Theile der Risäle die Buchstaben h bis Xff, also auch der Artikel HDÖ. m. Citate aus Menachem ben Sarük bei Hajjüg. in IJajjügs Schriften findet sich kein einziger Vorgang«-)' oder Lehrer namentlich citirt. Doch sind die Stellen, an d(men abweichende Ansichten anonym angeführt werden, mit den Worten Juüi, JUü, *Ji JU ii. dgl., zicmlicli zahlreich (vgl. die oben S. 1120. Anm. 2 erwähnten); unter diesen Citaten aber i-i I Granimatiscbe Terminologie des Jehndä b. DäwTd Hajjüg-. 1141 für einen ISfeträchtlichen Theil Menachems Machbereth als Quelle nachzuweisen. Auf einige derselben hat schon Gross, jMenacheni b. Sarük, S. 67 f. aufmerksam gemacht ; * doch ver- lohnt es ail^»«i*^ieselben zusammenzustellen und noch sonstige Berülirungen des grösseren Schülers mit dem bedeutenden Meister zu bemerken. 1. Im Ai't. tDr (N 27, D 49): (Jes. 61, 10) 'y^T, Hpl^ S^Ü Ui" i-!^ 104, 2) ms n'i:^' ^ yc ^^ ü>'i'' i^rS' '^if^'Z' ij2D Bei M. beginnt Art. tSp II, p. 132 ab: "IIS HtDS? ^y\rn, 'ycv' T]pi:i S'rö. 2. Art. I2lb (N 47, D 79): t:S> ^Ü ^^A*^l^ äü^ J.Ä irrs ; pn^T (•!> 124, 5) |V3S 3 JUrl^il n'2 Jt ^^ ^a, yß pTl ^ Jf Jc'f. ^tyi ^Aj. M. ns VI, p. 12 a: nr:si c:p ]':v 'ns ^ö*? 'is '^h ^-^z^n p^ns niTiÖ nrnh pnn 1]^:p ^SS sin. Die gi-ammatische Er- örterung der Form des Wortes ist natürlich von Hajjüg. 4. Art. n:n (N 78, Dill) tUxAi (.Ter. 22, 23) ri?m HÜ lil^ n3D3, ns^? J^ n;n: nü (sie) JyL> ^' jl a^jUli J^^lt itXjc ^. M. Art. |n iii (91a): Htt 'H "[sbö HiH v'^p D^^nm "»i^^Srn 1 Gross führt von den im Folgenden zusammengestellten 26 Beispielen die Nummern 3, 4, 5, 6, 15 und 26 an; ausserdem citirt er unberech- tigter Weise die Wurzel pn, für welche nur Dukes in seiner Anmerkung auf eine Ansicht Menachems lünweist. 73* 1142 Bachei'. 5. Art. nr Ende (N 80, D 114): HüpH imS ^n ^1 cM^ M., Art. ;^ (52a), zählt als zueinander gehörig anf: py, ^:i] (Zeph. 3, 18), lan (Prov. 25, 4), np_) (Echa 3, 33) und unser ruri; er nimmt also das H nicht für radical. Die Einkleidung der Ansicht rührt jedoch keinesfalls von M. her. 6. Im Art. ,13'' (N 81, D 115) citirt H. die Ansicht, dass sowohl p^ (Prov. 29, 21) als TOVn (Zeph. 3, 1 und Jer. 46, 16) von ^!3^ in der Bedeutung bedrücken, abzuleiten ist. M., Art. 2 (123 a), sagt dies für das erste Wort selbst, für das zweite im Namen der Q^'ima. 7. Art. ntrp Ende (N 90)2: anltTPI J.