DA ae Pr Er ee Ze ee -£hnnnen WAR Ode ee use [ee re men m ne Par Sr re en un erh in une m nme EHEEEERRELZERL men me sr und Ant ie Ace Be ze ze zer a Tr Ze Me ZT En Te Zu Ze wahr an ie u en nee ee tan nn ne nr .urununene ,evrenr mi m. w.... een - nen ee a Er 7 Zr -_e.n was .. ner = unmm ner. en en = nn nr A Are "on oe al Bad TE l BE 5 a Ze RB nenn re in nn nn nen een ren an, Det en en e e Ren an en ann rennen BERDEFR RRESEe NE Br Iren en. BE rw ee were ee Mes ee ee Rampen ten ne un De Zu Ze ee ee ren un hen zen en en ns ar ee te Arne ee . -. ira in men Mann en Pour Tepe: in -. „ a le re in . . “Ehen van = Eu is are .- Kari - Den r KEN Per . . “.. in er. . u. . . eu zn .. Aus er i ringen ni te ren Ab 5 an Tan a u neben ‘ » ” ® - a -- “nn yer a EYAT TEL PEN hr Ne nee a N 5 ST zr when I Eh ar anne ae nn in nn nenne an ee re Ed ET SET ES Ze N Zee ur u. _ Ten ene ee ee a Ze EEE u ee en " . De ee we >= : £ Re E “ eo ? Ei wa NIEREN aan das. tag SO ee RENTE ER ET a en ” € f Ir « SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN el CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. SECHZEHNTER BAND. Jaurcang 1855. Herr I on Il. (Wit 30 Tafeln.) —yr—— WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI W. BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES UND DER K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN: 1855. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. SECHZEHNTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI W. BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES UND DER K. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1855. a NE INHALT. Seite —_—_—_ Sitzung vom 12. April 1855. Rochleder, Über das Trocknen der zu analysirenden Substanzen . 3 Sandberger, Über Anoplotheca, eine neue Brachiopoden-Gattung.(Mit 1 Tafel, ) 3 Fialkowski, Construction des Kreises und der Ellipse. (Mit 12 Tafeln.) ah Haidinger, Die konische Refraction am Diopsid, nebst Bemerkungen über einige Erscheinungen der konischen Refraetion am Aragon 113 — Die Lichtabsorption des Cadmacetits, der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes 131 Sitzung vom 19. April 1855. Zantedeschi, Della interferenza luminosa, che presenta il filo metallico comune a’ due eircuiti chiusi, e dello stato d’ incandescenza delle parti del eireuito, che non sono comuni ad ambedue; con alcune osservazioni sulla natura dell’ elettrico, calorico e luce e della loro reciproca dipendenza 140 Sitzung vom 26. April 1855. Reuss , Paläontologische Miscellen er. 144 Haidinger, Die Krystalle des essigsauren Manganoxyduls 145 Kenngott, Mineralogische Notizen, betreffend die bekannten Spaeies- Kar- stenit, Dolomit, Millerit, Turmalin, Galaktit, Wasser, Plagionit, Diopsid, Zinkit, Caleit und Felsöbänyt, sowie zwei neue: den Enstatit im Geschlechte der Augit-Spathe und den Pseudophit im Geschlechte der Serpentin-Steatite. (Siebzehnte Folge.) . 2 Hin Sedlaczek, Der Copir-Zirkel, eine einfache Einrichtung des Pantographen 180 Hauer, Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen 183 Stellwag v. Carion, Die Accommodationsfehler des Auges. n 2 az A Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften - . 282 Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im März 1855. (Mit 2 Tafeln.) Sitzung vom 10. Mai 1855. Fitzinger, Bericht über Herrn Vincenz Maria Gredler’s Mollusken-Fauna TORE ee N ie RE TREE AAN 287 Hlasiwetz, Über die Zusammensetzung des Ursons . . x... 295 Fritsch, Resultate der im Jahre 1854 in Wien und an einigen anderen Orten des österreichischen Kaiserstaates angestellten Vegetations- heohachiungen, ©. Ya. rel narsasıe Veen e 2947 VI Seite nn Türck, Beobachtungen über das Leitungsvermögen des menschlichen Rücken- markes. (Mit Irmarel) v2. - ee Peters, Die Nerineen des oberen Jura in Öster N (Mit A Tafeln.) ee Zepharovich, Jaulingit, ein neues fossiles Harz aus der Jauling nächst St. Veit a..d. Triesting in Nieder-Österreich . . .. . . „zes Wedl, Helminthologische Notizen. (Mit 3 Tafeln.) . . . 2... ae — Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. (Mit 2 Tafeln. B. . 3957 Sitzung vom 18. Mai 1855. Hauer, Über neue Verbindungen des Chlorcadmiums mit basischen Chlor- metallen . . . 5 BIREREES NE < u a 0 ON Pick, Über die Sicherheit mn omieirfecher Höhenmessiissn (wit 1 Tafel.) . 415 Schönbichler, Die Complanation des schiefen Kegels durch Vermittelung der Integrale [de sin’ py(1—ksin”’g)” und de cos" po (1—k cos? 9)” und Auflösung dieser Integrale in trigonometrische, durch einen stäten logarithmischen Caleul berechenbare Faetoren . . . 7 Stur, Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Dilu- vium und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer, Umgebung... .s..0. 0 uch en Oeltzen, Eigene Bewegungen von Fixsternen, abgeleitet aus der Ver- gleichung der Histoire celeste mit den Ar gelander’schen nörd- lichen Zonen . . ... Segen 1 2 er Verzeichniss der eingegangenen Peuckscheten En a Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im April 1855. (Mit 2 Tafeln.) SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. - MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XVI. BAND. I. HEFT. JAHRGANG 1855. — APRIL. } I .n Aa. “ Y Kr TR oe "2 er " gi = : ER I k TUN Be ER AhE Fa . k © M I ‘ i w ) MR ; er ” IR EN rn BES IR TEN ER 2 Ar aan 47 ww. SITZUNG VOM 12. APRIL 1855. Eingesendete Abhandlungen. Über das Trocknen der zu analysirenden Substanzen. Von dem w. M. Dr. Friedrich Rochleder. Ich habe vor einiger Zeit der kaiserl. Akademie eine Untersuchung über Saponin und Äseulin vorgelegt, die ich mit HerrnDr. Schwarz in Gemeinschaft ausgeführt habe. Beide Substanzen wurden in der Zwischenzeit von anderen Chemikern untersucht, das Saponin von Overbeck und von Bolley, das Äseulin von Zwenger. Sowohl OverbeckalsBolley erhielten bei der Analyse des Saponin andere Zahlen als ich und Dr. Schwarz. Die Analyse des gelatinösen Körpers, der durch Einwirkung von Säuren in der Wärme aus Saponin neben Zucker entsteht, gab Bolley ebenfalls andere Resul- tate als wir erhalten hatten, dagegen fand Overbeck für diesen Körper dieselbe procentische Zusammensetzung wie wir. Ich setze der Übersicht halber die Zusammenstellung der verschiedenen Ana- lysen neben einander, wie sie Bolley selbst gegeben hat. Saponin aus Gypsophila Struthium. Aus Senega. Overbeck,. Bolley. Bussy. F.Rochl. u. Schwarz. Bolley. 46341 — 855 — 510 — 54 — 32:96 H 751 0 — 67 — TA — 12 — 6:10 Ben — 16 — A049 — 20-94 Spaltungsproduct des Saponin, Aus Rosskastanien. Senega. Gypsophila. F, Rochl.u.Schwarz. Fremy, Bolley. Bolley. Overbeck. bei 120°, 726° —.. 59:20 —- 60% — 6330 —. 6935 re 770 — 760° — 576 — 8:57 03439 — 3310 — 3233. — 279 — 23-08 1 A Rochleder.Über das Trocknen der zu analysirenden Substanzen. Bolley macht in seiner Abhandlung darauf aufmerksam, dass die Differenzen nicht auf das Austreten von mehr oder weniger Wasser zurückführbar sind. Bei Gelegenheit einer Untersuchung über die Rosskastanien, die bald vollendet sein wird, hatte ich es abermals mit einem Stoff zu thun, der Saponin genannt wird. Ich suchte den Grund der Differenzen bei dieser Gelegenheit zu ermitteln, und glaube, dass es nicht überflüssig ist, darüber ein paar Worte zu sprechen. Die Quelle der Differenzen ist das Trocknen der Substanzen. Nicht nur das Saponin, sondern viele andere Körper verändern bei dem Trock- nen ihre Zusammensetzung, ohne dabei eine sichtbare Veränderung zu erleiden. Ich habe mehrere Stoffe, die früher analysirt wurden, in dieser Beziehung untersucht und bei denselben bei einem geänderten Verfah- ren des Trocknens, eine andere Zusammensetzung als früher gefunden. Ich beschreibe hier kurz den Apparat, dessen ich mich gegen- wärtig zum Trocknen bediene, weil er leicht zu construiren ist, wenig kostet und es möglich macht eine Substanz innerhalb einer Stunde vollkommen zu trocknen. Een \ | | ae.) AN | = = li I | > EZER IT RDITIE BESTEEFZ SeeorzNm amp SALE TIER TAFREISEE Der Hahn H wird bei a auf die Luftpumpe geschraubt, bei 5 ist der Apparat mit einem Gefässe, das mit Kohlensäure gefüllt ist, durch ein Rohr von vuleanisirtem Kautschuk verbunden. Als Gefäss dient am besten ein Sack von Kautschuk. Bei B ist ein Ölbad, dessen Temperatur durch ein Thermometer ersichtlich ist, in dem Bade befindet sich ein Gefäss von starkem Glas mit weiter Mündung S welches dazu dient die zu troeknende Substanz in einem Glasrohr hineinzubringen. Durch Pumpen, während derHahn 4 geöffnet ist, wird in S die Luft verdünnt, durch Öffnen des Hahnes H’ nachdem H geschlössen wurde, füllt sich der Apparat mit Kohlensäure. Durch wiederholtes Auspumpen in dieser Weise wird der Apparat gänzlich mit Kohlensäure gefüllt. Man schliesst darauf den Hahn 4’ und pumpt aus. Hierauf erhitzt man das Ölbad auf eo N a Dr Sandberger. Über Anoplotheca, eine neue Brachiopoden-Gattung. 5 den beliebigen Temperatursgrad, während von Zeit zu Zeit durch den Hahn 7’ Kohlensäure zugelassen wird, die in dem Chlorcaleiumrohr C’ getrocknet wird, worauf der Hahn 7 geschlossen, der Hahn H geöffnet und die Kohlensäure ausgepumpt wird, die ihre aufgenommene Feuch- tigkeit in dem Chlorealeiumrohr € abgibt. Im luftleeren Raume erhitzt, geben die Substanzen schnell Wasser ab, das durch die trockene Kohlensäure weggeführt wird. Eine Oxyda- tion ist dabei unmöglich, das Trocknen ist in kurzer Zeit vollendet. Ich führe hier die Analyse des reinen Äseulin an, das auf diese Weise getrocknet, von Herrn Kawalier in meinem Laboratorium analysirt wurde. 0:2687 Äseulin geben 0.5135 ee 0:1209 Wasser, oder in 100 Theilen: H 499 210% 42-90 100-00 | Diese Zusammensetzung habe ich und Dr. Schwarz gefunden, die Analysen vonZwenger sind daher nicht weiter zu berücksich- tigen. Die Formel, welche ich für das Äseulin und Äseuletin aufgestellt habe, werden durch die Zusammensetzung eines Körpers bestätigt, welcher entsteht, wenn Äseulin mit Barytwasser gekocht wird, so wie durch die Zusammensetzung der prachtvollen Farbestoffe, die aus dem Äseuletin erzeugt werden können und in einer bestimmten Beziehung zum Orcein stehen. Alle diese Producete lassen sich mit der Formel des Äsculin von Zwenger nicht in Einklang bringen. Über Anoplotheca, eine neue Brachiopoden - Gattung. Von Dr. Fridolin Sandberger, . Professor der Mineralogie und Geologie am grossh. Polytechnieum zu Karlsruhe ete. | (Mit I Tafel.) Die genauere Untersuchung der paläozoischen Schichten und Versteinerungen des Herzogthums Nassau, welche von meinem Bru- der, Dr.G. Sandberger in Wiesbaden und mir während einer Reihe von Jahren durchgeführt wurde, führte zu mancherlei neuen und unerwarteten Thatsachen, von denen ein Theil dem wissenschaft- liehen Publicum in dem von uns veröffentlichten Werke: „Die Ver- steinerungen des rheinischen Schichtensystems“, 1.— 8. Lieferung mit XLI Tafeln, Wiesbaden 1850—55, bereits vorgelegt wurde. Während die Bearbeitung der Crustaceen, Annulaten, Cephalopoden, 6 Sandberger. Gasteropoden, Pteropoden und Pelekypoden bereits geschlossen und meist veröffentlicht ist, konnte die der Brachiopoden, Radiaten, Polyparien, Bryozoen, Amorphozoen und Pflanzen nicht gleichzeitig mit dem Erscheinen der sie enthaltenden Tafeln beendigt werden und wird erst in der Schlusslieferung mitgetheilt werden, die gegen Sommer erscheinen soll. Indessen fand sich trotz der im Ganzen nicht sehr bedeutenden Zahl von Brachiopoden, welche nach den von uns befolgten Prinei- pien als gute Arten veröffentlicht werden konnten, manches Detail, welches die schönen Arbeiten, die in der neuesten Zeit von King, Davidson, E. Suess, Deslongehamps u. A. über diese Classe gemacht wurden, ergänzen konnte, und selbst eine neue Gattung, welche ich im Folgenden näher zu beschreiben gedenke. Sie gehört der tiefsten Abtheilung des rheinischen Systems an, dem Spiriferen- sandstein, und wurde von Schnur in der Eifel, von uns im nörd- lichen Nassau bei Haigerseelbach unweit Dillenburg, dann bei Lahn- stein und an verschiedenen anderen Orten der Gegend von Coblenz aufgefunden. Ihre äussere Form, welche der Terebratula lepida Goldf. ungemein gleicht, liess eine Spiriferiden-Gattung vermuthen, indessen sind die inneren Charaktere, die allein entscheidenden, gänz- lich von denen der Spiriferiden verschieden. Die wesentlichen Eigen- schaften habe ich in der folgenden Definition zusammengefasst: Testa ovata, convexo-concava, imperforata, area et deltidio carens. Margo cardinalis areuatus, margines interni inerassati. In valva ventrali majore, convexa, dentibus satis erassis armata, septum parvulum medianum, inferne fissum, usque ad mediam partem lineae dimidiantis non produetum, conspieuum. Impressiones musculorum cardinalium satis latae ad latera septi, impressio minor ovalis addueto- ris ad finem inferum ejusdem sitae. Rami duo impressionum vascula- rium primi ordinis in utroque fine supero museulorum eardinalium ineipientes angulo obliquo ad marginem profieiseuntur, quem bifidi attingent, ramis trifidis lateralibus centrum versus emissis. Valva dorsalis paullo concava. Processus cardinalis bipartitus, parvulus inter laminas, foveis dentes exeipienlibus excavatas, intermedius. Sub his ad utrumque latus septi latioris mediani impressio ovalis ampla, bipartita museulorum adduetorum obvia, e qua rami impressionum vascularium, quorum alter in fine supero, alter in fine infero impressio- nis utraeque adductoris oritur, angulo obliquo ad marginem pro- Über Anoplotheea, eine neue Brachiopoden-Gattung. T fieiseuntur. Impressio parvula, rotundata, satis concava ignotae originis praeterea sub processu cardinali ad finem superum septi mediani exstat. Schale von eiförmigem Umrisse, convex-concav, ohne Stiel- öffnung, Schlossfeld und Deltidium. Der Schlossrand ist gekrümmt, die inneren Ränder etwas aufgeworfen, von Eindrücken der Börstchen des Mantels radial gefurcht. Die Bauchklappe ist die grössere. In ihr liegen am Schlossrande zwei kräftige Zähne, auf der Mitte zieht sich vom Buckel bis zur Hälfte der Länge der Klappe eine schmale Wandplatte herab, welche am unteren Ende gespalten ist. Zu beiden Seiten derselben bemerkt man die Eindrücke der Schlossmuskeln, am unteren Ende den kleinen eiförmigen des Schliessmuskels. Am oberen Ende der Schlossmuskeln entspringt jederseits ein Hauptast der Gefäss- Eindrücke, welcher in schiefer Richtung nach dem Rande verläuft, ehe er diesen erreicht aber einen dreispaltigen seitlichen Ast nach der Mitte zu absendet und sich selbst spaltet. Die Rücken- klappe ist nicht bedeutend vertieft. Ihr kleiner Schlossfortsatz ist gespalten, jederseits begrenzt ihn eine kräftige Lamelle, in welcher die tief ausgehöhlten Zahngruben liegen. Unter diesen sieht man auf jeder Seite einer diekeren auf der Mitte herabziehenden Wandplatte einen breiten ovalen, durch eine schwache, schief stehende Leiste getheilten Schliessmuskel-Eindruck, an dessen oberem und unterem Rande je ein in schiefer Richtung gegen den Rand laufender Haupt- ast von Gefäss-Eindrücken entspringt. Ein kleiner, runder, tiefer Eindruck unter dem Schlossfortsatz am oberen Ende der Wandplatte ist zur Zeit noch unerklärt. Durch den Mangel einer Stielöffnung, der Area und des Deltidiums, ihr artieulirtes Schloss und die Verästelung der Gefäss -Eindrücke erscheint Anoplotheca zunächst der Gattung Koninckina E. Suess (Davidson, Introduction Pl. VII, Fig. 194—198; Woodward, Manual of the Mollusca, II, p.231) aus den oberen Triasschichten von St. Cassian verwandt, über deren Museulatur zur Zeit nichts Näheres bekannt ist. Von Productus und den ihm zunächst verwandten Gattungen ist Ano- plotheca schon durch das gänzliche Fehlen der Stacheln verschieden; auch die Lage und Gestalt der Muskel-Eindrücke, ‚welche bei den Produetiden mit Ausnahme von Chonetes verästelt erscheinen, ist bei Anoplotheca wesentlich anders. Vor der Hand wird die neue Gattung am besten mit Koninckina zusammengestellt werden, bis etwa neue _ Entdeckungen ihre Stellung definitiv entscheiden. 8. Sandberger. Über Anoplotheca, eine neue Brachiopoden-Gattung. Die einzige Art ist Anoplotheca lamellosa, deren Beschreibung ich ebenfalls beifüge. Anoplotheca lamellosa Sandb. Terebratula venusta Schnur in Palaeontographiea; Bd. III, S. 180, Taf. XXIV, Fig. 3. — Produetus lamellosus Sandb. Atlas zum Rhein. Schiehtensystem. Taf. XXXIV, Fig. 18 bis 18 d. Schale von eiförmigem oder quereiförmigem Umrisse, mit brei- ten, blätterigen, eoncentrischen Anwachsrippen geziert. Die ziemlich convexe Bauchklappe zeigt einen nicht sehr tiefen Sinus, auf dessen Seiten sechs Längsfalten hervortreten, welche bei ausgewachsenen Exemplaren über der Mitte verschwinden. Die nicht sehr stark ver- tiefte Rückenklappe ist in derselben Weise längsgefaltet wie die Bauchklappe. Anoplotheca lamellosa kommt an den oben angeführten Locali- täten stets gesellig vor. Bei der grossen Zahl paläozoischer Brachiopoden, deren innere Charaktere gegenwärtig noch ganz unbekannt sind, hat auch die gegenwärtige kleine Mittheilung vielleicht ein gewisses Interesse, indem sie für eine zur Zeit nur in der Triasgruppe bekannte Familie einen Repräsentanten in so alten Schichten nachweist. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Bauchklappe eines jüngeren Exemplars. Laubachthal bei Coblenz. »„ 2. Abdruck der Rückenklappe der schmaleren Form. Haigerhütte bei Dillenburg. | -» 3. Abdruck der Rückenklappe der breiteren Form. Laubachthal. Inneres der Bauchklappe mit den Zähnen d. ” Kern derselben mit den Eindrücken der Zähne d, der Schlossmuskeln ce und der Schliessmuskeln «. Laubachthal. Kern derselben Klappe mit den Eindrücken der Gefässe v. » 7. Inneres der Rückenklappe; j Schlossfortsatz, f Zahngruben, s Septum, a Schliessmuskel-Eindrücke, x Eindruck unbekannten Ursprungs. Hai- gerseelbach bei Dillenburg. » 8. Rückenklappe; @ Schliessmuskel-Eindrücke, v Gefäss-Eindrücke. Lau- bachthal bei Coblenz. » 9. Rückenklappe mit den randlichen Eindrücken horniger in den Mantel eingesenkter Börstchen, ® SQ ee | | m ] U. Siro] SLohmayer Aus dkkH Bi. A Hor-ır. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d. k. Akad. d.W math. naturw. CI. NVIBd. Llleft. 1855 ö 4 f} P / y x h un ’ ) x \ x F - y r 7 s f vi ! 3 ' ’ \ h I & De D # L AR er: R N N I \ ! “ 7 Ä er, r i Mn 4 - 4 uns f ” h e ‚ ' 4 Koh IE) ’ ’ Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. N) Vorträge. Construction des Kreises_ und der Ellipse. Von Nicolaus Fialkowski, Architecten und Lehrer der Geometrie und Baukunst an der Communal- Unterrealschule in Gumpendorf (Mit XII Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 21. Juli 1853.) - Allgemeines Verfahren mittelst zweier Geraden jeden beliebigen Punkt einer Kreislinie zu bestimmen, welche einem gegebenen Quadrate ein- geschrieben wird. Side Construetion, Es sei (Fig. 1) ABCD das gegebene Quadrat, in welchem eine Kreislinie eingeschrieben werden soll. Man halbire jede der vier Seiten dieses Quadrates, ziehe in diesem die beiden Halbirungslinien EF und GH, so ist bekanntlich M als Mittelpunkt der einzuschreiben- den Kreislinie; ferner sind EM = FM = GM = HM als Halbmesser, und daA@ = B@ = BF = CF.... gemacht wurde, die Punkte E, F, G, Hals Punkte dieser Kreislinie, und zwar als gegeben zu _ betrachten. Wird nun die Seite BC über ihren Endpunkt B, und der Durch- messer EF über F hinaus verlängert, auf den zwei so erhaltenen Linien vom Punkte F aus gleich lange Stücke abgeschnitten, also FI = FK gemacht, ferner der Punkt / mit H und @ mit K durch Gerade verbunden, so ist der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden, d. i. der Punkt N ein Punkt derjenigen Kreislinie, welche dem gege- benen Quadrate ABCD eingeschrieben werden soll. Wie man aus der Construction sieht, wird es sich hier darum handeln, zu beweisen, ob der Winkel @NH, welchen wir der Kürze wegen mit x bezeichnen wollen, ein rechter ist; weil die zwei Eck- punkte G und H des Dreieckes @NH ohnehin Punkte des Kreises sind. 10 Fialkowski. Beweis. Betrachtet man zuerst die zwei Dreiecke CHJ und GKM, so findet man CJ = MK CH — MG nach der Construction, und der Winkel p= 19 als Rechte; folglich ist das A HCJ » MGK, daher der-<[ aß, und der X ya Da aber GH || CJ ist, so ist der nach der Construction zu einander parallel, daher die gleichliegenden Seiten gerade proportionirt sind, nämlich: KN: KN=F@G:EF=CD: AB. Setzt man der Kürze wegen | KO=e, KEN =y); ferner EG=(CD=%' und EF=AB=2a', zieht die Hilfslinie 0J, und sucht die JX, welche gleich KM ist, (indem KM gleich JK gemacht wurde), so findet man auch hier, wenn die entsprechenden Werthe substituirt werden : y:Vor— ar =b':ar, woraus | er = —= 1, also ebenfalls eine bekannte Gleichung der Ellipse erfolgt; es ist daher auch für diesen Fall die Richtigkeit der angegebenen Construc- tion nachgewiesen. $. 38. Der dritte Fall dieser Construction tritt dann ein, wenn in einem perspectivischen Quadrate eine Ellipse eingeschrieben werden soll. Wir unterlassen indessen die graphische Durchführung dieses Falles, weil man, wie in $. 6 bereits erwähnt wurde, diese Construetion nicht jedesmal mit Vortheil benützen kann. Auch ist diese Construc- tion in der Perspective nicht mehr neu, indem man sie in einigen neuen Werken über die Perspective findet. Der Beweis kann auch in diesem Falle auf ähnliche Art, wie beim Parallelogramme geführt werden, indem die d@rch den Fuss-- punkt der Ordinaten gezogenen Parallelen nach dem Hauptpunkte, jene aber, welche zur Diagonale parallel geführt werden, nach dem Distanzpunkte convergiren. Wird nun, was in der Perspeetive meistens geschehen muss, um ein schönes Bild des Gegenstandes zu erzielen, mit irgend einem Theile der Distanz gearbeitet, so muss auch von jeder Ordinate der eben so vielte Theil jedesmal abgeschnitten werden, was allerdings unbequem und zeitraubend ist. | $. 34. Bei der in $. 31 gezeigten Construetion ergibt sich noch Fol- gendes: Werden, wie Fig. 37 zeigt, die Ordinaten in gleicher Entfer- nung von einander und ziemlich gedrängt angenommen, sodann aus den Construction des Kreises und der Ellipse. A9 Fusspunkten dieser Ordinaten mit den Radien gleich diesen Ordinaten - Kreise beschrieben, so entsteht dadurch eine Figur, deren Umfang sich desto mehr einer Ellipse nähert, je mehr Ordinaten man annimmt, und wenn eine von ihnen so gezogen wird, dass sie den Quadranten halbirt. Die grösste Entfernung eines Punktes auf der Verlängerung der grossen Axe von dem Mittelpunkte ‚derselben, erhält man dann, wenn man mit der Ordinate gleich dem Sinus von 45° einen Kreis auf die besagte Art beschreibt. In Fig. 38 schneidet ein solcher Kreis die Axe XX' in A’, alle anderen Punkte, welehe mittelst der nächst- folgenden Ordinaten erhalten werden, rücken wieder zurück, so dass der letzte Punkt links in A sein wird. Alsdann wird das Verhältniss der beiden Axen dieser Ellipse wie V2:1 sein, denn es ist, wenn A’m und Om gezogen werden: A’'m = mO AO = CO und da der <[ A’mO = A00 ist, so ist das A A'mO & A0C, daher AO—=HAL; es ist aber, wenn AO = (O0 =1 gesetzt wird, AC—=4A'0—V2 und CD=2; folglich ist AB ::CD= 2V2:2 oder a:db= V2:l. Bei dieser Construction kommen noch zwei besondere Eigen- schaften zum Vorschein : «) Wird durch die Ordinaten, wie in Fig. 37, der Durchmesser AB in eine gewisse Anzahl gleicher Theile getheilt, so fallen die Durchschnittspunkte der auf besagte Art beschriebenen Kreise in die Ordinaten; 5) wird aber durch die Ordinaten wie in Fig. 38 die Peripherie in eine gewisse Anzahl gleicher Theile getheilt, so berühren sich die Kreise in der Abseissenaxe. | Letzteres folgt desshalb, indem wie Fig. 38° zeigt, wenn der Punkt E in der Peripherie des Kreises beliebig angenommen, ferner EF_LAO, COiLAB und EG_LCO gezogen, sodann BH=CE gemacht, und HJ_LJO geführt wird u. s. w. FO=cos a=sin ß= JK und JO— cos B=sina=FK daher FO+JO=FK-+JK; es ist aber FO+JO=FJ, | also auch FK+JK=FJ; Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XV. Bd. I. Hft. A 50 Fialkowski folglich berühren sich die aus F und J mit ihren Ordinaten beschrie- benen Kreise in K. Dasselbe gilt auch von jedem andern Punkte. Man kann für eine solche Ellipse nur mittelst zwei Ordinaten mehrere Punkte, so wie auch die zweite Axe bestimmen, und diese Curve mit Vortheil aus Kreisbögen zusammensetzen, wie dies Fig. 39 zeigt. h 8.35. Construction der Ellipse in einem Rechtecke, wenn der Hilfskreis über der kleinen Axe beschrieben wird. Viel interessanter wird die im $. 31 angegebene Construction, wie auch der Beweis, wenn man sich die Ellipse durch die Drehung des Kreises, welcher mit der halben kleinen Axe oder mit dem halben kleinen eonjugirten Durchmesser über demselben aus dessen Halbirungspunkte beschrieben wird, entstanden denkt. Wir haben im $. 12 bei der Erklärung der Fig. 12 und 13 bereits nachgewiesen, dass man sich jedes Rechteck oder Parallelo- gramm durch die Drehung zweier verschiedener Quadrate, folglich auch die einzuschreibenden Ellipsen durch die Drehung zweier ver- schiedener Kreise entstanden denken kann. Für den Fall, wenn die Ellipse durch die Drehung eines mit der grossen Halbaxe oder mit dem halben grösseren conjugirten Durchmesser beschriebenen Kreises entstanden gedacht wird, ist die Construction im $. 31 und 32 bereits nachgewiesen; wir werden nun auch für den so eben erwähnten Fall zuerst die Construction zeigen, sodann dieselbe nachweisen. | Man beschreibe aus O (Fig. 40) mit dem Radius OB = 04 einen Kreis, ziehe in diesem die Ordinate JÄ, verlängere sie nach ab- und aufwärts, und durchschneide aus X mit JK die AB in L, deren Verlängerung aber in M; wird alsdann durch Z zu der Diagonale EG eine Parallele gezogen, welche die Verlängerung der Ordinate, d. i. die mn in N schneidet, so ist dieser Punkt ein Ellipsenpunkt. Wird ferner aus demselben Punkte zu der zweiten Diaganale eben- falls eine Parallele, also ZN’ || FH gezogen bis mn geschnitten wird, so ist auch dieser Punkt, d. i. N’, ein Ellipsenpunkt, und zwar der- jenige, welcher mit dem ersten correspondirt. Diese zwei Punkte kann man aber auch dadurch erhalten, indem man aus M die MN’ || EG und MN || FH zieht. Construction des Kreises und der Ellipse. 51 Beweis. Zum Behufe des Beweises muss man entweder die Axen mit einander oder die Abseisse mit der Ordinate verwechseln, was auch ganz richtig ist; denn wenn man sich die in das Parallelogramm einzuzeichnende Ellipse (Fig. 40) als das Bild des aus O mit OB beschriebenen Kreises vorstellt, so ist es nichts anderes, als ein verzerrtes Bild, beziehungsweise der kleinen Axe, in welchem Bilde die kleine Axe nicht kleiner, sondern grösser erscheint. Man muss also dann JK = KN' setzen, welches perspectivisch richtig ist, wenn das Auge des Beobachters in unendlicher Entfer- nung angenommen wird. Man kann aber den Beweis für die Richtigkeit dieser Con- struction auch auf folgende Art führen: Da das Dreieck ÄLN’ vo HGF ist, so findet folgende Propor- tion Statt: LK: NK = HG: FG, es ist aber HG = AB und FG —=CD, also BR SN KR ABACDH:: 2 2 rl Setzen wir der Kürze wegen: HG = AB = 2b FG =CD= 20 und nehmen den Anfangspunkt der Coordinaten im Mittelpunkte O an, so wird, wenn man sich durch N’eine Parallele zu AB gezogen denkt, das Stück Op = N’K— x abgeschnitten, wo dann N’ p= O0K=y ist. Man hat daher durch Substitution dieser Werthe in die Glei- chung («) i LK: = =2b:2a—=b:a....(P). in welcher Proportion nur noch das erste Glied unbekannt ist. Denkt man sich nun OJ gezogen, so folgt aus dem recht- winkeligen Dreiecke OJK: 2 JK = VJ0 OR da aber 0J)=0B=b und OK =y ist, so folgt JK= y b: — y°; es ist aber JK = LK A* 52 i Fialkowski. nach der Construction, also | JK = y b?— y:, welcher Werth für LK in die Gleichung (ß) substituirt, gibt Ve—-a2:2—=b:a, woraus, a vb — y® — HB. Diese Gleichung beiderseits quadrirt gibt sofort a? (a? — y?) — b? x? a? b? a Na — b? x? b? 2? + a?y? — a?b? und hieraus = a also eine bekannte Gleichung der Ellipse folgt. Es muss daher jeder auf ähnliche Art bestimmte Punkt ein Ellipsenpunkt sein, w. z. b. w. Zu derselben Relation gelangt man auch, wenn man aus dem angegebenen Grunde AB —= 2a und CD = 25 setzt und darnach auch die Abscissen und Ordinaten bezeichnet. 8. 36. Construction der Ellipse in einem Parallelogramme, wenn der Hilfskreis über dem kleinen conjugirten Durchmesser beschrieben wird. Auch in diesem Falle ist die Construction der Ellipse ähnlich mit der im $. 85 angegebenen. Ist (Fig. 41) AB der kleinere und CD der grössere conjugirte Durchmesser der Grösse und Richtung nach gegeben, so kann auch das der zu zeichenden Ellipse umschriebene Parallelogramm EFGH als gegeben betrachtet werden. Ist dieses Parallelogramm gezeichnet, und in demselben die beiden Diagonalen gezogen, so beschreibe man über dem kleinen con- jugirten Durchmesser AB einen Hilfskreis, nehme in der Peripherie desselben den Punkt Jan, ziehe die diesem Punkte entsprechende Ordinate JK, und lege sie beiderseits in die Axe AB um, wodurch man den Punkt L und M erhält. | Wird endlich durch den. Fusspunkt dieser Ordinate die Gerade mn || OD gezogen, und aus dem Punkte Z die LN || FH geführt, so ist der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden, d. i. N ein Punkt der zu zeichnenden Ellipse. u nn a Construction des Kreises und der Ellipse. 53 Wird ferner aus dem Punkte Z die LN’ || E@ gezogen, so er- folgt der Punkt N’ als ein zweiter und zwar als correspondirender Punkt des Punktes N derselben Ellipse. Man kann aber dieselben Punkte erhalten, wenn man aus dem Punkte M zu den entsprechenden Diagonalen Parallelen zieht, wie aus der Figur ersichtlich ist. Beweis. Vergleicht man die in dieser Figur entstandenen Dreiecke mit 'einander, so findet man bezüglich des Punktes N das ALNK w FGH, daher: LE: NK = GH: FG; es ist aber | GH—=AB= 2), und FG = CD = 2a; also LK:NK = AB: CD= 2%':2d—=b':a...(«). Nimmt man nun die conjugirten Axen als die Coordinaten- Axen an, so hat man, wenn die Abseissenaxe mit der Ordinatenaxe verwechselt wird, Ok =y und NK=«. Denkt man sich ferner auch die Hilfslinie JO gezogen, so folgt aus dem rechtwinkeligen Dreiecke JKO: U 0 208 Da nun die Gedachte 0J =O0B=b ‚und OR —='7j ist, so hat man JK—V be—y®; es ist aber IK — LK nach der Construction, daher LK = Vir—y® 3 Werden nun diese Werthe in die Gleichung (x) substituirt, so folgt: Vor ye:e=b:a woraus man Pa Y2 — B4, erhält. welche Gleichung beiderseits quadrirt sofort gibt: 7 a?(b?--y?) = br? ar br — ury? = br? und hieraus — + ie — also ebenfalls eine Gleichung der Ellipse. daher ist jeder auf diese Art gefundene Punkt ein Ellipsenpunkt. BA Fialkowski. 8. 37. Fassen wir die vier Figuren 35, 36, 40, 41 näher ins Auge, so folgt daraus, dass im ersten Falle Fig. 35 und 40 die Ordinaten nicht verlängert zu werden brauchen , im zweiten Falle aber, sind die durch den Fusspunkt der Ordinaten zu der nicht verlängerten Axe gezogenen Parallelen ganz entbehrlich, sobald man die beiden mittelst des Umlegens der Ordinate in der Axe erhaltenen Punkte benützt. So gut man also im ersten Falle die Ordinate nicht zu ver- längern und im zweiten Falle durch den Fusspunkt derselben eine Hilfslinie nicht zu ziehen braucht, eben so gut braucht man nicht alle vier Linien, welche für je zwei Punkte ein Parallelogramm bilden, zu ziehen. Man wird daher aus jedem der zwei umgelegten Punkte Z und M (Fig. 42 und 43) zu der einen der zwei Diagonalen eine entspre- chende Parallele ziehen, und diese dann aus denselben Punkten parallel zu der zweiten Diagonale einschneiden. Werden überdies die Punkte L und M entgegengesetzt übertragen, so können mit einem Schlage mittelst der zu den Diagonalen gezogenen Parallelen alle vier Punkte bestimmt werden, wobei die meisten Linien, welche hier der Erklä- rung wegen gezogen werden mussten, also auch die Hilfskreise weg- gelassen werden können, wie dies aus Figur 42 und 43 leicht einzu- sehen ist. z $. 38. | Construction des Kreises mittelst zweier um zwei fixe Punkte drehbaren Geraden. Wir kommen nun zu einem äusserst interessanten Gesetze über die Construction des Kreises, welches sich bei der genaueren Unter- suchung des in $. 1 und 2 aufgestellten Satzes näher ergeben hat. Es sei (Taf. VII, Fig. 44) ABCD ein Quadrat, in welchem jede der vier Seiten halbirt, sodann je zwei gegenüberliegende Halbi- rungspunkte mit einander durch Gerade verbunden, und überdies auch die Gerade FG gezogen; es ist also MF der Halbmesser desjenigen Kreises, welcher dem Quadrate ABCD eingeschrieben wird, FG: die _ Diagonale des Viertelquadrates, daher ist sie auch die Sehne des Viertelbogens, oder kurzweg Neunziger-Sehne. Wird nun die Neunziger -Sehne FG, z. B. in 4, die MF aber in Amal so viele gleiche Theile, als in wie viel die F@ getheilt wurde, also in 4? gleiche Theile getheilt; wird ferner die durch Construction des Kreises und der Ellipse. 55 die Eintheilung der Neunziger-Sehne erhaltene Einheit F/, auf der Verlängerung des Halbmessers EF Amal aufgetragen, so ist, wenn der Halbirungspunkt @ mit dem Punkte 7’ auf FU, und der Eckpunkt B mit 1 auf MF durch Gerade verbunden werden, der Durchschnitts- punkt I" dieser zwei Geraden ein Punkt der Peripherie desjenigen Kreises, welcher dem Quadrate ABCD eingeschrieben werden soll. Eben so gibt, @ mit II’ auf FU, und B mit 4 oder 2? auf MF ver- bunden, den Punkt /J", ferner @ mit IIT' auf FU und B mit 9 oder 3? auf MF den Punkt //T', und endlich gibt, @ mit IV’ auf FU und B mit 16 oder 42 auf MF durch Gerade verbunden, den Punkt /V’’; so also, dass alle vier Punkte I", IT", IIT', IV’ in der Peripherie des dem gege- benen Quadrate ABCD eingeschriebenen Kreises liegen. Fassen wir diese Construction näher ins Auge, so sehen wir, dass der Construction eines jeden Kreises durch die Eintheilung des Halbmessers und der Neunziger - Sehne zwei verschiedene Einheiten, welche von einem und demselben Punkte nach entgegengesetzten Richtungen auf einer Geraden aufgetragen werden, zu Grunde liegen. Wird demnach die Einheit Fi = . — = des Halbmessers MF' von F angefangen auf EF und dann auf deren Verlängerung noch weiter, so oft als es auf der Zeichenfläche geht, aufgetragen, die so erhaltenen Theilungspunkte von F angefangen mit natürlichen Zahlen bezeichnet, und diejenigen Punkte, auf welche bei der Bezeichnung die Quadrate der natürlichen Zahlen fallen, deutlicher markirt 1), sodann die Einheit der Neunziger - Sehne auf der Verlängerung der EF so oft von F aus aufgetragen, als es auf der entgegengesetztien Seite Quadratzahlen gibt, so gilt das aufgestellte Gesetz auch dann, und es gibt somit, wie Fig. 44 zeigt: Die Gerade @J’ mit der Geraden B 1 oder B1? den Punkt I" BEENGIl 25%, eur sonBaeı erdi % Ur @T\ 25 media Us Saal“ » 1 2] VE Bi w Bilßng-IsBAre Pi nl 5 RHUNG Yin a 5125 za Ba DpmBSR |, yoialg " A RA ons anne) Ends 5 N 1) Wir wollen diejenigen Punkte, auf welche bei der Bezeichnung der Theilungs- punkte die Quadrate der natürlichen Zahlen fallen, Quadratpunkte nennen, um uns bei der Erklärung desto kürzer und leichter ausdrücken zu können. 56 Fialkowski. und endlich der in unendlicher Entfernung liegende Punkt einer- seits mit @, und der diesem Punkte entsprechende Quadratpunkt andern- seits mit 5 verbunden, gibt den Halbirungspunkt der Seite AB, so also, dass die Gerade @& mit der Geraden Bo >= ©, oder mit Bo? auf die obige Art in Verbindung gebracht, den Punkt @ gibt. Auf diese Art kann man also für einen jeden Quadranten belie- big viele Punkte bestimmen, und solche Construction der Punkte für jeden einzelnen Viertelkreis ins Unendliche fortsetzen, indem man die zwei senkrecht aufeinander stehenden Durchmesser nach den vier Richtungen verlängert, und bei der Bestimmung der Punkte auf eben die Weise vorgeht, wie bei dem ersten gezeigt wurde. 8. 39. Bevor wir nun die Richtigkeit dieser Construction nachweisen, wollen wir zuerst ebenfalls einen neuen, hierzu erforderlichen Lehr- satz für Quadratzahlen aufstellen und begründen, d. h. wir wollen zuerst zeigen, auf welche Art man durch geometrische Construction die Quadrate der natürlichen Zahlen auf dem Durchmesser für den Fall erhält, wenn die Sehne von 90° oder Neunziger-Sehne in eine beliebige Anzahl gleicher Theile getheilt wird. Es sei nun ACBK (Fig. 45) ein mit einem beliebigen Halb- messer beschriebener Kreis; man ziehe in diesem die Neunziger- Sehne BC, theile sie in eine beliebige Anzahl gleicher Theile, be- schreibe mit dem Radius gleich einem solchen Theile aus dem einen Punkte dieser Sehne hier aus B einen Kreis, weleher den ersten in Z, den Radius BO in @ und dessen Verlängerung in F schneidet; so entstehen, wenn die Geraden AE, EF, EG und BE gezogen werden, zwei rechtwinkelige Dreiecke, d.i. das Dreieck AEB und EFG, in welchem Falle, wenn von ihrem gemeinschaftlichen Scheitelpunkte E die Normale EH gezogen wird, das Stück AH gefunden werden kann. Bekanntlich ist die Neunziger-Sehne hier BC = Y 2, wenn der Halbmesser BO=r=1 gesetzt wird. Denkt man sich nun 5C etwain vier gleiche Theile getheilt, und einem solchen Theil zum Halbmesser für den zweiten Kreis @EFK' genommen, so istb@ =BD=BE = BF = - V_ 2%; es sei ferner der Kürze wegen EH — h, BH = «, GH=ywdBG = BH+GH= sc -+y,wdaB0O=er=1 ist, so folgt AH =? — eund FH = x + . N ” E r { 3 Construction des Kreises und der Ellipse. 57 Nach diesen Voraussetzungen finden folgende zwei Proportionen statt: Es ist BH:EH = EH: AH und da | AH = AB—BH ist, sohatman BH:EH= EH:AB—BH..... .(e); eben so ist GH: EH = EH: FH und da FH = BH-+ BF ist, so folgt GH:EH=EH:BH-+-BF .....(B). Substituirt man in diesen zwei Proportionen die obangeführten Werthe, so hat man: EINER MOL) 2.2 NAT und y:h=h:(@+ z 9?) UOTE EN somit aus («') h? = x (?—e) und aus (P’) Ra G + = v2). daher © (?2—2) = y (« — nn v2). ER N es ist aber a+y= v2 — BG. somit — 2 v2—z, folglich durch Substitution in (7) 3 14.2 x (?—x) = = v2—e) (z v2+®). 1 EN woraus 27°—X? = (= V 2) —ır? 1 also | 2 — m 2 | und hieraus = ran dh folgt ; 16 Ar 2 = wenn der Halbmesser des Grundkreises, d..BO=r — 1 gesetzt, die Neunziger-Sehne BC in vier gleiche Theile getheilt, und aus 3 mit dem Halbmesser gleich einem solchen Theile der Punkt E auf der Peripherie des Grundkreises bestimmt wird. Eben so findet man Es ist somit das Segment BH = x | 4 | Aen/ 28 4 für z+y— V2e—- 5-5 3 yo 3° 9 Ce Var 4? 16 Pr) 24 y 7V22 =. 0. | 58 Fialkowski. Um diesen Satz ganz allgemein nachzuweisen, bezeichnen wir die Anzahl Theile, in welche die Neunziger-Sehne BC getheilt wird mit 2 und die Anzahl derjenigen Theile, welche man zum Radius des Hilfskreises nimmt mit p, so ist der Radius für den Hilfskreis (auf den Radius r = 1 bezogen) an. v- pr daher nach der n angeführten Proportion: 23h =h: Rad): ee y:h—h:(e +! Y2) somit aus («) h? = x (?—x), und aus (ß) h=y & + [ v2). daher = 2a) = y(e +5 72): il Az Me da nun auch hier | BH+6CH=-«+y=!?v2 ist, so folgt a L 25 und daher, wenn dieser Werth in die Gleichung (y) substituirt wird x (2 —r) = © va — «) (Eva+ ©), woraus x (?—) = ee 22, somit 27—a? = = Be also Ir — 2 ’ folglich a folgt, w. z. b. w. Da nun eine jede Gerade in eine beliebige Anzahl gleicher Theile geometrisch theilbar ist, so gilt dies von jedem beliebigen Punkte des Quadranten und dessen entsprechender Sehne. 2 Löst man die Gleichung x = = in eine Proportion auf, so erhält man: z:p=p:n, d. h. in Worten ausgedrückt: Jedes Stück der Neunziger - Sehne ist die mittlere geometrische Proportionale zwischen dem Quadrate | % Construction des Kreises und der Ellipse. 59 dieser Sehne und demjenigen Segmente des Durchmessers, welches zwischen dem einen Endpunkte der Sehne und dem Fusspunkte der- jenigen Ordinate liegt, deren Peripheriepunkt mit diesem Sehnen- stücke aus demjenigen Endpunkte, dem das Segment anliegt, bestimmt wird. | Man kann daher mittelst der aus diesem Satze abgeleiteten Con- struction für jede beliebige Eintheilung der Neunziger - Sehne auf dem Durchmesser die Eintheilungslinien für die Quadrate der natür- lichen Zahlen erhalten, ohne den Durchmesser eintheilen zu müssen. Wird nun in der Gleichung « = E \ N n=%&undp = 1, )(woi eine durch die Ein- 1 2, theilung der Neunzi- — a, ger-Sehne erhaltene A Einheit bezeichnet) gesetzt, so erhält man: 4° 1 für == 1, ee, Ze , AR 16 Br 4 „p=4,x = — = —, | (vom Halbmesser 4° 16 \ 92 9 des Grundkrei- ” > d, ve — = — F) 4? 16 D — A, = — = — ‚? ‚316 &£16 Es sind daher die Zähler der so erhaltenen Brüche die Quadrate der natürlichen Zahlen, welche nach der angeführten Construction dadurch gefunden werden können, wenn man nach und nach mit den Radien gleich den Zählern der Brüche: 1%, %/, 3/, und %/, oder im Allgemeinen mit Re von der Neunziger-Sehne aus F die Peri- pherie des Grundkreises durchschneidet, und von diesen Durch- schnittspunkten die Ordinaten zieht. Dieser Satz gilt aber auch dann, wenn auf der Verlängerung 1 der Neunziger - Sehne = derselben aufgetragen wird, denn es ist (Fig. 46), wenn man die Sehne BC = Y2 und ihre Verlängerung 1 JO = = v2 setzt, d. h. wenn man » + - soleher Theile zum Radius des Hilfskreises nimmt: 60 Fialkowski. ahs=eihr (282) re ae ai 17,2 : yiR-h:le var va).. So ‚ daher au (ad) = x (?—r), ie 1 Re und aus ($) M=y(ae+ve+ „je : ur i högaee folglich = 2a) =-y(e ++). u Fran 2 ee ee es ist aber en 1 I nu vVaı va DM Ba daher a 1 PUR folglich den Werth für y in (y) substituirt, gibt ferner: a Fe Bi 1 » 2—a)- vE+ re) VE+—rNHte), 4 14,53. ei wish 2) - (Er rer r)t A 2 22 ®- (vet N). 2 d che ion sur 4 2 2 1 n”" +2n +1 2 —1 Eu er Fee an n 1: n? 4 Mr woraus endlich (n + 1)? . = nie erhalten wird. Da nun die Neunziger - Sehne in » gleiche Theile getheilt und n + 1 solehe Theile zum Radius des Hilfskreises genommen wurde, so ist auch hier x — dem Quadrate der genommenen Theile divi- dirt durch das Quadrat derjenigen Anzahl Theile, in welche die Sehne getheilt wurde. | Dieser Satz gilt auch dann, wenn auf der Verlängerung der 5 1 Neunziger - Sehne der —te Theil derselben 1, 2,3 ... oder m mal ”R aufgetragen wird, denn es ist: N ee RE Le y:h=-h:(@e+v2+—Y2) Ze net a _ Construetion des Kreises und der Ellipse. | 61 folglich aus (x) h? = x (?— 2), und aus (P) 29 («+ v2 + — y2), daher 2 @— 2)=y(e +V2+ — y2) here da nun © Mm Mi Na N ist, also — m SCH so erhält man durch Substitution in die Gleichung (y): & m se m. x (2—2) = (v3 = Er v2—«) (v2 + er v2 ) ; she m, 22 3a—er — (v2 + —Y2) —ar. 2 - (v2+ Zr2)=2+2.7 2 woraus 2m m? n? +2 mn + m? nt 2; Er Zi Se Be MEFTSIERTER n n n ; (n+ m)? folglich = ART = also ganz allgemeiner Ausdruck erhalten wird, w. z. b. w. Je grösser also die Anzahl Theile, in welche die Neunziger- Sehne getheilt werden soll, angenommen wird, desto öfter lässt sich ein solcher Theil auf einer geringen Ns dieser Sehne, und ebenso auch der erste Werth für = — am: dem Durchmesser und n? dessen Verlängerung auftragen, wodurch man also auch desto mehr Punkte nach der besagten Construction erhält. 8.40. Aus der näheren Betrachtung der Fig. 46 sieht man leicht ein, dass die Verlängerung der Sehne BC beliebig lang gemacht werden, hingegen der Radius für den Hilfskreis bei der jedesmaligen Ein- theilung der Sehne das Maximum — 2r des Grundkreises erhalten kann; was auch ganz natürlich ist, indem der Grundkreis mit einem grösseren Radius als 2r aus dessen einem Peripheriepunkte gar 62 Fialkowski. nicht geschnitten werden kann, und der Punkt A, d. i. der Endpunkt des Durchmessers AB, wird der letzte Durchschnittspunkt sein, dessen Ordinate gleich Null ist. (rn + m)? Da also in der Gleichung x = „= sowohl » als m bekannt sind, und die Neigung der Neunziger-Sehne, wie auch deren Verlängerung dieselbe bleibt, aber auch » constant ist, so folgt daraus, dass man für jeden Werth vonp=n-+ m, auch den ent- sprechenden Werth für « berechnen kann, wenngleich der Grund- kreis mit dem Radius p = n + m nicht geschnitten wird. Wird demnach die Neunziger-Sehne in zwei gleiche Theile getheilt, so hat man vermöge der Gleichung x = = für p = SW? :-(5) =;- »-, mel) -, „2, 0-6)-: » P=2v, :- 65) -7- Be F er 3 = a Vi ee) m % Wird die Sehne in drei gleiche Theile getheilt, so ist: wm e-l)-r ya Pete b ‚P= 2 2=-()- 27-1. Kun 2 4\2 16 > By Ak De 512 25 » Dez. he. = ne mug? » P=— N, »- (2) = Wird die Sehne in vier gleiche Theile getheilt, so folgt: rim) nn Construction des Kreises und der Ellipse. 63 B “r 212 4 für p = v2,2=(,) mer A MN? m? ” Dr, V%: == (7) zur, und allgemein, wenn die Neunziger-Sehne in z gleiche Theile getheilt wird, erhält man im Allgemeinen: mp im e-l)-i ‚= vn 2=-(l)- 5, also ganz allgemein Aus dieser schematischen Darstellung sieht man, dass, wenn m —= nist, 2 = 1 erfolgt, für welchen Fall also x gleich dem Radius des Grundkreises ist. Daraus folgt ferner, dass man auf dem Radius des Grundkreises so viele x erhalten kann, als in wie viele Theile die Neunziger -Sehne getheilt werden soll, und dass man desto mehr x und folglich auch desto mehr Punkte des Kreises erhält, je grösser die Anzahl ist, in welche die Neunziger-Sehne getheilt wird. Wird aber nur irgend ein Theil der Neunziger -Sehne genom- ‘men, so dass man nicht bestimmt weiss, der wie vielte Theil von dieser er ist, so kann auch dann, jedoch nur allein durch Construction, das entsprechende x gefunden werden. 64 Fialkowski. &. 41. Gen Da nun die Neunziger-Sehne BC in eine beliebige Anzahl glei- cher Theile getheilt werden kann, so folgt daraus, dass p unzählig viele Werthe annehmen kann, es kann daher unter andern Va —e —V 3 u. s. w. gleich den bekannten Linien gesetzt werden; es wird also 1 ı2 1 8 a, = 1.2 (7,) - _ -___ dem halben Radius, % ANNE 5, 4 2 a frp-r—- 22 = (7,) ae Fe dem doppelten Radius, N au Var 08 16 ee ae dem Radius, 1 “ 1 > 2 a 1 - (v2) 2 A dem vierten Theil des Radius, ? er 2y2 64 fürp 22 2 75 an dem doppelten Durchmesser. "Bei den zuletzt angeführten Werthen für x muss der Ausdruck V 2 beibehalten werden, weil hier den im Zähler substituirten Zahlen die Einheit des Grundkreises zu Grunde liegt. Anmerkung. Von diesen so eben angeführten und berechneten Werthen für © werden wir einige zur Construction der Ellipse benützen. 8.42. Wir werden nun hier das in $. 38 angegebene Gesetz mittelst des im $. 39 und 40 entwickelten Satzes zu beweisen suchen. Es sei also (Fig. 47) ABCD das gegebene Quadrat, in welchem jede der vier Seiten halbirt, und je zwei gegenüber liegende Hal- ‚birungspunkte durch Gerade mit einander verbunden werden, deren Durehsehnittspunkt bekanntlich der Mittelpunkt des diesem Quadrate einzuschreibenden Kreises ist, die Linien selbst aber Durchmesser dieses Kreises sind. Man verlängere nun die Halbirungslinie EF über F' hinaus, beschreibe mit einem beliebigen Theile der Neunziger-Sehne F@ aus Construction des Kreises und der Ellipse. 65 deren Endpunkte F einen Kreis, welcher den Grundkreis in N, dessen Durchmesser in J und die Verlängerung desselben in X schneidet. Wird nun aus dem Durchschnittspunkte N auf EF die Normale NP gezogen, der Fusspunkt derselben mit B, der Punkt @ aber mit K durch Gerade verbunden, so ist der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden, d. i. der Punkt Q, ein Punkt in der Peripherie des dem Quadrate ABCD eingeschriebenen Kreises. Beweis. Um die Richtigkeit dieser Behauptung ganz allgemein durch- zuführen, wollen wir die höhere Analysis zu Hilfe nehmen, welche uns auf jede gegebene Frage eine auf diese passende Antwort gibt. ' Nimmt man nun (Fig. 47) den Anfangspunkt der Coordinaten im Mittelpunkte des dem Quadrate ABCD eingeschriebenen Kreises, also in O an, so hat man hier die Gleichungen für die zwei Geraden @K und BP aufzustellen und ihren gemeinschaftlichen Durchschnitispunkt zu bestimmen, welches sich sehr leicht bewerkstelligen lässt, indem die zwei Punkte B und @ nach der in $.38, Fig. 44 gegebenen Con- struction fixe Punkte sind. Nach dem ah Bewiesenen ist das Segment der Neunziger- Sehne, d. i. FP - wo n. die Anzahl Theile anzeigt, in welche die Neunziger-Sehne F @ getheilt wird, und p, wie viel man solche Theile zum Radius des Hilfskreises genommmen hat. Bekanntlich ist die allgemeine Gleichung irgend einer Geraden CR ee ee SPRERRE 19 Da nun der Punkt @ fix ist, so hat man OG=ereb-—l, daher y=ar+b =jantr =.ar 41... 4.7. (B). Nun ist aber für die Gerade @K die Abseisse - Lyrtr=Pys+1 nach der Construction; daher durch Substitution in (B) ya V2+1)+1 u ur ehlind)P setzt man nun y=®, so ist 0=a(f V2+1)+1 Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 5 66 Fialkowski. woraus «(FV2+1)=—1, u re we also 1a Rand n+pV2 substituirt man diesen Werth in die Gleichung (ß), so hat man sofort —_n —NEX = + [|———) +5 = — +1, 9 008 u daher —nıx' '=—— +1... ......0.(D. y eyat () Dies ist also die Gleichung der Geraden @X, deren Punkt G fix ist. hat man abermals die allgemeine Gleichung irgend einer Geraden y— asısı.b "ee 2 MV Nun ergibt sich aus der näheren Betrachtung der Construction, dass im Allgemeinen für y=r, auch #==r erfolgt; man hat daher durch Substitution in «' es ist aber für den Punkt ? der Geraden BP nach der Construction die entsprechende Abseisse 2 2 = r— 5-1-5 n? z welcher Werth für & in «' substituirt, gibt. 2 2 y=alr—-5)+b — ai.) + «Seile "Setzt man nun y= 0, so folgt = all) +1. n?® Wird ferner von dieser Gleichung die Gleichung (P’) abgezogen, 2 so erhältmn 0O— r—= a (1-5) +1 -- (ar +1) r— at A)+1-ar— 1 = 4 (1%) —ar, und wenn r = 1 gesetzt wird, Um die Gleichung für die zweite Gerade, d.i. für BP zu finden, = ar dar 4 1lıoa, . (BIs | Construction des Kreises und der Ellipse. 67 2 folgt sofort —1 = a(1-%)—a ap? a und l=-1a—- % —u=— 2 also 1 Ebel} Rn woraus man 2=— 0p2, solelich: a — = erhält; welcher Werth für a in die Gleichung (ß’) substituirt, gibt ferner n? hieraus und durch Substitution dieses Werthes in (Y)) fügt n® 1 n? ER folglich ist 2 m! 2 YV-r— at re als die Gleichung der zweiten Geraden, d.i. der BP, deren fixer Punkt B ist. Um nun den Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden zu be- stimmen, muss man aus diesen zwei gefundenen Gleichungen für diese Geraden das «’ und y’ suchen. Zu diesem Behufe zieht man die eine Gleichung von der andern ab, hier II von I, und hat somit: m pe oe +1) — = +1), p p? — na na n? un —— 1 a SSDIH 1, ER h apart p? e= na n® x n? daher a N pe a 0 n + p V? p* p? 3 . n? f N n? np? — n? (n+pY?) nit gt n? np? —n? (n + pV2) som N TEST ET re ne B- p®(n + p V2) folglich he u p® (n + pY?2) p? np —n?®(n+pYV?2)' welcher Bruch gehörig abgekürzt ZRR n(n + a Je n(n + pV2) + p? gibt. 68 Fialkowski. Folglich ist, gehörig bezeichnet, die gesuchte Abseisse wirt _ n(n + pV?2)-+p? welcher Ausdruck allgemein, also für jeden beliebigen Punkt gilt. Um den Werth der entsprechenden Ordinate zu finden, hat man den zuletzt gefundenen Werth für @’ in die Gleichung (II) zu substi- tuiren, und erhält somit: a nA P°On(n+pYV2) +p? p „ n° (n Eu 18 v2) n? Trmarnden m welcher Ausdruck auf gleiche Benennung gebracht, gibt sofort: Je ld ee at. ee pP? pn (atp Ve) +p% | IR n: + n3p V2 — n®— np VY2 —n?p? + n?p? + np®V2-+ p% N p? in (n+p V2) + p* DE EV I TODE FIRE) ä pn? +npY%+p?) PP la +npV2-+p?) 2 + p® V2- ei D. a na Ne Ze ; anıit, ‚AsGEN. n? + np V2+p? n(n+pY2) + p* Somit ist dies der Werth der entsprechenden Ordinate, welcher allgemein also für jeden beliebigen Punkt gilt, und zwar aus dem Grunde, weil auch auf der Neunziger -Sehne ein beliebiger Punkt angenommen wurde. Es sind daher: + pV2 nn V% BE? DE Dr Ed in. n(n+pY2)tp? m+p+npYV2 a PETE IE TER | n(n+pYD)+p mr punpt? = die zwei Gleichungen, welche zur Bestimmung des Durchschnitts- punktes der zwei fraglichen Geraden erforderlich sind. Lassen wir also diese zwei Gleichungen co&xistiren, so muss, wenn der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden BP und @KX in der Peripherie des aus.O mit OF beschriebenen Kreises erfolgen soll, (2)? —: (y")? — r? —= 1 sein. Construction des Kreises und der. Ellipse. 69 Substituirt man hier für ©’ und y” die in Il und IV gefundenen Werthe, so muss auch dann Burzrn I” ne lan=i nn +pYD+p) Inm+tpvY)+p erfolgen. Werden die zwei vor dem Gleichheitszeichen stehenden Aus- drücke quadrirt, wie dies angezeigt ist, so erhält man, indem beide Ausdrücke gleiche Nenner haben: r (n+pV?) * (p(p+nV?) | „et ar Dora en v Hp) In lan+pV2)+pT n? (n? +2npV% + 2p?) + p?(p?+?2npV?2 + 2n?) [n (n+p Y2) +p°]? * oder wenn im letzten Theile des Zählers mit 9° hinein multiplieirt wird n? (n? +2np V2 + 2p°) + p*+?2np? V2 +2n?p? [r (n+p V2 )+p?] Hebt man bei den letzten zwei Ausdrücken im Zähler 2 p® als Factor heraus, so hat man sofort n? (n?+2npV2% +2p)® 4 ?np? (n+pVY2) +p* [n (n+p Y&)+p°T° und dan? + 2npv2 + 2 p® = (n + p Y?)? ist, so übergeht der obige Ausdruck in nn? (n+pV2)? + 2np? (n+pVY?2)+pt. Ü [n (n+p Y2)+p°]° vergleicht man in diesem Bruche den Zähler mit dem Nenner, so sieht man sogleich, dass sie einander gleich sind, denn a (2 +pYV?) -+ p? aufs Quadrat erhoben, gibt den Zähler. Da also [n (n+p Y2) +p?]? = n? (n+pV2 )? + 2np? (n + pVY2%) + p* gesetzt werden kann, so ist auch [la +pY2)+ PR _ Rln+pY2) PT Es ist daher der Durchschnittspunkt Q, dessen Abseisse 5 n (n + pV?) a = == n(n+pYV%)+p? r— 1. ra) Fialkowski. und dessen Ordinate "— ee kp gefunden wurde, n(n +pY2)+p* | ein Punkt des Kreises w. z. b. w. | Was nun von diesem Punkte gilt, das lässt sich auch von jedem andern, welcher auf ähnliche Weise construirt wird, auf dieselbe Art erweisen. $. 48. | | Da man den — ten Theil der Neunziger- Sehne auf der Ver- längerung des Durchmessers EF über F hinaus, ins Unendliche auf- tragen kann; da ferner auch auf der enigegengesetzten Seite des Punktes F' auf dem Durchmesser, wie auch auf dessen Verlängerung ebenfalls so viele Punkte vermittelst des Auftragens des diesem Theile 1 \ entsprechenden Segmentes = —. bestimmt werden können, so folgt n daraus, dass die angegebene Construction der Punkte der Kreislinie ebenfalls ins Unendliche fortgesetzt werden kann, und zwar müssen für jeden correspondirenden Quadranten die Hilfslinien insbesondere gezogen werden, während die auf dem Durchmesser EF und auf dessen beiderseitigen Verlängerungen bereits bestimmten Punkte auch für die correspondirenden Quadranten ungeändert bleiben. Denkt man sich nun unzählig viele Paare von solchen Linien nach dem aufgestellten Gesetze gezogen, deren jedes ihren gemein- schaftlichen Durchschnittspunkt in der Peripherie des Grundkreises hat, so wird das letzte Paar offenbar in eine Linie zusammenfallen, und zwar werden beide Linien auf die Seite AB zu liegen kommen, mithin den Punkt @ gemeinschaftlich haben. Ob dabei die Linie @X& in die Lage B@ käme, wäre wohl gleichgiltig, weil in derselben der fragliche Punkt @ ohnehin liegt, indem @K oo eine Stellung der Linie @F oder @K nach der Drehung um den Punkt @ ist; und da dieser Punkt mit einem in unendlicher Entfernung in der Richtung der Verlängerung des Durchmessers EG gedachten Punkte durch eine Gerade verbunden werden soll, so muss das Stück B@ als ein Theil solcher Linie, also auch als ein Theil der aus dem Punkte @ zu EF gezogenen Parallelen, mithin @X © als die Verlängerung der @B angesehen werden. Nun wird aber 5 mit einem Punkte verbunden, welcher in einer viel weiteren Entfernung Construction des Kreises und der Ellipse. 71 gedacht wird, nämlich in der Entfernung oo >< oo = 002, also muss BF: um so mehr mit EF parallel sein, daher mit AB zusammen- fallen, und folglich den Punkt @ in sich enthalten. | Es muss also die Gerade @X oo? mit BF oo den Halbirungspunkt G der Seite AB geben. S. AA. Wärden die Linien 51, BA, B9, B16, 525 u. s.w. (Fig. 44) so weit verlängert, bis die dem Punkte @ gegenüberliegende Seite CD wie auch deren Verlängerung geschnitten ist, so wird auch diese, da MF || CD ist, so eingetheilt, dass ihre Theile der Ordnung nach sich wie die ungeraden Zahlen, und die hierdurch erhaltenen Abseissen, vom Punkte C aus gerechnet, wie die Quadrate der natürlichen Zah- len verhalten, deren Linear -Einheit das erste Segment der Seite CD, d.i. C1, ist. Wir erhalten somit folgende Verhältnisse: 2.3 61 .:1.:4 : Alias 9lia6l—dtia #5 27 1.) C1:CA :C9 ,C.10 =1?2:22:52: 4°, oder wenn wir der Kürze wegen den ersten Theil Cl=a, den zwei- ten 14 = 5, den dritten 49 = c u. s. w. setzen, und die letzte entsprechende Zahl mit 22 + 1 bezeichnen, so erhalten wir für (I) folgenden allgemeinen Ausdruck: a:b:e:d:...#:y:2z=1:3:5:17:9:...:%(n—2)+R :2 (n—1) +1}:Q2n +1) oder Bee eye line TI. (?n — 5): (2n — 3) : (2n — 1): N +1). Werden ferner auch die Abscissen der Kürze wegen mit x, x’, &"' und die letzte Zahl mit n bezeichnet, so erhält man für (II) im Allgemeinen: elle. u. Sen ei 2 12 9,89 Ar (n — 2)? : (n — 1)?:n?. Es ist also gleichgiltig, ob man den Radius oder die zu dem- selben parallele Seite des Quadrates eintheilt, um die diesen Reihen entsprechenden Linien für Segmente und Abseissen, und hierdurch aueh die Punkte /’, II’, III’ u. s. w. des Kreises zu erhalten, was aus der Ähnlichkeit der Dreiecke BDC und BMF u. s. w. folgt. 12 Fialkowski. Wird übrigens die Seite CD benützt, so wird das Stück 01 doppelt so gross sein, als das Segment F1 auf dem Radius MF, weil MF = /, CD oder 2MF = CD ist. Dasselbe gilt auch in Bezug auf die Verlängerung des Durch- messers und der besagten Seite. Auf ähnliche Art könnte man die Punkte 1", I’, IT’ u. s. w. erhalten, wenn man nur die Seite CD, jedoch beiderseits verlängert, wobei, wie aus der Construction ersichtlich ist, mn = np = pg und doppelt so gross als Fl = 1.2 = 2. 3 u. s. w. sein müssen. Wird also die Sehne in 4 gleiche Theile getheilt, so müssen auf Cg zwei solche Theile als Einheit von m aus aufgetragen werden; wird sie in 5 gleiche Theile getheilt, so müssen ebenfalls 2 solche Theile auf mg aufgetragen werden, und allgemein; wird die Sehne FG in n gleiche Theile getheilt, so müssen bt von solchen Theilen n auf mg aufgetragen werden, während man den Halbmesser MF oder die Seite CD in n? gleiche Theile theilt. $. AB. Ehe wir die Anwendung dieser Construction auf die Construc- tion der Ellipse zeigen, wollen wir zuerst einige daraus abgeleitete Sätze angeben. I. Wird in einem Quadrate, aus dessen einer Ecke mit dem Radius gleich dessen Seite ein Viertelkreis beschrieben, über die zweite nächstanliegende Ecke die eine Seite hinaus verlängert; diese Verlängerung mittelst einer aus der dritten Ecke durch den Diagonalpunkt gezogenen Geraden abgeschnitten, in eine beliebige Anzahl gleicher Theile getheilt, die Theilungspunkte mit der dritten Ecke so verbunden, dass der aus der ersten Ecke beschriebene Viertelkreis geschnitten wird, und aus der vierten Ecke durch die Durchschnittspunkte dieses Bogens bis zu der verlängerten Seite Gerade geführt, so verhalten sich die so erhaltenen Stücke der ver- längerten Seite wie die ungeraden Zahlen, und die hierdurch be- stimmten Abseissen wie die Quadrate der natürlichen Zahlen, deren erste Zahl 1 die letzte aber die zweite Potenz derjenigen Zahl ist, welche die Anzahl Theile der abgeschnittenen und eingetheilten Ver- längerungen anzeigt. Ist also (Fig. 48) AD der aus C mit CD beschriebene Viertel- bogen, Dp die Verlängerung, Dm = mn = np, und m, n, p mit Construction des Kreises und der Ellipse. 13 A verbunden, die Ba, Bb, Be als die aus B durch die Durchschnitts- punkte m‘, n', p' gezogenen Geraden, so verhalten sich die hierdurch auf der Seite C D abgeschnittenen Theile gerade so, wie die auf ein- ander folgenden ungeraden Zahlen, daher: BicbRe erloisınb und die Abseissen, wie die Quadrate der natürlichen Zahlen, also: Zt ER TE 2 Er IE F Dasselbe findet ebenfalls Statt, wenn die abgeschnittene Ver- längerung in eine beliebige Anzahl gleicher Theile getheilt wird. Man kann daher nach diesem Verfahren jede beliebige Gerade in eine beliebige Anzahl Theile theilen, die sich so zu einander ver- halten, wie die ungeraden Zahlen, und die Abseissen dieser Geraden, wie die Quadrate der natürlichen Zahlen. Der Beweis wird hierbei so geführt, wie für die Fig. 44, wess- halb noch die Neunziger-Sehne und die Ordinaten für die Punkte m’, n', p' gezogen werden müssen. $. 46. Wird über der Hypotenuse AC (Fig. 49) eines rechtwinkeligen Dreieckes ABC ein Kreis beschrieben, in diesem der Durchmesser _ EF_L auf die Hypotenuse AC gezogen, die Tangente @C gleich der halben Hypotenuse, und die Verlängerung derselben gleich der dieser Verlängerung anliegenden Kathete gemacht, sodann aus B eine Ordinate gezogen, so schneiden sich die 3 gezogenen Linien EJ, H@, FK wie auch die Kreislinie in einem einzigen Punkte. Dieser Satz ist, wie in $. 28 nachgewiesen wurde, allgemein giltig, nur mit dem Unterschiede, dass dort die Linie FX nicht in Betracht gezogen wurde; da aber im $. 1 und 2 bewiesen wurde, dass, wenn mit einem beliebigen Radius aus € ein Bogen so beschrie- ben wird, dass die in € errichtete Senkrechte und die Verlänge- | rung des Durchmessers AC geschnitten wird, die zwei Geraden EJ und FK sich in einem Punkte der Peripherie schneiden, und in dem ‚allgemeinen Beweise $. 28 nachgewiesen wurde, dass HK und EJ sich ebenfalls in einem Punkte der Peripherie des Kreises schneiden, so müssen sich alle 3 Geraden, EJ, FK, HG und auch die Kreislinie in einem einzigen Punkte schneiden. | 8. 47. Dies Verfahren, wie wir es bei der Construction der Fig. 44 gesehen haben, mittelst: der Eintheilung einer Seite die Punkte des A Fialkowski. Kreises zu finden, dient ebenfalls zur Construction der Ellipse, in- dem die Punkte, mittelst welchen die Hilfslinien gezogen, und wodurch die Punkte der Ellipse aufgefunden werden, immer in der Drehungs- axe, somit fix bleiben, wenn man sich die Ellipse durch die Drehung eines Kreises um dessen Durchmesser entstanden denkt, wie bereits bei der ersten Construction der Ellipse erklärt wurde. Soll nun irgend eine Ellipse construirt werden, so muss man zuerst die Neunziger-Sehne in eine gewisse Anzahl gleicher Theile theilen; am bequemsten und leichtesten ist es dieselbe in 2, A, 8, 16, 32 ..... gleiche Theile zu theilen, weil diese Eintheilung, wie Fig. 50 (a) zeigt, ohne Hilfe eines Zirkels also blos mittelst der Reissschiene und des 45° Dreieckes sehr schnell ausgeführt werden kann, und zwar auf folgende Art: Ist AC = BC, und <[{ ACB = R, also AB die Neunziger-Sehne, so führe man Cm _ıL4ABwundm 1_14C 1-2: AB, 9 UI 1540 H, 304..AB 3 7.8, 1 Jun I1,A; 1: AB. 1.0. 1N = AO, 1 1 wodurch AA= 16 AB= Ze AB und AV = 40 — 7540 erhalten wird. Auf diese Art kann man sowohl die Sehne als auch den Halb- messer nicht nur in 4, sondern auch in 8, 16, 32, 64 .....,d.i. in jede beliebige Potenz von 2 ohne Zirkel eintheilen; allein die Eintheilung der Neunziger-Sehne so wie des Halbmessers in 4 oder 16 gleiche Theile ist für den besagten Zweck hinreichend. Des Zusammenhanges wegen wird die Construction der Ellipse auch nach dieser Art in den nächstfolgenden $$. angereiht. $. A8. Construetion der Ellipse mittelst der Eintheilung der Neunziger - Sehne und der einen Seite des den Axen entsprechend umschriebenen Rechteckes oder Parallelogrammes. a) Wenn die beiden Axen gegeben sind und die Ellipse durch die Drehung des über der grossen Axe beschriebenen Kreises entstan- den gedacht wird. Es sei (Fig. 50) AB die grosse und CD die kleine Axe und EFGH das diesen Axen entsprechend umschriebene Rechteck der zu zeichnenden Ellipse. Man verlängere die grosse und auch die Construction des Kreises und der Ellipse. 15 kleine Axe so, dass man auf der kleinen von O aus das Stück 0J — OB abschneiden kann, und verbinde den Punkt J mit B, so ist . die Gerade JB die Neunziger-Sehne desjenigen Kreises, durch dessen Drehung die in das gegebene Rechteck einzuzeichnende Ellipse ent- ‚standen gedacht wird. Man theile also die Gerade JB in eine beliebige Anzahl gleicher Theile (hier des kleinen Mafsstabes wegen in 2), trage dann einen solchen Theil von B aus auf der Verlängerung der grossen Axe so oftmal auf, als in wie viele Theile die JB getheilt wurde, und ver- binde die so erhaltenen Punkte mit dem Endpunkte C’ der kleinen Axe. Nun theile man die grosse Halbaxe BO oder die Seite @H in n® mal so viele gleiche Theile, als in wie viele die Neunziger-Sehne JB: getheilt wurde, also in 2? — 4 gleiche Theile, und verbinde die zwei Quadratpunkte 1 und 4 der Seite @H mit dem Endpunkte F durch Gerade, so gibt der Durchschnittspunkt der Geraden FA mit CIT den Ellipsenpunkt N. Ebenso ist der Durchschnittspunkt P der Geraden #1 mit CT ein Ellipsenpunkt. Dieselben Punkte der Ellipse wird man erhalten, wenn man, wie bereits nachgewiesen wurde, statt @H die halbe Grossaxe OB in die entsprechend gleiche Anzahl Theile theilt. b) Wenn die beiden conjugirten Durchmesser ihrer Grösse und Richtung nach gegeben sind, und wenn die zu zeichnende Ellipse durch die Drehung des über dem grösseren eonjugirten Durchmesser beschriebenen Kreises entstanden gedacht wird. Es sei nun (Fig. 51) AB der grössere und CD der kleinere eonjugirte Durchmesser, und EF@H das diesen Durchmessern ent- sprechend umschriebene Paralleloegramm der zu zeichenden Ellipse. | Man verlängere den grösseren eonjugirten Durchmesser AB über B hinaus, errichte in dem Halbirungspunkte O der AB eine Senkrechte, schneide auf dieser von O aus das Stück OJ = OB und ziehe JB, welche, wie bereits gesagt, die entsprechende Neunziger- Sehne des betreffenden Kreises ist. Man theile alsdann die JB in eine beliebige Anzahl gleicher Theile (hierin 3), trage dann einen solchen Theil auf der Verlängerung der AB von B aus so oftmal auf, als in wie viele gleiche Theile die JB getheilt wurde, und verbinde jeden so auf der Verlängerung von AB erhaltenen Punkt mit dem Endpunkte C des kleinen eonjugirten Durchmessers. Wird endlich die Seite HG in n? mal so viele gleiche Theile getheilt, als in wie viele die JB 76 Fialkowski. getheilt wurde (hier in 3? = 9 gleiche Theile), und jeder Quadrat- punkt der Seite @H mit dem Eekpunkte F durch Gerade verbunden, so sind die Durchschnittspunkte dieser Geraden mit den früher gezo- genen, die Punkte der zu zeichnenden Ellipse; hier sind M, N, P die verlangten drei Punkte der Ellipse. Die diesen drei Punkten corre- - spondirenden Punkte werden auf bereits besagte Art gefunden. c) Wenn die beiden Axen gegeben sind und die Ellipse durch die Drehung des über der kleinen Axe beschriebenen Kreises ent- standen gedacht wird. Es sei (Fig. 52) AB die kleine und CD die grosse Axe, und EFGH das diesen Axen entsprechend umschriebene Rechteck der zu zeichnenden Ellipse. Man verlängere die kleine Axe AB über B hinaus, mache 0C' = OB, so ist, wenn B mit C' verbunden wird, die Gerade BC‘ die entsprechende Neunziger-Sehne. Man theile also die BC’ in eine beliebige Anzahl gleicher Theile, trage einen solchen Theil auf der Verlängerung der AB so oft auf, als in wie viele die BC' getheilt wurde; nun theile man die kleinere Seite @H in die entsprechende Potenz gleicher Theile, und verfahre im Übrigen, wie vorhin bei Fig. 50 und 51 gezeigt wurde. d) Wenn die beiden conjugirten Durchmesser gegeben sind, und die Ellipse durch die Drehung des über dem kleinen conjugirten Durchmesser beschriebenen Kreises entstanden gedacht wird. Es sei (Fig. 53) AB der kleinere, CD der grössere con- jugirte Durchmesser, und EFGH das diesen beiden Durchmessern entsprechend umschriebene Parallelogramm. Man verlängere den kleineren conjugirten Durchmesser, errichte in dessen Halbirungspunkte O eine Senkrechte und mache sie gleich OB, verbinde C’ mit B, so ist BC’ die entsprechende Neunziger- Sehne; nun wird die BC’ in eine beliebige Anzahl gleicher Theile getheilt, ein soleher Theil auf der Verlängerung der AB aufgetragen, ferner auch die @H in die entsprechende Potenz getheilt 2 im Übrigen wie bereits gemeldet wurde verfahren. 8. 49. Wie man aus dem Beweise für die Richtigkeit der Construction des Kreises in Fig. 44 und aus diesen vier Constructionen der Ellipsen sieht, ist der letzte Punkt der Ellipse bei jeder beliebigen Eintheilung der Neunziger-Sehne in der Diagonale desjenigen Recht- Construction des Kreises und der Ellipse. TI eckes oder Parallelogrammes, in welchem die Ellipse eingeschrieben werden soll. So ist in allen vier letzten Figuren der letzte Punkt für den Ellipsenquadranten BC in der Diagonale FH, welches schon in den ersten $$. dieser Abhandlung bewiesen wurde. - Wollte man aber für denselben Ellipsenquadranten noch mehrere Punkte, welche über dem Diagonalpunkte hinaus liegen, auffinden, so müsste man auf der Verlängerung der Drehungsaxe die betreffende Einheit der entsprechenden Neunziger-Sehne so oftmal auftragen, als wie viele weitere Punkte der Ellipse gesucht werden sollen; es müssten aber auch ebenso viele Quadratpunkte auf der Verlängerung der Axe gesucht, und die entsprechenden Punkte mit Cund F verbunden werden. Hierbei ist nur noch das zu bemerken, dass man einige weitere Quadratpunkte mittelst der schon aufgefundenen erhalten kann, So findet man z. B. den Quadratpunkt 81 (Fig. 52), indem man BO von B aus auf B ©© neunmal aufträgt, wesshalb auch 33 auf Bu dreimal aufgetragen werden muss, um den zweiten Hilfspunkt zu erhalten. "Was nun den Beweis für die Richtigkeit der Construction dieser Punkte betrifft, so ist er sehr leicht in jedem der vier angeführten Fälle durch die Drehung des betreffenden Grundkreises abzuleiten, was übrigens aus den früheren Beweisen ohnehin klar ist. Was aber die Anwendung und Brauchbarkeit dieser Construction betrifft, so haben die ersten zwei, welche in Fig. 50 und 51 angeführt wurden, immer den Vorzug, weil man hierdurch diejenigen Punkte der Ellipse, von denen die Wendung dieser Curve am meisten abhängt, sehr leicht und zwar deutlich bestimmt, und keine grosse Verlängerung der Axe braucht. In den letzten zwei Fällen hingegen werden nur die mittleren Punkte deutlich, die ersteren und letzteren aber werden je undeutlicher, je weiter man sich dem Punkte B oder C nähert. Wir haben also des Zusammenhanges wegen diese Methode angeführt, und gehen sogleich zu einer andern über, bei welcher man gar keine Eintheilung zu machen braucht. &. 50. Construetion der Ellipse mittelst der Fusspunkte der Ordinaten und der diesen Ordinaten entsprechenden und in die Verlängerung der Drehungsaxe umgelegten Sehnen. a) Wenn die beiden Axen gegeben sind, und wenn die grosse Axe verlängert werden soll. | 78 Fialkowski. Es sei (Taf. VIII, Fig. 54) AB die grosse und CD die kleine Axe, ferner EFGH das den zwei gegebenen Axen entsprechend umschriebene Rechteck der zu zeichnenden Ellipse. Man beschreibe aus dem Mittelpunkte O mit BO einen Hilfs- bogen Bu, nehme auf demselben einen beliebigen Punkt an (hier den Punkt J), beschreibe dann aus B mit BJ einen Bogen, bis die. Ver- längerung der grossen Axe AB in X geschnitten wird; fälle von dem auf dem Hilfsbogen Bu angenommenen Punkte J eine Normale auf AB, und verbinde den Fusspunkt Z dieser Normalen mit Fund @ durch Gerade; wird endlich der Punkt X mit C und D verbunden, so erhält man die zwei Durchschnittspunkte M und N, welche die ver- langten Ellipsenpunkte sind. Die zwei correspondirenden Punkte werden auf bekannte Art gefunden. b) Wenn die beiden conjugirten Durchmesser gegeben sind, und der grössere verlängert werden soll. Es sei (Fig. 55) AB der grössere und CD der kleinere the girte Durchmesser, ferner EF@H das diesen Axen entsprechend um- schriebene Parallelogramm. Soll nun nach dieser Bedingung eine Ellipse construirt werden, so beschreibe man über dem grösseren conjugirten Durchmesser mit dem Radius gleich dem halben diesem Durchmesser einen Bogen Bu, nehme in demselben einen beliebigen Punkt an, fälle auf AB eine Ordinate JL, mache BK=BJ und ver- fahre im Übrigen wie im vorhergehenden Falle. c) Wenn die beiden Axen gegeben sind, und wenn die kleine verlängert werden soll. Sind AB und CD (Fig. 56) die beiden Axen, und soll nur die kleine Axe verlängert werden, wenn die Ellipse construirt wird, so nehme man die kleine Axe als den Durchmesser, zugleich aber auch als Drehungsaxe desjenigen Kreises an, durch dessen Umdre- hung die zu zeichnende Ellipse entstanden gedacht wird ; beschreibe über der kleinen Axe einen Halbkreis oder nur einen Bogen, nehme auf demselben einen beliebigen Punkt an, ziehe die Ordinate, z. B. JL und verfahre im Übrigen wie in einem der zwei vorhergehenden Fälle. d) Wenn die beiden conjugirten Durchmesser gegeben sind, und wenn nur der kleinere verlängert werden soll. Auch in diesem Falle wird man den kleinen Durchmesser als den Durchmesser desjenigen Kreises annehmen, durch dessen BER. R > Construction des Kreises und der Ellipse. 79 Drehung die zu zeichnende Ellipse entstanden gedacht wird. Im Übrigen wird das Verfahren ganz ähnlich mit den vorhergehenden Fällen, welches aus der Fig. 57 deutlich zu ersehen ist. e) Construction der Ellipse nach dieser Art in der Perspective. Wenn wir alle diese vier Fälle näher ins Auge fassen und bedenken, dass die gezogenen Ordinaten in jedem Halbkreise bis zum Mittelpunkte zunehmen, und dann wieder abnehmen, so dass z. B. in Fig. 56 die Ordinate im Endpunkte A gleich O wird, so ergibt sich daraus Folgendes: Da im Punkte A die Ordinate O ist, so wird die diesem Punkte entsprechende Sehne gleich dem Durchmesser AB sein; der entfernteste Punkt von 3 auf der Verlängerung der Axe AB wird der Punkt P sein; und wenn Pmit C, und A mit F durch Gerade verbunden wird, so ist Q derjenige Punkt, welcher auf die be- sagte Art als der letzte für den Ellipsenquadranten BC gefunden wird. Wie man einen Diagonalpunkt bestimmt, ist ohnehin bekannt, und man hätte dann im Ganzen zwölf Punkte für die zu zeichnende Ellipse, welche in manchen Fällen hinreichend wären. Allein in den Fällen, wenn die Zeichnung in grösserem Mafsstabe ausgeführt wird, handelt es sich noch insbesondere um die nahe an den Endpunkten der Drehungsaxe EF (Fig. 54) herumliegenden Punkte dieser Curve, in welchem Falle zwischen dem Diagonalpunkte und dem Berührungs- punkte dieser Linie, wenigstens noch ein Punkt gesucht werden muss; wesshalb auch eine Ordinate gezogen, oder wenigstens deren Peri- pheriepunkt so wie der Fusspunkt bestimmt werden muss. Sollte also (Fig. 58) in dem perspectivischen Quadrate ABCD eine Ellipse eingeschrieben werden, so zeichne man aus dem Mittel- punkte M mit dem Radius MF einen Bogen Fu, nehme auf demselben irgend einen Punkt J an, fälle die Ordinate JA, mache FL=FJ, ver- - binde den so erhaltenen Punkt Z mit den Punkten @ und F, und den Punkt X mit Bund C, so sind die hierdurch entstandenen Durch- schnittspunkte J und I’ Ellipsenpunkte. Die Diagonalpunkte // und /J’ werden auf die bekannte Art erhal- ten, nämlich indem man aus Fmitder entsprechenden Neunziger- Sehne die Verlängerung der ZF einschneidet; die Punkte III und IIT werden mittelst des Punktes E’ erhalten, indem man die Verlängerung der EF mit EF aus Fin E’ schneidet und im Übrigen wie bekannt verfährt. Auf diese Art erhält man für die zu zeichnende Ellipse im Ganzen 16 Punkte. s0 Fialkowski. 8. 31. e Construction der Ellipse ohne Hilfskreis und ohne Ordinaten. Es soll (Fig. 59) in dem perspectivischen Quadrate ABCD eine Ellipse eingeschrieben werden. Man ziehe in diesem die beiden Diagonalen AC und BD, (welche wir hier die Hauptdiagonalen nennen wollen), ferner die EB und HB (welche zum Unterschiede Nebendiagonalen heissen sollen), und führe durch J zu EF eine Parallele bis EA in L geschnitten ist, wodurch EA in L perspectivisch halbirt wird; ebenso halbirt man die HC in N, indem man aus 2 durch den Halbirungspunkt X eine ‘Gerade führt; auch dieser Punkt wird mit B verbunden. Nach dieser kleinen Vorarbeit wird aus F die Fm unter einem Winkel von 45° gegen EF gezogen, in E eine Senkrechte errichtet bis die Fm in m geschnitten wird, ferner aus E und M die Ep und Ms normal auf Fm geführt. Wird nun aus F mit dem Radius = Fm die Verlängerung der Axe EF in m’ geschnitten, so ist, wenn man m’ mit @ verbindet, der Punkt / in ZB ein Ellipsenpunkt. Was die übrigen Punkte betrifft, so ist der Punkt JI im Durchschnitte der Geraden n’@ mit der Nebendiagonale EB; der Punkt III liegt in der Hauptdiagonale; der Punkt /V liegt in der Nebendiagonale BH und in der Geraden @g'; der Punkt V liegt in der Geraden BN und in der @s’; somit sind ohne Hilfskreis und ohne Ordinaten für den Ellipsenquadranten F@ fünf Punkte gefunden worden. Da also wie bekannt, die unterhalb der Axe mit diesen Punkten correspondirenden Punkte mittelst der Punkte m’, n’, p’, q’, s’ und der entsprechenden Diagonalen sehr leicht gefunden werden, so haben wir für die halbe Ellipse 10, somit für die Ganze 20, und mit Einschluss der vier gegebenen Punkte im Ganzen 24 Punkte derEllipse, welches wohl für die meisten Fälle hinreichend ist. Diese Construction ist nicht nur wegen ihrer Einfachheit, son- dern auch desshalb empfehlbar, weil man sie sehr leicht merken kann, sobald man weiss, wie die fünf fixen Punkte in der Verlängerung des als Drehungsaxe angenommenen Durchmessers, d. i. die Punkte m',n',p', q’, s’ auf Ey bestimmt werden. Es wird nämlich der erste Punkt s’ aus F mit der halben Neun- ziger Sehne bestimmt; der zweite, d. i. g’ mit dem Radius gleich der grossen Halbaxe oder gleich dem grösseren halben eonjugirten Durch- Construction des Kreises und der Ellipse. 81 messer; der dritte, d. i. p’ mit der ganzen Sehne; der vierte, d. i. n' mit dem doppelten Radius, und der fünfte, d. i. m’ mit der dop- pelten Sehne bestimmt. Der erste dieser Punkte entspricht der Gera- den LB, der zweite der EB, der dritte der BD, der vierte der DH, und der fünfte der Ceraden BN aus den bereits angeführten Gründen. Werden zur Construction der Ellipse nur 12 Punkte erfordert, so kann man entweder so verfahren, dass man zwei fixe Punkte auf der Axe mit der ganzen und halben Neunziger-Sehne, wie Fig. 58 (a), oder mit der ganzen und halben Axe, wie Fig. 58 (5) zeigt, bestimmt. Letzteres Verfahren ist höchst einfach. Hierbei braucht man nur noch das zu merken, dass im ersten Falle die Diagonale des ganzen und Viertel-Rechteckes, im zweiten Falle aber die Diagonalen der halben Rechtecke von dem der Ellipse umschriebenen Rechtecke als Hilfslinien gezogen werden. $. 52. Nähere Untersuchung der in $. 42 Fig. 47, angegebenen Construction der Punkte einer Kreislinie. Obgleich nach der in den vorhergehenden $$. angegebenen Construction der Ellipse der Übelstand vermieden wird, dass man keine Eintheilung zu machen braucht, so könnte uns doch mancher praktische Zeichner hinsichtlich des Raumes, den man zur Verlän- _ gerung der Axe benöthiget, einen Vorwurf machen. Um nun auch die- sen Übelstand zu heben, wollen wir nochmals die im $. 42, Fig. 47 angegebene Construction in Betracht ziehen, und hierbei die analy- tische Geometrie nochmals zu Hilfe nehmen. Wir werden also unter- suchen, ob es nicht möglich wäre mit Benützung eines kleineren Raumes ohne die Axe zu verlängern nach dieser Art beliebig viele Punkte der Kreislinie zu finden. Betrachten wir nochmals die Fig. 47, Taf. VII, so finden wir, dass aus dem Punkte F mit dem Radius gleich FN der Durchmesser EF in J, und dessen Verlängerung in X geschnitten wird. Da also nach der früheren Erklärung FN = E 2, aber FK —=JF=FN ist, so kann man für jede dieser drei Linien den Werth v2 setzen; es wird daher auf der Verlängerung der Geraden BP auch ein zweiter Punkt des Kreises möglich sein. Um daher auch einen zweiten Punkt zu finden, verfahre man folgendermassen: Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVl. Bd. I. H£t. 6 82 Fialkowski. Es sei (Taf. IX, Fig. 60) AB= CD und senkrecht auf einander in ihrem Halbirungspunkte, aus welchem Punkte auch der Viertelkreis BC beschrieben ist; man errichte im Endpunkte B eine Senkrechte, mache deren Stück BE=0C = OB, nehme auf dem Bogen BC irgend | einen Punkt an, hier N, fälle von diesem eine Ordinate NP und be- schreibe aus B mit BN einen Kreis, so ist hierdurch der Durchmesser AB in @ und dessen Verlängerung in F geschnitten. Wird nun aus E durch den Fusspunkt der Ordinate eine Gerade geführt, sodann C mit F und @ verbunden, und die C@ so weit verlängert, dass die aus E durch den Punkt P gezogene Gerade bei S geschnitten wird, so ist sowohl der Durchschnittspunkt Q als auch S Punkte in der Peripherie des aus O mit OB=0C beschriebenen Kreises, wovon wir uns so- gleich überzeugen werden. Die Richtigkeit des Punktes Q ist bereits nachgewiesen worden; wir wollen nun hier auch die des zweiten, d. i. des Punktes S durch die analytische Geometrie nachweisen. Zum Behufe dessen wollen wir diejenige Gleichung, welche für die aus dem Eckpunkte durch den Fusspunkt der Nomalen geführte Gerade aufgestellt wurde, benützen, indem der fragliche Punkt in der Verlängerung dieser Geraden liegen soll. Die in 8.42 gefundene BISIRRUnE der Geraden BP, hier der ES ist: ve +1 ei), Um nun die Gleichung für die Gerade C@S aufzufinden, hat man OB — BG — ©; und da OB = r, ud BE = BN—V %, also@-r— _V 2 2 ist, so folgt durch Substitution in die gemein Gleichung einer Geraden y=aua F—7V2) + b, und dar=5b= 1 ist nach der Construction, so hat man sofort: y=all — ZV2) +1; setzt man nun y = 0, S0 ist o=al—EV2)+1 und — 1=a(l— EV»), daher RG: | —1 —ın 4, == u, DV Su Se BREEER Construction des Kreises und der Ellipse. 83 folglich —n ee 2 Diesen Werth für « in die allgemeine Gleichung einer Geraden substituirt, gibt: —NT Ina Da nun nach der Construction das Stück BE = b für jeden belie- bigen Punkt constant bleibt und =r=1 ist, so folgt allgemein —ın& ; n —-pV% -- 1 . . . . (1 )- Vergleicht man diese Gleichung mit der früher gefundenen Gleichung (I) so sieht man, dass sie mit jener, das Zeichen im Nenner ausgenommen, vollkommen übereinstimmt. Um nun das betreffende x und y zu finden, werden wir diese zwei Gleichungen, d. i. die früher gefundene Gleichung (II) und die hier aufgestellte (II’) von einander abziehen. Man erhält also: q / ne Y — n? n? —nd a): a, — Gr. ae a le und o0—= Beat somit = — ne + Fee hebt man in diesem Ausdrucke «’ als Factor heraus, so folgt: n? n? n ee = = 4 p? (= g% n—p v2 ) a: woraus n? n? n ee Tl, ar p? e se a) n? n®(n—p V2) + np? also = —:- a p pP" (n—p Y2 ) und u, N) 2) pn? (n—p VE) +np® 6* SA Fialkowski. Zähler und Nenner mit np? dividirt, gibt sofort: ROTER v2) len v2) Hope also gehörig bezeichnet, ist R nn—pVY2) mm v2 a n(n + pV2)+p? e" n—npV?2 + p2 Substituirt man diesen Werth für x in die Gleichung (I), so hat man: —n n (n—p V2) 1 —— . +1, J n—p V? n? + p®—np Y3 2 SET To En 1, n? + p? mV? + —n? + n? +p?-npV2 somit = und u IL n? + p®—np V2 also ist, gehörig abgekürzt pr—np V2 n? + p®— np V?2 Es ist also für den Punkt S die Abseisse n—np V2- da a" — n?+p®—npV2 und die Ordinate np V2 om + p?—np v2 Lassen wir nun diese zwei Gleichungen co&xistiren, so muss, wenn der Punkt S in der Peripherie des Kreises liegen soll + —r-1 sein, und daher auch, wenn für x” und y” die gefundenen Werthe substituirt werden —-r—1 Ca n? + pe—np V2 n? + p?—np V2 erfolgen; da nun in den beiden Ausdrücken die Nenner einander gleich sind, so ühergeht der obige Ausdruck in (n’—np v2)? + (p®—np Y2)? Ass (n? + p®—-np V2 )? SUEFZBERR Construction des Kreises und der Ellipse. 35 Quadrirt man also diese Ausdrücke wirklich, so erhält man: n®—2ansp V2 —2np? V2 + An?p? n?—2ndp V% —2np? V2 + An?p® und da Zähler und Nenner einander gleich sind, so folgt 1=1:; es liegt daher der Punkt 5 in der Peripherie des aus O0 mit OB beschriebenen, folglich desjenigen Kreises, in dessen Peripherie auch der Punkt Q liegt; w. z. b. w. Man erhält also stets zwei Punkte in der Peripherie, wenn man aus dem Punkte B (Fig. 61) mit dem Radius = 2 v2 einen Halbkreis so beschreibt, dass sowohl der Grundkreis, als auch dessen Durchmesser und die Verlängerung desselben geschnitten wird u. s. w. St Es kann wohl sehr leicht die Frage entstehen, warum wir gerade die Neunziger-Sehne eingetheilt, und sowohl die Construction als auch die Rechnung darauf basirt haben; welche Frage so zu sagen gewisser Massen sich von selbst aufdringt. Denn, kann man die Neunziger-Sehne eintheilen, warum denn nicht auch eine andere Sehne, warum nicht den Halbmesser ? Die Antwort darauf wird die sein, dass man dieselbe Operation mit jeder andern Sehne, wie auch mit dem Halbmesser vornehmen kann; und es wird jedesmal die Construction des Kreises auf die angegebene Art möglich sein, obgleich die auf dem als Abscissenaxe angenommenen Durchmesser erhaltenen Segmente für jede andere Linie ein anderes Gesetz befolgen. Da aber vermittelst der Einthei- lung der Neunziger-Sehne das interessanteste Gesetz für die Seg- mente des Durchmessers erfolgt, ferner die Eintheilung dieser Sehne in der Praxis einen gewissen Vortheil gewährt, so haben wir diese Linie allen andern vorgezogen. Um also auch der obigen Frage zu genügen, wollen wir auch den Halbmesser theilen, und mittelst dieser Theile die Construction nach der angegebenen Art vornehmen. Es sei zu diesem Behufe. Fig. 62° der Halbmesser BC des gegebenen Kreises in eine belie- bige Anzahl gleicher Theile getheilt, sodann aus B mit dem Halb- messer gleich einem solchen Theile der Hilfskreis F@JL beschrie- ben, welcher den gegebenen Kreis in @, den Halbmesser BC in F s6 Fialkowski. und dessen Verlängerung in J scheidet; wird nun aus dem Punkte @ auf AB eine Normale gezogen, sodann aus E durch den Fusspunkt dieser Normalen eine Gerade geführt, ferner der Punkt Jmit D durch eine Gerade verbunden, und aus D durch F ebenfalls eine Gerade geführt, bis die aus Z durch den Fusspunkt der Normalen geführte Gerade geschnitten wird, so sind X und Z Punkte des gegebenen Kreises. Verbinden wir den Durchschnittspunkt @ mit den Punkten A, F, B, J, so entstehen, wie zuvor, zwei rechtwinkelige Dreiecke AGB und FGJ, aus welchen folgende zwei Proportionen sich ergeben: BH:GH = GH:'AH. le, WIN FH: GH = GH HJ... ande da nun AH = AB—BH und HI = BH-BJ ist, so hat man durch Substitution dieser Werthe | BH:GH= GH:AB—BH....(V) und FH:GH = GH:BH+ BJ... .(M). Setzen wir nun der Kürze wegen: GH=h,BH—=o.,FH =9, ferner BFE=-BJ=@+y=4BO=— 7,50 ist, wenn r = 1 gesetzt wird, = +y= — und AH = 2; daher durch Substitution in die obigen Proportionen z:’h =h:. ar)... . Sale 1 vh-h:let—) ec. somit hat man aus («) h?— 2. (2-2) und aus (P) "=y(#-+-): 1 - daher x» (2 —r) = y (x =- ) 00 Da nun a+y= = gesetzt wird, ; 1 so ist Dee te 1 1 also x (2—2) = (- — x) (-- ar x) lied Maas somit ee n? Construction des Kreises und der Ellipse. 87 und a 2 D rt folglich 2-5: Wird ferner für x + y nach und nach = = ; - ... . substi- tuirt, so erhält man jedesmal aus den zwei aufgestellten Proportionen oder unmittelbar aus der Rn (r') die entsprechenden Werthe für x. Wird also im Allgemeinen der Halbmesser des Grundkreises in n gleiche Theile getheilt, und p solche Theile für den Halbmesser des Hilfskreises genommen, so ist dann eE x SE Yy ur N ’ daher —— . —s, also nach 7) 2(?—x) = es = «) (# 28 x) somit BD ga pe, N und a 2, n folglich ist Ki — - „ als eine allgemeine Gleichung für die Segmente. Lösen wir diese Gleichung in eine Proportion auf, so hohen wir: 22:p=p:n, d. h. in Worten ausgedrückt: Der Halbmesser des Hilfskreises ist die mittlere geometrische Proportionale zwischen dem doppelten Seg- mente und dem (Quadrate der Anzahl Theile, in welche der Halb- messer des Grundkreises getheilt wird. Werden mittelst dieser Gleichung die Segmente für die Einthei- lung des Halbmessers in 2, 3,4... (n—1), n gleiche Theile berechnet, so erhält man Brüche, deren Zähler die Quadrate der natürlichen Zahlen sind, deren Nenner aber eine Reihe der zweiten Ordnung bilden, nämlich: 2:22, 2:3%, 2-42, 2:52, 2-62, 2:72, 2:82, oder 8% 1%, 82, 905.872; %98, :128 deren constante Differenz die Zahl 4 ist. 38 Fialkowski. Für die Eintheilung der Sehne von 120° = y3, wird x = e. und die mittelst dieser Gleichung berechneten Segmente geben Brüche, deren Zähler eine Reihe der zweiten Ordnung ist, nämlich: 3,.12727:248..59,38..21.1% mit der constanten Differenz 6. Für die Eintheilung der Sehne von Ton Kun Dre 450 — V: N ste — a V2 Das interessanteste Gesetz ist also nur jenes mittelst der Ein- theilung der Neunziger-Sehne, welches wir bereits angegeben haben. Wird daher was immer für eine Linie, in wie viel immer gleiche Theile getheilt und eine beliebige Anzahl gleicher Theile zum Halb- messer des Hilfskreises genommen, so hat man, wenn dieser mit o bezeichnet wird, aus den zwei rechtwinkeligen Dreiecken A@B und FGJ 2? — 2)=-p—2)e+®) 24 woraus = - die allgemeinste Gleichung für die Segmente folgt. $.54 Es frägt sich nun jetzt, ob man mittelst dieser allgemeinen Gleichungen für die Segmente nach dem früheren Verfähren die Punkte des Kreises bestimmen kann. Wir wollen dies untersuchen, und zwar der ganzen Allgemeinheit wegen durch die höhere Analysis. Beweis. Da hier die Voraussetzung in Betreff der fixen Punkte dieselbe ist, und daher die zwei Punkte D und E für jedes Paar von Linien, mittelst deren die Kreispunkte bestimmt werden, ungeändert bleiben, so haben wir auch hier für jede der zwei Geraden eine Gleichung aufzustellen und sodann den Durchschnittspunkt dieser Geraden zu bestimmen. Ist also der Ursprung der Coordinaten im Mittelpunkte des Grundkreises, und die allgemeine Gleichung irgend einer Geraden y= ax + b, so haben wir nach unserer Construction für die Gerade DJ ei daher | yaaa AN BE Construction des Kreises und der Ellipse. 89 da ferner nach der Construction für dieselbe Gerade das Stück CJ die Abseisse und C’=BC+BbBJ=1-+p, also = ,17 pist, sohat mansofort y=a(1+p) +1; setzt mannun y= 0, so hat man o=a(ll+p)-+1 3 also — re und daher durch Substitution in . («) Be . Hannlea Srban.n ur) ra Arne Boat als die Gleichung der Geraden DJ, deren fixer Punkt D ist. Um die Gleichung für die zweite Gerade aufzufinden, hat man abermals y=az-+b, | und da nach der Construction y = r ist, so hat man m aihunnihunae en ea SUR Da ferner für die Gerade EH das Stück CH die Abseisse, und CH—=BC—BH=-1—%, also u ee ist, so folgt durch Substitution in die allgemeine Gleichung einer Geraden 2 — y=a (> e“) + 5b; setzt man nun auch hier y = 0, so hat man ferner a ee: zieht man von dieser Gleichung die früher gefundene Gleichung («') ab, so erhält man o0—r—=da rn, also —r=da ae und a gesetzt, ist ferner 2 (> it somit —1-al-1)-.lCH)-—ar 90 Fialkowski. folglich Da Pr substituirt man diesen Werth für « in die mit («’) bezeichnete Glei- chung, so erhält man 2 Tr = 53 IF -+ b, und für Bel 2 folgt = „= an woraus b=-1— ze folgt; werden endlich die für a und 5 gefundenen Werthe in die allgemeine Gleichung einer Geraden substituirt, so erhält man 2 U 2 | Ye u 1 2er als die Gleichung der Geraden ZH, deren fixer Punkt E ist. Um nun den Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden zu be- stimmen, muss man aus den für sie gefundenen Gleichungen das =” und y" suchen. Ziehen wir zu diesem Behufe diese zwei Gleichungen von einander ab, so erhalten wir 2 2 a | ng gr 4 gr en a7 4, u Fun: (1 —D) 2 zu 2 dah > en | aher 0 Pr a r na 1 2 a tz 2 2(e +1) + folglich MM : z +1) N A ne Nana woraus X SE, D p P(p+1) de De ag LE Te 2ER) re 2er es ist also wi eh als der allgemeine Ausdruck Pr ep h2 für die Abseisse. Substituiren wir diesen Werth für x’ in die Gleichung (I), so folgt 2 2(e +1) 2 RE N 1 2 e me naoy} 2 Rt h Aloe +1 2 a +9 Rn ı RR +2P+N) P ehe Construction des Kreises und der Ellipse. 91 3 a . | p* (0? +?2P +?) A A ei er p* (pP? +2p + 2) welcher Ausdruck im Zähler gehörig reduciri, gibt ferner Be en, er. _ rte., Br, Plata) Prror? folglich ist 9 2 N — Ba > _ als der allgemeine Ausdruck für die Ordinate. P+2p+? Lassen wir die zwei Gleichungen RR Beste, Hh ro pP? +%p +2 . . . . . . . u) Aa DER (+2) (IV) Pot 2 | coexistiren, so muss, wenn der Durchschnittspunkt der zwei Geraden DJ und EH in der Peripherie des Grundkreises erfolgen soll, Hr sein, somit auch die dafür substituirten Werthe 2(e+1) (e@+2) }2 ee rer Serie erfolgen. Quadrirt man diesen Ausdruck auch wirklich, so folgt sofort 2(e+1) 2 Rle+%) 2 400 +2o +1) +p*lo?+4o+4) rn er (Pr Ap®+8p +4 +0p*+%03+4p? : (P? + 2p +9? Re N N ae HA HE +Ep + also ist wirklich der Durchschnittspunkt X in der Peripherie des mit BC beschriebenen Kreises. Es bleibt uns noch zu untersuchen übrig, ob der Punkt L eben- falls in der Peripherie desselben Kreises liegt. Um dies zu erweisen, brauchen wir nur noch eine Gleichung für die durch den Punkt F geführte Gerade DL aufzustellen, indem die Gleichung für die Gerade EL ungeändert bleibt. _ Ist also y= ax + db die Gleichung einer Geraden, und die Abseisse für die Gerade DL, das Stück CF=BC—bBF=r—opo=1-—» also ce=1—pP 9 92 Fialkowski. ferner DI shtmn y=all—o)+b=all—p)-+1; setzt man y-=0% so folgt o=a(ll—p) +1. also —1l1=a(l —p) Iglich a den, folg mern substituirt man diesen Werth für « in die allgemeine Gleichung einer Geraden, so erhält man = —_ 4b- +1 os, (4%) als die Gleichung der Geraden DL, deren fixer Punkt D ist. | Um nun den Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden zu bestimmen, müssen wir aus der Gleichung (I) und der früher gefun- denen Gleichung (II) das «" und y" suchen. Ziehen wir zu diesem Behufe diese zwei Gleichungen von ein- ander ab, so folgt ee Re en -- reach) ah me 200. ra a See eg 2 ae 2 Ta are 2 2 1 a | a le De? WORAUS U = —i ann p? elor) BUBEN ey ee Be eo an a De en er) Zee folgt; also gehörig bezeichnet, ist die gesuchte Abseisse NEL Tee (p Fe 1) 2 E Tina Bl). Substituirt man diesen Werth für ©’ in die Gleichung (II), so hat man RN 2 = (p aa 1) u. 2 Mer a y" ne Be (o Era 1) 2 ker er A Pr Construction des Kreises und der Ellipse. 93 ie Irre rt) RE 2p +2) Pl —%p +2) er ar 2 +2 N Pe —2p+%) EN RE RE ET REN DENE ern Az ee sesnchte Ordinate g = Ze 9 .,.,..am. pP —-2p+2 Soll nun der Punkt Z in der Peripherie des Kreises liegen, so muss (z”)? + (y”’)? = r? = 1 sein, somit auch die dafür substi- tuirten Werthe r 2 p— 1)? pP (e— 2) = a pa —2p +1) pP —2p+2 erfolgen. Werden diese Ausdrücke auch wirklich quadrirt, so folgt sofort ee p(p —?) "- ae a: Pr +N) (ae kp 21) + Ale — +) li (Pe —2p +2)? ne (pP? — 2 p + 2)? P—Ap? +80? — Sp +A ü $] ET es ist daher auch der zweite Durchschnittspunkt, d. i. der Punkt Z in der Peripherie des Kreises. Wirdp = u e gesetzt, also das betreffende Segment Rn 5 | eo u so erhält man folgende Gleichungen: ee Marne für die Gerade DJ y = Sragr u a Ba had aA Ba Ta nd an N) ; an? 2n? Pe EL) ELy = p: Rn aa a LE ae . (ID), Sr Bayer ten und als Bedingungsgleichungen für die Durchschnittspunkte dieser Geraden f eg n(n+p) +p? 2 2 und y' et a an ARE SEE. ER (IV), n(n+p)+p? 9A Fialkowski. oder a a) L, == nn _p) +p: sd 01 1a, Be, ae (IT) „ —2np+ p? / Y, — Ba ao . . ®. [ . 0} . . (IV )» zn (n —p) + p? 7 2n(n+p) Z ‚Tan adnsp. au " +?np+p® „ Tg ae ar Daraus ergibt sich also, dass es gleichgiltig ist, mit welchem Radius man den Hilfskreis beschreibt, um die Hilfspunkte in der Axe zu erhalten. Der Unterschied besteht nur darin, dass die mittelst der gezogenen Normalen erhaltenen Segmente ein verschiedenes Gesetz befolgen, je nachdem man diese oder jene Linie eintheilt. $. 55. Aus dem Vorhergehenden lässt sich folgender Lehrsatz ableiten : Wird in einem Kreise durch den Fusspunkt einer Ordinate aus der einen Ecke des diesem Kreise umschriebenen Quadrates eine Gerade gezogen, und aus dem dieser Ecke zunächst anliegenden Halbirungspunkte der Seite dieses Quadrates zwei Gerade so geführt, dass die auf dem Durchmesser und dessen Verlängerung erhaltenen Durchschnittspunkte von dem zweiten derselben Ecke zunächst anlie- genden Halbirungspunkte so weit abstehen, als der Peripheriepunkt der Ordinate von dem letzteren Halbirungspunkte, so liegen die zwei Durehschnittspunkte der drei Geraden in der Peripherie des Kreises, oder wenn wir nur den Durchschnittspunkt des Durchmessers berücksichtigen, so hat man folgenden Satz: Wird in einem Kreise durch den Fusspunkt der Ordinate aus der einen Ecke des diesem Kreise umschriebenen Quadrates eine Gerade geführt, und aus dem dieser Ecke zunächst anliegenden Berührungspunkte der mit der Ordinate nicht parallelen Seite eine zweite Gerade so geführt, dass sie sich in der Peripherie des Kreises schneiden, so ist das auf der Abseissen-Axe abgeschnittene Stück gleich der dieser Ordinate entsprechenden Sehne, welche der benützten Ecke am nächsten anliegt u. s. w. Da jeder Ordinate im Halbkreise zwei Sehnen entsprechen, so ‚kann man bei der Bestimmung der Kreispunkte jede derselben Construction des Kreises und der Ellipse. 95 benützen, wie dies Fig. 61 zeigt, in welchem Falle man doppelt so viele Punkte erhält, als es mit Benützung nur der einen Sehne mög- lieh ist. Denn wird die Ordinate JP gezogen und aus B mit der Sehne BJ der Durchmesser AB in K und dessen Verlängerung in L geschnitten und auf die besagte Art verfahren, so erhält man den Punkt / und //; wird nun auch aus dem zweiten Endpunkte des Durch- messers AB mit der zweiten Sehne, d. i. mit 4J dieser Durchmesser in M und dessen Verlängerung in N geschnitten, ferner aus E durch den Fusspunkt ? eine Gerade geführt, € mit N und M verbunden und die CM verlängert, so erhält man die Punkte //J und IV; und wenn die so aufgefundenen fixen Punkte in der Axe, wie auch der untere Halbirungspunkt D und die zwei Eckpunkte @ und H benützt werden, so erhält man acht Punkte, somit im Ganzen, wenn auch die paralle- len Sehnen gezogen werden, 16 Punkte in der Peripherie des Kreises. Dieser merkwürdige Satz gibt uns ein Mittel an die Hand die Ellipse in allen Fällen mit grossem Vortheile zu construiren, indem man zur Bestimmung von 8 Punkten nur einen einzigen Punkt auf dem Durchmesser oder dessen Verlängerung zu bestimmen braucht, wie wir aus den nächstfolgenden Beispielen sehen werden. $. 56. Bevor wir dies durch einige Beispiele erläutern, wollen wir zuerst über die Construction der Fig. 61 eine genaue Betrachtung anstellen, und sehen welchePunkte man in der Peripherie des Grund- kreises erhalten kann, wenn wir uns die AF um den Punkt F gedreht denken, und B als den Anfangspunkt betrachten. Offenbar wird nach dieser Construction, wie man aus Fig. 62 sieht, der eine letzte Punkt in der Peripherie der Punkt A sein, weil nach dem früher erklärten die Normale für A gleich o wird, und daher der oberhalb des Durchmessers AB in der Geraden AF liegende Punkt V’ der letzte in dem Quadranten BC sein. Wir können daher nach dieser Construction allein keine weiteren Punkte bestimmen. Wird aber diese Construction mit der in Fig. 44 angegebenen in Verbindung gebracht, so erhält man, wie Fig. 63 zeigt, nach den bei- den Richtungen auch noch weitere Punkte auf den beiderseitigen Verlängerungen des Durchmessers AB, mithin auch noch weitere Punkte in der Peripherie des Kreises, so dass wenn die Gerade EZB immer weiter und weiter gegen C gerückt wird, auch die hierdurch 96 Fialkowski. bestimmten Punkte der Peripherie näher und näher an den Punkt C kommen; wird endlich die aus E gezogene Linie parallel zu AB, so fallen beide Punkte zusammen, und zwar im Berührungspunkte € der Seite des diesem Kreise umschriebenen Quadrates, oder in dem Berührungspunkte der zu AB parallel geführten Tangente. Es wird also_die letzte Stellung der um den Punkt E Bed ehten Geraden eine Tangente sein. / Man kann daher mittelst der Ordinaten die Punkte in der Peri- pherie des Kreises nach den beiden Richtungen nur bis zu der Linie AE erhalten; wollte man aber über diese hinaus auch noch weitere Punkte in der Peripherie erhalten, so muss man nach der in $. 38 (Fig. 44) angegebenen Construction verfahren, indem man von B aus nach den beiden Richtungen die entsprechenden Einheiten gesetz- mässig aufträgt, wie dies aus Fig. 68 ersichtlich ist. Hier wurde die Neunziger- Sehne BC in drei gleiche Theile getheilt, und ein solcher Theil auf der Axe XY von B aus beiderseits aufgetragen, sodann die diesem Theile entsprechenden Quadrat- punkte vermittelst der Quadrat-Einheit 3 1 des Halbmessers BO von B aus in der Richtung nach links bestimmt. Sı5T. Wir werden mit Hilfe des im $. 55 angegebenen Satzes Con- struction der Ellipse vornehmen, wobei wir zwei Fälle unterscheiden wollen: A. wenn eine der zwei gegebenen Axen verlängert wird, und B. wenn gar keine verlängert werden darf. A. Construction der Ellipse, wenn eine von den zwei Axen verlängert werden darf. a) Construction der Ellipse, wenn die grosse Axe verlängert werden kann. Es sei (Fig. 64) AB die grosse, CD die kleine Axe, und EFGH das diesen Axen entsprechend umschriebene Rechteck. Man verlän- gere die grosse Axe AB über B hinaus, beschreibe über AB aus O mit dem Radius gleich OB einen Bogen Bu, nehme auf demselben einen beliebigen Punkt X an, fälle aus diesem eine Lothrechte auf die grosse Axe, welche in Z geschnitten wird. Nun beschreibe man aus B mit dem Radius gleich der Entfernung BK einen Halbkreis, der die grosse Axe in M und deren Verlängerung in N schneidet. Wird endlich aus E durch den Punkt Z eine Gerade geführt, sodann ur Far Construction des Kreises und der Ellipse. 97 C mit M und N verbunden und die CM so verlängert, dass die aus E geführte Gerade geschnitten wird, so erhält man P und Q als Ellip- senpunkte. | Führt man aus F ebenfalls durch Z. eine Gerade und aus D durch M und N zwei Geraden, so schneiden sie sieh ebenfalls in zwei Punkten, d. i. in ?' und 0‘, welche zu den früheren zwei Punkten eorrespondirende Punkte sind. Zu diesen vier so gefundenen Punkten werden in der unteren Hälfte der Ellipse auch die vier correspondirenden Punkte, wie dies durch Pfeile angezeigt ist, gefunden. b) Construction der Ellipse, wenn der grössere conjugirte Durch- messer verlängert werden kann. Sind AB und CD (Fig. 65) die beiden eonjugirten Durchmesser, und ZFGH das diesen Axen entsprechende Parallelogramm, so ver- längere man die AB über B hinaus, beschreibe aus O mit OB einen Bogen Bu, nehme auf demselben einen beliebigen Punkt J an, fälle von demselben eine Ordinate JK, lege die gedachte Sehne BJ um den Punkt B einmal in die Axe und dann in deren Verlängerung um, wie dies mittelst des gezogenen Halbkreises angedeutet ist, und verfahre im Übrigen wie im vorhergehenden Falle. c) Construction der Ellipse, wenn nur die kleine Axe verlängert werden darf. Es sei (Fig. 66) AB die kleine und CD die grosse Axe; man verlängere die kleine Axe AB über B hinaus, beschreibe über dieser . Axe einen Halbkreis oder nur einen Bogen (hier den Halbkreis AC’B), nehme auf demselben einen beliebigen Punkt Jan, fälle von demselben eine Normale auf AB und mache LB=BM== der Entfernung BJ ; wird endlich aus F durch den Fusspunkt X der Ordinate JK eine Gerade geführt, sodann C mit M und L verbunden und die CZ bis P verlän- gert, so ist N der eine und P der zweite Punkt der Ellipse. Werden ferner die Linien @Q, DQ und DM gezogen, so erfolgen abermals zwei Punkte der Ellipse. Die correspondirenden Punkte werden auf bekannte Art gesucht, wie dies aus der Figur ersichtlich ist. d) Construction der Ellipse, wenn nur der kleinere conjugirte Durchmesser verlängert werden darf. Es sei (Fig. 67) AB der kleinere, CD der grössere conjugirte Durchmesser, und EF@GH das diesen Durchmessern entsprechend Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 7 98 Fialkowski. umschriebene Parallelogramm. Soll in diesem nur die AB verlängert werden, so wird auch hier so verfahren wie im vorhergehenden Falle, wie sich dies aus der Figur ersehen lässt. Wie man aus allen diesen Fällen sieht, muss man jedesmal das den gegebenen Axen entsprechend umschriebene Rechteck oder Parallelogramm oder wenigstens dessen zwei Eckpunkte bestimmen; allein da es jedesmal besser ist in jedem der vier Endpunkte der gegebenen Axen Tangenten zu ziehen, weil dadurch sehr leicht ver- hütet wird, dass die Ellipse über dieselben nicht hinaustritt, so ist auch das jedesmal umschriebene Rechteck oder Parallelogramm gar nicht überflüssig; von den anderen Linien aber werden diejenigen weggelassen werden können, welche zuletzt gezogen werden sollen, weil man an den betreffenden Stellen nur einen Einschnitt zu machen braucht. Wenn man also dies streng nimmt, so brauchte man hier in jedem der vier Fälle nur zwei Hilfslinien zu ziehen, d. i. diejenigen nur, welche aus den zwei Eckpunkten durch den Fusspunkt der Ordi- naten geführt werden. In der Fig. 64 sind diese EQ und FO’; in Fig. 65 sind FR und @®; in Fig. 66 sind F'’P und @0, und in Fig. 67 sind FR und @P solche Linien, in deren jeder zwei Punkte der Ellipse liegen. $. 58. B. Construetion der Ellipse mit Hilfe des im $.55 angegebenen Satzes, wenn gar keine Axe verlängert werden darf. Es soll in dem Trapeze EFGH (Fig. 68) als dem perspectivi- schen Quadrate, in welchem AB und CD als gegeben betrachtet werden können, eine Ellipse construirt werden. Betrachtet man die früheren vier Fälle genau, so ergibt sich sogleich, dass auch hier die Construction nicht schwer ist; wird also AB als der Durchmesser desjenigen Kreises angenommen, durch des- sen Umdrehung die einzuschreibende Ellipse entstanden gedacht wird, so ist CD als ein zweiter perspectivischer Durchmesser. Wird nun aus O mit OB ein Bogen beschrieben, in demselben irgend ein Punkt angenommen, von demselben eine Ordinate gefällt, die Ent- fernung BJ in die AB um den Punkt B umgelegt, sodann aus C und D durch den Punkt Z, und aus F und @ durch den Punkt X Gerade geführt, so sind die zwei Durchschnittspunkte dieser vier Geraden, Construction des Kreises und der Ellipse. 99 d. i. Mund N Punkte der in das perspectivische Quadrat EFGH ein- zuzeichnenden Ellipse. Aufähnliche Art wird man daher in jedem Rechtecke oder Paral- lelogramme, ohne dass man die Axen verlängert, Ellipsenpunkte bestimmen können, wobei jedesmal nur zwei Punkte erfolgen, wenn vier Linien gezogen werden; allein auch hier können zwei wegge- lassen werden, indem man in den zwei aus den Eckpunkten geführten Geraden Einschnitte macht. $. 39. Construetion der Diagonalpunkte, ohne dass irgend eine der zwei Axen verlängert werden darf. Es sei zur Construction der Ellipse das perspectivische Quadrat EFGH (Fig. 69), folglich auch die AB und CD gegeben; man ziehe die beiden Diagonalen EG, FH, errichte im Mittelpunkte O die JO 1 AB, mache JO = BO —= AO, und beschreibe mit dem Radius gleich der Entfernung. AJ aus A den Bogen JK, und aus B den Bogen JL. Werden endlich aus C und D durch K und Z vier Gerade so geführt, dass die Diagonalen geschnitten werden, so sind die da- durch erhaltenen vier Durchschnittspunkte, d. i. M, N, P, Q die ver- langten Diagonalpunkte der in das perspectivische Quadrat EFGH einzuschreibenden Ellipse. Wie man aus der Figur sieht, werden in jedem perspectivischen Quadrate zwei der vier Punkte viel schärfer und deutlicher erhalten als die anderen zwei; man wird sich daher an jene mehr als an diese halten müssen. Bei einem Parallelogramme werden je zwei und zwei in der- selben Diagonale liegenden Punkte gleich scharf geschnitten, bei einem Rechtecke werden alle vier unter einem gleichen, mehr oder weniger deutlichen Schnitt erhalten, je nachdem die Differenz der beiden Axen mehr oder weniger gering ist. Es ist jedoch diese Methode viel einfacher als die in den ersten $$. dieser Abhandlung angegebenen, weil man hier weder den Durchmesser zu verlängern noch keine Eintheilung zu machen braucht; ja man kann sogar die drei Bögen, welche hier zur Bestimmung der zwei fixen Punkte X und Z beschrieben worden sind, wie auch die vier Geraden, welche durch diese zwei Punkte aus C und D gezogen wurden, weglassen, indem man in den Diagonalen nur die Einschnitte macht. q* 100 Fialkowski. 8. 60. Allgemeines Verfahren, beliebig viele Punkte einer Ellipse zu finden, ohne dass eine von den zwei Axen oder einer von den zwei eonjugirten Durchmessern ver- längert zu werden braucht. Es sei (Taf. X, Fig. 70) AB der grössere, CD der kleinere con- jugirte Durchmesser, und EFG@H das diesen Durchmessern entspre- chend umschriebene Parallelogramm. Man beschreibe aus O mit OB den Bogen Bu, nehme auf demselben beliebig viele Punkte an, hier drei, d.i. a, b, c, fälle von jedem derselben eine Ordinate auf AB, und ziehe aus jedem der zwei Ecken Fund @ durch die Fusspunkte dieser Ordina- ten gerade Linien. Werden nun die diesen Ordinaten entsprechenden Sehnen Ba, Bb, Be in die AB um den Punkt B umgelegt, und aus C und D durch die auf diese Art erhaltenen Punkte m, n, p Gerade geführt, bis die ihnen entsprechenden aus den Eckpunkten gezogenen Geraden geschnitten sind, so erhält man hier die Punkte I, II, IH und I’, I’, II’. Die Richtung der letzteren sechs Linien wurde nur mittelst Pfeile bezeichnet. Werden zu den so gefundenen sechs Punkten auch die corre- spondirenden Punkte gesucht, so erhält man bei Annahme von drei Punkten auf dem Hilfsbogen im Ganzen 16 Punkte für die zu zeich- nende Ellipse. Auf diese Weise kann man für jeden gegebenen Fall beliebig viele Punkte finden. 8. 61. Construetion der Polygone in den perspeetivischen Ebenen. Mit Hilfe der aufgestellten Sätze von der Construction des Krei- ses, kann man jedes Polygon, welches in einer verticalen, horizontalen oder in irgend einer gegen die Bildfläche schiefen Ebene, in die per- spectivisch horizontale, verticale, oder in irgend eine schiefe Ebene bringen, ohne dass man sich des Distanzpunktes bedient, wie dies sogleich gezeigt werden soll. Es sei (Fig. 71) das sternförmige Polygon acegilin der ver- tiealen Ebene gegeben; man soll dies in die perspectivisch-horizon- tale Ebene drehen, wenn das Auge in unendlicher Entfernung ange- ncmmen wird. Natürlicher Weise muss hier die verkürzte Linie ce‘ gegeben sein. Es wird also das dieser Sternfigur umschriebene Qua- drat CDEF nach der Drehung in ein Parallelogramm übergehen, Construction des Kreises und der Ellipse. 101 welches alsdann C’D‘E’F' sein wird. Es handelt sich daher hier nur um die vier Punkte a, e, g, !, welche vermöge $. 31 (Fig. 33 u. 34) auf eine höchst einfache Art gefunden werden. Ist nämlich das Paral- lelogramm C'D'E'F' gezeichnet, so ziehe man in diesem eine von den zwei möglichen Diagonalen (in deren Verlängerung in unendlicher Entfernung der Distanzpunkt sich befinden muss); fälle von den Punkten @ und e die al und eg lothrecht auf AB, und führe durch die Punkte » und p die a'l‘ wie auch e‘g‘ parallel zu C‘F'. Werden end- lich die ap so wie en um ihre Fusspunkte beiderseits in die Axe p 'n' umgelegt und durch die so erhaltenen Punkte p‘ und p'' zu der gezogenen Diagonale CE‘ Parallele geführt, bis die durch p und » parallel zu €’F’ gezogenen Geraden geschnitten werden, so erhält man die vier verlangten Punkte, welche hier «', e', g’, !', sind. Diese mit einander, wie auch andere schon bestimmten Punkte durch Gerade verbunden, geben die verlangte Sternfigur in der Ebene C'D'’E'F', wie aus der Figur ersichtlich ist. Wären nun die Wege für die drei Punkte a, c, e, d. i. die entspre- chenden Ellipsen, welche während der Drehung beschrieben werden, gezeichnet, so könnte man mit Leichtigkeit jede beliebige Stellung dieses Polygons angeben. Auf diese Art kann man jedes beliebige regelmässige wie unregelmässige Polygon in einer beliebigen Ebene darstellen. 8. 62. Ist die Entfernung des Beobachters von der Tafel bestimmt, so müssen für einen jeden gegebenen Punkt zwei fixe Punkte in der Drehungsaxe gesucht werden, mittelst welchen man dann den gege- benen Punkt in die perspectivische Ebene bringt. Es sei (Fig. 72) der Punkt a in der verticalen Ebene gegeben, man soll ihn in die perspeetivisch-horizontale Ebene bringen. Bekanntlich wird jeder Punkt aus der verticalen Ebene in die perspectivisch-horizontale gebracht, wenn man eine diesem Punkte entsprechende Ordinate zieht, durch deren Fusspunkt eine Linie nach dem Hauptpunkte führt u. s. w. Allein wir wollen in dieser Aufgabe die Bedingung einführen, dass durch diesen Punkt die ihm entsprechende Ordinate nicht gezo- gen werden darf. Man wird daher in diesem Falle folgendermassen verfahren können: Es sei ZZ die Horizontal-Linie, vv’ die Vertiecal- 102 Fialkowski. Linie, deren Durchschnittspunkt @ der Augepunkt, und A der Distanzpunkt. Man ziehe also eine beliebige Gerade mn, führe durch deren Fusspunkt p eine Linie nach dem Hauptpunkte, mache mp=np, und zn'p perspectivisch gleich n'p = mp=np. Wird nun m mit a ver- bunden und die ma bis zu der Axe xy verlängert, so ist b der eine fixe Punkt; wird ferner 2 mit « verbunden, so ist e der zweite fixe Punkt; da also der Punkt m‘ in der perspectivisch-horizontalen Ebene ist, so liegt der Punkt « in der Geraden m'b; aber eben aus dem Grunde liegt derselbe Punkt auch in der Verlängerung der Geraden n’'c, folglich muss er im Durchschnittspunkte dieser zwei Geraden und daher in @' sein. Sind mehrere Punkte gegeben, so können alle solche mittelst der zwei Punkte m‘ und »‘ in der verlangten Ebene entsprechend gefunden werden, ohne dass man sich weiters des Distanzpunktes bedient. | Si Construetion eines regelmässigen Fünfeckes in der perspectivisch-horizontalen Ebene. Es sei (Fig. 73) das regelmässige Fünfeck abede in der verti- calen Ebene, welche zugleich parallel zur Bildfläche ist, gegeben. Die- ses Fünfeck soll in derjenigen perspectivisch-horizontalen Ebene ge- zeichnet werden, welche durch den horizontalen Durchmesser des die- sem Polygone umschriebenen Kreises normal auf die Tafel gelegt wird. Man ziehe zu diesem Behufe CO und BD _L AB, verbinde die Fuss- punkte dieser Senkrechten mit dem Augepunkte durch Gerade, und suche auf diesen mittelst des Distanzpunktes die dem Punkte c, € und D entsprechenden Punkte e’C’ und D'. Ist dies geschehen, so ver- binde man den Punkt ce mit a durch eine Gerade, welche die ABin «a schneidet, führe dann aus D durch den Eckpunkt a dieses Fünfeckes eine Gerade bis die Axe @y in a” geschnitten wird, und man erhält zwei fixe Punkte «’ und a”; wird alsdann D’ mit a” verbunden, und aus c’ durch @’ eine Gerade geführt bis die D’«” geschnitten wird, so ist der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden, d. i. «'' das Bild des Punktes « in der perspectivisch-horizontalen Ebene. Wird ferner C mit b verbunden, so ist 6’ der eine fixe Punkt, und ch bis zu der Axe verlängert gibtden zweiten fixen Punkt 5’ ; daher c' mit 5” verbunden, und aus €’ dureh 5’ eine Gerade geführt, gibt Construction des Kreises und der Ellipse. 103 den gesuchten Punkt 5’ ebenfalls in derselben Ebene. Die anderen . zwei Punkte d’ und e’ werden mittelst der durch die gefundenen Punkte gezogenen Parallelen bestimmt. Streng genommen braucht man für jeden Punkt nur eine Gerade zu ziehen, weil die zwei fixen Punkte nur mittelst des Einschneidens gefunden werden, wie bereits erklärt wurde. $. 64. Construetion eines unregelmässigen Polygons in der perspectivisch-horizontalen Ebene. Die Construetion unregelmässiger Polygone geschieht auf eben diese Art, wie die der regelmässigen; mit dem Unterschiede, dass dabei mehr fixe Punkte bestimmt werden müssen, weil keine corre- 'spondirenden Punkte vorhanden sind, oder wenigstens ist es selten der Fall, dass es solche gibt. Im Allgemeinen muss hierbei über der Axe ein Quadrat verzeich- net werden, wie hier (Fig. 74) das Quadrat MNPOQ, dessen zwei Eckpunkte M und N so beschaffen sein müssen, dass man von diesen aus, durch die Polygonpunkte Gerade geführt, die Schnittpunkte in der Axe erhalten kann, d. h. es müssen die Punkte M und N bedeutend höher oder niederer als alle Polygonpunkte liegen; wo im letzteren Falle die in der Axe liegenden Punkte ausgenommen sind. Man verbinde also die Fusspunkte P und Q der Verticalen MP und NO mit dem Augepunkte 2, und mache M’P perspectivisch gleich MP und ebenso N’Q perspectivisch gleich NO; mittelst dieser zwei Punkte werden die gegebenen Polygonpunkte auf folgende Art bestimmt: Der Punkt a hat in Bezug auf den Punkt M den fixen Punkt in «’ und in Bezug auf den Punkt N, den fixen Punkt @”; es liegt somit der fragliche Punkt in der Geraden M’a’ und in der Gera- den N’a”, folglich im Durchschnittspunkte dieser zwei Geraden, 4.1. ma": Auf dieselbe Weise werden auch alle übrigen Punkte Sefün den, wie die Figur zeigt. f Am Schlusse dieser Construction erhält man zuweilen die letzten Punkte nur durch die Verlängerung der Seiten. So findet man den Punkt f”’ indem man nur in Bezug auf den Punkt M den einen fixen Punkt f sucht, fg bis zu der Axe verlängert, M’ mit f’ verbindet und aus f”’ durch g'” eine Gerade führt. 104 Fialkowski. S. 65. Construction der Ellipse von der Ellipse in den perspectivischen Ebenen. Einen viel grösseren Vortheil gewährt die im vorhergehenden. angegebene Verfahrungsart bei der Construction einer Ellipse von der gegebenen Ellipse. Dieser Fall tritt dann ein, wenn das Bild eines Kreises gezeichnet werden soll, dessen Ebene einfach oder doppelt schief gegen die Tafel ist, denn wenn man in jedem dieser Fälle dem gegebenen Kreise ein Quadrat umschreibt, so ist dessen Bild nach der orthogonalen Projection in der horizontalen Ebene für den ersten Fall ein Rechteck und für den zweiten Fall ein Parallelo- gramm, und daher wird jedesmal das Bild des gegebenen Kreises eine Ellipse sein. Ist also die horizontale Projeetion eines Kreises gegeben, so kann man in dieser Projectionsebene nach der angegebenen Art die Hilfspunkte der Drehungsaxe suchen, und solche auch in der per- spectivisch-horizontalen Ebene bestimmen. Da aber jedesmal das perspeetivische Parallelogramm gezeichnet werden muss, und da bekanntlich der Ellipse unzählig viele Parallelogramme umschrieben werden können, so folgt daraus, dass man auch ein Parallelogramm verzeichnen kann, dessen zwei Seiten parallel zur Basis der Tafel sind. Ist dies geschehen, so findet man auch sehr leicht den zur Basis in der perspectivisch-horizontalen Ebene parallelen Durch- messer, mittelst dessen man auch beliebig viele Punkte der Ellipse finden kann, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen. Wir wollen uns aher hierbei, um die Sache desto deutlicher zu geben, des geometrischen Grundrisses bedienen. Nehmen wir also zuerst den Fall an, wenn die Ebene des Kreises schief gegen die horizontale Projectionsebene ist, und normal auf der Tafel, ohne dabei horizontal oder vertical zu sein. Es sei also in diesem Falle (Taf. XI, Fig. 75) A’ B’ die grosse und €’ D’ die kleine Axe der Ellipse A’C’B'D', welche dem Recht- ecke EF'@ H eingeschrieben ist. Es sei ferner E’F’ die horizontale und E’ @" die verticale Trasse derjenigen Ebene, in welcher der Kreis sich befindet, dessen Bild die Ellipse A’ C’B'D’ in der horizontalen Ebene ist. Man zeichne also das Rechteck EFGH perspectivisch gleich dem Rechtecke EF'@H, ziehe in diesem die beiden Diagonalen, Construction des Kreises und der Ellipse. 105 und durch deren Durchschnittspunkt O die CD || zur Basis der Tafel, so ist CD als der Durchmesser desjenigen Kreises anzusehen, durch dessen Drehung aus der vertiealen Ebene in die perspectivisch- horizontale diejenige Ellipse entstanden gedacht wird, welche in das Rechteck EF@H eingeschrieben werden soll. Es ist somit dieser Fall auf den im $. 22, Fig. 28 zurückgeführt, und hinsichtlich der weiteren Construction als ein solcher behandelt. Es wird nämlich, wie in Fig. .28 die CD verlängert, durch O eine CD Senkrechte geführt, O0" = 0D" = = gemacht, sodann in C nach aufwärts und in D nach abwärts Lothrechte gezogen, und mittelst dieser wie auch mittelst der zwei Punkte C” und D” auf der Axe XX' die fixen Punkte als Hilfspunkte und dann auch die der Ellipse, wie in $. 22, Fig. 28, gesucht. $. 66. Construction der Ellipse von der Ellipse, wenn in der Projec- tionsebene keine von den zwei Axen gegeben ist. Ist bei der Projection eines Kreises, dessen Ebene doppelt schief gegen die Bildfläche also weder die grosse noch die kleine Axe der so erhaltenen Ellipse gegeben, oder wenn solche auch gegeben wären, keine von denselben parallel zur Basis der Tafel, so lässt sich auch dieser Fall auf einen einfachen redueiren. Es braucht hierbei nur die Projeetion des Mittelpunktes gegeben zu sein, wo dann durch diesen Punkt ein zur Basis paralleler Durch- messer gezogen, und mittelst der Tangenten auch ein zweiter als con- jugirter Durchmesser aufgefunden werden kann. Es sei nun (Fig. 76) die Ellipse A’C’B’D' als die horizontale Projection eines Kreises, dessen Ebene doppelt schief gegen die beiden Projectionsebenen ist; es sei ferner 0’ der Mittelpunkt dieser Ellipse. Man ziehe A’B’ parallel zur Basis der Bildfläche, ferner EF' | @H | A’B’, suche die Berührungspunkte C’ und D', verbinde sie mit ein- ander durch eine Gerade und ziehe E’H’ || F'@’ || CD’. Man bringe ferner AB’ und C’ D’ in die perspectivisch-horizontale Ebene, wodurch man in derselben die zwei Geraden AB und CD erhält. Es ist also AB als der Durchmesser desjenigen Kreises anzusehen, durch dessen Drehung aus der verticalen Ebene um diesen horizon- talen Durchmesser in die perspectivisch-horizontale Ebene die zu zeichnende Ellipse entstanden gedacht wird. 106 Fialkowski. Wird also AB beiderseits verlängert, ferner Au, pg und Bw normal auf AB gezogen, sodann Op = Og gemacht, so kann man im Übrigen ganz nach der im &. 22, Fig. 28 angegebenen Weise ver- fahren, wie dies aus der Figur zu ersehen ist, wo hier mittelst der vier fixen Punkte mnr's' acht Punkte für die zu zeichnende Ellipse gefunden wurden. 8 67. Construction der Ellipse von der gegebenen Ellipse, wenn jene durch die Drehung um die grosse Axe aus der verticalen Ebene in die perspectivisch -horizontale entstanden gedacht wird. Es sei (Fig. 77) die Ellipse ACBD in der verticalen Ebene so gegeben, dass die grosse Axe AB parallel zur Basis der Tafel ist; es sei ferner ZZ die Horizontal-Linie, vv’ die Vertical-Linie, A der Distanzpunkt und @ der Augepunkt. Man verlängere die grosse Axe AB beiderseits, ziehe zwei Lothrechte in beliebiger Entfer- nung von einander, also MPund NB_LAB, mache MP=NB=BP, führe dann durch die Fusspunkte dieser zwei Senkrechten, also durch P und B gerade Linien nach dem Augepunkte, mache MP = MP —D'P= N Bin der durch AB gelegt gedachten perspectivisch- horizontalen Ebene. Es entspricht also der Punkt M’ demPunkte M, der Punkt N dem Punkte N u. s. w. Nun führe man aus dem Punkte M eine Gerade Mm so, dass die gegebene Ellipse in zwei Punkten « und b geschnitten wird; da nun die Punkte M’ und m in der perspeecti- visch-horizontalen Ebene liegen, und die Gerade M’'m der Mm ent- spricht, so müssen in derselben Ebene auch die zwei Punkte « und b liegen; wird ferner aus N durch a die Gerade N«, und aus dem- selben Punkte durch 5 die Gerade Nß gezogen, so liegen die zwei Punkte a und 5 auch in diesen Geraden, welche die zwei fixen Punkte n und p haben. Werden endlich aus N’ durch die zwei fixen Punkte 2» und p Gerade geführt, d. i. Nn« und Npß’, so sind die zwei Durchschnittspunkte dieser zwei Geraden, mit der Geraden M'm, d. i. a’ und b’ Punkte der verlangten Ellipse. Da ferner die zwei aus N gezogenen Geraden die gegebene Ellipse in « und ß schneiden, so benützt man dies, verbindet « und B mit M, bestimmt dadurch die zwei fixen Punkte r und g, führt dann durch diese aus MW Gerade, wodurch sich « und P’ als die zwei anderen Punkte der verlangten Ellipse ergeben. Construction des Kreises und der Ellipse. 107 ° Werden zu diesen Punkten auch die correspondirenden Punkte gesucht, so hat man im Ganzen zwölf Punkte der zu zeichnenden Bllipse. Um auch hier das Anhäufen von Linien zu vermeiden, verfahre man auf die bereits angegebene Weise, und lasse bei der Bestim- mung der fixen Punkte die unnöthigen Hilfslinien weg, indem man nur die Einschnitte in der Axe macht. Wird z.B. der fixe Punkt m bestimmt, « und 5b markirt, so braucht man die Gerade Mm nicht zu ziehen, sondern die Kante des. Lineals um den fixen Punkt m bis auf M’ zu drehen und nur die M’'m zu ziehen u. s. w., was der praktische Zeichner ohnehin leicht ein- sehen wird. Man braucht also auch hier, um zwei Punkte der Ellipse zu bestimmen, nur eine einzige Linie zu ziehen, wenn sonst die Hilfs- punkte so wie die fixen Punkte gehörig aufgefunden und kennbar bezeichnet werden. Wie man aus diesem Beispiele sieht, ist die Construction der ' Ellipse von der Ellipse höchst einfach; und zwar aus dem Grunde, weil jede aus dem einen oder dem andern Hilfspunkte M oder N gezogene Gerade die gegebene Ellipse in zwei Punkten schneidet, aber nur Einen fixen Punkt hat. Auch ist die angeführte Construction allgemein giltig und in den meisten Fällen anwendbar, mag die Drehungsaxe durch den Mittel- punkt der Ellipse gehen, dieselbe schneiden, berühren, oder ausserhalb derselben gegeben sein. $. 68. Zum Schlusse dieser Abhandlung wollen wir nur noch eine Aufgabe anführen, deren einfache aber auch allgemeine Lösung bisher nicht bekannt ist, nämlich: Es soll eine Ellipse construirt werden, wenn nur eine Axe und eine Tangente gegeben ist. Die Anwendung dieser Aufgabe kommt, wie Taf. XII, Fig. 78 und 79 zeigt, in der Baukunst bei der Construction der Bohlendächer vor, wo nämlich die Kanten der Sparen ED und DH Fig. 78 als die Tangenten, und die Spannweite AB als die grosse Axe gegeben ist, OC aber nicht bekannt ist. Hier handelt es sich vorerst um die geometrische Construction der Berührungspunkte der gegebenen Tangenten, alsdann aber über- 108 Fialkowski. haupt um die Construction beliebig vieler Punkte für die zu zeich- nende Ellipse. Bekanntlich sind hierbei zwei Fälle zu unterscheiden, denn ent- weder werden sich die zwei gegebenen Geraden, gehörig verlängert, noch auf der Zeichenfläche schneiden, oder es ist dies nicht der Fall. Die Lösung des ersten Falles findet man wohl in den Lehr- büchern der analytischen Geometrie, allein die des zweiten nicht, und es dürfte daher die Lösung des zweiten Falles durch die Con- struction nicht überflüssig sein; sie ist folgende: Es sei (Fig. 80) AB die grosse Axe und fg die Richtung der Tangente, welche durch die Ordinaten Am und Bn gegeben ist. Der Berührungspunkt dieser Tangente wird gefunden, wenn man Am über A nach abwärts verlängert, Ag —= Am macht, g mit n durch eine Gerade verbindet, welche die gegebene Axe in O' schneidet, und in diesem Durchschnittspunkte eine Senkrechte errichtet, bis die gegebene Tangente in E geschnitten wird; so ist Z der gesuchte Berührungspunkt. Wird ferner Bp = Bn gemacht, und durch p und g eine Gerade geführt, so ist diese, d. i. t' g‘, eine zweite Tangente der zu zeich- nenden Ellipse. Man kann daher, wenn eine Tangente gegeben ist, auch eine zweite auf diese Art sehr leicht auffinden, und daher ein Trapez hier mnpg construiren, in welchem sich nach bekannten perspectivi- schen Grundsätzen eine Ellipse einschreiben lässt, welche dann die verlangte Ellipse sein wird. Um für diese Ellipse beliebig viele Punkte zu bestimmen, wird ferner Fig. 80° aus O' mit dem Radius O'E = O'F der Hilfskreis A'’EB'F beschrieben, und nach einer oder der andern von uns an- gegebenen Methode vorgegangen, indem man EF als Drehungsaxe annimmt und in derselben die erforderlichen fixen Punkte aufsucht. Man wird also auch hier am bequemsten zuerst die Diagonal- punkte suchen, indem man aus E mit dem Radius gleich AE die ‘ Verlängerung der Axe FE in @ schneidet, sodann @ mit A und B verbindet, wodurch die Diagonalen in H und X geschnitten werden; die mit diesen zwei Punkten correspondirenden Punkte werden auf bekannte Art gefunden. Da hier die Punkte oberhalb der Axe AB verschieden hoch liegen, so werden mittelst der zur grossen Axe AB gezogenen WERE Construction des Kreises und der Ellipse. 109 Parallelen noch vier Punkte, somit im Ganzen zwölf Punkte für die zu zeichnende Ellipse gefunden. Man kann aber mittelst der Ordinaten oder nach $. 22, Fig. 28 auch noch mehr Punkte sehr leicht finden. Es erübrigt uns noch bei dieser Aufgabe, die Auffindung der kleinen Axe zu bestimmen, deren Richtung ohnehin bekannt ist; denn legt man durch den Halbirungspunkt O der grossen Axe die CD loth- recht auf AB, so liegt in dieser die kleine Axe. Hat man nun zuerst mehrere Punkte der Ellipse aufgefunden und diese gezeichnet, so wird dadurch gewissermassen auch die kleine Axe begrenzt. Man untersucht also die Richtigkeit der Endpunkte der so er- haltenen Axe, z. B. des Punktes C', auf folgende Art: Es wird näm- lich der zu untersuchende Punkt C’ mit A durch eine Gerade ver- bunden, aus E mit EL ein Halbkreis beschrieben, welcher den aus O0‘ beschriebenen Kreis in J schneidet; ferner aus J die JJ‘ normal auf EF gezogen, und aus m durch J' eine Gerade geführt, bis sie die AC' schneidet; erfolgt nun der Durchschnittspunkt dieser zwei Geraden in der Geraden CD, so ist dieser ein Endpunkt der kleinen Axe 1). $. 69. Um das im letzten Paragraphe angegebene Verfahren gehörig zu begründen, wollen wir annehmen, dass sich die zwei gegebenen Geraden, d. i. die grosse Axe und die Tangente, wenn sie gehörig verlängert werden, noch auf der Zeichenfläche schneiden, wie Fig. 81 zeigt. Es sei also AB die grosse Axe und m'n‘ die Tangente, welche sich in & schneiden, durch welchen Durchschnittspunkt aber auch die correspondirende Tangente p‘g' gehen muss. Legt man nun durch A und B die Verticalen m‘g' und n'p', so entsteht dadurch das Trapez m’ n'p'g‘, in welchem die Diagonalen gezogen und bis zu der durch den Punkt @ gezogenen Geraden ZZ‘ verlängert, dieselbe in A und A’ schneiden. Es ist daher 2 der Augepunkt, A, A’ die Distanzpunkte, und 2A =Q& A’ die Ent- fernung des Beobachters von der Tafel. Somit ist hier m’n'p'g' das perspectivische Quadrat, welches bei dieser Distanz aus dem geometrischen Quadrate mpg entstanden ist, und weil die Distanz 1) Wir behalten uns vor über die Bestimmung der Axen als ein Anhang zu dieser Abhandlung vorzulegen. 110 Fialkowski. zu gering ist, als ein verzehrtes Bild dieses Quadrates erscheint. Denn wie bekannt, erscheint ein und derselbe Kreis bei verschie- denen Distanzen des Beobachters auch verhältnissmässig mehr oder weniger gestreckt und gedrückt, jedoch behält er immer die Form einer Ellipse. Wird die Distanz gleich o, so ist dann die grosse Axe & lang, ist hingegen die Distanz oo gross, so wird die grosse Axe = 0 u. Ss. w., was allerdings auch von anderen Punkten abhängt. Ebenso kann man sich diese Ellipse durch die Drehung des aus 0’ mit O‘F über EF in der verticalen und zur Tafel parallelen Ebene beschriebenen Kreises entstanden denken, wobei nach den Grund- sätzen der Perspective mg || np als Parallele zur Tafel auch nach der Drehung stets parallel bleiben müssen, während mn und pg, gehörig verlängert durch den Augepunkt @ gehen müssen, wenn der Kreis aus der verticalen und zur Tafel parallelen Ebene in die per- spectivisch horizontale und normale auf die Tafel gedreht wird. Kommt dann bei der Drehung dieses Kreises der Punkt A nach A‘, so muss gleichzeitig B nach B‘ kommen, indem die aus A und A’ durch O0’ gezogenen Geraden, die in B errichtete Senkrechte in = und p' schneiden u. s. w. Es kommt m nach m’, n nach n, p nach p’ und g nach g’, und somit ist m'n'p’g’ das Bild des Quadrates mnp g. ü Was also von diesem Quadrate gilt, das gilt auch von jedem Punkte der Ellipse, indem ein jeder solcher bei der bestimmten Distanz verhältnissmässig seine Lage verändern musste. Die Richtigkeit der Construction bei der Bestimmung beliebiger Anzahl von Punkten für die Ellipse erfolgt aus der früher erklärten Verfahrungsart (Fig. 21 — 24). Aus der näheren Betrachtung der Fig, 81 folgt ferner, dass man auch in dem 1. Falle, wenn die zwei gegebenen Linien sich noch auf der Zeichenfläche schneiden, sowohl den Berührungspunkt als auch beliebig viele Punkte der Ellipse auf eine höchst einfache Art auf- finden kann. Denn man braucht nicht einmal die beiden gegebenen Linien bis zu ihrem gemeinschaftlichen Durchschnittspunkte zu ver- längern und ebenso auch nicht über der grossen Axe einen Kreis zu beschreiben, sobald man die von uns angegebene Verfahrungsart kennt, wie in einem geometrischen Trapeze oder perspectivischen Quadrate die Ellipsenpunkte gefunden werden. | Construction des Kreises und der Ellipse. 