^^1 ItXiO ^ ^^^ (Mal. 3, 21) Cyil^l (sie; Art. DD> hat die richtige Lesung M., am Schluss des Art. DJ? (135 b), Oninö nvn':' pD^ -i^:yü b^ ns nrp ^J2.t D^yrn Dmtryr p-^SiriD m iry n-vrr 8. Art. nz:: (N 91, D 127): üh HDSian J^!^l I jjo ^ u«jJ^ p^li f»yj J^ U.<(Zach. 11, IG) SDbr. M., r:: v, i48a, i6 n^:!::] pn nn2:b nji^n nns::i ^tr^nn 9. Art. n:p (N 92, D 131): '::pn 'r\':pn r\:pr\ ö^'U ^^xjuc^ ps (Num. 32, 1) Dn n:p!21 ^^ ä3I JÜÜ (Zach. 13, 5) mj7]ö (ib. V. 4) n:pa. M., p II (156 ab). Nach Beispielen für njpü zum Schluss: r^:pf2 bv (1. ^n^psn) ^^-i^pen i3':p msr^ü ^::pn anx ^d. 10. Art. mp (N 92, D 131): 'r\"\pn HlpH ^c^Ls ^Ä*^; (j^ u^^" u' ^^-^^ LT^S i^um. 35, 11) Dnj; dd'? Dnnpm (d. 48, 3) 3-1 -|b!2 nnp. M., np VII (158 b). Zu n^^^p, r\1p rechnet er auch cnnpm. 11. Art. HDn Ende (N 94, D 134): M^l ^nn"! nm ^l^i^ irö^*n (Gen. 49, 23) nm im-ni2n Lil^ (Gen. 21, 20) H'^^p H^n ' Man nm.ss nämlich in Machb. 52 b nach 33 eine besondere Uebenschrift : annehmen; denn die.s ist die Wurzel der, in dem anf 33 folgenden Absatz Jjehandelten Würter. Ebenso folgt 62 a nach Art. 11 Art. 1. 2 In D fehlen nach ibv (S. 127) die Artikel xr .ni:]; .npV ,niJ7 ,1V:^; ferner steht Art. nSSC, anstatt nach nns, vor HNS, endlich fehlt Art. nii'. Grammatische Terminologie des Jehüdä h. Däwid Hajjüg. 114:3 ^j.^ (^Hicyi 16, 13) rnn '%' no^ (Jer. 50, 29) D^nn hnn Sx ^yji ^jjb l^i' JwO^it t jjO ^J.X). M., D"l n (161 a), zählt die genannten vier Beispiele neben- einander a\\fr 12. Art. bbn (N 106, D 153): ^mSn J^^^^l ^ ^^ ^^^^ t j^ ^„ (Lev. 21, 20) m'n '?i':'3n j;,t j^-^ ' ('i' 92, 11) i^rn M., bn IV (45 b): bi':'^ (Lev. 2, 5) |öm nSi':'^ ^r'n'nn nrnS pn^i s^^ ns^isn 1":^' pyi prn \mbn (Exod. 29, 40) pfr^ ü'r;h n^nrn 'C'snn nn^Di i<\'i iryn 'r'i'^sn Dn-in,»:- 13. Ai't. mn (N 108, D 157): (Hab. 1, bj nm ^min (Hiob 41, 22) irnn ^inn iU/i J^l J^-^ (Ez. 5, i) n^n. M, -in IV (86 a): ^1^2, ;3-ij; ^^KTü nm, Hin D^H T::"in 14. Art. nnb (N 111, D 161): tr\S1 xÄx ^^£j ^f ^XT^j^ n'^D ^mnj< ^:n3nS Ll^l ^ux» J,l ^^v^"^ (Hiob ii, i2) nnb^ mnj ^äJI Jl^^ ^^xjuc J^ (Höh. 4, 9). M., ^h I (111b), rechnet die beiden Wörter zu 37 ,Herz'; im Art. ib'^'intrx (36 b): mDH i3inn£)l nS^ ^mnx '^ranb imi:23i 15. Art. Sbj7 (N 114, D 167): . • . (Joch) h)V... ^1; ^^^^^ ^J\ IJ^ ^ (Hiob 16, 15) ''np nsyn •'nbSiyi ^1 Jw^i-^. M., by VIII (133 a). rechnet das Wort erst zu mbSiP, Nachlese, bemerkt aber : h)^ nnnü: nm'? pn^ s^KI. Ausser diesen Citaten, die man auf Menachem zurück- führen kann, lassen sich noch manche Stellen bei Hajjüg nach- weisen, an denen des Ersteren Wörtei'buch zur Quelle ge- dient hat. 16. Im Art. 11^ (N 118, D 174) erörtert er das Wort i:"^^'; (Micha 2, 4): -Jb 13111:':, cnnr:, 'nii^?, i^: JUoj^)!^ ijäju 3 ^5l fLäx Uji>j^I c^b tXÄi p"it' JL? i3nt'] ;1 ü'^n nt^\ ntr\ in'^itr: a^^i; (^^^i^ha 2, 4) i:iTd': nn^r oL^^I * N hat die drei Beispiele, die Menachem bringt, D nur das erste. 2 Vgl. N -«zb niTDn TÖK: l'r'XS, D ebenfalls 'sb niTon. 1144 Baihov. J^ öl .i^JU U ^ y^T i^^ i:nr3 nn'w' ^ ^^^ ^' ^r^*:^^? □rcTw" J^; ':!2!2 ix::' ULä*/o ^Jl (jer. 10, 20) ':ixii' ^:s J^ (I Kön. 19, 21) nr^n abrn J^^, an rcir^ Lj&Iä*^ ^^xJI (Jes.35, i) Jjb» pnir'Jb Sil 131-1-^3 3 JicXil J^^' ^1 ^*:) ^1 a^JI ItX^^ M., Art. Ss^J? (32 b f.), brini>-t unter anderen Beispielen auch chz'^ und i:i><::^ als D^r^rS a*pSn:n crh^. 17. hu Art. ItX (N 15, D 32) leitet Hajjüg zuerst ''n.ini (II Sam. 22, 40) lautgesetzlich aus ''nfSni ab; dann aber be- merkt er: ^/i ^^JOi^/o h^n ^3"nm^l J;-i'' ^' ttXiß ^x) ^^*A^I_5 JU;c^^l|^ ^A*Jl w-^ jl^' ck-^i ('} 130, 3) nnps;nnrn-ix Ä.*^»x 3, (Ij. bezieht sich 'auf den von den Verben H'*!? handeln- den Theil seines Werkes). M, nr V (82 a) beginnt, niS nnnJ2, D^rc rni y ■'r^'2^^ 2irci napn pr'? d^d, D-:nü n^ni, nn? T^m ^nnx, S^n •'mm- 18. Im Art. inS (N IG, 1) 32) steht er in^ (Iliob 3, 6) mit inn (Gen. 41), G) zusammen. :M., in I (86 a), bemerkt hinsichtlich der AVörter nn\ TVl^ u. s. Av.: ^ö^n nn^ Ssi niD^ cr>< pirn "d n'?xn a^S^n n^sn]! 11). Im Art..DwX (M 11», D 38) citirt er als erstes Beispiel für die Bedcutvuig ,verwüstet sein': in^t' OrKH (Hosea 14', 1). M. D^K (35 a): xiH HJ^isir nm:r^ 111^:^ crxn 'r'r«- 20. Im Art. HD' (N 27, D 49) vindicirt er in dem Verbum □TD'S (Hosea 7 , 12) , sowie in den [lauptw()rtern miDl^l (Hiob 39, 5), noiö (Hiob 12, 18) und nnpiÖ (.Ter. 27, 2) der Wurzel 1D^ die Bedeutung von IDS. ' So im Ms.; doch gehört ^y^\ vor """K. Graniin;ttische Terminologie d>>s Jchüilä 1). üäwiii Hiijjüg. 1 14o M., ^ IV 128 b, ei'wjflint dieselben Beispiele, nur statt des letzten: "]\inD1Ö1 (Kachum 1, 13), als TCp pST. 21. M Art. mp (;N 50, D 84) leitet er ""^mp, 'i> 119, 61, von "IJ," ^sifif ab. M., 15? III (131 a): nj? S^x^ "ip3n, S'r'ir "fp pbn ts ^u^brn HAH S'^r j':>" ■:nu' ci'un ^Srn- 22. Im Art. nr (N 80, D 113) rechnet er jir zu dieser Wui-zel. Für M. vgl. oben N. 5. Dünascb liess die Ableitung nicht gelten, sondern hielt das | in jir für radical. 23. Am Schluss des Art. nhv (N 89, D 127) sagt er: (ib^v. 3) n\-in: ni< rhvr^ (Num. 8, 2) nn:n nx ^mbpn^ v--^'; ]M. unterscheidet in ^*^ 11 (133 a) diese Wörter — und dazu nby 'l> 78, 31 vmd H^Sm n. Sam. 11, 20 — als nnsrnn jltrS von bj? I, d. i. den Wörtern, die hinaufgehen bedeuten. 24. Die drei Bedeutungen, die Hajjüg der Wiu-zel n>"l zuschreibt i entsprechen den Artikeln pl III, IV, VI bei Me- nachem (164b f.). 25. Am Schlüsse des Artikels ^D"! (N 117, D 172): J^^^if I cXiß ^ xliil %i (Lev. 26, 36) Tinis \-isnm l^f.. M. bringt das Wort auch nicht unter "^^l (163 b), jedoch hat er auch keine besondere Wurzel "^"1X2. 26. Nach Art. mP (N 51, D 86) hängt nvb, Jes. 50, 4, mit ny ,Zeit' zusammen. M., Di? 139 b, stellt das Wort zwischen STW, Hieb 24, 1 und \mnS7, 6 31, 16. Die Identität Jehüdä b. Dawid Hajjügs, des Begründers der auf sichere Grundlagen gebaviten neuen hebr. Grammatik, mit Jehüdä b. Dävrfd, dem einen der drei Jünger, Avelche Menachem, den consequentesten Systematiker der alten Theorie von den hebräischen Wurzeln, gegen Dünasch vertheidigten, ist nicht anzuzweifeln. S. besonders Derenbourg, Opuscides, p.XI. Eine interessante Coincidenz zwischen der Streitschrift der , Schüler Menachems' und Hajjüg sei noch hervorgehoben. Was TM 38, 14 fr. über n:t:t2irnm (Jer. 49, 3^ zu lesen ist, und zAvar mit der einleitenden Formel : "IJ^IS "ITS iT''!, ist fast wört- lich übereinstimmend als eigene Ansicht IJajjügs im Art. DSf 1146 Bucher. (N 28, D 50) zu finden. — Dass aus dem Jünger und Ver- theidiger Menachems der Begründer einer neuen grammatischen Lehre wurde, welche die alte Lehre gänzlich beseitigte, gehört zu den interessantesten, wenn auch nicht seltenen Erscheinungen in der Geschichte der Wissenschaften. IV. Die Einleitung von Hajjügs Selirift über die schwaeh- lautigen Verba. Die hebr. Uebersetzung s. N 2 — 4, D 1^ — 3; einzelne Sätze daraus erörtert bei Abulwalid, Derenbom*g, Opusculcs, p. 269 — 274. Lo lvA>tyi ..wA-L'l o«v^ e^l.j JLxiü^M Ov.»fiJo oLo ,.,«sJo ^Ls ' Ms. NnCN'CV 2 Um E.sra bcliält in der Uebersetzung die Wurzel des arabischen Wortes: •* Dor Sinn dipsp.s Satzes ist nndeutlicli. Grammatische Terminologie des Jeliüdä h. Däwid Hajjüg. 