111 8.70. _ Wir haben in Fig. 12 und 13 bereits erklärt, dass man sich eine und dieselbe Ellipse auf verschiedene Art entstanden denken kann. In Fig. 12 und 13 entstehen die Ellipsen durch die Drehung zweier verschiedener Kreise, wovon der eine über der grossen und der andere über der kleinen Axe beschrieben wird. Wird also über der grossen Axe (Fig. 81) ein Quadrat MNPOQ verzeichnet, so dass die grosse Axe eine zu den zwei gegenüber- liegenden Seiten dieses Quadrates parallele Halbirungslinie bleibt, und in diesem Quadrate ein Kreis eingeschrieben, so kann man sich die Ellipse AC’BD’ auch durch die Drehung dieses Kreises entstanden denken. Diese Entstehungsart kann man aber nur dann benützen, wenn die Lage des Punktes C nach der Drehung bestimmt ist, was bei der vorgelegten Aufgabe in der Baukunst nie der Fall ist. ‘Eine nähere Betrachtung der vorgelegten Aufgabe (Fig. 80) zeigt uns, dass jedesmal, wenn eine Tangente gegeben ist, stets sechs Tangenten als gegeben betrachtet werden können, wovon je zwei und zwei correspondirende Tangenten sind. In dem angeführten Falle werden zur Construction der Ellipse vier Tangenten benützt, d. i. diejenigen zwei, welche die Verlängerung der grossen Axe schneiden oder schneiden sollen, und die zwei, welche in den Endpunkten der grossen Axe normal auf diese gezogen werden. Es entsteht hierdurch das geometrische Trapez, welches in Bezug auf den Augepunkt so wie auf den Distanzpunkt nichts anderes als ein perspectivisches Quadrat ist, ohne welches man die Lösung der vor- gelegten Aufgabe im zweiten Falle nicht im Stande ist auszuführen. Sind aber zwei verschiedene Tangenten gegeben, so können auch zwei verschiedene Trapeze, deren jedes die Höhe gleich der grossen Axe hat, gezeichnet werden, und bei der Bestimmung der - Ellipsenpunkte ist es hinreichend die vier Diagonalpunkte zu bestim- _ men, indem man mittelst der parallelen Sehnen auch die correspon- direnden Punkte sehr leicht auffinden kann, in welchem Falle also im Ganzen 24 — 26 Punkte der Ellipse, also mehr als ein geübter Zeichner braucht, gefunden werden. S. 71. Ganz allgemein wird diese Aufgabe gestellt, wenn man die Ördinaten, mittelst deren die Tangente bestimmt wird, unter einem beliebigen Winkel annimmt, wie Fig. 82 zeigt, wo dann die Axe 112 Fialkowski. AB nur einer von den zwei conjugirten Durchmessern ist, von Se zweiten aber nur die Richtung gegeben ist. Es ist daher in diesem Falle zur Construction der Ellipse eine Tangente {4 und ein conjugirter Durchmesser AB gegeben. Die Auflösung dieser Aufgabe ist folgende: Da die Richtung des zweiten conjugirten Durchmessers gegeben ist,:so ziehe man durch A und B die EF und HG || CD, mache AF = AE und BG = BJH, und verbinde @ mit F durch eine Gerade, wodurch das geometrische Trapez oder das perspectivische Quadrat EF@GH entsteht. Werden in diesem die beiden Diagonalen EG und FH gezogen, und durch den Durchschnittspunkt, welcher in der AB erfolgen muss, eine Parallele zu CD geführt, so sind Jund X Be- rührungspunkte dieser Tangenten an die zu zeichnende Ellipse. Wird ferner aus O0’ mit 0'’J = O'K über JK ein Kreis beschrieben, so ist er derjenige, durch dessen Drehung aus der vertiealen Ebene in die perspeectivisch-horizontale um die Axe JX die zu zeichnende Ellipse entstanden gedacht wird. Vergleicht man Fig. 81 mit 82, so sieht man, dass die Con- struction der letzteren ganz allgemein ist, denn es gibt in der per- spectivisch-horizontalen oder verticalen Ebene, welche normal auf der Bildfläche ist, jedesmal nur eine einzige Linie, welche geome- trisch entweder horizontal oder vertical ist; alle anderen Linien sind schief, indem sie nach .dem Hauptpunkte oder nach irgend einem andern Verschwindungspunkte convergiren. Es sind also Fig. 82 EF und GH, ferner JK und CD, welche zu einander parallel gezogen wurden, nichts anderes als die zur Basis der Tafel gezogenen Parallelen, wenn man sich die Glastafel oder die Bildfläche in EF und in deren Verlängerung aufgestellt denkt. Daher ist auch dieser Fall auf den im $. 22, Fig 28 reducirt, wo dann die Construetion der Ellipsenpunkte nach dieser oder jener Weise vorge- nommen werden kann. Wie man aus Fig. 82 sieht, braucht man hierbei nur die vier Diagonalpunkte zu bestimmen, weil man schon dadurch, indem sie in verschiedener Höhe sind, im Ganzen 14 Punkte für die zu zeichnende Ellipse erhält. Es ist daher die Lösung der zuletzt vorgelegten Aufgabe, wie wir gesehen haben, selbst dann höchst einfach, wenn man den Durch- schnittspunkt der beiden gegebenen Geraden auf der Zeichenfläche nicht erhalten kann, und die Richtung der beiden Axen beliebig ist. Aus d.k.k. Hof-u. Srantaieuckeren Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math.naturw. C1.XVI Bd. 1 Heft. 1855. NER BR I veden: i ne sie '$ N fi ı 2. RR ER ER un ee Irie chi ER 1 Br m et 51165 ker ah za derädsg AL iz bla ne Tinghendnn ah a 3% je BE RM 18 IR als K DT ; 53 RT SR ER RER BORUTN ge u: ji; RERE .— ER: ii nr eb Her en u en EN, AN a ; E, i "* % as Fo vr tere u. an Bun 3 ir 2 2 u don n - ” vr ei Bis EUR IT AT EN Ex Hmaw Ki ie a are Fre Ne Phone ER 3 nz ln Ten bene. ai Po DR BR a RN a Wa ER amt. Im, 2 Ds AH Fialkowski. Construction des Kreis und der Kllise. | Fig. 5. ee A i Be Aus d.k k Hof-u. Stantsdruckersi. Sitzungsb. d.k. Akad.d.W. mail: natuirw. U.XVi Bd.1 Heft. 1855. | je B Be FR Fe A Be RR. sch ——. EEE REM Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. Aus d. k.k.Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math. naturw. (1. XVI Bd. 1 Heft. 1855. ee BA I: nr Ab High: d “ \ „Anl * B; Be: Taf. I. Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. ) De { ı h RL | ı { i 1 f “ i NN N / 3 DIN 12 Er h 2 \ u Wr ei / \ N HE / v' Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d.W.math. nafurw. U.XVI Bd. 1 Heft. 1855. ı > v7 fi . ö 3 \ 5 4 o B % N en © r in 3 " * _ . A Hr: , n . & ‘ N Ir 1% r ® 3 5 \ . ’ 2 ’ EINEN. S P h ‚ Ye y en BU ng } % ; ; u N } 7 ı | n Se : \ 2 ; « 5 ' e F & e: Y \ PR , a N L u: di. = wg x f. Er Ä > i Sn ern en hen Bu Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. let iR Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad, d.W. math.naturw. C1. XVI Bd. 1 Heft. 1855. # - ? } bee ie n d 3 PT N Fr} o » { ” FR: N I y Ri Ba ER? j i [er £ 5 in N 5 uk N je R A er 3 ' ’ ) j N R \ , i er ER rt 78 7 . Re '$ } A M. } $) . n g: u, n) : F & 2) , H 4 BE % iu { hr ” vr % F 2 r “ Ä N a 2 { R n 1 u WER rn het le unab a Aa h h Fr I N AR. Min 5 | RR Mar sh» brennen Ming.» ’ Al y « ee z ri ’ Be a Bank n Kr ms Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. Taf. : HER = Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei.. Sitzungsb. d.k. Akad. d.W. math.naturw. Cl. XVI Bd. 1Heft. 1855. > ee re 2 ? h f , { $ ol DB Ir! { üf x pi ” 133 ee 34 R30 28720724 HS =: 277 Saz os I EI- Aus d.k.k.Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d. W. math. naturw. (1.XVI Bd. 1 Heft. 1855. IK a ! P u, Li N Br 4 f Ä 4 , N f En; * r n T R “ ih Bi h Y \ ’ De: 4 A N < Ex oh, m. Ferm H 5 k y Bing: j # e pe % che Er 7 ! 4 Kl PAE: R I 0 ART a! I “ vn ui ‚ ‘ | Bert 4 , nr A 2 { al Bam N a na m... ERLRETTT EN we ie Maar) Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellip se. —o- Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d.W. math.naturw. C1. XVLBd. 1Heft. 1855: ‚ A i ı- “ ‘ i u De RE OD - re % . er v . r “ h Pr 0 u ; f f r # “ ’ . 7 R W A N gaaanz a Bee Fr N V Aus d.k.k.Hof-u. Staatsdrückerei. Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math.naturw. (1. XV Bd. 1 Heft. 1855. 4 ii 7. Anand | Abd Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. UN, Be Fig. 70. Fig. 74. Aus d.k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math.naturw. (1. XVI Bd. 1 Heft. 1855. Taf. M. Aus d. k.k.Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math.naturw. Cl. XVI Bd. 1 Heft. 1855. V % f alkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. h Wi N ) u Bo \ Be aaa or 2 wenn 5 LEER, I RN 7,0 BR nd M. Aigner sc. Fialkowski. Construction des Kreises und der Ellipse. Taf. MT. p' p Aus d.k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d,W. math. naturw. C1. XVI Bd. 1.Heft. 1855. se ae 3 ben an a ar he Nr tern EI Nez N CHE IR R - eg u Ri WET BA 2] A Be RE ERN ' en r Ai h N | BE KOHL BERERE ID rare tn Wh hl ch er A a j, ed u I} Haidinger. Die konische Refraetion am Diopsid. 113 Auf ähnliche Art würde man verfahren, wenn die kleine Axe und verschiedene Tangenten gegeben sind, wie dies Fig. 79 zeigt, wo zugleich die Anwendung dieser Aufgabe versinnlicht wird. Da nun auch in diesem Falle die Construction der Ellipse ganz analog mit der im letzteren Falle angegeben ist, so finden wir es für überflüssig, selbe hier durchzuführen. Dass sich aus den hier aufgestellten und bewiesenen Construc- tionen auch noch andere ableiten lassen, ist wohl nicht zu zweifeln, welches der Untersuchung der Wissenschaft anheimgestelll bleibt. Die konische Refraction am Diopsid, nebst Bemerkungen über einige Erscheinungen der konischen Refraction am Aragon. Von dem w. M. W. Haidinger. 1. Als Vorwort zu einer Mittheilung, die sich auf den Diopsid bezieht, bitte ich um Erlaubniss, wenn auch nicht für mich selbst, eine Reelamation zu erheben, veranlasst durch meine frühere Darstellung der Geschichte der Studien in Bezug auf die Lage der optischen Axen desselben !). Meinem hochverehrten Freunde Gustav Rose verdanke ich nämlich die Kenntniss der Thatsache, dass Herr Dr. Julius Wilhelm Ewald in Berlin bereits im Jahre 1837, also mehrere Jahre vor Herrn Professor Miller’s Mittheilung in den Cambridge Transactions die Verhältnisse der optischen Axen des Diopsids mit vollständiger Genauigkeit dargestellt hat. Es geschah dies in seiner schönen Inaugural-Dissertation De Crystallis duorum axium opticorum dissertatio optica, die nur in lateinischer Sprache für sich veröffentlicht wurde, wovon aber leider keine Auszüge in die periodische wissenschaftliche Literatur übergingen. Aber Herrn Dr. Ewald’s Abhandlung enthält noch eine ee die als Berichtigung oder vielmehr als eine Ergänzung zu meiner früheren Angabe dienen kann, indem sie eine directe Beobachtung an die Stelle einer Schlussfolgerung stellt. Aus den Beobachtungen in Fig. 3 und Fig. 4 hatte ich nämlich für die Fig. 2 den Charakter 1) Pleochroismus einiger Augite und Amphibole. Sitzungsberichte d. kais. Akademie d. Wissensch. 1854. Bd. 12, S. 1074. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI, Bd. I. H£t. 8 114 Haidinger. der optischen rothen und blauen Axenkeile combinirt und geschlossen, dass für beide Axen die rothen Keile innen, zunächst der Ersten Mittellinie oder optischen Elastieitäts-Hauptaxe liegen. Herr Dr. Ewald dagegen untersuchte unmittelbar eine senkrecht auf die Hauptaxe geschnittene Platte, in welcher sich beide Ringsysteme gut vergleichen liessen. Sie waren von gleicher elliptischer Gestalt, aber unterschieden sich doch dadurch von einander, dass bei dem einen der blaue, bei dem andern der rothe Keil zu innerst lag — ?n altero systemate ruber, in altero caeruleus color ad interiorem partem versus est. Pag. 25. Welche Lage übrigens diese beiden verschie- denen Farbenkeile in Bezug auf die Krystallaxe des Diopsids haben, ist hier nicht gesagt, und daher eine wünschenswerthe Aufgabe für spätere Untersuchung. Jedenfalls gebührt Herrn Dr. Ewald die Anerkennung , dass er es war, der zuerst den oa Charakter der Diopsidkrystalle festgestellt hat. 2. Auch einer früheren Beobachtung derldio staurophanie des Diopsids muss ich hier gedenken, nämlich durch Herrn Biot, der vor langen Jahren die grünen Axenbüschel auf gelblichem Grunde wahrnahm, wie dies Herr v. Senarmont in seiner schönen Arbeit über die künstlich gefärbten pleochromatischen Krystalle mittheilt '). 3. Noch ist die konische Refraction an wenigen Krystallen beob- achtet worden. Man kennt sie vorzüglich am Aragon. Die Verhält- nisse unter welchen sie erscheinen musste, waren zuerst theoretisch entwickelt, und sodann durch Versuche bestätiget worden, beides meisterhaft, das erste bekanntlich blos von der Fresnel’schen Voraussetzung der dreifachen Elastieität des Lichtäthers in drei senkrecht auf einander stehenden Richtungen ausgehend durch Sir William R. Hamilton ?), den Entdecker der wahren Gestalt der Wellenfläche für die Fortpflanzung des Lichtes in zweiaxigen Kry- stallen, und namentlich der Tangentialkreise, welche die Axenpunkte umgeben, aus deren Dasein unmittelbar die Nothwendigkeit der konischen Refraetion floss, das zweite durch Herrn Professor 1) M.Biot a bien voulu metire ü ma disposition un echantillon de diopside vert ou il les avait reconnues (ces phenomenes) depuis longues annees. Experi- ences sur la production artificielle du polychroisme dans les substances eristalli- sees ; par M. H. de Senarmont. Annales de Chimie et de Physique, 3. serie, t. XLI. 2) Third Supplement to an Essay on the Theory of Systems of Rays. Transactions of the Royal Irish Academy 1830—1835. Vol. 17, pag. 1. EWR Zu Die konische Refraction am Diopsid. 115 Humphrey Lloyd !), der durch die feinsten physicalischen Messungen die Wahrheit des mathematischen Ausspruches bestätigte. Gegen- wärtig erscheint es uns allerdings als nicht möglich, dass die Be- stätigung hätte fehlen können, dennoch war man seiner Zeit sehr darauf gespannt, und sie hat daher auch vieles Aufsehen erregt, billig durch die von allen Seiten entfaltete wissenschaftliche Tiefe und Hingebung dem so höchst anregenden Gegenstande, der so mächtig unter andern auch den Geist des grossen Physikers Plücker erfasste. „Kein physiealischer Versuch hat einen solehen Eindruck auf „meinen Geist gemacht, wie der der konischen Refraction. Ein „einziger Lichtstrahl, der in einen Krystall eindringt und als Licht- „kegel wieder heraustritt, das war eine unerhörte Sache, und ohne „alle Analogie. Herr Hamilton verkündete sie, von der Gestalt der „Welle ausgehend, die durch lange Rechnungen einer abstracten „Theorie abgeleitet war. Ich gestehe, ich hätte verzweifelt, ein so „ausserordentliches Ergebniss durch die Erfahrung bestätigt zu „sehen, welches einzig durch die Theorie vorausgesagt war, die „Fresnel’s Genius neuerlich geschaffen hatte. Als aber Herr Lloyd „bewiesen hatte, dass die Versuche gänzlich mitHerrn Hamilton's „Vorhersagung übereinstimmten, musste jedes Vorurtheil gegen eine „so wunderbar gestützte Theorie verschwinden“ ?). Die Beobachtungen wurden von Lloyd am Aragon durchge- führt. Sie sind leicht bis zu einer gewissen Ausdehnung anzustellen, wenn man sich einmal in der Krystallform orientirt hat. Herr Dr. Beer gibt ferner noch an: „Ich glaube behaupten zu können, die 1) On the Phenomena presented by Light in its passage along the Axes of Biaxal erystals. Ibidem Vol. 17. I. 45. — Poggend. Annalen 1833. Bd. 37, S. 91 u. 104. 2) Aucune experience physique n’a fait autant d’impression sur mon esprit que la refraction conique. Un rayon de lumiere unique entrant dans un erystal et sortant sous l’aspeet d’un eöne lumineux : c’etait une chose inouie et sans ana- logie. M. Hamilton Uannongait en partant de la forme de l’onde, qui avait ete deduite par de longs caleuls d’une theorie abstraite. J’avoue que j’aurais des- espere& de voir confirmer par U’ experience un resultat si extraordinaire, predit par la seule theorie que le genie de Fresnel avait nouvellement ereee. Mais M. Lloyd ayant demontre que les experiences etaient en parfaite concordance avec les predietions de M. Hamilton, tout prejuge contre une theorie, si merveilleuse- ment soutenue a dü disparaitre. — Crelle, Journal für reine und angewandte Mathematik 19, S. 44. — Moigno, Repertoire d’ optique moderne. T. I, pag. 97. g* 116 | Haidinger. „konische Refraetion am Salpeter beobachtet zu haben“ 1). Ferner: „Eben so leicht wie beim Aragonit lässt sich die innere konische Refraetion in einer Platte von doppeltehromsaurem Kali beobachten, die ‚derjenigen Spaltungsfläche parallel ist, welehe auf der einen optischen Axe ungefähr senkrecht steht“ ?2). Das hohe Interesse, welches die erste Bestätigung erregte, ist nun freilich auf dieselbe beschränkt, und da sie nun von Herrn Dr. Beer bis zu den anorthischen Krystallen ausgedehnt ist, so würde auch der augitische Diopsid, dessen Sym- metrie zwischen der des Aragons und des Chromsalzes liegt, kaum zu einer eigenen Mittheilung geeignet gehalten worden sein, wenn die Erscheinungen der konischen Refraction nicht gleichzeitig mit denen des Pleochroismus aufgetreten wären, durch welchen einige der Erscheinungen sehr an Deutlichkeit gewinnen, um derentwillen man sie vielleicht anziehend finden wird. | 4. Während ich mit der Untersuchung der pleochromatischen Verhältnisse des Diopsids beschäftiget war, fiel mir der grosse Unterschied in den Angaben der Werthe für zwei Brechungsexpo- nenten in Herrn Dr. Beer’s Zusammenstellung den optischen Con- stanten zweiaxiger Krystalle?) auf, nämlich für die mittlere Brechung B = 1'680 nach Miller, dagegen u = 1'378 für ein unbestimm- tes Brechungsverhältniss nach Jamin aus der Beobachtung des Haupteinfallswinkels. Je grösser der Winkel des bei der konischen Refraction gebildeten Kegels ist, um desto leichter musste die Beob- achtung sein. Beim Aragon beträgt für die innere konische Refraction dieser Winkel 10 55’ und doch stehen die Exponenten der stärksten und schwächsten Brechung nach Rudberg nur in dem Verhältnisse von «= 169084: y—= 1'53264, oder eo 1103. Beim Diopsid - musste dieser Winkel viel grösser sein, da schon das Verhältniss des angegebenen ß:x = 1:1'2122 ist. An das idiostaurophane Zwil- lingskrystall-Stück AB, Fig. 1, von 8°/, LinienLänge zwischen zwei parallelen ‚ senkrecht auf die Axe der gewöhnlichen Zwillinge geschliffenen Flächen XA und BD, wie es in meiner frühern Mit- 1) Einleitung in die höhere Optik, S. 369. 2) Ableitung der Intensitäts- und Polarisations-Verhältnisse des Lichtringes bei der inneren konischen Refraction. — Poggendorff’s Annalen 1852. Bd. 85, S. 79. 3) Einleitung in die höhere Optik, S. 392. Die konische Refraction am Diopsid. 117 theilung 1) beschrieben ist, wurde einfach ein Stück schwarzes Fig. 1. Papier CD mit einem feinen Nadelstiche bei E aufgeklebt, so dass der durch die kleine Öff- nung E in der Richtung der optischen Axe E@ hindurchdringende Strahl noch die Fläche AK traf. Eine Loupe auf dem Wege @H gehalten zeigte deutlich zwei Bilder von E, die mit grosser Leichtigkeit zum Zusammenfallen ge- bracht werden konnten, wobei sich alsogleich der Lichtring mit dem schwarzen Mittelpunkte ausbildete. Nach dieser leichten, schon von Lloyd angegebenen Methode hatte mir vor längerer Zeit Herr Regierungsrath v. Ettings- hausen die innere konische Refraction an Aragonkrystallplatten gezeigt, namentlich an einer trefflichen zehn Linien dicken, von dem Mechaniker Hirsehmann in Berlin gelieferten, zu dem Zwecke der Beobachtung in Messing gefassten Platte, die er mir nun zur Vergleichung mit den Ergebnissen des Diopsids freundlichst mit- theilte. Eine nur wenig dünnere Platte von Aragon hatte Herr Pro- fessor v. Nörrenberg während einer Anwesenheit in Wien für Herrn v. Ettingshausen eigenhändig geschliffen. Auch in der Richtung FE entlang der optischen Axe des durch die Zwillingsflächen ZW von dem AD getrennten andern Individuums KB des Zwillingskrystalles sah man deutlich den Lichtring, wenn- gleich nur der Theil FI der Axe ihn in dieser Richtung besitzt, und zwischen J und £ nur ein Compensationsprisma aus dem andern Individuum AE bestehend liegt. Schon in der schönen Lloyd’schen Abhandlung sind die Er- scheinungen der verschiedensten Art beschrieben, namentlich auch solche Untersuchungsmethoden gewählt, um die Erscheinungen der innern konischen Refraction und die der äussern von einander getrennt übersehen zu können, den aus dem Krystall heraustretenden eylindrischen Lichtstrom der ersten und den konischen Lichtstrom der zweiten. 1) Pleochroismus einiger Augite und Amphibole. Sitzungsberichte d. kais. Akademie d. Wissensch. 1854. Bd.12, S. 1074. 118 Haidinger. Auf einem Schirme aufgefangen, oder auf die Netzhaut projieirt ist im vollkommensten Zustande das eine wie das andere ein heller Ring oder Kreis. Dem „einfachsten und interessantesten Falle, wo eine kreisförmige ebene Welle von geringem Durchmesser auf eine dicke Krystallplatte senkrecht, und in der Richtung der optischen Axe auffällt“ 1), ist auch für die innere konische Refraction die oben angeführte Abhandlung des Herrn Dr. Beer gewidmet. Bei dem Diopsid erscheinen die zwei Bilder der Loupe ver- schiedenfarbig, das eine gelb das andere grün, in dem Lichtringe war der Unterschied der einen Seite von der andern zu sehr ver- waschen, um noch deutlich gesehen zu werden, es schien mir wünschenswerth zuerst ihre gegenseitige Lage genauer festzuhalten, da jede der Farben mit einem bestimmten Polarisationszustande ver- bunden ist, und die Kenntniss der Lage der Farben auch einige Einsicht in die Kentniss der Lage der Polarisationsrichtungen geben konnte. Fig. 2. Man sehe immer wie in Fig. 1 mit der Loupe in 4, nach dem Punkte in E hin, und wähle zum Anfange der Untersuchung die Lagen in der Ebene der Axen, also Fig. 2 von @ gegen die Zwillingsfläche Z, und sodann von G von der Zwillingsfläche weg gegen A fortschreitend. Dort wie hier erhält man zwei Bilder der Lichtöffnung bei E, aber gegen die Zwillings- fläche Z zu ist das von der Axe GE entferntere Bild « grün, das nähere © gelb, gegen die Seite A zu ist das nähere Bild » grün, das entferntere e ist gelb. Die optische Axe zeigt also in Beziehung auf den Endpunkt @ gerade den entgegen- gesetzten Charakter nach beiden Seiten zu in der Ebene der beiden optischen Axen, je nachdem an diesen Seiten die rechtwinkeligen Axen der kleinsten und grössten Elastieität BE und CE liegen, wo BE die Hauptaxe oder erste Mittellinie ist, und CE die zweite Mittel- linie. Übrigens ist jedes der gelben Bilder senkrecht auf die Ebene 1) Beer, Poggendorf’s Annalen 1852. Bd. 85, S. 67. Die konische Refraction am Diopsid. Zn) Fig. 8. - der Axen polarisirt, jedes der grünen in 5 der Ebene der Axen. Das Grün der letz- f Q d tern ist also senkrecht auf die Axe der O g O mittlern Geschwindigkeit polarisirt, und “ 91,0 - gehört also auch als Farbe zu dieser Axe, a9- Oi MrO- O8 und zu dem von Miller angegebenen E20) Brechungs-Exponenten 1'680. an or Die Lage und Polarisation von a, 2, n n n und e, ist auch in Fig. 3 als Grund- ansicht gegeben. Von der Axe aus- gehend und senkrecht auf die Ebene der Axen untersucht, also in den sogenannten Kreisschnitten des Wellen-Ellipsoides sind die Bilder ce und / ebensowohl wie die g und p vollkommen gleichfarbig, gelblichgrün, sie sind auch wie jede der beiden. verschiedenfarbigen Bilderpaare senkrecht auf einander polarisirt, aber die Polarisations- richtungen stehen nicht senkrecht oder parallel den Kreisschnitten, sondern sie machen mit denselben Winkel von 45°. Dies folgt augenscheinlich schon aus dem Umstande, dass die Polarisations-. richtung von a beginnend, wo sie in der Ebene der Axen liegt, für das äussere Bild, durch 5, c, d herumgeführt in dem Bilde e wieder senkrecht auf der Ebene der Axen steht. Das Bild hat in Bezug auf den Mittelpunkt M einen Winkel von 180° beschrieben, die Polarisa- tion nur einen Winkel von 90°. Bei 90° Drehung des Bildes ist also die Polarisationsrichtung nur um 45° gedreht. Für diese und die dazwischen lie-) ist die Drehung und die Polarisationsrichtung genden Bilder a 00 00 b 450 220 30' C 900 450 d 135° 67° 30 e 180° 900 Ganz das Gleiche gilt für den andern äussern Halbkreis, durch a, h, g, f nach e; und ebenso für die beiden innern Halbkreise n, o, pP, 9, i und n, m, !, k, i. Den Polarisationsrichtungen entsprechend, gehen die Farben allmählich den erwähnten Haibkreisen folgend von «a | bis e aus Grün in Gelb, von 2 bis 2 vonGelb in Grün über. Man sieht leicht, dass die Polarisation dieser nur wenig ausserhalb des Berüh- 120 Haidinger. rungskreises welcher die Axe @E umschliesst, untersuchten Bilder vollkommen mit der schönen Darstellung der Polarisation auf der Peripherie des Berührungskreises der Wellenfläche, so wie mit der Figur übereinstimmt, welche von Beer in Fig. 176, 2 gegeben ist. Es ist dies das Gesetz der konischen Polarisation wie es Hamilton) für innere und äussere konische Refraction ent- wickelt, und auch Lloyd seinerseits wieder durch Versuch gefun- den und bestätiget hat. Es zeigt sich hier durch die Austheilung der diehromatischen Farbentöne nur noch anschaulicher gemacht. 5. Die Beobachtung dieser Bilder geschah in der deutlichsten Sehweite durch eine Loupe, bei einer Entfernung, in welcher genau in der Richtung der Axe die Bilder in den Lichtring zusammenflossen. Das Auge und die Loupe näher an den Krystall oder entfernter gehal- ten gab keinen Ring, sondern einen hellen inneren Punkt von einem dunkeln Ring umgeben, der selbst wieder von einem hellern aber etwas weniger lebhaften Streifen umfasst wird. Später verglich ich die Erscheinungen mit gleichartigen am Aragon. Manches fiel mir auf, über das ich mich gerne belehrt hätte, doch fand ich nicht genügende Auskunft. Eine grössere Arbeit über den Gegenstand zu Fig. 4. unternehmen, liegt mir auch zu ferne, MEN da sie doch mancherlei Hilfsmittel erfor- dert, die weder zur Hand noch schnell vorzubereiten sind; doch möchte ich auch nicht gerade verschweigen, was mir merkwürdig schien, um vielleicht anderwärts als Anregung zu einer Reihe von Forschungen zu wirken, die das höchste Interesse ge- währten. _ Bei der oben angewendeten Art der Beobachtung, einfach durch die Loupe hat man eigentlich, wenn sich der Ring vollständig bildet die äus- sere und innere konische Re- fraetion zugleich zu einer ein- zigen Figur zusammenwirkend. 1) A. a. 0., 8.138 u. fl. Die konische Refraction am Diopsid. 121 Es sei nämlich in der Fig. 4, auf der Ebene des Kreisschnit- tes des Wellen-Ellipsoides verzeichnet, ABCD die senkrecht auf die Axe FL (secundäre optische Axe, Cusp ray, Hornstrahl) geschnittene Krystallplatte, EF' sei der Weg einer senkrecht gegen AB fortschreitenden kreisförmigen ebenen Welle von geringem Durchmesser, so besteht gewiss das Ergebniss der innern koni- schen Refraction aus den zwei Wegen der in zwei Richtungen gebrochenen Welle FG und FH. Wo sie aus der Krystallplatte heraustreten beginnt der Lichteylinder @ HIK. Eine ebene kreis- förmige Welle, die im Innern des Krystalles den der Axe parallelen Weg FL zurücklegt , verlangt zu ihrer Bildung vermöge der äussern konischen Refraction eine unendliche Anzahl von Wellen im Durchschnitte hier durch MF und NF angedeutet deren Wege kegelförmig in F zusammentreffen. Bei L verlassen die Wellen wie- der die Krystallplatte, und ihre Wege gehen dem Einfallskegel paral- lel weiter fort im Durchschnitte in den Richtungen LO und LP. Eine Projection in der Entfernung RS würde den vollen Lichtring zeigen. Zwei concentrische Ringe würden sowohl für die Entfer- nung R, S,, als auch für die Entfernung R, S, erscheinen. Im Ein- zelnen wurden diese beiden Erscheinungen bereits von Lloyd nach- gewiesen, die kegelförmige Ausdehnung der äussern, der gleichblei- bende Durchmesser des Cylinders der innern konischen Refraction. Die Divergenz des äussern Kegels ist sehr unbedeutend (205651), ebenso auch die Divergenz des Innern (1955), durch dessen Ein- fluss der Cylinder gebildet wird. Schon die Krystalllinse bringt die Erscheinungen zur Convergenz und dadurch zur Projection auf der Netzhaut. Die erstere wird durch die Loupe vermehrt, und man sieht Alles grösser und deutlicher; sehr schöne Bilder sah ich auch durch ein Mikroskop bei 56facher Linearvergrösserung. Auch Herr Regie- rungsrath v. Ettingshausen hatte die Ringe durch ein Mikroskop mit ähnlicher schwacher Vergrösserung untersucht. Der Einfachheit wegen bei der Entfernung RS, Fig. 5, begin- _ nend, bringt man die Strahlen des Cylinders früher zur Con- vergenz nach SK und RI, Fig. 5, während der vorher divergirende äussere Kegel zu der späteren Convergenz nach RO und SP kommt. Die Lage der Netzhaut in TU empfängt das Bild eines von der innern und äussern Refraction gebildeten scharf begrenzten Ringes. Bei der Lage 7, U, ist dieinnere helle Scheibe durch die innere, der 122 Haidinger. mehr verwaschene umgebende Ring durch die äussere konische Refraction gebildet; bei der Lage 7, U, umgekehrt die helle Scheibe durch die äussere Refraction, der nahme des Bildes durch den Convergenz- Apparat, die Loupe, oder das Auge ohne Loupe näher und näher an CD, Fig. 4, den Austritt der Strahlen aus der Krystallplatte, so fasst man auch den Kegel der äussern Refraetion immer näher an der Spitze, in- dem man sich mehr und mehr dem Punkte L nähert. Die Grenze dieser Erscheinungen ist, wenn man das Auge unmittelbar an den Krystall hält, zu innerst eine der entge- genstehenden Öffnung ganz gleiche kleine helle Scheibe, offenbar das Ende des Kegels der äussern konischen Refraction selbst, weil das Auge unmittelbar an der Spitze desselben sich befindet, und so- dann zwei concentrische schwach beleuchtete Kreisflächen, welche durch die doppelte Strahlenbrechung nach den sämmtlichen einfallen- den Richtungen hervorgebracht werden, welche von dem Winkel der Grösse der Pupille abhängen. Es sei in Fig. 6, EF die Projecetion der die Ebene der Axen und zur Orientirung AX die Projection der auf der Ebene der Axen senkrecht stehenden Ebene durch die Mittel- linie, oder die Projeetion der Axe der mittleren Elastieität. Die Figur Fig. 6. gibt eine Idee der eben be- schriebenen Erscheinung, doch nur unvollkommen, weil die Beweglichkeit der Natur fehlt, durch welche bei der geringsten Neigung der Krystall- platte in der Richtung der Ebene der Axen zu beiden Seiten der helle Punkt aus der Mitte sich nach seitwärts bewegt, und das Ganze das Ansehen von zwei mit ihrer Spitze vereinigten Kegeln erhält, deren Basen die umgebende mehr verwaschene Ring durch die innere. Setzt man den Anfang, die Auf- Die konische Refraetion am Diopsid. 123 Kreise sind, die übrigens bei stärkerer Neigung ebenfalls in andere, nämlich in elliptische Formen übergehen. Sieht man genau in der Richtung der Mittellinie hin, so gewahrt man zwei deutlich über ein- | Fig. 7. ander liegende elliptische Flä- | chen Fig. 7, aber keine helle . Scheibe mehr. Die letzte fehlt, weil kein, aus Wellen von allen Seiten zusammengesetzter Licht- strom vorhanden ist, wie in der Richtung der Axe FL in Fig. A. Die Polarisationsriehtung der über einander liegenden Ellipsenflächen geht der grossen Axe derselben parallel; wo sich die Flächen der beiden decken, ist der Lichtstrom in den zwei senkrecht auf einander stehenden den ah entsprechenden Richtungen polarisirt. Beide Erscheinungen, Fig. 6 und 7, erklären sich leicht aus der ee des Vorganges im Krystall und im Auge. Fig. 8. Es sei AB Fig. 8 die Lichtöffnung in der von dem Auge abge- wendeten Seite der Krystallplatte, CD die Gesichtsaxe der Krystall- linse EF' mit der Pupille @H. Das Bild des Punktes B an der Grenze der eintretenden Lichtwelle entsteht jenseits des Durchkreuzungs- punktes 0, in dem Punkte 7, durch die Gesammtwirkung der Strah- len, welche zwischen @ und H eintraten. Für @ wird der Strahl BK beim Austritte aus dem Krystall in die Luft vom Loth abgelenkt nach KL, und dann wieder zumLoth gebrochen bei Z. Auf der entgegenge- setzten Seite der Pupille ist auf gleiche Weise der Weg der Wellen- grenze BMNI. Je grösser der Brechungsexponent des Krystalls ist, um desto stärker die Ablenkung bei X und M, desto stärker also auch die Divergenz der beiden Linien XZ und MN, und desto grösser 124 Haidinger. auch die Entfernung des Punktes / von der Pupille @H. Aber die Netzhaut empfängt die Strahlen schon in der Lage PQ. Statt eines Bildes /, dem Rande B der bei AB eintretenden Welle angehörig, erhält die Netzhaut den über eine der Gestalt der Pupille entspre- chende Scheibe RS verbreiteten Eindruck. Dem entgegengesetzten Rande A entspricht der Projection auf der Netzhaut ein dem R gegenüber liegender Punkt R,, zwischen welchem und 2 auf der Netzhaut eine der Pupille entsprechende gleichförmig beleuchtete Scheibe entstehen muss, während jenseits R und R, Alles dunkel bleibt. Je grösser der Brechungsexponent, desto grösser folglich auch der Durchmesser der beleuchteten Scheibe. Die zwei concentrischen einander durchkreuzenden Ellipsen, Fig. 7, in der Richtung der Mittellinie entstehen durch den Einfluss der doppelten Strahlenbrechung. In einem isotropen Mittel wäre nämlich z. B. in Luft, das Bild der kleinen Lichtöffnung AB auf der Netzhaut die grössere, weniger stark beleuchtete Scheibe RS. Längs der Mittellinie der doppeltbrechenden Platte gesehen werden die Durchschnitte der Lichtkegel auf der Netzhaut, oder die Grenzen der Welle den Hauptschnitten der Wellenfläche entlang durch die Maxima der Entfernungen vom Mittelpunkte der Erschei- nung und von einander bestimmt, der mehr abgelenkte Strahl bringt den Endpunkt der grösseren, der weniger abgelenkte den der kleineren Axe jeder der beiden kreuzweise gegen einander liegenden Ellipsen hervor. Die eine Ellipse wird so durch die innere, die andere durch die äussere Schale der Wellenfläche gebildet, die Polarisation jeder derselben findetin der Richtung der grossen Diagonalen Statt, wovon man sich leicht überzeugt, wenn man eine Turmalinplatte vor die Öffnung AB, Fig. 8, in den beiden senkrecht aufeinander stehenden Richtungen hält. Die Polarisationsrichtung der einen Ellipse steht also senkrecht auf der Polarisationsrichtung der andern. Man unterscheidet leicht, dass die Erscheinung der beiden Ellipsen, obwohl gleichzeitig auf der Netzhaut, doch eigentlich die eine hinter der andern liegt, denn wenn man die Mittellinie einen kleinen Winkel mit der Sehrichtung einschliessen lässt, indem man die dem Auge zunächst liegende Seite der Krystallplatte ein wenig vom Auge wegwendet, so weicht die scheinbar dem Auge nähere Die konische Refraction am Diopsid. 125 Ellipse in eben derselben Richtung vor der entfernteren weg, welche ihren Platz behauptet. In der hier betrachteten Lage ist diejenige Ellipse, deren grössere Axe in der Ebene der optischen Axen der Aragonplatte liegt, die scheinbar entferntere, diejenige, deren grössere Axe senkrecht auf der Ebene der optischen Axen steht, die scheinbar nähere. Indessen wirken sie doch ungeachtet ihrer kreuz- weise gegen einander liegenden Polarisation nicht auslöschend wie zwei Turmalinplatten, sondern die der einen angehörigen Schwin- gungen gehen ungehindert neben denen der andern in dem dipolari- sirten Lichtstrome fort. Man kann von dem Punkte der einander deckenden Ellipsen, Fig. 7, ausgehend, durch allmähliche Drehung der Krystallplatte in der Ebene der Axen, ohne das Auge zu verwenden bis zu der Erscheinung Fig. 6, gelangen. Auch hier gibt die flachkegelförmige Vertiefung in den Axenpunkten der Wellenfläche die zwei divergirenden auf ein- ander folgenden Richtungen der Wellen, von der Axenspitze (cusp) beginnend kreisförmig längs der innern und äussern Schale. Die in die Krystallplatte eintretende Welle ist kreisrund, der doppelte con- centrische Austritt aus derselben ebenfalls, und gleichfalls auch der Eintritt der divergirenden Wellen in die Pupille, welche also nach _ den zwei Geschwindigkeiten des Lichtes am Rande der Welle auch zwei aber concentrische kreisförmige Bilder auf die Netzhaut bringt. ‚Die Polarisation findet nun nicht mehr in zwei senkrecht auf einander stehenden Richtungen Statt, sondern sie stimmt ganz, wie es auch nicht anders sein kann mit der Polarisation des Ringes selbst überein. Man halte von der Mittellinie beginnend eine Turmalinplatte jen- seits der kleinen Lichteintrittsöffnung, so dass die Polarisations- richtung des durch die Turmalinplatte hindurchgehenden Lichtes in der Ebene der zwei optischen Axen der Krystallplatte liegt. Die innere Seite der äussern Kreisscheibe, zunächst der Mittellinie, «a; wird gänzlich absorbirt, und verschwindet also im Gesichtsfeld, die Seite a der äussern Kreisscheibe bleibt hell, auch die obern und untern Räume c und c; von der innern Kreisscheibe wird dagegen b, dunkel und 5 bleibt hell, eben so wie c, und c, genau wie dies die oben bei Fig. 3 erwähnte konische Polarisation Hamilton’s verlangt. 6. Selbst bei einigen etwas dunkler gelb gefärbten Aragonplatten bemerkt man eine, den zwei nicht sehr von einander verschiedenen 126 | Haidinger. Farbentönen der Elastieitätsaxen entsprechende Farbenverschiedenheit in den beiden Bildern. Ich versuchte die Liehtströme durch kräftigere Farbentöne polarisirten Lichtes bei starker Erhel- lung zu färben, was auch in der That sehr leicht gelang, indem ich vor die kleine Lichtöffnung eine angemessene Vorrichtung klebte, und zwar nahm ich eine Platte von Andalusit mit einer Platte von Cordierit dergestalt combinirt, dass die helleren Töne absorbirt waren. Dasnoch hindurchfallende tiefe Violett zerfällt in der diehroskopischen Loupe in zwei senkrecht auf einander polarisirte Töne, blutroth und berliner- blau. Man hatte nun ganz ähnlich der Erscheinung des natürlichen pleochromatischen Diopsids, in Fig. 3, aber in viel lebhaftern, sehönern Farben, die Gegensätze von Roth und Blau in der Ebene der Axen, mit dem Violett des Übergangs in der Ebene senkrecht auf dieselbe. Von den zwei Ellipsen in Fig. 6 war die eine roth, die andere blau, die Farben der Kreisscheiben in Fig. 7 zeigten sich analog den Erscheinungen bei Anwendung des Turmalins, gerade so, . wie auch der eigentliche Ring in der günstigsten Beleuchtung doch noch die Verschiedenheit der Farbentöne zu beiden Seiten in der Ebene der Axen erkennen liess. Alle diese Erscheinungen erforder- ten indessen grosse Aufmerksamkeit bei der blosen Anwendung der Loupe. Im Mikroskop hat man sie deutlicher und auch mehr in der Hand. Aber die stärkere Vergrösserung erfordert tiefere Farbentöne der färbenden Platten, und stärkeres Licht, um ihre Wirkung sicht- bar zu machen, weil sie dann überhaupt zu viel Licht absorbiren, So wurde die Farbe des Cordierits beinahe zu einem milehweissen nur wenig blaulichen Tone verdünnt. | 7. Es lag sehr nahe, die Bilder des Mikroskops durch eine Do p- pelspathplatte zu betrachten, namentlich in derjenigen Stellung, wo die Polarisation der nun sichtbaren beiden Bilder mit der Ebene der Axen, und der auf diese Ebene senkrechten Ebene übereinstimmen. Es trennten sich nun sehr schön die beiden nahe mondsichelförmigen. Bestandtheile des eigentlichen Ringes zunächst der Mitte, der Ebene der Axe angehörig, von den beiden am meisten contrastirenden Far- ben durch die gemischte gegen die Spitzen zu in die entigegen- gesetzte übergehend. In der Ebene der Axen sind nämlich die Farben vollständig getrennt, und ihre Polarisation stimmt, dem Gesetze der konischen Polarisation entsprechend mit der Polarisation der beiden Doppelspathbilder überein, während in der Ebene senkrecht auf die Die konische Refraction am Diopsid. 127 Ebene der Axen beide Farben gemischt sind, aber auch die zwei vor- handenen Polarisationsrichtungen beide Ebenen unter Winkeln von .45° schneiden. | 8. Die bisherigen Wahrnehmungen, obwohl sie bereits die beiden senkrecht auf einander stehenden Ströme des polarisirten Lichtes in verschiedenen Farbentönen unterscheiden liessen, zeigten diese doch gewöhnlich viel matter als man sie erwartet hatte, weil durch die Absorption der Platten viel Licht verloren ging, und die Ver- grösserung selbst die Töne in ihrer Intensität herabstimmte. Aber eine senkrecht auf die Axe geschnittene Quarzplatte, unter den analysirenden Kalkspath auf das Mikroskop gelegt, musste die sehönsten der Dicke derselben entsprechenden Töne der Interferenzringe erzeugen. Der Versuch folgte sogleich dem Gedanken; das Bild entsprach der Erwartung. Es verdient durch die Pracht seiner Farben in hohem Grade von den Freunden der optischen Erscheinungen aufgesucht zu werden. Die Quarzplatte deren ich mich bediente, war eine rechtsdrehende, sie polarisirte nahezu das Blau des zweiten Ringes bei paralleler Stellung der _ Polarisirer; bei der Herumdrehung oben rechts der analysirenden Vor- richtung folgten die Farbentöne blau, violett, roth, orange, gelb, / Fig. 9. grün. In den sämmtliche Farben gleiehzeitig zeigenden Lichtringen folgte von oben gegen Rechts fort- schreitend entgegengesetzt blau, grün, gelb, orange, roth, violett. In den beiden Fig. 9 und 10 stellt EF die Ebene der Axen vor, um die Lage der Beobachtung der Erschei- nungen zu orientiren. Man beginnt von der Mittellinie, deren Projeetion als Punkt M bezeichnet ist, senk- recht auf die Axe der mittlern Blastieität AX. In der Fig. 9 sieht | man die Lage der Farbentöne, wie sie entstehen, wenn man das Bild des Lichtringes durch den in der Richtung der Ebene der Axen der Aragonplatte polarisirten Licht- strom des Doppelspathes auf der Netzhaut empfängt; Fig. 10 ist das Bild durch den senkrecht auf die vorhergehenden ‚„ also auch senk- 128 R - Haidinger. recht auf die Ebene der Axen polarisirten Lichtstrom. Dreht man den Doppelspath oben rechts herum, aus der Lage Fig. 9 bis in die Lage Fig. 10, also um einen Winkel von 90°, so ist der Farbenton 5, Fig. 9, um 180°, also um den doppelten Winkel bis d, Fig. 10 vorgeschritten. Dieses unmittelbar aus der Lage der konischen Pola- risation folgende Verhältniss könnte nicht eintreten, wenn nicht die Farbenfolge in dem Lichtringe gerade die entgegengesetzte von der- jenigen wäre, welche die Quarzplatte zeigt, wenn sie für sich auf ihre Farbenfolge durch Drehung des Analysirers untersucht wird. Das Bild in Fig. 9 ist in Bezug auf Farbe das Complement zu dem in Fig. 10, aber nur mit demselben Charakter der Drehung, beide rechts oder beide links, nicht eine Ergänzung von Links zu Rechts; die gleichen Farben erscheinen in dem einen gerade um 180° ent- gegengesetzt denselben Farben in den andern. Die unmittelbare Erscheinung der verschiedenen Farbentöne bei verschiedenen Azimuthal-Lagen der analysirenden Doppelspathplatte lässt sich vielleicht am anschaulichsten auf folgende Art bezeichnen: Man stelle die analysirende Platte so, dass eine ihrer Polarisa- tionsrichtungen mit der Ebene der Axen übereinstimmt, die andere senkrecht darauf steht. Durch die erste betrachte man den Punkt des Lichtringes zunächst der Mittellinie. Er besitzt einen gewissen Farbenton A, sein Complement B erscheint an der entgegengesetzten Seite des Lichtringes. Lässt man nun den Doppelspath eine Azinu- thal-Drehung um einen Winkel @ machen, so schreitet die Farbe A um den doppelten Winkel 2% in der Richtung der Drehung fort, und zwar gleichzeitig mit den sämmtlichen anderen Farbentönen, deren verhältnissmässige Lage gegen einander unverändert bleibt. Diese auf den ersten Augenblick überraschende Schnelligkeit der Bewegung ist aber auch erforderlich um bei einer Drehung von 90°, wenn also die Polarisationsrichtung des analysirenden Apparates senkrecht auf derjenigen steht, welche der Lichtstrom bei der ersten Beobachtung - hatte, den um 180° von A entfernten complementären Farbenton B auf die Stelle nächst der Mittellinie zu bringen, welche vorher der Ton A einnahm. 9. Mit den gegenwärtigen Bemerkungen sind immer noch nicht alle sonderbaren Beziehungen erörtert, die sich mir darboten, und welche ich nicht anderwärts bemerkt fand. Möchte sich bald ein Freund dieser schönen Erscheinungen finden, der sie weiter untersuchte Die konische Refraction am Diopsid. 129 und mit möglichster Ausführlichkeit darstellte. Zwei Erscheinungen sind indessen gar zu auffallend, als dass ihrer hier nicht doch mit wenigen Worten gedacht werden sollte, nämlich die so scharf ausgesprochenen schwarzen Linien, welche den Lichtring radial durchsetzen, auf welche Herr Plateau aufmerksam machte, und den dunklen feinen Kreis im Lichtring von Herrn Prof. Poggendorfft). Der letztere erscheint wohl vorzüg- lich deutlicher diesseits und jenseits der deutlichsten Sehweite des Lichtringes und hat, wenn die kleine Lichteinfallsöffnung dem Mikroskope genähert wird zu beiden Seiten schwache blaue, wenn sie entfernt wird eben so zu beiden Seiten rothe Dispersionssäume, während sich die entgegengesetzten rothen und blauen Säume zu innerst und zu äusserst der ganzen Erscheinung des dann eigent- lich eoncentrischen Doppelringes finden. Übrigens geht, wenn man die Loupe nähert oder entfernt, jede der beiden durch den dunkeln Streif getrennten krummen Lichtlinien für sich und entgegengesetzt der andern in eine Conchoide über, zum Beweise, dass die Axe des Cylinders nicht zugleich die Axe des Kegels ist, sondern dass sie unter einem, wenn auch ganz kleinen Winkel divergiren, obwohl beide Axen in der Ebene der optischen Axen der Platte liegen. Die ' radialen Streifen hatte auch Herr Regierungsrath v. Ettingshausen als einen sehr der Erklärung bedürfenden Gegenstand bezeichnet. Ich möchte hier nur beifügen, dass man sie sehr deutlich bei Anwen- dung eines Mikroskopes bei 56facher Vergrösserung wahrnimmt, sei es in den farblosen Ringen im gewöhnlichen Lichte, sei es in den beiden senkrecht auf einander polarisirten Lichtströmen des Dop- pelspathes, sei es endlich farbig durch dichromatische Platten vor der kleinen Lichtöfifnung, oder durch die gyroidische Polarisation der Bergkrystallplatte wie in Fig. 9 und Fig. 10. Nicht nur bei den vollkommen gebildeten Lichtringen sieht man sie, sondern sehr deut- lich schon an den über einander liegenden Bildern der Lichtöffnung, in der Riehtung der Mittellinie oder nahe derselben betrachtet, aber etwas ausserhalb der deutlichsten Sehweite. | 10. Die oben Fig. 7 erwähnten Ellipsen bilden die Grenze einer Reihe von Erscheinungen, deren Anfang jenseits des vollkommen 1) Moigno, Repertoire d’Optique moderne. I, 98. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. H£t. 9 130 Haidinger. Die konische Refraction am Diopsid. deutlich sichtbaren Punktes ein Kreuz von zwei über ein- Fig. 11. ander liegenden schma- len Bändern, Fig. 11 ist, die bereits sehr deutlich die auf den längern Seiten senkrecht ste- 7 henden Streifen zeigen. Aus den Liehtbändern bildet sich, wenn man den Krystall gegen dieRich- tung der optischen Axe fort- schreitend mehr und mehr neigt, allmählich der Liehtring. Je kleiner die Öffnung, desto mehrkommt auch besonders im Mikroskop die Erscheinung von Lichtstreifen. Als Vor- bereitung zu einer Erklärung der einen wie der andern möchte ich sie mit den Zantedeschi’schen Longitudinalstreifen des Speetrums, oder mit den von P&clet beschriebenen Linien 1) in Beziehung stellen. 11. Man sieht die Longitudinalstreifen sehr schön mit freiem Auge durch ein Prisma gegen eine so weit entfernte Ker- zenflamme hinblickend, dass sie ebenfalls von dem freien Auge direet besehen nur als eine runde Scheibe, der Pupille entsprechend erscheint. Die Streifen gehen durch das ganze Spectrum; an der äussersten Kante wo man nur mehr das Roth als die am wenigsten abgelenkte Farbe sieht, zeigt ein schönes Plössl’sches Prisma von 60° einen mittlern hellen, dann zwei dunkle, dann wieder zwei helle Streifen, die dunkeln Streifen an den Grenzen hellerer und weniger heller Theile des betrachteten hellen Gegenstandes, gerade wie die namentlich von Knochenhauer gegebene Erklärung jener Streifen durch ein Fernrohr betrachtet. Die feinen Streifen in den Ringen der konischen Refraction würden also am Ende durch Dispersionsränder erfolgen, ursprünglich veranlasst durch die Begrenzung der kleinen Öffnung, durch welche die Lichtwelle in den Krystall tritt. 5 N T SUSE 1) Moigno, Repertoire d’Optique moderne. II, 616. ® Haidinger. Die Lichtabsorption des Cadmacetits, u. s. w. 131 Die Lichtabsorption des Cadmacetits, der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes. Von dem w. M. W. Haidinger. Welcher Physiker hätte nicht längst als pium desiderium an die Möglichkeit eines Krystalles gedacht, der von zwei senkrecht gegen einander polarisirten Lichtströmen den einen hindurch liesse, den andern vollständig absorbirte, der also ähnlich dem altbekannten Turmalin, dem in neuerer Zeit entdeckten Herapathit, abgesehen von der Farbe, oder überhaupt einem gleich von der Natur gegebenen Nichol’schen Prisma gliche! Wenn auch nieht ganz vollständig, doch sehr nahe, näher wenigstens als irgend ein anderer bekannter Krystall, unter gewissen Verhältnissen in der That selbst ganz vollständig, kommt einem solchen Ideal das kürzlich von Herrn Karl Ritter v. Hauer zuerst dargestellte essigsaure Cadmium, zusammengesetzt nach der Formel C,H, CdO, + 3 Ag; indem es ganz farblos ist, und doch nach den drei senkrecht auf einander stehenden Elastieitätsaxen verschiedene 'Liehtabsorption zeigt, nach einer derselben in bedeutendem Grade. Nichts schien auf den ersten Blick bei diesen wohlgeformten Sraulichweissen öfters zolllangen und zwei bis drei Linien dicken Krystallen auf besonders merkwürdige optische Verhältnisse hinzu- deuten. u Als ich aber wenigstens vorläufig den Charakier der doppelten Strahlenbrechung in zweiBildern, welche durch ein von der Länge der Krystalle parallelen Flächen gebildetes brechendes Prisma hervorge- bracht werden prüfen wollte, war ich sehr überrascht nur ein einziges Bild zu erhalten, welches indessen und zwar nahe in der Richtung der Axe der Krystalle vollkommen polarisirt war. Nur in ganz dünnen Krystallen zeigte sich das zweite, stärker gebrochene Bild deutlich, in den dickeren war es entweder ganz vollständig oder wenigstens bis auf eine ganz schwache Spur absorbirt. Und dies alles bei voll- kommener Farblosigkeit, die Absorption der zwei senkrecht auf einander polarisirten Strahlen verschieden, aber doch durch das ganze prismatische Speetrum hindurch gleichförmig stattfindend. 9% 132 Haidinger. Die Lichtabsorption des Cadmacetits, Nun war es höchst einladend, die weitern Verhältnisse zu ent- wickeln. Zuerst für die Orientirung der Lage die regelmässigen Formen. Eine spätere genaue Bestimmung den Forschern überlassend, welche mit einem Reflexions-Goniometer zu arbeiten gedenken, wandte ich die, der hochverehrten Classe von mir am 5. October 1854 vor- gelegte graphische Methode der Entwickelung und Messung an. Das Ergebniss derselben war so günstig, dass ich wünschen muss, als Empfehlung zur Anwendung derselben, den ganzen Vorgang hier mitzutheilen. Fig. 1. Die Symmetrie der Krystalle zeigte so- . gleich den Charakter des augitischen Krystall- systems. Man musste aiso die Projection auf der Längsfläche zu entwerfen beginnen, um die Abweichung der Axe und die Winkel der Hemi- domen kennen zu lernen. In der Stellung I erhielt ich die Linie CD und DI, die verlängert und mit einem Trans- porteur gemessen Winkel von 100° und 80° einschliessen, daher die Abweichung der Axe 10° = MAP Fig. 3 beträgt. In der Stellung II erschien die Projection von 41H als Linie AB, der Winkel ABI = 135° 10’; der Winkel BAM = 44° 50. In der dritten Stellung III war GH dieProjection der Com- binationskante zwischen der vor- dern Fläche von ©© A und der rückwärtigen Flächeeines Augi- toides. Eine Parallellinie durch den Punkt D gezogen traf die Axenlinie AA’ in 4’ genau in der doppelten Entfernung von. AM. Da nun A’F die Lage der Combinationskante des Augitoi- des hat, welches mit parallelen Combinationskanten zwischen der Base 0 und oo A liegt, so der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes. 133 Fig. 3. ist DF die Lage der rückwärtigen Axenkante desselben, und das Augitoid selbst unmittelbar entwickelt = —A, wenn das vordere Hemidom + H ist. Eine Stellung IV gab den Win- kel von © A gegen die anliegende Fläche von oo A = 135° 30". Eine Stellung V gab den Winkel an der Axenkante von — A, deren Projection in Fig. 2 durch DF ausge- drückt ist = 60°. Da ich die Messungen nur für annähernde nahm, so begnügte ich mich, in den Ausdrücken für die Axen mit der ersten Decimalstelle, Die Abweichung von 10° hätte das Verhältniss von a:d = 5671 erfordert, wobei ich die logarithmische Entwickelung Kürze halber übergehe; dem Verhältniss von a = 57 entspricht ein Winkel der Abweichung von 9057. Man hat ferner b= atang (PAM + MAB) — 1 —= 57 x tang (957 + 44950) — 1, daraus folgt 5 = 8:075 — 1. Nimmt man wieder 5 = 7 ohne Deei- _ malstellen, so folgt der Winkel MAB — 44084. Zur Bestimmung von c hat man | ce = b cos 9 57 x tang 22° 15’; c also — 2'822. Ich nahm 2-8 und hatte also a:b:c:d—=5171:7:28:1; für ce = 2°8 ist aber der Winkel des Querschnittes statt 22015’ nur 220 6 oder 0A = 135048’, und dessen Supplement = 44° 12. Vermittelst der Formel (Handb. d. bestimm. Mineralogie, p. 144) Baaeı a2 (b2 02) — ec? (b — d)? ey Tate) + ebd} fand sich die Axenkante y' = 5903. 13A Haidinger. Die Lichtabsorption des Cadmacetits, Diese Axenkante ist um 0° 21’ kleiner als die Messung. Aber es war auch durch die Annahme von e = ?2'8 statt = 2'82, der scharfe Winkel des Querschnittes von 00 A statt 44° 30’ nur 44012, also ebenfalls schärfer. 590 39 .— Man braucht also nur in dem Grundverhältnisse wirklich das gefundene 2'82 für c setzen, also: a:b:c:d = 5'1:7:2:82:1, um in dem Kantenwinkel von 60° einen Controlwinkel zu haben, der bis auf die Minute übereinstimmt. Es sind nach dem eben entwickel- ten Grundverhältnisse: Der Ausdruck er x tang gehört aber zu fang 30°. die Winkel: gemessen: berechnet: 0:00H 1000 ar +H:H 1350 10' 1350 26° scharfen 440 21' 44021 ten ae (yn0 ag 1350 39' — A: — A (Kante y') 60° 0 60° 0 Gewiss willich nicht dieser grossen Übereinstimmung einen höhe- ren Werth beilegen, als sie wirklich besitzt, wenn die ursprüngliche Schätzung der Winkel keinen Anspruch auf eine entsprechende Genauigkeit machen kann, wie dies auch erst kürzlich Herr Bra- vais, aus Veranlassung von Untersuchungen schliesst, deren Zweck war zu erforschen, in wie ferne das Auge im Stande sei, den Paral- lelismus zweier gerader Linien zu beurtheilen. Auch nach Herrn Elie de Beaumont erscheint eine Linie nicht mehr horizontal, wenn sie um 0° 10’ von dem wahren Horizont abweicht 1). Dennoch spricht sie so sehr für die Anwendbarkeit des graphischen Verfahrens der Entwickelung und Messung von Krystallen,, vorzüglich wenn die Flächen nicht den höchsten Grad von Vollkommenheit besitzen, dass ich gerne der genaueren Darstellung des Verfahrens einige Zeilen widmen wollte, als Anregung für jüngere Forscher. DieLage der Elastieitätsaxen ist, übereinstimmend mit den zahl- reichen von Herrn Professor Miller nachgewiesenen Fällen, in 1) Bericht von Herrn Elie de Beaumont in der Sitzung der Academie des sciences in Paris am 19. März 1855. — Moigno, Cosmos, 4, Annee. 6. Vol. pag. 330. der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes. 135 keiner einfachen Beziehung des Parallelismus zu den Hauptlinien der Krystalle, denn nur eine derselben fällt mit der krystallogra- phischen Queraxe zusammen. Fig. 4. Nach den Elastieitätsaxen sind die sa Bilder der dichroskopischen Loupe in [I] Fig.4 orientirt, welche die Projeetion des Sea Do gewöhnlichen Krystalles auf der Längs- an fläche oder der Ebene der Abweichung darstellt. Auf Fig. 2 bezogen macht eine der Elastieitätsaxen NO mit der krystal- c bg] h lographischen Axe AA’ einen Winkel a] oA oA AAO von etwa 12° und zwar in ent- IH gegengesetzter Lage des Perpendikels AP auf die Base Q, deren Projection hier CD ist. Die Helligkeit der Töne der Durch- sichtigkeit ist nun folgende: a mehr absorbirt als d, etwas mehr als c, dunkelster‘ b am wenigsten absorbirt, hellster ) Ton. c mehr absorbirt als 5, mittlerer Man beobachtet die Unterschiede leicht, wenn man die Kry- stalle in der, in der Figur angedeuteten Stellung durch die dichro- skopische Loupe betrachtet, und ist besonders durch den sehr starken Gegensatz der Helligkeit der beiden Bilder « und 5b in einer gegen die krystallographische Hauptaxe etwas schiefen Stellung überrascht. Bedient man sich statt der dichroskopischen Loupe einfach eines vor das Auge gehaltenen Turmalinplättchens, und betrachtet den, in der Entfernung des deutlichen Sehens dahinter gestellten Krystall, in den beiden durch die Polarisationsriehtung von a und 5 in Fig. 4 ange- deuteten senkrecht auf einander stehenden Lagen, so erscheint der Krystall in der einen vollkommen durchsichtig, in der anderen aber nahe undurchsichtig, und so dunkel grau, dass man an Schwarz erinnert wird, wenn auch bei einer Dicke von nahe vier Linien diese totale Absorption noch nicht erreicht schien. Da aber die Krystalle zum Theil nur von ziemlich unvoll- kommenen Flächen begrenzt sind, so stellte ich zur vorläufigen Prü- fung der Stärke der Absorption und in Folge derselben, der Reinheit 136 Haidinger. Die Liehtabsorption des Cadmacetits, des polarisirt durchgelassenen Lichtstromes folgenden Versuch an: Auf eine der durch © A bezeichneten Krystallflächen klebte ich mit Canadabalsam in Äther gelöst, sehr diekflüssig, eine Glasplatte. Auf die mit derselben den Winkel von 44° 30’ einschliessenden Fläche desselben Prismas, welche also von der vorhergehenden durch die Querfläche &© H getrennt ist, klebte ich ein Glasprisma von 45°, so dass das Krystallprisma achromatisirt war. | In der Richtung des Strahles konnte man beim Hindurchsehen durch die nahe parallelen Flächen entfernte Gegenstände vollkommen deutlich ausnehmen. Wurde nun eine dichroskopische Loupe in die Sehriehtung gebracht, so verschwand das eine senkrecht auf die Polarisationsrichtung des Salzes polarisirte Bild derselben vollständig, so dass nicht die geringste Spur desselben übrig blieb, gerade als ob man die beiden Bilder durch ein Nichol’sches Prisma betrachtet hätte. Dennoch hatten nur etwa zwei Linien Dicke des Salzes gewirkt, denn die ganze aus dem Krystallprisma und dem Salze bestehende Platte war nicht dieker als vier Linien, und zwei Linien wurden ungefähr von dem achromatisirenden Glasprisma ein- genommen. | Ich beschränke mich gegenwärtig auf die vorstehenden Anga- ben, welche, so viel mir scheint, dazu ganz geeignet sind, die höchste Aufmerksamkeit der Physiker für die in Rede stehenden Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes zu erregen. Vieles fehlt indessen noch zur genaueren Charakterisirung, auf das ich später zurückzukommen hoffe, da Herr v. Hauer bereits eine neue Menge des Salzes zur Krystallbildung angesetzt hat. Heute möchte ich nur noch für dasselbe, und da ich hoffe, dass es zwar nun zum ersten Male, aber später noch sehr oft genannt werden wird, den specifi- schen Namen Cadmacetit vorschlagen, der übrigens in etimolo- gischer Beziehung für sich selbst spricht. Namentlich hoffe ich, dass es möglich sein wird, aus den grösseren nun zu erwartenden Krystallen zu Polarisationsversuchen taugliche Platten zu erhalten. Einstweilen dient es als Beispiel der gleichzeitigen Existenz von dreierlei Graden von Absorption nach den drei senkrecht auf einander stehenden Elasticitätsaxen bei voll- kommener Farblosigkeit. Es war mir nicht möglich die geringste Abweichung von reinem Weiss oder Grau, überhaupt von „Farblos * wahrzunehmen. der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes. #37 Zweierlei Grade von Absorption an einaxigen Krystallen bei vollkommener Farblosigkeit, wenn auch von minderer Intensität, hat indessen bereits Herr Dr. Beer, und zwar am Kalkspath erwähnt, indem er an einer Varietät das ordinäre, in der Richtung der Axe polarisirte Bild grau, das extraordinäre, senkrecht auf die Axe pola- risirte vollkommen weiss fand t). Die folgenden Angaben über die chemischen Verhältnisse des Cadmacetits verdanke ich demDarsteller desselben, Herrn k. k. Haupt- mann Karl Ritter v. Hauer, dem gegenwärtigen, ausgezeichneten Vorstande des chemischen Laboratoriums der k. k. geologischen Reichsanstalt. Das Metallderivat der Essigsäure mit Cadmiumoxyd bildet nach einer Angabe von Stromeyer Krystalle, und zwar kleine, stern- förmig zusammengehäufte Nadeln. Nach den Angaben von Meissner und John ist es nicht krystallisirbar, sondern bleibt beim Abdampfen seiner wässerigen Lösung als eine gallertartige Masse zurück 1). Eine neuere Arbeit über dieses hiernach in Frage gebliebene Salz existirt nicht. Wiederholte Versuche führten mich zu dem Resultate, dass beide der obigen Angaben in gewisser Beziehung ihre Richtigkeit haben. Denn erstlich gelang es, die zur Bildung des Salzes in kry- stallinischer Form günstigen Bedingungen so weit zu erforschen, dass das Erhalten schöner Krystalle nicht mehr vom Zufalle abhängig erschien, wodurch die Existenz dieses Individuums ausser allen Zweifel gestellt ist; andererseits zeigte sich jedoch, dass beim Ab- dampfen der wässerigen Lösung desselben in der Wärme, besonders wenn keine freie Säure zugegen ist, eine Krystallbildung nicht statt- findet. Zur Darstellung der Lösung ergab sich als am zweckmässigsten die Anwendung von Cadmiumoxyd, erhalten durch Glühen des kohlen- sauren Oxydes, welches von der Essigsäure, namentlich in der Wärme, leicht aufgesogen wird. Behandelt man unmittelbar kohlen- saures Oxyd mit Essigsäure, so geht die Zersetzung auch wenn die Säure eoncentrirt ist, sehr flau vor sich; es bildet sich ein volumi- nöser, schwer zerstörbarer Schaum, welcher die Anwendung sehr grosser Gefässe nothwendig macht, um das Übersteigen zu verhüten 3) Poggendorff's Annalen, 1851. Bd. 82, S. 429. 138 Haidinger. Die Liehtabsorption des Cadmacelits, und es bedarf bei grösseren Quantitäten tagelanges Digeriren in der Wärme, um die Säure annähernd zu sättigen. Dampft man die erhaltene Lösung in der Wärme ein, so _ bekomint dieselbe nach und nach die Consistenz eines dieken Gummi, und trocknet endlich weiter ein, ähnlich der essigsauren Magnesia, ohne zu krystallisiren. Lässt man jedoch eine bis zur Syrupdicke eingedampfte Lösung möglichst langsam erkalten, und ist die Lösung stark sauer, so erhält man stäts Krystalle. Ein eigentliches weiteres Aufziehen schon erhaltener Krystalle gelang mir bisher nicht; denn legt man solche Krystalle in frische, dem Krystallisationspunkte nahe gebrachte Lösungen, so werden sie von neu sich bildenden Indivi- duen inkrustirt, ohne weiter anzuwachsen. Es müssen daher grosse Krystalle gewissermassen in einem Anschusse erhalten werden. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Löslichkeit des Salzes in der Hitze eine sehr bedeutend höhere ist, als in der Kälte. Es sind sonach drei Hauptbedingungen, welche die Darstellung grosser, gut ausgebildeter Krystalle befördern: 1. Den richtigen Punkt zu treffen, bis zu welchem die freie Säure des Salzes eingedampft werden soll. Hat man zu weit ein- gedampft, so schiessen beim Erkalten zu viele Krystalle an, die Individuen haben keinen Raum zu ihrer Entwickelung und bilden eine verworrene Masse. Ist hingegen die Lösung vor dem Erkaltenlassen noch zu wenig concentrirt, so bilden. sich wohl einige Krystalle, dieselben erreichen aber keine ansehnliche Grösse. Im ersteren Falle fügt man daher etwas Wasser zu, erwärmt neuerdings bis zur Lösung des Ganzen, und lässt erkalten. Im zweiten Falle dampft man etwas weiter ein. Diese Operationen lassen sich mit derselben Quantität beliebig oft wiederholen, und es gelingt daher stäts schöne Krystalle zu erhalten. 2. Ein möglichst langsames Erkaltenlassen, welches im Verlaufe durch Anwendung künstlicher Kältemischungen gesteigert werden kann. 3. Anwendung einer grossen Quantität, denn diese ermöglicht, wie überhaupt bei allen Salzen das Erhalten grösserer Krystalle, und dann erleichtert es ein langsames Erkaltenlassen. Es gelang mir auf diese Art bereits Säulen von der Länge eines Zolles zu erhalten, indem ein halbes Pfund des Metalles angewendet der Krystalle des essigsauren Cadmiumoxydes. 139 wurde. Da ich in diesem Augenblicke eine Lösung von mehreren Pfunden in Arbeit habe, so wie mit einer künstlichen Färbung der Kıystalle beschäftigt bin, so müssen weitere Details einem späteren Berichte vorbehalten bleiben. Die chemische Zusammensetzung des Salzes ergab sich gleich der des essigsauren Zinkoxydes nach der Formel: C,H,CdO, —+ 3 Ag. für den lufttrockenen Zustand desselben. Da die Essigsäure eine einbasische Säure ist, so schien es vor der Hand genügend nur die Menge des Oxydes zu bestimmen. 1'561 Gramm in Wasser gelöst und mit Kalihydrat gefällt, gaben 0°699 Gramm —= 4478 Procente Cadmiumoxyd. 1'458 Gramm gaben 0°659 Gramm — 45:19 Procente Oxyd. Dies gibt im Mittel 44-98 Procente Cadmiumoxyd. Theorie Versuch 1 Atom CdO 64 45:07 A498 1’, 'CH,0, 51 35.91 35:84 Re = (0) 27 19-01 19-18 . DIT 142 99-99 100-00 Beim Trocknen über Schwefelsäure verwittert das Salz, an trockener Luft ist es unveränderlich, an feuchter zerfliesslich. 140 = Zantedeschi. Della interferenza luminosa, SITZUNG VOM 19. APRIL 1855. Eingesendete Abhandlung. Della interferenza luminosa, che presenta il filo metallico comune a’ due circuiti chiusi, e dello stato d’ incandescenza delle parti del circuito, che non sono comuni ad ambedue; con alcune osservazioni sulla natura dell’ elettrico, calorico e luce e della loro reciproca dipendenza, di Zantedeschi. Lo studio dei fenomeni luminosi e calorifici, che presentano i eireuiti chiusi metallieamente, e comunicanti fra di loro, riesce della piu alta importanza, poiche sembra, « N che possa spargere qualche luce sulla natura di questi agenti e sulla loro dipendenza dalla elettricita. Il filo, che chiudeva i poli dei due elettromotori, & rappresentato da CBAG, DBAE. In questi due eir- euiti, AC & la parte di filo comune. Esso era di platino del diametro di mezzo millimetro erescente, AB era della lunghezza di sette centimetri, e ciascuna delle parti CB, BD, EA, @4A di tre centimetri, non compresa la porzione immersa nel mercurio in @, E,D,C. Gli elettromotori, dei quali io feci uso, furono alla Grove e alla Bunsen che useirono dalle rino- mate uffieine di Duboseq e Ruhmkorff di Parigi. L’ elettromotore alla Grove era composto di 10 elementi, caricato con acido azotico di 45° B. e con C + che presenta il filo metallico comune a’ due eircuiti chiusi, ecc. 141 acqua acidulata con acido solforico, che segnava 12° B. Lo zinco con nitrato di mercurio era stato perfettamente amalgamato. E la pila alla Bunsen era formata di 19 elementi carieati egualmente di ae'do azotico e di acqua acidulata con acido solforico al medesimo grado. Con eiascuno dei due elettromotori ho successivamente esplorata Tazione calorifica e l’incandescenza. Chiuso il eircolo in @ e C coll’ elettromotore alla Grove ebbj l’incanlescenza di tutto il filo @ABC sino al bianco, comunquesi fosse la eorrente diretta da@in ABC, ovvero da C in BAG. Identiei effetti io m’ebbi collo stesso elettromotore, eompiendo il eircolo inEeDe dirigendo la corrente positiva tanto da Kin ABD, quanto da Din BAE. Rinnovati gli stessi identici esperimenti coll’ elettromotore alla Bunsen, non ho potuto avere che l’incadescenza della solla parte di AB e solo portata al calor rosso. | Assicuratomi della costanza di questi effetti, feci trapasso all’ esperimenti delle due simultanee opposte correnti, dirigendo quella fornita dall’ elettromotore alla Grove da C in BAG, e quella fornita dell’ elettromotore alla Bunsen da E in ABD. Compiuto da prima il eircolo coll’ apparato alla Grove in @,C colla corrente diretta da C in BAG, ed ottenuta l’incandescenca al bianco di tutto il filo, ho chiuso il eircolo coll’ elettromotore alla Bunsen, dirigendo la corrente da E in ABD. Subito l’ineandescenza di AB diminul, e per gradi in aleuni seeondi si ridusse ad una temperatura del calor oseuro , ma perd supe- riore ben di molto a quella dell’ aria ambiente, che era eirca di +1°R. come lo dimostro il termometro, senza ehe perö abbia potuto determi- nare la sua precisa temperatura. E frattanto le parti @4, BC con- servarono perfettamente la loro incandescenza at bianco, e rimasero tuttavia oscure le parti EA, BD. Tutto il filo adunque, EABD, si conservo 0souro in confronto delle porzioni di fill @A, BC, che erano incandescenti al bianco. Questo fenomeno, che mi ha sorpreso, e che reco meraviglia a’ miei uditori, che assistevano alla lezione del 13 Febrajo 1855, mi fece ripetere piü volte l’ esperienza, per comprovarne la costanza. Assieu- ratomi di questa, per verificare in un modo assoluto, se sul filo AB coesistevano le due opposte correnti, ovvero se non ne esisteva alcuna, tagliai il flo AB, ed allora si resero incandescenti ancora le parti EA, BD. M’ebbi adunque incandescenti al rosso i fili CBD, G@AE. Prova evidente, che le correnti eircolavano nei due elettromotori 142 Zantedeschi. Della interferenza luminosa, sommandosi; ma prova ancora evidente che il filo AB non rimane estraneo alle due opposte correnti, ossia che il filo AB si presto al simultaneo passaggio delle due opposte correnti. Era stato indotto ad ammettere questo risultamento da tutti i precedenti miei studii, ed ancora dal vedere BD, AE oseuri, mentre erano ineandescenti CB ed AG. Non poteva, io. comprendere, che eircolando le due correnti per CBD, EAG, lasciato anche parzialmente da parte AB, potes- sero conservarsi incandescenti @A, CB; ed oscure le parti BD ed AE. Ma l’argumentum erueis si fu quello del taglio del filo AB. Questoinaspettato fenomeno delle due incadescenze parziali divise dal filo oscuro comune alle due opposte correnti mi confermo nelle mie dottrine dinamiche, che luce e calorico non sieno, che effetti secondarii delle correnti elettriche, che movimenti vibratorii prodotti nei sistemi molecolari dei corpi dai ripetuti impulsi delle onde elet- triehe. Il earattere delle eorrenti elettriche & vibratorio, come mi sono eonvinto da miei esperimenti. Nel carattere adunque vibratorio vi & la eausa sufliciente dei ripetuti impulsi, e nei ripetuti impulsi, la cagione suflieiente deli’ esaltamento delle vibrazioni de’ gruppi molecolari de corpi. Fino a che non sia oltrepassato il limite della elastieitä, i gruppi molecolari tolti dalla loro naturale posizione vi saranno richiamati dalla forza attrattiva. | Ora nella. parte del filo comune alle due correnti, i gruppi. mole- colari saranno sottoposti ad impulsi uguali e contrarii, nell’ ipotesi che le due sineroniche correnti, sieno di eguale intensitä; e in questo. caso non vi sarä n& luce n& calorico sulla porzione di filo comune alle due correnti, dovendosi trovare i sistemi molecolari in una condizione d’equilibrio. Ma nell’ipotesi che le eorrenti sieno di ineguale intensitä, ineguali saranno pure gli impulsi impressi, e pereio i gruppi molecolari oseilleranno nella direzione dei prevalenti impulsi ceolla differenza di azione di questi sopra di quelli. In questo caso nel file comune alle due correnti esisteranno per lo meno vibrazioni cealorifiche osceure; dieco per lo meno vibrazioni calorifiche oseure, perche vi potrebbero essere ancora, secondo il diverso grado d’ intensitä, delle vibrazioni luminose. Nel caso mio non vi ebbero che vibrazioni oscure ealorifiche, dimostrate dal termometro; e ai due lati @A, BC l’azione cealorifiea era cosi intensa da fondere il eristallo dei recipienti, ripieni di mer- eurie, col quale si chiudeva il eircolo. | che presenta il filo metallico comune a’ due eircuiti chiusi, ecc. 143 L’ oseuritä eompleta del filo comune AB, mi fece escludere Tipotesi, che le due opposte eorrenti avessero a camminare ai due lati- opposti del filo comune, imaginando un piano verticale, che lo avesse a dividere in due semicilindri eguali, perche in questa ipotesi le in- tensita luminose avrebbero dovuto apparire concentrate & questi due lati opposti; rimasi pereioö fermo nell’ idea del prineipio dei piceoli moti sovrapposti, come ho seritto nella mia precedente Memoria (Atti delle adunanze del Gennajo 1855 dell’ I. R. Istituto Veneto) sul sineronismo del passaggio delle due op- poste correnti nel eondutiore comune ai due cireuiti chiusi ed isolati dalla terra. Dopo tutto questo, eredo, che apparisca chiaro il concetto, che io mi sono formato della elettrieitä, del ealorico e della luce. L’ elet- trico e materia elastica sollecitata da un moto di projezione, dovuto all’ esercizio della sua erescente elastieita nella progressiva sua divi- sione. Il calorico e la luce non sono che effetti, o moti vibratorii, delle ripetute projezioni di materia in condizione elastica, che non ha per Inco aequistato quel sommo grado, che & contrasegnato dall’irraggia- mento proprio al calorico e alla luce. Da eiö si puö dedurre come l’elettrico generi calorico e luce; e come luce e calorico possano ancora produrre elettrico. Materia elastica in projezione, od onde di correnti elettriche, esaltano il moto vibratorio spontaneo dei corpi, o generano calorico e luce od esaltate. vibrazioni dei movimenti spontanei oscillatorii dei sistemi molecolari, che recano in condizione elastica la materia aggregata. L’antegonismo delle due forze attrazione ed elasticitä, e il conse- quente moto intestino molecolare de’ corpi pare sia il fondamento d’ ogni fenomeno. Sostituiti al luogo del filo AB due fili paralleli della stessa natura di AB, diametro e lunghezza, e portati ad un apparente conlatto, ho veduto che l’intensitä della incandescenza nelle parti attigue era mag- giore della intensitä della incandescenza nelle parti esterne anche nel ease che le due correnti camminassero in direzione opposta. Il che dimostra come questo caso meriti di essere distinto dal primo. In altro mio seritto divo’ de’ lavori de’ Fisiei in questo argomento. 144 Reuss. Paläontologische Miscellen. SITZUNG VOM 26. APRIL 1855. Ringesendete Abhandlungen. Paläontologische Miscellen. Von dem w. M., Prof. Dr. Reuss in Prag. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) Diese Abhandlung enthält vier von einander unabhängige Auf- sätze. Im ersten wird ein im Prager Museum aufgefundener Original- rest der Dronte (Didus ineptus) beschrieben, bestehend aus dem Oberkiefer, dem Zwischenkiefer, den Nasen- und Gaumenbeinen. Er stimmt mit den schon bekannten analogen Theilen des Schädels von Oxford und Kopenhagen überein, dürfte aber einem besonders alten Individuum angehört haben. ) Der zweite Aufsatz behandelt ein im Pläner von Patek in Böhmen aufgefundenesBruchstück des Rückenschildes einer Seeschild- kröte, welche vollkommen mit der Chelonia Benstedi Ow. aus der weissen Kreide Englands übereinkömmt. Es ist dies der erste in Böhmen entdeckte Schildkrötenrest. | Die dritte Notiz gibt die Beschreibung des Lepidoderma Imhof Rss., eines aus dem das Hangende der Steinkohle bei Wilkischen ohnweit Pilsen bildenden Schieferthone stammenden Krusters, der der aus devonischen und Kohlenkalkschichten -bekannten Gattung Eurypterus sehr nahe steht, sich aber durch die feinschuppige Haut und das Vorkommen in reinen Süsswasserschichten unterscheidet. Das Thier scheint am meisten mit den Phyllopoden übereinzukommen; eine sichere Bestimmung seiner Stellung ist wegen des Mangels der Füsse, Fühler u. s. w. nicht möglich. Im vierten Theile der Abhandlung endlich wird die Aufmeakl samkeit auf in der jüngsten Zeit im Pläner des weissen Berges bei Haidinger. Die Krystalle des essigsauren Manganoxyduls. 1 45 Prag gefundene Reste von Zähnen und Knochen gelenkt, welche wahrscheinlich einem kolossalen Reptile aus der Familie der Kro- kodilier angehören und der ebenfalls der Kreideformation eigen- thümlichen Gattung Polyptychodon zunächst stehen dürften. Wegen des Mangels der äusseren Schmelzfalten an den grossen konischen Zähnen wurde dem fraglichen Thiere der Name Aptychodon_ creta- ceus beigelegt. Die Krystalle des essigsauren Manganoxyduls. Von dem w. M. W. Haidinger. Die grossen schönen Krystalle des essigsauren Manganoxyduls verdienen wohl eine eigens denselben gewidmete Mittheilung, durch die Leichtigkeit, mit der man sie aus verhältnissmässig kleinen Mengen von Auflösung gross ziehen kann, durch ihre Beständigkeit an der Luft und das schöne Rosenroth ihrer Farbe, am meisten vielleicht durch den, wenn auch in nicht sehr dunkeln Tönen so deutlich her- vortretenden Trichroismus. Ich hatte diesen letzteren bereits vor einiger Zeit wahrgenom- men, als mir der k. k. Herr Hauptmann, Karl Ritter von Hauer, die ersten von ihm dargestellten Krystalle zur Ansicht überbrachte, aber die Farbentöne waren doch noch sehr blass, da die längste Dimension der Krystalle nicht mehr als dreiviertel Zoll betrug, und ich bat ihn daher recht dringend, Alles anzuwenden, um grössere Krystalle zu erhalten, was ihm denn auch vorzüglich gut gelang. Man kann nicht Studien über den Trichroismus machen, ohne zugleich sich in den regelmässigen Formen zu orientiren. Die Hauptform der Fig. 1 war wohl bald nachgewiesen, auch ein Paar Winkel graphisch gemessen, aber es erschien auf den Flächen p, parallel dem Durchschnitte mit der breiten Fläche der Krystalle ein sehr flacher einspringender Winkel. Es standen daher mehr zeiterfordernde Arbeiten in Aussicht, als ich gerade zu beginnen mir vornehmen konnte, und ich hoffte, einer unserer jüngeren kry- stallographischen Freunde würde die Sache bis auf den Grund durchnehmen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 10 146 Haidinger. Dies ist auch in der That der Fall gewesen und ich verdanke Herrn Dr. Hochstetter die im Folgenden enthaltenen Angaben. Herr von Hauer selbst stellte dasjenige zusammen, was sich auf die chemischen Verhältnisse bezieht, und was hier den ferneren Betrach- tungen vorangeschickt werden soll. Auf diese Art hatte sich jedoch meine Erwartung, dass sich meine Bemerkungen nur einfach einer Mittheilung jener Herren anschliessen würden, nicht erfüllt. Alles kam zu mir zurück, und damit auch die Veranlassung zu dem gegenwärtigen Berichte. „1. Das essigsaure Manganowydul. Von Karl Ritter v. Hauer. Nach John liefert die Lösung des kohlensauren Manganoxyduls in kochender wässeriger Essigsäure luftbeständige, durchsichtige, blass- rothe rhombische Tafeln, die an zwei entgegengesetzten Enden zuge- schärft sind. Das Salz enthält seiner Angabe zufolge 30 Procent Oxydul, ist in 31/, Theilen Wasser, und auch in Weingeist löslich. Klauer gibt an, es bilde büschelförmig vereinigte rhombische Säulen, die in 3 Theilen kaltem Wasser löslich sind. Endlich existirt noch von Fromherz eine Notiz über dieses Salz, worin er anführt, es lasse sich dasselbe auch in farblosen Nadeln erhalten unter übrigens nicht näher angegebenen Umständen t). Ich habe das Salz durch Auflösen des kohlensauren Oxyduls in concentrirter Essigsäure dargestellt. Die Essigsäure wirkt auf diese, gleichwie auf viele andere kohlensaure Verbindungen nur langsam ein. Die Auflösung erfordert geraume Zeit und Anwendung von Wärme; wird diese letztere auch bis zur Siedhitze gesteigert, so findet dennoch eine vollständige Sättigung der Säure nicht Statt. Übrigens ist dies für die Krystallbildung durchaus nicht störend, denn das essigsaure Manganoxydul hat, so wie viele andere essigsaure ‚Verbindungen die Eigenschaft, aus sauren Lösungen leichter zu krystallisiren. Da kohlensaures Manganoxydul fast stäts eine geringe Menge Oxyd beigemengt enthält, welches sich bei der Darstellung desselben während dem Auswaschen bildet, so erscheint auch die Auflösung dann nie farblos, sondern ist bräunlich, im günstigsten Falle rosenroth. Auch durch oftmaliges Umkrystallisiren verschwindet die Farbe nie ganz. Selbst schon fast vollkommen farblose Lösungen setzen noch immer rosenrothe Krystalle ab. Die Krystallisation erfolgt 1) Gmelin’s Handbuch der organischen Chemie. A. Aufl., I. Th., Seite 639. Die Krystalle des essigsauren Manganoxyduls. 147 leicht beim freiwilligen Verdunsten, wie bei Anwendung gelinder Wärme, und es lassen sich die Krystalle, wiewohl langsam, zu bedeu- ' tender Grösse heranziehen. Es gelang so. rhombische Blätter von mehr als einen Zoll in der Länge zu erhalten. Es wurde versucht, das Salz unter modifieirten Umständen anschiessen zu lassen; aus sauren, wie aus mehr neutralen Lösungen unter Anwendung von Wärme, und durch freiwilliges Verdunsten- lassen, auch durch Concentriren und Erkaltenlassen. In allen diesen Fällen bekam ich stäts Krystalle von der Form, wie sie John beschrieb, und es gelang nie, das in farblosen Nadeln auftretende Salz, welches Fromherz anführt, zu erhalten. Behufs der Analyse genügt es, in Rücksicht, dass die Essigsäure eine einbasische Säure ist, die Menge des Oxyduls zu bestimmen. 1'429 Gramm Substanz hinterliessen nach dem Glühen 0450 Gramm Oxydoxydul = 29:29 Procente Oxydul. aY 1:343 Gramm gaben 0417 Gramm Oxydoxydul = 28°88 Procente Oxydul. | Daher im Mittel 29.08 Procente Manganoxydul. Dieses Resultat führt zu der Formel: C,H,MnO, + 4 Ag. Theorie: Versuch: 1 Atom MnO 35:6 29:03 29:08 17%, '€,H.0;. 51 41 :60 41-65 Kin hsHO 86 29-36 29-27 C,H,MnO, +4 Aq. 122-6 99-99 10000 Für die Analyse war das Salz bei gewöhnlicher Zimmertem- peratur getrocknet worden. Durch langes Aufbewahren in trockener Luft verliert es einen kleinen Theil seines Wassers, ohne jedoch desshalb eine Veränderung im äussern Ansehen zu zeigen. Eine Analyse von Krystallen, welche seit einigen Monaten aufbewahrt worden waren, ergab 29:67 Procente Manganoxydul, was einem Wassergehalte von nur 27:83 Procenten entspricht. Beim Trock- nen über Schwefelsäure verwittert es, bei 100° C. verliert es sein Krystallwasser fast vollständig, und zwar binnen wenigen Stunden.“ 2. Die Krystallform des essigsauren Manganosxyduls. Von Dr. ‘Ferdinand Hochstetter. „Zwei- und eingliederig. (Monoklinoe- drischh Naumann.) 10* 148 Haidinger. Die dünntafelförmigen Krystalle erscheinen als rhombische Prismen (p) mit Abstumpfung der schar- 7, | fen Seitenkanten (B)Schief- 7 endfläche (c) und hinterem Augitpaar (0). | Folgende Winkel wurden bestimmt: gemessen : berechnet : Neigung von pzup = 130° 22 1300 2% M Bernlen) = A90 36, » a a A > SEN 640 35 5 „db,c= M 0 5 SL 0 00T N 0„p' = 136° 18 136° 15 5 » 0,0 — 1270 4% Die Messungen wurden mittelst des Frankenheim'’schen Reflexionsgoniometers im k. k. mineralogischen Cabinet ausgeführt, und immer das Mittel aus mehreren Messungen aus verschiedenen Krystallen genommen. Ausserdem wurden noch nach Haidinger's graphischer Methode die Flächenwinkel von ce gemessen und zwar «— 124° A0', auffallender Weise aber die Winkel $ und £ nicht immer beide gleich, nämlich = 117° 40’ gefunden, sondern bei mehre- ren grösser aufgezogenen Krystallen % ungefähr = 116°, ß’ —= 119°, als wären die Krystalle ein-und zweigliederig, ein Verhältniss, das aber wohl in der unregelmässigen Ausbildung der bei dieser Messung in Betracht kommenden Kanten m bei grösseren Krystallen durch Juxta- position und Zwillingsbildung seinen Grund haben mag. Die Axenzeichen der Flächen sind: b= 00a: b: o0c 0= d b ce Aus den gemessenen Winkeln ergibt sich das Verhältniss der drei Axen: a:b:c = 1: 1'90%: 1'246 Die Krystalle des essigsauren Manganoxyduls. 149 Der spitze Neigungswinkel der Hanptaxe (c) zur Klino diagonale (Axe a) | C= 61 AT, oder die Abweichung der Hauptaxe RB, 2801 Bezeichnung der Gestalten: nach Mohs: = . P+o . Pr+& P—&, 0 p b e nach Naumann: oP.oP.oPw.-—P. p 0 b c Rammelsberg beschrieb die Krystalle zuerst als zweiglie- derig (Pogg. 90:52), neuerdings als zwei- und eingliederig (Hand- buch der krystallographischen Chemie, Seite 289), fasste jedoch die- selben dünntafelartigen Krystalle als Combination zweier Augitpaare (p und 0) und zweier Hexaidflächen (b undc) auf, von denen die letztere c vorherrscht. Die obige Stellung scheint die naturgemässere, zumal da unter den von Herrn Karl Ritter von Hauer dargestellten Krystallen die Grundform (p, c) als rhombisches Prisma mit Schief- endfläche für sich sehr schön vorkommt. Bei Weitem die grösste Anzahl der untersuchten Krystalle sind aber Zwillinge parallel der Schiefendfläche (c) zusammengesetzt. Dadurch muss statt der Kante Ku mit 136° 15’, wenn die Prismen- flächen (p, p) unmittelbar zusammenstossen, eine Kante von 129° 10’ entstehen, die ich jedoch nie beobachten konnte, da die Zwillinge immer durch Individuen gebildet sind, an hr Beg denen das Augitpaar auftritt. Daher ent- ec stehen entspringende Winkel sowohl an der | sbL,, “ | /p’ vorderen Seite der Krystalle durch Zusam- 5 P mentreten von p mit p’, als an der hintern \ I | 20, durch Zusammentreten von o und o' wie in Fig. 2. Jedoch sind zwei andere Fälle sehr häufig. Die Flächen o und o’ sind bei beiden 5 o Individuen so ausgedehnt, dass p und p’ p ganz verschwinden und so durch o und o’ } “ „ einerseits ein ein-, anderseits ein aussprin- sender Winkel von 143° 20’ gebildet wird. "Fig. 38. Fig. 4. 150 Haidinger., Fig. 3. Messungen gaben diesen Winkel in Werthen, die zwischen 143° und 143° 40’ schwankten. Oder es stossen o des einen Indivi- duums und 9 des andern unmittelbar zusammen und bilden dann einen sehr stumpfen einspringenden Winkel von 172° 55’ wie in Fig. A. Solche Zwillingsbildungen scheinen bei grösser aufgezogenen Krystallen sich auch mehrmals zu wiederholen. Ausserdem findet auch eine blosse Juxtaposition in paralleler Stellung Statt. Spaltbar nach der Basisfläche c, tafelförmig, lichtrosenroth, durchsichtig.“ 3. Der Trichroismus der Krystalle. Den Farbentönen entspre- Im chend sind die optischen Elasti- eitätsaxen in folgender Weise orientirt, Die eine derselben c steht senkrecht auf der Längsfläche ooH, und liegt also parallel der längsten Linie in den Krystallen, oder der krystallographischen Queraxe, von den andern beiden, welche in der Ebene der Abweichung liegen, steht die eine a nahe senkrecht auf der Basis o, die andere 5 steht senkrecht auf « und ec. Die Krystalle zeigen folgende Farbentöne: Axenfarben a b e Axe Normale Queraxe Kleinere, Farblos Weiss, in sehr blas- | Gelblich weiss sesViolett geneigt 3/y' lange Hell rosenroth |Tiefrosenroth in das |Gelblich roth zwi- Kermesinrothe schen fleischroth geneigt und honiggelb II Hellster Mittlerer Dunkelster - Ton ‚|| Grössere, 1/ 1'/,'' lange Krystalle Der Farbenton « ist sehr viel heller als 5 und c, die beiden letzteren stehen sich an Intensität sehr nahe, doch erhält man deutlich die angegebene Verschiedenheit, wenn man ziemlich gleiche Dieke von Krystallen vergleicht. Im Ganzen erscheinen die Krystalle mehr oder weniger tief rosenroth, ganz feine tafelartige Krystalle wohl sehr blass. Sehr nette Die Krystalle des essigsauren Manganoxydul. 151 Krystalle befanden sich auch in der von Herrn Professor Böttger der k. k. geologischen Reichsanstalt gesandten Sammlung. Zur Untersuchung der Breehungsexponenten bereitete ich drei Prismen vor, zwei parallel der Axe « anschliessend, gleichgeneigt an die Diagonalen 5 und c, aus welchen augenscheinlich folgte, dass der senkrecht auf a polarisirte Strahl, der am wenigsten gebrochene oder abgelenkte ist, und eines in horizontaler Lage parallel der krystallo- graphischen Queraxe c anschliessend gleichgeneigt an dieDiagonale b, woraus sich eben so deutlich der senkrecht auf d polarisirte Strahl schwächer gebrochen herausstellte, als der senkrecht auf c polarisirte. Senkrecht auf 5 steht also die Ebene der optischen Axen. Die Absorp- tion folgt übrigens sehr gut dem Babinet’schen Gesetz, indem mit der stärkeren Brechung auch die stärkere Absorption verbunden ist. Man wird bemerken, dass in meinen Angaben über den Trichrois- mus eine andere krystallographische Methode befolgt ist, als in Herrn Dr. Hochstetter’s Darstellung der Formen. Ich glaubte an letzterer Nichts ändern, oder sie durch die von mir vorgeschlagenen Elemente ersetzen zu sollen. Gewähren lassen dürfte im Einzelnen wohl jetzt für Original-Mittheilungen das Einzige sein, wobei man das Studium der Natur fördert. Sind ja doch alle Methoden nur Mittel zur Verständigung. Dass ich die von mir befolgte nicht aufgebe, oder gegen eine andere vertausche, wird aber auch mir wohl Niemand verargen. Es wäre mir dann bald selbst unmöglich, aus dem Labyrinthe wieder herauszukommen. Als ich vor zehn Jahren das Handbuch der bestimmenden Mineralogie an das Licht förderte, konnte ich hoffen, dass es mir gelingen würde, durch fortgesetzte mineralogische Lehr- curse eine wahre Schule zu gründen, es war also meine Pflicht, in allen Abtheilungen der Lehre nach Kräften für Vereinfachung und Deutlichkeit zu wirken. Ungeachtet später eingetretener, für diese Richtung nachtheiliger Verhältnisse, hat sich doch sehr Vieles von dem was ich vorschlug, in weiten Kreisen Bahn gebrochen. Es wäre gewiss unbescheiden, zu verlangen, dass Alles angenommen würde, wo es doch unvermeidlich bleibt, dass jeder neue Vorschlag doch nur immer ein Versuch genannt werden muss. Blieb ich nun fast gänz- ‚lieh allein für verschiedene Abtheilungen der krystallographischen Darstellungen, während ich sehe wie oft man sich mit unvollkomm- neren ganz veralteten Weisen begnügt, so will ich um so mehr nie den wahren Zweck aus dem Auge verlieren, Klarheit und Ver- 152 Kenngott. ständniss des Gegenstandes. Daher je weniger überhaupt Schlag- wörter der Schule, desto besser, dagegen Unterstützung der An- ' schauung durch Zeichnungen der Krystalle. Mineralogische Notizen, betreffend die bekannten Species : Karstenit, Dolomit, Milerit, Turmalin, Galaktit, Wasser, Plagionit, Diopsid, Zinkit, Caleit und Felsöbanyt, sowie zwei neue: den Enstatit im Geschlechte der Augit-Spathe und den Pseudophit im Geschlechte der Serpentin-Steatite. (Siebzehnte Folge.) Von Dr, Adolf Kenngott. (Vorgelest in der Sitzung vom 15. März 1855.) 1. Die rauhenBasisflächen anKrystallen des Kar- stenit. An einem schönen Exemplare krystallisirten Karstenits von Aussee in Steiermark, welches das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet vor Kurzem von dem Mineralienhändler Dr. Baader in Wien angekauft hatte, und welches deutliche aufgewachsene und verwachsene Kry- stalle zeigt, konnte ich mit Bestimmtheit beobachten, wodurch die Basisflächen als rauhe erscheinen. — Die blass fleischrothen bis fast farblosen, durchscheinenden bis durchsichtigen Krystalle stellen die gewöhnliche Combination der orthorhombischen Quer-, Längs- und Basisflächen dar, an deren Combinationsecken die Flächen der Grund- gestalt (der orthorhombischen Pyramide mit den Endkantenwinkeln 121°32' und 108° 35’ und den Seitenkantenwinkeln 990 7’) oder auch noch mit dieser die Flächen der orthorhombischen Pyramiden der Querreihe 2 P3 und 3 P3 auftreten. Schon mit freiem Auge konnte man sehen, dass die Coulas nationskanten der Basisflächen mit allen rundum liegenden Flächen keine horizontalen Kantenlinien darstellen, sondern dass der ganze Rand gekerbt erscheint, und dieses mit der Flächenbeschaffenheit der Basis zusammenhängt. Unter der Loupe betrachtet, zeigt essich nun, dass eigentlich keine Basisflächen vorhanden sind, nicht die Spur davon, sondern, dass anstatt derselben zahllose kleine End- ecken homolog gruppirter Grundgestalten durch ihre Summe die Mineralogische Notizen. 153 Basisflächen gleichsam dem freien Auge eonstruiren, welches nur den Totaleindruek empfängt und eine rauhe Fläche zu sehen glaubt. Die Karstenitkrystalle, welche im Grossen die Combinations- gestat So PS. P&.0OP.P (mit oder ohne 2 P3 und3 P3) zeigen, stellen demnach ein Aggregat homolog gruppirter Kryställ- chen der Combinationsgestalt P. oo P& . oo P& (mit oder ohne 2P2und3P5) dar und durch die Summe aller Endecken von P, welche nahezu in einer Ebene liegende Scheitelpunkte darbieten, werden die scheinbar rauhen Basisflächen construirt, während die Quer- und Längsflächen eben und glatt erscheinen. Oft erscheinen auch im Zusammenhange mit dieser homologen Gruppirung die Quer- flächen schwach vertical gestreift, welche Sireifung sich auf den Pyramidenflächen entsprechend fortsetzt. Bisweilen zeigen die Krystalle mangelhafte Ausbildung der Theile, Zerklüftungen, wie sie mannigfach an Karstenitkrystallen beobachtet werden, und Lücken oder Höhlungen von unregelmässiger Gestalt im Innern der Masse. Auch in diesen sieht man an den den Basisflächen parallelen Oberflächentheilen der Höhlungen dieselbe Ausbildung der Endecken der Grundgestalt, wie aussen. Farblose kleine Gypskrystalle sind ziemlich zahlreich auf den Karstenitkry- stallen aufgewachsen zu bemerken und orangegelbe Cölestinkrystalle erscheinen da und dort ein- und aufgewachsen. An und für sich wäre es von keiner besonderen Bedeutung, wenn man an Krystallen die Erscheinung rauher Flächen auf gewisse ‚kleine Krystalltheile zurückführen kann und die kleinen hervorragen- den Theile mit den Spaltungsstücken in Zusammenhang gebracht werden können, oder wenn man wenigstens sichtlich nachzuweisen vermag, dass die kleinen die grossen Krystalle zusammensetzenden Kryställchen auch sonst noch so vorkommen und die Übergänge an nahe liegenden Stücken sichtbar werden. Hier aber finden diese beiden Fälle nicht Statt, indem man die Combinationsgestalt P.oP&.cooP& einzeln nicht beobachtete und die Karstenit- krystalle keine Spaltungsflächen parallel den Flächen der Grund- gestalt bis jetzt haben finden lassen, dieselben auch hier nicht vor- handen sind. Man muss vielmehr nach dem ganzen Stücke urtheilen, dass die auflösende Einwirkung des Wassers auf den Karstenit, mit welcher die Bildung der so häufig und auch hier als Begleiter auf- tretenden Gypskrystalle zusammenhängt, an den Karstenitkrystallen 154 Kenngott. die ursprünglichen Basisflächen derartig umgewandelt hat. Da nun der Karstenit in absteigendem Grade sehr vollkommen spaltbar parallel den Längs-, Quer- und Basisflächen ist, auch Spuren von Spaltbarkeit parallel dem Prisma oo P gefunden werden, so ist das Heraustreten der Endecken von P anstatt der Basisflächen hier um so interessanter, weil die Krystalle sonst keine Einwirkung weiter auf den übrigen Flächen zeigen, und sich somit die Basisflächen als die für die Erosion empfindlichsten darstellen, was mit der Vertheilung der Moleküle im Zusammenhange stehen muss. Die Einwirkung des Wassers auf den Karstenit, durch welche die kleinsten Theilehen in gewisser Ordnung hinweggenommen wer- den, musste dabei eine sehr langsame sein, weil die durch die Erosion hervortretenden Theile der die Endecken von P bildenden Pyramidenflächen an Stärke des Glanzes den ursprünglieh in der Combination auftretenden P-Flächen nicht viel nachstehen und die so entstandenen rauhen Basisflächen nach dem Grade des Hervor- tretens der Endecken in der Stärke des Glanzes noch zwischen dem Matten und dem Wenigglänzend wechseln. | Die aufgewachsenen Gypskryställchen, welche eine unzweifel- hafte Folge der Auflösung des Karstenit im Wasser sind, zeigen in ihrer Lage unter einander und zu den Krystallen des Karstenit keine Regelmässigkeit und Harmonie, sie setzten sich an, wo sie gerade Platz fanden. Da wo sie häufiger auftreten als hier und die Masse des Karstenit mehr zurück tritt, entstehen Gemenge von Gyps- und Karstenitkrystallen, gleichsam als wären dieselben gleichzeitig ent- standen. 2. Notiz über eine Krystallgestalt des Dolomit. Ein zweites bemerkenswerthes Beispiel rauher Flächen hatte ich Gelegenheit an einem Exemplare des sogenannten Miemit von Glücksbrunn bei Gotha in Sachsen zu beobachten, welches mir durch sein eigenthümliches Aussehen auffiel. Das spargelgrüne Mineral bildet einen krystallinischen Überzug, an dessen Oberfläche die nahe gruppirten kleinen hervorragenden Krystalle deutlich zu: sehen sind. Es trat an dem Stücke das sonst gewöhnliche Gepräge rhomboedrischer Krystallbildung gar nicht hervor, wie man es bei anderen derartigen Überzügen von Dolomit und ähnlichen sieht und ich war desshalb über das Stück selbst bei vorübergehender Betrach- tung zweifelhaft. Ich fand jedoch bald die Erklärung in der eigen- Mineralogische Notizen. 1 5 5 thümlichen Bildung der einzelnen Individuen, welche erwähnt zu werden verdient. Die Krystalle bilden nämlich die Combination 2R.R, die Flächen R bilden schmale Abstumpfungsflächen der Endkanten an 2 R', fallen aber durch ihren Glanz auf, während die Flächen 2R' nur in gewissen Richtungen schimmernd sind. Dies liegt nun daran, dass sie als Flächen gar nicht vorhanden sind, sondern die scheinbaren Flächen 2 R’' durch homolog gestellte Sei- tenecken der Rhomboeder R gebildet werden, welche als sehr kleine Partialgestalten die Krystalle zusammensetzen und dadurch scheinbar die rauhen Flächen 2 Z’ hervorbringen. Es ist also eigentlich nur die Grundgestalt % vorhanden, und die vielen homolog gruppirten Kry- ställchen dieser Form erzeugen die Combinationsgestalt 2%. R der mit freiem Auge sichtbaren Krystalle, die Flächen R treten durch ihren Glanz hervor und das Ganze hat das Aussehen, als wären tafel- artige Krystalle vorhanden, welche in das orthorhombische Krystall- system gehörten. 3. Krystallgestalt des Millerit von Saarbrücken. An zwei Exemplaren des unter dem Namen Haarkies bekannten Millerit von Saarbrücken in Rheinpreussen, welche von HerrnDr. M. Bondi in Dresden an das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet in Wien ein- gesendet wurden, fand ich die bereits schon früher von mir an Exemplaren dieser Species von anderen Fundorten bestimmte Com- bination des hexagonalen Prisma in normaler, und des in diagonaler Stellung. Bei der Zartheit der linearen Kryställchen hatten sich nicht alle Flächen gleichmässig entwickelt und es liessen sich nicht alle zwölf Flächen auffinden, doch zeigte sich hier in dem Mangel einzelner keine bestimmte Tendenz, trigonale Prismen zu bilden, indem kein regelmässiger Wechsel der fehlenden (oder der Beobach- tung entgehenden) Flächen bemerkt werdenkonnte. An dem einen der beiden Exemplare sind Kluftflächen in der Schwarzkohle mit Siderit- krystallen besetzt und auf diesen sitzen diehaarförmigen Krystalle des Millerit, begleitet von einigen kleinen undeutlichen messinggelben Krystallkörnern, welche Chalkopyrit zu sein scheinen. An dem ande- ren Stück sind Kluftflächen in Schieferthon mit weissen Caleit- und gelben Sideritkrystallen bekleidet und die Kryställchen des Millerit sind sehr zart und büschelförmig gruppirt. Der Ausgangspunkt bei dieser Gruppirung ist, wie ich es an englischem Millerit von Merthyr Tydvil in Wales bemerkte, ein graues metallisches Korn. Chalkopyrit 156 Kenngott. ist auch hier in kleinen Krystallkörnern als Begleiter zu sehen, welche einzeln verstreut aufgewachsen und etwas deutlicher als an dem vorigen Exemplare sind. A. Über eine Krystallverbindung des Turmalin. Ein Krystallstück eines dunkelblaugrünen durchsichtigen Tur- malin (aus Brasilien), an welchem die beiderseitigen Endflächen durch Abbrechen nicht mehr sichtbar, sondern nur die prismatischen Flächen zu sehen waren, zeigte einen interessanten Wechsel in der successiven Ausbildung. Es hatte sich nämlich um einen bereits aus- . gebildeten Krystall durch Ansatz weiterer Turmalinmasse von gleicher Beschaffenheit der Krystall vergrössert, eine Erscheinung, welche man an anderen Turmalinkrystallen, so wie auch an Krystallen anderer Species, wie z. B. bei (Quarz und Fluss nicht selten beobach- ten kann, und welche in ihrer Deutlichkeit oft durch einen Wechsel der Farbe oder durch andere Verhältnisse unterstützt wird. Hier erlaubte das eine abgebrochene Ende die Umwachsung dadurch zu erkennen, dass der innere Krystall ein wenig aus der weiteren Um- hüllung herausragte. Das Interessante bei dieser Weiterbildung des Krystalls besteht in dem Wechsel der prismatischen Flächen und derselbe wird aus der beifolgenden Figur ersichtlich, welche die beiderlei Gestaltungen im horizontalen Querdurchschnitte dar- ‚stellt. Die Wahl der Namen bezüglich der Stellung ist eine willkürliche, weil keine Endflächen vorhanden sind und es könnte eben so gut die Benen- nung eine umgekehrte sein, was auf die Darstellung keinen Einfluss hat. Während der äussere Krystall die Flächen des hexagonalen Prisma in diagonaler Stellung oo P2 (d) zeigt, an welchem die abwechselnden Kanten durch die Flächen eines trigonalen Prisma in normaler Stellung Bi (n) gerade abgestumpft sind, und die Flächen des trigonalen Prisma in normaler Stellung Ze nur an zwei Kanten in Spuren zu sehen sind, zeigt der innere Keystall die Flächen des hexagonalen Prisma in normaler Stellung oo P mit gleichzeitiger Aus- bildung der beiden Hälften-Gestalten °- und a (n und =‘) Mineralogische Notizen. 157 und von den Flächen des hexagonalen Prisma in diagonaler Stellung sind an dem inneren Krystalle nur schwache Spuren an den Combi- nationskanten der beiden trigonalen Prismen zu erkennen. Dabei sind die Flächen der Prismen in normaler Stellung glatt, während die des Prisma in diagonaler Stellung vertical gestreift sind. Jedenfalls steht dieser Wechsel in der Ausbildung der Gestalt mit der oft vorkom- menden verschiedenen Ausbildung der Endflächen in Zusammenhang und ist auf die verschiedene FL REN Elektrieität des Turmalin zurückzuführen. 5. Nachträgliche Bemerkung über den Galaktit. Nachdem ich den Galaktit in der eilften Folge meiner mineralo- gischen Notizen (Märzheft des Jahrganges 1854 der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Band XII, Seite 290) beschrieben hatte, theilte mir Herr Sectionsrath W. Haidinger mit, dass er bei seiner Anwesenheit in England in früherer Zeit dem bezüglichen Minerale den Namen wegen der weissen Farbe gegeben habe, und dass der damals vorliegende Fundort Glenfarg in der Grafschaft Perth in Schottland war. 6. Über einige Erscheinungen beim Krystallisiren des Wassers. | Die durch mehrere Wochen andauernde niedrige Temperatur dieses Winters gestattete mir einen Krystallisationsprocess in seinem Verlaufe zu beobachten, auf dessen Beginn ich durch Zufall auf- merksam wurde, und welcher eigenthümliche Erscheinungen aufwies. In einem zum k. k. Hof-Mineralien-Cabinete gehörigen Souterrain- locale wurde ich bei eintretendem Froste auf ein Abblättern eines’ Kalkanstriches und Hebung ganzer Lagen aufmerksam und nach kurzer Zeit sah ich eine täglich zunehmende Eisbildung folgender Art: Eine Wand, auf deren Ziegeln eine Lage Mörtel wie gewöhnlich als Verputz angeworfen ist, und welcher dann mit einem dünnen Kalk- anstrich versehen ist (wie diese Theile die beifolgende Figurangibt, « die Ziegeln, 5 den Verputz, c den Anstrich), ist mit hygroskopischem Wasser erfüllt und ist so gelegen, dass auf der einen Seite, wo die Krystallisation eintrat, eine mindere Temperatur war, als auf der anderen. Die Ziegel und der Verputz sind poröser als der Kalk- anstrich und dieser bildet eine, wenn auch dünne, doch immerhin a 158 Kenngott. cohärente Schicht, welche das Wasser weniger hindurch lässt. Das wenige Wasser, welches durch die Ziegel und den Verputz hindurch- gedrungen war, und sich innerhalb des möglichen Zwischenraumes zwischen Anstrich und Verputz befindet, begann durch die äussere Kälte zuerst fest zu werden, zu krystallisiren, wodurch eine Erwei- terung des Zwischenraumes zwischen Verputz und Anstrich erzwun- gen wurde, welche auf die Entfernung der dünnen Anstrichdecke ein- wirkte, so dass dieselbe sich unmerklich erhob. Aus dem Verlaufe _ der Beobachtungen zu schliessen, begannen sich durch den Krystal- lisationsprocess sehr viele Individuen zu bilden, so viele vielleicht, als Poren an der Oberfläche des Verputzes vorhanden waren. Der Act der Krystallisation auf der Oberfläche des Verputzes in dem Zwischenraume zwischen dem Verputz und dem Anstrich ver- grösserte den Zwischenraum momentan und die Krystallisationskraft veranlasste das im Verputz befindliche Wasser der nächsten Nach- barschaft, sich den beginnenden Krystallen anzuschliessen, sie zog die Atome oder Moleküle desselben aus dem Verputze heraus, ver- grösserte (verlängerte) die begonnenen Krystalle von der Ansatz- fläche aus, drängte die Krystallanfänge vorwärts und erweiterte somit noch mehr den Zwischenraum zwischen dem Verputz und Anstrich, welcher letztere wieder etwas dadurch gehoben werden musste. Das durch die Krystallisationskraft aus dem obersten Theile des Verputzes herausgezogene Wasser veranlasste leere Räume und das Wasser der anderen Theile der Wand drang hindurch und durch die Porosität, respective Capillarität der Masse nach und nun konnte das einmal Mineralogische Notizen. 159 begonnene Wachsen der Krystalle sich fortsetzen , so lange die übri- gen Verhältnisse und die Menge des vorhandenen Wassers es möglich machten. Der Anstrieh wurde immer weiter vom Verputz weggedrängt und durch das Eis gehoben, das Eis selbst bildete eine immer dichter werdende Schicht d (stellenweise bis einen halben Zoll dick) und war in seiner Masse parallel laufend faserig, wie ähnliche Gänge aus- füllende Massen von Salz, Gyps oder Caleit, dabei klar und ziemlich durchsichtig. Die linearen Krystalloide erhielten ihren eontinuirlichen Zuwachs von der Basis aus und wurden so unmerklieh und im engsten Anschluss der Massentheilehen vergrössert, dass keine Absätze oder Schiehtungen parallel der Wand oder senkrecht auf die Längsaxe der Fasern bemerklich wurden. Der Anstrich bröckelte sich an ein- zelnen Stellen durch das ungleiche Wachsthum der Individuen zum Theil los. | An Stellen, wo kein Anstrich vorhanden war oder derselbe weniger Cohärenz und Sprünge zeigte, erhoben sich lineare Krystal- loide von anscheinend prismatischer Gestalt mit vertical gestreiften Flächen und faseriger Bildung im Innern (e in der Figur), die auch ‚zum Theil als spitze pyramidale Gestalten (f) erschienen (verjüngte Krystalle, wie beim Quarz), auf der Oberfläche des Verputzes ver- einzelt, haarförmig bis zur Dieke einer Schreibfederspule und dar- über. Dieselben wuchsen langsam, aber im Allgemeinen etwas schnel- ler als die faserigen Schichten, und krümmten sich zum Theil frei- willig in freiem Raume des Locales in der Luft, wie gebogene Gyps- krystalle, welche Krümmungen constant den einmal eingeschlagenen Weg verfolgten, so dass dergleichen Krystallstengel fortwachsend (g in der Figur) mit ihrem Anfange wieder den Verputz berührten und in dieser Stellung selbst noch an Länge zunahmen. Ich beobach- tete dergleichen Krystalloide bis zur Länge eines Zolles. Die faserigen Massen zeigten unter starker Vergrösserung parallele röhrenförmige Hohlräume und gereihte Bläschen, welche die eng verwachsenen linearen Krystalloide von einander trennten und nach unten (gegen den Verputz hin) an Ausdehnung zunahmen, Ich entfernte nun an einigen Stellen die Lage des Anstrichs von der Oberfläche der faserigen Massen, schnitt dieselben in einem Flächenraume von zwei Zoll so zu, dass die Oberfläche möglichst glatt und eben war, und erwartete so das weitere Verhalten. Auf 160 | . Kenngott. diesen Flächen erhoben sich nur einzelne, lange, haarförmige Kry- stalle von ansehnlicher Länge (2) und faserige Krystallgruppen (k), welche sich gewöhnlich an ihren Enden hakenförmig krümmten und der Anblick dieser Massen mit ihren emporgesprossenen Krystallen und faserigen Gruppen ist aus dem Durchschnitte 2 ersichtlich. (James D. Dana beschrieb Seite 188 der vierten Auflage seines System of mineralogy ähnliche gekrümmte faserige Gruppen linearer Krystal- loide des Eises, welehe sich an Baumstämmen bildeten und ein ähnliches Hervorspriessen der Krystalle darstellen.) Solche einzelne haarförmige Krystalle und faserige Gruppen emporwachsender linearer Kryställchen von ansehnlicher Länge und täuschender Gleichheit des Aussehens beobachtete ich an einem Stücke vitrioleseirenden Markasits, aus dessen Oberfläche viele Kry- stalle eines weissen Vitriolsalzes ebenso emporstiegen. 71. Nachträgliche Bemerkungen über den Plagionit. Als Anhang zu den früher von mir beschriebenen und für Wolfs- bergit gehaltenen Krystallen des Plagionit (siehe die sechzehnte Folge meiner mineralogischen Notizen in dem Februarhefte des Jahr- ganges 1855 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften), welche sich durch ihre ein- fache Krystallgestalt auszeichnen, habe ich eine in kugelig-blätteri- gen Partien vorkommende Abänderung des Plagionit zu erwähnen, welche gleichfalls für Wolfsbergit ausgegeben wurde. Nachdem sich nämlich die früher beschriebenen Krystalle als Plagionit erwiesen hatten, übersandte Herr Dr. Bondi in Dresden zwei eigenthümliche Druschen an das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet, welche ihm gleichfalls als Wolfsbergit zugekommen waren und über welche er jetzt gleich- falls Zweifel hegte. Er übersandte sie mit dem richtigen Bemerken, | dass er etwas Ähnliches von Wolfsberg noch nieht gesehen habe. Die angestellte Untersuchung liess mich finden, dass die lamel- laren Krystalloide, welche die kugelig-blätterigen Partien zusammen- setzen, stark gekrümmt sind, und wo sie deutlicher werden, auch die von mir beschriebene einfache Combination des Plagionit erken- nen lassen, und dass dazu die eigenthümliche Streifung sehr viel beiträgt, wenn man damit die Streifung vergleicht, wie sie von G. Rose am Wolfsbergit angegeben wurde. Das Aussehen der kuge- ligen Partien erinnert an gewisse Caleitkugeln, die durch Krystalle in der Gestalt eines stumpferen Rhomboeders zusammengesetzt Mineralogische Notizen. 1 61 werden und das Analogon derselben würde für sie die allereinfachste in der genannten Folge angegebene Combination sein. Dieselbe tritt jedoch da, wo die einzelnen Krystalle sich erkennen lassen nicht hervor, sondern man beobachtet nur die dem Titanit ähnliche. Die Oberfläche der Kugeln ist nicht glatt, sondern der Zusammensetzung gemäss gekerbt. Vor dem Löthrohre liessen sich die Bestandtheile des Plagionit mit Bestimmtheit nachweisen. Der Fundort ist Wolfs- berg am Harz und die Kugeln sind mit Caleit und Quarz verwachsen. Ein zur Ansicht beigefügtes Exemplar des echten Wolfsbergit zeigte nur dünne tafelartige Krystalle mit starker Streifung der breiten Flächen. An den Enden waren sie verbrochen, scheinbar recht- winkelig gegen die Hauptaxe parallel dem horizontalen Hauptschnitt, woran man die von G. Rose bestimmte undeutliche Spaltungsfläche parallel den orthorhombischen Basisflächen erkennen konnte. 8. Eine dem Serpentin ähnliche Pseudomorphose des Diopsid. Von dem k. k. Rechnungs-Officialen Herrn L. Kaczvinsky erhielt ich zur Bestimmung ein Exemplar eines sogenannten krystallisir- ten Serpentin angeblich aus China stammend und einen losen Krystallvon gleicher Beschaffenheit. Die Untersuchung ergab, dass diese dem Ser- pentin sehr ähnlichen Krystalle umgewandelte Krystalle des Diopsid sind, wie derselbe als Abänderung des Augit in blassgrünen am Ende auskrystallisirten Krystallen im Alathale in Piemont und an anderen Orten vorkommt. Die bezüglichen Krystalle mögen auch, dem Ganzen nach zu schliessen, aus dem Piemontesischen, nicht aus dem Chinesi- schen stammen. Die Combination ist oo Poo . (oo Poo).coP mit einer vorderen und einer hinteren Hemipyramide und anderen Flächen in Spuren. Spaltbarkeit ist nicht mehr zu bemerken und der Bruch ist uneben. Unrein pistaziengrün und durch eingewachsene fremdartige Theile gelblich gefleckt, schwach wachsartig glänzend, trüb durch- scheinend. Härte = 2:5 — 3°0. Milde, im Striche grau. Speeifi- sches Gewicht — 2°801. Fast fettig anzufühlen. An dem Stücke, welches die Krystalle aufgewachsen zeigt, bemerkt man auf dem Gemenge von Aktinolith und Caleit, welches die gemeinschaftliche Unterlage bildet, noch ein zweites Umwand- lungsproduet als neuere Bildung, nämlich als Überzug kleine Partien eines stalaktitischen kugelig-nierenförmigen Minerals, wel- ches am meisten an den Dermatin erinnert. Es ist licht graulichgelb Sitzh. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I.Hft. 11 162 Kenngott. und gelblichbraun gefärbt, an der Oberfläche wachsartig glänzend, durchscheinend und etwas fettig anzufühlen. Die Härte ist — 2:5 und es ist gleichfalls milde. i 9. Über den Enstatit, eine neue Species in dem Geschlechte der Augit-Spathe. | Gleichzeitig mit der dem Serpentin ähnlichen Pseudomorphose des Diopsid, welche oben (unter Nr. 8) beschrieben worden ist, erhielt ich von dem k. k. Rechnungs-Offieialen, Herrn L. Kaez- vinsky ein kleines Stück zur Bestimmung, welches gleichfalls ein körnig-krystallisirter Serpentin in derbem aus China sein sollte. Das Aussehen des dichten Minerals, in welchem die Krystalle eingewach- sen waren, sprach unzweifelhaft dafür, dass es ein Serpentin sei, obgleich es auch nicht der Fall war, wie ich weiter unten besprechen werde, sondern eine eigene Species, der Pseudophit. Die in dem diehten Minerale aber eingewachsenen Krystalle hatten nicht die geringste Ähnlichkeit mit Serpentin, sondern erinnerten im ersten Augenblicke an Skapolith, wozu noch die rechtwinkelig vierseitigen, scheinbar quadratischen Gestalten des Querbruches der linearen Kry- stalle, die Farbe und der Glanz beitrugen. China erschien mir auch als problematisches Vaterland, und ich salı desshalb unter den Ska- polithen in den Sammlungen des k. k.Hof-Mineralien-Cabinetes nach, ob sich nicht ein gleiches Mineral vorfände. Ich war auch bald so glücklich, in der Reservesammlung, unter der Etiquette: glasiger Skapolith im edlen Serpentin vom Berge Zdjar in Mähren, ein iden- tisches Stück zu finden, hörte von dem Mineralienhändler Herrn Dr. Bader, dass der Fundort ganz richtig sei, da er selbst früher reichliches Material dieses Skapolith im Serpentin gehabt, und fand auch in dem Werke des Herrn Professor F. A. Kolenati (die Mineralien Mährens und österreichisch Schlesiens , deren Fundorte und ökonomisch-technische Verwendung, Brünn 1854), auf Seite 41, unter Skapolith, dass Skapolith in gegliederten, discordant gelagerten Stangen, eingewachsen im Serpentin vom Berge Zdjar bei Aloysthal angegeben war. Zur weiteren Vergleichung und Untersuchung erhielt ich auch noch zwei Exemplare aus den Sammlungen der k.k. geolog. Reichsanstalt und durch meinen geehrten Freund, den k. k. Militär- Verpflegs-Verwalter Herrn Schmidt in Brünn, zwei Exemplare aus dortigen Sammlungen zugesendet, so dass mir nun hinreichendes Material dieses schönen mährischen Minerals zu Gebote stand. er Mineralogische Notizen. 163 Auf den Anschein hin, dass das Mineral Skapolith wäre, wofür es seit langer Zeit ausgegebenund in die Sammlungen übergegangen war, prüfte ich einen kleinen Splitter vor dem Löthrohre und fand zu meiner Überraschung, dass das Mineral fast unschmelzbar war und sich bei starkem Feuer an den Kanten nur ein wenig abrundete, dass es mit Kobaltsolution befeuchtet und geglüht nicht blau wurde, dass es in Salzsäure nicht löslich war und bei Anwendung selbst feinen Pulvers und langem Kochen in der Säure keine Spur von Kalkerde sich zeigte. Hieraus und weil es scheinbar in Serpentin eingewachsen war, schloss ich, dass es vielleicht ein Skapolith sein könnte, der anstatt Kalkerde Talkerde enthielte und übergab somit dem k. k. Hauptmann Herrn Karl Ritter v. Hauer wohl ausgesuchtes Material zur analytischen Bestimmung, so wie auch gleichzeitig von dem dichten Minerale, dem scheinbaren Serpentine, dem nunmehri- gen Pseudophit, und er übernahm die Untersuchung mit gewohnter freundlicher Bereitwilligkeit. Inzwischen setzte ich meine Untersuchungen fort und als-ich das Resultat der Analysen erfuhr , trafen meine Untersuchungen mit den erhaltenen Resultaten zusammen und es zeigte sich, dass das frag- liche krystallisirte Mineral kein Skapolith, auch kein talkerdehaltiger sei, sondern dass es ein Augit-Spath ist, das Analogon des W ollasto- nit, das Bisilikat der Talkerde, 3Mg0.2Si0,, welches somit als eigene Species constatirt wurde. Die Eigenschaften dieses von mir mit dem Namen Enstatit belegten Minerals sind nun nachfolgende: Es findet sich krystallisirt in langen eingewachsenen linearen Krystallen, welche so fest eingewachsen sind, dass sie sich äusserst schwierig aus der Grundmasse heraus trennen lassen und viel eher zerbrechen. Selten gelingt es, ein Krystallstück so herauszulösen, dass dessen Flächen ringsum sichtbar sind. Hiermit sind aber nur die Flächen in der verticalen Zone gemeint, welche für die eines quadrati- schen Prisma gehalten wurden; Endflächen waren an keinem der Stücke zu erhalten. Der Grund der schwierigen Trennbarkeit und der unvollkommenen Ausbildung äusserer Krystallflächen liegt in dem sicher grossen Widerstande, welchen die Krystalle bei ihrer Bildung innerhalb der Masse fanden, wie man aus dem Ganzen ersieht. Die linearen Krystalle sind nämlich, worauf sich auch der von Herrn Professor Kolenati gebrauchte Ausdruck „gegliedert“ bezieht, häufig an mehreren Stellen quer durchgebrochen und die 11* | 164 u Renhiebikt, Bruchstücke etwas verschoben, wodurch ein gewissermassen geglie- dertes Aussehen erzeugt wird. Die durch die Verschiebung entstan- denen Zwischenräume sind mit der damals noch weichen Grundmasse ausgefüllt worden, so dass die Krystalle, da ohnehin noch die nächste Umgebung um die ganzen Krystalle in dem Bereiche des Contactes etwas dunkler erscheint, und die Krystallstücke wie dunkel umsäumt in der lichten grünen Masse liegen. Diese dunklere Umsäumung, eine scheinbare, aber doch nicht wirklich verschiedene und von der Grund- masse getrennte Hülle der Krystalle ist sehr schmal, und man könnte diese durch die Färbung unterschiedene Schicht bei der natürlichen Grösse der Krystalle (2 — 6 Millimeter dick und 4 — 6mal so lang) etwa mit einem dicken Federstrich vergleichen, den man um die Krystalle herumzöge, um sie in ihrem Umrisse zu bezeichnen. _ Die durch das Verschieben der Bruchstücke der geknickten Krystalle entstandenen und durch die Grundmasse ausgefüllten Zwischenräume sind oft über ein Millimeter breit und die Querbrüche bald rechtwin- kelig bald schiefwinkelig gegen die Hauptaxe, was vielleicht nur von der verschiedenen Ansicht bei verschiedener Lage herrührt. Man erinnert sich hierbei an die geknickten Beryll- und Turma- linkrystalle und kann sich recht gut vorstellen, dass die Enstatitkry- stalle in einer weichen breiartigen Masse sich bildeten und als lange lineare Krystalle durch irgend welche Bewegung in der weichen Masse geknickt und die Bruchstücke etwas verschoben wurden, dass aber die Grundmasse noch immer weich genug war, um die Lücken ' in continuo auszufüllen. Die dunklere Farbe im Contact ist nicht auffallend und man findet sie oft bei Krystallen, welche fest einge- sehlossen sind. Die Flächen der verticalen Zone entsprechen den Flächen des Augitgeschlechtes, als klinorhombische Quer- und Längsflächen, wel- che rechtwinkelig gegeneinander stehen und zu der Deutung quadrati- scher Prismen Veranlassung gaben. Dass es aber die klinorhombischen Quer- und Längsflächen wirklich sind, zeigt ausserdem die Spaltbar- keit, indem die Krystalle deutlich spaltbar parallel den Flächen des klinorhombischen Prisma von nahezu 87° sind, ausserdem auch noch Spaltungsflächen parallel den Quer- und Längsflächen selbst bemerk- bar sind. Der Unterschied der Spaltbarkeit ist für die zweierlei Flä- chenpaare wenig verschieden, in beiden Fällen aber die Spaltbarkeit sehr nachstehend der deutlichen Spaltbarkeit parallel den Prismen- Mineralogische Notizen. 165 flächen. Man kann nur durch jene schwach das Bild eines Kerzen- lichtes wahrnehmen, während man auf den Spaltungsflächen parallel den Prismenflächen ziemlich deutliche Bilder äusserer Gegenstände erhält, die noch deutlicher wären, wenn nicht ein gewisses Zerrissen- sein und faseriges Aussehen in der Längsrichtung der Spaltungsflächen, wahrscheinlich die Folge der mehrfachen Spaltbarkeit, wie man es bei dem Skapolith und Wollastonit auch sieht, die Deutlichkeit hinderte. Die Krystalle des Enstatit sind graulichweiss, zum Theil etwas gelblich oder grünlich, der glasartige Perlmutterglanz ist auf den vollkommenen Spaltungsflächen ziemlich stark, die Krystallflächen selbst sind aber matt oder schimmernd, wie man es bei dem festen Verwachsensein nicht anders erwarten kann. Halbdurchsichtig bis an den Kanten durchscheinend, in kleinen Spaltungsstückchen fast durehsichtig und farblos. Strich weiss; spröde. Härte = 5°5. Speci- fisches Gewicht = 3:10 — 3:13. Vor dem Löthrohre ist das Mineral, wie schon oben angegeben wurde, für sich fast unschmelzbar, es wird weiss und undurchsichtig und rundet sich an den Kanten etwas ab und erlangt, unter der Loupe betrachtet, an diesen Stellen das Aussehen eines weissen emailartigen Überzuges. Mit Kobaltsolution geglüht erscheint keine blaue Farbe. In Salzsäure ist der Enstatit nicht löslich, auch bei Anwendung des Pulvers konnte ich keine Löslichkeit bemerken. Wegen der Beharrlichkeit vor dem Löthrohre habe ich den Namen Enstatit gewählt, von dem griechischen Worte &vorarns, der Gegner, um dadurch auf den wesentlichen Gegensatz in Rücksicht auf die anderen Augit-Spathe hinzudeuten und das Merkmal hervorzu- heben, durch welches es sich so leicht von dem Skapolith unterschei- det, mit dem es verwechselt wurde. Herr Karl Ritter v. Hauer fand in 100 Theilen nachfolgende Bestandtheile: 1: 2. 56-91 57-28 Kieselsäure, 2:50 | Thonerde, Sn 0 Eisenoxydul, 35 AA 3625 Talkerde, 0.41 s als Verlust beim Erwärmen bis 100° C. i Wasser‘ 1.51 " als Verlust beim Glühen. 166 Kenngott, Die Zerlegung geschah mittelst kohlensauren Natrons. Nach dem Glühen zeigt das gepulverte Mineral eine lichtbraune Färbung. Von Kalkerde war keine Spur vorhanden. Die geringe Menge Thon- erde und Wasser rührt, wie die unten angegebene Analyse des Pseu- dophit zeigt von demselben her, da es nicht möglich war, denselben gänzlich davon zu trennen. Die Berechnung ergibt nachfolgende Äquivalentverhältnisse:: 12-563 Kieselsäure, oder 2'000 oder 2 0'486 Thonerde, 0:077 0'767 Eisenoxydul, 17:720 Talkerde, | 18:487 u 3 1'677 Wasser, 0:269 woraus die Formel 3MgO . 2Si0, hervorgeht. Der in das Geschlecht der Augit-Spathe gehörige Enstatit (dei gleiche meine Bearbeitung des Mohs’schen Mineralsystems, Seite 69) bildet somit ein neues Glied dieses schönen und in sich so vielfach gegliederten Geschlechtes, welches sich durch die allgemeine Formel: 3RO.2SiO, (den Akmit ausgeschlossen) darstellen lässt und sich wesentlich durch die vier Basen: die Kalkerde, die Talkerde, das Eisenoxydul und das Manganoxydul in isomorphen einfachen und zusammengesetzteren Verbindungen auszeichnet, zu denen sich noch selten das Natron und das Zinkoxyd gesellt. Durch den Enstatit ist es gestattet, ein übersichtliches Schema zusammenzustellen, welches die Verbindung aller Glieder auf das Deutlichste darstellt und wo die mineralogische Abgrenzung der ein- zelnen Species durch den Wechsel der vikarirenden Stoffe einerseits bestimmt, andererseits erschwert wird, wenn drei oder vier, selbst fünf Basen zusammentreten. Ich glaube, dass das beigegebene Schema dazu dient, zu zeigen, welche Species und wie sie zu unterscheiden sind, und dass die Wahl, wohin man einzelne Augit-Spathe zu setzen habe, nieht schwierig ist. Um die Übersicht des Schema zu erleich- tern, habe ich die Schreibweise der Formeln gewählt, welche den Sauerstoff durch Punkte ausdrückt, und das Schema gestaltet sich nun folgendermassen ; Mineralogische Notizen. 167 Wollastonit Diopsid Enstatit Ben ....., EN SER Mg: Sie ’ Ca3 2 lg Si? = ° Fe3 x &- 3 Augit Er 20a3) &., o Ca® Se, Mg> = Sina R Te: j iv} a = s # us =“ Es Ca: R = 5 e. Mn3? Si? © Fe3 2 =. Jeffersonit ; N 3 Base nn | STAR URIRL Ar. BE Res Si? e3 Rhodonit Fowlerit Grunerit Vier Species, der Wollastonit .. = 3Ca0 .2Si0, s Enstatlt..... —= 3Mg0 ..2Si0, „ Grunerit.... = 3FeO .2Si0, „ Rhodonit.... = 3MnO .2Si0, bilden gleichsam die extremsten Glieder des Geschlechtes und die übrigen Species erscheinen als Mischlinge dieser vier Glieder. Durch das Auftreten von zwei verschiedenen Basen in der Zusammen- setzung lassen sich wieder, so weit es bekannt ist, fünf Haupttypen unterscheiden, wobei auf geringe Mengen der anderen vikarirenden Bestandtheile nicht Rücksicht genommen wurde und es bilden der Diopsid...... — 3Ca, Mg0.2Si0, „ Hedenbergit... = 3Ca, Fe0.28Si0, "oBustamit”. ..". — 8Ca, MnO. 2Si0, „ Hypersthen ... = 3Mg, FeO.2Si0, Stkowlerit.o... — 3Fe, MnO.2Si0, die entsprechenden Mittelglieder, in denen auch einzelne Vorkomm- nisse aufgenommen werden müssen, wo andere Bestandtheile in unter- geordneten Mengen eintreten, um nicht ohne Grund die Anzahl der Species zu vermehren. Es können hierbei freilich Fälle eintreten, wo von den beiden basischen Hauptbestandtheilen der eine bedeutend 168 Kenngott. zurücktritt, diese Übergänge sind dann nothwendigerweise den Hauptgliedern einzuverleiben. Zwei derartige Übergänge wurden, weil sie als solche eigends getrennt worden sind, beispielweise bei- gefügt, der Bronzit und der Pajsbergit, dieselben entfallen aber als eigene Species und werden nur denjenigen Species beigesellt, der sie entsprechend der Berechnung am nächsten stehen. Durch das Zusammentreten von mehr als zwei Basen in entspre- chender Menge können nun mehrere Mischlinge hervorgehen und von diesen wurden zwei wesentliche hervorgehoben, der Augit — 80a, Mg, FeO . 2Si0, „ Jeffersonit = 3Ca, Mn, FeO . 2Si0;, ohne dass desshalb in jenem das Manganoxydul, in diesem die Talkerde ausgeschlossen sind. Die Analysen des Jeffersonit haben auch Zink- oxyd ergeben, doch gehören unter diese Gruppe auch andere Augit- Spathe, die man nicht Jeffersonit genannt hat, die aber die angeführ- ten der Bestandtheile als wesentliche enthalten, und hiernach glaube ich, ist die Trennung dieses Gliedes am zweckmässigsten zu gestatten. Minerale, welche man als Diallag, Diaklasit, Schillerspath, Mala- kolith u. s. w. trennte, gehören ihren Bestandtheilen gemäss in eine der obigen Gruppen und sind als eigene Species, namentlich, wenn eine beginnende Veränderung ihres Zustandes einzelne Eigenschaften verschieden erscheinen lässt, nicht zu trennen, den Nephrit hat man dann füglich als einen dichten Diopsid oder Augit aufzufassen. Der Breislakit scheint sich dem Fowlerit anzuschliessen, da Chapm an neben der Gestalt des Augit in dem Silikate als die wesentlichen Basen Eisen- und Manganoxydul hervorhebt. | Eine eigenthümliche Reihe würde der Aegyrin beginnen, welche neben Eisenoxydul noch Natron enthält. Seine Zusammensetzung scheint bis jetzt der Formel 3Fe, Na0.2SiO, zu entsprechen und seine übrigen Eigenschaften machen es nothwendig, ihn in das Geschlecht der Augit-Spathe zu stellen. In Hinblick auf das obige Schema eröffnet der Aegyrin eine neue Reihe von Silikaten und es dürften sich in dieser oder in einer anderen Richtung noch mehr Species auffinden, welche den Umfang des Geschlechtes bezüglich der basischen Bestandtheile erweitern. Dem Aegyrin am nächsten steht dann der Akmit, dessen chemische Formel aber noch bezüglich Mineralogische Notizen. 169 des Eisenoxyduls bei der Übereinstimmung in den Gestalten der Aufklärung bedarf. Dieselbe aber macht es trotzdem möglich, ihn, wie es am passendsten erscheint, als Augit-Spath in dem Systeme einzureihen. Bei den verschiedenen Ansichten über den Begriff der Mineral- species dürfte es leicht Mineralogen geben, welche mehr, andere welche weniger Species aufstellen möchten, als hier in dem Augitge- schlechte aufgestellt worden sind, je nachdem es ihre Ansichten er- heischen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass man da, wo vika- rirende Bestandtheile vorhanden sind, mit grosser Vorsicht ein zu viel und zu wenig vermeiden muss, um nicht völlig ineonsequent gegen- über anderen Species zu werden. Je mehr dergleichen Gruppen eng zusammengehörender Species aufgefunden werden, wozu die jährlich steigende Anzahl der Species beiträgt, um so richtiger werden wir in der Folge beurtheilen können, wie weit der Umfang einer jeden Spe- cies grundsätzlich ausgedehnt werden kann und werden dafür allge- meine Regeln aufzustellen im Stande sein. Es ist dabei durchaus nicht immer nothwendig, dass, wie bei den Alaun-Salzen, den Epidot- und Amphibol- Spathen, den Granat- und Spinell-Skleriten und anderen, alle derartigen isomorphen Glieder, welche unter dieselbe allgemeine chemische Formel fallen, in dasselbe Geschlecht gehören, dessen ungeachtet, wird aber die Wahl der Mittelglieder, wie sie oben vor- genommen wurde, die zweckmässigste Vertheilung der einzelnen Vorkommnisse in besondere Species nach sich ziehen und es wird weder genügen, alle unter einer allgemeinen Formel stehende in eine Species zu vereinen, noch zweckmässig sein, so viele Species aufzu- stellen, als specielle Formeln möglich sind, in denen die Mengen der vikarirenden Bestandtheile gegenseitig durch Zahlenverhältnisse abgegrenzt werden. Zur Vergleichung mit obiger Gruppirung und zum Beweise, wie zweckmässig die Wahl der Mittelglieder ist, dient zum Beispiel die Reihe rhomboedrisch-krystallisirender Biearbonate, indenen dieselben Basen wie oben vorkommen. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass sie nicht in ein Geschlecht, ja nicht einmal in eine Ordnung gehören. Die bezüglichen Mineral-Species sind folgende: 170 Kenngott. Magnesit Mesitin Siderit Monheimit Smithsonit Ne Fe Meter... ie | BR Le RER NN u en Zr S C Di F & = ya ‘e r e == Sigg © Nin ( ie - Mg = j Ankerit IESRU NER NEE Mn Caleit Rhodochrosit 10. Über den Pseudophit, eine neue Species in dem Geschlechte der Serpentin-Steatite. Die so eben beschriebenen Krystalle des Enstatit vom Berge Zdjar bei Aloysthal in Mähren sind, wie bereits erwähnt worden ist, in einem dichten grünen Minerale eingewachsen, welches dem Aussehen nach für Serpentin gehalten wurde und in der That mit demselben die überraschendste Ähnlichkeit hat. Der Zufall wollte es, dass ich es für gut fand, reines Material desselben auszusuchen, um es von Herrn Karl Ritter von Hauer analysiren zu lassen, obgleich ich selbst nicht daran dachte, dass es etwas anderes als Serpentin sei. Um so mehr überraschte das Resultat der Analyse, weil es eine grosse Verschiedenheit von dem Serpentin zeigte. Herr Karl Ritter von Hauer nämlich fand in 100 Theilen nachfolgende Bestand- theile: 15 2. 33.51 3333 Kieselsäure, Rfen: Thonerde, 2.58 1803 isenozydl 34-41 3367 Talkerde, 0-46 » Wasser bei 100° C. 2735 1261, }als EEE! | beim Glühen, Die Zerlegung geschah mittelst kohlensauren Natrons. Von Kalkerde wurde keine Spur gefunden. Die daraus berechneten Äquivalentverhältnisse sind folgende; 7397 Kieselsäure, 2-466 oder 4'932 oder 5 3'000 Thonerde, 1 2 2 0:717 Eisenoxydul, daie) ala 17-205 Talkerde, bar 22 5974 11 12 14'166 Wasser, 4122 9-AAA 9 Mineralogische Notizen. 171 ie zweckmässigste Art, die erhaltenen 42Mg0 9HO 241,0, 380, zu verbinden, um eine Formel aufzustellen, ist wohl folgende : 1(Mg0.HO) 2(HO.AIl,O,) 5(MgO.SiO,), wodurch die einfache Formel | 5[MgO.HO + MgO.Si0,] + 2[MgO.HO + HO.AI,O, | hervorgeht. Wegen der grossen Ähnlichkeit mit dem Serpentin habe ich nun dieses Mineral Pseudophit genannt (Ophit gleichbedeutend mit Serpentin), um diese Ähnlichkeit und die Verwechslung mit Ser- pentin auszudrücken. Es gehört diese Species in das Geschlecht der Serpentin-Steatite (siehe meine Bearbeitung des Mohs’schen Mine- ralsystems, Seite 44) und wird seine passendste Stelle neben dem Piotin erhalten, welcher sich wie der Saponit durch seinen Thon- erdegehalt neben Talkerde, Kieselsäure und Wasser auszeichnet. Die übrigen Eigenschaften dieses Minerals sind folgende: Das Mineral ist unkrystallinisch und dicht, mit unvollkommen muscheligem Bruche im Grossen und splitterigem Bruche im Kleinen, die Bruchstücke sind nicht scharfkantig. Hin und wieder sieht man unter der Loupe kleine glänzende Schüppchen, welche auf eine sehr geringe Beimengung eines glimmerigen Minerals hindeuten, deren Menge aber verschwindend ist. Die Farbe ist ein grauliches Oliven- bis Pistaziengrün, mehr oder weniger dunkel. Die Stücke sind an den Kanten, und wenn sie klein sind, ganz durchscheinend. Glanz ist nicht vorhanden, das Mineral ist matt oder wenig schimmernd. Milde, fein anzufühlen, fast etwas fettig; Strich weiss. Härte = 2:5. Speeifisches Gewicht = 2:75 — 277. Vor dem Löthrohre wird es für sich weiss oder gelb, und ist unschmelzbar. Im Glaskolben erhitzt gibt es ziemlich reichlich Wasser. In Salzsäure nur unvollkommen löslich, da grössere Stück- chen selbst in concentrirter tagelang fast unverändert bleiben und das Pulver auch nur langsam zersetzt wird, keine Kieselgallerte bildend, ‘sondern ein weisses Kieselpulver zurücklassend. 172 Kenngott. 11. Über den Isomorphismus des Zinkoxydes (des Zinkit) und des Schwefelkadmium (des Grenockit). Nachdem dureh die nicht mineralogischen Krystalle des Zink- oxydes die krystallographischen Verhältnisse dieser Verbindung, welche auch als Mineral vorkommt, richtig erkannt worden waren, so liessen sich ihre Gestalten mit denen anderer analoger Verbindungen vergleichen, zumal dieselben insofern die Aufmerksamkeit erregen mussten, weil sie nicht tessularisch sind. G. Rose machte in seinem krystallo-chemischen Mineralsysteme S. 65 darauf aufmerksam, dass der Endkantenwinkel einer hexagonalen Pyramide in normaler Stellung 1270 40—43' beträgt und mit einem analogen Winkel bei dem Korund so nahe übereinstimmt, dass der Unterschied nur 20’ beträgt. Er hob desshalb diese Übereinstimmung des Zinkoxydes, eines ein- atomigen Oxydes, mit dem Korund,einem Sesquioxyde als sehr merk- würdig hervor und betrachtete sie als einen derjenigen Fälle, die wir nach unseren jetzigen Theorien nicht erklären können und mit allen ähnlichen im Auge behalten müssen, um eine Erklärung dafür zu finden. | So riehtig diese Bemerkung an sich ist, wenn man wegen der nahen Übereinstimmung des betreffenden Winkels den Zinkit und Korund für isomorph hält, so glaube ich doch, dass man auf diese Übereinstimmung, selbst wenn sie noch näher läge, keinen so gros- sen Werth zu legen hat, und dass man keinen Fall des wirklichen Isomorphismus vor sich hat. Wir finden bisweilen bei verschieden- artigen Verbindungen übereinstimmendeKrystallgestalten und können dann diese Übereinstimmung wohl kaum höher anschlagen, als wenn wir verschiedenartige Verbindungen tessularisch krystallisirt finden. Bemerkenswerther scheint mir der Umstand zu sein, dass das Zink- oxyd mit seinen hexagonalen Krystallgestalten ein Beweisstück mehr für die übereinstimmenden Verhältnisse ist, welche sich bei gewissen binären Verbindungen der einfachsten Art zeigen. Der Isomorphismus und Dimorphismus (oder allgemeiner der Polymorphismus) haben uns schon vielfache Aufklärung gegeben und jetzt, wo man die Krystallographie in der Ausdehnung an Krystallen überhaupt, mineralischen und nicht mineralischen (den fälschlich künstlichen) betreibt, wie es die Wichtigkeit des Gegenstandes erfordert, haben wir noch öftere zu erwarten. So zeigt sich auch hier, dass das Zinkoxyd mit seinen hexagonalen Gestalten kein ver- Mineralogische Notizen. 173 einzelter Fall ist, sondern dass dasselbe in eine Gruppe gehört, in welcher wir schon das richtige Verhältniss ahnen konnten. Wir fin- den von den Elementen beginnend in allen Verbindungsstufen krystal- lographische Verhältnisse im Einklange mit den chemischen und können bereits die Beispiele des Isomorphismus in reichlicher Anzahl aufführen, nebenbei aber finden wir auch von den Elementen beginnend in allen Verbindungsstufen Beispiele des Dimorphismus, seltener des Isodimorphismus, welche aber auch nicht dem blossen Zufalle zugerechnet werden können, sondern ihre Begründung finden müssen. Die binären Verbindungen in dem einfachsten Verhältnisse zeichnen sich durch die tessularischen Gestalten aus und der Iso- morphismus ist hier durchaus nicht zu verkennen. Es ist schon eine grosse Anzahl dieser tessularischen Krystallspeeies bekannt und mehrere finden sich als Mineralspecies vor. Ausihrer Zusammen- stellung KF KCl KBr K) NaF NaCl NaBr NaJ AmCl AmJ LiF LiCl CaF MsO uUcl Uo FeCl FeO FeS MnS NiO CdO ZoJ ZnS PbJ PbO PbS PbSe PbhTe AgCl AgBr Ags AgSe HgS HgSe Cu,Cl Cu,0 Cu,S lässt sich wohl der Schluss ziehen, dass alle binären Verbindungen der einfachsten Art, welche durch die Elemente Te, Se, S, 0; J, Br, Cl, F mit den Metallen (und dem gleichgeltenden Ammonium und dem Dop- peltkupfer, K, Na, Am, Li; Ba, Sr, Ca,Mg; U, Ni, Co, Fe, Mn, Cr; Sn, Cd, Zn, Ti; Pb, Ag, Hg, Cu, und anderen gebildet werden, tessularisch krystallisiren können und als isomorphe Stoffe und Verbindungen, namentlich innerhalb gewisser Gruppen auch als vikarirende Bestandtheile zu gelten haben. 