1147 im: DnxiT*««::^: p ' &x)^^y'L>äju ^ JU' ^J'. ^jJ^\ d^fu^ ^^ "n^T ^T ^^ JW£;.-5 mn:: J^^ inn:: oniD tnit^x^i isnzn d-id Lp^l ^.i^d£i^«l ^ Sil ^^. ^i ^Jcojl I tXsi j^ix, JjL? ^jjuio ^j^ ^nm onn 'iir':' nnns ^:2b njs Ld^i JU*^ ^^y-«' U^^^J o^^ (Jes. 61, 10) .T^D n^s?n (Ez.23,40) np nnpi ^ 'x^)-? myS j^^t ^ N| ^yG ^1 xJji/) J)' iS'^? (v-'^ (Hi. 40, 10) nmai jis: x: ms? ^^^u^JC^ b«^ iaü- .U.'t (L Sam. 28, 24) IHSim J^t J;t ' tXÄ^CxJ 1 Menachem b. Saruk ist's, der am Schluss des Art. IHK (21 a), in Bezug auf Jerem. 1, 5, sagt: IDTr D-ltflD mpm IXim nTt:S riT' OnNH Klliü; XH. Jedoch ist inT'^'' wahrscheinlich spätere Correctur in Folge der Hajjüg- schen Kritik, da Ihn Esra im Zachoth, Anfang des Abschnittes D'^TSn D";"i'n, die Kritik Hajjügs anfühi-t (s. Stern, Liber Responsionum, p. XXXVII), ohne die Leseart inTJC zu erwähnen. Dereubourg (Opuscules, p. XXVI, n. 1) hält die letztere tür die ursprüngliche, von Menachem gewollte, doch ohne Grund. S. auch meine Bemerkung in Z. d. DMG., XXXVI, S. 406, Anm. 4. 2 Dass auch dieser Vers von Menachem herrührt, erfahren wir von Sal. Parchon, Wörterb. ed. Stern, p. 54 c (Art. n"lS); auch er giebt DTDa '^^^vb, während die beiden Uebersetzer bloss D13 'h haben. Eine Rechtfertigung des "Iiyb versucht Derenbourg a. a. O.; er will es mit ''3111^, •!> 119, 61, in Zusammenhang bringen und lesen "^^Vy ,zu plündern'. Mit der Lese- art D73S fällt natürlich diese Rechtfertigung hinweg. Abulwalid. Wörter- buch, ed. Neubauer, Col. 586, citirt den Vers vollständig: PiniS "Jlb .10 mX" üb löbl nm DTJ myb. Statt -n;?':? druckt der Herausgeber fehler- haft -\:vb. 3 Ms. njn, corrumpirt aus narT2; N irCiCnöa, D inr"l 'B3. * Damit ist nicht Menachem gemeint, denn dieser hat für HEX, backen, die Wurzel S]S III, obwohl er daselbst das Beispiel insm nicht anführt. 5 S. Menachem Art. V2 DI (48 b), ebenso für das folgende Beispiel Art. Dp I (155 b). ^ Richtiger U?"3in, wie auch die Uebersetzungen haben , da tr'3ini nicht vorkommt. 1148 Biiclicr. (Ea.. 37, 11) irm^2:j; rcn^ ^Gcn. 8, 14) pxn nt'3^3 -U c:öI^ ^M Jc^!^l nrrc?^ \Tn'»r nn'i' ^itX^ Jaiü tn trn^ zn J^l^ iaü Dp rn^; iaüi Dp Dip' J-^J; ^'2 ^ ^^ ^' H'^Dl"! J^( ^1^ ^UJI ^ HEX ^^ JUj ^i ^U.1 jüü laÄi n*^ nn:r^ nntr süJ j^^ iaiü ^n nrr 'n"wr .i "cir \tc5 w'^mn ^ JUj ^l^ ^tyi ioLiLwü insni ^. n^T \-Ts:p n^p ;i c'^pv \n!2p^ np: cip^^ Dp ^ JUj ^t^ nnr ^j^ JUj ^f. n^T \Tn nr^^ mv \nrT trT riT üt auO' .1 aüAÄ !iV.jti ,*^vJ (j-J Ovi». 5^U i^iXJI J^xä-'I jj^ ü»»t^) s.li ^^*i /*:=►>:> i^V^' '^'-^ ^■!^^ jK U.<^ • ;>^-^ ^r^ XÄAÄ ^1 S^Li ^'1 ^^LlC'I IcXjC *^J^^ ^-' «^T?^-^ ^-5-^* v:>Ji-*ö^ k^Lis» ^^^'1 -Lcjül *^^. tX^-'U i>^-' ^^r^ *-<§■- '-^^ (*■:! '^^^''^^ (^' <-^^ Uiaminutischc Terminologie des Jehfldä h. Käwid U.ijjüf . 1 149 Lgjuj-^^ UJü L^JI, xnps^JI (3, jiJ^^^JI ^-J.JI J^* ;^-U( o^v=> (-_>L.*^*t ^x> JUJtXÄJ j^ JUi^ll 3 iLöUJI iJUjI^ ^} ov^ ^U ^Jf Jlxi^ll ^; L^o ' Poe. 99 Knm3. ^ Ms. Xispj. 3 Ms. x:r:K. I N D E X. I. Arabisch. Seite JUii"y\ 1138 ^^^\ 11.31 ;l^^\ ^y, ^\ 1133 1122 Cj\y:L\ 1112 ,^i5ü\ ^\j^>] 1138 iLJo\. ^\ 1124 JLjiij:^! 1130 J'^^i^) 1131 ^Lf_äJ:*o\ 1123 1122 \, <^\ S.»ite . . 1132 112.3, 11.34 . . 1128 . . 1134 . . 1112 . . 1110 . . . 1112, 1124 ^U,\ 1129 j\jL^) 1130 JU^\ 1115 ^\^i 1128 Grammatische Terminologie des Jehfid4 b. Däwid Hajjüg. 1151 • Seite - JU.\ . . . 1'112 ^^\ . . . 1132 xjU=Ai\ . . . 1138 ^^4^ ■ JlV\ . . . 1130 ^\Wi\\ . . . 1138 J^^S^^J? ■ . . 1122 .3U>^\ • . . 1131 j^ • . . 1116 . . 1127 JUJUJ\ . . . 1134 ^,.";;-;-U . . . 1133 . . 1138 '"f^y ■ . . .1131 ^j^.*io . . . 1116 v_Jo ,LoJ", ^_ÄJ^-«aJ - . . 1127 >Lii- . . . 1130 ^_^,-ä-XJi . . . 1133 ^j^tjj ^,>xäJ' ■ . . 1126 1 *• *• . . 1138 ^.v.<.;-U . . . 1133 ^: ■ . . 1137 uJi^y . . 1137 jULi;:^\, Jii . . 1120 J^" . . . 1117 J<^ . . . 1130 jM' 3^ . . . 1110 Ä*l^srü\, 5-»äO\ . . . 1133 t^Jow . . . 1115 L-s^l »-s^^r^' '^y^ . 1114, 1123 ^o-o3\ "^j^r*" . . . 1114 ^> . . . 1117 . . . Ill8f uT-^ , . . 1114 dL-«>lÄ. . . . 1125 cT-^^ c;r* Cj^ . . . 1112 Ü-L . . . 1109 niK 1114 tt?-ipn rrriK iiu '^■"'IflJn 1 133 ma 1124 n-l'ÖK 1132 "IffiD »KCS 1109 rb2 1116 I'jn 1 127 ]wbn p32 1112 r"ij 1116 m?»3-! -c^in ,2?n nie jnn 1111 nrnn xn 1123 pnp-i 1112 Kan.tsn -j-n 1112 prbn m 1111 nDiKn 1136 inn ,n3n 1109 m-n 1138 nörcn 1110 *T!2Cn 1129 nsaon 1129 n-iörn rTöyn ii36f. poan 1138 S'^En 1130 -nsn 1138 n:prt 1134 ra-in 1133 nci-in 1114 Srern 1130 rrnrn 1115 . IST .... . 