174 Kenngott. Viel seltener treten diese Verbindungen in hexagonalen Krystall- gestalten auf, nachweisbar NiS, FeS, CdS, ZnO, PbJ, HgS und unter diesen sind FeS, CdS, ZnO, welche einen Isomorphismus nachweisen und im Vergleiche mit den tessularisch krystallisirenden Verbindungen FeO, FeS, CdO, ZnS den Isodimorphismus, welcher möglicherweise durchgängig bestehen kann, deutlich hervortreten lassen. Wenn wir übersichtlich die bis jetzt bekannten Krystallgestalten der drei Species: FeS (Pyrrhotin), CdS (Grenockit) und ZnO (Zinkit) zusammenstellen, so zeigen sich zufolge der bisherigen Bestimmungen nachfolgende Resultate. FeS Cds ZnO oP beob. beob. beob. op ” ” ” oP2 a nicht beob. Mn P 126° 5% ; 125052’ 1270 26’; 1240 37° 1270 32’ ; 1240 16 pP nicht beob. nicht beob. 1350 56° ; 97014 2.24. 44382.36/5 3909071390 394 1872 33) nicht beob. =P nicht beob. nicht beob. 1440 54; 740 10' ip “ 1550 29’ ; 509 56’ nicht beob. ıP 170034, 180 56 nieht beob. * ıp nicht beob. N 1230 20’ ; 1430 207 ıP 121028 ; 1550 48 5 nicht beob. P2 1289 40' s 120° 0 » B2) parallel oP vollkommen unvollkommen deutlich spaltbar. „ Vico 2” weniger deutlich deutlich wen. deutl. „ Ausserdem ist es auch bekannt, dass Schwefelkadmium wie Schwefeleisen als vikarirende Bestandtheile für Schwefelzink, bei- spielsweise in der Species der Blende selbst vorkommen, so wie um- gekehrt auch die Oxyde als gegenseitige Stellvertreter beobachtet werden. Der Isodimorphismus ist daher gewiss ausser allem Zweifel gestellt und es kann bei unserer verhältnissmässigen beschränkten Kenntniss der krystallographischen Verhältnisse nicht auffallen, dass Schwefelkadmium und Zinkoxyd hexagonal, Kadmiumoxyd und Schwefelzink tessularisch krystallisiren, sondern es muss gerade dieses wechselweise Vorkommen bei ohnehin übereinstimmenden Gestalten und bei dem bekannten Vikariren in anderen Verbindungen der Beweis sein, dass Isodimorphismus hier obwaltet. Mineralogische Notizen. 175 Nachträglich ist hier anzuführen, dass Desceloizeaux (Ann. d. chim. et d.phys. XL, 85) die Angaben Dufr&noy’s (vergl. meine Übersicht der Resultate min. Forsch. 1853, 44) bestätiget hat, dass der eitronengelbe Jodit aus Chili hexagonal und isomorph mit Greenockit krystallisirt. Proben von Chanareillo in Chili, schwefel- gelbe, durchsichtige, im Bruche demantartig glänzende, parallel oP sehr leicht spaltbare Krystalle liessen ausser oP und ooP die hexa- gonalen Pyramiden 2? = 122° 12’ und 150° 14 Pi= 1279.36! .,,.,1240%. 0 pP = 1550 26),..,.,.50022' finden. Ausserdem fand J. L. Shmith (Sillim. Amer. Journ. XVII, 374), dass der Jodit aus Chili = AgJ ist, wonach sich diese Species als isomorphe den obigen drei angeführten anreiht. 12. Notiz über eine Zwillingsbildung des Caleit. In einem Stücke dichten grauen Caleits, welcher im wilden Anger am Salzberge bei Hall in Tirol in einer Höhe von 6000 Fuss vorkommend gefunden wurde, woselbst dieser durch seine eigenthüm- liche oolithisch-knollige Bildung im Grossen auffällt und desshalb von Escher von der Linth Riesenoolith genannt wurde, finden sich kleine unregelmässige Drusenräume, besetzt mit sehrkleinen farblosen und durchsichtigen Krystallen von Caleit. Dieselben bieten ein Beispiel von Zwillingsbildung dar, wie man es sonst nicht zu sehen gewohnt ist, wenn auch das Gesetz der Zwillingsbildung ein bekanntes ist. Auf den ersten Blick erscheinen die kleinen aufgewachsenen und aufliegenden Krystalle als spitze trigonale Pyramiden, deren Endecken durch die Flächen einer sehr stumpfen trigonalen Pyra- mide in gleicher Stellung dreiflächig zugespitzt sind, die Flächen der letzteren gerade auf die Flächen der ersteren auf- gesetzt, wie die beifolgende Figur angibt. Genauer betrachtet, namentlich unter der Loupe sieht man eine sehr stumpfe Kante in der Mitte der Paralleltrapeze, welche die Flächen der vorherrschenden Gestalt bilden, wie dieselbe an der Figur durch die langgestrichelten Linien an- gedeutet ist, so dass die trigonale Pyramide zur ditrigonalen Pyramide wird, deren über den Flächen der trigonalen liegende Flächenpaare einen sehr stumpfen Winkel bilden. 176 Kenngott. Da die ditrigonalen, so wie die trigonalen Pyramiden am Caleit nicht vorzukommen pflegen, so würde man sich die Erscheinungs- weise dieser Krystalle so erklären müssen, dass Zwillinge der bekannten Art (zwei Skalenoeder mit gemeinschaftlicher Hauptaxe und Basisfläche, so zur Hälfte in einander verwachsen und das eine um 1/, seines Umfanges um das andere herumgedreht, dass drei abwechselnde stumpfe vierkantige Ecken und drei abwechselnde ein- springende Ecken entstehen) so verwachsen sind, dass von den beiden Skalenoedern noch weniger als die Hälften da sind, und somit die drei abwechselnden einspringenden Ecken verschwinden, und durch drei spitze symmetrische vierkantige Ecken ersetzt werden. Auf diese Art werden die rhomboedrischen Zwillinge zu trigonalen und die skalenoedrischen Zwillinge zu ditrigonalen Pyramiden. Dass nun die oben angegebenen Krystallgestalten wirklich der- artige Zwillinge sind, dies zeigt deutlich der eine aufliegende Kry- stall, welcher gerade so aufliegt, dass man eine der drei abwechseln- den stumpfen symmetrisch-vierkantigen Ecken sehen kann. Man bemerkt daselbst, wie auch in der Figur durch die gestrichelten Linien es ferner angedeutet ist, eine Fläche, welche an jedem ein- zelnen Skalenoeder als die eines sehr spitzen Rhomboeders auftreten würde, aufgesetzt auf die stumpfen Endkanten und die Seitenecken schief abstumpfend. Ein geringes Hervortreten der besagten Flächen unterstüzt durch eine sichtliche Ungleichheit der beiden Individuen in der Grösse bringt eine geringe Verschiebung der Theile, ein Übereinandergreifen an dieser Ecke hervor und die Combinations- kanten des Rhomboeders mit dem Skalenoeder lassen sich unter der Loupe als sehr stumpfe, jedoch deutlich erkennen. Wäre diese Fläche an allen stumpfen vierkantigen Ecken zu sehen, was vielleicht wirklich der Fall ist, durch die Kleinheit und Lage der aufgewachsenen Krystalle nicht deutlich wird, so würde dieses Rhomboeder im Zwillinge eine stumpfe Zuschärfung der stumpfen vierkantigen Ecken hervorbringen, während sie bei dem tiefen Eindringen der beiden Skalenoederhälften an den spitzen vier- kantigen Ecken gar nicht erscheint. Bei der gewöhnlichen Ausbildung derartiger Skalenoeder- zwillinge müsste dann eine solche Rhomboederfläche einspringende diedrische Winkel an der Stelle der spitzen vierkantigen Ecken zeigen. Mineralogische Notizen. 177 Das betreffende Stück hatte der Assistent am k. k. Hof-Minera- lien-Cabinete Herr E.Suess, von seiner vorjährigen Untersuchungs- reise mitgebracht und mir zur näheren Kenntnissnahme übergeben. 13. Bemerkungen über ein mit dem Felsöbanyt verwechseltes Mineral. | Nachdem durch den Herrn Sectionsrath W. Haidinger und Herrn Karl Ritter von Hauer festgestellt worden war, dass das von W. Haidinger mit dem Namen Felsöbanyt belegte Mineral eine eigene Species ist, welche wesentlich Wasser, Thonerde und Schwefelsäure in dem Verhältnisse enthält, dass man dafür die For- mel 2(3H0.Al,O,)-+4H0.SO, aufstellen kann, erscheint es mir noth- wendig, darauf aufmerksam zu machen, dass noch ein anderes kugeliges Mineral unter dem Namen Felsöbanyt in den Handel gekommen ist, welches jedenfalls von dem echten Felsöbanyt ver- schieden zu Verwechselungen Veranlassung geben dürfte. Das kugelige Mineral, welches mir von drei verschiedenen Sei- ten zur Ansicht zukam, ist von Kapnik, enthält auch Wasser, Thon- erde und Schwefelsäure und ist, so viel man ohne Analyse im Ver- gleiche mit dem Felsöbanyt Haidinger’s beurtheilen kann, nicht dasselbe Mineral. Das erste Stück erhielt ich durch den k. k. Finanz-Coneipisten in Hermannstadt, Herrn E. A. Bielz zugesendet. Man sieht auf kry- stallisirtem Tetraedrit und Quarz aufgewachsene kugelige und büschelige Partien nadelförmiger Kryställchen. Die Kugeln sind gelblichweiss, an den Kanten durchscheinend, unter der Loupe betrachtet an der Oberfläche rauh, durch Krystallenden, welche wie es scheint, orthorhombische Domen darstellen. Zerbrochen zeigen die Kugeln exeentrisch strahlige Bildung und die einzelnen trennbaren Nadeln sind fast durchsichtig und farblos. Der Glanz ist auf den Kugeln glasartig, auf den durchgebrochenen Theilen durch die strahlige Bildung zwischen Glas- und Perlmutterglanz. Ausser den kleinen Kugeln und büscheligen Partien, welche die Kryställchen mehr vereinzelt zeigen, sind sämmtliche Tetraedritkrystalle wie grau beschlagen, was ebenfalls Krystallanfänge dieses Minerals sind. Die Härte ist = 3:5 — 4:0 und dürfte, wenn sie sicher bestimmt werden könnte, vielleicht noch höher sein. In Salzsäure unlöslich. Die Kugeln zerlegen sich beim Kochen nach und nach nur in die einzelnen Nadeln. Im Glasrohre erhitzt gab Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Ba. I. Hft. 12 178 Kenngott. es ziemlich reichlich Wasser unter gleichzeitiger Entwiekelung schwe- feliger Säure, welche das Lackmuspapier röthet, so wie auch das Wasser sauer reagirt. Die ausgeglühte Kugel war grau, mit Kobalt- solution befeuchtet und geglüht, wurde sie schön blau. Wegen des Mangels an disponiblen Material konnte ich dem k. k. Hauptmann Karl Ritter v. Hauer nur sehr wenig Stoff zur qualitativen, wenn möglich zur quantitativen Bestimmung übergeben (90 Milligrammen) und er fand 6°20 Schwefelsäure, 75-75 Thonerde, 18°55 Wasser (Verlust) mit demBemerken, dass das Resultat wenig Anspruch auf Genauigkeit machen könne, sich aber jedenfalls herausstelle, dass die Zusammen- setzung keine Ähnlichkeit mit der von ihm bestimmten des Felsö- banyts zeige. | Bei seiner Anwesenheit in Wien schenkte der Mineralienhändler, Herr Dr. A. Krantz in Bonn, ein Exemplar dieses vermeintlichen Felsöbanyts von Kapnik an das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet, welches er in mehreren Exemplaren aquirirt hatte. Es bildet aufgewachsene Kugeln von 1—2 Millimeter im Durchmesser auf einem krystallini- schen Gemenge von Blende, Pyrit, Bleiglanz und Tetraedrit. Die Kugeln sind zusammengesetzt aus radial gestellten linearen Kryställ- chen, die Oberfiäche der Kugeln ist auch durch die hervorragenden Krystallenden, welche sich hier, wie in dem obigen Stücke durch die Beobachtung unter der Loupe als orthorhombische Domen erkennen und deuten liessen. Farbe, Glanz, Durchsichtigkeit und alle anderen Verhältnisse zeigten sich ebenso, wie in dem zuerst beschriebenen Stücke, nur war das hier in Rede stehende von viel frischerem und schönerem Aussehen. Ein drittes Exemplar desselben Minerals, angeblich zwar von Fel- söbänya, richtiger aber auch von Kapnik erhielt ich von Sr. Excellenz dem Herrn Grafen von Beroldingen in Wien zur Ansicht und Bestimmung, dessen schöne Sammlung noch manches für die Wissenschaft wichtige Exemplar zu neuen Beobachtungen liefern wird. Auch hier sieht man auf einem krystallinisch - körnigen Gemenge von Pyrit, Bleiglanz, Blende und Chalkopyrit aufgewachsene aber um vieles grössere Kugeln mit matter oder wenig schimmern- der und kaum unebener Oberfläche. Innen sind die Kugeln radial- Mineralogische Notizen. 179 faserig, die oberste Schicht ist fast dicht mit bemerkbarer eon- centrisch schaliger Bildung entsprechend der äusseren Kugelform. Während der innere krystallinische Theil fast farblos oder gelblich, durchsichtig bis halbdurchsichtig, fast seidenglänzend in Perlmutter- glanz geneigt ist, -ist die äussere Schicht gelblichweiss und an den Kanten durchscheinend, wesshalb die Kugeln durch diese Rinde undurchsichtig erscheinen. Im Übrigen gleicht dieses Mineral den beiden anderen und die Bestandtheile sind Thonerde, Schwefelsäure und Wasser. Aus Allem geht hervor, dass hier ein kugeliges Mineral von gleichen Bestandtheilen von Kapnik mit dem echten Felsöbanyt Haidinger's von Felsöbänya verwechselt wird, wesshalb zu wünschen ist, dass durch eine Analyse der Unterschied constatirt werde. Die morphologischen und physicalischen Eigenschaften allein dürften nicht ausreichend sein, so lange nicht reichlicheres Material vorliegt als das mir vorgelegene und die Krystalle beider so mikro- skopisch kleine erkennbare Theile zeigen. Die bis jetzt unterscheid- baren Eigenschaften sprechen entschieden für eine neue Species. 14. Caleit, als Einsehluss in Pleonast. Einer kurzen Erwähnung verdient der krystallisirte schwarze Pleonast, welcher sich am Monzoniberge in Tirol eingewachsen in einem grauen, ausBatrachit und Caleit bestehenden Gemenge vorfindet und das Oktaeder als Krystallform zeigt. Mehrere der eingewachsenen, meist scharf ausgebildeten Krystalle sind durch das Formatisiren des Stückes zufällig zerschlagen und von ihnen enthalten einige ein unvollkommen ausgebildetes Caleitindividuum als mittleren weissen Kern, um welchen die schwarze Pleonastmasse herum ungestört die äussere Gestalt ausbildete. Der eingeschlossene Caleit bildet einen Krystall, dessen äussere Flächen sich nicht in ihrer Umgrenzung darstellen konnten, weil dies die umhüllende Pleonastmasse hinderte, man erkennt aber die Anwesenheit nur eines Individuums durch die im Durchbruche dargelegte Spaltungsfläche, welche nur eine ist und bis an die Pleonastmasse fortläuft.Das Volumen derartiger Caleitkerne ist nicht gering und beträgt selbst die Hälfte des ganzen Volumens der Pleonastkrystalle. Gleicher blaulichweisser körniger Caleit um- schliesst auch an einzelnen Stellen die Pleonastkrystalle oder bildet für sich in dem Gemenge des Batrachit und Caleit deutlich ausge- schiedene Partien. 12 * 180 . Sedlaezek. Vorträge. Der Copir- Zirkel, eine einfache Einrichtung des Panto- graphen. Von Josef Sedlaczek , Mechaniker des k.k. physicalischen Institutes. Das Prineip, welches der Einrichtung meines Pantographen zum Grunde liegt, dürfte sich folgender Massen am fasslichsten dar- 0 Fig. 1. C stellen lassen. Es sei eine auf einer Ebene (auf einem Reissbrette) vorhandene Zeichnung A, B, C in einem vorgeschriebenen Verhält- nisse, z. B. in einem Drittheil ihrer Grösse zu copiren. Man nehme in dieser Ebene irgend einen Punkt O, denke sich von demselben zu allen Punkten, wie A, B, C u. s. w., der Zeichnung gerade Linien 0A, OB, OC u. s. w. gezogen und auf jeder derselben von O aus gegen A, B, Cu. s. w. hin Stücke Oa, Ob, Oc. u. s. w. abgeschnitten, welche im Vergleiche mit den ganzen Linien in dem geforderten . Verhältnisse kleiner. sind; also, in dem gewählten Beispiele 0a = 17,04, 0b =1/,0B, 0c=1/; 0C u. s. w., so stellen die solcher Weise bestimmten Punkte a, b, ce u. s. w. offenbar den Umfang einer Figur dar, welche dem vorgelegten Originale vollkommen ähnlich und bezüglich desselben in dem verlangten Verhältnisse verkleinert ‚Der Copir-Zirkel, eine einfache Einrichtung des Pantographen. _ 181 ist. Hätte man nun zwei gewöhnliche Zirkel-Instrumente zur Hand, wovon die Schenkel des einen in dem geforderten Verhältnisse kürzer wären, als die des andern und denkt man sich, nachdem man mit dem grösseren Zirkel nach und nach jeden der von O an das Original gehenden Fahrstrahlen OA, OB, OC u. s. w. gefasst hat, dem klei- neren Zirkel dieselben Öffnungen gegeben, die dabei der grössere erhält, so würde der kleinere Zirkel mit der einen Spitze in dem Fixpunkte O eingesetzt, mit der andern Spitze in den entsprechenden Linien OA, OB, 0C u. s. w. die Punkte a, db, cu. s. w. markiren; - der kleinere Zirkel muss, wie leicht einzusehen ist, von selbst die gehörigen Öffnungen annehmen, wenn man den zu O gehenden Schenkel mit jenem des grossen Zirkels in eine und dieselbe Rich- tung fallen, und die Spitze des andern Schenkels in jeden zu verkürzenden Fahrstrahl eingreifen lässt. Letztere Bedingung wird mit grösster Leichtigkeit zu erfüllen sein, wenn die Ebene in welcher sich der kleinere Zirkel öffnet, mit jener des grösseren überein- stimmt; denn dann käme es nur darauf an, dass auch der kürzere Schenkel das Reissbrett berührt, sobald der längere an die zu copirenden Stellen gebracht wird, wobei es ganz gleichgiltig bleibt, welche Lagen bei den verschiedenen Schritten die gemeinschaftliche Öffnungsebene der Zirkel annimmt. Das von mir construirte Instrument, welches ich hier der hohen kaiserl. Akademie vorzuzeigen die Ehre habe, ist die genaue Verwirk- lichung des soeben Erklärten. - 7 Fig. 2. 18 2 Sedlaczek. Der Copir-Zirkel, eine einfache Einrichtung des Pantographen. Wie aus Fig. II ersichtlich ist, bilden die Schenkel de und ef den grösseren, dg und gh den kleineren Zirkel, welche beide um die Axen g und e in einerlei Ebene beweglich sind, so zwar dass die drei Punkte d, h, f in jeder Richtung und Ausdehnung in eine und dieselbe Gerade fallen, wobei d eine Stahlspitze, h ein Bleistift und f ein Griffel ist, welcher letztere längs dem Originale herum bewegt wird. Der Abstand von d bis e ist = ef und beträgt bei vorliegendem Instrumente 300 Millimeter. Dadurch dass sich die Axe 9, in der Richtung der Stahlspitze d, in einer Nuth verschieben und feststellen lässt, und längs dieser eine mit den Punkten de correspondirende Scala angebracht ist, wird ermöglicht, jedes beliebige Verhältniss dg zu de herzustellen; zu welchem Behufe auch nur eine einzige Scala nothwendig ist, indem der kürzere Schenkel gh, welcher ebenfalls mit Nuth und Schieber versehen ist, und mit der Axeg in Verbindung steht, ganz einfach so gestellt wird, dass, bevor man zu zeichnen beginnt, die Bleistiftspitze A, sowie der in einer Hülse verschiebbare Griffel f mit der Stahlspitze d, am zusammengelegten Instrumente zusammenfallen. | Hierdurch wären nun alle Bedingungen erfüllt, welche das Gelingen einer richtigen Zeichnung voraussetzt, wenn man noch die Vorsicht übt, die Bleistiftspitze, welche sich durch den Gebrauch abnützt, wodurch der Zirkelschenkel kürzer wird, von Zeit zu Zeit nachzustellen. Sollte das Instrument die Zeichnung auf einmal nicht umfassen können, müssen Papier und Original nach Bedarf über- einander gelegt, und letzteres partienweise copirt werden. Was endlich das Vergrössern einer Zeichnung betrifft, so dürfen nur Blei- stift und Griffel verwechselt werden; besondere Genauigkeit ist aber hier so wenig wie bei gewöhnlichen Pantographen zu erreichen, da sich hierbei die Fehler multiplieiren. Hauer. Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. 183 Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. Von dem ce. M. Franz Ritter v. Hauer. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten in der Sitzung am 26. April 1855 vorgelegten Abhandlung.) Lange bekannt ist das Vorkommmen zahlreicher Cephalopoden- reste an verschiedenen Fundstellen in den nordöstlichen Alpen, die der Liasformation angehören. Abgesehen von älteren Schriftstellern geben Partsch, Boue, Münster, Lill, Sedgwick und Murchison mehr oder weniger ausführliche Schilderungen solcher Localitäten. Erst etwas später wurde die Bestimmung einzelner Arten ver- sucht: so veröffentlichten Quenstedt, Schafhäutl, Kuder- natsch Listen der in Adneth bei Hallein vorkommenden Arten, Stur solche der Cephalopoden von Enzesfeld und Hörnstein, Merian und Escher aus verschiedenenLocalitäten in Vorarlberg, Emmrich von der Kammerkar- und Lofer-Alpe. Ich selbst gab ausgedehntere Listen in meiner Abhandlung über die Gliederung der Trias-, Lias- und Juragebilde der nordöstlichen Alpen !) und später die vollstän- dige Beschreibung der Arten von zwei Familien und zwar der Hetero- phylien 2) und Capricornier 3). Die vorliegende Abhandlung nun enthält die Fortsetzung dieser Arbeit, ausgedehnt auf alle übrigen Cephalopoden welche die hiesigen ‘Sammlungen, namentlich das Museum der k. k. geologischen Reichs- anstalt aus dem Lias der nordöstlichen Alpen enthalten. Vorausge- schickt ist eine kurze Übersicht der geologischen Verhältnisse der wichtigsten Fundorte, von denen der bei Weitem grösste Theil jener Gruppe des oberen Lias der nordöstlichen Alpen angehört, die unter dem Namen der Adnether Schichten bekannt ist, und in dem Zuge der Kalkalpen zwischen Wien und dem Salzaflusse liegt; abgesehen von den durch ihren Reichthum an Cephalopoden längst berühmten Marmorbrüchen bei Adneth unweit Hallein in Salzburg, nach welcher 1) Jahrbuch der k. k, geologischen Reichsanstalt. IV, S. 715. ?) Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. XII, S. 861. 3) Dieselben Bd. XIII, S. 94. 184 | 1 Localität diese Gruppe der alpinen Liasformation benannt wurde, und den namentlich durch die Untersuchungen von HerrnD. Stur genauer bekannt gewordenen Fundstellen bei Enzesfeld und Hörnstein, verdient namentlich ein Zug von roth gefärbten Adnether Kalksteinen Beach- tung, der von der Westseite des Sparberberges südsüdwestlich von St. Wolfgang über die Pockwandalpe, die Hesskaralpe, Altbüchelalpe, Schreinbachalpe, Zinkeneckalpe, den: Hintergrund des Königsbach- grabens, die Königsbachalpe, den Nordfuss des Gennerhornes, südlich an den Tiefenbachalpen vorüber, über den Kropfberg, die Anzenberg- alpe, den Spielberg und Hochgrimming bis in das Mertelbachthal fort bekannt ist. Die Gesteine dieses Zuges, der in seiner ganzen Erstreckung. von mehr als sieben geographischen Meilen von Herrn M.V.Lipold verfolgt wurde, bilden eine nur wenig mächtige deut- lich geschichtete Lage die allenthalben unmittelbar auf den dunkel gefärbten Kössener Schichten aufliegt und von jüngeren jurassischen Kalksteinen überdeckt wird. Auch die zweite dem oberen alpinen Lias angehörige Gesteins- gruppe, die Hierlatzschichten, lieferte beinahe an allen Punkten an welchen sie bisher aufgefunden wurde, so namentlich am Hierlatz bei Hallstatt, und auf der Gratzalpe südwestlich von Golling zahlreiche Cephalopoden. ? Weit ärmer dagegen an Überresten aus der genannten Thier- elasse ist der untere Lias der nordöstlichen Alpen; aus den Dach- steinkalken, den Starhembergschichten und den Grestener Schichten kennt man bisher beinahe nur unbestimmbare Bruchstücke, und selbst die Kössener Schichten lieferten bisher an einer einzigenLocalität, zu Ennzesfeld bei Wien, eine grössere Zahl gut erhaltener Exemplare. Die Gesammtzahl der Cephalopodenarten aus dem Lias der nord- östlichen Alpen nun, die mir bisher genauer bekannt geworden sind beträgt bei 65, nämlich 60 Ammoniten, 4 Nautilen und 1 Orthoceras; davon sind 31 bisher nur aus dem Gebiete der Alpen, Karpathen und Appenninen bekannt, die übrigen finden sich auch in dem Lias der nordeuropäischen Gebiete. | Im unteren Lias der nordöstlichen Alpen kenne ich bisher 12 Arten, von denen 4 auch in den oberen Lias desselben Gebietes übergreifen; in dem Letzteren fanden sich daher 57 Arten. Die Kössener Schichten, welche jene 12 Arten enthalten, haben zwei Arten, den sehr sicher bestimmten A. eylindricus Sow. Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. 185 und das nur unsicher abgegrenzte O. orthoceropsis mit den Adnether und mit den Hierlatzschichten gemeinschaftlich, eine Art der A. mima- tensis d’Orb. fand sich in den Kössener und Adnether Schichten, und eine der A. abnormis Hau. in den Kössener und in den Hierlatz- schichten. Fünf von den erwähnten 12 Arten der Kössener Schichten finden sich auch im nordeuropäischen Lias: drei derselben A. bisulcatus Brug., A. kridion Hehl und A. Moreanus d’Orb. gehören daselbst _ der tiefsten Liasetage dem Terrain Sinemurien d’Orbigny’s oder der Etage & nach Quenstedt an, A. obliquecostatus wird von Quenstedtim Lias Ö und A. mimatensis von d’Orbigny im ober- sten Lias oder dem Terrain toarcien angegeben. Die Adnether Schichten enthalten 45 Arten, von denen 8 bereits auch in den Hierlatzschichten bekannt geworden sind. Nahe die Hälfte dieser Arten, nämlich 23, finden sich auch im nordeuropäischen Lias, davon 4 nurim Sinemurien oder tiefsten Lias, 9 im Liasien oder mittleren Lias, und 6 in Toareien oder obersten Lias; eine der Nauf. intermedius scheint durch alle Liasetagen durchzugehen, zwei der Am. tatricus und A. Zignodianus greifen selbst in den Jura über; von Naut. Gravesianus d’Orb. sind Lagerstätte und Fundort unbekannt. Die Hierlatz- Schichten endlich beherbergen 19 Arten. Von diesen kennt man nur 5 im nordeuropäischen Lias, alle gehören daselbst der mittleren Gruppe dem Terrain liasien an. Keine der Cephalopodenarten der alpinen Triasformation, nament- lich der an Geschöpfen dieser Classe so reichen Hallstätter Schichten konnte bisher in dem Lias unserer nordöstlichen Alpen mit Sicher- heit nachgewiesen werden; zwar wurden bisher keine genügenden Merkmale aufgefunden um die von Savi und Meneghini als Belemnites orthoceropsis bezeichnete Orthocerenart die weit ver- breitet im Lias der Alpen, Appenninen und Karpathen vorkömmt, von dem O. alveolare Quenst. aus den Hallstätter Schichten zu unter- scheiden, doch liegen von ersterer Art bisher nur unvollständige Steinkerne vor, die eine genauere Vergleichung nicht gestatten. Ganz _ ähnliche Orthoceren mit randlichem Sipho wurden übrigens selbst auch im Jura der Alpen aufgefunden. Was die dem südeuropäischen Schichtensysteme bisher eigen- thümlichen Cephalopodenarten des Lias betrifft, so haben sie beinahe durchgängig den Typus der gewöhnlichen Lias-Cephalopoden, und 186 Hauer. Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen. stehen zum Theil schon früher bekannten Arten sehr nahe, Die grosse Mehrzahl der Ammoniten schliessen sich genau den Familien der Arie- ten, der Faleiferen, der Capricornier, der Fimbriaten und der Hetero- phyllen an, also jenen Familien die auch ausser den Alpen besonders bezeichnend für die Liasformation sind; sie contrastiren in dieser Be- ziehung ungemein auffallend mit den Cephalopoden der zunächst unter ihnen folgenden Triasgebilde, die grossentheils ganz eigenthümlichen Familien angehörig, nicht einmal durch analoge Formen ausser den Alpen vertreten sind. Schliesslich sei es erlaubt zu bemerken, dass die hier in Kürze angedeuteten Hauptergebnisse der Untersuchung der Lias-Cephalo- poden der nordöstlichen Alpen im Allgemeinen sehr gut mit jenen übereinstimmen, welche die erst theilweise veröffentlichten ungemein genauen Untersuchungen des Herrn E. Suess in Betreff der Brachio- poden 1) und des Herrn Dr. M. Hörnes in Betreff der Gasteropoden und Acephalen ergaben. 1) Vergleiche dessen Brachiopoden der Kössener Schichten. Denkschriften d. kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. VII. Stellwag. Die Accommodationsfehler des Auges. 187 Die Accommodationsfehler des Auges. Von Dr, Karl Stellwag von Carion. (Mit II Tafeln.) (Vorgetragen in der Sitzung vom 12. April 1855.) Die Aecommodationsfehler des Auges haben trotz der überaus grossen und sich stätig steigernden Häufigkeit ihres Vorkommens bisher noch nicht jene Beachtung gefunden, welche sie ihrer hohen Wichtigkeit wegen verdienen. Es fehlt noch an einer Bearbeitung derselben, welche auch nur einigermassen genügend genannt werden könnte. Das Schwankende in den herrschenden Ansichten über den Accommodationsvorgang bot einen zu unsicheren Boden für physicalische Erörterungen seiner Abweichungen von der Norm und alle gemachten diesfälligen Versuche scheiterten an der Unmöglichkeit, die _ auf theoretischem Wege gewonnenen Resultate mit den Ergebnissen der täglichen Erfahrung in Einklang zu bringen und umgekehrt. Erst neuester Zeit ist für derartige Untersuchungen die Bahn gebrochen worden durch Cramer’s glänzende Entdeckung (Het accommodatievermogen der oogen etc. Haarlem 1853), welche Helmholtz (Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissen- schaften 1853, Februar) durch selbstständige Untersuchungen bestä- tiget und erweitert hat. Durch diese Entdeckung ist der Accommo- dationsvorgang zu einem Gegenstande unmittelbarer Beob- achtung gemacht und Einsicht in die wirkenden Factoren eröffnet worden. Es dient dieselbe meinen Erörterungen zur Grundlage. Die Schwierigkeiten, welche sich einer naturwissenschaftlichen Discussion der Aecommodationsfehler entgegenstellen, sind indessen noch ausnehmend gross und die grösste derselben liegt wohl in der ungenügenden Kenntniss und in den individuellen Schwankungen jener Werthe, welche als Constanten oder Variable in die dioptrischen Verhältnisse des Auges eingehen. Ich habe die anerkannt besten Quellen in dieser Beziehung benützt und aus’ der Vergleichung der- selben Mittelwerthe zu erlangen gesucht, welche sich dem wahren Mittelwerthe möglichst nähern dürften. Als solche Mittelwerthe habe ich folgende gefunden und lege sie meinen Rechnungen zu Grunde. 188 Stellwag. Der Krümmungsradius der vorderen Hornhauffläche. . ..... 3"456 m N „ hinteren In Blur lg = ii „ vorderen Linsenfläche . . . ..... 3"071 i R „ hinteren EN 2 „ absolute Brechungsexponent der Cornealsubstanz . . . .„ . 1'339 " " h, des Humor aqueus. . .... 1337 NEL N „ Glaskörpers 10. 1'339 Die Dieke der Cornea im Centrum, „un 2 2 nn 0"4 „.„Axe des Krystallkörpers .... eu...) a. 2"0 0 19. Vorderkammerraumes" „u 1. I Ju 2 DL 0"8 Der Abstand der Netzhaut von der Hinterfläche der Linse . . . . 6'734 Es wurden die Krümmungsradien durch Redu etion der von Krause ange- gebenen Rotationsflächen auf die Kugel gewonnen. Die Brechungsindiees habe ich nach Brewster’s und Chossat’s Messungen bestimmt, indem die neuester Zeit von W. Krause veröffentlichten Werthe noch der Bestätigung ihrer Rich- tigkeit bedürfen. Die Axen der einzelnen dioptrischen Medien sind ebenfalls nach Krause gewählt und nur die Kammeraxe um 0"3 verkleinert, indem das Auf- liegen des Pupillarrandes auf der Linsenoberfläche derzeit kaum mehr geleugnet werden kann, unter dieser Voraussetzung aber das Zenith der Vorderkapsel um 02 vor der Ebene der Pupille gelegen sein muss, indem der Abstand dieser Ebene von der Cornealhinterfläche i” beträgt. Es entgeht mir keinesweges das Ungenügende dieser Werth- bestimmungen, doch dürften sich ihnen vor der Hand kaum viel bessere substituiren lassen. Übrigens handelt es sich gar nicht um die Berechnung mathematisch genauer Zahlenwerthe, welche letztere in jedem einzelnen Falle ohnehin andere sein müssen wegen den bedeutenden individuellen Schwankungen der einzelnen Factoren.. Aufgabe ist es blos, eine Einsicht in die Verhältnisse zu gewinnen, welche auf die Licht- brechung im Auge Einfluss nehmen und Abweichungen, derselben von der Norm begründen können. Dazu aber genügen jene Werthe vollkommen. Der genannte Zweck macht durchsichtige und möglichst em- pfindliche Formeln nothwendig. Ich glaube als solehe die Stam- pfer’schen bezeichnen zu dürfen, und bediene mich derselben um so lieber, als sie mit Zugrundelegung der oben aufgeführten Werthe einerseits zu Resultaten führen, welehe den Ergebnissen der Experi- mente sehr nahe kommen; andererseits aber auch Reductionen in den erforderlichen Berechnungen leicht möglich machen und so der Übersichtlichkeit wesentlich dienen. Die Formeln, welche Listing (R. Wagner’s Handwörterbuch der Phys. 4 Bd., S. 504) zu Die Accommodationsfehler des Auges. 189 solchen Zwecken empfohlen hat, stehen sowohl in Bezug auf Mani- pulationsleichtigkeit, als auch in Betreff der durch sie gewonnenen . Resultate den Stampfer’schen weit nach. Die Wichtigkeit, welche man Ersteren neuerer Zeit beigelegt hat, bestimmt mich, näher in sie einzugehen, gleich im Vorhinein bemerkend, dass Listing in der Bestimmung der Radien der Trennungsflächen und in der Distanz der Scheitelpunkte der letzteren etwas gar zu willkürlich vorgegan- gen und demnach nicht zu nur einigermassen genügenden Resultaten gelangt ist; dass aber eine Substitution annäherungsweise richtiger Werthe in seine Gleichungen noch weiter vom Ziele abführt. Worin der Grund dessen liegt, ist mir unbekannt, aber Thatsache ist es, die Ergebnisse der Listing’schen und der Stampfer’schen Formeln sind bei Zugrundelegung derselben Werthe sehr different. So zum Beispiele erscheint bei Berechnung der Refraction parallel auf- fallender Strahlen in der Cornea nach Stampfer’s Methode die hintere Brennweite = 13"75, vom Scheitelpunkte der Cornealvorderfläche an gerechnet, während die hintere Brennweite nach Listing —= 14"1035 ist, bezogen auf denselben Punkt als Anfangspunkt der Coordinatenaxe. Nimmt man nämlich die Dieke der Cornea in ihrem mittleren Theile N— N, —=0"4, den Radius der Vorderfliche r—=3"456, den Radius der hinteren Fläche r, =2”772, den Brechungsexponenten der Luft n=1, denIndex der Cornealsubstanz 2,1339 und jenen des Kammerwassers n,—1'337, welcher letztere Unterschied eher zu gering, als zu gross ist, und substituirt sie in die Listing’schen Formeln, so ergibt sich uz— == — 0098, T N, — N, u=— —= 0:0007215, u N, — N t = ——— = 0:02937, N! ehe zer t — + 0:99707274, h= t == t = + 0:02987, lat) — + u, + u = — 0°0972806, = (u) = fu +1 = + 1:00002155, gl — hk —= 0:9999999984. Für die Hauptpunkte E und E, wäre die Stellung auf der a Axe: E — N = — 0:00022153 N, — E, = + 0:0402317. ur Der erste Hauptpunkt läge 0'00022153 vor der vorderen Cornealfläche, „ zweite ” „ 0”0402317 „ » hinteren das Interstitium beider 2, — E = 0:3597898. 2] 190 Stellwag. Für die beiden Brennpunkte F und F} ergäbe sich die Lage: N — F= + 10'279 F, — N,= + 1370359 Der erste Brennpunkt läge 10”279 vor der vorderen Cornealfläche, „ zweite R „ 13”70359 hinter der hinteren Fe Die beiden Brennweiten f und f, wären f = 10279 fı = 13744 fı_ "2 _ 4.397. f n Für die beiden Knotenpunkte D und D, ergäbe sich N, —n | D-E=D)-E =-—-— — = fh -f=3:464. D-—-N = 3'464 — 0:00022153, D,— N = 3°464 — 0:040, N, — D, = -—- 3°46% + 0:040 = — 3 A424. Der erste Knotenpunkt läge nieht ganz 3"464 hinter der vorderen Cornealfläche, „ zweite 4 » 342% hinter der hinteren Cornealfläche. Das Interstitium beider DD — D=E, — E= 0:36. Bei der Reduction auf eine einzige brechende Fläche ergibt sich für den mittleren Hauptpunkt die Stellung 0”154 hinter dem Scheitelpunkte der vorderen Cornealoberfläehe. Hier muss die imaginäre, redueirte Cornealbrechungsfläche die optische Axe schneiden. Als Abstand des mittleren Knotenpunktes von diesem mittleren Hauptpunkte, oder was gleichbedeutend ist, als Radius jener redueirten Brechungsfläche erscheint der Werth 3”5156. Als vordere Brenn- weite f ergibt sich f—=10-433; als hintere Brennweite f,—13"94906 und als Probe der Richtigkeit | h_® _ 1.337 in 1 In den Stampfer’schen Formeln erscheint dagegen r = ——— ; 3'456 1 u ; N— N =g9=0-4; —m—0-7468; —— my = 1:002 und 2.772 N; Ng 1 1 als hintere Vereinigungsweiten #*=— und F,—=— der beiden Trennungs- 1 flächen der Hornhaut ergeben sich bei einer Objectsdistanz D = mM oo (1\—-m)r —-—md=f=0:07325 BU 1 — U. 0792 Zn 1—gf 13.35 dm) % und 13-35 + — 13"73. Die Accommodationsfehler des Auges. | 191 Am auffälligsten sind die Differenzen zwischen den Ergebnissen der Stampfer’schen und Listing’schen Rechnungsoperationen, wenn man die Brennweite des gesammtendioptrischen Apparates berechnet. Zu diesem Zwecke ist es aber vor Allem nothwendig, sich über die Refrae- tion der Liehtstrahlen in dem Krystallkörper einige Einsicht zu verschaffen und namentlich die äuserst schwierige und unter den gegenwärtigen Verhältnissen kaum mit einiger Genauigkeit ausführbare Bestimmung des Ganges der Licht- strahlen im Innern des Krystalles selbst zu umgehen. Dazu führt nur ein Weg, nämlich der, die Linse als eine homogene Masse zu betrachten und das Brechungsverhältniss zu eruiren, welches die homogen gedachte Linsensubstanz haben müsste, um damit der Krystallkörper, bei unveränderter Axenlänge und unveränderten Krümmungshalbmessern der beiden Oberflächen, parallel auf die Cornea auffallende Strahlen auf der Netzhaut zur Vereinigung bringen könnte, wobei natürlich von der chromatischen und sphärischen Aberration ganz abgesehen wird. Dieser Zweck lässt sich mittelst der Stampfer’schen Formeln leicht realisiren. Es ist die innere optische Axe des Auges 9"534 lang. Der Scheitelpunkt der Krystallkörpervorderfläche liegt auf der optischen Axe 0"8 von dem Centrum der hinteren Cornealoberfläche entfernt. Die Brennweite der Cornea ist 13”35. Die Distanz D des scheinbaren Bildes für die Linsenvorderfläche ist demnach D=— 12”55 und der reeiproke Werth — d=0"07968. Der Brechungs- exponent des Kammerwassers n,—1'337, jener des Krystallkörpers als Ganzes genommen ist n,, der des Glaskörpers n,—=1:'339. Der Radius der vorderen Linsenfläche A, —=3"071, der Radius der hinteren Linsenfläche R,—?2"?2 und die Axenlänge des Krystallkörpers „—=?2”0. Wenn nun sehr weit entfernte Objeete auf der Netzhaut noch scharfe und deutliche Bilder erzeugen, so müssen fast parallele, oder parallele auf die Cornea auffallende Strablen ihre Vereini- gung 6"734 hinter dem Scheitelpunkte der hinteren Linsenfläche finden, denn dieses ist der Abstand des Netzhauteentrums von dem Mittelpunkte der Hinter- kapsel. Man hat nach Stampfer’s Formeln für die Vereinigungsweite F', der parallel auf die Cornea auffallenden Strahlen nach ihrer Brechung in dem Krystall- körper F,— — 6'734. Ist nun der relative Breehungsexponent für die vordere Linsenfläche M,, jene für die Linsenhinterfläche M, und sind m, und m, ihre reciproken Werthe, also N, n, M, ==; AZ — N; N, n n 3 2 M, ——— ; M,— =— N, N, 1 1 1 N 2 _ femerr ——r; ——r; — =d; — = fi, so lässt sieh der absolute R, R, D KR, Brechungsexponent der homogen gedachten Linsenmasse leicht durch Substi- tution der genannten Werthe aus den Stampfer’schen Formeln berechnen. Es verwandeln sich die beiden folgenden Grundformeln l (M—-m)n +md=fi 192 Stellwag. und wegen F,—9=D,, also d, = (d—m;)r, — Dar rla nach ihrem m Übergange i in die folgende rn — Mr —r9fı + rm gfı — m; fı di 07, al 7, — mr, —1r,9fı + ramgfı —myf, wo F, eine essentiell negative Zahl bedeutet, durch Substitution des Werthes (1-—-m,)r; + md, für f, und der Werthe =='f,, (ader —F,, en en Be für m, und — für m, in die N, N; 7 nachstehende Gleichung des zweiten Grades: , [tn rrngNlt n, [ns —n;gr, —Fanzr, + Fanzrır,g + Fer, THU —Pırzgdın, — Fırın, + Fand] + nz [ag rı a, —n; ga, d)A—Fyr,)]. Nennt man den Coöfficienten der n? | A; jenen der n,|B und den der 23 |; so ergibt sich, da B BE we 5 AAr 2 A Fr n; der Werth 1'418. Dieser Werth in die Stampfer’schen Grundformeln substituirt, ergibt 1, —— = 0:09373, Rn - 1189; F, = — 6'716, also nur um 0018 zu klein, womit die Senff’sche Behauptung widerlegt ist, als müsse eine statt des Krystalles in die Kapselhöhle substituirte homogene Masse einen Brechungsindex von 1'539 haben, um abgesehen von der sphärischen. und chromatischen Aberration denselben Effeet hervorzubringen, als die ge- schichtete Linse mit ihrem gegen das Centrum wachsenden Index und mit abnehmenden Radien der Schichten. Benützt man nun diesen für den imaginären Totalindex der Linse gefundenen Werth für die Stellung der redueirten Cornealbrechungsfläche zur Berechnung der Haupt-, Brenn- und Knotenpunkte nach der Listing’sechen Methode und setzt man statt der von Listing angenommenen und allzusehr abweichenden Werthe für die Brechungsexponenten 2, 2,, 2,, n, für die Radien vr, r,, r, und für die Abstände der Scheitelpunkte der 3 Trennungsflächen N, — N, N,—N, die wenigstens der Natur mehr entspechenden folgenden n—=1;n, —1°337; n, —1:118;n. —1:-339, r=3"316; 7, = 3071; r, — 22, N —N =0-8 + 0:246 — 1"046; N,—N,=?", Die Accommodationsfehler des Auges. | 193 so ergibt sich mit Berücksichtigung der von Listing gebrauchten Bezeich- nungsweisen —n ER AR un Nena r ae a r u 2 2 Qu9a59 Y, a el 0-07823 = ———=-+ 1 wi a Dar 1:410% rvnnaiene", | 2 BU ar 02) — 0:820359, = (tur), PASS, k = (ut u,t;U5,) = — 0092601, = (tu, t,u,) = 1051272, gda—= hk = 0'999998, also erst in der sechsten Deeimalstelle um zwei Einheiten zu klein. Für die Hauptpunkte E und E, ist dann Br N-0:5597 N, — E,= + 25969. Der erste Hauptpunkt liegt 0"5537 vor der redueirten Cornealfläche, „ zweite Fr » 2'597 ,„ ,„ hinteren Linsenfläche, Se “ » 0449 hinter der redueirten Cornealfläche, das Interstitium e = E, — E = 10027. Für die beiden Brennpunkte F' und F, ist | N —F = 11-353, F, — N, = 11862. Der erste Brennpunkt liegt 11”353 vor der redueirten Cornealfläche, „ zweite Es „» 11°862 hinter der hinteren Linsenfläche. n nr Die erste Brennweite f = 11'353 — 0554 = — g: — 10'799, >. fi = 11-862 4 2:397— -?—14:439, ee, an f n Für die beiden Knotenpunkte D und D, ist D—-E=D, —E, — mn -— f= 366, D = N — 3° 1063. | "N, —-D, = —1:068. 'Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 13 194 Stellwag. Der erste Knotenpunkt liegt 3"003 hinter der redueirten Cornealfläche „ zweite B „4.068. „ hinteren Linsenfläche, ” ” ” ” 0 : 06 ” ” ” E] Das Interstitium D, — D = 1”003, übereinstimmend mit e. Die Reduction ergibt für die beiden Brennweiten f’ und f”’ f' = 11'228 f" =15:0327 2 N. Bi 1339 N Der mittlere Hauptpunkt erscheint nach der Reduction 0”124 vor der redueirten Cornealfläche, also 0”03 hinter der vorderen Hornhautoberfläche der mittlere Knotenpunkt aber erscheint 3”577 hinter der redueirten und 3"701 hinter der vorderen Hornhautoberfläche, | Der dioptrische Apparat des Auges liesse sich nach dem BER. als eine einzige brechende Fläche von 3"701 Radius betrachten, welche Fläche 0”03 hinter der vorderen Cornealoberfläche die optische Axe des Auges schneidet, vorne von Luft, hinten von einem Medium mit dem Breehungsexpo- nenten = 1"339 umgeben ist und eine vordere Brennweite von 11"228, eine ur hintere Brennweite von 150327 hat. In dieser Distanz von 15”0327 müsste die Netzhaut vor der imaginären Trennungsfläche ausgespannt, der Bulbus in der Richtung der optischen Axe, also um ein Namhaftes verlängert gedacht werden. Ein so bedeutendes Abweichen der Rechnungsresultate von den in der Natur gegebenen Verhältnissen, welches übrigens schon Donders (Nederlandsch Lancet 1852, 1. Jahrg., S.529) gerügt hat, drückt nothwendig der Werth des Listing’schen Verfahrens sehr herab, um so mehr, als eben Schemata für die Strahlenbrechung im Auge vor Allem nur Anwendung finden, wenn es sich handelt, gewisse Probleme, z. B. die Grösse der Netzhautbilder, Sehwinkel, die Stellung der Bilder auf der Netzhaut u. s. w. auf bequemere Weise zu lösen, ein namhaftes Hinausrücken der Netzhaut aber auf die Richtigkeit der gewonnenen Resultate sehr missliebig influenziren muss. Es bleibt also nichts übrig, als vor der Hand von den Haupt-, Brenn- und Knotenpunkten Listing’s, sowie von den darauf basirten Folgerungen anderer Autoren, namentlich Vollk- manns (R. Wagner’s Handwörterb. der Phys., Bd. 3, .1. Abth. Art. „Sehen“) abzusehen, und, vertrauensvoll auf jenen Forscher hinblickend, zu hoffen, er werde in der nächsten Zukunft seine schönen mathematischen Deduetionen für an richtige Gr undgrössen einrichten. Die Accommodationsfehler des Auges. 195 Mittlerweile kommt man, glaube ich, besser zum Ziele, wenn es sich um eine bequeme Formel für ein redueirtes Auge handelt, wenn man sich die sämmtlichen Refractionen der Strahlen im Bulbus auf die Vorderfläche der Cornea, als der einzigen Tren- nungsfläche zweier verschiedener Medien, vereinigt denkt, und deren _ Abstand von dem Centrum der Netzhaut in der Richtung der opti- schen Axe mit Krause = 9"934 denkt, ihr den natürlichen Radius 2 —= 3"456 belässt und nun frägt, was muss ein den gesamm- ten Bulbusraum erfüllendes homogenes Medium für einen Brechungs- exponenten haben, um damit bei 2? = 3"456 und beliebiger Distanz D des Objectes das Bild auf der Netzhaut, also 9"934 = F hinter der Cornealoberfläche zu Stande komme? Setzt man zu diesem Ende den Index der Luft =1, so ergibt sich aus der Stampfer’schen Grundformel (1—m)r-md=f für unendliche D (1 — m) r= f, also ee kon F M= —— = 1'533. F—R Für endliche D erscheint die Stampfer’sche Grundformel nach und nach in den Gestalten 1 1 nn er (i—m)r — md f 1% —F=o 1 1 1 R MR MD R? M?D —F=o0 M?RD—- RMD- MR? | F(D+R) DR P) wo F und R constant, D eine willkürliche Grösse ist. Für D=100" wäre dann M—=1:586. Nach diesen Voraussetzungen ist es nun möglich, näher in das Thema meiner Arbeit einzugehen. Die conjugirten Vereinigungsweiten der im dioptrischen Appa- rate des Auges zur Brechung kommenden Lichtstrahlen stehen in einem bestimmten gegenseitigen Verhältnisse. Es wächst die hintere Vereinigungsweite mit der Abnahme der vorderen und zwar um so 13” 196 Stellwag. rascher, je näher das Gesichtsohjeet der Hornhaut rückt. Der Coefhi- eient dieses Verhältnisses ist aber ein anderer, als der für einfache Linsen geltende, da sich im dioptrischen Apparate des Auges eine ganze Reihe von Trennungsflächen eombinirt. Dadurch geschieht es, dass die absoluten Werthe der hinteren Vereinigungsweiten inner- halb sehr enger Grenzen variiren, nur um relativ wenige Linien verschieden sind, es möge das Objeet in unendlicher Ferne oder in der vorderen Brennweite der Hornhaut stehen. Bei völliger Unveränderlichkeit des Accommodations-Apparates würden sich nach den angegebenen Mittelwerthen parallel auf die Cornea auflallende Strahlen 6'734 hinter dem Centrum der hinteren Kapselhälfte vereinigen; Strahlen, welehe aus einem 100" von der Cornea entfernten Punkte divergiren, aber 7"374 hinter jenem Kapselcentrum zur Vereinigung kommen, was eine Differenz von 0"64 ergibt. Die vordere Brennweite der Cornea findet man, wenn man mit Zugrundelegung der angeführten Werthe dm), -md=fi m; fı (im), + — = fp—0 IR | setzt und nun d, sucht. Es ist, wenn (1 — m,)rı; =a, (1 - m,)r,—=b gesetzt wird % m, (a — m, d b+ LIE NUN —= 0 und m, mı — by m D- a A NEN 10-298. b—byga-+-m,a Objeete, welehe nahe 10”3 vor der Cornea liegen , senden also parallele Strahlen auf die Linsenvorderfläche. Der absolute Brechungsexponent der auf homogene Masse reducirten Linse ist nun 1'418, also m; —=0 943; m,—=1'134, also: (1 m,)r,— fs = 0-0185649 Mm ee, F, m 25" 66. Strahlen, welehe von Objeeten kommen, die 10” 3 vor der Hornhaut liegen, vereinigen sich also 25”66 hinter dem Mittelpunkte der hinteren Kapselober- fläche und während einer Differenz der vorderen eonjugirten Vereinigungsweiten von o bis 100" nur eine Differenz der hinteren Vereinigungsweiten von 0"64 entspricht ; wächst die Differenz der letzteren auf 18'286, wenn das Object von 100” Distanz auf 10"3 hereinrückt. Wären die lichtempfindenden Elemente der Netzhaut körper- lose mathematische Punkte, so würde jede, selbst die geringste Verschiebung des Gesichtsobjeetes nach vorwärts oder rückwärts Die Accommodationsfehler des Auges. 197 eine entsprechende Veränderung in dem dioptrischen Apparate des Sehorganes nothwendig machen, widrigenfalls nicht ein scharfes und möglichst lichtstarkes Bild des Gegenstandes, sondern nur Zerstreu- ungskreise zur Wahrnehmung kommen könnten. Die Körperlichkeit und namentlich die Axenrichtung der stab- und zapfenförmigeu Körper, welche neuerer Zeit als die eigentlichen lichtempfindenden Elemente der Netzhaut erkannt worden sind, machen die Sache aber anders. Bei der elementaren Einfachheit dieser Gebilde muss in Bezug auf den, zum Gehirne fortgepflanzten, sinnlichen Eindruck es völlig gleichgiltig sein, welcher Punkt ihres Körpers von dem Scheitel eines Lichtkegels getroffen wird. In so ferne erscheint die räumliche Ausdehnung der zapfen-und stabför- migen Netzhautkörper als ein Moment, welches die Nothwendigkeit accommodativer Veränderungen im dioptrischen Apparate des Auges beschränkt und insbesondere bei grösseren Objectsdistanzen als ein gewichtiger Factor in die Schale fällt, um so mehr aber an Einfluss verliert, je näher der Gegenstand dem Auge rückt. Die Länge der Netzhautzapfen beträgt nach Kölliker (Mikrosk. Anatom. 2. Bd., 2. Hälfte, S. 64 9) im Grunde des Auges 0”036. Nehmen wir an, die Vereinigung parallel auf die Cornea auffallender Strahlen fiele gerade auf das vordere Ende dieser Zapfen und die Vereinigungsweite, vom Centrum der hinteren Kapsel gerechnet, sei 6"734. Um den Einfluss der Zapfenlänge zu erörtern, darf man nur F, =6'1734 + 0:036 = 677 setzen und bei übrigens unveränderten Werthen rückwärts rechnen. Es ist f, = 0°1477; m, = 0'9443; m; —=1:061 etc. und | m; fs 1—m,;)r NE LS LE = + 0:0788 ee 1+9f; f: fr | 1: ae == == 0.0747 ( M;)Tr, + eg fı Ir (1 — u Searkn „2 n unoan i+qfi D = 103093 = 7'16. Es kann das Auge demnach eigentlich nie für einen einzigen Punkt aecommodirt sein, sondern immer nur für eine ganzeReihe stätig hinter einander gelegener Punkte, für eine Linie, deren Länge mit der 198 Stellwag. deutlichen Sehweite zunimmt, und welche von dem Punkte, für welchen der Accommodationsapparat optisch eingerichtet ist, nicht halbirt, sondern in zwei ungleiche Theile getheilt wird, deren vor- derer den hinteren an Längenausdehnung mehr weniger übertrifft. Nur ausserhalb dieser Linie, dies- und jenseits ihrer Endpunkte, gelegene Objecte werden undeutlich gese- hen und die Undeutlichkeit ist Folge der Nichtisolation der sinn- lichen Eindrücke, sie ist darin begründet, dass die von je einer Masseinheit der Objeetoberfläche ausgehenden Strahlenkegel nicht in je Einem stab- oder zapfenförmigen Netzhautkörper zur Vereini- gung kommen, sondern in Form von Zerstreuungskreisen auf die Stabschichte der Retina gelangen, in Form von Zerstreuungskreisen, deren jeder im Verhältnisse zu seiner Grösse eine grössere oder | geringere Zahl neben einander stehender Stäbe und Zapfen gleich- zeitig und gleichmässig aflieirt, während umgekehrt wieder jeder einzelne Zapfen und Netzhautstab von einer grösseren oder geringe- ren Zahl von Zerstreuungskreisen sinnlich angeregt wird. Insoferne aber die Grösse dieser Zerstreuungskreise nicht allein abhängt von der Differenz zwischen der Entfernung des Objectes und zwischen dem Abstande des Einen entsprechenden Endpunktes jener Linie, sondern in sehr hohem Grade beeinflusset wird von der Grösse der Pupille, so kann auch die Undeutlichkeit der optischen Wahr- nehmung nicht blos eine Funetion sein von der Distanz des Objectes und der Accommodationsweite, sondern sie muss gleichzeitig auch in Verbindung mit dem Pupillendurchmesser gedacht werden. Es liegt in dem Spiele der Pupille, so wie in der Anwen- dung künstlicher Diaphragmen und in der Ver engerung der Lichtspalte ein die Deutlichkeit opti- scher Wahrnehmungen erhöhender Factor. Es sei Fig. 1 L die hintere Kapsel und a sowie g seien die Austrittspunkte für die äussersten Strahlen der beiden Kegel «eg und ac,9g, deren Basis ag offenbar von der Grösse der Pupille abhängt. N sei die Netzhaut und diese werde von den Zertreuungskreisen dd, und nn, getroffen, deren ersterer dem Strahlenkegel acg, der zweite dem Strahlenkegel «c}9 angehört. Es ist nun der Flächeninhalt A des Zerstreuungskreises dd,, A=de*r und der Flächen- inhalt B von nn, ist B=ne?r; de=cetang aundne= c,etang ß. Es sind aber ce und c,e die Differenzen zwischen der hinteren Vereinigungsweite der im dioptrischen Apparate gebrochenen Strahlen und dem Abstande der Netzhaut vom optischen Centrum des Refraetionsapparates, fang a und tang f aber sind. Functionen von ab. Die Accommodationsfehler des Auges. 199 J. Czermak in Prag (Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissensch. zu Wien, 12. Bd., S. 322) gebührt das Verdienst, auf die angeführten Verhältnisse zuerst aufmerksam gemacht und sie auf experimentellem Wege als thatsächlich gegeben nachgewiesen zu haben. Er nennt ganz treffend jene Linien, für welche der dioptrische Apparat jeweilig eingerichtet ist, Accommodationslinien und unterscheidet sie solcher Gestalt von dem Accommodations- punkte, d. i. von jenem Punkte, für dessen Entfernung das Auge eigentlich optisch eingestellt ist. Ganz übereinstimmend mit jenen theoretischen Deduetionen ergeben seine Versuche, dass die Accommodationslinie mit der Ent- fernung des Accommodationspunktes von dem Auge wachse; dass der letztere nicht die Accommodationslinie halbire, sondern deren dem Auge zugekehrten Ende näher liege; dass das allmähliche Un- deutlichwerden der diesseits und jenseits der Accommodationslinie gelegenen Objecte an dem, dem Auge zugekehrten Ende weit rascher als an dem anderen Ende zunehme, und dass endlich die Accommo- dationslinie um so schärfer begrenzt sei, dass ihr vorderes und hinteres Ende sich um so schärfer abmarke, je näher dem Auge der Aceommodationspunkt liegt, in Bezug auf welches letztere Verhält- niss die gewöhnliche Verengerung der Pupille beim Nahesehen von hauptsächlichem Einflusse ist. Die Veränderungen, welche im dioptrischen Apparate eingeleitet werden müssen, um denselben für gewisse Objeetsdistanzen einzu- stellen, sind in Bezug auf Quantität und Qualität nicht allein von der Objeetsdistanz als solcher abhängig, sondern auch und zwar vor- wiegend von der Lage und Länge der natürlichen Sehlinie des Auges. Als solche bezeichne ich jene Accommodationslinie, für welche das Auge bei völliger Unthätigkeit des Accommodationsmuskels ein- gestellt ist. Ihr jenseitiger Endpunkt ist immer zugleich der Fern- punkt des Auges: indem der Druck des Aecommodationsmuskels nur eine Verkürzung der deutlichen Sehweite zu bewerkstelligen im Stande ist. Jön | Diese natürliche Sehlinie variirt nun je nach den Individuen ausnehmend in Lage und Länge, denn sie ist Function einer langen Reihe von Factoren, deren jeder individuellen Schwankungen unter- worfen ist. 200 Stellwag. Vorerst sind es die Krümmungsvarianten der Cornealvorder- fläche, welche, obschon innerhalb enger Grenzen eingeschlossen, dennoch sehr namhafte Differenzen in den Ablenkungen der auffallen- den Strahlen bewirken. Weiters sind es Abweichungen in der Wölbung der hinteren Cornealoberfläche, die wahrscheinlich gegebenen Verschiedenheiten in dem Brechungsindex der Hornhaut- substanz , die eclatanten Differenzen in der Kammeraxe, weiters höchst bedeutende, bald angeborne, bald acquirirte Abweichungen der Krümmungsradien der Linsenblattlagen und die handgreifliche, mit dem Alter des Individuums stetig zunehmende Dichtigkeit des Krystalls. Kaum geringer anzuschlagen als diese Momente sind aber die Formvarianten des Augapfels als Ganzes und damit die Differen- zen in der Länge der optischen Axe, denn davon hängt die Distanz der Netzhautstab-Schichte vom optischen Mittelpunkte des Licht- brechungsapparates und sofort die zum Deutlich- und Scharfsehen erforderliche Länge der hinteren conjugirten Vereinigungsweite der das Auge treffenden Strahlen ab. Diese Verhältnisse machen, dass eine ganz gleiche Accommo- dationsbestrebung, ja ein ganz gleiches Mass ausgeübten Accommo- dationsdruckes, in verschiedenen Individuen eine sehr ungleiche Verschiebung der Accommodationslinie zur Folge hat; umgekehrt aber, dass die Einstellung des dioptrischen Apparates für eine bestimmte Objeetsdistanz in verschiedenen Augen ein sehr verschie- denes Mass von Kraftanstrengung des Accommodationsmuskels erfordert, unter gewissen Umständen sogar eine ganz entgegen- gesetzte Richtung der Accommodationsthätigkeit nothwendig erschei- nen lässt. Die natürliche Sehlinie des Auges bestimmt solchermassen den Fernpunkt und das Mass des Accommodationsdruckes, welches wirken muss, um den dioptrischen Apparat des Auges für jede beliebige, diesseits des Fernpunktes gelegene Distanz optisch einzustellen. Insoferne das Mass des möglicher Weise auszuübenden Accommoda- tionsdruckes in jedem Falle ein gegebenes, beschränktes ist, wird die natürliche Sehlinie auch in Bezug auf die Lage des Nahe- punktes, d.i. des diesseitigen Endpunktes der kür- zesten Accommodationslinie, bestimmend. Dieses Mass der aufwendbaren und als Druck wirkenden Kraft des Aeecommodationsmuskels einerseits, und die natürliche Sehlinie Die Accommodationsfehler des Auges. 201 anderseits sind also die Factoren, welche die absolute Seh- weite des Auges, die Länge der den Fern- und Nahepunkt ver- bindenden Linie, so wie deren Lage auf der verlängerten optischen Axe, bestimmen. Die Länge und Lage dieser Linie ist nun aber der Massstab, nach welchem allein die Norm und der Grad sich beur- theilen lassen, in welchem der dioptrische Theil der Sehfunetion von den als Norm geltenden Verhältnissen abweicht. Es liegt daher auf der Hand, dass die Acecommodationsfehler des Auges vom wissen- schaftliehen Standpunkte aus nur eingetheilt werden können in solche, welche ihren Grund finden in anatomischen Missverhältnissen des gesammten Augapfels oder der einzelnen lichtbrechenden Medien, weiters in solche, welche durch Functionsbeschränkung des Accom- modationsmuskels bedingt sind und drittens in solche, welche beide Momente als Ursache erkennen lassen. Eine solche Eintheilung erschwert jedoch die Darstellung und tritt der Übersichtlichkeit des zu Erörternden in den Weg, indem sie, wie das Folgende herausstellen wird, vielseitig Wiederholungen nothwendig macht. In Anbetracht dessen ziehe ich es daher vor, nach althergebrachter Sitte den dioptrischen Effect jener Abweichun- gen in dem Baue der lichtbrechenden Medien und des Auges als Ganzes, sowie in der Funetion des Aecommodationsmuskels, der Ein- theilung zu Grunde zu legen, die letzterwähnten Verhältnisse aber blos zur Untersuchung ätiologisch differenter Unterarten der einzel- nen Accommodationsfehler zu benützen. Ich spreche demnach vorerst von der Kurzsichtigkeit, sodann von der Weitsichtigkeit und von der Übersichtigkeit inderen Verbindung mit der Asthenopie und dem gänz- lichen Mangel des Accommodationsvermögens, so wie mit dem Ver- zerrtsehen. Die Kurzsichtigkeit oder Myopie. Der jenseitige Endpunkt der natürlichen Sehlinie normalsich- tiger Augen kann nicht wohl anders, als in unendlicher Ferne gele- gen gedacht werden, und die Beschränkung, welche sich bezüglich der Tragweite des Gesichtssinnes geltend macht, kann nicht sowohl auf dem Unvermögen beruhen, den dioptrischen Apparat des Auges für grosse endliche und selbst für unendliche Entfernungen einzu- stellen; sondern muss auf anderen Gründen beruhen. Es wäre sonst nämlich ganz unerklärbar, wie es möglich ist, den Mond und die 202 Stellwag. Schatten seiner Unebenheiten in scharf contourirten Bildern wahrzu- nehmen. | Ein solches Moment, welches die Tragweite des Gesichtssinnes beschränkt, liegt nun bestimmt in der Abnahme der Netzhautbild- grösse. Die letztere, d. i. die Grösse der Netzhautbilder, steht näm- lich in geradem Verhältnisse zu der Grösse des Objeetes und zur Länge der hinteren conjugirten Vereinigungsweite der Strahlen ; im umgekehrten Verhältnisse aber zur Entfernung des Objeetes und zu dem jeweiligen Grade des Refractionszustandes des dioptrischen Apparates. Ist D der Abstand des Objeetes und F die eonjugirte Vereinigungsweite, 1 der Brechungsexponent der Luft und M jener des auf die vordere Corneal- oberfläche redueirten dioptrischen Apparates, so ist der Vergrösserungs- Coeffieient m | für D= & wird das Netzhautbild also unendlich klein und es bedarf unend- licher Grössen des Objeetes, um damit sein Netzhautbild ein oder das andere liehtempfindende Element der Retina decken und sofort eine unvermischte Wahrnehmung vermitteln könne. Die Objectsdistanz, als der numerisch stärkste Faetor ist aber hier hauptsächlich massgebend und bewirkt, dass die von noch so grossen Masseinheiten der leuchtenden Oberflächen ausgehenden Strahlenkegel endlich nicht mehr auf einzelnen Zapfen oder Stäben der Netzhaut isolirt werden können, sondern Strahlenkegel von einer grösseren oder geringeren Zahl von Objecten oder Objecttheilen auf einem und demselben jener Netzhautelemente zur Vereinigung kommen, und sofort nur gemischte Eindrücke sich zum Gehirne fortpflanzen können. Immerhin jedoch ist das erwähnte Verhältniss nieht im Stande das Netzhautbild irgend eines fernen Objectes zum Verschwinden zu bringen, es kann dasselbe nur auf die Grösse eines Punktes redueiren, und gemischte Eindrücke setzen eine Mannigfaltigkeit von Objeeten in gewissen Aichungen des Gesichtsfeldes voraus. Das Unsichtbar- werden ferner Objeete kann daher nicht allein auf die Abnahme der Netzhautbildgrösse. gesetzt werden, es fordert noch ein anderes Moment zu seiner Erklärung und das ist einerseits das Beugungs- speetrum, andererseits aber die Schwächung des Lichtes im geo- Die Accommodationsfehler des Auges. 203 metrischen Verhältnisse, wenn die Dieke der Durchgangsmedien im arithmetischen wächst. Insoferne wird der Pupillendurchmesser und der wirkliche Glanz der Gesichtsobjecte von höchstem Belange. Letzterer ist es auch, welcher die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Sterne bestimmt, und im Vereine mit dem Beugungsspectrum, durch die, in Proportion zur Intensität des auf die Netzhaut ausgeübten Reizes, sich steigernde Irradiation auch die scheinbare Grösse der Sterne beeinflusset. Alle Sterne sollten als leuchtende Punkte erscheinen, und ist der dioptrische Apparat für einen derselben eingestellt, so muss er es auch für die anderen sein. Was aber von den Sternen gilt, das hat auch in Bezug auf terrestrische Objecte seine Geltung. Die Myopie kann daher nicht schlechtweg als das Unvermögen eines Auges erklärt werden, ferne Objecte in scharfen und deutlichen Bildern zur Wahrnehmung zu bringen; sondern nur als das Unver- mögen, scharfe und deutliche Wahrnehmungen von solehen fernen Objecten zu vermitteln, welche ihrer Grösse und ihrem wirklichen Glanze nach, bei rich- tiger Einstellung des dioptrischen Apparates und bei Integrität der lichtempfindenden Theile, in scharfen und deutlichenBildern zur Anschauung kommen müssten. Mit Festhaltung dieses Begriffes ergibt sich als die optische Wesenheit der Myopie die Vereinigung der von fernen Objecten ausgehenden Strahlenkegel vor der Netzhautstabschichte. Das Ver- schwommensein der Contouren in den von fernen Objecten zur Wahr- nehmung kommenden Bildern findet demnach seinen Grund darin, dass die Strahlenkegel, welche von je einer der Distanz des Objectes entsprechenden Masseinheit seiner Oberfläche ausgehen, nicht mehr in je einem Zapfen oder Stabe der Netzhaut zur Vereinigung kommen; sondern dass jeder dieser Strahlenkegel in Form eines Zerstreuungs- kreises eine bald grössere bald kleinere Anzahl von Stäben und Zapfen gleichzeitig und gleichmässig affieirt, umgekehrt aber jeder einzelne ‚dieser Zapfen und Stäbe von einer mit ihrer Grösse zunehmenden Zahl von Zerstreuungskreisen getroffen wird, der auf das Sensorium commune fortgepflanzte Lichtreiz demnach ein gemischter sein muss. Die Undeutlichkeit, die Liehtschwäche in den, scharfer Contouren entbehrenden Netzhautbildern ferner Objecte ist aber eine Folge der Abnahme des scheinbaren Glanzes, der Abnahme der Erleuchtungs- 20A Stellwag. Intensität einer gewissen Masseinheit der Retina, welche Abnahme mit der Grösse der Zerstreuungskreise im geraden Verhältnisse steht und in Verbindung mit der beschränkten Reizempfängliehkeit der Netzhaut die Wahrnehmung jener Zerstreuungskreise endlich unmög- lich macht. Die Grösse der die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise bestimmt das Mass der Undeutlichkeit und des Mangels an scharfer Begrenzung in den zur Wahrnehmung kommenden Bildern ferner Objeete. Sie ist nicht allein Function der Differenz zwischen der Vereinigungsweite und dem Abstande der Netzhaut vom optischen Centrum des dioptrischen Apparates, sondern auch Funetion der Öffnung des liehtbrechenden Apparates. Kraft des letzterwähnten Verhältnisses finden myopische Augen in der unwillkürlichen Verengerung des Sehloches bei Einwirkung höherer Lichtgrade, und in der willkürlichen Verengerung der Lid- spalte das Mittel, die Schärfe ihrer, ferne Objecte betreffenden, Wahr- nehmungen auf Kosten der Lichtstärke zu vermehren. Dem entspre- chend blinzeln (pösıv) denn auch myopische Augen beim Besehen ferner Objecte im hellen Raume so gewöhnlich, dass man den wissen- schaftlichen Namen des fraglichen Gesichtsfehlers davon hergeleitet hat. In Anbetracht des ersterwähnten Verhältnisses ist es klar, dass abgesehen von der Grösse und dem wirklichen Glanze des Objeetes die Schärfe und Lichtstärke seines Netzhautbildes mit der Annäherung an die Cornea zunehmen müsse, indem damit die hintere conjugirte Vereinigungsweite wächst und sofort die Grösse der die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise abnimmt. Da nun aber, um die hintere conjugirte Vereinigungsweite um ein Merkbares zu verlängern, rela- tiv um so grössere Verschiebungen des Objeetes in der Richtung gegen das Auge erfordert werden, je ferner das Object vom Auge absteht; so ergibt es sich, dass die Schärfe der Begrenzung und die Lichtstärke der Netzhautbilder bei übrigens entsprechender Grösse und entsprechendem wirklichen Glanze des Objectes nur dann merk- lich erhöht werden könne, wenn die Hereinrückung des fernen Objec- tes eine sehr namhafte ist, und dass die Kurzsichtigkeit über- haupt sich nicht wohl anders als durch mangelnde Schärfe und Undeutlichkeit der Netzhautbilder von solchen Objecten charakterisiren könne, die dem Auge relativ schon nahe stehen, höchstens einige Die Aceommodationsfehler des Auges. 205 Schuhe oder selbst Zolle entfernt sind. Denn fallen die Scheitel von Strahlenkegeln in die Netzhautstabschichte, welche Strahlenkegel aus Punkten von mehreren Fussen Entfernung diver- giren, so ist der Durchmesser der Zerstreuungskreise von Strahlen, welche parallel auf die Cornea auffallen, schon ausserordentlich klein, von dem Querdurchmesser der Stäbe und Zapfen nur wenig verschieden und sofort die Isolation der Eindrücke noch möglich. Es liegt dem- nach schon in dem optischen Charakter der Kurzsichtigkeit, dass die _ absolute Sehweite auf einen Spielraum von nur wenigen Fussen oder Zollen bei relativ geringem Abstande des Nahepunktes beschränkt sei. Der Abstand des Nahepunktes ist nun bei Gegeben- sein einer bestimmten natürlichen Sehlinie allein mehr abhängig vondem Grade desnoch bestehenden Aecommodations- vermögens. Es darf dieses nicht fehlen, ja der active Theil des Adaptionsapparates muss eine der Norm nahezu gleichkommende Kraft zu entwickeln im Stande sein, widrigenfalls man es nicht sowohl mit Kurzsichtigkeit, als vielmehr mit Asthenopie oder mit völligem Mangel des Aecommodationsvermögens, also mit zwei von Myopie sehr diffe- renten Gesichtsfehlern zu thun hat. Als fixes Grössenmass des, einem Auge zukom- menden Accommodationsvermögens kann man nun die Differenz betrachten zwisehen dem Netzhautabstande und zwischen der kürzesten oder längsten, durch Aceommodationsthätigkeit noch eorreetionsfähigen, hinteren Vereinigungsweite des im normalen Refrac- tionszustande verharrenden Lichtbreehungsappara- tes. Insoferne die hinteren Vereinigungsweiten relativ sehr rasch wachsen, wenn das ohnehin nahe Objeet noch näher dem Auge gerückt wird; so ist es von selbst verständlich, dass demselben Grössenmasse des Accommodationsvermögens sehr differente abso- lute Sehweiten entsprechen werden, je nachdem das Auge normalsich- tig oder myopisch ist, und dass die absolute Sehweite des kurzsich- tigen Auges bei normaler Grösse der Adaptionsfähigkeit eine um so kürzere werden müsse, je kürzer eben die natürliche Sehlinie ist, je näher also der Fernpunkt der Cornea liegt. So kömmt es, dass in den höchsten Graden der Myopie die absolute Sehweite endlich auf weni- ger als einen Zoll herabsinkt und sofort eine fast verschwindende wird, wenn man sie mit der absoluten Sehweite von Augen vergleicht, 206 Stellwag. welche bei völligem Mangel des Accommodationsvermögens eine län- gere natürliche Sehlinie haben. Es simulirt solehermassen ein im hohen Grade kurzsichtiges Auge den Mangel der Accommodations- fähigkeit, welche factisch besteht, während Augen mit langer natür- licher Sehlinie den Bestand des thatsächlich abgehenden Adaptions- vermögens nachahmen können. Es geht daraus hervor, dass man die Grösse des in Rede stehen- den Gesichtsfehlers nicht allein aus der Lage des Nahepunktes bestimmen könne, indem eben ein kräftiges Accommodationsvermögen den Nahepunkt stark hereinrückt, derselbe aber bei gleicher natür- licher Sehlinie, aber vermindertem Aeccommodationsvermögen, hin- ausrückt, und sich dem Fernpunkte nähert. Es geht daraus aber auch hervor, dass der Fernpunkt bei dieser Grössenbestimmung nicht zureiche, indem eine solche Grössenbestimmung eben der so überaus wichtigen Accommodationsfähigkeit keine Rechnung trägt und so zu falschen Resultaten führt. Nahepunkt und Fernpunkt, ihre gegenseitige Lage und ihre Lage zum Auge, diese Momente zusam- mengenommen, können allein nur die Beurtheilung der Grösse des in Rede stehenden Gesichtsfehlers auf sichere Grundpfeiler stützen. Insoferne erscheinen denn auch die verschiedenen Optometer im engeren Wortsinne als ganz unzuverlässliche Mittel, wenn es sich darum handelt, den Grad der Kurzsichtigkeit, d. i. die Länge und Lage der absoluten Sehweite zu bestimmen. Die Accommedations- linien treten hier störend in den Weg. Dass dem so sei, ergibt sich schon daraus, dass ein Verfahren Czermak’s, die Accommoda- tionslinien zur äusseren Wahrnehmung zu bringen, eben nur die An- wendung eines nach Young'’s Prineip construirten Optometers ist. Aus dem über die Accommodationslinien Gesagten ergibt es sich klar, dass die Schwierigkeiten insbesondere die Bestimmung des Fernpunktes treffen und um so grösser sein werden, je weniger nahe derselbe dem Auge gerückt ist; dass aber die mit der Verkürzung zunehmende Schärfe der Accommodationslinie die Absteckung des Nahepunktes wesentlich erleichtern müsse, vorausgesetzt, dass der zu Unter- suchende das Spiel seines Aecommodationsmuskels vollkommen in der Gewalt hat. Darin liegt aber die zweite, subjeetive und jene ob- jectiven weit überragende Schwierigkeit. Um sie zu überwinden, bedarf selbst der Eingeweihte eine nicht geringe Übung; Laien begreiflich zu machen, was gewünscht wird, ist aber fast unmöglich. Die Accommodationsfehler des Auges. 207 Sie stellen den dioptrischen Apparat fast jedesmal anders ein, daher denn auch die Resultate, welche der Optometer gibt, in verschiedenen Versuchen etwas variiren. Sie würden mehr differiren bei Gegeben- sein grösserer absoluter Sehweiten, wenn man es dahin bringen könnte, dass die zu Untersuchenden bei Anwendung des Optometers nicht immer den Accommodationsmuskel in die grösstmöglichsten Spannungsgrade versetzten; allein dieses zu verhüten, ist fast un- möglich, sie verkürzen die Accommodationsweite immer so viel es nur geht, und daher geschieht es denn auch, dass die nach dem Optome- ter gewählten Brillen der Regel nach im Gebrauche sich als zu scharf erweisen, und es ist dabei natürlich gleichgiltig, ob das Optometer nach Young's oder Scheiner's Prineip construirt ist. Es liefert also eigentlich nur Punkte in der absoluten Sehweite, keinesweges die Länge und Lage der letzteren. Es lässt sich aus mehreren solchen Punkten wohl ein Schluss ziehen auf das Vorhandensein einer Myopie, Presbyopie oder eines normalen Seh- vermögens, allein das Mass jener Abweichungen lässt sich daraus nicht leicht mit Bestimmtheit ermitteln. Wenn es aber blos die Aufgabe ist, einzelne Punkte der abso- luten Sehweite zu ermitteln, bedarf es nicht der eigens construirten Optometer, jedes Fernrohr ersetzt das letztgenannte Instrument, indem es durch die zum Deutlichsehen erforderlichen Verlängerungen und Verkürzungen des Abstandes zwischen Objeetiv und Oecular Punkte in der absoluten Sehweite bestimmen lässt. Als Gesichtsobjeet von fixer Distanz und fixem wirklichen Glanze eignen sich am besten bestimmte Sterne. Auch der Augenspiegel wird insoferne zu einem Optometer. Auch er gibt Punkte der absoluten Sehweite an, vorausgesetzt, dass der Untersuchende die Fertigkeit besitzt, sein Accommodationsver- mögen beliebig zu intendiren und bei jeder Untersuchung mit Bestimmt- heit die Distanz anzugeben, für welche der dioptrische Apparat wäh- rend der Untersuchung eingestellt war (Stellwag, Theorie der Augenspiegel, Wien 1854, III und IV). Dieses ist aber ausserordent- lich schwierig und es resultirt daraus ein Grad der Unzuverlässigkeit in den Forschungsergebnissen, wie er nicht aufgewogen werden kann von dem Umstande, dass mit der nothwendigen Erweiterung der Pupille auch die Accommodationsthätigkeit des untersuchten Auges vernichtet wird, und sofort die Einstellung des dioptrischen Apparates 208 Stellwag. im Auge des Beobachteten als eine fixe zu betrachten ist, wenn man davon absieht, dass der Mydriase in ihren verschiedenen Graden nicht ganz gleiche Accommodationszustände entsprechen. | In Anbetracht aller dieser Unzukömmlichkeiten darf man also wohl behaupten, dass die Bemessung der absoluten Sehweite durch Bestimmung des Nahe- und des Fernpunktes aus der Tragweite des freien Auges an Verlässlichkeit den Ergebnissen der Anwen- dung von jenen Optometern nicht nachstehe. Im Gegentheile erwächst der fraglichen Untersuchungsmethode ein gewichtiger Vorzug daraus, dass sie es weit leichter macht, den Kranken zu willkürlichem Wech- sel seines Aceommodationszustandes zu bestimmen und zwar zum Wechsel innerhalb der immer nur möglichen Grenzen. Es ist aus der Einleitung klar, dass bei dieser Bestimmung nicht allein die Distanz, sondern auch die davon abhängige Bildgrösse des Objeetes und dessen wirklicher Glanz zu berücksichtigen kömmt. Der wirkliche Glanz des Objectes ist nämlich ein Factor des scheinbaren Glanzes und dieser bestimmt die Intensität des auf die Netzhaut ausgeübten Reizes. Die Bildgrösse aber bestimmt die Zahl der getroffenen lichtempfindenden Netzhautelemente und sofort den Grad der Genauigkeit, in welcher das Detail des Gegenstandes zur sinnlichen Wahrnehmung kömmt.- Insoferne nun aber der scheinbare Glanz der Netzhautbilder auch Funetion des Pupillendurchmessers ist, wird es wohl kaum möglich sein, Varianten des ersteren und die daraus resultirenden Beobach- tungsfehler gänzlich zu umgehen, selbst wenn man es in der Gewalt hätte, den wirklichen Glanz des Objeetes willkürlich und der Entfer- nung entsprechend wachsen und fallen zu lassen. Doch dürften die solchermassen bedingten Fehler auf ein Minimum redueirt werden, und schadlos zu vernachlässigen sein, wenn man als Probeobject ein, mit sehr tief schwarzen Figuren bemaltes hellweisses Blatt Papier derart in einem Zimmer befestiget, dass das helle Tageslicht seitlich und in einer bestimmten, nahe constanten Richtung darauf fällt. Es reicht die Breite eines mässig grossen Zimmers zu dem frag- lichen Versuche aus, da wegen der grossen Länge der ferneren Accommodationslinien Augen, welche auf 15—20 Fuss Entfernung deutlich und scharf sehen, in den allermeisten Fällen auch für unend- liche Distanzen sich einzustellen fähig sein werden, daher man es auch nicht nothwendig hat, zur Vermeidung der aus der wechselnden Die Accommodationsfehler des Auges. 209 Bildgrösse entspringenden Fehler eine unendliche Reihe von Objeeten in den, allen Distanzen entsprechenden Dimensionen zur Anwendung zu bringen und zwar um so weniger, als bei sehr grossen Entfernun- gen das Beugungsspectrum und die Irradiation ohnehin das Endresul- tat, die Bestimmung des Fernpunktes, sehr stark trüben. Aufgabe ist es, die Bildgrösse zu einer constanten zu machen und sie so klein zu wählen, dass jede Verminderung derselben einer Erkenntniss des Objectes in seiner Detailzeichnung unmöglich machen müsste. Ein sehr gutes Auge ist noch im Stande, auf hellweissem Grunde schwarze Buchstaben von 0”2 Höhe, und entsprechender Dicke in 72” Abstand scharf und deutlich zu sehen, und das ist wohl in Bezug auf das gewählte Gesichtsobjeet nahezu die innere Grenze der Mög- ‚liehkeit. Es entspricht diesen Dimensionen eine Netzhautbildgrösse von 00172. Ein 15 Fuss abstehendes Objeet muss demnach 5"7, ein 12 Linien entfernter Gegenstand aber 0"061 Höhe haben, um ein gleich grosses Bild auf der Netzhaut zu entwerfen. Der Übersichtlichkeit halber benütze ich zu diesen Berechnungen das auf die vordere Cornealoberfläche, als einzige Trennungsfläche, reducirte Auge. Es ' ist für dasselbe der Radius % der Trennungsfläche R = 3'456, die Axe oder bezüglich der zu lösenden Aufgaben der Abstand der Netzhaut und der absolute Breehungsexponent M des homogen gedachten Inhaltes F(D+R) RE » wo D den Abstand des Gesichtsobjeetes bedeutet. Der Vergrösserungsco£ffieient m ist F Anm Wenn A die Höhe des Objeetes und a die Höhe des Netzhautbildes aus- drückt, so erscheint | AF A(R—R a=Am= — —— = ——, \ MD D+R Für A=0"2 und D=72" ergibt sich a—= 0"0172, was dem Breiten- durehmesser von 7°8 unmittelbar an einander stehender Zapfen, deren jeder im Mittel nach Kölliker 0"0022 misst, entspricht. Damit nun a eine Constante bleibe, muss für D= 2160" —=15’ das A= 5"7 werden; für D—=20" aber das A= 0'061 sein, wie sich ergibt aus den Gleichungen A(R-F) a(D+R) = ——— und A=———. DR R-F Als Probeobject dürfte demnach eine Reihe von Buchstaben, mit schwarzer Farbe auf weissem Papiere gezeichnet, deren Höhe von 5°”7 bis 0"061 allmählich abnimmt, am besten entsprechen, Sitzb. d. ınathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 14 210 Stellwag. weil es nur der Nennung ihres Namens von Seite des Untersuchten bedarf, um den Untersuchenden zu vergewissern, jener habe sie wirk- lich in ihrer wahren Gestalt erkannt, was bei anderen Objeeten nicht so leicht ist. Bei einer Reihe von Strichen z. B., die in ihren Dimen- sionen allmählich abnehmen, täuscht sich der Untersuchte oft selbst über die Zahl der scharf und deutlich gesehenen, da man Objeete, die man voraus kennt, auch in undeutlichen Bildern unterscheidet und das Urtheil von Laien über Schärfe der Bilder ein sehr schwankendes ist. Wollte man aber beliebige andere Figuren als Gesichtsobjeete wählen, so würde oft die mangelhafte Beschreibung des Gesehenen das Urtheil trüben. Weil es nun aber auch nicht schwer ist, einzelne Buchstaben in unscharfen Bildern zu unterscheiden, und sofort leicht Fehler resultiren, erscheint es im Interesse der Verlässlichkeit noth- wendig, nicht eine einfache Zeile von allmählich an Grösse abnehmen- den Buchstaben als Gesichtsobjeet zu wählen, sondern eine Reihe von Zeilen, deren jede Buchstaben von bestimmter Höhe im Worte ohne Zusammenhang vereinigt enthält. Ich sage „Worte ohne Zusammen- hang“, da in Sätzen leicht einzelne Worte aus dem Contexte erra- then werden, ohne dass scharfe und deutliche Bilder der sie compo- nirenden Buchstaben auf der Netzhaut zu Stande kommen. Tafel I ist eine solche Scala, A deutet die Buchstabenhöhe, D die zugehörige _ Distanz an. | Selbstverständlich ist, dass jede dieser allenfalls unter einander gestellten Zeilen immer senkrecht auf der verlängerten optischen Axe des Auges stehen müsse, daher ihr Träger, jenes Blatt Papier, in gleicher Höhe mit dem zu untersuchenden Auge und vertical zu fixiren ist, weil mit der Neigung die Projeetion eine andere wird. Ist Fig. I, AB das geneigte und durch die verlängerte optische Axe des Auges 00’ halbirte Gesichtsobjeet, so ist der halbe Gesichtswinkel o und die Grösse des Netzhautbildes 2«e ist Function der Projeetion AC=AB.sin a, wo sin a<1 und zwar um so kleiner ist, je mehr AB zu 00’ geneigt ist. Es wird AC= 0, wenn sin a==0 ist, wenn demnach AB parallel zu 00’ wird. Kann man nun, was einigermassen willkürlich angenommen wurde, die Netzhautbildgrösse von 0"0172 wirklich als die innere Grenze ansehen, unter welche ein Sinken nicht mehr stattfinden darf sollen noch die Buchstaben in scharfen und deutlichen Bildern zur Wahrnehmung kommen und sofort in ihrer Detailzeichnung erkannt Die Accommodationsfehler des Auges. 211 werden: so gibt die erwähnte Scala ein ziemlich sicheres Mittel an die Hand, den eigentlichen dioptrischen Fernpunkt sowohl, als den Nahepunkt, sofort die absolute Sehweite zu bestimmen. Die Art und Weise dieser Bestimmung liegt auf der Hand. Zu bemerken ist nur, dass es nicht gleichgiltig sei, welche Zeile der zu Untersuchende bei einem bestimmten Abstande fertig zu lesen im Stande ist, sondern dass bei jeder Distanz immer die ganze Reihe von Zeilen, von der grössten bis zu jener, deren Buchstabenhöhe gerade der Netzhaut- bildgrösse von 0”0172 entspricht, in scharfen und deutlichen Bil- dern wahrgenommen werden muss. Ohne Berücksichtigung dessen wird man leicht Fehlschlüsse machen, da mit der Annäherung des Objectes die relative Netzhautbildgrösse wächst und damit auch die Möglichkeit, die Bilder selbst in Zerstreuungskreisen zu unterscheiden. Nach diesen Vorausschickungen ist es nun auch möglich, von dem Einflusse von Brillengläsern auf myopische Augen zu spre- chen und ich gehe um so lieber in eine genauere Erörterung ihrer dioptrischen Wirkungen ein, als in ihnen das Mittel zur Correetion des fraglichen Gesichtsfehlers gegeben ist, und sie insoferne von der höchsten praktischen Wichtigkeit erscheinen. Sammellinsen vermindern die Divergenz auffallender Strah- len. Vor das myopische Auge gehalten, verkürzen sie also die ohnehin zu kurze hintere Vereinigungsweite noch mehr, vergrössern sofort den Durchmesser der die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise und vermindern sofort die Schärfe und Deutlichkeit der Netzhautbilder noch weiter, indem sie eben den Fernpunkt scheinbar hereinrücken und sohin die Differenz zwischen dessen Abstand und den Abstand des Objeetes um ein Namhaftes vermehren. Zerstreuungsgläser im Gegentheile vermehren die Divergenz auffallender Strahlen. Vor das myopische Auge gehalten, und so mit dessen dioptrischem Apparat _ eombinirt, verlängern sie die hintere conjugirte Vereinigungsweite, in- dem sie scheinbar die vordere verkürzen. Ihre Wirkung ist daher Verkleinerung und selbst gänzliche Aufhebung der Differenz zwischen dem Abstande des Objectes und jenem des Fernpunktes, und sofortige Steigerung der "Sehärfe und Deutlichkeit jener Bilder, welche von jenseits des Fernpunktes gelegenen Objeeten auf der Netzhaut des kurzsichtigen Auges entworfen werden. Ist n der Brechungsexponent der Luft, n, jener des homogen gedachten Inhaltes eines auf die vordere Cornealoberfläche redueirten Auges, p die vordere, 14* 212 Stellwag. ?, die hintere eonjugirteVereinigungsweite und sind f und f, die beiden Brenn- weiten, sowie r der Radius der Trennungsfläche, so ist INTER 7, — ——. En. n . [) 1 . erscheint p, zuklein, also — zu gross. Insoferne es sich um den Fernpunkt i Pı handelt, muss n, bereits den kleinstmöglichsten Werth erreieht haben und sofort als Constante fungiren. Ebenso ist wegen der Unveränderlichkeit von r die n,r hintere Brennweite f} =—— —— dann eine Constante und es kann p, nur da- n,—n y durch vergrössert und folgerecht — verkleinert werden, dass der Werth p ver- P1 I mindert wird, der Werth von — also steigt, aber negativ bleibt. Sammellinsen können vor das Auge gestellt diesem Bedürfnisse, Verkleinerung von p, nicht genügen. Ist nämlich 5 ihre Brennweite, » die Objeetsdistanz und v, die der letzteren conjugirte Vereinigungsweite, so erscheint in Bezug auf die Brille 1 1 1 wo ©, =p+e ist, und ce den Abstand der Brille von der Vorderfläche der Cornea bedeutet, welehen man hier als Constante aufzufassen hat. Ist » >b, steht das Object ausser der Brennweite vor der Linse, so erscheint v, positiv und n sofort p und — in (1) negativ. Der Ausdruck (1) geht also über in p nn mn ——— — + — Pa ER » \ ar was eine Zunahme von — und wegen der Constanz von », eine Abnahme von Pi | p, also gerade das Gegentheil von dem in sich schliesst, was bezweckt wird. Wird »=b und sofort v, = ®, so ist auhp= & und p, =f1 d.h. die Strahlen vereinigen sich in der hinteren Brennweite, also in dem kürzesten Abstande hinter der Trennungsfläche des redueirten Auges. Wird aber v< b, so wird wohl v, negativ und der Ausdruck (1) hat seine Giltigkeit, da p essentiel positiv wird, allein es ist dann — <” — und v,>», es ist p grösser statt kleiner v, 0) geworden. Für Zerstreuungslinsen hingegen ist 1 zud 1 ———-(2+-).... De e) v b v So lange » positiv ist, der Gegenstand also vor der Linse liegt, muss 1 . — > — und sofort v,< v sein, v, weiters negativ und p positiv bleiben, was eben der Zweck ist. Die Accommodationsfehler des Auges. 2153 Der Myops findet daher in einer vor das Auge gestellten Zerstreu- ungslinse das Mittel, seinen Fernpunkt hinauszurücken, und zwar wird eine um so schärfere Zerstreuungslinse erforderlich sein, um den jen- seitigen Endpunkt der natürlichen Sehlinie auf eine gewisse Distanz hinauszuschieben, je grösser eben diese Distanz und je grösser +die Differenz zwischen der hinteren Brennweite des dioptrischen Appara- tes und zwischen dem Abstand der Netzhautstabschichte vom optischen Centrum der lichtbrechenden Medien ist, mit anderen Worten, ein je höherer Grad von Kurzsichtigkeit vorliegt. Wegen der Unveränderlichkeit von n, n, und f, muss in der Formel (1) n Ni b i . — wachsen, und sofort p abnehmen, wenn — zunimmt und sohin f, abnimmt. 1 . Es muss also die Brille eine um so kürzere negative Brennweite haben, weil eben in (2) v, + e=p ist und 5 abnimmt, wenn v, verkleinert wird. Es scheint nach diesem, als müsste die Brennweite der Linse bei Gegebensein eines bestimmten Grades von Kurzsichtigkeit in einem stätigen Verhältnisse zu- und abnehmen, wenn die Distanz des Objectes steigt oder fällt. Doch dem ist nicht ganz so, die Nothwendigkeit der Zu- und Abnahme der Brennweite wird durch das Verhältniss, in welchem die beiden conjugirten Vereinigungsweiten der Zerstreu- ungslinse zu einander stehen, so wie durch das Adaptionsvermögen des myopischen Auges und sofort durch dessen absolute Sehweite in relativ enge Grenzen eingeschlossen. Um die Sehweite des myopischen Auges in das Unendliche zu verlängern, genügt’ eine Zerstreuungslinse, deren um ihren Ab- stand vom Auge verminderte Brennweite mit dem jenseitigen Endpunkte der natürlichen Sehlinie zu- sammenfällt. Mit Hilfe derselben Linse werden aber auch noch scharfe und deutliche Bilder auf der Netzhaut zu Stande zu bringen sein von Punkten, deren Abstand von der Linse der, um die Entfernung der Linse vom Auge verminderten Distanz des Nahepunktes des dioptrischen Apparates eonjugirt ist. Eine Abnahme der negativen Linsenbrennweite wird erst erforderlich, wenn es sich um Punkte handelt, deren Ent- fernung vom Auge geringer ist, als die dem Nahepunkte des Auges conjugirte Vereinigungsweite der Linse. Es muss die Brennweite der Nulle gleich werden, wenn das Objeet im Nahepunkte selbst steht, wobei der Abstand der Linse vom Auge vernachlässigt wird. Es muss 214 Stellwag. jene positiv sein, es ist eine Sammellinse nothwendig, wenn der’ ‚Gegenstand noch näher dem Auge rückt. Wäre der Quotient jener Verhältnisse ein gleicher, in welchem die beiden conjugirten Vereinigungsweiten der Zerstreuungslinse so- wohl als des dioptrischen Apparates je zu einander stehen, so läge in der richtigen Wahl der Zersteuungslinse ein Mittel: innerhalb der oben angegebenen Grenzen die Lichtbrechung des myopischen Auges jener im normalen Auge nahezu identisch zu machen, denn dann müsste jeder Verrückung des Accommodationspunktes durch dieLinse eine der Norm entsprechende Verlängerung der Accommodationslinie parallel gehen; es müsste die jeweilig gegebene Accommodationslinie des myopischen Auges durch die Brille in jene des normalen Auges bei gleicher Adaptionsanstrengung verwandelt werden. Es wäre dann bei Zugrundelegung der obigen Werthe und bei Vernach- lässigung des Abstandes der Linse vom Auge, wenn &, y die Unbekannten sind, ur P:m +06 =p+=:p pt m:p=vHty:v 7:9 +06 —=v+y:v Es weichen aber diese Verhältnisse von einander ab, und daher kann auch bei gleicher Adaptionsbestrebung die Aecommodationslinie des, mit einer entsprechenden Zerstreuungslinse bewaffneten, myopi- schen Auges niemals mit jener des normalen Auges zusammenfallen, die Accommodationslinien desmyopischen Auges werden durch dieLinse in einem anderen Verhältnisse variirt, als im normalen Auge ohne Linse ; es entsprechen unter den genannten Umständen inden beiden AugengleichenAccommodationspunkten verschiedene Aecommodationslinien. Immerhin jedoch dürften diese Differenzen relativ nur geringe sein innerhalb der durch die absolute Sehweite des Auges und die Brennweite der passenden Linse gesteckten Grenzen. Der mathe- matische Beweis dafür ist wohl nicht herzustellen, da der Quotient jenes Verhältnisses zur Zeit noch nicht erörtert werden konnte, in welchem die beiden eonjugirten Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates zu einander stehen. Doch spricht dafür die grosse Über- einstimmung, welche sich ergibt aus der Vergleichung des Verhält- nisses, in welchem die beiden conjugirten Vereinigungsweiten der Linse zu einander stehen, mit den Ergebnissen der Czermak’schen Die Accommodationsfehler des Auges. 21 5 Experimente bezüglich des Wechsels der Lage undLänge der Accom- modationslinien. Es sind diese um so länger, je weiter der Accommo- dationspunkt vom Auge absteht, und die hintere conjugirte Vereini- gungsweite des dioptrischen Apparates fängt erst dann an, rasch zu wachsen und sofort die Aeeommodationslinie auffallend zu verkürzen, wenn der Accommodationspunkt bereits sehr nahe dem Auge gerückt ist; sei es in Folge intensiver Adaptionsanstrengung oder abnormer Verkürzung des Abstandes des Fernpunktes. Etwas ganz Analoges zeigt sich nun auch in Bezug auf die Lichtbrechung in Zerstreuungs- linsen. | Ist v ein Punkt vor der Linse, v»+n ein zweiter weiter gelegener, b die Brennweite der Linse, so sind die conjugirten Vereinigungsweiten v, und ®, | vb (+n)b nb? Ve rare Die Differenz der hinteren Vereinigungsweiten wird eine um so kleinere bei gleichen Abständen zweier Punkte, je kleiner die Brenn- weite der Linse ist; bei gleicher Brennweite der Linse aber, je näher die beiden Objeete hereinrücken. Im Allgemeinen kann man also sagen, die Differenz der hinteren Vereinigungsweiten wird eine um so kleinere, je schärfer die Brille und je kleiner die Abstände der beiden Objeete, von der Linse gerechnet, werden. Insoferne nun die Brenn- weite der Linse, soll sie den dioptrischen Fernpunkt in unendliche Ferne verlegen, eben von dem Abstande des Fernpunktes bestimmt wird und nur um den Abstand der Linse vom Auge verschieden ist; kann man auch sagen, die Differenz der hinteren Vereinigungsweiten der Zerstreuungslinse werde um so kleiner, je höher der Grad der Kurzsichtigkeit ist und je mehr die beiden Objeete an das mit der Brille bewaffnete Auge heranrücken. In Anbetracht dieser Überein- stimmung wird man daher auch nicht sehr fehlen, wenn man sagt, die Differenzen der hinteren Vereinigungsweilen der richtig gewählten Zerstreuungslinse fallen, wenn die Abstände der Objecte den norma- len Accommodationslinien gleich gewählt wurden, zum grossen Theile mit den Accommodationslinien des ‚entsprechenden myopischen Auges 216 Stellwag. zusammen; diese letzteren werden durch die passende Linse in sol- che verwandelt, welche von denen des normalsichtigen Auges nicht sehr verschieden sind. Ist dieses aber richtig, und Experimente lassen darüber keinen Zweifel, so muss auch ein myopisches Auge, welches mit Hilfe einer entsprechenden Brille auf 15 Fuss Entfernung scharfe und deutliche optische Wahrnehmungen vermitteln kann, auch von unendlich fernen Objeeten scharfe und deutliche Netzhautbilder erzeugen können, soweit nämlich die Irradiation, dieLiehtabnahme und das Beugungsspecetrum nicht hinderlich in den Weg treten. Daher lässt sich auch eine Scala, wie die oben beschriebene zu den Experi- menten mit Brillen vortheilhaft als Object benützen. wi Es ist nun aber selbstverständlich, dass in jedem einzelnen Falle mehrere Linsen von verschiedener Brennweite scharfe und deutliche scheinbare Bilder von Objecten, deren Distanz von Unendlich bis 15 Fuss variüirt, in der absoluten Sehweite des myopischen Auges zu erzeugen vermögen und dass die mögliche Differenz dieser noch ent- sprechenden Linsenbrennweiten gerade in der Länge der absoluten Sehweite des Auges das Mass finde, welches sie nach keiner Rich- tung hin überschreiten darf. Es scheint also für den ersten Augenblick, als ob einem und demselben Auge meh- rere Zerstreuungslinsen von verschiedener Brenn- weite entsprechen könnten, und die geringe Sorgfalt, wel- che Laien und Ärzte bei der Wahl der Brillen anwenden, lässt sich gleichsam als ein empirisches Beweismittel für die Richtigkeit einer solchen Ansicht verwerthen. Einige Überlegung führt jedoch zu einer ganz anderen Auffassung der Dinge. | Die Differenz zwischen der kürzesten und längsten unter den hinteren Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates, welche durch die Einrichtungsfähigkeit des Auges noch auf die Stabschichte der Netzhaut geleitet werden können, ist eine von der Organisation des letzteren und von der Functionskraft des Aecommodationsmuskels abhängige, in jedem einzelnen Auge constante Grösse, also sind es auch die ihr conjugirten Abstände des Nahe- und Fernpunktes, die absolute Sehweite des Auges. Brillen verrücken nur scheinbar das Gesichtsobject, ändern die relative Lage desselben zum Auge, ohne jedoch jene Differenz und sofort auch die ihr conjugirte abso- lute Sehweite irgendwie modifieiren zu können, ihre Wirkung beschränkt sich darauf, ausserhalb der absoluten Sehweite gelegene Die Accommodationsfehler des Auges. 2| 7 Gesichtsobjeete in dieselbe hereinzurücken. Daher ist denn auch ihre diesfällige Leistungsfähigkeit durch die Länge der absoluten Sehweite des Auges strenge begrenzt, mit anderen Worten, die Zerstreuungslinse vermittelt im myopischen Auge nur scharfe und deutliche Wahrnehmungen von Ob- | jeeten, deren Distanzen, bezüglich der Lichtbre- ehung in der Brille, Punkten in der absoluten Seh- weite des Auges conjugirt sind. Es ist sofort klar, dass aus allen jenen Zerstreuungslinsen, welche von unendlich entfernten Objecten scharfe und deutliche Bilder in der absoluten Sehweite des Auges erzeugen, jene das Maximum der Leistungsfähigkeit erreicht, deren in den Nahepunkt des Auges fallende hintere Vereini- gungsweite der kürzesten Objectdistanz conjugirt ist, deren Brennweite also die grösste Länge inner- halb der Grenze hat, welche eben durch den Fern- punktabstand gesteckt ist, mitanderen Worten, deren Brennweite der um den Abstand der Linse vom Auge verminderten Distanz des Fernpunktes gleichkömmt. Je schärfer die Linse wird, desto mehr rückt der Nahepunkt des mit der Linse combinirten dioptrischen Apparates hinaus, desto ver- schwommener und undeutlicher müssen die Bilder werden , welche von näher gelegenen Objecten auf der Netzhaut erzeugt werden, und desto mehr erweitern sich die Grenzen, innerhalb welchen. das bril- lenbewaffnete Auge scharfe und deutliche Wahrnehmungen zu ver- mitteln ausser Stande ist. ’ 1 1 1 ‘ ö vb Aus der Grundformel — + — = — — ergibt sieh nämlich v, = b v+b wo vd, den um den Abstand e der Linse vom Auge verminderten Abstand des Nahepunktes bezeichnet. Immerhin jedoch werden die aus diesen Verhältnissen resulti- renden Fehler nie ganz zu vermeiden sein. Aus der Grundformel der Liehtbrechung in Zerstreuungslinsen ergibt sich nämlich auch, dass so lange die von einem Objeete auf die Linse fallenden Strahlen divergent sind, die hintere Vereinigungsweite stäts kleiner als die vordere conjugirte ist; dass Zerstreuungslinsen sofort in ihrer Com- bination mit dem dioptrischen Apparate des Auges den Nahepunkt 218 Stellwag. hinausrücken, auch wenn sie das Maximum der Leistungsfähigkeit bezüglich des betreffenden Auges erreichen. Damit im innigsten ursächliehen Zusammenhange steht die all- bekannte Thatsache, dass Myopen, welche sich zum Fernsehen der Zerstreuungsgläser bedienen, bei Besichtigung von Objecten, die ihrer Kleinheit wegen dem Auge sehr nahe gehalten werden müssen, die Brillen abzulegen sich gezwungen fühlen, ja selbst beim Lesen, Sehreiben und ähnlichen Beschäftigungen in der Brille, auch wenn sie richtig gewählt ist, ein wesentliches Hinderniss des scharfen und deutlichen Sehens finden und dieses zwar auch für den Fall, als die hintere Vereinigungsweite der Brille noch jenseits des Nahepunktes reicht. Abgesehen von der Hinausrückung des Fernpunktes kömmtbetreffs dessen nämlich noch ein anderer Umstand in Betracht. Die natür- liche Sehlinie des Auges ist eine unveränderliche Grösse, welche von der Brennweite des dioptrischen Apparates bei völliger Ruhe des Accommodationsmuskels bestimmt wird. Jede Verkürzung der Objectsdistanz innerhalb des Fernpunktes macht eine verhältniss- mässige Anstrengung des Accommodationsmuskels erforderlich; es wird diese Anstrengung um so grösser, je näher das Object rückt, und sie erreicht ihr Maximum, wenn das Gesichtsobjeet in dem Nahe- punkte selbst angelangt ist. Nun ist die hintere Vereinigungsweite der Zerstreuungslinsen immer kleiner als die vordere, so lange die Lichtstrahlen divergent auf die Linsen fallen und diese Differenz ist um so grösser, je schärfer die Brille ist. Sobald also ein Object in der absoluten Sehweite des Auges gelegen ist, wird die Brille zum scharfen, deutlichen Sehen des Gegenstandes eine, relativ zum freien Auge, um so stärkere Anstren- gungdesAccommodationsmuskelserforderlichmachen, je näher sie das scheinbare Bild dem Nahepunkte ent- wirft, und überschreitet dieses scheinbare Bild endlich den Nahe- punkt, so wird auch das Maximum der Anstrengung zur Vermittlung entsprechender Wahrnehmungen nicht mehr ausreichen. Und etwas ähnliches gilt auch von Objecten, welche jenseits des Fernpunktes gelegen sind. Bei gleichen Abständen des Gegenstandes werden Brillen, welche noch scheinbare Bilder in der absoluten Sehweite des Auges entwerfen, eine um so intensivere Kraftentwickelung des Accommodationsmuskels zum Zwecke des scharfen und deutlichen Die Accommodationsfehler des Auges. - 219 Sehens erforderlich machen, je näher dem Nahepunkte sie die Licht- strahlen zur Vereinigung bringen, je schärfer sie sind. Diese unverhältnissmässige Anstrengung des Accommodations- muskels ist es nun, welche sich beim Gebrauche vonBrillen unzweckmässig kurzer Brennweite alsbald unzwei- deutig indem Hervortreten von Reizerscheinungen im Auge kund gibt. Vorerst sind es die sensitiven Nerven- zweige des Accommodationsmuskels, welche dessen übergrosse Intention durch schmerzhafte Erregung und gesteigerte Erregbarkeit verrathen. Das jedem Muskel eigenthümliche Gefühl von Angestrengt- sein, die Empfindung einer gewissen Völle im Auge, selbst wahrer intensiver Schmerz, Empfindlichkeit gegen jeden leichten das Auge treffenden Reiz beurkunden das Gegebensein eines hyperästhetischen Zustandes und steigern sich in dem Masse, als die Anstrengung des Auges fortdauert. Das Gefässsystem bleibt nicht lange hinter den Nerven zurück und Injeetion der Episcleralgefässe deutet hin auf Congestionszustände im Bereiche des ciliaren Kreislaufes. Unter fort- gesetzter Anstrengung des Accommodationsmuskels endlich irradiirt sich die Hyperästhesie des Ciliarnervensystems bald auf die übrigen Zweige des Quintus und auf die Netzhaut, ja auf das Gehirn, wovon flüchtige Stiche im Ausstrahlungsbezirke des Augenastes, Gefühl von lästigem Drucke in der Stirn- und Schläfengegend, mehr weniger heftige Kopfschmerzen und das Gefühl der Blendung, die Empfind- lichkeit des Auges gegen selbst mässiges Licht Zeugniss ablegen. Sogar die Erregung von Entzündungen im Augapfel liegt diesen Ver- hältnissen nicht allzufern, und Hyperästhesien im: Bereiche irgend ‚eines Gehirnnerven finden darin erhebliche Anregungsmomente für Paroxysmen. | Es sind dieses, ganz übereinstimmend mit der aufgestellten Behauptung, dieselben Erscheinungen, welche sich im normal- und weitsichtigen Auge geltend machen, wenn es längere Zeit für sehr nahe Objecte intendirt wird beim Mikroskopiren, beim Lesen sehr kleiner Schrift, überhaupt bei längerer Betrachtung von Objecten, die ihrer Kleinheit halber dem Auge sehr nahe gehalten werden. Dass kurzsichtige Augen ohne Anwendung von Brillen unter solchen Verhältnissen weit länger aushalten, ja tagelang ohne alle Anstren- gung sich solchermassen beschäftigen können, rührt nicht etwa davon her, dass der kurzen Objectsdistanz halber die Netzhautbilder 220 | Stellwag. grösser werden und sofort leichter in ihrer Detailzeichnung wahr- genommen und erkannt werden. Der Vergrösserungscoöfficient ist bei gleichen Abständen und Augenaxen im kurz- und normalsichtigen Auge ein gleicher, im umgekehrten Verhältnisse zur Objeetsdistanz ‚stehender. Der Grund davon liegt einzig und allein darin, dass bei gleich kurzem Abstande des Objectes dieses um so weiter hinter dem Nahepunkte gelegen ist, und sofort seine scharfe und deutliche Abbil- dung auf der Netzhaut eine um so geringere Intention des Accommo- dationsmuskels erforderlich macht, je kurzsichtiger das Auge ist, wobei :natürlich immer vorausgesetzt wird, dass das Objeet noch innerhalb der absoluten Sehweite des normalsichtigen und myopischen Auges stehe. Wohlaber ist in diesem letzterwähnten Verhältnisse und gleichzeitig in der Zunahme der Netzhautbildgrösse bei Annähe- rung des Objectes der Umstand begründet, dass Myopen gewöhnlich eine sehr kleine Handschrift schreiben und sich vorzüglich zu Geschäften eignen, die : der Kleinheit ihrer Objeete wegen ein genaues und anhaltendes Sehen in sehr kurzen Distanzen mit sich bringen. Abgesehen von der Relation der conjugirten Vereinigungsweiten der Zerstreuungslinse und deren Beziehung zur absoluten Sehweite des Auges kömmt betreffs der Leistungsfähigkeit einer Brille noch die Grösse des durch die Linse erzeug- ten Bildes in Betracht. Aufgabe der Brille ist es nämlich nicht nur scharfe und deutliche Bilder in der absoluten Sehweite zu erzeugen, sondern auch die Grösse des Bildes in ein solches Ver- hältniss zu dessen Abstand vom Auge zu bringen, dass die Dimensio- nen des Netzhautbildes jenen gleich oder doch sehr nahe kommen, welche das Netzhautbild im normalen unbewaffneten Auge bei gleichem Abstande des Objectes Zeigt. Es ist nämlich die Netzhaut- bildgrösse ein Factor von hoher Wichtigkeit, indem er einerseits im engsten Bezuge steht zur Möglichkeit, die Objeete in ihrer Detail- zeichnung zu erkennen; andererseits aber nebst der Convergenz- stellung der Augenaxen, welche durch die Bewaffnung des Auges mit Brillen nicht modifieirt wird, den hauptsächlichsten Anhaltspunkt bei der Beurtheilung der Grösse und Entfernung des beschauten Objectes abgibt. Die Grösse des Netzhautbildes im unbewaffneten Auge steht nun bei constanten Dimensionen des Objectes und richtiger Accommo- ae ‘ = a Die Accommodationsfehler des Auges. >21 dation des dioptrischen Apparates im umgekehrten Verhältnisse zur Distanz des Gegenstandes und zur Ablenkung des Lichtes in den brechenden Medien, zur Stärke des Refractionszustandes des Auges; im geraden Verhältnisse aber zur Länge des Netzhautabstandes, ' weleher Werth jedoch für jedes einzelne Auge eine Constante ist. Sieht man von dem Abstande der Brille vom Auge ab, so ergibt sich für die Grösse des Netzhautbildes in dem mit einer Zerstreuungslinse bewaffneten Auge ein ganz gleiches Verhältniss. _ Heisst nämlich A dieHöhe des Objeetes, A, jene des von der Linse erzeugten scheinbaren Bildes und a die des Netzhautbildes, so ist Av, Ab Für das freie Auge ist Für das mit der Brille bewaffnete Auge aber erscheint ”r _ Any % EEE rn . n,(vı + ©) nv vy +e a=A ’ wov=»— c und ce den Abstand der Linse vom Auge bezeichnet, seiner relativ zu p sehr geringen Grösse wegen aber ohne sonderlichen Nachtheil ver- nachlässigt werden kann, so dass man die letzte Formel schreiben kann Anp, Y a= . F np vı +e Doch hat hier der quasi Refraetionsco&fficient des Auges einen anderen Werth, er ist grösser ; denn entweder ist das Auge kurz- siehtig, und Verstärkung der Lichtablenkung ist eben das Wesen der Myopie; oder aber das Auge ist normalsichtig und dann macht die Zerstreuungslinse eine grössere Anstrengung des Accommodations- muskels erforderlich,. um ein scharfes und deutliches Bild auf der Netzhaut zu Stande zu bringen, indem eben die Zerstreuungslinse den Abstand des Gesichtsobjectes scheinbar verkürzt oder vielmehr, weil das näher stehende scheinbare Bild der Linsenbrechung als Gesichtsobjeet fungirt. | | Es ist sofort klar, dass bei gleicher Grösse und Distanz des Objeetes dessen Netzhautbild in einem mit Brillen negativer Brenn- weite bewaffneten Auge jederzeit kleiner sein müsse, als in dem gleichfalls richtig accommodirten freien Auge. Es können demnach 222 | Stellwag. Zerstreuungslinsen den angestrebten Zweck niemals vollkommen erreichen, immer verkleinern sie das Netzhautbild und zwar relativ zu dem richtig adaptirten freien Auge um so mehr, je weiter sie das scheinbare Bild des Objectes in die absolute Sehweite hereinrücken und sofort die Grösse der erforderlichen Adaptionsanstrengung steigern, je schärfer sie relativ zu dem gegebenen Grade von Kurz- sichtigkeit sind. Insoferne geht die Netzhautbildgrösse bei der Wahl der ent- sprechenden Brillen bestimmend in die Verhältnisse ein. Es kann nur jene Brille als die dem gegebenen Grade von Kurzsichtigkeit ent- sprechende anerkannt werden, welche den aus der Verkleinerung des Netzhautbildes resultirenden Fehler möglichst geringe macht. Dieses ist aber jene Brille, welche bei einem gegebenen Objectsabstande die Accommodationsanstrengung des myopischen Auges jener des nor- malen freien Auges gleich macht, welche sofort ferne Gegenstände unter völliger Ruhe des Accommodationsapparates in scharfen und deutlichen Bildern auf der Netzhaut abgezeichnet erscheinen lässt, mit anderen Worten, welche von fernen Gegenständen scheinbare Bilder in dem Fernpunktabstande des Auges entwirft oder deren negative Brennweite dem, um den Abstand der Linse vom Auge ver- minderten Fernpunktabstande gleichkömmt. | Also nicht nur die gegebene Lage und Länge der absoluten Sehweite, sondern auch die Netzhautbildgrösse beeinflussen die Leistungsfähigkeit der Brille und in der That macht sich der letzt- genannte Factor so auffällig geltend, dass Verkleinerung der Objecte schon längst als Zeichen einer zu scharf gewählten Zerstreuungslinse empirisch anerkannt worden ist. Überdies erweiset sich ferner auch noch der bereits mehrmals erwähnte Abstand der Linse vom Auge als ein Moment von namhafter Wichtigkeit. Da der Abstand des Fernpunktes sowohl als jener des Nahe- punktes für jedes Auge gegebene, jeweilig unveränderliche, Grössen sind, beeinflusset der genannte Factor vorerst schon in einem überaus hohen Verhältnisse die absolute Sehweite des brillenbewaffneten Auges. Um das scheinbare Bild eines unendlich weit entfernten Gegenstandes in dem Fernpunktabstande des myopischen Auges zu Stande zu bringen, bedarf es einer Brille von um so kleinerer Brennweite, je weiter die Brille von dem Auge absteht; wenn aber das Zerstreuungsglas an Brennweite abnimmt, so rückt in einem sehr A © Die Accommodationsfehler des Auges. 323 raschen Verhältnisse der Nahepunkt des damit bewaffneten Auges hinaus. Ist die Linse aber eine gegebene und dem Fernpunktabstande des freien Auges entsprechend gewählte, so wird durch Entfernung ‚der Linse vom Auge nieht nur der Fernpunkt des mit der Brille com- binirten dioptrischen Apparates in einem sehr rasch wachsenden Verhältnisse hereingeschoben, sondern auch der Nahepunkt hinaus- gerückt, der Fern- und Nahepunkt sofort einander genähert, die absolute Sehweite verkürzt. Diese Momente influenziren aber weiters schon an und für sich den Werth des Verkleinerungsco@ffieienten des Netzhautbildes, in- dem sie für jeden einzelnen Objeetsabstand den erforderlichen Re- fractionszustand des dioptrischen Apparates um ein bedeutendes ver- ‚stärken und bedingen insoferne nahmhafte Differenzen zwischen den optischen Wahrnehmungen des normalen freien und des brillen- bewaffneten myopischen Auges. Überdies geht der Abstand der . Brille vom Auge noch direct in den Nenner der Netzhautbildgrösse ein und verursacht sehr bedeutende Abnahmen der letzteren, indem eben die hintere Vereinigungsweite der Brille eine kurze ist und der Abstand der Brille sofort einen grossen Einfluss ausübt. Möglichste Verkürzung und völlige Unveränder- lichkeit des Linsenabstandes sind daher dringendes Gebot bei dem Gebrauche der Zerstreuungslinsen und die Nichtbeachtung dessen bedingt um so grössere Fehler in den optischen Wahrnehmungen, je schärfer eben die Brillen sind. Die Mannigfaltigkeit und Unvermeidlichkeit der aus dem Brillen- abstande resultirenden Fehler macht denn auch Schlüsse aus der Leistung einer gegebenen Brille auf die Länge und Lage der absolu- ten Sehweite des freien Auges sehr schwierig. Wissenschaftlich genaue Daten lassen sich kaum auf solehem Wege gewinnen, indem zu viele Factoren eingehen, deren strenge Bestimmung mannigfaltigen Schwierigkeiten unterliegt , daher ist denn auch die Scala, wie sie oben beschrieben wurde, für ein brillenbewaffnetes Auge nicht ausreichend, sie macht wenigstens längere Berechnungen noth- wendig, und ist nur bequem, wenn es sich um allgemeine Resultate handelt. Dann ist aber wohl zu beachten, dass die Brille unter allen Verhältnissen das Netzhautbild verkleinert, und dass sofort für jeden gegebenen Abstand die Grenzgrösse des Objectes jene des normalen und freien Auges um Etwas übersteigt. Hu aA Stellwag. Die nosologisehen Momente der Kurzsichtigkeit, sofort auch die ätiologischen und pathogenetischen, sind überaus mannigfaltig und in jedem einzelnen Auge so verschie- dener Combinationen fähig, dass eine übersichtliche Darstellung der- selben nach ihrem absoluten und relativen Einflusse auf die dioptri- sehen Verhältnisse des Auges zu den schwierigsten und derzeit kaum lösbaren Problemen der pathologischen Optik gehört. Darum halte ich im Interesse der Deutlichkeit eine Reduction des Auges auf eine einzige Trennungsfläche mit Belassung seiner natürlichen Form und Substitution eines homogenen Inhaltes von wandelbaren Brechungs- exponenten für die erspriesslichste Grundlage der nachstehenden Erör- terungen. In der That erscheinen in dem Grundgesetze der Licht- brechung eines solchermassen reducirten Auges nur drei Factoren, welche die dioptrischen Verhältnisse desselben beeinflussen. Der eine dieser Factoren ist die Länge der optischen Axe des Auges, vom Centrum der Cornealvorderfläche bis zur Stabschiehte der Netzhaut gerechnet. Der andere Factor ist der für jedes Auge jeweilig eonstante Krümmungsradius der Trennungsfläche und der dritte Factor ist der jeweilige Refraetionszustand des Auges. Im letzteren vereinigen sich gleichsam alle übrigen, aus dem anatomischen Baue der dioptrischen Medien und aus der Thätigkeit des Accommodationsmuskels resultiren- den Variationen der Lichtbrechung zu einem Ganzen, diese finden in dem absoluten Brechungsexponenten des homogenen Füllungsmediums des reducirten Auges ihren optischen Ausdruck. Es ist das Grundgesetz der Liehtbrechung ss a üng L und ne (---) 1 ee RT nn > Alp wo fı und f, die beiden eonjugirten Brennweiten des redueirten Auges, Fune- tionen von n, darstellen. Die optische Axe in der vorhin fixirten Bedeutung ist dem Abstande der Netzhautstabschichte, also der zum scharfen und deut- lichen Sehen erforderlichen hinteren Vereinigungsweite des dioptri- schen Apparates äquivalent und bestimmt sofort bei Constanz des Krümmungsradius der Trennungsfläche und unveränderlich gedachtem Refraetionszustande der lichtbrechenden Medien die Lage und Länge der natürlichen Sehlinie, also auch den Abstand des Fernpunktes und damit das Abhandensein und Gegebensein der Myopie, sowie den Grad derselben. Die Accommodationsfehler des Auges. 225 Sie schwankt schon in der Norm innerhalb ganz ansehnlich wei- ter Grenzen, ohne sich durch Beschränkung der absoluten Sehweite zu offenbaren, indem der zweite und dritte Factor durch seine mög- lichen Veränderungen das Mittel zur Fehlercorrection abgibt. Doch haben diese Variationen des Refractionszustandes des Auges ihre Grenzen und diese bestimmen denn auch den Übergangspunkt der normalen in die abnorme Axenlänge des Auges. Es ist diese Axenverlängerung des Bulbus in sehr vielen Fällen begründet durch Krümmungsanomalien der Sklera. Diese finden ihren nächsten Grund wieder sehr häufig in mecha- nischen Ausdehnungen des krankhaft affıeirten Gefüges der Albuginea und kommen dann unter der Form der sogenannten Skleralstaphy- lome zur Wahrnehmung. In ihnen erreicht die krankhafte Verlän- gerung der optischen Axe das Maximum. Doch lässt sich von den- selben als nosologischen Momenten einer wahren Kurzsichtigkeit nicht sprechen, da sie eben pathologischen Processen auf Rechnung gehören, welche die Funetionstüchtigkeit der Netzhaut immer im hohen Grade beeinträchtigen oder ganz aufheben. Und es gilt dieses sowohl von den Ausdehnungen der hinteren als der vorderen Hälfte der Sklera, sowie von dem sogenannten totalen Skleralstaphylome. Bei den Ektasien der vorderen Skleralhälfte kömmt noch die gleich- zeitige Vergrösserung der Skleralöffnung mit davon abhängiger Ver- dünnung und Krümmungsveränderung der Cornea in Betracht. Nosologische Momente der Kurzsichtigkeit sind demnach nur Krümmungsabweichungen der Sklera, welche, eine Verlängerung der optischen Axe begründend, die Energien des lichtempfindenden Appa- rates in keiner Weise benachtheiligen. Sie kommen als ange- borne Formfehler des Auges vor. In niederen Graden sind sie nur an der Leiche durch directe Messungen zu eruiren. In höhe- ren Graden aber machen sie sich am Cadaver schon dem ungeübten Auge durch sehr auffälliges Überwiegen des longitudinalen über den äquatorialen Durchmesser bemerkbar, der Bulbus nähert sich einiger- massen der Cylinderform. Ja schon im Lebenden beurkunden sich diese Anomalien, wenn sie höhere Grade erreicht haben, durch unge- wöhnliches Vorspringen des Bulbus und sofortige starke Wölbung der Lider. Stark prominirende, glotzende Augen, deren äquatoria- ler Durchmesser nicht proportional vergrössert erscheint, sind sehr Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft. 15 226 Stellwag. häufig in hohem Grade myopisch. Sie sind es nicht immer, weil in reichlicher Entwickelung des Fettpolsters der Orbita ein Moment gegeben ist, welches normal gebildete Augen ebenfalls vorspringen macht und noch manches andere Bildungsverhältniss auf diese Erschei- nung Einfluss nehmen kann, so zwar, dass das Glotzen geradezu mit dem. entgegengesetzten Zustande, mit Presbyopie, sich zu paaren vermag. Der Einfluss der Axenlänge p, des Auges auf die Lage des Fernpunktes p ergibt sich am besten aus der Substitution n—=1, n, =1'533. Für das normale Auge ist fi = p, = 9"934, da p = & ist. Für p, = 10"6, also eine Verlängerung der optischen Axe um 0”666 ergibt sich p =8"6; für p, =11", d. i. eine Verlängerung um 1”066 aber wird p = 5'58. Selbstverständlich ist die Myopie dieser Art immer angeboren und kann wohl auch erblich werden. Sie macht sich alsbald geltend, sobald das Kind mit Objeeten der Aussenwelt sich zu beschäftigen anfängt und steigert sich von da an ganz gewöhnlich bis zur Grenze des Mannesalters, indem der fehlerhatten Bildungsanlage eonform der Bulbus fortfährt, sich vorwaltend nach der Längendimension zu ver- grössern, ohne dass damit eine verhältnissmässige Änderung des Refractionszustandes in dem dioptrischen Apparate parallel gienge. Es ist dieses jene Form der Myopie, welche man seit der Zeit, als die Schieloperation die Gemüther aller Oculisten aufregte, als mechanische oder musculare Kurzsichtigkeit zu be- schreiben pflegt. Man glaubt nämlich einen eausalen Zusammenhang supponiren zu dürfen zwischen der Verlängerung des Augapfels und der Thätigkeit seiner Muskeln. Doch haben die Untersuchungen der Neuzeit diesen Nexus als nicht gegeben herausgestellt, indem sie dar- thun, dass, falls die Augenmuskeln in der That Gestaltveränderungen des normalen Bulbus zu begründen stark genug wären, die Zugwir- kung derselben den Druck überbieten müsste und sodann in dem Widerstande der Orbitalgebilde einerseits und in dem Widerstande, welchen der Lidschliessmuskel und dieZugwirkung der geraden Augen- muskeln jener der beiden schiefen entgegensetzen, anderseits eher die Bedingungen für eine Axenverkürzung gegeben sein müssten. Die angeblichen Heilungen der Myopie durch Myotomie finden darin den Massstab ihres Werthes und es bedarf gar nicht weiter der Hin- weisung auf den Umstand, dass verschiedene Operateure die Heilung durch Trennung sehr verschiedener Augenmuskeln, bald der geraden, Die Accommodationsfehler des Auges. 227 bald der schiefen, erzielt zu haben behaupten; während wieder die Durchschneidung eines und desselben, geraden oder schiefen, Mus- kels verschiedenen Berichterstattern zufolge ganz entgegengesetzte - Resultate gehabt haben soll. Ruete (Lehrb. der Ophth. 1853, S. 227) hat bereits die Un- richtigkeit jener Behauptungen erkannt und den Zusammenhang einer abnormen Thätigkeit der geraden Augenmuskeln mit Myopie theore- - tisch und praktisch in die richtigen Grenzen eingeengt. Er fand, dass in gewissen Fällen die Convergenz der Augenaxen ständig eine zu _ grosse sei und dem zufolge die Kranken nach und nach gewöhnt wer- den, nur nahe Gegenstände zu betrachten, worin eben ein ätiolo- gisches Moment der Kurzsichtigkeit gelegen ist, wie das später Mit-, zutheilende lehrt. Dass unter solchen Verhältnissen, und nur unter diesen, eine Myotomie von günstiger Wirkung sein könne, ist klar und wird auch durch die Erfahrung bestätiget. Häufiger noch, als in Krümmungsveränderungen der Sklerotika, finden Axenverlängerungen des Auges ihren nächsten Grund in einem normwidrigen Hervortreten des Cen- trums der Cornealvorderfläche. Insoferne nun Funetions- tüchtigkeit der Netzhaut zum Begriffe der Myopie als eines rein dioptrischen Fehlers gehört, sofort Ausdehnungen der vordern Skle- ralhälfte und damit auch Vergrösserungen der Hornhautöffnung aus- geschlossen sind: kann es sich hier nur um ein normwidriges Her- vortreten der Cornealmitte als Folge vermehrter Krümmung der Hornhaut, als Folge einer Verkürzung des Krümmungsradius, handeln. Der Radius der Cornealvorderfläche geht aber in die Brennweite des dioptrischen Apparates ein. Es ist für das redueirte Auge I u tere Vortreibungen der Cornealmitte beeinflussen daher auf eine zweifache Weise die Länge und Lage der natürlichen Sehlinie mit demFernpunkte und verkürzen die Werthe derselben in einem, wahr- haft staunenerregenden hohen Grade ; denn es genügt z. B. ein Her- vorrücken des Cornealcentrums um 0184 mit sofortiger Verkür- zung des Krümmungshalbmessers der vorderen Hornhautoberfläche 15* 228 Stellwag. um 0"456, auf dass unter übrigens normalen Verhältnissen m Fern- punkt des Auges auf 3” heranrücke. Es sei Fig. II, 00! die verlängerte optische Axe des Auges, CC die Cornea, deren Öffnung ad—d=2%"25 angenommen wird. Der Radius der vorderen Cornealoberfläche sei be=ac=a=3"456, und nehme durch Hervortreten des Centrums 5 auf 5, um 0"456 ab, so dass b,c, =a, =a,—=3" wird. Es ist nun d 3 d a a—=0:651; — = sin = 0'175 a4 r—=1°58; siny= 00-1386 be, =a — c=2816;b,b=a, — be, = 0184. In der Grundformel — a ek, Pı p fı erscheint daher Pı =9'934 + b,5—=10"118 und n,r e 1) m —8.6, wo r=3,: Es ist also n _Rr Ah _grg_ghr n Mm—fı So geringe Differenzen in dem Halbmesser der Hornhautkrüm- mung sind aber in der That dem freien Auge ganz unkenntlich, sie können nur durch die sorgfältigsten parallaktischen Messungen am Lebenden mit Sicherheit constatirt werden. Stampfer’s diesfäl- lige Untersuchungen haben nun zwar seinen mündlichen Mittheilungen zufolge eine Abhängigkeit der Myopie von solchen Krümmungsano- malien der Cornea bis jetzt noch in keinem Falle dargethan; doch zweifle ich nicht, dass die Kurzsichtigkeit bisweilen bei scheinbar normal gebildeten Augen allein auf Krümmungsabweichungen der Cornea beruhen möge; wobei ich indessen nicht umhin kann, noch- mals zu bemerken, dass es sich hier um ausnehmend kleine, dem freien Auge unmerkbare Differenzen handle, der von vielen Autoren behauptete Zusammenhang von Myopie mit sichtlich vergrösserter Vorderkammer, als mit einer Folge stärkerer Cornealwölbung, sofort nur ein eingebildeter und in ganz anderen Verhältnissen begrün- deter sei. | Die Aceommodationsfehler des Auges. 229 Dem freien Auge merkbare Krümmungsanomalien involviren dem Gesagten zufolge schon Grade der Kurzsichtigkeit, welehe durch Con- cavbrillen, vermöge deren nothwendigen Abstand von der Cornea, bereits unverbesserlich sind und daher auch meisthin als amblyo- pische Schwäche des lichtempfindenden Apparates betrachtet und beschrieben werden. Sie kommen häufig vor, indem sie ebensowohl, wie die Abplat- tungen der Cornea, sehr günstige Chancen ihres Zustandekommens in Verletzungen und Geschwüren der Hornhaut mit nachfolgender An- bildung schrumpfender Narbensubstanz finden, Sie sind es, welche den Erfolg künstlicher Pupillenbildungen unge- mein oft völlig zu nichte machen, insbesondere aber excentrische Pupillen sehr stark in Misseredit gebracht haben. Excentrische Pupil- len werden eben nur angelegt, wo das Hornhautcentrum durch krank- hafte Processe getrübt ist, sofort die Bedingungen zur Abweichung der Krümmung gegeben sind; während centrale Pupillen in den aller- meisten Fällen nur bei völliger Integrität der Cornea, also bei nor- maler Krümmung ihrer Oberflächen, künstlich eröffnet werden können. Nur die völlige Vernachlässigung physicalischer Untersuchungen erklärt es, wie ein auf Prognose und Therapie so stark influenzirendes Moment gänzlich übersehen werden konnte, und unter den Indicatio- nen der Pupillenbildung bisher noch keine Stelle gefunden hat. Man zog es gründlichen Untersuchungen vor, einfach eine Amblyopie zu supponiren, wo künstliche Pupillen bei genügender Öffnung dennoch kein Sehen vermittelten und war sofort auch gezwungen, eine eigene Art von Amblyopie zu creiren, bei der der Kranke das Licht und wohl gar einzelne Abstufungen der Farbe zu unterscheiden vermag, durch die künstliche Pupille aber deutliche Wahrnehmungen nicht gewinnt. Es ist nach dem Gesagten an und für sich klar, dass Krümmungs- abweichungen höherer Grade, wie sie im durchsichtigen Corneal- staphylom mit Narbeneinlagerungen zur Beobachtung kommen, die Projection selbst verschwommener Bilder auf der Netzhaut und sofort auch die Wahrnehmung äusserer Objeete durch den Gesichtssinn völlig unmöglich machen und dieses um so mehr, als nicht einmal eine Correction durch geeignete Gläser denkbar erscheint. Hier nämlich, wie in dem vorigen Falle, geht nicht nur die Axenverlängerung des Auges und die Verkürzung des Krümmungshalb- messers der Cornea in die Verhältnisse ein, sondern auch eine Unre- 230 Stellwag. gelmässigkeit der Krümmung, ein Heraustreten der Wölbung aus der Form einer Rotationsfläche und eine Schiefstellung ihrer Axe zur optischen Augenaxe. Das nothwendige' Resultat soleher Ano- malien sind natürlich Verzerrungen der auf der Netzhaut zu Stande kommenden Lichtbilder, indem die Liehtkegel, deren Durchschnitte jene Lichtbilder sind, selbst unregelmässig geformte werden. Bei höhergradigen Krümmungsabweichungen treten diese Ver- zerrungen nun wohl nicht leicht als solche in die Wahrnehmung, da die die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise zu gross sind, und in zu grosser Anzahl sich gegenseitig decken, als dass die Netzhaut die Form der einzelnen zu sondern im Stande wäre. Wohl aber machen sich diese Verzerrungen sehr bemerklich, wenn die nebenhergehende Axenverlängerung des Auges und die Verkürzung des Krümmungs- halbmessers der Hornhaut keine so bedeutende ist, dass der dritte Factor der Liehtbrechungsverhältnisse im dioptrischen Apparate nicht mehr ausreichen würde, um das Auge wenigstens für gewisse Objeets- distanzen zu accommodiren. Es paart sich dann die Myopie mit dem sogenannten Visus incorrectus oder Astigmatismus, d.i. Gegenstände, welche in die der deutlichen Sehweite des Auges stehen, oder mittelst Brillen .in die deutliche Sehweite scheinbar ver- setzt werden, erscheinen, der Krümmungsirregularität der Hornhaut entsprechend, nach dieser oder jener Richtung hin verlängert, verkürzt, gekrümmt, geknickt u. s. w. Leider gehen, obwohl Fälle von ausgesprochenem Kate nicht gar seltene Vorkommnisse sind, direete Messungen solcher Cor- nealverkrümmungen zur Zeit noch völlig ab, und es fehlen daher auch die nothwendigen Anhaltspunkte für eine wissenschaftliche Begrün- dung des Gesagten. Ein tieferes Eingehen in die Verhältnisse würde wahrscheinlich auf Irrwege führen, wesshalb ich mich darauf be- schränke, Cornealverkrümmungen als den häufigsten Grund des Astig- matismus anzudeuten. Es dünkt mir dieses mehr als wahrscheinlich in Anbetracht des überwiegenden Einflusses, welchen die Cornealvor- derfläche auf die Lichtbrechungsverhältnisse des Auges ausübt, und weiters in Anbetracht. einiger beobachteter Fälle, in welchen dem freien Auge sichtbare Unregelmässigkeiten der Cornealvorderfläche und der von ihr refleetirten Spiegelbilder mit formell ganz ent- sprechenden Verkrümmungen der Netzhautbilder erwiesen werden konnten. | Die Accommodationsfehler des Auges. 231 So stark aber auch Axenverlängerungen des Auges und Krüm- mungsdifferenzen der Cornea die Länge und Lage der absoluten Seh- weite beeinflussen, so lässt sich dennoch die überwiegende Wichtigkeit des drittgenannten Factors keinen Augen- bliek übersehen. Nicht sowohl die Grösse seiner möglichen Schwan- kungen, als vielmehr die Häufigkeit seiner Abweichungen von der Norm sind es, welche ihn zu der ergiebigsten Quelle von dioptrischen Gesichtsfehlern, zur häufigsten Ursache der Kurzsichtigkeit machen. Er ist Function mehrerer veränderlicher Grössen, er wächst und fällt mit diesen in geraden, aber sehr verschiedenen Verhältnissen, daher denn auch Abweichungen dieser Grössen von der Norm die Licht- brechungsverhältnisse des dioptrischen Apparates mittelbar durch die Variationen des genannten Factors in sehr differenten Graden modifi- eiren und einer speciellen Erörterung nothwendig bedürfen. Die richtige Beurtheilung der einzelnen Grössen je nach ihrem Einflusse auf den Refractionszustand des Auges führt dann unmittelbar zur Ein- sicht in jene Abweichungen, welche Combinationen solcher Fehler in den optischen Wahrnehmungen nothwendig bedingen müssen. Der anatomischen Ordnung folgend, drängt sich dem Forscher zuerst das Gefüge der Hornhaut auf, welches durch seinen Brechungsexponenten die Refractionszustände des Auges influenzirt. Leider ist nicht einmal der normale Werth desselben mit der wünschenswerthen Genauigkeit eruirt, viel weniger sind es daher die Grenzen, innerhalb welchen derselbe ohne Beeinträchti- gung der normalen Structurverhältnisse und der optischen Gleich- artigkeit zu schwanken fähig ist. Man kann demnach Differenzen des Cornealbreehungsexponenten bisher nur als mögliche Quellen dioptri- scher Gesichtsfehler ansehen, ohne irgend eine Basis zu haben, auf welche sich Vermuthungen über die Häufigkeit und Grösse dieser Abweichungen bauen liessen. Eine Erhöhung des Brechungsexponenten von 1°339 auf 1°4 und eine sofortige Substitution m; — und m; =1'4 in die Formeln ergibt d = — 0"0329, also D—= — 3039, ein Hereinrücken des Fernpunktes auf 30"39. Der Parallelismus der beiden Oberflächen der Descemeti und die jedenfalls geringe Differenz zwischen dem Brechungsexponen- ten der Cornealsubstanz und des Humor aqueus, die Kleinheit des relativen Brechungsexponenten für die Lichtrefraction an der Hinter- 232 Stellwag. fläche der Cornea macht, dass Krümmungsanomalien dieser letzt- genannten Trennungsfläche unter allen Verhältnissen nur sehr geringfügige Änderungen in der Länge der hinteren Vereinigungs- weite der Lichtstrahlen begründen können, Änderungen, welche nahezu verschwindend genannt werden dürften, da eben namhafte Krümmungsabweichungen der: hinteren Cornealfläche ohne solche der vorderen kaum denkbar erscheinen und der dioptrische Effeet der letzteren dann nothwendig unverhältnissmässig vorschlagen muss. Der vorgenannte Grund macht denn auch Abweichungen des Humor aquweus bezüglich seiner Dichtigkeit, so weit dieses ohne Verlust der optischen Gleichartigkeit möglich ist, unfähig, als selbst- ständige Quelle merkbarer dioptrischer Gesichtsfehler aufzutreten. Wohl aber sind Verminderungen seiner Masse durch Verkürzung der Kammeraxe und sofort durch Vergrösserung des Netzhautabstandes vom optischen Centrum des dioptrischen . Apparates fähig, vorübergehend und selbst dauernd Myopie zu erzeugen, wobei es natürlich sich von selbst versteht, dass es sich hier nur um ganz bedeutende Differenzen in der Kammeraxenlänge handeln könne. Es liegt auf der Hand und bedarf keines näheren Beweises, dass Diehtigkeitszunahme desKrystallkörpers den Ablenkungs- winkel der passirenden Lichtstrahlen vergrössern und sofort in der mit dem Lebensalter allmählich fortschreitenden Entwickelung der Krystalllinse ein Moment gegeben sein müsse, welches auf die Lage des Fernpunktes bestimmend mitwirkt, denselben hereinrückt. Und doch lehrt die tägliche Erfahrung das Gegentheil, sie stellt es ausser Zweifel, dass der Regel nach die Überschreitung des vierzig- sten Lebensjahres bei unveränderter Lage des Fernpunktes den Nahepunkt in einem namhaften Grade hinausschiebe, dass die Periode des höheren Mannesalters sich meisthin mit Weitsichtigkeit- paare, wenn früher das Auge ein normalsichtiges gewesen war. Es ist dieses ein scheinbarer Widerspruch, welcher sich jedoch sehr leicht löst, wenn man in Betracht zieht, dass die relativen Brechungsverhältnisse der Linse, welche hier massgebend sind, mit der Zunahme des absoluten Brechungsexponenten nicht in gleichem Verhältnisse wachsen und abnehmen, sondern in einem viel geringe- ren; dass sofort ihre möglichen Variationen, vermöge der Engheit ihrer Grenzen, rücksichtlich des Einflusses auf die Ablenkung der Die Accommodationsfehler des Auges. 233 Lichtstrahlen zurückbleiben hinter dem Effecte, welchen die bedeu- tenden Differenzen, deren die Krümmungshalbmesser der vielen Trennungsflächen der Linse in der Norm fähig sind, unzweifelhaft erkennen lassen, indem eben die Accommodation des Auges für die - Nähe erwiesener Massen nur das Resultat einer Verkürzung der Krümmungsradien sämmtlicher Trennungsflächen des Krystalles dar- stellt. Diese Verkürzung des Krümmungsradius der einzelnen Tren- nungsflächen setzt nun eine gewisse Biegsamkeit der den Krystall zusammensetzenden Schichten voraus; mit der Verdichtung der Linsenelemente wächst aber der Widerstand, welcher dem Accom- modationsmuskel entgegengesetzt wird, und sofort verengern sich auch die Grenzen, innerhalb welchen der Krystall seine Krümmungs- halbmesser zu wechseln im Stande ist, der Nahepunkt rückt hinaus und das ist es eben, was man im Allgemeinen als Weitsichtigkeit betrachtet. So wichtig also auch die Dichtigkeitsverhältnisse des Krystalles in Bezug auf die Dioptrik des Auges seien, so können sie doch nur als untergeordnete Momente angesehen werden; die Form des Krystalles überwiegt sie offenbar um ein Bedeutendes, nicht nur bezüglich ihres Einflusses auf die Lichtablenkung, sondern auch in Bezug auf die Häufigkeit der Fälle, in welcher sie dioptrische Gesichtsfehler bedingt. Es unterliegt dieses nach den Resultaten, welche die Untersuchungen myopischer Augen mittelst des Cramer'- schen Ophthalmoskopes geliefert haben, keinem Zweifel (Het Accom- modatievermogen ete., pag. 146), denn die Stellung der Linsen- spiegelbilder ist jener gleich, welche in normalsichtigen Augen während deren Accommodation für die Nähe beobachtet wird; das Spiegelbild der vorderen Linsenfläche erscheint kleiner und von jenem der hinteren Fläche um ein Namhaftes entfernt, ein Verhält- niss, welches nur allein aus einer Convexitätsvermehrung der beiden Kapselhälften erklärbar ist und eine Verkürzung der Krümmungs- radien der einzelnen Trennungsflächen des Krystalles nothwendig in sich schliesst. Leider fehlen noch Messungen dieser zu beobachten- den Formveränderungen des Krystalles und damit auch die Anhalts- punkte für Schlüsse auf die Grösse jener Abweichungen, welche bestimmten Graden der Kurzsichtigkeit entsprechen. In der Verbindung des Ophthalmoskopes mit zweckdienlichen Messapparaten eröffnet sich der physiologischen und pathologischen 2A Stellwag. Optik ein weites Feld künftiger Forschungen, welchen nicht nur diese Lücke auszufüllen vorbehalten ist, sondern welche auch ‘bestimmt sind, zur richtigen Einsicht in jene Verhältnisse zu führen, in welchen die beobachteten Krünmungsdifferenzen der Trennungs- flächen des Krystalles zu anderen, dioptrische Gesichtsfehler begründenden, Momenten steht; denn es lässt sich nach dem vorhin Gesagten nicht übersehen, dass die Convexitätsvermehrung der Krystallschiehten in manchen Fällen als nöthiges Correetionsmittel von Anomalien anderer Bestandtheile des dioptrischen Apparates zu fungiren berufen sein könne. Krümmungsabweichungen des Krystalles sind bisweilen ange- boren. Die Möglichkeit des Vorkommens einer in Formfehlern der Linse begründeten Myopia eongenita erscheint sofort unleugbar. Den bisherigen Beobachtungen zufolge dürfte sie öfter mit Visus incorrectus gepaart sein, da eben dem freien Auge erkenn- bare Krümmungsanomalien bisher immer mit auffälliger Unregel- mässigkeit der Wölbung verbunden gesehen wurden, Ähnliche Irregularitäten hängen jenen Krümmungsabweichun- gen des Krystalles an, welche in manchen seltenen Fällen in Folge gestörter Vegetationsverhältnisse der Linse, partieller staariger Zer- fällniss und Aufsaugung, erworben werden und sofort auch einer mit Astigmatismus combinirten Myopia acquisita zu Grunde liegen können. | Jedenfalls verschwinden diese Fälle ihrer Zahl nach gegen jene, in welchen die der Myopie zu Grunde liegenden Con- vexitätsvermehrungen des Krystalles in Folge über- mässiger und anhaltender Anstrengung des Accom- modationsmuskels erworben und frei von Irregulari- täten sind, indem eben der Accommodationsmuskel mittelbar durch das Petit'sche Wasser auf die Peripherie der Linse und zwar auf alle Punkte derselben gleichmässig wirkt, Verkrümmungen der Oberflächen und damit auch alle übrigen Trennungsflächen sofort ausschliesst. Das Zusammenhalten der Resultate, welche das Cra- mer’sche Ophthalmoskop liefert, mit den Ergebnissen statistischer Forschungen über das Vorkommen und den möglichen ätiologischen Grund der Myopie lassen darüber keinen Zweifel. Es stellen die letzteren nämlich mit Bestimmtheit heraus, dass die Erwerbung der Myopie in den allermeisten Fällen in die Die Accommodationsfehler des Auges. 235 Periode zwischen dem achten und sechzehnten Lebensjahre falle, und dass damit nicht etwa Evolutionsverhältnisse im nächsten Zusammen- hange stehen, sondern nur allein die Anstrengungen, welche der Aceommodationsapparat in dieser Lernepoche behufs der Erwer- bung von Kenntnissen oder gewisser manueller Fertigkeiten zu . machen gezwungen wird; denn ein bedeutendes procentarisches ‘ Verhältniss der Myopen zu Normal- und Weitsichtigen findet sich nur dort, wo eben diese Bedingungen gegeben sind: bei Jünglingen, welche sich den ernsteren Studien widmen, oder aber ihr Fort- kommen in Geschäften suchen, die ein anhaltendes Sehen in die nächste Nähe erfordern, endlich bei Mädchen jener Bürgerclassen, welche ihre Lebenszeit nicht im Nichtsthun vergeuden können, sondern angewiesen sind, sich in feineren weiblichen Arbeiten eine Quelle redlichen Erwerbes zu eröffnen. Eine gewisse, in den Organisationsverhältnissen des Auges begründete Anlage zur Myopie lässt sich nun freilich nicht abstreiten, weil eben die Zahl der die Kurzsichtigkeit acquirirenden Individuen der genannten Kategorien nur eine procentarische, wenn auch hohe ist. Ja die Existenz einer solchen Disposition lässt sich sogar durch Thatsachen begründen. Blastieität ist nämlich als Attribut des normalen Krystalles nach- gewiesen. Sie gibt das Moment ab, welches den Krystallkörper zur früheren Form zurückführt, wenn er unter dem Drucke des Accom- modationsmuskels seine Krümmungshalbmesser verkürzt hatte und der Contraetionsnisus dieses Muskels verringert wird. Doch ist diese Blastieität keine absolute. Cramer (l. ce. p. 144) hat dieses schon durch die Beobachtung nachgewiesen, dass an den ausgeschnittenen Augen frisch getödteter Seehunde der Krystall die Fähigkeit verliere, in seine normale Form zurückzukehren, wenn er längere Zeit hin- durch in Folge eines heftigen, auf den Accommodationsmuskel ein- wirkenden, elektrischen Stromes gedrückt und in der das Nahesehen vermittelnden Gestalt erhalten worden war. Ein ganz gleiches Ver- hältniss offenbart sich am lebenden Menschen. Anhaltendes, ange- strengtes Sehen in die nächste Nähe, anhaltende Arbeiten am Mikroskope oder'Fernrohre u. s. w. machen das Auge vorübergehend kurzsichtig und diese Kurzsichtigkeit ist eben nichts als der Ausdruck für eine, nach Aufhören des Accommodationsdruckes andauernde Convexitätsvermehrung der Linse, also für eine zeitweilige Unfähigkeit 286 Stellwag. des Krystallkörpers, unter allmählicher Vergrösserung des Fernpunkt- abstandes in seine frühere Form zurückzukehren, für die, durch anhaltende Spannung herbeigeführte Schwächung, Verminderung seiner Elastieität. | Das Mass der Adaptionsanstrengungen, welches in jedem ein- zelnen Falle erfordert wird, um die Elastieität des Krystalles vor- übergehend in einem gewissen Grade zu schwächen, sowie die Zeit, innerhalb welcher die Linse unter solchen Verhältnissen in ihre frühere Form zurückgeht und sofort das für die nächste Nähe adap- tirte Auge wieder für‘die natürliche Sehlinie einrichtet, ist nun eine nach den Individuen variable. Manche Augen vertragen sehr anhal- tende und sehr intensive Anstrengungen des Accommodationsappara- tes, ohne dass die darauf sich einstellende Myopie hohe Grade erreicht und länger als einige Minuten andauert. Andere Augen hin- gegen offenbaren schon nach relativ kurzen Intentionen für sehr grosse Nähe ihre Affecetion durch hochgradige und viele Stunden andauernde Myopie. In diesen Verhältnissen spricht sich klar eine individuelle Verschiedenheit der dem Krystallkörper zukommenden Rlastieitätsgrade aus und geringe Grade von Elastieität sind eben das, was man als disponirendes Moment der Myopie bezeichnen kann. Die Elastieität lässt sich nämlich gewissermassen als der Aus- druck des Widerstandes betrachten, welchen die Theilchen einer gegenseitigen Verschiebung, nicht Trennung, von Seite einer äussern Kraft entgegensetzen. Je geringer die Elastieität, je geringer der Widerstand der Theilchen ist, um so früher und leichter können sie in ihrer gegenseitigen Verschiebung wieder ins Gleichgewicht treten, d. h. die Fähigkeit verlieren, in ihre frühere gegenseitige Lage zurückzukehren. Die Anwendung dessen auf den Krystallkörper als den dioptrischen Theil des Accommodationsapparates macht jede weitere Erörterung über den Zusammenhang anhaltender Adaptions- bestrebungen für die Nähe mit ständigen Convexitätsvermehrungen der Linse, wie sie sich objeetiv durch die Stellung und Grösse der Spiegelbilder, subjeetiv durch Kurzsichtigkeit offenbaren, über- flüssig; ja selbst das schnellere und langsamere Zustandekommen höherer und niederer Grade der Myopie findet darin eine genügende Erklärung. Ist Verlust der Elastieität sofort gleichbedeutend mit Herstellung des Gleichgewichtszustandes in den Attractionskräften der aus ihrer Die Accommodationsfehler des Auges. 237 normalen Stellung verschobenen Theilchen, so ist es klar, dass der Grad einer solchermassen erworbenen Myopie im Verhältnisse stehen müsse zur Grösse des bedingenden Acecommodationsdruckes; dass um so höhere Grade der Myopie in dem genannten ätiologischen ‘Momente ihren Entstehungsgrund finden, je stärkere Intentionen des Accommodationsmuskels eine bestimmte anhaltende Beschäftigung erheischt; dass Graveure, Uhrmacher u. dgl. sohin leicht höhere Grade der Kurzsichtigkeit acquiriren, als Schreiber u. s. w., dass endlich die üble Gewohnheit mancher Kinder, zu betrachtende Objecte über Bedarf dem Auge zu nähern, die Myopie verhältniss- mässig zu steigern fähig sei. Es ist aber auch klar, dass auf solche Weise der Fernpunkt des Auges niemals über das jenseitige Ende jener Linie hereingerückt werden könne, für welche der dioptrische Apparat während der die Myopie begründenden Beschäftigungen eingerichtet ist, dass sofort der Grad der Myopie in dem zur Arbeit erforderlichen Aecommo- dationszustande seine obere Grenze finde, welche er nie übersteigen kann, ja weithin in den meisten Fällen nicht einmal erreicht, indem eben die Elastieität des Krystalles immerhin eine sehr bedeutende ist und ein völliger Verlust derselben bezüglich der spannenden Kräfte nicht leicht eintreten kann. Es handelt sich daher, wie auch die Erfahrung bestätiget, meisthin nur um eine Verminderung der Elastieität; die Theilchen streben mit dem Nachlassen des Aecommodationsdruckes noch immer in ihre frühere Lage zurück- zukehren, sie kommen aber früher ins Gleichgewicht, als sie diese erreicht und daher die verkürzten Krümmungsradien ihre normale Länge wieder erlangt haben. Es liegt daher auf der Hand, dass diese ätiologische Form der Myopie so wenig wie die übrigen Formen, bei welchen der Accom- modationsapparat ganz unberührt bleiben kann, die Adaptionsfähig- keit des Auges nothwendig aufhebe, indem eben die Funetionstüchtig- keit des Accommodationsmuskels und der Rest der Linsenelastieität einen Gestaltwechsel des Krystalles fürder noch ermöglichen ; die ständig gewordene Verkürzung der Krümmungshalbmesser schliesst nur eine Verkürzung der absoluten Sehweite durch Hereinrückung des Fernpunktes in sich, die Lage des Nahepunktes wird nur mittelbar von ihr beeinflusset, betreffs deren ist nur die fortan noch wirksame Grösse des Accommodationsdruckes bestimmend. 238 Stellwag. Wie jeder andere Muskel ist nun auch der die Accommodation für die Nähe vermittelnde der Übung fähig. Die tägliche "Erfahrung lehrt es, dass namhaftere Anstrengungen des Accommo- dationsapparates, z. B. beim Mikroskopiren, anfänglich leicht Gefühle des Missbehagens, selbst Schmerzen im Auge u. s. w. hervorrufen, späterhin aber leicht ohne alle lästigen Empfindungen durch Stunden fortgesetzt werden können und dieses nicht nur dort, wo der Accom- modationsmuskel durch ständige Convexitätsvermehrung des Krystalles grösserer Mühewaltungen überhoben worden ist, sondern auch in jenen Fällen, wo bei Integrität der Linsenelastieität der Aceommo- dationsmuskel nach wie vor einen gleichen Widerstand zu über- winden hat. Es spricht sich hierin eine Erstarkung des fraglichen Muskels aus und darf ich auf einige diesfällige Untersuchungen Schlüsse bauen, so muss ich die erwähnte Erstarkung einer Massen- zunahme, einer Vermehrung der componirenden Muskelfibrillen, auf Rechnung setzen. Bei der in Rede stehenden ätiologischen Form der Myopie sind die Theilchen der Linse nur für den, einem gewissen Accommo- dationsdrucke entsprechenden Grad gegenseitiger Verschiebung ins Gleichgewicht getreten. Für jede grössere Verschiebung von Seite des auf sie wirkenden Aceommodationsdruckes besteht ein solches Gleichgewicht noch nicht. In der Erstarkung des Accommodationsmuskels liegt nun das Moment, welches den Accommodationsdruck über das normale Maximum zu erheben und sofort Krümmungsvermehrungen der Linse zu vermitteln im Stande ist, wie sie in dem normalen Auge nicht ermöglicht sind. Es ist sofort die Möglichkeit gegeben, dass die Herein- rückung des Fernpunktes, welche durch die Convexitätsvermehrung der Linse gesetzt wird, in Folge der Erstarkung des Accommo- dationsmuskels durch Annäherung des Nahepunktes an das Auge gleichsam recompensirt werde und in der That lehren Unter- suchungen kurzsichtiger Augen hinsichtlich der Länge und Lage der absoluten Sehweite, dass ihr Nahepunkt sehr oft die dem ‚normalen Auge vorgezeichnete Grenze gegen die Hornhaut hin über- schreite, dass kurzsichtige Augen noch scharfe und deutliche Wahr- nehmungen von Objecten vermitteln könnnen, welche ihrer allzu- grossen Nähe wegen von Normalsichtigen nur in Zerstreuungskreisen gesehen werden. Die Accommodationsfehler des Auges. 239 Doch hat natürlicher Weise die Erstarkung des Accommo- dationsmuskels und sofort auch die Verkürzung des Nahepunktabstan- des ihre Grenze; anderseits aber liegt in der, die Kraftzunahme des Muskels begründenden Übung des Accommodationsapparates für die Nähe gerade das Moment, welches bei gegebener Disposition, bei vorhandenem Elastieitätsmangel des Krystalles, dessen Krümmungs- halbmesser und damit auch den Fernpunktabstand fort und fort zu verkürzen im Stande ist. Daraus ergibt sich klar der Erfolg überspannter Anstrengungen des Accommodationsapparates zum Zwecke des Nahesehens, wie sie namentlich häufig durch den Gebrauch zu scharfer Brillengläser bedingt werden, welche schon, wie gesagt, die Bilder unendlich ferner Objeete diesseits des Fernpunktes des damit bewaffneten Auges entwerfen und sofort den Accommodationsapparat. gar nie zur Ruhe kommen lassen, sondern einen um so grösseren Accommo- dationsdruck auf die Linse erforderlich machen, je schärfer sie sind und je geringer die Distanzen der Objecte sind, mit welchen sich das Auge anhaltend zu beschäftigen gezwungen wird. Anfänglich stränbt sich das Auge gegen den fortgesetzten Gebrauch der unpas- senden Brille und beurkundet das Übermass seiner Belastung durch reactive Erscheinungen im Gefäss- und Nervensysteme. Doch bald gewöhnt es sich und zwar um so früher, je geringer eben die Elastieität des Krystalles, je grösser die Disposition zur Myopie ist. Wenige Tage reichen oft aus, also ein Zeitraum, innerhalb wel- chem eine entsprechende Erstarkung des Muskels nicht wahrschein- lich ist, daher eine Verminderung des dem Accommodationsdrucke entgegentretenden Widerstandes nothwendig angenommen werden muss. Diese Verminderung des Widerstandes involvirt aber den Gleichgewichtszustand in den Attraetionskräften der aus ihrer frü- heren gegenseitigen Lage verschobenen Theilchen, sofort eine ent- sprechende Vermehrung der Linsenconvexität, womit denn auch der dioptrische Apparat für kürzere Distanzen eingestellt und sofort der Accommodationsapparat seiner Arbeit enthoben wird, so lange es sich um Objecte einer gewissen Entfernung handelt, einer Ent- fernung nämlich, welcher in Bezug auf die Lichtbrechung in der Brille der um den Abstand der Brille vom Auge verminderte Abstand des nunmehrigen Fernpunktes des freien Auges conju- girt ist. 240 Ä Stellwag. Würde das mit der fraglichen Brille bewaffnete Auge sich fortan nur mit sehr entfernten Gegenständen beschäftigen, so wäre in der ununterbrochenen Ruhe des Accommodationsmuskels eine Stabilität der diesweiligen natürlichen Sehlinie begründet. Brillenbewaffnete Augen beschäftigen sich aber, wie wohl Niemand zweifeln wird, abwechselnd mit Objecten sehr verschiedener Distanzen und bethäti- gen sofort den Accommodationsmuskel bald mehr, bald weniger. In dieser Bethätigung liegt eben das Moment für die Convexitätsver- mehrung der Linse und damit für eine weitere Hereinrückung des Fernpunktes. Wenn also auch zu scharfe Brillen eine Zeit lang, nach entsprechender Convexitätsverstärkung der Linse, passend werden können, so liegt in ihrem Gebrauche doch schon der Keim ihres endlichen Nichtzureichens, sie müssen, um die Tragweite des Auges ins Unendliche auszudehnen, um so rascher mit noch schärferen ver- wechselt werden, je weiter ihre Brennweite in die absolute Sehweite des Auges hineinfällt, weil damit im Verhältnisse die Grösse des für eine jede Objectsdistanz erforderlichen Accommodationsdruckes wächst. Es ergibt sich aus allem dem sogar klar, dass selbst in der eben fixirten Bedeutung passende Brillen endlich für grössere Distanzen unzureichend werden und einen Tausch mit schärferen Gläsern noth- wendig machen können, ja dass der brillentragende Myops sogar der Regel nach von Zeit zu Zeit zur Wahl von Brillen mit kürzerer Brennweite sich gezwungen fühlen werde, weil er es eben kaum ver-. meiden kann, durch Betrachtung näher gelegener Objeete und sofor- tige Intention des Aecommodationsmuskels die en für weitere Vermehrung der Linsenconvexität zu setzen. Immerhin jedoch sind die Chancen für Verstärkung der Kurzsich- tigkeit bei dem Gebrauche passender Brillen nur gering zu nennen und sie können auf das Minimum gebracht werden durch zweckdien- liche, d. i. ausschliessliche Benützung der Gläser zum Sehen in Fer- nen, in welche das freie Auge nicht trägt. In der Nichtbeachtung dieser Regel, in der gleichmässigen Benützung der Concavgläser zum Sehen in die Ferne und in die nächste Nähe liegt der Grund dessen, dass brillentragende Myopen häufig ihre Brillen wechseln und rasch zu schärferen und schärferen Zerstreuungslinsen übergehen müssen. Und doch ist die in dieser Regel gesetzte Beschränkung nichts weni- ger als sehr empfindlich, wie sich leicht einsehen lässt, wenn man Die Accommodationsfehler des Auges. 241 ins Gedächtniss zurückruft, was ich über die Länge der äusseren Acceommodationslinien eines brillenbewaffneten Auges gesagt habe. Die hohe Bedeutung einer richtigen Wahl der Brille tritt hier ‚ abermals in die Anschauung. Sie drängt sich noch mehr in den Vor- dergrund, wenn man berücksichtigt, dass die Concavlinse nicht nur den Fernpunkt, sondern auch den Nahepunkt hinausrückt, die absolute Sehweite des brillenbewaffneten Auges sofort relativ zu jener des normalsichtigen freien Auges verkürzt werden müsse, wenn der _ Convexitätszunahme der myopischen Linse nicht eine entsprechende Erstarkung des Accommodationsmuskels parallel geht; dass diese Erstarkung aber einerseits ihre Grenze habe und keinesweges in jedem Falle gegeben sei, ‚vielmehr in sehr vielen Fällen hinter dem erforderlichen Masse zurückbleibe, häufig sogar vollkommen Null sei. Die allmähliche Zunahme der Myopie führt am Ende also jeden- falls zur Verkürzuug der absoluten Sehweite, sie paart sich mit Schwäche des Accommodationsvermögens. Kommen die Elementartheilchen der Linse zuletzt sogar in jener Lage ins Gleich- gewicht, in welcher sie durch den grössten Kraftaufwand des Accommodationsmuskels versetzt werden konnten; hat sohin der Krystall für das Maximum des Aceommodationsdruckes seine Rlasti- eität verloren und erstarkt fortan der Muskel nicht weiter: so ist die Accommodation für verschiedene Entfernungen _ aufgehoben, das Auge hat nur mehr eine einzige Accommodations- linie und das ist die natürliche Sehlinie, welche um so kürzer ist, je höhere Grade die Myopie erreicht hat, so zwar dass endlich Nahe- und Fernpunkt nahezu zusammenfallen. | Alle ausserhalb der natürlichen Sehlinie, bei blosser Schwäche des Accommodationsvermögens alle ausserhalb der verkürzten ab- soluten Sehweite, gelegenen Objeete können nur in Zerstreuungs- kreisen gesehen werden und da Coneavgläser nur in der Erzeugung scheinbarer Bilder innerhalb der absoluten Sehweite des myopi- schen Auges ihre Nutzanwendung finden, können sie nur scharfe und deutliche Wahrnehmungen von Objeeten vermitteln. helfen, deren Distanz einem Punkte in der absoluten Sehweite des Auges conjugirt ist. . Verschiedene Objectsdistanzen erfordern einsicht- licher Weise dann Brillen differenter Brennweiten, sollen scharfe und deutliche Bilder des Gegenstandes auf der Netzhaut erzeugt werden und umgekehrt ist die Leistungsfähigkeit jeder einzelnen, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hft, 16 ‚2u2 . Stellwag. übrigens entsprechenden Brille eine um so geringere, je geringer eben der Rest des Accommodationsvermögens ist. Die Schwächung des Accommodationsmuskels ist unter den genannten Umständen eine relative. Der Accommodationsmuskel kann seine normale Kraft behalten haben oder wohl gar erstarkt sein, aber sein Einfluss auf die Gestalt der Linse ist geschwächt oder aufgeho- ben, da eben deren Theilchen in der, dem Maximum des Accommo- dationsdruckes nahezu oder völlig entsprechenden, gegenseitigen Lagerung bereits ins Gleichgewicht getreten sind. Es liegt am Tage, dass Vermehrung des Widerstandes von Seite des Krystalles bei unveränderter Druckkraft des Muskels zu ähnlichen Resultaten führen müsse. In der mit dem Lebensalter all- mählich fortschreitenden Verdichtung des Krystalles sind nun die Bedingungen für eine derartige Resi- stenzzunahme desselben gegeben und dass sich diese Ver- diehtung der Linse in der That geltend mache, lehren die Verände- rungen, welche das Accommodationsvermögen kurzsichtiger Augen in den späteren Lebensjahren der Regel nach eingeht. Die Überein- stimmung dessen, was die tägliche Erfahrung auf dem Wege genaue- rer Untersuchungen herausstellt, mit den Folgen, welche sich aus einer Verdichtung des Krystalles theoretisch ableiten lassen, ist eine zu grosse, als dass man an dem innigen Causalnexus zwischen jenen Veränderungen in der absoluten Sehweite des Myops und der Ver- dichtung der Linse einen Augenblick zweifeln könnte. Die Resistenzzunahme der Linse involvirt nach dem Vorhergehenden die Schwierigkeit einer Con- vexitätsvermehrung in den Trennungsflächen des Krystalles. Dem ganz entsprechend gehört denn auch eine weitere Verkürzung des Fernpunktabstandes im myopischen Auge während der zweiten Hälfte des Lebensalters zu den Seltenheiten. Die Erwer- bung sowohl als dieallmähliche Zunahme der Kurzsichtigkeit sind Prä- rogative der Jugend, während welcher der Krystall weich und bieg- sam ist. Das reifere Alter müsste die Acquisition und die Vergrös- serung eines vorhandenen Grades von Myopie ausschliessen, wenn dafür in Axenverlängerungen des Bulbus und in Krümmungsvermeh- rungen der Cornea nicht weit wirksamere Ursachen gegeben wären. Anderseits stimmt damit ganz gut die allbekannte Thatsache überein, dass die Myopie in den höheren Mannesjahren sich scheinbar Die Accommodationsfehler des Auges. 243 etwas vermindere, indem der Kurzsichtige die Fähigkeit verloren hat, Objeete in so grosser Nähe scharf und deutlich zu sehen, wie früher und auch in der Leistungsfähigkeit seiner bisher gebrauchten Brille eine Abnahme verspürt, da dieselbe mit einem Zerstreuungs-. glase von längerer Brennweite vertauscht werden muss, wenn es sich um Objectsdistanzen handelt, welche vordem noch in der absoluten Sehweite des mit der gewohnten Brille bewaffneten Auges lagen und zwar nahe dem Nahepunkte desselben, aber bereits jenseits des Fern- punktes des freien Auges. Die behauptete Übereinstimmung springt klar hervor, wenn man bedenkt, dass in diesen Verhältnissen sich ja eben die, durch den erschwerten Gestaltwechsel des Krystalles begründete Hinausschiebung des Nahepunktes im freien und brillen- bewaffneten Auge ausspreche. | Die vermeintliche Abnahme der Myopie erweist sich sohin nur als eine scheinbare, sie ist eigentlich eine Verkürzung der absoluten Sehweite, bedingt durch Schwächung oder Aufhebung der Druckwirkung des Accommodations- muskels, sie ist eine Annäherung des Nahepunktes an den Fern- punkt, welcher letztere der Regel nach unverrückt seine Stellung zum Auge bewahrt, wie sich eines Theils theoretisch aus dem relativen Verluste der Linsenelasticität, anderseits thatsächlich aus directen Untersuchungen und aus der unveränderten Leistungsfähigkeit der gewohnten Brille bezüglich ferner Öbjecte ergibt. Dabei darf jedoch der Umstand nicht vergessen werden, dass die Verdichtung der Linse mit Abnahme ihrer Pellueidität einhergehe und diese Verminderung der Durchsichtigkeit bei Betrachtung ferner Objecte leicht die Lichtabsorption von Seite der Luft fühlbar machen könne; daher Versuche mit schwächeren Brillen zur Constatirung der "Unveränderlichkeit des Fernpunktes unerlässlich sind. Diese werden der Regel nach ein negatives Resultat ergeben, aber nicht constant, weil eben in der möglichen Axenverkürzung des Auges und Krüm- mungsverminderung der Cornea Momente liegen, welche unabhängig von der Linsengestalt die Lage des Fernpunktes verrücken. Aber auch abgesehen von diesen letztgenannten Momenten lässt sich die Behauptung mancher Autoren, mit zunehmendem Le- bensalter eine Vergrösserung des Fernpunktabstan- des und sofort die Nothwendigkeit eines Überganges zu schwächeren Concavgläsern beobachtet zu haben, nicht 16* AAA Stellwag. unbedingt Lügen strafen. Der letztere Theil dieser Behauptung lässt sich aus der Erfahrung thatsächlich beweisen; nur der daraus gezo- gene Schluss auf eine zu Grunde liegende Vergrösserung des Fern- punktabstandes ist unrichtig, wie sich leicht ergibt, wenn man in Rechnung bringt, dass der Gebrauch von Concavbrillen bei Nichtbe- dürftigen heutzutage ein sehr häufiger und gleichsam Mode geworden ist, dass sogar die Weiber den Geruch der Gelehrtheit jenem einer guten Hausfrau vorziehen und sich denselben zu erwerben suchen durch den Gebrauch von Zerstreuungsgläsern in den verschiedensten Fassungen. In der Jugend fügt sich allenfalls der Aecommodations- apparat der aufgebürdeten Last. Doch mit der allmählichen Dichtig- keitszunahme der Linse wächst die Schwierigkeit, falls es nicht wirk- lich gelungen ist, in der Krystalllinse eine entsprechende Convexitäts- vermehrung zu Wege zu bringen und endlich wird es zur Unmög- lichkeit, den von der Brille gesetzten Bedarf an Muskeldruck aufzu- bringen; der quasi Myops ist gezwungen, seiner Eitelkeit ein Opfer zu bringen und zu schwächeren Brillen überzugehen oder sie ganz zu meiden, selbst wenn nicht, wie dieses häufig geschieht, die übermässige Anstrengung des Auges und der darin begründete Reiz des Gefäss- und Nervensystems schwerere Folgen androht. Wer nur einige Untersuchungen über den fraglichen Gegenstand gemacht hat, wird hoffentlich dieRichtigkeit dieser Erklärungsweise bald bestätiget finden und einsehen, dass in der Nothwendigkeit, zu schwächeren Brillen überzugehen, ja selbst die concaven mit convexen zu vertau- schen, nicht eine wirkliche Vergrösserung des Fernpunktabstandes, sondern nur die Verminderung des möglichen Accommodationsdruckes zur Äusserung komme. Eine solche Verminderung des Accommodations- druckes findet ihre Erklärung aber nicht allein in der bis- her betrachteten relativen, sondern auch in der absoluten Kraft- abnahme des Accommodationsmuskels, welche letztere begründet wird in dem der Involutionsperiode eigenthümlichen und vornehmlich in dem Muskelsysteme eclatant hervortretenden Atrophi- sirungsprocesse, weiters in krankhaften Alterationen des Aecommoda- tionsmuskels, in Leitungshemmungen seiner Nerven, in mechanischen Behinderungen seiner Kraftentwickelung durch Verwachsungen, Zusammenhangstrennungen u. s. w., überhaupt also in Zuständen, welche gewöhnlich der Weitsichtigkeit zu Grunde liegen und dort ihre Die Accommodationsfehler des Auges. 245 specielle Erörterung finden. Wo immer bei Gegebensein einer Myopie das eine oder das andere der genannten Verhältnisse ins Leben tritt, macht es sich auch alsbald geltend durch mehr weniger rasche, unter gewissen von selbst verständlichen Umständen selbst plötzliche und grösstmöglichste Annäherung des Nahepunktes an den Fernpunkt. Ist das Moment der Kraftabnahme nur einer allmähliehen Steige- rung fähig, so kann die Verkürzung der absoluten Sehweite auch nur langsam fortschreiten, bis endlich der Nahepunkt an der diesweiligen inneren Grenze der natürlichen Sehlinie angelangt ist und sofort Accommodationsveränderungen des dioptrischen Apparates unmöglich geworden sind. Die auf genauere Forschungen basirte Erfahrung gibt dafür die nothwendigen Belege an die Hand, sie lässt nicht nur die allmähliche Vergrösserung des Nahepunktabstandes deutlich nach- weisen; sondern spiegelt in den Ergebnissen der sie begründenden Untersuchungen auch das allmähliche Nachlassen der Aceommodations- kraft durch die Erscheinungen der sogenannten Asthenopie oder Kopiopie ab. Diese ist eben nichts als der symptomatische Ausdruck einer momentanen Functionsuntüchtigkeit des Accommodationsmuskels als Folge der Ermüdung durch vorausgegangene Adaptionsanstrengungen und findet in dem Widerstande anderer ermüdeter Muskeln gegen weitere Intentionen ihre vollständigste Analogie. Nur unrichtiger Weise hat man selbe alsPrärogativ des presbyopischen Auges erklärt, da sie meinen und Anderer Erfahrungen gemäss auch neben Myopie zur Beobachtung kömmt. Hier wie dort äussert sie sich, wenn der Accommodationsapparat längere Zeit hindurch zu intensiveren Anstren- gungen gezwungen wurde, um das freie oder brillenbewaffnete Auge für Objeetsdistanzen einzurichten, welche mit dem Abstande des Nahepunktes nahezu zusammenfallen. Während dieser Anstrengungen fangen dann die bisher in scharfen und deutlichen Bildern wahr- genommenen Objecte an, vor dem Auge zu verschwimmen und der Kranke fühlt das Bedürfniss, ihren Abstand allmählich zu vergrössern und dieses zwar bei förtgesetzter Intention des Auges immer mehr, bis endlich der Gegenstand in die natürliche Sehlinie hinausgerückt ist. Reicht die Objectgrösse nicht mehr aus, um damit auf der Netzhaut im Detail wahrnehmbare Bilder produeirt werden können, so genügt aller Kraftaufwand nicht mehr, um selbe zur Anschauung zu bringen 2A6 Stellwag. und der Versuch, sie gewaltsam zu fixiren, bedingt Reizerscheinungen, wie selbe bereits oben geschildert wurden. Das Auge bedarf minuten- langer Ruhe, worauf die Accommodation für die erforderliche Nähe wieder in demselben Masse, wie vordem ermöglicht ist, um nach einiger Anstrengung abermals unter allmählicher Entfernung des Nahe- punktes mit völligem Unvermögen zur Adaption zu wechseln. Immer kürzer und kürzer werden bei fortgesetzter Intention des Aecommoda- tionsapparates die Fristen, innerhalb welehen die Einrichtung für die kürzeren Accommodationslinien ermöglicht ist, während die Dauer der zur Wiederherstellung des Adaptionsvermögens erforderlichen Ruhezeiten wächst und der Nahepunktabstand zunimmt, bis dieser eben das, von der natürlichen Sehlinie des Auges gesetzte, Maximum erreicht hat und die Asthenopie endlich in den ständigen Man- gel des Accommodationsvermögens übergegangen ist. Dem Wesen der Myopie entsprechend sind natürlieh diese Orts- veränderungen des Nahepunktabstandes, wie sie durch das Nachlassen des Accommodationsdruckes bedingt werden, absolut sehr geringe und zwar um so geringere, je kurzsichtiger das betreffende Auge ist. Auch kann ein völliges Verschwimmen der Objeetbilder bis zur Undeutlichkeit nur bei gewissen Objeeten gegeben sein, welche ihrer Kleinheit halber diesseits der natürlichen Sehlinie gerückt werden müssen, um im Detail wahrgenommen zu werden; denn bei grösseren Objeeten kömmt die Netzhautbildgrösse nicht mehr in Betracht und ihre Hinausschiebung in die natürliche Sehlinie muss jedenfalls hin- reichen, um sie auch bei völliger Unthätigkeit des Accommodations- apparates in scharfen und deutlichen Bildern auf der Netzhaut zu projieiren. Nur die durch vorausgängige intensivere Anstrengungen allenfalls hervorgerufenen Reizungen des Gefäss- und Nervensystems im Auge können ihrer weiteren Betrachtung Hindernisse in den Weg legen. Das Terrain der Asthenopie ist im myopischen Auge nach allem dem also bestimmt ein sehr beschränktes, und die Erscheinungen, durch welche sie sich kund gibt, lassen sich sehr leicht übersehen, worin denn auch der Grund liegt, dass man selbe als mit Myopie unver- einbar erklärt, und lieber auf Funetionsschwäche des lichtempfindenden Apparates bezogen, als Dysopie oder Amblyopie beschrieben hat. ‚In der That trifft die Asthenopie und um so mehr der Mangel des Accommodationsvermögens den Myops in vielen Fällen kaum viel weniger hart, als ein geringer Grad von Amblyopie; in allen jenen Die Accommodationsfehler des Auges. 2AT Fällen nämlich, in welchen die Kleinheit der, den Kurzsichtigen dau- ernd beschäftigenden Objecte deren grosse Annäherung an das Auge erforderlich macht, und dadurch eben den Grund der Myopie, weiters aber der Asthenopie und endlich des völligen Verlustes des Accom- modationsvermögens gelegt hat. Die Fortsetzung dieser Beschäfti- gung, z. B. des Lesens kleinen Druckes, kleiner Schriften u. s. w., wird nachgerade unmöglich, weil eben die dazu erforderliche _ Hinausschiebung des Gesichtsobjeetes in die natürliche Sehlinie der gemachten Voraussetzung nach die Netzhautbildgrösse unter das ent- sprechende Mass herabdrückt und die Benützung von Concavgläsern diesen Fehler nach dem Vorhergehenden nur vergrössern kann. Es scheint nun freilich, als ob Convexgläser als Loupen angewendet, durch scheinbare Vergrösserung des Objectes dem Auge einigermas- sen behilflich werden könnten. Allein die Kürze des Fernpunktab- standes macht namhaftere Vergrösserungen nur bei sehr starker An- näherung des Gegenstandes an die Glaslinse und sofort auch an das Auge möglich und tritt sofort einem Gebrauche solcher Loupen bei den meisten Beschäftigungen entgegen. Um eine Vergrösserung zu erzielen, muss nämlich v»>2b sein. Der Ver- v ” Bere ie . . . 1 grösserungscoöffieient der Brechung in der Convexlinse ist aber —, wo », ® durch den Fernpunktabstand bestimmt wird und insoferne eine kleine Zahl ist, während » den Abstand des Objertes von dem Glase bedeutet. In Anbetracht dessen lässt sich nun wohl die Verwechselung des so eben geschilderten Zustandes mit dem, was man unter dem nichtssagenden Worte „Dysopie“ versteht oder zu verstehen vorgibt, so wie mit der Amblyopie entschuldigen und zwar um so mehr, als neben der Myopie thatsächlich nicht ganz selten Amblyopie einher- geht, und als weiters, abgesehen von zufälligen Leitungshemmungen im lichtempfindenden Apparate, sogar bisweilen einiger Causalzusam- menhang zwischen beiden Krankheitsformen besteht. In einer gewissen Anzahl von einschlägigen Fällen lässt sich nämlich die complieirende Amblyopie einzig und allein nur beziehen auf organische Folgen der, in intensiven und anhaltenden Accommo- dationsanstrengungen begründeten Reizzustände des eiliaren Gefäss- und Nervensystems; denn diese pflanzen sich gerne auf den licht- empfindenden Apparat und selbst bis auf das Gehirn fort, wie das sie charakterisirende Krankheitsbild deutlich erkennen lässt. Insoferne 2AS Stellwag. nun solche anhaltende Intentionen des Auges für grosse Nähen die gewöhnlichste Ursache der Kurzsichtigkeit abgeben, fliessen unter gewissen Verhältnissen die Myopie und Amblyopie aus einer und derselben Quelle, sie gehen nur scheinbar neben einander her, indem sie gegenseitig im innigen Zusammenhange stehen. Das Warum der Niehteonstanz ihrer gegenseitigen Verbindung ist zur Zeit ein unge- löstes Problem, denn mit dem Worte „Disposition“ oder „disponi- rende Augenschwäche“ ist wenig gesagt, obwohl die Objeetivität derselben kaum in Zweifel gesetzt werden kann. Es steht nämlich fest, dass manche Augen von der ersten Kindheit an jeder nur einiger- massen bedeutenderen und anhaltenderen Anstrengung für die Nähe durch rasches Auftreten schwer zu besänftigender Reizphänomene ent- gegentreten und das sind eben die sogenannten schwachen Augen, welche man von Alters her als unbrauchbar zu gewissen, das Nahese- hen erfordernden Geschäften erklärt hat, indem man fand, dass sie leichter als andere hochgradige Myopie und Amblyopie erwerben. In gewissen Fällen der fraglichen Art geht aber die Kurz- siehtigkeit direct ein in die Pathogenie der sie später eomplieiren- den Amblyopie. Es kömmt nämlich ziemlich häufig vor, dass die Myopie in dem einen Auge rascher entwickelt wird, als in dem anderen, alsbald auch höhere Grade erreicht, ja sogar zur Asthe- nopie und zum völligen Mangel des Accommodationsvermögens, also zu ganz denselben Folgen führt, wie selbe bei Bestand der Myopie bisweilen durch mechanische Hindernisse des Acecommodationsdruckes, durch Verwachsungen der Iris, Verletzungen u. dgl., begründet wer- den. Für die meisten Objeetsdistanzen ermangeln dann die Netz- hautbilder der nöthigen Schärfe und Deutlichkeit, ja bei grossen Dif- ferenzen in den hinteren conjugirten Vereinigungsweiten der beiden Augen trüben die auf der Netzhaut des einen derselben erzeugten Zerstreuungskreise die Wahrnehmungen des anderen, entsprechend adaptirten, was die Kranken durch den Ausdruck: das kranke Auge blende das relativ gesunde, zu versinnlichen trachten. Die Störung ist bisweilen eine so bedeutende, dass der Kranke das eine Auge beim genaueren Besehen von Objecten verdecken muss, und es durch Übung selbst dahin bringt, das kränkere Auge etwas seitwärts zu stellen, um die Netzhautbilder der betrachteten Objeete auf die weniger empfindlichen Seitentheile der Netzhaut zu leiten. Jeden- falls unterstützt das minder funetionstüchtige Auge das bessere nur en Die Accommodationsfehler des Auges. 249 wenig oder gar nicht, und wenn auch der Kranke nicht so häufig den Strabismus erwirbt, so gewöhnt er sich doch nach und nach, seine Aufmerksamkeit vornehmlich und endlich ausschliesslich den Ein- drücken des tüchtigeren Auges zuzuwenden, während er das andere vernachlässigt. Anhaltende Funetionsunthätigkeit führt im licht- empfindenden Apparate aber gerade so wie in anderen Körpertheilen zur Functionsuntüchtigkeit, ja selbst zur Atrophie, und Functions- untüchtigkeit des lichtempfindenden Apparates ist eben das, was man Amblyopie oder Amaurose nennt. Trotz dieser innigen Verwiekelung der Myopie mit der Amblyo- pie ist nichts destoweniger die Diagnose der letzteren keine sehr schwere. Versuche mit jener Scala, welche ich zur Bestimmung des Nahe- und Fernpunktes vorgeschlagen habe, leiten schon darauf, in- dem sie herausstellen, dass die einer jeden Objeetsdistanz als innere - Grenze entsprechende Grösse des Gegenstandes nicht mehr zureicht, um deutliche Wahrnehmungen zu vermitteln, sondern dass in dieser Beziehung das kurzsichtige und zugleich amblyopische Auge weit hinter dem einfach myopischen, ja selbst hinter dem asthenopischen und der Accommodation verlustigen Auge zurückbleibt; dass sofort die ' Grösse der Gesichtsobjeete, welche der Kranke in einem bestimm- ten Abstande deutlich und scharf wahrnimmt, relativ zur Norm weit grösseren Distanzen entspricht. Die Verkleinerung der Gesichts- objeete durch Concavbrillen macht sich natürlich in gleicher Weise fühlbar und ist- gewöhnlich die Ursache, dass dem amblyopischen Myops gar keine Brillen für irgend eine Distanz sonderliche Unter- stützung gewähren, dass höchstens Loupen unter den obigen Beschrän- kungen einige Verbesserung des Sehvermögens erzielen; während doch bei völligem Verluste des Accommodationsvermögens Brillen verschiedener Brennweite das Auge noch für die differentesten Objectsdistanzen einrichten. Dazu kömmt noch die ganz bedeutende Abnahme des Gesichtes, wenn der Contrast der Färbung in den Objeeten etwas zurücktritt, oder aber die Beleuchtungsintensität des Gesichtsfeldes nur einigermassen, z. B. durch die Dämmerung, vermindert wird. Dieser Bedarf an starken Farbeneontrasten und grosser Beleuch- tungsintensität sticht als Symptom der die Myopie complieirenden Amblyopie um so schärfer hervor, als sie eben der allbekannten Thatsache geradezu entgegenläuft, dass Kurzsichtige noch bei einer 250 Stellwase. Erleuchtungsintensität feine Arbeiten verrichten, lesen, schreiben ete. können, welche normalsichtigen und weitsichtigen Augen die Detail- erkenntniss selbst grösserer Objecte schon einigermassen schwierig macht. | Es rührt diese scheinbare Schärfe des myopischen Auges gewiss nicht von einer gesteigerten Empfindlichkeit der Netzhaut her, denn diese müsste sich auch im hellen Raume zeigen. Der Grund dessen ist ein rein physicalischer und beruht darauf, dass der scheinbare Glanz der Netzhautbilder, die Erleuchtungsintensität einer Massein- heit der Retina, hauptsächlich abhängt von der Erleuchtungsintensität des Objectes und von dem Durchmesser der Pupille. Die dem Myops ermöglichte starke Annäherung des Objeetes kommt hier nur inso- ferne in Betracht, als sie die Schwächung des Lichtes beim Durch- gange durch die absorbirende Luft vermindert. Bei gleicher Erleuchtung des Objeetes steht der scheinbare Glanz der Netzhautbilder im geraden Verhältnisse zur Grösse der Pupille. Der Refractionszustand des myopischen Auges macht nun aber den Bedarfan accommodativer Druckkraft zum Zwecke des Nahe- sehens sehr gering, jader Nulle gleich. Der Sphineter pupillae braucht demnach nicht als starker Widerhalt gegen die, den Accommoda- tionsdruck vermittelnden Längsfasern zu funetioniren und kann ganz dem Impulse der exeitomotorischen Nervenzweige folgen, unter den genannten Umständen sich also relaxiren; während er im normal- siehtigen und weitsichtigen Auge alle Kraft aufbieten muss, um dem zur Accommodation für grössere Nähe erforderlichen Contractions- nisus der Längsfasern das Gleichgewicht zu halten, und sofort auch sewöhnlich während der Accommodation des Auges für die Nähe eine namhaftere Verengerung der Pupille begründet, als dieses bei Myopen der Fall ist, die bekanntlich sehr häufig schon bei mässiger Beleuch- tung sehr weite Pupillen haben. Die Weitsichtigkeit oder Presbyopie. Im Gegensatze zur Myopie charakterisirt sieh dieser Gesichtsfehler durch abnorme Vergösserung des Nahepunktabstandes und darin begründetes Unvermögen des Auges, scharfe und deutliche Wahrnehmungen von Objeeten zu ver- mitteln, welche, vom Auge wenig abstehend, noch in der absoluten Sehweite eines normalen Gesichtsorganes gelegen sind und ihrer Die Accommodationsfehler des Auges. \ 251 Grösse, so wie ihrem wirklichen Glanze nach bei richtiger Ein- stellung des dioptrischen Apparates und bei Integrität der licht- empfindenden Theile in scharfen und deutlichen Bildern zur Anschau- ung kommen müssten. Die optische Wesenheit der Presbyopie ist demnach Vereinigung der aus nahen Objeeten divergirenden Lichtstrahlen hinter der Netzhautstabschichte und sofortige Projeetion von Zer- streuungskreisen auf der Retina. Die Grösse dieser Zerstreuungs- kreise bedingt das Mass der Undeutlichkeit und mangelnden Schärfe in den optischen Wahrnehmungen und bestimmt zum Theile den Grad der Weitsichtigkeit, indem sie nicht allein Function der Pupillenweite, sondern auch der Differenz ist zwischen der, dem Objeetsabstande conjugirten hinteren Vereinigungsweite des diop- trischen Apparates und dem Abstande der Netzhautstabschichte vom optischen Centrum des combinirten Linsensystems des Auges. Der Begriff der Weitsichtigkeit schliesst es schon in sich, dass die natürliche Sehlinie des presbyopischen Auges einem objeetiv fernen Accommodationspunkte entsprechen, dass der Fernpunktabstand demnach ein grosser, meisthin sogar ein unendlich grosser sein müsse und dann die Tragweite des Auges nur in der Lichtabnahme durch Absorption, so wie in dem Beugungsspeetrum des Pupillarrandes ihre äussere Grenze finden könne. Anderseits involvirt das Verhältniss, in welchem die hinteren conjugirten Ver- einigungsweiten des dioptrischen Apparates zu den vorderen stehen, und die Länge der stab- und zapfenförmigen: Netzhautkörper einen relativ sehr kurzen, wenige Fusse betragenden Abstand der natür- lichen Sehlinie des presbyopischen Auges. Insoferne aber die Pres- byopie einen gewissen Grad von Accommodationsvermögen voraus- setzt, da dieser die Weitsichtigkeit eben von dem Mangel des Accommodationsvermögens unterscheidet: so ist es klar, dass bei Gegebensein einer einfachen Weitsichtigkeit die Mangelhaftigkeit der optischen Wahrnehmungen sich nur auf Objecte beziehen könne, welche dem Auge absolut nahe stehen, von demselben nur eine grössere Anzahl von Zollen entfernt sind. Die absolute Sehweite des fernsichtigen Auges erscheint sofort als eine sehr grosse, ja unendlich grosse, nach aussen meist unbegrenzte; nur der Abstand des Nahepunktes unter- scheidet die Weitsichtigkeit von der Normalsichtig- 252 Stellwaeg. keit, ohne dass sich jedoch zwischen beiden eine bestimmte Grenze ziehen liesse. Die Bestimmung des Nahepunktabstandes erweist sich sohin als besonders wichtig, und dieses zwar um so mehr, als nach dem Mitgetheilten die Fernsichtigkeit eben nur als eine Schwächung des Accommodationsvermögens aufgefasst werden kann und sich gerade in der Distanz des Nahepunktes das Maximum des noch möglichen Accommodationsdruckes ausspricht, womit denn auch eine Art Gradbestimmung der Presbyopie ermöglichet wird. Betreffs der Erforschung des Nahepunktabstandes gilt nun das- selbe, was ich bei Gelegenheit der Myopie mitgetheilt habe. Das Schwankende in den Resultaten, welche Versuche mit den ver- schiedenen Optometern ergeben, lässt ‚den Forscher zu keinem bestimmten Schlusse kommen, und der Augenspiegel führt gar nur zur Erkenntniss, dass das Auge im Momente der. Untersuchung für Entfernungen eingerichtet sei, die den Abstand des beobachtenden Auges übertreffen, ohne ein sicheres Urtheil über die Lage des Nahepunktes zu gestatten. Daher erscheint denn auch wieder die Benützung jener Scala, wie ich sie oben beschrieben habe, empfehlungswerth. Das Maximum des Aecommodationsdruckes reicht in fernsichti- sen Augen nicht zu, um dem Netzhautabstande kleine Objeets- distanzen zu conjugiren, mit anderen Worten, die Ablenkung der Lichtstrahlen im dioptrischen Apparate des fernsichtigen Auges ist eine zu geringe, als dass Lichtstrahlen von grösserer Divergenz auf der Netzhautstabschiehte zur Vereinigung gebracht werden könnten. Desswegen und weil der Abstand des Objectes in jedem Falle positiv bleiben, das Gesichtsobjeet vor dem Auge stehen muss, sind Zer- streuungslinsen ausgeschlossen, sobald es sich um Correetion des fraglichen Gesichtsfehlers handelt. Nur Sammel- linsen können einem solchen Zwecke förderlich sein und sie sind es unter der gemachten Voraussetzung einer positiven Objectsdistanz in der That, der Gegenstand möge nun innerhalb, in oder ausserhalb der Linsenbrennweite gelegen sein; sie vermindern die Diver- senz der das Auge treffenden Strahlen bei positiver Objeetsdistanz, ihre Brennweite sei,welche sie wolle. Correetion ist jedoch mit Aufhebung des fraglichen Gesichtsfeh- lers nicht gleichbedeutend, die Leistungsfähigkeit convexer Glaslinsen ist im Gegentheile unter allen Verhältnissen Die Accommodationsfehler des Auges. i 253 durch die jeweilig unveränderliche Länge und Lage der absoluten Sehweite des betreffenden fernsich- tigen Auges bedingt und begrenzt; es können Sammel- linsen nur dann scharfe und deutliche Wahrnehmungen von äusseren Objeeten vermitteln helfen, wenn die von ihnen erzeugten schein- baren Bilder zwischen den Nahe- und Fernpunkt des hinter ihnen gelagerten Auges fallen. Es ist dieses eine Beschränkung, die durch das Verhältniss, in welchem die conjugirten Vereinigungsweiten einer Sammellinse zu einander stehen, ausserordentlich fühlbar wird, trotz der meistens ‚unendlichen Länge der absoluten Sehweite. Kraft der Licht- brechungsgesetze für Sammellinsen kann nämlich bei der Nothwen- digkeit eines positiven Öbjectsabstandes eine jede einzelne, vor das fernsichtige Auge gehaltene Convexlinse nur von solchen Objeeten scheinbare Bilder in der absoluten Seh- weite zu Stande bringen, deren Distanz kleiner, als die Brennweite der Linse ist. Gegenstände, welche ausser- halb der Brennweite der benützten Sammellinse stehen, erfordern einen negativen Fernpunktabstand und eine Objectsdistanz, welche die doppelte Brennweite der Linse erreicht, setzt bereits einen numerisch gleichen, negativen Werth des jenseitigen Endes der natürlichen Sehlinie voraus, sollen noch innerhalb der absoluten Sehweite des fernsichtigen Auges scheinbare Bilder erzeugt werden. Also nur für Objeetsdistanzen, welche kürzer sind, als die Brennweite der betreffenden Sammellinse,' findet das eigentlich fernsichtige Auge in dieser einen optischen Behelf und der Presbyops ist daher gezwun- gen, die Brille abzulegen, sobald es sich darum handelt, Gegenstände in scharfen und deutlichen Bildern wahrzunehmen, welche ausser- halb der Linsenbrennweite gelegen sind. Die absolute Sehweite des mit einer Sammellinse bewaffneten, fernsichtigen Auges findet also in deren Brennweite ihre äussere Grenze und ist demnach eine um so kürzere, je kürzer eben die Brennweite des angewandten ' Convexglases ist. Mit der Verkürzung der Linsenbrennweite nimmt aber auch der Abstand des Nahepunktes eines, hinter dem Sammel- glase befindlichen, fernsichtigen Auges zu und rückt sohin die innere Grenze der absoluten Sehweite an die äussere heran. 254 Stellwag. Sind v, und v, die hinteren negativen Vereinigungsweiten für die Abstände v und v— r in Bezug auf eine Sammellinse mit der Brennweite 5 und nimmt man 9%, — v%, =m, wo m die absolute Sehweite eines hinter der Linse befind- lichen fernsichtigen Auges bedeutet, so ergibt sich aus der Gleiehung r b? @—bP® +r(w— 5)’ vu, —-Lb= dass je kleiner b wird, die Differenz v—b abnehmen müsse, weil m = v, — v, eine Constante ist. Insoferne nun möglichst grosse absolute Sehweite bei der Correetion der Presbyopie durch Sammellinsen offenbar von grösster Wichtigkeit ist, erscheint die Wahl von Convexbrillen mit möglichst langer Brennweite nothwendig, soll die Leistungsfähigkeit des angewandten Hilfsmittels ihrem Maximum sich nähern. Es würde hieraus einsichtlicher Weise die Zweckdienlichkeit von Sammellinsen unendlicher Brenn- weite, d.h. die Zweckwidrigkeit von Convexgläsern überhaupt folgen, wenn grösste Länge der absoluten Sehweite das einzig Bestimmende in dieser Beziehung wäre. Allein Hauptzweck ist, Ob- jecte, welche innerhalb des Nahepunktabstandes eines presbyopischen Auges gelegen sind, in dessen absoluter Seh- weite scheinbar abzubilden. Mit der Verlängerung der Linsenbrenn- weite vermindert sich aber die Differenz der beiden conjugirten Ver- einigungsweiten der Convexlinse, wie dieses die Formel zeigt Re | 1 — —m— Es muss daher die Linsenbrennweite dem entsprechend eine um so kleinere sein, je kleiner die Objeetsdistanz und je grösser der Fernpunktabstand ist. Aufgabe ist es also, jene Sammel- linse zu suchen, welehe der absoluten Sehweite eines gegebenen fernsichtigen Auges die grösste Differenz der innerhalb des Nahepunktabstandes gelegenen Objeetsdistanzen conjugirt. Eine einfache Betrachtung führt darauf, dass diesem Zwecke eine Sammel- linse entspreche, deren Brennweite der, um den Ab- stand der Brille vom Auge verminderten Distanz des Nahepunktes gleicht, sie involvirt eine absolute Sehweite von der Länge der halben Linsenbrennweite. Die Accommodationsfehler des Auges. 255 A Aus Be + — geht hervor, dass, um einen innerhalb des Nahe- v v punktes v , diesem aber unendlich nahe gelegenen Gegenstande mittelst einer Sammellinse von grösstmöglichster Brennweite in der absoluten Sehweite des Auges abzubilden, v,— ®, also b= v sein müsse. Dieses ist die eine Grenze, denn sobald v> p, wird v, positiv und fällt angenommener Massen ausserhalb die absolute Sehweite. Es soll nun aber eine Objeetsdistanz v — m dem kürzesten v,, also einem v, von der Grösse des Nahepunktabstandes, eonjugirt sein, also 1 1 ER vb v-m b v vo, +b vb (le u„+b y+b v— (—m)=m=b— Die absolute Sehweite des mit einer Sammellinse bewaffneten Auges wächst daher wie schon erwähnt, mit b. Das 5 darf aber den Nahepunktabstand, der nun v, heisst, nicht übersteigen, höchstens kann 5=v, werden und dann ist In Bezug auf den Effect von Brillengläsern kommen aber auch noch andere Verhältnisse in Betracht und auch diese müssen berücksichtiget werden, soll die Wahl einer bestimmten Sammellinse gerechtfertiget erscheinen. Die Einrichtung des Auges für die kürzeste Adaptionslinie, deren innere Grenze eben der Nahepunkt ist, setzt als Bedingung den grösstmöglichsten Kraftaufwand von Seite des Accommodations- muskels voraus. Da nun die Differenz der beiden conjugirten Ver- einigungsweiten einer Sammellinse um so kleiner wird, je grösser ‚die Brennweite des Convexglases ist, liegt es klar am Tage, dass bei gegebener Objectsdistanz die erforderliche Adaptionsanstrengung des brillenbewaffneten Auges eine um so grössere sein müsse, je schwächer die Brille, je geringer in ihr die Ablenkung der Liehtstrahlen ist. Sammellinsen von unverhältnissmässig langer Brennweite unterstützen sofort das presbyopische Auge beim Nahe- sehen nur sehr wenig und daher kömmt es, dass bei ihrem Gebrauche, so wie bei der Intention des freien Auges, gerne Reizzustände im Bereiche des Ciliarsystems auftreten, wie ich sie als Folge der An- wendung zu scharfer Concavgläser bei myopischen Augen geschildert habe, und dass diese Reizerscheinungen sich um so früher geltend 256 Stellwag. machen und um so höhere Grade erreichen, für je kürzere Distanzen das presbyopische Auge sich einzustellen bemüssigt ist und je länger diese Anstrengung dauert. Der Fernsichtige ist gezwungen, den Gegenstand so weit zu entfernen, als die Abnahme der Netzhautbild- grösse nur immer erlaubt und darin liegt eben ein Kriterium für die unzweckmässig grosse Länge der Brennweite einer Sammellinse. Aber auch Brillen von unverhältnissmässig kurzer Brennweite haben solche Reizungen im Bereiche des Ciliarsystems. im Gefolge, ja diese treten noch früher und in namhafterem Grade in die Beobachtung, als bei dem Gebrauche zu schwacher Convex- gläser und doch ist bei solchen Linsen die Differenz der eonjugirten Vereinigungsweiten eine sehr bedeutende, das scheinbare Bild selbst sehr nahe gelegener Objeete kömmt weit entfernt vom Nahepunkte des presbyopischen Auges zu Stande und überhebt sofort den Accom- modationsmuskel der Nothwendigkeit bedeutenderen Kraftaufwandes. Allein hier wirkt, wenn ich mich nicht täusche, ein anderes Moment und das ist die übermässige Verkürzung der, der absoluten Sehweite . des freien Auges eonjugirten Differenz der Objectsdistanzen. Diese schliesst eine ausserordentliche Kürze der Acecommodationslinien des brillenbewaffneten Auges in sich und bedingt sofort die Nothwendig- keit eines beständigen Wechsels in dem Accommodationszustande, da es kaum möglich ist, die Objeetsdistanz völlig unabänderlich zu erhalten und schon die Abstandsdifferenzen, welche aus dem Zittern der Hand und leichten Bewegungen des Kopfes resultiren, von sehr bedeutendem Einflusse auf die Stellung des scheinbaren Bildes werden. Es wirken hier meiner Meinung nach also dieselben Verhält- nisse, welche das Lesen in einem bewegten Wagen so anstrengend und ermüdend machen. Sie wirken in einem um so höheren Grade, je thätiger noch der Accommodationsmuskel ist,' je mehr sieh dieser bestrebt, den beständigen Wechsel in den optischen Wahrnehmungen zu eorrigiren, je geringer also der Grad der Fernsichtigkeit ist. Diese ist ihrer Wesenheit nach ja eben in Schwächung des Accom- - modationsvermögens begründet und erscheint als eine um so bedeu- tendere, je grösser diese Schwächung ist. Daher vertragen im hohen Grade presbyopische Augen scharfe Gläser auch leichter, als fernsichtige geringerer Grade. In jenen ist das Muskelspiel ein sehr geringes, die Anstrengung, welche den: fortwährenden Wechsel:in der Accommodation bedingt, also eine kleinere. Die Accommodationsfehler des Auges. 2537 Endlich ist noch der Netzhautbildgrösse des brillen- bewaffneten Auges zu gedenken. Sie ist ein wichtiges Moment, da eben Gleichheit der optischen Wahrnehmungen mit jenen des freien normalen Auges den Grad der Leistungsfähigkeit einer Sammellinse mitbestimmt. . Betreffs dessen ergeben sich nun ganz andere Verhältnisse, als bei dem Gebrauche von Zerstreuungs- linsen von Seite Myopischer. Ist « die Netzhautbildgrösse, A die Objeetsgrösse und A, die Grösse des von der Sammellinse erzeugten scheinbaren Bildes, so erscheint für das freie normale Auge n EA jet ; Zu Für das brillenbewaffnete Auge Av, np, Av, n 9 _Anp ®% a late) meta er % weil A, = ist. In Anbetracht der Grösse von ®, verschwindet wohl —1 wird. meisthin ec, so dass nahezu [D) 1 Eine einfache Betrachtung ergibt, dass die Netzhautbildgrösse des mit einer Sammellinse bewaffneten Auges, ausser von der Objectsgrösse, fast ausschliesslich von dem Refractionszustande des Auges und von dem Abstande des Gegenstandes von der Brille abhänge und im umgekehrten Verhältnisse zu diesen Grössen wachse und abnehme. Sie lehrt, dass Sammellinsen unter allen Umständen eine Vergrösserung des Netzhautbildes bewirken, da der gemachten Voraussetzung nach nur innerhalb ihrer Brennweite gelegene Objecte in der absoluten Sehweite schein- bar abgebildet werden und der Abstand dieses scheinbaren Bildes immer die Objeetsdistanz übertrifft. Sie lehrt, dass die Vergrösserung um so bedeutender sei, je grösser eben die Differenz der conjugirten Linsenvereinigungsweiten ist, je kürzer also die Brennweite der Linse wird. Sie lehrt aber auch, dass diese Vergrösserung, welche aus dem Nachlassen des Accommodationsdruckes und der sofortigen Verminderung des Refractionszustandes des Auges resultirt, weithin zurücksteht gegen jene, welche eine Folge der, mit der Verkürzung der Brennweite nöthig werdenden Annäherung des Objectes an die Linse ist. Die Verkürzung des Nahe- und Fernpunktabstandes durch Sammellinsen ist der Hauptfactor des Vergrösserungseo£fficienten, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI, Bd. 1. Hft. 17 258 Stellwag. wie sich leicht ergibt, wenn man die geringen Schwankungen des Refractionszustandes des Auges mit den halben Werthen der möglichen Linsenbrennweiten vergleicht. Daher ist auch die Nothwendigkeit, Objecte allzusehr dem brillen- bewaffneten Auge zu nähern und namhafte Vergrös- serung der Objecte schon längst als empirisches Zeichen einer unzweckmässig scharfen Sammellinse anerkannt. Jene Betrachtung lehrt weiters, dass der Abstand der Brille vom Auge nur bei sehr kleinen Differenzen der conjugirten Vereinigungsweiten der Sammellinse, also bei sehr schwachen Brillen, verkleinernd auf die Grösse des Netzhautbildes einwirke, in ihrer Wirkung aber durch die vorerwähnten Verhältnisse jedenfalls mehr als aufgehoben werde. Sie lehrt, dass bei grösseren Differenzen der conjugirten Vereinigungsweiten der Einfluss des Brillenabstandes vom Auge verschwinde und nur durch Verkürzung der Entfernung des Objeetes von der Linse wirksam werde. Daher sieht man denn auch presbyopische Greise es mit der Stellung ihrer Brillen nicht genau nehmen, ja man findet, dass selbe eben so gut durch Hand- gläser als durch Brillen im engeren Wortsinne lesen. Auf die nosologischen Momente der Presbyopie eingehend, stösst man, wie bei der Myopie, auf eine lange Reihe von Verhältnissen, welche einem Hinausrücken des Nahepunktabstan- des zu Grunde liegen können und, nach Reduction des dioptrischen Apparates auf eine einzige Trennungsfläche in der angeführten Weise, sich leicht in drei Hauptkategorien übersichtlich ordnen lassen. Vorerst sindes Krümmungsabweichungen der Skle- rotika mit davon abhängiger Verkürzung der opti- schen Augenaxe bei Integrität der lichtempfindenden Theile, wie sie bisweilen als angeborne Bildungsfehler des Auges vorkommen mögen und weiters Verflachungen der Hornhaut, sie mögen nun angeboren oder durch theilweise Substanzverluste und Ersatz durch Narbengefüge veranlasst sein. Doch fällt es auf den ersten Blick auf, dass eine Weitsichtigkeit im engeren Wort- sinne, soll sie auf solche Weise begründet werden, nothwendig eine Verstärkung des dritten Factors voraussetzt. Ohne diesem ist nämlich eine Hinausrückung des Fernpunktes über die positive Die Accommodationsfehler des Auges. 259 Unendlichkeit, ein sofortiges, theilweises Negativwerden der absoluten Sehweite unvermeidlich und berücksichtigt man das, was ich über den Einfluss der genannten Verhältnisse auf die Licehtbrechung im Auge gesagt habe, so kommt man leicht zur Einsicht, dass unter solchen Verhältnissen auch die Vergrösserung des Nahepunktabstan- des eine überaus grosse, ja dass in den meisten Fällen die absolute Sehweite ihrer ganzen Länge nach eine negative werden müsse. Fernsichtigkeit im engeren Wortsinne ist also nur mit verhältniss- mässig sehr geringen Verkürzungen der optischen Augenaxe und sehr schwachen Verflachungen der Hornhaut vereinbar und setzt dann überdies noch eine namhafte Verstärkung des Refractions- zustandes der dioptrischen Medien voraus. Nach dem, was ich bisher beobachtet habe, ist es mir sehr wahrscheinlich, dass eine nicht ganz geringe Anzahl jugendlicher Presbyopen ursprünglich eine negative Sehweite besitzen und erst nach der Hand weitsichtig im engeren Wortsinne werden, indem die Linse unter. dem fortwährend erforderlichen, namhaften Accommodationsdrucke ihre Krümmungen verstärkt, so dass also die Hyperpresbyopie durch jene Verhältnisse, welche normal- siehtige Augen myopisch machen, zur Fernsichtigkeit umgestaltet wird. Das Cramer’sche Ophthalmoskop wird hoffent- lich nicht lange säumen, Licht über diese noch sehr dunklen Probleme zu verbreiten und durch den Nachweis einer Stellung der Spiegel- bilder, wie sie dem Myops zukommt, bei Fernsichtigen die Frage erledigen. Vorkommnisse dieser Art sind indessen jedenfalls selten. Die Fernsichtigkeit geht in den bei Weitern meisten Fällen der Regel nach aus der Normalsichtigkeit hervor und dieses zwar unter Umständen, welche auch nicht den geringsten Anhaltspunkt bieten, um Verkürzungen der optischen Axe oder aber Verlängerungen des Krümmungsradius wahrscheinlich zu machen, daher schon von vornherein die Vermuthung viel für sich hat, die nächste Ursache liege in Werthabnahme des Refractionszustandes des Auges. Gegen Verlängerung der Kammeraxe als Grund der Presbyopie spricht der Augenschein. Es bleibt daher nichts übrig, als das ätiologische Moment in dem Aecommodationsapparate des Auges zu suchen und dieses zwar um so mehr, als die Presbyopie sich eben bei genauerer Untersuchung als das Unvermögen 17% 260 Stellwag. beurkundet, den dioptrischen Apparat für nahe Objecte einzu- stellen der Fernpunktabstand jenem der Norm aber ent- spricht, ein sehr grosser, unendlicher, aber positiver ist; denn wenn auch Fernsichtige Objecte , welche um ein Kleines jenseits der Brennweite einer Convexbrille gelegen sind, zu unterscheiden ver- mögen, so ist dieses eine einfache Folge des Verhältnisses, in welchem die eonjugirten Vereinigungsweiten der Linse und des dioptrischen Apparates zu einander stehen, und welches eine ausser- ordentliche Kleinheit der die Netzhautstäbe treffenden Zerstreuungs- kreise involvirt. | In der That hat Cramer in fernsichtigen Augen die Stellung der Spiegelbilder der beiden Krystalloberflächen als wenig variabel oder ganz unveränderlich und jener entsprechend gefunden, wie sie in normalsichtigen Augen während deren Einrichtung für grosse Distanzen beobachtet wird. Er hat damit den Gestalt- wechsel des Krystallkörpers bei der Presbyopie als sehr beschränkt oder ganz aufgehoben nachgewiesen und sohin in Anbetracht der dioptrischen Wirkungen, welche aus dem Gestaltwechsel der Linse resultiren, den Schleier gelüftet, welcher bisher über den nächsten Grund der Fernsichtigkeit im engeren Wortsinne ausgebreitet war. | Es liegt auf der Hand, dass eine solche Beschränkung des Gestaltwechsels des Krystallkörpers nur das Resultat zweier Momente sein könne: entweder einer Vermehrung des Widerstandes, welche die Linse dem Accommodationsdrucke entgegensetzt, oder einer Schwächung der wirkenden Kraft, also einer Verminde- rung des Druckes, mit welchem der Accommodationsmuskel auf den Krystallkörper einwirkt. Für eine Widerstandsvermehrung des Krystallkör- pers finden sich nun genügende Gründe in der, mit dem Lebens- alter fortschreitenden, Entwickelung und damit gesetzten allmählichen, anatomisch nachweisbaren, namhaften Verdichtung des Lin- senkernes. Diese schliesst jene als nothwendige Folge in sich, da Krümmungsveränderungen der oberflächlichen, stäts weich und bieg- sam bleibenden Linsenschichten ohne jene der Kernlagen undenkbar sind, sollen nicht leere Räume zwischen den einzelnen Schichten entstehen. Geht einer solchen Vermehrung der Resistenz eine Erstarkung des Accommodationsmuskels und sofort eine Vergrösserung Die Accommodationsfehler des Auges. 261 des Adaptionsdruckes nicht parallel, so kann der Fernpunktabstand des Auges sich wohl nicht ändern, die Distanz des Nahepunktes muss aber nothwendig eine grössere werden und dieses selbst, wenn eine Convexitätsvermehrung der oberflächlichen Linsenschichten unab- hängig von jenen der Kernlagen möglich wäre, weil eben die äusse- ren Strata des Krystalles auf die Ablenkung des Lichtes nur einen sehr geringen Einfluss habe. Für eine solche Erstarkung des Accom- modationsmuskels während der physiologisch gesetzlichen Verdich- tung der Linse lassen sich aber weder im Leben noch im Cadaver nur einigermassen plausible Gründe auffinden, Alles spricht vielmehr für das Gegentheil. Der Schluss auf einen Causalnexus zwischen der Presbyopie im engeren Wortsinne und zwischen der dem höheren Lebensalter zukommenden Verdichtung des Krystalles ist sofort ein gerechtfertigter, ja nothwendiger. | Die Entwickelung der Fernsichtigkeit in früher normalsichtigen Augen während der zweiten Lebenshälfte ist dem ganz entsprechend eine nahezu constante Erscheinung, so zwar, dass man von zp£aoßus, Greis, den Namen des fraglichen Gesichtsfehlers abzuleiten für gut befunden hat. Die Übereinstimmung geht aber noch weiter und erstreckt sich selbst auf die feineren Züge in dem Bilde der Presbyopie, Bekannter- massen sucht der Fernsichtige das Licht, um kleinere und darum nur ‚in der nächsten Nähe wahrnehmbare Objecte in klaren und deutlichen Bildern zur Anschauung zu bringen; um bei künstlicher Beleuchtung mit freien Augen zu lesen, ist er gezwungen, die lichtspendende Flamme zwischen Objeetund das Auge zu stellen. Man ist allgemein sehr geneigt, als Grund dessen eine Abnahme der Energie in der Netzhaut und deren sofortigen Bedarf an stärkeren Reizeinwirkungen zu sup- poniren. Es wird dabei übersehen, dass der Presbyops selbst wenig erleuchtete Objeete in grossen Distanzen eben so leicht wie das normalsichtige Auge unterscheidet und dass der scheinbare Glanz der Objecte, die Erleuchtung einer Masseinheit ihres Netzhautbildes, wesentlich Funetion der Pupillenweite sei, diese aber mit der Er- leuchtungsintensität des Gesichtsfeldes im umgekehrten Verhältnisse stehe; man vergisst weiter, dass mit der Position einer Lampe zwi- schen Object und Auge ein wichtiger Behelf des deutlichen Sehens wegfalle, die Vermehrung der Contrastwirkung in der Erleuchtung der Netzhautbilder, Es sind dieses Momente, welche der Annahme 262 Stellwag. einer Verminderung der Netzhautenergie geradezu entgegentreten. Fasst man aber die Resistenzvermehrung des Krystalles ins Auge, so gewinnt der factische Bedarf fernsichtiger Augen an stärkerer Erleuchtung des Gesichtsfeldes eine ganz andere Bedeutung und erscheint als ein wesentliches Attribut der Weitsichtigkeit im Greisen- auge. Vergrösserung der Erleuchtungsintensität des Gesichtsfeldes ist nämlich dasMittel, um den Sphincter pupillae zu möglichst kräf- tigen und anhaltenden Contractionen zu bestimmen. Diese sind aber Bedingung für die Ausübung eines Accommodationsdruckes, wie er bei Resistenzzunahme des Krystalles zur Einrichtung des Auges für nahe Distanzen erfordert wird. Doch reicht die Resistenzvermehrung des Krystalles nicht hin, um in allen Fällen die Presbyopie pathogenetisch zu erklären, ja eine derartige Begründung der Fernsichtigkeit wird bisweilen gera- dezu unwahrscheinlich und dennoch lehrt die Stellung der Linsen- spiegelbilder im Auge, dass das Unvermögen, die Convexitäten des Krystallkörpers genügend zu verstärken, das wesentlichste ursäch- liche Moment abgebe. Es bleibt daher nichts übrig, als eine Schwächung des Accommodationsdruckes zu subsumiren, wofür sich zwar nicht jederzeit positive Belege auffinden lassen, wohl aber Inductionsschlüsse, hergenommen aus der hochgradigen Übereinstimmung, welche zwischen den äusseren Erscheinungen, dem Vorkommen, der Entwickelung der Fernsichtigkeit und zwischen einer Schwäche des Accommodationsmuskels als supponirtem Causal- momente besteht. Ohne Übung erlahmt jeder Muskel und es liegt kein Grund vor, in dem Accommodationsmuskel eine Ausnahme von der Regel zu ver- muthen. Ist dieses richtig, so muss die Fernsichtigkeit bei Land- leuten, Jägern u. s. w., überhaupt bei Individuen und ganzen Völker- schaften, deren Beschäftigung eine dauernde Betrachtung sehr kleiner Objecte nicht mit sich bringt, häufiger vorkommen und frühzeitiger auftreten, als unter entgegengesetzten Verhältnissen. In dem anhal- tenden Gebrauche zu scharfer Convexbrillen aber muss in Anbetracht der optischen Wirkung von Sammellinsen ein Moment liegen, welches einen gegebenen Grad von Presbyopie zu erhöhen im Stande ist, Dass in der That dem so sei, lehrt die tägliche Erfahrung. Was hier Vermuthung ist, eine Schwäche des Accommoda- tionsmuskels, wird in anderen, sehr häufigen Fällen im hohen Grade Die Accommodationsfehler des Auges. 263 wahrscheinlich und findet in dem Involutionsprocesse des greisen Körpers, namentlich in jenem des Muskelsystems älterer Individuen, sein genetisches Moment. Eine Vergleichung des Ciliar- muskels bei jugendlichen und alternden Individuen führt nämlich der Regel nach auf ansehnliche Differenzen in der Massenhaftigkeit zum Vortheile der ersteren und darf ich mich auf einige, freilich nicht sehr zahlreiche, mikroskopische Untersuchungen stützen, so muss ich Fettbildung mit nachfolgender Resorption der Muskelmasse als den nächsten Grund bezeichnen, also einen Process, welcher auch in den übrigen Muskeln des Greises, neuerer Zeit speciell in den Hilfs- muskeln des Auges, nachgewiesen worden ist. Es sind also eigentlich zwei Momente, welche in der Genese der Fernsichtigkeit bei Greisen concurriren und, selbst physio- logisch, die Presbyopie der späteren Altersperioden zu einem normalen Zustand stempeln. Und wahrlich, es bedarf beider Momente, soll die Zurückführung der Fernsichtigkeit auf Resistenzvermehrung des Krystalles in weiten Grenzen zulässig erscheinen. Einerseits nämlich würde derselben eine nicht kleine Zahl von Fällen entgegentreten, in welchen die Fernsichtigkeit den äusseren Erscheinungen nach sehr rasch zur Entwickelung gekommen ist und namhafte Grade erreicht hat, wie dieses an Individuen jenseits der ersten Lebenshälfte thatsächlich gar nicht selten beobachtet wird, nach schweren Krankheiten, nach länger dauernden stark deprimi- renden Gemüthsaffeetionen und unter ähnlichen Verhältnissen. Die Langsamkeit, mit welcher Verdichtung des Krystalles einhergeht, schliesst letztere als alleinige Ursache der Presbyopie aus und es wird die Resistenzvermehrung der Linse hier nur insoferne von grosser Wichtigkeit, als sie blos ganz geringe Grade von Muskel- schwächung in ihren Folgen viel auffälliger hervortreten macht. Vermehrung des Widerstandes, wenn er nicht ein sehr namhafter ist, schliesst nämlich die Möglichkeit der Überwindung von Seite eines normalen Accommodationsmuskels nicht aus. Wenn dieser aber geschwächt wird, wie es unter den genannten Umständen per 'analogiam wahrscheinlich wird, muss die Einrichtung des Auges für die Nähe eine weit schwierigere, als bei jugendlichen Augen, wenn nicht unmögliche werden und das ist eben Presbyopie im engeren Wortsinne. 264 Stellwag. Anderseits aber spricht sich das allmählige Nachlassen des Aecom- modationsmuskels in der Involutionsperiode und während der Ent- wickelung der Presbyopie zu deutlich symptomatisch aus, als dassman auch nur einen Augenblick an der Betheiligung des genannten Organes bei der Erzeugung der Fernsichtigkeit im Greisenauge zweifeln dürfte. Es geht nämlich in den meisten Fällen die Normalsichtigkeit unter den Erscheinungen der Asthenopie in die Presbyopie über, ja die Kopiopie tritt nirgends so eclatant in die Wahrnehmung, als in dem Auge älterer Individuen. Sie gehört ganz vornehmlich der späteren Lebensperiode an, und wenn sie bisweilen in der Jugend als Vorläufer der Presbyopie beobachtet wird, so sind die begleitenden Umstände der Regel nach von der Art, dass ein der Involution analoger Zustand des Muskels in hohem Grade wahr- scheinlich wird, denn es findet sich dann der fragliche Gesichtsfehler entweder in Individuen, welche durch Krankheiten oder andere Verhält- nisse körperlich stark herabgekommen sind, oder neben geringeren Gra- den von Irisatrophie oder endlich neben Paresen der betreffenden Nerven und neben Strabismus mit davon ahhängiger Inanition des Auges. Auch hier, wie bei der Kurzsichtigkeit, äussert sich die Asthenopie durch das Unvermögen, Objecte von einer gewissen kurzen Distanz längere Zeit zu fixiren, beim Schreiben , Lesen u. s. w. auszudauern, namentlich bei künstlicher Beleuchtung, die ihrer geringeren Intensität halber eine verhältnissmässig stärkere Annäherung der Objecte voraussetzt, sofort grössere Anstrengungen des Accommodationsmuskels nothwendig macht und daher auch schon bei einfacher Fernsichtigkeit sich oft durch den Bedarf an schärferen Sammellinsen zur Geltung bringt. Der Asthenopische findet nach einiger Zeit, dass die Objecte minder klar und deutlich zur Anschauung kommen. Umsonst wischt und drückt er die Augen, nur allmähliche Vergrösserung der Objects- distanz führt zu einiger Verbesserung des Gesichtes. Immer weiter und weiter rückt er den Gegenstand vom Auge, bis endlich die Grösse des Netzhautbildes nicht mehr zureicht, um Detailwahrnehmungen zu vermitteln, oder aber bis die Abnahme der Erleuchtungsintensität des Objectes störend in den Weg tritt. Vergebens strengt er das Auge an, um für die erforderliche Nähe den dioptrischen Apparat ein- zurichten, die Objeete verschwimmen vor den Augen und bald macht sich das Gefühl der Reizung, des Druckes, der Völle im Auge Die Accommodationsfehler des Auges. 265 bemerkbar, um sich bei fortgesetzter Intention zu wahren Schmerzen zu steigern und selbst durch erhöhte Wärme und Injection der Ciliar- gefässe objectiv zu offenbaren. Einige Ruhe, Fernsehen ohne Fixation bestimmter Gegenstände retablirt wieder den Zustand, welcher vor Beginn der anstrengenden Beschäftigung gegeben war, der Kranke kann diese wieder ungehindert aufnehmen. : Doch schon nach kürze- rer Zeit treten die vorgenannten Erscheinungen auf und die Dauer der erforderlichen Ruhe wächst. Immer kürzer werden die Fristen für das Nahesehen und länger die zur Erholung nöthigen Pausen, bis endlich bei fortgesetzter Intention des Accommodationsmuskels die Reizung des eiliaren Gefäss- und Nervensystemes jeden weiteren Versuch, zu dem Geschäfte zurückzukehren, unmöglich macht. Es bedarf des Schlafes, ja selbst einiger Tage Ruhe, um das Auge wieder völlig zu retabliren. | Es ist klar, dass Foreirungen, wie sie bisweilen durch die Lebensverhältnisse der betreffenden Individuen nothwendig gemacht werden, zu Hyperaemien und in Folge deren selbst zu krankhaften Processen im Auge führen können, welche Functionsuntüchtigkeit der licehtempfindenden Theile nothwendig im Gefolge haben. Die Erfahrung lässt hierüber keinen Zweifel und in Anbetracht dessen haben sich auch viele hochgeachtete Oculisten bewogen gefunden, die Asthenopie als ein Übergangsstadium zur Amblyopie zu bezeichnen, ja selbe gera- dezu als eine Amblyopie zu erklären und als Amblyopia ex pres- byopia, als Hebetudo visus, als Amblyopia muscula- ris u. s. w. zu beschreiben. Sie stützten sich nebstbei noch auf den Umstand, dass der Asthenopische während des Anfalles durch enge Kartenlöcher nahe Gegenstände nicht deutlicher wahrzunehmen im Stande sei; bedachten dabei aber den Reizzustand des Auges nicht und übersahen, dass der Kranke ferne Gegenstände deutlich sehe, sie aber schwer fixire und dass das Sehen durch ein Kartenloch eben ein Fixiren voraussetze. Überdies ist der Übergang der Asthenopia presbyopica in Am- blyopie keineswegs Regel, im Gegentheile Ausnahme. Der besorgte Kranke findet, nach Mitteln suchend, in Sammellinsen bald den gewünschten Behelf und überhebt so seinen Accommodationsmuskel der übermässigen Anstrengung, womit denn auch die Gelegenheit zum Hervortreten der Asthenopie beseitigt ist. Der gewöhnliche Ausgang der Asthenopie ist dann auch die Fernsichtigkeit im engeren Wort- 266 Stellwae. sinne. Eigentlich lässt sich die Asthenopie unter den genannten Um- ständen nur als eine Äusserung der Presbyopie betrachten. Einsichtlicher Weise ist die Fernsiehtigkeit mit Ausnahme weniger Fälle, in welchen das ursächliche Moment derselben besei- tiget werden kann, einer Gradverminderung oder gar einer Heilung unfähig. Im Gegentheile, es liegen in der physiologischen Verdich- tung der Linse und fortschreitenden Involution des Accommodations- muskels genügende Gründe, um an eine stätige Zunahme derselben zu glauben, wofür denn auch der Umstand spricht, dass Presbyopische von Zeit zu Zeit gezwungen sind, die Brennweite ihrer Brille zu ver- kürzen. Zunahme der Fernsichtigkeit ist aber mit Abnahme des Accommodationsvermögens gleichbedeutend. Es scheint daher, als ob die ursächlichen Verhältnisse der Presbyopie einen endlichen Übergang derselben in völligen Mangel des Aecommoda- tionsvermögens nothwendig mit sich brächten. Es ist jedoch nicht dem so. Einen gewissen Grad von Aceom- modationsvermögen behält das Auge der Regel nach bis in das höchste Alter, es wäre denn, dass die allmähliche Verdichtung der Linse Grade erreicht, welche bereits das Gegebensein eines Kern- staares begründen, oder aber dass Verhältnisse zufällig eintreten, welche auch im jugendlichen Alter eine Presbyopie mit völ- ligem Mangel des Accommodationsvermögens herbei- zuführen im Stande sind. Als solche Verhältnisse müssen bezeichnet werden: Lähmungen des Muskels als Folge von Leitungshemmungen in den betreffenden Nerven, diese seien in was immer für Ursachen begründet; weiters Lähmungen des Muskels durch Inanition in Folge dauernder Ver- nachlässigung desselben, wie dieses besonders oft bei Strabismus vorkömmt; weiters Lähmungen des Muskels, wie selbe gar häufig durch krankhafte Vegetationsprocesse, namentlich durch Entzündung und Produetbildung im Innern des Muskels und durch sofortige Atro- phie seiner Fasern, gesetzt werden; Lageveränderungen der Iris durch Synechien und dadurch bedingte Unmöglichkeit, einen Druck auf die Ciliarfortsätze auszuüben; Verletzungen des Sphineters mit davon abhängiger Unfähigkeit desselben, dem Zuge der Längsfasern als Widerhalt zu dienen, vornehmlich Verletzungen, wie sie die Bil- dung einer künstlichen Pupille bei Integrität der Linse mit sich bringt; Mydriasis und Irideremie; Anheftung des Pupillartheiles der Die Accommodationsfehler des Auges. 267 Iris an die vordere Kapsel u. s. w., also eine lange Reihe von Zuständen, die übrigens noch nicht ersehöpft ist und wahrscheinlich nicht so bald erschöpft werden wird, da mir einige Fälle von völligem Accommodationsmangel eines Auges bei jugendlichen Individuen vor- gekommen sind, bei denen sich auch nicht die mindeste Andeutung ‘des ursächlichen Momentes erörtern liess. Es sollte unter diesen Umständen die absolute Sehweite des Auges eine nach aussen unbegrenzte, unendliche sein. Doch findet sich hier eine unendliche absolute Sehweite sehr selten, denn einerseits ist der Gesichtsfehler sehr gewöhnlich auf Ein Auge beschränkt und dieses wird vernachlässigt, worauf auch die Energie der Netzhaut bald abnimmt; andererseits ist die Abnahme des Lich- tes durch Absorption und insbesondere häufig die mechanische Verengerung der Pupille mit dem darin begründeten Hervortreten des Beugungsspeetrums dem Fernsehen entgegen. Endlich ist der dioptrische Fernpunkt des Auges nicht in allen Fällen ein unendlich weit abstehender und der Verlust des Accommodationsvermögens reducirt die absolute Sehweite eben nur auf die natürliche Sehlinie. Diese variirt aber bei verschiedenen Individuen mannigfaltig. Ver- suche mit solehen Augen angestellt, werden daher sehr differente Resultate bezüglich ihrer Tragweite geben und der Regel nach mit verschiedenen Brillen Objecte verschiedener Distanzen zur Wahr- nehmung bringen. Die Übersichtigkeit oder Hyperpresbyopie. Sie schliesst sich unmittelbar an den vorhergehenden Gesichts- fehler an und stellt gleichsam nur einen höheren Grad des- selben vor. Zahlreiche Übergänge verbinden beide mit einander, so dass es ganz unmöglich ist, eine andere als künstliche Trennung derselben vorzunehmen. Es erscheint in der Hyper- presbyopie der Fernpunkt des Auges über die positive Unendlichkeithinausgerückt. Insofern die der absoluten Seh- weite des accommodationstüchtigen Auges conjugirte Differenz der hinteren Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates stäts nur innerhalb sehr geringer Grenzen schwankt, muss auch der Nahe- punktabstand des übersichtigen Auges ein grösserer, als jener des Presbyops sein. Das übersichtige Auge bedarf daher schon bei der 268 Stellwag. Betrachtung ferner Objecte einer gewissen Adaptionsanstrengung. In höheren Graden der Hyperpresbyopie aber reicht schon das Maxi- mum des Accommodationsdruckes nicht mehr zu, um den dioptrischen Apparat selbst für unendlich ferne Gegenstände einzustellen. Die absolute Sehweite erscheint hier sofort bald als eine discontinuirliche, zum Theile positive, zum Theile negative, der Fernpunkt liegt hinter, der Nahepunkt vor dem Auge; bald aber, und das sind die ausgesprochensten Fälle von Übersichtigkeit, ist die absolute Sehweite ihrer Sanzen Länge nach eine negative, bald längere, bald kürzere, je nach dem Grade des noch bestehenden Accommoda- tionsvermögens und je nach der grösseren oder geringeren Annähe- rung des negativen Fernpunktabstandes. Die optische Wesenheit der Übersichtigkeit liegt demnach darin, dass die Brennweite des dioptrischen Apparates bei völliger Ruhe des Accommodationsmuskels eine grössere ist, als der Abstand der Netzhautstabschichte von dem optischen Centrum der liehtbrechen- den Medien ; dass daher selbst nahezu parallel einfallende Strahlen nur unter Voraussetzung accommodativer Vermehrung des Refractions- . zustandes, oder unter gar keiner Bedingung, auf der Netzhautstab- schichte zur Vereinigung gebracht werden können und sich hinter diesem Stratum zu Objectbildern concentriren; dass aber der dioptrische Apparat wohl für convergent auffallende Strahlen eingerichtet ist und sofort Gesichtsobjecte negativer Distanz zur Anschauung zu bringen vermöge. Die Hyperpresbyopie niederen Grades charakteri- sirt sich demnach durch das Unvermögen des freien Auges, Objecte von mehreren Fussen Distanz klar und deutlich wahrzunehmen und durch den Bedarf accommodativer Thätigkeit, sobald es sich um scharfe Netzhautbilder weit entfernter Gegenstände handelt. Der Hyperpresbyops höheren Grades aber sieht nahe und ferne Objeete nur in Zerstreuungskreisen und keine Anstrengung des Accommodationsmuskels vermag den Durchmesser der die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise auf Null zu reduciren. Die Grösse der Zerstreuungskreise bestimmt aber das Mass der mangelnden Schärfe und zum Theile auch der Deutlich- keit in den optischen Wahrnehmungen, wie ich dieses bereits erwähnt habe. Der Übersichtige muss daher, wenn er optischer Die Accommodationsfehler des Auges. 269 Hilfsmittel entblösst ist, in jeder möglichen Weise die Grösse der Zerstreuungskreise zu verkleinern suchen, um die Fehlerhaftigkeit seiner optischen Wahrnehmungen auf ein Kleinstes zu bringen und in der Wahl dieser seiner Behelfe liegen bereits Momente, welche die Diagnose des fraglichen Gesichtsfehlers zu leiten ver- mögen. Die Zerstreuungskreise wachsen mit der Differenz zwischen der hinteren Vereinigungsweite der Strahlen und dem Abstande der Netzhautstabschichte vom optischen Centrum des dioptrischen Appa- rates. Doch ist dieses Wachsthum bei Integrität des Krystallkörpers in sehr enge Grenzen eingeschränkt, weil dann jene Differenz selbst nur innerhalb weniger Linien variabel ist und noch durch die Aecom- modation des Auges wesentlich verkleinert werden kann. Der Einfluss dieser Differenz aufdie Grösse der die Netzhaut treffenden Zerstreu- ungskreise wird daher weithin überboten von jenem, welchen die Öffnung des dioptrischen Apparates ausübt. Der Über- sichtige blinzelt desshalb beim Besehen näherer Objeete noch mehr, als der Myops und Verengerung der Pupille ist sein Hauptbestreben um so mehr, als eben kräftige Contraction des Iriskreismuskels Bedingung für ein Maximum des Accommodationsdruckes ist. Der Hyperpresbyops bedarf daher einer sehr starken Erleuchtung des Gesichtsfeldes, was ihn wesentlich von dem Kurzsiehtigen unter- scheidet. Die Erleuchtung des Gesichtsfeldes genügt jedoch nicht, auch das Objeet muss möglichst stark erleuchtet sein, um einerseits die Contrastwirkung zu erhöhen, anderseits aber, um den Ausfall in dem scheinbaren Glanz der Netzhautbilder, welcher aus der Ver- kleinerung der Öffuung des dioptrischen Apparates resultirt, zu decken. Der Übersichtige nähert daher die Objeete dem Auge sehr bedeutend, stellt sie in möglichst günstige Richtung zur Lichtquelle und wo es thunlich ist, auch senkrecht auf die optische Axe des Auges. In Anbetracht dessen findet man denn auch die Hyperpres- byopie in den Lehrbüchern, in welchen Praxis und Ungenauigkeit gleichbedeutend sind, mit der Myopie zusammengeworfen und als die höchsten Grade der Kurzsichtigkeit beschrieben, bei welchen Zerstreuungslinsen nichts mehr wirken. Die natürliche Sehlinie des übersichtigen Auges ist eine negative und nimmt in Anbetracht des Verhältnisses, in wel- chem die conjugirten Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates 270 Stellwag. als eines Systems von Sammellinsen, zu einander stehen, um so rascher an Länge ab, je näher ihr dem Auge zugewandtes Ende, der Fernpunkt, der Netzhautstabschichte rückt. Sie ist der eine Factor, das Maximum des durch die Aecommodations- thätigkeit variablen Refractionszustandes des Auges aber der andere Factor, welcher die Grösse der Differenz bestimmt, innerhalb | welcher die hinteren Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates ' schwanken dürfen, soll ihre Zurückführung auf die Länge des Netz- hautabstandes noch möglich sein. Dieser Differenz ist aber die absolute Sehweite des Auges conjugirt. Es wird letztere also eine um so grössere sein bei gleichem Fernpunktabstande, je grösser das Accommodationsvermögen ist, und bei gleicher Adaptions- fähigkeit des Auges, je weiter der Fernpunkt vom Auge absteht; Verhältnisse, welche sehr leicht einzusehen sind, wenn man sich das Auge als eine in ihren Krümmungsradien veränderliche Concavlinse vorstellt und sich die Objecte hinter der Netzhaut gelegen denkt. Aus den Combinationen verschiedener Werthe für die Grösse des natürlichen Refractionszustandes und des Accommodationsver- mögens ergeben sich begreiflicher Weise sehr differente Lagen und Längen der absoluten Sehweite und es sind diese Unterschiede gross genug, um die Aufstellung einer negativen Myopie und Pres- byopie in reiner Form sowohl, als in Vergesellschaftung mit Schwäche und völligem Mangel der Einrichtungsfähigkeit zu recht- fertigen. Damit ist aber auch schon die Bestimmung des Nahe- und Fernpunktes als Bedürfniss ausgesprochen. Einer solchen Bestimmung genügen jedoch offenbar Augen- spiegel nicht, da sie höchstens das Überwiegen der Brennweite des dioptrischen Apparates über die Länge des Netzhautabstandes herausstellen. Unter den Optometern kann höchstens der Stampfer’sche zuResultaten führen, da bei den übrigen die Objects- distanz eine positive und kleine ist. Aus demselben Grunde erscheint aber auch die von mir vorgeschlagene Scala unbrauchbar. Sie könnte höchstens zur Bestimmung des Nahepunktabstandes. dienen, wird aber auch da nur sehr schwankende Resultate geben, da dieser Abstand im hyperpresbyopischen Auge, wenn er überhaupt ein posi- tiver ist, jederzeit einen namhaften Werth besitzt, einen Werth, welcher schon sehr grosser Differenzen fähig ist, ohne in der Länge der hinteren conjugirten Vereinigungsweiten fühlbar zu werden und Die Accommodationsfehler des Auges. 271 damit auch so kleine Unterschiede in der Grösse der die Netzhaut- stabschichte treffenden Zerstreuungskreise bedingt, dass dieselben gleichsam verschwinden, insbesondere, da die Diekendurchmesser der Stäbe und Zapfen in Betracht kommen ; daher es denn auch geschehen kann, dass eine z. B. 15 Fuss entfernte Schrift von ent- sprechender Grösse noch ziemlich deutlich und scharf gesehen wird, obwohl der Nahepunktabstand des Auges ein negativer, aber sehr grosser ist. In Anbetracht dieser Umstände erlangen die Ergebnisse, welche Versuche mit Brillengläsern liefern, einen hohen Werth und dieses zwar trotz der ihnen anklebenden Mängel. Das Maximum des Aeccommodationsdruckes reicht in übersichtigen Augen nicht zu, um nur einigermassen divergirende Strahlen auf der Netzhautstabschichte zur Vereinigung zu bringen, ja in den meisten Fällen ist schon die Einrichtung für parallel einfallende Strahlen unmöglich, das Maximum der Refraetion im dioptrischen Apparate genügt nur für gewisse negative Distanzen. Insoferne aber die, grossen positiven und grossen negativen Distanzen conjugirten, hinteren Vereinigungsweiten des dioptrischen Apparates nahezu zusammenfallen, wird es im Interesse der Verständlichkeit und leichteren Übersicht erlaubt sein, den Betrachtungen über die Leistungsfähigkeit von Brillen bei Hyperpresbyopie eine rein negative Sehweite zu Grunde zu legen. Da die Objectsdistanz unter allen Verhältnissen eine positive bleiben muss, ist es von selbst verständlich, dass Zerstreuungslinsen ausgeschlossen seien, sobald es sich um Correction einer Übersichtig- keit handelt, dass nur Sammellinsen diesem Zwecke ent- sprechen können, indem nur diese bei positiver Ob- jeetsdistanz scheinbare Bilder in der absoluten Seh- weite des hyperpresbyopischen Auges zu erzeugen vermögen. Es ist aber auch klar, dass Sammellinsen nur von solehen Objecten scharfe und deutliche Wahrnehmungen vermitteln können, deren Abstand von der Linse ein grösserer oder aber, bei diseontinuirlicher absoluter Sehweite, ein nur um sehr wenig kleinerer ist, als die Linsen- brennweite. Schon hierin liegt eine sehr bedeutende Beschränkung bezüg- lich der Wahl einer passenden Linse. Da nun aber die Aufgabe einer 212 | Stellwag. Brille ist, eine mögliehst lange absolute Sehweite des brillenbewaffneten Auges zu erzielen, liegt es klar am Tage, dass nur eine Sammellinse als passend bezeichnet werden könne und dass dieses jene sei, welche der gegebenen, negativen absoluten Seh- weite die grösstenDistanzunterschiedeeonjugirt. Esist aber auchklar, dass diehinterenVereinigungsweitendieser gefundenen Brille die Länge und Lage der absoluten Sehweite bezeichnen. Wäre die negative absolute Sehweite des übersichtigen Auges der Lage und Länge nach gleich der positiven absoluten Sehweite des normalen Auges, d. h. stünde der Fernpunkt des übersichtigen Auges in der Distanz des normalen Nahepunktes hinter dem opti- schen Centrum desLichtbrechungsapparates und wäre der Nahepunkt des Hyperpresbyops ein negativ unendlicher, so wäre die gesuchte Verwandlung der negativen Sehweite in die normale positive durch eine Sammellinse zu bewerkstelligen, deren Brennweite gleich ist dem normalen Nahepunktabstande. Nur die Unmöglichkeit, die Brille unmittelbar an die Hornhaut heranzurücken, würde dann als ein, die absolute Sehweite verkürzendes Moment funetioniren. Jede schwä- chere Brille würde den positiven Nahepunktabstand des brillenbe- waffneten Auges vergrössern, jede schärfere den Fernpunkt herein- rücken und sofort um so grössere Ausfälle in der Länge der absolu- ten Sehweite erzeugen, je grösser der Unterschied in der Brenn- weite ist. So kleine Abstände des negativen Fernpunktes kommen jedoch im übersichtigen Auge nicht immer vor, und wenn sie gegeben sind, setzen sie ein, dem normalen völlig gleich kommendes, also sehr bedeutendes Accommodationsvermögen voraus, soll der negative Nahepunktabstand ein unendlich grosser werden. Dieser Bedingung ist in der Natur aber nur sehr selten entsprochen, es paart sich meisthin Kürze des negativen Fernpunktabstandes mit Kürze der negativen Nahepunktdistanz (negative Kurzsichtigkeit) und wo der Nahepunktabstand ein sehr grosser unendlicher ist, dort erscheint auch der Fernpunkt gewöhnlich weit hinausgeschoben (negative Fernsichtigkeit); während auch an Fällen kein Mangel ist, in welchen die relativ kurze, negative absolute Sehweite gleichsam die Mitte hält zwischen den erwähnten beiden Extremen und sofort einen Zustand charakterisirt, der wegen Abgang eines Die Accommodationsfehler des Auges. 273 besseren Namens einstweilen negative Mittelsichtigkeit heissen möge. Die Bestimmung der absoluten Sehweite und sofort auch die Unterscheidung dieser drei künstlich getrennten und ohne deutliche Grenze in einander übergehenden Grade der Übersichtigkeit unterliegt keinen Schwierigkeiten. Die um den Abstand der Brille vom Auge verminderte Brennweite der schärfsten Sammellinse, mit’ welcher der Hyperpresbyopische noch sehr ferne Gegenstände von hinlänglichem wirklichen Glanze, am besten Himmelskörper, in klaren und deutlichen Bildern wahrzunehmen fähig ist, gibt die Lage des Fernpunktes. Die kürzeste Distanz aber, in welcher das betreffende Auge mit derselben Sammellinse Objecte von entsprechender Grösse und Erleuchtung in scharfen und deutlichen Bildern zur Anschauung zu bringen vermag, ist dem, um den Brillenabstand vermehrten Abstande des Nahepunktes conjugirt. Ich sage „Objecte von entsprechender Grösse“ und beziehe mich damit auf das, was ich bei Gelegenheit der Myopie in Betreff der Bestimmung des Nahe- und Fernpunktes gesagt habe, erinnernd, dass übermässige Kleinheit des Netzhautbildes Detailwahrnehmungen unmöglich macht, auch wenn das Netzhautbild ein völlig scharfes und hinlänglich lichtstarkes wäre; dass aber grosse Netzhautbilder selbst bei ziemlich verschwommenen Umrissen noch die Unterscheidung des Details gestatten und sofort ein Erkennen des Objectes möglich machen. Eine Art Massstab, welchem die optischen Wahrnehmungen des normalen freien Auges zu Grunde liegen, erscheint sofort bei der Beurtheilung des übersichtigen Auges nach seiner Tragweite von Wichtigkeit. Einen solchen Massstab liefert eben die oben beschrie- bene Scala. Das Verhältniss, in welchem die conjugirten Vereini- gungsweiten der Brille zu einander und zu der Accomodationslinie des Auges stehen, macht sie verwendbar sowohl zur Bestimmung des Nahe- als des Fernpunktes, wenigstens so weit es sich nicht um mathema- tisch genaue, sondern nur praktisch brauchbare Resultate handelt. Die unvermeidliche Vergrösserung der Netzhautbildgrösse durch die Sammellinse macht jedoch bei Bestimmung der Grenzgrösse eine Correctur nothwendig, welche zur Zeit aber nur annähernd und schätzungsweise möglich ist, indem der Vergrösserungscoöfficient von mehreren, in den einzelnen Fällen zum Theile noch unbestimm- baren, Werthen abhängig ist und mit diesen sehr stark variirt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. 1. Hft. 18 27A Stellwag. n pı Für das freie, normale Auge ist wieder «—Ä. und wenn »v den Abstand des Objectes von der Vorderfläche einer ee und c deren Ab- ' stand vom Auge bedeutet, ist in Übereinstimmung mit den früher angewandten Formeln ee n@+e) Für das brillenbewafinete Auge aber erscheint aA n a—=A, Bi ‚Alu, ME, n,p n, (81 — €) und weil Av, b A — ® v—b ist, ergibt sich a Eee vn, (u —e) y —e nv Am kleinsten ist diese Abweichung der Netzhautbildgrösse bei der negativen Fernsichtigkeit, wenn es sich um grössere Objeets- distanzen handelt. Selbst bedeutendere Abstände der Brille vom Auge werden dann in ihrem Einflusse wenig merklich und der Refractions- zustand des Auges kömmt jenem der Norm sehr nahe. Grösser ist der Einfluss des Brillenabstandes bei negativer Fern- sichtigkeit, wenn nahe Objecte zur Wahrnehmung gebracht werden sollen und bei negativer Kurzsichtigkeit, wo er mit der Annäherung des Objectes steigt und nur durch möglichste Verringerung der Ent- fernung der Brille vom Auge. einigermassen geschwächt werden kann. | Im Allgemeinen kann man also wohl sagen, dass die Abwei- chung der Netzhautbildgrösse von der Norm steige, ‚wenn die Brennweite der vor das Auge aufgepflanzten Sammellinse abnimmt. Es verdient dieselbe die grösste Beachtung, indem die Brennweite der in jedem Falle erforderlichen Brille nicht allein ab- hängig ist von dem Refractionszustande des Auges und sofort als eine jeweilig unveränderliche erscheint; sondern in Anbetracht des gewöhnlich verminderten Accommodationsvermögens auch von der Distanz des Objeetes beeinflusset wird und zwar so bedeutend, dass Übersichtige der Regel nach mit keiner Brille für alle Distanzen aus- reichen, sondern deren zwei oder selbst mehrere benöthigen, soll das Auge sowohl für die Ferne ‘als Nähe accommodationsfähig . werden. | - will. Die Accommodationsfehler des Auges. 275 Es wird dieses Jedermann einleuchten, wenn er in Erwägung zieht, was ich von der Lage und Länge der absoluten Sehweite der Übersichtigen mitgetheilt habe und wenn er damit das Verhältniss der conjugirten Vereinigungsweiten in Sammellinsen in Vergleich bringt. Es kann ihm dann nicht entgehen, was auch Versuche am Hyperpresbyops herausstellen, dass zum Nahesehen bei einer und der anderen Art der Übersichtigkeit eine schärfere Sammellinse, als die vorhin diseutirte erfordert werde, und zwar eine, verhältniss- mässig zu dieser letzteren um so schärfere, je nähere Objecte der Hyperpresbyops zur klaren und deutlichen Wahrnehmung bringen Die nosologischen Momente der Übersichtigkeit sind ganz geeignet, diese Verhältnisse in noch helleres Licht zu stel- len. Sie lassen sich wieder leicht nach jenen drei Factoren, welche die Grösse der Ablenkung einfallender Lichtstrahlen im reducirten Auge bestimmen, gruppiren und so im Interesse eines leichten Über- blickes behandeln. | Die natürliche Sehlinie ist die, dem Abstand und der Dicke der Netzhautstabschichte conjugirte Differenz der vorderen Vereinigungs- weiten des dioptrischen Apparates bei völliger Ruhe des Accommo- dationsmuskels. Vergrösserung jenes Abstandes bringt unter übri- gens normalen Verhältnissen die Kurzsichtigkeit zu Stande, Ver- kürzung desselben aber kann bei gleichen Voraussetzungen nur ‘zur Übersichtigkeit führen, nicht aber zur Weitsichtigkeit, da bei dieser die natürliche Sehlinie mit jener der Norm überein- kömmt. Eine Verkürzung der optischen Augenaxe bei völ- liger Integrität der das Licht brechenden und empfindenden Theile kann nach meinen so zahlreichen anatomisch-pathologischen Unter- suchungen kaum durch krankhafte Processe im Bulbus bedingt wer- den, es erscheint ein solcher Vorgang mindestens sehr unwahrschein- lich, und es dürfte jene sofort kaum anderswo, als in abnormer Ent- wickelung des Auges ihre Begründung finden. Leider fehlen bezüg- liche Messungen noch ganz, nur Vermuthungen lassen sich über die Beziehung vorkommender Fälle von Übersichtigkeit zu normwidriger Axenlänge des Auges aufstellen. Doch entbehren diese Vermuthun- gen nicht jeder erfahrungsmässigen Basis;in einer nicht ganz bedeu- tungslosen Zahl der von mir untersuchten Fälle glaube ich eine auf- 276 Stellwag. fallende Kleinheit und besonders ein Tiefliegen der Augen in ursäch- lichen Zusammenhang mit der vorhandenen Hyperpresbyopie stellen zu dürfen, um so mehr, als sich sonst keine Spur einer Abweichung fand, und nebstbei auch ein ganz ausgezeichnetes Accommodations- vermögen des mit der passenden Brille bewaffneten Auges nachwei- sen liess, was einigermassen Bürge für die Normalität des dioptrischen und accommodativen Apparates ist. Dass scheinbare Kleinheit des Auges und ein Tiefliegen desselben nicht stets mit Übersichtigkeit gepaart sind, kann begreiflicher Weise nicht als Gegengrund gelten, eben so wenig als der Umstand, dass die Hyperpresbyopie auch in scheinbar normal gebildeten, ja selbst in grossen und vorspringenden Augen getroffen werde. Denn einerseits liegen in den Schwankungen der beiden anderen in Rede stehenden Factoren Momente der Correetion, anderseits aber Momente einer selbstständigen Ent- . wickelung der Übersichtigkeit bei Normalität der Axenlänge des Auges. | Ä Besonders mächtig bezüglich des Einflusses auf die Lichtbre- chung im Auge erweisen sich Verlängerungen des Horn- hautradius, Abflachungen der Hornhaut, wie selbe so überaus häufig im Gefolge von Narbeneinlagerungen in das Cornealgewebe getroffen, noch häufiger aber wegen ihrer geringen Auffälligkeit für das freie Auge übersehen und bisher noch völlig missachtet worden sind. Die vorausgeschickte Erörterung des Causalzusammenhanges zwischen Krümmungsvermehrungen und den höchstgradigen, nahezu correetionsunfähigen Myopien überhebt mich der Nothwendigkeit, in eine specielle Betrachtung der optischen Folgen einer Hornhautver- flachung einzugehen. Diese ergeben sich aus jener. Sie sind um so bedeutender, als der Krümmungsabweichung der Cornea eine Verkür- zung der optischen Axe parallel geht, weiters aber die, der Nar- benbildung vorausgehenden und sie bedingenden Substanzverluste der Hornhaut sehr oft mit Entleerung des Krystallkörpers gepaart sind oder späterhin die Entfernung der getrübten Linse aus der Seh- axe nothwendig machen; überdies endlich meisthin Einlöthung von Iristheilen in die Cornealnarbe. gesetzt und sofort die Möglichkeit einer Correetion des Gesichtsfehlers durch accommodative Thätig- keit aufgehoben wird. Die Entfernung desKrystallkörpers aus der Seh- axe präsentirt gleichsam den dritten unter den die Hyperpresbyopie Die Accommodationsfehler des Auges. 277 begründenden Factoren. Alle übrigen auf den Refractionscoeffieien- ten des redueirten Auges influenzirenden Verhältnisse verschwinden beinahe gegenüber dem Mangel der Linse. Nur bedeutendere Abfla- chungen dieses Organes, wie selbe bisweilen in Folge partieller staa- riger Zerfällniss mit sofortiger Aufsaugung des Magma’s und Zurück- lassung durchsichtiger Krystallschichten gesetzt werden, treten mit ihnen in gleiche Rangordnung, während sie überdies, gleich den Cor- nealverkrümmungen ein nosologisches Moment des sogenannten Visus incorrectus abgeben können. Die Häufigkeit des grauen Staares und seiner Operationen, sowie künstlicher Pupillenbildungen mit Zerstörung des Krystalles machen das in Rede stehende Moment zur ergiebigsten Quelle der Hyperpres- byopie. Nicht Weitsichtigkeit, wie man glaubt, sondern Übersich- tigkeit und zwar hochgradige Übersichtigkeit ist das Ergebniss künstlicher oder durch krankhafte Processe bedingter Entfernungen des Krystalles aus der Sehaxe des Auges. Es ist den betreffenden Kranken ein scharfes und deutliches Sehen in keine positive Entfernung ermög- lichet, ihre absolute Sehweite ist der ganzen Länge nach eine nega- tive. Eine Betrachtung der Lichtbreehungsverhältnisse in solchen Augen stellt dieses klar heraus. Sie ergibt aber auch die Unwahr- scheinlichkeit einer genügenden Correctur durch Änderung der ande- ren, die Refraction im Auge beeinflussenden Factoren. Es ist nämlich die Brennweite der Cornea 13”35 und die hintere Ver- einigungsweite derselben für einen Objeetsabstand von 100" beträgt 14"93. Dass eine Axenverlängerung des Auges durch Ausdehnung der Sklera unter solchen Umständen selbst, wenn sie ohne gleichzeitige Abflachung der Cornea möglich wäre, ungenügend ist, bedarf wohl keines Beweises. Dass aber krank- hafte Veränderungen der Hornhautkrümmung den Verlust der Linse aufwiegen, ja weit überbieten können bezüglich des Einflusses auf die Strahlenbrechung, versteht sich von selbst. Schon eine Verkürzung des Hornhautradius um 0881 würde hinreichen, um im linsenlosen Auge unendlich ferne Objeete in scharfen und deutlichen Bildern auf der Netzhaut abzuspiegeln, wenn auch eine solche Ausdehnung eine Axenverlängerung des Auges nicht voraussetzen würde. Der Brechungsindex M des redueirten Auges für D=», F=13'35 und R=3'455 erscheint nämlich F M=——- —1°35. R 278 Stellwag. Aus der Formel (1 —m)r —md=f ergibt sich aber, wenn F—= 9"934, 1 M=1'35 und D=» gesetzt wird, wo F = 7 die Axenlänge des Auges ist, A 1 1 ; und M=—, D=—, R= — gesetzt wird m d r Eine solehe Verkürzung des Hornhautradius bringt aber ein Hervortreten des Cornealeentrums und sofort eine Axenverlängerung des Auges um nahezu 0”5 mit sich, wie sich leicht durch Substitution des Werthes 2575 in die Formeln der Note (S.228) berechnen lässt. Es bedarf also einer viel geringeren Verkürzung des Hornhautradius, um den Verlust des Krystalles optisch zu neutralisiren, die negative natürliche Sehlinie sofort in eine positive zu ver- wandeln und der Möglichkeit eines solchen Vorkommnisses steht nichts mehr im Wege. Allein ein Accommodationsvermögen zu begründen, ist eine solche Ausdehnung der Cornea unfähig und es fällt sofort dieses Moment gerade dort als Erklärungsgrund weg, wo es die scheinbar sehr bedeutende Länge der absoluten Sehweite am nothwendigsten macht. Überdies findet eine solche Ausdehnung ihre Bedingungen nur in krankhaften Verhältnissen, in Verminderung der Resistenz des Cornealgefüges mit sofortiger relativer Verstärkung des auf die Hornhauthinterwand wirkenden hydrostatischen Druckes. Ihr Mass liegt daher nicht in der Willkür des übersichtig Gewordenen und es ist daher un- wahrscheinlich, dass sie sich, auch nur in wenigen Fällen, gerade auf den, durch die Lichtbrechungsverhältnisse des Auges begründeten Bedarf be- schränken werde, dass sie also hier überhaupt von sonderlichem Belang sei. Auch die Vorwölbung der Hinterkapsel mit dem Glaskörper, wie ich sie als nach Staarextraetionen vorkommend nachgewiesen habe, reicht nicht aus, um eine besonders merkliche Verkleinerung der die Netzhaut treffenden Zerstreu- ungskreise zu ermöglichen. Nimmt man nämlich den Abstand g des Centrums von der Hinterfläche der Hornhaut 9—=1 und den Krümmungsradius R der vorgewölbten Vorderfläche des Glaskörpers R=2", was wohl die Grenze der Möglichkeit erreicht, so ergibt sich mit Berücksichtigung des relativen 1'339 1'337 1 Earl wegen Dan — 13°35 Brechungsexponenten M —= —— und m — 1337 1'339 (dA —m)r + md—= f= 0:0765 und F= 13"07. Es ist zwar wahr, dass Fälle zur Beobachtung kommen, in wel- chen trotz dem Abhandensein der Krystallinse noch ziemlich deut- liche Wahrnehmungen ferner oder naher Objecte, ja selbst ein Sehen in sehr verschiedenen Distanzen und sogar das Lesen von kleinerer Druckschrift ermöglicht ist. Allein das sind ausserordentlich seltene Fälle, und sie wurden viel zu wenig genau bisher untersucht, als ‚dass man sie als Beweise für das Zustandekommen scharfer Bilder Die Accommodationsfehler des Auges. 279 auf der Netzhaut verwenden könnte. Es bleibt der Zukunft vor- behalten, dureh Gewinnung von Zahlenwerthen eine Basis für wahre naturwissenschaftliche Erörterungen zu gewinnen. Mittler- weile bleibt blos Vermuthungen ein Spielraum, und darf man Analogien trauen, so ist hier, wie bei den übrigen ätiologischen Formen der Übersichtigkeit, das Spiel der Pupille und deren Einfluss auf die Grösse der Zerstreuungskreise der gesuchte Behelf. In der That erscheint völlige Freiheit der Pupillenbewegungen als dieBedingung, unter welcher sich nach Verlust der Linse ein relativ so vortreff- liches Sehvermögen zu retabliren vermag. Es ist einleuchtend, dass Axenverkürzungen des Auges, sowie Abflachungen der Hornhaut, wenn sie nicht mit Anomalien im Kry- stalle oder in dem Accommodationsmuskel combinirt sind, der Adap- tionsthätigkeit des Auges keinerlei Hindernisse in den Weg legen können. Wirklich beurkundet sich auch der Bestand eines Accommodationsvermögens sehr oft unter solchen Umständen, wenn das Auge mit einer passenden Sam- mellinse bewaffnet ist. Er beurkundet sich durch die Länge der absoluten Sehweite, respective durch das Vermögen, scharfe und deutliche Wahrnehmungen von Objecten zu vermitteln, die vermöge ihres Distanzunterschiedes und ihrer Lage kaum in eine und dieselbe Accommodationslinie fallen können. Immerhin ist jedoch unter diesen Verhältnissen der Bestand eines, dem normalen gleichkommenden Accommodations- vermögens ein mehr als seltener Befund, in den allermeisten Fällen spricht sich eine Schwäche der Adaptionsfähigkeit, ja selbst ein völliger Mangel des Einrichtungsvermögens klar aus, wie schon die in der Natur begründete Eintheilung der Übersichtig- keit in eine negative Kurz- und Weitsichtigkeit, sowie in eine nega- tive Mittelsichtigkeit klar darthut. Als die pathogenetischen Momente einer solchen Schwächung oder Aufhebung der Einrichtungsfähigkeit fungiren natürlich dieselben Verhältnisse, welche ich bei Gelegenheit der Myopie und Presbyopie namhaft gemacht habe. Aber auch der Ver- lust des Krystalles ist ein solches Moment. Die Linse ist ja eben der Träger des Accommodationsvorganges und es mangeln dem Auge weitere Behelfe, um seine Sehlinie der Lage und Länge nach merk- lich zu ändern. Versuche mit Staaroperirten, wenn ihr Auge mit 280 Stellwag. der entsprechenden Brille bewaffnet ist, weisen dieses unzweifelhaft nach, vorausgesetzt natürlich, dass dabei die Länge und Lage der Acecommodationslinie berücksichtiget wird. Und wo ein solches Ver- mögen zu bestehen scheint, dort dürfte wohl wieder nichts anderes, als die Verkleinerung der Öffnung des dioptrischen Apparates und sofort auch der die Netzhaut treffenden Zerstreuungskreise den Erklärungsgrund abgeben. Es ergibt sich dieses aus nachstehender Betrachtung. Es sei ein redueirt gedachtes Auge durch eine Sammellinse von 36’ Brennweite, bei einem Abstand ce=6'' derselben von der Trennungsfläche, für unendlieh entfernte Gegenstände adaptirt. Weil R=3"456, F= 9"934, — D=30"" ist, erscheint sofort der Brechungsindex M des homogen gedachten dioptrischen Mittels im redu- eirten Auge F(R—D) = ——— 1'356. D(kR—F) Ra ; uk Aus der Formel — — — — 7, lässt sich durch Substitution M—n,, D=p Ppı P 1 und F=p, en I Ea ee finden und durch Addition der Netzhaut-Zapfenläinge =0"036 zu p, auch die betreffende Aeeommodationslinie berechnen. Für P1=9'934 + 0.036 = 9"97 und f}, =13°11 ergibt sich nämlich a nm -—f) In Bezug auf die Brille und deren Abstand von der Trennungsfläche des redueirten Auges ergibt sich nun v, — 36°69 und wegen b—36 ist v b m f u Da Vi: Die natürliche Sehlinie des brillenbewaffneten Auges würde unter solchen Verhältnissen also von © bis 13'3 reichen. Um das mit der genannten Brille bewaffnete Auge für Objeete von 120’ Distanz. zu accommodiren, müsste eine willkürliche und ohne alle Abflachung der Hornhaut vor sich gehende Verlängerung der Augenaxe von 0"876 ermög- lieht sein, denn für »=1%0"' und 5= 36" erscheint vb N .— 51"u3 - v—b und yt=—p—=45"43; Stellwag v.Carion. Die Acceommodationsfehler des Auges. bass Aus d.k. k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d.W. math. naturw. (1. XVIBd. 1 Heft. 1855. . Ar s L f A a = - e \ z ’ Da SE EB a a a a ee a ei weine, En 4 7a IR Zur eueghne di in nn nn nn nn nn ig an an z . Re = 3 x x - - 3 EDEN ü Sr [4 ’ ne i he: 0 BB N a BR ER N Sr ae ee 3 vr Aue A BA . , en | 1 je ’ 3 | R 5 t ba‘ v ’ 7 e f D; R K 5 Pr B Y \ q a) f x ’ Stellwag v. Carion. STUHL PILZ ER + ENADE WAHN DAS + DRUCK EULE KOHLE » WALD ZWANG SPIEL ‚er KUNZ VICTOR NAIM IM sr: CHEMIE INFÜL SCHUH RAD a» FEST ACHT JOHANN MELDEN „al®c HAIN SIEG MARS TIGER VASE X sa_es PROVINZ EINIG HORDE UIBEL WIE OB »a-wo MOHR RING AXT LAGE KRANZ OPFER I „are SCHWEIZ DENKEN BUND FÜGE SPANN VOGT » A-1735 UMBAU HOLZ WEIB DOHLE ENZIAN FRÜHLING HARZ AN 19 MÜHLE SPIEL FORT SCHANZE ISAK DEKRET GUNST ZELLE WURZELN 4 A — 076 ASIL° EIMER IN JENA VIER NILL YPS THALER MOOS WACHS GÜNS DOCH TROST SAAL ULM EL rss Terer SHIT FAQ ng IINCEN? sm 1 y n a a f a a > I H= » A —=0("5 16 A — 075 1 A. —=.0). 2 s A — 01 Sitzungsb. d.k.Akad. d.W. math. naturw. CI.XVT. Bd. (Heft. 1855. D S S EBu4sSsos Hs 5 > Taf. Il. | | I I I I A Die Accommodationsfehler des Auges. 281 | N ! nen, wm, wesen n,—1'356 und f—13'11 erscheint demnach —— — —=— und Be SEN le = Bu — 410"81 n,p+nfi 10:81 — 9:934 = 0876. Eine relativ so bedeutende Verlängerung der optischen Axe liegt aber ausser den Grenzen der Möglichkeit. Verkürzungen des Halbmessers der Horn- hautkrümmung würden nun wohl freilich zureichen, um eine Accommodation für jede beliebige Distanz zu ermöglichen. Allein wo liegen die mechanischen Momente für einen willkürlichen Gestaltwechsel der Cornea ? Eine einfache Betrachtung der anatomischen Verhältnisse des Auges lässt . schon die Unmöglichkeit eines solehen Vorganges erkennen und der factische Nachweis der jeweiligen Unveränderlichkeit der Cornealkrümmung durch parall- aktische Messungen schliesst die Hornhaut als Accommodationsapparat völlig aus. | Es bleibt daher nichts, als etwaige Krümmungsveränderungen in der Wöl- bung der vorgebauchten Vorderfläche des Glaskörpers übrig, um eine Accom- modation im krystallberaubten Auge zu erklären. Die Beziehungen des Acecom- modationsmuskels und der Ciliarfortsätze zu dem Umfang der Glaskörper-Vor- derfläche machen in der That eine Adaption des Auges auf diese Weise denkbar. Es frägt sieh nur, ob solehe Gestaltwechsel zureichend seien oder nicht; und eine Berechnung ergibt als Resultat das Letztere. Ist nämlich das virtuelle Bild der Sammellinse 45’’ hinter der Vorderfläche der Cornea gelegen, so ergeben die Stampfer’schen Formeln für die Vereinigungsweite der Cornea 11”69. Nimmt man nun den Abstand des Centrums der Glaskörper-Vorderfläche von der Hinterfläche der Cornea einer Linie gleich, so dass die Distanz F der Netzhaut F—=8"53 und der Abstand D des virtuellen Bildes von der brechenden Fläche des Glaskörpers — D=10"69 wird, so ergibt sich wegen M—,, — 1:0015 aus Ai—-m)r+md=f Duenm) — 0"0128, MD—F was wohl jeden weiteren Beweis für die Unzulänglichkeit der Glaskörperwölbung bezüglich des Aecommodationsvorganges unnöthig macht. 18 et 2 8 2 Verzeichniss der VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (APRIL.) Akademie, k. preuss. d. Wissenschaften, Monatsbericht, 1855, März. Bell, Thomas, Address, read at the anniversary meeting of the Linnean Society. 1854; London 1854; 8°. Bertelli, Timoteo e Palagi, Alessandro, Esperienze sulla distribu- zione delle correnti elettriche nei conduttori. Bologna 1855; 8°. Cimento, il nuovo, Giornale di fisiea ete. Nr. 3. Caffi, Francesco, tre novelle inedite (ed. da Andrea Tessier). Venezia 1855; 8°, Cicogna, Em. Lettera del preteso sepolero in Venezia di Francesco Carmagnola, al Cav. Prof. P. A. Paravia. (s. 1. et d.) Cornalia, Em. L’eria o il bruco del rieino (Saturnia eynthia Dr.) ne suoi rapporti seient. ed industriali. Milano 1855; 4°. — Monografia del Bombice del gelso. Milano 1854; 40. Cosmos. 14 — 16. Effemeridi astronomiche dı Milano. 1855; 8°. Frisiani, Paolo, Ricerche sopra aleune serie astronomiche. Milano 1854; 40, Faraday, On some points of magnetic philosephy. (Philos. Magazine 1855. Febr.) Förftemann, E., Altdeutfhes namenbuch. Bd. I, Lief. 4 und 5. Gesellschaft, k. k., der Ärzte zu Wien, Zeitschrift der, Jahrg. X, Nr. 12 und Jahrg. XI, Nr. 1 —4. eingegangenen Druckschriften. 283 Gesellsehaft, k. k., der Ärzte zu Wien. Wochenblatt der Zeit- schrift, Nr. 1 — 16. Heyfelder, J. F. Über Resectionen und Amputationen. Breslau 1854; 4°. Hye, Anton v., Das öfterreichifche Strafgefeb über Verbrechen ze. Bd. |, tief. 9. Nachrichten, astronomische. 954 — 957. Observations made atthe magnetical and meteorolog. Observatory of the Cape of good Hope. Vol. I, London 1851; 4°. Observations made at the magnet. and meteor. Observatory of Toronto. 2 Vol,, London 1853; 4°. Observations made at the magnet. and meteor. Ohsertatery at Hobarton. 3 Vol. London, 1850; 4°. Observations on days of unusual magnetic disturbance made at the British Colonial magnetie observatories. Vol. I, London 1851; 4°, Observations made at the magnet. and meteor. Observatory at St. Helena. Vol. I, London 1847; 4°. Palomba, Luigi, Le uve si possono salvare dal Funghetto parassito. Napoli 1855; 8°. Pamätky archaeologiek& a mistopisne a. t.d. Dil I., sesitek 5., 6. Pollidori, Filippo Luigi, Lettera intorno a 3 racconti sincroni della presa di Negroponte fatto dai Turchi nel 1170 al Cav. Cicogna etc. (Archivio stor. Ital. T. IX. Append.) Quenstedt, Fr. Aug., Lepidotus im Lias E. Württembergs. Tü- bingen 1847; 4°. | Quenftedt, Fr. Aug., Beiträge zur rechnenden Kryftallographie. Tübingen 1848 ; 4°. — Ueber Pterodactylus suevicus im lithograph. Schiefer Würtem- berg’3. Tübingen 1855; 4°, Sabine, Edw., On some of the results obtained at the british eolo- nial Magnetie observatories (s. 1. et d.). Santini, M. E., Annotazioni intorno alla cometa periodica di Biela ed alla 3 eometa del 1854. Venezia 1855; 8°. Schott, H., Uraceen Betreffendes. Heft 1, 2. Wien 1854; 8°. Schott, H. Aroideae. Nr. 2 Societe geologique de France. Bulletin, 1854. T. XI, Feuill. 1—7. Society, Asiatic, of Bengal. Journal, 1854. Nr. 6. 2854 | Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Society, Linnean of London. Proceedings. Nr. 1 — 58. Society, Linnean Transactions. Vol. 1 — 21. Society, Royal of London, Philosophical Transaetions, 22. Vol. London 1850—1852; 4°. Society, Abstracts ete. Vol. 1—5. Stur, Dionys, die geolog. Beschaffenheit der Centralalpen zwischen dem Hoch-Golling und dem Venediger. (Jahrbuch der geolog. Reichsanstalt 1855; 4.) Tijdschrift, Natuurkundig voor Nederlandsch Indie. Deel. IV, Aflev. 3, 4. | Toldy, Ferenez, Emlekbeszed Gröf Teleky Jözsef M. Academiai elnök felett. Pesth 1855; 8°. Verein, hiftor,, von und für Oberbayern, Archiv, Band 14, Heft 3. ek » Sahresbericht für 1853. Zantedeschi, Franz, Memoria sul simultaneo passagio delle cor- renti elettriche opposte ai eircuiti metallici chiusi ed isolati della terra ete. (Atti del Istituto Veneto. Serielll, T.1, punt. 5.) SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. AVL BAND. II. HERT. JAHRGANG 1855. — MAL. en N ar en N van Anm Ku .aaR, Mk 287 SITZUNG VOM 10. MAI 1855. Bericht über Herrn Vincenz Maria @redler’s Mollusken- Fauna von Tirol. Von dem w. M. Dr. 1. Fitzinger. ‘Herr Vincenz Maria Gredler, Professor der Naturgeschichte - am Gymnasium zu Bozen, hat der mathematisch-naturwissenschaft- lichen Classe der kais. Akademie der Wissenschaften eine hand- schriftliche Abhandlung eingesendet, welche die Land- und Süss- wasser-Conchylien der Grafschaft Tirol zum Gegenstande hat und das Ansuchen gestellt, dieselben entweder im Ganzen in die Druck- sehriften der kais. Akademie aufnehmen, oder theilweise in den Sitzungsberichten derselben erscheinen lassen zu wollen. Da nach dem $. 32 der Geschäftsordnung der kais. Akademie, jede für die Denkschriften oder Sitzungsberichte bestimmte Abhand- lung in einer Classen-Sitzung ganz oder im Auszuge entweder zu lesen oder frei vorzutragen ist, der Herr Verfasser aber, welcher fern von Wien lebt, dieser Vorschrift nicht entsprechen kann, so habe ich es mit Vergnügen übernommen, aus dieser Abhandlung, welche gerade eines jener Fächer betrifft, welche ich bei der kais. ' Akademie zur Zeit zu vertreten die Ehre habe, einen kurzen Auszug zu verfassen, und denselben der geehrten Classe im Namen des Herrn Verfassers vorzutragen. Das vorgelegte Manuscript, welches 231/, Bogen ausmacht und welchem zwei Tabellen und eine in Federzeichnung ausgeführte Tafel mit vier Figuren beigefügt sind, bildet den ersten und zwar bei weitem grösseren Theil der ganzen Arbeit und umfasst sämmt- liche, bisher in Tirol beobachtete Land-Schnecken, mit Ausnahme 19* 2 88 Fitzinger. Bericht über Herrn Vincenz Maria der noch zu unvollständig bekannten und auch in allen zoologischen Werken nur höchst stiefmütterlich behandelten Familie der Nackt- schnecken, welche der Herr Verfasser eben aus diesem Grunde gänzlich zu übergehen für gut befunden hat. | In einer Vorrede, welche er seiner auf mehrjährige Forschung gegründeten Arbeit voranschickt, gibt er Rechenschaft über die Hilfsmittel, welche ihm hierüber zu Gebote standen, und über die Quellen aus denen er geschöpft. Auch zählt er hierin nicht nur jene Schriften auf, welche denselben Gegenstand berühren und macht die Männer namhaft, welche sich um die Kenntniss der Mollusken- Fauna von Tirol verdient gemacht haben, sondern gibt auch genau die Bezirke an, welche von jedem einzelnen derselben durchforscht wurden und knüpft endlich hieran auch eine Übersicht seiner eigenen Bereisungen, jenes in naturwissenschaftlicher Beziehung so reiche Abwechslung darbietenden Landes. Das Gebiet, welches seine Mollusken-Fauna umfasst, ist streng durch die geographischen Begrenzungen des Landes abgeschlossen und reicht nirgends über dieselben hinaus, daher auch in derselben keine einzige Art aufgeführt erscheint, welche nicht innerhalb dieser Landesgrenzen vorgefunden wurde. Nach einer kurzen Zusammenstellung der in seinem. Werke gebrauchten Abkürzungen, folgt in systematischer Reihenfolge die ' Aufzählung sämmtlicher seither in Tirol beobachteter, mit Gehäusen versehener Land-Schnecken. Das System, welches der Herr Verfasser hierbei beobachtet hat, ist dasselbe, welches von den allermeisten Bearbeitern von Local-Faunen in Anwendung gebracht wurde. Es gründet sich in seinen grösseren Abtheilungen auf das Ferussac'sche System und folgt in Bezug auf die Umgrenzungen der Gattungen den Ansichten von Lamark, Draparnaud, Rossmaessler und den meisten neueren Naturforschern, welche es vorgezogen haben umfangreichere Gattungen anzunehmen und eine Zersplitterung derselben sorgfältig zu vermeiden suchen. Nach demselben Grundsatze sind auch die einzelnen Arten begrenzt und minder erhebliche Formunterschiede nur als Varietäten aufgeführt. | Jeder Gattung ist der sie unterscheidende Charakter beigefügt und ein daran gereihtes Schema, nach analytisch-dichotomischer Gredler’s Mollusken-Fauna von Tirol. 289 Methode, enthält die auffallendsten und selbst dem Laien am deut- lichsten in die Augen springenden Unterscheidungsmerkmale sämmt- licher, jeder einzelnen Gattung angehöriger Arten. Hierauf folgen gattungsweise und nach der Verwandtschaft ihrer äusseren Formen an einander gereiht, die verschiedenen selbst- ständigen Arten, unter Anführung der das Gebiet von Tirol berühren- den Faunen und hie und da auch der nöthigsten Synonyme anderer Autoren. Jede Art ist durch eine möglichst kurz gehaltene, genaue Beschreibung scharf und deutlich abgegrenzt und vollständig kennt- lich gemacht, so wie auch von den verschiedenen Abänderungen, welchen sie unterliegen, von denen jedoch nur jene aufgenommen wurden, die seither in Tirol beobachtet worden sind, eine kurze Charakteristik beigefügt ist. Durch dieses Verfahren, welches ins- besondere bei Local-Faunen nothwendig, ja selbst von höchster Wichtigkeit ist, um jeden Zweifel über die Richtigkeit in der Bestim- mung zu beseitigen, setzt der Herr Verfasser alle Jene, die sich mit diesem Zweige der Wissenschaft zu befassen wünschen, in die Lage, die aufgefundenen Arten sowohl als Abarten, ohne hierzu weiterer Hilfsmittel zu benöthigen, richtig zu erkennen und leitet sie mittelst der vielen beigefügten kritischen Bemerkungen durch das Labyrinth der in der Conchiologie so häufig vorkommenden Nominal-Arten. An diese kurzen und charakteristischen Beschreibungen der einzelnen Arten endlich, reihet sich die Angabe ihres Aufenthaltes im Allgemeinen, oder ihre Verbreitung je nach den Verhältnissen des Bodens und der Vegetation, worauf eine umfassende Übersicht ihrer topographischen Verbreitung folgt, welche durch eine voll- ständige Aufzählung sämmtlicher seither bekannt gewordener Fund- orte in Tirol, unter Angabe der Gewährmänner erläutert ist. Am Schlusse sind zwei Tabellen beigefügt, von denen die erste eine Zusammenstellung sämmtlicher in den Gebieten von Innsbruck und Bozen vorkommender. Arten von Land-Schnecken enthält und zugleich als Anhaltspunkt zu einer vergleichenden Übersicht über die Vorkommnisse in Nord- und Süd-Tirol oder dies- und jenseits der Central-Alpen dienen kann. In dieser Zusammenstellung ist ersicht- lich gemacht, welche Arten jedem der beiden Bezirke eigenthümlich sind und welche sie mit einander gemein haben. Es ergibt sich hier- aus, dass dem Bezirke von Innsbruck 7, dem Bezirke von Bozen 30 Arten eigenthümlich sind, während 45 Arten in beiden Bezirken 290 Fitzinger. Bericht über Herrn Vincenz Maria zugleich vorkommen. Da sonach dem Gebiete von Innsbruck nur 52 Arten zukommen, dem Bezirke von Bozen hingegen 75, mithin um 23 Arten mehr, so stellt sich für Süd-Tirol, welches durch das Bozener Gebiet vertreten wird, im Vergleiche zu Nord-Tirol, das in dem Innsbrucker Gebiete einen Repräsentanten findet, ein über- wiegender Reichthum an Arten heraus. Der Herr Verfasser glaubt diesen grösseren Reichthum von Süd-Tirol vorzüglich durch das tiefere Herabsteigen des Landes bei übrigens gleicher Erhebung mit Nord-Tirol erklären zu können, indem sich sowohl das Gebiet von Innsbruck als von Bozen bis zu einer Höhe von beiläufig 5000 Fuss über dem Meeresspiegel erhebt, während jenes von Innsbruck sich nur auf 1760 Fuss, das von Bozen hingegen selbst bis auf 650 Fuss herabsenkt. | Die zweite Tabelle endlich enthält eine Übersicht der in eben diesen beiden Gebieten vorkommenden Arten von Land-Schnecken nach ihrem gemeinschaftlichen Auftreten oder ihrem gesellschaftlichen Vorkommen. ; A Im Ganzen führt der Herr Verfasser 115 Arten tirolischer Land-Schnecken auf und zwar von der Gattung Succeinea 4, Vitrina 3, Helix 50, Achatina 4, Bulimus 3, Pupa 19, Vertigo 9, Balea 1, Clausilia 15, Carychium 1, Cyelostoma 1, Pomatias 2 und Acicula 3. Hierunter befinden sich 4 neue, vom Herrn Verfasser aufge- stellte Arten und zwar eine Art der Gattung Pupa und 3 Arten der Gattung Vertigo, die auch auf der beigefügten Tafel abgebildet sind. Es sind dies seine Pupa striata, Vertigo Genesiti, sulcata und Leontina. Die Arbeit des Herrn Gredler über die Mollusken-Fauna von Tirol, welche mir zur Berichterstattung zugewiesen worden ist und worüber ich der geehrten Classe einen kurzen Auszug ihres Inhaltes vorzutragen die Ehre hatte, ist das Resultat mehrjähriger, mit Liebe, Fleiss und Ausdauer unternommener Forschungen und beurkundet die vollkommene Sachkenntniss des Herrn Verfassers in diesem Zweige der Wissenschaft. Es ist dies die erste umfassende Arbeit, welche über die Mollus- ken-Fauna von Tirol zu Stande kam; denn Alles, was bisher hierüber bekannt ist, beschränkt sich auf die wenigen vorausgegangenen Arbeiten von Strobelund Betta, welche nur einzelne kleinere Gebiete jenes Gredler’s Mollusken-Fauna von Tirol. 291 Landes berühren. Jedenfalls gebührt Herrn Gredler das Verdienst, sehr viel zur genaueren Kenntniss über das Vorkommen und die Verbreitung der Mollusken in Tirol beigetragen zu haben und seine Arbeit reiht sich nicht nur in würdiger Weise jener von Schmidt über die Mollusken von Krain und der von Gallenstein über die Mollusken Kärntens an, sondern füllt auch eine höchst fühibar gewesene Lücke aus, indem sie die Mollusken-Fauna der österreichischen Monarchie mit den Vorkommnissen eines in dieser Beziehung noch sehr wenig bekannt gewesenen, ziemlich ausgedehnten Landes bereichert. Der Gewinn, welcher hieraus für die Wissenschaft erwächst, kann nicht zweifelhaft sein und ist jedenfalls ebenso gross wie jener, welchen die Bearbeitung der Fauna irgend eines Landes der Wissenschaft überhaupt zu bieten vermag. Ich kann es nicht verhehlen, dass, bevor ich diese Asheif einer genaueren Durchsicht unterzog, mir dieselbe beinahe zu umfangreich für die akademischen Schriften geschienen habe. Nach sorgfältiger Prüfung habe ich jedoch die Überzeugung gewonnen, dass nichts in derselben enthalten sei, was überflüssig wäre, oder ohne eine wesent- liche Beeinträchtigung des Ganzen weggelassen werden könnte. | Wenn auch beinahe sämmtliche, in dieser Fauna vorkommende * Arten bereits bekannte und beschriebene sind, so ist es doch nicht thunlich, die ihnen beigefügten Beschreibungen hinwegzulassen und sie für überflüssig oder entbehrlich zu betrachten, da es gerade bei Local-Faunen von höchster Wichtigkeit ist, über die Richtigkeit in - der Deutung und Bestimmung der Arten ausser allem Zweifel zu sein. Insbesondere tritt die Wichtigkeit dieses Erfordernisses aber bei einer Bearbeitung der Mollusken ein, indem die allermeisten Arten in so mannigfaltigen Formen erscheinen, dass es ohne eine sehr genaue und scharfe Angabe ihrer Kennzeichen geradezu unmöglich ist, mit Sicherheit zu erkennen, welche Art oder Form unter dem angeführten Namen verstanden sei. Die Richtigkeit dieser Behauptung erprobt sich nur zu sehr in den Schriften selbst der ausgezeichnetsten Auto- ren in diesem Fache, welche unter einem und demselben Namen häufig ganz verschiedene Arten beschrieben und selbst abgebildet haben. Der Name allein genügt nur in verhältnissmässig seltenen Fällen und die Hinweglassung der Charaktere, welche allein nur über die Richtigkeit in der Bestimmung der Arten entscheiden, hat 292; Fitzinger. Bericht über Herrn V. M. Gredler’s Mollusken-Fauna von Tirol. nichtnur oft schon zu namenlosen Verwirrungen Veranlassung gegeben, sondern häufig auch der Wissenschaft mehr zum Schaden als zum Nutzen gereicht. Übrigens hat Herr Gredler seine Beschreibungen, wenn man sie ihrer Gedrängtheit wegen überhaupt so nennen darf, so kurz gefasst, dass selbst ihre Hinweglassung nur ein sehr kleines Ersparniss von höchstens zwei Druckbogen erzielen könnte. Eine Zurückweisung dieser wirklich gediegenen Arbeit, blos _ auf den Grund hin, dass sie einen Umfang von 9—10 Druckbogen in Anspruch nehmen wird, schiene mir ungerecht und der Aufgabe und Stellung der kais. Akademie nicht würdig. Auch glaube ich hervor- heben: zu sollen, dass diese Arbeit von einem Manne rührt, der sich bisher noch keinen Namen in der Wissenschaft zu machen Gelegen- heit hatte, und für welchen daher wohl kaum irgend eine Aussicht vorhanden ist, sein mühevolles Werk im Wege des Buchhandels zur Veröffentlichung bringen zu können. Die Verwirklichung des Wunsches, seine Arbeit durch die kaiserliche Akademie oder mit Hilfe ihrer Unterstützung veröffentlicht zu sehen, würde nicht nur höchst ermunternd auf ihn einwirken, sondern ihn sicher auch bestimmen, die Erforschung der natur- historischen Verhältnisse seines Vaterlandes auch auf andere Zweige auszudehnen. | Einen bestimmten Antrag hierüber zu stellen, behalte ich mir für unsere vertrauliche Sitzung vor. | Hlasiwetz. Über die Zusammensetzung des Ursons. 2953 Ringesendete Abhandlung. Über die Zusammensetzung des ÜUrsons. Von Prof, Dr. Hlasiwetz in Innsbruck. Eine Probe dieses, vor Kurzem von H. Trommsdorff in dem ätherischen Auszug der Blätter von Arbufus uva ursi aufgefundenen Stoffes 1), die mir vom Entdecker freundlichst überlassen worden war, gab bei 100° getrocknet und analysirt, folgende Zahlen: I. 0:3070 Grm. Substanz gaben 0'882 Grm. CO, und 0:309 Grm. HO II. 0.2628 „ R TR N tn AT ae In 100 Theilen: % I. — 18:35 — 7845 Ü H = 11:18 — 11:15 0 = 1047 — 10:40 100:00 — 100:00 Die einfachste, diesen Zahlen entsprechende Formel ist C,H,,0,. Sie verlangt: C=78-43, H—= 11-11, O0 = 10°46. Diese Zusammensetzung und die, schon in Trommsdorff's Bericht angegebenen Eigenschaften stellen den Körper in die Reihe der krystallisirten indifferenten Harze. Er schmilzt bei 198—200°C. und erstarrt krystallinisch. Über seinen Schmelzpunkt erhitzt, bleibt er amorph und wird rissig. In den meisten seiner Eigenschaften, und der Zusammensetzung nach vollständig kommt er mit dem Hartin C,.H;,0, überein, dem krystallisirten Harze, welches Schrötter aus der Braunkohle von Hart dargestellt und beschrieben hat ?). Anmerkung.’ Das Aretuvin, welches aus dem Zerfallen des Arbutin hervorgeht, ist nach der Untersuchung von A.Kawalier der Formel C,,H, 00, entsprechend zusammengesetzt. Denken wir uns den Sauerstoff durch Wasserstoff ersetzt, so entsteht die Verbindung C,,H;, die durch einen Mindergehalt von 20, von dem Urson sich unter- scheidet. Dr. Rochleder. 1) Archiv der Pharmacie, Bd. LXXX, S. 274, 2) Poggendorfi’s Annalen, Bd. 59, S. 46, 294 7 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Vorträge. Resultate der im Jahre 1854 in Wien und an einigen anderen Orten des österreichischen Kaiserstaates a Vegeta- tionsbeobachtungen. Von dem ce. M. Karl Fritseh. So wie im vorigen Jahre, erlaube ich mir auch in diesem, eine gedrängte Übersicht der Vegetationsbeobachtungen vorzulegen, welche in dem abgeflossenen Jahre 1854 in Wien und an mehreren anderen Orten des österreichischen Kaiserstaates ausgeführt worden sind. Ich bezwecke mit dieser Vorlage, die Theilnehmer an den Beob- achtungen möglichst schnell in die Kenntniss zu setzen, einerseits von den hauptsächlichen Ergebnissen ihrer Beobachtungen, anderer- seits sie in reger Theilnahme an denselben zu erhalten; denn nur von einer, nach einem bestimmten Plane mehrere Jahre hindurch eon- sequent fortgesetzten Theilnahme ist die Ernte jener Früchte zu hoffen, welche durch die Beobachtungen in Aussicht gestellt sind. | Die Beobachtungen, deren Ergebnisse in den beigeschlossenen Tabellen eingetragen sind, beziehen sich nur auf jene Pflanzen und Phasen der Entwiekelung, welche in der von der k. k. Central- Anstalt für Meteorologie ausgegangenen Instruction enthalten sind t). Sie umfassen: 1. für die wiehtigsten Bäume und Sträucher die Zeit der Belau- bung und Entlaubung; 2. für diese sowohl als für einige interessante krautartige Pflanzen, welche perennirend sind, die Zeit der Blüthe; 3. für mehrere in national-ökonomischer Men ar Pflanzen die Zeit der Fruchtreife; 4. für mehrere in derselben Hinsicht berücksichtigungswerthe Pflanzen die Zeit der Saat, des Keimens, Blühens und Fruchtreifens. Wie aus folgender Tabelle zu entnehmen ist, welche die Namen der Orte, an welchen die Beobachtungen angestellt worden sind, mit ihrer 1) Die Beobachtungen über andere Pflanzen und Phasen der Entwickelung erscheinen mit den hier zusammengestellten vereint, im Anhange zu den Jahrbüchern der meteoro- logischen k. k. Central-Anstalt. angestellten Vegetationsbeobachtungen. 29 5 geographischen Lage und Seehöhe, dann den Namen der Beobachter enthält, ist die Zahl der Beobachtungsorte auf 28 gestiegen, welche so ziemlich sich auf alle Länder des Kaiserreiches vertheilen, indem davon entfallen, auf Böhmen 8, Mähren 1, Oberösterreich mit Salzburg 3, Niederösterreich 2, Galizien mit der Bukowina 4, Siebenbürgen 3, Ungarn 1, Kärnten und Krain 3, Tirol 2, Dalmatien 1. Stationen in Österreich, von welchen Vegetationsbeobachtungen vorliegen , die im Jahre 1854 angestellt worden sind. Länge Seehöhe | Name des Ortes von Breite in Name des Beobachters Toisen | Ferro 46°52'| 756 |Herr Gemeinde-Vorsteher Franz Tabernigg. IBAN, 49 11 106 Med. Dr. Olexick. Dzaslau. u u... 49 57 126 Dechant Pecenka. Czernowitz . . - 48 17 114 Seminar-Spiritual Blaeziewiez. Deutschbrod . . 206 Prof. P. Norbert Syehrawa. Gastein (Wildbad) 1050 Med. Dr. Prühl. Hermannstadt . . 223 Prof. Reissenberger. Kahlenberg . . . 220 Hermann Bilhuber. Klagenfurt . . . 225 Director Joh. Prettner. Krakau 108 Felix Berdau, k.k. Ad- junet der Botanik. Kremsmünster. . 197 Sternwarte - Director P. August Res’!huber. Kronstadt. . . . 4 311 Prof. Eduard Lurtz. Baibach 2. . 152 Prof. Peter Petruzzi. Leutschau . . . 291 Med. Dr. Hlavaczek. 323 Apotheker Keil. 122 Prof. Dr. Columbus. 93 Fräulein Wilhelmine Fritsch. nf 158 |Herr Forstmeister Gintl. Saybusch. . . . 177 Med. Dr. Krziz. Schössl SICH | 175 Direetor Bayer. Senftenberg. . . 216 Astronom Theod.Brorsen. Schüttenhofen. . 225 Med. Dr. Stropnicki. Stanislau. . ... 112 KreisphysieusDr.Rohrer. Strakonitz . . . Med.Dr. Stropnicki!) Tröpelach . . Pfarrer David Pacher. Wallendorf . . . Pfarrer Klops. Wien (a) botan. Garten. ; - 24 Adjunet Fritsch. Wien (db) imFreien — Her ren Löw und Röll. 2 ?) |Herr Hauptmann Karl Lainer. 1) Übersiedelte im September 1854 nach Schüttenhofen. 2) Am Meeresgestade. 296 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Diese Beobachtungen bezwecken seiner Zeit die Untersuchung, wie und nach welchen Gesetzen sich die Zeiten gleichnamiger Enntwickelungsstufen der Pflanzen mit der geographischen und physica- lischen Lage der Orte ändern, während als weiter aussehender Zweck der Entwurf eines genauen Kalenders der Flora eines jeden Ortes angesehen werden kann, welcher ein Verzeichniss aller wichtigeren Erscheinungen in der Pflanzenwelt enthält, welche im Laufe des Jahres von Tag zu Tage sich ereignen. Der innige Zusammenhang mit den meteorologischen Erscheinungen, welche in ähnlichen Perioden vor sich gehen, unterliegt keinem Zweifel, wenn man die letzteren auf ähnliche Weise zusammenstellt und vergleicht. Während es in letzterer Hinsicht genügt, an einem oder einigen wenigen Orten, um eine Controle der Ergebnisse zu erhalten, genaue Beobachtungen, aber an möglichst vielen und verschiedenartigen Pflanzen und Phasen ihrer Entwickelung anzustellen, ist es in ersterer Beziehung, wenn es sich nämlich um die Abhängigkeit der periodi- schen Erscheinungen im Pflanzenreiche von der geographischen Lage und Seehöhe der Orte handelt, wünschenswerth, die Beobachtungs- | stationen wo möglich zu vervielfältigen und gleichmässig in dem Lande zu vertheilen, für welches die Vegetations-Verhältnisse ermittelt werden sollen, wogegen es genügt, die Beobachtungen an u aber besonders charakteristischen Pflanzen anzustellen. Es ist aber noch überdies nothwendig, von Zeit zu Zeit, am besten von Jahr zu Jahr die an den verschiedenen Orten angestellten Beob- achtungen zu vergleichen und sich zu versichern, dass überall dieselbe Methode der Beobachtung eingehalten und den Beobachtungen selbst die gewünschte Sorgfalt gewidmet werde. Lässt man diese Arbeit anstehen, bis eine hinreichende Anzahl von Beobachtungen vorliegt, um die normalen, d. h. dem Durchschnitte mehrjähriger Beobachtungen entsprechenden Verhältnisse abzuleiten, so läuft man Gefahr, dass sich in die Reihe der Beobachtungen Fehler einschleichen, welche sich im mehrjährigen Mittel nicht gegenseitig tilgen, sondern erhalten und das Resultat um eine constante Grösse, deren eigentliche Ursache sich oft nicht mehr vermitteln lässt, verkleinern oder vergrössern, und kann demnach mit Recht besorgen, für die verschiedenen Stationen nicht solche Daten zu erhalten, welche unter sich strenge vergleichbar sind. Die Jahresberichte der schlesischen Gesellschaft für vaterländi- sche Cultur in Breslau enthalten solche Berichte über die Vegetations- angestellten Vegetationsbeobachtungen. 29% beobachtungen, welche alljährlich in Preussisch- Schlesien und den angrenzenden Ländern angestellt werden, von Herrn Dr. Cohn. Schon einige Blicke in diese vortrefflichen Berichte genügen, um sich von ihrer Nothwendigkeit für den beabsichtigten Zweck zu über- zeugen. Ähnliche Berichte sollen nun mit Genehmigung der mathem.- naturw. Classe der hohen Akademie der Wissenschaften in ihren Sitzungsberichten von Jahr zu Jahr erscheinen. Zu solchen Prüfungen und Vergleichungen eignen sich am besten Bäume und Sträucher, indem sie einerseits von den Verrichtungen der Landwirthschaft unberührt ihren Entwickelungsgang vollenden können, andererseits fast ganz unabhängig sind von dem Standorte, in welchem sie wurzeln, in so ferne derselbe beschattet oder sonnig und gegen diese oder jene Weltgegend geneigt sein kann. Sie ragen ohne Rücksicht auf den Standort, mit ihren Wipfeln frei in die Luft empor und empfangen an demselben Orte überall eine nahezu gleiche Menge Wärme, Licht und Feuchtigkeit, in so weit ihnen dieselbe durch die oberirdischen Organe zugeführt wird. Die krautartigen Pflanzen wer- den hingegen durch den localen Standort so sehr in ihrer Entwickelung beeinträchtigt, dass sie nach Verschiedenheit desselben beträchtlich früher oder später blühen und die Früchte zur Reife bringen können. Im botanischen Garten zu Wien blüht z.B. ein Exemplar von Aconi- cum lycoctonum, W olfs-Eisenhut, das sich in dem Kernschatten einer Baumgruppe entwickelt, um sechs Wochen später als ein anderes, welches der freien Einwirkung der Insolation ausgesetzt ist. Aus ähnlichen Gründen sehen wir nicht selten auf hoch gelegenen Orten, ‚deren Mitteltemperatur bedeutend tiefer als in der Ebene ist, Pflanzen beträchtlich früher als hier blühen. Die Pflanzenphysiologie weiss diese Erscheinung zu erklären; sie soll uns hier nur als Thatsache dienen, welche die Wahl der Pflanzen rechfertiget, die in der Instruction den Beobachtern anem- pfohlen worden sind, indem sie der Mehrzahl nach den Holzgewächsen angehören. Würden sie mit den periodischen Erscheinungen, welche im Laufe des Jahres auf einander folgen, nicht fast ausschliessend der vegetativen Sphäre angehören, welche sich auf die Erhaltung und Kräftigung der Pflanze beschränkt, während die reproductive Sphäre durch weniger augenfällige und nur kurz dauernde Erscheinungen (Blüthe und Fruchtreife) charakterisirt ist, so wäre man weniger 298 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 genöthiget, aus den krautartigen Pflanzen Repräsentanten für eine Kategorie von Erscheinungen in der Pflanzenwelt zu wählen, welche die anziehendsten und zugleich am fähigsten sind, der Zeit nach scharf bestimmt zu werden. In der That zweifelt kaum ein Beobachter, wann er bei Pflanzen, deren Blüthenorgane deutlich entwickelt sind, den Tag der Blüthe anzusetzen habe; mit weit geringerer Sicherheit aber wird er den Zeitpunkt der Belaubung auffassen, insoferne sie nicht eine bestimmte augenfällige Erscheinung, sondern eine Reihe successiver Erschei- nungen bildet, welche nur selten hervorstechende und daher scharf aufzufassende Momente darbietet. Es dürfte daher nicht überflüssig sein, dieselbe hier etwas näher zu betrachten. Belaubung, „wenn wenigstens an einem Baume von einem Laubblatte die Oberfläche sichtbar wird“. Die Blattknospe ist mit wenigen Ausnahmen mit einer Hülle umgeben, welche aus einer bald grösseren, bald kleineren Anzahl von Theilen besteht, die man Schuppen, wohl auch Niederblätter nennt. Sie unterscheiden sich von den eigentlichen Laubblättern, deren Entwiekelungszeit allein nur aufzuzeichnen ist, durch die dunklere, gewöhnlich braune Färbung, durch den Mangel an Rippen und Nerven, dann auch durch ihre grosse Hinfälligkeit, da sie, wenn die ersten Laubblätter ganz entwickelt sind, gewöhnlich schon entfärbt werden und abfallen. Die erste Erscheinung, welche sich beim Erwachen der Vegetation aus dem Winterschlafe zeigt, ist das sogenannte Schwellen der Knospen, welches an den hellen Zonen erkannt wird, die sich dadurch an der Blatthülle bilden, dass Theile derselben, welche frü- her von anderen bedeckt waren, in Folge des sich vergrössernden Umfanges der Knospe zum Vorschein kommen. Dauert das Schwellen fort, so öffnet sich die Hülle und es dringen die Laubblattspitzen hervor; dies ist der Moment, mit welehem die Aufmerksamkeit des Beobachters zu beginnen hat. Gewöhnlich ist das Laubblatt, dessen - Spitze sichtbar wird, noch zugefaltet oder gewickelt und es ist nur die Unterfläche, welche die Oberfläche des Blattkegels bildet, sichtbar. So wie sich aber dieser aufrollt oder entfaltet und dieOberfläche des Laubblattes sichtbar zu werden anfängt, tritt der Moment ein, den der Beobachter aufzufassen und in die Tabelle ein- zutragen hat. Dies hat dann zu geschehen, wenn sich die Erscheinung angestellten Vegetationsbeobachtungen. 299 erst an einem oder einigen wenigen Knospen eines einzelnen frei- stehenden Baumes oder Strauches zeigt. Versäumt der Beobachter diesen Moment, so wird er bei der Bestimmung des Zeitpunktes der Belaubung einen bald grösseren, bald kleineren Fehler begehen und im Allgemeinen einen zu späten Zeitpunkt annehmen. In der Voraussetzung, dass die Belaubung in diesem Sinne von allen Beobachtern aufgefasst worden ist, will ich nun die für die Zeit der Belaubung an den verschiedenen Stationen gesammelten Daten bei einigen Baumgattungen vergleichen. Aesculus Hippocastanum, unsere Rosskastanie, belaubte sich am 93. April in Prag » 8 „ „ Laibach und Wien, mat... v,„ Klagenfürt, „16. ,„ , Strakonitz und Kremsmünster, Bere... Dienz m Tirol, „18. „» „ Schössl und Krakau, RN Tinz, 28: 5, Pürglitz, „2% 5» „ Hermannstadt, =. 9.Maı „ Kronstadt, » #& „ „ Deutschbrod, Senftenberg. Die Zeiten der Belaubung dieses Baumes schwanken also in Öster- reich nach Verschiedenheit der Stationen bis um vier Wochen, und doch sind sehr wahrscheinlich bei weitem noch nicht die extremsten Stand- orte des Kastanienbaumes in vorstehender Tabelle repräsentirt. Für die Weiss-Birke (Betula alba) ergeben sich folgende Daten: 7. April in Wien, 12.797. Prag: 14. „ .„ Kremsmünster, 15. „ , Klagenfurt, 1%. „ „ Strakonitz, al SS PUROIIZ, 21. „st Krakau, 22. 8 NEeNOrzaslau. 1. Mai „ Senftenberg, 5. „ „ Kronstadt und Saybusch Also eine ähnliche Reihenfolge und Verschiedenheit in den Zeiten der Belaubung. | 300 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Diese beiden Beispiele dürften zur Nachweisung genügen, dass die Beobachtungen Spielraum genug bieten, um seiner Zeit, wenn nämlich von mehreren Stationen als bisher, mehrjährige Beobachtungen vor- liegen werden, die Abhängigkeit der Zeit des Belaubens von der geographischen Lage und Seehöhe, und das Gesetz, nach welchem sich dieselben richtet, mit hinreichender Schärfe zu ermitteln und selbst dieBehauptung zu rechtfertigen; dass die Pflanzen empfindlicher sind für klimatische Unterschiede, als unsere meteorologischen Instrumente, wenn die Beobachtungen mit hinreichender Sorgfalt angestellt werden. In letzterer Hinsicht sind die Beobachtungen des Herrn Theodor Brorsen in Senftenberg ausgezeichnet, ich will sie daher mit jenen von Wien in der Absicht vergleichen, um zu zeigen, dass die Unter- schiede in den Zeiten der Belaubung einerseits von der Pflanzenart, _ andererseits auch noch von der Jahreszeit abhängig sind, in welchen die Belaubung stattfindet und im Allgemeinen abnehmen, wenn die Epoche der Belaubung in eine spätere Jahreszeit fällt. Der Reihenfolge in der Zeit nach belauben sich z. B. Senftenberg | ws Ribes Grossulara . .. 2... 10. März 11. April | 32. Tage Daphne Mezereum . . ..... Bahn 18.1, 21.05 Philadelphus eoronarius . . .. . Beh 2b... 0 3 ,„ Kanus Laryax 5... „u ana la BD. Ba. 0, DI kubustldaeus!U. 717, En 292%, Ba, DENN 5 Syringa vulgaris .. . . . EURRTERR ac: DR RER ee 1.10% Berberis vulgaris...» .. 4. April 3. Mai 29. 75 Eorylus’ Avellana. NUR. 290, AU 21. April 17:95 Viburnum ‚Opulus). | 12... #9.41.04,% 6.108 3. Mai ZUSRES Sorbus Aueuparia ». » ..... (DENE: ROSE: 23.25 Alnus elutmosa u... 0. 00a He, hr 24. April 17.7, betulayalbarks Wie Sr Re, 1. Mai RN kosa,eanınal.. une ee Mn, 28. April 21. 0% Aeseulus Hippocastanum . . . . a, % 4. Mai 20.75 Prunus’avıuım 2 SHE en de 3 RR Sn 26: .% Carpinus Betulus . ..: . . RE Det DB Allıarerandtola, .. . . .munman 10: ',; DEN, abe Ulmas/eampestris 1... I. Veran inr10.. 7, TR 237 0 Prunussdomestiea. 3. 2... nen. HL. 5 40. 0. 29.255 Populus pyramidalis. ... . WaRI@ıl. 5 2 30.7 Pyzus communis Y2....0.., 5 Spele: an a0 28.088 Hapusısilvakica ..../.....2%. ME N I Be SITE ER 14... Prunusspmosa. . .... RANEK20, 10% 10.0 20. Diliarparmıfaolal. go >, 4.8 a fayeıe: BU. te 23 Quereus pedunculata . ER nr ARE: 4.1.24 20:5 Robinia Pseudoacaeia . . . .. » 22 Tal, ZINN, “ ” Eraxinusexelsior Wo... ae 2. Mai 1 RER N angestellten Vegetationsbeobachtungen. 301 Hieraus ergeben sich folgende mittlere Unterschiede: Zahl | | Unter- det Periode | schied | pflanzen 1.—10. März . 20.—30. „ . 1.— 9. April . Die Abnahme des Unterschiedes in den Zeiten der Belaubung zwischen Senftenberg und Wien zeigt sich demnach im Allgemeinen mit der Jahreszeit fortschreitend, wenngleich manche Baumgattungen, die sich an einem der beiden Orte gleichzeitig belauben, an dem anderen zu verschiedenen Zeiten das Laub entwickeln. Das auffal- lendste Beispiel in obiger Zusammenstellung bietet die Ulme ( Ulmus campestris), welche sich in Wien gleichzeitig mit der Sommerlinde (Tilia grandifolia) und der Hainbuche (Carpinus Betulus) belaubte, nämlich am 10. April, während sie in Senftenberg um 12 Tage später das Laub entwickelt als die beiden anderen Bäume. Diese Anomalie kann indess auch in der Individualität des Bau- mes den Grund haben. Im botanischen Garten in Wien wurde die Zeit der Belaubung von fünf verschiedenen Bäumen besonders aufge- zeichnet. Im Durchschnitte aus drei Jahren fand man für die einzelnen fünfIndividuen von Ulmus u folgende Zeiten der Belaubung: a) 1%. April, b) 11. Mai, c) 29. April, d) 6. Mai, e) 5. Mai. Also an demselben Beobachtungsorte nach Verschiedenheit des Individuums derselben Baumart die Zeit der Belaubung um 19 Tage schwankend, während die Blüthezeiten nahezu überein- stimmen. Sie waren nämlich bei a) 7. April, b)6. , A d)5. » EEG Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft. 20 302 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 In dieser Beziehung erscheint es wünschenswerth, die Zeiten der Erscheinung immer nach dem mittleren Verhalten mehrerer Indivi- duen zu bestimmen, für die Ulme wäre z.B. die Zeit der Belaubung im Mittel von a) bis e) der 2. Mai. Glücklicher Weise ist das angeführte Beispiel nur ein excessiver Fall, da fast bei allen übrigen Baumarten die einzelnen Individuen nahezu gleichzeitig sich belauben, wie drei- jährige im botanischen Garten zu Wien angestellte Beobachtungen gelehrt haben. Blüthe „Wenn wenigstens Eine an einer Pflanze ganz entwickelt ist.“ Während die Verhältnisse der Belaubung, von welchen hier beispielsweise einige angedeutet worden sind, sich aus dem Grade und Gange der Temperatur und Feuchtigkeit genügend erklären lassen, kommt bei den krautartigen Pflanzen noch ein dritter Factor in Be- tracht, der nicht minder mächtig einwirkt, besonders auf die Zeit der Blüthe, es ist die Insolation oder Sonnenstrahlung, welche bei gleicher Lufttemperatur die Zeit der Blüthe desto mehr beschleuniget, je inten- siver sie ist. Es kommt daher sehr viel auf die Weltgegend an, gegen 'weleke der Standort der Pflanze abgedacht ist; da die Wirkung der Insolation nach einem bestimmten Gesetze mit dem Höhenwinkel der Sonne steigt oder fällt und eben desshalb auf eine analogeWeise wie dieser vom Winter zum Sommer zunimmt. Ein nach Süden geneigter Standort erhöht diese Wirkung, indem sich der Neigungswinkel des selben mit dem Höhenwinkel der Sonne summirt, so lange der Neigungswinkel den Winkel der Zeitdistanz der Sonne nicht über- schreitet. Bei einem nach Norden abfallenden Standorte wird der Höhenwinkel der Sonne um den Neigungswinkel des Standortes ver- mindert, bis derselbe dem Höhenwinkel der Sonne gleich wird, bei fernerer Zunahme hört die Insolation für die Pflanze ganz auf. Strenge vergleichbar sind daher nur jene Beobachtungen ver- schiedener Stationen, an welehen die Pflanzen an gleichnamigen Standorten beobachtet worden sind. Diese Gleichnamigkeit bezieht sich nicht allein auf die Neigung und Lage des Bodens in Bezug auf die Weltgegend, sondern auch noch auf die Bedingung, dass die Dauer der Beschattung und Insolation der Pflanze nahezu gleich sei und in dieselben Tagestunden falle, eine Bedingung, welcher immer genügt werden kann, wenn Pflanzen mit Standorten gewählt werden, die möglichst der freien Luft exponirt sind. angestellten Vegetationsbeobachtungen. 303 Aus diesen und ähnlichen Gründen erklären sich z. B. die folgenden Verhältnisse der Blüthezeit. Colehieum autumnale . ... . 7. Sept. | 14. August Convallaria majalis . ..... 4. Mai 10. Mai Rraoasia yesea |: ala." „iso 19. April 4.5 Galanthus nıvalis . . - . ..... 11. März 12. März Hepakıea illoba . .. 2 2.0... Tat Beh Iahum eandidum . ao. 0 +..% 25. . Juni 2. Juli Daseissus poclieus '. ..... 0.» 1. Mai 22. April Faeomaomieımnalıs © .» » . ! =. 1,7 mad. 11. Mai Niolanederata . .. Yan Hsın. 29. März | 20. März Es ist den Beobachtern’ in der Instruction aufgegeben worden, die Zeiten der Erscheinungen dann einzutragen, wenn eine Erscheinung zuerst bemerkt worden ist. An allen Orten, wo südliche Standorte vorkommen, werden daher die angeführten Zeiten der Blüthe als für die letzteren geltend angenommen werden können, besonders wenn sich bei der Vergleichung der Beobachtungen verschiedener Orte zeigen sollte, dass an einem, der in Bezeichnung auf Temperatur- Verhältnisse einem andern nachsteht, wie z. B. Kremsmünster gegen Wien, die Blüthezeiten früher eintreten, als in dem anderen. So wird z. B. die Leberblume ( Hepatica triloba) in Kremsmünster schon am 2. März als blühend angeführt, während sie in Wien erst am 14. März ihre Blüthen öffnete. Die Dichter-Narzisse ( Narcissus poeticus) blühte in Kremsmünster bereits am 22. April, in Wien am 1. Mai; die Pfingstrose ( Paeonia officinalis) dort am 11. Mai, hier am 17. Mai; das Veilchen (Viola odorata) am 20 März, in Wien hingegen erst am 29, März. Hepatica triloba und Viola odorata befinden sich im botanischen Garten in Wien, wo die Beobachtungen angestellt worden sind, wie fast alle Pflanzen auf einem gegen Norden abge- dachten Standorte, entsprechend der Lage des ganzen Gartens. Nar- cissus poeticus, Paeonia officialis in Beziehung auf Insolation eher auf einem weniger, als mehr begünstigten. Das Maiglöckchen (Convallaria majalis), das Schneeglöckehen (Galanthus nivalis) und die weisse Lilie ( Lilium candidum), welche auf einem horizontalen sonnigen Standorte wachsen, blühen in Wien auch richtig um einige Tage früher als in Kremsmünster. 20% 304 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Es ist daher wünschenswerth, den Standort der Pflanzen, von welchen die Daten mitgetheilt werden, näher zu bezeichnen, wozu einige wenige Zeichen genügen. Man kann z. B. die Abdachung nach der Weltgegend mit N= Norden, O—= Osten, S—= Süden, W— Westen, eine sonnige Lage mit + = plus, eine schattige mit — = minus bezeichnen, wonach sich die Bedeutung der Combinationen dieser Zeichen von selbst ergibt. Es wäre z. B. S+ ein gegen Süden abge- dachter sonniger, N+ ein gegen Norden abfallender, weder zu sonniger, noch zu schattiger Standort u. s. w. Diese Zeichen könnten dem Namen der Pflanze beigefügt werden. z. B. Convallaria majalis S +, Hepatica triloba +. Die Bezeichnung der Abdachung fällt bei horizontalem Standorte natürlich hinweg; die des Insolationsgrades wäre auch in dem Falle beizufügen, wenn der Standort nicht über- . wiegend sonnig oder schattig ist, so wie wir es an dem oben ange- führten Beispiele bei Hepatica triloba sehen. Bei Bäumen und Sträuchern ist die nähere Bezeichnung des Standortes aus den bereits angeführten Gründen zwar weniger noth- wendig, aber immerhin wünschenswerth. Obgleich in der Instruetion in dieser Beziehung keine Anord- nung getroffen worden ist, so dürften die an verschiedenen Orten gefundenen Daten dennoch vergleichbarer sein, als es auf den ersten Blick scheint; indem den Beobachtern, wie bereits erwähnt, aufge- geben worden ist, immer das früheste Datum einer jeden Erscheinung anzumerken, welches in der Regel von einem Standorte mit südlicher Abdachung und sonniger Lage erhalten wird. Die Aufzeichnungen dürften daher unter sich vergleichbarer sein, als mit Wien, wo die Beobachtungen im botanischen Garten angestellt wurden, dessen Terrain nach Norden abfällt. Doch senkt sich auch hier der Boden nicht ununterbrochen gegen Norden, sondern wechselt mit Terrassen von horizontaler Lage. Pflanzen, welche in diesen Theilen des Gartens beobachtet worden sind, werden sich so gut zu Vergleichungen eignen, wie Aufzeichnungen von anderen Orten. | Beispielsweise mögen hier die Blüthezeiten der weissen Lilie (Lilium candidum) angeführt sein, welche im botanischen Garten zu Wien auf einem sonnigen horizontalen Standorte eultivirt wird. Die Blüthezeiten waren: IN) ZALa 1... Mey an 2 ann, en. sl ur 2 angestellten Vegetationsbeobachtungen. 305 rar... '. am 80. Juni, „Kremsmünster . „ 2. Juli, msi"... „ 12." Pestrakonitz . . ,„ 10. „ Diese Beobachtungen stimmen ziemlich gut mit der geographischen Lage der Beobachtungsorte überein. Für das Maiglöckchen (Conval- laria majalıs) ergeben sich folgende Blüthezeiten: men. %.. ... am..4. Mai, LE N ze ei. a N, Kremsmünster. .. . „ 10. „ 2 IE A In OR sitakonllz . 3... m. 1Dnnoz stamslau..!. wo ... gg & Hier zeigt sich nur in Prag eine etwas auffallende Verzögerung. Als ein drittes Beispiel möge Narcissus poeticus, die Narzisse der Dichter gelten. Sie blühte: in Deutschhrod . . am 16. April, „Kremsmünster. . „ 22. „ „ Wien . ET UR 1. Mai, en el re gap 5 IE De m rakoniiz “5 Da Die bedeutend frühere Blüthezeit in Kremsmünster, noch mehr aber in Deutschbrod ist sehr auffallend, während an den übrigen Orten die Zeiten Ziemlich gut stimmen. Ob nicht eine Verwechslung mit der gelben Narzisse (Narcissus Pseudonarcissus) stattfand? welche bedeutend früher als die Diehter-Narzisse blüht. Die Beobachtungen über die Blüthe eignen sich, weil sie einer grösseren Genauigkeit als jene über die anderen Stadien des Pflan- zenlebens fähig sind, am besten zur Entscheidung der Frage, ob die Vegetations-Verhältnisse eines Jahres an irgend einer Station normal oder anomal waren, d. h. ob die Blüthe der Pflanzen zur gewöhnlichen oder ungewöhnlichen Zeit eintrat oder nicht, voraus- gesetzt, dass die normale Blüthezeit nach mehrjährigen Beobach- tungen bekannt ist, 306 Dies ist in Prag der Fall, Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Unterschiede Anomalie nennen. 1) M.s. Kalender der Flora des Horizontes von Prag. Anhang zum Jännerhefte 1852 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Cl. d. kais. Akad. d. Wissensch. Aesculus Hippocastanum blühte 4. Berberis vulgaris Betula alba ... . Convallaria majalis Cornus mascula . . . Corylus Avellana Cytisus Laburnum . . . Fragaria vesca Fritillaria imperialis Galanthus nivalis Hepatica triloba. . ... Juglans regia .». .... Nareissus poetieus .. . Nymphaea alba... . Paeonia offieinalis. . . Philadelphus coronarius Populus pyramidalis . . Prunus avium ; „ domestica . . . Pyrus communis. . . u IMS AN ee. Ouercus pedunculata Ribes Grossularia . . . Robinia Pseudoacacia Rosa canina . .... in eentöfolio: uch Rubus Idaeus . . Sambucus nigra . . . . Sorbus Aucuparia . . . Syringa vulgaris Ulmus campestris . . - Viburnum Opulus . . - Viola odorata. . . . . ” wo die Blüthezeiten vieler Pflanzen aus mehrjährigen Beobachtungen berechnet werden konnten 1). Wir wollen nun dieselben mit den im Jahre 1854 ausgemittelten, verglei- chen und die Unterschiede mit + (plus) bezeichnen, wenn die Pflanze im Jahre 1854 früher blühte, im Gegenfalle mit — as und die Anomalie in Tagen Mai + ” ir . April + . Mai — . April + . März + . Mai — 3 . April + ” . April . Maı . April 3 Ba ee le ea 3 ja sS So co- dw» X ” [I ST eoaok m Qo uHMoaosam om mo © angestellten Vegetationsbeobachtungen. 307 Geht man von der Voraussetzung aus, dass die Witterung auf alle Pflanzen in demselben Sinne einwirkt, so sollte sich, wenn sich in einer Jahreszeit bei einer oder der anderen Pflanze die Blüthezeit verzögert oder beschleuniget hatte, eine ähnliche Wirkung auch bei den übrigen gleichzeitig blühenden Pflanzen herausstellen. Wir wol- len daher die Anomalien nach den Blüthezeiten zusammenstellen und sehen, ob die in dieselbe Periode fallenden Anomalien in Beziehung auf Grösse und Zeichen übereinstimmen. Zahlreich genug zu Ver- gleichungen sind nur jene Anomalien, welche Blüthezeiten angehören, die in folgende Dekaden fallen. | io 32 er 5 2,50 Bro — dl Fr en 1348. 40 '30,062641 325 Bei ra Be, 10H ES 110 a Die zusammengehörigen Anomalien bewegen sich mit wenigen Ausnahmen innerhalb der Fehlergrenzen der Beobachtungen und nor- malen Blüthezeiten, da auch die letzteren noch bis auf ein paar Tage unsicher sind und beide Reihen nicht von demselben Beobachter herrühren. | Lässt man die mit einem Fragezeichen markirten Grössen unbe- rücksichtiget und berechnet für alle Dekaden den Durchschnitt der zusammengehörigen Grössen, so erhält man folgende mittlere Anomalie 1. bis 10. April —1 ie 0 43 14%. .10,.Mai —1 Ara 20, +1 21.h% ollı +6 Die Vegetations-Verhältnisse waren demnach im Jahre 1854 in Prag nahezu normal, d. h. die Pflanzen blühten fast zur gewöhn- lichen Zeit, nur in den Perioden vom 11. bis 20. April, dann 21. bis 31. Mai zeigt sich eine Beschleunigung der Entwickelung um wenige Tage, 308 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Fruchtreife. „Wenn wenigstens eine Frucht an einer Pflanze ganz reif ist.“ In Betreff der Fruchtreife wird es genügen, wenn die Herren Beobachter die Zeiten derselben für jene Pflanzen angeben, welche in national-ökonomischer Hinsicht von Wichtigkeit sind, dafür aber bei der Bestimmung des Zeitpunktes der Fruchtreife mit um so grösserer Sorgfalt vorzugehen. Wir wollen von den verschiedenen Orten die Zeiten derFruchtreife unserer Erdbeere (Fragaria vesca) vergleichen. Die Früchte reiften: in Linz -............ 'am.020%. Mas, SO NLIEN. N „ Strakonitz . „. 42 Jun, „ Senftenberg a Ve eStanıslau® 2 .; 6 ve „Kremsmünster . „ 18 „ 3 BEN DES WE N RR a Ne Ba I „ Hermannstadt: . -.. :, 720." , I, EI NE A eg Male »SavBusch,.. ... 8 1. Juli. Auffallend früh ist die Fruchtreife in Linz, auffallend spät in Zara. In Linz findet man im Journale die Bemerkung: „Reife Erd- beeren auf dem Markte“; es wäre also möglich, dass sie von einem anderen Orte stammen oder künstlich zur Reife gebracht worden sind. In Zara scheint die Monatszahl des Mai (5) mit jener des Juni (6) verwechselt worden zu sein. Als zweites Beispiel möge die Vogelkirsche (Prunus avium) dienen. Die Früchte reiften : in Zara... am “PO Man, „Hermannstadt . , 6. Juni, „Kremsmünster . „ 10. „ »Rronstadt. nv... .0,r Klon, KilDale SEE ale Sn EDEN, VOSTakau te. 2 41. Stanislau‘. Bw. 0 „Klawenftit nen, 1. Juli, ‚Ozaslau 4.8 07, Garn 4uSitrakonitz ol, Ban „senftenbere, 10.1. angestellten Vegetationsbeobachtungen. 309 Diese Daten dürften der geographischen Lage und Seehöhe der Orte so ziemlich entsprechen, nur in Kremsmünster erscheint die Fruchtreife auffallend frühzeitig. Die Pflaumen (Prunus domestica) reiften: Ba. .,2% am August, aa un. 20... , 2, E12 12 Dear AurERD En 7 EEE Kallermannstädt 1, male, Bzaslaus.. 2.2, 9. September, „Kremsmünster . „ 10. Beetanıslau 1.1, 1, 718, „Kahlenberg . . „ 20. „ Deutschbrod . . „ 26. M DieBirnen (Pyrus communis) und Äpfel (Pyrus malus,) reiften: P. communis P. malus a banz....." am. 5% Juli, Baukragsilnina „ıi, > PDERER 22. August, en 3ellaaı 93.1 akonilz 1... 80... 5. 2 „ Kremsmünster „ 5. August, osStanislau '. , k 2 BeRrakau ... „26. A DA. 2 Bei dieser Frucht kommt zu viel auf die Sorte an, als dass man die an verschiedenen Orten gemachten Aufzeichnungen als strenge vergleichbar betrachten könnte. Auch ist die Fruchtreife dieser Obstgattungen mit viel zu wenig augenfälligen und schnell vorüber- gehenden Erscheinungen verbunden, als dass sich die Zeit derselben genau bestimmen liesse. Es ist daher wünschenswerth die Frucht- sorte entweder näher zu bezeichnen oder die Beobachtunger an wil- den Exemplaren anzustellen. Die Fruchtreife des Weinstockes ist viel zu wichtig, als dass wir uns versagen könnten, die wenigen vorliegenden Daten verglei-. chend zusammenzustellen. Fruchtreife von Vitis vinifera : m Zara 12. ...am 19. -Ausust, ran. 2 7. September, „ Wien . IRTUE EINE O. 5 „ Kremsmünster . „ 20. & „ Hermannstadt . . „ 8. RL) 310 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Beim Weinstock kommt viel darauf an, ob er im Freien steht oder an einem Spalier gezogen wird, sowie auch die Tageszeit, zu welcher der Stock von der Sonne beschienen wird. Die Herrn Beob- achter werden daher ersucht, diese Verhältnisse bei den Beobach- tungs-Daten zu bemerken. Einjährige Pflanzen. Die Zeiten der Blüthe und Fruchtreife einjähriger Pflanzen sind nur dann von Werth, wenn zugleich die Saat- und Keimzeit ange- geben wird, denn in der Regel blüht eine Pflanze und reifen ihre Früchte desto später, je später sie gesäet wird, vorausgesetzt, dass die Bedingungen des Keimes in beiden Fällen in gleichem Grade vor- handen waren. Dies lässt sich nach der Zeit des Keimens beurtheilen, es ist daher wünschenswerth, auch diese beizufügen. Abgesehen davon, dass gerade die in national-ökonomischer Hinsicht wichtigsten Pflanzen, wie z. B. unsere Getreidearten, die Hülsenfrüchte, der Lein, Tabak, die Kartoffel u. s. w. einjährige, d. h. solche Pflanzen sind, ' welche in demselben Jahre, in welchem sie gesäet wurden, Früchte tragen, sind sie auch noch in rein wissenschaftlicher Hinsicht, vor den übrigen, den Beobachtern in dem Falle anzuempfehlen, wenn es sich um die Beantwortung der bisher immer nur mehr oder weniger an- nähernd, und daher nicht genau genug gelösten Frage handelt, wel- cher Quantität von Wärme, Feuchtigkeit u. s. w. eine Pflanze bedarf, um einen lohnenden Erfolg des Anbaues zu versprechen. Die Beantwortung dieser Frage setzt die Kenntniss des Zeit- punktes voraus, von welchem man bei der Summirung der Wärme- grade u. s. w. auszugehen habe, wofür im Allgemeinen jener ange- nommen wird, zu welchen die Pflanzen aus dem Winterschlafe er- wachen, welchen Zeitpunkt man der Saatzeit der einjährigen Pflanzen als adäquat annehmen kann. Bei letzteren ist also dieser Zeitpunkt genau bestimmt, bei weitem weniger oder gar nicht hingegen bei den perennirenden Pflanzen, weil bei den wenigsten derselben augen- fällige Anzeichen des Erwachens vorkommen und wenn dies auch nicht der Fall wäre, viel davon abhängt, bis zu welchem Grade der Entwickelung die Keime im verflossenen Herbste gelangt sind. Aus dem Vorangeschickten folgt von selbst, dass man die Zeiten der Blüthe und Fruchtreife von verschiedenen Orten nicht unmittelbar unter sich vergleichen kann, sondern nur die Unterschiede zwischen angestellten Vegetationsbeobachtungen. tl ' gleichnamigen Phasen der Entwickelung, z. B. den Unterschied in den Zeiten des Keimens und der Blüthe, der letzteren und der Fruchtreife u. s. f., obgleich auch dann nur ein annähernd richtiges Resultat erhalten wird, weil selbst an demselben Orte viel auf die Jahreszeit ankömmt, in welcher die Entwickelung stattfand, da die Pflanze z. B. in einer wärmeren Jahreszeit, vorausgesetzt, dass es zu- gleich an hinreichender Feuchtigkeit nicht mangle, weniger Zeit benöthigen wird, um von der Blüthe zur Fruchtreife zu gelangen, als in der kälteren und dieVerhältnisse durch Temperatursummen u. s. w., daher genauer dargestellt werden könnten. Dass die Zeit der Saat nicht immer die Bedingung des Keimen in sich schliesst, erkennt man am besten aus den sehr ungleichen Unterschieden der Zeiten des Säens und Keimens. Beim Haber (Avena sativa) z. B. vergingen: Ins Alles; „0.00 5,010 „ Kremsmünster . 18 „. Sirakomilz .. .. ..:.80 Er Mien. a Tage, bevor die keimende Pflanze an der Erdoberfläche erschien. Als zweites Beispiel möge die Kartoffel (‚Solanum tuberosum) dienen, derenKnollen beträchtlich später gesteckt zu werden pflegen, als die Saat des Sommergetreides vorgenommen wird. Es WereuEEN bis zum Hervorspriessen der keimenden Pflanze Tage: InBAlkUss nt) ai „ Kremsmünster . 24 „ Strakonitz . . 44 » Deöpelaeh '.. . 16 In Alkus und Kremsmünster wurden die Knollen an demselben Tage, nämlich am 15. April gesteckt, und dennoch erschien die Pflanze hier bereits am 9. Mai, dort erst am 22. Mai an der Erdoberfläche. In Tröpelach, wo die Pflanzung erst am 12. Mai vorgenommen worden ist, gingen die Kartoffel um 6 Tage später auf, als in Alkus und 11 Tage später als in Strakonitz, wo die Knollen bereits am 8. April dem Schoosse der Erde anvertraut worden sind. Diese Beispiele genügen zu zeigen, dass es zweekmässiger ist, die Blüthezeit mit der Keimzeit zu vergleichen, als mit dem Datum der Saat. Es vergingen zwischen beiden Tagen, und zwar: 12 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Zeitdauer vom Keimen bis zur Blüthe. Krems- münster Avena sativa (Haber) Cannabis sativa (Hanf) [ep] & Hordeum vulgare (Gerste) Linum usitatissimum (Lein) Pisum sativum (Erbsen). . Polygonum Fagopyrum (Heidekorn) Solanum tuberosum (Kartoffel) Zea Mays (Mais) Wichtiger wohl ist die Vergleichung der Erntezeit mit der Zeit des Keimens, welche sich mit Hilfe der vorstehenden und nachfolgenden Tafel leicht bewerkstelligen lässt, denn um die Zeitdauer vom Keimen der Pflanze bis zur Fruchternte zu finden, braucht man nur die ent- sprechenden Zahlen beider Tafeln zu summiren. Zeitdauer von der Blüthe bis zur Ernte. Avena sativa (Haber) Cannabis sativa (Hanf) Hordeum vulgare (Gerste) Linum usitatissimum (Lein) Pisum sativum (Erbsen) Polygonum Fagopyrum (Heidekorn) . . Solanum tuberosum (Kartoffel) Zea Mays (Mais) Es scheint, dass die Fruchtreife verschieden aufgefasst wird, indem einige Beobachter den Anfang, andere das Ende derselben notiren, welches durch die Ernte bezeichnet ist. Da aber der Tag der Ernte nicht selten ein willkürlicher ist, so wäre es vortheilhafter den Anfang der Fruchtreife anzumerken, wie es auch in der Instruc- tion angeordnet worden ist. Jedenfalls wird eine grössere Vergleich- barkeit der Beobachtungen erzielt. In Wien, wo nur der Zeitpunkt des Beginnens der Fruchtreife angemerkt worden ist, ist das Intervall zwischen Blüthe und Fruchtreife kürzer, als an den meisten übrigen angestellten Vegetationsbeobachtungen. 313 Orten. Die Zeit der Fruchtreife stimmt dann auch besser zur Zeit der Blüthe, welche ebenfalls dann angemerkt wird, wenn eine oder einige wenige Blüthen im Allgemeinen, nicht an allen einzelnen Pflan- zen, ganz entwickelt sind. Man merkt z. B. die Blüthe des Roggens (Secale cereale) dann an, wenn an einer oder einigen wenigen Ähren im ganzen Beobachtungsbezirke die Staubfäden erscheinen, daher auch die Samenreife, wenn an einer oder einigen wenigen Ähren die Körner die Keimfähigkeit erlangt haben. Das Intervall zwischen Blüthezeit und Samenreife wird nahezu dem mittleren Verhalten aller Pflanzen der beobachteten Art entsprechend sein. Laubfall. „Wenn alle Laubblätter wenigstens an einem Baume abgefallen sind.“ Der Laubfall im Herbste, welcher an Holzgewächsen zu beob- achten ist, geht selten regelmässig und allmählich vor sich, son- dern erleidet gewöhnlich Störungen, welche bewirken, dass er bald früher, bald später sein Ende erreicht. Eine anhaltend niedrige Temperatur bei ruhiger Luft verzögert ihn in demselben Grade, als ihn eine ungewöhnlich hohe Temperatur bei bewegter Atmosphäre beschleuniget. Solche Ursachen stören nur dann die Verhältnisse, welche sich herausstellen, wenn man die Daten verschiedener Orte vergleicht, wenn sie nur local auftreten und nicht allgemein verbreitet sind. Ist in den normalen klimatischen Verhältnissen eines Ortes ein Grund vorhanden, dass hier bei einer Baumgattung die Entlaubung früher stattfinde, als an einem anderen, so wird dies auch geschehen, wenn an beiden Orten übereinstimmende ausserordentliche Verhältnisse stattfinden, z. B. eine anhaltende kühle oder warme Temperatur. Die Hauptquelle der Störungen sind vielmehr ausserordentliche Erscheinungen, welche nur local auftreten und schnell vorübergehen, z. B. einzelne Stürme, Fröste u. s.w. Ein einziges Ereigniss dieser Art reicht oft hin, um die meisten Bäume binnen kurzer Zeit ihres Laubschmuckes ganz zu berauben, während sie denselben an anderen Orten, welche von dem Ereignisse verschont blieben, noch mehr oder ‚weniger lange Zeit behalten. Wir wollen nun einige Vergleichungen der Zeiten anstellen, zu welchen an verschiedenen Stationen die vollständige Entlaubung statt- gefunden hat. 314 Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 Entlaubung der Rosskastanie (Aesculus Hippocastanum) : Hermannstadt am 16. October, Kronstadien. Jona. »aolg Kremsmünster . . „ Senftenberg . . . , Stanislawiiäliselgd wen % Krakanitın al Jen & ANien dulh) „oda and Bragı m. day una. BI. are N BSR N Bin or Hailiy 4. November. Entlaubung der Buche (Fagus silvatica) : Kronstadt . . ..o.,am Burchezi sa Ei a Senftenberg . . . „ Kremsmünster . . „ Wien eo [ . . U EL} 20. October, 24. 5 28. ke 31. A 12. November. Entlaubung der Pappel (Populus pyramidalis): Hermannstadt . . am Scehüttenhofen . . ,„ Stanislauıs leere Kremsmünster . . „. LEE LE SEI Ms a Kronstadt, Wien . „ 20. October, 23° u 28. % 31. 2 4. November, 12. 2 13. P Entlaubung der Sommerlinde (Tilia grandifolie) : Kronstadt 403, ./,am Schüttenhofen . . ,„ Brae una iin WIEN, (Den unsern Kremsmünster . . Hermannstadt . . „ Senftenberg... ., » 22. October, 24. P 25. A 26. ” 26. e DIN via 1. November. Es stellt sich heraus, dass die Entlaubung an den verschie- denen Orten auf einen viel engeren Zeitraum beschränkt ist, als andere Stadien des Pflanzenlebens, wie die Belaubung, Blüthe und Fruchtreife, ein Beweis, dass sie nicht weniger durch andere Fac- toren, als durch klimatische Verhältnisse bestimmt wird. 315 angestellten Vegetationsbeobachtungen. zur] 70%) DAN 9778 — zuar] | yoegıeg 7pe4suo.uy ee ee = Senn alrreki 8 54277710 37 7a Oo — ar ws =E ar Die ap 10 WC. — et) = Nereıe — eh E = F- = = a ER 9 een a er erite ne ee ee ne re een De a ee re = Kemer ee ae Vor De fe ee — See ee ea BE br ee ee elle Er er ET ee N ee Koh BE ee = DEE IB el) va ee en ee 5-9 Fe a ran ie ET ae Ense |-usrned| |, a PPngıg pun ounrg 19p SU9gnejPg SOp Jeuoy pun 3ey “esouids © "eOnsawop “ : ° wınıe snun.Id - sıpepiweaÄd snindoq ° sıje}Ju9pI990 snuBgeld “ © 2 STINSOAHIS 25% °- xuÄıeg snurd SNLIBU0A09 snydjapeptyd wedoına BIO egpe snaop ° 8182. sue[önf “ xIfoH 2.1opaH ° 1015[99X9 SnuIxb.ıJ] ° eOLIeg) snoLg woırealıs snde, 7 - wn919zZo7] Juydeq - wınuinge snsy4g guejjaay snJÄ10og ° ejn9sew snulog COSAA LOULISLI sninyag snurd.ae) ° vgje einJog SLIBIIDA SLIOQLOT wıswd “ sıununwoy snjepsAuy ° 2soulln]s snujy ° winuejseooddiy snjnasoy Fritsch. Resultate der im Jahre 1854 316 " 2959A BOueIse) ° snjnyag snurdıey TE | SLIBSINA SLIOALOT worsıod sIunWwuL09 snpepsAuuy ° * * 8sourn]S snuy ° wmnuegseaoddiy snnasoy Sa Al oaniie | Steg [yosna Shan 0 ne en Ta TTHTTA ST Ze 70% er re ne) LIDKITOEN. zB 779% Ä “0... sıysodums snwpn ee D eıpopared [3 39 = | 20900 Verjoppuwad eiLE, 7% l e "oe re 0 2 SSLTEATDA BOULLÄR er: I7% . 2 0.00 2 ,Bednannzsngioe 776% 76H "en... "Blu snönqueg 77% 70% “irn RauoTägeg, ziieg 977% 5 a D . . o . . f} . SN&pI snqny late u! var 3 22 Zr ON UsD 176 74H a a Selen. BON It 176 08 84 “00° IORIROPNIST eIugoy 77% Ve! 96h | 878% a et ET 48 el = —= “0 + -eyepnaunpad sna1an — %—08 en F—i wre ee erh ehe snye [14 966787 g—-0F GV — 17-77 "9° * + s[uNnWU0D ST.IÄT - a99sunw yıny g ıpeIs Bau ejse uun« zur] | zuarg | wener Jpe9suoay a neyeay an uruey essen | uosindn nejsezg n.ıg 317 angestellten Vegetationsbeobachtungen. 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Resultate der im Jahre 1854 318 747 8797 764976 870618 72% 66 [87087 zus] |yoegee Is a | neyeay)| FF | Surmey | ?P%9S -u9Se]M -uueulof ‚uozuegg uosrıyefigaw 19p suayung yoe -j9doa] zyıu -oyens Sıogq wıez | uaıM | en nejstuesg | ulogseH | -y | [ssoyaS | Wsngies BOT asIn9q | -ou1azy zyIM nejsezg | = | 708 zyıpsand | Seid 7768 7761 779} 77% Vai; 7=c sop Jeuop pun Sey 19994 IS * wIN919ZO7] auydeq ° winuinge] snsyyÄg wuejjoay snjAaog *“ epndseul snulo) sıpeleur eıtejjeauog 9feuumnyne wnDLy9J09 "0" BISOA BOuRjse,) snjngag snurdieg SLIESINA unge) eqje eingog ° SLIBÖINA SLIOqLOg "eorsıd © SIUNWULOD SnjepsÄuy ° esoun]s snufy ° wnuejseooddip snjnasay ENT TEEN * snjndg wnuuangın " sıgsodumo snwn - eıjopamd “ LIJOFIPUR.IO CIIL], sıIeöpna edunlÄg ° eriednony snqiog 319 angestellten Vegetationsbeobachtungen. | « GE ET De ETW ad 9 ei = => a” Be ee RT LEN RS a Re en 1) 5 Aasaı [U Hamaes ua Zu /CC en a a = = — 19-4 | 9° 9°0 spunuuoo snaÄg en eeeee eeeeeeuereaela vo Fa 7 es 9 Sr 7757 ae = == Et u 9 SE ERSERRON EAN = ea nee el = | 85, a 1 a A > zei 1 LEN: I ee u NE er a ee a a ze zZ — er dot “.. +. + sıpeprmweaid snındoq = 4 ne ae — — _ = — = —_ *.*.*.-°.. sıpejuopI990 snuereld Se ne us 6 zn c—0F7 Dolie u FR I en Be a ee SLIISYAJIS [13 u L eg = a3 Eu ar a u Fr 20 ee xudaerg snurd == — 9-0} 9-7 |s—rg|8-1E| — — — -— — — 1. — - * .* SnLIBU0.109 snydjopejydg ze = — |e-jr | — _ —_ — = = — — “0... ° sıfeurdmjo vIuUoxd Ps nr u — sur Fee 22; _ _ — — — —_ “ee. 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Die Experimente, welche am lebenden Thiere angestellt wurden, um die Leitungsvorgänge im Rückenmarke zu ermitteln, können beim Menschen zum Theil durch die klinische Beobachtung solcher Fälle ersetzt werden, in welchen Segmente des Rückenmarkes patho- logisch-anatomische Veränderungen eingegangen sind. Hierbei tritt an die Stelle der partiellen künstlichen Trennungen am Thiere die Erkrankung einzelner Stellen des menschlichen Rückenmarkes; in beiden Fällen hat man zu untersuchen, wie sich Sensibilität und Motilität in den unterhalb gelegenen Theilen ver- halten. | Wenn aber ein Krankheitsfall in der angedeuteten Richtung brauchbar sein soll, so sind meiner Meinung nach hierzu folgende Bedingungen erforderlich: 1. Muss in einem durch den Krankheitsherd geführten Quer- schnitt der absolute Mangel der leitenden Elemente, d. i. der Nerven- röhren und in der grauen Substanz, auf welche sich jedoch meine ‚ Beobachtungen nicht erstreeken, auch der Nervenzellen constatirt sein; denn nur dadurch weiss man, dass das erkrankte Rücken- markssegment leitungsunfähig geworden ist, und lässt sich auf das Leitungsvermögen der unversehrt gebliebenen Theile ein Schluss ziehen 1). Es kommen häufig alte intensive partielle Erkrankungen 1) Fälle, in denen ich die Nervenröhren nur bis zu einem Minimum vermindert fand, wurden daher unter die nachfolgenden Beobachtungen nicht aufgenommen. Ganz ungenügend ist der von Dr. Marcel in Nr. 52 des Jahrganges 1854 der Gazette medicale de Paris mitgetheilte Fall einer sogenannten weissen Rückenmarkserwei- chung für die daraus auf Leitung der Sensibilität durch die Hinterstränge gezogenen Schlüsse, indem hier die mikroskopische Untersuchung gänzlich fehlt, und es nieht unwahrscheinlich ist, dass neben einem gewiss vorhanden gewesenen, Jedoch wohl nur bei genauerer Untersuchung zu ermitteln gewesenen Rückenmarks- leiden die sogenannte weisse Rückenmarkserweichung, wie dies so oft geschieht, künstlich bei der Herausnahme des Rückenmarkes erzeugt wurde. 330 Türek. Beobachtungen über das des Rückenmarkes vor, die so genannten Schwielen, welche mitunter durch ihre graulich röthliche Farbe schon für das unbewaffnete Auge in auffallender Weise von der Umgebung abstechen, und dennoch weist das Mikroskop nicht selten eine beträchtliche Anzahl von Nervenröhren in ihnen nach. Es ist demnach die mikroskopische Untersuchung bei jeder noch so intensiven und noch so alten Erkrankung unerlässlich, und zwar muss sie sich stäts über den ganzen Querschnitt erstrecken, da das Verhalten der Nervenröhren an verschiedenen Stellen eines solchen ein verschiedenes sein kann. Da insbesondere in älteren derleiSchwielen öfter ein feinfaseriges Gewebe vorkommt, welches die Nervenröhren zum Theil verbirgt, so wird dadurch eine zweite Untersuchung nothwendig, in welcher man die mittelst einer feinen nach der Fläche gekrümmten Scheere abgehobenen Stückehen mit Kalilösung befeuchtet, um jenes Faser- gewebe aufzulösen, oder durchsichtig zu machen. Erst wenn dadurch keine Nervenröhren zum Vorschein kommen, darf man sich des Fehlens derselben versichert halten. 2. Muss der Kranke kürzere Zeit vor dem Tode auf das Verhal- “ ten der Sensibilität und Motilität untersucht worden sein. 3. Der Krankheitsprocess muss ein alter sein. Dadurch wird der Übelstand aufgewogen, dass man fast nie in die Lage kommt, genaue Beobachtungen in den allerletzten Tagen oder Stunden der Krankheit anzustellen. Bei einer alten Rückenmarkskrankheit, deren Erscheinun- gen seit Monaten stationär bleiben, und wo der Tod nicht etwa durch ein Weiterschreiten des Rückenmarksleidens, sondern durch andere Krankheiten als z.B. hypostatische Pneumonie, Resorption aus jauchen- dem Deeubitus, Durchfall erfolgt, lässtsich nicht annehmen, dassin den letzten Lebenstagen bis dahin erhaltene Nervenröhren untergegangen sein sollten. Bei frischeren Fällen darf man dies wohl voraussetzen; solche habe ich daher auch bei der vorliegenden Mittheilung ausge- schlossen. Man kann aber endlich sicher sein, dass die Nervenröhren in den Schwielen nicht etwa erst nach dem Tode zu Grunde gehen; denn sie erhalten sich daselbst, wie man sich durch längere Auf- bewahrung überzeugen kann, noch mehrere Tage nach dem Tode eben so gut, als anderwärts. Nachdem ich in den letzteren Jahren bemüht war, die auf meiner Abtheilung des k. k. allgemeinen Krankenhauses vorgekom- menen Fälle in der angegebenen Weise zu benützen, erlaube ich mir | nn Leitungsvermögen des menschlichen Rückenmarkes. 331 die geringe Zahl der den aufgestellten Bedingungen entsprechenden Beobaehtungen im Nachfolgenden mitzutheilen : Der erste später noch einmal anzuführende Fall betraf einen im October 1850 verstorbenen 35jährigen Mann (Josef Weinberger), welcher mehrere alte Schwielen im Rückenmarke darbot, deren eine an der rechten Seite des Halstheiles unterhalb der Insertion des A. Halsnerven beginnend bis unterhalb jene des 6. Halsnerven reichte. Sie war von schmutzig-röthlich-graulicher Farbe, in dünnen Schich- ten schwach durchscheinend, von derber Consistenz, gegen die Umgebung grösstentheils scharf abgegrenzt. Unter dem Mikroskope bot sich ein feinfaseriges Gewebe dar. In einem durch sie zwischen der 5. und 6. Halsnerveninsertion geführten Querschnitte zeigte sich im ganzen rechten Hinterstrang auch nach Behandlung mit Kalilösung keine Spur von Nervenröhren. Der Kranke gab in den letzteren Monaten seines Lebens am rechten Unterschenkel ein vermindertes Perceptionsvermögen gegen Kälte an, welches ohne Zweifel einer ähnlichen an den Insertions- stellen der obersten Lendennerven vorgefundenen Erkrankung zuge- sehrieben werden muss; abgesehen davon, bot er bei wiederholter, das letzte Mal 18 Tage vor dem Tode gepflogener Untersuchung, vielleicht mit Ausnahme einzelner Stellen der nicht ganz genau unter- suchten Hände und Finger nirgends Anästhesie dar. Er starb wahr- scheinlich in Folge von Eiterresorption. Ein zweiter Fall betrifft einen im Juli 1854 verstorbenen 20jährigen Tischlergesellen (Eduard Scheiner), bei welchem sich nebst ähnlichen und auch jüngeren Processen an anderenStellen eine ältere röthlich-grauliche Schwiele an den inneren Segmenten der - Hinterstränge des Halsmarkes befand, welche von der Insertionsstelle des 5. bis über jene des 6. Halsnerven reichte. Auf einem zwischen diesen beiden Insertionen geführten Querschnitte fehlten die Nerven- röhren aueh nach Behandlung mit Kali gänzlich (s. Fig. 1), während sie an der Insertion des 6. Halsnerven in geringer Zahl vorhanden waren. 18 Tage vor dem Tode war die Sensibilität gegen Berührung im Verbreitungsbezirke des 5. und 6. Halsnerven der einen Seite nor- mal, während sich die Anästhesie der unterhalb gelegenen Theile, so wie aueh der zweiten oberen Extremität aus anderen jüngeren Krankheitsherden erklärte. | 332 Türck. Beobachtungen über das In diesen beiden Fällen hatte also dasFehlenderNervenröh- ren durch die ganze Dicke eines oder an den inneren Abschnitten beider Hinterstränge keine Anästhesie unterhalb zur Folge gehabt; womit die von mir an Kaninchen gemachte Beobachtung übereinstimmt, dass nach gänzlieher Trennung der Hinterstränge keine merkbare Anästhesie in den hinter der Trennung gelegenen Theilen eintritt. (S. Ergebnisse physiologischer Untersuchungen über die einzelnen Stränge des Rückenmarkes im Aprilhefte des Jahr- ganges 1851 der Sitzungsberichte.) | Die nachfolgenden Beobachtungen werden darthun, dass durch den vollkommenenMangel der Nervenröhren in einem sehr beträchtlichen Theileines Seitenstranges und in den Vordersträngen keine Anästhesie unter- halb gelegener Theile gesetzt wird. Die bezüglichen Fälle sind der bereits angeführte des Joseph Weinberger, in welchem eine in der Gegend der Insertion des 2. Halsnerven auf den hinteren Abschnitt des rechten Seitenstranges treffende alte Schwiele im Querschnitt nach Behandlung mit Kali keine Nervenröhren darbot. (S. Fig. 2.) Der Verbreitungsbezirk des 2. Halsnerven war nicht auf seine Sensibilität untersucht worden, es fand sich aber 18 Tage vor dem Tode keine Anästhesie der tiefer unterhalb gelegenen Theile vor, abgesehen von einer geringen, wie bereits erwähnt, in einem an- deren Krankheitsherde gegründeten Anästhesie des rechten Unter- schenkels. In einem anderen Falle (Theresia Grubinger, gestorben im November 1851) von alten, graulich-röthlichen Schwielen an mehre- ren Stellen des Rückenmarkes und Gehirnes fehlten im Querschnitte durch eine derselben zwischen der Insertion des 7. und 8. Brustner- ven die Nervenröhren auch nach Behandlung mit Kali gänzlich, und zwar im grössten Theil des rechten Seitenstranges, in beiden Vor- dersträngen und im vordersten Abschnitte des linken Seitenstranges (s. Fig. 3). Auch hier war bei wiederholter und noch 7 Tage vor dem Tode vorgenommener Untersuchung keine Anästhesie tiefer gelegener Theile zu ermitteln. Diese Fälle stehen mit Experimenten an Thieren im Ein- klange. Nach meinen Versuchen bewirkt die theilweise Trennung Leitungsvermögen des menschlichen Rückenmarkes. 21345, des einen Seitenstranges, — und nur sie allein — Anästhesie auf der entgegengesetzten Seite unterhalb der Trennung, jedoch nicht constant, und meist binnen 24 Stunden wieder vorübergehend, und die Trennung der Vorderstränge ist, wie bekannt, ohne allen Einfluss auf die Sensibilität. (S. Sitzungsberichte l. c.) Bezüglich der Leitung des motorischen Impulses durch das Rückenmark kann ich nur den schon früher benützten Fall der Theresia Grubinger anführen, in welchem am Ursprunge des Plexus brachialis und zwar oberhalb der Insertion der überwiegen- den Mehrzahl seiner motorischen Fasern an beträchtlichen Abschnitten der Seitenstränge die Nervenröhren gänzlich in alten Schwielen untergegangen waren, ohne dass in der letzten Zeit des Lebens Motilitäts- störungen an den oberen Extremitäten zugegen gewesen wären. Auch hier wurde die Abwesenheit der Nervenröhren nach Anwendung einer Kalilösung constatirt. (S. Fig. 4, 5, 6.) In meinen angeführten Versuchen an Kaninchen trat selbst nach vollkommener Trennung eines Seitenstranges stäts nur eine unvoll- kommene, bei unvollständiger Trennung mitunter binnen 24 Stunden verschwindende Lähmung der oberen oder beider gleichnamigen Extremitäten ein. (]. c.) Wenn nun aus den vorliegenden Beobachtungen ersichtlich ist, wie durch ausgebreiteten Mangel der Nervenröhren in verschiedenen Bezirken der Marksubstanz noch keine merkbaren Störungen der Sensibilität und Motilität bedingt werden, so steht damit nicht im Widerspruche, dass anderseits Krankheitsherde des Rückenmarkes, in denen die Nervenröhren nicht untergegangen sind, und zwar ins- besondere in ihren früheren Stadien , intensive, ausgebreitete Störungen der Sensibilität und Motilität zu setzen vermögen, oder dass in Fällen, wo auch einzelne Spinal-Nervenursprünge in den Krankheitsherd hineingezogen wurden, im Gebiete dieser Nerven Anästhesie oder Lähmung auftritt, während für die unter- halb gelegenen Körpertheile die Leitung der Sensibilität und Motilität ebenso wenig eine Unterbrechung leidet, als in den obigen Fällen. Anhangsweise erlaube ich mir noch dasNachfolgende — obwohl in einem wesentlichen Punkte mangelhafte aus dem Befunde des Joseph Weinberger anzuführen: Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft. 22 334 Türck. Beobachtungen über das An jeder Seite des Halsmarkes fand sich eine grosse alte Schwiele von der oben angegebenen Beschaffenheit; die der rechten Seite begann zwischen der Insertion des 4. und 5. Halsnerven, und reichte bis zwischen jene des 6. und 7.; die linksseitige begann an der Insertion des 6. und endete unter jener des 8. Halsnerven. (S. Fig. 7.) In einem zwischen der Insertion des 5. und 6. Halsnerven geführ- ten Querschnitte nahm die obere Schwiele mehr als die rechte Hälfte des Rückenmarkes in ihrer ganzen Dicke (s. Fig. 8) und in einem zwischen der Insertion des 6. und 7. Halsnerven geführten Quer- schnitte die untere Schwiele mehr als die ganze linke Hälfte ein. _ (S. Fig. 9.) Leider fand ich in meinen Aufzeichnungen über den mikroskopischen Befund dieser Schwielen nur die im Obigen benützte Bemerkung, dass bei gänzlichem Fehlen der Nervenröhren im ganzen rechten Hinterstrange der oberen Schwiele dennoch keine merkbare, davon abhängige Anästhesie zugegen war. Über das Verhalten der Nervenröhren an dem übrigen Theile dieses Querschnittes fand ich nichts mehr vor; es ist jedoch wahr- scheinlich, dass sie daselbst so wie auch in der zweiten nach dem Krankheitsverlaufe älteren Schwiele beträchtlich vermindert waren, und dennoch fand bei der Gegenwart so ausgebreiteter und so nahe an einander gerückter Krankheitsherde nach Ablauf der früheren Periode keine namhafte Anästhesie der unterhalb gelegenen Theile und eine nur unvollkommene Lähmung der oberen Extremitäten Statt. Abgesehen von einer Lähmung der Streckmuskeln der rechten oberen Extremität, vollführte der Kranke alle Bewegungen beider oberen Extremitäten rasch in grossen Exeursionen; nur bei kleineren combi- nirten Bewegungen zitterte er bedeutend, und vermochte desswegen z. B. keinen vollen Löffel zum Mund zu bringen; die vordere Brust- wand wurde bei der Inspiration vollkommen gut gehoben. Die Lähmung der unteren Extremitäten war in Erkrankung der unteren Abschnitte des Rückenmarkes gegründet. | Türck. Leitungsvermögen des menschl. Rückenmarkes. Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei. Sitzungsb. d.k. Akad. d.W. math. naturw. Cl. XVIBd.2 Heft. 1855. - Leitungsvermögen des menschlichen Rückenmarkes. 335 Erklärung der Abbildungen. In den ersten sechs Querschnitten entspricht der rechte Rand der Figur der rechten, der linke Rand der Figur der linken Seitenfläche des Rückenmarkes, hh den hinteren, »v den vorderen Nervenwurzeln. Die 3.—6. Figur wurden ganz genau nach den Präparaten abgemessen. Auf der 1.—6. Figur entsprechen die geschwärzten Stellen den Durch- schnitten durch die Schwielen. Im ganzen Umfange dieser Stellen war mit Aus- nahme von 5b der 5. Figur zugleich ein gänzliches Fehlen der Nervenröhren nachgewiesen worden. Auf der 7.—9. Figur bezeichnen die geschwärzten Stel- len nur den Umfang der Schwielen. Die der Mitte einer Nerveninsertionsstelle näher gelegenen Querschnitte wurden als durch die Insertionsstellen geführte, die entfernter gelegenen als zwischen zwei Insertionsstellen geführte angegeben. Figur 1. Durchschnitt zwischen der Insertion des 5. und 6. Halsnerven. (Eduard Scheiner.) » *%. Querschnitt durch die Insertionsstelle des zweiten Halsnerven. (Joseph Weinberger.) » 3. Querschnitt zwischen der Insertion des 7.und 8.Brustnerven. (Theresia Grubinger.) » %. Querschnitt durch die Insertionsstelle des 5. Halsnerven. (Theresia Grubinger.) » 5. Querschnitt zwischen der Insertion des 5. und 6. Halsnerven. (Theresia Grubinger.) In der Schwiele « fehlten die Nervenröhren gänzlich, in der Schwiele 5 waren sie bis zu einem Minimum vermindert. » 6. Querschnitt zwischen der Insertion des 7. und 8. Halsnerven. (Theresia Grubinger.) » 1. Ansicht der Vorderfliäche des Halsmarkes des Joseph Wein or erger. Die Ziffern bezeichnen die entsprechenden Halsnervenpaare. Die beiden folgenden Abbildungen, welche Durchschnitte durch die zwei Schwielen dieses Halsmarkes darstellen, sind zur leichteren Vergleiehung mit der 7. Figur in einer von jener der früheren Querschnitte verschiedenen Stellung entworfen worden, so dass der obere Rand der Figur der Vorderfläche, der untere Rand der Hinterfläche des Rückenmarkes entspricht, der rechte Rand der Figur die linke Seitenfläche, und der linke Rand der Figur die rechte Seiten- fläche des Rückenmarkes bezeichnet. Die 8. Figur stellt einen Querschnitt zwischen der Insertion Bel 5. und 6, Halsnerven, die 9. einen solehen zwischen der Insertion des 6. und 7. Hals- nerven dar. 22 * 336 Pre, t#enrrsi Die Nerineen des oberen ae in Österreich. Von Dr. Karl F. Peters. | (Mit IV Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 26. April 1855.) Das Studium der oberen Juraschichten in den nordöstlichen Alpen hat mit der von Jahr zu Jahr erfreulicher fortgeschrittenen Erforschung der älteren Gebilde nicht ganz gleichen Sehritt gehalten. In Anbetracht der Vereinzelung der Ablagerungen, des im Allgemeinen diseordanten Verhältnisses zu ihrer, den verschiedensten Formationsgliedern angehörigen Unterlage, der Störungen, welche sie mit diesen und mit den ihnen sehr innig verbundenen Neocomien- schichten . gemeinschaftlich erfahren haben, und durch welche sie theils in Thäler versenkt, theils als schroffe Gipfel isolirt wurden, in Anbetracht endlich ihrer Armuth an Versteinerungen wird jeder Kenner unserer Alpen diesen Mangel mit Nachsicht beurtheilen. Bei den Aufnahmsarbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt ‚konnte an eine, in der ganzen nordöstlichen Alpenkette streng durehzuführende Sonderung der einzelnen Glieder des Schichten- complexes, welchen wir als oberen Jura zusammenzufassen Grund hatten, nicht gedacht werden. Sie ist selbstverständlich Gegenstand von Speeialuntersuchungen, deren Resultate der vorgenannten Schwie- rigkeiten wegen nur langsam reifen können. Wie wenig Material zur Kenntniss dieser Schiehten noch vor Kurzem zu Tage gefördert war, zeigt v. Hauer’s Abhandlung „Über die Gliederung der Trias-, Lias- und Juragebilde in den nord- östlichen Alpen“ im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt 1853, IV. Heft, Seite 715. (Vergl. Seite 761 u. ff.) Im westlichen Theile des bisher untersuchten Terrains, in den Salzburger Alpen, herrscht eine ziemliche Einförmigkeit der oberen Juraschichten. Der rothe hornsteinreiche Kalk, welcher in der näch- sten Nachbarschaft auf baierischem Gebiete (bei Ruhpolding) Ammo- nites biplex Sow., A. bifurcatus Quenst., Aptychus latus nebst no „inIpin Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 331 einem imbrieaten Aptychus führt 1) und wahrscheinlich zwei zu trennende Schichten umfasst, setzt im Salzburgischen nicht über die Saale fort; graue Kieselkalke und Kalkschiefer mit denselben Aptychen, weleheLipold in mehreren Aufsätzen ?) unter dem Namen „Aptychen- kalk des Jura“ oder „Schichten von Oberalm“ beschrieben hat, und welche wir als ein Äquivalent des weissen Jura von Schwaben und Franken ansehen, vertreten an der Salzach allein den oberen Jura. In Ober- und Niederösterreich zeigte sich schon einige Mannig- faltigkeit in diesen Schichten, welche uns vermuthen liess, dass hier ausser der noch nicht genau bestimmten Etage, welcher der Kalk zwischen St. Veit, Lainz und Hietzing bei Wien mit Aptychus latus Voltz, Aptychus profundus Voltz, Aptychus depressus \ oltz, und mehrere einzelne Partien am Nordabhange der niederöster- reichischen Alpen angehören, noch andere Glieder des oberen Jura vertreten sind ?). Vor Allem erregte der Nerineenkalk, welcher denPlassen- berg bei Hallstatt bildet, und auch am Sandling bei Aussee von Simony und von Lipold gefunden wurde, unsere Aufmerk- samkeit, und damit auf dem für die Geologie der Alpen classischen Boden eine Schicht nicht länger ganz unbekannt bleibe, unternahm ich die Untersuchung ihrer Versteinerungen, eine, der mechanischen Schwierigkeiten wegen ziemlich mühevolle Arbeit. Im Verlaufe derselben veranlasste mich die Identität mehrerer Arten, insbesondere der Nerineen, mit den von Zeuschner beschriebenen Versteinerungen des Kalkes von Inwald, südwestlich vonKrakau und mit den nächst Stramberg beiNeutitschein in Mähren vorkommenden, die merkwürdige Reihe von Kalkfelsen, die sich von Niederösterreich aus am Nordrande der Karpathen weit - nach Galizien hinein verfolgen lässt, einigermassen mit in den Kreis meiner Betrachtung zu ziehen. 1) Emmrich, im Jahrbuche d.k. k. geol. Reichsanstalt. 1853, II, S. 387. 2) Neuerlich imJahrbuche d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1854, III, S. 590, vgl. S. 594. 3) Behufs der Unterscheidung dieser Etage von dem unteren Neocomien, der in der Regel auch nur. Aptychen führt, habe ich im vorigen Jahre eine Reihe von Aptychenformen, welche sich durch ihr Vorkommen mit Aptychus Didayi Coqd. als Neocomien - Versteinerungen erwiesen, in einer Notiz festgestellt (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1854, II, S. 439), woraus sich auch ergab, dass die in der älteren Abtheilung des „Wiener Sandsteins“ lagerweise vorkommenden Kalk- schiefer, nicht mit dem Kalke von St. Veit in Verbindung gebracht werden dürfen, sondern wirklich Neocomien sind, 338 Peters. Über den Plassenkalk gibt es, unbestimmte Vermuthungen abgerechnet, keine Literatur. Was ich über Lagerungsverhält- nisse mittheilen werde, verdanke ich nebst eigener flüchtiger Anschauung mündlichen Mittheilungen der Herrn Fr. v. Hauer und E.Suess und der von Herrn Lipold ausgeführten Kartenaufnahme. Über die mährisch-galizischen Kalke dagegen haben mehrere Geologen, namentlich die Herren Boue&, Beyrich, Glocker, Hohenegger, Pusch und Zeuscehner ihre Ansich- 'ten ausgesprochen. | Mich fast ausschliesslich auf die Untersuchung der Nerineen beschränkend, von welchen mir überdies aus Mähren und Galizien kein sehr reiches Material za Gebote stand, kann ich für die geologische Bestimmung dieser verschiedentlich gedeuteten Schichten nur ein geringes Gewicht in die Wagschale legen. Überhaupt gebot die geringe Zahl der identifieirbaren Arten die grösste Vorsicht in Parallelisirungsversuchen. Der Plassen bei Hallstatt. Nordwestlich von Hallstatt erhebt sich über der Stufe des Salzberges, wo der berühmte Cepha- lopodenkalk des Sommerau- und Steinbergkogels das Salzgebirge überlagert, ein schroffer Kalkgipfel, der 6174 Fuss hohe Plassen oder Blossenstein, welcher schon von Weitem durch seine lichte _ Farbe von den benachbarten Gebirgen sich auszeichnet. Von den Berghäusern, 1299:36 Meter Meereshöhe nach L. v. Buch, 3996 Fuss nach Weidmann, am Steinbergkogel vorbei, das anfangs wenig steile östliche Gehänge des Berges ersteigend trifft man bald zahlreiche Blöcke seines Gesteines, welche reich an Petrefacten sind. Aus ihnen stammt auch der grösste Theil des von mir benutzten Materiales. Höher findet man den Kalk anstehend doch nicht deutlich geschichtet, ebensowenig an der nördlichen und südlichen Seite, wo man den Gipfel umgehend ins Gosauthal gelangen kann. Auf dem Wege nördlich vom Salzberge haben die Herren v. Hauer und Suess die bunten Schiefer (Werfener Schichten) anstehend beobachtet, und auf der Klausalpe, wo man sich bereits gegen die Gosau wendet, über jenen den rothen Crinoidenkalk, der unter dem Namen „Klausschichten* — nach der Klausalpe im Echernthale südlich von Hallstatt so genannt — beschrieben und als ein Äqui- valent des braunen Juras gedeutet wurde. Diesen, nur in geringer Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 339 Verbreitung erhaltenen Schichten ist der Plassenkalk, wahrscheinlich unmittelbar, aufgelagert. Im übrigen Nordumfange mag er theils auf dem Cephalopodenkalk, theils auf dem Salzgebirge ruhen, an der ' westlichen Seite aber hat Herr Lipold nur den „Dach- steinkalk“ (unteren Lias) als Liegendes- gefunden. Das Gestein ist zum Theil ein blendend weisser breecien- artiger, zum Theil ein gelblicher oder bräunlicher dichter Kalk. Der erstere besteht ganz und gar aus Rollstücken von dichtem weissen oder gelblichen Kalk und von organischen Resten, welche durch die späthige Beschaffenheit des Versteinerungsmittels selbst an frischen Bruchflächen wahrnehmbar sind. Das Cement ist ein meist sehr feinkörniger, nur in den Hohlräumen der Versteinerungen gröber ausgebildeter Kalk. Eine oolithische Structur kommt an diesem Gestein nicht vor, wenngleich die dichtgedrängten Rollstücke, welche in ihrer Grösse von der eines Mohnkornes bis zu 1!/, Zoll im Durchmesser wechseln, den feiner zusammengesetzten Partien ein oolithähnliches Ansehen verleihen. Der dichte Kalkstein enthält Kalkspath nur in den Schalenresten welche mitunter ziemlich häufig, doch nie so dieht gedrängt, auch nie so stark abgerollt sind, wie in dem breecienartigen Kalk. Nichts destoweniger sind sie aus letzterem viel leichter auszubringen. Diese Gesteine haben die grösste Ähnlichkeit mit dem Kalk von Inwald 1), nur ist das Kalksteinconglomerat von da minder fest, die Gewinnung der Petrefacten, welche darin nicht besser erhalten sind als am Plassen, demnach minder schwierig. Über ihre Ver- theilung in dem nahezu 1500 Fuss mächtigen Schichteneomplex des Plassen habe ich nichts verlässliches erfahren können, doch vermuthe ich, dass der breeeienartige Kalk ähnlich wie bei Inwald unter- geordnet in dem Dichten vorkommt. Am Sandling bei Aussee liegen nach der Angabe Lipold's die oberen Juragebilde durchwegs auf Liaskalken. Die Nerineen- schiehten scheinen hier nicht die einzig vorkommenden zu sein, viel- mehr geht aus Lipold’s Beobachtung hervor, dass Kalke, welche 1) Geognostische Beschreibung des Nerineenkalkes von Inwald und Roezyny ‘ von Zeuschner. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, herausgegeben von Hai- dinger. 1850, III. Bd., 1. Abtheilung, S. 133, vgl. S. 136. 340 Peters. den Aptychenschichten entsprechen dürften, doch nicht hinrei- chend durch Petrefacte charakterisirt sind, die Hauptmasse aus- machen. | Östlich von diesen beiden Gipfeln hat man in den Alpen wohl an vielen Stellen die Aptychenkalke angetroffen, doch den, schon petrographisch kenntlichen Nerineenkalk weisen unsere Sammlungen von daher nicht auf. / Erst ausserhalb der Alpen, im nordöstlichen Theil von Nieder- österreich und im südlichen Mähren, treten die ihm entspre- chenden Schichten des oberen Jura als Inselberge, einzeln und reihenweise aus den tertiären Ablagerungen hervor. Graf Rasou- mowsky gab schon im Jahre 1830 (Isis, Seite 143—162, und Jahrbuch für Mineralogie ete., 1831, Seite 212) einige Notizen über den Kalk von Ernstbrunn und die darin vorkommende Diceras. Auch in den Schriften von Bou& und Partsch wird derselbe besprochen und in neuerer Zeit hat Dr. Ferstl von Förstenau 1) eine ausführ- lichere Beschreibung des niederösterreichisch-mährischen Jurakalk- zuges sammt einer Liste der daraus bekannten Versteinerungen gegeben, durch welche diese Schichten dem Coral-rag parallelisirt werden ?). Die Nerineen sind schlecht, in der Regel nur als Stein- kerne erhalten, so dass ich von Ernstbrunn (Semmelberg) nur eine Art nachweisen konnte. Bessere Stücke kenne ich von Nikols- burg. Absehend von den im Innern von Mähren in der Umgegend von Brünn vorkommenden oberen Juraschichten, aus deren ziemlich reicher Fauna mir bisher keine Nerineen bekannt wurden, wende ich mich zudem östlichen Zuge am Nordrande der Karpathen, aus welchem mich insbesondere zwei Localitäten interessiren, Stramberg bei Neutitschein in Mähren und Inwald südwestlich von Krakau. Zwei, um die Geologie der nordöstlichen Länder Österreichs hochverdiente Gelehrte, Hohe negger in Teschen undL. Zeusch- ner in Krakau, haben umfassende Arbeiten über diese Gebilde 1) Geognostische Betrachtungen der Nikolsburger Berge. Inaugural-Dissertation, Wien 1845 — und Berichte der Freunde der Naturwissenschaften, I. Bd., S. 89. 2) Ein umfassendes Literatur - Verzeichniss über die mährischen Vorkommnisse gibt Freiherr v. Hingenau. Übersicht d. geol. Verhältnisse von Mähren und Österrei- chisch-Schlesien. Wien 1852, S. 48—50. Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 341 geliefert, welche lange vorher die Aufmerksamkeit vieler reisenden Geologen auf sich gezogen hatten. Bekanntlich tritt der Jurakalk in der ganzen Kette, theils nörd- lich vor den an ihm abstossenden Teschener Schiefern als schroffe Felsmasse auf (so bei Inwald), theils ist er durch Abstürze unter denselben entblösst oder taucht kuppenförmig aus ihnen empor (wie in der Neutitscheiner und Teschener Gegend), stäts von discordanten Schichten überlagert. Die Teschener Schiefer, welche Zeuschner einst irrthümlich für Pläner nahm (Berichte der Freunde der Natur- wissenschaften, 2.Bd., Seite 479, im Juli 1847), wurden insbeson- dere durch die Untersuchungen Hohenegger’s als Neocomien erwiesen. Den Jurakalk hat Zeuschner zu wiederholtenmalen als Coral-rag angesprochen (ebenda, und in seiner oben cit. Abhandlung) und später im Einverständniss mit Hohenegger mehrere Nerinea- arten von Inwald und Stramberg als identisch erkannt. (Hoheneg- - ger, in den Berichten der Freunde der Naturwiss., 6.Bd,, S. 106 — 111.) In derselben Notiz spricht Hohenegger die volle Über- zeugung aus, dass der Kalk von Stramberg , Kozobenz, Wischlitz u. a. O. älter ist als die Teschener Schiefer und Sandsteine und erläutert (Seite 112) ihr gegenseitiges Lagerungsverhältniss durch - ein sehr instructives Profi. In der neuesten Zeit aber erklärt Hohen- egger in seiner „Geognostischen Skizze der Nordkarpathen“ (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1852, 3, Seite 135), wie er schon in einer früheren Notiz angedeutet hat (Ber. d. Freunde d. Naturw., 5. Bd., S. 124, Jänner 1849), den Stramberger Kalk für Neocomien, indem er einigen, nebst echten Juraversteinerungen bei Stramberg vorkommenden Neocomienspecies eine hohe Geltung beimisst und die, auf die Anwesenheit der Rhynchonella lacunosa und anderer Brachiopoden gestützten Aussprüche von Bou& (Journalde Geologie II, Seite 280), Beyrich (Karsten’s Archiv XVII, S. 67 und II, S. 574), Glocker (Acta academ. Leopoldin. XIX, Suppl. II, pag. 283) undanderen Gelehrten für nicht hinreichend begründet hält. Demgemäss müssten innerhalb der Periode des Neocomien bedeutende Schichtenstörungen eingetreten sein, welche die oben erwähnten Lagerungsverhältnisse hervorgebracht hätten. Obgleich dies nicht eben wahrscheinlich ist und abgesehen von unseren Alpen (in welchen wie gesagt, auch die oberen Jura-Aptychenschichten den Neocomiengebilden conform gelagert sind), die Thatsachen in. 342 Peters anderen Ländern keinesweges dafür sprechen, dürfen wir die Ansicht Hohenegger's doch nicht ohne Weiteres beseitigen. So behauptet er unter anderm, den Ammonites Grasianus d’Orb., eine bisher nicht angezweifelte Neocomienspecies, in dem Stram- berger Kalke selbst gefunden zu haben. Weniger anstössig scheint mir das Vorkommen angeblicher Caprotinen, hinsichtlich welcher Hohenegger im Jänner 1849 (Ber. d. Freunde d. Naturwiss.) noch im Zweifel war, ob er nicht dennoch Diceras vor sich habe. Unter dem Materiale unserer Samm- lungen konnte ich keine Caprotina oder Requienia erkennen, doch muss Hohenegger’s ausgezeichnete Sammlung mehr vollkommene oder täuschende Exemplare enthalten, welche ihm sogar die Art- bestimmung (Caprotina Lonsdalü d’Orb.) möglich machten. Da- gegen ist das überaus häufige Vorkommen der beiden Dicerasarten des Corallien (D. arietina Lam., und D. Luci Defr.) im Stram- berger Kalke durch sehr genaue Untersuchungen des Schlosses und die Identität der Exemplare mit denen von St. Mihiel im Dep. der Maas ausser Zweifel gestellt. Die Nerineen von Stramberg anbelangend habe ich mich ver- * geblich bemüht, Kreidespecies nachzuweisen; nur eine Art, die unten besprochene N. castor d’Orb., ist einer Neocomienspecies, der N. Renauxiana d’Orb., nahe verwandt. Die Petrographie des Stramberger Kalkes lässt noch manches zu wünschen übrig. Ich weiss darüber nur, dass die ganze Ent- blössung eine deutliche Schichtung nicht aufweist und dass, im Gegensatze zu den alpinenLocalitäten und zu demFelsen bei Inwald, das herrschende Gestein ein viel weniger reiner, ziemlich stark mergeliger Kalk, ohne breceien- oder conglomeratartige Structur ist. Es wäre demnach sehr erfreulich, wenn Herr Hohenegger die Versteinerungen des Stramberger Kalkes (unter die etwa Exem- plare aus den benachbarten Schiefern sich einschlichen), nochmals prüfend, die Wissenschaft durch eine Monographie dieses interes- santen Gebildes bereichern würde. Den Kalk von Inwald hat Zeuschner (l. ce.) so vortreff- lich beschrieben, dass in petrographischer Beziehung darüber kaum mehr etwas zu sagen blieb. Gegen die Parallelisirung desselben mit dem Oalcaire a Nerinees, Thirria, in Thurmann’s Essai sur les soulevemens jurassiques du Porrentruy lässt sich vom damaligen Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 343 Standpunkte nicht viel einwenden. Da jedoch von den wenigen Ver- steinerungen, welehe Thurmann in dem genannten Werke aus dem, Nerineenkalk von Porrentruy anführt, nur eine Art, seine Nerinea Bruntrutana, bei Inwald vorkommt, welche nach Quenstedt in der ganzen Etage e des oberen Jura von Schwaben häufig ist, und von d’Orbigny ausschliesslich den Portlandsehichten zugeschrieben wird, muss ich die darauf begründete Schichtenparallele für etwas zu enge gefasst erklären, um so mehr als unter den von Zeuschner nebst neuen Arten und unbestimmbaren Resten aufgezählten Species nur eine, Nerita costellata Münster, der zum Theil gleichzeitigen, zum Theil nächst älteren Etage corallien eigen ist, während Astrocoenia pentagonalis d’Orb. (Astraea pentagonalis Münster, vorkommend bei Nattheim und Hadenheim in Würtemberg) und Cryptocoenia limbata d’Orb. (Astraea limbata Goldf., von Gingen in Würtem- berg) dem Terrain Oxfordien angehören. Hinsichtlich der Astarte elegans Sow., einer Bajocienspecies, dürfte wohl eine Täuschung in der Bestimmung obwalten. Kürzlich ist eine neue Localität bekannt geworden, von der die k. k. geologische Reichsanstalt eine Menge schöner Versteinerungen erhielt, welehe mit denen von Inwald vollkommen übereinstimmen. Sie wurden nächst dem Dorfe Richalitz, etwa 3 Meilen nordöstlich ‘von Neutitschein aus einer (gegenwärtig ganz aufgearbeiteten) losen Kalksteinmasse gewonnen, welche vermuthlich — wie dies an meh- reren Orten in Galizien und Schlesien der Fall war — in den Teschener Schiefern auf secundärer Lagerstätte sich befand. Zeuschner's verdienstliche Bearbeitung der Inwalder Ver- | steinerungen, welche Herrn d’Orbigny wahrscheinlich zu spät bekannt geworden ist, als dass er sie in der Pal&ontologie francaise hätte berücksichtigen können, bildet die Grundlage meiner Unter- suchung, welche, insoferne sie eine Kritik des gegenwärtig Bekannten enthält, manchen Irrthümern über die Nerineen des oberen Jura in Österreich vorbeugen möchte. | Das gegenwärtig an Arten schon so reiche Geschlecht Nerinea, Defrance, erhielt dadurch abermals einen Beitrag an neuen Formen, welche ich, die Faltenbildung im Innern der Schale wie die äussere Sculp- tur und die Verhältnisse der Spirale gleichmässig würdigend, als 3AA Piieitse.m.s Species aufzustellen Grund habe. Ein grosser Theil derselben ist mir nur an Bruchstücken ersichtlich geworden, die ich ohne alle Zuthat abbilde. Exemplare, an welchen bei eigenthümlicher Falten- bildung die äusseren Schalentheile nicht deutlich genug waren, habe ich im Vorhinein ausgeschieden. Dagegen konnte eine fast identische Faltenbildung jener Formen, deren Äusseres wesentliche Unter- schiede zeigte, mich nicht abhalten, letztere als Speciescharaktere zu erachten. Aus den viel umfassenden Abhandlungen und Werken von Bronn und Voltz, von Goldfuss, d’Orbigny und Agassiz, so wie aus den mich hier zunächst angehenden Arbeiten über die Versteinerungen des oberen Jura und meiner eigenen Beobachtung glaube ich in dem Geschlechte Nerinea allerdings gewisse Arten- gruppen zu erkennen, deren Typen durch mehrere Formationsglieder fortsezten, jedoch eine Trennung desselben in mehrere Genera scheint immer weniger statthaft, je mehr die Zahl der Arten anwächst. Dem Versuch einer dergleichen künstlichen Trennung von Sharpe dürften wenige Paläontologen zu folgen geneigt sein, am allerwenigsten wären wohl die Verhältnisse des Nabels und des Spindelcanales zu Gattungscharakteren geeignet, indem man oft Mühe hat, sie als Charaktere der Arten fest zu halten. N. Bruntrutana Thurm. Taf. 1, Fig. 13. 1830. Nerinea Bruntrutana Thurman. Mem. de Strasbourg I, pag. 17. 1835/37. _, RN Bronn. Lethaea S. 399, Taf. 21, Fig. 13. 1836. 5 5 Bronn. Im Jahrbuch S. 556, Taf. VI, Fig. 13. 1836. ’ % Voltz. Im Jahrbuch S. 542. 1841/44. „ EAN Goldf. Petref. Germ. 3. S. 40, T. 175, Fig. 5. 1850. 5 5 Zeuschner. InHaidinger’s Abhandlungen 3.Bd., 1. Abth., S. 137, Taf. 16, Fig. 5—8. 1850. N Mandelslohi Bronn. Bei Zeuschner a.a.0., S. 137, Taf.16, ; Fig. 9—12. 1850. = Bruntrutana d’Orbigny. Prodröme de paleon, stratigr. 2, pag. 58. Etage Portlandien (16). | 1851. Es ” Bronn. Lethaea 3. Aufl, 3. Lieferung, S. 299. 1853. 5 “ d’Orbigny. Paleont. france. Terr. jur. pag. 154, Pl. 283, Fig. —5. In der Darstellung, welche Bronn von dieser Nerinea gibt, lässt er es unentschieden ob sie genabelt ist, doch in derLethza (1. Aufl.) Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 3A5 ‚bildet er einen Durchschnitt ab, der einen regelmässigen und ziem- lich weiten Spindelcanal zeigt und genau dem Durchschnitte ent- spricht, welchen Goldfuss (Fig.5, 5) zeichnet. Die N. Bruntrutana bei Zeuschner ist ohne Zweifel nach Br o nn’s Abbildung bestimmt worden und die von ihm dargestellten Exemplare sowie eine grosse Anzahl der mir vorliegenden, lassen sich mit den Darstellungen von Bronn und Goldfuss, von denen man voraussetzen darf, dass ihnen die wahre N. Bruntrutana zu Grunde lag, ungezwungen in . Verbindung bringen. D’Orbigny hat in der Paleontologie francaise, diese Art in zwei getheilt und beschreibt die ungenabelten Formen als die eigent- liche N. Bruntrutana, die genabelten aber, welche sich sowohl in der Form der Falten als durch völlig ebene Umgänge auszeichnen sollen, als N. Elea d’Orb., worunter auch der von Bronn im Jahrbuche 1836, Taf. VI, Fig. 18 abgebildete Steinkern mitbegriffen ist. Ob d’Orbigny an der nabellosen Nerinea mit stark ausgeschweiften Umgängen einen Spindelcanal, der vielleicht gegen das Ende der Axe obliterirt, erkannte, lässt er unberührt. Man darf dies jedoch voraus- setzen, da mit Ausnahme der genannten Fig. 18 im Jahrbuche keine der älteren Abbildungen auf N. Elea d’Orb., sondern alle auf N. Brun- trutana Thurm. bezogen werden. Das prachtvolle Exemplar, wel- ches d’Orbigny abbildet, zeigt allerdings keine Spur von einem Nabel, doch an dem von N. Elea (Pl. 285, Fig. 2) ist er eben so wenig ersichtlich. Mir ist an meinem hierher bezüglichen Materiale kein unge- nabeltesExemplar vorgekommen, dagegen einige mit wohl erhaltenem durehbohrtem Spindelende, welche im Übrigen mit der N. Bruntru- tana, auch wie sie d’Orbigny darstellt, so sehr übereinstimmen, dass sie, weit entfernt eine Beziehung auf N. Elea zu gestatten, von jener - in der Diagnose lediglich durch das Wort (non umbilicata) unter- schieden werden könnten. Ich habe mich demnach zur Aufstellung einer neuen Art nicht verstehen können. Um jeden Irrthum zu vermeiden, bilde ich eines der grössten Exemplare, welches ich aus dem Plassenkalk erhielt und eines von gewöhnlicher Grösse ab (Taf. I, Fig. 1, 2, 3), ersteres vorzüglich desshalb, weil es äusserlich gut erhalten, mit der Abbildung von d’Orbigny mehr übereinstimmt als irgend eines der älteren Darstellungen. 346 S ee Sehr häufig bei Inwald, ziemlich häufig im Plassenkalk, bei Nikolsburg und bei Riehalitz. Im Stramberger Kalke scheint sie sehr selten vorzukommen. | Die Einziehung der N. Mandelslohi Bronn bei Zeusch- ner zu rechtfertigen, erlaube ich mir folgende Darlegung. Zeusch- ner, welcher hinsichtlich der genannten Art mehr Gewicht auf Goldfuss (l. e. 8.39, Taf. 175, Fig. 4) legte als auf die Darstel- lung Bronn’s (l. e. S. 553, Taf. 6, Fig. 26), die mit der von d’Or- bigny (Terr. jur. pag. 105, Pl. 260) so wie mit den mir vorliegen- den Exemplaren von Nattheim vollkommen übereinstimmt, hat gewisse Exemplare von Inwald als N. Mandelslohi Bronn angesprochen. Goldfuss beschreibt sie folgendermassen: „langkegelförmig, gena- belt mit ebenen, glatten, dicht an einander schliessenden Umgängen, die jedoch an den Näthen einen flach erhabenen Wulst und auf der Zwischenfläche eine schwache Vertiefung bilden“. In der Diagnose gebraucht er dagegen die Worte: „Anfractibus converius- culis laevibus,“ die Abbildung entspricht dem Wortlaut der Beschrei- bung nur hinsichtlich der letzteren Umgänge, während an den alten Umgängen die Vertiefung nieht mehr in der Mitte sondern an der Nath erscheint. Die Vermittlung stellt ein ganz ebenflächiger Um- gang her. Da nun die wahre N. Mandelslohi leicht convexe Umgänge mit vertieften Näthen hat, ein im Geschlechte Nerinea seltener Fall—, muss ich annehmen, dass Goldfuss (Münster) entweder in der Auffassung des offenbar nicht gut erhaltenen Exemplares der N. Man- delslohi ivrte, oder dass seiner Darstellung eine stark abgeriebene N. Bruntrutana Thurm. zu Grunde lag. . Zeuschner gibt den Text von Goldfuss mit anderen mehr prägnanten Worten wieder, der Art, dass dessen Irrthum sich nur vergrössert und eine Form als N. Mandelslohi angesprochen wird, welche der wahren ganz entgegengesetzt ist. Die Abbildungen, welche Zeuschner davon gibt (Fig. 9—11), vermag ich nicht von denen der N. Bruntrutana (Fig. 6 und 8) zu unterscheiden. Ist gleich _ bei der ersten (Fig. 12) der Hohlraum der Umgänge mehr von oben nach abwärts zusammengedrückt als bei der letzteren (Fig. 7), so gibt es doch eine Menge von Mittelformen und liegt darin keineswegs der Charakter der N. Mandelslohi. Dieselbe kommt demnach bei Inwald nicht vor, ebensowenig als am Plassen oder an einer andern mir bekannten österreichischen Localität. Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 347 N, Carpathica Zeuschner. Taf. I, Fig. 4—6. GeognostischeBeschreibung des Nerineenkalkes von Inwald u. s. w. Abhandlun- gen, gesammelt von Haidinger. Wien 1850, III. Bd., I. Abth., S. 137, Taf. XVII, Fig. 1—4. N. testa conica, umbilicata, spira angulo 26— 31°; anfractibus fere planis, inferne') limbatis, gradatis; apertura qua- drangulari, plicis: labro 2, columella 3, complicatis. Der Spiralwinkel hat eine Öffnung von 26 bis 31 Graden und scheint sogar noch grösseren Schwankungen zu unterliegen (vergl. bei Zeuschner Fig. 2); dieLänge des Gehäuses ist demnach sehr verschieden, 60 bis über 80 Millim. Das Gehäuse ist kegelförmig, in den Varietäten mit grösserem Spiralwinkel kurz (Taf. 1, Fig. 4, 5), in der Regel weit genabelt. Die mittleren Umgänge sind eben, schwach quergestreift (d. i. senkrecht auf die Axe der Spirale), am unteren Rande mit einem wulstig aufge- worfenen Saum versehen, welcher allmählich in die Fläche des nächst- folgenden Umganges übergeht. Hierdurch erhält das Gehäuse einen treppenförmigen Bau, dessen Verhältniss zu den einzelnen Umgängen durch die unterhalb des Saumes deutlich ausgeprägte Nathlinie schon aussen ersichtlich wird. An den ältesten Umgängen ändert sich das insoferne, als der Saum sowohl nach abwärts als nach aufwärts abfällt und die Umgänge dadurch inmitten etwas concav werden. An den Jüngsten Umgängen drängt sich dagegen der mittlere, sonstebene Theil, welcher hier überdies mit starken callösen Zuwachsstreifen verse- hen ist, weiter als der Limbus heraus (Fig. 4). Bei den schlankeren . Exemplaren gewahrt man feinere Zuwachsstreifen noch an den mitt- leren Umgängen (Fig. 6). Der Mundrand ist an keinem der Exem- plare erhalten, doch sieht man dass die Mundöffnung an den kurz kegelförmigen.Gehäusen eine beinahe quadratische, bei der mehr gestreckten eine länglich viereckige Form haben müsse. In der Faltenbildung stimmt diese Art mit der N. Bruntrutana Thurm., mit der N. Mandelslohi Bronn u. A. sonahe überein, dass sich die aus der Betrachtung einer grossen Anzahl von Durchschnit- ten ergebenden Unterschiede im einzelnen Falle kaum wahrnehmen 1) Inferne-superne: nach der bei den Wiener Paläontologen gebräuchlichen Stellung ; ebenso : longitudinaliter = der Axe parallel, transversim = senkrecht auf die Axe. 348 ? Prestreir 8; lassen. Als solche sind zu nennen: die grössere Länge der beiden oberen Spindelfalten und die stärkere Abschnürung des zweitheiligen Endes der unteren. Nach den Abbildungen, welche Zeuschner von dieser Nerinea gibt und welche den in seinem Texte richtig ange- wendeten Ausdrucke „treppenförmig“ nicht ganz rechtfertigen, hielt ich die N. Carpathica für keine selbstständige Species, sondern glaubte sie mit der N. Bruntrutana vereinigen zu müssen, von der Zeuschner kleinere und abgeriebene Exemplare der ersteren gewiss selbst nicht zu unterscheiden vermochte. Das (Taf, I, Fig. 4, 5) abge- bildete Exemplar von Nikolsburg in Mähren, welches sich im k. k. Hof- Mineralien-Cabinete befindet, hätte demnach auch zur Aufstellung einer neuen Species veranlasst, wenn nicht der k. k. geolog. Reichs- anstalt eine Sendung von ausgezeichneten Petrefacten aus Richa- litz, wo die N. Carpathica eben so häufig ist wie bei Inwald, aber viel besser erhalten, zugekommen wäre, aus welcher mir die Eigenthümlichkeiten dieser Nerinea vollkommen klar wurden. N. gradata d’Orb. (Terr. jur. S. 132, Taf. 272, Fig. 5—7) ist ihr verwandt. Nikolsburg, Richalitz, Inwald. Ihr Vorkommen am Plassen und bei Stramberg ist zweifelhaft. N. Haueri Peters. Taf. U, Fig. 1-3. N. testa elongata, conica, umbilicata; spira angulo 16—19°, anfractibus excavatis laevigatis, superne tuberculatis; plicis: labro 2, columella 3, complicatis. Der Spiralwinkel beträgt 16—19 Grad, dem; zufolge die Länge auf 60—66 Millim. veranschlagt werden darf. | Das Gehäuse ist verlängert konisch, im Verhältniss zu de starken Spindelcanal schwach genabelt. Die in der Mitte vertieften Windungen erheben sich nach aufwärts zu einem starken grob- höckerigen Wulst, oberhalb welcher die Nath verläuft. Die Mundform ist nicht bekannt. In der Faltenbildung stimmt diese Art mit der Vorbeschriebenen sehr nahe überein. | Bemerkenswerth ist in dieser Beziehung, dass die Spindelfalten derselben in einzelnen mittleren Umgängen mehr complicirt sind, als dies bei N. Bruntrutana, Carpathica u. A. vorkommt, während der jüngste Umgang blos einfache Falten enthält, welche in ihren gegen- Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 349 seitigen Verhältnissen denen der N. Mandelslohi Bronn. mehr glei- chen als denen der N. Bruntrutana. | Von den Arten mit gleicher Faltenbildung unterscheidet sich die eben beschriebene durch den starken Wulst und dessen Höcker, die selbst an abgeriebenen Exemplaren noch kenntlich sind. Selten im Plassenkalk. Eine sehr kleine kegelförmige Nerinea, aus dem Plassenkalk, welche die Faltenbildung der bisher genannten Arten hat, sich jedoch durch eine besonders starke Streckung der Umgänge in der Richtung der Axe von ihnen unterscheidet, gehört vermuthlich einer neuen Species an, welche ich jedoch bei völliger Unbekanntschaft mit dem Äusseren des Gehäuses nicht zu charakterisiren vermag 1). N. Suessii Peters. Taf. I, Fig. A—5. N. testa elongata, imperforata; spira angulo (circa) 10—12°; anfractibus excavatis laevigatis (?); plicis: labro 1 perob- tusa, columella 3 convergentibus, simplicibus. Der Spiralwinkel dieser Nerinea, welche ich nur aus Bruch- 'stücken kenne, scheint die Öffnung von 12 Grad nicht zu über- schreiten, die Länge des Gehäuses würde dem zufolge über 150 Millim. ausmachen. Das Gehäuse ist lang kegelförmig, ungenabelt. Das, wie es scheint, durchaus regelmässige Gewinde besteht aus ziemlich hohen, in der Mitte ausgehöhlten Umgängen, welche, so viel man an den ziem- lieh stark abgeriebenen Exemplaren entnehmen kann, eine glatte Oberfläche haben. Der stark vortretende Wulst auf welchem die Nath verläuft, gehört zum grösseren Theil dem oberen (rückwärti- gen) Rand des Umganges an. Die Faltenbildung ist charakteristisch. Von der Seitenwand ragt, wo sie aussen am meisten vertieft ist, eine sehr stumpfe Falte nach einwärts; vor der Spindel entspringen in nahezu gleich grossen Abständen drei einfache, nach aussen conver- girende Falten, welche in der Nähe des (nicht erhaltenen) Mund- randes eben so scharf ausgedrückt sind als im drittletzten Umgange. 1) Es verdient bemerkt zu werden, dass alle der bisher beschriebenen Artengruppe angehörigen Nerineen des Plassenkalkes sich von den gleichartigen der nordöstlichen Loealitäten durch eine Verlängerung des Hohlraumes der Windungen in der Rich- tung der Axe auszeichnen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. H£ft. 23 350 Peters Diese Faltenbildung, durch welche unsere Art sich der vorher betrachteten Gruppe anreiht, ist eine sehr seltene; nur N. Clio d’Orb. (Terr. jur., S. 139, Taf. 275) aus dem Coral-rag hat eine ähnliche. Eine viel entferntere Ähnlichkeit zeigen N. funiculosa Voltz (Terr. jur., S. 85, Taf. 252, Fig. ”—10) aus dem Bathonien und N. nodosa Voltz (l. e. S. 95, T. 254) aus dem oberen Oxford. Kommt vor im Plassenkalk. N. conulus Peters. Taf. II, Fig 10—11. N. testa conica, umbilicata, spira brevi, angulo 45°; anfractibus laevigatis excavatis; apertura depressa triangulari; plicis simplieibus: labro 1, columella 3 media brevissima. Die Öffnung des Spiralwinkels beträgt A5 Grad, die ganze Länge 00145. i Das Gehäuse ist kurz kegelförmig, genabelt. Das regelmäs- sige Gewinde besteht aus niedrigen, in der Mitte etwas ausgehöhlten, übrigens glatten Umgängen, deren Seitenwände mit einer kurzen, nach abwärts gerichteten Falte versehen sind, während die Spindel eine lange sehr dünne Falte trägt, welche oben entspringt und nach auswärts gekrümmt ist, nebst zwei von Innen entspringenden Falten von ungleicher Grösse. Die oberste dieser (sämmtlich einfachen) Falten setzt an der ziemlich glatten unteren Fläche des letzten Umganges eine Strecke weit über die zusammengedrückt dreieckige Mündung hinaus fort. Selten im Plassenkalk. N, Staszyeii sp. Zeuschner. Taf. II, Fig. 6—9. Actaeon Staszyeii Zeuschner (l. ec. S. 139, Taf. XVII, Fig. 16—19). N. testa ovata imperforata, spira brevi; anfractibus laevigatis, pro parte se invicem amplectentibus ; apertura compressa ; plieis: columella 3 complicatis, labro 2. Länge = 0:011—.0:035. Zeuschner liess sich durch die puppenartige Form dieser Schnecke bestimmen, sie in das Geschlecht Actaeon zu stellen, mit der Bemerkung, dass sie etwa ein neues, Actaeon und Nerinea Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 351 vermittelndes Geschlecht begründen dürfte. Man kennt nun bereits mehrere dergleichen Arten mit kurzer Spindel, deren Umgänge stark umfassend sind und deren Näthe nicht auf den Erhöhungen, sondern in den Rinnen verlaufen, und welche nichtsdestoweniger von Nerinea nicht getrennt werden können, da die Anwesenheit eines Canales an der Mündung und das eigenthümliche Zurückbleiben der Lippe am oberen Rande, welches sich zum mindesten in der Richtung der Zuwachs- streifen ausspricht, bei einer Schnecke mit innen gefalteten Umgän- gen über das Geschlecht vollgiltig entscheiden. An den Exemplaren, welche Zeuschner beobachtet hat, waren weder Mündung noch Zuwachsstreifen erhalten. Viel günstiger sind der Auffassung des Geschlechtes die Exemplare von Stramberg, von denen ich zwei abbilde (Fig. 6, 7 und 8). Diese Art ist ausserordentlichen Schwankungen hinsichtlich der äusseren Gestalt und der Faltung unterworfen. Nicht nur dass es sehr stark bauchige neben ziemlich schlanken Formen gibt, auch der Grad des Umfassens und die Weite des Spindelcanales ist sehr verschieden. Bei Richalitz kommen Exemplare vor, deren Canal innerhalb der jüngsten Umgänge 4 Millim. weit ist (Fig. 9), bei Stramberg nebst eben solchen wieder Exemplare, an welchen er so enge ist, dass er durch senkrechte Schnitte gar nicht dargestellt werden kann. Einen deutlichen Nabel habe ich an keinem Stücke wahrgenommen. Die obere Lippenfalte ist an den Jüngsten Umgängen kaum ange- ' deutet, bei den sehr plumpen Exemplaren von Richalitz (Fig. 9) erscheint sie auch an der älteren nur wenig ausgedrückt. Bei den letz- teren werden die Zuwachsstreifen in dem Grade callös, dass sie den jüngsten Umgängen ein höckeriges Ansehen geben, was bei abgerie- benen Exemplaren leicht für eine wirklich höckerige Seulptur gehal- ten werden könnte. Sie ist häufig bei Inwald und Stramberg, und kommt ferner bei Richalitz, am Plassen und am Sandling bei Aussee vor. N. Moreana d’Orbigny. Taf. III, Fig. sr. D’Orbigny. Paldont. franc., Terrains jurass. S. 100, Taf. 257. A. Buvignier. Statistique geologique ete. du departement de la Meuse. Paris 1852, S. 35, Taf. XXIV, Fig. 10—12 (in den Abbildungen als N. tornatella Buvign.). 23* 352 Peters. Diese ausgezeichnete Corallienspecies scheint im oberen - Jura von’ Österreich nicht selten vorzukommen, wenigstens haben die bei- den von mir am meisten beachteten Localitäten, der Plassen bei Hallstatt und der Kalkfelsen bei Stramberg, ziemlich viele, mitunter gut erhaltene Exemplare geliefert. An einem Bruchstücke vom Plassen, welches den jüngsten Um- gang der Schnecke enthält, fand ich den, an Nerinea so selten unver- letzten Mundrand. Indem ich ihn hier abbilde (Fig. 5), vermag ich die trefflichen Darstellungen zu ergänzen, welche d’Orbigny und Buvignier von dieser Art gaben. Die Ausrandung (echan- crure) die eine beträchtliche Tiefe erreicht, befindet sich nicht am oberen Ende, sondern in der unteren Hälfte der Lippe, bevor diese sich umfassend dem Umgange anlegt. Da jedoch der obere Theil etwas verbrochen ist, wäre es immerhin möglich, dass auch an der gewöhnlichen Stelle eine dergleichen, wenn auch weit geringere Aus- randung vorkäme. Die Exemplare vom Plassen stimmen durch ihren gedrungenen Bau und die Schroffheit der Absätze an den älteren Umgängen mehr mit den Abbildungen von Buvignier als mit denen von d’Orbigny überein (vergl. Fig. 6 und 7). Bei Stramberg gibt es beiderlei Formen. In der Nikolsburger Gegend kommen Steinkerne, mitunter von kolossalen Dimensionen vor, welche dieser Art angehören. N. Partschii Peters. Taf. II, Fig. 1214. N. testa subceylindrica, non umbilicata, spira angulo 12°; anfrac- tibus laevigatis, inferne excavatis; plicis: labro 1, colu- mella 3, inaequalibus simplicibus. Der Spiralwinkel hat eine Öffnung von nur 12 Grad; der letzte Umgang ist unbekannt. a Das sehr lange, beinahe eylindrische ungenabelte Gehäuse baut sich schraubenförmig aus ziemlich niedrigen, nicht steil gewundenen Umgängen auf, welche bei einzelnen Exemplaren (Fig. 11, 12) bei- nahe dutenförmig an einander gereiht und im letzteren Falle unten (vorne) stark rinnenartig vertieft sind. Doch gibt es auch Exemplare, an deren Umgängen die Aus- höhlung etwas höher rückt und demgemäss die Rinne verstreicht Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 353 (Fig. 13). Die Nath verläuft oberhalb des mehr oder weniger schar- fen oberen Randes. Die Faltung ist eigenthümlich: Ausser der vielen Arten eigenen Seitenwandfalte gibt es drei einfache Spindelfalten, deren mittlere sehr kurz ist. Hierdurch unterscheidet sie sich von allen Arten, welche ihr dureh einen schraubenförmigen Bau ähnlich sind. Diese Art ist bisher nur bei Stramberg beobachtet worden. N. Orbignyana Zeuschner. Taf..IIl, Fig. 13—14. Zeuschner (l. e. S. 138, Tab. XVII, Fig. 10—11). N. testa brevi conica umbilicata ; spira angulo 25° ; anfractibus excavatis, superne tuberculatis, in medio cingulo granuloso instructis ; plicis: labro 1, columella 3, simplicibus. Einige instructive Exemplare setzen mich in die Lage die von Zeuschner gegebene Beschreibung dieser Art zu ergänzen. Obgleich nur mit einem sehr schmalen Spindelcanal versehen, ist das Gehäuse doch genabelt. Durch die Stellung und Form der drei Spindelfalten, welchen nur eine Seitenwandfalte entgegensteht, hat der innere Bau dieser Nerinea viele Ähnlichkeit mit den vorbeschriebenen Arten, Kommt vor am Plassen und bei Inwald. N, Hörnesi Peters. Taf. II, Fig. 15—16. N. testa elongata, conica, umbilicata (?), spira angulo 22°; anfractıbus quidpiamexcavatis, superne nodosis, ceterum laevibus; plicis: labro nulla, columella 3, simplicibus. Der Spiralwinkel beträgt 22 Grad, der Suturalwinkel 70 Grad. Das Gehäuse ist lang kegelförmig, wahrscheinlich genabelt, wenigstens mit einem verhältnissmässig weiten Spindelcanal versehen. Die Umgänge sind inmitten etwas vertieft, dabei glatt, nur am oberen Rande mit rundlichen Knoten besetzt. Das Innere ist durch den Mangel von Seitenwandfalten und drei ziemlich gleichlange convergirende Spindelfalten ausgezeichnet. Die Art, welche bisher nur durch Fragmente bekannt, doch hin- reichend charakterisirt ist,. kommt (selten) im Plassenkalk vor. 354 { Peters N. Zeuschneri Peters. N. Voltzü Zeuschner (I, e. S. 138, Taf. XVI, Fig. 13 —1#). N. testa elongata, conica, imperforata; spira angulo 18 — 20°; anfractibus excavatis, superne et inferne tuberculatis; plicis: labro 1, columella 2. Der Spiralwinkel beträgt 18 — 20 Grad. Die Grösse ist unge- mein veränderlich; es gibt Exemplare, welche am letzten und vor- letzten Umgange 55 Millim. breit sind, und andere welche : an der ent- sprechenden Stelle nicht über 28 Millim. messen. Der Beschreibung welche Zeuschner von dieser Art gibt, kann ich nur beistimmen, den Namen musste ich verändern, da er bereits doppelt vergriffen war als Zeuschner die Versteinerungen von Inwald und Rosezyny bearbeitete; durch Desiongehamps 1843 (Mem. de la soc. linn. de Normandie, pag. 7, pl. 8, Fig. 84) und durch d’Archiac im selben Jahre. N. Voltzii Deslongceh. hat zufällig in der Faltenbildung mit N. Voltzii Zeuschner Ähnlichkeit (vergl. d’Orbigny terr. jur. pag. 83, T. 252, Fig. 1, 2); die von d’Archiaec aufgestellte Art beschreibt d’Orbigny unter dem Namen N. azxonensis d’Orb. Beide gehören dem Bathonien an. Durch die Faltenbildung sind der besprochenen Art ähnlich: N. pseudocylindriea d’Orb. (Terr. jur. pag. 86, Pl. 252) aus dem Bathonien. . scalaris d’Orb. (a. a. O., pag. 87, Pl. 253). i . Defrancei Desh. (d’Orb. a. a. O., pag. 108, Pl. 262) aus dem Corallien. . Castor d’Orb. (a. a. O., pag. 109, Pl. 262). . Nantuacensis d’Orb. (a. a. O., pag. 110, Pl. 263). . Bernardiana d’Orb. (a. a. O., pag. 112, Pl. 264). . canalicuta d’Orb. (a. a. O., pag. 113, Pl. 264). . Visurgis Roemer (Oolith, S. 148, Taf. 11, Fig. 26— 28). * > (Goldfuss, Petref. germ.). > ss (d’Orb., Terr. jur. pag. 122, Pl. 268). subtriceineta d’Orb. (a. a. O., pag. 130, Pl. 271). Calliope d’Orb. (a. a. O., pag. 133, Pl. 273). Mariae d’Orb. (a. a. O., pag. 138, Pl. 275). N. Clio d’Orb. (a. a. O., pag. 139, Pl. 275). N. Turritella d’Orb. (a. a. O., pag. 143, Pl. 277). N. Gaudryana d’Orb. (a. a. O., pag. 144, Pl. 277). 2222222 Die grosse Mehrzahl derselben gehört demnach dem französi- schen Corallien an. Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 355 Von allen diesen hat nur die N. Gaudryana mit der N. Zeusch- neri auch in der Tracht und in der Oberflächenbeschaffenheit Ähn- lichkeit, doch ist erstere, abgesehen von dem viel steileren Gewinde durch den Mangel von Höckern am oberen Rande unterschieden. Von Nerineen aus der Portland-Etage sind: N. trinodosa V oltz (bei d’Orb.a. a. O., pag. 153, Pl. 283); N. Erato d’Orb. (a. a. O., pag. 151, Pl. 282); N. Santonensis d’Orb. (a. a. O., pag. 156, Pl. 284) ; N. suprajurensis V oltz zum Thl. (neues Jahrb. 1836,S. 540 und 551, Taf. VI, Fig. 1 und 2); aus der Kreide: N. gigantea d’Hombre Firmas (d’Orb. terr. eretac. pag. 77, Pl. 158) durch die Faltenbildung und zum Theile durch die Tracht mit unserer Art verwandt. | > Mit N. suprajurensis V oltz ist die Ähnlichkeit im Bau so gross, dass abgeriebene Exemplare beider Arten nicht von einander unter- schieden werden können, und ich desshalb noch in Zweifel bin, ob die N. suprajurensis V oltz nicht wirklich nebst der N. Zeuschneri bei Stramberg vorkömmt. Zeuschner gibt ganz richtig an, dass letztere keinen Nabel hat, nichtsdestoweniger habe ich an kleineren Exemplaren aus dem Plassenkalk einen Spindelcanal beobachtet, welcher dem der N. Man- delslohi Bronn, N. gradata d’ Orb. u. m. A. ganz analog ist, durch mehrere Umgänge fortsetzt und innerhalb des jüngsten Umganges blind endigt.- Diese Art kommt vor beiInwald, Stramberg und häufig am Plassen. N. Castor d’Orbigny. Taf. II, Fig. 17. N. eastor d’Orb. (Terr. jur. pag. 109, Pl. 262, Fig. 3—4). N. suprajurensis Voltz zum Thl. (neues Jahrb. 1836,S. 540 und 551; Taf. VI, Fig. 3, a). > bei Goldf. (Petref. germ. 3. Taf. 175, Fig. 10). D’Orbigny hat eine Nerinea aus dem Coral-rag von Frankreich und Belgien, welche mit der N. suprajurensis Voltz in allem Wesentlichen übereinstimmt, den Spiralwinkelausgenommen, N. Castor genannt, wodurch die von V oltz aufgestellte, drei Etagen des oberen Jura durchgreifende Art, in zwei Arten zerlegt wird. Der ältere Name bleibt den im Kimmeridgien und Portlandien vorkommenden Formen 356 Peters. Im Kalke von Stramberg kommt eine hierher gehörige Nerinea vor, welche einen Spiralwinkel von 24° hat, somit innerhalb die von d’Orbigny angegebenen Grenzen von 21 — 25° fällt. Auch in der Faltung und durch die Concavität inmitten der Umgänge stimmt sie mit der N. Castor mehr überein als mit den mir vorliegenden spitzigeren Exemplaren (von N. suprajurensis) aus dem Kimmeridgien von Doubs, Porrentruy u. a. 0. Ich nehme sonach nicht Anstand die Aufstellung der N. Castor gut zu heissen und die Nerinea von Stramberg als solche anzusprechen. | In Hinsicht auf die Ansicht Hohenegger's über den Kalk von Stramberg darf ich nicht unerwähnt lassen, dass eine Neocomien- species, Nerinea Renauzxiana d’Orb. (Terr. eret. pag.76, Pl. 157), durch ihre Faltenbildung mit der besprochenen in der That viele Ähnlichkeit hat, woraus nun freilich nichts Weiteres folgt, als dass gewisse Typen in der Formationsreihe vom Grande Oolithe bis in die oberen Neocomienschiehten durch eine grosse Anzahl von Arten repräsentirt sind. Die N. Castor d’Orb. kenne ich bisher blos aus dem Kalke von Stramberg. N. Strambergensis Peters. Taf. III, Fig. 3, 4 N. testa brevi, conica, non umbilicata, spira angulo 27°; an- fractibus parum excavatis, laevigatis, superne nodosis; plicis labro 1, columella 2, simplicibus. Der Spiralwinkel umfasst 27 Grad; der letzte Umgang ist nicht bekannt. Das Gehäuse ist kurz kegelförmig, allem Anscheine nach ungenabelt. Die in der Mitte ein wenig vertieften Umgänge sind glatt und tragen nur am oberen (hinteren) Rande Knötchen, wodurch das Gehäuse einen beinahe treppenförmigen Bau erhält. Die Falten sind im Wesentlichen den vorgenannten Arten gleich, nur ist der Hohl- raum in der Richtung der Axe zusammengedrückt, so dass die Seiten- wandfalte der unteren Spindelfalte gerade gegenüber steht. Abgesehen davon ist diese Art durch die Grösse des Spiral- winkels und ihre ganze Tracht von den Arten mit ähnlicher Falten- bildung unterschieden. Ich nenne von letzteren hier besonders N. canaliculata d’Orb. und N. dilatata d’Orb. aus dem Corallien und Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 357 N. nodulosa Desh. (Expedition de Moree t. III, ii 4, pag. 185, Molluse. pl. IV, Fig. 6, 8.) Bei Stramberg und am Plassen. "N. Haidingeri Peters. ; Taf. IV, Fig. 4, 5. N. testa elongata, conica, imperforata; spira angulo 30°; an- fractibus excavatis, costatis, superne et inferne nodosis ; plieis: labro 1, columella 2, simplieibus. Der Spiralwinkel beträgt 30 Grad; der letzte Umgang ist nicht bekannt. Das lang kegelförmige Gehäuse ist in Ermanglung eines Spindel- canales wahrscheinlich ungenabelt. Das Gewinde besteht aus ziemlich niedrigen, in der Mitte vertieften Umgängen, welche am oberen und unteren Rande Knoten tragen, die unter einander durch wenig vor- springende, ziemlich breite Rippen verbunden sind. Durch diese Sculptur unterscheidet sich die Art von N. Zeuschnert, mit der sie in der Faltenbildung vollkommen übereinstimmt. Die einzige Seiten- wandfalte ist gerade nach einwärts gerichtet, von den beiden Spindel- falten läuft die oben und innen entspringende nach ab- und auswärts, die untere steht beinahe horizontal. Von N. Zeuschneri und mehreren derselben verwandten Arten unterscheidet sie sich noch durch die Grösse ihres Spiralwinkels. Sie ist nicht selten im Plassenkalk und in den Polauer Bergen bei Nikolsburg. N. Hoheneggeri Peters. Taf. II, Fig. 1, 2. N. testa elongata, imperforata; spira angulo 13—15°; anfrac- tibus complanatis, inferne nodosis, cingulis quinqgue granu- losis, quorum quartus prominet, instructis,; apertura sub- triangulari triplicata; plicis: labro 1, columella 2, sim- plieibus, quarum inferior valde obtusa. Der Spiralwinkel hat eine Eröffnung von 13—15 Grad, der Suturalwinkel 70 Grad. Die Länge dürfte über 0'100 betragen. Das Gehäuse ist sehr verlängert, beinahe eylindrisch, ziemlich diekschalig, ungenabelt, die Umgänge sind im Ganzen -genommen eben bis an die Ränder, welche sich gleichmässig erheben, und deren unterer mit kleinen perlartigen Halbknoten versehen ist. 358 Peters. Unmittelbar über demselben folgen’ drei, mit länglichen Körnern besetzte Gürtel und darauf ein vierter, dessen Körner grösser sind und welcher ein Weniges über der Mitte des Umganges sich befindet. Zwischen demselben und dem oberen glatten Randwulst ist ein fünfter gekörnter Gürtel angebracht, der am wenigsten ausgeprägt ist und beinahe verdeckt wird von den schief über den Umgang herabziehenden Zuwachsstreifen. Die Mundöffnung ist unregelmässig dreieckig, die Lippe oben seicht ausgerandet und mit einer Falte, die Spindel mit zwei Falten versehen. Schon am Durchschnitte des ersten Umganges, in noch höherem Grade in den älteren Umgängen, zeigen sich beide Spindel- falten sehr von einander verschieden. Die untere ist überaus stumpf und massig, die obere scharf und rinnenartig nach aufwärts gekrümmt. Die Seitenwandfalte ist mässig scharf und ohne merkliche Krümmung nach aufwärts gerichtet. Diese Art ist mit mehreren Arten des Coral-rag von Frankreich sowohl durch ihre Tracht als ihre Faltenbildung nahe verwandt; so mit N. Mariae d’Orb., mit N. Bernardiana d’Orb. u. A., welche viel spitziger sind, während andere verwandte Corallien-Arten, wie N. Sequana Thirria und N. Visurgis Roemer, welche weit über . Frankreich und Norddeutschland verbreitet sind, einen viel grösseren Spiralwinkel haben. Unter allen diesen gibt es jedoch keine, welche, abgesehen von kleinen Abweichungen in der Form und Stellung der Falten, ihr in der äusseren Sculptur gleich kämen. Mit der N. Roemeri Philippi (Philippi, im neuen Jahrb. 1837, Seite 294, T. IN, Fig. 2; — Roemer, Norddeutsch. Oolith als N. fasciata Voltz;— Goldfuss, Petref. germ. 3. Seite 43, T. 176, Fig. 5) aus dem Coral-rag des Lindenerberges in Hannover hat sie eine ent- ferntere Ähnlichkeit. Diese Art kommt vor im Plassenkalk, bei Stramberg und bei Inwald. Sehr schöne Exemplare hat man bei Richalitz gefunden. Die Inwalder (Hohenegger’s Sammlung) sind klein und sehr gut erhalten. | | N. Santonensis d’Orbigny. D’Orbigny. Terr. jur. pag. 156, Pl. 284. Diese den Portlandschichten zugeschriebene Art erkenne ich an Steinkörnern aus dem Stramberger Kalk. Sie unterscheiden sieh Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 359 - durch den kleinen Spiralwinkel verbunden mit einer ausnehmend scharfen unteren Spindelfalte von den mehrmal genannten ähnlichen Arten, insbesondere von N. Hoheneggeri Peters. Auch bei Nikols- burg und den Polauer Bergen scheint sie vorzukommen. Eine ziemlich kurz konische Nerinea von Stramberg, welche gleichfalls die bei den Portland-Arten herrschende Faltenbildung zeigt, unterscheidet sich von den Bekannten wesentlich durch ihre Tracht. In jener Beziehung steht sie der N. trinodosa V oltz, durch ihren konischen Bau der N. salinensis d’Orb. nahe, ist aber viel kleiner als diese. Leider ist die äussere Sculptur, welche eine ziem- lich einfache zu sein scheint, nicht genügend erhalten. N. erispa Zeuschner. Zeuschner, in Haidinger’s Abhandlungen 3. Bd., 1. Abth., S. 138, Taf. XVII, Fig. 12—15. Selten bei Inwald. — Am Plassen (?). Abgeriebene Exemplare, können mit einer folgenden Art, N. plassenensis Peters leicht ver- wechselt werden. N. conoidea Peters. Taf. III, Fig. 8 und 9. . N. testa brevi, conoidea, imperforata; anfractıbus excavatıs, superne tuberculatis, ceterum laevigatis; plicis : labro nulla, columella inaequalibus, simplicibus. Das Gehäuse dieser ziemlich kurzen, eine Länge von 30 Millim. in der Regel nicht überschreitenden Art ist konoidisch, ziemlich steil gewunden, ungenabelt. Die in der Mitte vertieften Umgänge tragen am oberen Rande perlenartige Knoten und sind übrigens glatt, nur hie und da bemerkt man eine schwache Andeutung von Längsrippen, welche von den Knoten herablaufen. Die längliche und zusammengedrückte Mündung hat zwei der Spindel angehörige Falten, deren untere kurz und stumpf ist bis zum völligen Verschwinden, während die obere lang und schmal nach unten und aussen vorspringt. Diese Art ist der N. cripsa Zeuschner sehr nahe verwandt, in der Faltenbildung stimmen beide genau überein, so dass ich anfangs glaubte, der Darstellung Zeuscehner’s hätten unvollkom- mene Exemplare zu Grunde gelegen und beide seien wirklich identisch. Indess wurde ich durch Exemplare aus der Hohenegger- 360 r Pedale: schen Sammlung belehrt, dass dies nicht der Fall ist. N. erispa ist ziemlich lang kegelförmig, hat einen Spiralwinkel von 20 Grad, und auf ihrem schief abgeschnürten Wulste nie deutlich entwickelte Knoten. Abgeriebene Exemplare lassen sich von der folgenden Art nicht unterscheiden, mit der sie im Plassenkalk vorkommt. Bei Inwald ist sie minder selten als N. crispa. Von anderen Loealitäten kennen wir sie noch nicht 1). N. Plassenensis Peters. Tab. III, Fig. 1012. N. testa brevi, imperforata; anfractibus complanatis, superne nodosis, in medio stria granulosa cinctis; apertura com- pressa biplicata; plicis: labro nulla, columella duabus inaequalibus, simplicibus. Der Spiralwinkel des aus der konischen in die konoidische Form übergehenden Gehäuses lässt sich nicht mit Sicherheit abnehmen. An den jüngsten Umgängen schön entwickelter Exemplare ist er recht klein (12—15 Grad) an den älteren Umgängen öffnet er sich bis zu 20, ja 25 Grad. Die Länge beträgt 20—34 Millim. Das Gehäuse ist ungenabelt, viel weniger steil gewunden als bei der vorhergehenden Art. Die ziemlich ebenen Umgänge schwellen am oberen Rande zu einem Wulste an, der mit (10) Perlknötchen besetzt ist. | In der Mitte tragen sie einen schmalen gekörnten Gürtel, dessen wenig vorspringende Körner jenen Knötchen correspondiren. Die Mundöffnung ist zusammengedrückt, beinahe halbmondförmig mit zwei Spindelfalten, welche denen der N. crispa in jeder Beziehung gleichen. Von Verwandtschaften dieser drei Arten kann wenig die Rede sein; in der äusseren Sculptur kommen ihnen mehrere Arten nahe, so z. B. der N. Plassenensis die N. nodosa Voltz (d’Orb. Terr. jur. pag. 95, Pl. 254), ihre Faltenbildung aber ist ganz eigen- thümlich. | Ich habe dieser Nerinea den Namen Plassenensis gegeben, weil sie die bei Weitem vorherrschende Art des Plassenkalkes ist, 1) Ein Exemplar in der Hohenegger’schen Sammlung ist 40 Millim. lang und aus- gezeichnet konoidisch. Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 361 manche Gesteinspartien sind ganz und gar davon erfüllt, und weil ich sie bisher nur von dieser Localität kenne. N. pyramidalis Münster. | Taf. IV, Fig. 1—3. 1841-—44. Münster in Goldfuss: Petref. germ. 3. S. 45, Taf. 176, Fig. 11. 1850. N. depressa Voltz bei Zeuschner (Haidinger’s Abhandlung. 3. Bd., I. Abth., S. 137, Taf. XVI, Fig. 1—4). Indem ich voraussehe, dass die Paläontologen mit Erstaunen diesem Namen in einer Beschreibung von jurassischen Nerineen begegnen werden, will ich gleich die Gründe angeben, welche mich zu dessen Hervorziehung bewogen haben. Wer meine Abbildungen mit der aus dem Goldfuss’schen Werk eitirten aufmerksam vergleicht, insbesondere meine Fig. 1, wird kaum bezweifeln, dass beide Exemplare derselben Art zu Grunde liegen. Ich kann hinzu fügen, dass die äusseren Formen meiner am Plassen bei Hallstatt vorkommenden Exemplare, welche durch Glätte der etwas vertieften Umgänge und die Weise, nach der sie an den Rändern anschwellen, mit der Münster’schen Species aufs Genaueste übereinstimmen, vollkommen gut erhalten sind. N. pyramidalis wird als eine aus der Gosau stammende und desshalb von Münster in die Gosauformation versetzte Art beschrieben. Der Plassenberg aber fällt steil gegen das Gosauthal ab, und es können Geschiebe und Petrefacten von seiner Höhe recht wohl in die auf Gosaugebilden ruhenden recenten Gehänge-Ablagerungen gelangen. Das Gestein des Plassen ist in seiner dichten bräunlichen Varietät den Nerineen führenden Kalkschichten der oberen Kreide des Gosauthales nicht so auffallend unähnlich, dass Graf Münster an der Ausfüllungsmasse dieser. Nerineen hätte Anstoss nehmen müssen. Da jedoch Petrefacten der Gosauformation von mehreren Sammlern aufgespeichert werden, welche auch den Hallstätter Salz- berg und seine Umgebungen besuchen, kann es wohl sein, dass die fragliche Nerinee erst unter ihren Händen in Suiten von Gosauver- steinerungen und so in Münster’s Besitz gerathen ist. — Wäre N. pyramidalis Münster wirklich eine Versteinerung der Gosau- ablagerungen, so müsste sie wohl durch die in neuerer Zeit im grossartigsten Massstabe betriebenen Aufsammlungen wieder zum 362 Peters. Vorschein gekommen sein, was nicht der Fall ist. Unsere überaus reichen Suiten enthalten davon keine Spur. Zu der von Münster gegebenen Beschreibung und Diagnose habe ich nicht nöthig etwas beizufügen als etwa die Angabe des Spiralwinkels, welcher an den Exemplaren vom Plassen zwischen 32 und 35° sehwankt, an denen von Stramberg und wie ich aus Zeuschner’s Abbildung entnehme auch an denen von Inwald nicht ganz 30° beträgt. Fig. 1 stellt den Durchschnitt eines sehr grossen Exemplares, Fig. 2 die untere Fläche des letzten Umganges eines kleineren, beide vom Plassen dar, durch Fig. 3 ist ein an der äusseren Fläche etwas abgeriebenes, im letzten Umgange aber vortrefflich erhaltenes Exem- plar aus dem Stramberger Kalke abgebildet. Nerinea depressa NV oltz, im Jahrb. 1836, Seite 540 und 549, T. VI, Fig. 17. (von Zeuschner, |. c. Seite 137, Taf. XVI, Fig. 1—4), welche nach Gressly im Schildkrötenkalk — einer Portlandschichte — bei Solothurn, nachBuvignier im Coral-rag an der Maas vorkommt, hat bei einer mit der N. pyramidalis wesentlich übereinstimmenden Faltenbildung „ganz ebene, glatte Umgänge“, einen Spiralwinkel, welcher dem der Stramberger Exemplare nicht gleich kommt. ER Überdies sind die innen und aussen von der Falte an der oberen Wand der Umgänge befindlichen Räume auffallend verschie- den, was weder an der Nerinea vom Plassen noch an den von Zeuschner beschriebenen Exemplaren beobachtet wird. . Zeuschner’s Nerinea depressa unterscheidet sich von der wahren auch durch den äusseren Bau der Umgänge. „Drei Viertheile des oberen (nach unserer Aufstellung: unteren) Theiles sind ring- förmig angeschwollen, das untere Viertheil ist glatt und vertieft. Bei abgeriebenen Exemplaren sind die Umgänge glatt und eben.“ Doch möchte ieh nicht annehmen, dass Voltz und Bronn die Charaktere eben und glatt einer Art beigelegt hätten, von der sie nur abgerie- bene Exemplare besassen. Dass übrigens die Convexität des Umgan- ges nicht durchgehends 3/, desselben ausmache, zeigt Zeusch.ner’s Fig. 4, bei deren Vergleichung mit meinen Abbildungen die Identität beider schwer zu verkennen sein wird. | Die Nerinea depressa Voltz bei d’Orbigny (Terr. jur. p- 104, Pl.259, — auf der Tafel und im Prodröme als N. umbilicata Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 363 Voltz —) welche er als eine charakteristische Corallienspecies erklärt, lässt sich nicht minder schwer mit der Darstellung von Bronn vereinbaren und es zeigen die völlig unzweideutigen Abbildungen von Zeuschner und von d’Orbigny wie sehr verschiedene Formen auf eine Art bezogen werden können, welche nicht hinreichend deut- lich dargestellt ist oder dafür gehalten wird. In der N. depressa bei d’Orbigny sind die Näthe das einzig Vertiefte, die Umgänge leicht convex. Es scheint mir, dass der berühmte Paläontolog als er die Beschreibung dieser Nerinea mit den Worten schloss: „Cette espece ne peut etre confondue avec aucune autre par son large ombilic et par son pli unique sur la columelle“, augenblicklich zu wenig Werth legte auf die, anderweitig von ihm so sehr gewürdigten äus- seren Formen der Nerineen, wenn sie nicht mit auffallenden Verschie- denheiten des Gewindes und der Faltung verbunden sind, und es wäre besser gewesen, wenn er den Namen N. umbilicata Voltz der „charakteristischen“ Species aus dem Corallien von Saint Mihiel, Oyonnai (Ain) u. a. ©. belassen hätte. Eine andere den hier besprochenen Nerineen ähnliche Art ist. N. subpyramidalis Münster (Goldf. petr. germ. 3, Seite 40, T. 175, Fig. 7) von Kehlheim an der Donau. Hinsichtlich dieser muss ich bemerken, dass es mich Wunder nimmt, wie dOrbigny die überaus weit genabelte, concav konische Nerinee aus dem P ort- landien von Aigle-Pierre, Salins im Jura u.a. O., welche er in der Paleontologie frangaise (Terr. jur. pag. 148, Pl. 279) beschreibt, mit ihr identifieiren konnte. Denn abgesehen davon dass die Falte weder in der Richtung noch in der Stellung der genannten Art genau entspricht, gibt es auch bedeutende Ver- schiedenheiten im Bau und im Spiralwinkel, welche mir diese Iden- tifieation gewagt erscheinen lassen. Da die mehrfaltigen Nerineen nach gleichwerthen Unterschieden in Arten zertheilt werden, dürfte man wohl auch für die einfaltigen Formen das gleiche Verfahren beanspruchen. Der Faltenbildung nach ist der N. pyramidalis Münster auch noch verwandt N. annulata Sharpe (Quarterly Journ. Novemb. 1849, Vol. 6, 1.Theil, Seite 101, T. XII, Fig. 16), durch ihre ring- förmigen Umgänge aber leicht von ihr und jeder der vorgenannten Arten zu unterscheiden. 364 Peters. An die Betrachtung der Nerineen schliesse ich noch einige am Plassen vorkommende Versteinerungen an, da ich unser Material von dort — mit Ausnahme der Polyparien — gerne vollständig abhandeln möchte. CERITHIUM. C. nodoso-striatum Peters. Taf. IV, Fig. 6, 7. €. testa turrita, angulo 27 — 30°; anfractibus gradatis, trans- versim (2—3) striatis, superne nodosis, ultimo anfractu inferne multistriato; apertura trapezoidali. Der Spiralwinkel hat die Öffnung von 27—30 Grad, die Länge beträgt 45—100 Millim., die grösste Breite 22—32 Millim. Das starkwandige, thurmförmige Gehäuse ist treppenförmig auf- gebaut aus niedrigen, unten mit zwei bis drei vorragenden Linien, oben mit starken, glatten Knoten versehenen Umgängen. Die Basis ist ganz mit feinen Transversalstreifen bedeckt, die Mündung trapezoidal mit Abrundung der inneren Seite. Der Mund- saum ist an keinem Exemplare erhalten. Dieses ausgezeichnete Cerithium kommt vor im Plassenkalk (Fig. 6) und bei Stramberg (Fig. 7), an letzterer Localität ziemlich häufig, an der ersteren in besonders grossen Exemplaren. NATICA. N. Inwaldiana Zeuschner. Taf. IV, Fig. 8. Zeuschner (l. e. S.139, Taf. XV, Fig. 23, 24). Ich bilde diese Natica nach Exemplaren aus dem Plassenkalk hier nochmals ab, weil der charakteristische, überaus dieke Mundsaum, welchen Zeuschner vollkommen richtig beschreibt, auf seiner Abbildung gar nicht hervortritt. Von Stramberg kenne ich diese Art nicht, dagegen kommt hier, 'so wie auch bei Nikolsburg N. Dejanira d’Orbigny (Terr. jur., pag. 209, T. 296) in ausgezeichneten Exemplaren vor. 1 Von niedrig gewundenen trochusartigen Schnecken fand ich im Plassenkalk nur unbestimmbare Reste. K.Peters. Nerineen d. ob. Jura. Tall Pig.1 Steohmayer lit. Aus d.k.k Fig. 1-3. Nerinea Bruntrutanae Thurm . Wo, „ Carpathiea- X euschner. Sitzungsb. d.k. Akad d.W. math. naturw. E1.XVIBd. 2 Heft. 1855. K. Peters. Fig 1. Nerineen d. ob. Jura. Tat 1. Steohmayer lith. | Aus dk. k. Hof-u. Staatsdruckerei F19 1-3. N Harteri Peters. Fig. 1.14. N conulus Peters. „43 N Suessi Peters, „ #2J4 N. Partschü Peters. „ 6-3. N. Staszyeil sp. Zeuschnen: „ I3.46 N. Hornesi Peters. Fig. IL N Castor d’ Orb. Sitzungsb. k. Akad. d.W math. naturw. C1.XVIBd. 2 Heft. 1855. K. Peters. Nerineen d. ob. Jura. _ - lat. Ill. Fig.10 Stwohmayer Tith. Aus d.k.k.Hof-w. Staatsdruckerei. Frg 1. 2. Nerinea Hoheneggeri Feters. Fig. BI Ierinen eonoidea- Peters. „ 34: u Strambergensis l’eters. ee INOHE: 0 Plassenensis P’elers. U SH „» Soreana d’Orb, „ BH » Orbigngana Aentschner Sitz u) d. k.Akad.d.W math. natur CI.XVIBd.2 Het. 1655. B’r P AA 3 rar VERDIENT UT, u Pi RK B N R . 2 . \ N 4 vu a Ber Min; y x 5 - B a . x s Ä ö 2 1 IF h - % „ L 2 % n n P ? f . 1 . f 1 * en n “, 4 Y , f ı & Y 1 / n t 2 ’ “ - - ri 2 l v 4 s D A rn < a6: E Pi 497 ie ie u 4 - Yö “ a Y ”, } * P Ne FE her ö At A £ EEE , » {. ‘ a % 2 a ‘ x N 5 Pr. R ä L “ \ NE x 3 ' 2 RE rn E m I 2 ar, / u r i . abe ARıR > a “ FR e u. Fr an ‘ ’ ur 4 H ” 2 . hl r a . n a RN N I } bi "4 dr en . v4 h RN . N * fi h) g LE « Y je k s r ” Y £ i . n - 4 EN Fe: U y 7 } ‘ & 3 ua se ri f , RI ENT, ER ne R Dune, Re U ur f ar ar DLR Bu a SE r % { \ PR j n fi \ . | x R f K. Peters. Nerineen d. ob. Jura. | : af. IV. Fig.3 Strokmayer lith. : Aus d.k.k, Hof-v. Staatsdruckerer. F1g 13. Nerinea pyramıdalıs MUNSE: Fig 6% (erithium nodoso - streeatunm Peters. Dr Hacdingeri: Peters. Z 3 Jatiea Inmeldina Zeuschner: Sitzungsb. d.k.Akad.d.W. math. naturw. CI.XVTBd. %Heft. 1855. Die Nerineen des oberen Jura in Österreich. 365 h Von Zweischalern nur Diceras arietina Lam. in colossalen | Fragmenten. Von dem Vorkommen Jieser Art und der D. Lucii Defr. an den mährischen Localitäten war schon Eingangs die Rede. Nach _ einemvonHerrn Prof. Zeuschner uns freundlich mitgetheilten Exem- plare mit präparirtem Schlosse kommt letztere auch bei Inwald vor. Nachstehende Tabelle t) diene zur Übersicht der von folgenden Localitäten Schichten, in welchen sie Versteinerungen ausserÖsterreich Plassen bei Hallstatt vorkommen Nerinea BruntrutanaTh. N. Carpathiea Zeuschner N. Haueri Peters N. Suessti Peters N. conulus Peters . N. Staszyeiisp.Zeuschner N. Moreana d’Orb. N. Partschiüt Peters N. Orbignyana Zeuschner N. Hörnesi Peters N. Zeuschneri Peters . a N. castor d’Orb. . . . ; N. StrambergensisPeters i N. Haidingeri Peters. . i N. Hoheneggeri Peters 4 N. Santonensis d’Orb. N. erispa Zeuschner N. conoidea Peters . N. Plassenensis Peters . > In den Portland- schichten von Frankreich und Schweiz. X £ nach Quenst. Corallien. Corallien. |+X+ IX++ IX +++ + Portland. N. pyramidalis Münster Cerithium nodoso - stria- tum Peters Früher irrthümlich für eineKreide- species gehal- Re EEX.XAeR \ D ten. R Natica inwaldiana Zeu. 3 N. Dejanira d’Orb. Corallien. 2 Diceras arietina Lam. ?) | Corallien. “ D. Lueii Defr. . + | Corallien. ‚ Daraus glaube ich folgern zu dürfen: £ 1) Dass die am Plassen bei Hallstatt und am Sandling bei \ Aussee befindlichen Nerineenkalke, deren geologische Stellung bisher unbekannt war, mit den im nordöstlichen Theile von Niederösterreich, in Mähren und weiter entlang dem Nordrand der Karpathen auftau- chenden Jurakalkgebilden (den sogenannten Klippenkalken) identisch 4 sind; 1) -+ bedeutet das nicht häufige, >< das häufige, ><>< das sehr häufige Vorkommen, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVT. Bd. IT. Hft. 24 a ee en Zn en en a6 366 Zepharovich. 2) dass dieselben (von vielen charakteristischen Coral-rag-Ver- steinerungen aus anderen Thiergruppen, wie Diceras arietina Lam., Diceras Lucü Defr., Cardium corallinum Leym. u. a. m.) zwei Nerineenspecies mit dem Coral-rag, eben so viele aber mit den Port- landschichten des westlichen Europa’s gemein haben, dass sie demnach keiner dieser Schichten ausschliesslich parallelisirt werden dürfen, sondern wahrscheinlich beide der Art umfassen, dass eine Trennung nicht ausführbar sein wird. Arten, welche die Kimmeridge-Schich- ‚ten ausdrücklich bezeichnen würden, sind bisher nicht bekannt; 3) dass endlich die grosse Zahl neuer Nerineen - Arten in dem österreichischen oberen Jura eine von dem der westlichen Länder überhaupt mehrfach abweichende Fauna voraussetzen lässt. Eine weitere Ausführung und Prüfung dieser Folgerungen ist von den bereits vorbereiteten Untersuchungen über die zahlreichen übrigen Thierreste des oberen Jura in Mähren zu erwarten. Jaulingil, ein neues fossiles Harz aus der Jauling nächst St. Veit a. d. Triesting in Nieder-Österreich. Von Vietor Ritter v. Zepharovich. (Vorgelegt in der Sitzung vom 26. April 1855.) Der gewerkschaftliche Braunkohlen-Bergbau in der sogenannten grossen Jauling, südlich bei St. Veit a. d. Triesting, bietet nun schon zum zweiten Male Gelegenheit über ein bemerkenswerthes Vorkommen zu berichten. Die erste Mittheilung 1!) bezog sich auf zwei grosse Stosszähne von Mastodon angustidens, welche man nebst Backenzahn- und Schädelknochen-Fragmenten vor zwei Jahren daselbst beim Stollentrieb im Liegend-Tegel des Haupt-Lignit- Flötzes angefahren hatte; einleitend wurde damals auch eine kurze Skizze der geognostischen Verhältnisse des Jaulinger Süsswasser- Beckens gegeben. Das neue Harz aus dem Lignit selbst ist ein Vorkommen des verflossenen Jahres, von welchem mir, wie früher durch meinen Freund, den dortigen Montan-Beamten, Herrn J.B. Engelmann, die erste Nachricht zugekommen war, welcher auch 1) Die Fossilreste von Mastodon angustidens aus der Jauling. Von V.R.v. Zepharo- vich. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, Bd. IV, 1853, S. 711. Jaulingit, ein neues fossiles Harz aus der Jauling. 367 ‚bald die versprochene Sendung nachfolgte, hinreichend Material enthaltend, um ‚die wünschenswerthen Untersuchungen damit vor- nehmen zu können. Dieses Harz, für welches ich mir den Namen Jaulingit, von dem Fundorte entlehnt, vorzuschlagen erlaube, hat in seinen dunkleren Partien Ähnlichkeit mit Haidinger’s Ixolyt von Oberhart bei Gloggnitz, in den lichteren mit manchem Suceinit. Es kommt in den, dem 2 Schuh mächtigen Hauptflötze eingelagerten Lignit-Stämmen, nach Dr. C. v. Ettingshausen’s Untersuchung einer Abies - Art angehörig, ziemlich selten, und wie es scheint analog wie an unseren jetzigen Coniferen, vorzüglich an verwundeten Stellen derselben vor. Diese Stämme liegen plattgedrückt, an ihrer Basis 2 — 3 Fuss messend, in einer Länge von mehreren Klaftern, vorzüglich hart am Hangenden des Hauptflötzes, welches durch eine 18—20 zöllige Tegel-Schichte, von dem oberen nur 3— 4 Zoll mächtigen Lignit- Flötze getrennt wird, welches letztere sehr häufig auch derartige gedrückte Stämme enthält. Stellenweise liegen die grossen Stämme von den fest in einander verwachsenen Wurzelstöcken getrennt, zuweilen jedoch sind sie mit ihnen noch im Zusammenhange, erscheinen aber dann meist wie umgeknickt. Das zur Untersuchung eingesandte Harz, stammte aus einer nachweisbaren äusseren Verletzung eines Lignit- Stammes von der grössten Dimension, nahe an seinem unteren Ende. An ähnlichen Orten äusserlich, und im Innern der Stämme, wo diese unter den mannigfaltigen Einwirkungen von aussen her, noch bevor sie hinweg gerissen und zur Ablagerung gelangten, am weitesten zerbersteten, sind die ergiebigsten Fundstellen des Harzes ; es bildet hier, reich- licher ausgeflossen, grössere unregelmässige, meist knollige Massen, während es sonst schmälere Längsspaltungen und Querklüfte im Holze erfüllend in Gestalt dünner Platten, bis zu dem zartesten sich abschuppenden Anfluge herab, erscheint. Der Jaulingit hat eine lebhaft hyazinthrothe Farbe in den frischen amorphen Partien, mit ausgezeichnet fettglänzenden, flach muscheligen Bruchflächen, kleine Splitter, sind stark durchscheinend bei gewisser Dünne selbst durchsichtig; das feinste Pulver ist isabellgelb, gröberes ochergelb, beide letzteren Farben ebenfalls an dem Harze zu beobachten, wo es als staubartiger Anflug oder in stark rissigen und beschädigten Partien erscheint. 2% ” 368 Zepharovich. Er ist sehr spröde, leicht zersprengbar, lässt sich leicht zwischen den Fingern zu Staub zerreiben, wobei man einen schwachen harzigen Geruch, ähnlich jenem des Kolophoniumharzes bemerkt. Der Härte-Grad fällt zwischen Kalk und Gyps, das speci- fische Gewicht, anscheinend reiner Stücke wechselt zwischen 1:098 und 1111, im Mittel 1'104. An einer Kerzenflamme, schmilzt das Harz zuerst unter ruhiger Blasen-Entwickelung, entzündet sich dann. und brennt ruhig mit leuchtender, rothgelber stark rauchender Flamme, je nach seiner Reinheit von beigeimengten Lignit-Theilchen ist der hierbei währzu- nehmende Geruch mehr oder weniger brenzlich, und wird auch eine grössere oder geringere Menge einer schwarzen schlackigen Kohle erhalten. Im Glaskolben erhitzt, schmilzt es leicht. sich zer- setzend, indem ein Theil in den Hals des Kölbehens überdestillirt, unter lebhaftem Aufschäumen, Entwickelung lichtgrauer Dämpfe und eines unangenehmen brenzlichen Geruches zu einer klaren gelben Flüssigkeit, welche beim Erkalten zu einer schwarzbraunen Masse erstarrt, während das in den Hals Überdestillirte als ein gelbbraunes Öl mit stark brenzlichem Geruche sich zeigt. Die Zusammensetzung des Harzes zu ermitteln, hatte Herr Professor Dr. Fr. Ragski auf mein Ansuchen freundlichst über- nommen und theilte hierüber das Folgende mit: „Das in Unter- suchung genommene Harz besteht aus zwei Harzen, dem Alpha- und Beta-Harze, fast zu gleichen Theilen. | Das Alpha-Harz durch Schwefelkohlenstoff ausgezogen ist braungelb, in der Kälte spröde, bei 50°C. wird es weich und klebrig, bei 70° C. zäheflüssig. Es löset sich leicht in Alkohol und Äther, dagegen nicht, selbst im Kochen, in kohlensaurem Kali. Mit Ätzkali gekocht, werden nur Spuren gelöset. Durch concentrirte Schwefel- säure wird es bald verkohlt. Erwärmt riecht es aromatisch, an Cedernholz erinnernd. Mit chromsaurem Bleioxyd verbrannt lieferte es folgende Resultate: 1) 0:2027 Gramm. gaben 0:5801 CO, 02027 N »„ 0.1862 HO 2) 02014 ,».08785.00, 02144 „01842 HO. Jauling, ein neues fossiles Harz aus der Jauling. 369 Dieses entspricht auf 100 Theile berechnet einem Gehalte von: 1. 2. Kohlenstoff . . . . . 7804 :— 77% Wasserstoff . . . .1016 — 1012 Sauerstoff . . . . .1180 — 1198. Das Beta-Harz lässt sich aus dem Rückstande von der Lösung in Schwefelkohlenstoff durch Äther ausziehen. Dasselbe ist braun- gelb, spröde, erweicht bei 135° C. und wird erst bei 160°C. zähe- flüssig. Es löset sich leicht in Alkohol und Äther, nicht in Schwefel- alkohol und kochendem kohlensaurem Kali. Von Ätzkali wird es in der Wärme leicht aufgelöset. Aus der dunkelbraunen Lösung wird das Harz durch Übersättigung mit Essigsäure als Gallerte gefällt. Nach der Analyse ergaben: 1) 0:2485 Gramm. 0:6467 CO, 024855 „01773 HO 2) 02364 „ 06142 CO, 0.2364 „» ..‚#7069200, woraus die Zusammensetzung auf 100 Theile folgt: 1. 2: Kohlenstoff . . . . . 7094 — 7085 Aasserstolt . . IS 195 Sauerstoff .:. . Tara’ "2720. Beide Harze enthielten in gereinigtem Zustande keine Asche. Für das Alpha-Harz gibt die Analyse im Mittel: Anzahl der Äquivalente. Kohlenstoff . . . 7797 — 12997 = 13 Wasserstoff . . . 1014 — 10140 = 10 Sauerstoff . . .1189 — 1486 = 1:5, _ welches entspricht der empyrischen Formel C; H;o 0; mit einer procentischen Zusammensetzung von: Kohlenstoff . . . 78:00 Wasserstoff . . . 10:00 Sauerstoff . . . . 12:00 310 Zepharovich. Jaulingit, ein neues fossiles Harz aus der Jauling. Für das Beta-Harz gibt die Analyse im Mittel : Anzahl der Äquivalente. Kohlenstoff . . 70895 — 11816. — 9.076 Wasserstoff . . 7935 — 79355 — 6103 Sauerstoff. . . 21170 — 2:646 — 2:035 entsprechend der empyrischen Formel: C,H, 0; oder Cs H,, Ö, mit einer procentischen Zusammensetzung von: Kohlenstoff . . . 71:05 Wasserstoff . . . 789 Sauerstoff . . . . 21:06. Vergleicht man die beiden Formeln für das Alpha-Harz = (,,; Hz O0; Beta-Harz — Cis H,;. Ö, so könnte man annehmen, es sei das letztere aus dem ersteren durch Oxydation entstanden, indem 1 Äquivalent Sauerstoff aufgenommen wurde, dagegen je 8 Äquivalente vom Kohlenstoff und Wasserstoff aus der Mischung sich entfernten. W edl. Helminthologische Notizen. 371 Helminthologische Notizen. | ” „Von dem C. M. Prof. Dr. RK. Wedl. (Mit TIL Tafeln.) (Vorgetragen in der Sitzung vom 15. Februar 1855.) In den vorliegenden Blättern sollen grösstentheils neue Formen von Helminthen besprochen, theils von bekannten Ergänzungen ihrer Charakteristik gegeben werden. Hinsichtlich der Zeit und des Ortes der Beobachtungen habe ich blos zu bemerken, dass die Mehr- zahl derselben während eines fünfwöchentlichen Aufenthaltes zu Triest gegen Ende August und im Monat September, der Rest der Beobachtungen im ‚Verlaufe des verflossenen Sommers gemacht wurde. | I. CESTODEN. 1. In dem Darme eines Lophius piscatorius wurde zweimal ein geschlechtlich nicht entwickelter Cestode gefunden, der an seinem Kopfende etwas dicker als an dem Hintertheile,, im gestreckten Zu- stande zu einer Länge von 8 Millimeter anwächst und zu einer Breite von 1/, Millimeter sich nach rückwärts zuschmälert (s. 1 B). Der Kopf hat eine sphärische, nach vorne abgestutzte Gestalt, ist 0-13 Millimeter breit und geht unmittelbar nach einer seichten Abschnürung in den Körper über; er hat einen häutigen Überzug mit einer nach vorne gerichteten Öffnung (s. 1A a). In dieser Hülle liegt ein schüsselför- mig ausgehöhlter, mit seiner Lichtung nach vorne gerichteter Körper (14 ce), an dessen Vordertheile sich ein Zug radiärer Fasern (Schliess- muskel, 1A 5) befindet. Die von diesem Körper eingeschlossene Höhlung ist nach hinten abgerundet. Entsprechend der halsartigen Abschnürung trifft man eine querüber gehende Lage freien rothen Pigmentes (1A c). Der hufeisenförmige Körper steht nach rückwärts mit einem Muskelapparate, der aus vier, unterhalb der äusseren Decke gelegenen, länglichen, lappenförmigen, im frischen Zustande con- traetionsfähigen Theilen besteht (1A d). Das Thier besitzt eine 372 | Wedi, grosse Agilität, die Streckungen und Zusammenziehungen folgen rasch auf einander. Die das Parenchym des übrigen Körpers bil- dende Substanz ist eine homologe, und von irgend welchen Organen keine Spur. Dieser Scolex ist höchst wahrscheinlich die unentwickelte Form von Bothriocephalus Lophü (Rud.), den Diesing unter die Bothriocephalidea genere dubia gestellt hat. | 2. Eingebettet in dem reichlichen Schleime der Spiralklappe des Darms von Trygon pastinaca, fand ich einen bewaffneten Cesto- den, der sich von denvonRudolphi aufgezählten Species von Oncho- bothrium, Acanthobothrium (van Beneden), Bothrio cephales armes (Dujardin) durch folgende Merkmale unterscheidet. Hinsichtlich der Grössenverhältnisse des Thieres ist zu bemerken: Länge dessel- ben = 25 Millimeter; Breite des bewaffneten Kopfes = 5/, Millime- ter; schmälster Durchmesser des Halses — 1, Millimeter; grösster Längendurchmesser eines Gliedes — 3/, Millimeter, grösste Breite eines solehen = ®/, Millimeter. Der verhältnissmässig grosse Kopf besitzt vier halbkugelige, gegenständige Erhabenheiten, von denen je eine zwei Paaren von Haken zum Ansatze dient. Letztere haben einen Stiel, der sich gabelförmig theilt, was eben das Genus Acanthobo- thrium (van Beneden) charakterisirt (s. 2B). Die Fortsätze der Haken sind gekrümmt und verhalten sich hinsichtlich ihrer Grösse fol- gendermassen: von b—c oder Längendurchmesser des Hakens = 0-13 Millimeter; breitester Durchmesser von d querüber = 0:048 Milli- meter. Auch ist hervorzuheben, dass von der Abgangsstelle der beiden Fortsätze ein seitlicher viereckiger Ansatz (a) sich befindet, der die Haken von jenen anderer Species unterscheidet. Der Kopf schnürt sich gegen den Hals hin etwas ab (s. 2A a); ‚letzterer ist nach vorne beträchtlich dieker (2A 5) und schmälert sich nach rückwärts allmählich zu, wobei er als erste Andeutung der Glieder eine quere Streifung erhält (s. 2A c). Von dem Kopfe ab- wärts verlaufen bei auffallendem Lichte helle, bei durchgehendem dunkle Streifen (Riffe), welche, hinter den halbkugeligen Erhaben- heiten bogenförmige Umbeugungen bildend, gegen das hintere Ende des Halses spurlos verschwinden. Von geschlechtlicher Entwickelung konnte selbst in den hintersten, mehr oblongen Gliedern nichts beob- achtet werden. Die Form der Haken, die Längsriffe am Halse, die Dicke des letzteren unterscheiden das beschriebene Acantho- Helminthologische Notizen. 378 bothrium (van Beneden) von anderen, und ich erlaube mir für selbes den Namen Acanthobothrium crassicolle vorzuschlagen, ob- wohl mir freilich erst eine Strobila im Sinne van Beneden’s zu Gesichte kam. 3. Das zuerst von van Beneden alıfkeställte Genus Phyllobo- thrium hat auch bei Torpedo marmorata einen Repräsentanten, vielleicht dem von Rudolphi als Cephalocotyleum Torpedinis bezeichneten entsprechend. Ich habe im Darmschleime von genannter Roche mehrere Strobilen und sehr zahlreiche Proglottiden eines Phyllobothrium gefunden, für das man den Beinamen gracile wählen könnte. Der Kopf besteht aus vier gegenständigen, contraetilen Blät- tern, zwischen welche eine Fortsetzung des fleischigen, eonsistenteren Halses eingreift (s. 34), und so dem mit den vier dünnen Lappen versehenen Kopfe Haltbarkeit verleihet. Van Beneden hat bei Phyllobothrium thridax (Me&moires de l’Acad. roy. de Belgique, tome XXV, s. 122) die mannigfaltigen Formveränderungen der von ihm benannten Bothridien (Blätter) des Kopfes hervorgeho- ben, was auch auf jene unseres Phyllobothrium vollkommene Anwen- dung findet. Die Blätter, die aus einem zarten Fasernetze bestehen, krausen sich bei der Contraction, so dass ihre Ränder gekerbt erscheinen; dabei stellen sich letztere nicht selten derartig auf und rollen sich etwas um, so dass eine rinnenartige Höhlung gebildet wird. Sind die Blätter des Kopfes durch den Druck eines Deckglases aus- gebreitet, so wächst der Querdurchmesser von dem Saume des einen Blattes bis zu jenem des entgegengesetzten bis zu 3 Millimeter. In dem sehr contractilen Halse befindet sich an jeder Seite ein Paar starker Wassergefässe, die sich in die Kopflappen fortsetzen. Der kurze, kaum einige Millimeter lange, 2/;—1 Millimeter breite Hals geht in kurze, an den Rändern gekerbte Glieder über. Die männlichen Geschlechtstheile liegen nach rückwärts je eines bis zu einem bestimmten Grade entwickelten Gliedes und alterniren auf der einen und anderen Seite. Der Penis liegt in der Substanz versteckt, krümmt sich bei seinem Hervortritte S-förmig, mit seinem freien Ende nach rückwärts gekehrt (s. 3B p); seine Scheide ist mit kurzen feinen Stacheln besetzt (s. 3D); seine Substanz ist con- traetil und zeigt sich an den Rändern schwach gekerbt. Gegen die breitere Wurzel des Penis ist eine doppelte Muskelfaserschichte vor- handen, eine nach innen gelagerte Längsfaser- und eine noch stärker BYE? Wed. markirte äussere Querfaserschichte. Die in der Nähe der Penis- wurzel gelegene Samenblase geht in ein ziemlich langes Vas deferens über, das, sich nach rückwärts wendend, als schlangenförmig gewun- dener Schlauch den Hoden vorstellt. In den Proglottiden wird man symmetrisch vertheilte, lichte Räume gewahr, den Eiergruppen entsprechend, welche bei einer leichten Quetschung als heller Mitteltheil der Proglottis erscheinen und eine gekerbte Begrenzung zeigen (s. 3B a). Der Uterusstamm (3B b) verläuft central, kreuzt sich mit dem Penis nach rückwärts und geht in die Vagina über, die in einer durchbohrten Papille gerade hinter der Austrittsstelle des Penis sich mündet. Nebst den oblongen Proglottiden von der Form 3 Ca kommen jedoch auch kleinere, nach dem Zustande der Contraetion verschiedenartige Formen vor, welche, bis zu einem Längendurchmesser von *%, Millimeter herabsinkend (wie 3C ec), in ihrem Innern wohl die den Biergruppen entsprechen- den hellen Stellen, allein von einem Penis auch keine Spur mehr zeigen. Es ist somit nur anzunehmen, dass sich eine Proglottis durch energische Contraction abschnüre, und wahr- scheinlich stellt 30 5 eine solche im getheilten Zustande vor. Derlei Proglottisreste findet man, sich lebhaft ceontrahirend, in zahl- reicher Menge an manchen Orten in dem sehr zähen Darmschleime eingebettet, aus dem sie durch Abspülen mittelst Seewasser (das Quellwasser bringt eine zu baldige Zersetzung der zarten orga- nischen Substanz der Helminthen hervor) leicht isolirt darzustellen _ sind. 4. Über die anatomischen Verhältnisse eines Scolex von Rhyn- chobothrium (Siebold) = Tetrarhynchus (Rudolphi) — Tetra- bothriorhynchus (Diesing) hatte ich Gelegenheit, ergänzende Beob- achtungen anzustellen. — An dem Peritonealüberzuge des Magens von Uranoscopus scaber hing ein etwa 1 Millimeter im Durchmesser haltendes Bläschen, das ein geschlechtlich nicht entwickeltes Ento- zoon beherbergte (s. 4). An demselben ist der gelappte Kopftheil mit den vier eingezogenen Rüsseln und der mit zahlreichen Kalkkörper- chen versehene Hintertheil alsogleich zu unterscheiden. Das aus der Cyste befreite Thier bewegt sich einige Zeit sehr lebhaft, streckt den einen oder anderen mit Häkchen besetzten Rüssel hervor und klam- mert sich an das nebenliegende Gewebe an. Der sehr bewegliche Rüssel wird zeitweise zurückgezogen und sehr behendig wieder vor- Helminthologische Notizen. 375 wärts geschnellt. Die Form der Häkchen, ihre Stellung, ihr Verhalten während des Vorwärtsschnellens desRüssels und während des Rück- zuges lässt sich erst bei stärkeren Vergrösserungen eruiren. Die Häkchen sind mit ihrer sichelförmig gekrümmten Spitze nach rück- wärts gekehrt (s. 6) und in schief absteigenden Reihen gelagert. Der Rüssel ist hohl und mit Längsmuskelfasern in seinem Innern ausgekleidet (s. 6aa), nach vorne ein- stülpbar, so zwar, dass bei dem Einziehen des Rüssels die an der Aussenwand befindlichen Häkchen eingeschlagen werden und an der innern Oberfläche des eingestülpten Rüsseltheiles zum Vorschein kommen. Die eingerollten Häkchen erscheinen sodann in der Mitte des Rüssels zusammengedrängt als abgerundete Körner (s. 7a). Es ist somit ersichtlich, dass der Rüssel nicht totus quantus zurückgezo- gen und hervorgeschoben wird, sondern dass er blindsackähnlich sich einstülpt und herausschlägt. Ein ganz ähnliches Verhalten findet auch bei dem Rüssel der Echinorhynchi Statt. Der Kopf besteht bekanntlich aus vier Lappen (Bothria, Bothri- dien), welche bei ihren verschiedenartigen Contractionen sehr mannig- faltige Formen annehmen. Je einem dieser vier gegenständigen Kopf- lappen entspricht ein Rüssel, welche gegen ihre Basis hin von einem Bündel Längsmuskelfasern umfasst werden (s. 5a a). Die kolben- förmigen Enden (s. 56 5) der Rüssel sind leicht in ihrer Continui- tät mit dem Hakenrüssel und dessen dünnem hohlen Stiele hervorzu- ziehen, sind ellipsoidisch und besitzen gegen ihre Mitte eine Raphe; an ihrer Oberfläche zeigen sie eine gleichförmig vertheilte Menge von kleinen spaltförmigen Lücken, welche dem Gewebe das Ansehen eines fein durchwirkten Netzes verleihen. Die Bedeutung dieser anschei- nend elastischen Gebilde ist noch dunkel. Das Thier ist einer bedeutenden Streekung fähig, wobei es eine Länge von 1/, Millimeter erreichen kann. Am Hintertheile befinden sich zwei deutlich abgegrenzte, eine transparete körnige Masse ent- haltende Organe (s. 5 c c), zudem sind zwei Zn lappige Anhängsel bei günstiger Lage zu sehen. Einen ganz ähnlichen Sceolex von Rhynchobothrium in der Länge = 1/, Millimeter, in der Breite = /, Millimeter habe ich in der Bauchmuseulatur von Zophius piscatorius gesehen, dessen Hakenrüssel im zurückgezogenen Zustande als dunkle Streifen erschei- . nen (s. 85 5b). Die zwei Paare Spalten (s. 8a a) entsprechen den 3716 Wed. Durchtrittsstellen der Rüssel. In den Peritonealplatten nahe dem Magen kamen ebenfalls bei Lophius piscatorius auch verkalkte Scoli- ces vor, welche als weisse, kreideartige, in einer Kapsel eingeschlos- sene Körperchen nach Behandlung mit Essigsäure aufbrausten, sich aufhellten und hierdurch die Contouren des Wurmes noch erkennen liessen. 5. An der Valvula spiralis des Darmes von Mustelus vulgaris sah ich mehrere Exemplare von Tetrachynchus longicollis (van Beneden) im Sinne Rudolphi’s zum Genus Rhynchobothrium gehörig. Ich erlaube mir nur hier einige Ergänzungen zu den Beobach- tungen van Beneden’s hinzuzufügen. Die Länge der sich nach Art von Hörnern biegenden, vorgestreckten Rüssel (s. 9 «) ist beträcht- ‚licher, als sie von van Beneden angegeben wurde (zu 0-18 Milli- meter); sie beträgt etwas über 2 Millimeter. Die Breite der Rüssel an ihrer Austrittsstelle = 0-15 Millimeter, an ihrem abgerundeten Ende = 0:08 Millimeter. Die Länge des Halses von der Stelle hin- ter den Kopflappen (s. 95) bis zur knotenartigen Anschwellung (d) = 11°/, Millimeter; Breite des Halses in ce = ?/, Millimeter, in d = 1 Millimeter, in d’ = 1/, Millimeter. Hinter d’ fällt der Querdurchmesser wieder bis auf 0-8 Millimeter herab. Die Zahl der Glieder ist verschieden, die Länge des Gliederstückes oft kürzer, oft länger als das Halsstück, das an seinem knopfartig geschwellten Theile (9 4’) gewöhnlich einen Saum von kirschroth tingirtem, fein- körnigem, freiem Pigment zeigt. Van Beneden hat schon (l. e. S. 156) darauf aufmerksam gemacht, dass die Rüsselscheide (in 9 d) mit parallelen, unter einem rechten Winkel sich schief durchkreuzenden Streifen bedeckt sei. Ich fand die Structur folgendermassen beschaffen: Es verlaufen 0.002 Millimeter dicke Fasern zickzackförmig und zu 0:012 Milli- meter breiten Bündeln angeordnet. Indem diese Bündel (s. a’ b’in g) unter einem rechten Winkel sich kreuzen, entstehen gleichmässige Quadrate; da ferner die die Bündel eonstituirenden Fasern sich gleich- falls unter einem rechten Winkel kreuzen, so entsteht in jedem Qua- drat ein feines Netz von gleichfalls rechtwinkelig sich durchkreuzen- den Streifen. Das Bild hat einige Ähnlichkeit mit quergestreiftem Muskelgewebe im Zustande der Contraction; die Natur dieser Hohl- gebilde (s. 9 d), welche offenbar jenen in 5 55 (des Scolex von Rhynchobothrium) entsprechen, ist wohl noch zweifelhaft. Helminthologische Notizen. 377 Die Geschlechtsöffnungen befinden sich am Seitenrande je eines Gliedes, etwas hinter der Mitte und wechseln auf der einen und andern Seite ab. Der Penis ist gekrümmt (s. 9A) und mit einer feinstache- ligen Scheide versehen. Die weibliche Geschlechtsöffnung ist gleich hinter der männlichen; die Eier sind rund, 0036 — 0 042 Millime- ter im Durchmesser, und stehen gruppenweise beisammen. Es kamen in demselben Darmstücke sehr platte, transparente Proglottides bis zu einem Längendurchmesser von 1 Centimeter vor, welche bei der Lebhaftigkeit ihrer Contractionen und der Transparenz hinsichtlich der Beweglichkeit ihrer Organe sich zur Untersuchung eigneten. Der Penis wurde nämlich eine beträchtliche Strecke weit bald vor-, bald rückwärts geschoben. Die Wassergefässe, welche durch seitliche zarte fadenartige Fortsätze mit dem Nebengewebe zusammenhängen, wurden in ihrer selbstständigen Contraction beobachtet, wobei sie sich nach Art der Blutgefässe der Insecten stellenweise abschnürten und so eine Locomotion der transparenten Flüssigkeit bewerkstelligten. 6. Gleich unterhalb des mit Speiseresten erfüllten Magens von Myliobatis aquila wurde im Darmschleime eingebettet ein Bhyn- chobothrium (Rudolphi) gefunden, das sich alsogleich durch einen zarteren Habitus von dem vorhergehenden unterschied. Das Thier hat eine Länge von 6 Centimeter. Die Länge der vorgestreck- ten Rüssel — 1 Millimeter, die Breite derselben =0'036 Milli- meter; die Länge des Halses = 3 Millimeter, die Breite desselben —= 0:75 Millimeter (s. 104). Die Anzahl der Kopflappen schien mir 4 zu betragen ; ihrer Zartheit halber konnte ich nämlich zu keinem sicheren Resultate gelangen. Die Häkchen der Rüssel sind mit ihrer Spitze nach rückwärts gekehrt und in schief absteigenden parallelen Linien gelagert (s. 10.5). Die vier kolbenförmigen, verhältnissmässig kurzen Enden der Rüsselscheiden befinden sich vor einer knotenarti- gen Anschwellung des Halses. Die hinter letzterer folgenden kurzen Glieder zeigen in ihrer Continuität einen sägeförmigen Rand und in ihrer Mitte bei durchgehendem Lichte einen hellen breiten Streifen (s. 100); die weiter rückwärts gelagerten Glieder sind von der unterhalb der Hautbedeckung gelagerten Muskelschichte längsgestreift (s. 10 D). Die Geschlechtsöffnung befindet sich am Seitenrande der Glieder im hinteren Drittheile, abwechselnd auf der einen oder ande- ren Seite, oder wohl auch in 2, 3 oder mehreren auf einander folgen- den Gliedern auf derselben Seite. Nach angewendetem Drucke gleitet 378 Wedıl. ein glatter, gerader 0:08 Millimeter breiter Penis hervor, der von einer ampullenartigen Wurzel entspringt. Die hintersten Glieder sind . dunkel marmorirt und strotzen von Eiern, letztere haben eine runde Form (s. 10 E), ihre Dotterblase ist mit einer gruppirten dunkel- körnigen Dottermasse erfüllt, hat einen Durchmesser von 0024 bis 0:0283 Miliimeter und lässt bei geeigneter Lage ein wandständiges Keimbläschen mit dem Keimflecke gewahr werden. Zwischen der Dotterblase und der sehr zarten Eihülle befindet sich eine transparente Eiweiss-Schichte. Die weitere Entwickelung der Eier und des Embryo konnte nicht verfolgt werden. | An einem grösseren Exemplare von Myliobatis aquila konnten bezüglich des beschriebenen Rhynchobothrium noch einige ergän- zende Beobachtungen gemacht werden. Es lag unterhalb der Schleim- haut des Darmes ein ohngefähr erbsengrosser Knoten, dessen Höhlung mit jener des Darmes durch eine mit einer weissen, amorphen Masse verlegte Öffnung eommunieirte. Neben dieser weichen, mit Schleim und Kalksalzen durchsetzten Masse kamen abgerissene länglich-vier- eckige, zum Theile in fettiger und kalkiger Degeneration begriffene Cestodenglieder und ein Kopfstück des beschriebenen Rhynchobo- thrium vor. Die bewaffneten Rüssel stehen mit den langen Scheiden in unmittelbarem Zusammenhange und lassen sich mit denselben leicht herausziehen; an der Übergangsstelle findet sich eine halsähnliche Abschnürung. Die Scheiden sind diekhäutig, winden sich schlangen- förmig, besitzen eine sehr feinstreifige, leicht zu übersehende Muskel- lage, und nach rückwärts, wo sie in die kolben- oder hülsenähnli- chen Anhänge übergehen, gleichfalls eine halsähnliche Abschnürung. Die Struetur dieser Anhänge ist wesentlich so, wie die der grösseren von Rhynchobothrium longicolle (vergl. 9 g), nur sind die von den Faserbündeln gebildeten Quadrate kleiner und die sich kreuzenden Fasern zarter. Zudem besitzen die Anhänge eine dünne Hülle und nach rückwärts einen bandartigen Fortsatz. Die Bezeichnung dieser Species als Ihynchobothrium tenue dürfte insoferne gerechtfertigt sein, als auch die hinteren Glieder verhältnissmässig schmal sind. I. TREMATODEN. 1. An den abgeplatteten Zähnen der Kiemenbögen eines grossen Exemplares von Thynnus vulgaris beobachtete ich einige ovale, im Helminthologische Notizen, 379 Längendurchmesser etwa 3—4 Millimeter haltende, fest adhärirende grauröthliche, ziemlich resistente, bindegewebige, vollkommen abge- schlossene Cysten, welche meist ein, zuweilen zwei Exemplare eines sonderbar gestalteten Monostoma beherbergten. Das Thier besteht wesentlich aus einem birnförmigen Kopftheile und einem nierenförmi- gen Bauchtheile, welche beide durch einen verhältnissmässig langen strangartigen Fortsatz in Verbindung treten (s. 11 und 12). Die Grössenverhältnisse sind folgendermassen beschaffen: Längendia- meter des Kopfstückes von einem geschlechtlich entwickelten Thiere — 1:4 Millimeter, Breite desselben 2/, Millimeter; Durchmesser des runden Saugnapfes —= 04 Millimeter; Längendiameter des Bauch- theiles = 2 Millimeter; Länge des Verbindungsstranges beinahe — 2 Millimeter; Querdurchmesser desselben = 0:18 Millimeter, Die geschlechtlich nicht vollkommen entwickelten Thiere sind insbeson- dere in ihrem Bauchtheile beträchtlich kleiner (vergl. 12 mit 11). Der Saugnapf (s. 11 a) ist in schiefer Richtung von einer trich- terförmigen Höhlung durchbohrt, deren grössere Mündung nach unten und vorne, die kleinere nach rückwärts gelagert ist. Das Parenchym des Saugnapfes wird von einer beträchtlichen Lage von Ringsmuskel- fasern gebildet, welche gegen die hintere, kleinere Mündung des Triehters von einem schwachen Bündel von Muskelfasern umgriffen werden, das sich mit den Ringsfasern kreuzt. Hinter dem Saugnapf mündet sich der von gelbbraunen Eiern tingirte Uterus (s. 115), und verläuft, beinahe die ganze Breite des Verbindungsstranges ein- nehmend (s. 11c), nach rückwärts in den Bauchtheil, der von den gelbbraun tingirten Eierschläuchen vollgepfropft ist (s. 11ee). Ausser letzteren trifft man noch dünnere graue, darmähnlich gewun- dene Schläuche (s. ild d), welche, mehr gegen die Oberfläche des Bauchtheiles gelagert, den Eierkeimstock vorstellen. Die zahllosen Eier haben eine gelbe Färbung und sind die Ursache des gelbbraunen Colorits der Eierschläuche; sie besitzen eine nierenförmige Gestalt, einen Längendurchmesser von 0026 Millimeter, einen Breitedurch- messer von 0:015 Millimeter. Die Einbiegungsstelle zeigt sich bei der Seitenlage des Eies (s. 13 a); von vorne betrachtet, erscheint letzteres schmäler (s. 135, mit dem contrahirten Embryo). Durch Druck lässt sich der mit einer Einkerbung versehene Emhryo (s. 13 c, mit den noch daran hängenden Eihäuten) isoliren. 380 Wedil. Weitere Forschungen über diesen Trematoden, für den ich den Namen Monostoma bipartitum vorschlage, anzustellen, war ich nicht in der Lage, da die Thunfische bekanntlich ausgeweidet zu Markte gebracht werden, und es mir während meines Aufenthaltes in. Triest nur einmal gelingen wollte, die Eingeweide eines Thunfisches zu erhalten. | | 2. Eingeschlechtlich nicht entwiekeltesMonostoma habe ich zugleich als Eeto- und Entoparasit bei Rhombus laevis gesehen; es waren nämlich an den Strahlen der Flossen dunkle, punktförmige, sehr fest adhärirende, resistente Knötchen bemerkbar, die nebst der bindegewebigen ziemlich dieken Hülle einen mehr weniger von ihr abstehenden structurlosen Balg von einer Dicke von 0:0096 Millimeter in sich fassten, welch letzterer beinahe ganz von einem sich herumrollenden Trematoden ausgefüllt war. Präparirt man letzteren heraus, so ercheint das Monostom wie 14, dessen Länge 3/, Millimeter, dessen Breite beinahe 1/, Millimeter beträgt, wenn sich der Wurm zusammengezogen hat. Der Durchmesser des Mund- napfes mit seiner kleinen Öffnung (s. 14a) ist 0:076 Millimeter; von ihm weg verläuft der Ösophagus mit seiner Anschwellung (b). Der Dauungsschlauch theilt sich sodann gabelig (in c); die beiden Äste verlaufen bogenförmig nach rückwärts, um an dem hinteren Körperabschnitte jeder für sich blind zu endigen (s. 14e). Am Hintertheile des Körpers ist noch ein, bei durchgehendem Lichte dunkles, sich gabelig in zwei Horizontaläste spaltendes Organ erwäh- nenswerth (s. 14 d), aus welchem sehr leicht eine dunkelkörnige Masse hervorquillt (f), die, stärker vergrössert, aus einem Aggregat von fettkugelähnlichen Körpern besteht (g). Dieses dunkle Organ ist von v. Siebold.(s. dessen vergleich. Anatomie der wirbellosen Thiere, S. 138) als Absonderungs-Organ erklärt worden. Die Oberfläche des Thieres hatte ein chagrinirtes Ansehen. Schliesslich bleibt nur noch hinzuzufügen, dass dieselben eingekapselten Monostomen unter der Schleimhaut des Darmes angetroffen wurden. | 3. Ich will hier auf die anatomischen Verhältnisse von Mono- stoma foliaceum (Rudolphi) aus der Bauchhöhle von Acipenser Sturio näher eingehen, um so mehr, als Dujardin in seiner histovre naturelle des helminthes (S. 364) den Zweifel ausgesprochen hat, dass es kein wahres Monostom, sondern seiner Meinung nach vielmehr ein den Cestoden angehörender Organismus sei. Der sehr kleine Saug- Helminthologische Notizen. 381 napf, dessen Öffnung bei einem 22 Millimeter langen, 7 Millimeter breiten Exemplare kaum noch mittelst des freien Auges gesehen werden kann (s. 15«), besitzt eine trichterförmige Höhlung und führt zu einer etwas gewunden nach rückwärts verlaufenden Speiseröhre (5), - die in ce bulbusartig anschwillt. Von diesem Orte weg konnte ich den Nahrungsschlauch nur eine kleine Strecke weiter verfolgen; an trans- parenteren kleineren Thieren, die mir nicht zu Gebote standen, wird sich der weitere Verlauf gewiss eruiren lassen. Von dem Mundsaug- napf weg verläuft beiderseits an dem Rande des Thieres ein dunkler Streifen (d), der sich ungefähr in der Höhe des Pharynx gabelig theilt (s. d'’); die beiden Zweige verlaufen in parallelen Zügen nach rückwärts, um blind an dem Hintertheile zu endigen. An der rechten Seite des Thieres bei dessen Bauchlage sieht man einen bei durch- gehendem Lichte dunklen, bei auffallendem hellen Streifen schief nach vorwärts verlaufen und an dem Seitenrande endigen (s. 15f). In diesem Organe, das ohne Zweifel den Penis repräsentirt, zeigt sich in der Mitte eine consistente hellere Masse, welche sich leicht mit der Nadel ablösen lässt. An seiner Wurzel steht der Penis mit einer ampullenartigen Anschwellung in Verbindung, hinter welcher eine graue abgegrenzte Masse (Samenbläschen?) sich befindet. In der Nähe der letzteren (g) endigt der mit braungelben Eiern gefüllte Schlauch (Uterus), (e), der an der einen Seite des Thieres nach rück- wärts verlaufend sich etwas zuschmälert und sich umbeugend nach vorwärts zieht. Nebst einem ähnlichen braungelb tingirten Canale der andern Seite erscheinen auch noch einige in querliegenden Bögen. Bei refleetirtem Lichte erscheint die Oberfläche des Thieres aus 4— eckigen Fachwerken (von Diesing]|s. dessen Syst. helm.1, 319] in der Diagnose hervorgehoben), zusammengesetzt, von welchen jedes in der Mitte eine Vertiefung besitzt, so dass hieraus ein honigwaben- artiges Ansehen erwächst. Diese Loculamente der Oberhaut stehen in Querreihen, die Ränder des Thieres sind gekerbt; bei der Streckung dehnen sich die ersteren aus. Das Thier kann den Vordertheil sehr zuspitzen, und es ist ihm- hierdurch ermöglicht, sich zwischen die Gewebe des Wohnthieres einzudrängen. So fand ich ein Monostoma mit seinem Kopfe in die Haut der Schwimmblase eingedrungen, so dass in letzterer eine Öffnung zu erblicken war, welche von dem Vor- dertheile des Monostoma ausgefüllt war; so lag ein anderes Mono- stoma unter dem Peritonealüberzuge neben der Wirbelsäule. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft.- 25 382 Wedt Bei einem anderen Acipenser Sturio wurde die retrograde (fettige) Metamorphose der Monostomen in folgender Weise ver- folgt. Dieselben werden beträchtlich dicker, so dass das Epitheton: foliaceum insoferne nicht mehr in der Ausdehnung passte, da sich die Ränder nicht mehr leicht umschlagen, und die Oberfläche des Rückens viel convexer erscheint, auch nimmt in dem Grade des Dickerwerdens die Transparenz bedeutend ab, und es ist erst nach vorgenommenem stärkeren Drucke mittelst eines dieken Glases möglich, die nur mehr sehr spärlich vorhandenen gelbbraun tingirten Eierschläuche zu unter- scheiden. Der schief nach vorne gerichtete Penis ist undeutlich. Im Uterus-Canaleund selbst in den Eiern sind grössere Fetttropfen ange- sammelt, und ersterer hie und da mitbraungelber Molecularmasse ange- pfropft. Manche der tingirten Eier erscheinen um ein Beträchtliches kleiner, kaum ein Drittel der ursprünglichen Grösse messend, also offenbar einem Verschrumpfungsprocesse entgegen gehend; dabei sind sie häufig in die Länge gezogen oder weichen auf verschiedene Weise von ihrer ursprünglichen Gestalt ab. Es ist somit klar, dass Mono- stoma foliaceum in der Peritonealhöhle des Störes hinsichtlich seines geschlechtlichen Apparates sich unter Umständen zurückbilde, wobei eine Fettzunahme im Körper des Thieres eintritt. 4. In dem relaxirten Zellgewebe ausserhalb des Herzbeutels und um den Bulbus arteriosus von Belone vulgaris kommt sehr häufig ein eingekapseltes bisher nicht bekanntes Distoma vor. Die gefüllte Kapsel ist oval, im längeren Durchmesser 1 Millim. lang, bei refleetirtem Lichte weiss, glatt, lose dem Zellgewebe angeheftet, sehr consistent und dabei ungemein elastisch. Obwohlman die Bewegungen des Wurmes bei der nicht gequetsch- ten Kapsel wahrnehmen kann, so wird doch das Thier, welches den ganzen Raum ausfüllt, in seinen Umrissen erst bei der Quetschung klar. Wird letztere so stark vorgenommen, dass die Kapsel berstet, so zerquetscht man stäts den Wurm; präparirt man denselben heraus so erscheint ein Distoma, dessen Mundnapf im erschlafften Zustande ı/, Millim., dessen Ösophagus -Anschwellung 0-14 Millim. und dessen Bauchnapf ungefähr um ein Drittel kleiner als der Mundnapf ist. Der sich gabelig theilende Darmcanal ist weit. Zwei Hodenbläs- chen (?) sind gegen den Hintertheil des Thieres gerückt, an den Seiten des letzteren liegen zwei ellipsoidische, mit einer transparen- ten, feinkörnigen Masse gefüllte Organe (Eierkeimstöcke?). Die Helminthologische Notizen. 383 Wassergefässe bilden ein feines Netz. Gegen den Mundnapf wird man an der Decke 0:0048 Millim. lange, spitze Stacheln gewahr, welche gegen den nackten Hintertheil an Grösse abnehmen. Die Kapsel ist structurlos und besteht aus einem äusseren dicke- ren und inneren dünneren Blatte; bei einer Dicke von 0017 bis 0025 Millim. leistet sie einer concentrirten kohlensauren Natron- lösung Widerstand und es ist erst einige Zeit nach der Einwirkung der letzteren möglich, mittelst eines geringen Druckes die Kapsel zum Bersten zu bringen. Ich habe bei mehreren Exemplaren von Belone vulgaris nach geschlechtlich vollkommen entwickelten Distomen fruchtlos gesucht und glaube daher die Species-Bezeichnung des beschriebenen Distoms noch nicht machen zu dürfen. 5. InBezug auf Distoma megastoma (Rudolphi), das ich gegen den unteren Theil des Magens von Scyllium Catulus fand, habe ich zu den Beobachtungen Rudolphi's undKuhn’s einige Ergänzungen hinzuzufügen. Die Thiere sind mit ihrem vorderen Saugnapfe fest in die Schleimhaut eingekeilt, so dass nur das Acetabulum mit dem Hintertheile frei liegt. Der Mundnapf hat eine abgerundet dreieckige Gestalt mit einer quergestellten einiger Massen herzförmigen Öffnung (s. 16). Die Radialfasern sind nach dem hinteren Abschnitte des Napfes bedeutend länger als im vorderen, und kreuzen sich mit einem sehwachen Bündel von Circularfasern. Die Querdurchmesser des Mundnapfes, Bauchnapfes und der Ösophagus- Anschwellung ver- halten sich im erschlafften Zustande wie 1-33 :1-17 :1 Millim. Die Geschlechtsöffnung liegt vor dem Bauchnapf an der linken Seite der Ösophagus - Anschwellung; der an jener befindliche Penis besitzt eine knopfförmige, gegen 1 Millim. grosse Anschwellung, seine Grundsubstanz ist ein festes Fasernetz. Der Hodenbläschen sind drei. Die braungelb tingirten Eier sind oval, besitzen einen Längendiameter von 0038 Millim., einen Breitendiameter von 0-026 Millim. Ausser diesen gefärbten Eiern gibt es auch noch an dem hinteren Abschnitte hinter dem Acetabulum befindliche um ein Viertel grössere, mit einem ...g] deutlichen Opereulum an dem einen Ende versehene Eier. Die Decke ‚des Thieres ist glatt, an den Rändern gefaltet. 6. Distoma polymorphum (Rudolphi), habe ich nur einmal im Darme von Muraena Anguilla gesehen und zur besseren Übersicht der anatomischen Verhältnisse eine Abbildung beigegeben (s. 17). 25* 384 Wed Der Bauchnapf ist nicht ganz dreimal so gross als der Mundnapf, und hat jener vor sich den S-förmig gekrümmten, glatten Penis (P), hinter sich den spiralig gedrehten Uterus (U), der mit den braun- gelben, elliptischen Eiern erfüllt ist (s. dieselben rückwärts in dem folgenden Aufsatze 7). Der Eierkeimstock (s. 17 O0) ist traubenförmig und an den Seitentheilen des Thieres gelagert. Der Hode (77) zeigt eine lappige Form. III. NEMATODEN. Es leben sehr häufig in den Fischen theils eingekapselte, theils freie Nematoden, welche sich durch den Mangel eines geschlechtlichen Apparates auszeichnen; solchen Individuen fehlt daher ein wesent- liches Merkmal zur Charakteristik, und man ist desswegen strenge genommen nicht berechtigt, einen systematischen Namen einem Thiere zu geben, von dem man die Entwickelungsstufen noch nicht kennt; wählt man aber der kürzeren Bezeichnung halber eine Benennung, so kann dieselbe nur als eine provisorische figuriren. In diesen Zeilen geht meine Absicht nur dahin, verschiedene Formen vorzuführen und namentlich auf die verschiedenartige Bewaffnung hinzuweisen, welche theils an dem Vorder-, theils an dem Hintertheile der Thiere sich vorfindet. 1. Aus den Appendices pyloricae des Magens von einem klei- | nen Lophius piscatorius wurde mit dem Schleime ein sehr dünner, kaum mittelst des freien Auges sichtbarer Nematode ausgequetscht, der sich durch seine mehr pendel- als schlangenförmigen Bewegungen auszeichnete. Seine Länge beträgt 6‘/, Millim., seine Breite an der dieksten Stelle 1/,, Millim., nach vorne '/,; Millim., nach rückwärts vor dem kolbenförmig abgerundeten Ende !/,, Millim. Das Kopfende ist schief abgestumpft und besitzt zwei abgerundete Lippen (s. 180), zwischen welchen zwei zurückziehbare, im ausgestreckten Zustande wie zu einem verschmolzene Stachel sich befinden. Dieselben sind nur, wenn sie vorgestreckt, gut zu beobachten (s. 19), im zurückge- zogenen Zustande (s. 20) kaum als vorragende kleine Spitzen bemerk- bar; ihre Länge beträgt beinahe 0:1 Millim.; sie können ungefähr zur Hälfte vorgeschoben werden; ihre Ränder erscheinen gekerbt, an ihrer Basis gehen sie in eine Scheide (s. 19«) über. Der Dau- ungscanal beginnt zwischen den Lippen und geht in den schmalen ziemlich langen Ösophagus über (s. 18 5). Der Darmcanal zieht Helminthologische Notizen. 3855 von vorne gerade nach rückwärts und ist nur in seinem vorderen Viertheile mit einer bräunlich-gelben Molecularmasse erfüllt (s. 18c), er endigt vor dem kolbenförmigen Hinterende (s. 18 d). Das letz- tere zeigt zwei schief aufsteigende Streifen (s. 18 ee), den beiden seitlichen kappenförmigen Decken entsprechend; auch bemerkt man daselbst vier hellere Punkte unentschiedener Bedeutung. Von Ge- schlechtstheilen konnte auch nicht die Spur entdeckt werden. An der Körperoberfläche bemerkt man nach vorne zu eine mittlere Raphe; etwas weiter nach rückwärts erscheinen noch seitliche Raphen, die Querringelung ist sehr zart. Trotz mehrfältiger Versuche, bei Zophius pisc. diesen Nematoden, der dem Genus Agamonema (Dies.) dem Fundorte nach nicht entspricht, wieder zu finden, wollte es mir nicht gelingen, und ich will daher nur von diesem geschlechtslosen Rund- wurme den langen Stachel des zweilippigen Kopfes und das kolben- föormig abgerundete Hinterende hervorgehoben wissen. Den Gattungs- namen könnte man einstweilen mit Dikentrocephalus (crinalis) (haar- ähnlichen Zweistachelkopf) bezeichnen. 2. Einen zum Genus Agamonema (Dies.) gehörigen unge- sehlechtlichen Rundwurm fand ich an der Peritonealoberfläche des Magens von einem kleinen Lophius piscatorius. Es waren vier einge kapselte Exemplare vorhanden, zwei grössere und zwei kleinere _ die ersteren 1 Centim. lang, t/, Millim. dick, die letzteren 6 Millim. lang, 1/, Millim. diek. Sie sind schwer von dem sie umhüllenden Zellgewebe zu trennen, ihre Bewegungen träge. Von ihrer Hülle befreit winden sie sich knäuelartig zusammen. Der Kopf ist mit 3(?) abgeplatteten Papillen (s. 21) versehen und zeigt am Rande kurze warzige Hervorragungen (s. 21 aa) und einen sehr kurzen Zahn (s. 21 6), welcher seitlich zu stehen kommt. Bevor der weite lange 'Schlundkopf (c) in den bei den grösseren Exemplaren dunkelgrau, bei den kleineren rostbraun gefärbten Darm übergeht, bildet er einen blinddarmähnlichen Anhang, der bei den kleineren beiden Nemato- ‚den 5/, Millim. lang, 005 Millim. breit befunden wurde. Der weite Darmeanal besitzt an seiner Afteröffnung (s. 22a) eine wulstige Erhabenheit. Der Hintertheil ist schief abgestutzt und an seinem Ende mit 4—5 Gruppen kurzer konischer Stacheln besetzt (s. 225). Nebst dem weiten Darm werden an dessen Seite, insbesondere gegen den Mitteltheil des Thieres, gewundene, granulirte Schläuche wahr- genommen, welche sich nirgends an der quergeringelten Körperober- 386 ERRSCHIN fläche zu münden scheinen. Die Scheide des Thieres besteht aus einer sehr dichten, anscheinend structurlosen, röhrenartig gestalteten 000% Millim. dieken Membran. Diese eingekapselten Würmer können, wie ich mich bei einem grossen Lophius pisc. überzeugte, kleine Blutextraversate erzeugen, ihre zellgewebige Scheide enthält Reihen von Pigmentzellen, ja sie können auch verkalken, wobei sie als lichte Streifen am Peritoneum erscheinen. Dieselben enthalten nebst den noch erkenntlichen Con- touren des Wurmes (Querringelung ete.) Fett, Kalkkrümeln und pigmentirte braungelbe Massen. 3. Unter der Schleimhaut des vorderen Darmstückes von Belone vulgaris sah ich einmal 1/, Millim. im Durehmesser haltende, ziemlich consistente, isolirt stehende Kapseln, von welchen je eine einen ein- gerollten, 5/, Millim. langen, 0036 Millim. an seiner dieksten Stelle hinter dem Kopfe breiten Nematoden enthielt; derselbe ist an seinem Kopfende mit einem kurzen, vor- und zurückschiebbaren Zahne bewaffnet (s. 23Aa). Dessgleichen findet sich an diesem Hinterende ein etwas grösserer, hakenförmig gekrümmter Stachel (s. 23 B). Ausser dem geraden, von vorne nach rückwärts verlaufenden Darm, der vor einer flachen, wulstigen Erhabenheit am Hinterende ausmündet (s. 23B 5), lassen sich keine anderen Organe im Innern unterscheiden. Trifft man den Wurm-noch lebend, so kann man dessen freie, lebhafte, schlangenförmige Bewegungen durch längere Zeit beobachten. | A. Ein Scomber scombrus enthielt in seiner Bauchhöhle eine erstaunliche Menge von jenen unentwickelten Nematoden, welche Diesing als Agamonema Capsularia bezeichnet hat. Dieselben kamen nicht blos zwischen den Lappen der Leber, zwischen Nieren und Gedärme zu Hunderten vor, so zwar, dass daselbst Alles wim- melte, sondern auch unterhalb des Peritonealsackes. Sie warenin einem zellgewebigen Netze so verfilzt, dass sie schwer davon losgetrennt _ werden konnten. Die zellgewebigen Scheiden sind mitunter mit zahl- reichen Gefässen versehen. Die näheren anatomischen Verhältnisse sind folgende: Das Kopf- ende ist aus drei abgeflachten Papillen zusammengesetzt; zwischen denselben erscheint ein vorschiebbarer Zahn (s. 24a), (wie dies namentlich bei reflectirtem Licht am aufgespiessten Kopfe klar wird), der in eine Scheide (s. 245) zurückgezogen werden kann. DerZahn « 1 2 a t = ” 4 > h > . Helminthologische Notizen. 387 erhält häufig eine schiefe seitliche Lage je nach der Drehung des Kopfes. Der Darmcanal ist weit, gerade und mit einer dunkelkörnigen Masse erfüllt. Am gewöhnlich gekrümmten Hinterende liegt der seit- liehe After (s. 25 a) und der kurze Stachel. An den gewöhnlich 2 Centim. langen Würmern findet man ungefähr 2 Millim. hinter dem Kopfende ein bei auffallendem Lichte weisses, bei durchgehendem dunkles, 5/, Millim. langes, scharf abgegrenztes Organ, das mit dem Ösophagus leicht hervorgezogen werden kann. Dasselbe besitzt eine zarte Hülle, welche leicht berstet und den Inhalt, eine feinkörnige Masse, hervorquellen lässt. Dieses Organ, das mit dem Ösophagus im Zusammenhange steht, dürfte wohl dem Secretionsorgane der Nematoden von v. Siebold entsprechen. Ausser dem Darmcanale konnten keine anderen Organe in der Leibeshöhle ausfindig gemacht werden. Zwei(?)starke Muskelstrata, Längs- und Quermuskelbündel vollführen die sehr lebhaften Bewegungen des Thieres. Die Körper- decke ist quergeringelt. Rudolphi hat es schon hervorgehoben, dass dieser von ihm Filaria Capsularis genannte Wurm auch ausserhalb des ihn bewir- ' thenden Organismus fortleben könne; er erhielt ihn acht Tage in. frischem Wasser und sah ihn in eingefrornen Häringen nach Zugabe von frischem Wasser wieder aufleben. Die Lebenszähigkeit des Thieres offenbart sich auch dadurch, dass der abgerissene Kopf sich längere Zeit sehr lebhaft hin und her bewegt. Ich beobachtete nach achtzehn Tagen, nachdem die Würmer aus der Leibeshöhle des Fisches herausgenommen und in Brunnenwasser, das nicht erneuert wurde, gelegt waren, lebende Exemplare, und deren Umrisse zeigten sich ganz wohl erhalten. 5. Einen ähnlich beschaffenen, geschlechtlich unentwickelten Nematoden (Agamonema Dies.) fand ich bei mehreren Individuen von Mullus barbatus und einmal bei Zeus faber in mehreren Exem- plaren vertreten. Die Länge des Wurmes schwankte zwischen 12 bis 20 Millim., die Breite vorne, mitten und rückwärts verhielt sich wie 1/12 : Yu : 1, Millim. Von den anatomischen Verhältnissen will ich nur hervorheben, dass die verhältnissmässig lange Schlundröhre bei ihrem Übertritte in den pigmentirten Darm einen hellen, blinddarm- ähnlichen Fortsatz abgibt (s. 26 aa); ausserdem ist noch ein nach vorne gerichtetes Divertikel (s. 26 5) an der benannten Übertritts- stelle zu beobachten, auf welche beide Fortsätze schon Dujardin 388 Wedı (histoire natur. des helm. S. 60) aufmerksam gemacht hat. Neben dem geraden Darme verläuft ein mehr gewundener Canal, der in der Mitte des Thieres seine grösste Breite erreicht und eine fein- moleculäre Masse enthält. Von der Mitte abwärts zeigt derselbe eine Lichtung in seinem Centrum und kleine kernhaltige Zellen. Von einer weiteren Entwickelung derselben konnte in mindestens einem Dutzende von solchen untersuchten Helminthen nichts wahrgenommen werden. Die Hülle besteht aus in einander geschobenen bandartigen Längsstreifen (s. 27). 6. Dujardin (l. e. S. 105) hat in den Magenhäuten einer Raja clavata einen röthlichen Rundwurm, 1-8 Millim. lang, 0-7 Millim. breit gefunden, dessen Kopf ähnlich jener Spiroptera des Maulwurfs-, und Igels sein soll; dessen Geschlechtsorgane jedoch nicht ent- wickelt waren. | Ich habe zwei solcher Spiropteren (?) im Magen von Raja cla- vata gesehen. Der Kopf hat auf der Rückenseite drei hervorragende Läppchen (s. 28a). Gegen den Untertheil hin ragt jederseits eine kurze Papille hervor (s. 28 5 5); überdies findet man in der Mitte des Vordertheils eine Erhabenheit mit drei Einkerbungen (s. 284) und zwei seitliche Erhabenheiten mit einer Einkerbung (s. 28 ce). Am Kopfende ist ein deutliches netzförmiges Wassergefäss-System vorhanden. Neben demVerdauungscanale liegen gSewundene Schläuche, die wie mit einem zarten Epitel ausgekleidet sind (s. 28 e) und dessen Zellen beträchtlich kleiner als jene an den Seitentheilen des Körpers befindlichen sind (s. 28f). Die äussere Decke ist quer geringelt. Die Länge der von mir im Magen von kaja clavata gefundenen Rund- würmer betrug 8—9 Millim., die Breite '/, Millim. 7. In dem pylorischen Theile des Magens, in der Chymusmasse eingebettet und wohl auch in dem zunächstliegenden Darmstück von Scyllium Catulus habe ich zweimal eine Ascaris gefunden, deren Repräsentanten in der Länge von 16 Millim. — 6 Centim., in der Dieke von %, — 1!/, Millim. differirten. Nach vorne und rück- wärts ist eine Zuschmälerung bemerkbar. Der Kopf ist abge- rundet, der Hintertheil konisch; ersterer besteht aus drei in einander greifenden stumpfen Wülsten, von denen jeder mit einem Paare zwei- zackiger Zähne bewaffnet ist (s. 29 a aa). Der Darmeanal verläuft gerade; der After befindet sich seitlich neben einer höckerigen Erhabenheit vor dem konischen Ende. Etwas vor derMitte des Thieres RER EN Helminthologische Notizen. 389 wird die Geschlechtsöffnung deutlich. Die Hautdecke ist aus ungemein zarten Querstreifen zusammengesetzt. Von derselben nach einwärts liegen an beiden Seiten des Thieres in gleichmässigen Distanzen sehr zahlreiche Knoten, von welchen 3-—A, 0:0036 Millim. dieke Stränge büschelförmig gegen die mittlere Oberfläche des Körpers ausstrahlen und daselbst verschwinden. Dass diese allenthalben gleichmässig vertheilten Knoten und die davon ausstrahlenden Stränge dem Nerven- systeme angehören, soll weiter unten erörtert werden. In der Leibes- höhle, wo der Darmeanal gelagert ist, wird ein transparenter nur durch sparsame Moleküle getrübter Saft zeitweilig auf und abwärts getrieben; auch liegt daselbst ein schlauchartig gewundenes, wie von einem Epitel ausgekleidetes Organ (s. 30), das, gegen die seitliche Geschlechtsöffnung hin breiter werdend, in den Wandungen des Schlauches eine quere Streifung zeigt. Mit Dotter oder einer Ei- Membran umhüllte Eier sind in den kleinen, unentwickelten Ascari- den nicht zu finden ; es ist daher blos ein Eierkeimstock vorhanden. Mehr gegen die Oberfläche des Thieres kommen jedoch noch andere in Längsreihen angeordnete Organe vor, die in ihrem Centrum ovale, mit einem Haufen Körner in ihrer Mitte versehene Körper beherbergen (s.31). Letztere sind auch kleiner, sodann in Doppel- reihen gelagert und enthalten nur wenige Körner. Nebst diesen Zel- lenreihen, welche in keiner direeten Verbindung mit den oben beschrie- benen büschelförmigen Quersträngen stehen, sieht man noch solche, welche vollkommen den bi- und multipolaren Ganglienzellen gleichen, und von welchen theils nach der Längenaxe zwei Fortsätze oder nach der Queraxe des Thieres mehrere Fortsätze ausstrahlen. Ich zweifle nicht, dass jene ganglienzellenartigen Körper mit ihren Fortsätzen das Nervensystem vorstellen, da auch G. Meissner bei den Mermi- then dasselbe auf eine ähnliche Weise nachgewiesen hat. Die grösseren Ascariden haben schon ausgebildete Eier aufzu- weisen, deren rundliche Dotterblase von einem Durchmesser von 0:052 Millim. das Keimbläschen einschliesst (s. 32). Die Dotterblase ist von einer mehr weniger pentagonalen oder hexagonalen, wellen- förmig gestreiften Eihülle umgeben. Von diesem bewaffneten Ascariden, für den ich wegen der zwei- zackigen Zähne den Namen Ascaris bieuspis vorschlagen möchte, konnte ich nur Weibchen entdecken. 390 | Wedi. 8. In Bezug auf Ascaris rigida aus dem Magen von Lophius piscatorius kann ich die Angabe Dujardin’s (l. ec. S. 184) gegen Rudolphi, der dem Männchen nur ein einfaches Spieulum zuschrieb, bestätigen. Es sind zwei gekrümmte Spicula von beträchtlicher Länge vorhanden; vor denselben erscheinen 10—12 Reihen von Saugwarzen an der nach innen gekehrten Oberfläche des Thieres, die ohne Zwei- fel bei dem Begattungsacte zur festeren Adhäsion mitwirken. Das männliche Geschlechtsorgan (Hode) besteht aus einem 6 Millim. lan- gen, bis 0:41 Millim. breiten, transparenten Theile, grosse, gross- kernige, feingranulirte Zellen enthaltend, die in einem grossmaschigen Fasernetze eingeschlossen sind. Die weibliche Geschlechtsöffnung liegt gegen das Ende des vor- deren Drittheils an der Bauchseite. Die Eier sind rund, die Dotter- blase 0034 Millim. im Durchmesser, dunkelkörnig, die Eihülle häufig gefaltet, leicht berstend. Die Dottermasse zeigte noch keine Furchung. 9. Der Sonderbarkeit des Fundortes halber will ich hier anfüh- ren, dass ich beim Einschneiden in die bekanntlich vom Darmeanale durchsetzte Leber eines 12 Centim. im Längendurchmesser haltenden Pecten Jacobaeus einen 31/, Centim. langen, in der Mitte bei 1/, Millim. breiten Nematoden hervorzog, der dem von Diesing, benannten Genus Agamonema angehört und nach vorne und rückwärts zuge- schmälert ist. Das Kopfende ist stumpf, das Hinterende spitz, sichel- förmig gekrümmt, der Körper quergeringelt, der Darmcanal weit, braungelb colorirt, gerade von vor- nach rückwärts verlaufend und kurz vor dem sichelförmigen Hintertheile endigend. Entlang dem Darmeanale verläuft ein schmäleres gewundenes Organ, analog jenem schon mehrmals bei den geschlechtslosen Nematoden beschriebenen. In der Gegend des Schlundkopfes befindet sich ein bei refleetirtem Lichte weisses, bei durchgehendem dunkles Organ, das für das freie Auge als eben wahrnehmbares Pünktchen erscheint. Die Bewegun- gen des Thieres sind ungemein’lebhaft, bald sich zu einem Knäuel zusammenwindend, baldsich wieder entwirrend und weitausgreifende Ortsbewegungen vollführend. 10. In unserer Gegend kommt bei Tropidonotus natrix in dem vorderen Theile des Lungensackes sehr häufig ein Rundwürmehen vor, von dem ich (trotzdem ich einige Hunderte untersuchte) nur Weibchen zu Gesicht bekam. Die gegebene Charakteristik von 2 ae BITTER Helminthologische Notizen. 391 Strongylus denudatus (Rudolphi) ist zu unvollkommen, um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass dieser Helminth identisch sei mit dem von mir gefundenen, der bei einer Länge von —5 Millim, und einer Breite von 1/, Millim. durch seinen zarten Bau sich auszeichnet. Viel besser stimmt Creplin’s Beschreibung seines Nematoideum Natricis (Wiegm. Archiv, 1844, 1, S. 121), so zwar, dass ich keinen Zweifel habe, dass er denselben Wurm vor sich hatte. Auch er fand nur Weibchen und hat sich daher einer näheren Bezeichnung dieses Nematoden enthalten. | An dem Kopfe unterscheidet man eine Ober- und Unterlippe, zwischen welchen man zu einer ziemlich weiten, nackten Mundhöhle gelangt (s. 33a); diese führt in den schmalen Gang des fleischigen Schlundkopfes, der, wie gewöhnlich, aus einer Lage quergelagerter Muskelfasern besteht. | Der gerade nach rückwärts verlaufende Darm besitzt ein aus platten, polygonalen, gekernten Zellen zusammengesetztes Epitel (s. 335) und endigt seitlich vor dem konischen Hinterende. Gerade vor der Ausmündungsstelle des Darmes befindet sich eine aus zwei Lappen einer hellen Membran bestehende Klappe. Das Thier ver- schlingt rothe ovale Blutkörperchen, die in dem Darme ganz gut noch zu erkennen sind, und demselben bei stärkerer Anhäufung ein schmutzig gelbbräunliches Colorit verleihen. An der Aussenseite des vordersten Darmstückes konnte ich einen fettkugelähnlichen Beleg unterscheiden, den Creplin ebenfalls gesehen zu haben scheint, In der Leibeshöhle zunächst der vordersten Abtheilung des Darmes liegt ein scharf abge- grenztes, kolbenförmig endigendes Organ, das mit einer feingranulären Masse erfüllt nach vorne verläuft, sich dabei zuschmälert und ungefähr in der Mitte des Schlundkopfes endigt (s. 33 cc); ob es daselbst nach aussen mündet, konnte mit Bestimmtheit nicht ermittelt werden, ohne Zweifel ist es, obwohl unpaarig, das von v. Siebold (s. dessen vergleich. Anatomie der wirbellosen Thiere, Nr. 139) bezeichnete Seeretionsorgan. Die Vulva befindet sich seitlich ungefähr in der Mitte des Thieres und führt zu einem aus Quer- und Längsfasern bestehenden Uterus, dessen Hörner sich auf- und abwärts erstrecken und in dem blind- sackigen Eierkeimstock endigen (vergleiche die folgende Abhand- lung). Der zugespitzte Hintertheil des Weibchens, der keinerlei Waffen zeigt, stellt sich nicht selten gegen die Körperaxe derartig, 392 Wedı dass er mit dieser einen stumpfen Winkel bildet. Die äussere Bedeckung bilden Hornringe, die unter Einwirkung von Wasser bedeutend anschwellen. 11. Bellingham hat in der Harnblase der wilden Katze ein Trichosoma gefunden, das der näheren Charakteristik entbehrt. Ich habe einmal ein Weibchen von Trichosoma in der Harnblase der Hauskatze gesehen. Der Wurm ist fadenförmig und von so zartem Kaliber, dass er an der gefalteten Schleimhautoberfläche der Blase erst unter der Loupe entdeckt wurde. Er rollt sich häufig spiralig auf, und verbleibt auch im todten Zustande so, dass seine Länge nur annäherungsweise auf 14—16 Millimeter geschätzt werden kann. Das Kopfende ist der schmalste Theil, denn es misst im Querdurch- messer nur 0:0096 Millimeter; der Mund wird von zwei vorstehen- den Lippen begrenzt. Gegen rückwärts nimmt die Körperdicke all- mählich zu und schmälert sich kurz vor dem Hinterende etwas zu; letz- teres ist schief abgestutzt, abgerundet und am hintersten Abschnitte nur 0036 Millimeter breit. Der Darmeanal ist nach vorne sehr schmal, wird nach rückwärts dicker und endigt mit einer seichten Binkerbung an der hinteren abgestutzten Fläche. Das Thier besitzt eine solche Transparenz, dass das Vor- und Rückwärtsrollen der Eier leicht beobachtet werden kann. Die Formen der letzteren sind mannigfaltig, rund, konisch, an beiden Enden etwas zugeschmälert oder oval, im letzteren Falle unterscheidet man eine dünne Ei-Membran mit einer sparsamen Lage von transparentem Eiweiss an dem oberen und unteren Einde und die Durchmesser verhalten sich sodann wie 0061 :0:032 Millimeter. Den Standort der Vulva war mir an dem einen Exemplare nicht möglich zu entdecken. Die Hautdecke ist glatt, der darunter lie- gende Muskel in Form von Längsstreifen stark entwickelt. Erklärung der Tafeln Ta, IIa, IM. (I. Reihe.) 1. Scolex eines Bothriocephalus (?) aus demDarme von Lophius piscatorius: A vordere Hälfte (vergrössert) ; Aa Öffnung an dem Vordertheile; Ab, Schliess- muskel des mit der Lichtung nach vorne gerichteten, schüsselförmig ausgehöhlten ' Körpers Ace; Ad unter der äusseren Decke gelegene, eontraetionsfähige, lappenförmige Theile; Ae, Ae rothes körniges Pigment. 3 in natürl. Grösse. 2. Acanthobothrium erassicolle (nova sp.) aus dem Darme von Trygon pastinaca: A etwas vergrössert, 2 Aa Abschnürungsstelle an dem gerifften Helminthologische Notizen. 393 Halse b; e vorderste, kurze Glieder. B Haken eines Kopflappens; a seitlicher viereckiger Ansatz; b Handhabe, ce und d die zwei etwas gekrümmten Fortsätze (stark vergrössert). 3. Phyllobothrium gracile (nov. sp.) aus dem Darme von Torpedo mar- morata: 3 A Kopf mit dem dünnen Halse; 3 B Proglottis; « heller Mitteltheil, mit Eiern erfüllt; b Uterus-Hauptstamm, sich mit der Wurzel des Penis e kreu- zend und sich gleich hinter dem hervorgestülpten Penis p in v» mündend; 3 C a,b, c eontractile Proglottidenreste mit reifen Eiern, ohne nachweisbarem Penis (schwach vergrössert); 3 D feinstachelige Penisscheide (stark vergrössert). 4. Seolex von Ahynchobothrium in einer Cyste eingeschlossen von dem Peritonealüberzuge des Magens eines Uranoscopus scaber (schwach vergr.). 5. Derselbe Sceolex mit zum Theile vorgestreekten Rüsseln: «a Zurück- zieher der Rüssel; 55 kolben- oder besser schotenförmige Enden der Rüssel; ec ellipsoidische Organe, eine transparente, körnige Masse enthaltend. 6. Ein Hakenrüssel mit der Stellung der Haken im vorgestreckten Zustande: aa Längsmuskelfasern an der Innenseite des hohlen Rüssels (stark vergrössert). 7. Zum Theile eingestülpter Hakenrüssel, wobei die Haken an der Innen- seite des Rüssels in a zum Vorschein kommen (stark vergrössert). 8. Scolex eines Rhynchobothrium aus den Muskeln eines Lophius pisca- torius: aa Öffnungen für die ausstülpbaren Hakenrüssel, die in 5b im eingezo- genen Zustande sich befinden (vergrössert). 9. Rhynchobothrium longicolle=Tetrarhynchus longicollis (van Bene- den) aus dem Darme von Mustelus vulgaris: a die 4 langen Rüssel; d die Kopflappen; ce die langen Rüsselscheiden des Halses; d die langen röhrenför- migen Hohlgebilde am Halse; d’ Pigment an der Halsanschwellung; e geglie- derter Hinterleib (etwas vergrössert); f ein Haken des Rüssels (stark vergrös- sert); 9 Anordnung der ziekzackförmig verlaufenden und sich rechtwinkelig durehkreuzenden Fasern a’ b’, wodurch ein gegittertes Ansehen erwächst (stark vergrössert); % gekrümmter Penis. 10. Rhynehobothrium tenue (mov. sp.) aus dem Darme von Myliobatis agula: A Kopf mit dem Halse; B Stellung der feinen Haken des Rüssels (stark vergrössert); C vordere kurze Glieder hinter der Halsanschwellung; D hintere gestreekte Glieder mit dem glatten, geraden, wechselständigen Penis; E Ei (stark vergrössert). 11. Monostoma bipartitum (nov. sp.) von den Zähnen der Kiemenbögen eines Thynnus vulgaris: a Saugnapf; b Uterusstamm am Vordertheile des Thieres; e derselbe an dem strangartigen Halse; dd grau tingirter Eierkeim- stock; ee darmähnlich gewundene, gelbbraun tingirte Eiersehläuche (schwach vergrössert). | 12. Jüngeres, im Verhältniss zu dem vorigen viel kleineres, geschlechtlich nicht so entwickeltes Exemplar von Monostoma bipartitum (schwach vergr.). 13. Eier von Monostoma bipartitum (stark vergrössert): a von der Seite; d von vorne mit dem darin gelagerten Embryo; ce hervorgequetschter Embryo mit daran hängender Eihülle. 394 Wedl. Helminthologische Notizen. 14. Geschlechtlich nieht entwiekeltes Monostoma zugleich als Ekto- und Entoparasit bei einem Rhombus laevis: a Saugnapf; b Ösophagusanschwel- lung; ce gabelige Theilung des Darmeanales: d gabelig getheiltes Absonderungs- organ am Hintertheile des Körpers; e, dem blinden Ende des einen Darmastes entsprechend; f, leicht austretende dem Absonderungsorgane angehörige, kör- nige Masse, die in g stark vergrössert dargestellt ist. 15. Monostoma foliaceum (Rudolphi) aus der Bauchhöhle von Aeipen- ser Sturio: a kleiner Saugnapf; db Speiseröhre; e deren Anschwellung, von wo aus der Darm nur mehr eine kleine Strecke weiter verfolgt werden konnte; d dunkler Streifen, der sich in d gabelig theilt; e Uterusstamm; f Penis; g Samenbläschen ? 16. Mundsaugnapf von Distoma megastoma (Rudolphi) aus dem Magen von Seyllium Catulus. 17. Distoma polymorphum aus dem Darme von Muraena Anguilla: P Penis; Uspiralig gewundener Uterus; TT gelappter Hode; © Eierkeimstock. 18. Dikentrocephalus erinalis (nov. gen.) aus den Appendices pylo- ricae eines Lophius piscatorius: a zweilippiger Mund; 5 Speiseröhre; e vor- derer pigmentirter Theil des Darmes; d After; ee schief aufsteigende Streifen an dem kolbenförmigen Hinterende. 19. Kopf mit den vorgestreckten beiden Stacheln, die in die Scheiden « zurückgezogen werden können; von Dikentrocephalus erinalis (stark vergr.). 20. Kopf desselben Helminthen mit eingezogenen Stacheln, so zwar, dass nur deren Spitzen etwas hervorragen (stark vergrössert). 21. Kopf eines zur Gattung Agamonema (Diesing) gehörigen Nematoden von der Peritonealoberfläche des Magens eines Lophius piscatorius: aa seit- liche, warzige Hervorragungen; 5 kurzer Zahn; c Pharynx (stark vergrössert). 22. Hintertheil desselben Agamonema: a dem After entsprechend; b Gruppen kurzer, konischer Stachel (stark vergrössert). 23. A Vordertheil eines unter der Schleimhaut des vorderen Darmstückes von Belone vulg. eingekapselten kleinen Nematoden mit einem kurzen Stachel in a; B Hintertheil mit dem After in 5 und einem etwas gekrümmten Stachel (stark vergrössert). : 24. Kopf von Agamonema Capsularia (Diesing) aus der Bauchhöhle von Scomber scombrus: a vorschiebbarer Zahn, der in die Scheide 5 zurückgezogen werden kann (stark vergrössert). 25. Hintertheil desselben Agamonema mit dem seitlichen After in « (stark vergrössert). 26. Vordere Hälfte eines Ayamonema, (Diesing) aus der Bauchhöhle von Mullus barbatus und Zeus faber: aa heller blinddarmähnlicher Fortsatz bei dem Übertritte der Schlundröhre in den Darm; 5 nach vorne gerichtetes Diver- tikel des pigmentirten Darmes c. 27. Ineinander geschobene, bandartige Längsstreifen der Hülle des vorigen Agamonema (stark vergrössert). 23. Spiroptera (?) aus dem Magen von Raja clavata; am Rücken des Kopfes drei hervorragende Läppchen a; bb seitlich stehende; ce, d mit Einker- ee Aus äk k. Hof, Stasseüruckerer, Sitzungsb. d. k. Akad. d.W. math. nalurw. { EL RE Taf. AE.a: Wedl. Helminthologische Notizen. 6 ” a —uS8ko a Oo. Da PO E zo Er PER 32 A a9 ao PESESE ge Tr BE 5 Ss O,8WohER? SWoRERfston ed ruckere. 7 \Lt 2 N Ars L.kk.Hofır Staassi A Sitzunssb.d.k.Akad.d.NW.math.naturw. CLXVLBd.2. Heft. 1855. Bar Kelie ea “ a en BR RAR Fe a aan Pr ihr, as De - u 2 = win 30. Iomoro) 0 000209989 BOOT OHG ; aan As UkkHofırsteatscruckerer Sitzumgsh.d.k.Akad.AN. maih.naturw. CIXVEBA2.Helt 1855. * va a ia ı Br n) > F u Wedl. Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. 395 bungen versehene Hervorragungen; e ausserhalb des Darmeanales liegende, mit einem Epitel ausgekleidete Schläuche; f Zellen an den Seitentheilen des Kör- pers (stark vergrössert). 29. Kopf von Ascaris bieuspis (nov. sp.) aus dem Magen und Darme von Seyllium Catulus mit Zähnen a aa an jedem der drei stumpfen Wülste (stark vergrössert). 30. Schlauchartig gewundenes Organ ausserhalb des Darmeanales, von plat- ten Zellen ausgekleidet (stark vergrössert). 31. Mehr gegen die Oberfläche des Thieres gelagerte Organe mit einem Haufen Körner in ihrer Mitte beherbergenden Körpern (stark vergrössert). 32. Ausgebildetes Ei derselben Ascaris. 33. Vordertheil von Nematoideum natrieis (Creplin) aus dem Lungen- sacke von Tropidonotus natrix: a nackte Mundhöhle; 5 Darmeanal mit seinem Epitel; e kolbenförmig endigendes Secretionsorgan, sich wahrscheinlich an der _ Oberfläche des Körpers mündend (stark vergrössert). Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. ‚Von dem e. M., Prof. Dr. K. Wedl. (Mit Il Tafeln.) T. Von den neueren Helminthologen haben insbesondere C. Th. v. Siebold und Dujardin dem Studium der Helminthen-Eier eine grössere Aufmerksamkeit gewidmet, und es hat letzterer der beiden genannten Autoren die Form und Grösse der Eier meist in die Dia- gnose der Helminthen aufgenommen. Sehr schätzenswerthe Beiträge zur näheren Kenntniss der Eier haben Kölliker, Bagge, Mayer, Creplin u. m. A. geliefert. — Vorliegende Arbeit beruht darauf, neue Daten über die Conformation mehrerer Eier und Embryonen von Helminthen nach selbstständigen Untersuchungen aus deren verschiedenen Ordnungen zusammengestellt zu geben, und obwohl jene nur Bruchstücke sind, so hoffe ich doch, dass ihre Ver- öffentlichung gerechtfertigt ist. Van Beneden statuirte im Jahre 1849 (Bullet. de U’ Acad. de Bruzelles, Tom. XVI, pag. 182) ein neues Cestoden-Genus Namens Echinobothrium, und fand bis jetzt erst eine hierher gehörige Species E. typus, welche er unter der 2. Section der Cestoden: Diphylles anführt (s. Memoires de U’ Academie royale de Belgique, tome XXV, pag. 158). Dieser kleine Helminth wurde von Blan- chard dem Genus Triaenophorus (Rud.) angereiht (siehe Annal. 396 Wedi. des sciences natur., 3. Serie, tome XI, p. 126); auch Diesing (Über eine naturgemässe Vertheilung der Cephalocotyleen in den Sitzungsb. der kais. Akad. der Wissenschaften zu Wien, Bd. XIII, 2. Heft, S. 579) wies ihm diesen Platz an. Ich fand den kleinen Cestoden nur einmal an der Spiralklappe des hinteren Darmstückes von Raja clavata in reichlichem Schleime eingebettet in mehreren Exemplaren, also in derselben Roche, in der ihn auch van Beneden angetroffen hat. Ich beschränke mich hier blos auf die Entwickelung der Eier und des Embryo dieses interessanten kleinen Helminthen, welche bei den zahlreichen Proglottiden leicht verfolgt werden konnten. Die Eier hängen in ihren niederen Entwickelungsstufen aus dem Bierkeimstock zu dreien zusammen und enthalten bald nebst einer fein moleculären Masse zerstreute, das Licht wie Fett brechende Kugeln (s. 1A), oder die zarten Moleküle reihen sich so an einander, dass polygonale helle Zwischenräume übrig bleiben (s. 12). In ihrer weiteren Entwickelung reihen sich die Eier kettenförmig an einander, in ihrer äusseren sehr zarten Hülle (s. Cec) eingeschlossen und mit einander durch vier dünne, kurze, stäbchenartige Fortsätze (s. 1 Caa) zusammenhängend. Von Interesse sind die von der Ei-Membran auswachsenden, mit einem Fortsatze der äusseren, sehr zarten Hülle umkleideten, peitschenförmigen Anhänge (1Cbb), welche, in eine feine Spitze auslaufend, seitlich herabhängen. Diese Anhänge, auf welche _ auch schon v. Siehold bei ‚mehreren Helminthen -Eiern aufmerk- sam machte, werden länger (s. 1D, 1E. 1Fbbb), scheinen jedoch in den entwickeltsten Formen nicht mehr vorhanden zu sein und mit der Entwickelung des Embryo in Verbindung zu stehen. Der Inhalt der Eier unterliegt sehr vielen Verschiedenheiten. Die Dottermasse erscheint bald in zwei grössere oder drei kleinere Kugeln zerklüftet (s. 1C), bald aufgehellt; die Moleküle sind so- dann in symmetrischen Reihen derartig gruppirt, dass grössere (1 D) oder kleinere polygonale, helle Zwischenräume gebildet werden (Bildung des Chorion) (1 E). Im weiteren Verfolge bildet sich in dem Ei ein rundlicher, deutlich abgegrenzter Körper (s. 1 Fa) aus, der als eine verschwommene graue Masse, excentrisch gelagert, den Embryo vorstellt. In anderen Eiern, von denen es zweifelhaft ist, ob sie einem späteren Datum angehören, ist das von den Molekülen EN N u ’ ’ ‚ . ERREDEREERHE us me Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. 397 gebildete polygonale Maschennetz (s. 1 E) ganz verschwunden, und es wird im Innern ein rundlicher,' mit mehreren kernähnliehen Gebil- den (Embryonalzellenkerne, Kölliker) versehener Körper (1 @«) sichtbar; derselbe ist in 1 H mit einer körnigen Dottermasse belegt. — Der entwickelte Embryo ist mit sechs Häkchen in ganz ähn- licher Weise versehen (s. 11a), wie dies v. Siebold zuerst an Tänien-Embryonen nachgewiesen hat, und ist in einer transparenten abgesaekten Schichte (1/5) eingeschlossen; seine Gestalt erscheint nach seinem auf mechanischem Wege bewerkstelligten Austritte etwas abgeplattet (1 X). — Alle diese verschiedenartigen Eier (1 C—1 K) sind in einer sehr zarten, transparenten, jedwedes Ei abschnüren- den Hülle (s. 1C cc) kettenförmig an einander gereiht. 2. In dem Darmschleime einer Torpedo marmorata wurde von mir einPhyllobothrium (vanBeneden), von Diesing als dritte Subgen. von Tetrabothrium aufgezählt, gefunden. Die Species scheint mir neu zu sein, und ich habe in meinen helminthologischen Notizen (3) ausführlich darüber berichtet und die Bezeichnung Ph. gracile gewählt; hier soll blos der Eier Erwähnung geschehen. Dieselben sind, wenn sie ihre Reife erlangt haben, gross, besitzen einen Längendurchmesser von 0:06 Millim., eine Breite von 0:048 Millim. ; befinden sie sich in einer günstigen Lage, so zeigen sie nach oben und unten eine kleine, knopfförmige Anschwellung (s. 2aa); in der Dotterblase erscheinen gruppirte Körner und transparente Dotter- kugeln. Das Ei ist in einer sehr zarten, nach der Längenaxe des- selben in zwei entgegengesetzte, sehr feine Fäden auslaufenden Hülle eingeschlossen. Die unreifen kleineren Eier enthalten eine dunkelkörnige Dottermasse. Die Entwickelung des Embryo konnte nicht verfolgt werden, indem sich überhaupt nur wenige reife Eier vorfanden: 3. Die Eier eines Zcheneibothrium (van Beneden), das in dem Darmschleime der Spiralklappe bei Myliobatis aquila gefunden wurde, sind rund, 0-027 Millim. im Durchmesser und zeigen, wenn sie zu einer bestimmten Reife gelangt sind, einen beiläufig viermal den Eidurchmesser übersteigenden peitschenförmigen . Anhang an Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hit. 26 398 Wedl. einer Seite (s. 365), der sich zu einem sehr feinen Faden auszieht, und andererseits mit der Eihülle, als deren Fortsatz er zu betrachten ist, in einem innigen Zusammenhange steht. Die Dotterblase bildet an der Insertionsstelle des peitschenförmigen Anhanges eine Quer- scheidewand (s. 3aa). Die Dotterblase ist mit einer transparenten Masse, in welcher zerstreute Dotterkügelchen suspendirt sind, gefüllt. A. Die Eier eines Echeneibothrium minimum (van Beneden), bei Trygon pastinaca gefunden, sind meist zu dreien, manchmal deren vier von einer sehr zarten, structurlosen Membran umgeben (s. 4 a), oval, in ihrem längeren Durchmesser 0-03 Millim. messend. Den Inhalt der Eier bildet eine feinkörnige, gruppenweise zerstreute, durch hyaline Zwischenräume getrennte Dottermasse. An manchen Eiern, welche eine günstige Lage haben, lässt sich das Keimbläschen und der Keimfleck gewahr werden (s. 4a’). In weiter entwickelten Eiern zeigt sich eine Theilung des Dotters in mehrere Portionen. Die Bildung des Embryo konnte weder an dieser Species von Eche- neibothrium noch an der vorigen verfolgt werden. Die Eier von Echeneibothrium minimum, welche van Beneden nicht beobachtet zu haben scheint, haben viele Ähnlichkeit mit den von ihm auf Taf. III, Fig. 15 seiner eitirten Abhandlung abgebildeten Eiern von Echeneibothrium variabile. 5. Dujardin hat (Hist. natur. des helminthes, pag.581) die Eier von Taenia perfoliata des Pferdes aus drei Hüllen besiehend ange- geben, einer äusseren oblongen und dreieckigen Hülle mit acht Falten. oder Longitudinalfurchen auf jeder der dreiFlächen, einer mittleren, nur nach angewendeter Compression wahrnehmbaren, und einer inne- ren kugeligen. ! | Auf Taf. 11,@ 4—7 des Atlas gibt er die entsprechenden Abbil- dungen. Mir ist es wahrscheinlich, dass die von Dujardin ange- gebenen Furchen der äusseren Hülle ein artifieielles Product seien, durch Schrumpfung hervorgebracht; ich war nämlich nicht im Stande, an frischen Eiern von jenen etwas zu bemerken. Dieselben sind glatt (s. 5 f), die structurlose Eihaut faltet sich, nachdem der Inhalt ausgequetscht ist (s.5h). Der Embryo ist etwas abgeplattet und Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. 399 zeigt an seinem vorderen abgerundeten Theile den zurückgezogenen mit drei Paaren von Häkchen bewaffneten Kopf; der zugeschmälerte Hintertheil endigt in zwei kurze, stumpfe Zacken (s. 5 9). Von der schmalen Seite besehen erscheint nur eine Zacke (s.5 fc’). Dujar- din bildet eine ähnliche Figur, jedoch ohne Zacken am Hintertheile ab (Taf. 11, @ 7), sieht jedoch den inneren kugeligen, mit Häkchen bewaffneten Kopftheil als ganzen Embryo an, der mit einer inneren und accessorischen Hülle noch umgeben sei. Die Eier von Taenia perfoliata sind in ihrer ersten Ent- wickelung kleine granulirte Bläschen (s. 5«@). Werden dieselben etwas grösser, so erscheint in ihrem Innern eine sich von der Um- hüllungsmembran abtrennende, feingranuläre Kugel (5 5), die sich in zwei kleinere theilt (5 c). Wird im weiteren Verlaufe die Eiblase grösser, so werden in ihr 5—4 (ob mehrere?) zartgranulirte Kugeln und in der transparenten Zwischensubstanz oberflächlich gelagerte, zerstreut liegende, das Licht wie Fett brechende Moleküle sichtbar (5 d). Die Fettmoleküle nehmen an Umfang um das 6—Sfache zu, und im Innern der Eiblase ist statt der mehrfachen granulirten Kugeln nur mehr eine zu erblicken, der künftige Embryo (5 e). 6. Die ausgebildeten Eier von Monostoma foliaceum (Rud.) aus der Bauchhöhle von Acipenser Sturio sind oval, haben einen Längendurch- messer von 0:079 Millim., einen Querdurchmesser von 0'043 Millim., besitzen ein etwas spitzeres und ein stumpferes Ende; bei der Dre- hung zeigt sich die eine Fläche etwas convexer, die andere flacher. Die Eischale ist dick und mit einer dunkelkörnigen Dottermasse erfüllt, welche, wie in dem Ei (6 a), in 12 Kugeln zerklüftet ist. Von dem einen Ende des Eies her fängt bei der weiteren Entwickelung die dunkelkörnige Dottermasse sich aufzuhellen an und macht einer trans- parenten Molecularmasse Platz (s. 6 c). Zugleich kommt in dieser Bildungsperiode, wie es scheint, an dem einen Ende des Eies zuerst ein knopfförmiger Fortsatz zum Vorschein, der zu einem Stiele (6 d) anwächst und bald an der, der fetten Molecularmasse entsprechenden Seite, bald an der entgegengesetzten sich befindet. Die weitere Metamorphose des Fortsatzes und des Eierinhaltes war mir an den vorgefundenen Exemplaren dieses Monostoma nicht gestattet zu verfolgen; hingegen habe ich die retrograde Metamorphose der Eier 26 * 400 re bei einem andern Acipenser sturio, der eine grössere Anzahl von solehen Monostomen enthielt, genauer eruirt, ein Gegenstand, den ich in den helminthologischen Notizen zur Sprache gebracht habe. 4; Der Uterus von Distoma polymorphum (Rud.) aus dem Darme von Muraena anguilla macht sich schon für das freie Auge als gelb- licher Punkt erkenntlich, dessen auch Rudolphi in seiner Hist. nat. entozoorum, 1, 1, pag. 363 erwähnt. Es heisst daselbst: Collum vase fusco dupliei insigne, corpus ovulis ellipticis utrinque obscuris repletum. Man gewahrt nämlich gleich hinter dem Bauch- napfe ein, drei spiralige Drehungen zeigendes, bräunlichgelb tingirtes Gefäss, das mit ähnlich gefärbten, elliptischen Eiern erfüllt ist. Der Längendurchmesser derselben beträgt 0:052 Millim., der quereDurch- messer 0-024Millim. Als eine ihrer Eigenthümlichkeiten muss hervor- gehoben werden, dass sie einen 1/, Millim. langen, runden, steifen (ohne wellenförmige Biegungen) Fortsatz besitzen, der eine Conti- nuität mit der Eihülle bildet, an seinem Ansatzpunkte an dem einen Ende desEies breiter ist und, sich allmählich zuschmälernd, in eine feine Spitze ausläuft (s. 7 aa). Diese Fortsätze legen sich derartig bündelförmig an einander, dass sie an der einen Seite des Uterus, der nur eine Reihe von Eiern zeigt, als Fadenbüschel erscheinen (s. 7 c). Die Dottermasse ist gleichfalls gelblich tingirt und in den Eiern (75 5) in zahlreiche feinmoleceuläre Kugeln zerklüftet. Die unreifen Eier von grauer Färbung und kleinerem Umfange haben auch selbst nicht die Andeutung eines Fortsatzes aufzuweisen; sie sind allenthalben gegen den Rand des Thieres angehäuft. 8. Die sparsamen ‚Eier von Distoma signatum (Duj.) aus dem unteren Theile des Ösophagus von Tropidonotus natrix sind: ver- hältnissmässig gross (von Dujardin offenbar zu klein angegeben), -0:084 Millim. in ihrem Längendurchmesser bei einer Breite von 0:048 Millim., und zeigen an dem einen etwas spitzeren Ende einen Hohlraum (s. 8a’ a’), der von einigen Pigmentmolekülen unvoll- kommen erfüllt wird und derjenigen Stelle entspricht, wo der präsum- tive Kopf des Embryo sich befindet. Letzterer ist von oblonger Form und allenthalben an seiner Oberfläche mit ziemlich langen, in einer ee Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. A01 schwach undulirenden Bewegung sich befindenden Cilien besetzt. Befindet er sich im eontrahirten Zustande, wie in 8a, so erscheinen an seiner Oberfläche Hervorragungen und Vertiefungen; im nicht eontrahirten Zustande hingegen (85) ist er glatt, nur an seinem einen Ende (Kopfende ?) erscheint ein kuppenförmiger Ansatz. Die Contraetionen des Embyro sind träge; sie erfolgen langsam, und es dauert 1/, Stunde und länger, bis wieder eine vor sich geht, wobei sich einige zarte Längsfalten an der Oberfläche des Embyro bilden, Im Innern zeigt letzterer solitäre, scharf umrandete, das durch- gehende Licht stark brechende Moleküle verschiedenen Diameters, und hat er eine günstige Lage, so lässt sich auch gegen seine Mitte hin eine Flimmerung unterscheiden, offenbar einem gebildeten Flim- merläppehen v. Siebold’'s entsprechend. Letztere können selbst sehon beobachtet werden an solchen Eiern, wo der Embryo noch nicht entwickelt ist, wie in 8d, etwas von dem Centrum gegen das stumpfe Ende des Eies. Die Fettkörner sind daselbst schon mehr gegen eine Seite des Eies hingedrängt, während sie in dem Ei8c noch gruppenweise allenthalben vertheilt sind; in beiden Eiern jedoch mehr gegen die Oberfläche der Embryonalzellen gelagert. Die gequetschten Eier bersten meist in der Richtung ihres Längsdurch- messers, was wahrscheinlich mit ihrer anatomischen Struetur im Zusammenhange steht. Diejenigen Eier, in welchen die Furchungs- kugeln schon transparenter geworden sind oder der Embyro schon entwickelt ist, scheinen einen grösseren Widerstand dem angewen- deten Drucke zu leisten. Die Eihülle besteht aus einer glashellen, strueturlosen Membran, die sich leicht in Fälten legt. 9. Die den Embryo einschliessenden Eier von Distoma mentulatum (Rud.) aus der Cloake von Tropidonotus natrix sind gelbbräunlich gefärbt, 0'036 Millim. lang, 0:019 Millim. breit. Der oblonge Embryo zeigt einen Kopf mit einer halsähnlichen Abschnürung, und ist der- selbe mit einer Mittel- und zwei seitlichen Furchen bezeichnet, auch der Vordertheil durch eine schärfere Zeichnung vor dem schwach eontourirten und oft ganz verschwommenen Hintertheile ausgezeich- net (s. 9 a). Von Bewegungen konnte ich nie etwas beobachten. An dem dem Kopfe entgegengesetzten Ende des Eies sind einige pigmentirte Moleküle angehäuft, während der Kopf selbst, der offenbar 402 h Wedi. zuerst gebildete Theil, sich auf eine Querscheidewand stützt, welche die Eispitze abtheilt. Es finden sich übrigens die pigmentir- ten Moleküle auch an beiden Enden der gelbbräunlich tingirten Eier. Die eines solchen Colorits entbehrenden grauen Eier fassen eine hellere verschwommene und eine mit glänzenden gruppirten Kugeln versehene Masse, von denen erstere häufig die Gestalt einer Kugel mit einem 0:002 Millim. grossen Körperchen in ihrem Innern annimmt; von letzterem trifft man wohl auch deren 2 — 3. Die Grösse der grauen Eier kommt jenen gelbbräunlichen gleich; zuweilen, wenn sie in ihrer Entwickelung noch nicht so weit vorwärts geschritten sind, stehen sie den colorirten um etwa ein Viertel an Umfang nach (s. 95). Die granulirten Kugeln des Eier- keimstockes, der an den vorderen Seitentheilen des Thieres sich befindet, schwanken zwischen 0:0072 — 0012 Millim.; die Körner verdecken einen blassen Kern mit einem Kernkörperchen. Zuweilen trifft man in den, ausgebildete Eier führenden Canälen (Uterus) braungelbe Klümpchen von rundlicher Cireumferenz und Körner von kohlensaurem Kalk, welche hin und her gerollt werden. Die Ausbildung der Eier erfolgt später als jene der männlichen Geschlechtsorgane, denn man trifft kleinere jüngere Exemplare von Distoma mentul., in denen die Samenblase ein manifestes Spermatozoidengewimmel zeigt, während noch kein einziges ausgebildetes Ei wahrzunehmen ist. 10. In dem Darme von Belone vulgaris fand ich einige Male Echino- rhynchi, welche bis auf die Grösse mit Echinorh. Pristis (Rud.) übereinstimmten. Dasjenige Exemplar, welches Rudolphi bei Belone vulgaris (Esox belone L.) zu Greifswalde fand, hatte eine Länge von 18 Millim., während die grösseren Weibchen des von mir gefundenen Echin. Pristis nur 4 — 6 lang und 4, Millim. breit waren. Der Eierkeimkörper befindet sich an den vorderen Seiten- theilen des Thieres neben der Rüsselseheide und besteht aus fein- granulirten, gelbbraun gefärbten, rundlichen Körpern, neben welchen die entwickelten Eier anscheinend frei liegen. Letztere lassen sich in zwei Kategorien abtheilen, in solehe mit einer starken Eihülle (s. 104) und jene ohne einer solehen (105, e, d, e). Ihr Längen- durchmesser verhält sich zum Breitedurchmesser meist wie Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. A033 0-045 Millim. : 0-012 Millim,; sie sind daher beinahe viermal so lang, als breit. Die Eier ohne starker äusserer Hülle sind bald mit einer zartgranulären Masse ziemlich erfüllt, oder letztere ist in 2—3—4 Portionen abgetheilt, welche sich nach dem Längendurchmesser des Eies an einander reihen (s. 10 dB, c, d, e). Die mit einer stärkeren Hülle versehenen Eier zeigen wieder eine oblonge Dotterblase, in deren Mitte eine dunklere granulirte Kugel ersichtlich wird (10 a,«). | Da es durchaus nicht wahrscheinlich ist, dass bei der einfachen Aufschlitzung der Körperhöhle die starken Hüllen von so vielen Eiern bersten sollten, und auf diese Weise die Formen 5, c, d, e zu Stande kämen, so müssen dieselben als Bildungsstufen der Eier angesehen werden , wobei freilich der sonderbare, jedoch keines- wegs unerhörte Fall einträte, dass die schon in mehrfache Portionen getheilte Dottermasse wieder in eine granuläre Masse zusammen- schmilzt. Es genügt hierbei, an die von Prof. Bischoff zu Giessen angestellten interessanten Beobachtungen des Reh-Eies zu erinnern. Die ausgebildeten Eier von Echinorhynchus Pumilio aus dem Darme von Lophius piscatorius besitzen eine doppelte Hülle, von denen die äussere an ihrem oberen und unteren Endtheile falten- ähnliche Streifen zeigt (s.11 a, a’ «'); ob dieselben als der Ausdruck eines Hohlraumes anzusehen sind, mag dahingestellt bleiben. In der inneren Eihülle ist die oblonge Dotterblase eingeschlossen, welche eine granulirte Kugel (Keimbläschen, s. 11a”) in ihrem Innern beherbergt. Die doppelte Eihülle fehlt in anderen, wie 11 5, ja es kommen nicht selten nackte, oblonge Dotterblasen (11.d) vor, oder an dem einen Ende derselben ist eine gelblich tingirte derbere Substanz wie aufgeklebt (s. 11 c c’), und ist dieselbe als die erste Bildung der inneren Eihülle anzusehen. 11. Eine interessante Bildung beobachtet man an den Eihüllen von Hedruris androphora (Nitzsch) aus dem Magen von Triton igneus und cristatus. Die ovalen Eier, von einem Längendurchmesser von 0:043 Millim. und einem queren von 0-019 Millim., zeigen an beiden Enden des letzteren zuweilen knopfförmige Ansätze (s. 12a a’), welche jedoch nur in einer bestimmten Entwiekelungsperiode der Bier anzutreffen sind, und bei der weiter fortschreitenden Entwieke- A0A Wedl lung wieder verschwinden. Minder grosse, jedoch nach der Bildung der Eihülle’eonstante knopfartige Anschwellungen kommen an dem oberen und unteren Ende der Eier vor. Die Schale derselben ist so consistent, dass .eine Berstung, die nach der Ei-Länge erfolgt, schwierig zu bewerkstelligen ist. An Eiern mit einer helleren Dottermasse wird eine Längsraphe an der Oberfläche der Schale sichtbar (s. 125). Ist der Inhalt des Eies sehr transparent, so gewahrt man einen oblongen, meist gekrümmten Körper mit einem dickeren und etwas zugeschmälerten Endtheile (s. 12a), der in Eiern mit einer hellgrauen , aus Kügelehen zusammengesetzten Dottermasse fehlt (s. 125). Wenn letztere aus gelblich tingirten Körnern besteht, so ist sie entweder zu einer Kugel zusammen- geballt (12c) oder in Gestalt einer fettkörnigen Masse vertreten, der die Eihöhle beinahe erfüllt, wobei der Raum für das transparente Eiweiss kleiner und kleiner wird (s. 12d). Der eingerollte Embryo erscheint in den Eiern e und f. 12. Ich erlaube mir hier die erste Bildung der Eier von dem oben beschriebenen Nematoideum (Creplin) aus dem Lungensacke von Tropidonotus natrix näher zur Sprache zu bringen. Der blindsackigen Eierstocksenden sind vier an der Zahl, und messen dieselben in ihrem Querdurehmesser blos 0012 Millim. In ihrem Inhalte werden zuerst sehr kleine, kaum 0:0005 Millim. grosse, in bestimmte Entfernungen von einander gerückte Körner (Keim- flecke) sichtbar; sie sind von einer transparenten Masse umgeben, welche eine Begrenzung: nach aussenhin zeigt, und verhalten sich zu dieser so wie das Kernkörperchen zum Kerne (s. 13). Die Keim- flecke werden grösser, je mehr man in der Röhre des Ovarium fort- schreitet; während dieselben bei einer Breite der letzteren von 0024 Millim. einen Durchmesser von kaum 0'001 Millim. besitzen, so sind sie bei einer Breite der Röhre von 0:036 Millim. schon nun mehr als das Doppelte gewachsen und erreichen sofort bald einen Diameter von 0:007 Millim. Die die Keimflecke umgebende Partie wächst nicht in demselben Masse. Es ist begreiflich, dass bei einer Massen- zunahme des Keimbläschens die Keimfleeke weiter von einander zu stehen kommen. Die Bläschen sind bei einer Breite der Bierstock- röhre von 0:043 Millim. bis 0:012 Millim.'gewachsen. Im weiteren Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. 05 Verlaufe lagert sich um dieselben eine dunkle, feinkörnige Dotter- masse, welche, wenn sie einen bestimmten Umfang erreicht hat, mit einer Membran (Dotterhaut) umgeben wird. Es ergibt sich somit, dass zuerst der Keimfleck, sodann das Keimbläschen und zuletzt die Dottermasse mit ihrer Membran ihre betreffende Ausbildung erlangen, ob jedoch der Keimfleck das ursprünglich gebildete sei, kann noch nieht wegen der Kleinheit des Beobachtungsgegenstandes behauptet werden. Ich übergehe hier die weitere Ausbildung der Eier und des Embryo, indem ich nur wesentlich eine Bestätigung dessen geben könnte, was Bagge in seiner bekannten Dissertation de evolutione Strongyli auricularis et Ascaridis acuminatae 1841 und Kölliker (s. Müllers Archiv, J. 1843) hierüber schon angeführt haben. Nur muss ich bemerken, dass es mir nicht gelingen wollte, den Kern in den von Kölliker genannten Embryonalzellen zu finden. Je mehr der Embryo zum Ausschlüpfen aus der Eihülle heran- gereift ist, um so lebhafter werden seine Bewegungen, ohne dass jedoch eine Formveränderung an der Oberfläche der Hülle bemerkbar ist. Die Berstung der letzteren erfolgt sehr rasch, und der geborne Embryo bewegt sich alsogleich sehr lebhaft in Schlangenwindungen, rollt sich um seine Axe und schlägt mit dem Kopf- und Hintertheil hin und her. Die geborstene Eihülle erweist sich als eine sehr zarte, glashelle, sich in Falten legende Membran, die nicht selten für eine ‘kurze Zeit an dem Hintertheile des ausgeschlüpften Embryo haften bleibt. | An letzterem lassen sich nun folgende anatomische Verhältnisse unterscheiden. Der Kopf ist etwas zugeschmälert und zeigt eine deutliche mit Lippen versehene Mundöffnung, die zu einer ziemlich langen, mit einer bulbusartigen Anschwellung endigenden Speise- röhre führt (s. 14). An dieser erweiterten Stelle (Pharynx) beob- achtet man häufig lebhafte zuckende Bewegungen; von ihr geht der gerade verlaufende Darmcanal nach rückwärts, um eine beträchtliche Strecke vor dem Schwanzende aufzuhören. Der gewundene Saum (s. 14a, a) entspricht der Lichtung des Darm- canales. Der Hintertheil besitzt einen biegsamen Stachel, den das junge Thier als Adhäsionsmittel benützt. Verweilen diese Jungen einige Zeit im Wasser, so schwillt nicht selten die Liehtung des Darmeanales beträchtlich auf. Von Geschlechtstheilen ist noch keine A06 Wedi Spur zu entdeeken, und es füllt blos eine feine Molecularmasse den Rest der Körperhöhle aus. Von hohem Interesse ist die Thatsache, dass diese jungen unentwickelten Thiere längere Zeit ausserhalb des sie bewirthenden Organismus zu leben und selbst an Körperumfang etwas zuzunehmen vermögen. Ich fand nämlich in der Chymusmasse des Magens eines Tropidonotus natrix, das übrigens im Lungensacke weibliche Nematoidea (Crep1.) beher- bergte, sehr zahlreiche Junge desselben Helminthen, welche mit der befeuchteten Chymusmasse in einem zugestöpselten Glase aufbewahrt wurden. Nach 48 Stunden befanden sie sich noch in sehr lebhafter Bewegung, insbesondere waren die schnellen Zuekungen am Pharynx auffällig. DieLänge von vielen Thieren hatte zugenommen, denn wäh- rend die eben ausgekrochenen kaum 0:30 Millim. lang sind, hatten die grösseren Exemplare nach der Fütterung schon eine Länge von 0:37 Millim. erreieht, somit um etwas mehr als ein Fünftel die Länge überschritten. Nach 72 Stunden waren wohl die meisten todt, es wurden jedoch nach 96, ja selbst nach 120 Stunden, also fünfTage nach der Entfernung aus dem Magen der Natter, lebende Exemplare mit grosser Agilität angetroffen, ja eines hatte an Umfang um das Doppelte zugenommen und es war längs des Darmes eine granuläre, gelbbräunliche Masse auffällig, die man an eben ausgekrochenen Individuen nicht beobachtet. Nach 144 Stunden (nach dem abge- laufenen sechsten Tage) war kein lebender Wurm mehr zu sehen. ° 13. Ein ähnliches Experiment habe ich mit den Jungen der lebendig gebärenden Ascaris nigrovenosa aus dem Lungensacke von Bufo cinereus vorgenommen. Die Länge des aus der Eihülle hervor- geschlüpften Embryo beträgt 024 Millim., die grösste Breite 0:025 Millim. Nach 72 Stunden wurden noch einige der in einem zugestöpselten Probirgläschen mit Algenresten aufbewahrten jungen . Ascariden sieh munter bewegend angetroffen, die Mehrzahl derselben war abgestorben. Nach sieben Tagen, also nach 168 Stunden, bewegten sich noch zwei Junge, zugleich hatten dieselben so wie die meisten abgestorbenen Exemplare an Volumen zugenommen, ihre Länge betrug meist 0‘53 Millim., die Breite 0:033 Millim. Auch wurde die auffallende Beobachtung gemacht, dass, nachdem diese kleinen Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. A0Y Rundwürmer etwa ‘/, Stunde der frischen Luft ausgesetzt waren, da sie, wie erwähnt, in einem zugestöpselten Probirgläschen sich befanden, eine grössere Menge aus dem starren Zu- stande sich erholt hatte und zuerst mit dem Köpf-, ehen, endlieh mit dem ganzen Leibe sich hin- und her- bewegte. Nach etwa 1/, Stunde wurden die Bewegungen viel leb- hafter, und es schlugen mehrere Dutzende der kleinen Würmer hin und her. Selbst nach zehn vollen Tagen wurden noch einige sich sehr lebhaft bewegende Exemplare gefunden. Erklärung der Tafeln Ib, IIb. (Il. Reihe.) 1. Entwiekelungsformen der Eier von Echinobothrium typus (van Bene- den) aus dem Darme von Raja elavata: 1 A drei zusammenhängende Eier aus dem Eierkeimstocke mit grösseren Dotterkugeln; 1 B drei zusammenhängende Eier, worin zarte Moleküle zu einem Netze angereihet sind; 1 C kettenförmig an einander gereihte Eier von einer späteren Entwickelungsstufe; aa stäbehen- artige Verbindungsglieder der Eier; 55 peitschenförmige Anhänge; e mit Dotterkügelehen versehene Kugeln, isolirt in der Eihöhle gelagert; 1 D an der inneren Oberfläche des Eies beginnen die Moleküle sich symmetrisch anzureihen (Bildung des Chorion); dieselben bilden ein Netz in 1 E; 1 F zeigt den Embryo ‘in a als zarte, verschwommene graue Masse; 1 @ enthält im Innern den mit Embryonalzellenkernen versehenen Körper a; 1 H, der sich bildende Embryo ist mit einer fein körnigen Dottermasse belegt; 1 / zeigt den mit sechs Häkchen bewaffneten Embryo « in einer transparenten, abgesackten Schichte einge- schlossen 5; 1 K der hervortretende Embryo. 2. Ei von Phyllobothrium gracile (nov. sp.) aus dem Darme von Torpedo marmorata mit knopfförmigen Anschwellungen in aa. 3. Eier eines Echeneibothrium (van Beneden) aus dem Darme von Myliobatis aquila: aa Querscheidewand; 55 peitschenförmiger Anhang. 4. Eier von Echeneibothrium minimum (van Beneden) aus dem Darme von Trygon pastinaca: a drei in einer Hülle eingeschlossene Eier zeigend, in @' Keimbläschen mit Keimfleck; 5b Ei mit vier Dotterkugeln. 5. Eier von Taenia perfoliata des Pferdes, die Entwickelungsstufen zeigend: a granulirte Kugel; 5 dieselbe mit einer Umhüllungsmembran; e zwei, d drei granulirte Kugeln enthaltend; e lässt die Anlage des künftigen Embryo gewahr werden; f mit der grobkörnigen Dottermasse in a’, einer transparenten abge- sackten Flüssigkeit in 5’ und dem Embryo in ce’; g ausgetretener Embryo mit dem rundlichen bewaffneten Kopftheile in g’; A strueturlose Eihaut. 6. Eier von Monostoma foliaceeum aus der Bauchhöhle von Aecipenser Sturio: a grobkörnige Dotterkugeln; im Ei 5 sind dieselben in ce einer trans- ADS Wedl. Zur Ovologie und Embryologie der Helminthen. parenten Moleeularmasse gewichen; auch ist in diesem Ei ein stielartiger Fort- satz d. 7. Eier von Distoma polymorphum aus dem Darme von Muraena anguilla: aa langer Fortsatz der Eihülle; bb gefurchte Dottermasse; ce Segment des spiralig gedrehten Uterus (letzteres schwächer vergrössert). 8. Eier von Distoma signatum (Dujardin) aus dem Ösophagus von Tro- pidonotus notriw: a den contrahirten mit Cilien besetzten Embryo fassend; derselbe ist in 5b im expandirten Zustande; in dem spitzen Eitheile ein mit Pig- mentmolekülen unvollkommen erfüllter Hohlraum «’a’; in e ist nebst den trans- parenten Kugeln (Embryonalzellen) eine in kleinen Gruppen vertheilte Dotter- masse; letztere in d mehr gegen eine Seite gedrängt. 9. Eier von Distoma mentulatum aus der Cloake von Tropidonotus natrix: a gelbbräunliches mit dem Embryo; b graue Eier kleineren Diameters. 10. Eier von Echinorhynehus Pristis (Rud.) aus dem Darme von Belone vulg.: a mit einer starken Eihülle und einer dunkelgranulirten centralen Kugel in a; bede frühere Bildungsstufen mit gefurchtem Dotter. 11. Eier von Echinorhynchus Pumilio aus dem Darme von Lophius pis- catorius: a zeigt an seinen beiden Endtheilen faltenähnliche Streifen «a , im Innern eine granulirte Kugel; a’ (Keimbläschen); bed frühere Entwiekelungs- stufen; e’ in e erste Anlage der inneren Eihülle. | 12. Eier von Hedruris androphora (Nitzsch) aus dem Magen von Triton igneus und ceristatus: a mit knopfförmigen Ansätzen a’; b mit einer Längs- raphe; c eine grosse grobkörnige Dotterkugel im Innern; in d ist die Dotter- masse allenthalben vertheilt; e und f fasst den eingerollten Embr yon 13. Blindes Eierstoekende von Nematoideum natrieis (Creplin) aus dem Lungensacke von Tropidonotus natrix. 14. Ausgeschlüpfter Embryo von ı Nematoideum natrieis (Creplin) mit der Lichtung des Darmeanales in aa. Anmerkung. Sämmtliche Figuren sind, mit Ausnahme von 7. e, bei starker Vergrösserung gezeichnet. Y RE ERR, rK ww UA“ Wedl. Helminthologische Notizen. Aus ck Hofar Sraatsdnuckerei. Situngsb.d.k.Akad.d.N. math.natun. (U.XVIBd2 Heß: 1855, ee DE Aus L.k.k.Hokı.Staatsdricckerg. Sitzungsb.d k.Akad.d NW math.naturw. CLXVT.Bd2.Heft.1855. N FE m 1 i Hauer. Über neue Verbindungen des Chlorcadmiums mit basischen Chlormetallen. A409 SITZUNG VOM 18. MAI 1855. Eingesendete Abhandlungen. Über neue Verbindungen des Chlorcadmiums mit basischen Chlormetallen. Von Karl Ritter von Hauer. (Vorgelegt in der Sitzung vom 10. Mai 1855.) 1. Wir kennen eine grosse Reihe von Chloriden der schweren Metalle, welche mit den Chlorverbindungen von Ammonium und Kalium Doppelsalze bilden. Beschränkter ist die Anzahl derjenigen, welche noch eine Verbindung mit Chlornatrium eingehen. Eine kleine Anzahl ist endlich bekannt, welche mit Chlorbaryum und den weiteren Chlorverbindungen der elektropositiven Reihe Dop- pelsalze geben. Diese Chloride, so wie ihre näher untersuchten Doppelverbindungen mit Chlor-Baryum, Strontium, Caleium, Magnium sind folgende: Antimon. 2 BaCl + SbC, + 5HO Sb, (ähnliche Verbindungen lassen sich nach Pog- giale mit Stronfium, Calcium, Magnium | darstellen) Zion. BaCl + SnCl + 4HO SnCl BaCl + SnCl, + 5HO SnCl, SrCl + SnCl + 4HO SrCl + SnCl, + 5HO MgCl + SnCl, + 5HO Quecksilber. BaCl + 2HsCl+ 2HO u Ga HgCl Chlorquecksilberstrontium (Bonsdorff). 410 Hauer. Über neue Verbindungen CaCl + 2HgCl + 6HO CaCl + 5HgCl + 8HO MeCl -t HgCi + 6HO MgCl + 3HgCl + 5HO Gold. Dreifach Chlorgoldbaryum (Bonsdorff). Au], DreifachChlorgoldstrontium , CaCl + AuCl, + 6HO MeCI + AuCl, + 12HO Sn BaCl + PtCl, + 4HO PtCl, SrCI + PtCl,; + 8HO CaCl + PiCl, + 8HO MegCl -+ PtCl, + 6HO Palladium. Einfach-Chlorpalladbaryum Einfach-Chlorpalladealeium Einfach-Chlorpalladmagnium (Bonsdorff). Auf die von Bequerel auf galvanischem Wege dargestellten Verbindungen ist hier keine Rücksicht genommen, weil sie nicht näher bekannt sind, und jedenfalls einen andern Charakter haben dürften, als die angeführten Salze. Aus dieser übersichtlichen Darstellung geht hervor, dass alle angeführten Chloride die Fähigkeit besitzen, ausser dem Baryum- doppelsalze auch noch weitere Doppelverbindungen einzugehen. Es scheint also das Baryumsalz eine gewisse Grenze zu bilden. Ist dieses nicht darstellbar, so sind mit dem betreffenden Chloride auch keine weiteren Doppelverbindungen, ausser jenen mit den Chlormetallen der Alkalien zu erhalten. Geht hingegen das Chlorid eines Metalles die Doppelverbindung mit Chlorbaryum ein, so vermag es wirklich die Rolle einer Säure zu spielen, und bildet dann natürlich noch weitere Doppelsalze mit ähnlichen Chlormetallen. Dass nicht blos die höheren Chlorstufen der Metalle diese Fähigkeit besitzen, beweist das Zinn, dessen Chlorür solche Verbindungen bildet. Auch die Verbindungen des Palladiums scheinen ähnlicher Natur zu sein. Da ich nun vor einiger Zeit eine Doppelverbindung des Chlor- cadmiums mit Chlorbaryum dargestellt habe !), ein Salz welches 1) Siehe Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. Band XV, Seite 36. des Chlorcadmiums mit basischen Chlormetallen. 411 sich durch hohe Krystallisationsfähigkeit auszeichnet, so war es interessant zu versuchen, ob Cadmium nicht analog den angeführten Metallen gleichfalls weitere Doppelverbindungen mit basischen Chlor- metallen zu bilden fähig sei. In der That rechtfertigte der Erfolg der angestellten Versuche die ausgesprochene Voraussetzung. Es gelang zahlreiche Doppel- salze des Chlorcadmiums mit den Chlorverbindungen von Strontium, Calcium, Magnium, Mangan etc. darzustellen. Da das Einfach-Chloreadmium bis jetzt die einzige bekannte Chlorstufe dieses Metalles ist, so sind diese Salze vor der Hand jenen anzureihen, welche sich in Verbindung mit Zinnchlorür bilden. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Cadmiumchlorür (Halb- chlorcadmium) darstellbar ist, und das jetzige Einfach-Chlorcadmium ähnlich dem Einfach-Chlorquecksilber bereits eine höhere Chlorver- bindung repräsentirt. Denn aus der Eingangs gegebenen Zusammen- stellung geht hervor, dass das Zinnchlorür die einzige niedrige Chlorverbindung ist, welche derlei Doppelsalze bildet. Es gewinnt dies um so mehr an Wahrscheinlichkeit, da ein Cadmiumoxydul (Suboxyd Cd,O) existirt, welches Marchand !) durch Glühen des oxalsauren Oxydes, unter Abhaltung des Zutrittes der atmosphäri- schen Luft, erhalten hat. Für die neuerlichst dargestellten Doppelverbindungen des Chlor- eadmiums, so wie eine Anzahl schon früher von mir beschriebener . Verbindungen mit den Chlormetallen der Alkalien 2), erscheint im Allgemeinen der Name Chlorcadmiate passend. Denn eben die Existenz dieser beträchtlichen Menge von Salzen beweist, dass das Chlorcadmium vorwiegend den Charakter eines elektronegativen Bestandtheiles repräsentire. - Ihrer chemischen Zusammensetzung nach lassen sich diese Salze in drei wohl unterscheidbare Gruppen sondern, indem das Chloreadmium basische, neutrale und saure, oder halb-, einfach- und zweifachsaure Salze bildet. 1) Poggendorfi’s Annalen, 38. Band, Seite 145. 2) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, Band XII, Seite 50 und Band XV, Seite 32. A 1 2 Hauer. Über neue Verbindungen Für diese drei Gruppen ergeben sich demnach die Bezeichnungen: I. Chlor-Hemieadmiate, II. Chlor-Monocadmiate, II. Chlor-Bieadmiate. Die Chlor-Hemicadmiate, in welchen 2 Atome des basi- sehen Chlormetalles mit einem Atom Chlorcadmium verbunden sind, entsprechen der allgemeinen Formel: 2RCI 4- CdCl + xHO in welcher R = Ammonium, Kalium ete. ist. Diese Salze sind zumeist nicht darstellbar durch Verdunsten einer Lösung, welche die beiden Verbindungen in einem der Formel entsprechenden Mischungsverhältnisse, enthält. Sie erfordern zu ihrer Bildung in der Regel einen grossen Überschuss des basischen Chlormetalles. Von den bereits früher von mir beschriebenen Salzen gehören in diese Gruppe die beiden wasserfreien Verbindungen von Ammo- nium und Kalium, welche nach den Formeln: 2H,NCI + CdCl und 2KaCl + Cacl zusammengesetzt gefunden wurden. Werden die Salze dieser Gruppe in Wasser gelöst, so lassen sie sich meistens nieht umkrystallisiren, sondern werden zersetzt. Es schiesst nämlich zuerst ein Bicadmiat an, und erst nach Entfernung dieses, gibt die Mutterlauge beim weiteren Verdunsten wieder eine kleine Menge des Hemicadmiates. Die Salze dieser Abtheilung treten meistens in grossen Kıy- stallen auf, Die Chlor-Monocadmiate in welchen die beiden Chlor- metalle einatomig zusammentreten, sind nach der allgemeinen Formel: RCI + CdCI + xHO zusammengesetzt. Die Salze, die in diese Gruppe gehören sind nur in geringer Anzahl darstellbar. Von den in der oben eitirten Abhandlung des Chlorcadmiums mit basischen Chlormetallen. A13 beschriebenen Salzen gehören hierher, die beiden Verbindungen mit Natrium und Baryum, deren Zusammensetzung den Formeln: NaCl + CdCI -- 3HO und BaCl -- CdCl + 4HO gemäss, war gefunden worden. Die Seltenheit der in diese Gruppe gehörigen Salze machte es anfänglich etwas schwierig, die weiter zu beschreibenden Salze zu finden. Es mussten vielerlei Combinationen- der Mischungsverhältnisse versucht werden, bis es gelang die mög- lichen Verbindungen aufzufinden. Die Chlor-Bieadmiate endlich, in welehen zwei Atome des elektronegativen Bestandtheiles sich mit einem Atome der Basis vereinigen, entsprechen der allgemeinen Formel RCI + 2CdCl + xHO. Zahlreich sind die Salze, welche in diese Gruppe gehören. Einige derselben krystallisiren fast bei jedem beliebigen Mischungs- verhältnisse, der beiden dasselbe zusammensetzenden Chlorverbin- dungen. Stellt man z. B. bei solchen das Mischungsverhältniss eines Monocadmiates dar, so entsteht fast immer durch freiwilliges Ver- dunstenlassen anfangs ein Bicadmiat, und nach Entfernung dieses gibt die Mutterlauge dann häufig ein Hemicadmiat. Doch verlangen aber wieder mehrere Salze dieser Gruppe die Gegenwart eines grossen Überschusses von Chlorcadmium in der Lösung, um ein Bicadmiat zu bilden. Es sind dies zumeist die Combinationen von Chlormetallen mit Chlorcadmium, welche auch ein Monocadmiat zu bilden fähig sind. Es krystallisirt nämlich bei diesen anfangs hart- näckig das Monocadmiat, und erst bei Gegenwart von sehr über- schüssigem Chlorcadmium ist das Bicadmiat im Stande anzuschiessen. Die Salze dieser Gruppe lassen sich, mit Ausnahme der eben ange- führten, ohne Zersetzung umkrystallisiren. Von den früher von mir beschriebenen Salzen gehören in diese Gruppe die beiden folgenden Verbindungen von Ammonium und Kalium: H,NCI + 2CdCl + HO und KaCl -+ 2CdCl + HO Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II, Hft. 27 41% Hauer. Über neue Verbindungen des Chlorcadmiums mit basischen Chlormetallen. Die Reihe der Chlorcadmiate zeichnet sich im Allgemeinen dadurch aus, dass mit wenigen Ausnahmen alle hierher gehörigen Salze eine bedeutende Krystallisationsfähigkeit haben, insoferne sich die meisten derselben zu Krystallen von ansehnlicher Grösse leicht aufziehen lassen. .Es ist dies ein Charakter, welcher sich in den Cadmiumsalzen überhaupt vorwiegend ausspricht. Die Verbindun- gen dieses Metalls gehören zu den schönsten Individuen, die auf künstlichem Wege darstellbar sind. Die erwähnten Salze sind zumeist farblos und durchsichtig mit lebhaft glänzenden Krystallflächen. Ist das basische Chlormetall gefärbt, so zeigen sie demnach die Farbe von diesem. Mit Ausnahme der Caleiumsalze, welche zerfliesslich sind, verhalten sieh die meisten als ziemlich luftbeständig. Nur einige wenige verwittern in trockener Luft. Indem ich mir nun hier erlaubt habe nur die allgemeineren Eigen- schaften dieser Verbindungen hervorzuheben, werde ich in einer späteren Sitzung die Ehre haben die Analysen nachzutragen. Die Beschreibung der Krystallgestalten hat mein Freund, Herr Dr. Joseph Grailich übernommen. Pick. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. 415 Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. Von Adolf Jos. Pick, Assistent der k. k. Sternwarte zu Wien. (Mit I lith. Tafel.) Die Höhe eines Punktes der Erdoberfläche über dem Spiegel des Meeres ist ein so wichtiges Element der physicalischen Geogra- phie, die Kenntniss der absoluten und relativen Höhe der Bergkämme und Berggipfel von so bedeutendem Einflusse selbst auf das prak- tische Leben, auf Staats- und Volksökonomie, dass ein einfaches Mittel zur Erlangung recht vieler Daten dieser Art äusserst wün- schenswerth ist. Es ist also nicht zu verwundern, dass man bald nach Toricelli's glücklicher Entdeckung das Barometer wegen seiner so - ausserordentlichen Einfachheit als Höhenmessinstrument im Gebrauche findet. In der That haben die bedeutendsten Männer dieser Aufgabe ihre Aufmerksamkeit zugewendet und man kann, was die Theorie anbelangt, seit Laplace auf den Einfluss der geographischen Breite und Entfernung vom Erdmittelpunkte, und endlich Bessel auf die Variation des Dunstdruckes der Atmosphäre Rücksicht nahm, das Problem im Allgemeinen als gelöst betrachten. Nichts desto weniger ist es bekannt, dass barometrische Höhenmessungen lange nicht so genaue Resultate geben, als man nach der so vervollkommten. Theorie und den engen Grenzen der Beohbachtungsfehler zu erwarten berech- tiget ist. Allerdings ist für die meisten Fragen der physicalischen Geographie und Meteorologie eine sehr genaue Höhenangabe nicht erforderlich; aber sollen Messungen, welcher Art sie immer sein _ mögen, eigentlichen Werth haben, so muss man jedenfalls die Grenzen ihrer Genauigkeit kennen. Es wird uns nicht schwer werden nach- zuweisen, dass man dies bei barometrischen Höhenmessungen nach dem gegenwärtigen Standpunkte durchaus nicht im Stande ist, und dass man bei praktischer Ausführung Varianten findet, die selbst ein Misstrauen in die Theorie zu rechtfertigen geeignet sind. Bei der Häufigkeit mit der jetzt namentlich in gebirgigen Gegenden zur Bestimmung der Meereshöhe Barometerbeobachtungen gemacht re 416 Pick werden, dürfte demnach eine Untersuchung über die Genauigkeit barometrischer Höhenmessungen nicht ohne Nutzen sein, um so mehr, als der Meteorolog auch sonst nicht selten sich der Höhenformel bedient, um durch Rückschluss den Gang des Luftdruckes unter verschiedenen Witterungseinflüssen zu finden, wie dies namentlich Kämtz bei der Untersuchung über den Einfluss des in auf den Luftdruck und in ähnlichen Fällen that. Es ist klar, dass diese Untersuchung über den Grad der Genauig- keit barometrischer Höhenbestimmungen einzig und allein in einer Prüfung und Vergleichung der Resultate von Beobachtungen, d. i. ihrer praktischen nicht theoretischen Seite bestehen kann, seien es nun solche die zu diesem Behufe eigends angestellt wurden, oder solche, die sich hierzu als geeignet herausstellen. Die Niehtübereinstimmung der Resultate verschiedener barome- trischer Höhenbestimmungen unter einander und mit guten trigono- metrischen Messungen, die man als genau ansehen darf, kann in Folgendem ihren Grund haben: 1. In der Verschiedenheit der den barometrischen Formeln zu Grunde gelegten Constanten. 2. In den Vernachlässigungen, die man sich erlaubt, um die Tafeln und die Rechnung einfacher zu machen. 3. In Beobachtungsfehlern. 5 %. Darin, dass die Verhältnisse der Atmosphäre keinen so regel- mässigen Gang haben, wie bei der Ableitung der Höhenfor- meln vorausgesetzt wird. 3. Endlich darin, dass es noch Elemente geben mag die auf den Stand der bei den Beobachtungen benützten meteorologischen Instrumente einen Einfluss üben, der entweder gänzlich unbe- kannt, oder wenigstens nicht so genau bestimmt ist, um der Rechnung unterzogen werden zu können. Wir wollen nun zunächst zeigen, dass die ersten drei ange- führten Punkte die grossen Differenzen nicht erklären, welche sich bei barometrischen Höhenmessungen zeigen. Was den zweiten Punkt, die Vernachlässigungen zu Cündten einer bequemeren Rechnung anbelangt, so versteht sich von selbst, dass bei der Construction einer Tafel nur solche Grössen vernach- lässiget werden dürfen, die auf das Resultat innerhalb der Rechnungs- grenzen nicht influiren, und es geben auch in der That alle jetzt Über die Sicherheit barometrischer Höhenme ssungen. A417 gebräuchlichen hypsometrischen Tafeln die Resultate genau so, wie die diesen Tafeln zu Grunde gelegten Formeln. Einigen Einfluss hingegen kann der erste Punkt, die Verschie- denheit der numerischen Coöffieienten auf das Resultat ausüben ; aber auch er ist seit Ramond (und ältere Bestimmungen werden nicht zu Grunde gelegt) verschwindend klein; wie denn in der That bei der Zugrundelegung derselben Daten, die Gauss’schen, Bessel’schen (die Rechnung für mittleren Luftdruck geführt), Carlini’schen, Littrow’schen und Wiemann’schen Tafeln (letztere nach Olt- manns eingerichtet), nahezu identische Resultate geben. So erhält man z. B. bei Berechnung der von d’Aubisson auf dem Monte Gregorio und einem 128°3 über dem Meere liegenden Punkte en stellten Beobachtungen folgende Resultate 1): Deäuhbisson findet... '. ©. 8797 Bessel’s Tafeln (für mittleren Henektiekeifiirnt ink Gay-Lussac’s Coöffieienten) geben . . . . . ... 8798 Beten geben 7 „u... m! em 79,072 879,7 Garlints , REhE Ewa. ERNEUERT nn Ta Oman SRıltrows „ Re BERTIRERTGE Wiemann’s Tafeln Bet NIEiCAmeN % a ae LATE Wie wenig die Verschiedenheit der Co£ffieienten dabei influirt, ersieht man daraus, dass den Littrow’'schen Tafeln die Constante der Logarithmendifferenz 9436.966, den Wiemann’schen dagegen 9407‘9 zu Grunde liegt, während die Constante der Lufttemperatur in beiden Tafeln dieselbe ist, und dies doch bei einer Höhendifferenz von 880 Toisen nur 0:1 oder weniger als einen Fuss beträgt, wie denn überhaupt die grössten Differenzen obiger Zahlen unter einer halben Toise liegen. In der That erhält man, wenn man die Gleichung | h=k.log -, nach A und % differenzirt: dh = (logb—log b').. dk. 1) Die Daten dieser Beobachtungen sind: Monte Gregorio: Barometerstand 268"215; Quecks.-T. 1095 C.; Luft.-T. 9°9 C. 128!3 ü. d, Meere © 329 013; 8 19-85 „19-95 C. 418 Pick. Humboldt beobachtete auf dem Chimborazo db’ = 166"93, am Meere 5 = 336"404, beide Stände bereits auf 0° redueirt; man findet also für diesen Fall: dh = (log 336"404 — log 166"93) dk oder dh = 030433 . dk. Nun ist die angegebene Differenz von nahe 30 Toisen in der Constante k die grösste bei den jetzt gebräuchlichen Tafeln, und ihr Einfluss auf die wohl grösste Höhendifferenz die man mit einem Barometer zu bestimmen wünschen mag nur 9 Toisen. Für den Einfluss eines Fehlers (einer Variante) in der Constante der Lufttemperatnr m findet man aus = k.log =, f +n()) dk log. .dm =. (17) dm. Die Constante m wird in jenen Formeln, welche auf den Dunst- gehalt der Atmosphäre nicht besonders Rücksicht nehmen auf0-00400 für Thermometer Celsius nach Ramond’s und Laplace’s Vor- gange angesetzt, was unter Voraussetzung eines mittleren Dunst- gehaltes der Gay-Lussac’schen Constante 0-00375 für Therm. C. entspricht. Nach Rudberg ist dieser Coöfficient = 0:003648. Demnach varürt die Constante m um dm = 0:000102. Also ist: dh = 0:000102 ) h. Für das oben angeführte Beispiel der Messung D’Aubisson’s beträgt dies nur 1‘2. Man sieht dass dieser Fehler auch dadurch compensirt wird, dass wenn h sehr gross wird, + kleiner werden muss, weil die Temperatur mit der Höhe abnimmt. In der oben erwähn- ten Messung des Chimborazo war +1’ = 25°3 +(— 1°6)—=23°7, woraus sich die Unsicherheit dieser Messung in Folge der verschie- denen Constanten der Lufttemperatur ergibt dh = 3:6. Dass die übrigen Constanten von keinerlei Einfluss sein können, ergibt sich schon aus der Kleinheit der übrigen Correetionen, mit Ausnahme der Reduction der Barometerstände auf 0°, die aber auch ohne Einfluss bleibt, weil allen Formeln derselbe Ausdehnungseco&ffi- cient des Quecksilbers zu Grunde gelegt wird. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A19 Was nun drittens die Beobachtungsfehler anbelangt, so versteht es sich aus dem eben erwähnten Grunde, dass die Correetionen wegen der geographischen Breite und Entfernung vom Erdmittel- punkte in dieser Hinsicht gar nicht zu berücksichtigen sind, und es erhält demnach die Höhenformel die einfachere Form: t+t' b i—nT) Bi. 42) en) > wo k und m die schon erwähnten Constanten, rn die Constante der Quecksilbertemperatur bedeutet, und d, db’, t, Ü, T, T' die Beob- achtungsdaten sind, deren Einfluss eben zu untersuchen steht. Differenzirt man diese Gleichung nach A und den Beobachtungsdaten, so erfährt man den Einfluss der Beobachtungsfehler auf die Höhe. Da wir gesehen haben, dass alle Tafeln so gut eingerichtet sind, dass ihre Angaben unter sich und mit den Formeln überein- stimmen, so wollen wir der besseren Übersicht wegen die Betrachtung statt an die Gleichung in obiger Form, sogleich an die Gauss’schen Tafeln, die sich durch ihre Bequemlichkeit so sehr empfehlen, und nebst den ebenfalls sehr bequemen Wiemann’schen (Oltmanns'- schen) in Folgendem überall benützt worden sind, anknüpfen. Bei Nichtbeachtung der Correctionen wegen der Höhe und geographischen Breite findet man nach den Gauss’schen Tafeln logh = logu+4, wo u = (log b—10T) — (log b — 10T"). 10 T und 10 7’ sind die Reductionen der abgelesenen Barometer- stände auf 0°, wobei ein achtzigtheiliges Thermometer vorausgesetzt wird und die Producte 10 7 und 10 T’ als Einheiten der fünften Decimale zu gelten haben. Man kann den Fehler der Ablesung eines Thermometers nicht höher als auf 0°2 zugeben; indess ist hier abge- sehen von Fehlern der Instrumente, die jeder Beobachter zu berück- sichtigen hat, ein anderer weit bedeutenderer Fehler möglich, der nämlich, dass das Thermometer nicht die Temperatur des Queck- silbers angibt. Bei sorgfältiger Beobachtung jedoch, wenn man abwartet, bis das Thermometer am Barometer einen stationären Stand annimmt, kann wohl auch dieser Fehler nicht mehr als 0°5 betragen. Nehmen wir jedoch für beide Fehlerquellen zusammen an jedem Thermometer 1°0 R. an. Wir finden, wenn wir u in Bezug auf 7 und T' differenziren 420 Pick du = — 10(dT—dT'); also im ungünstigsten Falle du = + 20 Einheiten der fünften Decimale. | In Bezug auf 5 und Ö’ findet man wo u den Modulus der Brigg’schen Logarithmen bezeichnet. Als Grenze des Beobachtungsfehlers beim Barometer nimmt d’Aubisson 0"09, Kämtz 0"10 an. Nehmen wir also 0”1 als Grenze, so hat man im ungünstigsten Falle 1 1 1 1 d=-+p0 r n 5 — +.0-04343 +5 wobei d und Ö’ in Linien ausgedrückt sind. Die Grösse « ist demnach im ungünstigsten Falle falsch um du — +(0:04343 r . n +0:00020). ‚Zu dieser Grösse u ist nun der Logarithmus aufzuschlagen, wobei 5stellige Tafeln eingerichtet wie die Lalande’schen voraus- gesetzt werden. Ist A die betreffende Differenz zweier nächster Loga- rithmen, so findet man u d (log u) — + (0:04343 E Si m -+ 0:00020).. Nun ist logh=logu + A also d(logh) =d(logu) — dA. Dieses A ist die mit der Constante der Logarithmendifferenz der Höhenformel vereinigte Correction wegen der Lufttemperatur, d. i. f (£-+t‘); sie ändert sich in den Gauss’schen Tafeln höchstens um 110 Einheiten der 5. Decimale, wenn {+ ? um 1°R. sich ändert. Nimmt man als Fehlergrenze der Lufttemperatur an jeder Station 10R. an, so ist im ungünstigsten Falle dA = + 0:00220, woraus der Totaleinfluss aller Beobachtungsfehler auf den Logarithmus der Höhendifferenz zweier Orte, berechnet nach den Gauss’schen Tafeln im ungünstigsten Falle folgt: Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A221. i 1 1 d(logh)— + [(0-04343 +! + 0:09020)4 + 0-00220] h RR und dh=+ -[(0:04343 It 10 00020) A + 0.00220] 1) 1 1 oder dh=+H [(o1 2 = . 0:0004605) A-+ 0:005066]| h. b db’) Die Gleichung lehrt, dass die Einflüsse der möglichen Beob- achtungsfehler um so grösser werden: 1. je grösser 1 die PR beider Orte ist, 2. je grösser u Eee d. h. je kleiner beide Barometerstände, mithin je höher "die Orte an sich liegen. Um die Grösse dieses Einflusses an numerischen Daten zu zeigen, folgen hier drei Beispiele, die beiden oben schon benutzten für eine sehr grosse und eine mittlere, und ein drittes für eine kleine Höhendifferenz, wozu die Daten aus „Wiemann’s Anleitung zum Höhenmessen mit dem Barometer,“ S. 70 entnommen sind. Man hat für die Höhe des Chimborazo dh — + 3017] (0- or — I+ 0. Pe 5 + 0:005066] d. i. dh = 21'43 = 0:0071 h etwas mehr als —— . der Höhe. Für Monte Gregorio hat man dh = + 880 (0 N or u 0004605) 5:0 + 0: 005066] di. N h nahe 700 „ der Höhe 1) Für sehr geringe Höhendifferenzen wird die logarithmische Höhenformel und mithin b die Tafeln unbrauchbar; man muss dann log pr in einer Reihe ausdrücken , wo man hat: b W—b’ +5 Det Rh % lg — klog 1-—-| — en wobei es immer genügt zu setzen: h= k BIN und die Rücksicht auf Lufttemperatur u. s. w. wegfällt, weil der Einfluss aller Correetionen verschwindend klein wird. Es versteht sich natürlich, dass 5 und b‘ auf 0° redueirte Stände bedeuten. Alle in «dieser Arbeit vorkommenden Rech- nungen gestatten noch den Gebrauch der Tafeln. 422 Pick. Wiemann gibt S. 70 folgende Daten: Elbstolln Mundloch bei Priesnitz 332"36 B auf 0° + 2-8C. Lufttemp. Dresden 7°3 Tois. über der Elbe 331-77 „ „ „+35, a woraus Dresden höher als Elbstolln 7'3. Man findet den Einfluss der Beobachtungsfehler 1 N N De dh= +73 [(0 nr Ha -+ 00004605) 360 ++ 0-005066] dei. dh 2498 12.0:600% ale + Shih Aus dem Gesagten ergibt sich, dass mit Ausnahme jener Fälle, wo die Höhendifferenzen sehr klein sind, die Beobachtungsfehler der Brauchbarkeit des Barometers als Höhenmessinstrument keinen Ein- trag thun würden, dass sie also nicht hinreichen, um die in Wirk- lichkeit stattfindenden Verschiedenheiten der Resultate zu erklären. Dass diese Verschiedenheiten in der That so gross sind, dass man sich veranlasst finden muss, barometrisch bestimmte Höhen als ganz unzuverlässig anzusehen, wollen wir durch Anführung einiger Daten, die wir beliebig vermehren könnten, darthun. In den „Höhen- bestimmungen von Tirol und Vorarlberg, gesammelt durch Joseph Trinker, Inspruck 1852“, finden sich unter anderen folgende Daten: N) Afingen, Berggemeinde zwischen Bozen und Sarnthal, 3262 W.F. (Dr. Oettl), 2718 W. F. (Nab); Ala Stadt, 497 W.F. (Trinker und Feil), 3648 W.F. (Lunelli). St. Anton im Stanzenthal, Posthaus-Flur 4234 W.F. (Kreil.) » Boden 4074 » (‚Werdmüller.) ” ” ” * > 481491 > (Gf. Reisach.) „ Er) % £)) 3987 S Er) (Sander.) AIRBRE i te OT Die Angaben für die Höhe von Bozen variiren zwischen 77567 und 119407 W.F.; Hinterkaiser im Unterinthale, höchster Punkt der Molasse 2227 und 3368 W.F., beide Daten von demselben Beobachter (Lipold) 1). 1) Ganz ausserordentlich werden die Incongruenzen bei bedeutend hohenBergen, so z.B. Ortelspitze 14691°5 und 12352; Hinterkirchen S. Plateykogel 10,666 und 8090 W.F., also mehr als dritthalb tausend Fuss Differenz. (Jahrb. d.k.k. geol. Reichsanst. 1851, II. 1, S. 68, wo man noch zahlreich ähnliche Differenzen von 1000— 2000’ finden Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. 423 Bei einigen der angeführten Daten, wenn auch jedenfalls nicht bei der letztangeführten , die eine Differenz von mehr als 1100 W. F. zeigt, könnten Zweifel entstehen, ob sie sich auf dieselben Punkte beziehen; wir führen also noch ein Paar andere an, bei denen dieser Zweifel wegfällt. Man findet in den „Höhen- messungen in den norischen und rhätischen Alpen, von Ph. Otto Werdmüller von Elgg, Wien 1849,“ einem anerkannt sehr sorgfältigen Beobachter: Nr. 2. Dreistätten, 1350, 1399, 1243, 1359, 1383, 1327 W.F. „ 10. Kirchberg am Wechsei, 1782, 1744, 1689 W.F. „ 41. Bruck an der Mur, 1588, 1555, 1515, 1544, 1559, 1424 W. F. wobei die zwei letzten Daten mit + bezeichnet sind, d. h. ein - grösseres Gewicht haben, weil sie mit zwei Fundamentalstationen verglichen sind. Nr. 73. Hofgastein. Unter den zwanzig Daten ist das Maximum 2854, das Minimum 2589 W. F., und zwar stehen diese Daten nicht als Ausnahme da, da neben ihnen die Zahlen 2828 und 2594 aufgeführt sind. Es wäre unnöthig diese Beispiele zu vernehmen; selbst eine flüchtige Durchsicht der genannten, so wie ähnlicher Schriften genügt um zu beweisen, dass bei mässigen Höhen, Varianten von mehr als 100 Fuss zur Regel, bei grösseren Höhen Varianten von 1000 und mehr Fuss nicht zu ausserordentlichen Ausnahmen gehören. Da weder die verschiedenen der Rechnung zu Grunde gelegten Formeln und Tafeln, noch die Beobachtungsfehler die grossen Vari- anten zu erklären vermögen, so müssen sie in dem oben angeführten vierten oder fünften Punkte ihren Grund haben. Es sind also entweder die Verhältnisse der Atmosphäre im allgemeinen nicht der Art, wie sie bei Ableitung der Formeln vorausgesetzt werden, oder es wirken noch andere Elemente, die bis jetzt nicht in Rechnung gezogen worden sind, auf die Resultate ein. Die barometrische Höhenformel setzt nun kann.) Man halte dagegen z. B. die Seehöhe Krakau’s aus den russischen von der Ostsee und den österreichischen vom adriatischen Meere ausgehenden Nivellements, deren Resultate bis auf 1’76 Toisen stimmen, wenngleich jederseits mit Einschluss der Umwege eine Linie von nahe 200 deutschen Meilen Länge zu durchlaufen war. (K.v. Littrow, Bericht über die österreichisch-russische Verbindungs-Triangu- lation. Denksch. d. kais. Akad. d. Wiss. zu Wien. Bd. V.) AA Pick: zunächst voraus, dass die Erde von einer hohlen Luftkugel umgeben sei, welche inFolge des Mariotte’schen Gesetzes zu allen Zeiten und in allen Punkten gleicher Entfernung vom Mittelpunkte der Erde gleiche Dichte habe. Obzwar nun dies nie und nirgends der Fall ist, so lässt sich doch nicht in Abrede stellen, dass diese Voraussetzung auf einem richtigen Gesetze heruhe, und dass alle Einflüsse, welche die einem Orte entsprechende Quecksilberhöhe des Barometers modi- fieiren, gleichsam als Störungen des normalen Zustandes des Gleich- gewichtes zu betrachten sind. Es lassen sich zwei Wege denken, dem Einflusse dieser ' Störungen zu begegnen. Entweder man sucht durch hinreichend lang fortgesetzte Beobachtungen und mit Hilfe der Theorie den Werth des jedem der beiden Orte zukommenden normalen Barometerstandes, der dann zur Berechnung der Höhendifferenzen zu dienen hätte, oder man sucht blos, weil ja das Mariotte’sche Gesetz für jeden Zu- stand der Atmosphäre seine Giltigkeit behält, den Einfluss, welcher durch die Ungleichheit dieser Zustände an beiden Stationen und den sie umgebenden und zwischen ihnen gelegenen Orten ausgeübt wird, zu bestimmen, woraus natürlich folgt, dass die Beobachtungen gleich- zeitig sein müssen. Da der erste Weg sich vorläufig nicht einschlagen lässt, weil man die Grösse des normalen (nicht mittleren) Luft- druckes ohne Kenntniss der Höhe nicht zu bestimmen vermag (obwohl das Berechnen der Höhendifferenzen mit Hilfe der mittleren Barome- terstände, namentlich der Jahresmittel, sich dieser Methode nähert), so erübriget nichts, als die Höhendifferenz mit Berücksichtigung der Störungen zu bestimmen. Die Ursachen dieser Störungen können, so weit man bis jetzt darüber zu urtheilen vermag, füglich nur in der Veränderlichkeit der Temperatur, in der Veränderlichkeit des Dunstgehaltes, in d@n Bewegungen der Atmosphäre und etwa noch in einer durch locale Einflüsse bewirkten Veränderung der Schwerkraft zu suchen sein. In so weit diese verschiedenen Momente schon in der genauen Höhen- formel berücksichtigt sind, entfallen sie aus unserer Untersuchung, ebenso wie der Einfluss des Dunstgehaltes der Atmosphäre, der nach den Bessel’schen Tafeln in Rechnung gezogen werden kann, und überdies gegen die grossen Varianten ebenfalls unerheblich erscheint. Was die durch locale Verhältnisse veränderte Schwerkraft anbelangt, so hat Dr. Wilhelm Fuchs (Über den Einfluss des Terrains auf die Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A25 Resultate barometrischer und trigonometrischer Höhenmessungen, Wien 1843) zu zeigen gesucht, dass grosse Landeserhebungen und massenhafte Berge einen bedeutenden Einfluss auf die Resultate baro- metrischer Höhenmessungen ausüben und Differenzen mit trigonome- trischen Messungen verursachen; wie es denn auch unleugbar ist, dass bedeutende Berge auch in anderer Beziehung hier Einfluss üben müssen. Sei dem jedoch wie ihm wolle, so würde das doch nur die Incongruenz barometrischer Messungen mit trigonometrischen erklären, keinesweges aber die der barometrischen unter einander bei Vergleichung derselben zwei Orte, Incongruenzen, die wie die obigen Beispiele zeigen, von weit grösserem Belange sind, da man unter den verschiedenen barometrischen Höhenangaben auch auf Zahlen stösst, die mit trigonometrischen Messungen ganz gut stimmen. Es bleiben demnach nur folgende Fragen zu erörtern: 1. liegt der Grund der Incongruenzen in einer Unkenntniss des Ganges der Temperatur zwischen beiden Stationen ? 2. liegt er in der Richtung und Stärke des Windes? Hierzu kommt noch: 3. können die Ineongruenzen durch die Verschiedenheit der _ Tageszeiten erklärt werden, zu denen die Beobachtungen angestellt werden, und endlich: 4. gewähren die Mittel, namentlich die Jahresmittel, die ja den Kreislauf aller meteorischen Elemente (sehr nahe) umfassen, hinreichende Sicherheit? Zur Beantwortung der ersten Frage, ob nämlich aus der Un- kenntniss der Function der Wärme zwischen beiden Stationen die Varianten zu erklären seien, mussten Orte der Untersuchung unter- zogen werden, in denen der Gang der Temperaturen möglichst gleichmässig ist, und wo man die Versicherung hatte, dass auch die Temperatur der zwischen ihnen gelegenen und sie zunächst umge- -_ benden Orte nicht schr differirt. Die Beobachtungen der hiesigen Sternwarte und der meteorologischen Centralanstalt entsprachen vollkommen diesen Bedingungen. Vergleicht man die gleichzeitigen Beobachtungen beider Orte, so findet man, dass die Temperaturen ‚meist nur wenige Zehntel, höchst selten um einen ganzen Grad diffe- riren. Die beiden Stationen liegen nur etwa 1000 Toisen aus- einander, kein Berg oder was sonst einen unregelmässigen Gang der Wärme bewirken könnte steht dazwischen, und überdies ist der 426 P.i.0k- ganze Einfluss der Function von (£ +) wegen der geringen Höhen- differenz sehr unbedeutend. Eine genaue Vergleichung der Beobach- tungen selbst gibt für ihre Verlässlichkeit das beste Zeugniss. Nur wäre eine etwas grössere Höhendifferenz vorzuziehen gewesen, um den Einfluss der etwaigen Beobachtungsfehler zu verringern. Berechnet man nämlich den Einfluss des möglichen Beobach- tungsfehlers im ungünstigsten Falle, so stellt sich das Resultat aller- dings günstiger heraus als in dem oben angeführten Beispiele Dresden- Elbstollen, weil ja bei fortlaufenden meteorologischen Beobachtungen, wie das hier der Fall ist, Vorkehrungen zur Erzielung genauer Daten leichter getroffen werden können und getroffen werden, was für uns vorzüglich in Bezug auf die Bestimmung der Quecksilbertemperatur von Wichtigkeit ist, indem dieser Fehler bis auf den blossen Ablesungsfehler des Thermometers wegfällt ; es bleibt jedoch immerhin die Möglichkeit, dass in Folge der Beobachtungsfehler im ungünstig- sten Falle die Höhendifferenz auf ?2/,;, — 1/, ihres Werthes falsch wird. Es ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen dieses Maximums des Beobachtungsfehlers allerdings eine so ausserordentlich geringe, dass man berechtigt ist anzunehmen er werde sich auch in einer sehr langen Reihe von Beobachtungen kaum einmal finden, indess erschwert jedenfalls der verhältnissmässig grosse Einfluss der Beob- achtungsfehler bei einer so kleinen Höhendifferenz den Überblick. Zwar bedarf es nur der Berechnung weniger Beobachtungen um zu der vollen Überzeugung zu gelangen, dass die Incongruenz der Resultate sich nicht aus den Beobachtungsfehlern erklären lasse, wir haben es jedoch vorgezogen, statt der einzelnen Beobachtungen die aus ihnen abgeleiteten Monatmittel der Rechnung zu unterziehen. Es ist klar, dass in einem Monatmittel die Beobachtungsfehler schon Zen merklichen Einfluss über können. Es wurden also aus den Monat- und Jahresmitteln aller an der hiesigen Sternwarte und an ‘der meteorologischen Centralanstalt gleichzeitig angestellten Beobachtungen die Höhendifferenzen gerechnet und sind nebst den nöthigen meteorologischen Elementen in den folgenden Tafeln zusammengestellt. Diese Tafeln, deren Einrichtung sich aus den Überschriften der Columnen von selbst erklärt, geben zur besseren Übersicht auch die Differenzen der gleichartigen meteorologischen Elemente beider Stationen, und ähnlich wie die Horner’s in der Abhandlung „Über Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A2% den Einfluss der Tageszeiten auf die barometrischen Höhenbestim- mungen“ indenletzten drei Columnen die Höhendifferenz ohne Tempe- ratur-Correetion, die Correction wegen der Temperatur und die gefolgerte Höhendifferenz. Übrigens enthält Tafel I die um 6 Uhr Morgens, Tafel II die um 2 Uhr Nachmittags, Tafel III endlich die um 10 Uhr Abends angestellten Beobachtungen. Tafel I. 185 2 6° Morgens Luftdruck bei 0V in Par. Lin. Dunstdruck Höhenunterschied Par. Lin. in Toisen. Temperatur Reaum. St. | Cent. |Dif, St. Cent. Die. | St. | Cent. ee 3 Corr.| Temp. bess 300" +1300" + BR Sept. -51]-+10-65 110: 16 10- 49) 3-94| 4-06] 6-37 +.0:3416°72 Oct, 0-55I+ 5-16+ 4951 +0°21| 2:94] 2:58] 6:87) +0°1817°01 Nov. 0:64 + 46814 4:65| 40:03] 270) 2:60] 7:94 +018/8-15]|. Dee. 0-56 -+ 1:88. + 1:91—0:03| 2-11| 2-04] 6:89 +0:07,6°96 18 Jänn. |30:1229.56 0-56|+ 042] + 0'20/+0'22| 1:83| 1-80] 6-96, -+0°01|6°97 Feb. 1261712555 0:62|— 1114— 1:08 —0:06| 1:71 1:61| 7:83|—0:05.7:78 März 29:2928°74,0:55 — 0:97 — 1:00| +0:03 1-72| 1:60) 6-87) —0:03/6°84 April |28-85 28:29,0.56|4+ 3:16|+ 3:29) —0.13| 2:11! 2:20] 6:95) + 0:09)7:04 Mai 129-50/28:88 0:62!+ 9:33)+ 923 4010| 3-41) 3:52) 7:67) +0: 35.8-02 Juni [28792831048] +1276| 41283 —0:07) 4:73| 471| 5-95 +0'38|6-33 Juli 130-89 30-38,0:51]+1429| +1429 0:00| 5:29 5:15] 629) + 0-45, 674 Aug. |30:46 39.95,0:511+13-26|-+12-92| 0:34) 4:68) 4:69) 6:28 +0-41,669 Sept. [30:55 30.06 0:49) + 9'63|+ 9:27|-+0-36| 3:84, 3-70) 6:10) +0:29,6.39 Oct. |30:23129:67 0-56)+ 692) + 673) 40-19) 3:33) 3:14) 6-92 -+0- 247.16 Nov. [32-28 31-72 05614 1.59|+ 1-74/—0'15| 2-14) 2:05) 6:90, +0: 06, 6:96 Dee, |30:74 30:06,0:68 — #22) — 4.06 —017| 1-35| 1:30) 8:48 —0: 18, 8:30 Jahr |29:82 29-26 .0:56|-+ 5-42|-+ 5-36 +0:06, 3:01 2:96, 6°91| 0° 19, ‚7-10 1854 Jän. 13026 3005 0' 1:66| 1:60) 2:60 Feb. 30:65 29:99 0 1:65 1°51| 8:17 März |33°40,32:91 1:87, 177) 6:03 April |31'49 30-99 |0- 2:06 1883| 618 Mai 29 17|28-68 0- 3:66) 3:55] 6:10 Juni 129-65.29.17/0° 4'45| 4:38| 5:97 Juli |30:3629-83 4:86, 4:87| 657 Aug. |30:98,30-48|0-50 4:62 4:61| 619 Sept. |32:64 32:17|0° 3:37 3:17] 579 Oct. [31:0630-.53 2-93| 2:89| 6°56 Nov. 128:43|27-80|0' 2:03] 1:79) 790 Dee. [29:21/28:61|0- 1°91| 1:79) 7-47 Jahr |30:61 | i 2:92| 2:82! 6:32 a 428 Pick Tafel II. 1852. 2 Uhr Nachmittag Dunstdruck Par. Lin. Luftdruck bei 00 R. in Par. Lin, Höhenunterschied in Toisen Monat Temperatur Reaum. Corr. wegen Temp. ohne Cent. |Temp. Corr. ! ver- St. Cent. |Dif. St. bess. 300” + 300" Tale, | Sept. | 30 67| 30-19)0-48| 14-99) +15-27| 0-28! 2’ö8| #°51| 5-84 -0-39/6-43 Oct. | 30:38] 29-940-44]4+ 9-19|+ 9-40 —0:21| 3-01| 2-86] 3-52 1.0-25|5-77 Nov. |29:22] 28:63/0-59\+ 7-181+ 7-48 —0-30| 2-96| 2:87| 7-40 -1.0-27|7-67 Dec. |31-18| 30:66,0-52|+ 3:86,+ 4.04—0.18| 2-27) 2:17| 6: 38|+013/6:51 Jänner| 30-12 0:54 1:87\6°70| +0:06/6°76 Febr. | 26°06 0:59 -1:76|7°4&| +0°04|7°48 März |29-28 0:54 1791671] +0:1016°81 April |28:87 0:51 217/638] +0:2416°62 Mai |29:26 0:51 3:57\6°30]-+0°47|6°77 Juni |283-56 0-45 4'83| 5.62] +0°49/6:11 Juli 30:65 0.37 5.30| 455 +0'4414:99 Aug. |30-13 0:36 4:78) 4 50] +042]4:92 Sept. | 30:34 0-40 3:90] 4:91/+0°40)5°31 Oet. | 30:06 0:39 3:40) 4:85| +0'2715°12 Nov. 13215 0.42 2:05| 5:15! + 0°0815°23 Dee. | 3043 0:37 1:29) 4°6 Jahr [29:65 0.44 3:07| 5:56 Jänner! 30-50| 30-1310-37)+ 0-20 + 0-21) —0-01 4170| 4-5 14-59 Febr. | 30:29| 29-88/0-44\-+ 1-45) + 1-51)—-0-06 1-62) 5-0 3515-13 März |33-25| 32-94|0-311-- #841 3-02] —0-18 1:83| 3-8 93-90 April |31-14| 30-77/0-37|410:66 -+11-06|—0-40 175] 45 54-83 Mai [28-92] 28-60.0-32|415-73|-116-41|-— 0-68 3:57| 3-9 2/4-30 Juni |29-27| 28-89/0-38|416-19)-+16-69|— 0-50 4-64] 47 Juli | 30-12) 29-68/0,44| 118-491 1419-04! 0-55 4-82] 5-4 Aus. |30-94| 30-33|0-41|-+16:49|116-86|—0-37 4-69| 3:07|40-4215-49 Sept. |32:31| 32-13,0-38| 414.90) +15:54—0:64 3:30| 4-69 +-0:355-04 Oct. |30-9&! 30:52/0-42|- 10-12) +411-01|— 0-89 3-14| 3-18 4.0:28|5-46 Nov. |28-22) 27:78 0.444 3-03|+ 3-18|—0-15 1-85| 5-50/+0:08 5-58). Dee. |29-16| 28-70 0-46 + 3-30 + 3:52 0-22) 2-07| 1-85] 5721 +0-10)5-82 Jahr |30-43| 30:05 0-38|+ 9-62 +10-01\— 0:39) 3:13| 2-90 4-60!-+0-22|4-82 Tafel II. 1852. 10 Uhr Abends Luftdruck bei 00R. R£ Dunstdruck Höhenunterschied in Par. Lin. Temperatur Reaum, Par. Lin. in Toisen ohne | Corr. | yer- St. Cent. Diff. St. | Cent. |Temp.| wegen Corr. | Temp- bess, 300”+]3007+ Sept. 30-83|30-37| 0:46 ROM, 49 +0: 5ı| #-18| #°29| 5-67 +0'33)6:00 Oct. |30'52|30-02) 0-50 |+ 6°57/-+ 6'22!+0:35| 2:88| 2:78] 6-16|+-0-19/6-35 Nov. [29-42/29:09| 0-33 |+ 5-49) + 503/046] 2:83| 2:80] 4+-13|+0-11|4-24 Dec. !31-43j30:99, 0.44 |+ 2:63|+ 2°60|+0.03| 2:19| 2-12] 5-45]-+0:08/5°53 Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. 429 1853. IL UEr Abends Luftdruck bei 00 R. Monat in Par. Lin. St. Cent. | Dif. Jänner|30-31/29:79| 0-52 Febr. 126-35[25-75| 0-60 März |29-59/29-08) 0-51 April |28-96128-49| 0-47 Mai [29-3428-88) 0-46 Juni [28-85|28-38| 0-47 Juli 130:67[30-29) 0-38 Aug. |30-35/29-92| 0-43 Sept. 130-59 30-12] 0-47 Oct. |30-34.29-83| 0-51 Nov. |32.54'31-99| 0-55 Dee. |30:77/30-21| 0:56 Jahr |29-89 29-39| 0-50 Temperatur Reaum. St. Cent. Dif. +++ ART ++1+ +10-91| +10-66| 0-23 1413-86| +13-37|+0:29 1415-74 115-22| + 0-52 145:04| +1470|+0.34 +41-32| 4411-11] 40-4 5/+0.24 017 0-17 +045 Höhenunterschied in Toisen Dunstdruck Par. Lin. Corr. wegen Temp: ohne Cent. |Temp. Corr. St. a dl DI Beam 9 Inn ID m ee DO ID DO DOM MW SH OO Jänner|30'96130-44 Feb. 130:79|30-28 März |33-4433-05 April |31-45130-96 Mai [29-11128-73 Juni 1|29-57/29-13 Juli 130-34129-90! 0-44 Aug. 131-06/30-60! 0:46 Sept. |32-62|32-27| 0-35 Oet. |31-06 30-67! 0-39 Nov. [28-36 27-91) 0-45 Dee. 29-35 28-95 0-40 30:68 30-24 0-44 Jahr SSR SAHSIsgS SADSKWVRrHSum De SE TEN ET SED Pe SOSE Jost JAH ASAGBGEFOSTTOARTSD a ee a er er Die Zahlen der vorangehenden Tafeln sprechen ganz klar. Man ersieht aus ihnen: 1. Die Varianten, welche sich bei Berechnung der Höhen- differenz aus Barometerbeobachtungen selbst einer und derselben ‚Stunde ergeben, sind viel zu gross, als dass sie der Unkenntniss des Ganges der Temperatur zwischen beiden Stationen könnten zuge- schrieben werden. Beträgt doch die Correetion wegen der Temperatur nie mehr als 0-5, während die Varianten der Höhe, selbst wenn man die äussersten Extreme etwa als unerklärte Ausnahmfälle unberück- siehtigt lässt, über 2 Toisen betragen. Der Verschiedenheit des Dunstdruckes (die Berücksichtigung nach den Bessel’schen Tafeln . gäbe 0:00) kann man ssie ebensowenig als den übrigen meteorologischen Elementen zuschreiben, die an beiden Stationen so gleichmässig sind, Sitzb. d. mathem.-paturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft. 28 430 Pick. dass man ohne Fehler die Daten der einen für die der anderen nehmen "kann. Sie Beobachtungsfehlern zuschreiben zu wollen, hiesse Fehler von ausserordentlicher Grösse als möglich annehmen, da ja die aus den Jahresmitteln abgeleiteten Höhen der Stunde 2 noch um 1 Toise differiren. Nimmt man diesen Fehler als zu gleichen Theilen von den vier Barometerständen veranlasst an, so entspräche dies ungefähr einem Fehler von 0"25, einem Fehler, den man kaum einem einzelnen Barometerstande zuschreiben kann, geschweige einem Mittel von 365 Daten. — Allerdings sollte man eigentlich die Höhendifferenz aus jeder einzelnen Beobachtung ableiten und das Mittel dieser Höhen als die von den Beobachtungsfehlern befreite bessere Höhe ansehen, statt dass man dieselben wie hier aus den Mitteln der Barometer- stände ableitet; dies ist jedoch eine blosse Abkürzung der Rechnung. und man kann sich leicht überzeugen, dass die Resultate beider Rechnungen bis auf zu vernachlässigende Grössen stimmen. — Alle Momente denen man bis jetzt die Incongruenzen baro- metrischer Höhenbestimmungen zuschrieb, reichen nicht aus zu ihrer Erklärung. 2. Wir haben zwar die Berechnung den Höhendifferenz der Centralanstalt und der Sternwarte vorzüglich zu dem Behufe gewählt um zu zeigen, das auch eine genaue Kenntniss des Ganges der Wärme zwischen beiden Stationen die Incongruenzen nicht aufheben würden, es erlauben aber die Resultate noch einige andere Schlüsse. Dass die Grösse der gefundenen Höhendifferenz von der Tageszeit abhängig ist, hat schon Ramond bemerkt. Um diesen Einfluss der Tageszeiten zu bestimmen, veranlasste J. C. Horner eine Reihe von Beobachtungen auf dem Rigieulm im Januar und Juni 1827. Er findet (s. die oben genannte Schrift), dass die Höhendifferenz vom Morgen bis um die Mittagszeit wächst und hierauf abnimmt. Das Maximum fällt im Januar auf 1 Uhr N. M. im Juni auf 11 Uhr V. M. Ganz ähnliche Resultate findet E. Plantamour bei Ableitung der Höhen- differenz von Genf und dem St. Bernhard (Resume des observations thermometriques et barometriques. Geneve 1851), die auch darin mit den Horner’schen stimmen, dass die Höhendifferenzen im Sommer grösser als im Winter ausfallen. (Plantamour benützt die Monate Juni und December.) Beide Umstände leiten darauf hin, den Grund hievon in dem Gange der Temperatur zu suchen, da bei Ver- gleichung der stündlichen Beobachtungen eines Tages die Zunahme Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A3 1 der Höhendifferenz mit der Zunahme der Wärme ziemlich gleichen Schritt hält. Dem scheinen unsere Daten zu widersprechen, indem gerade die 2 Uhr N. M. Beobachtung in der Regel die kleinste Höhendifferenz gibt, und die Beobachtungen des Sommers ebenfalls geringere Höhendifferenzen geben, als die der Wintermonate. Dieser Widerspruch ist jedoch nur scheinbar. Vergleicht man die noch wegen der Temperatur der Luft nicht eorrigirten Höhendifferenzen Horner’s mit den ähnlichen obiger Tafeln, so zeigen sie einen ganz übereinstimmenden Gang; sowohl in Bezug auf Tages- als Jahreszeit in so weit sich überhaupt aus den wenigen Daten schliessen lässt. Erst durch das Anbringen der Temperatur-Correction kehrt sich die Sache gleichsam um. Da nun diese in unserem Falle einen sehr geringen Einfluss übt, so wird durch sie die Abnahme der Höhen- differenz zu Mittag blos vermindert ohne jedoch in eine Zunahme umschlagen zu können. Es bestätigen diese Zahlen überdies nur um so mehr Horner’s Ausspruch, dass die relativen Stände der beiden Barometer nicht von dem Einflusse der Luftwärme allein abhängig sind. | 3) Was die Übereinstimmung der barometrischen mit der wah- ren Höhendifferenz Sternwarte-Centralanstalt betrifft, so ist die erstere zu gross. Das Mittel der Höhendifferenz aus der zweijährigen Beob- achtungsreihe beträgt nämlich +6‘21, ist aber wegen des constanten Unterschiedes der Barometer, vermöge dessen alle Barometerstände der Sternwarte um 0”08 zu vermindern sind, um — 1:03 zu corrigiren, so dass man als barometrische Höhendifferenz im Mittel zweier Jahre findet 5°18, während sie nach einem von der meteorologischen Cen- tralanstalt zu Grunde gelegten Nivellement 426 beträgt. 4) Als einen der bedeutendsten Factoren, welche Fehler in dem Höhenunterschiede veranlassen, sah man es an, dass die Formel strenge genommen, nur für Orte wahr sei, die in derselben Verticallinie liegen. Daraus ergab sich die Einschränkung, nur die Höhendifferenz nahe gelegener Orte barometrisch zu bestimmen. Bessel gibt in den astro- nomischen Nachrichten Nr. 279 (Bd. XII, pag. 242), eine Methode an, wie man bei grösseren barometrischen Vermessungen, die ein ganzes Land zu umfassen haben, diesem Übelstande abhelfen könne, indem man im Umkreise, und wo der Grösse wegen nöthig, auch im Innern des Landes für die Vermessungszeit stabile Barometer aufstellt auf Punkten, deren Höhe und gegenseitige Lage bekannt ist. Sind 28” 432 Pick, diese in nöthiger Zahl vorhanden, so lässt sich aus ihnen durch Inter- polation der Barometerstand irgend anderer Punkte im Innern finden. Auf diese Weise bekommt man den Barometerstand eines Punktes bestimmter Höhe in derselben Verticallinie, wodurch die Wirkung der Störung des Gleichgewichtes aufgehoben wird. Wie nothwendig eine solche Verfahrungsweise, die leider noch nie in Anwendung gebracht worden, bei barometrischen Nivellements sei, ersieht man daraus, dass man hier bei zwei Orten von so günstiger Lage aus Jahresmitteln bei dreimal täglich angestellten Beobachtungen noch Differenzen von } bei 5 Toisen Höhendifferenz gewärtigen muss. Bei Berechnung jeder einzelnen Beobachtung, welcheich für die 4 Monate September, October, November, December 1852 durchgeführt habe, sind die Varianten so bedeutend, dass eine nur aus einer oder wenigen im Laufe einiger Stunden angestellten Beobachtungen erschlossene Höhendifferenz als gänzlich werthlos erscheint. Zur Beurtheilung folgen hier die Resultate für den ersten dieser Monate. Tafel IV, September 1852 Datum ass! am. |a00a. en ts,u.| zen. | 10° A. 1 6:33 | 5°89 | 5:48 16 6:79 | 5°45 6'832 2 6:31 | 599 | 5°34 17 709 | 6:49 659 3 6:30 | 5:66 | 7:52 18 667 | 6:38 | —1:05? 4 7.:78,.\.207...6357 19 7:95 | 7.02 550 5 6:93 | 6°96 | 6°45 20 7'02 | 5789 3:33 6 746 | 6:31 | 5.71 21 7:01 | 5-58 9-31 7 6:57 | 6°05 | 5°63 22 642 | 5-27 5.61 8 645 | 5°89 | 4:99 23 5:79 | 5-50 | 112 ) 6:82 | 6:17 | 642 24 6°30 | 7:39 689 10 6:65 | 7:09 | 6-76 25 6:66 | 4:32 7.61 11 5:95 | 6°63 | 6:85 26 6:57 | 493 2.83 12 763 , 6°71 | 6:59 27 8'40 | 6°45 466 13 7:01..6»77 | 5784 28 6:50 , 9-10 7:50 14 7:22 | 8-17 | 427 29 4:37 \ 7:53 3:90 15 5:76 | 8:02 | 6:53 30 1:38 | 6°45 655 Zur Anstellung von Beobachtungen, die man unmittelbar zur Untersuchung des Ganges der Höhendifferenzen benützen könnte, dürfte nicht leicht ein Ort geeigneter sein als der Stefansthurm. Eine Reihe von Beobachtungen auf dem Stefansthurme angestellt und mit gleichzeitigen Beobachtungen der Sternwarte und der meteorologischen : EB ; 4 & RN \ H Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A33 Centralanstalt verglichen, dürfte manche Aufschlüsse über barometri- sche Höhenmessung gewähren und in mancher Beziehung Beobach- tungen auf dem Gipfel eines hohes Berges und an dessen Fusse vorzuziehen sein. ‚Zur Untersuchung, in wie weit die Jahresmittel zur Bestim- mung der Höhendifferenz verlässlich sind, schienen dieBeobachtungen der Sternwarten zu Wien, Kremsmünster, Krakau und Prag sehr geeignet. Obzwar die Distanzen etwas gross sind, würde doch Niemand einen Anstand nehmen, die Höhendifferenzen dieser Orte aus den Jahresmitteln der Barometer abzuleiten, da sie alle denn doch ein gemeinsames Klima haben. Eine Vergleichung dieser Orte war um so geeigneter als die Meereshöhe von Wien, Kremsmünster und Krakau sehr genau bekannt ist, und also nicht nur eine Vergleichung der barometrischen Resultate unter sich, sondern auch mit so viel als abso- lut richtigen Bestimmungen gestattete; nur von Prag liess sich trotz der Bemühungen des Herrn Direetors v. Littrow keine hinreichend sichere Höhenbestimmung auffinden, die einzelnen Angaben stimmten zu wenig mit einander und bezogen sich auf andere Punkte der Stadt, als den Ort des Barometers. Eine Höhenangabe dieses Ortes findet sich in: „Kreil’s magne- tische und meteorologische Beobachtungen von Prag, Bd. I“, ist aber nur aus gleichzeitigen Barometerbeobachtungen mit Ritzebüttel abge- leitet und wohl viel zu klein (546' P. M. = 91 Tois.) ?). Um also annähernd eine Meereshöhe Prag’s zu erhalten, wurde diese aus den mehrjährigen Barometermitteln Prag’s, Wien’s, Krems- münster’s und Krakau’s abgeleitet. Es ergab sich: a) Prag-Wien aus 29jährigen Mitteln von 1823—1851. Wien. . . Barom. 330"28 auf 0 Temp. 7°92 R. mer. . ENa2d To MD TAU Prag höher als Wien 7:05, woraus Meereshöhe von Prag 102°46. b) Prag-Kremsmünster aus 30jährigen Mitteln 1822 — 1851. "Prag . . . Barom. 329"765 Temp. 7-45 Kremsmünster ea er NG 2 Prag tiefer als Kremsmünster 93:06, woraus Höhe von Prag 10370. 1) Die „Jahrbücher der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus“ geben die Seehöhe Prag’s auf S. 7 und 214, Bd. I, zu 93 Toisen, ohne Angabe der Quelle. 434 Pick. c) Prag-Krakau aus den 26jährigen Mitteln 1826—1851. Prag . . Barom. 329"73 Temp. 7-39 Krakau . ES „6.55 Prag tiefer als Krakau . . . . 820 woraus. Hohe von brap 7... en ee 102-45 Höhe von Prag über dem adriatischen Meere im Mittel 102‘9. Hierbei ist die Meereshöhe von Kremsmünster 19676 Toisen (Reslihuber, Constanten von Kremsmünster, pag. 12), jene von Krakau 110:65 Toisen (K. v. Littrow, Bericht über die öster- reichisch-russische Verbindungs - Triangulation, Denkschrieften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band V), jene von Wien endlich 98:05 W.K. — 95°41 Toisen (Annalen der Wiener Sternwarte, Band XXI) angenommen. Die Daten der Station Kremsmünster sind der Abhandlung des Herrn Directors P. Augustin Reslhuber „Constanten von Krems- münster“ entnommen und reichen von 1822-—-1852; jene der Station Krakau aus „Allgemeine Übersicht der an der k. k. Krakauer Stern- warte vom Jahre 1826 — 1852 gemachten meteorologischen Beob- achtungen zusammengestellt von Dr. Max Weisse, Director dersel- ben,“ wozu Herr Director Weisse noch brieflich die Beobachtungen des Jahres 1853 und die mit diesem Jahre sich ergebenden Mittel gütigst mittheilte; endlich die der Station Prag den „Grundzügen einer Meteorologie für den Horizont von Prag ete. von K. Fritsch“, wo die Beobachtungen von 1800—1846 reichen, und bis 1851 nach den Jahrbüchern der Centralanstalt ergänzt wurden. BeiZusammenstel- lung der Wiener Barometer-Mittel fanden sich einige nicht unbedeu- tende Varianten zwischen den Barometer-Mitteln, welche periodisch die Sternwarte und jenen, welche die Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in ihren Jahrbüchern veröffentlicht hatte, und deren Einsicht Herr Direetor Kreil noch vor beendetem Drucke gefälligst gestattete. Überall, wo dies der Fall wär, wurde das Jahres- mittel der Barometer aus den Originalbeobachtungen sorgfältig noch- mals gerechnet, und es sind demnach die zu Grunde gelegten Daten, wo sie von früheren Mittheilungen abweichen, als revidirt anzusehen. Diese Daten (Jahresmittel der Barometer) sind so wie die mitt- lere Jahrestemperatur und der Dunstdruck in folgender Tafel zusam- mengestellt. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A35 Tafel V. | Kremsmünster | Krakau | Prag Jahresmittel Jahr Luftdr. | Tem.| Dstd.|Luftdr.| Tem.|Dstd.| Luftdr. Dstd.|Luftar. 300” + 300’ + 3007 + 300" 1823| 29”"99l8°25) — 122" 42]7’51| — | — — |29”6017°89| — 24| 29-9619-13] — |22-0916-:80| — | — 328-691 — 25| 30-6118-72| — 123-32)6-94] — | — | — | — |30-2148-53| — 26) 30-5818:28| — |23-1416-34] — | 29"89 3918-17) — 27 30-97/8-54| — |22-7916-58| — | 28:8218-20| — [2960774 — 28| 31-3318-38] — |23-16|6-78! — | 29-3217-24] — |29- 947-701 — 29| 30-9416-09| — |22-61|4:861 — | 29-09)5-47| — |29-5615-63| — 30| 30-5017-5813"72123-125-83| — | 29-6317:30| — |28-80)7:26| — 31| 30-07/8-2113-46|23-3416:56| — | 29-4617-58| — [29.557581 — 32] 31-117-8013-22|24-1916-41| — | 30:33|6-66| — |30:78|7-42| — 33| 30-14/8:30/3:29)22-9616:09|2”40| 29:09|7:97| — |29-56|7:81| — 34| 31-35|9-59| — |24-55[7-1812-55| 30-00|8-93] — |30-8618-88| — 35| 30-2618-16| — 124:025-6112:41| 29-30|7:38| — |30-4117:58| — 36| 29-1718:52! — 23-04 :64| 28-25|7-75|2”91129-5217:79] — 37| 30-4217-0313- 3423-21 -53| 28-90 2-8429-9516-62! — 38| 29-9816-643-17|22-66 :53| 28-63 23-73129-7215-68| — 39| 29-718-093:-39|22-69 -65| 28:88 3-13|29:7617:58| — 40| 30:31|6-872-98/23-17 :82] 29-29 2-80130-1715-43|3" 04 44| 29-97|8-5313-5223-37 -13| 28-78 3-09129-19|7-70|3-31 42| 30-857-3413-16|23-18 -81| 29:33 23-77|30:22)6:90/2-76 43| 30-028-15|3- 20|23- 57 -00| 28:68 3-04129- 447-7113:00 AA 29-86 7-57|3-2022-34 -O1| 28-78 2-93\29-33\6-7612-87 45| 29-93|7-67|3-21122-33 -13| 28-56|5-723-12]29- 336: 8712-88 9 3 7 3 7 3 7 2 7 2 7 3 8 3 7 3 Tem. Tem.|Dstd. = [) | | je 2) bel; Se) w =>} de) SATT ITIRAAIIEIAD www wm ww 46| 29-9819 -12 A245 "32| 28:73 :18129:2218:2613 24 A7| 30-5817°00 2288 :09| 29-21 -02130:1616 7412-98 48| 30-247 78 2249 19] 28:60 -18/29:30]7-50/2-94 49| 30-427 27 22:72 -01| 28:96 50| 30-387 52 2282 :01| 28:75 51| 30.651735 23:00 :90| 29:07 52| 30:31|8 14 2264 :05| 28°97 53| 29:78|7 05 — — 1! 28:67 TIESOAOTAITEEDTIAFTDTTDUNND a 0 Tee 2 nn de) de) DIDI OO DO DD» TAT IATITTTAOIDOFRTAIAINIIDSLENLO- o www ww Vom o DD I a CD —I lo U) Rechnet man mit diesen Daten die Höhendifferenzen von Wien- Kremsmünster, Wien -Krakau und Wien-Prag, so erhält man die in Tafel VI zusammengestellten Resultate. In dieser Tafel sind sowohl die barometrischen Höhendifferenzen je zweier Stationen, als auch ihr "Unterschied von den als richtig angenommenen Höhendifferenzen gegeben, so zwar,dass dieser Unterschied mit seinem Zeichen zu der oben angesetzten Höhendifferenz gelegt, die barometrische gibt. Wien ist übrigens die untere Station; nur aus zwei Jahresmitteln folgt Prag tiefer als Wien, was durch das Zeichen — angezeigt ist. A436 Pick. Tafel VI. Höhenbestimmung Krakau - Wien Differ. von trigon. 152 Prag - Wien Diff. v. oben ermitt. 7:5 Jahr Kremsmünster - Wien Barom. Barom. 1823 ae ar en He 3: 24 | 1028 | +15 Ir 2 s3 |+08 25 95-1 | — 62 & a 24 54 26 968 -| — 45 90 | — 612 25 | 50 27 | 1064 | +31 | 3977 | 212-5 | 17.7 | 410-2 233 | 1061 | #428 | 25-8 .| 410-6 | 17-9 | 110-4 29 | 1073 | +60| 236 | +84 | 176 | 110-4 30 95-3: 609) 0214-0. Un ee 89 | 2 4-4 31 87.5 | —13-8 8-0 \ulır.7-2 67 0-8 32 ss. | Zalesileıı.2 de aD 25 | — 3-0 33 Re N Er EIER 77 )+02 34 89.1 | —122 | 17-7 2:51:66 |— 0-9 35 s07 | 20-6) Aa I 22. | - are 36 79-7 | 21-6 | 14-9 0. 3-30 | 2 2 37 9356 : 17.5777, 2r4De 7 £ Is um-E 66 1-09 38 947) —-66| 174 | +22 3 44 39 91:45]. 21020 ae 0-8. SSR IM) 92-2 | -91| 132 | — 2-0 2:0 |—55 A 99.4. |; 4:9:|. 16-5 1 20-37 |7 1080 Wan 12 99-207) 2279u 4: 75219: 83 | +08 13 71 |l a2 | 175 |) 223 77 .|+02 AA en a 71 | 0-4 15 9803: :|.2243:00| a19.3 1 aA 74 \-04 46 98:6: | 12-7, [316-5 2.10 +.4-3212-410-7 Pro 47 94 | —19 | 173 | +24 en #8 |: 100-6 | —0-7:| 21-0 | + 5-8 7 42-2 1 26 49 99-5: |. 1480| 218-4 2.|, 23-2.) 20-8 es 50 97-7:| 3-6:.1°:20-7. | 25-5 | 10 ma 31 98-9 1 — 2424| 203 | 2357| 424 124-6 52 97 | —16| 173 | +21 er Br 53 ei ei 1k-Ah | — 0-8 u En Überbliekt man diese Reihe, so wird man sogleich auf die Jahre 1827, 1828 und 1829 aufmerksam, welche mit allen drei Stationen ein zu grosses Resultat geben und zwar für jede Station für alle drei Jahre um eine nahezu constante Grösse. Die Sache ist zu auf- fallend, als dass man nicht auf die Vermuthung käme, im Wiener Barometer dieser Jahre müsse irgend ein constanter Fehler stecken. Hierin wird man noch bestärkt, wenn man die Reihe der Differenzen näher betrachtet, welche die Jahresmittel des Barometers mit dem allgemeinen Mittel Triesnecker’s und der meteorologischen Cen- tralanstalt geben. Die Barometer -Mittel sind in den genannten drei Jahren sämmtlich um ein Bedeutendes grösser als das Allgemeine. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. 437 Der Fall, dass die Mittel mehrerer auf einander folgender Jahre grös- ser als das allgemeine wären, kommt in der ganzen Reihe nicht vor, wie er denn überhaupt nur selten stattfindet (ausser jenen drei Jahren nämlich nur noch 1832, 1834 und 1842). Diese Ansicht verliert vollends jeden Zweifel, wenn man findet, dass genau in diesen Jahren die Beobachtungen an einem Barometer gemacht wurden, das um 18:0 W.F. höher hing, als das in den übri- sen Jahren gebrauchte. Freilich sollte dies gerade ein entgegen- gesetztes Resultat geben, überdies sind die Barometerstände schon wegen dieser veränderten Höhe corrigirt, es fragt sich jedoch, ob dieses Barometer nicht ein anderes gewesen. Wie aus der in den meteorologischen Tägebüchern angegebenen Höhefolgt, hing dieses Barometer im nördlichen Observationslocale, wo der Meridiankreis aufgestellt ist. Dort aber musste sich, wie noch jetzt, ein Barometer zum Ablesen während der Beobachtungen am Meridian- kreise, auch damals befinden, als die laufenden meteorologischen Beobachtungen, wie noch heute, an dem Barometer im Rechenzimmer angestellt wurden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass an diesem von früher im nördlichen Observationslocale befindlichen Instrumente die laufenden meteorologischen Beobachtungen der Jahre 1827, 1828 und 1829 gemacht wurden, da ein etwaiges Übertragen des Instrumentes aus dem Rechenzimmer zum Meridiankreise wohl ausdrücklich erwähnt worden wäre, während die spärlichen und unvollständigen Noten der Tagebücher nur kurz die Höhe des Instrumentes angeben. Volle Bestätigung hievon gibt eine gefällige Auskunft des Herrn L.Mayer, Director der k. k. Sternwarte zu Ofen, welche derselbe in Folge einer Anfrage des Herrn Directors K. v. Littrow in einem Schreiben vom 28. October 1854 gibt, worin es unter andern heisst: er erinnere sich, dass nach dem Umbaue der Sternwarte das Barometer im damaligen Rechnungszimmer, der jetzigen Bibliothek, wieder placirt war, bis der Auftrag ertheilt wurde, zu den meteorologischen Beobachtungen sich des Barometers beim Meridiankreise zu bedienen. — Da nun eine Vergleichung dieser beiden Instrumente nicht vorliegt, nehme ich keinen Anstand, dieses Barometer als mit einem constanten Fehler behaftet anzusehen und zu corrigiren. Um die Grösse zu finden, um welche das Wiener Barometer dieser Jahre zu corrigiren sei, benützte ich die Umkehrung der barometrischen Höhenformel. Ihre Unzu- verlässigkeit thut hierbei weniger Eintrag, weil man hier von einer 438 rdsetacike: bedeutenden Grösse auf eine kleine schliesst und also der Fehlerein- fluss sehr gering wird. Sieht man den Barometerstand der oberen Station 5’ als richtig an, so folgt aus Se ee also dh udb te b(logb — log b') woraus b (log b — log b' an (log 96) ph Berechnet man nach dieser Formel den Fehler dd des Wiener Barometers dieser Jahre, so ergibt sich dieser mit Hilfe nl dh kai von Kremsmünster. . . . .. 4 0°34 2 Krakau 202. 2 Nm. Nr RI] D Drags en ee er EINE Diese Zahlen stimmen zu wenig, um einiges Vertrauen zu ver- dienen, indess konnte dies wohl nicht anders erwartet werden, da bei Krakau dh etwa ?/,; von h, bei Prag sogar 5/, beträgt, also nieht mehr als Differenzial angesehen werden kann. Man muss daher nur den mit Hilfe von Kremsmünster gefundenen Werth von db zur Correetion benützen, welcher aber, da Kremsmünster im Allgemeinen die Höhen- differenzen zu klein gibt (worauf wir später zurückkommen), wohl auch zu klein ist. Um doch einen ungefähren Werth dieser Correction zu finden, lege ich den drei gefundenen Werthen Gewichte bei nach Verhältniss der Grösse _ So ergibt sich db — 0"AN. Um diese Zahl sind also die Barometerstände der genannten drei Jahre zu verkleinern, so dass man hat: Barometer-Mittel 1827 .330"50 statt 330” 97 N 5 IR OR 81:33 Em > 829 aA En 30:94. Es wurden übrigens diese drei Jahre nicht weiter berücksichtigt. Die Daten der Tafel VI zeigen, dass selbst Jahresmittel der Baro- meter noch keine verlässliche Bestimmung der Höhendifferenz gewähren. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. A39 Schliessen wir auch die drei Jahre 1827, 28, 29 gänzlich von unserer Betrachtung aus, ja lassen wir auch noch die beiden J. 1835 und 1836 'unberücksichtigt, weil da Wien mit allen drei Stationen so bedeutende Ineongruenzen in demselben Sinne gibt, obzwar eine Durchsicht der Beobachtungen keinerlei Fehler in Wien, wo dies doch sein müsste, vermuthen lässt, so finden wir noch immer bei der Höhen- differenz Wien-Kremsmünster das Maximum (102:8 im Jahre 1824) von dem Minimum (87:5 im Jahre 1831) um 153, d. i. nahe 3/,, der Höhendifferenz verschieden. Für Wien-Krakau findet man 1831 die Höhendifferenz 8:0 und 1850 20:7, also mehr als 21/,mal so gross. Der Unterschied des Maximums und Minimums beträgt 12!7. Wien- Prag endlieh gibt im Jahre 1839 für Prag und Wien nahe gleiche Meereshöhe (Prag höher als Wien um 0'8), während nach dem Barometermittel des Jahres 1848 Prag um 12:2 höher liegt als Wien, also das Maximum um 11‘4 grösser als das Minimum. Ein Gesetz lässt sich aus den hier zu Gebote stehenden Daten nicht ableiten, nur ist zu. bemerken, dass die Differenzen der gefundenen und wahren Höhenunterschiede nicht den Gang zufälliger Beobach- tungsfehler zeigen, namentlich spricht sich die Abweichung in dem- selben Sinne durch mehrere auf einander folgende Jahre deutlich aus, so dass man möglicher Weise aus 3—4jährigen Mitteln noch immer keine verlässlichere Höhendifferenz erhält. Man sollte meinen, dass eine Berechnung der Höhendifferenz von Kremsmünster-Krakau, Kremsmünster-Prag u. s. w., kurz eine Berechnung aller möglichen Combinationen der drei Stationen einigen Aufschluss über die Ursachen dieser Abweichung gewähren könnte, man findet jedoch, dass bis auf ganz geringe Unterschiede die mit Hilfe der Barometermittel unmittel- bar gefundenen Daten mit jenen stimmen, welche man mittelbar mit Hilfe einer dritten Station ableitet. So z. B. hat man aus obiger Tafel (VI) für das Jahr 1826 Kremsmünster höher als Wien 968 Krakau Mi LAnE I 9-0 also Kremsmünster höher als Krakau 87.8 und aus dem Barometerstande direet 88:0. Auf ähnliche Weise findet man für dasselbe Jahr die Höhendifferenz Kremsmünster-Prag 94:2, während aus den Daten der obigen Tafel 94-3 folgt. Kurz es ist (bei den drei Stationen Wien, Kremsmünster, Krakau) gleichgiltig, ob man die Höhendifferenz zweier derselben aus ihren Barometerstän- den unmittelbar ableitet, oder die Höhendifferenz derselben mit der AAO Pick. dritten zunächst bestimmt, und daraus mittelbar die gewünschte Höhendifferenz der ersten Orte rechnet. Dass dieses Gesetz nicht für beliebige drei Orte gelten kann, ist klar, und es wäre interessant zur Untersuchung desselben Barometerbeobachtungen auf dem Kamme, und den entgegengesetzten Abdachungen eines bedeutenderen Berges anzustellen. Wenn man die in Tafel V ausser den Barometermitteln noch gegebenen meteorologischen Elemente betrachtet und ihren so gerin- gen Einfluss auf die Höhendifferenz berücksichtigt, gelangt man zu der Überzeugung, dass weder die Unsicherheit in der Wärmefunetion noch die Variation des Dunstdruckes zur Erklärung der so bedeutenden Differenzen ausreichen. In der That um eine Variation von 10 Toisen zu erklären, müsste bei der Höhendifferenz Wien-Kremsmünster, wo noch die f. (£-+t') den meisten Einfluss übt, in dieser Function ein Fehler von nahe 60° vorausgesetzt werden. Als einzige Ursache blieben also nur die Luftströmungen, die Riehtung und Stärke des Windes. Wir wollen, so weit es angeht, auch diesen Einfluss einer näheren Untersuchung unterziehen. Kämtz gibt in seinen „Vorlesungen über Meteorologie“ (Seite 334) hierüber einige Aufschlüsse. Er findet, dass die aus gleichzeitigen Barometer- beobachtungen, welche er in Halle, und Mädler in Berlin angestellt, | abgeleiteten Höhendifferenzen beider Orte .nur dann mit den absoluten stimmen, wenn die mittlere Windesrichtung beider Orte, das ist die Resultirende der gleichzeitig in Berlin und Halle herrschenden Winde, mit der Verbindungslinie dieser Orte zusammenfällt, d. h. wenn der Wind aus NNO. oder SSO. kommt. Hat hingegen diese Resultirende eine andere Richtung, so findet man die Differenz zu gross, wenn der Wind aus der ostsüdöstlichen Hälfte des Horizontes weht, und zu klein im entgegengesetzten Falle. Je grösser der Winkel ist, den die Richtung des Windes mit der Halle und Berlin verbindenden Linie bildet, desto grösser wird der Unterschied der absoluten und baro- metrischen Höhendifferenz, und kann bis auf + 6 Toisen wachsen, so dass die beiden Extreme um 12 Toisen aus einander stehen, was einer Linie Luftdruck entspricht. Eine Verschiedenheit der mittleren Windesrichtung der einzelnen Jahre könnte demnach allerdings den grössten Theil der Incongruenz erklären, — wenn sie stattfände. Dies ist jedoch durchaus nicht der Fall. Es ist nämlich die mitt- lere Jahresriehtung des Windes einer Station und somit auch das Mittel Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. AA (die Resultirende) zweier derselben eine nahezu constante Grösse, wenigstens liegt sie immer auf derselben Seite der Verbindungslinie der zwei betrachteten Orte. Wenn also überhaupt, so muss die Höhendifferenz durch den Einfluss des Windes auf das Barometer jedes Jahr nur durch eine nahe gleiche, constante Grösse modifieirt erscheinen. Um dieses nachzuweisen, wurde mit Hilfe der von der meteoro- logischen Centralanstalt in ihren Jahrbüchern veröffentlichten Tafeln der jährlichen Vertheilung der Windesrichtung (für Wien, Jahrbuch der k. k. Centralanstalt, I. Bd. pag, 70; für Kremsmünster pag. 182 und 183; für Prag 145, und für Krakau Il. Bd. pag. 195), die mittlere Windesrichtung und Stärke für jede Station mit Hilfe der von Kämtz (Lehrbuch der Meteorol. Bd. I, pag. 165) gegebenen Formeln berech- net. Man findet sie in folgender Tafel VII zusammengestellt, wobei die Windesrichtungen, so wie Kämtz Il. c. vorschlägt, ausgedrückt sind, und man, da eine grössere Genauigkeit unnöthig und illusorisch wäre, nur bis auf ganze Grade die Rechnung durchgeführt ?). Tafel VI. Mittlere Richtungen der Winde mit den Daten der Jahrbücher für Meteorologie etc. nach Kämtz's Formeln gerechnet. Kämtz, Lehrb. I, S. 165. Wien Kremsmünster Krakau Prag Richtung| Stärke | Richtung| Stärke | Richtung) Stärke |Richtung| Stärke 1) Die in dem meteorologischen Jahrbuche der Centralanstalt gegebenen Jahresmittel der Windstärke konnten nicht benutzt werden, da es sich-hier um die Stärke des resultirenden Windes handelt und nicht um das allgemeine Mittel der Stärke aller Winde, Kremsmünster Krakau Prag Richtung| Stärke |Richtung) Stärke |Richtung| Stärke Richtung] Stärke S84W N87W N83W NAIW NA49W S87W N83W S8AW S785W S81W S87W W S83W N71W (re eilt Bar rt in iehr Fr I TITTRESF EBEN ERFURT GEEEEIEEE EERE | Mittel |n 59 w| 27-78 |n 73 w| 25-00| u s# w| 20-10 |s 72 w| 18-68 Bezeichnet nun w und w’ den Winkel, den der Wind mit der Nordseite der Mittagslinie bildet (so dass z. B. $ 88 W —= 92°), an zwei Stationen und a und a’ die bezügliche Stärke dieser Winde, so findet man den Winkel W des daraus resultirenden mittleren Windes beider Stationen mit dem Nordende der Mittagslinie mit Hilfe der bekannten Formel: a sin w-+ a sin w' ucosw + a cos w gW = Hat man nun überdies die Richtung der Verbindungslinie dieser Stationen entweder mit Hilfe eines sphärischsn Dreieckes, dessen Eeken diese Stationen und der Erdpol bilden, berechnet, oder auch, was vollkommen genügt, mit Hilfe eines Transporteurs von einer Landkarte abgenommen, so findet man durch einfache Subtraetion den Winkel, unter welchem der Wind auf diese Ver- bindungslinie auffällt. Die folgende Tafel gibt nun sowohl die mittlere Windesrichtung je zweier Stationen, als auch diesen eben genannten Winkel an. Bei der Berechnung der allgemeinen Mittel wurden nicht die Mittel aus den betreffenden Jahren, sondern die in den Jahrbüchern der Centralanstalt gegebenen, welche aus allen Beobachtungs-Jahren abgeleitet sind, benützt. Daraus er- gab sich der scheinbare Widerspruch bei der Station Prag, als Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. AAZ ob die allgemeine mittlere Windesrichtung ausserhalb der Extreme der Jahresmittel fiele. Sucht man, um diesem Widerspruch aus- zuweichen, die mittlere Windesrichtung Wien’s und Prag’s der Jahre 1822 — 1829 und hieraus die mittlere Windesrichtung ‚beider Stationen, so erhält man S 84 W statt wie in der Tafel N %8 W und als Winkel mit der Verbindungslinie der Stationen 620 statt 44°, Tafel VIN. Wien - Krakau ; Winkel mit Windes- Verbindungs- richtung Be Wien - Kremsmünster Wien - Prag Jahr ; Winkel mit Windes- Verbindungs- richtung ne Winkel mit Verbindungs- linie Windes- riehtung 1822 3 |ne8ew| 3 w 3a | w| 8 S83 W 3 |New| A Ss 62 W 6 |NuwW| 3» 2 |ss®w 27 |N8s9 W 7 63 |sSsW 23 |N6wW| 3» ss | seo w 293 |\nssw| 23 61 |S87W oo |ıısw 2 ss |S8siW 3 |ne6w| 30 so |sssw 2 |naw| 3 4 |Ss7reW 3 |now % ss |S69 w 3 |nzw| » 97 |ss7 w 35 |nzsw| 18 1..|Ss6 W 36 |N8s7 w 9 2» |S73W 37 |nerw| 3 20 |\Ns5 w 33 |ss5 w Dı|INSE Wi Aa. S88 W rw New 22" soo w oo \nsw 2 |ıswı 2 ER 4 \nesw| 02 |\nsew| 4 a 2» |\ı8ew| 4 mw 3 AS 3» |naw| vw Insw| 8 Br ee w| a8 |InTe w| 5% ee! Eine w| ı Inte w|l a 16 |NowWw| 235 |new| 3 ® Bw N wo er is |nN2w| u Ri 9 |nesw| >28 FR so Inerw| 8 = Mittel. | Ne6wW| 30 |nvow| 6 NT W| Richtung| W.-Kremsmst. S84W| W.-Krakau N 50 O W.-Prag N 34 W Zur besseren Versinnlichung ist hier eine Zeichnung beigefügt, welche die Lage der drei verglichenen Barometerstationen und die Windesrichtungen angibt in der Weise, dass nicht nur durch die AAA De re a dickere Linie die mittlere Windesrichtung repräsentirt wird, sondern auch die beiden Extreme durch dünnere Linien dargestellt werden. Die Linien, welche diese Windesrichtungen bezeichnen, sind durch Pfeile an ihren Enden kenntlich gemacht. Ein flüchtiger Blick auf diese Zeichnung zeigt, dass bei keiner der Stationen die mittlere Jahresrichtung des Windes auf die ent- gegengesetzte Seite des Horizonts umschlägt. Es müssten also nach der von Kämtz für Halle-Berlin (l. e.) durchgeführten Unter- suchung die Höhendifferenzen entweder immer zu gross oder immer zu klein ausfallen (letzteres entschieden bei Wien- Kremsmünster und Wien-Krakau ; ersteres wahrscheinlich bei Wien-Prag, da sich wegen der eigenthümlichen Lage dieser Orte aus der von Halle-Berlin nicht mit Gewissheit ein Schluss ziehen lässt). Da nun die Höhendifferenzen in Wirklichkeit bald zu gross, bald zu klein ausfallen, so lassen sich diese Incongruenzen aus den herrschenden Windesrichtungen nach Kämtz nicht erklären ?). Vergleicht man nun noch die gefundenen Höhendifferenzen mit den trigonometrischen, so fällt zunächst auf, dass bei Wien-Krems- münster mit Ausnahme der beanständeten drei Jahre 1827,1828, 1829 nur noch dasJahr 1824 eine Höhendifferenz gibt, die grösser ist, als die trigonometrisch gefundene, sonst aber sämmtliche Höhendifferen- zen Wien-Kremsmünster zu klein ausfallen, natürlich ist eben so die aus dem ein und dreissigjährigen Mittel (1822—1852) abgeleitete Höhendifferenz derselben Orte u. z. um nahe 5 Toisen zu klein. Da die Vergleichung des Wiener Barometers mit dem Krakauer einen constanten Unterschied nicht anzeigt, so muss derselbe nur im Barometer von Kremsmünster liegen. Um dieses um so sicherer zu erweisen, ie die Höhen- differenz Kremsmünster-Krakau mit Hilfe des 25jährigen Mittels (1826—1852) gesucht und 79:05 Toisen (Kremsmünster höher als Krakau) gefunden, während nach andern Bestimmungen 86:11 Toisen folgt; es gibt also auch hier das Kremsmünsterer Barometer die Höhendifferenz zu gering u. z. um 7 Toisen. Daraus folgt, dass das 1) Und aus demselben Grunde auch nicht nach der Brande s’schen Hypothese, ob- zwar sie der Kämtz’schen widerspricht. (Beiträge z. Witterungsk. Leipzig 1820, S. 217 ff.) Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. AA5 Barometer in Kremsmünster um etwa 0”42 zu hohe Stände zeigt. Man kann offenbar einen so hohen econstanten Fehler des Baro- meters nicht annehmen; man ist vielmehr zu der Annahme genöthigt dass der Luftdruck in Kremsmünster in der That etwas grösser sei, als er vermöge der Höhendifferenzen Wien-Kremsmünster, Krakau- Kremsmünster sein sollte, was genau mit der Eingangs erwähnten Hypothese des Hrn. Dr. Fuchs übereinstimmt. Fassen wir die aus den vorhergegangenen Betrachtungen sich ergebenden Resultate kurz zusammen, so können wir sagen: 1. Höhendifferenzen aus einzelnen Barometer - Beobachtungen abgeleitet, sind durchaus unzuverlässig, und alle Vorsichtsmass- regeln reichen nicht aus, um auch nur die Grenzen der Ver- lässlichkeit angeben zu können. 2. Nimmt man statt einzelner Beobachtungen Mittel, so werden die Grenzen der Unsicherheit allerdings im Allgemeinen enger, jedoch ohne dass mit einer Verlängerung der Beobachtungs- periode auch eine Verbesserung der Höhendifferenz erfolgen müsste, und selbst Jahresmittel, ja Mittel mehrerer auf einan- der folgender Jahre gewähren noch lange nicht die Sicherheit trigonometrischer Messungen. 3. Die Ursachen der grossen Varianten liegen nicht, oder doch nur theilweise in der Unkenntniss des Ganges der Temperatur, nicht in dem Dunstgehalte der Atmosphäre, nicht in dem Gange der Winde in den unteren Schichten der Luft, wenigstens nicht nach der Kämtz’schen und Brandes’schen Hypothese, selbst die allerdings unzweifelhaft erwiesene Abhängigkeit von den Tages- und Jahreszeiten reicht zu ihrer Erklärung lange nieht aus; — kurz man kennt die hier wirkenden Momente nicht, und es müssten grössere Reihen eigens hiezu angestellter Beob- achtungen einer Untersuchung unterzogen werden um hierüber weitere Aufschlüsse zu geben, wobei man so weit es möglich aufdie verschiedene Richtung des Windes in den verschie- denen über einander liegenden Schichten der Atmosphäre besonders Rücksicht zu nehmen hätte. Wir-müssen uns begnügen blos auf die grosse Unzuverlässigkeit - barometrischer Höhenmessungen aufmerksam gemacht zu haben. Zum Schlusse erlauben wir uns noch eine Bemerkung über das allgemeine Barometermittel Wiens. Bei der Vergleichung dieses Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft. 29 Pd AA 6 Pick. Über die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. allgemeinen Mittels des Luftdruckes, das man nach Triesnecker auf 27'552 — 330"624 Par. M. anzusetzen pflegt mit den Jahres- mitteln der Jahre 1823 — 1853 schien es wahrscheinlich , dass dieses Mittel zu gross angenommen sei. Als bald darauf die meteoro- logische Centralanstalt das sehr verdienstliche Werk der Sichtung und Veröffentlichung der meteorologischen Beobachtungen verschie- dener Orte Österreichs unternahm , fand sie aus der ganzen Reihe der Beobachtungen vom J. 1775 angefangen den mittleren Barometer- stand 27'556 — 630"672 Par. M., also nahezu genau überein- stimmend mit Triesnecker. Nichts desto weniger war gerade die so übersichtliche Art der Zusammenstellung der Daten nur geeignet mich in der früheren Ansicht zu bestärken. Auf S. 40, Bd. I der Jahrbücher der meteorologischen Centralanstalt findet man näm- lieh die Jahresmittel in der letzten Columne durch ihre Differenz mit dem allgemeinen Mittel dargestellt, und es muss sogleich auffallen, dass vom Jahre 1823 an diese Differenzen fast durchwegs negativ sind. Welche Vorstellung man nun auch mit dem allgemeinen Mittel verbinden mag — immer bleibt es sehr schwer anzunehmen, dass in einer Periode von 31 Jahren, selbst wenn man die Correetion der beanständeten drei Jahre nicht gelten lassen wollte, die Jahresmittel des Barometers nur sechsmal über, sonst fortwährend unter dem allgemeinen Mittel stehen sollten. Man kapn nur annehmen, dass das allgemeine Mittel keine constante Grösse u. z. gegenwärtig in Wien im Abnehmen begriffen, oder, dass das gewöhnlich als richtig angenommene Mittel nicht genau sei. Die erst berührte Annahme einer Variation des allgemeinen Mittels, welche auch Humboldt nach den Carlini’schen Beobachtungen für nicht unwahrscheinlich hält (Ansichten der Natur. Bd. Il, Note 14 zu „Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse“) ist eine Hypothese die nur aus voll- kommen zuverlässigen Beobachtungen erschlossen werden darf. Nun ist allerdings das allgemeine Barometer-Mittel Wien’s aus. einer langen Reihe von Beobachtungen abgeleitet, aber bis in den Septem- ber 1822 waren jene Beobachtungen an Instrumenten angestellt, die wenig Anspruch auf Genauigkeit machen konnten; ja es wurde viele Jahre hindurch nicht einmal ein inneres Thermometer abgelesen. Die von der meteorologischen Centralanstalt veröffentlichten Mittel sind zwar so gut es anging mit Hilfe jener Jahre, in denen ein inneres Thermometer abgelesen wurde, corrigirt, 'esist jedoch klar, Piek. Ueber die Sicherheit barometrischer Höhenmessungen. = 3 3 > =: 2 &, 2 = BER N n \ en u un len a >) B' = = Aus d. k.k. Hof-u. Staatsdruckerei, Sitzungsb. d. k. Akad. d.W. math. naturw. C1.XVT.Bd. 2.Heft. 1855. RR le % UNO LEN ar Pate, { ach. rer RR u r e er I% TE “ Schönbichler. Die Complanation des schiefen Kegels etc. AAT dass eine solche Correetion nicht genau sein kann, auch abgesehen davon, dass die damaligen Localitäten der Sternwarte’ eine oftmalige Änderung des Ortes des Barometers sehr wahrscheinlich machen. Es scheint mir also gerathener das allgemeine Mittel aus den Jahres- mitteln der letzten 31 Jahre allein abzuleiten. Aus diesen 31 Jahren (1823—1853) findet man den mittleren * Barometerstand Wien’s in der Meereshöhe von 95-41 Teisen (101-7 W. Fuss über dem mittleren Spiegel der Donau) gleich 330"290 —= 27'524 Par. M., wenn die oft genannten vier Jahre eorrigirt, oder 330"335 — 27'528 Par. M., wenn man jene Correction nicht gelten lassen will; also im ersten Falle 0"38 im - letzten 0"34 kleiner als die dafür gewöhnlich angenommene Zahl. Die Complanation des schiefen Kegels durch Vermittelung der Integrale [dy sin" o (1—k sin’p)” und [de cos"o(1—k.cos’ 9)” und Auflösung dieser Integrale in trigonometrische, durch einen stäten logarithmischen Calcul berechenbare Factoren. Von Karl Schönbichler. (Vorgelegt in der Sitzung vom 26. April 1855.) Ih Es sei ABC (Fig. 1) der Durchschnitt eines schiefen Kegels, durch seine Spitze, den Mittelpunkt seiner Grundfläche und senkrecht auf diese gedacht. Der Halbmesser seiner Grundfläche (eines Kreises) sei AM=MT= a, seine Höhe CE=h und die Entfernung des Mittel- punktes M von der Pro- jeetion Z der Spitze, ME=e; ferner sei TMA ein veränder- licher Winkel = 9; so ist das unendlich kleine Dreieck, dass seine Grundlinie an der Peripherie in 7 und seine Spitze in Chat = — do Vh:+ (a-+e.cos p)*. 29° (1) -AAS Schönbichler. Denn, ist TD eine Tangente zu dem Punkte 7 und DE senk- recht auf diese in der Ebene der Grundfläche, so ist DE=a--e.cos 9, mithin die Höhe des unendlich kleinen Dreiecks DC=Vh?:-+(a-+e.cos 9)? und die halbe Grundlinie bei T= — Werden dagegen, die Winkel von der kleinsten Seite BC des Kegels angefangen, gemessen und heisst BMT'=op, so ist der Flächeninhalt des unendlich kleinen Dreieckes an der Grundlinie 7’ — ar Vh:+ (a— e.cos @)*. Die Oberfläche eines jeden Mantelstückes, an der grössten sowohl als an der kleinsten Seite des schiefen Kegels, wie z. B, das Stück ATC ist daher durch das Integral | fd V + (a+te cos p)* dargestellt. Will man nun dieses Integral, so wie es ist, durch den binomi- schen oder polinomischen Lehrsatz in eine Reihe verwandeln und diese, entweder nach den Potenzen von cos @ oder auch nach den Sinusen der Vieifachen von @ ordnen, so wird diese Reihe nicht nur ein sehr unklares Fortgangsgesetz enthalten, sondern der Beweis ihrer Convergenz wird sehr schwierig, wo nicht gar unmöglich. Um ein klares Fortgangsgesetz und eine vollständig convergi- rende Reihe zu erhalten, setze man (2) SV + (a-+ e cosp)* = do V n°+ (« + e (1—2 sin? >)) und 6) dp \/ 1° + (a— e cos 9)? = fagV 14 (a—e & cos? Ei. (4) Aus der Formel 2 erhält man fir ®—=h?+(a- e)*; 2 mar a-+e far) 1—i Ak’ sin? — El —k' sin? —). k? — Die Complanation des schiefen Kegels etc. AA9 Aus der Formel 3 dagegen für dieselben Werthe von s, % und k s [ar 1—k2 Ak’ cos: — (1—# cos? —)- Der Kürze wegen nenne man noch, sowohl AK sin? T (1X sin? —) als auch 4%’ cos? 2. — (1% cos? —) durch den Ausdruck fo, so hat man allgemein fa ir+ta + 00sp)* - s/ag\/ 1 —k?fo. In dieser Wurzel Vi—k:fp ist k? ein echter con- stanter, und fo ein echter veränderlicher, positiver Bruch. er a ee)? Dis ? = SR Er BEST + (key positiver Bruch ist, hedarf keines Beweises. Dass aber, sowohl fo = 4k sin (18 sin F)alsauchfg —Ak' cos-*(1 — k'cos = ein echter positiver Bruch sein muss, lässt sich folgender- ein echter, constanter, weise zeigen: Weil ge —k' ein echter positiver Bruch ist, so a e ist auch sowohl k’ sin? — als auch X’ cos? = jeder ein echter positiver 2 Bruch, und es ist erlaubt k’ sin? — sin oder auch # cos = —— sim zu setzen, dadurch wird °Y "y U. — Asi — (1 } —) = Asin —00s —; fe sin sin 7 ; a . . 9) . v v . l . [2 es ist aber allgemein 2 sin ale SU mithin N p fo = sind = Ak’ sin — (1 —.k' sin? >) oder auch BI I. o fe — sin? d Ak' cos? — — (1 k’ cos? =). Aber sin? ist in jedem Falle ein echter positiver Bruch, wenn auch für irgend einen Werth von p die Function sin ein negativer Bruch sein sollte, (8) (6) () (8) (9) (10) (1 (12) A50 Schönbichler. ll. Wenn fo für jeden Werth von 9 ein echter posi- tiverBruch bleibt, so lässt sich das Integral (deV 1—k?fo immer durch eine convergirende Reihe berechnen sobald auch k ein echter Bruch und /dy(fp)" ein an- gebliches Integral ist. Denn es ist: VIzRßp=1— fg (fg)e— Shs(fp Mi also auch 1 11 füeb my a delta) 1. De ale aa. EL) wo sämmtliche Integrale für g=0 verschwinden sollen. Was nun auch das Integral [dp (fp)” sein mag, so lässt es sich als eine Summe unendlich kleiner Elemente, immer durch die Reihe aus- drücken: Sartre” = ae)" + dee)" + delt3 Dr... ee | in welcher 9’ die beständige unendlich kleine Zunahme von » bedeutet und r unendlich gross werden kann, so dass ro’ =. wird. Man multiplieire do (fro')” mit (fro') und entwickle aus dem allge- meinen Glied do(frgo')"(frgo') indem man statt r die natürlichen Zahlen einführt die Reihe do (fe )” (fe) +delf2e)" (f2E)+ dp (FEE)"(FEpy)+ - -- - = de (PH HÄElF2PIT HAe (FEp "+. - /ap (Fe); Ich behaupte dass die Summe der Reihe 12 nämlich /do (fe)”*' kleiner sein wird als die Summe der Reihe 11 des Integrals dep (fp)”. Denn, wenn was immer für positiver Werth de (fp)” mit einem echten positiven Bruch [was (fe) für jeden Werth von o sein soll] multiplieirt wird, so wird das Produet do (fp)”"" positiv aber kleiner sein als do (fp)” war, es ist daher RE Die Complanation des schiefen Kegels ete. As do(f P" >de (pP) do (f2p)" >dp(f2p)"* dp (f3g)" >de (EP "" de (fre)" >dp (frp)"* _ mithin ist auch, da alle diese Ausdrücke positiv sind, die Summe aller linksstehenden grösser als die Summe aller rechtsstehenden Glieder, d. i. (dp (fp)” > fdp (fp)”"*' und dieses gilt für jeden ganzen positiven Werth von m, auch für m= 0, so dass (dp = Y grösser ist als jedes Integral [do (fo) ; [de (fp)*; [de (fo)? u. s. w- Es sind also die Ausdrücke Saer9, Sarıro?. ILEICDN Sdetfpr : : a TO een lauter echte positive Brüche und weil die Zähler dieser Brüche fort und fort abnehmen , so sind sie überdies abnehmende (kleiner werdende) echte positive Brüche, da nun er 1.1.3 1 ar u el Te ae ie 6 h 2.4 2.4.6 ganz gewiss für jeden echten Bruch A eine convergirende Reihe ist, die sich immer mehr ihrem rechten Werth % 1 — %k? nähert, so wird um so mehr die in 10 ersichtliche Reihe 2 el! A, far 14, [drtto? Re 2 © 2.4 ) AA... mo al 2.4.6. .. .2m o ‚eine Reihe sein, die gegen ihren rechten Werth fie V1—r fe noch schneller eonvergirt als die Reihe 13 gegen V 1 -— k2. Es erhellet hieraus, dass @ der grössere und oVi — k? der kleinereunter zweien Grenzwerthen sind, zwischen welchen der rechte ? Werth des Integrals fiev 1 — k?fo liegen muss. Setzt man in der Reihe 14 statt fyp die Werthe aus den Formeln 8 und 9, die beide echte Brüche sind, so wird jede der zwei folgenden Reihen (13) (14) A452 Schönbichler. (15) e|! — ze fapsint (1 — Kein) — . a -[de sin?” -(1-# sin») ] (16) e|1 38 fapoos£ (1 — ko —) — me En —— ® —füg cos?" z (1 —k' cos? -)] eine vollständig convergirende. Nach 1 und 6 gibt daher die Reihe 15 wenn sie noch mit — multiplieirt wird, stäts einen berechenbaren Werth für die Ober- fläche eines schiefen Kegelstückes an seiner grössten Seite (wie ATC, Fig.1), und eben so gibt die Reihe 16 einen solchen für die Oberfläche eines Stückes an der kleinsten Seite des schiefen Kegels (wie BT'C, Fig. 1). Bevor ich zu einer Entwickelungs - Methode der Integrale far sin?” —(1 Se sin? 2) und /do cos?" —(1 RN cos 2)" schreite, will ich noch zwei ziemlich nahe liegende Grenzwerthe der Reihen 15 und 16 angeben. Es ist nämlich, für = 1, bezüglich der Reihe 15 ae — k?fp = füg Jap —o= de(1 — 2 k sin® >) also auch, nach 10 (11) fip—2# füpsin — (ap —faglh) — 5 [de Pe)- _ hieraus folgt: 2% [dpsin =; defe+ 3, fde1e)° In de (fg)+. . k? Man multiplieire die ganze Gleichung mit = so bleibt 2 k'k? F 1.388 31.17 ? -füg sin: 5 17 safe +54 /dr era (18) + für + / / p 1—h2AK sine —(1 — k' sin? —) Die Complanation des schiefen Kegels ete. A53 1.1%? wenn man aber das zweite Glied der Reihe, nämlich —- de(fe)*? noch mit k?, das dritte mit k*, das vierte mit k® u. s. w. multiplieirt, so wird, wenn Ak? ein echter positiver sein sollte aus der Reihe 18 2 fdosin® > z— fa defp +3, [dr (re) + En %; r nn A: — fg (re): ai Man führe in das erste Glied der rechtsstehenden Reihe der Hormel 19, statt fü seinen Werth =4K' sin? — 5 — (1 — k' sin? —) ein, so wird dieses: N I ER? AT So flrfo=, Zr dpsim (1 —k sin? —) ha In oa A (20) — 2 —fäg sin? 5 dp sin’ —. Es ist also der erste Theil des ersten Gliedes der Reihe 19 grösser als die ganze Reihe zusammengenommen. Da nun beide Theile des ersten Gliedes zusammen , oder das ganze erste Glied (20) offenbar kleiner als die ganze, lauter positive Glieder enthaltende, Reihe ist: so sind durch das erste Glied allein zwei Grenzen des rechten Werthes a Reihe 19 geboten. Es ist daher auch gs|1 BL _k = fägsin — [der kleinere und Fe fen (1 — k' sin? —)] der grössere Werth, zwischen welchen beiden der rechte des Integrals fagV h>+ (a-+ ecosg)* liegt, denn die eben betrachtete Reihe der Formel 19 ist dieselbe wie die in 15. Ebenso findet man dass k' o- ps|1 — 212 [dpeos%| der kleinere, und k' ps fapcos» (1—# cos: —)] | der grössere Grenzwerth ist, zwischen welchen der rechte Werth des Integrals ar ae We far i —k?Ak cos (1 — k c0s°-..) — Steyr + (a — a cos 9): fallen muss. 45A Schönbichler. Diese Grenzwerthe fallen um so näher zusammen, je kleiner der Bruch X —— wird, also je kleiner die Excentrieität des Kegelsist. ae MI. Bei näherer Entwickelung des allgemeinen Gliedes der Reihen 15 und 16 leistet, was Zeit- und Müh-Ersparniss im numerischen Caleul betrifft, eine Zerfällung der Hilfsintegrale fdg sin”” o und Sdo cos”" in Factoren, die sich einer stäten logarithmischen Behandlung unterwerfen lassen, vorzügliche Dienste. Man setze zu diesem Ende fdg sin" = 9-F).L@)-f@)-- - FE) FE+1)-: fan), und betrachte dieses Integral als ein Product aus dem Factor y, und m anderer Factoren, welche Functionen ihres Indexes und von @ sein werden. Ist unter diesen Factoren der r‘* gefunden, so findet man den (r+1)‘” durch folgenden Satz. Wenn /dpsin”"9=g.f1).f2)-f@)- -Fe)-fer+N- fm) unter der Bedingung ist, dass für jeden ganzen posi- tiven Werth von r der zwischen O0 und m liegt (dp sin?” —=f(r) fdg sin"? g, und bei jedem bestimmten Werth der Me o innerhalb des ersten Quadranten in) eh gesetzt werden kann, so ist 2 =. 2r + nz Denn, nach dem Fundamental - Integral (day — xy a faye findet man (dp sin” p — [dp sin p .sin’"'y 2r _—_ sin? o tang? )- — — cos p sin"! + (?r— 1) (do sin”? p cos? p. = — cos p np + (2r—1) (dp sin" pl —sin?p) und hieraus, wenn man die Glieder nach den gleichen Exponenten ordnet - 2r —1 \ 1 1 fie sin 0 B "fie sin"? — EB cos o sin”! o, welches sich auch schreiben lässt %Yy—1 1 cosp . sin?r—1lo DR, 1) ıL sing — a ne — he sin, en l do sin?r—o Die Complanation des ats Kegels ete. A55 Es soll aber (nach der Bedingung des Satzes) auch sein ap sin? pP = f(r) fdp sin" o 2) | mithin aus 21 und 22 | 2r—1 1 . sin?r—i f f(r) [de sin" o = = ei Da) et fdg sin”? 9 (23) ur f do sin— o. und 2r —1 1 cososin?r—-1g ee ler, Sag sin?r—? @ Man setze in diese Formel (r +1) statt r so wird ?2r +1 1 cos 9 . sin?r+1 o en ( 9r +1 h dw sin?r o und wenn man statt (dp sin’”g den Werth f(r) Jap sin’? 9 aus der Gleichung 22 in die Gleichung 25 bringt (25) 2r +1 1 cos p sin?r+1o er er er f(r) Sag sin?r—2 o (26) 2r +1 1 sing cospsin?r—1o 2r +? ?2r +1 f(r) Fr en \ —1 Nun setze man es sei f(r) = cos? und bringe diesen Werth in die Gleichung 26, so Re er 2r +1 2r sin? 10) 1... c0sQ . sin? —1 7 2r +2 2r +l1ecoy ?2r—1 fag into ( ) und wenn man denselben Werth für f(r) in die Gleichung 24 setzt 2A 2r—1/ 1 cos o sin?—1o ee an Win Sag sin?r—? 9 mithin 1 cosepsinar—ilo cfd—=1— —— 98 Dt Y do sin?r—? (3) und i 1 cos o sin?r—1 sind = ak es (29) nz Sdg sin?r— 9 (30) [c1) A56 SChimparhiee welcher letzte Ausdruck in die Gleichung 27 gesetzt, ergibt: Ä DR 2r+1 2r sin? sin“ op u pr +2 (! an Ir+1 Cosa) sin2g) 2r+1 ie ln 2r +2 = 10 tan? RT sinio tang $) 2 was immer stattfinden wird, sobald es erlaubt ist f(r) = 5 % ; cos? Zu zu setzen. Das ist aber erlaubt bei jedem Werthe von 9 innerhalb des ersten Quadrates. Denn jedes Integral fd sin’”"g und auch [do sin?” "og ist für jeden Werth @ positiv, wenn r einen ganzen positiven Werth hat; es ist also in der Gleichung 22 jedes Glied mithin auch f(r) positiv; mithin ist auch die es 24 aus 2: 5 ar lauter positiven Gliedern: denn es ist in ihr für jeden ganzen Werth von r positiv, also ist auch der andere Factor n 1 cos o sinr—1 ) Zu: Sag sin?r—? o positiv; wenn aber das der Fall ist, so muss cos o sin2r—1o a f do sin?r—? entweder negativ, oder es muss positiv und kleiner als 1 sein. Negativ kann aber dieser Ausdruck nicht sein, weil jeder Factor desselben positiv wird, sobald © < 90° und r positiv und eine ganze Zahl ist, so zwar dass (2r—1), dann cos po, dann sin””—!o und eben so dp sin’”””g jedes für sich positiv wird. Es ist also 1 _ cos o sin?r—1o a Jap sin?r— 29 positiv und muss dabei kleiner als 1 sein. Es ist also unter den bedingten Werthen von r und & immer 1 cos g sin’r ig Ze f do sinr—:o ein echter positiver Bruch und kann = sin?! gesetzt werden, wobei sich jederzeit ein Bogen d denken oder finden lässt, welcher der 1 cos @ sin? r—1 < Genige leistet. Sonach ist 2r —1 R Sag sin?t—?9 1 cos p sint—1o lets ag sin?r—2o Gleichung 24) Gleichung sın?d — aber 1 — — cos? /Ö und (man siehe die —1 cos? V. fOd=- Die Complanation des schiefen Kegels etc. A457 Weil daher zum Bestand der Factorenreihe füg-sin 9 —=o.fl) Ff@)-fE)---fr)-fr +2----- f(m) für jeden ganzen positiven Werth von r zwischen o und m immer Sao sin? g = f(r) [dp sin?" "9, und bei jedem bestimmten Winkel EEE EEE WERT 2ER 2r —1 o innerhalb des ersten Quadranten f(r) = —— 0082 d wirklich gesetzt werden kann, so ist auch erwiesen: fr +D)= - sin? fang? )) : (32) 2r +1 ( 2 2r +2 Ir + sin? in? e 5 -) und > ® sowohl eine 1 Wei fd sing — = ei -— Function von 2@ als auch für jeden Werth & innerhalb des ersten . er ; sin? Quadranten ein echter positiver Bruch ist, so setze man 5 Ze — sin? (29), also 1— = cos? (29), und L yany — 1 ev (1 — ) == 9. .cos?(2 9), so wird das Symbol (2); einerseits einen Winkel IR natürlichen Kreisbogen vorstellen, der eine Function von 2 ist, andererseits aber wird es in dem rechts angehängten Stellenzeiger 2 den Exponenten desjenigen Integrals anfweisen, als dessen letzter veränderlicher Factor cos?(2 9), zu betrachten ist. Consequent erscheint im Integral mit dem Exponenten 2r, nämlich in /dosin”o, der Factor cos?(2@)” als der letzte veränderliche, sobald (in der Bedingungsgleichung 31) cos? (2 o),, 2r —1 —_ statt cos?J also f(r) = : med — —— 0082 (2 P).r gesetzt, und durch Einführung der natürlichen Zahlen 1, 2, 3, 4, 5.... für r die Funetionen f(1), f(2), f(3) --.. entwickelt werden; denn sonach wird fügsin” 8 = 9-FW-F@-T@).--- 16) = 9... 008° (29), — co? (2 Yo) - > a a) ee > lie | Weil aber aus der Glichng = statt r auch fliesst f(r +1) = en: sin? op ah (29)..für(r+1) 1 Ze 5 608? 2 Y)er +2 und nach der A58 Schönbichler. isch Formel 32, f(r+1) = FE} al ie 2r er ah — 775m” p tang $) also auch 2 cos?(2 @)2,+2 = m a sin? ptang* (2 Y),, ist, so kann man jederzeit ! 1 3 fir sin” o = p 608° 2). 608?(2 O)ukianr 2 1 2m —1 (23) tl I cos? (2 P)er + 3 ne bie cos?(2 O)2m unter der Bedingung setzen dass, sobald sin ? o 2 ah ad (34) c08 @oy,i = besteht, auch immer (35) 08 (2y)r +2. = 1— Aare; ; sin ptang? (2 y)- bestehen wird, und zwar für alle ganzen positiven Werther von r=1 his’ — m. | Aus der Formel 35 findet man frr =i1,r=2,r=35 cos eo) — 1 - sin?o tang? (29); cos?(2p); = 1 —: sin? o tang? (29): 0. c08? (29); = 1— sin? tang? (29), u. Ss. w. Es erhellet hieraus deutlich, dass, wenn m und » positive ganze aber ungleich grosse Zahlen wären, die ersten r veränderlichen Fae- toren des Integrals 1 3 2r—1 fir sin?" = 9.5 008? (2p), - ; cos" (2y)r- --- — am — 2 1 0082(2p)em den ersten r veränderlichen Faetoren des Integrals (dp sin?" p nicht nur der Form nach, sondern bei gleich gross bestimmten 9 auch dem Werthe nach vollkommen gleich sein werden. Ist nuın m = r = p undda=1r-+ g, so ist Jdpsin” 9 c08? (DO). - Die Complanation des schiefen Kegels ete. 459 2r 2r Basmetrgo — (- ie „608° Sy Bw „608° (2o)er+3- (36) 2r + 2p — re cos? ed fdg sin” 9. und dp sin” @ 2 do sin? +?4 -(— it, cos? (2p)ar +2: re cos? (2p)yr +1.» (37) Paper nn cos? en Sdg sin” @. und je zwei und zwei gleichlautende Factoren der Formeln 36 und 37_ sind einander auch dem Werthe nach vollkommen gleich, sobald in beiden Formeln sowohl r und r als auch y und & einander gleich genommen werden. Auch /do . cos?" lässt sich in eine ähnliche Factorenreihe wie Form 33 zerlegen. Zu diesem Ende leite man aus fdg cos g. cos”"—'p und [dp cos”p —= f(r) [dp cos”? 9 die mit den Formeln 21 bis 27 analogen Gleichungen ab, setze 2r —1 ar —1 4 cos?r —1o sin r 2r a costr— 2 also 1 cos?r—1o sin tang? v — 5 1 ET ER USE, os f do cos?r—: 9 so erhält man ?2r +1 2r Tr — (1 ——— (08? sin? )- naeh wa Wenn daher do cos®"9 — 9.f(1).f(2)---- Fr) f(r-H1) .f(m) unter der Bedingung gilt, dass für jeden ganzen positiven Werth r der zwischen o und m liegt IL cos” po — f(r) [do cos®-:o und bei jedem bestimm- ten Werth der Veränderlichen @ innerhalb des ersten Quadranten f(r) = r . sec: db gesetzt werden kann, ?2r +1 +2 so ist frr+1) = Setzt man ferner | 1 $ 3 2r —1# fdg cos" 9 = p.5 8ec!(?2p) z se (2p)a- -- - s sec? (20). r am —1 (38) 5 sec? (2P)zm» 2r ee ( + N sin? $). (39) (40) (41) (42) A60 Keeiscchhiön biehileinr! so wird diese Factorenreihe wieder unter der Bedingung gelten, dass sobald sec?(?2y), = 1+ Si 2 sec (2p)arıı = 1+ gesetzt werden kann. Aus 39 fliessen sofort die Werthe firr =1,r = 2.... sec?:(2p), = 1 +3 cos?o sin? (20), gesetzt wird, jedesmal auch ar " 2 n?(?2 rl (29). ser(?2o) =1+ - cos? o sin? (2Y)ı | u. Ss. W. Auch gilt von den Integralen (dp cos®"+ rg und (dp cos?" +?9y dasselbe analog, was unter 36 und 37 bemerkt wurde. IV. In solche Faetorenreihen wie 33 und 38 lassen sich alle Inte- grale von der Form [dp sin?” vo und [do cos?"=yg auflösen, so- bald v eine ganze oder gebrochene positive Zahl und vo ein Winkel innerhalb des ersten Quadranten ist. Denn, weil allgemein 9 1..f° [% sin” vo = en do sin’"o und ? 12/8 [4 COSTVO. 5 do cos?" o {0} ist, so setze man, es sei fs sin?mrYp oder [dp cos"o = F(p), vo vo IK sin?"o oder [de cos®"p = F(vp). also (aus 40 und 41) ; B 9 1 f% sin?" yo oder [dp cos" vo — Si Fo). o so wird Nun ist für f "do sinm 1 3 2 1 F(o) —_ 5 cos? (20). z cos? (?y)r- .. nr - 2 cos? (2o)2r+2 nahe 2m—1 cos? (29) Da Die Complanation des schiefen Kegels ete. A61 daher (nach 42) ? IK; Ey — er . = cos? (2vP)2 2 008? (2vgp)i--- (43) am — 1 cos? (2v@)am — 5 008° (0); : 7 €08? am — ! 088 (2vo)am und diese Reihe gilt wieder unter der Bedingung dass, sobald sin? vo c0s? (2vp), — 1 TEE Bugs (44) auch immer 2 co (Wo) +2 = 1— 3 ä N sin?vo tang? (2vY)r (45) sein wird. Aus der Formel 43 ergibt sich für v = : rs. 1 3 5 f% sin?" > = 9.5008? (P)2 7 608° (P): 5 c08:(p) - -- - (46) 0 2m —1 Nu c0s?(O)zm und zur Berechnung dieser Factoren, aus 44 und 45 für r= 1, M—2...: ee © 2 cos?(y), =1— 3 sin» & 2,sang) (2): (48) cos? (a = 1— 3 sin» ? tang? (p): (49) u. S. w. Für * de cos?mS erhält man analog mit 46 die Reihe ' 1 ; 3 5 = p38ec? (2): ‚7 sec? (po) - 6 sec? (2%: - sodann aus 39 und analog mit 47, 48, 49 2m —1 | an ee (2)em (60) sing sec?(p), =1-+ — | (51) se (go), =1+ ve! ; sin?(p), (52) se (g) =1-+ 5 = cos2$ sin? (p); (53) U. S.W. Siitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. Hft. 30 (34) (35) A62 Schönbichler. Weil nun diese Formeln (von 40 bis 53) so lange Giltigkeit haben als vo den ersten Quadranten nicht überschreitet, und hier vo = > ist, so kann auch @ = 180° angenommen und sonach bis zu den Integralen IK sin? > und fr cos?" mit diesen Formeln ausgereicht werden. Für o = z wird aber (47 sin sin Te : R und len ze 0, also sowohl cos? (@),;, = 1 (in 47) als auch sec? (o). — 1 (in 51), mithin wird auch c0s”(o), — 1, c0s:(o) =1 ... cos? (o)m — 1 und eben so sec?” (2), — 1, ser (Ye — 1 --: seo). Es ist daher 7 . = 2 1:3 ar d sin m —— do cos mt I N Sn nn “ 2 2.4.6...2m weil sämmitliche veränderliche Factoren in 46 und 50 in diesem Falle — 1 werden, mit Ausnahme des Factors @, welcher in beiden For- mein = z wird. Dass für —= 0 diese Integrale verschwinden, leuchtet schon aus dem Umstande ein, dass von den Factor enreihen 46 und 50 jede auch den Factor @ aufweiset. Die Integrale Te . © T ug /% sin” und fs sin". sind es eben, welche numerisch angegeben werden müssen, wenn die ganze Oberfläche (oder eine seiner gleichen Hälften) des schie- fen Kegels nach der Formel 15 oder 16 berechnet werden soll. In der Reihe 15 ist das erste Glied für = n je sin? (1 — k' sin? 2) — hd s /*% sin? Z __—k 3 [dp sin: 2 mithin nach 54 für m—=1 undm — 2 das erste Glied in 15 — 16 [jr 22 2] = (2) ar ft und eben dasselbe gibt auch für = r das erste Glied in 16. Die Complanation des schiefen Kegels etc. A63 Das zweite Glied der Reihe 15 ist fig = z 1. 1 ,,4?K? nen = — k* = de sin (1 — #sin:2); (56) {0} und weil 9, T 2 TC TE Süs sin (1 —K sin: 5) — [ dgsin? 2 | dpsing 4 We de sins!. = en uklar an ln 2 2.4 2.4.6 2.4.6.8 o so ist (naeh 56) das zweite Glied: 14.1.3 ni DEE ie 1-7: erzake] — (57) Ri Ze) 1.08 - >) hskeke[1 ——.—k (1 — —.—#®)] und eben so ist das zweite Glied in 16. | Das dritte Glied der Reihe 15 für — ist 1.41. 3, „ER? : Per ON ; SE: Fl a sin _ \1—k sin®*.) ; (58) und wenn man (1 — K sin? =) zur dritten Potenz wirklich erhebt, und so wie in 56 vorgeht, das dritte Glied: 1 11.3.512 a DM 1% erden) &9 und eben dasselbe gibt das dritte Glied in 16. Es ist mithin die ganze Oberfläche des schiefen Kegels (durch die ersten drei in 55, 57 und 59 ersichtlichen Glieder) annäherungsweise complanirt durch die Reihe: ars 1 = („rar 1 - — Co) Per: x (60) rer nl-aeee Br 2 063, 1 —-7.2% (1 — = — (1-7; 5% )) — ER = rg fer =: far Vr+ +(a+e cos p)*. 30* A6A Schönbichler. Diese Reihe ist in ihren ersten drei Gliedern, hier derart völlig bestimmt, dass nur mehr die numerisch anzugebenden Werthe für 2 ®—=h?+(a+e); fü = 2 S 2 eingesetzt zu werden brauchen, um sie selbst in ihrem gesammten numerischen Werthe zu finden. Das allgemeine Glied der Reihe 60 ist seiner Forın nach schon aus dem Fortgangsgesetz dieser e . . und für / = ——- in sie a-+e _ ersten drei Glieder ersichtlich; doch soll es für jeden Werth von (61) (62) (63) (64) (also für jedes Kegelmantelstück) im nächsten Abschnitt dieser Abhandlung entwickelt werden, zu dessen Einleitung noch Folgendes hier Platz finden mag: 9 9 Man kann die Integrale [dp sin’” vo und [do cos’* vo oder 0 0 p überhaupt auch das Integral fie sin?” «b wo d was immer für eine 0 Function von o, also auch ) = vo und d=90°— vo, sein kann, unter folgende allgemeine Auflösungsformel bringen, in welcher (o) einen allgemeinen Factor vorstellen soll der eine Function von o ist o 1 2 3 4 r m flesin "9-9: 9- 9-9 0 und eben so, für m —=n-+ r (man sehe 36 und 37) 10) a +1 a+2 n+3 n+r RR. 5 do sint 9 = (9).(9).(9)---- (9): fapsine 9. 0 Für d=vo ist sonach dieser allgemeine Factor (£) = und für d) = 90° — vo (in u er [dp sin?" — [dp cos’" vo wird) ist Er c0s? (2 YQ)sr 2 2r—1 (9) = — se (?pW)ar. V. Entwickelt man (1—k'sin?d)” durch den binomischen Lehr- satz in eine Reihe und multiplieirt jedes Glied mit sin?” J, so erhält man sin?" (1 —k' sin? d))” = sin?" d . k'sin’"T?d. m m—1i m Sa +- ur Yesintig Tea —— k'3 sin’"+ed+...— Die Complanation des schiefen Kegels ete. A65 also auch A sin d (1 — K sin? d)" (65) fü do sin?” —— rd dp sind"? d ai - Am ke fig sin?®t+ d— o 0 . S o m—1 U EN .. +... + r ! ee . Nun ist (nach 62) p f ER ir sin"t?d—= (op) [| do sin?" d +1 ER u dp sininttg — (p) (9) [ dp sind i 10) dal +1 2. u ; a dp sing (LA): -- fie sing. Setzt man nun diese Factorenausdrücke statt ihrer gleichen unentwickelten Integrale: in die Reihe 65, so wird man sogleich 9 bemerken, dass das erste Glied MR do sin?" d allen übrigen Gliedern (0) n+1 als ein Factor gemein ist; der Factor (9) und —K allen Gliedern n—+2 e- vom zweiten angefangen; der Factor (9) und , IX allen Gliedern M—Tr-+ n+r vom dritten angefangen u. s. f., der Factor (9) und 1% allen Tr Gliedern, von dem r'" angefangen, gemein ist. Man nehme 9 daher : do sin?" d) aus der ganzen Reihe heraus und schreibe es ; . | 5 n+1 m ausserhalb einer Hauptklammer; den Factor () nebst — vor = S ; are m eine zweite Klammer; (@) nebst 5 n+3 k' vor eine dritte; (@) nebst M— 2, rd. Dit a — ME k' vor eine vierte und überhaupt (@) nebst "—+1y ls einen Factor vor eine (r+1)' Klammer derart, dass immer die r»* über die (r+1)“ Klammer greift, nach dem Beispiel der Formeln 57 und 59. Auf diese Weise erhält man aus 65 A66 Schönbichler. 9 de dp sin?" d (1 — K sin2 5)= (66) n+1 Be n+2 Y Be n+3 -h—"% ) (1-78 (9) (1 "8 (9) (— A, n+r KM n+r+1 at KO e r Tr Le] [ie sg 0 Die rechts stehende grosse Klammer soll hier, mit dem darauf gestellten m anzeigen, dass an dieser Stelle eigentlich m über- einander greifende Klammern stehen sollen. Das Fortgangsgesetz dieser Reihe ist, eben durch diese Klammermethode (Einschachtlung) so klar, dass ich wohl nicht nöthig habe, es in Worten deutlicher zu machen, ihre praktische Anwendung aber so dehnsam als es das Integral selbst ist, welches sie entwickeln soll. Man setze in ihr d = v g, so erhält man (nach Rn pr do sin” vp (1—Kv.sin? go)” (67) Auf Shui ——— (08? ER: Ke Bi cos? (V@)antı k 1 "2n+2 2 2n+% m—r+1 2n+?2r—1 2% N gg 52 RU Paz m g 1 2n + 2m — do sin?” .v 1m 208: (VP)rurtm k] m a 1 LI} . . . ED — = und » = m gibt aber diese Reihe wieder ! 0,9 LEN (68) /% sin? u -— sin?) ö m m+1 mA 2m+3 — |1 — —.—— (008? k (1 — —. | 1 "2m +2 0 (O)2m+2 > ae (P)2zm+4 K' m—r+1 2m+?2r —1 ; .. (1 — I . Omar cos? (P)zmt2r k (1 —— re ee | "Tl 2 ee 1 I suirze 008°(unk’| / de sin’ > und macht sogleich das entwickelte allgemeine Glied der o Reihe 15 ersichtlich, wozu nur mehr für fe do sine die Factoren- Die Complanation des schiefen Kegels etc. A6% reihe aus 46 eingeführt und für jede Zahl 2m + 2r die veränder- lichen Factoren aus der Formel 45 für v =; abgeschrieben zu werden brauchen. Vertauscht man dagegen in 68 das Integral 9 ? fü osin?” z ausser der Hauptklammer mit dem Integral [dp cos" 0 und eben so die veränderlichen Factoren 08? (P)zm+2 mit sec? (P)am+2 c08? (P)zmti » Sec! (P)zm+s c08?(P)zmt?r » CC? (P)zm+t2r>» so gibt die so umgestaltete Reihe sogleieh das entwickelte all- gemeine Wlied der Reihe 16, und dieses wird völlig entwickelt, 9 durch Einführung der Factorenreihe 50 statt f* cos" und durch Abschreibunz der Werthe für sec? (P)2m-t2r von den Formeln 51 bis 53 oder der allgemeineren Formel se? (P)a+z = 14, »7 (nach 39). Tür cos? (@)am+2 — 1 und überhaupt cos? (@)m+2r — 1 verschwinden aus der Reihe 68 alle veränderlichen Faetoren; das Integral ausser der Klammer wird | Bing 1.3.5... 2m f do sin" eg nie cos? = sin? (O)»r a a Im und die Reihe 68 selbst stellt sonach das allgemeine Glied der Reihe 0 für die Complanation des ganzen schiefen Kegels vor. Füm=i,m=2,m = 3... gibt die Reihe 68 die ersten Glieder der Reihe 15 entwickelt und zwar mit denselben constanten Coöffieenten wie die Formeln 55. 57, 59 sieaufweisen, nur dass neben - diesen Co£fficienten noch die veränderlichen Factoren cos? (@),; cos?(g1.; c0s?(@)s. . . . Platz nehmen werden. Inden bisherigen Beispielen der Reihen 66 und 67 war m eine ganze positive Zahl, diese Reihen gelten aber auch für jedes andere m, das ein echter positiver oder negativer Bruch sein kann. Von den vielen praktischen Anwendungen der Reihe 67 will ich nw noch ein einziges Beispiel aufführen: Man setze (in 67) a—bv=1,m=:!ud‘k=%, so wird aus 67, wenn man noch de ganze Gleichung mit as multiplieirt (69) A68 Schönbichler. « [dp Vı RR sing — asp .|1— k2 cos? (29), (1+ ! | 1.3 3.5 As k? cos? (29), ( 1: 6.6 k2 cos?(29)s ( +... bo 1 + en k? cos? (?y)r (1 + sh A |! j Diese ins Unendliche fortlaufende Reihe würde man auch aus 15 und 16 erhalten, wenn man dort k —=1 setzt, weil ‘in diesem B m 9 | m Fall sinm ? (1 — sin?) —4 m? (1-_ cos? alle 1 / dp sin 5 (1 sin 2) [de cos A cos 2) | | — di de sin” o wird; nur müsste man noch die Fastorenreihen 0 (nach 33) statt der Integrale (do sin?" o einführen und die gleichen Factoren ausserhalb von Klammern bringen. — Für s=1 lässt die Reihe 69 den Bogen einer Ellipse berechnen, deren grisse Halbaxe — a, und kleine Halbaxe — aV1 — k? ist, und der Winkel @ den einen Schenkel in der kleinen Axe hat. Stellt dagegen s die Seite eines schiefen Cylinders vor, dessen Grüundflä:hen - Halb- messer — a ist, so kann durch diese Reihe die krumme Querfläche eines prismatischen Stückes des schiefen Cylinders gefunden werden, wenn dieses Stückes gleiche Grundflächen einen Winkel AUT= go (siehe Fig. 2) innerhalb des ersten Quadranten haben, sodaın seine FREENET N r a N Se Die Complanation des schiefen Kegels etc. A69 23 Excentricität ME = e, seine Seite MNN=DC=s und —— ° Ss gesetzt wird. Weil im letzteren Falle für k? — = ‚ auch gefunden wird ee ME? PA? cRco®MAP a®—a?sinMAP a: — MP: a 0 Se To wen so erhellet auch aus diesen gleichen Ausdrücken für die Elliptieität des Cylinders, dass: wenn von einem schiefen Cylinder seine Seite oder Axe MN = AB = s, sein Halbmesser AM = a und -der Winkel PAM gegeben ist, den in der durch die Mittel- punkte seiner beiden Grundflächen auf sie senkrecht geführten Ebene die Seite mit dem Durchmesser macht; oder statt die- ses Winkels auch die kleine Halbaxe MP = b der Ellipse, welche die Seiten des Cylinders senkrecht schneidet; in beiden Fällen sämmtliche Stücke zu seiner Complanationsreihe (69) vorhanden sind. Denn, wenn der Winkel MAP gegeben ist, so ist k®2 = cos: MAP, und wenn MP=b (die kleine Halbaxe) gegeben a? — MP* a? — b? ist, soit ® = und es ermangelt in keinem a? Falle eine weitere Bedingung als die Grösse des Winkels 9 zu kennen 1). Wäre = - so wird cos? (2 9), =1, cos? (?y)—=1, und überhaupt cos? (2 @)2, = 1 (siehe die Formeln 34, 35), man erhält sonach den Inhalt eines Cylindermantelstückes, dessen Grund- fläche ein Quadrant wie AMO ist, für 0) -— aus der Reihe 69 durch die einfachere Reihe oo Te 1.1 1.3 3.5 sa- 1 -;e®(1+ -e(1+e(t+....] 2 2.2 T AA da 6.6 u ö und den ganzen Cylindermantel durch das Vierfache dieses Wer- thes. Die vier Cylinderstücke, deren Grundflächen die Quadranten AMOQ, QMD, DMR und RMA sind, haben nämlich vollkommen gleiche Oberflächen, wenn gleich die Stücke von den entgegengesetz- ten Quadranten, wie AMQ und DMR, wie sie auch immer umge- +e? AB Se = —— — eos? CAE (siehe Fig.1), d.h. 8? AO: % (in den Formeln A bis 9) ist der Cosinus des Winkels, der in der Ebene der kürzesten und längsten Seite die längste Seite mit dem Durchmesser macht. Die Bezeichnung der Module mit dem Buchstaben % ist also (für Deutsche wenigstens) in mehr als einer Hinsicht passend, denn k bezeichnet nicht nur immer eine Con- stante, sondern in den meisten Fällen auch den Cosinus eines augenfäligen Winkels. 9) Auch im sehiefen Kegel ist k? — AO | S echo. ie hilrere. wendet werden, sich nicht decken mögen. Aueh zwei Cylinder- mantelstücke, deren Grundflächen, wie AMT und DMS, gleiche Winkel haben, sind einander gleich: sobald diese Mantelstücke an jenen Seiten AB und CD des Cylinders liegen, die durch die Pole der kleinen Axe jeder Ellipse gehen, welche senkrecht alle Seiten des Cylinders durchschneidet. Denn in solchen Lagen ist der ellip- tische Bogen auf dem einen Mantelstück dem elliptischen Bogen auf dem andern gleich; der Inhalt dieser Mantelstücke ist aber eben nichts anders als das Produet ihres elliptischen Bogens in irgend eine ihrer gleichen Seiten. . Bei der Auflösung der Integrale (do sin" vo und fdy cos?" vo in die veränderlichen Factoren von der allgemeinen Form cos? (vo), und sec? (vp)s, hatte ich die Absicht, den numerischen Calcul zu den Integralen [ag sin" vp (L—K' sin? vg)" und fdy cos?"vg (1—K' cos? vo)" mit Hilfe der allerleichtesten Rechnungsoperationen — der Addition und Subtraetion — zu bewerkstelligen. Ich erreiche diese Absicht in der That durch die zugänglichsten tabellarischen Hilfsmittel der Mathematik, nämlich einfach durch die Logarithmen der Sinus und Tangenten, die in allen, auch in den wohlfeilsten logarithmischen Tafeln anzutreffen sind. Einige Beispiele dieses Caleuls an den ent- wiekelten Reihen 68 und 69 werden geeigneter sein, ihn kennen zu lernen, als eine ganz allgemeine Darstellung desselben. Es sei (in der Reihe 69) der Modul k? so klein, dass man das Glied mit der Potenz 8, also das vierte Glied, schon vernachlässi- gen und demnach setzen kann 2 ar do Vı r kaisin? 06 $ 1.1 1.3 3.5 ” 1; he 008°(29), (1+,.%2008°(2p)ı(1 + ,%°008°(20)))], 3.5 so kann zunächst Er k2 cos®(29);, da es für jedes » positiv ist, dem Quadrat einer Tangente gleich gesetzt werden, und man wird 3.5 BE schreiben können Be k? cos? (20)& = tang? «,, mithin 1 2 ) C0S° Gy 3.5 a (?y) = 1 + tung? a = sea, — Die Complanation des schiefen Kegels ete. AT1 und die Formel 70 redueirt sich auf den kürzeren Ausdruck 1.1 1.3 ; c0s? (?2), 1 o [ an k? cos? (2Y), (1 -H Er k ee ) (1) 1:3 h cos? (2 1: 6 EI n 2), ie ._ Weil nun wieder Ei k 7 für jeden Werth von @ posi tiv bleibt, so setze man es —= tang? «&, also 1:3 _, cos? (2o), 1+ — ® — —— —=1 au ee üg 4.4 cos? a, ae C0S? Qy und die ganze Formel 7i kommt wieder auf den kürzeren Ausdruck 1.1 __ cos? (29), 9 [' BR 3 cos? a, | “u Da aber das ganze Integral as Vi: sine o, also auch der Ausdruck 72 nur positiv sein kann, sobald @ positiv ist, so muss 1.1 2 (2 auch der umklammerte Ausdruck E rg k? ee in 72 für 1.1 ,, 08? (2p), .2 cos? dy jeden Werth von @ positiv sein, mithin muss -— k ein 2.2 cos? Ag echter positiver Bruch sein, weil es für jedes 9 nur positiv aber niemals grösser als 1 werden kann; denn, würde es grösser als 1 1.1 cos? (2y werden, so wäre 1 — — k? en 2.2 cos? Ay druck 72 negativ, was unmöglich ist. Man setze daher negativ, also auch der Aus- 1.1 cos? (2 N BR 1.1 cos? (2 k? ee) — sin? &,, mithin 1 — an k? we — — (08° &; 2.2 cos? A, .2 COS? @, i so wird der gesammte Werth von 72 durch den noch kürzeren Aus- druck ©. cos? a, dargestellt, es ist also annäherungsweise fie vi — k? sin?o = @ c08? Q;. (73) Gesetzt nun, es wären die Logarithmen der Functionen cos? (20); cos? (29).; cos? (29), schon bekannt und man setzte: | ln log cos (29); = X; und der Kürze wegen log ve TEE le; anreos (2o), =: A lag = zu — | 3.9 ah log eos (?2yk =h; » „ » dog ve 412 Ss ha en so wird der numerische Caleul zur Erlangung von cos? a, auf fol- gende Art geführt werden können. Es ist: 3.5 log .tang a, = y: k2 cos (29), =logk +1; +) nach der eben erklärten Bedeutung von /, und %,. Man addire nun diese drei Logarithmen, bringe ihre Summe auf die negative Cha- rakteristik 10, betrachte den sogestalteten Logarithmus als einen Tangenten-Logarithmus, suche in einer Tafel der Logarithmen den Sinus und Tangenten, den gleichgrossen Logarithmus unter den Tan- genten und schreibe endlich den auf derselben Zeile befindlichen Logarithmus des Cosinus heraus: dieser, weniger Charakteristik 10, ist der Logarithmus von cos <ı. Nachdem nun log. cos &, bekannt ist, so erhält man 1.3 (2 log .tang &, = Yu k? logk + 1, + %3— log cos aı. 4.% cos? a, Man addire nun wieder diese vier Logarithmen, bringe ihre Summe auf die negative Charakteristik 10, betrachte den sogestal- teten Logarithmus wieder als einen Tangenten-Logarithmus, suche in der Tafel der Tangenten - Logarithmen den gleichgrossen und schreibe wieder den auf derselben Zeile stehenden Logarithmus des Cosinus (weniger Charakteristik 10) heraus, welcher sonach — log.cos a, ist. Nachdem log cos &, bekannt ist, so erhält man 2 log sin &; = Ä ee ) 1) Dr. Peters, mündliche Mittheilung. 2) J. CzjZek, Erläut. S. 33. 3) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. Band II, Heft A, Seite 104—118. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 453 ausführlich; da sie uns hier weniger berühren und ohnehin eine ausführlichere Abhandlung über die Schichten des tertiären Wiener Beckens von Dr. Hörnes zu erwarten ist, so müssen wir uns mit dem Gesagten begnügen. Die Bucht von Untersteier. In dieser Bucht des weiten ungarischen Tertiär-Beckens scheinen dieselben Verhältnisse obzu- walten, die im Wiener Becken als herrschend betrachtet worden sind. Tegel bildet den Untergrund, darauf lagert der Sand und dieser bedeckt in ungeheueren nur durch die Rinnsale der Bäche unterbrochenen Flächen der Schotter. Die Cerithien - Schichten treten hier ebenfalls auf. | Das Becken des Lavantthalest). Das Lavantthal, eines der schönsten und fruchtbarsten Thäler Kärntens, wird im Osten durch den Gebirgsrücken der Kor-Alpe und im Westen durch jenen der Sau-Alpe begrenzt, lauft wie die Gebirgsrücken, von Norden nach Süden, und wird durch die zwischen Gröbern und Theisenegg sich berührenden Ausläufer der Kor-Alpe und der Sau-Alpe in zwei ungleiche Theile in das obere und das untere Layvantthal geschieden. Der beim Taxwirth aus Steiermark nach Kärnten eintretende Lavant- fluss durchzieht von Norden nach Süden zunächst das kaum 1/, Meile breite obere Lavantthal, zwängt sich sodann durch eine Gebirgs- spalte, den schroffen Twimberg-Graben, in vielfachen Krümmungen zwischen den Ausläufern der Kor- und Sau-Alpe hindurch, und betritt oberhalb Wolfsberg das stellenweise eine Meile breite untere Lavant- thal, welches er nach seiner ganzen, bei drei Meilen langen Erstreckung bis Lavamünd bewässert, wo er sich in den Draufluss ergiesst. Sowohl im unteren als auch im oberen Lavantthale findet man Schichten der Tertiärformation, denen die Thalsohlen ihre Fruchtbar- keit verdanken. Die tertiären Schichten des oberen Lavantthales stehen jedoch in keinem unmittelbaren Zusammenhange mit jenen des unteren Lavantthales, wohl aber treten sie beim Taxwirth nach Steier- mark über und bilden dort das Tertiär-Becken von Obdach. Indessen sind Anzeichen vorhanden, dass eine Verbindung des tertiären Meeres, des oberen mit dem des unteren Lavantthales über den niederen Gebirgssattel bei Pröbel und durch das Auenthal stattgefunden habe, keineswegs aber nach dem jetzigen Laufe des Lavantthal-Flusses, der - 4) M.V.Lipold, Wiener Zeitung, 15. Dec. 1854. ASA Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium sich seine Bahn nach der Gebirgsspalte des Twimberg-Grabens erst später durchgebrochen hatte. Die tertiären Ablagerungen des Lavantthales bestehen aus vier verschiedenen Gebirgsarten. Die untersten, unmittelbar den älteren krystallinischen und Übergangsschiefern, aufgelagerten Schichten sind aus grösstentheils blaugrauen Mergeln und Tegeln (Thonen) zusammengesetzt. Sie kommen häufiger im oberen als im unteren Lavantthale zu Tage, und zwar im letzteren hauptsächlich am Dach- berge bei Jakling. Man findet in ihnen nicht nur Pflanzenreste, gröss- tentheils Dieotyledonen-Blätter, besonders bei Wiesenau und Schlott im oberen Lavantthale, sondern auch Thierreste. Am Gemersdorfer Bache zwischen Mühldorf und Maria Rojach fanden sich im Tegel vor: Arca diluvü Lam. Pecten cristatus Bronn. Capulus hungaricus Brocce. Voluta rarıspina Lam. Terebra fuscata Brocec. Columbella nassoides Bell. Rostellaria pes pelicani Lam. Pleurotoma asperulata Lam. Y spinescens Partsch. Conus Dujardini Desh. Turritella turris Bast. Dentalium Bouei Desh. 2 elephantinum Broce. Lauter Species, welche nach Herrn Dr. Hörnes, welcher die- selben bestimmte, der Fauna von Baden im Wiener Becken eutspre- chen und somit die neogentertiäre Formation der Tegelschichten darthun. Diese Schichten führen auch vorzugsweise Braunkohlen, welche bisher bei Wiesenau und Reichenfels im oberen, und bei Pail- dorf und Andersdorf im unteren Lavantthale bergmännisch aufgedeckt wurden. Die Braunkohlen besitzen häufig eine lignitische Structur und eine geringe Reinheit. Ihre Mächtigkeit ist bis zu drei Klaftern bekannt geworden. Der Tegel von Dachberg bei Jakling wird als ein ausgezeichneter Töpferthon benützt. Die nächst höheren Schichten der Tertiär-Formation im Lavant- thale bilden Sande und glimmerige Sandsteine, letztere blau- grau oder bräunlich. Sie erscheinen bei Schiefling im oberen und bei und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 485 Hattendorf, Wolkersdorf, Biechling u. m. a. ©. im unteren Lavantthale und führen, wie der Tegel, sowohl Pflanzenreste — bei Wiesenau, Hattendorf — als auch Thierreste, unter denen vom Fundorte nächst ‚dem Fröhlichbauer am linken Lavantufer ob Lavamünd: Buccinum mutabile Lin. Natica millepunctata Lam. » glaueina Lam. Pleurotoma Jouanetti Desm. Turritella sp? Cerithium pictum Bast. Lucina scopulorum Brogn. ebenfalls charakteristische Formen der jüngeren Tertiär-Formation bestimmt worden sind. Über den Sanden und Sandsteinen als drittes höheres Glied der Tertiär-Schichten des Lavantthales erscheinen gelbe, sandige Lehme. Diese besitzen die grösste Verbreitung, besonders im unteren Lavantthale und auch die grösste Mächtigkeit. Ihr tertiäres Alter wird durch Pflanzenreste, welche man in ihnen hauptsächlich im ‚Granitzthale vorfindet, erwiesen. Sie bilden theils terrassenförmige schroffe Abhänge an der Lavant, z. B. bei St. Andree, theils verlaufen sie sanft und flach gegen die Lavant. Durch allmähliche Aufnahme von Gesteinsgeschieben gehen die sandigen Lehme endlich in Schotter und Conglomerate über, welche die vierte und höchste Abtheilung der Tertiär-Schichten des Lavant- thales bilden. Sie treten nur im unteren Lavantthale auf, u. z. am Fusse der Kor-Alpe und an dem Gebirgsrücken zwischen dem Granitz- Thale und der Griffner Ebene, wo sie sich durch Geschiebe von Gestei- nen, die daselbst nicht anstehend sind, kund geben. Die Conglomerate sind von den Diluvial-Conglomeraten der Drauebene verschieden durch das sandig lehmige Cement, das sie enthalten. Die Schichtenfolge der tertiären Formation im Lavantthale ist daher: Schotter und Conglomerat. Sandiger Lehm. Sande und Sandsteine mit Versteinerungen. Blaugraue Mergel mit Badner Versteinerungen. Die Mächtigkeit der Tertiär-Schichten des Lavantthales, welche nur kleine Vorberge an den Ausläufern der Kor- und Sau-Alpe bilden, AS6 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium } kann man kaum auf 500’ schätzen. Die geschichteten Ablagerungen derselben lassen ein durchschnittliches Streichen von Nord-West nach Süd-Ost, welches auch das Streichen der krystallinischen Schiefer dieser Gegend ist, und ein Einfallen nach Süd-West mit 15—400 beobachten. Die neogenen Ablagerungen besitzen im oberen Lavantthale eine Seehöhe zwischen 2—3000 Klafter, wogegen sie im unteren Lavantthale nicht über 1800’ sich erheben. Der Land- und Getreidebau im Lavant- thale wird bis zur Meereshöhe von 4000’ betrieben ; über 5000’ sind geschlossene Waldungen nicht mehr zu finden. Das obere Donau-Becken. Die Ablagerungen des Tull- ner Beckens und nördlich von der Donau in der Umgebung von Meissau und Ober-Hollabrunn bestehen ebenfalls aus Schotter, Sand und Tegel. Die Cerithien-Schichten kommen hier vor 1), der Tegel mit Congerien fehlt; dagegen tritt hier in der Umgebung von Meissau ein dem oberen Donau-Becken eigenthümliches Gebilde, der Menilit- schiefer auf, in dem sich die Meletta sardinites Heckel vorfindet. (Hier lese man nach: J. Czjzek, Erläuterungen zur geogn. Karte von Krems, Seite 13 und-folgende. Dann Seite 22, dann J. C2jzek, Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd.IV, Seite 282). Im Becken von Linz bestehen die tertiären Ablagerungen aus Schotter, Sand und Mergel. Die Versteinerungen des Mergels entsprechen im Allge- meinen dem unteren Tegel, die des Sandes den Cerithien-Schichten und dem Sande des unteren Tegels. Der obere Tegel fehlt auch hier. In den oberen Schichten des Mergels sind zwischen Stanersdorf und Salau östlich von Markersdorf dünne Schiefer bemerkbar, die in den oberen zerstörte Pflanzentheile, und darunter Fischschuppen der Meletta sardinites Heckel ähnlich, führen. Auch bei Haaslach stehen diese Schiefer an. 2. Locale Bildungen des offenen Meeres. Der Leithakalk ist eine Korallenbildung des tertiären Meeres, die sich, wie noch gegenwärtig alle Korallenbänke, an den Untiefen der Meeresküsten ansetzte; er ragt über die andern tertiären Gebilde weit empor, ist nur am Rande der Becken und an Inselbergen zu fin- den, wo seichter Meeresgrund war. Die Korallenbänke des Leitha- 1) J. Czjzek, Jahrb. der k.k. geol. Reichsanstalt. Band IV, Seite 275. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. A8Y kalkes erreichen eine Mächtigkeit, die stellenweise nach Czjzek !) 900’ überschreitet. Eine lange Zeitperiode erforderte es, bis sich diese grossen Massen von Korallen an den Rändern der Becken anhäuften, während in der Tiefe sich die Tegel- und Sandschichten absetzten, d. i. der Leithakalk ist zum Theile eine gleichzeitige Bildung mit dem Tegel, beide haben äquivalente Schichten, obwohl sie nicht in gleichem Niveau stehen. Die zufällig in die Korallenmasse eingeschlossenen Reste von Meeres- und Landthieren zeigen in einigen Schichten ein höheres "Alter, dagegen ein jüngeres in Anderen. An einigen Stellen überlagert derLeithakalk den Badner Tegel und führt Versteinerungen, dieihn den oberen Schichten des unteren Tegels gleich stellen. An anderen Stellen dagegen findet man im Leithakalke: Acerotherium incisivum Kaup. Mastodon angustidens Cuv. Dinotherium giganteum Kaup. Palaeotherium aurelianense Kaup. Cervus haplodon H. v. Mey. | Triony& Partschü Fitzinger (Loretto) 2). Eine sehr ausführliche Abhandlung von Bergrath Czjzek über denLeithakalk am Leithagebirge findet man im III. Jahrgang des Jahr- buches der geologischen Reichsanstalt, Heft 4, Seite 45, worauf ich hinweisen muss. b) Randbildungen. Bei denjenigen Ablagerungen des tertiären Meeres, die sich am Rande desselben abgelagert haben, lässt sich der Einfluss, den das angrenzende Land und die süssen Wässer derselben auf ihre Beschaf- fenheit ausgeübt haben, nicht verkennen. Hierher gehören die Conglo- merate und die Braunkohlen; beide verdanken das Material, aus dem sie bestehen, den angrenzenden steilen oder flachen, sumpfigen Ufern und deren Gewässern. Auch der sie begleitende Sand und Tegel ist häufig von dem des offenen Meeres ganz verschieden; der Schotter (im Inneren der Alpen wegen seinem Vorkommen hoch auf den 1) Im Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. Band III, S. 46. 2) Dr. Peters, mündliche Mittheilungen. ASS Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Abhängen der Berge, von Dr. Peters Hochschotter genannt), besteht ebenfalls meist auch nur aus den Gebirgsarten, über und an welchen er abgelagert wurde. Diese Randesbildungen werden aber vorzüglich durch das Auf- treten der Braunkohlen in denselben charakterisirt. Man findet zwar auch häufig vom Rande des ehemaligen Meeres bedeutend entfernt Braunkohlen-Lager an solchen Stellen, wo man ein offenes Meer vermuthen sollte. Diese Stellen sind aber gewiss Untiefen und ruhigere Stellen des Meeres gewesen, an denen die Treibhölzer, die eben auch vom Lande kommen mussten, sich ablagern konnten. Die Braunkohlen sind es aber auch, deren Lagerungsverhältnisse durch die vielen darauf betriebenen Bergbaue besser aufgeschlossen sind, die das Stu- dium der Randesbildungen ermöglichen; sie sollen auf einige Augen- blicke unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Je kleiner aber ein Becken ist, desto mehr Ränder besitzt das- selbe, und seine Ablagerungen sind blos Randesbildungen; daher sollen die im Innern der Alpen eingeschlossenen kleineren Becken ebenfalls in diesem Abschnitte behandelt werden. 1. Allgemein verbreitete Gebilde. Wiener Becken. Bei Leobersdorf, ganz in der Ebene kommt ein Flötz von Lignit vor; es lagert im Sande auf Tegel). Der Lignit der Jaulingwiese. Ein dem östlichen Rande dieser Mulde nahe gelegener Braunkohlen-Bergbau gibt über die Gebilde, welche den Kessel erfüllen, Aufschluss. Folgende Schichten- reihe von oben nach unten liess sich ermitteln: Conglomerat | Sandstein Tegel I. Lignitflötz 3 — 4" Tegel 20" I. Lignitflötz 1’ Tegel 4" II. Lignitflötz 1’ Lichtgrauer Tegel mit Knochen 5—9' Grundgebirge Dolomit. im Mittel 17 Klafter. 1) J. CäjZek, mündliche Mittheilungen. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 489 Im Hangend und Liegend-Tegel des ersten Flötzes kommen vor: Helix argillacea FEr., Neritina virginea Linn., „Melanopsis Dufourüi Fe&r., Clausilia, Unio Ravellianus. Sie sind nicht an eine einzelne Schichte gebunden und charakterisiren diese Ablagerung als eine Süsswasserbildung. Im Liegendtegel, kaum einen Fuss über dem Dolomit, wurden fossile Reste von Mastodon angu- stidens Cuv. aufgefunden. Sämmtliche Schichten erlitten mehrere parallele Verwerfungen ; die Verwurfsflächen streichen von Nord nach Süd mit 500 — 60° Neigung. Das Weitere darüber schreibt Zephar ovich im Jahrbuche der geologischen Reichsanstalt, Band II, Seite 711. Unter ganz analogen Verhältnissen kommen die Lignite bei Kleinfeld am Grillenberg vor. | Die isolirte Mulde von Pernitz t) führt in den tieferen unter den Conglomeraten liegenden Mergelschichten etwas Lignit. Lignit bei Gloggnitz. Bei Ober -Hart steht im Tegel der Rest eines bedeutenden Lignitflötzes in aufrechter Stellung, eine abgestumpfte etwas schief stehende Pyramide bildend, deren Basis ein viel grösseres Parallelogramm als die zu Tage ausgehende Spitze ist. Die Schächte in der Kohle sind über 40 Klafter abgeteuft ohne die Sohle noch erreicht zu haben. In dieser Stellung konnte der Lignit nicht abgelagert worden sein und die schief abgeschnittenen Seiten zeigen, dass noch Theile des Flötzes fehlen, welche die weiteren Schürfungen hier nicht entdeckten. Der Rest des hier übrig gebliebenenFlötzesistin einetiefeSchlucht zwischen den Grauwacken - Schiefern eingesunken; denn kaum 60 Schritte vom Flötz nördlich stehen die letzteren an. Der Lignit ist fest, braun mit deutlicher Holztextur, enthält Reste von Acerotherium incisivum Kaup., Mastodon angustidens Cuv. und Hippotherium gracile Kaup., und führt hin und wieder in kleineren Räumen Hartit. Die Mergel äm Flötze sind ohne Schich- tung. Das Weitere darüber: J. Czjzek, Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, Band V, Seite 520. Östlich von Leiding ziehen sich die tertiären Schichten in das Walpersbacher Thal hinab ; sie bestehen bei Leiding aus Geröllen 1) J. CzjZek, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt Bd. IV, S. 180. A9V Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium und Conglomeraten und bei Walpersbach aus Sand- und Mergel-Lagen, die mit einander wechsellagern und ein Kohlenflötz einschliessen. Die schieferigen Mergel sind in der Nähe derKohlen dunkelgrau und voll zerstörter und zerdrückter Muschelfragmente, worunter ein Planorbis noch am deutlichsten und häufigsten hervortritt; sie sind ‘also eine Süsswasserbildung. Die Kohle ist schwarz und glänzend mit muscheligem Bruch. In derselben fand man: Dorcatherium vindobonense Mey. Palaeomeryx medius Mey. Rhinoceros Schleiermacheri Mey. einen Krokodil-Zahn und auch Schildkrötenreste.Das Nähere darüber: J. Czjzek, Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt, Band V, Seite 525. Schauerleithen und Klingenfurth. An beiden Orten ist die schwarze Braunkohle fast unmittelbar auf dem Grundgebirge selbst gelagert und von Sand mit wenig Tegel bedeckt. Bei Schauer- leithen fanden sich in der Kohle Reste von Dorcatherium vindobonense Mey. Im Hangenden der Kohle im Mergel von grauer Farbe kommen vor: Cassia ambigua Ung. und Widdringtonites Ungeri Endl.t). Die Lignit-Ablagerungen von Zillingsdorf und Neufeld. Die tertiären Ablagerungen dieser Gegend bestehen: Oben: aus tertiären Schotter, darunter: Sand mit Lignitflötzen (das Canalflötz, Pötschingerflötz, Zillingthaler-, Zillingdorfer- und Neufelder-Flötz) Tegel mit Congeria subglobosa und spathulata. Tegel mit Sandlagen, in den lezteren Cerithien. An zwei Stellen fand man Knochenreste von Acerotherium ineisivum Kaup. Die Kohlenflötze hängen unter einander nur wenig zusammen aber ihre Unterlage, ihre Bildung und ihre Bedeckung ist ganz gleich. Die Kohle ist Lignit. Den grössten Theil der Kohlenflötze bildet eine Masse von durcheinander geworfenen Holzstücken mit andern unkennt- 1) Näheres: J. C2jZek, Jahrb. d.k.k. geol. Reichsanstalt. Bd. V, S. 525. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. A491 lichen vermoderten Pflanzentheilen. Die Wurzelstücke und Holzstücke, theilsabgestossen und den Treibbölzern ganzähnlich, liegen ohne Ordnung durcheinander. Es ist daher wahrscheinlich anzunehmen, dass gegen das Ende der tertiären Formation in den tertiären Meeren diese Hölzer und Vegetabilien als Treibhölzer Seschwommen sind und sich an gewissen Stellen, wo sie die Strömung nicht fortriss, gesammelt haben. Die Zwischenlagen von einem blauen Tegel zeigen Unterbrechungen der Kohlen-Ablagerungen an. Steierische Bucht des ungarischen Beckens. Von Forchtenau t) östlich kommen in den tertiären aus Schotter, Sand und Tegel bestehenden Ablagerungen, bei Brennberg und im Zerreichenwald schwarze Braunkohlen, bei Ritzing und im Thiergarten Lignite vor. Bei Sieggraben ist ein nicht abbauwürdiges Flötz von einer schwarzen Braunkohle aufgedeckt. Im Weingraben östlich von Plamau dann bei Karl östlich vonKirchschlag kommen schwarzeBraunkohlen, bei Pilgers- dorfund Bubendorf dagegen Lignite vor. Zwischen Bernstein und Pinkafeld kommen bei Schrei- bersdorf und östlich von Pinkafeld schwarze Braunkohlen vor. In dem tertiären Süsswasserbecken von Fladnitz kommt eine Kalkbreecie (Conglomerat) vor, in deren Nähe bei Passail auch wenig mächtige Kohlen-Anhäufungen vorkommen. (Das weitere darüber: Dr. Andrae dritter Bericht des geognost. - montanist. Vereines für Steiermark. Seite 10.) In der Hügelreihe zwischen der Raab und der Ilz scheint die Kohlenbildung eine grosse Ausdehnung aber gewöhnlich geringe Mächtigkeit zu haben. Bei Ilz südlich sind Lignite bis 3’ mächtig. Bei Kl-Semmering unweit Weiz kommen im Hangenden der bis % mächtigen Kohle: Glyptostrobus Oeningensis Ung. und Comptonia dryandroides Ung. vor. (Näheres darüber: Dr. Andrae dritter Bericht des geognost.-mon- tanist. Vereines für Steiermark. Seite 8.) Becken von Rein. Die oberste Schiehte der Süsswasser- bildung besteht aus einem zerreiblichen, weissen oder gelblichen 1) J. Czjzek, schriftliche Mittheilungen. A92 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium stellenweise kieseligen Kalk mit Planorbis, Helix, Clausilia und Achatina. Die Mächtigkeit dieses Kalkes wechselt zwischen 6’ und 30’. Unter dem Kalke folgen mergelige Schichten mit Süsswasser- und Landschnecken. In diesen Mergeln sind vier Kohlenflötze enthalten. Die Kohle ist Lignit. Zu unterst istSand. Das Grundgebirge ist Über- gangskalk. Auch ein Conglomerat kommt nördlich von Rein in diesem Becken vor, ganz analog wie auf der Jaulingwiese. Das paläonto- logische sehe man nach in: „J. Gobanz: Fossile Land- und Süss- ‚wasser - Mollusken des Beckens von Rein“ in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, mathem.-naturw. Classe, Band XI, Seite 180. | Bei Voitsberg liegt Steiermarks reichhaltigste Kohlennieder- lage; grauer und blauer Lehm (Tegel), Sand und Schotter begleiten die Kohlen. Blattreste sollen nur im Kohlenbaue bei Köflach vor- kommen. Das Liegende der Kohlenbildung ist das Grundgebirge. Das ganze Flötz gehört der jüngsten Braunkohlenbildung an, besteht grösstentheils aus bituminösem Holze und auch in den Schichten, wo die Holztextur verschwindet, ist die Kohle ohne Glanz und braun. Die Hauptverunreinigung ist Sand und Letten, wodurch die Kohlen mitunter völlig unbrauchbar werden. Reiner sind in der Regel die oberen Schichten und die Beschaffenheit der Kohle ist im ganzen Flötz ungleich. Die Neigung des Flötzes steigt oft bis 60 Klafter. In diesen Ablagerungen herrschen Land- und Sumpfschalthiere. Das weitere in: Tunner’s Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann 1841, I, Seite 81. Bei Lanach und St. Florian kommen in den rein marinen Bildungen dieser Gegenden kaum paar Zoll starke Kohlenschnürchen vor!). Eibiswald. Diese Partie der Süsswasser-Gebilde zieht sich in Süden hin und reicht von Schwanberg über Wies und Eibiswald bis Grossklein; die Kohlenlager von Limberg, Steieregg, Scehönegg, Tagernigg und Eibiswald, mit ihren ausge- zeichneten und meist geschätzten Glanzkohlen gehören ihr an. Die Schichtenfolge wie sie sich zu Steieregg darstellt, ist folgende: (von oben nach unten). 1) Dr. Rolle, mündliche Mittheilungen. ee ze: und: Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 4953 Schieferthon (sandiger Mergel) mit Sphaerosideritnieren und Pflanzenabdrücken. Kohlen, 3—4, glänzend schwarz. Feinkörniger Sandstein. Kohlen, 1’. Feinkörniger Sandstein. Grobes Conglomerat aus Glimmerschiefer - Beicksrcken, Glimmerschiefer. Gefunden wurden hier !): Dorcatherium Nau Mey. Cervus sp. Trionyz stiriacus Peters ?). Chelydra sp. Crocodilus Ungeri Fitzinger. Damit zugleich erscheinen viele zerstreute Fischfragmente, Unionen und andere Flussschalthiere (so bei Gr. Klein - Melania) ferner kleine Cyprisschalen und mitunter wohlerhaltene Blattabdrücke. Inden Eibiswalder Ablagerungen herrschenFluss- wasserbewohner. (Näheres darüber: Dr. Rolle vierter Bericht des geogn.-mont. Vereins für Steiermark, S. 24, Sprung, Tunner's Jahrbuch 1841, I, Seite 60.) Im Wechsel-Gebirge: Das tertiäre Becken von Ratten?) südlich von Mürzzuschlag liegt in einem ziemlich tief eingeschnittenen Thale, an dessen Rändern ringsum krystaliinisches Gebirge ansteht. Die kohlenführenden Schichten nördlich von Grubbauen sind von oben nach unten: Schotter, bestehend aus Quarz, Glimmerschiefer und Gneissgeröllen. Quarzgerölle herrschen vor. Lehm, 2—4 Klafter mächtig mit häufigen Glimmerblätt- chen und Geröllstücken, endlich Kohle, schwarze Braunkohle. Das Liegende ist nicht bekannt. 1) Dr. Peters, mündliche Mittheilungen. 2) Dr. Peters, Schildkrötenreste aus den tertiären Ablagerungen Österreichs. Denk- schriften der k. Akademie der Wissenschaften, IX Band. 3) v. Lidl, schriftliche Mittheilungen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. Il. Hft. 32 A9A Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Der südliche Theil der Mulde ist mit Schotter angefüllt, dessen einzelne Gerölle oft 1/,’ im Durchmesser erreichen. Über die Lagerungsverhältnisse der Tertiär-Mulden von Krum- bach, die aus ähnlichen Schichten wie die vonLeiding besteht, sehe man: Czjzek, Jahrb. der k.k. geolog. Reichsanstalt, Band V, S. 526. Die Kohle lagert auf dem Grundgebirge mit dessen Bruchstücken sie gemengt ist. Von der Höhe der Wasserscheide über welche die Tertiär-Mulde reicht, zweigt sich ein Ausläufer nördlich in die Tonn südlich von Thomasberg ab. Hier sind Baue auf eine schwarze Braunkohle, die in einem etwas verborgenen 4’ mächtigen Flötze vorkommt. Dieses ist zwischen grauen, sandigen und glimmerigen weichen Schiefern eingelagert, welche deutliche Blattabdrücke führen. | Oberes Donau-Becken. Thallern. Die Lagerungsverhältnisse der Kohlenflötze von Thallern sind angegeben: J. Czjzek, Erläuterungen zur geogn.Karte von Krems, Seite 36. | Der Tegel, in dem dieKohlenflötze von Thallern eingelagert sind, führt in einer Ziegelei, westlich von Hollenburg, Mergelkugeln, darin sind zu finden Venericardia Partschü Goldfuss. Venericardia scalarıs So w. Cardium conjungens Partsch. Pectunculus pulvinatus Brogn. Lucina sp. Folglich die Versteinerungen wie im Wiener Becken bei Gain- fahren und Enzersfeld. Daher gehören auch die Braunkohlen von Thallern einer tieferen Schichte an, als die Lignitflötze von Zillings- dorf und Neufeld, und scheinen mit den Kohlen von Schauerleithen äquivalent zu sein, denen sie auch sehr ähnlich sind. Bei Obritzberg ist eine reine aber etwas mürbe, jetzt schon zwar ausgebeutete Kohle im Tegel gelagert, welcher von Sandstein und Conglomeraten bedeckt ist. | Bei Zelking südlich von Mölk ist ein bis 5’ mächtiges Lignit- flötz in weissen Sande eingelagert, dessen Mächtigkeit mit einem Bohrloche von 30° noch nicht durchgesunken wurde. In diesem Sande wurde ein Cerithium lignitarum Eichw. gefunden. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. A95 Die Braunkohlen-Lager östlich und südöstlich von Ried in der Umgebung von Haag sind dem Tegel oder dem Sande diesser Gegend aufgelagert, und sind von Conglomeraten und Schotter bedeckt. Die Braunkohlen-Ablagerung ist in dieser Gegend von ausserordentlicher Ausdehnung. Die Lignitflötze bei Wildshut sind im Tegel eingelagert, über dem Hangend-Tegel folgt nach oben Sand mit Tegel-Lagen und endlich Conglomerat. Aus den im Hangenden der Kohle vorkommenden Kohlenschiefern ist Taxodites Oeningensis En dl. bekannt geworden. AuchPlanorbis soll daselbst vorkommen. (Ausführlicheres: M. V. Li- pold, Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, Band I, Seite 599.) Die Einsenkung der Mur und Mürz. Über Obdach’s schwarze Braunkohle schreibt A. v. Morlot in seinen Erläuterungen zur VII. Sect., Seite 35. Über dieschwarze Braunkohle desFeberg-Grabens westlich von Weisskirchen im Judenburger Becken ist daselbst nachzulesen. Im Becken von Judenburg befindet sich das reichhaltigste Braun- kohlenlager bei Fohnsdorf. Auf dem Glimmerschiefer ist daselbst eine etwa 10’ mächtige Lage von einem ungeschichteten Conglo- merat aus ziemlich eckigen Brocken des darunter anstehenden Glim- merschiefers gelagert. Dann kommt schwarze Braunkohle 12—15' mächtig. Auf ihr liegen 2—4' mächtige Schichten, die bald mehr kalkig, bald mehr mergelig, bald mehr sandig sind und nach Kuder- natsch eine ungeheuere Menge von Paludinen- und Congerien- Schalen enthalten. i | Nach neueren Bestimmungen des Dr. Hörnes sind es Schalen von Congeria triangularıs Partsch t). Dann folgen Molassen-Sandsteine und besonders sandige Mergel und Schieferthone, deren Neigung, je weiter hinaus gegen den oberen Theildes Thales, geringer wird. Am Gebirge fallen die Schichten unter 30° von demselben weg. (Das Weitere: Kudernatsch in Haidinger’s Berichte, Band I, Seite 85 ete. Morlot, Erläuterungen zur VII. Sect., Seite 31.) ‚Über Dietersdorf daselbst. Die Kohle selbst zeigt bisweilen ausgezeichnet die Holzstructur. Auch über Schönberg ist daselbst nachzusehen. 1) Dr. Hörnes, schriftliche Mittheilungen. 32* AOQG Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Das Becken von Sekkau besteht hauptsächlich aus Mergeln und aus Sand, welcher letztere nur selten in Sandstein zusammenge- backen ist, in denen bei Kobenz, St. Marein und im Schwaig- Graben westlich von Sekkau Braunkohlen - Lagen vorkommen. In den über der Kohle liegenden Schieferthonen findet man gewöhnlich Blattabdrücke, bei Kobenz auch Süsswassermuscheln. Die Kohle im Schwaig-Graben ist nicht schwarz, sondern braun mit gut erhaltener Holztextur. Die Mergel sind, besonders bei Kobenz und bei Feistritz mit dem charakteristischen Tertiärgerölle bedeckt. Die untersten Schichten des kleinen Beckens von Trofajach bestehen aus Tegel, der stellenweise sehr mächtig ist und mit Schie- ferthon wechsellagert. Darüber folgt Sandstein, welcher an vielen Orten von Geröllen überlagert ist. In den obersten Schichten des Tegels ist bei Trofajach selbst ein 1 — 3’ mächtiges Kohlenflötz eingeschlossen, in dessen Hangen- dem Pilanzenreste vorkommen. Zu den vorherrschenden Arten gehören nach Dr. v. Ettingshausen: Glyptostrobus Oeningenis A. Braun. Daphnogene polymorpha Ett. Juglans Bilinica Ung. (Das weitere: im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichsanstalt, Band IV, Seite 425.) Über die Leobner TEEN) schwarze Braunkohle ist noch zu lesen: in Tunner’s Jahrb. IV, 1854, S.155; Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, IV, Seite 186; Haidinger’s Ber. VII, Seite 204; Morlot’s Erläut. zur VII. Sect., Seite 25 und Tunner’s Jahrb. 1841, I, Seite 87. Das Flötz liegt unmittelbar auf dem, zunächst demselben stark aufgelösten Grauwackenschiefer. Die Reihenfolge der Schichten zu Leoben ist: Conglomerat Sandstein 180 Klafter. Schieferthon 20 Klafter Kohle 8 Klafter. Grauwacke. Das Fallen des Flötzes ist in Süd und übersteigt an einzelnen Stellen in der Höhe des ausgehenden selbst 70°. Dieser Fallwinkel nimmt jedoch gegen die Teufe anfänglich rascher, später jedoch mehr und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 49% allmählich bis auf 15° ab, und behält dieses Verflächen bis auf nahe 600° weitere Teufe bei und stösst sich hier an einem schmalen Zuge des emporragenden Grundgebirges ab, welches den Tertiärstreifen von den Alluvionen des Murthales trennt. Im Dolling-Graben t), über der Leobner Kohlenmulde bedeutend höher stehend, ist ebenfalls eine Ablagerung von Braun- kohlen. Nach Seeland ist es unzweifelhaft, dass die obere Mulde nur ein Theil der Leobner Mulde ist, der durch gewaltige Störungen in diese höhere Lage gebracht wurde. Die Kohle im Urgenthale westlich von Bruck, die der Leobnerkohle ganz ähnlich ist, lagert, unter 32° nach Süden fallend, wie folgt: Grauer sandiger Thon mit Pflanzenresten. Kohle, muscheliger starkglänzender Bruch, mit Holztextur. Grober grauer Letten aus Gneiss und Glimmerschiefer. (Das Nähere: Haidinger’s Berichte, Band VII, Seite 204.) Das Becken im Winkel ?) westlich von Kapfenberg ist ringsum von körnigen Kalken eingeschlossen. Vierzehn Braunkohlen- Flötze wovon aber keines mehr als 6° mächtig ist, kommen in dem- selben eingelagert vor. Das unmittelbare Tiegende der Kohle sind Mergel und Schieferthone mit Blattabdrücken, unter diesen liegt eine Ablagerung von festem grobkörnigem Sandstein. Im Hangenden des aus Kohlenflötzen und Zwischenmitteln bestehenden Schichten-Com- plexes kommen Sandsteine vor. Die Kohle ist schwarz, glänzend, mit muscheligem Bruch, ohne Holztextur, mit einem unbedeutenden ‚Aschegehalt. Im Becken von Aflenz bei Göriach 3) nördlich von Turnau kommt unter Conglomeraten im Molassen-Sandstein ein Braunkohlen- flötz vor. Über die Lagerungsverhältnisse der Parschluger Kohle sind die elassischen Arbeiten von Prof. Dr. Unger nachzusehen *); ich will hier die Angaben von v. Würth 5) und v. Lidl 6) :neben ein- ander folgen lassen. 1) Seeland, Haidinger’s Berichte, VII, 204. 2) v. Lidl, schriftliche Mittheilungen. 32) A.v.Morlot, Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, Bd. I, S. 107. 4) Die fossile Flora von Parschlug, steierm. Zeitschr., neue Folge, IX, I. Heft. 5) Haiding er, Berichte I, S. 152. 6) v. Lidl, schriftliche Mittheilungen., A9S Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium v. Würth. v. Lidl. Gerölle von Kalk und Glimmerschiefer . Gerölle i ' h Blauer Letten Lehm, der in Schieferthon übergeht . . Mergel mit Blattabdr. Weisser Thon "Wr ETRPIT+T Wälkererae Alaunschiefer Kohle Schieferthon Mergelschiefer Feinkörniger Glimmer- Sandstein. Bei einem zu Parschlug geschlagenen Bohrloche wurden unter dem Liegendsandstein noch durchgesenkt: Kalkgeschiebe, einen Fuss mächtig, Schieferthon und wieder Kalkgeschiebe. Das am südlichen Gehänge der Mulde im Abbau stehende Koh- lenflötz streicht gegen Nord und verflächt gegen Osten unter etwa 40°. In der Tiefe zeigen die Kohlen immer ein mehr schwebendes Verflächen. Die Kohle ist rein pechglänzend ohne Holztextur 1). Man trifft in der Parschluger Kohlenmulde häufig Planorbis. Für die Kohlen - Vorkommnisse im Mürzthale am Kindberg auf- wärts bei Wartberg, Krieglach und Langenwang gibt Fr. Foetterle ?) folgende Lagerungsverhältnisse an. Auf dem Grundgebirge lagert die Kohle; diese wird von blauen Letten oder Schieferthonen, in welchen letzteren Blattabdrücke vorkommen, bedeckt. Über diese folgen dann nach oben Sand, Conglomerat und Schotter. | Eine nicht ünansehnliche Tertiärbildung wird zwischen der Probstei Zeyring :) und dem Flecken St. Oswald durch die annagende Pöls entblösst. Es sind Schichten von lockerem Sand und eben so lockerem Thonmergel. Braunkohlen kommen darin in mächtigen Mugeln oder Putzen vor, doch ohne alles Anhalten. Braunkohle 1) Tunner’s Jahrbuch 1841, I, S. 44. 2) Fr. Foetterle, mündliche Mittheilungen. 3) Dr. Rolle, dritter Ber. d. g. m. Vereins f. Steiermark, S. 24. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 499 Eine ziemlich ansehnliche Tertiärablagerung befindet sich an denGehängen des merkwürdigen Rottenmanner Querthales, nördlich von Ranten!t!). Es sind rauhe, fast ganz ungeschichtete Conglo- meratmassen, stellenweise vielfach durchzogen von unregelmässigen Trümmern und Schnüren von Kohle. Bei Judendorf?) unweit Neumarkt ist mittelst einer Bohr- arbeit eine geringe Partie Braunkohle nachgewiesen worden. Das tertiäre Becken von Lungau. Nördlich von Tamsweg bei Wolfing und St. Andree kommen in sandigen Mergeln unregelmässige Trümmer und Schnüre von sehr geringmächtiger sehwarzer Braunkohle vor. Bei Wolfing fand ich in Schiefer- thonen Blätterabdrücke in grosser Menge. Unter den sandigen Mergelschichten findet sich auf der Haide nordöstlich von Tamsweg der Tegel abgelagert, in dem man durch Bohrung Spuren von Braunkohle auffand. Die sandigen Mergelschichten werden von Conglomerat- massen überlagert, deren Mächtigkeit im Seebach-Graben 20 Klafter übersteigt; in ihrer unteren Partie wechseln die Conglomerate mit grobkörnigen Sandsteinen in denen ebenfalls, bei Sauerfeld östlich von Tamsweg, Blattabdrücke aber selten gut erhalten und kleine Kohlenstückchen vorkommen. Die Conglomerate werden von losem a überlagert. Auf dem Thörl in Bundschuh in Lungau kommen ebenfalls geringmächtige Ablagerungen von Braunkohlen vor. Die Einsenkung der Enns und Salza. Bei Ober-Lengdorf nordöstlich von Gröbming im Ennsthale und weiter westlich davon bei Hoffmann ist tertiärer Sand und Tegel abgelagert. Man findet in demselben eine auf dem Kopfe stehende 2 — 3’ mächtige Schichte von schwarzer glänzender Braunkohle, deren Streichen Stunde 6 ist. Diese Braunkohlen -Ablagerung wird von Conglomeraten über- lagert, die mehr horizontal liegen und endlich folgen Gerölle. Nördlich von Steinach stehen grobe Sändsteine, nach ‚Stunde 9 in SW. unter steilen Winkeln einfallend, mit Mergelschie- fern wechsellagernd, an. Ich fand in denselben folgende die neogenen 1) Dr. Rolle, dritter Ber. d. g. m. Vereins f. Steiermark, S. 25. 2) Dr. Rolle, dritter Ber. d. g. m. Vereins f. Steiermark, S. 25. 500 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Ablagerungen charakterisirende Pflanzenreste, von einzelnen Kohlen- stückchen begleitet: Quercus Drymeja Ung. Betula prisca Ett. Daphnogene polymorpha Ett. Giyptostrobus Oeningensis A. Br. Die tertiäre Ablagerung bei Wagrein) im Salzachthale besteht aus Conglomerat und Sandstein, die mehrere Male mit einander wechsellagern. Diese Schichten, die steil gegen die Central- kette einfallen, enthalten mehr als acht Braunkohlenflötze, welche jedoch nur sehr gering mächtig sind. Die darin vorkommenden Pflanzenreste sind entschieden neogene Formen. Das Becken von Klagenfurt. Zwischen St. Ilgen und Keutschach?) kommen im unge- schichteten Tegel und Lehm (mit Planorbis) zwei Lignitflötze vor, deren Mächtigkeit ?’—8' erreicht. Das Liegende dieser Formation ist das Grundgebirge; das Hängende bildet ein vorherrschend aus Alpen- kalk-Geschieben bestehendes Conglomerat. Die Verbreitung derLignit führenden Lehm-Ablagerung ist eine geringere und anders begrenzte als die der Conglomerate, welche am Gehänge des Drauthales bei Wiktring und anderwärts dem Grundgebirge unmittelbar aufliegt. Bei Latschach südlich,und bei Feistritz im Gailthale kommt unter ganz ähnlichen Verhältnissen nur partienweise Lignit vor. 2. Locale Bildungen. Der Süsswasserkalk ist ein grauer oder gelblicher Kalkstein von geringer Härte und erdigem Bruche, der viel'Thonerde und etwas Eisen in seinen Geinengtheilen enthält. Häufig ist er aber auch von . .Kieselerde durchdrungen und dann sehr zähe, hart und von gelbgrauer Farbe. Man findet in dem Süsswasser Kalke nach Czjzek >): Helix nemoralis Drap. „ agricola Bronn. Planorbis subcarinatus Charyp. Melania Hollandri Fer. Melanopsis Bouedi Fer. 1) Nach einem nur im Manuseripte vorhandenen Durchschnitte des Dr. Peters. ?2) Dr.Peters, mündliche Mittheilungen. 3) Erläuterungen zur Karte von Wien, S. 17. er und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 501 Paludina sepuleralis Partsch. & lenta Desh. Valvata piscinalis Lam. Nach neueren Untersuchungen von J. Gobanz ist in diesem Verzeichnisse folgendes nachzutragen 1): Helix nemoralis Drap. ist eine recente Species, also kaum in einer tertiären Schichte vorhanden. Planorbis subcarinatus Charp. soll heissen Pl. appla- natus Thomae. Melania Hollandri Fer. ? vielleicht wurde eine häufig vorkommende Paludina dafür gehalten. Valvata piscinalis Lam. ist eine recente Species. B. Verbreitung der neogenen Gebilde. a) Des offenen Meeres. Die tiefsten Stellen der Becken nimmt die Tegelbildung ein. Im Wiener Becken ist die Ablagerung des unteren Tegels _ eine allgemein verbreitete. Nicht so ist es mit dem oberen Tegel; dieser scheint sich nur stellenweise abgelagert zu haben. So ist dieser Tegel bei Brunn, bei Hernals, bei Inzersdorf und von da öst- lich bis nach Bruck am Leithagebirge bekannt ?). Eben hat man südlich am Leithagebirge Tegel mit Congerien-Schichten erbohrt. Die Cerithien-Schichten 3) treten an vielen Punkten des Wiener Beckens zu Tage und wurden auch durch Bohrungen nach- gewiesen. In der steierischen Bucht des ungrischen Beckens liegt die Tegelbildung ebenfalls zu unterst. Von Congerien ist daselbst nichts bekannt geworden ; dagegen sind die Cerithien-Schichten aut mehreren Stellen nachgewiesen worden *), so in der Umgebung von Hartberg, östlich von Gleisdorf und in der Umgebung von Gleichen- berg. Der Tegel wird grösstentheils durch Mergel ersetzt, die besonders mächtig in dem Windisch-Büchel nördlich von Marburg auftreten. 1) J. Gobanz, schriftliche Mittheilungen. 2) J. CzjZek, Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, II, 2, 86. 3) Dr. Hörnes, Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, II, 4, 116. *) Dr. Andrae, dritter Bericht des geogn.-mont. Vereins für Steiermark, S. 9. 502 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Im Becken des Lavantthales nehmen die Sande, Sand- steine und Mergel die tiefsten Stellen der Mulden ein, während die sandigen Lehme mehr an den Rändern abgelagert worden sind. Die Cerithien-Schichten sind hier bis jetzt nicht aufgefunden worden. Im oberen Donau - Becken sind die Congerien- Schichten (oberer Tegel) bis jetzt nicht nachgewiesen wor- den. Die Cerithien-Schichten scheinen dagegen allgemein verbreitet zu sein. Im Tullner Becken wird die untere Tegelbildung durch Tegel, der vom Sande überlagert ist, repräsentirt. Im Linzer Becken wird zwischen Mölk und Wels der Tegel durch sandige Mergel ersetzt; von Wels westlich treten wieder die Tegel auf. So wie die Tegelgebilde gewöhnlich die unteren Stellen der Becken ausfüllen, bedeckt der Sand in verschiedener Mächtigkeit den Tegel. Sowohl im Wiener Becken und in der Bucht von Unter- steier, als auch im oberen Donau-becken ist seine Verbreitung ganz allgemein; in dem Lavantthaler Becken ist er bis jetzt nicht nach- gewiesen worden und dürfte durch die Conglomerate repräsentirt sein. Ebenso allgemein ist die Verbreitung des Schotters inden genanntenBecken. Der Schotter füllt häufig die vor seiner Ablagerung entstandenen Vertiefungen des Sandes aus, oder umgibt mantel- förmig die aus seinem Niveau emporragenden Hügel t). An jenen Stellen nur trifft man den Schotter und Sand nicht, wo sie entweder von jüngeren Ablagerungen bedeckt oder nach ihrer Bildung durch Bäche und Flüsse oder Meeresströmungen wegge- schwemmt worden sind. Der Leithakalk fehlt dem oberen Donau-Becken ganz. Um so häufiger tritt aber der Leithakalk im Wiener Becken und in der steierischen Bucht auf. So bei Nussdorf, zwischen Mödling und Baden auf mehreren Stellen, bei Wöllersdorf nordwestlich von Wiener-Neu- stadt. Ferner in bedeutenden Partien in der Umgebung von Wildon, Leibnitz, Ehrenhausen und Mureck. Das von krystallinischen Schiefern gebildete in SO. von Wien liegende Leithagebirge, welches zur neogenen Zeit wahrscheinlich eine Insel bildete, ist rund herum von ungeheueren Massen des Leithakalkes. den tertiären Korallenriffen, eingefasst. 1) J. Czjzek , Erläuterungen zur geogn. Karte von Wien, S. 19. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 503 b) Verbreitung der Randgebilde. 1. Am Rande der Alpen. Die Vorkommnisse der Braunkohlen des Wiener Beckens werden durch Schotter, Sand, Lehm und Tegel, hauptsächlich aber durch Conglomerate mit einander verbunden. Die Conglomerate, welche hier gewöhnlich aus Kalkgeröllen bestehen, treten nördlich von Mödling auf und ziehen von da am Rande des Wiener Beckens “nach SW. über Baden, Neunkirchen bis Gloggnitz beinahe ununter- brochen fort. Westlich von Mödling ziehen sie sich weit ins Gebirge hinein, wo sie besonders in der Umgebung von Heiligenkreuz theilweise von Schotter bedeckt auftreten. Südlich von Baden breiten sich die Conglomerate zwischen Vöslau, Pottenstein und Wöllersdorf in unge- heueren Massen aus und bedecken hier die Vorkommnisse der Braun- kohle bei Grillenberg, Kleinfeld und die der Jaulingwiese. Eben so mächtig treten sie in der Bucht von Gloggnitz auf. Die Braunkohlen von Leiding und Schauerleiten bei Pitten werden von losem, dem nahen krystallinischen Gebirge angehörigen Schotter bedeckt, der amGebirge in der Umgebung von Thernberg hoch hin- auf reicht. Die Lignit-Ablagerungen von Neufeld und Zillingdorf sind vom Schotter bedeckt, und dieser reicht an dem Rande des ungrischen Beckens über Forchtenau bis nach Bernstein, Friedberg und Hart- berg und verbindet die Braunkohlen-Vorkommnisse dieses Striches unter einander. Zwischen Hartberg und Gratz sind die Braunkohlen-Schichten ebenfalls vom Schotter bedeckt. In der Bucht von Voitsberg 1) zwischen Gratz, Voitsberg und Mooskirchen, tragen die die Braunkohlen begleitenden Ablagerungen den Charakter der Süsswasser-Gebilde an sich. Zwischen Moos- kirchen und Landberg reichen die Meeres-Ablagerungen bis an den Rand des Gebirges, dagegen findet man in der Bucht von Eibiswald Ablagerungen, die den süssen Wässern ihre Entstehung verdanken. Im oberen Donau-Becken sind die Conglomerate besonders mäch- tig entwickelt. Im Tullner Becken nördlich von der Donau treten sie seltener auf und sind hier häufig von Löss bedeckt; südlich von 9) Dr. Rolle, vierter Bericht des geogn.-mont. Vereins für Steiermark, S. 21. 50% Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium der Donau sind sie besonders südlich von Hollenburg weit ausge- dehnt. Eine ausserordentliche Verbreitung besitzen die Conglomerate südlich von Linz. Die ganze Strecke zwischen der Enns und der Traun ist bedeckt von mitunter sehr mächtigen Conglomeratmassen, unter welchen man nur an einigen wenigen tiefer eingeschnittenen Stellen die sandigen Mergel hervortreten sieht. Von Gmunden nach West über Vöklabruck bis nach Laufen zieht sich eine mächtige Ablagerung von Schotter und Conglomeraten fort, die die Lignit- Vorkommnisse von Haag und Wildshut bedeckt. Alle diese Gebilde sowohl des unteren als auch des oberen. Donau-Beckens übersteigen die Meereshöhe von 1600’ nicht. 2. Im Innern der Alpen. Im Becken des unteren Lavantthales sind Schotter und Conglo- merate am östlichen Rande desselben am Fusse der Koralpe mächti- ger entwickelt. Den Schotter fand man auch im südlichen Theile des Beckens im Gebiete des Granitzbaches, wo derselbe die Meereshöhe von 2149 erreicht. Die älteren tertiären Schichten des Lavantthales, die Sandsteine und Mergel nämlich, erheben sich nicht über 1800’, sie liegen aber doch wenigstens um 1000’ höher als die beiläufig 700’ Meereshöhe besitzenden Badner Schichten, welchen sie gleich sind. Höher hinauf (über 2149') fand man zwar keine Gerölle, wohl aber aufgelöstes Gebirge; nach der oberen Grenze des Getreide- baues lässt sich schliessen, dass dieselben sowohl im oberen als im unteren Lavantthale bis zur Meereshöhe von 4000’ hinaufreiche. Im Becken des oberen Lavantthales sind keine Ablagerungen von Schotter und Conglomeraten beobachtet worden. Die tieferen Schichten, Lehme, Sandsteine und Mergel, erreichen (bei Probel) die Meereshöhe von 2800’. Über den 3061’ hohen Sattel zwischen dem oberen Lavantthale und dem Wassergebiet der Mur ziehen sich die Gebilde des Lavantthales hinüber in das Becken von Judenburg und Knittelfeld. Das Becken von: Judenburg ist in der Tiefe mit den sandigen Mergelschichten ausgefüllt. Die Meereshöhe dieser Gebilde übersteigt kaum 2800’; sie sind theilweise,, wie bei Schönberg, von Geröllen überlagert. Das Gerölle steigt seinerseits auf mehreren Stellen, nament- lich in der Gegend von Weisskirchen, bis zu 3100’ Meereshöhe. a = ET > ee und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. AO Im Becken von Leoben findet man die Sandsteine und Schiefer- thone in den tiefsten Stellen der Mulde abgelagert. Sie sind von Schotter und Conglomeraten bedeckt und die letzteren reichen wieder auf den Abhängen des Gebirges im Dollinggraben bis zu einer Meereshöhe von 3060. Wie in diesen beiden Becken verhalten sich auch in den übri- gen Mulden der Mur und des Mürzthales ganz auf dieselbe Weise die besprochenen Schichten. Die mehr sandigen und mergeligen Schich- ten findet man unten in der (ehemaligen) Tiefe der Mulden von Schotter- und Conglomerat-Ablagerungen hedeckt, welche letztere sich aber bedeutend höher auf den Abhängen der die Becken ein- schliessenden Gebirge hinaufziehen und stäts ein höheres Niveau einhalten. Im Becken von Krumbach liegen die Sande und Tegel zu unterst und stehen nur selten zu Tage an; sie sind von Geröllen der rundherum anstehenden Gebirgsgesteine bedeckt. Diese Gerölle bedecken den Sattel zwischen Krumbach und Edlitz, ziehen sich auf den Abhängen der Gebirge hoch hinauf und erreichen hier eine Höhe von beiläufig 3000’. Ebenso findet man im Becken von Ratten die Schiehten mit Kohlen die tieferen Stellen ausfüllen, während das Gerölle überlagernd auftritt und eine. Höhe erreicht, die 3000’ _ übersteigt. So beobachtete ferner A. v. Morlot Conglomerate bei Alten- berg bei 3070’ M. H., zwischen Ramsau und Radmer bei 3360’ M.H., bei Maria- Zell bei 2823’, im Fallensteiner Graben bei 2970, bei Golrad bei 3130’, in der Umgebung von Annaberg bis 2765’ M. H. abgelagert. Im Westen des Judenburger Beckens findet man bei Ober- Zeyring die Thonmergel abgelagert, die sie überlagernden Gerölle ziehen sich in das Thal von Brettstein hoch hinauf, reichen im Thale von St. Johann hinauf bis auf den Sattel von Hohentauern, der in das Ennsthal hinüber führt. Bei Neumarkt sind auf der Wasserscheide zwischen der Drau und Mur Braunkohlen-Gebilde abgelagert, der Schotter überdeckt hier bedeutende Flächen, und zieht sich auf den Abhängen der Kuhalpe hoch hinauf. Ebenso liegen die Braunkohlen führenden Conglomerate bei Ranten bedeutend niederer als die Geröllschichten, die man in den weiter nördlich davon gelegenen Thälern findet. 506 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Im Becken von Lungau bei Wolfing und St. Andree nördlich von Tamsweg nehmen die Mergelschichten mit Braunkohle die tiefsten Stellen ein. Die Conglomerate im Seethale reichen bis 3400". Die Schotter-Schichten füllen alle höher gelegenen Partien des Beckens. So reichen sie in der Tauern-Ache bis nach Tweng (3598), im Zederhaus-Winkel bis zum Fettel, bis nahe auf den Katschberg-Pass, den Übergang nach Kärnten (5029), hinauf, und auf das Thörl, wo unter denselben auch noch eine kleine Partie Braunkohlen gefunden wurde. Das Ennsthal ist mit dem eben abgehandelten Murthale durch drei Sättel verbunden, über welche drei gut erhaltene Strassen aus dem Murthale in dasselbe führen: der Pass zwischen Wald und Mautern, der Pass Hohentauern und der Radstädter Tauern-Pass. Die zweiersteren sind mit bedeutenden Schotter-Ablagerungen bedeckt, am Radstädter Tauern sind sie wegen bedeutenderen Alluvial-Ablage- rungen nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Im Ennsthale nun sind auch die Tegel mit Braunkohlen und Mergelschiefern mit Sandsteinen mehr in der Tiefe des Thales, beiläufig in 2000’ M. H., zu finden. Die Conglomerate am Grimming steigen um 500’ höher, die Gerölle endlich kann man bis zu einer Höhe von 3500 — 3600’ verfolgen, indem sie sowohl den Übergang nach St. Gallen, als auch den Pass Pyrhn bedecken und auf der Strasse nach Aussee bis in die Gegend von Mitterndorf reichen. Eine Ausnahme scheinen die Ablagerungen bei Wagrein zu bilden; man findet hier nach Dr. Peters Mittheilungen zu unterst Lagen von Conglomeraten mit Sandsteinen wechsellagernd und diese Schichten von Sandsteinen mit schwachen Braunkohlenflötzen bedeckt. Im Salza-Thale sind die Geröllschichten nur auf sehr wenigen Punkten beobachtet worden, man möge aber daraus keinen Schluss ziehen, dass sie auch nieht vorhanden wären, um so mehr als sie am Sattel, der aus dem Salza-Thale bei Kriml nach Tirol führt und an anderen hoch gelegenen Punkten beobachtet wurden. | Die Ablagerungen des Enns- und Salza-Thales hängen mit ee im nördlichen Kalkalpen-Zuge vorkommenden tertiären Ablagerungen zu- sammen 1), die hin und wieder theils durch grössere Festigkeit, theils durch eine geschützte Lage den Zerstörungen einer späteren Zeit 1) Kudernatsch, Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, III, b, 86. ie ee und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 07 entgangen sind. Tertiäre Ablagerungen nehmen die Wasserscheide zwischen der Enns und Ibbs an zwei Punkten ein, zwischen W eyer und Hollenstein, und dann bei Lassing, wo man auch einen blaulichen Tegel anstehen sieht, der zahlreiche Paludinen führt. Bei Oppenitz in einem mehr abgeschlossenen Becken erscheinen auch tertiäre Schotter-Conglomerat- und Tegelmassen; die letzteren führen Süss- wasser-Conchylien. Das Becken von Windischgarsten ist an seinem südlichen Rande mit tertiärem Schotter erfüllt. Eben so hängen die tertiären Schottermassen längs des Saalflusses einerseits mit der Einsenkung der Enns und Salza, andererseits mit dem oberen Donau- Becken zusammen. Das Becken des unteren Lavantthales istüber den Sattel südwestlich von St. Paul mit dem Becken von Klagenfurt in Verbindung. In diesem letzteren wurden bis jetzt keine marinen Schichten aufgefunden, wohl aber Schichten mit Braunkohlen, wie bei Loibach, bei St. Ilgen, Latschach und bei Feistritz im Gailthale. Doch ist hier nirgends etwas Zusammenhängendes zufinden; das was zur Zeit der Tertiär-Periode abgelagert worden war, mag zum Theil von den Diluvial-Ablagerungen bedeckt, zum Theil aber durch die Fluthen der Diluvial-Zeit zerstört worden sein. Die Braunkohlen-Ablagerungen des Klagenfurter Beckens liegen weniger hoch über der jetzigen Meeresfläche erhoben als die tertiären Ablagerungen des Lavantthales und halten das Mittel zwischen der Erhebung desLavantthalesund der des Wiener Beckens. Die Schotter- Ablagerungen jenes Beckens aber erreichen eine Höhe, die man in den zwei andern zuletzt genannten Becken noch nirgends beobachtet hatte. Während die Braunkohlen-Ablagerung bei Feistritz im Gailthale kaum 1800’ erreicht, steigen die Geröll-Ablagerungen bei Hermagor etwas über 2000, bei Kötschach und Mauthen findet man sie zwischen 3000’ — 4000’ M. H. anstehend, bei M. Lukkau in 4116, bei Tilliach in 4837, und auf der Wasserscheide zwischen dem Gailthale und der Drau westlich von Tilliach in 4974’ M. H. Während die Schichten mit Braunkohlen bei Latschach und St. Ilgen kaum 1600’ übersteigen, erreichen die Schottermassen im Drauthale bei Spittal 1800’, gegen- über .von Paternion 2000’, nördlich von Millstadt und Radenthein 2800’; im Liserthale bei Gmünd 3000’, bei Rennweg 4000’ und am Katschberge 5029' M. H. Ebenso steigt das Niveau der Schotter- Ablagerungen im Möllthale. Sie wurden daselbst beobachtet bei 508 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Ober-Vellach in 2085’, bei Stall in 2659, in Winklern bei 3011’, auf der Wasserscheide des Iselberges 3684, bei Mörtschach in 3014, in der vorderen Asten bei 3975‘, in der hinteren Asten in 5288’, hei Heiligenblut in 4016’, bei der Maria-Hilf-Capelle am Heiligenbluter Tauern in 5047’ M.H. Im oberen Drauthale herrschen dieselben Niveauverhältnisse der Schotter- Ablagerungen. Zwischen Sachsenburg und Ober Drauburg übersteigen die Schotter-Ablagerungen kaum die Höhe von 3000’. Bei Lienz sind sie am Iselberge in 3684, beim Ranacher 3784, beim Plautsch in 4146’; im Pusterthale auf dem Pannberge in 4161’, bei St. Virgein in 4334’ und weiter nördlich im Burgerthale bei 5145’, bei Abfaltern in 3618‘, am Tessenberge in A277’, und bei Hollbrucken in 4401’ M. H. gefunden worden. Das Iselthal ist in dieser Hinsicht eben so interessant. Während die Schotter-Ablagerungen beim Gwabl nur 3144’ erreichen, steigen sie bei Leibnig auf 3866’, im Tefferecker Thale bei Hopfgarten auf 3499‘, bei St. Jakob auf 4388’, am Staller Bache auf 4962’ M. H., und liegen beim oberen See im Stalleralpen-Thale auf.der Wasser- scheide von Tefferecken in das Pusterthal in 6485’. Im Kalserthale übersteigen sie nicht 5000’ M. H. Bei Windisch-Matrey sind charak- teristische tertiäre Conglomerate am Calvarienberge in 3370‘ abge- lagert. Die Schotter-Ablagerungen findet man bei Proseck in 3450, bei Virgen in 3685’, bei Pregatten in 4099, beim Islitzer westlich von Pregatten in 4137 M.H. Ganz dieselben Niveauverhältnisse des Schotters kann man auch in den Gegenden nördlich von Klagenfurt beobachten. Auf der Gerlitzen-Alpe in der Umgebung des Ossiacher Sees 1) erreicht der Schotter 4500’ M. H., im oberen Gurkthale 4700’, nördlich von Feld- kirchen 3000’, bei Sörg am Schneebauer Berge 3000’, südlich von Strassburg bei Gunzenberg 2200’ — 2300’, im unteren Gurkthale bei Glödnitz 3800’, im Thale von Metnitz 4200’ M. H. Am Ulrichs- berge unterhalb des Gipfels kommt zerstreuter Schotter in 3000’ M.H. vor. Je weiter man in das Innere dieser Thäler des Gail-, Drau-, Möll-, Gurk- und Metnitz-Thales dringt, desto geringer ist die Mäch- tigkeit der tertiären Ablagerungen und desto höher das Niveau, 1) Dr. Peters, mündliche Mittheilungen. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 509 unter welchem sie vorkommen. Die Tegel- und Sand-Ablagerungen findet man im Innern dieser Thäler sehr selten. So ist bei Nieder- Gail im Gailthale eine Tegel-Ablagerung von sehr geringer Ausbrei- tung beobachtet worden; eben eine solche aber von grösserer Aus- dehnung findet man bei St. Virgen im Pusterthale, und unter dem Calvarienberge von Windisch-Matrey. Die übrigen besprochenen Ablagerungen bestehen blos aus Schotter-Anhäufungen, die gewöhn- lich um so weniger mächtig sind, je tiefer sie sich im Innern der Thäler befinden und je enger das Thal ist, in dem sie abgelagert wurden. Süsswasserkalk. Die Verbreitung des Süsswasserkalkes ist weit geringer, als die des Leithakalkes. Derselbe kommt im betrachteten Gebiete vor bei Gross-Weikersdorf im Tullner Becken, am Aichkogel bei Gumpoldskirchen, bei Baden, und bei St. Veit im Wiener Becken. Mächtig entwickelt ist der Süsswasserkalk im Becken von Rein!) bei Strassgang und am westlichen Rande des Plawutsch-Gebirges ?). 2 Schichten-Störungen. a) In den Gebilden des offenen Meeres. Die tertiären Schichten des Wiener Beckens liegen alle so, dass man gezwungen wird anzunehmen, sie seien seit der Epoche ihrer Ablagerung in ihrer Lage nicht gestört worden. Eben so findet man zum grössten Theile diese Schichten auch im oberen Donau -Becken ganz horizontal gelagert. Vom grössten Theile der steierischen Bucht des ungrischen Beckens lässt sich dasselbe sagen ; nur in jenen Gegen- den die zwischen Marburg, Arnfels und Leibnitz 3) zu liegen kommen, lassen sich ganz deutliche Schichten -Störungen der echt marinen Gebilde wahrnehmen, da hier zum grössten Theile die Schichten nach Nord oder Ost einfallen. Die Schichten -Störungen im Becken des Lavantthales wurden weiter oben angegeben. b) Inden Rand-Gebilden. Schon lange ist das merkwürdige Vorkommen der Braun- kohle von Gloggnitz bekannt *). Die Eibiswalder Braunkohlen- 1) Siehe (3) auf Seite 484. 2) Dr.Rolle, mündliche Mittheilungen 3) Dr. Rolle, mündliche Mittheilungen. #) Siehe oben Seite 499. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd.Il . Hft. 33 \ 510 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluyium Ablagerungen sind in ihrer Lagerung ebenfalls gestört; die Schichten derselben fallen alle nach Nord und unterteufen scheinbar die Ablage- rungen des offenen Meeres. Ich fand auch im Ennsthale die Sand- steine und Mergelschichten mit Pflanzenresten bei Steinach nach Stunde 9 streichen, miteinem Einfallen nach Südwest unter 60°, und die Braunkohlen bei Ober -Lengsdorf auf dem Kopfe stehend mit einem Streichen nach Stunde 6. Eben sosind die Mergelschichten nördlich von Tamsweg im Becken von Lungau gestört, sie fallen ziemlich steil mit 40° Neigung nach Süd. Die Conglomerate westlich davon im Seethal liegen aber beinahe ganz horizontal. Die Schichten der Sandsteine und Conglomerate bei Wagrein fallen ebenfalls nach Süd, obwohl sie sich am südlichen Abhange des Sabrathales befinden. Nach den verschie- denen Mittheilungen über die Braunkohlen-Vorkommnisse im Mur- und Mürzthale, scheint die Lagerung dieser Gebilde da auch nicht normal zu sein, wie man dies anzunehmen pflegte. So fällt bei Parschlug die Kohle unter 40° nach Ost; im Urgenthale westlich bei Bruck fällt sie nach Süd unter 32%. Die Leobner Kohlenflötze fallen nach Süd unter 15° in der Teufe, am ausgehenden aber übersteigt das Fallen 70°. Nach Seeland 1) bildete die Kohlenmulde des Dalling-Grabens bei der ursprünglichen Flötzbildung mit der jetzt tiefer liegenden Leobner Mulde ein einziges zusammenhängendes Lager; die Trennung derselben erfolgt erst nach ihrer Ablagerung. Eben so muss man bei der Lagerung der Fohnsdorfer Braunkohlen-TLager eine Hebung vor- aussetzen, welcher die Schichten ihre Neigung verdanken. Für die Kohlenlager von Leiding und Schauerleithen nimmt Bergrath Czjzek?) seit jeher eine Hebung an. Im Schotter der Alpen, der auch manchmal gut geschichtet er- scheint, habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt, Schiehten-Störungen zu beobachten. D. Gesteinsbeschaffenheit und Verbreitung des Diluviums. a) Terrassen-Diluvium. Grosse Massen von Geröllen in der Form von Terrassen abgelagert, bilden das Terrassen-Diluvium. Die Schiehtung ist gewöhnlich nicht ganz deutlich. Die grösseren Gerölle 1) Seeland. Bericht Haidinger’s, VII, 204. 2) J. C2jZek, Erläuterungen zur geogn, Karte v. Wien. S. 59 und 60. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 5 11 sind immer mit feinerem Sande untermengt und nur selten trifft man grössere Lagen von Sand darin. Die Gerölle lassen viele vom Sande oder kleinen Geröllen nicht ausgefüllte Zwischenräume sehen, was bei tertiären Ablagerungen nicht der Fall ist. Sie treten immer und an allen Orten ebene Flächen bildend auf und nehmen an Stellen, wo sie durch spätere Auswaschungen ausgefurcht werden, die Gestalt von Terrassen an. Durch diese Eigenschaften charakterisiren sie sich als rasche Ablagerungen wilder Wasserströme. Das Material, aus dem diese Ablagerungen bestehen, rührt aus dem Gebiete der sie ablagernden Gewässer her und ist daher in ver- schiedenen Gegenden und oft auch in einer und derselben Diluvial- Ablagerung verschieden. Das Terrassen-Diluvium istim Gebiete der nordöstlichen Alpen sehr verbreitet. Am ausgedehntesten tritt es in der Neustädter Ebene auf, wo es:eine Einsenkung des Wiener Beckens, die als die Fortsetzung der Einsenkung der Mur und Mürz betrachtet werden muss, ausfüllt. Eine beinahe eben so grosse Ausdehnung besitzt die Diluvial-Ablage- rung längs dem Traunflusse auf der Welser Haide. Beinahe ebenso ausgedehnt sind diese Ablagerungen längs der Mur, dem Inn, der Enns, des Ips und der Drau. Innerhalb der Alpen ist die Verbreitung des Terrassen-Diluviums eben so bedeutend. Die tiefsten Stellen des Beckens von Klagenfurt und des Judenburger Beckens, sind von sehr mächtigen Diluvial- Geröllmassen erfüllt. Längst der Mur kann man das Terrassen-Diluvium über Murau und Predlitz bis nach Gamingstein verfolgen, bis an die Spalte südlich von Tamsweg. Aus dem Klagenfurter Becken steigt das Diluvium mit der Thalsohle der Drau über Spittal bis nach Möll- brücken; mit der Gurk bis über Weitensfeld; von Feldkirchen über die Höhe nördlich ins obere Gurkthal. Man findet das Diluvium auch im Lavantthale. In den nördlichen Kalkalpen sind bedeutende Schottermassen in der Form von Terrassen, längs der ganzen Enns vom Gesäuse angefangen nach abwärts; längs der Steyer; in der Umgebung von Mitterndorf, Aussee und Ischel. Längs der Salza unter- halb Rheinbach, und der Saale unterhalb dem Zeller-See. Das Terrassen-Diluium kommt nicht vor: im Ennsthale oberhalb des Gesäuses, im Paltenthale, im Salzathale oberhalb Rhein- bach, inLungau oberhalb der Spalte bei Tamsweg, im oberen Theile des Möllthales, im Thale der Isel, im Puster- und Gailthale. 33* 512 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium b) Löss. Ein lichtgelber 1), selten grauer, etwas sandiger Lehm mit kaum bemerkbaren kleinen Glimmerschuppen, von geringer Diehtigkeit, und stäts ohne Schiehtung; entweder schildförmig an Hügeln angelagert und dann bis 20° mächtig, oder grössere Flächen in grösserer oder geringerer Mächtigkeit überdeckend. Selten findet man darin grössere abgerundete Geschiebe. Knochen grosser Land- Säugethiere von: Elephas primigenius Blum. khinoceros tichorrhinus Cuv. Eguus caballus Lin. Bos priscus Bojan. Cervus eurycerus Aldrov. und Landschnecken, die letzteren in unglaublicher Menge, überall in demselben auftretend: Helix montana Stud. Succinea oblonga Drap. Pupa marginata Drap. sind darin zu finden. Ein Blick auf eine geologische Karte der nordöstlichen Alpen zeigt schon, dass die Verbreitung dieses Gebildes auf das obere Donau- Becken und das Wiener Becken beschränkt ist. Im Innern der Alpen kommt der Löss nirgends vor. c) Erratische Blöcke sind ohızeln ?) an der Oberfläche liegende grosse Stücke eines Gesteines, das in der Nähe nicht an- steht. Die fremdartigen, mehr oder minder umfangreichen Blöcke sind von entfernteren Gebirgs-Zügen hergetragen, bestehen aus Granit, Gneiss, Glimmerschiefer und aus anderen älteren Gesteinen und sind nicht abgerollt, sondern scharfkantig, manchmal einzelne Schliffflächen zeigend. Sie werden an folgenden Orten im Gebilde der nordöstlichen Alpen als vorkommend angegeben : bei Seefeld „ Mitterwald » Walgau und „ Innsbruck „ Kitzbüchel | nördlich von Innsbruck 1) J. CäjZek, Erläuterungen zur geogn. Karte v. Wien, S. 12. 2) J. CZjZzek,, Erläuterungen zur geogn. Karte v. Wien, S. 9. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 513 bei Wald und Umgebung, nördlich von Kriml nördlich von Mittersill östlich bei Zell am See bei St. Georg „» Tann und Cschenau im Gasteiner Thale bei Pitten im Wiener Becken südlich von Königstetten und am Waschberge n. v. Stockerau Doch muss ich erwähnen dass man diese Angaben mit Vorsicht aufnehmen möge, indem es mir scheint, dass auf mehreren Stellen die Ablagerungen des rohen Schotters der Alpen für erratische Blöcke angesehen worden sind. d) Alte Moränen sind die letzten zurückgebliebenen Spuren der ehemaligen weit grösseren Ausdehnung der Gletscher. Es sind dies unregelmässige, bald der Richtung des Thales folgende, bald die Thäler quer absperrende Haufen von grösseren und kleineren Blöcken. von Gesteinen, die den Thälergebieten aus denen die Gletscher kamen, angehören. Das Sengsen-Gebirge nördlich von Windisch-Garsten, das Ausseer Gebirge, der Gebirgsstock des Dachsteins und des Hoch- Gollings beherbergten die Gletscher, welche die in diesem Gebiete vor- kommenden Moränen erzeugt haben, und jetzt bis auf das Karls-Eis- feld des Dachsteins ganz verschwunden sind. Die im Möllthale und im Malnitzer Thale am südlichen Abhange der Centralkette vorkom- menden Moränen verdanken den ehemals viel mehr ausgebreiteten Gletschern des Gr.-Glockners, des Hohen-Narr und des Ankogls ihre Entstehung. im Gebiete der Salza Umgebung von Taxenbach we im Tullner Becken. E.e. Alluvium ‘Hierher gehören die Ablagerungen und Anschwemmungen der jetzigen Gewässer in der gegenwärtigen Zeit. Die Donau nimmt bei der Bildung dieser Ablagerungen den ersten Rang ein. Auf die Engen des Strombettes folgen grössere Erweiterungen desselben, in welchen sich die Donau mehr ausbreiten kann, und diese letzteren sind es, in denen diese Ablagerungen vor - sich gehen. So das Marchfeld, das Tullnerfeld, die Alluvionen bei 591% Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Enns und Efferding. Die Senn! der Donau bestehhk aus Schotter, Sand und Lehm. So wie dieDonau haben auch die anderen Flüsse und Bäche ihre Alluvionen; an solehen Stellen wo der Lauf ihrer Gewässer ein geringerer ist, lagern sie den Schutt und Schlamm, den sie mit sich führen, ab. Auf ihre Bildung haben periodische Anschwellungen der Flüsse und Bäche und locale Witterungsverhältnisse einen gleich grossen Einfluss. | Besonders hervorzuheben sind jene Alluvial-Ablagerungen, die . nur den furchtbaren plötzlichen Regengüssen der Gewitter der Alpen ihre Entstehung zu verdanken haben. Ihre Verwüstungen, die grossartig sind, treten auch periodisch auf und sind um so mehr zu fürchten. Bei Windisch-Mätrey in Tirol habe ich Gelegenheit gehabt. die Entstehung dieser Art Alluvionen des Bretterbaches zu studiren. Der Bretterbach entspringt an den steilen Kalkglimmerschiefer- Wänden der Bretterwand, nimmt anfangs von da seinen Lauf nach "Süd und wendet dann plötzlich nach West, um bei Windisch-Matrey in die Isel einzumünden. Die Länge des Bretterbaches beträgt kaum mehr als 4500 Klafter. Die Bretterwand hat eine Meereshöhe von 9053’ und Windisch-Matrey liegt 3027 hoch über dem Meere. Folg- lich beträgt der Fall des Bretterbaches 1 Klafter auf 4 Klafter Länge, Der Fall dieses Baches ist aber nicht gleichmässig vertheilt; in dem von Ost nach West laufenden Theile besitzt der Bach eine viel geringere Neigung, als in dem oberen nach Süd herablaufenden Theile. Die Breiterwand besteht aus Platten von Kalkglimmerschiefer, die nach Süd fallen und unter 60 — 70° geneigt sind. Über diese Platten fallen die vielen abgelösten Stücke der Kalkglimmerschiefer- Wand in Folge der Zeit an ihren Fuss und häufen sich dort in bedeutender Menge an. Kommt nun ein starkes Gewitter mit einem Regengusse (was eben nicht häufig ist, indem in dieser Gegend anstatt Regen gewöhnlich Schnee fällt) über die Bretterwand, so hält diesen keine Vegetation, die hier gänzlich mangelt, auf, das Gestein saugt auch nur sehr wenig oder gar kein Wasser auf. Das in Menge herabfallende Regenwasser fliesst daher über die stark ge- neigten Kalkglimmerschiefer-Platten mit ausserordentlicher Schnellig- keit herab an den Fuss der Wand, wühlt die daselbst angehäuften Blöcke auf und reisst sie weiter dem Thale nach abwärts. Hier nimmt und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 15 die Schnelligkeit, mit der das Gerölle transportirt wird, in etwas ab und lässt den nachfolgenden Partien Zeit genug, um die vorangehenden einzuholen und zu erreichen und sich mit denselben zu einer Masse zu vereinigen. Und so sammelt sich eine immer grösser werdende, aus Wasser md Gebirgsschutt bestehende, dieke Masse an und wälzt sich einem Lavastrome gleich langsam thalabwärts. Je tiefer herab, desto mehr verergt sich das Thal und dieBewegung des Schuttstromes wird dadurch abermals unterstützt. Endlich erreicht die unheilbringende Masse, oft erst in einer halben Stunde nach dem Ablauf des Gewitters, die Mündung des Bretterthales in das breitere Iselthal. Wie aus einem Sacke herausgeschüttet, häuft sich das Gerölle an der Mündung an und wird in der Form eines halben sehr flachen Kegels abgelagert, alles was in seinem Laufe liegt bedeckend und zerstörend. Nicht nur die Felder und Gärten, auch die Wohnungen der dortigen Bewohner werden zum Theil bedeckt oder ganz überschüttet. Aber nicht Unheil genug ist es, dass der Schuttkegel das ihm im Wege liegende zerstört und die Gegend an der Mündung des Thales verwüstet, die häufig bis auf das entgegengesetzte Ufer der Isel vorgeschobenen Schutimassen versperren dem Iselflusse seinen Abfluss und dieser breitet sich oberhalb dieser Stelle in einen See aus und verschlingt die _ fruchtbaren Felder und grünenden Wiesen unter seinen Wellen, sie mit dem Schlamme der Gletscher überdeckend, Elend und Noth verbreitend. Je weiter weg von der Mündung des Bretterbaches, desto mehr nähert sich die Ablagerungsfläche des Schuttkegels der Horizontale. Der nach Herstellung der Ruhe sehr kleine unbedeutende Bach sucht dann in die Ablagerungsfläche des Schuttkegels sein Bett zu vertiefen und wenn ihm hierzu genug Zeit gelassen wurde, so vertieft er sich so weit, dass endlich an seinen Rändern zwei Terrassen als Ufer entstehen. Ganz in dieser Weise wütheten und verheerten in den letzten fünf Jahren die Bäche der Seitenthäler des Drauthales zwischen Ober- Drauburg und Sachsenburg, der Bach Sagans zwischen Fragant und Stall im Möllthale und die Bäche im Gailthale. Diese Verheerungen fanden auch in älterer historischer Zeit Statt und waren gewiss noch furchtbarer. Hiervon zeugt der unge- heuere Schuttkegel vor Lienz, auf dem sich die Ortschaften Ober- Lienz, Ober-Drum, Grafendorf, Patriarchsdorf und Nussdorf befinden. ] l 516 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluviun Der tiefste Theil dieses Schuttkegels liegt bei Lienz 2057‘, die Spitze desselben im Helenenthale hat 4183’ M. H.; folglich beträgt seine absolute Höhe 2126‘. Die Länge mag beiläufig eben so viele Klafter betragen. Unter diesem Schuttkegel soll das alte Leontium begraben sein. Eben so grossartig ist der Schuttkegel im oberen Möllthale bei Sagritz, im Tefferecker Thale bei St. Leonhardt und endlich im Gail- thale bei Tilliach. F. Jüngste Spaltenbildung im Gebiete. Es sind dies Spalten, die, obwohl sie tief unter derg Niveau der tertiären Ablagerungen liegen, von diesen doch nicht ausgefüllt worden sind und daher jüngerer Entstehung sein müssen. Die merkwürdigsten dieser Spalten sind jedenfalls die, welche die Donau auf ihrem Wege aus Baiern von Passau abwärts durch- fliessen muss, bevor sie sich bei Pressburg in der ungrischen Ebene ausbreiten kann. Fünf Spalten sind es: von Passau bis Efferding und bei Linz; zwischen Wallsee und Ibbs, von Schönbüchel abwärts bis Spitz, die breite Spalte bei Klosterneuburg und die noch breitere Theben-Pressburger Spalte. Bei den beiden letzteren Spalten sind nur die untersten Theile hier verstanden, welche von der Donau bespült werden, indem an beiden Orten schon vor der tertiären Zeit Öffnungen vorhanden waren, durch welche die tertiären Meere ‘des oberen Donau-Beckens, des Wiener und ungrischen Beckens mit einander in Verbindung standen. Bergrath Czjzek hat schon nachgewiesen, dass die Spalte zwischen Schönbüchel und Spitz nicht durch Erosion entstanden ist. „Die Donau 1) hat bei Krems eine See- höhe von 595°90', bei Mölk von 64996‘, folglich im Durchsehnitte auf ihrem Laufe von 43/, Meilen einen Fall von 11'38’ per Meile. Beobachtet man ihren Lauf von Krems bis Wien, meist über tertiäre Gebilde, so beträgt ihr Fall per Meile 112 Fuss. Dieses Verhältniss zeigt, dass der Lauf des Stromes zwischen dem Gebirge nur ganz unbedeutend schneller ist, von Wasserfällen und einem gewaltsamen Durchbruche nichts wahrnehmen lässt, welcher Umstand ebenfalls für eine Gebirgs-Spaltung spricht.“ Und wäre die Donau gezwungen gewesen, durch direete Erosion oder durch das von rückwärts schreitende Unterwühlen vermittest Wasserfällen sich das Bett zu 1) J. Cäjzek, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt, IV. 264. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 517 graben, so hätte sie gewiss, theils wegen der weicheren Gesteins- beschaffenheit, theils wegen der viel niedrigeren Lage, die tertiären Gebilde durchgefressen und ihren Lauf in der Richtung gegen St. Pölten genommen. Was hier speciell von der Entstehung der Spitz-Schönbüchler-Mölker Spalte gesagt wurde, gilt zugleich für jede dieser genannten Spalten. Nebst der Entstehung dieser Spalten ist das Streichen derselben, welches unsere Aufmerksamkeit verdient. Die Passauer Spalte streicht im Allgemeinen nach N. 45° in W. Ihr unterer Theil bildet ein Ziekzack, das aus den Streichungslinien N. W. und N. 45° in O. zusammengesetzt ist. Die Ihbser Spalte streicht im Allgemeinen nach W., ist aber aus den Streichungsrichtungen W. und N. zusammen- gesetzt. Die Mölker Spalte streicht nach N. 45° in O. und ist aus den Streichungslinien N. und N. 45° in O. zusammengesetzt. Die Klosterneuburger streicht beinahe, und die Theben-Press- burger Spalte ganz parallel mit der Passauer Spalte. Die Richtung der Spalten der Donau entlang, d. i. in der von Ost nach West laufenden grossen Einsenkung der oberen Donau, streichen daher vorzugsweise nach W., N. 45° in W., N. und N. 450 in Ost. Die nächste, an die grosse Einsenkung der Donau sich südlich anreihende Einsenkung der Enns und Salza läuft ebenfalls von Ost nach West. In ihrem Gebiete sind zwei Spalten bekannt geworden, die am Grimming und die „das Gesäuse“ genannt. Die Spalte des Grimmings streicht nach Nord, das Gesäuse aber nach West. Gegen die Annahme, dass diese beide Spalten durch Erosion entstanden wären, spricht ihre Umgebung. Der Grimming bildete zur tertiären Periode mit der Kammspitze einen und denselben 6000’ über der Thalsohle des Ennsthales aufsteigenden Kamm des Dachsteingebirges. ‚Die Wässer, die sich in der Mulde von Mitterndorf ansammelten, konn- ten sehr gut auf dem schon vor der Kreide-Periode offenen Wege über Klachau und Pürg ablaufen und es ist unmöglich, der Erosionskraft dieser Wässer den Durchbruch einer 4000' (über dem Boden von Klachau) hohen und eben so breiten Kalkmauer zuschreiben zu wollen. Das Gesäuse verdankt eben so wenig seine Entstehung der Erosion. Das Ennsthal war östlich von Admont und Krumau durch die Dach- steinkalk-Massen des Buchsteins und des Kaiblings abgesperrt. Diese Kalkmauer konnten die Gewässer des jetzigen Ennsthales nie über- 518 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium steigen. Und wenn dies auch je der Fall war, so waren ja viel niederere Sättel vorhanden, über welche die Gewässer ihren Ausweg gefunden haben würden. Die Erosionskraft des verheerenden, durch seine Über- schwemmungen bekannten Ennsflusses ist so gering, dass er nicht im Stande ist die herabgefallenen Kalkmassen, die ihm den ersten Ein- gang in das Gesäuse absperren, wegzuräumen und man genöthigt ist, ihm mit Sprengungen durch Pulver nachzuhelfen. In der nächst südlicheren Einsenkung der Mur und Mürz sind zwei derartige Spalten entstanden, die südlich bei Bruck und die südlich von Tamsweg. Die Brucker Spalte streicht nach N. 45° W. und ist der Passauer und der Klosterneuburger Spalte parallel. Die Tams- weger Spalte streicht nach N. und ist so zu sagen die Fortsetzung der Grimming-Spalte. In der südlichsten von Ost nach West laufenden Einsenkung der Drau sind vier Spalten bekannt geworden, die jünger sind, als die tertiären Ablagerungen dieser Gegend. Die bei Gmünd streicht im Allgemeinen nach N. 45° O., und ist aus Streichungslinien N. und N. 45° O. zusammengesetzt, ganz wie wir dies bei der Mölker Spalte gesehen haben. Mit dieser parallel ist die Spalte, die das obere und untere Gurkthal mit einander verbindet. Die Spalte, die das obere und untere Lavantthal verbindet, steht auf den ersten beiden beinahe senkrecht und ist mit der Brucker und Klosterneuburger Spalte nahezu parallel. Endlich läuft die Mahrenberger Spalte westlich von Marburg nach W., nahezu parallel mit dem Gesäuse und der Spalte bei Ibbs. Dass sie alle zusammen dieselbe Entstehung haben, wie die der Donau, habe ich kaum nöthig zu erwähnen. Diese Spalten, sowohl die der Donau als die im Innern der Alpen sind, wie schon gesagt wurde, von tertiären Geröllen nicht bedeckt; man findet in derselben nur die jüngeren Gebilde: Terrassen- Diluvium, Löss und Alluvium. Dort wo die Spalten in älteren Gesteinen entstanden sind, fallen sie jedenfalls mehr auf, als im Gebiete der tertiären Ablagerungen. Aber wie im älteren Gebirge, charakterisiren sie sich auch im tertiären Gebiet durch ihre Streichungsrichtungen und durch ihre Ausfüllung. Wenn man z. B. die Welser Haide durch- wandelt, so sieht man ganz deutlich, wie die tertiären Hügelreihen sowohl in NW. als in SO. derselben 200’ hohe Dämme bilden, die die Ablagerung des Terrassen-Diluviums auf den Raum der Welser Haide beschränkt und eingeengt haben. Ganz dasselbe sieht man am und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 519 Almflusse, südlich von Wimsbach, am Ennsflusse, an der unteren Salza und am Inn, ferner auf der Neustädter Haide, und der Mur entlang unterhalb Gratz. Ferner ist die Längenerstreckung der Diluvial-Terras- senan dem Flusse zwischen Braunau und Passau, auf der Welser Haide, an der Enns, am Ibbsflusse, auf der Neustädter Haide nahezu parallel der Mölker Spalte; dagegen haben die Diluvial-Ablagerungen an der unteren Salza und an der unteren Mur mehr die Richtung der Passauer Spalte, und es lassen sich da die vier Richtungen WN. 45° in W., NN. 45° in O., alle nachweisen, eine Analogie, die jedenfalls für die Gleichartigkeit dieser Spalten mit denen in den festen Gebirgsarten spricht. Merkwürdig ist in der That zu sehen, dass die Spalten, während sie die Alpen in den angegebenen Richtungen durchkreuzen, in die krystallinischen Gebirge nördlich der Donau nicht tiefer hineinreichen, sondern sich an diesem Gebirge entweder abstossen, wie die Kloster- neuburger Spalte, oder nur an dem Rande derselben entstanden sind, und demselben, so zu sagen ausweichen, wie die Passauer, Ibbser und Mölker Spalte. 6. Spaltenbildung, Schichtenstörung und Erhebung. Die Spaltenbildung scheint mit den beobachteten Schichten- störungen im innigsten Zusammenhange zu stehen. Das grossartigste Beispiel dieser Art ist jedenfalls das in vieler Hinsicht interessante Lavantthal. Die Schichten der tertiären Gebilde des Lavantthales streichen, wie wir es gesehen haben, von NW. nach SO. in derselben Richtung, welche die grosse, das untere mit dem oberen Lavant-' thale verbindende Spalte hat. Wir haben aber auch gesehen, dass hier die Schiehten um 1000’ höher liegen, als die gleichartigen bei Baden. Auch an der Mahrenberger Spalte sind dieselben Verhält- nisse von Dr. Rolle beobachtet worden. Die Schichten der Eibis- walder Braunkohlenlager fallen nach Nord. Die marinen Schotter- Ablagerungen steigen im Gebirge nördlich von der Mahrenberger Spalte um 1000’ höher, als sie in der Ebene zu finden sind t). Die Unregelmässigkeit des Streichens und Fallens der Schichten zwischen Marburg, Arnfels und Leibnitz findet eben darin ihre Erklä- rung, dass die Richtungen der Spalten von Mahrenberg, der von 1) Dr. Rolle, mündliche Mittheilungen. 520 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Gratz und Strass, Strass und Radkersburg, sich in dieser Gegend begegneten. Etwas Abnormes scheinen die Schichtenstörungen im Becken von Lungau, nördlich von Tamsweg und im Ennsthale bei Ober-Lengsdorf zu bieten. An beiden genannten Stellen sieht man, dass das Streichen der gestörten Schichten gerade senkrecht steht auf der Streichungslinie der benachbarten Spalten. Wenn man sich aber etwas weiter umsieht, so gewahrt man, dass in der Fortsetzung dieser Richtung im Ennsthale das Gesäuse zu liegen kommt und in der ganzen Einsenkung der Mur und Mürz, in deren Verlängerung die Wiener-Neustädter Haide sich befindet, alle Braunkohlen-Sehich- ten nach Süd fallen. Auch das merkwürdige Vorkommen der Braun- kohle von Gloggnitz liegt gerade in dieser Einsenkung. II. THEORIE. A, Altersbestimmung, a) Gebilde des offenen Meeres. Dass die Tegel-, Sand- und Schotter-Ablagerungen des Wiener und der angrenzenden Becken wirklich tertiär sind und der jüngeren Epoche dieser Formation angehören, ist eine schon längst erwiesene Thatsache. | Der untere Tegel bildet die tiefste älteste Lage dieser Gebilde; der obere Tegel ist jünger. Noch jünger ist der Sand, in dessen unter- sten Lagen man noch dieselben Knochenreste findet, die für den oberen Tegel charakteristisch sind. Als die jüngste tertiäre allgemein ver- "breitete Schichte gilt der Schotter. Der Leithakalk entspricht !) an einzelnen Punkten (Nussdorf) dem oberen Theile des unteren Tegels, an andern aber (Bruck a. d.L.) dem oberen Tegel. b) Randgebilde. Bei den Randgebilden kommt es darauf an, die in denselben vorkommenden Braunkohlenlager ihrem Alter nach zu bestimmen. Es ist freilich schwer, nach den bisherigen mangelhaften Unter- suchungen und wegen der Seltenheit oder gänzlichen Abwesenheit von charakteristischen Versteinerungen das Alter der verschiedenen 1) Siehe oben S. 496. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 921 Braunkohlen-Ablagerungen zu bestimmen 1); es kommt aber auch nur darauf an, beiläufig zu zeigen, mit welchen Ablagerungen des offenen Meeres diese verschiedenen Braunkohlenlager ausser und in den Alpen zu parallelisiren sind, um so ihr gegenseitiges Alter und ihr Alter im Allgemeinen zu bestimmen. Nach den Beobachtungen von M. V. Lipold kommen Braun- kohlenlager im Lavantthale in den untersten dortigen tertiären Gebilden vor, die, wie wir gesehen haben, mit dem Tegel bei Baden von gleichem Alter sind. Nach den Mittheilungen von Bergrath Czjzek kommen die Braunkohlen von Thallern in einem Tegel vor, den man, nach den darin vorgefundenen Versteinerungen, den Schichten von Gainfahren und Enzersfeld gleichstellen muss. Die Braunkohlenlager bei Fohnsdorf im Judenburger Becken liegen unter einer Muschelschichte, die nur aus Schalen von der Congeria triangularis Partsch besteht. Aber diese Congeria kommt nach den freundlichen Mittheilungen von Dr. Hörnes immer nur in den sogenanntenCongerien-Schichten vor; ihre Verbreitung ist über Österreich, Mähren, Ungern, Bosnien und Albanien bekannt und sie kann daher als eine sichere Leitmuschel bei der Erkennung der Con- gerien-Schichten angenommen werden. Die Lignite bei Göding in Mähren liegen nach Fr. Foetterle auf einem Tegel mit Congerien im Sande, in welchem man ebenfalls die Congerien findet. Das Gleiche scheint bei Zillingsdorf und Neufeld zu sein, indem man auch dort in dem Tegel, der unter den Kohlen liegt, Congerien erbohrt hatte. Diese Beispiele beweisen, dass die Braunkohlenlager durchaus nicht einem und demselben Zeitabschnitte angehören, und dass die Bildung der Braunkohlen durch die ganze Dauer der jüngeren Tertiär- Epoche fortdauerte. Zugleich geht aus diesen Beispielen hervor, dass die Lignite der oberen, die schwarzen eigentlichen Braunkohlen der unteren Tegelbildung angehören. Wie aber zur Zeit der Ablagerung der unteren Tegelbildung Ruhe geherrscht zu haben scheint, während bei der oberen Tegelbildung aber lebhaftere Strömungen wegen der deutlich ausgesprochenen wellenförmigen Ablagerung der Sehichten 2) angenommen werden müssen, so scheint auch die Bildung 1) Siehe oben S. 497—509. 2) J. CzjZek, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt II, b, 81 und 82. 522 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium der eigentlichen Braunkohlen und der Lignite eine verschiedene zu sein. Bergrath Czjzek hat für die Zillingsdorfer und Neufelder Lignite 1) nachgewiesen, dass sie aus zusammengeschwemmten, Treibhölzern entstanden sind. M. V. Lipold erwähnt bei der Be- schreibung der Wildshuther Lignite ?), dass man in dem Mittelflötze häufig ganze Baumstämme mit Wurzelstöcken daselbst findet, oft bei 6‘ lang und 3‘ im Durchmesser, gewöhnlich mehrere beisammen. Die Stämme sind umgestürzt, die Wurzeln nach oben gekehrt und immer mit einer Neigung nach NO., wodurch die Richtung der Strömung, die sie abgelagert, angezeigt wird. Auf der Jaulingwiese °) ist im quer durch denLignit führenden Tegel eine bei 24 breite Sand- mulde beobachtet worden, bei deren genauer Untersuchung man fand, dass dieselbe einem ehemaligen Bache ihre Entstehung verdanke. Dagegen zeigen die eigentlichen Braunkohlen nur sehr selten die Holztextur, und dürfen wahrscheinlich aus ruhigen Torfmooren erstanden sein. Auch die Versteinerungen, meist Knochenreste, die man in den Kohlen findet, sind aus diesen zwei Abtheilungen zum grössten Theile von einander ganz verschieden. Für den Lignit sind charakteristisch: Mastodon angustidens Cuv. Acerotherium incisivum Kaup. Hippotherium gracıle Kaup. Knochenreste, die man auch im oberen Sande, im oberen Tegel und im jüngeren Leithakalk aufgefunden. Dagegen kommen in den schwarzen Braunkohlen vor: Rhinoceros Scheiermacheri H. v. Meyer. Dorcatherium Naui H. v. Meyer. a vindobonense H. v. Meyer. Palaeomery& medius HA. v. Meyer. Cervus Sp. Chalicomys Jaegeri? *) Triony& stiriacus Peters. Chelydra sp. Emys Turnoviensis H. v. Meyer. Nachdem nun dies vorangeschickt worden, möge ein Verzeichniss derin 2 Abtheilungen aufgezählten Braunkohlen-Vorkommnisse folgen. 1) J. Czjzek, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, III, 47. 2) M.v.Lip old, Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, I, 601. 3) Zepharovich, Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt, IV, 743. 4) Prof. Unger, fossile Flora von Parschlug, S. 22. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 523 Braunkohlen des unteren Tegels: des oberen Tegels: Ober-Lengsdorf, Wagrein. Leiding, Leobersdorf, Scehauerleithen, Jaulingwiese, Klingenfurt, Kleinfeld, Brennberg, Grillenberg, Zerreichenwald, Pernitz, Sieggraben, Gloggnitz, Weingraben, Zillingsdorf und Neufeld, Karl, Ritzing, Schreibersdorf, Thiergarten, Pinkafeld östlich, Pilgersdorf, Eibiswald, Bubendorf, Thallern, Fladnitz, Obritzberg, Klein-Semmering, Lavantthal, Rein, Obdach, Voitsberg, Feberg-Graben, Zelking, Fohnsdorf, Haag, Dietersdorf, Wildshut, Schönberg, Schwaig-Graben bei Sekkau, Trofajach, St. Ilgen, Leoben, Keutschach, Dolling-Graben, Feistritz im Gailthale. Urgenthal, Winkl, Göriach, Parschlug, Wartberg, Krieglach, Langenwang, Ratten, Krumbach, Zeyring, Ranten, Lungau, 524 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Die Conglomerate im Wiener Becken bedecken die Lignit- Ablagerungen der Jaulingwiese !) und in der Umgebung und sind daher jünger als die Lignite und dürften gleichzeitig sein mit dem oberen Sande. Den Conglomeraten des Wiener Beckens entsprechen die des Lavantthales, des Ennsthales und die im Becken von Lungau. Der Schotter des offenen Meeres und der der Randgebilde in und um die Alpen sind gleichzeitig. Der Süsswasserkalk ist das jüngste Glied der Tertiär-Formation. B. Niveauverhältnisse des neogenen Meeres. Auffallend ist die Aufeinanderfolge der Ablagerungen des offenen Meeres, dass zu unterst die Tegelbildung, darauf Sand und zuletzt die Schotterbildung folgte. Im Tegel sind Schotter- und Sand-Ablage- rungen nur selten, und dies gewöhnlich in einer untergeordneten Weise vorhanden. Eben so herrscht der Sand in der Sandbildung vor und im Schotter trifft man nur selten dünne Lagen von grobem Sande. Die Ursache dieser Erscheinung kann man nur in den Meeren suchen, aus denen sie abgelagert wurden. In der gegenwärtigen Periode bildet sich unter unseren Augen an ruhigen und an sumpfigen Stellen Schlamm; bewegteres Wasser ist im Stande gröbere Theile mit sich fortzuführen; zur Bildung von gröberem Gerölle ist eine Bewegung nothwendig und nur starke Strömungen können das Gerölle fortbewegen und horizontal ablagern. Eine mächtige Schichte von Schlamnı erfordert eine lange Zeit der Ruhe an dem Orte, an _ welchem sie sich ablagerte; eine mächtige Schichte von ausschliess- lich vorherrschendem Sande erfordert eine gleichmässige andauernde Bewegung des Wassers, aus dem sie sich absetzte; eine mächtige Schichte von groben Geröllen erfordert eine gleichmässig andauernde starke Strömung. Da aber diese Schichten von Tegel, Sand und Schotter in dem ganzen Gebiete der tertiären Ablagerung allgemein verbreitet sind, so erfordern sie auch, dass die sie bedingenden Verhältnisse an allen Orten des tertiären Meeres geherrscht haben; folglich haben wir in den tertiären Meeren eine Epoche der Ruhe, eine der Bewegung und eine der Strömung. In den Alpen, z.B. im Becken von Lungau, nehmen die sandigen Mergel und Tegel nur die tiefsten Stellen des Beckens ein und ihre 1) Zepharovich, Jahrb. der k.k. geolog. Reichsanstalt, IV, 712. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 525 - horizontale Verbreitung ist auch nur sehr gering. Mehr verbreitet sind die Conglomerat- und Sandstein-Schichten, sie nehmen etwas höhere Partien des Beckens ein und man findet häufig die Conglo- merate unmittelbar am Gneissgebirge ohne Zwischenlage von Mergel oder Tegel aufgelagert. Endlich findet man den Schotter, der die Conglomerate, Tegel und Mergel gemeinschaftlich überlagert, auch dem krystallinischen Gebirge unmittelbar aufgelagert. Seine Verbreitung ist ausserordentlich und bedeutend grösser als die der Conglomerate, Mergel und Tegel, und die Höhe bis zu welcher er sich hinauf zieht, übersteigt das Nivean der Mergel und Conglo- merate um 1000". Ganz dasselbe sieht man im Becken des Ennsthales. Die Mergel und Sandsteine, ferner die Tegel mit Braunkohlen nehmen nur die tiefsten Stellen des Beckens ein, die Conglomerate am Grimming steigen um 500’ höher, und den Schotter findet man bis zu einer Meereshöhe von 3600’. Es folgt daraus, dass der Schotter unter einem viel höheren Niveau des Wassers abgelagert werden musste, als die Conglomerat-Mergel und Tegel. Denn nähme man einen gleich hohen Wasserstand für die Bildung der Tegel, Mergel und Schotter an, so müsste man die Mergel gleichmässig, wie im Wiener Becken es der Fall ist, überall und allgemein verbreitet finden, an allen Stellen, wo der Schotter abgelagert, was aber nicht der Fall ist. Daher haben wir für die drei Bildungen des neogenen Meeres drei verschiedene Wasserstände anzunehmen. Combinirt man diese Folgerungen mit den vorangehenden, so hat man zu Anfang der neogenen Ablagerungen ein ruhiges nicht sehr tiefes Meer, späterhin einbewegtes Meer mit einem höheren Wasserstande, und endlich ein stürmisches, strömendes Meer, mit dem höchsten Wasserstande. Wir haben ferner gesehen, dass die Korallenbänke des tertiären Meeres, der Leithakalk nämlich, 900’ an Mächtigkeit besitzen. Dies eben gibt den Fingerzeig, da die Korallen in einer Tiefe von 900’ unter der Meeres-Oberfläche nicht leben können, dass entweder allmähliche oder von Zeit zu Zeit auf einander folgende Senkungen des Bodens im tertiären Meere stattfinden mussten. Folglich ist es wahr- scheinlich, dass die drei im obigen nachgewiesenen auf einander folgenden Wasserstände als Folge von drei auf einander folgenden Senkungen des Bodens zu betrachten sind. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl, XVI. Bd. II. Hft. 34 526 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Die Leithakalke entsprechen als Äquivalente nur der Tegel- bildung, sowohl der unteren als der oberen. Es lässt sich daher vermittelst des Leithakalkes das Sinken des Bodens nur während der Tegelbildung nachweisen. Man weis aber dass die Conglomerate zwischen Vöslau, Pottenstein und Wöllersdorf die Lignitablagerun- gen dieser Gegend bedecken. Der Tegel mit den Ligniten lagert aber unmittelbar auf dem Dolomit und nicht auf Conglomeraten einer vorangehenden Bildung, so folgt daraus, dass nach der Abla- gerung der Lignite erst und nicht früher ein höheres Niveau des Meeres zu herrschen anfing, welches an den Kalkwänden dieser Gegenden anprallen, sie zum Theile zerstören und das Con- glomerat bilden konnte. Dass aber das Niveau der Conglomerate mit dem des Schotters in den Alpen nicht gleich war, lässt sich dadurch nachweisen, dass, da der Schotter viel höher steigt als die Conglome- rate, auch der ihm entsprechende Wasserspiegel höher stehen musste, mithin wären alle die Wände, die das Material zur Conglomerat- bildung lieferten, tief unter die Grenze der Ebbe und Fluth zu liegen _ gekommen oder die Bildung der Conglomerate wäre eine unmögliche gewesen. Die verschiedene Mächtigkeit der drei verschiedenen Ab- lagerungen der Neogen-Formation spricht dafür, dass die Zeiten der Dauer der drei verschiedenen auf einander folgenden Niveaus verschieden waren. Die kürzeste Epoche war die des letzten höchsten Wasserstandes, in welcher sich der Schotter ausserhalb und in den Alpen bilden konnte. Eben so lange oder länger dauerte die Epoche der Sand- und Conglomerat-Bildung; die längste war die Epoche der Tegelbildung. | | Auffallend ist der Unterschied zwischen der oberen und unteren Tegelbildung, in dem die letztere eine rein marine Bildung ist, - während der obere Tegel mehr brakischen und süssen Gewässern seine Entstehung verdankt. Gewiss ist es, dass der obere Süsswasser- Tegel mit einer marinen Bildung, dem jüngeren Leithakalk, in einem und demselben Becken gleichzeitig gebildet ist. Folglich lässt sich nieht annehmen, dass das Wasser des tertiären Meeres zur Zeit der Ablagerung des oberen Tegels in allen seinen Theilen brakisch oder gar süss war, es ist vielmehr wahrscheinlich, dass sich grössere Süsswasser-Ströme in das Meer des oberen Tegels ergossen, und den marinen Charakter desselben stellenweise zum Theil oder ganz und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 92% verändert haben. Für die Annahme von Süsswasser- Strömen zur wesentlichen Veränderung des Charakters der oberen Tegelbildung spricht insbesondere die Ablagerung des Lignits. Auffallend ist jedenfalls der Mangel an Congerien-Schichten und Leithakalken im oberen Donau-Becken und dieser Umstand, wenn er richtig zu deuten ist, kann zur Erklärung der Süsswasser - Epoche in der Tegelbildung dienen. Der Mangel an Leithakalk an Korallen- bänken im tertiären Meere des oberen Donau-Beckens lässt sich nur dadurch erklären, dass hier die nothwendige Bedingniss, das Sinken des Bodens nicht stattfand ; die Strömungen des offenen salzigen Meeres und steile Küsten waren während der unteren Tegelbildung gewiss vorhanden. Dadurch nun, dass der Boden des oberen Donau-Beckens dem Einsinken nicht unterworfen war, wurde dieses Becken bis zu einer gewissen Höhe mit den Ablagerungen des unteren Tegels ausgefüllt. Das immer und immer weniger werdende Meereswasser wurde end- lich durch die vielen kleinen Zuflüsse aus den umgehenden Gebirgen sanz süss. Das nunmehr süsse Wasser des oberen Donau-Beckens musste bei dem langsamen Sinken des Wiener Beckens in dieses letztere abfliessen. Dieses und das vom offenen Meere gleichzeitig zufliessende Salzwasser mögen den Zustand der Dinge hervor- gebracht haben, der zur Ablagerung des oberen Tegels und sei- nes Äquivalentes, des jüngeren Leithakalkes, nothwendig war. Für diese Erklärung spricht das häufige Auftreten der Congerien-Schich- ten zwischen Wien, Brunn und Bruck am Leithagebirge, gerade der Einsenkung zwischen dem Kahlenberge und Bisamberge gegenüber, wo die Communication zwischen dem Wiener Becken und dem oberen Donau-Becken schon zu dieser Zeit gewiss hergestellt war. Ganz analog ist das Vorkommen der Congerien bei Gaja, nördlich bei Göding, in Verbindung mit den Leithakalken, bei Nikolisburg und süd- lich. Nimmt man alle diese Thatsachen über das Auftreten des Con- gerien-Tegels zusammen, so muss man es eingestehen, dass sie zur Erklärung dieser Erscheinung nicht hinreichen und die Beantwortung dieser Frage daher noch fernerhin oflen bleiben muss. C, Niveau-Verhältnisse der Alpen zur Neogen-Zeit. Wir haben gesehen, dass die unteren Schichten im Becken des Lavantthales um 1000’ höher liegen, als die gleichzeitigen bei Baden. | 34* 528 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Es lässt sich kaum annehmen, dass sie beide in ihrer jetzigen Lage zur Zeit ihrer Ablagerungen sich befunden haben; denn der ihnen gemeinschaftliche Wasserspiegel müsste wenigstens 1200’ über den Schichten bei Baden und 1000’ über den Leithakalken gestanden haben. Daraus folgt, dass die Ablagerungen des Lavantthales gehoben worden, d. h. die Terrainsverhältnisse der Alpen der Jetztzeit sind ganz verschieden von denen der tertiären Periode. Es haben, wie wir schon Thatsachen mitzutheilen Gelegenheit hatten, seit der tertiären Periode bedeutende Hebungen in den Alpen stattgefunden. Wir müssen daher von den nach -tertiären Hebungen abstra- -hiren und denken uns das Becken des Lavantthales gleich hoch mit dem Wiener Becken und der steierischen Bucht gestellt; theils über Marburg, St. Lorenzen und Hohenmauthen (südlich an der Makenberger Spalte), theils über Windischgratz und Lavamünd mit dem offenen Meere des ungrischen Beckens in Verbindung. Die Höhen Glockner und Venediger mögen 10.000’ über der damaligen Meeresfläche sich erhoben haben. Es fragt sich nun, wie weit reichte das Meer der Tegelbildung in die Alpen? Da wir im Becken des Lavantthales mitten in den Alpen wirkliche Meeres-Versteinerungen finden, so ist es einerseits gewiss, dass hier ein salziges Meer herrschen musste; anderseits beweist dieser Um- stand, da sich an anderen Stellen der Alpen bis jetzt keine marinen Versteinerungen vorfanden, wo sie sich eben so gut wie im Lavant- thale entwickeln konnten, dass das salzige tertiäre Meer der Tegel- bildung in die übrigen Theile der Alpen nicht hineinreichte. Was daher mit dieser Bildung des unteren Tegels in den übrigen Theilen der Alpen gleichzeitig abgelagert worden war, verdankt seine Ent- stehung nur süssen Gewässern einzelner nicht zusammenhängender Becken. Für diese Annahme spricht auch die Lagerung der einzelnen Braunkohlen - Mulden im Gebiete der nordöstlichen Alpen, da sich keine gemeinschaftliche Reihenfolge der Schichten für alle zusammen aufsteilen lässt, und es scheint, dass sich die Schichten in jeder ein- zelnen Mulde ganz unabhängig von den andern abgelagert haben. Das Einsinken des Bodens im Wiener Becken pflanzte sich durch die Einsenkung der Mur und Mürz bis in das Judenburger Becken fort, so dass endlich das salzige Wasser des Lavantthales das Torflager von Fohnsdorf überschwemmen und mit neueren dem > 5 und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 529 oberen Tegel parallelen Ablagerungen überdecken und die zur Existenz der Congerien nothwendigen Bedingnisse herzustellen ver- mochte. In diese Zeit sind die Lignit-Ablagerungen wie auch wahr- scheinlich die erste Überschwemmung des Beckens von Klagenfurt zu versetzen. Zur Zeit des höheren Niveaus des Meeres, unter welchem in offenem Meere die Ablagerung des Sandes erfolgte, mussten sich die Alpen im betrachteten Gebiete um ein beträchtliches senken; dadurch war dasMeer gezwungen, sich in das Innere der Alpenthäler tiefer hinein zu ziehen, als dies bis dahin der Fall war, dieselben auszufüllen und darin die Ablagerungen der Conglomerate und grober Sandsteine, wie im Ennsthale, bei Leoben, Judenburg, Ob-Wölz, in Lungau und südlich von Klagenfurt, abzulagern. Zu dieser Zeit möge der Glockner und Venediger 8— 9000’ über der damaligen Meeresfläche sich erhoben haben. Nach der Ablagerung des Sandes folgte eine abermalige Sen- kung der nordöstlichen Alpen. Es war dem Meere gestattet, in alle einzelnen Thäler der Alpen vorzudringen und in den jetzigen Alpengegenden eine Inselwelt zu bilden, die nur mit dem jetzigen Norwegen eine Ähnlichkeit besitzt. Die Höhen Glockner und Venediger mochten 6000 — 6500’ Meeres- höhe besitzen. Diesem Niveau des tertiären Meeres haben die Schot- ter-Ablagerungen , deren Verbreitung !) wir bis in die innersten Thäler der Alpen verfolgten, ihre Entstehung zu verdanken. Dass der Schotter nicht aus grossen Flüssen abgelagert wurde, lässt sieh mit Sicherheit nachweisen. Vor Allem müssen hier die Vor- kommnisse des Schotters auf Wasserscheiden hervorgehoben werden. Auf dem Iselberge, der Wasserscheide zwischen der Drau und Möll östlich von Lienz, ist der Schotter in 3684 Meereshöhe abgelagert. Lienz liegt 2057 hoch im Drauthale, und die Möllbrücke nördlich von Lainach 2466’ hoch über dem Meere. Folglich musste der Fluss, welcher den Schotter des Iselsberges abgelagert hatte, im Drauthale wenigstens 1627 und im Möllthale wenigstens 1218 tief gewesen sein, wenn man die später erfolgte Ausfüllung des Thales gar nicht in Rechnung zieht. Lässt man dieses noch als möglich zu, so wird man einsehen, dass der 1218 tiefe Möllfluss auch zur Zeit der 1) Seite 516, 517, 518. 530 Stu r. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Schotter-Ablagerung nur aus dem jetzigen Wassergebiete des oberen Möllthales sein Wasser besitzen konnte, und es lässt sich kaum annehmen, dass zu dieser Zeit dieselbe Gegend 1000mal mehr Wasser liefern konnte, als sie es jetzt im Stande ist. Dass hier nirgends Thalsperren zur Bildung von einzelnen Seen Gelegenheit geben konnten, ist klar, indem man im ganzen Verlaufe der Drau 2B von Silian bis Klagenfurt keine Spur von einer solchen findet. Und dort wo sie wirklich vorhanden waren, wie zum Beispiel in Lungau, an der Stelle der Spalte südlich von Tamsweg, liegen die Schotter hoch oben über der Thalsperre und überschreiten dieselbe. Ganz das letztere ist der Fall an der Drau zwischen Lavamünd und Marburg. Und wenn man diese Beobachtungen alle als zu wenig Geltung besitzend verwerfen würde, so sind doch noch wichtigere vorhan- den, deren Beiseitelegung wohl nicht angeht. Das Wasser des Möll- flusses musste mit dem des Drauflusses zur Zeit der Schotter- Ablagerung in Communication stehen, weil nicht nur die Wasser- scheide selbst, sondern auch höher gelegene Punkte am Iselberge mit demselben Schotter bedeckt sind. Eben so musste der grosse tertiäre Fluss des Gailthales mit dem des oberen Drauthales ecommu- nieiren, weil man auf der Wasserscheide zwischen dem Gailthale und der Drau westlich von Tilliach 142’ hoch über dem tiefsten Punkte der Wasserscheide noch die Schotter-Ablagerungen findet. Ebenso musste der Fluss des Tefferecken-Thales mit dem Fluss von Artholz, der Salza-Fluss mit dem im Zillerthale und dem im Ennsthale, der des Ennsthales mit dem des Windisch-Garstner Thales und mit dem des Murthales, der Mur-Fluss mit dem Drauflusse, und dieser mit dem offenen Meere, zur Zeit der Ablagerung des Schotters im Zusammenhange gewesen sein, indem man in allen diesen Gegenden gerade auf den Wasserscheiden die Schotter-Ablagerungen findet. Aber ein solches Flusssystem, wo die Spiegel aller Flüsse einen und denselben Spiegel bilden, kann nur ein allgemein verbreiteter See gewesen sein. Nach kurzer Dauer der Ablagerung des Schotters aus diesem Meere folgte endlich die letzte Hebung der Alpen und des sie um- gebenden Continentes, nach welcher die Alpen ihre jetzige Höhe und Gestalt erhielten. Die Grösse der Senkungen und der letzten Hebung der Alpen und des sie umgebenden Continentes zu berechnen ist eine Unmög- und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 31 lichkeit. Hätte man es blos mit einer Continental-Hebung und Sen- kung zu thun, so wäre die Aufgabe möglich. Wir haben aber gezeigt, dass während das Klagenfurter Becken, das blos mit den jüngeren Ablagerungen ausgefüllt ist, nahezu gleich hoch liegt mit dem Wiener Becken: das dazwischen gelegene mit dem Wiener Becken gleich alte Becken des Lavantthales über beiden nahezu um 1000 Fuss höher gehoben ist. Das Becken des oberen Lavantthales, in welchem man dieselben Ablagerungen findet, wie im unteren, liegt um 5—600’ höher über dem letzteren. Das heisst: die Grösse der letzten Hebung der Alpen ist an verschiedenen Orten eine verschiedene. Wenn man die Vorkommnisse der Schotter-Ablagerungen im Innern der Alpen in Bezug auf ihre jetzige Meereshöhe mit ein- ander vergleicht, so gelangt man zu demselben Resultate. Fasst man ‚aber insbesondere nur solehe Punkte ins Auge, die in den verschiede- nen Gegenden die höchsten Vorkommnisse des Schotters darstellen, so gewinnt man die Überzeugung, dass die Grösse der Hebung der Alpen in dem Verhältnisse wächst, als man sie von den Rändern der Alpen in das Innere derselben, und von Ost gegen West verfolgt. Um einen beiläufigen Werth für die Senkungen und die Hebung angeben zu können, glaube ich die Verhältnisse im Ennsthale als nor- mal annehmen zu können; indem hier die Verschiedenheiten in der Grösse der letzten Hebung nur sehr gering zu sein scheinen. Darnach würde die Grösse der ersten Senkung (nach der Ablagerung des Tegels) 500’ und die der zweiten Senkung (nach der Ablagerung des Sandes, der Sandsteine und Conglomerate) 1000’ und die der letzten Hebung der Alpen (nach der Ablagerung des Schotters in und um die Alpen) 3600’ betragen. Mit Bestimmtheit lässt sich sagen, dass der Glockner zur Zeit der Ablagerung des Schotters bis zu der jetzigen Meereshöhe von 5300—5400’ vom Merre bedeckt war, also 6500’ Meereshöhe besass; was als beiläufiger Massstab für die Beurtheilung der Höhen des übrigen festen Landes dieser Epoche dienen mag. | - D. Die Folgen der zwei Senkungen und der letzten Hebung. Schon in der ersten Epoche der neogenen Formation zur Zeit der Tegel-Ablagerung scheint das langsame Sinken des Bodens end- lich die gänzliche Veränderung der Fauna hervorgerufen zu haben. Eine 532 Stur. Über die Ablagerungen desNeogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Senkung deren Werth wir auf 500’ angegeben haben, musste jeden- falls noch grössere Veränderungen hervorbringen. Man findet in der That in dem oberen Sande keine Spur mehr von den vielen Meeres- thieren, die dietertiären Becken zur Zeit der Tegel-Ablagerung bewohn- ten; man-findet nur in den untersten Schichten desselben Überreste von Säugethieren, die ihren Untergang eben dem plötzlich veränder- ten Meeres-Niveau zu verdanken haben. Die durch die plötzliche Einsenkung des Bodens der Alpen entstandene Tiefe musste vom Meere _ ausgefüllt werden und es mussten Bewegungen des Meeres entstehen, die aus der Ferne den feineren Sand mitführen und ihn nach ent- standenemGleichgewichte ablagern konnten. Die lebhaftere Bewegung des Meeres und das erhöhte Niveau desselben konnten leicht die Ablagerung der Conglomerate ausserhalb und innerhalb der Alpen bewirken. Auch die üppigeFloraan den Rändern desMeeres wurde bis zu eine Höhe, wohin das Meer reichen konnte, zerstört und wir finden in den groben Sandsteinen der Conglomerate im Ennsthale und im Becken von Lungau die Blattabdrücke und verkohlte Stücke derselben. Die zweiteEinsenkung, deren Grösse wir muthmasslich auf 1000’ angegeben haben, musste noch viel schrecklichere Folgen nach sich ziehen. Man kann sich leicht vorstellen, mit welcher Gewalt die Was- sermassen des tertiären Meeres in die entstandenen 1000’ messende Vertiefung hinein stürzten und dass sie die Thäler der Alpen in ihre innersten Winkelausfüllten. Auf diesem Wege wühlten sie die tertiären Ablagerungen insbesondere den Sand auf, und bildeten in den Alpen den ersten Anfang zur Schotter-Ablagerung. Um das Gleichgewicht herzustellen, entstanden starke Strömungen in allen benachbarten und entfernteren tertiären Meeren. Diese Strömungen wälzten Massen von abgelösten Gebirgsgesteinen ihrer Gegenden mit sich, rollten dieselben ab und führten sie, die Fremdlinge ?), in das betrachtete Gebiet, füllten damit alle entstandenen Vertiefungen aus und lagerten dieselben, gleich einer, die älteren neogenen Ablagerungen überla- gernden Decke, ohne aller Schichtung ab. Alle die üppige Vegetation, dessen Überreste Professor Unger in der Parschluger Ablagerung aufbewahrt fand, musste zu Grunde gehen, und es konnten sich nur Pflanzen, die in dem unbedeckten Theile des Glockners und des übri- gen Festlandes sich aufhielten, erhalten haben. 1) J. Czjzek, Erläut. der k. k. geol. Reichsanstalt von Wien. Seite 18. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 533 Endlich kam die letzte Hebung, sie befreite die Alpen von dem sie umgebenden Wassermantel; die Spaltenbildung ist mit ihr Hand in Hand gegangen. Mit eben der Raschheit mussten die Gewässer abziehen, mit welcher sie in die Alpen eindrangen. Sie wühlten den Boden besonders an den Stellen, wo auch die tertiären Ablagerungen durch die Spaltenbildung aufgelockert waren, auf, und führten das Material mit sich, um es in anderen Gegenden als Diluvial-Schotter und Lehm abzulagern. Nun folgten aber auch die Entleerungen der Wassermassen, diein den verschiedenen Alpenthälern zurückgeblieben und mitgehoben worden waren. Aus einigen Becken, wo nämlich der . Ausgang durch die ungleichen Hebungen nicht versperrt worden war, konnten die Wassermassen zugleich mit dem grossen allgemeinen Zurückweichen des Meeres sich entleeren. Aus anderen Becken konnte dies langsamer nur durch die entstandenen Spalten erfolgen. Noch andere Becken mussten sich durch Erosion Bahn brechen !). Diese entweichenden Gewässer der alpinen Becken führten theils das auf- gewühlte Gerölle der Becken, theils die Bruchstücke, die durch Spren- gung der Spalten entstanden waren, lagerten sie, den jetzigen Wild- strömen gleich, in der Form von ausserordentlich niederen und ver- längerten, folglich horizontale Flächen bildenden Schuttkegeln”) in den durch das Entweichen der Gewässer des offenen Meeres entstan- denen und gewöhnlich an den Spalten einmündenden tieferen Rissen ganz eben ab. Nachdem die erste Wuth dieser Gewässer nachgelas- sen, konnte sich das nachfliessende Wasser in die Ablagerungsfläche der eben erst gebildeten Diluvial-Schuttkegel tiefer einfressen, das aufgewühlte Material des Schuttkegels weiter abwärts führen und so die Terrassenform dieser Ablagerung erzeugen. Durch manche Spalte und längs manchem Thale suchten die Gewässer mehrerer durch- gebrochenen Seen hinter einander ihren Ausweg und konnten ganz auf dieselbe Weise mehrere unter einander folgende Terrassen erzeugen. Der grossen Hebung der Alpen folgte die langsame Hebung des Sanzen Continentes. Während dieser Zeit mussten die Ablagerungen des Löss, der erratischen Blöcke und der Moränen erfolgen, in deren . nähere Auseinandersetzung hier nicht eingegangen werden kann, indem diese Gebilde über die ganzen Alpen verbreitet, im betrachteten 1) Dr. Stur. Jahrb. d. k.k.geolog. Reichsanstalt, V, 851, Taf. VI, 2) S. Seite 521—524. 53% Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Gebiete aber jedenfalls zu wenig entwickelt sind, als dass man die Erklärung nicht erst von einer allgemeinen, ihre ganze Verbreitung betrachtenden Arbeit erwarten sollte. E. Die alten Spaltenrichtungen. Wir haben im Früheren 1) über die nach-tertiären Spalten gespro- chen, deren Entstehung ausser Zweifel in die Zeit der letzten Hebung der Alpen zu versetzen ist. Die Richtungen, nach welchen sie vor- zugsweise entstanden sind, haben wir ebenfalls angegeben, als: W., N. 45° in W., und N. 45° in O. Aus der Stellung der Mergelschichten bei Tamsweg und im Ennsthale, gerade senkrecht auf die dortigen Spalten, liesse sich annehmen, dass die nach N. gerichteten Spalten zuerst entstanden waren und die Bildung der nach W. streichenden unmittelbar folgte. Diese Richtungen walten aber auch bei allen älteren Spalten der Alpen vor; nach ihnen haben einzig und allein die Formationen ihre Be&renzungen angenommen. So finden wir in der Einsenkung der Mur und Mürz die tertiären Gebilde abgelagert. Von West nach Ost läuft die Grenze zwischen den tertiären Ablagerungen und dem Wiener Sandstein im oberen Donäu-Becken. Gerade in W. schneidet der Wiener Sandstein am Alpenkalk ab; die Grenze zwischen dem Alpenkalk und der Grauwacke hat im Allgemeinen dieselbe Richtung und ist aus den Richtungen N. 45° in W, und N. 45° in O. zusammen- gesetzt. Dieselbe Beschaffenheit zeigt die Grenze zwischen der Grau- wacke und dem krystallinischen Gebirge. Ja die Längenaxen der Centralgneiss-Massen liegen ebenfalls in den Richtungen N. 45° W., und N. 45° in O. Fasst man alles dies zusammen, so scheint die ursprüngliche Kruste der Erde im Gebiete der Alpen schon nach den Richtungen W.,N. 45° in W., N,, N. 45° in O., in unregelmässige, aber nach diesen Richtungen begrenzte, tafelförmige Stücke zersprungen zu sein, und obwohl diese Sprünge immer wieder frisch ausgefüllt und ausgeglichen wurden, so hat sich doch jede folgende Erschütterung, Senkung oder Hebung der Alpen immer wieder an diesen Stellen und in diesen Richtungen am stärksten kundgegeben und bemerklich gemacht. Und nur in dieser Art sind auch die jüngsten Spalten der Alpen aufzufassen. 1) $, Seite 527. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 535 "In Bezug auf das Alter der Entstehung der vielen tiefen Seen, die man in den Kalkalpen antrifft, kann ich nichts als einige Fragen aufstellen und die Beantwortung derselben sowohl als die Re dieser Erscheinung offen lassen. Ist die Entstehung dieser Seen gleichzeitig oder jünger als die der nach-tertiären Spalten der Alpen? Wenn ihre Bildung gleichzeitig ist, warum ist der Traunsee nicht von dem Diluvium, welches aus den Gegenden von Hallstatt, Aussee, Gosau und Ischl gerade die Richtung über den Traunsee einschlagen musste, um auf die Welser Haide zu gelangen, warum . frage ich, ist der Traunsee von demselben nicht ausgefüllt worden? Oder ist der Traunsee als die Mündung eines unterirdischen Canals zu betrachten, durch welchen sich die Gewässer benach- barter abgesperrter, tertiärer Wasserbecken entleerten, die Ausfüllung des Sees verhinderten und die Beförderung des Materials zur Bildung von Diluvial-Ablagerungen der Welser Haide vermittelten ? F, Die Entwiekelungsgeschichte der betrachteten Gebilde im ‚Gebiete der niederösterreichischen Alpen. Nachdem eine mechanisch zerstörende Kraft von ungeheuerer Wirkung nach der Ablagerung der Kreide und der eocenen Gebilde ?) die bisher nur wenig gestörte Ordnung der Dinge, die regelmässige Übereinanderfolge der älteren Formationen durch einander geworfen, das Jüngste unter das Älteste gelagert, kurz, die ‚fächerförmige Stellung der Schichten und die Querthäler der Alpen erzeugt hatte — nach dieser grossartigen Umwälzung — folgte die Ablagerung der tertiären Gebilde in und um die Alpen. Dieübereinander geworfenen und hoch emporgeschobenen Massen der so gänzlich veränderten Alpen fingen an langsam zu versinken. Ein subtropisches Klima gestattete einer üppigen Vegetation ein schnelles Gedeihen. In den abgesperrten Vertiefungen in den Alpen sammelten sich die süssen Gewässer der Umgegend und gaben Gele- genheit zur Bildung von Ablagerungen, die, die untersten Schichten ausgenommen, einen ganz ruhigen Charakter an sich tragen. Es lager- ten sich mergelige, lehmige und sandige Schichten ab, wurden in ihrer Bildung durch das Auftreten und schnelle Gedeihen der Torf- 1) Dr. Stur, Jahrb. d. k.k. geolog. Reichsanstalt, V, 851, Taf. VI, 536 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium pflanzen auf kurze Zeit aufgehalten, oder ersetzte auch die Torfbil- dung der Ablagerung anderer Schichten ganz. Die abgefallenen Blätter und Früchte der am Rande dieser Süsswasser-Seen lebenden Pflanzen und die Thiere sowohl des süssen Wassers, als auch der Umgegend wurden durch Winde und angeschwollene Bäche in das Gebiet der Süsswasser - Becken gebracht und in ihre Ablagerungen begraben. Während dieser Zeit waren die Alpen an ihren Rändern von salzigen Gewässern des neogenen Meeres umgeben. Nur in das Lavantthal konnte das Meer tiefer in die Alpen hineinreichen, und dort wie auch um die Alpen herum seine Ablagerungen bilden. Es erfolgte die Abla- gerung des unteren Tegels ganz ruhig. Hin und wieder an den Rän- dern und unruhigeren Stellen wurde der Tegel durch Sand ersetzt; doch waltete immer wieder die Bildung des Tegels vor. Bald traten die Korallen an den vom offenen Meere umgebenen Rändern des Wiener Beckens und der steierischen Bucht auf und bauten die Bänke des Leithakalkes. Schon während den ersten Ablagerungen des Tegels fanden Braunkohlen-Ablagerungen im Lavantthale Statt, und späterhin bei Thallern, so wie auch die seichten Ränder des Meeres, wo die einmündenden Flüsse den salzigen Charakter leicht mindern oder auch gänzlich aufheben konnten, zur Bildung der Torflager, wie bei Leiding, Schauerleithen, Eibiswald u.s. w., geeignet waren. Endlich war die Ausfüllung der Becken so weit gediehen, dass nur mehr ein seichtes Meer herrschte und durch den Zufluss aus den benach- barten Ländern beinahe ganz süss geworden war. Die fortwährend langsame Senkung des ungrischen und Wiener Beckens machte einerseits das Eindringen des süssen Wasserstromes aus dem oberen Donau- und angrenzenden Becken einerseits, als auch das Eintreten des salzigen Wassers des offenen Meeres in diese beiden Becken möglich und verursachte auf diese Weise einen Zustand, der für die Ent- wickelung der Congerien nothwendig war. Die dadurch verursachte Strömung konnte das Treibholz mit sich führen und an ruhigeren Stellen zusammenschwemmen, während die Bäche und Flüsse das Treibholz entweder den Strömungen zur weiteren Beförderung lie- ferten, oder dasselbe an seichten Rändern oder in einzelnen kleinen abgeschlossenen Becken ablagerten. So wie die Flüsse wieder an- schwellen konnten, lieferten sie abermals Treibholz und förderten die schiehtenweise auf einander folgende Ablagerung des Materials zur Bildung der Lignitflötze. Dort wo die Strömmungen stärker waren, und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 37 wurden die Lignite in einem dem Congerien-Tegel gleich alten Sande abgelagert. Durch die immerwährende Einsenkung des Bodens des Wiener Beckens begünstigt, bauten auch während der Ablagerung des oberen Tegels die Korallen ihre Bänke fort. Die langsame Sen- kung des Wiener Beckens setzte sich durch die Einsenkung der Mur . und Mürz bis in das Judenburger Becken fort, so dass dieses auch, in welchem bis jetzt vorzugsweise eine ausgedehnte Torf-Ablagerung herrschte, von dem Meere des oberen Tegels überschwemmt werden konnte. In dieser Zeit scheint auch das Klagenfurter Becken zuerst überschwemmt worden zu sein, so dass hier die Ablagerung der Lignite beginnen konnte. In den übrigen abgesperrten Seen wurden mergelige und lehmige Schichten aus rein süssen Wässern abgelagert. Nun erfolgte eine Senkung der Alpen und der sie umgebenden Länder; ihre Grösse mag beiläufig 500’, an vielen Stellen besonders im Innern der Alpen aber bedeutend mehr betragen haben. Im offe- nen Meere erfolgte die Ablagerung von vorherrschendem Sand, an den Rändern des Meeres von Conglomeraten; im Innern der Alpen wechselte die Bildung von Sand- und Conglomerat-Schichten ab. Die vielen Meeres- und Süsswasser-Bewohner starben unter dem hohen Niveau des neuen Meeres ab. Die Korallen mussten ebenfalls abster- ben. Die in die plötzlich ansteigenden Fluthen gerathenen Landes- bewohner mussten ebenfalls ihre Existenz einbüssen und wir finden in den untersten Schichten des Sandes ihre Überreste. Und kaum dass die Zeichen dieser ersten Verwüstung verwischt waren, erfolgte abermals eine weit mächtigere Senkung der Alpen und ihrer Umgebung. Mit grosser Wuth stürzten die angrenzenden Fluthen in dasInnere der Alpen und füllten die einzelnen Thäler aus. Eben so eilten in starken Strömungen die Gewässer der angrenzenden Meere herbei, das Gleichgewicht herzustellen. Diesen ausserordentlichen Bewegungen des Meeres verdankt der Schotter des offenen Meeres sein Material, welches meist aus entfernteren Gegenden herzurühren scheint, wie auch die Schotter -Ablagerungen im Innern der Alpen diesem ersten Eindringen der Fluthen hauptsächlich ihre Entstehung verdanken. Die ganze üppige Vegetation der unteren subtropischen Region wurde vernichtet, und nur die in den höheren temperirten Regio- nen herrschende, unserer jetzigen Ebenen-Flora — wahrscheinlich — gleichende, konnte auf dem Festlande dieser Epoche erhalten bleiben. Eben so gingen auch die Landthiere der tertiären Periode zu Grunde, 538 Stur. Über die Ablagerungen des Neogen (Miocen und Pliocen), Diluvium Endlich wollten die Alpen wieder in ihrer Pracht erscheinen ; eine, die letzte, Hebung der Alpen erfolgte, gab ihnen ihre jetzige Form und befreite sie von dem sie bedeckenden Wassermantel. Schnell, wie es gekommen war, entfernte sich das Meer von den Alpen; . die im Innern der Alpen befindlichen Becken entleeren sich ihrer Wassermassen, theils durch schon längst offene, theils durch eben erst gesprengte Öffnungen und erzeugten die Diluvial-Terrassen, die sich in den eben — theils durch die Erschütterung der Alpen, theils durch die Auswaschungen der abziehenden Meere — entstandenen Vertie- fungen ablagern konnten. Hierauf erfolgte die Ablagerung des Löss, der erratischen Blöcke und Moränen. Die üppige Vegetation war gänzlich vernichtet, und es fehlte auch das warme Klima, um die Entwickelung derselben zu- zulassen. Diejenige Vegetation, die von dem Niveau des Meeres der Schotter-Ablagerung nicht erreicht und zerstört worden war, die also einer höheren Region entsprach, als die eben zu Grunde gerichtete üppige subtropische konnte nur der jetzigen Vegetation unserer Länder entsprechen. Schnell verbreitete sich dieselbe von der Höhe, in welche sie durch die letzte Hebung der Alpen gebracht wurde, nach abwärts, so wie siean den Stellen, wo sie früher gedieh, jetzt in weit höhere Regionen gebracht und von dem rauhen, der Gletscher- bildung huldigenden Klima daran gehindert, in ihrer früheren Üppig- keit nicht fortkommen konnte, langsam verkrüppelte und so unsere jetzige Alpen-Flora schuf. Endlich wichen auch die Gletscher zurück und die Alpen und ihre Umgebung nahmen ihre jetzige Gestaltung an, um den Menschen aufzunehmen. Von der ältesten Periode bis zur erfolgten Ablagerung der eoce- nen Gebilde herab, fand in den Alpen und ihrer Umgebung ein Wach- sen des Continentes Statt. Dieses Wachsthum hatte eben durch die mechanisch zerstörende Kraft ihr Maximum an Höhe und Ausdehnung erreicht. Nun folgte während der neogenen Formation ein theils beständiges, theils rückweises Sinken und Verschwinden des Conti- nentes unter den Meeres-Fluthen, bis zur Ablagerung des Schotters. Dann folgte wieder das Entgegengesetzte: die letzte plötzliche Hebung der Alpen, begleitet von einer langsamen Erhebung und Erscheinung des Continentes während der Diluvial-Periode. Endlich kam der Mensch, um die letzten Spuren dieser langsamen Hebung zu beobachten. und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. 539 Diese Bewegungen des Continentes der Alpen liessen sich fol- gendermassen graphisch darstellen : so ID m 1 | 234567 8 . Wachsthum des Continentes von den ältesten Perioden bis zur Ablagerung des Eocen. . DieErhebung der Alpen durch die mechanisch zerstörende Kraft, dem Anfange der neogenen Ablagerungen. . Langsames Sinken der Alpen während der Ablagerung des Tegels. . Plötzliche Senkung vor der Ablagerung des Sandes. . Plötzliche Senkung vor der Ablagerung des Schotters. . Letzte Hebung der Alpen nach der Ablagerung des Schotters. . und 8. Langsames Wachsthum des Continentes während des Diluviums und der Jetztzeit. Er r i ya 540 | Oeltzen. Vortrag. Eigene Bewegungen von Fixsternen, abgeleitet aus der Ver- gleichung der Histoire celeste mit den Argelander’schen nördlichen Zonen. Von Wilhelm Oeltzen, Assistenten der k. k. Sternwarte zu Wien. Die bis jetzt bekannten eigenen Bewegungen der Fixsterne sind entweder zufällig aufgefunden, wenn Sternörter verschiedener Epo- chen behufs anderer Untersuchungen auf ein und dieselbe Lage der Fundamentalebenen zurückgeführt wurden, oder durch eine absicht- lich zu diesem Zwecke unternommene Vergleichung eines Fixstern- kataloges mit einem andern von entlegener Epoche. Vornehmlich sind dazu diejenigen Kataloge benützt, in denen jede einzelne Posi- tion das Resultat wiederholter Messungen ist, die daher im Allge- meinen eine grössere Genauigkeit darbieten, als die aus Zonen- Beobachtungen abgeleiteten, meist nur einmalige Bestimmungen ent- haltenden Kataloge. Dennoch ist zu erwarten, dass auch die Ver- gleichung zweier solcher Beobachtungsreihen die Liste der beweg- lichen Sterne vergrössern wird. In diesem Sinne habe ich versucht, die Beobachtungen der Histoire celeste frangaise mit den nördlichen Zonen-Beobachtungen von Argeland er zuvergleichen und zunächst alle diejenigen Sterne ausgewählt, welche sich ausserdem nicht weiter beobachtet finden. Die Reduction von 1800 auf 1842 ist nach den Formeln En + nn sin a tg © für Reetascension und 42n cos « für Deelination berechnet, wo «und ö für die Mitte der beiden Epochen gilt, und SR 20 894,19 2 —1:74943, Ig 42 — 2-92583 ist. Das nachfolgende Verzeichniss von etwa 1700 Sternen enthält die Grösse nach Argelander’s Angabe, dann die mit.den obigen Formeln auf 1842-0 redueirten Lala nde’schen Sternörter. Ferner die Differenzen, welche hervorgehen, wenn diese redueirten Örter von den Angaben des Argelander’schen Zonen-Kataloges subtrahirt . Sur 2 [8] Eigene Bewegungen von Fixsternen. 5Al werden und endlich die Numer des Lalande’schen Kataloges. Bei mehrfachen Beobachtungen desselben Sternes ist das Mittel aus allen genommen. Die als Unterschiede der beiden Kataloge zum Vorschein kom- menden Werthe sind als eigene Bewegung in dem Zeitraume von etwa +4 50 Jahren anzusehen, insofern man die Beobachtungen selbst und die Präcessionsconstanten als fehlerfrei voraussetzt. In den meisten Fällen grösserer Unterschiede wird es einer neueren Bestim- mung bedürfen, um das Vorhandensein einer Bewegung oder eines Fehlers zu constatiren. Einige der grösseren Bewegungen haben sich durch Bestimmungen am hiesigen Meridiankreise vollkommen bestätigt. Was die kleineren Unterschiede betrifft, so habe ich eine Anzahl von Declinationsdifferenzen mit Weglassung aller 10'0 übersteigen- den, als nur von den unvermeidlichen Beobachtungsfehlern herrührend, behandelt und aus der Summe der Quadrate die wahrscheinliche Dif- ferenz zwischen einer Lalande’schen und Argelander’schen Declination gefunden: aus 150 Sternen von 0" 0” bis 1? 19” = 0:6749 -_— — 2'468, a, re — 0119 />> — 2'591, a 1 „1 1Br = 06749 7° — 278398 aus allen 450 Sternen = 2'657. | Der wahrscheinliche Unterschied ergibt sich aber auch aus der Combination der den beiden Beobachtungsreihen zugehörenden wahr- scheinlichen Fehler. Der wahrscheinliche Fehler einer Lalande’schen Deeclination ist von Lindhagen (Astron. Nachr., Bd. 28, S. 136) — 2'017 gefunden, wobei 15'0 als Grenze genommen war, von Fedorenko (Positions moyennes etc. pag. XXIIL) mit der Grenze von 10'0 = 1'917. Argelander gibt den wahrscheinlichen Fehler einer Decli- nation — 1'030 an. Mit dem Werthe 1'917 findet sich nun der wahrscheinliche Fehler eines Unterschiedes zwischen einerLalande’- schen und Argelander’schen Deelinatiion = V 1: 917: —+ 1:030? — 2'176, also entschieden kleiner, als die oben gefundenen Werthe, so dass diesen noch andere Ursachen zu Grunde liegen müssen als die reinen Beobachtungsfehler, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II. H£t. 35 542 | Oeltzen. Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. A,a A& Lal. N0: ee Va en al —— ft m mt ee a 770.08 502 45° 48' 49'2 + 0:87 a re 8 0 1371 49 21 59-8 + 045 —...3»0, 47928 9 1 30-49 61 A2 25-3 — 0:08 — 05 47367 8 1 40-10 50 32 36-9 + 0:74 + 0:6 47370 ri 2 13-99 N a + 0:77 2 81 2 34-89 5017 587 + 0:26 ah 15 74 2% 36-99 56 5 35-9 + 0:98 zuries 18 7 3 29-16 56 23 33-3 — 0:54 — le 45 71 4 27-1% 56 20 51-3 + 0:47 + a1 80 7a 4 A486 67 17 39-8 ON) = ars 93 71 4 49-35 614 9 450 + 1:05 — 0% 97 8 5 8-54 67 10 49-7 — 0.45 + 2-8 112 8 5 45-18 59 50 29-7 + 0:23 — 06 136 8 6 4534 59 53 576 + 0:67 en 173 7 7 3014 oO 7 20-0 + 0-61 + 01 199 8 8 41-59 56 1 579 + 0-13 er) 233 8 8 53-47 34 6 89 + 0411 +.,2%-7 239 7 9 49-69 5 20: 11-7 + 0:52 + 0% 273 8 9 50-25 531 32 18-5 + 0:43 —.68 2374 71 9 59-48 61 19 31-9 — 0:07 —_ 2.085 277 8 10 10-76 67 37 16-0 — 0:38 eo 284 71 10 13-66 52.2 590 + 0:72 a aß 287 8 10 18:90 67 32 39-9 — 0:80 N 289 8 10 33-85 51 17 49-2 — 0:09 no) 302 7 10 A404 58 49 44:6 + 0:34 en 307 81 11 26-20 49 523 24-8 + 0:89 NN. 326 7 11 36-99 67 353 112 — 019 — 44 3323 9 11 53-85 49 AT 377 + 11% + 0:8 384 7 12 33-55 415 36 31°6 0 + 00 370 9 12 37-49 43 38 50-6 — 0:05 er 371 81 13 1071 415 26 39-3 + 044 ce 394 8 13 19-52 57 5 33-5 + 0:86 — 6:9 398 61 14 45-18 59 21 33-5 2:82 00.58 806 422 7 15 19-20 oO 5 242 0:84 I 437 81 15 22-58 69 5 39-9 022 — 09 438 7 15 38-83 59 34 35-7 ln ne bir 450 7 15 42:65 52 56 56-9 + 1:05 — he 456 81 17 2114 438 46 A8-4 + 0:20 + ..3-3 511 7 17 31-68 54 36 52-2 + 0:65 LEADER 517 81 17 AA BA 48 30 52-0 + 0:26 RT | 528 8 18 27-43 59 47 321 + 0:85 1 550 8 19 28-39 534 22 15-6 + 0:26 SUNNER 586 8 20 0:52 416 531 86 + 0:55 RN | 607 9 20 59-19 532 °9 49-7 le) — 21:3 7,2608 71 21 7-38 66 9 2364: —06 — 55 640 81 21 41-08 25 A 43-8 + 0:07 ul mi 659 7 21 51:76 68 5 15 12-04 — 1909 660 71 2 19 56 11 4-8 RT — 49 667 8 22 13:74 46 39 31-8 + 0-06 +06 678 8 22 21-45 56 29 31-1 — 0:34 ne 684 71 23 18-80 a7 + 0-10 a 726 81 25 54-95 50 34 44-6 + 0:94 + 1-6 823 ° 81 25 58-58 68 31 54-5 + 0:46 de 818 8i 26 23-62 55 412 492-3 + 2-36 nahe) 832 7a al 50 58 25-8 + 1:06 le 834? Gr. Lal. AR. 1842. Kaya —— —— o- 27 lee II Eye IDSDATTOALIS IND IL ol = = oje | do] | ee He > io Re oe ou ZEN [m 2] oje HS HS HN [>r) w [8 wm DEzOR or > (ee) [IEITEZIETIES oc 0) ATRRIEITIRORUROHTRRRTERP TOM RED [214 [>14 nr & 0* 27° 1:30 10° 43 Lal. Deel. 1842. m m! 68° 49" 48 55 58 46 48 58 58 46 46 56 53 59 64 45 46 68 77 59 64 45 60 54 64 45 45 65 46 51 56 67 56 60 54 45 47 46 65 65 48 68 48 58 51 68 67 56 63 56 68 45 54 47 56 66 8 16 air, 38 28 35 38 6 6 43 17 26 13 26 54 27 36 2A 15 22 43 56 13 38 51 1 44 25 21 55 38 33 58 59 10 1 1 22 4 23 37 14 39 8 59 54 32 5 50 59 18 34 30 56 Eigene Bewegungen von Fixsternen. Aa En a BEL FE FF EFF SEHE Et ++ VE EFF EHE tr + Er I++ I I I +++++ + I I I#++ [+1 || TRWOSWOSHEERAIUDDO- OoRrRRWOoVURROSWVLADWDORWWWOODWOoHRB- WWW Oor uU AaHom FFEEFIFER FE] | .- DORPORADr SDR VPOSWAÄDUMFAOFOoJILFSHVARKRBHTIrTOR TV SD ER BOB SAA Veltzen. Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Deel. 1842. Aa A6 Lal. N% De eV oh | — u nt N nt za 00 23:85 63° 19' 53°8 + 1:12 + :10°2 1996 9 0 3990 510110238 + 0:97 — 1% 2010 7 1.1570 50 10 10°A + 048 — 1% 2042 8 1 20.25 48 26 25°7 + 1:04 + 25 2048 8 1 22:84 b5 55 55°8 — 016 — 11 2045 ) 1 32.99 46 31 3% + 0:31 — 36 2055 7 2 246 45 20 32°8 + 073 — 31 2072 a 2 23:25 48 A6 56-0 + 0-48 — 24 2079 Si 2 3414 61 2 35-8 + 0:28 + 08 2081 9 2 37'02 60 56 66 + 0:70 — 60 2083 ri 3..9:8 60 51 47-9 +10°57 + 6% 2110 8 3.3354 56 44 543 — 015 — 31 2125 8 4 A601 60 6 10-3 + 1:08 — 50 2155 7 6 244 61 4A 220 — 0:83 — 1:7 2194 81 6 19-21 46 17 30-2 + 0:79 + 15 2206 8 6 39-52 54 26 25-4 — 0:30 + 49 2212 74 769 AT 14 476 + 0: Be 2230 9 39299 46 43 549 + 0:74 — 5:5 2252 74 8 015 60 52 544 — 0:04 + 36 2260 71. 8 15:76 64 46 14-3 — 0:03 + 01 2264 74 8 12.62 78 ll: 88-1 + 3:39 + 38 22332 9 8 19-88 61 3 — 0:79 2272 81 8 22:24 48 55 80 + 0:56 + 12 2279 7 8 2462 56 58 74 + 0:04 — 93.8 2277 8 8 39:69 46 50 Abi + 074 0:0 2288 9 9 9:40 60 51 39-1 — 0:42 + 11 2302 9 9 31:34 60 44 45:6 + 0:60 + 0:8 2310 9 10 4:78 68 11 0:5 — 0-11 + 8:3 2323 LE: 10 19-24 64 14 58°2 + 0:14 re 2337 84 10 31-04 67 14 11:9. — 0:0 + 70 2341 8, 11 0-50 55.22 372 0:00 — 0% 2357 7 11 22-67 53 47 52:2 + 0:53 + 02 2381 81 11 29-10 46 13 49-3 — 0:05 — 6:7 2386 81 11 39-82 67 44 81 + 0:43 + 30 2380 81 12 10°96 ar a 5) + 0:42 — 45 2402 81 14 5°84 46 3 533 + 0:78 — 32 2454 8 14 21-15 4 32 590 + 0.31 — 39 2464 81 14 4775 41 27 41°2 + 0:82 — 5:2 24718 81 15 32-50 47T 29 26°4 + 0:72 — 660 2502 9 15 56°06 66 55 37°5 — 0.07 — 174 2503 7 16 17-07 46 17 35°2 + 0:37 — 27 2550 81 16 24°97 48 24 25°2 + 0:55 — 33 2533 &1 1743708 41 9 132 + 0:28 + 4% 2573 8 17'249 59 27 414 — 0:86 — 25 2566 8 17 30-16 44 51 11°3 + 0:02 + 1:3 2586 81 18 22:37 3104185 — 0:17 — 22 2601 8 18 3883 46 55 54.0 + 0:35 — 43 2609? 64 18 59-64 64 20 545 + 0:62 + 5.0 2613 9 19 54 51 3 41-6 — 1:52 + 67 2630 9 19 28:56 65 25 17.0 + 0:89 — 38 2633 64 19 53°69 65 16 43-3 + 0.9 + 2:2 2651? - 20 . 3464 46 9 15-1 + 0:44 a 2680 8 21° 5°95 60 44 1:6 + 0:55 + 38 2693 8 21 22-96 60 33 36-8 + 0°96 — 0% 2704 8 21 25°07 60 42 22-0 + 0:90 + 08 2707 Gr. wo De IIETIETOETOETIT VRRPRRLDOEIRORTRÄPRERRALEETM DD nln eve tlen|je [e Kl-Hl-o ul-) ol oje nn 0 DO 00 = I 00 00 ou ale wjewn|l- seven evil. 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HAT Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. Au A Lal. NO- m Sm mn. 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Deel. 1842. m 57 45 70 53 58 69 AA 46 46 53 45 47 69 46 1 53 53 70 71 54 69 53 47 46 69 69 45 53 48 47 72 72 46 46 54 53 48 52 AA A4 71 53 72 48 72 12 72 12 66 12 65 71 72 45 35 27 31 22 33 31 41 26 12 8 59 36 14 36 8 20 30 56 8 59 13 4 55° 23° 17° 50° AT: 33° 16° 32° 27° 2. 17° 36° 45° 51 62° 22" 18'8 o SREREORSOREOL-HKSSWERAHHTÄADASDOISCHKAIUFOTLAIAHFFLFAFWARASGOAIJTARANGD | +++ 144++ 1 444++ 1 IH 144 1 14 + | > 2 >) S ERSTE WDWRrHLUAJU- SSSBESS BEN S ER AST SS ya wvrnm Io JIovy om reko9o IVVDRRWITDI mw soww SFRÖO-E . = rer TE ae ET = | Fer EEE ereeee| DV) BROS IEDROREEWDSOHDAIMHSARSOHSATHRN I BTDAÄARDTPDTAÄ-mDDRrENDSo—n | | (Eee II ++ SPWarmwer@wworwrüHrmmwrwwunmww I++ I4++++++ | | | ++ | D & { > ns Lal. N%- 18008 18021 18043 18053 18122 18195 18291 18474 18554 18691 18687 18716 18722 18801 18844 18878 18916 19030 19094 19111 19139 19315 193€8 19562? 19569? 19627 19653 19692 19725 19915 19964 19954 19970 20258 20300? 20433? 20590 20922 21055 21065 21076 21087 21153 21213 21347 21340 21355 21379 21391 21402 21415 21529 21549 21572 21502 Eigene Bewegungen von Fixsternen. 559 Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. Au A Lal. NO mn De IL. — —— u sel: 14”: 8724 45° 41' 26'2 — 0:10 =, #70 21653 7 17 369 232.1.0- 52% —. 0:01 — 32 21725 8 18 23:79 65 4 217 — + 2:3 21758 81 32 58.92 52 51 27-6 + 0:57 — 41 22121 8 35 56-57 45 21 549 — 0:96 + 3:3 22189 84 36 10:93 67 A4 53-0 + 1:29 — 29-4 22196 9 45 51:28 6676 2-1 — 055 —' 1-7 .22419 74 47 1457 68 8 35°6 + 0:33 + 4A 22452 64 48 15°06 66 7 26-6 + 0:19 — 43 22487 9 49 31:65 67 57 31-8 — 0'300 + 42 22517 7 53 11:93 679 0 76:5 + 0:88 + 3:8 22600 ri 53 2866 65 49 20-1 — 068 — 6:8 22609 9 55 38-71 66.5 51 + 0'42 — 3:2 22657 81 56 30:94 67 12 A454 — 0:34 + 73 22680 81 58 52:40 48 45 21°9 + 1:18 — 2:6 22738 81 11 58 56:64 251 27:8 + 0:04 — 719 22740 81 12 0 22-33 64 A5 52-7 — 0:01 — 15 22780 ri 0 36:89 66 13 42°A + 0°24 + 1:2 22785 8 1 19:73 54 16 51°6 + 1:12 — 9:7 22800 81 2 43-77 66 32 34-8 — 274 + 0:4 22845 8 4 6-16 2 28 47-8 — 0:56 — 0:8 22885 8 4 54-93 66 44 48-0 + 117 + 0:9 22904 8 6 22.62 66 59 16°8 — 0:21 + 1:8 22942? 74 6 27-18 47 55 AS’ — 0°'04 — 5:0 22946 74 6 43:09 47 53 40-6 + 0:75 — 5'2 22949 6 7 21-04 47 59 46°8 + 0:30 — 6:3 22963 6 9 40-02 54 4 194 + 043 — 3:4 23026 14 11 23-70 66 14 472 — 0°48 — 6:6 23078 8 12 1,142 48140 57-3 + 0°47 — 4.5 23105 6 14 9-78 a3 3 43°3 + 019 — 6:9 23159 8 21 10-68 65 20 56°4 — 0:52 — 6:2 23350 & 25 32-29 A612 28°% — 0:06 +.73 23474 64 26 28-92 AT 37 24°6 — 0°'27 — .6:3 23506 7 212.7-87 uU 52 55°2 + 0:06 — 9:9 23528 7 28 18-44 46 39 3-8 + 0:01 + 0:4 23569? 84 29 10-69 46 23 20-5 — 0:69 + 6:0 23594 8 29 59-76 46 7186 — 0:08 -- 6:4 23612 1: 31 3-43 46 5 193 — 1°25 — 1:3 23640 74 39 15-24 418..414 18-3 + 0:38 — 41 23842 8 40 10-24 53 43: 33-1 — 1:62 —..,0°:7 23876 . 46 3-17 Aal at, + 0:48 — 6:3 24039 7 47 13-11 41 385 20-3 + 0:37 — 10:2 24063 84 49 30:42 46 238 40 + 0:07 + 4:8 24132 7 12 55 34-65 46 14 28 — 0.02 + 2:3 24296 3 13 52165 63 59 17-3 + 1-26 — 3:9 24562 64 14. 17-95 As.6 "774 + 0:77 — 10:7 24797 7 15 55-17 64 A6 A478 + 0°25 — 6:6 24839 6 16 18-21 AT AI Ab-7 + 0:52 — 31 W482. 81 19 33-72 63 56 52-2 + 0:56 — 2:4 24916 81 20 35:96 45. 31 28-2 + 1:50 + 5:3 24935 8 21 19-01 63 49 54-8 + 111 — 2:3 24966 8 22 57:88 53 59 43-3 — 0:03 — 0:2 25003 8 27 8-10 46 24 39-7 + 1:43 — 2:1 25124 8 29 17-76 45 49 + 0:09 25174 7 33 42-17 4b 47T 25°6 + 0:79 — 45 25278 560 13 34m 34 34 36 40 41 AR 13 43 44 4A et er) {ep} [IIEre $ I vl» oe] pe AIDLTRRRISS vn ol» de) [DES [0'oWe oMe’ on IQ IN Wo oHo „Ho Ho ol. 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N% 25286 25290 25321 25355 25458 25488 25486 25526 25954 25981 26126 26170 26324 26712 26751 26831 26881 26891 27111 27128 27136 27173 27232 27332 271357 27416 27627 27651 27712 27886 27983 28071 28074 28176 28269 28358 28559 28602 28680? 28374 28884? 28941 25944 28960 29197 29181 29324 29329 29560 29430 29434 29451 29497 29542 29593 jep} - 1: ve wie RAIDER ADSENTERn we ve ul ven [I [IE ve wen vl vl wo [0 Ko oo „Re oe SE le u dole u. vw HR ER He Re KH En En oo RAR ARD oje le ve [e on Ale oder) vl» SOZQLRO- Lal. AR. 1842. nn — 16" 5” 45:41 22 39 29 42 ig 58- 10- 14- 52- 55: 58- 52° 10 31 14° k- 48 41 55 A 3- 14° 13° 2° 29. 45 12 -08 11 87 53 41 26 20 1 11 33 79 -62 03 65 73 27° 6: 39- 56° 13° 26° 99 52 93 33 14 1 "85 6° A3° 54 04 80 6G- 54° 0: 16° 76 03 33 19 -09 51 17 51 10 94 "47 40 "34 "85 "42 26 46 14 85 66 89 "82 79 "27 08 "29 Eigene Bewegungen von Fixsternen. Lal. Deel. 1842, | 57° 48 52 48 49 67 52 52 65 67 37 49 57 67 34 67 49 48 58 58 65 65 38 58 31 48 52 67 46 31 50 57 51 46 61 17 28 32 10 52 46 22 25 27 38 18 25 57 37 45 38 2 52 35 35 7 11 10 6 17 45 34 3 42 ) 14 28 4% 19 15 22 A 11 32 19 36 24 31 40 51 13 37 54° 10 14 8 56 15 49 10 11'8 13° 59- 34° 40° 25 8° 18° 40° 35° 12° 38° 52° 0° 15° 30° 15° 16° 46° 12° 10° 36° 33° 5° 56° A® 25° 37° 25 24° 33° 52° 13° 55° 30° BOWHHRSORROARKRrSEITDrOADORKOR Wr NN m po = > . . [} C} . . SERRSAREASGOLDSOorLuruiD nm ._ (0) or Au Else Pe el er Pe Sn a a Ener sel ne en Il wmoaowerrkwrwue Fk a | > [e2] ot Pr DO nn LO nm Sm w DS) RS vr mw Oro wm mu Dev ro mm SD DS .= DERWBDBRBSAKRBBÄARHÄAOFWOIHHOARVTOFRLOIISWOo2n un n orwuraQnn pur owon 561 Lal. N%- Ne, 29620 29629 29634 29636 29676 29723 29730 29756 29841 29849 29833 29873 29892 29917 29914 29965 30043 30056 30116 30159 30237 30253 30242 30252 30282 30306 30382 30413 30404 30440? 30540 30569 30626? 30624 30669 30699 30702 30757? 30797 30798 30775 30791 30806 30842 30895 30915 30922 30966 30981 30952 30984? 31013 31132 31136 31139 562 Oeltzen. Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Deel. 1842. Ac A Lal. 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ISO RDEORN Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Deel. 1842. 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Decl. 1842. m mn Ta Bu 54'5 48 18 21-8 50 17 109 75 18 34-5 48 10 53-41 415 4 84 A727 413-0 Mrd 28-70 50 35 22-8 „7 24 418-7 52 16 50°4 52 30 25-5 49 56 86 52 50 24-7 49 0 33-41 49 18 13-6 49 34 45-7 52.73 .39-9 49 21 40-8 ir EN; 16 20 46 31 49 23-2 ra ee 45 0 45-6 76 53 17-8 4A 42 56-0 47 4 Ay 6 15 55-5 47 41 29-1 73 18 37-3 a 49 24 53-7 47 39 0-6 531 39 56-4 47 26 15-5 471 6 53-8 a 49 59-6 16 8 34% 49 6 21-3 49 5 40-0 49 41 4-8 ss 39 1-8 45 56 23-8 435 54 81 45 51 32-2 531 31 9-8 AT 24 33-0 531 57 20-8 Hall var 9n-5 1738 17:5 529 26-0 48 36 46-7 509 33-5 7a AT 24-5 47 24 51-4 D Q ( |++ |I+++++4+4+4++ ERFSERBRF FRE ERFRFERBEB FB Eee ber NT I I IT AN Ar ne Irre en Ar ee = | BrEREEBEE ER EFFEESEE ELF EE PR EFF ESS Eee BOoBSWHaHWUAn IWRSBOTHOSWarss- ar sur wurunsr- Jonasuunoscurde .- BEARASTDMFOOOSODDODA-AHTDDOATDERHRWHOHIHTOAHAHTTEOCHOSWDARV LEO ANNO Lal. N®- Sen) 39363 39531 39369 39455 39396 39400 39439 39535 39490 39487 39503 39528 39592 39623 39698 39749 39768 39818 39919 40004 39952 39984* 40084 40021 40116 40108 40178 40304? 40226 40301 40291 40302 40317 40378 40384 40407 40486 40429 40436 40439 40470 40694 40648 40656 40676 40820 40857 40868 40870 40976 40893 40919 40947 41040 40997 Eigene Bewegungen von Fixsternen. 569 Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. Aa A Lal. NO m Do I—_ Dom u u Sal Srar 17:20:37 33 23°0 — 0°62 34 41022 9 2 58:80 46 34 122 + 0:80 — 1:7 41098 84 3 53.65 78 40 35-0 + 95 — 0-8 A1R2AA 8 A 59-79 47.0 499 + 0:10 — 3.5 41171 7 576 A, 2.57.30 +.0'23 — 041 41178 9 5 40-46 we39.: 9:7 +11°3 + 10-5 41314 8 7 22:38 48 AO A8-3 + 04 + 18 41280 8 2439-37 51 10 41-6 + 0:89 +..1°4 41292 7 9 54:61 50 A5 20-6 + 0°83 — 17 41374 Y; 9 59-26 504,38:; 5-7 40:08 — 30°2 41377 8 10 59-23 Aa 84 197 + 0:28 + 10 41413 81 11 43-85 52 30 51.0 + 1:56 — 1° A1AAA AR. 12 23-53 46 11 42-8 + 0:34 — 1% 41465 9 12 40-33 31 9:7 — 1'6 + 16 41539 84 13 16-62 46 20 38-4 + 0°63 — 29 41502 74 14 14-17 51 39 29-8 + 1:38 — 21, 41551 84 14 24-00 7A 8 30-8 — 0°3 + 1.0 41602 8 15 6-06 46 16 ..23-1 + 0:56 — 6-1 41574 5 15 A3-A8 2an 54- 38:4 — 04 + 241 41660 81 15 48-12 46 21 252 + 0:19 + 28 41597 8 15 53-42 AT 29 42-9 + 0:04 0:0 41600 81 16 . 11-96 E37, 1111 + 0:90 0:5 41626 9 16 17-37 46 13 19-3 + 0:02 — 6:2 41623 8 18 8-85 A6 29 23-7 — 0:11 — 6-7 41695 9 18 49-60 51 46 12:0 +4 116 + 6:0 41730 er 19. 9-07 A6 35 53-3 + 0:28 —ı 4:7 41733 6 19 30-72 A6. 1 54-7 + 0-71 — 0.7 41746 9 19 52-62 51 47 41-0 + 0:38 ee) 41754 9 20 16-34 A466 4 21-8 +. 1248 — des 41763 6 21 14-51 AS: 8. 57-4 + 0:93 + 0-8 41797 ö 23 A656 45 44 10:6 + 0:54 — 3.0 41897 81 26 22-56 45 33 38-4 — 0:46 + 0-4 42013? 74 26 35-23 AT AA 53-3 — 0.21 + 06 42024 % 27 26:60 AT 36 21-4 + 0:18 — 441 42050 81 29 26-19 51 35 56-5 + 0:78 0-1 42132 81 30 10:56 12 57 A8-A + 09 — 42 42208 4 30 33-91 49 AT 42-3 + 0:91 + 04 42174 32.730 3-4 7336 394 u aslan. aa ae 8 30 39-33 59557 54-7 + 0:65 + 261 42177? 8 32 43-29 As 0: 11:8 —. 0:01 u) 42252 8 33 16-33 45 27 471 +4 0:20 35 42264 3 33 43.07 46 29 104 4 0360, 0 22300 91 35 9-08 48 28 51.2 + 1-51 I 55 42346 T 35 15-94 46 A9 457 + 0:34 —..5'2 42349 f 8 36 2-27 48 34 56-6 — 115 + 87 42378 7 36 643 Ab, 2 52-7 0:00 + 12 42376? 9 36 56-11 74 30 251 — 0°9 — 190 A2AAG ‘9 38 3-88 46 6 38-5 + 0:04 — 28 42438 8 93090 8 2 144 +02 +.09 424897 81 40 27:59 35 1 62 — 0'45 + 74 42517 9 A, 10.04 An 5 30T 0a a2. 2oyrg 81 42 52-22 46 10 13:0 + 0:20 — 1:7 42599 81 43 31:25 "52 40 19-9 + 0:90 — 1'3 42620 9 AA 25:24 73459 18:2 + 0'2 + 19 42682 8 Ak 37:76 13050. 53:7 + 0:3 -— 46 42695 570 Dee Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. Aa A Lal. NO- I N II Dee I ERFRT 8 2lr4sm 37:91 45° 27' 33°6 +05 00 ner 7 46 47-30 77 29 55-2 2:4 + 06 42764? 8 48 10'88 46 15 34-2 0.39 az a 8 48 29-85 46 24 26-0 + 060 + 37 42769 it 48 46-79 47 27 18-7 2019. SEN ar 8 48 51-76 48 48 30-5 +07 BE Er 7 51 0-60 7 55 70 —0:06 . BUBEN A2aer 88 55 20-53 47 323 18-0 20.28 SE ze 81 56 42-01 46 46 50-6 0.43 ang ae 8 57 48-07 47 55 20-2 080 EN ee 8 57 47-92 531 57 34-0 +16 169 0) 23087 9 57 53-69 52 56 53-7 +08 +08 43095° 9 2159 25-76 52 44 39-6 +06 046 4 Bl 720 95 52 51 25-7 +ıa Zee 9 0 16-54 73 6 2362 +419% + 33 43216 71 0 32.50 at 21T 0:32. Zeiten 9 0 45-27 48 30 14 Een), 8 0 50-30 45 36 1-8 +06. 203 228 81 0 55-55 a vg: zei 047 0 Sa ar 8 2 47-06 47 AA 32-9 + 007, ee 81 3 80 16 8 5341 03 Imker 8 4 12-77 46 21 39-6 +04 ZU 2600 74 5 1-33 416 22 19-4 zo 09 ZINN ar 7 5 40-52 46 19 234 2046 I90-30 Ba 81 8 56-33 50 22 86 085 Zee RB 81 13 4:79 73 31 194 — 0:89 4-5 43646 81 13 20-67 72 48 507 4046 +. a0 Ba 8 13 38-42 52 521-5 + 0-11 0-3 43637 9 13 51-80 52 4 48-9 +02: Ze 9 10 182 73 18 49-8 2075 061° 23685 72 ):,42 17-38 48 24 47-8 — 0.09 + 3-3 43657 8 15 33-87 48 3 11:0 +05 Eee ze 8 15 53-54 #8 2% 13-3 4,099, Zr 9 16 33-26 45 54 15-9 204 Sri 81 17 1:99 45 41 37-7 20 EI re 9 17 21.91 47 50 52-4 0402 Ep ae 8 17 4745 48 1 18-6 079 ae 81 18 42:02 oe ar, 20) I 81 19 27-72 51 38 15-2 + 0:28 411 43857 8 19 51-54 45 45 240 — 0:57 + 94 43863? 8 20 16-52 531 33 24-5 + 0:40 2:2 43883 8 20 23-87 44 59 14-2 05 0-3) Assas 81 21 58:73 AT ah 8-5 + 005 EIER 2a 9 Bar 72 AT 26 ATS — 0.58 — 15-4 43952 8 22 13-78 Da 31a 2.0852 . #430 a 81 22 51-52 531 57 39-2 + 060 + 438 43990 N 416 57 256 0901 Zei ar 6 233 38-16 48 3% 359-8 2.094. Zu. Be 8 26 20-00 48 34 33-9 712 2 M20l 2 8 26 36-75 5'148 10.5 1092 Er 8 238 049 47 56 34-3 +04 . 20 B.8Xl Aiiee 81 233 1:00 16 42 19-4 +08 + 20 4465 9 29 17:33 73 15 32-7 2007: 2050 er 81 30 69 41'383 375 0A ee 9 32 16-90 18 16 34-4 2.020. EB 7 Ba Gr. ey 81 2 = o]j= wie ol ol De njw] ne wen w]- [IE [oe o|- on] vw] 0]- 0m sj- DRAMEN m m m nn RD DS O0 0 CO CD 0 O0 OR CD 00 wjewleo Lal. AR. 1842. ml 8 22. 32" 54:92 22 23 34 36 37 38 38 39 22 43° 52° 33° AY- 59° 20 1 43° 13° 20° 14° 58 65 5° 20 12° 20° 22° A: 36° AA 48° 20: 51° 22° 48° 52° 52° 53° 59. 19: 57° 22° 25° 21 25 1 1 76 98 18 34 10 61 95 31 67 84 11 22 57 02 22 16 22 66 98 20 63 59 50 81 08 88 72 17° 48 23 57° 23 Eigene Bewegungen von Fixsternen. Lal. Deel. 1842. N m 46° 414" 49 46 48 47 52 52 52 51 48 48 51 47 49 51 47 47 51 52 46 45 75 47 A6 45 47 46 47 51 48 45 73 46 46 49 49 51 52 46 46 48 73 73 73 12 48 51 45 51 48 48 52 46 47 13 16 35 34 20 32 3 33 8 45 43 8 5 10 12 47 7 D] rd) . 0 IR FODORTRAELTAÄArALSHHDDITSERLIDIDDTRLrDEIWIRTOHFAITWOSOOTWRD U PS ep) Se) +44 44 | HI HHHH HH HH HH HH HH HH HH HH Au © ..m er RrRwwm nu SISUTDROSHE 4 m 0 re cD oo 43 > ort oo w SC en) DKerKer) ‚44 3% Deo SO Sn) "24 >) ee) "46 — DD LI ww SQ 0 m I 7 = ee See SS [e oo on Er SCHE 0’) En PS DESOo om SISrooo [Se] es 64 Ha or nn 48 a je HU) ERFEFEEFFFES SF ESF ER E + II IH + III ++ I I 4444| > o > ni SSDOSOdvre>> Tat Do me wm DSDS = VDVAÄATRDAITHTRrEAATAEHWARAONADATTSDROEHOSAFRSGVTOWD OA AÄVSODAÄARWOowWen 571 Lal. N%- a 44360 AAAYA 44509 44530 44565 44576 AA5TT 44639 AA65A 44656 44671 AA680 44681 44703 44738 AATAD 44750 AAT52 AATTO 44898 AA9R25 45010 45031 45048 45068? 45082 45085? 45087 45091 45187 45194? A244 45229? 45236 45267 45367 45441 45454 45661 45668 45679 45769 45770 45793 45797 45784 45817 45820 45826 45864 45887 45891? 45915 45976 46044 572 0 eltız en. Gr. Lal. AR. 1842. Lal. Decl. 1842. Aa A Lal. N®- u Io om 7 u 81 23" 21" 45:07 52° 31' 58'8 + 0:12 0'0 46001 84 22 2673 73025. 0:2 + 0°29 — 2:1 46050 7 27 4385 49 26 16°9 + 1:20 + 4:5 46234? 81 29 1450 45 19 6-0 + 116 — 6:7 46269 81 29 2557 45 24 552 + 0'235 —.76 46278 8 29 39:92 AT 36 32-5 — 111 — 0'% 46287 8 29 50:74 47 39 547 — 0:31 + 7:9 A6293 7 30 9:94 45 19 34-1 + 2:08 — 1:6 46300? 14 3 814 51 A0 50-5 — 0.31 + 17°6 46410 8 33 2351 45 20 Ari — 0:17 — 41 AbARA? 84 33 44:32 51 33 30°8 — 072 + 0:4 46439 6 34 19:79 56 23 53 — 0:03 — 0:5 46456 8 34 58:58 50 33 24 + 0:68 + 0°7 46476 6% 35 23:24 5i 3 490 + 0.21 — 1:0 46486 he) 35 28:88 46 9 225 + 0:68 + 1:2 46488 8 35 31°33 51 22 19-5 + 026 — 32 46491 81 37 4556 56 29 41°5 — 0:69 + 34 46560° Ro) 39 6:50 47 54 571 — 0:24 + 31:8 46598 8 39 8:65 530 594 1079 1 0357 + 4:0 46602 8 39 9-00 0 alu 2927 + 0:99 — 2:0 46600° 6 39 20:28 56 34 314 — 0:03 — 4:0 46607 8 39 A207 48 24 492 — 0:33 + 10:6 46617 8 40 46:83 54 A6 18°5 + 0:02 + 0:2 46649 Ro) 41 4198 54 A6 450 + 0.14 + 7:5 46677. 9 41 50:08 52 26 13°9 + 0:60 — 3-1 46679 ) 43 1823 51 12 53°3 + 0:07 — 25 46728 8 44 13-31 49 14 11°9 +03 — 44 46757 91 45 21-17 52 12 41°9 + 0-7 — 1:9 46813 81 45 32:25 52 14 49.0 —,0,31 + 1:6 46819 81 45 45:86 55 56 267 — 0:49 + 0:3 46825 7 46 9-61 55 36 38°6 + 0:22 + 0:3 46839 81 46 27:96 48, 8 01 — a9 + 3-1 46853 81 46 2742 46 5 16°8 0-18 — 0:5 46852 8 46 3035 A 45 98 — 0:20 — 1:8 46856 7 41 39-85 45 28 58°5 + 0:62 — 10:8 46900 81 49 340% 47.11. 29-1 — 0:47 + 1:2 46957 4 51 283°46 56 AT 325 + 0:12 + 1:4 47035 6) 53 15°56 45 51 113 + 044 — 5-7 471097 61 53 17:04 96 7A — 0:06 + 3-1 47099 () 54 770 46 41 544 + 0:88 — 2:2 41127 84 54 31:27 54 41 362 + 0:27 + 38 A7144 8 54 3495 50 35 38:5 + 0:94 — 27 47146 8 54 4565 46 22 21-3 + 14 — 0:6 4755 8 55 22:34 54 40 124 -—+0°01 +65 417 51 57 23:35 45 Ab 55°8 12.0278 — 43 47237 81 58. 5.86 750% 29.187 — 0°96 — 11 47255 Eigene Bewegungen von Fixsternen. 573 Bemerkungen. Lal. Nr. 3987. Die Unterschiede sind ohne Zweifel Folge der eigenen Bewegung. Es folgt nämlich der Ort1800 aus Lalande . ..... 1" 59" 33:46 + 66° 44’ 39'4 DUSSMOEL... . 00.08 hm 59 37.81 248 auseiner Wien. M.B.v. 1853 59 38:43 4655. Eine Wiener M. B. von 1853 gibt die Reetascension 1842 — 2"23” 14°12, der Stern scheint danach eigene Bewegung zu haben. 5490. Neuere Beobachtungen bestätigen die bedeutende eigene Bewegung. Es ist nämlich der Ort 1842 aus Lalande . . . .. .2" 51" 11:50 + 61° 7 0:6 aus Argel. 3363 . . .. . 51 16-98 627-2 aus zwei Wien. M.B. v.1853 9 51 18-05 6°20:6 6024. Der grosse Unterschied der Declination scheint von einem Fehler von 30° bei Lalande herzurühren, da eine Wiener M. B. von1853 die Declination 1'5 grösser als Argel. gibt. 6110. Eine Wiener M. B. von 1853 gibt für 142 3" 11" 15:57 + 60° 58’ 3'7. 6787. Der starke Unterschied in Deelination seheint von einem Fehler von 30! . bei Lalande herzurühren, da eine Wiener M. B. von 1853 die Deelination 1'6 kleiner gibt als Argelander. 7036. Dieser Stern scheint eine eigene Bewegung zu haben. Es folgt nämlich der Ort 1800 aus Lalande . . . . ... 3 377 56:50 + 60° 3# 3'0 aus Argel. 4215 u. 4216 . 37 59-53 33 54-0 auseiner Wien.M.B.v.1855 37 59:91 33 51-7 8953. Die Declination bei Lalande ist fehlerhaft. 9242. Der mittlere Ort 1800 folgt a tn. A AA® 54:91 + 56°48' 54°6 a ueL,5349.. . u... . 44 57:79 48-518 aus einer Wiener M.B. v. 1853 . . Ak 57-98 48-51°4 12381.) Der starke Unterschied der Declinationen hat seinen Grund in einem En Fehler in der Reduetionstafel zuH. C. p. 366, 12. August. Die Z.D. des letzten Sternes dieser Zone, der als einziger Fundamentalstern benutzt ist, ist nämlich fehlerhaft, wahrscheinlich um 30". 13427. Der Stern scheint eine beträchtliche eigene Bewegung zu haben, da die Unterschiede in beiden Coordinaten erheblich sind. 17350. Eine Wiener M. B. von 1853 gibt die Deelination 2'2 grösser als ER Argelander. | 48111. Über diesen Stern mit bedeutender Eigenbewegung siehe Astronom. Nachrichten Nr. 880. 18722. Eine Wiener M. B. gibt die Deelination 1'3 grösser als Argelander. 19627. Der bedeutende Unterschied, der sowohl in Reetascension als Decli- nation stattfindet, scheint eine eigene Bewegung anzudeuten. 21076. Lalande ist wohl um 30’ falsch. Eine Wiener M. B. von 1853 gibt den mittleren Ort 1842 = 10' 50" 32:44 + 44° 39’ 340. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. II, Hft. 37 574 een Lal. Nr. 21379. Eine Wiener M.B. von 1853 gibt die Declination 1'2 kleiner als Argelander. 22196. Eine Wiener M. B. von 1853 gibt die Deelination 2"2 grösser als Arge- lander, so dass Lalande wohl um 30” falsch ist. 22845. Die Zeit bei Lalande scheint fehlerhaft. Eine Wiener M.B. von 1853 gibt 0°21 mehr als Argel. 29892. Die Deelination bei Lalande ist fehlerhaft, da eine Wiener M. B. von 1853 1'0 mehr als Argel. gibt. 30699. Die Unterschiede rühren wohl von einer eigenen Bewegung her, da zwei Wiener M. B. von 1853, 5 als mittleren Ort 1842 ergeben 16" 42” 59:49 + 68° 22’ 31'8. 30966. Aus einer Wiener M. B. von 1853 folgt die Deelination 2'’6 grösser als aus Argel. 32512. Die Declination bei Lalande scheint fehlerhaft zu sein, da eine Wiener M. B. von 1853 0'8 mehr gibt als Argel. 32663. Die Zeit bei Argel. scheint fehlerhaft, da eine Wiener M. B. von 1853 als mittleren Ort 1842 ergibt 17" 42” 35:38 + 60° 38’ 19'2. 33698. Die Lalande’sche Deelination ist wohl um 30! fehlerhaft. 34246. Die Lalande’sche Deelination ist fehlerhaft. 34913. Die Zeit bei Lalande scheint 5° zu gross zu sein; eine Wiener M.B. von 1853 gibt 0°14 weniger als Argelander. 37777. Eine Wiener M.B. von 1853 gibt 2:9 weniger als Argelander, danach scheint Lalande um 30" falsch zu sein. 41377. Die Deelination bei Lalande ist wahrscheinlich um 30" falsch. 42177. Eine Wiener M. B. gibt die Deelination 0!2 südlicher als Argelander, so dass Lalande wohl um 30" falsch ist. 42764.) Die Zeit ist nur von Nr. 42774 genommen, da die erstere Numer Bra! beträchtlich abweicht. 43376. Die P. D. von Nr. 43377 weicht 15'4 ab von Nr. 43376 und ist wohl um 15! falsch, da nur Nr. 43376 mit Argel. übereinstimmt. 44114.) Die P. D. ist nur von Nr.44114 genommen, indem die von Nr. 44145 44115. } wahrscheinlich um 30" zu klein ist. 45784. Die Zeit bei Lalande ist fehlerhaft. In Betreff der grösseren bei Lalande und Argelander aufgefun- denen Fehler muss ich auf das Maiheft 1854 dieser Sitzungsberichte und auf die Annalen der Wiener Sternwarte verweisen; in dem ersteren dieser Verzeichnisse sind noch folgende Beriehtigungen vorzunehmen. 1727. In der letzten Zeile dieser Bemerkung ist zu lesen: 49m 58° 02 statt 58° 92. 2972 muss heissen: 26° 50' und nicht 40' 9696. Die Bemerkung ist irrthümlich. Die Präcession im Kataloge muss aber heissen: 4°,672 statt 4°.747. 14612 muss heissen: 40° 54°’ und nicht 44°. 17743 muss heissen: 36° 7' und nicht 35° 57°. 19139. DieBemerkung ist irrthümlich. Die Reetascensionen stimmen bis auf 0:8. De u er a ee a u eu ae u er N Sin re ee Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. 5 VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (MAI.) Annalen der k. Sternwarte bei München. Bd. VII. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. 1855. Nr. 4, 5. Bizio, Giov., Scoperta dell’ Arsenico nell’ acqua ferruginosa di Civillina, detta Acqua Catulliana. Venezia 1855; 8°. Cosmos, 17 21. D’Elvert, Chrift., Die Culturfortfchritte Mährend u. Dejterr.-Schlefteng, befonders im Landbaue und in der Induftrie, während der Ießten 100 Sahre. Brünn 1854; 8°. Genootschap, Bataviaasch, van Kunsten en Wetenschappen, Ver- handelingen. Deel 24, 25. Heim, 3. B., Beiträge zur Balliftik, in befonderer Beziehung auf die Umdrehung der Artillerie-Gefchoffe. Ulm 1848; 4°. Heim, Beitrag zur Theorie der Bewegung der Räderfuhrwerke, ins- besondere der Dampfwagen. Cannstadt 1855; 4°, Heymann, S. L., Versuch einer pathol.-therap. Darstellung der Krankheiten in den Tropenländern. Würzburg 1854; 8°. Jahrbuch des naturhist. Landesmuseums von Kärnten. Herausg. v. Canaval. Jahrg. 3. Jahresbericht d. k. Sternwarte bei München. J. 1854. Mittheilungen a. d. Gebiete der Statistik. Jahrg. III, Heft 7. Namur, Anton. De lacrymatoriis sive de lagenulis laerymarum pro- pinquor. colligendis apud romanos aptatis. Lueiliburg. 1855; 8°. Organismus des germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg, 1855; 8. | Parrat, H., Les tons ehinois sont semetiques. Porentruy 1854; 8°, (4 Exempl.) 37° 576 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Parrat. Les 36.000 ans de Mandthon, suivis d’un '"Tableau des eoneordances synchroniques. Porentruy, 1855. 8% (A Exempl.) — Novum speeimen quo probatur iterum linguarum indo - euro- p&arum origo semetica. Mulhouse 1855; 8°. (4 Exempl.) Quaranta,Rennardo, !’Orologiv. a sole di Beroso, scoperto in Pompei addı 23. Settembre 1854. Napoli 1854. Fol. | Reumont, Alfredo, Dei soci esteri della Accademia della Crusea, Firenze 1855; 8°. | — Del gruppo di Cristo con S. Tommaso, lavoro di Andrea del Verrochio. Roma 1855; 8°. Romanin, S,, Storia documentata di Venezia. T. II, p. 2. Societe imper. des Naturalistes de Moscou, Bulletin 1854. Nr. 4. Society Royal of Edinburgh, Transactions, Vol. XVI, p. 1. — Pro- ceedings, Vol. II, Nr. 44. | Tijdsehrift voor indische Taal-, Land- en Volkenkunde. Jahrg. I. Aflev. 1—12. | Tinfhaunfer, ©. Topograph. ftatift. Befchreibung der Divcefe Briren 2. 1. Bd. Briren 1855; 8°. | Wolf, Rudolf. Gedächtnissrede auf Jakob Bernoulli. Bern 1855; 8°. Zambra,Bernardino, I prineipj e glielementi della fisiea. Fase. 7, 8. Beobachtungsolerkungen. Ragusa!) . Curzola . Zara?) . Triest W218, Menedig®). . . Fearma. ... Semlin . . . . Mailand . . . Szegedin ; Fünfkirchen . . Meran. . ent ar Kronstadt®) . Debreezin . . . Gran . . Wallendorf 5) Zayale . . . . Baibach . . ... Pressburg . . . Wiens... . Heiz ... r Adelsberg . . Bregenz. ’ Innsbruck . . . Tirnau Jolsva: . . . sePaul: . . . Korneuburg . . Dnz 2 ..% Czernowitz 9) Kremsmünster 2) Althofen Brunn... ., Reichenau . Benz)... .. Weissbriach . . Klagenfurt DR Olmütz . . Rzeszow !0 Valona (in Albanie gel. - «stürmisch a. NO., am 31. Schnee chnee, am 31. 14"Ab. stürmisch. 5t beobachtet wurde auch —1°0. > W, am 26. Orkan a. S. ner. m 19. u. 23. Sturm. irme a. S. u.SW. | 15. Sturm a. NW. en in NO. u.Bora. eefälle. “hr stark am 14. [am22.a. SW. - rinder Nähe. Stürme am21.a.SO. . “am 27.Hochwasser. 0. (Gewitter in Ungarn, vergl. 4m 31. a. NO. [Pesth ete. ker a. W., ara 31. Sturma.O. "8. Hagel, am 24.Ab.BlitzeinSW. . .). u. 28. stürmisch a. NW. . weimal Gewitter. Jaslo (in Galizien))). u.S., am 24. Ab. Blitze gegen S. 1) Ragusa. Am 2) Zara. Am 2. Windes nach 3) Venedig. A tet, wo aber bei der Drehung des grossen Temperaturveränderungen, welche in der 4) Kronstadt. 5) Wallendorf. r. 6) Czernowitz. 7) Kremsmünst 8) Lienz. Am 9. 9) Klagenfurt. ufgelöst , Schneegrenze an südlichen Abhängen bis 10) Rzeszow. Anm Donner. 11) Jaslo. Am 6. 7 Herr Colla, D in diese Übersichten berechn eten Temper Sitzb. d. math Bi einzusenden und ihre Aufnahme ® Ab. angestellten Beobachtungen ainem Haarhygrometer beobachtet. ei R wwwwunn D— uI0) _ en RB Hawmw [6] — er 5 SEZ ER RO w w (I) Tl Aye 28 31 32 32: letzter 3193 Entworfen von A. U. Burkhardt, Assistenten an der k. k. Central-Anstalt. Nuttlexe Maximum Minimum |Mittlerer| Maxi ini \i eshoehrungeee En u Aut Maximum Minimum abe ne ern Re Reaumur | Tag | Temp. | Tag | Temp. en Tag | Luftdr.| Tag | Luftdr. |Par. Lin.| Par. Lin. wine REANIEEN® Valona (in Albanien) | +10°45| 25:9 | +19°5| 17.3 |+ #0) — — — —_ — | 4°15 | 45”49) SO. |Am 10. Regen mit Hagel Ragusa!) ... . » . |+40:08] 6-6 | +14-1|12- |+ 4:91334”12| 30-9 |338"27| 13-6 |325"74| 3-43 | 86-6 5 Run oneeahe naeh ee ae ee Zara”) . er in Ber I + 2:2|334-95| 30-9 |339-26| 13-6 |326:29| 7 — 33.12) — riesen + 6° "6 | +12:8 "3 |+ 0-2|334-36| 31-6 |338-61| 13-6 |326°73| — 30:50| ONO. |Am9.13.u.31.Regenmi h ürmi Venedig®). - + 6:40| 26-6 | +11-6| 12-3 |+ 0:21334-20| 30-9 1339-25 | 13-6 |327:29| 3:06 | 49-17) SS: |Am 10. u. 11. ee N) +Parma. . 2... + 6-35] 19: | +14:2| 12- |— 1:0/330-80| 31: |335°56) 22: |324:19| 84 31:56] NW. Senlin .... » . I+ 5-90| 27-3 | +15-8| 13-3 |— 0-3|333:02| 31:9 |337°36| 143 |325-54| — 16-00| — |Am1. —0:3. Mailand. » : » . .. [+ 5-66) 20° | +14-3| 11: |— 1:3|328-65| 31:4 |333-62| 22: |321°20 2"53 | 59-78) NO. |Am 3. Schnee. Szegedin .... + 4-95| 28-6 | +16-0| 13-3 |— 2-4[331-75| 31-9 |338-83| 13-6 |325:76| — 23-93) S.N. |Am 27. wenig Hagel. Fünfkirchen . . + 4"85| 27-6 | +13-4| 12-* |— 1-0|328-60| 31:9 |335-34) 13-6 |322-40| — 28-50) SW. |*Am 41. wo aber um 10% erst beobachtet wurde auch —1°0. Merane ne ee + 4:82| 26-6 | +12-7| 12-3 |— 3-0|322-53| 31:3 )327-22| 13° 131665) — 43-60) S. |Am5. +13°3. UN 0-80 5 0 un + 4-27| 23-6 | +12-6| 15-3 |— 3-3)325-22| 31-3 \331-86| 22-9 |318:84| 2-36 | 3372| SW. Kronstadt#) . . . . |+ 4:02] 26-5 | +16-4| 1:9 |— 5-2|312-58| 31-9 1319-27 12-5 |305:72| — 35-62] — |Am 23. u. 24. Sturm a. SW., am 26. Orkan a. S. Debreezin . . . » +4:00| 28-6 | +13-2| ‚1: |— 2-4|329-84| 31-9 |336:69| 243 323-322] — 45°28|N. u. S.)Am 24. Ab. Blitz und Donner. Gran» 2» 2... 0. 0)+ 3:89| 28:6 | +13-3|) 1:3 |— 5°4 18-80) SW. |Am 24. Ab. Gewitter. Wallendorf®) . . . |+ 3:82) 28:6 | +14-4| 1° |— 6:3|320-22| 31:9 327-08| 12-9 |313-65| 2:33 | 32:92) W. |Am 23. u. 27. Gewitter, am 19. u. 23. Sturm. Zavalje » = 2» 2. |+ 3°70| 26°6 | +11°2| 11-3 7:0 — _ — _ N. |Am A. 5. 22. 23. u. 25. Stürme a. S. u. SW. Tarbachnerr + 3-67) 23:6 | +11-6| 15-3 |— 3-8/323-35) 31-9 |929-33| 13-6 |316-33| 2:35 | 85.62) NW. Pressburg - » » - - + 3-58| 23-6 | +13-6| 12-3 |— 4:0|328-97| 31-9 |336-34| 13-3 [323-147 | — — NW. |Vom 9. auf 10. u. 14. auf 15. Sturm a. NW. Wong sooo van + 3-51] 23- | +16-0| 12- |— 6:0|326-92| 31-9 |334-42| 23-1 |318-79| 1-98 5-11] NW. |Am 23. Ab. Wetterleuchten in NO. ale 0 00 + 3:40| 23-6 | +15-5| 12:3 | 57) — —_ —_ _ — — —_ N. u.Bora. Adelsberg . . . » - + 3-26| 28-6 | +12-1| 15-3 |— 4:4|313:29) 31:9 |318-10| 13-6 306.61) — — — |Am22.Sturma.NO., am 9. stürmisch a.NO., am 31. Schnee Bregenz. . ».. - + 3-25| 25-5 | +11-6| 141-4 |— 3:2/318-76) 30-7 |323-99| 12-7 |311-90| — 43-93| S. |Vom 8. bis 10. starke Schneefälle. Innsbruck . . . - . + 3-23| 23-6 | +10-6| 12-3 |— 4-4 3141-68] 30-6 |316-36| 13-3 305.54] — 30:7%2| — |Am 8.—9. Schneefälle, sehr stark am 14. [am22.a. SW. lien au + 3-47| 23-6 | +13-2| 12:4 |— 4-4|328-77| 31-9 1335-90] 13-4 |322-68| 2:33 | 14:26|N. NW. Am 24.um&"30’Ab.Gewitterin der Nähe. Stürme am21.a.S0. Jolsvar Re: + 2:99) 28-6 | +14-0| 13-3 |— 9:0) — _ — _ — _ — N. |Am?23.GewitiermitHagel, am 27. Hochwasser. Sn alla 9 0 0 wc + 2-89| 23-6 |+11-8| 11-3 |— 5-3/317-51| 31-9 |323-71| 13-6 |311-82| 2-00 | 14:72) SW. Korneuburg . . . . |+ 2:78| 25-6 | +13-0| 12-3 7-0 = —_ _ 7:63| W. |Am 24. Ab. Blitze gegen SO. (Gewitter in Ungarn, vergl. Tinzerer + 2-66| 22-6 | +13-2| 12-3 |— 5:4|324-12| 31-3 |330-59| 23-6 |310-67| — 16-43) W. |Am 21. stürmisch a. 0, am 31. a. NO. [Pesth ete. Czernowitz ®) . |-+ 2-35| 28-6 | +14-5| 2:3°| —12-6|324:80)| 31-9 |332°59| 13-3 |317-56| — 24-30) N |*Am 4%. hier nur —2°5. Kremsmünster?) . . |+ 2-30| 22-7 |+11-8| 12-3 | — 6-6|319-68| 31% 325-90| 22-7 |310-68| 2-12 | 28-401 SW. |Am23. um 6:30’Ab. Gewittera. W., ar 31. Sturma. 0. Althofen . »..» ı 2-27| 20-6 |+ 9-7) 12:3 |— 8-7|306-55| 31-9 |312-90| 13-6 |300-81| 1-70 16-90) NO. Brünn... ..... + 2-27 25- |+13-8| 11: |— 9-2|326-47| 31-9 |333-52| 22:9 |318-1%| 2-01 2352| N. Leutschau. . .. . + 2-03| 28-6 | +10-6) 13-6 |— 7:9|321:70| 31-9 1328-88 24-3 315-72| — 15-21| SO. |Am14.20.30.Stürme, am 28. Hagel, am 24.Ab. Blitze inSW. Pilsen. ... . + 2:03| 25-6 | +10-5) 12-3 |— 7:7|322-06| 31-6 |329-06| 22:9 |313:20| — 8-35| W. |Am 23. stürmisch. Reichenau... ..... |+ 1:97| 27:6 | +10-3| 12-3 |— 9-0309-73| 31-3.|316°34| 22-9 |303-32| — 9:72) W PıenzE) ar. + 1:89| 29-6 + 9-0| 412-3°|— 8-41308-72| 31-6 |313-90| 13-6 |302:76| 1-81 | 46:95) W =Um 7° —9°0. Am 14. 15. u. 28. stürmisch a. NW. Weissbriach . . . |+ 1:88) 26-6 | + 8-0] 12:3 |— 8:0| — — — — —_ = == — Klagenfurt®). . . . |+ 1:80] 20- |+13-0| 11: |— 8:8|316-99| 31-9 |322-84 13-6 |310-76| 1-97 | 33-46) W. Olmütz 2 0: + 1:74| 23-6 | +14-:8| 41-3 |— 7:6 |326-31| 31:9 33361 23-9 318-435) — _ NW e h Rzeszow 0)... . + 1:74| 28:6 | +13-0) 1-3°|—10-0|327-47| 31:9 |33500| 23-4 131925) — 26-13) W. |*Am 31. —5°8. Am 28. zweimal Gewitter. Jaslo (in Galizien)11) |+ 1-67| 28:6 | +12-6| 4-3 |—10-0|325-66| 31:9 [3342-18 93.3 [318-88| 2-01 | 30-32] W. |Am1.3.u.22. Stürmea. SO.u.S., am24.Ab. Blitze gegen S.| 10) 11) -+ Herr Colla, Director des astronomischen und meteorologischen Observatoriums in Parma hatte die Güte uns die täglich angestellten Witterungsbeobachtung in diese Übersichten zu gestatten, wodurch das Beobachtungsnetz in Italien auf eine erfreuliche Weise vervollst berechn eten Temperaturmittel wurden mittelst der Mailänder Beobachtungen auf die Stunden 6" Morg., 2" und 1 Ragusa. Am 13. Sturm a. SO. bis 12%, dann aus S. und zuletzt aus SO., nach 10. Ab. Hagel Zara. Am 25. stürmischer Südwind, der am 26. Morg. in NW. umschlägt, worauf Aufheiterung erfolgte. Windes nach NW. Regen erfolgte. rg R 5 t er Venedig. Am 23. Tags über stürmisch aus NO., öfters Regen, Blitze, Donner. Am 28. Gewitter bei starkem Südwind. Am 29. Ab. Gewitter und Hagel. Die grossen Temperatnrveränderungen, welche in der zweiten März-Hälfte in dem continentalen Europa sich zeigten, waren in den Seestationen viel weniger excessiv. Kronstadt. Der Orkan vom 26. dauerte von 12% Mittags bis nach Sonnenuntergang. Am 12, fielen 1012 Zoll Schnee, welche 926 Wasser gaben. f Wallendorf. Der Sturm am 19. um 6b Abends war von kurzer Dauer. Am 23. Gewitler gegen S., von 3—4& Sturm a. SW. Am 27. um 9h 20/ Ab. heftiges Gewitter. Czernowitz. Am 5. Eisgang am Pruth, am 23. Sturm, am 28. Wetterleuchten. . Kremsmünster. Am 4. März ist die Schneedecke bis auf die Schneewehen, am 21. vollkommen aufgelöst. Lienz. Am 9. die sonnigen Bergabhänge schneefrei. Am 31. noch 3 Zoll tiefer Lagerschnee in der Ebene. Klagenfurt. Der Lagerschnee schwindet am 11. an sonnigen Anhöhen, am 19. auch in der Ebene vollkommen. Abhängen bis 4000", . R ß a E A r en Rzeszow. Am 28. um 3h 55’ Ab. Gewitter in N. (Donner hörbar) zog gegen NO., dann um 6h 50° bis 84 15’ in SO. mit schnell sich folgenden Blitzen und hörbarem Donner. Jaslo. Am 6. Eisgang und im letzten Monatsdrittel vom 22.27. Thaufluth. In Wien wurde gleichzeitig dieselbe Windrichtung beobachtet, wo aber bei der Drehung des Am 25. ist die Eisdecke am Klagenfurter See aufgelöst, Schneegrenze an südlichen sen einzusenden und ihre Aufnahme ändigt ward. Die aus den um 9" Morg., 3? und 9° Ab. angestellten Beobachtungen 0" Ab. zurückgeführt. Die Feuchtigkeit wird in einem Haarhygrometer beobachtet. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. I. Hit. a | "721 — | 1388| 8. |Am 22. 10* 30° Ab. Blitze gegen NO., am 3. Seiroceo. »A41| 199 8731| w. Am 23. von 4—6° Ab. stürmisch a. W. En 19-61) W.NW.|Am 23. Ab. Blitze. 3>:60| 1:94 | 65-54| W. |Am 13. hier nur —3°4, am 31. —A°5. 2521 1-94 | 33:78) -W Vom 19. auf 20. $turm a. NW., am 23. Ab. Blitze in NW. 73| 2:02 | 82 41| SW »-410| 1-91 | 12-73) W. 0. |Am 3.:-+8°2, am 19. stürmisch a.NW. 1.27) — 15:08) NW. ‚70 39-41| SW. |Am 24. um 7° Ab. Gewitter. BAT 175 38:24 NW 87 2-00 | 19-81) SW 2.451 1:79.) 39-90| SW. |Am 16. —7°4. 1-41! 1:79 | 45-811 W. |Am 23. um 7° Ab. Blitz ohne Donner. 3:50| 1 -73 |105°05| SO. ‚Am 23.u.24. um 2* Ab. Donner. 3-17| 175 | 8:29| SW 3:32| 1:76 9-83| N. | wi — 16:40| NW. | Am 16. —10°2. )-20| — 28-44) WW. _ — | 25:03 W. |Am 23. um 845’ Ab. Gewitter gegen N. & — 140.10) W. 3-38| 1:83 | 3665| NNO. Am 23. Wetterleuchten, am 27. Blitz u. Donner. 2-:39| 1:50 | 2796| SO. \Sehr stürmisch, besonders am 24. a. NW. Ben > — — Sehr stürmisch, besonders am 9.10. 11. 15. 24. 25. 27. 30. 2 = 16-70| N. S. |Am 9. heftiger Sturm a. NW., am 22. Sturm a. W. 1:81 — 5640| ©. a EL 2 0. 9-08) — [121-42| ©. |Am3.u.13. Sturm, am 12. 22. 23. Schneesturm. ungen. Men früheren Monaten. WW wouvuo m Dunst- |Nieder-| yerr- druck | schlag | schender Anmerkungen. ftdr.| Par. Lin. | Par. Lin. Ya 04 EN, I NW. | Für die Jahres-Übersicht wurde durch nahegelegene Stationen interpolirt, da die Beob- a ah NW. Inekunsen ch a en EN a. NW. |Am 1. Nachm. Orkan. ll — — NW. |Am 15. heftiger Sturm a. NW. [geht, dabeiEisregen. :08| 140 | — W.N. |Am 3. starker Wind a. N., der u. 9 Ab. in $turm a. S. über- 001 — | 24-61) NW. |Vom 1.—3. stürmisch a. SW. u. NW. 418) — 18-92) SW. |*Am 3:3 —16°3, am 16. stürmisch a. NW, -86| 8 28-10| NO. | 17| 9 3547| NW. ı Tagen des Decembers 1854. zur Hälfte; 1200‘ höher liegt er noch ununterbrochen. Am 23. 8h 19' öfters Wetterleuchten im N. le März waren hier die Sehneemassen 6—7 Fuss hoch. | Il unterworfen waren, und diese sich besonders in demjenigen Theile Österreichs zeigten, auffallend und beschränkten sich mehr auf Orte von bedeutender Seehöhe, wie St. Maria. den höheren Stationen eine grössere Abweichung einzelner Tage vom Monatmittel der sletzteren oft anjenen Tag, wo die grösste Menge vom atmosphärischen Niederschlag stattfand. Üzermoviitz 324.80 liemberg 324.27 Pürslitz 32/.26 Klagenfurt 376.39 (ll 325% Yalanı (in Albanien : \ ittleren Be iR Dunst- |Nieder-| yerr- ar Maximum Minimum ee Maximum Minimum nn lee url Aumerkünsen | ; F - K. : : n | Beobachtungsort. peratur Tag | Temp: | Tag | en Tag Luttar. Tag | Luftdr. Par. Lin. | Par. Lin. | m weg|s " = 2 ; 22. 10" 30° Ab. Blitze gegen NO., am 3, Seir Bad Gastein . . . . |+ 1?611 24:6 |410°5) 11:4 |— 7°71202°23| 31-3 |298°73| 2371 Sn An ae En Kahlenberg + 1:61] 23-6 | +41:6| 11-3 | — 5°6|316-92| 31-9 |323°69| 22° Bo | 19:61 lwnw.lam 23, Ab. Blitze. a Su nvalsonan 31.9 Seren ats Ele 102 68:54] W. Am 1. hier nur —8°2, am 31. 495, Deubarsn) + 1:35] 28:6 Be m % ws 326-51| 31:9 1335-01) 23:3 |318-52| 1-94 | 33-78) W. |Vom 19. auf 20. Sturm a. NW., am 23. Ab. Blitze in NW. St He al es K an 23.6 7-41 42-3 |— 5-7'302-11| 31-9 \307-02| 13-3 |295°73| 2-02 82:41) SW. ee ee Y 1.92| 25:6. 9-4 12-3 | 8-01321-26| 31-5 1320-20] 23-3 |318-10| 1-91 | 1273| W. 0. |Am 3. +8:2, „NW. I . h 3 | = = Er Steinbüchel + 1:20| 23:6 | + 7°8| 12:3 |- 6:6) — mE ln: 25: : NW ; 2: 135 . - -69) 23-3 1321-27) — | 15:08 5 j Bodenbach. . ..... |+.1:19| 23:6 |+ 8-1| 12:3 |— 5-2|329-17| 31:9 |336-69| 23-3 1321727) — ae eg Eee Fe bervellacl 1:11| 28-6 |+ 7:8) 12-3 |—10:6|308-! : : Pant: | re RE 4 1-01) 25-6 | + 9-7) 12:3 |— 8:5|324-23| 31:9 |331-49| 22-9 |315°87 en en 3 Am 16. —7°4 St. Jakob... . . + 0:98 24:6 |+ 5:6 I = 2. en I Sn 1 u ne 45-81 Ww. Am 23. um 7% Ab. Blitz ohne Donner. Alt Bam. 0-86| 23:6 |+ 9-1| 11-8 |— 8: : "6 1303° a f Dune r "Ab, ; en 0.69 20:6 |4 7.8) 12:3 |—11-4[311-63) 31:9 1316-99) 13-6 [308:30| 1-73 |105:05| SO. [Am 23. u.24. um 2° Ab. Donner On + 0-62| 20-6.) +13-0 463 | — 60 — | — | — | | — = | Schössl#) ieh Eh + Dan 24-6 | + 7:6| 12-3 | — 6:1/321-85| 31-9 |328-87| 23-3 |313-17| 1:75 | 8:29| SW. St. Jakob (bei Gurk). |+ 0:49 26-6 |+ 7:7)12:3 | 90) — | — | — | — ; 3.6 . 6 -9 [332- -3 1315-32) 1-76 | 9:83| N. ee. + 0-37| 25:6 | + 7-4| 12-3.) 6:0|324-41| 31:9 |332-00| 23-3 EN el a walsıreen| se [socren PEe 2 won Drantenau a + 0.24) 24.6 | + 6*2| 12:38 | — 9° B 5 ; $ — 2. N "451 Ab, . SEARENE Oderberg . . 2... + 0:45] 23-6 | +12-3| 13-3 Rt — | a u Am 23. um 8"45' Ab. Gewitter gegen Sumutzaee + 0:13) 26:6 |+ 681 12:31-12:83 — | — | — | — | — == r : : i Senftenberg) . . . 1 0:03 23: |+10:6| 1- |—11-71317-64| 31:9 1325-23] 23-3 1309-38| 1-83 | 36-65 Are: Se 2u, We) Lerleuchten Ran BIN Lunge St. Peter... . . — 0-42 26-6 |+ 6-0) 12:3 | —12-8|287-60| 31:9 |291-97| 23-3 |282-39| 1-50 | 27-96 h u stürmisch, 5 2 Alkus (bei Lienz) 6) 0-22) 26:6 |+ 8:0| 11:3 14-0 Ei ee = = — — Sehr stürmisch, besonders am 9.10. 11. 15. 24. 25.237. 30. 1 . ker 74) & 12° a a == ot 7 Kesmark ..... | 4.08) 28-6 | +10-1| 13-3 —13-6|309-87| 31-9 |315-28| 23-3 1303-64| — | 1670| N. S. |Am 9, heftiger Sturm a. NW., am 22. Sturm a. W. Heiligenblut . ı— 1:61) 20-6 | + 5-7) 12:3 )— 9:9|284-50| 30- \288-02| 13-6 1279-01) — i= _ Plan) 2... . 1— 2:82 19-6 |+ 4:0] 11-3 |-—18-0|273-83| 31-9 1277-40 13-3 1267.88) — | 56:40, 0. Stilfserjoch a | Be een ee | | — — = 0. Obi. 2.22. | —24926-6) 460)13-3 | 945 | 02 er a Ei = — —_ — S. Maria®). 2.2.2. |— 8:99] 22-6 |+ 2-8) 11-3 |—23-6|244-80 31-3 j247-85| 13:3 239:08| — 1121-42] 0. |Am3. u.13. Sturm, am 12. 22. 23. Schneesturm, | Magnetische Störungen. Am 10., 12. Nachträge und Verbesserungen zu den früheren Monaten. i - Pressburg Sept. 1854] +12:23| 17:8 | +22-0] 27-3 |— 4:21333-72! 3-3 |336-78| 22-3 1330-04) — — | NW. ln eh ann ar na Denon Dee. 1854| + 2-15/ 16:6 |+ 7-5| 30-3 |— 3-0[330-63 29-9 1336-92 | 23-3 1325-08) — — NW. interpolirten ist gering und bei den Jahresmitteln unmerklich, Jänn. 1855| — 2-41) 1-6 |+ 7-3] 29-3 |—13-7|332:80| 7-3 |338-86| 1-9 [325-000 — — | NW. [Am 1. Nachm. Orkan. ERS Vehr. 1855| — 2:79| 27: -0| 3-3 | —12:0|329- ö 5-51] 14:9 [320-341| — — | NW. |Am 15. heftiger Sturm a. NW. geht, dabeiEisregen. Febr. 1855 2:79) 27:6 | + 7:0| 3:3 |—12:0/329-59| 3-3 335-5 \ Abi S. über Kahlenberg Febr. 1855 | — 3:93 2%: |+ 5°2| 20-3 1 —13-8|317-20) 2:9 )322-19| 14-9 |308-08| 1-40 = W.N. |Am3. starker Wind a. N., der u. 9*Ab. in Sturm a. S.über- Rzeszow Jinn. 1855| — 3:65) 8:5 |+ 2-6] 31-3 |—18-0|329-44| 7:6 |335-37) 2-6 1318-001 — | 24-61) NW. |Vom 1.—3. stürmisch a. SW. u. NW. Febr. 1855| — 3538| 14:6 | + 4-0| 22:3°| —16-4|317-21| 2-6 |332-14| 15-3 [318-48| — | 18-92! SW. |*Am 3-3 —16-3, am 16. stürmisch a. NW, Parına Jänn. 1855| — 0-66) 2: |+410-8| 22: | 9-61334-57| 7- |341-06| 2- 1327-86] st | 28-10| NO. Febr. 1855 [+ 0:58 28- |+ 9-2] 21° |— 5:2]331-49| 3- |336-50)14- 1323-17) 95 | 35-47| NW. 1) Lemberg. Der Lagerschnee am 27. bis auf 2) Krakau. Am 20. um 8% Ab. Mondsäulen. 3) Czaslau. Am 19. der Lagerschnee verschwindet von den Feldern, 4) Schössl. Am 23. völliges Thauen des Lagerschnees in der Ebene, . £ n n A . 3 Senftenberg. Am 23. der Lagerschnee bee von den Feldern zu schwinden und zwar am 2%. bis zur Hälfte; 1—200/ höher liegt er noch ununterbrochen. Am 23. 8h 19' öfters Wetterleuchten im N. Am 27. um 9b 221 Ab. ein einzelner Blitz und prasselnder Donner. £ 6) Alkus. Am 10. ist die Umgebuung zwar schneefrei bis 4600’, am 30. fiel wieder Schnee, N 7) Plan. Der ganze Winter zeichnete sich mehr durch grosse Schneemassen als durch Kälte aus, zu Ende März waren hier die Sehneemassen 6-7 Fuss hoch. 8) S. Maria. Am 11- März war die tiefste Temperatur in diesem Winter. Während in den Monaten Jünner und Februar Temperatur und Luftdruck grossen Störungen unterworfen waren, und diese sich besonders in demjenigen Theile ÜMNPERSITIS EIER: welcher dem Continental-Klima Europa’s nahe liegt, waren im März diese Störungen viel weniger auffallend und beschränkten sich mehr auf Orte von bedeutender Seehöhe, wie Si 5 Wr Die graphischen Darstellungen des Ganges der Wärme und des Luftdruckes zeigen daher im März an den höheren Stationen eine grössere Abweichung einzelner Tage vom Monatmitte Temperatur und des Luftdruckes als die tiefer gelegenen Orte. TEA Ks 2 hlag stattfand Bei der Darstellung des Ganges derFeuchtigkeitund des Ozongehaltes der Lufttrifft dasMaximum des letzteren oft an jenen Tag, wo die grösste Menge vom atmosphärischen Niederschlagsta ’ 23 ie Schneewehen geschmolzen; er dauerte seit den letzten Tagen des Decembers 1854. Gang der Wärme und des Luftdruckes im März 1855. ’ : Die punctirten Linien stellen die Wärme, die ausgezogenen den Luftdruek dar. Die beigeschriebenen ‚Zahlen sind Monatmittel, denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen. Ein Netztheil entspricht bei der Wärme einem Grad R&aumur, beim Luftdrucke einer Pariser Linie; LEERE NEE EEE ED EI FE EZ BANG! IR ESIEEEI NER EAN ABER. Kronstadi 312.58 Wallendorf 320.22 m Semlin 2202 } 3 ’ ‚Wien 326.94 Maliand m J28.65 Plan (am Oetschthaler Ferne Mm R73.83 | L- E | 3 ; S Eee H 7 j n 2; { z +02 Üzernoviitz == AU AV RN mE \ An 22. TE j ; TERN ; = ? Je + > una Lemberg |; IN AZ ] 12227, EEE EBEDGR GREEN 17 5 ASEINEREET E17 Ten = IF . fi za? EHE | F = [#]zIza B f 5 321.26 FE NH ; Klagenfurt NER AR EN er A ziel ii 376.99 \\ [2 = er b 5 r 5 \- S 4 } Gill. Alt = 1 | ANUYEENT Aal Sl a 328. #\ Ü IE = Y ; \ \ | ITZ- I T-7 am \ : Zu i NZENB Am RNNEIENZ IE AVE Zara| 1 . Eu en SS = ” 3IF.I8 er £ - Atle : 1a | i 4 7 g i Au RB N I=]E& | Valona | I LEE er SE IN An in Albanien) {7 ir feet: i 1 erh ct H ei Des Entw vA U Burkhardt. Y Aus d’kk. Hof-w. Stantsdruckerei. Sitzungsb. d. k. Akad. d. W, malh. naturw. G.AVIBd ieft. 1855. e St.Maria EA 244.80 er te Se el Fr Fe ee en 1 U sn a SEE - E - no > a a nt Eo- rt Be 5 a 4>3 N f ee . ” i.r3 u —— 2% u, ® Da er ei ae ze T y TH PaR a [si m IE y m N f ungen I Tagan X ko a 1 NDS Ir 60 EBEN ur en Sp ah en end nennen au Lu af 23] Sa ziel = EN Sol, es En 7 Be di Be Ze Ra N | ee SEE E = Ss U = une HH ZEunE EFrRH Fra a [| | Be Ei m SEB AIR 8 Se See ie az Es Ser = EN E RT BEn>a TER8 an -HHH Bus 4 5% SS EEE RERRAEHER eng: € Ex -+--N KSncEmz SEHE Ana et ERREDEEEEEHE 4 = PESSLER u CH Denn IK — SE ee Eleleje ge = N rT7 - BRT, St ü ge Aa zN Bez || Fe Se 233 = ee er BE Br SR — = S- Sr 4 --H + EBEN --HH a E S .— BSBaEE N + 4 A —— 465 44 DEEES EIBit e = ERS Ei vi 1 | EEO-EEERS SERFEBEIE Ei ee] BEE E5>SE SERBaB.LE 2a Due SE 5= BESEE 44 Ere + BES2E BB | 1 SO —-kH 4-5 = - se == re AHBSESE = > EEEEFFEFRERE EEEFEEREEFEE EHRBHERFEHEHGE Begslan: € Fr = JEH BE BE zu a ei od ja) Bes (ebd == +14- EEE EEEEs m 4 414 17 eis Se Ber = See: en = | nn N] „au 41% Ee eu ua >] E® | — | Ss BER-TNEEE es BELLE IE - ae 5: 83 17 a BENESsS=es = SHE Bud _ 14 SEFFEESHSEER ze SERIEN > 1 Se En u 43 = > 58: EL EBEnSS ©“ wa 4-4 NE DM RP Eee Seen ea BEER ın Beach HE en 353 2a | er gig SE aß Ss Be mia NE EE er x az ae I | = Bee es kei BE NEE 28 IT 1E En. 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N. |Am 15. öfters Donner und OT % |Am 1. u.10. stürmisch. = W. |Am 1. $turm a. O., vom 8.—9. a. NW., am 22. a.W. | SO. |*jAm 23. —0'’4. Am 3. Nebenmond. Am 10. Ab. Blitze. BI oW. | [Am 28. Hochwasser. {| NW. |Am 12., 18., 26., 27. Stürme a.N., NW. u.NO. am 26. sehr 0. |Am 13. 5" Ab. Nebensonne. [stark. N. N. |Am 10. um #4" 49 Ab. Sturm a. W. mit Gewitter u. Hagel. NW. |Am 8., 14., 20. Ab. Wetterleuchten. so : %,, |Am1.von3"M. bis 141" Ab. Sturm a. SO., dann ©. 14—15. w Noch oft Schnee, besonders vom 22.—27. NO. |Am 11. Gewitter. *Vom 16.—19. mangeln die Berichte. Am 1. u. 2. Sturm a. SO. Am 10. von 1—2" Ab. Schnee- N. [sturm a.W. « N Am 8. Sturm a. WSW., am 10. a.WNW. mit Hagel. Am] ei [3. Nebenmonde. NO W. ‚*Um 54/," M. -—-12°0. Am 8. Erdbeben. Am 9. sehr stürm. NO. N. *Den ganzen Tag. Am 5. und 26. Stürme. | NW. |*Das Min. zu Anfang des Monates war am 1. mit — 12° 8. es irrthümlich 6" Morg., 10" Ab. um 45 40° ausbrach, am Kahlenberge nicht beobachtet worden. Am 30. von ien Regen), Nachts stürmisch. erhob sich der Sturm am 10. kurz vor 3" Ab. sebr plötzlich aus NW. zu W., uerten 2—3'; das Getöse war wie wenn ein schwerer Wagen auf der Strasse. inde, aus allen Richtungen wechselnd; am 28. Ab. starkes Schneegestöber. Ab. —: mit Schneefall, Ile und Mittags eine Temperatur von +2 bis 2-80; Morgens fiel die Temperatur Beobachtungsort. Pilsenwmen Lemberg Obervellach Czaslau . . . - Bodenbach. . Kahlenberg 1) . Kr Pürglitz . . Schemnitz . Althofen Krakau . St. Paul. . Jaslo . Rzeszow. e Tröpelach . . Leutschau . Oderberg . . Weissbriach . Gastein?) .. . . St. Jakob. . . Reichenau®). . . Trautenau. . . Steinbüchel St. Magdalena . Deutschbrod . . Kesmark » St. Jakob (bei Gurk). Senftenberg*) . . Saifnitz . . . - Obir I. . . Obir III. Malnitz . . . » Heiligenblut . St. Peter . . Plan?) . Stilfserjoch ®) S. Maria ”). . Ozernowitz Februar In Czaslau werden die Ozonometer-Beobaehtungen um 6" Morg. und 6" Ab. gemacht, in der Jahresübersicht heisst es irethümlich 6" Morg., 10" Ab. Mittlere Tem- peratur Reaumur +5°31 +5° +5: -99 30 23 Dunst- |Nieder- druck | schlag Par. Lin. | Par. Lin. — 6"60 2"35 | 29-41 1:77 | 29-13 2:53 |° 6:74 — 17:33 2-27 | 11:48 2-68 8:93 —_ 8-76 1-89 | 35:50 2-34 | 11-02 2-27 | 2558 2:29 | 39-57 — 19:27 2:00 | 28:20 — 4:66 — 7.4 — 14:65 2-01 | 29:30 — 13-88 —_ 20:34 1:94 | 17:63 — 15:78 _— 4:09 2:20 | 19-71 — 14:90 1:85 — — 63:01 Herr- Wind Maximum Minimum ne Maximum Minimum druck. Tag | Temp. | Tag | Temp. |par. Lin.| Tag | Luftdr.| Tag | Luftur. 20-6 | +15°5| 28-3 |— 0°2|325”01| 23-9 |329”08| 10-6 |315”80 17:6 |+14:0| 1:3°|— 3:3/325-48| 1:6 |333-49| 10:9 |316-60 20:6 | +16°0| 25-3 |— 1:0/312:05| 17° [315-611 — —— 20-6 | +17°0| 23:3 |— 2:0/327:00| 22:9 |330-98| 10:6 [316-99 20:6 | +16'2) 23-3 |— 1'2|332-30| 1:3 |336-38| 10:6 |322-19 17:6 | +13-8| 23-3 |— 0:6/319-61| 1:3 |323-48| 10-6 |311-12 14:6 | +15°2| 23-3 |— 2:7|324°79| 23-3 |329-17| 10-6 [31482 17:6 +13:6|) 23- |— 1:0313-45| 1° |318-15| 10-8 |306-36 18-6 | +17-3| 24-3 |— 2-1/309-22) 17:3 |312:91| — n— 20 +16-5| 25° — 1:7/328:98| 1:5 |335-40| 10:7 |318-49 15-6 | +16-1| 24-3 |— 2-61319-33| 17-3 |323-37| — — 17:6 | +15-0| 1:3*| — 4:6|327:96| 1:6 |334-71| 10-6 1319-28 23:5 | +15-4| 1:3 |— 5:8/328-85| 1:5 1335-88| 10-3 1319-22 20:6 | +15:6| 24:3 |— 3:3|313-85 17° 1317-51) — —_ 15:6 | +13-9| 1-6 — 2:8/323-91| 1:6 |329-70| 10-9 |315:82 20-6 +15.3| 2531 — 17 — —_ — — _ 20° +14:5| 24: |— 3-6 — — 17:6 | +16°4| 24-4 |— 2:5,296-92| 16:6 |300-86| 10-4 1290-56 20° +10-2| 24- |— 1:4/300-.83| 17: |304-43| — — 20-6 | +11-0) 28-3 |— 1:-01313-80| 22:9 1317:29| 10-6 130481 20-5 1+12-8| 9-4 — 1:11320:37| 16:8 |324-12| 10-5 1310-60 ilaa +11°8| 24-9 |— 2:8) — = — — — 15:6°| +15-8| 23-3 — 2°4|304:04| 22:9 |307-15) 10:9 |297-82 20:6 |+15:3| 23:3 |— 24 — == _ —_ — 20:6 |) +13-3| 1:3 |— 4-41312:70| 1:3 |318-08| 10-9 |303:82 15° | +14 :1| 24 |— 3.0) — = — —_ — 20° |+16-1| 23: |— 4:2|320-42| 1-1 |325-15| 10-6 1310-00 20° +12:6| 24° 44 — 15° |+16.0| 25: |— 55 — 20° + 8:5) 24° |'—11:0| — — u = 15° +13.5| 24. |—- 4:5 —_ = - — = 15: |+10-5| 24: |— 4-41287-40| 1? |290-88)| — = 20° +12°5| 24° |— 5:0/290°35)| 16:3 |293-90| — — 17-6 |+ 9:1 24:3* — 9-2276-70| 16:6 |280-4&| 11:3 |269-19 18:81 + 9-0] 24:9 |—10-0 17:6 \+ 2-8| 23-3 —15:5|247:28| 16-* 1251-65 11-3 [24184 Magnetische Störungen. Am 3., 11., 13., 16., 24. Naehträge und Verbesserungen zu den früheren Monaten. 2| 223° -14:21325-03 20-6 330:43] 15:6 |316°52 | 4:13 | 27:6 |+ 5 Gastein. Reichenau. Senftenberg. Der Sturm am 8. ( Bis zum 27. noch öflers Schneefälle. Kahlenberg. AmS. von 5-6 Ab. Gewiltersturm (in Wien nicht auffallend); dagegen ist der Sturm am 10., der in Wien um 3—4l Ap. ferner Donner und einzelne Windstösse (in Wien nicht). Am 26. während des Tages öflers Schneegeslöber (in Wien R Am 1. ist der Lagerschnee im Thale weggeschmolzen. Am 14. u. 15. Ab. starkes Blitzen; am 15. Hagel, oft noch Schnee, besonders am 27. mit Frost. aus SW, zu S.) brach um Al 28' plötzlich aus, ihm folgte ein starker Gussregen. um 6h Ah. folgte starker Hagelschauer, welcher um 8t noclı den Boden wie mit einer Schneedecke überlägerte 8. Maria. Stilfserjoch. Auch hier vom 15.— Vom 16.—20., wo an den meisten. Orten die grösste April-Wärme slattf; auch an diesen Tagen noch unter 0. Plan. Am8. um 4 571%' Ab. wurde hier ein bedeutendes Erdbeben verspürt. Die Slösse waren in verticaler Richtung und dauerten schnell vorbeiführe; es wurde noch in einer Entfernung von 4—5 Stunden, aber schwächer verspürl- 20. schöne ruhige Witterung. Am 29. starker Weltersiurz um 9’); Morg. -+2:5%, um 3 Ab. — und, herrschte hier Heiterkeit und Windstille und N Am 9. wehten heftige Winde, — | 18:27 | NW. |"Das Min. zu Anfang des Monafes war am 1. mit — 12°8. Ebenso erhob sich der Sturm am 10. kurz vor 3" schender Anmerkungen. Am 1. u. 8. stürm,, am 1. Gewitter und Hagel im NW. Am 24. +05. Am 10. stürmisch a. NW. Am 14. Ab. Gewitter. Am 15. öfters Donner und Gewitterregen. Am 1. u. 10. stürmisch. k Am 1. Sturm a 0., vom 8.—9. a. NW., am 22. a.W. ne 23- —0 4. Am 3. Nebenmond. Am 10. Ab. Blitze. [Am 28. Hochwasser. Am 12., 18., 26., 27. Stürme a. N., NW. u. NO. am 26. sehr Am 13. 5" Ab. Nebensonne. [stark. Am 10. um 4" 49’ Ab. Sturm a. W. mit Gewitter u. Hagel. Am 8., 14., 20. Ab. Wetterleuchten. Am 1. von 3" M. bis 11" Ab. Sturm a. SO., dann 0. 14—15. Noch oft Schnee, besonders vom 223,—27. Am 11. Gewitter. ”Vom 16.—19. mangeln die Berichte. Am 1. u. 2. Sturm a. SO. Am 10. von 1—2" Ab. Schnee- [sturm a. W. Am 8. Sturm a. WSW., am 10. a. WNW. mit Hagel. Am [3. Nebenmonde. >Um 5," M. —12°0. Am 8. Erdbeben. Am 9. sehr stürm. Den ganzen Tag. Am 5. und 26. Stürme. 44.40‘ ausbrach, am Kahlenberge nicht beobachtet worden. egen), Nachts stürmisch, 93%; das Gelöse war wie wenn ei aus allen Richtungen wechselnd; am 40 mit Schneefall. £ Tittags eine Temperatur von +2 bis Am 30. von Ab. sehr plötzlich aus NW. zu W., n schwerer Wagen auf der Strasse 28. Ab, starken Schneegeslöber. 2:80; Morgens fiel die Temperalur ). Anstalt. Beoba,,, d Anmerkungen. Curzolar Ragusa?, |Yom 19.23. häufige Erdstösse. Valona Udine., |Am 11. um 12* Gewitter. Zara?) Parma ® Mailand | Venedig, |Am 8. v. 648’ — 10: Ab, Gewitter, Sturm u. Hagel. _ Meran. , |4m28. Sturm, am 15. warmer Westw., am 8.Wetterleuchten. Szegediı Semlin DENT. Am 15. Gewitter in SW., Ab. Wetterleuchten in SO. sva. Gran . ne _|*In der Nacht vom 23. auf 24. —2°7 und Eis. etz Pressbur Tirnau ; |Am 15. Gewitter a. NW., am 25. Sturm a. N. a . |Am 4.u.10. stürm., am 22. Schneesturm, am 14. Ab. Gew. Wien‘), |Am10.um #40’ kurzer Sturm a. W., am 5. u. 22. Donner, rAgordo [am 15. Ab. Wetterleuchten. Laibach [Am 11. um 3° Morg. Gewitter mit Schneefall, Cilli ©) , [Am 23. starker Reif und Frost, am 15. Gewitter. Olmütz Innsbrue! : Adelsber | Am 1. stürmisch a. NO. Linz °) Debreeziı Czernowi |#Am 1. u. 24. 0°0. Brünn. . Korneubti |Am15.@ewitter in NW., am 22. Morg. —2°0, am 25.—2°5. Bregenz J Am 10. u. 11. Sturm a.S., am 8. Hagel (Graupen?), am 15. u. 20. Gew., am nad [1*. Wetterleuchten. LonstaT |Am 18. 5h Ab. Gew. a. W., am 26. um 2" 30‘ Ab. a. SW., am 16. Wetterl. Lienz *!) |Am8.u. 15. Sturm, am 7. Blitze in NO. Prag Am 10. stürmisch und Gewitter in S. Zavalje Am 18. Ab. Wetterleuchten, am 10. Sturm a. S. Klagenfuü | Am 10. Sturm a. SW. Kremsmü |Am 1.stürm. a. O., am10. a. SW. Am 8. Ab. imW. u. NW. heft. Blitzen. 1) Cuı ?) Ragıon 2/ Morg. wellenförmig durch 8, dann St Ab.; am 24. um 1h 55° ZW, jener am 20. um 24 8 Morg. der stärkste war. 3) Zar Am 10. u. 26. Morg. auch +8°0°, am 11. stürmisch a.N. 4) Zeh 28. Regen mit Hasch 6) Sclhegetation. Ba ) ciınde horizontale Nebensonnen in dem gewöhnlichen Abstande von 220, 11. 9) LiMnner und Hagel. Am 22. stürmisch mit Schnee und Hagel (Graupen?). 10) a mit langem glänzenden Schweife im Sternbilde des kleinen Hundes u 11) Lie, Schattenseite bis 2600° weggeschmolzen. Vom 13.—20. milde Tage vo 12) KroY: Gewitter a..W. Am 20. um 5b 30‘ Gewitter im SW. Vom 22.—26. wi In Agor®P, Fuss, an densüdlichen Ausläufern der Alpen am Cardevale. Sit Kremsmünster. a 322.91 Die am Rande reehts stehenden Zahlen bezeichnen die grösste Menge des Niederschlages an einem Tage. ui | u. | 2 Übersicht der Witterung in Österreich im April 1855. Entworfen von A. U. Burkhardt, Assistenten an der k. k. Central-Anstalt. en Maximum Minimum a Maximum Minimum | Dunst- |Nieder-| ner htungsort. A —_—_—— — ——— —— — | druck | schlag |schender Anmerkungen. Bonbas 8 Wr Temp. on Tag | Luftdr. Luftdr.| Par. Lin.|Par. Lin.) Wied 5 zolal)..... +12°04| 17:6 |+18°0| 24:9 | 480 | — | — — | — | — | 5”20 | 15”02 | NW. |Am 10. u. 26. Morg. auch +8-0°, am 11. stürmi ep 0 22 [441-911 19:6|418-0| 8:3 | 47-2 [334°78| 48:3 |337”81| 11-6 |927°87| 3-25 | 5-08 | NO. |Vom 19.23. hüußge Erästüsse, en Valonnwese Fer +11:-83) 17:6 |+18-0| 25:3 | +6°0| — u — ni 4-57 | 44:07 | NW. Udine- >: 2... .1+40-62) 48:6 | +18-2| 24:3 | 4304| — — — — = = = W. |Am 11. um 12" Gewitter, Zara®) » » . .- - )+10:35| 18-6 | +16-2| 24°3 | +46 336-46| 16:6 |339-68| 10-9 1331-43, 3-92 | 10-60 | SW. Parma®) . 2... |+10-20| 21:°°|+19-5) 1° | +12 1332-75 16° 1336-29) 10- |325-14| 74- — d. Mailand . . . + 9-89) 16° |+19-6| 23° +0:8 |330-72| 23-5 |334-63| 10-5 |323-65| 3-08 | 56:55 | NO. Venedig. . » + 9:83) 47:8 |+16-2) 1:3 | +4°0 |336-20| 16-6 1339-82] 11-3 )328:43| 3-35 | 22:48 | SO. |Am8. v. 645’ — 10° Ab. Gewitter, Sturm u. Hagel Meran. . + 9-26) 13:5 1 +49-6| 24-3 | +21 |324-62| 17:3 |328-26| 11-3 [318-57| — |11:21 | NW. Am 28. Sturm, am 15. warmer Westw., am8.Wetterleuchten Szegedin + 8-18| 20-6 | +17-4| 23-3 | +0-5 1333-33] 1-9 |338-69| 11-6 |326-54| — |17:10| W. i Semlin . . - + 8-17|(2)23:6| +18-2|(9)233| +22 |332-94| 1:3 |338-55) 11-3 [325.64] °— 7.50 | Sy Fünfkirehen . + 8-05| 17:6 | +18-2| 24-3 | +2-1 1333-73) 1-3 |334-82| 11-3 1324-33) — 9:82 | NW. |Am 15. Gewitter in SW., Ab. Wetterleuchten in SO. Jolsva. . . + 7:392| 15:5 | +21:02) 24-3 | —20| — = _ _ — —_ —_ N. Gran on... + 7:20| 17-6 | +17:0| 25-3 | —03| — — 9:84 | NW. Wallendorf°) + 7.23| 17-6 | +415-5| 1:3°| +11. 1321-46) 1:9 |328-62| 12-3 1314-96) 2:65 | 770 W. |*In der Nacht vom 23. auf 24. —2°7 und Eis, Retz . un + 7.10) 20:6 |+17°2| 1:3 | +1°9| — — — Pressburg . . + 7-05| 16-6 |+14°5| „2:3 | +0:5 1331-43) 1:3 1336-39 11-3 1323-79) — — — EU AN + 6-95| 17:6 | +#7:0| 22:2 | +10 |331-26) 14 33650) 10-6 |323-13| 2-75 | 10-09 N. [Am 15. Gewitter a. NW., am 25. Sturm a.N. Schössl®) . . . + 6:92) 20-6 | +15:9| 23-3 | —2:0 |324-75| 23-3 328.96) 10-6 |315-04| 2-24 | 12-93 | NW. |Am 1.u. 10. stürm., am 22. Schneesturm, am 14. Ab. Gew. Wien) az + 6:61| 20-6 | +19-0) 25-3 | —1:8 |329-65| 1-4 |334:27| 10-7 |320-60| 2:26 | 11:99 | NW. |Am 10. um 440’ kurzer Sturm a. W., am 5. u. 22. Donner, -+Agordo + 6-60) 20-6 | +16-5 | 23-3 | —2°0 1312-84| 17-3 |316-67| 11-3 |305-43| — 0:32 | SO. [am 15. Ab. Wetterleuchten. Laibach . . . . ı 6-60| 15-6 | +16-4) 12-3 | —5:0 [325-52| 22°9 |329-30| 10-9 |318:29| 2-60 | 73:20 | SO. |Am 11. um 3" Morg. Gewitter mit Schneefill. (MS) ra + 6:37) 15-6 |+17:0| 25:3 | —1:7 |327:56| 22°9 1331-64] 10-6 |321-29) 2-44 | 37:30 | NO, |Am 23. starker Reif und Frost, am 15. Gewitter. Dlmnuzemeee er + 6-35| 16-6 | +18:0| 25-3 | —0:6 |328:75| 1°3 |333-74| 10-6 1319-99) — —_ zo Innsbruck . . . - + 6:33| 20-6 | +17°4| 11-3 | +1°2 |314.27| 23:3 |317:67| 10-9 1305:98| — 9.697 | — = Adelsberg . . ı 6-18| 15:6 |+18°3| 1-3 | —0-8 |315-36| 16°6 |318-73| 10:9 )308:98| — — — ıAm41. stürmisch a. NO. Binz)ew.. 2. + 6:16) 20:6 | +16-0| 24-3 | —0-4 |326-87| 22-9 |331-03| 10-6 318.52) — 127.08) W. ; Debreezin . + 6-44] 17:6 \+14°6) 23:3 | +0°2 |331:63| 1-6 |337-31| 10:9 |322:99| — |141226| N. Czernowitz + 6-12) 21-6 | +15-5| 3-3*) —1:0 |326-49| 1-6 |334-60| 10-9 |319-22| — |36-141 | NW. |*Am 1. u. 24. 0°0. Brüm..... + 6:09| 33: |+16:6| 24: | —4:0 |328:88| 1-5 |333-26| 10-6 |319-85| 2-33 | 6-64 | NW. Korneuburg . . + 6-02) 16° |+16-6) 25-3 | —1:0 13-06 | NW. |Am15. Gewitter inNW., am 22. More. —2°0, an25.—2°5, Bregenz e + 5-90 20-6 | +17:2| 24-4 0-0 1321-37 | 22-4 |325-49\ 10-6 \317-04 > 25-51 S. Am 10. u. 11. Sturm a.S., am 8. Hagel (Graupen?), ai 15. u. 20. Gew., am Kronstadt 2) Ar 5-77 75 + 12-2 1-3 | —0-A |313:76 1-9 [321-00| 12-3 1306-97 — 39:89 = Am 18. 5h Ab. Gew. a. W., am 26. um 2h 30’Ab.a. | Lienz 2). + 5-75| 15°6 | +16°0| 24:3 | —3:2 [1311-16 17-3 |315-00| 11-3 1303-96) 2-03 | 23-32 | NW. |Am 8. u. 15. Sturm, am 7. Blitze in NO. Hm + 5:69 20° |+17:4| 23: | —0:7 |328:92| 22: 1333-40) 10- |318-92| 2-37 | 6-67 | W. |Am10. stürmisch und Gewitter in S. Zavalje - - + 5.66| 21:6 | +16-4| 24-3 | —2 2 | — — —_ — —_ — _ N. |Am 18. Ab. Wetterleuchten, am 10. Sturm a. S. Klagenfurt. . . |+ 5-54| 15° | +20-7| 24° | —4:6 |318-62| 17-3 |322-84| — —_ 2-47 | 31:26 | SO. |Am 10. Sturm a. SW. Kremsmünster 2). . |+ 5-37| 20-7 | +16-4| 24:2 | —1:0 |322-91| 22-3 |326-51| 10-7 |313-69| 2:53 | 37:30 | 2. |Am1.stürm. a. O., am10. a. SW. Am 8. Ab. imW. u. NW. heft. Blitzen. 12) Curzola. Am 2$. fiel auf dem nahen Berge Vipera Schnee, sehr selten im April. Ragusa, Schwache Erdstösse waren am 19. um 9 Ab., am 20. um 2: 3’ Morg. und 21 45', dann 8" 50‘ und 8% 55‘, dann am 23. um 10h 2' Morg. wellenförmig durch 8', dann St Ab.; am 24. um Il 55° zwei schnell auf einander folgende. Auch andererseits in dem 7 Meilen entfernten Ragusavecchia wurden die Erdstösse verspürt, wo jener am 20. um 2h 8' Morg. der stärkste war. Am 16. April um 8: 30° Ab. wurde ein Lichtmeteor beobachtet, welches sehr hell und bei 3’ unbeweglich erschien. Zara. Vom 8.—9., 11.—12. und 21.—22,. Blitze. Vom 10.—11. sehr stürmisch, am 26, u. 28. Regen mit Hagel. Parma Am 1. häufiger Regen mit Schnee vermischt. Wallendorf. Stürme waren am 1. a.0., am 2. a. SW., am 13. a. W., am 17., 19., 25., 27. a. NO Schössl. Sehr oft Schneefälle, besonders am 1., 3., 8., 9, 12., 21., 22., 23., 24., 25., 26.; öftere Fröste, daher wenig und späte Vegetation. Wien. Am 9. von 8115'—-8h45'Morg. nebensonnenartiger verticaler Lichtstreifen (verticale Nebensonne); am 15. Ab. 6% zwei slänzende horizontale Nebensonnen in dem gewöhnlichen Abstande von 220 Cilli. Bei dem Gewitter am 15. gegen 5h Ab. zündete der Blitz !/; Stunde von Cilli westlich. Linz. Am 10. um 2h 55‘ Ap. heftiger Sturm a. SW., welcher Bäume entwurzelte, dabei Donner. Am 11. um 2430‘ Sturm a. SW. mit Donner und Hagel. Am 22. stürmisch mit Schnee und Hagel (Graupen?). Kronstadt. Am 10. u. 13. Stürme a. N., am 20. Reif und Eis. Amil. um 8450’ Ab. wurde eine sehr intensiv leuchtende Feuerkugel mit langem glänzenden Schweife im Sternbilde des kleinen Hundes durch 3—4’' gesehen. Lienz. Am 10. allgemeines Schneeschmelzen im Thale. Am 30. war der Schnee an den Bergen auf der Sonnenseite 5400', auf der Schaltenseite bis 2600‘ weggeschmolzen. Vom 13.20. milde Tage vom 21.—27. täglich von 8: Morg. bis 8: Ab. stürmisch a. NW. Kremsmünster. Am 13. Ab. bei Sonnenuntergang prächtiges Alpenglühn. wie an vielen Stationen Frost und Schnee. Am 14. 8: Ab. häufiges Blitzen im W. Am 15. um 7 30' Gewitter a. W. Am 20. um 5l 30' Gewitter im SW. Vom 22.26. -+HIn Agordo bei Belluno beobachtet Hr.Dr. Rigoni-Stern. Agordoliegt unterm 46° 16" n. B.und 29° 13" ö.L., Seehöhe 1932 P. Fuss, an densüdlichen Ausläufern der Alpen am Cardeyale. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XVI. Bd. H. Hft. Gang der Wärme und des Luftdruckes im April 1855. Die punetirten Linien stellen die Wärme, die ausgezogenen den Luftdraek dar. Die beigeschriebenen Zahlen .sind Monatmittel, denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen. Ein Netztheil entspricht bei der Wärme einem Grad Reaumur, beim Luftdrucke einer Pariser Linie. VE ET NE EL ee EINES EIER BEN. MEN | TE AID EIER 0277201707, BESEE (1 ei = IT Se] gene Bu BEauı - jEBESEEEBREEE ._ EREESENE Lemberg nr Er = Z— —- 2 ME e! ar ‚| JE ia ale allendorf 325.44 3 IE ji : IIAET + IEIE = Anr - =] JEIE ii : B 32776 az Czaslau UNE N Kesmark 327.00 = SE IEDadaE i ABI Ei SEae E IZE 12.70 Kremsmünster Debreczin. BEINE Bzun. Yr am) ZZ 322.91 Klagenfurt | & 2 IE 2] II E iR Ju ; 1 2 Wien 318.62 BERRZuBE Selma IT - B E 32065 (ill. SP VERA, ER SEET RE | a - Jienz LE or F 4 SL, HELL: E in ie)) £ 5 H Ef : ii 3HL.T6 Plan (am Vetschthaler | Venedig ar 4 e% EISIGEIEIGIE E 276.37 23620 ia 1 (SIE, 11 St.Maria Curzolal 1 ia j- Le E 24728 Entr. vA U Burkhardt Aus d k.k. Hof-u. Staatsdruckerei, Sitzungab. d. k. Akad. d. W math. naturw. CXVIBA. 2Heft. 1855. » l “s " f } NEE & 5 $ Eee re aha Gang der Feuchtigkeit und des Ozongehaltes der Luft im April 18 55. Die punktirten Linien stellen die eg die ausgezegenen den Ozongehalt dar. Die am Rande befindlichen Zahlen sind die Monatmittel der Feuchtigkeit, jene zwischen den Curven die Monatmittel des Ozongehaltes. - Den Monatmitteln entsprechen die stärkeren Horizontallinien. Ein Netztheil beträgt für die Feuchtigkeit 5 Procente, für den Ozongehalt einen Theil der Far, benscala, welche vom völligen Weis bis zum tiefsten Blau zehn Abtheilungen enthält. Bene ee A + 5 & - BEReTE a — N 617 4 ERrIEREIIERZRIEETIDRNF DE “"Laneraf= Ab» EREEBEREFE UF EIER FZER I SEAN EEEDERF EIN IEZERE REN 77; a A END EEE BEI RRLEER ENDEN EEEE 2a AN ENDBABRE SEEN ee SBEBERSEREENANE SEE A 52 = Krakau Ser ZA 2)- JENE FEREnE m ANE DTERABRRRRHERFED NT, DEiTSREARREIARErTE N iEirhzEr abe EREBBERBERNAUTDBRETT| Ber EISEN ” FARVARRAINEIN ERBUNER)T 2 P9ORTARSBDEERBSE N S2u8 EFT jam22. Rz | 14H + E N | BANSE = = ER NQ a SrttH NErAee® RAR ZezrsSerze See Senn ie zarsnilelaele BZNI LT 26. DEREEERBRMTEARBEEelN SS] A BE SEHME SERDBERRAe Meere ® [| = = & N . Ss Die am Rande reehts stehenden Zahlen bezeichnen die grösste Menge des Niederschlages an einem Tage. BE Bialsae BIEALE BO/NEFSEREF.NF EEBUNEDEP HELL, BB > tintw. v A. U. Burkhardt. Aus d k x. Hof-u. Staatsdruckerei. sb d. k. Akad. d. W. math. naturw. CI.XVI Bd. % Heft. 1855. Ser Sasse came zurg Be ni he en a ve - "7 _ ri RE Sa “ 3 H N + ri -- ee 5 Br URREREEN — 3 E -- En Er re ee + - Lie _ a, mart eh re Nardvare landen äh ale ir sleynon uf les "atlasla; any 3; Et ‘ s ua a ae a 5 1 = =; => 2 ET ah rt Er a ER A = H TR s DE En RER ENTE ENG N RE Wa ne ern en 2 - - S = nr. Te Far NEAR = : # | 4 R En 235° mer 5 eyblihensint, sah sang, aferars ib auersrrnd: arldaf ehe as are a > 2 F F R ’ Be : = = Kr B Pr Be 7 dar) LTD. 3 9088 01303 6876