1134 -IT 1113 nm n"?» 1113 -On . . . 1112, 1129 '^\^'2nr\ n . • . . . . 1123 fl'bnn .spn . . . 1115, nie Tihn 1115 I T T •isn nirn ,n3n 1117 -lon 1115 Seite •bn rpn -pr"?,"! pn 1112 XDnan -ipn 1112 crD 1109, 1114 a'öyt: ,cj7a 1136 SSD 1129, 1134 nr'Tn sn 1123 -i"n- 1133 K2£Ö3 lirsir TH' 1135 DH' 1129 Dnovö -nTD"- mo' 1124 ptt^bn b:? 123 1120 irr: 1117, 11.30 pcrSn bbs 1111 D'13D ,"133 1134f. '^'M 1126 nns 1129 nnn2 1138 2n3 1109 brian lö'? 1124 nrnn' p^b 1110 xnpö , 1110 nnnr « 1110 r-ip , 1110 r,'i:wb 1129 nmsa 1133 xtsra 1109 nsna 1135 iwsii) itti'r "ii-ya iriö 11.35- jT^r'^n -c"Ta 1109 ma 11.33 Xl'IÖ 1112, 1114 nraa 1135 a«:"!3ö 1135 rr.T.ü 1129, 1138 snrc 1109 mbö ,n"'7a .nba 1122 ö'sba 1118 rnbb ."^-ybü 1138 3.-130 1111 jmcö 1115 11Ö4 Bachei'. Grammatische Teiininologie des Jehüdä b. Diwid Hajjüg. Seite pncö 1115 a'C'yö -nttTö 1123 brea 1132 -tniKOi ünpio 1126 -npa 1132 yDü 1114 Dyrsn "uria ii37 pr^n uE^a 1112 '^ptro . . . 1112, 1127 D\-:-nrö 1125 b-ta: 1113 ni: 1117 P1D13 1125 yrsnn .r:n -ri: iii7 xan: iii7 *.p'?n5 1115 lÖÖO 1135 roi: 1117 rijys 1117 h'Zir, -Sa: iii6 bl'BJ 1130 -i^c: 1113 22:: 1131 n3p3 1134 m-np3 \-nr .mipj ins yflD . . . 1129, 1138 ns'üD ,nröD 1134 f. nr'ccn xn ii23 -|!2D . 1129, 1134, 1138 -irc 1115 -ir-r ."^ry ii3i "rriEn IT 1124 c'rr 1115 -IÖT 1131 J*DJ? 1130 D"r:rn n-sT 1122 "ip'r '"pr . . . 1112, 1124 Try 1131 hv'.Z.:^ HZ 1124 C'bpB .hsZ U22 bp^B . . . 1132, 1135 Seite bl]?S. . . 1132, 1135 mrs 1118 ^113: 1132 mn^i 1114 nistns 1114 lf2:t. . . 1113, 1129 ^IITJC ,8^12: 1127 f. f2p 1133 n^f'sp -prp 1133 y'2^pj^ fn'p 11 18 f. pujbn ip 1112 bp. . . 1117, 1130 ]wbnbvbpn,bp 1120 pöp 1118 D':ip ,n:ip 1134 n)^:ip 1122 r\H'-\pn xn 1123 ■'ix-i 1111 D'S-n 1133 y-1 1112 23-1 1129 n*B-| ,VE1 1116 n'?NU?n xn 1123 (XltP) X3tt? 1119 -i2tr: ,-at:' 1119 pU? 1117 matt' rCtt? 1122 brisn Dtt? 1132 -ixin,-i aü 1132 ü':wrt 1133 triu;: ,r-ntr 1124 -ixin 1 132 no'n 1 1 22 rsDin 1125 rBDinn n 1123 no-rn xn 1123 m">ön 1115 nran 1137 C"ün 1125 nrijn 1118 r^ <^^™i^^^ fiz^' BINDING SECT. FEB2 Hg» ^ •\»^ «d«S^^ / AS 142 A53 Bd. 100 Akademie der Wissenschaften, Vienna. Philosophisch-Histo- rasche Klasse Sitzungsberichte PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY