This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project to make the world's books discoverable online.

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.

Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.

We also ask that you:

+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.

+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.

About Google Book Search

Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web

at|http : //books . google . com/

über dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nutzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen unter Umständen helfen.

+ Beibehaltung von Google -Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen.

Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter http : //books . google . com durchsuchen.

■?fr?2TT^

V .' ,k

■Jh

J :^

'^^^^

r .

^i^^'^i^S ■:■■ -•- r.

1 * J V'

A'

•'iU -

'^■

"».».-•i '

X-^

Q

'YVA

Sitzungsberichte

der

mathematisch-physikalischen Classe

der

k. b. Akademie der Wissenschaften

THIS ITEM HAS BEEN MICROFILMED BY STANFORD UNIVERSITY UBRARIES REFORMATTINGSECnON1994. CONSULT SULCATALOGFORLOCATION. »•

Mflncheu.

.Vkudeiuische Buchdruckerei von F. ätraub.

1884.

In Comraisftion bei (i. F r a n i.

I 0/058

Uebersicht

des Inhaltes der Sitzangsberiehte Bd. XIII Jahrgang 1883.

Dia ah * beseichaetea Votträf e und ohn« A«ajtaf .

Oeffeniliche SiUung zur Feier des 124. Stiftungstages der k. Akademie am 28. Mars 1883.

Seite T. Voit: Nekrologe auf Fr an k y. Kobell, Charles Dar- win, Friedrich Wöhler, Joseph Decaisne und Franz Pruner-Bev 217

Oeffentlicke Sitzung zur Vorfeier des Gehurts- und Namens-

festes Seiner Majestät des Königs Ludwig II.

am 25. Juli 1883.

Neuwahlen 406

Sitzung vom 13. Januar 1883.

y. KnhlrauKch: üeber die Messung localer Variationen der

enluiagnetischen Horizontal-Intensität 1

A Miller: Ueber den £influs8 der durch Dilatation erzeugten Temperaturveränderung auf die Messung der ersteren (mit 1 lithograph. Tafel) 17

L. M a 1 1 h i e 8 fl e n : lieber die Form der unendlich dünnen astig- matischen StrahleubQndel und über die Kummer'schen Modelle (mit 1 lithograph. Tafel) 35

*A. Brill: Zur Theorie der geodätischen Linie und des geo- dätischen Dreiecks 51

*F. K 1 a u s 8 n e r : Ueber das Rückenmark von Proteus anguineus 5 1

IV

Sitsung vom 3. Februar 1883.

Seite H. W. P e r k i n : lieber Einwirkung von Trimethylenbromid auf

Natracetessigester «52

Fr. Pfaff: VerHuche die absolute Harte der Mineralien zu

bestimmen 55

A. Vogel: lieber die Chininreaktion mit Ferroeyankalium . 69 *Fritz Erk: Die BeBtimmung wahrer Temperaturtagesmittel

unter besonderer Berücksichtigung des Gangs der Tem-

Iteratur in Süddeutschland 75

C. V. V o i t : üeber den Werth der Weizenkleie für die Ernährung

des Menschen. Nach Versuchen von Dr. M. Rubner . 76

Sitzung vom 3. März 1883.

W. Hess: üeber die Biegung und Drillung eine« unendlich

dünnen elastischen Stabes 82

C.W. V. (i um bei: Beiträge zur Kenntniss der Texturverhält-

nisse der Mineralkohlen (mit 3 Tafeln) 111

Sitzung vom 5. Mai 1883.

*v. Braunmühl: Ueber die reducirte Länge eines geodätischen Bogens und die Bildung einer Fläche, deren Normalen eine gegebene Fläche berühren 247

M. V. Pettenkofer: Ueber Vergiftung mit Leuchtgas . 247

L. Kadlkofer: Ueber den systematiHchen Werth der PoUen-

>>e8chaffenheit bei den Acanthaceen 256

F. Kohl rausch: Ueber einige BestimmungsweiHen de« ab- soluten Widerstandes einer Kette, welche einen Knl- inductor und ein (lalvanomet^^r enthält 315

*<i. Bauer: Ueber die Hesse'sche Determinante der Hesse Vhen

Fläche einer Fläche dritter Ordnung 320

(i. Bauer: Von den gestAltlichen Verhältnissen der paraboli- schen Curve auf einer Fläche dritter Ordnung . , . 320

V Sitzung vom 2, Juni 1S8S,

Seite **. M. V. Bauernfeind: 1. Neue Beobachtungen über die

tätliche Periode barometriHch bestimmter Höhen. 2. Er- f^ebnisHe aus Beobachtungen der terrestrischen Refraktion

(2. Mittheilung) 355

*. v.Voit: Ue^>er die Vertretungswerthe von Eiweiss, Fett und Kohlehydraten im Thierköri)er (nach Versuchen Ton Dr. M. Rubner) 355

Sitzung vom 7, Juli 1863, •r. V. Orff: Ueber die Bestimmung der Länge des einfachen

Sekundenpendels in Bogenhausen 864

Fr. Kessler: Ueber die Materia Medica des ältesten indischen

Arztes Tscharaka 364

F. Pf äff: rntersuchungen über die absolute Härte des Kalk-

npathes und (typseH und das Wesen der Härte (mit 3 Tafeln) 372 L. T. A ni ni o n : Teber fosnile Medusen au« dem lithographischen

Schiefer 400

C T. Voi t : Ueber die Bedeutung des Aaparagins als Nahrungsstoft* 401 •Ad. Baeyer: Ueber die Constitution des Indigo's .... 405

Sitzung vom .?. November 1883. E- L o m m e 1 : Spectroskop mit phosphorescirendem (Jcular ;

Beobachtungen über PhoHphorescenz 408

K. Brill: Bestimmung der optischen Wellenfläche aus einem

ebenen Centralschnitte derselben 423

Sitzung vom 7. Dezember 1883. K. H a n « h o f e r : Beiträge zur mikrosko|)ischen Analyse (mit

Piner lith. Tafel) 436

Jf. T. Fe 1 1 enkofer: Einwirkung der schwefligen Säure (SO2)

in der Athemluft auf den thierischen Organismus . . 449 \k'. T. Bezold: Versuche über die Brechung von Strom- und

Kraftlinien an der Grenze verschiedener Mittel . . . 456 •*. K apff<*r: Ueber den ^Axencylinder* markhaltiger Nerven-

{a*em (mit einer Tafel) 466

iJaf^ndxingen von Druckschriftf^n 344. 476,

Siaangsberichte

kr«iiir- 1%^^. Ak»>kinie der WiaseoschafteiL

Kt,t!>r'^b:i»:;L-ciTskali5ehe Gasse.

B-^*- '^'' ^ 1 ?' r - * -«erir T.>r iTi'i Iwü^raeh eine Ah-

rii . - !

- -r --M j '.viaier Variationen der

- - _ >. ^ L ' - : * : r. ' r. H r : / •• n t a 1- 1 n t e n s i 1 5 1,"

■"'/.:-•■: '.*. :.- -.-: --rLirr:. it-r h. -nz- T-laleii Com- •T-irt' •— '•_• '_.r^-^-^^.*T: >. ■ar-r.:ir>:*f!:> ".Wr k"»rzerv Zeil- 'L. :..- .. - ■•.-- ->,:-: '^ ..!^r:e je:::-'>cj»-:: wt-nir:: ki~i:nen. >:." - .. -- - -.-. -.:-r. -:.>r!VTbe::ie!: Mes5>uiiirsmittel *V 1- '— _ 1'- V^-;i >r i.^e::. F".r iei: Physiker macht -f : :~- -I'j-. '— ::-r- '•^: ier h- 'nzor-talei: Imeiisität

•" ' V j j - " n h T -; !- lt^ - Mali kann ireilioh

-.- --- •! —' —-:'-:.. i:. iei: z". venrlrichen^len Puneten

i--^--»- V _'- '- ^ -. - h-^i :.!:•>:. z.; lassen. Aber diese Mes-

- :^ 1*-: ' - - -v--.. . -:,- j^-iian. s*e-in si^ll. fi)^r eine länirere

Z^-n H-i- . v^, :,^' ' :::-tor.'i irier nicht nur im seiner seH>st

i.ii*'L ikstu: .•- - : -n: ih auch Hesweiren sehädlioh wirkt,

••^ tr:i «üe zeitLi :.- . V -.rinti' »n^n >ioh mi^ den onliohen misehen

2 Sitzuwf der math.-j^yft. Clause rom IS, Januar 1883.

und daher entweder zu rngenauigkeiten oder zu Verwick- lungen ftihren. An zwei hinreichend weit von einander ab- stellenden Punctoi winl ohne Zweifel die gleichzeitige Beob- achtung zweier schwingender Nadeln, welche man nachher auswecliselt , am zweckmässigsten sein. Stören die Nadeln sich gegenseitig, so mag eine Controlnadel an einem dritten ( )rte beobachtet werden , oder mau beobachtet während der Schwingimgen ein Intensitätc^variometer in gleichen kurzen Intervallen und leitet hieraus die Schwankungen der Inten- sitiit ttlr die Beobachtungszeiten ab.

Ausführbar ist die Aufgabe so ohne Zweifel, allein nur mit ziemlich grossem Aufwände. Soll der zulässige Fehler ^^000 des (tanzen betragen, so muss das Schwingungsdauer- Verhältnis auf ^ 4000 genau bekannt sein. Bis man dies mit Sicherheit aassagen kann. düHt^* einschliesslich des l'mliängens und Beruhigens rtiindestens eine Stunde verstreichen. Auch die Feststellung der Tem]>eraturverhältnisse verlangt bei den grösseren Nadeln , welche für die Schwingungen gebraucht werden, beträchtliche Sorgfalt.

A b 1 e n k u u g s b e o b a c h t u n g e n. Wie man mit ein- facheren Mitteln in kürzerer Zeit, aber freilich auch mit geringeren Ausprfuhen an die (lenauigkeit zwei Ort^ auf ihre Horizontalintensität vergleicht, ist bekannt. Man braucht ja nur die Ablenkungswinkel zu messen, welche eine Bussole an den beiden Orten durch einen oder mehrere in bestimmter Lage zu ihr aufgestellte Magnete erfährt. Ich habe bei der Beschreilnnig des .compensirten Magnetometeiv** ') darauf liingewiesen , dass dieses Instrument innerhalb des Betrages der Intensitätsschwankungen (also bis zu einem Fehler von liöchstens ^jt Procent) zu solchen Vergleichuugen geeignet ist. ^)

1) Poggendortt" Annalen CXLIl. 547. 1871.

'Ji Einwände, welche H. Helhminn gegen diese Behauptimg er- hoben hat, sind von H. Stroahal wie ich glaube in bindender Weis«« zurückgewiesen worden, ^'arl l^ejjert. XYTI. Mo.

F Kohirm*nch: t^rhcr ätf Memmnif ItHnirr Vnriatmnrn etc. -^

Uturdi die Anwendung einer gröäsereu BtisäCile kann di^e Uenjuiigkeit gesteigert werden, allein die letztem auf ^Imao zu briDgen , dürtte mit einer Nadel auf einer Spitze kaum amfUhrliar nein. *•

ISb ist jedoch in der Tliat nitiglieh. durch Ablen kurzen «lu* noch hetTÜc'hMii'h grossere Genauigkeit zu erzielen. Jeden- fiilW iiiuss man Hie Nadel dann aufhängen und eine feine VVinkelme«8ung anwenden. Nun lässt sich aber die (Jaus8- »tidiirfFiiiche Winkelmessnng in ihrer gewöhnliehen Form Twir ♦*uf kleiiierr Winkel anwenden und würde akdann uicht viel nutzen, da hitu* die relativen l 'uterschiede der Winkel m Betmcht kommen. Tm grössere Ablenkungen der Ninlel mit SjiiHgel and Scale vergleichen zu können , wftrde man

j^H E, B* mit der Drehungsaxe der Nadel zw^ei siegen einander

^H j^enrngte Spiegel verbinden.

^^^_^ Lo c a I V a r i ö 111 e t e r f u r f e i n e Messungen.

^^^H .\iii einhiclLHten »md mit allen Vorteilen feiner Winkel- ^^^HKsuiig kommt nuin folgenderma^^en zum Ziele. Man gibt der Nadel zwei um 180** verschiedene 8|»iegeL was am leich- IM^tU dnn»h einen beidei^seitig polirt-eu magnetisirten Stahl- 0|iiW^l erreicht wird, und legi die iii denkenden Magriet^^ so IMt duitti die Nadel ^irh dabei um uabe 180^ ilreht. Die Idmeit Abweichungen von IHO", welche dann je nach der 9Mce de*< Krdmagnetismns verschieden giTxsj* sein werden, Uamm «ch mit Fernrohr und Scale messen,

Tiu dies zu erreichen , habe ich mich des kurzlich be- adiriebeneu .Intensitätsvariometei-^ mit vier Ablenkung«- ?iläbfn**| bedient, welches nur einer unbedeutenden Kr- ganzung zu dem vorliegenden Zwecke bedarf. Du das lck4ruiuent alsdann Jils gewnhnliL'he.s Magtietometer , ni» In- -tnifiuMit fnr <li»' yrtHii^heii Ulli] Hlr djp rirtlichen Variationen

h Wtetti^ftiuan Atuialen XV. 54^». 18H2.

2 Sitzufiff der math.-jihyft. Classe rom IS, Januar 188,H.

und daher entweder zu Ungenauigkeiten oder zu Verwick- lungen führen. An zwei hinreichend weit von einander ab- stellenden Puncten wird ohne Zweifel die gleichzeitige Beob- }ichtung zweier schwingender Nadeln, welche man nachher auäwecliselt , am zweckmässigsten sein. Stören die Nadeln sich g^enseitig, so mag eine Coiitrolnadel an einem dritten Orte beobachtet werden, oder man beol)achtet während der Schwingungen ein Intensität^^varionieter in gleichen kurzen Intervallen und leitet hieraus die Schwankungen der lnt**n- sität ftir die Beobachtungszeiten ab.

Ausführbar ist die Aufgabe so ohne Zweifel, allein nur mit ziemlich grossem Aufwände. Soll der zulässige Fehler Vooo des (lanzen betragen, so niuss das Schwingungsdauer- Verhältnis auf Viooo genau l)ekannt sein. Bis man dies mit Sicherheit aussagen kann, dürfte einscthliesslich des Tmliängeiu* und Beruhigens rtiindesteus eine Stunde verstreichen. Auch die Feststellung der Tem])eraturverhiiltuisse verlangt bei den grösseren Nadeln , welche für die Schwingungen gebraucht werden, beträchtliche Sorgfalt.

Ablenk ungsbeobach tu ngeu. \Vi«* man mit ein- facheren Mitteln in kürzerer Zeit, aber freilich auch mit geringeren Ans])rüchen an die Genauigkeit zwei Ort^ auf ihre Horiz(mtalintensität vergleicht, ist l>ekannt. Man braucht Ja nur die Ablenkungswinkel zu messen, welche eine Bussole an den beiden Orten durch einen od*»r mehrere in bestimmter Lage zu ihr aufgestellte Magnete erfährt. Ich habe bei der B<»schreibung (U's .(Munpensirten Magnetomet^Ts*" ') darauf liingewif»sen . dass di(*ses Instrument iinierhalb des Betrages der Intensitätsschwankungen (also bis zu einem Fehler v<m hik'hstens */' IVocent) zu solchen Vergleiehungen geeignet ist.-)

li rojfgendortt Annalen <'XLII. .">4T. l^TI.

*Jl Kinwände. wdrhe W. Hellmanu f?»*^»*" «iienr liehauiitun^ er- Koben hat, sind von H. .Strouhal wie ich glaube in hindender WeiH«» /.iirnck«fewies»»n wonhMi. yarl H<']»ert. XVII. 'M't.

J*". KMrniisdi: Ueher dtf Me^Htuj l/>cnler Vanationeti rtc. »">

liefert, .so lange die HorizontaliuteusitHt dieselbe ist, an einer lileich weit entteniteii Ablesescale immer denselben kleinen rntenscliied der Nadeleinstellungen.

Zugleich kann auf der Kreisteiluug des Variometers der conatante Drehungswinkel 2qr des Rahmens bis auf etwa M.P abgelesen werden.

Es ist von Vorteil, dass das von den vier Magneten lielieferte magnetische Feld in der Nachbarschaft ihres Mittel- puuctes sehr cunstant ist, so dass Verschiebungen der Nadel um einige Zehntel Millimeter gestattet sind. Um grössere Abweichungen bei der Aufstellung des Variometers an ver- d<'hiedenen Orten zu verhüten, dient eine mit dem Instrument verbundene Dosenlibelle.

Das ganze Verfahren ist nun das folgende. An dem einen \'ergleichnngsorte stellt man tlas Instrument in der vDrhin angegebenen Weise auf, während der Rahmen an dem einen Aasehlage li(^. An einem Fenirohr mit Scale wird die Nadel-Einstellung abgelesen. Dann dreht man bis zu dem anderen Anschlage und liest wieilerum die Einstellung ab. Der Unterschied beider Einstellungen betrage n Sealen- teile und zwar so gezählt . dass niiin diejenige P]instellung .il> MinnendiLs nimmt , bei welcher einer Venuehrung der Intensität eine Zunahme der Scaleneinstellung entspricht. IVi der gewöhnlichen Anordnung ist dies diejenige Stellung, '»ei welcher der Nord])ol der Xadel nach Westen zeigt.

<ianz dieselbe Operation vN-ird nun an dem zweiten Ver- ixleich-sorte ausgeführt und (»s werde hierbei ein ebenso ge- 7ählter Unters<;hie<l von n Scalenteilen zwischen beiden Ein- teilungen gefunden.

Ist 2(f der Drehungswinkel des Hahinens, A der Scalen- al>»taiid bei beiden Beobachtungen , so berechnet sich das Inteu-sitätsverhältnis an beiden Ort^^ii

4 Sitzung der maihrphya. ClaRse rom 13, Januar 1883.

der HorizontalinteDsität gebraucht werden kann, so verdient es den Namen Universal-MagnetometerJ)

Als Local- Variometer gebraucht man das Instniment in folgender Weise. Man «teilt dasselbe an dem einen Ver- gleichsorte mit nordstidlieh gerichteter Dämpferaxe auf, orientirt mit den Fussschrauben und mit der Fadensuspensions- schraube die Nadel in die Mitte des Dämpfers und sucht diejenige Stellung des drehbaren Rahmens, welcher die Ab- lenkungssUibe trägt, in der die Nadel senkrecht zum magne- tischen Meridiane steht, z. B. mit dem Nordpol nach Osten. Den Meridian liefert hierbei hinreichend genau eine gewöhn- liche nicht zu kurze Magnetnadel, deren Richtung die Ver- bindungslinie vom Aufstellungsorte nach dem Femrohr gibt, lieber ein anderes sehr einfaches Verfahren der Meridian- bestinnnung mit dem Instrumente selbst vergleiche weiter unten. Eine Genauigkeit von 7* ^^rad genügt ftir alle Zwecke.

Diese Stellung des Rahmens wird durch einen au dem festen Kreis befindlichen und einen an den Rahmen selbst anzuschraul>enden Anschlag fixirt. Man dreht nun den Ilahmen von diesem Anschhige auf die andere Seite, bis die zweite spiegelnde Fläche der Nadel nahe die gleiche Ein- stellung des Scalenbildes ergibt , d. h. bis der Nordj>ol der Nadel sich nach Westen gerichtet hat. Diese zweite Stellung des Rahmens wird durch einen zweiten Anschlag fixirt. Zwischen den beiden An.schlägen kann nun der Rahmen mit seinen Ablenkungsstäben hin und her gedreht werden und

I ) Schraubt nmn flpn piin»n .Arm Hph Kahmf^nn ah . «tollt don h»t7.t»*r«n solhst Mymmotriwh /.umDämpfpr \incl orientirt dio Dänipfonixe ostwp'«tlirh, s(» kann man auch «Ins ma^otisoho Moment sohr kleiner Stllho mitt^ln fler Teiluntjen auf den beiden jetzt ostwestlich jferich- t»»ten Anne dui*ch Ablenkunp»»n boHtimmen. was mit ein«Mn MaKHHt4ilM> auH freier Hand nieht leicht i«t. da kleine Entfernungen vod der Nadel nicht sicher beHtimmt werden k^^nnen.

JP- KßUfHtmdt: Uthfr dk Mtmumj (acnlrr Vnnatiom-n fU\ ■'^

Hofiert, so lange die Hori»üntHltntenaitUt tiieself>e ist. an eiiiri gleich weit eiitferuWii Able8e8Ciile iiiniier deunelUeu kleiueji Ihllemehte«! d^ Nttdelemstellungeti.

Zoglt^tcb kauu auf dei* Krei>fteilmig de« Vaiioiüeters der camüliitiu» DrehuiigswiukeJ l(f de*^ Rahmens bis auf etwa l^l* al*gtde8eij werden.

& ixt. vrm Vorteil, dius« das von den vier Magneten gelieferie magnetische Feld in der Nachbarschaft ihres Mittel- pT] ' 'hr cuijstaat ist» m das* Verschiebungen der Nadel an : - Z<*luitt*l MiUimet-er giwtattet Mind. Um grösser«^

Abwtiicfaungen bei der Aufj$tellung des VarigmeterH an ver- tehiwiHien Urten zu vttrhüten^ dient eine mit dfm riistruuient T«rbtwd«;ne Üusen li he I le,

Ü»» giLtixe Verfahren ist nun das fulgendt*. An ilt-m ciacti Vergleichung»i»rte T^teUt man das histnnuent in der vurlliti angegebenen Weine auf. während der Rahmen an dtait einen Am^c' hinge liegt. An einem Fernrohr mit Scale wird die Nadel- Kinstellung abgelesen. Dann dreht man bis SKI dem aaderen Atiachlage tmd He«t wietlerum die Kinstellung •lt. I>er ITntvnwduetl beider Ein.stellungen betrage n Sealen- l«lle und xwar ?tü gezählt, dasi? man diejenige Einstellung ^ Miiiaeadoii nimmt, l>ei weither einer Venuehruug der Intemfitat eine Zunahme der Scnleneinstellung entspricht. Bei drr gewi^hn liehen Anordnung i^t die?» diejenige Stellung, hm wtdchf^r der Nord|Kd der Nadel nach Westen zeigt.

' «niix ditfstielU* (>|ieration wird nun an dem zweiten Ver- irrte auiigeföhrt und werde hierbei ein ebeuj^i ge- rnteiNchied von n' Schiente ilen y.wisehen beiden Ein- fftgUuiigt*!! gefunden.

tut "24f der Drehung^winkel de** Kuhniens. A der Scalen- «liirtAad bd beiden Heubaehtungen « so [berechnet sieh dm< fittmfiyUi»vrrhiEltni>4 au beiden 0rf4^ii

6 Sitzung der math.-phys. Classe vom 13. Januar 1883.

oder **-5" = H^"'-">- ••

äollteu die Scalenabstäiide nicht gleich sein . sondern am einen Orte A, am anderen A' betragen haben, so wäre

H' H _ tgy /n' n \ H "^ 4 VA' k)

Theorie des Local Variometers.

Es ist notwendig, die Ansprüche an die Genauigkeit der ürientirung kennen zu lernen, deswegen nehmen wir auf einen Fehler in der Aufstellung Kücksicht.

Es sei i die Intensität des magnetischen Feldes, welches die vier Ablenkungsstäbe allein in ihrem Mittelpunkte er- zeugen würden. Die Richtung von I bilde mit der 8ttd- richtung des magnetischen Meridians den Winkel qp + rf, wo also ö den Orientirungsfehler voi-stellt. H sei die erdmag- netische OomponenU». Durch dtts Zusammenwirken von I und H erhalte die Nadel eine Stellung, welche wir durch den (kleinen) Winkel t; detiniren, welchen die Nordrichtung <ler Nadel mit der Ostwestrichtung bildet, t; sei nach Norden ]K)sitiv gezählt. Dann ist offenbar

H _ cos (y -f- d i;)

I cos g

Indem wir nach d uml v: in Reihen entwickeln un<l höhere (Glieder als die (|uadratisclien vernachlässigen, erhalten wir hierttir

H r. . . . . . c)^. j

= cosy 1^1 + (s- i) tgy r ^'i 2 J*

F, Knhlrausch: Ueher ili^ Mesnumj localer VariiUionen etc. 7

Nun werde der Kahmen um 2 ip gedreht, so dass die Uichtung von l jetzt mit dem Meridian auf der entgegen- sresetzten Seite den Winkel (f—d bildet. Die Nadel stelle sich auf den wie ol)eu deiinirten Winkel t;j ein, wobei sie also eine Drehung um >t + ^' + ^'j ausfährt. Dann ist wie oben

j = cosy [l + U-j + d) tgy di;^ " 2 J' ^^'

Die Addition von 1 und 2 liefert

Wegen der (lleichheit der Ausdrücke 1 und 2 hat man offenbar auch

und, <la d. ^ mid ^^ klein sind, auch nahe

s-e. =2(J.

S<'txt iiiuii (lieseil Wert in :t ein. w) kann man .schreiben

H V. . i + S.. . d*'

I ~

^^i+^'V^'t^^+'l-

S»lan;^e also ., d* zu vernachlässigen ist (d (),()! oder o.ii «irwl ^bt - d* = 'ioooo), so hat man

j = r«»siy (1 -^- ^ "^ t^ry) = cos<^ (1 + ^'^ tgy). 4.

V l>e<leutH den ScalenaUst^nd und I U' + i^^) ist so klein v.»rau.sires4*tzt. da.>s man die beobachteten fc]instelbnigsdifterenzen 'l*>ni Winkel proiM)rti(ma[ annehmen kann.

Kine ebensolche Beol)achtunusreihe liefere an der anderen >uiti<ni den Kinstellungsuntei-schied n', also

° SitZHtuj der mathrphi/s. Classr rom 13. Januar 1883.

I =-co8f/)(l -h^^tgyj

Die Division von li und 4 gibt unter Vernaclilääsigung höherer Potenzen den obigen Ausdruck

Der Factor von n'— n ist der Wert eines Scalenteils in Bruchteilen des Erdmagnetismus. Der Scalenwert steht also mit tgqp im Verhältnis und lässt sich beliebig reguliren, da y mn so kleiner wird, je grösser man den Abstand der Magnete gewählt hat (vgl. Wied. Annalen XV. 54<>). q> = 20*^ und A = 2500 mmlieteni den Wert des S(!alenteils = 0,0000:3(i, also eine Empfindlichkeit, welche alle Beilürfnisse übersteigt. Der zehnte Teil davon ist für die meisten Fälle noch voll- konmien ausreichend.

Nimmt man den Scalenabstand gleich V^ ni, so kau n man die Scale fest mit dem Variometer ver- binden und hat also ein Instrument, welches sehr bequem transiK)rtabel ist.

Man kann noch die Frage stellen, welchen Fehler eine Unsicherheit im Ansehlage des Kahmens bewirkt. Die Frage beantwortet sich sehr einfach. Denn wenn* man von Cor- rectionen absieht, so lautet die Formel 1

H = I (cosy 4" ^ sin ff). Aendert .sich (f um d(f und c; hierdurch um dt;, so nutss sein

cosy + g sin (f = cos (y- + ^V) + (^ 'i" *'^') •'^J" iV i *V) oder o = ( sin (f -j- «,' i-mip) ihf -j- sin (f>. dg.

Da c? selbst klein ist, folgt hieraus nahe

de; IT-, dy. <».

F. KaM rausch: Ueher die Mesunmj localer Variationen etc. 0

Ein bei deui Anlegen des Rahmens begangener Fehler Ijewirkt also einen eben so grossen Fehler in der Einstellung der Nadel. Je empfindlicher das Instrument gestellt ist. desto kleiner wird der Fehler des Resultates.

Nach meinen Erfahrungen kommen diese Fehler gar nicht in Betracht.

Praktische Ausführung»

Die Messungen lassen sich ohne weiteres mit dem in Wied. Annalen Bd. XV S. 545, Tat. VIII Fig. 5 u. () beschriebenen Variometer ausführen, wenn dasselbe die erwähnten Anschläge und eine auf einem der Füsse angebrachte (etwa mit Kleb- wachs befestigte) Dosenlibelle besitzt. Zur Bequemlichkeit habe ich dem Instrument noch folgende Abändenmgen ge- geben, wodurch dasselbe seinen sonstigen Zwecken durchaus erhalten bleibt.

10 Sitzung der mathrphy«. Clasne vom 13. Januar 1S8.3.

Behufs der Orientiruug zum Meridian ist die Säule in dem Fusse drehbar und wird mittels einer Scheibe geklemmt. Diese Scheibe trägt zwei zu einander senktechte kleine Wasserwagen. Femer sitzt an der Säule ein (abnehmbarer) dreh- und klenimbarer Ann als Träger eines kleinen Fern- rohres nebst Millimeterseale, welche letztere sich in 250 nun Abstand vor der spiegelnden Magnetnadel befindet, so dass 4A= 1000 ist. Femrohr und Scale können verstellt oder auch ganz entfernt werden , falls man mit einer weiter ab- stehenden Scale beobachten will.

Die Libellen sind corrigirbar und werden so justirt, dass sie einspielen, wenn die Nadel mitten im Dämpfer schwebt. Der Aufhängefaden erhält eine solche Länge, dass die Nadel oben und unten gleich weit vom Dämpfer absteht.

Auch in der neuen Form ist das Variometer von H. Eng. Hartmann in Würzburg ausgeführt worden.

Orientirung zum Meridian. Die richtige Stel- lung lässt sich in überra.schend einfacher Weise ohne eine anderweitige Bussole linden. Man l)enutzt nämlich die grosse Empfindlichkeit, welche die Einstellung der Xadel unter dem Zusammenwirken des Erdmagnetismus und der etwas grösseren Directionskraft der Magnete zeigt, wenn man die letzteren dem Erdmagnetismus gerade entgegenwirken lässt.*)

1) Eh st»i d <ler Winkel, welchen die IHrectionnknift I der Magnete mit tler inagnetiHchen Südrichtunj? macht. Dann int der Winkel y. unt«r welchem die Niulel k^J?«" den Meri<lian zur Huhe kommt, jje- •jfoben durch I : H tz: sin ;' : sinl/ 6) oder hei der Kleinheit von i und ;' auch 1 : H - ;' : (/ 6). Hieraun tol^^'t y : 6 -t:\ :{\ H). Wenn alnn I nur weni^r «^rösncr \M als H. ^o wird ein FVhlcr f) dunh ein weit j^-örtserew ;' angezeigt.

Richtung tler Kntt't 1 ist die Vcrhindungnlinie <h»r '»eiden au»» i'iNter Haupthige wirkenden Magnete <le«< Hahmenw. Ha die .Miignete hohl nind , <o kann man he<|uem visiren. Auch wenn die Hiehtung von I wegen ein»*r nicht ganz richtigen .Stellung «ler .Magnete mit

F. KoMraHnvJt: Ueher die Messung Jocaler VaricUionen etc. H

Also , nachdem nmn das lustrumeut ungefähr richtig, d.h. die Dämpfer- Axe nordsüdlich aufgestellt, und die Libellen zum Einspielen gebracht hat , stellt man nun den Rahmen derartig, da«» die Nadelrichtung mit der Visirlinie über oder durch die der Nadel zugewendeten Magnete zusammenfällt. In dieser Stellung wird die Nadel eine grosse Schwingungs- dauer haben und wird auf eine kleine Verstellung des Rahmens durch eine viel grössere eigene Bewegung reagiren. Es wird ftir die Folge bequem sein, wenn diese Rahmenstellung genau dem Nullpuncte der Kreisteilung entspricht, was man durch Drehung des Instrumentes erreicht.

Nun weiss man, dass in dieser Stellung die Kraftrichtung des Rahmens mit dem Meridian zusammenfällt. Der Winkel (f Ist nun nach l)eiden Seiten gleich gross zu nehmen und /.war so grass , dass das Fernrohr für beide Stellungen des Rahmens nahe denselben Sealenteil anzeigt. Das Ausprobiren dieser Rahmenstellungen lilsst sich sehr schnell ausfuhren, wenn man berücksichtigt, dass in der Nachbarschaft des richtigen (f \adel- und Ifahnien- Drehung gleich gross sind ugl. S. S Formel (>).

Nachdem die Anschläge tixirt sind, beobachtet man den Kinstellungsunterschied n für beide Anschlagstellungen.

Ebenso bestimmt man den l'ntei>jchied n' ttir die andere Station und rechnet dann nach der F'ormel I S. (>.

Es braucht kaum hervorgehoben zu werden , dass die

•i^r Kichtiin^ <l»*r V'isirlini»* nicht '^an/. genau zusamniontiele. ho würde nur ein >jering»'r Fehlor entstelu'ii. Zur Control«* braucht man übrigens nur <l«*n Hahiu»*n um T^O*^ zu «In'hen. yo (Uihh H und l jetzt beide muh Nonlen wirken um zu seh»*n. nl» die Nadel sich nun wieder in ■h»- Vixirlinie einntellt.

IHe-ie Bemerkungen und <li»* iiu Text gegeben«* Orientinuigs- Meth««<le Ite/.ieheu sich natürlich auch auf «len tiebrauch des Instni- nif-nt'** aU Zeit-Variom»^ter.

12 Sitzung der math.'j^hiju. Glosse mm 13, Januar 1883.

einmalige Fixiruug der Anschläge auch Itlr die Folge »<) lange genügt, als nicht die Ablenkungsmagnete oder der Erdmagnetismus sich wesentlich ändern.

üeber einige Vorsichtsmassregeln siehe den folgenden Abschnitt.

Temperatur-Einfluss.

Die Directionskraft I der Magnete ändert sich mit der Temperatur, wegen der Abnahme des Stabmagnetismus mit der Wärme und zum kleineren Teil auch wegen der Aus- dehnung des Rahmens. Beide Einflüsse getrennt zu bestimmen würde umständlich und zwecklos sein. Wir fassen dieselben zusammen , indem wir annehmen , dass , wenn 1 der Tem- peratur t entspricht, Ü\r t' gelte

l' = lLi+/(t-t')l.

Voraiugesetzt zuent, dai#< n bekiiuut sei, so wird, wenn t die BeobachtuugHteniperatur fUr die eine, t für die andere ÖUtiou war (S. 8, Gl. .">),

ILl+/.(t -t')l = *^"''9'0 + 4AV'

woraas "' "„ " - (n - n) ^f + /i (t - t'). 11.

Ohne Zweifel liegt die Hauptschwierigkeit bei den Ver- gleichungen in den TemperatursehwankungenM. welche des- wegen sorgfältig berücksichtigt werden müssen. Es ist z. B. durchaiLs anzuraten, dass die mit dem Instrument beschäftigte

1) Vgl. Wiltl, Mehingf?< da :St. l^eternh. l^<73. Till.

F. Kf\hlrn$mch: üfhtr dU Mrmmnff hcnJft' Vnriatinnen f*ic. IH

tbunA mit einem Handnchuh bekleidet spi. Hand nnd Korper «Jleu nicht lüiij^pr als durchaus« nntliweridig tu der Nähe a>'tninipnt'»^ Melhen. Xucli den ersten, länj^ere Zeit ^ruchendeu ( Vrieutiruuä^en muss mit der eiitseheidenden liMichtiiit^; hinreiehtf'iid lange gewartet werden.

VerjjrlGieht nmii innerhalb eines Riiumej* von dernelljen

r«*mi»eratnr , so ist ein nweht* ^*ert1ihren das beste Mittel

^re|2^i diese Fehler. Ab*o ist e^ gut. die beiden PliU/.e, an

dciiffu man beobachten will, so vorznbereiten, diiAs man uacH

dem Hin>8t»tÄen »le« Variometers ntir die Libellen einzustellen

hat. Man klebt also bei einer vorläntiiren Orientirn ng an

btftd<;ti iJrten l'ntemttM» für die Fusssehranlieii mit rtwiws

Waebi in stdehen Stellungen fest, dass «bV riehtige Stellung

Meridian ohne Drehung des Itistrunients dnn*h die Fns8-

n gegeben ii«t. Xun kann man d;is liistninieut ni8ch

hen i\\*n heiflen Orten aiisweehseln , nötigenfalls u»f*hr-

mais. oiid jedes<mal die Kinstellnngsnntersehiede u durch

«Rig'e Drehungen def* Rahmens lieobachten. Die einzelne

Aafi^dliing «iuumt HtH^liuehtnugssatz wini in o bis 7 Minuten

£(McbeheD ^n*

HulKfti die Vergleiehs))nnt:t*e VMrseliiedene Temperatur, «tüllt man nebi'n <lie Magnete ein Thermometer imd nach der Aufstellung de» hiKtnimentes, Ins dsisselbe dir T#*wif»eratur der rmgebung hinreiehend angenommen hat, im allgemeinen Hl bis lo Minuten notwendig sein I** T<'m|*eraturfehler macht bei nieinem Instrumente iIm Resultat um etwa <M Pnicent fehlerhaft.

B e N I i m m u u g des T e m e r a t u r c o e f f i r i e n t e n ^t.

Tn dirm^ni Zw#s'ke braueht man die Messung von n nur

an d»' " f»rti* k'i zwei versehiedenen Tempi-raturen i^

triid ' Mlhren. also etwsi im WintiT im gehetzten mid

/immer. Allenlings winl diese llestimmimg

jt» Stiiiideu in Anspruch nehmen, weswegen auf die zeit-

14 Sitzung der math.'phys. CUmse vom IS. Januar 1883,

liehen Variationen der erdma^netischen TntenHitÄt Rücksicht zu nehmen ist.

Verftigt man nun nicht über ein zweites Variometer, so lässt ein solches sich leicht improvisiren. Man nimmt nämlich ein beliebiges kleines Magnetometer (etwa die Nadel eines Spiegelgalvanometers) und lenkt die Nadel durch einen lest genäherten Magnet (etwa den Astasirungsniagnet des Galvanometers) um 90" ab. Dann zeigt die Nadel ja die kitensitätsvariatiouen an. Der Wert des Scalenteils in Bruch- teilen der Intensität kann durch eine Vergleichung des Ganges beider Instrumente oder auch aus der Fernwirkung eines be- kannten Magnets*) hinreichend genau ermittelt werden. Selbst- verständlich wird das Hilfsinstrunient in einem Räume von constanter Temperatur aufgestellt.

Es mögen nun gleichzeitig stattiinden die Intensität H^ und die Temperatur t^ sowie der Einstellungsunterschied n^ des Localvariometers : für eine andere Beobachtung mögen H,, t^, Uj gelten. Dann ist der TemperaturcoefHcient

(Hj Hj) H, liefert djus Hilfsvarionieter.

B e <) b a (• h t u n g s b e l e g e.

Im eisenfreien C)})servat<)rium des Physikalischen Instituts zu Wür/.burg wurde die Intensität im Mittelpunct mit der- jenigen eiue^ bestimmten Punctes nahe an der Backstein- wand verglichen. Die Beobju^htungsplätz«» waren in der vorhin angegebenen Weise vorbereitet. Zwischen zwei Beol)achtungen verstrichen durchschnittlich i\ Minuten. Die

1) Vgl. Kohlniusch, \Vie«lemann Annaltm XV. 5:{x, \HH2, o<l<»r K. Leitfaden d. prakt. PhyM. 4. Anfl. 8. 171.

F. KoMratuich: Uehtr die Blesnnntj loccUer Variationen etc. 15

kleiuen Aenderungen des Thermometers und eines Biiilarvario- roeter» sind in den angegebenen n schon berücksichtigt, was jedoch bei dem gleichmässigen Clang die Resultate kaum beeinfloäst.

Es war (f = :^"'),®:^ A = 2(MM) mm, also ^f = 0,000089.

4 A

H'

= 1,00080

ri

1,00028

1,00017

Die rel>erein.stimmun^ geht auf etwa ^fsona und bewährte

sich auch bei anderen Vergleichungen in ähnlicher Weise.

^Ihst wenn die Abweichungen zwei oder dreimal grösser waren, würde man das Ergebnis als ein sehr befriedigendes ^»ezeichneii müssen, wenn man die bisherigen Schwierigkeiten

*««»lchf*r Vergleichungen in Betracht zieht.

r>er Tem peraturcoef f ici en t wurde im kalten und i2eh*^izten Zimmer bestimmt, wobei H. Strecker die gleich- zeitige Bef)bachtung eines Bililarvariometers ausführte. Zwischen t»*'iden Beobachtungssätzen lag ein Zeitraum von etwa 2 Stunden. f >^r halbe r)rehungswinkel (f betrug 20, "0, der Scalena])atand A

J«»no iiiiu. woraus ^^ = (MM)()08.")0. welche Empfindlichkeit freilich üln^rflüssig gross war. Man fand

= -f 0,00 1H2

Mnn fauirf

Mittel

«»lt. 7

n := 46,7 .M.O mm

48,8

ii' = r,2,2

Ö2,2

o.t. >*

n = :H2,1 :i3,() :W.a .

:13,()

u' = :ir,,8 37,«»

3H,1

»Vt. !•

11 = 29.H :10,«t

30.1

n' = 32,0

32,0

20.":. n, = 8»).l H, - H, _

r, = 12.''2 11, = 27.".,3 H,

HJ Hittuntj der mathrjthys. Clause vom IS. Januar 1883.

WwtiWH iMTec.hnet nich

Kill l*iuir von lieobtichtuii^en mit steinender Temperatur hattf» fi Hl 0,(M)0()4 ergehen.

Mit U(U».kHic.ht daraiif, das8 der Temperaturunterschied nur H" botruf^c, int auch dieses Resultat als ein sehr gutes zu Iw/tMchnun.

Herr W. von Beetz legte eine Untersuchung vor:

,,reher den Einfluss der durch Dilcitation erzeugten Temperaturveränderung auf die Messung der ersteren." Von Dr. A.Miller. (Mit einer Tafel.)

^ 1. Ziel der Untersuchung.

In den Verlängerungen und Verkürzungen, welche man mit Drahten l>ehufs Bestinmiung des loiigitudinalen Ehistizitäts- mfiduls (E) vornimmt, ist sowohl die eigentliche, von der Zeit unabhängige elastische Dehnung (e. D.) , als auch die während der Zeit des An- oder Abspannens entstandene eLwtisc-he Nachwirkung (e. N.) enthalten. Um wenigstens ir. erster Annäherung die ehustische Dehnung allein zu messen, i>t nuin veranlasst, die Ablesung der V^erlängerungen und Verkürzungen sofort vorzunehmen, sobald eine Belastung allmählich ihren höchsten Wert P oder den niedersten o er- langt hat, ohne abzuwarten, bis der Körper seine ursprüng- lich»f Temperatur, - die der Umgebung welche nach •it*n Versuchen vcm KdlundM durch Dilatation verändert wird, wipiler angenonmien hat. Dadurch kann seihst bei konstanter Ttfnijwratur der Umgebung des gedehnten Kr)rpers an der Ablesung eine Korrektur notwendig werden , insoferne die AlKi«*ht l)esteht . die bloss von der Ehustizität des K(*>rpers

1) Ediund. Foggendorti's Annalen Bei. 114. il8s:{. Math.-phy8.Cl. l.|

18 Sitzung der math.-phys. Clnsxe rom 7.9. Januar 18^1.

herrührende Dehnung zu messen. Die Kenntnis dieses Ein- flusses der Temperatur nuf die Messung der Verlängerungen und Verkürzungen, welche infolge von Be- oder Entlastung entstehen, kann besonders dann von ziemlicher Wichtigkeit sein , wenn dieses Be- und Entlasten mehrmals unmittelbar hintereinander geschieht, wie dies in der Arbeit*): ^Tuter- suchung über den Einfluss der Temperatur auf Aeusserungen von Molekularkräften" der Fall ist. Auf die ersten §§ dieser Abhandlung nimmt gegenwärtige Untersuchung zunächst Bezug.

Der Körper besitzt, da er während der Dehnung und Zusaiumenziehung nicht nur selbst seine Temperatur ändert, sondern auch noch Wärme aus der L'mgebung empfängt, oder an dieselbe abgibt, bei gleichen Dilatationen nicht dieselbe Temperatur, wie dies etwa gescrhehen würde, wenn man sich vorstellt, die Umgebung befände sich je<lerzeit mit dem Körper in gleichem Temperaturzustande. Es ist viel- mehr zu vennuten, dass die mittlere Temperatur d<\s Draht.es fort und fort steigt, wenn das Ausdehnen un<l Zusanuneji- ziehen sich unmitticlbar folgt und fortgesetzt wird . um sich (»iner (irenze zu nähern. Der Draht erscheint gleichsam wii» ein Wärmesauger aus der Umgebung und die Ablesungen gt»schehen bei verschiedenen Temperaturen.

Das Ziel vorliegender Abhandlung besticht nun darin, den erwähnten Einfluss auf die Messnng der durch Be- und tintlastung eines Drahtes entsteheiidiMi Verlängerungen und Verkürzungen gesetzmässig zn bestinnnen , woraus sich von selbst die NotwtMidigkeit er^bt . einen math. Ausdruck für den Verlauf d«»s Tempera tnrzust.*indes des Draht-es zu ermitteln. Da bei dem hier in Betracht kommenden Vt»rfahren , die elast. Nachwirkung nicht unniittelhar gemessen werden kann.

li A. Militär. Sit/.U!ij^l»crirlit«» «ler imitli.-pli.vs. CIjisso «1. k. bayer. Akiiitoiiii«' «l»*r \ViKMt»nn(haf>»»n l'^^'J. Hett 4.

A. Millrr: Vniersuchuiig etc. H^

!)o niusBi die Messung der ehist. Dehnung auf diese Art als eine enite Annäherung betrachtet werden und es fragt sich, ob durch die einfache Vernachlässigung des hi Rede stehenden Temperatureinflusses der Fehler vermehrt oder vermindert wird.

S 2. Die Korrektur der Messung.

Ks Ktelle in Fig. 1 die Strecke AB^ - L die Länge des ij\ untersuchenden, unbelasteten Drahtes vor. Durch succ. Anwachsen einer Belastung von o auf die Grösse P rückt ^r Endpunkt B„ nach B^ : nimmt P wieder bis o ab, so kommt der Kndpnnkt B^ etwa nach B^ , infolge sofortiger Belastung nach B,, durch die unmittelbar darauffolgende Entlastung nach B^, dann nach Bj^, B^ u. s. f. In der Fig. 1 sind diese Strecken der leichteren Tebersicht halber nicht auf-, .-andern nebeneinander gelegt. Der in B^ abgelesene Skalenteil sei a^ . der in B, abgelesene bj und der in B, sei c, : desgleichen seien bei der v. Be- und Entlastung die entsprechenden Zahlen a^, b,, und c^. Die wirkliche Teni- |ieratur des Dnihtes. wenn die jeweils durch Belastung ent- standene «Hier infolge Entlastung noch bestehende Verlänger- imvc X beträgt, sei 'T,^ bei der r. Verlängerung, ^T^ bei der I. Verkfir/.ung. Daraus ergeben sich für den (Tren/wert 'ler Verlängerung und Verkürzung die ihnen entsprechenden Temperaturbezeichnungen 'T^ und '1\, sowie ^'T^ und 'T^, deren Bedeutung und Beziehung aus Fig. 1 am leichtesten nljerblickt werden können.

Bei der allmählichen Belastung und Enthustung wird ein Teil der Verlängerung bezw. Verkürzung unabhängig von •ier Zeit entstehen. Es wurde dieser Teil in der bereits M.'iher l»ezeichneten Abhan<llung , elastische Dehnung' (e. D.) irenannt. Die <irösse dess(»lben sei der Temperatur ^T^ der I lugebung entsprechend in beiden Fällen A. Ausserdem ist ;ui/uuehmen. dass eine .elastische Nachwirkung* (e. N.) von

20 Sitzung der mathriüiy». Classe vom IS. Januar 1883.

der Länge *'l bei der v, ÄDspaDDung, von der Länge *'l bei der V. Abspannung entsteht. Ob diese beiden Werte gleiche»« oder entgegengesetztes V^orzeiehen hüben, soll dahin gestellt^ bleiben. Der Kaktor ;' hängt von der Einrichtung der Messungs Vorrichtung ^piegelablesung - al) und dient, den Wert, des betreffenden (lliedes in Skalen teilen auszu- drücken, a^ und d\ sind die linearen, thennischen Koeffi- zienten des Drahtes bei der Temperatur t ; sie sind nach den Untersuchungen von Dahlander*) verschieden bei gespanntem und ungespanntem Zustande des Drahtes. Endlich sei noch erinnert, dass wie aus Fig. 1 leicht zu übersehen, stets "!„--- "-'t, und "T, - "t, i«t.

Ihiter diesen Voniussetzuiigeii hat man für die i». Ver- längerung die (tleichung :

K - 'V = >. + "i + y I. «t {"Tx - "To): 1 )

für die i'. Verkürzung:

c^ _ b, - - i + -i 4- / L a t ("f 0 - "T,). 2)

Aus Gleichung 2) und ^5) ergibt sicli:

.,. _ a^ = ("( + "1) + / L (a, ("ti- "to) + «, CT« - »Tx)}- :^)

Nun handelt es sich . den Verlauf der Temperatur des Drahtes während des An- und Abspannens, alsr) die Funktionen *'Tjj und n'x zu ermitteln.

sS \\. Verlauf der Temperatur des gedehnten Drahten.

Der Draht wird vor der erstt*n Spannung die Tem|)eratur 'T^ haben, welche gleich jener der rmgeinmg ist. Erfahrt dersi»lbe zum v. mal die V%*rlängerung x, so ist seine Tem- peratur 'Tj^ und bei der i'. Verkürzung um y ist sie *'T... Der gedehnte Ki')r|)er erleidet bei einer Verlängerungszunjilime

l»iihlander. Po^^emlortth Annuleti. Bd. 14*».

A. Miller: Untersuchung efc. 21

dx <Kler Verkür/unfpjzuiiahme dy nach den schon erwähnten Versuchen von Edlnnd eine Temperaturändennig dt^ und «ine weitere dr durch Wärmeaufnahme oder Abgabe au« hex. an die Umgebung, so dass

d (•T,, - 'to) = dto 4- dr 4) für die Verlängerung,

d «/T^ »to) dtß + dl .")) ffir die Verkiir/,ung,

gesetzt werden kann, ^iun ist t^ = J;^ kx, also dt^ = ;^ kdx, worin k eine Eonstante bedeutet. Für die hier herrschenden kleineu Differenzen kann das Newton 'sehe Abkfihlungsgesetz in Anwendung kommen, somit dr = hfdz genommen werden, wenn h die Konstante in der bekannten Bedeutung und z die Zeit, in der x resp. y entsteht, bezeichnet. Wir erhalten daim aus öl. 4) und 5)

d*"!, = kdx hrdz, i\)

d*T^= kdy-hrdz. 7)

Erwägt man, dass stets r = 'T^ *T^ bezw. % -- 'T^,

* dx dy

*T«. s4>wie dass , = v und , = v die (iesch windigkeit " dz dz

i«t, mit der sich der Endpunkt des Drahtes bei der An- und

und Aljspannung bewegt, so ergibt sich :

d'T^ = kdx - Jj C'f^ ^f J dx. S)

,i'T^. z= kdy ^ CT,, - »fo) dy. \>)

Nimmt man als Wert, der gesannnten Dehnung A, indem iiiHU von den Korrektionsgrössen absieht. s<» ist y - A x

und dv = dx: setzt man ferner der Kürze halber = n,

»'rgt-ben sich zur Ermitttdung der (IriVssen *'Tj. und 'Tj. die Differenzialgleichung(*n :

22 SHzHiiij der math.-phy». Cla^ne rom 13. Jaiimir lüfts.

d'T^ = kdx - n Cf^ - 'T„) «Ix HM

und d'fjj = - kdx + n («T, - 'T,) dx. 1 1)

Die Gl. 10) liefert:

/dx-i f ^^ r- = C. 12)

J (k-n'To) + n''T,

Bestimmt mau die Integrationskonstante mit der Be- dingung, dass fTür X ^ 0 der Wort •'f ^^ -= "T^, wird, so tilhrt dies zur Gleichung :

»T, -- 'To + ("f„ - »t) e - "'^ + Se-"" - 1). 1:J)

Nimmt man <t1. l:i) ttir »> -= 1. bestimmt daraus diu« lei/.te (»lied und snbstituirt w in l.'J), si) erhält «ie di«- über- sichtlichere Form:

"f, = 't^ + CTo 'T„)e- "\ 14)

Die Dift'erenxialgleichun^ 11) fflhrt auf:

dx-t- , " . -C. 15)

J (k + n%)-nT,

Bestimmt man hier die Konstante der Integraticm mit der Bedingung, dass ftlr x = A der Wert ^'f ^ = 'Tj, = •'f ;^ wird, so erhält man :

Auch liier erhält man eine übersichtlichere Form, wenn man <il. IT») flir r = 1 ninunt. d«»n letzten Faktor berechnet und in <JI. 1«») «Mns<»tzt. wcMhu'ch unui findet:

A. Miller: Untertmchnmj etc. 23

Man kann nun . ohne die Allgemeinheit der Unter- suchunjj^ wesentlich zu beeinträchtigen, die ohnehin als kon- !9tant angenommene Temperatur der Umgebung des Drahtes, imnilieh 'T^ = 0 setzen. Dadurch gehen Gl. 13) und 1«)), s«»wie 14) und 17) in folgende über:

= -'Toe-"''+ J(e-"''- l), 18)

#'P *"1

X- Tx

,, u(X X) k

= 'f,e ""* "'- 'i(e-'"* "'-ij. 11»)

t»*nier :

'T^ - »T^-i-'T, e""' = »T, -i-''-'Toe""\ 20)

= ^f^ + rtx- %)«>~"'^"^'. 21)

Wünlt* man die Relationen IH) und 11») graphisch in •ier Weist» dai*stellen , dass die Dehnungen x als Abscissen iii'l die Temperaturen 'T^ und 'T^ als Ordinaten aufge- tragen werden, so lässt sich aus :

d^'T

24 Sit2Htiff der mnth.-phf/s. (laxse vom 13. JauMnr 1SS.H.

erkeimen, dstss die Temi)eraturkurve der i'. Anspannung 18) und 20) des Drahte» för wachsende Verlängerungen stets füllt und ihre convexe Seite nach unten wendet, also ohn4» Kuhninations- und Wendepunkt ist. und in

=;•'['+"/*•]

«He Abscisseimchse schneidet.

Desgleichen ergibt, sich aus (tl. l!t)

(l't

dx

" = (k-n''T;i)e ""'*'". 24)

d" ^'T ^^/^ n(k n'Tx)^ "'^' "'• '-^'>)

Dil. wie au« dem später entwickelten Wert von ''T;^ hervorgeht, derselbe stets neg. ist, Wius indes schon aus der \atnr der Sache ohne weit(»re H^^chnung einleuchtet, so be- sitzt auch die Temperatnrkurve der r. Alwpannung 1*J) und 21) w<»der einen Kulniinations- noch Wendepunkt, fällt ftir wachsende x stets und hat die concave »Seite nach unt^n gewendet. Sie schneidet die Abscissenaclise in

l

,:■'[' :■+>]•

Darnach kann man sich ein Bild von dem Verlauf der Temperatur des DrahU*s bei den unmitt^elbar aufeinander- folgen<l«»n .\u- und Abspannungen nuichen.

Wie ans § *J erhellt, ist die Kenntnis der Werte *'T;^ und 'T„ eic. zur Aufstellung von l)rauchi»aren Korrektur- formeln nötig. Auch flürfte für die .\nwendung l>ei experi- ment4*llcn rnt^M'suchungcn die Krage von» inten»sse sein, ob

A, Miller: UutersucJmng etc. 25

hinsichtlich der Temperatur bei fortgesetztem An- und Ab- spannen eine Annäherung an einen Uren///u.stand stattfindest und wie dieser beschulen ist. Wir wollen beiden Fragen in der angeführten Reihenfolge näher treten.

;i 4. Die Temperatur bei vollendeter An- und Abspannung;.

Setzt man in Gl. 18) und 19) succ. r 1,2, 8 ... . M erhält man »t;^, 'f o : »T;^, "To ^'T^ und "fo durch ab bekannt vorauszusetzende (^ rossen ausgedrückt.

Es wird nämlich :

^;i =^T;i|^l -e i e e +

r2y -3lnX , i>(i'--l)nX\ ,^..

e

•Tj, = Tx(^l-e +e e +-..

, -{2y—'2)nX (2i l)iiX\ .^^

Di»* in Klammern stehenden Ausdrückt» rechts sind ire<»m. Progressionen v(mi Kxponent^Mi ; die Glieder-

Äühl ist bezw. 2v \ und 2j': darnach er;^il)t sich:

1 2 I' - 1 ) n X - .

e + 1 <?

/-»-nA .

'T = »T- * . 21h

^ n^ , , i2i'--nia* '

e -f- 1

S-hon durch eine uinfaclie rnifonuung (»rgt'l)eii sicli. w»-nii man zugleich für *1\ den Wert s(»tzt, die Grenzwerte tür r V. . nämlich :

I

Lt^ Sitziiuf/ (Irr nnith.'jihifs. ("hisKt- nun IS. Januar IStl'i.

II X

-r, 'T,

p n A . ,

>T,

V

k e"* - 1 "'o"*-l- 1

:'.iii

:il1*'

^T^. wie zu enviirteii war. Hi«- '■♦-

:iIm» ist *1\ -.

temperatureii veriiiuleni sieh, bis *T;^ + **Tj, n, iil-

arith. Mittel (L j^leirh der Tenij>eratur der riii^'e'"

§ ■». Verlauf der IVuiperatur im Greiizziisi;,.

Nun können auch die <ileieliuu^en für di-n ^ Temperatur des Drahtes hei der An- und Ah-p- sell)en im <irenzzustan<h» an«^e«<ehen \vi*rd«*n.

Aus (Jl. 2(0 hat hat man tiir r y^

II X

+

» ,.."*-i-l

somit

, _ ri'''

KUmiso ans (iL 21) ftlr v = cfL und daraus mit Benützung der BdatiouL'

x='r

Setzt luan in filr X, M> erhV^

7n.-

29

nbdi:

1= -

ii«r

_-__ . ,■ '«lilii-sstMieii Kurve ^•"-'! iü"!H ■•• ''»•'>'*^''» k, li, V, (z) _ . I..1LX il«'r Ttiiij^enteii

jwmt A imr v(ni k |G1. 40)1

iJrnssen h. v uinl A

IT >ifli ilio liichtun^

': t .

lioiisforiiielii des ^i^ 2.

. ri.> rlt»r (fWVweii «^ uikI a ^

>)iHni)un(^ des Drahtes

•' Ivsiuii <li«»s iiiimerhiii be-

- fi'^ - «j iiihI <lie Koriiielii

c

^ . ; ;'.L«,rf,-'T,) 42)

-r \ii\\ nullius der <JI. 2S) und 29)

i-' ,,.'..('■-'" ■■•■%

441

4:>)

i , 'l''n SUIS (II. IS) sit'li «Ti^elHMidni ukI 12), wtMiii Miiin (II. \\ ) lind i'Unrinoln:

28 Sitzung der mathrphifs. C fasse vom 13. Januar J8S3.

^ "^ = k ist. 40)

dx dx

Somit haben beide Temperaturkurven des Gren/^zustandes im Schnittpunkte mit der Abscissenachse gleiche Richtung und zwar die der Geraden, welche den Verlauf der Tem- peratur beim An- und Abspannen darstellen würde, wenn bei beiden Vorgängen von der Differenz der Temperatur des Drahtes und der Umgebung abgesehen würde, oder wie man sich auch vorstellen kann, wenn die Temperatur der Umgebung die Aendenmg jener des Drahtes vollständig über- einstimmend mitmachtre. Es leuchtet dies auch daraus ein, weil bei diesen Dilatationen (x und x) die Temperatur des Drahtes jener der Umgebung desselben gleich ist, er also von letzterer weder Wärme empfangt, noch an sie abgibt, somit in diesem Zeitdifferenzial seine Temperatur nur von k (Gl. 40) abhängen kann.

Die Konstruktion der Kurve des Grenzzustandes, die sich uns den beiden Kurvonästen <ler An- und Ab8])annung zu einer geschloss4»nen zusannnensetzt was bei den früheren nicht der Fall ist vereinfjicht sich, wenn man erwägt, dans ^T^ = ^Tjc '*<<>bald die Kx})onent^n von e gleich gencmimen werden. Nimmt man nämlich in (il. *M) x = ^ und berechnet die ( )rdinate, so hat man ' zugleich eine der des anderen Kurvenivstes, der Absisse x / f ist. Fenier

ergibt sich aus Gleichung M) und ^^H), dass für x - * die

Tangenten Iwider Kur>'en gleiche Richtung haben, sowie dass ttir X <) und x = / die Richtungen derseU)en wechselseitig gleich sind. Endlich ergeben die eben citiert<;n Gleichungen, dass auch die Tangenten der beiden Kurveniwte gleiche Kichtmig in jenen Punkten haben,, für welche x 5 und X = /. i' ist. Nach diesen G««icht^punkten gibt Fig. "2 ♦»in nngelähn*s Bild der Temperaturkurv«* des GrenzzustandeN.

A. Miller: üniersHchung etc. 29

Mail sieht, das» die Hauptrichtung der geschlossenen Kurve D^ Dj geraiLss Ol. 30) und 31) von den Grössen k, h, v, (z) un<l i abhängt. Dagegen ist die Richtung der Tangenten in den Punkten, deren Abscissen x und x n\u- von k [Gl. 40)] bestimmt. Wie man somit auch die Grössen h, v und A wählen mag, fflr densellien Stoff ändert sicli die Richtung der Tangenten in diesen Pimkten nicht.

§ t>. Fertiicstelluiig der Korrektionsformelii des >$ 2.

Sehen wir hinsichtlich des Wertes der Grössen d^ und a\ von deren .Abhängigkeit von der S])annung des Drahtes vorerst ab im bes<mderen Falle kann dies immerhin be- rücksichtigt werden . so ist a^ = a\ a^ und die Fonneln 1). 2) und 3) gehen über in

b, - a.. = A + "i + j- . L «t CT, - "fj 41)

c, -\ = -}.-\- "i + y L «t CTo - "f;i) 42) .:, - u, = ri -i- "i) + r L «, CT„ - "T„) . 4:5)

da 't, --- •'t;i.ist. l'nter Anwoiuluiif,' der (W. 28) und 2<t) ifrhält man:

e -(- 1 e '-■

441

■^. '+^= »1'^ •«■"[■^-i LA-" OJ-

e -j- 1 ■- ^ -^

4:>)

Siib.stituirt man für *T;^ den aus (rl. 18) sich ergebenden Wert, si» folgen aus Gl. 41) und 42), wenn man (rl.44) nn«l 1'») damit verbindet, die Hau])tf()rmeln :

•»0 Siizmtff der mnth.-phys. (lause mm IS. Januar 1S8S.

k

4t))

k

e + 1 ^

und durch Subtraktion dieser:

''i + "i = (c.,- a,)-y.L«,.^.(e"'-- l)-. J ^.

4H) 1 ^

Beachtet mau , dus« n == und v = . wenn z„ die

V 7.0

Kntstehungszeit der Länge l bedeutet, so ist n?. hz„. un«l CS gehen die («1. 4<>). 47) und 4H) in folgende nl>er:

;. = (b.,- a,.)- "l + y.Lat ^^

ba„

•'\"~'r^ ./, (e'-- l)e'-^1, 49)

•::::^;[^+„j„j>-o°i ••■■■>

•■■n

A. Miller: Untersuchunff eic, 31

>^ 7. Deiitunfi^ der Formeln de» (^ <>.

Wegen der Unkenntnis über H und ^'l wird erst die Anwendung vorstehender Formeln auf entsprechende Ver- suche Aiif'schlnss über den Zusammenhang von 1 mit den anderen (irossen geben. Indes sind jetzt schon allgemeine Uesiehtspnnkte aufzustellen. Wenn man nämlich bei dem im § 1 angegel)enen Versuchsverfahren die Differenzen b^ a^, b^ - Cy beobachtet, so hat man selbst bei konstanter Tem- peratur der Tnigebung nicht den wahren Wert der Summe p. D. + e. X., es ist vielmehr dieser Differenz eine Kor- ivktionsgKVwe :

rv I '"' ^" ~ ^ Fo 1 / nX -\ nXl

'Y^/La.' ' 12 -le l)e L

iipziehungswei«^

.•i2)

Wiziiiu^en. Wie man sieht, sind di<*se Korrektionswert^» von )' abhiin<xig; auch ist *'F <C *'F. Mit wachsendem v

mmnit 'F zu, *'F da«fe^en ab und es nähern sich beide einem

1 nX *W/werte *F - 2y ha. - ^ -—— -- 2yha, «f ,.

n e"Vl. Anderseits liefert die abj^elesene Differenz c,, - a^ eben- t»lU nifht die Summe der bei der Ab- und Ansj)annun^ ent- ^andtMien e. X., sondern es ist die Korrektionsji^nVsse

Welche hiit wa<:hsendeni r der 0 sich nähert, ne^. anzufügen. Üannuh können die Formeln 410- •>^^)i •'>!) i" folgend(»r "hs«' n}>ersichtlicher j^estjiltet werden, m'imlich:

32 Sitzung der mathrphi/s. Chtsse vom 13. Januar 1883.

l = (b^ aj M 4- T ftlr die Anspannung?, 55) A = (b^ c^) -f- *'! 4- 'F fflr die Abspannung, .")(>) -l'-f -l = (c,-aj ^'F,. 57)

Durch Addition der Gl. •'>')) und '>»>) er^bt sich: 2 A = 2 b, - (a, 4- c,) - ri - "i) + ("F + "F), 08)

A= b

Thatsuche ist, dass bei wachsendem v die Differenz IV ~ *^' alsbald den Wert 0 annimmt und ihn beizubehalten scheint, während sich ''F^ ebenfalls der 0 nähert. Die rechte Seite der (il. 57) muss somit tflr ein gewisses v jedenfalls gleich 0 genommen werden können, mag ihr Wert anfäng- lich, worttljer Versuche zu entscheiden hal>en werden, pos. oder neg. ausfallen. Somit ist einerseits

^i-|-*f=0 also *r -°"f und ,, = -i-^ =*1,

und anderseits

»P-j_«p 2*F

= ^F.

so (huss fiir eint» konst-ant^' Temj)enitur d«»r rmgebuiig iles Draht^^s

b.

a ^ + c

J'**]+(*F °"i). m)

Stets ist sowohl *F als auch ^1 pos. Berechnet man A aus (Jleichung

Ä. Miller: Unie.rBuchung etc. 33

si> Ist der Fehler **F **l. Für die Anwendung wird es t^enugen v so j^rass zn nehmen, dass c^ a^ = 0 wird, was eri':ihning8gemäsä bei Eisen für i* = 5 der Fall ist. Da sich «lie Korrektionsgrcxssen *F und *"! teilweise aufheben, so kann es, indem ^1 nicht bestimmt werden kann, von Vor- teil sein, auch *F, wie in der schon nielirmals citierten Unter- suchung geschehen, zu vernachlilssigen. um eine erste An- näherung an den wirklichen Wert der ehistischen Dehnung (e. D.) zu erhalten. Die Benützung der Gl. <>!) statt Gl. 55) «nler 5*») hat, was hier nur nebenher erwähnt werden soll, zunächst den Vorteil, den direkten Einfluss der Aendenmg iler Temperatur der Umgebung auf die Ablesung zu be- seitigen — s. § 21 der erwähnten Al)handlung . Soviel ulier die Bestimmung der elastischen Dehnung mit Rück- m-ht auf das in meiner früheren Abhandhmg *) beachtete Verfahren.

Bei genauerer Betrachtung der Relationen 55), 50), 57) mit FWücksichtigung der thatsächlichen Ergebnisse für die IHftVrtMiZHn b,. a,.. b,. -- c^, und der Art der A])hängigkeit

df-r Wort»* *V und 'F von >', ist die Möglichkeit nicht aus- ;rt*M.hloss<'n . dass nicht etwa (c,, a^) 'F, —0 ist von ♦*ineni iKstiinmten v an, sondern für jedes v. Daraus ergäbe >w\\. das.s sich die (ileichung (b,. - a,.) -f- ''F --^ (b^ c^)

1- ' F ex|»erinientell bestätigen niüsste. woraus sich nicht nur S;hlüvie anf die während der He- und Entlastung entstehende t*. X. bt'züglich ihrer Grösse erge])en würden, sondern auch di^ auf dfU B**gritf der Elastizität sich stützende Annahme, d;L» / von der Zeit nnabhängig sei, oder djixs es überhauj)t

1' \. MilltT. Sitzim«rslierirhtf (l«'r niatli.-phys. Klasse der k. hayer. Akiiilt»iui«' <lt'r Wissenscliai'ten. \><^2. Hel't -1. ;i^-.:. Math.-phys. Cl. l.| :3

34 Sitzung der math.-phya. Classe vom 13. Januar 1883,

eine Grösse in diesem Sinne gäbe, eine indirekte Bestätigung erhielte. Es ist aber auch möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass **1 oder *1 oder beides zugleich 0 sind. Hierül)er werden Versuche, etwa mit Anwendung verschiedener Zeiten (z^) vielleicht Aufechluas geben.

Ist die Grösse der Konstiinten k mittelst der von W. Thomson aus der mechanischen Wännetheorie abge- leiteten Formel für Berechnung der durch Druckänderung erzeugten Temperaturänderung unter Beachtung der von Edlund*) angegebenen Modifikationen, sowie die der Kon- stanten h durch l)esonders angestellte Versuche bestimmt, so wird sich die Sache voraussichtlich weiter fordern lassen; bis dahin mag von der Mitteilung weiterer Vermutuiig(»n hier abzusehen sein.

1) K. Edhind. Po^f^ondorffH Annaion. M. 12«.

,.., . I .-■ '. iit.'r.;' L..:,;imLC.

«.

nV*

Ordiit ,

F:a. 2.

' i- :* r^-. -

y

\H

\V\

- A ",

\B.

t

-^

Fig 1.

'r

9 '

7'

^T

•y

'■ %

't

9

O

o

o

o

o

o

Ä/

'"/

^n

r..

".1

'; '

f'i-

V

r- '7' f»/

j

'T 'f

■'.\

T,

Herr von Seidel theilt eine von Herrn Prof. Ludwig Msitthiessen in Rostock übersandte Abhandlung mit:

«Ueber die Form der unendlich dünnen astigmatischen Strahlenbündel und über die Kummer 'sehen Modelle/ (Mit einer Tafel.)

Im Juli 1860 legte Frofeasor Kummer der Königlichen .\katflemie der Wissenschaften in Berlin Modelle von drei Arten unendlich dünner Strahlenbündel vor, deren Ausführ- ung sich auf die Ergebniase einer im 57. Bande des Bor- chardt'"Äjhen Journals für reine und angewandte Mathematik (IS."»!») von ihm publicirten Abhandlung stützt. An die Vorl.ige j*einer M<Mlelle knüpfte Kummer eine Mittheilung, welche in den Monatsberichten der Berl. Akad. für 1800 S. 4()9-474 verötfentlicht ist. Das Modell der Strahlenbündel erster Art soll die Brennfläche eines unendlich dünnen Strahlenbündels in »'infaih brechenden Medien darstellen, wenn ein homo- t>*ntrischft< Strahlenbündel i)eliebig viele Brechungen erlitten hat. Nach einem l)ekannten Theorem von Malus sind die Strahlen nacli der letzten Brechung noch immer normal auf den Wellenflächen und es würde mithin das Modell ei*ster Art überhaupt die l'mhüllungsfläche sämmtlicher Normalen ♦*ines unendlich kleinen Elements einer krummen Oberfläche darstellen. Dies«» Strahlen erster Art, von C. Neumann nnr^iläre Strahlen genannt, sin<l im Modelle und in der Mit- thnlung von Kummer derartig characterisirt, dass sie von

3t) Sitzung der mnth.-phißA. ChiuMe rotn IS. Jununr JHf<3.

geradlinigen Flüclien (Brennflächen) iinihullt sind, deren erzenjzenrie Ueraie--»ttj*tf< «Vlfi-f irlt zwei auf der A X'i >ft<Js ^^ t i'-aiiVc ft.J^ n'ii A^i iS ' V en Icr e c h t st e h e n d e und um 90^ gedrehte gerade Linien (Brennlinien) und zugleich durch eine die Axe concentrisch umgebende unendlich kleine geschlossene Curve hindurchgehen. In dem Modelle ist. diese g<*schlossene Curve als Kreis gewählt, dt^ssen Ehene auf dem Hauptstrahle senkrecht steht und dessen Mittelpunkt in dem Hauphstrahle liegt. Die durch die beiden Brenn linien und den Hauptstrahl gelegten Kbenen werden Focalebenen genannt und mit ihnen coincidiren die beiden HauptnonnaWdmitte des durch einen mit der kleinen ge- schlossenen Curve roincidirenden Du pin 'sehen Kegelschnitt von der Wellenfläche abgeschnittenen paraboloidischen Flilchen- elements. Dieselbe Charakteristik eines sogenannten a.stig- matischen Strahlenbündels ist vor wi(» mich den Kummer'- schen Publicationen aufgestellt. Zuerst von Sturm in seinem Memoire sur Toptiipie in Liouville's .bmrn. de math.. Hl p. Xh (1888) und in einer gleich betitelten A))handlung in den Omipt. rend. T. XX. j). :):)4, UM et 1238 (1845), üljer- setzt in Pogg. Ann. LXV. S. IKi, 374 (184:)): von Möbius in den SitzungslM»richt»Mi der Sachs. Akad. der Wiss. math.- phys. Cht^se XIV (I8<i2): v<ni Kummer in seiner Allgemeinen Theorie der geradlinigen Strahlensysteme in Borchardt's Journal LVII S. 189 (18(i()): endlich auch von C. Xen- mann in einer L'nt<»rsuchung über dii» Brechung eines un- endlich dünnen regulären Strahlenbündels, in den Sitzungs- l>erichten der Säclis. Akad. der Wiss. math.-]>hys. Classe (1. März IHHO).

Di«'se Aiis<hauungi*n sind dann von Anfang her unln»- anstandet übergegang«*n in alle n«*ueren liervorragHiden Werke über physioh»gis<he Optik von Helmholtz, Fick, Dcmders, Hermann, Lip})i<h u. A. Dii* These, djiss die beiden Brenn- linien eines jeden Strahlenbündels auf clem Haupt^trahle senk*

l.Mtüthiesfteu : Ueber die Form astuimatisdier StnüdenbümUl etc. »^7

recht stellen sollen, wird von Sturm, dem Begründer der Theorie des Astigmatismus, gestützt auf die Voraussetzung, <k*i niiiii in der Gleichung der Normalen die unendlich kleinen ürössen zweiter Ordnung vernachlilssigen und also »las durch einen Dupin 'sehen Kegelschnitt abgetrennte kleine Se^ent der Wellenfläche als den Scheitel eines elliptischen Paniholoideit (osoulirendes Paraboloid) betrachten dürfe. Dass ilies« Voraussetzung eine ungerechtfertigte und irrthümliche sei, ergeben schon die einfachsten Betrachtungen des Ver- laufes eine8 durch eine einzige sphärische Fläche bei schiefer Incidenz gebrochenen unendlich dünnen homocentrischen Strahlen bündeis, sowie überhaupt die elementar-geometrische rotersuchung über die Normalfläche des Elementes irgend einer anderen krummen Oberfläche, wie im Folgenden ge- zeigt werden winl.

Kummer spricht sich in seiner Mittheilung während der ^^itzung am W.Juli 18()0 S. 4(59 folgendermassen aus: „Die duR-h diese Modelle dargestellten drei Arten von Strahlen- bündeln mit ihren Griinzfällen, nämlich dem konischen und zylindrischen, sind die einzig mathematisch möglichen.** Und weiter am Schlüsse S. 474 hei.sst es: ,Ein Strahlenbündel der ersten Art mit belielng gegebenen Abständen der beiden gegeneinander rechtwinklig liegenden geradlinigen C^uer- jchnitte kann man auf die einfachste Weise durch eine con- Vfxe sphärische Linse erzeugen, in die man das von einem leuchtenden Puncte durch eine enge Oeflnung hindurch- •^'ehende Lieht hineinsendet. Richtet man die Linse so, dass ihre Axe in der Richtung der auftauenden Strahlen selbst lieirt, >o erhält man nur das konische Strahlenbündel, in wWchem die l>eiden geradlinigen Querschnitte zu einem ein- zigen l^Hiete. dem Brennpuncte vereinigt sind. Dreht man A^^r <lie Lin.se s*), da.ss ihre Axe mit der Richtung des auf- fsdltfuden Lichtes einen s])itzen Winkel bildet, so treten die '•^H^M. ir»-nidlinig*»n Quersi*linitt«; auseinander mid ihr AI)-

38 Sitzunff der math.-phißs. Glosse com 13, Januar J883.

stund wird ininier grösser, je kleiner (V)*) dieser Winkel wird; zugleich nehmen auch die beiden geradlinigen Quer- schnitte verhiiltnissmässig an Länge zu.**

Gerade in diesem einfachen Falle a))er ist l>ei allen denkbar möglichen schiefen Incidenzen die Form des von Kummer definirten astigmatischen StrahlenbilndeLs factisch ganz unmöglich. Zwar ist der Winkel, welchen die I. Brenn- linie mit dem Haupt- oder Leitstrahle bildet, ein Rechter; der Winkel jedoch, welchen die IL Brennlinie mit ihm bildet, ist immer spitz; er ist um so kleiner, je kleiner der Incidenzwinkel ist und geht mit diesem zugleich in Null über. Ja durch wiederholte Brechungen in einem nicht centrirten Systeme von s})härischen Flächen, deren Krüm- mungscentra im Kaume vertheilt sind, kann auch der erste Winkel ein spitzer werden, (ianz ähnlich verhält es sich mit den Nonnalflächen aller krummen Oberflächen mit Aus- nahme der Kugel und des Kreiscylinders.

Erwähnenswerth ist die Mittheilung eines Schreibens von Professor von Seidel durch Kummer in den Berl. Monats- berichten vom 18. December 18(>2 S. ()95. Seidel hatte 1857 der Mtinchener Akademie ein Modell der durcli die Brechung eines unendlich dünnen Strahlen bündeis in sphäri- schen Flächen erzeugten Brennfläche vorgelegt und hatte während einer Zusammenkunft mit Kummer im Jahre 18<)1 bei der Vergleich ung seines eigenen Modelles mit dem Kummer'schen der Krümmungsmittelpunctsfläche des Ellii>- soides, also eines Strahlenbündels erster Art aus der Ana- logie die Vernmthung gezogen, es möchte zwischen der Krüm- mungsmittelpunctsfläche des Paraboloides und der Brennfläche eine nähere Beziehung stattfinden. Prof. von Seidel hat sich dann nach dem Inhalte des Briefes bemüht, die unendlich kleine Wellenfläche des gebrochenen Lichtstrahles auf das Flächen-

\) Soll wohl heissen: , grösser".

f. iTiirflit'

r trüber dk Fhfw ttsfigmatigcher StrnMenhilftäd He. W

Ines Pam4bi)loi(Ut$ zu reduciren, das bis auf Glieder nt jener ci>incidirt

k der vorliegenden Abhaudliiug i>t nun niich' dtt»« iw Stiirnrsclie Theorie des A^itigmatkinu» der AI heit entbehrt und nur för einige wenige specielle

FiiiiT ^. II uigkeit besity,t, und dfiss ?*ich mit Kilcksicht auf den Pill ein- oder mehnnaliger Breehung eines hoiuoceutrlschen äl]uhlenb(|j]dal>i immer eine Piaehe finden iilsst, von der ein lNBliiiiinl»iirt^ " b kleines, dnrch einen Dnpin'Hchen

cbnitt i; ^ Segment sich der Wellenflüche ge-

auschmiegi, ah dns 8C>genannte oäcnlirende Parnboloid. IViffSÄCir C* Neu mann sagt in seiner oben citirten Ab- hAudlnag: ,Beichninken wir ans anfein unendlich dünue.s nrg^IiinäK Stnihlenbiindel, und beaeiehnen wir den mittleren ätaU d€fi^lben aU Huuptstrahl, so werden alle Strahlen füem " * '"•11 BündeLi sieh anlehnen an zwei he-

itinmit'- _, - 1^ .11. welche den Haupt^trahl schneiden, gegen denselbeti senkrecht stehen und auch gegen- eiiiäDclifr wnkrecht Mtchen.* Neumann beruft sich dal>ei aui die bekannten rutersuchungen von Kummer in Borchardt's «hjum* BiL 57. Du* Scblu.'^wwort*; ^ind nicht mi&^u verstehen und fUetelbi! Detinition findet sich nberall gleichlautend.

Weiin !*ie nun al»er sichoti der X'orstellung, welche wir von ier Evolute' twjer kaustischen Flliche einer krunnnen Fläche hibi^ »ugeiischeinlich widerspricht und es auch a pnori müf^di entcheint, eine nnendlirh «iHnne Breoufläche zu con- ^Foireffi« deren enseugende Gerade st^'t-* durch zwei feste gegen 4ie Axe der Brenntläche um einen spitzen Winkel geneigte IUmI iuu 9^1^ oder einen andern Winkel gedrehte gerade Linien (Brennlinien) und zugleich durch eine die Axe um- (ebeodt* uoendlieh kleine geschlossene Unrve hindurchgeht, ofed ebeoao nuthwendig, Ahss dem ganzen von der Brenn- be dngesK-blueiiienen StrahlenbCUulel ein System von Ortho- lieii angeliore, j<o [.st diesi^s ganz und gar der Fall,

I

I

I

w»-li-h^r »-ifiTirr. v-nr: »-i -i i. .:.. •*•►•»:'':'.-,■!:-> '*»tr.tliI^filtM»i'l*f|

wiH- I>ir *-\u^ 'Irr K-^M-r. Brrfir.ür.i-r. ■i-in.h'^.hnei'lK A*i\\ ILiupt-trahl (jr.''-r rir.rrii i-i— »tiiuruJ'ir'rri «j»it/»fii Winkel nixA r:oiii«:iriirt mit «l^r ^'."urr,A- -i*- !»?W'htr-ri'l'?n F^mkt^s. Diese If. hreTinlini»; r;^nili«:l i< Qiit «irr - h^ ri-i; htrii LrintrtfU- ji W w M i f- h n n if t5»rntl»=-/ji i'l«=-riri.'H:h-

Wie vie!^ Ari'lrr*^. w»^l«r.»- -i.-h mit «ier Th«>ri«? •li's A-ti;fmati-iiiii.* im m^ii'i4hli»:h»rii Ani:- l«r-?*-hri4tii!t hiiF^en. so kommt aii*'h H^rrmanii in «Irr Einlr'iDinir z»i ^in^r Abhaii«!- luri;:: l'e^er Br»^hiinir ^»^i -<:hi^tVr Inii'l»^ii/ IPtiairnr''» An;h. f. V\\\A\i}\if^^ XVin S. \^:\ [1^7^]i. iTMleitt-t •lunh Jie Aiirtoritat r^tiirm'- nirht uJ^r «li«??*** Srhwi»friffkeit hinweg. Er >a;rt >. 44."> : -Frlr niiiMn niu'uiilirh kleineu Theil «ler Wellen flu«: he kann immer *hi> •rMiilirende Panih« »1« lij gesetzt werden.* I'n<l S. 4 |."i 447 winl niehrt'arh l>ei der Be- traohtiin^f einH> iniHndlii.h «Innneii Strahlen Ituntlels von der unendlich kleinen ^erad».'ii I. Br^nnliniif. <lie zur Eigene des Papier» senkrecht .stehe mid an>drruklii:h von iler 11. Brenn- linie, die siih auf ein#'n Pumt {\) der optischen Axe, der .s^)^enannten .Directiimslinir* re«linire. ^espPKrhen. \V«»nn die II. Brennlini»* alwT zu Stande komme. <o S4dle sie nach heliebij^ vieh?n Bn.*<huiijr»*n in einem centrirten ^^ystenle die letzte Direetir>nslinie .vh neiden.

Wir wollen nun den Bewei'» fuhren, das** «b?r letzt«» Satz unrichtig i.st für d»*n Fall wo der l»*urht#»nde Punct in der Ontralen lie^ : »las.«» wi^ler das o.-^-ulirendt* ParalHiloid «ler W%dlenfläche üIm.t die wahre Form der Brennflüehe «i^enauen Aufs<.hlu.s.s jjfiht. noch aurh di»; II. Brennlinie in dem vor- liegenden S|M»<ialfallp sich auf einen Pmiet der optischen Axe n-^lucire. .sondern wirklich vorhanden i.st, nämlich ak ein unendlich kleines Stück I. Ordnung der .\xe sellwt. Wir dlscutiren zunächst dit»>en jetzteji Punkt. (VertrI. Ifeusch. PotriT. Ann. l:;o.)

l.Mnühiessien : Uebrr die Form astiymntisvher SirdMenbiindel etc. 41

Wir ^efleiiken uns durch den leuclit^Miden Punct P (Fig. 1), den Ineidenzpunct 0 des Hiiuptstrahles und das iVutnim C der brechenden spliiirischen Flüche eine Ebene jrele^t, welche einen unendlich kleinen Bogen aus der Ba^is dft« einfallenden Strahlen kegeis ausschneidet. Ein dem In- cidenzpunete O unendlich naher Punct dieses Bogens sei M und OM gleich dS. Die durch 0 und M in die brechende Fliu*he eintretenden Strahlen werden so gebrochen, A^ss sie sich ziinuchst in der kaustischen Cui-ve des Kreises bei B^ schneiden und dann folgeweise durch zwei einander unend- lich nahe Puncte B^ B, der optischen Axe oder Centrale PC gehen. Der A1>stand B, B,, sei da; eine einfache geome- trische Betmchtung ergibt, dass -— ein von Null und oc ver-

fjchiedenes Verhältniss haben, wenn der Incidenzwinkel von n** und 90*^ verschieden ist. Alle zwis<dien 0 und M in die Flache einfallende Strahlen gehen durch denselben Punkt B, der kaiistiachen Curve und zugleich durch das AxendifFerenzial B, B, - da: keiner dem letzteren vorbei.

Wenn wir nun den Strahlenf acher POM fest mit der Axe verbunden, um diese gedreht denken, so beschreibt dS auf der bre<diendeu Fhuht» einen unendlich schmalen con- centrischen King und der Strahlentacher einen hohlen Kreis- ke^rel. Der gebrochene» Strahlenfiicher beschreibt zwei hohle Kreiskegel, die sich in dem von dem I. Brennpunkte Bj i»eschriel>enen Kreise gegeneinander abgrenzen. Wenn wir •laun durch diesen aus drei Theilen zusannnengesetzten Ko- tationskoqM?r zwei miendlich nahe gelegene Axenschnitte l»nren. '«> erhalten wir eine deutliche Einsicht in die Brenn- tliich«* eines in die brechende Fläche eintretenden unendlich 'lünnen homocentrisch«»n Strahlenbündels. Es wird nämlich aus dem vom ersten Brenn puncte B^ beschriebenen Kreise ein unenillich kleines gegen den Hauptstrahl und den Meridion- aWImitt s^Mikrecht gerichtet<\s Bogenelement B, B, = da^

42 SitzuHff der mathrphifH. Classe vom IS. Januar ltlS3.

(I. Breiinliiiie) und auy der Axe ein in dem Meridionalschnitt gelegenes, jedoch nicht senkrecht gegen den Hauptstrahl OB^ gerichtetes Linienelement B^ B^ -= da (11. Brennlinie) aus- geschnitten. Da sämmtliche Strahlen des StrahlenbündeLs POMNjO, dieses Linienelement passiren, so ist dies offenbar die II. Leitlinie der Brennfläche, d.h. die II. Brennlinie; eine III. Brennlinie kann es in dieser geradlinigen Fläche nicht geben. Das gan/e Strahlen bfindel FOB^ besteht dem- nach aus dreien der Form nach von einander verschiedenen Theilen, dem einfallenden Bündel FO von konischer Gestalt, dem gebrochenen OB, von keilförmiger, und dem zwischen den beiden Brennlinien liegenden, sogenannten Brennraume von tetraedrischer Gestalt. Diese Theile bewahren im Wesent- lichen denselben Character, wenn man die im Wellenflächen- elemente MN gelegene Basis des gebroi*,henen Bündels als kreisförmig wählt.

VjS ist nun weiter nach den Untersuchungen von Prof. Zech (Zeitschr. f. Math. u. Fhys. XVII. S. 373 |1872]) ein unendlich dünnes Strahlenbündel schon bestimmt durch drei Strahlen. Um aber die I. Brennlinie Bj B, geometrisch genau zu definiren, muss Hennann mindestens vier unendlich nahe gelegene Strahlen zu Hülfe nehmen , von denen sich je zwei in den beiden Endpuncten derselben schneiden. Hierzu eignen sich offenbar die vier durch die Ecken des unendlich kleinen Rechtecks OMM^lJj gehenden Strahlen. Damit ist aber zugleich die II. Brennlinie B, B, geometrisch definirt: sie reducirt sich nicht auf einen Funct, sondern hat eine Länge da, welche der (trösse nach von derselben Ordnung ist, wie OM = dS oder MX = ds, oder B, Bj = da^ wie sich leicht erweisen lässt. Die geometrischen Verbältnisse ergeben sich aus Fig. 1.

Es sei i) B^ Q der Krümmungsradius des ersten Haupt- normalschnittes MN der Wellenfläche, OB, ~ r der Krüm- mungsradius ck»s zweiten Hauptnormalschnittes und Bj R

L. Mntthiessen : Ueber die Form nai'ujmntischer Strtthlcnbündel etc. 43

wiikivcVit gegen den Hauptstmhl O B^ ; dann ist R B, = d r das Differenzial des zweiten Hüuptkrümniungsradius. Be-

ds zeichnen wir den Winkel O B, M mit a, so ist a = und

" Q

man erhält fQr die Bestininnnig des Winkels KB^ B^ = l^ die Relation

ds

-^ ■=(:-').:•

So lansre nun t- nicht Null wird, muss [i ofienbar ein ds

»pitzer von 90** verschiedener Winkel sein. Bezeichnen wir

vaych den Brechungswinkel OMN mit ifj und das Bogen-

element des II. Hauptnormalschnittes der WeUenfläche in N

mit da, so ist

da = :' dS, da, - , da = der.

Q sin ff * r ds r

ist niui unschwer nachzuweisen, dass es unendlich viele Brennfläehen gibt, filr welche ß nicht ein Rechter ist.

sei X, B, (P'ig. 1), also ein Theil des gebrochenen Strahles OB, , die Xonnah» ein«.^ elliptischen (Quadranten AX, D und B, ein Pmict seiner Kvolute. Denken wir uns diesen Quadranten um s«»ine kür/estt^' Halbaxe AF, also um die Centrale der bn^rhenden Fläche um einen unendlich kleinen Winkel ge<lreht. so beschreibt dtis Bogenelement M, X, ein unendlich kleints Element einer der äquidistanten Wellenflachen des Strahles und daj wie da bleiben wie vor- hin die beiden Leitlinien dieses Flächenelementes. Wenn wir nun im Stande sind, die Han)axen 1)F - b, AF = a des Rotütionsellipsoides aus den gegebenen Verhältnissen zu bestinnnen, *> ist zugleich diejenige Fläche gefunden, welche ach der ä(|uidistanten Wellenfläche genauer anschmiegt, als üsculirende Paraboloid. Das osculirende Paraboloid, welthe> in X, iiuf einem Dupin'schen Kegelschnitte (im vor-

44 Sitzumj der math.-phys. Classe vom 13. Januar iftW5.

liegenden SpecialtUlle Ellipse) steht, ist alxjr ein elliptische« Paraholoid, also kein Rotationskörper, wie es in unserni Falle offenbar die Wellenflächen sind, schmiegt sich also nicht so genau an und seine Leitlinien befolgen den Stürmischen Satz, welcher aber für unseren Fall keine Gültigkeit hat, da (i ein spitzer Winkel ist.

Wir sind nun aber im Stande, djus gedachte Rotations- ellipsoid

x^y' + i'-i

a*"^ b-^

genau zu })estimnien. Die Gleichung der l)rechenden Kugel- fläche sei

Für eine gegebene Objectweite PS und Amplitude ^ des einfallenden Strahlas PO sind r, o und ,i bestimmbare, bekannte Grössen. Betrachten wir vorläufig nur die Wellen- linie mid Brennfläche des Axenschnittes , so sind z und ^ gleich Null und es existiren folgende realisirbare Gleichungen, worin t den gegenseitigen Abstand der beiden Wellenlinien MN und M. N, bedeutet:

1. e-t-f(y,a,b), II. r - t -:^ <jp (y, a, b) =■- y : sin ß , III. r —^ = »//(y, a, b).

Weil nun in luiserem Falle q und t für ein variabeles r iinierhalb der unendlich kleinen Wellenfläche constant bleib<Mi, so ist, wenn M^ X^ = ds, gesetzt wird

I\ . cot fi = - - - ' Y- ~' 1— '

r- ^ ds r Q ds,

also auch

V. votii = F(y,a, b).

Aus den (tleichungen II, III und V lassen sich y, a und b bt»stimmen: x oder VF findet man aus y, t aus II und UP

L MatthifAnen : Veher die Form aatiffmatiAcher SlrahJcnhündel etc. 45

= x + tco8,!?. Hiedurch sind Grösse und Lage des oseu- lirvuden Uotationsellipsoides völlig bestimmt.

Wenn die I. Leitlinie B^ B^ = da, um einen spitzen Winkel fi^ j^egen den Hauptstrahl geneigt ist, so Ijlsst sieh «lerseÜM? auf ähnliche Art bestimmen. Es ist nämlich

VI ..f*# ^ ^^ r t d^

> I. cot/7, = ,

' r ^ der r q ao^

wo ila^ ein unendlich kleines Bogenelement des II. Hanpt-

nomijilsohnittes der Wellen fläche in Ng bezeichnet. Es lässt

sieh alMT für den vorliegenden Specialfall leicht nachweisen,

dp A'xss ^^ =0, also ß, = OO'^ ist. diJ^ *

EJei welcher Art von Brechung ß und ß^ spitz sein müssen. l>e*larf keiner schwierigen Untersuchung. Dass dit*ser Fall g»*onietri.sch realisirbar ist, liUst sieh z. B. an dem t'lliptischeu Paraboloide

''-•''(b-'+^*)

l»eweis4'n. Ks sei CAO (Fig. 2) einer der beiden Haupt- aiHischnitb* z. B. die xy Ebene, OB^ der Haupi^rahl auf «1er Evolutv CB,, ON ds v\\\ Bogenelement des I. Haupt- liunnaLschnittes , OT = da ein Bogenelement auf dem 11. Xornisils<-hnitt<». Ferner sei wiederum B^ B^ r- da die Brennlinie in dem Hauptiixenschnitte, also die 11. Breiinlinie, B, B, = fla^ die 1. Brennlinii' , der Krümmungshalbnu»s.ser OBj d»^ I. Hauptnormalsehnittes gleich ^, der des 11. Normal- M;hnittes OB, gleich r, der auf NB, gelegene Abschnitt H^|{ = <lr sein Differenzial und endlich ß der Winkel, w^'khen B, B^ mit dem liaupistrahle OB, bildet. Alsdann sri*lt**n folgende (ileichungen für einen Punet (x, y, 0):

!.(»= -T— r- Ib-+4ax; II. r = ,. V\)^-\-\a\* 2 ab 1 an

40 Sitzung der maik.'ph^*. ClaJue iv>m 13. Jömmnr 1883,

Es ist nun

d.s _ bib- + 4ax) _ ^b_

und

J"-tanV = (:-l)J-: =

? /dr 2 i^/ax"

Mit der ^e^en früher veni'eihselt*»n La;;e der beiden Brenn- linien setzten wir voraus, es sei r < ^ . also o < b. Alsdann findet ein al^solutes Minimum von tan i statt ttir 4ai = b* c*. I^^t demnach c von h verschie«len. si» ist tur

X = n (r>cheitel|»unct), i -^ l»ö«,

X = endh'ch, ii = spitz,

X ^ oc, .:? - 90«.

Das Kummer 'sehe Modell I. Art ^ilt aUi nur för x = 0 und X := X. Ist c b (I{otati«)ns|>aralxd(»id) . dann ist für

X r^ 0, ß = 0«,

X - endlich. ,i = spitz.

X = oc, ß ^^ 90".

Ujls Kummersche Mmlell ist aW) auf diesen KorjHT gar nicht anwendbar. Für den Winkel ,i , welchen die I. Brennlinie mit flem llaupt^rahle bildet, ist, wie tnihi»r

-.^=('-:)^:

1^*

Da aber da = dz und ^^^ = 0 ist für z = 0. so ist ß 90** dz

und di«» I. Trennlinie st<»ht für einen Punct (x, y, 0) stets

seuknM'ht zum Hauptstrahl. WtMin man aber ein unendlich

kleint-s < )bertliiclienelemrnt iles flliptiMrhen Fara)x)loides be-

trachti't. w«»lch«*s nicht in einem der beiden Hauptmeridiane

I. Matthiessen : lieber die Form astigmatischer Strahlenbündel etc, 47 (X, y. 0) und (x, 0, z) liegt, so verschwindet weder j- noch

Q S

dp

, und beide Winkel ß und ß^ sind spitz. Es würde hieraus

folgen, dass das Kummer'sche Modell ausschlie&slich nur auf den Scheitel des elliptischen Paraboloides Anwendung finden kann. Dann ist es aber nicht allgemein und nicht die einzige mathematisch mögliche Form eines regulären astigmatischen StrahlenbQndels. Was von den Strahlen bündeln I. Art ge- sagt werden kann , muss natürlich ebenso gelten von den astigmatischen Strahlenbündeln II. und III. Art, welche bei der Brechung eines homocentrischen Strahlenbündels in optisch ein- und zweiaxigen Krystallen auftreten : die beiden Brenn- linien sind im allgemeinen schief gegen den Hauptstrahl ge- stellt. Der ^unterschied der beiden Theorien muss in der Itealitat um so merklicher hervortreten, je dicker die Strahlen- liQndel sind.

Wir haben zur Vereinfachung unserer Betrachtungen im Bisherigen immer vorausgesetzt, dass die I. Brennlinie wirk- lich eine unendlich kleine Gerade sei Für den Scheitel eines elliptischen Paraboloides ist dies im Einklänge mit der Stiu'm- Kumiuer*schen Theorie freilich zutreffend. In dem allge- meinen Falle der Betrachtung der Brennfltiche (Normalftäche) eines l>eliebigen Flächenelenients ist sie jedoch, genau bei Lichte besehen, etwas anderes, nämlich eine unendlich kleine geschlossene ebene Figur, welche eine schiefe Projection der Basis des» astigmatischen Strahlenbündels auf die Tangential- ebene der kaastischen Fläche im Punkte b^ ist. Bei der Betrachtung der Brechung eines Strahlenbündels in einer sphärischen Fläche liegt diese kleine Brennebene in dem Hüuptstrahl und senkrecht zur Einfallsebene. (Fig. 3). Ist die Basis M N M, N, ein Kreis, so ist die kleine Brennebene B^ b^ Bj eine Ellipse, deren kleinste Axe B, B^ und deren gnWte Axe im Hauptstrahl Ob^, liegt. Tni die Ideen zu

4^< Sil zu Uff tUr nwth.-jfinfi». Clause com 13. Januar 1663.

Hxireii, wollen wir diese Verhältniss«* am elliptischen Pani- Ixfloidf «/eiijiiipr betraihteii. An deiuseUien ist iianiHc^li

r^ _ h* ilg :\g

ü 4a-' (Ir r '

wo Aq die Bn»ite diT I. Breiinlinie liezeielmet. Feruer ist allpMiieiii

ds \o / da ^ r/

Daraus lol^t für das l*aral)ol()i<l

- -.Ml— I tot fi. , -= ^ eot :i r-. ds \ r/ da^ der

Dir* letzte H(dation \i\h\ mm «las Verhältniss der Breite d<T I. Hreiinlinie zn ihrer Länj^r« an. Ist da = ds, also die lijusis des Strahlenbündels ein Kn*is. so wird d(> = .'i cot^":? -da,. Wenn im Specrialfalle :5 ec»t ;^ -- 1, d. h. .^ = 80« 40' wäre, so wiirdr» d^ = da,, als(» aneh die kleine Brennel)ene ein Krois werden. Für den SclH'itel »los l'araholoides (osouliren- des l*aral)oloid) ist ß = 00". also d^ ^ 0 und die I. Brenn- linie eine(Jerade: in allen iihnLf^'u Fällen dejifenerirt sie aber in eine Kllipse.

B<»achtenswerth sind diese Verhältnisse hei dem Rotations- parahohiid, weil dieselben auch für die Wellenfläehen ge- brochener Li(ditstrahlen jjfelten. Ist der Winkel [i von 0" und 00" verschieden und

1) , - 1 : so ist die I. lirenntläehe eine Ellipse, die

11 s

II. Brennlinie r'ine in der ('entrale liej^emle (lerade:

2) -=0: so ist die I. Brennlinie eine im Hauptstrahl, ds

die II. Brennlinie eine in <ler ('entrale liegende (lerade;

L MatthieMfii : Veher die Form aMiymaiiAcher Strahl enbündel etc. 49

\\) = x: w> ist die I. Brennlinie eine senkrecht zur

Kinfallsehene stehende Gerade, während die II. Brenn- linie sich auf einen Fnnct reducirt.

Also auch nach dieser Seite hin ist die Stürmische The*)rie mit den wirklich l)estehenden Verhältnissen nicht in Kinklang zu bringen.

Die K^gen den Hauptstrahl Ob, (t'ig. '^) senkrecht ge- föhrt^n El>enenschnitte stellen die verschiedenen Formen der aufeinander folgenden innerhalb eines Strahlen btindeLs liegen- den Wellentlächenelemente dar, wobei vorausgesetzt ist., dass die in innnitt4?lbarer Nähe der brechenden Fläche liegende Basis krei8fi)rmig sei. Alle übrigen folgenden Querschnitte >mi\ geschlf»ssene Curven vierten Grades, welche bei unend- lich dnnnen Bündeln Ellipsen TTj werden, in dem I. Brenn- punct*' b, in eine Gerade B, B,, innerhalb der Brennstrecke bj bj noch einmal in einen Kreis Q Q, übergehen, dagegen in der Nahe der II. Brennlinie zu flachen Ovalen, innerhalb der IL ßrenulinie zu lemniskatenähnlichen Figuren R\\^ dejreiieriren, deren Axen mit der II. Focalebene coincidiren. Die Wölbung der Wellenfläehen ist im vorderen eintretenden Tht-iU* nach der Richtung der Wellenbewegung sphärisch eonvex im vorderen gebro<*henen Theile gegen dieselbe para- l»oloidisch oder elli}Ksoidisch convex, im mittleren hyperboloi- diseh sattelförmig, im letzten Theile ellipsoidisch concav. Dit* Form der a.stigmatischen Bilder sehr kleiner gerader Linien \\e'\ schiefer Incidenz der Strahlen in einen sehr klpinen Theil der sphärischen Fläche lässt sich, wenn man von der Breite d^ der L Brennlinie abstrahirt, folgender- massen rhamcterisiren :

Ein unendlich dünnes homocentrisches Strahlenbündel entwirft Iw-i schiefer Incidenz auf eine brechende sphärische Fläche von einem leuchtenden Puncte 0 (Fig. 4) ein ver- \\^K\, Math.-phys. Cl. 1.) 4

•'>^^ Sitz im g der math.-itlnfs. ClnsAe vom 13. Januar 1883,

zerrtes Bild (Brennraum) , begrenzt von zwei getrennten Brennlinien, von denen die eine 0^ 0^ (I. Brennlinie anf einem EIejnente der Tangente eines mit der Centrale des leuchtenden Punctes coneentrischen Kreises der kaustischen Curve liegt, die andere (\<), (H. Brennlinie) mit der Cen- trale coincidirt. Diejenigen Punete. worin diese beiden Brenn- linion v(»n dem Hauptstrahle getroffen werden, heissen die B r e n n |) u n e t e. Es wird demnach von einem A x e n - pu ncte (.)

1) ein lineares, senkrecht gegen den Meridionalschnitt (Eintallsobene) gelegenes Bild (\(\ im Brennpnncte I,

2) ein lineares mit der Centrale des leuchtenden Pancte^ coincidirendes Bild O^O^ im Brennpunct^i II erzeugt.

Von einer sehr kloinen senkrecht zum M e r i d i o u a I- s (• li n i 1 1 e s t e h e n d e n Seitenlinie < ) A wird

1) ein lineares, ihr paralleles Bild (), A^ (), A| im Brenn- pnncte 1,

2) ein rechteckiges, senkrecht zinn Meridionalschnitte stehendes Bild O^A^A^O^ im Brennpnncte H er/engt.

Von einer sehr kleinen im Meridionalschnitte g e 1 e g e n (* n z u r ( .' e n t r a 1 e senkrecht stehenden Seitenlinie OB wird

1 ) ein rechtwinkliges. senkri»cht zur Centrale M I stehen- des Bild O^B, B^O, im Brennpnncte 1,

2) ein reehteckiges im Meridionalschnitte? gelegenes Bild O^BjjBgO^ im Brennpnncte II erzeugt.

Von einer sehr kleinen in der Cent rale gelegenen Linie OC wird

1) ein recht^^ckiges, senkrecht zum Meridionalschnitte, [»arallel zur Centrale gelegenes Bild <\C-^C,0^ im ersten Bremi punete,

2) ein lineares mit <ler Centrale coincidirendes Bild ()^ C^ (.)j5 C^ im zweiten Brennpnncte erzeugt.

L. Matihifftsen: Veber die Form tiMiijmatiicher Strahleuhüudel etc. 51

Nach den vorstehenden Sätzen lassen sich leicht die Bilder von Linien construiren, welche beliebige Winkel mit der Centrale und der Einfallsebene bilden. Dieselben werden theiLs Rechtecke theils Khomboide sein. Mit Leichtigkeit •*rjpht sich endlich die relative Lage der Brennlinien gegen den HauptstRihl. wenn (hus Strahlenbttndel mehrere Brech- ungen erleidet. Liegt nämlich der leuchtende Punct in der Aie und ist das System centrirt, so liegen alle L Brenn- linien senkrecht zur Einfallsebene, alle IL Brennlinien coin- cidiren mit der Centrale, schneiden sie aber nicht. Liegt der leuchtende Pnnct seitwärts von der Axe, oder liegen die Centra der brechenden Flächen in einer Ebene zerstreut, so bleiben die ersten Brennlinien senkrecht zu dieser Ebene, die zweiten in ilerselben und schneiden die Centralen oder Diree- tionsliuien unter beliebigen spitzen Winkeln, welche auch Hechte sein können. Sind die Centra der brechenden Flächen im Räume zerstreut, so sind die Brennlinien zwar noch immer in zweien durch den Hauptstrahl gelegten, auf einander ?*enkrecht stehenden Ebenen enthalten, bilden aber im all- gemeinen mit dem Hauptstrahle spitze Winkel.

Herr A. Brill tlieilt dit» Resultate einer Arbeit mit: ,Z u r Theorie der geodätischen Linie und des geodätischen Dreiecks.* w»»l(he in den Denkschriften erscheinen wird.

H»'rr Kupffer berichtet über eine nnti»r seiner Leitung von Herrn Dr. Ferd. Klaussner ausgeführte rnt<M-sueliung: . r e 1) e r das R ü v k e n ni a r k v o n P r o t e n s a n - ^ u i n e US** : die>ellH- 14 el>enfalls für die Denkschriften bestimmt.

1\

LI

Sitzung vom :3. Kebniar 1><8.*».

Herr B ji e y e r legt eine in seinem Laboratorium von Herrn Henry William I^erkin jun. aus^ftihrte Arbeit vor:

,1 eber Einwirkung von Trimetliy lenbro- niid auf Na tracetessigester."

ir)er ('lui*sf* einf?(»reicht ^\en "I^K Januar l^^.l

Wenn man Natrocetessigester mit Trimethylenbromid V, erbitzt. findet eine reichliche AKsirheidung von Bronmatrinm

statt. Fni die Produkte dieser Einwirkimg zu studiren, wurde der folgende Versiich angestellt.

Eine Losung von :iS g Natracetessigester in al»9(>lutem Alkohol wurde ungefähr zwei Stunden auf einem Waaserbad mit 50 g Trimethylenbromid erhitzt. Als keine weitere Ab- scheidung von Bromnatrium zu bemerken war, wurde die alkoholische LiVsung von dem Niederschlag abfiltrirt, sofort mit () g Natrium (in absolutem Alkohol gel()st) versetzt, und noch einmal ungefähr zwei Stunden auf dem Wasserl)ad er- wännt. Nach Beendigung der Einwirkung wurde der Al- krdiol abdestilHrt, das zurückbleibende Oel in Aether gelost, mit Wasser gewaschen, über k<»hlensaurem Kali getrocknet tmd fractionirt.

ii

Perkin: Eintrirkutty c, Trimeihylenbromid auf Natracetemgeat^r. 53

Schliesslich bekam man ein waHserhelles Gel, das cou- stant zwinchen 224® 225® abdestillirte und bei der Analyse folgende Zahlen lieferte, welche mit der Formel

Cxi| CH| OHj

CH, a) - C - COOCjHg ^t übereinstimmen.

Gefunden: Berechnet;

C = 68.52 ®o 63.53 ®/o

H= 8.35 ®/o 8.23 ®/o.

Eine Dampfdichte-Bestimmung in Anilindampf nach der Methode von Hof mann gab:

D = <).21. Berechnet fOr C^H^^O, = 5.88.

Mm die entsprechende Säure zu bekonmien, wurde der Aether mit einem Ueberschuss einer concentrirten Lösung von Natriumaethylat 4—5 Minuten gekocht, darauf Wasser zugegeben und das unveränderte Oel von dem Kaliumsalz mittelst Aether getrennt. Die Lösung des Salzes wurde zu- nächst mit Eis abgekühlt, und mit verdünnter Schwefelsäure Toraichtig augesäuert.

K* schied sich eine krystallinische Säure aus, welche auf einem Filter gesammelt, und mit kleinen Quantitäten Wasser ausgewaschen wurde. Eine Analyse der über Schwefelsäure getrockneten Säure gab folgendes Resultat, welchas zu der F<»nnel :

ffihrt.

OH,

OH, OH,

L'H, - 00

0 00()H

iefunilcn:

Ht-rechni't

0 = r)j>.:$r)

.')«>. ir>

H= 7.41

7.04.

•>4 Sitzung der math.-phi/s. Clasne vom 3. Fchrmir 1883.

I)ie«e Säure zersetzt sich sofort beim Kochen mit ver- dünnter Schwefelsäure in CO^ und andere Produkte.

Zur Djii-stelhmg de.s Silbersalzes wurde die, von über- schüssigem Ammoniak durch Stehen über Schwefelsäure be- freite Lösung des Ammoniaksalzes mit AgNOj gefallt. Die Analyse gab folgendes Resultat:

Uofunden: Berechnet C7H908Ag: C = 33.04 33.73

H = 3.74 3.(32

Ag = 43.24 43.37

Diese {{eaction sowohl als die Kinwirkung von Methylen- jodid. Aethylenbromid und Aethylidenchlorid auf Natracet- essigester beabsichtige ich genauer zu studiren.

Herr v. Gümbel reicht eine Abhandlung des corresp. Mitgliedes Fr. Pf äff ein:

.Versuche die absolute Härte der Mine- ralien zu bestimmen/

Dass ein sehr grosser Unterschied in der Härte der ver- Mrhiedenen Mineralien bestehe, war den Alten schon ebenso ^t bekannt wie der Umstand, dass in manchen Fällen der einfache Versuch, ein solches Mineral zu ritzen, ein sehr gutes Mittel gewähre, seine Identität festzustellen. Das praktische Bedürfniss des Mineralogen führte nun bald dazu, ein einfaches Maass ftir die verschiedenen Härtegrade zu suchen. Werner war der erste, der auch eine bestimmte Definition tVir den Begriff «Härte" aufstellte, nemlich als den Widerstand, den die Theilchen des Körpers einem in Me eindringen wollenden anderen entgegensetzen. Damit war nun auch ein Weg gegeben, die Härte genauer zu messen, diK-h «lauerte es noch lange, ehe man Versuche machte, die Härte genauer zu mitersuchen. Das praktische Bedürfniss, ^ie für die Bestimmung der Mineralspecies mit zu verwenden, legte es natürlich sehr nahe, eine Anzahl von verschieden harten Mineralien als willkürliches Maiuss für die Härte der andern auszuwählen. 80 entstand die erste Härteskala dur^ih Hauy, der bald die noch jetzt gebräuchliche ganz gut aus- reichende von Mohs mit ihren 10 Härtegraden folgte. Erst mit Frankenheim's Dissertation vom Jahre 1829 beginnen die Wrsu4he in genauerer W^eise die Härte zu messen. Er ver-

•'>() Sitzung der math.-phys. Clasae mm S. Februar 1883,

wendete nodb bloss mit der Hand über die Krystallflächen j^etlihrte Nadeln aus verschieden harten Metallen und daH messende war eigentlich nur das Geitihl der Hand; einen Schritt weiter ging bald darauf Seebeck 1833, indem er die Nadeln mit (lewichten belastete und bestimmte, welche» Minimum der Belastung hinreiche, um einen e1>en noch be- merkbaren Kitz in der Krystallfiäche zu erzeugen. Zugleich machte er auch noch auf eine andere Methode aufmerksam, nemlich die. bei coiLstanter BelaMtmig der feststehenden ritzenden Sjjitze, das (gewicht zu bestimmen, welches nöthig ist, den auf einer mögliclust leicht beweglichen Unterh^e sich befindenden Kr}'stall unter der Spitze wegzuziehen.

Theoretisch betrachtet sind beide Methoden gleich leist- ungsfähig; denn offenbar beruht die erste auf dem Princii)e, das (jewicht zu bestinmien, welches bei den verschiedenen Mineralien den gleichen Effect, eben noch bemerkbares Ein- dringen, hervorruft, die zweite auf dem, den durch das gleiche (iewicht erzeugten versihiedenen Effect, das ungleiche Eindringen der Spitze, der eben durch die verschiedene Härte bedingt ist, durch dit* vei^schiedeiie zu seiner Uel)erwindung nöthige Kraft zu messen.

Denn offenbar ist im ei-st<*n Falle das Verhältnis« der Härte der verscliiedenen Mineralien zu einander direct wie das der aufgelegten (iewiclite, im zweiten Falle dagegen verhält siih die Häi*te umgekehrt wie die verwendeten (lewichte.

In der Praxis hat man bis jetzt jeiloch fa.st nur die iTstv .MetluMlr verwendet, da l)ei der zweit^^n der zu f\l)er- windendi» Widerstand durrli die nie unveränderlich zu er- haltende. als(.) einen wechselnden Widerstand erzeugende KeÜMing des Krystallträgei-s sieh nicht mit genügender Sicher- heit bestimmen läs.st.

Nach dem ei-steren l*rinei[»e haben nun (vrailicli und Pi'kjirek einen ApjKirat «Mmstmirt, und einige Versuelie damit

Pl'aff: Vennche die ahsttlute Härte der Mineralien zu bestimmen. 57

HiMgeitihrt ^), mit einem wenentlich gleichen hat dann Exner >eine Untersuchungen vorgenommen und in einer von der k. Akademie der VVissenschaften in Wien gekrönten Prei«- schrift 187'i veröffentlicht. Dieselben erstrecken sich über 17 krystallisirte Sulxstanzen, darunter jedoch nur 7 Mine- ralien. Die mit grosser Sorgfalt durcligettlhrten Versuchs- reihen ergaben sehr interessante Resultate hinsichtlich der VexBchiedenheit der Härte und des Verhältnisses der Härte auf den einzelnen Krj'stallflächen, aber keine Anhaltspunkte, um auch nur die Härte verschiedener Krystallflächen eines und dess»eli)en Minerals genau miteinander vergleichen zu können. Exner macht selbst den Ausspruch, dass er es für unmöglich halte, auf diese Weise die absolute Härte der Mineralien zu Itestimmen. Und man braucht auch in der That nur ein paar seiner Versuchsreihen anzusehen, um s(»- fort zu erkennen, wie berechtigt dieser sein Ausspruch sei. Sil findet sich z. B. als das Minimalgewicht zum Ritzen einer Kalksipathrhoml^tederfläclie für eine Diamunispitze nach den verschiedenen Richtungen derselben 20 40 Centigr., während tür eine Würfelfläche des Klussspathes (Xr. 40} nur .'> S uöthig gefunden wunlen. so diuss deummli der Flussspath 4 - ."» mal weicher als Calcit erschiene.

Der Eirund die^^r auf den ersten Blick sehr befremdenden Thatsuche, der aucli die Unmr)glichkeit, auf diese Weise die Märte vers<hieilener Mineralien mit einander zu vergleichen, klar erkennen lässt, ist der, dass hier als Maass der Wirkung die W ahr nehmbark ei t dersell)en aufgestellt ist. Nun kann sich al>er J^^ler durch wenige Versuche leicht über- zeugen, worüber auch alle Beobachter einig sind, dass die Wahniehmbarkeit <les ^ieritztseins einer Krvstjillttäche sehr v.iu <len übrigen physikalischen Eigenschaften eines Krystalles.

Sit/.iin^slMT. «ItT k. k. Akiul. «1. Wi«<s. /.u WitMi. Od. XIII. .^ 41«»

•')8 Sitzniuj der wath.-phys. Clause vom 3. Fehrtiar 1SSS.

wie Farbe, Glanz ii. s. w. abhängt, und nicht allein von der Tiefe des Ritzens, so dass die Unterschiede in der Härte auf diese Weise wohl genau für eine und diesellie Fläche, aber nicht \\\x verschiedene Flächen oder gar verschiedene Krystalle gefunden werden können.

Auch die zweite der oben angegebenen Methoden, selbst wenn sie fehlerfrei iinsgefiihrt werden könnte, würde nicht zum Ziele führen, indem sie uns höchstens das VerhältnisK der Härte verschiedener Mineralien zu messen gestattete, al)er nicht die absolute Härte. Immerhin wäre das schon ein grosser (iewinn und ich versuchte Anfangs diese Methode zu verbessern. Man kann dies auch leicht dadurch, dass man den l)ei derselben unvermeidlichen Fehler, der aus dem veränderlichen Keil)imgswiderstantle des Krystallträgers her- vorgeht, in seinem Einflüsse auf das I{t*sultat bedeutend ver- ringert. Dies geschieht dadurch, diuss man statt einer Spitze auf den Krystall gleichzeitig mehrere einwirken lässt. So habe ich denn 7 Dianiantspitzen in der Art verlinnden, dass 4 in einer. -^ in einer zweiten Keihe unmittelbar neben einander standen und zwar die 'A in den Zwischenräunieu jener 4 wirkten. So erhielt man dann 7 sehr nahe liegendt^ fehle Kitzen, weini der Krvstall unter den Spitzen weg- bewegt wurde. Offenbar wird hier der von dem Krystalle ausgehende Widerstand gegen die Fortbewegung genau in demselljen N'erhältnisse wie die Zahl der Spitzen vermehrt, während der von (lt*r Fortbewegung des Krystallträgers für sich lierrülircndt» tler gleiclie l)leibt, wie l)ei einer Spitze. Man erhält auf diese Weist» schon viel l)rauchbarere Werthe für die \'ergli*ichung der Härte v(»rsehie<lener Mineralien. Ich bin jetloch bald zu einer antlern Meth(Kle übergegangen, welche luis in ganz sicherer Weise die absolute Härte der verschitMlenen Mineralien zu nu»ssen gest^ittet und, wenn ich mich niclit sehr täusche, für die Molekular- und Krj'stall- phvsik noch selir wichtige Resultate liefern wird. Ich will

i'/rt//": Versuche die ahstAute Härte der Minendieh zu hesthnmen, 50

dieselbe, ehe ich einige damit gefundene Resultate niittheile, kurz auseinander setzen.

Halten wir an der oben gegebenen Definition von Härte fest. sr> können wir sagen : die Aufgabe flir eine brauchbare Methode der Härtebestinimung ist die, zu ermitteln, wie tief dringt bei constanter Belastung eine constant bleibende Spitze oder Schneide in die verschiedenen Krystalle ein.

Eine directe Messung der Tiefe des Eindringens einer Diamantspitze bei massiger Belastung, wie sie ja bei solchen Vensuchen nur angewendet werden kann, ist nun nicht wohl möglich, aber wir können dennoch auf einem Tmwege dies erreichen, und die Tiefe des Eindringens einer solchen Spitze selbst bei den härtesten Mineralien bei massiger Belastung ermitteln, und zwar in folgender Weise.

Denken wir uns, wir hätten einen genau meiseiförmig geformten Diamanisplitter von der Breite eines Millimeters. Wir führen nun denselben stets in senkrechter Lage, seine Sehneide stets genau horizontal und in derselben Orientirung mit coiistantem Drucke über die horizontale Krystallfläche. wir wollen annehmen 20 mm weit, so wird bei massiger Be- lastung ein kaum bemerkbares Eindringen statttiuden. Wieder- hole ich nun dieses Hinfahren über den Krystall 100 Mal ..der lOOOMal, so wird die Vertiefung 100 oder 1 000 Mal tiefer. Wiege ich den Kristall vor dem Kitzen und nach demselben, so wird mir die < Tewicbtsdifferenz der beiden Wägungen. wenn ich das si)ecitische Gewicht des Krvstalles kenne, ganz genau die Tiefe der Kinne bestinnnen la^ssen, da ja das Ciewicht des weggeritzttMi Pulvers dividirt durcli das specitische (tewicht des Krvstalles diis Volumen <ler a])ge- kratzten Theile, deren Ausdehnung in unserem Falle 20 (iinni li^tragt. in Kubikmilli meiern angiebt. Nehme ich nun an, was ja angenommen werden nniss, dass unser Diamantmeisel \mm jedesmaligen Ueberfahren des Krvstalles unter gleicher B«^la><tung gleich viel von demselben abhobelt, also um den

*>0 Sitzuntj der mnth.'ijlii/fi. Clanne am S. Februar 1883.

gleichen Betrag jedesuial tiefer eindriu^, tsi) erhalte ich leicht die Tiefe eines eiiiiiialigen Eindringens bei dieser Belastung. wenn ich die aus dem Gewichtsverluste der 20 qmm be- rechnete Gesanimttiefe mit der Zahl der Ueberfahrungen dividire.

Man sieht auch ohne Weiteres, dass diese Methode den grossen Vortheil bietet, durch Vergrösserung der abgehobelten Fläche und durch beliebige Vermehrung der Zahl der üeber- h()))elungen das Resultat nach Belieben sicherer zu gestalten, indem wenn 20 iimm und 100 mal wiederholtes Hobeln kein ausreichendes Resultat itir die Gewichtsbestimmung liefert, beim folgenden Versuche über 100 qmm 500 mal oder noch öfter der Diamant geführt werden kann.

Nach diesem Principe nun habe ich eine Reihe* von Krystullen auf ihre Härte geprüft und theile hier zmiaehst die Resultate mit. welche die Mineralien der Mohsischen Hüi-teskala bis herauf zum Quar/e geliefert haben. Ich werde eine genauere Beschreibung des dafilr coustruirteii Apparates in einer späteren Mittheihmg liefern, da ich eben noch einige kleine, aber für den Gebrauch des Instrumentes sehr zweckmässige Verbesserungen an demselben anbringen lasse, die sich el)en bei meinen bisherigen Untersuchungen mit demselben als wünschenswerth herausgestellt haben, und bemerke zum Verständniss der folgenden Angaben nur fol- gendes :

Der zum AI)hobelu verwendete Diamantsplitter war in ein lylindrLsc'hes Messingstäbchen gefasst. Dasselbe stand stets senkrecht imd ging ganz nahe seinem unteren Ende durch dii.» Platte eines Schlittens, so dass es leicht in der- selben auf- und abgleiten aber nicht wackeln oder sich drehen konnte, während es .") cm ober der Platte nochmals durch eine durchlnihrte Messingplatte ging, welche von einer auf dersell)en Schlittenplatte stellenden Säule getnigen wurde luid <li<* N'orrichtung enthielt, welche das Drehen des Stal>-

Pf äff: Venuehf die nbsolittc Härte der Mineralien zu hetttimmen. ßl

chens um seine Achse verhinderte, ohne irgendwie seine leichte Beweglichkeit in senkrechter Fiiehtung zu hemmen. Tnter dieser Schlittenplatte befand sich nun der Krystall auf einem durch Stellschrauben, drehbare Scheibe, und klei- nerer Schlitten zur Regulirung der Stellung des Krystalles versehenen Träger. An dem den Diamant tragenden Schlitten waren Hemmvorrichtungen, welche gestatteten den Gang d<9Belben auf 20 oder 15 mm Länge u. s. f. zu fixiren. Der Schlitten mit dem Diamanten wurde nun mit der Hand langsam in möglichst gleichem Tempo hin und her bewegt, so da» ungefähr 1 Secunde zu einem Hin- und Herschieben der Platte verwendet wurde. Das Gewicht des Diamanten- halters, der o}>en einen kleinen Bleimantel trug, war etwas über 16 Gramme. Bei den weicheren Krystallen wurden in der Regel Streifen von 15 mm Länge und .'^ mm Breite ab- gehobelt, bei den härteren wurde die Breite doppelt so gross genommen. Die Zahl der Hin- und Herbewegung des Schlit- tens variirte von 10 bis 50. Nach je 10 bis 50 Hin- und Hergangen wurde durch eine feine Mikrometerschraube der Krystall um */>*> mm rechtwinklig zum Wege des Diamanten vorgeschoben, so dass also darnach jeder Streifen von 1 mm Breite 100 500 mal («las letztere nur beim Bergkrysinll) nberhobelt wurde. Wie gleiehniässig die Abtragung auch J>ei weicheren Krystallen geschieht, davon überzeugte ich mich bei Gyps und Glimmer unter dem Mikroskope. Wählt uüiu hier dünne von parallelen Flächen begrenzte Platten, die also im polarisirten Lichte nur eine Farbe erkennen lassen, so sieht man dann nach dem Abhobeln den Streifen unter dem Mikn>sk()j>e im iK)lar. Lichte wiederum ganz ^leichmässig"! einfarbig, natürlich aber mit andrer Farbe er- scheinend.

Mit Ausnahme von Gyps und (ilinimer wurden alle Krk'stallflächen möglichst fein vor dem Versuche geschliffen, da die natürlichen Flächen in einer Ausdehnung von min-

02 Sitzung der math.-pln/s. Cla^tse vom 3. Februar 18ö3,

(lestens 15 mm Länge selten ganz eben bei andren als den genannten Krystallen zu linden sind.

Mit der grössten Sorgfalt wurden selbstverständlich die Wägungen vorgenommen, und zwar jedesmal vor wie nach dem Versuch an sännntlichen Krvstallen zweimal, zuerst in der Linken, dann in der rechten AVagschale. Das arithmetische Mittel *) zwischen je 2 solchen unmittelbar nach einander gemachten Wägungen wurde dann ftlr die Rechnung zu Eirunde gelegt. Leider stand mir bisher keine Wage zu (lebote, die weniger als 7- Milligramme zuverlässig ange- geben hätte, es sind daher für (^uarz und Feldspath die Härtezahlen noch etwas unsicher, ich holie jedoch in meiner nächsten Mittheilung diesem Mangel nachhelfen zu können, indem ich bis dahin wohl eine feinere Vio Milligramme noch angebende Wage zur Verfügung haben werde. Nach diesen Bemerkungen gehe ich nun zu einer kurzen Angabe der wichtigeren, bis jetzt gefundenen liesultjite Ub(»r:

1. Talk.

F^lächeninhalt <les gehobelten Streifens 45 nnn Länge, 15 Ulm Breite. Verschieben «les Krvstalls mit der Mikn>- meterschraube um V*" "^"^ nach je 10 Hin- und Hergängen dt*s Schlittens, (iewichtsverlust 8 mgr. Das Resultat ist deswegen wohl nicht ganz zuverlilssig, weil am Ende de« Streifens dits abgehobelte Material ähnlich wie bei einem zähen Metalle noch ptwius hängen blieb und nicht, wie l>ei den übrigen Krvstallen mit einem feinen Pinsel völlig l>e-

1) Ii<'kanntli(-Ii ist 1km «»twas iinjrh'irlnT Länjr«' <l«*r Balken, wie sii* in «^«'iHMzti'n HiiiniHm WwUi «»intivt«'!! kann, ei^fentlirh «las wahre «ii*wirht ;^lei(li <l«'r <2- ' ^^ "r"^-*'' i*"»* ''«'^» l*r(Klucte tlor lieiden Wo- wirhti' auf tl«»n 2 Wa^sclnih'ii. «loch ist l»ei sd ;;«.Tiiijfen Ditfen^nzen zwisclu-n di*n l«'tzt<*n'n, wi«* hw hior nur vorkniiiiiH'n können, (l:k<sell»e <1<MU arithniKiscluMi Mittel ^l«'i(.h zu nutzen.

Pfnff: Vfratuche die ahsolute Harte der Mineralien zu bestimmen. 03

.seitigt werden konnte. Die Tiefe des Streifens berechnete sieh darnach, das .speciüsche Gewicht des Talkes zu 2,75 angenommen, fiir 1000 Hin- und Hergänge zai 0,40 mm.

2. Oyps.

a) Parallel dem II. Bruch auf der Fache des I. Bruches. FhVfaeninhalt des gehob. St. 04 qmm. Zahl der Hin- und Hergange vor der Verschiebung 20. Gewichtsverlust 19 mgr.

Tiefe des gehob. Streifens auf 1000 Gänge berechnet 0,40,

h) (Typs parallel dem HI. Bruch, Flächeninhalt des ge- holielten Sreifens 70. Zahl der H4)belgänge 10. Gewichts- verln>'t 8. Spec. Gewicht 2,31.

Tiefe auf 1000 Gänge berechnet 4,04.

3. Kalkspath.

a) Khom boederfläche parallel der kurzen Diagonale. FIsR'heninhalt des gehob. Streifens 80, Zahl der Gänge 25. t iewichtöverlust 7 mgr. Spec. Gewicht 2,72.

Tiefe auf 1000 Gänge berechnet 1,28.

b) KhomlM>ederfläche jj der (iuerdiagonale. Flächeninhalt und Zahl der (»äuge wie bei a). Gewichtsverlust 12,5 uigr.

Tiefe auf lOOO Gänge berechnet 2,30.

cl Auf der I. Säulenfläche: horizontal (])arallel Achse a). Flächeninhalt des gehob. Streifens 70, Zahl der (ränge 25. «Gewichtsverlust 2*/* mgr.

Tiefe auf lOOO Gänge herechnet 0,57 nun.

d) I. Säulenfläche: senkrecht (parallel der Hauptachse v). Fhuheninhalt des Streifens 75, Zahl der Gänge 25. Gewichts- \erla'it nur *i nun v(dlkomnien übereinstinnuend bei mehreren \%'rsuchen.

Tiefe auf lOOO Gänge berechnet O.lO umi.

e) Gerade Kndttäche parallel der Linie, welche die S|«iltunjr>ri<rhtung auf der Kn<lfläche bildete. Flächeninhalt

^)4 Sitztniff der mafh.'phtfs. Classe rmn .H. Vehrunr 1883.

des gehob. Streifens 77,5, Zahl der (lauge 20. Gewichte- Verlust 20,5 mgr.

Tiefe auf 1000 (iäuge berechnet 0.80 imu.

Da« Resultat ist nicht ganz sicher, die Fläche hobelte sich insoferne schlecht, als oifenbar kleine, vorii Abspringen der lihoml>oedereckchen entstandene Vertiefungen sich bil- deten, welche tiefer als die Diamantschneide hiuabreichten und das Resultat etwas zu hoch erscheinen lassen. In diesem •Falle scheint eine geringere Behistung des Diamanten an- gezeigt..

Noch mehr war dieses Ausspringen l)emerkbar in der Richtung senkrecht zu der Richtung e: auch hier mass mit geringerer HeljLstung gearbeitet werden. Vm jedoch die ver- schiedenen .Mineralien mit einander vergleichl)ar zu erhalten, habe ich }»is jetzt solche Versuche mit geringerer Belastung noch nicht vf)rgenommen, werde sie aber noch anstellen.

4. Flussspath.

a) OctnederfliUthe parallel den Kanten. Flücheninhalt d<»s gehob. Streifens 70 (jmm, Zahl der (iänge 40, (iewiehtM- v(»rlust 4.75 mgr. Spec. (tewicht 8,18.

Tiefe auf lOOO (iiinge berf»chnet 0.0.") mm.

b) Würfelfhuhe parallel der Kant^* H : O. Fläeheu- injialt th*s geliob. Streifens HO qmm. Zahl der (mnge 20. (lewichtsverlust 5 mgr.

Tiefe auf looo (.länge berechnet 0,95 mm.

c) Würfelfläche parallel der Würfelkante. Flächeninhalt und Zahl tier <iänge = b). (4ewichUverlust 1 mgr.

Tiefe auf lOOO (iänge berechnet 0,10 nun.

5. Apatit.

a) (ierade Fjidtläche seukrerht zu 2 Säuleiiflächen ( || s). Fhu'heninhalt des gehol». Streifens 80 (pnm, Zahl der Gänge 25, «lewichtsverlust 4,75. Spec. (iewicht 8.20.

Tiefe auf lOOO < iänge berechnet 0,72 mm.

Pfttff: VerxHrhe dir ahmiitte Härte der MineraUen zu hpstiwmen. <>•>

h) I. Säule parallel a (horizontal). Flächeninhalt des

«rehol). Streifens 100 qmm, Zahl der Gänge 25. (lewiehts- verlust 4,5.

Tiefe auf 1000 (länge berechnet 0.5() mm.

c) I. Säule parallel c (senkrecht). Flächeninhalt des gehol>ellen Streifens 75, Zahl der Gänge 25. Gewichts- verlust 0,5 nigr.

Tiefe auf 1000 Gänge berechnet 0,08.

Auch diese Resultate, namentlich die unter a) und b) enthaltenen, sind nicht ganz sicher. Der Krystall ^ zeigte wie alle jjrosseren Apatite vielfach feine Risse, deren Ränder der Diamant etwas mehr angreifen muss. Die Resultate a) und b) sind daher wohl im Sinne einer geringeren Tiefe etwas zu i-orri^iren.

<). Adular.

a) Auf der Fläche P ])arallel der Achse b (Orthodi.igonale). FIä<'heninhalt des gehob. Streifens 90, Zahl der Gänge 30, Gewichtsverlust 0.5. Spec. Gewicht 2,50.

Ti4»te auf 1000 (iänge berechnet 0,07 mm.

b) Auf derselben Fläche parallel a (Klinodiagonale). Flächellinhalt des gehob. Streifens und Zahl der Gänge = a). < 1»* wich ts Verlust 0.25 mgr.

Tiefe auf 1000 Gänge berechnet 0,085.

c) Auf der Fläche M parallel der Achse a. Flächen- inhalt des gehob. Streifens 00, Zahl der Gänge 85. (lewichts- v«Tlust o,25 mgr.

Tiefr auf looo (Ulnge berechuet 0,080.

i\) Auf M i»arallel der Kante M : T. (c). Flächeninhalt d^-s gehcib. Streifens 7«) (pnm, Zahl der (iäng<» 40. (lewichts- v«»rlust 0.5 mgr.

Tiefe auf lOOU Gänge b<»reehnet 0.005. ;!->.:. Math.-i*liys. C'l. l.|

n^> Sifsun/f der math.'plht^. fl/vtftf r^m 3. Ffbrunr 1883,

Die^ Resultate sind alle desw^en unsicher, weil der < »ewichtft Verlust mit der mir zu Gebote stehenden Wi^e natürlich nicht genau zu liertimnien war und ^rade hier ^'in Fehler von auch nur * & nigr. das Resultat erheblich be- ♦^intrachtigt. Die Belastung durite hier etwas höher ge- nommen, oder die Zahl der Gänge bedeutend erhöht werden.

7. Bergkr vjitall.

si) Hndtläehe. Flächeninhalt dos gehobelten Streifens 12^ qmm. Zahl der (ränge '><», Gewichtsverlust u,4 mgr. S|>err. (iewicht 2,G.>.

Tiefe auf lOOO Gänge l>erechnet <>,n24 mm.

h) Säulentiäche parallel der Hauptachse. Flächeninhalt und Zahl der (iänge = a). ( »ewichtsverlust 0.2.

Die Endfläche hobelte sich noch ganz gut, so dass am Knde <i«*s Streifens sich ikkIi eine ziemliche Menge feinen StiinlM> jinsimimelte.

l^fi der Säulenfläche war <lie Menge des Stau1>es kaum mehr als ein kleiner Wall liemerkbar und wurde nur seiner Men«/«* nach im Verhältniss der Menge von a auf \6 mgr g«'s<liiitzt. Darnach berwhnete sich die Tiefe d<*s Str»»ifens lür 1000 Gänge auf 0,012 mm.

Die schon ffir Adnlar und Bergkrvstall unsicheren Werthe li»»ssiMi mich «ijivon al»s<»lieu. mit dem Diamanten Iwi so ge- ringer Behf^tung Versuche an Topas und Konmd vor/u- nchmrn.

Von andren erwähne ich hier nur noch

s. den (fl immer (bräunlicher von X. Vook).

a) Parallel einem cler feinen Spältchen, die nach Reusi-h durch (»inen Schlag auf einen Körner erzeugt wenlen. Flächen- inhalt (h^ gehobelten Streifens SO ijuim, Zahl der Gänge lo. <Jewichtsverlust 't mgr. S]>ec. Gewicht 2,8.

Tiefe auf lOOO Ciänge berechnet 1,48 mm.

Pfnff: VfruHche tUe nhfialute Härte der Mineralien zu hestimmen. ^u

h) Senkrecht auf der Richtung a. Flächeninhalt des j^hob. Streifens 80 qmni, Zahl der Gänge 20. Gewichts- verlust 4 mgr.

Tiefe auf 1000 Gänge berechnet 0,90 mni.

Lassen wir nun die Voraussetzung als richtig gelten, dass die Härte der Mineralien genau im umgekehrten Ver- hältnisse zu der l)ei gleicher Belastimg und gleicher Zahl der Gänge der Dianiantenschneide über die Krystallfläche erzeugten Tiefe der Hobelrinne sei, so würden ^vir aus den viirstehenden Tiefenwerthen folgende Härtegrade, die des Talkes als 1 angenommen, erhalten :

T:ilk (Spaltungsttäche)

.

1

Gy|is II U. Bruch

(Vers.

2 a)

1

\ il HT. Bruch

(Vers.

2 b)

!,:{

Kalkspath Kndfläche

(Ven*.

:U)

1,01

Uhomlioedorfl. (iuerdiagonale ( Vei-s.

31>)

2.7

»

PoWiagoimlo (Vers.

3 a)

.•>,o<»

Säulenfläche || a

(Vers.

;5c)

11,2

. ^

II c

(Ven?.

:Ul)

(54,0

Husssputli Wnrfelfläche IJ Kante II : 0 (Vers.

■:\h)

(i,7

OctiirMk'rfl.

(Vers.

lil)

O.H

WürfelH.

1! VVürfVlkiint^- (Vers.

4 c)

:$:^,,()

Apatit Kndttäcbe

II r.

(Vers.

r.a)

8,H

Säulenfl.

Il =1

(Vers.

.-, ),)

11.4

.

II e

(Vers.

r,c)

80,0

A.lnliir auf P

II )>

(Vero.

<ia)

01.4

. M

II '•

(Vers.

t;d)

i>S,4

. 1'

ii st

( VeiN.

(>)>)

1H2.H

. M

11 il

(Vers.

tie)

21:U>

li«-n,jkrvstall ant Kndfli

kh.'

( Vers.

7 a)

2(iti

.Säule

(Vers.

71))

.'.:i(i

Wenn iinii mich ilie

letzten

Zahlen noch

mani

■lu" Cor-

rt^tioll frfiilireii dni-ftpii.

wekhe

in Fol'^e einer

Verl)essenuij<

'»^ Sitzung tUr rnnth^-f^Hß, n.t.*M>' ^nm ?. F^^mttr |jä?.

dei Verfahrea^ an der Hand der vorU«>2^nden EIHkhningen leicht ZI] bewerki^lligen ^nd. sti L^t d«ioh jeden&lL« durch 'li*f?«elben der FV^weU 8reli*^t*i>rt. da* der •^inses^^hlasene Wejf d^r richtige ist, nnd diLv» man auf demsselben sicher za dem Ziele, die ahpi^Jfite Härte der Mineralien bestimmen zn konneu, sreUngen wird. Ich hoffe bald im Stande zu sein, eine Reihe underwf itiger imd sicherer Beo)Mchtnn>;en naih dieser Methode mitt heilen zu können, an (he sieh dann liewer, als an die vorliegenden die DLseuäriion allgemeiner Fragen in Beziehung Hilf die Härte aa**chliessen läÄft.

Herr Vogel trägt vor:

.Ueber die Chinin reaktioii mit Ferro- cyankaliuni.*

Hchon vor einer Keihe von Jahren habe ich die Ehre gehabt, der Classe über die von mir entdeckte Farbenreaktion auf Chininsulfat mit Chlorwasser und Ferrocyankalium, wo- durch eine tiefdun kelrothe Färbung entsteht, Bericht zu er- statten. ^ Die auifallende Reaktion, in die verschiedensten Hand- und Lehrbücher übergegangen, ist selbstverständlich vielfach zum Gegenstande wiederholter Bearbeitung und Be- sprechung geworden. Neuerer Zeit hatte ich bei den prak- tischen Arbeiten im Laboratorium häufig Veranlassung, diese Reaktion ausführen zu lassen, und da ich natürlich die Arbeiten und die Einwürfe Anderer bezüglich der von mir zuerst angegebenen Reaktion von jeher stets mit grossem Interesse verfolgte, so dürfte es angemessen erscheinen, meine seitdem gemachten Erfahrungen zusammenzustellen, um vso mehr, da ich glaube, einige Verbesserungen, um die Heaktion mit uiH'h grösserer Sicherheit, als es bisher möglich war. ausfuhren zu können, aufgefunden zu ha))en.

Vor Allem ist nicht ausser Acht zu lassen, dass die an und fllr sich auffallende Reaktion -- eine mit Farben Ver- änderung verbundene Reaktion einer organischen Salzhasis, wie wir deren l>ekanntlich nur sehr wenige besitzen, stets eine etwas complicirtere Operation ist und desshalb auch der

1 » belehrte Anzeijfen. Bd. 40. »S. ü6.

70 Sitzunff der mnthrpht/:^, Chisfte vom .7. Februar IS83.

Natur der Sache nach nicht so unfehlbar, als z. ]^. die Fällung der ÖchwefeLsäure durch Bariumnitrat, indem ge- wöhnlich die Reaktionen auf organische Salzbasis eine Auf- einanderfolge verschiedener Reagentien von l)estimniter Con- centration noth wendig machen, und auch eine gewisse (xe- schicklichkeit. oftmalige Wiederholung voraussetzt. Diess sind wohl Hauptgründe, weshalb diese Chininprobe mitunter von Einzelnen nicht bestätigt gefunden wurde. Ich muss zugeben, dass Kletzinsky im Rechte ist, wenn er die Reaktion als eine mit , launenhaften Schwankungen ** erschwerte l)e- zeichnet. Nach Kletzinsky 's Angabe wird eine in der Sied- hitze gesättigte Lösung von Ferrocyankalium noch siedend- heiss mit der fünffachen Menge des stärksten Chlorwassers versetzt, die dunkelschwar/grüne L()sung vermischt man mit Ammoniak bis zur stark alkalischen Reaktion, filtrirt von den ausge.s(*hiedenen rostbraunen Flecken von Eisenoxyd hydnit al) und ))ewahrt das })raunrothe ))is olivenfarbige klare, anunoniakalische Priqjarat in wohl verkorkten Fhischen auf. Dieses Reagens verträgt innnerhin keine sehr lauge Auf- bewahrung und es wird desshalb die jedesmalige Bereitung desselben ex tempore angerathen. Da ausserdem vor An- wendung des Reagens auf schwefelsaures Chinin doch Chlor- wasser zugesetzt werden muss, um die charakteristische rothe oder violette Färbung zu erhalten, so ist dadurch ein wich- tiges Moment der launenhaften Si-hwankungen dieser Reaktion leider nicht beseitigt, indem, wie ich mich durch oft wieder- holte Versuche überzeugt habe, ein zu geringer (nler zu grosser rt»bei*sehuss von Chlorwasser auf das Gelingen des Versuchs nicht ohne EinfiiLss ist. Ebenso erscheint es nicht gleichgültig, ob das Chlorwasser frisch l)ereitet oder älter ist. Nach meinem bisherigen Verfahren wird eine in der Sied- iiitzt» ge>iittigte und wie<ler abgekühlte Lösung von Ferru- ryankalimn mit einer roncentrirten wibssrigen i^)sung von Annnoniumcarbonat bis zur deutlich alkalischen Reaktion

Vft^el: Ueher die (^inhireaktion mit Ferrocyatiknlinm. 71

versetzt. In der kalt bereiteten Lösung von Chininsulfat, nachdem sie ungefähr mit dem gleichen Volumen Chlor- wa^jsers vermischt worden , bringt die eben beschriebene Flfissigkeit. bestehend aus Ferrocyankalium und Ammonium- carbonat, sogleich die rothe Färbung hervor, welche sich einige Zeit unverändert erhält, endlich aber gewöhnlich in\s HeUgrane übergeht.

Neuerer Zeit habe ich bei den praktischen Arbeiten im Laboratorium häufig Veranlassung gefunden, diese Reaktion zur Ausführung zu bringen. Die bei dieser Gelegenheit auf- gefundenen Resultate liefern nach meinem Dafiirhalten eine Verbesserung der Reaktion und können jedenfalls als ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der so viel ))esprochenen Ohininprobe dienen.

Es ist schon oben erwähnt worden, dass die Natur des Chlorwassers, ob frisch oder schon länger bereitet, auf den F2riolg des Versuchs nicht ohne-Einfluss erscheint. Ich habe daher da^ Chlorwasser durch Bromwasser ersetzt. Bromwasser kann jederzeit in geeigneter Concentration durch Auflösen eines Tropfens Brom in Wtusser ex tem]X)re hergestellt werden, und gewährt daher den Vortheil eines immer gleichmässigen Präparates, wie solches mit dem Chlorwasser nicht der FaU ist.

Wenn einerseits durch die Einführung des Bromwassers statt des Chlorwassers in die Reaktion die Sicherheit der- .««elben erhöht wird, so erscheint andererseits die Empfindlich- keit der Reaktion durch diese Veränderung wesentlich ge- fordert. In meiner Arbeit (a. a. ().) über diesen (legenstiuid

hal>e ich die Empfindlichkeit meiner Chininprobe /u ^

angegel)en, indem 1 Vol. kalt gesättigter Chininsulf'atlösung mit '^ Vol.. sogar mit 5 Vol. Wasser verdünnt, die Reaktion noch sehr deutlich zeigt. Hiebei ist die Löslichkeit des Chininsuiiatetf von 1 ThL Chiiünsulfat zu 740 Thln. kalten

72 SitZHtiff fler wdth.'phiju. Clause rom 3. Februar 188,3.

Waasoi's (nsich Baiip) aiigeiioniiiieii. Teber die Lösliihkeit des Chiiiinsulfate»} gehen die Angaben einigernia.ssen auseinander, die deutsche PharmakoiKwl bezeichnet dits LöslichkeitsverhältnLss des Chininsulfates zum Wasser = 1 : (iiX», Strecker das W&sser- löslichkeitsverhältniss =■ 1 : 800. Nach meinem Daitirlialten beruhen diese Schwankungen im Wasserlöslichkeitsverhältniss des Chininsulfates auf der Verschiedenheit des Wassergehaltes dieses Salzes. Bekanntlich verlieren die weichen seidenglän- zenden lockeren Blättchen und Nadehi, in welchen sich dits Chininsulfat darstellt, an trockner Lull durch Verwitterung •/* seines Krystallissitionswassers, von 7 Mol. seines Krystall- wassers 5 Mol., welches 10,75 Proc. Wasser entspricht. Ich habe käufliches Chininsulfat, ein weisses krystallinisches Pulver, so lange über Schwefelsäure getrocknet, bis dass das Gewicht sich constant zeigte: die Löslichkeitsversuche beziehen sich auf dieses Präparat. Diesell»en ergal)en in mehreren nahe übereinstimmenden Ausführungen durchschnittlich die I/w- lichkeit eines Theiles Chininsullates in 780 Theilen \Va.sser. Hienach wäre die Reaktion von einer Empfindlichkeit, dass

noch ;r.|i|ii Cliininsulfat ungefähr dadurch entdeckt wenlen

könnte.

Rs war mir auttallend, eine sehr alte Angabe (Brandes und Leber) über eine rothe Chininsulfatreaktion aufgefunden zu haben. «Eine Auflösung von Chininsulfat, die man mit Chlor gesättigt hat, ninmit bei rebersättigung mit Annucmiuk eine grasgrüne Farbe an, und es schlägt sich ein kömiges rhlorfreies Pulver von dei"selben Farbe nitvliT. Die rück- bleibende Flüssigkeit wird an der Luft braun und liefert abgedampft einen Uückstiind. der sieb in Alkohol mit nither Farbe löst." Ol) die eben beschrieliene rothe Lösung des Hüekstandes auch eintritt, wenn Hroniwasser statt des Chlor- wiLssers zugesetzt worden, darüber fehlt mir vorläuflg experi- mentelle Erfahrung. Wenn sich diese Angabe bestätigt.

Voffel : Ueber die Chininrefiktion mit FerroqfanVaUuni, 73

wurfilter ich zur Zeit, wie bemerkt, keine Eri'iihniiig Imhe, so scheint es beiimhe. diLss Ferrocynnkaliuni hei Hervorhringung «ler rothen Farbe in diesem Falle nur eine Nebenrolle über- nimmt. Teberhaupt zeigt diis Chininsulfut ansgesprockene Neigung zu röthliclien Reaktionen Veranlassung zu geben: witii^n wir ja doch, dass Chininsulfat beim Erhitzen mit- unter sich roth färbt. .Beim Erhitzen ist das Chininsulfat schmelzbar und die geschmolzene Masse wird bei stärkerem Erhitzen n>th/ M

Man kann diese Ilöthung besonders gut l)ef>) machten, wenn man eine weingeLstige Lc>sung von Chininsulfat in einer Porzellansehale verdampft, so dass eine dünne Schichte Chinin- sul&tes die Wandungen der Por/ellanschale ülier/ieht. Bei »täricereni vorsichtigem Erwärmen färbt sich die geschmolzene Maäse puqiurroth. Durch Behandehi mit kochendem Alkohol entsteht eine rothe I/wung, w^elche sieh auf Zusatz eines Alkali*s enttär)>t.

Sch<m früher habe ich (a. a. ().) hervorgehoben, dass zur vollkommenen Sicherheit der Reaktion der Lösung des Chininsulfates nach Bromwasser und Ferrocyankalium etwas Alkali zugefilgt werden müsse. Hiezu habe ich bisher Anmioniumcarbonat verwendet. Nach neueren Vei-suchen mochte iih als diesen alkalischen Zusatz statt des Annuoniiun- i:arbonates I)inatriumphos])hat- oder Horaxlösung in Vor- schlaj^ bringen, weil mitunter in einem rel)erschuss von Amui«»niumcarlM»nat die Kötiiung wieder verschwindet, wiis mit I)inatriumphos]»hat- und Bcu'axlösung nach meinen Er- ühnuigen nicht der Fall ist.

I.>ie mit Bromwit^MM* und Ferrocvunkaliiun vei-setztc *'lnnin«*ulfatlÖMmg gibt Veran 1jls.su ng , die sehr schwache .ilkalLMrh«» Keaktion einiger Substanzen, wie solche wegen ihrer geringen Intensität in Vorle.sinigen wenigstens schwierig

1 V(H_;f|. Lelirhuvh «ler Cliciuic. II. S. S. .'{."»:».

'4 Sitzitnfi ihr tnnth.'iih*i*. Cftiwf miw 'f. Ft^trnar 1883.

iiachzu weisen ist. in deutlicher Welse zu zeigen. Man weiss. da«s feingepulverter Mamior auf :«ehwaeh gerothetes Wnetzteti Lakmiii^papier gebracht, nach einiger Zeit der Einwirkunjj einen bläulichen Flecken zurucklasät. Bringt man in eine mit Bmni Wasser und Fernx-vankiiliuni versetzte Chininsulfat^ lijsung ein .Stück carrarischen Mannors*, ülx^rzieht »icli dasselbe alsbald mit einer rothlichen Z<me: ebeiido ein Stücli Feldspath: auch < ilaspul ver zeigt diese Erscheinung.

Um im Harn S]mren von C'hininsulfat nachzuweisen, isl iliese Cliininprol>e, wie solches schon früher Kletzinsky dar- gethan. ganz geeignet. Hiezu ist erforderlich, den aul Chininsulfat zu untersuchenden Hani mit gebrannter Magiiesi« bis zum Auftreten der schwach alkalischen Reaktion zu ver mengen, denselben im Wasserbade bis zur Tn)ckne abzU' rauchen imd den Kückstiind mit Alkohol und Aether auszu- ziehen. Die filtrirten \rieder einge<Iam]>tlen Auszüge werdei in Aether gelc'ist. mit Salzsaure sidiwach angesäuert und mii Bromwasser versetzt. Durch Beittlgung von Ferrocyankaliuu und Dinatriumphosphat entsteht bei iie^enwart von Chinin snlfat sogleich die charakteristisch njthe Färbung.

Livonius hat die Keakticm angewendet'), um in de Tinctura Chinae sini}>lex. sowie in dem kalten Auszuge de (!hina regia Chinin nachzuweisen, ich kann diess voll kommen bestätigen: der Versuch gelingt auch mit Tiiictur Chinae comp., dem sogenannten Kolwrt Whytt. Was abe den Nachweis <les Chinins in itinden von zweifelhatlen Chiningehalte ))etrilft, so vermag ich ein l^lenken nicht zi unterdrücken. Kinden enthalten wie bekannt fast ausnahnis weise Tannin, iierbsäure liefert uIxt 1)ekanntlich mit Alkaliei: die doch bei dieser Reaktion zur .\n Wendung gelangen, di mannichfachsten Farbennuancen. Mit Kalkwasser z. B. ent steht durch Calläjjfeltinktur grüne und blaue Färbung, \h

1) Anhiv litT Phanuiicio. 1-7. M».

Voffrl: (.'eher fite Chiniurenltion mit Fermcymiknlium. 75

eiiHMu gn>ssen l-eberscluu« von Kalkwtisser sogar rosenrothe^ Farbuug, ein (Gegenstand, auf welchen ich deuinäehst näher einzugehen mir vorbehalte. Jedenfalls dürfte daher in dieser Beziehung besondere Vorsicht am Platze sein. Da eine wassrige liosung von Chininsulfat durch salniiakhaltige <ielutinlö«ung, wie solche zur quantitativen Werthbestimung der Gerbniaterialien im Gebrauche steht, nicht gefällt wird, so konnte hierauf vielleicht eine Trennung des Chinins von Tannin begründet werden, wodurch die Reaktion eventuell enuuglicht würde. - -

Von Herrn v. Bezold wird eine in der kgl. bayer. lueteorologiscben Centralstation ausgeführte Arbeit des Herrn Fritz Erk:

i e H es t i in m u n g wahrer T e m p e r a t u r - tagesmittel unter besonderer Herück- siehtigung des Gangs der Temperatur in S ü d d e u t s c h 1 a u d*

vorgi'h'gt, welch«» in d«»n DenksclirifTvii «»rscluMiuMi wird.

Herr v. Voit l^eriehtet die Haiiptresultate einer in meinem LaUjratoriuDi von Herrn Dr. Max Kuhner au^eführten

Untersuchung :

.Keher «len Werth iler Weizen kleie filr «lie Ernahrun«; des Menschen."

K> i.>t durch frühere au> meinem Laljoratorium henror- il(^fliiU*^ttne Ari»eitejj dap^«^than w«»nlen. dass die verschiedenen Broilsfirten in sehr untrieichem 4 trade im Darmkanale de» Menschen verwerthet wenlen: Das Weissbnnl (die Semmel. Miwi«' die übrigen gebräuchlichen Gebacke aus Mehl) wild am besten ausgenützt, weniger gut das gewöhnliche Sehwarz- hnnl . am sihletrhtesten der mit irnd)er Kleie gebaekene l^iunpernickel. Die tägliche Menge des tntckenen KotheH betrug nach Aufnahme gleicher Menge Tn>ckensubstanz bei Semmel 2."» gr. l»ei Schwar/hnnl 44 gr, l>ei Pumpeniiekel S2 gr. Bei dem .Schwarzbrod k(»nnte damals die starke Säuenmg. bei dem Pum|»ernickel auNsi*rdem noch die Reizung der DarmschleimliJint durch die rauhe Kleie als Trsaichen des beträchtlichen Verlustes an Xahnmgsst4)ften bezeichnet werden.

Trotz di«.*sen Kriahrnngen wunle nach wie vor da«« Zu« bju-ken der Kleie zum Bn»d vielfach empfohlen, da sie noch stick^tofflialtige Substainz uml namentlich Salze eiiLschlieitte; man untersuchte aber nicht, ob diese Best^mdtheile der Kleie auch dem Körper zu (lute kommen und ob die Kleie nicht nocli Tbi'ile der übrigen Nahrung mit sich fortreisst.

Blauer: Wrrth der Weizenkleie für die Ernithrntig des Menschen. 77

Vor Allem Ist in England eine Agitation für das Kleien- iinxl im (lange: es hat sich dort ein förmlicher Verein ge- hiWet. an dessen Spitze alle möglichen Herzoge und Her- /.iiginnen, Lords und Ladies stehen, welcher das Zubacken von Kleie zum Brode empfiehlt, da dadurch das Getreide von dem Menschen mehr aasgenützt werde und da das KleienUn>d nahrhafter sei. Es ist jedoch klar, dass nur durch direkte Kniährungsversuche am Menschen diese nament- lich national-ökonomisch wichtige Frage entschieden werden kann : sie ist nicht von vornherein durch die bis jetzt vor- üegenden Versuche zu beantworten, da in England nicht }^>be Kleie zum Brod zugebacken wird, sondern die Kleie vorher fein vennahlen wird. Es wäre wohl möglich, dass in solchem feinen Zustande die Kleie ffir die Ernährung des Menschen einen Vortheil darlM)te.

Herr Dr. Kubner untersuchte nun das Brod aus drei Mehborten. welche uns aus England durch die (iüte des Herrn Henr}* Simon zugekommen waren, auf ihre Aus- nntziing im Darm des Menschen , I . eine feinste Sorte, 2. eine mittlere Sorte und .*^. Mehl von ganzen Korn mit d#T Kleie. Der Teig wird mit Presshefe angemacht.

Es wunl«Mi nun im Koth, in Prozent d(»r verzehrten Sulistanz ausgedruckt, unbenutzt wieder entfernt:

von df»r Mfhlsort»' Nro. 1 Nro. 2 Nro. :i von der Trockensubstanz . . . 4.0 r».7 12.2

vom Stickst4)ff 20.1 24.r» :iO.:>

vun den KohlehvdratiMi ... 1.1 2a\ 7.4

r>ie (^lantit'it des trockenen Kothes war demnach nach Aufnahme des Kleienbrodes wes(»ntlich gnkser als bei den l«-iden anderen Bnxlsorten . namentlich enthält der Koth daU'i mehr Kohlehydrate. Al>er f^ liess sich zeigen, dass Aii^ PIu-j von Koth bei Kleir/ufuhr vor/üj'lich aus den un-

78 SitzuHf/ fhr uinth.'phffs. Cfaft^e vom .H, Fehruar /Äft?.

verdaulichen Hülsen der Kleie abstammt, ja dass sogar von der Kleie ein nicht unbeträchtlicher Theil der .stickstoff- haltigen Substanz und der Kohlehydrate resorbirt wird; es ist daher die Ausnutzung des Brodes mit der zerkleinerten Kleie wesentlich besser als die von Brod mit grober Kleie (Pumpernickel oder gewöhnliches Schrotbrod).

Bei Er()rterung der Ursachen der schlechteren Aus- nutzung des Kleienbrods könnte* man zunächst an eine Hei- zung der Dann wand durch die Kleie denken und an eine dadurch bedingte raschere Entleerung des Damiinhaltes; w «»rgab sich aber aus den Versuchen, dass der Darmkanal vom Kleienbrod nicht schneller durchwandert wird wie von anderen Brodsorten; die reichlichere Kothmenge durch die unverdaute HilLsensubstanz macht daher die Kothentleening nicht rascher, letztere erfolgt viehnehr bei Nro. "^ langsamer als bei Xro. 1 und 2. Das Haupthinderniss filr die genflgende Verwerthung der in der Kleie enthaltenen Nalinmgsstoffe ist vielmehr die Einhüllung derselben in die Cellulosewaudungen der Httlsenzellen der Kleie: in den Zellen der Kleie findet sich Kleber eingeschlosscMi, der nur zum Theil verdaut wird. Hs ist j<Mloch waihrsiheinlicli, dass bei luwh feinerer Ver- mahlung der Kleie mehr dav<m verwertliet wird.

Nach Aufnahme des Brodes Nro. 1 luid Nn). 2 enthält d«»r Koth ]»rozentig etwjis mehr Wasser und mehr Säure (vorzüglich Butt^'rsäure). Die stärkere Säure InHlingt bei Nro. l und Nro. 2 die etwjus nuschere Detakation gegenüber Xro. '^ und dadurch auch den grösseren \Va.ssergehalt des Koths. Die saure üährnng des Koths ninnnt von Tag zu Tag zu, da diesellM» an den späteren Tagen in Folge der inücirung durch den sauren Koth der vorausgehenden Tage immer leichter eintritt. Dai>ei uinuut der Indigogehalt des Harns, der von der (lährung d(»s Eiweisses im Dann unter i3ilduug von Indol herrührt, alhnählig ab, indem die Imtter- sjiun' (lährung die Eiweissfäulniss verhindert. Auch die 1mm der

KM^fff r: Werth der WeizenkUif für die. Ernährung des Men^tchen. 79

butien^uren Gahrung stattfindende Gasentwicklung trägt neben der Säuerung etwas zur raschen Entfernung des Kothes bei. Trotz des prozentig grosseren Säuregehaltes des Kothes bei der feineren Brodsorte gehen die feineren Mehle doch schwieriger in Gähning über, leichter das Roggen- mehl ; Zusatz von Sauerteig begünstiget die Gährung. Wenn man aber den Gehalt des Kothes an Kleie berücksichtiget, flie ja zur Gähnmg kein Material liefert, dann findet sich nai'h Anftiahme des Brodes Nro. 3 absolut mehr Säure als in dem von Nro. 2, und in dem von Nro. 2 mehr als in dem von Nro. 1.

Ausschliesslich vom Stiindpunkte der menschlichen Er- nährung und der Ausnützung im menschliehen Darm aus betrachtet, lässt sich nach diesen Resultaten Dr. Rubner*s nichts gegen das Beibacken der feinvermahlenen Kleie zum Bmd sagen; vielleicht könnte sogar bei noch feinerem Ver- mählen der Kleie noch mehr von den Bestandtheilen der letzteren resorbirt werden. Man erhält in der That durch Zubacken der Kleie nicht nur mehr Brod aus der gleichen Quantität Körnerfrucht, sondern es wird auch ein Theil der Kleie verwerthet und die übrige Ausnutzung nicht ungünstiger.

Es fragt sirh al>er, ob sich vom volkswirthschaftlidien St;md}iunkte aus das Zulmcken von Kleie rechtfertigen liu«t.

Zunrich>-t lilsst sich zeigen, dass dadurch der Geldgewinn bi?* jetzt kein erheblicher ist; denn berechnet man nachdem liahier üblichen l^reise der Kleie die Kasten des Kleienbrodes, "»o stallt sich da^sseibe zwar etwas wohlfeiler als das gewöhn- lirhf Bnxl. das Mehl aus ganzem Korn ist jedoch in Eng- land der geringeren Nachfrage halber noch wesentlich theurer all das gewöhnlich*» Mehl, so dass im Momente flir die arme iWölkerung noch kein ))ekuniärer Nutzen ans dem Zubacken der Kleie zum Brode resultirt.

Ein tiewinn von resorbirbarer Nährsubstanz tritt ferner

So Sitz im der nuifhrphi/s. Chissf mm .?. Februar i8fi3.

nur dann ein, wenn die Kleie nicht zu anderen Zwecken verwendet werden kann. Wir wissen aber, dass die pflan7.en- fressenden Thiere z. B. die Kinder, T^ferde, Schweine etc. di(» Kleie weitaus hesser auslaugen als der Mensch; es geht also derjenige Theil der Kleie, welchen der Mensch nicht verwerthet, wohl al>er das Thier, \m Aufnahme der Kleie vom Menschen zu Verlust. Ks ist als ob wir diesen noch vom Thier vervvertii baren Theil der Kleie auf den Mist schütten würden, was einen indirekten Verlust auch för die Ernährung des Mens(^h<»n bedeutet.

Ks wird weiterhin der ärmere Theil der Bevölkerung mehr zu zahlen haben, w<»nn das Kleien brod allgemein, auch bei den vermögenderen ('lassen eingeführt werden solite. Denn jetzt isst der Aermere die wohlfeileren dunkeln Mehl- sort^en, d(»r Keiehere die theuren feineren, d. h. der Heichere macht, dass der Aermere wohlfeileres Brod erhält, was mit dem allgemeinen Verbrauch von Kleienbrod wegfallt.

Man ist ausserdem nicht im Stande, das Kleienbrod in «'inem solchen Quantmu zu verzehren, wie der .Arbeiter i»s zu seiner Nahrung nötliig bat. Der Mann, welchen Dr. Uubner zu den Versuchen benutzt»», vt»rmoclit^* nur mit Mühe die Menge Kleienbrodes zu Ix'wältigen, welche er V(mi gewöhn- lichen Brode leicht zu sich nahm. Die zähen Klcienstflckchen l)leiben zwischen den Zähnen hängen und nnin muss troty. gleiciiem Trockengehalt^ des i^rodes erheblich mehr Wasser aufnehmen als sonst, ja es war der Mann zuletzt genöthigt das Brod in Wasser einzut4Uichen, mu es verschlucken zu können.

Der n»iche Engländer, der etwas Kleienbrod zu seiner übrigen tkst ausschliesslich animalischen Nahrung geniiwst, empfindet allerdings von diesen rnzukömmlichkeiten nichts, ja er wird seiner Emplindung nach djis Kleienbrod als aus- gezeichnet preisen, da es ihm einen n^gelmässigen Stuhlgang verschafft, während bei der Heischreicheii Kost nur selten

Riämer: Werth der Weizenkleie für die Ernähnnig des Menschen, 81

und wenig Koth entleert wird. Diese unter solchen Um- Htsuiden ganz vortreffliche Eigenschaft des Kleienbrodes hat aber mit seinem Nährwerth nichts zu thun.

Man wird ffir die ärmere Bevölkerung viel mehr er- reichen und besser für sie sorgen, wenn man sich um eine zweckniassigere rationellere Einrichtung ihres ganzen Nahr- nngshaushaites bemüht, wie man es jetzt in Deutschland besonders anstrebt, als wenn man ohne Berücksichtigung der Erfahrungen der Wissenschaft, nur einer unbegründeten Meinung folgend, allgemein Kleienbrod verzehrt und dem menschlichen Darm Dasjenige aufbürdet, was der Darm des Thiera» viel besser thun kann.

[l^^li, Math.-phys. Cl. l.|

Sit zun jr viim '-'•. MTirz l **'*•*».

Herr Brill lojrt eiiu* Abhandlung von Herrn Dr. W. Hfss in München vor:

^I'eber die Biegung und Drillnng eine« unendlich d fi n n e n elastischen S t a b e«/

Wirken auf diis eine Ende eines geraden und unge* drillten elastischen Jr^tabes von cylindrisclier (vestalt nud im V«.»rhiiltnis zur Lange des Stal)es sehr dünnem ijuerschuitte (♦•ines Drahtes) irgend welche Krätze ein. während das andere Knde festgehalten bleibt, so wird die gerade elastische Central- linie oder die Achse des Stabes, d. i. die Verbindungslinie der Trägheitsmittelpunkt^? der einzehien (Querschnitte, in eine (jirve gebogen. In jedem Punkte V dieser Curve setzt der rftab der beal)sichtigten Deformation Widerstände entgegen, welche nach A durch V zu einander senkrechten Achsen wirkend gedacht werden können: nach den 2 Haupttragheib^ achsen des (^uersilinittes (Hauptwiderstandsnumiente gegen Bieginig) und nach der Tangente an «lie Ontrallinie in P ( Haupt widerstan<lsmoment gegen Drillung). Keducieren sich die wirkenden Kräfte auf eine Kinzelkratt. deren liichtung in die Kbene ans der geraden Stal)achs<» und einer der llauptträgheitsaclisen de.s (iuersilinitts füllt, so ist die (tieich- gewicht'^figur der Ontrallinie eine ebene Cnrve, die «»ge- nannte eliLstische Linie.

Die Eigenschaft derselben, in jedem Punkte eine dem Mnniente «Irr Kraft proportionale Krümmung zu 1)esitxiMi.

Um: Biegung u, DrUlung eines unendlich dümien elcmtisch. Stabes. 83

nirde bekanntlich von Jacob BernouUi*) entdeckt. Die tieichung, ausgedrückt durch ein elliptisches Integral 1. Gat- nng, wurde von Euler ') und Lagrange *) gefunden, und ^ stellte Ersterer *) mit Hilfe von Reihenentwicklungen und Inrch Betrachtung der Differentialgleichung der Curve für liese letztere 9 verschiedene Formen auf.

Die elastische Linie doppelter Krümmung hingegen war licht m einfach zu charakterisieren. Lagrange *) versuchte war, da« Bemoulli'sche Theorem von der Proportionalität ler Krümmung ohne Weiteres auf die Raumcurve zu über- ragen, er übersah jedoch, dtuss l)ei der Deformation des )rabtes die einzelnen Querschnitte in ihren Ebenen Dreh- mgen erfahren, wodurch sie einen Widerstand, den gegen Ponrion. zu Oberwinden haben. Poisson*) vervollständigte !•• LagrangeVhen Gleichgewichtsbedingungen durch Hinzu- agen eines Tenns, welcher auf djis Torsionsmoment Kück- k-ht nimmt; freilich setzte er dsis letztere constant voraus Qr jeden Punkt der Centrallinie, was nur für einen Stab rftUt ist, dessen (Querschnitt bezüglich aller durch seinen littelpankt gezogenen Geraden gleiches Trägheitsmoment •esitzt. Es waren daher die Integrationen der Poisson'scheu tleichungen durch Binet') imd Wantzel') nur für einen •»Ichen. in allen Richtungen gleicli })it»gsanien Draht giltig.

Erst Kirch hoff*) hat die strengen Bedingungen für dsus iI«Mthgewicht des (»lastischen I)raliit»s in cndgiltiger Form auf- '»•str*ilt und dalM»i dit» Bemerkung gemacht, dass dit\selb(»n enau mit denj*Miigen (tleichungen ülx^n'instinunen. welclie

It Vjfl. hierüber tlio Lit*^nitiininf^aht» in Navi(»r: ilo la n»sistanoo ^ .oq,* -ioluh»^ (XII— XXII). Paris, hei Dunod. ls74. b<\

2i IK* lurvis ^lii.»<ticis. AdditanK'ntuin j»riimiin zu Mt'thodus in- '*ni^ii«li lim*a> ciirvas ftc. LauKannc und (T(»nt' 1744. 4'^

:: ron»|>t*>s rondus. \U\. is, m:, -lll<). Ibidom Ili)7— 1201.

4- r»'I»#»r da«* <»lt»iclij»r'wicht untl di»» H<»\vof^unf? eines unendlich "nnen »*lastijwhen StalM»»«. Crelle*H .1. .V>. p. 2>^^i 'J13.

6*

84 Sitzung <f<r rnntK-ph^^i. Clas^t rom 3. März 1883.

Hie Beweffunjr finf^ um ♦•iiiHn tV-^t^u l^inkt rotierenden starren Korpers detiniHrnn. Dunh di«>«^ IVliereini^tininiung zweier ganz vers:hi**den**r Pr^ibkniH i^t *oniit nicht nur die Möglichkeit geboten, die fxplirit^'n Fonnehi. welche ttir die Bewegung >>*-reit- aiifg»*>tellt >ind. ITir tlje Beistinimnng der OleichgewirhuziiständH dns Sta>ie> zu vt*rwert**n. sondern auch S<:hritt Itir Scliritt ji-ih-ui Vorgiinsf«' l»ei iler Rotation des Korper* einen ä4^iiivalent«'ii l»»'i di-r iM'omiation d«« Drahtes gegen fi^^rzuht*'llHn und umgekehrt au*» der wechselseitigen l^ziehimg >>eider l^mMeuie viellejrht zu neuen Fragen filr da» erstere zu gelangen. Eine derartige IV l>ert ragung scheint bisher, obgleich die Bewegung eine> starren Körpers luii einen testen Punkt liereit.-* tur mehrere Falle gelöst ist, mK-b nicht versucht worden zu .s«*in; ich hal»e mi<-h daher mit die>jer Frage näher l>«*s<-hät'tigt. und zwar vorerst unter «ler An- nahme, das-i auf den freien Kndquerw-hnitt nur ein Kräfte- paar einwirke. Das Analogon hiezu findet sich in der Dreh- ung eines Körpers lun seinen Schwerpunkt. Diese Arider Bewegung ist aber hinreichend klar gestellt. sol)a1d man, wie ich in meiner Dokt4»rdiss**rtation *) gethan halx*, auf die Ver- knüpfung der liekannten Anschauungsweisen Poinsot's*) mit den strengen analytis<-hen Formeln Jacobi's*) Bedacht nimmt; (*s muss also möglich s<Mn, sich auch von den Vorgangen bei der Biegung und Drillung des elastis<'hen Stabil ein Bild äh verwhaffen. Meine rntersuchuug, deren wesentliche Re- >ultat<' ich im Folgenden mitzuteilen mir erlaube, war zu- nächst daraufgerichtet, die (irös^e der Bieginig und Drillung in je<lem der einzelnen (Querschnitte und den Einiluss, welchen eine verschi«*dene Anordnung der aJ)so]uten Werte der l^ Hanpft^

1) Um* Hollen i*in(>r Flüche 2. iinuh^s auf einor invariablen Flbene. Münch(»n l^Hi) rnler Pro^ranini «ler KreiHrpalnohule Mflohen IHHl.

2l Tlieori*» nou volle de hi rotation <le>< rorpK. Liouv. .?. .Tsihrg. is:,i. p. *)— 1'29, -^«9— :u<;.

•») Sur hl rotation il'un rorps. Op. U. p. \:\U 197.

ne$s: Bieijnng u. Drilluttf/ eines iniendlich dünnen elastisch, Stabes. 85

widerstuude auf dieselbe aiü^tiben, zu ermitteln; sodann be- stimmte ich die Curve, in welche die ebistische Centrallinie f(ebc^u wird; endlich übertrug ich die I^oinsot'sche Inter- pretation, wonach die Drehung eines Körpers um einen festen Punkt versinnlicht werden kann durch das Abrollen eines bew^lichen K^els auf einem festen, in der Weise, dass die üeberf&hrung des geraden Stabes in seinen gebogeneu und gedrillten Zustand hervorgebracht erscheint durch das Auf- biegen einer biegsamen windschiefen Fläche auf eine zweite, feste windschiefe Fläche.

Hierbei ergab sich einmal, dass viele Fragen, wie die- jenige nach der Gestalt der gebogenen elastischen Central- linie, nicht aus der Betrachtung des Rotationsproblems beantwortet werden können, und weiter, dass die Unter- suchung der Gleichgewichtsverhältnisse des Stabes eine viel ausgedehntere, mehr Mannigfaltigkeiten umfassende ist als jene der Bewegung hauptsächlich aus dem Grunde, weil die 3 Widerstände des Drahtes gegen Deformation nicht, wie die 8 Hauptträgheitsmomente des Körpers, denen sie ent- sprechen. Grossen derselben Art sind. Während es bei den letzteren genügt, eine einzige Festsetzung hinsichtlich ihres Strossen wertes zu treflFeu, muss bei dem elastischen Stab unter- Hrhieden werden, ob der Widerstand gegen Drillung unter den '^ Widerständen der kleinste, mittelste oder grösste ist.

1. Es möge auf da< freie Ende des Stabes ein Krätlepaar von der Intensität 1 einwirken, dessen Achse eine beliebige Kicbtung besitzt. Dann wird die g<»rade elastische Central- linie des Stal)es in eine Curve gelx)gen und gleichzeitig der i^erschnitt jedes Punktes P um die Tangente der Central- linie in P gedreht der Stab erscheint gebogen und ge- ririllt. Wählen wir diese Tangente zur Achse Z', die Haupt- trügheit-achsen des Querschnittes zu Achsen X', Y*, so bilden

\' Y Z' i]a.- rvchtwinkliir*- iwpJiiial'-ii-v-Uriii der -i Haupt- achsen de- Stahe^.

V.ir der EHunirk'.iiüjr de- KrälTe]«iare- weiden tlie Achs«n Z^ alle in die ireradt- Statmch-»- fullei:. ilie Linien X' iind Y* ;;iiter -ich |*airallel -ein. Nach «ier iKrfomiatiou merden die I^aiTeu tler '^ Haüptüih-^-n. je nach der Botjrenentfemiing s ihre- Ant'anir-ji-mkte- P vnin freien End^j^ierHrhuitt, andere luid and»-re wt^pit-n. al-<i a^hämniT von - :^in. Dieselben -ind Wkanct. -4«fiald ihre Neiiri'»ii;r-*'"-in^i.-

(I. b. C: f/ . b\ C: '1 b'\ c"

^eiTell tlie ^i fe-l»-n T, n .AliLiaTenack-ei:

X: Y; Z

eine- mit X' Y' Z c««mrr'ienteR Sv-iem- XYZ in Fimktioneu Ton - vi.rlieifen.

Nun tTihrt »ii»- Be-tinmPi!:ir »l»-r a. h. c zunäih^t auf die- '»eU'eu I>ilfeP-nri:*lirl»*:iliui:i^n. wie -ir» Iw-i der Kutatiou eine> -tarr^-n Kr»q«rr- ';ui -^riüeu ryhwrrpimki < > auftreten, nenilich auf ilie E •*. 1 e r* -<hen « il^-ii-h'inir^n *i

as ^

B'-f^^tC-Ajrp = ^

»IC?

I Wir ri:::i^i:r.irn -lir*- l*-r. T.r un— r Pr-V.eiu -lern Buche tcm « :- - :. : Tl-r." ivr KIa«: . :•:: :->: KOn-r. \.2U, IK4 Cleh^ch •:-• K -r-.'ilrin^'' v ::: r— -.-r. Kni- .■ r- r.r.-- is-i w:r *:►* vom fn^icB \r:-r- ".r.-.t: -.r. ■.'»l.!-:. . :«• ::. :'>-:-r- K r-...-':!!. aiu auf die tob 'i-'- "r. i •:-:•*;;'-"• -ü-T. i-v.r".- k »■■.<:.• .-E. ./'•x'^-^eh*. e v>n »»iiier AiidereB P-Z-. .ML :n-: -irr -. r.-:.ii:>r. A. ?:. « ini -i'-r ••pV^'n j». «j. r. d* mit '^- T*i v.rtju- :.-n. - •. --r ■:.i» U t»i': n*; P''':»-:ii -. etw;i Poi^iiofi.

Iffss: BieffHuy ti. DrUluntf eines unendlich dünnen elastisch. Stultes, ^7

Es entsprechen hiebei den 3 HHiipt(tragheiis)uch- ^«D X', Y', Z' des n>tierenden Körpers

«len Haiipttriigheit*momeu- teu A, B, C de« KöqKjrs um X'.Y'^Z-

dem zur Bewegung anre- (^ndeu Kräftei)aare 1

den Winkelgeschwindig- keit-*-i;j«miM)nenten p, q, r um <Ue 3 Haupttragheitsachsen X\ Y', Z'

der F«>rtschreitung d.s in der Zeit - (.- ^eret-hnet von s^ = ii an)

lien l^»nnH>nenten des an- ;nvifenden Kräftepaares Ap, B*|. O um die Hauptachsen X'. Y', Z', welche gerade ge- eijrnet Mud, die Winkelge- M-hwindigkeiten p, (|, r her- vorzubringen

die 2 Hauptachsen X', Y' der Biegung und die Haupt- achse Z' der DriUung des ehistischen Stabes [dieselben mengen vor der Einwirkung des Kräftepaares den 3 Haupt- achsen des Körpers parallel liegen);

die Hauj)twiderstiinds - Mo- mente A, B gegen Biegimg um X', Y' und C gegen Dril- lung um Z';

<las auf den freien Quer- schnitt einwirkende Kräffce- paar 1;

die Componenten }>, q der Biegimg um X' Y' und r der Drillung um Z' eines Pimk- tes F der elastischen Central- linie;

die Fort^chreitimg ds auf dem Bogen s der Centrallinie (s gere<hnet vom freien Ende, Sq = o, an);

die ( 'onijionenten des Kräf- tepaares , welches in jedem Punkte P der Centrallinie die durch das afficierende Paar hervorgerufene Spannung dar- stellt, und gerade fähig ist, die BiegungscomjMUienten p, q, sowie die 1 )rillungscomponente r für P zu erzeugen;

88

Sitzunff der nuUhrphya. Glosse vom 3. März 1663,

der aus p, q, r nach dem Parallelepiped der Winkel- geschwindigkeiten zusammen- gesetzten ^instantanen Dreh- geschwindigkeit*

0=.|/p« + q«4.F« für eine Zeit s

der Achse, um welche die momentane Drehung 0 er- folgt, der ^instantanen Dreh- achse*

dem aus dem ( Komponenten Ap, Bq, Cr nach Richtung und < Trosse zusanmiengesetzten mo- mentan wirkenden Kräftepaar 1 = V^A^p« + B^q'' -j- C V,

der Kräflepaarachse zur Zeit i$

die aus den Biegungsgrowien p, q und der Drillungsgroeue r eines Punktes (s) rechtwinklig zusammengesetzte Grosse der Krümmung

für diesen Punkt;

die Achse, um welche die Krümmung & der Centrallinie in P vollzogen gedacht wird, die instantane Erüm- mungsachse;

die aus den Componenten Ap, Bq, Cr eines Punktes P (s) nach Richtung und Grösse resultierende Spannung 1 = i/A»p" + B«q« + Cr«;

die Spannungsachse f&r den Punkt P,dessen Entfenmng vom freien Ende s beträgt.

Als neues Element kommt für den Stab die Grösse reiner Biegung & = l^P* + ^1* herein, welche sich aus den fiir einen Punkt P auftret<mden (\)nnKmenten p, q reiner Biegmig rechtwinklig zib<ammensetzt; die Achse von ö', die Biegimgsachse, fallt selbstverständlich stets in den Querschnitt von P. Der Biegimgsgrösse 0' würde in der Theorie der Rotation die ('omponente 0' der Winkelgeschwindigkeit 8 des Körpers entsprechen, welche in die Ebene der 2 Haupt- trägheit*<achsen X', Y' zu liegen kommt; dieselbe besitzt keine besondere geometrische Be<leutimg. Dagegen ist unsere »Bie- gungsgrösse" & offenbar das, was man für die Curve doppelter Krümmung, in welche die elastische Centrallinie getjogen werden wjrd, gemeinhin als „Krümmung^ zu be-

Htm: Bieffung u. Drülung eines unendlich dünnen elastisch. Stabes, 89

zeichnen pflegt. Wir werden letzteres Wort nicht gebrauchen, wndem es zur Bezeichnung der gesamten Deformation, welche das Stabelenient einen Punktes P erleidet, verwerten. Hat man die Euler'schen Differentialgleichungen gelöst, H> dienen die Relationen

da = (br cq) äs da = (b'r—cq) ds da' = (b"r—c'q) ds

U. 8. W.

zur Bestimmung der 9 Neigungscosinus a, b, c . . . c" des (^N)rdinatensystems X' Y' 7l der 3 Hauptachsen des Stabes gegen das feste Coordinatensystem X Y Z des Ratmies. Diese (vroKsen hängen bekanntlich durch folgende, der orthogonalen Substitution entspringende Gleichungen zusammen:

c bc a=oc bc a = bc bc

U. H. W.

Die Tangente Z^ eines Punktes P der Centrallinie bildet

mit den festen Coordinatenachsen X, Y, Z Winkel, deren

Neigungscosinus Ijeziehuugsweise c, c', c* sind ; fttr die Coor-

dinaten x. y, z von P bez{iglich dieses Systems erhält man also

dx ^ .ds dy = c. ds dz = c '. ds

Integriert man diese Differentialgleichungen, so erhält man die Coordinaten x, y, z eines Punktes der Stabcurve in Funktionen des Bogens s.

Sind fBr einen Punkt P der elastischen Centrallinie die Grosse der in ihm auftretenden Biegung und Drillung be- stimmt, ist femer die Lage des tVir ihn verzeichneten Systems der Hauptachsen der Biegung und Drilluug gegen ein festes Coordinatensystem bekannt, und ist überdies jede Coordinute Tou P bezüglich dieses festen Systems gefunden, so ist der Gleichgewichtszustand des elastischen Stabes im Wesentlichen als bekannt zu betrachten.

2. Das einen starren, um seinen Schwerpunkt drehbaren Korper angreifende Kräftepaar 1 bleibt bekanntlich während

9i) SUzuntß der maihritlufn. Cimsc vom 3, März lö83.

der ganzen Duner 8 der Bewegung ntic'h Intciisitiit und Stel- lung constant, d. h. die iirosse 1 ist ebenso unveränderlich, wie die Luge der Kräftepuarelieue und der Kraftepuanichse im Itaunie. Die letzteren werden al» ^invariable £l)ene'* und ^invariable Achse" liezeichnet. Analog folgt:

Das Krättepaar 1, welches tllr einen Punkt P der Centrallinie die dasellwt hervorgerufene Spannung Ije- zeichnet, ist für alle l^unkte der Centrallinie s nach Inten- sität und Stellung constant, <I. h. alle Spannungsachsen im gelK)genen St>il)e sind )>arallel der Achse des den freien Querschnitt afficierenden Kräflepaares und haben mit dieser gleiche Oi rosse. Es ist also die Kbene des anregenden Paares eine ,in variable Ebene**, die Achse desselben eine ,in variable Achse** des Raumes.

Aus der Thatsache, dass die Coniponente der Winkel- geschwindigkeit des n>tierenden Kr)r])er8 längs der invariablen Achse des Kräftepaares für die ganze Zeitdauer 8 der Dreh- ung constant bleibt, folgt,

diiss die Üom|>r>nente der Krümmung eines Punktes P <les gegebenen Stabes auf die invariable Achse des die Spannung in P darstellenden Krättepaars fflr die ganxe Bogenlänge s <les Sta))es constant ist.

Aus dieser Bemerkimg darf natürlich nicht geschluwen werden, djtss die Projection der gelegenen Staba<.*hse auf die zu der invariablen Achs(» senknn^ht liegende invariable Ebene ein Kreis sei; <leim die soel»en erwähnt«* Krümniungscom- }Kmente ist nicht eine <iri>sse reiner Biegung, sondern sie enthält nel>en einer solchen auch n(K'h einen Drillnngsaiuteil.

Nach der Anschauungsweise Poinsot's kann die Drehung ein«.*s Kör|>ers um einen festen Pmikt versinnlicht werden durch das Abrollen eines l)e weglichen Kegels auf einem festen, mit welchem iler erstere in ji*<iem Augenblicke eine Erzeu- gende gemein li.-it. Die SpitziMi lM»ider Kegel l)eHii<len sich

Heu: Biegnng u. DrMung eines unendlich dünnen eltistisch, Stabes. 0 1

\n dem fixen Punkte; die gemeinsame Erzeugende ist die Achiäe, um welche sich die augenblickliche Drehung voll- zieht, und wird ^instantane Achse der Drehung*^ genannt. Ganz ähnlich

kann die UeberfÜhrung eines unendlich dünnen elasti- schen Stabes von seinem geraden und ungedrillten in seinen gebogenen und gedrillten Zustand hervorgebracht werden durch das Aufbiegen einer biegsamen windschiefen Fläche auf eine zweite, feste windschiefe Fläche, mit welcher die erstere in jedem Augenblicke eine Er- zeugende gemein hat. Die Leitlinien beider Flächen sind die gerade und die gebogene elastische Centrallinie; die ge- meinsame Erzeugende ist die Achse, um welche sich die Krümmung des Stabelementes eines Punktes P vollzieht,*) imd wird «instantane Achse der Krümmung* genannt.

Drelit sich der sttirre Körper um seinen Schwerpunkt Ü, so ist der rollende Kegel vom zweiten Grade, der feste Kegel tranacendent. Man erhält den ersteren, wenn man aus den Componenten p, q, r der Winkelgeschwindigkeit bezüglich der als nihend angenonunenen 3 HaupttrÄgheitsachsen die Lage der jedesmaligen instantsmeu Drehungsachse verzeichnet, und man erhält den festen Kegel , wenn man ganz ebenso aiLs den Winkelgeschwindigkeitscomponenteu, welche um die •i diurch O gehenden festen Coordinatenachsen des Raumes erscheinen, die resultierende Drehungsachse construiert. Hieraus kann gefolgert werden:

Falls auf das Ende des elastischen Stabes nur ein Kräftepaar einwirkt, sind die Erzeugenden der biegsamen wimkchiefen Fläche parallel der Erzeugenden eines Kegels zweit4*n Gnides (des rollenilen Kegels der instantanen Dreh-

] f Man kann «ich diene Krumniiin^ hervorgebracht denken, in- 4|«*m nian zut^n<t das Bogenelement um die AchHe O' der Biegung •lr»'ht und «Knlann dem i^ueräühnitt um ds Helbni eine Drehung erteilt.

92 Sitzung der math.-phtfs, Clasfte vom S, März 1883,

imgHHchsen der Bewegung); die Er/eiigenden der fcHten windschiefen Fläche sind parallel den Erzeugenclen eines transcendenten Kegels (des testen Kegel« der iustantaueu Drehungsachsen der Bewegung).

Die Erzeugenden der ersteren, biegsamen Fläche erhält nian, wenn man für jeden Punkt der ehustischen Centrallinie des noch undefomiierten Stabes die Achse 0 der üesanit- krOmmung aus den 3 Krünmiungscomponenten p, q, r, welche in dem betreffenden Punkte um die Hauptachsen der Biegimg und Drillung erscheinen, sich con4ruiert. Die Erzeugenden der zweiten, festen Fläche werden gefimden, wenn mau fftr jeden Punkt P des deformierten Stalles aiu* den ComiK)nenteu der KrUimnung, welche um die llichtungen der IJ festen Coordinatenachsen wirkend gedacht werden können, die resul- tierende Krttmmimg aufsucht.

Trägt man auf jeder Drehungsachne des Körpers die Grösse der luu dieselbe stattrtmlenden Drehgeschwindigkeit vom Schwerpunkt 0 aus als Strecke auf, so bilden die er- haltenen Endpunkte für den beweglichen Kegel eine Kanm- curve 4. Ordnung, die Poinsot'sche Polodie. Auf dem festen Kegel hingegen wird eine ebene, wellenfönnige Curve von transc«ndentem Charakter erzeugt, in welcher niemals Wende- punkte') auftreten können; diesi4l)e hat von Poinsot den Namen Herpokxlie erhalten. Analog zeigt sich :

Tn^ man. auf jefler instant^nen Krümmungsachse des Stabes die (innse der um diesellje wirkenden Krflra- nnmg v<mi Punkte I^ der elastischen (Jentrallinie aus auf, so bilden die auf diese Weise erhaltenen Endpnnkte je eine Curve für die biegsame und feste windschiefe Fläche - die Curve der Polodie und Herpolodie.*) Beide Curven

1) Vgl. hierftlj^r iiipine oben erwilhnto DiAsprtution. 2i rnt»»r Heib4'baltiin>; «ler Hez<»irhnungt»n Poinsot's.

He»A: Biegung i«. Drillnng eines unetidlich dünnen elastisch. Stabes, «^3

sind transzendent ; die Polodie ist auf einem um die gerade ela<ti^H;he Centrallinie des Stube-j beschriebenen Cylinder zweiten Grades gelegen.

Verzeichnet man, wie aus den Componenten p, q, r die insiantane Drehungsachse @, so aus den jeweiligen Compo- nenten Ap, Bq, Cr die Achse des wirkenden Kräftepaars 1 natdi Richtimg und Grösse, so bilden diese Achsen ftir den als ruhend angenommenen Körper gleichfalls einen Kc^el zweiten Grades, ihre Endpunkte wieder eine (sphärische) Kaumcurve 4. Ordnung; dagegen ist für den Raum, wie liekauut, die Achse des Kraftepaares nach Lage und Grösse nnTeränderlich.

Construiert man aus den Com|)onenten Ap, Bq, Cr der Spannang eines Pimktes P der elastischen Centrallinie die Achse der »Spannung nach Grösse und Richtimg, so bilden diese Achsen für den in seinem undefonuirten Zustande sich befindenden Stab wieder eine windschiefe Fläche, deren Er- zeugende denjenigen eines Kegels 2. Grades parallel sind und «leren Endpunkte eine transcendente Curve bilden, welche auf einem um die gerade Centrallinie beschriebenen Cylinder 2. Grades gelegen ist. Dagegen sind für die Pimkte der gebogenen eLii.<iti*«i-hen Centrallinie die Spannungsachsen , wie oben er- wähnt, alle parallel, erfiillen also eine Cy linderfläche, deren Erzeugende mit der Achse des anregemlen Krätlepaares 1 >rleii-he Richtung besitzen ; die Endpunkte bilden eine Curve, welche <ler gel)ogenen elastischen Centrallinie congruent und liarallel ist.

Die Kegel der Krätlepaarachsen und die beiden Flächen der Spannungsachsen besitzen ilbrigens keine so hervorragende jpwmietri-iche Bedeutung wie die Kegel der instantanen Dreh- ungsarh>en l>ezieliungs weise die Flächen der instiuitanen K rnnnn u n gsachsen .

04 SUzung dtr math.'phpg. (l^tJote rfm 3. Mar: 1883,

Wir haben bereit- riben hervorgehoben, dass vielen Fragen . welche bei der rnteiMichnng de> Gleichgewicht«- za^ande« des el&*üschen Stabe< anttreten. äquivalente in der Theorie der Rotation nicht zur Seite stehen. Ia<besondere iie»ntzt die rntersuchnng der Form der gebogenen el&*<ti!«chen CVntrallinie kein Anak»gon.

Man findet für dieselbe

eine sehraubfnfonnig gewundene {leriodische Linie, welch»* in gleichlange omgniente Teile zerlegt werden kann. Sie kann nieniaN Wendepunkte besitzen, auch keine ♦-Ijene Curve -^ein . au>genoninien jene Fälle, in welchen das afficierende Kräi^f'paar um eine der Biegimgsachsen de> Endquers<-hnitt> oder um die Stal>achse selbst gedreht hat . wobei die elastische tVntrallinie in einen Kreis ge- l>ogen winl. respective gerade bleibt.

Tnter allen Projectionen dieser Curve ist jene auf die i n v a r i a b 1 e E b e n e des angreifenden Kräfte|mars die einfachste :

diesellie ist gleichfalls |ieri<Mli>ch und Ixsitzf ebenso- wenig Wendepunkte wie die liaumcurve selbst. Ihre Form kann niemals ein Krei> wenleu. auss«»r es dreht f^neder <la- Kräft4*paar um eine Hau))tbic*gimgsaehse sell>st <ider e^ ^iiid «lie InMdiMi Widerstäuile gegen Biegung einander gleich. Ks kann als«» «He ela<ti>che (. Vntrallinie des Stabes mit AuMialime die^T 2 -pK-iellen Möglichkeiten nie auf einem Krei^ ylinder liegen , d*»sM^u Achs*» der invariablen Krattepaarachse parallel i4.

Kiue rnter-iuhuug «ler Pn»j«Htioueu der (ileichgewichts- figiir «ler **la<ti<<heu (.Vntrallinie auf andere Klienen zeigt,

tla-> di»»se Pn>je<*tiom»u in keiner dersellien Perio- «liiitiit be-;itzen, «la-^s Me insl)eM>udt»re «lie F«»rui eines Kreis<»s

JleM»: Bitffung u. Drilluuff eifie» unendlich dünnen elastisch, Stabes, 05

nicht annehmen können, so dass also die elastische Cen- trallinie im allgemeinen Falle überhaupt nicht auf einen Krel^jyKnder aufgeRchraubt werden kann.

4. Kne weitere Abweichung in derBehandlung der Probleme des elastischen Stabes und der Bewegung des starren Körpers ergibt sich daraus, dass die 3 Haupttragheitsmomente A, B, C des Körpers Grüs^*en derselben Art sind, während die Widerstände A, B ^^egen Biegimg des Drahtes von dem Widerstände C gegen Drillung ■) ebenso verschieden sind, wie das Wesen der Bieg- ung von jenem der Drillung selbst. Es genügt für da« Ro- tationsproblem eine einzige Anordnung der Gr(>ssen A, B, C etwa A>B>C; dagegen müssen von vornherein für das Problem des Stabes notwendig 8 Unterscheidungen getroffen wfrdeu, je nachdem der Widerstand gegen Drillung der kleinste ( A> B>C), mittelste (B>OA) oder grösste (C>A> B) unter den 3 Widerständen überhaupt ist.

Bleibt man bei der Festsetzung A>BX^ für die zu bf'trachtende Bewegung stehen, so zerfällt die Untersuchung in 2 verschiedene Teile: es ist neuilich der Poiusot'sche Kegel der Pohnlie niemals um die Achse des mittleren Träg- heitsmomentes beschrieben, sondern entweder um die Achse >rrussten «»der kleinsten Momentes, und je nachdem die eine «jiler andere dieser zwei Möglichkeiten eintritt, sind die sich ••rg»*liend**n Formeln verschiedene, (tanz ebenso

nius> tur jede der '^ Möglichkeiten, da^ss der Wider- stand gegen Drillung imter den ^ Widerständen gegen r Deformation des Drahtes der griVsste mittelste, kleinste sei, nm-h einmal !mters<*liieden werden, ol» der Kegel, dessen Krzeugeiirlen die instantanen Krümnningsachsen parallel

.S. liieni>>er (Üebsch a. a. O. ji. 1%.

9i\ Sitzung der math.'pl%y8. Glasse mm .9. März 1883.

mnd (s. § 2), um die Achse des gnVssten (xler kleinsten Widerstandes beschrieben erscheint so dass das Problem der Biegiing und Drilhmg eines unendlich dünnen elasti- schen Stal>es fiir (3 verschiedene Möglichkeiten zu losen sein wird, welche sich übrigens <ler Gleichartigkeit der 2 Biegungswiderstände wegen auf 8 wesentlich differierende reducieren.

Die (xestalt der gebogenen elastischen Centrallinie wird von den verschieilenen Anordnungen der Grossen A, B, C der Deformationswiderstancle im Wesentlichen nicht heeinflnsst, so Afu«

die gebogene elastische Centrallinie inuner den Typut» besitzen wird, wie er im vorhergehenden Abschnitte cha- rakterisiert wurde - einerlei, ob der Widerstand gegen Torsion als der num«»risi'h grt)sste, mittelste oder kleinste unter den 8 Widerständen gegen Deformation angenom- men wird.

Um so )>edeutender ist dagegen die Rolle, welche eine verschiedene Ordnung der Grössen A, B, C der Hauptwider- stände in den Biegungs- un<l Drillungsverhältnissen eines ein- zelnen Querschnittes spielt. Wir notieren hierüber die Sätze: Ist der Widerstand gegen Torsion unter den 3 Haupt- widerständen des Drahtes gegen Deformation der mittelste, so kann <lie Drillung des Stal)es nicht fortwährend im nemlichen Sinne eriblgt sein, s<mdeni es muss notwendig (Querschnitte geben, zu deren beiden Seiten der Stab im entgegengesetzten Sinne gedrillt erscheint; diese Quer- schnitte selbst haben dann gar keine Drehimg in ihrer Ebene erfahren, und für alle Querschnitte, welche von ihnen na<h links und re(rht< gleichweit entfernt liegen, ist die absolute Grösse der Drillung die gleiche.

Ist der Widerstand gegen Driihmg unter den 8 Haupt- widerständen des Drahtes gegen Deformation der grösste,

HesA: Biegung u. Drillung eines unendlich dünnen elastisch. Stabes. Ö7

s<> kann in einem der 2 vorhin angeführten ünterfalle der Sinn der Drilluug niemals wechseln : sämtliche Querschnitte des Stabes erscheinen im nemlichen Sinne gedreht und es wechselt die Grosse der Drillung ganz symmetrisch zwischen einem Maximum und einem Minimum. Im anderen Unter- falle wird dagegen die Richtung in der Drillung wechseln. (ienau die gleichen Behierkungen sind zutreffend für einen Stab, dessen Torsionswiderstand der kleinste ist.

Auch bezüglich des Sinnes, in welchem die Biegung um eine der Biegungsachsen des Querschnittes vor sich ge- ^an^en .scheint, lassen sich solche üel>erleguugen anstellen.

Ist ein Widerstiuid gegen Biegung unter den 3 Haupt- widerständen der mittelste, so kann die Biegung, welche man •*ich um die Achse de» Widerstandes wirkend denken kann, nieniaL» im sen)en Sinne erfolgt sein. Dieselbe wechselt, indem sie für gewisse Funkte der elastischen (/entralliuie 0 wird: in diesen Punkten ist nur eine Biegung um die andere BiegimgsMchse erfolgt es ist also die Hauptebene aus der Biegungsachvse des mittleren Widerstandes und der Torsions- ach«* Sehmiegungsebene der ehistischen Oentrallinie für den lietreffenden I*imkt geworden.

Ist ein Widerstand gegen Biegung unter den 3 Hauj>t- widepctauden der grösste oder auch der kleinste, so kann tTir je einen der 2 Unterfälle, welche diasen Festsetzungen /.iikonimen, der Sinn der Biegung um jene Bieguugsachse nie- mals wechseln, es kann also niemals die Hauptebene aus der U-spHKrhenen Biegungsachse und der Torsionsachse Schmie- trungs*ebene der f.'entrallinie werden.

Vorst4^hende Sätze wurden aus der Betnvchtimg der Aus- druck«» jrewonnen, welche für die (iriVssen p, <i der Biegungs- «-■>ni|N»nenten und r der Drill ungscom]>onente in Funktionen [1 -•*::. MiiUi.-pby«*. L'l. l.J 7

08 Sitzung der math.-jßfiifs. CloRse vom 3. Marx 18H3.

des Kogens s aufgestellt werden können. Es mag von In- t*>resse sein, diese Ausdrucke selbst hier folgen zu lassen.

Für die Winkelgeschwindigkeiten p, 4. r eines um den 8eliwer[)unkt <> rotierenden Korjiers l»ezüglich seiner durch (> gehenden Haupttnigheiisachsen niuss nwn, wie bereits ge- sagt, zweierlei Fonnehi erhalten, je nachdem der Poinsot'sche Keg«»l der PolcKÜe um die Achse kleinsten oder grite««ten Trägheitsmomentes lM*schriel)en ist.

Bleibt man bei der Festsetzung

A>B>C

der '^ Hauptträgheitsmomente A, B, C stehen. s<» sind die beiden in Ktnle stehenden Fälh* charakterisiert durch

wo 1 die constantane Int^'nsit'it des anregenden Kraf'tejNiHn's

uiul die ronstant<' Winkelgeschwindigkeit der Drehung um

die (invariable) Krät'te])aanuhse l)e/eichnet. Ah--1* ist stet» grösser. (I1 l- stets kleiner als Null.

Setzt man

w s =. u ,

t\o n eine Tonstante ])efleutet, ^d erhält*) man itir die WiiikelgeM-hwindigkeiten p, (|, r.

1) .Iiir<»hi hut 'jt. ii.o.i ilie 2 Fülle Bii— l'-^z o unter einen ein- /.'n^ou /.iH:uiiiuiMii;i>t*;H<<t. iinl.Mii it A I> !?>►<' annahin, >4ohiild Bh ■- l*>o uihI <■ .>H>.\. wriin nii r-<ro war. Pi^'M« Aimahme involviert ilit" l'!xi><(<'ii/. /\\«'ii>i- \i'i-Miiii'tl(>ih'r r«']itnili*]]ip>u)i<l4>: will man U'i finiiu iiiiij iJi'iii^fMtrii CiMitiMli'llip-^niil lih'ilit'ii. iilso i'twa iM'i der FeNt^*l•t2unf; \ .^* IL -<'. ''o iiiii«*^ in <I(>n .1:it-olii'<.rhi'n Fonni>ln A mit ('. p mit r

Vi'i l.niwrilt Wriili'ii.

lief*: Biegung u. Drillung eines unetuUich dünnen elastisch. St(d)eii. 09

I. wenn Bh l*>o: wenn Bh—V<Zo:

, / l^-Ch , / l*-Ch ,

, / V—Ch' . , / Ah-l*~

am am w

,/ Ah-l* . ,/ .„. ,

GiA-G)'

V\\x den Modul x und die constnnte Grösse n ergibt sidi

-(7) yAh-i*) -Ch)

, / U-B) {l*-Ch) _ , / (B-O (.

"-'V ABC " = ]/ ABC

Xphmeii wir uunmelir für den elastischen Stab zuerst an. «la- Moment T des Widerstandes gegen Drillung sei das kleinst»» und dasjenige A des Widerstandes gegen die Biegung um ili»* X'-Ach>e des Quersehnitt4^s das grösste. Dann sind dit- tiir die Krünnnungsconiponenten p, q. r aufzusUdlenden Ati«^lruike genau «He vorstehenden. Will man aus ihnen ;i'uli für t\u' Möglichkeiten, djtss der Widerstand gegen l^rillung der numerisch mittelste (Hier grösste ist, p, (|, r 1 bilden. M> vert^iusche man cycli-^ch die Widerstände A, B, ( ••iiu-r-eits un«l die Kriinnnungscomponent^Mi p, q, r andererseits.

Danuu'h l^ekonnnt man für die BiegungscomponenttMi p. «j und die DrilIung><(mi|Mment^ r.

wenn A> ]i'> C und

Bh -r'>o: Bh-P<o:

die iihigen Formeln I.

100 SiUutuf der math.-fhti». Claieie rtm 3. März 1883.

II.

Wenn B>C>A \\w\

Ch-l*>o: Ch l'<o:

ciManiN

,/ Bh-l* . ,/ Bh-V-

-, .sinaniM r I / -, «- vt •»'•iiai"''

-41 ^ CkB-C)

III. Wmhi Oi4>B un.J

, / l* -Bh , / Ch-V .

,/ CA -i«"' ^ - / 'Ch-i*~

niaiHN

, / V Bh , / l*-Bh .

In diestMi Foriiu»ln bodenten 1 die für jeden (Querschnitt durch djvs Kräft^»paar t»r/euj^4» lonstanti» Spann ungsgrTiRse.

. die um diese Spannun^achse wirkend gedachte coiistante

romponenb* der «gesamten Deformation des })etreirenden St«b- elementes.

Wie erwähnt, kann man aus einem der .*i Hauptfalle I, 11, III den foljr»»n<hMi ahhMten durch cyclisi^'he Vertaaschunj( v<m A, B, V und von p. q, r: die Bildung des M<nIuIs x und der

Hetut: BieguHtj n. Drülung eines anendlickdünnen elastisch, Stabes. 101

C\>iist4inU»n Ti i«t hienach aus den unter I gegebenen Formeln ohne Mühe zu bewerkstelligen. Aus einem der bei jedem Haupttalle auttretenden Unterfalle erhält man den zuge- hörigen, sobald man den grössten mit dem kleinsten der 3 Hanptwiderstande und gleichzeitig die nach den Achsen dieser 2 Widerstände wirkenden Krümmungen vertauscht.

6.

Nachdem wir uns im § 3 über die gebogene elastische rentrallinie des Stabes insoweit informiert haben, dass wir über ihre Gestalt nicht wesentlich im Zweifel sein können, möge es gestattet sein, die Gleichungen derselben vorzu- führen. Das Nähere über deren Ableitung wird an einer anderen Stelle mitgeteilt werden.

(ielegentlich der Fixierung des Problems des elastischen Staljes (gl) waren für die Cwjnlinateu x, y, z eines Punktes P der gebogenen elastischen Ontrallinie bezüglich eines im Räume fes^t^^Iegten C\)ordinatensystems XYZ gefunden worden

X - j c . . y =z i c,ds, js =i \ c\ds^

wo r, c\ c' die Neigungscosinus der Tangente an die Central- linie in P gegen die festen Achsen X. Y.Z vorstellen. Diese Xeigungscf)siuiLs sind zunächst in Funktion des Bogens s dar- zastellen.

Dieselben lassen sich aber zurückführen auf den ein- zigen Winkel ip. welchen eine feste Gerade der Coordinaten- ebene X Y bildet mit der Schnittlinie zwischen eben dieser rNjonlinatenebt»ne und der Ebene X'Y' des (Querschnittes eines Punktes P der elastischen Centrallinie. Dieser Winkel wird Mch. je nachdem der Widerstand gegen Drillung des Drahtes imUff den 3 Widerständen gegen Deformation der grösste oder mittelst« «Hier kleinste ist, je nachdem also für p, q, r die oben angettihrten Fonueln I oder II «xler III zur Geltung

1 02 Sitzung der math.-jjhijv. Classe com S, März i«*?.

koiiniieu. verschie<leu darstellen. Da die Gestalt der elasti- schen Centrallinie nicht wesentlich anders sein wird, ob nmn unter den 3 Annahmen I. 11. III diese i>der jene wählt, s<i genügt es wohl, nur für einen Fall die Bildung der Aus- drücke für die Cuordinaten x, y, z zu vollziehen. Wir wählen hiezu den Fall, in welchem der Widerstand gegen Driüung der kleinste ist und gleichzeitig der Kegel zweiter ( )rduung, dessen Erzeugenden di«' für den noch nndefonniert^n Stah verzeichneten Krünnnungsachsen parallel sind, um die Haupt- achse der Drillung beschriel>en erscheint, also den Fall, der charakterisiert ist durch

A>B>C. Bh-l*>o.

Wählen wir hiefür die invariable Achse des angreifenden Kräftepaan^s 1 als die feste Co^mlinatenachse Z des Raumes. so wird die XY-<\M)rdinatenebene zur invariablen Eigene de* Kräftepaars. Der obige Winkel i/' zwischen einer festen rieraden <lieser Ebene und der Schnittlinie der letzteren mit der ^iuerschnittsebene X' Y' ist dann derselln? Winkel wie der Eni er' sehe Winkel i/' zwisihen einer festen Ueradeu der invariablen Eben*» «les Kräftepaars, welches einen Körper zur Bewegung um seinen Schwerpunkt anregt, und der Schnittlinie die>er Ebene mit der Ebene X' Y' der I>eiden llauptträgheit<achsen X', Y' des Kör])ers.

Für diesen Winkel fand JacobiM, dass ersieh aii-^ einem mit der Zeit s prnportionalen uml einem damit peri<r- dis<hem Term zusammenstftze : genau s<» verhält es sich mit unserem Winkel i/'. Setzen wir daher

>o wird n'u juit <ler linVsse u n.s, also mit dem Bi»geu :• der elastixhen ('entrallinie i)rn|X)rt.i(»iuil , und \(f muss eine

\\ u. a. (>. p. 157— J.VJ.

IffM : Bieguuff n. Drillung eine» anendlich dünnen elantisdi, Stabes, 1 0»S

l>erMKiisclie Funktion der Grösse u d. i. des BogeiLs s sein. •iHCMibi findet ttir die letztere

./; = i . log ^^^±i-)

üieliei wurde

\

/C{M-P) . .

/ -z = t sm am la

jjesetzt, und die Onistante n' ergab «ich als

Da ü* der Winkel zwischen der Schnittlinie der (^uer- s<hnittsel>ene X'Y' mit der invariablen Ebene XY einerseits und einer festig <ierailen, etwa der Y-Achse, andererseits ist, s«» stellt offenbar i// den Winkel zwischen der genannten ^«■huittlinie und einer neuen Achse (Y) der XY-El)ene dar,

welche sich mit der Winkelgeschwindigkeit - im negativen

Sinne in der XY-Ebene zu bewegen scheint.

Man kann nun ebenso gut die Coordinattni des Stab- \muktes P auf das feste ( Koordinatensystem ZXY beziehen ii> iuuh auf ein neues System, zusannnen gesetzt aus der in- Vdrialileii Achse Z des angreifenden Kräftopaares und 2 be- '^»Vlichen Achsen (X), (Y) der invariablen Kräftepaareben*?. l^d für diLs letztere System die Winkel ip' periodisch werden, ^' winl l^ei einer grai)hischen Darstellung der gebogenen ♦luetischen (Vntrallinie thatsächlich am besten verfahren *>nk»ii, wenn man sich die Lagen der (Geraden (X), (Y) für *W ;fewr4hlten Wert des Bogens s d. i. für ein bestimmtes u '■"•nstniiert und l>ezüglich derselben die Grössen der Coor- 'Jinatnii (xi.U') aufsucht.

104 Sitzuntß der math.-ii^ujif. Classe vom 3, März 18S3.

Bezeichnet man die Neigunj(scosinns der Tangente Z' eines Punktes der elastischen Centrallinie gegen diese Iw- weglichen Achsen (X), (Y) mit (c), (c'), so wirtl gefunden

Hieraus ergeben sich sodann die Neigungscosinus c, c' der Tangente Z' gegen die Achsen X, Y des testen Coor- dinatensystems; denn es ist

c := (c) ' cos nu + (c) sin nu c = ic) sin nu + (c) cos nu.

Der ('osinus d«« Winkels der Tangeute Z' und der festen Achse Z des invariablen Krätlepaars ist für beide Fälle

n_Cr H{ia),e^{u) ^ " l ~'' i:H,{ia)\e{u)

Führt Juan statt der ©-Funktionen die unendiicheu Keihen in die Fonneln iWr (c), (c') ein, wie sie Jacnbi in seiner Arbeit „sur la rotation" aufgeführt hat, und in- tegriert (c) . ds, (c') . ds, c". ds, so erhält man 7AniäclLst ITlr das System Z, (X), (Y), dessen Achsen (X) und (Y) beweg- lich sind, die C(Hjrdinateu folgendermassen ausgedrückt:

1 q fi^l^(i-q- )(i._j'" )

-».. ht f

(y).7) = 4(g +3 ) . -T

U 2fl fAV

q (i q ).sin* «

t . 2fd h 2JU-H»

f'=i Md-g )(i-3 )

M : Bietfunff m. Drüluntj eines unendlich dünnen elastisch. Stabes. 1 05

In diesen Formeln l)edeuten v eine mit der Bogen- ige s Her elastischen (lentnillinie proportionale Variable.

/I Hfl

* übrijj^en ^irixssen Constante, nemlich

K

Die Toordinaten eines Punktes der elastischen Central- lie bezCif^lich des testen Co<jrdinatensystems ZX Y des Kamnes iden ^ich. wenn die frßhere (irösse

/ rt

«setzt winl, ausgedruckt, wie folgt. M ist d&ssell)e wie vorher.

^t u

r n -g , ^ ' ' X- Q .sin[m fti) v

/«(l -g ) ." -^ (m— iii)(l— ri )

1 . 2.li -6

."^1 0'/ + .") (1 (? )

6'..

.7.i;= -^-sni- -4-4flr -2; = ^.

^a 2 ' ^ , zu-Jt-h

m(\—q ) « -1 (/w— /i) (1 - 3 )

!'>•» SUz »{»*;! der unUh.-iJitjs. CUiah*: vom .V. März 1883.

HiHl»ei wiinlf «ler <'fH>rcliimteiiaiitan^.sjmiikt der Wülen Sy^ttfiuH Z<X)(V) Miul ZXY im freien Kiid(|UerselLiiitt des >tai»es antrenniiiineu. m> «la^vi tur s -o d. i. u = v := o jede !.'• •• 'nliiuUf zu Null winl.

Es erril»ritrt iiuch. einiire sperielle Fälle hervorzu- h^ii>t..iT. S..lchH kouiiHii herbeigeführt worden durch s|KH:ielle l.a;j:f!i 'ler Ach<e dt-s den freien End<|uers('hnitt un^n.*ifenden Khirtepaare-i i^ler dr.nh »<j>ecielle Wahl der <'oustant^n, welche •ii»* Widor-tan«le de? Stal>e5J ^t^en Biegnnv? und Drillung d»r- ^ceüen.

Wir knüpfen wit^ler an das Problem der Rotation eine» ^Mvr^«:-. K'."irivrs um meinen Sehwer]mnkt an.

l LiuNst man fla> auf den starren Köri>er einwirkende \'tkt:«iiviar I um eine der '^ Hau])tträ(^heitsiehsen des Kor- ^ '^ ^\ir\t*n. ^' vollzieht sich die Drehung ?stetN um diea^e V.!v' ■::!'i /war mit konstanter «lesidi windigkeit. Der l^e- n X-^:«' K^V'I der r«ilt»die s«»wohl als der feste der Her|>e- «ic N-.v. iv. lifM* Aibv die iH*rnianente Kotationsachse -- <i>;:*x'«^''.*"-:'i . ü^ lurvcu d»T l'iditdie und HeqxdcKlie in

!^- .• i.i> ;r.'.! den freien En<liiuerschnitt des Stalles

**• V ' K :■;::« :«;tar 1 um ein»- diT '2 H aufit b iegungs-

•r .:.. «iie T" r>i ««n «^ac list» (d. i. die gerade

,. ^. ., . :r.»V.:vr.v) It^ St;*iH»^. <*• ist die Krümmung um

x: V. ^ >:äv.:. In. ersten-n Fallt' wird die elastische

.,^ ivi:. Kr-is ireiv^ijen. «dme das8 der Stab ge-

,: w.'.:.^:; F./.ie bleil»t diese Linie gerade,

», . -, ••..-r.-.-.r!^ ^^»iier^hnitte gleichniässig

^. ^ -.v.r: ■•: -t'^ •*■* erM-heint nur gedrillt. Die

v*,vxi" V*:";' KV.ii'h'* der in<tantanen Krnmmungs-

lloa: TiitfjHng u. DriUiwg eines uneudlich dünnen elastiifch, Stabes. 107

achäeu sowie die feste Flüche derselben sind ftir den ersteren Fall in Kreiscylinder tiberji^egungen, die Ourve der Endpunkte der Krümmungsiichsen, die Polodie und Herpolodie, in Kreise; tnr den zweiten Fall dagegen reducieren sich diese Flächen auf die Stabachse selbst, el)ens<) die beiden Curven.

Hiebei sind nun zwei wesentlich verschiedene Annahmen zu machen.

Dreht nenilich das den »starren Kör])er afficierende Paar 1 um diejenige Haupttnigheitsachse, welcher das g r ö s s t e oder kleinste Moment zukommt, so ist die Bewegung des Kör- pew um diese Achse stabil: ein der Achse erteilter kleiner An.>ii>tef lasst diese nur einen kleinen Kreiskegel um ihre Kuhelage beschreiben. Is-t hingegen das Trägheitsmoment um die Hauptachse, um welche 1 wirkt, das mittelste unter den ''\ Trägheitsmomenten, so ist die Bewegung des Körper« mn ilieselbe ein labile: es bedarf nur eines kleinen Aa<t4^ps8es, um die Drehungsachse einen Kegel von endlichen Dimensionen. <len der Herj)olodie, im Raiune beschreiben zu laa^en. Im Köri>er scheint dieselbe bekanntlich den Kegel der FohüHe zu durchlaufen. Derselbe ist hier in 2 Ebenen u^ienreganjü^en , wekhe sich in der kritisilien Hauptachse mittleren Trägheitsmomentes durchsetzen; je nachdem man den kleinen Anstoss im einen oder andern Sinne erfolgen la.v*t. erscheint die eine (xler die andere Ebene als die auf dem Kegel der Herpolodie abrollcMide. Die PoIckHc ist in 2 EUip>en ü]>erg(»gangen, die ebene ('urve der Herpolodie in eint- .Spirale, iler Kegel der Herpolodie ist also spiraltörmig gewunden.

Dreht das auf den (Querschnitt des Stabes einwirkende Kn4ftej»aar I um diejenige der :^ Hauptachsen <ler Biegung und Drill ung. weleher das numerisch grösste oder kleinste Wid^r^iandsmoment zukommt, so ist das ( rleichge wicht der gebotenen elastischen Centrallinie ein stabiles. Bringt man

lOK SiUuwj der math.-iilitjs. Clastte com 3, März 1883.

<li«'Ni»llM* i'iii weni^ aas ihrer itulielage, welche als Kreis oder ^rrmh' Liiiit* ^«»l*im(h»n wurde, so kehrt dieselbe stets wieder dahin xurHck. Hat dagegen dtts drehende Paar 1 um die- jtMiig4» llauptiichse gt»wirkt, welche unter den 3 Hauptwider- .standsnioni(*nt4*n das mittlere aufweist, so ist das Uleieh- grwiiht diT gelMjgenen ehistischen Outrallinie nur labil:

sei es, ditss die (VntniUinie in einen Kreis gebogen wunle, sei es, ilass sie gerade geblieben war - es bedarf nur eiui»r geringt»n Berührung, um dieselbe in eine ganz neue Turve, von logarithmischem Tharakter, schnellen zu hissen, in weh-her Biegung und l>riHung neben einander \orkiuumen. l>ie windsehiefen Flächen, durch deren Auf- bit»gen wir dit» Deformation de> Stabe> her\'orgebnicht er- kläi>MU In^sit/tMi, wit» auih die auf ihnen geh-genen Turven der PoKnlie mid Heri>«d*Klie. gleichfalls l«>garith mischen riuiniktor.

2. Tutor den in^Miuden'n Annahmen, welehe in der ^^ .ihl dt'v ronstauten de> niiiorenden Kr»r]»ers. d. i. in der W .ihl liiT i ll;i.ii*ttr;i^iieitMuouienir r-ine l^es^mdere Rolle ^r-.e.i".-.. N:'.:,i ,i;,- Iv.iii r^o'•.swt•rtr»^^■l: »iie ilt-r t.ileiehheit zweier .\li: ..\\c\ s\r\': T rUrhr ::>:::••.:.<::> .

^:v. i u Tvii:"-.? ::>:v V..T : > r:::.*:. i«r irlri^b rmd wirkt

*..x .i:- K-;<: •.rv.;.- cv-Ärr;vw.r '. i.IkV.Z \m eine der

^ •. '. : v::-.. ..:.: >*.-:\*-. ..-:' V.r.>t:'.:. ^ i:v-hr «iie Rotation

** .v.i" ■. ^. ..'.'' r- ■.»:«:: '--.'S." ■•■■•. v.^x»:: v r '-ich. Der

.. '\.v ^ ^^ . 4> " "^'<- > - *. xr^rVi-e-^rl ;!^w«>rden.

'.'^■- ■■..% ■. -^ .-. V.' V- ■■:«^ ^A •-> :i:.r.: «.inVssen

^ V - -4 -: . -:•>.. •:••>: . M der

>*. . i ^ . ■. :•><-• •■■. UT>r :«*:dra die

*'^ vx . ^'v- >.-v.' ^ •«>*-•':■. •■•:■• -etiÄT der

•. "s^ o"^ ^ ■• V •->.■ •.>^"'':'->icac«: c"*?kh ge-

i/r**: Bieguwj u. Drtllunff einen unendlich dünnen elastisch. Stabes. 1 09

Sind die beiden Biegungswiderstände einander gleich, und dreht das den freien Endquerschnitt beein- fliiflseude Paar I nicht um eine der '^ Hauptachsen , so winl die gerade elastische rentrallinie des Stabes in eine Schraubenlinie um die Krattej)aarachse gebogen und der Stab ganz gleichmässig gedrillt. Die auf der biegsamen winibchiefen Fläche gelegene Polo<lie ist ebenfalls in eine Schraubenlinie, beschrieben um die gerade elastische T^en- trallinie, übergegangen, die biegsame Fläche seilet also in eine gewohnliche Schraubenfläche. Die Curve der Her- imlodie auf der festen windschiefen Fläche ist eine secundäre Spirale, die Fläche selbst eine secundäre Schraubenfläche geworden.

Ist dagegen ein Biegungs widerstand und der Tor^ionswiderstaud einander numerisch gleich, so wird die gerade elastische Centrallinie fies Stabes in eine tnmscendente Cunre von trigonometrischem (/harakter ge- bogen. Die Drillung ist nicht constant, wohl aber die ftroase der Biegung um die andere Biegungsachse. Die windschiefen Flächen und dieauf ihnen gelegenen ('urven Ijentzen gleichfalls trigonometrischen (Charakter.

'A, Sind für den rotierenden Kör|>er die :^ Haupttrlig- heitficniomente einander gleich, so ist <lie Achse <les ein- wirkenden Kräftepaares 1, welche Hichtung sie auch l)t»sitzen m^ige. immer |K?nnanente Drehungsachse und die Drehung vollzieht sich um dieselbe mit constant bleibender Ge- schwindigkeit.

Werden die ^i H au pt wid e rstands niom e u te des Dralites gegen Deformati(m einamler gleich, so wird unter dem Einfluss eines Kräfkepaares 1, dessen Achse eine l)eliebige Neigung gegen den Endquerschnitt besitzt, die gerade »^Lftstii-jche Ontrallinie wie<ler in eine Schraul)enliuie um die Knlft^paaracbse gebogen und alle Verhältnisse bleiben im

112 Sitzung der mathrpthija. Classe com S. März 1883.

ZU unterrichtoi versuchte, welche sieh auf die Bildun{< rl r M i n e r ai 1 k o h 1 e In^zieheii und deren Feststellung daxu dienen kann, die in neuerer Zeit vielfach wieder in Fn^ ^estt»llte Kntstehun«^ der kohli^en Mineralien, insbescmden* der Steinkohle aus Land- und Süss wasserpfla nzen im (.it»^tMisatz zu ihrer Bildung aus M e e r e s a 1 g e n ■) klar zu stellen, sowie über die näheren TniKtände der Kohlen- fli)tzal)higerungen orientirende Aufschlttsst» zu erhalten. & war mir dn\m von vornherein wahrscheinlich , da«s weder die chemischen B(»trachtungen für sich, noch auch die Untere suchungen in Dünnschliffen allein genügen, um in dieser Richtung zu voller Klarheit zu gelangen. Es schien mir notli- wendig, zugleich auch die Textur der Kohlensuhstunz an sich und in der Art, in welcher wir die Kohlen in der Nat-nr auf den verschie<lenen Lagerstätten ausgebildet Knden, im ZusamuHMihalti? mit der Beschaffenheit der sie hegleitenden rJestcine in Berücksichtigung zu ziehen. Ich verwuchte zn- nächst die Hilfsmittel , welche uns die Chemie und das Mikroskop an die Hand ge(>en. in Anwendung zu bringen, um tiefere Einsicht in die durch die enge Zusammen Häufung luifl Vermengung verschie<lemirtigen Materials selbst in I)(lnn- Mrhliffen schwer zu unterscheidenden wesi»ntlichen Uenieng- t heile <ler K<dilenmassen zu gewinnen, ohne je<lcK-h vorläufig auf Fragen über ilie chemische Natur der Substanzen weiter einzugehen.

Es ist in dit»ser Beziehung eine auffallende Thatnaehe. dass weder in der im Eingange erwähnten vortrefflichen A rbeit , noch in M u c k V< Kohlenchemie und in <i r a n d Kurv 's so iM'schöpfenden Allhandlung ülM*r die St<*inkohleu- bildung'*) auf dies*» rntersuchungsmeth<Nle Rücksicht gen«ini*

li Sii'hf Miirk. iirumlzüj,"' ""d Zieh» der Steinkohlem-heiuie. l*"-!. S. 1l'*J, niiil l'rt'iiiy in Coiiiptes n*ndiis t. >i^, p. 104x.

-') Mt'niMirr «iir h\ tVtriiiiitinn de 1:i linnill«» in den .\nn:i1e< di*:« IUI in- *• >:o|-.. l. I. l^so, p, «|<»,

r. Gümhel: Beiträge zur Kenntniss der Texturverhältnisse etc. 113

men wiirde, welche in ihren Hauptzügen schon seit längerer Zicit bekannt ist und auf welche in Zirkel's Werke: ,Die mikroAkopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine** S. 2C>0 nach Gebühr hingewiesen wunle. Ich selbst *) halje wiederholt auf die lehrreichen Ergebniase aufmerksam ge- macht, welche sich auf diesem Wege erzielen lassen. Es i4 dies der Hauptsache nach die von den Botanikern viel- fach benützte Anwendung von Kaliumchlorat und Sal- petersäure, welche, wie es scheint, zuerst von Franz Schulze in Rostock') auch auf die Untersuchung von Steinkohlen mit dem besten , Erfolge übertragen wunle. Schulze hat empfohlen, die zerkleinerte Steinkohle mit tini^ni Geniische von Kaliumchlorat und massig concentrirter Salpeten^ure zu behandeln, und aus dem auf diesem Wege erhaltenen Produkte die braune, dimkelfärbende Substanz durch Anmioniak zu entfernen, um die nunmehr vollständig diuxrhsichtig gewordene Zellenmembran in einem zur Unter- Jiochuug unter dem Mikroskop geeigneten Zustande zu er- haben. Eh ist schwer verständlich, wesshalb diese einfache rntersuehungsmethode so wenig Anwendung gefunden hat. Ich vermuthe, dass die genaue Befolgung der gegebenen Von«chriil in vielen Füllen desshalb nicht zu dem gewünsch- t#»n Ziele geführt hat. weil hierbei meist nur hr>chst dürftige, sehr zarte und schwer erkennbare Iteste der Pflanzensub-itanz nbng bleil)eu, die >ehr leicht ganz ill>ersehen werden können. L>a2u konmit, dass die Anwendung so scharfer, ätzender ( 'heniikalien mancherlei Unannehmlichkeit im Gefolge hat lind namentlich, dass das Mikroskop durch die sich ent- wickelnden D»m})fe der Gefahr ausgesetzt ist, Schaden zu i#*iden.

li U«fo^oi«t. MitthiMl. auH d. AliH»n, Abth. V, ^itz.-Ber. d. I»;iy»»r. Ai-aiJ *l. WiMi. 1H79. S. 41, dann ülx?r St«»innietoorite in Hiiy»'ni. ^it/,-li. J. Uiyer. Acad. d. Wiss. 187«. I.

l'i MonatMUfr. d. IWliner Acad. d. Wiss. 1855, B. «75. ,l-s;. Math.-phy«. Cl. l.J 8

114 Sit zun p der mathrjUiifx. ChiHxr mm .7. März 1S83.

Ich habe dies«» Seh ulze'so ho Methcxle wesentlich dahin abgeiindert, <lass ich zuiiächst die Aiiweiidnnfy( von Amnumiak unti»rlasse. Denn es hat sich gezeijift, dass das Amnumiak nach der Behandhnig mit Kalinmchlonit nnd SaliHjtersaure in dem erhaltenen Rückstände eine grosse Masse der Kohlen- suljAtanz völlig anflöst nnd zerstört, weU*he die l^anzentextwr in der ansgezeiehnetsten Weise erkennen liU8t. Es ist daher zweckmässig, die erste niikroskopiscrhe Untersuchung vor der hehandlung mit Annnoniak vorzuneimien. Dabei ist aller- dings die t.iei'l)ranne Färl)ung des Hücksbindes störend und <»rschwert. sehr hilntig das Erkennen der feinen Pflanzen- t.»»xtur. Ich l)enütze daher zur theilweisen Entfernung dieser brauneil Färbung al)s(duten Alkohol in einer später näher zu erört4*mdcn Weise. Wehdi beträchtlicher rnterschieil sich ergibt, je nachdem man die eine oder die andere Be- handlungswcise in Anwendung bringt, zeigt l)eispiel.sweise die mit dem Traunthaler Lignit vorkommende PVserkohle in dem auffallendsten (irade. Nach der Einwirkung der Mischung von Kaliumchlorat und Salpetersäun* auf diwe Faserk<dile bewirkt Ammoniak eine nahezu vollständige Auf- lösung der behandelten Msisse und damit natürlich auch ein Verschwinden aller wahrnehmliaren Texturanzeichen, wähmiH IxM Anwendung von Alkohol an Stelle des Ammoniaks sieh die Textur von Coiiiferenholz in einer Schönheit erkennen lässt, welche mit jener im Lignite selbst wetteifert. Eine gleiehe Erfahrung haU» ich in zahlreichen anderen Fällen gemilcht und gefunden, dass es sich t)tt als vortheilhail er- weist. au<h schf»n vor Anwendung von Alk(»hol die Probe einer mikroskopischen rntersuchung zu unterwerfen, weil selbst durch Alkohol in manchtMi Fällen gewisse» Textiir- ainleutungen verwischt werden.

Da die Herstellung der zu einer mikroskopischen Tiiter- sucliung brauchbaren Proben liej «ler Anwendung tier ange- tührten Cheniikalieii wesentlicli von dem eingehaltenen Ver-

r, ßikimiwi: Mriträ/fe zur fCfnHtni^s rUr Tejturvvrhältttijise fic. IIT»

I

l>han^. tUSrile es nützlich erseheinen, die von rtiir

Jiig^tR' BfhaudlmigHweise hior eh^a-- näher /.u s*:hil-

, iinibt*i kh 7.iun Vonias htMurrken wiLI, \\tias untrer tillmi

Tei>n«"htm zahlrfnchi.ni ( LwdatiiMisiniitphi mir ki'iiips

. . IHeiiJtte ld>t>'tf% al"^ KaiiiuiuJjlontt uml SaliiiHersjiiirf,

•ri4che Mj8('hun}^ iiii F<ilgench*n der KilrAP w*>ren als „BIpicIi-

lös^ij^keit* bezeichnet werden >i^>ll.

Am atweekdienhV" listen liat sich mir die BeniUznn^ einer

l^rHilii0**n LiVsnn^ von Kalinniehlorat In "W asser und einer

.Sail|i(*to>4ifire von 1,47 «]>* <tew, bewährt. Hei zn energischer

Kinwirkufiir :iijf ijewiase jnn^ere kohh^»" Snksfcunzen kajni

dif>^* MiMbtnig ijeliebi»^ verdünnt werden, Man lilsst diese

Mi«chiiii}i( lünjiCere Zeit auf die Knhlenjirobe einwirken. Ks

kA fBr iIä)* Üelint^en we*»entlieh , <ljb*s die Einwirkung hiug-

*ain r«»n !ttntti*n geht, wesshalb man die Prcdien tagehinge

-J*4nii lIiv^t. Zeigt es »ich, dass die Kohle sehr wenig an*

ICtncnffen wird, wa^ an der hellgelben Färbung der Fh'issig-

sUitt i*jner tieflirannen sieh bemerkbar niaeht, s<i kann

H !gegtJ8$>5eue Uleichflns^iigkeit mit einer neuen vertauseht

Bwenlüii iMler mau sucht dnreh Erwärmen ilie OxydatitinK-

Hmtrirkimit y.n verstärken. Manche K«dilen h.^isten eitun*

Hderartigini Mi^ichung grosseji Widerst an il. In diesem Falle

BwHiiift inun Kalinmchlorat in Sulmtanz an, das man mit

\ «lifT kehligen «Substuna vermengt und mit starker Salpeter-

ölirrhfMi nbergies-^t. Doeh ist hierliei gn»sse

_^. weil in manchen Fällen bei t'ein|nilverigen

1 rnirf letctit zer^t/buren jüngeren Knhlensorten zuweilen

i'^fig»* K3q»h>sionen erfolgen, wobei die Mischung aus den

t^'^hreii h**nnisg€«chleinlert wird nnd leicht Heschlklignngen

vwitrsueiit. Ueberhaii|it konnnt e> zuweilen namentlich i>ei

»IfiD Erwiinnnn vor, dn^ walirscheinlicli in Folge von Bitd-

^' n vim rhlor-itickst/>H' nnt*^r stjtrk<*m Knall

. ^ Mch eri*ignen, wie denn nbeHiaojtt wegen

Jer Bnlwi«:kltiii|yc von Thlorgtus bei der ganzen Mauipulatifui

IIC Sitzung der math.'pkys. Clnsse rom .?. Milrz 188S.

die ^prosste Vorsicht nnznrathen ist. Gewisse Kohlensnrten. namentlich die ältere anthracitische Faserkohle und der derbe Anthraeit widerstehen grössten Theib selbst der Ein- wirkung von festem Kaliumchlorat und Salpetersaure unter Anwendung der Kochhitze; es werden bei diesen meist nur geringe Antheile der Substanz angegrifFen. die Hauptmasse zeigt nur an den dünnen Rändern gleichsam ein Abschmelzen und den Anfang vom Durchscheinendwerden. In solchen Fällen ist das vorgängige KcK-hen der Kohlen])rot)en in concentrirter Schwefelsäure bisweilen zweckdienlich, indem dadurch wenig- stens einzelne Theile der Kohlensubstanz bei der nachfolgen- den Kinwirkung der BleichflOssigkeit hinreichend durchsichtig werden, um sie zu einer mikroskopischen Untersuchung ver- wenden zu können. Ein an<Ierer Theil dieser Anthracite bleibt auch bei diesem Verfahren nndun*hsichtig und nimmt nur an den Kändeni nach und nach an Substanz ah. Bei solchen Kohlenarten ftihrt nur die schon früher vielfach mit gut^m Erfolge benutzte Metho<le einer langsamen und thcil- wei>en Einäscherung zum Ziele , indem in der Asche dünner Splitter oft in unerwarteter Klarheit die volle pflaux- liirhe Textur sichtbar wird. reberhau]>t ist es sehr nützlich. mit der T^ntersuchung der Kohle selbst auch die ihrer Asche zu verbinden. Es gelingt sr»gar ziemlich leicht, Kohlendünn- srhliffe einzuäschern, welche lehrreiche Aufschlüsse geben.

\VjL< dir Beschaftenheit der zur Tutersuchung verwen- df*ten Kohlen iinl>elangt, so wählt man am vortheilhaitesten möglichst dünne, dabei gleichmässig di(*ke, ]dattenformigip Splitter, wenn nicht für l)es()udere Zwecke erforderlich wild, grössere St.nck<* in Anwendiuig zu bringen. i.)ft macht fr iHj* Kohlenart, die derartige Brurhstücke zu gewinnen nicht gi»stattet. n(»thwiMidig. Bruchstücke wir sie sich eben bieten. zu brnützen. Auch losgelrKb* Dünnsrhliüe liefern meist ein sehr brauchbares Material : doch gewäliren sie in der Hegel gegruCilKT il«*m zu ihrer Herstellung nothwendigeu Aufwand

f: Beitrat tttr Ktnnimnx der Tcjrttirtft'hältmMitr Hc, 117

Arbeit kr^tneii »^iitÄiirtxlieiid x**^*^*^^*^" Vortheil ^ ak die

idiiigv^r rebung leicht mit dem Hammer zu gewinne luleii

^^Uttt*f. kt zu emfifelilen, dies** Splifct-er nowuIi]

" ' V "' ' M fläche» als^ seukref.lit zu derselben einer

iimig zu unterwerfen.

Dif» Einwirkung der Bleichflü8sif<keit daH* nk für eine

?rf B*'handlnnj4 «genügend «jrai'htet werden, s^djald djü

rendeten KohleuHtückeheu lichtbraun )^elblich sich zeigen,

tsti riiihlich^ .sobald .sich li<*htt»r gefärbte Fragmente be-

rkbtir mncben , isufort die weitere rifterHuchuug vonsu-

»eluiieti. Krgibt sieh hierliei, dass die Kohlenstückchen noch

li A^m erfi»nlerlicl»en tirad «ler Oxydatit^n erhingt haben.

HAU die BleichfldKHigkeit wiederholt auf flieselbe

je nach rnwtänden unter Anwendung von Knlium-

■i in SuMiiuz oder unt*?r Beihilfe von Wärme, Bei

%isen Kohlenarten (Fett-Glanz-Buckkohle u* s. w.) erweist

mtch &1§ «ehr voriheilhatl, die Kohlen^tfickchen vor ihrer

liandinng xii erhitzen, tun «He Süchtigen Best^iud-

li Anwesenheit häutig die Khirlieit der Präparate

lUiciitigi, XU entfenien» Doch darf der Hitzegrad nicht

h»»ch gest^ngerl werden, dast< die Kohle y^ich defunnirt,

rhaulzt «ider sich aufbläht.

W tiiclit nUhB^im, nach erfolgter Einwirkung der

jkeit dieüellie mit Wa?sser zu verdtlnneD, wei'

' allermeisten FHllen sofort eine Ausscheidnng

jt*n Fh»cken erfolgt^ welche die zersetzten

»hWitütilckcbeu umhüllen und bei der mikroskopischen

•iklar machen* K»^ i4 viidmehr anzuempfehlen,

,^keit laugsiun ujul i)elmt>Hin abzugie^sen und die

iiuknjetko|iL^he L'ntersuehimg sofort, an den zurück blei-

9B g^bieichteu Kohlen fragmenten vorzunehmen. In die*

^mm ZiaiiAiid** lit^itzen indess die Kohlenprol>en meist noch

mi€ tiefbmune Färbung und einen geringen (irad von Durch-

whtil^int, w#!lrhe verhindern, die bpreit*^ meist jet7*t schon

1 l^^ Sitznntf dt-r muth -/ihiftt. CltUiisc com 'i. März 1883.

wiihrneliiiilmre Mn^raiiix-lie Textur in voller Klarheit hervor- treten zu lassen. Tni letztere- zn erzielen, fll)erjrit»söt mau «lie IVoIm*. nachdem die Säure zuletzt durch Abrinnen ent- fernt wurden ist, mit starkem AlkfdnJ, welcher die enintaü- deue liinnu.sai'tige Sulwtanz aufliVst und bewirkt, dass nunmehr die Kohlenstückchen einen hulien (irad von Durchsichtigkeit i*r langen imd daher zur genauen Untersuchung unt<.'r <leni Mikn»»kop geeignet sich erweisen. Je nach der Natur der K(dile kommt es wohl auch vor, dsuss die Einwirkung der Bleichiiüssigkeit ehie zu energische war, und der Alkohol fast den ganzen Wückstand <ler Kohlensul:)8tanz in Lötsuug aufninnnt, wodurch jede weitere Untersuchung vereitelt wird. Von der glücklichen Wahl des Zeitpunktes, in welchem die Zersetzung der kr dlligen Probesubstanz den ertonlerlichen firad erreicht hat. hängt daher djis <ielingen des V'erxuclw einzig imd allein ab und man niuss desshalb in erster Linie trachten, etwa mit Hilfe einiger Vorvei^suche diesini wichtigen Moment richtig beurtbeilen zu lernen.

Ri> weilen kommt e- vor. dit-^s sich lH?i der Uehandlung mit Alkohol verunreinigende Salze aus der Flüssigkeit, mit welcher sich die Kohlenpndten imbibirt halben. aussi;iieiden. Sie la.ssi'U sich leicht durch gt»ringe Mengen von \V ausser aiiflösfii und entfernen.

Zu den l*tlanzentheilen . welche «ler Einwirkung von CliemikaliiMi grossen \Videi*stsind entgegensetzen, gehören /. H. die EpiilermalgebiJde. PnllenkörniT. Sanienhäntcheu. S|Mjr4;n II. >. w. Ks ist sehr bemerkenswerth, dass diese <ie- bildi», auch wenn sie in den Ivohlenprozess eingegangen .sind, jlie>e Kigensrhaft unverändfrt 1 mm 1 »ehalten haben. Kelmndelt man daher njuli der Einwirkung des Alkohols die vorl»erei- t«»ten Kohlenj>niben iiocb weiter mit verdüiniteu Alktilien (.Vinnioniak. kohli*n>aures Annnoniak (»der Kalium), so geht iKM-li ein übriger Theil der Sulistanz in L«"»>nng, und es bleilieu. ;ii»gesfhen von i;twa erdigen Sihülfercht»n, alsdann nur mehr

r. Giimheh Beiträge zur Kenntniss der Icxtar Verhältnisse etc. HO

uieist hIs uirt« Flockeu und Hiiutchen sichtbare K4?ste zurück, welche sich unter dem Mikroskoj) Jik Epidenualgebilde, In- dusieu , ä|M)reDhäute und Pollenkönier zu erkennen geben. Da derartige Gewel>e oft einen l)etriichtlichen Antheil an der Zusammensetzung der Mineralkohlen nehmen, darf man nicht uuterifutöen , ^hiiesslich auch noch eine verdünnte Läsung ftwa von Ammoniak oder kaustischem Kali auf die vorher mit der BleichflQ&sigkeit und Alkohol behandelten Kohlen- prubeu einwirken zu lassen.

Vja ist wohl nicht ül)erflüssig, auf gewisse häufiger vor- kommende Erscheinungen aufmerksam zu machen, welche zu- weilen Ijei diesen verschiedenen Manipulationen auftreten, und welche leicht zu Täuschungen Veranlassung geben könnten. HeiK>nders ist dies bei der mikroskopischen Ihitersuchung der FäU, wenn neben den kohligen Substanzen Fragmente von S:hiefer im Rückstände sich vorfinden, welche in dünnen Split- tereben eine Art zelliger Struktur erkennen lassen, so dass 'lie Versuchung nahe liegt, diese für ein Zeichen von pflanz- Ucher Textur anzunehmen und die Schiefertheilchen seilet tur Pflanzenfragmente anzusehen. Dazu konnnt ferner, dass imter tien Rückständen sich häufig öünne Häuteben und selbst grossere Flo<-ken einer gelblichen (xler graulichen Masse vor- tiuden. welche von äusserst zahlreicben runden, ungleich grucü^u und unregebnässig vertheilten Löchern durchbrochen -ind und für organische Formen (nacktes Fhisnia) gehalten werden könnten. Es sind harz- oder buniusartige AiLsscheid- iingeu aus der Kohle, welche sich wahrscluMulich erst in Folge •1fr Säureeinwirkinig gebildet haben. Nicht weniger häufig kommen runde, tiefbraune rnler gelblich gefärbte kleinste Kügelehen unter dem Mikroskop zum Vorschein, welche zu- weilen in aufiallend gleicher Grösse s<» aneinander gereiht sieb zeigen, das? >ie auf das lebhafteste» an gewisse Algen- und Pilztormen erinnern. Noch täuschender erscheinen grössere ^«»ll^täiiiiig runde Kügelchen, welche entweder compakt oder

120 Sitzung der math.'phys. Cl<tsse ww 3. März 1883.

aber im Innern liohl und in letzterem Falle von einer nach Art der soeben beschriebenen Häutehen durchlöcherten Hülle um8Cjhloj>sen sind und wegen dieses oft sehr zierlichen Aus- sehens sehr in die Augen fallen. Sie könnten leicht su Verwechselungen mit Sporen und Pollen oder Diatomeen Veranlassung geben. Da derartige Kügelchen in der Kohle schon vorgebildet eingebettet litten, wie sich in Dünn- schliffen beobachten lässt und wie sie auch schon von früheren Forschern wahrgenommen worden sind, und da ihre Substanz sich in der Wärme verflüchtigt und von Loe- ungsmitteln z. B. Alkohol zum Theil aufgenommen wird, :«) scheint es kaum zweifelhaft, dass wenigstens ein Theil dieser durch die l>eschriebene Behandlung frei gewordenen Kügel- chen einem schon in der Kohle eingeschlossenen Fossilharze angehört. Die oben erwähnte durchl()cherte Hülle dürfte einer unlöslich gewordenen, vielleicht erdigen Ueberrindung entsprechen. (Vergl. Taf. 1 Fig. 1— »S.)

Zu diesen harzartigen Substanzen gesellen sich femer dünne Blättchen mit concentrischen Linien und strahlig faserigen Streifchen, welche häufig v(m einem meist ausser^ lialb der Mitte liegenden Punkte strahlenförmig auslaufen, so da.ss tischschuppenähnliche Zeichnungen enbitehen (Taf. I Fig. 4). In der Kohle vor ihrer Behandlung mit der Bleich- flüssigkeit lassen sich ähnliche aus Kalk-, Doh>mit- oder Eisen- spath. Schweft'lkies, Bleiglunz «nler Blende bestehende, durch ihre weisse Farl)e oder den inetAlli.scheii (ilanz in die Augeu fallende Blätk-hon in erstaunlicher Menge auf den Klüfteheu der Glanzkohle wahrnehmen. Am au.sgezeichnet8ti»n kommen sie auf den s])iegelnden Flächen der sogenannten Augen- kohleii vor. Sie erscheinen auch in der Asche der Kohle in grosser .Anzahl. In dem Kückstande der mit der Bleich- flüssigkeit behandelten Kohle können solche Karbtmatblätt- chen nicht mehr vorkommen, weil sie aufgel<ist worden sin<l. Die in dit»s<*m Rückstände n(K*h erhaltenen strahligen

: Bfttr^e Jirr KfnrUmiHf der TfJCturmrhäitHUse etc. 121

«ch«*iiii*n »II« 4uHrx zn bestehen; deiiu t^ie 5fi6i(?*?u fi. L. aehwat^.he Farben iiQii Ionen »ich in Flui^i^iire auf. " t lind iirbeu Jeii^elberj zeigen sich m iiituichen Kohlrn zahlreich kleine scheibenförmig pewolbte, CoccoUthen- KörjJiTchcn mit /.Hrteii *tonceu tri sehen »Streif eben, kucli me mnd üchwHch cloppeltbrechend und lassen i, p, L. '♦* Kreuz iler .Hphürolitbischen rrebilde sehr s<;hön 11. Sie haben grosse Aehulichkeit mit den m- ^^umnnteu Infiltration^ punkten mancher verkie»?elter , m-heinen gleichfalls uns Kiese Isubsianz zu bestehen ^ii'ieh^Hin die ersten elenientiireii Formen der heginiieii* Verkie^elung dar/iiMtellen. (Tuf. I Fig. 5.) Ich füge die Ketiierkung bei, da^^ ii'h die gleichen rundlichen ben Hdi«»n sehr häufig in HückstHnden der in Snuren ?ij Kiilk-'t^ine beobiichtet hab^?, 8ie gewinnen da* rinr erhöhte iillgemeinere Bedeutung, lieber andere, liitebr Vereinzelt zum Vorschein kommende Einschllkse in der übtü behalte ich mir vor, bei der Be-schreibung der einzei- üoier»uchttngi»r>biekte weitere Mittheibing zu nuichen. In gewissen Fällen vennichte ich al> Vorbereitung für Ffllgende Behandlung nn*t der Bl»*icliHüKsigkeit hucIi mutiert* chemische Hilfsmittel in Anwendung zu bringen. d«*n TerHchiedenen Schief enirteii, welchen die Kuhlen- xii ^ir^leiteri pflegen luid weiche eine uuerwurtet«» pmchfig erbnltenen Fttanzenresten l)€}ierbergen, ich Flus>*^iiure, um die von oniigeji Theilen einge- iieti kohligeu SiibKUuizen frei zu muchen, mit dem * ' Dies gilt uiimentlich auch vun rlen in dem _ H'ttt^ten PtInnzenreHt4Mi ujit Kofjlern*iude z. B. ramfiedt^reh«»! und iihnliclie BUtt<jrgane. welche durch dieücs iitlf!! ron ihrvr <Je*4t<3iaMunterlage sich trennen lassen, m€t»t in eigenthfim liehet 5rpitzrhomlKjedrii?che ^t «erfulten , »nweilen aber auch Ufxh in zusam-

igntidpn l*artieii sich gewinnen langen. Besonders vor-

122 Sitzutt'j iler wiiihri*li»i9. f.'laiMt mm 'i. März 1^83.

tlieilhat't /.ri^e sich anch dir Aii\ven<limj? der Kinnsääure \m den an erdigen Rückstaiidpii rt-itdien Ijoghead-arti^eii Kfdilen.

Bei den kalkigen und uierf^eligen (»e>toinen , welche nicht >elten mit «xler zwischen den jünj^eren Kohlenflotztai Vorkommen, wie der Kalkstein iles ])ialzischen Kalkkcdileii- HiitzcTs. «ler Stinkstein iler tertiären Pechkohlen von Häring uml der MolasM*k(dile in Südbayeni. erlmlt man dnrcli Be- handeln der Kalksteine mit verdünnter Chh)rwasM;rätol}suure einen meist /n.^annnenhänj^enden Körper, der >ich wie erdige Schieferkfdile verhält und nunmehr leicht einer weiteren rnter>uchun^ unterzogen werden kann.

KntUich Ihm Kithlenarten . welche an harzartigen Bei- intMigungen sehr reich sind, wie z. B. der PyropLssit , ilie B«tglieadknhle ii. >. w.. i^it es angezeigt. duR-h die Ix^kamiteu Lrisung>mitt4d der Harze : Alktdiol, Aether. Sc hwefel kohlen - >tott'. Chh»rotorm. Benzin. Terpentinöl. Steiind u. ^. w. die kohlige Suhstanz einer ertolgn*irheren Kinwirkung zujptug- li«h zu maclien. Doch hat >ieh mir dii»se Behuniilungsweiatt^ als Wenig ausgiehig erwie>en. F> ist lK*merkenswerth, dH>8* die Ver-^uche, <lie Fi »ssij harze «lurch die tur Krkenuen der liarzt heile an lel>eudiMi Pflanzen iH^nützten Iteagentien. wie Knpt'eract'tat . die Alkannatinktur nml da> Hanstein^-he Auilinviojctt nach/uwei>i'U. nur negative Itesultate auch bei i|»*n i-oliiteu h a r/.ä hu licht >n Kugele heu ergalKMi.

\V;i- nun lue Fnige üIht die Te \ t ii r v er It n is>e der \ er>t h i«*di-u iMi M i u era I k o h I en anhidangt die li'Mui-Hlit'U uuil rein i>otani>chi>u Verhältnisse ^dlen hier vorläutiir ganz. au< «leni S]ne| ldeil»t»u s<» finden wir den Stand derselhi'U hi> /um .Iiihre 1^7-» in Zirkels vortrett- lit h»Mii Bucht* üIht die niikni>kopisclif Biv^chattenheit der Miiieralii'U und ili-steiii»* in einer >o er-chr)pfendi»n lirilnd- liihkeit Itfdiiindflt. »Ihnh rv vidl>täudi&: lihertlnNMg wäre, hier uikIi t in mal ijaraut /.un'ick/.uki>uuuen. K^ genügt, auf diese

r. GAmhel : Beiträge ztir Kenntuisft der lexturverhältniitse etc. 123

gründliche Darstellung zu verweisen. In neuerer Zeit hat sich namentlich P. F. Kein seh und in allerjüngster Zeit, wie schon erwähnt wurde, Fischer und R ü s t mit Unter- suchungen über die Texturverhältnisse der kohligen Mineralien befas»«t. Der zuerst genannte Verfasser eines mntangreichen, mit sehr zahlreichen Abbildungen versehenen Werks: Neue Untersuchungen über die Mikrostruktur der Steinkohle, 1881, hat mit wahrhaft bewunderungswürdigem Fleisse und Ge- schicklichkeit an einer höchst beträchtlichen Anzahl von KohlendOnnschliffen die Texturverhältnisse in einer Voll- ständigkeit, wie noch Niemand vor ihm, darzustellen ver- sucht : leider war derselbe al)er in der Deutung der gewon- nenen Resultate wenig glücklich, indem er die aufgefundeneu Zeichen der Textur der Hauptsache nach nicht für das er- kannte, was sie wirklich sind : nämlich für Gewebe von be- kannten Pflanzengebilden analog den jetzt lebenden, sondern sie für Reste eigenthümlicher, mit recenten Pflanzenformen sich eigentlich nicht vergleichen lassender Typen vorweltlicher Proto- phvten, A. h. nackter oder mit Andeutung einer Aussenschicht versehener Protoplasmakörper erklärte. Auch hat sich Reinsch durch mineralische Einlagerungen, wie es etwa die vorn erwähn- t^-n (. arlxmat- und Kieselblättcheii, Schwefelkiesdendriten u. dgl. «•iml. indem er sie als zu s im neu Protoplasmen gehörig deiit«*te, vielfach täuschen lassen, wie dies bereit^ Fischer und Rüst ta. a. t). S. 2.*i2) angegeben halben. Trotz alledem hat sich Keinsch hi Bezug auf die Kenntniss der Texturverhältnisse derMineralkohb' unbestreitbare W^rdienste (»rworlxni. Fischer 'ind Rfist kamen mit Anwendung der l)iinnschlitfmetln>de Glier <len Nachweis dürftiger S])uren von Textnrresten pflanz- lichen Urspnings nicht Jiinaus. Die hervorragenden Arbeiten auf phytopaläontologiM'hem Gebiete, welche in der neuesten Zeit durch Carruthers. Williamson, Göppert, Weiss, .Stur, Les<juereux, Dawson, Grand' Eury, Renault u.A. namentlich in Bezug auf Kohlen})flanzen geliefert wurden.

^•*rta*#jT. -•.•>! sfiTr^f^r- ThriL- mit rvin '»•Cünw.-h-anatomiN'hHn Xjw:hw»rWrn. w*«lch- äh Pflaaxrutrirj^.-hll'**« !u K*ihleiML*hieter. rit-i^-^n-ier- ar: Tr-rk:-??^k*-n >rriQkt*hleii.süminrzi in nbemiacheii- ArT Klarheit ^•rW'^iir.^Ti w..-ni»-r. könn^rL- Dii«i:irt-h wrirdtr auch die Ba-i* t"ir di»- ^x•t4^ni■acbfr B^irth*-ilMii; d»T in dtfu Stoii- k'ihl<-n ««Im Trirkoninien^ien (^aniien.^*uivn s^ewounen luul »» ist zu h'iffen. 'Iäv »^ ifeliitgen winJ. ainh ilie kleinen. />fritriokelt4?n «nii dürttitf erhalttrii^i. reberrcsif der Kuhlen h'ftaniach riihti2»T. als »^ bisher ii)«"iirlioh war. den verschie- denen Ptlanzencrattuntfen. von «ienen ^ie herstammen, znzu- wel-ien.

Indern ich mich nunmehr zur Mittheihiiu; meiner l'uter- .-iich'iiiirsre>iiitate der Teiturverhältnis^r kuhliger .Mineralien wende, weiche, wit M.*hiiu Iw-nierkt warde. da* eij^entlir-he b«>tanLM:he und cheniisi-he i.tehiet nur Miweit, al» e^ zur allgemeinen Beurtheiluni; ertnrderlich wurde. U-rQhren. erlaube ich den >vsteniati*«chen \\a\\m von den jüngeren xn den alteren fTebilden beibehalten zu füllen, ilen ich hei der Vuniahine der Versuche >e|list ei niresK- hingen habe. Die Frage iiU-r ilie Ent;<tehunir der älteren Ki»hlenablageningen 21 u> den jetzigen Ttirt'ni<ioreu ähnlichen l^anzenunhäutungra vnrlänfig offen la-«*end. hielt i«h e> &rleichwohl tur nützlich, die riitersiichung mit den tortartigeu Sul »stanzen zu beginnen und von diesen au«» anl die näch.<«t älteren «^uartären und tertiären Kollleu iil)er/u fuhren, mn endlich ilie ältesten Minerulkohlen. die Stein »bleu, den Authracit und den Nraphit einer ein- t^eliHiden IVntuntf zu unterziehen. I^aliei suchte ich mir durch He*ibHchtungeu au den ^•t^a^zeure^ten. welche' iiK)lirt in den die Kohlentlötze begleitenden < »esteinen vorkommen. einen rel>#Tbiick ril»er den Fornienkrei'* von Pflanzengeweben zu vererb arteil. welche voraussieht iiih an der Ziisaimneii- M'tzuiig üurh der dichten Kohlensulistuuz selbst bet heiligt «ind. Ich darf nicht initerlas>en, auf die eminent praktische liofleutuug derartiger Intersurhungen hinzuweisen, welche

_f, MmM: Beili-Hjrr mr Kf^nniHiJ^t der TtJiHrrfrlMnhxe Hc, 125

•ler Terhiiik wichti^^e Anhalt^ipiuikt*-* über dif Xatur und il«D 6ehrRUrli»wi»rÜi der MinerrtUcnhlmi in ihren vprsi'liierleii-

1. Torf» und torfiihiinrli«^ kohli^r Hitb«<ttinzf^ii.

U**<i <*r!*t#*ii Schritt zur KohlmibÜLlun^ rimcht die ['Hanzini- Milcdmiif^ tfHlirm «f durch einen Fiiulniss- und Vernnwlenings- proccBB «ich in Torf umbildet Die Aehnlichkeit gewisser ÜH Dicht** n hergehender Tiirt'iirtt*n, wie der Speekttirf, iirr Mig- Mar-, Lehertorf, der Pechtorf und der im Ttirf mirkonitncnden Hölzer mit dihivtalen und manchen tertiüren Br V ' * i4 j*ri gn>Ks, duxs man Jin eiueu üllniähligen l* ^ ^ . ii*chen derartigen Bildungen nicht wohl zweifeln bum« Für die diluviale Kohle der Schweiz ist dies Mowithl tn Bextig iiuf di<» an deren ZuaanimenHetzang be- iltgti^ Pflunzen. «Is in Bezug auf die Lugerongsverhält- durrh Heer (Urwelt d. 8thweiK IL Aufl. 8. 527) iest- ICeslellt wonien. Die?« wird auch von Schröter in «einer tJnlRSiKhttng fler Flora der Eii^zeit (S, 11) bestätigt. Be- ■Bpfüfh der oberbayerist*hen Di In v i a 1 k o b I e hui je ich djy» icleirhe Verhalten (Geogiu Beschr. d. bayer. Aipengebirg» Sw H04> nacbgi*wii*5ieiu Auch gewis-se ter tiä re Brainikohleti- Ahlair^ningen, wie ä* B. der Oi>erpfal/, tragen ganz geimu den ChÄTttcter von Torfmooren an »ich (k. meine gt*<»gu. Be<hr. di9i OHtbayeriMheu i«ren7.gebirg» S, 794)* In den BnHmkohleD von Sauforst wiederholen sich diiviplben Kin- li^pii'nilini II von Diatoiueen»*rde. wie wir sie jet/t ai>cb in den limiM*hbMrt4*n Mtioren von Weiden in dem Torf als ?Mig, W«*i3«ieii, \m Fniii/euHbtid und an vielen ajhleren Orten eiii- geliell^ linden. Der ilicbte Torf reprllstjntirt hier eine ihiiüch** iinninkohienbildung« wie jene l»ei 8aufor!»t. Sein» Cnirfaiichuiig lehrt, da« dei-m^Uw* an- j*ehr zeriallenen unfl zer-

12fi Sitz 11 Uff der Mnth.-jßhys. Classe rom 3. März i883.

bröckelten Pflanzeiitlieilelien besteht, bei welchen die Pflan/en- textur kaum Iwjsser erhalten ist als bei gewissen Braunkohlen. Die beträchtliche Dichte der Mjuwe ist nicht Folj,fe sehr «grossen, auf dieselbe einwirkenden Druckes, sondern dun-b den innigen Anschluss der in kleinste Theilchen zerfallenen Pflanzenreste bewirkt. Nicht nur Samen, sondern auch zuiu Tlieil selbst ausgehöhlte Wurzeln finden sich ohne wi^^eiit- liclie Verdrückung in demselben eingescihlossen. Man 1m»oI>- achtet zwar vielfach in dem TortnHK)r, z. B. sehr aiw- gezeichnet in jenem von Pap]>enberg, völlig plattgedruckte Baumstämme, aber dies«* Deformation kann nur als Folge der durch den FäulnisspnM'Css bewirkten völligen Erweichung der Holzsubstanz ge<leutet worden, da diese Stämme in einer unbeträchtlichen Tiefe oll von kaum '/- "* unter der Ober- fläclie und iU)erdiess in völlig lockerem Torf eingcU^ttet sich Hnden, in dem sich kamn Spuren einer Druckwirkung be- merk l>ar machen.

I )iese kleinsten durch Vernuxlerung umgebihleten Pflauzen- stückchen sind nicht nur innigst vermengt, ineinander ge- schob«Mi. gleichsam vertilzt, s()n<iern auch in den dichttMi Torf- arten durch eine humusai'tige Substanz, welche wie ein Binde- mittel zwischen die Trümmer sich legt und in dieselbe ein- dringt, verbunden und mehr oder weniger fest verkittet Man kann sich in clüunen Schnitten, die sich leicht mit dem Messer au befeuclit»»ten St^»llen herst<41en hussen , von der Anwe>«*nheit einer s<dclien 1 »raunen KittmiLsse üljerzeugen. Dies frgil)t sich {lucli bei Anwendung stth wacher Kalilauge, w«drlif (Mt'sr braune SuKstanz auflöst, -o dass nach dieser l^diaudluug die vorliiT hart*» und feste Torfsubstanz nunmehr völlig t'rwricht rrsrheint und sich in (Muzelne Fnigniente /.ertli**il«'n \\\<s\. Bisweilen zerfällt die auf eine sidche Weise lM*lijind»:*ltf Tiu'fmnss«» nach dem Austrockiu*n in »«in enlig IcM-kcri'- l'iilvcr.

r. GiimM: Beiträge zur KeufUiuss der Texturverhältnisse eic, 127

Wi der Einwirkung der alkalischen Flüssigkeit sch\villt di»* Tortraasse zwar etwas auf, aber dies l)eträgt nicht mehr als djL^ Maass des Schwindens bei dem Austrocknen ausmacht.

Vm die Wirkung des grossen Druckes bei der Tori- su)>st4inz kennen zu lernen, habe ich auf ganz lockeren MtNi8t4>rf\ welcher fast ausschliesslich aus iSpAr/i^iniw-Stängel- chen und Blätter zusanmiengesetzt ist, einen hohen Druck ♦einwirken lassen. Es ergab sich hierbei, dass l)ei einem Druck von r»00(> Atm. * ) senkrecht zur Oberfläche der Torf- si-hicht angewendet eine Torfma.sse von 100 cm Höhe (ringsum oingeschhissen) auf 17,7 cm, bei gleichem Dnick aber parallel dem Lager v<m 100 cm Hohe auf 13,9 cm zusammengedrückt wurde. Dadurch erhuigte der Torf die ('onsist«nz und Härte von Pappdeckel und nahm eine scheinbar gleichartige Be- ?4*hairenheit an. Die Masse zeigt nunmehr einen glänzenden Strich wie Speektorf, bei dem Aufbrechen eine merkwürdig regelmässige und vollkommene Schichtung in ganz dünne Lagen nnd unter dem MikrcKskop eine sehr l)eträchtliche Omipriniirung der pflanzlichen Theile, wie der Vergleich der S/iA/i//t/fim-Blattzellen vor und nach der Druckwirkung Taf. I Fig. <i und 7) lehrt. Der Hauptdimensionsverlust durtl^ wohl davon herrühren, dass alle leeren Zwischenräumo zwiwhen den pinzelnen Pflanzentheilen durch den Druck l>e- st-itigt worden sind. Nach Hein Anfeucliten mit \Va8s«»r si-hwillt die comprimirt^ Masse wieder fast auf die ursprüng- Jirht» Dicke an und einzelne jS;>Äfl//w«m-Blätklien lassen kaum n\A\t irgend ♦Mue Dimensionsänderuug am Blattnetz erkennen.

I>ie?*en»en Torfmassen in senkrechtcM* und paralleler Kirhtung zur Lagerung mit 2(L0(M) Atni. gedrückt, werden ^•»n loo <-ni auf 10.7 (»m und L*< cm rHlueirt, wobei die com-

It I)iei*e l»rurkverMuln' wurden im imMh.-UHlin. Lal>or. d. t»»clm. H->< ii«« Kill*' tlnn-li ilif iIel'iilli«,rk«Mt di?s Herrn Prof*. Ha ns »• lii n «^cr . vi-r.r :• lii«T iijrinen hank an>zusprfiliHn «^crn llfli'j^onln'it nt'linu*. vorjr-imiiiiuen.

128 SUzunff der math.-phys. Classe vom .9. März J883,

primirte Substanz das Aussehen und die Dichte von Sohl- leder erreicht. Im üebrigen theilen sie das Verhütten der unter 6000 Atni. Druck coniprimirten F]xeniplare und schwel- len in Wasser gelegt wieder fast genau zu den ursprüng- lichen Dimensionen an.

Ganz analog verhält sich der ins Dichte übergehende Fasertorf der sttdbayerischen Moore mit Ausnahme des Wieder- aufschwellens im Wasser. Die durch den hohen Druck her- vorgerufene grössere Dichte der Substanz verleiht zwar der Sul>stanz ein mehr gleichartiges Aussehen und dadurch äußer- lich eine gr()S8ere Aehnlichkeit mit sehr dichtem Pechtorf, die nähere Untersuchung aber lehrt, dass dadurch die Suli- stanz nicht diejenige innere Umbildung erfahren hat, weiche mit <ler Beschaffenheit des Pech- oder Specktorfe« verknüpft ist. Es dürfte daiuit der Beweis geliefert sein, dw» durch <lie bloss mechanische Arbeit des Drucks aus Moos- oder Fasertorf nie ein Si)ecktorf gebildet wird, vielmehr entstehen die verschie<lefien Arten des Torfes je nach dem Grade, bis zu welchem die torfl)ildenden Pflanzen th eile eine Zersetzung er* litten haben, dann nach der Natur der beitragenden Vege- bition beziehungsweirt«* der chemischen Beschaffenheit d«» befeuchtenden Wassers, und endlicrh nach der Menge der in die Masse aufgenommenen humösen Zwischensu Instanz. Dabei spielt wohl auch der Umstiuid eine wichtige Rolle, ob der Torf an Ort und Stelle durch fortdauernde Vegetation sieb anhänfti* oder durch Kinschwenunung von Pflanzendetritus in Wasserbec'ken abges<*tzt wui-de.

Unter allen mit drni Torf verwandten Sul)stanzen ist kei]it* der ält^^ren, dichten Mineralkohle ähnlicher, als die sogenannte Torf pech k oh le «sler Doppler it, den ich auf ciiuT seiniT wenigen Fmidstellcn (I>achelm(M»s M Berch- tesgaden) in ^ninem natürlichen Vorkommen zu beobachten (ielegeiiheit hatte. (Vergl. N. Jahrb. f. Min. (i. und P. 1858, •27S). Diese Siil»stan/ ist in erdfeuchtem, wasserreichem Zu-

OihmM,' Beiirttßr tur Ktmtitms der Tf.H^irttrhfiltnme Ht\ 121^

rlaj^tkeli weieli, duTikelbmuii und geht durch biiig-

mm AniftrtKkneji in eine 8j>rö<le» .starkgläuzeude, raben-

hwanu*« pecharti^ dichte, homogene Masse über, welche

tiiinirlir Jtn VVri&»er nicht wieder erweicht, in Alkohol iintl

»•th«*r m*h nicht liVst, dagegen in Kalilange erst etwa« an-

hwillt, dann erweicht njid nach und nach zu einer tief-

rmnnc«rt Flüft^igkeit in Losung geht, mit verdfianter Bleich-

ftüägkeit behandelt gleichtalls erweicht, klebrig wird mul

rhlieslich sich mit Hinterhiasnng ganz geringer Mengen

ingtedchlfissener Torfprtanzen und kleiner gelber Kiigel-

%L*i% mit tiet"l>ranner Farl>iing auflost. Bcnierkcnswertli sind

\mn ^m*\**it Lösungsmitteln zurückbleiberuleu ni ikro-skopiscli

ieüieii^ iiiteiusiv braungelben, oft algenartig aneinander ge-

^' tUmrIhi fetrut/mea ähnlicliPii , oft auch einzeln

II geUdieh braunen, schon im Eingang i*rwiihu-

i KQ$(ek4ten« wie solche bei fast allen älteren Mineral-

ihliffi jiÄt'h der Behandlung mit der BleicbHüssigkeit in fa^t

HM gleicher VVei.se immer wieder auftauchen, Sie brechen

^^^^PLieht schwach .f zeigen i. p- L. das schwarze Kreuz

ftiK**'<l^^'' Bil«lnngi*n und scheinen einer cerinartigen 8ub-

^^HSi anzugehrtreti, tVergl. Taf. I Fig. \\.)

V [kfr Dn|iplerit erncheint in diinneu Blättclieu als rlMmMitiir hiMTrogene Masse ziemlich durchsichtig* zeigt fifder aüfänglicb noch in einenk Zwischenst^uhura seiner »rMH^uttg durch die BleichHns.sigkeit S]mren organischer ^liir lind schlieft nur vereiuz^dte Fragmeute von Torf- liutse«««! namentlich von Urasern in «eine Masse ein. Er 4 1 ' - amor|die Substanz, von der gemllss

< ns mid iler Art des Vorkonuneus auf

Mtllrlichen Lagerstiitte lUigenouuucu vvt*rdcu tnuss, dihss durrh eine Aus-scheidimg uui* und in dem Torf ahn- , wie die Kie^ielj^ulManz in den Horusteinknoüen der nlk^icine ♦nrtstiinth*n sei , «dme djias hierb«*i ein erhöhter uck in irgend einer Weine mitgewirkt hat. Denn sie liegt I8tä. ÜAtk-i^h/M. Li LI 9

jr v-.". .'::;: io';k*-r»r?.. i.« r?j^?il«r?. T-rir. wrj'.ijrr 7iihlreü-he nicbt :!j. 'jL**r':].\iA^\: '»r»ri*- z;^äJ!i!ijfi.:iri:r^<T-r l'nAiiZ-riit heile um- vrj.i*f^-i. ].»fr ]>f.j'|'i»-ri: vf-rt-r-r-Li.: li^.i ni<^ij«it'r Flaiume

.vi T:::.u-rj^s*T -.ü'«' ' i *-ijif - !.:-^-^"w>-i«**- A-iLf vnii ilem \'uAii:.'^r '!*- \*riNriti.:;T*-ii >iG'k*. Ih«:'^ A-^b- zerfTillt im Wii-vrf ui^jit Vi« lt. !--T>rhT z-rir'vkT üj«: "LT^-r «i^rni Mikruskop r>.-!riwf.v-t ;j \- >:;; ir-K'"ri.riv:j Sj'iin^T'.hr-L \mA lüst sich

'.vr •r;irk*-jji Br. .-«*:•!] iri rfair-!.. l»a* «iaiize macht <l»*n Kji.'ir * i. . ;*;- '.1. MJe Kaikrp]- :iij I»«']» Inri t luit iler \\ .■jjj-.«;ini;;*-!j >Mi«TaLz «:Jj»:iiji-<-}i ven'Ujj'l^n tfeweM^ii warp. \Va- 'i]*— -r >i-.f'-T;iii/ -iii.' .^rh'"hT»- li.-ii»-:irinir tfiht. i-^t iler l'!ji-t;i!.'i . »lii*- «ij.- iii «l»-!! ii]-i-i»-ri T«»rt'art#'n vi»rtiii<Uiihe Ki'.Tnihk i.'jjf*- iji'i V^-rkitT iiiir»iiiii>^' >iili ]ihv>]kuli^'h. fipti^-ich ■.fj'i rjiit 'jrr*t-,-*'r \Valir>4.h»-iiilii hkvit ain )i iheiui?<h mit ihr jr].-ji h v«-rliiili liijij iliL** wir in lii>i allr-n Min«fniik«ihleii einer iiliij|j«ht'ij Au^-H-Iii'iilui;;; und ZwiM.heijiuiis^f lit-ire^ieii. welche •Iii' y[|i'i« h«? I ?«>]]♦- wii' «l»r Ditjii»l«'rit in Bezii^ auf den Tort lü'i <]mj älti-n-n knlilitren BildiinL^-n zu >]iielen scheint.

Miinrli»' T<irtart*.'n HrlaUiTHU ihireh ihis Aiistroirknen einen liolurij «irad vuii Hart»' wwA >la> Au.-sst'hnn einer mehr oder wi-n ];;••]• diihti-u. t";i-t htiiimLr».'nen Miisse. Das. was man ^r^'wriluilii h S|nMktort iiHimt, i-^t durehplngi^ ein Mittel- \l\'u'i\ d»- Tnrt- mit n«M:li vorwalN*nd fasrij^er Struktur und mit V k'\i*-\'\i\i\vjH'\\ in ».dni* srhrinUar ^leiLdiiorniij^e Maiäse. H*-i di'iM .\ii>tnirkn»*n di«'si's T*irt> tritt in der Ite^el eine "tn-ift-n- ndi-r sr liirhtrnw»'i>e Antfinanderfnlge von mehr und vdii wiMii^r^T -^tark in d»T ZrrsK/.nn;z der Pt1anzeuMil>stanxen t'oii^fMliritti'iMT I^a^tMi kfnntlirh liervnr inul st ei^rt sich /u\v«;il«-ii sA\\>'i Ihn zu fin«'!* Aufldättfrnnjr. Manche ziendieh uH«'irliarti^ aii^-idn-nih' TnrfmassiMi zeichnen siidi durcli einen li<di«-n (irad difsrr Art Aut'lilätterun^ liesonders aus. Es \li'\\i}Y\ \\i\\\\ .'in Thi'il des si.«r,.naiiuti'n B I iittertor i's (nicht ui'il .-r üIxTwii'jifiid au> IMianzenldätt<»rn lusteht. -ondorn >ich MiiTtt-rii; N|»alt»-t| hitM'litT. Kin«« aMs«ri»/i*ichnete l'mUe dies«»r

f. Güwü}tl: Beiträge ßur Kennttiiss der Texturverhältnisse etc, 131

Sulwtanz vom Karwenbruch bei Rixhöft in Westpreussen Oi welcbe von der See ausgeworfen wird, besteht aus ausser- ordentlich dfinnen, sehr regelmässigen Lagen von gleichartig dichter dunkelbrauner Masse im Wechsel mit helleren, gelblich braunen Streifen, welche zahlreiche Quarzkömchen beher- bergen. In beiderlei Schichten bilden Blätter von Gräsern faf^ ausschlie^tslich das Torfmaterial, welches in den braunen Streifen mehr zersetzt, in den heller gefärbten dagegen wenig verändert sich zeigt. Aehnlich verhält sich eine als Martorv-Blättertorf bezeichnete Varietät von der kuri- schen Nehnmg S. v. Nidden, deren Lager früher von einer hohen Düne bedeckt war. Auf dem Querbruche der ausser- ordentlich dünngeschichteten Masse zeichnen sich zahlreiche dflnne Lamellen durch einen starken an Pech- und Glanz- kohle erinnernden Glanz zwischen den matten Lagen be- •ionders aus. Nach der Erweichung der Torfmasse durch ammooiakhaltiges Wasser erweist es sich, dass diese glän- lende Säbeltanz von den Kippen und festeren Theilen der die Hauptmasi^ ausmachenden grasähnlichen Blätter abstammt. Xelien diesen Pflanzentheilen erkennt man einzelne Reste von Moosblätteni, Bastfasern und der Faserkohle gleich- stehenden Nadeln in Mitten einer aus gänzlich zerfallenen Pflanzengeweben bestehenden, filzähnlichen, kleinfaserigen Masse. In dieser eingebettet finden sich auaserdem in ge- nAfifZii erstaunlicher Masse zerplatzte Pollenkömer (häufig zwei Pollensäcke mit Httllhäutchen. Vergl. Taf. I Fig. 8). Stnikbir und Zusammensetzung dieser Torfmasse erinnert auf «las Lebhafteste an die matten Streifen der Kolilenflötze.

Ein martörvartiges Gebilde vom Boden des kurischen Hafe (Schäfener Haken bei Schwarzort) ist gleichfalls sehr

1 » Ifli verdank<> diene und mehrere der im Folgenden erwilhnten T'Tfpri>>*»*n der besonderen Gute de« Herrn Prof. Dr. Jentzscli in KOniK>ber}f.

9*

132 Sitzung der Math,-i)l^yfi. Classe rom .7. Miirs 78Ä.?.

diiiiDgeschichtet und von dysf)dilartigein Geftige. Die matt- schinnneriideii einzelnen Liigen enthalten neben den Besstand- theilen, welehe wir lK»i der vorausgehenden Varietät kenneu gelernt haben, viele Thontheilchen nn<l nnregelnnissig ver- theilte Sandbntzen.

Von einer als Lebertort' bezeichneten TorfvarietÄt von Pur])es.seln bei (lunibinnen gibt Dr. J{. Caspary') an, ditss derselbe in feuchtem Zustande leberbniun und dicht, in T) Fuss dicken Lagen 10 Fuss unter der Oberflüche vor- komme. I)ersel))e blättere sich nach dem Austrocknen in dünnen nur papierdicken Lagen auf und best^ehe an» feinen, licht grau))raunen Ki)rnchen ohne weiteren Bau, Haut»tncken von ('rustaceen und Pollen von Pinus siflvestris^ dann selten aus (ie\ve))sresten und vereinzelten S/>//rir/inim- Blättehen.

Nach meinen rntersuchnngen schliesst sich dieselbe aufs engste an die voraasgehenden Proben an. Die HauptmaHse liLsst jene eigenthiimliche Zusammensetzung ans stark zer- fallenen Pflanzentheilchen . welche zu einer kleinfaserig- häutigkörnigen und tlockigen Sul)stanz tilzartig vermengt anf- gehäuft sind, erkennen, wie wir dieselbe l^ereit» als Subüirat auch des sogenannt-tMi Mart(')rv\s gefunden hal>en. Ihre Ab- stammung von sich zersetzenden und im Zerfall I)egrifteneii Pflanzengewebon ist nicht im geringsten zweifelhaft. In diifser Hauj>tnnusse liegen nun abgesehen von einzelnen Insektenresten, namentlich Traclu»en zahlreiche Blattre«te mit deutlich erkennbarer Zellentextur nach Art «ler üras- und Moosbh*itt^»r , vereinzelte schwarze Holzzellen und Ue- fäss<», viele rund«' schwarze Kügelchen < Sporen) und in Tn- zahl Pollenkrirner. Xacli ungetahrer Berechnung enthält ein Kubikmillimeter des Torts über lOOO solcher Folien- reste. Hier liegt der Vergleich mit dem Dysodil noch näher, als bei dem Torf vom kurisch(»n Hatf.

1) t'a-jmrv in «U'ii Si'hrit'ti'n «lor pliy-j-Miktm. (v«*so1Urhaft in Kriiiij5«;lH'r»:. SitznnLr>'lM'r. ISTO. S. '22.

c. G^ümhel : Beiträge zur Kenninins der Tejcturverhältnisse etc. 133

Zwei Proben von Lebertorf, die eine von Kämmers- dorf nnfem Osterode, die andere von Doli e wen bei Oletzko in Ostpreussen, stimmen darin überein, dass sie im Querbruche aus einer gleichmässig dichten Masse von mattem, der Bog- headkohle ganz gleichem Aussehen und tief brauner Farbe zusammengesetzt seheinen. Bei den ersten Abänderungen bilden Blattreste mit noch sehr wohlerhaltener Textur, Prucht- komchen nnd Stengeltheiie schichtenartige Btreifchen, welche lH*i tler zweiten Art zum Theil durch lagerweis eingebettete ^^chalen von Süsswasserschnecken {Valvafa piscinalis) ersetzt werden. Stellt man bei letzteren aus der anscheinend ganz dichten Masse dünne Blüttchen im Querschnitte her, was auf einer angefeuchteten Stelle mit scharfem Messer sehr leicht ^relingt^ so erblickt man unter dem Mikroskop jene charak- teristi^he streitigfaserige bis in die dünnsten Lagen fort- gmetzte Schichtenstruktur mit eingeschlossenen rundlichen, hellgelben Butzen und linsenartigen rothbraunen Ausscheid- ungen genau in derselben Weise, in welcher wir die Cannel- und Bogbeadkohle in Dünnschliffen unter dem Mikroskop ausgebildet sehen. An der Zusammensetzung betheiligen rivh auft^er der könn'g-huutig-faserigen filzigen Hauptmasse zahlreiche Reste von Gras- und Moosbliitteni, Wurzelfasern, einzelne Holzfragmente mid in grösster Menge wiederum PoUenkomer zu mehreren Tausenden auf den Kubikmillimeter. Ihidnrch steigert sich die Analogie mit der Cannelkohle in einem so hohen Grade, dass man für beide Kohlengebilde unbedenklich eine nahezu gleiche Bildungsweise anzunehmen berechtigt Lst.

Eine bisher nicht entsprechend gewürdigte Erscheinung liei dt-ui Torfe ist ferner das Vorkommen verkohlter }* f ] ii n z f n t h e i I e in demselben. ' ) Man begegnet solchen

li Vi»-ll»»'Kht winl unter Humuskohlo von oinzelnon Forschern •ii*» j?l»'iihe cm1*t ein«; ühnlicho Substanz verstanden. Ich habe mich in *\*'T Ijt^^nitnr hierrtb^r nicht mit Sicherheit belehren können.

134 SitZHH^ der mtith.-pkti:*, Clan^ com 3. Jlnrz 1883.

tief?)chwarzen kohligen Theilen, wiewohl nur in spärlichen Fä.«serchen und Fragmenten in zahlreichen Torfablageningen. In aasgepragter Entwicklung ak schmale deutlich faserige Fn^rmente ganz in der Weise der anthracitischen Faaerkohle älterer Mineralkohlen fand ich diese Substanz in Stocken Aua den verschiedensten Torfmooren. Damit vor^ genommene Versuche belehrten mich, dass diese Torffaser^ kohle sich analog wie die Faserkohle der älteren Mineralkohlen verhält, zwar viel rascher der oxydirenden Einniirkung der Bleichflüssigkeit unterliegt, aber doch dieser Zersetzung einen relativ grixsseren Widerstand als die ge- wohnliche Torfsubstanz entgegensetzt. Sie enthält lang- gestreckte Zellen mit gehoften TGpfelu und bastzellenähn- liches Gewebe. Es ist für mich nicht zweifelhaft^ daft« auch diese Torffaser kohle dem entsimcht, was wir später in ausführlicher Weise als Faser kohle kennen lernen werden.

Der Torf besteht demnach in der Hauptsache ab- gesehen von den eingeschwemmten saudigthonigen oder durch Quellenabsatz erzeugten kalkigen (Alm) Beimengungen - aus nur theilweise umgewandelten, al>er der Umbild- ung noch fähigen Bestandth eilen in Form von zerfallenen IM' hl II z e n t h e i 1 c h e n , an welchen .sich die organische Textur, wenn auch oft bis zu einem gewissen Grade ver- wischt, noch bestimmt erkennen lässt, dann aus deutlichen, mehr oder weniger gut erhaltenen Pflanzenresten und aus einer in und zwischen denselben abgelagerten hunius- artigen , amorphen Masse , welche aus einer vollständigen Zersetzung ])flaiizlicher Substanzen hervorgegangen, anfang- lich in Wasser gelöst, wahrscheinlich in Folge weiter fort- geschrittener Oxydationsprozesse (Säurebildung) wieder aus- geschieden und durch Entziehen von Wasser Austn>cknen oder Frastein Wirkung in einen durch Wasser nunmehr nahezu unir»sliclien Zustand übergeführt worden ist. Die

r. GUmbtl: Briinufe zur Kenntniss der Tejotur verhält tmse etc. 135

••ij^fiitlieh kohli^en Beimengungen sind diesen Hauptbestand- theilen gegenüber nur von geringer Bedeutung. Damit ist im Allgemeinen sowohl in der Substanz , wie in der Textur der verschiedenen Torfarten die Analogie mit älteren Mineral- kohlen auf das bestimmteste nachgewiesen.

Auf das, was sich aus diesen wenigen Bemerkungen in Bezug auf die eigentliche Bildung der Torfmoore folgern litewt, werden wir in der Erörterung der Entstehung der ältifren Mineralkohlenablagerungen später zurückkommen.

II. Qaartire torf- und mineralkohlefihnliehe Substanzen.

Es wurde bereits die Uebereinstimmung gewisser k o h 1 i g e r Ablagerungen der Quartärzeit mit Torf im Voraus- gehenden Iwrührt. Von Torfbildungeu der Jetztzeit der Be- schaffenheit nach kaum zu unterscheidende quartäre Torf- ablagerungen flnden sich an sehr zahlreichen Orten. Sie *ind den ersteren oft so ähnlich, dass über ihr Alter mit Sicherheit nur der Einschluss diluvialer Thierüberreste, wie die des Elephas jyrifnigefiins, Bhinoceros tichorhivm^ Cervas mttßiceros ii. A. entscheidet.

Weiter fortgeschritten in der Ausbildung und bereits dt-r Braunkohle sehr ähnlich ist die sogenannte diluviale Schiefer kohle, welche schon erwähnt wurde. Sie bietet in ihrem l'ebergangsstadium von gewöhnlichem Torf in Braunkohle sehr interessante Verhältnisse dar. In ihrer theit lockeren, toriahnlichen, theils ins Dichte ül)ergehenden, oft liereits ]>echkohleartigen Hauptmasse liegen nämlich sehr /ahlreiche, vorherrschend platte Ast- und Stammstttcke, be- '-.mders \\\\\ Coniferen, Birken, Weiden, Erlen, welche theils •]i#' Bf^:hattenheit tertiärer Lignite besitzen , theils bereits in »-int» dichte |>echkohlenartige Masse umgewandelt sind. Ich haln» vi»n zahlreichen Fundstellen der Schweiz und aus ^i^d^>;lv»»m F*roben dieser Kohle untersucht und kann daraufhin

ihr»- tnrtriliiilkh»^ Aii>l>iMiiiiir fHr uuzwi^itVlhiift erklären. Die iiit-lir lockeren Theil»- der^Hwn kann man durch Behandeln mit ver«lnnut#^r Kalilaui;*' Iniiht in rine weiche, dicht ver^ tilzN- Mass^ vt-rwanJ^lu. au^ wt?lrher *ich einzelne mnih zn- «*:i!!rxHr.hrintr»'!i'i'' Pflan/«t*ntheil»^ Ir^i niach^^n laü^ü^en. In ditf$en tjrk'.-nr.t iiiaii nntt-r «Ikiu Mikr»t>k"]« al> «>it vorherrschende Hr>tiiii'hh»il».' Blatt-tr.ik»» v.:.u «;ra.<*-ni und M«K>s^n. Unter Ir-tzt^^re!! tiünl ii.h :i':i.h iraiiz drutliih Reste von an den <jr.»'rwrir.iifu k^r.ütlii h^-i: Blanthrrileu. welche zu Sphagnum i:eh'"rfV.. Aitf'allfiji -r!t»-:: machen ^ii.h «lew^rhet heile von zer- !;i!!f:>-ni H-«!/ i'rn>rk{v.r. nitire^rn Meht man si-hon mit •. . :: f f w:i r* : :v:r:\ i A ;ir^ /.t h ! r-i.. h»? « »ü : tV^rrr. -Xailehi und Z weig-

Iv : i- :. -iii 1.%:.. ;. r . h k h I - ;i r t i ir ?* n Ma->en erhfdt V.: :. \ .r i. Ai.^w :. i .:.u' v.ri'::!::^r Bl^-it htlüs^iirkeit bessere Wr- !:.;> il- V. ::>■!-: K;i!:*. ».::-. w-iihr fa-t das Ganzt* in

Y.r\*;i!idelt. Bei niiidsig

jk' :: kann man die ein-

1.: »iJt^in'lerii untl weiter

•:.-r St hit-ferkiihle

:/. «i'Iih»' irh sd^ Typus

: ;i ^uahle. lässt nach der

:r:y. Mikr-^-ktip dieveUien

hkti: wie in ilt- r hx-keren

—r :.«i*h zahlreiche durch

...- .'r v.iv .1 kt :. .: v ^l..-x . >•.,:. •. : . . tit-Tl'raune, schall)^

^•. . :' :\ ":.: ■■ : - .»•• ■'..-. :■ \: r. -<■:. >u^-tanz, die sich

^* iV'. : . ; \ :. .: \\ \ ;-;.•:. I^aiizent heilen

> . N- ..* .: »: ... : ' r.i :■ M.i-^- :tU Austtdlung

^* - V ^ T.it. I Fi^. dar^

^: i^ ^ u •; .:-. .•.4>*. die dichtere

H-^, .•}■■ ;■.,:-■. \ :■. :. ii.* reichlichere

\ : .. .: ^ \ -' . -. ^-- .1^-^' iler Kürze

^ \^: ^ .. i; ^ ' ., '— linirt ist. Be-

»■ii

!.'■ ',.:il".t'.'

\\l'.' .'.

:r. !>:

V :.::::»•

M;,

t^*»-

>

:.--- Ki:

. "»^ ;

:rk '.:

'.i: ■;'

r H .:

."r.::

-^^:

.*■■

:v.v:: Pr.

i!"..

•:.:::

.r-i".-

.>v.:;.

:.

'.r'.'

r.'.

/'■'Nil :;i

Pi

t . '. «

r.V"*T'

M

.—

\

:■ M;-

^ ,

:. \^

\

: -i-r

V.

w»'

.'.•

■'.- l•l^ l.k-

\l'.'

! V.ll.

:.\\k\:'

. A >

^ *

.'j,i'i'\:.r:r

Ivi;

..1*1 t .

.Vi."

* p r

V:

::.•:. r:.:-.'

*!r

-.-. :

.»>: ■^'

'.:.' \\'.:

l«-

.:.-.

V

.:.;:..:

!"st

■■. '. ;

['. '. \.\

. '. \ :

- -.

:. ;i

r.Gümhel: Beiträge zur Kenniniss der Tejcturcerhältnisse etc. 137

BierkeoHwertb L<t Qbrigeus auch das wiewohl spärliche Vor- kommen von durch die dreieckige Form charaeterisirten Pollenkömem, ferner von Moos- und Flechfcensporen.

Die ungemein häufig in der Hauptkohlenmasse ein- gebetteten Coniferenzapfen sind nicht oder nur Avenig de- fonnirt und zeigen die Texturverhältnisse in ganz unver- äntlerter BesehaflFenheit. Sie liegen unmitttJbar neben stark ausgeplätteten Holzstücken. Bei vielen der letzteren fand ich die innere holzige Zone aus einer gelblichen, weichen Substanz, wie vermwlertes Holz bestehend, während die Rin- tienzone sich in eine glänzende Pechkohle verwandelt zeigt. Wir haben hier den ersten Anfang hohler Baumstämme. Da->8 diese Holzstücke nicht durch gro&<en Druck comprimirt wurden, sondern in erweichtem Zustande einfach in sich ziisammenges^unken oder durch die schwache Last auflagern- den itesteins sich in die Breite verflachten, Avie die erwähnten Stämme im Torf, l)eweist das Vorkonnuen von nicht zusam- mengedrückten Zapfen in unmittelbarer Nähe, von Stengeln und sellifit hohlen Wurzeln, welche in ihren natürlichen Di- mensionen erhalten sind.

Aus der |>echkohlenartigen Kinde entwickelt die Bleich- flü:ft»igkeit die unveränderten Formen des (haracteristischen ^♦•webes. Die Annahme, dass hier die Hindenpartie durch Fhiick sollte in Pechkohle verwandelt worden sein, während die centralen Zonen in lockerem Zustande verblieben wären, u»t nach diesen Wahmelnnungen absolut ausgeschlossen, selbst wenn auch die Aus])lattung der Holzstämme eine sehr lieträchtlicht» gewesen wäre. Nach dem Ausniaass ergab '^ich jed«K?h im Mittel, dass die vorlieg«»nden Asttheile eijrentliche Stämme standen mir nicht zur Verfügung in der Dicke imgeiahr nur auf die Hälfte reducirt sind, da^regen in der Breiten rieh tung entsprechend sich ausge- dehnt hab«*n»

l-»8 Sit zu Hfl der Hiath.-phifs. Clantie com 8. Man 18S3,

Bezüglich der Ent^tehun^ dieser Ablagerungen Ton Schief er kohle am Nordrande der Alpen kann ich dem von Heer (a. ii. (). S. .MO) geschilderten Verhalten bei Dünit^n noch ein sehr lehrreiches Beispiel ans dem Imberg- tobel bei Sonthoi'eii beifügen. (Vergl. meine geogn. Beschr. d. bayer. Alpengebirgs S. 8<H imd Penck, die Vergletsch- erung in den Ali)en S. 257). Es lK?8teht hier nämlich das Braunkohlenf lötz häufig aus zahlreichen Eiuzellagern, welche durch Zwischenschichten von sandigem Meißel ge- trennt sind. Diese Zwischenlagen sind erfüllt von Pflanzen- trfimmern, luimentlich von Coniferennadeln und tragen ganz «leu Charact^^r von re])erschwemmungsbildungen an sich, Avelche sich zn wiederholten Malen über den fortwuchemden Torf ausgebreitet hal)en. Wir erhalten auf diese Weise das habhafteste.« Bild von Kohleutlötzen, welche durch zahlreiche Zwischenmittel getrennt sind, währeud die Kohlenmasse selbst deutliche Schichtung erkennen lil<st.

Besonders ausgezeichnet d(lnn und wohlgefschichtet ist djis diluviale Braunkoh lenflötz von (»rossweil unweit des Kochelsees, welchc»s aus leicht zu trennenden Lagen von Braunkohle. Ast- und Holztheilen und von solchen aus Biätt^^ru von (Trilseru und Moosen besteht. Durch Anwen- dung von verdünntcT Kalilauge lassen sich die einzelnen zu- sainmengefilzten Pflanzeutheile ziemlich gut isoliren. Die Mooslagen fand ich weit Überwiegend aus 5/9/rajrfmm-Blättchen zusammengesetzt. In den andern Schichten beobachtete ich ungemein zahlreiche Pollenköruer (Taf. I Fig. 10) und kleine Kfisen . welche ans zahlreidien kleinsten koD^n förmigen Fäden bestehen und tMUfT Alge anzugehören scheinen (Taf. I Fig. 10). Ks verdient hervorgehoben zu werden, dass wir es hier Angesichts d<.»r Anhäufung von Sphuf/iium unzwei- deutig mit einer entschiedenen Torfbildung zu thun habeu. die gleichwohl aufs Deutlichste» eine Schichtung in verhalt- nissmässig dünne Lagen erkennen lässt.

i

\

c. Gkmhel: Bfitrnge zur Kenntniss der Texturt erhält nisse etc. 1*^0

III. Terti&re Braun- und Pechkohle.

Von der eben beschriebenen diluvialen Braun- kohle ist nur ein kurzer Schritt zu gewissen tertiären Kohlenbildungen, welche den eigentlichen Typus der M)geuannten Braunkohle darstellen. Diese besteht in der Haupisaehe aus schiefrig abgesonderten Lagen einer mehr dichten und conipakten, braunen, muschelig brechenden Ma.sse und einer mehr erdig brüchigen, leichter zerreiblichen, gelb- liehbraunen, mattaussehenden Substanz. Hin und wieder heben .'«ieh volbtandig )>echartig derbe, schwarze Streifen oder Holz- stQcken entsprechende Einlagerungen zwischen den übrigen matten Streifen durch auflFallenden Glanz oder besondere Farbe hervor- In andeni Fällen herrschen holzige Bestandtheile, Holzstücke und Aeste mit noch wohlerhaltener Holztextur (Lignit) vor, wie wir dies zum Theil auch bei den dilu- vialen Bildungen kennen gelernt haben. Auf der anderen Seite gibt es tertiäre Kohle mit braunem Striche und einem Gesanimt verhalten, welches sich jenem der oben ge- nannten normalen Braunkohle eng anschliesst, deren Aus- ruhen aller sonst völlig dem der ächten Steinkohlen gleicli kommt. Auf diese Braunkohlen V(nn Aussehen ch*r echten Stehlkohlen sollte die Bezeichnung P e c h k o li 1 e füglich Ih*- ^hmukt bleiben.

Während «lie ä c h t e typische B r a u n k li 1 e trotz i^l^^^ niannichialtig w«»ch.-elnden Verhaltens «ler ganzen Zu- >ümiuea«ietznng und Ausbildungsweise nach sich der diluvi- al«*u Hureiht inid durch ganz allmähliche lebergänge mit lKit«»rer sieh verbunden zeigt, so dass über ihre analoge Ent- ^t^hiin^ kaum ein Zweifel auftauchen kann, seheint die Pech- lif'hle unter g-anz l)es(uideni Verhältnissen entijtnnden zu sein. Bezüglich der ersten Kategorie» von T e r t i ä r k o h 1 o «lürf.'n wir uns bei den vor Augen liegenden Analogien mit

diliiTiaI»f r. iiu- Torflagern eiit-taiideiiHr Briiunknhle auf wenige Bemerkungen >je-chranken.

Befrachtet man die tvpi-rht' Bninnkohlp auf den Parallelfläohf'n. welche deutlieh Seh ichtun^r-^i Eisenden ingen entsprechen. -4» ht^-^Hi sich darauf fa-t immer lang^irestreckte, ]»arallel.streiti>re Pflanzentheiln unterscheiden, welche wohl unlK'fienklich für Bhittrest»* von Gramineen angeriehen werden dürfen. Es gf'Iingt zuweilen, diesellien abzuheilen und unter dem Mikroskop al- zu den <irasern gehörig näher zu be- stimmen. Aiid«TH, dunh V\\r\w und Tnirisse weniger deutlich abgegrenzte Fragmente mit Au-uahme der zahlreichen Früchte - I»*isten einer näheren [Deutung grosseren Wider- staml. Am häufigsten nocli bt»stinmiter erkennbar treten (Joniferennadehi hervor. Versucht mau unter Wasser die einzehien Pflanzentheile ausseinander zu zerren, so gelingt rlies in der Kegel nicht gut un*l bei Anwendung von ver- dünnter Kalilauge erhält man niei>t ein so 8tark ineinander verfilztes Haufwerk von tief duukelgetarbten Pflanzenfrag- inenten, djt<s num ausser den <inlsoni nur si*hr zerfetzte Bruchstücke zur weiteren l'ntersuchung unter dem Mikroskop erlangt. Doch sind sie immerhin zureichend, um in ihnen das Blattnetz von M<iosen zu erkennen. Soweit meine Unter- siichungen reichen, lassen sich unter flen.sellien Sphagnum^ Blattreste nicht nachweisen. Auifallen<i ist hier wie liei der diluvialen Braunk(dile die Seltenheit von zerfallenen Holz- gewelK'theilchen. während doch Zweige, Aeste und SiSlmme von Holz iji grosser Anzahl in der Braunkohleiuna^tse ein- gebettet liejren. Vjs s<-heint, dass sich Holztheile in durch den VerinodtTinij^^sjiroce» zerstückeltem Zustande an der Zu- Sf'unniensetzung verliältnissniäs-ig >»»ltent»r betheiligten, diu« dagegen Aest«* und Zweige in nicht venn(Hlerti»m und zer- fallenem Zustande von Aussen durch Au-^chwennnung reichlich l>ei»reführt worden sind.

r. Gümhtl: Briiriiffr zur Ken^ttiUMn der Te.it itrr erhält nisse etc. 141

l-nterwirfk man die gewöhnliche Braunkohle der Ein- wirkung der BleiehflQäsigkeit in verdünntem Zustiinde, so erhalt man eine hellgelbliehe Masse, welche sich zu weiteren rntersuchungen unter dem Mikroskop vortrefflich geeignet erweist. Man erkennt in diesem- aus zerfallenen kleinsten ^»ewebetheileu l)estehenden filzartigen Rückstände ein wahres Haufwerk zerstückelter von (Inisern und Moosen al)8tam- mender Blätter, welche die parallelstreifige und niaschen- artige Textur in voller Klarheit zu beobachten gestatten. In sehr grosser Anzahl finden sich ausserdem Pollenkörper, theils in geschlossenen Kömchen, theils in zerplatztem Zu- stande mit noch anhängender häutiger Hülle (Exine) und >ehr viele solcher isolirter Hüllhäutc:hen in zerrissenen Fetzen zertheilt (Taf. I Fig. 14). In sehr vielen Braunkohlen kommen fenier Diatomeen^ sowie Insektenreste, nadeln- und anker- ähnliche Stäbchen von Spongillefi vor. Die torfähnliche Zu- >animeuäetzung liegt hier klar vor.

Cm die Wirkung des hohen Drucks kennen zu lernen, habe ich auf Lignit eines nicht deformirten Coniferenstammes !^>wohl senkrecht wie parallel zur Faserrichtung einen Druck von «iO(H) und 200(M) Atm. in vollständig geschlossenem iiauroe einwirken lassen. Die Untersuchung des Lignites im ursprunglichen Zustande vor Anwendung des Drnck(\s lehrte, dass die Zellen- und Getrisstextur des Holzes noch voUkmnmen erhalten war: im Horizontalschnitte erwies sich di-r Kaum in den Zellen und Gefässen satt <*rfüllt mit einer gelblichen und braunen amorphen Masse von der Art der früher als Carbohumin Ijezeichneten Substanz, die sich in Kalihiuge löst, mit Chlorjodzink jedoch nur etwas dunkler tärbt. In <ler Mitte jeder Zelle bemerkt man einen etwas dunklen, länglichen Streifen, nach welchen sich die Zelle, wenn man sie durch Druck quetscht, theilt. Bei Anwendung Vi »II «iooo Atm. Druck senkrecht zur Faserung erlitt der (>ii^it eine Comprimirung von lOO nun auf 84 mm und pa-

142 Sitsioiff der mathrphyn. (lanne vom .?. März 1883,

rallel der Fasenmg von 100 mm auf 73 mm. Die Holzmasse selbst nahm eine etwa^ dunklere Färbung, ein der Glanzkohle sich näherndes Aussehen und grössere Festigkeit an, ohne da» sich bei Diinnschnitten unter dem Mikroskop eine betracht- liche Reduktion der Zellendimeiisionen l)emerken lie«, nur zeigten sich die Holzfasern bei dem Druck parallel zn ihrer Richtung zusammengestaucht, zickzackfonnig geknickt, wohl auch abgerissen und verschoben. Unter einem Druck von 20000 Atni. erlitt der eingeschlcKssene Lignit eine Verkflnt- ung bei einer Druckrichtung senkre<'ht zur Fasemng von lOO nini auf 82 mm; bei einem Druck parallel zur Fascrang von 100 mm auf 07 mm. Im Verhältniss zu der um mehr als das Dreifache gesteigert-en Krafteinwirkung erlitt der Lignit hierbei gegen die ei-st^ Druekprobe eine vergleich»- weis<» geringe weitere Verkürzung. Dementsprei^hend war auch die substanzielle Aenderung eine kaum bemerkbar ge- steigert(», so djkss unter dem Mikroskop die Dimensionsmin- derung der Holzzellen sich kaum Aveiter bemerklich machte, wie die V(?rgloichnng der Zeichnungen nicht gedrOckter (Taf. I Fig. 12) und ge<lrückter (Taf. I Fig. LH) (rewebe leicht be- nrth(»ihMi lässt. Es rührt dies, gegenül)er den Resultaten bei Moost4)rf offenbar von dem rmstande her, dass die Zellen in ihrem Innern von hunuLsartiger Mtisse vor Anwendung des Drucks })ereits vollständig ausgefüllt waren, während bei dem Moostorfe zahlreiche Hohlräume sich vorfanden.

ViiY die Beurtheilung der Wirkung hohen Drucks bei der Entstehung der kohligen Ablagenmgen sind diese Ver- suche von einiger Bedeutung, da ein Druck von 20000 Atm. sich schon einigenniussen mit einem namhaften Gebirgsdruck in Parallele stellen lässt. Sie lehn*n, dass in vollständig und allseitig geschlossenen Lagen, wie wir uns meist die Kohlen- luasse in «leu < M^birgsschichten (»ingebettet denken müssen, die kohlenbilden<leii PHan/entheile einem beträchtlich hohen Druck ausgesetzt sein kcaintcn, ohne in ihren Texturver-

r. (rümhcl : Beitrüf/e 2Ui' Ketmtnins der Te.rturrerhfVtnisse rfc. 143

hältuiäüeu eiue beträchtliche Stiirung oder Veränderung zu erleiden, üiobald ungenomnien werden darl*, dass in denselben keine Hohlnlunie vorhanden waren. Wir werden aber später uaehzn weissen versuchen, dass ein hoher Druck bei der Bil- thmg von Mineralkohlen weder wirklich wirksam thätig war, nt)ch dass derselbe nothwendig und als wesentliche Bedingung der Entstehung dichter Mineralkohle angesehen werden darf. Bei den gewöhnlichen schiefrigen Braunkohlen Wnierkt man Ijesonders deutlich auf dem Querbruche einzelne Streiten oder zusammenhängende Lagen von sehr dichter schwarzer, (HHrhartig glänzender Kohle, welche mit matten Zwischenuiasseu wech.«eln. Bei näherer Untersuchung ergibt .sich, dass solche ^lechartig dichte Partien meist von Holzstücken herrühren «xler überhaupt von festeren l^flanzentheilen ab- sUniiuen. In den meisten Fällen gelingt es einfach durcli Absprengen dünne Splitterchen zu gewinnen, in welchen die Pflauzentextur nahezu unverändert sich erhalten erweist. In vollständigerer Weise zeigen dies leicht herzustellende Dünn- .«M'hlitFe. Hierbei ist es selten nöthig, sich zur Klärung d(»r Bleii*hflü*«igkeit zu bedienen ; doch erhält man durch letztere wtfiehe Bruchstücke, bei welchen sich die einzelnen (Jewebc- elemente durch sanftes Drücken isoliren hissen (Vergl. Taf. 1 Fig. 15). Man kann von solchen aus wechselnd matten und (k^-hähnlich glänzenden Lagen bestehenden Varietäten der Braunkohle leicht eine fortlaufende Beihr verfolgen, welche «'odlich zu geschlossenen pechkohlenartigen, jedoch immer nijch deutlich zur eigentlichen Braunkohle gehörigen Ab- rmdernngen hinführt, wie sie in fa.st allen grös.seren Braun- kuh lenaldagerungen Hützweise geson<lert oder in gewissen Abtheilungen oder Zwischenlagen der einzelnen Flötze vor- zukommen pflegen, z. B. am Meisyner, auf dem llabichts- walde, auf fler Rhön, in Böhmen und a. a. O. Sie scheinen ihren Ursprung dem VorwaltiMi holziger Theile zu verdanken. l)n^ wird auch durch die Versuche mittelst der .Anwendung

144 Sitz im ff tler math.'phfftt. Clnuse mm .?. März 1883.

der Kieicbflüssigkeit die Textur dieser anscheinend dichten SiibHhinz aufzuklären, vollständig bestätigt. Mag in manchen Fäll«»n die gn>ssere Anhäufung \<m Holz durch Beischwem- nuing bewirkt worden sein, am hänligsteu dürtle es zutreffend erscheinen, dieselbe von der l'eberhandnahme einer waldigen Veget4ition über einem Torfni<x>r oder Sumpfe abzuleiten. Kill belehrendes Beispiel dieser Art war in einem Flügel des Braunkohlentlötzw von Wackersdorf bei Schwandorf gelM)ten, wo durch eingeflrungene Kiesolsubstanz das Brauukohlenlager gleichsam in statu lULscenti versteinert wnnle. Ein Hauf- werk von Zweigen des Glijptostrohus europaeus^ mit gros- seren Asttheilen vermengt, liegt hier wie Waldstreu fllier dünneil Lagen, welche nachweislKir aus Blättern von Moosen und (Triiscm torfaiiig zusammengesetzt sind.

Diese Beispiele lehren unzweideutig, dass l>ereit< Ijei den Braunkolilenbildungen vou entsirhieden torfmr>orartiger Knt- stehung eine s t* h i c h t e n weise VV e c h s e 1 1 a g e r u n g von matter und gläuz«»nder Kolilensubstanz sich bemerkbar mai:ht, wie wir di<.»sen)e später l)ei den ält^^ren Mineral kohlen wieder^ kehren sehen.

Kine weitere merkwürdige Ersclieinung verstärkt diese Analogie in hnheiii <irade. Bei den oft stark |NH'.hartig dichten BraunkobltMi des Trauntlials in ( )beri»sterreich zeigen sich in i>esonderer Häufigkeit Ft»tzen von rabenschwarzer Fa«er- kolile g<'uau in der Weise der Hauptmasse beigemengt, wie »lies bei der anthraciseheu Kaserk«dile der ächtim Stein- kohle d(?r Fall ist. Selbst <li<' wellige Streifung, die h»ckere BeMliatteiiheit und die unregelmils>ige rnigrenzung tlieilt sie mit der ächten Faserkolile. Auch eliemisch verhält sie sich ähnlirh. färbt Kalilauge nur ganz srhwach bräunlich und winl durch Bleich tiüssigkeit schwierig, ji^hn-h leichter, ab dif ältere Faserk^hle. aber immer nur theilweise gebleicht, wobei unter deni .Mikrn>kop Ibdzzelleii mit gohoften Tüpfeln M»lir dt'utlidi zu seluMi sind. Auch bei iler Braunktdile tob

t; Meiirägm äuf Kenntnm der Texturverhaltnme etc^ 145

(niciii CtaükrthU*) fand ich dieselbe tertiure anthra- FiwMfrfeohlis (Tai, I Fig* Iti). 8it^ wird sich woW liHli^rer llntersiichuiijöf bei den meisten Braunkohlen nach- loMivitn* Ich erinnere an dm bereits erwähnte Auf- ron f^ieriger Kohle im Torfe, um auf die Continuität durch die v*»r8cbiedensrteu Mineralkohlen bildungen immer k<?hn?riden Erscheinung der beigemengten Faserknhle machen,

tze ÄU dienen pechähnlich gestreiften Kohlen Brmtiii k oh I enformatiün stoasen wir vielfach mich V t von anscheinend gleichmäsi?iger, oft erdiger,

, 1 laufender BeschaÖ'enheit. Wir haben in diesen

:i MiHiifikatioüeti die Braunkohlenausbildung, welche 0Og«tuuiuteu Schlamm-, Bagger* und Moortorfe ent- icht, TOT un». E?^ tehlen ilarin selbst auch die Dküomeen- heu L(4i(eu nicht, wie ich sie in der Braunkohle bei Iterteich und in mächtigen Lagen in jener von «Sauforst Mgn. B»ch. d* ostb, Grenzgeb. S, 789) nachgewiesen habe. Brautikohten bestehen ans fast gänzlich in kleinste ' and Gewebetm^ile «xler -Trümmer zerfallenen Pflanzen- KUgUnch vermengt. mitEpidennishäutchen,Potlenkönier V Ifrte Hüllhäiitchen derselben) und Sporen, veruu-

nneugt mit thonigeni Schlamm, der i^ich in der rachlich vorfindet. Zusammenhängend^ Pflanzengewebe rerltiUtiiij^mä>img seltener» darunter kehren einzelne lient- wa anU*n»cheidende Nadeln v<m Fa&er kohle immer wieder. Hw reiht »ich auch die angezündet cannel kohleartig ^uJe sogenannte Gaskohle von Falkenau an, HS fii " ' .'ren rntersuchung unterzog. Sie besieht Ih* II >e au« »ehr zer«tückelten und zerfallenen

eilim in Form gekömelte» Flocken und kurzer Mit der Bleiehflüssigkeit behandelt fallen die NiideJn der auch hier eingemengten Fftserkohle IBM AngiL Uaneben zeigen »fich in feingekornelte ^«A- lUÜuiiliv«. CL LI 10

14G Sitzung der maih.-phys. Classe rom 3. März 1883,

Flocken eingehüUt zahlreiche kugelige oder halbkugelige Pollenhäutchen, welche sich aus der Umhüllung schwierig frei machen lajtöen. (Tat'. I Fig. 17.) Auch kommen zahl- reiche, kleinste Klünipchen, wie sie bei der Diluvialbraun- kuhle (Taf. II Fig. Ha) erwähnt worden sind, vor. Deutlich erkennbar sind tief braun gefärbte, meist zweitheilige Sporen von Flechten oder Algen. (Vergl. Taf. I Fig. 18.) Die weisse, stellenweis riHhliche, voluminöse Asche. 7.7ri".o lietragend. enthält in den rothgetarbten Theilen Bruchstücke mit noch erkennbarer Pflanzen textur, sonst Thonflocken und einzelne Quarzkönichen.

Im Ganzen er>veist sich diese Tertiärkohle als Analogen der älteren, später zu beschreibenden Gas kohle und bereits geschilderten Lebertorfes.

P y r o p i s s i t.

Aeusserlich sehr unähnlich, weil von pulverigstaubartiger, lockerer Zusammensetzung, aber im Gesammtverhalten der Fulkenauer Gaskohle vergleichbar verhält sich der Pyropissit von Weissenfeis. Die bräunlichgelbe, krümelige, mit Waner schwer zu befeuchtende Subst<inz bietet unter dem Mikroakq) nur körnige, un rege! massig begrenzte Bröckchen, rundliche undurcli>ichtige Knöllchen und vereinzelte braune Blattfetm mit n<)<:h gut erijaltener Textur, wie sie bei Moosen sich findet, <hir. In Stücken, welchen durch kochenden Alkohol and Aether die harzartigen Gemengtheile entzogen sind, lassen .sich, nachdem sie mit der HIeichflüssigkeit behandelt worden sind, im Rückstände kaum weitere Spuren einer organischen Textur, einzelne Faserkohlen ähnliche Fetzen ausgenommen« unterscheiden. Nur schleuderähnliche, ott s[)iralig gewundent dünne Fäden (vergl. Taf. I Fig. 10) habe ich häufig beob- achtet. Kuudlich umgrenzte Flecken deuten auf eine Be- tlieiligung von S)>oren und Pollen hin. Bei sehr langnm gesteigerter Hitze verkohlt und in Asche verwandelt hintan

ti Mritrtitit ifif KruHtm.is titr IcrturverhältfUiise ctt\ 147

r Pyrofpi«it einen im Volum gleich grossen, gniulicli fUlckstand äu 14,2> , der sich unter Aui'brausen tbalw(*i3«e lost. Die fibrigbleibendeu Theile bestehen au^ phf siklreichen scharfeckigen Quiirzkörnern, kleinsten Quarz- len, Thonschollen und einzelnen opaken schwarzen Ltll^dclieii* Diatoiiieeu wurden nicht beobachtet.

Der Pyropisgit aus der Bramikohle von Sauforst ver-

«C-h im Allgemeinen selir ähnlich; doch sind entschieden

tre Hesit^ von Moos- und Grasblättem au der Zu-

ung betheiligt Audi Kndet man ganze Stücke

Rcik^ welches merkwürdiger Weise in derselben Weise»

UaiU|itRinsiie, in eine gel1>e zerrei bliche Hubstanz

wohl ttrkennbarer Textur verwandelt ist. Noch

Dtlicber treten die Blatttheile neben sehr zahlreichen Folien-

'kMnif*nt !iHi"h dem Behandeln mit Aether, der sich tiet1»raun

(arbl, hervor. Wendet man Bleichflüssigkeit an, so machen

seil lalilrdche braune Kügelchen, dann durchlöcherte kugelige

und durchlöcherte Blättcheu von harzähnlichen

in grosser Häufigkeit bemerkbar. Letztere sind nach

Beobachtung wohl eryt durch die Einwirkung der

en gebildet worden. Von diesen kugeligen, zum

il sdialigen KOqjerchen raus* man aber die halbkugeligen

wohl imfcerscheiden, welche sicher den Hüllen zer-

Pallenkönichen angehören.

ESa^ dg««if* Art. von Braunkohle niacht der sogenannte

Dysodil

Diese aus auaserst dünnen Lagen zuaammgesetzte Braun-

tuntlich vielfach benutzt, um daraus Puniffiu

tri- 're Untersuchung der Proben von Hott untern

und wnn Siebloe in der Bhön ergaben übereinstim-

i. dauH die ^paltbarkeit in pajiierdünue BÜittchen von

ÜMftDifCfftu mit feinen QuarztheilcliHU untermeugten Sub-

hmülirU in wphher die Paraffin liefernde Masse ein-

10*

148 Sitzung der mnth.-phys. Classe mm 3. März 1SSS.

^ehfillt ist. Nach dem Behandeln mit der BleiehflüsAigkeit geben sieh nur sehr spärlich einzehie zellige Pflauzeutheile. algenähnliche Häufchen und rundliche PoUenhäutchen (Tat*. 1 Fig. 20) zu erkennen, während zahlreiche bräunliehe, un- regehnässig umgrenzte Häutehen ohne deutliche Textur sind. Sic scheinen thierischen Abiallen zu entsprechen. Auch nach der Anwendung von Flus^säure werden diese Theilchen nicht deutlicher. Im Ganzen macht der Dysodil den Eindruck einer Ablagerung in einem Siisswjisserbecken, in welchen zahlreiche Thiere lebten, deren Abfälle mit Thon und zerfal- lenen Pflanzengeweben nelwn Pollenkörnem vermengt sich in dünnsten Lagen am (4runde niedergeschlagen haben nach Art gewisser Blättertorfablagerungen.

Tertiäre Pechkohle.

An der (irenze zwischen pechähnlich glänzender Brann- kohle und der eigentlichen seh warzkohlenähn liehen Pechkohle steht eine Anzahl tertiärer Mineralkohlen, von denen ich die Kohle von Prevali in Känithen und von gewissen Al>lag(frungen im Traunthalgeluete näher untersucht habe. Die schwärzliche, aus dünnen matten und stark glänien- den Lagen zusammengesetzte Kohle von Prevaii wild durch die IMeichfliUsigkeit unter Bildung einer tiefbraunen Flüssigkeit leicht oxydirt. Man erhält auf diesem Wep st»lir zahlreiche Trümmer mit sehr deutlicher Ptlanzentextar, Zellen von Parenchymform und tlpidennishäutchen , dinii deutlicli dreieckige P()llenkr)nn»r und halbkugelige scheibeo- lV»rmigt» lläutchen in grosser Anzahl innerhalb der maü Streifchen, während holzgewe})eähnliche langg*»streckte Fasen sicli auf di(^ stark glänzenden Zwischenlagen beHchrankn. S^'hr zahlreiche, hohle, von vielen ungleich grossen LocheiB | dunhbrofhem» Kügelclien <lürften , wie bei dem PyropisHl»] als l{(*>te zersetzt^M* harzartiger Theile zu deuten sein ii gleither \V<»ise wit* «lünne Blättchen, welche nach Ali

c. OMmhti: Beiiriiffe Hir Kennitim der Textur verhält nkse etc. 141^

Pbiffliiaiiiaiweti von vielen iirM^leicii irl*"s^Ml Porm ; dunliUVhf^ «ind. {Tut I V\g. 2U)

I>M* i4«rk jkt»clmrtii^ jrliiir/etule Kohle (nicht Lignit) au« ilem Tr»uiithale zeichnet sich iladurch aus, daa» sie, wie flcr Atifftrhln^cs durt'h dii3 BleichtliWgkeit lehrt, fast j^iuz «jUi Fiueergeweben zu V>e^ehen sKjheint, bei welchen sieh je- «iie weitere Textur nicht gnt erkennen lasst. Ver- Jt inaii jedfM'h «rdcht« 8tflcke, so bleibt in der nVthliehen lAiche, welche deunelben Kaum beibehält, wie es i\m Kohlen- 46ric lifxjiÄt, die Hrdztextni* »«» ununterbrochen ujid voll* kounnen erhalten, das« tnan in der ausÄcliliesslich ans Holz- aelliH] iKl(*r -(iefasüen be>tehenden fii«t*rigen Masse sogar nocli tlvotlklt Tünfel tniil Miirk^tnihlen unterseheideu kann.

Toter den ächten tertiären Pechkohlen sUnd

mir ab eine tl«*r ältesten die obereocilne oder uuteroligoi'äne

»Kahle von HTirinj^ itn Innthale zuntU'hMt zur Verfdgnng.

i MH rliiaseni Vi»rkc»tninen ist ein nni so grössere^s geoIogLs<*hes

ilaietejoc verknCl|»ft. ab diese Kohlenablagenvng, hier in nn-

tveiMbrnfl marinen M<*rgel8chichten eingebettet, von kalkigen

I ScJiirhlrD lif^lejfet winl, welche neben brackischen und Land-

OoiKliyKen durch den Iieichthuin wohlerhaltener, zahlreicher,

I ilitncii Ht»fT« V. E 1 1 i n g ij h a u s e n gen an beschriebener

Pflftniafnn-344« ai&«ge»eichnet ist. Man wird nicht weit fehl

I iTTöfen« wenn man sich diese Kohle in einer engen, 7Ann

Theii hjilb aasgehtLsst<»u Meeresbucht entstanden denkt und

I «mimml, da*« eine ungemein üppige, den Cedenisiunpfen

|«iiido(^ Veget^ition auf den flachen Üferrändern wucherte

^ _• forbenen und halb vermoderten Abfsille durch

,':en dt*r Bucht als Material zur Kohlenbildung

Ihn^ieftffte* IHewr Annahme entspricht auch die Beschaffen-

' 'hie, welche aus ziemlich gleichniilssig glänzenden

-.^ >i rnHunnnengeKetzt ist. Mit Kalilauge gekocht

Smm Kuhle in den stilrker glänzenden Streifen eine

Binr iuhwutJi brunnlieh gefärbte Flüssigkeit, mit der Bleich-

150 Sitzung der matK-phys, Classe oom 5. Mdrz 1883.

flfissigkeit behandelt dagegen wird sie hellgelb und zeigt unter dem Mikroskop eine Zusammensetzung fast ausschliesB- lieh aus Blattresten, Epidermis und aus Pflanzentheilen mit parenehymatischer Textur. Die matteren Zwischenlagen zeichnen sich durch das Verworrene ihres GefÜges und da- durch aus, dass in denselben nicht gerade häufig feinstreifige Faserkohle mit sehr deutlich getüpfeltem Holzgewebe vor- kommt und thonige Beimengungen reichlich vertreten sind.

Zu Controlversuchen durch Herstellung von Asche eignet sich hier ganz besonders die durch Grubenbrand auf einen Theil des Flötzes erzeugten Cokes. Sie liefern einen noch grosscntheils zusammenhängenden Aschenrückstand, der bei näherer Untersuchung auch nicht den geringsten Zweifel übrig lässt, dass die Kohle in ihrer ganzen Masse au» mit erhaltener Textur versehenen Pflanzentheilen zusammengesetrt ist, unt^r welchen Blattreste und sehr zerstückelte Holztheile besonders hervortreten.

Die Cosina-Kohle der liburnischen »Stufe Dalmatiens, welche zu den ältesten tertiären Ablageningen gerechnet wird, hat ilasserlich grosse Aehnlichkeit mit der Häringer Kohle. Die mir vorliegenden Proben besitzen einen matten Glanz, eine rabenschwarze Farbe und einen kaum inn Bräunliche verlaufenden tiefschwarzen Strich. In den durch Bleichflüssigkeit aufgeschlossenen Theilen l)emerkt man unter dem Mikroskop vorwaltend holzartige Iteste mit nur un- deutlicher Textur, Epidermalgebilde und l>esonderK häufig flockige Häufchen vcm Thoii mit reichlich eingebetteten nindlichen Scheibchen (wahrs<!lieinlich PoUenexinen dantel- l(»nd) und scrhiangenartig gewundenen, gestreiften Rohrchen (Taf. I Fig. 22).

.\nrli die I*ech kohle von Djiddeh im Gebiete des kaspiscluMi .Meeres, welche Dr. M uck*) (Steink. Chemie S. 129)

1) IHi IüiIm' «Innh di»» <lnte d«»s Hon-n Dr. Mnt.*k Orif^nal- lirol)on Hit-^i'r. ««owi«^ \\9\0r «Iit von ihm «Twilhnti-n )>OMondoreii Kohlen-

r. GüakM: Beiträge zur KenntnMS der Texturverhältnisse etc. 151

orwähni, lasst nach der Behandlung mit Bleichflüssigkeit anf das Deutlichste ihre Zusammensetzung aus Holzsubstanz mit erhaltener Textur erkennen. (Taf. 1 Fig. 23.) Sie eignet sich in vorzüglicher Weise zu dem Versuche, diese Textur auch in der Asche wieder nachzuweisen, weil letztere bei dem Verbrennen in zusammenhängenden Massen zurückbleibt, die leicht mit verdünntem Kanadabalsam durchtränkt und dann sogar zu Dünnschliffen verwendet werden können. Diese Aufschlüsse lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Zu den bedeutendsten Pechkohlenablagerungen zählt die längs des nördlichen Alpenrandes verbreitete oberoligo- cäne Pechkohlenbildung in Südbayem. (Vergl. meine ^)chiidenulg: (ieogn. Beschr. d. bayer. Alpengebirgs S. 756 and Abriss d. geogn. Verh. d. Tertiärsch. bei Miesbach.) Es liegen hier zwischen ungemein mächtigen Mergelschichten, erfüllt von hrackischen Conchylien [Cyrenen, Cerithien etc.)^ Blattreste führenden Sandsteinbänken und groben festen Con- giomeraten zahlreiche, bis 1 Meter mächtige, tiefschwarze Kohlenflötze, welche ihrem äusseren Aussehen nach von typischer älterer Steinkohle kaum zu unterscheiden sind. Mit den Kohlenbänken wecbsellagenid stellen sich sehr häufig leiblich weisse, bituminöse Kalkschichten, sog. Stink kalk mit Einschlüssen von Land- und Süsswasserconchylien ein. In der Kohle selKst wiederholen sieh in schichtenartiger Verbreitung die gleichen Einschlüsse von Helixschalen, welche in der Regel zerl)rochen und zusammengedrückt erscheinen. Die Kohlenmasse selbst besteht aus zahlreichen Einzellagen Ton wech*ielnd matterem und stärkerem Glänze. Auch Faser- kohle ganz in der Art und Weise, wie bei der ächten Steinkohle, überdeckt nicht selten die zahlreichen zerfetzten

4rtpn erhalten und tülhlo mich für diese (lefälligkeit zu hcatem Danke Trrpflichtet.

142 SitzHUff der mnth.'phtjs. Cltififte mm S, März 1883,

rallel der Fjisenin*^ vou 100 mm auf* 7Jimm. Die Holzma»se selbst naliiu eine etwas dunklere Färbung, ein der Glanzkohle sich niih(»rndes Aussehen und grössere Festigkeit an, ohne das8 sieh bei Dünnschnitten unter dem Mikroskop eine beträcht- liche Heduktion der Zellendimensionen bemerken liess, nnr zt»igt<»n sich die Holzfasern l>ei dem Druck parallel zu ihrer Richtung zusannuengestaucht. zickzacktonnig geknickt, wohl auch abgerissi'u und v<»rschoben. Tnter einem Druck von 2(MH)(» Atm. erlitt der eiugeschWsene Lignit eine Verkürz- ung bei einer Druckrichtung senkrecht zur Fa.sening von 100 nun auf 82 mm: bei einem Druck ]>arallel zur Fast^nmi? von lOO nun auf (u nun. Im Verhiiltniss zu der um mehr als das Dreifache g(»st4^igerten Kraftvin Wirkung erlitt der Lignit hierbei gegen die erst^* Druckprobe eine vergleichs- weise geringe weitere Verkürzung. Dcmientj^prechend war auch die substiuizielle AtMiderung eine kaum bemerkbar ge- shMgerte, so d;tss unter dem Mikroskoj» die Diniensionsmin- derung iler Holzzellen sich kaum weiter bemerklich macht«, wie die Vergleichung der Zeichnungen ni<ht gedrückter (Tnf. I Fig. 12) und gedrückter (Taf. I Fig. Li) Uewebe leicht be- urtheijen läs.st. Ks liihrt di(»s, gegenüber den Kesultaten l)ei Moostorf offenl>ar von dem Finstande her, da«s die Zellen in ihrem Innern von hiinnisartiger Mjlssc vor Anwendung dt»s Drucks bereits vollständig ausgefüllt waren, während l)ei deuj Moostorfe zahlreiche Hohlräume sich vorfanden.

Für die Beiirtheilung der Wirkung hohen Drucks hei der Kntsh'hung der koliligen Ablagerungen sind diese Ver- siirhe vt)!! einiger Hedentnng, «la ein Druck v<m 20000 Atm. sich s^hon einigermassen mit «»inem namhaften (lebirgsdniek in Parallele >tt»llen lässt. Sie lehren, dass in v<dlständi^ und allseitig gesell losseneu Lagen, wie wir uns meist die Kohlen- uia>se in den ^iebirgssi.hiihten eingebettet denken niQsfi^eii. die kohlen 1 lullenden i*tlanzentheile einem beträchtlich hohen Drurk Jiu>gesrt/t si'in krnmten. (dnie in ihn»n Textiirver-

r. (rümhel : Beitrdfje ziw KetnUnisa der Te.it urr erhält nisse etc. 143

hältuiäseu eine beträchtliche Störung oder V^erämlerung zu erleiden, sobald angenommen werden darf, dass in denselben keine Hohlräume vorhanden waren. Wir werden aber später nachzuweisen versuchen, da-« ein hoher Druck bei der Bil- dung von Mineral kohlen weder wirklich wirksam thätig war, ii«>ch dass derselbe nothwendig und als wesentliche Bedingung der Kntstehung dichter Mineralkohle angesehen werden darf. Bei den gewöhnlichen schiefrigen Braunkohlen liemerkt man besonders deutlich auf dem (iuerl)ruche oin/elne Streifen oder zusammenhängende Lagen von sehr dichter schwarzer, i>eehartig glänzender Kohle, welche mit matten Zwischenoiassen wechseln. Bei näherer Untersuchung ergibt sieh, dass solche i>echartig dichte Partien meist von Holzstücken herrühren o<ler überhau))t von festeren Pflanzentheilen ab- stmnnen. in den meisten Fällen gelingt es einfach durch Absprengen dünne »Splitterchen zu gewinnen, in welchen die Ptlauzentextur nahezu unverändert sich erhalten erweist. In v«>lUtandigerer Weise zeigen dies leicht herzustellende Dünn- •^chlifife. Hierl>ei ist es selten nöthig, sich zur Klärung der BleiehflOssigkeit zu bedienen ; doch erhält man durch letztere weiche Bnichstücke, bei welchen sich die einzehien (Tewel)o- elemente durch sanftes Drücken isoliren hülsen (Vergl. Taf. 1 Fig. lo). Man kann von solchen aus wechselnd matten und |Hvhähnlich glänzenden Lagen bestehenden Varietäten der Rmunkohle leicht eine fortlaufende Reihe verfolgen, welche endlich zu geschlossenen pechkohlenartigen, jedoch ininit^r u*xh deutlich zur eigentlichen Braunkohle gehörigen Ab- änderungen hinführt, wie sie in fast allen grösseren Braun- kohlenablagerungen ttöt/weise gesondert oder in gewissen Alitheiluiigen oder Zwischenlagen der einzelnen Fl()tze vor- zukommen pflegen, z. B. am Meistiuer, auf dem ILabichts- walde, auf iler Khön, in Böhmen und a. a. O. Sie scheinen ihren Trsprung dem V^orwalt«»n holziger Theile zu verdanken. Die^ wirtl auch durch die Versuche mittelst der Anwendung

154 Sitzung der math.-phys. Clwue vom 3. März 1883,

texturlose Massen auftreten können. Ich werde spater selbst auf den Nachweis solcher Substanzen zurückkommen. In der Hauptsache aber glaube ich denselben nur eine, wenn auch wesentliche. Theilnahme als Zwischen- und Aus- füllungsmasse zuerkennen zu können. Um dem oben berührten Einwand zu begegnen, dient in der überzeugend- sten Weise, wie ich dies bereits an der Pechkohle Ton Djiddeh gezeigt habe, die theilweise VerbrenAung der Kohle und sorgfältige Untersuchung der noch in ihrem Zusammen- hange erhaltenen Asche. Dieses Mittel bei der südbayeri- schen Pechkohle in Anwendung gebracht, dient in ausge- zeichneter Weise zur Bestätigung meiner oben ausgesprochenen Annahme.

Es genügt, einige wenige Beispiele näher anzuführen, wobei zunächst in Bezug auf die Art der Aschenuntersuchung unter dem Mikroskop die Bemerkung vorausgeschickt sei, 'dass hierbei .statt Wasser Nelkenöl oder wasserfreies Giycerin mit Vortheil Verwendung findet. Die schon erwähnte Augen- kohle von Penzberg gehört zu den anscheinend gleichmassig- sten und am stärksten glänzenden Sorten der südbayerischen Pechkohle. ÜTaf. I Fig. 28.) Stücke derselben, sorgfaltig in Äsche verwandelt, liefern einen noch zusammenhängenden, weisslichen bis röthlichen Rückstand, welcher, wie die Unter- suchung unter dem Mikroskop lehrt, rso ausschliesslich aus Rinden- und Holzgewebe besteht, dass die Annahme einer nur nebensächlichen Betheiligung der mit Textur ver- sehenen Pflanzentheile geradezu ausgeschlossen erscheint.

(ianz die gleichen Resultate lassen sich bei den meisten stark glänzenden Zwisohenlagen der Pechkohle verschiedener Lokalitäten erzielen, so dass mit grosser Wahrscheinlichkeit das Vorkommen stark glänzender Pechkohlen an das Vor- herrschen von Holzparenchym oder ])arenchymatischem Grund- gewebe und von Holzsubstanz überhaupt gebunden ist. Dies wird auch durch die Beobachtung an einem der in tertiären

r. GQmhfl: B^itrMfe sur Kennt nijifi der TtTturtferknltimst etc, 155

Schichteti nur selten vorkommendeü Holzstämme beetütigt, welcher im Tntieni Iiuh) und von Sandstein ausgeflillt. nach Analen mit einer aus glänzender . würfelig brechender Edbl« bestehenden Kinde inngelien iai und in der Grenz* i regioa zwi^hen Rinde und Holzktirper stellenweise anthra- cttii«(3be Faserkohle enthält. Auch die^se Rinde verkohlt zu lldig zusammenhaltender Asche, welche vorherrschend enchym mit angrenzenden Bastzellen besteht, während

in der Faserkohle noch Spuren von MarkÄtrahlen vor- findet (Vergl Taf, I Fig. 29.)

Aus der Untersuchung der Ajsche der matten Lagen der Pechkohlenilotze ergibt sich nach der relativ geringeren Bei- mengong von Holzparenchym und dem Hervortreten dtinner, flftcher Blätteheu, an welchen jedoch nur höchst selten Spuren lelliger Textur wahrgenommen werden können, eine entwhie- den andere Zusammensetzung als jene der ülanzjiechkohle. & aeigt sich auch hier, dass in der Mattpechkoble Blätter m bösrniders grc*ÄSf'r Menge angehäuft sind.

Es dflrfte nicht ohne IntereÄse sein, die weiteren Ke- tte hier mitzutheilen, welche ich bei der Unt-ersuchung der m den begleitenden Schichten vorkominendeii Blattreüjte {Lamrus* Ficus^ Quercus, Lastraea) erzielte. Versucht man nänitich die verkohlten Blätter durch sehr verdünnte Säuren wm dem nv ' n Gestein zu i^oliren, so erhält man höchst •dten ZU.V» tngeude Blatttheile, vielmehr nur ganz

kleine sfiiessartige Trümmer, welche aus einer stark glänzen- j dati Kohle beistehen, und in dieser Zerstückelung zu weiterer ndtung sich nicht eignen.

Dagegen konnten diese verkohlten Blätter sehr gut zur Beitimmung der Dicke der Kohlensubstanz benutzt werden. Die Dicke der Kohlenrinde der Wpdel von Lasfraeii siyriaco belriigt 0,02o mm ; die des Blattes von Ficus Martü t\05*K ▼oo QnercHS furcinervis 0,020, während die Dicke getrock- iifirr Pecopteris'Wede] zu 0,070, Lorl>eerbUitter zu 0,lä.

loi} Sitzung der mathrphys, Classe vom 3, März 1883,

von Eichen zu 0,10 mm gemessen wurde. Daraus ergibt sich von selbst, dass von einer Verringerung der Dimensionen der Pflanzen bei Umbildung zU Kohle auf Vsb *|8o der ursprünglichen Ausdehnung nicht entfernt die Rede sein kann. Wie wenig Druck und Deformationen überhaupt bei der Bildung der Kohle eine Rolle spielen, zeigen die zu- weilen in verkohlten Holzstücken vorkommenden Höhlungen von Bohrwürmem, welche ohne irgend erkennbare Spur des Zusammengedrücktseins sich erhalten haben. Auch Gehäuse von Schnecken {Helices)^ welche häufig in der oberbayerischen Kohle wie in jener von Häring eingeschlossen gefimden werden, sind zwar meist zerbrochen und zusammengesunken, aber nicht in anderer Weise als diese Erscheinung in den nur 3 bis 5 m tiefen Torflagern sich zeigt.

IV. Mesolithfsche Mineralkohlen.

Die Sekundärzeit ist nicht besfmders reich an kohligen Ablagerungen. Doch iinden sich solche in den verschieden- sten Schichtensystemen zahlreich genug vor, inn durch eine Reihe von Tebergängen die weite Kluft zwischen Tertiär- und ächter Steinkohle zu über})rücken. Es sind besonder« zwei Formen hervorzuheben, in welchen die mesolithi- sohen Kohlen aufzutreten pflegen, nämlich in der sehr eigenthümlichen Aus])ildungsweise der meist in einzelnen isolirten Stämmen vorkommenden (lagatite und ferner auf F 1 ö t z e n von der gleichen Zusammensetzung und allge- meinen Beschaffenheit, welche die Flötze der tertiären Pechkohle oder der Carbon kohle l)e8itzen. Die Flobse dieser sogenannten Stipite bestehen demnach gleichfallfi aus unregelniilssig wechselmlen, bald dickeren, bald schwäche- ren Parallellagen von matter und von stärker glänzender Kohle, deren Strich durchweg noch einen bräunlichen Ton wahrnehmen lässt, wenn auch die Kohle selbst tiefschwan

O^mM: Briirätfr sur Kfutünm der TeMurrerhaltimBt etc. IT»?

irbt er8eh«*iiit. Durch diese Verhältnisse wird ein all- hligm* IVbergang vou Bniunkohle zn Sthwarzkohle ver- Qiiildl, nufdeti niieh die übrigen piijsikalisehen EigBnmhnihtn ehemiscbes Verhalten hinweisen. Ea geht dies auch Zusauinit^iLstellimL' Hr. Mnok*!^ in, u, (>, S. 12(i ii. .) hervor. Ich hcscbränke auch t^ir jetzt daniuf. aus dieser Zwi^chen- our einige wenige Beispiele naher anzuführen, um das» auch die meHolithische Kühle wt*«eutlich ilei3iietlM*ii nijirukter, wie wir denselbeu bei den jüngeren Minemlkohlen b4'rfiU nachgewiesen haben und bei den älteren spater tindeu werden, an sieh trägt.

Znnichui greife ich iiuh der Reihe der gagatartigen Kohle einzelne VorkominniaHe der obercretacischen 8chich- teiL, dmDn aus Lia^, Keu|)er, Muschelkalk wnd Uunt^arulsteiii (fantw. IfTiHlener Sandstein) heraas.

IHe Kohle der Uagaiite »eichnet sich durchweg aui^t 4u! * l ! ; ' töriuige Beschaffenheit, durch den Hach-

«r. _: I : h statt des wurtVligen fler Glanzkohle,

imVtnw mir zuweilen an der Aus^enfläche der tiagatkohle auf geringe Tiete in Verbindung mit augenartigt-u Abson- deningen und Zeichnungen sich einstellt, um! durch eine Kewiane Zähigkeit der Knhiensubhtanz . welche es in den owiiiteD Pillen gestattet, aiki dem Gagat vei*^chiedene Ge- hnilirhsgrt*genKt«tnde nach Art di^r Drechslerarbeiten herxu-

Vitm Gagatkohle aua dem (ju ad ernandatei n von liwitz iu !^chh*«i**u in dfiiinen Splitleru v«m anscheinend |i^eichma«8iger tertiirlo^er Beschafieiüieit erweist sich uMtii der Einwirkung der Bleich 11Ui^«iigkeit aus sehr deutlich «ligegTeojden Zellen von Htdztheilen zusanmjengeisetzt, bei welrbeti in einzr^nen Partien die Querstreifen der Mark- ' 3ttnitili*n lüeii gleichfalls noch bemerkbar macheu (Taf. I ►Tjl, 3f>K Die gut xu^mmenhalt^^nde Asi^he vervoIKstäudigt

I'f^ Hitzunff lUr math.'fßhifM. ClaMM rom ■?. Mnrz 1883.

tUf.-'VU Nfu:hwi*i.H, indem sie ein die ganze Kohlenmasse ein- n^hrri'rndffH fiaiif'werk von Holzgewebe erkennen lässt.

Kin ganz vorzügliches Beobachtungsobjekt liefert die \n*ktiuuU: («ugat kohle aus dem Lias von Boil in Wüit- ti'inbifrg und jene aus der Gegend von Staffelstein in Franken, lii'i dicHi'ri Kohlen ge})en schon die Dünnschliffe das voll- •lUuidigc liild d({r durch die ganze Kohlensubstanz unnnter- Urtii'hm hrrrschendi'n Hcdztextur (Taf. I Fig. 31). Es be- darf h'wr nicht erst einer Einwirkung der BleichflQssigkeit odi'r d(*r Kinilscherung, um die gute Erhaltung des Holz- gfWcbi>N walirzunchmrn, welche jener der verkieselten Stämme iiiihf/.u gl<*irhki>ninit. Wendet man gleichsam zur Kontrole dit* lH*/i(irhnet4Mi llilisniittel an, so kommt auch auf diesem Wi'gr in gh»ich diMitlicher Weise die der Kohle zu Grunde lii«giMiil4* !lol/ti»xtur zum Vorsi*hein (Taf. 1 Fig. 32). Bei iliT \f<v\\o kann man die Tüpfel und Querstreifung der Zellen hl vidlor KlarlitMt (Tkennen. Eine Zusammendrück ung der (Jowrl»!« liLsst sich in keiner Weise konstatiren.

hie K iMi|tergagatkoii le aus den rhätischen Schich- \c\\ \\\\\ Taxsi'ddtM'u Um Si'hwaudt>rf in der Oberpfalz ist von NU dirliter U«\srhatV<M)lioit . diuss selbst in sehr guten Dünn- M lilit)i*n kleine Spur inneivr Textur zu sehen ist. Dagegen \\\\\ \\i\\\\ dor IVItandluniT mit der Bleiihtlüsvigkeit sehr deut- Ih 1) du» rar.'dlcUtnMt'unvr der Hol/.toxtur her>-or. Ammoniak li»-.! dir iM\t>(jindiMU' t»rt" braune Sv.bstan/ vollständig auf. Ver- ^\:»ndrh \\\;\\\ x\w Kohlr :r. Am ho. >»^ erhalt man einen voll- tiutibi; viivuv.iurnhuncxM'.iior. . weiÄkM*. Rückstand, der mit x.^Ur» Kiath«-^! a».i* //.viJv.v.'.rr.M^t ;:;:*,:: *ier Ki^hle ausschliefr- \u\\ .i\is v.rl Ms^l'/trxV.;: \r-.>i.t V.iv.t ?v. ti.u>^>v '.in< vor Ailtfen

r t \< V . x^ » ■. . V «* .* X r : ■■, :, '.: v, h , v.-. i i^ ;i c 1 1 k o h 1 e aus

.1, M .. '^ , 1-. , ; V .V, . v X . ■■. >: •.■.:t •: . .-.. rr.>r:'r.inken , au> •i, »s n i.vv. :•.- ; ■■ -. vx ■■ ". ■.^•: ■.:-^\'.\\ "\ K^iti^ttHm be- «M-*... M .-.. IV'v. \.- 11 •■ * . "\>».:..i-.^- käum an-

MfürSgr ZNf Kfnntm*n der T^xturvmrhJ&timät etc. lt^»9

igcfpiffeiii wahrend der Keupergagatit unter Bild unjt^ einer ' titfbrAiinen FlGiä^igkeit st^rk zersetzt wird. Mit der Bleich- Atoiigkeil behaudfilt, zeriallt die Kohle in kleine Trilniiuer, in wdchen ^^ehr deutlich die Zusaiumeusetzuiig uns [laren- chymalbdiem Gewebe und hvnggestreckten Faserzellen erkannt werdeo kann (Taf. I Fig^ 34). Diese Texturverhaltnisäe Meiben auch iii *ler Asche noch »ehr deutlich sichtbar; die Z^Ueuwiinde erHcheinen jedoch wie zerfressen und zernagt. Die Gagatkohlenriude aus dem Grödener Sandstein fCm KtfUtnArkt in Sadtirol besteht, wie sich übereinstimuiend •indJung mit Bleichflüshigkeit und auö der Asche m gibt, am* Tolbtandijj; zusamnienbängendeni Paren- cbymgifwebe, weches nach Innen in ein Sy?^teni langgestreek- ür Faserxcllen übergeht.

Die mmtntlieheu Proben von nie^oli thisehen Ga- galkcihlcn machen uns mithin {ibereinstinimend mit der ThaliaeW bekannt« dass ihre Kohlenmasse aus wohlerhaU teoem Hohgewebe besteht, dessen Zwischen- und Hohkäume von einer oft die Textur verhüllenden, anseheinend textur- ksen« dtireh Kalilauge bald zer^etzbaren, bald wenig angreif- Int- - tanz voUftUindig erfüllt sich darstellt. Ein gleiches Vr* .**•*.- ,, dürfte wohl für alle ni e .s o 1 i t h i s c h e n <t a - l|Atit<^ anjEmiehmen »ein.

Gliben wir zur Betrachtung der meKoIithi sehen Plfiizkohle {Stipi(f') Wh^r, >(> ist zunächst im Allgemein eu m bttnerken, dass eine Be^stündigkeit in ihrem Verhalten nxr KaJilaage, in ilirem Strich und in ihrer Härte sieh nicht I rnBftwtirrn läsift. Bald sind die ält4.Ten Arten derselben mehr pedikohlenartig, bald die jUngeren mehr der Schwarzkohle ifanlidi. Ich halie Proben aus den Wälderthon-, Lifis-, LettiaokoUaD* und rhätischeu Bchichten näher untersucht.

Die De ist er kohle von Minden besteht, wie die Pech- luihhi lind ächte Karbonkohle, aus miteinander in dünnen LiSf^Bti wvchiielnden 8ehichten von Matt- und Glanzkohle,

1*»^ Sitzufiff der math.-phyn. Clasf^e vom 3. März 1883.

welche jedoch nicht scharf von einander geschieden sind. In dem nach der Behandhing mit der Bleichflüssigkeit er- haltenen hraiinschwar/en Kück.stande tritt die Zusammen- setzung aus sehr dünnen Lagen ]>esonders deutlich hervor. Darin hu^en sich sehr zahlreiche Blattreste, seltener butzen- weise aufgehäuftes Rindenparenchym und Faserzellen gut unterscheiden. Diese Zusammensetzung der Kohle wird auch duR'h die Beschaffenheit der Asche nachgewiesen, welche neWn zahlreichen Thonschuppen viele häutig-komige Mem- bninen nach Art der Epidermalgebilde, ausserdem paren- chymatische und langgestrei*kte Zellen in theilweise zusam- menhängenden Trümmerchen enthält (Taf. II Fig. 35.)

Bei der Liasflötz kohle der Alpen aus dem Pech- graben Ihm Wever in Oesterreich kommt nach der Behand- lung mit der Bleichflüssigkeit die H(»lztextiir sehr deutlieh zum Vorschein. K^ ist sogar die feinere Textiir des Hnlz- gi»welH»s mn-li zu erkennen. (Taf. II Fig. *i7).

Die Kelten kohle von <iaildorf in Württembei^ und :iu- i\vr Cmgebung v<mi Schweinfurt in Franken liefert- mit Kalilauge behandelt eine nur schwacli bräunlich gefärbte Flüssigkt»it. Sit» winl von der l^leichtlüssigkeit dagegen sehr en«Tgisch /.er>«»t/t. Der zuerst erhaltene Rückstand enthalt in gn»sst»r Mengt» stark zertheiltes Pan^nchvm- und Prosen- <liMu-lJcwcb4\ welches sich in Alk«»hol- und Ammoniak grossiMitlu'ils löst, s«> 4|jui>. nunmehr nur Kpidennishäutchen und eiu/clnc sehr deutliche rsinMichvmzellen erhalten bleiben, tu der IiCttcuk«»l\le von Mashiu-h «la gegen zeigt sich im l\«Mf sehr «Icutli«-h l;nii;gt*>tnHkt«»s. t'nsrijjes Holzgewel^e und Ixiudenpan'Ui li\ni in un'»sscrer Menge.

Die rhiitisrhe Kolile \i»n 'YhrUi Um Bayreuth verhiUt suh g:nw iilnilhli. >\i.' ilie Letteiikolile vnu Ma.sbach. jedoch i;r«»>,.|l,.n Nh li /u lirni lasngen Im-wiIm- |\»iliMi und Pollenhaut- . heu lu cru-MV M«»u«:e M:ini he Streiten «Irr K(dile s«-heineii l.i^t :uiNN, hliessh, li aus Irt/tevcu /\\ luMcheu <Taf. II Fig. 87».

ff Snträift eur Kenntnis der TtJotw^^rrhältniase eU\ UM

T. 3fiin*ralkolile der ('arbonsHiit'htoii,

l>ir kcihligen Htib<^tanzen der jüngf^ren R^ihe der

fiolithiscben Ablaf(eruii*Jf^n bilileii den eigentlichen

ittel|>unkt meiner ITntersuchungen, zu welelien die im Vor-

iiü#^^lienden niitgetheilten Vei^suche mir nur zur Vorbereitung

Uten,

dieseu Untersuchungen wurden sehr zahlreiche

iibcti der verschiedensten Abänderungen aus detn j>fiilziseh-

;i»cbeti ftehiete, namentlich auH den tiefsten Seliit-hten

(in »len Gruben von St. Ingbert in der Hlieinpfalz),

rch alle i}^*md»en«tufen bi** zu jenen der postcarbonischen

«seler-Schieliten, dann aus Westphalen, Sacht^en, der Pil-

Mnlde, ans Südrussland und von einzelnen Fundorten

Anittiinien» und NordanierikuH, endlieh iiucl* eine Prol^e

f (laHlcahle ans Tasmanien (V^andiemensland) verwendet.

Di^m Proben vertheilen sieh auf verschiedene Abände- mgen^ welche auf zweckmä.-y?ige Weise in Schwarz- l«r ichte Steinkohle (Carboiiit) mit ihren Varietäten lau»-, Matt-. (Streii'-)^ Back-, Sinter-, Sand-, Grob- und lOMkcihle, dann in Ca n n e 1 k o h 1 e ( Candelii) und diei*er IffOBcliloasen in Bngbeadk ohle , in Brandschiefer iiiumimi), ferner in Faserkohle {nvihracitische HoU- »Ab) und endlich in Anthracit imterschieden werden hinen*

Meine nachfolgenden Mittheilungen sollen sich der au|)t8a<'lif> nach dieser Eiutheiluug sm^schliessen, wobei es jwioch zuweilen als zweckdierdicb erwie^s, auch einige Iroben ÄU?wer dicker Reihenfolge zu bebandeln. Zur speziellen ^orWjieiiQiig för diese Untersuchung nahm ich zuerst einige hiefer und einig».* in diesen vorkommende Pflanzen- .-. ,-j, ^owie die Kohlen rinde verschiedener Stämme vor. Dir zarten^ dunkel gelarbten Kohlen schief er las.^en rh nach i*iner längeren Behandlung nnt verdünnter Flass- lll488w lljith.-pbj«. (. t. 1.) 11

\&2 Sit :u Hfl ihr wirifÄ.-j>Ä,i/.w. Chttt^e com .9. März 1883.

säure >elir U»ifht aut'li»ekfni inul e> gelingt auf diese Weise die unerwartet zahlreiehen und vortrefflii-h erhaltenen, aller- dinir> st»lir /erstüekelteii Ptlaiizent heile zu isidireu, welche dem Shieter wahr>rheiuliili aus>ihlie>slieh (nicht eigenÜichen Bitumen» ilie dunkle Farhunir ertheilen. Diese Fragmente >ind theihvei>e in ihn*r Textur s»i wuhl erhalten, dasri man ohne Weiten^ untrr dem Mikrii>ki»p in ihnen das Pflanzen- Ct^weK* niH-h erkei.nen kann. K> li»*irt hier eine bis jetzt r.iih völlii: ;'.nau>ir«'V»euT4't*' Fundirnil>e ftir phvtopaläonto- li'jriMhe For-* hr.r.irm vt-rlHinTt-n. auf die ieh nachdrücklichst :t\;tnierk>am ni:ii*lii'. da t-> aus^^'rhalii der mir gestellten Anf- C.i\^^ lifiTt. »iiis«» Vfrl^.äln^iÄiu* weiter zu Tert'olg^n. Nnr das Y.v.u >\'\ hervöri!"!''!!- i^i\ .i:i-i> liit-s«- Art der Vermengnng von T \\ ' :. !i I H k I r. Ui : t Sav. «ik *" rr i ht-r. und Zf rtetzten Pflanzenresten \v:.7\M\\\w\\c aVit -iir K:::>t<hi:r.v! drr Kuh len. schiefer ;i •.> A V. v \\ \y r : v. v. t . :: ir-* r. a t < n ;* i h : : . ^ r ist und d ass, da alle i^.tv.'k:»;»rtv. IrNririivo- > 'V. K"hitn>thieltT zu Schieferkohle s<-.:.k'hjr v..rk'»ninien. die Möglichkeit :. y"::.v..;^ibey.. iMritus an der Ziisam- K i. . r : . ri «r?.! *-\ f-r Flötzt heile nicht in

:..

:,>. V.r:

rt-^i I

irr

.V."

■r Hr::.;

■...iT .

■..C

•;

.-.■:.-.::.4:

y.'i.'i

W

..o'.-.

w

trr^ .:. .::a: ^ -:. irrT^sereu. im KoUen- ! . .^: 'r::t:. . :'r.:.. ;•:> .iNsTuhliih Blatttheilen "...xx .^ .. . :. -....: lv-:!.::le der FluässioR

JL-.. .»^;. . ».: ^r"ix'x:rt:. i'j»n3fii zii>animenliin-

S..,:i>. .M i - :••■.. wv.. .:)r K"hiriirinde. ähnlich

....*.■:*■ :.-:•■. Tfr:.iäq»dknzen- in kleine

' ' .-. : : '^. . ::: -.. .x!/. ......■• rraiit, so liei Fwmm^

i>i f •. >;./. .'.ii//. f .-ii I I. .".■."-,; 1.. Kes^T zum Ziele

' :•» : S : ..' . i. ■:* . r. n.it finer dQnneD

■^ ^: K : .—:■: Vriiiiizt-ntheile mit der

- ^-;.'-. *• >. ^' :...•/:.:: St Ji kcheH sich TOB

■»* - . : it-rsiichnnii geeignet

* •» ^^ ^ ;. X : ' ; j.i.: i'iieM^ni Wege

r. Oümhff: Bfttr»t,fr ^„f Ketttttmsii der 7*e^vttirie*'hällntitsf ctv, 1*^>3

Hii, bei aehr zarteu PflaiizeDresten mehr als blosse Au-

Ideatutif^en der noch vorliandeiieii Gewebetextor zu erhalten;

[pur die üuiggestreckten Zellen der Blattnerven uud die

|C[iidcnuiB eütsfiiehen sich fast in keinem Fall der Beobaeh-

Es sei hier nur hebpielsweise anf die Walmiehm-

iin LtpidophjjUum und Nem^opterts (Tuf. II Fig. 38)

btogewieseo« um die AH und Weise, in welcher demrtige

Bncheinungeti zu Tage treten, kennen zu lernen.

Bei den nadelfönnigen Blattorganen von LepitioJf'^tdrott^

jWfiche eine derbere Consisteuz haben, gii)t sich ilie Ptianzen-

flchon'viel besser zu erkennen. Es sind sehr deutlich

Bggesireckte Zellen, nach der Behandlung der oxydirten Kohle

-^moniak auch parenchymatische Zellen und Epidermis-

II mit Spaltüliniuigen zu sehen. Nicht selten fand

ieJi oüter diesem üewebe auch jene merkwürdigen, lang-

Kestn^kten Zellen mit kreuzähnlichen Zeichnungen» genau

^ja, wir sohl he Dawson l Quart. Journ. of the tieuL 8oc.

Kf Uudon 1859, PI VIII F. 13 d.) darstellt, (Vergl. II

^^^K So weit der Kreiis meiner Untersuchung reicht, fand ich ^Hw» kuhlige Kinde iWt durchweg in Form von (jlanz- ^Kohl^ Ausgebildet. Daher erklärt sich auch die starke Zer- klOftong derselben, welche eine Eigenthüralichkeit der Glanz- ^■Jcohlc* i3<t> Zugleich ist damit erwiesen, dii^s auch Blattthetle ^■iaü Materinl geHefert haben können, aus welchem die uns ^BD I a n le k fi h I e bcärtehenden einzelnen Lagen der Kohlen- ^■Mp berrorgeganjQ^en aind.

Mastfongeu der Dicke <ler Kohlenrinde, welche ich bei jnktreieheQ Farntiederchen vornabin, fillnien zu demsollxm IWtiltaic^ wie bei tJeii Tei^tiärblilttern, thiss niimlicli die '"^ ' T Kohlenrinde nicht oder nur wenig, höchst^^ns um

,;t#* geringer i«t, aln die der Blatttbeile in grilnem iKüstaoiie etwB gewesen sein mag.

!!•

104 Sitzung der mathrphys. CJasse vom 3. März JSH3,

Ein reiches Feld der Untersuchung bietet sich in den so häufig innerhalb der Kohlengebirgsschichten auftretenden Rinden hohler Stämme und Zweige. Ich habe mich auf einige wenige Versuche beschränkt und dabei hauptsächlich die Dimensionsverhältnisse und den Nachweis der noch e^ haltenen Pflanzentextur ins Auge gefjusst.

In Bezug auf die Frage, ob die Kohle in ihrem vor- liegenden Zustande wesentlich andere Dimensionen einnähme, als die Pflanzeusubstanz antanglich besass, aus der sie her- vorging, schien mir die Untersuchung und Vergleichuug der Kindendicke an auirechistehenden, nicht deformirten und an liegenden, zusammengedrückten Kxemplaren von ansschUg- gebender Bedeutung. Hei einem aufrechtstehenden Calamiten" Stanmi von 92 mm Durchmesser Ijesitzt die Kohlenrinde eine Dicke von 1 nun; bei mehreren liegenden zusammenge- quetschten Calamiteti'SiJAinmen^ deren restaurirter Durchmesaer .sich auf 100 120 mm berechnet, beträgt die Dicke der Kohlenrinde 1 1,25 mm, also nicht weniger, eher mehr ak bei dem aufrechtstellenden Stanmie, von dem denn doch nicht wohl angenommen werden kann, dtuss seine Kinde unter der Wirkung grossen Dnu'ks in Kohle verwandelt worden .-«.

B(M Sitjillaria l)eoachtete ich an aufrecht^tehenden Stämmen v<m 80 lOOmm Durchmesser eine Kohlenrinde v<m 1,25 l,r)Omm Dicke, bei liegenden zasaiuraengequetadi- ten Stämmen von nahezu gleich(*m Durchmesser eine Kohlen- rinde v<m 0,9- 1,50 nmi Dicke, endlich bei uufrechtsteheo- den Lepi(^odcndroil-^^^\Ä^xi\\\w\\ von <)() mm Durchmesser eine 1,25 mm dicke Kohlenrinde, wie bei liegenden Exemplaren von annähernd gleichen Dimensionen.

Aus <liesen Beobachtungen geht hervor, einmal, dav ein hoher Druck nicht als ein wesentliches Moment der Umwandlung von Pflanzensubstanz in Kohle gelten kann, und dann, da.ss Ihm <li<^(.*Mi Inkohlungsprocesse die l^anien-

Gümhd: B€iträ^* iur KrnHtnUi» der TejnHrverhäHnuHf etc, 1^5

^liitaiis eine heträrhtliche Raum red nktiou, die von Vielen iif daa 25— SOfnelie iu»geiu«iiuu'ii wird, nicht erlitten hat. Iii<irni ich mich der L'nt#*rsuchiiiij;? der Texturver- ^ältuiüB*« zuwende, welche sicli an der Kohleurinde solcher liitiifiir Dftehwd.seti lass^en. ist es wohl üherfitiÄsig vorauszu- fceo, da.-*«, da diese Textur an verkieselten Exemplaren ^!'*"'"'_^r*r Weise bi^rpitjs durch die ausgezeichuet-^ten i:^*n klar gelegt worden ist, meine Versuche Echt etwa auf eine Erweiterung die^r Fe?*töteUungen, sondern eh damitif geri<'htpt waren, zu ermitt^^In, ob .sich in ^iis der ausgezeichnetsten iUanzkohle bestehendeji (€>hl<*ti rinden das f'tfanzengewebe überhaupt und in welcher fcinn «9rliftlt4?n habe* Um Wiederholimgen zu vermeiden te ich im Vomus, dass ^ich irgend ein erheblicher cliii^ mich in Bezug auf <lte fi-ineren Texturverhäifc- der Kohlenrinde liegender zuHtimmengequetschter und mler nirht ih*f(»rmirt4*r Stamme nicht wahrnehmen lies.«?. ' iHe K«ddenrintle von Cahmitm aas den Kohlenschichten 8t. Inirbert schien selbst nach der Behandtung mit der keit texturloö Jils eine gleichförmig tiefbraiine nach einer sorgfältigen Erhitzung o<ler niich lUg von Alkohol tritt die FHanzentextur sichtbar 'or iiimI nach einer weiteren vorsichtigen Behandlung mit verdünnter Amm«>niakfl(iwdgkeit kommt Am vorwaltend p « r e n c h Y m a t i s c h e n Zel len bestehende G e webe ztitn Von*chein. Dabei zeigen sich mehr vereinzelt quergestreifte Zellen. Control versuche an ein- Kol* len rinde hesUitigen, das!;! diese Textur auf Rinde gleichuüLs.sig sich erstreckt. (Vergl. Taf. II 10.) Ptt»t die gleichen Itesultate ergelien sich bei der ^ ' '■ Jrndron und Sujillaria. Bei erste rer .=,;^ -treckte mit Tüpfeln versehene Zellen (Tiif- II PiR. 41), in der Sigillaria-^nAe dagegen ficli Diflwi verhUltni.9^uuv^ig s|>ärlichen Farenchym'

!()<> Sitzung der maihrpht/s. Classe com 3, März 1883,

Zellen sehr zjihlreicli düinie l)astartige Zellen vor (Taf. II Fig. 42). Lilsst sich auch aus diesen Beobachtungen nicht mit voller Sicherheit der Schluss ziehen, dass, weil in der Glanzkohle der Rinde von isolirten Stauimen die üewebe- textur sich nachweisen Itisst, in gleicher Weise die Glanz- kohle der eigentlichen Kohlenflötze dieselben Texturverhält- nisse besitzen müsse, so wird es wenigstens dadurch erklär- lich, wenn wir bei der dichten Glanzkohle der Flotze ähn- lichen Erscheinungen begegnen.

Bei der Flötz kohle der allgemein verbreiteten, ge- w<)hulichen Steinkohle beobachtet man durchweg, wie diw bereits von Grand'Eury und Muck mit allem Nachdruck hervorgehoben wurde, einen meist- in dünnen Lagen wech- selnden Aufl)au aus Schichten von Glanz- und Matt- kohle, denen sehr häufig theils in zerstreuten Triuiimem theils in zusammenhängenden Streifen Faserkohle bei- gemengt ist. Nur wenige Kohlenflötze scheinen nahesu ausschliesslich aus Glanz-, andere vorherrschend aus Matt- kohle zu bestehen, während in gewissen Kusskohlen flötzen die FjL<erkohle den überwiegenden Bestandtheil ausmacht.

Wie schon bei den jüngeren Kohlenarten hervorgehoben wurde, zeichnet sich die Glanzkohle durch Risse oder Spältchen aas, die unter verschiedenen Winkeln die Schicht- flächen schneiden, jedoch in der Regel durch die Zwischen- lage der Mattkohh» nicht durchsetz«»!!. Aul- solchen RiaeKn erscheinen häutig auch jene t^iUerartigen Zeichnungen, die man Augen nennt, bedeckt von dünnen Späth blattchen, eint»!!! Si.hwelelki(»sanflug oder Pholerithäutchen, welche auf ihren Flächen tisclischuppenähn liehe Zeichnungen wahniehmen las««!»!!. Sie sind der Abdruck der kreisf<)miigen Linien, welche auf den Augeiiflächen sichtbar sind und deuten, di sie ganz unabhängig von der mineralischen Natur der Ueber- zugsrinden sind. an. «hiss letzt4»re nicht die Ursjiche der Augen- bildung st'iii köüiuMi, sondern nur als Ausfüllungen und An-

k G^wtM: BtitrAjfe £ur Krnnini^H drr TfMiintrhäHnmt etc. I^i7

«IciiJiigeii auf den bereit« vorhandenen Klüftclien ungesehen len dllrfen. Da*« die>*e Augen nur als eine Al^ondernngs- tu Folge deö Zerreissen.^ der fe^iwerd enden Kohlen- .ehen «eien, ist Hchun frlUier angeführt worden. ist von Inten^«8e, bei der (jutersnehnng der Flotz- Lohle die der (Hun-^kohle von jener der Mattkohle -t vorzunehmen^ w«s in den meisten Füllen ausgeftüirt kann, wenn sie in einigernnui4>sen dicken Streifen chitHhrn vcirkonunen. Bs macht «ich bei der Behandlung er Hanptabändenuig*^! der Flötzkohle mit der ßleich- fktfit zwar nicht inuner, ul>er doch in weit<uis den ti«Esir0 Fallim eine aoffallende Vei-schiedenheit bemerkbar. Liif dii* Glanzkohle wirkt nämlich die Bleichflüssigkeit meist " ' ' r ein, und erzengt eine tift1>rami gefärbte, i'j 4ler Substanz, während liei der Mattkohle 80in«t gaiiÄ gleichen Umstfinden die Zersetzung viel **ig int und dii* Flüs-Higkeit weniger tipf braun ntt t gelb «ich tarht, wie dies aueh bei den tanuel- Snbstaujcen fler Fall ist. Üieses Verhalten und I ^Qtm»ucht|llg der »ich hierbei bildenden kcibbgen Sti»ffe <^»3M? vi»nlient noch eine eingehendere rnterNUchung. iaft nivhi IUI wahrschein beb. düs^ sieb dadurch noch für Brttrtbt*ilncig der technLsrhen Brauchbarkeit der ver- '-n Kohlen^orten nützliche Anhaltspunkte gewinnen .. vienl«rtn. So viel steht fest, djias die äusserliche Ver- J€tieaheii aticb in der Substanz der Kohle nach ihrem tiiM*ben Verhalten tief begründet ist.

' " /koble im groi^en (tanzen besteht aus einer

ti, in dünnen Splitterchen scheiubiir völlig

irltvwrn Majci«(.\ welclie auch mich der Behandhing mit

keit meiiit nur geringe Spuren pHanzhcher

...... .iineii Ui«st, dagegen nach der weiteren Ein-

mn AUc<*hoI und zum Tbeil von wUrk verdünnter ntnkftOMgkeit oder von mäspigem Erhitzen vur der An^

1*)^ Sit zun ff der wath.-phys. Classe com .?. März 1883.

Wendung der Bleichflilssigkeit eine Zusammensetzung aa< verschieden« rtigem Pflanzengewebe zu erkennen gibt. Vor- herrschend zeigen sich parenchjmatische Zellen, wie sie in der Rinde vorzukommen pflegen, femer Gewebe, ähnlich denen des Holzes, Blatttheile, welche durch das Vorkommen von Epidermisgebilden verrathen werden und endlich mehr vereinzelt, rundliche hantige Scheibchen und kugelige Korper, welche man für Sporen anzusprechen pflegt (Taf. II Fig. 43). Es ist mir in der ganzen grossen Reihe meiner Versuche *) ver- hältnismässig sehr selten vorgekommen, dass nicht reichliche Antheile von pflanzlicher Textur zu erkennen gewesen wären, <Iagegen gelingt es nicht immer, sich volle IJeberzeugung dav(m zu verschaffen, dass die ganze Kohlenmasse eine noch unterscheidbare Pflanzentextur in sich schliesse. Es ist nnir sogar wahrscheinlich, dass ziemlich häufig die Substanz der ursprünglichen Pflanzen so gleichmässig in der Glanzkohle umgebildet ist, dass die Differenz zwischen Pflanzengewebe und AusftUlungsniasse, auf welcher ja das Sichtbarwerden der pflanzlichen Textur mit Beihilfe von chemischen Mitteln beruht, nur bei sehr sorgfältiger Behandlung zur Erschei- nung gebracht werden kann. Es ist aber auch nach den bei dem Dopplerit gemachten Wahrnehmungen nicht zweifelhaft, dass in analoger Weise wirklich texturloe« KohlensulKstanz an der Zusanmiensetzung gewisser Kohlen- flötze betheiligt sei. Ich glaube dies namentlich bei jener nicht würfelig son<lerii muschelig splitterig brechender Glanz- kohle erkaimt zu haben, welche zuweilen aderartig die Matt-

1) Das (ioliiif^en (li«»Hor riitorsuchnnj^en hängt in hohem Gredf von (iPF ri(.')iti>,'on ('onr«'ntrati<m «ler verwendeten Chemikalien und der Zeitdauer der Kin Wirkung a)>. so dajw es räthlich eracheint. negativen KeHultat«'n dip Versuche unt4»r geänderten VerhultmMfB öfters zu wif'derholen. Aueh ist hier ausdrücklich darauf aufmerksam 7.U machen, dass die KoliNm von verschiedenen, auMMnanderliegends I'nnklendrs^fllien Flützes sich wcst»ntlich y(*rschieden verhalten köuien.

i

U Beiträge riif KfntUmm iUr TeJtlurifierhiiitnifisc eir, iHt*

-^r'r-ht nrfer m Abt Cannelkohl«? auftritt, oder aber THii^ in ihis Nebengestein der Krdileiiflötze ^ordringi. Ite^inderen Schwierigkeiten unterliegt nach der ptofaclii*!! rat-ersucbunj^stneÜHMle der Nachweis der pflanz- en TeJCtur bei der Glanzkohle mehrerer Flötze der (trübe [Vntniin, x. B. der Flötze Kessel, Schlemm rieh und Fejrnegel, welch letzterer merkwördij^er Weise sehr zahlreiche -* hlentheilchen j^anz unregelmässig in der braunen 1 Ml^»?4anz eingebettet vorkommen, während in der

^ohle der anderen Flotee solche Einlagerungen nicht beob- len. Erhitzt man jedoch diese Kohle, «»hue dass , ,. , ..iht, vor der Anwendung der Bleichflüi^^igkeifc und akdann erst die letzt-ere einwirken, so kann man sieh Iben£cug4*n, thv^ auch alle diene Kohlen in reichlicher Menge wte Zellen und EpiflermisHIätt^chen in j^ich ^chlies- i. Tat. III Fig, 4*3.) Von der durch 8chor- torff and Muck') besonders hervoi^ehobenen Kohle des Gnei?^nau auf der Pechen grübe bei Saarbrücken mir durch die behindere Geßlligkeit de,s Hrn. Directors riglichsbeck Originalproben vor, welche, wie die gewöhn- Saarkohlen aus wechselnd glänzenden und matten ^ ' hten mit Streifen und Butzen von Faserkolilen - "^tzt sind . Die O I a n z kohl e n -Lagen dieser rari^tHt aeichnen sich durch den Reichthum an breiten llen und Spf>ren aus, a»i^s^erdera machen sich Epi- rhcn. >ichleuderähnliche Fäden, RiLschen kknn- algen&hnlicher Korper und weitmaschiges Parenchyra- reb© liemerkbiir. (Taf lll Fig, 47,) Die matten Partieen ^F\iMze> dagegen, um dies gleich hier anzuführen, nahezu ausschliesslich aus fasrigen Zellen, wie von j^tasfabttem abstammend, aus parenehymatischem Gewebe,

ZriUchr. i: B. H. h5. We**. B. 23 S. 135 ff. und Muck,

170 Sitzntuf der nuUhriihifs. Clause vom 3. März 1883.

wenigen Sporen iind nur selten beigemengten TreppengefSssen mit zum Theil erkennbarer Streifung zusammengesetyi zu sein.

Sehr ähnlich verhält sich <lie vorzüglich backende Glanzkohle des Flötzes Nr. 80 der l^enachbarten Grabe St. Ingbert, während bei der Glanzkohle von Flötze 19—20 (Blücher) wieder das parenchymatische Gewebe iii den Vor- dergrund tritt.

In den prächtigen Augenkohlen des Flötzes 10 S. Abth. St. Ingbert, beobachtete ich Faserzellen mit jenen kreuzför- migen Zeichnungen, die schon bei Lepidodefidron angef&hrt wurden. (Vergl. Taf. III Fig. 48.)

Die weniger stark glänzende sog. Pechkohle von Zwickau zeichnet sich aus durch den Iteichthum an parallel gestreiftem und netzförmigem, seltener dünnfasrigem Gewebe sowie besonders an, wie es scheint, streifen weis vorkommenden sogenannten Sporen, die ein dicht gedrängtes Haufwerk aus- machen. (Taf. III Fig. 49.)

Den Gegensatz zu dieser Zwickauer Kohle bildet eine besonders prächtige Kohle aus Südrussland (ohne nähere Angabe des Fundpunktes). In derselben treten nebeneinander Parenchym- und Proseiichyni-Gewebe in fast gleicher Menge und von vortrefflicher Erhaltung auf. Die Tüpfelung der Zellen ist deutlich zu sehen. Zahlreich sind auch Epidenuis- liäutchen. S{>oren scheinen zu fehlen.

Eine Kohle aus Xeuschott la nd enthält in den Glanz- kohlen/wischenhigeii viel fsusriges (lewebe mit erhaltenen Tüpfeln und PJpidennalgebilde, spärlich ers<:heinen sporen- ähnliche Schalen und Kügelchen. Jene Hauptmasse halt die Mitte zwisi'hen Glanz- luid Mattkohle. In letzterer treten Parenchymzellen nelwn sehr dünnen Faserzellen, Epidennin- häutclien. Sporen und den schon öfter eni'ähnten algenähn- lichen Häufchen btvonders hervor. Dünne, spiralig gedrehte Fasern erinnern an Schlouderzellen.

Die Cilaiizkohle des Ilau|>tflötzes der Mathildeuzeche aus

ft. C?iiMM: Heittwif^ ^r Rennt mM iter lexiurvcthälhmtge eie. 171

Pil^ener Mulde nähert sich iu ihrer Be^chatfenheit [der rrwahnten Kohle von Centrum besonders durch tlie sp<>- nidbche Beimengung fein vertheilter Faserkohle, Doch «ind «ncli Fiiri^nchjnnwlleii reichlich vorhanden.

Die eigenartige, von Muck (u. a. O, 8, 39) unter der ß«xi*teliiiung FechRteinkofale hervorgehobene Varietät dr- " * ^-s der Zeche Dorstfdd, von welcher ich der

tit^i „-„..,- ./- Hrn, Muck Proben verdanke, schlie&st sich I in den stärker glänzenden Lagen eng an die Glanzkohle an* Id iliw«*r Piirt-ie der Kolile liUst sich fast ausschlieasHch nur jichrniatiseheH Gew«d>e erkennen. Bastähnliche dünne pni tt^ig«*ii !«ich untergei»rdnet und S[»oren vereinzelt. Ww^i }$iiumitUche ühinxkohlen hinterhussen, 8ehr langsam Kt und verbraimt, eine geringe Menge von zusammen- Ji»tter /Whe, in der gleichwohl die Spuren pflanzlicher Tiütor nicht rermisst werden»

Dil? au« Matt kohle liestehenden Lagen der Kohlen- m xeiehneu sich in ihrem allgemeinen Charakter durch |i1b0 Vorherrschen von PrOvsenehvuigewebe uns, welches, wie ^tbciiii» baupt^ichlich von blattähnlichen Pflauzeuth eilen I ftbitaiitiiit. Epidermii^häutchen sind ungemein häniig ; anch •pfifMiartige Gelalde kommen in grösserer Menge neben «fiomlm^h eingestreuten Niidelchen von Faserkohle vor. DOane Flasem von Schieferthon, welche leicht iui ihrem GefOgf und der Beimengung von i. p. L. farbig len Qiiarzkönichen xu erkennen sind, dörfiten einen fr«Mrjiilicht«n Antheil an der Zusainmeni*etzung dieser Kohle Darauf deut-et auch der ! instand hin. duKs die rtiknhle lM*8tehenden Klütztheile meih^t au» «ehr zahl- dOniMm Einxidlagen zusammen gesetzt dnd. da88 sieiHch Iciditer in mit der Schichtung ungetahr parallelen Hplitter- esi laÄJcn, iiT»d dass die Asche in den nft noch nden KJümpchen blätteriges Uefüge beMtzt. AUgmetoim becd^aehtet mau an der M a t tk o h I e eine

T>i »Mir wr%:r:sKrr5r B»eiifrciK^:7- ki* -a» Hfi on Glanz- t:ik^ ier FaH is- *V*r^rl- Tk:. i! Fi^. 44.'

Vii-lfAcbr Ur-WrÄi^?!' T*rrir»>-i i^ Man kohle eioer- ?iriv r-h irci i.-;»:! V-inriir?c Br ir: i* :- b: *f er und uderer- «eh* sir: irrT i-rrt-ec Car-y*-lkvh!-r :i>: iiinticben Ahinde-

i^^:: wTrh: >:•=■ zLhci. '.ilz -^h :r -iec sraraazmten bitu- n::i. '*•**=. ^oiiefrr ^in-i k:hlii«i- S.-h>fferth«>n über.

r»:r rioh: C-'k-es lirfenir:: K r-iii«: Apr haiimKlen Car- r<.ij.:L>-bte^:: -izi-i -i-ü? rrr«rrk->hIr=4P?**ines ifr KheinpfabL niniüoi «üe Ha:i*'r*riZ'ik'.'iil'* dr> Fv^^zes T^^a Bratenbarh. S:r:r.r<Ä#rh- W../f?t«rir. ind die Kalkkobie t.^i Ko^^el nnd Oden- '"^sL. \'^s^ehrr. "l'twTw->Ä&i ä'jjs dlnneE Lasen einer Art Glinzivki«? ü-h LkTitartiir-*': Zwi!n.heE5n«fchen ron Matt- k'-kle. dir jith Irioht in mit der S-hichnsnc parallele Lagen theilen üs?: •Scbirferkv-clei. >:e ireN« kaum hackende •>.k*> 'ind iTrnnir^ Mencen v.-^r. «t-**. Bei allec •iiesKn Kohlen ni^ih: <»:h die Be^heiliiTinsj v.«n bUcrIhnlichen Pflanan- tkriler. b»fst»!:ier* r-rmerkbÄr. Ir. der K'>hle v.m Ki»el iGin»- wriirr r-e» •*r«ach>t»- ich eir:r irerj^rz:; erstaunliche Menge *^hr vielff.^^'tdltiirer Bi:k:tn?ste. weiche einer umsehenden phrt.:.S'alÄi.nt«'i«»iri**:hrr. riiirr^'iohiaiir ein reiches Matervil liefrn: wlni-c.

DiK K- »hie V. in t.» d e r na •■ h . weicht- im Dach von einem «*.g*»r.a*r-Lten 'nit-iinir.rts^n Kalkstein ^^ie\'kt wird, enthält in den '^lürzk«ihl''ähnlii:hen Lasten ein»» itp.^* Memse von in sehr kleir.»- Tpimnirn.hen zj^rt^illrnem Ptlanzen4!ewehe. wähnend die rGatt»-r: Zwi^h^-nlaifen erfüllt <\n*\ vnn •lentiich netzlonnig :r*-5i^i»-n»-r- Blattr»f*t«rn ^nd lA^riiren Zellen. iTaf. II Fi«. 45.) Sehr ihrilii-hn Verhältiii^eie nn»lt-n wir auch bei »ler Kohle d«?- an der •in-nz»* za-i?i.hen K»»hlen- und reberkitUen- ■<hi<:ht#fn antsetzenden Flitze*» vi>n Breitenhach-Steinfanch. A»j*:h hi»-r h»-rr^;ht in der stärker irlüuzenden Kohle sriir /er-fM« k^-ir«:^ I't1aTiz».'Uuiiitenitl untenufUirt mit |iarulleUaärigai

f, QümM' B€4ltäge ruf Krnnttnj-t« der Tejturverhtäinuiite etc, 173

^nu PäÄerknliU'iitrünimerii und Thonfljusern vor. Die matte Ki>hli* fnthnit »li4^*'^i*n viel pn«enehynuitische>i Uewebe, ziihl- haelie sogenannte Sporen und sehr reichlich ThonflockeiK

Uofer BrnndHC Kiefer, welchem auch die Boghead-

(uhlr «ti^<*rf»iht wird, hat man sehr versieh itnleue .schiefrige

ahlemibauderuugeu zu verstehen. Sie »cheiiieii in zwei

Oruppen aticb zu theÜen, nämlich in eine Gnippe, bei welcher

dir tirmnhAn*n Best^indtheile vorwaltend thieriscbeii Ueber-

^ tinnnen und in eine ilnippe mit Einfach lils«eti von

1 ptlanzlicher Natur. Eh dCirfte nützUuli sein die

ichnnng Brand»chiefer blo.ss auf die erste Art ein-

hrinken. Darüber spater eine kurze Bemerkung. Was

aU B raml :< e h i e fe r aus der Zwiekauer Mulde vorliegt,

rt 3cn den (»flanzenltlhrenden Bildnngen und enthält in

Irn mattdchinnnernden, dtinngeschiehteten Streifchen stark

if?» Pflanzengewrbe, körnige Flocken, paralleUtreifige

', Epidermihhäukdien, vereinzelte sogenannte Sporen

Fiuui'rxeUen, mit vielen Schieferthontheilen vermengt.

' 1 (if^T Querschnitt grtj^se AehnUchkeit mit dem der

_-..-.' oder Bogheadkohle be^ititt. fehlen dem Brand-

cliipft?r doch die charakteristis4*hen Kinlagenmgen dift^er

oUiniiMiini* l>esshall> schlioÄst sie sich enger an die Matt-

und den kuldigen Schiefer an.

Mmn darf wohl annehmen . dass die a n t h r a c i t i s c h e

»»er kohle zu den weftentlichen Bestji mit heilen der car-

bchrn Flot/.kohle »i zählen sei. Denn abgesehen von

in die Augen fallenden Trömniern von F a « e r k o b 1 e ,

fuei^ kurz abgelmMdiene Stückchen in den verschie*

Rtchtnngen ihrer Faserung zuj^ni menge häuft ganze

henlagen der Kohlenäotze aufmachen (»der auch butzen-

reut niittiTi in den anderen Kohlfnschichten ein-

fliiid, hat die Intersuchung der Glanz- und Matt-

•»blcnKlnfjf&it ihre t^br häutige Anwesenheit in Form kleiner,

174 Sitzung der math.-phps. Classe vom 3, März 1883.

zertheilter Nädelchen und Klümpchen bei zahlreichen Proben beider Kohlenabänderungen ergeben.

Ihre holzähnliche Pflanzentextur ist so deutlich ausge- sprochen und bereits so ausführlich von J. W. Dawson^) beschrieben worden, das.s ich mich hier kurz fassen darf.

Die Faserkohle verhält sich nicht in allen Vorkomm- nissen und durch ihre ganze Masse hindurch gegen Oxy- dationsmittel und Einäscherung auf gleiche Weise. Zahl- reiche Trümmer derselben widerstehen beharrlich selbst einer langandauemden Einwirkung von Kaliumchlorat in Substanz und concentrirter Salpetersäure, andere zertheilen sich bei diesen Versuchen in feinste Nädelchen und noch andere werden in einzelnen Theilen zersetzt, so dass dann unter dem Mikroskop helle, durchsichtige Zellen neben vollständig undurchsichtigen und zuweilen an der Stelle der Tüpfel durchbrochene Fasern nebeneinander sichtbar sind. Selbst in nicht sehr lang geglühter Asche erhalten sich häufig noch Theile der eingeschlossenen Fuserkohle unverändert und unverkohlt. Bei langandauemder Erhitzung bleibt schliess- lich ein dünnes, in Wasser und Salzsäure unlösliches Kiesel- skelett zurück.

Messungen einzelner zertheilter Nädelchen der Faser- kohle haben ein Plattgedrücki^ein derselben nicht erkennen hissen; die Zellen und üefiisse besitzen nach allen Richtimgen hin gleichgrosse OefFnungen und Dimensionen.

Es ist wohl allgemein anerkannt, dass die Faser- kolile dem Holzkör]jer von baumartigen Pflanzen der ver- schiedensten Abtheilungen des (xewächsreiches entstammen kann, wie ihr Auftreten in allen Mineralkohlenbildungen beweisen dürilte. Bei der Carbonkohle mögen hauptsächlich LepUlodendron^ SitjUlarieii, Ulodeudrou und Calamiten die

1) Thf ^»iirt. .lourii. i»t' tlif iu^iA. S<k-. of Loiulon XV. 1859 p. ^Il—iVM: Tat'. XVII— XIX.

f- (HmM: B^UriUfr fur Keimt»tss tter Tej'turrerhäitniMMe tic. 175

f€iehticb«.ieii Ueitr^p geliefert huljeu. Bei Calnmitm kou[it4? ich «n ntumi dmiilich erkennbaren Exemplare die Fa^^erkohle \m, flu» mitilft!rau Theilen t]es Stamme» direkt eonnütatiren.

Die Art ihres Vorknnunens in den Kohlen flötzen, ihre

Zef^tlieJEelunjjf in meist kurze, spuhnartige Fnigmenk* und ihre

kieken* Be^schaÖenheit weisen fil>er einstimmend darauf hin,

Am» diV BtihKtiinz der Fa^^er kohle .^hon in s*> zu sagen

|ferti^m, ttirht winter veränderbaren Zustande von den Kohlen-

Iffitzt^u aufg*'nonunen wurde. Es ist .sehr hem erkenn wert h,

nicht selten Fiwtzen von Faserkohle mitten in der derl)sten

I Cfbnxkohle eingel>ettet liegen, ohne von der Masse der letz-

{tereö dnrrhdrungen zu sein.

fi» iUhrt das zu der Annahme, d^i88 die Fa>erkohle

I iliireh nnen ttig«*nthnmliehen Vennoderungsprocess an der

fraen Lnft unter Einwirkung von zeitweiser Üurehfeuch-

tHDg und Warme, welche eine Art Verkohlung zur Folge

r\ rnt^ugt, wonlen nei. Dabei zertiel der Holzkörper,

bertit ani Tage ncMjh das vermoderte Holz ausgehöhlter

I BimaiMäiome, in kleine Trdnitiier, welche dem Übrigen, die

I gewöhnliche Flötzkohle bildenden Pflanzen mat^rial zugeführt

[ wonirii. Von Waldliründen, die etwa durch Blitze entzündet

TOD Verkohlimg durch unterirdische Hitze, durch welche

rrkohle cry^tMigt worden wäre, kaim keine Rede sein,

L*hen alle tuistände, untrer welchen die Faser*

[kolile v^orkotiiint, gegen eine solche Annahme.

klommt der gewöhnlichen Flötzkohle, welche aus ' II langen von Itlanz- und Mattkohte cM!«*r

I Toti - r dii'Aer Abänderungen nahezu ausschliesslich für

aber mit deutlich unterscheidbaren einzelnen Schichten

ni d bt tmd in den meisten Fällen auch Faser*

[kühle III r-iitz^^bien Butzen oder 8treifehen in sich <"hliesst,

noch alji zahlreiche Abänderimgen Schieferkiih (e,

Ir^b* nnd Hubi« kohle arigeführt.

170 Sitzung drr math.-jthys. Classe rom S. 3Iärz 1883,

Die Schieferkohle, durch ihre deutliche, schiefirige Absonderung und leichte Spaltbarkeit auz^gezeichnet. kann eine Selbsts^tändigkeit nicht in Anspruch nehmen. Sie ist eine dünnstreiiige Flötzkohle, deren dchiefriges GefUge auf einer mehr (xler weniger scharfen Scheidung von Matt- und tilanzkohlenlageu beniht. Ihr schliesst sich auch die Blät- terkohle, welche aus sehr dünnen Lagen besteht und in der Uegel beträchtliche Mengen von Thon enthält, an.

Noch weniger bestimmt ist das, was* man Grobkohle nennt. Diese soll dickschiefrig sein, uneben brechen und matten Schimmer besitzen. Eine dieser Bezeichnung sehr wohl entsprechende, auch als Grobkohle bezeichnete Probe aus Lancaähiro wird von der Bleichfldssigkeit wenig zersetzt, zer- lallt jedoch in kleine Trunmier, welche aus verschiedenen Substanzen In^stehen. Kin Theil durch braunlich olivengrQne Färbung ausgezeichnet, iJLsst, wie die Hauptmasse der ülanx- kohle, kurz geglie<lertes Gewebe deutlich erkennen ; der über^ wiegentle Theil besitzt die Textur der Faserkohle, bleibt fast undurchsichtig, zeigt jedoch die charakteristischen TOpfeln untl Streifen (Taf. III Fig. TjS). Dazu kommt eine grosse Menge von kleinen Schieferthonfliisern und Quarzkomehen. so diLss an der vorliegenden Probe der bis zum Verbrennen auch der anthracitischen FsL^erkohle geglühte Ascheurück- stand gegen 70 ^/^ des ursjirünglichen Gewichts der Kohle beträgt. Das Ganze macht den Eindruck eines mit reich- liclu'u Kohlentheilchen untennengten sandigen Sedimentes.

Von der lockeren, zerreib liehen, stark abfärbenden liiisskohle habe ich Pro)>en aus den sächsischen Kohlen- ablagennigiMi und aus dem Flötze von Stockheim in Ober- franken einer l'ntersuchung unterzogen. Die sächsische l(n SS kohle ist eine lockere, zerreibliche. abfärbende koh- lige Substanz von anthracitischer Beschatfenheit, unterscheidet sich uIkt wt-wMitlich von der eigentlichen Faserkohle dadurch, (la>s si«» iiijjit wi«' Irt/.terc aus Prosi^nchynigewel)e, s<»ndeni

j

r GümM' Briirw^ rwr Kennhm» dtr TtiHutnierhäUninHe etc, 177

ßbcrwiegiMider Menge aus kurÄstabförmigen und zerfal- Pmrr»rK»hym/»*ll**n, nutentiengt mit nur einzelnen, nadleU nigfül Gewebezellen besk*ht. Die Bleiehflü&sigkeit ßbt eit^ geringe Wirkimg auf diese Kohle aus, indem sieh ilirt*ni EinriuÄie nur einzelne Pflanzeutbeile bräunlich rfErlwn und drirchscheinend werden. Aehnlirh verhält sich {au* Ku)4ikohh« von Stocklieim.

Dmm auch t h i c r i s c h e Stoffe sieh in eine fönnliehe I Kohle ambilden können, bew^^iHt die IToxwanJbing von Fi.scli- iVftiieD m ()lAn£k«ihle. welche man in vei^chiedenen Bildungen [der Gar' *' .rbon-(Lebae;her- und Kupferschiefer). Litis-

u. *• ^ beijbachtet. Dieser Zooearbonit tritt

Ätna jwir.h wiw«?iU*n in zwar sehmalen, aber regelmassigen PIStzcben namentlich in der Lehne herstufe z, B. bei Mfinster- Appd in der Fihpinpfalz auf. Die glänzend schwarze, wür- felig lifFt^hende Kohle umHchliesst zahlreiche, an ihrer Furm I itnd nan Hehnielze kenntliche Fisch.sehuppen und ganze Fisch- ^ ^ iut im Uebrigen dicht und scheinbar texturlas, M jiindlung mit der Bleichtlüssigkeit zeigt sich jcoif Wehst cbarakteriiitische unregelmiissig parallele Streifnng mr liehen iiarbeuartigen Butzen und dazwischen

[dari..... ^* ... .1 dunklen Adern, wie von üelUssen herrührend. , (Tmf. III Fig. 50.)

l'an ne Ik olilc.

ihiuz bt«ionderH eigenartig sowobi in Bezug auf ihre

lÄmctiif, wie in ihrer HeschaÖenheit, welche in der bestui-

ilefvii technii^him Verwendung Ausdruck tindet, bildet die

|rf)gLiMJie Ca onel kohle den Ausgangspunkt für eine Reihe

Ktdüenalmndenmgen. welche sich auch ab Ein-

y.ti ani Klotzeu »rit lier gewöhnlichen Steinkohle au

Eahr, in Btdimcn, in Fninkreich, Russland und Tas-

ftodeii.

11»^ M.*l4i,-phyji. Ol i I 12

178 Sitzung der mathrphya, Gasse vom 3, März 1883.

Die typische Cannel kohle von Wigan in Lancashire imd von Cleehill in Shro])shire weisen eine so Obereinstim- niende Beschaffenheit auf, das» ich die Beschreibung beider ziisanimenfiu^sen kann.

Diese Kohle besitzt einen matten, an das Feinerdige er- innernden Bruch, eine anscheinend völlig gleichartige Masse und enthält kaum 8puren mit unbewaffiietem Auge unterscheid- barer Pflanzenreste. In Dünnschliffen, parallel und quer zur Schichtung geschnitten, erweist sich jedoch diese Masse aus verschiedenen Theilchen zusammengesetzt, wie dies in ganz vorzüglicher Weise bereits J. Quekett in seiner Abhand- lung über die Bogheadkohle auf Tafel V (Journ. of Microsc. Science II 1854) dargestellt hat. Es ist besonders hervorzu- heben, dass, wie aus dem Querdünnschliff zu ersehen isi, die anscheinend ungeschichtete derbe Kohlenmasse aus höchst dünnen, innigst verbundenen Schichteulagen mit ungemein zahlreichen, hellgeli)lichen, z. Th. rundlichen und braungelben, z. Th. länglichen, mit einem mittlem dunklen Kern vene- henon Ausscheidungen besteht, welche sich z. Th. i. p. L. als schwach doppelt brechend verhalten. (Taf. 111 Fig. 53 b.c.) Dazwischen liegen fitsrige dunkelbniune Streifen. Die weiteren Versuche unter Anwendung von Bleichflüssigkeit, von Alkohol und schliesslich von Ammoniak ergaben, wie dies bereits von Dawson l>ei zahlreichen Kohlen Nonlamerikas nach- gewiesen worden ist, eine erstauulich reichliche Beimengung von ruiuUichcii Scheilx'hen, halbkugeligen Häutchen und kugelt7)nnigen Kör]>erchen, welche vorläufig mit Dawson') als Sporen und Si)orenkapseln bezeichnet werden sollen. (Vergl. Taf. III Fig. T)].) Dazu gesellt sich eine groe^ge Mengt» krümeliger, ijnkklicher bis erdiger Kömchen und Flocken, die ich für viUlig zerfallenes Pflanzengewebe halte, untermengt mit nicht häutigen, aber deutlich erkeunbarau

1 1 Amer. .It)iirn. of .Scieni'o sind Arts 1^74 I p. 'J.'iÖ.

r, GümM ; Beilräiff zur Krtttttniai^ drr TeMurverhäUnisae ric, 179

xani Theil sehr wohl erhaltenen Pareiichym- und breiten, liiiigj^^ttvükteu Prosenchymzellen. (Taf. III Fi^. 52.) Audi t-QuiintJciVrnchrn und Thonflncken machen sich bemerkhur. Iäui auffallend .sten jedoch sind kleine, rundliche Häufchen [lind Riischen. welche fast noch hUufiger, als die sporeimhn- []tcfa<^i Körjierchen nach der Behandlung mit Ammoniak Vorschein k*»niinen. Diese KiLselieii be8tehen aus winzig linen, kolbenlonnigen, zuweilen verzweigten Zylindern, [welehe sich am ein Centrnm gnippiren. (VergL Taf, III Fig. 53.) Dentrtiife EinÄchiüsse haben wir bereite vielfitch im Vomvtögehenden bei den verschiedensten Kohleu|»ruhen [jkyjiea gelernt und vorläuiig als a Ig e n il h n I i c h e Geliilde ächiiett alwjr bis jetzt in keiner Probe so gehäuft ge- Witifien, wie in der Canuelkohle Ueber deren pflanziiche I-Nttttir !*cheint mir nicht der geringste Zweifel zu be>itehen. Auch Pmf. Dr. Harz, der gründliche Kenner solcher nie- deren Organismen, be^tiitigt^ meine Anschauung, die noch tie^fer begrtindet wurde durch die Entdeckung grosserer (ie- Inkle dieser Art in der devonischen (.iaj^kohle. Ich möchte [die Aiiwcs«?nheit dieser merkwürdigen Ke^ste bei der Caiinel- kohle ftir we.sentlich und chanikteristisch erklären, obgleich nicht in der Lage bin, vuni botanischen Standpimkte dtiti Gegenstand eingehender zu eröiieni. In der nur i,2*j**/o betragenden lockereu Asche sieht man vitale kume buserige Nadel eben, v(jii zersetztem S|iatheisen- «tein bfJfTulirende dimne Blattchen und vereinzelte Quarz- IcdtnelieQ« die auch schon im Dünnschliffe hervortreten.

Boghead-K o h le.

Diesü kohlige Substanz, welche in Englandwegen tihr«^ hohen Aschengehaltes ich fami dieselbe schwankend |von 2<t— *iO",n niclit zu der eigentlichen Mineralkohle efHchoet wird, sihlicsst sich so eng und innig an die pan ti el koh le an, da>ts man der Natur Zwang anthuu

12*

180 Sitzung der math.-phys. Classe vom 3. März 1883,

inüsste, sie aas der Gruppe der eigentlichen Mineralkohlen auszusehliessen. Das Verhalten dieser Kohle ist in der schon erwähnten Abhandlung von J. Quekett so erschöpfend behandelt, dass hier darauf verwiesen werden darf. Es i4 nur ergänzend hinzuzufügen, dass die im Horizontalschnitie ungefähr kreisrunden, im Querschnitte länglich nmden hell- gelben oder bniunlich gelben in der Mitte dunklen Aus- scheidungen, wie bei der Cannelkohle angeführt wurde, i. p. L. bei gekreuzten Nicols etwas hell bleiben und eigenthümlich dunkel quergestreift erscheinen. (Taf. III Fig. 55 b. c.) In der dunkelbraunen, flasrigen Zwischenmsisse, in welcher die durch- sichtigen Knöllchen und Kügelchen eingebettet sind, bemerkt man einzelne wasserhelle Quarzkörnchen und hier und da kleine Trümmer mit deutlicher Pflanzentextur. Die mikro- skopisch wahrnehmbaren spärlichen Pflanzenreste, welche sich in dünnen bandartigen Streifen quer durch die Masse zielien, erinnern an wurzelähnliche Gebilde.

Die sehr stjirken Beimengungen von Thon- und Quarz- körnchen erschweren die nähere mikrosko]äsche Untersuchung der Bogheadkoh le in hohem Grade. Man erhält nach der Behandhmg mit der Bleichflilssigkeit, welche eine nur schwache Einwirkung ausübt, ein«* dicht und innigst ver- filzte, flockige Masse, in welclier die rundlichen Umriaie scheil»en- und kugelförmiger Kr»r|>erchen in grösster Menge sich bemerkl»ar machen. Nur stalten gelingt es durch Druck und Hin- und llersehiebtMi des 1 )eckglilsihens solche Körper^ dien f*n»i zu machen, welche sich als vollständig filjerein- stinimend erweisen mit den unter der Bezeichnung „Sjioren*' bei der Cannelkohle erwähnten Einseh lils-en. (Taf. III Fig. 54.) Ausserdem sind tue thonigen Florken dinvhspickt von kurzen, bräunlichen Fäsercheii und stau bartigen Tht»ilen, die äugen- silieinlich von zerfallenem Ptianzengewebe abstimmen. Endlich machen au<h algeii artige HäscIuMi, wie bei der Canuel* kohle, einen sehr beträchtlichen Tlieil der Kohle aus. Sie

f, flvAtJhrl 7l**ttr*t,t

Kf^nntniMn der Ttrt unterhält nhs f. r/r. 1 ^ I

eiii»Mi Mt^ii iiNN.-i*'!! Itellfarldgen Anaseh er düngen tut Grtirid- 3tu fliettrn. (Tai*. III Fig. rj5.) Die wd&se Asche hilrlet [Alt? xosajnmetibäDK^tide, in dfhirien Schichton geblätUrl^ mi ' MjiKst> von dorn Umfange des eingeilschertcm

K'ji „^ , ,. .. ns und he^U^it nusöer ungefähr hi^/g Thon-

Icnle, S|yQr»ii Yon Kalkerde und Alkalien irn Uebrigen aus Kie^'olnn'. Kurze, gestreift** Fäserchon lassen sich als Ab- kummlingt* von PHnn/eMitheilen deuten.

Nttch dem allgemeinen Verhalten der Boghead kohle » äniser Frage geg?tellt, An^ sie hIj* eine durch reichliche Bfj-i "n stark verunreinigte Can!ielkr»hle aiif-

w *. I i: . : i •«« IUI d ei n e Ue bergan gsfo r m zu Bran d * rliiefer darsteJlt. In dem sogenannten Lebertorf Ostpreussens ' !flibri] wir rin» mit der Boghead kohle anflallend analoge ror uns.

Tasuian i t.

Ei neuerer Zeit zur Ganbereitung vielfach selbst

l** üd eingeführte sogenannte» Gay kohle stammt

V » n d i 1} tp r n s I a n d und dürfte dem entsprechen, was Tatfitianit genannt hat. Diese kohlige Substanx ist , !*prr>de. tief bniunÄchwarz, im Strich holzbraun, auf m linse hei igen Bruch mattÄchimniernd, wie un|iolirt<*.N iholz und im Allgemeinen vom Aussehen der Canuel- Sif #*uthrilt /itMnb«'h häutig, oft quer ziehende dfuine ;t»ü ujid Butzeii einer stark «piegeludeii völlig textur- Glatuücohlt'. Im Ajtohengehalt, den ich zu 5,*>% be- * «e Mch der Bogheadki>hle und kommt darin p«iiii-, ii-ti PlattelkolUe jdemlich gleich. Die Prmn- l]c*fent eiu Bild, welche.^ mit ilem der Bugheadkohli' hti fpmmu ÖbereiiiÄtimmt, Im (Querschnitte tritt der döiui- Aufbuu au der von Arisehen deiOjru Kohle ich l*ervc*r. VHc hellgelben und nHWith neu. durchsichtigen, kugeligen und länglich runden,

182 Sitzung der mathrphys, Classe vom 3. März 1883.

mit einem dunklen Kern versehenen Ausscheidungen liegen in einer als flasrige Streifehen dazwischen ausgebreiteten dunklen, schwach durchscheinenden Mtisse, in der man hier und da Spuren von Pflanzentextur wahrnimmt. Die helleren Partieen verhalten sich i. p. L. wie jene der Bagheadkohle.

Nach der Behandlung mit der Bleichflüssigkeit erlwlt man einen Rückstand, ähnlich wie bei der Cannelkohle, aber ganz besonders reich an den Sporen-ähnlichen , kugeligen, halbkugeligen und scheibenförmigen Kör|>erchen. Dazu ge- sellen sich spiralig gewundene Fäserchen, wie Schleuderzellen, derbere , längsgestreifte , gewundene cylindrische (Gebilde (Taf. III Fig. 56) (ähnlich denen in der Oosinakohle beob- achteten), vereinzelte Faserzellen und Trümmer von Faser- kohle. Die algenähnlichen Raschen und Klümpchen sind gleichfalls in höchst beträchtlicher Menge vorhanden (Taf. III Fig. r)7.) Die einzelnen kolbentomiigen Zweige derselben sind etwas grässer. als bei der Cannol- und Bogheadkohle und l)esitzen eine Art (^uergliederung.

In der Asche haben sich einzelne Nadeln der anthn- citischeii Faserkohlo erhalten: sie zeigen getüpfelte Zellen. Nebenbei sind Quarzkörnchen und spärlich verkieselte lang- gestreckte Zellen zu sehen.

Böhmische P 1 a 1 1 e 1 k o h 1 e.

Die vi<'lfac}i zur (Tasbereitung verwendete Plattel- oder Brettelkohle aus dem Humboldtschachte von N Urse hau. durch d<»n Heichthum an thierischen Ein- .-(•liln>senM in der geologischen Welt rühmlichst bekannt bild«*t stellfMiwrise eine <Mler mehrere Bänke in dem Haufit- Hritze (irr l*ils«»iier Mulde. Im Allgemeinen gleicht diese K(»hl<* der Bogheadkohle, nur besitzt sie meist eine deut-

1) V<*r«,'l. A. Fritsrh. Fauna (l«'r (luskohlo und KalkHioine der Pmiitoniiatioii HöIhikmi^« I. I>^7i».

v; O^aAtf: Btitrdqr zur KeHUtni/is der Texturterhälhiissc etc. 183

liehen* sschichtenmäsi^ige Ahssonderung, iiiiil ist -zinveilpii so^jar f m «ifinneu Ljigen ge.Hchichtet. Auch in DüniLschlifleu kouiiiit die Eigeniln'ltiilichkeit der Ziisaniniensetziing aus sehr dünnen, mg welligen dunklen 8treitchen mit dazwij^chen eilige- prten, gelhlich imd röthlit'h braunen kugeligen oder läng- lich runden Ausscheid ungen^ welche einen dunklen Kern oder Fleck in ihrer Mitte besitzen, fast genau in derselben Weine, wie bei der Caunelkohle, zum Vorschein. (Tat'. III Fig, r>9 d.) Die 8ul^t«nz wird von der Bleichfltissigkeit langsam an- I ge^iffen und autgelockert. Die Flocken, in welche die Masse I zertheilen llisst, bestehen aus einem zähen Filz, auj^ körnig- en und häutigen Th eilchen mit reichlich dazwischen iiloasenen nindlichen Scheibchen, zerstreut eingebet- •'s'^cntellen. blattiihnlichen Fetzen und ziemlieh zahl- I r^icheii Nadehi von anthracitischer Faserkoiile, (Tat. 1 1 1

Nm*)i der weit4?ren Behandlung mit Alkohol und Am-

zertheilen sich die Flocken leichter und es kommen

grosser Menge die s p ore nähnlichen Einschlüsse

Tttiid iti geradezu erstaunlicher Häufigkeit zu rundlichen

KJüm^ichen verwachsen die a Igen artigen Knrperchen zum

Vorschein. (Taf. III Fig. o9.) Sie dürften in grösserer

Menge an der Zusammensetzung der Kohlenmasse betheiligt

[sein ab der Thon, der in kleinen Schülferchen gleichfalls

f!<icbtbar wird und Quarzkörnchen einschliefst. Die röthlich

*s, jM^hlackig poröse Asche dieser Kohle, welche nach

ImetDer Bejitinimung 6,67 *% beträgt, blättert sich sehr deut-

I lieb iu ddnne Schicliten auf und enthätt neben den erdig

Ltboiiigen Bestandtheilen ui grosser Menge un verbrannte

pMökohlenr^« und kurzgliederige kie^^elige Nädelchen,

Eine äuÄserlich ähnliche Zwischenlage in dem Haupt-

ftf6t3£e der Mathildenzeche bei Littiz verhält sich trotz dieser

1 Aehulichkeit sehr abweichend. Diese Kohle wird ziemlich

[Jeicbt von der Bleich düaaigkeit zersetzt und zert'iUt in kleine

180 Sitzmtg der math.'phy9, CloBse rom 3. Man 1883.

wiirdip^ten und interessantesten bisher bekannt gewordenen Abänderungen.

Ich erwähne hier noch die sogenannte Psendocan- nel kohle Mnik's (Steinkohlen -Chemie S. 39), welche eigentlich zwischen Flotz- und Cannelkohle gestellt zn werden verdient, aber erst hier angeführt wird, um einen eingehenderen Vergleich mit der letzteren Kohlenart an- stellen zu können: Originalproben aus der EsskohlenflSts- griip]>e der Zeche: Johannes, Erbstollen Westphalen.

Die äasserlich durch den matten Schimmer, mascheligen Bruch und tiefschwarze Farbe der Cannelkohle sehr ähnliche, undeutlich streitige Sulisbinz wird durch die BleichflOaaig- keit schwierig zersetzt, leichter nachdem sie anhaltend er- hitzt wonlen war. Die zersetzte Masse besteht der HanpU suche nach aus sehr zerstückeltem und zerfallenem Pflamen- geweln? von zum Theil anthracitischer Beschaffenheit, unter- mengt mit einzelnen Nadeln von Faserkohle, zusammen- hän&renden Stückchen langgestreckter Zellen und Yon ciein* lii-h zalilreichen sogenannten S]H)ren. (Taf. 111 Fig. (io). Aach TliontliKken tV-hlen nicht. Ich halte diese Kohle für einen dunli Setlimentinnig kohliger Sulistanzen erzeugten Absatz.

An thracit.

Niuhdeni wir l^ereits den fasrigen Anthraeit in »nn der F i* s o r k o h 1 e , temer den erdig staubigen Anthraeit als Hauptl^estand theil der sogenannten Russ- k.ihle kernen irelenit haK»n. enibrict uns noch die nähere 1V-: r.iv hiun^r des eigen! liehen «i e r b e n . ro m p a c ten A n - t h r a r : T e < . ^^ ie er nanientlioh in Fennsylvanien, Rhode Is'.ai:-!, Ihm Mons, in der Tarentaise. bei Gera, am Hane, '•e: L.ir. •i>hv*! in S hle>ien uu«i an zahln*iihen anderen Orten v.-r'K-!r.nit. wti)»ei it^i.sV. die arthrai itisi-he Stangen- k ' !i . e ui* üaxürüih ^erv"k>u K«'hlr verschiedener Art hier

i: Bfitrmjr zur Krnntnift,^ der TexturverlmÜnifise etc. 187

Der derbe Authracit zeichnet sieht abgeselien von len aehr characteristLichen jihvsiksilischeii und cheDiischen lig4*o.«tchaftrti, ?on den übrigen Minenilkohlen dadurch aus, -SS i-r ineLst in ge.sch küssen en c<nu|>aeteu Mü/^en in den lutzen auttritt, weder die Zerklüftung der Ukuzkohle walir- roen Itot, noeh auch einen so deutlich ächichtenmäsäigen un)au zeigt, wie er bei der Mattkohle in der Regel vor- t, Andeutungen einer gleichsam versteckten Zetkliif- fehlen ihra jedoch nicht ganz. Zuweilen tritt die Er- iheinuug der sogenannten Augeukoh[e auch bei dem An- t in be/eichnender Weise auf» auch tioden sieh, wie der Einäschennig und Behandhiug mit Chemikatien \eh <n^bt, häufiger, als man vermuthen sollte, im An- hriicit jene dünnpu Blättchen auf den feinsten Klüft- ihen angesiedelter Mineralien, denen wir bei der ächti'U Sleinkolüe so häutig begegnen. Eben8<j stellen sich ziem lieh iufig im compacten Anthracite Lagen von anthra- tti scher Faser kohle theil> in zei'streuten Butzen, heik in mit der versteckten Schichtung parallelen Streifehen in, wodurch die Zusammensetzung der Antliracitflötze aus hieb ten massige ti Ein/ellagen j^ich zu erkennen gibi. Auch m ÄÄcheordckstande tinden sich Spuren einer schichtenartigen Jtmktur der Kohle ange^ieutet.

Die nähere Untersuchung der Masse des conipakten

Qthracit») unterliegt grossen Schwierigkeiten, wie sich be-

Äi» ioehon aus dem Verhalten der Faserkohle vorausgehen

Er Mridersteht der Einwirkung selbst der stärksten

lien im hohen Grade. Durch kochende concentrirte

[iure wird er zwar nach und nach unter Bildung

nühlich braun gefärbten Flüssigkeit zersetzt, aber seUxst

dQjinsten Splitterchen nur am Rande alltnählig gleich-

bgeschmolzen, ohne dass die Säure in die Masse

bi»t einzudringen vermag. Man erhält auf diesem Wege

bier und da an düiinen It^mlern Ijräunlieh durchschiui-

188 Sitzung der math.-pht/s. Clnsse rom 13, März 1883.

mernde Splitterchen, in denen sieh eine pflanzliche Textur nicht bemerk}>ar macht. Bei der Behandlung des Anthra- cites aus Pennsylvanien mit Kaliunichlorat in Substanz und concentrirter Salpetersaure unter Anwendun^;^ von Wärme erzielt man ebenso nur eine theilweise Zersetzung, indem zwischen der weit vorwaltend unangegriffenen Masse hie und da braune durchscheinende Partieen zum Vorachein kommen, die diu-ch weitere Behandlung mit Alkohol etwas lichter werden und in Ammoniak sich lösen. In diesen Partieen lassen sich unzweideutiges Pflanzengewebe, Pros- und Parenchymzellen, sogar sporenähnliche Korperchen (Veigl. Taf. III Fig. iM>) erkennen. Es ist nicht wahrscheinlich, da»« es nur Einschlüsse von Faserkohle in derl)em Anthradt sind, welche auf diese Weise zersetzt wurden, weil bei te rntersuchnng der mit unbewaffnetem Auge leicht nnle^ scheidbaren Faserkohlenpartieen des Anthracites eine von der e!)en beschrie!)enen ganz abweichende Textur, nämlich eine ausschliesslich aus Prosenchvm bestehende Zusammen- setzung genau wie bei der Faserkohle der iichten Steinkohle, btM »buchtet wurde.

Ganz älmliche Kesnltate ergaben sich l>ei der UnteJ^ .^lu-hung des Anthracits zjihlreicher anderer Fundorte, nur mit dem rnterschiede. dass zuweilen neben den braunen Partieen auch völlig wasserhelle mit deutlicher Faserzellen- textur zum Vorschein kamen.

Ik»i dem Anthracit i>t weitaus die l>este Methode dfT rnter-nrhung die der Kinäscher un g, welche Ijereits mit s<» gliinzendem Krfoltre von Bailey und Tesche- niarher*) in Anwendung gebracht worden ist. Ich kann dit'so Hesult^ite nur U»statigen. jedm^h noch hinzufügen, ias» Aiv in der Asthe oft st»hr wohlerhaltenen Zellen und Ge-

1 ' AnuT. .Ituirn. uf Srü'iuv aml Art>. *J. Sit. 1. 1>^46 p. 407 uihI 11 p. 4LU

BtiiHi^ iwr Kennt hUh dei' Te.rturvi^rhtiihu^He etc. 1 89

IlTirli hi^r keine Spur erlittener ZusaiiiuiendrQckimg an .», viiüttielir diu cylinrlri.^heu Formerj, wie sie sich iiviu HtiJzgeweJx* finden» unverändert bt^itzeu- Daraus zu ersehen, dass ilie vielfucb iiui<ga«pruchene An- der Afithraeit ^ei nur durch stärkeren Gebirgsdruek E]€*rfaath stark verworfener Gesteiussdiiihten zuÄumnien- 4<*, ¥erdi**htete Kohle, tliat^iic blich nicht begründet ist* üi den eingeil^'herten Stückchen rle* Äntlirutits, man B aus demselben herausnehmen, wo ea Rieb gerade inmieT di»*-selben pflan/Jichen Gewebe zum Vorschein Mit i»t man wohl zur Annahme Ijerethtigt, da,ss der L*it') in gleicher Wel«e, wie die Flötzi^teinkohle der che nach aus Kohleuisubstanx mit erhaltenem Fflan- b<»t4rht. Uie AHchennlckstsinde sind in Salzsäure * dagegen in Fhissi^iure zersetzbar und gel>eu die mif Kieswd.'v'iirre. Kleine kolbenlV»rmige Körperchen Iniie Blätter verhalten sich ebenso und eracheinen in bunten FiirbfU.

sei hirr eine kurze Bemerkung (Ujcr den Graphit Welcher sich der Heihe der Miueriilkoblen enge Bebandelt man den.^ll>en nach den hei der Mi- ii] Anwendung gebrachten Methuden, diese niuSi? wurden mit Graphit aus dem körnigen Kalke des Wun*«iedftl und aiw dein kurnigen Kalke der .: ü der Umgegend von Fa.«sau vorgenommen im den zuerst durtdi SalxÄÜure au& dem körnigen I gpwotintüUüi Schu|)|>en sehr eigeuthtimliche lichtere,

( ansf^^hlich nluriÄcbeo Anthracit aus Vallongo bei ttlanil *t.iinden mir ke'vno Proben zur Vet- ren Natur ilaher auch nicht nrthdlen. Uh 4ium diu Rinde dae*» ani^eblicU au» «ilurischcn VVenlock- i-ii'u foo Dttdlrj «laiamenden Valnmitrfi durch die Bleirhflftssig- ütftrt AOgt^ftiAia wurde In deiu Rci^t ifiLud kh dinjtlieh r|uef- fdlW E^lRMmdijm (Tai ÜI Fi». 00).

190 SiUun^ der mtUK-phyu. C/rt/f«e vtm 3, März fSS3,

oft gf^igar fast wasaerhelle Streifelien hervor, durch welciit» du* Flüche der GraphitbUittchen in zuhlreiehe kleine Felrli*r gptheilt wird. Hie scheinen von einer Verwuehsung Ter- schieden orientirter (tniphittheile zu einem Krystalhiggregitte herzurühren und den sogenannten Aetziij^nren zu entsprechen. Benierkenswerth sind Formen, wie gie auf III Fig, twm dem (jiraldjit von Wnnsiedel darf(ef<tellt sind. Sie wr-i innern auf das lpldinfte.^ti<^ im die fahrig»» Zertlieilun*}, wrlclu^ liei den Anthraciten häulig zutn Vorschein kanimt.

AHiäi^enietiie ßesulUite.

Ftisst man die Ergebnisse diener im Vergleiche xu dejii | $^ro8sarti^en llnifant^e de» unter?tuchnng»btHmrftigeii Mii1<erijil» immerhin lujchst bescheidenen Versuchsreihe zugamnieii , suhimmert doch trotz der namhaften Lücken durch du» G der leuchtende Faden hinihireh» welcher die silinip i* Miucralkohlen v«uu Tnrfe an bis ztim Anthracit als « i unterbrochen fortlaufende . ursächlich in hohem Grade wandte und substanziell sehr ähnliche Bildung Hufs tt mit einander verknüpft. <icht lujui von «1er acht«»n Flö •Steinkohle als der Hauptnuv^e tmd dem Mittelpunkte th gedämmten Kohlenbildnng au8, so ergibt nicb , dnaicn dta«lll der Haupbadie iiacli uim brennbareu Sutisbifizeii zu.<<ariitiirfl-l ge-*etait ist , in w e l c h e r die o r g a n i s c h e Textur dei ihr zu Grunde liegenden Pflanzen dureb qM durch in erkennbaren Formen erbalten i«t. Steinkohle beisteht, abgcj^elien vtm den erdigen Beimengu aus Pflanzentheilen, welche, »ellist in eine kohlige Sul verändert, zugleich in ihren Hohlräumen und in den Zirbel räumen zwischen ib*n einzelnen Ffliinzentrlhnmeni eine iiinglich in Losimg bctindliche cndlicb in unirwlichem ILu stände iUmrgegaugeue huiuin- oder ulminariige MuMse (( huniin) anfgenonunen hat, .«ir) diu«« d^ui Ganze* nln nnifiqih uml

i

r* OümM: Beiiräfff mr KfnntniuM der TtHurüerkältnuse etc, lf*l

aoheinbar texturlo« erscheint* Dieser Prozess der Aufnahme tif^pranglich löslicher kohliger Materie und der Ablagert! nf< denselben in fester , niuih inul nach erluiriender Masse , den ieh als Inkohlung* pro-j^ess bezeichne , vollzog «ich in guut Analoger Weise , wie der Verkieselnngsproeess (oder VersteineningspniceÄS überhaupt) nur mit dem Untei'schiede, dms» nicht wie bei dem Verkieselun^sprOLess anlaiifj^Iich ge- l»i«te und nneb und nach in feter Form aljgelagertj^ Kiesel- ^are, sondern die in den zusammengelagerten Pflanzen- miiinirn reicMich vorhandene und aus einzelnen Theilen der- aeib«^ in groaser iMenge sich bildende hu minartige 8ub- stanz abgesetzt wurde. Man nmss annehme*n, dass ge- wiasc^ leichter in huminartige Stutte umwandellmre Antlieile dier an^^* ' ' -^ n Pflanzen in ihrer Fonn und in ihrem Be- stände niig umgeiindert, von den übrig bleibenden, wakischetnlieh durch ihre minemlischen Aschentheile, l>e- Miiders Kiejseimiurr, vor der völligen Umbildung geschlitzten HIcelelie gleicbäam aufgesaugt und in Hohlräumen schliess- lidi durdi weitere ehemische Vorgänge, die noch nicht klar gf^allt sind , vielleicht durch fortschreitende Oxydation wie- «Irr in f<«ter Form abgelagert worden sind, Fls beisteht dem- naeb die Steinkohle au8 verschiedenen, "wenn auch auRserlieh «hr aliolichen Substanzen, von welchen ein Theil dem Kest

kdfv* * " "'^eivebeK, der andere Theil ihm aufgcnnrnmenen und

., ,...*ang8- und Austiillungsntat-erial verwendeten humin- böu wahrscheinlich an sich selbst verschiedenen Zer- wtaiiigHiU3i2«8en entspricht. Der grössere f>der geringere Wi- d«r¥tand , welche diese in der Kohle vereinigten Substanzen Amt Einwirkimg verschiedener Chemikalien leisten, setzt das

iTorhaudensein solcher verschiedenartiger kohliger Stoöe in di*r Steinkohle aussei* allen Zweifel.

Zu dicjic^n l n k o h l u II g ?^.s u b s t a n z en kann auch das

chbarte. Pflauzentheile enthaltende Nebengestein unter

^nntttlung cireulirenden Wassers Beiträge geliefert haben,

1^2 Sitzung der math.-phys. Classe tom 3. Man 1883.

wif es bei dein nach Art des Treibholzes in isolirfcen Stamm- tbeilrn vorkoniniendeii i.iagjit der Fall gewesen zu sein scheint.

Es ist an sich selbstverständlich, dass unter gewiawn 1'ni.standen auch eine Aasscheidung der loslichen huniinartigen Substanz selbstständig, d. h. ohne Betheiligung Ton Pflanzenresten und an Stellen, an welchen letztere gar nicht vorhanden sind, nicht bloss» in gewissen Lagen der Kohlen- flotze selbst sondern sogar auch auf Spalten und KlQften er^ folgen konnte. Derartige, wirklich texturlose Kohle n- niasse in selbststäudigen, ausschliesslich daraus bestehenden Lagen und Streifen dürfte a))er in yerhältnüssmäasig nur untergeordneter Weise an dem Aufbau der Kohlenflötze be- theiligt sein.

Die Ausbildung und rmänderung von angehäuften Pflan- VA'W durch dit^sen Akt der Inkohlung ging ohne wesentlichen F]iiiflass von grossem Druck und hohem Wärmegrade vor sich. Die Fflanzensubstanz «TÜtt keine beträchtlich höhere Pn».ssung, als etwa die sein mag, welche auf tiefere Lagen in Torfmooren tlurch die auflastenden Mib^sen ausgeübt wird. Daraus erklärt sich auch der geringe Grad von Zusammen* gcdrilckbsein und von Deformationen überhaupt, welche in den <iewel>en der Pflanzen aller Kohlenflötze nur in sehr untergi*onlneter Weist* wahrzunehmen sind. Ebenso wenig können erhöhter Druck und grossartige Omiprimirungen ab rrsachen der Knb*tehung verschiedener dem Anscheine nach nieiir oder weniger dichter Kohlenvarietäten, wie es die (ilanz- und Mattkohlen sind, gelten. Das ergibt sich ein- fach schon aus dem Umstände, dass diese verschiedenen Ab- äiid» rungen auf d(»msen)en Klotzt» in vielfachen Lagen mit einaiithT weciisehi und dass die dichteste (i lanzlioh le seihst in der liintle aufrechtstehender Stämme vorkommt, wo der Kinfluss htdieii Druckes als erzeugende Kratl geradesni aus- gebe lilt)<.sen \iA. Selbst bei tler tliciitest^Mi Kohlenart, dem

l r. Gmtmbti: Briirdge mr KemthtiMH der Tfsiun^erh/iitnisxe Hr.

H»:^

»nthmci tff, T««niiiri8eu wir jeden Anhaltspunkt, wi^lclior Aniiahm«* rechtfertigeu könnte » dass diejenigen KoliK-n- ier Flotztheile, welche V»esfmders starkem Druik an.s- walreii, in Antlmi<'it viTwantU^lt enselieinen, llVfiti I^^BBIfet Anthraeittlöto nicht bloss in den tiei'enMi [iMli*r UU^Ti'ii Schicht**nrt*ihen, wie eg allerdin^ die Kegel Ixn ä*i"rn «*hdiit , ?srindeni auch nnttnn /.wischen «^ewöhn- ilichen Kohlen tlob^u und^o^ar auch in den obersten Schiehton- [Iflgru. KiieitHo wenig bewirkten gTCJt«artige Verweri'ungen aiMl Zertnlinmenui^en nh sf>Iche «lie ITeberi'ühning von ge- 'woH-' * •" Kolile in Anthracit, wie man von mancher Seite geneigt i«t. weil selbst in den zerrissensten nnd pn Tcrworfenen Theilen mancher Kohlenmniden he A)mndemngen in jjfanzen Flitzen nicht /.um kommen und in stark ilurch Verwerfungen ge- iHtörtm Flnt/tbeilen nicht die dabei wirksamen Druck- |krMW irind. welche die Bildung von Aiithraeit hätten ver- kennen , sonderu viebnehr die durcli ilie Zerreiss- PcitiUtMndene Zugang bihkeit der Gt^teinsniassen für Luft [WbA Waamn*, welche die Fortsetzung des VerktdilungspriH^ewses rii. Man rlurf dabei nicht auKser Acht la.<Heu, duKs hiafig magere« ^hwer entÄruidliche Mattkohle mit An- Ithnictt rerwechaelt wird. I>ie wahre Anthracithildung ist [nitr *^iw* fortgeÄthritfenere nmänderung der Ptlan/euMtiitte AnKohlenj^toH' reicheren Minenilkolilc, wobei ilie Länge und zeitweilig einwirkende, die Oxydation des WtwssiT- j^üitsügende Verbal tuiswe den HaupteinÜnss aut eine bliig**njng im (ianzen ausge(U»t zu haben schienen* Wiaili wir imlirowsen und Stanzen anzunehmen uns für [bürrrhtigt enichten^ Ana» die Bildung der Stein kühlen] mu^en lin Aer sietieji angedeuteten Weise durch den Inknhiyngs* rficrun t— «'•••♦ -^•i , so nilKsen wir dctch auch n<jch etwas )«mU<T aut idheiten eingehen, weldie uns in den vor-

Jetien Afniiideningeu der Kohlen entgegentreten. Es \nt

VM

SiUung der math^-ph^s, Claude tom 3. Märi i88S,

nicht denkbar, dass die (rlanz-, Matt-, Fiiser-, Cauntdkohlfr» n. s. w. Hüter vollMtandij^ gleichen Verhältniiöen entatsiudeii sind. Wir jj^eheii hierbei von dein complicirtt^sten Falle aus. namticb dem, das», vde es ja asnweileii thatHiichlich vorkoiuant, diese verschiedenen Abändeningen rier KohlerisubstÄiiÄ mof einem g e ni e i n h c h a f 1 1 i c h e n Flötze in relativ dfinnen Schichtenlagen Über einander sogar wechsellagernd sich an iJer Zu.saiumensetzimg betheiii gen.

In dieser Beziehung weisen die KesultJite unserer Untuf sufhnngen auf drei Vf-rhültninsse hin, welche filr moh and mit einander genieiuHehaftlich zur Auübildimg der einen tuler anderen Kolilenvarietat haupisliihlich beigetragen hab^n« Kf sind dies:

1) IHe arsprünghcbe Verschiedenheit der PflunÄ«-!;- art(*n und -T heile, aus deren Anhäufung die Kuhle hi*r- vorgegangen int,

2) der in chemischer und mechanis<'her Beziehung vnr- ÄChledene Zustand, in welchem die Fflanzensubstanxen Jwr BetheiUgnng an der Zusammensetzung der Steinkoh]^ f^ lür»gt*?n, und

*^) die Verschiedenartigkeit der ä n ss e r e n V e r h ii I i* nisse, unter welchen nich die Umbildung der l^flaiixenimb- 8tanz in Mineralkohle vollzog, wobei die Kinmengtuig miae» ruiischer Ht^tandt heile .sei es in Pcdge viut EiiiHchwf^mmungdt sei es in Folge vrm Auj^cheidungen z. B. von Kieselnilltu Kalkerde k. w., die mehr oder weniger beschränkte Ed* Wirkung der Luft, ihts Entziehen von \VrtK»i*r, ila« Aui^ trocknen, diT Einfluß« der Obt^rHüchen wärme, die Dauer dar die ITmbildung befordemden l^rnntände, die Mächtigkeit Afr angehänftvn l'rtanzenÄi-offe unter Anderem lie^ianders in Be- tracht zu ziehen ^in machten ,

Bezüglich de« Kiuflust<eH der verj*chi «denen Pfl«»- zrnarten und PfiauKiMitheile, iiuh den*n Anhaiifasg die Htfnnkohle hervorging, i^t auf die ciuiidjinte VemdiiedetH

I: Meiirägt tur Ktunimss der TtTtitrverluUininise ftc. 11*5

b«tttt welche bd der näheren Untersuchung der ver8<*hiedentMi

(oUBoinderungen, wie jener der Glanz-, Maü-, und Caiinel-

kohle* uach dem VoraUi^gehen<leu Hieb ergeben hat, liinzii-

ti»rtÄMi. Üui* Vorh«*rn!M.!h»*n vtm Rinden und Holztheileii neben

BlEttem in der G 1 a n z k h I e * die Hänfigkeit von Blatt-

leB^ bediinder>! von Kpidernuilgebihlen, und weniger derben

jßi'ntheilen in der M aitkoh le , da^ cüusfcantf Auftreten

l-vim KOj^^elcben und Häutchen, welehe man gewöhnhch als

$|iciri*]) «u lieaieiebnen pflegt, in geradezu erstaimHcher Häutig-

und %*i>n algenartigen Ivlün>|ichen in den ea n n e 1 k o h l e -

^^eii Lagen nind unzweideutige Bew^eise für eine gewinse

[Al»htogigkeit der Kohlenbeschatten hei t von der Natur der

^PfUuuu*», aus welchen die verschiedenen Variet*it«n der Kohle

L ittiiilatiden Rind. Es mu88 zugegelien werden, dtiss wir in

ldiirw*r Kii:htung eret am Anfange einer noch weiter durch-

tilUlirefideji l^ntersuchung-iweise stehen, und dass noch viel-

Pfkrly Versuche zur vollständigen Lösung der Frage Whw

Abhingigkeit^verhältui^vs der Kohlenmtbstanz von den

liied<*nen betheUigteu Pflanzenaiien und -Theilen aut^-

Iiie)t4*u* Inunerlun abi-r glaube ich diesen EiuHuhs bestinuut

[iprkjuuit uml nachgewieseti zu haben.

Voti nicht geringem KintluiL^e int weiter der Zustuml, . wrlrliem die Pflan^enj^ulistanz vor dem eigentlichen Kf>bleji- ;>fproc€ss«*e in den Lagen angehäuft WMinle, aus welcluMi Kühle»ttVt%e zitHu^inniengesetzt m\A. Am deut liebsten dm aUB der gros«artigen EJetheiligung a n i h r a c i I i - ehrt ^»^«»rko h le nicht blo^s in Form vereinzelter Hut/t^n ■*Vfi, i^/rmdern auch in zertiieilten Tnlnnuercheu uml icnten inmitten der verschieiienen Kohlenlugen, itf d/enm IJuiitigkeit ich wieilerholt aufnierksani genuu!lit biTVor. l.Ht »*s w'ulirKcheinlicb, du.^s «Ue Faserkolile <si|(t'Uibrimliche Produkt einer Art Vermoderuug vnu 4ittrt4gr«ti Pfl&nzeniheilen an freier Luft unt4»r dem Kin- ilvr Hiinmniwänni* imd zeitweijter Au^trocknung auf

190

Sitzung der math.-phfßft. Ciasne vom X Mars J&tU,

der Oberfläche sei, wie ?<ie auch jetzt noch in den Torf-j mooren entsteht, so niuns raan annehmen, rfass dieser Proer in grossartij^stein Münssstabe zur BiWüngszeit der Sieinlcohlen :4attgel\j»flen hat. Es ist nicht Uöthweiidig aus ihn^ni Vor ktmunen den 8chluss zu ziehen, das«^ de in grosser Meiijf« durch Bei^hweinnuing zugeföhrt wurde, «le kann auch bei-J cS|iielsweise utif «ler Öbt^rfliiclii* Uirfuioorähn lieber Versumpf* niigen erzeugt worden sinn.

Wim in Betreff «1er Kaserkohle^ die wegen ihrei^ grossen Beeilt iidigkeii niifl Unveninderliehkeit so leicht an»E m bei^tiinnit der direkten Beobachtung sieh bemerklich uiaehtj gilt, dKrftt* wohl auch von einer Keihe ähnlicher Umwand- bmg.'iimidukte von Pflanzen theÜen anzunehmen sein, fftrJ deren Vorhandensein vor ileni eigentlichen Inkohl\ings]»nK*es?rl augen»clieiidiclif Beweise schwer beigebracht werden können. sind nur Wahrseh ei nlichkeiisgrflnde, welche die Annahme nntenstOtzen, du«8 zahlreiche zer^^tUckelte und nusi^in ander-! gefallene Gewebetheile vim rflanzen in Form kurzer, oa| den Enden unr<^gelnnLs»ig stumid* abgebr<jchener Stäl»che und Fäiserchen, sowie die fast staubaHig kleinen Kömchen 1 uu«l ZH KlOnnichen oder Flocken zuf*ammeugehäutlen, krüra* eligen Bestandtbeile der Steinkohle, wie ntdche hantig in den cannelktdileartigen Varietäten und in der Mattkohbf zti| seilen sind, einem Stadium deK Zerfalles v*)r der eigentlichen] Kohlen bibliuig angeliören. Das V^orkomnien ähnlicher, offen- bar aut< Keiialleuen Hfianzenstoiten ab^tAni inender Theilchen in der Ackererde und in jener Kegion der Torfmoore, hd welcher die bereit?« abgei^torbenen Pflanzentbeile dem weiter Zerfall anheimgegeben sinil, Ijerei^'htigt uns \m zn einen gewissen Grade, auch gewisse Verhältnisse der Kohlenbildur v*ni eineui analogen Vorgange abzuleiten. Die ZuÄnmmen Setzung der ca n n e 1 kohleähnlichen kohligen Sulistanxen ist ohne diefie Vorausnetzung kaum verständlich. Wir erinner hier an die BpHchatfenheit des* Pyro|ir«it«, der tertiären Oa

r. G^mbd: ^rifräge zht Krnrfthisn der Ttiinrverh/iitnMHf eic, 1*^7

in (FalkpiiHii) tinii der n\s L*'l»cri«jrf b«*y.eieh Tinten, finr

kf>iil<* TvdlKtändij^ ühniicheri Turfbildnrif^^ dio ;m^ ♦liiieni

biificlu*it« rriUig Ä*»rfalleneu Hjiufwt*rk von PHiiu/eutJieileti

IVber die Art des Zt-rfiilLs der verschiedenen

-w«»h*» in «tau bilhn liehe Kr»ri»erchen nn<l in kleinste,

Iptil. he Korne heu luM^en sich leicht unU*r dem Mikro-

cttrrktip Be4ihachtTinja;en anstellen nnd ktare Einblicke

V innen, wenn man zersetzte, aber noch mit

I ilterier PHau/etitextnr versehene, mit der*

rRli!»rhfl(ban^keii ktir^e Zeit behandelte Theile mit einem nicht

lfe>l fitifiiegenden Deekj/lil^'hen versehen niiter dm Mikroskop

|britt{^ iiud min von der khitfenden Seite des Ueckglilsclieu.s

Ibisr ein^ii Tropfen Aninioniak langsam vorclriiigen lll^st.

ilie aniTOoniakalische Flüssigkeit die Pflanzen theile

hat, beginnt die Zertheiliing, imlen» Hich unter

^ einer braunJichen Flüssigkeit /-ahlreiehe kleine Kor-

prrclif*!!, Ktinieheu, Faserehen \md Hiintchen abl5«en und

rh »iiid nach wegsi^hwimmen, ganz ähnlich jenen, welche

|i»ir ntiMcirnhafl in tler Mineralkohle aufgehäuft tinden.

Aber auch da-* gleiche Pflanzenmaterial selbst in gleichem Zustande als 8n bstrat der Flötzl n Idutig ifL, war der Art seiner weiteren Einbildung und ITcAldiTimg vun ä n 8 8 e r e n Verhältnissen beein Üu^Mt « wog^ atur Entstehung verschiedenartiger Kohlen- k^Etidi^r II tigen ftihren konnten.

Ed hwiarf k^nner weiteren Auseinandersetzung, uiu zu

irelch' gr4»8sen Einfluas die mehr oder weniger reich-

rb«^ Ketniengung niineraliseher Theile auf die Be*»e harten bei t

auxzunben vermag. Man kennt fast in allen

'i-eu Bei8piele eine* Schritt für Schritt zu ver-

UebergangR von reinster Kohle durch Aufnahme

Berütitndtheilen de» begleitenden Sehieferthous er.st

it*. h,.»,r**iohe Kohle, dann in schiefrige Kohle und endlich

» 8chieferth*>n. Wir beobachten amiloge Ver-

SUiung der matfL-phifH, üUvu^c vom J. Mnrz 1SS3.

hfiltnisse zuweilen an den HJuKkni iniserer Torf ni'»**rf», wfi iIluvIi Hillgeschwemmte sandige und t honige Theü** der Tnrf zu unbrauchbarem Material verunreinigt wird. l>ntiii gehört, auch die Thatnache, ditss in Tuanehen K<>blenniuld#»ii aus dem unreinen, thonigen Ausgehenden eines KohJeuflrit»» nach und nach in der Tiefe eine ganz gute Kohle Äich ^mir wickeln kann. Derartige thonige Genien gtheile mdsBen gro.ssen Theih al« Folgen von Ein»chweniniuugen oder IVWr- ^schwemmungen ang^ehen werden.

Oft sind es solche thonigkohlige Zwischen lagen, welche die FliH'M^ in verschiedene Bänke theileu und als Schr»ni* niitUd bei der Gewinnung der Kohlen benutzt w^erden* Ver- stärkt sich das Zwischen mittel im Klotz nach eiii^r Rich- tung hin beträchtlich, m kann der Fall eintreten, dam «cti ein Flötz in zwei, iui Abl)au getrennt zu haltende Pirit- galjclt. Seltener kommen die Kohlenmasse dun dulringtnj KtF*imengnngen von Kalk, Spatheisensietn und St^-hwetVJkiw^ I v«ir abgesehen von den sekundären Auü^^chd dünge« di^ - Mineralien in dünnen Blättchen auf den feinen Kllifl**n a . Kc»hle , welche als an Ort und Stelle entÄttiudene, tnfilirirtf Subsisinzen die Kohle vernnreim'gen^ ähnlirb wie z. B- Aiff kalkige Alm den Torf. Hierher gehört *'in Theil der »i- giMurnnten versteinerten Kr»hleii und angebrannten Klötze, sowie die Einlagerungen von Kohleneiseu«!* deren Vorkounnen durch unverkennbare Kürkwirkimgi^i die benachbarte Kohle ?ich bemerkbar macht. Dies ist a... der Fall bei den mit Schwefelkies durchwachsenen Kohlm. bei welchen eine Neigung zur fiwng Huthracitischeft \ liilduug in den meisten Fällen zu bt»obachten iiit.

Auch ein gewi^öer Eiutlui?« der auf einer iitigphäitft«*tt rflanzenma88e mehr oder weniger hoch aufgelagerten un«: bela.4<^»nden llebenh*ckung kann nicht in Fru werdiMj, Diefie einfachen Presiungen mid Dnickkn.i; aber nicht zusannnengeworfen werden tnit jenem m

r, QüwA^lz MHitätft iuf Kennt hwb der Tej-turfierhtiitHÜsf eU. 1^0

migf^iiiitttiUtn (f ^birgsd ruiyk, ileii Jtum \m der BiliUiog d«r 8t4fjnkühle vit*lfttch «ine so berteut^^nde Holle

Wir kimtuni iitich in dit«er Riclitung wieder auf die imidiigen EfBcheinuugen bei utiHereii Torfmooren verweisen, liei welehf«n in den tiefereu Ijagen eine Kur gleiclnntlssigen BBtcliJilfeiihdt furt^schrmk'nde, mehr nnd mehr dem «oge- UAonUtu Speck torf entsprechende Ausbildung der Torl- BiMine eintritt. Da*« hierbei luisser den chemischen Momenten d«r lÄiigermi Durch feucht nn^^ und ilen bphiriderkm Liitl/u« iritii« ein gewisser Druck der höheren Lagen zum Zusammen- jBlseii Am TorfnniteriAk beitrügt, ist unverkeunljar. Doch i»l dirs^er Druck, wie die zum TheU hohlen, auch im Speck- torf oft noch unzenirückt erhaltenen Pflanzen theile verrathen, nicht fllr beträchtlich zu erachten. Aehnliche Verhäitninse Drucke und dta Einflusses atiflnstender Massen haben bcr auch \m der SteinknbleniMidung geherrscht und ge- ist bricht verfiUindlicIi, da«s, wenn eine Anhäufung fim raany^nsubstana^n. die das Material zu einem Kohlen- flolz lit»fert«?n, von einer sehr mächtigen und nur im geringen Grade ron Luft und Walser durchdringbaren thonigen lieber- dockung Obersichüttet wurde, eine imdere Art der Umbildung 4«- safgehätifUfn Masse ^hittgefuiiden haben wird, ids in mien, in ^ ' i eine nur seicht-e I 'eberdeckung etwa mit iockereui > itfand. S«dche Rück Wirkungen werden sieb

auf Flotjte im G analen und auf grössere Fiötzcmnplexe, 11 »uf einzelne Lagen fwler Streifen der Flöt/e, wie sie Wechsel von <ilanz- und Mattkolilc sieb zeigen, erstreckt ittbt*ti. Vielleii ht erklärt siih auf dieise Weis*? die gruppen- weuie Vertbeilung ganzer FlötÄreihen magerer »»der fetter Kohle innerhalb de«teelben Heekeiis twler in vi'rscliiedenen Br^krti utiti tlie ejgenthihidiclie Erscheinung, d^iss ein imd daadbe Platz unter «otwt gleichen Umständen Htreckenweiöe lfctti»t «trocken weise magere Kohle fülirt. Ei^ läi^t sich ver*

"^^ "

TfMurm:rhiittrn4!ii! etc. 201

.n'lit iU*r ^erinj^xte AnhaliB-

'«- Aiifieutuui^en von Meerei«-

ij^wolmtir '), wie CoecO'

irji \n\i\ SpoHtfimmadeU^ \>hilf{}nm'^ ^Hn^Jtcth fehlen,

ui lif^ii kulkigt^ii /iwiscfaen-

' >Ht*ac]<*n Suh iüfci'scliichteii

'^ kf^tnu V^nmla^isung, auf

'■ '.- ii-uhk», w^^iter zurttck-

Jio diisg die KohlenflötKe

aj ü Lagen ven^chiedener

li^lWt von kohligem

^hichteii sedimentärer

1 Hiiid, und dass die

ntigen Sftliiiienten in

leitit beweiskräftig ge-

piM[<t4:T Zeit dun^li Grand'

f^inrieri hat, dn^ tiiimlich die

•iiiiuugsbildungen von ganz

lir jt«der inidernn sedimen-

(U gegen iU>er der sogenann-

Anuahme einer Entstehung

' -ho unbe»t ritten Meeresbewohner

Null den t^w/o-ilhnlirbi'n -4n/Ärfl-

^t?lioi- m ik>n M et? reitst hi IM on die An-

ÜTnii^c wenigf* wirkliche Meer^-rtniuacheln,

neri höchst nporadinch Tör, wahrend

Menj^e in der Kohle »ich finden.

•|j aicht alle Torfliildiin^ auf den gleichen

Auniiiufxing iibsterbender und fortdauernder

»'II iJHt, ziehe idi Tor, tiiich auF diese Theorien

lasg der ,£L n t o e h t h f} n e n "" (Entsteh ung an Ort

^ÄÄht honen"* (Knt«tehMng dun-h hergeföhrt^«

) ben^en.

200

SiUuHff der wnlh,'phyii, C/oirirf? mm H. März ISH^i,

muthüll, datii? aiieh tlas Vorkommeu von Grubeugas io 8ehr ungleichen Vertlieilunju; auf ähnliche l'n<acheii «iner Ueljenleckimg mit v«»n (ra^sen innhirchdringlirlRnn i>der init |x>ni!*em Matyerial ziirikk zuführen sei. Nimmt man \ntmi^ ilaHH gewinne Flötsw? vielleicht länger« Zeit um* H^.hwiVfli ü\iß&t- th»ckk waren, währt^nd andere in rascher Folge von mäch- tij^en Ablagenni^^en übersah fUt-et wnnlen, ^o Iäi4<t .nich triebt eniie^.'^en, in wie weit auch da« zeitliche Moment ab rnitbe-stiinmend bei der KnhleiibiWung in lietjracht gezo^tsa werden muys. Es sind dies nur einige wenif,(e iinsifiert Verhältnisse, welchen neben anderen EinflCljasen rmi mehr r»rtlicher Bedeutimg" eine KoHe bei ib*ni Kuhlenbildmip«* process zuget heilt werden darf.

Durch die«e Betrachtungen er»eheuit die gro-^ne Mannich* faltigkeit in der Be^chaÜ'enheit und dem Verhalten der Stan- kt dile leichtf.^r erklärlich, wenn es auch noch wetfc stiffiivhif ftlr jecien einzelnen Fall diase w^echselnden YerbältuiHS^ aflf ganz bestimmte Ursachen zurückzuführen.

Von der Betrachtung lier BeRihaflenheit der Stctnkohk an sieh wende ich mich nun zu einer kurzen, vorläufigen ') Darlegung i h rer Bildung i m ( 1 » n z e n a u f F I tt i 1 1* m und s c h i e h t e n a r t i g e n Lagerstätten , soweit ÄAt hierüber Anhalt«^punkte aiw den im Vorausgehenden mitg«^ theilten Untersucliungen gewinnen lassen.

Die verschiedenen Ansichten über die E n 1 8 1 e h u n gf weise der Steinkohlenflötze, welche gegenw«jrti|f mit einer gewissen Berechtigung neben eiminder wij^teti^^uifl* liehe Vertretung tinden, sind zu bekanat, als <] .Stelle uöthig wäre, die^tella?!» im Kinzelnen ai fid nur vorausgeschickt, dass für dio Aimahtne einer EdIp fttehung im offenen Meere und vlmb Meeresaigen In

theüiing «pAter machen mi kj^itutm.

iih iti einer % vt\*\r^n AI«-

c. OSM^if: ifet^f%f zur Kenntnis» der Tt-jitirvcrhiiltHisac fti:, liOI

f»ineu lTnii»rKurhutigen iiueh nicht <fer «^enn^st/e AiilialUs- I [fiiiiki g<'W*>u«t'n wunl^. imleiu alle AiKieutungeii von Meen's- I pflanzen und jeuer kleinsten Meereshe wuhner *). wiv Cocco- Vathini^ Fartmüntßrtfff, limli oh rieft niid Sponffiemmdeht, |Kr«4€ht» in keintT HUtiIu»<*fn Meeresuhla^erung gänzlich fehlen, ||ll den Stein kölilenHritxen sdli^t, wie in den kalkigen Zwii^chen- uud zunächst sicli anschliessenden «Schieferschichten (vinni^ werden. Ich hul>e desshalh keine Verunlskssnu*/, auf ii«)Me Theorit% die ich nU vYAii^ haltlc».s criiebte, weif er zuriick-

EHe klar vorliegende ThnU^ache, dass die Kohlenfliif'/e

Utas ivechKelnilen, inei.st sehr diuinen Lagen ver>>eliiedeiier

IKohlemibandernngen und zinn Theil Heü>st von kohügeni

iSchieferthou bestehen, welche den Schichten ^^ediniejitjirer

Ah!-' Jen uU8»erordentlich ähnlich sind, uml dasä die

'Koi '* vieltach mit unzweideutigen Sefhnieiiien in

VVeeliaellagerung verbunden nind. -scheint beweiskräftig ge-

n«j^, lim der Annahme, welche in nenester Zeit durch lirun d'

Eary die wUruiste Vertretung gefunden hut, dass nändich die

I KoUeiiflötze als reine Anschweuimungsbildunget] von gnn'/,

(gltfielier Entstehungsweise wie die jeder anderen .sedimeu-

Itareti Abbigenuig, anzusehen seien, gegenüber der sogeTiaun-

|t«il Torf theorie *) d. h. der Annahme einer KnMehung

It *' i-T Thi»M*f, welche unliei*triU€ii Meere- l^nvoJinfT

l^iiMl, fei . wpnn man von den tjz/i'^'ühn liehen AnthrH-

[rtMirn siimwhu *VU*r deren TAigchCn xu den MtM^reythieren die An-

liriiten teJir gctbcilt *inil. Einige wenige wirkliche MeereHnm»4*h*-dn,

AriemiiPpreten u. Ä. kommen höchst j^poradiweh vor, wahrend

cfit« liMiilthierf^ in zinnücher Men^e in der Kohle mch tinden.

2> J*^ ihilpKM micii nicht alle ToHlaldun^ auf den gleichen |l 1^' w Aufhäufung aijjiterhen{ler und fortdauennler

IVei; ifiren i»t, ziehe ich vur, niirh auf ilie^e Theorien

litatef der HexeicbnuDj^ der »antochthonen' (Entziehung an Ort "'* Mp) liiid .ttUochtbonen'* ( Knt«tehnnji^ durch hergefiihrte^ da^CKtnatmal) %u bejciehen.

2<I2

Sttzurtii ihr ntuth.'phys, CltUMC tom .?. März 18BS.

an Ort nii<l Stell'^ nnch Art der TorfnuMire den Vf>rniii^ /ji ven<«" haften.

1)1 der That, wenji man diesen schicht^nartigen Aufbau der K<dvleiifiöt/.e iiielit Wfiter mit anderen Ersclieinmij^en in j Vergleicti .stellt und lüe Fra^e uirht näher prfitlt., ob miiej sfdchc lagenweiHe Zii^ammen^t^ung der Kohlentlut/ve eiuxii; und allein von einem Hedimentären Niederstehlag inler AHümIx bei^ei^ehweiumten Materials herrtiliren könne, scheint i\t\ ^ileichstelhini^ einzehier Kohleutlotzlmnkchen mit nedimeu* tären Sehirhtenhigen vull^tiindtg berechtigt, Der Wichtigkeit | inul Bf^deutinig dieses hiratigraphLs^'hini Momente gt^isiiQb »»rkeuneu die Vertreter dieser Ansieht den Ue^nbefWeiMnl für den auio cht honen l^nqirung der Kohle eitlen ganz geringen Werth zu . Viele der a n f r e c h 1 8 1 e li e n d i? n j Stämme und unzweifelhaft; eingewui-zelten Pflanz*'»: ^ Hnden nich zwar in sidchen St^dlnngen und ofl .si> ^ bei einar»der, wie z. H. in den Kifü^nlmhnt'ini^hnitt'eu Neunkirrlien-Saarbrih'ken, und in so ungestörter Verbindunj^l mit dem Ftoden, ani dem .sie gewachsen sind, ihv*s writul

auch Am Vorkoni inen einzelner anfrecbt^t^hender StrOAekrl durch die Annahme einer Verse hw ein mung in stehender] Si^dhtng «irh erklären lässt, dmh die«*e t}r>«i*heinnug tiuj Allgeint'iiien nieht andei>i, al?- eine Folge der Vegetnitnnl an Ort und Stelle ge^leutet werden kann. Mäh zugeben, d:tHs diese.** V(M*konjmen imnuThiu im Vt^rgleirl«*] zu der grf»ssi4rtigen Ausdehnung der KcdilenHötze ein mm-l nuhmKweiHeM und <>rtlich l)eHC!hrHnkt^ ist und da» es durch ein zeitweise» V^urdringen der^ neeartig VViy^-rN in die angrenz«*nden SunitdwiUder der »"^u ,.,.,.*., zeit, zum Theil auch »durch einen auf dem Wiijoüer ^bwiiii*| mend vegetirenden Pftauzen wuchs erkUlren luste; ülutt itanzi^n eine heschrHukt4» Bewei.'<krall beifetito&t.

Prüfen wir al>er die Frage, ob der Schichtung d«fr ! kidilenflrptzi* keine andere Aiutlegimg gegeben werdeii kiVisiie

r. frMiiiM: Beürtifff cur Keuntnituf ff er Trjrfnrcrrhnlininne etc, 208

^aIs die riiirs^ A^itiaifcze^ ivwh im Wiwsi?r lieigescbweiiiniten Mii- tt*rmlii, M> führt unü die Analoge mit jüngeren Kohlen- lit^^ "t !niw'lieinlt?n Ri'sult.jit^fn, auch wenn wir mir

»hr _ ^ nen VerhrtltniHSt» in-s Auge fiis^pii.

rfHi*T)<iI»rinj?ea wir die Kuhlenablagerungeii der mi»>4ti- UÜU2cbeii tmd rioe« Theils der tertiären Zeit, deren Bildung jn »M*> '^^'niMf^lhif»n Dunkel verhüllt ist, wie die der JStein- kl» <• ^dlwt, «<i ^ewmnen wir ztinuchst in den Ab-

laf^mnlg«^n dt*r quartären Braunkohle ein ausserordentlich W ' Bild der Knt8t^hnnp:swt*i«i* kohliger fjügers bitten.

Ih' inkohlenflntze i^ind sehr wuhlgeschiehM, in ilünuen,

deotlieh uiiter»cheidbar schichtenartigen Lagen wechtw^Ind, ttifes V' rtartig<?n Knhlenstreifen zusammengesetzt und

in seLi , «^ ..ü Fällen durch zahlreiche Zwischen mittel vnn llhimger und jauidiger BeMchaffenhüit in ein/ehie Bänke ab- f^hfilt. Wer je derartige Kohlenflotze in dieser Beziehung tffi *' ren Prüfung unterzogen bat. wird darüber keinen

Zv g**»*i dnjsf^ nie idu*nso gut geschichtet und in Einzel-

MUikr gHlieilt «ch erweisen, wie die Steinkohleuflotze. Nun \A ditreh die Bezieh affenheit der Vegetation, welche in diesen tlfiiijrtMn*fi BnninkohleuHnt^^en vertret^:»n i.^t, wie durch die Art thr«* Vi^rknninien>. ihrer Ijagernng nnd Stellung zu der Hi»ttii«*JilMirleii (tf%«U»inKbildung sicher festge.sttdlt, ditss sie t(»rt'- *' ' ifigen ihren Ursprung verdjuikcn utid dans

1' ^ 'U Zwinc hen lagen , die sie begleiten^ vini

iritweiligen Ueh#*r>4chwe-nuinmgen herrtihren, welche sich über Tnrfnirrtire al« über die tieferen Kinbnchtinjgeu der Ober- if? ttiQ eht*sten und häutigsten verbreiteten. <lrli4^]i wir mK-h einen S<-hritt weib^r zu der Kfdden- iin;^ d#?r biegen wart, dem Turf über, .so scheint aller- \A\nmn '* ' i-^te lockere Masse den Hasentirfs nur ein wirres, ttn|{«or i M'incnge vegeUibi lischer AbtallsU)Üe darzustellen.

Aber niclil alli?r Torf hicU?t un« diesej^i Bild eines verwoiTenen IVidtiktr», wie es iim scheinbar in dem R^nsen- oder Moos-

.J^

20 t

SiUutuf der mathrfthift. CloMt vnm 3. Man iSBS.

torf entgegeu tritt. Wir miis8eii hier etwa» mher mif dii* Stntkturvfrhiiltnisrtti der Ttirt^bildungeii eingeheu.

Wriiri wir zu vnrlicgeiiik'Ui Zwecke a^nik'h»i iil«*4iH* vnn den ven*chiedetien Modifikationen , in weiche mau di*tt Torf, sei es nach s«'iner materiellen Heficluifteuheit, ne\ i*»» UMh Keinem Vorkommen oder der Art seiner tiH^lini^^ehen (Ji?-j winnuug zu iintei*Ä(:heiden pHe*j^t z, B. als Riisen*, Moa»^J Gras-, tin'mliind«- oder Wies^en- (Üarg), Hiüdr-, H4ige- cidarl Hochmoor-, Blätter-, Speck*, Pech-, Leher-, Stich-, Stnridi», 1 Hugger-, Schlamm-, Staub- und Seetorf iL s. w», so können wir in Bezug iiuf die Art g e i n e r Entstehung je w e i wesentliih ver^rliiedene Torfmodifikjitionen aussei niuiderbattrit, j nämlich den an Ort und Stelle sich bildenden oder €iit»j htandenen h u to c h t h o neu M o o r t o r f und den durch Ah» lagerinig von Jibge«chwemniteni prtunxücheu Dein^fb«; io Wasseranstauungen Sümpie, Teiche, Seen, Meerenbuchteff sedimentirten aUochthonen See torf. Diu*- dtr] letztere die Zeichen einer Sedimentbildung hu sieh trage, umss von vom herein vorausgesetÄt werden, auch wenn rr eine deutliche Schichtung nicht erkennen läaut. Er zinchoetj sich überdies neben einer mehr oder weniger gleichiirtigen, oft scheinbar dichten Bejichaflenheit meist durch die reiclfj liehe Beimengungen erdiger Theile aus und idt durch ?>tarken ZerfVdl und die fortgeschrittene rmbildung der pfliittx-1 liehen Gcwel>etheile, die seine Masse bilden, charakterisiit.J Es ist «ehr beachten^werth, dass gerade \ye'\ diesem SeelorfJ wenn nicht thonige oder sandige Lagen i^wie^chen seiner Mn abgesetzt «ind, i^hr häufig eine Schichtung oder lagetiwi Abs^mderung weniger deutlich inn Auge fallt und bei im c.heu Sorten »ugiir er»t mit dem Austrocknen Kum Vc^r^^dietii | kommt. In allen Fällen zeigt sich die yiibichtvnartige An- ordnung des MateriaU selbst in den anscheinend didit«^s«t^B V'arietätt^n, sobald man dünne Splitterchen im Qu<trH*hniUe i näher uiit^^rsncht. Bei dem Moortorf bemerkt iniin iiii

Onmti^h He*trtVje tnr Kennt hihh rfrr ^i'.rturvffkfUiniitH/' etc. -**"*

f*4*|jr vii'U'ii Küllt'n eihf-ii doutliih la^en weisen Wech**!*! vor- ^i'hirtlt'rier Toriniassen iüiereinander, welche nii'h Aurvh FurlR\ Dichte, ZufiamDiensetxitog, verschiedene Beimen^imf?, Kiii* ' I u. Ä, w. bemerkbar machen* Oft nind en uuch

ri eniij^ea, thoiiig sandigen (»der kalkig»*« Zwisthen- 1 s^fii, fltirch welche die Anzeichen einer schichten artigen, vertikaJen itliedening des T(»rfs verstärkt werden. Hei dein Specktorf >>egeguet man zuweilen einer ^lei dem Thm-Wimi- irfTdpn liotrnders kenntlichen Zusammensetzung aUH zuhl- pfichen dihmen Lagen und Blättern. Aber auch i^^lh^t in »ilclüfti AhÄJidernngen. bei welchen wie im Morxs* und Hawi'U- Utfi Andrutungftt dt*r au?* abgestiirbenen Vegetiitionntheilin miccmmw Öberrtnander gebildeten Lagen tn fehlet] ächeiuHU, kiinti mau durch Zusammen pren^n der Muähi^ den whichten- ■rÜgra VVrdiüel der rerschiedeuen Torfgeneratinnen deutlich ti/Mbrnr naacben. Ich Yerweii^e auf die früher angenihrt4*n (S. Iä7) Vertaiche^ welche ich bei einem der iinHcbdnend wm mMtea fftruktoiirjn»'» Hooislorfe atigeHtellt habe und iwtfh wdebe ^M in dta»m ongGtUftig^n Falle eint« un- timd«otif(e Sduehtuug der Torfimbutausi achtbar geoiacht nde. Bei dem gewohnttckefi ätichtorf gelingt ilie» schon M g^un f^abager Coii]{iriiiitnaig.

%Mn kum daher nicht annehmen^ der Torf sei eine

iTÜlig ongeiielitchlete M»sae tind en konnten de»»»-

Fkftib die ftvft deotlich geftcbichteten Ktna&ellagen

iHevtckesden Koli leu flotze ihrer Entniehung

■aek ai^ki »it Torflagern in Parallele geatelli

werben« Ei eigehai mdx fietmebr bd naheter Unte^r-

wmimm^ Mp ins Kleinflie CeiiigeMrbichteleti

Torfrarietüeo nnd mandieD Stdnkf>blen-

Aikakigieii. da« die Art Aoß (vef&gei der

EfaBBttamen mAt an Gnnfften ak gegen

^Ti^^oickiae dir KflUfnhUBBir tmt jeiiHf dm Tfirf» rn

20H

SiUutig der maifK-phyi», Clmne vom .V. März i8H3,

Wenn daher die Theorie der allochthonen Kn** stehung der Steinkohle durch Aljsatz von Imgesi^hwemuitefii Piflunzeiidetritiis einzig und allein auf die Thatsache aidi stfUzt» dai*8 die Kohlenflotze meist nicht alte ^ aa*« sehfchtenartigen Lagen KusaminengeHeizt sind^ m kaun dir* »elbe als lest begründet nicht anerkannt werden* D€iia m lii&st steh die analoge i^ehiehtenvveläe Zu^aninieivHetzung tu den aub^chthonen Torfltigern, in der a«8 Tortma*^* unxwtifel* haft hervorgegangenen Dilnvialhraunkahle und durch diu ganze lange Reihe der Brauiikohlenhildnngen hindurrh nneh^ weisen ,

Doch darf raan bei diesen Vor»teiluiigen, welche wir uns von der PIntstehung koli liger Ablagenmgen tnacfaeii« nicht ausser Acht lassen, sich daran zu erinnern, dwÄ» dk Natur nicht Alles über einen Leist gesi^hlagen hui, & wird «ich bei sorgfaltiger Erwägung ergeben« da»» wie bn der Toi*fl>ildung der Hauptsache nach zwei versN^hififtent Entstehungsweisen vor Augen li«*geu, m sicher auch lici dier Erzeugung der Mineralkohle die Natur verst^hiedent? W«(pi eingei«!hlagen hat. Auch darf raan nicht vergtt>*!<en. ämm jeder Vergleich der Entstehung iler Steinkohlenilotsce mil der Ausbildung der jetzt bestehenden Torfmoore Hchou mm vornherein nur als theilweiae zutreffend betrachtet wrrdcfi nnisü, Weil anzunehmen i«t, da.ss die gegenwärtige, luitipl* HJU'hlich aus Mooi<en und Sumpfgni»eru iK^nkdieiide Torfveg*»* taiion y.ur Kohlenzeit durch tnne ganz underK gearti*ie Mi nit* oder Suui|dVegetation ersetzt wurde.

I )ie S t e i n k 4) h 1 e u t o r ni a t i o u in ihren Hau j«fcre|ifffi- xenUnten und nach ihrer hauptMlchlicJiKten Au»brritttng i4 zu betrachten ahi eine IiiJand.Hbildimg entstanden auf weitai»* ginlidniten Vi*rebnnngen und Vertiefungen des Ve^f^ ^ in rmdir vereinzi'lteu Källen wohl auch auf Niedern der Meoresiktti^ten, l\\H*r welche dch dtvi Wawter zu 8nmpffW| anwinuui»h»» und l*ibt»r welche jierio«U»nwei«e eintretende

[f. ilümbri: Btkirä^e ii»r Kennt nt an der Tej-turverhiUlnuKte etc. 207

i(fw5htitkhr l'eberschwenuiiUQgeii griwssartige« Anschöt- ituigssmiit^^rial auubreiteteu und in Form von KobleuschiefVr ii«kr Kciblen '-' ' ' rrtan. Mau uiii«m miijohnien, thisu

"«rr Kiiblrii - <% über nocb wenig hoch anl-

^^(ende FeKÜänder wcitausge breitete Niederungen be- lieriiej^ten, in welchen die (lewä&ser sich uufsttauten und -bet nur m-icbter Tieft* luieh und nach i*ich in Sumpf und [Moruftt verwandelte«. Hier wuchert-e eine üppige Sumpf- (elatittn mit alten den verschiedenen AbBtufniigen, pbe ilun ' -re, unf den Pflanzen wuchs Eiutiuss uuh-

ide Veri bedingt waren. Hierbei dürften xuuUcb^t

Tiefe dm Sumpfe», die Ntihe de4:i Troekenbmde^, das leiiMf Aa«trt»cknen und Ans Au.sgesetzt**ein gelegentlicher ^ncliweniinungeu in Betriicht zu ziehen sein. Auf den \tvtM Zdt XU Zeit eintretenden We<?h?>el dieser VerhiiltnisHe diu Vef^ehiedeuheit in den einzelnen die KobleTiflötze zü- nden Lagen and Bänken zurückzuführen. Es irM:heJnliclu dafw in dem zeitwei.sen Aii^tro<:knen ilrr SOmpfe und in der wieder erneuerten Ueberfluthung der ijkiraii»er eine der Hauptur**achen der in vielen Klotzen .«ImfiffiweiaHfn VVech.'^'lhigerung von Uhmz- und Msittkuhle f-m korben int- Dabei ^ind Anschwemmungen zertrihunierter uod ner&illeuer Pflanzen^toffe von benachbarten, mit reieh- lidlrr waldühulirher \'e;(i'tation liedeckten Anhöhen und BeiX<^D nicht au«g*'iSflih»ssen, Sie mögen Hjgar an geeig- stellen der Sümpfe das Uebergewicht erlangt imd auf ^■»Iche WejÄe der Cannel- nnd Boglieadkohle ähnlichen Bil- I)«wein gegebetJ hal)eu, während sie au anderen nur XU einer Zwimihenlage inmitten der unU^r un- Bndiiigiingen er/eugt4^u Kohlen bau ke du^ Material t^ int denkbar« diLsn von der Sunipfvegetatifvn •ler tti rine Art Kaulni.Hu übergegaiigeue l^Han/etnle- abf^eNchweiumt und den unter tiefem Wii^er st^diendeji ile^ 8iuij|iC£t «ugeHlhrt wurde, um daneöwt zu eigen-

dar CnadknU^ iknKrli«"» Khbt-^

Kadi

Zot relaSiT

Maoü icndüedeBeii Ligen uai iSrnk^n Biltfie, trat emel Pnoo^ efs, wUiraM weldKr ific noe. wnt^ äitiii|iliiten4^ iwog Wim FIbIImb thendwenuBl und ▼•«! wlilMiniiig ihn f^gCBi oder «aiiigta, detii Fcatkaiiif^ enMiimtnem Material m I viHiadi na wModiioloMkfi GcrtetaMcajditai dberiaipal]

I zwar ataa INenaiiK and NH««ik ibcr CK bfiriwa dovb mlfiirh Vi^j llaclie Kiedantapn ancli aack 4tr UefacrilfitliciiiK I an iem gfcfirhen Sldkn^ an wafetkcn dl«* IHIIiareD { S9mft€ fleh brfiyidcfli and w^Mlit aab Khi» g«se%nH araito«] 4m WMier aiURiitoieii, sich in Snaipf ttod Moor m wami^iti und etoe neue Kohtaidötztnbla&g cöuniieJteii. K&iir| wiedariwilt^ UAefachawamag mit fniiwHHw— Uiial Obd^l dcdkte ein xw^ito KoUcfifila. Diwr ■fcwahaiia Wi^Mj fOfi Vcgelatiocia* mal LTebgredjwwBniBnjjiPfiiriiidett Inlle sieh m ofimak, ak Pttta» in eiaeai Ifadscn flK^-ma-l ander gelagerl vurfcomiMii. GertalMeo mth die Verlillt* BiMa für «iD Witdanaflebeii da^ Sanipff qjütaüim iio^QjiülisJ m anierblteh die Kohl«flill5lshilduiig uod «r folglm itnttiilcr-l bfoebeti <niotoiaiaht s^n auf OoMauieiAhigeruii

Lhf^ VnrtileOinig ^ti ^trh Tott0liad% von d«sr

keine ThatsaeJie arahr^chrtnliefa gemachtfli mclrinmeti 8i ung der KoUeafiBMf 4.

wie areii hierbei Ver--,.«. .- ...^ *. .-- a . ,.„.^,,,.11 fi

land und Mt-^r niit in Bt^irorhl zm zi«fh«*n wiin^n« mfips Torer^ nnerortcrl bleiben* nor darauf möchte bitiatu t!tetn, da»« nuin toeh nicht vundeller '" '^ ' '^^penj iiccken« wrlrhe wir jetal niit KohhüiL: vtn

efKtannlicber Mächtigkeit aaag^mit finden, gleich vim Anl an nm «irtind auf bt^ xtim tibifftdm Kiitid ntlt Wit^i^^

h Beiitä^e mr Kennimnit dff TeMurterhiiltm^fie etc. 209

üUt gewe^n. Die^e Mulden hal>c*u sich nur ^üiya ullmilhli^ utisti^^ftlUi «Oll mtlHsen ul^ zeitweilig mit einer relativ Kciehk^i WaEKemnfitauung, die mcli wach und nach in immer höherem lifBan Deubildeie, flberdB'kt gedacht werden.

In vii?lt»ri Kohlen hecken Ijej^inni der Aut'l»im der car-

thm GeBieinaschichten in abweichender Lagerung Über

.: nivellirten l'ntergnmde. wnlcher aas weit

i. .,teht, ah da-sjenige ij<t, weh.'he-s in normaler

!]i«*ntblji^ der eigentlichen Hteinkohlenbildung un mittel-

rtinuigebt Fräcarkion tnler Cnbnsihichten. Mit solchen

Hiebt die im Vnrauwgehenden entwiekc*lte Vur-

Bildnng von Stein kohlentlatxen in l ebcrein-

IvtiBiiitung. Eh kommen al>er auch, wiewohl im Uanzenv.

lieber Fälle vor, das^ in den die typischen Stein kohlen-

begleitenden Schichten vereinzelte Meeresconchylien

lfnQg«»irbki!<«en ,iin*l, luid dtwss die Kohlenflötze bereit^ in den

lillemi prik--iirbonii*chen ciilwr Cnlmschichten wechsellagernd

au MeereethierÜberresten reichen, zum Theil kalkig<»n

ken b^^innen ond höher in «ler ächt**n Carbon reihe t»iii-

CM!h writiT tnrt^tafien. Dies iK^heint mit den obigen An-

Oftlittieii Dicht vollständig in Einklang ^u stehen.

Waü den erfiteu Fall lietrilil, so erkläH >ich da^ Vor- mariin^r Thiervcrateinenmgen in Schichten «wischen lilen Kohlentlöt»eti mischwer aiia dem Umst^mde, dass, wie ja lUeht als* ausgebe hln«»en angenommen werden rlarf, dii« Smiipfniedernng des Kidilenbeckens in der niichsten (aW de» Meeren^ ^ich ausbreitete und durch Einbrüche nnd rT ' M de* Meeres /.eitwpifie überströmt wurde. Auf __ konnten Ke«t-e von Meerthieren in den vom Fest- atiKtaitimenden UeberHchwemmungsablagernngen ein- »n werden, ' luf die Äwi.Hchen marinen Ablagerungen ein- *i 1 lenHötze der P r ü c a r b o n z e 1 1 Ist znnäch^^t

ff/tf^iai^^ ückbJenbüdungeii der t'r**üu'iscdjen nnd tertiären [imk Mallk^pbTi. Cl t.l 14

210 Sttiuntf 4er math.-phffß, Cln$9f mm 5, Mttn 188.%

Periode zu erin neni , 1 n ileti f t o « a u 8 c h i e h t e n be weise begegnen wir einer kleinen Kohlen forniation mit fnl der Kohle selbst ein gesrhlos.se neu braekischen Conehylien im Bran<leii berger Thale auf der Nordseite Jen Inns in Tind- Hier weisen alle geologischen Verhältnisse auf eine siriH'ken- 1 weise dxirch einmündende Flüsse brackisch gewonleiie Meen»* j bnebt hin, in welcher sich, wie die Stiniktnr des hier iiw*! koinnieiiden Kohlenflotzes lehrt, aus angeschwennnti-iii Pflati- zendetritus und TreibholzstUcken an sumpfiger 8kdle «inj nach der Mitt^ der Bucht sich rasch auskeilendefl Kahleii*] lager l>ildete, während daneben an anderen Stellen ,^IM Korallenre>ite beherbergende Abhigerungeu entstanden «ind, 1

Unter ähnlichen Verhältnissen taucht ein Flötü rnf^j 7Jiglichf*r Pechkohle von unteroligocanem Alt^r an» Inn- thalrande bei Hüring unfern Kiifstein in Tin>! auf. Hi unisehliesst das schon früher beschriebene Kohlen fli5t£ null der zwischengelagerte bituminöse Kalk zahlreiche bracki^h«] Oonchylien nel)en einzelnen Landschnecken und ein wäKi« | HerLmrium ausserordentlich gut erhalt-ener PHanzenbUitiet; sellist ganze Zweige in Mitten einer durch zahlreiche Eine Schlüsse nuiriner Thierüberrest^ (Conchylien, Konillen, Bryo* zoen, Foraniiniferen u. s. w.) charakteri8irt-i*n Mergelab l^gr-J ruTig. Auch in «liesem Falle haben wir m mit einer KöbJe»*( bildung in einer Meert*sbucbt zu thun, welche streckenw« halb ausgesüsst und an siMcht-en Stellen in einen Hunipf f wandelt, die Abfdlle einer an Ort und Stelle wachaentel Vegetiitirui mit den von den benachbarten, mit D|i{ugirfli| Wahl lie<leckti*n Hi'dien beigeschwcnrmt^n Pflan/entrOmmemj in sich aufnahm und die^ses gesainmtc Material zu fi&er| Koh len Hötzlage umbi lilet^- .

Ein weit gros^artigeres Bild einer zwiscrhrn zum 'ni«9l| nniriniMU zmn Tlieil bracki.ichen Schirbti*n eing*du^'rlni| Kohlenbildung bietet ^ich uns in den zahlreichen I*erh- kohlenfldtzen der oberoUgocänen Stn fe in Hfld Imijt

t, Güwßhct: BrttHifft: tut K^nntnigfi dtr Textttrrerhültni'tjtr fic. 211

|(lBsi'>(^h^ Peiiöber^. Peissenberg), Hier begiimi fUe Mo- mit einer Heihe nlterer mariner Schichten (untere ifn.^fniulFW»e). Daniuf folj^t die sehr mächtige^ der Huupt- lie nach hrackiscbe Schichtenreihe irit Mergel-, Sand- 9li»iti- und t'oMghuni'nifchÄuken, zwiseljeu welclieii huI' eine KTOs«* EmtreckuDg Iiiti Über 20 Pecb kohlen flot.ze eingel^ettet en* Nairh oben wird diese V>racki.sehe Mtthi,s.se gleich- Ttm einer /.weiten jüngeren murinen Bitduug (mio- ciae Mei*resiuohu«e, Mu^i^heWindstein) überdeckt. In dm Kaklenflotasen sehen wir i*ehr häufig Zwischenlagen von bi- loT-*-"*'"""t Kalk, welcber, wie die Kohle, zahlreiche Land- au i*«ierÄchneckenre#<te in sich schlieswt. Im Uacli Aer Ftölse finden sich verhältniHäninssig »juirliib verkohlte von Liiubbliunien (Quercus, Ficns^ Ulnius eic,)^ vtiu r\i und Siuiijtf|iflan3&f'n {Ndumhittm). E** ist nicht iücifdbaft, i»m iH& vor dem diinmlri noch nicht zw seiner l^iwiirtigen Hohe anfnigendcn Alpengebirge juis^^ebreitete pki-n zuerst mit Meerw^iii*ser erfüllt wur und vielhnL-lifc durch d»r «««tüitjindenf Barre an der freien Verbindung mit dem Hau|itjnc^erv gehemmt^ m\\i zur ;u{aihini.Hchen Zeit nach und iMkcli li " In dieser bnickisch gewordenen Bucht btldel* ^ ' ii ^»-»ichteren Hündern t>der weniger tiefen Sirllr^i VrDt«mjifm»gen, Moore und Sumpfwälder, dtTen Öpftige V«|{)e<»tifm du« Material zu einer Ktdileuabhigernng /.n liefern im Stande »i-ar. Dans eine an Ort und Stelle wachsende Y&gf^äiü*m an dei^ Knt»tehnng der Kohlentlotze direkt mit WÜieitiliyt i»t, wird durch die y*nhl reichen Wur/elrest*^ be- ' * )i im Liegenden der Kohh^nflötzc quer durch tn ziehen. Auch .stinunt mit einem autxH'h- Ibiioen Tivprung des Kohlen materials da^ Vorkommen des xwin-hen- und aufgehigerten bitnniinÖ8en Kalksteins, dessen Entstehung nur na<*h Art, der Almbildung unserer jetzigen [ TorfnuiiJre ach erklaren lässt, gut fiberein. Zeitw^eise Ueber- I iiilkiiiigi»n, Im wdchen das hrackische Wjts^er mit .meiner

212 Sitiuttg der maih.-phifn. CtttuHe mm 3, Man i88S.

Thierwelt über die Mr»ore gedrängt wimle, binlei^kti^fi mit ihren Schlaiiüii-, Sand- und Gerölkbliif^eningen in [leriodeii- artigem Weehücd das angehänfte Pflanzeumaterial. da** sieh unt^r diei^er Decke in Pechkohle umänderte. Cnber Ver- hältuL^en, welche, wenn auch nur ganst im Allgetnetnen den eben geschilderten ähnlich gewesen nein mögen, dttrfboi auch die prac ur bonisch en K<dilenfl5tze entstnudeii iicili- Es sind Kohlenüötzbildungen an flachen Meere^k Osten und au neichteu Meeresrandern.

Häufig wird dieae den j»-tzt noch bestehenden Verljült- nissen «ich ansehliesHende Vorstellung der in grosssen Becken vor sich gehenden Kohlenflotzbildiiüg dadurch verdunkelt und unklar gemacht, dass man sich die Entstehung der Mchiedenen Kohlenflotze übereinander und in Wechsel lagerun^ mit marinenj Se<liment gleichsam in ein Niveau ziuainuu^o- gerückt denkt, während wir es doch mit zeitlich weit on»- einander liegenden und durch sehr verschiedene lTrsacIi«ii veranlassten Erscheinungen zu thun haben.

Im (irossen und Allgemeinen sind die Kohlenfl5tfl* ein autochthone« Erzeugnisse abgestorbeuer, zerfallener und »er* aetzter Pflanzen theile, bei welchem mir unterge*->rdnet und gtellenwei» Einschw^emmungen wesentlich betheiligt erseheineim Die Mineralkohle selhed; aber iM. keine ^ui<aTiimengesi*hmol3tea texturli>se, sondern eine weit vorherrschend mit crhalUai PÖanzentextur vernehene, ams dem Pflanzenreiche ahsUnir mende Maase von verschiedenartigen KohlenstoffVerbindunn^eit

[QmmhtJ. BtiUAtir :ur KemttHum dtr TeJdut'vtfrhälinüae He. 21 H

KrklHrun^ ili^r Tarplii.

Tafel L

«rtmif. luil AuHnahiue dtr iiiH t*inüni J»t*i^i»«c»txU'n: x ver- weldif* i" ''r»';iMmdL*rlnuili^er Wr^rössoimn^ diii"ge.sU*llt simi,

K"l-»'H n»m von harxJUmlichen 8uli«Unici'n.

Li ztihlmcbcn hikhem durchbrothene BIMkhi'ii ttii«

ere, lirthlc, von Xiihlreichen Löchern diircbbrorheiin Kü^pkheii ao8 luirzarti^en Substanzen; Ihlfine BUtUbt'Ti verschiedener Mineralien ultf Aunehei- ^flqnfr«'') i^^d' den Klüftchen lUr Steinkolile.

' on; b, mit dem dunklen Kreuz i, j», L. \ : «tter au« Moontort" im npipnlnglkhen Ziistiinde

de» TorfM.

tHesülben, oiu'hdem die Tnrfmnsse dnrch einen Druck von ;*0 0OU Atm, xusiittunen^epresi^t worden i«L ' rrwr isti« dem Leberfcorf von Doliwen in Ojtt-

I*. ^otfrnlinng der Zellen mit einer huminjirtigen 8ub«tanz in

i\er diluviiilen Braunkohle von Mörncbwyl. UK A* Pollen und b, algenarti^ Häschen aus der Diluviül-

! le von Ür-Weib 11* ! treti ÄU** der Diluviftlbmunkohle von Möschwyb

li Li|fsut »ni* der Hmunkohle vom Iniberg Graben, ü, b und e

iBi TanKential-, Hirn- und Hadialwchnitt. Ä DerBell>e nach einer Pretisung unter 20 000 Ätm, Druck. li* rollen aot» der Braunkohle der <irulie Sattlerin in der

Oberpfkk. !*• EiiideiiBiack aux dem tertiäreo pechkohlenartigen Lignit

iler tthön. [H TfrtiÄTo FiMif*rk5ble aus der Braunkohle de»! Traunthale.

-14 SiUnnff dff matk.^phf/». ClaBtt*' vom ^. Märi UibS,

¥\g\ir IT. ZtJSÄmniHnifehäuft^ Poljen aus clw tcTtiämn itiiBkahlu vq»

Falkenau. , 18, Verse hi«*<iene Sporen äos üemeHien Kohle. , IH« ti, Sclikndeniriig« Fanersellen iiitK dem Fyro|iitieit van WeiHsenfelg.

I», fVOenktlrner und algeniihnliche Köri>er öiih dein Pvnv , pittHÜ von Saufornt in der (»Ix^qjfab, ^ 20. füllen und ulgenartige RüÄciien iins dem Dj*»cidil tqh

Rott bei BonjL , 21. Pechkohlenartiflre Braunkohle von Previili. a, Kpidiyrmi«!*

mit mner SjiultoffnunjLj; h. einaselno Pollen; c, eine flocki$ff

MiiMse mit einj^eflihlosHenen Pollen; d, 8por«n (V^ ähnlirhe

Kügpkhen. p *i2» Alttertiilre Pechkohle der Cosinii-Srhichton, a, mit isur-

rigen Rölirchen iind b, einem KlTiinpchen Ä<*rf»iUener Pöun-

zeniheile, welche Poilcn einH<'hHe«aen. 23. Holxifewel>e au« der ßraimkohle von Mijiddeg Am !»cliwarzesi

Moere, , 24, Vernohiedene PÜimzen^c^webe au*s den Mattkohlenj»treitcb(^

der tertiären Pechkohle vom Pi*isBcnlM?rg, 25. Vc»rttchiMdene8 HolKgPWf*he uiin den UlansEknhlen^treifeluin

der tertiären Pechkohle vom PeiKsenher«" und Mipjibjn'h* , 2(J. Uolzgewebe mit Markfitrahlen aiH der Pechkohle von

PenstberjT. » 27. Fawrkohle aus der Pechkohle von t)l»erliayem. , 28, Holxzellen au« der Au^enj»echkohle von Penzber^ , 21), Uewehethcile aus einem verkohlU-n SUimm der Pet (>k<>nli'j

von MieKhach. lii}. Ilolx^ewebe ans einer Üa^tkohle der cretneiiieheii Htluch-

ien SchleHiens. f HL Hokgewebe üuh einem Lia^i^i^^ai von BoH mit Mark*|

f^trahlen und Hiitrg^n^im. p S2, Holy.f^ewebe aun einem Litui^agat aun der iteg^nd voal

Banz bei St^i-lt'eUtein, OlHTfranken. a, im lM1nn«ehliff;

b. in dem AHchenrnckHtand ; XX nehr ntark v»'rtrnHM»H.

Figur 38.

34.

Tafel H, llolzgewebe &us einem Gagai de« rhiUi^chen Keuper» Ton^ Taxriöldem in der Oberpfalx.

Pfluni&enj^ewebe ati^ dem isag;it einei^ K'|iU€ot.utniit^ntniüJ des Mn«ebelkalk van Senaefeld (t xit«>rfniiikenl

l: Mtiinlfft fwr Kenntniss der Ten-iurperf^itninitf rUv 2ir>

('lUaKeiigewebi* aut» üpr ntitercrBÜtciHchen DeiHt«rflöt7.kohlp

fon Minden .

Dr^gli*icheti Auti »Jer Stipitkohlr dn i>uixMrlnfljtcn vntit

PcrhirniWn (ftsterr. Alpen)

I' rtUH «letjj rhUtlK'beii Stipil de*! Keup-er^ von

Iä— e) FflrtöÄctigowflM* iivin den verkohltpn Theilen.

h . Nt u ropi t ris neu t ifolia- Blatt .

u v) I>^Hjfleich»-ii von Hlattorganen «nnt*« IjfpidndrtiArott

♦• d) ppwgleiohen uu» der Glanzkoid«'ti rinde von CahimiieH

SmrkoirL

Dfttglekheti min der <iUnxkohlen rinde von Lepidtultttdrt>tt

(ift v\ hr»«gU*itheii ttti« der Glanscknhlenrinde von SufUlnrid kt^nyoHa. 40, 41 und 42 stammen üih der Steinknhlpn- gnib<T vnn 8t. Ingliert in der Pfiily»

(ä-^uI Pftmuen^pwebe m\n den Glanzkohlpnlagon ilwr Stein- i *' ' : '!> von vi*ruchiedenen Be<:ken: *v— i»u« Neu*

•i <a-gf i*i?f!git*icben auH den Muttkohlenlagen der S<*»jn- fcoklt*nÜOt/.e von vftnicdiiMenen Becken, 4ik bmgltichfik muh der poöttarbßfiijtchen StiMnkolde vi>n Oden- liarii (rnwjler Schichten).

Tafel HL 4ä— rf PftaiiJtetigewe^ie «iis df*r Glanxkoüle der Tiinhp Ceniiitiit'

(»-— b) Vemcbiedene i'flanzentbeile au» der cuivm-Jkable- älmlichen iflunzkoble den FlötseeH «Gneisenaii'der v. L^echen

prubc bf«i Hüarbnk'ken : a, Parenchjnizellen; li, IVonon-

bjtxiJUf Heti , r, KiiAerkohle; d, e, *', g fiporen:irti|,^i' K<irper; h— U iil|r»^r»artigi* Formen ; k, Hehlendenirtige Fa«er. Av» der Augenkohle iler GrulK' St. Ingbert.. AttM d«>r Zwickaner Mattkoble. a, Hporenbäufchen; h, lang- g««ln>t!kt4^ Zellen, (a h\ Tbierkoble Hüf^ dem FiÄcbnchiefer von Mnn«teraii|nd

in flt*r Khrinpfalz.

8potvnk5q»er ani« dt*r <*annelkohlf* von Wigan in Ejiglaud.

2 Sitzung der math.-phya. Glosse wm 3. März 1883.

Fi^ir 53. Algenartige Bfischel aus derselben.

, 58 b. Dieselbe Kohle im Schnitt parallel zur Schichtung (Duo

schliff). , 58 0. Dieselbe Kohle im Schnitt senkrecht zur Schicht«: (Querschnitt, Dünnschliff).

54. (a g) Sporenköq>er aus der Bogheadkohle von Turbanh:

55. Algenartige Raschen aus derselben Kohle.

y, 55 b. Dieselbe Kohle im Schnitt parallel zur Schichtung (Dün

schliff). 55c. Dieselbe Kohle im Querschnitte (Dünnschliff). , 5f). Gaskohlo aus Tasmanien mit gewundenen, cylindrioch

Fasern. ^ 57. Algenartige Raschen aus derselben Kohle. ^ 58. Algenartige Köi'per und cylindrische Fasern aus der «

Plattelkohle des Humboldtschachtes von Nürschan

Böhmen (Pilsener Becken). , 59. a Sporenhäüfchen mit Faserkohle vermengt; (b— c) 9

zelne sporenartige Kügelchen aus derselben Kohle. r 50 d. Querschnitt aus derselben Plattelkohle von Nürschan. ^ 60. Aus einer plattelkohleöhnlichen Zwischenlage der St*

kohle der Mathildenzeche bei Pilsen.

61. Aus der Platt^lkohle von TremoHua l>ei Pilsen in Böhm Faserkohle.

62. Au» derselben Kohle sporenartige Körperchen.

68. Devonische (Jaskohle von Tschulkowa bei Tula in S ruHsland mit sporenartigem Körper und Faserkohle.

y, 64. Algenartige Häschen und Zweige aus derselben Kol

64 b. Querschnitt aus dersel>>en Kohle. ^ 65. l'seudocannelkohle auH der Zeche: Johannes Erlwtol in Westphalen mit sporenartigem Körper.

66. (a h) Anthracit aus Pen»ylvanien mit HolzgewelH* m der Behandlung mit der Bleichflüssigkeit.

67. Pflanzengewebe aun der Anche de8seU)en Anthracit^. 6>^. Holzgewebe aus d<»r Grobkohle von Lancashire.

69. Aus der (Tlanzkohlenrinde eines Cdtmniten der silurisc Wenlock(V) Schichten.

70. (iraphitschüppchen aus dem kömigen Kalke des Pby von Wnnsiedel.

Sitzungsberichte

der

königl. bayer, Akademie der Wissenschaften,

Oeffentliche Sitzung der königl. Akademie der Wissenschaften

znr Feier «les 124. Stiftuiigstages

am 2«. Milrz lH8:i.

Der Secretär «1er mathematisch -physikalischen Chusse, Herr C. v. Voit, zeigt nachstehentle Todesfälle der Mit- Küwler an :

Die mathematisch-physikalische Classe der Akademie hat

•<it dem letzten (uMlenktage ihrer Stiftung zahlreiche und

^kwere Verluste* erlitten. Es sind ihr durch den Tod ent-

ns>en worden : zwei ordentliche Mitglieder, der Geh. Kuth

'^. Kobell und der Geh. llaÜi v. Bise hoff, ferner zwei

«'ij^wärtige Mitglieder, Charles Darwin und Friedrich

H'öhler, endlich zwei correspcmdirende Mitglieder, Joseph

fteraisne und Pruner-Bey.

Franz von Kobell.

Die mathematisch-physikalische (Uasse betrauert zunächst den am 11. November 1882 erfolgtt»n Tod ihres verdienten, in weiten Krei>en bekannten und beliebten Classenst^cretärs, les Geh. Kaths Dr. Franz Wolfgang Kitter von Kobell. 11 ^S). Math.-phys. Cl. 2.J 15

218 OeffentUche Sitzung rom 28. März 1883.

Kobell wurde am 19. Juli 1803 zu München als Sproase einer ange.selienen, uns der Itheiupfulz stammenden Familie, aus welcher holie 8tiuiisl)eamte und namentlich auch tfich- tijre Künstler hervorgegangen waren, geboren. Im Jahre 1820 bezog der 17 jährige, lebhafte und talentvolle Jüngling die altbayerische Tniversität Landshut, wo er bald auf das Feld sf»iner späteren wissenschaftlichen Tliätigkeit gelenkt wurde. Kr hatti' das tilüek, in dem berühmten Mineralogen and Chemiker Johann Ne])omuk v. Fuchs, einer Zierde, nuserer Akademie, einen Lehrer zu linden, der ihn seinen Neigungen und Fähigkeiten gemäss zu chemischen und mineralogischen Ar])oit(Mi anregte und ihm bis zu seinem Tode ein verehrter Lehrer und getreuer Freund blieb.

Die Carriere des jungen Gelehrten, welcher durch seine reichen Kenntnisse liald die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, war eine ungewöhnlich rasche. Schon im Jahre 1823, be- vor die Verlegung d«»r Tniversitut von Landshut nach Müiichen stattgefunden hatte, wurde er zum Adjunkten an der mineralogischen Staat.ssammlung zu München , deren Conservator Fuchs g«»wordt*n war. ernannt. Ms l>estand näm- lich flanials die hiH-hst iM^achtiMiswerthe Hinrichtung , den Akademikern talentvolle Zöglinge znr weit.eren Ausbildung zu ül)ergeben ; diej«»nigen unter ihnen, welche durch wissen- schaftliche Arbeiten ihre weitere Befähigung nachgevriesen hatten, wurden zu Adjunkten d. h. zu Gehilfen der Aka- demiker lH»tV»rdert, womit Ansprüche auf eine Anstellung in mittleren und höheren Schulen verbunden waren. Im Jahre 182() wurde KoWl ausseronlentlicher Professor an ticr mittlerweile nach München ül>ersie<lelten Universität, IS:U onlentlicher lVofess<»r der Mineralogie sowie zweiter Tonservator der mineralogischen Sammlungen.

Fuchs suchte die Mineralien nicht , wie es bis dahin fast allgemein ge>chehen war. ausschliesslich nach äusseren, physikalischen Merkmalen zu unterscheiden und zu ordnen,

WetroifHf auf I'VahZ v. KnhdL

2H>

fr »»rkrtrmti» mit Anderen, \Wo werthvoll dafür die

Ol« ihrer mnt'ren Constitution, ilirer clienii.sclieii Zn-

nung \%i. Üaniit war der Wi^ensehaft eine grosse.

^effeben, an welcher ?=iich der jiuige Kohell mit

[Eifer lietheili^»'. Eim» 1»eträrht]ic'ln» Zuhl chemi^clier

litehuni^efi von Mineralien ejitstaiiiniten di^^-^er ei'sten

«DtdiHrlcie diilnn manche nt?ut* fiir die CiaÄ^ifieation

M wirhti^r Arten, stellte die penutiere Zusnin-

^ i'der schon bekannter Art^n fe«t, auch gelang

kfrthrolle durch Einfachheit nnd Schärfe ausgezeichnete

den Äurrh«*nTiM'hen Analyse der Mineralien anfzuliTidrn.

Di»* dudureh gewomienen vielfuchen Erfahrungen ver-

er bei Ahfas.<ui»g seiner , Charakteristik der Mine-

(18M<») und liesouders in meinen meist-erhaften , Tafeln

listimmnng der Mineralien mittelst cheniiKcht^r Ver-

(l'S«{:t), in weU'hen dan Anftinden und Bestimmen

ertitien dunh einfaclu^ Keimz<.»ichen vor dem Loth-

Hiui auf nassem Wege gelehrt wird, ein Werkclif-n»

Auflagen erlebte un*l in fa^t alle S|mAchen civili^rter

üln*n«*tzt wurde. Vnn BeilvMitung wari*n fernere

L^irundzHge der Mineralogie* (isi^h?) und ,die MitMTa-

WehtfiiÄ^ürh djirgeshdlt", worin er mriglic-hst einfach

klar di»* Krysbillijgru|diic r-owie die Eigensrlmfteu und

rii^he tJonKhVifcimi der Mineralien darstellte; im

iK7s erschien von die?*eni Buche die 5, Auflage. Zu

Ji.f V,.. .j^jj^^min^ j^|.^ Majestät de» Königs Max IL von

n C'omnns^ifm der Akarleniie herau.^gcgebfnen

ctee der Wi**eu»ehulten in Deutsch fand schrieb Kcil>ell

L*hU* der Mineralogi** (IHlUj.

nicht nur auf dem (tehict^' der MiniM*alrliemie war iliTittg, er h«»*ehiilligte sieb i^\y\\A}r auch mit dem ilfr |ihy«ika|j-chen Kigenschuften der Miuersilien, 1^ «ifh nicht weniger bewundert untl c*rhudenMh Dir pnu'htigen Kricheinungc rj, \v<dche die Krj i4ilJe

--*» fhfffnffUh< .SiTMfW am ^. Milrz i>N?.

im i>oLri:"irteii Lichte darlneteii. erweckten sein lebhaftes Int^'n-ss«-: in Folire iIh- Stuilinnis ilf^rsellien erfand er (1855) «'iiii-n ».'iiifiK-hfii. ^iiinroirhfii A]i)>iirat ztir Be>timniiiii^ der Sohwinirunjr-richtiinir •le> ]Ni|ari.sirtt-n Lirhtes iii KrytftaUen, •hl- Staun iH.Ni|i. weichte -eitdfin ein unentbehrliches Hilfs- mitT»-l tur den Krv>tall<i«^raph»'n ;rewonlen i>t. Beobacht- iin«ri-H üU-r ilir ••IfkiriHli^-n Ki^rtMiM-hatMi der Mineralien ttihrtt-n ihn M>ti:jj ^ur Her-t^-llunir rines M-hr eiuptindlichen Kl»'ktniMi»p< au- Geni-haart^-n : zu;rleieh mit Brewster machte t-r n^»i:5| auf die Beileiiiunir der AetzlVirnien in Krystallen autiiierk-ain. I^ie rnter>urhuniren uU-r I-«imoridiie, Dinioqihie, Pidvuii-rie, flie A1»iiandhiiii;i*n zur Sy-t»Mnatik und Xonien- klatur di-r Mineralien , ilie krvstalliH^ra]»hi-i-hen Beoljaeht- miLTen. -in ht^-eii erkennen, ila-.- Köl>ell das ^anze Gebiet ^•-iuiT Wi-M-UM-haft lieherr-ilit»*. Mit iler ^e)le^tn^(UD^ der iieurfeii liichtuii«; der l'h«"nni* auf ilie Mineraloge, welrhe Itii htuii^ durch ihre ratinnt-lli-n Fi»nn«dii eine jjewL>>e Vor^ ^i«'llun;r Vi in der Struktur einer irhennM-lnMi Verbindung oder v«iu il»*n raMiuli« ln*n Lai;t'runLrsvrrhältni»en der At^tnie in der^ -»•IIn-ii /u Lr»-iN-ii ^urlit, kmiuti- »T -iih allerdin;;> nicht mehr lir-fr-uiiili-!i iimi i-r -imuh >i*h im-linnal'«. aber in nniiiMsvoller \\ ei>»'. LTeLT»-!! «'in >i»!rh»-- B»*irinuen aus.

Kiiliell war auch ih-r Krtimli-r der (ialvami^rraphie (184Ö), Min»- Vrrtalir»-!!- ,in Tu-chnianier Lfenialte Bilder o<ler Zeich- nuiiiTi'U auf iTaivaiiixheui Weif»« sn in Kupfer vertieft xa ci'piren. ila^- ^ie «lurch lirr.ckhare Platten vervielfältigt w.TiiHU köiiMeu". worauf »T durch di»- Verseuche JaeoU's üiier iialvaiitij'la-tik irffilhrt \\nrd»*n war. In diet»er Wei« -ii:«i rr.fhnTf rtU-rtriLriniLr.'U von Ivkannten Stichen nsi < »i-lliililrrn irmiai lit \viird»*u. und n-ir dl«* leichtere und wobl- l.iUrf Ibr-N'll'iUL^ «iurch »ii»- Thoti^irraphie und den Licht* •ir :rk vorhinii»'n»i! »-iiir- au>s:<Hlf.hnten' Anwendung der Gal- Viii.i'i:r;ipliie. Mit ^i'ineui Fnunde Steinheil hat Ktd)ell W fr^t vi-r^uclit. jdii't*i^nij»hi>ilH' Lichtbilder zu verfertig«U

P, Vtfii* Kekrttlntf auf Frntit r. Kohrlf.

221

wriche mit dem DniirD ihrer Hersk'IIunff vpi^selien in ilcr plmnlcBliiii*hen Sammlung i]m Staaten aufbewahrt wertleiu

Brk . .,^cii der Erscheinungen zu 8uchen, alles OmipUtirte mf^ mner Natur nichi «u. Dii?se seine Eigenschaft trat ifcoch b€?^iMli*r^ hei !*einen rntfriveisuiigeu im Laliorut^irium hcfTor; clmj^^utgon Schüler» welche bei ihm die Uehungen Inafdclii halten und ihm naher getreten waren, wissen es, mit er ditroli die t«chlichtti Darstellung der KryntaHograiiliie^ dfircli " 'iiche M«4hcKli* zur Erkennung und BeKtiinnumg

d«jr Mk , .,. a dii> I( l»liun<'sh^ Interrssr für ilio Saclie zu fidmwktfii wfi»?t(r.

Uoä Allen itti diM bieik»i*i^, oÜene und liebenswiirflige Wesieii K«dHdlV III freundlicher» leddiaft.er Erinnerung. Er ip4 ttn» ja nicht allein der Gelehrte und aufrichtige Freund gewesen, der die WiHs<'n»chaffe pflegte, sf»ndern er luit auch 4r|i und Anden^ durch «ein |Kieti>^'heÄ Talent /u erfreuen uml «u erhi*hen guv^^iHst. Uurch seine Bekanntschaft mit imk Genteitien erschloß« ^ich ihm ein feines Geflihl für die 1^ rv »lf*r Natur, u}x»r zugh»ich auch für die (lefülilc

ir , scint* AnschainuigH- und Empfind ungsweisc. .Ie<lem

P»' i] , iiitLH abh'dd, malte nich in seinen Gwlanken die Welt weht üHMi und trtihc, nr liiidt iAe für schön und ?5ah sie lbett*-rr*ni Simii* und, wii es pjisste, mit dem gUkklichsti^n if Hn. Dieser seiner Stimmung wusste er im Liede wie Au!«lruck zu gelnni, wobei nicht allein die fröhliche , »indem -tet« auch ein tieferer Sinn hervortrat, Ir, J..., !,.t ,f..»^ .(ahren alterti* der sonst so rüstige Mann II _ r und langsam ging er seine gewolinten

q^e, aber er blieb friju^hen und jugendlichen Gei>ites bis 1 *' * (iti df*r schonen Vergangenheit sich trcV-f*^nd, der Gegenwart ihm nicht gefallen wollten. Ri» irrige um! erfreuende Natur wie die KobelPs,

»Siirgcr und ernster Gelehrter zu einem harmonischen

222 Oe/fevUichc Sit::inig tont 38, März 1H83,

(Ijmzi'ii verhuiuleii, wird nicht mehr so l)ald wiederkehren. Die Akademie, welche diirdi seinen Weggunf^ eine sehmerfr* liclie Lücke empfindet, wird sein Bild stets dankbar be- wahren.

Ks war meine AuljnfalK» den (lefClhlen der Trauer um den verstnr])enen verehrten Collegen Ausdruck zu verleihen; eine eingehende Würdigmig seiner Verdienste soll durch eine vtm seinem Schüler Karl Haushof er im Auftrage der Akadenn'e veri'jisste Denkschrift erfolgen.

Zum (iedächtniss für den am 5. Dezemiwr 1882 ge- >tnrhenen (ich. iJath v. Bischoff, den l)erühmten Ana- tomen und Physiologen, wird eine besondere Rede von seinem Xachfniger im Amte, Herrn Kiipffer, l>ei der nSchst- jjihrigen Stiftungsfeier gehalt^Mi wenlen.

Charles Darwin.

Aui \\K Ai»ril 1SS2 starl) im 74. LeWnsjahre ein (i«?" leiirter, der auf seinem einsamen Landsitze still und uiiab* liUsig i)eobachtend und denkend eine mächtige geiistige B^* wrgimg nicht nur hi den engen Kreisen der FachgenofiseOv >i»ndern weit darül»er hinaus in fler ganzen gebildeten Weit ht*rvorgenifen hat. Wir stehen noch mitten in dieser B^ wegung um! e«< ist kaum möglich jetzt schon mit Sicher- heit /u* sagen, wtdiiu «lieselbe führen und wa.s von ihr fOX alle Zukunft Ideiben wird.

riiarl»*> I)arwin wunle am 12. Februar 18Ui> in Shrew»- liurv gfliMiMii. 1 He äusseren Tmst linde waren tTir seine eigea- artige uii-l M-UKtäuilige Kntwicklung in hohem Grade güuätig: ilie Aii.Ntauuniuig au«< eiuer Familie, in welcher der Siim fÜT flii; >]>äti'rf Lein.-n>aufgalK.» früh geweckt wunle, die in äeinett Vaterlandt* >i. leicht giO><»tene Gelegenheit durch Reisen in

Vmi: Ktkrtiimi nuf Clmrhn Dftnrin.

223

LättdiT Avn Bliek zu erweitiTfi uiul an den niuniii^* Formen der (>rganii«aition zu bilden, di« AüHL-lmumig Hiflij^i'n l'niwanrniingen , welche die Thier- inid Hier Englands liervorgel>nieIit hatten, die reichen iftlli*!] Mittel, die ihn von den Horden tun die £:Kistenz II tind ihm erhiuhten, alle ^^eine Zeit in Zurüekge- iheit vom Getriebe der Welt der Forschung zu widmen und dc.h frei zu halten vom Lehrumte, sowie von zerstreuen- I91 Ki^b*stiht5Mchiiftignngeu und Ehreniijntern.

'' ■; vater war jener als Arzt, Philoso|di »md

I)^ ,_, 'te Krasiuu« Darwin (geboren 1731, gr-

ilnrbeu 1802 in Derby), welcher in seinem Hauptwercke, irr^Äioiioiiue' (l7iM), über die Entwicklung der Organismen iiimiiT höheren Formen durch natürliche Mitt-^il ähnliche l'Wn {k\i>«pni€h wie «päter der Franzo.se Lanntrck. Der Viiter Darwin*» war der ala praktischer Arzt in Slirewsbnry ' ' Wf^hU* Dr. Itobert. Wuring Darwin, von dein ebenfalls wiAen^chailHche Arbeiten physi<dogi.scheu Inhalt-^ be- tont ^ind. .

Njw'h d<?m en<ti»n rnterrichte in seiner Vaterstaflt l»ez<ig i^ junge Darwin» 1*» Jahre alt, die Universität zu Kdin- ^nr^ imd zwei Jahre «päber die Univeniität zu Candjridge. ^'«1 frfdier Jugenil »n besaas er das grosste Interesse am

^ * M allerltM Naturalien ttowie an der Badiaclityng

\>'m; der wild lebenden Thiere, wes^^hiilh ihm die

*l««pl lie«rmderee Vergnügen bereitete. In Edinburg nnt^er^

r )tam Z»»itvertreib vorzüglich niedere Seethiere unter

L' Von Dr. (irant, in Cambridge sammelte er mit

»*kt**n, auÄsenlem las er mit höehsteru Interesse Hum-

\'«*iw»^w!»<direibungeTi* L'ngleich weniger Freude machte

' ^ Anhören der regelrecht<_^n Vorlesungen an

sie i*rschienen seinem ungebundenen Sinne

Wwritig, so da»^ er manche für seine späteren Arbeiten

•^^■fadigiti Studien während der Universitatszeit fast ganz

22 1 OrffrHtliche Sitsutig vom 38. März 1883.

viTiuM'hlilssij^te X. B. die Aiiaioniie. Nur un einen Lchier in (•}mil)riclg(» ^M•hl(lss er sich enger an, nunilich an den Pro- iVsMor der liotuiiik Henslow , der ihn auf die seinen Neig- ungen und Talenfrn entwj »rech ende Bahn wies.

So wurd«' jilhniUdicli der lehlmtteste Wunsch nach einer Forschungsreise in ferne Länder in ihm rege. Die beste (lelegtMiheit sollte sich zum (tlücke bald finden. Die eng- lischi^ |{(»giening hatte ein Schiff, den Beagle, zur Aufiiahme der Küst^Mi SüdanierikjLs liestininit; der Kapitain des Schiifies Kit/. Uoy wüiiM-hte einen wissenscliaftlichen Begleiter niit- zunelnnen und der 22jiUirige Darwin meldete »ich unter Ver- zicht auf (Jehalt, nur die eine Bedingung stellend, dnss die von ihm gesammelten Schätze sein Kigenthum blieben.

Die last ffintjälirige i{eise(lS:n - 181^0), während welcher rr gross«» Kxkursionen in das Innere der Ijänder unternahm, war jiusscliljiggeliend für Darwin*s (lochick: sie war seine hohe Sclnde. denn sie machte ihn mit der Fülle der Formen der h'ljeuden Wt^sen in den Tropen näher liekannt und lietertr mmuimu («eiste ihis Material für allgeiMeine Betrach- tungtMi. Nur mit geringen Detailkenntnissen, wohl al>er mit uugewöhulicher Bi'^jhachtung.Ngahe au.Ngeriistet, trieb ihn die günstige Gelegenheit zum ersten Male zu con.se(|uenter, wis- senschaftlicher Thätigkeit: nnt einer seltenen Kner^e er- weittM'te er auf der Kei.M* sein«» K«»nntnisse durch das Studium \on Bücheni M>wit' «lurch Heoharhtung und rntersuchung der Thier- und Pflanzenwelt. Sicherlich hat gerade der rmstaud, ilas^ s«Mn (leist ntH'h nicht durch wissen sirhaftliche S\Ntome irefani^en war, da/u Uügetrairen, ihm ein selbst- siändige^ Denki'U üUt das iM^^ehene zu ermoirlichen.

Von tler Keise in die Heimath zurütkirekehrt, verlebte Darwin zunächst dn'i .lahn» in l.««nd »n. dann zog er sich u;uh <eiutT Vcrheir.itii!P,ig in die Stül»- d»'> Landlel^ns nach dem kleinen iVu'te Dow»-. U'i iHvkenhiim zurück, um dort h'N a!'. '»ei'.i K::ie iTaT'./ den Studien /r. lei»eu.

r. Vmi: Nekmloff auf Chart Pnr^nn,

225

äcb«iQ WHhri»n(l seiner Keise hatte sieli ihm iuitner und inebr die Berechtigung der Vorstellung der Knt- irklatig der Thier- und Pflanxenarten aus einigen wenigen Irrfomuni rlnrch natdrliehe Ursachen aufgedrängt: von dem fulini 1842 an war er uuublilsMig damit beschättiget nuch ^weiüeii für die»e Lltuwnudlung zu suchen, sowie die Ur- ""r TM ent^leeken. Darwin'« Lehre der Ursache der lg ist nicht ein rasch geborener Gedaüke, sondern ist die Frucht eiu«r fiint zwanzigjährigen, gewisseoluiften, imiT mif das gleiche Ziel gerichteten Beohachtung.

Durch seirie unziihligen kihistiicheu Zuchtiingsvei>iuche

in Thieren und Pflanzen kam er zu der Ue}>er/eugung* da.^s

len Organisnien die Fähigkeit inne wohnen müsse, durch

kiinnite Einwirkungen alhnählig .sich alr/yändi-rn : (dnie

Mögliehkeit i.^t selb?»tver?ständlich eine Entstehung der

liieri »11» wenigen einfachen Formen nicht denklmr. Diene

rniiDtforfnationen konimen nacli ihm durch äussere Ursachen

^tdiade, als deren vorzilglichste er bekanntlich das lieber-

plien den Kniltigi'retj und Zweckmlksigeren zu erkennen

j^lnubUv welehi^ Iwi der natürlichen Züchtung oder dem

a|»f üm*s f)a.»ipin die Oberhand behalte. So Üiniet nach

durch den Sieg des Bf's.^eren die Entwii^klnng zu V'oll-

konimnerem statt.

Di<5se Vorstellung von der ürstiche der Arten bildung die eigentliche Tlu'oric Darwin's, die Selektionstheorie, nd man vielfach unter Darwinismus auch ^lie Descen- deozkhre versteht. Darwin's Anschauungen wurden in einer iTciriSufigen Mittheilung vom 1. Juli 1858 durch seine Freunde lijell und Hooker der Linne'schen Gesellschaft in l^ondon plegt. Im Jahre 1859 erschien die erste Ausgabe des iikij|itW4'rke!4 Darwin *s »Ober den Ursprung der Arten durch utilrltiiht* Zuchtwahl," welchem IHWH die beiden ersten Siinde dm ausführlichen Werkes tiber die Selektionsthtxirie Eift ^mnitlicheni Beobi^ehtungsmaterial folgt-en, und dann 1871

22(> Oeffentliche Sitzung vom 28. März 1883.

ilius Buch ül)er die natürliehc Abstammung des Menschen und ill)er die geschlechtliche Zuchtwahl, in dem er den Ge- danken aussprach, dass d»is Menschengeschlecht dem Kreise der iibrigen Organisationen der Erde entstamme.

Aber auch die anderweitige wissenschaftliche Thaiigkeit Darwin's, welche auf das Innigste mit seiner Hauptaufgabe zusanuneuliängt, ist gross genug, um ihn in der Geologie, der I^otanik und der Zoologie zu einem der feinsten Beobachter und Experimentatoren zu erheben, der mehr als irgend ein Anderer die Lebensweise der Thiere und Pflanzen und na- mentlich die Bedingungen ihrer Fortpflanzung kannte. Im Anfange seiner Laut bahn waren es von^üglich g^logische Arbeiten, welche ihn beschäftigten, dann zoologische und zuletzt fast nur Ixitimische.

Von seinen geologischen Werken verdienen die Unter- suchungen ttber den Bau und die Verbreitung der Eorallai- riffe (1842), in denen er eine jetzt allgemein angenommene Theorie von der Entstehung dieser Rifl'e gibt, dann die Beob- achtungen über die Geologie Südamerikas (1840) besondere Erwähnung. Auf dem Gebiete der Zoologie hat die Schrift ül>er die fossilen und lebenden Cirripedien oder RankenfQsser, die über den Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei Menschen und Thieren (1872) und die über den Ursprung gewisser Instinkte (1878) hervorragende Bedeutung. Wie eifrig er sich mit der Beobachtung der Pflanzen beschäftiget hat, davon legen viele Abhandlungen, namentlich die Qber die Holle, welche die Bienen bei der Befruchtung der Papilio- niiceen spielen, die Untersuchungen über die Einrichtungen, dunli welche Orchideen vermittelst der lasekten befruchtet wfM'den (18(>2), die Beschreibung der insektenfressenden Pflanzen mit einer Fülle von ingeniösen Versuchen (1875) und die Arl)eit über die Kreuzimg und Sell)stbefruchtung der Pflanzen (187<)), beredtes Zeugniss ab.

Selten hat eine wissenschaftliche Lehre so weite Kreise

». VoU: Nekrolog auf Chatieg Dttnrin,

227

rifgt iioii «o grneid^uH Aufstehen, luuijcütlieh in UL*utÄehl«ii«l, mk dio l)urwtn*s, min Name i^t fatit jeilem Meiisthen ' Rcwoirleii und eine wahrliuft riesige Literatur sutii- -icli iu kunuT Zi»it (Ukt den DnrwinismuH an. Man llumo flits* wohl lie^reifeiu Znm ersten Male drang liUer die |rif;e]tUicki«B Fiuihkrei^e lünaas der Gedunke, wcmacli die Afti5ii der leWnden Wesen sich aus eiTiander entwickeln AUfti. Da*i alte Iläihwel nach dein Grnnd der ujannigtaltigen |Gffe£taliajigi3i de« LeU^ndigeu auf der Enle erschien in ein- fttdier« in«*e hämischer Weise gelöst zxi c<ein, el>enö*i die jedem I Demi fallen wichtige Frage naeli dem üi»prnng des Menschen, [wober er kommt und xn was er auf Erden werden mag. riUmgendfri^n Aufsichten knüpften .sich an die Vor- liing von der Kntwiekinng /u ii inner höherer Vullendmig fim der Umbildung ilurch den Kanipt mns D^usein Jin. Oedimken und Folgerungen der Art sind für die Natur- üft von hoher B<Hh*iittnig, indem sie Fragen für die [F^mebung geben; die Anlgalie der letzteren ist e^ durch i Beobttrhlnnt« und Vernurhe zuzusehen, wie weit jene richtig

l>n: i^n^jne v»>n der stHigeti Entwiekhmg der Orga- MO ttuy einigen oder einer Urform durch uatüriiche IJr- lacbpA, 3t. B. durch Anpassung an die veränderten äusseren ] Lv}i«f«il»edr' oder durch den Gebniuch und Nicht-

ttKriM/^li ^^. ; i,^,4ue, alä^o die Transformtition^s- oder Des- .'.Lbeurie, hd nicht von Darwin ausgegangen ; diese I Aüsehftiitiiig kl schon viel früher gehegt und vor ihm, na- llicli voll Lamarck in meinem Werke , Philosophie zoo- lor* im Jiihre I80i» auf das Klarste aiisge^sprochen fwcrdr«. Allerdingfi war es in Folge der Fortschritte der bell VViH!<«MJ.<haft<^n seit Lamarck, dun b die Eut- in der rergh'ichenden Annt<unie, der Entwickhings- iiod der Paläontologie, möglich, dienern Gedanken grmmfTt Wiihr>rhfinlichkeit y*u geben.

228 Oeffentlicfte Sitzung vom 28, März 1883,

Darwin hat nun ganz wesentlich dazu beigetragen, die alte Lehre von der Transfonnation sicherer zu stellen durch seine Versuche über die Abänderungsfähigkeit der Organisiiiai durch äussere Eingriffe und über die Vererbungsfahigkeit angeborener und erworbener Merkmale, wodurch er von dem i bisherigen Wege der Beobachtung zu dem weitere Ausblicke j gestattenden des Experimentes überging. Wodurch jene Ab- ^ änderungsfähigkeit bedingt ist, das hat Darwin nicht unteF- ' sucht, wohl aber die Ursachen, durch welche die Abande- i rungen hervorgebracht werden. Es ist gewiss nicht zufall^, , diuss gleichzeitig mit Darwin und unabhängig von ihm seiii Landsmann Wallace in seinem Werke über die Bedeatmig der Naturauslese die Lehre von der natürlichen ZQchtang, welche dem PasstMidsten zum 8iege verhelfe, vortrug.

Wir wissen nicht, wie lange Zeit es währen wird, bis die Frajj^e nach der Entstehung der Arten und nach der Abstannnung des Menschengeschlechtes gelost sein wird, aber der Mensch hat das Recht und die Aufgabe, sich mit den i in ihn gelegten Kräften mit diesen Problemen zu befaeseii, und die Wahrheit hierüber zu ergründen. Nur muss er sich sorglich hüten, das noch nicht Bewiesene für bewiesen und vorläufige Anschauungen und Wahrscheinlichkeiten fto Tluitsachen zu halten. Das ernstliche, reine Suchen nach der Wahrheit und die erkannte Wahrheit selbst, sie können Niemandem Schaden bringen, schlinmie Folgen hat nur dss zähe Festhalten an Irrthümern ; die Menschheit musste schon manche lieb gewordene Vorstellung fallen lassen, aber es hat sich innuer gezeigt, dass dadurch nur äusserliches Bei- werk ai)gesehält, der eigentliche Grund der Dinge jedoch tiefer und besser verstanden wurde.

Das bedeutungsvollste Moment von Darwin's Eingreifen in die Wissenschaft liegt unstreitig in der Anstelhmg der ziililreichen und geistvollen Versuche zum Nachwijis der Wandelbarkeit der Art und der Abänderung derselben durch

t* Vmi: Ntkfolog auf Chutit:i< JMnrtu,

220

kßitHlkhe Zucht wühl* Er hat dadurch die Lehre von

ril**x D*^8(:eD(lei!K lien helebt, fdt* vorerst zum Leitsteni der

rliiokp|i^Mtli<;fi \VL«^ii!»cbaften gemacht und zugleich eineu

W* I, auf drin dMNel!>e zu Stande kcuunu^n könnte.

\Vt. ^, -...Itige Aufregung und die groj^en Fortschritte,

cuuntfntJich in der Kidanik tnul der Zoohjgie, 8eit DarwinV

Aoftrüi^n kennt und beachtet, wie seitdem fast allen Arbeiten

':uif dir^^u t * ' n die Idee von der natnrliehen Kntwiek-

Iwtg rnni <n \V<*jten aus zu Gründe liegt, der wird

te AoRfn^nKi welche Darwin gegeben und sein Verdienst

i'. :.:, a htt Venlienst wird ihm nicht genommen, wenn mit\ £e fOH ihm angegebene ürwiclie fiir die Ent«t<diung 4rr Ärt4*fi nicht ilie au8*§ehlie8slich thätige, ja nicht einnuil * iehliche «ein sollte, wenn z. U. die rilumliclie »der die Migration, wie ein verdien t^vs Mitglied Akademie mit Leopold von Buch glaulit, <xler noclj kminte l^rKaehi*n wirkten. Stdirn wir ja dpcli nicht u, da»* die ans Ik"*jbachtinigen nnd Verrauchen abge- Thecirien der hervor ragendnien l-'orHcher, wehdii* in Ztnt die gnkste Wirkung auf die Wissenschaft aus- ff^^"^'^ * ' ' f ti, «ich später als unzulänglich lierausst^dlen, weil ! zur Ersicheinung mitwirkender Fakturen frliher mcht liekanut waren.

IWwin war ein echter Natu rfnrs(* her, von ausgebrei-

Wiseten und grösstem Scharfsinn; durch seine Be-

•taleiihrit, ^iien offenen genwlen Sinn, seine Milde gegen

üftper tiinl Aiiü neidlose Anerkennen der Verdienste

iLiLr*. ^ar UT eine der ehrwürdignten OeKtalt»jn. Darwin*s

^ i«* in der We^trnin.st^r-Abt^'i unter ullgenieiuer

tind groÄser Feierlichkeit neben der ti ruft Herr-

't, die von ihm iiusgegangerie geistige

F ^ ^ iHK-h ungei*eh wacht fort. Die wahre

^ijfntxm^ panrin*« wird dereinst, wenn die noch hoch-

230 OeffentUche Sitzung vom 28. März 1883.

jjehendeii Wogen lil)er seine Lehren sich gelegt haben werden, Itir jeden rein zu Tage treten. Das aber vermögen wir schon lieute zu sagen, dass er im Leben unemiQdlich und mit aller Kraft seines mächtigen Geistes nur die Wahr- heit gesucht, und die Entscheidung der Frage nach der Entstehung der Arten der Organismen mehr gefördert hal^ als bis jetzt irgend ein Anderer.

Nach einer Todtenfeier fiir Darwin ist es schwierig, oineni dahingeschiedenen Gelehrten, dessen Arbeiten nur einem verhiiltnissmlLssig kleinen Kreise l>ekaunt gewordeo sind, ganz und voll gerecht zu werden. Es ist dies nar möglich, wenn man daran festhält, dass^ l)ei der WOrdigung dtT BiNleutung eini»s Ft)rschers fßr die Wissenschaft nickt cutsi'heidet, ob die Thätigkeit desselben fftr den Moment weiten* Kreisi* interessirt, Fragen allgemeiner Natur, welche ja in lH*<tändigem Wwlisel lK»gritten sind, zaHillig berflhrt «»der aucb für das utensihlii-he Leinen sofort Anwendbans uutl Vorthrilbiitt^*s liefert. Denn in diesem Falle wini mancht* Wisseus/.weigt», wie z. H. di«* Mathematik, von denn Problemen die Weni«^ten eine genfigende Voretellung be- -it/eu, geijeiinbtT manchen dem Lt»beu näher stehenden vorn heniu sehr uuLTünstig gestellt. Sidlt» al>er der Schopler der Methole der klein>len i^Miadrate, nur weil Wenige dioei k.Ml'are {'mX zu .M.liät/»'ii wi>-eii, geringere wissenschafUicIie Venlieu-le U^it/.en. als ein sich mit rntersuchungen über die AliNtanimung lies MenM-henges^-hleohtes Beschäftigender, welche kennen /u lernen im Augenblieke tur Viele von Be- deutung iTM-heiut r Oder wäre etwa ilie wissenschaftlicbe LeiMuug Lifl'ig'^ ihinli ilie Kiitdtvivung des Chlomfoims wrlrlies man Anlauvr- liir ein s<*hr uunothige- Ding hieÜi M'lii'iihl uriiNMT vjeweM'U, wer.n man M»gleich die Bmuch- lurkeit •lisM«|l»en zur Scbmer/>iillr.uir erkannt uml .Alles deo Kiit i^^ k«r .Lsshall» al> W.«lilthrtler der Mensi*hheit gepriw« iLit.i': Fr:r .r.M^nm /.\v«vk i<t vielnu'lir nur ent'^t'hwleiid.

r. Vmi: Ntkm^ßff auf Friränch Wöhiev,

2:n

Tiefe di« Gedankens, durch Vollendung der Fni^r-

and des VenmcliH neue Bahnen ersehlogsen worden

jchj^Iiäg ob dieselben akbald in ihrer Tragweite für

In» \Vi!?*ieü ge würdiget werden können oder er«t

i... .,-... tlert4rn ihre Bedeutung iiiieh bei der Mas^ie ge-

Ein Gelehrter dieser letzteren Gattung tritt uns in

Wühler #jntgeg*»iK

Friedrich Wohler.

snn»rrugi*ntlst4* der deutschen Cliennker^ das iiltest^* jtlkHi der niathr'nmtL^ch-|diymkulisclien i'husse unserer Akn* 18S9), welcher für alle Zeiten als eine Leuchte iisifl gelten wird und der k. Imyer» Akademie mlige Kreuudsiduifl mit ilireni unvergess- Mitgli^e und Prtijsidenten Liel>ig ganss beHouders nahe i«l um 23. September 1882 im 83. Lebensjahre y,u "^torbcn. -rieh Wohler ist einer der Begründer der heu- Uiitfftii^ dahingegangen : mit der ri'iehslcu Erfahnmg feinen lic^obaelitimgsgalie uusgrxtatU^t, hat rT in [liHgcüa und glucklichen, nur dfT Ari>eit gewithnt^teu Halten rin Anderer die Wi«sen«chaft mit vielen Thaivachen bereichert, von denen mehrere zum Au.s- fankte neuer fruchtbarer Anschauungen geworden «ind. ich WöhhT wurtle den 1^1* Juli 1800 in dem eti Dorfe fischersheim bei Frankfurt a/M. geboren. Augimt Anbiu Wöhler, ein allseitig gebildeb>r halte «eh, naeh liingerem Leben au einigen kleimMi H5fen, in Umlelheim (1800) angekauft, woMelljst rhaft eifrig y.ugrthan. sein (lut mit scdeln-m .,i,r. ..i-'Jg bewirthi^'hafk'te, da?<« der Fürst Pri in; ls Jlirrg auf ihn aufmerksam wunle und ihn zu Heinnm

232 OeffefUliche Sitzung vom 28. März 1883.

Stallmeister in Frankfurt ernannte. Dort verwaltete der Vater Wühler zugleich die Güter einiger reicher Frankfurter Familien und war aasserdem ein höchst thätiges Mitglied g(jmeinnfitziger Vereine und Anstalten. Wie hoch er de»- lialb in Eliren stand, bezeugt, dass die Stadt Frankfurt bei seinem Amisjubililnm im Jahre 1840 ihm zum Danke die VVöhlerstiftuug zur Ausbildung junger Leute des Gewerbe- uiid Ilsindelsstfmdes gründete.

Die Neigung des jungen Wöhler für die Chemie tnt wie bei seinem Freunde Liebig schon auf der Schule, die er in H()delheini und dann in Frankfiirt besuchte, herror. Kr maclite dazumal schon allerlei ernsthafte clieniigche und ])l)ysikalische Versuche und saunmelte mit Eifer und Erfolg Naturobjekte, namentlich Mineralien, für welch letztere er sein gai»ze.s lieben lang eine besondere Vorlielie l)ehielt; s<Miie iMiueraliensammlung war reicli an seltenen und schöne Stücken.

Im AltiT von 20 Jahren bezr)g er die Universitiit Marburg, wo er, wie so viele ausgezeichnete Naturforachar, Medizin zu studireu begann, aber die Chemie nicht ver^ iiachirissigt.«». Ein .bilir darauf begab er sieh nach Heidd- berg, woselbst er sich, neben dem fleissigen Besuche der medizinischen Kliniken, mit Vorliebe mit chemischen Arbeiten in dem Laboratorium von Leopold Gmelin befasste; seine (Hsten wissenschaftlichen Untersuchungen und Publikationen über die Cyansäure waren das Resultat dieser ThätigkeiL Nachdem er in Heidelberg nach glücklich überstandenem nn»dizinischen Examen (1823) zum Doktor der Medizin pro- uiovirt worilen war, beschloss er, dem Itathe timelin'a folgend, sich ganz dem chemischen Studium zu widmen.

Zu der damaligen Zeit war die Ausbildung in der Chemie schwieriger wie heut zu Tage. Kein öffentliches, zum Unter- richte bestinnutes Laboratorium war noch vorhanden. Einzelne Chemiker lioss^n zwar einen oder den anderen, Uutes vei^

r, Vmi: Nekn}loff nitf Frininch Wühter,

2n^

jun^i^ti Miinn als StilifUer iti ihr meiKt kfhnni^r-

i*iii^mclitet€> IVivatlaboraU>riuiii zu. fcL^ kt

ch, ihisa dit' beitleu bedeutendsten deot8chen

^«»r imsorer Zuit, liiehig unil Wöhlert zn ihrer Aus-

iiiÄ Auüilatid wanderu inus8t-t?n, der eine nacli Paris,

lere mich SttM-kholm. Ber/eliuÄ, daiiials die gn)8Rte

Autorität iiud mit den tmitk'«sendHt^n Kenntnissen

hatii* auf den jimgeu Wühler he«onderen Ein-

IppMimchi; !<chrudit«*ni Iriij^ er hei dem auf <h»r llrdie

iKcihnietf «tehi'nden si^hweflischen Natirrforscher an, nl»

ii» i^in LalKinitoriuni autiiehnien wdUe.

ITiihlt^r hat, stcUnn im hohen Alter stehend, seine da-

ErWmiÄüi» in den ^Ju^^enderinnernngtm eines Che-

in Obemu« reizender Wei^e er/Iihlt. Berzelius, dem

i*n Arheit^n Wohler's nielit iHibekunnt geldiehen

nnd d«»r daniii.s wnhl fhus aulitreljende Talent erlcnnnt

gab in freundlichster Wei?*e eine Ansagende Antwort.

Juan macht sieh «ler junge Mann auf die damals reeht

»i'jrhehe IUm«» nucdi fStiickhohn; in Lübeck, wo er sjx-hs

auf den Abgang eines kleinen Heglers warten musst^,

n itiit dem »uhr nnt-errichteteu Apotheker Kintlt he-

hi- V er allerlei Experimente an>f(ihrte und in

W he er in einem /ur Auf he Währung von

äbtr dii»n#?iiden eis<ertu*n Kruge nach dem eben be-

«'■nen Verfahren von Hrunner metallisches Kalium

. ... ,cne Zeit sehr grossen l^uantitüt bereiU-^te, welches

Geiclnmk tUr Berzelius mitnahm; letzterer konnte es

[^jmcMhing des Siiiciunis, des B(»r8 und des Zirkoniunts

günide bf*scliiiftigt war, wohl verwerthen. Nach

slflrmiscben Seefahrt kam Wühler Aber»ds in

dm nn. Kaum fermocbte er am folgenden Morgen

tri rten^ die rr xu ilem Besuche liei Ber/elius

rif, und mit klopfendem Herzen stand er

ThOr dmr Wohnung im Hause der Akademie der

i.1»liy«. LI. 2.| 16

234

(kffentli<he Sit^ng wwi SS. Märt iS8S.

Wissenschaften, wo Berzeliiis selbst ihm üfFhete. Man Whlt die glückliche Stimmung und die Erregung des jnn^ Mannen und seine reine BegeiHtemng für die Wissennchaft mit, wenn er in der Schilderung jener Stunde siigtt »äU «f mich in sein Lahoratorium führte, war ich wie in einem Traume, wie zweifelnd ob es Wirklichkeit sei, mich in dieses klassischen Häiinieri und m um Ziele meiner Wrtn.*«che m aehen/ Und wie hat er seine Zeit benftot und ^»in Wiswö und Können, namentlich durch ininenilogiseh-cheiniscbe üntar- suchnngen, bereichert in diesen klassischen Räumen, in wel- chen vor ihm Christian Gmelin, Mitsicberlich und die beiAfli Rose, nach ihm Magnu.s gt-arbeitet hatten. Die klarärlii«!! Räume bestanden aus zwei gewöhnliehen Zimmern; sra Tische ans Tannenholz, der eine fllr Berxelius, der Auderf für Wühler, einige Schränke mit den Reagentien., eine QtM^cb gilberwanne, ein (ilasi)lasetiseh und ein Spriltrq;^ lut im die Krichin von BerÄclins die GellLsse reinigte, bildeten & Einrichtung des ersten Zimmers, in dem zweitc^n Zimnw* befanden sich die Waage unrl einige Schränke mit Iiuftn»- menten und Gerathsehaften ; in der Küche, in welcher ^ Est^n bereitet wiinle, standen das SaTullMitl und ein <i! *

Nach achtmonatlichem Aufenthalte (vom Herlf i

bia zur Mitte des Jahres 1824) und nach einer mit Benseli«»* und den beirlen Brogniart*H durch Schwellen und Norw< unternommenen längeren lehrreichen Heilte, wobei ihn def Keichthum des Landes an seltenen Mineralien tn eifrmw» Sammeln und zu geologischen Studien anlockte, nahm VVöUaf Si^hmerzlichen AhHchied von seinem Lehrer. Dun-h die rauKer»de Ueberset/ung von li^^rzelius' Jahresbericht uä4 Lehrbuch Ins Deutsche glaubte er dem vilterlieheii Fnronlc »eine Dankbarkeit, seine Pietät an den Tag legen »i Wöhler verdankt Berzetins div mächtigi«Et4' Anr***/*"^/ ^1 auch letzterer wussHfce den Werth des »eltetnen i<ichat%en : bi« xum Tode von Berzeliua wslhrte die nngnOiirle

r, Vnii: IfekroiiHt auf Frifdnth Wühler,

235

[ f*iDt*n mmaterhroclieiieii Brit'fSvi*ch.sel be/*engte Freund-

die Heiniath Äurückgekehrt wollte sich Wühler im divBf^itat Heidellii^fg nU PnvaUidZiTit tur Chemie hu- Ml, er erhielt aher rilsliald llH24| einen Huf au tue

ichtete städtische Gewerbeschule in Berlin.

Icielt in Heidelher^ verotreiitlirhtt' Wühler eine vor

iH:hwe<Hs<rhen Uei«e Hhgesf:hli>Hsene rnten^uchnng,

an öeine medicinische Laufbahn erinnert. Die me-

be FttkulUit der Huperto-Crtrolina hatte eine Preis-

.Qhi'r den l'«*hergang von Materien in den Harn**

llt und Wühler durch eine groö8e Anzahl von V^ensnchen

kth telbirt und an Hunden deu Frei» davon getnigen.

"^ mg bililet eine Zierde der von Tiedeniaiin und

,. .i iieviranus herausgegebenen Zeitschrift für I'hysio-

Er fiind dabei hiu'hst merkwürdige Veränderungen

|or]ganti;ehen Stoffen durch den Organismus wie z. B.

'^ -^ ' Hing der Alkaiiaalze der Ptlanzensänren zu kohlen-

K die rniwaudluiig de.s ruthen Butbiugeiisnlzei^

gelbe ak er«t<5s Beis|)iel der reduzirenden Eigenschaft

per». Kr spnich es bestimmt aus, dass ilie Be-

ie?i Harn^ schon im Bhite vorgebildet .siiid und

Sufren <>rgane sind, welche diM» Blut in seiner zum

Hitth^ endigen Mischung erhalten, ohne selbst irgend

Oftie Materie zu erzeugen. Nocli in letzter Zeit hat

«iarch Verfolgung des von Wrihler betretenen Weges

<fo Art der im Thierkorper stattfindenden ehemischen

[je wichtigsten Aufschlüsse erhalten.

Jahre (vim IH25- 18:32) verblieb Wühler in

8tellttiig zu Berlin. war ttlr ihn eine schöne und

ib«fe Zeit. Zum ersten Male sah er nivh im Besitze

LalMinituriiuns; z\igleich fand sieh eine grossere

, strelmamen, gleich gesiunt*-ni Utdehrten zusammen,

|i regüien Verkehre lebten: ilie beiden Rose, Foggen-

230

Oeffentliche SUmt^im 28. Mars 188S,

dorf, Mfiguiis, Ritter, Leopold von Buch und Apilere. Di« bedeutend. st eu Entdeekun^eti Wöhler^s eni^tandeti in dieicf Pericxle*

Im Jahre 1827 gehing es ihm das Metall der Th<>ii**rdrt das Aliiminiuin, durzustellon. Davy, der ila^* Kalium nod Natrium entdeckt hatte, war es nicht gegluekt. dua Alu* miiiinni zn i^evvinneu, Wöhler ghiuliti*^ eine Zeit lang, man kinint^^ vielleielit durch d^ts neue, schwer t>xytlirl»are, nicht rottende, so leichte und doch so feste Metall für viele FaUi» das Ei^en mit Krftdg erwet'/en ; das Aluminium fand ja<iocli in der Grossti'chnik der kostspieligen Herstellung hallief keinen Eingang. Später versuchte Napulefm HI das Alu» niinium flir die Bewaffnung der Armee zu verwendeu, bekanntlich zAi der k^chniÄchen Darstellung das MetalU im (trojisen *lurch Smut^-Claire-Deville mich dem etwiLs mmhJi* cirten Verfahren von Wohler Veranlassung gab: aber blich auch hei diesem gronsartigen Verbuche, da ea wiederum nicht gelaug, die Gewinnung wesentlich wohlfeiler zn machtüi. Widiler erhielt danuiU eine besondere Aufzeichnung durch Napoleon, Rowie von üeville eine betrilchtliche Quantität dei Metalls zum Geachenke»

Ihui dalir darauf (1828) erfidgte die Knt^leclning «to knnstlichcn liildimg des llaniätol&^ welche Wöhler'a Namea zu den cr>ten iu der Nutürfornihnng erhob. Nicht leicbl hat eine neue Erkenntnis^ für die Entwicklung der Cbcnri* und ftir die Vorstellungen von den Vorgängen in dem Tbieit und Pflanzten kör [)er so weittragende Folgen gehabt wie dies«. Zum ersten Male war e.« gegltickt, eine organi^rbe Verbio» düng aus den Grundstoffen der anorganischen Natur herxu- stellen und eine Eiumcht in die nähere ZuüJunmenHi^t^im^ einer nohhen Verbindung zu gewinnen. Wr»bler*s Kot- d'x-k\ing wirkte aber auch auf ibe Physiologie wie wn dif Dunkelheit erhellender Blitz ein : einer der organiMtlieii i^iB^ welche man bis dahin auvHchliesslich im Organ intnki^ ihncll

r. Vetitt Nth'oiöfj auf Frirdnch Wöhhr.

237

irkuiij^ *lt?r •^r'h«»iirimVsviiIIeri fjt'ljf^nskriift luittr «■ntstehen » wur künj^tlich aws den Kiementen zuKamniengefri^. urrfeti* Man l>egriir vun da au, doss die bei dem Aufbaue Tiiiscben Verbindiingeu in der Organisation thäti^^en .1 kiMne wesL^iUich anderen sein konnten als die im h^^n Lah(»nit^rinni verfügbaren chenjischen und physi- h*!ii Kräfte : man koimte daran gehen, diejäe Ursachen •*n, die Art der Etit^tehnng iler organischen Stritte OrganiKnien zu verfolgen. Den Chemikern nn^l den hpiolog^ti war damit ein weites Feld der Forschung er- in ilf^n unterdeas verflossenen 55 Jahren sind taasende i?K*.hen Verbindungen, welche nicht im Organismus aber auch munche weitere, im leti^teren .sieh fml^de jiviithetLsch dargestellt worden, und es zweifelt Nie- mand mehr ilanin» dass es fiber kurz oder lang gelingen wml, alle, auch die cömplicirteäten, aus den Elementen auf- inWüwi. Nicht ein Zufall hatte die grosse Entdeckung ^ ' ' rt ; W«ih 1er verfolgte dabei einen bestimmtem Ge-

*ä'^ ... i es gehörte die schärfste Beobachtungsgabe und

«I» gröiwt*» S«ehkenntni&« dazu, um den Ent<?cheid zu bringen. ^ wl wus noch bemerk enswerther ist, Wöhler deutete als .tn,r ,,,^ Xatiirforscher, obwohl er der Tragweite seiner Ent- 4 Hirh vullkotunien bewn.s«t war^ die sich so natürlich •ivbirU^nden BetTiwhtungen nur an, es erweiterten Erfah* nber mehrere ahnliche Falle fiberlassend, welche all- Ueüetxe nich davon ableiten la-Sä^n. Es ist auch '^ku^risÜJich für ihn, dass seine die Wissenschaft so ge- '►ewegende Abhandlung nicht mehr wie vier Seiten

Kp iKhoD bald nach der Rückkehr Wöhler 's aus Miwf»Ji»n mit Li€*hig^ dem in der chemischen Wissenschaft ^ Rufbuirbeoden glana'^enden Gestirne, in Franklnrt ge- '»«icUe R^^kannt^cbafi und spiitere innige Freunrlschuft führte ^ töiCT Rdbe g<»meinsamer Untersuchungen, welche diß

238

OeffenÜkhe Siii^n^ mm 2S. Märt 188?,

Grimdlat^eu für die EtitiriekluDg der heutigen argsakclm Cbeniie biUlciu So wie man es bei dem Tode LiebtgV ak ein besonders glückliches Geschick bezeichnet hat, daas er einen Lehrer wie Gay-Lussac and einen Freund wie VVnliler gefunden, so ist auch Wühler glfickh^ch xu preisen, in Bö» zeliiw den Lehrer und in Liebig den Freund erworben xu haben. Wöhler und Liebig waren für die Arbeiten in der organischen Chemie vorbereitet, beide wuren, voriüglirh durch die Untersuchungen Glier diis Cyan, zur Ueber»eu|^(; gekommen, das« in den organischen Verbindungen die Eliy meute wie in den unorganischen in einer gewissen ()nh)un)| und Uruppinmg sich befinden; sie suchten diese Anordnung zu erkennen, indem sie die V-erbindungen in zwei nder mehrere einfuchere spalteten. Nach gemeinsam fe•^+_ "^ Phme arbeitet-en sie, xumei^t ortlich getrennt, / die Honij^teinsäure (1830), dann öWr die Cyanaaure, ergab nich ihnen aber ein weiteres fruchtbares Thema* M^ hätte die Beobachtung gemacht, thi^s lUis HitWrmandelol «ieli an der Luft in Benzoesäure verwandelt: die« erschien vm )>eH4}nderem Literesae* Liebig ging gerne aoi* den Vf»rM^hli|r Wohler's ein» die Sache gemeinschaftlich 3tu Verfolgen, uiii hatte sich bereits das niHhigf* Material au» Paris komiar» lassen.

Da traf Wöhler ein hurter *N:hirk8;iUs4:h lag : r 't"

Ehe jstarb ilun die junge Frau. Ntm nimmt il. ,. ivi den tief Gebeugten und Verlasisenen in sein Ilau« auf, n^ mcbi ihm Trost im Leide txi bringen durch da« Be^ti», was der Mensi'h In^witzt, durch die geizige Arbeit, tt^ * ""♦— stand während der gemeinsamen Trauer, da^ ^^ i»chick {U>erwinilend, in nicht gamt vier Wocben «tue achnnst4*Ti I I " ingen, die bi^dentrndMt*' der voa

Jjeidim genKii üb ausgeführten, weicht* alle Ijmtt

der größten Freude erftlllte, die Über diLs Itmlikiil d^ir säure (1832)* Sie hatten darin durch schurfsitmige Eipift^

t, Voiii Ntkfdofp auf Friedrich WÖhler.

239

Kexeii^, cIahs die cotnpli/Jrteii organischen VerbuuliJügen rh äh« (trijjiperi tniter «ich verbundener Atfiiiie, aus

aenpt^^t'tzteti Gnindstoffen oder Kiidikalen bestehen, die Uahri gel>rooheii für die Erkenntnis^ der räiiio- Ziia$iiiiimim:>;et7,ting der oi^anischen 8toffe. it? Arbeit macht« unt4?r den Chemikern das ^rösste Bit, Düintib war es, wo der sonst so niichterne Ber- in rieidhiser Anerkennung ihres Werthet^ sie als den ag eine» neuen Tages beaeichiiete : in fttöt poetischer »ehiug er vor. das zuerst entdeckt*^ au8 mehr Kleinen ten 2USJünmenge8t?fczte Uadikid cliemischer iiidungen ^Proio* (von dem Worte nQtm^ frühraorgena, ibnjch) oder ^Orthrin* (von OQx^i^oi; Morgen dämme- rn nennen. In der That, e^j war durch die l'nter- der Beiden Morgendämmerung geworden und ein Tag angehrochen fiir die organische Chemie. Im Winter \>^'M] ent8tand im Verein mit Liebig die Abband lung über das Bitt-ermaodelöl, und einige darauf (18;i8) die umfassendste Untersuchung der Ober die Vemnderungen der Harnsiiure unter dern e iixydirender Mittel, welche als ein klassisches, nn- EFeneB Muster für Arbeiten der Art dasteht. Es ist kt xweifidhatl, dass es vorzüglich die ditht-i gewonnenen tn-^' waren, welche Liebig befUh igten, (Iber die Meta- phtJse der den Thierköqier zusammensetzenden Stoffe seine Dunkel erbellenden Ideen auszusprechen. Man muss " t darüber hören, imi den Eindruck zu ermessen, i .Ige auf ihn gemacht haben ; er äusserte sich tu !*piiierer Zeit in Erinnerung daran fnlgcnder : .Ich für meinen Theil ge^t^^he, so sonderimr e< klingen mag« dass jeder Theil meines Nervensystems duTth einen elektrischen Strom in eine vibrirende Be- gerieth, aU ich mit Wöhler fand, dass die Hani- iiil alle daraus ent«tehcndeu rr(Hlukt<3 durch die riu-

240 OeffentUche Sitzung vom 28. März 1883.

lache Zufuhr von Sauerstoff in Kohlensaure und Hunwtioir zerfielen, als ein ji:anz l)estimmt«r, in seiner unendlichen Einfachheit nie geahnter Zusammenhang zwischen Harnstoff und Harnsäure sich herausstellte; als die Rechnung erwies, dass Allantx)in, der stickstoflfhaltige Bestandtheil des Harm des Fötus der Kuh, die Elemente von Harnsaure und Harn- ' Stoff enthält, als es uns gelang, aus Harnsäure das AUantoin mit allen seinen Eigenschaften darzustellen. Bei unsem Arbeiten wurden über solche Dinge wenig Worte gewechselt, aher wie oft habe ich meines Freundes Augen leuchten sehen I

Wühler hatte im Jahre IS'M Berlin verlassen und war ohne Anstellung nach Csuss^d gezogen, wo er aber bald mm Lehrer der Chemie an der höheren Gewerbeschule ernannt wunle: er war danuils auch Leiter einer chemi-chen Fabrik, w«d)ei er sieh um die chemische Technik, bescmders um die Gewinnung des Nickels, Verdienste erwarb.

Im Jahre lS:{i') folgte er einem ehrenvollen Rufe ab rn>fes>or der Chemie an Stroh mever's Stelle an die Tni- versität Göttingen, womit endlich sein Wunsch nach einer Wirksamkeit an einer Hoch>chule in Erftillung ging. Er blieb «ler-ell>en -ein gauze< übriges Leben hindurch, während U\ Jahren, getnMi; Göttingen darf stolz darauf sein, einen Mikheii (ii'b'lirten so lanire Zeit sein Eigrn genannt zu haben.

Wöhler verlebte in die>i»r altU-rühmten, ruhigen, den Mu<en si> zusagenden rniversitäts>tadt seine Tage in aller Stille. ;»b«T in truihtbar>ter Thätigkeit. Die Vorlesungen, namentlich aber die ArlH-iten im Laboratorium, seine eigenen und die >«-iner zablreit lien Sehüler. beM-häftigten ihn unab- lä'^-ig: bin in ^rin lioln- Altt»r war er mit rastlosem Eifer täirlirh im Lab«iratorimn iintrr >einfn Sehiilern thutig. Eine uuirfuifin i:r»»v>e Anzahl virn Intt-rsuchungen aus der of- Lr;ini-riii'n uiiil ant»rgaiii>r)ien t'liemif entstanden hier, welche vieli' \vit)itii:f 'r)iat>aclii'n /.n Tage törderten. Ich nenne

w, YaiiT Nekroloff auf Fnedrkh WtVUer,

241

die lTnteninfiimig«n nher das Bor, über Metenrei.stMi,

Verbindungi?ii des* Titans, ober das Chinou und die

rüniigen Bedhiichtiingen über da* Öiliciiini, dw^ Silicinni-

AifT^i^ij» itnil underr Halogen verbind rmgeu des^ Silir.iums.

iwifi vortrefflii'be kleine Bilcher, welche Wöhk-r für

Sehdier geschrieben, nilmlich sein Grundriss der Chemie

fii^ Min**ralsiüa}yse in Beispielen, haben die weitei^te

l^ittltl^ l^efnnden und zeugen, namentlich da.^ letztere,

der Erfahrung des Verfassers in der chemischen Analyse.

Wühler war noch der reine Gelehrte, dem die Wissen-

Qlwr Alle« ^ng und de^^-n gröbste Lebensfreude

r ihr zu dienen ; in ihr suchte und fand er seinen Genuss,

Qnendiieh höheren als der, welchen das Streben nach

Etnkfhitlen und nach einer glänzenden äusseren

ijg »11 geben veriuag.

Trolx der grossten Erfrdge in der Wissenschaft blieb I Wtstai siitia einfach und bescheiden. Ebenso richti<4 I UaKUmtni war seine Auffassung der Aufgabe der Natur- hung. Niemals hat er der Spekulation R4nim gege})en ; •WM' SchlQifüie ruhten auf der festen, mühsam erworbenen '*" ^'i.Xe der Erfahrung. Er erkannte klar, dass die Fest- .: der Thatsachen das bedeutungsvollste, aber a»ich «h^rij(ste Moment bei der Erkennung der Ursachen der ^t. Wrdiler'.s Errungenschaften waren zwar nur im tmge wohn liehen Scharfsiun und bei tiefem Denken iUBflith, aVier doch dünkte es ihm nicht zu gering, sich vor an der Sammlung von Thatsachen, deren man ihm I ^o werthvolle verdankt, zu betheiligen, in der r^eugung, daas jede derselben in einer künftigen ihren Platz ßnden müsse^ und er Ter^chinähte es Jich, duri'h vergängliche Hvpothe.sen sich rasch einen ßdeti Kamen xu machen. Darum ist aber auch das, f «r in einem Ungen Leben gefunden und geboten, un- iflrh<eti gebliehen bis auf den heutigen Tag.

242 Oeffentliche Sitzung vom 28. März 1883,

Mhii könnte, nachdem jetzt das Leben der beiden Freunde abgeschlossen vor uns liegt, fragen, wer der Grossere von ihnen gewesen sei, Liebig oder Wöhler. Wir wollen darüber nicht streiten, sondern uns vielmehr, wie Göthe in bekannter etwtis derber Art den über Schiller und ihn Hadernden znrief, darüber freuen und uns glücklich preisen, dass wir swei solche Kerle besitzen. So verschieden ihre Anlagen aoeh waren, so haben sie sich doch in wunderbarer Weise er;^üiit und danmi so Herrliches geschaffen.

Wiihler nahm an jeder ^'issenschaftlichen Bestrebung den wännsten Antheil. Wer das Glück hatte, den einfiudi und natürlich sich gebenden Manne zu nahen, und dibd dem Blick seines Auges, welcher sein ganzes Antlitz ver- schönte, zu begegnen, der hat wohl gefühlt, dass in der nn- sclu»inbaren Hülle ein seltener Geist wohnt und dass er den ]M.*rühmt4Mi Forscher vor sich habe, dessen Werke uns und dou) zukünftigen Geschlechte in jeder Beziehung zum leneb- U*nden Vorbild dienen.

Joseph Decaime.

Am S. Februar 1822 starb zu Paris das correspondirend^ Mitglidl der Akademie Joseph Decaisne, Professor der Pflan«»-*' (Miltur am MusiMim in Paris, Mitglied der franzosischen Aka-*" dt'uiit» diT Wissenscliaft^n in der Section für Laiidwirthscksf^ und ()fti/.i«T der Fihrenh»gion. Er hat sich vorzüglich auf < (ifliit^tr ih'r Uortitultur einen bedeutenden Namen

l><M'jiisno wunlt' zu Brü>sel den 18. März 1807 geboren- Nji«h ein^r >orglaltigen Erziehung trat der 18 jährige Jfing-' lin^j. >oiut*r Neigung folgtMid, als einfacher Gärtner in dift MiiMMini /.u Pjiri^ tMU. wo>enHt er durch seine Geschicklichkeit mitl durrh M'ineu Flfi» bald die .Vufmerksanikeit der IVofe:»- MHiMi, uamtMitlich dit' von .\drien de Jussieu, anf sich lenkte.

Voii: Nekrf4og auf Jmrfth JhcaUne.,

243

Itirch erwarb er sich zunächst (lH:i2) die Stelle fiu es

nieö ttii der Ahth<*il\ing fiir PtiuiiÄeiieuJtur am Museum;

(1848) wurde er zum Prote&«or der allgemduen Liuid-

rhnft nnd der Ackerbaustatistik am CVdlege de Fmnce

^l nach dem Rücktritt von Herrn de Mirbel zum

der Pflanzeucidtur am Museum ernannt. Seit 1834

^iner der Redacteure der Annale^ des öciencei? natu-

fUr deren botÄuischen Theil, sowie Mitarbeiter an

fmturwis8enj<chaftliehen und landwirth»chaft!ichen Zeit-

ae hat xuhl reiche und hervorragende Arbeiten auf

der PtljuizeüphvHiolügie und der de,srriptiveu Bt»-

gfeUeferi« Tor Allem aljer hat er sich durch seine prak-

iaaenfichaftliche Thätigkeit in der Horticultur und

_ gniü^^ VerdieuHte und hohes Ansehen erworben.

i^oQ netneti rein botanischen Werken sind hervor/u-

die De-*criptio Herbari i Timorensis (18Bf>), ein Me-

Qlier die Fanu'lie der Lardizubaleen (1839), die Be-

lilamg der Vfm Em. Botüi in Arabien gesammelten

(1843), die Monograpliien Über die Familie der

en (1H44), ober die Algen und die Corallinen (1843),

Entiitehung der Mistel, über die Gesneraceen^ illjer

|Fi«bernnde , ober die Variabilität des Birnbaums und

fili»? Pomaceen,

I In Üi*meinscbatl mit Herrn Le Ma(»ut veröfteutlichte er

des jardins et des chani|>s (1H55), sowie einen mit

KD|ifem au8ge»itatteten elementaren Atlas der Botanik.

A * erwarli sich sein 18r»H er??('hieuenes Hand-

ptiven und analytist-hen Botanik, welches

JiMieph Hiwker, den Direct^»r der Gärten zu Kew,

äi«*n^etzt wurde.

•i'^Ter Vorliebe .suclrU* Decaisne seine bobmi-

K* für die Landwirilischaft und für den An-

rim PttmubBQ in Frankreich nutzbar zu machen. In

244 Oeffentliche Sitzung vorn 28. März 1883.

(lieser Kichtiing schrieb er mit Peligot über die Zuckerrübe (1839), über die Geschichte der Kartoffelkrankheit (1845) und über die Krapppflanze. Seine hervorragendsten Leist- ungen auf dem Gebiete der Horticultur sind : der Jardin fmitier du Museum, 1858 begonnen und 1873 vollendet, ein nach Form und Inhalt gleich ausgezeichnetes Werk, und das mit seinem langjährigen Assistenten Ch. Naudin bearbeitete vier- bändige Handbuch für Garten liebhaber. Ausserdem ftthrte er in Frankreich die Oultur der Urtica utilis, welche nr Verfertigung des indischen Nesseltuchs dient, und die der Yamswurzel ein.

Decaisne war ein Mann von strenger Rechtschaffenheft, welche seinem Charakter manchmal den Anschein der Härte gab, wcsshalb er manchen Anfeindungen ausgesetzt war. Seine aasgebreiteten Kenntnisse und sein hervorragendei Administrationstalent werden der grossen Anstalt, an dem Spitze er gestellt waiv, seinem Vaterlande und der WisMii- Schaft zum bleil)enden Nutzen gereichen.

Dr. Franz Pruner-Bey.

Dr. Pruner, ein aus der hiesigen medizinischen Schule lu'rv(»rg<»gangener sohr erfahrener und gebildeter Arzt, hate in Egypten vielfach Gelegenheit die Krankheiten des Orienla kennen zu lernen und darüber genauere Mittheilungen n machen, s(jwie auch fruchtbringende, ethnologische Stndkft zu betreiben.

Pruner wurde den 8. März 1808 zu Pfreimd in der Oberpfalz geboren. Als Studirender der Medizin trat et II diMU damaligen Kliniker v. Grossi in nähere Beziehungen! desMMi Assistent er mit dem noch thätigen Geheimratk V. (iietl war. Nachdem er dahier mit Ehren den DoktcM^ grad erworben hatte, begab er sich zur weiteren Ausbildung

b

r. Vmi : Nekt^o^ auf Pr, FfanM Primer-Betf.

M^iEin nach Paria. Er wurde dorteu mit dem be- ll fniU7ii9tim»IiHi Arzti* EHerinu Pari-st-t nfiher l»ekuimt, ^ tt«gtt?mng nftcli Kgy}»t4:?n gesandt hatte , uru den mg der P<«t xii suchen; derselbe re^ in Praner die Orient kennen -m Jemen an and vermiifctdfe wohl nr npÄiereii Bexii^htuij^en zu Eg)|»ten* Er bealwich- ich eben einer GeselLsehaft, welclie untei* der Föhninjx R^enftburg «^ebClrtigen bekannten Heisenden und "" * Vb*xiintler An.sfbn Kreiherrn v. Hüj^el Mii und Indien 'mm Zwecke wissensehail- Pcif^Gliangien bereiten wollte, anzii^bb'ee^en, ak er einen \sf Pnifesisiir (b*r Anatomie an der mediziniÄehen J^'hnle i bei Kairo erhielt, dem er 18:il Folge leistete, f wuaste HJch dureh seine Kenntnisse und Energie Imld Geltung %u vcrHchHÜen und ^elan^te zu ) ' -in Einflnsae. Er wurde IHM zum

^ s zu Esbegyeli und 2 Jabre daraul ) zum DirekUir der CentraUpitüler zu Kaim und zti el*Ain ernannt, als welcher er furchtbar verheerende 0 il«** OrieniH, die gr<>««e BulMjneujvest, Typhius- und idi*mjen erlebte. Durch dtus Wi*^rauen des Vice- Mehemed-Ali^H kam er in einer Mi^ion nach Araluen 2W); :!i|>uti*r wurde er Lribarzt des Vieeköni^ Abbsis- oiit dem Titel und Hang eineis Bey. Alle wisjsen- Beitrebuugen in Egypten landen in ihm stets Uui^'i^tfitzung und Förderung. Eine M*jn<>gra[*hie Pf^ (18;UM, dann thia Werk .Die Krankheiten den li SUiulpiuikte der vergleichenden Nosologie* (1847) (Ui€r dm Cbolem ( 1H51) enthulteu »eine auHgedehnten u flber diese morderi«cben Epidemien, talentvolle und scharf benbiuliteude Arzt wurde weiUtr durch seinen Aufenthalt im Orient und 'lelegiTiheit » die sieh ihm dorten darbot, . : . l;;iften XU ^ehen. zu ethjiograpfaischen und

2441

Oeffeniliche Sidung vom 28, Man iSBS.

anthropoliigischen Forschungen angeregt, über die er mehr-^ iWh in Schriffceu berichtete* Auf SchulnTt's Vor»(*hlag wurd»* Pniner (1838| wegen seiner tief grvlntlenflen Studien dur arabischen Schrifb^fceller im Gebiete der Natur- und Anraa- kuude," zum correüpündireaden Mitgliede unserer Akiidtjiiiie gewählt; im Jahre 1846 hielt er in der öffentlichen Sitzung derKellx^ii eine liedeutun^svolle Kede: ^üljer die Ueberliletltfd der alt-egyptiselien Menschen race/

Seine erschütterte (lesundheit nüthigte ihn im Jahre 1861 Egypten zu verhts&en. Er begab sich nach Parin , fn»dbl er mit grossem Fleis.se die in Egypten begiuinenen anÜilt* pologischen und ethnographischen Arbeiten fartaetzle* Wf anthnipologische Ge»elkchafb zu Paris erwii^ ihm(18t>4kdi€ Ehre, ihn zu ihrem Präsidenten zu erwählen, nU i v ^' er in den Bulk^tin.- der GasellHc^haft zahlreiche Abbau ^ veröffentlichte und sich lebliaft für prähistorische For^cbun^ interessirte, so i. R. für die Eröffntmg phnnixiiicher Gräber Sardinien.

Im Jahre 1870 aua Paris vertrieben, lie«? er iirh in Pisa nieder. Er be>schäftigte sich dort lw»soiiden< mit M^s»* ungen von Kacen^schrideln sc»wie mit th^n Sprachen der \'ölktT bin an sein Leljen.sende. Der verdienstvolle und thiltige Haiui starb am 20. September 1882.

Seine zahlreichen Maniwcri|ite ethnologischen und graphii^chen Inhalts mit vielen Photographien von l< Schädeln und Racenindividuen zugleich mit den MeHRii resnltaten an denselben hinterlies?; der »einem Vaterlan anhängliche Gelehrte der k. b. Staatsbibliothek. St^.i nehn liebes Vermögen l)e8timmte er zu Stipendien filr mittelt«^ Studirende der Medizin an der Universität Mßot Die naturwiitäen^chatlliclien Samnihmgen de^ Staates die zoologi&chen und etbnographiNehen hatte er HcboQ mit werth vollen Geschenken bereichert.

Ä ü. Vrtt&nkofer: Veber Vtrgiß%tnf} mit Leuchtgtvt. 247

iSit^ung vmn *». Mai li<><'X

(rill legt eine von Herrn B r n u n in ü h 1 ver- »dlnng vor:

»U eil er die redussirte Länjx«' eines geo- *ditiHch«^n Bogens uml di(* Bildung einer F 1 B i' h e , deren Normalen eine gegebene Fläche berühren*.

I>ip-«4Ke wini in den ,Denk8chril't4*n* n-Sfheiiipn.

Hi^rr M- V. i'etienkofer spricht :

«ÜeUer ViTgiftnng mit Lenrhtgas*.

Bi »t ein«* vielfiich constatirte Thatsiiehe , das« bei Kohrbnich einer Leachtgiksleitnng auf der Strasse in (lf*n nJiehsten Häujsern davon erkranken und 4ert)en können* Die Todesursache ist stet« das im enthaltene Kohleiioxyd, welches im Blute der t^bti lind Todteii nach der Methode toü Hoppe^Seyler ' **n ist. Am autfallend.Hen .sind jene Fälle, . <men in Iiruwem erkranken oder stt^rlwn, ia ^•He k«ii Zweig der Gasleitung hineingeführt ist,

E* lat femer Tbabiac he, dass !^ flehet titsrohrbrüf he, wekhe

anrl Winter erfolgen, nich in der Mehrxahl der Fälle

I nnr während der kälteren Jahreszeit verderblich erweisen,

za anderer Zeit ganz unschädlich äu sein |>flegen.

248 Sitzung der mtUh.'phff», CliusBe pom 5^ Mm tSS3*

Um solche Unglücksfalle verhüt^^n zu können , ist itunächM Ji*/ Frage 7ä\ beantworten, waniin im Winter tun no vii>l mehr Gas in Jie Häuser dringt, als im Scjuiiner, Man fUlirt gewöhnlich zwei Gründe dafür an: l) da«8 im Winter liei der längeren Daner der Nächte* aucli der höhere Üniek im gan:i^en Röhren^ysteni länger anhalte, infolge dessen au^ glekli grossen (***ffmingen auch njehr ihm aiiÄströmen niftsflw», onil 2) ihiss im Winter der Bnden gt»fr«>reri sei, nnd dm im durch gefrorenen Boden nieht in clie L^ift im Freit»n mir weichen könne, tscHKlern in die HiUiser liineinge<lrttekt wer<If.

Beide Gründe sind nicht hinreichend, nm ilie V*»rkomm* nisse zu erklären.

Den ersten Grund, den länger andauernden grt*i«8er«i Druck in» Höhrensystem während der läng<*n*n Beli*nchtuu|r>' zi'it im Winter anlangend ninss bemerkt werden, du?» di!r* sidhe nicht so nia*iasgebend ist, wie es auf den ersten Anblick erscheinen möchte. Die Druckdil!eren/.en wenlen gewöhnlich nicht *'in verschiedenen Punkten cles iUihrensy^^tenies, ^^mdem meist nur heim Austritt des Gases aus den Gasfabriki^ in der Nälie der (lasliehälter beobachtet, wo alleixlitigli zwischen Tag und Nacht grössere Differenzen liestt^heti Beleiuhtiingszeit mnss lH\ständig so viel Gtis in die RoJB^ leitungen gelangen aL* Gas consnmirt wird. Je weitiST Rnhrleitung sich vtui iler Gasfabrik entfernt, unt k«» ok luus^ der Giisdruck in Folge des Conisnmes auf dem W< dakiii abnehmen« Entfernter von der Gasfabrik gemeaM sind die Uruckiüfferenzeti zwischen Tag und Nacht gros«, wie man annehmen möchtt?, hn hygienischini iiwi FindlingsMtrasse lU in München z. B* beobachtet man an Gasuhr am Tjige gewfihulich einen Druck von IH mm, Kj von 23 nun Wassersiiule» Die r>ruckdtffi*nnt« zwischi?«i nn«l Nacht könnte übrigens nur eine Rolle spielen, weca^ C>efl'nungen, durch welche Qns ausströmt, sstets gleich Nun «ind al>er die Oetfjiungen, welche bei [tf^ihrbrüchiüi

M. ^. Petimhiftr: fWiT Vmfiftiitnj mti Lfuchtßtt»,

iTon »ehr verscbiiHloner GrrK<f*e, und i*ie «iud im Winter

11k tiiehf ffTilsfti^r. als im Sunitiier. Im WiiitfT hat skh

«ft ein ntikM*«liMit4*!uler Kolirbrurh venierltlich erwie»t»n,

irr^itd im Sotunier auch griisHere Rohrbrücht* keinen Öi-Iniden

i tli**n. Da die Gmsse iler Leeke \uA mehr iiiiH|j^ihtt

... 1 »... ,*m im (Ijuidrucke, m* nniss M>mit dt^r irwte <inind

iuiger«?chtferHxi v».rrworfen worrlvi».

Der «weit« Gruud« das Gefriereri de^ Bodens im Winter

' i>in^enieuri*n hinn*icliend, um dits Vor\vjLlt4*n

I ., u* wiihrund des VViriter> ?m erklären» nnd

dunth tür Anniihnje, dass das aun den Rühren in den

ati>«lr*nnende iJus durch die f^efroreue Dreke nicht in

&nlutl entweichen könne, nml des>8halb durch flie

lumnern dt*r Hiuu«er in die I^urterrewobnnngen eiii-

raingiu Diew? Anniihme i«t eine bhusae Rypothese, die sieh

^keinen experimentellen Nachweis Nützen kann: uuter-

ittaii wirklieh, tdi /, B. der Münchner i^crrdllK»den

Offrii'r«*n luftdicht wird, mi findet man die Voraus-

nicht i»e?itäti«^t , wie nun den hierüber unj^estellten

tfaungeu vrmKenkM hervorgeht, (iefroreuer Hiwlen

rlit wi>hl dem [)nrciigung von ^krhanfel luid Spaten,

Ofcht dem Durchgänge der Littt. Es Itb^t sieh das

QD a (iriori fidgeru, indem man nicht annehmen kann,

t Was«i*r im Boden beim Uefrieren, wti e,s sieb wohl

»tUMlebnt, die Poren im Kiew verseliliewsen könnte das

^khl^ nur die fesU'U TlieiUdnm viel fester aneirjun<lei\ als

> tnifhar fltb^ge Walser thun kann. Auch die ttrund-

i4er HäiiiSier üimi nicht für Schaufel und Spaten durc.h-

utid doch dringt dw^ Iieuclitg«is hindurch in einer

lUi» m Menschen in den Wohnungen t^dk'U kann.

Euu<« demnach einen an<ler<Mi Hruud haben, wunim

WiBti»r ilikit Lctuchtgus b*ii-hter ur»d mehr durch den

lUUi.-|.hj«. CL tL|

250

StUung ihr matk-pht^it, Chitiie tsom 5. Mai IS$X

StniÄseiibtMkrn hindurch in die Häiüser gelangt« als im Sonuiuür. Ich hübe Hereits vor vielen Jahren^) darauf aufnit^rkitani ^ macht, doÄS die Häuser im Winter, wetiii ."^ie geheilt nnd KenstiT und Tliüren geschlossen sind, auf die Lufl im Ui»ltfW wie Suti^kaniini* wirken, viel Cirundtul't aspiriren, und tlnniif auch Iieuchtgas, wenn die Gnindlnft damit verunreinigt

So ül)f*r/eu*^fnd filr niitdi die Thatimohen waren, an^ weh'hen ich diesen Schluss gezogen hahe, mi nehmen di<? Chwingenieure und die Polizeihehrirden noidi imnter keiw Notiz ihivon und versäumen, die enspriej^slichen Anordnun^eo zur \'iM*hindening 8<dcher UnglückHfalle zu tn^ffen» Ich hie»h rs dalH*r für noth wendig, diesei* Att8iiugpn von Leuclitffn aiui dem Bf^den durch die Hauser experimentell zn veTfolj^ l>r. lii* ritzen min Ohristiunia und Ih, Welitschk" atu* Moiskan haben im hygieni^^chen Institute darüber gt... . uritl Ue\Hultate erhatten, welche mit meiner An8chauiing iwtlK kommen (Ibereiustinmieu. Die HauptreisultAle des hei^^rm will irh hier kurz mittheihm, die ganze Untersuchung wirA in d**ui von Fori*ter. Hofmann und mir h»*rjiU'S?T^-" brni»n Archiv für Hygien«.* i*rsclieini*n.

In Hofe de^ nördlichen Flflgeb de.s hygieni>*chi:i ♦<iiintt'?( wurtle ii m von der westtichen Wand de« Gdii eine «chniiedeiserne Höhre bis zu einer Tiefi? von 1^ d<*n lioden geHidilageUt die unk*n und oben offen war, in di**se Ijeuchtgas von oben eingeleiti^L Um nun zu m-kt^ wii* muh dah Leuchtgfus im B(Mh*n verbreitet, wurden nni diene lirdire ebensolche Röhren biw zu gh^icher Tie Abständen von je I m Hfrgeschbigen, au« wrl 1 A-^piratoren Lufl aus dem Boden zur Unter^u IjnichtgjiHbt*Ki}indtheile genommen werdeii konnte. Ah I diente eine titrirte Lmimg von I'alhidiumchlorQr. Wkaniit, da-ss verschiedene BeHtundtheile des LeniiMHü

I) Fopuiari^ VortriLge, I. Heft H, 88. KrauuHchwi«i^ M

M. < . i^iienkafer: üther Vergiftung mit Lenchttjax. '^">1

lti«diumi:hlf»rnr zt^i>»i'tzf'n und nR*taUi«ches Palludiimi daraus

L'hdden.

[>r. Wellt 5u \\ k w s k V übnrztMjgti^ .sieh an versi-liifde-

^tt Äii'lk'O» ditw die •gewöhnliche Unrmlluft keine lie^tandtlieile

litbili« welche Falladiunichlorür vertindem; es durfte somit nu-

l*tiouiiiii*n w«*rd»»rj, djijc^ an St(dli*n im Boden, wo die daran«

aftmaume Lutt Palhidiuniehlornr //ei>>etzt. diese Zer8et/Anig

if von Lfeuchtgsi»fie»tandtheilen lierriUiren bninte. Man liutte

micli eiueii MiuiSHst^ilj, wu mehr nd**!' weniger Leucht-

■im Boden Kieh findet, jenaehdeni ihirvh eine j^ewisse

«biraui« |jjeu*iinmener [juft mehr oder weniger metal-

P&IIadiiun aiiÄgei^chieden wnrde.

Wird nun »hin.di die im MitU^tljMinkt^? zwi.sehen den ein-

rr.^M ..*..,,..,, IJöhren »tehende Köhre Lenehtgas eingeleitet,

i sich daiwelbe bei Suniniertf niperatur ziendich

t^Wjthnijtswg ring.4nni, hingegen bei Winterteniperatur, wenn

^ L B. tm Kri*ien 0" (\ in den nücliNlen bt^heizten Ränmen

ituHüiU)^ Ifi'» r. hat, nnr naeh dem Hau^e zu. Die stürk.-b'

ftrututtßg crTolgie im Winter in der Hiehtung nach dem in

lyrllerranrne liegenden ^ zur Bebeizmig de*^ lostititteH

[»•inlen Dampfkessel. Luft aus Iirdiren ^ welche in eut«

^ji^^t^tzter Hichtnug eingeschbigen waren, zeigten bei

Tera|jeratnrdifterenz zwischen innen und aussen meist

\kme^ *tdt*r nur -ii^hr »ni>edfuti»ude Reaktion auf Palhulinni-

DviKmiu.'h c»cheiut mir eine ergiebige Aspiratimi von

uhifik» au8 dem Bfnlen in die Mauwer hinein bei hern*chen-

fI«U|>eratia'ditFerenz auch experimentell naebgi:\vie*5en nntl

tliQäellM! nicht Uinger hygieni.seh unbeachtet bleiben.

Ihe M*hid)ii-hen und t^idlichen Wirkungen, welche vom

' *' 'ti Leuchtgji.M* herrühren, sind lediglicfi durch

It an Kidilenoxydga- liedingt* Max (iriiher.

rißt» Bei he Yon Untersuchungen an Kaninchen und

nni die Orrnaw* d*T Schild liehkeit Aen Kohlenoxydgases

17*

i'^i Sitzunti der mtith.-phys. ClatiAe rom ;*. Mai 1883,

fniiittoltoM. hat LenrlitgsL't. welchem das Kohlenoxyd entzogen war. in ^isst»r Menge atnKtsphärist'her Lntl beigenilsi-ht anf Thiere wirken hissen, ohne dass diese zn Grnnde gin^, wähnMid viel jjeringere Meni^en I^ncht>;<iä, welrheni du« Kohh^noxyd niiht entzojren war, sicher totlteten. Als nntere (irenze ttir einen srhadlirhen Gehalt der Atheniinft :ui Kohlen- oxyd fand GniU»r <^<i his o,7 pro niille. Bei einem Gehalt von l,."i pn> niille treten lH»n»it> sehr entsi-hiedene Krankheiti- •-ymptonie auf. die Mch >teiireni liei 2 his zu i\Jt pro niille, ohne JinliH-h tlHltliih zn wenlen. wenn Mdihe Luft auch viele Stunden lanir einireathmet winl. Stei*rt aln^r der Kohlen- oxyilgehalt auf 4 und ."> |»n» niille. dann verlauft die Ver- irittunir <ehr rapid trHltliih: t»> treten Krämpfe mit Opi^hi»- toiiu- ein MUil die Thiere huren luiM auf zu athmen.

ti ruher zieht au- <»-ini*n Beidmehtun^en ilen hyioriennrli M'lir wiihtiiren Sihlu««<: ,Aus di»*>rn Ver-uehen er]uribt >iclu da» ««ihon ulKTni>i'lu»nil ireriuire M»*nirfn KohIeui»xyd pftigf

üKt <ihad liehe Wirk untren l»Hiliuir»'n. ¥> zeijtrt sieh aber da- Auffallrnil»'. da-- rn«tz f^rtdauerutUT Zufuhr neuer DüseD 'lo- Girte- }H'i irUMrhhleiU^inU'r «■«•nrentr.ititin »^in»- St«i^nin|( 'i.T Git^wirkuiiir ilitih nur in -»dir l»»>ihrrinkt»'m Maa<%«« statt- Kuii.r. In kur/i-r Z»'it, läni^ten- in hiiut Stunde, ^nd die Sy !ii|»r»»iur* /■; »iiifT ir»'wis-eri H"'lu* ♦•urwirkelt, imi liaun anf

ii^'s.T tair»- «-Ut stiüiiltuhiP.iT aiwKiheruil irleirh zu hleihen. M-i.i— ir.t:»-rl:iili» ir»'wi->rT *irHU/»-ii iHii^-r <'»»ni.»*ntn4ti«»u tun ■•--ririiiiirrT Gr:»'l d^-r Veririrtnuir ^nt-prirht. l>a>- die Höhe

l.-r V'-riritV'ir'.i: ir: dr-r Th;it \-'!: d»T *' •» nc h u t ra t iun nml ':i. hr V..II .i»'r P.i:ir'r *U-r Kiiiwirkuriir «i^^ G:u«#-s ubhanitt. /.rii:»!: iw-i.i'jir-r- d«"i'.tliili Vt-r^'w-h»-. lii»* »"ftfr wietlerhJt u:ni'':i. ifi -i^-iL-ri ri.n h A*:>M!'ii:i;t: «li-r Sympti»nie von . :■:•■!■ }:''l;»'r»-rL K'dii.-i:«'\\dL:»*i::ilti' awf ♦■•iu^'U uiefJriirefHi l...r-,r,.^r-^:ir'^.-! w :nl»'. Tp':/ ri.rrni ;irlii'lifr Z'itiilir •!••* Gifte*

km« II die Verpftnnftserjtrheinimpeii rloch lK>deiit^nrl ah, dit» Tltii'rt' iThf>ltrn si<*li his zw (»inriri ^t'vviK«'ii (intdt^ iiueli fiVlIig^ Wfun der KohleiioxyJgehiilt iiieilrig geuiij^

THi» ¥oa Grti hi»r ertiutic*lbi*n That-^HrhiTi t^rklumu in selir Hrdfn-tr»IU*ndf'r Weist» die Vorkomnitiij^se \m Vergiftniif^en Mpiii«rht»n dtircli Man in den Häiisem, Man beiihaehti^t fj - > -jrr pjii Ausströmen von ih\^ in «len BfNlfii, ohne k « ' »rwohnem dt»s Erdg<*^H*hosses im näclisten Hanse

Abel] ^hiwlH. Ph"it/.lirh treten dunn über Nuclit deiit- -ri Miul reUK4 TcMlesnille unW die von Kf^Iih^i-

i, .,._ ,^, -.:._; herrühren. Ich erinnere an den in der Zeit- krifl för Bioliigie Bd. XII S. 420 von Co belli benchrieb^-nen hll m tt»»5en?tl«K Die Fruii Caind und ihre beiden Tikliter '* ' '^^ Xagen an hetligeni Koidselunerz, welchen sie dem i u zu^cTlifiehim. Die Nacht vom 2* anf den 3. Ja-

1873 beizten sie rlesr^hnlb ilen (Hen niclit mehr wie for d»*ni Sidilafengehen Abend», nnd gerade in die-er S«it wunie ^ ans^n ,><ehr kalt nnd wurden die drei Per- Morgenn öo ron LenehtKas vergiftet angetroffen, diusH hm mit di^m Leben <Uivon kam,

Dil» Temj^eraturdifferenz zwischen iin^en inid aussen ujid tli*r Zug «ler (fmndbift naeh dem Hause zu kann sich **^nw4in*n ^iw«>hl «bidurch, dass m aus*<en kalter wird, Q,h auch n mehr bei/i. Nach dem Lokale, in wrlcheni rferenz zwischen Innen- und Aussen- Temperatur 'löd xiir Zdt wo dieiwi DiifereJix ani gröbsten ist, wirtl sieh Leuchtgas ziehen.') Es kann demnach l>ei tort- ii3is5His-«tr(»mung Torkommen, dass in einer Nacht in einem Zinmier erkrankt und sein Nachbar im Zimmer nichtig -^pClrt, und in der folgenden Nacht

iiti Padl Toti StifUdekan Enxler in njtjiaen |K»tnjlärpii L Htfi S. 111.

254 Sitzung der math.-phys, Glosse vom 5. Mai 1883.

kann es unij^ekolirt sei, je nHchdeni das eine oder ande Zimmer gerade wänner ist, älmlieli wie bei den Versuch v(m Welltsc hkowsky das meiste Gas nach dem Dami kesselhaiise zog.

Wie viel Leuchtgas wenigstens eine kurze Zeit lanjt einem Zinnner vorhanden sein nuiss, um einen Menschen t<>dten , hängt wesentlich mit der Grösse und Ventilati des Zinmiers zusimnuen, und da lässt sich nacli dem Kohlt oxydgehalte dt»s Leuchtgases, welcher allein giftig wirkt, I rechnen, wie viel fiir ein Zinnner von bekannter Gm nöthig ist. Man darf' den Kohlenoxydgasgehalt des St*i kohlengases nach den Untersuchungen von Bunsen u Frankland durchschnittlich zu 10 Prozent annehmen.

Im vorigen Dezember starlwn in einem Hause in ( Lindwurmstrasse in München eine Krämersfrau imd ihr < wachsener Sohn während der Nacht an einer Leuchtg) Vergiftung. Das Zimmer, in welchem beide Morgen.«« U gefunden wurden, hatte 28 km Luftraum. Um 28 km L mit 5 pro mille Kohlenoxyd zu mischen, genügen 1,441 Steinkohlengas.

Man sieht daraus, wie viel Unheil man mit einer j ringen Menge Leuchtgas anrichten kann.

Die technischen Voniahnien und die iK)lizeilichen V Ordnungen, die }>ei Ent<leckung solcher (lasausstnhnimj auf der Strasse zur Anwendung kommen, sind sämmtl ungenügend, wenn die Menge des ausströmenden (Jases i die Tem})eratunlifferenz zwischen innen und aussen einig massen gross sind. Ein radikales Mittel kann ich mir der Aufhelning (h»s Zuges des Leuchtgases nach dem Ha hin erblicken, welche leicht durch Oeffnung der Kellerfen.« und der Fenster im Erdgescliosse der IwHlrohten Häuser erzi(»len ist. Bei einigerniass(Mi geöffneten Fenstern dnl die äuss(»re schwerere Atmosphäre nicht mehr durch IJiKlen durch in die Häuser und ninnnt das im Botlen beft

M. r. Fettenkofer: Ueher Vergiftung mit Leuchtgas. 255

liehe liencht-gaj« mit , sondern sie strömt direkt durch die Fenster ein, nnd verdünnt das unvermeidlich sich }>eimischende Leuchtj(as bis zmn Grade der Unschädlichkeit. Es ist zu wünschen, dass unsere Behörden und die üasingenieure künftig in dieser Richtung vorgelien, um Leben und Ge- sundheit der Einwohner von mit Gaf? l)eleuchteten Städten mehr ab bisher zu schonen.

256 SÜBung der math.-phys, Classe wm 5. Mai 1883.

Herr L. Radlkofer sprach:

«Ueber den systematischen Werth der Pollen- beschaffeuheit bei den Acanthaceen.*

Bei der Aufstellung der Acanthaceen-Gattung Pseudocalyx, welche sich in der Tribus der Thun- bergieen zwischen die Gattungen M e n d o n c i a undThun- bergia einschiebt und Eigenthümlichkeiten dieser beidoi Gattungen an demselben Organe der Anthere auf sidi vereiniget, die Pollenbeschaffenheit nämlich von Thunbergia, die Oeffhungsweise der Antherenfacher dagegen von Hen- doncia, sah ich mich veranlasst durch eine vergleichende Untersuchung des Pollens nicht bla^^s der Thunbergieen, sondern der A c a n t h a c e e n überhaupt Au&chluäs zu suchen über den Werth, welcher in systematischer Hinsicht der Pollenbeschaffenheit in dieser Familie zukomme.

Im Anschlüsse an die Darlegimgen, zu welchen diese Untersuchungen rücksichtlich der Thnnbergieen bei Be- trachtung der Gattung Pseudocalyx in den Abhand- lungen des naturwissenschaftlichen Vereines zu Bremen, Bd. VHI, 1883, p. 416 etc. geführt haben, will ich es hier versuchen, nachzuweisen, dass sich aus dem Verhalten des Pollens nicht bloss für die Thunbergieen, sondern für die Acanthaceen überhaupt mancher- lei für eine uaturgemässe Gliedenmg, Umgrenzung imd Gruppinmg der Gattungen werthvoUe Fingerzeige entnehmen

Utbrr^, ftlfstemat, Wertk ä, PölUnhfschtiffenheiteU. 257

ifiU nuf welche \n*i einer Neuonlnung der A c u u t li a c r e n [>»e^mdere Avitnierksanikeit zu rirhtfTi s»mi wird.

K^ int auffalleüd, diiss di»* Hit^sicldsivirhi'n V(H'iirJ»eiten V. M«i)ir.s und Frit/sche\s für iliest* KHiiiilk' nicht M^hon [iSüigHt XU einjkfehendereii ver^kdehpiideii BeobtR-htun^fMi in ldti**er Uic'htnng Änsti>ss ^f^elwqi fiab**ii.

Vun denen, die r^ich mit dit*?^er muhhaltigen , ül)er

l'^>0 Arten in 125 (tattungen (nach gegen Wilrtjt^er Aut-

, HiT^ttnfr) unisehlies^^eriden Fumilie niiher heschüftiget, liahen,

^ H-Iieini zwar Nee^, den AbbiMungen in der Klora l>rasi-

licll■'i^ geniil-*f4\ nein Augeunjerk aiali uiif die PcjOen türmen

j^richtH tu hulx'ii. Seine opfcisrbra Hilfsmittel waren über.

wie auH el>en diespn Abbiliinngeii hervorgeht. tTir ilie L*ismig

dirr Aitfgsilie offen Imr ganz nn/Jireiehend.

Die* oj»ti?<<dien ^Iilf^^nJittt^l huljen inzwisehen (Üt* waiistliens- wprtlie Vervtdlkunuimimg erlangt.

Eine vullstandige Losung der Aufgabe wird aber auch I jHaKt ci>t v^>n einer neuen ruftnogniphisilu^u Bt*arbpituug der Ftuuilie zu erwart-en sein, nach voniusgegangeuer Vereinigung I rtlie< mogliehst. Ifiekerdosen Materiales hirtur.

Eine derartige Lösung war dem Voratjsgesehii kten gi'mäss Ifllr mich nicht djii* Ziel.

Mir bandelte e^ nich viehnehr nur um eine o r i e n t i r e n d e rnter^uchung au dem mir eben zugängliehen Materiale, ik^ii Materia le nämlich l^e^M^mcheut"r H*'rl>arinmh, wt-Ubes uiir trotz beträchthcher Lücken in m fern für eine .solche Ihitersu- clsnng viin «^rheblicheTU Wertbi* schien, als es Ne cs^der frühere MofiüigrHph der Acauthaceen, l>ei deren Bearbeitung für die Fbim brasilieiüfiB elien^o nU ftir De Candolle's Prodr4umts in HÜndeti gehabt und nüt seinen Bestinmnmgen verseben bat, H> diiK^ CH gro?*sentheils anthenti;-t{bes Material darst^^dlt.

Dtfcs Resultat dieser ersten ausgedehnteren Unter- f4irbmi|i^ mag einem künftigen Bearbeiter lier Familie die Aufgube we*e©tHcli erleichtem, nml ujn desswillen wird es

258 Sit zu Pt ff der math.-jihys, Ciasse vom 5, ^fail883.

nirlit nnan^oinessfii sein , dassellK» trotz s<»int»r zahlreichen Ijückeii , deren Kr^ihizun^ erst seinen Werth vollktimmen winl IxMirtlieiUm hissen, im Fi)I^eiulen zur ]VIitth<'ibin]LCZii Uringen.

Was den (i an <r d e r T n t e rs n e h ii n^ lx»trilR, halr ich mich, nachdiMu ich hei verschie«h»nen (tattnn^en den PoMen aUer mir zur Verfüpmjf geweseneu Arten je einer (lattungvnn ülH»n»instimmender B«»schaffenheit gefunden htttte, im weiteren gewrdnilich auf ilie rntersuchung einzelner «der <l<H'h nur einiger Arten all' der vnn Nees. Anderson, (W>t«Ml, Henthani und Anderen einmal zur Aufstelhing ge!>rarhtt'n . wenn auch nicht mehr aufn-cht erhaltenen (lattungen. x»w«Mt die>idlHMi in dem liezeichneten Materisle vrrtretrn waren, U^M-hränkt uml nur da die rntersuchunjf üUt dit» Usih-ichtigte Orientirung hinau> auf mehrere <jder alh' vorhandtMien Arten au^giihduit. wn l)es<>nden\ wahrewl tier rni<'r^uchung hervurgetretm»* Fragen das erheisi'hten.

I'cUt dieMfthi»de d e r l' u t f r- u c h u ug wenle iclm am Shiu»«' U'richten.

lih M't/e in iler folgenden Darlrjrung die BekannfcHrhar* Uli; dt*m liMiht in dfu Ivt ruften« It-n A)>handlungen nachi»^ --.•luMidfU 1 n h a 1 1 f d i- r < i r u }• y v n, wif Me einerseits N ei» =^ \\\ AV.illiih rhüU. a>iat. mri.T. III, \^''<2 ifux-^nd ai*' •iie l !:tor-uh.:r.irer. Ki'i«. Brt»wn'- im Pmdr. Fl. So^- H-!!., l^lM "IM in n- <\ir.d..|le-^ rn-Inanu«- XI. 184'J''

T. A^^itr^..- ir T!:^,,i:r-. E— ::. IM.m. Ä-ylan. 18(5*^ t^rt-.-..^- :cr V rr»*5r. s . VIH . '.rnwr in -h»uni. Liun. Stf^^- \ M. i^- ^:\r ;:r ..!r..,i:::-i '•.»:: li..:: .:.i:r-v. ^;: -d ..dieuila IX. I'^»^*

:" r ::• «i.t::\vct ■■ 1:^ ::v:\-. :a^"« »r-:

i ir. Vid.!i^k. Mt^deleb^-

>'■;, '^.'.r ^:;. A. .,^:V....:^- M- \i^ :-

.;:..! 'VniniUmerica* u«»«

;. !: IV : :i: .:- ::. B-::!;. H-

K. «Wr.. 11. J, l'^r*!-

•".- ■• »i'-v,-; •; ::.,-"■:!> ., .:^-v !!: \

.,i"'i!. . wvA' auf yelch^

■■■.'- .\.<.-,:\- ::-: ]y-^-\

.: i: :\. writc^r Folgend*«

■'.' ' \\ ••'.-• %\'r".-' '-: ■-*■• l.«i-

-<r :i> i^nielien ror»«*^

i

nferz lieber d.nifittemat, IVrrth dJ*ntttnbeHchiifffithfi(. 259

flflpfp \wi «I»*r AtHVJililtmj^ <\vr Eirrzi^Uw^rund»» /tirult'list

|Htiit|^iiHiii)t4' I)arr^Mlun<f iji Beriilu Hnnk. (icn.

rlt»m irh h*?rvi>rhi*lM% «hiss von den dftse!l)si anip'fnliH.i*ii

Gjtthjiipi*n leifliT rtwjt^ übrr viu Pritttliril iintrr «lern

r^rfflglwr )^i»wi\<i*nen Mnb*riji1e tVlilti». Es >iitd tlns die

iiiini fiaftun^eri , di<* irh in der Ri'i}u*nftdff<* von

Hoftk« Oifii. nnitT drn lM»f.rrftetidi*o Grnppenht^zpirh-

pfi im4 mit ilen durti^fon riMtinii^^-iMiiiiiDK^ni hi(»r an-

N I* J s n ij i c II e : G Ojdiiorrli iziidivllt»» : !l u »* 1 1 i f a <^

rnellieae): 11? Otacntithus , \Tty Pmilo-Willielmia,

rMimuloiHiK , 1?^ OistifhiH'jilyx ; ( P e t ji li d i o u e :) 21

kMmn; (Triclia n thereno:)2r)SdercH'alyx, 2H?ÄiHlro-

ttDi, 2*.> BravaiKia. 80 Mac rostepa ; (S t r o h i 1 a n t li ? h e :)

K^hitfti[*tdia^ 32Sataiiri«*nik»r, ^iM^hy.sacanthus, 34 ^]ndf>si|lhcm,

»titicni : A cu n i h e a e : 4 1 Tri('lia<'aiithns, 4 '> Srlonn hitjoii ;

ftiiii^siH (Barlerif»ap): 50 GI(M<s4»rhiliUH, '»2 ScvtantliHH,

lB»rlmo|a; (A^ystasipae:) 59 ? 8trobilacanthii.H, ßO Ncria-

fÜin>*, i\ 1 Berjfinia : (K r an t h e ni p ae :) O.'i ?SehastiaTir>-S('haii-

♦i«) 4^\.-<t(iruiitlnH ; ( A ri d r o ^ r a p lii d e a i* :) 7 1 Dintairau-

; ^Erijn^l iciiMtt»:) 73 FiIpHu, 74 Isoclinriste, 7rj Phiala-

hiK?'-* Holoj^TiipliiN ^1 OreucanthiL^, S:^Brjicliysti^phanuH,84

' -, ><-'i HalinirMTitliüs, 87 l^a/j>t*ii, 8R Stpn(jsi(^|diaiiu>,

na, W Cia-tranthus, iMvl Hoverdoiiia, l<t<> Hinum*

107 Fitb>nia, 10!^ Ptv^-^iKlottis 109 Sphinctjican-

t lllirlnli*rantli«*rnuiii: D i r 1 i p ie r ♦* a et 117 Tetra nifrinnu

^'' IjÄi-Wlailiis. Dazu kommen iiorh die erst in neuerer

iiufjrt^Udlttni natiun^eu l-arlöwri^litiu und Gate'-'ia (ii,

Omjf IM PpktihL Americ. Arad, XHI, Bcist-on IB7?^, p.

■1. %!i\ ferner Mellera und Hiernpa (s. S. Mtuire in

In., B.»t. XVIL 1879, p. 225 und XVIII, 1880, p. 100).

Wi »*ut<(*hlii^e niirh in der fVdj^enrlen Oarleffunj^ soweit

Wich rini*r inV Einzelne jjfehiuiden Besc^hrtuhung der i>e«>l*'

Pollenforrnen , welche ja leicht an l>etreffi'nden

iiK<fti und ibeil weine uuch iu den Dar^t^llun^en vun

260 Sitzung der math.-phys, Clnsse vom 5. Mai ^883,

Mo hl (reber den Bau und die Können der Pollenkörner Bern 1S34) und Fritzsche (Beitrage zur Kenntniss des Polleus, Berlin 18:^2: Ueber den Pollen, St. Petersburg 18:^7) nach- geseben werden können, und l>eschränke mich im allgemeinen darauf, hervorzuheben, wie weit ich die Beschaffenheit Pollens in Einklang gefiuiden habe mit den bisher versuchten verwandtwhatllichen Gruppiningen, und wo in derselben eine Indication zu einer Aenderung dieser enthalten zu sein scheint. In möglichster Kürze will ich vorher, um dnnh Beziehung hierauf in der folgenden Darlegung die wünsc*hens- wcrthe Knappheit und Uebersichtlichkeit zu erzielen, danm erinnern, welches die bisher bei den Acanthaceen beob- achteten Pollen f o r m e n sind , und welche Momente vor- zugsweise l>ei der Gruppirung der Gattungen bisher ak nuiassgel)end gegolten haben.

Was zunächst die bei d e n A c a n t h a c e e n schon früher beobac hteten Poll en formen betrifft, fiir welche ich, wie für die wichtigeren weiter anzureihenden, zur Gewiiniung kürzesten Ausdruckes lx»soudere Bezeichimngen in (^«»brauch nehmen will, so en^'ähnt Mo hl in seiner Arbeit iU^er den Pollen folgende 5 Pollenarten :

1. Den Pollen der (meisten) Thuubergia- Arten von kugeliger Gestallt, die Exine mit unregelmiLssig gewundenen Furchen. Ich will densell)t»n Fur^c hen pol len nennen.

2. Den Pollen vcm Kuellia, el)enfalls kugelig, die Exine grosszellig, rcsj). wabig, und, wie spät4.*r Fritzsche nachwies (l. c. 18:^7 p. 710, Taf. Vll. F. 7), mit :\ im Aecjiiatiir gelegenen Poren. Er mag Wabenjiollen heisren.

M. Den Pollen von A c a n t h u s : cylindrisch-idlijisoidiscJi mit *\ linientormigen Streifen (resj». Spalten), sehr ähnlich dem dreiseitig prismatischen Pollen, wie ihn Fritzsche (1. f . 1H:^7 Taf. XII, F. 7) für (Jeissomeria dargest-ellt hat, dessen Exine durch 3 Längsspalt4.*n in der Mitte der Prismen*

thpf^ '■ f '-i^rr d, mjatcmai. Wtrth d. l'tJlcnben'fMff'ciihfft rtt\ 2{\ 1

;lfii ri<,nn in H Srhiib*nstfH'k€* zerlegt, eivi'hpiiit, welrlu* ileii EihIhi zusHiiiniPiihiingcn iiml je oiiie der 4nrii|iftMi itt s^ch iiiifiiehrnen. Kr knim ilarnach nU 9i c h a I o n -

IVu Pollen »11 J LI ^ t i c i a i i e u li a r ii s ^n L, ( * '*^n- TnlgMH:? N«*es): elli}i>siiiiliHeli und drin LiiiJXs.stroitpn unten (Por#*n) be?^itzini«l. \v\\ will ihn ^ 1 n 1 1 h n Ü us e n- n nennen,

I Vn Hollen von .1 n ^ t i r i n r u p o n s i > L, ( Adimkoda

). J n 1^ t i c i u n r p 11 r e a L. ( Kn^t^llariii difTnsa Nees)

V pMe-^tes vert i (M* 1 1 a r i ^ l^dand.. fiir \\vlidi<»ii als

litJH'haOlR-hf'^ HMszeichnende MdTiienk* hervorgehohen wer-

dwi: ellip^irti>4che liestult, M cwler (hei Jiisticia pür|Mirea)

n (rp^p. spalten), in je<lerii eine kleine War/e» mu\

.ui'i 2 der LatJj/e nach verlaufende punktirte Streiteu.

Ute Nachunter:-urhim^ der unter Tk genannten U Arien

wji^h, ilaüw hu'r , ah^eKeheii von iler 2- rwler ^•Znhl der

'he unwesentlich i4, zwei Fnrnu'n jn eiuem

iiüHiengefjvNHt sind, welche /war nur Miiditifatiüuen

'l'Mlipn ßriindfonn sein mtl^n welche aber anseinander-

inkalt«). wie sich Splitter zeigen wird, von Belaug yt.

In«* eitle dieser Formen wchliesst sicli sehr üahr w tKf 4, Form an und iinter^eheidet <ich nur datlurch da- h9L da^ neli^n den 2 crder Ü linieaiT'tnuigen Streiteu (mit '* irxe* n>p. Poriis, tu der Mitte) jedt^rs<:'iK< 1 twier II Von kleinen Knötchen (die ^juiuktirten Stmfen* Vn) !4ehen« welche gewöhnlich nach aussen (Hier nach und innei» , seltener mehr nach innen als nnch Torragpn, nnd mich widchen ich fliese Form K ii <U- ^k^nrlone II po 1 1 e n oder kürxer K n ö t c h e n jio Heu ut*nuen ^^' KritTE>«che hui dii*se Form (mit 2 Streifen und Poren) **i VIII, F. 1 ;i flflr Belo|»erone ohiongatji und in *™*r frnhrmi Ahhiindhing vom .lahre 1S:S2 auf Tal. l 'V' M Rlr Juniicia Adhaioda L.. d. i. Adhatoda

2G2

SiUunti ihr mtUh^-phttH. Cta»»e wm 5. Mm tSB3.

Vasica Ne^.-* abgoUiliiet. Mar» kann, wie die drei erst «i^ wUlintyeii Fi^urPH von Fritzsche genU^mid dpuHicti t^nn'lunt la^mMi, ein sulches l*ol[enkom gleichsam ab zuKammeii^j^^tJcl betniclitrii au.s ein(*m scliirialeji (1 ü r tt* I bamle, wiJiJit» in Fig. *l der erwähn teu Tafel VIH von Fritassclie dein B<f .schauer 'zugekehrt ist, und an^ 2 demselhen oingefÜgte« lirtjiU^ren U e ekel- oder 1> o ^^ e ii s t fi c k e ii * deren eiai^ iji Fig. l von <ler iluhseren, und in Fig» 2, welche ila^* Fidli'U" körn in derselben l^age, alier bei tieferer läinätellüng mf$, gh^if hsani vuu der iivnin*<'ii Fbirhe sieli darstellt, l>a^ Uftricl» f)and ist ziemljtdi derb und auf seiui-r gau/.en Ol»erfläclie «liflit mit jiunktfönnig feinen, Kanälcljen vertidWn ürfllh eben }>eset/i , 8o dass vh im nj>ti>ieheu Durchschnitte recht- winkbg auf seine Flache <wie in FritzHche's Fig» 2) ge?<treift anssieht. Diesem iiiirtellmutl biltk*t die sclinuilen «^eitrnliiiehiBi und die Enden des* einer flachen Ihm^ von eIH|)tiK:h-ohlotigi«m l'umHse vergleichbjtn'u tVitlenkuruei^, denaen langxter Utuih- luesser als seine Axr prschfMut. Die dem Deckel und tlrum. Bollen einer Do^e ent^^prechendcn breiteren >5eiten fluchen, weldiCi man unter Vergleichung der Ptdienzelle mit einer DintoUK /che die Haupt selten nennen kann» besitzen in MitteUinie einen haarfeinen Lling^streifeu (LaugK^iiitttt*) einem Porui« in denken Mitt« (alt<ci in der ^>g, Ae«|Uatf»riiil^ Zone des Indien ktirni's) und je eine *»der mehren« Knot reihen £U beiden Seiten des Streifeut^ , Mud im l glatt und erscheinen bald mehr, bald weniger deutlich g( ihi*i auf die Haujii^eiten etwa.-< nbrrgreifende (tOrt^lbaotl gesetzt um! gh*ichsani diehcm eingefügt.

Die Dosenlonn tritt nt>ch deuthcher hervor lir^ kreisrund»*r «tatt elliptischer Uestalt der IVdk'ukönirr« sie an.-iib liessend an die lireit elliptir-chen von Liboniu («i. I>ei Jac(d»inia) Iwi der Gattung lsoglusr*a (hier aiwr nut Hehr nchwach ansgepnigt<.*n Knötclien) /,u finden limU In^tien vergleichl»ar einer jener Blechdo?<*»n mit Hpring«!**'!

Uofer: VeherilfhfMtfiimL\Verthd.PiMrnhi!Mrha ff rnhr.it de, 263

* (fir flie Fnhning von Vigurviienknhnk (ihlieh sind;

r hat man nicli deu Hoden deiveUjen durch einen zweiUm

i*rH*^tzt t n tivu k en . Bei il ie«eri i k e li e i b e n f ö r ru i g e n

e h o ti - <* d e r 1> u ^ cmi p ollen tVlilt der hnari'eine

in den HanjiiHMiten und das (jürtelbund bildet vhien

ttdigen Hing, der tiUer, wie aü.s der Vergleif.buu^ mit

&u*fa HÜf>ti>^clieü Formen hervorgeht , nicht i\U der

it\f diM Kornea angesehen werden darf. Von dieser

\mfik au^.dirtid rniig andi fiir die librigen die nlM-n gi»-

llexeichnnng »Dosrnpollen* jingenieK^en erscheinen,

zwur yiuch für die mit H (s. unt. Be lo jie rone nenio-

•K »^tt mit 2 Deckeist lickeu iwier Hunptseiten vei-sehenen,

(iürt^iliand dem entf^prechend auch coniplicirter ge-

14 und HM^ A, sUiit wie gewölndieh ans 2 an den

ißim mit einanih»r ven^'hniolzeuen kljinjmrrartigetj (liirtel-

irß 7UHmiimeDga4et/i erscheint* Ich will noch lieinerken,

wetm man s<dchen d r e i s e i t i g e n K n ö t e h e n p o 1 1 e Ji

dfin unter .i, charaktcri>irten JSchalenpollen in Ver-

itföcli bringt^ die Oürt^UtQcke den dort die Kanten in sieh

iiimden SchHlen*<tncken entsprechen, zwischen welchen

•* dort verhaltni^-^mäs^ig schmalen Spalt^^n der Exino

ii^^rt und mit Deckelstficken überkleidet erscheinen. Uer

^WH^hnitt Hcdcher Pollenkonn^r ist, wie l>ei der li. Form,

rii^nnid . strndem dreieckig mit nach an,ssen ctmvexen

. Die Deckelstücke sind, wie auch in der Zeichnung von

FtitiKchi« Taf. VII L Fig. 1 angedeutet ist, ne1>en tleni

MittKktreifen, und nanieutlieh neben dessen Enden, bahl

tid weniger vrrdickt, so lia-^s hier gleichsam 2 tlaclie

rippen zur Au^bI!dung kommeii, auf welche die deu

i<tn»ifeti lifiderstntÄ l>egleitenden Knot^'hcn ant'gesetzt sind.

Milen die Knötchen auf den erwälmteTi Hachrn I tippen,

in diesem Falle nicht selttm deutlicher als sonst ber-

•^«rtf^'t«!!, mi geht aux der bi>tagt4*n Form die» unter 4. von

*<»kl iiufgrfnhrte IVdhin»*irt hervor < meist luit :», selteuer mit

264 Sitzung der math.'phys. Classe vom 5. Mai 1883.

2 Poren 8. unt. Schwabea ciliarin), welche ich glatten Dosen polleu genannt habe. Nicht selten findet sich hier der Inuenranm des PoIlenkomei3 in der Aequatorialzone ver- engt in Folge stärkerer Verdickung der hier meist auch fiehr deutlich radiär gestreiften Gfirtektficke , so daas bei ent- sprechend tiefer Einstellung auf eine der Haupfletten der Zellrauni geigenfomiig erscheint.

Als eine weitere eigenthümliche Modification des Dosen- pollens scheint die bei Glockeria zu beobachtende auf- gefasst wenlen zu können, bei welcher das feingrubige Gürtel- band sehr, sehmal ist und nicht auf die Hauptseiten über- greift, die Hauptseiten femer fast halbkugelförmig gewölbt und ausser mit einem Ponis in der Mitte mit si^rkeren, wansen- oder selbst stachelförmigen Knötchen besetzt sind. Auch bei diesen etwa als gedunsen kuchenförmiger Knöt- chen pol len zu bezeichnenden PoUenkömem ist, wie btt den scheibenförmigen von Isoglossa, jene Durch- schnittsebene, in welcher die Poren gelegen sind, ab die aequatoriale aufzufassen und das Gürtelband einem Meridian- kreise zu vergleichen, in dessen Ebene die Axe des Pollen- kornes gelegen ist.

Die Axe erscheint in all den bisher (unter 1 5) be- trachteten Formen als der grösste oder als einer der grOssten Durchmesser. Wohl aber gibt es bei den Acanthaceen auch Pollenkörner, deren Axe den kleinsten Durch- messer darstellt, und welche aus der Abplattung einer Kugel hervorgegangen erscheinen; so bei Haplanthus (s. nnt. bei den Andrographideen) und Herpetacanthus (s. bei den Asystasieen). Eine besondere verwandtschaftliche Kategorie stellen diese Pollenkörner ebensowenig dar, wie die rein kugelförmigen sieh Thunbergia (Thunber- gieae) ; Ebernuiiera (Nelsonieae) ; Hygrophila, Phlebophyllum, Calacanthns (Hygrophileae und Strobilantheae) ; Blechum (Petalidieae) ; lluellia (Eiirnellieae);Neuracanthus(Barlerieae) ;

fm^i fTeherd-*3f*ifm(ti. Werthä, I\»ltetihe)tt:hfi(}'tnhett etc. '2(1*1

liitiiti { Aiihclandrwie) ; Asygtiisia atrf>vin<lm(Asy4ifcsieuei ;

canthus (P^euderanthtnneae). Sie treteu bei einzelnen

b|ft*n VHr<fhitM!f*nt*r *iniji|»en auf und erscheinen iiiuiT-

kT brtri'tt'enilen linippen, wenn $ie Jer ^on^t div i\rn\\\fi'

nenden Eigen tlUlniüilikeiten in der Oberfliicln-nlif-

sheit uud Anordnung der Spjitt.ini und Foren, worin

Inh in d«*r geonietrbehen (1^^1*11*. du« die versrhip-

irfuppen der Aeanthaceen A uszeioh n»*nd l-

kennen i»t, entkleidet sind, ah auf die ei nfac listen Ver-

e, auf die (fruruhonn, wie man vif'lkielit sut»:»*n dsirf,

loder minder vollHtändi)^ zurürk^^t'tnhrtv Fi»niHni (s. /.. H,

Sit'rgia 4übrv*o|isi und SU*i»andriuni fcrinerve, Blecfuini

^it imd Ua{danthüj$ vertieillariH).

IToH nun die zweite Form betrittl, welelie in der rm MohIV noeh w«nter enihalt^^n und durtli l!v |*n- Y e r t i c i 1 1 a r i ti Tertreten ist, so zeichn»*t sirli dir- [ b«*i ;d|er Analogie mit t\vm DtKKen|Kdlen, liPsond*M>i dt*m Btig«-n, daflureh aus, ditss die xwi^elien den Ciürt+^lstüeki^n nea Haupt«eiteu oder Deckelstüeke au«H4T dem liier ye- lÜi'h na*hr «nler wenigiT k [artenden frinen Läu^Es^palt Ponis in drT Mitk* noch 2 Ayaii^ kiir/.ere, ehenfallH lule Lanj^stspalteu hi^ititen, je eine zur Seit«» des Mittel- Mi dast* lue D<^*kel»tik*ke hirr ^leirlisam in zwei, nur ttod iinU*n mit den riürt^vlntiieken und unter sivh in ntlmig «tehende, breitere mler .scjiiulüere Hpanj^en rn*t*h«*inen, welche den corhiii erwähnten, Haclien, |Knotchenpülien die Knöichenreihen tragenden Uippeii ^»^•Dp>üenä entsprechen und Hellest auch nii^ erbabi-ueu \ww die ^tflrti^Utficke, mit ei n<^« 'drückten Punkten »«ler miifer Zeichnung venwhen «tnd, wi^shalh «ie w«dil wie ilie Kuöt<'henreiln»n von Justicia cap(»usi.s und auch ik'hlechtitin als ^punktirte Stnü'euV' aiif^cf;ts.st irbn«^ hui. Ich will diepte Form, vvelclu' icli nur ing Hnngia mit bloss 2^ ausserdem iniuier mit lUt» ''- »LI 18

2dn

SiUun{f der maihrf*hf/H, Chime rnm Ü, Mni 188S*

3 Ptireii versehen Kefuiiil(*ii fuibe, uls Span^enpul iR^/eiehnen und gleich tMwh auf eine» andere Fnrrn hinv*'( ilie nju'li ihrem äiissen-n Anneheii mIh oin<* McHhHeaticm seUM*ii juiiVretjusst wenleh kiuin und Kuh nn* upo II e nannt sein umf/. Sie zeichnet, sich «hwlnnh nn«, di ihr tm den Polen jlei* Körnen nnr die Spangen «einander /itsiiinnienhüni^eii, die iin den Ntnnipfen Kiinti l*ollen>i ^^rh-^enen (iüi-telAUleke alier tn isolirt^*n Scdi stUcken umgebildet ei^selieinen, widche ntni ihrerneitti von den Spanien v^ehildr^-en il ah inen i'in^«»pji.sj*t ^ind, hat also «(leichsuin eint' L'uikehnin«^ des Verhäitn OßrteU und Deckehittleken drx Uost^upoIlenÄ hier Pin! ^^rifTen. tJelei^entlich /.eij^en sieh hier die (iilrtel- <Mh»r Si^ Htiieke seilet wieder dni^h Lilngf*spalten in npanjirenar Streifen aierklCHW. Kine si*lthe Form i^t e», Vitl FritjKSche anf Taf, VI, Kij^. 12 von einer uö^Michi nicht naher hey.eirhneten ..hiMticia* ah^ehildet hat. i kjunn etwa« anderes zu veriiiuthen sein dfirfk* ul^it d M n r t i n K , wie N e e 8 in I >< '. I 'n wir. XI, p. 4 59 erwiihi J UHtiria hiepharophylla [»ezeiehnet** V h a m e r a n t h e iirir Hey rieh ii Nee8, <l essen PolIenkiVnter von allen, weJel •^enehen, am he44.^n diener Zeichnnnf( entsprechen.

Frit^CHche (I. c. 18H7) l>e8tiitiget /um Th«nlt% Thrilf verhfXH^rt. und fr*rweit4Tt vr *\\v An^ihen MoliT^, im VorauHj^ehenden an jct^ei^^neter St^dh^ whon hern htet fc4

Von besonderen Formen lindet .sich bei Fritx^oh namentheh norheine erwähnt, von der er zwei mci ziemKc den extremsten V'ork(»mnnnHsen ent^-prechendo, flbrigenji lii gerade mustifrhafte DiirsUdlungeti anf Taf. V, Fig. 8 Knellia anisophylla, i. Strobi 1 a n theM o, T. AjüIi ((foldliisHia a. Nee«) nud auf Tut". VIII, Fig. H Rir Bil |i*ria longif<»lia» d. i. Hygrophila Hpino»a T. A (A^iteracaiüiia longifoli» Nees) gibt. Ich mll du Kippenpollen nennen und werd^ anf ^cdne Be«c

Vii߀rd.sif»temaL Wetih iL PtdhnhfHchaffenheii etv, 2l»7

^^ 'T^Vatirmen, welche «*r zni0:, \m *fer AnttKlIirun.u 1, hei denen ich ihn (in ilen <irnppon iler phileen, Stroln I unt heen nnd Trirh ü n th»*- >hiii»ht4*t hn\yp^ /,nr»h kkoninien, Wu*r ist ncwrh eine M a d i t'i c a t i o n A en W a h e ii - herror/nhelpen, welche Fritzsche anf Tiif. VU» IBr Krftnihcninu» «trietnni ('olehr, (Dnedahi- irtus T. Andern.) abgebiltlet hat» nnd wok*lie ila- eeichnet ist. da«« die f'oreii an ch*tn etwas elli]>- k&rJiefi Kome in ralt4>narti^eii Vertieft m^en lie<^en, in ^Irhmi die WabenrA-llen nnterdrnekt rwler nur durch ein wiijC Torspringendes Leistenuetz angedeutet sind.

VViü« Friiy.Kche in »eiin*r friiheren Ahhandlmig, 18t{2, I 2?! filr gpwiwe Acimthaceen ant(iht» i8t rinvnlLsUindii^ nnd niimi krini* weiU?re Berücksichtigte^.

Ih' e In ü h e r n ii in h a i' t g e m n c h t e n F o r ni ** n ;

nrrh^npfillea, Wah^npollen , Seh a len pul Iimi ,

^•^n- , S p 4*n g e n - , R all m e n * und R i p p e n j) o l I e rt »

<4rliif ilk mehr oder minder eingehend von Mo hl tnid

Tiluch? berrihrt worden sind, stellen sich vorzugsweise

_'t*n dar* wehdie ni»erhaupt eine weitere Verhreitnng

II .vciinthace«'"n besitzen und für die Systaiiatik. wie

m lEüigen, v<Hi Brhuig sind.

Kur xwei Formeo sind noch an.sserdeni als belang-

' '»n, deren eine, wie gleich hier benuTkt

_, I . s Uonieen eigen ers^dieiut und Falteu-

llcn gmiifinl wenlcn kann, willjren«! die anrlere bei den

trogrftphideen sich findet und Hau beu fml len

ttiī.

Wi* Konier des* Fa lien]»ol len s sind ellipsoidisch

kugelig mit glatter OberihUhe und l\ tiefen Längs-

flrhe in der Mitt^^ je einen rnuden Pnrus besitzen,

|)auben|Hill en kann als eiue MMdiHcuti^iu des

tl&tu^ tttifgefiMit werden, df<sru Spalten an den

268 Sitzung der matk.-phys, CÜaase tom 5. Mai 188B,

mehr ellipsoidisch gestalteten Körnern in der Mitte erweiteit ,und ihrer ganzen Fläche nach mit oben und unten Ter- jüngten, fassdaubenartigen ExinestQcken überdeckt and. Uiese Daubenstücke lassen in ihrer Mitte die f&r die PoUen- schlauche vorgebildeten Austrittsstellen als mitunter nur schwach angedeuteten Porus oder als nach aussen oder innoi vorspringende papillose Auftreibung erkennen und «nd, wie noch mehr die daneben befindlichen nnd gewöhnfioh allein an den Polen untereinander zusammen! Schalenstücke, fein punktirt. Um die DaubenstQcke sich, zwischen ihren Rändern und den damit parallel lanr fenden der Schalenstücke gelegen, ein glatter schmaler SfaraÜBn wie eine Fuge herum. Sind ihre Ränder etwas erhaba, HO kann das als ein Uebergang zum Spangenpollen angwehoB werden.

Neben diesen wichtigeren und verbreiteteren kommcB vereinzelt noch mancherlei Formisn untergeordneten Weitliei vor, welche zum Theil auch nur als besondere Modificatioiiei und Vereinfachungen der verbreiteteren betrachtet werden können. Sie sollen bei den betreffenden Gattungen ihre Darlegung finden. Besondere Bezeichnungen erscheinen flir sie überflüssig.

Was die Gruppirung der Gattungen betrifft und die Momente, welche hiebei und l>ei der Umgrenzang nnd (iliederung der (Gattungen bisher als maassgebend be- trachtet worden sind, so ist vor allem hervorzuheben, dsM die erstere wohl im grass(Mi Ganzen und in Beziehung inf die Aufstellung gewisser Hauptgrup[)en, keineswegs aber im Einzelnen schon eine befrie<ligende, die natürliche Verwandt- schaft der Acanthaceen zum Ausdrucke bringende ist.

Die Momtmte, welche für die Abgrenzung und damit auch für die verwandischaftliche Stellung der Gattungen seiner Meinung nach besonders in Berücksichtigung zu zi^en

r^berd.

C Wrfik d, FiOMbtfthmfkmlmi Hr, 'M9

Itoh. Browo m P^^r. FVvr, Xot. HoU- h l^U\ nach dar R^ihifnfulge «le« Wwtbfts ck!)i er Uitieit iu ciliar lieNondenai Uebersdcht »ufgücählt, und AU"» Ueit in seiner i^riftetk Bi'^rbrttuttg der Aeanthaceen in teil PI. «icitiL mr., III, 18ti2, p. 74 fotbtiiid^ acce|ilirt w5Ttlirh wjedergtgeben^ wie folgt: 1) Setniim eiiui fi ' ^; 2) f}i»^|iinieiituni nüvis mlrmtniit vel

i) A^«.«...^< biloculom« rel titiilociiWi«: 4^ sUiinuti 2 Tel 4 ; 5) ctiroUae irrejöfiilarti linibii» 2- vel ntmz ft) ealyx iie(|ualis v<*l tiuu*4|iuüjs; 7) ^iji^iiljie lo- rnii. Fiinier ab* Momente geringeren <*ewrirlii«s: rollA siiJir^ularb* et tuiic iu^kIo hyiKwrÄteri- iinlhi*riai 2 eicsertas, ^l iiifuritiibnlii'nnuis untberis 4 »: y) (cf. .'i) tHiroüae irregularis labiatae form» et di- t lahianioi : 10) (cf. 3) antheriiruni Itieellnnim t*itiis di- H eotiniHTtiTi forma et voluinine |>endens, eormidemc^ue lices ruriiie; 11) (cf. 4) tilHmeutornm »teriliiim in dt- ikevfstiih* ml deft'ctus; 12) (cf. 7) cai^ulac valvnlae Ti?l iniviculare«*, tf^e^siles vel in ungueni eontractjie. l'Sieea mlhsi W*rü(*ksiehtigei weiter den Umst^ind, dass, [f«r Kieh tuwdn'lrkt, i^ymmetriselie und a^vnimefrische akiinfimorphe und zygoniorphe) Bildung in jeder Ab- DDff vorkcMtini^u kann und »ich bald in der «Friictitt- bulil in der ^InÖoros^eny** ausgeprägt z**igt> und h*e- ' ' ' äfiere (lattung auch, wan bei (ileiclisirtig- ti tlurrh einen luideren Tyjuis der I n- f*t€nt weh auszeichnet. Dunius erklärt sich die be- ilich gro»Hi*re Ansiahl VfUi Gattungen^ welche Nees hier netiier Hpäteren Bearbeitung der FauiÜie in I>C. I*nidr. |847. im Vergleiche mit seinen Vurgängern und seinen fru erhielt- Die (Uiederung der Fannlie, zu weleber agte, i»t nach der Darstellung in Wall. PI. tis, rar., [n:\2 und Lindley Intmd. K«l. II, IS8.^ (nach dern Oitate Ciin<l. Prfidr- XI fiVr die (InipiK^ der Aphelandreac)

270

Sitzung der math.-phys. Classe vom 6, Mai iß83.

folgende (wobei an die Charakteristik jeder Gmppe nur durdi ein paar Worte aus dem Conspectus diagn. in Elndlicli. Gau, und so gut das hiernach geht, erinnert sein mag):

Tribus I. Thunbergieae (retinaeula cupuliformia). Tribus II. Nelsonieae (retinaeula papilliformia). Tribus III. Echmatacanthi (retinaeula uneinata).

Subtrib. 1. üygrophileae (coroUa ringens, cqvak

poly Sperma). Subtrib.. 2. Ruellieae (corolla limbo aequali t. sob-

bilabiato; Capsula 2 4 oo -Sperma). Subtrib. 3. Barlerieae (calyx 4-partit«8, ladniis ib-

aequalibus ; coröUa infundibnlifbrmiB yA K-

labiata). Subtrib. 4. Acantheae (calyx 4-partitns, ladniis inr

aequalibus; corolla 1-labiata). Subtrib. 5. Justicieae (calyx 5-fidus; corolla pleruB-

que bilabiata ; Capsula 4-, rarius pleiosperma).

Divisio 1. Aphelandreae (capanlaaeasilk). 2. Gendarusseae (capeula migui-

culata). 3. Eranthema (capsula longe on- guiculata). Subtrib. 0. Dicliptereae (calyx S-partitos; ooroUa

bilabiata; Capsula 4 8-sperma). Subtrib. 7. Andrographideae (calyx 5-fidu8 ; oorolh

bilabiata; Capsula ses^silis, pleiosperma).

Diese Gliederung wurde in den Gen. Plant, von End- lieber (183(5 40) unverändert beibehalten unter Eünordr nung der inzwischen neu hinzugekommenen Grattungen und mit der einzigen Modification im Inhalte der ünterabtheilmig der Gendarusseae, dass unter Gendarussa die Nees'sche Gat- tung Adhatoda mit einbezogen wiurde, femer unter ErBetsuDg

L. IitaMkMffer: Üeher d, Ht/jttemtU. Werthd.l*i*tUnfjefickaftenhat etc. 271

irr Uruiij»enbe7.eic'ltnini^ Enintlit^nm (lureh .Kmntheiueue** die SubtrilinH <> m\d 7 bei Endlicher als Tribus b«i- »ichnet nind, ist otienlnvr mir eiu Dnickfehler.

Nee.s s**lbi<t. üJitlHrte in seiner ^^päteren fnnno<^niphi.seln*n

iBeaHidiuDg der Fatnibe in De Cand. Prudr. XI. IS47, dwst^

Kilit'drntng unter vollständiger Einhaltung der Reihenfolge

Ider a»ifeelnhri€»n (ilit'^ler nur in so fern ab, als er den

IWüTili )>estinnnter (ilieder erhöhte, nainlieh der Divisiunen

»d Sabtribns zu dem von Tribus und den der dritten

PribuH zu dein einer Subordo ^Echinatucanthi*,

•^elclH'r eint* aus den erst*»u zwei Tribus gt»bildete weitere

FB n b ti r d o , A n e c h ni a t a e a n t h i " gegeiuiljergestellt winde,

DsMliirch wurde zugleich die gemeinschaftliehe Bezeichnnng

L»Ju*tirji*sie' ffir (he hierunter trülier zii'^ammengebusstrn

CS tJruppen überflüssig. Im Texte sind hier die auf die

ApheJundreeu folgenden Tribus unter unriehtigen Niuumeni

luid f5I?ichlich ab ,Subtril)us* atifgefCihrt.

Anderson liat, was die Abgrenzung der Gattungen, in? Bi.viehnngen äu einander und ihre Gruppinnig in Tribii.s ünterfamilien betrifft, durch die Herbeiziehung eines IrUf^i il'liiÄtiHeation^^nioniente« d e r A e s t i v a t i o n d e r ^firuile einen wesentlichen Fortseh ritt ei*7;ielt. Derselbe it xwar in der einen seiner Abltandhuigeu (Journ. Liiin. [tu:. VII, 18lS;i) nur die Arten Africa*8, in iler anderen IX, 18<i7) nur die Indiens mit AusHchlnÄs des iudisehen |(i|ic»k in lietraeht gezogen und hält es sellist desshatb Ir v<?rfrüht, ober die Charaktere der Gattungen und (iber Ver«ran«ltÄt*haft sieh l)esti?innt auszusprechen, glanbt |ier diich, dass die Umgrenzimg der Gattungen, der Tribu« der ITnterfamilieu bei <4ner H<'vi.siou der ganzen Familie wiwtmtUehe Veränderung mehr zu eriahren haben

Er iheilt die Familie, statt wie Nee.s in 2 Ihiterhunilieo tofdiiimtliac^nthae und Echmatacanthae, deren letztere die

272

SitiHnff dcf matlK'iihtf9, CUtif9€ t>om J. Mm i89S,

ßnii/4* Fiiitiilie tWit iiUein in c^ieh ischlifiKst) , in H aoktie: T h (ifibcrgideue, Kuellideae uod A mn th td4^•(l, ^nneh der Natur des Kelchi*s (8. nb. in der Uebersidil R. Bn»wTi's), der AMivation dtT Comlle und di^r BcMchafftfobett der die Samen trügenden IMiicentHrtheile* (h. ol)^n 1)

l)h RQckMiehtnAhnie jiuf die AeätivMtioit iiT Co rolle ist e^ vor/.nj^ücb, welelie, wie schon erwähnt, Air neue Anordnung auszeichnet und ihr wesentliche N'ortheilf yjiwendet. Sie dient namentlich s^.ur UnterHcheidnuK An A c a n t h i d e e n^ mit i ni b r i c i r t e r Knc»i*«ponlB{(e, Ton «Itti Thun ber^ideen «nd Ituellideen. mit gedrehter Ku^w^in^nhige. I )fM'h liezieht Anderson die X e 1 « o n i er n, deren obere Kronentheile die fleiilichen decken, m das« \m keint^sweg» eine gedrehte K Uns [»eu hl ge vorhanden ist-, iin 4ai KucUideen, und mit Hecht scheint Beut harn in Benllu, Hiiok. (ren. diene (tni|i|>e nh eine den Thunbergiee gleich werth ige wit^ler henuLs/nhebeti. Uebrigen» i»i wohl i Iwnicbten^ da;*« auch so m^b Auflnahmsverhältni^e in dk? Abtheikmg der Kueltideae vorhanden sind, welche weil \mUnx (nach der Betrachtimg ihres Pollens) nähere Hrwühotf finden wenlen. Ja auch fiir die Tbunbergieen i^t , wiftj neue (iattung Pseudi»calyx zeigt (ä. die eingangst ciiirt« iheilung hiernber), der Knospenlage der Krone kein allzu gi Gewicht beizumej^-^en. Das wesentlich KigentbUmlicbe T hu n bergieen ist die mehr o<b«r minder »chi I dfor Anheftung der Sameu (daneben nf»ch die Ffedncinj] KelebeK und die Bildung eines Scheinkelches mi» den teolen, was «ich alier schon l?ei Gattungen anderer Oni] K) bei Clin tax uu<l in gewi><ser Moditicution bei I)ieli|i und d(*u verwandtsten iiuttungen ebenfalk findet), »eutlieh tligenthftmliche der NeUoniecn sind die k n e n , kugeligen Sa m e u , und mit Kecbt hat B e t- * von ihnen ilie (bittung ('ardanthera llani* (A Nees)^ welche die flach 3&usamniengodrQekteii 2ia

|....ii;.l^.,pii |>e8itxi (die bei ('ardanthera nur wo;f*»n ihivr

-•«e \uvi werfen dm hVhl+ins *ier llftiuanila denen der

ab gleich wert Iiij^ betmc^hfcet worden wiiren). »ti den

1 II _v g r o |t h 1 1 o ♦* n iU>er^ra)jreu, w'ie »Inrch

ll^; in der H«vs('lmtt"«4i}ii'it des l\j|lpns von

uUipni mit dem der ff v^^rophileen dargetJnm wird («* nnten).

Inn^rtuilli »Jer liu t*l I id eeri Ajidersoii'!* (mit folfL^entlen

und SuhtrilniF : Tribu?* N e 1 s u n i e a e ; Tribu- K n -

kik« : H y g r II p h i 1 e a e , mit Nnmaphiln , H yi^rapJntu,

»in, HurneUieae mit (Jsilophane^^, Biitdiiu, Petü-

!*»endcd>jirleria, Plia ylnp^is, A ptheilema, T r i r li h n -

krt«ae mit VVhitti#*ldia, S t r h i 1 a n t U e u e jjiit Henii-

[f^ilite«, 8tt*fiiH<iipbiminni, Siroliibinthej*, Aetdmjioitheni, Hae-

'bliiciiilhn») mid die Tribu« .nach den fharakt^^ren «les

(«. ob <») und der ^amengestalt*" j^ebildet.

bnerhftlb drr Acwn i h i il e e n A nderson^s (mit fVd^enden

wm und Öabtribus; Trib. Barlerieae mit Barleria,

ftikliML, Laakesteria, Neuraeiinthu^, Crixsaudra, Leindatfathis;

Wi* ArrintheHe mit Blej>hiiris, Acauthofisis» x\eantliii><,

iy«rirhiiou ; Trib, A n d r o g r a p h i d e a e mit Andrograpbis,

iitw, (4 ymniwtachyum : Trib. P h l o g a c a n t h e a e mit

inlb n% : Trib* J n » t i c i e a e : K u j n s t i v i e a e ni it

i;i, Jtijiticia, F*tv«siglottiü, Sebwabea, Monatheeium,

i, e. Istiglossa t>rt*t. , llungia, Anisri»tachya,

mit IHeliptera» Perisirriphe, Mypne^tes, Kbin-

I sja , Bracliy?*tephan uh . < i r a p t u p li y 1 1 e a e

Ort iimfitupbyllum , Iluphinthera. Hiittya; Tri!), Asysta-

K r a n t b e m e a e tni t Krantbi ' m u n » , K u a s y s t a s i e a e

*ua(*;uithii8^ Direntninthera, A^yrttatiia und iVlackaya)

** TribiLs Ieir;ht TM iint^rrHcheiden nach der K«irm iler

' (».ob* 5,8 n. 9), der ZabI der Staubgefässe (s. ob, 4 iu 1 1)

' ^*'pnheit der Antberen'^ (s. o\k :\ \u tO). Die Snb-

I r ,auf rbnrakt4-re der IMiUb entheile, auf die

I 4er KaiwHd {h, ob. 12) und dieZnhl der Samen* (s* ob. 7).

274

Sitiunff fler math.-pkytt. Vttvtite rom 5. Mai I88.f,

Im iillgeiiieiiieii sind <bis, vvurmif S4.*hciti iin duzelncn durch Piit.j^|irecheFide Cit^ite Uin^cwi^en ist, dieselben fte^icht^- punkU% wie sie ?H.*hrin Hob. Brown nnd Nt«ej« im Aö^i* ^ehtiht liubeiu Der A b 1 ü s 1 1 ii g des D i s s c p i iii e n t e 8 (s. ob. 2), welche el>enHo M iUMmi^eu der vim den Euni**l* lieeii ilureh Bentham tiiiterschie<lenen Pefciil id i^en (Petali- diniii, Phayliipsis, Blechnni, FenisN'nHmacanthu*^) wie der Di- el i |*t e re e ii vork<»mmt, ist mit Hc*-ht kein besDridere» i •r*wirht mehr 1»eigem(*SvS4*u ; ebensowenig der von N*»es ^ncl jcu ^lir in tlen Vordergrund gt-sehi dienen 1 n f l o r e üc e u z* Als wichHgi' neue Momente treten liin/u, die Aesti vaticm der CorolUs wie tichon oben herv<>rgeh<^l>eii (s. olieii >>ei d. ünt^^rfiuniUen), und die (testult iler Samen (s. oJ>en )m d. Knellideenl«

Die.^e beiden Momente sind bei Hentham (in Benth. Hniik. (wen. H, 1S7»1) noch mehr in ilen Vordergrund ge- seholief^ mid werden zunächst nach der Gestalt der Summ die T Im n b e r g i e a e und N e l s o n i e a e von den fibrigen Aeimtluieeen als 2 gleicliwerthige Gniiipen , Tribus, (ank*r Aussiniderung der (lattiing Clistax aus der ersteren und der Gattung Adenohnia, d. i, Cardanthera Huni*, aus der Iet/t4*ren) allgehoben* Der Hest wird dann uaeh rler B<*sehatteuheit der Corolle, bescmders ihrer At.*stivation, in .'] weitere gleicli- wertliige Gnippen, Tribus, getheilt, nlinilieli in die K u e | Ii eu t* mit rein oder fast rein gedrehter Knospenlage der Krone, Ul die A e a n t h e n e mit einlip]»iger Krone und in die J u s t i e i e ji e mit nieuuils gedrehti-r» meist rein aufsteigend, tbintwetj^i» aber auch andere iuibriciii'tn* Kn(»spenhige (bei der Subtrihiis der Barlerieeii) und mit meist ausgesproehen /weilippiger Krone {hr\ flen Subtribiis der A ti d r o g r a p h i d e e n, K n j n s t i e i e e ti und h i c 1 i p t e r ee n) . Bei den B n e 1 1 i e a e findet sich neben den Hubtribus Auilerson's noch eine isehon vorhin er- wähnt^^l *Subtribiis der Petalidieen nuFg«?5?tellt; bei deui Justicieae (den Acanthideae Änderjäon'i* entspnn»heiitl| mit Aus^hii^^sung der Acantheae) tindrn ^ich die I'hlcig-

tttotlipae mit ivu A ii d r ( i ^ r a p li i d t* n vennu i^A u ml ic ii r H {I t ti p h y 1 1 t*t* 11 in die K u j u s t i v i e e n ei nbi»/i »j^i^n ; ,Ä»Rr *ind flt<5 D i c 1 i |^ t c rn* n und E r a n t h e m een, weklu* )m Auder*(in mir uh LTnknihthpiliin^pn dritter Ordinni»^ er- ^eiiMfU, »uf die KlrieheStulV mit tlvu lilirigpn sclion geiumnti^n ^khnlvmp*n und den Aj«yf«ta«iet»n (nach Aas«chluss der Kmntliemef^n) ^f^ellt, WL4ch'' letztt^enunnte zwei Sul>tril»nvS t»ffi di'ij liiirl«'rii*c»u tluri'h tue aufsteigeTide Kroiifndt'ckiing» ^m deü drei and»^ren 8ubtrihus der JiLstieieae aljer durch ik nicht («der d*)eh nur mmüliernd) zweilippige Krone «nter- <ehJeil«i werden.

Die oriHiitirende UnteiNuchung über dfis Verhältniss der

.'n|^stältung VM den übrigen verwandt^ebaftlicbeu Cbuntk-

läw-t die Veränderimgeu , welche Andersnu uml

li^niliaui in die G r u|ipiruitg der Aeanthiiceen

'irt haben, lum grcjssen Theile nls wnhlbereehtigti»

u, spricht aber doeh gelegeutlicli äiueh wieder der

I it^ von Xee^i rlas Wort oder vpranlii^st, neue

MfidificutifMien in Aussicht xu nehmen. Es zeigte sich

i, iiy» bei den Aeanthaceen in (l^r lleifcl den Arten

IIäw U;ittung dii* gleiche Poüeufunu zukuinmt, und

.•••i <k| wo wesentlichere Abweichungen in iler Polleu-

bn eins^elnen oder mehreren Arten einer Gattung

" -'1-M-4 auch andere Merkmale» vorhanden >ind, welcbi^

_ er<'heinen la>iien, i^olche Arten und Artgni|»pen

>* ^»««oiideren Gattungen zu erheben, «nler in anderen Fallen

al^ brrwuidere üntergatiiingen nder Gattungs-

zu nnten-c beiden. Weiter war, wenn ich vor d^m

'Q auf die EiuzelergebniKHe dti» Gesamintresnltat

iJ(izzin*n wilJ^ /ti erkennen, das:< gewisse eigi-nthüm-

it.ji...* ,,,j, jjyj, ^jfjpf f^^^ um» innerhalb derselben

Uen Gruppe antlreten imd tur die»e so elia- *h «iod| daj9« auis der tieiitalt des l\)llenh allein in

276

SÜsufifß Her mntk.-iihtfH. Ctti9»t vom 5, Mni /Ä?»3.

deu meint+^u Vnlhn die Zugehörigkeit einer I*fliiiue scix die«f ixler jener engeren oder weitereu (i nippe mit gnWt^r Hidift» beit gefolgert wenien kann, und diese Sicherheit winl rirf- k'ieht für fjist alle iinippen zu erreichen **ein, wenn die- selben zu wirk lieh natlirlichen umgestaltet ^ein werden nntHf Zuhilfenahme eben der Pollenl»eJ3chaffenheit du, Wfi aml*;rf Merkniale eine Veniiiderimg der Stellung wcdil auch tu v•'^ langen ücheinen, für deren Ourtdiftnirnng aber au^reicbeBrlr Pingenseige nicht an die Hand geben. Daneben kommen al» al!erdingi< weniger an,sgezeichnete Pidleuformi'n bei einiEebi«i tuittungen verschiedener Gruppen vor, innerhalb dinser wühl ein mehr oder weniger vollständiges Zurückgehen der Pollcii^ ge.stalt auf einfachere Verhältni^He darstellend {a, nm «SeliltHH*)«

Indem ich mm zur Darlegung des Hefnnde« in »! zelneu (iruppen, wie sie in Benth. Hook, Uen. an« gereiht sind, übergehe, bemerke ich, da^f ich innerlndb I{iil»men8 der dort angentimmenen (»attungen, die I*-

den l'tlanzen meist mit den von Xeer< gebranehten *

anllühre, wie me letzterer grot^t4^ntbeik seilet in dem M ebener Her bare eingetragen hat, soferne nicht durch Andere bcscmders Anderson oder Ben t h um *e|bf*t M'hon mehrfuch angeführten Orten andere Namen dafür in *" genommen worden wind. Ich mochte dadureb eiuf^r ß modelimg wdilreicher Namen vor weiterer Befentigunj^ il<f iiaUungsgrenzen, zu weltdier diese rnterj*ni"hungen ela*!! \*^ tragen sollen, aus dem Wege gehen.

Für die Gruppe der Thun bergieen i«t dar* Krgf»biai der l'ollcTmrib.»r«uchnng nclion in de« Bi-merkungfii eij IViiJ^ ralyx (^. AbhandL ile« imturwiii^. Vereines zu Br^^meti, Bd. VIII l8B:i, p, VJr»— 425) mitgetheilt worden unti mag nof aller Kürze hier wi«*ilerho|t »intK I>ie hiluHgKte Fonu »4 die oben aln Fu rchen pollen beneiehnrte L Form M^lilV

[vMti kuKi«ltger 4te»dalt. 8ie koniiut dtni meisten Thuuber^iu-

jwliai'l am, bt»i gewrihjilit!h glatter, seltener (s, Th. tVu-

l^ran«^ Th. loirK^ntiw«) wHrzij4;<'r Oliprfliuhe <Ier Exine; in

ftn'infiichl<*f VVei«e ioiit weniger Furchen) l'erner der (iat-

liitig Piteudoralyx. VVi\Heutlicli iriodiHeirt erseheiot die^^'lbe

11 dtr Zi»rklfliliing der Kxine durch sieh kreuzende Linien-

4)r4imae in t^ech^iTkigt* Ftdder bei Thnnhergia chrvN>[i-s Ibwik

Tiwitet iu der Ki^net/^ung der Fürchen dnreh 4 oder 5

Atted ^im Metidonciu - ifder mehr (8 S^i) nehnnvl elliptisehe

nA.tr linienfonnige, iti den Meridianen gelegene l\»ren inler

S|iailkit der Kxine, im letzteren Fülle zugleieh unter Uin-

wulmitig der Kugelge.shilt de.s IVdlens in die einer gezm'kt4*n

SduriW hei Thunbergia Huwiaviiii WalL (Meyenia Haw-

' '"^ K wtdi'lier PrtjuiÄt* vielleicht wieder eine ge-

»rjg nel»en Thunbergia «wler doeh eine bev<jr-

«jjle ü^Uung innerhalb dieser (jattiiug ein»nninmeii sein

«Iflrft»« U. a. a. (K).

m»n Ni*Ui>nit*en (im Sinne vnn Benthanj) ersrheint,

Wi» ¥hm i»^mi bemerkt, die Fomi des IVdlens eigen, weh he

^h mtt*r drni Xanien Falten pnllen (s. nb. p. 2<i7) nnter-

f»*ln>«i»'n halle: glatte. e!li|isoidische Ki"»rncr, bald länger

fwtfj Uir/er Nebonia U)nient4)sa Willd. (N. eane^eens

orignnoideH HcMdi«t.), Klytraria frondosa Kuntli

K^tr|)i4«)d^ Wim. et Schult., culL Berten» n. 7.^ tl*)> Kber-

»«?ni Anigi>zarithe^ Nei>i , bis kugeltonuig l^^ber-

ÄJwmi Hpathiilata lla.'<«<k. , mit 3 tiefen Liuigsfalteu und

1 Piiru» in deren MiUi\

I ' frl» m^im» hier: il«>ii lueiMteu u Tri v a n i h c h e n nmJ i imI i - Un ;LU'tt mit «cht*n <b. F. v. Mülk-r FriiiLfiii, IX,

278 SUeuitg der math,-phy8, Classe vom ß. Mai 1883,

Die Hygrophileen, welche Bentham wie Andenon, al8 erste Snbtribus ihrer Kuellieae anffBhren, leigten durehgeliends kugelförmigen oder bauchig ellipftoidiseheiit gelegentlich auch citronenforniigen Rippenpollen (s. ob. p. 2r»0)juit 3 4 runden Poren im Aequator, die Rippen flach, dabei netzartig gefeldert, fein punkiirt oder glatt, in der Richtung der Meridiane verlaufend, nach oben nnd unten verschmälert und an den P(deu miteinander yerachmolsen. Die unter8ucht.en Arten sind folgende: Adenofima bahainiea 8pr., i. e. Cardanthera Ilam. ed. Benth. in B. H. Gen., für (leren Vorsetzung von den NelHonieen hieher dnrch Bent- ham die Beschaffenheit des Pollens somit eine weitere StOtae und Bekräftigung darbietet; Hygrophila lancea Miq. (Japan) un<l die zu Hygrophila von Anderson und Bentham geio* genen Hemiadclphis i^olyspemia Nees = Hygrophila p. T. And., Physichilus Serpyllum Nees = Hygrophila S. T. And., Polyochma caeruleum Höchst. = Hygrophila c. T. And. mit mehr tonnenförmiger Gestalt des Pollens und Asteracanthi maeracantha Höchst. = Hygrophihi spinosa T. And. (veigl. die Abbildung von Fritzsche, 1837, Taf. VIII, Fig. 8 fBr Asteracautha s. Harleria lougifolia = Hygrophila spinott T. And. mit 12 Rippen und 4 Poren); Nomaphila corym- bosa Hl. mit 12 Ripi>en und 4 Poren; Brillantaisia spec, coli. Sovaux n. 118.

Dem Pollen der Hygrophileen sehr ähnlich erwies sich der der Strobilantheen (der letzten Subtribus der Ru- ellieae in B. H. CJen.), soweit mir Materialien för die Untersuchung verschiedener (iattungen zu Gebote standen, nämlich bei Arten von Strobilanthes selbst mit Einschlug» von Strobilanthes Panichanga T. Anders. (Asystasia P. Nees) und der unter anderem von Bentham und theilweise schon von Anderson damit vereinigten Nees'schen Gattungen Gold- fussia (vergl. die Abbildung von Fritzsche, 1837, Taf. V,

Kig.^S ßr Itnellin iinisdiihyllu m. Cloldfussia a, N4*e« = Htrübi- kntli» a. T. AiuL). l^pbR-anthn« (L. aUim VViglit, li-. t* i:i5,H»Tk Htiiik. i\ &L ThuiHs.), IMiirlH.phylhini (Pli. KnnMri- dhmi Ntrs - Strnlii|iuiUit»s K. T. AikI.) mi<l lOiulinmjjftni (t WKxa'^ IL Wi^Ui =^ SinAAlnuihw W T. Ami,); iWuvr W EWii};ni)»hij< elf^^uns Nw>i (Htiellisi i\ Hi»tik,. roll* Mi*t/ «i* HiiWiuM'k. II. M'A), lleniii;ra|ihis hirhi T. Ami. (Hucllia li. Vulilf^ lii«i)U«/ni[this rliyiipiiyllii iii. (KtH'Hiu rliytj|»hyHii XMiiim. }*bilifr|t.« cdII; Ciiuiin^ tu 10 hj), b(*i SWmisiplinnintti nmiVrtmiJ N^*H. Awlaiianihoni VValliclni Ne«»8 iiml Vnln- «mtiui» ^ninflitlonii« in, (<'. Ihil/rllhiiui T. Ami. ftl. BeiitiK U. H. tieo., Lfpida^athis «rrau/liHoni DjiI/,.). iVr Pnlh*ii *i\*!m' \%nrMjpn i»t i^b*»nfallH U i p p e n im» 1 1 e ii , von ileiii d*»r '^' ' * ' käiiih iimlt*rs Jils »liirili «^i-wrilinliili ^esti-tu-kti^n' tunlf», iringlich i»llipsi»ifli'^ili, st^lU'uer (i*iilM* fAnÜJii- j^niuditioriiH, wdchi* PHjinze ilurnarli »iml vvc^eu ihn' üliiiten Kippfü H»»)ir ikni Ily^ropliilcfn .sich nähert) von ilcn l'i'ltyi biT jib)i»*pluttrt, mit viVlen crhuherii*». gcgiMi die Pole km*ich vi*n<fhniiUi*riHlriK })ahl g]ntt.en. Imld dnrch eiiic Rcihr ll«iafr ifrabc*bt*n i«ier warzenförnii^^er Krhebnn^^eii (lt*t'Ät*^rfts _ ij foliiwUN Wiirlit uml Strobihnithes juponicns bnfU*n LHng.vIfisbMi (Iiijijien) nml im A<*4Hai(ir |{ri«t<eti « au nähernd krei8fi'»riiii^eu Poren (wie m :kt* hl i\vr st*hon i'rHrihnt«^n Abbildun^^ Tsif. \\ Vi<(, 8 l(iftt<9fia 8, Huellia aniHophyllit = StrolnlanthpH a. T. fiwas aiangelliufl dar^i*st-ellt und p. 7Hi} b^Hchnel>en iri4crbr uft dtnitlich IVircbbrwhiin^en einer an dii»>!i'r * ' ' ^ ?i Kippe bilden. I l Hilieint fnr eine unmittelbare Annähenni*^

Sbn*ti<ilfintheea au die Hygro[diik*en zu sprecheiu der weicht^ HiudeniiHxie kaum ent^e^eusiehen dfirfteru

FL.. t\

Scbnn buirTiclitlich mo d i f i e i r t en*t:heint iler li i p «» n - ^I1#« l«i fl^n Villi Ander^tou und Benthaui nh Subtribus

280

SiUun(^ dei* wath,-i4^i/», Clmne rom 5. Mai t883.

der U II t- 1 1 i «^ n e in tue immittelbure Nähe der StttiliilAntlit^i ^t^st^l I teil T r i t b a n i h e r e e n , für deren U uterHUchuiii? mr (ibri^etus nur Sunchestia (Anrylogvne uiunitii Ni*f:4 und inacrocnemiH Nee^) und jin?icbeini*nd unulogur, aW*r fTir mh sichereB Resiilhit ncM-h zu junger Pollen vnn Trichaiithcfi ;;i^nint*»ii Kuntb /u (u*bok stund. Der Pollen /A^ hier )•« Htark seitlicli al»ge|>bittet4^r, ftint Htdieibenfonniger üefitAlt ehtfit- falU leiKt4^uionnige, mit einer Reibe grubiger Vertief iioj^« versebene, aber fliiebere und fast bandtirtig verbreiterte? 8th*ifrö oder lüpptni* welt-be eine andere Anordnung ak sons^t beim K*i[nieiifMdlHH besitzen und gleitdisam zweierlei Sy?«te«ji" T»*u Kipfien darstellen. Die einen densellien nändirb veriftufHi ilU*r den dicken, die Pole in sieb uufnebnienden Rand fU Scbeibe in inebreren, du und dort aieb verein igeiwien Win* duitgen oder Ringen, den gms^ten Theil de« Korn**« bedotknid und nicht undeutlich m\ die Spiralbänder der Thunl»er^nerti ennnenid ; die anderen diigegen iUierde*'ken die je mit höh« grosM'u eltiptiscben P(»ruH verMebeueu 8eitenHacben iler Stli«*ikf Hind den längeren Seiten des Porus entsprechend gekrfliniiii« verjilugen sicli au ibren E»iden und vereifiigen «ich liitf tbeil weise unter einander* Die Form des Korne?*, die A«* oi*dnung tler Leisten und die Zahl nnd Lage der Poren hier ulirigenn lieini Pollen derselben Pflanxe mancheriei äud<*rungeu und rnregelniiU-^igk eilen. Nicht judten isl nientbeb eiu dritt4:T ujid nellj^t ein vierter Ponw zw! ilen am Sehet l>enrande ditö Korn uin/4ebendeii l^*ij«iefi aui Rande einer Seitf*nHiicbe zu s^ben« das» die AI zwi?*ebeu di*n Poren dann ungleich beni€58aen erwil Einen Hebergaug zu diener MtMlitlcaUon den Kj{>|mhi|i welche man als 8 c h e i l> e n f o r in ig e n R i ]i |i e n (i i4 lH*zeicbnen kann, «t<*llt der PoUen von Htrohilanthe» changa tlar ntit bald :l, bahl 2 Poren, im letzU*fen von den «lie Puren tragenden Seit4*n her, wie diir Ti tbenjen- Pollen, etwa» itn^immmenge«] rückt luid ttii dem

U^er iJ. »^9tfmni. Werth d. Pfühnlteitchaffeniiett etc, 281

iden^ der grössteo Circumferenz entsprechenden KiUi<le 2 oder 3 riügyimi fortlaufenden Rippen iimzogeu, mit die über die Flachen von Pol zn Pol verlaufenden »ich an ihren Enden nicht mehr vereinigen.

Theil noch deutlich als Rippenpollon (mit 12 15

znm Theil als eine wesentliche Mndifiuation des-

imd gleichsam als eine Mittel form zwischen

Rip|>f?tip ollen und Spangen- oder Kahmenpollen

fiKbeint die Form des Pollens, welche in der Gruppe der

Pelaltdieen die beiden Gattungen IVtalidium (P. bar-

Necs) und Phaylojisis (Ph. longifolia Sims s. Aethei-

imhricatunj IL Brown imd Ph. parviHora Willd. s.

in reiuf<irnie Neeü) auszeichnet, während anderen

» dieser Gruppe gerechneten Gattungen aridere Pollen fnnnen

niWmen, wnrnach ftir einzelne violleieht eine Uehertragung

iii andere Ahtheilungeu nahe gelegt sein tlürit^\

Der Pollen von IVt^iliiÜum imd Phaylopsis ist anuuhi^rMil dlilWüidiseh mit 3 flach gewölbten Seiten und eben m vielen lim Kunti«», die letzteren gebildet von 3 finngndiigen iktarten) Gfirtid- «»tler Schalenstticki'u, welclie wenigstens Wi Pluiylopfiis oft kaum breiter sind als die neben ihnen ideu Hipp«*n, deren 3 Über jede Seit-enflilcbe der Länge verlaufen, um an den Polen mit einander und mit (Mrtelütücketi zu verschmelzen. Die mittlere die^*r i»t langer und kräftiger ausgebildet als die seitlichen rf ' rr-r Mitte (wie ähnlichem oben fflr die Strobil- M>ii wurde) einen Poru«^ um welchen sie sich Vefhrtnti*mng wallartig herumzieht. Dieser Wall und h^ flWr und unter ihm liegenden Theilc der Mittel- '7^11 bei Petalidium über die übrige Fläche de.s Kt*rnei4 r bt^rvor und sind deutlicher als die übrigen i- r M /r.drippe und alu die Seitenrippen fein imd tief

282

Sitiung der matK-phifs. Clatme wm 5, Mai i$8S,

l^rubig, von der Seite gesehen dessbalb i*adi»ir gestreiit. Bei Phavlopsis können die Schalenstücke, wenn »ie kaum breiter jils ih*e l>enaehl>arten Ri|i|>en sind, sellist auch das Atiüui'biui von Rippen haben, und der Pollen erscheint dann mit 12 Kippen (und 3 Poren) vergehen, oder ew kiinii je ein Sclmlen- stück, wenn *js bei mehr kugeliger Ue;stjilt de« Koraes gröisQH Breite hat, in sswei lüppen gespiiUeu sein, und dann dUI das Pollenkom 15 Rippen, von denen je 4 dw? IiiUrrtalle zwischen den porentriigeitden ni|jpen ansfilllen*

Der Pollen von Ub-^chiun (ß. Browne» ^xi^. und U. kxi- florum Jiiss/) »eigt gar keine lüppenliiltlung mehr und ein voll.Htiindiges Zurückgehen, wie ihäti wofil xiii^en darf, otrf eine verhriltniÄsniÜÄsig einziehe Grunilfonri» Er i.»it am '' kügeüg mit 'A Spalten, welche «ich mitunter bis an *u hin/iehen, und mit im Aet|uat«)r gelegeneu Poroti«» je eiu« ixt jiMler Sjuilt^*. LHe Obertllu'he ist mehr oder weniger fial punktirt.

Die nur fragweiae von Uentham xu deu IVtaUdi«« gebrachte Gattung Pen tstemonacanihnst (P, itiodt^ai Nee«) zeigt .nich iin Polleu sehr iUmlieb drrGatfi {h, Inn dieser), und sehr uahe konnnt dieser, woi Anschlüsse an Ruellia weiter unten KurÜekkomuiHi m in der Gentalt des Pollen« (8. die oben [>. 2fi7 erwiihnti» bilduug von Fri tische, 1837, Taf. Vll» Fig. H\ m^ Gattung Daedalacanthuä T, Anders., fUr weltibe der Linne*iicbe Name Eranthemum unzweifelhaft ht*r/.ustenen i.st, während jene Gatttmg, auf welche Von T. Andernon und Benthani bezogen wird, eine« Namen zu erhalten hat nnil P^euderantheinaai (fi die darnach benannte Tribut Paenderanihemeae E r a n t h e ni e a e ) liei»sen mag. \)

1) i)ue üattang Kranthemuin «Liini. Gmw n, Sil*, whi Imtn noch di-^t VK Ausgabe der (icnem van bliinf, 1764, oitirt,

;l/(i6frii.ity^tfffral. Werthd, PoUtnhesvhaffenheü ete, 283

Qrnpiie der EuruelHeen findet sich eben- Qoeh Rippenpollen Im der Uatton^ Calophane» mit

tiiaii^ »in'h ♦•iiiHi* l'tLui/A* de» Keri». /eviiiiiriMu von 1', Her- inn, wi»l**h« Lrntje in ilt*r Flora zeylu.nicu (1747) p, Ö n, 15 uajijtüt. und zwar ohiit* BfilTti^iing emes S|>eci<is- n hjil, in der Ui^st'rtutioH von Du«how vor« 1747 («. Atnoen. acad. l, p. 881, resp. 'AM n. 1032) uut^r - * ^' -iTj der WT»3rntliehen (Iritinngstharnktero aiifi^efstelH ichrn Wortltiittr aurh in einem Appendix diT Flom ■k i, rri zoylauicarum» üut>er editvi in

ui. 1 per (', M, Doyi^ow, heic couipen-

propiwitÄ*) p. L u. MK{2 puldicirt. Ine nn beiden Orten lich findenden Angaben la^^en kaum einen iff] tliirfiber. dtiAi Lion<5 dabei jene auf Zeylon vorkommende bt% wfk'bt* Kaxbur)?li später nach Exem- n Indienii aJ» E r a n t b e ni u m ni o n t a n u m icbnpt hiit. i!^m ÜUck in da» von Linne bearbeitete Herb, »ey- am P. llrrmrLnn*#i, welches im British Mn^eum aufbewahrt ist, jwira Zweifel hierCdier, wie ich ohne Aaitand glaube vorau»- /' n, HflrjBfe hiefJir i.st daH, wiks KoIk Brown,

linen. nach AulopMie der Plliinze doH Herb, über dip ihr /.uniU'h?*! »tehenden Verwiindtm und daiitit »<iiUtunpt3tn|»ehiirirfkeit auHqmcht, sowie der Um^stand, d^Ms Aftm der gleichen (lattun^ aus Zeyl^n nicht bekannt ninil liVAite* Knum. PI. Zi^ylan,)- Aa der .Si»»|]e nun, an weh-her LinniJ aueriit für diese Pflanze» öpt, ein Speeie»-Epit beton dem Gattungsnamen bei* Spec. Plant. E<L l (175^^) p. vemieng-te er mit der ^itell^ii Pllans^, die ihm nicht mehr vorlagt eine amWe und if- iHche Pflanze, fUr welche er das Synonym ,Epbe-

öore afrii'anmu Ht-nu. Parad. IW, Amui. herb. 2'.\2* i rtkif welche er bei drr Angabe de.-^ Vatcrlande* «Aethi- m^ltr Höck^icht nimmt» nntl nannte nun die ho entstan- ^Dopii^liipocies* Eranthemnm capense, in der zweiten tier Spec, PI. (1762) da»u auch noch ein Synonym aus Rajua nl 't'II^ vinfabr^ind; .Centaurium minus, folüä oblong'i« acutia,

f'llanxe gehört, was wenigstens die in Herrn. lieidirielM^i* betrifft, «lieber nicht tut selben tSattung, wie die

294

Sitzung der fnath^-pfiffs. Classf mm 5, Mai ISSX

EinscWuss der von Anderson und ßentham damit vef^inifl Gattungen Dy schönste (D. litoraUa Nee« = CalophaiieB

sseylaniBche. Bei der Scheidung beider ist der Oattanj^a Erantbemuin für die »ey lanische PttanÄt* xu prhalt^ii. welvli^ Überhaupt als die Grün dlagt* der Gattunf^Kranthemov zu betrachten ist, der SpecieHbeinaroe dage^^feu für die afril canisc he; ^n beiden Pflan/-efi ferner ist iiIh Öyiioiiym .Erauthemui^ mpenne L. partim" nach den entsprechenden Thtnli*n tn ciiitviL

Diese Scheidung ist kamti mehr weiter, ab bis jsur UenuiMr^ luni»: des ersten TheÜe« durchführbar, Waj^ unter den» Synonjm Hermann Parad, xu Terstehen^ ist unklar, und «elbst fraglich« ob an der betreffenden Stelle überhaupt auf eine Pflai wendet ist, welche Linn^ vor «ich hatte, wie nach de^tnen > der Vorrede der Spec. Plant., ilns^ er Pflanzen» welche er m Beben« überhaupt übergiing^en habe, anzunelunen wäre« laaU /j ob ei» richtig auf diese anj^ewendet i«t. EinigermaKiwui im Wi< Spruche mit dieiier Angabe der Vorrede de*r Spec, Plauit. wenn Linne in den Uen. Plant. Ed. VI n. 2li dem unv' (iatiun^titcharakter von P^ranthemum die Hemerkunj< beifDgi : ,1 ai^ vidi Mpecinien, alÜH ita^cj^ue attente cxmninunduni eoTnmitto/ Wabrischeiiiliche iat damtich wohl» cUlbs es sich hier ntiTt wie < bei Linn^, um die HinÄubringnng einrj* nnrichtifiren 8ynn^-- einer von ihm unter«ucbteö Ptiaiize unter EinfltiH>iüahnie jen Wall] de» S|*ecieMbcinrtmens und die lli'ituatHanpil>e handelt

AuH ull diesem erklärt i-g «ich wohl leicht, da«« auf «fr** fende africaniache Ptlunxe nirg^end« mehr weiter Büi 1 nommen worden iat. und daag Eranthemum capt^n*» j^entlich lediglich auf die zeylanische Pflanze bezogen v von Neea in DC Prodr., welcher diesen Namen, ohne AuifBcheidung der africanUchen Pfliknze einzugehen, ja ii da« betreffende (Htat aua Henn. Parad» beifügt, iUh Syn Eranthemum montanum Hoxb. anführt, mit der B* 8ynon. E. capen^e haud improbabile, quuni haec cfHicir« Hoxb. ncil,.] «ola frequea« in in»ula Zejlon pn>venial» et f vxb* Lö^J naei ,tubo coroUäe longifiiiimo* cum omni de^criptione fiiudnpsi

Schon Hob. Brown (Pmdr. Hon Nov. UolL l, l»10, pu iHn wiederholt in Eflm. Ar .Schult. Syst. l 1817, p. 173) li^ gehoben, das« die Ptbvnzc de« Herb, si^ylnnicum Hitnsaiut'«, 4»t im britiMchen Muneiini vor idch hatte, da« ErootlieHittBi \

|X. Radlkofer: Utbcr tl tifjntemai. Werlh d'PollenheschaffenJmt ctc, 285

And.), Liniistyli** (L* fas*!icii]iflnra Feiizl = C. Ferrnttetii leeSf colL Kotsehy pl» aethiop. ii* 558) und Chaetacaiithus

■Kr a nt he IM Olli niont a nu in Roxb,, am nachtaten verwandt cTaehemt

Hittti Kon V ti b l alw J u h t i c i a ii e r v o h a und J . r o » e a bezeichnet«!!

«pi&ter K ranthemum nervosutn R. Br* und E, roseum R* Br-

Pflanzen«

Dicie Arten bilden in der Tbat eine besondere Verwand t^cbaftü-

ifif» nnter jenen Acuntbaceen, welcbe Kpilt-er, und aucb bei Nee«

ht »Hr XU Flranihemum gerechnet worden ^^ind {liUo abgesehen

grwi^neti durch Linne Mant* alt,, 1771, p. 171 eben dabin f^e*

ten Sela^ineen und dem von Linne fih dahin verbrachten

eneriom Balsolifolium)« und aus welchen von T. Anderson

Thwait^K Enum, PI. Zeylan., 1><60, und in Joum. Linn. Soc, IX»

'67) mit ^Titem Tirnnd^ zwei Gattungen gebildet worden «ind.

\(lf*r abrr hat Anderson dabei die (iattun^. welcher ganz, ynbe-

iUmit der Name Eranthemuni äu erhalten iat^ weil sie die

ejlsnisebe Pflanze in dcb achliea^^t, mit einem neuen Namen

Dftetliilacan t hu!^' belegt, anstatt der anderen, Hlr welche ich,

wvU laa verwirrend wäre, auf sie den Namen Dacdaliicantbus za

ObrrtfiMrcn, oben den Namen P h e u d e r a n t h o m u m in Vx>rf*r hlag

riiclit bi&be, und welche sicherlich nicht al« Eranthemum Linn.

©och ia Benth. Hook. Gen.), vielmehr nur als Eranthemum

flf*rR., non Linn., und dies« nur mit Bynonymiscber Bedeutung

ilket werden kium. Anderson ist zu seinem Verfahren wohl

ü^treben geführt worden* rbnn artenreicheren Theih^ der

lie er nie voHand^ den bisherigen Gattungsnamen äu er-

, tiat wilre aber erst dann daä Richtige gewesen, wenn kein

der Gattung au« früherer Zeit bestimmte Ansprüche auf die

idi» Beteichnung gehabt hätte. Dem Verfahren von Anderson

••!i**pnn:li«-nd hatte schon fiir Agathelpiis Cboi^y die Bezei**bnung

1 r^nlhmium Linn. in Anspruch genommen werden mÜKsen, da

m im «woi Scingineen waren, welche in der Gattung Eranthemum

mner Zdi nur einer und nur eine Theibpecie« bildenden Acan-

liAcee gt^enßbcinitanden, und welche /,wei Selagineen Linn^ «elb^t

in dlct Gattung aufgenommen hatte fÄfant. alt., 1771, p. 171),

von den Pflanzen. w*dcbe Anderson unter ^Eranthemum

Lt&a.* ^«rslebt, keine einzige Linmi Rhön liekannt war.

Zur etgentliehen Gattung Eranthemum Linm (Daedal- •ciuitliiui T, Ander»*) gehören* so weit ich nach den mir vorliegenden

28(1

der math,'phjf9. Clmte rem 5, Mai tSSS,

(Ch* Persoonii Nees = C. Persoonii T, Atid.), bei drr d iinig Elchiuaciuithus (E. att^iiiuihis Nee?*: Uli. H«>ri. Cnlc

Materialien und litf^rarischen Hil&inittiNT] n*-urtjii-ur'n ii^rjo. H 1 1 0 re n i ml i ^ c h e n Arten E. luont^nmii Eoxh.« nervi unuu it. Ilf4 ro«eum \{. Br., niacpophvllum Wall., intrictiim (ToleHr, t'^ Willi., '5uflTatico«um Roxb,, pur|itiirÄJ*cen» Kee*» rAmhil T, a HK Kew» (ex synonyuiia in Joarn. Linn, Soc. fX, (v 48U^ Ton T, An der» OD ixnter dem Gattonj^srntmen l>iK?<laWa»lhiü i aufgeAtüUt«n indifR'hen Arien E. tuhitioruta. if4eiidi^uk i^aihrnm und mitirostächyiitn, ferner die U-i \ li

gi^uhrtrn i nd iuch-miil*y i^c b f ö Artcg i *^«

cense ßl.

Zu pAeuderanthemn iti daiy^e^rn lain'l *■' -i

Anderson lu a. Q. nnt^r RnuiUtetnum ai>t i od eilt

Arien: T. creoulaitiini, Blon Muccifulium (EL s* Kur V

Bcmg. XLV. 2, 1^7$, p. 14^: »tix attimUitr b. Biuioes' . JonriK. lintu Soc. Vol. \^ p. 5K '"»^i und M elM^iM» ani^ nrrieanUchen Artm: T. Nigritionnni* byfiorniiiTifiinns ciirren«, sowie Scncn^e ijw »^^nrnnr K^ Eiuntheniuin Aufgeführten a tu e r i <

i*ordattim, Lispidultini, cü^idatitnv, iancvun« f^rbtam/oewmt catmn, foecandnm^ macropbyUam, liieÜeltiuiietti« iül>Uloniiiiw eiijiun, tetra^nnm, modeRtum, bot^rofibflliim, tiae<4 Datum, aocii ab V. roseuin d^s ^m AmaioiieaslToiii« minhma^mdbr E> Und. t Foam. lin Lindi^n ae Aodi^ 1/lllttilr. biutle. XIIH, | |>. ii£, L 2?IÄ>; i) die unUr Enuit n Bot, Ma^

{1.H6:.t, von Hook. L) und Tak 54t ^on W. »ookH

mkrten Arten ton den [ii«ejti de» alillen Oo#Aat: E^l cnlatnm und Cooperi und der i^leichen Beimal norb di Htlg. bortic. XXVI, 18TG, ^ \Mi in Bull <ai^ l> Kraiitbi*iitimi anfp=llkhrt4!n ArlMi: P. atr latnm und v«moolor, fcm«^ trioolor i ' sdt. XXI. 1«^77, p. 97, L 14) uml I& E. )

«. Jmt. iabr««b. Itlr 1877, |>.93tti; tu . «t^hI atrL i»4erMiqQel unler Ermillteifiiini uuU'^-fTiiirt' ti ladi «. t, t^«!

|ier- ^^Ag' t^ ^iTlI. iiiu K^o.^ üarnrk'^oiui}*.

Ittscnn, dtvmrilaliain, |ifUiicitbt«M» «if •&• Ml

l,Rüdlhf^' ^"^hrr daff»innal.Werth d. FtjVcnlmcliaffcftJunt etCs 287

»11. MjL^r>'rs, Assaiü) und bei der zii Ruöllia selbst von ientham fragweise gezogenen Gattung Homotropiiifn (11. ery- Jirorhizon Neen aus Brasilien, H. syphonauthutn Nees aus kliiiJiigji.Hcnr)*

Eine wes/entlich andere Pollenform dagegen ^ uäinlieh iigeligen Waben p«jl len , vrie ihn schon Mohl (1834) Taf. I, fSjc- i^ und richtiger Friztsche (1837) Taf. VII, Fig. 7, itlr Ruolliu fornrosa ( Arrhnstoxyhjra formosum Nce.s ans ilien?) abgebildet haben, zeigen die Oattungen Spiro- igitta (8. hinsutissimum Nees^ für welche Pflanze nel>enbei merkt «*ein mag, das.^ ich bei Nachunteimichiing des Origi- Jr» von Kees in Widersjirnch mit dessen Angaben und entsprechend der Vemuitlinng Beutham\s in Gen. PI. 11, 1077 die Antheren zwei fächerig gefunden hate) und Ru- CIL tetragona Link, Mart. Hb. FL bras. n. 458 : K. >phila Mart«, ibid. n, oSO ; K. ochroleucn Mart,.; gR. pul- K^rrima Soland/, Bourgean pI. Mexic. n. 703; R. napi- bÜa, eult^i in Hort. Monac), sow-ie die mit Ruellia in Benth. liiot Gen., zum Tlieile nach dem Vorgange Anderson'sT ver- ni|^*n Gattungen Dipteracanthus Nees (D. pjitulus Nees = luellia pattib Ja<^'/|,, hier mit einer grösseren Zahl von Poren bei den vorhergehenden Arten), Cryphiacanthus Nees C barbitdensi» Nees :^ Ruellia tuberosa L., die Grvuidlsige er Gttttimg Ruellia bei Plumier und mit Ruellia strepens «. nipteracanthus strepens Nees bei Linne), Stephano- ihysuni Pohl (S. aspendtun Mart.), Sijdiöuacauthas Nees S, villnjaiR Nees = Ruellia vülosa Pohl t, Nees in synon*), liuiionacanthu]H Nees (S. macropbylhis Nees ^ Huelliri ni. »hl). A rrho.^toxyhim Mail. (A. acutangulimi MarL) und hinrt^haii^-^ Nees (E. verbasciftdia Nees).

tf<!r B •» nt. li a m (Fl. Aiistr, IV. p. 555) aaf geführten a u s t r a 1 i - heD Arten variftbile und tenrllum. Ffir audoro fchli^n mir die fi*i»..^.-« Ai3haltfq>iinkt#* nm mit eirii^tM* Bestimmtheit üljcr die ihnen nde Stellung urtheilen xu können.

288

Sitzung der malK-ph^s. Clat§$^i

Mai 188S.

Nach ilia^em Befunde mag im ZusamDieiihiilte mitjeiieiu für (He vorauHgehend betrachteten ßruppea der Ruellieeo der Vermuthung Rjium gegeben werden, dass Calophanea und Echinacanthiis nähere Beziehungen zn den vorzugsweise mit l{ip[>i*n|iullen versehenen Strobilantheen ab zu den Enni- elHeen besitzen möchten, während Pentstemonaeanthiis mit kugeligem WabenpoUen und Eranthemuju L. (Daedalacanthujs T. Anders.) mit dem oben (p. 2G7) schon beschrielieuen eilormig-ellipsoidi-ichen WabenpoUen, dessen 3 Poren in Liingsftilteu gelegen sind (s. E. monymmn Hnx))* ^ Daedal- aciiuthtLs m. T. And., E. nervosum R. Br. = Daedulacanthui^ n, T. And. imd die Abbildung bei Fritzsche, Taf. VII, Fig, 8, ftlr E, strictum Colebr. Daedalacanthus s, T. And.) vielleicht 4)hne Zwang zu den Euruellieen verbracht werden könnten.

DaÄ wären, wie die eine oder andere «chou früher an- gedeutete Veränderung, lediglich den Bestand der Subtribu«, deren Grenzen ohnediess keine .scharf gezogenen sind, be- treffende Verschiebungen, ohne ein Hinaustreten über die Tribus der KuelUeae, deren Glieder in der That durch die Aestivatiou der CoroUe eng miteinander verknüpft erscheinen, wenn diei^eüie auch nicht üumer, wie ja auch nicht bei den Thunl»ergieen (s. ob. p. 272), rein ge<lreht i^t, Bondeni Ab- weichungen davon bei manchen Hygrophileen, einer GrupiJ« mit Überhaupt oft sehr schmaler Deckung (Art^en von Hygro- phiJa etc.), in so fem auftreten, als der vordere Luppen der Krone (Arten von Nomaphila, Brillantaisia) oder überhaupt einer ihrer Lappen (Triehunthera) der inneri^te wird, während er andererseits^ bei der fragweise an die Sfiitze der Eumel- lieae gestellten Gattimg Otacanthiis ganz nach aussen gertickt ist, und bei Calacanthu?« mitunter nur die Mehrxahl der Eroneolappen die gedrehte Knonpenlage besitzen scilL ^)

1) FrajfÜch i«t die Art der Aeittivatioa bei Piuilo-WtihultxuA, Androeentnxm, Miiaro«tegiA.

IRtidlkofer: Ueherd.syHtmat.Werth (L PollenbfttchitffefiheUetc, 289

Von diesen Ahweichunj^en in der Knosponlage sclu*int nur ein kleiner Schritt 7m sein zu denjenigen VerhäUnistien, welche die Barlerieen in der Deckung der Corolle dar* bieten. Die Aa^^tivation ist hier nach den Angaben in Benth. Hook. Cien. »verschiedenartig inibricirt, der vordere Lapjjen

fifters von den seitlichen gedeckt**, und wie au^ den Diagnosen

der Gütttingen (von welchen Coinochlamjs, sh zu den Loganiaceen gehörig, aus.^r Berücksichtigung tritt) zu

ei*ehen» mitunter die seitlichen die äusseren, nie ul>er rein

4iu6teigetide Deckung vorhanden, wie sie die eigentlichen

Ju^eieen auszeichnet*

Mit Recht scheint mir desshalb Nees, und ebenso Aiider-

i^on, die Barlerieen uuniitteUiar den Ruellieeu angerniht zu lmbi*n« letzterer indem er sie in seiner Kubordo der Acan-

ihideae als erste Tribu« l>etrachtc»t tmd den Acantheen selbst

Tomusgehen la^st (s. oh. p. 273).

Diese Stellung .scheint uurh durch die Beschatfeuheit des Pollens bei den Barlerieen gerechtiertiget zu werden, nnu ^o mag denn zunächst auch über sie hier in dieser Hin- sicht bericlitet werden.

Bei den Gatttuigen Peribiema (P. cuspidatum DC), Bar- kria (B, Hochütetteri Nees) und Lophostachy>* {L. juitulu Mart.) ist der Pollen ziemlich kugelig mit wabiger Ober- flik^he, ahnlich wie bei Ruellia, aber mit 8 mehr oder minder (Periblenia) deutlichen Längsfalten versehen, durch welche die gleichtonnig wabige Bei^chafFenheit der Oberfläche unter- brochen mrd, und in deren Mitte je 1 Porus gelegen ist, 80 daas eine noch grössere Annäherung an den Pollen von Eranthemum L. (Daedalacanthus T, Andere*) als an den von Ruellia «ich ergibt*

Noch ziemlich nane steht diesen Gattungen Crabbea (C. naoa Nees, C4L>11. Kcklon), bei welcher in unre^el massig iaigieordueten, erhabenen Punkten und Linien auf der mit

29a

Süiung der mntK-phpit. Clagtiß fmm 5, Mai J8S3,

(3V oder) 4 Poren versehenen Exine noch eine Andeiitaingj wabiger Beschaffenlieit erblickt werden kann.

Weiter ab liegt Nouniciinthus (N. trinervius Wight), bei welchem die Pol 1 en genial timj^ tUinlicIi wie bei Bln^htini unter den Kuellieen anf die einfachsten Verhältnisse zurück* | geführt erscheint. Der Polien ijit hier kugelig und ziemlieh glittt, übrigens mit 3 im Aequator Hegenden Poren (in kurzen Spalten) wie bei den vorhin genannten Gattungen versehen. ,

Ein anderes Verhalten zeigt Cronsandra, deren Stel- Inng wohl .sicher zu verändern i^t, und über welche ich inij Anschlüsse an die A c an t h e e n berichten werde.

Die Annäherung der Barlerieen an die Euruellieen, wenn wir uns unter dieser Bezeichnung die mit Wabenpollen versehenen Ruellieen vereiniget denken, erscheint demnach alü eine sehr weit gehende, so weit, daa** eine Unterseliei- i dmig nach dem Pollen allein als unuiöglicli und erst unter] Rficksichtnalime uuf die lmbnc4ition der CoroUe als durch- 1 fülirbar y^k•h darsk>llt,

Die^^es letztere Moment, die Ae^iivatiou der CkiroUe, i.Ht^ fes ohne Zweifel, welches Anderson veriinhiä^t hiit^ txn den Barlerieen auch die von Nees schon zu denselben gestellte Gattung L e p i d a ga t h i s (mit deutlich zweitippiger Krone) | zu helasmn, während Bentham diesellje an <lie Spitee der! Kujunticieae stellt. Ich miiss mich mit IJücknicht auf die Bt^chaffeuheii di'j« Polletif^ scjwohl, als in Hinzieht auf da«, Wii^ ich Über die Aestivation der 0>n»Ue zu lHH»lia<»ht^u 0«^| U*genheit hatte, für die Unterbringung der Uattimg bei de Barlerieerj entscheiden. K^ ist sicherlirb ein Irrthum, wenuj Bentham angibt, dass von den H Lappen der Untcrlipjic der! mittlere der änasere mu welchem Falle, da die OberlipjMil die innere int, die Deckiuig der Knme nU eine nuf^tt^igend«! «ich dar?{t,ellen würde. Ich habe an Blilthenknmpen ton L<J terminalia Hcx^hst., ni|»e8tris Wight und nidiculin HcK*h?«t. dctij mittleren Lappen der IJnterlijrpe, welcher die Spitatft def

L. BntHhifrr: Üthtrd. »yxttmaLWerih d, I^AUnhcttclrnffenh^i fit. 291

()Wrli|ij>e iU)enleckt., an steinen Seitenrünflem stets Tiedeckt gL'selieii von den seitlichen Lappen, welche überhaupt die äQM»erBn sind, was auch andere Burlerieen auitzeichDet und nWhanpi nur in der Ci nippe der Barlerieen vorzukommen «cheint. Wjis den l Villen hetriJft, so stellt sich derselbe nk iriodificirter WaVienpcdlen dar, Ianglich-ellips*>i<lisch, mit 3 vertieften Falten und einem Porus in der Mitte einer jeden. Neben dem etwas voi-sprin^enden Rande der Kalten ^ind die wahig-n»*t/n'>rnn(^en Erhebungen der Exine um deutlichsten tmd bihlen meist in eine Län^reihe geordnete Maischen (re^qj. -.elir niedere Wabenzellen) von betnichtlicherer Grösse ak an den übrigen SteUen^ welche anstatt deutlich wabig, wie noch bei L. temiinalis, deren Pollen dem von Lophostachys nalie kommt, oft nur mehr ft*in griibig oder punktirt er- A<cheinen (L. rupcKtris, ])nisirata Dal/>. und radicalis). So auch Im?! der von Bentham zu Lepidagathis gezogenen Gat- teng Telioj^tachva (T. alr»pecnroidea Net*?«). Erwähnen will ich Im*! dieser flel»*j^enln*it, ckiss ich, was mit dem Gattimgs- rharakter in Benth. Hook. Gen. nicht in Einkhnig steht, bei L. terminalis Höchst., coli. Schimper n. 815, 1920, die längeren Staubgetas-ie weit über den Schlund hervorragend tmil unter der Olierlippe bis an deren Spitze oder selbst über die*e hinaus vorge«^treckt und die kürzeren hinteren Stuub- gelaÄs^e mir mit einfächerigen Antheren versehen gefunden übe. Bei den übrigen schon genannten Arten besitzen auch Ee hinteren Sümbgefösse zweitaeherige -\ntheren, aber die Fiicber den^idben sind viel ?<t.ärker gegen einander veri^chfiben alfi liei den vorderen Staubge fassen. Es wäre also, da eine Aliin^nnung der in Rede stehenden Art von Lepidagathis luitim Angezeigt erscheinen dürfte, im Gattungscharakter von Lepidagathijs anzugelien : stamina incla^a vel pot^tica exserta Ltr: ' ' ttch wie bei Chameranthemum ; antherae ätamimiui ,11 1— 2-loculares.

292

SiUufifi der matK-ph^s. Claue tarn 5. Mm 188t.

Oeben wir mm zur Befcnichtung der Acaniheen Aber, mit welchen wir diejenige Hälfte der AtÄit- thaceen berühren, bei welchen die Deckung der Krone nie c o n t o r t , weder rein noch annähernd ho, auch nicht mehr, wie nunientlich bei den Biirlerieen, in ver^hie* dener Weine (von oben nach ttnten, oder von oben und tmten nach der Mitte, <:)der von den beiden Seiten her) imbricirt, sondern stets, und was sie bei der bisher betrachteten Hälfte der Acantbaceen nie isk^ von unten nach oben gehend und fast immer, mit nur einer kleinen Modifi- cation nämlich bei den Acantheeu und der Gattung Cr»3ös- andm, ,rein aufsteigend* i^^t, so i^it es sicher bemer- kenswerth« dani^ den Gattungen diener wohl umschriebenen (ini{»i>e (der Acunthfen) eine neue, bei keiner Guttung einer der vorhergehenden Gnippen auftretende Pollen form, die dritte Mohrt!, der oben ho genannte SchalenpoUeo, sit* kommt. Ich habe ihn beobachtet bei Acanthus imd den EU Acanthus gerechneten Cheiioiiöii* |M»lv»tachia Neen ^ A. ar- bnreuii Fonik. (t. T. And.) und Ililivaria ilicifoha Per«. A. ilidfoliuB L., bei Blephärij", ret^p* Acanthodium (A, »^ica^ tum Delile = Blephari^ edulis Pers. , A. hirtum HocL«t. ä Blepharii^ linariaefoliu Pers.), ferner bei Acanthopsi» (A* h«>r* rida Nees), bei welcher übrigens in so fern eine Modification und gleidwam eine Art Iieliergang zu der P(>llenf«»nn der Andrographideen (r>auben]3ollen) vorkommt. aU die Spalten zwi.Hchen den Schalenntöcken in der Mitte erweitert imd mit drinnen, jedoch nicht wie bei den Andrograi)hideeu mit einer beBcmderün Aui^tritU^telle für di*« Pollenschmuche in der Miüie TfSielieiien Exiue^tücken überdeckt er^^icheinen.

Den Acantheen nun schliefst ^iich in der Form de-* Polk*n;4 aufi« engnte die von Anderson und Bentham hei d^t Barlerieen untergebrachte, von Nee« an die Spitxe seiner

L HadSkoffr: Ueherä. »yHemat. W^rth d. Polknheschnffrnhcit elc, 293

Lpholaridreae gestellte Gattung Crossandra an. Dieser Anschluss wird auch durch andere Momente unterstützt, na- mentlich durch die Gestalt luid Aestivation der Blumenkrone, welche nach diesen l»eiden Beziehungen gleichsam lias Mittel* güed bildet zwisichen der Krone der Acantheen und jener der übrigen in Benth. Hook. Gen. der Abtheihmg der Eujiisticieae

1 verleibten Aphekndreen, und durch die einfiicherigen An- deren, wie «ie auch den übrigen Aphelaudreen eigen sind, die hinwieder auch in der Be.schaffenheit des Pollens mitCross- andni und den Acantheen. und zwar allein unter allen Atati ihaceen , übereinstimmen .

Vll das zusammen sjjrichfc ziemlich laut, für eine Wiederherstellung d e r G r u p pe der A p h e l a n d r eae und ihre Anreihung mi die Grupjie der Acantheae, vielleicht unter Hinübernahuie der Guttung Crossandra in diese letztere G nippe selbst.

Hei Croi<sandra |C. infundibulifonuis Nee.s und C. !«|KH*., Hild»*ljrand pl. Zanzii»an n, 271*i) ist die Krone nick- wärts gespalten und nähert sich so der aul gleiche Weise einlippig gewordenen Kn*ne der Acantheen, nur sind d^e hint«*ren Lap|ien rleutliclier an.sgebildet als bei dieser. Wie die Gt.^tttlt der Kmne, ho ist auch ihre Aestivation jener der Aciiutbeen zunächst ähulieh. und es ist nicht streng richtig,

Hm Bentham angibt, ditss der vordere Imppen der Krone innere, die ihm benachbarten seitlichen die äusseren leieD (^corollae limbus obliquus, pateni?^, lobis 5 latis retusis imbricatiiä, 2 posticis saepe minoribus, lat<iralibus exterioribua,

Btico intimo'). Es tit vielmehr der seitliche und mit ihm

er gleicb»uni nur ein Anhängsel desselben bildende hintere Lap|ien der einen Seite auf den Vonierlappen unter Bildung ein«j« iJlngabuge^ herübergesch lagen bis zur gegenseitigen Berührung der Iimenftächen und weither überdeckt von den enbiprechend eingeschlagenen zwei Lappen der anderen Seite, dan Ganze nun aber nochmal längs der Mittellinie d^ Vorder-

294 SiUunff der nmth^'phff». (Hamtt* mm 'k Mai IH83,

lappen^i nach unt-eu xii8ainmeuge.schlagen, so daas die HullU*» de« letzteren mit ihren Aussenseiten einander anliegen* Dadurch kommt der Vorderhippen allerdings nach innen «u Hegen, das heisst in diis Innere des ganzen Convoliites, an rie?«sen Oberfläche er nirgends hervortritt, aber er ist nicht der innere im gewöhnlichen Sinne, in Beyäeliung nanilich auf diu Lage ^^einer Ränder zu denen der Nachlmriappen. Die Ränder des Vorderluppens gind weder bedeckt von denen der seitlichen Lappen, nrich auch decken sie diese. Daa Gleiche gilt für die einander zugekelirtt*n [{ander deö seit- lichen und de« hint-eren Lapi»ens jeder Seit^. Die gegen- seitige Lage der Blunienkronentheile ist demnach eine gana ähnliche wie hei den Aeantheen, nur dass bei die»i*n die hinteren Lapfwn fast verseh windend klein sind, mid dana der vonlere Liqjpen nicht in eine nach unten offene Längsfalte gelegt (rednplicat), sondern Hach iöt, bi« auf die Spitase, w^elche hier nach f»ben quer Hbergebogen ericheint, die linderen Lappen ül^erdeckend.

Bei den nun weiter an Cn»««andra »ich anHchliesBeuden A p h e 1 a u d r e e n ist die Deckung «ler Krotie bereitn v o U - «tändig aufsteigend, wie bei dem ganxen noch weiter zu betrachtenden Reste der Aeanthaceeo (soweit mir ans Autopsie bekannt und «oweit au5 den Bc- »chreibungen zu entnehmen) ebenfalls. Dabei lat cU« Krone der Aphelandreen zum Theile rückwärts noch tief gt»- 8palten, aber mit W*rkleineruug der sritlichen 8t4itt der hin- teren Lap(»en (Aphelandra)« zam Theile annähernd xwei« lippig (Creij^omeria) oder j»riLsi'ntirtellerfiVrmig (Steimndriiiin) mit fast gleich gnissen Lap|K.m,

Der Polleu zeigte weh »b S e h a I e n p « 1 1 1 e n , ganx ähnlich dem der Acantheeu, wie bei Crossandra (mit der die Nees^ftche Aphelandreen-Gattung Polythrix in Benth. Hnak. Uen. vereiniget wird), so auch bei Aphelandm (A. macro-

L RatMköfrr: Üeher d. »ißiemat, Wertk tK PoUefihegchnfffnhrii etc. 29ri

ly» Nees, A. imlcherrimma Kiinth), zu welcher Gattiang

Benth. Hook. Gen. auch Stroliilurhachis Nees uud Lago-

Tchylum Neen gezogen wird^ ferner hei Geisjw^^nueria (G, pu-

ll»eÄceii.H Ntrt*s vergl. die Ahbilihiug von iL lougiflora liei

[Frit.Xj$cbe, 1837, Taf. XII, Fig, 7, welche nur im Ganzen

letwuH ?M steif gehalten erscheint) und der damit vereinigten

[Oiiitiing Sulpixantlui (8. coceinea li<M:»k.), nur da&s bei der

[letzteren^ ähnlich wie unter den Aeanthei*n bei Acanthopsis

Itiie Spalten mit be«oiideren (porenkKsen) Exine^töcken fiber-

IlsleidH ,«<iud, endlich hei SteuainlriuNi Pohlii Nees. Andere

lArt**u der von f^enthaiu zu Jen Asy^tasieen ge^itellten Gat-

[tiitig Steuandriuni dagegen, wie S, dulce Nees var. Flori-

^d^iutii (iray, coli. Curtis n* 1945*, und 8, trinerve Nees,

Loren tz pL Argeutin. n. 47, »eigten eine verscliiedene Form

ries Pollen«» ungefähr ähnlich der von Thunbergia chrysojis,

aber kleiner. Es drängt sich darnach die Frage auf, ob

cliise Arten nicht auch in anderen Punkten Eigenthünilich-

keiten zeigen und vielleicht als eine liesondere und ander-

wdttg unterzubringende Gattnng sich darstellen ni5chten.

Die Mangelhaftigkeit dcM lieiretftaMhMi Materiales nöthigte

micli^ auf eine weitere Verf«jlgnng dieser Frage zu ver-

jdeliten* Doch will ich nicht unerwähnt hissen, dass bei

HUanindrium Pohlii, von welcher ich nur Blüthenexemphire

eben habe, ein Rudiment de.s ftinften Stauhgefissejä zu

bachien war» und daiw ich bei einer von Nees als Ste-

nandriuto nipM^re bestimmten Pflanze von Swartz, an

welchttr Pollen leider nicht mehr vorhanden war, kahle

Samen wahrgenommen habe, Wfis mit dem GattimgscharackT

liei NecBü nnd in ßenth. Hook. Gen. nicht in Einklang

üteht. liehrigens kann ja sehr wohl auch in dersellMni

bei einer Grnpjje von Arten, die vielleicht geeignet

ai^ eine besondere Section oder Untergattung zu bilden,

ein eigiüith timlich er Pollen auftreten, wie das für Gattungen

I ireMihifidejicfr Familien länget bekannt 14 und wie auch^

296

SÜ$ufi^ der mtUk'pfi^s. C?iiiliji||||lfff. Mai 1883.

was die Acanthaceeii betrifti:, 8chon oben för Thuiibergia h^^n'orgehoben wurde und gleich weiter für Asyntiisin h<*rvor- zuheljen s<?iu wird.

Aus fler Gruppe der Asystusieen lagen mir, we ich von der eben besprochenen Gattung Stenandriuni al>sehrt, nur Asystasia und Chamerantbeinuj]] vor, deren Pollen oben (p, 2<><v) unter der Beaeichnung K a h m e n p o 1 1 e n nähere Betrachtung gefunden hat. Hier mag noch liinsfiugefögt sein, dass sowohl dessen Rahrnen- als dei>sen Schalen&tücke feingrubig pmiktirt sind. Er fand sich in der schon oben geschildeiten, der Zeichnung von Fritxschc, 1H37, Taf. VI, Fig. 12 entqirechcnden, eigentlinnilich nuHliticirten Weise l>ei Chameranthemuni Beyrichii Nee«; in der gewohnlichen Form bei Asystasia gangetica T. And- (A- eoroniandeliana Nees & Üojeriana Nee?^)^ l}racteatai Dalz., »«andeus Hook., Schimperi T. And., nemorosa Nee«, chelonoidej* Nee». Bei Asystaäia atro? iridis T. And. aber, welche xchon Bentham mit A, Neesiuna Wall, und A. ParLshii T, And, iil» ilurch die Lange der Knmenröhre ausgezeichnet hervor- hebt, erscheint der Pollen Mm ganz, abweichender Form, kugelig, mit kegelfiinuigen Warzen, res|i. kurzen 8tachelii bcM'tzt und mit 4 runden Poren im Aequator, abgesehen von letzteren al.*^ ebeufalU, wie der vorliin erwähnte ub- weichende Pollen gewijs8er Stenandriuiu- Arten, dem Pollen fl von Thunbergia chry«op® ähnlich. Vielleicht darf die«e Form als eine der Grundformen fUr die Acauthaceeu angcasehett werden, auf welche gelegentlich eine (iruppe von Ai unter Aufgebung der ihren \'erwandt<*n zukommenden Kigen tht1nilichki*iten zunickgellt. Kinen ganz ähnlichen PoUeo nur von den Pulen her «iark abgeplattet und so fast kucban formig, mit 4 runden, gleichniät^^ig vertheilten Pon;n im Aequatur fand ich bei einer wrdil zweifellos al^ Uei

Ljtadäköftr: fhhtrtl (tyiftfmnt.Werth ä. VolUnheni^hnfffnhdtetc. 207

aca n t h u s I o n j( i f I o r u s Moric, zu bestimmenden Pflanze m& Brasilien. Es mag darnach wohl die Frage aufgeworfen wordini, ob Herpetucunthus, welcher in Benth. Hook, (len. (ien Platz vor Aphelandra^ bei Nees aber eine Stelhmg zwischen lanter in Benth. Hfwk. tteu. zu Justicia gerechneten *iat* tungen einnimmt, nicht etwa den A^ystasieen beizuzählen mxn m<^chti% bei denen auch zum Theile (Arten von Chamer- anthemum) die hinteren Staubgel'iifc^e einfäeherige Antheren beHit7,en^ wie Herpatacanthu*^, vtin dem überdiess andere Arten, ab gerade H, longiflorvis, der Darstelhing von Nees (in FL bras* Fase, VII, tab, 12) gemäss, auch iu der Kronengestal- tnng (der übrigens ein höher VVertb niclit zukommt) von AÄy«tiwia nicht, allzuweit abzustehen s.'heinen. Die imbri- cirten Bracteen ferner von Herpetacanihii^ wünlen in 8trobil- a«;anthns, welche itattimg Bentham (tVagweise) den xV.sy^ta- riern vingeonJnet hat, ihr Seitenstfick finden.

Was die Eranthemeen, oder wie sie nach dem oben (p* 2K2) Gesagten zu nennen sin«!, die P.^enderanthemeen triffl, welche Aiiderson als eine Unterabtheihmg der Asy- rieen aufgefti>ist hat, und mit welchen wir Ai^ Reihe derjenigen Acanthaceen mit aufsteigend imbri- Oirter Krone betreten, bei welchen nur mehr 3 Stanhgefäs&ie zur Ausbildung gelangen (neben welchen 2 andere höchstens als Staminodien gelegentlich eine kümmerliche Entwickhing tinden) es sind das ausser den Pte n d e r a n t h e m e e n sei l> s t die A n d r o g r a |i h i d e e n, 4ie Knjustieieen, aus welcheu nach dem Vorhergehenden iIni in Bcnih. Hook. Gen, ihnen beigezählten (tattungen mit -1 StaubgeftUsen auHZtmrheiden und theiU zu den Barlerieen, Uiejh zu den Aphelandreen, theils zu den Asy^^tasieen zu Obeftriigen w iiren , u rid die D i c H p t e r e e n , die letzteren 2( Or tippen durch die (entschieden) z weil ipp ige

298 Sitzung der maih.-phys. Glosse vom 5. Mai 1883.

Krone Ton den Pseuderanthemeen unterschie- den — , so ist der Pollen yon Pseuderanthenium (decurrensi albiflorum, bicolor) und Anthacanthus (spinosus) wohl am besten als eine Modification des Spangenpollens zu betrachten, von kurz ellipsoidischer, annähernd kugeliger Gestalt, in der Regel fein punktirt und darin eigenthümlich, dass die Spangen yerhaltnissmassig breit und die mit einem Porus Tersehene Spalte zwischen ihnen schmal und wenig scharf abg^renzt ist, so dass bald mehr bald weniger ein Uebergang zu dem Daubenpollen der Andrographi- deen vorzuliegen scheint und andererseits eine Unterscheidung der Pseuderanthemeen von manchen Gattungen der Euju- sticieen nach dem Pollen allein nicht mehr mit Sicherheit zu treffen ist.

Von abweichender Beschaffenheit ist der Pollen von Codonacanthu8(C. pauciflonis Nees incl. C. acuminat. Nees, cf. T. And.) : Kugelig, fein punktirt und im Aequator mit 4 (oder gelegentlich mehr?) verhältnissmässig grossen runden Poren, dadurch und abgesehen von der nicht war- zigen Oberfläche an den Pollen von Asystasia atroviridis und Her])etacanthus erinnernd. Vielleicht ist die Gattung besser als bei den Pseuderanthemeen bei den Asystasieen unterzu- bringen, wohin sie auch T. Anderson mit Rücksicht auf die Gestalt der Krone gerechnet hat. Nees hatte sie ursprüng- lich geradezu als eine Art der Gattung Asystasia betrachtet (A. pauciflora Nees in Wall. pl. as. rar.).

Ob es sich empfiehlt, die Pseuderanthemeen als eine be- sondere Gruppe beizubehalten, oder ob sie etwa besser den Eujusticieen einzuverleiben und in der Nähe von Ecbolium, welches T. Anderson seinerseits geradezu als eine Art vcwi Pseuderanthemum (Eranthemimi Eclx)lium T. And.) ange- sehen hat, unterzubringen wären, darüber wird sich ein be- stimmtes Urtheil erst nach Ausfüllung der l>etreffenden Lücken in der gegenwärtigen Untersuchung filUen lassen.

Iay0b/<tr: Veherd.ifjf9iem(U,Werthd.J^lenh€schitireriheitftc. 299

Die Andrographideen, für welche (abgesehen von der Beburtung der Antberen bei den ursprünglich hieher gerechneten Gattungen) die grössere Anzahl »ler Siimen, resp. Samenknospen (in jedem Fache ^ oder mehr) ah charukte- ri^tuüch gegenüber den übrigen Acunthiiceen mit zweilippiger Krone and zwei StaubgeHUsen herrorgehoben wird, steigen etne übereinatiraraende Beschaftenlieit den Pollens.

Es ist der oben (p. 2«i7) geschilderte Da üben pulle u, welcher ihnen eigen ist.

Die Form desselben ist bald ellii)soidiach oder baiichig- eltip^üoidiKch Andnigraphi^^ Neesiana Wight, A. lobelioides Wight (Erianthera 1, Nees), Gymnostachyani alatnin Wight (6. febrifugimi Benth., coli. Metz ed. Hohenack. n. i^74), 0, vennstnm T. And. (Ovi>ti)phragmium venustum NL*eäS, eoU. Hook, t', & Thoms.) ; bald annähernd kugelig Phlog- nihiiH gntiatus Nees, P. pulcherrimus T- And.? (coli. ?alct>ner n. 420, Moulmein) ujid noch mehr bei einer um- Tolktandig bestimmten, nur als Art der von 1\ Andei>;on und Bentham mit Phlogacanthus vereinigten Ne«s'8cheu Giiitting LfOxanthuä bezeichneten PHauze aus den Douldetten des Oaicuttaer Herbariums (Kashia Rillt*, Native Collect» »rs of Bi>L Garden Calcutta); bald endlich abgeplattet drei- eckig, kiÄjenformig Haplauthu8 verticillatius Nee.s. Im letaet erwähnten Falle Hegen die mit dem IVjriii» veri^ehenen, er deutlicher am trockenen ak am benetzten Pollen »ich stellenden, schmalen DauljemstÜcke der Exine an den re«p. Kanten, und die sonst bei dreieckigem Quer- die Ecken (resp* Kanten) in sich aufnehmenden Salialenxtückei an den Seiten Am Dreiecke.^, der iie^amnifc- entspreicheud verbrt^itert und, anstatt der Länge nach, ^SSAber etwas zusannii engebogen. Die Poren aU Hxe IVmkte kMfaucbtet, erscheinen al^o hier an dem dreieckigen ijuer- ttbiittte Ecken mid Seiten anders orientirt aU gewöhnlich, tu ilirrr Lage gleichkam vertauscht.

20*

300

SUiung der matk.'pfiys, Classe vom 6. Mai J883.

Den oben (p. 268) erwähnten Uebergang xum Rpangen- polleii zeigt von den eben genannten Arten Gymnostachyam venastnra T. Anders.; sehr schwach angedeut^^tt* AiLstriits- stallen für die PoUenschlHache AndrograjrhtH lobelioidrs WighU mit deren Pullen zunächst unter den Andrographideeu der einen Uebergang vom Schalenpollen zum Daubenpollen (wie | oben bei den Aeantheen erwähnt) darstellende Pollen voll Acunthops'is horrida verglichen werden kiwin, ubj<e«ehen von der fTe^ammtgestaltung.

Die Verändeningen, welche die Gruppe gegenüber ihrmu Bentaude bei Nee« durch T, Anderson und Benthain erfahren hat, und welche in der Einbeziehung der bei Nee« zuerKt unter den Gendarusaeen, dann weit ab unter den Hygro- i phileen placirten Gattung GymnosUchpim, sowie der damit ' vereinigten, von Nees ursprünglich bei den Aphelandreen, dann ebenfalb bei den Hygrophileen untergebrachtem Gat- tung Cryptophragmium, femer der niiti»inur»der verein!gt4m, von NeeH früher nebeneinander \yei den Aphehindreen* dann bei den Gendarusseen autgeführten Gattungen Pblogacanthtifi I und LoxanthiLS bestehen, erscheinen rieni Angeführten gemiias durch die Untersuchung de« Pollens alw vollkommen grnjcht* fertiget.

Von den Eu j uii ticieen haben die in Benth. lIcK>k. Gen. au die Spitze der Grup|*e gestellten Gattungen mit 4 StaubgelUssen, eoweit mir Vertreter denselben vorlagen^ bereite im Vorausgehenden bei jenen Gruppen ihre Betrach- tung gi'funden, bei welchen ein Antichluas für dieseUien naoh der Be.*^*haflFeuheit des l'oilcUH ge^^ucht wenlcn zu dürfen scheint; «o Lepidagathin bei den Barlerieen, Her|>etjicantha» i bei den A-jystH.-fiH*n, Aphidamlni und GeiRHc>ni»-ria aU Haupt* Vertreter der NecH^tchen Aphelandn^i-n iiniuiM<*ll)ur binti^r flt*n Acantht'en.

Der Re^t der Eujustieieen mit ntjch «^4 (biäit>amtimlt^||

ü» i2aiJUko/rr ' Ueber d. »y^temai, Wtrth d, Pollenhesehaffeitheit etc. S 0 1

Gtttttingen (n* 80—113 der Anordnung in Benth. Hook. Gen.), wt^lcher die beiden Abtheilungen der Eiiju sti- elten (excl. Riuigiu) und Grap*tophylleen von T. An* derscin in sich vereiniget und der Hauptsache naeh der Neen'chen T ri hus der Gendar u.ssene entsi»richt, weist :6wcierlei Pollenforuien auf, deren eine ich oben (p. 261) als Doäenpnllen (glatten und knotchen besetzten), deren andere ich (p. 2*)6) ah Spangen prallen bezeichnet ha}>e»

Es int .•sicherlich bemerken swerth und ein Fingerzeig !Ör die Bedeutung des Pollens al« Kennzeichen der naUir- Hebeil V^erwandbH^hait bei den Acanthaceen, daas die eine dieser Formen, der Dosen pollen, fast aus^chliaM^lich inner- halh einer compacten Gattungsgrujipe vorkommt, welche l)ei BenÜu HiKjk* nach bestimmten Charakteren der Antheren («stainina 2, antheris 2^1ocuiaribas, loculo altero majore v. altiuji« affixa in Jacobin ia locuü .-aepe subaeqnakxs'' ) aus den Gattungen n* 92 101 gebildet en^'iheint, und zwar bei fast allen die!*en Gattungen und ihren aus früheren nelbstÄn- dig«m Gattungen gebildeten Theilen. Es entspricht diese iiruppe Bo oemlich der der Eujusticieen von T. Anderson* Vielleicht liisst «ich dieselbe unter Zuhilfenahme anderer Charaktere ohne Zwang so umgestalten, dass sie nur mehr Gattungen (und in diet^en nur mehr Arten) mit Dr»senpollen in flieh i«ch]iesi<tt, und nahezu alle derartigen Gattungen. A I beiden wäre dann die erst von Bentham, nicht

au^ ti von T. Anderson in diese Gruppe aufgenommene,

mit Spnitgen|N)llen ver^hene Gattung n. 99, Rhinacanthus^

gewii«e Theile der von Benth am vielleicht sni sehr erwei- Uattnngeji n. 93, Ju?*ticia (nämlich die Sectionen 9: Antflustachya und 10: Rhaph i dospora) und n. lUl^ Jaeobinia (nämlich die Section 2: Pachy stach jö), welche ebenfalU mit Spangen pollen versehen sind, und auf «ekhe ich^ wie auf KJiinucanthus, nach Betrachtung der Dietiptereae surdckkommen werde. Einzutreten

302

Sitiunff der math,-phpn. Clnsse fjom 5, Mai 18S3,

hUtten il»x*^eii rielleirht die Gattungen n. 8<5 Glockeria, n. Ol Chiietfrthylax (re^p, Heinzelia ovjilk) und die früher bei den Thnnhergieen, von B4?ntham atier bei Aeu Diciiptereen u nähergebrachte Gattung n. IHClistax. Nicht untei>nicht sind von we^Heiitlicheren Theileu der erwähnten Gattlingsgruppe n. 92 Kll die au» den früheren Gattungen Hamieria und Sarotheca in Benth. Hook. Gen. gebildeten Sectionen 6 und 11 von Jnsticia.

Die Arten nun, welche aus der in Rede übenden Gat- tun^gmppe n. 92 101 als Cnteräuchungsmaterial dienten und übereinstimmend Dosenpollen, und zwar gros^itentheiUi Knutchen-Dnsenpollen zweigten, sind im Folgenden unt>er Vor- setzung der Nummer und des Namenn der Gattung, za welcher sie in Benth. Hook. Gen. gerechnet werden oder gerechnet zu werden scheinen, aufgeführt. Ich fOge ihren Namen kurze Angaben über die Besonderheit ihres Polletui (d. li. über die Oberflächen beschaffenheit und, wo n(Vtbig, auch über die Gestalt der mit den Poren versehenen Seiten^ so^ne ober die Zahl dietier Seiten, resp. Poren) bei. Es sind da^:

n. 92, Srhwabea: ??. ciliaris Nees (Monechma hi>(piduni Höchst.)^ glatt (d. h. knötchenlos), mit 2 Poren.

n. 93, Ju8ticia: Sect. 1, Heniichoriste : J. montjina Wall, (Hemiehoriste m. Nee«), glatt mit ^ Poren.

Sect, 8, ßetonica: J. Betonica L. (Adhatoda B. Nees), glatte mit 3 Poren.

Sect. 4, Gendarussa: .K Gendarnss« L. (Gendanissa fulgaris Neej«), glatt, mit 3 Poren,

Sect. r>, UoHtellaria: Justicia palui^tns T. And. öm* (GcndanisKa {Rnlu»tns Höchst., Adhatoda palu^stris NeeB^t Kotfichy it. nub. n. 80, glatt, mit 3 Poren; Rontellaria m?x- angnliiri8 Höchst. (Adhati^Mla Kotschyi Necs), Kotschy it. nuh* n. 283, mit Knötchen und 2 Poren, wohl Kieher veT!^chiedf*n too der vorhergehenden Adhatoda paluütri»* Nee?«, /,u welcher ton

h nmlikofer: Utber d «t/itiemat, Werth iL Poihnbegchnffefiheil eic, 303

T, Anderson Adhatoda Kotschyi ab Synonym gezogen wird ; «liL^ticia ciilcanita Hfichf^t (J. neglecta T. Änd.^ Adhatoda Kont^Ihiria Nees), Schimper it. abyss. n. 106, mit Knötchen und 2 Piiren (die Krint^'hen links und reehts vom Poru.s in 2 K'.'ihen); Justicia lithospemiifolia Jacq. (Adhatoda L Nee^), mit Knötchen und 2 Poren ; Justicia capeni^ Thunb. (Ad- hatoda c. Nees), mit Knöt<'hen und 2 Poren; Justicia diffijsa Willd. (Kostellaria diffusa Nees, Jujgticia purpnrea L. t. Nees in DC. Pn>dr. XI, p. 438), mit Knötchen und 2 Poren.

Sect. 7, Mouechma: Justicia debilis Vah] (Monechma bnM't»*atuin Hoch-^t,), mit Knötchen und 2 Poren,

Sect. 8, Amphiscopia: A. Bejrichii Nees, mit Knöt- chru und 2 Poren.

Sect. ? : Justicia hygrophiloides F. MülL, mit Knötchen und 2 Poren.

n* 94, SipKonoglossa: S. sessüis (Jrst, (Rhytiglo^a s. Nwtü), mit Knötchen und 2 Poren.

n. 95, Beloperone: B. hirsuta Nees, mit Knötchen und 2 Poren (die Knötchen in je 2 Reihen zu beiden Seiten de«» Punsi); B. nemoro8^ Nees (Jasticia n. Swartz, Justicia for- inosa WiUd,, Exemplare von Swartz und aus dem Münchener Galten), mit Knotehen und 3 Poren. Erwähnt sei aucb B. oblungata nach Fritz^che, 1837, Taf, VIII, Fig. 1, mit Knötchen und 2 Poren,

n. 9<>, l!*oghi^^a: I, ciliata örst. (Rhytiglossa c. Nees, Ef'teinanthus divaricatus T. And.), kreisrund, scheil>enförmig flAcb, (k* ^»b, p. 2r>2), mit Knotehen und 2 Poren; I. glandu- Jc»a Aryt, (Rhytiglossa g. Höchst.), ebenso; I. angusta Benth. in B. H. <ten. (Huellia angusta Boj., Rhaphidospora a. Nees m DC. Prodr. XI, p. 155, ClinacÄnthua a, Nees ibid, p* 511), ebei»i>; L ? tenella m. *) (Rhaphidfjspora tenella T. And. fid.

l\ IHe Pflanxe 7,eigt grosse Aehnlichkeit mit IxoglosHa angin^ia, Ti9l grOttion^ aht mit den mir vorliegenden Arten von Hhaphido«rpora ;

304 Sitzung der math.-phy8, Classe vom 5. Mai 1883.

Cat. Kew. Hb. Griff, u. 6164, Bengalia), kreisrund und ge- wölbt, mit Knötchen und 2 Poren.

n. 97, Anisotes: A. trisuleus Nees, mit Knötchen und 2 Poren.

n. 98, Adhatoda: A. Vasica Nees (Justicia Adhatoda L.), mit Knötchen und 2 Poren (gross; die Knötchen am ein- trocknenden Pollen am besten zu sehen); A. cydoniaefolia Nees, mit Knötchen und 2 Poren (die Knötchen annähernd in je 2 Reihen zu beiden Seiten des Porus).

(n. 99, Rhinac^nthus : s. im Folgenden )>ei den Gat- tungen mit Spangenpollen.)

n. 100, Dianthera: Rhytiglossa humilis Nees, mit Knöt- chen und 2 Poren ; Rhytiglossa symphyantha Nees, ebenso, aber kleiner; Rhytiglossa pectoralis Nees, ebenso; Jacobinia ciliata Nees (Dianthera sp., B. H. Gen. II, p. 1114), 1^. Moritz Wagner in Panama, det. Griseb., mit Knötchen und 2 Poren; Sericographis rigida Nees (Dianthera sp. ?, B. H. Gen. II, 1114, 1115), mit Knötchen und 2 Poren (breit ellipsoidisch, nicht flach).

n. 101 Jacobinia:* Cyrtanthera Pohliana v. ß Mart., mit Knötchen und 2 Poren (gross, die Knötchen zahlreich und in mehrere Reihen geordnet) ; Libonia floribunda C. Koch = Sericographis pauciflora Nees fid. B. H. Gen. p. 1115, mit. in Hort. Mon., mit Knötchen und 2 Poren (breit elliptisch, wie schtm oben p. 262 erwähnt, flach, die Knöt- chen in je 2 Reihen zu beiden Seiten des Porus); Serico- gniphis acmninata Nees, mit Knötchen und 2 Poren (von den KnötchenseiU»n her nur schwach a))geplattet, fast cylin- drisch, uln^r kurz; die Knötchen in je 2 Reihen zu beiden Seiten des Porus); Sericographis Mohintli Nees = Drejera VVilldenowiami Net»s fid. B. H. Gen. p. 1115, mit Knötchen (ind 2 Poren (fiist cylindrisch und dadurch dem Schalen-

nic map dcMshalb und wej^en der analoj^en BcHchaffenheit de« Pollens fra>j:w<'iHt' als InoglossaV tenella hieher gcBtellt «ein.

L . HoMköfet: Üabtr d, syntemat. Werth iL Btllenttenchaffenheii etc. 305

poOeii lier Acnntheen rihiilich. gniss; die Knöklieu /ulilreich and in mehrere Reihen geordnet).

Wenn wir diese Reihe fiberblicken, so tritt als lieraerkens- werth liervor, duss der Kniitcht'n pullen fai^t immer (mit Aiis- oahroe uämlich von Beloperoue neniorosii) mit nur 2 Pitren versehen eracheint, der glatte Do*ienpollen dagegen ül>erwie* gead mit 3 Poren (ausser niimlich bei Schvvabea ciliari^K

Üb nicht das Vorkommen dieser beiden Pollenformen tierhalb der Gattimg Justicia im Sinne von Anderson und Bentham (vergl. die Sectionen l, 3 und 4, sowie J. puluMtris ans Sect. 5 mit dem Reste) als ein Fingerzeig dafür anzu- i<vhen aei^ dass dieselbe in Benth. Hook. Gen. zu weit gefas.4 und auch nach alleiifalkiger Abtrennung der schon ol^eu erwiihnten Theile mit Spangen [tollen (Anisostaehja, Rbaphi- doQtpora) wenigstens noch in 2 Gattungen zu spalten sei, deren artenreichere mit KnötcheniKjUen dann den Namen Jostida behielte, wahrend für die andere Gendanissa Nees Itcr entsprechender Erweiterung adoptirt werden könnte,

künttiger Erwägung anheim gestellt sein.

Durch seine stürkere Wölbung und ein schmale« riiig- Görtelstück^ sowie fast warzen- oder stachelförmige lung der Knötchen eigeuthämlich ist unter den kreis- runden, sehet benartigeu Formen des Dosenpollens, wie aie Rlr die Gattung Isoglos^a , zum Theil mit sehr .schwacher Ausbildung der Knötchen, beobachtet wunlen, der I*o!!en von tM>g](w«<a y tenella m<

Ihiu niihert «ich sehr der gediuisen kuchentormige, fas foQstfindig kugelige Pollen von G locker ia (G» gnicilis Necs^ vgl. ob. p. 264 J , einem in Bonth. Hook, Lien, unter bei jenen Eujusticieen untergebrachten Genus, welche sich dunrh mnfai-herige Antheren auazeicliueu und welche ausser- dem^ wenigstem unweit das mir vorliegende Material reicht, ä|iAiigeii]»ollen besitzen. Vielieieht ist diefielbe, wie schon itn Y^iniiiiigeheDder), p. 302, ausgesprochen wurde, in die

306 Siizmng der maih.-pkys. Clame tarn 5. Mai 1883.

gegenimtig in Betrachtimg stehende Grappe (der Gattungen 92 101) herfiberzonehmen.

Gfinstig f&r diese Herübemahme erscheint der Umstand, da« aach n. 91 Chaetothylax, Ton der ich freilich nur die mit Cbaetothylax umbrosus Neei^ in Benth. Hook. Gen. identificirte Heinzelia OTalis Nees in einem (nach allen Charakteren wirklich hieher gehörig erscheinenden) Exem- plare Ton Widgren aus dem Regnell*schen Herbare des botanischen Museums zu Stockholm untersuchen konnte, Kndtchendoi^npollen mit 2 Poren und Knotehen in je 2 Reihen zu beiden Seiten des Porus besitzt. Chaetothylax ist schon in Benth. Hook. Gen. mit Rücksicht auf die ebenda hervorgehobene Eigenthümlichkeit , dass bei ihr (und zwar gelegentlich bei ein und derselben Art) bald nur 1 Antheren- fach ausgebildet erscheint, bald auch ein zweites (sei es nur rudimentär, sei es Tollkommen) als eine die Grattungen n. 93 Justicia und n. 95 Beloperone enge mit n. 80 Monothecium, also die gegenwärtig in Betrachtung stehende Gruppe der Gratt- ungen n. 92 101 mit der durch einfacherige Antheren aus- gezeichneten Gattungsgruppe n. 80 90 verknüpfende Gattung angesehen und desshalb zwischen diese beiden Gruppen ge- stellt worden. Dem Pollen nach erscheint sie aber nicht so fast mit Monotheeium als mit Glockeria aus der eben enfV'ähnten Gruppe verwandt, und das macht sie geeignet, indem sie selber ihrer PoUenbeschafFenheit gemäss in die Grupj)e n. 92—101 vollständig herübertritt, auch die Gattung Glockeria mit sich herüberzuziehen.

Der hier in Betrachtung .stehenden Reihe schliesst sich in der (lestaltung des Pollens sehr nahe noch die Gattung Clistax an. Doch ist der länglich elliptische, zweiporige Pollen auch dieser Gattung (wie seinerseit*« der von Glockeria) eigenthümlich in so fem, als er gleichsam eine Zwischen form zwischen glattem und knötchenbesetztem Dosenpollen dar- stellt, indem die Knötchen desselben fast stärker auf der

L,Badlkofef: üeber d.i>ystem(U, Werlh iL PrAhnbeitchaffi^nheU de, 307

irniereu aIs airf der iiiiÄseren Seite der Exine vorej>rinj;^n. Auch Jhr diene Gattung wird tinniit die Bestimmung ihrerSt^'llurig iH»«h siterer Erwägung offen zu erhalten sein. Mit der eben erioht^t^m Reoliurhtung fiber den Pollen stimmt übrigens gut ülierein, wa*« Benthaiii Ql»er die Blüthen und die Stuuh- gefÜ^se der hieher gehörigen Arten bemerkt: ^Flores fere Adhatcxlae ; ^tamina 2 ; antherae biloculare^, lociüis discretis paraUelis muticis aeqnalibus v. alt^ro panllo altius aifixo* (B. H. Gen. II, p. 1120). Invohicrirende HoehblJitter und dÄnebeu mehr mler minder weit gehende Keduction de« Kelches finden sich in so vernchiedenerlei (fnipi>en der Aüantha- ceen (Thnnbergieae, PetnUdieae, Barlerieae, Dicliptereae) bei ttflen oder einzelnen Gattungen , dass es nicht Wunder äu nehmen brauchte , wenn das auch bei den Eujusticieen ge- legentlich vorkäme*

Den bisher betrachteten bistiUTiiiuilen Gattungen der Euju-^icieen im Sinne von Benth. Hook. Gen., auf welche man vielleicht ähnlich , wie das ursprünglich i>ei Anderstm der Fall war, die Bezeichnung Eiijustieieae einschränken oder die ältere Bezeichnung von Nees (i e n d a r u s 8 ea e (excL gen.) anwenden könnte, stehen nun als eine zweite Gruppe, für welche mau die Anderson'sche Bezeichnung Grapto- phyllene wieder herstellen krmnte, die übrigen Gattungen der birtaminalen Eujusticieen im Sinne von Beuth. Hook. *ten» gegmfiber, welche alle, soweit mir Materialien davttn vorlagen, die oben (p. 266) ab S p a n g e n p o U e n bezeichnete Pollen- form aufwiesen, mit ge^*öhnlich kurz eüipsoidischer Gestalt und je drei Poren* Ea nind das (nach der Reihenfolge der tiattungen tn B<^nth. Hook. Gen*, wie ftir die vorige Grupjie geordnet):

A* Aus der Abtheilung mit einfächerigen Antheren, n. 80—91 : 80, Monothe<:ium : M. glanduloauiu Hoclist* (Hostel- Um Neue), mit breiten Spangen.

310

BitBunff der math.-pl^tfs. (Hnmc mm 5, Mai 1883,

Rhinacanthua (R. eomrnunk Neeei), welche Gattung ebeu^o bei Andemju wie bei Nees eine ^miz andere Stellung | eiiiniiumt als bei Benthjuii , nm AnderskJii mimlich den Di- cli]*kM'een, von Nees mit Jnsfcicia L. nach Heiner Auß*a>^ung i (unter Zugrundelegung von J. Ecboliiiin L«, d* i. KcboliumH Linnaeanum Kurz, womit auch die weit4*r von ihm aiitge- ^ gtellten 8 Arten nach T. Anderson in Thwaites Enum. Pl- Zeyl. p. 235 zu vereinigen sind) und einer zweifelhaften] Gattung Sericospora Nees den Peeuderanthemeen eingef{igt| wird, scheint in der That nahe Verwandtschaft mit Ecbolium f zu besitzen. Auch bei Ecboliiini uümlich ist eine, wenn auch geringe Ungleichheit der Antherenf acher vorhanden,] und be*sitzt das längere Fach sogar auch eine Spur eines] sogenannten Dorn&ipitzchenH an der Basis, de^en Anwesen- j heit und Ausbildnugsgrad übrigens alt* Merkmal der natür*| liehen Verwandt4?chaft bisher weit ül>er5sch»tzt wonlen za sein scheint; die StaubgefTböe sind wie bei ithinacanthus au der Spitze der langen Kronenridire inserirt; die Unterlippe der Krone ist wie bei KhinacanthuÄ tief dreitheilig. |

Pachystachy fi (P. asiiernla Nees, Widlsdiirigei (d. antignati. n. 445, Hnbn pl. murtinicen^^. n, 508) isit allem Anscheine imch, wie da;* schon Neos durch die unmittelbare Anreihung an 8chaueria zum AuHilrucke gebracht hat, näher mit Schaueria verwandt als mit Cyrtantheru, tuit und hint4?ri welcher h.ie in Benth, Uouk» Gen* als ein Thetl von Jacobinial aufgeführt wird. Ed spricht »ich dan in der Gestaltung der Aütheren aus, welche bei Pachystachy» mir mehr [ifeü- iormig aU bei .Strhaueria , übrigens wie hier volLitandig , «jynunetrl-ich , d. h, mit gleichgestalteten und ohne Verfehlt*- J bung am C'onnectiv bef^tigUm Fächern versehen »iind , einf Umst^ind, auf welchen auch in Benth. Hook. Ciim, wiederhcdtj mehr i*der minder deutlich hiugewi«iöen i>it, einnml in der Uemerkung zu Bchatieria p. II 10 imd weiter, indem in der üattungsdlR'r^ficht p. lOGO tllr Jacobinia nh Aii^ualuise vonl

L ntidJknftr: üihtrtl n^xiemat, Werih d.Pnlhnhcschaffenheüctc, 311

dem l>etreffeiiden, der Asymmetrie der Antheren entnommenen Grappencharakter angeführt wird ,loculi siiepe «ubaequÄles*,

öHch Aasscheidimg von PachystÄchys aus dieser Gjittnng am mehr nöthig sein dürfte. Weiter Hpricht sich die nahe Verw*uidtsi'huft von Faehystachys mit Schaueria in der tiijferen« bia zur Mitte gehenden Theiluiig der Unterlippe aus, und in der tieferen Insertion der Staubgetllsse , in welch' letzterem Stücke aber Arien von Schaueria selbst (S. virgtnea) Abweiehang zeigen. Die Spangen des Pollens

bei Pachystachys mitunter sehiefstehend und etwajs äpiralig irunden, bei nianehen unregelnniisÄig ge.stalteten, an einem Ende breiteren Körnern gewissermaßen einen Uebergang zu den Kippen der Triehanthertn^n und den Spiral bändem der Thunbergieen darsUdlend.

Wus die luiter .histieia von Beutham als Section i) und 10 aufgeführten Gattungen Anisostachya und Rhaphi- tlo<»piifji betriÖT-, »o bi^giiüge ich luich^ darauf hinzuweisen, *im» beiile schon bei anderen Auk^ren (die eine bei Anderson, die andere bei Nees) eine wesentlich andere, mit ihrer PoUen- lM9t(' halfen h ei t, wie mir Hcheint, besser in Einklang sttr^heude BUdlung erhalten hatten. So Ulsst Anderson AniHOstachya am Ende seiner lCuju«ticieae unmittelbar auf llungia folgen, welche jetzt zu der von ihm daran angereihten Gruppe der DicHpWrHen , wie aui^-h bei Nee8 schon , gestellt wird. Üen Dicliptereen eingereiht war weiter bei Nee* auch die ton Anderson und Bentham zu Ju^dicia gezogene Gattung llhaphido8p4>ra (abgesehen von der oben p. 303, Anmerk*, fragweif^ /u bogloKt^u gebrachten Rh. tenella Anders.). Der Pollen Iwider Gattungtm verlangt übrigens nicht mit gleicher Entschieilenheit wie bei ithiiiacanthas und Pachystachys eine A«ildemng ihrer jetzigen Stellung. Derselbe kann aln eine Art |]ebeTgang:$forni /.wischen glattem Dosenpolleu untl Öpangen- |iollen angesehen wenleu, indem die Spangen mehr aU flache^ C^ glatte und iu der Nähe dea Ponis zusammenhängende

312

ClmMt vom S. Mtn 18^.

Bippen auAgebildet sind. Nii^h dem Anäsebeii im trocke ZiL-^tamJe« «Qwohl bei Anisoätachyn Bojen Neat n\& \m Kha- pludm|M>m abyssiniea Nee« (Jui*ticia glabra Koni^ \ar, jHil>e8-j cetiB T. Andere*) iiml Rh. glübra Nees (Justicia glabra Konign fiukhie er übrigens immerhin am besten als &pangen|HillenJ zu bezeichnen t^ein.

So weit konnte ich an dem mir irerft)gbaren Mat^^rrnkt] die llnterHucbung (iber den systematischen Wertb der Pollenge^tal t ung bei den Aeanthaceen fuhr*»«.

Ab Haup trehiiltat derselben ist, Mrie schon du gang» (p. 275) bemerkt, hervorzuheben, duss in den meisten der! imter^iehten Fälle aus der Besfchtiffenheit den Pollens allein j tichon die Beötimmung der Tribut oder Subtribm »>der einer ' nfwh engeren (iattungsgruppe , leu welcher die lietretf'endi» rHanxe gehört, möglich war, in manchen auch die Bestim-j niung der Gattung gel 1>st. Kine Erw« i und Befestigung*

die»eg Ergebnisses ist von einer V^erv i^ning der Unter-

tfuchung unter Ausflehnnng derselben auf die hier fehlenden | Gattungen und auf sämmtliche Arten jeder Gattung nacli den bisherigen Erfahrungen zweifello« zu erwarten.

In einigen wenigen Fallen z<^igten sich eigentbQm* liehe, von der Regel abweichende Verhältniise. So in der j Grup|)e der Petalidieen bi-i Blechuni ; in di*r Ciriipjie der Bnricnwn i>ei Neuracanthu*s; in der Gruppe der Aphelun-l dreen bei ätenandnum 2um Theile (S. dulce« trinerve) : m der Griip|>e der Asptasieen bei AsystfLsia %nm Theile (A* atro^J viridis); AehnUches bei der vielleicht in dieselbe Gruppe im\ stellenden Gattung Herpetacanthus; ferner in iler Urup|ieJ der PHeuderanthemeeoi bei Codonacjinthim* Auf denfU Werth-j beMimmung und BiMirtheilung rfkk^ichtlich ihres Verhillt- niflnes zu den normalen Vorkomnini?wen, wie dm ftlr ilieJ gleicbfalk« eigenthündichen VorkouimniioH* bd ThmiWrgmj chryjioii«, Huwtajnii und den Arten von Mendonda in da

(Sruppe <ler Thimbergieen an anderer, raehrfach erwähnter Stelle (Alih. d. nutnrw. Ver. z. Bremen, VIII, \k 420) mit lineksichi mif die vermittelnde St^»llung von PseudcK^alyx Tersucht worden ist, wird erst nacli einer Dun-hforsrlumg A^ gtjstinimteu Maieriiilea eingetret-en werden können* Nach jwier Hinsicht scheint von einer solchen für eine künftige Bearbeitung der Acanthaceen den aus dieser lediglich orien- tirenden Untersuchung gewonnenen Kasul taten geniii8ü we>i€uUieher Vortheil erwartet werden zu können.

Soll ich, ohne auf die eben erwähnten Aufnahmen luid urmatige Einzelheiten Rücksicht -m nehmen, im Grossen tnid (iftlisen diLH Kesultatdi^r Untersuch uug zusammenfassen und den 9jtiieumtiMc.heu Werth der Polleubeschatfenheit bei den Acan^ thaceen übersichtlich darlegen, so i^st zu betonen, dass fast jede der Hauptgruppen durch eine besondere Pollen form au^sg»* zeichnet ist So zeigen die Thun- bergieen vorwiegend Furchen[M»llen, die Nelsonieen Falt**n jK>l len, die H y g r o p h i 1 e tMi u nd S t r o b i I a n t h e e n Rippcnjwdlen, die Petal idieen und T r ic hau the reen iiftcirien Ripi»en|KjUen, die EuruelUeen und Bar- Tt r i e e n \V ii\m\ p< > l len , die A c a n t h e e n, welche den Lkd K.*r- fipuig bilden zu der zweiten Hälfte der Ac^inthaceen (mit aufeieigHiider Deckung der Blumenkrone), und die Aphe- IftfiririMMi Scbalcnpollen, die Any stasieen Kahmenpollcn, die Andrographideen Daubenpolleu, die Pscuderan- t li e Q] ee u (Eranthcme^ie antor J eine Uebergang8rorm zwischen Unubt^ti« und SpangenpoUen, die G r a p t o p h y 1 1 e e n und Die l i p te reen .Spangen pol len, endlich die E u j u s t i c i e e n im engeren Sinne (wie bei AndersruH glatti^n «»ilrr knötchen- lieM!izten Dobien \h illen .

Wftj« die Methode der U n t e rs u c h n n g an belangt» Qlurr welche zum Schlüsse noch eine Bemerk img binzugett^gt larin nmg* iw wurden die einer müglich«t reifen Anthere [I$8a. iiUih.-[iliyi** Ol. 2.] 21

314 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Mai 1883,

entnonimenen PoUenkönier zunächst in wenig Wasser gebracht und ohne Deckglas bei einer zwei- oder dreihundertfachen Vergrösserung (Seibert Syj^^tem 5 und Ocular 0 oder 1) untersucht, wobei dem Beschlagen der Objectivlinse durch vorhergehendes Erwärmen der Fassung mit der Hand od» durch zeitweises Entfernen des Objectes entgegengewirkt wurde. Während das Wasser allmählig verdunstet und zu- nächst nur von den höher gelegenen Theilen der Pollen- körner sich zurückzieht, treten am deutlichsten jene feineren " Verhältnisse des Baues und der Oberflächenbeschafienheit her>'or, um deren Beobachtung es sich handelt, deutlicher als an dem ganz in Flüssigkeit liegenden oder ganz von Luft umgebenen Korne. Nach geschehener Beobachtung der wied» ausgetrockneten Pollenkömcr wurden dieselben abermals be- | feuchtet und nun durch Beifügen von Glycerin aufgehellt, ferner, wo es nöthig war, durch Rollen und Drücken unter dem Deckgla^e allseitiger und eingehender Besichtigung xa- gänglich gemacht. In vielen Fällen wurde auch die bekannte Einwirkung der Schwefelsäure zur Isolirung der Exine, sowie noch stärkere Vergrässerung zu Hilfe genommen. Das» man^ triichten mnss, voll ausgebildete Pollenkömer zur Unter- suchung zu erhalten, ist sellistverständlich. Bei beschranktev^D Materiale ist das nicht inmier leicht zu erreichen. An geöffnete^ Blüthen mit reifen Autlieren findet man die letzteren gewöh«*" lieh entleert, sei es dass sie schon vor dem Trocknen oder er^ während desselben aufgesprungen sind. An ungeöfinet^x^ Blüthen kann man reifen Pollen nur erwarten, wenn Ai^ Bh'ithe der Entfaltung sehr nahe gestanden war. In solch^'i Blüthenknosjien al)er sind, auch wenn sie äusserb'ch unver* letzt erscheinen, gerade die Antheren oder doch ihr Inh»I* häufig von Insekten zerstört, von welchen dem reifen Polle*' der Acanthaceen ganz besonders, und mehr als den anderen Blüthentheilen nachgestellt zu werden scheint.

F, KMrauseh: lieber den abioiuien Widerstand einer Kette etc, 315

Herr W. v. Beetz l^te eine Mittheilung von F. Kohl- rausch, corresp. Mitglied, vor:

„üeber einige Bestimmungsweisen des absoluten Widerstandes einer Kette, welche einen Erdinductor und ein Galvanometer enthält."

Wilhelm Weber hat zwei Verfahren der absoluten Wider- standsmessung mit seinem P]rdinduetor gegeben. Das eine, welches ein Galvanometer mit weiten Windungen benutzt, ist neuerdings von ihm und IZöllner ausgeftihrt worden.') Von dem anderen Verfahren mit engem Galvanometer hat Wel)er eine Probe in seiner Abhandlung „Zur Galvanometrie*' ge- geben.*) Später habe ich dasselbe im magnetischen Obser- vatorium zu Göttingen zu einer absoluten Bestimmung der Quecksilbereinheit gebraucht. ')

Dieses letztere Verfahren ist, wie ich glaube, einiger vorteilhafter Abänderungen fähig.

1. Die ursprüngliche Form besteht darin, dass ausser dem Ausschlage, welchen ein Inductionsstoss der Galvano- raetemadel erteilt, die Dämpfung der Nadel durch den Multiplicator beobachtet und mittels der letzteren im Verein

1) W. Weber und F. Zöllner, Sitz.-Ber. der k. aächs. Ge.s. d. Wim. 1880, S. 77.

2} Abhandl. d. k. Gesellschaft d. Wiss. zu Göttingen, Bd. X. 3j Foggendortf, Annalen, Erg.-Bd. VI, S. 1.

21*

316 SiUmm§ ier Mlk-fAft. CUum im 5. Mm 1883.

mit <fer ächwingiuigsdaiipr und dem TrigbeitBmomeiit die (hdrMi^miH^xfnMHÜtm abgeleftet wird. Eft bttleate V dl« Windongsfliche des Indoctors, H die horizrjiitale erdmjH^netiBcIie CiHuponeote. K da« Trägheitmioment der XadeL t ihre Schwingungsdaiier, X ihr Irjgarithmiflches Deerement

a ihren Aoasehlag durch einen IndoctionaBtoflB, ohne die l^mpfong.^) Dann ist, Ton kleineren Einflössen abgesehen, der Wider- stand der Kette gegeben durch

_ 8^ F*H*U ^~7^* K *•

Die Schwierigkeiten dieses Verfahrens waren betrachtlich. Ueber die Fehlerquellen der Aa<messung einer Windungs- fläche, welche letactere obendrein im Quadrate auftritt, ist seitdem von mehreren Seiten gehandelt worden. Auch die IIorizrintalcomjKmente des ElnlmagnetLsmus tritt in der zweiten Potenz auf und endlich ist das Trägheitsmoment eine nur schwierig genau zu l^estimmende Grosse.

Ich glaube, dass die von mir aiisgef&hrte Messung einer Windungsflache auf galvanischem Wege*) diese Bestimmung wesentlich erleichtert. Das Trägheitsmoment wird sich nach

1) Wif* a lientimmt wird, ob durch einen einzelnen StoHM, ob durch Multiplication oder durch Zurückwerfun^, welche letztere bei der Wel>er'Hchen Methode angewandt wurde, braucht nicht fefltgestellt zu werden.

2) (Jött. Nachr. 1882, S. 6M; Wiedemann, Annalen Bd. XVIII, H. 518. 1881^. NeuerdingH habe ich zur TangentenbuHHole eine Glas- Hcheil>e mit aufgezogenem Kupferdrahte benutzt. Ein solcher Krein lännt Hich in »ehr gr08Hen Dimensionen ausführen. Die Nadel iat auf ein«Mn leichten Spiegel befestigt, der selbst als Töpler'scher Luft- driiupf«*r wirkt.

P^Kohlrau9<^: Ueber den abmluten Widerst and einer Kette etc, 317

GrfnhniQ^en , die ich in der letssten Zeit gemacht habe^ vielleicht auf einem anderen Wege» nämlich mitte U bifihirer Auf fatlng'iing bequemer aaswerten lassen als durch das Gauss'- Bela^tunji^sverfahren, Jedenfalls lässt das letztere sich af diesem Wege controüren. Es wird endlich Sache des Versuchs »ein, festzustellen, ob die verschiedenen jetKt vor- lic^nden Methoden der Messung des Erdmagnetismus zu biureichend übereinstinomenden Ergebni^en führen,

2. Es iJ^t möglich, das Tragheit'?inoment zu eliminiren, indem man statt dessen eine andere Gnme bcj^timmt, nämlich das Product MH, wo

M den Nadelraagnetismns bedeutet.

Zu diesem Zwecke bringt man den Stab in eine ost- we^tlich orientirt^ bifilure Aufhängimg und misst die Ab- lenkungen, wie ich in Wiedemann's Annalen XVII, S, 7*>5 beschrieben habe.

InsnlVrii nun

K = ^.tMll),

wild

w = 8

F>H» 3l 1

n.

* t (MH)

Die Beziehung kann zur Controle der ersten Methtide» dtlieh betreffs des Trägheitsmomentes dienen.

8* Eine gr(indlichere Umgest^iltung dvyi Ausdrucke** J, durch welche nicht nur das Trägheii^mament herausfallt, ftondem auch der ErdmagnetismuB ans der zweiten in die erste Pfiten« verM^tzt wird und nun obendrein nur im Verhältnis atnm Nadel magnetismus vorkommt, folgt mm II ohne weiteres, wenn man Nenner und Zähler durch H teilt* Dann wird

UL

318 Süzufig der mathrphys. Classe vom 5. Mai 1883,

Das Yerhältniss H/M ist bekanntlich durch Ablenkungen yerhaltnismässig leicht zu bestimmen.

Allerdings muss der erdmagnetische Inductionscoefiicient des Stabes bekannt sein.

Ein astatisches Nadelpaar zu gebrauchen, wie bis jetzt bei der Methode I geschah, wird hier kaum möglich sein. Man wird wohl ein Galyanometer von sehr grossen Dimen- sionen mit einfacher Nadel anwenden.

4. Eine fernere wesentliche Abänderung des Verfahrens lässt sich einfuhren, wenn man die Galvanometerfunction anstatt aus der Dämpfung durch Vergleichung mit einem 6al- yanometer yon bekannter Function ermittelt, ähnlich wie bereits yon Dom geschehen ist.*)

Freilieh wird hier nicht die dynamische Galvanometer- function C, sondern die statische c bestimmt. Es ist

Nun ergibt sich aus dem Neumann\schen Grundgesetz der Magnetoinduction und aas der Bewegungsgleichung einer gedämpften Nadel nach Weber*), wenn man wie oben von Correctionsgliedern absieht,

1 ^ pi ^ ^* 1 K ^2w K "" 2 w H»'

Dies in I eingesetzt liefert

F c w = 27r - ^. IV.

a t

Der Ausdruck enthält alle Grössen nur in erster Potenz und ist vom Trägheitsmoment und vom Erdmagnetismus un- abhängi«^. In der Ausllihrung tritt allerdings noch das Ver-

1) W. Weher. Zur Galvanometrie S. 21, wo F C/K zu »etxen wt.

2) K. Dorn, die Heduction der SieiueiiK'sehen Einheit auf abso- lutes MaaKs. Wied. Ann. XVII, 77:). IHS-J.

F. KMrausch: üeh'er den absoluten Widerstand einer Kette etc. 319

hältnis der erdmagnetischen Intensitäten an dem Orte des Inductors und des Galvanoskopes herein. Dieses Verhältnis lässt sich auf dem von mir der k. bayerischen Akademie im Januar d. Js. vorgelegten Wege genau ermitteln.^)

5. Endlich erhält man aus dem obigen Ausdruck für X noch

^~ 2 Xt H ^•

unabhängig von dem Erdinductor.

Durch die verschiedenen hier vorgeschlagenen Bestini- mungsweisen ist also die Möglichkeit gegeben, die sämmt- lichen einzelnen beobachteten Grössen durch andere zu er- setzen, ohne an der angewandten Kette eine Aenderung eintreten zu lassen. Diese Möglichkeit ist von grosser Be- deutung bei einer Messung, welcher man, wie die Erfahrung gezeigt hat, sich im höchsten Grade kritisch gegenüberstellen muss.

Schliesslich bemerke ich noch , dass die beiden unter 4 und 5 erwähnten Methoden in der Hauptsache bereits von Weber angegeben sind, mit dem Unterschiede allerdings, dass die Galvanometerfunction bei ihm aus den Dimensi(men des Multiplicators berechnet wird , während wir dieselbe empirisch bestimmen wollen.

1) Vgl. auch Wiedenuinn, Annalen XIX. 130. 1883.

320 Sitzung der mathrphys. Glosse vorn 6. Mai 1883.

Herr Bauer bespricht und legt vor:

a) eine Abhandlung „Ueber die Hesse'sche De- terminante der Hesse^schen Fläche einer Fläche dritter Ordnung/

welche in die Denkschriften aufgenommen wird; femer:

b) eine Abhandlung „Von den gestaltlichen Verhältnissen der parabolischen Cur ve auf einer Fläche dritter Ordnung.*

In der Reihe von Modellen von Flächen dritter Ord- nung, durch deren Herausgabe Herr Rodenberg sich ein sehr wesentliches Verdienst um das Studium dieser Flächen erworben hat, befindet sich ein Modell (Mod. Nr. 7 der Reihe, das eine sogenannte „inverse* Fläche mit drei Knoten darstellt), auf welchem die parabolische Curve unrichtig ver- zeichnet ist und in der von Herrn Rodenl)erg seinen Modellen beigegebenen Erklärung ist der Verlauf der Curve auch der Zeichnung auf dem Modelle gemäss beschrieben. *) Diess

1) H(?rr Rodenberg sagt nämlich daneUmt »S. 17: ^Letztere Linien (V«*rbindungMlini<'n zweier Knoten) zählen als para>K)Iiriche Curve wif'denini doppelt, d<*r Rent besteht aus 7 Ovalen, welche elliptisch gekrümmte Partien einschliessen. Von dienen Ovalen ist ein» suni ir*olirten Punkt geworden, in welchem sich «Irei iinäre Geraden kreuzen. l)i«* rd»rigen Ovale wenlen durch die drei Seitentheile der HeiweWhcn Fläche auKgeschnitten , je zwei berühren e i n e G e r a d e der parabolisrh«*n Curve.

r: Vtm den gentnUlkhen VerMltniifScn drrparalmL Curveetc. 321

l^ibt mir VeranLi^wung, hier einige Bemerkungen ül>er den Verlauf der paraboliwchen Ciirve auf einer Fluche dritter Ordnung mit Knotenpunkten folgen zu lassen*

1, Bei einer allgemeinen Fläche mit 27 reellen Geraden gibt BS bekanntlich ein Doppelsechs von Geraden mit ima- ginären Asyniptotenpunkten, walirend die übrigen 15 Geraden reelle Asymptotenpunkte besitzen. *) Indem wir die jetzt abliebe Bezeichnung der Geraden beibehalten, wie sie auch auf den Roden berg'i^chen Modellen in Anwendung gekommen isit, bezeichneu wir die 12 Geraden mit imaginären Asym- ptotenpunkten durch

12 3 4 5 6 1' 2' 3' 4' 5' 6\

während die 15 übrigen Geraden durch je zwei Zahlen 12, 18i . . 50 bezeichnet sind. Diese letzteren 15 Geraden bilden auf der Fläche 15 Dreiecke; unter diesen gibt es 10,

reichen je eines der lt> Ovale eingeschrieben ist, aus denen Iiarabüli.sche Cur\'e der aUgemeiuen Fläche mit 27 Ge- raden l>e!*t«ht, *) während die 5 übrigen Dreiecke keine solclie Ovale eio^chlieÄsen, und wenn die Fläche in eine Diagrmal- flache übergeht, die Pentaederebenen derselben beHtimmen. Wir wählen die Indice^ dej* Geraden yo, da88 diese 5 Drei-

ßke durch die Geraden

12, 34, 5t; \

13, 25, 4G

14, 20, 35

15, 24, 30

16, 23, 45

jy^hilti»>t >\*'nicn, welche Bezeichnung nach dem Vorgange Klinn*s* auch von ftodenberg beik^ialten ist. Dann erhält

1) F. Klein, Ueber Flüchen cb-itter Ordnuug. Math. Ann. VI, g U. 9) F. Rkitt a, a. 0.

322 Sitzung der matK-phys. Glosse vom 5. Mai 1883,

man die Geraden, welche die 10 Dreiecke bilden, welchen Ovale der parabolischen Curve eingeschrieben sind, indem man in den Dreiecken A die Indices von irgend zweien ihrer Geraden auf andere Weise combinirt, nämlich

12, 35, 46

13, 26, 45

14, 25, 36

15, 23, 46

16, 24, 35

12, 36, 45,

13, 24, 56,

14, 23, 56,

15, 26, 34,

16, 25, 34.

B.

Auf der Diagonalfläche werden diese Tripel von denjenigen Geraden gebildet, die sich zu dreien in einem »Ovalpunkt* schneiden und die Diagonalebenen des Pentaeders der Fläche bestimmen. Vertauscht man andererseits die Indices zweier Geraden in einem der Dreiecke B auf die zwei möglichen Arten, so erhält man ein anderes Dreieck B und ein Drei- eck A. Wir werden von dieser Bemerkung im Folgenden mehrfach Gebrauch machen.

2. Nehmen wir nun an, dass auf der Fläche sich ein Knotenpunkt bilde, so ist sofort ersichtlich, dass auf jeder Geraden, welche durch den Knoten hindurchgeht, die zwei Asjrmptotenpunkte im Knoten zusammenfallen müssen, da jede Ebene durch die Gerade gelegt aus der Fläche eine Curve ausschneidet, von welcher ein Schnittpimkt in den Knotenpunkt fällt. Die auf der Geraden von den Paaren der Schnittpunkte gebildete Involution wird eine para- bolische.**

Hieraus folgt, dass die zwei Ovale, welche die Gerade in ihren Asymptotenpunkten berühren, im Knotenpunkt zu- sauunenstossen und daselbst die Gerade zur gemeinsamen Tangente haben.

Ein Knotenpunkt der Fläche bildet sich durch Zusam- menziehen einer der »Durchgänge** oder »Oeffhungen* der Fläche. Durch jede dieser üeffnungen der Fläche verläuft

BaMrr: Vmi denfffMalttu^tn VfrhäitnMsen der parabfd, Curve etc. 323

-mn DnppeUechrt, welches Hpchs Gerade mit reellen Aä^ym- nttiten punkten und .stn^hs mit iiuaf^inären Asymptoten[* unkten t^nihkili. 8**1

i k I n p m p m n k 1 i 1 i k m' n' p'

mn solche» Doppekechs» wci i k 1 iii ii p die Indices 1 . * 6 in irgend einer Reihenfolge bezeichnen. Wir werden, wie Äeti dem Vorgange Klein's üblich iat, ein solches Doppel- chi* durch

(ikl)

jneti und falls es durch eine Oeffnung der Fläche ver- l, auch iliviip Oeffunng, sowie den Knot-en, der durch Zu- imenriehung dieser Oeftnung entst<_^ht, durch dieses Symbol i^ezinehncn. Ein Doppelsechs dieser Art enthält von jedem der Dreiecke A und B entweder je zwei Seiten oder keine. Denn enthalt A^ Dreieck z. B, die Seite i k, so enthält es noch eine der Geraden tnp, n p, mn und es gibt also drei Dreiecke mit der Seite i k, nätulieh

ik ran Ip

i k m p n I

ik np ml^

welche zwei Gemde des Doppelsechses enthalten. Man sieht daher, dass nnt^r den 15 Dreiecken A und B 9 Dreiecke gibt, von w^elchcn je zwei Seiten dem Doppelsechs angehören und zwar sind darunter drei Dreiecke A und sechs Dreiecke B. Die »ediis Übrigen Dreiecke vom Typus

i m k n 1 p im k p In

enlbalien keine Gerade de« Doppelsechses, Darunter sind zwei Dreii^ke A und vier Dreiecke B.

Zieht sich nun eine OefRuuig der Fläche zum Knoten sitMUDiiti^Q, Mi gehen die Geraden «les hetrefteuden Df»ppel- mH-ik^^ect durch den Knotenpunkt und fallen hiebei paarweise

324 Sitzufig der mathrphya. Claase vom 5. Mai 1683,

zusammen, und zwar fallen diejenigen Geraden, welche vorher nicht in einer Ebene lagen, also diejenigen, welche im Schema unter einander stehen, zusanmien, indem zwei Gerade, welche in einer Ebene liegen, bei ihrem Zusammenfallen zur Ver- Irindungslinie von zwei Knoten werden.*) Die sechs Enoten- strahlen gehören nach dem Obigen paarweise drei Dreiecken A und paarweise sechs Dreiecken B an, indem jede dieser Ge- raden zu zwei Dreiecken B gehört. Die sechs Ovale der parabolischen Curve, welche diesen Dreiecken B eingeschrieben sind, werden zu Schleifen an dem Knotenpimkt in der Weise, dass die Geraden, welche ein erstes Oval im Knoten berühren, daselbst Tangenten sind an einem zweiten und dritten Oval; die zweiten Tangenten am Knoten dieses zweiten und dritten Ovals berühren daselbst zugleich ein viertes und fänftes Oval und die beiden andern Tangenten dieser letztem Ovale am Knoten sind dasellist Tangenten des sechsten Ovals. Wenn sich mithin ein Knoten bildet, so vereinigen sich sechs Ovale der parabolischen Curve zu einem paaren Zug mit sechsfachem Punkte im Knoten. *) Vier Dreiecke B mit den Ovalen, welche sie einsohliessen, bleiben von der Knoten- bildung unberührt. Die ganze parabolische Curve besteht mithin noch aus t'flnf paaren Zügen.

Jede der sechs Schleifen, in welche die Ovale um den Knoten aiisg(»artet sind, wird noch von einer dritten Geraden berührt, welche nicht durch den Knoten geht. Diese dritten Seiten der Dreiecke B, welchen die Schleifen einbeschrieben sind, bilden die zwei Dreiecke A, von denen keine Seite durch den Knotoi geht und welche gleichsam den Knoten von beiden Seiten absch Hessen. ')

1) Klein a. a. O. § 9.

2) Dass die parabolische Curve den Knotenpunkt zum f*ech»- fachen Punkt hat, hat sclion Schläfli in seiner grossen Abhandlung ,ülxT Flächen dritter Ordnung** (Phil. Trans. 1863. vol. 153) erwähnt

3) Zcuthen ^^tudes des proprietes de Situation des surfiiceB

Bau fr: Vhm den gtjtttütlidyin VerhHltm^ei^fltrpnrQM. Gurrt tic, 325

3* Die Fläche enthält 10 Diirchgnnge oderOettnungen. *) [Kach iler j^ewrihlten Bezeiehuimg »iiid die*ell>en

(135), (14G), (245), (236); (123), (15G), (345); (124), (256), (346).

Wenn wir das Roden berg'sche Modell Nr, 1 der Diagonal-

I fläche 301 Gnmde legen, i^o stellen die vier ersteren die vier

Arme dar, welche den niittieren Theil der Fluche mit den

Ifitiseni Theilen verbinden; ich will sie die ^inneni** Oeff-

[tittngen nennen ; die tlrei in zweiter Keihe stehenden, die sofrui

[ftichilmren Oeffnangen der Fliiche darstellend, nenne ich die

»üttÄ^m* (3effnnngen; die drei in letzter Reihe siehenden

cken sich auf dem Modell durch das Unendliche.

Welrhe von den Oetfiiungen wir nnn zum Knuten

xusatnttienKiehen, immer erhalten wir wesentlich dieselbe Figur

fllr die parabolische Onrve. Ziehen wir eine der innern

C>ei)*iiungen z. U. (146) zum Knoten zusamoieu , so haben

wir eine Fluche 1 mit einem Knoten nach der Bezeichmmg

Klein und Roden berg. Die zwei den Knoten abschlieasen-

Dreiecke A sind hier

36, 24, 15

12, 34, 56.

Auf dem ersteren stehen die drei Schleifen, welche auf dem

mittlrn^n Theil der Flache liegen ; die drei Sctileifeu auf dem

eren Theile stehen auf dem zweiten Dreieck, (Hiebei

der mittlere Schleifen üWr den Rücken des an den

Kntftra »tassenden Flügels der Fläche durch d^is Unendliche

[itiid berührt 12 von unten kommend.)

[ citbii]Qiw*, MaÜi, Ann. VIII» p. 16. beaeichnet die^^elben beiden Drei- latkie A mb die «Oelfiiung* abachlie^send, aus welcher der Knuten

I) iUdii. i> a. 0. 9 13 Anitt., RodenberK ^Kiklämtigeti'' \u '».

326 Sitzung der math.'phy8, Classe vom 5. Mai 1683.

Wir erhalten aber eine Curve derselben Art, wenn wir eine äussere Oeflfhung z. B. (123) zusammenziehen. Die beiden den Knoten abschliessenden Dreiecke sind hier

15, 24, 36 14, 26, 35;

im Wesentlichen ist nichts geändert.

4. Wird der Knoten durch Trennung aufgelöst, so geht die Fläche in eine Fläche II mit 15 Geraden über, unter welchen 9 Gerade mit reellen Asymptotenpunkten sich befinden. Die Geraden durch den Knoten sind imaginär geworden und schliessen daher die Schleifen der parabolischen Curve nicht mehr ein; die drei Schleifen auf der einen Seite des Knoten, sowie die drei Schleifen auf der andern Seite desselben fliessen an dem dem Knoten benachbarten Theile zusammen, die vorderste Kuppe in einem Zuge um- schliessend und mit den drei Ausbuchtungen sich auf die Seiten je eines der den Knoten abschliessenden Dreiecke A stützend. *) Hierzu konmien noch vier Ovale, vier Dreiecken B eingeschrieben, so djuss die ganze parabolische Curve aus sechs paaren Zügen besteht.

1) Diese beiden Curvenzüge werden auch bei weiterer Defor- mation der Fläche immer, vermöge ihrer Lage auf der Fläche, ihre KutMtehung aus je drei Schleifen mehr oder weniger deutlich er- kennen lassen, und es würde kein richtiges Bild von dem Verlaufe dieHer Curventheile geben, wollte man sie analog den vier andern Theilen der Curve als Ovale bezeichnen, die nun elien je einem Dreieck A eingeschrieben sind (wie Zeuthen a. a. 0. p. 9 und Roden- berg , Erklärungen* p. 18). Dieses ersieht man, wenn man z.B. den in Nr. 3 betrachteten Knoten (146) durch Trennung auflöst, oder auch, wenn man den Knoten (l^r») bildet und sodann trennt und be- merkt, das« der untere Zug den Knoten umgebend mit seinen Aus- buchtungen die Geraden 12, 34, 56, der obere die Geraden 16, 23, 45 berührt.

Vnnden geBlidtlicken VerMUrnsüenthrparaltd^Ourtfeeic, ^7

5. Wir bilden nun eine Fläche mit zwei conisclieii Knoten^ indem wir zwei, nicht benachbarte, Oeffnungen *) der Fläche zu Knoten zusammenziehen. Wie Herr Roden- rj^ jfcr.eigt hat , entsteht nämlich durch das f^lei eh zeitige Zu - im^mziehf-n zweier bemichbart*»r Kn<*t<en immer ein bipla- narer Pimkt*), womit ein Zerfallen des Pentaeders und hieniii auch eine Degeneration der panibnlisrhen Curve verbunden ist. Wir geheu hier auf di(^e besonderen Singii- IfkritiiteD nicht ein. Zwei nicht benachbarte Oeffuungen haben nun in ihrer oben (n* 2) angeführten Bezi?iehnung immer nur eine Ziffer gemeinsam, während zwei bemich- Iitirte f)et!nungen zwei Ziffern in ihrer Bezeichnung gemein- Küm haben.') Es »eien daher

II (ikl) , (imn)

dt. m AI : D

die stwci OeffnungeUi die zn Knoten werden, wo wie oben i k 1

m II p die sechs Indice^ l bis i\ bezeiclmen. Kn fallen dann

di« lieniden

i p' kl mn

in der Verbindungslinie der Knoten zusainnit-n und das

Dreieck

kl, mn, ip (1)

versteh windet. Dieses; Dreieck ist immer ein Dreieck B. Denn wenn wir von den in Nr. 3 angegebenen 10 Oetfnnngen Aar Fläche irgend zwei wählen » welche nicht benachbart sind und tiiithin nur eine Ziffer in ihrer Bezeichnung gemein haben ^ ao bezeichnen die zwei Paare der übrigen Ziffern immer Gerade, wie sie im Schema B beisammen ntehen. Mit dem Zufallen der Gemden kl, mn verschwindet mithin

I ; llodenlierg, Krkliirmi^n zu den Modellen p. 6. S) KbeodiiiK^nw«t y. 8.

328 Sitzung der math.-phfs, CUme vom 5. Mai 1883.

anch ein Oval der parabolischen Cunre. Aber jede dieser beiden Geraden k 1, ni n gehören noch zwei Dreiecken, nämlich

und

kl

mi

np

kl

mp

n i

mn

ki

Ip

mn

kp

li

(2)

an, von welchen je eines ein Dreieck A das andere ein Dreieck B sein muss.

Die Seiten dieser Dreiecke umfassen alle durch die zwei Knoten gehenden Geraden und zwar gehen in jedem dieser vier Dreiecke, abgesehen von den zusammenfallenden Geraden kl, mn, je eine Seite durch den einen Knoten und die andere durch den andern Knoten. Die Ovale, welche den zwei Drei- ecken B unter diesen vier Dreiecken eingeschrieben sind, gehen mithin el)enfalls durch die beiden Knoten und berühren daselbst die Seiten ihrer Dreiecke. Sie zerfallen daher in die Seite k 1, resp. m n und je einen Curvenzweig, welcher die zwei Knoten verbindet. Die Verbindungslinie der zwei Knoten, als zu zwei zerfallenen Ovalen gehörig, zählt mithin zweifach als Theil der parabolischen Cnrve. Die zwei Curvenzweige aber, die Knoten verbindend, schliessen einen elliptisch gekrümmten Theil der Fläche ein.

Wir sahen früher, dass in jedem Knotenpunkt sechs Drei- ecke B zusammenstoösen. Die bisher betrachteten drei Drei- ecke B, nämlich (1) und die zwei Dreiecke B in (2), sind den l)eiden Knoten gemeinschaftlich ; die vier durch einen Knoten gehenden Geraden gehören mithin noch drei Dreiecken B an und es schliessen sich mithin an die die Knoten verbindenden Curvenzweige an jedem Knoten drei Schleifen an, von welchen eine Schleife auf derjenigen Seite des Knotens, auf welcher die verbiiidcnd(»n Curvenzweige laufen, liegt, die zwei andern

Bauer : Tan den gtJif attUchen VftMU n iimen tUr pnrahal. Cwrre ete. 329

Schleifen aber auf der aridem Seite des Knotens verlaufen. (Da^ Oval (1), weleheH man als auf den einen Asymptoten- pitnkt auf i p ri*diu;irt aa^^ehen kann , vertritt die dritte Eiii^»«ere Schleife). Die parabolische Ciirve bildet aIi?o einen paaren Zug durch die beiden Knoten, der jeden dieser Punkte mm vierfachen Punkt hat. *)

Atis (1) ergeben sich ncn^h die xwei Dreiecke

ip km In \ ip kn Im I

(3)

gebildet von den ftlnf Geraden mit reellen Asymptotenpunk- fc^i, die nicht durch die Knoten gehen. Dns eine dieser Dreiecke ist noth wendig ein Dreieck A, das andere ein Drei- t*ck B (n' 1), Letzteres enthült nm^h ein Oval, das von der Knotrubildung nnberfihrt geblieben ist und die gemeinsame Oerarle i p der z.wei Dreiecke in dem Punkte berührt . der hamiom»eh Hegt zu dem Dnrchschnittspmikte mit der Knoten- linie kl (nin)* Die zwei andern Seit*»ii dies<^ Dreiecks B l^rfihren die beid<*n Schleifen, welche an den zwei Knoten auf •ll»r S«ite der dieselben verbindenden Cnrvenzweige liegen. Die zwei andern Schleifen al>er an dem eini*n und andern Dteii stützen nich anf zwei Seiten des Dreiecks A (*^) in Ai«ymptoten punkten, w^ährend die dritte, den beiden Dreiecken (3) gemeinschaftliche, Seite ip seine Asymptoten- punkte in dem Berühnmgspimkt des Ovak in dem Dreieck B (3) und in dem Durchschnitt mit der Verbindungslinie kl (nin) der Knoten besitzt.

Bilden wir z. B. durch Znziehnng der inncni Oeffnnngeu dii» Knoten

(14ti), (245K

30 14 die Flilcbe nach Klein - Uudenberg'scher Bezeichnung

1| .Sühlam, Philo«. TnuiR. Vol. 183, p. 210. ll«8U. Mttik-phyu. Ul. 2.\

22

330

vitUh.'phyit, Clausf vom Ä. Mm I88S,

eine I mit zwei Kiioteti. Die Verbindiingslinie der Knuten ist

25—16;

die zwei Dreiecke (3) sind

34, 12, 56 (A)

34, 15, 26 (B)

Die zwei Curvenzweige, welche die Knoten verbinden, laufen Ji öbfT den mittleren Theil der Flüche; auf eben deursi^llien Hj liegt noch eine Schleife am ersten Kn(>ten , 15 berührend und eine am zweiten Knoten, 26 berührend. Die Schleifen auf den äussern Theilen der Fläche, nteben auf den Cie- radcB 12, 56 des Dreiecks A und zwar lauft an clem Knoten (146) die eine zwischen den Geraden 14, 23 zar | Berührung mit 56, die anderen zwischen den Geraden 35, 4*» ' ülier den Rücken des anstossenden Flügels zur Berührung mit 12 (von unten); am Knoten (245) die eine Schleife j zwischen 3G, 45 zur Berührung mit 12, die andere zwischen 13, 24 über den Rücken de^s anstossenden Flü^el^ zur Be- rühmng mit 56 (yon imten kommend).

Wir erhalten aber im Wesentlichen ganz «li4ssen>e Ciirve, I wenn wir eine äussere und eine innere Gettnung zu Kn<»t<»u' werden lassen z, B,

(123), (245), in welchem FftU die Üreiecke (3)

2ti, 14, 35 (A)

26. 15, 34 (B)

sind, oder, wenn wir awei äussere Oeffnnngen z. B.

(123), (345)

zu Knoten zusammenziehen, in welcliem Fallt» die l)reif*cko \

36, 15, 24 (A)

36, 14, 25 (B)

sind. Der Vertauf der Curven ist imm»*r, üb«tretnstimmeiid |

mit der allgemeinen Darlegung, in allen Fällen d^DM^IIitf.

ft<tftff' Vtm dfH ffe»taltfichen Verhältni^Rtn der pamM, Curre elc, 311

*. Ltki mau ^iueu der zwei Knoten durch , Verbinden* auf, «ri Kieht^u sicli die zwei Ovale, welche die, die zwei Knoten verbindenden , Cui-ven/.weige bildeten, meder n.U Schleifen an den hesiehen bleibenden Knoten : zugleich treten dir /»wei GiAHnlen kl, ni welehe zusammen gefallen waren, wieder auseinander find es bildet mch zwischen denselben wieder ein Oval, dem Dreieck (i p, kl, mn) eingeschrieben seeJi^te ^k-hleife des Knotens. Man sieht, dass dieses pre Oval sich als Schleife von dem einen Knoten zum andern ^ieht, wenn man bald den einen, bald den andern Knoten durch Verbinden anflrisst, wobei die vorher ver- einigt liegenden Geraden k 1, m n nach verschiedenen Richt- nngen auseinandertreten. Es kann hiebei das Oval von der einen Seite der 'ierad»^n i [j, auf welche es sich sttUzt, auf lUe andere Übertreten. Bilden wir z. B. in dem Modell Nr. 1 die zwei Knoten

(135), (140).

«o fallen die zwei Geraden 35, 40 zusammen; das Dreieck il2, ^r>, 40) vergeh wiurlet, sowie divs OvaL dm< es einschliesst* Lö^t man nun den cd>ern Knoten (140) durch Verbinden nuf, wi erscheint das Oval wieder al^ Schleife am Knoten (135), die Gerade 12 von oben berührend; löst man aber den iiatern Knoten (l*i5> auf, so er>»cheint das Oval ak Schleife am ol>ern Knoten (140), die Gerade 12 von tmten .berQlirend. E^ wt auch klar, dass ein Oval bei allmähliger V '^ Mt>n der Fläche nur dann auf die andere Seite einer <i welche e*i lierührt, li hergehen kann, wenn es vor-

her durch Knutenbildung und dadurcli bedingtem Zusammen- EiiUeii von Geraden , sich auf den AHym|itotenpunkt der Gt*iTifiau zosamniengezogen hat.

LrtWu wir einen der zwei Kjiott»u

(ikl), (imu)

Trennung auf (Fläche H mit einem Knoten), wobei

22*

332

Sitzung der math.-phfffi, Chftse vom 5, Mai 18S3,

die Geratleii kl, inn aU imaginäre Gerade sich treönen, «1 wird ebenfalLH daa Oval, weleheis bei deru Zasanmienftiden von kl lind rrin verHchwunden war, wieder sich bilden; denn der Äsyniptotenpunkt auf i p ist reell geblieben , und an diesem berührt die Gerade einen reellen Zug der ptira bolischen Curve. Das Oval wird aber nun i p auf Seite des getrennten Knotens berühren und mit den andern Zögen um denstdben zusammeu fliesten (n" 4). Der zwisclien den zwei Knoten sich hinziehende elliptisch - gekrümmte Flächentbeil ßieest mit der Schleife des getrennten Knoten.-^ , welche auf der- selben Seite desselben lie|^, zasiunmen, und bildet eine für drei Ovale zählende Schleife am nicht getremiten Knoten, Löst man die beiden Knoten durch Trennen auf, so geht die Flache in die Art 111 mit 7 Geraden Ober. Es bleitjen nämlich nur die fünf Geraden der zwei Dreiecke (3) (n* 5) imii die zw^ei Geraden i', p mit imaginären Asymptoten- pijnkt4*n roeU, Matj ersieht k'icht , wir« sich hier die pant- b<)lii*che Ciirve gestalten wird. Da-- Oval dem Dreieck B (3) eingeschrieben bleibt erhalten. Der auf dem mittleren Thmle der Fläche zwischen den zwei die Knol<»ti verbindenden CurvenzweJj^en liegende elliptisch gekrömrnU* FlIUdieriHtreifen fliesisft mit den zwei Schleifen, w^elche an den KnoUui »iil derselben Seite liegen, in der Nähe der Knoten zuüauutien nnd es bildet sich m au« vier Ovalen ein Curven/ug, «lie Kuppen der getrennten Knoten mnschliesscnd, pjl^ensn Hie.*sa»en an jedem der beiden Knoten die zwei auf der andern Seita de&iHelben liegenden zwei Schleifen zui*ammen den g*»trennt<*n Knoten von der andern Seite umgebend. Zu die?ien kämmt noch das Oval, welches dem Dreieck (ip, kl, mn) einge- aehrieben durch Zuminunenfallen der Seiten kl, m n ww schwunden war und l>ei tlem Trcmn^n dw Kn«»ten Mteh wieder bildet. Die zwei üenwlen kl, mn trennen sich hie- liH »Im punktirt-imaginäre Gerade, da sie mit ip eine reelln Ebene W's^timnieii, Der gemein^üftine reelle l'tmkt dieiser

Bauer: Von (hnßCMtaWichrn TVrÄ4/fwM<^cii der fHtnibaL Cui've etc, 333

Geraden, BerfihningH}ninkt <ler Kbene niit der Flaelie uuiä* fufthwojidig auf citittni i;'llij>tis('h-j^ekrfimniU^n Theil d«_M>Jt^ll)en liVgen; di««»er Theil berührt ip in einem der Asyniptoten- puukte.

7. Wir ziehen jetzt clrei nicht l)enaclibjirte OeiFmingen der Flikhe zu Knoten za^anunen. Seien

(ikl), (iran), (kmp)

die drei Knoten, dann fallen die Geraden

k 1 und m n, in und k p, i I nitd m p ( 1 )

[«mrwet^e in der Verbindungslinie des 1. und 2* Knot^'ns, de»- 2. nnd 3. nnd de> 3. und L Knoten^ zusammen. Durch den 1. Knuten gehen ntn'h die Ueraden

ik, np, durcli den 2* Knoten die Geraden

im, lp> nnd durch den 3. die Geraden

^k m, I n. Kh bleiben nur noch die drei Geraden

k m, Im, i p (2)

brig, welche nicht durch die Knoten gehen. Während wir omi hei Flächen mit zwei Knoten nahen, daß» die fünf UJiliE^n Geraden mit reellen As^^iptotenp unkten immer ein Dreieck A und ein Dreieck B bildet-en und .-ich daher nur ein Typufl ftir die parabolLst:he Curve ergab, welche zwei OeiTnungen der Fläche auch zu Knoten zusammengezogen worden, haben wir hier zwei Fälle zu unterscheiden, je Diichdem dai< von den nnäreo Geraden 2) gebildete Dreieck mn I)reie<"k A oder ein Dreieck B kL

Betrachtern wir zunächst den Fall, in welchem da.'^ Drei- I9ck 2) ein Dreieck A ist, dann folgt hieraus sofort, da^s die Dreiecke

334 iSitSHnff der mathrjfh^s, Clnssc rum 5, Mm /Ä8.?,

kl, iu!i, ip; kn, 1 i, mp; i u, Im, kp; (3) km, If], ip; ku, Ip, im; i k. Im, up; (1)

Dreiecke B sind* IMe drei Dreiecke 3), je eines der Paare 1)

rIh Seiten enthaltend, verschwinden und hieniit versehwinden »Dch die OvaltJ, welche sie ein.<chliejvieu ; die Dreierke 4) enthalten je zwei Seiten^ welche durch einen der Knoten* punkte hindurchgehen und die Ovale, welche sie einflchlie«s*en und diese Geraden im Knnteu berfihren, verwiindoln ---ich mithin in 84*hleifen der parabolischen Curve ; die^^elhen gehen re,speetive durch den L, 2., *^. Knoten und iTeruhren je eine Seite de.s Dreiecks 2).

Ausser den Dreiecken 2), ^), 4) haben wir noch Fol- gende acht:

il^ mn, kp I kl, im, np; in, Ip« km; nip, ik. In; (5) kl, in mp um, Ip, ik ; kp, im, In: iL mk, np; (ß)

und vermöge des Gesetze», nach welchem die Dreiecke A und B in ihrer Bezeichnung^ von eimnider abhanden (n* V), erkennt man leicht, dtuv* entxveder di*- I)reiecke f») Hanimt-^ lieh Dreiecke A sind und die Dreiecke <>) Dreiecke B nind mler umgekehrt. Die beiden Falle sind niclit verschie<leti. Zuerst ersielit man, dass die ersten Dreiecke in den beiden Reihen zusammenfallen mit dem Knntendreieck. Die in den Verbindungslinien der Knoten zusummeulatlenden (ieniden bilden aisf» in dem hier betrachteten Falle immer :^u^leteb ein Dreieck A nnd ein Dreieck B* Ihxf^ ihiil aber dieserrn Dreieck B eingeMchrieben 7.eriUllt in die drei Seiten des Drei- ecks; d, h. das Knotendreieck stellt s^Ahsi ein Oval der pamlx)- tischen Curve dar. Nehmen wir an die Dreiecke 5) seiett die Dreiecke B, so gehört mithin jefle der (»eraden i nm^ kp Äwei Dreiecken B an^ nämlich einem Dreieck 3> iiüt ziuuinnnenfallenden Seit4*n*und dem Kuot4*ndreieck. Klienif* {gehören die Seiten kl, in, ni p, welche nut ihnen zufiarmneii» fallen ntM!h je einem «weiten Dreieck B an ; diess »iiid die

W: Vqh den giHtüUichen Verhititniünen der pariäml. Curre etc. 335

dm ttiidem Dreiecke 5), Von diesen gehen die zwei anderen 8«*iU*n immer durch zwei verachieclene Knoten hindurch; so vsi %. B. das [Dreieck kl, im, np von der Verbindungslinie eri^ten und zweiten Knotens gebildet, einer Geraden u \t dtiiX'h den ersten und einer Geraden im dnrch den zweiten KnoU^n. Die Ovale diesen Dreiecken eingeschrieben zerfallen mithin in eine Verbindungslinie zweier Knoten und einen Curvenzug der die zwei Knoten, ausserhalb des Bereichs^ welchen das Knotendreieck auf der Fläche abschliesst, ver- bindet. Die!»e Curvenzüge achUe68en sieh an den Knoten lui die Schleifen an, so dass die ganze paral>oli8che i'urve ao8 rinem Zuge besteht, der zweimal uac heinander durch jeden der Knoten bindurchgelit. Die Schleifen t^ttitzen sich auf dii^ DreitTk A 2) gebildet vtm den unäreu Geraden der Fläche. Da die Verbin dvmgslinie zweier Knoten zwischen deii«el))en zweimal aW Tlieile zerfallener Ovale auftritt, mithin als Theil der poniboli^chen Curve doppelt zählt, so ist die ganze von der Curve umschlossene Flüche elliptisch gekriinunt.

Bilden wir z. B. auf Modell Nr* 1 durch Zuziehung dreier innem Oeffnungen die Knoten

(146), (245), (236), hier

1=^4, ni ^ 2, k = *j, 1^1, n = 5, p = 3

Hetzen. In den Verbindungslinien der Knoten fallen zu- nen zwischen dem L und 2, die Geraden

lEviiich^ti dem 2. und 3.

xwi*»cheu dem 3, und 1,

16 - 25,

4(3,

14 23.

Dit unären (teraden bilden das Dreieck A (5(}, 34, 12)* Dm Canre bildet nur einen Zug* Sie geht 35 berührend

33ß Sitzung der mathriikys, Claaae tfom 5. Jd

durch den 1. Knott»n und kehrt 46 berOhraid läuil sodann zum 2. Knoten, den sie 13 setzt; gellt 24 berührend zum zweitenmal durch, lauft im Bogen zum 3. Knoten, den sie 15 1 durchsetzt kehrt 2<) berührend zu ihm xorOck dann im Bogen zum 1. Knoten 35 berOhiend drei Verbindungsbi>gen umgeben das selbst ein Oval der Curve darstellt. *)

8. Betrachten wir nun den Fall, in eck 2) gebildet von den unären Geraden der FBck m Dreieck B ist. Dann sind die Dreiecke 3) mit je wmäwt sanmientallenden Seiten inmier Dreiecke B, aber di» Mh ecke 4) werden Dreiecke A. Hieraus folgt sodami 4bA Vertauschung der Indices, dass sowohl die Draedce 5) ib auch die Dreiecke <>) Dreiecke B werden, mit Ansnahfl» kf ersten der Ueihen

il, mn, kp; kl, in, mp.

Wah diese beiden Dreiecke anbetrifft, so ergeben mtuA als Dreiecke A. Während also im vorigen Falle in im Knotendreieck ein Dreieck A und ein Dreieck B xnsanmm- fiel, fallen bei der jetzt l)etrachteten Fläche in demselbai zwei Dreiecke A zusammen, imd es stellt mithin anch dine? Dreiei-k kein Oval der ])arabolischen Curve dar. Ausser daa Oval in dem Dreieck 2) und den verschwindenden in den I>rei<fcken 3) befinden sich nur in den sechs übrigen Dreiecken o) t\) Ovale der Curve. Dies*» letzteren Dreiecke aber and KÜiunitiich gebildet aus der Verbindungslinie zweier Knoten und zwei Geraden, v(m denen die eine durch den einen die andere durch den and*»rn Knoten hindurchgeht und EWir ^ gehiiren die in .">) 0) untereinanderstehenden zu denselben

1) \ht' tin'i Schleifen laufen auf dfiii Modelle über die Kücken Ai-r Klii^«.! wtiif nnd lMTühn?n dio unären (ieraden, (die 1. Schleife 11 di«f 2. .V;. *lii; ij. M) von unten.

uer: Von *Un gestaJtlichen Verhnltnmen der parahoK f*urve etc. ^^7

Kn(»ten. tMe Ovitle, welche nie enthalteiu z<^rfallpii Inuiliin wifnler in die Kiiot^^nlinie und einen Ciirvenzug, reicher die beiden Knoten verbindet. Die parHlioHsche Curve ii «ls<i in diesiMTi Fülle einen wesentlich anderen TjpUH als dem ei-sttbetrachteteu Falle ; sie beisteht aus einem Ovale einem Ourvenzug, der wieder jeden Knotenpunkt /.uui jppelpunkte hat, aber nicht Schleifen an den Knoten bildet, »ndem die drei Knoten nach der Reihe zweimal umkreist. iDie Verbindungslinie zweier Knoten gehört wialer zwei zer- [faUenen Ovalen an und ist als Theil der Curve doppelt ladihiend ; der ganze Fliw^hentheil, welcher zwii§i*hen den zwei ICitrvenzügen liegt» welche je zwei Knoten verbinden, ist mithin elliptisch gekrümmt .

Wührend die in Nr. 5 betrachtete Flät^he eine Fläche I Ltttit drei Knoten isft, ii*t die hier >3etrachtete eine sogenanut-e [^4ovt*^^*' Flüche r. Zn diet^r Gattung gehört da^ Eingangs riUint« Modell Nr. 7 der Roden berg'schen S*unnilung. ibe ist hervorgegangen durch Bildiuig der Knoten

(123), (150), (345); |E^ ist mithin hier

i =t 1^ k ^ 3, 1^2, ni = 5, n =: (>, p ^= 4

Ixu »eteen. Ein Oval der Curve ist dem Dreieck der unäreii [ücmden 2)

36, 25, 14

ei ngencb rieben. In den Verbiodimgslinien der Knoten fallen EU^animcn zwischen dem 1. und 2. Knoten die Geraden

23 - 56, Kwi^heo dem 2* und 3.

16 - 34, iwvsciwn dem und 1.

12 45

l>er Verlauf des Curvenatugeh durch die Knoten i.st dann

xm

Ommg mm $, Mim JSSI.

Er ff»kt 4H bertkreod dnrcli icn L berfilimid durdi den 2^ 2i3 berilumd 4urth

Aturh befAhnfod

13 httrtllireiMl durch den 1., 24 betfilireiid

den S«, dfö 2., dum

£a

Flidie ifll« wie sdioii bemerkt^

3«P bciillifcsid dtipcfi dsii 3. L KnoteB nrUcfc, *>

9. Dvmt ehen etoe der Ton Herrn Rodeohtfg »Is «ioTerw* Fiächen. ') Diese inr^mm FVkhm erhielt Herr lOeui ment^), indem er anagelieDd yoo oner Fläche düI vier Knoien zu* idichsl durch den Prooe» des Verliinilens od«r des Tnmneits der Knoten die andern Schbefli^schen Art« eneii|(W und bteimof, «afeni e^ die Namr der Flache gertatftete^ einen oder mehrere Kooteoptinkte dtirds die btiiiaitare Farm hin- durch sich ändern lie^. Herr Kletn erhielt auf diese Weisse eine Reihe neuer Fliehen, my w^iumi aan einer Fläche 1 mit drei Knoten drei Flächen, welche er durch \\ T, 1^ ^ zeichnet, je nachdem er einen, zwei oder drei Knoten dmdi die bipknare Form hindurchgehen lies^. Indeaien teigte Herr Rodenberg^), da;^ die Flachen t und T' nicht wesent- lich Terschieden j^ind. indem me durch lineare Trausforniatiaa in einander ul>erget^hrt werden können, uüd daas aus dein* selben Grunde die Fläche I" im Wesentlichen nicht vyr^ schieden i^ Ton der Flache I. Im Gimzen ergeben sich ihm nur folgende tnTerse Flächen: die eine Fläche

r mit drei Knuten und die aus dieser durch Trennung der Knoten herrci gehenden Flachen,

I) Anf dem Modelte nchetnf!Zi die tuiterh&lb dm KnotendmtiHdQi Verla ufendf'n CturenacQge wtm eiaeni Knoten i^itni Iiftc1i9ten durch 4mm rnendlich« m gehen*

2\ Rodenberg .Zor Clamficatioa der Fliehen dritter Onlo« MÄth, Ann. XIV. p. 58.

3) Klein a. a. 0. |. 5,

4) Rodenberg .ClaMificaÜcm* ek. fi 8.

Bttufr:VnH den ifeAtalttkhenVcrMltnis&eit der panthoL (^nrvr vir. «^Hi)

ir mit zwei Knoten nr njit einem Knoten IV" ohne Knoten. M

tn seinen Erklärungen zu den Modellen zeigt sodnnu Hr. RrMlt^nlierg , wie sich dt^r Durchgang eines Knotens durch die biplaniire Fomi dadurch an der Fläche kenntlich macht, daas an die Stelle eines Knotens aus einer der innern CMIiiting gebildet ein Knoten tritt, gebildet ans einer benach* harten äus^m Oefi'nung.

So erhalten wir durch Zuziehung dreier innern üi'ff- itung«;ti eine Fluche I. Dazu gehört die in n" 7 betrachtete Fliehe. Erhetxen wir nun die drei Knoten (oiier auch nur eiiieQ dersell>en) durch Knoten aus auii^eni Oeffnungen ge- bildet, so entsteht eine inverse Fläclie IV, wozu die im vorigen n" bi*tracht4.»te Fhlche gehört; während, wenn wir die Verändenujg an zwei Knoten vornehmen, die Fläche eine l bleibt.

Es i»t nun Iw^uierkenswerth, dass wir dieselben inversen Pläehen. wie Herr Hodenberg erhalten, wenn wir sie uns cltirrh den Ht»weicht*ndLni Tvpu« ihrer parabolischen Corve clmnikterisirt denken, ICs hat nämlich schon Herr RrKlen- be?rg herTorgehoben , dass bei einer invensen Flüche V die dr«-i nnliren lieraden ein Dreieck B bilden, während sie

U AiiiMier die»en Flächen filhrt Herr Rodenberg noch die Vr mit isolirtem Knoten atid die linmuft durch Verachwindeo des Knotenn hervorgehende IV' ohne Knot4['n aU inveme Flächen an, indem Herr Klein die Fläche IV' »II« eitler Flache IV mit einem Knoten durch den Durchgang; de«- ielben dorch einen bipUnar«?» Knoten mit imaginären Ebenen ent- •lehfio l£ß«4. Da uU*r dit^^e Fläche auch uur^ der Flilche V durch Rcdnctntlig dvn paortm *rh«'il« auf t*inen Tunkt entKtimdon gedacht ifmi^a kann und nitht den hier zu bef*prechenden Chunikter einer iavenen FUehe tnl^^t, «o rühle ich dien«,« Flächen nicht %u den

840

SiUunff der nwth^-phtfs, Cla»»e vrni* 5. Mm 1883,

bei einer Fläche 1 mit drei Knoten ein Dreieck A bildeutl Mild wir ersahen ums den letzten Befcraclitungen , djLse* iiil diesen 35wei Fällen auch die pHnibi>h*»ehe Curve wesentlich J ver»chiedene Fonnen hat. Wir erhalten tiaher znuäch^t heil Flächen mit drei Knoten dit:^elhe jnira1>oii.sche Curve, uhj wir wie in dem Beispiel in if 7 eine Fläche I bilden durch! Zusannnenziehung dreier iimem OeÖnungen , oder ob wir eine innere Oeffnnng und zwei äussere, z. B.

(123), (Üb), (345)

zu Knoten zusammenziehen. Hingegen hat die paral>oliHch« Curve denHell»en T>"puH wie bei der in n* 8 betrachtet«*»! inversen FliLcdie, wenn wir statt drei ätissern Oeffnungen zwei innere und eine äun^ere, k. B.

(123), (140), (245) %u Knoten werden las^n.

.Gehen wir nun von einer inversen Flache I mit drei Knoten 1 auf eine Fläche mit weniger Knoten über, so findet man, da«* man durch »Verbinden* der Knoten keine verschiwlenen Tjpeu der parabolischen Curven erhalten werde ; denn die Fläche geht] hiedurch zunächst über in eine Fläche 1 mit zwei Knot*^ und) wir sahen, da8s bei dieser Fläche, welche Knoten sie auch haben] mag, keine verschiedenen Formen der parabolischen Ciinru anttreten* Ea ^nrd Rieh daher auch, wenn man nun inj dieser Fläche einen ocjer beide Knoten auf 154, in allen] Fällen dieÄellje Curve ergeben. Wir können aLs4i nurdurrhl Trennung der Knoten ao;» einer inver»en Fläche V tnli Knutt*n Flächen mit weniger Knoten erhalten, welche «ichj in Bezng auf ihre paralwdische Curve von andern Flilchi?ti] mit der?4elben Knoten^ahl unten^jheiden* Wir gelangen zu den von Hrn. Hodenlierg aufgezählten inversen Flächen] U\ Iir, IV", DikM« bei dienen Flächen die parab^diM^hi: Curve ihren lie^onderen Charakter behält, gegenüber denf Flächen II, lU, IV, welche aua einer mcht-inverBen Fläche I

I Bauer: Vb« fJfit gentnltUehtn Verhältnissen dtr parabol, (hirre ttc, B4 1 ntii drei Knuten durch Aufläsen von einem oder zwei «»der drei Knoten mittelst des Prozertses des Trejinen^ er- halten wenlen, beruht hauptsüclilich darauf^ da&s, wie wir )4ihen. bei einer I mit drei Knoten das Knotendreieck ein OvaI cler Curve dar>tt»llt, imd ein Curvenzug die drei Knoten ttm^hlingt« welcher einen elliptiseh-gekrlimmten Flächen- theil iib^hliesst. wa^- bei einer T mit drei Knoten nicht der Fall ist* LiL^en wir z. B, eine IV" entj^tehen, indem wir in der in n" 8 betrachteten Fläche I mit den Knoten

P (123), (156), (345),

dnrch Ans FJodenberg'sche Mmlell Nr. 7 dargesteUt, die drei Knoten durch Trennen anflüsen , was einer Ausfüllung der tlrri äthssern Oeftiiuugen* aus welehen die Kuoten eni<tjinilen, *'DtHj)richt , HO zertheilt sieh die Curve in drei Züge, v<in I di*iien je«ler die Kuppen /.weier getrennt«*r Knoten umzieht. VV<*Tin wir aWr in der Flache I mit den drei Knoten

(146), (245), (23(»)

{n* 7) «lie Kn<tt*»n trennen, wodurch eiue IV entsteht, .^o l<Vi»n Kich die ih'c»! Schleifen von dem durrli die drei Knoten luiitenden Zuge Ium und letzterer unter flen Ku]>]»en der ge- trennten Knot^^n sich heriimzieheocl begrenzt den oljem ffÜiptifich - gekrünimt-en Theil des Mittel>t(ick^ de» Modells (wenn wir da« Modell Nr* 1 zn Gnmde legen). Nun werden allenling^ tlurch das Trennen der Knoten uns frfVher (n" ü) wigegeWnen U runden , noch andere elliptisch -gekriimiute l*arthicn der Fläche entstehen, auf der einen Flache sowidil wie auf der andern, welcfje die urulren (ieruden der Flache in ihren zweiten Asympt4>t^upunkten liernhren, Üie!*e Parthien k^mnen bei weiterer L>efonuatinn sich ilbrigeuH unbeschränkt uiif^breiten. Al>er wührend auf der Flüche IV'^ es immer ein Oval gibt, welches dem Dreieck (B) der Geraden der , Fliehe eingeschrieben Ut und sich nie mit einem andern

342 ^ftifi^ rffr math.'phffst, Clniisfc vom 5, Mai IHRX

Zug iler parabolischen Ciirve verbinden kann, so haben wirj auf der Flache IV (ohne Knoten) immer einen j(e8chh)ö.seni?iiJ Zug anf einem von den drei Geraden der Fläche abgegreuzteu l Gebiet *), welcher diese iTeraden nicht berührt und «ich nicht mit den andern Theilen der paraboli.schen Curve verbinden kann, da diese zwar die Geraden in den Ä8ym[>t'ot.en|>unktrti| lierflhren, aber immer ausserhalb dieses abgegrenssten Gebietaj verlaufen,

10, Zu den drei Knoten einer inver^n Fläche I' kanni kein vierter Knoten hinzutreten^); wohl aber kana auf dei Fhiche I mit den drei Knoten

(Ut>). (245), (230) noch der vierte Knoten

gebihlet wertlen. Man sieht djum s4ifort, d>ias die drei Owä welche auf der FUiche mit drei Knot^^n um daü Knoleit« dreieck herundiegen, jedes auü der Verbindiuignlinie viiii zwei Knoten und einem diese Knoten verbindenden Curven- zug be?>teheud, durch Bildung de^* letzten Knot^^ns reibst Knotendreiecken werden, so das:* bei einer Fläche mit vi« Knoten die vier Ovale, welche immer auf deni mittler Tlieil der Fläche liegen , geradezu «ich in die vier Scnten*! flächen des Knot«ntetraeilers ausgebreitet haben. ist desst- halli der ganze tetrae<lrale Theil der Fläche elliptisch krümmt, wie bekannt*

Lr>»t man die sämmtlichen vier Knoten durch TrennuK auf, m entsteht die au8 zwei Theilen bi^sti'hende Fliicho VJ

t) Bei dpr durch TrennimK der KnoUii {lU^ 1^45), {2Mi iM*rij^t*?«i Fliu'he IV^ iüt es der Zug, diu- dm iibc^rD Th«l diai Miil4*]^ fiUWk** d«.*'« McHlellM ahgrfrBzt uild dtirch dir Ofnidtm ti^ 34« &6> von" liriu i4nd*»m Thöil lier Curve gfctrrnnt int.

*i) Hodi*aUt*rK .UlttMilicatioD i»tc/ a. a, U, |k .Vi,

Btmer: Von den gttttaUlithen VtrhiUtninittn der püredkA. t'utre elc. 348

Der paare Theil lileibt natürlich elliptisch gekrümmt und man ensieht leicht, wie die parabolische Curve auf dem iio- [lafireo Theil verlauft» Gehen vrir immer von dem Modell Nr» 1 aus, :*o verlauft ein Ciirvenzug anf dem mittleren Theil, der von den Geraden rler Fläche 12, ;i4, 56 abge- l^r^nzt wird, mit drei Ausbuchtungen diese Gerade beröhrend, Kin zwHter Zug verlauft auf dem äussern Theile. ilie drei Uenwlen an den äufisern Asymptoten punkten berührend und unter den Kuppen der getreimteu Knoten sich hinzieheruK Der zwischen den zwei Zügen liegende Theil der Flfiche ist hyperliolisch gekrümmt, der ganze au^gerhalb liegende Theil elliptisch gekrümmt.

Lassen wir den paaren Theil dieser Fläche V in einen Funkt übei^ehen, ho erhalten wir die von Herrn Klein und Flodenberg mit IV' bezeichnete Flilche mit itiolirt^itu Knott*n. l{ü<'kt der Knoten auf die Fläche nelkst herab, ho entsteht ein biplanarer Knoten mit imaginären EljM?nen, Hr. Ruden- berg hat im Modell Nr. 11 eine Fläche mit die:?er ♦Singularität ilargt^^Ut, tmtl man vrird sofort erkennen, wie die auf dem

IfMlell verzeichnete parabolische Curve sich aus der obpii

ür die Fläche V angegebenen ergibt. ')

l) Pie von Herrn Roilenlier^jf Tnodi'llirte Fläche i**t eine irpedelle, ^ßii o#culirend€'ui Kegel ; der eine Zu^ der Curve h*t deauhalb zur Carv« geworden.

344 KnMtndmngen ron DTHcknekriften,

TendehDlss der eiBgeUufeDen BfiehergeMheiike.

Van der deutschen chemischen Gesetlsehafl m Berlin: Berichte. 16. Jahrgang. 1883. 8^

Vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den K. Preus- sischen Staaten in Berlin:

Gartenzeitung 1882 in 12 Heaen. 8<>.

Von der Bedarf ion der Zeit sehr i ff für Instrument enkumie in Berlin:

Zeitschrift für In.stnimentenkunde. 3. Jahrgang. 1883. gr. 8^.

Vom Natitrhistorisrhen Verein der preussisrhen Bheinlande in Bonn:

Verhandlungen. 39. Jahrgang. 1882. B^.

Von der physikalisch-medicinischen Soeietüt in Erlangen: SitzungsUerichte. 14. Heft. 1882. 8«.

Von der Bednction des Archivs der Mathe^natik und IHigsik in

Chreifswald:

Archiv d(T Mathematik und Physik. Th. G9. Leipzig 1882. 8^

Eifuiendungen mn Druck sehn f'len.

345

Viffi ntr Kaisrrtich Lfojwldmn-CaroliniscJicH dcuischrn Akadcmtr fhr Ntüurfursrher in Halle njS,:

LeO|)oldina Heft XIX. 1883. 4«.

Van der K, Sächsisrften Gesellsrhnft der Wisscfischaften in Lnpriff :

tk) Bericht« tlher die Verbandlnngen. Maibematisch - physi- kalische C\assa 1881. 1882. 8«.

b) Abhandlungen. Mathematisch -physikalische Classe Bd. XIL Nr». 7, >». 1882. gr. 8«,

^üm Jkttarusrhtn Verein Irmtschin in Somlershansen: ^büüdlQfigen. Heft I, IL 1882. 8*^.

Vom NiissauiMchrti Verein pur N^aturkttnde in Wie^lmdm: jAhrimchor. Jahrj?ang 35. 1882. 8*>,

Vtm der (JniversUtif Würsbtirff :

FeM94^hrift *ur 3. Säcularfeier der Alma Julia Maximiliaoa go. »vidriiüt von der medizitiiächeri Facaltüt Wüntlnirj?. 2 voll. L^pzig 1882- l\

!*«*#• der K. Unfjarisehen Geologiaehen Anstalt in Btidapest :

Orf>l(>gi»thi* harten von Ungarn IG Stück und die geologische Kiivif dps Ciriinpr Bi aunkohlengel)ietes. 1882. Fol.

Vom ^aturUt^tonschcn LandmmiisiHni in Klnijinfurt: inthift 72. Jahrgang 1882. 8'.

Fbii der k. k, Akademie der Wi^sefuehaflen in Wien,

Siuuog&berichte : Mathematisch - naturwi^sen^rhaftlicho CIas8e. 1. Ahtb. Bd. 85. IL Abth. Bd. SG. IIL Äbth. Rd. H\ 86 und Register zu Bd. 8t 8a. 1882, 8". 11888. MAUL-|ihyH. Cl 2] 23

346 ggMrarfirBff nm DrweittkrifUm,

Vom der SL GäBudkem Xaimrwis§em$eiafakken GtMOUdiaft im St, GaOtm:

BerieLt ftbcr die TlOti^ceit wümod des Jahres 1880/81. 1882. 8*.

Vmm Ob§errataire Äshxmomüqme im Cremf:

Uenunte meteorologuine de TanDee 1881 ponr Geoeve ei le Grand SaiDi-Bertrand. 1882. 8^

Vom der Aeademie Bojßolt de Mederime im Brüssel: ßalleUo. 3. S^rie Xom. 17. 1883. 8«.

Von der Societe Renale Malatolcpique de Bdgiqme m Brüssel: Annale«. Tom. 14, 16. (Aonee 1879 et 1881.) 8".

Von der Baiaafsch Genooisekap der proefonder-nndeJtfke Wijsbegeerie in Rotterdam:

Nieuwe Verbandelingen. 2. Reeks. Deel 3. 1882. 4<>.

Vom Institut Boy nie Geotogique de In Suede in Storkhotm:

Sverigea Geologiska Undersokning. Ser. Aa No. 70, 80 83, 85, 86. Bb No. 1, 2. C. No. 45—52. 1880—82. 4». und 80.

Bidrag tili NorrbottensGeologi afPredr.V.Svenonius. 1880. 8*>.

Vom Ediiorial Commiäee of the Noncegian Nord-Atlantic Expedition in Christiania:

hfti Norske Nordhavs- Expedition 1876 78. VIII. Mollusca, I ved H. Friele. IX. Chemi, af L. Schmelck. 1882. Fol.

Von der Gesellschaft pro Fauna ei Flora fennica in Heismgfors: Nötiger. 18. Heft. 1882. 8^

£i¥tittfidungen von Druckächnfttn, 347

Vmk (kr Societe ImpMalt des Naluraltsles in Moskau: BalleUn 1882, 1882. 8«.

Fo« der pht/sikuliavh-chenmehrn Ge^di schuft an ihr Kfiiserlirfti'n UnivcrsiUU in St. Pciersbur(i:

Sthuroa! T.im. XIV uud XV. 1882. 8^

Von der Sternwarte in Pulkowa, St. Petashurtj :

») Oli«ierviilion8 de Poulkova, Vol. XIII. 188K Fol.

b) Jahrefibencbt dem ComiU' der Nicolai-HfiupUterü warte üb-

jre^attet vom Director der Sternwarte f. d. J. 1881/82.

1882. 8^ ^) Lilirorum in lilbliotbeca .speculue pLilcoveii.^iä anno 1858

c^intentorum catabgus systematicui^. 18t>0. 8".

Von der Sockte d'ttudes nckntißqms in Angers: Btilletin, ÄootT^ XI et XIL 1881—82. 1882. ö".

Ton der Sociäe de geoffraphic commercialc in Bordenur: BoUeÜo 1883. 8^

Von der Sociäe Linnccnne in Bordeaur: Act«». VoL XXXV. 188L 8«,

Vom der Socieie de^ Scienee^ phifsUpie^ et naitircitcs de Bordeauj' : 2* S^rie. Tom. V. 1881 82. 8".

Von der Sodete Linneenne de Nommndie in Caen: limtitu 3 Serie. Vol. 5. Annöe 1880 -8L 1881. 8r

Kiwi der SoeiUi des Sciences naturellen in Cherbourp:

«> Memotrcis. Tom. XXIII. Paris 1881. 8^ b) GsUlogii« a# b Bibliotlieqtie de ia Societd, I. Partie. 2. H. JwiTier 188L Cherbourg 1881. 8«.

350 Einsendungen von Druck$cl¥riften,

Von dem Mdeorological Department of the Governmeni of India

in CcdcuUa:

Indian Meteoroloj;^cal Memoire. Vol. I. 1876 81. 4^

Von der Boston Society of natural Uustory in Boston: Proceediogs. Vol. XXL 1881 1882. 8".

Von dem Harvard College Ohservatory in Cambridge, Mass,:

a) Statement of Work done at the Harvard College Ohser- vatory during the years 1877 1882. By Edward C. Pickeriog. 1882. 8».

b) A Plan for securing Observations of the variable Stars. By Edward C. Pickering. 1882. 8^.

c) Aooals. Vol. Xni. 1882. 4«.

Vom 3fuseum of Comparative Zoology in Cambridge, Mass,:

a) Meraoirs. Vol. IX. 1882. 4^

b) Annual Report of the Curator for 1881-82. 1882. 8».

Vom Washburn Ohservatory of the University of Wisconsin in

Madison:

Publieations. Vol. I. 1882. 8».

Von der Redaction des American Journal of Science in NeW'Haven :

The American Journal of Science. Vol. XXIV. 1882. 8«.

Von der American geographical Society in New- York: Journal. Vol. XIII. 1881. 8».

Von der American philosophical Society in Philadelphia: Proceedings. Vol. XX. No. 110. 111. 1881—82. 8«.

Einsendungen von Druckschriften. 351

Van der American Association for the Advancement of Science

in Salem:

Proceedings. 30^^ Meeting beld at CinciDnaii, Ohio, August 1881. 1882. 8».

Vom ünUed States Coast Survey in Washington:

Report of the Superintendent for the year ending with June 1879. 1881. 4^

Vom United States navdl Observatory in Washington: Astronortiical Observations for 1878. Appendix I. 1882. 4**.

Von der Sociedad Mexicana de historia natural in Mexico: La Naturaleza. Vol. VI. 1882. 4«.

Von der Royal Society of New-South Wales in Sydney:

a) Mineral Products of New South Wales by Archibald Liver- sidge. 1882. 4«.

b) Journal and Publications» Vol. XV. 1881. 1882. 8».

c) New South Wales in 1881. 1882. 8«.

d) Annual Report of the Department of Mines, New South Wales, for the year 1880. 1881. 4«.

e) The Minerals of New South Wales by Archibald Liver- sidge. Sydney 1882. 4.

Von Herrn Wilhelm BJnsius in Brnunschweig :

Dr. Platen's ornitholoj^ischc Sammlungen aus Amboina. Wien

1882. 8".

Von Herrn W. Braun in Augsburg: Ueber die elastische Nachwirkung in Drähten, s. 1. 1882. 8®.

352 Einsendungen von Druckschriften.

Von Herrn L. Cremona in Rom:

Elemente der projectivischen Geometrie, übers, v. P. R. Traut- vetter. Stuttgart 1882. 8**.

Von Herrn E, Dupont in Brüssel: Les lies Coralliennes de Roly et de Philippeville. 1882. 8".

Von Herrn M, Hebert in Paris:

a) Memoire sur le groupe nummulitique du midi de la France. 1882. 8**.

b) Sur la Position des Sables de Sinceny. 1880. 8".

Von Herrn Gustavus Hinrichs in Iowa City:

a) Iowa Weather Service. Annual for the year 1883.

1882. 8^

b) Second biennial Report. Des Moines 1882. 8".

c) Notes on Cloud Porms and tbe Climate of Iowa. 1882. 8".

Von Herrn Hermann Kolbe in Leipzig:

Journal für praktische Chemie. Neue Folgt» 1883. Bd. 27.

188H. 8^

Von Herrn John «/. Mason in Neicport, Ji, L U, S. Am.:

Minute Structure ot* the central nervous System of certain Rep* tiles and Batrachians of America, illustrated by Photomicro- graphs. 1882 4".

Von Herrn Ferdinand von Müller in Melbourne: A Lecturo on the Flora of Australia. Ballaarat 1882. 8".

Von Herrn John Jay Knox, Cofnptroller of Ihr Currency, in Washinißou,

Annual Report. Dec. 5. 1881. 1881. 8^

Einsendungen van Druckschriften. 353

Von Herrn Theodor R, von Oppoher in Wien:

Lehrbach zar Bestimmung der Kometen and Planeten. Bd. I. Leipzig 1882. gr. 8^

Von Herrn C. Piazzi Smyth in Edinhurg: Madeira Spectroscopie. 1882. 4®.

Von Herrn G, V, SchiaparelU in Mailand: Misure di alcune principali stelle doppie. 1882. 8®.

Von Herr« Geo. M. WJieeler in Washington:

Report npon ü. S. Geographica! Surveys, West of the one bundredth meridian. Vol. IIL Supplement. Geology. 1881. 4<>.

Sitzungsberichte

der

königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.

Mathematisch-physikalische Classe.

Sitzung vom 2. Juni 1883.

I. Herr v. Baiiernfeind berichtet über zwei Ab- handlungen :

1) »Neue Beobachtungen über die tägliche Periode barometrisch bestimmter Höhen.*

2) „Ergebnisse aus Beobachtungen der ter- restrischen Refraktion." (2. Mittheilung.)

Die beiden Abhandlungen werden in den „Denkschriften'* veröffentlicht.

IL Herr v. Voit theilt die Hauptresultate einer im physiologischen Institute von Herrn Dr. Max Rubner aus- geftihrten Arbeit mit:

,l'eber die Vertretungswerthe vouEiweiss, Fett und Kohlehydraten im Thierkörper."

Es ist durch meine l ntersuchungen dargethaii worden, dans der Verlust von Eiweiss vom Thierkörper nur durch eiweifwartige Stoße vollständig aufgehoben werden kann. Es giebt allenlings Stoffe, welche eine Venninderung des Ei weiss- Verfalls hervorbringen, wie z. B. die Fette, die Kohlehydrate, [1883. Math.-phy». Cl. 3.] 24

856 Sitzung der tnath.-phys, Classe vom 2. Juni 1883.

der Leime etc. etc.; der letztere besitzt diese Eigenschaft in so hohem 'Grade, dass er durch seine Zersetzung in den Zellen das Ei weiss fast ganz vor der Zerstörung bewahrt und es scheint, als ob bei sehr reichlichen Leimgaben nur dasjenige Ei weiss, welches in zu Gnmde gegangenen Zellen z. B. Epi- dermisschüppchen, Epitheliumzellen, Blutkörperchen etc. ent- halten war, durch Zufuhr eiweissartiger Substanz ersetzt werden müsste.

Man weiss dagegen aus den Arbeiten von Pettenkofer und mir, dass der Verlust von Fett vom Körper nicht nur durch das Fett der Nahrung, sondern auch durch die Kohle- hydrate und durch das Eiweiss derselben verhütet werden kann.

Es ist eine wichtige Frage, in welchen Mengen in Be- ziehung der Verhütung der Fettabgabe vom Körper sieh die genannten 3 Stoffe ersetzen und dafür äcjuivalent sind.

Liebig glaubte bekanntlich, es hätten die stickstofffreien Stoffe, besonders die Fette und Kohlehydrate, sowie auch das über den Eiweissl>edarf hinaus gereichte Eiweiss die Be<leu- tung, die für den Organismus nöthige Wärmemenge zu liefern, wesshalb er sie die Respirationsmittel nannte und er lehrte daher, da^s diejenigen Mengen dieser Stoffe äqui- valent sind, welche gleiche Mengen von Sauerstoff zur Oxy- dation brauchen, offenbar in der Meinung, dass dann auch gleiche Mengen von Wärme erzeugt werden. Darnach waren für ihn äcjuivalent:

100 Gramm Fett,

240 Stärkemehl,

249 , Rohrzucker,

2H.S , Traiil>enzueker,

VX\ , trockenes Fleisch.*)

\) Dadurch, dan« Licbijtf auf friHch<»H Flmnch (770 (Truium) rech- net«» uihI nicht wi«* Im»! den iW»rig»*n .Stoffen auf wasncrfreio Subutanz,

V$Ü: P«4»er die VertreiunffmrfHlBe mm Ehtenta de. im Tkierkorper. 357

Ptettrtikofer tind ich hubon *inrauf liiu nicht besondere Vcrijucfaü tm^Bstellt. da uns damals andere Fragen zu sehr ii AnüprQcli nahmen, aber unter uiweren vielen Verbuchen W v^rHchiedener Kmühninuf hefaiitien sich doch einige, uut* wi^lehen liiij' jene VerhältniHHe geachloH^ien werdi*n konnte. Wir hallen geglaubt darthun zu könnt*n. dass 100 Gr. Fett in jenrT B^r/.iehuiig (Vw gleiche Wirkung besitzen wie 17r)Gr. Kuhlehydrate ; ebenso gaben wir nach den Ke«<ultaten eines Versiieliw an, 174* Gr EiweiHs (^= 224 ün tro<rkene.s Fhnseh) hiitten die gleiche Wirkung \i*ie 107 ör Stärkemehl.

Diese Ergebni>»e waren es vorzüglich, welche un« be- xlimtnien unzunehnien^ dasä die Stotle sich nie ht iiaih dem

\tn Verbrennung nTithigeu SauerstoffverbraTich ersetaien und fliiiK der SjinerMt*»tf nicht die direkte Urnache der Zersetzung im Kori^er ist, «iiaidern das« andere Ui-saeheu, welche in di-r

I OrgMÜmti«in gegeben sind, heätinimend daftir sind,

Eb waren rlalier neue, eigen« auf dieaen Punkt gerichtete Untr'rf^uc hnngen über die Vertretungswerthe von Ei weis:*,

ijf^i und Knhli'hydrat^»n nothwctubg-, besonders da sich zeigt-e. tiei den früheren Versuchen noch nicht alle VorKichtn-

^mti 11, welche ein richtiges Ke.sultat garantiren, l>e-

aci,: ilen waren. Ich halie darum nchon vor längerer

[SWt Herrn Dr. Uubner gebeten, die Versuche rait allen jetzt £Q (i4^oie Htehenden Mitteln zu wiederholen und sichere Anf- kllining tilirr «leii Sachverhalt zu bringen. Die Re^ulhit«^

xti welchen tlenwlbc liei (be-seu mühsamen Untei'sui htingen

[iC^limi^, föÄie ich in Folgendem kurz zusammen:

Kii ' iLfer Punkt zur Erhaltung richtiger Ergciiui.s.se

[ist die 11 . Jini^ einer gleich miissigen Fettzersetzung, Eine

fTmr ftlr Tag gleiche Eiweisszersetzung ist ja leicht zu er-

ti 4iiMcbeiu« vkU ob (Laif Flem-li a\n ,R«ii|jLraitouHmittel' »*r 4l««n h H-k-^teluv. wilhrf^iid ^IümsvIIk* licH-h,

halten. 4a fOr die <JrvHR« de» Eliweis^zieriAÜ» T«jr Ailem die Gro»-^ der EJw^b'Wüz-ifcfcr rji^atiimiiecd is4 ui>i »iie fcTrperbe- whi£iiui£ für i^ewotinikiü keinen Eiiiäu.s» djjnua bi^sitix. auch nicht die .Sehii'aiAui:i|fe& der Temperatur •>!«• Ander« wech- »elüde Be^iiiitfun^feD. Die^ i.*t aber mit der Fectieneiziuig anderf^: die^ellje h^&i«;r rjekanntlich in hohem Grade tod der Arfieitrtleiwt'injf d*» Korper-, -^owie auch T.«n der Tempermtur der tjajge^jendeu Lrift ab. und e> fragt >ieh. ob es denn nj^^Iich i-t. di^^ise Fakt/>rei: anf die Daner so gleich zu hjüten« da>A die FettzerürtaÄü^ während einer Reihe Ton Tagen die gleiche UeiU, Man sollte denken, dasas namentlich die Korj^erJ^weg'jfigen ^-ine« grocsseren Hundes^, an welchem man ii^/khe Ver^'i'rhe allein an^stellen kann, an sich folgenden Tagen hoch*«t wer-^Melnde .simi nnd demnach von Tom herein ein Inteniehnjen wie ^ia.« vorgesetzte aii^ichtdlc» 1-4.

Xa/rhdem al^r da- Versuchsthier an die Verhältnisse -ieh '/ewohnt hatte und öfter in dem kein rmherspazieren g^tattenden lieMpirationriapiiarate war. legte .sich alsluüd in deni.<Mflben za<*ani mengekauert nieder und blieb so fast die ganze Zeit über ruhig. Verbuche am hungennlf*n Hunde, bei welchem in Zwischen räumen von '\ zu i^ Stunden die au?»g«:ath niete Kohleasäure bestimmt wurde, zeigten auch deni- eiit*»|>re<bend. dju-.- die Ausscheidung der letztcreu in den ein- zelnen IVrirnlen fa.st ganz die gleiche i.>t und die »Schwan- kungen nur minimale äind. Dass mau dabei auf möglichste Gleichhaltung der Teuijieratur der äu?^»ren Luft sehen mitss, ist selbstverständlich: es war iliess in den nach Norden ge- bocenen Känuien des physiologischen Institut*^ leicht möglich.

Aus dieser Gleichmässigkeit der Kiweiss- und Fettzer- setzuug geht hervor, djiss wir die Hauptl)e<liugungen för den Stoff zerfall im tliierischen Organismus jetzt kennen und fs keine unbekannten Faktoren giebt, welche die Zersetz- ungen in bemerkbarem (irade beeintlassen.

FerniT darf n.an dem Tiiier, um die Vertretungswertho

V0ii:U€btf diu Verirrt itnfjifH'frthf rmi Kurrisfi ric. im Thierk^rper^ 350

der NahninKsstjotft? festÄUsiellen, letztere nicht in l>eliebif(er Quantitiii reichen, also z, B. einen Ueber«chiiÄ8 von Fett od<Mr von Starkp^mphi nnd dann die im <_)rgjiTnsnni8 verbriinuten Menden iler heiden niit-einnnder vergleichen. Wird nünilich Kit?br Fett angeführt, als eben nöthig Ist, um den Fettverlnst fom Körper aufzuheben, rlann vrird das Plus nicht völlij^ etzt, jiondem es wird über den j^enannten Bedarf hinaus i^tzt; nben«» verhalt e.s »ich mit den Kohlehydraten und dem Eiwei*!, Rs i.st daJter in einenj solchen Falle nicht möglich die Aequivnh^nte zu tin«len. Man niU8s zu diesem Zwecke unter wm^t gleich bleibenden Uniötünden diejenige kleiBHte Menge der sich zerwetzenden Stoße suchen, bei welcher eben kdn Fett vom Körper mehr fibgt»gebeu wird.

Kt wurde nnn nnter den angegebenen Cautelen durch Dr. Itubner ennittelt, wie viel aus dem Darm resorbirtes Kiweij«( im Korj»er zerset/.t werden uuiää, um den vorher hmm Hunger »tattKndenden Fettverlust zu vermeiden und Wüiterhiu in Mch unmitt^elbar frdj^enden H^^ihen Fett und Kohlehydrat*' (K*»hryaicker, Traubenzucker, Stärkemphl) ge- bia der gleiche Erfolg eintrat. Der Harn wurde dem weiblichen Thier vollständig durch den Kntheter entnommen ; die Kohleusäureau.sscheidung in dein klrinen, jetzt für gi-iVssere Hunde eingerichteten Re- spiration^Happanite bestimmt.

Die vrm F*ettenkofer und mir für die Ae€|uivalente an-

tfWnen Zahlen üind danach nicht genau zutreffend. Bei der

' Veigleichung von Fett und Stärkemehl hatten wir vörztlghch

[ den Fehler gemacht, das Fett in öberschticisiger Menge zu

iu der falischen Voraussetzung, dass der UeWrechus«

ig abgelagi^rt und kein Theil davon zersetzt werde; so

kam es. das» wir eine zu hohe Zahl für das Fett erhielten

itfid eine zu m'edrige ffir da« iStarkemehb

Die Zahlen, welche Ür. Hubiier als Vertretungswertlie die folgenden:

300 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 2, Juni 1883.

100 Gramm Fett,

211 ^ Eiweiss,

232 , Siarkemehl,

234 , Rohrzucker,

256 ^ Traubenzucker. Betrachtet man diese Zahlen genauer, so stellt sich heraus, dass diejenigen Mengen der Nahrungsstoffe in Be- ziehung auf den Fettersatz gleichwerthig sind, welche bei ihrer Oxydation zu Kohlensäure und Wasser gleiche Mengen von Wärme liefern.

Durch die nach der modificirten Methode von Thoiuson vorgenommenen Bestimmungen von Rechenberg und Dani- lewski kennt man jetzt die Verbrennungswärme einer Anzahl complizirter im Thiark(>rj)er vorkonmiender Stoffe, auch des Eiweisses, des Fettes und der verschiedenen Kohlehydrate genauer als dies früher der Fall war. Die von ihnen ge- fundenen Werthe werden nicht wesentlich von der Wahrheit abweichen. Bei der Berechnung der im Organismus bei der Verbrennimg jener Stoffe gelieferten Calorien darf die für (las Fett und die Kohlehydrate festgestellte Verl)rennungs- wärme voll in Anrechnung kommen, während hei der Berech- nung der von dem zersetzten Ei weiss gelieferten Calorien von d«!ssen Verhrennungswärme derjenige Bruchtheil abgezogen w«*rdt*n muss, welcher in den Zersetzungsprodukten desselben im Harn noch enthalten ist.

Darnach liefern die gleich w(»rthigen oder isodynamen Mengen jener Stoffe folgende Wärmemengen ;

j^leicliwerthig «lud 100 211 232 234 25()

ffleichviel Ca- lorien licfeni

Fett

1(»0

EiweifS

201

Stiirkfiiiehl

221

Kolirziickcr

2:U

Traulx'iiziuker

24:{

Voil: Ueher dk V^reiung^^rrthe mn Eiweisft etc. im Thierkörper, 361

EKe Uebereinstimmung der isodynanieii und calorischen Werthe ist für die st'hwierif/en hier vurliegetideii Verhält- nime ^p g^ross, tUss es luclit mehr zweifelhaft sein kann, dasB för den .r ' neu Fall die Vertretung der Stoffe in

denjenigen Qn n gps<'hieht, welclif» t^leiVhe VVäniiP-

mengisQ erzeugen.

Man konnte ver^üicht sAn diinius zu üfh Hessen, chiss rt der A^beit*4lei^^tung die VVürme der Umgebung rnler

Körpers die direkte und hauptsächlichste Ursache für die Zersetzung im thierischen Organismus ist. Die Warnte hfi aljer nicht die nadiste Ursache für den Zerfall rler Stoffe in den Zellen, die niich.st^ni Ursachen sind andere und sind in den eigenthümlichen Bedingimgen der Organisation zu .•cnehen ; die Wärme ist nur einer der Fakt^jriui, welclie auf jeöe Ursachen begünntigend oder erHchwerend einwirken. Denn en wird nicht selten mehr Material zerstört als zur Erhaltung der Eigenwärme des Körpers noth wendig ist: bei der Mu^ke!arb*nt wird ein grosser üeberschuss von Wärme durch die Mehrzersetzung erzeugt, ebensr» wird nach reich- licher NahnmgÄanfnahme wesentlich mehr Wärme gebildet und in den Tropen haben die Bewohner alle Km ist und viel Zeit aufzuwenden, um die im Ueb*?rnmass auftretende Wanne Um %u werden.

Dir von Dr. Hubner erhaltenen Zahlen erklären sich cht» wenn man erwägt, dass die ungenügende Erwärmvmg

Kiirjieni ein Faktor i.4, welch^^r auf die Zer^etzungspr«»- e und auf die* Wllrmebildung einwirkt und letzt**re re- guUrt. bis tler Organismus seine Eigenwärme besitzt.

Ist als*! bei einer fast atisreicheuden, aber etwas zu ge- ritig<!fi Aufnahme der Nahrungsstfjffe bei dem durch die nn- bekannteu Ursachen der Organisation hervorgerufenen Zerfall mjch nicht gendgend Wärme gegeben, um den Körper auf «ieiuer Eigenteuiperatnr zu erhalten, dann wird durch den gtniumUin Faktor ao riel noch dazu zersetzt, bis eben ge-

3fi2 Sitzung der mathrjihys, Classe ram 2, Juni 1883.

nügend Wärme gebildet ist. Es ist klar, dass in diesem Eall im Gaiizeu so viel von jenen Stoffen zersetzt werden miUB, dtiss die ver])rennenden Mengen gleiche Mengen von Wärme- einheiten liefern. Man kann auch daraus entnehmen, dam die ])ei obigen Versuchen angewendeten Stoffe gleichmiaBig auf die Regulatoren der Wärmeabgabe einwirken.

Die frühere Lehre Liebig's von den plastischen und re- spiratorischen Nahrungsstoffen ist mit der aus den nenen Thatsachen ableitliaren, wie man leicht einsieht, nicht iden- tisch. sel})st wenn man zugiebt, dass Liebig bei gleichem < Sauerstoffverl)rauch die Erzeugung gleicher Wärmemengea vorausgesetzt habe und auch abgesehen davon, dass naclk ihm das Eiweiss der Geliilde im Körper durch die Muskel— arl)eit zu (i runde gehen sollte, wobei es die für letztere nöthigi^^ Kraft liefert, und das Eiweiss der Nahrung nur zum WiedÄr— ^ ersatz des Verlustes dient. Denn es findet nur dann dii^^ Vertn^tung jener Stoffe in dem angegebenen Verhältnias statt-v wi»nn eben die geringste Menge derselben, welche dazu ge-^" hört die Fettabgabe vom Kör])er aufzuheben, zerstört wiri^ also nicht zu viel von jenen Stoffen gereicht wird, die Ar- l)eitsleistung d(»s K()r|)ers und die äussere Tem}>eratur die gleich(» l)leibt. Sie tritt also durchaus nicht in allen Fälloi ein, sondern nur in einem ])e8timmten Falle und unter be- stimmten Voraussetzungen. Man könnte bei eben zureichen- der Zufuhr imd gleichbleibender Arbeitsleistung ebensogut sagen, die Stoffe vertreten sich l)ei der Arbeit im Verhältnias der Summen der lebendigen Kraft, welche sie bei ihrer oxr- dativen Sjuiltung entwickeln.

Betrachtet man die Processe im Köq)er ausschliesslich von dem (Tesiohispunkte der Ernähnnig und des Stoffwechsels dann luit man es mit rein stofflichen Vorgängen zu thun, mit der Untersuchung, wie viel man von gewissen Stoffen unter verschiedenen Verhältnissen zuführen mus.s, um den stofflichen Bestand des Körpers zu erhalten. Fragt man

Voit: Ueber die Vertretungstcerthe ron Eiweiss etc. im TfUerkörper, 363

aber nach der Bedeutung dieser stofflichen Vorgänge für das Leben, nach ihrer Wirkung, so ergiebt sich bei den fiir die Aufhebung des Fettverlustes vertretbaren Stoffen, nach Abrechnung der verschiedenen zur Erhaltung des Eiweiss- bestandes nöthigen Eiweissmenge, das von Dr. Rubner ge- fundene Oesetz.

Ich halte diesen Nachweis zunächst fftr einen Beweis dafür, dass wir in den Methoden so weit gekommen sind, um die coraplicirten Stoffzersetzungen im thierischen Orga- nismuA genau zu verfolgen; ich betrachte ihn in der That für einen Triumph des Experimentes. Dann ist aber auch die erkannte Thatsache von wesentlicher theoretischer Be- deutung, indem sie uns einen tieferen Einblick in die Vor- gänge im Thierkörper gestattet als dies bis jetzt möglich war; und es ist endlich jetzt alle Aussicht vorhanden, bei richtiger Ernährungsweise der in der Landwirthschafb ver- wendeten Thiere die gleiehwerthigen Mengen der Nahnmgs- stoffe im Futter zu berechnen.

=>*4 SitJumg der WMth.-phyg, dasie com 7. Juli 1883.

Sitzung vom 7. Joli 1^*<S.

I) Die Herren v. Seidel und v. Baiierufeind legen der Classe eine Abhandlung des kgl. bayer. Obersten Carl V. Orff vor:

»Feber die Bestimmung der Länge des ein- fachen Sekundenpendels in Bogenhausen.*

Diesellje wird in den «Denkschriften* veröffentlicht.

II) Herr Hessler halt einen Vortrag:

.Ueber die Materia Medica des ältesten indischen Arztes T s c h a r a k a.'

Diese Heilmittellehre ist aas der C a I k u 1 1 a e r Ausgabe d«'r S a m h i 1 3 des Tscharaka, Band I von Seite 209 bis 37li ausgezogen. Es ist diese wahrscheinlich die ältest^^ Indische Materia Medica, wenn nicht etwa die des 8 u s r u t a älter sein dürfte, was ich früher in dem Commentar zu meiner lat-einischen Ausgabe des Susrutas vielleicht zu gewagt behauptet hal^. Die Zeit der Entstehung der Tscha- raka-Samhitfi wird nach indischer Tradition in das my- thisi'he Zeitalter hinaufgerückt (S. 11). was bei den älteren Siinskritwerken sehr beliebt wird. Indessen scheint doch so viel festzustehen, da<s die Uranfange dieses Werkes in jene frühe Zeit fall«»n, in der die Hindu noch in der Umgegend des H i m ä 1 a y a sesshaft waren ; wenigstens seheint dies

Dr. HiMier: Ihhtr tl. Matcria Medien <i, alt, inä, Arsteti Titehnrakn, -^O-^i

daraus gi^sch losten wtTden '/m rlürfeii, weil dort Am ärztlichen Zimimmeukünfte und BerathuDgen stattfanden (S. l')). Das8 hier ein Werk yox\ hoher literariscJier Bedeuhing vor- liegt, «ehon >ieioe.s hohen Alters wegen, Ist. zweifellos; daher anch dieH**r Aaszug der Materia Medica auü demselben»

Der Ctmimentar des 0 a n g il d h a r a ztim Tsc h a r a k a enthält einleitend einige benierkenswerthe ftät/e, die lebhaft AU den DarwinismuH erinnern, nämlich:

»Die Zeit, durch ihren Umlauf, gleich einem Rade, hat die Natur und Eigenschaft einer ewigen Wanderung, ^ie der Grund aller Umänderungen (S. 79). x\lle Wesen,

der ewig sich bewegemlen Zeit in Bewegung gesetzt. [ itiiid «tufenwoii«e umgeändert worden (S, 80). Die Ope- nitionf*n ihr Zeit nufl (Ie.s Raume.s hestehen iu fortw^äh rentier Verbindung und Trennung (S. U»8), Wa^ so wird, ist Stoff (8* 17ßJ Stoff los ist nur, was nicht existirt (S, tU). Die Terbbdungen sinrl nicht beständig; wenn deren Gestaltnng eine Speeies bildet, dann int dies«» nicht be-ständig wegen immer wieiier antlt-rer Verbiudimg (S, 118). Alle« diesi-s mws^ dnrch die Sinne w^ahrgenoramen werden; ohne Hinne gibt m keine Wahrnehmung (S, 172). Der Stoff an sich ijti zwar ewig, nicht aber seine Zusanimensetztmg (S. 12 1).* So viel AUS dem Conmientar,

Nun l>eginnt die Materia Medica des Tscharaka ch:

,Die Bewirkung der Gleichmä«sigkeit der Körpergrund* «toHe i;<i hier als Endziel dieses Leb rsystem^ bezeichnet (S. 205).

Luft (im Kör|)er), Galle und S e h 1 e i m sind die Onind urwachen der Venlerbnisse des Körpen»» Die Knmk- I lieiteu desüiclben werden besilnftiget durch die auf göttliche [Atiorduung sich stützenden Heilmittel.

Kiiuh, kalt, leicht, fein, beweglich, hell und «techend |i«i die Luft im Körper; sie wird geheilt durch »Stoffe v<iu entgeg«^>ge^tzten Eigeniichaften,

^68 Sitzung der tnathrphys. Classe vom 7. JvHi 1883.

Nun vernimm die weiteren ausgezeichneten Arzneistoffe: Cysampelos hexandra, Embelia ribes, Cucurbita lagenaria, Phaseolus radiatus, die frische und die getrocknete, Indigo- fera tinctoria, von zweifacher Art, frisch und getrocknet, Csesalpinia bonducella, Galednpa piscidia, Achyranthes aspera, eben so die Temiinalia citrina, Convolvulus argenteus, Mo- niordica mixta, Indigofera anil, Cassia iistula, Echites anti- dysenterica. Cucumis colocynthis, Andropogon serratum, Van- gneria spinosa, Cucumis sativus. Diese Stoffe sind theiLs zum Erbrechen theiLs auch zum Stärken anzuwenden.

Weitere zehn Stoffe sind für das Laxiren in Anwendung zu bringen. Die hier namentlich aufgeführten Heilmittel aber sind neunzehn, nach ihren Indicationen geordnet.

Schmalz, Oel, Fett und Mark sind als dreierlei Fett- mittel zum Behufe de>* Trinkens, Einreibens, Klystierens und als Nasenmittel im Gebrauche. Als geschmeidigend, belebend, Farbe gebend, Kräfte sammelnd und vermehrend, Wind, (Jalle und Schleim tilgend sind diese Fettmittel verordnet.

Natron. Steinsalz, Soda, (iuellsalz, Seesalz sind geschmei- digend, erwärmend und die Verdauung sehr bef<)rdenid; sie werden angewendet zu Einreibungen, sowie auch in der fettig- muchenden imd schweisstreibenden Methode», in oberen und imt^jren Körpertheilen, in abführenden Klystieren, zum Be- salben, zur S|KMsebereitung und zur Reinigung des Kopfes, bei chirurgischen OjKjrationen, zum Zäpt'chensetzen, zum Be- streichen und Ausheilen, in der Indigestion und Leibesver- stopfung, in der Windsucht, bei der Unterleibsanschwellung, bei der Kolik im rnterleibe.

Die salzhaltigen Mitt«*l sind also erörtert ; nun vernimm weiter von mir die acht Arten der Trine, nämlich die acht vorzüglichsten nach Atreya's Anweisung; Schaf urin, Ziegen- urin, Rindsurin, und welcher vom Büffel konunt, Elephanteu- urin, dann der des Kuineeles, des Pferdes und des Esels - ist hitzig, scharf, beissend und salzig. Der Irin ist indicirt

lÄr. Hausier: tjtlerd. Mattrin Medka d. alt. iml Ärsten Tstharaktu *^<5(>

Ixum Ausheileu (der Wnudeu und Geschwüre), zu Eiorei- l'bangHi^ xum Stärken nnd zum Ausreinigen (Laxiren). Der- Jbe Ut mich angezeijt^ zum Sehweij^reiben, bei Verskipf- Iuiig4ui und ali^ iiegeiijyfift; ferner bei Unterleibsauftreibungen, Ibut Hamorrhindalknnten, in rnterleibsverhürtungeii, und im ätzigen Außsatste. Er wird auch zu Umschlligen und Be- lügen verwendet. .\uch wird er als die Verdanunt^ lie- pmd und Wrirnier tndtend erklärt Er ist als das wich- tigste Mittel fllr die von der Gelbsucht Befalleuen in jeder Iin*»itht indicirt. Auch vermag er den Sehleiuj zu lösen, Jdie (ialb? und die Luft (im Körper) bervorzulucken, und kann iie Untfrleibsgalle ausziehen, 80 weit die Zusammenfassung eitter (de« Urinea) Wirkung ; sie iMt hier nur im Allge- meinen von mir vorgetragen : im Be.-<ondereu aber wird noch nUvon ge-sp rochen werden

Nnn werden die Milcht- vorgetragen und deren Wir- tungen und Eigt*nschaften erörtert. Schafmilch, Ziegen- I milch, Ktihniilch, und welche von der IKlffclkidi kommt, llklilch von Kameelen, Btnten und so auch Muttermilch. Die [Bruittmilch i^t meit^t^mtheils als ^üräslieh, kltd»rig und kühlend li*nw'ht-et* Sie ist beruliigend, Wachsthum beiordernd, die [männliche Potenz iMTegend, Int*^ltigeuz, Kraft und Verstand I Wwirkmid, das Leben verlängernd, Erschlaffung beseitigend, Katarrh imd Husten entfernend. Sic tilgt den galligten Bhiit*tunt^ int Wundvereinigimg^mittel^ jeilennann zuträgbch, [inildenid, reinigend, den Dnrst löschend, die Verdauung be- IRSrdi'md, sie ist das vorzüglichste Mittel bei den herunt^r- gekiunmenen Verwundeten. In der (jelbsucht, bei der .saueren [GjüI«, in der Uarr^^ucht, in der ünterleibsanschwelluug, in [der BiinchwHH'^en^ucht, beim Durchfalle, im Fieber, in der fllitä^. in der Aufgedunsenheit» in der StÖrrmg der (^lehar- er und de.s Saniens, in Harn krank hei ten, bei Mutterbltit- bei erhilrtetem Kothe wird *^ie vemrdnet, sie ist mit rindjtu^lit rmd Galle Behatleten durchaus heilsam. IHe

870 Sitzung der math.-phys Clasfte vom 7, Juli 1883,

Milch wird zu Einreibungen und Waschungen, zum Stillen des Erbrechens, zum Ausreinigen und Pettigmachen überall angewendet. So sind die Eigenschaften der Milche an- gegeben ; aber in dem Abschnitte über Speisen und Getränke werde ich weiter davon sprechen.

Femer gibt es noch drei andere Gewächse, welche ich, gesondert von den anderen Früchte- und WurzelstoflFen, weiter besprechen will: Snuhi, Colotropis gigantea und der Asman- taka. Folgendes ist je ihre Wirkung: Beim Erbrechen er- kenne man den Asmantaka an; den Saft der Snuhi zum Ausreinigen; der Saft der Colotropis gigantea ist beim Er- brechen und Laxiren in Betracht zu ziehen. Die Aerzte er- wähnen noch drei weitere Gewächse, deren Rinden heilsam sind: Guilandina bonduc, Hyperanthera moringa und eben so Syniplocos racemosa. Die Hyperanthera moringa ist beim Ausreinigen in Anwendung zu bringen ; eben so Guilandina lionduc und Symplocos racemosa. Hyperanthera moringa wird auch bei der Hautausschlagswurmkrankheit, bei Anschwel- lungen, Hämorrhoidalknoten, ))eini Aussatze, bei gefährlichen Abscessen, Pusteln, Krätze und Honihautaussch witzungen genannt. Diese sechs Gewächse soll auch der scharfsichtige Ar/t als Keinignngsmittel erkennen.

So sind erläutert die Früchte und Wurzelstoffe, die Fette und Salze, die Urine, die Milche und dazu noch die seclu« (iewächse, deren Säfte inid Rinden betrachtet worden sind.

Die Heilgewächse kennen nach Namen und Gestalt die Ziegen-, Schaf- und Rinderhirten im Walde, so wie die an- deren Waldbewohner; aber nicht durch die Kenntnis« der Namen und (iestalten der Heilgewächse allein vermag jemand den höchsten Gewinn zu erzielen, sondern wer die Anwen- dungsweise und zugleich auch die Namen und (iestalten der- selben kennt, der wird Saclivi*rständiger genannt; wie viel mehr also der Arzt, der in jeder Hinsicht die Heilstoffe unter- scheidet. — Wer aber die Mimate der .Anwendung und das

r. Hessler: üeher d. Materia Medica d. alt. ind, Arztes Tscharäka, 371

T Gegend und Zeit Angemessene, nachdem er die Beschaffen- fit des Menschen erwogen hat, zu erkennen vermag, der ; ak der ausgezeichnetste Arzt anzuerkennen.

Wie beschaffen z. B. das Gitt, der Pfeilschuss, das Feuer, r Blitzschlag ist, dem gemäss ist das Heilmittel zu wählen, enn das in dreifacher Hinsicht* nämlich nach Name, Gestalt id Eigenschaft, unerkannte Heilmittel, oder wenn gleichwohl kannt, aber übel angewendet, schlägt zum Verderben aus. n richtiger Anwendung kann sogar ein scharfes Gift das tsgezeichnetste Heilmittel, aber auch das übel angewendete eilmittel ein scharfes Gift werden. Deshalb ist es, ange- ^ndet von einem ausserhalb der Praxis stehenden Arzte, in Heilmittel mehr. Nur von einem einsichtsvollen, Leben ul Gesundheit wünschenden Arzte soll man eine Arznei hmen. Es kann sogar der auf den Kopf niedergeschmet- rte Donnerkeil des I n d r a noch einen Lebensüberrest zu- cklassen ; aber einen übrigbleibenden Kranken vermag ein wissenschaftliches Heihnittel nicht übrig zu lassen. Besser

es sr)gar noch, ein Haubenschlangengift getrunken, oder ch siedendes Kupfer, oder glühende Eisenkugeln verschluckt

haben.** So viel über die Materia Medica des ältesten indischen •ztes, die noch in keiner euro])äischen Sprache mitgetheilt »rden ist.

1^3. Math.-phya. Cl. :j.] 25

^72 Sitzung der math.-phys. Classe vom 7. Juit ^^

Herr v. G um bei Obergibt eine Abhandhing des cor- respond. Mitgliedes Prof. Pf äff in Erlangen:

^Untersuchungen über die absolute Härtens des Kalkspathes und Gypses und das Wesem^B der Härte.*

(Mit Tafel I, II, III.)

In einer früheren Mittheilung (Sitzungsber. 1863 S. 55*^ -) habe ich im Allgemeinen das Princip und da<t Verfahrem^Hen

dargestellt, die absolute Härte der Mineralien zu bestimmeuH i.

Ich }>egnügte mich damals, nur wenige Versuche aufzgftihrei -ai, um die Brauchbarkeit dieser neuen Methode, die Härte Ye^iK^ schiodeuer Mineralien mit einem einheitlichen Maasse i^s^o messen, nachzuweisen, und zugleich für die wichtigsten nae^J} der ))isher üblichen willkührlichen Härteskala zum Bestimmen der Härte anderer Mineralien gebrauchten Substanzen Aie absolute Härte in verschiedenen Richtungen festzusetzen.

Mit dieser Methode ist man nun in den Stand gesetzti der Aufgabe zu genügen, sowohl die Härte der verschiedenen Mineralien unter einander zu vergleichen, als auch für ein und dasselbe Mineral die Verschiedenheit in der Härte nicht nur auf ein und derselben Fläche nach verschiedenen Rich- tungen genau zu bestimmen, was auch bisher sclion ziemlicl gt»lang, sondeni auch den Wechsel in der Härte auf den vei schitMlenen Flächen eines und desselben Krystalles sicher : ermitti^ln. Ist einmal eine grössere Anzahl solcher Här^ liestinmmngen durchgeführt, so wird es möglich sein, Form für die Härte aufzustellen, welche es ermöglichen, fÖr ;

Pfaff' Ui4€r»iichun§efi über die abso^tite Itäric de» Kcdk^mthtn etc, '^73

Fläche eines Krystalles und für jede Richtung die al>8olute HlLrte /.« berechnen, wenn dieselbe nach einigen Ricliiungen durch den Versdch ermittelt ist, wie dies Hchon von Exiier Uötemoaiinen wurde.

Ehe ich die Resultut4? nieinfr neueren Untersuchungen inittljeile, will ich jedoch genauer den dazu constniirten Apparat und die Methode der Versuche beschreiben, da es mir sehr wiinschen;swerth erschemt, dass derartige Versuche, die immerhin ziemliche Zeit in Anspruch nehmen, recht oft irargenoninien und in die R^ihe der nothwendigen FVfUungen einer Minern lsul>8tiuiz gleich den Übrigen physikali>sehen auf- genommen werden. Gerade durch die Mittheilung uumcher too mir gemachter Erfahrungen glaube ich Anderen Zeit nnd Mühe ersparen zu komieu. Fig. 1 Taf. III gibt eine verkleinerte Ahbildnug des Apparates'), wie er sich nach nmncherlei Verbesserungen als vollkommen zweckentsprechend kemuagestellt hat. Auf dem zur Aufnahme des Krystafl- tirftger» (Fig. 2) iMSstimmten Gehäuse A ist ein Schlitten- ttppiirat B angebracht, welcher durch die kleine Trieh^stange D mil der Scheibe C verbunden iet. Durch das Drehen der- selben wird dann der Schlitten B hin- und hergeschobeu. iVm Länge seine^s Weges wird je uach der Grfkse der zur TerfbguDg stehenden Krystalle regulirt und zwar durch die Mikrometerschraube E, durch welche eine Hülse auf der Rück-neite der Scheik>e auf- imd abgeächobt»n werden kann, au welcher das untere Ende der Triebstange D l>efeistigt ist. Der Schlitten. ii*t durchbohrt, durch die Bohrung geht die klein«^ STmle F, au deren unterem Ende sich der Diamant befindet, welcher durch die Bewegung dcvS Schlittens den Krvtitall abhobelt^ wenn derselbe unter ihm auf dem Krystall- lriig«ir angebracht wird. Üie^se« Säulehen kann ?^ich leicht

i\ Der hiefi;^t» rnivf'rsitrit.H-Met'hLiaiker Reiniger luit «Jf^iiMolhon mit jfTO^ttr Sorjffiilt und l'nieision Lprgeatellt, und i.st erlx»LijLf, weiU're di^rartig«* iiiclnfdvc dei« pad^^endoa Diamanten 2U 50 Mk. zu Uefem.

374 Sitzung der math.-pfiys, Ciasse vom 7. Juli 1883.

senkrecht auf und ab bewegen, aber uicht drehen. Um dies zu verhindern ist es bei G angefeilt und oben durch eine in den Einschnitt passende kleine Messingplatte H vom Drehen abgehalten. Unmittelbar über dem Schlitten ist das Säulehen F von einer verschiebbaren und mit einer Klemm- schraube versehenen Hülse I umgeben, auf welcher ein Ge- wicht ruht. Will man eine stärkere Belastung für härtere Kry stalle, so kann man auch noch am oberen Ende von P solche durchbohrte Gewichte anbringen.

Für genaue Härtebestimmungen ist es unerlässlich, den Diamanten nur l)eim Vor- oder nur l)eim Rückwärtsgehen wirken zu lassen. Man erreicht dies sehr einfach durch den beweglichen Arm K. Derselbe ist hinten auf dem Schlitten befestigt und ruht niedergelassen auf der Drehachse der Scheibe C. Eine auf seiner Rückseite angebrachte Gabel konnnt, wenn er niedergela.ssen ist, genau unter die herabge* hisseue Hülse 1. Am unteren Ende der Mikrometerschraulie tl ])etindet sich auf der Scheibe C ein Stift, der beim Drehen d(»r Scheibe, während er sich auf ihrer oberen Hälfte Ijewegt- (len Arm K und mit ihm den Diamantträger F hebt, so das». je nachdem man von rechts nach links, oder vcm links nach rechts die Scheibe dreht, der Diamant beim Bewegen des Schlittens von vorn nach hint(»n, resp. von rechts nach links oder umgekehrt den Krystall nicht berühren kann, und nni in einer Richtung ihn abhobelt.

Fig. 2 stellt nun den Krystall träger dar, welcher wohl keint'r näheren Beschreibung bedarf. Der Kry;«tall winl uul die drehi»are und mit einer Kreistheilung versehene Scheibe S anfgesiegelt. Durch eine einfache Klemmvorrichtung L i^^ die Scheibe in jeder Lage festzuhalten. Die Mikrometer- schrau})e M gestattet di(» Scheute auf ihrem Schlitten gleich- massig vorzuschieben. N stellt ein Zählerwerk dar, welche: anzeigt, wie viel Viertelsunidrehungen die Schraube macht Ks ist die.^ wünsclienswertli, um nicht während des Hobeln:

w..//- f^niennichitftfjen Über die nbmJtUc Wide dta Kalkuputhes etc. ^75

iiireii Dr€»hen fli^r Sclioibe C iitimt^r erst sich jiüHrt^n z\i

mÜÄseiu woiin mir) wie cift man die Srhruube M j^eiirelii hat.

Der Krystalltriiger wird auf die verschiehbare und ebenfalls

I durch eine Schnuibe festziibaltende Phitt*^ T gebracht unti

I ««n di»r Krj'stall theils durch Venichiebuug diuH»_^r Bodeii-

pljttU* T, von der ich, um bei grösserer odi^r geringerer Dick»

I der KrystiiUe nicht zu viel nni den Stellsthranben des Kry-

Itra^erM die richtige Hi>he der KrvstjiHflikhe herb»*if [Ihren

nitisHeii^ r] vf)U verschiedener Dicke habe inuclien hus^jeii,

iheiU durch die Mikromet/erschraube M in die zum Ht»beln

bfstimiuie Kichtung gebracht, !^oweit cHei^e nicht schon durch

, die Drehung der Scheibe S passend herbeigeführt worden i^t.

D*tr ganze Apparat wird durch eine Schraube, wie sie

j die Schreiner ftihren^ auf einer Tischplatte bei den Vernucheu

festgehalt/*n*

(lanz unerlas,<lich ist es, den Diamanleniräger genau [«enkrecht »n st-cllen, \vi\> mit Hilfe einer Libelle^ die man der Liinge und dann der (.|uere nach auf den Schbtten stellt, leicht erkannt werden kann. Ebenso sorgfältig ninss nuui [auch darauf sehen, dtiss die zu hobelnde Krystallflache hori- r/intal steht, wenigstens nicht in der Richtung de.s lloljeln geneigt wei, da namentlich, w^enn der Diamant l)eim Holndn etwa."* bt,*rgau ixi gehen hat, die Menge des abgeschabten rPalveris imuier zu gross wird. Man kann dies ebenfalls sehr [leicht ctmsUtiren, ob die Flüche nach dieser Kiclitnng hori- ital steht, wenn man zuerst (hirch die Hülse I den Diamant gtallt, dass er den Krvstall nicht völlig berührt. Am ein- fachsten i-rreiiht rnan dies, wenn man auf den Krystall ein tWireifchen Fo«tpa|uer legt, den Diamant auf dasselbe anf- ^|4E!llt und nun die Hrdse I klemmt. Nimmt man dann, den Itanmnt wieder etwas behend, das Papier weg und schiebt Hin den Schlitten hin und her, so sieht man dünn ganz gut, jh die KrystallHäche nirgends von dem Diamant^^n lx?rührt 1, and ernterer auch am Anfange mid Ende seine» \Vege>

•570 Sitzung der math.-phys, Classe nm 7, Juli 1883.

gleich weit von der Krystallfläche entfernt bleibt. Ist das der Fall oder durch die Stellschrauben am Erjstalltrager er- reicht, sf) senke man dann die Hülse I etwas herab und der Diamant kann nun auf den Krystall einwirken, sowie man die Scheibe dreht.

Welche Belastung man dem Diamanten zu geben hat, hängt einerseits von der Schärfe desselben und der Ausdeh- nung seiner Schneide ab, andrerseits natürlich auch von der Härte des zu untersuchenden Krystalles, und muss die pas- sende Belastung durch einige vorläufige Versuche erst er- mittelt werden. Je geringer die Belastung ist, desto weniger hat man bei sehr gut nach verschiedenen Richtungen spalt- baren Mineralien zu befürchten, dass kleine Stücken abge- sprengt und die Flächen rauh und ungleich tief aasgehobelt werden, doch mu8,< man sie so hoch wählen, dass auch in den härtesten Richtungen das abgehobelte nur durch Wiegen zu bestimmende Material noch genau auf der Wage der Menge nach gefunden werden kann. Bei dieser Methode hat man allt*rdings den grossen Vortheil, dass man durch Ver- gnissorung des gehobelten Streifens und durch Vermehrung der Zahl der Hin- und Hergänge auch bei verhältnissmässig geringer Belastung doch noch sichere Gewichtsbestimmungen zu Wege bringen kann. Lässt es die Aasdehnung des Kry- stalles zu, so hobele ich stets einen Streifen von 20 mm Länge und 5 mm Breite, also lOOqnmi, und zwar in der Art, dass ich je nach der verschiedenen Härte den Schlitten 20 50mal hin und her bewege, ehe ich durch die Mikrometerschraube den Krystall um ^jio mm weiterschie})e. Man erhält auf diese W«»is(» .sehr zufriedenstellende Resultate ; wenn die Flächen nicht von s<fhr ungünstiger Beschaffenheit sind, d h. wenn ihn» Lag«» bei sehr gut spaltbaren Mineralien nicht so ist, dass ein Aussj^ringen schon ]m\u Schleifen und beim Hobeln in g«»wis>en Wiilitungen kaum zu vermeiden ist, wie diess z. B. auf der geraden Endfläche beim Kalkspath in der

I Vfitff: Vnierimchungen über die abiioluU Jfärte den Kalkig jMühes etc. Ji77

Richtung vim der 8pitze des Dreieckes nach der GruTiilliuie der Fall i?t, so hÜBiraen die einzelnen Vert^nche in derselljeri Ilichtung jjewöhnlich f*o gut überein, dass die Gewiclit^sdiffe- r«*nz xwiitchen den verschiedenen Be^tinmiiingen gewrdmlieh nicht mehr ak 0,8 —0,5 mgr l>eträgt und d-cis letztere nnr dann^ wenn die Menge des abgehobelten Pulven* 20 «jder mehr mgr ausmachte. Sammtliche Wiegnngen wurden anf einer neuen, iiiu'^gezeiehneten Analysenwage von Herrn West- pluil ID t^lle vorgenommen, die bei der in allen meinen Versuehen 36 gr nicht übersteigenden Belastung * in mgr noch mit Sicherheit angab. Für harte Krystalle, wie Bergkrystall, Peldi<path* empfiehlt ej* sich, einen feineren, d. h. eine weniger aa^^edelinte Schneide besitzenden Diamant zu verwenden, um anch hier noch wenigstens 2 3 mgr abhobeln zu kimneii, ohne die Beladung zu hoch steigern oder die Zalil iler Hiu- and Hergänge da-* Hobels allzugrass machen zu müssen. Für die Mineralien von geringerer Härte eigneu sich ganz be- wjnder» g:ut Dianiant^plitter mit meiselfonniger geradliniger Schneide, wie sie namentlich abgebrochene Diamantbohrer hanfig zeigen *)

Wemi man nun auf diei<e Weise die absolute Harte eines MineraUt in einer bestimmten Kiclitung ermittelu will, mus-* man ein liestinmites Mhhss nh Einheit der Härte festset/etu Man hat bislicr in der Mineralogie den Talk als Einheit gewählt. Ich glaube aber, da&s derselbe keinen sicheren Maaj««*(tab gewährt und erlaube mir daher den Spe**ki?tein ak Einheit d€»r Harte festzusetzen. Mag man nun diis Ver* fahren Seelieckn mit irgend einem der nach deniseUn:'?! Prin- cipe eon»triurten Apparate, wie die von Franz oder Grailich

und I*ekärek zur Härtebestimmnng verwenden, oder die von

-

1) irf*Tr Emtrt Winter« Diamanteur in Hamburg, hat mir mit

Mtf litTpitTrilUgkrit oiae Reiht^ ver>*ehiedener Splitter und abge-

er Bobn^r tu licliebiger AoHwahJ aberschickt, ujid wird girwins

I F»clif(eno8«€n, die aidi an ihn wendeOf in gleicher Weise aashelfen.

378 * 8Ü8ung der mathrphys, Clasae vom 7. Jidi 1888.

mir angewandte Methode, immer wird sich der Talk ak «in etwas zähes und durchaus nicht sprödes Mineral «^^ijftfct zur Vergleichung der Härte spröder Eiiystalle eignen, üb einzelnen Versuche mit ihm stimmen nicht sehr gut mit ein- ander überein. Dagegen ist der Speckstein, wenn auch ehm härter, doch noch eines der weichsten Mineralien, holHk sich eben so gut als er sich ritzen lasst und hat als amcnph« Mineral noch den Yortheil, in der That nur eine HSrte besitzen. Er ist daher in den folgenden Versuchen als einheit der Härte zu Grunde gelegt. Für die Beredmiog der Härte ist die Annahme gemacht, dass bei gleicher Be- lastung, gleicher Zahl des Ueberfahrens der Krystallflidii mit dem Diamanten und gleichem Flächeninhalte der g»-^ hobelten Streifen sich die Härte zweier Mineralien yerhalii^; umgekehrt wie das Volumen des bei dem Versuche Terlonnm d. h. weggehobelten Pulvers, d. h. also umgekehrt wie dii GewichisYerluste dividirt diurch das spezifische Gewicht im untersuchten Substanz.

Man muss daher selbstverständlich alle die BelastoDgpa^ 1 welche man für die Mineralien von etwas grosserer Halte verwendet, auch vorher an dem Specksteine anwenden, dm je nach der Form des Diamantsplitters das Ergebniss bei f««^ schiedenen Belastungen ein nicht im einfachen VerhältniMS zur Belastung stehendes, jedenfalls erst empirisch zu bo* stinmiendes sein muss. Für die härtesten (unter der Edolr steinhärte) wie (^uarz, Feldspath empfiehlt es sich dann, m/eß der minder harten, aber doch den Speckstein an Härte be* deutend übertreffenden Mineralien, dessen HärtenverhaltiiiM zum Speckstein bereits ermittelt ist, zum Vergleiche Ä: wählen, z. B. die Säulenflächen des Ealkspaths, die [ dann zuerst bei der geringeren Belastung prüft, welche nod sicher bestimmbare Mengen wegninmit und für den Spect stein noch gut verwendbar ist, dann aber auch eine vid höhere, wie sie eben die harten Mineralien erfordern, 1

*f^i V^IrrmiehuHfjrn ühtv die abmltitf- Härte Hfß KalkspuOws ctc, *^/^*

noch »dcher wägbare, wenigsten* l —3 mgr ausmachende Ihiragungen zu eThalteii. lu eleu wenigHteu Fallen kauu nun imtnHirhe Krp^tull flächen ohne Weiteres Fnr die Ver- liehe verwenden ; nur bei < iyp^^ und üliiuuier erhält nuiu ebene SpaltungsÖächen, selbst beiui Kulkwpath sind lie Ithoiuboederfliichei) nach dem Spalten nur in ganz kleiner Lusdehnung vollkommen glatt und nicht fein terni^seniurmig. ^ch habe daher stet**^ mit Ausnuhme der Fläche F des <typ.se.s Itid Glimmers, alle Flächen vorher möglichMfc fein geschliffen. iWr nicht polirt. Durch das Pidiren wird hänfig die Be- Ljhatteuheit der Flächen eine ganz andere, nicht natürliche, riö cli€ß gchoti m\^ der Veränderung def* Polarisation^ winkel- st Kcficjrion in manchen Fällen liervorgeht, und ftir dii* ?cjn mir angewandte Methode ist da8 auch nicht nöthig* reil ja doch ein und dieselbe Stelle 20 oOmal mit dem >iatnant Hberfahren wird nnrl daher nach wenigen Gängen ^1**« ^>chlitten^ doch schon eine «»twa^ rauhe Fläche wie<ler la ii?t* Dagegen wimle das* *Schleifen möglichst fein vor- l^eootnjneu, s&uletzt auf einem sehr feinkörnigen Kiasel, wie ie sich in uufterem Keujier finden, mit Wasser und sehr renig vom fein8t**n Sehnn'rgel. Selbst die Endtiäclu*n des lalk^Jpaths werden auf diese Weise so fein, dass sie hei sehr liefer Incidenz noch deutlich erkennbare Bilder gel>en. Ich tbeile nun zunächst einige Vensuchsreiheo mit und i'able i\w/xi v<ir allen die beiden Mineralien, welche leicht groosea Kry^tallen ssu haben sind, den Kalkspath und den Ijpii, Von dem ersteren liuben wir eine /jemliebe Anzahl rergleichenden Arigaben der Härte auf seineu verschie- limeu Flächen, spärlicher liegen sie vom üyps vor* Ver- (Itfiehl man die»e Angaben miteinander, so winl man sich rfurt "' frn, wie widersprefdiend dieselben lauten, und

fiou .1 iii Cirumlc war eine Wiederholung die^ier Ver-

ehr wich einer neuen Methode wdiiseheaswerth. Dazu

380 Sitzung der tnath.-phys. Classe vom 7. Juli 1883.

kommt noch, dans gerade diese beiden Mineralien für die theoretischen Untersuchungen über die Verschiedenheit der: Härte eine ganz besondere Bedeutung haben, wie wir das im Folgenden noch näher zu besprechen haben.

So giebt z. B. für die Rhomboederfläche des Kalkspathes Frankenheim als Maximum der Härte die Querdiagonale an, Seebeck die Richtung parallel der Kante, womit Franz, Grailich und Pekarek übereinstimmen, Exner fand ebenfalls nahezu das Maximum in der Querdiagonale. Das Minimum verlegt Frankenheim in die kürzere (Pol-) Diagonale, Seebeck in die längere Diagonale, Franz parallel der Polkante aufwärts^ Grailich und Pekarek in die Poldiagonale aufwärts. . Noch unsicherer sind dann die Angaben über das Verhalten der Endfläche, auf der Frankenheim gar keine Difierenzen der Härte gefunden haben wollte, während Grailich und Pekarek erhebliche Unterschiede angeben.

Ich theile nun die Resultate meiner Untersuchungen hier mit, indem ich die Richtungen angebe, in welchen der Dia- mant ül)er die Fläche geführt wurde und die berechnete Härte mit Zugrundelegung der Specksteinhärte als 1.

Kalkspath.

I) Rhomboederfläche. Untersucht wurden 2 Spal- tungsstücke von isländischem Kalksj)athe und in der Richtung <ler (iuerdiiigonale auch noch ein Spaltungsstück von einem grösseren Andreasberger. Erstere beiden stimmten in den verschiedenen Richtungen sehr gut in der Härte überein, der h?tztere zeigte sich ein klein wenig härter, eine Erschei- nung, welche auch schon (Trailich und Pekarek für verschie- dene Krvstalle l)e<)bachteten.

Abwärts bedeutet stets die Richtung vom Poleck nach der scharfen Randkante oder dem Ilandeck zu, aufwärts die entgegengesetzte :

Vfiiff: fJntemuchumien ühcr die ahmhde HnHc äen KatkäpäikU€te, '^^l

IlärU»

1) Pohliiigoiiiile abwärts 27,5

2) , . aufwärt^i . . 0,05 *3\ Qaerrliagonale 3,2

4) Parallel fler Kaute . , abwarte . . 34,3

5) » , , . . aufwärt« , . 1,3

6) Mitte zwischeu 1 und 4 abwärts . . l.j,H

7) , , aufwärt^ . 0,8

8) Mitte zwischen 3 und 4 abwärts . . 21,11

9) . . - , . aufwärts , . 2,3

AutlaUender Weise erliielt ich wie?derholt und coni^^tant An dem einen inländiif^ben Kalkspath eine Difffr^^uz drr Härte je tm^chdetn ich in der Querdiagonale von re€htti nach litiks, oder Ton links nach rechts den Krv«tull ritzte, obwolil die- selbe Dach den Symnietrieverhältnissen eines Khon]b<»eders erklärbar wäre. 0V> das etwa in feinen ein^ewach- ZwilÜngsl um eilen seinen Krund gehabt haben mag, wage ich nicht zu entaeheiden. ddch wollte ich es nicht mit Stilkchweigen Übergehen. Es werden wohl erst ausgedehntere Ünten*uchung8reihen gesanmielt werden mfissen, ehe man da- rüber etwas aussagen kann, wie weit auch in der Härte Störungen und individuelle Schwankungen sich benierklich ehen.

11. U e r a d e Endfläche. Wie ich schon in meiner früheren Mittheilung erwähnte^ hobelt sich dieselbe -schlecht, nAinenÜich in der lüchtnng von der Spitze des Dreieckes die (Jrundlinie Immer springen hier die l{homlx)eder- Iccben, über deren ^intzen man ja hinfabren muss, aiiB, und m wird ao dm Re^^ultat etwas unsicher und zwar nach der Seite hin, das^ die Härte wohl etwas zu gering gefunden wirf]. Gut hobelt sich die Endfläche bei geringer BelaAtung tii der Richtung von der Kante aus senkrecht nach der Hpit^e des gegen Clberliegenden Winkels und paniUel den Kanti-n,

'-'»'^'i ,S*f £«»*// d*r wnfh.-]Ji^4M. Clause vfjm 7. Jvüi 1883.

in mII«-!! iiu<\t*r*'u weijij;»^r «rut. Es er^ben sich fÖr «

1) Si'nknfrht vini rii^ Ureieckäkant« zum

Winki'l 4

2) in «'iil;^t*;^tfiig<?.-<ftzt<fr Richtung .... 0,5 ^

:j) |i;inill«*l (l«Mi Kaiit<?n 0,7

1) iintiT «MiH'in Winkel von \T^^ mit 1 . . 2,8

r») in (IrrM-ÜMMi Kirlitinif^ entgegengesetzt . 0,9

III. S ä n I <• n r I ii v li e ( Abstumpfung der Randeckcil

ri'hiTtMn^lininMMid haben all«* Keoliachter sie als die lüurteflh

Miirhe «rof imden. Ich habe sie in folgenden Richtuiigei

luilcrsnt'lit :

Härte

h |uirall('l tler llauptnclhse . . abwärts 22

LM . - - aufwärts 45,8

:\) jwiralii'l (liT S|Kiltungsrichtung abwärts 3t>,6

n . . « aufwärt^ 50

rO paijilh'l tler Aohse a ...... 61

Niuh «lioM'!\ WtTthcn Mud die Härtfiurven auf Tatl in i\rv Alt ronstniirt, ihtv* die linke Seite Fig. 1 nur» « mo lliillti^ «Irr Kmxe S tur die Slinlentläche aber in gleiche» M;i;iNN>taU' nut ilrn amb'rn beiden enthrdt. um den gros» l ntn-MljHNl m »1»^ Hart*' dt^ Kalkspaths auf verschieden* l'LiJun :ir.M lumliih /.u niarhen. während Fig. 2 in vergro?' MMtrin M.i;»N>M;jbr yhv \\':\ru\ vrhl'ihmri^v fur die gerade Ed4' Mäilu- »laiNti.lt Pu* Mitt«' i»\ier Flache ist gleichmassig in C .ii.m ;;i«;:i'..'ri. lüf rirgj*>i hriolw.er. /-ahlen auf den Linien ;.:.. IJ;.;.,:. uvlrv K.'.vxr. \ i«i. iit''.:!'!: «lie der Siiule mit S. def ll'vv. :vvMrrl:.-ul:» :..:! K ..:..i lii?' oeT FLihiflriilie mit E vnT . ; , . .;,:.... . . : . 1 1 -^N, 1 . : ; M , .". . N-. -. li , ev ts; breche:: den in den vor-

v:, . , ; . ; . \: p.:»f. o ^^ *:. '.t-:.. Ihv l'^eiiv gt brTi ilir Kichtung . u; .::•. .'*:•> W.ivv. \ . »rvvn*"»n*mt>r. ^unie Vebersfl

' Pjfäjf: VttterMucfmTijfen über dir uhttottite Ifärf^ tle« KdlkHpulhea tic. '^^«^

erfolgU* dsiiisellie nach dem Rande der Kurve hin, von dem hoiktoC; iiu>* liiii Kurve fiir die inH)nibfu"der fluche iHtpuuktirt.

Kür den <ty]>s sind mir \Ah jetzt, nur Beohju'htungen

d^r Hart*? auf der Fllielie deT ATdlknmmeusten Spaltbsvrkeit,

hckannt. die aber zum Theil »ehr unsicher in ihren An-

! gruben sind, theiU j^ich eljenfallK widersprechen. Frunz pebt

da-* Minimum in der kleinen Dinj^uimle un, ein »weitem 110"

Iton ihm verschieden» tSeebfck erhielt keine sicheren Resultate-

ikenheini erklärt die Kiehtung der Maxinia und Minima

UDgewisri, Exuer ghiubt 2 Mininni, parallel den Kanten

[ittit dini beiden andern Bniehlinien (M und T) van un-

fgW<!heni Werthe auj^ seinen Beoluiehtiingen aldeiten zu

[können, Angi<tr5m findet da,^ Fliirteuumnumi 14^ mit der

fastrigen Theilbarkeit bildend, nach Exner liegt es in einer

Kiefatunj^, die 2U^ mit diener ein^chUesst, doch meint er auch,

I die Besichaflenheit der <rvpskrvHtalle mache sie nicht fiehr ge-

Hgtjct zu Hartebe'^tinmuuifieu, namenthch auf anderen Flachen,

äU iler Fläche P^ aber auch die^e ermühienen steis mehr oder

weniger gewellt. Das hat nun allerdings fdr die meisten

[ ßjr]>j<krvsüi[lr sein»* liichtigkeit. Dennoch iindet man unter

den lÄegen ihn^s regclmii«sig ck^nen Blatterl)ruches 8chon lange

[fOfi den Optikern bentitÄten etwas weingelben Zwillingen vom

Mh! ^ ' sehr gute SStücke, bei ileueu es möglich ii?t, zu-

inä* kommen ebene und glatt«* P-Fläclien herzuntellen.

\k!b&t auch die beiden andern Bruchthicheu konnte ich in

[fii|gendt!r Weise sehr gut eben und glatt daistelleu. An

lehnau gröj^seren dickeren derartigen ZwillingÄstücke wurde

limuiich^ durch Loslöüen eines kleinen BKittchen-i der l>etret'-

[feitdt* Bruch (an dem einen Stucke M, an dem andern T)

' ' .rht. Dann ward*' da8 ganze Stück ringsum

uen Wölkte von Siegellack umgeben, der wie

Fein Reif iliw* giimse Stück unischlosii, Nmi wurde parallel

384 Sitzung der fnath.-phys, Classt com 7. Juli 1883,

dem Bruche mit eioer feinen Säge das Stück ober und unter dem Siegellackring durchgesagt und vollends fein geschliffen« Es geht dieses auf diese Welse ganz gut, ohne Ausbröckeln, so dass man ganz schone zur Untersuchung brauchbare Flachen erhält. In dieser Art habe ich nun die Härte auf den drei Flächen P, M und T untersucht und folgende Resultate ge- funden :

I. Auf der Fläche P.

Härte

1) parallel der kurzen Diagonale . . . 0,37

2) ^ der langen , ... 0,66

3) ^ der Richtung M 0,44

4) . . . T 1,15

5) der Mittellinie zwischen 2 und 3 0,46 .6) . . , lund4 0,20

II. auf der Fläche parallel dem IL Bruche M.

Härte

1) parallel der Kante M,P (a Fig. 3 Taf. II) 14,5

2) in entgegengesetzter Richtung (b Fig.) . 32,1

3) senkrecht zu der Kante M/P .... 14,6

4) unt<»r 45« gegen Kante M/P (c Fig.) . . 21,9

5) , . . . . (d Fig.) . . 9,6 T)) in entgegengesetzter Richtung (e Fig.) . 11,2'

III. auf der Fläche parallel dem III. Bruche ^

Härte

1) i)arallel der Kante T :P (a Fig. Taf. II) . 6,3

2) in entgegengesetzter Richtung (b Fig. 4) . 5,3

3) senkrecht zu der Kante T : P 2,8

4) wnU^r 45« gegen Kante T : P (c Fig. 4) . 3,6

5) (dFig. 4) . 2,6

()) in entgegengesetzter Itichtung (e Fig. 4) 4,2

Taf. 11 enthält die Härtekurven dieser 3 Flächen \m^f^ zwar Fig. 1 die 3 Kurven in demselben Miuissstabe (1 deM

1

f Vniemichuntfett über die absolute Härte des Kalkspathes etc. »^^5

Härte wie auf Taf I Fig. l für «len Kalk^pHth zu 5 mm Länge getiijniruen)* Die Zahlen auf den Linien bedeuten hiet »beofalls die unter I, 11, III in vorstehender Talwlle unter rfensr-lheu Nummern aufgeführten Dichtungen, Die Kurve ftir die Flache T ist punktirt. Fig. 2 enthält in vergrösnerteni MaassHtabe die Härtekurve der Fläche F. Ich bemerke zn den^ellten nur uw.h, das.^ nie lediglich nach Prüfungen der Härte in den angegebenen Richtungen, welche durch die ein- gezeichneten Linien kenntlich gemaehtsind, c<uiÄtruirt wurden, so dass, wenn man noch mehr RichtuDgeu untersuchen wftrde, die Gestalt der Kurve vielleicht etwas anders werden könnte. Doch /*eigt ein Blick auf die Figuren, dass wenignteuis auf der Flüche P die Form kaum we.sentliche Veränderungen er- leidcfQ möchte. Auf den Flächen P und M hobelt sich Gyps sehr gut und glatt, auf der Fläche T etwas weniger glatt, häuHg mit etwas Geräusch, diis einigermassen an djus eines ungeschickt gehaltenen Schieferstitles auf einer Schiefertafel erinnert. Die einzelnen Versuche auf P und M weichen in ihrefn Kc^ultate m wenig von eiu^inder ab, da.ss die Gewichts- differeuz kaum 0,2 mgr vom Mittel abweicht, auf T steigt MC in einzelnen Richtungen auf 7^ mgr. Auch beim ♦^yp.se lieinen kleine individuelle Härten nterschiede vorzukommen, •nn mau Ivrjstalle verschiedener Lokalitäten mit einander vergleicht, dt)ch habe ich an Gypsen von andeni Orten als Paris nur wenige Versuche auf der Fluche P v(»rgenommeu. Die obigen Zahlen nind au.snahm«los an Pariser tiyi»^krvstanen gefunden. Vergleichen wir die Härteunterschiede der ver- ithitvlenen Flächen an Gyps und Kalkspath mit eiiuiuiler, mi ^'hen wir, das« bei beiden die Verschiedenheit zwischen aWoluttnu Maximum und Minimum einer Fläche «ich zieuj- licb in d€ni»elben Grenzen hält, beim Gypse ist da^ Verhält- tii I hen beiden wie 0,2:32,1, also wie 1: Itil; beim

K , IC wie 0,5:iil,l «^ider wie 1:122. Auf ein und denelben Fläche iti nie dagegen Inym Gypse viel geringer,

388

SiUung der fHath,*ph^, Classe i^ont 7, JuJi 1R83

in die eine oder andere Diagonale fallen, weil hier offenbar das Maximum der Furchen, nämlich alle vorhandenen der t>etden rlieRhomlKiederfläehe Bchneideudeu Spaltuu^:>riclitüngeu von der ritzenden Spitze übernifniDgeu werden, während in der I*üldiagonale aufwärts wiederum nach Graiiich *und Pe- kärek sowie meinen Versuchen sich das Mininmm der Hiirte findet. Aehnlich ist es beim Gyps, auf allen drei SpjiUunji^- Hiichen idst da^ Maximum und das Minimum nicht in den Rich- tungen, in denen es liegen sollte^ wenn der variable Theil der Härte leiliglich von den Spaltungsebenen abhüugen wQrde.*)

Noch eine andere längst bekannte Thatsaehe zeigt, daas eben weÄeutlieh andre Factoren noch mit in Betracht kommen« nehmlich die Thatsache des ungemein gro.«3en Harteunter- tichiedes, welcher die gerade Endfläche am Kalkspath gegen^ Über der Säulenfläche erkennen lässt. Bekanntlich ij*t die llhomlmHlerääche fast gleich geneigt gegen Uauptaehne und Nebeiiachse (45" 10) gegen erstere, es haben daher auch die gerade Endfläche und die I. Säuleufläche nahezu gleiche Neigmigen gegen die llhomboederfläche. Die Folge davon ist die, da«H auch die Incidenz der Spaltungnebenen auf liriden wenig vers4*hie*leu ist. Demnach sollte man erwarten. diMi auch der Härtpuiiterschicd kein j^ehr growser wäre, und den- noch verhält sich das Maximum der Härte auf der geradra Endfläche zu dem auf der Säulenfläche wie l : 15.

Auch in anderer Weise noch erheben sich Bedenken gegen die Theorie von Exner, namentlich möchte, der Unio^ i^chied eines conntanten durch die Molekularconntitutiofi be- dingten und einas variabeln, von den SpaltungHebenen alU*in abhängigen Theilew der llärteeräcbeinungen schwer aufrv?chi zu erhalten sein.

1) Die «bctifatlH län^t bekannte Tbat8arhe. rluNii grlSmoFit Hifte

titid gilt** Spiiitbnrki i -ti,

kunn IUI« nnch von * ir* keit Hilf die Harte abhalten.

t nirrrtun

Hittjrn über die ahsohtie Härtr des Ktükgpathes etc, 389

Ich glaube, daas wir wenigstens \m Aeu jetzt gel-

L'ndeti Aase hauungen i1ber die Constitution der fe^sten Körper,

inäcliBt der Kryntalle besser thun, wenn wir die Härte

iiglich ab von der Molekularconstitntion bedingt erklären,

l^nd /,wur nbhüngig von tt verschiedenen Factoren, uehrnlich

|ler OestftU, der Stellung und Vertlieilung der Moleküle,

ph die ja jedenfalls auch die Spaltbarkeit der Miiieralien

sdingt ist*

Im Folgenden soll nun kurz erörtert werden, wie die Vorliegenden Thatsarhen der HärteverschiedenheiteD auf diese Factoren hinweisen, und welche Holle dieselben dabei piden.

Zunächst haben wir hier kurz yomuszuBchicken, wie wir ma überhaupt die Constitution eines Krystalles, soWie auch iie n ' ^'nheit seiner Olw^rflache nach den jetzt herrschen- ivn »ungen über Krystallbildung zu denken haben.

SIeihen wir zunächst bei unserem Kalk.npathe, so zeigt uns pijiersf*its die für unsere Wahrnf^hniung unbegrenzte T heil bar- Wt, soT^ie die durch die optischen Untersuchungen sich überall ergebende lioniogene Beschaffenheit aller seiner Theile, Mrir denselben uu;^ bestehend denken müssen aus regel- ag an einander gehigerten Mtdekölen %^on der Form Kalkspat hrlionib<MHlers^ welche ebenfalls regelmiisaige Zwischenräume zwischen sich frei lassen.

Halt^'U wir die constante F<irm und Gros;?« der Moleküle «K> wird es uns in einem Falle, wo uns die vollkommen ylwche 8paltbarkeit und das Krystallsystem wie beim Kalk- the die V h r h ü 1 1 n i s s e der Dimensionen eines Molekfils hesbinnien erlaubt, stets leicht sein, die wahre Beschatleu- rt eini'r vollkommen reiu und ungestört ausgebildeten Kry- Itfläche anzugeben, wie dies ja schon von Hauy durch- ^ftlhrt wurde. VV'ir niüwien dann, da wir uns nicht halbe ■♦^r dritt*fls Moleküle an der Oberfläche eines Krystaües ge- jVlßi vorteilen können, alle die Flächen, welche nicht den

390

Siimng der math,']ihff9, Clane vom 7, Juli 1883.

Spuitungijflächen parallel j^ehen, ab in Wirklichkeit nicht voIlknnuHen eben, sondern mit vorspringenden Ecken der Moleküle und einspriDgenden Winkeln zwischen denselben versehen denken. Vi^. 3 Taf. I zei^ die>R*s für einen Durch- schnitt eine.s Kalkspathkryi^talles, an dem R die Ithomboeder* fläche^ P die gerade Endäaehe und S die l, Säule damteUt* Die sich kreuzenden Linien veranschaulichen die Form und Lage der Moleküle. So wie wir sie «o klein annehineti, dass die Vertiefungen zwischen ihnen keine störenden Ein- flüsse auf das reflectirte Lieht mehr haben konneni aIso j kleiner als die kleinste luilbe Wellenlänge des Lichtan, köunt^t wir Tiatürlich von dieser in der That vorhan<lenen Huttlii^- keit der Flächen nichts bemerken, Selbstverstilndlich gilt die« auch für künstlieh hergestellte FliicLen an Kr>'stallen, denn auch durch da^* feinste Schleifen fnler Pt)lireu wi*rdi»a wir nie T heile von Molekülen wegnehmen, sonst mttetlei m ja auf diese Weine möglich sein, ein Mcdekül auf mecim« nischen W«*ge zu zerj^etzen, d. h. ihm einzelne der dHi>e<H*lbe zusammeuj^et/enden Atome zu entziehen. Auf allen solchen j Flikhen ralbisen wir inuuer bald melir l>ald weniger ntiij ihren Spltztm in ein nnd dersidln-u Elj<*ne lii*g«-nd«* MoIt*kfilr ' hervorragend annehmen, die sorgfältigste Politur kann niei mehr erreichen, ak da«» die Unt*-'rschiede zwischen den Ver»i tiefungen und Erhöhungen, wie «ie die MolektUe zwi^'htm | sich lassen müssen, möglichst gleichiormigt d. h. mog:Uchst in der einen Ebene Hegen, welche untrem Auge ak Vi>ll- kommcTH' Ei>ene im günsttg^iten Falle erscheint, ohne ulHft | je in Wirk lieh k<nt zu sein.

Wir haben unü nun auch noch etwfw nüher mii ilen Vorgilngen nnf einer aolchen Flache zu beschaitigen, wenn j wir dieselbe mit einer feinen Spitze oiier Schneide» ww iriej ein guter DiamantÄplitter darbietet, ritzen. Unter allen Um*! Htanden kann f*)ne Wirkung nur dadurch eintreten, dam di« j Spitze mit einer Kraft auf die Fliiche gedrückt wiitl, wetdie ^

ySoUf.* UtU€r'suchHHffen übcrdte absolute Hnrtf des Katkftp<UhfitHc. 391

Hnreieht, die Molekiilö, welche sieh ihr eTii^egeiistellt*Uv v«»ti

ari^n l>eniii"h harten los/.tilösen und zu verdniiigeii* Wenn

Htm mue aolche 8|>it%e stets mit derselben Kraft wie de

la eine gleiehl)leihende und in gleicher Hichtunj^ wirkende Be-

if^tnrjg erzeug. Ober eine eliene Fläche hinführen, so wieder-

iiolt sich dieser Vorj^ang des Verdrängtwerdens und Losge-

enwerdens der Moleküle in jedem Augenblicke der Port-

L*wej?an^; der Widerstand, der dabei fiberwindeii ist,

rieht ur»!^ eben den Man-Kshib ffir die Härte.

Ebensowenig, als wir heim Schleifen, selbst mit dem

*in8t4*ii Pulver, Theile der Moleküle wegnehmen können,

K*nm>gen wir dies durch Hitzen. Die daxu verwendeten

Ipitscen, mögen sie anch noch so fein sein^ dringen sicher

in die Moleküle selbst ein, sondern drängen sich nur

i wischen 8ie und verdrängen sie von ihrer Stelle, ab«r

^fcne je ^e selbst y,u zerbrechen* Daraus geht nun ohne

^eit*re« hervor, diuss die Härte der Körper nichts mit der

lärt** der Moleküle zu schulfeu habe, dass wir von dieser

!^tÄte^en gar nichts wissen, oder mit andern Worten, dass

B, was wir Harte nennen, nicht*« andres ist, als ein Maa^s

Ir die [»hysikalische Anziehungs^krafl, welche die durch che-

liscdie Anziehongiikraft uns Atomen gebildeten MolekfUe auf

^oander aasüben. Ausser der Masse der Moleküle, dem I*ro-

nus Volumen und Dichtigkeit, kommt dann selbstver-

llich wt*7^entlich für diese Anziehnng>ikraft, deren Folge

der Grad des Zusamaienhaltens der Moleküle, h, die

lärte ist, in Betracht die Entfernung der Molekülschwer-

iinkte vnn einander; und diese ist wieder bedingt, wie von der

loitalt so von der Vertheilung der Molekille in dem festen

t^kper^ wobei auch die zwischen ihnen vorhandenen Zwischen-

iie xa berücksichtigen sind.

Nun siuil wir al)er nicht im Stande im Vonins die^e

chiedenen, 4ie Härte bedingenden Faetoren an irgend

8ubitfin% zu bestimmen, mit Ausnahme der schon vorhin

392

SUiung der mathrphtfs, Ctassc vom 7\ Juli 18S3

erwähnteu wenigen Fälle, in denen uns die Spaltbarkeit die Gestalt den Molekäk zu erkennen giebt, wie bei rhombo» edriach, urfirflig, octaediii^ch spaltbaren Mineralien. Aber auch in diesen Fällen ist nns nichts von der Grösse der Mo- leküle bekannt; ebensowenig aber können wir ihre Maftsa bestimmen, ja nicht einmal ihre Dichtigkeit, weil wir ja stete* zwischen den Molekülen Zwi^hennuune haben, deri»n GrJiisse uns ebenfalb nicht l^ekannt isjt, und ein einzelne« Molekül nicht der Untersuchung unterworfen werden kanji.

Selbst in den Fällen, wo uns 3 i^ich schneidende alwr an Güte nicht gleiche Spaltungsebenen um! deren Winkel bekannt ^ind, ist uns die Gestalt des Molekiili^ unbestimmbar. Nehmen wir z. B. den Gyps, sii können wir durch die beiden Brüche M und T ein Prisma von 67** in der spitzen Kiuite mit einer auf beiden senkrecht stehendeu Flüche, durch den Bruch F erzeugt, herstellen, aber nicht einmal das YerhiUtr niss der Liinge, Breite und Höhe zu einander ist mui da- durch fe^t gegeben. Ob die Linie zwischen den beiden Flüchen P die grösste oder kleinste Länge hat, ob der Qner* schnitt parallel P ein Rhombus oder ein Khomboid sint iflti nicht zu ermitteln, weder aus den Winkeln, noch au» den Eigenschaften des monoklinen Krjütallsjstcnis im Allgemeiuen.

Nun zeigt .4ch allerdings der Einflusä der iSpalibtirkeit 1 auf die Härte als ein sehr hervorragender» wenn luich nicht in dem Grade maaasgeliend, wie Exner es angenonunexi hüi. Aber auch die Spaltbarkeit und ihr EinfluKs auf die Hilrt^f ist einer verschiedenen Erklänmg fähig.

Bekanntlich hat man ja von jeher verM-hiedene Guide ^ der Spaltbarkeit unterschieden, liöclml vollkorrinH»ne (wie brim Glimmer), vollkommene, deutliche, unvollkommene n Worin hat dieselbe ihren Grund? Woher kommt die g(o«»c^ Verschieilenheit dei^elbeu ?

Am« den Beobachtungen können wir zunächst wejfcttrj keinen Schlnaa ziehen^ ah den, daas die Kohä^ion tn^uiirticlil 1

Ffaff: Untersuchungen ührr die absolute ffärfe des Kalkspathe$ etc, ^93

zrt fl<fii S|mltnnj(sflii('hen am geringsten ist, ako jt» voUkom- raener die Spaltbar keit desto geringer auch die Kohtision. Da wir mm aber in allen Kr)\^tallen eine regelmässige An- Ordiiudg der Molekfile annehmen müssen, so dass die gleichen Achten in allen gleich gerichtet sind, j=;o sollten alle Krystalle «piiltbiir, wenn auch nicht immer mit ebenen Flächen, so doch mit regelmässig zackigen, sein, und von Manchen wird da« ja auch als in der That nachweisbar behauptet, und nur eine i*ehr unTollkonimene in den Fällen angenommen, wo mt Httr sehr zweifelhaft zu beobachten ist. Wie dem auch aetn mag, bei den deutlich spaltbaren ist jedentalU ein •ehr merklicher Unterschied zu erkennen. Offenbar kann nun derselbe in zweifacher Weise erklärt werden, nehndicb tiiimal durch die Annahme, das.s in dera Falle der vollkom- nit*ntm Spaltbarkeit mehr sf)lche regelmäasige Zwischenräume xwi«chen den Molekülen auf die Längeneinheit krummen ^ oder dasri die Breite derselben im Verhältnisse zur Voll- kommenheit der Spaltljarkeit stehe. In dem ersteren Falle wQnl^ die geringere Kohäsion, welche der vollkommeneren Spaltbarkeit entspricht, auf einer geringeren Maase der Mole- küle beruhen, im letzteren auf einer Vergrosserung der Ent- feniung der anziehenden Molekfile von einander. Man kann JB in der That die Auziehiuig.sknift auf die eine oder die andere Weise iu gleichem Betrage verringern, und im Voraus iBmi mch weder für noch gegen die eine oder die andre Anschauung mehr sagen. Erwägen wir aber die Folgen, weicht* nach diesen verschiedenen Anschauungen in Beziehung auf dio Härteverschiedenheiten an einem Krystalle auf ver- len Flächen sich zeigen müssen, m werden wir sofort PO, ila.Hs wir eben durch die Beobachtungen der ab- aoltiteii Harte auf verschiedenen FUkdien eines und desselben Kry^iaiH»^ entscheiden können, welche von beiden nu*t den Beobachttmgen beäser in Uebereiustimmung stehe. Wir wollen gti diesem Behufe das Verhalten des Gypses etwas näher ins

394

SiUung dtr ma/A.-|*Ay*. Clasne vom 7. Juli IfiSS,

Auge fVissen. Ist tlh AiLschauimg richtig» <ljts8 ilie Güte der | Spaltbarkeit abhängig ist von der Zahl der auf die Längen- einheit treffenden Spalten oder he?<4«er Zwiüehen räume 2wi.»^ehen j den Molekülen, so muifö uns dann auch bei '^ IVlütterbrücheu wie beim Gjrp», deren Winkel wir kennen, dadurch auch ] das \^erhaltnis8 der den Spaltnngsrichtnngeu paruUel laufenden Dimensionen des Moleküle gegeben sein, weil ja | eben an den Enden der regelmässig gelagerten Molekülreihen die Zwischenräume, nach welchen sich die Spaltung nchtet, sich finden. Nehmen wir z. B, an, die (iüte der Spaltbar- < keit am Gypse verhalte sich ftir die *^ Itichtungen P, M, T wie 3:2:1 (auf die wirklichen genauen Bestimmungen komtui] es bei unseren Erörterungen übrigens gar nicht an), so hciisit das nach der in Rede stehenden Anschauung .-^o viel als: auf, die Längeneinheit kommen parallel P 3, parallel M 2 und] parallel T je eine Spalte. Daraus constniirt sich nun du* Molekül des Gyi*ses einfach als ein rhonÜMiidisches Paralleli* pipedium (Fig. 5 Taf. 11), die Fläche P ist ein Hhontlioid,| M und T 2 Rechtecke; geben wir T (senkrecht zu P) die] Höhe 1, so ist seine Breite 2,M dann ebenfalls 1 hticU, 1 ul»er die Breite dann 3, ilti^ Rhomboid l^ hat ihmn 2 pandlele ktlrzere Seiten von 2, und 2 längere von 3 liänge. Bauen j mr nun einen Krj^stall aus solchen Parullelipipeden auf, wie] Fig. o es darskdlt, wo zimäctist nur 3 Mideküle der Längest Breite und Hohe nach zuHamniengestellt gezeichnet sind, mn sieht man ohne Weiteres, wie sich darnach die HartoT«r-J hiiltnisi^e gestalten nifisseu, wenn sie von der Zahl der .S[»altenJ welche die ritzende Spit/.e bei gleicher VVeglänge zu übcr-j springen hat. abhiiige. Offenbar mtis^te in diesem Falle Tj die härteste, P die weichste Fläche sein. lh*nn P ist ja] durchzogen von den Hpalten der Brüche M uml T, welch«] auf die Längeneinheit 1 und 2 8palti»n liefern, T dagegen I ist durchzogen von den Spaltiui parallel M und P, von deaeal atif die Längeneinheit 2 tmd 3 konunen. Die Beolmehttitigl

iybyf iTni€m$f^mn^€n liber die abaotvi^ Härte de^ KdUpaihe» Hc. 3%

in, S. 384) ergiebt nou aber ein ganz andere« Resultat in- dem T, liaü die hüH^^te flache seiu ÄOÜte, bedeutend an Härte d<fr FUlche M nachsteht, welche weicher als T sein sollte.

Nehmen wir dageyfen an, das« nicht die verachiedene Zahl« i*ondeni die Breite der Spalten oder Zwischenmunie zwisoheo den Molekülen die bessere oder schlechtere Spalt- bark ^ii bedinge, so wird der Einfln&s derselljen auf die Härte io allen Fallen einfach zu erklären sein.

Für die Flächen des Gy|)se8 M und T z. B. können wir im» dimn in folgender Weise die Lagerung der Moleküle if« T V iilichen. Die FUiche M isi durchzogen von den zwei ri'^ lieh .sieh kreuzenden Spaltungsrichtungen P und T.

01© Fläche T dagegen von M und P. Nehmen wir an in tietti VerhältniÄHe ihrer liütr st^ die Breite der Zwischen* räume gnlsser, also die Breite von P : M : T verhalte s^ich wie ;i : 2 : 1, ^ wird die Lage der Moleküle auf M die Fig. 6 A dargeHtellte t^ein, die auf T dagegen entapricht Fig. 5 B. Jkn( jtjner sind es die breitest^^n Zwischen räiune P und die «ichmäl^ten T, welche ihre Moleküle tujndem, auf dieser die breilarten P nnd die von mittlerer Breite M. Offenbar wird uuf dir^r Flache B eine Spitze leichter die Moleküle ver- draDgen, als in A auf der Fläche M, und leichter und tiefer ^o'lririgen.

Die Breite der Spalten wird sich aber noch in ganz

f^fiderer Weiiie bemerkbar machen niüsssen, wenn wir auch

«loch die Form der Moleküle und die Richtung der Spalten,

h* deti Winkel, den sie mit den Flächen bilden, ins Auge

' fsLft~en* Wir werden da sofort gewahr, wie wenig wir die

Kr»eheinungen der Härtever^chiedenheit erklären köuiiten,

^%re9iEi wir nur die Zahl oder Breite der Spalten ins Auge

dsBen wollten. Es beflarf zu diesem Behufe auch nur der

Hr*- * * ;ng ein oder der andern Figur, in welcher die Lage

^* ^(ile im V^erhäUni^e zu den verschiedenen Krystall-

tiichrn d*irge^teUt ist^ Denken wir uns z. B. einen Durch-

396 Sitzung der math.-phys. Gasse vom 7. Juli 1883.

schnitt durch einen Kalkspathkrvstall wie ihn Taf. I Fig. 3 darstellt; bei P ist die gerade Endfläche, R die Rhomboeder-, S die Saulenfläche. Hier sieht man ohne Weiteres, das» nicht allein die 21ahl der Spalten, sondern die Form und Lage der Moleküle die Härte wesentlich beeinflussen mfisse. Wir sehen da ohne Weiteres ein, warum auf der Säulen- fläche nach abwärts in der Richtung LU die Härte eine geringere sein ma^^"^, als in umgekehrter nach aufwärts. In ersterem Falle findet ja die Bewegung der Moleküle Ton X nach S hin beim Losreissen statt und ist die Seite bei z frei, während in umgekehrter Richtung die z parallele Seite bei X am benachbarten Molekül anliegt und g^en dasselbe hingedrängt wird. In ähnlicher Weise verhält es sich auf der geraden Endfläche. Auch hier zeigt uns ein Blick auf die Lage der Moleküle, welche grosse Verschiedenheit in der Härte, oder, wie wir ja auch s^en können, welcher Terschiedene Widerstand beim Abbrechen der Moleküle an den Terschiedenen Stellen eines Krystalles herrschen muas, wie auch ein Blick auf die Figg. 3 und 4 Taf. II die Ver- schiedenheit der Härte in den verschiedenen durch die Pfeile angedeuteten Richtungen am G^'pse ohne Weiteres l)egreiflich macht. Ebenso bedarf es keiner weiteren Auseinandersetzung, von welchem Einflüsse die Dimensionen der Moleküle nach verschiedenen Richtungen hin auf die Härte haben müssen. Bei rechtwinklig gestalteten Prismen, wird in den verschie- denen Richtxmgen kein Unterschied der Härte wahrnehmbar sein, ob man in derselben von rechts nach links oder von links nach rechts fahrt, wie wir das auch überall bestätigt finden, «lagegen werden hier ungleiche Dimensionen und Ver- <chieiienheiten in der Breite der Spalten vi»n Einfluss sein. Denken wir im> z. B. ein Mauerwerk von Würfeln, oder von Backsteinen und die letzteren versi.hieden gestellt, ein- mal auf die breite Fläche, dann auf die lange schmale Seite oder auf die kürzeste und •schmälste, si> werden diese ver-

J^f9f: Umtermchnngen über die tümilute Härte des Kalk^mthrn etc. 397

«Medetien Falle ganz ver^ehiedeiien Kraftaufwand beim Ab- brecheü üiritir m eoiLstniirt*.*!! Mauer erfordern. Finden wir ikr eine Verschiedenheit, in ein und derselben Linie, je aachdem wir das ritzende Instrument in der einen oder der ihr eiitgegenj^esetzt^n Hichtnng bew^egen, so können w"ir immer auf eine» Abweichung von der rechtwinkligen Lage d«r Fläche gegen die Spalten Bchliessen.

Wie verhält es sieh nun mit den Mineralien, ivelehe nicht spaltbar dnd? Wir haben schon oben erwähnt, da.s.s ^on Mfinchen behauptet wird, die Krystalle seien oline Ans- uahme spbltbar, nur zuweilen in ^^o geringem Urade^ d««s wir m nicht nachweisen könut-en. Halten wir au der An- d»Wp fest, dass alle Krystalle aus Molekülen aufgebaut seien, -ich in regelnuissiger, symmetrischer Lage zu einander '■ ij, so dasH die gleichen Dichtungen bei allen auch in pani(l«ler Lage sich befänden, so müssen wir allerdings die Mi»s{lichkeit einer Spaltbarkeit für alle annehmen. Dennoch wir tms dann inuner noch nninche Verhältnisse denken, >iie 5^ehr wenig wahrneliiubar machen können. Selbst ^^\ pHralleler Lage aller KrystaUaclisen können wir uns ja lerhin noch wie eine verschiedene Entfernung der ein- en Moleküle, ^o auch eine verschiedene Äuhänfung denken. Z. B. ffir octaedrische Moleküle können wir uns dieselben so denken, dass sie sich nur mit den Ecken berühren, auch M>, dass sie sich mit den Kanten berühren, aber nächste Ueihe wieder nur die Ecken der unteren berührt* k5ant«n sie auch noch so gnippiren, «lass in der Mitte Mi1t*dkunten (Lateral kanten) wieder ein Octaeder stehe, n Mitt4.»lpunkt dann natürlich in die Linie fallen würde, he die Spitzen zweier benachbarter Octaeder verbindet, i grössere Mannichfaltigkeit in der Gruppirung findet fläehenreicheren durch die S( Haltbarkeit nachweisbaren ülen statt* Bei einer rhombeudodekacdrischen Gest^dt 1^ B. wi« de die Zinkblende in so ausgezeichneter Weist»

398

Sitiunff der malK-phifs, Clajme vom 7. Juli JSS$,

erkennen lässt, können wir von der octaedrischeii St ausgehend, die Moleköle mit den 4 dann senkrecht stei Flächen an einander |i?ereiht denken. Wir können sw auch in hexagonaler 8telhing 8o geordnet denken, di sich dann hei senkrecht^^r Lage der Haujjtuckse mm Säulenflächen parallel stellen nnd hier wieder zw€*i cationen annehmen, nehnilich dass die Hauptachsen alle senkrecht auf einander stehenden Molekülreih^*n rader Linie hindurchgehen, also sstets die nntere Pole höheren mit der oberen des unteren sich hertlhrt, die Bienenzellen gestellt, so dass die nächste hoher it mit ihren Folecken in die einspringenden Ecken zwiwefe den Khomboederflächen der unteren sich legen,

E< bedarf wohl keiner näheren Aa^eiuanderse welchen Einfluss das auf die Härte halien muss, je die eine oder die andere Vertheilung statt hat* ÜB in dieser Beziehung sind die Härteunteruchungen von geringer Wichtigkeit, weil wir durch sie ein Mittel erhalt«^ die eine oder die andere die?*er verschiedenen »glich keitei hinsichtlich der Anordnung der Moleküle zu prüfen. Denn dass je nach dem verschiedenen Aufbau auch der AbbrtJr! ein verschieden leichter oder :ichwerer nach verstdiiedewl Richtungen sein mu8S, ist wohl ^selbstverständlich- NatfiiKfl können wir auch, wo wir keine Spaltbarkeit nachwci» kömit^n, nicht von einem Einflüsse denjelben auf die Hir| etwasi aussagen, aber dennoch mlissen sich auch in rinfll solchen Falle die übrigen Factoren, welche wir ttir die Wü\ als bestimmend gefunden haben, noch brmerklich und eine Verschiedenheit der Härte erzeugen, WtEföij dieselbe auch auf der einen oder der andern Fläche fjchiedenen Richtungen nicht bemerkbar machen sollt dies z. B. nach den Untersuchungen Exner's auf den V] das Chlorsäuren Natriums und unterschwefel^aurem Rlöi.j Fall war, so wird sich dieselbe doch auf den ven^ohiil

'^ff' TTnUrmtekmn^en über die ithmlutt Härte des Kalkspathes etc. ^99

p\acben lM*merkbar machen müssen, sowie wir es nicht mit nTie'»i Kr*rp(^r des regulären Krystallsysteraa zn thun habeu. Bei tleiii letÄt^^ren werden wir ja stets die Moleküle nach den 3 Uauptachften von gleichen Dimensionen annehmen mttaseii^ ebenjso die Zwi^eheuränme zwischen ihnen gleich, »Wjrauch in rliesetu Falle wird sich anf verschiedenen Flächen nmt«<>mehr eine Ungleichheit in der Härte einstellen, je mehr «1** Molekül von der Kugel form abweicht, denn dächten wir »tu* mmi Kr}'stall aus hinter Hexakisoctaedern aufgebant, würde derselbe viel weniger unterschiede in den verschie- 'l»^fn Richtungen einer ritzenden Spitze darbieten, als etwa ♦•IM Afüt VViirfehi aufgebaut«\s Octaeder, aus dessen Flachen ii^ Wörtelecken ja ganz in derselben Weise hervorragen, wie ilie Hhombo?derecken aus der geraden Endfläche.^)

R'i allen übrigen KrjHtallsjstemen milsseu wir ja auch «it* Moleküle schon voll verschiedenen Dimensionen annehmen «'»d darnach miiss sich auch je nach den Dimensionen dieser " '^ '► eine Verschiedenheit auf den einzelnen Kiächen zu II geben. Unter di^n Minerulien, welche in t^twas P^Ä^Ten Krystallen vorkommen, wie sie zu H arten n tersnch- «Miffi?« üuthig -ind, eignet t<ich kein anderes besser dazu, i^**^ in pnlltnK als der Aragunit. Derselbe hat zwar an- gAlich nach der Fläche h ^ b : oo a : oo c blättrigen Bruch, •W (Juen^tinlt bemerkt mit vollem Recht dazu ^man hat Möhe s'ich nur vnn seinem Da.^ein zu (iberzengen, ihweige, dass er sich darstellen lies.se/ Unteiviiicht man Wir ditae Fliiche, die von keinen Hpaltungsrichtmigen <lnrch* wird, »» findet sich dennoch ein merklicher Unter- in der Härte auf dieser Fläche, indem dtus Verhältniss •fcr Härte pjirallel der Hauptachse c zu der panillel a ziemlich

I Am Bfeiglanz zeigen j<jch in der Thai auch auf *ier iJcta- cbe patHllcl Jer Kiajibmationi^kante mit der Würfalflilche uml tiü^Huf senkrechteu Kiclituiig von dieser Kante aacb und zn hia Hür^ii, die »ich verhalten wie 2:8:1,1.

too

Sit tun g der tMfitÄ.*jJÄy^. Ülagse vam 7. Juli 188$,

geuau wie 1 : 2 sich verhält ; es ergiebt sich nämUch die Hilrte für diese 2 liichtungeu 54 und 94. Be<leutend hilrter iifH'h Lst die gerade Eud fluche, nehTnIich 4niiil härter at« dir«! h'läehe h in der l{ichtun^ pamllel c. Einen Unter8chi«*d der Härte auf die.^er Fläche konnte ich jedoch noch nicht «icUer nachwei^n, weil es «chwer ist, Flächen der Art in j^nw»erer Ausdehnung ohne vielfache Zwillingslamelleu zu erhalten. Ich bemerke dies desthalb, weil dadurch die AngiilK>, der Aragonit sei auch nach a : b : od c (M) b : c : oo a (P) s?pttlUmr, höchst zweifelhaft ernchcint. Wären «lie*ie Arigab<>n nehmlich richtig, ao würde die Kndtläche von einem dreifachen Blätter- sj«tem durch,setzt, von dem einen, parallel P, noch dazu in m'hiefer Incidenz» In diej^em Falle würden wir nach alltn bifi^her vorliegenden Versuchen beträchtliche Härten l^ ' -de auf dieser Fläche erwarten dürfen. Nach den vorh« i i<*n

Erörtertnigen wird e^i wohl als ziemlich sicher fesfci*tehc^mJ auzuüehen sein» da^i* zwar die S|ialtrichtungen für die Hart» von erheblichem Einfluwie nind, da*ii* aber uh d«*r eigentlichst firund iler Härt-everschiedenheiten die Verschiedt^heiieu der Ma^j^e, der Ge^It, der Entfernung und der Stellung der Mole- küle anzusehen seien. Eben deswegen haben auch gimone Härteunter^üchungen ein thei)reti.-4che^ futeresse, indem m uns mit ein Hilf^mitt^el an die Hand geben, die niolekalare Kon8titution der festen Körper kennen zu lernen, und im Vereine mit anderen physiikaliijchen ünt*»rHUchnngen un?« dem Ziele näher bringen, den vinidchtbaren Aufbau der Kry^taUe unserem geistigen Auge sichtbar s&u machen.

Herr Zittel l>erichtet flher eine von W^rru \h\ Am mein »u-^cfnhrt^^ Arlwut:

»Ueber foüftile Medusen ans dem lithograji »ichen Schiefer.*

Dii^üelhe wird in den yDenkjschriften* erscheinen.

*///• J)rFn Ifa^\JUawau^.

f.P^Voii: Ud^tr die Bedtuiung des A^araffins ain Nahrunffmttnff. 401

Herr t\ v. Voit hielt einen Vortrag:

^lieber die Bedeuturi^^ des Asparagins als Nahrungsstoff/

Di#* Frage, oh ein aus Nahnmgsstoffen und anderen

Stoffen bei^kheudes (leuüsche eine Nahrung ftlr den Üiieri^»hen

DrganUnniM darstellt, kann auf zweierlei Weise entschieden

rtrrden. Für gewöhnlich «ieht man zu, ob unter dem Ein*

iUf«e de» (iemiseheö der Organisnuis sich auf seinem stott-

liehüD Bestände erhält oder ob er dabei Tag fiir Tag noch Ki-

rrfj** oder Frtt (»der anorganische Bestandtheile von sich ahgibt.

Für die meii*ten Falle wird man diesen Weg als den liesseren

inschlagen, da mau dadurch alsbald entscheidende Resultate

[t-rhiilt; es^ gieht alter lim.stände, unter denen diese Ver!«üeh8-

»Ordnung nicht oder nur schwierig zum Ziele führt. Wenn

mlich täglich nur eint sehr geringe Menge von Substanz

rom Körjier xn VerliKst geht, dann ist auf jene Weise ein

[lUcheid schwer möglich und man wird sich nach einem

icJiereren W*rfahren imisehen uiii^öien; ausserdem scheitert man

liibei biinlig daran* das^s man für grossere Thiere, bei welchen

Hein man da.> Verhalten der Stoffe am Körper studiiTen

kann^ zu viel Material nötliig hat oder dass die^e Thiere

Ida» NiihrmigiHgemiäche auf die Dauer nicht in genügender

lenge verzehren wolleu.

So ist «rt auch bei dem Asparagin, welche« in manchen regeiiibili^tben Nahrungsmitteln z. B* den Kartoffeln in be- chtlicher QuanütHi enthalten ist. Weiske hat zuerst den

402 Sitzung der mathrphys, Classe vom 7, Jtäi 1883,

Nährwerth desselben bei Pflanzenfressern untersucht und ange- geben, dass es wie der Leim Eiweiss zu ersparen im Stande sei, wornach es also als ein NahrungsstoflP betrachtet werden müsste.

Herr Dr. Mauthner hat schon vor einem Jahre in meinem Laboratorium an einem Hunde den Eiweissumsatz ohne und mit Zugabe von Asparagin geprüft, aber im letz- teren Falle keine irgend beträchtliche Herabsetzung desselben gefunden.

Da jedoch möglicherweise die Wirkung für einen Tag nur eine geringe ist, dieselbe aber doch durch die öftere tägliche Wiederholung von Bedeutung werden kann, so muss- ten länger dauernde Versuchsreihen angestellt werden. Die«8 war aus den vorher angegebenen Gründen an grosseren Thieren nicht möglich; es mussten kleine Thiere gewählt werden, welche im Futter nicht wählerisch sind und das Vorgesetzte lange Zeit hindurch gerne verzehren.

Weisse Ratten sind zu solchen Versuchen ganz vorzQglich geeignet. Aus dem dauernden Gleichbleiben oder Fallen des Köq>erficewichtes, sowie aus dem früher oder später eintreten- den Tode vermag man zu entscheiden, ob ein Futtergeniische alle zur Erhaltung des Körpers nöthigen Nahrungsstotte ein- schlie><st oder ob an dem einen oder anderen derselben ein Mangel vorhanden ist. *

Herr Dr. (leorgios Politis hat es übernoninien, die Ver- suihe durchzuführen, über deren hauptsächlichste HJrgebnisse ich hier kurz berichten will.

Es wurden 4 Futtergemische von folgender prozentischer Zusammensetzung gegeben :

Fett . . . .

I.

II.

aO.92

IIL 29.:^

IV. 25.4

Stärkemehl .

3().()

:U).92

29.3

25.4

Fleischextrakt

2rK8

22.r,8

21.4

18.5

Asparagin Fleischmehl

15.40

19.8

1:^.4 17.2

IT. K. Vm^: (Jtitrr dir SftJfutufiff detf Aaj

nir^'f't'*' 'tf

.\nhrunq>istnfl\ i^

Jfto in 1. mid H. Htickst^^fftVoi*^ Sntistatr/ ohn*^ nml mit As-

]iarugiii, in III. iiucl IV, sticb^totftVeie Substanz unter Ziisutz

von Kiweiss ohta* und mit A^pa^igin. Das Fleischextrakt

illte die nöthigen Mineralbestandtlieile /ufCihren; als Ei weiss-

rügf»r diente.» tnit Weisser erschÖi»titej^, rTHt^ncknetefS FleisehmebL

Wird ilen Hatten gar nichts ^i:»j/L*iien , m erliegen sir

nach 7 H Tagen dem Hunger* Setzt man ihnen nur Flei>tch-

li'xtmkt vor* ,sm ^ehen sie, t)bwo]il sie täglieh iiiebt nube-

lnichtli«*hv Mengen davon (etwa 4 g) verzehren, eljenfalfc«

aach 8 Tagen unter einer fiewicht^bnahme von 247« ^^^

lininde* Maui einsieht daniiis abemuilfi, diLss sieh im Fleisch-

rxtrakt keine nrganischen Nahriingsi^ntfe in ber(ieksichtigens-

irerther Menge f>etinden und der Znsatz desselben die Kestiltub'

ili-r Vetvurhe nicht beeinHnsst.

?*chr wirhtig int e:^. dans di*» Ujtttr'U mit 4ick8t/iltTreieni, xn» Fett und Stiirkenitdil IjeHtehendetn Futter (Gemisch Nr. If iioge Zeit Hni<halt>en. 8ie nehmen zvtrar dabei täglich an Eiw#'ts-< und um Kö^if^rgewirlit ab, aber bei der (legenwart der stickstntflreien Slnrte itn reberstclmss nur .sehr wenig, m* er^i uacb giTanmer Zeit der V^erhi.st an Eiweis8 so gross |wirf), das? die Lebensvurgänge nicht mehr st^ittfinden können. >ie Lebenndaner ist Iwi tiieser Kost allerdings v»-rschipdeii |i»iugi je mich dem Körperzustande, namentlich dem Fettreich- Lhnaie d«« Thiere», der Menge den verzehrten Futters etc.; hetrSgt 32—43-03 Tage, und die tiewichLsabnahmr |4<t- *>A*^j(^* Uiebt man einrm rlnrch da^ sticksi^ifftVeie Futter fhciii isehr berabgekonnnenen Thier, welches in IH Tagen 2<*i"/o -ioineü Korjiergewiebtes idngebiisst hatti?, die Mi-^chung fr, ni mit Kiwejjicv, sf> erlangt, »»s nach und nach (in H7 Ta- tzen) min urHprnri glichen Körpergewicht wieder. Im lctzt4:'ren Falle verzehrte dft.H Tb ier nicht mehr von dem Oemiscbi* ah |ini «iTwteren Falle, woraus iiervorgcht. dass von dem .4iek- itHri'ien Futter nicht zu wenig aufgenonnnen wurde.

Kßgt niiui zu dem ^^tickstofftViden Futt4*r As[iaragin binxvi Bk MaÜL-phyii. VI ;id ^7

4^04 Sitzung der math.-ithys. Cf(u<se rom 7. Juli 1SS3.

(Geiui«ch Nr. II), so nehmen die Thiere ]m gleichem ApiHjtit ebenfalls albnählich an Gewicht ab und verenden nach 40 bis 41 50 Tagen, nachdem sie 4:^—49 50®/o ihres anfäng- lichen Gewichtes eingebOsst haben. Eline der Ratten zeigte dabei nach 18 Tagen eine Gewichtsabnahme von 28^/n, während, wie vorher angege1>en wurde, eine ohne Asparagin- zusatz gefütterte Ratte in der gleichen Zeit fast ebensoviel, nämlich 20®/o an Gewicht verlor. Die erstere Ratte konnte durch Fütterung mit der Mischung Nr. IV, von der sie oflFen- bar zu wenig frass, nicht mehr in die Höhe gebracht werden.

Da es gelingt ein durch Verabreichung des stickstoff- freien Gemisches (Nr. I) an Eiweiss abgemagertes Thier durch Zusatz von Eiweiss (im Gemische Nr. III) wieder völlig auf einen wohlgenährten Zustand zu bringen, so ist erwiesen, dass die Mischung Nr. III ohne Asparagin eine volle Nahnmg fiir das Thier ist. Um dies mit aller Sicherheit darzuthun, wurde die Mischung Nr. III noch mehnuals verabreicht; es fand unter ihrem Einflüsse in 55 Tagen ein Mal eine Ge- wichtszunahme von 14*^/0 , ein anderes Mal von 20<*/o statt. Nur eine Ratte, welche von dem (lemische relativ zu w^enig aufnahm, gieng nach 45 Tagen zu Grunde. Gab man den Thieren, welche mit der Mischung Nr. IV an Gewicht zu- genommen hatten, die Mischung Nr. I oder II, so nahmen sie an (lewicht ab und verendeten in 40 il\ Tagen.

•Nach den angegebenen Versuchen ist kein wesentlicher rnterschied zwischen den Ergebnissen der Ffitt-erung mit Fett und Kohlehydraten ohne und mit Zusatz von Asparagin aufzufinden. Würde das Asjiaragin eine in Betracht k(mmiende eiweissersparende Wirkung bei den Hatten ausgeübt halben, dann hätt<»n die mit der Mischung Nr. 11 gefütterten Thiere länger am Leben bleiben müssen, als die mit der Mischung \r. I gefütterten. ,

Man könnte nur noch einwenden, djiss die ziemlich lietleu- tende (iaU» von .\sparagin bei d<»n Thieren Sti)nnigen z. B.

C. r. Voit: IJeher die Bedeutung den AnparngiiM (da Nahnifigsstoff, 405

im Dannkanal hervorruft und sie riesshalb trotz der Eiweiss- ersparung nicht spater zu (xruude gegangen sind, zudem, wie schon l>erichtet, eine mit der Mischung Nr. IV gefütterte Ratte, nach einer Lel)ensdauer von 61 Tagen nnd einer Ge- wichtsabnahme von 58*^/0, verendete. Es wurde desshalb der Ratte, welche nach der Füttenmg mit dem Gemische Nr. I durch das Gemisch Nr. III ihr ursprüngliches Körpergewicht wieder erreicht hatte, die Mischung Nr. IV vorgesetzt; dieselbe er- hielt sich damit während 47 Tagen auf ihrem Gewichte, wo- mit erwiesen ist, dass das Asparagin den Thieren keine Schäd- lichkeit bringt.

Herr Baeyer hielt einen Vortrag:

,Ueber die Constitution des Indigo's (in Ordnung V).**

Die Abhandlung wird in den Berichten der deutschen fhenii.schon Ge.^ellschaft veröftentlieht werden.

406 Oeffentliche Sitzung vom 25. Juli 1883.

OefiFentliche Sitzung

zur Vorfeier des Geburts- und Naiiiensfestes

Seiner Majestät des Königs Ludwig II.

am 25. Juli 188;^.

Wahlen.

Die in der allgemeinen Sitzung vom 2:^. Juni vorge- nommene Wahl neuer Mitglieder liatt«» die ullorhrHtliste Be- stätigung erhalten, imd zwar:

A. Als ordentliches Mitglied:

Dr. Wilhelm von Bezold, Direktor der meteorologischen Zentralstation und ordentliclier Professor für mathe- matische und angewandte Physik an der k. technischen Hochschule dahier.

B. Als ausserordentliche Mitglieder:

Dr. Hugo See liger, ordentlicher Profi»ssor ftir Astnmomie an der k. Universität München und Conservat<)r iler k. Sternwarte.

Dr. NicolaiLs Küdinger, 11. ordentlicher Professor der Anat,omie an der k. Universität München und 11. C\m- servator der anatomisclien Anstalt des Staates.

C. Als auswärtiges Mitglied:

Edmond Hebert, Professor der (it»ologie an der S4»rlM)iine und MitglitMl des Instituts von Frankrei<h in Paris.

Oeffentliche Sitzung vom 25. Juli 1883, 407

D. Als correspondirende Mitglieder:

Charles Friedel, Professor an der Ecole des Mines und Mitglied des Instituts von Frankreich in Paris.

Ür. Victor Meyer, ordentlicher Professor der Chemie am Polytechnikum in Zürich.

Ür. Joseph von G e r 1 a c h , ordentlicher Professor für Ana- tomie an der k. Universität Erlangen.

Dr. Othniel Marsh, Professor der Paläontologie am Yale- CoUege zu New-Haven, Präsident der amerikanischen Akademie der Wissenschafben.

Dr. Rudolf H e i d e n h a i n , ordentlicher Professor der Physio- logie an der Universität Breslau.

408 Sitzung der mathriihys. Classe vom 3. November 1883,

Sitzung vom »J. November 1883.

Herr v. JoUy legt eine von dem correspoiidirenden Mitgliede, Herrn E. Lommel in Erlangen, eingesandte Ab- handlung vor:

»Spectroskop mit phosphorescirendeni Ocular; Beobachtungen über Phosphorescenz.*

Um die Einwirkung der verschiedenen Strahlengattungen des Spectrums und insbesondere der ultrarothen Strahlen auf phosphorescirende Körper bet^uem und selbst an kleineu Mengen Substanz beobachten zu können, habe ich folgende Einrichtung getroffen. Das Ocularrohr eines gewöhnlichen Bunsen-Steinheirschen Spectraskops ist an beiden Seiten in der Ebene, in welcher sich sonst das Fadenkreuz befindet, aufgeschlitzt. Durch die Schlitze wird ein rechteckiges Mikroskopdeckgläschen wie ein Schieber eingeschoben. Die untere Hälfte des Deckgläschens wird ganz dünn mit Bal- niain 'scher Leuchtfarbe bestrichen. Andere Substanzen, die sich nicht wie eine Anstrichfarbe l>ehHn(leln lassen, werden feingepulvert möglichst gleichmässig in dünner Schicht auf ein solches Deckgläschen gesiebt, dann wird ein zweites Deckgläschen von gleicher Länge aber nur halber Höhe auf die untere Hältle des ersteren gelegt, so dass die dünne I^ulver- schicht zwischen den beiden Deckgläschen festgehalten wird. Diese werden an den Rändern mit einander verkittet, und

£. Lßjmmd: Bcü(HtdUu*t(fen tiher Pfu^sfihoreHceiu.

Hll»

VfjJi 4er oKermi uiOM^KlLH-kt goliliehentin Hälft* dtm so «^nt- 4imcienen 8chieber8 wird da?^ überfldssige Pulver weggewischt. SelhHivHrHtaudürh kuiiu auch die BMlmaitrsehe Leu(*htfarlie in dioer VVeis»^ in Pulvert'orni migewendet wenleiu Uie 8piiltfitlehe des 8pectro8kops wird mit einem Staimiolhlatt lH*dLH-ki, in welches eine rechteekij^ Oeffnuyg von etwa 4"'" lliVhe eirigej*rhiiitteii int, die sn ^e«k*lli wird, dtks« die untere üälfte d€2* Spaltes «^anx verschloHstnu und uur Viin «einer Mitte an UHch oben eine 8treeke von l"""' frei ist. Diesem freien Theile den Spaltes entsprechend wird in der unteren lltilftt» de?« (Jet*ieht4*IVlde.s ein oben von dem horizontak^n Durchmesser des letÄteren begrenztes Spectniiu entworfen. Obgleich das- .Htdbe den phosphnrescirenden Schielier auf seiner von dem Atigt! ab^ewendeten Vordei^eite tnftt^ so wirkt es d<x'h durch die f^anze dünne Schiebt der pluiwphorescirenderi Substanz hindurch, und man sieht, narhdeni die einfallenden Strahlen Jibf^r»halt-P!i sind, die bewirkte Erscheinung auf der dem Ange zugewendeten Kikkseite des Schiebers ehenst»gut, als wenn tuüii die Vorderseite betrachten würde. iTleichzeitij^ wird die Sknbi* wenn man diaselbe beleuchtet, län^s dem horlzimbilen Durchmesser des < Tesichtsfeldes durch die obere unbedeckt gi*ldie1>ene Hälfte des Deck^lii^cbeus j^eseheu, und erhiubt, lue Einzelheiten der Erseheinung mausend zw verfolgen.

BekanntUi'h wird das Phosidiorescenzficht, nachdem es

[durch die brwhhareren Strahlen erregt worden ist, durch die

]fnsnif(i!r brechbaren und namentlich durch die nltrarDtlien Strahlen zunUclist zu hellerem Aufleuchten angefacht und

[Midann ausj^elüscht. hi eut^t^eht daher auf dem schwach fdiosphnrescirendeu Grunde des Auffangschiriues zuerst ein

I büllas tp^Rifitives) und später ein dunkles (nepitives) Bild jener

[Tbeile de5* Spectrums, welche diese anlachende und zugleich

[nQfdSorJiende Wirkung ausüben.

Wir wollen uns mit diesen» tJunklen Speetralbihle zu-

Itlichst be^häftif;cen.

410 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 3. November 1883,

Wird der mit Baimain \scher Leuchtfarbe besfcri (oder bestreute) Schieber, nachdem er zuvor mit Tap beleuchtet worden und dadurch ziemlich stark phosp cirend gemacht ist, in das Spectroskop eingeschoben, ui offene Theil des Spaltes mit Sonnenlicht, welches mai eine stärkere Wirkung zu erzielen, noch mittels einer concentriren kann, einige Minuten lang beleuchtet, sc man, nachdem das einfallende Licht abgeschlossen w zunächst den von den violetten Strahlen getroffenen des Gesichtsfeldes heller leuchten als den schwächer pliorescirenden Grund ; von dem übrigen Spectnmi abe wickelt sich ein dunkles Bild auf hellem Grunde, dunkle Spectralbild ist ausgezeichnet durch zwei dunl Streifen im ultrarothen Gebiet; der erste weniger bare Streifen, welcher, wenn die Skala mit dem Thei 100 auf die D-Linie eingestellt ist,^) von 51 bis 57 erscheint tiefschwar/, der zweite, von (>3 bis 72 sie streckend, ist weniger dunkel. Vor dem ersten Sl nach der Seite geringerer Brechbarkeit ist die Verdunl nur noch sehr schwacli und erstreckt sich nicht mehr die übrigen Theile des dunklen Spectral bilde« hebei aber kräftig ab von dem helleren Grund, selbst der 1 Zwischenraum zwischen den l)eiden dunklen Streifen ; dem zweiten Streifen ist es wieder etwas heller, jedoch so hell wie in jenem Zwischenraum; dann nimmt die D heit zu, erreicht eine ziemlich tiefe Schwärze in der v< gelben und grünen Strahlen getroffenen llegion und \ sich dann allmählig in einen neutral gebliebenen Zwi räum, welcher das heller leuchtende von den violetten St erregte Gebiet von dem ausgelöschten Theile des Spe« scheidet. Dieser hellere Theil reicht etwa von 170 bi

1 ) Don F r a u n li o l'e r ' schon Linien (entsprechen alsda ^ende Zahlen: A 67, B 78, C 84, 1) lüO, E 121, F 140, Ü 178,

JP, lAmimrl. Bcfffmchtunfjun ithrr PhrnphiTcgcetM ,

411

kt »ich alsd nur wi^nig über iUls violettt^ EntU- des

rmutaa hiimu^. Ijüt-kcni, den Frinuiliotor ncheii Linien i?nt-

YitwA^ Hiijd nicht wahrziiucliTmni. Die gun/>e Ersi'hdiiuii^

r^Ä^^i einmal tniiwickelt, .!jfcuucienhui^ ua, nnd kjinn ilaluT

^m. Her MiiNse l>ool»achi^t werd«^a,

Ü3ie beiden dunklen Bänder vernitlien keinesweg», wie ^eüeieht zunädist vernmthen könnte, eine Eigentlnim- k^^ü der 8*tnnen8trahlen, wie etwa eine Krhtihnng der rm^ •cstrabhing an die^ien .Skalen des Ultrarotli, Sie sind *^hr der idia«<j»h«irescirendea Snbstmiz sidböt eigeathikaJidi, *-»*^* m\ diesen Stellen eine erhrdit*» EiaplHni^lifhkeit ndi^r »«'jjtiou^tahigkeit tVir die au.släseheuden Strahlen besitzt; ««»ii.d aicbts anderes ak ffir die Suljj^ianz cbarakter istische ^-» rptionsstreifen. Denn einerseits zeigen sich die I^^n Streifen in ganz gleicher Weise aueh bei Anwendung I* *^It;ktri«eheni Kohlenlieht, gleichviel, ob das Prisma ans öt^rltts, Schwefel koJileustoff oder Steiiii^alz besteht. Und itä erseheinen sie nieht bei andern j)h<ksph<»reseirenden mu Bei einem gelbgrOn leuchtenden Sehweielstrontium "• reichte das negative Bild des SpectruuLs von 30 bis ^\ i^nd erssehien am dunkeLsten zwischen 50 und 80, okne liÄ^^sJTf Streifen zu zeigen.

t>er erstp Streifen stärkster ansloscheuder Wirkung «o- s fl«^r ftiif ihn folgende Zwischenraum geringster Wirkung A r*^reiti^ von E. BeeijUerel ') beobachtet worden. Auch III c? y') hat den ersten dunklen Streifen wahrgenounneu und peUiliJrt^ und in jüngT^ter Zeit hat H* Becq uere P) auch

*^ K. Beiiquerel, Lu lumierei sett cmises et -se« cffet«. i. 1.

^ Äff, de VV. AlMiey, PhiL Mag, i5) 1:J, j». 212.

^ Bt'cqat'rei* Maxima vi uiinima dV'xtiacUou de Ui f»hoa' "3ce »otu» riniinence de^ ra*hiilioiiB inirarouge«. Ü. R. D6,

HO Hkznmtf drr math.-})hfßft. (*hutse mm 3. Noremh^r 18H3.

WiH (ier mit ßalmain'.^.h«^ r>Mirhttarh#? bestrichene ifwier h«rt;rente) Schieber, nachdem er zuvor mit Tiu^iieht belenchtet worden und dadurch ziemlich stark phtte^phiire:»' cirend gemacht int. in ds» r^pectn^kop einges^ehoben. und der offene Theil de« ."^ttes mit 2*ionnenlicht, welches ouuu «im eine .^rkere Wirkung tm erzieien, noch mitteb einer Limie eoncentriren kann, einige Minuten lang beiencht^ ü» >äeht man, nachdem da» einfallende Licht abgenchlonen worden« »machet den von den violetten J^trahlen getroffenen Theil de« rre^icht^ddes heller leuchten al« den -ichwächer phiM- phore«cirenden <irmnd : von dem (Ihrigen Spectrum aber ent- wickelt .^ch ein dunkle« Bild auf hellen^ (xronde. EHese» dunkle ^ipectralbiid iat angezeichnet durch zwei dunklere Streifen im ultrarothen Gebiet; der er^^te weniger brech- bare Streifen, welcher, wenn die Skala mit dem Theiktrich 100 auf die D-Linie eingestellt i«t,M von -A bi« r>7 reiche erscheint tiefcchwar/^ der zweite, von 6:^ bi« 72 '•iith er- ?<treckend, i«t weniger dirakel. Vor dem er?»ten :^?treiten nach der Seite geringerer Brechharkeit i^t die Venlnnkelunir nur noch ?«ehr ^hwach und erstreckt -^ich nicht mehr weit; die übrigen Theile de« dunklen Spectralbilde>< liel>eu -.ich aber kräftig ab von dem helleren Onmd, r<elb>t dt>r h«*ll^re Zwiw.benranm /wi.Hf^hen den beiden dTmkI»*n ."^tr^iten : liint**r dem zweit,en Streifen ij^t ex wieder etsra.- heller. je«irich nicht ^o hell wie in jenem Zwwchenranm: «lann nimmt di»* Dunkel- heit zri, crrnchi eine ziemlich tiete Schwärze in 'i»>r von de^n gelfpen und grfin^^ Strahlen 8fetr>tfenen Region r nd verliert j^ich dMnn allniählig in einen neutral gebliebenen Zwi-^-ht-n- ratini, w^drher da« heller leuchtende von den violetten ?5trahleii r»rrr»gf*^ (bdijet, vrm dem aujHreloMihten Theile de>» Spentnini^ wlipidMf. Mieter hellere Theil reicht ^twa von 17o bis 220.

1 ) I ton F r H ri n h o f #? r ' h^n I-ini#m ^^nUprethen alsdann foi- „rn.l.. f.M-u: A «7. (( 7". «; »*. I' \<>K E 121. K l^'). 'i 17^. H «l-

erstreckt skh alsc^ nur ^onijr ii'^T »las violi^o Kndc *<i^ S|vi*tnim> hiiiaUN. 1-üok^^u don Fniunhotor'Ni'hon l.inir^n onl* sprtvheiui, sind niiht x^ahrzunohnu^. l>ie ijan»* Krschoüumjr dauerte oinmal ontwiikeltH stundeiilÄ«jf au» und knun dahor mit rtller Müsse K^dMU^htot wenieiu

Hie heiden dunklen Bänder vernithen keinesw^nr*» ^i«' man vielleieht zunächst vermuthen könnte^ eine Kij^^Uhrun- liclikeit der S^>n neust neiden, wie etwa eine Krhöh\u\ij der Wäniiestnihlunjj an diesen Stellen dtN Tltran^tJu Sie Mud vielmehr der ph<wphort^*irtMiden SnM^inr. si^Uv^t eii^*nt.hfltnlich» welche an dit*st»n Stellen eine erhohto Emj^tanjjlichkeit «^ler Ahsi)q>tionsfahipkeit filr die ausKWhenden Strahlen l^v^it^t ; sie sind nichts anderes als ftlr die Sulwt^^UR clmrakt^^ristis^^he A h>orptionsst reif en. IVnn einerseiti« 7.eij(\Mi sich die dunklen StriMten in ir«n/. ijleioher Weise auch U^i AnwenduujüC von elektrisi*heni Kohlenlicht, ijleichvieK oh das Prisma aus Fliiit|^las, Schweielkohlenstoft* mler Steinsidr. I><»steht, Tnd andrerstnt^ ersi'heinen sie nicht Ihm auth^rn jduwplumvcinMulen Kör|H?rn. Bei einem jjt^lhvjrün leuchtenden Schwefelst nmtiuu» z. B. reicht!» diu^ neijative Bild di\s S|Hvtrums von JU> his 150, und erschien an» dunkelsten zwischen .*»(> und SO, »dun» dunklere Streifen zu zeiu:en.

Der ei*ste Streifen stiirkster ansirv-jrhender Wirkung: m>- w'w der auf ihn folijendt» Zwischenraum ^erin^ter \VirkuUf( sind l)ereit^< von K. BecnU(»rcl ') luMihachtet wortlen. Auch A hn ey -) hat den ersten dunklen Streifen wahr^»nonnn«»n und abj^ebildet, und in jün^>ter Zeit luit II, Heci|uert»P) auch

I) K. l{<M*i| uf re 1 . La luinÜMe, si»s «Miist's ««t se»« «•HotM. t. I.

i,. 144. ix»;t.

•2) \V. (h. W. AlMiov, IMiil. Ma^r. (.'») V\ p. 'JTJ. 'U II. }{ eiMjueroI, Maxiiua i't iniiiiimi «rovtinrtioii «1«* In pliON j»liur<*H(Tm.M' HouH rintliH'iu'o «Ion nuliiitionN intVanm>(i«M. ('. H. \U\.

414 Sitzung der mathrphys. Classe vom 3. November 1883.

Phosphoresceuz ebenso schön objectiv darzu- stellen, wie das ultraviolette Gebiet durch Fluorescenz. Ich benutze daher dieses Experiment als Vorlesungsversuch zum Nachweis des Vorhandenseins der ultrarothen Strahlen. Der Versuch geHngt mit elektrischem Licht ebensogut wie mit Sonnenlicht.

Unterbricht man die Wirkung des einfallenden rothen Lichts, so verschwinden die hellen Streifen nisch und die entsprechenden dunklen treten an ihre Stelle. Lässt man alsdann das Spectrum abermals einwirken , so treten die Streifen sofort wieder hell ans dunklerem Grunde hervor. Man kann dieses abwechselnde Hell- und Dunkelwerden der Streifen fünf- bis sechsmal hintereinander wiederholen, ohne dass die Intensität der Erscheinung merklich abnimmt. Bei längerer Einwirkung jedoch wird die Lichtentwickelung an diesen Stellen allmählich schwächer, und verschwindet end- lich ganz, um definitive Dunkelheit zurückzulassen.

Um die Wellenlängen für die Grenzen der charakte- ristischen Streifen zu ennitteln, wurden mittels eines Glas- gitters die Gitterspectra auf dem phosphorescirenden Schirme -? objectiv entworfen, wobei das einfallende Licht durch rothes Glas ging, was nothwendig ist, da der ultrarothe Theil det^ ersten Gitterspwtrunis sich in das zweite Gitterspectnim hineinerstreckt. Nach einer Einwirkung von einigen Mi- imteff und Absperrung des einfallenden Lichte« sind die dunklen Uilder der Sj^ectra erster Ordnung zu beiden Seiten des elienfalls dunkel sieh al)zeichnenden mittleren Spalt- bildes deutlich z\i erkennen, so dass die Al)stände der beider- seits zusammengehörigen Grenzen der dunklen Streifen auf dem Schirme gemessen werden können. Zuletzt wurde das rothe (ilas weggemmnnen, und die Eutfeniung der D-Linieu in den ersten Spei^tren re<"hts und links eb«»nso geraessen. Ks wurden folgende Zahlen erhalten :

hIrt, il»L<< dir i*rlrisi"-lieni» Suksttiiiz uiirli rliitvli Erwärmen

wieder »uin Leiictik*n j^eliruclit wini , wnhpi nur üflHrilirigh;

«chien, da«« dati *lureli Erwärmmig entlockt'e Licht einen

nwhr •»Imieii Fiirlxnit^iri y.ei^e ah *las ilnn-fi rlie nltrarothen

Strahlen hervorgerufene j^rnnli* hl>hine Licht. .ledentUlls trefii

aiii* di^rien Verbuchen hervor', daas ein sehr gerin^^es für this

Au|^i.» nicht wahrnehnihures lie^siduiiin von PhospliortfsiL'nz

atisreicht, um diureh die ultnirotheo Stnihleji wieder zn hellem

Ant leuchten angefacht äu werden*

Da duf^ Licht, welche?* djis grünhVhbluue Schw^efelcnl* rinm unter Jei* Einwirkung der iiltrarothen Strahlen aii8- '•^dd , heller ist ah hei dt*r Balniain'schen LeucliHVirhe, so ''ijfn^'t eich jene HuhsUuiz noch besser als diese zn der o})en ^'Jiri ebenen ohjectiven r>ar4el]nuj^ der nltrarothen Straldf*n* ^hn kann sich hie/n einen Schirm herstellen, indem nmn ^^ Pulver »wischen Äwei Spiegelei anblatten brinsjt und diese ^^ Itjindt^ /tLsamnien kittet.

Ein an.s der-j^elljen bereits angeführten (^iiell** stammende,^

|w«*I/tjXau [>hoÄj)hore8cirende>i Schwefelcukiiun zeigte unmiHfd-

tUich der Behchtimg das näinliehe helle 8pectralVafd wi<^

1u» V ringen Snbbian/en , nur mit noch kürzerer Dauer als

der HühnaiuVhe Pho^^idior. Nach einem Augen hliek schon

v/ftt das helle Bild verschwunden und an seiner Ht^lle trat

tbi* «lirnkle Bild hervor, welehei= dieselljcn beiden dunkli^n

:^ir^ifi*ii wie die Baimain'sche Substanz, nur mit noi*h t/riVss*»rer

:i»c.h«irfe und Nettigkeit aufwies. Der von den vi<jletteu Strafil*'n

en*KU* dauernd helle Theil des Spectralbildes reiclii v<ni lüo

iiiN»F) hi.H 220 (üher H hinaus).

Ein viert**,»* hell hirumelblau phosphorescirendes Schwefel-

öiWum näherte «ich in seinem Verhalten wieder mehr der

}fniidichblanen Subst^xnz. IHe helle Krscheiimng daneiie ein

^t*ni^ liingi^r wit» beim BalmuinW-h«ni Phos]dxor, jinloch hei

»item nit^ht ho lang wie beim günlichldanfn S^-hw^dehai-

t)nnn entwickelt sicli ein rintormig «iuukb's Bild.

418 Sitznn/i iier math.-fikjff. Cla**e rom 3. Xoremhrr IffSS.

welches von :^0 bis l<»ö (F */j G) sich erstreckt, zwisch^i 40 und 140 (F) ganz schwarz erscheint, und selbst nach längerem Abwarten keine Spur eines dunklen Streifens er- kennen lasst. Das Bereich der erregenden Strahlen geht auch hier von 105 (G */' F) ^^ 220.

Die vier untersuchten Sorten von Schwefelcalcium unter- scheiden sich demnach, was ihr Verhalten zu den weniger brechbaren und insbesondere zu den ultrarothen Strahlen de« Spectrunis anlangt . von einander nicht qualitativ , sondern nur quantitativ durch die Dauer und den Verlauf der Aii- fachung und Auslöschung ihrer Phosphorescenz. AUe vier zeigen die nämlichen beiden Maxima der Anfachung, ein starkes im Tltraroth {JA bis WI) und ein schwächeres am Anfang des Roth (63 bis 72). Aber bei dem hellblauen Schwefelcalcium dauert die Erhellung nach dem Aufhören der Bestrahlung nur äusserst kurze Zeit, bei der Baimain'- sehen Leuchtfarl>e ein wenig länger, bei der himmelblauen Substanz noch etwas länger : bei dem grünlichblauen Schwefel- calcium dagegen ist sie von sehr langer Dauer und grosser Intensität. Bei der ersten Subsümz ent^nckelt Hch das dunkle Spectralbild sehr rasch und mit scharfer Ausprägung der l>eiden den Maximis der Anfachuiig entsprechenden dunklen Streifen, l)ei der zweiten etwas weniger rasch und scharf; bei der dritten und vierten Sul^stanz entsteht langsam ein continuir- liches seh war/es Spectnuu.

Ks erübrigte mx'h, die Zusammensetzung des Phospho- n*seenzlichtes, durch welche die Interschiede im Farbenton <l<»r verschiedenen Substanzen be<lingt sind , zu untersuchen. Die Wahrnehmung, dass phosphorescirende KörjK^r unmittel- bar njich der Belichtung häutig einen andern Farbent^m /eigen, als einige Zeit nachher (das <dxMi als .himmelblau* }H*z«Mchn«*te Schwefelcalcium z. B. erscheint einen Augenblick nach der l^lichtnng cntscdiieden grünlichbjjiu und wird dann «T-t IiinnneUdau). Hess «v mir wnnschenswerth erscheinen.

E. Ijommel: Benhaehtunffen utter Phosphorescenz. 410

das Spectnim des Phosphorescenzlichtes nicht nur nach der Bestrahhing, sondern schon während der Bestrahlung zn beobachten. Dies geschah auf folgende Weise.

Das erregende (Sonnen- oder elektrische) Licht ging durch zwei blaue und zwei violett« (xläser und eine Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd- Ammoniak, und wurde durch eine Linse auf der zu untersuchenden Substanz concentrirt. Der Trog mit der Kupferlösung war hinter der Linse auf- gestellt, um das von dieser ausstrahlende Fluorescenzlicht abzuhalten. Das phosphorescirende Pulver befand sich in einem aus einem Glinnuerblatt gebogenen kleinen cylindri- schen Becher, auf dessen Wand die Linse einen Lichtfleck erzeugte. Der leere Glimmerbecher, von dem durch jene Medien durchgelassenen violetten Lichte beleuchtet, zeigte weder Fluorescenz noch Phosj)horescenz.

Das Spectrum dieses violetten Lichtes beginnt schwach bei 160 (F ^^). wird stärker bei 170 (F »/i G), sehr stark aber erst bei 180 hinter G; es enthält also hauptsächlich die- jenigen Strahlen, welche Phosphorescenz zu erregen fähig sind.

Da da^ Spectruni des Phosphorescenzlichtes höchstens bis 180 reicht, so wird in einem Spectroskop, dessen Spalt auf den Lichtfleck gerichtet ist, der weitaus grössere Theil dieses Spectrums abseits von demjenigen des erregenden Lichtes, welches theils durch l>ift'nsi<m an dem Pulver, theils durch Reflexion an dem Glimmerhlättcheii in den Spalt ge- langt, gesehen und kann somit während der Bestrahlung l>eobachtet werden. Nur diis brechl)arste Ende des Phospho- rescenzspectnmis kann theilweise über den lichtschwachen Anfang des Spectrums des erregenden Lichtes hinübergreifen; es erscheint aber auch hier mit die.sem nicht vermischt, s^mdern ist deutlich für sich erkennbar; denn es legt sich wie ein zarter Nebel über die Fraunhofer'schen Linien und die vom Glimmerblättchen herrührenden Interferenzstreifen, durch welche das erregende Licht gekennzeichnet ist. [\HS:\. Math.-phys. Cl. :i.| 28

420 Sit zu Uff (hr nuifh.-phifti. (Ilasse rmn :t. Noremher ltiH3.

Diese Beobachtunj^siuethode ergab vor allem die folgenden Mrmi allgemeinen Resultate:

Das Phosphorescenzlicht ist während der Be -^.^

Strahlung beträchtlich lichtstärker als nachc^^ h der Bestrahlung.

Das Phosphorescenzlicht während der Be— -^=^e- Strahlung ist anders zusammengesetzt als naclX ^jch der Bestrahlung.

Im besondern ergab sich, dass bei der Balmain'scher— * ^len Leuchtfarbe das Spectnuu des Phosphorrescenzlichtes wäh mM Ii- rend der Beleuchtung von S8 bis 180 (etwa von C bis (■- -^ U) reicht, und von 100 bis 170 (I) bis F */4 G) sehr hell is»-sij< Ein erstes Maximum der Lichtstiirke befindet sich im Grftf^* fi/; l>ei 12r> (b), ein zweites im Blau bei 1(50 (F ß) mr-«' -«iif/ zwischen beiden bei l^^") (E '/* F) ein sehr schwaches kaiir ^ Wi wahrnehmbares Minimum. N a c h Abhaltung des erregendt.^^ f*ii Licht« sinkt <ler weniger brechbare erste Theil des Spectnin^KTi/v (von 88 bis ll^')), welcher während der Beleuchtung ein wen" ^^ lichi'^tJirker erscheint als der zweit*», sofort zu sehr gering ^^t Lichtstärke herab und v e r s c h w i n d e t rasch, nairhde T// er nur noch kurze Zeit zwischen 100 und 180 als schwacher Lichtschinuuer zu sehen war. Der zweite brechbarere The// dag#»g#Mi, (»benfalls viel li<htsihwächer als während der Be- strahlung, bleibt zwischen 140 und 170 (F und F */* 0) mit s<>inem Maximum bei 1<>0 uoch lange Zeit mit langsam al>- ut*hmeuder Lichtstärke sichtbar. Das Phasphoresi^enzlicht der Balmain'scheu Leiichtfarbt? ist denmach während und nach der Bestrahlung verschitnlen zusanuuengesetzt : während der Betrahlung enthält t»s nebeu Blau sehr viel grünes Licht, kurze Zeit nach d<»r Bestrahlmig keines mehr.

Aehiilich wie der Balmain'sche Phosphor verhält »ich das hellblaue Schweirlcalcium, nur dass der erst4* Theil de« Phosphnrt»sceiizspe<*trnms schon während der Beleurhtiing

ti, Jxmufieh Benhnchhnujen über Phosphor esce uz. 421

weniger lichtHtark erscheint, und nach Abspernnig des er- r^enden Liclites vt)n noch kürzerer Daner ist wie bei jenem.

Bei der grünlich blauen Substanz reicht das Spectruni des Pbosphorescenzlichte^s wahrend der Bastrahlung von 85 bis 180 (C bis (1) mit nur einem Maximum im Grün bei 125 (b), und bleibt nach Abschluss des einfallenden Lichtes» sichtbar von 110 bis 100 (D K bis F G) mit demselben Maximum bei 125.

Da« Phosphorescenzspectrum des hinnnelblauen »S<*hwefel- Calciums erstreckt sich während der Bestrahlung ebenfalls von 85 bis 180 (C bis G). Es ist durch zwei Minima, ein sehr stark ausgeprägtes l)ei 114 (D ^/» K) und ein sehr schwaches zwischen 140 und 150 (hinter F) in drei Theile ^heilt. Das Maximum (I) des ersten Theils, welcher als ein von dem übrigen Spectrum scharf abgesetzter heller Streifen er«i-heint, der von 90 bis 110 (C Vs I) bis D E) sehr hell ist, Hegt bei 101 (etwas hinter D); der zweite von 120 bis 138 (zwischen E und F) sehr helle Theil hat sein Maximum (II) bei 127 (b); das Maximum (III) des dritten Theils, welcher von 150 bis 170 (F V4 G bis F ^Ja (i) sehr hell erscheint, liegt zwischen 150 und IHO. Die Kt»ihenfolge der Maxima hinsichtlich ihrer Helligkeit ist 1, II, TU. Nach Abschluss des erregenden Lichts sinkt der <»rste rothgelbe Streifen, welcher während der Bestrahlung am stärksten leuchtet^?, sofort zu sehr geringer Lichts<tärke herab und verschwindet bald, während da^ übrige Spectrum von 120 l)is 170 (E bis F '/* (j) noch lange fort.leuchtt»t. Die Helligkeitsfolge der Maxima ist jetzt II, III, I, wobei II und 111 au Lichtstärke fast gleich erscheinen, während 1 viel schwächer und nur anfangs sichtbar ist. Die oben erwähnte Wahrnehnnmg der Farl)enänderung des Phosphorescenzlichts dieser Subsbrnz wird durch dieses bemerkenswerthe Verhalten ihre^ Phosphorescenz- speetnims bestätigt und erklärt.

Vergleichen wir diese Resultate, so fällt auf, dass das

28*

-422 Sitzung der mathrphys. Classe vom 3. November 1883.

Maximum im (jiiin, welches bei allen vier Hubstanzen unge- fähr an der nämlichen Stelle auttritt, bei den beiden ersten Substanzen (dem Balmain'schen und dem hellbläuen Sehwefel- calcium) nach Aufhören der Bestrahlung rasch verschwindet, bei den beiden letzten (dem grünlichblauen und dem himmel- blauen Schwefelcalcium) aber andauert. Andrerseits haben wir oben gefunden, dass das von den ultrarothen Strahlen ange- fachte Phosphorescenzlicht bei jenen beiden Substanzen von sehr kurzer, bei diesen beiden dagegen von längerer und bei dem grünlichblauen Schwefelcalcium sogar von sehr langer Dauer ist. Ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Reihen von Thatsachen ist unverkennbar. Es scheint, dass die ultra- rothen Strahlen die langsameren Schwingungen verhältnL««- mässig stärker anfachen als die schnelleren, was sich in dem mehr grünlichen Farbenton der von ihnen wieder auf|^ frischten Phosphorescenz gegenüber der mehr blaulichen Nuance der ursprünglich erregten ausspricht. Ob dieses an langsameren Schwingungen verhältnissmässig reichere wieder- geweckte Phosphorescenzlicht von kürzerer oder längerer Dauer ist, würde davon abhängen, ob die betreffende Sub- stanz langsamere Schwingimgen nur vorübergehend oder dauernd auszuflihren im Stande ist.

Weitere Ergebnisse der vorstehend beschriel)enen Beol>- achtungsniethoden mögen späterer Mittheilung vorbehalten bleiben.

Ä. Britl, BeMimmHn^ det öpUftchen Welle ttflächc etc. 423

Herr A. Brilt .spricht über:

«ßetttimmun^ der uptii^chen Wel ieii fluche tili» eineiu ebentJtt Centrttlschaitte der- aelhen.*

|)i(» MeUitKlen, ilereti rnan sich zur Bet<timmung der HaüpÜbrtpHauzungsgesch windigkeiten in Krystallen und der f Itüfiailt der W**U*nilirLche bedient ^ beüchränken sich auf Be- abiicli tntigen in «tdchen Schnittebenen. die gegen die Haupt- elaBticitätäaxen dm KrystaÜs eine aiLSgezeichnete Lage haben tiiirht zum nundes^ten, wie es» ^^heint. wegen der rtn^hn einsehen Schwierigkeiten, die mit der Verwerthimg von Beobachtungen in anderen Eigenen verhumien i^ind. Diese Beschränkung zu b#»eiiigcii i«t bei dem Intereiwe, das eine genaue Ertbrwchung der Gestali der Wellenfläche bejsitzt, um so wimschenswerther, hIü die experimentellen Methoden nich neuerding« beträcht- lich vervoUkomninet haben. Ich l)eabsichtige nun im Fol- Ijeuden zu /«eigen, dass, wenn man die Frc^nert^che Theorie der Doppelbrechung zu Grunde legt, es hinreicht, die Fort- pflanzungügesch windigkeiten der Wellen (oder auch der Strah- U*ii) in einer beliebig angenonnneuen Schliffebene einei^KrjKt^ilJö XU iDnsKen wozu sech> Beobachtungen ausreichen um

»ti» ^n^ j*u l)ekiinijt»m ebenen Querseh nittötigur der Welleu- Bil * f '. -v^-- weise Strahlenfläche) die Hauptfi»rtpflan- t^. _ .'it^n in dem KryKtall tmwie die Lage der

8cliltffebene gegen die Haupt4?la8ticitäi»axen vollständig und mit güfinger Mtlhe be.stimmen zu kdniien. Durch die An-

424 Sitzung der mnth.-phys, CIuhhc com S. November 1883.

imhme also, da.s8 e.^ möglich ist, die Figur eiues ebenen CeutraLschnitts einer Welleiifliiche auf ex])erimentellein Wege zu be^tiinnien ^). wird die Frage, um die es sich handelt, n einer rein geometrischen und den Hilfsmittehi der analytischen Geometrie zugänglicli gemacht.

Ein ebener Centralschnitt der Kugel enthält als einzig» Bestinnunngs^stück den Radius der Kugel; diese Flacheist also durch einen ilirer Centralschnitte bestimmbar. Für jede andere Fläche mit Mittelpunkt dagegen muss die Zahl der Constiinten, von welcher die Fläche abhängt, von der ZiU derjenigen der ebenen Curve, die von einer beliebigen duid den Mittel])unkt gelegten Ebene aus ihr ausgeschnitten wiid, iibertroffen werden, und zwar im Allgemeinen imi drei, die Fläche aus dem Centralschnitt gerade bestimmbar soll. Denn denkt man sich die ebene Öchnittcurve auf beliebiges in ihrer Ebene gelegenes rechtwinkliges CooiÄ- natensystem mit dem Mittelpunkt der Fläche als Disprong bezogen , so erfordert die Orientirung dieses Systems gegen ein fest mit der Fläche verbundenes räumliches CoordinateB' System (mit demselben Ursprünge) drei Constaute, weld* ausser denen der Fläche noch in die (ileichung der Curve eiT»* gehen, und um welche also die letztere reicher sein m\m ah die der Fläche. Aus diesem Gnmde ist die erwähnte A.irf" gäbe l)ei den Mittel punkt<flächen zweiter Ordnung, wie »uc» bei ihren Fusspunkisflächen , unbestimmt, indem die ebeö»

1) Durcli Beobachtun^'en an ileiu sinnreichen Apparat mr ^i stinunung von Licht^eachwiudigkeiten in Kryntallen, den HerrF.Kfl»! riiu.soh (Wicdeiniunr.s Aniialen 187S Hand IV,p. 15) ^Totülreflectomev 1 genannt hat. kann man. wie eine einfache Ueberlejjrung lehrt, ^M oben vcjrhingte ebene (.^uerschnittstigur der Wellen- oder St fläche auHser in «len Haupt^clmitten nicht unmittelbar 1 rnen. (Vcrgl. W. Kohlraiwch. ibd. Bd. VII. p. 430). Es bldWl untersuchen, ob da.s durch die Theorie des Totalreflectometen ' stellte Problem einer ähnlich eleganten Behandlung fähig ist, ' das obige.

n

A, Brill: Bestimmnmj der optischen Wellenfläche etc. 425

Sehiiittfijjur nur drei Constante enthält, ebensoviele aber in die Gleichung der Fläche eingehen.

Dagegen ist das Problem wieder bestimmt für die aus dem Ellipsoid durch eine bekannte Punktconstruction ent- stehende Wellen fläche (wie auch fiir die aus den anderen Mittelpunkisflächen zweiter Ordnung auf ähnliche Weise ab- leitbaren Flächen vierter Ordnung). Für dieselbe lassen sich nämlich, wie unten gezeigt wird, aus den sechs Coefficienten der Gleichung eines ebenen Centralschnitts der Wellenfläche in einfacher Weise die , Coefficienten dieser Gleichung für die drei Hauptfortpflanzungsgeschwindigkeiten (die Haupt- axen des EUipsoids, aus dessen Centralschnittaxen Fresnel die Wellenfläche construirt) zasammensetzen. Diese Gleich- ung erweist sich jedoch nicht, wie es dem Falle der Ein- deutigkeit des Problems eni*«prochen haben würde, als vom dritten, sondern als vom vierten Grade. Da sich vier Grössen auf vier verschiedenie Arten zu dreien gruppiren lassen, so ist die Losung eine vierdeutige; darunter befinden «ich nur zwei reelle Flächen. Durch die Schnitt- en rve also einer Wellen fläche mit einer Ebene, die durch ihren Mittelpunkt geht, lässt sich immer und nur noch eine bestimmte reelle von der ersten im Allgemeinen verschiedene W e 1 - len fläche legen, die sie gleichfalls als ebenen Schnitt enthält. Ausserdem gehen noch zwei ima- ginäre Wellenflächen hindurch. Ein Beispiel zu diesem Satze bietet die Bemerkung, dass ein aus einem Kreis und einer concentrischen (denselben nicht schneidenden) El- lipse bestehende Schnittcurve ebensowohl als Hauptschnitt einer Fresnerschen Wellenfläche, wie als schiefer Central- schnitt einer optisch eiuaxigen Wellenfläche aufgefasst werden kann, welche letztere bekanntlich durch Gleichsetzen zweier Hauptfortpflanzungsgeschwindigkeit4?n eines optisch zweiaxigen Krystalls aus der Fresnerschen Wellenfläche entsteht, und

42H Sitzung der mathrjihifn. Clasjse rum 3. November 1883.

in eine Kugel und ein dieselbe in den £ndpunkt<;n eines Durchmessers berührendes Rotationsellipsoid zerfällt.

Der obige Satz gilt nicht nur von der eigentlichen PVesnerschen Wellenfläche vierter Ordnung, deren Gleichung, auf die Symmetrieebenen (Hauptschnittebenen) als Coordi- natenebenen bezogen, bekanntlich:

x'a« y'b» z^c» _

_ "^ "^ - "■ "" Ist, wo:

= + + z*

ist, und die Constanten a, b, c die drei HauptfortpflanzuugH- geschwindigkeiten bedeuten, sondern auch von der ebenfalls häufig als Wellenfläche bezeichneten Fuss])unktfläche <>. Ord- nung der Fresnerschen, welche von den Endpunkten der von einem Punkte des Krystalls ausgehenden Fortpflanzungsge- schwindigkeiten gebildet wird, und deren Gleichung lautet:

X* y'' z*

r^— a* "^ i^»^"b* "^ r*"^"7» "" ^*

Ich werde im Folgenden an die Fresuersche Wellen- fläche anknüpfen und am 8chlas.>e die wesentlichen Ergebnisse auf ihre Fusspunktfläche übertragen.

Transfomiirt man die Gleichung:

x^a* v^b* 7*r»*

- a* ^ r* ^ - ^^

auf ein neues rechtwinkliges (Joordinatensysiem x' y' z' mit demselben Trsprung, dessen Axe X' mit den Axen X, Y, Z des alten Systems Winkel bildet, deren Cosinus wir bez. mit a, ß, y bezeichnen wollen, sind a,, /^^, y^\ a,, /:?,, y^ die Cosinus der Winkel, die in gleicher Weise den Axen Y', Z' zugehören, so lauten die Transformationsgleichungen:

A. Brül: Bestimmung der opiUchen Wellenfläche etc. -427 X = o x 4- o, y' 4- öj, z'

z = yx'+y,y' + y, z,

wo zwischen den neun Grössen a„ /5?j, y^ die bekannten Kela- tiouen bestehen:

«.• + /»,* + y,* = i ««. +/^/<i +yy, =«•

Wenn es sich nur um die Schnittcurve der Ebene Y' Z' mit der Fläche handelt, so kann man der Vereinfachung halber gleich eingangs setzen:

x' = 0. Dann wird zunächst:

= x* + y* + z^ = y»-f z'» = r'^

und man erhält durch Einführung der neuen Coordinateu in die Gleichung der Fläche:

a' ■•" r* h*

, cVy,y'-|-y, z')*_ r * c*

rnier ausgeführt, unter Weglassung des Faktors r'^:

+ r*.z'*.L«,>'a»+...l-2'«-[a,'',iMb'' + c') + ...H--2) -rr'''-2y'z'-Kc,a*+...|-2y'z'.Ka,a*(b' + c»)

+ ...H-a*b*c« = o,

wu in den eckigen Klammern die beiden Glieder, die durch cyclische Vertauschung von a mit b, c; a^ mit li^, y^•, a, mit ßf, -/f aus den angeschriebenen entstehen, durch Pxmkte angedeutet sind.

428 SitzuHiß der mathriihif». Classe vom 3. November 1883.

Dies ist die Gleichung der ebenen Schnittcurve, die durch Einführung von Polarcoordinaten (?, (p mittelst der Formeln : y ={) cos (p z = Q sin rp r => die Gestalt annimmt:

Q* (A, coH^fp 4- Aj ain^fp + 2 A cos ^ sin rp) - - Q^ ( B, cos* q^ -f" Bi *^"^* ff "(- 2 B cos (p sin rp) -f- 1 = o, wo zur Abkürzung gesetzt ist:

A. = ^nji^ (a» «, » + b»- ,^, + r-- ;', ")

A = -rj, ^''^ "' "* + ^' '*' '*» + •-•* J'' J'«>

(:<)

». == «» i ,,, («* (»'" + ^*) «. " + ''" <«•" f »'*) /^ *

el O C

(4»

f c»(a« + b*)y.;',).

R*< handelt sich nun darum, das Gleiclningssysteni (4) nach den a, b, c und den a,, /?„ ;', aufzuläsen. Aus den beiden in a^*, ß^^, y^ * linearen Gleichungen für A^ uud B, und der Bedingimgsgleichung :

findet man leicht:

A. Brill: Bestimmunfj der optischen Wellen fläclie etc. 429 ' "" (a»_b«)(a«-c«)

/'i ** " (c» a»)(c»-b«)' Man erhält ebenso aus den Gleichungen für A, und ß, :

«« -'^ ^ (a2_b«)(a«-c») ^^'^

und die analog gebildeten Ausdrttcke für ß^^ und y^*.

Von den Ausdrücken für o^ «,, ß^ ß^, y^ y,, für deren Berechnung noch die Gleichung:

«I «« + /'i /*« + yi = « zur Verfftgimg steht, schreibe ich gleichfalls nur den ersten an :

Aa* Ba«

"i S = b*c^

(a«— b«)(a« c*)'

Vergleicht man das Quadrat desselben mit dem Product der Ausdrücke für o^^ und a^*, so erhält man:

(A, a* B, a* + I) (A, a* B, a^ + 1) = (Aa* - Ba»)^

Dies ist aber eine Gleichung vom viei-ten Grade für a*, weicher zugleich die Grössen b^ und c* genügen müssen, weil die Vergleichung der Ausdrücke für ß^ ß^^ u. s. w. };enau dieselbe Gleichung für b^ und c* ergeben würde.

Führt man daher statt a- die Bezeichnung u für die Unbekannte ein, so erhält man durch Ausrechnung:

uMA, A, - A») - u»(A, B, + Bj A, - 2 AB) +

. (6) -huMA,+A,+B,B,-B»)-.u(B,+B,) + l = o.f

430 SiUuntf fUr math.-phys, ChiHse com H. Xocember 1883.

Nun lä88t «ich der Goefiicieut des vorletzten Gliedes ver- uiöge der Beziehungen (4) auf die Form bringen:

1 1 l a* ä^ V*

Hieraus erhellt, dass wenn a*, b*, c* drei von den Wunteln der Gleichung für u sind, die vierte Wurzel d* den Werth hat:

1

=

Man kann nun irgend drei Wurzeln der Gleichung vierten Grades ak die Quadrate der Hauptfortpflanzungsgeschwindig- keiten : a*, b*, c* ansprechen. Dann ergeben sich die Nei- gungswinkel der Ebene X' = o g^en die Hauptschnitte der durch diese Annahme bestimmten Wellenfläche vermöge der Ausdrücke für die a^ ßi y, und der Gleichungen:

+ /J» 4- = I, u. 8. w. wie folgt:

« ~(ai_b'')(a^-c^) \b«c«^d»a» ^^i ^ ^^f> f

, _ c^a*b* _ I _1 _ , 1 / A 4- A \ I

y -(ci-aMlC^— b«) la*b*'^d*"c^ lA, 1-A,,j

wo wie oben d* die vierte Wurzel der Gleichung (6) ist.

Die Gleichungen (3), (6), (7) enthalten die Losung der gestellten Aufgabe. Sechs Beobachtungen nämlich in der gewählten Schliftebene des Krystalls reichen hin, um die Constanten A, B in der (ileichung der Curve (3), aus welchen sich die Coefficienten der Gleichung {i\) zusammensetzen^ zu l>estimmen. Sind alsdann:

A. BrU! : Be«timmuwf Her optinchen Wellen fläche etc. 481

die vier Wur/eln der Gleichung ((i), und l>ezeichnet man irgend drei derselben mit a*, b*, c*, die vierte mit d*, so enb^pricht dieser Annahme eine Wellenfläche mit den Haupt- fortpflanzungsgeschwindigkeiten a, b,- c, während die Grössen ^1 ßi y (7) zur Orientirung der Schnittebene gegen die Haupt- schnitte dienen. Wenn noch :

a«>b*>c»

vorausgesetzt wird, so entsprechen den vier möglichen An- nahmen die vier Colonnen der Tabelle:

l

U

Ul

IV 1

'l

il»

a*

a*

d*

'*

ll»

A*

ft*

>s

d*

c*

h*

'4

von denen die 2., 3., 4. aus der 1. durch Vertauschung von bezw. b mit d; c mit d; a mit d mit b mit a (cyclisch) hervorgeht. Gehört also das Formelsystum (7) etwa zur ersten Colonne, so erhält man die Orientirungswinkel der den drei anderen entprechenden Schnittebenen, deren Cosi- nusse mit a [f y\ a ß" y" , a" ß"' y" bezeichnet werden mögen, durch Anwendung die.ser Vertausehungen auf die Formeln (7). Vergleicht man die so erhaltenen Ausdrücke mit (7), so bekommt mau :

= yt

//» = /»».

y'* = a*

a»d»(b» c»)

= ß

dHb'-a'Xb^-c»). .,,_ bMd»— a»)(d*-c'')'

a«b*(d»— e*)' ' '^

, a«d*(c*^b*)

a-

a*c*(b* d»)

;(7*)

d*(c*— a»)(c* ~b«) cnd*-a*)(d»-b«)'

432 Sitzung der mafh.-phys. ClttKne wm 3. Nooember 1883 ,„, , c«d*(a*-b*)

V * = ö* -^ .

Indem wir uns nun zur Discussion der Realität»^ niÄ«*e wenden, machen wir zunächst die Annahme, c b*, e'* positive Grossen sind, d. h. dass wir es m' Fresnerschen Wellenfläche zu thun haben, indem dw tiven Werthen dieser Grössen entsprechenden Flach« welche das Vorstehende noch anwendbar war, von j ausgesch lassen sind. Wegen:

'^ "^

kann die vierte Wurzel d* der Gleichung (6) als das ( des Halbni(»ssers eines Ellipsoids von den Halbaxen angesehen werden, welcher seiner Grösse nacl sehen a und c gelegen sein muss, wenn die C< «, ß^ y reell sind. Um also einem reellen Sc einer Wellenfläche zu entsprechen , müss( Wurzeln der Gleichung (0) alle vier reel positiv sein.

Alsdann gibt es aber immer zwei reell SU n gen der Aufgabe, aus dem Central schni Fläche zu bestimmen, w e n n e s eine gibt, vermöge der Beziehungen (7') zieht die Realität des Systems der et ß y die von a ß! y nach sich, wähl ^ y" und a" ß"* y" imaginär sind. Die beiden Wellenfläehen, die der Forderung genügen, unterscheid also nnr hinsichtlich ihrer mittleren Axe b (bez. d), \* die grösst<' a und kleinste c übereinstimmen.

Es kann eintreten, dass von den Wurzeln der Gh (f > ) zwei oder mehrere einander gleich werden. I

.-1. liriil: BestitMMutifj der optischen WelleHflächc etc. ^-V'^

Uj = u,, und Uj und u^ davon verschieden, so hat man die beiden ol>en in der Einleitung erwähnten reellen Lösungen:

I. n, = Uj = a*; u^ = (•-; Uj = d^ als4i ein«^ optisch e i n a x i g e W e 1 1 e n fl ä c h o , und

II. u, =a*: u^ = c-: Uj = h^, woIhm sich noch aus 7*:

/2=:^^'2 = o: «2 = 1

eiyibt. Diese Lösung entspricht einem H au ])t schnitt einer Wellen flache mit den Axen a, b, c.

Eine Uehereinstimmung der beiden reelli'u L(')sungen findet nur statt, wenn die der Grösse nach mittleren Wurzehi \\ \\\\\\ Uj einander gleich sind, d. h. wenn :

h2=d2 l^t. Dann ergibt sich aber, wegen:

' = "* -i_ '^^ 4. t I.» ft» "^ 1)=* "^ c''

^ <tif Beziehung; :

''• '». die liichtung a, ß, y steht senkrecht auf einer fler

^"'♦*n in der XZ-Ebene gelegenen Linien, welche die Kn(»ten-

/"»ifcte der Wellenfläche mit dem Mittel |>unkt verbindet, und

'*" iiuin secundäre ojitische Axen der WellenHäclie

^'^nn^ F ü r d i e j e n i g e n C e n t r a 1 e b e u e n also, w e 1 c li e

"^oh zwei gegenüberstehende Knoten])u u k te

^^^ Wellenfläche hindurchgehen, und nur für

^*^^e fallen die beiden reellen Lösungen zu-

""^^•^ nien. Durch die von einer solchen ausgeschnitten«'

^J^V'^i liisst sich also keine von der ersten verschiedene Wellen-

"•"u-h^ legen.

K^ erübrigt ncxth, die vorst^dienden Entwicklungen auf '"**.! <*iii«re Fläche zu ül>ertragen, deren Gleichung:

484 Sitzufiff der math.-jjhffs. Clatise mm 3. Nnrember 1883.

- "^ "*" ^

ist. Dies geschieht am bequemsten durch die Bemerk dass diese Fläche aus der Fresnerschen Wellenfläche mit Hilfe reciproker Radienvectoren , den M punkt zum Inversionscentnim genommen, abgeleitet w< kann. In der That, setzt man:

X y z 1

X Tg ; y -jTg ; z ^ ; r y;

a = / : b = w ; c = , a b c

wo r^ = X* + y^ + c* ; r'* = x'^ + j'* + ^'^

ist, so gehen die beiden Flachengleichungen in einander Dies gilt auch von den vorstehend erhaltenen Kesul wenn man noch die Vertauschungen vornimmt:

während iso>vohl die (^oefficienten A, B in der Gleichunj «»benrn Schnittcurve, wie auch die Cosinusse «, ß^ y un Winkel if ungeäudert. bleiben.

Die zu (iruude liegende Curvengleichung lautet als (die Striche oben an den Buchstal)en sind wieder getil^

^* - ^^ (Bj cos- qp -f- Bg sin^ y + 2 B cos y sin (f) -f-

+ A , cos^ if -\- k^ sin* if -\- 2 k cos if sin qn = o.

Die (ileichung vierten (irades für die (irösstm

a2<b2<c*; wird :

u^ - (B, + B,) -f u^ (Aj + A, - B^ B, - B*) -

- u (A, B, + B,- A, - 2 A B) + (A, A, - A«) = o.

i

A. Brül: Bestimmung der optischen Wellenfläche etc. 435

Die vierte Wurzel d* steht mit den drei anderen in der Beziehung :

= a«a« + bV* + c»y* und muss, damit eine reelle Sehnittebene möglich ist, zwischen a* und c^ liegen. Für die Winkel der Letzteren gegen die Hauptschnittefaenen erhält man die Gleichung:

,^b»c« + aM«-^(A, + A,) ^ (a» b«)(a« c»)

und die entsprechenden.

|1H8:{. Mttth.-phyH. Cl. 3.] 29

436 Sitzung der math.'2>hyii. Ciasse com 1. Vecewber Jli83.

Sitzung vom 1. Deceniber ISJ^^i.

Herr K. Haushofer le^ eine Abhandlunf^ vor:

„Beiträge zur mikroskopischen Analysi*.' (Mit einer litb. Tafel.)

Die Methoden, welche daranf abzielen, die Gegenwart f^ewisser Stoffe durch krystallisirte Verbindungen derselben unter dem Mikroskop nachzuweisen, haben, wie die Arbeiten von Boficky^), Behrens*) und 0. Lehmann') zeijfen, in dem letzten Decennium grössere Beachtung gefunden und es ist nicht zu bestreit*»!! , dass sie in manchen Fällen al> brauchbare Hilfsmittel l>ei der Analyse sich erweisen können. Der mikroskopische Nachweis des Calcimns als Gyi» , des Urans als essigsaures Uranylnatrium, des Natriums als Kiesel- fluornatrium lässt sich den schärfsten analytischen Methoilen zur Seit^» stallen, tline praktische Bedeutung werden die mikrosko])ischeu Methoden voizugsw(»ise dann gewinnen, wenn man mit sehr geringen Substauzuiengen und niit St4>flren %n thun hat, für welche nian bt^niders emptindliche Uetu'tioufn norh nicht besitzt.

li Kl«»nu'nt«» «'iner n<Mu»n tIhmii. mikr. Min«»nil- und (aenteiiw- ;nial\>e Arrhiv f*. »I. natiirli. Landosdun-UtorHrh. BöliineDH 1X77. •J) V»»rslaj;»*n i-ii .MimIihI. d. k. Akad. v. \Vet«'nMi*li. z. AuiHt4*r«ldiu

'U Z»*itMlir. 1. KrvMalli.jfraphie I. -tT^Ii; tj, 4''. VSO.

IT, Hatifihof

S*>it mehreren Jahren mit einer Aut'guhe in tlie^er Rich- n\^ heschnftigt, hübe ich in der letzten Zeit j*peciell die Orium-, Thorium- und Yttriunisalze » sowie einige Verbin- ihitigen der Niob- und TantalHÜtire studirt und in der Dar- hi " gewisser Verbindungen der.^elb^n , die «ich durch

.^ ^_^ it in der Kr\>tÄllistition auszeichnen^ zum Nachweis dieser Stoffe Methoden gefunden, die auch bei sehr geringen Substanzmengen ttuwendhiir erscheinen.

Was zunächst das Cerium auUingt^ so wäre darauf auf- merksam zu machen « dasks zwei 8ulfate de^t^elben bekannt fitnd^ die eine grosse Kryntallisationsf ähigkeit besitzen : erstens i\ ' ri von Marignac*) untersuchte hexagonale Salz der

> usetzuug Ce^S^O^^ -]- 9 H, O und ein durch Des-

eloiseanx') zuerst beschriebene?* monoklines Sak von noch nnbekannteui Wa^ergehalt. Wenn man ceriumhaltige Mine- ralien z. B. Cerit , Ürthit . Fhmeerit etc, mit concentrirter Schwefelsäure zur Trockniss abraucht, den Rücki^tand mit einer unzulänglichen Menge Wa8«er auslaugt und die Losung, welcher ü<M*h ein wenig Schwefelsäure zugesetzt wird*), ver- dun.Ht«-n lil'SMt» bihlen mch zuerst die Krystalie des inonokliuen SaIz«;; Icist man diese in einer gr(')«sereu Menge Waj«er iedcr auf, so erhalt man beim Verdunsten KrjstaHe des bexagonalen Salzes. Beide sind in ihrem Habitus und opti- Kcheti Verhalten gut churukteri«irt und leicht wieder zu er- kimnen. Bt^ide bilden vorzugsweise priÄUUitische Krystalle, eiche gewohnlich zu radial angeordneten Kruppen ver- cha^n vKind und auch in ihren <h>ppelfächern'pnnigen VViiehs- ifatim<f^ruppeu eine gewisste Aehnlichkeit l:ieäitzen. Leider ist es mir trotz zahlhwer V^ersuche nicht gelungen, Verbiu- dtingau herzusttdien, in welchen sich tJeriunn Lantlum mul

ll Arch. ftc. [ih. nat, lH7:i.

2) AriiK d. Minen I8r>8. Wahr-eheiuhcli ( *ea 83 da + K aq.

St [tiuJan'ij sKivd <tie V'erdutiHtuag eiwiiK veiieö^ert und daM

2^*

438 Sitzung der waih.'phys. Classe com 1. December 1H8S.

Didym krjstallographisch unterscheiden Hessen. In alU besser krystallisirenden Salzen erwiesen sich diese drei Stol vollkommen isomorph.

Auch die krystallographisch schon bekannten monoklin«^ Sulfate des Yttriums Y^SjO,, + 8H,O0 und des Th« riums ThS^Og +^0^0*) eignen sich vermöge ihrer mc^: phologischen Eigenschaften zum Nachweis dieser Stoffe unt dem Mikroskop und können aus den meisten ihrer nat&^^Bc- liehen Verbindungen auf dem vorher beschriebenen We^B|S^ dargestellt werden. Das Yttriumsulfat reprasentirt in d^— n vollkommener ausgebildeten Krystallen, die sich gewöhnli«:^ h aus stärkeren Lösungen bei langsamer Verdunstung hiU^^rzi, die Combination ~ P x ^^/g x P oo in dicktafeltörmig^^^!^'' Ausbildung, stets mit vorwaltendem Hemidoma; manchociJ^B^ erinnern die Krystalle an die rhomboedei ähnlichen Gestalte^v^ des Eisenvitriols. Die meisten aber bilden rhombische, tf^ der spitzen Ecke abgestumpfte Tafeln, welche durch Zerr-' formen in blattförmig gefiederte und gelappte Aggregate übergehen. Letztere könnte man mit dem BerylliunLsnlbt BeSO^-r-^HjO in seinen Wachsthunisformen verwechseln; sie zeigen jedoch vi«*l lebhaften» Polarisationserseheinuugen als letzteres und charakterisiren sich durch ihr Verhalten gegen (,>xalsaure.

Wenn man thoriumhaltige Mineralien (Thorit, Orangit, Monazit. Aeschinit) in ähnlicher Weise mit Schwefelsäure l»ehandelt und ilie ncK-h etwas freie Si-hwefelsaure haltende Lösung venlunstet. scheitlet sich in der Ut^l zuerst eine ganz geringe Menge <-\vps ab; hierauf bildet sich eine Kry- stalli>atii>n von zahlreicht*ii kleinen und gnisseren warzen- torniigen A;rgregi4ten , welche bei gn»ssereni Tnifanii^e eine bhissgelln* Karin» liesitzeii uml au^ zaihlreirhen ilurcheinander-

li K.iiiiixi»»NUT:r V^^iZi:. Ann. 1*»"». "»T?». *Ji Nnraen-ikioia W*^^. Ann. 11^*. 5»».

K, Hntpihofer: Beitriitjr ^mt mikmskaiHsrhen Äntütfitf. 439

, gewtictiMfneti Krystull tafeln von uktt^gonaletii CmriÄse bestehen. [Sie guhörtm «kiii Sülze Thö^ Og *f- 8 H^O an. 8chlieH:^licll

' um ^^ichersti*!! aber Im?! wieflerhf»!t-ein Umkrystalllsiren iintf^r ytiumVA vini wenig iScliwelelsiinre, »Ufllen sich neben den ersten Formen die monoklinen (te4atten des Falzes ThS^Og 4" ^^H^O

I in zwei veriscUiedenen Ty|»en ein : entweder spitzpyramidiile

I (-^imbinatiMnen ewier seltener die kuneprisnia tischen Formen, welche au grusHeren Kry fallen dt^ Salzes beobachtet sind, \h btnj^ourJer.«* geeignet fiir den mikroskopischen Nach- weis der genannten Erden enififehlen sieh die (Oxalat** der-

, i«ellM*n, welche stet?« au«ge/eichnete Mikrokrystaüe bilden, voraiD4ge«et}it . das» die Fällnng derselben unter Ijestimiuten BtHÜrigungen stattfand.

Kin Ueriunjoxalat mit 24 Mol. Wasser (CegC^O,,-)-

I 24 H ^ * J ) wn rd e k ry st j 1 1 lo g ra f*h iscli durch Lang n n te rs n e h t und aki mouoklin beseh rieben.*) Die durch Oxalsäure oder oxalsanri^ Auiuion in Ceri um Übungen hervorgebrachten Nieiler!*<*hläge geboren, je nachdem sie aus kalter oder heisser [«uitung gefiillt wiii-deu, xwei anscheinend vertichietlenen Für-

I ftien reihen an; mnss weiteren rnterstiehuiigen überlassen wenlen . 'Au enteicheiden , ob sie» wie ich venunthe, identisch «imi und ilas Lung*?»clie Salz damit übereinstimmt.

Fällt man verdünnte (Jeriumlosungen - nei e^ nun Ceriumhulfat ^nler ('hhirid bei gewöhnlicher Temperatur dtirrh OxaLHJiure oder oxalsaures Aiiimon , so bildet sich ein anfang« flockiger Niederschlag, der jedoch bald kry«t4illinis*cb wint und nun feinen, beiderseits! zugespitzten , oft auch an dfji Knden gegabelten und gezähut^iu Prisnieu bestellt (Fig.*ia).

1 Die Au-bmhutfgsrichtung derselben Uegt nicht pamllel und chiwinklig zur Langsaxe ; die Pfdariaatiojifierscheinungen i«»iod lebhaft. Bei etwas stärkeren Läsungen vereinigen «ich

iUr* rVi-iii»>n /M r;ulialungeordneten iiruppen*

.ij Ämtw:hr. f. C[ii*m. ü. Pharmacie 1«Ö2, ^SS.

440 Sitzung der math.-phifs. Glosse vom 1. December 1883,

Aus heisseii sehr verdünnten liösungen fällt ein Salz in ziemlich grossen aber sehr dünnen rhomboidalen Blättchen, deren spitzer ebener Winkel zu 80 " gemessen wurde (Fig. 3b). Nicht selten ist die stumpfe Ecke des Rhomboides durch eine Fläche abgestumpft, welche gegen die Langseite einen (ebenen) Winkel von 118^ einschliesst. Einzelne scharf ausgebildete Tafeln zeigen blos die Winkel 118<> und ()2<>. Gewöhnlich zeigen sie zwei Wachsthumsrippen , welche diagonal liegen und eine Art Briefcouvertfonn bedingen. Eine Auslöschungs- richtung schneidet die Langseite der Parallelogramme unter c. 27 ® und verbindet ungefähr die beiden stumpfen Winkel derselben. Von diesen Tafeln finden sich Uebergänge zu schmäleren Lamellen und endlich zu stäbchenförmigen Kry- stallen, an welchen oft noch die beschriebenen Wachsthums- rippen zu erkennen sind.

Als sehr charakteristisch erscheint die VerwachHung zweier Lamellen in der Art, dass die grossen Flächen in zwei annähernd rechtwinklig sich schneidende Ebenen fallen (Fig. 3c). Aus dem Umstände, dass die Auslöschungsrich- tungen jener Lamellen , welche mit ihrer Fläche vertical stehen, in die Ebene der Blätter und rechtwinklig darauf fallen, muss man folgern, dass die Krystalle dem monoklinen System angehören.

In den Krystallformen , welche das Yttriumoxalat bei seiner Fällung durch Oxalsäure aus neutralen cnier schwach sauren Yttriumlösungen bildet, lassen sich fünf ver- schiedene Ty})en unterscheiden: 1. kleine, anscheinend mom»- kline Lamellen v(mi Habitus der Gypskrystalle (Fig. 2a\ oft in kreuzförmiger Verwachsung und in büschelförmigen Ag- gregaten. Die Auslöschungsrichtung schneidet die Längs- kante unter c. 24^. Diese Formen bilden sich gewöhnlich vorübergehend, wenn man stärkere LcVsungen von Yttererde- salzen mit Oxalsäure auf dem Objectglas zusammentreten lässt. 2. Spitze rhomboederähnliche Formen, welche deq

K* Haufthifer: lltitivätjt' zur mikrmkopütvl^en Analt/fte. 141

,\ii?<l*Wbiuig>^verhHlUii^srn nacli Wcihi"»clieiiilich ebenfalls mo- uuklin und vielleicht nur eine Variantt; vu« 1 «ind (Fig. 2l>).^) 3* Klttiiu^ rrctrtti^iiliire Ljiir»ell<tii, welche gewölmlich an den Enden «gegabelt oder ausgezähnt, fdt zu kreux- imd gitter- funuigen Unimien vt^rbuiidm »ind (Fig. 2c). Sie zeigen» wie di« vorher be«eh rieben en. lebhafte Polarisationserscheiiiungen und Uischen parallel und rwlitwinklig zu ihrer Laugseite uiw, 4. Kilr/ATe uu<i längere nnregeimääsig caunelirte Säul- chen, welche in ihrem Ansehen an die piismatischeiv Sechs- linge de?« Arriigunit erinnern (Kig* 2d)* Helingt- es, solche %n beohachteu. welche aufrecht auf dem Objectgla*ie stehen, •HTi 3^*igt i*s .Hich, d»iÄ8 j^iie mei.sten« einen (Hickigeu (^uersehniU hniitssen lUid in der That sind die.se Formen Sechslinge des rhtwnbir*ehen Sy-Hten»s. wie Mch ums der Be<»bachtiuig im pn- lari.^iH«''U Lichte* ergibt. Selten Hnden .sieh Kryi^talle von ettifachem Bau mit rhombischeni Querschnitte. Solche konnte ieii häutiger an dem übrigeu.H ii^om(»rp)ien Erbiumoxalat be* obuehtcu und den spitzen ebenen Basiswinkel dabei /m 72 73'^ metneii.

Neben dif^n |>riämuti:^'hen Fortnen , welche immer bei der FaUung aU8 sehr verdiirmten heinseJi IiC>t«ungen entstehen, «Mlen Äich sieU langsines.-iige, oft, gekrtinunte Ivrv.stalluadelu ein« von welchen andere unter rechten Winkehi abzweigen ; an dm letzteren belindet .sich lu der Kegel eine dritte Gene- ration von recditwinküg angejäet/.ten Domen. Durch diese W'achiithunisformen hangen die Ty[Ten A und 4 zu.sjimmen itnd ieh xweitle nichts dasn ^ie nnr Formvarianten einer KeiW Hud (Fig. 2f).

**•. Vollkommen cjmidratische oder diircli AKstumpfnug •lüT Ecken uktugonale dfinne Tafeln, welche, werm sie flach auf d«m ObjectgltiHC liegen, zwischen gekreuzten Nicols

ihi^ U4 Fig. 2 mit o bezeichneten Formen gehören der Oxal-

442 Sitzung der math.-j)hy8. Glosse vom l. December J883,

dunkel bleiben , demnach sicher tetragonal sind (Fig. 2e). Durch Aggregation bilden sie dicktafelförmige Massen von annähernd quadratischem Umrisse mit zwei Einschnürungen, welche entweder den Seiten oder den Diagonalen parallel liegen; in stärkeren Lösimgen bilden sie kuglige und knospen- förmige Gruppen (Fig. 2g).

Die Formen 1 und 2 sind labil, erscheinen verhältnii«- massig selten und setzen «ich in der Regel unter der Flüssig- keit schliesslich in die Formen von 4 und 5 um.

Verdunstet man auf einem Objectglas einen Tropfen einer Yttriumsulfatlösung bis sich die Krystalle dieses Salzes gebildet haben und lässt dann von der Seite her einen Tropfen starker Oxalsäure an die Krystalle treten, so beob- achtet man, wie sich auf den letzteren massenhaft die knospen- fömiigen Gruppen des Salzes 5 entwickeln und kann gewöhn- lich im Verlaufe der Einwirkung auch die labilen Formen 1 und 2 entstehen und verschwinden sehen. Am Schliwse der Einwirkung bildet sich ausschliesslich das tetragonale Salz und zwar um so vollkommener, je schwächer die Ein- wirkung wird.

Auch durch Fällung sehr verdünnter heisser Losungen von Y^ttriumsulfat durch oxaLsaures Amnion erhält man einen krystallinen Niederschlag, der aus sehr dünnen quadratischen und oktogonalen Blättchen des tetragonalen Systems besteht. M

Bei Anwendung von neutralem Kaliumoxalat als Fal- lungsmittel erhielt ich in der Regel aus sehr verdünnten Lösungen tetragonale Pyramiden von oktaederähnlichen Ver- hältnissen - einer auch am Calciumoxalat vorkommenden Form ähnlich.

Es ist zu erwähnen , dass die Untersuchungen , welche

1) Da dieser Niederflchlaf? allein Anscheine nach mit dem Oxalat den Typus 5 übereinstimmt, scheint die Angabe, dam) durch oxal- saures Ammon aus YttererdelGsun^en Doppelsalze gefällt werden, einer neuen Prüfung zu bedürfen.

K. ffftufthtjfer: BrUnuje zur mikrtmknpiHchtn AualtfHe. 141^

ich hvstü^lich fies Krbiiiiiisuiriik*^ liiitl -uxiiUiteti: urKsU'llte» tlii; volUtandige inorphuloi^Hche (leberei iwti mm un^ dieser \' erhiii- dimgim niii den uuülogeii Yttriuiu^iHlzeu ergaben.

Knie den Können naih nic*»g|}rhe Verwi:N It^^hrng de>s tetra- pJloiiHleii YttriuniDXHluteH mit oxalj^aureni Kalk ikI (Iure)» dms Verhiilten gegen SchwefelMtUne HUsgeschl<Ksen* Ks genügt, ein Tröpfehen Sehwefelsilure auf die KrYntalle /.n bringen, tun bald wieder die bekannten Kornien de^s YttriuiJi,siilfates entstehen 7M i^ehen ; oxalsuurer Kalk jsetzf «ich mit iSehwefel- saure ziemlich schnell in *typ8 nm.

Wrsetzt luan eine neutrale oder scfivvaidi saun- Thurinrn- 8ulfatl«kung mit verdCmrit^r (Jxabänre, sn entsteht s*A'orl ein wt^is^er flockiger Niedet^chlag» der nach einiger Zeit krystal- lititifieh wird und vorheriNfhend ans langgeNtrerkten» im Um- ^rijf»e r»m?i tigert Tiifelehen l>t»isteht, weli^he piirallel und recht- winklig itnr Lüngsaxe aiMirKsrheii vmd wahrscheinlich dem rhambisehen System augehnren (Fig, 4), Uer npit/e ebene Winkel an den Enden der l/uinellen betnlgt Ii8".

AI» charakt/Hriistisch mu!<^ eine kreu/tonuige \ erwach**uug 2Wi*i«r Lamellen gelten , bei welcher ihre Läng^^axen sich iinl^r 1*0** schneiden, während die Lamellen selbst in eine 5b#*ne fallen. Aiiswerdem finden j^ich stern- und bnschel- forniige Gnip|MMi.

In manchen KiiJlen können auch die DuppeLsdze dieser nff^ mit Kali uniHTj Hat für die inikruo^kopi.sclic I)iagn< »fitik ;iigen werden, obwohl sie nicht so charakteristisch sind wie die Oxalat^! und auch keine Unter^dieidung der drei Stiiffe gestatten. Das Kaliumeeriumsnlfat krystalli^irt ^ hIh Jii*der«ehhig ans ?tehr verdünnten Lösungen erhalten, in sehr »chart ausgebildeten hexagonalen Tafeln ; aus stärkeren Lö- mutigen bilden sich kuglige Aggregate, die aus Anhäufungen Dicber Krystalle be-stehen. Auch djts Kalinmthoriumsulfat üon in hexagonalen Täfelchen erhalten werden^ die aber {pjwiifatiljch tn weisci<teinahn liehen Formen in die Länge ge-

444 Sitzutiff der mnth.-ph*fs. (lax^e rom 1. Dtvemhtr 16S3.

zerrt siiül. Ich habe j(»»t*iiii«U*ii . ilass auch da> Kaliuni-Zir- koniuiiL^iilfat in denselben Krv.stallen auftritt: dieser Umstand lässt auf du?» ,i^nje«e Geätaltun^verniri^en dt^ Kaiiiuii:«ulfateK», von welcliein ja auch eine hexairr»nale Fonu l>ekanut ist, in die^eu iKipjielsalzen sichliessen.

Der Nachweis des Xioh und Tantal und besondern ihre rnters<-heidun^ ist l>ekanntlich mit einigen Schwierigkeiten verbunden, wenn man nur geringe Mengen von Verbindungen derselben zur Vertugimg hat. Ich kann al> ein zuverla'^ige^, auch l»ei .sehr geringen Sulistanzmengen noch anwendbares Verfahren zu ihrem Nachweis die Herstellung der kryntal- li>irten Natnmsalze licider Sauren empfehlen, welche auf zweierlei Weise zu gewinnen sind.

Wenn man das feine Pulver der natürlichen Niob- und Tantalverbindungen (Columl>it, Tantalit, Vttrotantalit, Fer- gusonit etc.) in geschmolzenes bis zur Kothgluth erhitztes Natron einträgt, so findet unter lebhailter Einwirkung die Zerlegung derselben statt. Das Sihmelzen kann unbeschadet des Krfolg«*s anstatt in einem silbernen auch in einem eisernen Tiegel geschehen. Beim .\unr>seii der Schmelzmiwse in wenig Was4>er bilden sich wa»t»rhaltige Salzi» der Tantal- und Nioh- säure von nmli zn l>estimniender Zusammensetzung, welche in starker Natronlauge unlöslich sind und sich al> Bitdensatz abscheiden , durch die beigemengt^'U Uydroxyde des £iseiui und Mangans braun gefärbt. Sie sind stets krystal- li'^irt und erscheinen unter «lem Mikn»skop als feine, farh- l<»se, an den Knden sehr t>t> n»it einem einspringenden Winkel versehene IVismen, welche parallel und rechtwinklig zu ihrer Längsa.xe ausliWhcn (Fig. la). Die Beschaffenheit der Enden gestatt4»t kein sicheres l'rtheil ül>er das System, welchem «lie KrA>talle angehr>ren. Rs finden sich hie und da schieflie- gende Kndtlächen, die al>er in der Lage at) sehr wechseln.

Ä. HtiHHhi)frr; Beiti'ti^e tur intkroMkopischen Anulifsc. 445

"man i^k* Tür Viciimltlru4ieii halUni iuuhs. Desseniuige- ttcht^t biu ich geneigt, die Krystrdle Rir rhniiibiV*h zw halWn, weil die AuHlcl8chiing>iriehUmgeii auf Flachen, welche an- nnhenitl rechtwinklig /air Längsaxe der l*iasmen .st<?hen, genau dlBgrmal liegen. Kin rnterschieil in den Formen , je nach- dem mau reine Niob- oder Tantab^äure zu dem Versuche «-erwendet* beistehi nicht.

Selbtot durch Schmelzen geringer Mengen von Tautal- oder Niob^inre luit kohlensaurem oder kau8tj«cheni Natron in der Platiuschlinge und Auflösen der trüben Perle in einem Tropfen Wiy<sL*r erhält man dieselben NatnniKalze, wenn- g'leich die Kry^^l-alle nirht so gut ausgebildet enscheiuen, wie bttt der (>|»eration mit grösseren Mengen. Kbenmi verhalten sich Tantalit, Cohunbit, Yttrotantalit*

Hehr chanikteri.sfcisch i>t das Verlialten der Kristalle, an tiian nie auf dem Objectglaji mit einem Trupfen Hai«* »iure 111 Berührung bringt. Sie werden sofort zersetzt, in- drm Hie in die Hydrate der Säuren fibergelien . allein ohne zunachi^i ihre Form und Durcli^^ichtigkeit zu verlieren : im [Mdarisirten Licht«* er.Hchejnen ne jedoch nun ii^otni|»* In diewem Zustande luid bfi Gegenwart von Salzsäure nehmen «ie durch Zuwttz von *iullui<- nder iierbsaure eine gelbe Farhe AU, die bei reiner NioliKäure Kirh dem Zie^ehothen nähert, Uittttr dem Mikronkoji /eigen sich beide Farben m wenig tnliQii«^^ dum e.s dadurch nicljt möglich wird, die Säuren Ki&hfT von einander zu unterHiheiden.

Auch die bekannte Kednction der Säurehydrate yai blauen Oxyden bei Einwirkung von Zink und Scliwefelsäure erscheini iUi !^ geringen Mengen, wie nnm sie unter dem MiknKskop handbiiben kann, nicht iibermäs8ig deutlich.

Dio iinsprGjiglichen Natixinsake beider Säuren sind auch nach dem Abgicasen der Natronlauge in kaltem Wasser sehr lichwer. leichter in friedendem löslich. Dabei darf man nicht iftlbtilang erhit^.en , weil .iich dio Verbindungen »ehr leicht

440 Sitzung der math.'phys. Classe com 1. Decewber 1883.

unter Bildung saurer, schlecht krystaIHsirbarer Salze zer- setzen. Es empfiehlt sich , der Lösung dabei etwas freies Natron zu lassen.

Aus der von natürlichen Niobaten herrührenden Lösung krystallisiren beim Erkalten (nler Verdunsten: 1. das dnreh Marignac ') gefundene tantalsaure Natron von der Zusammen- setzung 4 Na^O 3 Ta^Oj + 2»"^ H^ O in ziemlich grossen, dünnen, aber scharf ausgebildeten hexagonaien Tafeln, deren Ränder gewöhnlich durch Pyramiden flächen zugeschärft sind (Fig. Id) und 2. ein Salz in Formen, welche in jeder Be- ziehung mit den zuerst beschriebenen prismatischen voll- kommen übereinstimmen. Mau ist berechtigt, es für das von Marignac als nicht krystallisirbar bezeichnete Niobat zu l>e- trachten ; denn es herrscht nm so mehr gegenüber dem hexagonaien vor, je niobreichere Columbite zur Schmelzung verwendet waren; bei Anwendung reiner Tantalsäure zeigen sich ausschliesslich die hexagonaien Krystalle.

Diese Salze werden durch Salzsäure ebenso wie dan ur- sprüngliche zersetzt, ohne die Form zu verlieren ; doch trüben sich die hexagonaien Tafeln rasch , während die Prismen durchsichtig bleiben, sich aber als isotrop erweisen.

Die daraus abgeschiedenen Säurehydrate verhalten »ich natürlich gegen (mllus- oder (lerbsäure sowie gegen Zink gerade so wie die aus den ursprünglichen Natronsalzen dar- gestellten und man sieht auf einem IJhrglas die hexagonaien Tafeln, welche man aus Columbiten (z. B. von Haddaui. Bi)denniais) neben einer überwiegenden Menge von prisma- tischen Krystallen erhalten, ebenso wie die letzteren mit Sihwefelsäure und Zink eine blassblaue Farbe annehmen.

Noch besser und insbesondere für sehr geringe SuljBtanx- niengen - ich habe noch bei 1""* Columbit ganz scharfe Resultate erhalten dürfte folgende Metho<le zum Nach-

1) Ann. Chim. Fhy8. U, 265.

^mier Sauren sein* Tiintiilsiliin' und Niobsiltire löwn frirh b«im Krliitzen in einer IVrIe von geschnM>l/eijer l^hti«*- pb<»rr9iinre vor dem LöthroLr iHngsum siber volkiündig auf. Teno mau da^ fein «i^epniverte i^his in ehvji :^ ^"'" heissetn fm^er Irwt, ju^ehen auch ilie < "ulinnbiKHiiren volbtalndig in LosiuiK' Brin^ nnin einige l'njpfen der Li'muig auf ein flachest rhrf^laH und übersättigt mn luit Natron I an ji:e, .so bil- •len .sich in der^^lbeu die |»ri?<matist!hen Kryst*tlle der Natron- salze \*i»n Ta, *)^ und Xb^Oj.. durch ihre nnloslichkeit. in Xfttronlautife, ihre Schwerlöslichkeit in kalteni Walser und ihr VerbnlU*n ^(>gen .Salz.'^jlnre charakterisirt.

Von «len natürlichen Tan tabuen und Niobaten verbal tcni dich Tuntalit, Cotumbit, Yttrotantalit und FerguHouit eben»o- Bei Odunibiten , welche wie der v<ui Haddani, einn erheb- liehe Menge Tantalsäure eutbaU-en . bildet sich , wenn die wässrige Losung /ienilich verdünnt war, zugleich da« hexa- ^imale t^mtHUniure Natron in seinen charakteristi.schen dünnen Tafeln , f leren Mitte manchmal von ei gen tb Cimlich angeord- ntrii'n Krystaübu8chetn - wahrscheinlich deK^elben Salzes finrchbrochen er?^*heint (Fig. le). Da^ niob«aure Natnm jw»igt* bei ditweni V^erfabren mehr als bei der Schriielzung mit Natronhydnit die Neigung zur Aggregation. IHc kleinen prismatisch^^n Krystjilte besitzen liäuHg bil8cheUr»rnu'ge Kiiden und er>*cheinen zu zierlichen rd»rnfar inigen (iruppen ver- Wiich^n (Fig. Ib).

An dienen Versuch iJlsst sich eine Ueaction zum Nach- weist* der Cohmibitmiuren knfjpfen, «lie wegen ihrer Einfach- heit Kni|df*hlnng verdient. Setzt, man zu der wäÄ-srigeu LiW ^nng de?« Pbo^phorsäuregbise» . welche man bei der vorher- g:ehenden 0|ieration erhalten , eine kleine Menge Zinkstanb und ein juwir Tropfen Schwefelsäure, so nimmt die klare Lrwnng in weniger Zeit als einer Minute eine schöne Saphir- tdaue Farbe an, welche in verkorkter Frobirrrdire jicmIi nach 24 Stunden dentlicb zu erkennen ist* Allmählig wini die

448 SitzNHfi tivr math.-j»li!/*t. Cla^ise ntm /. December 1883.

filtrirte Liisunf^ t'arbl<»s; durch enieuteu Zusatz von Zink- staub kann man die l)laue Farbe wieder erhalten.

Ich habe in die.ser Beziehung ausser den reinen Sänra d;t< Verhalten des Cohimbit, Tantah't, Ferpcuflonit, Yttrotaa- talit, Polyknus, Wöhlerit und Enxenit geprQft und bei a da< gleiche Resultat erhalten.

Ich habe mich ferner überzeugt, dass die Glegenwiit .sellist von viel Titansäure die Reaction nicht stört; 4i gleiche gilt v(»ii Woltnini. Reine Titansäure und Katil ttf, gleiche Weise behandelt gaben mit Zinkstaub und Schwefit säure keine Reductionsfarben ; l)ei Gegenwart von WoMw wird das l^hosphorsäureglas schön blau; die Löoning ist&rk* l(»s, geht aber l>ei Behandlung mit Zinkstaub und Schwetel" säurt» sehr schnell durch Violett ins Bräun lieh weingelbe öbff (v(»n Wolt'ramdioxyd).

Erkiaronir der Tafel.

1. :i Natrnnsiil/r iU-r Niol»- iinil TaiitalHäiire , durch Schmri' YMU^ mit Niitroii i»rlialt('n.

:i 11. b Natroiisal/. «Ut Nic»l>sUnn». iinikryntallisirt.

r. (l u. ♦» \atron'«alz d«*!* Tantal^jäure. iimkryiitailMirt. 1'. Oxalat«" <l«*r Yttrinuirt.

a n. li Tiioii()klin«*s ShIz.

«•. «1 u. f rli()nil>isrlu*s Salz.

»* 11. ^ tctra^onalf>< Salz.

n ( >xalsi'mn'. '.\. Oxalat <l«'s ('«'riiiniM.

a ans kalter liö.s\in>^'.

n. (• aus lioisstT liösiin^. •1. Oxalat <l«"< 'riioriiniis.

£äzr. X Tnikrosk Analyse. '.

SÜK^er d k- boL-^r j^koui d Msse^ch JTCl JS83 M.

r. Pritvnkitfrr. reher tJitnrirkttiHj ihr ttthweflü^rn Sänre {S(^^) tU\ 449

Ilfrr v*in Pettenkofer trug vor:

^ E i n w i r k 11 n ^ der s c h w f 1 i g e n Säur ♦* f W,) in der A t h e ty hj f i a n f d l* n t li i e r i ?* r h ** n O r^a üismii8.'

ü ipct von jeher l^ekniint ^t*weseji , iliiss iMr*nsc'}ien dii» beitn Vi»ri>rennen von Schwefel sich entwiekolnfU'ii häinptV 5«r^hr iiimnj^eneliin i*m|*findpri, und wir vt^niieidei! dulier mög- lichst , »nne Luft ein/.nathnien , welche merkliflu* Mengen üchw«*fligiir Siiiire enthält. Man hat »her sehwefli^i^ Siinro in dtif Laft bisher immer mehr nh eine hlosse Lhiannphin- lidikeit , und nicht gerade als eine (fesiindheitssehiMlliehkeit hetruehtt't, m* lange in der Luft die nöthii(e Säuerst* dfment^e forimnden ist. Man glauhte um swj mehr tiie^ser Annieht -^•in in dürfen . weil die seliwetlij^e Siiure als ein DesinfektionK- Miitt^l* tibi ein Ueini^ingsiuittel fiir Luft empfohlen nud an- gewendet wurdtt Int ja wieder er^t in neuester Zeit liarauf lüngewiesen worden, dtyss t. B. in einer nitraniarinfalirik, m der sieh liei gewinsen Operationen sehr viel sehweHigsaures iiiw* in der LnfY rier Arheitsriiunie entwickelt^ die Arbeiter finei von Lungenhiehwindsucht und gehMrentlieh einer rholeru- fpidemie auch frei von i'liolera gehliehen sind. Damit suchen manche Aerxt-e und IVilizeihehörden die vielen Klagefi der Nju-hhanichaft von llltramarinfahriken . von Ht>|d'ensehwef- hiDg'-ATij^tjilten etc. rtbznweiwn. Wenn man aber die (lesund- beititvi^rhaltüiHse der Arbeiten- in milchen Fabriken M näher

If 8üldu* AtJjitalhni rtind: lltniuiiiriiira linken , Stroh-, Si'id»»- and WonUriolicn, liMiikelrü1»»^n'/uckerlai>nkeii. Ifujireu*! huefelei ^l\\

450 Sitzung der math.-pfiys. Classe vom 1. December 1883,

prüft, so ergibt sich, dass keiner einen länger andauernden Genuas solcher Luft erträgt, und desshalb mit den Arbeitern viel gewechselt werden muss.

Das war mir Veranlassung, den Einfluss der schwefligen Säure, wenn sie der Athemluft beigemischt wird, näher untersuchen zu lassen. Ich habe damit im hygienischen In- stitute einen meiner Schüler, Herrn Dr. med. N. Ogata aus Japan beauftragt. Zunächst war die Methode festzustellen, nach welcher gearbeitet werden sollte. Dr. Ogata benützte zu seinen Versuchen Kaninchen, Meerschweinchen, weisse Mäuse und Frösche, und prüfte zunächst, welche Mengen von schwefliger Säure in der Luft pathologische Erschei- nungen an den Thieren oder deren Tod hervorriefen, um Anhaltspunkte für Beurtheilung der Wirkungsgränzen zu erhalten. Darüber war bisher nichts festgestellt. Die Ver- suche, welche man früher an Thieren gemacht hatte, be- schränkten sich meist darauf, dass man dieselben in einen Kasten oder unter eine Glasglocke brachte, darin Schwefel anzündete und verbrennen Hess, und nun beobachtete, wann und unter welchen Erscheinungen sie zu Grunde gingen. Hirt*) bezeichnet 1 3 Volum - Prozent SO, in der Luft noch als lange erträgliche schwache Conzentratiim und erst viel höhere Prozente als starke tödtliche. Aus den Ver- suchen von Ogata wird sich ergeben, dass diese Conzentra- tionen viel zu hoch angegeben sind.

Dr. Ogata setzte seine Thiere in einen Glaskasten, in dem sie sich ganz frei bewegen konnten, der be.ständig mit bestimmten Mengen Luft ventilirt werden kcmnte, welcher eine beliebte Menge SO, zugeführt wunle, welche während des Versuches stets gleich blieb. Die Ventilation des Kastens und die Untersuchung der durchströmenden Luft auf schwef-

1) Hanilliiub der Hygiene von Pettenkofer und ZieiUHson. (.Je- werbekmnkbeiten von Hirt 8. l'*"».

r. PHtttikoferi Uther Kimvtrkunff der achwefUffen Säure iSO^\ etc, 45 1

lige Siiure ba^r^e der kleine Vnit'sche Respirationsapparat, der unf dem Prinzipe nieioes groasen Hespirutioiisappariites iht, und als Quelle für schweflige Säure wurde ein Docht- ""tuiuprhen mit Schwefel kohlenstoft' getullt lienüt/.t. Der Ge- halt der Luft an SO^ konnte sowohl durch HeraiiHÄieheu und Hineinachieben des Dochtes im Seh wefol kohl en8tc»fflämp- eheu aha durch Vergrösserung und Verkleinerung des Schwe- felilumtnchenfi . nh auch durch vermehrte oder verminflerte Ventilation der Ka?iinier beliebig geändert werden. Die von imx Untersuch imgspunipen fortwahrend gezogenen Luftproljen gingen durch eine mit einer bekannten Menge Kaliumper- mnnganaUösung gefüllte e*ogenannt*» Barytröhre, <leren Gehalt an Kaliumperninnganat nach dem Versuche wieder titrirt wurde, imd auj^ dem Ergebniss wurde der Uehalt der durch dir Kammer strömenden Luft an 80, berechnet.

Ogata führte 12 V^ersuche an lebenden Thieren aus. Der Gehalt der Luft an SO^ wechselte von 0,04 bis 0.3 Vo- lum pnizent. Beim ersten Versuch mit 0.04 IVozent befanden sich ein Kaninchen, ein MeerHchweincheu und eine Maus in der Kammer des Re-apirationsap parate«^. Nach 5 Stumlen wurden die Thiere aus der Kammer entfernt. Sie waren entschieden unwohl, erholten sich aber in reiner Luft wieder. Bei allen H Thieren war die lli*rnheit der Augen trüb ge- wordt?n, sie scheinen aus dem Kasten genommen nahezu ganz bbn«l gewesen zu «ein , denn sie reagirten auf vorgehaltene < Gegenstände erst, wenn die Hornhaut damit berührt wurde. Bei dem Meerschweinchen und der Maus verschwand die Trübung schon nach 3 Stunden, beim Kaninchen erst nach mehr üb 24 Stunden.

Beim '/weiten V^etsuche wurde ein Kaninchen und ein Mern^'hweineheu ?.wei Stunden lang einer Lutlt au^geseUt, die etwas über 1^05 Prozent SO^ enthielt. Auch da trat, wif bei allen folgenden Verbuchen die Trübung der Horn- haut eto , und zweigten sich bereit^^ auch die Erscheinungen II«J8». Math.-pUyii, Cl. :i,| aO

452 Sitzung der mcUhrphya. Classe vom 1. Decemher 1S83,

der Dyspnoe. Aus der Kammer genommen, wurde das Meer- schweinchen behufs der Sektion sofort getödtet, das Kanin- chen aber behufs weiterer Beobachtung in seinen Käfig ge- bracht. Die Trübung der Hornhaut verschwand erst nach

4 Tagen. Trotz reichlicher Fütterung wurde das Thier schwach und magerte ab, erholte sich aber nach 8 Tagen wieder.

Der erste Versuch mit letalem Ausgange bei einem Ver- suchsthier wurde mit 0.08 Prozent SO^ in der Lutt gemacht. Es waren ein Kaninchen, ein Meerschweinchen und eine Maus in der Kammer. Sämmtliche Thiere zeigten sehr bald Dispnöe und die Maus starb nach 15 Minuten. Kaninchen und Meer- schweinchen wurden noch lebend aus der Kammer gebracht, beim Meerschweinchen verlor sich die Dyspnoe rasch und trat volle Genesung ein, beim Kaninchen dauerte die Dyspnoe noch über 4 Stunden an, und seine Hornhäute waren nach

5 Tagen noch getrübt. Das Thier wurde trotz reichlicher Fütterung immer schwächer und verendete am S. Tage nach dem Versuche.

Frösche starben in einer Luft, die 0.1 Prozent 8<), ent- hielt, schon nach 10 bis IT) Minuten.

Bei einem Versuche mit 0.24 Prozent SO^ in der Luft starb ein Kaninchen in der Kammer njich 47». <?in Meer- schweinchen nach 7 Stunden. Beide Leichen wurden unter Aufsicht des Herrn Prof. Dr. Bollinger sezirt. Djis Kanin- chen zeigte leichte cyanotische Röthung der Schleimhaut des Itachens. In Kehlkopf und Luftröhre fand si(;h eine harte, nahezu durchsichtige grauweisse Auflagerung, welche sich in Zusammenhang abziehen Hess, ca. Millimeter dick eine croupöse Membran darstellend. Diese Auflagerung setzte sich bis in die grossen Broncliien fort. In den mittleren Bronchien fehlte sie, war aber dort die Schleimhaut dunkel geröthet. Nach Entfernung der Membran zeigte sich die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Bronchien stark {<e-

f. Pfitenl'oftfff: Ueher Eimrirkung der ttchweflUfen Säure (SOj) etc. 453

rÖthet und gewchwellt Die Lungen waren beiderseitig lufllialtig, djis Gewebe blutarm, der Saftgehalt bedeutend Tenuindert. Im linken Vonlerlapf>en fand >ieh eine ct>lla- birte, diinkelviolette Stelle mit geringem Lnftgehalte. lux rechten Ventrikel des Herzens war eine massige Menge ge- ronnenen schwarzen Blutes, im linken Ventrikel nur Spuren davon. Sonst war das Herz normal, Die Milz war klein und blutarm, Leber und Nieren ebenfalls blutarm und sonst normal M*igen imd Darm zeigten nichts Abnormes. DiagnoMe : Laryngotracheitis, leichtes Lungenödem.

Die Sektion de<s Meerschweinchens lieferte in einigen Bezielnmgen ähnliche, doch in einigen Punkten ^ehr abwei- chende Erscheinungen, und konnte Prof, Bollinger die Tode^s- ursaehe nicht in ao bestimmter Weisse diagnostiziren.

Da beijbachtet wurde, das.s die Kaninchen in einer SO,- haltigen Luft in der Minute weniger Respirationen machen, nl^ in reiner Luft, sozusagen nur stoRsweise athmen, was man von dem Stimmritzenkrampf ableiten kann , welchen solche Luft auch bei Menschen hervorbringt, so war noch zu prüfen, ob ein tracheotomirtes Kaninchen, welclies viel mehr und gleichmässiger fortathmet, nicht R'hneller zu G runde ginge , hU ein durch die »Stinmuitzeu athmeude.s oder um- gekehrt. Beim 10, Versuche Ogata's wurden 2 gleich grosse Kaninchen in die Kammer bei einem SU^-€iehalt der Luft von U.24 Prozent, da.«^ eine tracheotomirt , äiis andere ohne ditwe Oi»enition gesetad. Die beiden Thiere machten vor der Operation in der Minute jede^s S6 Athemziige, Nach der Operation zeigte auch das trache<;>tomirte dit; gleiche Zahl. In die Kammer gebracht zeigte da^ tracheot<:*niirte Kaninchen nach Ti Minuten noch 86 Athemzüge, während me beim nicht ciperirt<*n auf iO sanken; bei fiirtgesetzter Beobachtung sank aber auch l>eim tnM;heot4^^m}irteu Thier die Athemfretpienz und bewegte sich zwischen ö4 und «JO, während beim nicht tracheotomirten die spätere Frequenz 32 bis 3iJ betrug.

30»

454 Sitzung der maih.-phys, Classe vom 1, December 1883,

Das nicht tracheotomirte athmete schon nach wenigen Mi- nuten stossweise, das tracheotomirte ruhig. Das nicht tra- cheotomirte verendete unter heftigen Krämpfen nach 1 Stunde 30 Minuten, das tracheotomirte unter den gleichen Erschei- nungen erst nach 4 Stunden.

Derselbe Versuch wurde bei einem Oehalt der Luft von 0.3 Prozent SO, wiederholt. Auch da zeigte das nicht tra- cheotomirte Kaninchen etwa nur die Hälfte Athemzüge im Vergleich mit dem tracheotomirten , aber letzteres verendete nach 2 Stunden 50 Minuten, während das nicht tracheoto- mirte erst nach 4 Stunden.

Von den gefallenen Thieren wurde stets die Sektion gemacht, deren Resultate von Ogata mitgetheilt wurden. Die croupartigen Erscheinungen, wie sie von Bollinger constatirt wurden, kamen nie wieder zur Beobachtimg, obschon kleine Auflagerungen auf der Schleimhaut der Luftröhre noch öfter gefunden wurden, woraus hervorgeht, dass der Tod auch in dem Falle von Prof. Bollinger nicht durch die binnen 1*/« Stunden entstandene Laryngotracheitis verursacht sein konnte.

Aus diesen Versuchen, welche vollständig und ausführ- lich in dem Archiv für Hygiene veröffentlicht werden sollen, geht hervor, dass schweflige Säure in der Luft schon in verhältnissraässig sehr geringer Menge krank macht, und in einer Menge, die noch nicht ein halbes Volumprozent er- reicht, auch tödtet, wenn solche Luft einige Stunden geath- met wird. Der schädliche Einfluss kann nicht von der lokalen Reizung der Respirationswege abgeleitet werden , denn es zeigte sich daneben auch eine beträchtliche Störung in der Funktion der Organe der Ernährung, was auch regelmässig bei Fabrikarbeitern beobachtet wird, welche viel und lange der Einwirkung schwefliger Säure ausgesetzt sind. Verschiedene Thierspezies sind vei-schieden empfindlich gegen SO,. Am empflndlichsten sind Frösche, dann folgen Mäa<e, dann Ka-

r, Pettenkofer: (Jeher Einwirkung der schwefligen Säure (SO2) etc, 455

ninchen, endlich Meerschweinchen. Aber auch individuelle Unterschiede innerhalb der gleichen Thierspezies kamen zur Beobachtung. So starb z. B. ein nicht tracheotomirtes Ka- ninchen in einer Luft von 0.24 Prozent SO, nach 1 Stunde 30 Minuten, bei einem zweiten Versuche eines in einer Luft von 0.3 Prozent SO, erst nach 4 Stunden.

Die Resultate der an Thieren angestellten Versuche sind desshalb nicht ohne weiters auf den Menschen anwendbar, für welchen nur Eines feststeht, dass SO, in der Luft jeden- falls ein wirksames Gift ist, denn schädlich zeigte es sich auch allen Thieren und haben Fabrikärzte auch für den Menschen die Schädlichkeit genügend constatirt. Für die Hygiene besteht jedenfalls die Aufgabe, SO, aus der Athem- luft nach Möglichkeit auszuschliessen.

Eine weitere Frage ist, wodurch SO, so schädlich wirkt? Auch darüber hat Dr. Ogata im hygienischen Laboratorium Untersuchungen angestellt, über deren Resultat ich demnächst berichten werde.

456 Sitzung der matK-phys. Glosse vom 1, December 1883.

Herr Wilhelm von Bezold macht eine vorlaufige Mittheilung :

„Versuche über die Brechung von Strom- und Kraftlinien an der Grenze ver- schiedener Mittel.*

Schon im Jahre 1845 wies Kirchhoff*) durch theo- retische Betrachtungen nach, dass galvanische Ströme beim Durchschneiden einer Grenzfläche verschiedener Leiter, so- feme dies nicht senkrecht auf die Trennungsfläche erfolgt, eine Brechung erfahren müssen.

Für diese Brechung gilt das Gesetz

K, K,

wenn man unter «, den Einfalls- und unter a^ den Brechungs- winkel einer Stromlinie versteht und wenn K, und K^ die Leitungsfähigkeiten der beiden Substanzen l>ezeichnen.

Einen experimentellen Beweis dieses Satzes, an dessen Kichtigkeit man bei der Einfachheit der theoretischen Grund- lage und nachdem Kirch hoff selbst wenigstens für den Fall eines Metalles die lebereinstimmung zwischen Rechnung und Versuch nachgewiesen hatte, ohnehin nicht zweifeln konnte, lieferte Quincke*) im Jahre 1 85<) durch l >ntersuchung

1) Poggendorff. Annalen. LXIV. 4l>7 ff.

2) Ib. XCVII. S. 382—396.

W, r, ttrz^id: Vernut^he über Bfrchung r, Strom- m. Kraftlinien etc. 457

der PoteotitilUtiien auf einer aus Blei und Kupfer zusauimen- gesetxten KreiascbeilK^ wohn er jedoch die Brechung ab «^.ilche nicht besonders hervorhob.

Ein üpes^ell /juu Bewci«t.t die.ser Brechtmg aiigestellfcer Versuch wurde vor zwei Jahren von Tri he bei^chriebeu.*) T)er»elbe ist jedoeh sehr complieirt und hinge nicht so ein- wurfefrei als der oben genannte von Quincke herrilhrende, de<&?eti Wiederholung über immer eiue milhsame und 8i'bwierige Sache ist, so dii&s wohl nicht unerwünscht ist, eine ein- fachere Methode kennen zu lernen, die Hich 8ogar zu Vi>r- lemingHZWeeken benutzen liisst.

Eine nolehe bietet sich in einer Modificiifciou des alten ron Arago herrührenden und von Seebeck weiter ver* folgten Vei'suche?* über tlm Anhängen und über die Anord- tmng Vijn Eisen feile an Leitern , welche vom Strome durch- flogen werden*

Frdirt rnun nämlich einen kräftigen 8trom ich be- nutzte den Sti-om einer Dyuumoma^chine von ungefähr 12 Atnji^re durch Blechi*latt4?u von nicht zu grosser Breite, «0 erhält nmii beim Bestäuben mit ganz feinem Eisenpulver ^liniatura nmrtis^ selu" »schöne Potentiallinien.

Die Breite der P[att<*n darf nicht zu erheblich sein, da mwst die 8tronn'?Klichtigkeit , die hier nicht gleichgültig ist, an *dn/^hien Stellen eine zu geringe wird* Auch die Be- schaä'euhcit rles EiseujMilvers i-^t für »luis tielingen di»^ Ver- fMtcbes von Bedeutung* dautielbe soll ein wenig magnetisch )*ein, aber ja nicht zu »tjirk, weil cjü »ich sonst nicht gleich- Rirmig aufstreuen liVsst- und unabhängig vom Stn>nie Zu- i*jUiimenbanungen zeigt, DcHgleiclien i«t die Oberflächen- lM3i«ebuir«*nheit der Platt45n nicht ohne Einfluß; weder ganz blank [lobrt^ ut»ch «chmut^igc UlierHächen sind geeignet, da- Igäffsn gtflingen mir die Figmvn sA\x gut, wenn icli .sie

Vi Proc. Hoy. Öoc. KXX. 1881. B. 436 ti;

458 Sitzung der matK-phya. Classe vom 1. December 1883,

zuerst auf ganz blanker Fläche herstelle, alsdann die zuerst erhaltenen undeutlichen auf ein mit Kautschucklösung be- strichenes Papier abdrucke und dann nach flüchtiger Reini- gung mit Weingeist die Platte abermals zu dem Verauche benutze. Es scheint, dass bei diesem Verfahren gerade noch eine Spur eines klebrigen Ueberzuges zurückbleibt, der als- dann das Gelingen des Versuches ausserordentlich begünstigt.

Endlich muss man auch darauf acht haben, dat» die Platten nur lose auf einer Unterlage aufliegen, also etwa auf losen Papierbäuschchen oder auf Stücken von Kautschuk- schläuchen, damit sie sich leicht in ganz leise Erzitterungen versetzen lassen.

Bestreut man nun die Platten, während der Strom hin- durchgeht, in der bekannten Weise sehr fein mit Eisen- pulver und führt man alsdann mit einem leichten Holzklötz- chen kurze Schläge gegen dieselben, am Besten- gegen die Klemmschrauben, welche den Strom zuführen, so ordnen sich die Elisentheilchen zu feinen Streifen an, die nach dem Oerstedt'schen Gesetze senkrecht auf den Stromlinien stehen und mithin Linien gleichen Potentiale« sind.

Stellt man nun solche Platten her, die aus verschiedenen Metallen zusammengesetzt .sind . so erleiden diese Linien an der Grenzlinie beider Metalle eine Brechung, die man alsdann mit einem Blicke ül>ersehen kann.

Ich habe mir zu dem Zwecke Platten verfertigen lassen, die aus Kupfer und Zink, beziehungsweise aus Kupfer und Neusilber zusammengesetzt .sind. Die Platten bilden Recht- ecke von 12 cm Länge und i cm Breite. Dalm ging bei zweien die Trennungslinie beider Metalle schief durch die Mitte, .so da.^ die Seitenkanten unter 45 ^ geschnitten worden, l)ei den übrigen Platten waren Kreise von 3 cm Durchmesser aus der Mitte herau.sgedreht und dafür solche von dem an- deren Metalle durch Erwärmen des umschliessenden genan eingepasst.

W. r. Beioid : Versuche Über Brechung v. Sir&ui- h, KraßUnien etc, 459

In allen Kallen erfolp^ die Brechung iler Pütential* linii*n in der \tm der Tbeorie j<efijrdert4?ii Weise und ist be- .-^londerK der Verlieh mit der Neusilber- Kupferplatte mit Hchiefer Trennungslinie ausserordentlich .nehhigend.

Bi*i jenen Platten , in deren Mitte :?ieh der Kreis auh dem schlechten leitenden Metalle befindet, also Zink oder Neusilber in Kupfer , kommen dif* PotentialHnien auf die-ien Kreiiien nicht sehr ileutlich i\\ Stunde , du eben der jjfr»*»Hste TbeQ des Stromes dnrch (iim nm»ehliesriende Kupfer geht, und dt^ssshalb die Stromesdichtigkeit auf den einj^eschlos^euen Platten eine äu geringe wird, um ru»ch kräftig auf die Eisen- iheilchen vrirken zn können.

Seibstvenitaudlich niflssen auch bei einem stationären Wrirmestriirue die Htrouilinien eine ähnliehe Brechung er- leiden und hoöe ich auch, dies nach Art des Senarmont'- sM^hen Versuches an^ baulich machen zn können. Die hierauf bezüglichen Experiment-e sind jedDch noch nicht weit genug gediehen, um ihrer jetxt schon weiter Erwähnung zu thun.

Filr galvanische Ströme ist der experimentelle Beweis der von der Theorie geforderten Brechung, wie bemerkt, be- reit** dun^h andere geliefert, worden uml krinnen die hier mit- getheÜten Versuche höchstens wegen ihrer grösseren Einfach- heit und Anschaulichkeit Interesse beanspruchen. FürWärme- iftrume ergiebt sich die Brecliung aU miuiittelbare Folgerung einer in ihren (trundlageu durchaus tVstbegrundeten Theorie, w da« ein experimenteller Beweis kaum nothwendig er- !$chcint.

(lanx anders verhült j*ich dies mit der Bre- ehung der elektri 'ic hen Kraftlinien an der Qrenscfläche zweier Dielektrica.

Da insbesondere nach den Untersuchungen Maxweir?^

^Vertheilung von galvanischen oder Wärmeströnien auch »Iche elektrischer Kraftlinien entspricht, und da die Fofinelo, welche diese Vertheilungen darstellen, genau die

4H0 Sitzung der mathrphy«. doMe rom i. Decemher 1SS3.

nämlichen »ind, soferne man nar anstatt der Conätanien, welche da8 galvanüche Leitangif^yerniögen oder die Wärme- leistnngsfahigkeit ausdrücken , die Dielektricitätäconstanten einsetzt, so ergiebt sich von i^Ibst. da^s auch die elektrischen Kraftlinien an der Grenzflache zweier Dielektrica eine Bre- chung erleiden mössen.

Der erste, der auf diese Folgerung aufmerksam gemacht hat, war meines Wissens Mascart, in dessen mit Joabert herausg^ebenem Werke*) ich diesen Satz übrigens erst be- merkte, nachdem ich ihn ebenfalls selbständig aus MaxwelPs Formeln abgeleitet hatte.

Das Brechungsgesetz muss dasselbe sein , wie bei den Stromlinien so zwar, diiss beim Uebergange von Luft, in ein anderes Delektricum die Brechung vom Einfallslothe weg stattfinden nmss.

Bei dem Dunkel, welches noch immer über dem Wesen der Dielektrica schwebt, schien mir ein experimenteller Be- weis dieses Satzes besondere Bedeutung zu besitzen.

Ich bediente mich zu dem Zwecke eines Hilfemittels, da-^ ich schon vor tlahren angewendet habe, um mir über diMi Verlauf elektrischer Kraftlinien durch den Versuch Auf- schluss zu verschaffen:

Eine kleine Schellacknadel von 4 cm Länge trä^t au beiden Enden (»in Kügelchen aus Hollundennark. Sie hängt an eincMii Coconfiwlen und wird durch einen in der Mitte angeH4»tzten senkrecht herabhängenden Flügel aus Schellack in horizontaler Lage erhalten. Der Flügel Umcht in ein Gefilss mit Flüssigkeit und dient dadurch als Dämpfer.

Wird nun die eine Hollundennjirkkugel iKisitiv, die andere negativ geladen , so muss sich das System ebenso in die Richtung der Horizontalcomponente der elektrischen 6e-

1 ) MuMcart et Joubort Lovodh nur ri^le(*tricit<> et le Magnetinae. Tome I. p. 115.

W, r . 3ffcid : VefHHch r üh f r Breckn hff ir . Strom- u KraftUnirn ftr. 461

Aunnttlcraft atelleu , wie eine Magnetniulel iu jene der mag* noliKtheiL Diese Richtung kann man durcli Kinvisiren an- tiäheningHweise bep^tiranien.

Vm nun mit HrUfe dieses Instriunentcliena die Brechung nachxuwcisen» verfuhr ich folgeiHlenna-si^en :

Auf die BwJen fläche eines Hülzkistchenn von 22,5 cm tilingc% 7 crii Breit+' und 10 cm Höhe im Lichten wurde eine Spiegelghispiatt4» gelegt. Hierauf wurde eine Messiugkugel ¥on 2 cm Durchmesser , die -<ich am p]ude einer verticalen Hessing^tange hefaml; mit Hiilfe eines Stjitives von oben her in das Kistchen hiueintf ehalten. Hiehei war der Mittelpunkt der Kugel vnn der ^iljkstiiLche 5 cm eutfernt und befand .sich gerade oberhalb des Mittelpunktes dieser Fläche,

Nachdem alles so vorbereitet war, wurde die Form mit l'aniffin aui<geg(i:i*icn und auf diese Weise ein parallelepipe- discber Klotz erhalten, in dessen rnnerem sich die Me^ssiug- kugel befand.

Dieser Klok wurde nun auf piu^sende StHtzen so auf- gelegt, dasfl die vou der Spiegelplatt»? abgem^mmeue ebene KUiche vertiml stund , während die Mesgingstange in hori- 3w.»ut4iler Hichtung hervorragte und auch <lie langen Kanten des Farallelejupedons sich in horizontaler Lage befanden.

Der verticalen FUlche gegenüber und in gleicher Hohe mit der Kugel wurde nun diw Schellack nildelchen angebracht und hierauf die Kugel vennittel'^t der hervorragenden Mes- fUBgetange geladen.

Dil? Theorie verlangt, nun, ila^ die Kraftlinien in der durch <!cn Mittelpunkt der Kugel geheuden Ebene Gerade «eien, die nach einem hinter der Kugel gelegenen Punkte canrrrgiren. Dies gilt jedoch nur strenge, wenn die bre- cbeodc Ebene unendlich gross ist, bei der hier getroffenen Anordnung nur mit einer gewisse» Annäherung* Dabei orcii^Kle in dem eben angenommenen idealen Falle der Punkt, iiaeb welchem die Kraillinieu in der Luft convergiren von

462 SiUmmg der m^h.'pkff. OoMe vom 1. Dtcemher jaS3.

der brechenden Fliehe um K - d abstehen« wenn d die Ent- fernung des Mittelpunktes der Messingkogel Ton dieser Flache and K die DielektricitätsconisüiGte des Paraiffins ist. Nimmt man diese rund zu 2.3 an. so mfisste demnach das Schellack- nadelchen stetr nach einem Punkte hinweisen, der om 1 1,5 cm Ton der vorderen Fläche entfernt ist.

Die Versuche entsprachen im Allgemeinen diewo Vor* auasetzungen: wie weit sich die Genauigkeit derselben treiben laset und ob es etwa möglich sein wird, hieraus die Dielek- tricitatsconstanten einigermassen sicher zu bestimmen, dies mosB sich erst bei weiterer Verfolgung derselben zeigen.

Jedenfalls darf die Brechung der elektri- schen Kraftlinien an der Grenzfläche Ton Luft und Paraffin wenigstens qualitativ als bewiesen betrachtet werden.

Mascart beschreibt in seinem älteren Worke Traite d*Electncite statique') einen Versuch. d«i man anch ab hieher gehörig betrachten kann. Er nennt ihn r^&action de Tetincelle. Ich hatte ihn mit kleinen Modificationen eben- fall« bereits ange^Ut. bin jedoch dabei zu einem anderen Resultate gelangt als Mascart.

Eh handelt sich bei diesem Versuche um das Ueber- iipringen eines Funkens zwischen zwei Kugeln . von deoes sich die eine in der Luft, die andere in einem Geiniaiche von < Hiveuul und Teryientinöl befindet und die so gestellt werden, das8 die Verbindnnj^linie beider Kugelcentren die Oberfläche des (Jele? nicht senkrecht schneidet.

Herr Mascart giebt an . dsasn l»ei dieser Anordnimg der Ftmke von der unteren Kugel fast senkrecht nach der <^)>erfläche hin strel)e. dort eine Knickung erfahre und dann beinahe horiz<intal der oberen Kugel sich zuwende. Er f&gt hinzu, dieser Vorgang erinnert an die Brechung des Lichtes.

1; p. 112.

\', tr. Bexdld : Ven «t'Ar ühtr Brechu ng v . St ram- ti . Kt'aftlin i> n de, 463

^llrcli» m sich jedoch thiitsachh'eh immer S4i verhalten, wie bier anj(epeJieu , m% wiird«! der Verbuch in direct<?iTi Widt*r- ache stehen mit der von der Theorie ^efurderten Bre- iiitiij der KniOJitiieri an der <Trenze voti Luft tind Oel. )ie'W Breehiiii>< luiis^ oatiilich im ()el von tlem KintalUlothe kinweg erfnlj/en, iler Funke mtiÄS sieh dem nach in der Luft er Vertit'iilen mehr nähern nU im (^>ele, voniu^pesetzt, dass Frinke den Kraftlinien tbl^. eine Voraussetzmig , die Gewiss mir mit Besidininknug /ulJi^i^ ist.

Tbiitsüehlich bin ich auch in einem anderen Kesultate trkommen , glaube jedoch , da:*« der W i d e r k p r u c h nur M II scheinbarer ist und eintaefi tm imen,

Oabei Iwdiente ich mich jetioeh eine* etwas anderen Lpparuteri aU Herr Mascari. Wf»diirüh der Veriiuch etwa« ein«»r werden dfirtte.

Von einer weiten Flasche wurde der Boden abgesprengt, Tubulns mit einem durch^Mihrten Korke verschlossen SDfl durch die Bohrung eine Messingstange hindurch geste<*kt., lie an der einen Seite in eine Messingkugel endigte.

Der Apimrat wurde nun mit dem Tuhulü.s nach uhwärh*

^nf einen Üreifuss gentellt, so da^.s das Uanze aussah, wie

r nthnmlich geformter Trichter, in den v(m nuten eine

A tauge hineinragte^ die an ihrem oberen Knde eine

[ugel trug.

Nun wurde Olivenrd eingegn?i?»en, so dass die Kugel mit

irem obersten Punkte etwa 1 bis 2 cm unter der Ober-

lach^, des <Jele.s (d«*ni kein Terpentinöl l>eigemi8cht war) lag.

f)berhalb der Fläche, aber etwas .seitlich von der verticalen

litt4dlinie betand ^ich die andere Kugel. I>ie beiden Kugeln

rurden luin mit den Zulertern eines l{iilimkorff\scheu Induc-

ion^upparatefi Terbunden, dessen Hnterbrecher ich jedoch

bicht >«ntlbi<tiiudig arbeitet] lie>:s , stmdern nur mit der Hiitid

Bewegung tjct/ie , nm einzelne Funken hervorbringen äu

ki^nnru.

18»^-

ron*

S««

itnfl

yotiVe»;

&\e

e

i\cVv

Aetv

^a\t^««^ -A^ «\^e ^1

,,erA«- ;; OeXeH er^^^^^.ere ^J«^,;.^ .cb^^,,, ».^ ^

^ PttVtc«:^^ Obet«^^ \C«««^ •" -oVv Act» ^ ^o^a|P^• «*V.e*- ^^V '^^^'Tt o^>«n"S ^*^^'. U *«^' itt^*

Weftev*

ve»^« .

W'ett^

beiV;«^'

teA»c'

;\it,

\tv

at>«r^^

.\be»

et

Acta

vf*

e^^«^.\ Aet

y-e>»'

Äe^^^^l^ . s\cb «^^tl,b«TV«

Aet

A«->r

Ötec

(l\V

•^«"S»*^;^**

V.t\^^«^*. l««u«te^ ^._;; _^^,v>^.e «v^^^ ,,^ .rM

VW »i*^

iV.v*'

A\e

ft\>*

\\VAA^

Mi>^f-^'

Kl.

\A''

AcW

\\nA '•

s\uA A^« '

^- ^^

VLtaV

fF. r. Bezold: Versuche Über Brechung r. Strom- u. Kraftlinien etc. 465

lern einzigen Falle Gerade, wenn man es mit einem einzigen Craftcentruni, d. h. mit einem geladenen Punkte oder einer geladenen Kugel zu thun hat und wenn die Brechung an iner (unendlich groasen) ebenen Fläche erfolgt. In allen inderen Fällen sind die Kraftlinien im Allgemeinen krumme jinien.

Ueberdies können die elektrischen Kraftlinien niemals ü einem Punkte convergiren, der nicht selbst eine elektrische jadung besitzt.

Die einzige Analogie, welche zwischen dioptrischen Sy- temen und ähnlich gebauten, aus Dielektriken hergestellten, orhanden ist , besteht darin , dass in solchen Systemen die Jektrische Scheidungskraft, d. h. die Kraft, welche auf die ilinheit positiver Elektricität, die man sich in dem Punkte oncentrirt denkt, ausgeübt wurde, an einzelnen Punkten ein Maximum oder Minimum wird. Bei Strömen hingegen ist es lie Stromdichtigkeit, welche in solchen Systemen von Leitern in einzelnen Punkten ein Maximum oder Minimum werden cann.

Eine weitere Verfolgung dieses Gedankens möchte ich edoch lieber einem Mathematiker von Fach überlassen.

Der Wunsch, über den Verlauf der Kraftlinien nach irechung an sphärischen oder Cylinderflächen wenigstens im \llgemeinen Vorstellungen zu erhalten, war eben für mich lie Veranlassung, die Eingangs beschriebenen Versuche mit len Platten anzustellen, welche im Innern mit Kreisscheiben lus anderem Materiale versehen waren. Die so erhaltenen Stromlinien entsprachen dem in Cylinderu durch Brechung mftretenden Strom- oder Kraftlinien.

466 Sitzung der maih.-phffs. CUme vom I. Ikeewk» IfiSflL

Herr C. Kupffer 8prach:

^Ueber den , Axencylinder'' markhaltigl^ - Nervenfasern.*

(Mit 1 Tafel.) :^

Die von Max Schulfcze eingehend begründete, ah« auf den heutigen Tag nicht zu allgemeiiier Am gediehene Lehre vom fibrillaren Baue dea Axencylindn durch die EinfQhrung der Osmimniräure in die Technik wesentliche Förderung erfahren. Wer eine ftbriUlra fung des Axencylinders demonstriren will, greift widil zur Chromsäurelösung von 1 : 2000, als su jenem Mittel

Ernst Fleischl ist sogar bei Anwendung dahin geführt worden, die Existenz von Fibrillen i haltigen Nerven ganz zu leugnen.

FleischP) ist wohl der Erste, der den eines mit Osmiumsäure behandelten Nerven abbildele. Bild, nach einem Präparate vom Ischiadicns des entworfen, zeigt eine Mosaik schmaler schwarzer Ringe, grosse helle Kreisflächen einschliessen. Ein XreaefSaM wie man ihn am Chromsäurepraparaten wahrnimmt, iai & diesen hellen Flächen nicht zu sehen. Die Nerven derart erhärtet worden, dass sie 24 48 Standen in Osmiumsäurelösung von 1 : 1000 gelegen hatten. An

1) Festgabe au Carl Ludwig. Leipzig 1874. S. 51 Tttt VI F^

1

■€, Kupifer: U^er tkn „Äxenc^Under*^ markhaltiger Kervenftuern. 4 67

artigeu Querschnitten, die nachträglich mit Carmin imbibirt wurden , i^nh Fleisch! das ganze van dem schwanseu Mark- ringt* eingerahmte Feld sieh gleich massig rosaroth färben. Mit solchen Präparaten verglich er diejenigen , die Chrom* süure und Alcohol als Erhärtnngsmittel markhaltiger Fasern liefern, wobei die Chromsäure den Axencylinder schmal, un- ( regelmässig gestaltet und auf dem Längs;*chnitt mit Zacken I bttietzt /^igt, während durch Alcohol häutig, wenn auch t nicht immer, ein breiter, im Längsschnitt regelmässig band- förmiger, sich gleichmässig tingirender Cylin*ler sichtbar wird. Am diejifem verschiedenen Verhalten ^chlass Fleisch! , dass der Axencylinder ans einer Substanz bestehen müsse, die von der der übrigen Formelemente des Körpers verschie<leu sei, denn wp<ler das Protopla^^^ma, noch die leimgebendeu Gewebe, noch die Epithelialgebilde zeigten auch nur aimähernd ein [ähnUcbes Verhalten gegen jene Keagentien. Vor Allem^ l|nt Fleisch I , sei l^emerkenswerth , dass kein einziges der ^en Funnelemente , wenn man es nicht geradezu ver- Ititicknett lanse, solchen Schwankimgen seiner Dicke unter- worfen sei, je nach der ihm zu Theil gewordenen Behand- [lunK. Darnach sei die Annahme die nächstliegende, daas [der Axencylinder der lebenden Fiiser eine Flüssigkeit sei, [und Ewar ein je nach den Umständen in verschiedene For- nir*n gerinuemleH Plasma, Deu \hA Anwendung stark ver- [dümitiT Cliromsäureli'isuugen tibrillär erscheinenden Axen- cylinder vergleicht Fleischl mit der fahrigen Struktur einer liifch (ierinnung euist^mderien Fibriuschnür.

({4mvier*) zeichnet den Querschnitt des Ischiadieius vom Hunde nach Behandlung mit ü^minmsäure von 1 ; 100 und tmchträglicher Erhärtung in Alcohol ganz ähnlich, lässt aber ie von dem einfachen oder dop]>elten sehwanfien Markringe

H Hauviefa TechiiiHclu« Lehrb. Ueutsche L oberact^utif;, 8- ü91. [t8S$. iUlL-tihy«. CL 31 U

468 Sitzung der maih.'phya. Classe vom 1. Decemher 1883.

umfasste Axensubstanz fein punktirt sein, ohne indessen, weder in den Le^ons sur Thistiologie du Systeme nerveux, noch in dem Capitel des technischen Lehrbuches, das von den mark- haltigen Nervenfasern handelt, den Axencylinder fibrillar zu schildern ; er spricht von demselben im Allgemeinen als von einem homogenen Stabe. Indessen geht aus der Einleitung^) zur Besprechung des Nervensystems hervor, dass er, den Argumenten Max Schultzens sich anschliessend, dem Axen- cylinder doch eine fibnlläre Zusammensetzung zuschreibt und das homogene Aussehen daher leitet, dass die Fibrillen ein- ander sehr genau und enge anliegen, oder dass zwischen ihnen eine das Licht gleich stark brechende Eittsubstanz existirt. Die leicht punktirte Substanz, die an gelungenoi Osmiumsäurepräparaten auf dem Querschnitte den ganzen intravaginalen Axenraum der Fasern einnimmt, sieht Ranvier') als den in normalen Dimensionen sich darstellenden Axen- cylinder an, der also der ganzen Breite des innerhalb der Markscheide gelegenen hellen Axentheils lebender intakter Nervenfasern korrespondiren würde. Zeige sich nach irgend welcher Behandlung ein dem Kaliber nach reducirter Axen- cylinder und zwischen diesem und der Markscheide ein peri- axialer Kaum , so sei dieser Raum als durch Schrumpfung des Axencylinders anzusehen, mithin ein Artefact.

Jedenfalls also findet Ranvier an den Osmiumsäurepra- paraten markhaltiger Nervenfasern keine neuen Anhalts- punkte zur Begründung einer fibrillären Structur des Axen- cylinders.

Hans Schultze, ein Schüler Flemmings, giebt an, daas er l)ei Anwendung von Osmiumsäurelösungen vcm mehr als 0,5 "/o regelmässig Schrumpf bilder des Axencylinders ange- troffen haben. Die besten Resultate erhielt er durch L5-

1) Technisches Lehrb. S. 663—664.

2) Daselbst 8. 702.

(\ Knpfftr: Uther den^ÄJHiPictfUnder^ markhaUiger Nervcnftiitern, 'tÖO

tstmgen vou (M—O/j "/o und koiiDte dann häufig durrh die Marbicbeide hindurcb eine deutliche Längsstreifung am Axeu- eylinder wahrnehmen, die sich durch die ganze Dicke des- selben erstreckte. Er zeichnet Nervenfasern aus den 8pinal- nerveiiwurzeln und dem traetns olfactorius von Gadus Iota, die «m Hissende den Axency linder pinselartig in Pil>rillen auseinanderweiehend zeigen. Diese Objecte waren 8 Tage lang in einer Lösung von 1 : .>()0 aufgehoben gewesen,*)

Ich habe, seitdem ich Histiologie leise, die Ansicht ver- treten » däÄS parallel gelagerte Fibrillen den Axencjlinder zuäsimmeaset/.en, aber dabei unentschieden gelassen, ob zv^i- sehen denselben und der Markscheide sich ein periaxialer Kaum (Klebn)*) finde, oder nicht und ob dem Axencjlinder ein« be?«(>ndere Scheide zukomme. Da-^ Bedürfnis.^. fHr die Demonstration der Fibrillen in den Vorlesungen Duuerprä- panite zu erlangen ^ veranlasste mich in letzter Zeit, dünne Nervenstilmme nach der Osmiumsäurebehandbmg in toto färben und in (|uer- und Lüngsachnitte zerlegen zu lassen. Biuer meiner Schüler, Herr Adolph Maley, unterzog sich dieser Aufgabe und wird die Ile^ultate, zu denen er gelangte, demnächst in seiner Dis^sert^ition darlegen. Die Mittheilungen, die ich hier gebe, stützen sich auf Präparate, die der Ge- nannte angefertigt hat.

Wurde der Ischiadicus vtm Fröschen oder kleinen Säuge- thieren auf die Dauer von 20 —24 Stunden in O^smiumsäure- l^Aung von 1 : lOÜ gelegt, so ergal>en die (Juer^jchnitte ein sehr wediselndes Kaliber des Axency linders ; in dem einen Falle mute eine unbestimmt punktirte Masse den ganzen Axen- ramn nub, in andern Fallen umschloss ein breiter periaxiuler Itaurn einen »chmäcb tigeren Faden. Der innere Contour der Markneheide blieb aber gteta intakt und regelmässig. Das

~ !) Arch, f. Anat. u, Kntwicklungugesch, 1878. S. 278. Tut X. 13. 14. 2) Virehow Arcb. Bl. XXXL

»*

1883- '"^'^S^^vX- VteV^^«^« ^^^^.vreu *- ^^^^en ^«^^

au

\^

^VeA^c.

(l Kupfftr: (Jeher den „Axencylindrr** markhaUiff er Nennen faserji. 471

NiM^h .flehen j^ehmgenen Präparaten vt>ni Lsehiadicus mnes Fmsches, die im liii*sigi*n Institute aufgehoben werden, iidd die beiden Zeichnungen auf bin folgender Tafel bei der i'onibination von Zeiss homog. Immers, */*** ^^- ^^ ^^^J An- wendung des Abbe 'sehen Belenchtungsapparate.s entworfen worden. Der Zeichner hat die Fibrillen in Qner- und Längs- schnitt, eher 7m dick als zu fein angelegt*

Wie man in Fig. A sieht, verhalten sich nicht alle Querschnitte durchweg gleich. An vielen derselben und be- mmders an den breitem, sind die gefärbten Pünktchen ganx glei^ ' ' '■! durch den ganzen Raum vertheilt und vnn glei* »sge; an einigen sind die Pünktchen etwas gr5f>er

►ber doch unter sich gleich, an andern sind sie in der Mitte raumes dichter augeordnet und fehlen gegen die eide hin uml endlich sieht man i-^uert^ehnitte mit grt^s^rn roth gefärbten Partikeln in hellem Kaume und relativ fi]mrlichen feinen Punkten* Dabei ist es sehr wohl ' '' r, daiw bei dem Entfernen de^ Paraffins von den u durch ein Paar Tropfen Benzin oder Xylol die ^rinaßigen Stücke der Fibrillen zum Theil fortgeschwemmt wurden*

Als maasgebend för die Beurtheihing der Anordnung im Leben sehe ich nur diejenigen Quei-schnitte an, bei denen mch ejjie ganz gl eich massige Yertheilung gleich g r o s H e r Pünktchen im Axenraume findet. Diese J^ u n k t c haben einen g e r i n g e r n D u r c h m e j^ 8 e r , Ifl derAbütand derselben von einander beträgt. 6i*" sAml m scharf ausgeprägt, das» man sie fast zählen k<'Vrmte und ich habe auch, wenigstens annähernd, Zählungen Tensucht, wol^i an breiten Fasern die Zahl 100 überschritten vnirde.

NfM*h iiihtruktiver nach manchen Seiten hin sind Liings- Bcbnilie* Fig. B stallt einen Tbeil eines solchen Schnittes

JlSunächift erweisen dieüe Hchnitt&f da^ss die Pünktchen an

472 Sitzung der math.-phys, Classe vom 1, December 1883,

den Querschnitten in der That longitndinal verlaufenden Fi- brillen entsprechen und nicht etwa den Kömchen einer Zwischensubstanz; femer ergiebt sich, dass die Fibrillen in ihrem Verlaufe gleichmässige Dicke bewahren, keine Knöt- chen zeigen , dass überhaupt jede Gliederung fehlt , auf die etwa die Querbänder der Frommann'schen Silberbilder*) be- zogen werden könnten. Die Lehre der «nenrous elements* Ton H. D. Schmidt') findet an diesen Präparaten keine Stütze.

Wie an den queren, so sieht man auch an den Längs- schnitten manche Faser, an welcher sich die Fibrillen gegen die Axe näher zusammendrängen, so dass zunächst der Mark- scheide eine schmale fibrillenfreie Zone sich zeig^; an den meisten Fasern aber ist die Vertheilung eine gleichmassige.

An keinem einzigen dieser Schnitte hat sich auch nur eine Spur eines Gebildes gezeigt, das als „Axencylinderscheide* aufgefasst werden könnte.

Diese Präparate sprechen meiner Meinung nach unwider- leglich für die Präexistenz der Fibrillen im gesammten Ver- laufe der Nervenfaser. Die gleiche Dicke, die regelmässige Vertheilung im Axenraume nimmt den Gegnern dieser An- schauung wohl jeden Boden für den Einwand, dass post- mortale Fadengerinuungen in einem flflssigen Medium oder Faltungen an der Oberfläche eines homogenen weichen Cy- liuders die Streifung bedingten.

Die Fibrillen bilden aber nur einen Bestandtheil des Axenraunies und der Abstand derselben von einander ist, nach den (^lerschnitten zu urtheilen, beträchtlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Welcher Art ist die Suljstanz, in der die Fibrillen suspendirt sindV

Bei dieser Frage möchte ich mich insoweit den An-

1) Zur SilbertTirhunff des Axcncylinderrt. Virch. Arch. Bd. XXXI.

2) Monthlv iiiicrow. Joum. T. XII. 1S74.

C. Kupiftf ; Ueber den ^Axencfflitider* mnrkhnUi<fer NarenfaficnK 47-*^

sichten Flelschrs und Klebs' anschneiden, dass ich als zweiten Btfs^tjindtheil des Axenraume.s, vielleicht alt* den d»^ni Vidnmen nach betmchtüchern , eine eiweisshaltige gerinnungsfähige FifKssigkeit iLiinehme.

Dieser Annahme steht nichts im Wege und alle Er- liicheioungen, ans denen nnin bald auf einen fest weichen, bald auf emen flüa^en Zustand des „Axencyiinders*, d. h. des geßammten Inhaltes des innerhalb der Markscheide gelegenen Axenraunies geschlossen hat, erklären sich zwanglos tuw der- üK^lbrti, Ob eine spontane Gerinnbarkeit aufzustellen wäre, lasse ich auf sich beruhen , es scheint mir kein zwingender lirtind dafür vorzuliegen. Wohl aber wäre eine gallertige Ge- rinnung l)eini Ansäuern, z. B. bei der Anwendung stark ver- dünnter Cbromsäure und Osmiumsäure anzunehmen, da man namentlich nach kurzer Einwirkung der erstem Sahire und des bichromsauren Ammoniak einen glasartigen Axencylioder streckenweise isoliren kann. Keser Kuchen würde alle Fi- ' brillen zunächst locker umschliessen und beim Fortwirken der die Gerinnung bedingenden Ursache sich unter Ausschei- dung von Wasser venJiehten und die Fibrillen zu einem kompakten Strange zusammenziehen, zu dem schmächtigen festen ^ Äxencylinder,

('lirrunsäure und bichromsaures Ammoniak bedingen ja anch gallertige und später festere, fadenförmige Gerinnungen im Schafwassf^r des intakt gebliebenen Amniossackes , im Atrulkanal und den Hirnventrikeln.

5proc4?ntige i^alpet^rsäiu-e , die man zu rasch isolirten ffbiebfm Nervenfasern unter dem Deckglase zufliessen läast, I ^ebt im Axenraume einen fein flockigen Niederschlag, ohne [in den ersten Minuten die Markscheide merklich zu verändern. [DteAe kleinen Flocken kann man durch Druck auf das Deck- glas hin imd her bewegen, zum Beweise dafür, dass sie sich [niclii in einer zäh gallertigen Masse befinden.

V^on vorne herein wird anzunehmen sein, daas die Fi-

474 Sitzung der mathrfhys, Clasne vom 1. December 1883.

brillen markhaltiger Nerven in demselben Medium sich be- finden, wie diejenigen markloser Fasern und dass letztere viel Flüssigkeit enthalten, dafür spricht eine Erscheinung, auf die der scharf blickende Remak^) bereits aufmerksam ge- macht hat und die Jeder wird bestätigen können, der am frischen Leichnam graue Nerven präparirt hat, ich meine das rasche Zusammensinken derselben, besonders der feinem, nach dem Freilegen ; in kürzester Zeit verlieren sie die Hälfte und mehr ihres Kalibers, was doch wohl nur durch Waaeer- verlust erklärt werden kann.

Hans Schnitze *) nimmt für das Medium , in dem sich die Fibrillen der Nerven wirbelloser Thiere (Gasteropoden, Elatobranchier, Würmer) befinden, eine «zähflüssige*' Consi- stenz an, durch Reagentien soll dieselbe zu den interfibcil- lären Körnern gerinnen. Ich finde in der ganzen Abhand- lung keinen stichhaltigen Grund, weshalb dieses Medium nicht als Senim aufgefasst werden könnte, was doch das näher liegende wäre. Auf mich haben die Nerven von Blatta Orientalis') den Eindruck gemacht, dass die innerhalb der lockeni , leicht kollabirenden Scheide befindliche Substanz flüssig sei.

Aber ob nun diese Masse leicht oder zähflüssig ist, so kann von einem Axencylinder im bisherigen Sinne füglich nicht mehr die Rede sein. Eis konnte der Ausdruck auch von Seiten derjenigen , die für eine fibrilläre Struktur ein- traten, so lange noch beibehalten werden, als man sich die Fibrillen enge verkittet dachte. Wenn sich aber zeigt, dass der Abstand derselben von einander ein relativ beträchtlicher ist und wenn dann weiterhin es mindestens näher liegt, an ein gerinnungsfähiges Serum, als an einen zähen Kitt zu

1) NpiirologiHche Erläuterungen. Müll. Arch. 1844. S. 464.

2) Anh. f. microsc. Anat. Bd. XVI. S. 107.

3) Fentgabe an Carl Ludwig. 8. 74.

r. Knpffer: üeher den ^Areneylinder^ nmrkhaltiger Nerven ftuern. 47.)

denken, so entspricht jener Ausdruck nicht mehr den Ver- hältnissen.

Der Axenraum enthält die Nervenfibrillen, die locker im Nervenserum flottiren. Ein irgend kompakter » Axencylinder** ist ein Artefact.

Wie sich die Fibrillen zu einander an den Einschnü- rungen verhalten, vermag ich zur Zeit noch nicht zu sagen. Die mir vorliegenden Längsschnitte enthalten keine frei vor- li^^nde Schnittfläche durch einen Schnürring. Nach einigen Bildern aber möchte es scheinen, als ob die Fibrillen da sich nicht näher zusammen drängen, als im übrigen Verlaufe der Faser.

Dass eine membranose Abgrenzung zwischen Markscheide und Axenraum vorhanden ist, bezweifle ich durchaus nicht. Allein sie erscheint an unsem Präparaten nicht isolirt von der Markscheide, sie müsste der letztern zugerechnet werden und nicht dem ^^Axencylinder*'.

Erklirong der Tafel.

Die Abbildungen sind bei der Combination von Zeiss hoiiiog. rinmers. Vis, Oc. 3 gezeichnet.

R Tji h 'H i ^^^^ ^^^" Ischiadicus eines Frosches.

476 Einsendungen von Druckschriften,

Verzeichniss der eingelaufenen Bfichergesehenke.

I.

(▼om Mai bis Juli.) Von der K. Akademie der Wissenschaften in Berlin: C. H. J. Jacobi'8 Werke. Bd. I. H. 1881-1882. 4«.

Von der deutschen chemischen Gesellschaft in Berlin: !5. Jahrgang Nr. 19. 1882. 8«.

Von der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin: ZeitHchrift. Bd. XXXV. 1883. 8«.

Von der medicinischen Gesellschaft in Berlin: Vorhandlungen. Bd. 13. 1883. 8».

Vom naturwissenschaftlichen Verein in Bremen: Abhandlungen. Bd. 8. 1883. 8».

Von der Bedakiion der Chemiker' Zeitung in Cöthen: Chomiker-Zeitung. Jahrgang 1883. 1883. Fol.

Von der Socicte d^histoire naturelle in Cölmar: Hulletin. 22 et 23 annöes (1881 et 1882). 1883. 8».

Von der naturforschenden Gesellschaft in Dornig:

lila Flora den Bernsteins und ihre Beziehungen zur Flora der Tnrtilirformation und der Gegenwart. Bd. I. 1888. 4®.

Einsendungen wm Drucksekriften, 477

Von der naturforschenden Gesdlschaft in Emden: 67. Jahresbericht 1881/82. 1883. 8^

Vom fhysikdlischen Verein in Frankfurt a\M,: Jahresbericht für die Jahre 1881/82. 1883. %^.

Von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt ajM.

Abhandlangen. Bd. Xin. 1883. 4<>. Bericht 1881-1882. 1882. 8».

Vom Verein für Naturkunde in Fulda: VIT. Bericht. 1883. 8«.

Vom naiuru^issenschaftlichen Verein von Neu-Vorpommern und Bügen in Greifswald:

Mittheilungen. Bd. XIV. Berlin 1883. 80.

Von der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Natur- kunde in Hanau:

Bericht vom Januar 1879 bis 31. Dezember 1882. 1888. 8«.

Vom Verein für Naturkunde in Kassel: 29. u. 30. Bericht vom April 1881 bis April 1883. 1883. 8«.

Von der physikalisch- ökononnschen Gesellschaft in Königsberg:

Schriften. 23. Jahrgang. 1882. Abth. I. II. 1882. 4«. Beiträge zur Naturkunde Preussens. 1868 1882. 4*».

Von der K Uni versitäts- Sternwarte in Königsberg: Astronomische Beobachtungen. Abth. XXXVII. 1882. Fol.

Vom botanischen Verein in Landshut: Flora des Isargebietes von J. Uofmann. 1883. 8^.

478 Einsendungen van Druekschriflen,

Von der astronomischen Gesdlschafl in Leipzig: Vierteljahi-ßschrift. 18. Jahrgang 1883. 1883. 8^

Vom Verein für Erdkunde in Leipzig: Mittheilungen 1882. 1883. S^.

Von der naturforschenden Gesdlschafl in Leipzig: Sitzungsberichte. 9. Jahrgang 1882. 1883. 8*\

Vom Verein für Naturkunde in Offenhach: 22. und 23. Bericht f. d. J. 1880-1882. 1883. 8«.

Vom zoologisch-mineralogischen Verein in Regenshurg: Correspondenz-Blatt. 36. Jahrg. 1882. 8.

Vom botanischen Verein für Thüringen in Sondershausen: Irmischia. Jahrgang III. 1883. 8".

Von der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzlmrg: Sitzungsberichte. Jahrgang 1882. 1882. 8«.

Vom naturforschenden Verein in Brunn:

Verhandlungen. Bd. XX. 1882. S\

Bericht der meteorologischen Commission im J. 1881. 1882. 8^.

Von der ungarischen geologischen Anstalt in Budapest: Földtani Közlöny. Bd. XIII. 1883. 8^

Vom naturwissenschaftlidien Verein für Steiermark in Graz: Hittheilungen. Jahrgang 1882. Heft 19. 1883. 8<>.

Von der K. K. Sternwarte in Prag: Beobachtungen im Jahre 1882. 1883. i^.

Einsendungen von Druekachriften. 479

Von der K K. Gesellschaft der Aerete in Wien: Medicinische Jahrbücher. Jahrgang 1883. 1883. 8^

Von der antropologischen Geseüschafl in Wien: Mittheilnngen. Bd. XUI. 1883. 4».

Von der K, K, geologischen Reichsanstalt in Wien:

Jahrbuch. Jahrgang 1883". Bd. 33. 1883. 8«. Verhandlungen 1883. 1883. 8".

Vom Verein eur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse

in Wien: Schriften. Bd. 23. 1882/83. 1883. S\

Von der K. K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien: Verhandlungen. Jahrgang 1882. Bd. XXXII. 1883. 8^.

Von der SociMe Vaudoise des sciences naturelles in Lausanne: Bulletin. 2. Sörie. Tom. 18. Nr. 88. 1882. 8«.

Von der Societe entomologique de Belgiquc in Brüssel: Annales. Tom. 26. 1882. 8«.

Von der Akademie der Wisscnscliaften in Amsterdam:

VerhandeliDgen. Natuurkunde Deal 22. 1883. 4*». Verslagen en Mededeelingen. Natuurkunde Deel 17. 1882. 8^. Processen Verbaal. Natuurkunde 1881/82. 8®.

Von der Societe Ilollandaise des sciences in Hartem: ArchivesNeerlandaises des sciences exactes. Tom XVIII. 1883. 8^.

Von der Sternwarte in Leiden:

Catalogus van de Bibliotheek der Sterrenwacht te Leiden. Suppl. I. IL s'Gravenhage 1881. 8o.

480 Einsendungen von Druckschriften,

Vom Institut Royal meteordogique des Pays-Bas in Utrecht: Nederlandsch Meteorologisch Jaarboek yoor 1882. 1883. 4".

Vom Editorial Commiäee in Christiania:

Den Norske Nordhavs-Expedition 1876 - 1878. X. Meteorologi af H. Mohn. 1883. Fol.

Von der Naturforscher-Geseüschaft bei der Universität Darfiot:

Archiv für die Naturkunde Liv- Esth- und Kurlands. I. Serie. Bd. IX. 1882. 80.

Vom Jardin Imperial de botanique in St, Petersburg: Acta horti PetropoUtani. Vol. VIIL 1883. 8\

Vom physikalischen Central - Observatorium in St. Petersburg: Annalen. Jahrgang 1881. Theil U. 1882. 4«.

Vom naturforschenden Verein in Riga: Correspondenz-Blatt XXV. 1882. S».

Von der Societe de geographie commerciale in Bordeaux:

Congres national des sociöt<is fran^aises de geographie. 5* Session, Bordeaux September 1882. 1883. 8".

Von der Union geographique du Nord de la ^Vance in Douai: Bulletin 1883. 8».

Von der Societe d'agriculturc in Lyon: Annales 5. Serie tom. 4. anntSe 1881. 1882. 8«.

Von der Sociäe d'afUhropologie in Paris: Bulletins. 3. Serie, tom. 6. 1883. 8«.

Einsendungen von Druckschriften, 481

Van der Societe mathematique de France in Paris: BuUetin. Tom 1-10. 1872/73-1881/82. 1873-1882. 8».

Vom Comite international des poids et tnesures in Paris: Proc^-verbauz des söances de 1882. 1883. 8<>.

Von der ikole polytechnique in Paris: Journal. Cahier 51. 1882. 4<>.

Von der Socieiä Bnliana di scienze naturali in Mailand: Atti Vol. XXIV und XXV. 1881-1882. 8».

Von der Socieiä dei Naturälisti in Modena: Annuario. 8er. IL Anno XV. XVI. 1882—83. 8».

Vo9i der Reale Accademia delle scicme fisichc in Neapel:

Atti. Vol. IX. Napoli 1882. 4«.

Rendiconto. Anno XIX— XXI. Napoli 1881-1883. 4«.

Von der Societä di scienze naturali ed economiche in Palermo:

Giornale di scienze naturali ed economiche. Vol.XV. (1880 1882 i. 1882. 40.

Vom R. Comitato geologico d'Italiu in Rotn: Bollettino 1883. 1883. 8.

Von der Societä liäliana delle Scienze in Rom:

Meinorie di raatematica e di fisica. Serie III. Vol. V. Koma 1882. 80.

Vom Instituto y Observatorio de marifia de San Fernando in Cadix:

Almanaquenaüticoparal883. 1884. Barcelona 1881. 1882. 8<>.

482 Einsendungen von Druckschriften,

Van der Royal Institution of Great Brüain in London:

List of the Members 1881. 1882. 8^ Proceedings. Vol. X. 1883. 8o.

Von der natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indii in Batavia: Natuurkundig Tijdschrift. Deel 41. 1882. 8».

Vom Meteorohgical Departement of India in Calcutta:

Obaervations 1882. 1882. Fol.

iDdian Meteorological Memoirs. Vol. II. 1882. Fol.

Report on the Meteorology of India in 1880 by Henri F. Blanford. VI. year. 1882. Fol.

Report on the Administration of the Meteorological Depar- tement of the Government of India in 1881 1882. 1882. Fol.

Von der Seismological Society of Japan in Tokio: Transactions. Vol. V. 1883. 8.

Von der deutschen Gesellschaft für Natur- und Vötkerkundr Ostasiens in Yokohoma:

MittheiluDgen. 28. Heft. Februar 1883. 8».

Von John Hopkins Universiiy in Baltimore: American chemical Journal. Vol. 4. 5. 6. 1883. 8**.

Vom Harvard College Obscrvatory in Cambridge M€i8s:

Observations of the Transit of Venus Dec. 5. and 6. 1882. by Edw. C. Piekering. 1883. 8».

37*^ annual Report of the Astronomical Observatory of Harvard College, by Edw. C. Pickering. 1883. 8«.

Einsendungen von Ihruckschriflen, 488

Vom Ohservatory in Cincinnati:

PublicatioDS. Micrometrical MeasuremeDts of double Stars 1879 —1880. 1882. 80.

Von der Academy of ncUural sciences in Davenport: Proeeedings. Vol. III. 1879 1882. 8«.

Von der Wisconsin Äcadetny of Sciences, Arts dt Letters in Madison:

Transactions. Vol. 5. 1877 1881. 1882. 8^

Von der Redadion des American Journal of S(^ience in NeW'Haven.

The American Journal of Science. No. 144 147 (Dec. 1882 March 1883). 1882—1883. 8^

Von der American geographica! Society in New- York: Balletin 1883. 1882-1883. 8^

Von der American phannaceutical Association in Philadelphia:

Proceedingi. 30'** annual Meeting, held at Niagara Falb Sept. 1882. 1883. 8«.

Von der Peahody Academy of Science in Salem: Primitive Indusiry by Charles C. Abbott. 1882. 8.

Von der American Association for the advancement of Science

in Salem:

Proeeedings. 28*** meeting held at Saratoga Springs 1879. 1880. 80.

Vofn Bureau of Navigation, Xavy -Department in Washington:

Astronomical Papers of the American Ephemeris. Vol. I. 1882. 4". [188:3. Math.-phy«. Cl. 3.1 32

V^a

»■■-•..; ik*'-» 'W. -#> •: ^"^»l^tlM

.^jTff

' •#* JCi*-' .•^'-'*- n Jm-mo-^mv

^ -. -^■••^

Ol- ,i

j .•~f .'V*» >'S^1 4*

' '.' ii'if »9 t ' I, t.

Sinsendungen con thrucksckriften. 485

Vögel von Borneo. Wien 1883. 8«.

On a Colleciion of Birds from the Isle of Ceram. London 1882. 80.

Von Herrn Änatole de Cäligny in Versailles:

Recherches sur les oscillations de Teau et les machines hydraaliques. 2 Voll. Paris 1883. 8«.

Von Herrn G, Gore in Birmingham: The electric Balance of Chemical Corrosion 1883. 8".

Von Herrn L, Ä, Huguei-Latour in Montreal:

Third Report of the Montreal Horticultural Society for the year 1877. 1878. 8».

Grand Provincial Exhibition September 14'** to 23*^ 1882 in

Montreal. 1882. 8«. Premium List. Exhibition of Dogs 1883. Ottawa 1883. 8». Appendix to the annaal Report of the Department of Agricaltare.

Ottawa 1880. 8».

Von Herrn M, L, Kronecker in Berlin:

Zur Theorie der Abelschen Gleichungen. 1882. -4®. Die (Komposition Abelscher Gleichungen. 1882. 8®. Sur les unites complexes. Paris 1883. 4^.

Von Herrn i?. D. Laroe in Wilkes-Barre, Pennsylvania U. S.: List of Palaeozoic fossil Insects 1883. 8®.

Von Herrn Baron Ferdinand von Müller in Melbourne: Systematic Census of Australian Plant«. Part I. 1882. 4^

Von Herrn tVanvesco Orsoni in Pisa:

Sui nuovi ioduri di amilo. Ancona 1883. 8^.

32»

486 Einsendungen t>on Druckschriflen,

Van Herrn A. Petermann in Frankfurt ajM.:

Zahnärztlicher Almanach. 1877- 1881. 8^^ Zahnärztliche Belehrungen für Laien. 1883. 8^.

Von Herrtl Edward C Pickering in Cambridge, Mass: Mountain Observatories s. 1. 1883. 8^.

Von Herrn T. 77. Potts in Ohinitahi, Xew-Zealand :

Out in the open: a Budget of Scraps of Natural History. Christchurch 1882. 8».

Von Herrn Alfred PrcudJiotnmc de Borre in Brüssel:

Liste des Martides du Musee Royal d'histoire naturelle de Belgique. 1883. 8«.

Von Herrn K. Prossliner in BiUn: Das Bad Ratzes in Südtirol. 1883. 8<^.

Von Herrn G, vom Roth in Bonn:

Vorträge und Mittheilungen. 1883. 8".

Mineralogische Mittheilungen. Neue Folge. Leipzig 1883. 8".

Von Herrn Johannes Bänke in München: Beiträge zur physischen Anthropologie der Bayern. 1883. 4*^.

Vo^n Herrn Eduard Begel in St. Petersburg: Gartentlora 1883. Stuttgart 1883. 8».

Von Herrn Ernst Rethwisch in Heidell/erg: Der Irrthum der Gravitatioushypothese Freihurg 1882. 8®.

Von Herrn Gerhard Bohlfs in Weimar:

Meine Mission in Abessinien im Winter 1880/81. Leipzig 1883. 8".

Einsendungen von Druckschriften. 487

Von Herrn F, Sandherger in Würzburg:

lieber deo Basalt von Naurod bei Wiesbaden s. 1. s. a. 8^. lieber die mikroskopischen Zirkone in Graniten und Gneissen. Würzburg 1883. 8«.

Von Herrn Arcangelo Scacchi in Neapel: Della lava Vesuviana deir anno 1631. Memorial. 1883. l'^.

Van Herrn Joh. Nep, Woldrkh in Wien: Beiträge zur Flora der Breccien. 1883. 8«.

Von Herrn Karl Zittel in München: Traite de Paleontologie. Tonil. Paleozoologie. Paris 1883. 8«.

IL

(vom August bis November.) Vom K. i}renssischen geodätischen Institut in Berlin:

Astronomisch-geodätische Arbeiten in den Jahren 1881 und 1882.

1883. 4«.

«

Verhandlungen der vom 11. bis zum 15. September 1882 im Haag vereinigten Commission der europäischen Gradmes- sung. 1883. 40.

Gradmessungs-Nivellement zwischen SwinemUnde und Amsterdam von Wilhelm Seibt. 1883. 8«.

Vom fuüurhistorischcn Verein der preussischen Rheinlande in Bonn : Verhandlungen. 40. Jahrgang. 1882—83. 8*^.

Vom K, mineralogisch-geologischen Museum in Dresden:

Mittheilungen. Heft 5. Kassel 1882. 4"^.

Die Meteoriten des k. mineralogischen Museums in Dresden von

A. Purgold. Dresden 1882. 8^. Ueber neue Funde in den Phosphatlagem von Helmstedt etc.

von H. B. Geinitz s. 1. s. a. 8«.

488 Einsenduvtgen von Druckschriften,

Vom ärzÜichen Verein in Frankfurt ajM.:

Jahresbericht über die Verwaltung des Medizinalwesens der Stadt Frankfurt a/M. 26. Jahrgang 1882. 1883. Sr

Von der naturforschenden Gesellschafl in Freiburg i/Ä;

Festschrift der 56. Versammlung deutscher Naturforscher and Aerzte. 1883. 80.

Von der Oberhessischen Gesellschafl für Natur- und Heilkunde

in Giessen:

22. Bericht. 1883. 8«.

Von der Redaktion des Archivs in Greifswald: Archiv der Mathematik und Physik. Tb. 70. Leipzig 1883. 8®.

Von der geographischen Gesellschaft in Greifswald: I. Jahresbericht 1882/83. 1883. 8«.

Von der Kais. Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher in Halle ajS,:

Verhandlungen. Bd. 44. 1883. 80.

Votn naturwissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen in Halle ajS.:

Zeitschrift für Naturwissenschaften. Bd. 56. Berlin 1882. 8».

Von der tuiturhisiorischen Gesellschaft in Hannover: 31. und 32. Jahresbericht für 1880-1882. 1883. 8^

Vom naiur wissenschaftlichen Verein in Karlsruhe: Verhandlungen. Heft 9. 1883. 8".

Von der Kommission zur Untersuchung der deutschen Meere

in Kid:

Ergebnisse der Beobachtungsstationen 1882. 1883. 4*.

4. Bericht der Kommission, Abtheilung IL Berlin 188S. FoL

Einsendungen von Druckschriften. 489

Vom PKUurtvissenschafllidten Verein für Schleswig-Holstein in Kiel : Schritten. Bd. V. 1883. 8».

Vom K. Sächsisciien meteorologischen Institut in Leipzig: Jahrbuch 1883. 1883. Pol.

Von der K. technischen Hochschule in Müncfien:

Bericht für das Studienjahr 1882/83. 1883. 4^^. Programm ftir das Jahr 1883,84. 1883. 8«.

Von der naturhistorischen Gesellschaß in Nürtif)erg: Jahresbericht 1882. 1883. 8^.

Vom Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam: Publicationen. Bd. III. 1883. 4^

Von der physikalisdi-medicinischen Gesellschaft in Würzburg: Verhandlungen. Neue Folge. Bd. XVII. 1883. 8^.

Vom Verein der Aerzte in Steiermark in Graz: Mittheilungen. XIX. Vereinsjahr 1882. 1883. 8«.

Vom Siebenbütgischen Verein für Natur ici^ssefischaflen in Hermannstadt:

Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 33. 1883. 8^.

Von der matJiematischcn und phgsikalisclicn Gesellschaft in Prag : Casopis. Bd. XI. 1881-1882. 8».

Von der GcscllscJiafl für Salzburger Landeskunde in Salzburg: Mittheilungen. 23. Vereinsjahr 1883. 1883. 8^.

Von der K. K. Akademie der Wissenschaften in Wien:

Denkschriften. Mathematisch-naturwissenschaftl. Klasse. Bd. 45. 46. 1883. 4«.

490 Einsendungen von Druckschriften.

Sit'/uugsberichte. Mathematisch - naturwisseDSchaftliche Klasse. I. Abtheilung Bd. 86. 87. II. 87.

III. 87. 1882-83. 8*».

Von der K, K. Centralansiall für Meteorologie in Wien: Jahrbücher. Neue Folge. Bd. 16. 18. 1882. W

Von der geographischen Gesellschaft in Wien: MittheiluDgen 1882. Bd. XXV. 1882. 8^

Von der schweizerischen geologischen Commission in Bern:

Beiträge zur geologischeD Karte der Schweiz. Lieferung ^^^ und 27. 1883. 4«.

Von der naturforschenden Gesellschaft in Bern: Mittheilungen 1882. 8^

Von der Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Nait^^ Wissenschaften in Bern:

Verhandlungen der Schweizerischen naturfonschenden Gesellsch-«*^

in Linthal 11-13. September 1882. Glarus 1882. fc? ^

Compte-rendu (französische Uebersetzung des vorigen). Gen^V'^

1882. 8".

Von der not nr forschenden Gesellschaft (hauhündens in Chur- Jahresbericht. N. F. XXVI. Jahrgang 1881/82. 1883. 8^

Von der Societe de^ Sciences naturelles in Xcufchatel: Bulletin. Tom. XIII. 1883. 8^

Von der Societe Royal malocologiquc de Belgi4jue in Brüssel:

Annales. Tom. XVII. Annee 1882. 1882. 8«.

Pro<.e.s vcrbaux I. AoiU 1882 1. Juillet 1883. 1883. 8**.

Einsendungen vati Druckschriften, 491

Von der Nederlandsche botanische Vereeniging in Nijniegen: Nederlandscb kruidkundig Archief. II. Serie. 4. Deel. 1883. 8*^.

Vom Observaloire meteorologigtte der Universität in llpsala: Balletin mensuel. Vol. XIV. Ann^e 1882. 1882—1883. 40.

Von der Finländischen Gesellschaft der WissenscJiaficn in Helsingfors :

ßidrag tili kttnoedom af Fiolands Natur ocb Folk. Heft 37. 38. 1882. 8«.

Von der Societe Imperiale des Natural ist es in Moskau: Bulletin. Aun^e 1883. 1883. 8^

Vom physikalischen Observatorium in Tiflis:

Meteorologische Beobachtungeo. 1871—1881. 1877 1882. 8^. Magnetische Beobachtungen. 1879. 1880. 1880-1881. 8^ Beobachtungen der Temperatur des Erdbodens 1880. 1881. 8®.

Von der Societe Linneenne de Normandie in Caen: Bulletin. 4. Serie. Vol. 6. Annee 1881 - 1882. 1882. 8^

Von der Societe lAnnhnnc in Lyon: Annales. Annöe 1882. Nouv. Serie. Tom. 29. 1883. 8^

Von der Acadanie des Sf^iences in Paris: Comptes rendus. tom. 97. 1883. 4^

Von der £cole polytechnique in Paris:

Journal. 52* cahier 1882. 4*.

Annales du bureau des longitudes. Tom. II. 1882. 4^.

#

Vom Museum d'histoire naturelle in Paris: Nouvelles Archives. II. Serie. Tom, 5. 1883. 4^.

492 Einsendungen von DruckHchriften.

Von (kr Socictv de (jvographic in Pari^: Bulletin 1883. 1883. 8«.

Von der Socirte zooliHjiqm de Franve in Paris: Bulletin. 8. annee 1883. 1883. 8^

Vom Reale Osservatorio di Brera in Mailand:

Pubblicazioni Nr. XXlIl. 1883. Pol.

Van der Sof'ietä Italiana di seienze naturali in R(m:

Meniorie di niaiemaiica e di fisica. Serie III. Vol. 4. Nipoü 1882. 8<».

Von der B. Accadetnia dcUe seienze in Turin:

Bolletino deir Osservatorio della regia Universita di Torioo. Anno 17. (1882.) 1883. 4».

Vom Observatorio de marina de San Fernando in Cadix:

Anales Seccion II. anno 1882.

Almanaque niiutico para 1885. Barcelona 1883. 8^

Vopi der Acadcmia Uomana in Bukarest:

Observatiunlf meteorologice facute la .Jasif 1879 80; Ferestren 1879-80; Braila 1879-80. 1882. 4^

Von der geological Society in Glasgow: Transactions. Vol. VII. 1883. 8''.

Von der Institution of Civil Enginecrs in London: Charter, By-laws and List of Members 1883. 8«.

Von der Boyal Society in Londoti:

Proceedings Vol. XXV. 1883. 8«.

Philosophical Transactions. 1882. ^,

Catalogae of the scientific Books in the Library of tbe Rojii

Society. 1888. 8^ jii^ - "JV)W». 30* Nov. 1882. 1882. 4«,

Einsendungen van Druckschriften, 493

Von der Zodogical Society in London:

Proceedings 1883. 1883. 8<>. List of tbe fellows. 1883. 8^.

List of the vertebrated Aoimals in the Gardens of the Zoolo- gical Society. S'^ Bdit. 1883. 1883. 8.

Vom Baddiffe Ohservaiory in Oxford:

Resnlts of astronomical Observations in the year 1880. Vol. 38. 1888. 8«.

Vom Meteorclogical Department of the Government of India in Calcutta:

Meteorological Observations 1883. 1883. Fol.

Von der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Yokohama:

Mittheilungen. 29. Hea. Juni 1883. 1883. Fol.

Vom Museum of Comparative Zoology in Cambridge, Mass.: Bulletin. Vol. XI. 1883. 8«.

Von der American MedicaX Association in Chicago: Journal. Vol. I. 1883. 4^.

Von der Redactian des American Journal in New-Haven: The American Journal of Science. Vol. XXV. XXVL 1883. 8^.

Von der Academy of natural Sciences in Philadelphia:

Proceedings 1882. 1883. 8". Proceedings 1883. 1883. S^.

Von der Alumni Association of the Philadelphia College of Pharmaciß in Philadelphia :

19. annual Report 1882—1883. 1883. 8^

494 Einsendungen von Druckschriften.

Von der American fptedical Association in Philadelphia: The TransactioDS. Vol. 33. 1882. 8».

Vom Museum of Geotogt/ and Arc?ia€ologg in Princcton: New Jersey, ü. S. A. Bulletin Nr. 3. 1883. 8*».

Vom Signal (Pffux in Washington:

Annual Report of the Chief Signal Officer for 1880. Part. L II. 1881. 8«.

Vom U. S. Coasi Survey Office in Washington:

ü. S. Coast and Geodedic Survey Report for the year 1881. Text u. Tafeln. 1882. 4«.

,Vom Surgeon GeneraTs Office in Washington:

The medical and Surgical History of the War of the Rebellioo.

Part III. Vol. II. 1883. 4«. Index Catalogue of the Library. Vol. IV. 1883. 8«.

Von der Philosophical Society in Washington: Bulletin. Vol. IV. V. 1881-83. 8^.

Von der Xederlnndsch- Indische Pegeering in Batavia:

Rf^genwaamemingen in Nederlandsch IndiC. 4. Jaargang 1882. 1883. 8«.

Von der Acadctnia nacional de cicnrias in Cordoba (Pepübl. Argentina):

Informe oHcial de la comision cientifica de la ExpedicioD al Rio Negro. Entrega I— III. Buenos Aires 1881. 4**.

Boletin de la Academia nacional de ciencias. Tom. V. B. A. 1883. 8^

Actas de la Academia nacional de ciencias. Tom. IV. B. A. 1882. 4^

lÜtwendungin von Drucksdiriften, 495

Von Herrn Paul AJbreckt in Brüssel:

Sur le cräne remarquable d*une idiote de 21 ans. Brux. 1883. 8^. Sur les 4 ob intermaxillaires de rhomme. Brux. 1883. 8^. Das 08 iotermedium tarsi der Sängetbiere. Leipzig 1883. 8^. Sur la valeur morpbologique de Tarticulation mandibulaire du cartilage de Meckel. Brux. 1883. 8^.

Von Herrn F. C. Bonders in Utrecht :

Onder/oekingen gedaan in bat physiologisch Laboiatoriuin der Utrecbtsuhe Hoogescbool 3. Reeks. Deel VIFI. 1883. 8».

Von Herrn Duhoui (de Pau) in Paris:

Des efiets cpmpares de divers iraitements de la fievre typhoide. 1883. 8«.

Von Herrn K. Haushofer in München: Krystallograpbiscbe UntersucbuDgen. Leipzig 1883. 8^.

Von Herrn Edmund Hebert in Paris: NotioDs generale» de gtSologie. 1884. 8^.

Von Herrn Hermann Kalbe in Leipzig: Jouroal für praktische Chemie. Neue Folge. Bd. 28. 1883. 8«.

Von Herrn Ladislau Netto in Bio de Jimeiro: Aper^'U sur la th^orie de Tevolutioo. 1883. 8".

Von Herrn Francis K Nipher in Princeton, New- York : Evolution of the AmencaD trotting Horse. 1883. 8^.

Von Herrn E. Ptantamour in Genf:

Nivellement de precision de la Suisse, par A. Hirsch et ti. Plan- tamour, Livr. VIII. 1883. 4».

4iHi Kifutemdmttgen nm tßrttcktthriftem.

Van Herrn Gerhard pom lUäk in Bonn : Vori^it und Miitb«ilaog«D 1883. 8^

V<m Herrn F. Sandberger in Wün^mrg:

HmuKi B«w«i«« fOr di<; Ab«Ummnng der Erze ans dem Nebeo- g«tMiein. 1883. 8^.

V<m Herrn M. G. Tschermak in Wien: MnitrAg ^ur ClaMMificatiüii der MeteoritcD. 1883. 8^.

Vmt Herrn Auguni Weismann in IVeiburg ijBr.:

Di« KntNiohuug der Sexualzelleo bei den Hydromedoscn. Text und AtlaH. Jena 1883. Fol.

Von Herrn Rudolf Wolf in Zürich : AMtroiioiiiiHohe Miithmlungen LIX. 1883. 8^.

Nameo -ResriätET.

Ammon L. t. ¥PJ.

Baeyer Ad. 5-2 405.

Bauer G. 320.

Bauernfeind C. M. t. a55. :^M-

Beetz W. v. 1. 17. 315.

Bezold W. V. 75. 456. tWalü' 4*:^«.

Bischoff Theod. t. «Nekrolotrj iMI.

Braunmühl v. ^7.

Brill A..51. 8J. 247. 423.

Oarwin Ch. (Nekrolog» 222. Decawne J. (Nekrolog) 242.

Erk Fr. 75.

Fnedel (;h. (Wahl.) 44J7.

«erhuh J. v. (Wahl) 44 j7. i;riml>el i\ W. T. 55. 111. 372.

HauHhofer (*. 436. Hel>ert VA. ( Wahl 40«. Heideiihain U. (Wahl) 407. He8H W. ^2. Hf.sHl«»r Fr. .'164.

Ji»lly IMi. V. 40^.

KlausHiier F. 51.

Kobell Fr. v. (Nekrolog) 217.

498 Namen-Hegister,

Kohlrausch F. 1. 315. Kupffer C. 51. 466.

Lommel E. 408.

Marsh Oth. (Wahl) 407. Matthiesen L. 35. Meyer V. (Wahl) 407. Miller A. 17.

Ortf C. V. .{64.

Perkin H. W. 52. Pettenkofer M. v. 247. 449. Pfatf Fr. 55. 372. I'niner-Bey Fr. (Nekroloj^) 244.

Raaikofer L. 256. Rubner M. 76. :^55. Rüdinger N. (Wahl) 406.

Seeliger H. (Wahl) 406. Seidel L. Ph. v. 35. 364.

Vogel A. 61^

Voit C. V. 76. 355. 401.

Wöhler Fr. (Nekrolog) 231.

Zittel K. A. 400.

499

Sach-Kegister.

Acanthaceen, systematischer Wei-th ihres Pollens 256. Analyse« mikroscopische von Mineralien 436. Asparagin« Bedeutung als Nahrungsstoft' 401. Axencylinder markhaltiger Nervenfasern 466.

Biegung eines unendlich dünnen elastischen Stabes 82. Bogen, die reduzirte Länge des geodätischen 247.

Chinin, Reaktion auf dasselbe mit Ferrocyankalium 69. Curve, parabolische 320.

Determinante, Hesse'sche 320.

Drillung eines unendlich dünnen elastischen Stabes 82.

Einsendungen von Druckschriften 344. 476.

Erdmagnetismus, Messung lokaler Variationen seiner Horizontul- Intensität 1.

Geodätisches Dreieck, Theorie desselben 51. <ieodätische Linie, Theorie derselben 51. Gyjw, absolute Härte 372.

Härte, absolute der Mineralien 55. 372.

Höhen, barometrisch bestimmt und den'n tätliche Perioden ^555.

Kalkspath, absolute Härte 372.

Kette, Bestimmung des absoluten Wid<»rMtand»\s 315. Kraftlinien, Brechung derselben 456. Kummer'sche Modelle 35.

Indigo, Constitution desselben 405.

Leuchtgas, Vergiftung mit demselben 247. [1883. Math.-phys. Gl. 3.] 33

Sitzungsberichte

der

mathematisch-physikalischen Classe

der

k. b. Akademie der Wissenschaften

zu Mlünchea.

Band XIV. Jahrgang 1884.

Mflnchen.

Akademische Buchdruckerei von F. Straub.

1885.

In CommiBuon b«i O. Frans.

üebersicht

des Inhaltes der Sitzungsberichte Bd. XIY Jahrgang 1884.

Die mit * bezoichnot^n Vorträge sind ohne AunuK.

Oeffentliche Sitzung der hgl. Akademie der Wissenschaften zur Feier des 125. Stiftungstages am 28. März 1884.

Seite C. V. Voit: Nekrologe 230

Oeffentliche Sitzung zur Vorfeier des Geburts- und Namens-

festes Seiner Majestät des Königs Ludwig IL

am 25. Juli 1884,

Neuwahlen 649

Sitzung vom 5. Januar 1884,

P. Groth: Ueber die Pyroelectricität des Quarzes in Bezug auf sein kryntallographisches System. Nach einer Unter- suchung von K o 1 e n k o in Strassburg 1

A. Vogel: Ueber die Zersetzbarkeit dea Jodkalium .... 5

Sitzung vom 9. Februar 1884.

M. ▼. Pettenkofer: Verhalten der schwefligen Säure za Blut.

Nach Versuchen von Dr. Ogata 11

IV

Ä

W. V. B e z o 1 d : üntersachongen über die dielektrische Ladung und Leitung

*W. V. B e z o 1 d : lieber zündende Blitze im Königreich Bayern während des Zeitraumes 1833—1882

Victor Rohon: Zur Histiogenese des Rückenmarkes der Forelle (mit 2 Tafeln)

L. Radlkofer: Ueber die Zurückführung von Forchhammeria Liebm. zur Familie der Capparideen

L. Radlkofer: Ueber einige Capparis- Arten L-

Ludwig Ferdinand von Bayern, Königliche Hoheit: Ueber Endorgane der sensiblen Nerven in der Zunge der Spechte (mit 2 Tafeln) 1-

Sitzung vom 1, März 1884.

*Ij. l'h. V. Seidel: Ueber das Wahrscheinlichkeitsgesetz der

Fehler bei Beobachtungen 1*

Th. Kuen: Ueber Flächen von constantem Krümmungsmaass 1^

W. V. Beetz: Ueber Normalelemente für elektrometrische

Mossungon 2"*

.1 . W i H 1 i (• 0 n u s : Phtalylmalonsäureester und Phtaloxy Idima- lonsUureester, die Produkte der Umsetzung zwischen Na- triummalonsäureester und Phtalylchlorür oder Phtal- siiureanhydrid 2^

(-. V. Veit: Ueber den Einfluss künstlich erhöhter Köq>er-

tcinperatur auf die Eiweisszersetzung 2^

Sitzung vom 3. Mai 1884.

A . W \\ 1 1 n 0 r : AuHdehnung der Dispersionstheorie auf die ultra-

rotlion Strahlen 245

M . V. IN» i t 0 n k o f e r : Ueber Pneumoniekokken in der Zwischen- iltH'kentnllung eines Gefängnisses als Ursache einer Pneu- luonio-Kpidemie 253

* K. lionnuol: Die Beugungserscheinungen einer kreisrunden ( )<»rt'nung und eines kreisrunden Schirmchens, theoretisch und «»xperimentell bearbeitet 25-

Siieung vom 7. Juni 1884.

^ Seite Pf äff: Das Mesosklerometer, ein Instrument zur Bestim- mung der mittleren Härte der Krjstallflächen .... 255 Seeliger: Ueber die Gestalt des Planeten Uranus . . 267

Siteung vom 5. Juli 1884.

^roth: Ueber die Bestimmung der Elasticitätsco^fficienten

der Kiystalle 280

V'ogel: Ueber Cyannachweis 286

r*feiffer: Ueber die electrische Leitungsf&higkeit des kohlensauren Wassers und eine Methode, Flüssigkeits- widerstände unter hohen Drucken zu messen (mit 2 Taf.) 293

He 8 8 1 e r : Ueber Entwickelung und System der Natur nach

Gangadhara, dem Scholiasten des Tscharaka .... 325

ierms: Ueber die Bildungsweise der Ganglienzellen im Urspnmgsgebiete des Nervus acustico-facialis bei Ammo- coetes (mit 2 Tafeki) 333

T. Bezold: Ueber eine neue Art von Cohäsions - Figuren

(mit einer Tafel) 355

Rubner: Ueber calorimetrische Untersuchungen .... 366

Sitzung vom 5. Juli 1884.

Hadlkofer: Ueber einige Sapotaceen ...''.... 397 Radlkofer: Ueber eine von Grisebach unter den Sapota- ceen aufgeführte Daphnoidee 487

Sitzung vom 8. November 1884.

Seeliger: Die Vertheilung der Sterne auf der nördlichen

Halbkugel nach der Bonner Durchmusterung .... 521

Pf äff: Beobachtungen und Bemerkungen über Schichten- Störungen (ihit 2 Tafeln) 549

i. Zittel: Bemerkungen über einige fossile Lepaditen aus

dem lithographischen Schiefer und der oberen Kreide 577

VI

Sitzung vom 6. Dezember 1884.

Seite

K. Haashof er: Mikroskopische Beactionen 590

*J. Lüroth: lieber die kanonischen Perioden der Aberschen

Integrale 604

E. Lommel: Beobachtungen über Fluorescenz 005

W. y. Bezold: Ueber Strömangsfiguren in Flüssigkeiten (mit

einer Tafel) 611

*K. Strecker: ^eber eine Reproduction der Siemens'schen

Quecksilbereinheit 688

Einsendungen von Druckschriften 379, 689

Sitzungsberichte

der

kOnigl. bayer. Akademie der WissenscbafteD.

Mathematisch-physikalische Classe.-

Sitzung vom 5. Januar 1884.

Herr P. Groth tbeilt die Resultate einer Untersuchimg des Herrn von Kolenko in Strassburg mit:

^Ueber die Pyroelectricität des Quarzes in Bezug auf sein krystallographisches System/

Zur Untersuchung der Pyroelectricität wurde die neue Methode von Herrn A. Kundt benutzt, indem die auf 50 60^ erwärmten Quarzkrystalle während des Abkühlens mit einem Gemenge fein gepulverter Mennige und Schwefel be- stäubt, und durch das Anhaften des einen oder des anderen Bestandtheiles dieses Pulvers die Art der freien Electricität an den verschiedenen Stellen der Oberfläche des Krystalls erkannt wurde. Es ergab sich, da.ss alle einfachen Quarz- krystalle regelmässig sechs abwechselnd positive und negative electrische Zonen zeigen, welche genau den Prismenkanten parallel gehen, deren Electricität an diesen Kanten am stärk- sten ist und sich nach der Mitte der Prismenflächen hin verliert. Electrisch negativ sind diejenigen drei altemirenden Kanten des Prismas, an denen die Flächen der trigonalen Pyramide s, der gewöhnlichen positiven und der selteneren negativen Trapezoeder, d. h. die^jenigen Flächen auftreten, 11884. Math.-phys. Gl. 1.1 1

2 Sitzung der mathrphys. Clasfte vom />. Januar 1884,

welche den Sinn der Drehung der Polarisationsebene zu be- stimmen gestatten. Daraus folgt, dass man mittelst der eleetrischen Methode auch ohne diese Fliichen den optischen Charakter eines Quarzes bestimmen kann , wenn die Lage des Hauptrhomboeders an demselben bekannt ist: erscheinen die electrisch negativen Zonen an dessen rechter Seite, so ist der Krystall rechtsdrehend, im entgegengesetzten Falle Hnks- drehend.

Die Mehrzahl der Quarze sind l)ekanntlich Zwillinge, entweder nach dem gewöhnlichen Gesetze, indem zwei gleich- artige Krystalle mit einander verwachsen sind , oder nach dem selteneren , brasilianischen**, indem ein reehtsdrehender mit einem linksdrehenden zn einem scheinbar einfachen Kry- stall verbunden ist. In jedem dieser Fälle ist die Verthei- Iniig der eleetrischen Zonen in den beiden zum Zwilling gehörigen Krystallen die entgegengesetzte, daher ein Zwil- ling , nach welchem Gesetze er auch verwachsen sei , sofort durch die anomale Vertheilnng seiner eleetrischen Zonen zu erkennen ist, während die optische Methode bekanntlieh nur die Erkennung der Zwillinge des zweiten Gesetzes er- möglicht.

Bei den Zwillingen des gewöhnlichen Gesetzes ist, wie die electrische Untersuchung zeigte, häufig <lie Art der Ver- wachsung eine so complicirte . dass auf den Prismenflächen eine grosso Anzahl unregelniiissig , aber scharf begrenzter Zonen hervortritt, welche immer in paariger Anzahl erschei- nen , indem stets einem sich einschiebenden negativ eleetri- schen Flächentheil auch ein neuer }K>sitiver enb^pricht.

Auf Krystallen. welche nach einem Flächenpaar des Prisma tafelartig aasgebildet sind, besonders auf sogenannten „gewundenen*, zeigen sich ebenfalls viele abwechselnd ent- gegengt»setzt electrische Zonen , aber derart angeordnet, dass - sie der Paralle I Verwachsung einer Reihe einfacher Krv stalle entsprechen.

i

P. Gwih: Üehi^r dif Ptji'o&ectnciiät tlen Quartes. ^

Zwilling«^ nach «lom /weit-m lTe??i*tz43 t^ind, wie (\if^ eleo- trist' he Untersuchung zeigte» hnufiger, als nmn bisher glautite. Dahin gehören die bekannten trüben , scheinbar ganz ein- fachen Kry^talle von Brilon, welfhe an allen .sechs Pri^men- kanten pcjsitive, dazwischen negative Elettrieitat zeigen und wegen der Vertheilung der RhomlioederHacljen nicht ZhiI- linge des ersten Gesetzes sein kr>rinen* Die optische Unter- suchung erwien sie in der That aui^ Rechts- und Linksquar/ Rusammengeeetsjt. Diejenigen Amethyste, welche aus dünnen Schichten von entgegengesetzber Drehung aufgebaut sind, zeigen in Folge de^^sen keine deutliche Eleetricitäts vertheilung; d&säellK^ gilt tur die Quarze von EVibram, welche eine viel- fach unt*?rbrochene Abstumpfung der Prismenkanten zeigen.

Besonder^ int-t'ressante Remdtate gaben die Kry stalle ilit den seltenen Flüchen des trigonalen und tler ditrigonalen Pristmen und der trigonalen, resp. hexagcmalen I^yramide welche, wenn man sie als einfache Krystalle betrachtet, dem Gesetze widersprechen, dass an reohtsdrehetiden Krystallen nur rechte* pi>sitive und linke negative Formen^ an links- drehenden nur Unke positive und rechte negative auftreten.

Die eU*etrische Untersnchuntr zeigte nun, dass nicht, wie man annahm, durch eine Zwilbug^bildimg das Auftreten von trigiinaleji und ditrigonalen Prismen an denjenigen Kanten de>« Hau|>tprisma, an welchen die gewrdmlichen Trapezoeiler nicht liegen, hervorgebracht wird, sondern d^uss die ersk^ren Formen wirklich den electrisch poHitiven Zonen des Krystalls moii^dionüK Dagegen sind die betreffenden Kry stalle Zwil- linge^ s(djald Formen beider Arten sich an denselben Prismen- kanten xeigen. Krystalle mit der hexagonalen I*yrauude § erwie?«cn sich ebenfalls als einfiich , so dass abo drei von deren Flächen als den electrisch pjsitiven, drei deT» nega- tiven Zonen angehörig zu betrachten sind.

fo mtlssen ilennuich an^ser den durch die Tetartoedrie eiilHt4»henden vier Arten von Formen, welche slimmtbrh den

!•

^

Sr>«^^*Vr'"* Acr^-"«'\e•

-t^---

Herr Vogel trägt vor :

»Lieber Zersetzbarkei t ilen «lodlcalitim.*

ist Kekufuit^ Thutsacli»:* , dji.s8 bei Dar«telhjng (Uks üliiimH, 'durch A brauchen und Glühen einer mit Jod versetzten Aetaskalilösiing, eine zu hohe Temperatur zu ver- tiieideu ist , um einem Verhütte an Jodkalium vorzubeugen. Dhss ,h)dkaliimi in der That bei höherer Temperatur flüchtig ist, davon kann man sich leicht ül>erzeugen, wenn man aus- gewählte .lodkaliunikryiHitalle in einem Glasrohre schmilzt; et* entwickehi ?^ich weisse Dämpfe, welche am kälteren Theile des Kolires ah» Sublimat sich ansetzen. Von dem Verluste ' an Jodkaliiim durch höhere Temperatur habe ich jüngst zn- fällig ein auffallendes praktisches Beispiel zu beobachten OelegHuheit gehabt. Zum Zwecke der Jodbestimmiing wurde in meinem L»ilM>nit^^rium eine grossere Parthie Meerschwämnie I eiiigeäÄchert, jed<x*h keineswegs bei Weissgluhhitze, sondern nur liei Uinger fortgesetzter Rothgluth. Die Untei*suchung [der Asche ergab, da«8 in derselben keine Spur einer Jo<lver- jhindung nachweisbar war. Die hierauf sieh gründende Ver- muthung, dass die zur Einäschenmg verwendeten Schwämme [llberhnnpt au »n ah ms weise keine Jod Verbindungen enthielten, llie^tiitigtif sicli nicht, indem die im betleckten Tiegel bereitete iwummkohle dentlich den Gehalt von Jod Verbindungen zeigte, wie «uch die nut concentrirter Schwefelsaure erwärm ten

Vngel: ifehtr ZtrrHftsbHfkeii dm Jodktiltmn, 7

nimmt beclewtend xii durch (irlfiheii desselben im Platiiitiegel,

wie ich mich wiederholt durch Titrirver^uche zu über/euji^eti

Uele^eulieit hutte. Diese AFkalinitätiszunahme durch Glöhen

üews vennutheu, dsiss schöu bHitii einfachen Glühen des Jod-

kalium ohne Kieselsäurezusiitz eine theilweise Zersetzung stÄtt*

^ finde. Der direkte Versuch bestätigte diess vollkommen.

Durch starkes Erhitzeu von Krystallen chemi^cb reinen Jod-

kHliums in einer Proberöhre wird die Blaufärbung eine«

[ an die Mündung de^ Rohre« gehaltenen feuchten Amylon-

papien^Ä bewirkt. Hält man über Jodkalium, im Platintiegel

st^fiuielzeuil, einen mit Amylunkleister befeuchteten Gla^stab,

Iso tritt deutlich .lodreaktion ein. Nach längerem Glühen

lätiwt .»<ich indes« die Reaktion nicht mehr wahrnehmen; es

I ÄC'heint somit die Zertietzung nur eine partielle zu 8ein, wenn

I man nicht annehmen will, daas auch im scheinbar volJkonimeri

|cheuii8ch reinen Jodkalium doch noch andere leicliter zer-

liietzbare Jodmetalle vorhanden sind , worüber mir Übrigens

tbis jetzt Erfahrungen fehlen. So viel steht fest, diivss in

I höherer Temperatur Jodkalium nicht nur flüchtig, sondern

Lauch theilweise zersetzbar ist, eine That^ache, worüber mir

[bisher keine Angaben bekannt geworden. Eine frühere Mit-

[theihuig (Schindler) über die Ergeuschaften des Jodkalium

LTwahut ausdrücklich: ^Schmelzendes Jodkalium verdampft

|3n der Rothglühhitze un zersetzt an der freien Luft, in

t^iner Glasröhre e»*st beim Erweichungt^punkt derselben. Man

^Iftht die zur Trockne abgerauchte Salzmas*5e i^Jod in Aetz-

kaUlauge gelöst) gelinde, bis sie ruhig tÜcH-st. Dilh Glühen

uniüs zw^ar hinreichend laug fortgesetzt, al>er die Hitze nur

zur kir8chn>then , nicht zur hellrotheu Gluth gesteigert

rerden, sonst vertlüchtigt «ich Jodkalium/ Es ist also von

riner Zersetz barkeit des Jmlkalimn in höherer Temperatur

keine Rjede,

Bekanntlich muss die Salpetersäure, welche man zur BHieizuiig der Jc»dnietalle anwendet, um die blaue Aiuylan*

8

Sitzung <Ur matk.-phi/x, ClaAse mm *% Januar lö(i4

reuktion hervorzubringen , salpetrige Siiure eotlmlten. Ich hübe ei* vtirtbeilbift gefunden , der dünueii KleisterlrKcuMg etwas salpetrigsaureö Kalium von vorneherein Äuxtisetsten, Die^s gewährt den Vorzug, das« auch mit verdünnten Säureni 8i>gar mit verdünnter Elssigsäiire, die Aniykmjmlreaktioii her- vorgebraeht werden kann. Die mit salpetrigsaurem Kalium v«^rsetzte Kleisterlösung Kfheint sicii nach bisheriger Beol>* achtung besser zu halten, ala eine KIeiäterl5suiig ohn« diesen, Zusatz.

Ueber die Natur der in den Meersehwämmen «tfitbal« tenen Jod Verbindungen habe ich i*ehon vor längerer Zeit Bericht zu erstatten Gelegenheit genommen (Gelehrte An- zeigen, Nr 15^ S* 219)» Einige jener Versuche sind jQn^pd in meinem Labonitorium wiederholt und ergänzt wordetL miuiste stets auffallend erscheinen, dass der Nachweis dc^J Jodes im nicht verkohlten Schwämme durch HalpeterHiiiirvl and Amylon direkt niemals gelingt* Um den Jodgehalt der Schwämme in frischem Zustande direkt z. B* in \%>rle«i] nachzuweisen* bleibt kein anderem Verfahren übrig, will den umständlichen Weg der Verkühlung und da^n AualaugisD des Kohlenrücks^tandeä vermeiden, als Schwanmifragmente mit roncentrirter Schwefelsäure im Proberohre zu erhitzen^ mohm violette Dämpfe auftreten, voniiwgesi^tzt, das:* die 8cthwaaiiti«^ nicht zn arm an Jod sind, jedenfalls aber zeigt mn mit Amylonkleister und Natronlauge l>efeuchteter (ria8i«bib tn da*t Proberohr gehalten deutlich blaue Färbung. LHe AlVn- linittit de^ Araylonkleinters in diesem Falle ist destthalh uüt.ii^ am die Zerstörung de« Arnyloni^ durch heimse venlampfeiMle Schwefelsäure zu verhindern , wodurch die Iteaktioii attlge- hoben würde.

Ans weit früheren Versuchen ') geht mhon hervor, dw* j der VerkohlungsprozesH de» Schwammen ein bedeatend wirk*

1) PreuM, Archiv der PhAnnacie IX» IM,

mao '

^tMUB^^itML

Vogel* (Jeher ZerseUharkvü tk» JodkaUum.

9

aeree Präparat hervorbringt, mstjweit die medicimHche Wirk- «^anikeit des Badeächviramme^ überhaupt auf dessen Jodge- halt beniht, D'wt^ haii»^t nach meinen wiederholten Ver- suchen hauptsächlich djuiiit zusanunen , dass der Jodgehalt der Seljwämme nur xura geringsten Theile in Jodmetallen besteht. Die bei weitem grönsere Menge de-s in den Sühwäm- inen eJithalt^^nen Jodes stellt sich dar ab eine in Wasser nahezu unlösliche organische Jod Verbindung, bis jetzt noch nicht näher unternucht, weh*he erst durch Verkohlen oder Einäschern bei nicht zu lioher Temperatur in Jodmetall über- geht* Uigerirt man ScfiwanmitVagment-e mit Salpetersäure, ai» findet mau in dem hierauf verkohlten Rückstände kaum wahrnehmbare Spuren von Jodnietallen. Diess scheint an- zudeuten , dass das urnpriiu glich im Schwanmie enthaltene, mit organischer Substanz verbimdene Jod erst durch den Vorgang de^^ Verkohlens sich mit den im Schwanmie vor- handenen Salzbasen zu Jndmetallen vereinigt. Sind dies© Salzbaseu vorher durch Digestion mit Säuren entfernt ^ so verfluchtigt sich das von der organischen Substanz durch Verkohlung befreite Jod.*)

Die organische SchwaumLsubstanz zeigt ein eigen thüm- liches Verhalten zu Alkalien. Kocht man Schwammfrag- mente mit concentrirter Kalilauge, so entsteht eine hochrothe Losung , welche durch Zusatz von Säuren entfärbt wird. Auffallender Weise konnte in dieser sauren Lösung die Jod- reaktion nicht wahrgenommen w^erdeu. Durch Brom wird der gelbbraun liehe Farbst4»ff der «trganisehen Schwamiusub- %inxu Z4*ri<t'«irt ; dürfte daher eine wüssHge Bn»mli'jsung zum Bleichen der Schwämme geeignet erscheinen. 1 Theil Brom lost sich bekanntlich in ungefähr 30 Theilen Wasser, man kann sich daher durch Schütteln von einigen Tropfen Brom in einer Flasche mit Wasser in sehr einfacher Weise

1) A. a. CK

10 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Januar 1S84.

concentrirtes Bromwasser darstellen. Bringt man nun in Bromwasser Schwämme es wurden vorzugsweise sehr dunkel gefärbte gewählt so bemerkt man schon nach einigen Stunden eine Veränderung der braunen Farbe des Schwammes in's Hellere, gleichzeitig geht die Färbimg des Bromwassers vom Dunkelrothen in's Hellgelbe über. Durch eine zweite Behandlung mit erneuertem Bromwasser gelingt es, dem Schwämme nach mehreren Tagen die gewünschte helle Farbe zu verleihen, welche durch Einlegen des Schwjim- mes in verdünnte Schwefelsäure und darauffolgendes Aus- waschen mit kaltem Wasser noch wesentlich verbessert wird. Die Consistenz und Struktur des Schwammes erscheint durch das Bleichen mit Brom keineswegs geändert, sowie auch diese Art des Bleichens auf Dauerhaftigkeit des Schwammes keinen Einfluss ausübt.

1]

Sitasung vom 9. Februdr 15

H t»rr V u II 1* L* 1 1. e n k n f e r trägt vor :

^Vt?rh alten der sohwefligen 8äure /.u Bhit/ Nach Versuchen von lh\ ügata.

Durch die giftigen Wirkungen der nchwetligen Säure jiuf *le[i ÜueriHchen ÜrgauismuB verunhisi^k hat Dr. Ogata diLs Verhalten die*^es Gases bei verschiedener Concentration deisHelbeu auch ausserhalb de*? Organismus gegenüber dem Blute untersncht. Die giftigen Wirkungen der freien SO, erklaren sdch hauptsächlich aus der raschen Zerstörung des Dxyhämi»gb>bins, wobei die schweflige Bliiire (/^O^) sofürt auf Kasten des Sauerskiifes der Blutköri^iercheu in Schwefel- lare (SOjl übergeführt wird. Ogata hat dienes Verhalten durrli mehrere i^hr überzeugende Ex]»eriiuente ermittelt.

Er leitet-e Luft, welche eine bestimmte Menge schwef- lige Säure enthielt , durch gleichgrosse Mengen destillirten WüÄsers und verdünnten Blutes. Nachdem 2 Liter Luft durch W:is^er gegangen waren, n)ch sie stark nach SO^, die durch Blut geleitete Luft hingegen war ganz geruchltj®, und blieb auch geruchlos, nachdem 8 Liter durchgegangen waren.

Das Wasser zeigte nach Beendigung dej* Vei-Huches eine grtm^e Menge SO, absorbirt, das Blut keine S])ur davon, mber eine entsprechend grtMöe Menge Schwefelsaure.

12 Sitzung der mathrphys. Classe vom 9, Februar 1884.

Von einer mit schwefligsaurem Gas zu gleichen Theilen gemischten Luft wurden 40 ccm in eine mit Quecksilber gef&Ilte Eudioroeterröhre gebracht und dann 4 ccm unver- dOnntes Blut zugelassen. Das Luftvolumen verringerte sich in kürzester Zeit auf 20 ccm, und die Qbrig bleibende Luft hatte jeden Geruch nach schwefliger Saure verloren, was bekanntlich das Wasser im Blute nicht bewirken kann.

Von diesem Blute wurde zur spektroskopischen Unter- sudiung 1 Tropfen in 10 ccm Wasser gebracht. Die Flüssig- keit wurde nicht roth, sondern schwach gelblich und zeigte im Spektralapparate keine Ab-sorptionsstreifen mehr.

Die momentane Entfärbung verdünnten Blutes durch Spuren von SO, hat Ogata sogar zum Nachweis von SC), versucht, und gelang es ihm, damit noch ^jioo mg SO, im Wasser nachzuweisen.

Das Blut der Thiere, welche in SO, haltiger Luft zu Grunde gegangen waren , spektroskopisch untersucht zeigte immer verwaschene, undeutliche Absorptionsstreifen.

SchwefligsHure Salze, z. B. Losungen von schweflig- saurem Natron, entfärben Blut nicht, selbst nicht, wenn etwjts Essigsäure oder Kohlensäure zugesetzt winl, erst wenn Schwefelsäure oder eine andere stärkere Mineralsäure dazu gesetzt wird, tritt die Entfärbung ein.

Soweit da.s Blut kohlensaures Natron enthält, mit dem sich SO, verbinden kann, kann selbst im Blute eine geringe Menge SO, nachweisbar sein. Ogiita hat dieses auch im Blute der durch SO, getödteten Thier nachgewiesen, indem er solches Blut in einem Kolben mit Schwefelsäure mengte, und mittelst eines Aspirat4)rs Luft durch diis Blut, und diese dann in eine sehr verdünnte Blutlösung führte, welche da- durch entfärbt wurde.

Nach den Versuchen von Ogata scheint die SO, auf den Organismus schädlich in zweierlei Richtung zu wirken, 1. als örtlicher direkter Keiz auf die Schleimhäute der Re-

r. Petienkofer: Verhalten der schwefligen Säure gu Blut, 13

spirationswege und der Augen (constante Trübung der comea); 2. durch Zerstörung des Oxyhämoglobins im Blute. Die eigentliche Todesursache scheint nicht der örtliche Reiz, sondern die Wirkung auf das Blut zu sein, nachdem Ogata bei seinen Versuchen mit Fröschen gezeigt hat, dass das Leben der Muskeln und Nerven durch ein Blut, welches SO,^ aufgenommen hat, sehr herabgesetzt wird. Hiemit stimmen auch die ärztlichen Erfahrungen bei Menschen, welche länger und wiederholt SO, haltige Luft athmen, ohne sofort dann zu sterben.

Man hat die schweflige Säure jedenfalls als ein inten- sives Blutgift zu betrachten, das schon in sehr geringer Menge (0,3 Prozent) in der Luft vorhanden im Laufe meh- rerer Stunden eingeathmet Thiere tödtet.

Ausführlich wird diese Arbeit im Archiv för Hygiene erscheinen.

Herr Wilhelm von Bezold theilt mit:

«Untersuchungen Ober dielektrische Ladung und Leitung."

L

Die Theorie des Elektrophors unter Beriieksichtlgung

der Dielektrieitfitskonstante des Kuchens.

In den Jahren 1870 und 1871 habe ich Untersuchungen veröflFentlicht'), welche die Wirkungsweise des Elektrophors zum Gegenstande hatten und zwar sowohl vom experimen- tellen als vom theoretischen Standpunkte aus.

Was die experimentelle Seite dieser Untersuchungen be- trifft, so dQrfbe sie auch heute noch als einwurfsfrei zu be- trachten und nur die Deutung einiger Versuche etwas zu modificiren sein. Dagegen leidet der theoretische Theil an einem Mangel, dessen Beseitigung ich für not h wendig halte, wenn auch die Endresultate dadurch ({ualitativ nicht ge- ändert werden.*)

Bei meinen früheren Arl)eiten auf diesem Gebiete be- fand ich mich nämlich stets in jenem eigen thümlichen Zwies])alte zwischen Faraday's Anschauungen Ol>er die sogenannte elektrische Fernwirkung und den bei den Mathe-

1) SitzunKflber. 1870, II, S. l.S4r— 15:1 und 1871. I, S. 1«— 28. suisfilhrlicher in Ppjfdff. Ann. Bd. CXLIII S. :»2— 87. Die letzt- erwÄhnte Abhandlung, von welcher ich kt»ine Correctur zu lenen Ix»- kam, ist übriKenH voll von Druckfehlem.

*2) Soferne es sich nur um letzt4»ren handelt, i«t dieser Mangel bereits von .lames Moser beseiti><t worden. (Wien. Ber. f. 1881 Bil. CXXXIII. 2. S. 955 ff.)

H*. r, Be^fl: rnitrHuchumjett über tUeteki rische Ladung w. Leitung. 1 •>

maiikorn gebmuch liehen Vorstellungen, von welcher Max- weil in der Vorrede 7a\ seinem Treatise so trefflich nagt, da»i den Anschein h;itte, ab stünden beide mit einander in WidiTsprnch, st» das^ kf'iner von der Sprache des andern Wfriediict w'iir,

Iritleifj ith niith hinKiehtlieh der Theorie der Conden- KHtoren wf^oriiüith auf dt?ni Vi^n tJreen geschaffenen und dann von Beer und anderen tVvstpjehaltenen Boden bewegte, verfiel ich in den alT diesen llntersnchnngen gemeinmttHMi Fehler der Untersjchiitzung der Holle, welche d'w Isolat*)ren spielen. Ich ghinbt-e, die ganze dielektrischn Ladung und Leitung mit der itückHtaud^bitduug zuHaunneuwi^rfeu und uIh blosse Functionen der Zeit ansehen /m dürfen , denen man nur eitu^ beNehninkip B^d^utung bei/nrnpssf*n halje, Rs schien mir Hf*>*halb vollkonunen berechtigt, alle derartigen Fragen fto 7A\ behandeln , als habe man nur mit Luft zu thnn, und die Abänderungen, welche man bei Anwendung anderer lünlatoren au den Formeln anzubringen hat. als blosse LW- r**ctiiMi)<glieder y.u betrachten.

iSeitdem ^K^onders ilurch die Arbeiten Sir William T h o m H on 's untl M a x w e 1 1 V der idieuerwähnte scheinbare Widernjiruch /.wischen den AnschauungHu der MatlM^matiker und jenen Fararlay's gehoben ist, niuss natiirlich die eben- Iie7.eichnete Auffa<j*uug fallen , und wurde diet< ttlr mich die Veranlassung, meine ält*^ren lintersuchnngen auf diesem Ge- bieir* wieder aufzunehmen und sie nnt den neuen An.schau- otigen in Kinklang zu bringen.

Dabei mag tibrigens gleich liier die Bemerkung l*latz änden , da^ die an «len Formeln anzubringenden Abiuide- rangen thataachlicb in gewisser Hinj^icht den Charakter von tVirrecti«»nen an sitdi tragen, indem nuiii elien damals nur jene Elektricitätsmcngc»i in Betracht zog. welche man jetzt ali» der ^scheinbaren Klektriöirung* zukonmiend bezeichnet

16 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 9, Februar 1884,

Den Ausgangspunkt für die Umgestaltung der ange- deuteten theoretischen Untersuchungen muss die Formel bilden, welche die Dichtigkeit der freien Elektricitat in einer Flache, beziehungsweise an der Grenzflüche zweier Medien giebt.

Diese Formel lautet unter der Annahme, dass sich Luft auf beiden Seiten der Fläche befindet

dV, dV, . , ,.

und dies ist eben die Form, welche man früher bei theore- tischen Untersuchungen ausschliesslich zu Grunde legte.

Befinden sich auf beiden Seiten der Fläche Dielektrica mit den Dielektricitäisconstanten K^ und K^ , so gilt statt dessen die Formel

dV dV

Hier ist unter Vj der Werth der Potentialfunction im ersten, unter V, jener im zweiten Medium verstanden, dy das Element der Normalen im Sinne des Uebergangs vom ersten nach dem zweiten Medium , q und q die Dichtigkeit der Elektricitat auf der Fläche. Dabei gebe ich jetzt im Gegen- satze zu meiner früheren Gewohnheit der Potenialfunction positiver Massen auch das pasitive Vorzeichen, um die For- meln mit den von Sir William Thomson und Maxwell ge- brauchten in vollkommenen Einklang zu bringen*). Die Kraft, welche alsdann im Sinne der X Axe an irgend einer Stelle auf die dort concentrirt gedachte Einheit positiver Elektri- citat ausgeübt wird*), ist alsdann

_dV '^~ "dx*

1) Nur für (He Flächendichti^keit habe ich die ßezeichnuni^ (i beil»«halten anstatt <x, um <Ue EndreHultate diem»r rnterMuchung mit j**nen meiner älteren Abhandlung vergleichbar zu erhalten.

4>) Maxwell. Treatine I. S. 7.S und 74.

^1?.

ünk€T8uehunijtn üh^räieiek

ISnffHTJj^UuHif ,

17

Dabei wurde im ersten Falle der Index zugefügt, weil man die erste Formel auch auf den zweiten Fall anwenden kann, wenn mau nur unter q die ^tigenannte scheinbare I oder wie ich de liel>er nennen möchte ^ideale* Dichtigkeit |venüteht, d. h. die Dichtigkeit jener Elektricitätsmeugen, die man sich auf der Fliiche vertheilt denken müsste, wenn man auf beiden Seiten derselben Luft als Isolator hätte und wenn trotzdem der Verlauf der Potentialfunction allentbalbetj derselbe bleiben sollte, wie er ei^ bei Vorhandensein der Di- elekiriai that^chlich ist.

Gerade der Umstand, dass sich in allen Fällen, wo man

BS ganz, oder th eil weise mit anderen dielektrischen Medien

tu thun hat als mit Luft, doch jederzeit derselbe Verlauf

[der Potentialfunction im ganzen Räume erzielen lä^, auch

unter der Annahme, dass diese Medien sämmtlich die Di-

elektri<'iUttskonstante 1 besassen , wenn man sich statt der

efFectiv vorhandenen Mengen freier Elektricitat andere ge-

gel)en denkt, bildete wohl den Hauptgrund dafür, dass man

anders* in Deutschland die Rolle , welche die Dielektrica

Jen, so lange verkennen konnte.

Bevor nun die Formel II auf das Problem de^ Elek-

' injphors angewendet wird, mag eine kleine Bemerkung über

Idie graphische Darstellung dieser Formeln vorausgeschickt

1 werden.

Untersucht man den Verlauf der Potentialfunction auf [irgend eijier die elektrisirte Fläche senkrecht durck-^etzenden Linie , am einfiichsten auf einer Geraden eine krumme [Linie koiintjc man sich übrigens auch zmn Zwecke der Dar- lung gerade ausgei^treckt denken so kann man dies«.* nie ah* Abscissenaxe in einem rechtwinkligen Cf>ordinaten- [üVäirme wählen und nun für jeden Funkt derselben den f^eith der Potentialfunction als Ordinate auftragen.

Man kommt so zu der nämlichen Darstellungsweise, rckhe man in der Lehre vom galvanische Strome schon IIH81 MaÜi.n>ha«. CK l.| 2

18 Sitzung der tnath,'phy8. Classe tom 9. Pebruar 1884.

dV längst allgemein benutzt, und der Ausdruck -.— ist alsdann

nichts anderes, als das sogenannte Gefälle.

Dieses Gefälle wird im Allgemeinen beim Durchgange durch eine elektrisirte Fläche, oder durch die Grenzfläche zweier Medien eine plötzliche Aenderung erfahren und dem- nach die Curve, deren Ordinaten den Werth der Potential- function darstellen , an dieser Stelle eine Brechung erleiden. Fig. 1 Fig. 2

r

n^

i^i^^

B N

X

0

X

Gesetzt, es sei 0 (Fig. 1) der Punkt, in welchem die Gerade XX eine solche Fläche schneidet, ABC*) die Curve, welche den Verlauf der Potentialfunction darstellt, so ist im Punkte 0

und

^ll-

dv

= tga,,

wenn a^ und a^ die Winkel sind, welche die in B an die Curve gelegten Tangenten mit der Abscissenaxe bilden.

Trägt man nun auf einer durch B gelegten Horizon- talen eine beliebige Länge BN, die als Längeneinheit gelten soll, ab und zieht man durch den Endpunkt N derselben eine Parallele zur Ordinatenaxe , .so sieht man sofort, dass man nur die Gerade T^ B bis T/ zu verlängern hat, um durch die Länge von T/T, den Werth von \7tq zu versinnlichen.

Diese Länge giebt mithin in allen Fällen, wo K, = Kj^ = 1 ist, d. h. wo sich auf beiden Seiten der elektrisirten

1) Durch Veniehon ist C au« der Figur weggehlieben; es sollte oberhalb ^' Htehen.

w^S^etold: Untcnntch urtyi-n aber thelektnschc LaMm^uTi

)injf.

19

K.tgc,

und

mithin

auch

T,N.

r>der

T,N,

Fläche Lull befindet, ein Mjulss för die wirkliche (eifec- ttve) Dichtigkeit der in dem betreffenden Punkte l*efi ml liehen Elektricitat , in allen anderen Fällen nur für die ücheiu- bftre r>der , ideale**.

Gesetzt nun , die Medien zu beiden Seiten der Flilehe i^isen verschiedene Dielektricitüt«con8tanten K, und K^, so hut mun an dieser Canstruction nur eine kleine Modilication anzubringen. Trägt man nämlich auf NN (Fig. 2) Lungen ab, von denen die eine BN, =^ K^ , die suidere BN^ ^= K, ist und errichtet man nun in N^ und N^ wieder die Senkrechten, m bt

K| tga, ^~ AffQ

T,N, = -4/re T,N, =4/re

oder endlich, wenn man T^N, auf die rechte Seite der Figur übetitnigt

Diese Linie T,'Tj' giebt nun in allen Fallen ein Maas» für die wirkliche Elektrisirung rler betnichteteu Fläche in dem Punkte 0, d. h. für die Dichtigkeit der in diesem Punkte vorhandenen Elektricit^lt, beziehungsweise für das Prodnct aua dieser Dichtigkeit in 4;r.

Betrachtet man Jie Figuren 1 und 2 etwa«^ genauer, k<j «iaht man, daa^ in Fällen, wo «ich zu beiden Seiten der «jlektrisirten Fläche dujs^Ibe Dielektricum betindet, die den "Verlauf der Potcntialfunction darstellende Curve eine Knick- ung oder Brechung erfährt, während bei verschiedener Di- ^iektrieitatiikoustant« der zu l meiden Seiten liegenden Medien »«?hr wiihl eine solche Brechung vorhanden sein kann, ohne das» des»halb die Fläche thaUächlich elektrii^irt ist. Diesen K«U1 hat man vor sich, sowie in Fig. 2 T/ mit T^' zu-

2*

20 Sitzung der math.-fhy$, Clasne vom 0. Fehruar 1884.

sammenf ällt. Umgekehrt entspricht stetiger Verlauf des Ge- fälles durch eine solche Flache hindurch jederzeit einer ganz bestimmten Elektrisirang der Fläche. Denkt man sich z. B. die Linie, welche den Verlauf der Potentialfunction darstellt, als die ungebrochen verlängerte Linie BT, , so wQrde T/ nach T* fallen und T,'T* die eflFective (in diesem Falle negative) Elektrisirung repräsentiren.

Dies ist nichts anderes als der graphische Ausdruck des Satzes, dass an der Grenzfläche zweier verschiedener Dielek- trica eine eflFective Elektrisirung vorhanden ist, wenn die scheinbare null ist, und dass umgekehrt eine scheinbare Elektrisirung vorhanden ist, wenn die effective gleich null ist.

Ist die „eff^ektive* Elektrisirung der Trennungsfläche gleich null, d. h. ^ = 0, so gilt die (ileichung

K,tga,-K,tga,=0

oder Kjigaj = K,tga,.

Die Brechung der Curven, deren Ordinaten den Verlauf der Potentialfunction darstellen, erfolgt demnach an der Trennungsfläche zweier Dielektrica nach einem Gesetze, das jenem ganz ähnlich ist, welches die Brechung der Kraft- linien an dieser Fläche ausdrückt, mit dem einzigen Unter- schiede, dass im letzteren Falle die reciproken Werthe der (>)nstanten zu benützen sind.

Das Gesetz für die Brechung der Kraftlinien lautet nämlich

K, K,-'

Ich habe mich bei diesen Ent Wickelungen stets des Wortes „scheinbare" Elektrisirung bedient und zwar in dem von Sir W i 11 iam Thomson und Maxwell definirien Sinne. Ich kann mich jedoch der Anschauung nicht er-

1) \>1. Stzb. 18H:5. S. 456.

W^ f. Bezißld: UnUrmvkn ngen aber (Mekif*st^t€ Lndunfj u, Leitung. 2 1

ebrei), dass der Aui^druck ,scheinluire' Elektrwirung nicht sehr glficklich gewählt sei. Er leitet r^ich offenbar vou dem fnu^rtande her. dtiAs verschiedene Versuche anf einer Ober- fliii'iie ficheinhüT dar* Vurhandennein von Elektrieität andeuten können« ohne Asas ^ch daselbst thatäüehllch welche befindet» •tondern mir in Fnlj^e von Fernwirknng (Influenzwirkong). Holche V^ersuche UiÄieu jrfch mit Hilfe einer Flamme, init der abgeleiteten Probe^cheibe oder anch mit dem Gembche ans Schwefel und Mennige mit zahlreichen Abänderungen ans- ftlhreiu

Die durch die^e Versuche zu Tage tretende scheinbare Elektrisinmg deckt sich jedoch nicht ganz mit der oben ge- gebeneu Definition.

Oe9et%t z, B. es sei

dv dl- ~ '

ohne daas deshalb die Differentialquotienten selbst ^^ ü bind, «o Ware nach dieser Definition die scheinbare Elektrisirung =: 0 » und doch würde «ich die Fläche filr den Fall , dam

Av dl' ^"^

bei Bestreuen mit dem Pulvergemische mit Schwefel bedecken^ oder beim Ceberfahren mit der Flamme negative Elektricität aufnehmen.

Nun konnte man freilich einwenden , in einem solchen Falle muss aber dann eint* etfective Elektrisirung vorhanden miü^ und eben diese vernith sich hiedurch. Dies int jedoch mir der Fall, wenn das rWelektricum auf beiden Seiten der Fläche B€» verschiedene Ck>n«t-ante besitzt. Gäbe es ein starre^s Di- Ictricum mit der Dielektrieität.scon8tanf^ l imd befände mch iUmts^ in einem elektrischen Felde, so könnte »ehr wohl beinbare* und ,effective* Elektrisirung = 0 sein und

22 Sitzung der math.-phys. Glosse com 9. Februar 1884.

seine Oberflächen würden sich trotz dem Bestanben mit Schwefel oder Mennige bedecken, beim Ueberfahren mit einer Flamme sich elektrisiren und bei Untersuchung mit der ab- geleiteten Probescheibe eine elektroscopische Anzeige liefern.

Hat man dagegen einen zur Erde abgeleiteten Gon- ductor im elektrischen Felde, so ist er sowohl efiectiv, als auch nach der obengegebenen Definition „scheinbar* elek- trisirt und doch wird durch Bestreichen mit einer Flamme in diesem Falle an seiner Elektrisirung gar nichts geändert und nicht, wie Maxwell sagt*), die scheinbare Elektrisirung nun in efiective mit entgegengesetztem Vorzeichen verwandelt.

Die obenerwähnten Versuche, welche zur Benützung des Wortes »scheinbare* Elektrisirung führten, geben ebensanmit- lich nur über Richtung und Grösse der auf der einen Seite der Fläche wirkenden Kraft Aufschluss und über nichts weiter.

Ich möchte deshalb vorschlagen, analog den Worten physisches und ideales Pendel die Bezeichnung «scheinbare* Elektrisirung durch „ideale* Elektrinirung zu ersetzen und dieselbe, abgesehen von ihrer Definition durch die Formel, folgendermassen zu charakterisiren : „In einem Systeme von Leitern und Nichtleitern kann man in einem gegebenen Augenblicke*) die letzteren immer durch Dielektrica von der Dielektricitätsconstante 1 ersetzt denken , wenn man dafür an die Stelle der effectiv vorhandenen Elektrisirung eine andere gesetzt denkt, welche man die „ideale* nennt.

Dies vorausgeschickt, soll nun die Theorie des Elektro- phors selbst entwickelt werden, und dabei immer wieder auf die Versuche zurückgegriffen werden, welche ich in den oben angezogenen Abhandlungen beschrieben habe.

1) Treatise I, S. 87.

2) d. h. also unter Ausschluss jener Vorgänge» welche Functionen der Zeit sind.

W, v. Beziüd : Untersuchungen über dielektrische Ladung u. Leitung. 23

Ich nehme zu diesem Zwecke an, es seien eine Anzahl parallele auf der X Axe senkrechte Ebenen gegeben , deren Ausdehnung im Verhältnisse zu ihren Entfernungen so gross sei, dass die Dichtigkeit auf jeder derselben als constant, d. h. dass die Ebenen selbst als unendlich gross betrachtet werden können.

Diese Ebenen sollen der Reihe nach durch S|, 8^^ S, u. 8. w. bezeichnet werden, die Werthe der Potentialfunction auf denselben durch V^, Vj, V, u. s. w. die entsprechenden

Dichtigkeiten durch Q^i Q^, Q^ Dagegen sollen die

Entfernungen Sj S, durch d', S, S, durch d" . . ., die den Schichten mit den Dicken d', d" . . . . entsprechenden Werthe der Dielcktricitätsconstanten durch K', K" . . . ., jene der Potentialfunction durch V, V" . . ., jene der Differential-

dV quotienten -^ aber durch X , beziehungsweise durch

X', X" u. s. w. dargestellt werden. Der Ursprung der Coordinaten liege in S^.

Bei dieser Bezeichnungsweise gelten nun die folgenden Gleichungen :

Y =V, -xX'

V" = V, - (x-d')X" (1)

V'" = V3 - (x - d' - d") X'"

Unter der Annahme, dass V^ = 0 und links von S^ keinerlei Elektricitätsmengen mehr vorhanden seien , ist X für X < 0 allenthalben = 0 und man hat ^TlQ^ =K'X'

4 7r^, =K"X"- K'X' (2)

4;/^, = r'x'"--rr

oder

K' X' =4/ip,

K''X' =4n(Q, + Q,) (3)

24 Sitzung der mcUhrpkys, Glosse vom 9, Februar 1884. and

v. = -^cr ' (4)

V3 - - -^r- ö ^^ ö

V ^ «7- O :^y/ O ^// O

Nimmt man nun an, S^ sei die Bodenplatte eines Elek- trophors, S, die auf ihr aufliegende oder kurzweg die nicht geriebene Seite des Kuchens, S, die geriebene Seite desselben, S^ der Schild, dann treten in den Formeln die folgenden Vereinfachimgen ein:

K' und K'" werden beide = 1 , da sich zwischen Boden- platte und Kuchen, sowie zwischen Kuchen und Schild im Allgemeinen nur Luft als Isolator befindet. Femer ¥rird X''" = 0, da das Medium rechts von S^ alsdann Leiter ist*)

Die Formeln nehmen demnach die folgenden Gestalten an : 0 = 4/f (^, +^, + ^s +^4)

1) Freilich hätte man eigentlich noch eine fünfte Fläche, niLm- lieh die obere Seite den Schildes, in Betracht zu ziehen, doch ist die Dichtigkeit unter der Annahme der Kreisform auf dieser Platte nur

▼on der Ordnung , wenn cf die Entfernung von Bodenplatte und

Schild und R der Radius des letzteren ist. Sie verschwindet dem- nach unter der hier gemachten Annahme einer unendlichen Ausdeh- nung der Flächen.

K t. BtiMt üniiTmithungen i^tr dkhHmchü Lailung «. Ijfitung. 21 Der Werfch von V^ aber wird nun :

Leitet man S4 ebenfalls ub , so wird V^ = 0 und man erhält demnach

e,d' + ^-s4o^*^'-e,r = (y

(«»)

Nun i.st es nctthwendig, sich davon HeL-ht^uschaft zu geben, wie (Hme Elektricitätsinengen eigentlich entstanden sind*

Q^ iöt die durch Reiben primär erregte.

Hat man nur sehr schwach geriehen, so int ^^ := 0.

Das (tleiche ist der Fall, wenn man reibt, ohne den Kucheo auf die Badenplatte aufzulegen und wenn Zuströmen von Elektricität aus Spitzen u. s. w. vermieden wird.

Sowie jedoch ^j, eine gewisse Grenze übersrteigt, findet man auf der der Bodenplatte zugewendeten Seite Elektricität^ deren Vorzeichen jenem der primär erregten entgegengesetzt, und deren Dichtigkeit abi^olut betrachtet , geringer int , als jene der primär erregten.

Man hat demnach allgemein

wob»!

et = - «^1

0<€<1

ist, d, Ii. wobei e ein ächter Bruch ist, der jedoch der Null ir nahe stehen kann und allenfalls auch genau = 0 wer- kann*

Dans sich dies thatsachlich so verhält, geht eiuerseits «Ufe» den Ver«uchen mit dem Pulvergemische hervor* welche ich Ä. a. 0* auf Ö. 70 ö\ ^U die Verbuche 2 und 3 be-

26 Sitzung der math.-phys. Glosse wm 9. Februar 1884.

schrieben habe, ganz schlagend aber auch au.s dem Versuche 5, wonach das Vorzeichen der im Schilde aufgesammelten Elek- tricität umspringt, wenn man den Kuchen nach dem Reiben umkehrt und dann die Entfernung zwischen Bodenplatte und der geriebenen Seite des Kuchens allmälig vergrössert.

Ich werde auf diesen Punkt noch einmal zurückkommen.

Setzt man nun diesen Werth ein, so geht Gleichung {6) über in

?.<»'+ ^-'- K- ' ff' + «?. - ep, + e,) r = 0. Und hieraus ergeben sich alsdann die weiteren t ^., (\ t) d'"

<J' + <J"' + ^. = -?, V.- (8)

if + r + l,.

zwei (ileichungen, aus welchen man sofort die in der älteren Abhandlung aufgeführten erhält, sowie man K" = 1 setzt.

Der ganze Unterschied im Endresultate besteht also schliesslich darin, dass die Dicke des Kuchens durch die Di- elektricitatsconstante desselben zu dividiren ist.

Hieraus erklärt es sich auch, dass die von mir gege- benen theoretischen Entwickelungeu, obwohl auf nicht ganz richtiger Grundlage fussend, in ihren Folgerungen mit den nur qualitativen Versuchen doch in voUkonmienem Einklänge stimden.

Es scheint nun zweckmässig, die hier entwickelten For- meln noch etwas zu discutiren und auf jene Fälle anzu- wenden, welche eine direkte Prüfung durch den Versuch gestatten.

I fFl r. B$ioiä : Unier fi*chfi ngen über difkki rüiche Ladt* ttß u, Lftiung. 27

Nehmen wir an, man habe nur die eine Fläche des lEIektrophorkuehens gerieben, während man ihn so hielt, [dasö der amlern Heite keine Gegenstände nahe waren, welche [ein Ueberstromen von Elektricitiit ermöglichen konnten.

In diesem Falle hat man nur auf 8^ eine bestimmte [Dichtigkeit ^j, während ^^ =^ 0 int.

Die FliUrhen S^ und S^ uV>er hat man alsdann eiafach als nicht existirend 2u betrachten.

IDann gehen die 2. und 3. Gleichung der Gruppe (2) in die folgenden über u = K"X"-X' 4.fc, =x"-K"r woraus man srjfort erhält. Ausserdem aber muss X' =^ X'" sein , wie sieh aus folgender Ueberlegung ergiebt: Man kann sich das üielektricnm vejn der Dicke rf" mit der Dielektricität-rtkoustimte K ' stets durch ein ;»olches von

Ider Di*^lektricitätÄ5Cun8tante 1 ersetzt denken, wenn man ^^lich »uf der Fläche S, eine scheinbare (ideale) Elektrlnirung von der Dichtigkeit

-'•=r.^i'-i-)

gegeben denkt.

Nehmen wir nun auf beiden Seiten den Dielektricums j Funkte» welche beide gleichw^eit von S^ und Ö^ abstehen Hnnd jKwar soweit, dass die Dicke d" gegen diese Entfernung •verschwindet, dann kann man sich die brideu Schichten mit Hden Dichtigkeiten ^^ und q^' einfach übereinander gelagert ^denken und raun sieht ah^dann sofort., dass die in diesen Punkten wirkenden Krätte X' und X'" gleich groHs , aber entgegengcäetzt gericlitet »ein mdssen»

28

Sitzwig der mcUhrphys. Glosse vom 9. Februar 1884.

Da nun X' und X'" Konstante sind, wenigstens so lange man innerhalb Entfernungen bleibt, gegen welche die Dimeu- siouen der Flächen als unendlich betrachtet werden können, so ist demnach innerhalb der Grenzen, für welche die Be- trachtungen hier überhaupt nur giltig sind, allgemein

_X'=X"' = 2/r^3 (9)

Li graphischer Darstellung übersieht man diese Ent- wickelung mit einem Blicke auf Fig. (3) ; man sieht , dass die Kraft auf beiden Seiten des Dielektricums die gleiche ist und dass demnach, wenn ^3 negativ ist, wie bei einer ge- riebenen Ebonitplatte ein positiv elektrisches Theilchen auf beiden Seiten mit gleicher Kraft nach der Platte hingezogen wird, wie hier durch die Richtung der Pfeile angedeutet ist Es müssen sich mithin bei Anwendung des Gemisches aiu Schwefel und Mennige unter den hier vorausgesetzten Be- dingungen beide Flächen der Platte mit Mennige bedecken, gerade so wie es der Versuch thatsächlich lehrt (a. a. 0. S. 70.) Fig. 3 Fig. 4 Fig. 5

XJl

XO

B' X

C ß

«5 4 ^.

Nimmt man nun an, mau hal^ den schwach elektri- sirten Kuchen auf die Bodenplatte aufgelegt und zwar bei so schwacher Elektrisirung , dass kein Tebergang von Elek- tricität zwischen Bodenplatte imd Kuchen stattfindet, dann hat man die folgenden Gleichungen:

Zunächst einmal X' " = 0, wie man sofort aus einer Be- trachtung ersieht, welche der im vorigen Abschnitte durch- geführten vollkommen analog ist, und wonach X^*^ = X"*

W. r. Bezold : Untersuchungen über diel ekt tische Ladung 14. Leitung, 29

sein mnss, wenn man unter X^^^ die Werthe von X für x < 0 versteht.

Da nun X^®^=(), so ist auch X"' = 0.

Daraus ergiebt sich dann ferner

und mithin für

^2==Ö, Q, = ^8 1

die Werthe von V aber werden

Vs=4/r^,(cJ'+|.).

Der Verlauf von V aber wird in dem Diagramm Fig. (4) durch die gebrochene Linie OBCD dargestellt.

Ist die Kraft zwischen S, und S, gross genug, um einen Uebergang von Elektricität zwischen Bodenplatte und Kuchen zu bewirken, so wird Q^ = eQ^. Die gebrochene Linie, deren Ordinaten die Werthe von V geben, geht als- dann in jene über, welche in Fig. 4 punktirt gezeichnet ist, nach Auflegen des Schildes aber in die in Fig. 5 ebenso angedeutete.

Denkt man sich nun den Kuchen abgehoben , so ver- hält es sich gerade, als sei die Bodenplatte mit der Dichtig- keit Q^ gar nicht mehr vorhanden und die Gleichungen (2) gehen in die folgenden über:

47r^, =K"X"-X'

4.r^, = x'"-rx"

woraiLS sich unter Berücksichtigung des Umstandes, dass ^, -= €^s ist, sofort ergibt

4;f(l-«)ß3 = X"'-X'

oder da nach ganz ähnlicher Betrachtung, wie sie oben an- gestellt wurde, wiederum

30 Süzunff der math.'phya. Clause t>om 9. Pebruar 1884.

X' = X'" ist,

r'=2/i(i-£)^,

und X' = 2/r(l -e)^3,

eine Formel, die sich von der obengegebenen (9) nur durch den Factor \ e unterscheidet.

Die Potentialfunction yerläufb demnach auf beiden Seiten des von der Bodenplatte abgehobenen Kuchens gerade tM), als ob derselbe nur auf der einen Fläche S, elektrisirt sei und zwar schwächer als in dem oben gegebenen Falle.

Es wird demnach bei Anwendung eines Harzkuchenä ein positiv elektrisirter Körper von beiden Seiten her ange- zogen werden, obwohl sich auf Fläche S, positive Elektri- cität befindet, und würde auch diese selbst mit dem Pulver- gemische nicht nachweisbar sein, wenn sie ganz gleichförmig auf der Fläche vertheilt wäre und nicht nur an einzelnen Stellen, wie sie durch das Ueberspringen schwacher Funken bedingt und als kleine Lichtenberg*sche Figuren kennte lieh sind.

Dies ist eben einer der Fälle, wo die Untersuchung mit dem Pulvergemische allen anderen gegenüber einen gemü- tigen Vorzug besitzt.

Zum Schlüsse mag nun auch noch die Formel (7), wekk^ die Dichtigkeit auf der Bodenplatte bei der gewohnhchen (iebniuclisweise des Elektrophors darstellt, einer Di>cii*«ion ijnti?rworfen werden.

Difw Formel lautet:

€,„, U £)<) K

e* =^s g-

K

Mi#* führt zu der merkwürdigen Folgerung.- da» bei .•f^'fi((i'rn \\iU'\\y^t\\ der Entfernung zwischen Srhild und Boden-

\W,9f.nezfUd:

H9ch* Ladumj u, Lfliu

Fplutt« im Vorzeichen der auf letzterer vorhandenen Elektri-

cität bei einem l>estunmten Werthe dieser Ent.fenmng ein

JlTnfiHjiriui^en eintritt. Der experimentelle Nachweis diese-s

auf den ich lueinea Wi^isens seuerst aufmerksam ge-

^maeht habe, wurde bereite ». a. 0. gehefert.

Dagegen gewinnt er unter Berückhichtij^:img de« dielek-

•ii^chen Verhaltens de8 Knehens noch an besonderem Intere-sse,

dem man dadurth in den Stand gesetzt ist, den Werth

t thatsttc blich zu ermitteln*

Da« l^msprin^en des Vor/eichenn tritt nämlich ein, wenn

r

Her ü = - - —^,„ ust,

, (1-£)K

Uaraitö folgt aber auch W Erm

1 +

1

Ermittelt man demnach jene Entfernung zwischen Boden-

plutb«* nn<l Kuchen, welche erforderlich ist, um bei Aende-

iingen in dem einen oder in dem anderen Sinne eiti Um-

Bpringen de*? Zeichen« zu verursachen . t»o kann man unter

tmützung der Dielektricitätskonatantie des Kuchen*^ und der

Hcke de.^ letzteren berechnen, welchen Bruehtheil der primär

prre^en ElektricitÄt jene bildet, welche während de;^ Keibeua

Ivon der Rxlenplatte auf die Unterfläche des Kuchens überging*

Die biH jetzt gezogenen Folgerungen finden sich mit

Utsnahnie der allerletzten der Hauptsache nach bereits in

lex alteren Arbeit , uatürlich ohne jene Modificationen , in

den eben das We»en dieser Untersuchung beisteht.

Dagegen laasen aich noch einige andere ziehen , auf che ich er^t jetzt aufmerksam geworden lun, und die mir Jeires Intt^reaee zu verdienen i»clieinen«

32 Sä£mmf 4fr m^adufk^ CUae nm 9. Fthrmm^ 1^64.

Ich knfipfe faiebei zunächst an dir ktzte Forael der Gmppe 14» ftr V^ an. S«tzx man in üeser Fomd C^ K" = 1 oud f ^ = f, = i> . d. h. nimmt man an. man habe «in Di^Jektrienm Ton besdmmter Dicke zwirchen zwei leitai- den Platten von festem Abstände, deren eine abgeleiteC i&t. aWi etwa zwischen jenen eines LuAcondensatois. «o erhih man

V. = - 4^.*. [«»'-r^r'-f ] = - 4... [a -d"(, - ^.)]

Eb iät demnach ganz gleichgiltig . an wekhen Sldlen zwischen den leitenden PUtten sieh die ihnen parallele di- elektrische befindet, man kann eine ParalletTer^chiebang tot- nehmen, ohne da.?«: dadoreh der Potentialwerth V^ irgendwie Terändert wird, ein Umstand, anf den ?chon Boltzmann hingewiesen hat.'i

Dieä gilt jedoch nicht nor so lange als sich aof den Oberflächen de« Dielektricams keine Elektricität befindet, sondern sowie aaf beiden Flachen gleich grct^se aber entge{[en- gehetzte Elektricitatsmengen Torhanden sind. d. h. ^o oft

Ist diese Bclingung erfüllt, >^» hat man nämlich

In dieser Formel kommen die Werthe ^ und iT^. d. h. die Entfernungen der Oberflächen de- Dielektricums Ton den leiti'nden Platten ^ar nicht mehr vor untl ist mithin der Satz ljewie«en.

I>t jedfx-h Qt -^ Q%^ ^^ dann wird

= 4.r [e, <r -r (e. -r e, -r €,) <r" ^ *' p^ <r]

1) Wi^n. B.T. f. \'<-,Z B.I. LXVII. •->. S. 17 ff.

W* I». Besolä: ünt$r$mhungen ühtr Hieluktriitche Ladung u, Leitung . 3n

und nun lassen sich if und d"' nicht mehr au« der Formel entfernen oder wenigstens nur eine derselben« %. B.

rf'=d-d"^ir"

und mithin ist jetzt eine Verschiebung der dielektrisschen Platte zwischen den leitenden nicht mehr ohne EinHiiar* auf den Werth von V^,

Dies ttberßiehi man mit einom Blicke auf Fig. 5 un»l »war auf die gebrochene Linie OBCD. St> ott ß^ + ^3 = ^^ ist , frind nämlich die Linien 0 B und C D parallel , alsdann kann man aber die beiden Flächen S, Sg mit dem conatanten Abstände d" bei unverunderten Winkeln in 0, C und D beliebig /.wischen S^ und Sj verschieben, ohne dass dadiircb der Punkt D eine Verrflckung erfährt.

Sowie jedoch OB nicht parallel CD. is dies nicht mehr statthaft. Fällt i. B, CD steiler ab Oß, so l>edingt eine Verschiebung der beiden Flächen S^ S^ , d. h. des Dielek- tricum», gegen S^ zu ein Herabrücken von D, d. h, eine VergHVssenmg von D D\ eine Verschiebung gegen S^ ein Aufsteigen von Ü.

Efe ergibt sich demnach als Folgerung:

Stellt man eine plan parallele dielektris*che Platte zwi- schen ilie Platten eines Luftt*on<lensati)ra, dessen eine Platte» gelatlen, die andere mit der Erde in Verbindung steht, so äussert eine Parallel verschiebnng der dielektrischen Platte auf da« Potential der geladenen Collectorplatte keinen Ein- fluÄs, s(\ lange sich auf den Oberflächen de«« Dif^lektricuiUi^ keine oder gleich grosse aber entgegengesetzte Elektricit4it^- mejigen befinden. Ist dies nicht der Fall, so muf» sich durch eine solche Verschiebung isofort verrathen.

Endlich lassen sich aus den Formeln über die Grus?«e der auf die leitenden Platten ausgeübten Kräfte noch Folge- nmgen ziehen, die zu neuen Versuchen Veranlassung geben

8<?t2t man nämlich wiederum in den Formeln (5) p^ =^

^ .^cr^winf Aar mnak.fkf9, Cl^tme mm $. T^^rwwr 1SS4.

f, = 0, 4. h. nimnit man an. 4am die Ofaerflieiiai des Di- #r(#^ktnrnim nkbt dektrairt !>ei€fi« iw> wird wie oben

^♦ = 4;re,[a-r(l-^.)]

d. b. wenn die eine Platte zur Erde abgeleitet, die andere mit Elektrizität Ton bestimmter Dichtigkeit geladen ist, so wird dnrch Einiuhieben einer dielektrischen Platte der Po- tential werth anf der geladenen Platte herabgedrOckt.

Die Werthe von X' nnd X'" aber bleiben nach wie Tor die gleichen« nämlich

X' = X'" = Attq^ = 4.T^^.

I>ie Kraft, welche anf die Oberflächeneinheit ron S^ aiHgeObt wird, int demnach

Pj = XV, = 4^^,* = 47r^^*.

Die Kraft aljer, mit welcher die Oberflächeneinheit von ^4 V^^W^^ ^t ^^^ gezogen wird, ist

fHlr*r wenn man V'^ als gegeben ansieht

V *

^"['-•■('-r)]'

Hat man demnach zwei unendlich grosse parallele lei- tifiicle Platten in endlichem Abstände mit gleichen und ent- gegengfjsetzt^fn Klektricitätsmengen geladen, so wird die VV'echs(*l Wirkung zwischen diesen Platt<*n durch Einschieben cinpf (iij»h»ktriMcli(;n Platten vergrc')ssert , wenn die Potential- differenz zwischen l>ei<ien (durch Zufuhr von Klektricitat) constant erhalten wird, sie bleibt unverändert, wenn die KlektriciUltsniengen constant bleiben.

l)as letzt^»re gilt jedoch nur, so lange die Voraussetzung zuliissig ist, dass die Dimensionen der Platten im Vergleiche zu ihnT Entfernung unendlich grosse seien.

W, r . BecoJd : Vnienuchungen üiter dirlektriRcke Lndun/j n Leitung. 35

Sind sie endlich , ko wird bei koiiHt^tiiten Elektricität.s- mengen die Wecb^elwirkimg durch Einschieben eines Di- elektricinn's ?t>n äusserer Ausdehnung veraiiudert.

IL

Ti^ber den Kinfluss eiiigesdiobener dielektriseher Platten auf die Wechselwirkunp^ elektriHirter Korper.

Die am Schluisse des vorigen Abschnittes uiitgetheilten Untersuchungen über die Wechselwirkung elektrisirter Korjter unter dem Einflüsse zwischeugeschobener Dielektricu hai>en 2U Sätzen geführt, die einer experimentellen Prüfung zu- gängh'ch sind, und zwar einer Prüfung so einfacher Natur, dnas sie t^ogar zum Verlesuugsver>uch benutzt werden kann. Der erste dieser Sätze lautete:

^DieWeeh.sehvirkung zwischen zwei raitentgegengesetKter KlektricitÜt gehideneu parallelen Platten wird durch eine tngeftchobene parallele Platte eines Dielektricums vergrüssert, 'wenn die P^tentialdifferenz ctmstant erhalten wird.*

Hat man zwei Lutfcondeusat^jreu von gleichen Dinieu- nionen und gleichem Plattenabstande, deren Cnllectorplatten und deren Conden8at4>rplatt«!n unter sich leitend verbunden Kind, ^o hat man auf beiden die gleichen Pntentialdifferenzen. Schiebt man nun bei einem dieser Cnndensat'<iren zwi- {«eben die beiden Platten eine dielektrische ein, >io mui^s die Wechselwirkung zwischen diesenj Plattenpaare eine grössere w**rden, als zwiÄchen dem anderen.

nies kann man folge udermassen darthun: Zwei gleicfagrosse nnd gleichschwere Metallscheiben CC* ^ig. *i) mit abgerundeten Kanten werden mit Drahten an den beiden Enden eines Wagebalkens H H aufgehangen. Der letsct^re steht durch die mit der Erde leitend verbundene Tnigsäult* ebenfalb mit der Erde in Verbindung.

Die binden Schdlien dienen aU Condensat^rpiatten, Ihnen gegenüber h, unter ihnen befinden sich in einiger Ent-

3*

30

Sitzung der maJth.-phyn, Clause vom 9. Februar 1884.

femung zwei ähnliche Platten S und S' auf gleichhohen iHoh'renden Stützen. Sie können unter einander leitend ver- bunden werden und dienen ak Collectorplatten.

Sowie nun diese Verbindung hergestellt und die Col- lectorplatten geladen sind, steht das System in labilem Gleich- gewichte, und würde jene Condensatorplatte, welche der Col- lectorplatte nur um eine Spur näher steht, mehr und mehr nach abwärts gezogen und dadurch das Gleichgewicht immer erheblicher gestört werden.

Dies lässt sich jedoch vermeiden durch passende Arre- tirungsvorrichtungen a und a', welche die Bewegungen de« Wagebalkens in enge Grenzen einsch Hessen.

Fiflr. 6.

!L^ 1

<»esetzt nun, es sei im Momente der Ladung die Elot- femungCS um eine Spur kleiner gewesen alsC^S' und hmhe sich in Folge dessen der Wagehalfcen gegen den Arretimng»- Stift a gelegt, si> genügt es, zwischen C* und S' eine dielek- trische Platte D einzuschieben, um Ä^fort einen Atü^nrhlaft im entijejrengesetxten Sinne einzuleiten, bis der Stift a' der Be- wii»ijTinjr ein Ziel setzt.

Vielleicht wird mancher in diesem Versuche nnr einen Ifc-w^s ddifur erblicken, d*^ der Comiensit**r mit aw weiten- ^-i4^rv.>^,.jij Dielektricum eine irrvKsere Oap^ciiit ttejiUi mls >-r %z:l^T^. immerhin ist er al>^Ur.n A^ir geeijrnet, diesie Tkat- s^.i^ :r £K«h>t einfacher Wei:^ ans^hauti^fa oi maehen.

W, 17, BtztAd: UniergitchuHfßen über dirlektriächt Lftdun^ u, Leüunff. '^ i

Er gestattet jedoch noch einige ModifiCHiioDen.

Ersetzt iimn die dielektrische Platü^ durch eine an einer isidirendeu Hund habe UeHndliche Metallplatte, m gelingt der Vrnsuch ebenso wie mit dem Dielektrikum , vomuHge^setzt, dasH die MetallpUtti' nicht wesentlich grösser ist als die Ccni- densattirjdatte.

Ist sie grciaser, 60 wirkt sie ab Schirm und alsdann wird die Wirkimg von S' auf C' durch Einschieben der Platte nicht vt*rgrö&sert sondern verkleinert, ao dass nun ein Aus- mrhlag im entgegenge8et/.t<?n Siiirte eintritt, gei"ade wie wenn jnan eine abgeleitete Platte eintuhrt*

Nun läßst sich aber der Versuch mit der dielektrischen Platte so abändern, dass man nicht mit gleicher Potential* diffiTcnz in den beiden Condeusnt-tjren , .sondern mit gleichen KlektricitätÄmengen arbeitet.

Wie oben gezeigt » lehrt die Theorie , dass in diesem Falle ein Einschiel mn des Dielektricums gar keinen Einflusn auf die Wechselwirkung ausübt, wenn nur die Platt-en gegen ihre Entfernung sehr gross sind. Wenn dies nicht der Fall ist, wird e«ogar die Wechi><el Wirkung vermindert und nilhert Hich eine dielektrische J*latte , deren Au.sdehuung jene der CondenKator[datten Cibertriftl, in ihrem Verhalten dem eines leitenden Schirmes,

Dies läs8t sich fulgendermasseu durch den Versuch darthun :

Die leitende Verbindung zwischeD den Ijeiden CoUector- fdatten 8 und S' wird aufgehoben und die ersteren, bevor hie an ihre Stellen imterhalb iler ('undensat<jrplatten gebracht Werden , während oder nach erfolgter Ladung mit einander in Berührung gebnicht.

Abdann sind sie gleich stark geladen. Stellt man sie

Htm an ihre im Schema angedeuteten Plätze und nimmt man

mitsder an, di^s die Entfernung CS etwas geringer sei als

.C'S'* m da?« der Wagebalken \m a anliegt, so ist m nicht

38 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 9, Februar 1684.

mehr wie oben möglich durch Einschieben des Dielektricuuis zwischen C' und S' einen Ausschlag nach dieser Seite hin hervorzurufen.

Dagegen genügt die Einführung zwischen G und 8, um eine Bewegung im Sinne des Pfeiles und ein Anschlagen bei a' zu bewirken.

Femer spricht Herr Wilhelm von Bezold:

»üeber zündende Blitze im Königreich Bayern während des Zeitraumes 1833 bis 1882-.

Die Abhandlung wird in den Denkschriften zur Ver- öffentlichung gelangen.

39

Herr Kupffer legt folgende Abhandlung vor:

,Zur Hiatiogenese des Rückenmarkeii der Forelle* von Victor Kobon. (Aus dem histio- logii^^hen Laboratorium zu München,) fMit 2 Taftflu).

Im Aiitu!i^<^ fie- vorigen Somraers begann ich am cerebro-

piniilen System der Forelle Unterüiichongen über Entwicke-

EingsvorgHnge, die mich nf»ch gegenwärtig l>eschäftigen. Bei

tr Durchbricht «1er in diesem Zwecke angefertigten Schnitte

ien beobachtete ich eine Thatäaehe, welche bei Beurthei*

der Rucken mark textiir im Allgemeinen eine nicht

iwesetitliche Rolle spielen dürfte. Wer dieser Annahme

stimmt, dem winl schon die einfache Mittheilung dieser

itttiäaehe nicht unwillkommen sein.

Es handelt sich um die Beobachtung grosser Nerven- zellen von ty})ischer Gestalt» welche während der Entwicke- mg de» Rückcmnarkes zu allererst unter allen Nervenzellen selbst die dm Gehirn« nicht auKgenommen zum Vor- liein kommen: un*l zwar an der dorsalen Oberfläche des ISckcnmarkesf, Sehr auffallend ist die (_tei?talt dieser Nerven- Uen, wenn man den Ort ihrei!i Vorkommens in Betracht ^hi; denn die Ge«talt ist durehami die einer multipo- rtireQ Ganglienzelle. Dieser Umstand allein glaube ich ^- dürfte genügen, das Interesse für diese Gebilde und deren aQzuregen. Wenn es mir auch nicht gelungen

40 Sitzung der mathrphys. Clasae vom 9. Februar 1884,

ist, die Bedeutung dieser Zellen vollständig aufzuklaren, m will ich dennoch ihre Beschaffenheit, die Umstände, unter denen sie vorkommen und ihre allfälligen Beziehungen zu den übrigen Elementen des Rückenmarkes einer kurzen Schil- derung unterziehen. Hierbei bitte ich, die beigegebenen Abbildungen ins Auge zu fassen , welche ich als möglichst naturgetreue Copien von Präparaten durch die gewandte Hand eines Zeichners anfertigen Hess. Die Objecte der Unier- suchung waren Embryonen der Forelle aus zwei Portionen von Eiern stammend, die in der Brutanstalt des HofBechen Kuffer in München bei einer Wassertemperatur von +9*C sich relativ rasch und sehr gleichmässig entwickelt hatten. Einige Embryonen dieser Portionen schlüpften bereits am 47. Tage nach der Befruchtung aus dem Ei, die Mehrzahl zwischen dem 50. und ()0. Tage; die ausgeschlüpften blieben in demselben Trog, also in denselben Temperatur- und Wasserverhältnissen bis zum 72. Tage nach der Befnichtang und täglich wurde von beiden Portionen eine Anzahl Eier,«»*3 beziehungsweise Embryonen, vom histiologischen Laben— ^^ torium abgeholt und erhärtet. Die wohl conservierte Ent^-^zT' wickelungsreihe befindet sich in der Sammlung des Labon^.^B- toriums, und dieser entnahm ich die Objecte. Die Figg. l^^V, 2, 4 u. 5 beziehen sich auf Embryonen vom <>3. Tage di Entwickeluug nach der Befruchtung und ich gehe bei d( Schilderung von dieser Stufe aus.

Der Querschnitt (Fig. 1) des Kückenmarkes der ForeU^ vom (>0. Tage der Entwickeluug hat annähernd Kretsfonv« nur die der (^horda anliegende Seite ist leicht concav. Etws */? der Peripherie ist von weisser Masse umschlossen, ein dorsaler Abschnitt aber, der etwa ^\i der Peripherie beträgt, zeigt die zellenreiche Anlage der grauen Substanz in Contact mit der Membrana prima von Hensen. Diese struktnrfcw Lamelle ist deutlich im ganzen Umfange nachweisbar. An der gesanmiten Peripherie des Markes treten Radi&rfiuen

V. Böhm: Zur Hütwymenc dts \

der Forelle. 4 )

hervor, die, wie dieselben Elemente der Retina, mit koninch verbreitetem Fusseude sieb mit der Membrana prinui ver- binden* Die weisse Mati^e entspricht wohl nicht allein dem Vorden»eitenÄtran^e , die üujiHerHte dorsale (hinterei Partie denselben zeigt im Querschnitt eine feinere und dichtere Punktinmg und ij^t, wenn auch nicht scharf, %'un der übrigen Ma8»e ahge-set^t. l>ies*e Partie halte ich ftir die Anlage der Hintenitränge, weil c^ich Fasern der dorsalen (hinteren) Wurzel theik enge an dieselbe anlehnen, theil« hineindringen. Indexen \st diei^er Anhaltspunkt kein ganz sicherer. Die ventralen (vorderen) Wur/eln verliissen djts Hfu'kenmark an den lateralen tiivnzen der eoncaven ventralen (vordem) Seite und gehen bündeiweii^ dnreh Oeffnongen tler Membrana prima. So deutlich sieht man den Durchtritt der doi-saleu (hinteren) Wurzeln durch die Membrana prima nicht, weil die Fasern niclit zu m .starken Bündebi vereint öind*

Der Centralkanal liegt bedeutend näher der ventralen, ab der dorsalen Oberfliiehe und ist von Cylinderepithel um- fitöst, das* 2 3 zeilig angeordnet ist. Vom Epithel geht ein starker F&Herstrang, der zum Theil gewiss aus Kadiärf&seni htf ventral wiirts bis zur OberH^lche, eine Kaphe erstreckt jh von der da-s Lunjen l)egreni&enden Cuticula de« Epithels in der Medianebene dorsal wärtt» fort«; diese Raj>he sieht wie eine Contactfläche d^ von beiden Seiten her bis zur Be- rtlhrung zuÄauiniengerückten EpitheLn am, ist aber deutlich kaum bis ztir lliilfte der Strecke zu verfolgim, die den Caiial ^inx der dorsalen (liinteren) Oberfläche trennt. Die Anlage der Vorderhörner ist durch einen bogenforn^igen Faserzug (halb kreiäförmiges Stratum, Hen^en^) von der übrigen grauen Ma^^ie abge»etzt. Dieser Faserzug geht in die ven-

1) Heii8«ii« Bcobaehtun^en über ßetrut^btun^ u. Entwicklung ilei Kiuiixicheits tmd Moet^ch weine faeti«, Zeitschrift f AnaL u. Entwick- ImgVgcKhichte, Bd. 1 S. ml. 1876.

42 Süzung der maih.'phys, dorne «Oifi P. Februar 18dL

trale (vordere) GonimiHsur über (Commissara tnmsfenft foi Stieda).') Die Anlage des Vorderhomes ist im QiiBndudtt dreieckig und enthält überwiegend kleine ZeUen, an down fa Kern fast allein zu sehen ist. Denkt man sich das Yoita^ ' hom Yon der übrigen grauen Sabstanz getrennt, so MJgl i letztere im Querschnitt Leierform. Zwischen dem Epittdi j und dem halbkreisf5rmigen Stratum liegt eine Zone kloM ^ Zellen, an denen, wie an denselben Elementen des YoIdl^ horuH der Zellkörper um den Kern so schwach entwiebt ist, dass mau denselben nur an den abgehenden fAoea Flle^ . oben erkennt. Dorsal vom Centralkanal finden sich tu beita Seiten der Mittellinie auch grössere Kerne mit denUidMa Zellkörper.

Theilt man die ganze Strecke zwischen dem Gentnt ,j kanal und der dorsalen Oberfläche in drei gleiche Zonen, so ist die mittlere Zone dadurch ausgezeichnet, daas inneihiHi J derselben Fäserchen von einer Seite zur andern hinftbendfllMi, \ also die dorsale (hintere) Gommissur bilden ; im Bereich dienr \ Comraissur finden sich quer gestellt längliche Zellen, die den Gomniissurenfasem zusammenhängen. An der äasserstea dorsalen Oberfiäche dieser an kleinen Zellen reichen Anlage der grauen Substanz finden sich die grossen multipolana Zellen, von denen hier speziell die Rede ist. Sie tangim die Membrana prima. Sie erscheinen bisweilen g^z ab- gerückt von der grauen Substanz, aber wohl nur deshalb, weil letztere bei der Erhärtung des Objectes sich etWto tob der Membrana prima zurückgezogen hat.

Zunächst die Beschaffenheit der Zellen. Was die QrösBe betrifil, so betrug der Durchmesser des Zellkörpers in der Breite durchschnittlich 22—24 ju. Der Zellkörper färbt aidi ziemlich intensiv und ist schwach granuliert. Der grosse

1 ) S t i c d a , Studien über da» centrale Nervensystem der Knochea- fische. Zeitschrift für wiss. Zoologie. XVHI. Bd. Leipsig 1868. 8. 18.

li; Zur HMiioffeneMr den Rutkf.nmarktg der Fnrdle,

lige Koni zeigt in deü meisten FftUen eine schwä- bibition als da« Protoplasma, dagegen ist das Nucleo- Tobkumiger ab (hr Zelllpib ; die Ltige de^ Kernes ^xcentrische und xwar befindet den^olbe sich an der Söite der Zelle, häufig hart an der Oberfläche (vergL Fig. 1). Ausserdem besitzt der Kern oft- dentliches Kemköq>erchen. Die ziemlich starken tze, an Querschnitten 4 5 an der Zahl, setzen «ich ■schiedenen KichtnngeU hin fort, man kann sie aber kunte Strecken verfolgen, da sie allmählich in sehr fiserchen aunlaufeu, falls sie bei der Schnittfiihrung Zellleil>e nicht frühzeitig abgetrennt worden sind. einzelne oder mehrere dieser Fort»*ätze theilen, das ich meiner bisherigen Beobachtimg gemäss weder zu noch zu verneinen* :lich der Zeit, in welcher die^ (ranglien/eUen in entwickelnden N«iuralri»hre /um ersten Male auf- on ich, soweit dies aib* meinen Präparaten hervor- 1 40, Tag der Entwiekelimg mit aller Sicherheit Es ist nun sehr eharakt^risHiieh , dasn die Gang- nm diese Zeit unmittelbar der Hensen 'sehen la prima anliegen , von der sie sich im Laufe der ung allmählich entfenien, d. h. sie werden von der ümgebnng immer mehr anwachsenden weissen rkj^ubstanz ilberwnchert. wie mir ein Vergleich tte aus verschiedenen Entwickelungsstadien zeigte. einen andern charakteristischen Umstand kann ich hnen , dass ich zur Zeit des ersten Auftretens der stehenden Ganglienzellen in andeni Regionen de^ kes and im ganzen Gehirn keine S}inr von Ele- nden konnte, die l>ereits den Charakter von Nerven- sich getragen hätten. Nur die Zellen der 8pinal- liaasen sich nach 0rdi8se und Aussehen mit dienen

m.

44 Sitzung der math.-phys. Classe vom 9. Februar 1884,

Im BetreflF der Lagerung dieser am frühesten erschei- nenden Nervenzellen kann ich ebenfalls zuverlässige Angaben machen. Diese Zellen erstrecken sich nach vom (cranial- wrirts) bis an die hintere Grenze des Gehirnes, d. h. der Medulla oblongata ; die vordersten trifft man hinter der Spitze der dreieckigen dünnen Decke des Calamus seriptorins, und, nach rückwärts, längs des ganzen Rumpflheiles des Rückenmarkes.

Für die spezielle Bestimmung der Lageverhältnisse dieser grossen Nervenzellen gilt unter allen Umständen Folgendes: Geht man zunächst bei der Untersuchung von Querschnitten (Fig. 1) aus, so zeigt sich, dass eine Ganglienzelle der rechten und eine zweite der linken Rückenmarkshälfte zukommt Dabei befinden sich beide Zellen in zwar etwas wechsebdem, aber stets nur geringem Abstände von der Medianebene, wo später die Fissura longitudiualis posterior entsteht. Man könnte also an eine bilaterale synunetrische Anordnung de^ selben im Rückenmarke denken. Doch ist dies keinesw^ der Fall ; denn bei der Betrachtung eines horizontal (frnntil) geführten Längsschnittes (Fig. 2) stellt sich ein anderes V«r- hältniss heraus. Man sieht dabei , dass die Ganglienzellen unregelmäKsig gelagert, gleichsam gegen einander altemirenJ erscheinen. Aus diesem Umstände erklärt sich der an Quer* schnitten (vergl. Fig. 4) oftmals vorhandene Mangel einer zweiten Zelle. Ungeachtet dieses Altemirens lässt sich mit aller Bestimmtheit behaupten, dass jeder Rückenmarks- hälfte blos eine einzige Längsreihe solcher Nervenzellen zukommt.

Bezüglich der Zellfortsätze habe ich noch einige Be- merkungen zu machen. Die Fortsätze sind in den mosten Fällen gleichmässig stark entwickelt. In Fällen deutlicher Wahrnehmung lässt sich auch die Verlaufsrichtung einielDer Fortsätze eruiren. Gewöhnlich verläuft der eine Fortnti schräg dorsalwärts und ist an sagittalen Längsschnitten nehr gut zu sehen (Fig. 5 Rz), wo er sich an die Membrana

^\ Mohon: Zur HiHtiageniM des R^kenmnrken dtr FnrelU. 45

aa aiiHchmiegt, der andere verläuft lateral (T^i^r. 1 u, 4 Rz),

der dritte tritt in transversaler Hiclitung über die dorgale

Medianebene ober dem Centralkanal auf die entgegengesetzte

^^^tKückennuirkshälfte hinüber. Ausserdem zeigte mir Herr

HProfessur Dr. Kupi'fer Präparate, wo eine Ana8t.<»fnose

IBftwiüchen einer rechten und einer linken OaiigHenzelle mit

voller Sicherheit beobachtet werden konnte.

Nun halt** ich diese (Telegenlieit als die ^eeigru^tÄte, um lie jetzt in den Vordergnind tretende Frage zu beantworten: ^'eichen Nervenzellen im Röckennmrke anderer Thiere sind Jie der Forelle zu vergleichen? Hiebei kommt in erster Reihe LanzettHm^hchen (Amphioxus lanceolatus) in Betracht. ÄU8 der Beschreibung der Nervenzellen im centralen Nervensystem Am Amphioxus von Stieda geht es hervor,

*dasB homologe Zellen auch bei diesem Thier vorhanden Bind. Von den Zellen, welche ich meine* sagt Stieda*): i^Eö scheint, dass diese grössten Zellen, welche im Ver- hältnis«! zxim Amphioxus kolossal sind, von Owsjaunikow iicht gtötehen worden sind , wahrscheinlich weil 8ie seltener lind , alfi die anderen und man sehr grosse Schnitt^erien lurch mustern kann , ohne sie anzutreffen ; , . . rfe sind ripindelionuig, drei- cwier viereckig, . , . Die gröbsten Zellen Riegen r|uer im mittleren AbKchnitt de^ Markes* u. 8. w.

Spater habe ich dieselben Zellen an Zerzupfungspra-

Ifiaraten von frischen Kückenmarkeii des Aniphioxus unter-

iiucht und in den meisten Fällen die niulti polare Uestalt bei

inen gesehen , ohne irgend einen Zusammenhang mit den

lorsalen (hinteren) Spinal wurzeln oder mit den starken, den

ö 1 1 e r Vhen Fanern der Petromyzonten vergleichbaren

iig»faitern beobachtet zu hal>en. [Teber die Zellen wigte

Stiedift, Studien Ober Amphioms lanceolatus. M^riioiFeH Bf? TAcud. itnp. dt» ndencefi dt* 8!. P^tersbour^. W\, (*<5r. Tome XIX* lt. T- HL FeWrsbourg lHT;t. S. 741.

46 Sitzung der math.-phys. Clnsste rom 9. Februar 1884,

ich in meiner Äbhandlnng ^) : .Einzelne colossale Ghinglien- zeUen von den letzteren (multipolaren) tauchen in nicht un- bedeutenden Entfernungen von einander in der Mittellinie der dorsalen Markpartie und in der nächsten Nähe des Centralkanals auf.^ Der topographischen Lage und der Ge- stalt nach glaube ich demnach diese Zellen des Amphioxas mit den besprochenen der Forelle als homologe Gebilde be- trachten zu können.

Es folgt die Berücksichtigung der Cyklostonien« bezieh- ungsweise der Petromyzonten.

Auch bei diesen Thieren kommen Nervenzellen des Kückenmarkes vor, welche ihrer Gestalt und Lage nach denen der Forelle entsprechen. Owsjannikow*) zeich- nete bereit^ grosse Ganglienzellen an einem Längsschnitt des Rückenmarkes des Petromyzon fluviatilis (Tab. II. Fig. III. D), die an unsere Ganglienzellen erinnern. Ein genauer Vergleich lässt sich jedoch auf Grund der Untc^ suchungen Ton Owsjannikow nicht durchführen. Ent die rntersuchungen von Reissner') bieten einen sicheren Ausgangspunkt. Ueber die Zellen des Rückenmarkes schreibt Reissuer*): , Unter den Zellen lassen sich an den meisten Stellen des Rückenmarkes mit Leichtigkeit vier Arten unterscheiden. Zellen von den bedeutendsten Dimensionen finden sich an zwei verschiedenen Stellen; ich will sie ak

li Rohon, rntersuchun^ren über Amphioxus lanceolatai«. ßn Bpiiraj? zur verjjrleichenden Anatomie der Wirl>elthiere. XV. Bd. [»♦-nk-'.'hriften der mathemati<ih-naturwi'«'«envhaftlichen Clastse der kai-». Akaü. der Wissenschaften. Wien 1^^2. Separatabdruck 8.51.

Owsjannikow, Pis^juisitiones niicro8oopicae de Medallae «pinali«« textura. iniprimis in pisoi>»us hurtitatae. Dl*«ertatio inangO' rali-. Dorpati MIXHTLIV.

^\ Reis^ner. Beitrairo 'ur Kenntniss vom Bau de« Rflcken- marke:* von Petromyzon tiuviatilis B. An'hiv ttir Anat. u. Phriiol. U*ipzi>: 1^.».

4> A- a. «». S. ,V»:l— .'»54.

F. IM011: Zur SiifUö^ene'n* äf9 Rückrnmnrken der FnrrUf, 47

Imittlere imd äusserte grosse Nervenzellen be- Izeichnen. Die mittleren j^rossen Nerven/.el leu [ liegen immer im oberen Ilande der grauen Mjisj^e, biiid über ' der Contoiir <lesiselben hrrvorrugmid, bald tiefer in die f<i*aiie Ma^se eingeBenkt, gewühnlieh etwas zur Seite der Mittellinie^ jiielleu gerade in der Mitte oder etwas weiter nach aussen

KFig. \\\y

«Meist enthält ein Querschnitt des Rflcken marke« nur

eine derartij^e Zelle, bisweilen aber auch zwei

jimd dann gewöbnlicli eine auf jeder Seit^ der Mittellinie;

In Querschnitten aus den mittleren Tbeilen zeigten die

[Zellen einen längeren Durchmesser von 0,0150'" 0,0225'"

und einen kürzeren von 0,0127'" 0,0l5cJ'"; ensterer ent-

npricht der Breite , letzterer der Dicke der Zellen ; jener

liegt meint wagerecht, höchst selben nur schräg oder gar

lM»nkrH^ht» dieser meist senkrecht im Verhältniss zum ganzen

I Kückenmark- , . . Eine Zellenmembran ist nicht nachweis-

Ihar. Die Sul>stan/ der Zellen erscheint fein granulirt und

wini durch Cannin lebhaft roth gefärbt. Der Zellenkern,

'gewohnlich länglich rund» ö,n()87 '"—0,012"' im Durchmesser

I haltoid » int ursprünglich wohl immer homogen . , . . Ali

[recht dünnen Schnitten tmnint J^ich der Kern, der gar nicht

Reiten unregehnäswig verschnimpft angetroffen wird, heller aus,

al^ die umgebende Substtuiz der Zelle. Nur höcb.st selten

bemerkte ich in Querschnitten einen wagerecht nach aussen

jiid^r s*enk recht nach üben gehenden Fortsatz,

ldef*»*en Länge hrK'h.st'en.s dem gnisseren Durchmesser der Zelle

[gleichkam: iu *ier Kegel fehlen solche Fortsätze.*

AD9 dem Vorangehenden ist es evident, dass die von FR e i s 8 n e r beschriebenen Nervenzellen unzweifelhaft homolog |4irinil mit denen der Forelle. Bevor ich in der Anführung der jjfjeratur fortfahre, erlaube ich mir atif die den fraglichen püen von Reisgner beigelegte Bezeichnung im Interesse iHgemeiueri V''er!<tändnis*e8 zurückzukommen. Wie wir

48 SUiung der math,-phi/g, ültuute vom P. Fel*runr 1884,

soeben sahen, spricht Reissner im vorangehenden Cttat von äusseren und mittleren grossen Nervenzellen, Allein das Wort , mittleren** ist ganz entschieden ein Ljipsns calami ; denn liest mau die ganze Abhandlung Re issner'« dtircli, 80 ist nicht mehr von mittleren, sondern aiis«chliea«Uch von ^inneren grossen Nervenzellen** die Re<le , wma jedenfalls mit der Eintheihing und Besehreibung der Nerven- zellen im ganzen Text übereinstimmt.*) Diese Bemerkung wird Jedennann am Platee finden, wenn er in der Litemtur bald von .mittleren grossen*, bald von , inneren grossen Nervenzellen* von Reissner zu Wen bekoraniL Unxweifel- haft muss solcher UnLstand zu naehtheiligen Mis^verg^tind* niKsen führen. Im Sinne Reis^sner'^ existieren ako blnn innere nnd äussere grosse Nervenzellen. Im Hinblick auf die wichtige moqdiologbtche Bedeutung, welche tlen inneren grossen Nervenzellen zukommt*, bringen wir fßr dic^Mf Zellen kurzweg die Bezeichnung der , Reisen er 'sehen Zcdlen* in Vorsc^hlag und wir möchten die^e Bezeichnung auf alle jene Nervenzellen des Rtlckenmarke<i der Wirbelthiere und des Men»cheii ausdehnen , die sich in moqdiologim*her nnd physiologischer Beziehung mit den inneren grosssen Zellen im llflckenmarke der Petromyzonten decken. Unter allen Uns- ständen scheint uns diese Bezeichnungsweise eine corrocie zu Kein, Man kann die Zellen nicht mit StilHng*) ala dir K4«|inl-;entanten der ,gr*iuen lliuterhönier* benennen, da ^twi Hint4?rhömern bei Petromyzonten keine Spur vorkommt. Sir alH »Hinterteilen* mit Freud*) zu liezeichnen , gt^ht wnfcl

Ij Vergl^ Rei8j*iier ». 0. 8, 560, r>78 xx. 584.

2) Stilling« Nnue Unti^nnichtingeTi über den Bau de« Edcktfn* marken. Tspite] 1859. S 849. V^rgl Auch Taf. XXVnr Fi^. m, l«l; Figg. 37 u. 38.

3) Fri*tid, Ceber den Ursprung der hinU*ren Nerrenwiifiteltt in Eückrumark ron Auimocofie.^ (T n rtuui^rih SiUdiiaK»' hi^rirhto dor kmn, Akaiiemir ticr \ ittt^ii. Mnth tiifunniiijn MchAntidie (!liy»e. LXXV.Baii<L Hl. AUH. Jmhff^Mitf IBll, Wtea m7.

\'\ Ji^hm: ^ur Hiittiogeneäe de» HilckevmtirkcB der FordU *-*

^üch flicht recht nn , weil nach den Untersuchimgeu von Reisen er die dorsalen Spinalwumehi bei Petromyzoiiten flicht Wos am den grossen Nervenzellen (Bei ssn er 'sehen Zellen) wie Freud nachwie.s, sondern auch ivas den kleinen, hinter dem Ceiitralkiinal gelegenen Nervenzellen mit grosser WahrBcbeinlichkeit ihren Trsprnng nehmen. Somit rufisBten |ie letzteren Nervenzellen gleiehfallH den Namen der ,Hint^r- «ellen* führen, zumal Freud selber zugel>en mns.^.*) dass die dorsalen VVnrzeln bei Ammocoetes branchiali« nicht au»- Hchliesslieh ans den ^Hinterzellen* hervorgehen,

Nni^h Reissner untensuchte den Bau de^ Neunaugen- Rückenmarkeji Kutsch in. Die Arbeit ist mir blus naeh di*m Referat von Stieda bekannt, und ich ftlbre hier die St-ellen d^ Referates wörtlich vor, welche sich auf die Rei»Hner'»chen Zellen beziehen, Stieda*} ^agt: ,Die groü^en Nervenzellen der inneren oder centralen Gruppe liegen entsprechend der Längenausdehnung de« Rückenmark es i n z w e j L ii u gs r e i h e n der Art , das« eine Rtühe dem ( 'entralkanal näher lie|a:t, die andere weiter nach au«*en. Die Zellen liegen neltea in einer und dersellnMi Querebene, 00 dass auf Querschnitten gewöhnlich eine Zelle liuf der einen oder auf der andern Seite gefunden wird, .selten atwei Zellen auf einer Seite, Die Zellen sind 0,ü*i3 U.n*)8 mm lang, 0,039 -0,042 mm breit und 0,025^0,028 mm dick. Auf Querachnitten erscheinen sie meist ohne Forteiätze. Auf l»ilngHj*chuitti*n zeigen sie wenigstens zwei Fortsätze , von denen der eine in der Richtung zum Gehirn, der andere in der Richtung zum Schwänzende verläuft . , » Kutschin leugnet mit Rei»8ner jegliche Beziehung dieser Nervenzellen zu den

J) n>id. S. 2*>— 27,

*2) S t i e d a » Hefemte 110^4 d«r niaeischen Literatur. K 11 1 3 c h 1 Ueber den Bau de» ROckemiiarkes des Neunauges* Kaaaji- Dias, inaug. IfMl«. M. 8t'huUjße'D Archiv t mikr. Anatomie Hd. \h 1866. Separat- AMmck 8. 526—527. [I$g4. Matb.-phyM.CL ].| 4

•^0 Siisung der mafA.-^iAyx. Chtjutr com fK Ffhrustr 1S'!s4.

sogenannten Muller'schen Fasern der wekosen Substanz. Die Sollen haben aber noch einen dritten Fortsatz. Dieser von Reissner zuerst erwähnte Fortsatz, geht senkrecht nach oben und konnte von Kutschin bis in die obere Wurzel hinein verfolgt werden. Einmal sah Kut- sch in sogar zwei Fortsätze von einer Zelle der äussern Reihe der Centralgruppe in die obere Wurzel eintreten."

Ich wende mich zu den bereits erwähnten rntersuch- ungen von Freud. Durch dieselben hat Freud die directe Beziehung der Reissner'scheu Zellen mit den donaleu Wurzeln mit aller Sicherheit festgestellt. Diurch die Test- stellung des continuirlichen Ueberganges eines Fortsatzek^ der Reissne raschen Zellen in eine Faser der dorsalen Spinal- wurzel wurde Qber die morpholi>gische und physiologische Bedeutung der Reis.sn er 'sehen Zellen zum grossen Theil entschieden, zugleich aber auch die irrundlage fiir die Ver- gleichung dersellien Zellen mit denen anderer Thiere ge- schaffen.

Bevor ich die Petromyzonten verlasse, mus? ich die dies- bezüglichen Tiitersuchungen von Ahlborn aus neuester Zeit berücksichtigen. L'eber die ^Hinterzelleu" von Freud äussert >ich A h 1 b o r n * ) folgenderma^sen : . Allein wemi ich die Freud'schen*) Zeichnungen mit meinen Präparaten und der Figur 48 vergleiche, so kann ich ein Bedenken nicht unter- drücken, dass nämlich die in Hede stehenden Zellen, die er kurz als Hinterzellen bezeichnet, vielleicht gar nicht identisch sind mit den grossen inneren Zellen Reissner's, die doch bei dem erwachsenen Petromvzon Planeri dicht neben der Me<liane liegen. Die Freud 'sehen .Hinterzellen* von Am-

1) Ahlborn, rntersiirliungen ril»er das llehim der Petromy- zonten. Zeitschr. f. wiss. Zoolo^it». XXXIX. Bd. S. 242.

2) Ich erlaul»o mir eine (Njrrectur an der Sclireibweine diese» Namens Torziinnhmen. Ahlborn spricht nämlith fortwilhrend irr* thiinilit'h vom .\iitor Fr«Min«l.

V. Jtfyhnn: /fi#r Histunirtnit ffrs Rückt nmftrkeft der PoreUe.

u

rn>rr>etes , deren ZtisummenliaTig mit *l*?ii dorsalen Nerven- irzcln in Freud s Figur l n. 2 dargustelit i»t« liegen ausser- lialb des Bereichs^ in welchem wir bei dem erwaclisenen ?etroin yzon die «grossen mittleren Zellen *)" ReissnerV intreffen, und stimmen hinsichtlich der Form gar nicht mit liefen überein. Vk hi daher viel wahrscheinlicher, dass die Fon Freud abgebildeten .Hinterzellen* in die Kategorie "der von Reissner ak , kleinere Zellen* beschriel>enen -Organe gehören. In diesem Falle würde Freud *s Beob- achtung die Angaben bei<tiitigen , welche Reissner über ien Ursprung der hinteren Spinal wurzeln gemacht hat, dass tamllch höchst wahrscheinlich nur von den , k 1 e i n e r e n lellen* Fasern ?,u den oberen Wurzeln ausgehen; und die ^rage Aber die Bedeutung der .mittleren grossen Zellen* ifürde wiederum eine offene stnn , zumal die Beobachtung 30 Langerhans wie Freud sehr richtig ausgeführt keine sichere Beweiökraft besitzt. Ich .selbst habe iie , mittleren grossen Zellen' (an einer grosseren Anzahl rorzflglicher (l-miumsüure- Präparate aus dem vorderen Theile im Kückenmarke8) wiederholt eingehend betrachtet , ohne loch einen Anhalt für tlie direkte Verbindung denselben lit den sensiblen Nervenwiirzeln finden zu können. Stetes erblickte ich auf Sagittalnchnitten kurze * starke, nach vorn IntMüdwuH^) gerichtete Zellfortsatze und eben solche feinere, ie «ich sehr nchnell in rein dorsal -ventraler Richtm[ig |nach oben) auflösten; Querschnitte zeigten ausserdem zu- reileu einzelne feine Fortsätze, ilie eine seitliche Richtung ^erfolgten. Nierofüji habe ich das Umbiegen einer diej^er die .4ustrittA4*telle der dorsalen Nerven vmrzel . rien. Dagegen glaube ich nicht mehr be- zweifeln ?M dürfen, dass die dorsalen Nerven wurzeln» wenig- ni« Kont Theil thatäächlieli ihreji Ursprung in den ^kleineren

U UU»i .grotao innert* *MU*n*

52 Sitzung der maik.'phtfs. Clane wm 9, F/imtüt 19Bi.

Zellen^ Reissn'er's nehmen, wenn es mir «neh mcUpj lungen ist, einen so augenscheinlichen Znaammenhing tvii beiden zu erkennen, wie ihn Beissner nnd woU Freud beschrieben haben.''

Ich habe nicht die Obliegenheii, Freod*a Beob gegen Ahlborn's Anfechtungen ca Yerttieidigm, thttü muss meine Meinung dahin äuasem, daas AbIboH%: denken gegen Freud keinesfall begrflndet sind. Dmi AI born keine Verbindung der Reissner'achflii Z den dorsalen Spinalwurzehi in seinen Pr&panitai konnte, das ist doch kein Beweis gegen die Sache, welche Freud in exacter Weise anfiecdcfcs! verhalt es sieh mit der Frage über die topogni|iUsek0 1 der Reissne raschen Zellen. Es unterliegt keinem dass die Stellung der Freu duschen HinteneUen, seine Abbildungen darstellen, nicht mit der SbaUnf'i Reissner'schen Zellen bei den AbbildnngpeiL 1 toren übereinstimmt, denn die Entfernung Tom und der Dorsomedianebene der «HinteneUen* Toa Ftl ist eine viel bedeutendere als in den Zeichnungim Arbeiten. Hören wir aber, was Freud diesbesflgUch i „Um die Beschreibung der HinterzeUen zu yerroll fü^e ich hinzu, dass die Anordnung derselben, diel an Längsschnitten oder an unversehrten Stücken marks, die man durchsichtig gemacht, Längsschnitten studieren kann, eine sehr nnr6| massige ist. Es kommen Stellen vor, wo Hinterzellen gehäuft liegen, daneben andere/^ sie nur vereinzelt und durch weite Distanzen gehneBstl funden werden. Die Hinterzellensäule der einen Seito^ durchaus nicht symmetrisch gegen die der anderen.* Aus Allem , was ich bisher aus der Literatur über 4

Ij A. a. 0. S. 19.

i; Zur Hi^thßettefie de» Ri^kenmarh^s ihr FoirlU.

erwachen Zellen anführte, ist es evident, dass sie

ten von mir hier besprochenen Nervenzellen im Rücken- ke der Forelle homolog sind.

Nunmehr bedarf noch einer Berilcksichtigung folgende je; Ob auch im Rtickenmarke erwachsener Forellen fr ähnlrchpii Verhältniseien wie im embryonalen Rücken- rke die Reissner'schen Zellen vorkommen. Obwohl ich lenwiirtig tlber keine Präparate verfüge, an denen die (jffowei^ Umbildtmg des embryonalen Rückemmirkes in

der erwachsenen Thiere contintnriich dargelegt wäre, so abe ich dennoch mit Sicherheit behaupten zn krmnen, B dieselben Zellen unter gleichen Verhältnissen auch im tkenimirke erwachsener Forellen vorhunden sind.

Ich weise xn diesem Behiife auf Fig. 3a hin, einen feFKchnitt deti Rückenmarkes der erwachsenen Forelle dar- lejid. Die Zeichnung ist einem Präparate aus einer con- lirlichen Serie von mehr als 70 Schnitten entnommen.

derselben gewahrt man an der äusserst^jn dorsalen Greuze enigen Partie der grauen Substanz, die als dorsales Hom fi ' ") bezeichnet werden kann, eine gnxsse multipolare » (R 3^)' tHeselbe ist in Figur 3 b bei stärkerer

Jiig dargestellt; sie zeigt in einer Ebene vier Aus-

ter, vun denen s&wei die dorsale Verlaufsrichtung einhalt^^n»

doi^en Wurzel sieh anschliesHend, Ein Ausläufer er- ckt sich ventralwärts. Die Zelleu erscheinen in den hitten der Serie stets vereinzelt, stets nur je auf einer lu vier von 24 auf einuntler folgenden Schnitten den !fle viermal gesehen. Diese Verhältnisse stehen in n Cebereinstimmung mit denen im embryonalen Marke. Uiach erhalten sich die R e i s s n e r 'sehen Zellen im Marke fcrwacWiien Forelle in ihrer typischen Lagerung und Form, ich will noch hinzufügen» dasö sich bei einer mehrfach ienen Zählung 6—8 Paare der Re issner -scheu f ein Myomer der embryonalen Porelle ergaben.

54 Sitzung der mathrphys, Classe oom 9, Februar 1884, *

Ferner miW8 ich noch zweier Arbeiten erwähnen, näm- lich der von Maathner und von Stieda. Beide haben histiologische Angaben über das Rückenmark des Hechtes bereitH vor Jahren veröffentlicht und es ist jedenfalls vom Interesse, diese Angaben auf die Frage zu prüfen, ob die beiden Autoren die Reissner'schen Zellen im Marke des Hechtes beobachtet haben oder nicht?

Mauthner^) beobachtete Zellen, die neben und hinter dem Centralkanal lagen, und er konnte deren Fortsatze in Beziehung zu den dorsalen (hinteren) Spinalwurzeln bringen; man könnte daraus schliessen, dass Maut hner die Reissner'- schen Zellen vor Augen hatte. Andererseits zweifle ich doch daran, denn Mauthner fand die Zellen ausschliesslich im obersten Theile des Rückenmarkes, während sie in den anderen Regionen des Rückenmarkes fehlten.

Betrachtet man die Figur IV, Tafel I der Abhandlung Ton Stieda'), so möchte man glauben, dass Stieda die Reissner'schen Zellen sah. Dem ist jedoch nicht so, wenn man den Text zu Rathe zieht. Möge der Autor selbst sprechen. Stieda sagt •) : ^ Die 0 b e r h ö r n e r (e) zeichnen sich meist durch eine etwas abweichende, rothlich gelbe Färbung aus, erscheinen auf Querschnitten fein granulirt oder der Länge nach fein gestreift. Sie enthalten Bindegewebs- körperchen in geringer Menge und in dem zum Central- kanal gewandten Theile kleine spindelförmige Ner- venzellen von derselben Beschaffenheit, wie die von den Unterhörnern beschriebenen. Selten findet sich auch hier eine grosse Nervenzelle und zwar dann

1 ) Mauthner. Klenient« des N ervenHysteniH. Denkschriften der Wiener Akadeniie »ler Wissenschaften. Bd. XXXIX.

*J) Stieda, l'eber das Rmkenmark und einzelne Theile de* Oehim!) von Rsox hicius L. Inaugiiral-. Abhandlung der mediciniscben Fa«ult4it in Uorpat 1861.

;t» Ibid. S. 1> u. 15».

V, ftoA/m, Xur lihtiogcnfse Hvn EückenmurkxH der Forelle, 55

nnr in der Baisis.* Demgemä^s dürfte S t i ed a ebenso- wenig wie Mauthner die R ei ssn erwachen Zellen im Kilekenimirke des Hechtes gettehen liaben.

Bevor ich dieisen Aufe^atz schliesse, will ich das Ver- halten der Fortsätze der Reissner sehen Zellen zAisammen-

1. Die dorsalen Au.slaufer (Fig> 5), die sdch der Mem- brana prima anschmiegen, verlaufen hockst wahrscheinlich in longitudinaler Hichtung cranial wärts, beziehungsweise cau- dalwärta.

2. Die lat-erulen Anslanfer hissen zweierlei Verhalten unter- scheiden : a) sie erstrecken sich von der Zelle im Zwischen- mtim zwischen der Membrana prima und der Oberfläche des Markes gegen die Stelle hin^ wo die dorsalen Wunselfasern die Membrana prima durchsetzen und können nur die Be- deutung von dor^ilen Wurzeln haben. (VergL Figur l.) b) AiiHliiufer, die di^elbe Richtung, also wohl auch dieselbe

leutung haben, ejitspriugen von R eissner'schen Zellen f^r entgt^engesetzten Seite. (Vergl, Fig. 4 L f.)

3. Ventrale Ausläufer, die sieh etwa dem halbkreis- förmigen Stratum Hensen's ansehliessen , sind nicht mit Ucherheit gesehen worden.

4. Von kleiuen rundlichen Zellen der don^alen Ober- fläche der grauen Substanz entspringen Ausläufer, die zum Theil dieselbe Verlauferichtung nehmen, wie die den dorsalen Wurzeln zustrebenden Aunläufer der Reissner'schen Zellen. (Fig, 4. kz.)

Resultate.

1. Die ersten deutlich erkennbaren Nervenzellen tm ilckenmarke entstehen bei der Forelle, noch vor dem Aus- lilüpfen^ nicht ink motorischen (ventralen), sondern im "sensiblen (dorsalen) Gebiete.

56 Sitzung der m^thrphys, Classe vom 9. FehrtMr 1884.

2. Diese Zellen, als Reissner^sche Zellen zu bezeichnen, zeigen sich früher im Bereiche des Rückenmarkes als des Gehirns.

3. Die Reissner'schen Zellen haben Beziehungen zu den dorsalen Wurzeln derselben und der entgegengesetzten Seite.

4. Die dorsalen Wurzeln entspringen aber nicht aus- schliesslich aus diesen Reissn er 'sehen Zellen, sondern auch aus ZeUen, die bei der Forelle zur Zeit des Ausschlüpfens kleine rundliche Elemente sind.

5. Die Reissner'schen Zellen liegen jederseits in einer Langsreihe.

6. Die einzelnen Elemente dieser Reihen altemiren der Lage nach ; sind also nicht bilateral symmetrisch angeordnet.

7. Bei der Forelle, etwa um die Zeit des Ausschlüpfens, finden sich 6 8 Paar Reissner'scher Zellen im Bereiche eines Myomers.

8. Bei der erwachsenen Forelle finden sich grosse multi- polare Nervenzellen gleichfalls jederseits in einfacher Reihe und alteniirend angeordnet an der dorsalen Grenze des dorsalen (hinteren) Börnes der grauen Masse, deren Fort- siitze zum Theil die Richtung der dorsalen Wurzeln ein-

//.;.:

Fitj. I-

h st

n.U,

4

^ »...?

,*»»ot

;■ .->/••'

■i\,\:l

i>.

>•■

•■.

An«

Tn/.ll.

'#:••• *•••!.• •• •-

H.y.

l'iff. ■')

///./;.

'///: /// .

fl.x

tu

''!!■

-»iS-

f-O'

V, Bohon . Zur ffü/ttiogent^f de« Bückenmnrkf^M der Forelle. 57

Erklünin^ der Abbild an^en^

Tafel I.

Kigur L Querscbiuit dnrch da« Küekenmark einer vor Kurzem aiui|geiicM6pfteD Forelle. YergrÖsAerung : Hartnack Syst. 7. Oc. HI. m* p inembmna prima Henseni, w == Vorderseit^nstran^, w' ^ Hmter^trjuig, v. h = Vorderhom» v. w ^^ ventrale (vonlerel Wurzel, V, c t'orniJiis«um anterior, M, f = Mauthner'«che Faser, h. k = oommiiisura pcwterior. Ik »t halbkreisförmiges Stratxun (Henfsen), r = Radiftrlaatfm, Pg = Pigment R* » = Rei8»ner')icbe Zellen.

Figur 2. Horizontaler ( frontaler) Lftngsachnitt durch das gleiche ROckenmark, WrgröHMerung : Hartnack Syst. 7. Oc, tll. Pg = Pigment, K. s = Rei«i<ner'8ifae Zellen, w' = Hinterstiang.

Figur -^a. Querschnitt durch da« Rückenmark einer erwach* «lenen grösseren Forelle. Vergrösserung: Hartnack Sy8t4. Oc. HL V. h = VorderhoHK M* f = Maüthner*Hche Faaer, R. « = Reinsner*- 8cbe Zelle* d. w ^ dorsale (hintere) WurxeL

F i 14 u r H b. Die R e i b « n e r 'nche Zelle dea vorangehenden Quer- schnittes. VergrÖKserung: Leit« Immers: IX. Oc, I.

^ Tafel n, Figur 4. Dorsaler AbBchniti eine« Rückenmark - QuersohnilteÄ von iMner vor Kurzem ausgenchiripfien Forelle. Vergr5««erung : Sei- bert Inimers. VH. Uc. ^K Pg ^ Pignient, w' ^ Hint.er8trang, R. t ■^ Reisen er 'sehe Zi.dle, 1, f = lateraler Fortjjat» derselbeni k. f. =^ klein« Nervenzellen, r = eine Radiärfauer.

Figur 5. 8agittaler Längsschnitt durch das Rückenmark einer Tor Kurzem auage»*chlOpft«n Forelle. VergröBserung : Hartnack Syirt. 7, Oc, HL R. je = Reiasner'sche Zelle, in. p menibrana prima Heri8eni, cc aogeflehnitiener Centralkanal , w = Vorder* ^itenstrang, gr. m ^3=^ gn^ue Mihsse.

Figur 6. IktrsaU^ Abschnitt eines Rückenmark 'Queraciinlttes I «tl*ge«chlüpftc!n8almo ^alvelinus (vom 82. Tage der Entwickclung). I VSfe^grflBsemng : 8e»bcrt Immers, YHI. Oc. L w' = Hinterwtrang, R I Rei8 9DorV.be Zelle.

58

Herr L. Kadlkofer sprach:

ȟeber die Zurtickftihrung von Forch- hammeria Liebm. zur Familie der Cap- parideen.*

Es mag mir gestattet sein, hier des näheren Aber ein Resultat zu berichten, welches die Anwendung der anato- mischen Methode in der Systematik jüngst ergeben hat, und dessen ich an anderer Stelle, bei der Betrachtung des Werthes dieser Methode (s. die akademische Festrede «lieber die Methoden in der botanischen Systematik, insbesondere die anatomische Methode*. München 1883, p. 54), nur im Vorbei- gehen habe gedenken können.

Es ist das der Nachweis der Zugehörigkeit von Forch- hammeria Liebm. zur Familie der Capparideen, wel- cher Familie diese Gattung schon von ihrem Autor zugewiesen worden war, während sie später von den gewiegtesten Syste- matikem bald als Euphorbiacee, bald als fragliche Malvaeee angespnKhen wurde.

Zur Orientirung über die Sachlage und um als Au- knü{)fungs{)unkte für das Weitere zu dienen mögen zunächst die betreflFenden Stellen hier wiedergegeben sein.

Liebmann charakterisirt die Gattung Forchham- m e r i a , mit F. p u 1 1 i d a , (in Videuskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske Forening i Kjöbenhavn, for Aaret 1858, Kjöbenhavn 1854, p. 93, n. 3 wiedergegeben in W alpers Ann. VII, 18(>8, p. 192) folgendermassen :

L, Hndlkofer: (Teber Ford

eie.

59

« Porchhamiueria Liebm. Faiiu Capparideae« TribiiÄ: Cappareae DC. Flores diclioi, Masculi: Oaljx nimutus 4— (i—8-dentatiis, deutihus inaequalibas sensim ohsciletis. Coroüa nulla, Toru^ breviisi^inius carnosiis. 8ta- miaa 16 24 toro int^erta^ filanienta filiformia inflexa ima liasi inonadelpha , antherae basitixae ovatae compressae bi- locnlares , loculis oppijsitis longitudinaliter dehüc^ntibuidi, oTariam ruditiientalc sesifiile, stjgmate sesdli bilobo temiiDatuiu. Foemiuei: Caljx miiuitus H— ^8-dentatus penristens demum obsoletus. C<irolla nnllu. Toms brcvissiious? earuostit!! calycis fiinditm teperiÄ io dent«« iiiininios papillaeforirii^s incurvos dorm canaliculatos 8 12 senäim deciduos productus. Ova- rium sessiile ovale bilix^nlare. loculis bionilatis, ovulis pla* centae di^^epiuieiitjili horizoütaliter attixb. Stigum Hessile camosum orbiculatum umbiliciibuin i^ubbilobuui papillosum. Bacca ovalis^ crustai^ea intus «ptjiij^ioso-mucosa bilocolaris, 1*»- culi« ttbortu moinispermis. Someii oblique ovatum, testa sub- coriacea. Embr^^uiiiä exiübumino^i coivle<lones (Mjavulutae canuisao."

,Arbii8cula inexi<'ana iiierink, folia altema coriacea peniunerria int^gerrima , stiptilae iiullae* IWemi in axilliä foliorum delap«*oruni miiltiflori, masculi decidui**

^l. Forchhamm eria pallida Liebm. ,SaQm* in- Cülanmu Arbn.scmb «5 10-pe<ialis ramoeissima, Rami angulati fusci e foliis deciduisi cicatricati. Innovationen ramorum api- caJ«^ foUiferae albidae basi ä4(uamis lanc^olatis acutis decidtiis iiHinict^te, Folia appruximata affixa eoriacea alierna petiolata eloügato-elüptica acuta obtti«a ba^i cuneata integerrima penrünervi^ densissinie ei snbtilissime reticulato-yenulot^a utrinqu«2 subtilissime tb vetjlata glaberrima albida 2 8^' longa 6—10''' lata; petiolo it'** tereti glabro. Flore« paniculati in axilÜH foliorum delap^orum, niaÄCulonim rhachi» 2 3" an- ffulaia läulcata pallida post anihesin decidua, pedicelü 1 Vji*** dentieulo rhacheob affixi glabri. Filainenta P/t"' longa.

60

Sü^utifi der malh.'phtfis. Cla»»e mfpt i7. Fehrtuir 18Si*

Paniciilae foemineae rhaehiß cra^sior pollicarii^ lui^lata sul- cata , pedicelli 2*'* aflfixi. Baeca niagnitiidine fere fnietii Coffeae arabicae, fusco-virescens piilpa mucosa spoiigioaa veftd- bili insipida repleta.*

,rHabitat in sylvis aridis apricit« (Oatingag in Brasilia nunciipafe) re^onis ciilidissimae Mexici o€-cident4ili8 proj: littus raaris pacifici inter Tehiuintepeu etMazatlaii (Dp. < »^inu-ril Novbr. floreus et fructificans,"

Dieser Charakteristik füj^ i *? b in a ii n dio iulg*»iide (hier aus dem Dänischen übersetzte) Bemerkung bei:

,^Was die Verwandtschaft der neuen Gattung iti d«r Familie der Gapparideen und in der Tribus der Cap- pareen betrifft, m ist dieselbe nach nicht klar, da unierj den bis jetzt beschriebenen Geiächleclitern keines gibt, wurail dieses dch unmittelbar anschlös8e. Man darf jedoch erwarten^ daae die nächste Zukunft Licht ilher dies*eu Punkt HchiiiTi*!] wird durch Entdeckung weiterer (tattungstyi>en der Fitniili« in dem westlichen Gebiete de.^ tropi^hen America.*

Benthamund Hook er (Gen. Plant I, 1, 18ri2, p. 104) treten der Auffassung Liebmann^s entgegen und fl\hret die Pflanze unter den au« der Familie der t^apparideei auszu8chliessenden Gattungen mit der Bemerkung auf: ,(JtJfte non hujuB Ordinis , ob baccam 2 - locularem septo er coriaceo, habitu etc. etc. : an forte E u p h o r h i a c e a V *" l Hi? letztere Anschauung ist von S^ite der genannten Autoren in den Gen. Plant. III, l, 1880, p. 278 zur pcieitiTen «lei- tung gebracht durch Einntellung der Gattung Forchham- meria in die Familie der Euphorbiaceen mit der (mt- tnngHUutujner 49, hinter Drypeteit, und unti^*r Beifttgun der Bemerkimg : »Specimen nostrum a Liebmannio ac- ceptum haud perfectuni et chararterem pro parte e deacrip- tione auctoris excerpinnis. SStipuhis nt^at Lieb mann «cd in ^pecimine certe adsunt parvae, rigidulae, subulatae* Gene ab auciore dubie ad Capparideai* relati jam )«upra 1. ^^^i^]

L. Ufidlkafer: f/rhrr J*hrrhknmmmn ric.

()1

fSpmimiat-e 108 le^tiir] ^affiuitatein cum Euphorbiacei« indicavimuü , inter quas D r y p e t i d i proxirauni videtur* Muell. Ar^. in DG. Prortr. XV, 2, 1258, ex ordine rejecit, ob >»einiiia exalbuminosa cotyledonibutt convolutis, semina tarnen siniilia observiintnr in DisccK'arpo affinibusqiie,*

J. Müller (Arg(»v,) konnte s^inerHeitti , wie eben er* wiihnt, gelegentlich seiner Bearbeitung der Euphorbiaceen in DC. Pnxlr. XV, 2, 18«(j , p. 1258 der von Bentham und H o o k e r im Jiihre l HiVI fragweise geäusserten Meinung ftber die Zugehörigkeit der Gattung zu den Euphorbia- ceen nicht beipüiebten. Er wagt ilarüber, indem er sie unter den < r e n e r a e x e 1 u .s n aviffTlhrt : ^ Fo r c h h a m ni e r i » Liebnu, a clL li e n t h a m et H u o k e r dubitanter ad E u - phörbiaceast relata, ditfert fruetu intus ?pc>ngioä<^»-niuco^), ftlbuniin«* nnllo , cotyledfmibuH convolutis.* Eine fMidtive Meinung über ihre .Stellung sprieht er nicht aus.

Bai Hon endlich gibt, indem er die Pflanze (Hist. d* FL V, 1873, p, 152, n. 0) unter Wiederholung des schon von J. Möller darüber Bemerkten unter den z w e i f e 1- haftan Eu|ihorbiaceen aufführt., dem Gedanken Kaum, Ab» «ie vielleicht zu den Malvaeeen gehören nifkhte: ^ E u p h n r b i a e e e d(Hitense ( Uenth. H4X»k. Gen,) ; fruit t'ntiiVement ?<pimgieux, miupieux; embryon san« albumen, a coiyledons convohitei^ (Malvacee V ?)/

So .Ktand die Sache, aU bei meinen Studien über die Sapindace^n die R<*ihe der Untersuchung eine l>ei Aca- p 11 1 c o in M e X i c ci von H a e u c k e (also nahezu nchon vor eini*m Jahrhunderte, in den Juhren 1789 i44) in Fnuht- exemplarfin ge>*amrnelte imd von demselben handsdiriftlich alfi Sapindaeee bezeichnete Pflanze trat", welche durch dif Stellung rudimentärer Staubgefässe nahe an dem olieren (tje3£iehinigswei.He iuueren) Endt* eirK*s kur/^n, fast cylindri-

62 Sitzung der math.-phys. Clasae vom 9. Februar 18S4.

sehen Discus unter der Frucht allerdings zu der Meinung hatte führen können, daas darin eine Sapindacee zu sehen sein möchte. Diese Meinung war zwar nicht im Stande, bei dem mit der Familie näher Vertrauten Wurzel zu fassen; doch machte sie das Interesse für die Pflanze rege und ver- anlasste mich, Umschau zu halten, welcher Platz ihr im Systeme etwa schon angewiesen sei, oder anzuweisen sein dürfte.

Mehr durch den Habitus der Pflanze als durch bestimmte Charaktere der Fructification wurde nach verschiedenen ver- geblichen Versuchen , die Pflanze dieser oder jeuer Familie zuzuweisen , die Meinung wach gerufen , es sei in ihr eine Capparidee zu sehen.

Die vergleichende Durchsicht der Capparideen des Münchener Herbares Hess zunächst in Arten der Gattung Boscia, namentlich in Boscia intermedia 'Höchst., Schimp. PL Abyss. n. 723, welche Oliver (in Flor. trop. Afr. I, 1868, p. 93) zusammen mit Boscia reticulata Höchst., Schimp. PI. Abyss. n. 1835, als Boscia angusti- folia A. Kich. (Flor. Seneg., 1830—33, p. 2(), t. t>), aber kaum mit Recht, })ezeichnet hat, ferner in einer (ihrer hof- fentlich nicht am unrechten Platze befindlichen Etiquette gemäss) von F e n z 1 in K o t s c h y 's Flor. Aethiop. exsicc., 1837 38, als Boscia octandra Höchst, bestimmten Pflanze aus Sennaar, n. 252, in welcher ich eine beson- dere Art, Boscia firma*), sehe, etwas der Pflanze Aehn-

1) BoBcia firma m. tB. octandra. non Höchst., Fonzl in Kot^chy Flor, aethiop. 1837— ."W, n. 25*J): Fnit^x arhorrscenH (V); rami »tricti, tiorij^ri ad 30 cm longi, diametro hasi •"» mm» apice 1,5- 2 mm, mi- nutim puberuli, basi glabrati HubfuHci; folia oblongu. utrinque acuta, Mubmucronulata, rariiis öubovata obtuniuscuhi, lamina 5— 7,5 cm lon^, 2 2,5 cm lata, firme coriacea , collulis sie dictis spicularibus ramin crebriH divari<*atiM Htratnm infni epidennidem *^iiperiorem flclerenchy- maticum elTicientibuM apice acutato inter celluhis epidermidi inferiori

L. Rndthiffr^ Urhcr Forrhfmmmtfin ttr.

m

erkpimeii, und die Nachforschunj? in der Literatur Ober He rappari deen führte nun bald zu der Venmrthung»

prox^iMiHH prorrusi?* nee nori dng'ull^ aimilibua a pagina mtei loro i^ui-

liiiin vcrftfe finiiiita, p^^nuLnervia , nervis lateriilibus aote iiiargiii*?iti

liviiato-anajJtoiüoaantibuH, teü venarum laxo fiallidiort' Hublu« promi-

ftülo, mipra inipree«o, pagina «aperiore inde niguloKa, flave»centi-?irjdia,

apra (pilit breviaaimiB) ^caberrirna, «ubtua »cabriwscule pnbttrula,

nar^ne subcartilagmeo ; petiolua breviusculus, 6 y mm longrus, craa-

kiiUitultH, a biisi ad apicem anguftatui}. puberulus, Ravidus , ^tipulae

tiiinimac, »ubulatae; flore« in apice mmoruni pauci, raceuio.si ; pedi*

p*\\\ ilhictigeri tantum ^uppetcbant) 4—6 mm longi, bracteia decidiiia

tunam tfintum vidi linpari-lanceolatam pedieellum ipsum aequantem

fmberulam), inferiore« plus duplo loni^ores «upra medium j^eniculati.

til ^pniculiim florum abortivorum vel decisonim residui« tabercnlati

lr».*l prtitubt^rantia brevi tub<*reiilata ut videtur apice inflorojicentiaö

libortivae pvdicellum gt*nuinum lat«rab"ter emittentis - instrueti, inde

attoreucentia terminal racoiim« compositus dicendua; aepiüa ovata^

\mm [ongiu rc.*flt*xa, pleraque dedijat petftlorum vestigia nttlla ; diseit»

am connpicnüe ^ annularia« verruculosuj!; niaminiim residua intra

äi^icum ad himin carjwphori inserta, carpophonim aeqnantia; carpo-

pUonim brovcT apice incnMHatum, 1 2 mm longum ; bacca jCflobosat

liametro 9 mm, ^ranulata, minutim pubenila, pericarpio celluli<i

jerenchymaticis coacervatia graniiloso-corticoHO, endocarpio «nbchar-

ceo gtaUro e cellularum titiformium oblique cruciatamm Ktratin

baacis i*x»tructo : placi^nta parietaliB; Memen ünictim , elbpMoideum,

boriüontal*?, testa tenuimembranacea in utroquelatere flabellato-veno«a;

ubr^o exalbuminoft»»» plcurorrhizuH idemque »^pirtdobeus , cotyledo-

fu^fusti«, juxtapo«ite circinatis« mdicula accumbenii*.

Sirnnaar: Kotschy ii. 252.

r>iA Pfianaic kommt im Habitus der Boaiia angustifolia

, Bich, »iembcb nalur, wenig«tens soviel aus Richard 'a Abbildung

4«*r Flor« Senegamk I, 1830—33, tub. 0 ui erkennen ist. Deüen

«cbretbung aber HUst eine Vemnignng beider Ptlan^een ab unthun-

«rMsk^inen, namtintlich mit KnckHiL-bt auf das, was er über die

- kahl bezeichneten Bl&tter im Vergleich mit denen der

n»is Lam. htin'orbebt : »Ses feuille^ »ont . - . d'uri vert

4e, plu« glauqne, ei . . plut* ßnemetit r^ticu^ea.'

Ich li^ill mich dabei nicht /.uj^ltiich auf die Antopaie von Tllanittin weiche 01i7i*r mit den ebea ^rnannt^n Arten ideutilicirt

64 Sitzung der mathrphys. Clasne vom 9. Febniar 1884,

dass die Pflanze in sehr naher Beziehung stehen müsse zu Forchhammeria pallida Liebm.

hat, nämlich auf B. octandra Höchst, in Kotschy PI. Nub. n. 298 für B. senegalensis, und die schon oben erwähnte B. intermedia Höchst, Schimp. PI. Abyss. n. 723 (früher als ,B. sene^lensis Lam.?* von Höchst, bestimmt, s. Flora XX VTI, 1844, p. 100; Walpers Ann. 1, 1848—49, p. 60) fQr B. angustifolia Rieh.; denn dieerstere (Kotschy n. 298) besitzt unterseits weichhaarige Blätter, während Richard för B. Senegal ensis kahle Blätter angibt, und die letztere (Schimp. n. 728) scheint sehr erheblich von Richard's B. angustifolia , obwohl sie Richard selbst auch schon damit vereiniget hat (Tent. Flor. Abyss., 1847, p. 27), abzuweichen durch lange, bogige (nicht »stricte*) Zweige, durch seitenständige, kaum über 3 cm lange Inflorescenzen und durch sehr gracile Blüthenstiele, welche um das zwei- bis dreifache länger sind, als die von Richard für B. angustifolia abgebildet eil.

Üas Letztere gilt auch für die von Oliver, nicht auch von Richard, ebenfalls zu B. angustifolia Kich. gerechnete B. reti- culata Höchst., Schimp. PI. abyss. n. 1835.

Durch die Länge der „4 Linien"* meHsenden Blüthenstiele einer- seits und durch ein ebenso langes Cari)ophorum andererseits stellt sich auch B. Mossambicensis Klotzsch (in Peters' Reise etc., I, 1862, p. lf)4) als erheblich von B. angustifolia Rieh, verschieden dar, so dass auch ihre Einreihung in die Synonymi<» dieser Art l»ei Oliver nicht als zweifellos gerechtfertiget erscheint. Auch das geo- giaphisthe Vorkommen der betreffenden Pflanzen, theils im Senegal- gebiete, theils in Abyssinien und Nubien, theils in Mozambique, spricht der Zugehörigkeit derselben zu einer .Art nicht gerade das Wort.

-Auszeichnend für B. firma ist die in der Charakteristik s4'hon hervorgehobene Bildung einer zwischen E])ideniiis und Pallisaden- zellen sieh einschiebenden Gewebeschichte aus «len Seitenästeu der mit ihrer Spitze muh unten gerichteten Sklerenchymzellen.

Am schönsten ist diese »Schichte zu beoba<hten, wenn man Stückchen der Blätter zuerst in verdünnter Salpetersäure, dann in venlünnter Kalilauge erwärmt und nach Auswaschen mit Wasser ftr die Untersuchung in Glycerin bringt.

Diese Behandlungs weise erleichtert ungemein die Aufgabe, «ich einen klaren P^inblick in die Stnicturverhältnisse eines Blattes zu verschaffen. Die Blätter werden dadurch enttUrbt und in hohem Grade durchsichtig gemacht, so dass man nun ohne weitere Fräparu*

L. Badlkafrr: Febrr Pnrchhmmmenn rU. <^«»

Fragmente der letzteren Pflanxe« welche Herr Profeäscir \V a r nii n g . damals in Ko}ien)iagen , anf mein Ansuchen

tion, bloB!fi unter ent«]irei*i)eiid«in Wechsel der Eiitfttellinig , bis aal eine beträ<*htlicbe Tiefe und bei niciit ra dicken BliUtem ^Ibst bi> zur gegenüberliegejiden Blüttfiät-be Schichte um Schichte in Unt«x^ sochanf^ ziehen kann. Ueberdiesf wird bei enteprechender Einwirknnfr der f^nannten A^^entäen. die für jeden FaU dnrrh Probiren leicht auirfindig cn machen im , der Zimammenhang zwifchen den Haupt- Kchirhten des Blatte« gelcKrkert: man kann nnn in der R^»el «ehr leicht die Efiidermi« laeider Blatt^eiten tob dem iint4Tlie||*enden Cre- we^>e abhelfen und ha-nti^ aocfa dm^ I^iachrm de« Blattei: ^s*o\ es na^'h vorherjftrg-angener AblC»>un^ der Epidermis. !»ei es ohne solche" in zwei Platten spalten, deren eine ToniigPireise da« Pallisadenfrewe^w und die Holitheile der < it^fas^bündel . deren andere da« Schwaimn gewel>e und die Bai^ttheile der ^ieÜj^bondel enthalt. Sehr «n-hr»« c«* lini,^ da« z. B. bei Bo»i'ia reticnlata und Bo^ia intermedia.

Bei B. octandra Höchst., welche überdieü«: durch fstark welii|f gebogene Seitenwinde der Epidermiszellen ausgezeichnet ist , finden sich nur sehr vereinzelte Sklerenchrmzellen mit TerhJUtnissmäK>ii^ dünner Wandung und weitem Lumen, welche der oberen Epidermis nur mit wenigen kurzen Seitena^chen anliegen, nach unten al»er theilrt sich veriUteln. xhfiU mit «tumpfem Ende den Gef^ssbündeln aufnita^en. Haare Kind Widt-rseit* Torhanden« Ton ähnlirher Bes«chafFen- heil, wie bei B. firma. nur län^r.

Bei B. reticnlata HocbtJt.. mit fast quadratischen Zollen df-r oberen Epidermis, finden sich Sklerenchymiellen an der o>»eren KUu- Keite nur von den «it-ias* bündeln abzweigend und in der Mehrzah' wenig weit vom Rande der VenenmaM ben verlaufend, ohne in die Tiefe de« Blattes vorzudringen. An der unteren Blatt.^^eite da^^egt^n erlu^ln^n Mich von ähnlichen und v^.n i~:»lirt^n Sk lerem- hymzellen (wie V«ei U. firma s. d. Charakteristik < aurh -\es8te gegen da.-» Inneiv dt*> Hl.it t<*> Haare habe ich hier wed#-r an der oberen, noch an der untenan HlatT- 8eite wahrgenommen.

Bei B. intermedia Hrt^h^u verhält *ich die Sache ähnlich mic bei B. reticnlata, nur *ind die Epidenuiiizellen der Oberseite weniger regelmässig gestaltet und mehr länglich.

Die Cuticula i-t bei B. reti«. ulata. intermedia und firma. und zwar bei den eri-ter^n l^eid^-n am deutlichsten. ül»er jeder Kpi- dermiszelle der oberen und d*'r unteren Blatts«^ ite ( hier mitunter ül^r [11*84. Math.-phvH. a. 1.) 5

66 SUeung der mathrphys. Classe Dom 9, Februar 18S4.

mir zu übersenden die Güte hatte, bestätigten diese Ver- muthung vollauf und veranlassten mich nach eingehender

mehrere Zellen fortlaufend) mit einem niederen, yerä8telten Kamme vergehen. Bei B. octandra fehlen diese Kämme an der Oberseite, dagegen ist die Cuticula hier fein punktirt.

Eine ähnliche auffallende Derbheit des Blattes, wie sie der B. firma zukommt, wird weder för B. angustifolia Rieh., noch ftlr irgend eine andere Art erwähnt; Rauhigkeit der Blattoberflftche da- gegen för B. salicifolia Oliv., für die aber eine lineare Gestalt des Blattes und seitliche Trauben angegeben werden, und fi)r B. urens Oliv., die aber durch eine im Namen angedeutete besondere Beschaffen- heit der Frucht ausgezeichnet ist.

Von den beiden letztgenannten Arten fehlte mir, wie von authentischen Exemplaren der B. senegalennis Lam. und B. an- gustifolia Rieh., für die Untersuchung der Blattstructur das ent- sprechende Material. Nach den Angaben von Vesque in Ann. Scieuc. nat., 8. 6, t. Xlir, 1882, p. 74—76, welche bezüglich B. reticulata und octandra Höchst, mit dem Obigen ziemlich im Einklänge stehen, für B. senegalensis und angustifolia aber auch fehlen, ist das Blatt von B. salicifolia durch sogenannten centrischen Bau ausgezeichnet, während das von B. urens der B. octandni in seiner Structur am nilchHt*»n zu kommen scheint.

Der B. octandra steht sicherlich auch B. firma sehr nahe, was Hchon in der gleichen Art der Behaarung sich ausdrückt , aber an- scheinend nicht so nahe, wie B. urens. In der Beschaffenheit der Epidermis und in dem Auftreten isolirter Spicularzellen an der Blatt- unterseiU' nähert sich B. firma den beiden abyssinischen .\rten, B. intermedia und reticulata. welche untereinander aut*s innigste verwandt erscheinen, so dass sie wohl noch am ersten unter den hier berührten Arten als zu einer Art gehörig aufgefasst werden könnten.

I)ieMe beiden .\rten, B. intermedia und reticulata stimmen auch in der fransigen Beschaffenheit des DiHCus und in dem Vor- handensein zweier Placent-en (mit ungefähr je •"> Samenknospen) in dem 1-fUcherig bleibenden Fnichtknoten üben*in.

Bei B. octandra iHt der Discus kurz war/ig. Der Fruchtknoten beuitzt zwei, meist imgleich hoch stehende Placenten (mit ungefähr je 3 Samenknospen). Vorsprünge des Endocarjws, welche sich an ver- grösserten , bis zu 2 mm Querdun'hmesser herangewachsenen Frucht- knoten finden, scheinen die AntUnge einer schief stehenden (faim*hen>

L, Jtadlkofer: tTeb$r Forthhammcrut etc.

67

Prüfling aller massgebenden Verhältnisse, die Haencke*- «che Pflanze als eine zweite Art derselben Öattimg Fnrch-

Scljoitlewand zu «eiiL Ob es zur vollen An«i)ilt1uiij? *»iner urakhen koiiiiiil, lie^M äicli an dem mir Torlie>f('uden Mat^^riale nicht t«rKeheii. A. Richard ^ribt au, bei B. H^ne^^alensia Lüm* gelei^tiiiilich mm? 5ulchtj wabr(;eiiommei) 2ai haben (t*lor. 8eneg. I, p. 26. obHervJ. Bei ITnt^rauchung trockener» reifer Früchte wird man sich vor einer V er- wecU-^t^Innj? mit einem von der Fruchtwand theilwei.^e abgelösten llniioeariie t wie ich bei B. tirma vorg-efunden habe nnd an «1er Stnictnrverschietl<»nheit der ei-^t duroh die Ablöiiung entstandenen, jjegeöQber der natürUchen Uberftäche mit Bestimmtheit al« »olcheit erkennen konnte, zu hüten haben.

Bei B. Firma entspricht der Discus dem von B. uctandra. Eine Scheidewand habe ii*h hier ebenso wenig wie eine zweite Placimta wahrnehmen können. Von dem ^i che i(ie wandartigen, abgelösten Kndo* CAr|»e war ijrhon vorhin die Rede. Die 8amen(ichale < de« nahezu reifen! 4SaMienit ist dünn hliutig, wie «ie aneh A. Richard für B. aenegalenais und B. angafitifolia angibt (Fl. Seneg., I, p. t!B). Wenn er Übrigens die Samen der Ipt^teren Art ab „oxtenie nucament4*.rea* und in Flor. Abr^ I* p. 2H schlechthin al^ »nnramentaeea* bezeichnet, und wenn in Benth» Hook, Gen. I, p, 108 unter Wiederholung dieser Angabe di«! Samen Eugleich als «nidulantia* bezeichnet werden« to mag dfts Tieüeiebt dnreh eine (dem vollkommen reifen Samen) eng iinliegende FriichUchichte veranla^at sein» wie de auch bei Capparis- Arten ' and fAi faUcher AufPa>*8ung geführt hat, wovon weiter unten, ' tiiung de>* iSamenK von Forchhanimt'ria» die Hede nein

*oH, Der Embryo entspricht der bildlichen Darstellung A. Richard*« iJtir B. anguHtifolia, FL 8eneg. I, tab. 6 fig. d, nicht aber der dazu egcbenen Beschreibung. Um eine richtige Vorstellung von demaellien sm erhalten, denke man sicji in der bezeichneten Figur die Totyle- Uoiien an dem diametnil dem Buchstaben d gegenülier liegenden Punkte kx-giiinend, den einen fiir den Deftchauer von dem anderen Ifenan gedeckt und in gleicher Wi'isH wie diesen s])iralig eingerollt, dM Wflrxelcben aber der Spalte ^wnschen beiden Cotyledonen an- H«*gend. Da-HH ITlr dienen FJmbry«» die Bezeichnung des Würzelchens fmier di*r <'otyltH Ionen! aU .incumbent*, wie bei A, Riehard (und (iama4\h in Benth. Hook. i«en.) nicht richtig, und die Pie^&eichnuug *W rVKyiiMionen ali» .convolut* wenigsten« nicht »»treng richtig wire, Ut klwtr VVAhrACthmnlieh ist sie es andi nieht l!>r B. anguitiifoliik

6*

68 Sitzung der math.-phys, Classe vom 9, Februar 1884.

hammeria zu betrachten, wogegen nur die Angabe Lieb- mann's über die Beschaffenheit der Cotyledonen »coty- ledones convolutae camosae* einiges Bedenken hervorrief, das auch jetzt noch nicht beseitiget ist. Die mir zur Ver- fügung gestellten Früchte von Liebmann's Pflanze, welche im Vergleiche mit dessen Grössenangabe kaum halbreif ge- wesen zu sein scheinen, enthielten keine derart aasgebildeten Samen, dass über die Beschaffenheit des Keimlings genügen- der Aufschluss zu gewinnen gewesen wäre. Ob sie Lieb- mann zur Verfügung gestanden haben , oder ob er seine Angabe nach Wahrnehmungen an zwar weiter entwickelt4*n, aber doch noch nicht ausgereiften Samen gemacht ha))e, muss ich dahingestellt sein lassen. Ist d&s Letztere der Fall, so ist es nicht undenkbar, dass der unvollkommen ent- wickelte Embryo unter dem Einflüsse der Annahme, die Pflanze sei zu den Capparideen zu rechnen, zu der von Liebmann ausgesprochenen Auffassung geführt habe, welche die Beobachtung des reifen Samens vielleicht wesentlich zu moditiciren Veranlassung gegeben liaben würde, und es mag angenommen werden, dass dann Liebmann's Darstellung sich iiielir mit dem von mir bei der Haencke'schen Pflanze beob- achteten Verhalten, welches dem von Iloydsia sich nähert niKJ in der folgenden Charakteristik geschildert werden soll, in Telwreinstimnumg befinden würde. Ist dagegen das Krstere der Fall, ist sfmiit die Angabe von Liebmann als sach- <(emä.ss anzusehen und in dem Sinne zu nehmen , wie etwa die analogen Angaben in Benth. Hook. (ien. ,cotyledones foliaceo-carnosae convolutiie* für Morisonia und ^enibr^o (•(mvolutus* für Capparis*), dann wäre die Haeneke'sche

1) Die Cotyledonen «ind bei den Capparideen, namentlich bei Artvn von ('apparis selbst, häufig der Länj^e nach (richtiger ^fena^ft um die Liinj^HatrhHe ) zusammen- und ülHTeinander^erollt oder weni^^rttens, wie rinnenftimiij^e Dachziegel, ineinander jfreifend uml dann nm-li der Quere nach (mehr oder minder schneckenförmig I ein-

L, Rndlkofm Unb^r Forchhammeria etc.

6fi

Pflaii3t<.' vielleicht als venerisch verschieden von der Liehmaau'scben anzusehen uud d&on hätte sich ain Ende roHütalndi^ bt*reits die Verniiithnng erfüllt, weicht» Lieh- tuiiMTi rUcksichtlich der Auffindung noch weiterer eijjfen- t h n tu I i i: h e r C a p p a r i d e e ü - G a 1 1 u n g e n in dem west- lichen Gebiete des tropischen America (sieh aben» ausge- ben hat«

Ich i'ür meinen Theil neige mich bei der gro8äen Ueber- einstinimung der beiden in Rede stehenden Pflanzen rück- aichtlich der fueisften übrigen Orgaiiisationsverhaltnisse, howeit sie au den mir vorliegenden Materialien der Beobitchtung zn- gänglich waren, der Annahme einer generischen Ver- üchiedeuheit derselben nicht zu, wenigstens in so lange nicht, bis nicht etwa erwiej*en ist, das« die Angabe L i e b- mann's über den Keimling ak huchytäblich dem Verhalten de»!^dben entsprechend zu betrachten sei, und bis nicht ein frhefklicher Unterschied auch in anderen wichtigen Punkten aufgedeckt sein wird.

Indem ich durch das VoraiisgeBchickte den wetzen tlichsten Einwand, welcher gegen die Bezeichnung der Haencke scheu Pflanze aU einer Art der ( iattung F n r r h h a m m e r i a er- hoben werden kiinnk*, vorläiiHg genügend beleuchtet zu haben Iflaube, li<M9e ich zunächst die genauere Charakteristik der »chon in der eingangs angerührten Festrede als F o r c h- li a m m e r i a a p i o c a r p a kurz detinirten neuen Art folgen

V' " 1 wenigHtt^na übergeboten, ho wie Eichler «« ITir Cappari« , Breyaia und ferruifineü in Flor. Biua. XHl, 1 tKawc. 39, 18ti6r, tsvb. 64, 65 in Quer- und Längssihnitten rlatgestelli hat Bei aniii^rKa üattungt^n aiad sie vorÄUgKweiae oder lediglich der Quere niuih fingcrolH, der Embryo aliio mehr oder weniger ^spirolob* (um die üMich« Aundrurksweise fllr dit? Craciferen hieher zu übertragen), wie in den ße^cii^mungea „cotvledone*« incmnbenti-canvolatÄe" fiir N i e b u h r i a und «rotylcdone}* apiniliter convoUitiio* för 8 1 e ri p h o ma in Bentb Hook, Lien, uiiHgedrückt i^'i^ihwint. Ander* wiedej- bei ^teiA (t. ob. B. firma).

70 SUzutig der math.'phys. Classe com 9. Februar 1884.

und reihe daran diejenigen näheren Betrachtungen an, welche sich einerseits auf die nahe Verwandtschaft unserer Pflanze mit Forchhammeria pallida Liebm., andererseits auf die nahe Verwandtschafk beider mit bekannten Capparideen, und damit auf die Zugehörigkeit der Gattung Forch- hammeria zu der eben genannten Familie beziehen.

Die Charakteristik der neuen Art ist folgende: Forchhammeria apiocarpa Radlk. (Ueber d. Me- thoden in d. bot. Systematik etc., 1883, p. 54, Anni.): Arbiis- cula? glabra, ramis foliisque Bosciae species in mentem revocans. Rami homotini (innovationes) suleis juxta folio- rum insertiones decurrentibus costu^que interjectis notati, e flavido cinerascentes, inconspicue lenticellosi, lenticellis longi- tudinaliter linearibus, foliati, basi squamis (Katophyllis) su- bulatis resina, ut et gemmae axillares, illitis sufl^ulti; raiiii biennes teretes, pallide subfusci, supra folionmi delapsonim cicatrices racemis singulis (fructigeris) ornati, crassiores (dia- metro 4,5 mm) annulum ligni (librique) novum Menisper- maceanim more e corticis primarii parenchymate extra fasciculos libri Primarii crassos rigidos ortum exhibentes. Folia sparsa, apice ramorum confertiora, petiolata, lamina oblonga, 7-9 cm longa, 2 2,5 cm lata, obtusa, nervo mediano excurrente mucn>- nulata, basi acutata, margine integerrimo interdum subrevoluto, nervis lateralibus numerosis(20 24) debilibus, versus marginem dichotome ramificatis nee non reti venarum angusto utrim|ue prominente instructa, chartaceo-corlacea, glaberrima, pallescen- tia, (sicca) lineolis pellucidis quoad directionem irregularibus sat crebris notata; petiolns teres, sat (1,5 cm) longus, attamen laminae latitudine brevior. cum ramorum costa in pulvinum pn>- minentem desinente („denticulo rami" uti Benth. et Hook, sub Boscia dicunt) articulatus; stipulae minimae, glanduliforme!». Racemi (fructigeri) axillares, foliis longiores, patuli, deorsum curvati, laxe fructigeri, rhachi tereti ; pedicelli (fructigeri) 1,5 mm

lougi, 1,2 luiit cnu^i; bract-<iae bnictH)la«cjne iinihie «bviae. F.loros diülini, mouoici (V feuiinei tnuiiiui üque in frnetus couver^i t{i3|ipatebant). Calyx (fructifer) breviagiiijus» s$ub-(i-deiiticulatui^. Petiila nullii, iifc vidt^tur (eicuitrices pi^tii* Itirum certe uullae)* I)i8^^a> brevis, puhiuatus, obcouicus vel sulKryliudricns, (|Uii!si |iedieelliim apice inei^ti^satum continiiiinä. SUiiuiiui brtivia, iniptTfecU, ;*t<.Tilia (stainiiUHliii), ob fitatnenlw brvvis^iitia aiiÜu^ni^ subüeissilej^ exhibt'iitia , circit^r 12 vel lilura autheriH subiucurviö stipra medinui db*ciün iuirei'ta, alia- i[Ue |mueioni aiitherii^ »ubreciirvis relitjuiM itjU-nbun rxacte .superjKwita (rcduplicatitme «eriali vix dubie orUi!) projic diwci taarginem s^uperiorem afÖxa, omuia paiida; aiiihenit? ovatae, ncutae, denhiculis caJyci« üubeonfonnes, »tnl duplo ioni^**""*?«* 0,5 mm siibattiu[j|:entes, 4-locellan^H, inauev*, Bacc» («iccu) CürticoHo-spottjriiiHii, obliijue pyritormiH, 1,.'» em longa, 1,2 \im craittia, aliortii uiiiiucuUiris et inoDo«perma, fpicarpia graiiiiUto, endocarpio chartace«) duriusculo laevi, aiesiK-ar[>iu Hpoiigioso iifl latuü plaeeutare mcrasüatu ibique luculiuii alterum abor- trrimi 2,5 mm longum 2 mm latuDi (i^t ipsmn eiidocarpio laeviduro vestitiim genuimlascpie 2 abortiva>- ]iixtaiK»j?itiU) t'oven- tem) mcludentt*; placeaU .supra medium loctilum dis8*fpimeii- fciili»« lociilii alteru evanidn spurit* parietali.^ , eadeiuqut* lat«- ralii^ praeter semeii evolutiuii geiumtilam al>ortivam ex atia- tnipii i-aüijiylotro|iaUA [lemlulum epitropam (luienjpyle fxtrorsuiii KUpera« attameii supra hihim pla4eiitaiii :>pectarite) lerew**; sitigma »««ile, ex orbiculari subbilobum, lubis $ubretiims, in eeutra »uUmi depresn^j mediaiio uotatum. St^men exalbmui- lun, r late retnlormi subglobijsiim vel nvoideuiii, pisi> vul- paullulo majits, eXBiccatura 8-9 mm loiigum, 7*5—9 mm (in directi<me friictu^ meiliaua bilo paraliela) latuüi, i\ 7 mm (in direc.ticme fnictuH transversa) crat%HUiii, p<*udulum, hilo lungitndiualiter elliptico vel subtriangulari uotaiLuu; te%i4t ad laltt« ventrale teuuiter cliartacea, ad latus dursale tenuindma, IDeiJibr«oiM»>a^ hie eiubryoui arctusdme ailhaerens. Embryo

72 Sitzung der mcUh.-phys, Glosse vom 9. Februar 1884.

curvatuö, qnasi ptychorrhizus, amylo foetus; cotyledones quam maxime inaequales: exterior (dorsalis) maxima, ipsius seminis magnitudine, crasse camosa, conduplicata, alteram ventralem minimam compressam nee non radiculam ampleetens et inter partes laterales contignas occultans, interior (ventralis) per- parva, exteriore cireiter «extuplo brevior (1,3 mm longa, 0,5 nun lata) compressa, nunc subulata et ineurva, nunc a latere visa subspatulata et medio geniculatini recurva; radicula parva, intra plicam cotyledonis exterioris retraeta, compressa, 0,8 mm longa, 0,5 mm lata.

Ad AcapulcoMexicanorum legit Haencke (ann. 1789 94) fructif.; servatur in Hb. Pragensi.

Aus der Vergleichung dieser Charakteristik mit der oben wiedergegebenen von Forch hammeria pallida Liebm. ergibt sich unmittelbar die ausserordentliche Ueber- einstimmung beider Pflanzen in der äusseren Be- schafTenheit der Zweige und der Blätter, der Inflorescenzen, des Kelches, des Discus, der Staminodien, des Fruchtgehäuses und der Narbe.

Zu bemerken ist dabei, dass es nur eine Verschieden- heit des Ausdruckes, nicht des Verhaltens ist. wenn Lieb mann in der Speciesbeschreibung die Inflorescenzen als '„paniculae", statt, wie in der Gattungschurakteristik als ^racemi'* bezeichnet. Weiter, dass dessen Bezeichnung der Samenknospen als , horizontaliter affixae** vielleicht wohl den jugendlicheren Zuständen ent^^prechen mag, dass sie al>er nsich Befund an den mir vorliegenden halbreifen, (trocken) etwas über erbsengrossen Früchten seiner Pflanze richtiger als hän- gend zu bezeichnen sind, und zwar auch die in ihrer Ent- wicklung stehen gebliebenen des einen , allem Anscheine nach auch hier abortirenden Faches, da.s übrigens, nach der hierüber ^weggehenden Darstellung Liebmann \s zu schliessen, gewöhnlich wohl zur Ausbildung kommen mag. Minder Er-

L. Eadlknfer: Ucber Fwchhammfritt etc.

7S

hi?blichft5. da« auch nur iiu Aundrucke, nicht in der Wirk- lichkeit^ aljc versi'himlen erscheint j wie die Gestalt der Stami- noditni, der Narbe, die Beschaffenheit dej* EpicarpeK eU;. niag nicht weiter herfihrt sein,

Wus die Stelhin»^ der Theile betrifft, 8f) ergäo^ee ich, Au8s ein Kelchblatt nach vorn, eines na«h rttckwart« ge- richtet ei^cheint; dass tiir die Staniinodien eine bestimmte Beziehung zn den Kelchtheilen nicht «leiitlich in die Augen !4pringt ; ferner, dass die Fruchtiäeher in der Transvei^aUinie gelegen sind, die Scheidewand alwo in der Medianlinie, Die- -sidVie «teilt sich als eiTie ächte Scheidewand, d. h. aU an« den einwärts gej5chlagenen Frnchtblutträndern gebildet dar, wie damue» hervorgeht, dass an der so in der Miti>e ent- sUdienden Verwachsniip^stelle die Samenknospen befestiget eiind, und dienern Verhalten entspricht auch das von Forch- h amnieria apiocarpa, nur da^ss hier wegen der weit- gehenden Verkllnunerung eines Fache» die Scheidewand so zu sagen in die Seitenwand der Frucht einl»©xogen ist. Die Nurh**n läppen stehen, wenigsten.** an deit» Pistillrndiinente der männlichen Blüthe, an welchem sie deutlicher unterschieden sind als itii den Früchten, dorsaL d. h, ül>er dem Kücken d<?ir Fnichtbliitt*T,

Die Angabe von Lieb mann ^^tipnlae nullae*^ i«t iji Bentb. Honk. (3en, nach rntersnchiing eines von l * !;- -in !u*\]%si mitgetheilten Exen»plares (s\ *d).) dahin b«*- \: daas kleine, ziemlich «teife, pfrienJiche Neben-

hiutieheti vorhanden jseien (»stipnlat* purvat% rigidulae, •^ubtrlaUc^V Mir fehlt darüber Autopsie Jür Forchham- meria pallida, F. apiucarpa vermittnlt so /u sagen die h«ider]t*i Angaben, {\n& hei8»i, e^ ÜJiden ^rich hier nur so kleine NelH^nblättchen, da^s^ sie sich leicht der Wabmehnumg f iohen und erst bei scnipulÖ»er üntersnchung der Blatt-

abgefalbfuer Filatter in die Erscheinung tret<?u als punktförmige, drüsenartige, diuikler gefärbte Knötchen, am

74 Sitzung der mathrphys. Classe com 9. Februar 1884.

oberen Drittheile der Umrandung dieser Narben sitzend, bei noch nicht abgefallenen Blättern mehr oder weniger in die Furche fallend, welche die Basis des mit dem Zweige arti- culirten Blattstieles umzieht, und von dem Rande des Blatt- stieles mehr oder weniger bedeckt. Gewöhnlich ist das der einen Seite deutlicher als das der anderen entwickelt. Mit- unter mögen dieselben überhaupt vollständiger zur Ausbildung kommen, wie ja auch bei anderen Capparideen die Neben- blättchen nicht immer in gleichem Masse entwickelt sind. In Benth. Hook. Gen. I, p. 104 wird die Frucht als ^bacca . . septo crasso coriaceo*" bezeichnet; ebendort HI, p. 278 als ^fructus subdrupaceus carne exteriore tenui, endocarpio crasso spongioso-mucoso (v. demum indurato?)*. Dick und lederig kann man die Scheidewand der unreifen Frucht (um die es sich nach den letzten Worten hier zu handeln scheint) wohl nennen, wenn man deren Verschieden- heit von den dünnhäutigen Scheidewänden, wie sie ebenso manchen Capparideen als auch den Crucifereu eigen sind, hervorheben Avill. An dem Pericarpe lassen sich deut- lich dreierlei Schichten untc^rscheiden , die allgemein als Epicarp, Mesocarp und Endocarp bezeichneten. Das Epicarp ist in ähnlicher Weise wie z. B. bei Boscia, oder wie etwa l)ei einer T a 1 i s i a (um eine Pflanze aus einer anderen Familie zu nennen), von zahlreichen und dicht neben einander stehenden, in radiärer Richtung etwas gestreckten Gruppen von Sklerenchymzellen durchsetzt und in Folge dessen von corticoser , oder wenn man es mit L i e b m a n n .sei zu nennen vorzieht, von krustenartiger Beschaffenheit. Das Mesocarp ist die mächtigste Partie, aus locker schwammigem Gewebe gebildet; es ist bei der reifen Frucht von F. apio- carpa etwas zusammengedrückt. Das Endoi*.arp endlich »teilt eine innen glatte, papier- oder, wenigstens bei der reifen Frucht v<m F. a))iocarpa, (»ergamentartige Auskleidung des Fruchtfaches dar, welche aber doch nicht derb genug

h, Radlköfer: Ueher Forthhammeria tte. 75

ausgebildet erscheint, um ditf Frucht mit roehr liecht ab eine Drupn denn als eine Beere bezeichnen zu können. Für nlle diese Theile, auf welche ich, soweit DcHhig, bei der Ver- gleichuu^ mit den Frikhten gewisser Cappjirideen de« näheren /.uriickkuiumen werde, ist die BeÄihaffenheit der sie bildenden Kelten bei beiden Arten eine durchaus flberein- stimmende.

lieber die Uestaltung des Keimlings von F. ajiio- carpa war \m Znsammenhalte mit den Angaben Lieb- mann's für F. pullida seljon oben die Rede. Sein Ver- halt4?n zu dem anderer Capparideen winl später in Be- txaeht XU ziehen «ein.

Die vegetativen Organe, die Zweige und Blät* ter, mögen ihre nähere vergleichende Betrachtung für die beiden F o r e h h u m m e r i a - Arten unter sich und mit Bezug auf ihnen zumeist ähnliche bestimmter C a p p a r i d e e n in der folgenden Krörteruug über die Familien Zugehörigkeit der Gattimg Forch h ammeria finden.

Wa» nun die Stellung dieser beiden Pflanzen, ielche sicherlich nahe genug unter einander verwandt er- cheinen, um wenigHten?* bi.s zu einem be»ftimmten Nachweise Ülmr die schon berührte, fragliche Verschiedenlieit des aus- gebildeten Embryo und bin zur allentUIli^igen Aufdeckung noch anderer Organ isationsverschieden hei ten nach Vervoll- tHmligiuig de8 Materiales (sei es an den männlichen UlQthen, sei es an anderen Theilen) in eine Uattung zasumnien- fefa!5«t EU werden, im Systeme betrifft, m scheint mir liebmann mit der Zuweisung »einer Pflanze zur Familie der Capparideen vollkommen da.** Richtige getroffen zu haben.

Ew findet sieh allerdings, wie er selbst hervorgehoben hat, rmter den bisher der Familie der Capparideen zn- grwin^nen Gattungen keine, welcher sich Forehhammeria

76 Sitzung der math.-phys. CltMse vom 9. Februar 1884.

unmittelbar anschlösse. Aber es finden sich doch Anknü- pfungspunkte bei dieser Familie für die verschie- denerlei Organisationsverhältnisse von Forch- hammeria und wenn auch nicht für alle bei einer einzelnen Gattung, so doch für jedes bei irgend einer Gattung. Um mit den Verhältnissen der Reproductionsor^ gane, resp. der Blüthe, zu beginnen, so bildet für den auf den ersten Blick als ganz eigenthümlich für eine Cap- paridee erscheinenden Kelch ein Seitenstück der Kelch mehrerer Arten von Gapparis selbst, der Arten nämlich aus den Sectionen Breyniastrum, Calanthea und Gapparidastrum, für welche ^sepala'' (in Sect. Calan- thea vplerumque*) ^minuta l-seriata, aestivatione aperta* angegeben werden (s. De Cand. Prodr. I, 1824, p. 248, 250, und besonders Eich 1er in Flor. Bras. XIII, 1, Fase. 89, 1865 , p. 268, 269). Wo innerhalb einer und derselben Gattung so weitgehende Unterschiede in der Beschaffenheit des Kelches sich finden wie z. B. zwischen Capparis spinosa und Capparis domingensis, erscheint eine Differenz der Gat- tungen in demselben Organe wie zwischen Forchhammeria und den mit der gewöhnlich in dieser Familie sich findenden Kelchform ausgestatteten Capparideen - Gattungen als etwas gänzlich Unerhebliches. Und wenn man auf die Zahl der Kelchtheile besonderen Werth legen wollte, so findet sich eine über 4 hinausgehende Anzahl derselben, wie bei Forch- hammeria, auch bei R o y d s i a mit 2 dreigliedrigen Kreisen, vcm dessen äusserem ein Glied nach vorn gekehrt ist, so viel an trockenem Materiale von Roydsia suaveolens zu sehen ist. Die gleiche Orientirung findet sieh auch bei dem Kelche von Forchhammeria. Derselbe scheint übrigens dem ge- wöhnlichen Capparideen-Typus näher zu stehen, als der Kelch von Roydsia. An männlichen Blüthen der Forchhammeria pallida fand ich denselben wiederholt aus 4 dreieckigen, an der Basis jederseits mit einem kleinen nebenblattartigen

L. ItffiUiofer: Vehtf Fm'Mmmmerin ttc,

77

Zahne vemehenen (an die Perigonblätter der A t r i p I e x- Arten eriimern<len , rider, nin naher l/iegendes iu*s Auge zu fitxsen , mit den von E i c h 1 e r Blüthendiajiprttmnie 11^ f». 212, Anmerk, für die Capparideen erwähnten , Deckblättern mit Stipeln" vergleichbaren) BlätU'hen ge- bildrft, welche ungleich hoch inserirt, und an dem Blntheii- ntiVIt* zum Theile etwas herablaufend erHchienen. Eh ist klar, das» daraus durch Verwachsung der seitlichen Zähnchen mit oder ohne üntenirßckiing einiger davon. minientHch bei nu»hr gleich h<>her Insertion, wie sie den weiblichen Kelchen /.ukommt, leicht ei?i *i .Szahniger Kelch hcrvurgeht^u kaim, wie nr bei den beiden Arten von Forchhanimeria vm beob- achten int*

Was die B I ti ni e n b I H 1 1 e r betriflfl, jwi fehlen die>telben, wie bei Forchhanuneria, hei einer ganzen Keihe von Cap- parideen, rmd -/war bei lauter (tattungen, welche in d!t"*ielbü Unterabtheilung gehören . in welche auch Foreh- hamnieria, wenn sie flberhunpt der Familie zuzuweisen int, eiu7,utret«^n liut, in die Abtheilung der Cappareae näiulich, welche die lieen*n- und Steinbeeren frUchtigen und zugleich ganz* vor/ug?*weiHe die «trauch- und baunitiHigen ('appari- deen in mch vereiniget (d. h, fast nlU* <liest* und bist nnr diese), & sind das die (tattungen Thylachiuni, K i e b n h r i a , M a e r n a ( be/Jiglich eine8 Theiles ihrer Arten) und Courl>nnia*) aus <ier Reihe derer mit vor-

1) Die Süiuleruiijf dieser Cmttun|j:en scheint or«t noch weiterer Klftnsn^ XU bi.^ilürfHn. Der ffe wohn liehen AutTiiSi*img niieh nnterneheldet *ieh Niebuhria von Müerua durch eitVirmige, «n^eglie<lerte Frilehte, gfgtmObur der verlängerten, qiiergegliederten Frucht (,bueca traus* ir^fB« oe-lorellariii*), wie mc fQr Maerua angegeben wird (Hanth. Hoolc. iien. 1. 1. 1862. p. 108k Bei Mäerua senegaleoiiifi K. ßr., nwp. Maeruii angolon^is DC. t Oliv., bildet jedoeh A. Richard tu der Flor. S*»ne|f* b IH^U— :ili, iah, VII an derselben Pflurue 1-taehe- Hgi» und quergej^'liederto inehrfaehertge Früchte ab , von denen di<^ ^/gsdemu al« tatwa vern tummelte Fr lichte weaigittenit nicht bezeichnet

78 Sitzung der mathrphya. Claase vom 9. Februar 1884.

zugsweise (und bald mehr, bald weniger) verwachsenbläit- rigem Kelche, femer aus der Reihe derer mit vorzugsweise freiblattrigem Kelche, die durch ihren eigenthümlichen Toms mit röhrenförmigem Anhängsel ausgezeichnete Gattung Ca- daba zum Theile, dann Boscia und Roydsia, welch' letztere beiden Gattungen überhaupt, neben Capparis selbst, wie aus dem Folgenden noch weiter erhellen wird, die nächsten Beziehungen zu Forchhamraeria verrathen.

Was den Discus betriflft, resp. die bei den Cappari- deen gewöhnliche Erhebung desselben zu einem längeren oder kürzeren Garpophorum, so ist dieses bei Boscia zum Theile, und namentlich bei der oben schon erwähnten und charakterisirten B. firma m. , kaum viel mehr ent- wickelt, als es auch bei Forchhammeria in dem über den Staminodien stehenden Theile des Tonis noch ausgebildet gesehen werden kann , und darin liegt, neben später zu be- trachtenden Verhältnissen des Endocarpes und der Blätter, der Grund, warum Boscia, wie vorhin ausgesprochen, als eine der mit Fochhammeria zunächst verwandten Gattungen zu betrachten ist. Auch bei manchen Arten von Capparis, wie C. odoratissima Jacq., ist das sonst in dieser Gattung beträchtlich entwickelte Carpophorum nahezu auf Null reducirt. Ebenso wird für Morisonia und Roydsia

Hind. ()livt*r zieht in Flor. trop. Afr. I, \>^^^, Niebuhria gani zu Maerua. Für Courbonia lironj^i. (Bull. Soc. bot. de France. Vll, 1H60, p. 1)01 mit i\ virgata und dem Synonym Maerua virgata Dcne. niHH.), fiir welche bei Hrongniart, wie in Benth. Hook. iien. I, 'i, 1><H7, p. 1M)9, da8 Synonym Saheria (vir^ta) Fenzl in Kotschy Flor. Aethiop. (exHitc), ix:{7— :I8, n. 480, das überdieHs den Alten- vorrang hat, iibergangen i*it (h. Oliver 1. o. p. H8). int die Frucht erwt von einer Art bekannt, eine ein- oder wenijfwimige Bt»ere (Oliv. I.e.). Baillon Hi»t. d. PI. III, 1K72, p. ITs /Mü alle drei iiattuDfr«-n unter M a e r u a xuHammen.

L. B*ullh)ferT Ueber Forelthammeria fic.

Pnirhtknot^ii iils xum Theile nur knrx ^c^tit^lt und unter den Cleumeen flir Pulitnisia und filr Arten von Cle- <itne geradestu ab sita^nd bezeichnet.

Ihn <4uf die Gen erat ion -^ or^" Ji ^' ^^-H'^t nun Ülmr- ziij^hen ^ so iht da.f Vf irkumnien e i n g e s e h 1 e c h t i g e r Blüthen in der Form von Monoecie, re.^>. Polygft- m i e , oder D i o e v \ e bei den C a p p ii r i d e e n nicht ti\isge- schlössen. Pas Letztrere findet sich 1>ei der Gattung Apo- phyllum* Das Erstere habe ich bei Oapparis flexuosa BL an einer im hiesigen botanischen Garten tm Blöthe gt*langU*n Pflan/.n aw beobaehten » telegen heit gehabt. Es kommen hier neben den gewr»hnlii hen, bennuphnHliten Blüthen in den unteren, zuerst ihre Blüthen entwickelnden Blatte achwdn üuch solche ntit v e r k 0 ni ni e r t e ni P i y t i 1 1 e, al^o m ä n n l i c li e B 1 ü t h e n vor. Schon in der Knospe ist da« Pigtill dieser BUitheu von dem der (fbrigen dadurch unter- schittden , das» sein Carpophorum kurz und gerade bleibt, während es ionst sich S-torniig krümmt, um Raum für ^eirie Verlängerung innerhalb der Knospe zu gewinnen. Die Samen- knospen der verklammerten Pistille erscheinen nur als ver* Siehrum pft^^ Emergen/eu der Plurenten ^ aus welch* letzteren sich hier tVst volbtändige (falsche) Scheidewände erhelK'ti, wahrend in den normalen Pistillen nur an der tSpitze eine Fiichi?ning zu beobachten ist*

Wie hier eine Verkümmerung dej^ Pistilles , so findet sich weiter eine wenigstens theilweise I Unbildung der Staub- gefiKSNfr in Statninodien bekannHich bei Atarnisquea, D a c t y 1 a e n u , V 1 u d u 8 1 e m o n \nu\ C l e o ni e (D i a n - thrra KlotzÄch).

DasH bei Forchhammeria die Getreu ntges^'hlechtigkeit dejT BlOthen nur aus einer ucn^h w^eiter gehenden Verkflm- ineruDg je de» einen ( leschlecht«« Ijervorgeht, djis bezeugt die An wciHjnheit eine« P i a t i 1 1 r u d i m e n t e s mit Spuren iTiö äamenkuospen in der m ii n n 1 i ch en Blßthe, wie aud*^rer*

8^> HUtung der wudh.'ykyii. CIcume Pom 9. Februar 1881,

miiM ^m Auftreten rudimentärer Staubgefässe in Vmm *Utr i^>^enanuten Dincus-Zähne, wie sie bei Lieb- mn^uu und in Hentb. Hook. Gen. beissen^ in der weib- lichen Blütbe. Die Anwesenbeit von rudimentären H H tn 4' n k n o H p e n in dem Frucbtknoten der männlichen Hlütben kann hIk ein Argument gegen die Ton Bentham und Hook er urgirte Zugehörigkeit der Gattung zu den K u |> h o V b i li c; e e n nsioh der (freilich von Anderen wider- Mprof'binitfn) H(*iiierkung der genannten Aut^iren selhsi, da^ \m di*ii Ku pbor bi aceen etwa vorkommenden Frucht- ktioti^nrudiiiMMitiMi der männlichen Blutheu stebü die Samen- kn(M«|M«n i'i»lilen (Cnm. Hl, p. 241), hervorgehoben werden.

Kim* V i»r w ac bMung der »Staubgefässe, die bei rorclilianinioria überdienM so gering ist, dass in Benth. Hook. Clmi. iiiiw(»||H*h uIn frei l>ezeichnet werden, findet s^ich ähn- lich , wii» in der männlichen Blütbe von Forehhamnieria, iiurli Imm BoNoia und Maerua, ferner unter den Cleo- niiMMi lN»i Duoty iaoua, Koeperia und Cladostemon.

I )ii» g r i\ s r Zahl der S t a u b g e f ä s s e in der hiiinnlii h<»n BlCltho von Forrhhammeria gegenüber der Zahl iler StinnintnliiMt in d«'r weihliehen Blüthe ist /.weifellue« Folge \«>n he d«>u h lernen t, diis lH»i den Cappa ri dee n in ahn- luhiT Weise» wie hei den nahe verwandten Cruciferen, und )uieh Kit hier (Blüthendiagnünnie II. p. 209 1 noch de\Ulirher aU \m>\ tiii»N<*n und in ge>teigertem Masse aufzn- livten plb*gt.

I>H' Vntheren von Fon^hhamnieria {»allida («e^tzen. w »e gew öhn höh U*i den i' a p p a r i d e e n . zwei Etliche llüHleu »»<ier Kammern, ^Thtvae'. gewohnlich .Lixuli* ge- nannt (Wte aneh von Li eh mann in der Bezeichnung der Vnlheivn al> »b»l«vular«*>* K jt^ie Thei.a zwei Fächer, ^LoceUi**. \\\\ ^Hn'/en al>»i> xuT rings am ein wenig eiitwiekeh*^, diHrh dei V^neiv na* h rtw:4> \ erhreit<*rt<'> Mitlertiand veriheihr Frt» Ih'I , weK lie dinvh Mer i:4>t gleii h starke Furchen, med

L. JiatÜk4)fer: Heber f^orcMiammcria eU,

ftl

mediane imd zwei seitliche , oberflHchlich von einander ^re- trennt sind. In den seitlichen Furchen tindet das Aufspriügen Kur doiltircb , dass die beiden inneren Fächer etwa*? 1cfir/.er und schmächtiger sind als die ännseren , nähert sich die Anthere einer als ,intrors* zu bezeichnenden, wie solche den C a p p a r 1 d e e n überhaupt zukommen. An der Basis sind die vier Fächer vollständig getrennt und in die hiedurch gebildete Vertiefung ?ichiebt sich die Spitze des Trägers ein, welchem die Anthere aufsitzt. Die Wandung der Anthere besitzt ein einschichtigen Exotheeium, dessen Zellen, wie auch bei vielen anderen Capparideen, zu niederen conischen Papillen ausgebildet und mit einer wellig gestreiften Cuticula versehen frind; weiter ein zwei* bis dreischichtige^s Endo- thecium, die aiussere Schicht« aus radiär stärker getreckten und durch radiär verlaufende leisten förmige Verdickungen aiisüge-steiften Zellen bestehend , die innerste Schichte netz- förmig verdickt und A m y 1 u m führend , welch* letzteres Verhältniss ich bei anderen Capparideen (Arten von Capparis, Bascia, ItoydHia) nicht wieder getroffen habe, wälirend im übrigen die Beschaffenheit der Wandungen bei reifen Antheren in der Knospe fehlt meist noch die Aus- steifung , welche zuerst in der Nähe der seitlichen Furchen ■möftritt sich als ähnlich erwie^s. Der Pollen ist, wie bei den Capparideen überhaupt (s. Mohl, U eher den Bau id die Formen der Pollen körner^ Bern 1834^ p, 90), kurz llipHoidist^h, mit ziemlich derber, von feinen Kanälehen rmliär durchzogener und desshalb in der Flächenansicht gekörnelt oder eigentlich fein punktirt erscheinender Exine und mit drei ziemlich tiefen exinefreien Längsfalten, in deren IVlitte je eine Austritte4stelle für die P^dlenschläuche , die bei den Capparideen fiach Mohl bald vurhatiden ist, bald fehlt, nur undeutlich wahrzunehmen ist

Diisw die vun Lielimann und in Benth. Hook, Gen,, wie 9cbon erwähnt, als ,dentes disci* bezeichneten Organe lltiV4. MatlLijbyH. CL 1.) $

82 Sitzung der math.'pkys. Clause eom 9. Februar 1SS4.

der weiblichen Blüthe nichts anderes sind als Terkfim- merte Staubgefässe, resp. Antheren mit Tenichwindend kurzem Filamente, das zeigt deatlich die Ausbildung Ton vier den Fächern der normalen Antheren entsprechenden Theilen an denselben , die auf Querschnitten leicht nachzu- weisen sind. Zur Pollenbildung scheinen kaum die ersten Schritte in denselben eingeleitet zu werden. Ich habe Pollen- komer in ihnen nicht gefunden; wohl aber eine durch LfOckerung und »Schrumpfung des centralen Gewebes ent- standene Höhlung in jedem der vier rudimentären Fächer. Der Bau der Wandungen ist natürlich gegenüber dem der voll ausgebildeten Antheren in der männlichen Blüthe ein wesentlich modificirter : das Exothecium ist schwächer papillos: das Endothecium besteht aus nicht ausgesteiften und viel weniger radiär gestreckten Zellen. Die Zahl der Staminodien beläuft; sich auf ungefähr 12. Sie sind nicht in ganz gleicher Höhe inserirt und die seitliehen Abstände zwischen denselben sind (wie zwischen den Kelchblättern der weiblichen BlOthe) ungleich gross, wohl in Folge ungleicher Dehnung des Discus beim Heninwachsen der Frucht. Anders mag sich das in der frisch entfalteten Blüthe verhalten , welche zur l'nter- suchtmg nicht vorlag. Die Stuminodien sind etwas aufwärts gekrümmt mit einer stärkeren Furche an der Aits^^useite« je einer schwächeren rechts und links und einer nicht selten fast verwischten auf der inneren Seite, die den kleineren, inneren Fä<hem der schwach introrsen Antheren entspre- chenden Theile noch mehr «xler weniger von einander tren- nend. Mitunter Hndet sich hart ül>er dem einen ein zweites Staniinodiimi mit umgekehrter Richtung der Krümmung und Lage der stärkeren Furche. Diese Erscheinung darf wohl, wie in der Charakteri>tik v<in F. apiocarpa schon geschehen ist, als ein auch in der weiblichen Blüthe gelegentlich Platz greifendes D ed o u b 1 m e n t betnichtet werden, welches sich daim hier deutlich als seriales Dedoublement darstellt.

£, ^adlkofer: Üeher ßorchhammeria

m

las regelmässige Auftreten eines vallständigeTi StaTui- nodialkreises der Verweisimg von Forchhamraeria zu ileu Eiip htirbiaeeen nicht günstig sei, geht atis der Charak- teristik der letzteren in Benth. Hook, Gen. gemäss den Worten deutlich hervor; .Staiiiino<1ia interdum adsunt (in flore 9) irregularia, aed vix in iillo genere eontitantia'* nnd; ,Flores in toto ordine stricte unisexiiales vidünus, etsi hinc inde in tloribus 9 periJimcis ejusdem speeiei stanien unmn ftiterum «ubpertectuni evolvifcur,*

Was die Beschaffenheit des P i s t i 1 1 e s, resp. der Fracht betrifft , so findet sich Scheidewandbildung bekannt- lich auch bei den Capparideen unter den C I e o ni e e n bei Wislizenia, unter den Cappareen bei Steri- p h o m a , bei Arten von M a e r u a , hei Arten von C a p- p a r i s , bei R o y d s i a und bei A rten von Orataeva zum Theile allerdings sogenannt4? unechte, indem ^ich die Scheidewände zwischen den {Samenknospen aus den Placenten erheben , wie z. B. bei C a p p a r i s a v i c e n n i f o Ha, und dal>ei mitunter unvollständige, wie für Capparis fleruosa schon erwähnt wurde, zum Theile aber auch Bildung echter Scheidewände, welche an ihrer Vereinigtings- stelle f^elb^t rlie Placenten tnigen, wie bei Capparis spi- nös a (s. E i c h 1 e r , Bltithendiagraiume 11, p. 2 11 etc.)* Die Stell an g der Scheidewaud, und dementsprechend der beiden Fruchtblätter, ist, wie schon oben angegeben, bei Forchhamnieria dieselbe wie bei den Capparideen mit zwei Fruchtblättern überhaupt und wie bei den nahe ver- wandten Cm eiferen. Für die Narbe ist an den Früchten wegen der Ausrandung an vier in orthogonalem Kreuze fit^heuden iStellen kaum sicher zu entscheiden, ob darin zwei dorsale oder zwei suturale Lappen zu sehen seien. Legt num auf die tiefere, aber weniger scharfe Ausrandung, resp. AufwulBtung, y.ur Linken und Rechfr^^n das grossere Ciewicht, wa» als da» nächst Liegende sich dart^tellt, so ergeben sich

8^ Sitzung der mathrphys. Glosse um 9. Februar 1884.

daraus zwei suturale Lappen ; betrachtet man aber die mediane, spaltenförmige Vertiefung als das Massgebende, so f&hrt das zur Annahme * zweier dorsaler Lappen. In der männlichen BlOthe stehen die Narbenlappen deutlich dorsal (d. h. über den Fächern), wie schon oben erwähnt. Bei den Cuppari- deen pflegen, wo die Narbe gelappt ist, die Lappen im allgemeinen wohl sutural zu sein, wie in der Regel auch bei den nahe verwandten Cruciferen, bei welchen aber anch dorsale Narbenlappen, wie bei den Fumariaceen. vor- kommen. Eine Analogie ist also in jedem Falle bei nahe verwandten Gewächsen vorhanden. Hervorgehoben mag noch sein, dass das durch die Narbe angedeutete zweite Fach auch bei Forchhammeria apiocarpa (s. die Charak- teristik), obwohl hier nur reife Früchte vorhanden waren« bei sorgfältiger Untersuchung sich aufs deutlich^ste sammt den zwei Samenknospen in seinem Innern nachweisen Keas. Ks ist in der Fruchtwand verborgen, dicht unter der Ansatz- stelle des ausgebildeten Samens. Auffallender Wel^e ist da»- wUk? von einem fast noch derberen Endocarpe ausgekleidet als «las fertile Fach.

Die geringe Zahl der Samenknospen findet unter (l«Mi (> rt p p a r e e n ihr Seitenstück l>ei B o s c i a und A p o- phyllum: unter den Cleumeen l>ei Oxystylis, Wis- I i / <• n i a und Cl e o m e 1 1 a (alle drei , wie Forchhammeria NclM, dem nönllich vom Aequator gelegenen America an- gehörig).

I )ie Frucht, welche l>ei Forchhammeria pallida eiformiir. Ihm f. apicK:aq>a biniiormig, und zwar wegen ^tä^kenY StpH-kung dt»r an der Basis auch stärker ci;»neaven Unter- wit4* M'hief binifomiig ist, erscheint äusserlich zunickst ähn- lich t|i»r von Boscia. Aber nicht bloss äusserlich. sondern auch in ihrem Ciefuge. Dais Epicarp enthält bei Ik«cia. wi«» Ihm Fonlihanmieria, dicht gedrängte <iruppen von ä^^;^!^ naniit4Mi Steinzellen, welche es corticos und an st*iner <^hrr-

L, Hadlkofer: Utber Forchhammerüi etc.

85

rtäche granuHrt macliea* Das Mesocarp mt bei Boncia nur dadurch verschieden , dass da« löekenreiehe Schwaram- gewehe weniger raachtig aus^bildet ist und dans auch in ihm zahlreiche Gnippon Ton Sklerenchymssellen eingebettet »ind. Das Eiidocarp ist bei Boscia (s. oben B. 6rma m.), ganz ähnlich wie bei beiden Arten von Forchhammeria, und wie in der Kegel bei papier- tvder ]>ergara entartiger Baschaffen- heit, ans ein paar Schichten sich schief kreuzender und in jeder Schichte in wechselnder Richtung sich eng aneinander 4*ch]ie*sisender, schmal bandartiger oder fast fad lieher Skleren- chynizellen gebildet. Dieses Endocarp findet seines Gleichen weiter bei ilen k a p s e If r fi c h t i g e n C a p p a r i d e e n (s.z. B. Physoatemon rotundifolium Mart. & Zucc. , Polanisia trachyspernia Tcirr* & Gray), ho wie l)ei den nahe verwandten Crui'iferen in mannigfacher Modification. Ob es nicht auch bei anderen Cappareen vorkommt, mum ich wegen Mangels genügentien Vergleiehsniateriales dahin gestellt sein lasiüen. Jedenfalls i*it die Differenz hierin zwischen Boscia und Forchhammeria einerseits und den Arten von Ca p- pari» «, B. andererseits nicht grösser als zwischen näcli^t ver- wandten Gattungen au« anderen Paniilien» wie etwa zwi8chen iS a p i n d u M untl A p h a n i a aius der Familie der S a p i u daceen.

Der Same weicht von dem die Norm für die Cap- parideen bildenden dadurch nicht unerheblich ab, dass er nnr durch eine »tchwache Einziehimg unter der Anheftungs- »t4?lle an die nierentormige Gestalt erinnert, w^e sie sonst den Capparideen zukommt, und dasw er für da< Würzel- chen des Embryo kein besonderes Fach besitzt, auf welches als etwan die Familie (gegenüber den Cruciferen) Aus^ zeichnendes Eich 1er hinweist (Blöthendiagramme II, p.211). Al>er in diesen l>eiden Stücken kommen anch sonst Abwei- chungen innerhalb der Familie vor, und es genügt dafür auf gewis8e Arten von Capparis hinzuweisen, wieC. verrucosa.

86 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 9. Fd^ruar 1884,

bei welcher die nierenformige Gestalt der Samen oft kaum angedeutet ist, und bei welcher das Würzelchen meist ganz von der Basis der Gotyledonen umhüllt ist, so dass von Ein- lagerung desselben in ein besonderes Fach nicht die Rede sein kann; femer auf Boscia firma (s. oben) und auf Roydsia, bei welcher der Same eiförmig ist, ähnlich wie bei Forchhammeria, und wegen der Kürze des Würzelchens auch ein besonderes Fach für dasselbe nicht vorhanden zu sein scheint. Bei dieser Gattung, für welche in Hook. Flor. Brit. Ind. I, p. 409 (1874) der Meinung von Griffith bei- gepflichtet wird, dass sie als der Typus einer zwischen den Bixineen und Capparideen in der Mitte stehenden Familie betrachtet werden sollte, während E i c h 1 e r in Flor. Bras. XIII, 1, p. 242 (1865) dieselbe nach Blüthenbau, Fracht und Embryo als eine (im Hinblicke auf den Embryo Yon Forchhammeria nun kaum mehr haltbare) besondere Tribüs der Capparideen unter dem Namen Roydsieae ange- sehen hat, scheint auch hinsichtlich der in der Charakteristik von Forchhammeria apiocarpa dargelegten Gestaltung des Embryo der nächste Anknüpfungspunkt unter den Cappa- rideen sich zu finden, gemäss der Angabe in Benth. Hook. Gen.: ^Cotyledones crassae, inaequales, majore mi- norem induplicatam amplectente'* und gemäss der bildlichen Darstellung in Roxburgh Plant. Coromaud. III, tab. 289. Uebrigens macht die letztere ersichtlich, dass der kleinere Cotyledon, der eigentlich alsreplicativzu bezeichnen ist*).

1) Nach der Aundmcksweise , wie sie Seh leiden fiir die Fal- tunf^ der Blätter in der KnoHpe, in zweckmässiger Weise geordnet, in seinen (inmdzügen, 2. Ausg., II, p. 200 vorgeschlagen hat. Eb ist dem gegenüber der grösKcre, den kleineren umfassende Cotyledon« welcher als induplicat (wie der Ausdruck bei Benth. Hook. 1. c. lautet), oder conduplicat (nach Linn., gemäss Bischoff Terminologie, 18-*n, p. 249) oder duplioativ (nach Schieiden 1. c), d. h. als nach der 0ber8eit<; hin in eine Längsfalte zasammengelegt erscheint.

L, Radlkofer: l Jeher Ftirckhc^mmena He,

87

Ihm Koydsia noch immer sehr viel grr*8ser ist jil^ bei Forchhatntueria (apiocarpa). Eis nähert sich das Verhalten bei Roydsia dem, wie es der Embryo ptycharrhiziis der (- r iic i feren , um diese, wie schon uhan p. (»9, zum Ver- gleiche heranzuziehen, zeigt., abgeseheti von dem bei diesen weit stärker entwickelten Würzelchen* Vorkommen einer ahnliehi'fi nngleicliheit der Cotyledonen ii<t von mancherlei Gattungen aus verschiedenen Katnilien bekannt (so um nur Pflanzen mit vollkommen gesicherter Stellung im Systeme namhaft zu machen bei Vitellaria unter den Sapo- taceeu, s. Gärtn, f. Oarpolug* 111, tab. 205, p. 131, bei T r Ä p a unter den H a l o r a g e e u , bei A b r o n i a imter den Nyctagineen, bei H i r a e a unter den Malpighiaceen, bei D r y o b a I a n o p 8 und anderen D i p t e r o c a r p e e n , be- züglich deren schon Roxburgh I.e. an Shorea erinnert, und in geringerem Masse nach den Angaben von Bischoff, Terminologie 1831, p. 534, welcher auch Cardiospermum hieher zieht, bei Cycas, Artocarpus, Memecylou und der Onagrarieen-tlattung Iraura) für die Eu- phorbiaeeen ist dasselbe meines Wissens nicht baob- HchtH. Bei diesen ist ausserdem fast stets ein reichBches Sumeneiwei^fl vorhanden.

Die H a m e n s 0 h a I e besteht aus vielen Lagen zusammen* gt?<J rückten» k 1 ei nm tuschigen Schwammgewebes. Die äusserste Zelh^chichte allein ist derb wandig und einigermaÄsen ähnlich der gleichen Schichte \m C a p p a r i s , vorausgesetzt , dass man nicht» wie Bai Hon, die der Samenschale anhängen bleibende innere Fruchtpartie (in welche bei ( 'apparls jamai- censi.s Jiicq., coli. Curtiss n. 204, z. ü. stark verdickte Skleren- chymzellen , ähnlich wie im Blatte , sich eingebettet finden, mitunter annähernd steniförmig verzweigt) för die äuaserste Schichte d<ä* Hamens seihst ansieht (s. Bai IL, Hist. d. PL UI, p, 152, unnoL 4, woselbst zweimal ein , inneres' Inte-

it aufgezahlt wird, wovon wohl das erst beschriebene

88 Sitzung der math.-phys, Ckuse wnn 9, Februar 1884,

«tegument mou, blanchätre*^ ak das äussere im Sinne Bail- lon's zu nehmen ist).^) Wo etwa bei den Gapparideen ausser bei Boscia (s. ob. B. firma) eine ähnlich dünnhäutige Beschaffenheit der Samenschale auftritt, darüljer gab das mir vergleichbar gewesene Material keine bestimmten Fingerzeige. Verglichen mit Gapparis erscheinen die Verhältnisse yon Samenschale und Endocarp bei Forchhammeria geradezu yer^ tauscht: dort fleischiges Endocarp und derb krustenartige Samenschale; hier derbes und zähes, fast knorpelartiges Endocarp, a))er eine dünnhäutige Samenschale.

Von dem Embryo war schon im Vorausgehenden die Rede. Dass der Amylumgehalt der Cotyledonen auch anderwärts in der Familie der Gapparideen vorkomme, entgegen der Angabe von Eichler in Flor. Bras. XIII, 1, Fase. 39, 1865, p. 239 „embryo camosus oleosus (nee amy- lum continens)*, zeigten mir die Samen von Gapparis verrucosa Jacq., G. jamaicensis Jacq. und G. cyno- phallophora L., die ersteren beiden von Baron von Egger aus St. Thomas übersendet, die letzteren von Martins in Brasilien gesammelt und wie die von C. jamaicensis beson- ders reich an Stärke. Bei den gewöhnlich unvollständig aus- gereiften Samen von Herbariumexemplaren der G. jamaicensis war Stärke zwar nur in geringerer Menge, aber doch deut- lich nachweisbar. Gänzlich fehlte sie z. B. im Embryo von Gapparis micracantha DG. und von Morisonia americana L.

Aus dem Bisherigen ergibt sich, dass nichts in der Organisation der Keproductionsorgane von Forch-

1) Zu einer anderen, ho zu Ra^en umgekehrten, unrichti^n Deutung int durch die AdhiiMion von Samennchale und Fruchtwandan^ K u n t h geführt worden , so daH8 er «ich unter C a p p a r i s inter- media in Nov. den. et Sp. PI. V, 1^21, p. i*8, zu der Frage ver- anlai*Ht «ah: „An integumentum fseminum hc.), quod epi8|>emiiuin crcdidi, epicarpiuni e«tV*

L. Hadtkofrr: Ueher ForcMtawmeria e<c. 89

haiuiueria der Zugehörigkeit dieser Gattung zur Familie der Capparideen widerspricht , daa« vielmehr für eine ganze Reihe von OrganisationHverhäiltnij^sen gerade liei dieser Familie »ehr nahe Änalogieeri /.ii lindeii sind.

Diesen Analogieen reiht i^ich die traiibige Inflnres- cenz an mit Unterdrückung der VorWätter und faist völligem Schwinden der durch einen sogenannten Zahn der Spindel ^ersetzten Tragblätter, wie d;is im Anschlüsse an die Familie Cm eiferen, bei welchen vollständige Untenirücknng der Tragblätter und Vurblätt^r bekanntlich mit zum Familien- charakter gehört, auch den Capparideen eigen ist, und Ewar für die Vorblattt^r in der Reget, für die Tragblätt-er wenigstens theilweise. Dem letzt Gesagten entspricht es, dass unter den männlichen BlfUhen von F. pallida gelegent- lich iletitüche, pfriemliche, etwa 2 mm lange Bracteen wahr- jichnien öind. rWeiter werden diese Analogieen, und zwar ganz be- wcrden sie unterstützt durch das Verhalten der Zweige und der Blätter, an welch' letzteren namentlich «ich recht deutlich zeigt, dasn die Gattung Fnrchham- meria um ein an anderL»r Stelle (s.d. eingangs erwähnte Festrede« p. 48) für solchei< Verhalten im allgemeinen schon einmal gebrauchtes Bild auf den speciellen Fall hier in An- wendung zu bringen aus Capparideen-Material (nicht etwa au» Euphorbiaceen- oder Malvaceen- Material) g e f o r ni t ist, so cJehr das auch durch die eigen- ihtlmliche Verwendung, welche in ihr dieses Material ge- funden hat, dem nicht genug in die Tiefe dringenden Blicke verdeckt erscheinen mag.

In Betreff der Zweige ist s&unächst eine Uebereinstim- riiung von Forchhammeria mit den strauch- und baumartigen Capparideen im al [gemeinen zu bemerken , indem ihr ebfriiMi wie vielen von diesen ein grobfaseriger Bast, dessen Bündel die an den gctnx^kneteu Zweigen hervortretende Strei-

90 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 9, Februar 1884.

fang der Oberfläche bedingen , und ein zwar dichtes , aber grobsplitteriges Holz eigen ist.

Ausserdem aber zeigt Forchhammeria noch eine beson- dere Uebereinstimmung mit gewissen Gappareen in dem Auftreten einer bestimmten Anomalie im Bau der Zweige.

Anomale Verhältnisse der Zweigstructur sind meines Wissens bisher nur bei einer Pflanze aus der Gruppe der Gappareen beobachtet gewesen, bei Maerua uniflora nämlich, welche De Bary (Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane, 1877, p. 606) unter denjenigen Gewächsen au&ählt, bei welchen „erneute successive Zuwachsringe'' auf- treten, und zwar derart, dass sie „in der Bastzone selbst" ihre Entstehung nehmen, ähnlich wie beiTontelea, Phy- tolacca etc.

Es liegt mir sicher bestimmtes Material von Maerua uniflora nicht vor.

Dagegen finde ich bei einer Durchsicht des mir zugäng- lichen Gapparideen-Materiales ein dem eben erwähnten ähn- liches Verhalten bei einer anderen Art derselben Gattun^^, bei Maerua oblongifolia, und ganz besonders deutlich bei Roydsia.

Forchhammeria nun schliesst sich in ihren beiden Arten den genannten Fällen anomaler Zweigstructur bei den Cap- parideen enge an, doch mit der Modification, dass die neuen Zuwachsringe in der primären Aussenrinde entstehen, in der Weise also, wie ich das seiner Zeit für die Menisper maceen, eine von den Capparideen nicht lillzuweit abstehende Familie, an Gocculus laurifoliuit nachgewiesen habe (s. Regensburger bot. Zeitung »Flora*, Jahrg. XLI, 1858, p. 193 etc.). Wie dort wird bei F. pal- lida sowohl, als bei F. apiocarpa und das spricht wieder, ausser dem schon oben in dieser Hinsicht Angeführten, laut für die generische Zusammengehörigkeit

L, Hudikoftr: lieber Fardihammma e*c

91

idtesttr beidim Pflanzfii der Uartbast des ersku Ring&s [von dein zweiten Zuwtichsringe vollständig eingeschlossen; der zweite Eling seihst erhält keinen Hartbust mehr, und das ( ileiche i»t mich Analc:»gie mit den M e n i s p e r ni a c e e n wohl auch für alle weiter folgenden Ringe anzunehmen, Da.s air vorliegende Beobaehtungsiuat^frial besteht nur aus Zweigen [von 4,5 (F. apiocarpa) his "»,.% nun Dicke (F, {laltida), an welchen erst ein neuer Hing, bald ini ganzen Umfange des Zweige», bald erst tlir einen Theil deaseüjen seine Entwick- jlnng gefunden hat Noch mehr in's Einzelne die Zweig* tur zu verfolgen, erscheint liier nicht von Belang. Waa endlich die Hlätter betrifft, so ist .schon ein- die ä u 0 g e r e A e h n 1 i e h k e i t der Blätter von Forch- ria mit denen gewi^sser Boi^cia- Arten betont worden. 'Aehnlichkeit tritt namentlich bei Vergleichuug von f. pallida mit B. intermedia aut^s lebhafteste hervor Fund bezieht sich ebensowohl auf die (i estalt und die [Farbe als auf bestimmte Str u et urv erhält nisi^e und Idarou abhängige Momente der äusseren Erscheinung: Glanz- llcisigkeit der Obertiäche, namentlich unterseits, beiderseitigef^ [Hervortreten des engmai^chigen Adernetzes, dessen beim rTrueknen zumunmengefallene Füllmasse jeder Ma8che allein Ltebmann zu der Bezeichnung der Blätter als ^utrinc|ue aHdsime foveolata* (ähnlich wie E i e h 1 e r für C a p p a r i s linearis zu der Bezeichnung der Blätter als ^retieulat^j- fov««>lat4i* s. Flor, Bras. XI 11, 1, p* 282) veranlasst haben t, endlich Auftreten kleiner, durchsichtiger U r i e h e I c h e n *in den voll ausgebildetem, getrockneten [Blättern, welchem liier, wie bei anderen, im Folgenden näher bezeichnenden a p pa r i d e e n , auf einer eigenthümlichen [Verändening ile> BhittHeisches beim Tn>cknen Wruht. Auch [die A n h e f t u n g s w e i s e der Blätter an den Zweigen ist htsi Forchbammeria dieselbe, wie bei Boscia und andt^ren ipparideen^ für welche dieselbe durch die Bezeichnung

92 SUzumj tier math^-phytt. Otuufe com 9. FebrHtir 1684.

^petioli cum ramo articulati'* ausgedrückt zu werden pflegt (s. Benth. H(M)k. Gen. unter Biocia und Maema). Es war hievon und von der damit angedeuteten Ringfurche an der Ba.si» des BlattNtieles :^*hon oben bei der Yergleichung der veniGhiedenen Angaben über die Nebenblättcheo von Forchhammeria die Rede, welche sich in ganz ähnlicher WeL^e, wie dort erwähnt, auch bei anderen Capparideen mit weit gehender Reduction derselben vorfinden; iso z. B. bei Cappariä flexuosa BL, namentlich an den blüthen- tmgenden Zweigen, ak ^Stipulae spinulosae breviasimae* (BL Bydr. I, p. 53), welchen die von F. pallida nach der Beschreibung in Benth. Hook. Gen. III, p. 278 sehr nahe konmien müssen.

Wenden wir uns nun von den äusderlich wahrnehm- baren Verhältnisr^n zu den inneren, feineren , nur durch das Mikroskop aufzudeckenden Structureigenthümlich- keiten, so findet sich gerade hier die unverkennbaiste Uebereinstimmung von Forchhammeria mit anderen Cap- parideen, wenn auch nicht gerade zunächst wieder mit Boscia. Die Blätter von Boscia zeichnen sich unter anderem durch das Vorkommen von Sklerenchymzellen unter der Kpidenuis l>eider Blattseiten aus, welche theiU an die Epidermis sich anschmiegen , theils senkrecht zu dieser mit spitzen Aesten in das Innere des Gewebes eindringen (s. ob.l. Derartige Sklerenchymzellen, wie sie bei den Cappari- d e e n in mannigfacher Weise modifieirt noch vielfach sich Hilden, besitzen die Blätter von Forchhammeria nicht. Di- gegen hal>en sie mit anderen Capparideen das Auftreten eines einschichtigen Hypodernis an der oberen Blattei«ite gemein. Ferner sind sie, was ebenfalls mehrtWh bei den 0 a p p a r i d e e*n zu beobachten ist (sieh die Angaben von Vesque über die Blattstructur in dieser Fanulie in Ann. .S<i#»nc. nat., s. T», t. XIII, 1882, p. 47 etc.), durch eine k rystallftth rende Epidermis ausgezeichnet, dermri,

X, Radlkofer: (Jeher FotchJiamweria tte.

9S

luss jede der Epidenuiszellen, welche puly^jconal und an der aiiteren Blattseitc» kleiner als an tler oberen sind, einen bei ISukehruu«; einer Endfluche mehr oder minder wecken formig liier Jilsi nn^ieichseitig sechseckigem? Täfelehen erscheinenden

Lrystjill (oder zwei solche mit einander verwaeh?^*ne Kry- Je) enthält.*) Nur die Nebenstellen der Spiiltäffnungen knd, wie niwh die Zellen der Zweigepidermii^, frei von Kry-

ril len . Die 8 p a 1 1 5 f f n tin g e n , w eiche sich nn r an der mteren Klatt^^eiie finden , wind durch Kigenthünilichkeiten lUHgezeiehnet, welche vielfneh bei den Cnpparideen «ich riederfindcii : Die Schliesszellen nind fast halbkreisf(>rniig, liegen einander wie die Flächen eines Dache« ge.stellt und

jn einem niederen radiär gestreiften Walle umzogen, welchen |i<? verdickte Cuticula der umgebenden Zellen bildet; sie um- ['hlieHi^en einen kurzen, al)er weiten und tiefen Vorhof; ihre LiiKKen wände mui st^rk verdickt nnd lebhaft glänzer jd.

Und nun bleibt zum Abschlüsse der Betrachtung über lie charakteri»tischeu inneren EigenthüiuUchkeiten dew Blattes Boch die Natur der durchsichtigen Strichele heii

i*« Angi*! zu fassfen, welche b e s o n d e r s b e i F. a p i o c a r p a Jrntlich hervortreten, imd in welchen ein «ehr wesent-

i c h e r H i n w e i h auf d i e C a p p a r i d e e n -N a t u r von Forehham m eria zu «eben int ^ nicht m fayst, als ob

en Capparideen regelmiLs&ig , und allein ihnen, s^^lche Strichebdien zukämerf und diese für sich sellj^t aL*n Hchon |usreicbt*?n , die ijapparideen-Nattir von Forchhammeria zu reisen, wohl aber in «o fern, al» sie bei der auaserordent-

then Ueberein»tinnnung mit denen gewisser Oappari-

I) l)]««e Krystitllc erweisen sieh nach ihnnn Vprlmlien ku t^ niiirln uIp nxubüurer Kulk. Krysfhilte von uxalsaureni Kalke Jt K 1i uuch tlio KpidoriniH von Cupiuina i^nbeonlutiL. Bei antteren ftppari««- Arten da^ef^eii verhiilt*»n »ich die betreÖeiiHen KryKtalle wiu lljrpw. 8o bei V. jamaironHi« .hui[. v., li» bei deren netnulitun^ ich Hilf tiD einer folgetideD Abband hin^l vurnekkointuen werde.

94 Süzung der wuUK.'phj^. Classe com 9. Februar 1884.

deen geeignet sind, den übrigen anf diese Familie hindeu- tenden Charakteren noch weiteren Nachdruck zn geben and den daraus zu entnehmenden Schluss anf die Zagehörig- keit Ton Forchhammeria znr Familie der Cap- parideen zn besiegeln, gleichwie sie auch zuerst bestimm- teren Hinweis auf diese Zugehörigkeit gegeben haben.

Derartige Strichelchen finden sich ausser bei den oben p. 62 schon genannten Boscia- Arten namentlich bei Ter- schiedenen Arten ron Capparis selbst, americanischen and anderen, besonders bei 0. jamaicensis Jacq. (Collect Curtiss n. 204, Florida), C. odoratissima Jacq. (Moriti n. 481, Venezuela), C. isthmensis Eichl. (Hoffmann t Warsewiez, Costa-Rica) und bei den indisch -malayischen C. micracantha EK?., C. flexuosa Bl.. C. callosa Bl. (sammtlich in Original- und anderen Exemplaren untersucht), entweder unmittelbar im durfallenden Lichte unter der Lape sichtbar, oder bei dickeren Blattern erst nach dem An- schneiden des Blattes von der Unterseite her, so dass die Epidermis mit ihrer Bedeckung und ein Theil des schwamm- formigen Gewebes entfernt wird, und das Licht nun den Re!*t der Blatt^ubstanz zu durchdringen vemiajj.

Es li^en denselben Lücken im tiewebe zu Grande. l>ald nur auf das Pal lisadenge webe sich en*ireckend, wie sie Vesque (l. c. p. H8) fiir Capparis callosa angeführt hat, ohne jedtx'h auf die davtm herrührenden durchsichtigen Strichelehen hinzuweisen, bald auch in das darunter befind- liche Gewebe herabreiohend. Dieselben stellen sich iof Flachen- und Querschnitten als lufterfüllte Kaimie ohne be- sondere Wandungen dar, der Lajre und Beschaffenheit der benachbarten Zellen nach zu urtheilen zweifellos durch Zerklüftung des Gewebes beim Austrocknen de? Blattes unter Auseinanderweichen oder auch theilweL^em Zerreisksen der Zellen entstanden. Sie sind Ton znsanmien* geschrumpften Zellen umgeben mit faltig gestreiften Wan-

X, MaSkofer: Ueher Forchhammeria nie.

Ö5

düngen . welche bei Einwirkung von Wasser allmälig sich glaiUüi, während gleichzeiÜj< die Kiinder der Locken» ebenno

I wie der im Weichbaste durch Austrocknen entstandenen Risse,

^sich einander mihern* Uie Lücken verschwinden vrdiständig beim Kochen des Bhitte.s in verdünnter Kulilauge, iudem sich

|da)>ei die Zellen unter massiger CJuellung der Membranen auf ihr ursprüngliches Volumen ausdehnen und wieder an-

^ einander legen. Kochen in Wasser reicht dazu nicht aus. Der UuLstand , daas die Klüfte auf Fläehen^schnitten tJieilweimi stumpfe Enden und bogige Grenzlinien zeigen, ist der AuffaÄsiSig derselben als blosser Trocken risse wenig

I güiij^tig.

erschien daher, um darüber weitere Klarheit zu ge- winnen, wunschenswerth, wenigstens von einer der betreffen- den Arten auch lebende Blätter auf ihre Ötructur unter-

Uiuchen und die der Annahme nach beim Tnx^knen sich ein- stellenden Veränderungen in ihrem Werden beobachten zu können.

Glücklicher Weise fand sich unter den Capparideen

\ de» M ü n c li e n e r Garten» eine hiefÜr geeignete Pflanze, ileren trockene Blätter in ganz ausgezeichnetem Mas^e die durchsichtigen 8trichelchen zeigen.

Ich konnte die Pfiunze^ da sie zu Ende des Monats

I Septi^niber Blüthen entwickelte, mit hII* der Sicherheit, welche die unVöllHtändigen und ungenauen Angaben über die be- treffentle A rt ü I »Thau pt zuliessen, als C a p p a r i 8 f I e x u o s a

iBL bestimmen, und diese Be^itimniung wurde später durch die Vergleichung mit einem aus Leiden erhaltenen Original- exciuplare Blume*« bestätiget. Wie diese auf Java ein-

llieimiflche, als Topfgewächs ein fast 2 Meter hohe?? Bäum-

[cbi^u darstellende Pflanze in de|i Münchener Garten

rkam^ wird kaum mehr mit Sicherheit zu eruiren sein. Mög-

[lieber Wciftse stammt sie aus Samen, welche mit anderen, ftut vorbandeneui Verzeichnisse, durch K o 1 1 m an n i. J. 1824

96 Sitzwuf der niathrphys. ClaMe tom 9. Februar 1884,

aus Java (Boitenzorg) an Marti us gesendeten in den Garten gelangt sein mögen. Vielleicht auch kam sie (ans Java) durch y. S i e b o 1 d an Z u c c a r i n i. Sie gab, anaser zu Beobachtungen über die Blattstructur, noch zn mancherlei niittheilenswerthen Wahrnehmungen Gelegenheit, nnd diese mögen, vereiniget mit solchen über andere Capparis- Arten, in einer folgenden Abhandlung ^Ueber einige Capparis-Arten* ihre Darlegung finden. In der Frage, um welche es sich jetzt handelt, lieferte dieselbe den be- stimmtesten Aufschluss darüber, dass die in Rede stehenden durchsichtigen Strichelchen nichts anderes als Trocken risse des Blattfleisches sind, wie aus dem Folgenden sieh ergibt.

An den lebenden Blättern , welche besonders an den Blüthenzweigen dünn genug sind , um im durchfallenden Lichte daraufhin untersucht werden zu können, ist keine Spur von durchsichtigen Strichelchen vorhanden.

An Flächenschnitten des lebenden Blattes, welche, um eine Vertrocknung des Gewebes während der UeberfÖhrunjr auf den Objectträger auszuschliessen, unter Wasser gefertiget und in Wa-^ser liegend untersucht wurden, findet sich ein durchaus gleiclmuissiges, höchstens stellenweise ungleich stark chlorophyllhaltiges Pallisadengewebe, in welchem nichts die Stellen verrät h , an denen l>eini Trocknen die ZerklQfhuur eintritt.

Sucht man. um die mit dem Uurchs<*hneiden der Zellen verknüptltMi Verändennigen auszuschliessen, das Innere d* Blattes dem Auge durch Verdrängung der Luft in dem>elhefl zugänglicher zu machen , indem man frisehe Blätter auf lange in Wat-^ser legt, bis dasselbe wenigstens stellenweiä« in <li<» Intercellularräume eingedrungen ist, was an dem Ter- äiiderten, ghtsigen Aussehen solcher Stellen leicht erkannt wird , so sind auch an solchen Partieen weder durchsirhtijse Strichelrhen lUK-h irgend welche Kigenthüinlichkeiten wahr-

L, Radlkofer: Vfhtr Fftrchhamnieria rte.

07

I^unehmeD, welche eine BegÜnstig^titig des einen Punktes vor jilem anderen für das Hervortreten der Strichelclien unt^r anderen Umständen erkennen Hessen. Schnitte von solchen Stellen zeigen die gleichen Verhältnisöe , wie die von hitV haltigen Blättern unter Wasser gefertigten.

An Schnitten von frischen Blättern dagegen , welche Ftinter Ausschhiss von Wasser gefertiget werden, treten jeder- i xeit, bis man sie zur Eiostellung briogen kann, die Strichel- len mehr oder weniger deutlich hervor.

Ueberlässt man von der Pflanze abgelöste Bliitter der LAnsirocknung, so sieht man deutlich mit dem Fortschreiten ffle» Waswerverlustes die Zerklüftimg, resp, das Auftreten > durchsichtiger Strichelchen , an einzelnen , schon trockener tgewordenen Stt^llen beginnen uurl uUmälig über das ganze Blatt hin sich ausbreiten.

Wird die Wasserentziehuug flureh Einbringen de-^ ihitti*s in Alkohol bewerkstelliget, so unterbleibt die Zer- tkliiftung, wie unter Alkohol gemachte und untersuchte [Fliichenschnitte von solchen Blättern darthun , vollständig, [und demgemäss unterbleibt auch das Auftreten durchsichtiger [striche Ichen an solchen Blättern oder BlutMücken. Der Gruufl hievon liegt wohl darin, dass die Waaserabgabe hier llangsamer vor sich geht, unter gleichzeitigem Eintritte von I Alkohol an die Stelle des Wassers und gleich/eitiger Här- llung des Gewebe?^, wodurch natürlich ganz neue mechanische ] l>i8po»itionen geschaffen wenlen.

Die zahlreichsten und am tiefsten gehenden Klüfte ent- f laichen am trockenen Blatte von CVipparis Hexnosa in der [Nähe der Gef ii>««l»ündel , tur die einzelneu Veueniuascheu nicht selten einen förmlichen Kranz durchsichtiger Strichel- Ichen bildend. Es scheint djis damit zusammenzuhiiugen. da<s |die Cfentsj^bUndel am wenigsten der Schrumpfung des trock» senden Gewebe» Folge zu leisten vermögen.

An jungen, nmh nicht vidi ausgewi^chsenen Blättern

98 Sitzung der math.-phyM. Clojutt rom .9. Februar 18S4.

unterbleibt beim Trockoen die Zerkififtung mehr oder weniger, wahrscheinlich weil hier die Gefase^bundel und die Epidenni»- platten der Schrumpfung des austrocknenden Gewebes noch leichter nachzugeben vermögen.

Die Tergleichende Untersuchung des lebenden und de? getrockneten Blattes derselben Pflanze. Capparis flexuosa BL. bestätiget aL» vollauf die schon aufgesprochene Ansicht fiber die Natur der durchsichtigen Strichelehen im letzteren als blor^er Gewebeklüfte. Dass diese KIfifte an der gleichen Pflanze stets in gleicher Form und an bestimmten Stellen entstehen und bei nahe verwandten Pflanzen, wie bei den verschiedenen Arten der Gattung Capparis, soweit sie denselben Oberhaupt zukommen, in einander sehr ähnlicheo Formen auftreten, das ist wohl sicherlich die Folge be- stimmter, gleichartiger mechanischer Dispositionen, welche naher zu analysiren zur Zeit kaum möglich sein dürfte. Zweifellos sind dieselben, neben anderem, von dem Materiale. aus welchem das Blatt besteht, abhangig. und deutet somit ihre Gleichartigkeit wieder auf gleichartiges, demselben Ver- wandtschaftskreise eigenes Material hin. In diesem Sinne dürft*» das oben (p. 891 gebrauchte Bild von der Formung der <iattiing Forchhanimeria aus rapparideen-Material mehr als ein blosses Bild sein.

Auch l)ei Pflanzen aas anderen Familien sind ähn- liche Gewel>eklüfte bereits beobachtet (so \yei den Sapin- dacecn: Placodiscus leptostachys und Matavbt jnglandifolia, s. Radlk. l'eb. Cupania, 1879. p. tiOt*» und 035 ), al)er ohne dass die Erscheinung in gleicher Form. in gleich reichlichem Masse und mit gleich auffallender Deut- lichkeit, wie bei den geuiinnten ('apparideen aufträte.

Bei den Capparideen scheint die geschildoie Ge- webezerklaftnng eine ziemlich betrachtliche Verbr ei - t n n ^ zu liesitzen , nur djiss sie nicht innner gleich stark

I*, Endll'ofer: Ufher FotMinmmeria Hc,

99

auftritt und namentlich nicht immer in Form durchsichtiger Striehelchen wahrnehmimr wird, da das eine Mal die Klüfte unter einer derben Epidermis versteckt bleiben , das andere Mal eine mächtigere Schichte «chwammfömiigen Gewebes oder die Nutur des eingetrockneten Zellin halten die Durch- leuchtung des Blattes überhaupt hindert, wie z, B. bei Cadiiba glandnlosa, hei welcher man nach dem An- faehneiden des Blattes Klüfte reichlich wahrnimmt.

AuiTallend ist es, dass Vesque nicht ebenso, ?rie für Capparis calltina Bl., diese Klüfe auch für andere der von ihm untersuchten Arten mit tlurchsichtigen Striehelchen imd namentlich für Capparis jamaicensi.^ Jacq. er- wähnt, bei welcher »ie so gross und reichlich sind, dass das umgebende Gewebe auf Flächen.^cbnitten n\ir mehr schmale Scheidewände dazwischt^n bildet^ wie Ans Gewebe in fler Um- gebung der Luftcanäle einei<; Blattstieles oder Stengels von Nymphaea oder einer ähnlichen Wasserpflanze.

üebrigeuÄ geheint V e .s q u e als C. j a m a i e e n s i g über- haupt eine andere Art vor sich gehabt zu haben, als die tn den oben erwähnten Materialien von (Jurtinn n. 2M4 enthaltene.

Ich werde darauf in der ?^chon erwähnten folgenden Ab- handlung » U e b e r einige C a p p a r i ^^ - A r t *? n "■ zurück- kommen.

Und um nun die Bet räch t o n g über Forchham- III e r i a a b z u s c h 1 i e s a e n , so s^'iieint es nach dem , was iik für die Zugehörigkeit derselben zu den Capfiarideen tfprecihend angeführt worden iist, kaum mehr nöthig, auch mich dah näher zu beleuchten , was gegen ihre Zugehörig- keit zu den Euphorbiaceen hervorgeholten werden kann. Auf das Fehlen des San»enei weisses , welches l>ei den Eu- , |i h o r h i a c e e n fant an^^nahui^los in annehu liebem Masse i entwickelt ist, hat schon J* Müller hingewiet^en. Ebenso liiuf die abweichende Beschaffenheit des Embryo nnd der

100 HUzung der math.-phyM. Clninks t&m 9. Februar l^S4,

Fmcht mit 5KhwaiDinigein Mesocarpe. Von der Tolbtindi- geren, wenn aoch immerhin mdimenüren Vertretang de« anderen Geschlechtes in den mannlichen sowohL wie in den weiblichen Blfithen, im Gegensatze zn dem Verhalten der Enphorbiaceen, war schon oben (p. 80 n. 83) die Rede. iJacH keine Sptir von Milchsaft oder analoge Prodncte fah- renden Elementen bei Forchhammeria zn finden ist. mag dem hier noch beigeftigt sein.

Noch weniger erscheint es nothwendig. die nor frag- weiiie Ton Bai Hon vorgebrachte Deutung von Forch- hammeria als einer Malvacee im besonderen zu wider- legen.

101

Herr L. IJ ji d 1 k o fe v s|irm-h fenter :

^üeber einige Capparis-Arten/

L

Jeber Capparis fiexuosa Bl und die damit zu einer neuen

Section Monostichocalyx zu vereinigenden Arten aus dem

indiscli-malaylsoben Archipel.

Die m meiner Abhandlung Ülier Forchhammeria (im Voraufigeheriden, p. 95 etc,) wegen des Auftretens besoiiderB deutlicher durchsichtiger Strichelchen beim TrrH?kneii des Blattei näher in Betracht gezogene, als Capparis fie- xuosa BK be7.eiehüpte Pflanze des Münchener Gartens, von welcher beim Beginne ihrer Cntersuchong weder Name, luieh Vaterland bekannt war, stallte* obwohl sie zu Ende Si^ptember Blüthen zu entwickeln bf'gann, ihrer Bestinmning betrHchtliche .Schwierigkeiten entgegen, in so fem als sie Merkmale auf sich vereinigt, zeigte, welche den bisherigen Angaben gemäss keiner Art oder Artengruppe iler Gattung Capparis gleichzeitig zukommen §ollten.

Sie musste dem Vorhandensein kleiner Stijmlardomen nach^ welche den americanischen Arten fehlen, eine der gefontogeen tnler australischen Arten sein und schien mit Rficknicht auf die in einer Reihe über der Blattach^el Htebenden B— 5 gestielten Blüthen kn4)S]>en in die Gnippe der ^Serialea* DU., aus der Section ^Eu capparis* DC, gehören.

102 Sttrmmf der math.-pkff. a«sir mm 9. Ftikrmmr lit^i.

Dem aber widersprfteh der UmstaiML da^4^ an Si«Ue 4cr ebenso bei De Candolle. Piodr. L 1934. p. 24o. wie in Beuth. Hook. Gen. I. 1. 1S62. p. 1<>9 ftr die» SectioB henrorgehobenen imbrieirten Kn<]l^penlJlge und zwei- reihigen Anorinong der Keklibfitier eine klappige Knoi^Knlage Imit Hinneigung xor Imfaricaäc«! nur in »> fem. ak die E^rühningsdache der aneinander gcdr&tktai Biaier nicbt ToU^tindig radiär stand) nnd einreibige Scrihmf^ der Kelchblätter vorhanden war, wie sie för die nur am er i- canifrche Arten in «ach ächlieasende Secdon i^nadrella fzogleieh mit schuppigem Indnmentl nnd Colicoden- dron (zugleich mit Sternhaareni angegeben wird {mA Eich 1er in Flor. Bias. XHI. 1. Fase. :59. 1S*>5, p. 3i>?).

Das .\uftreten der in der erwähnten Abhandlung über Forchhammeria näher betrachteten durchsichtigen Strichelchen am getrockneten B 1 a 1 1 e jedoch, vnd das sonstige anatomische Verhalten des BhltaK im Vergleiche mit dem. was in ganz ähnlicher Weise onter 4er Bezeichnung C a p p a r i s c a 1 1 o s a Bl. im Münebeser HerlMi« betindliobe. ti>ii Blume ?^lh<t mitget heilte Blät^r ««igten, leitete unter Berück>ichtijn3ng der ?^hr kleinen Sdpclar- dornen an der Hand der betreffenden Be>cbivibunsen akJwU auf die mit C a p i< a r i s c a 1 1 > a Bl. ?ehr nahe Terwaz»dte Capparis fleiU''«sa hin und rief die Vermuthung wach. das§ hier nur eine der s«* bäutiiren. gewöhnlich au« zu weit gehender Verailgemeinerunc einer Beobachtung. *:«der ao^ Hinweggehen r:V»er au«^nahm^ weise, die Regel dnrrhbrv« beeide Verhältnisse ent-tehenden Unffenauigkeiten in der ^»ropf^ess- charaktt'ristik - hier Section=^harakteri?tik forliege.

EHe gfitiee Mittheilune blüthenknospen tragender <>rigi- nahen. ?4^»wohI der Cappari< äexu'isa Bl.. als der ihr zxmic^flt stehenden .\rten. aus dem Leidener Herban? hat dies« Vemiuthuiig. zutdeich mit der provisorischen Be&itimnning der in Rede stehenden Ptianze als Capparis flexQca Bi^

L. Hatltkof'ür: Ueber finüje üaft^mria-ArUn,

103

TiiUauf 1>eetätiget timi gezeij^t, dash entweder die Cliarak- ierintik der Seiition Eucupimriri tinttsprecheod zu üiidern, oder Ätw den betrefienden Arten eine be?*ondere Sectio n 7.U bilden ^m.

Ich möchte micli um so lieber für ins Letztere ent- scheiden, als auch bei <bm uniericaiuschen Arten ilie ßildiirt^ der Sectionen vorzugsweise auf dem Verhalten defi Kelches beruht, und nU auch dje übrigen Cliaraktere und namentlich die atiatimiischeu Verhaltnisse der Blätter für die Ix^treftendeu gerontogeeu Arten eine sehr nahe Verwandtschaft unter einander, kaum aber auch mit den Qbrigen Arten der söge- ^H nannten ,Seriales* bekunden.

jW Die betreffende Section mag ihren Namen dem Umstände,

du»^ die Kelchblätter hier deutlich in eine einzige Reihe ge- cirdnet erschein eu » entnohraeu und der Section Eucapparis, sowie den nbrigen Hectionen der Gattung gegenüber» deren Kichler in Flor. Bras. XIH, 1, 18G5, p. 208,261» för die aiuene^uiiachen Arten 9 aufgestellt hat, während für die geront*3j^eeii und australij^ehcn Arten eine l'nterscheidnng noch anderer neben den Sectiouen Sodada, Eucapparis, [Petersia (b. Oliver Fl. trop. Afr. I, 1868, p. 95) und But^beckia erst von einer genaueren, monographischen Üurchfor^chung de^? Materiales zu erwarten iist, kurz folgender- maK6<fU charakt4?risirt sein:

Sectio Mouo8tichocaljx: Sepala ae?^tivatione val-

I rata Tel vix luinime imbricata , 1 seriata; «tipulae spines-

[ renteb parvae rectiuscutae ; folia apice callosa, subtus tantum

^toniutophora, adulta »icca diachymatis rnpturiM (siccitat^ ortis)

|M?llucide lineolata, ramulique glabri; embryonis cauliculiiö

I longiasinius ; species indioo-mahiyanae.

Em gehört hieher, ausser den schon genannten beiden [Arten Capparia flexuosa Bl. und iJ. caUo^a BL, liioeh C. micracantha DC. (ei Bl, Bijdrag,) und di^'

^

104 Sitzung der maih^pk^. Clasae tarn P. Ftbnuur i88i.

damit, wie ich in dem Weiteren alabild vereinigende C. Billardierii DG.

Ehe ich .auf die nähere Betrachtung gehe, mag es angemessen sein , einige der YiiililtThiiiiii km zu berühren, welche neben der imbrieirten Knospodigi im ^ Kelches die übrigen «Seriales'' von der neuen Sed«] zu sondern scheinen, namentlich die in Analogie inil Sectionscharakteren der americanischen Arten ak wichti erscheinenden Verhaltnisse des Indomentos, worüber in im\ Beschreibungen genügende Angaben htnfig fisblw, andere anatomische Eigenthümlichkeiten«

Es gereicht mir zu besonderem VergnOgen, iaidi^i4^^| wie in dem Folgenden überhaupt, auf den sehr uuerkenne werthen , Versuch einer anatomischen Moni graphie der Gappareen' stfttEen su kßmien, welchil Vesque in lobenswerthestem^Bestreben, die anatomisclie Methode in der Systematik zu fördern, in den An- nales des Sciences naturelles, s. 6, t. Xm, 1882, p< 47 ek. yeröfiPentlicht hat, und auf welchen ich schon in der X\^ handlung über Forchhammeria Beziehung %a wikm mehrlach Gelegenheit gehabt habe. Ich begnüge miek i allgemeinen mit einer Verweisung auf diesen Veisach. Ifirj wo die Eigenthümliehkeit der Verhältnisse es erheiachtf od«f wo die Resultate meiner Beobachtungen abweichende m werde ich specieller darauf im Folgenden zurfickkonunea.

Was zunächst die aus dem Gebiete der mala; ischii Flora noch bekannt gewordenen Arten der »Serialei*] betrifft, wie sie Miquel in der Flor. Ind. Bai. I^ 2, p. 98 99 , vier an der Zahl , aufgeführt hat , so bin iffe"' durch die gütigen Mittheilungen des Leidener Herbaree in Stand gesetzt, auf Grund eigener Untersuchung anzugeben] dass alle deutlich , wenn auch mitunter (wie bwmden (

L, HtuUkofer: Ueb^ eim^fe Cappariß-Ariefi.

105

ioeiicbi BL) iiui" si'liniiii imbricirte Kelchblätter bev>fitzen, und dass keine det*selbeii mehr eine nahe Yerwandtschaft zu den eben genannten Artt^n verräth.

Eine dieser vier Arten, C. erythrodasys Miq. (i)rigiuaU fixeniplur von Junghuhn aus Java), fällt überdieüs^, wie das eite in Hooker Flor. Brit. Ind. I, 1, 1872, p. 178 an- giegeben ist mid wie das srhcm durch die völlig ubereinstim- mende Bekleidung mit eigenth (im liehen^ einzelligen^ unregel- luä^ig sterntorniigeu, 4— -5-strahligen Uaaren (s. Vesque L C. 89, tab. 1, fig. 7) augezeigt wird, ziisamnieu mit der indischen C. hnrrida L. (Exemplar von Hook, nnd Thonis. aus Bengalen, etc.). Eine zweite, C. foetida Bl. (Origimiiexemplar von Blume aus Java), mit regelmässiger sternförmigen, einzelligen Haaren, welche aunser den hori- zontalen Strahlen auch einen senkrecht aufstrebenden und jtwar stärksten, mitunter selbst wieder verästelten Strahl be- sitzen (während Veaque L c. p. 88, nach Exemplaren von Zolliuger n, 2205, welche ich nicht vergleichen konnte, die Haare als gewöhnlich vierstrahlig und horizontal ausge- breitet bezeichnet), zeigt ebenfalls mit fetländischen Art^en, wie nu't der gleichfalls durch Sterahaare und schmale Deeknng der Kelchl>lätter ausgezeichneten (J. teuera Dalz. (Exemplar von Helfer, Cat. Kew, n. 181, etc.; cf* Vesque I. c. p. 90) nähere Verwandtschaft, als mit den übrigen ioflularau, malayiaohen Arten, und sicherlich igt de nicht etwa, wie »einer Zdt Sprengel in Syst. Veg, IV, 2, cur. post*, 1827, p. 204 wollte, mit der insularen C. pu bif lora DO.^)

l) Capparis pabiflora DC. (Cuming Plant. Philipp. n.056) bettitxi an ilen Blüthentheiten, wie «cboa Venque h c. p. 84 (nach aiiithi*iitu»cbi5n Exemplaren aiiä Timor) auigibt, und an den jungen Blßttrm, wii- ich hinzuiügen kann, i<chmni bandartige, an ihren Knden h ilig jjedrrhtf, röthlirh gelhe, zweiarmige Huiire und

Uli' i^'t sii'h dmlurch schon deiitlieb von C foetidti lil,, wie

Stoch weiter dDrcb die Ȋmmtlich mit je einer Krystalidruiie von oxal*

106 Süzung der maih.-pkya. Cla$$e mm 9. FArmar tWL

zu Yereinigen. Die dritte und vierte Art, G. sabeordata SpaiK^he, mit wehrlosen Zweigen, weiter mit einer Hjpch dermschichte an der oberen Seite der starr lederigen, mr unteraeits mit Spalt5fihnngen Tereehenen Blitter, and 0. tra- pezif lora Span(^he, mit nach abidMa gekrflnimten Stipnkr- domen, femer mit einseinen, am Rande sogar Spalt5fihnngen anch auf der Oberseite^) und not durchsichtigen , von strahlig krystalliniachen , dc^pdk chenden Massen herrührenden Punkten in den ebenfidb ai einer flachen Hypodermschichte an der oberen Seile anip- statteten Blattern (beide in Originalezemplaren von Bpsr* noghe aus Timor untersucht, bei V esqne fehlend), undwi sich durch ihre Bekleidung mit rOthlichen, iweiaraigef, dünnwandigen, breit bandartigen, oberseits rinnig eonMfii Haaren , sowie durch eine auf 8 bis 9 beechrlakte AbhU von Staubgef ässen als eig^nthflmliche, unter einander alrirt verwandte Arten, welche gleichsam die Omppe der .Oetaa* drae* in der Abtheilung der ^Seriales' wiederhokn.

Keine deutlichen näheren Beziehungen zu den Arten dar Section Monostichocalyx zeigen weiter die Arten des indi* sehen Festlandes aus der Gruppe der ^Seriales", somü ich dieselben untersucheu konnte, nämlich: Gapparis hör* r id a L. (s. im Vorhergehenden) mit Eünschluss von C. tersi- flora DG. und G. quadriflora DG. (nach Hook. Flor- Brit. Ind. I, 1, 1872, p. 178, woselbst offenbar nur dttdi

saurem Kalke erfüllten Blattfleischzellen (s. Vesque 1. c p.84|iib.lf fig. 4), worin ihr C. olacifolia, mnltiflora und die von VeBqtl für C. Volkameriae DC. genommene Pflanze aus den Mofaiktai (1. c. p. 86) nahe kommen. Sie ist überdiess ebenso bei De Candolllt wie bei Miquel und bei Vesque nicht der Gruppe der s8erialet\ sondern jener der «Pedicellares'^ beigez&hlt.

1) Wo Aehnliches nicht direct erwähnt ist, sind Spaltftf&mngci bei den bisher und den im Folgenden aufgeführten Arten nur an da Unterseite des Blattes vorhanden.

L. Raälkofer: lieber eimige Capparis- Arten.

107

einen Druckfehler der Name terniflorii in tenuiflora umge- wandelt ist) ; die ihr nach BeschafteiVheit des Indiimente« und der äusseren, die Knospe ursprünglich j?anz unischlie«senden und mit ihren Rändern sich klappig- berührenden Kelchblaikr wohl ziinäcli^t verwandte C. olacifolia Hook, f, & Th, (Hook-f. STh. IL li], ans 8ikkim; hei Vesque fehlend), mit polygonalen, platten, von einer gelben Sulj^t^nz crRlllten und an der Blattoberseite zugleich gerbstoffhaltigen EpiderniiÄ- wellen, sowie mit Krystallablagernngen in fast jeder Zelle des Bhittfleisches ; C. teuera Dalz. mit unregelmassig stern- förmig verästelten Haaren (von welcher schon vorhin bei C. foetida die Rede war); C. niultiflora Hock. f. & Tk (Exemplar von Griffith, Cat Kew, n. 186; bei Vesqne fehlend) mit zweiarmigen Haaren an den Zweigen, Blüthenstielen und Blattanlagen, die Blätter beiderseits mit glatten , welligen EpidermiszeUen und mit Krystallabiage- rungen in zahlreichen Zellen des Blattüeiscbes ; C, d i s t i c h a Kur% (Originalexemplar aiLs dem 8ittang-Thale und Exemplar von Scott aus Pegu, Kangfjou; \m Vesque fehlend) mit otir ,8 Staubgefässen*, abgesehen \m\ den Kändeni der schmal deckenden Keh'hhljittL^r niul den iii3rigen Bb'itben- thcilen kahl und nur an deu ganz jugendlichen Blatt^io lagen der äussersten Zweigspitzen mit einzelligen oder spärlich ge- gliederten, wiederholt unregelmässig verzweigten, zwei- oder meh rann igen, hin und her gekrilmmten und zusammengefal- lenen Haaren benetzt, in der Beschaffenheit der beiderseitigen Epidermis an C. niicraeantha erinnernd (s, unt.), das Diachym ohne Krystalle; C. raembranifolia Kurz (Originalexemplar uu« dein Karen-Gebiete von Birnui; bei Vesque fehlend) mit deutlich deckenden äu>«seren Kelchblättern, kahl, atisser irielteicht an den Blatt primordien , welche fehlten , die Epi- licmiiKzellen an der Blattcjberseite stark wellig und glatt, die an dt?r Unterweit^? mit stark wellig ges»treifter Cuticula, Dia- ebym ohne Kryitalle; C. ^abiaefolia Hook* f* & Tb.

108 Sitzung der mathrjthys. Glosse com 9. Febrmir 1884.

(Hook. f. & Th. n. 19, ausKashia; bei Vesque fehlend), kahl, abgesehen yielleicht von den jugendlichen Blattanlagen, welche nicht vorhanden waren, die EpidermiA beiderseits mit starker, glatter, brüchiger Cuticala versehen, die Epidermis- xellen polygonal, die der Oberseite da und dort mit krystal- linischen Ablagerungen erfüllt, die Zellen des Blattfleisches an der mit unreifen Früchten versehenen Pflanze in aof- fallender Weise ^mmÜich mit Amylum vollgepfropft; C. viminea Hook. f. & Th. (Exemplar von Griffith ans Ostbengalen, Cat. Kew. n. 182 mit nicht voll aui^^ebildeter Frucht, auf welches die Angaben von Vesque, 1. c. p. 90, nach einer auch von Oliver hieher gerechneten Pflanze von Wel witsch aus Angola nicht passen, so dass die Iden- tität der africanischen Pflanze mit der indischen sehr fragtich erscheint), kahl, abgesehen vielleicht von den jungen, nicht vorhanden gewesenen Blattanlagen , die Epidermis , wie die von C. disticha Kurz an G. micracantha erinnernd, die nnteie stark wellig gestreift, das Diachym krystallfrei , oder doch nahezu so, bifacial, die Pallisadenzellen fast die Hälfte der Blattdicke einnehmend , die 6ef ässbündel ringsum , oder die kleineren ober- und unterseits von Sklerenchymfasem be- j^leitet. lieber die schon von De Candolle, Prodr. 1, 1824, p. 247, den ^Seriales^ beigezählte C. acuminata Willd. aus Vorderindien und die nach Hook. Flor. Brit Ind. p. 178 wahrscheinlich mit ihr zusammengehörige C. zeylauiea (non L.) DC, bei welcher von De Candolle ausser Ceylon auch Java (aber kaum mit Recht) als Vater- land angegeben ist, kann ich Bestimmtes nicht beibringen, da mir Material davon fehlte, wie auch von der in Hook. Flor. Brit. Ind. unter den ^Seriales* aufgeftlhrten C. Finlaysoniana Wall. (,Cat. ()992 B, nicht A*, welch' letztere zu C. micracantha gebracht wird) und der von Kurz in seinen Beiträgen zur Flora von Birma , Joum. Beug. Soc.XLlll, 2, 1874, p.G9 aufgestellten C. roydsiae-

L, Radlkofer: Uthtr emige Capparitf- Arten. 1<^0

nl^ Angaben über sie fehlen auch bei Vesqne» Eine Zugehörigkeit derselben zu der hier aufgestellten Section Mon*»Htich<)caIyx ist kaum zu erwarten.

Das Gleiche gilt wohl auch für die bei Vesque unter den ^Seriale«* aufgeführte C. niembranacea Gardn* et Champ. ans China^ für die mir ebenliiUs Autojisie fehlt Garduer hui sie bekanntlich aU der C, quinifJora HC. nahe stehend betrachtet (s. Hook. Journ. Bot. and Kew Oard. i Mwc. I, 1849, p. 242).

Für die beiden australischen Art-en, welche sownhl

zh De Candolle L c. als nach Benth. FL Austr, I,

IB(j3, p. 9?S, 94 allein von den Arten dieses Gebietes zu den

ySeriates* 9su rechnen sind, C lasiantha R. Er. und €.

'quiniflora DC, werden von Bentham bestininit äussere

und innere, also deutliche Deckimg zeigende Kelchblätter

nnterschieden. Beide Arten scheinen ihrer Behaarung und

einer geringeren Zahl von Staubgefassen gemäss in näherer

Beziehung zu C. subcordata und trapeziflora zu stehen.

Für die erstere gibt ßenth. I. c. , ungefähr 12*, für die

letztere ^wenige" Staubgefässe an. Bei C. lasiantha fand

ich Blatt und Blüthenknaspen , welche mir aus dem Herb.

De Candolle zur Untersuchung vorlagen , mit rostbraunen,

Istweiarmig'en Haaren besetzt. Aehn liehe Haare gibt

'Vesipie für C. quiniflora an (L c, p, 87). Das dick

i lederige, starre Blatt von 0. lasiantha ist ausgezeichnet

I durch annähernd centrisi-hen Bau, durch eine auf beiden

' Ulnttr^eiten gleichartige , kleinzellige und mit sehr starker

ICuticula versehene Epiilermii^, mit engen, am Rande gestreiften

ZiiftShrurigscanälen zu den beiderseits ziemlich gleich häu-

Ifigen Spaltöönungen , ferner durch eine starke Sklertjsining

[vieler Ztdlen der ersten und zweiten Schichte unter der Epi-

I donni*« , von welchen Schichten die äussere , bald an beiden

I Blatttieiten , bald wenigstens an der oberen, aus pallisaden*

lift g«^.reckten , die innere aus künseren , oft annähernd

112 Sitzung der math.-phys. Classe vom 9. Fd>ruar 1884.

Entfaltete Blüthen standen mir nur von der lebenden G. flexnosa des Münchener Gartens zur Verfügung.

Ihre Organisation, über welche Hasskarl, Plant Javan. rariores, 1848, p. 178, einiges Nähere mitgetheilt hat, ist von erheblichem Interesse mit Rücksicht auf eigenthüm- liche, oifenbar eine Wechselbefruchtung durch In- secten begünstigende Einrichtungen und Stellungsrer- hältnisse.

Ich bemerke zunächst, dass die Blüthe median -sym- metrisch ist, dass von den vier Kelchblättern, welche alle am Rande und innerseits neben demselben g^liederte, an der Spitze meist angeschwollene und häufig zweilappige Haare tragen, die seitlichen etwas kürzer sind als die übrigen zwei, sowie dass von den letzteren das vordere das breiteste, das nach rückwärts in der Blüthe fallende das schmälste, aber längste und an der Basis etwas sackartig erweitert, sowie den anderen ziemlich flachen Kelchblättern gegenüber durch eine mehr kahnartige Gestalt ausgezeichnet ist. Eis ist das dasselbe Kelchblatt, welches bei C. spinosa und anderen Arten als ^Sepalum galeatum** bezeichnet zu werden pflegt, aber häufig mit falscher Angabe seiner Stellung, wie gleich näher anzuführen.

Ueber diesem Kelchblatte findet sich eine stumpf conische D i s c u s d r ü s e , an deren Basis seitlich und etwas nach innen gertickt die zwei oberen Blumenblätter eingefügt sind, die sich durch eine Verdickung und stärkere Behaarung der einander zugekehrten und durch die ineinander verfilzten Haare in enger Berührung erhaltenen Ränder auszeichnen« ähnlich wie es Bai Hon, Hist. d. PI. 111, 1872, p. 151, fig. 175, für C. spinosa dargestellt hat, nur dass er dic^e Blumenblätter fälschlich als die vorderen bezeichnet und in dem (von Eich 1er in den Blüthendiagrammen II, 1878, ]>. 209, Fig. 85 wiedergegebenen) Grundrisse der Blüthe, Fig. 17(), sanunt der Discusdrüse verkehrt orientirt hat, was

X. Madlkofet: Ueher einigt Cappnri9- Arten,

113

um t*o unverständlicher ist, als er in Fig. 175 diese Blutneii- blätter richtig als über dem starker gewolbtea Kelchblatte liefindlich «larstollt und diess Kelchblatt richtig als das hintere bt^eichnet (p, 151),

Einer derartigen, aber auch auf das stärker gewölbte Kelchblatt ausgedehnten , verkehrten Orientirung entspricht die Bezeichnung diese.*« 8 e p a 1 u ui g a 1 e a t u m " als des , V f » r d e r e n * bei verschiedenen Autoren ( s. B e n t h , Hook* Gen. I, 1, 1862, p. 109, Sect 1; Oliv. FL trop. Äfr. I, 1868, p. 95; Hook. FL Brit. Ind. I, l, 1872, p. 173), wahrend Boissier z. B. (Flor, orient I, 1867, p. 420, 421) offenbar nach Beobachtung der lebenden Pflanze, dassell^e richtig als .oberes** bezeichnet.

Während von den vier Blumenblättern , die an ihrer Aussenseite alle mit gewöhnlich unverästelten, ungegliederten, gedrehten Haaren besetzt sind, die beiden unteren in einem »tunipfen Winkel spreizend nach auswärts und ab warb? ge- richtet sind, stehen die beiden oberen in der entfalteten Ulöthe fast gerade in die Hohe, nur mit den Spitzen flügel* artdg aufeinander weichend,

Ihnen schmiegt sich aussen eng das kahnförmige obere Kelchblatt an, Jiuf diese Weise das Reservoir für den Nektiir bildend, welcher von der zwischen Kelch und Krone stehenden lind in dieses Reservoir hineinragenden DiacusdrChse abge- .simdert wird.

Zu diesem Nektarseliatze fuhrt nur ein schmal spalten- ßnniger Zugangs etwas unter der halben Hölie der oberen Blumenblätter, durch eine leichte ZurOckkrünnuung ihrer inneren Ränder gebildet und von einem gelben, .später purpiir- violett werdenden, sogenannten Ho^ ig male um.säumt*

Die zahlreichen, hitjgen Stuu bgefässe divergiren niuih allen Seiten imd sind etwas nach oben gekrünmit.

Zu dem Niveau der Antheren erhebt sich erst später [dttrch ttlimälige Verlängerung und Aufwäriskrümmung des

114 Sitzung der fnath.-phys. Glosse vom 9. Fel>ruar 1884,

ursprünglich zweimal gegen die oberen Blumenblatter hin, erst nach abwärts, dann wieder nach aufwärts umgebogenen, also S-förmig gekrümmten Carpophorums der Frucht- knoten.

Die Wechselbestäubung geschieht diesen Ein- richtungen gemäss offenbar durch Insecten, welche, geleitet durch das Honigmal, mit ihren Saugorganen durch die enge Spalte zwischen den oberen Blumenblättern zu dem dahinter liegenden Honigschatze vorzudringen vermögen, ohne da« sie eines Ruhepunktes bedürfen, welchen die zarten Staub- gefässe nicht zu gewähren vermögen, durch Insecten alao, welche nach Art des sogenannten Taubenschwanzes (Macro- glossa) im Schweben saugen und dabei hier mit ihrer unteren Körperfläche nach einander an jüngeren Blüthen die An- theren, an älteren die Narben berühren.

Da die Blüthen an den horizontal vom Stamme ans vorgestreckten Zweigen im allgemeinen sich acropetal ent- falten, wenn auch in jeder axillären Ileihe die Ekitwicklung basipetal vorschreitet, so wird das Insect beim Anfliegen zu- erst mit neu entfalteten Blüthen, resp. mit deren Antheren, und erst beim allmäligen horizontalen Vordringen gegen die Basis der Zweige mit älteren Blüthen, resp. mit deren Narben, in Berührung treten. Und diese ganze Procedur des sueces- siven Vordringens von jüngeren zu älteren Blüthen ist dem Insecte dadurch ausserordentlich erleichtert, daas alle Blüthen in Folge einer Aufwärtsbiegu ng und Drehung der Blüthenstiele ihre Front in von oben und innen nach unten und aussen geneigter Ebene dem anfliegenden Insecte ent- gegenkehren.

Diese Lageveränderung, welche auch anderen Arten zuzukommen scheint, ist es offenbar, welche zu der ver- kehrten Auffassung der Blüthenorientirung geführt hat, von der schon oben die Rede war.

Dits den Honigschatz bergende Kelchblatt erscheint in

Xw Eadlkofer: Ueber ein^e Cappari^-Art&n,

115

Folge dieser Veränderung der Basis de» Zweij^es zugekehrt und wird nun von dem, welcher die Drehung des Btüthen- sfcieleä nicht beachtet, als das untere, resp. das vordere auf- geiWt, während es doch das obere, resp. das hintere in der Blnthe UHt, Die Drehung des BlÜthenstielas , durch welche diese Lageverändenmg zu Stande kommt, beträgt aber nicht, wie man frur*a erste meinen möchte, 180 Grade, sondern nur 90 Grade« Der Kest der Versehif^bung kommt auf Kech- nting der Aufwärtsbiegung des Blütbenstieles. Um sich die^e» Verhältniss zu vergegenwärtigen, denke man sieh eine rechts und eine links am horizontal stehenden Zweige über den altemirend zweizeiligen und durch Drehung des Blattstieles jielbst auch in die Horizontalebene gelegten Blättern steh- ende Blüthe als Theile eines in horizontaler Ebene vorge- sttreckten Dicha-sium«, dessen Seitenblüthen nun (ohne Dreh- ung am ihre in der Verlängerung des Blüthenstieles gelegene LiLngt^xe) in die Höhe gebogen werden, so dass ihr bis dahin vertical gei^tellt gewesener BlüthenlxMlen jetzt nahezu hori- 'jeant4il steht; es ist leicht en^ichtlich, dass eine nun folgende Drehimg der Blüthen um 90 Grade, im geeigneten, für die lK*iden Blüthen entgegengesetzten Sinne um ihre Längsaxe au/<g».Hührt, s<i dass die bis dahin zugekehrt gewe*?enen Seiten nach der Basis des Zweiges hin bewegt werden , hinreicht, um die (ursprünglich) oberen Kelchblätter nunmehr als die unteren, d. h. der Basis des Zweiges zugewendeten er- scheinen zu lassen.

Die zuerst entwickelten, in den unteren Blattachseln Ktehend»*n Blüthen besitzen, wie ich beobachten konnte, einen V e r k Ci m m e r t e n Fruchtknoten auf einem schon in der Knc«{>e von dem der hermaphroditen Blüthen sich miter- seheidenden, hurr, bleibenden, nicht wie in diesen zur Raum- fj^ewinnung für seine Verlängerung S-lormig sich krümmenden und überhaupt nie sidi streckenden Carpophorum,

Di« S tau bge fasse fand ich in verschiedenen Blüthen

llß Sitzung der math.-phys. Classe vom 9. Februar 1884.

in wechselnder Anzahl, 28, 30, 32 und 36. Hasskarl (Plant. Jav. rar., 1848, p. 179) gibt deren 38 an.

Der Fruchtknoten ist gewöhnlich 4- (selten 3-) gliedrig, mit sitzender, seicht und stumpf 4- (oder 3-) lap- piger Narbe, die Lappen mit den Placenten altemirend, Ober die Rückentheile der Fruchtblätter gestellt, welche ihrerseits Ober den Kronenblättem stehen. Diese epipetale Stellang der vier Fruchtblätter stimmt gut zu der Angabe von Payer, dass das Androecium bei Capparis sich durch centrifügales Dedoublement von vier altemipetalen Primordien bilde (sieh Eich 1er, Bltithendiagr. II, p. 209).

Ueber die anatomischen Verhältnisse des

Blattes von C. flexuosa (welche bei Vesque 1. c. fehlt)

bleibt dem hinsichtlich des Auftretens durchsichtiger

Strichelchen beim Trocknen in der Abhandlung fiber

. Forchhammeria schon Bemerkten Folgendes beizuffigen.

Eine Haarbekleidung fehlt den Blättern. Nur die ganz jungen Blattanlagen an den äassersten Zweigspitzen (fiir deren Untersuchung bei den anderen beiden Arten der Section leider das Material fehlte) sind mit kurzen, einzel- ligen, an der S])itze erweiterten und zwei- oder mehrlappigen, vielfach gekrümmten Haaren besetzt.

Die E])idermis der oberen und unteren Hlattseite besteht aus ziemlich flachen und engen Zellen mit wellig gebogenen und ungleich massig verdickten (getüpfelten) Seiten- wandungen. Bei den älteren, voll ausgewachsenen Blättern sind von den der Blattfläche parallelen Wandungen der Epi- dermiszellen an der oberen Blatiseite die inneren mit kleinen, deutlichen , rlie äusseren mit grösseren , al^er flacheren und desshalb leichter zu üliersehenden Tü]>feln vorsehen; an der unteren Blatiseite sind auch die äusseren Wandungen deut- lich getüpfelt, abgesehen von den Nebenzellen der nur auf dieser Seit«? sieh flndenden Spaltöfliiungen. Bei jQngeren, dünnen Blättern findet man hier, wie bei der folgenden Art

I.. Rmilkofer: tfeMf d^ltf Capparitt-Arien.

117

(C. callosa), zahlreiche EpidermiKzelleii, uiuüenÜich der oberen Blattneite, ntch frei von Tüpfeln. Die Schliesrizellen der 8palti)ffnnnpeti nigen über die Fläche des Blattes nicht herviir. Die Cutictila ist anf beiden BlattÄeiten ^lutt fMjer nur schwach gestreift. Das D i ach y m (des lebenden Blattes) ist frei von gröfl«eren Intercellnlarrünmen* Die Zellen de»- iben nehmen von nuten nach oben an Länge zu, an Weite >, bis (einschliesslich) zu den PaUisailenzellen. Von letz- teren besitzen einzelne etwa» dickere, schwach getüpfelte Wandungen, und kürzere solche FallLsadenzellen bilden über den grösseren GefiiÄsblindeln nnd >ieitlich davon eine Art Hypoderm. Die Gefässbündel sind nmscheidet von einer Schichte annähernd cubischer Zellen, in welchen sich, um- gelten von I'lamia eine kugelige, glänzende, feste Maitse befindet, die auch in den kurzen Zellen des Diachjms, tungeben von Chlorophyllkörnern und Amylnm , vorkommt und .salbst den Pallisadenzellen nicht fehlt* Anf Schnitten dr« trockenen Blattes erweist .sich die Masse brüchig, öfters mit einem dunklen Punkte (wohl einer kleinen Höhlung) niihe der Mitte, ohne Schichtung und das Licht einfach brühend. Sie liVst sich in Alkohol und Aetlier nicht, in Wa5»er langsam , in verdünnten Säuren (auch Essigsäure) und in Kalilauge rasch, in concentrirter oder nuisaig ver- ddnnter Schwefelsäure unter Hint<^rlassung einer körnigen oder »elbfet strahlig krystallinischen Masse von geringerem Volumen, da und dort mit schwacher Doppelbrechung. <-Tlühen schwärzt die Ma^^se ; «ie bricht nun das Licht doppelt und erscheint als ein Haufen krystalli nischer Körnehen ; ihre Losung in Säuren erfolgt nun unter Entwicklung von Gas- blajien, d. i* ohne Zweifel von Kohlensäure, Die waÄ^erige lioi^ng der kugeligen Massen gibt mit oxakaurem Ani- nioniak einen Niederschlag; die von dem Niederschlage ah- filtrirte FllU-vigkeit gibt l>ei Versetzung mit Ammoniak und pbu^phoniaurem Natron einen krystallinischen Niedei*8chl»g

118 Sitzung der mathrphys, Classe vom 9. Februar 1884,

in Formen, wie sie in Niederschlägen von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia vorkommen.

AU' das lässt den ziemlich sicheren Schluss zu, dass diese kugeligen Massen aus einem pflanzensauren Doppel- salze von Kalk- und Talkerde bestehen. Aehnliche solche Massen finden sich auch bei den anderen Arten der Section Monostichocalyx, und verschiedentlich modi- ficirt nach Ablagerangsform (in anderer als Kugelgestalt) und Löslichkeitsverhältnissen (also wohl auch nach ihrer chemischen Zusammensetzung) scheinen sie noch bei ver- schiedenen Capparideen vorzukommen.*)

Indem ich nun zu den übrigen Arten der Section Monostichocalyx tibergehe, so ist, um an die zuletact erörterte Structur des Blattes anzuknüpfen und die hierin zunächst ähnliche Art zuerst in Betracht zu ziehen, das Blatt von C. callosa von dem der C. flexuosa in anatomischer Hinsicht nur dadurch verschieden, dass die Seitenwandungen der Epidemiiszellen hier noch beträchtlicher verdickt sind , unter entsprechender stärkerer Verengerung des Zellraumes. Beide Arten sind nach den dürftigen, an- scheinend auch mehrfacher Vermengung ausgesetzt gewesenen Materialien, welche mir vorgelegen haben (s. am Schlwute), einerseiti nur durch die Gestalt des Blattes und durch die Zahl und Richtung der Seitennerven unterschieden , in wel-

1) So bei CappariH rupestris Siehth. & Sm. (Exemplar von Her j^ er iiii8 Nauplia) und im HyiHxlerm der oberen Blattseite von C. Hu)>cordata Spanog. fOrij^inalcxemplar). Bei letzterer Art si^hlieHnt jede diener Mansen einen <loppelt brechenden Sphärokryntall von oxal- Haun*m Kalke ein, und Krystalle von oxalaaurem Kalke finden Mich hier auch in der Epidennis. Bei amleren Art^n scheint wieder nur oxalHaurer Kalk in grösserer Menge vorzukommen (s. ob. p. 10.*» An- merkung, die Angaben über C. pubit'lora etcJ.

L. Badlkofer: Thhtr einige Üapparig-Arteu.

IIU

eben Verhälknissen aber öebergiinge nicht fehlen, anderem>ith besonders durch die bei L\ calloüfi beträ^^htlich grüssifren Stipubirdornen, welche bei C. flexuosa, namenUieh an den Bltithenzweijt^en, so klein werden, das« sie, wie bei Forch- h u m m e r i u a p i o e a r p a , fast verschwinden (sieh die Dia- gnoRen am Ende). In den Blüthen, welche mir för C. cal- losa nur im Knospenzustande vorlagen, scheinen wesentliche Pnterschiede , abgesehen vielleicht von etwas geringerer Gro88e, nicht vorhanden zu sein. Wollte raan demgeraäss derC. callosa die Bedeutung einer »elbständigen Art Bitig machen , was mir aber doch kaum gerechtfertiget chiene, so niHsfite dieselbe mit C. flexuosa vereiniget werden, nicht aber mit C, micracauthat wie das in Hook, Flor Brit. Ind. I. l, 1872, p. 171> geschehen und wie das schon früher einmal von Sprengel, unter noch weiterer Hinzuffigung auch von C. flexuosa und Bezeich- nung Wider als Varietäten der C* micracantha (,Bl/, in Folge einer üngenauigkeit .micranfcha'' genannt, was eine Bes^ugnahme auf C. micracantha DC. in Spreng, Syst. V^. 11^ 1825, p. 574 hintan gehalten zu haben scheint und

Äur Sicherung vor einer Verraengung mit C. m i c r a n t h a l* Rieh. Fl. Abjrss. hervorgehoben sein mag) in Syst. Veg. IV, 2, cur. jK)st., 1827, p. 204 ge^^cheheu ist.

Eine an der Oberseite der Blätter glattere und schwach gliUlSBende, son^t aber mit G. callof^a ganz übereinstini- uiende Pflanze (bei den Exemplaren von Blum e au4< Java lit^end) scheint^ da ähnliehe Verschiedenheiten in der Be- ^^chaffenheit der Blätter auch 1>ei C. micracantha vorkommen, kaum die Aufstt^llung einer besonderen VarieUit oder Form zu rechtfertigen-

Eher schon ist das der Fall hiui^ichtlich einer nur in i^dirten Blätt-eni und BUlthenknospen aus dem Herb. Lugd.-

mir vorliegenden Pflanze von Spanoghe aus Madura, che AUitser rlurch die verkehrt eitormige, an der Ba^is

BSsuT -=*ii ^"iTth L^-^^ <fwi^ bkI'oc»:<»s$?i

daM* ij^ Ef^dtraddu&ljai der B^*n*>b«r?iäie an mm Yi^iA^Lii^XL mh dfTzsI^^ber;^!. TgtäigsJsgmJTfffg sroaKB Tfh

oft is. *Än*T B«äir hiEter äEAc-ier Ik^ieii \iod jo «m leite r- fOrcLigfr- A'i.rfli&iKii derselbec b«<lisg«iL. Bei flOditiger M^Ar^thxrjiii köccrc di€9Be Tüpfel dec Ani<heixi erregen« ab M*:Ti si^ <!^rrjet kleine T^Mfiffi. Bei der UnTolksiiidigkeit des \üaeruJ€9s mag «» übrigen» trccz di^üer Eigenthümliclikeiten aogemedMrn sein, von einer bestimmteren Siinderong ond Her- Torfaebong der Pflanze för jeczi abzusehen.

In tfinem gewi^en riegensatze tri den ToraoHTeheiid be-

ifü/hteten Arten und weiter von ihnen a^igerückt. als die« ujiX.f:T einander, er^^-heint die noch übrige Art der Sectit« M o n o.« t i c h o c a 1 V I . C. m i c r a c a n t h a EH?., mit welcher auch, wie schon erwähnt. C. Billardierii DC. za ver^ einigen L-t.

\'m erst über die^e Vereiniirunir das Xöthige anzn* fnhren, s^» tritt in den betreffenden l>iaim<«en von De Can- dolle. IVjdr. I. 1^24, p. 247. zwischen C. micracantha .au.«! Java* und C. Billardierii «aus den Muliikken an der Me<Teime Buton' kaum ein anderer Unterschied hervor, aU th'T in den Worten .ovarium >uk*eaiciile* für C. Biliar* di«'rii im < iej^en-satze zu der für die ganze betreffende Se<:tion K ucap fiari.» bei De Candolle geltenden An- galie ,The<:a|ihonun longuni" aUdgeq>roehene.

£^ tauchte in mir, nachdem ich die männlichen

L. Badlkofer: üeher einige Capparis-Ärten. 121

Blüthen von C. flexuosa und das kurz gestielte, rudi- mentäre Pistill in diesen kennen gelernt hatte, die Vermu- thung auf, es möchte De Candolle zufällig eine derartige Blüthe zur Untersuchung vorgelegen haben und in der An- gabe «ovarium subsessile*^ somit nur ein Hindemiss für die richtige Auffassung der C. Billardierii, für welche Miquel in der Flora Ind. Bat. I, 2, 1859, p. 99 etwas Näheres nicht beigebracht hat, gelegen sein.

Ich suchte mir desshalb Einsicht von der betreffenden raanze zu verschaffen.

Da dieselbe ihrem Namen und ihrem Fundorte gemäss von Labillardiere gesammelt erschien, so lag die Voraus- setzung nahe, dass die Sammlung von Labillardiere im Herbarium Webb weitere Exemplare enthalten möchte, oder vielleicht das Original selbst, das De Candolle in dem bekanntlich ebenfalls au Webb übergegangenen Herbarium Desfontaines, wie im Prodromus (1. c.) angeführt ist, kennen gelernt hatte.

Herr Professor Caruel hatte die Güte, mir die betref- fenden Theile des Herb. Webb zuzusenden, und ich war sehr erfreut, darunter wirklich auch das von DeCandolle benützte Exemplar des Herb. Desfontaines mit der eigen- händig von De Candolle eingetragenen Bestimmung zu finden.

Dieselbe Etiquette trug von anderer (vielleicht Des- fontaines') Hand die Angabe ^Detroit de Bouton, Bill.**

Von den Exemplaren aus dem Herb. Labillardiere selbst stimmt ein Theil (mehrere blüthentragende Zweige und ein Zweig mit kaum halbreifer Frucht, alle auf einem Halb- lx)gen befestiget, ohne Vaterlandsangabe und aus älterer Zeit nur mit der Gattungsbezeichnung Capparis, anscheinend von der Hand Labillardiere's, versehen) so vollkommen mit dem Exemplare des Herb. Desfontaines überein, dass man annehmen kann, sie seien wohl von demselben

124 Sitzung der mathrphys. Classe vom 9. Februar 1884,

lueue Identität von C. Billardierii DC. mit C. mi- eracatitfaa DC. keinerlei Zweifel verbleibt.

Die Blätter der von Labill ardier e gesammelten Exemplare von C. micracantha, wie dieselben nun ein- schliesslich des Originales von C. Billardierii zu nennen sind, zeigen übrigens hinsichtlich der Form und Nervatur gewisse, alsbald näher in*s Auge zu fassende Schwankungen, wie sie auch bei anderen Arten der Gattung Ca p pari s ich werde später für C. jamaicensis Jacq. Aehnliches anzufiihren haben und erinnere noch weiter z. B. an den Formenkreis von C. spinosa L., C. cynophallophora L. etc. nicht selten sind, und vermitteln so den Anschluss von Exemplaren anderer Sammler, z.B. Blume^s, und ans anderen Theilen des Verbreitungsgebietes, z. B. aus den Philippinen. Zugleich enthält da.s Herb. Labillardiere noch ein Fruchtexemj)lar mit der Vaterlandsangabe «Java* (von der Hand Spach's, w^enn ich nicht irre, und das Exemplar somit wohl aus der Reihe der Doubletten des Pariser Museums an Labillardiere mitgetheilt) mit viel derl>en*n Blättern, als gewöhnlich, und ein ebenso als aus , Java** stammend bez(»ichnete.s Exemplar, welches durch ober- seiis glänzende Blätter von den übrigen abweicht. Bei air diesen ist die mikroskopische Structur der Blätter im wesentlichen die gleiche, und ich betrachte sie desshalb alle als in den Formenkreis von Ca])paris micracantha IX\ gehörig.

Was nun die S t r u c t u r d e s Blattes von C. m i c r a- cantba geg(»nülx?r den voransgriiend betrachteten Xrien (C. flexnosa imd callosa) auszeichnet, das ist die Be- schaffenheit der Epidermis der oberen und unteren Blattseite.

Die Epidermis der oberen Blattseite l)esteht hier au- kleinen, polygonalen, 4 r>-«»ckigen Zellen mit dünnen Wan- dungen, welche meist sämmtlich frei von Tü])fehi sind. Nur

L. Badlhofer: Ueher einige Capparis- Arten. 125

bei dem Fruchtexeniplare des Herb. Labillardiere sind die inneren und die Seiteuwaudungen an beiden Blattseiten, die äusseren weiter an der Unterseite wenigstens stellenweise mit Tüpfeln versehen, und bei einem mit fast ebenso derben Blättern ausgestatteten Exemplare Blume's sind wenigstens die inneren Wandungen fein getüpfelt. Die übrigen Unter- schiede, welche sich zwischen den Blättern der verschieden- artigen Exemplare finden, reduciren sich darauf, dass an den glatten, glänzenden Blättern die Cuticula der Oberseite nicht gestreift ist; bei den am häufigsten vorkommenden glanz- losen, dünnen Blättern ist sie massig stark gestreift ; bei den derberen Blättern dagegen, wie sie das Exemplar von Blume und das Fruchtexemplar aus Java im Herb. Labillardiere besitzen, ist sie stark gestreift, d. h. mit zahlreicheren und tiefer eingegrabenen Linien versehen , zwischen welchen stellenweise die erhabenen Streifen, resp. Rippen, in Knötchen- reihen aufgelöst sind. An der Unterseite ist die Epidermis, deren Zellen hier etwas unregelmässiger gestaltet sind , als an der Oberseite, stets stark und wellig gestreift, abgesehen von den Spaltöffhungszellen , welche durch ihren Glanz und eine geringe Erhebung über die Epidermiszellen i^tark her- vortreten.

Dieser Befund stimmt mit den Angaben von Vesque (1. c. p. 87, 88) für C. micracantha (, Pflanze aus Java, von Boi viu bestimmt") und C callosa („Pflanze aus Java, von Blume") rücksichtlich der Gestalt der Epidermiszellen überein und auch die Angabe, dass „die Epidermiszellen von C. micracantha nach aussen fein punktirt seien , scheint dem eben berichteten Verhalten der Exemplare mit derberen Blättern wenigstens annäherungsweise zu entsprechen. Dem gegenüber fällt es auf, da^s die Epidermis von C. micra- cantha als beiderseits glatt, die von C. callosa dagegen als stark gestreift bezeichnet wird, und dass von einer Tüpfe- lung für die letztere keine Erwähnung geschieht. Es sieht

126 Sügung der mati^.-2%9. Claaae wm 9, iTOniar 18M.

fast aus, als ob in diesen Angaben fttr die beiderlei eine Verwechselung stattgefunden hätte. DasB Veiqie 9 grosse Gewebelücken '^ im JBlattfleiache nur für C. eftUoia anfährt, nicht auch für C. micracantha, eneluiiit nek dem Folgenden erklärlich.

Die Anordnung und der Inhalt der BlattfleisehieUei verhält sich ähnlich wie bei gleich dicken Blattern der imm gehend betrachteten Arten. Die Pallisadensellen sind wi^ba G. flexuosa theilweise mit derberen, schwaeh getBphlhi Wandungen versehen, und kürzere solche bilden, wie M^ besonders in der Nähe der Gef&ssbündel mitunter eine Alt Hypoderm. Gewebeklüfte und ihnen entsprechende darek- sichtige Strichelchen zeigen sich um so deatUdiBml um so reichlicher ausgebildet, je derber dae Blatt ist; m den dünneren Blättern sind sie oft nur bei KXEgfiUligBB Suchen zu finden.

Die Blätter sind ihrer Form nach im allgemeinen enl* hemd oblong, im unteren Drittheile etwas verbreitert, voeii nach unten verschmälert, an der Basis fast spitz, oder abgenmdeti mitunter bei im allgemeinen mehr gleichmässig breit elliptisclMr Gestalt an der Basis schwach herzförmig mit Haufong 9fnt zender Seitennerven am Blattgrunde (so bei einzelnen Exen* plaren von Labillardiere und besonders bei ExemphicB aus Manilla). Es kommen aber auch schmal 6if5niiig4tt- zettliche Blätter vor (bei einem Exemplare von Blume wi derberer Blattsubstanz). Die derberen Blfttter (des Esat plares von Blume und des Fmchtexemplaree un Htfk Labillardiere) sind mit oberseits fast ebenso stark M unterseits hervortretendem Venennetze versehen. Am ob** Ende sind die Blätter , wie bei G. flexuosa und callosi ^ einem callösen Spitzchen besetzt. Der Blattstiel ist nissmässig kurz.

Die Stipular-Dornen sind bei all^ den versdueta* Exemplaren von Ü. micracantha kurz, gerade, spablf^

KM» »• I

rerldb-i

L. Radikofer: üeher einige Capparis-Arten, 127

und zwar um so mehr das, je älter die Zweige sind. Nur bei Exemplaren aus Manilla sind sie schief aufsteigend, von den Seiten her zusammengedrückt, nach unten verbreitert und beiderseits mit einer kurzen, nach unten breiter werdenden Furche versehen, deren Bildung vielleicht nur auf einem Zu- sammenfallen des wahrscheinlich noch nicht genug erstarkt gewesenen inneren Gewebes beim Trocknen beruht. Obwohl diese Exemplare auch durch breiter elliptische, an der Basis herzförmige Blätter mit glatterer Cuticula, auch der Blatt- unterseite, und durch weniger vorragende Spaltöffhungszellen ausgezeichnet sind, so scheinen sie doch kaum als selbständige Art aufgefasst werden zu können.

Die Zweige sind wie bei C. flexuosa und callosa etwas hin und her gebogen.

Die Bltithenknospen sind kürzer gestielt und kleiner als bei C. flexuosa. Die Kelchblätter fand ich hier deut- licher als bei den anderen beiden Arten zur Deckung ihrer lländer hinneigend. Entfaltete Blüthen lagen nicht vor.

Die Früchte (eines betreffenden Exemplares im Herb. Labillardiere) sind, wie in Hook. Flor. Brit. Ind. I, j). 179 angegeben, nahezu kugelig, mit einem Durchmesser von 3 4 cm, auf einem 3 4 cm laugen Stiele, welcher zu 2 Dritteln auf das 3 4 mm dicke Carpophorum, zu 1 Drittel auf den kaum weniger dicken, abwärts gebogenen Blüthen- stiel trifft.

Die Samen sind kurz nierenf ormig , d. h. tast kreis- rund und nierenartig eingebuchtet , 0,5 cm lang und breit, am dicksten Theile, welcher die obere Hälfte des Keimlings in sich schliefst, 2,5 mm dick, die Schale krustenartig, braun, mit anhängenden helleren Resten des Fi*uchtfleisches , die Endopleura am trockenen Samen von der Samenschale voll- ständig getrennt und enge den Embryo unLschliessend. Das VVürzelchen des Embryo (wenn man ^ Würzelchen *" , wie gewöhnlich, den nach unten conisch zugespitzten, hier von

128 Sitzung der math.-phys. Classe vom 9. Febntar 1884.

einer besonderen Falte der Endopleura umschloflsenen Theil des Enibrvo nennen will, der aber nach :?einer inneren Be- schaffenheit, und da in ihm die Anlage eines GefaasbQndel- ringes und eines davon umschlossenen, grosszelligen Markoi deutlieh hervortritt, eigentlich nur der unterste Theil de» Stengelehens ist. während als Anlage des WGrzelchens höch- stens die äusserste Spitze ohne Gewel)ediffepenzinmg gehen kann) i<t 3 mm lang . das davon durch eine einseitige Ein- Si^niürung abgegrenzte Stengelchen (resp. dessen nach oben hin verjüngter Theill im Verhältniss zu dem anderer Ctop- |>2iri8-Arten auffallend verlängert, 2 cm lang, schneckenförmig /us;uuniengerollt und mit der innersten Windung die Cotyle- donen unitaÄsend. Die Cotyledonen sind kurz gestielt« brwt elliptisch . l»espitzt. 3..> mm lang . 2 mm breit blattajiig. tieilernervig. duplioativ und einander halb umfassend (d. h. je der eine die eine Hälfte des anderen bergend K der Qnere nach /.u>anunengeknittert , von den Windungen de> Stengelchens iiuuii*hK»vien. Die Zellen de?- Embrvi» enthalten t>el und Alounni. kein Anivluni.

Uh s<'hlit»ss*' diese Betrachtunir üWr die Capparis- Arten •Ut iioiuMK >cho!i olvn p. 1«»^^ eharaktmsirten ?>ection Mo- !io>t ii hoi a ly X, ir;ilfm ioli in Kürze die unterscheidenden Morkuialo dtT-elUi: /■.i^iunm^•Ilt:ts^e un«l dal»ei möglichst die \ou do:i orston Ar.iiTcn CfKraiuhit-ii Worte, die ich zwischen .Vntühr:;!'.irs/.ok'ht»ii M'tzr. in Anwendung 7.u bringen >uche:

h i'a}»v.ir:- n: i i ra ^ a nt ha DC. n*nHlr. I, 1824. !• J*: i.. :v:^ H:.;u>' IV^yimiz. 1, 1S:2:». p. .VJM: Miq. Fl.

1 i».i-^ l». •.',::■• .»V. x\:r i ::*:••*:'■ >-tr. Mrllr »iie Pflanze von De

' ..::.. ■.;.•.::::. :a*.".-" rr T.r.-:: Aut-r. wi- ü^^^rhaupt für di«*

» v. :•:■ .1 .'c* '^•.. ::« : 1*^..,:;:^:. :;. '.: n- r.ci. .imi «U** «^r nicht etwa

:■ .: . •• ^' : .r ::■ \ »^ r- v r5r-, ::: ^:..**V'- VAmii^ il*»n i?Ieii*bt>n

Nu-.. :. *-.*■« .»r .;. . j\ui:..i T..\\<r. l^'i;t d^rau^ hervor, dm*»

L, Radlkofer: lieber einige Capparis-Ärten, 129

Ind. Bat. I, 2, 1859, p. 99; Hook. Fl. Brit. Ind. I, 1, 1872, p. 179, excl. syn. C. callosa BL, reliquis mihi ignotis. Capparis Billardierii DC. 1. c. n. 26; Miq. 1. c. p. 99): Folia glabra „oValia, obtusa, mucrone calloso api- cnlata* (DC), vel ^ovali-oblonga** (DC. 1. c. n. 26), saepius oblonga, infra medium« latiora, basin versus angustata, basi subacuta, obtusa vel „subcordata* (BL), petiolo brevi insi- dentia, »venoso-reticulata" (DC. n. 26), utrinque opaca vel supra , nitida*^ (Hook.), membranacea vel sat „coriacea'* (BL, Hook.), epidermidis cellulis, praesertim paginae superioris, parvis 4 G-angularibus, marginibus rectis, impunctatis nee nisi in fob'is crassioribus subtiliter punetatis, cutieula pa- ginae inferioris (rarius superioris quoque) undulato-striata ; «stipulae spinosae, parvae, rectae'' (DC); flores minores, brevius pedicellati, 3 6 uniseriati, pedicellis petiolum sub- aequantibus vel deuique paullulo superantibus.

In insulis malayanis et philippinensibns, nee non in continente vicina: In Java: CoUector ignotus! (Hb. Prodr.); Blume! (Hb. Lugd.-Bat.); LabiUardiere ? ! (Hb. LabilL, resp. Webb); in Madura: Blume (cf. I.e.); in Mo luceis: LabiUardiere! (Fretum Bouton; Hb. LabüL, resp. Webb ^C Billardierii DC**); in T i mor (t. Hook. L c.) ; in Philippinis: H. Rothdauseher! (Manilla, ao. 1879, Hb. Monae.; cf. et Hook. 1. c); in Pegu, Tenasserim, Siam (t. Hook. L c).

2) Capparis flexuosa BL>) (Bijdrag. I, 1825, p. 53;

er Theile der Diagnose von De Candolle wörtlich wiederholt, wi«» noch vollstÄndiger z. B. auf der gleichen Seite für P o 1 a n i s i ii v i h- coHa DC. Et) zeigt divs und da8H er auch nahezu am Knde de» 1. Banden von De Candolle's Prodromu« aufgestellte Pflanzen auf- fDhrt, wie z. B. p. 228 Sapindus Rarak DC. , dass ihm Hchon während seines Aufenthaltes auf Java dieser Band des Prodrom us vollständig zur Verfügung gestanden habe.

1) Was den von Blume der Pflanze gegebenen Namen betrifll, [1«^. Math.-phys. Cl. Lj 9

130 Sitzuwf der maih.-phys. ClaJtne vmn 9. Februar 1884.

Hasskarl PI. Jav. rar., 1848, p. 178: Miq. PI. Jungh., 1851—55, I, p. 397 et Analect. Ind. III, 1852, p. 1, ex

80 iüt darüber mit RQcksicht aaf Capparis flexaosa L. und Cap- parifl flexaosa Vellozo Folgende8 zu bemerken.

Capparis flexuosa L. Spec. PI. Ed. II, 1762, p. 722 ,e Ja- maica'' wurde schon von Swartz in den Ob^erv.. 1791. p. 211 ein- gezogen und zu Capparis cynophallophora L. gebracht, wie auch in De Cand. Prodr. I. 1824. p. 249 n. 61.

Es haben also wohl Blume und Vellozo gleicherweise hie- Ton Kenntniss gehabt, als sie gleichzeitig den Namen .flexacta* je für eine neue Art wieder verwendeten, Blume in den oben an- geführten Bijdragen l, 1825. p. 53, Vellozo in der Flora Flnmi- nonslH, 1825, reimpr. 1881, p. 217, ic. V, 1827. tab. 10«.

Von diesf'n letzteren )>eiden Arten besitzt somit keine mit Be- Htiinmtheit die Priorität vor der anderen, und es bleibt nan eben irgend eine freie Wahl zu treffen, welcher der Name zu belassen »ei.

Ditfse Wahl hat bereits Steudel im Nomenclator Ed. II, Vol. I, 1><4U, getroffen , indem er für die Pflanze von Blume den Namen (.'. flexuosa beiWhielt und C. flexuosa Vell. in C. Arrabidae umänderte. Letzterer Name hätte für die Pflanze von Vellozo nun aiirli fortan und so auch in Walpers Kei>ert. I, 1842. p. 200, in dnr Flor. Bras. XIII. 1. p. 2^0 ll><6.">) und an der dort citirteo Stelle von Leniaire, wiedergegeben in Walpers -\nn. IV. 1*57. 1>. 'J2.'». .-statt -<.'. flexuosa Vell.* angewendet werden sollen und wird tur «lie Zukunft wieder in (iebraucli zu nehmen sein, bi.^ nicht etwA nach «ler in der Flor. Bras. 1. e. ausgesprochenen Vermuthnng die>«e Art mit Capparis elegans Mart. in Herb. Fl. Bra.s. p. 2lK). re»«p. in Regens)), bot. Zeit. -Flora" XXII, 1. IHiVA, Beiblatt No. 2. ver- einiget wird, in welehem Falle eben dieser Name, als der um ein Jahr ältere, «len von Steudel gegebenen ersetzen wird.

Wie von .S t e n d e 1 ist ( '. flexuosa Bl. aulrecht erhalten wonlen von Has^ikarl, PI. Jav. rar., \x4>^ und von Miquel in (h*r Fl. Ind. Bat. I. 2. lb">'.», .sowie in den dort weiter angeführten Schriften desselben .\utors i.s. oben», die mir selbst nachzusehen nicht gegönnt war. Walpt*rs lUigegen seheint sie in Heftert. I. 1><42. p. 2nl. n. 2 mit der nur als Synonym aufgettihrten X. flexuosa .\uct.*, wie tT sie im Index, Vol. IV, p. 2*.*.">. I)ezeichnet, zusammen^worfen AU haben, da er sie nicht wie C. callosa Bl. (Bep. 1, p. 199» und C. tiexun^a Vell. (Hep. 1. p. 2«J<h lH*s(mders aufgeführt hat. Dan mag

L. RcuUkofer: lieber einige Capparis- Arten. 131

seq.; Miq. Fl. Ind. Bat. I, 2, 1859, p. 98. C. micra- cantha DC. var. Spreng. Syst. Veg. IV, 2, cur. post. 1827, p. 204): Folia glabra, nee nisi primordialia in extimo ramorum apice pilis niinutis l-cellularibus apice toroso-dilatato irregulariter bi-phirilobis tortuosis obsita, „elliptico-oblonga, utrinque acuta" (Bl.), inde subrhorabea, apice callosa, ^sca- riosa* (BL), nervis lateralibus numerosis oblique adscenden- tibus, reticulato-venosa, e chartaceo „coriacea** (BL), utrinque nitidula, epiderniidis cellulis, praesertim paginae superioris, tabuliformibus , marginibus undulato-sinuatis, parietibus in- signiter punctatis, cuticula utrinque laevi vei vix striata, petiolo mediocri; ^stipulae spinulosae brevissimae* (BL), in ramis florigeris subnullae; flores majores, longius pedicellati, 3 (3 uniseriati, ^^pedicellis petioio aequalibus" (BL) denique eo subduplo longioribus. In Java: Blume! (Hb. Lugd.- Bat); Jungh. (t. Miq.) Culta in Hort. Monac. ! (m. Sept. flor.).

3) Capparis callosa BL (Bijdrag. I, 1825, p. 53; Walpers Repert. I, 1842, p. 199; Miq. Fl. Ind. Bat. I, 2, 1859, p. 99. C. micracantha DC. var. Spreng. Syst. Veg. IV, 2, cur. post. 1827, p. 204. C. micracantha in Hook. FL Brit. Ind., 1, 1, 1872, p. 179, part.): Folia glabra ,,oblonga apice scariosa basi rotundata** (BL), vel elliptico-lan- ceolata vel obovata-cuneata, nervis lateralibus paucis e hori- zontali arcuato-adscendentibiis, subtus valde prominentibus, reticulato-venosa, „coriacea** (BL), utrinque opaca vel inter- dum supra nitidula, immo (cuneata) nitidissima, epiderniidis cellulis ut in C. flexuosa, attanien angustioribus, parietibus niagis incrassatis, cuticula laevi vel paruni striata, petiolo mediocri ; ,stipulae spinulosae rectiie'' (BL) ; flores ut in C.

wohl mit die Veranliujsunj? gewe»en «ein, dass der Name C. flexuo-sa in der Fl. Bras. (1. c.) wieder fflr die Art von Vellozo in (iel»rauch ^nommen worden ist.

9*

132 SUzung der fnaih.'phy8, Classe vom 9. F«5niar ISM»

flexuosa, vix minores. In Java: Blume! (Hb. LagjL'VA^'* Hb. Monac.); in Madura: Spanoghe! (apedmiiia fi>liiiolr-^ ovato-cuneatis nitidissimis insignia; Herb. Lagd.-Bat).

IL üeber die Arten der Sectionen Qnadiella und

Die in der Abhandlung über Forchhammeria dem Namen Gapparis jamaicensis Jaeq. wiederiiflit) p. 94 und 99, und namentlich wegen des Auftretens dareh- sichtiger Strichelchen im Blatte erwähnte Pflaimdtf Sammlung von Gurtiss, n. 204, ans Florida, anf wdAe ich mich für eben diese Art desshalb lieber als anf tnkn bezogen habe, weil sie einer neueren, Terbreiteten CoUboübi angehört, zeigte sich, wie eben dort schon erw&hnt, Angaben von Vesque über die Blattstmctnr (in schon oben p. 104 hervorgehobenem Versnche eiaer sehen Monographie der Cappareen, Ann. Scienc. nab, 1. 1| t. XIII, 1882, p. 118) rücksichtlich eines als wesentlich be- traclitoten Punktes, des Auftretens von Krystallen nandid in den Epideruiiszellen, nicht in Uebereinstimmung, so te hier oder dort eine unrichtige Bestimmung vorzuliegen scbiea

Rs hat mich der Versuch, über dies^ Bestimmung voll- ständig in's Reine zu kommen, und manche auf dem W^f^ hiezu aufgetauchte Frage, sowohl über diese, als überdb damit zunächst verwandten Pflanzen, veranlasst, die Ariv^ der hiebei in Betracht kommenden Sectionen Qaadrell** und B r e y n i a 8 1 r u m einer erneuten kritischen üntersudiBBg' unter Anwendung der anatomischen Methode zuuntef** werfen. Die Resultate dieser Untersuchung sollen im F(Ä- genden ihre Mittheilung finden.

Bei Berathung der neuesten, trefSichen Uebenicht flli^ die americanischen Gapparis-Arten von Eieble^ in der Flora Brasiliensis XIII, 1, Fasdc. 39, 1865, p.268efc

L. Radlkofer: lieber einige Capparis- Arten. 133

welche Vesque nicht gekannt zai haben scheint^), unter Berücksichtigung der gelegentlich der Bearbeitung dieser üebersicht von Eich 1er mit seinen Bestimmungen eigen- händig versehenen Materialien des Münchener Herbariums, ferner der gütigst zur Einsichtnahme mir überantworteten Materialien des Herb. Grisebach und des Berliner Her- bares (letztere ebenfalls von Eich 1er bestimmt), ergab sich der Schluss, dass die Pflanze von Curtiss die richtig bestimmte sei.

Dieser Schluas wird auch durch das, was T r i a n a und Planchon in Ann. Scienc. nat., s. 4, t. XVH, 1862, p. 8() obs. über C. jamaicensis Jacq. bemerken, bestätiget.

Die Angaben dieser Autoren, darunter die, dass die Blätter von C. jamaicensis stets ausgerandet, niemals spitz seien, passen vollständig auf die Pflanze von Curtiss.

Eich 1er hat auf das eben erwähnte Verhältniss kein Gewicht gelegt, und wie mir scheint, mit Recht. Eine von ihm im Herb. Monac. als C. jamaicensis bestimmte Pflanze aus Antigua, von W ullschlaegel untern. 16 imd mit der Bezeichnung „C. torulosa Sw.** edirt, hat oben und imten spitze und dabei etwas breitere, elliptisch-lanzettliche Blätter, auch etwas blüthen reichere Inflorescenzen, und scheint dem- gemäss zunächst mit der Pflanze des Herb. Jussieu („Gap- paris Breynia**) übereinzustimmen, welche Triana und Plan- chon fragweise ebenfalls auf C. torulosa Sw. beziehen (1. c. p. 83, 86). In allen übrigen, namentlich auch den anatomischen Verhältnissen, von welchen alsbald weiter die

1) Rbonso Hchoint sie auch von Hemsley bei der ZuHammen- Mtcllun^ der Ciipparis-Arten fiir die Bioloj^^ia centrali-ameri- cana von G od man und Salvin, Hotanik I, 1^79 81, p. 43 ff. nicht in Betracht «^ezofjfen worden zu sein, da die Capparis isth- niensis Eichl. dort«elbat übergangen ist, und eine ganze Anzahl von Namen, welche Kichler bereits in der Synonymie untergebnicht hat, wieder in der Form selbständiger Arten erscheinen.

134 Sitzung der mathrphya, Glosse vom 9, Fel}ruar 1864.

Hede sein soll, besteht jedoch kein unterschied zwischen der Pflanze von Wul Ischlaegel und der von Curtiss*) imd so niö^en sie wohl beide, wie einerseits der ersteren voll- ständig entsprechende Exemplare von March n. 1528 aas Janiaica und Duchassaing aus Guadeloupe (beide im Hk Griseb.), und wie andererseits der von Gurtiss xanSdut älmliche von Cabanis aus Florida (im Hb. Ber.), tob Wright n. 1870 aus Cuba und von Alexander ans Jt- niaicii (beide im Hb. Griseb.) zur selben Art, zu C. jamti- eensis Jaeq. nämlich (aus der Section Qaadrella), ge- rechnet werden, yai welcher Eichler C. tornlosa Sw. überhaupt als Synonym gestellt, und fÖr welche er tncb schon Florida ausdrücklich neben den Antillen als Vaterlind angeführt hat. Höchstens könnten sie als Formen der C. j u m a i c e n s i s unterschieden werden, wie das schon durch Griseb ach in der Flor. Brit. West Ind. Isl. p. 18 (1859) unter Bezeichnung der einen als «var. a. emarginits* (mit dem Synonyme C. emarginata A. Rieh. Flor. Cub., 1845, |). 78, t. 9). der anderen (von Swartz etc.) als var.;>. silit|Uosii" (mit dem Synonyme C. siliquosa L. Sp.Pl. Ivl. II, 17()2, ]). 721 excl. syn. Pluck. ad C. longif. specL) i^esohehen ist. Man milsste dann aber, um den Formen- kreis der C. jamaieensis vollständig zu umfassen, Mch den mir vorliegenden Materialien noch mehr Formen untCT* scheiden, namentlich noch eine obovata und eine ovati, sowie eine su b 1 a nceolata. Die erste liegt mir besonder» in Kxeniplaren von Ehren berg n. 207 aus St. Thona» (Hb. Ber.) vor. mit an der Spitze verbreiterten, g^en die ]

1) Sit' werden überdiess miteinander verknüpft durch ein dff IMail<^e8talt naeli in der Mitte zwischen ihnen stehendes Exemplv ih.'yi Herl). Monac, wcdehes angeblich von Swartz an Schreber niitgi.'tlieilt wurde und wohl zu den ersteren C. torulosa gchGii Da es Hleril ist und eine Uriginaletiquette von Swartz nicht beiliej^t. so mag a\it' dassi'Hu* weiterer Werth nicht gelegt sein.

L, Radtküfer: üeber tinitje Cappark- Arten,

135

Basis zu dagegen keilförmig verychiimlerteu Blättern; ilie zweite hl Exeiiiphiren von Ehrenberg ans S. Domingo (Hb, Ber*) mit gerade umgekehrten Querdurehiiiesserverhült- iii««en des Blattes, welches aus eiförmiger Basis nach oben allmiiUg verschmälert ist; die dritte in einer Pflanze von S i e b e r Flor. Trinit. a. 97, um das Jahr 1825 als C* i n t e r - media Kunth edirt, von welcher bei Besprechung diei^er Art noch weiter die Rede sein wird, und welche Grise- bach deiner var. ß, siliquo^ beigezählt hat.

Alle diese Forineu alier lial>en keinen grossen Werth, defTU €58 linden sich gelegentlich an ein und denselben Pflanze zweierlei Blattformen, oder neben der einen Uebergänge zur uEidereu, wie «. B. theiJs spitze, theüa aungerandete Blätter» liei Moritz n. 51 192 ans Portorico mnl St. Thoinui<» ferner bei May erhoff aus Domingo (beide im Hb» Ber.), DüÄ Gleiche gilt auch für die Früchte, deren verschiedene F*>rni und Länge auch schon zur Aufstellung besonderer Arten gettihrt bat, wie namentlich der C. t o r u 1 os^a 8w. Sehr lehr- jr«?ich ist in dieser Hirwicht ein Fruchtexemplar aus St. Thonuis Herb. Berol., an Kunth aus dem Pariser Museum mit- geiheilt. an welchem Früchte von 10 cm und solche von 2ti cm Läuge^ einschliesslich eines in beiden Fällen 4 cm (sonst auch über 5 cm) langen Carpophorums neben einander stehen, die Dieist^n kaum tonüos, eine oder die andere aber sehr aus- |^??(trägt so, eine andere wieder nur am oberen Theile so. In ähnlicher Weise flnden sich bei Exemplaren der var* a. riTiarginata au» Florida vonCabanis nicht knotige Früchte mit einem die gewöhnliche Länge von ungelähr 4 cm be- (dtxeiideii Carj»ophonuu, bei den Exemplaren von Curtiss iagegen, aus dem gleichen Gebiete, stark toruloöe Früchte i einem nur wenig über 1 cm langen Carpophorum, an » .-dcb noch ein verschmaleiier, samenioser Basaltheil des 'pe« von 1 cm Länge wie eine Ergänzung des Frucht- auschlieöst. Am stärkst-en sali ich die k»rulüse Be-

•<L*5"Kieh «>si d«jrr rasrleieii läcs^ten :niter den mir top- jr-ri'.-drL-rfirL. Fr5*::iitei: a72ste€f*net. riTnlieh bei einer 32 cm Ur^ec Fr^efai des 7<hon obea erv^hnteD Esempbres too March n. lo2^ aof Junaka 1110 Herb. GiisebacM mi eIl:i<i*ch-laEzenliofaen Blättern. Aach bei anderai Cappuie^ Artrc wec-b^lt Form und Länse der Fracht in ihnlicher Weire wie hier •«. weiter unten die Angaben f&r C. Brejnia Jacq. nach Browne etc.».

Versucht man. auf die in Rede stehenden Pflanxnu i. B. die Ton Curti^^. den Sehlü^^el zor anatomischen Bestimmen]? der Capparis- Arten, welchen Vesqne il c. p. 121 etc.t gegeben hat. in Anwendon^ zn bnngen, »o trelanjn man dadurch aaf C. a n c e p $ Shnttleworth iScct. i^uadr^llal. eine Pflanze, welche, wie die ron Cnrtis«. aus Florida i<t. deren Namen man aber bei Eichler mid anch sonst in der Literatur Tergeblich sucht Tielkicht weil derselbe nicht als rite publieirt gilt.

r.He obere Epidermis nämlich ist um in der Herror^ h-buhif der anatomischen Verhältni^^je jenem Schlüsis^l zu tV-liTr i: k r y - 1 a 11 1 ü h r e n d . die untere Blattseite mit

> .; h Cl t H r c h e I. ^»»f-etzt, lia^^ Medophyll Ton ?4>geuuinten > ji i c Vi 1 a r z e 1 1 H K durchsetzt, und die^e liehen wenigsten« LJoht bis zur unteren Epidermi ^platte, wie aL- charakten>twh inr C o d » r a t i s s i ni a Jaoi^. aneegel^n wird, wenn sie auch hiebt 'ol'i->. wie V^sijue für C. anceps anfiihrt. bis zur Mitte de- Me>«»phylle> herabreichen. .\uch in dem i\mkte -tiniHK'n dir Aiiu:al»en Ve saue's nicht Tollständig zu dem >a<hvHrhalt*f. das« die untere Kpidemiis nicht glatt. üf>n- i]*'ni w H 1 1 i ir :/ e •» t r e i f t a<ler eisrentlich mit wellitf und wnnu- tunnitr L'*'kr:ninit*'n Wülsten (Kippen) l>e<leckt ist. welche die Spalt'"» t!'nune-/ell*'n al> i^in Hrhohter, irekerbter Wall umziehen und nur ul»er fliesen, snwir an ilen vertieften Stellen rings um ili*- Stiele der Schülterchen fehlen. Doch mag dAnut ni«-]it all/iivi»-! <ii'wicht ^eln^t werden uml mag imni«^rhiu

L. Radlkofer: Ueher einige Capparig-Arten. 137

der Annahme Raum zu geben sein, dass C. anceps Shuttlew. dieselbe Pflanze, wie die von C urtiss, und somit C. j amai- censis Jacq. sei, deren Synonymie dann eben durch den von Vesque gebrauchten Namen zu bereichem ist.

Vesque führt aber auch eine Pflanze unter dem Namen C. jamaicensis Jacq. selbst auf, und zwar auch in der Section Quadrella.

Dieser Pflanze schreibt er eine krystallfreie Epi- dermis zu und betrachtet dieselbe als sehr nahe verwandt, ,wenn nicht identisch** mit C. odoratissima Jacq., welche Art er jedoch auffallender Weise, wie das einst von De Can- doUe geschehen war, einer ganz anderen Section einreiht, der Section Breyniastrum, unter Einbeziehung von C. intermedia Eunth nach dem Vorgange von Triana und Planchon (1. c. p. 85), welche Autoren aber diese beiden vereinigten Arten in die Section Quadrella stellen, wie auch E i c h 1 e r , letzterer unter Wiederherstellung ihrer Selb- ständigkeit (Fl. Bras. 1. c). Vesque entfernt also C. odo- ratissima wieder weiter von der seiner Vermuthung nach damit vielleicht sogar identischen ** C. jamaicensis als das ))e\ den eben genannten Autoren der Fall ist, bei deren letzterem. Eichler, die eben genannten Arten C. odora- tissima Jacq., C. intermedia Kunth und C. jamai- censis Jacq. unter Hinzutritt von C. isthmensis Eichl. die Section Quadrella ausmachen.

Doch mag diese Stellungsänderung der C. odora- tissima bei Vesque vielleicht weniger als ein Resultat seiner Untersuchungen, denn als ein blosser Verstoss anzu- sehen sein*). Eine Berücksichtigung der morphologischen

1) Aehnlich verhält es sich wohl auch damit, dass Cappari« und u lata Zeyh. (in Eck Ion et Zeyher Enuni. I, 1834, p. 14) von Vesque p. 99 noch alw beHondere Art der (»attung Capparis aufgeftihrt wird, während sie Zeyher selbst schon in späteren, 1846 edirien Sammlungen (nach Drege Vergleichungen etc. in Linnaea

138 Sitzunff der mathrphys. Glosse vom ,9. Februar 1884,

Charaktere, welche über den anatomischen doch sicheriici^ niemals Yemachlää8iget werden dürfen, oder anch «hon gf^ eif^nete Rücksichtnahme auf die Literatur hätte densdbet::^ wohl leicht vermeiden lassen.

Was Vesque unter C. jamaicensis Jacq. vt habe, wird nur der beurtheilen können, der das von Vesqm untersuchte Material selbst, da es fttr C. jamaicensis weiter, als durch die Angabe der Antillen als Yaterbuid bc— zeichnet ist^), erneuter Prüfung zu unterziehen Gelegenheit

XIX, 1847, p. (>04) richtig als Niebuhria undulata lajh. be- zeichnet hat, welche wieder, wie schon von Sonder in feinen Bo- trägen zur Flora von Sudafrica, Linnaea XXm, 1850, p. 8, und dir mich in Walper8 Ann. IT, 1851 52, p. 59 angegeben wurde, idtt- tisch ist mit der von Vesque schon p. 61 unter Kiebuhria(mit den Synonymen N. acutifolia E. Mey. und Boacia caffra Sosi) uufjf^ei'ührtcn Niebuhria pedunculosa Höchst, (in PL Kusai. Reg. bot. Zeit. ,Flora^ Jahrg. XXVII, 1844, p. 289). An der eoNi Stelle (p. 61) gibt Vesque für die Pflanze Sklerenchymiellen im Blitle an, an der anderen (p. 99) fQr die Exemplare von Eck Ion nicbt; ei b(3sitz(>n sie aber auch diese, und ebenso die gleichfalls hieher ge- höri^a'u, talschlich als Capparis racemosa DC. edirten ExempliR der Sainnilung von Burchell Nummer 5807 (mit nur etwas *b* weichender Gestaltung der Krystalle in der Epidermis).

1) Eine genaue Angabe der Materialien, welche zur Untenwk- ung gedient haben, und nach Möglichkeit die Wahl authmtiKhff Materialien unter besonderer Berücksichtigung solcher, welche in vorbreiteten Sammlungen enthalten und mit Nummern oder andera besonderen Merkzeichen vcTsehen sind, ist behufs Erleichterung der NachunterHuchung allen denen auf's dringendste zu empfehlen, irelche der anatomischen Methode in der Systematik durch ihre Arbeit»- Vorschub leisten wollen, da ausserdem das geringste Versehen leicht' dazu führen kann . nicht nur die betreffende Arbeit überhaupt il^ von geringerem Werthe. als sie sein mag, erscheinen zu lassen. « dem auch die Methode selbst in Misscredit zu bringen, ebemo wie* vorschnelle Verallgemeinerung, wovon schon an anderem Orte diP Hede war (s. d. Festrede über d. anat. Methode etc., p. 30). Dew gemitss ist auch bei Untersuchungen an lebendem Materiale fiür vt^ Ermöglichung der Nachunt^irsuchung desselben Materiales oder diai^

L. l{adlb)fer: Ueber einige Capparis- Arten, 139

^ Jen wird. Uebrigens reicht auch schon diese Angabe

-,,^1, wenigstens ura die verraeintliehe Identität der Pflanze

^. , t C. o d o r a t i s s i ni a auf Grund der bekannten , später

_, eh besonders zu erwähnenden Verbreitungs Verhältnisse der

•brefifenden Arten in Abrede zu stellen. Und mit Rtick-

,.^ ^cht auf diese Angabe ersclieint sogar die Annahme nicht

^, abgeschlossen, dass trotz der angeblich krystall-

reien Epidermis die betreffende Pflanze mit der vorhin

jespFochenen C. anceps zu C. jamaicensis Jacq. ge-

lOren könne, wenn man erwägt, da.ss Vesque ohne Zweifel

Jie betreffenden Präparate mit Wasser oder wässerigem Gly-

, cerin ¥rird behandelt haben, worin sich die vermissten Kry-

> stalle gelöst haben können. Dieselben bestehen nämlich bei

-C. jamaicensis und den übrigen in die Section Qua-

'drella gehörigen Arten, femer bei C. Breyniastrum

,, nnd sicherlich auch bei noch anderen Arten, worauf Vesque

bei seinen Untersuchungen nicht aufmerksam geworden zu sein

^ : scheint, und wie ich schon in der vorausgehenden Abhandlung

erwähnt habe (p. 93 Anmerkung), nicht aus oxaLsaurem Kalke,

' sondern ebenso wie die von meinem Assistenten, Herrn Dr.

Blenk beobachteten Kry8tallanhäufungen bei Tylachium und

Cladostemon (s. Flora 1884) aus Gyps,*) imd lösen sich in

verglichenen und in den betreffenden Stücken übereinstimmend ge- hindenen Materiales verbreiteter Sammlungen Sorge zu tragen, damit nicht vielfach Angaben ohne Berichtigung sich erhalten können, welche zwar nicht an und liir sich, wohl aber fiir eine genannte Pflanze unrichtig sind, und welche eben so viele Hindernisse für den Fortschritt der Wissenschaft bilden, gleichwie sie als ebenso viele Argumente gegen die Methode ausgebeutet werden können.

1) Ausser ihrer Gestalt, bei Auftreten namentlich von soge- nannten schwalbenschwanzförmigen Zwillingskry stallen, ihrer gerin- geren Doppelbrechung und ihrer Löslichkeit in (viel) Wasser spricht hiefür der Umstand, das« sie ebenso bei Zuführung von oxalsaurem Ammoniak, als von Chlorbarium (zu trockenen Präparaten) sich mit einem Niederschlage bedecken.

140 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 9, Februar 1884.

den angegebenen Medien bei verschiedenen Exemplaren bald leichter, bald schwerer, was von Nebenunuständen abhangig ist. Damit verlasse ich ftir jetzt die auf Capparis jamai- c e n s i s Jacq. bezüglichen Materialien und die Vergleichung der bei ihnen gefundenen anatomischen Verhält- nisse mit den Angaben von Vesque, indem ich nur noch hinzufüge, dass die von Letzterem der genannten Art und der ihr nahe verwandten C. odorattssima Jacq. zuge- schriebenen Haarnarben (von fragweiee als , einreihig^ bezeichneten, aber nie wirklich gesehenen Haaren) an der oberen Blattseite überhaupt solche nicht sein können, da auch die jüngsten Blätter, deren duplicative Knospenlage ein Verschwinden etwa vor der Entfaltung schon sich ablosender Haare ausschliessen würde, oberseits haarfrei sind. Es sind die vermeintlichen Narben wohl nichts anderes, als die von der Cuticula überzogenen Stellen, in welchen die Spieular- zellen mit einem stark verjüngten, zwischen die Epidermis- zellen sich einschiebenden Fortsatze mit haarfein sich aus- ziehendem Lumen enden, und um welche Stellen die benach- barten Epidermiszellen zu fünft bis acht, am häufigsten zu sechst, in eine mehr oder minder regelmässige Rosette ge- ordnet sind.

um nun auf die vorhin erwähnten verschiedenen An- schauungen der Autoren über das Verhältniss von Cappari> intermedia Kunth und Capparis odoratissima Jacq. überzugehen, welche beide Arten von Triana und Planehon vereiniget, von Ei c hier wieder getrennt werden (11. cc.K so ist zunächst noch die nur ein ptuir Jahre ältere Anf- fjLssung von Grisebach anzusch Hessen, welcher (Flor. Brit. W. Ind. Isl. p. 18, ao. 18510 C. intermedia Kimth (,ex Kjiecini. Cuman.") und eine auch von Eich 1er noch (in Flor. Bras. Xlll, 1, Fa^c. 39, 18(35, p. 270) darauf bezogene

L. Radlkofer: üeher einige Capparis- Arten, 141

Pflanze, die schon oben, p. 135, erwähnte C. intermedia der Sieber*schen Sammlung aus Trinidad, n. 97, welche Kunth selbst auch in seinem flerbare, wie ich sehe, als C. intermedia K. bezeichnet hat (unter Beifügung der Bemerkung „Sieber misit 1825**), zu Capparis jamai- censis var. ß. siliquosa rechnet. Femer ist zu er- wähnen, dass Eich 1er (1. c.) als dritte noch eine Pflanze von Perrottet zu C. intermedia gebracht hat.

Diese drei Pflanzen sollen im Folgenden, um über C. intermedia K. definitive Klarheit zu gewinnen, gesondert näherer Betrachtung unterworfen werden.

Um aber im Vorhinein den Leser mit dem Resultate dieser Betrachtung bekannt zu machen, so ist dasselbe folgendes:

1) Rücksichtlich der Pflanze von Kunth, resp. von Humboldt und Bonpland mussich Triana und Planchon beipflichten und sie für identisch mit C. odoratissima Jacq. erklären. Es fällt also die ursprüngliche C. inter- media Kunth als selbständige Art überhaupt weg.

2) Hinsichtlich der Pflanze von Sieber, Flor. Trinit. n. 97, stimme ich, wie ich schon oben, p. 135, zu erkennen gegeben habe, der Auffassung von Grisebach bei und rechne sie zu C. jamai censis Jacq.

3) Was endlich die Pflanze von Perrottet betrifft, so möchte ich vermuthen, dass sie, wenn nicht zu C. jamai- censis, zu C. Breynia Jacq. gehöre.

Das Original der C. intermedia Kunth ist im Pariser Museum zu suchen, und Triana und Planchon mögen dasselbe, obwohl sie das nicht ausdrücklich hervor- liel)en, direct zu R^ithe gezogen haben.

Eich 1er hat dasselbe wohl nicht gesehen.

Ich selbst auch nicht.

Wohl aber habe ich in dem Herb. Willdenow so- wohl, als in dem Herb. Kunth (resp. Berolin.), Fragmente

142 Sitzung der math.'phys. Classe vom 9, Februar 1884,

gefunden , welche , ohne dass das bisher erkannt worden wäre, allem Anscheine nach Schwesterexemplare yon jenem Originale sind, und welche Eichler selbst auch ab C. odoratissima erkannt und publicirt hat, indem er die unrichtige Bestimmung derselben im Herb. Willdenow n. 10047 als C. ferruginea berichtigte in der Flora Bras. XIII, 1, p. 271 nämlich, unter C. odoratissima.

Dieselbe unrichtige Bestimmung des Herb. Willdenow ist von Kunth fragweise auch in sein Herbar übertragen worden, und diess und der Umstand, dass Kunth die mehr- erwähnte Pflanze von Sieber, n. 97, in seinem Herbare eigenhändig alsC. intermediaK. bezeichnet hat, ist offenbar daran Schuld, dass der Werth jener Fragmente bisher nicht erkannt worden ist.

Derselbe ergibt sich aus den eigenhändig von Bon- pland geschriebenen Etiquetten, welche bei den Exemplaren des Herb. Willd. sich befinden, wenn auch nicht ganx an rechter Stelle.

Die eine dieser Etiquetten mit den Angaben: ,n. 38: Olivo; Capparis: arbor 10-pedalis: nuraquam floret: Cuniana, Thermidor an 7** (i. e. Septembre), gehört deutlich zu einem sterilen Exemplare der C. odoratissima, das für die weitere Betrachtung nicht von Belang ist imd das um so lieber hier aus dem Spiele gelassen werden mag, 81-^=- unter derselben Nummer „38** auch Exemplare der C. Bar " cellonensis Kunth, d. i. der C. Breynia Jacq., in d^^^ Sammlung von Humboldt und B o n p 1 a n d enthalten sini^^ worauf ich zurückkommen werde.

Die andere und allein hier im Zusammenhalte mit de Mitth«Mluiigen von Kunth über ('. intermedia wichtig Etiquette enthält die Angaben: ,n. *^9; Olivo; Capparis; arb^— ^' 1 ()-])edalis ; f 1 r) r e s f r u c t u s (j u o f o v e n s : Cumana ; The '^^' midor an 7* (Septembre), und gehört demgemäss zu eine^-»' m i t Fr ü vh 1 n versehenen Fragmente von C od o r^

L. Radlkofer: Ueber einige Capparis- Arten, 143

tissima, dessen Diiplum im Herb. Knnth (resp. Berol.) auch abgefallene Blüthen der gleichen Art beiliegen mit der ausdrücklichen Angabe, dass sie aus dem Herb. Bonpland stammen^). Zu diesem Fragmente stimmen die Angaben von Kunth über C. intermedia aut\s trefflichste, namentlich aber die als von DeCandolle herrührend bezeichnete und von Kunth selbst bestätigte folgende Bemerkung über das Carpophorum: ^Differt** (planta sc.) ,,a Capparide Breynia et C. torulosa ob fructus breviores, nee non ob pedicellos ab- bre viatos tomentosos. Hi enim in specie supetente melius pro basi attenuata fructus quam pro organo proprio sumendi sunt. (De Cand.) Qua de re ego quidem nullus dubito.**

£s scheint mir aus dem Zusammenflusse dieser Umstände mit ausreichender Sicherheit gefolgert werden zu können, dass, wie oben angeführt, das in Rede stehende, auch von Eichler als C. odoratissima bestimmte Fruchtexemplar i\e^ Herb. Willd. n. 10047 ein Schwesterexemplar des Originales der C. intermedia Kunth, und dass diese selbst also nichts anderes als Capparis odoratis- sima Jacq. sei.

Ich habe aber, um diese Sicherheit womöglich noch zu erhöhen und vielleicht zur unmittelbaren Gewissheit erheben zu können, Erkundigungen darüber eingezogen, ob das Ori- ginal der C. intermedia Kunth in Paris noch vor- handen, und ob demselben nicht etwa eine Angabe beigefügt sei, welche die Gleichwerthigkeit der in Rede stehenden Pflanze des Herb. Willd. und jenes Originales noch weiter darzu- thun im Stande wäre, und ich freue mich, auf die durch Herren J. Poisson mir gewordenen gütigen Aufschlüsse hin hier mittheilen zu können, dass jenes Original in der That noch vorhanden und ebenfalls mit der Collectionsnummer 39 bezeichnet ist.

1) Ich werde auf diese Blüthen am Ende der Rpüter foljjfenden Besprechung von lieber n. 97 zurückkommen.

144 Sitzung der math.'phw*. Cla»»e rem 9. Februar 1684.

Aber noch mehr: Eles ist mir auch ein Blatt jenes Originalem zur autoptischen Cntersnchung zugegangen. Dasselbe erwies sieb nacb äusseren und inneren Beziehungen als ToUstandig Qbereinstinimend mit einem am finchttragenden Zweige noch festsitzenden Blatte des Exemplares im üeth, WiUd. und gleich diesem mit den (am Schlüsse heryorzu- hebenden) charakteristischen Eigenschaften der Blätter yon C. odoratissima so deutlich ausgerüstet, dass Qber die Identität der C. intermedia Kunth mit C. odoratissima Jacq. nicht der leiseste Zweifel mehr Raum finden kann. Die oben erwähnte Vereinigung der C. intermedia E. mit C. jamaicensis .Jacq. durch Orisebach ist darnach einfach als irrig zu l^ezeichnen und bedarf keiner weiteren Beleuchtung mehr.

Dass Kunth in seinem Herbare beider entsprechenden Pflanze von H u m b. und B o n p 1. die unrichtige Bezeichnung des Herb. VVilldenow (C. ferruginea) statt des von ihm selbst aufgestellten Namens (C. intermedia), und den letzteren Namen bei einer nicht hieher gehörigen Pflanze von Sieber (Flor. Trinit. n. 97) eingetragen hat, wird al)gesehen davon, dass hier mehrere Jahre inzwischen zu liegen scheinen, den- jenigen nicht allzusehr befremden, der sieht, wie unsicher Kunth iU)erhanpt in der Bestiranning der Ca p pari s- Arten war, so dass er dieselbe Art, im gleichen Zustande, aber von verschiedenen Kundorten, für verschiedene Arten hielt (C aniygilalina und C. Barcellonensis, welche beide = C. Brernia Jacq.), und ebenso dieselbe Art vom gleichen Standorte, aber in versihie<lenen Zuständen (seine C. Breynia, d. i. C. odora- tissiuia .lacq. mit Hlüthen. und seine C. intermedia, d. i. odoratissima .1. mit Früchten), wobei ich auf weitere unrich- tige Btvitinnuungen in seinem Herbare, welche namentlich C. Bn»vnia und C. jamaicensis betreffen, nicht ein- ^«•luMi will, um keine Veranlassung zu weiterer Vermehrung drr Syuouymie dieser Arten zu geben. Nur das sei noch

L, Radlkofer: lieber einige Capparis- Arten. 145

angeführt, dass er auch bei der zu C. Breynia Jacq. ge- hörigen Pflanze von S i e b e r , Flor. Martin, n. 139, den für sie in dem betreffenden Verzeichnisse edirten Namen ^C. f^r- ruginea* kritiklos eingetragen hat, nebst der Bemerkung ^Sieber raisit 1825% wie bei n. 97 Flor. Trinit. (s.ob. p. 141).

Dem besprochenen Originale von C. intermedia K. liegt im Pariser Museum auch die oben angeführte, eigen- händig von De CandoUe auf besonderer Etiquette nieder- geschriebene Bemerkung über das Carpophorum bei, welcher auch der von ihm für die Pflanze vorgeschlagene, von Kunth zwar erwähnte, aber zurückgewiesene Name „C. olivaeformis* angefügt ist. Da diese Bemerkung mit den Angaben anderer Autoren über C. odoratissima nicht in vollem Einklänge steht und weiterer Eriäuterung bedarf, so mag sie zunächst in den Worten De Candolle's hier wiederholt sein.

Sie lautet: „II me parait different soit du C. Breynia seit du torulosa, ä cause de ses siliques plus courtes dont le pedicelle est tres court, cotonneux comme la silique meme et serable en etre le retrecisseraent plutot qu'un organe propre. On pourrait rapeller son nom vulgaire en Tappelant C. olivae- formis.

So gut nun der auf das Carpophorum bezügliche Theil dieser Bemerkung zu der Pflanze des Herb. Will d., wie oben hervorgehoben, passt, so enthält er doch nicht voll- ständig Richtiges, wenn damit gesagt sein soll, dass ein Carpo- phorum hier überhaupt nicht vorhanden, und die Frucht mit verschmälerter Basis, die einem Fruchtstiele nur ähnlich sehe, sitzend sei. Das stinmit auch nicht zu den gleich des nä- heren anzuführenden Angaben von Jac quin, von Kunth, von Triana und Planchon. Die genaue Untersuchung ergibt, dass bei C. odoratissi m a in der That ein Carpophorum vorhanden ist, wie schon bei ihrer Aufetellung .lacquin - im Worte (Hort. Schoenbrunn. I, 1797, p. 58) genauer als in der Abbildung (1. c. tab. 110) - [XHHA. Math.-phyH. Cl. 1.] 10

l4r< Scsmß^ d/sr mwOL-ymm. C^ami v*n» f. Fi^nMr 79S>L

'.-Tiifi:* 1.^3- Ezi «t \fXxus*SL. W<-r5,tE •«rrft^ isl rid ; A-iti Tr:*2:4 -zri PI Ar.ci >n ^•ss: il <■- ;•- ^^i «» ^i j-iK>re IT» €r>3n*. .tie»äfcf«iy.«»' f*>3s*^o*- »zl* *a:^ k Btlrhf», v^^b«- "iSe Bi-nK^bäatf T.:CäS^«ci)?. sd^ :Scuitc«fiae« aber

lazij? ivihre»i Froeitkrfi^et txi -irf Bnäs- soner Hob-

aüK:h DTir kzuipp 1 mm sa^aiitr&i«;:: Dkirsä^-i}^ ?<<^lKoi. wvldie •vrfc ot^f^ kix<p»Sg €Tir€it«t «wie ik? 4-xf: t*« •_'. BrejBia J^:?^. <kr F&L ciyi in <i«rr At>'r*i>ian^ oer F>.-r. Brfts^ SIIL 1. tab. «VI. lü;. 3 az:g>e*i«e^t<et t-t, wAnpn>i rÜM> «ki^dw^ SMÜe bei C. jamaicen^i^ nnd C i-^ffcm^csis üWritanpt f«UL ir;'i 4-^r L^>*?"i» r.ir n em-en: da«:fcrr^ 0»LTi? «:ra rrbeiiici nirt

f»-: « . a T : .: »r r. r. : f •- i i a n^.b «irr At»* iliuii^' -irr Fl-«r. Brfe< t. ^'*-'^. f. 2i iLit kr-i:rr:f*'rTi:iir v^rii'.kr«-!!. r-eiüÄit«*: BuiBSikcückec

D: •?!«&• k-^rz*? Car}- •j»h«>nim i<, w,^ «ier Krocht knot«: vrifjrt . licht mit .Sjhriifeivkrc "c^>*-tzt i;ii«i erschein:. w«im fi^i der FricbtreilV die zu iintersi -t«»he!idrii Samen kcospfc *i*:h nii.ht zu Samen entwickcis. wa- faist lüe Resrei m »in ?!«:hfint. von dem divl^ireh •rLt;^tehr^den . ver^chmiilrrt^ii ai>l ^Uj*t *ii»rlartiir au.'^s^ht-nden . mit ihm zu^-^tnimen «* 7 mm laiti^rii Theile d»fr Frucht äiiv^rlich -*• jT-it wie gar nkht

1 B-: V. j a ::^ : . ^n - 1 -. ; * 1 r. n: r n * : * and Br^^jni^ »io«;

r"'n;i:ir «'r-t«i.!rt, ->n-i-m zi-iiil: r. ;:>: h diok 0'i»-r tiri Jrc -r>»t«-n*B AUx ^nt'-r-i-n tii'Jf rtwa- vr.räi^.rt, •chwjurb zvirbelig.

X. Badlkofer: Ueber ani^e Cappürijf Arten. 147

abgegrenzt.. In dieaem Falle kann man sich wohl mit De C a n d (> 1 1 dahin aiiÄdrücken , dass der Fruchtstiel , indem man nun alles, was äusserlich als ein und dasselbe stielartige Gt*hilde sich darstellt, zusamraenfasst , eigentlich mehr als ver'^chmiilerte Fnichtbasis, denn als ein besondere« Organ EUBeben &ei ; aber ein besonderes Organ, das Carpophorum nilniliöh, ist nichts dest^o weniger darin doch einge,schlt»ssr*iK Man kann annehmen, dass De Caudolle selbst auch die Sache bo angesehen habe, wenn man die im Prodr, I, p. 252 gebrauchten Wurte berücksichtiget, in welche er seine oben citirte Bemerknng hier gleicli.sam znsammen gezogen hat, ,sili- quis teretibu8, thecaphoro brevi crasso', welche Worte ganz zu den Angaben der vorhin genannten Autoren Über C. odorar- iiÄsima paRsen und ganz dem eigentlichen Sachverhalte ent- sprechen*

Deutlicher tritt dieses? Carpophonim hervor, wenn auch der untere Theil der Frucht Samen enthält. Es ist dann nahezn 2 mm lang und durch seine cylindrische Gestalt von dem nach ol»eu »ich nt^^ch erweiternden Pericariie äusserlich einiger rnti-sHen abgegrenzt* Solche FrUchte scheinen Triana und Planchon vorgelegen zu haben, und eine solche Frucht i^t e«;!, auf welche ich liei Besprechung der von dieaen Autoren mit R^>cht hieher gezogenen C. torulosa (mm Sw») (iriseb, , forma sili(|ua brevissime ntipi- tata* zurfickzu kommen (ielegenheit haben werde.

Mjui kann nun dieisem kurzen Carpophorum den Werth eines selbständigen Gebilden allerdings auch streitig machen, wenn man g> mit jenem Theile des Pistilles z. B. von C. j a m a i c e u s i s vergleicht , welctier , noch mit SchüHerchen litsli^ckt, unter allmäliger V^erjöngimg sich von der BaKis der Fruchtknot^mhöhle 1— l/jmm lang herabzieht \m zu dem kahl»?n und von da ab l'adHutormigen Tlieile f\^s Frucht* «tielr:>>, und wenn man nur den letzteren Theil als eigent- liehc» Carpophorum betrachtet wiKsen will. Aber diese An-

10

148 Sitzung der mathrphys. Clnsse vom 9. Februar 1884.

schauung wäre doch eine etwas gekünstelte. Nicht die Schülferchen bezeichnen, wie das C. Breynia mit ganz von solchen bedecktem, langem Fruchtstiele zeigt, die Grenze zwischen dem Fruchtknoten und seinem Stiele, sondern doch wohl die Endigimg der Fruchtknotenhöhle.

Man wird also, um das Gesagte kurz zusammenzufassen, dio verschiedenen und mehrdeutigen Angaben über das Frucht- organ von C. odoratissima am besten dadurch vereinigen und das anscheinend Widersprechende derselben dadurch be- seitigen, dass man den Fruchtknoten als fast sitzend, das Carj>ophorum als fast fehlend bezeichnet imd den nahezu voll igen Mangel einer äusseren Abgrenzung des letzteren gegen ein in seinem unteren Theile samenloses und selbst einem Fruchtstiele ähnliches Periearp hervorhebt.

Was die Bemerkimg Kunth's über den von De Can- dolle für die Pflanze vorgeschlagenen Namen .C. olivae- foruiis* betrifft, nämlich: ,Xomen C. olivaefomus a De- candollio propositum haud admisi, cum quia indigeni Olifo nuncuyMint eoniplures Capparidis sjiecies, tum quia fructiw uullo nuxlo olivaetbrmes sunt*, so mag dieselbe nur berührt st^in, um anzutuijen, dass De Candolle nach seinen oben iingetuhrten Worten den Niunen nicht in Hinsicht auf die Frucht, sondern in Hinsieht auf den Vulijärnamen gegeben hat, der entsprechend der eigentlichen Beileutung von »OUto*. d. i. t>elbaum i^>vi>gegen die Frucht mit dem Worte ,Oliva' Uv.eiohnet winl , während im Lateinisf^'hen tdiva, wie ola», M> gut den Ifeum als die Frucht l>ezeichnet) , zweifelliis »of tlen Habitus sich l^ezieht.

Mit mehr Kecht hebt Kunth vielleicht hervor, d*^ der genannte VulgTinianie mehreriMi Arten zukomme.

lebrig^Mis ist e> aiiM heint^nd «i-vh nur »-ine Art, J*^ t»r niH'h, un«l xwar mit einem weitereu Bei^^itze ertheilt wird, n.lniliih C Breynia .lacij., von welcher verschiedene Eiein- plart' au> der Sammlung Vi»n HuiuKol.it und Bouplai^^

Radlkofer: Ueher einige Capparia-Ärten, 149

bei Kiinth einerseits als C. amygdalina Lam., anderer- seits, und zwar mit der Nummer 38 bezeichnete, wie schon (p. 142) erwähnt, als C. Barcellonensis Kunth be- schrieben sind. Ein solches Exemplar, mit diesem Namen und dieser Nummer von Kunth selbst bezeichnet , findet sich, mit Kunth 's Herbar dorthin übergegangen, im Herb. Berolinense; ein weiteres mit der Nummer 38 ** , der Standortsangabe „Cumana** und dem Vulgämamen „Olivo crioyo*, alles von Bon pland's Hand, ist im Herb. Will d. n. 10062 an richtiger Stelle, bei C. Brey nia Jacq., unter- gebracht; ein drittes femer, ebenfalls von Bonpland's Hand mit Nummer 38, sowie mit dem erwähnten Standorte und Vulgämamen versehen, liegt im Herb, generale des Pariser Museums, von Tulasne richtig als C. Barcel- lonensis (= C. Brey nia Jacq.) bestimmt, wie mich briefliche Mittheilung darüber und die Untersuchung eines Blattes der Pflanze anzugeben in den Stand setzen. Bei dieser Pflanze ist also der Name „Olivo" noch von einem unterscheidenden Beisatze begleitet, der, wenn ich ihn anders recht gelesen habe, vielleicht mit crioja. Fleisch, in Ver- bindung zu bringen ist.*)

1) Ich füge noch bei, dass das Herb. Kunth, resp. Berolinense, auch das vorhin erwähnte, von Kunth als C. amygdalina Lani. beschriebene und eigenhändig so bezeichnete, sowie durch Citirung tler Seite auf die Beschreibung bezogene Exemplar der C. B r e y n i a Jacq. aus Humboldt und Bonpland's Sammlung in sich schliesst. Demselben ist weder eine Nummer noch ein Vulgämame oder Stand- ort beigefügt. Wohl aber liegt ihm eine Etiquette von De Can- d olle 's Hand bei mit folgenden Angaben: ,.CappariH amygdalina Leim. excl. syn. Jacq.; Capparis Breynia Jacq.; varietas vix distin- f^^enda foliis angustioribus et acutioribus'*. Es sind das fast wörtlich die«elben Angaben, welche Kunth unter Hinweisung auf De Can- dolle seiner Beschreibung beigefügt hat. Zugleich ist zu ersehen, da88 diess dasselbe Exemplar ist, welches De C and olle wegen der dichter als gewöhnlich stehenden, subcorymbösen Blüthen im Prodr. 1,

150 Sitzung der math.-phys. Clause com 9, Februar 1884.

Um jede Verwirrung, welche bezüglich C. iutermedia K., resp. C. odoratissima, durch den Inhalt des Herb.

1824, p. 250 unter C. amygdalina Lam. ab) „var. ß. nmbellata (H. B. et K.!)' auffuhrt mit dem Beisatze «differt foliis paolo an- gnstioribus".

Es ergibt sich weiter aus dem hier (und im Obigen) über die Humboldt-Bonpland^schen Originalien Mitgetheilten, dau Kunth in der Lage gewesen zu sein scheint, nach freiem Ermessen über dieselben zu verftLgen, d. h. sie entweder dem Pariser Museum zu überlassen oder in nein eigenes Herbar zu übertragen. So ist das e>>en erwähnte Original von C. amygdalina, d. i. C. Breyniu Jacq., sammt der Etiquette von De Candolle*8 Hand in das Herbar Kunth '8 und mit diesem später in das Berliner Herbar überge- gangen; das Original von C. intermedia, d. i. C. odoratissima Jacq. , dagegen ist sammt der dazu gehörigen Etiquette von D e Candolle in Paris geblieben, in dem sogenannten Typen-Herbar von Humboldt, Bonpland und Kunth; ebenso der Angabe von Triana und Plane hon gemäss (1. c. p. 84, ^6) das Blüthenexemplar der gleichen Art, welches Kunth auf die Bestimmung von De Can- dolle hin als ,C. Brej'nia Sw.* aufgeführt hat; von C. Barcello- nensis endlich, d. i. wieder C. Breynia Jacq., findet sich ein Kxemplar im Hb. Kunth, während zugleich fin zweites nach der Angabe von Triana und Plane hon (1. c. p. !^1) in dem TyjienhtT- bar zu Paris vorhanden zu sein scheint.

Zugleich sieht man. dass es gut gewesen wäre, wenn Kunth in seiner Bearbeitung auch die Nummern der betreffenden Pflanzen niitgetheilt und sie nicht bloss auf den seine Bestimmung tragenden Pitiqiif^tten vennerkt hätte, unter dem Beisätze ,.ni88.* , durch den ohne Zweifel auf die in der Vorrede zum ersten Bande der Nov. (ien. A: Sp.. VA. in Fol.. 1815, p. V erwähnten «Volumina Bonplandii j)er it<»r ccmscripta" und die ,Commentarii a Bonplandio in Novo OrW perarati* oder, wie es auf dem Titel hei.sst. die .Schedae autographae Ainati Bonplandi* Beziehung genommen ist. Es würde .sich mit Hilfe (lieser Nummern leichter das Verhältniss der von Kunth lienfltzt^'n Materialien zu den (nach der schon citirten VorrtMle, p. V) an Will- <lenow geschenkten und in dessen Herbar befindlichen oti er mit «lern Herb. Bonpland später in das Herb, generale zu Paris gelangton Pflanzen aus der »Sammlung von Humboldt und Bonpland er- kennen und unter Benützung der an diesen beiden .Stellen i^Herb.

i. BacUkofer: lieber einige Cappoßris- Arten. 151

Willd. noch herbeigeführt werden könnte, auszuschliessen, bleibt noch eines hinzuzufügen, nämlich dass dortselbst unter n. 10047 ^C. ferruginea** ausser dem sterilen und dem fructificirten Exemplare der C. odoratissima Jacq. (C. intermedia K.) und den dazu gehörigen Etiquetten von B o n - pland'sHand (s. oben) noch eine dritte Pflanzesich findet, auf welche allein eine dritte Etiquette »Isert, St. Cruz* be- zogen werden kann, weil C. odoratissima auf den Antillen, mit Ausnahme von Trinidad,*) überhaupt gar nicht vorkommt, sondern, ausser auf Trinidad, nur auf dem Festlande von Süd- und Mittelamerica verbreitet ist. Eis ist das ein Exemplar der C. jamaicensis Jacq. und als solches sehr leicht zu erkennen an der Gestalt der Blüthenknospe, welche hier ei- förmig und in Folge des Vorspringens der Kelchblattränder scharf vierkantig ist, während sie bei 0. odoratissima fast Kugelgestalt besitzt und in eigenthümlicher Weise von der-

Willd. und Herb. Bonpl.) gewöhnlich allein sich findenden Original* etiquetten von Bonpland's Hand verwerthen lassen, wie für die hier berührten Pflanzen im Vorausgehenden geschehen ist. Es würde selbst von Nutzen sein, diese Nummern mit den dazu gehö- rigen Bestimmungen von Kunth noch nachträglich nach dem In- halte des Pariser und des Berliner Herbares zusammenzustellen und mitzutheilen.

1) Als Grundlage zu dieser Angabe dient mir ein Exemplar von Crüger im Herb. Grisebach, mit der Nummer 303 und dem Vul- gämamen ^Olive** bezeichnet, bei Chacachacau (wenn ich recht lese) auf Trinidad am 20. October 1861 mit Blüthen gesammelt, welches von Grisebach in dem Nachtrage zur Flor. Brit. W. Ind. Isl., p. 710, wohl nur desshalb nicht erwähnt ist, weil er es gemäss der eigen- händig beigesetzten Bestimmung als zu der ft^r Trinidad schon in der Pflanze von Sieber n. 97 erwähnten C. jamaicensis Jacq. ge- hörig irrthümlicher Weise betrachtet hatte.

Nur in der aus dieser Angabe hervorgehenden Einschränkung erscheint es mir als gerechtfertiget, wenn Hemsley in der Biologia centrali-americana fiir den Verbreikmgs bezirk von C. odoratissima auch .Westindien** anführt.

152 SUimm^ iUr m£fc.-^y7. C7a<*f nw 9. T^tßrmm 1S64L

b*rreii rfchiUliaareD wie Ton einem Panzer bedeckt erscheint. Toter dieser Art. C. jamaicensis Jaeq.. wird ako in Zu- kunft ebenär>. wie unter C. odaratissima Jaeq., das ^?jmonym ,C. ferruginea Willd. inon Spec- PI.) Herb, n. 10047 partim* eine Stelle zu finden haben, and zwar bei nrjch genauerer Bezeichnung unter C. odoratissima «Pia- gula 1*. unter C. jamaicensis «Plagula 2*.

Da^^i es diese unter n. 10047 des Herb. Willd. ler- einigten Pflanzen iqnd. auf welche sich das «vidi siccam* von Willd. Spec. PL U. 1799. p. 1135 unter C. ferru- ginea bezieht, geht aus der Bemerkung Willdenow*s Ober das Indumeut der Blatter unter C. odoratissima Jaoq. hervor (p. 113«^)): ,Tomentum foliorum in Capparide hac ut in C. ferruginea et aliis non est tomentum. sed e sqoamis parvii^ adpresins ut in Hippophae ... est compodtum; hinc folia harum plantarum potias squamata nuncupanda.* Nur diese Worte, nicht aber die unverändert von Linne. Swarti. Jac<|uin und Browne entlehnten Angaben Ober C. ferru- •^inea ^einschliesslich der Ober da? Vaterland (.Jamaica'^) be- ziehen >ich al-o auf die gedachten Materialien des Herb. Willdenow n. 10047. Dass Willdenow in diesen die betn^ff'enden Arten (C. odoratissima und C. jamaicensis) nicht ^erkannte, braucht V)ei der rnklarheit, <lie allgemein darüber herr>chte. ni<:ht Wunder zu nehmen. Es war ihm zwar wi!ni;(sten> von ('. rnloratissima Jacq. ein richtig bestimmte> Kxenipliir zur Hand, nämlich Hb. Willd. n. 10U48, ohne Standortsangabe (vielleicht aus einem Garten ) ; aber dasselbe i.-t .>t**ril, wi«* Willdenow selbst auch angegeben hat .vidi >iccani >ine flore* (I.e. p. 113n, unter C. odoratissima). Bei ('. j a niai ctMi si s fehlt eine Angabe über deren Auto{ieiie. (lii tT SU' ja in dem vorerwähnten Kxemplare von Isert nicht «'rkannt hatte.

\Vi«f dieses im Herb. Wi-lld., >o liegt auch im Herb. Kunth <i«*ii KxtMuplaren der C. odoratissima aus der

L. Rafüküfer: Ueber einiefe Ca^ariih Arten,

153

[•Sammlung viiti Hu in Ij o 1 fl t und B o u p 1 ji ri d , u. 38 u. 39,

[ein Fnigment von C. janiaic ensis niit BKUhenknosppn hei^ }h von Bonpland gesaiuraelt oder nicht, wird kaum mehr

Iäu ennittolu sein. Ein Fruehtexemphir der gleichen Art ist wus dem Herb, B o n p I a n d vorhanden, in das von K u n i h

I tiWrgegangen ; »lier Bchon K u u t h hat in der von ihm bei- gesetzten Frage ^an itineriR'* seinen Zweifel darüber au8ge- drflckt, ob es von B o n p 1 a n d selbst gesammelt sei, und hat

I «« unberücksichtigt gelassen. Eine StandortH^angalie fehlt. Bonpland hat es auf Browne Jam. tab. 27, fig. l be* Zögen, was nach dem spUter über diese Stelle zu Bemer- kenden, als vollkommen zu treffend erscheint.

Ich komme nach all' dem zur z wei ten der ab C. inter- media K. in Geltnng gewesenen FHanzen, zur Pflanze von

^ Sieber, Flora Trinitatis n. 97, welche unter dem Namen

[ C. intermedia K. bald nach der Aufstellung dieser Art fs. ob.

[p^ 141) Ton Sieber edirt worden zu sein scheint und welche mir ausser in dem schon erw^ähnten, von Kunth selbst als 0. intermedia bezeichneten Exemplare des^ Herb. B e r i) - linense auch in einem von Eichler ebenso bezeichneten Exemplare de^ Herb. Mnnacense vorliegt. Diese Exem- plare sind allerdings, wie schon oben bei Betrachtung der verschiedenen Formen von C, jamaicensis Jacq», zu der

faie luizweifelhaft gehören, erwähnt wurde, durch längere, dem Lanzettlichen sich nähernde und weniger dicke Blatter mit deutlicheren, etwas vorspringenden 8eitennerven, worauf Eich 1er Gewicht legte, vor den meisten Exemplaren der

[ C. j a m a i c e n s i s ausgezeichnet; aber die Textur der Bltitt^^T

I i^heint bei C. j a m a i c e n -^ i h überhaupt, wie »lie ( ie^talt, mancherlei wenig wichtigen Schwankungen unterworfen zu

[satn, und »n einem von Eich 1er selbst als C. jamaicensis bestimmten Exemplare des Herb. BeroUnense von Ehren - berg (H. Donnngo. forma iolm ovatis) z. treten die Seit^n-

[oerreti in eben der Weise^ wie bei der Pflanze von Sieh er

154 Sitzung der matK-phys, Claase vom 9, Februar 1884,

hervor. Auch die anatomischen Verhältnisse des Blattes sind dieselben, wie bei der Pflanze von Curtiss oder anderen Exemplaren der C. jamaicensis. Das Carpophorum endlich fand ich bei der Pflanze von S i e b e r in den BlUthenknospen und an Resten entfalteter Blüthen in eben dem Masse aus- gebildet, wie bei C. jamaicensis überhaupt, und frei von Schülferchen. Ein mit Schülferchen besetztes, gestrecktei> Carpophorum, welches stets leicht von einem unechten Frucht- stiele, d. h. von der verschmälerten, samenlosen Basis des Peri- carpes selbst, zu imterscheiden ist, besitzt überhaupt keine Art der Section Quadrella, wohl aber C. BreyniaJacq. aus der Section Breyniastrum, wie schon Kunth sehr gut bei der dahin gehörigen C. amygdalina und C. Bar- cellonensis der Nov. Gen. et Sp. V, p. 97 hervorge- hoben hat.

Wenn Ei c hier in der Flor. Bras. (1. c.) die Zusammen- gehörigkeit von C. intermedia K. mit C. odoratissima Jacq. gegenüber Triana und Planchon durch den Hin- weis auf die verschiedene Beschaffenheit der Staubgetasse und des PLstilles zu entkräften gesucht hat, so mus.s er du))ei die JSieber'sche Pflanze im Auge gehabt haben. Für diese trifil seine Bemerkung allerdings zu; nicht aber für die eigent- liche C. intermedia K., die ja überhau])t nur nach Frucht- exemplaren aufgestellt worden war, während Kunth die Blüthenexemplare der gleichen Art, der C. odoratissima, von welchen auch die ol)en (p. 143) erwähnten, im Hb. Kunth liegenden, abgefallenen Blüthen herrühren mögen, bekannt- lich irriger Weise als C. Breynia Sw. (unter Angalw des gleichen Standortes Cuniana, wie für C. intenue<lia) autge- führt hat.

Diuss die Siebe r'sche Pflanze schon von G r i s e b a c h richtig auf C. jamaicensis Jac^j. l)ezogen worden Ist, wurde bereits <)l>en {]>. 141) angeführt. Grisebach scheint übrigens in dieser Pflanze ebenfalls die eigentliche C int er-

X, Radliofer: üther einiqe titlpfXMt'AHeft.

155

lediu K* erblickt, zu haben und dadurch zur Aufnahme Midi (iieser in die Synonyiiiie von C. jam»ieeiisis Jaeq, ^emnla^t worden zu sein, was schon oben p. 144 als un- tief bezeichnet worden ist. WfLH endlich die d r i 1 1 e Pflanze, die von Perrottet, betrifft-, welche Eich 1er in der Flor* Bra«, (i. c.) unter C. intermedia neben der von Humboldt und B o n - pland und der von Sieber, aber ohne irgend eine weitere An^ibe aufgeführt bat, so lässt sich aus dem Umstände, das.s |itben(hi »un^er Cunmna (nach Kunth) nur die AntiLlon alh erland der C. intermedia K. genannt sind, der Schi uü> ll€n, dar<s dieselbe au8 den Antillen .<eiu niHstie, auf welchen *errottet (wie in franz«>sisch Guiana, woselbst Arten aus [den Sectionen Q u a d r e 1 1 a und B r e y n i a s t r u m nach dem [Cataloge von Sag<»t in Ann. Seienc. nat», s. ü, t XI, 1881, ||>, 143 fiberhaujjt nicht vorzukonmien iicheinen) bekanntlich Ige&aniinelt hat, und zwar auf <fuadeloupe und Martinique [(in dfu Jahren 1824 vmd 1841 nach Lasegue, Musce liotaniqu^ ie B* Deles-^ert, 1845, p. 93). Üemgemäs*. kann die Pflanze [nur zu C. jamaicensi» Jacq. oder C. Breynia Jacq. I«, uli^ den einzigen antillani^chen Arten, welche, ab- ^1 von der ^ehr sehnmlblättrigen C. longifolia Sw.. mit Schülferchen besetzte Blätter bedtzen. Auf die Pflanze t von Perrottet weiter (die Welleicht in dem Herb. B^ r a n q n e- Uille mit der Be*ftimmung von Eichler zu tinden ki^), wmias» sich die in der Flor, Bra*». (L vA gegebene Bet^chrei- Ibting der Fnicht als .bacca leriter torosa lepidota in stipiteni [ueque lepidotum indistincte tran8eunte* beziehen, wenn das [nicht bloK^ eine veräniferte Fas^^img der Angaben KunthVs ,; denn von den anderen zn C. intermedia gerechneten. f Itchon näher betrachteten zwei Pflanzen i^t die von 8 1 e b e r

I) tili Uerb. Martia» Ui diaaclhe tüu:b gütiger, bntjfttcber Mit [tbifilung von SftHe d^a Herrn Dtroctor Cr^pia nicht vorhanden.

156 Sitzung der math.-phys. Clause vom 9, Februar 1884,

nur mit Bltithen versehen und die mit Früchten versehene von Humboldt und Bonpland (Hb. Wüld. n. 10047) ist in der Flor. Bras. (I. c.) richtig zu C. odoratissima gerechnet, deren Frucht als ,bacca torulosa lepidota sessilis* bezeichnet ist. Wenn nun zugleich unter dem ^stipes aeque lepidotus* ein wirklicher, mit Schülferchen besetzter Frucht- stiel zu verstehen ist, so kann, da die andere hier möglicher Weise in Betracht konmiende antillanische Art, C. jamai- censis, einen kahlen Fruchtstiel besitzt, die Pflanze nur ein Exemplar der C. Breynia Jacq. gewesen sein, mit abge- fallenen Kelchblättern vielleicht, was ihre Erkennung ge- hindert haben mag. Bei Rücksichtnahme auf die Blatt- structur freilich ist C. Breynia Jacq. auch in solchem Zustande und überhaupt stets leicht und, sicher zu erkennen an den Grübchen der Blattunterseite, welche Vesque fftr die Charakterisirung der Art treffend hervorgehoben hat (s. a. a. 0. p. 111, tab. 2, fig. 10), und welche sich dem Geübten schoo unter der Lupe im durchfallenden Lichte als hellere Stellen in der Mitte der dunkelrandigen Venenmaschen verrathen.

Wie rücksichtlich der Deutung der eigentlichen C. inter- media K., so mus.s ich der Meinung von Triana und Plan- chon auch beipflichten in Hinsicht auf eine von Ducha^- saing in Panama gesammelte Pflanze, welche Gri.sebach in den Novitiae Flor. Panam., Bonplandia 1858, p. 2. al.*» ,,C. torulosa Sw., forma siliqua brevissime »ti- p i t a t a** und damit als zu C. j a m a i c e n s i s Jacq. geliörijr bezeichnet hat, während Triana und Planchon (Ann. Scienc. nat., s. 4, t. XVH, 18()2, p. 85) dieselbe, übrigea" ohne die Billigung Eichler's zu finden (s. Flor. Bras. I.e.), zu C. odoratissima Jacq. verbringen, indem sie sich auf den Fundort und die Bemerkung Grisebach's über den Fruchtstiel, nicht zugleich aber auf .\utop«ie stützen.

L, EadlHfer: Ueher einige C\%ppariS'AHen,

157

Ich kann mich in diei^em Falle kurz inssen. Ich halir [die betreffende Pflanze aus dem Herb, Grisebach selb^t

gesehen und finde dieselbe in jeder Hinsicht überein-

Btinimeod mit C. odoratissima Jacq. Es wt ein

xienüieh defect^ Fruchtexemplar, aber die eine kltiinerr ' Frucht und ein Blatt unter ihr gerade noch soweit in Ver- I hindung mit dem Zweige stehend, dass daraus die Zugehörig-

kttit aueh der al)gelösten Theile mit voller Sicherheit zri . entnehmen i»t. Die Bemerkimg G r i 9 e b a c h*s »forma sifiqua

hreviüsime stipitata*, welche auch in dem Herbare, und zwar inoch klarer in den Worten ,carpophoro brevisöimo" einge- Itrageu ist, bezeichnet richtig und genau das Verhalten der

öfjch an dem Zweige sitzenden Frucht mit 2 mm langem iCarpophonmi, wovon schon oben p. 147 die Rede war* Eine ]weit4.»re, wahrscheinlich erst später beigefügte Bemerkung L^^ intermedia K,** von Grisebach's Hand^ deutet auch Inuf die richtige Stellung der Pflanze bei C. ndoratisBinia ] bereits hin.

Mit Hecht stützen »ich T r i a n u und P 1 a n c h o u gegen [die Deutung der Pflanze als C, j a m a i c e n h i s Jacq., resp. IC* toruIosaSw., auf den Fundort; denn C. jamaicen^is lint aus dem Festlande von Südamerica bis jetzt libcrhaupt I wicht bekannt geworden, wie auch Eichler hervorgehoben [hat (Flor. Bvus. I, c), dfmdem nur aus den Antillen ^und aus Florida*

Griaebach gibt zwar in der Flor. Brit. W, Ind. bl, fauch Venezuela und Para ab Vaterland der C*jamai*

censis an. Aber die erstere Angabe fjeruht lediglich auf lili'*iM.*-D lumchtiger EinstelluDg der (•. intermedia K. (^ex jirpedin. Cuman.*') in die Synonymie von C- jamaicensin

und, wie ich aus dem Inhalte seines Herbares ernehen habe, JÄuf unrichtiger Be«timmimg eine« Exemplaren der C. odora- 1 1 i a s i m a 4 nämlich den Exemplare.» von Feodier n. 2274 liiu^ der Colonie Tovar^ gesammelt im Jahre 1854—^5. Wa«

158 Sitzung der wuith.-phys. Clasae vom 9, Februar 1884.

Grisebach ak C. jamaicensis aus Para im Äuge hatte, dafür habe ich in dem Theile .seines Herbares, welcher mir vorlag es waren das nm* gewisse Arten der Gattong Capparis, nicht alle, geschweige denn alle Capparideen einen Anhaltspunkt nicht gefunden. Bei C. jamaicensis liegt die betreffende Pflanze nicht. Ob sie überhaupt in Grise- bach*s Herbar enthalten L^t, mas.s ich dahin gestellt sein lassen. Aller Wahrscheinlichkeit nach beruht aber auch diese Angabe auf einer irrigen Bestimmung. Vielleicht sollte es sogar statt «Para* Panama heissen mit Beziehung auf die eben besprochene, von Grisebach ein Jahr vorher en^t publicirte Pflanze von Duchassaing.

Kann ich mich dem Vorausgehenden gemäss rücksicht- lich der Deutung von C intermedia K. und von C. toruloea (non Sw.) Griseb. in Nov. Fl. Panani. den Anschauungen von Triana und Plane hon, welchen Hemsley in der Bio- login centrali-.iniericana p. 44 mit Kecht j^efolgt ist, un- iMMÜngt anschliessen. so ist dits nicht der Fall hinsichtlich d«*r Deutung von C Breviiia Sw. (non Jacq.), welche von di<*sen Autoren ,dt*r Bt*schreil)ung mich' ebenfalls zu C. odo- rati.ssimii Jacii. «gezogen wird (I.e.), während sieGri«e- h a c h und E i c h 1 e r . und zwar .sicher mit Recht. lo C. j a m a i e e n s i s Jac(j. rechneu (II. cc). Der Deutunj? von Triana und P 1 a n c h o n ^teht schon der Umstand im Wege, daas die Pflanze von Swartz aus Jamaica Ist, C. odora- tissinia aber auf den Antillen, ab^i^ehen V(m Trinidad, pr nicht vorkommt, sondern ausserdem nur auf dem Festland«' von Süd- und Mittelanierica, wie schon oben p. 151 bemerkt wurde. Auch hier gibt zwar (irisebach Abweichende« an, wie ffir C. jamaicensis, für welche dessen Angaben i^ el>en l)erichtiget wurden. Xach (i r i s e h a c h soll C. odor«- tissinia wenigsten.-- auch auf Barl)a<los vorhanden si*in, g*^

L, BmllJtöftr: Uther einige Vappnriih Arten.

Ta%m der Bemerkung zu der von ihm irn^&c Weise in die Synonym ie von C. jamaicensis eingestellten C. intermedia K., cL i. C. odoratissima, in der Flor. Bnt. W. Ind. Isl. p. 18 ^ ,A fr*mi with a short gjnophore, introdnced into Barl>adoes/ H Aber es iat günzlich unsicher, ob hier nicht wirklich nur Heine Form von C. jamaicensis gemeint sei, wie sie in " «1i*n Fmcht^xemplaren von Cartis8 n. 204 (s. ob. p. 1t35), und in Bltithenexemplaren von Macf ad ye n ? n. 42 (letztere im Hb« Grisebaeh) mit kaum über 1 cm langem Carpophoruni vorliegen, niid selbst wenn sich am C. odoratissinia han- ilelt^, »ü wäre ja doch nicht von einem natürlichen Vor- kommen die Rede, Von Natur aus begegnen sich die beiden Arten C. jamaicensis und C, odoratissima mtch dem biJ^her bekannt (TewordeTien nur auf Trinidad.

T r i H D a und P 1 a n c h o n sind zu ihrer Deutung offenbar nui durch die Angabe von Swartz, dafis der Fruchtknoteji «ehr kurz, gezielt sei (,brevif*8iiue pedicellatum*) geführt worden.

Aber auf derartige überhaupt nur relative MiLssangaben )<iclimnt bei Swartz kein allzugrortser Werth gelegt werden zti dflrfen, ivie iclj aun einer deuinächst darzulegenden UnterHuch- ung von an8 Stockh(dm mir zugekammeoeu Ürigioalcxeuiplaren seiner B u m e 1 i a r o t u n d i f o I i a und e u n e a t a ersehen habe. Den (iriftel der erstt*ren bezeichnete S w artz al^ ,stylus «ubnlatus, eorolla longior*» den der nnraiitelbar daneben auf- geftihrt-en B. cimeata aber als ^stylus brevis crassus'*» und docli iKt derselbe hier noch schlanker und länger als dor< JClcklicher Weise bin ich durch das Vorhandensein DU S w* a r t z an S c h r e b e r ruitgetheilten O r i g i u a 1 * xenililares der (1 Breynia Sw. im Mfluchener Herbare in den Stand gesetzt, den Werth der beirrenden Ajigabe von Swartz näher zu beistinunen. Eine halb aus- l^wachsene Blüthen knospe dieBt»s Exeraplares zeigte bei der Vergieichung mit einer gleich grossen einer unzweifelhaft

102 Sitzutuf ihr uinth.-ißht/A, Cla^^fif rinn 'J. Februar lss4.

Browne nur fragweise angeführt« Abbildung von Plukenet tab. 221, fig. 1 zu gehören.

Die zweite Art ist ,B r e y n i a arborescens foliis ovatis utrinque acunn'natis, siliqua torrwa longissima*. zu welcher der angegelwnen Blattfonü gemäss, wie es seheint, auch wieder mit Tnrecrht Plukenet tab. 327. fig. i\ (Alniag. p. 328 und 402 : .Salix folliculifera longissiniis argenteis et acutis foliis americana; the Silver Sallow-Tree or Codded Osler Barha- densibus Anglis nuncupatur" - - von Swartz in Observ., 17J*1. ]). 211 und in der Flor. Ind. o<*c. II. IHOO, p. 034 auf seint* ('apparis longifolia bezogen) citirt ist (vergleiche übrigens das im Folgenden unter C. longifolia. p. lf>8, hierüber be- sagte). Diese zweite B r e y n i a findet sich bei E i c h I e r unter C. j am aicensi s Jacq., und sie mag wohl der var. ,1 siliipiosa Griseb. von dieser Art ent<prec:lien, wie sie denn auch schon Swartz (Prodr. 1788, }>. 81, dann Observ. p. 211 und Flor. Ind. occ. II, p. 032) seiner gleichfalls zu dieser Form gehörigen C. torulosa einverleibt hat.

Die dritte .Vrt ist .Breynia fruticosa foliis >ingii- laribus, oblongo-ovatis . superne nitidis, siliquis minorihiis ten»til>us aequalibus, tab. 27, i\}f. 2", vtui (irisel)acli auf ('. Breynia Jacq.^) (C amygdalina Lam.) I>ezngf n , Vi»n Kichler aber auffallender Weise, wie schon ron Swartz (( Miserv. 1701, p. 2< >0) als zu (' a n e 1 1 a alba gehörig Ih»- traelit^'t, welche Browne's tab. 27, fig. 3 und dessen B«- ^chnMbung ]>. 27.'> auf sich ven»iniget. Ich halte (irisr- l)aclrs Deutung, W(;lche Jiuch Hemsley in <ler Biologi:i (rentrali-auiericana. p. 43, angenomnien hat. für hinlunglirh

1) D. i. .lacijuin Ani»'r.. IT'WJ, p. 1»]1. t. !<»:{. wolrlie StHU* in Liiin. S]>. K«l. 11. Vol. 1, p. 271 unt«'r <'. I5r«'viiia )M»r»»it>« citirt wiri ohwohl ili«'«4<.r Haml «lic .lalirrszalil lT»i2 träj^t. Mit Uerht be)»on aU- Triana und IMainlion in Ann. Si-. n.. s. 4. t. XVII. l'^&J, ji. '*- litTVor. «la-''< Jaripiin. nirht Linnc. als .Vntor der l*Han7.i^ xu \m^ trachten >»•!.

L. Radlkofer: lieber einige Capparis- Arten. 163

durch das gesichert, was Browne über die Pflanze noch weiter mittheilt, nämlich, ^dass die Blätter auf der Unterseite j^^lanzlos und schmutzig erscheinen, als ob sie be- stäubt wären ** , was an die von Triana und Plane hon (1. c. p. 81) wiedergegebenen Worte von Plumier bezlig- lich der gleichen Pflanze erinnert ^folia . . subtus . . pulvere argenteo . . conspersa** und unverkennbar auf die Schul- ferchen der Blattunterseite hindeutet, welche gerade bei C. Breynia einen viel weniger gleichförmigen Ueberzug bilden als sonst; ferner, „dass alle Theile der Pflanze einen stark stechenden (strong pungent) Geruch und (1 e - schmack besitzen, wie die meisten Pflanzen aus der Gnippe der senfartigen (of the mustard tribe)". In sehr richtiger Unterscheidung wird dem gegenüber Canella alba als , stechend und erhitzend aromatisch (a pungent warm aro- matic)**, die Blätter davon als „glatt*, imd die Inflores- cenzen als „abgeflachte Büschel (depressed Clusters) an dem Ende der Zweige* bezeichnet, während in der frag- lichen Abbildung (tab. 27, flg. 2) dieselben als lockere, etwa fünf blüthige , seitliche Blüthenstände dargestellt sind, welche nicht zu Canella alba passen, sehr wohl aber zu Capparis Breynia Jacq., gleichwie der Gestalt und (irösse des Kelches nach auch die Blüthen knospen. Dass die Früchte von Browne als „kleiner* bezeichnet werden, geschieht deutlich nur im Vergleiche mit den als „sehr lang" bezeichneten der zweiten Art, und sind dieselben desshalb ncK'h nicht etwa als sehr verkürzt und am wenigsten wohl als den kaum erbsengrosseu Früchten der Canella alba entsprechend anzusehen. Die Länge der Früchte wechselt übrigens bei den meisten langfrüchtigen Capparis- Arten inner- halb ziemlich weiter Grenzen. Für C. j amaicensis ist das schon weiter oben (p. 135 f.) berührt worden. Von C. Breynia massen die kürzesten Früchte, welche mir vor- kamen und welche zugleich stark torulos waren, mit Ein-

11*

164 Sitzung der maihrphys. Clause vom 9. Februar 1884,

schluss des Carpophorums 0 cm (von Kunth übergangene« Exemplar von Humboldt und B o u p 1 a n d*) aus Cumi>eche; die längsten, ziemlich gleich dicken (Ehrenberg n. 2tit), aus St. Thomaiü) 26 cm. An C. odoratissima ist trotz der ^siliquae minores** und der auch l)ei dieser Art unter- seits oft wie schmutzig aussehenden Blätter nicht zu denken, weil diese Art überhaupt auf den Antillen, ausser auf Trinidad, nicht vorkommt (s. oben p. 151). Da die von Browne und Plukenet gemeinten Pflanzen im Herb. Linne und Herb. Sloane in London wahrscheinlich noch vorhanden sind, so wird es nicht schwer sein, über dieselben volle Gewissheit zu erlangen , sobald nur einem mit der anato- mischen Methode genügend vertrauten Forscher Gelegenheit gegeb<»n sein wird, dieselben zu untersuchen.

Die von Plukjenet tab. 327, fig. <> dargestellte Pflanze, welche vorhin Erwähnung fand, hat Swartz. wie dabei angeführt wurde, auf seine Capparis longifolia be- zogen, von welcher mir ausser Exemplaren mit schmalen, linearen Blättern von W u 1 1 s c h 1 a e g e 1 n. 17 (aus Antigua im Herb. Monac.) und von Ehrenberg n. 267 (aus ?>t. Thomas, im Herb. Berol.) auch ein solches mit linear-lan-

1) Ain'h Eich 1er hat tliesos von ihm als (\ Brey nia .J. eijft»n- händig beztMclmet*» P^xemphir in den An»^a)>on über die Vt'rhn»itunc der Art iinherückHirlitij^et j^ehi^sen, zweifellort wohl weil ihm ein di'rarti^ vereinzeltes VorkonnimiMs nirlit Sicherheit ^enu>; zu bieten -rhien. Zwar hatte Heh<m (irineharh (Fl. Hrit. W. Ind. Isl. 1*^5:*, p. 1^1 Mexico unter den Heimatstiittt-n der PHanze genannt, al»er ohne näher«' Hidep». Nach den Anjjalx'n von Hem^»Iey (Binlo^. Centr.-Amer.. Ik»t. L 1x79— .^1, p. 4:1) ist die Pflanze Heit den vier- zipT Jahren wiederholt in Mexico «resammelt worden, von (ta- le<»tti. Liebmann und Linden, welch' letzteren auch Vei^que (1. c. 1K*'2. p. Il2i anfuhrt unter BeifTl^unj? den wohl kaum rit* publicirten Synonymen ^(.'appariH Lindeniana*.

L. Badlkofer: lieber einige Capparis- Arten, 1B5

zeitlichen Blattern, wie sie Swartz für seine Pflanze be- schreibt, vorliegt, ebenfalls von Ehren berg, vom gleichen Standorte nnd unter derselben Nummer mitgetheilt (im Herb. Berol.). Die Blätter dieses letzteren, an Breite mehr als das Doppelte der ersteren betragend, entsprechen ihrer Form nach ziemlich gut der Darstellung von Plukenet. Unter- stützt wird ausserdem die Deutung von Swartz durch die Hinweisung auf Barbados, als das Vaterland der Pflanze, bei Plukenet.

Was nun C. longifolia Sw. selbst betrifft, so hat dieselbe eine sicherlich unrichtige Auffassung bei Grisebach (Flor. Brit. W. Ind. Isl. p. 18) gefunden. Sie wird hier trotz der Schülferchen an der Blattunterseite („leaves leprous beneath"), wozu dann noch die unter der Lupe schon wahrnehmbaren Spicularzellen als hervorragende anatomische Eigenthümlichkeit kommen, zu C. cynophallophora L. var. y. s a 1 i g n a Griseb. (C. saligna Vahl) gebracht, welche Pflanze weit |entfernt steht von all' den Arten, die Schül- ferchen und Spicularzellen besitzen. Solche Auffassungen waren nur möglich zu einer Zeit, in der man den Werth anatomischer Verhältnisse für die Systematik noch nicht schätzen gelernt hatte.

Viel eher wäre es möglich, dass die C. longifolia Sw. eine extreme Form der C. jamaicensis Jacq. wäre, an die oben (p. 1:U) schon erwähnten Formen , und zwar zunächst an die mit foliis sublanceolatis, als solche mit foliis lineari-lanceolatis und linearibus, resp. als forma longi- folia, sich anreihend. Man muss nämlich berücksichtigen, diLss von C. longifolia Sw. die Blüthen nicht be- kannt sind auch Swartz nicht bekannt waren, und dass Swartz auch lilr die Frucht nur auf die erwähnte Abbildung von Plukenet sich bezieht, die darin hervor- tretende Aehnlichkeit mit der Frucht seiner C. torulosa, d. i. C. jamaicensis Jacq., hervorhebend.

l''*** Sitzung <f<r maiM.-phy^, Clane rmi 9. Febrmar Itf^

isß kommt e^. daas auch über die Section. zu welcher C. longifolia zu rechnen, noch Unsicherheit besteht. De C a II d o 1 1 e hielt e> fnr wahrscheinlich, dass :9e zor Section (juadrella gehöre. Eich 1er dagegen giaabte, ide nach einer bei ihr and bei C. Br^'jnia beobachteten Eigen- thumliehkeit der SchGlferchen unmittelbar neben die letztere Art und somit in die Section Brerniastrum «iiellen zu sollen. Er fand an den Schülferchen nämlich eine Art Verdoppelung, hervorgenifen durch eine obere Zell- .schichte. welche selbst wieder ein kleineres, dem eigentlichen Schnlferchen in der Mitte aufgewachsenem Schuppchen dar- stellt (>. Flor. Bras. XIII, 1 tab. 64. fig. 3). Diese Ver- doppelung kommt aber, wie ich finde, allen Capparis- Arten m i t S c h Q 1 f e rc h e n zu. auch den Arten der Section Quadrella al^o (C. isthmensis. jamaicensis und odoratissima. sehr schon z. B. zu sehen bei den grooieen, an die des? Kelches von Durio erinnernden SchQlferchen auf der Au-ssenseite der Blumenblätter bei C. isthmensis etc.), nur dass nicht jedes Schülferchen sie zeigt , was aber auch von C. longifolia und C Breynia gilt.*)

1 » Auch \}v'\ A t a lu i « q II »^ a leniar^rinat a Mi^Ts* . 1*1. Arj;<'ntiiat' I»rentzf*anae n. 102i koimiit i*iiif -nltljf V»T«iMppflun>r dt-r JSrhül- f«>rchon vor, wenn auch Wfiii;:Hr häutitr un«i w»-nip»T dt^atlirh. Sin ^<-h'*iBt denioarh <lif L^piilo*« <l».'r Ca|i|iariilet'n im allt^fineinen au«* zuzj'ichnen, unter an<i»'rfni ij»*j:vniUMT d^iiHn «l^r Klaeaiineeo. von wftlfh'fn <li»' ^rüfi-i«'r»*n in ilt*r Mitt«* hallikiiu*'!!^ ir»»wölht zu M-in itfle^n, dann j^*'jjr«*nülH.*r d»'n«'n von «'rnton '*'. luijrraii* ra«.ar.. <". Iiuxifolia» J. Müll., \mf\*f von J. Mull, hv^tininif und and»*r»*n FIu)»horhiai-feu. li*'i weh-htr-n in der Mitt«» eine Vertirlua«; und -io zu sa^en, eine Wr- doppeluni^ na<-h unten ilurch eine Art rentralen .SchQp|M'henjt, d. h. ein«* rentrale Lajj** von Zellen mit wellig ^relM>j;enen SeiteDw.lni1en l«»! den genannten Arten» an der rnt«*rM'ite >i<h tindet, ferner jff^ft'nöJnT »lenen von Purio {,{). ]an<-«*<datu^ Ma^terr«, Hieran 1*1. liornen-*. n. •2».»1««- und ander«*n Ho m barem. Ihm denen ^Ifiilwam eine Venloppvlunj; in ra<liärer Hichtung zu >el)«'n i^t , indem d.e vom Centniui uusare-

L. Badlkofer: lieber einige Gapparis- Arten. 1<>7

Sucht man nun, da auf die Schülferchen kein Verlass zu nehmen, nach anderen Anhalt^^punkten , um wo möglich zu einer Entscheidung über die Sectionsangehörigkeit 7a\ kommen , so lässt sich vielleicht das Auftreten der S p i - cularzellen und der durchsichtigen Strichelchen hiefür verwerthen. Spicularzelleu fehlen der C. Breynia, kommen dagegen der C. longifolia zu, ebenso wie den bisher in der Section Quadrella vereinigten Arten C. isth- mensis, C. jamaicensis und C. odoratissima (incl. C. intermedia K.), und ebenso verhält es sich mit den durch- sichtigen Strichelchen, nur dass diese bei C. longifolia, wjis mit der geringen Flächenentwicklung ihrer Blätter zu- sammenhängen mag, nicht zahlreich und schwerer (meist erst nach dem Anschneiden des Blattes) wahrzunehmen sind.

henden Zellen ineiat nicht bis an den Hand, die den Rand ))ildenden nicht Ins zum Centrum reichen, und die letzteren so zu sagen eine Umrahmung der fiir sich selbst schon zu einem Schülferchen ver- einigten erst<»ren Zellen bilden Bei Durio sind dabei, wie gewöhn- lich bei Capparis, die in der Knospenlage conduplicaten Blätter oberseits kahl; bei Croton dagegen bei gleicher Knospenlage mit Stirnhaaren besetzt, wie bei Capparis Breynia; bei Klaeagnus endlich ist die Knospenlage subinvolut und auch die Oberseite mit Schülferchen besetzt.

Für manche Capparideen sind weiter schon an den Schül- f«'rchen Artunterschiede zu erkennen. So bestehen die von Cap- paris odoratissima aus sehr schmalen, englumigen Zellen und diw obere Schüppchen (am deutlichsten an den derberen Schülferchen der Kelch- und Blumenblätter zu sehen) stellt ein mehr kreisför- miges o<ler stumpflap]»iges IMiittchen dar. Bei Capparis jamai- rensis dagegen sind die Zellen der Hauptschuppe breiter und weiter. un<l das Nebenschüppchen ist mehr oder minder sternförmig, mit ausgezacktem Rande. Bei Capparis Breynia femer kommen zwischen den Schülferchen und den dieser Art noch weiter eigenen, iMlschelig-sternförmigen Haaren Uebergänge vor, an denen die Zellen <ler oberen Schüpi)chen immer stärker und freier hervortreten, bis sie endlich in die aufwärts gerichteten Strahlen der Sternhaare selbst umgebildet erscheinen.

108 Sitzung der math.-iihtjs, Classe com 9. Februar 1884,

Demgeniäss dürfte der Anschauung von De Candolle wieder Raum zu geben und C. longifolia in die Section Quadrella einzustellen sein .

Dort aber seheint sie der C. jamaicensis sich naher als einer der anderen Arten anzu2$chlies8en , und bei dem Formenreichthum dieser Art erscheint es, wie schon gesagt, nicht unwahrscheinlich, dass sie Oberhaupt nur eine extreme Form derselben bilde. Ja auch der Gedanke ist nicht tob der Hand zu weisen, dass in ihr bloss , frühzeitige, sterile Schösslinge* , wie Grisebach nach Mac- fadyen angibt, aber nicht ,von C. cynophallophora* wie es a. a. 0. heisst, sondern eben von C. jamaieensis zu sehen wären. Das von Ben t harn (Flor. Austr. I, 1863, p. 93) erwähnte Auftreten solcher Schösslinge mit schmalen, in ihrer Gestalt von denen der blüthentragenden Zweige bi« zur Unerkennbarkeit abweichenden Blättern bei australischen Arten würde ein Seitenstück hiezu bilden. Die schon er- wähnte Darstellung von P 1 u k e n e t, „Salix folliculi fera* etc. p. 328, tab. 327, fig. 6 (deren Citat bei P. Browne unter Breynia n. 2 dann nicht so sehr, als es auf den ersten Blick scheint, am unrechten Platze wäre), steht dieser An- nahme nicht entgegen, da in der betreflenden Figur Frucht imd Zweig nicht, wie für C. cynophallophora , tab. 172, tig. 4, in directer Verbindung stehen. Doch ist eine eigent- liche Stütze für diese Annahme nicht darin enthalten. Denn auch in den Figuren 1 und 2 der Tafel 221, welche auf die beiden anderen, p. 328 als Salix foUiculifera et^. noch bezeichneten Pflanzen, d. i. wohl auf C. jamaicensis .]iw([. und C. Breynia Jaccj. zu beziehen sind (wie für die erstere schon P. Browne angedeutet hat, s. oben p. 1<V2), ist Frucht und Zweig getrennt dargestellt.

Der unter ('. longifolia Sw. im Vorausgehenden er- wähnt^Mi Pflanze von Ghrenberg mit linear-lauzettUchen

L, Uadlkofer: Ueber einige Capparis- Arten. 1()9

Blättern und der auf die gleiche Art beziehbaren Abbildung von Plukenet, tab. 327, fig. 6, entspricht der Blattgestalt nach in sehr vollständiger Weise noch eine andere Cap- paris-Art, welche aber der Structur ihrer Blätter gemäss mit C. longifolia nicht wohl in Verbindung gebracht werden kann.

Es ist das eine im Münchener botanischen Gar- ten in Cultur stehende Pflanze, welche vielleicht den durch üebertragung von C. longifolia Sw. in die Section Quadrella in der Section Breyniastrum frei gewor- denen Platz neben C. Breynia, die ausserdem für sich allein diese Section zu bilden hätte, auszuftillen geeignet ist.

Leider ist von derselben weder B 1 ü t h e , noch Frucht, noch auch nur das Vaterland bekannt.

Ich verkenne nicht das Missliche, einer derartigen Pflanze im Systeme einen bestimmten Platz anweisen zu wollen. Wenn ich es dennoch versuche, so geschieht es, um in ihr so zu sagen einen Prüfstein für die anatomische Methode hinzustellen.

Sie ist strauchartig und in ihrem Wüchse, wie in der Gestalt der Blätter einem Oleander ähnlich, wesshalb sie den Namen C. neriifolia führen mag.

Sie muss, wenn es richtig ist, dass nur in den Sectionen Quadrella und Breyniastrum Arten mit lepidoten Blättern (und ohne Nebenblättchen) vorkommen (s. d. Ueber- .sicht der americanischen Arten von Eich 1er 1. c), einer dieser Sectionen angehören und somit, wie auch das Fehlen der den gerontogeen und australischen Arten wenigstens gewöhnlich zukommenden Stipulardornen schon vermuthen lässt, eine americanische Art sein (vielleicht durch K a r - w i n 8 ki aus Mexico in den Mttnchener Garten gekommen) vorausgesetzt natürlich, dass sie wirklich eine Capparis sei. Dafür aber bürgt einerseits schon die grosse Ueberein-

1

170 Sitzung der tnath.-phys, Ölasse ffom 9, Fdtnuu' 188i.

Stimmung in ihrem ganzen äofiseren Verhalten mit den Äitei der genannten beiden Sectionen, einschliesBliGh einer gm ähnlichen Verdoppelung ihrer Schülferchen, beeonden dar grösseren, oberflächlicher gelegenen mit gelbem MittelMhi wie sie vorhin eben fttr diese Arten besprochen wurde, Uir durch eine obere Lage von meist 8 Zellen bewirkt, i6a doMi bald nur eine, bald mehrere zu einem stärker ▼oratelieniei und nicht selten in die Höhe gerichteten Strahle aiiBgebfld0t sind. Andererseits bürgt dafttr auch der stechende GescboMk der frischen Pflanzentheile, wie ihn bei der Charakteriamg seiner dritten Breynia (^Mustard-^rub*), d. i. der G.Bnjnii Jacq., Browne nach dem oben (p. 163) Angeftthrtn nkr treffend als ein Kennzeichen ftlr die meisten Pflansen m dem Verwandtschaftskreise von Capparis (atiie tribe*) hervorgehoben hat.

Von den Arten der Section Quadrella (mit von C. longifolia Sw.) unterscheidet sich G. neriifolii durch das Fehlen von Spicularzellen, Ton dnreb- sichtigen Strichclchen (am trockenen Blatte) und tob Krystallen in den Epidermiszellen, yon denen die der oberen Blattseite geradlinig begrenzt und glatt sind, während die der Unterseite eine ähnliche wellige Streifang zeigen, wie bei C. jamaicensis Jacq. (s. oben p. 136) und übrigen Arten der Section Quadrella (C. isthmensis, odoif tissima, longifolia).

Von der allein noch vorhandenen Art der Section Brey niastrum, von C. Breynia Jacq., welche durch den Ibngd von Spicularzellen imd von durchsichtigen Strichelchen ihr übereinstimmt, ist die Pflanze ausser durch die kry stallfreie Epidermis auffallend verschieden durch Fehlen der schon von Vesque (1. c. p. 111, tab. 2, iig. 10) hervorgehobenen, die Spaltöfihungen bergenden und mit Büschelhaaren besetzten Grübchen der Blattuntonwite und durch das Fehlen von Sternhaaren an der Bhrft-

L. Radlkofer: lieber einige Cappariif-Arten. 171

Oberseite. Ausserdem ist die Cuticula der Blattunterseite bei G. Breynia glatt.

Die Pflanze kann sonach nicht zu einer der von Eich 1er aufgeführten lepidoten Arten gehören^).

Aber auch der Versuch, sie nach don Angaben von Vesque bei irgend einer Art unterzubringen, führt zu keinem Ilesultate.

Vesque führt, abgesehen von den eben in Vergleich gezogenen Arten, welche nach Eichler für sich allein die Sectionen Quadrella und Breyniastrum bilden, und mit deren einer, wie oben (p. 137) gezeigt, wohl die von Vesque als C. anceps Shuttlew. bezeichnete Pflanze zu- sammenfällt, während zwei davon, C. isthmensis und C. longifolia, bei Vesque übergangen sind, das Vorkommen von Schtilferchen (..poils en ecusson*) noch für 4 Arten an, deren Bezeichnung aber ausser für die zunächst zu nen- nende, erst noch weiterer Aufklärung bedarf. Es sind das: l) C. angustifolia Kunth, Exemplar von Bon pl and, p. 113; 2) „C. janiaicensis Jacq.** aus den Antillen, p. 118, von deren Verhältniss zu der echten C. jamaicensis Jacq. schon oben (p. 138 f.) die Rede war; 3) ,C. oxy sepala?** aus Nicaragua von Wright, p. 120, und 4) eine p. 53 genannte, später aber nicht mehr aufgeführte ,,C. s a 1 i c i f o 1 i a** , welchen Namen ich in der Literatur vergeblich gesucht habe, und bei welchem man wohl ebenso wenig an C. saligna Vahl, wie an B o s c i a s a 1 i e i f o 1 i a ( )liv. denken darf, weil keine dieser Pflanzen Lepides besitzt.

Diese letztgenannte Pflanze kann also überhaupt nicht weiter in Betracht gezogen werden.

1) Für Cappariä furfiiracea R. & P. in Hb. Lamb. ed. DC. in Pro<lr. I, p. 252, aus Mexico, bei welcher ihrem Namen nach auch Lepides vermuthet werden möchten, wird ein Indumentum velutinum angegeben, was sdion Kichler (Fl. Bras. 1. c. p. *J87) veranhisst hat, dieselbe au» der Öection (Quadrella auHzu»chlics8en.

172 Sitzung der math.-phys. Classe vom 9,- Februar 1884.

Die unter 3) aufgeführte Pflanze weicht durch eine krystallführende Epidermis ab. Sie gehört zweifellos nicht zu C. oxysepala Wright, die mir in einem Originale aus dem Herb. Grisebach vorliegt'). Nur schüchtern wagt

1) Capparis oxysepala C. Wright, n. 2, Nicaragua, Herb, of the U. S. North Pacific Exploring Expedition ander Commanden Ringgold and RogerH, 1853 56, welche in der schon oben (p. 138, Anmerk.) erwähnten Biologia centrali-americana von Hern« Icj, wie die C. isthmensis Eichl. , übergangen ist, scheint de« näheren noch nicht publicirt zu sein, wenn man auch die Verthei- lung des genannten Herbares, das zwar geschriebene Namen, aber doch auf gedruckten Zetteln enthält, nach den De Candolle^schen Nonienclaturregeln noch als eine die Priorität des Namens begrün- dende Veröffentlichung ansehen kann.

Es liegt derselben im Herb. Grisebach eine kurze Charakteristik (wahrscheinlich von Wright 's Hand bei), welche hier mitgetheilt sein mag: „C. o., foliis obovalibus utrinque obtusis vel apice emai^ ginatis nervosis reticnlatisque breve petiolatis; pedunculis axillarilni» terminalibusve foliis longioribus subaequalibusve; floribus racemosis. sepalis triangularibus acuminatis, petalis ovalibus".

,.()motepec in woods. A sniall spreading tree. Flowers light green. Stamens white**.

(irisebach hat sie auf der Etiquett^^ als »affinis C. avicenni* foliae K., 8e<l glabra" bezeichnet und die boiliegen<le Beschreibung mit der Bemerkung „Cynophalla" überschrieben.

Keine dieser Angaben über die Verwandtschaft der Pflanw seheint richtig zu sein. Der erst^^ren .steht entgegen, dass die Pflanie kleine Nebenblättchen besitzt; der letzt^^ren die offene Kuospenlage des kleinblättrigen Kelches, welcher mehrfach kürzer ist als die Blumenblätter der ihrer P^ntfaltung nahe stehenden Knospe.

I)ie Pflanze gehört wohl unzweifelhaft in die Section Cappari' <lastrum. I>ie von Eichl«'r für diese Section angegebenen, stehen bbfibenden Nebenblättchen der hinfalligen Bractet»n fehlen zwar, die Bract(*en aber sind vorhanden. I>ie Angabe ^indumentum omnino simplex, saepius nullum** fiir die Section tritil zu.

Der Torus ist ähnlich, wie l>ei C. avicennifolia (Sect. Bean- tempsial, in 4 blattartige Schuppen ausgebildet, welche über den Kelehblättern stehen und diesen an Länge gleich kommen; er erfat.4»t sich über den Insertionsst eilen der Blumenblätter in eine kurze, obei

i. Radlkofer: lieber einige Capparis-Arten. 173

sich die Frage hervor, ob nicht eine andere, gleichfalls in dem Herb. Grisebach befindliche Capparis-Art derselben Sammlung aus Nicaragua vielleicht in Folge einer Etiquetten- verwechselung hier untergelaufen sei, nämlich C. Breynia Jacq. Die Schülferchen, die krystallführende Epidermis, der Mangel einer Angabe über etwaige Spicularzellen Hessen sich mit dieser Annahme vereinigen; doch miissten dann die charakteristischen Grübchen der Blattunterseite übersehen worden sein.

Die unter 2) erwähnte Pflanze weicht durch das Vor- handensein von Spi|cular Zellen ab.

Die unter 1) genannte Art endlich ist durch das Auf- treten eines aus zwei bis drei Lagen tafelförmiger Zellen gebildeten Hypoderms verschieden.

Zugleich scheint es sich bei dieser Pflanze mehr um eine Uebergangsform von Stemhaaren zu Schülferchen, als um letztere selbst zu handeln, nach den Worten Vesque's: , . . . tete composee de cellules . . . etalees dans un plan horizontal, libres sur la plus grande partie de leur longueur.*

Es ist nun allerdings, wie Elaeagans hortensis Marsch. Bieb. in der var. orientalis Schlecht, in De Cand. Prodr. XIV, p. 009 (E. tomentosus Moench) zeigt-, nicht ansgeschlassen, dass bei einer mit Schülferchen beklei- deten Pflanze dieses Indument mehr oder weniger durch Sternhaare ersetzt werde, und ebenso wohl auch umgekehrt. Aber dann sind die beiderlei Haarformen wohl doch auch an der Hauptform schon neben einander zu finden, wie in dem angeführten Beispiele und wie unter den Capparis- Arten etwa bei C. Breynia Jacq. Darnach erscheint es mir wenig wahrscheinlich, diLss C. neriifolia, welche mit keiner der lepidoten Arten übereinstimmt, etwa eine abnorme

knopfi^ erweiterte Stlule, von deren Kndigung die StaubgefüHHe ihren Ursprung nehmen. Der Fruohtknot<»n ist einfJlcherig.

C'iltnrftirm irsf^rn-i einer »ler na*:h den bisherüren Ansaben bl'»?- mit >t«?mhHaren ver^henen Arten -^i. Ebenäujvenig rii'Vhte ich an nehmen. •Ja.-- ihr »Inn-h «iie Cnitnr ecwa die Spien Urzellen o«ler ^He Krr^tal]»? in »ier Epidermis rerloren jf*irantfen -eien.

Die Pflanze s«?heint al<4-> wohl eine J»es»"kndere Art za sein und ma^ im ¥fli£^n*ivn in das Syst»"m eingereiht und knn ehamkterisirt i»ein. H*»ffectlioh wir»! hs jjelingen, sie in dem hi^^iireii •fiirtf-n nJ^er kurz «-ier lanir /'im Bl'ihen za brimjen.

loh fas^ ZI im S^jhliLxse für die hier betrachteten Arten an.- il^n Sei.tionen «^uadrella un«l Breyn iastrum, in w#-l<h' letzterer mir ilie neue Art. •/. nerüf^^lia. vorlänfii; am ehesten einen Platz l^eainspruiheu zu kr>nn»»n scheint, die untiTst: hei'ienden Merkmale, tie^mders die anatu- mi»<h*-n. kurz zu-ammen und ta^e die nothigen An- ;ral>en Hher die s e o jr r a h i > e h e Verhreitunjr. <i>wie von S V n o n y m e n uri«l L i t ^ r a t u r < t e 1 1 1? n namentlich die im Viirh*-rtr^dieiid»*ii l»**rrihrt**n und narh B*-«irirl'nis> und MMirlich- k»'ir in klarHr»*.-* Lirht ir»--Ndlt#'n \n-i. Zur Ifichtert^n nriHii- tiruiit: Wfi^ i«.h liinr aurh in dnr Lit»*ratur durch .!* auf di»* Voll mir ^^^Wy^x <i*'<*ih*'T\*^n MattTiali^n liin.

I. S ♦' r- 1 i <i 11 a d r ♦' 11 a. Sepala 1 ->f riata, anipla. aesti- vatioii«* vjilvata: di^ci proce^-^us liij:ulitnrm».*> : hacca siliqui* toniii-^: riiiiuili h-pidoti : tolia vt-rnation»* duplioativa. Mi}»tn> l»'|»idil»u-. pirruniiju«* ^«juainula «.♦•utn» in>idciit»* aucti- induta. *'ipni ;/lal>#'rriiiia. «•♦dlnli- *Ml«*ri'ncliyinatici>, tjua> diount ,>pi- « Hlar»'-", a patrina -upt.'riore vit>us intVri«»rem j»ercur^i. M<*ca diarliyrnati> nipturis plu> minu> crehre j»ellucide line«data, ♦•|»i«l«Tiiiide ^yp>i rrvstallis to»*ta, pa^inai* inferiori^ stnniat«»- pliora iindiilato-striata: ^tipulat* nullae.

1. <apparis i-thnuMisis Kichl. (Flor. Bnis. XIII. 1. l>^«jr», p. jr,**!): Fnlia uMnnjxa, modo lon^ius, mtMJo l»revis:<ime

L. Radlkofer: lieber einige Capparis- Arten. 175

acuminata, siibcoriacea, pallide viridia, supra opaca, cuticula subtiliter granulata, attaraen tactii laevia; cellulae spiculares minus crassae, geniculato-flexiiosae, a pagina folü superiore usque ad inferiorem protrusae, dein ramificatae, ramis epider- midi inferiori applicitis; lineolae pellucidae rariores; alabastra ovoideo-pyramidalia, quadriquetra, acuminata, maxima, 1,5 cm longa, 0,8 cm lata; sepala extus lepidota, intus pilis fasciculato- stellatis tomentosa; petala extuä ad lineam medianam lepidota, caeterum glabra ; torus conicus ; stamina petalis pluries lougiora, inferne fasciculato-pilosa, basi incrassata, cc. 50; bacca lon- gissima, moniliformi-torulosa, lepidota, stipite elongato glabro nee nisi ima basi fasciculato-piloso.

In Americacentrali: C. HoiFmann n. 755 ! (Costarica, Aguacate, fruct.; Hb. Berol.); Warszewicz n. 217! (Costarica et Veraguas, flor. ; specim. fol. brev. acumin. ; Hb. Ber.).

2. C apparis j amaic ensis Jacq. (Amer., 1763, p. 160, tt4b. 101; Willd. Sp. PI. H, 1799, p. 1135; Griseb. Flor. Brit. W. Ind. Isl., 1859, p. 18!, excl. exclud.; Eichler 1. c. p. 270!, emend. obs. de Breynia n. 1 P. Browne. Breynia n. 1 P. Browne Jam., 175(>, p. 246, tab. 27, fig. 1, excl. syn. ,Pluk. tjvb. 172, fig. 4% iucl. vero „tab. 221, fig. 1". - Breynia n. 2 P. Browne ibid. p. 24(). excl. syn. „Pluk. t^ib. 327, fig. 6** ad. C. longifoliam Sw. spect. Capparis siliquosa L. Sp. PL Ed. II, 1762, p. 721 excl. syn. J'luk. tab. 327, fig. 6** ad. C. longifol. Sw. spect. Capparis torulosaSw. Prodr., 1788, p. 81; Sw. Observ., 1791, p. 211; Sw. Fl. Ind. occ. U, 1800, p. 932! - Capparis Breynia Sw., non alior., ()l>serv. 1791, p. 210! Capparis Breynia var. = C. siliquosa L. excl. syn. Pluk. Sw. ibid. p. 211. Capparis Breynia Herb. Juss. ed. Triana & Planch. in Ann. Scienc. nat., s. 4, t. XVII, 18()2, p. 8(). - - Capparis ferruginea, non L., WilU. Herb., nee. Sp. nisi quoad spociniina indiciita sicca, n. 10047, partim, nempe quoad pla- gulam 2, speciuien ab Iseii in St. Cruz lect. ! Capparis

176 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 9. Februar 1884.

intermedia, non Kunth, Sieber Flor. Trinit. n. 97!, circa ann. 1825 edit. ; Eichler in Flor. Bras. XIII, 1, 1865, p. 270, ijiioad plant. Sieberian.! Capparia emarginata A. Rieh. Flor. Cnb., 1845, p. 78, tab. 9. Capparis anceps Shuttl. ed. Vesque in Ann. Scienc. nat., s. 6, t. XIII, 1882, p. 116); Folia plerumque subovalia (cf. formas 1 6) coriaeea, siccitate flavescentia, sui)ra -nitida, laevia, attadleu nerris la- teralibus interduni prominulis; cellulae spiculares crassae, breviusculae, raro epidermideni inferiorem attingentes ; lineolae l>ellucidae plerumque creberrimae; alabastra ovata, quadri- quetra vel deni(iue tumida, acuta, mediocria, 7 9 mm longa, 5 <> mm lata; sepala extus lepidota, intus pilis fascicolato- stellatis toment<xsa; petala extus praeter marginem lepidota, intus glabra ; torus conicus ; stamina petalis pluries longiora, inferne fasciculato-pilosa, basi incrassata, cc. 30 40; bacca longa, nunc torosa, nunc cylindrica, lepidota, stipite elongato glabro ; embryo oleosus, nee vero amylo carens, cf. supra p. 88.

Formas discemere licet sequentes:

Forma 1. emarginata (Griseb. Flor. Brit. W. Ind. Isl., 1H59, p. 18!): Folia ovali-oblonga, apice emarginata.

Forma 2. siliquosa ((.iriseb. I.e.!): Folia ovali-Iaii- ceolata, iitrinque acuta.

Forma H. ob ovata: Folia obovata, basi subcuneata.

Forma 4. ovata: Folia ovabv. apice acuta.

F o r m a 5. s u b I a n c e o 1 a t a : Folia oblongo-lanceolata, utrirnjue acut^i.

(Forma (k 1 o n g i f o 1 i a ? Cf. speciem sequentcm.)

In i n s u 1 i s a n t i 1 1 a n i s nee non in Florida: Forma 1: Browne (fid. ic. cit., Jamaica); Jacquin (lid. io. cit., Jamaica); Kanion de la Sagra (fid. ie. cit. Fl. Cnb., (.'ul>a, 182.5— :r>); Moritz n. 51! 192! (Port^rico, St. Thomas: Hb. Ber.): Macfad yen V n. 42! (Jamaica V Barbados?: forma larpoplioro brevi, 1cm vix excedenb', cf. supra p. 159; Hb. lirisel).); Cabanis! (Florida; IIb. Ber.); R. C. Alexander!

i. Hadlkofer: tleher einige Capparis- Arten. 177

(Jimiaica, m. Maj. 1850, flor.; Hb. Griseb.); C. Wright n. 1870! (Ciiba, 1860-64; Hb. Griseb.); Curtiss n. 204! (Florida; Hb. Ber., Monac.). Forma 2; Browne (fid. descr. cit. n. 2, Jamaiea); Swartz! (Jamaica; specini. florig. ,C. Breynia'* in8cr. et special, sterile ad. C. torulos. recensend. ; Hb. Monac); Lect. ignot. ! (St. Thomas; ex Mus. Par. c. Kunth comm. ao. 1820, Hb. Ber.) ; Princeps Paul de Wür- temberg n. 303 ! (S. Domingo, ad littora maris prope Mira- goane m. Jun. flor., m. Dec. fruct. ; Hb. Monac.) ; Wull- sehlaegel n. 16! (Antigua, Gracebay, ao. 1849; Hb. Griseb., Monac); Duchassaing! (Guadeloupe; Hb. Griseb.); March n. 1528! (Jamaica; Hb. Griseb.). Forma 3: Isert! (Santa Cniz; Hb. Willd. n. 10047, plag. 2, sub nom. „C. ferruginea**); Humb. & Bonpl.?! (c cit. „Browne tab. 27, f. 1% ex Hb. Bonpl. c. Kunth comm., Herb. Ber.; cf. supra p. 153); C. Ehren- berg n. 267! (St. Thomas; Hb. Ber.); Mayerhoff! (S. Do- mingo, ao. 1859; Hb. Ber.). Forma 4: C. Ehrenberg! (S. Domingo, Hb. Ber.); R. C. Alexander! (Jamaica; Hb. Griseb.). Forma 5: Coli. Sieber n. 97! (Trinidad, ,0. intermedia* ; Hb. Ber., Monac). (Forma 6?: Cf. speciem secj.). Accedunt specimina nonnulla a Griseb. 1. c enu- luerata, mihi ignota.

3. Capparis longifolia Sw. (Prodr., 1788, p. 81; Observ., 1791, p. 211 ; Flor. Ind. occ H, 1800, p. 934 c syn. .Pluk. p. 328, plantii 13, tab. 327, f. 6"; DC. Prodr. I, 1824, p. 253; Eichler 1. c p. 271 !, in sectione „Breyniastrum". Capp aris cynophallophora L. var. saligna Griseb. Flor. Brit. W. Ind. Isl., 1859, p. 18, quoad syn. Swartz.): Folia lineari-lanceolata vel linearia, sicca minus insigniter pellucide lineolata, caeterum ut in C. jamaicensi ; flores fruc- tusque ignoti.

In insulis antillanis: Collector ignotus (Barbados, t. Plukenet); Swartz (Jamaica); Wullschlaegel n. 17! (An- tigua, foliis linearibus ; Hb. Monac.) ; C. Ehrenberg n. 267 ! 11884. Math.-phy8. Cl. 1.] 12

Ob». Aeü*: forma, anre rami «t^rife tannuD CApparidi'^

4. C a p p a r i ^ '^t <i o r a t i -^ » i m a Ja':i4. < »rt. >c1k«i- Irinn, 1. ITf'T. p. ->7. ta>.. llM: Wüli. Sp. Pi IL 1799. p. 11%. Hb. WiUd. n. l«Hi4i^!: IX\ Pp>lr. I. 1^24, p.251: Tnana & PlaDch. in Ann. Scienc. nat.. s. 4. t. XVII. l^Ü, p. •^5. eicl. «^JunjaifJo srn. .C. Breycia >w.' ad C. jamaic. r«^:^fij9*rnd. : Eichler 1. c. p. 27«»!: Hemslr-j in Bi*>k»sr. l>ntr.- Amer.. Bot. I. 1S79— Sl. p. 44: Vesqne 1. e. p. 112! Capparift ferruginea. non .L.*, Willd. Sp. PI. II, 1799. p. 1135 et 1130 in obe?. ad C. odor., st>lamuiodo quoad *pe- dmina indicata sicca. Herb. Willd. n. 1M"47, partim, nenipe plagula 1. >peciniina a Humb. et Bonpl. ad Humana lecta, coli. n. 39. fructig.. et 3^ partim. ^^I:e fl. et froct. ! Cap- paris Breynia, non ,Sw.* ne<* Jacq., Kiinth Xov. Gen. et .Sp. V. l*?21. p. 97. eiel. >]m. .C. Brevnia rfw." ad C. ja- maic. receij>.. sj»f*ciinen floriji. a Hunib. et B«»r.pl. ad i*imiana W.i.. in .Mii>. Par. >ervat. t. Tr. & PI. 1. c. p. S4. Tap- pari:^ intermedia, non .Sieh. etc.. Kunth Xi»v. tien. et Sp. V. 1^21. p. 9^. >iH<im. fnictijj:. a Hurni». et K<>npi. ail Tiiniana lect., in .Mus. Par. servat., cuU. n. 391: ÜC. Protlr. I. H24. p. 2Ö2I: Ei«:lilHr 1. c. p. 2701. partim. Tappari^ o I i V a e fo r m i - I>< '. mss. ed. Kunth I. c. I T a p p a r i ^ t<»rul(»-a. non .Sw.", ciV. i\ jamaic. .1.. ^.iriseb. «forma siliqiia brevirssime stijutafci" in Xt»vit. Flor. F\inau].. liui- plandia VI. l!^.")S, p. 2, specimen a HuchiLssain^ leit., in Hb. < iri.Mfb. .-ervat. I C a p a r i s j a m a i c e n s i s , mm .laoq.. <irisel». Fl. Brit. W. Ind. Isl.. 1S:»9, p. is, qm»ad syn. .C\ int'Tmf^lia Kuntli" et patriae indiration. .Venezuela* >yn. illud nee non r<»ll. Fendler n. 2274 ii<l. Hb. tiriseb. s|»e<t.!|« Folia ovali-ol»Ionj;a. coria^ea, siccitate j^lauc^H-viridia vel tusi'o- flaves<;<*ntia, -iipra nititla. laevissima; lepides e rellulis an^i^iisti-

L. Radlkofer: üeher einige Capparis- Arten, 179

oribus exstructae, squamula accessoria quam in aliis speciebus magis rotundata auctae ; cellulae spiciilares crebrae, graciliores, per totnm ditichyma protnisae, deorsum aliae et aliae con- vergeutes , epidermideiu inferiorem plerumque attingentes (cf. Vesque, Ann. Scienc. nat., s. H, t. XIII, tab. 2, fig. 13, e); liueolae pellucidae plerumque sat crebrae; alabastra sub- globosa, minora, diametro 4 mm; sepala extus lepidibus va- lidioribus quasi loricata, intus tomentella ; petala extus praeter marginem lepidota, intus glabra ; toriis in columnam brevem ai)ice dilatato staminigeram elevatus; stamina petalis vix lon- giora, basi clavata pilosa, cc. 30 ; bacca brevior, subcylindrica vel torulosa, lepidota, basi saepius angustata, in stipitem bre- vissimum vel vix uUum lepidotum continuata.

In Americae meridionalis ora caribaea usque ad isthmum Panamensem, nee non in insula adjacente Trinidad: Jacquin? (Caracas, culta in Hort. Vindob., m. Mart. et April, flor.); idem? (Herb. Willd. n. 10048 ! specimen cultum ? sine fl. et fruct.) ; Humb. et Bonpl. ! (Cumana, m. Sept., florig. „C. Breynia K." ; fructig. coli. n. 39! ^C. inter- media K.« et ,C. fernig.'' Hb. Willd. n. 10047, plag, l nee non Hb. Kuntli, adjectis apecimin. steril, coli. n. 38 partim!); Moritz n. 481 ! (Columbia, La Guayra; Hb. Her.); E. Otto u. 540! (Venezuela, m. Febr. 1840, flor.; Hb. Ber.); Karsten! (Columbia; Hb. Ber.); Duchassaing! (Panama, ao. 1850; Hb. Griseb. ,C. torulos. var."); Gollmer! (Caracas, m. Maj. 1853, flor.; Hb. Ber.); Pendler n. 2274! (prope co- loniam Tovar, ao. 1853 54; Hb. Griseb. ,C. jamaic.*); Criiger n. 303! (Trinidad, Chacachacau, si recte lego, m. Oct. 1861, flor.; Hb. Griseb. „C. janmic.**). Accedunt specimina nonnulla a Tr. & Planch. nee non a Hemsley 11. cc. enu- nierata, mihi ignota, praesertim centrali-americana : Friedrichs- tlial (Guatemala); Endres n. 222 (Costariea) ; Sutton-Hayes n. (»85 (Panama, Taboga).

II. Sectio Breyniastrum. Sepala 1-seriata, minuta,

12*

1*" S*:zft9Ky der ■•KA.->4y>. €iA.s<^ r»>» ^. Ft^lprmar lS8i.

forzLL-: nmioli lepidoti: f«.>lia vematione duf »li^^sitiTa . ^Qbtll^ !epidir>ri> pleruni<|ue st^uamcla centivk insiilente auetis Lnduta. ZR-Tif^r in una sjieci^ piü> faM::calat•.»-^eUati^ supra >ubtust|ae ohr»2ta. Dallis n«x- «-ellulis >picularibu> n^c lineolis peilocidis instraota. epidemiide --iiiinili» »pec2t-bu> dirersa: ^ipalae niilUuf. IV Cappari? nerii t «> l i a m. : Folia aiura^i» l]iDcei>- lata, acuti^ima. margine subrevoluta. ^ubeoriacea. saturat«» viridia. exsier-ata daveseend-Wridia. ^up^a glaberrima. nitidula, v^ni- pn>iuinuli» reticuiata nig«k«5aque nee laeria, attamen cutieula lai^Ti. suVitus l»rpidota. cryptis nullit ia>tnK*ta, «^pMer- niide non cnr^tallophora . in&rriore stoniatophora undulato- striata: flore> fructiisque ignoti.

Patria ignota i Mexico Vi. C u 1 1 a in Horto Mouacen^i ! Ob<. 5?pevi€s dubiae ^edi?. quasi intenneiiia inter prae- cedentes et :<equentem.

2. Cappari^ Breyuia Jaoq. «Amer., lTt>:J. p. lt»K tab. In3: Linn. .<p. Ed. IL Vol. 1, p. 271. |iaitim. wo. 17t>2, cf. >upra p. iri2 in annot.: Willd. Sp. PI. 11. 171*9, p. 11:IS, purtini. Hb. Willd. n. l«M»f;2:: DC. Pr-Hir. L 1^24. p. 252. partim: Triaiia et Planchoii in Ann. Scienr. nat.. ^. 4. t. XVIL lSö2. p. '?«»; Eithler 1. c. p. 2711. emend. obs. de Breynia n. :j P. Browne; n«.n .*?i*-.. cfr. T. jaiuair., neo Kunth. cfr. M. i>«ii»r. - Breyuia n. 3 P. Browne .lam.. 17"»iJ, p. 24K. tab. 27, tig. 2. - Capjiari> amy gdal i n a Lani. Enivil. 1, 17^:;. p. t.in^ excl. »-xclinl. : Kuiith Xmv. kW-u. et Sji. V. 1S21. p. l^tll: Dr. PriMjr. I, 1S24, p. 2.>*> emend. o>v. de syn. Jacij.. c. var. i. uml»ellata a Humb. et l^>npl. leeta!: Wri>eb. Flor. Brit. \V. Ind. 1>1.. l>:»Vi. p. 17: Hem>ley in Bioiogia rentr.-Anier.. I^»t. I. 1>7S»— ^1, p. 4:^. Ca p pari s bar- cellon#.Mi>is Kunth Nov. ^len. et Sj). V, 1^21. p. 97! Cappari- ferrnginea, non L., Sieb. Flor. Martiuio. !i. 1:'»'.*I aini. 1^22 edit. VCajiparis intermedia, nun

Kiinth. Kichler 1. c. p. 270, quuad >|KX'imen Pen»ttetianuiu.

L. Badlkofer: lieber einige ihtpparis- Arten. 181

cf. siipra p. 155 sq. VCapparis Lindeniana, cf. Ves(|iie in Ann. Sc. n., s. 6, t. XIII, 1882, p. 111 in syn. ?Cap- paris oxysepalii, non Wright, Vesqiie 1. c. p. 1 20, speciraen Wrightiannm, cf. siipra p. 172 8({.): Folia sublanceolata. charta- cea, siccitate livescentia, siipra pilis fiisciculato-stellatis induta, niox dccalvata, nitidula, venis proniinulis minus laevia, siibtus iepidota nee non in cryptis stoniatophoris pilis faseiculato- stellatis brevibiis obsita, lepidibus ostiohim cryptanim an- j^ustatiim obtegentibus (cf. V^esque 1. c. tab. 2, fig. 10), e[)iderniide utrinqiie laevi erystallophora ; alabastra juvenilia sepalorum apicibus obtecta parva, 2 mm vix aequantia, de- iiiiine petalis accretis 9 10 mm longa, 5 mm lata, ellipsoidea; sepala extus Iepidota, intus tomentosa ; petala extus pilis st^l- lati.s in lepides transeuntibus, intiis pilis fasciculato-stellatis tomentosa; toriis in columnam brevem apice dilatato stamini- geram elevatus; stamina petalis j)lus duplo longiora, inferne dilatata et fasciculato-pilosa ; bacca longa, Iepidota, subey- lindrica vel moniliformi-tornlosa, stipite elongat«^ lepidibus in pilos stellatos transeuntibus induto, denique plus minus glabrato.

In insulis antillanis et in Continente vi ein a Americae meridionalis centralisque nee non in Mexico: Browne (fid. ic. eit., .lamaiea); Jacquin (fid. ic. cit., in Caribaeis et in Continente vicina); Humb. etBonpl.! (Cumana. m. Sept. fiorig. ,C. amygd.**, ,var. ß, umbell. DC^ ! Hb. Kunth, resp. Berol. ; n. 88 partim, Nova-Barcellona, m. Sept., flor., ,C. barcellon. K.*^ ! Hb. Kunth, Hb. Par., ,C. Breynia** Hb. WiUd. n. 100t>2, ])liig. 2!) Himib. et Bonpl. ! (Campeche, fruct. ; Hb. Kunth); Collector ignotus! (Portorico: ao. 1820 ex Mus. Par. c. Kunth comm.) ; coli. Sieber n. 139! (Martinica, ^C. ferrug.** ; Hb. Ber., Monac); Billberg! (Car- thagena de Columlna ; Hb. Ber.); C. Ehrenberg n. 266! (8t. Thonnis; Hb. Ber.); Wullschlaegel n. 15! (Antigua; Hb. Grisel)., Monac); Duchassjiing! (Guadeloupe; Hb. Griseb.);

182 Sitzung der mathrphys. Classe com U, Februar 1884.

Gollnier! (Caracas lu. Maj. 1858, flor.; Hb. Ber.); Fendler n. 2273! (prope coloniam Tovar, 1854—55, 1856—57: Hb. Griseb.); C. Wright! (Nicaragua, 1853-56, ü. S. North, Pacif. Expl. Exped.; Hb. Griseb.); Hahn n. 809! (Martinica, 1866—67; Hb. Ber.) Ciilta in Hort. BeroL! (Hb. Willd, n. 10062, plag. 1). Accedunt specimina nonnuUa a Griseb.. Tr. & Planch., Hemsley et Vesque 11. cc. enumerata, mihi ignota, uniim in America aec^uatoriali lectum a de Grosourdy (cf. Vesque), reliqua praesertim mexicana: Galeotti n. 7196: Liebmann (üaxaca); Linden n 999 (Cami)eche).

183

Herr Ktidinger legt eine Abhandlung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern vor:

, lieber Endorgane der sensiblen Nerven in der Zunge der Spechte**.

(Mit 2 Tafebi).

Die sensiblen Nerven der Zunge des Buntspechtes sind SC) reich mit tenuinalen Endapparaten, den sog. PaciniVchen oder Vater'schen Körperchen besetzt, dass hiedurch die Orien- tirungsfähigkeit der Zunge dieses Thieres einen sehr hohen Grad erreichen muss. Herbst hat schon in der Zunge vieler Vögel Pacini'sche Körper gesehen und Goujon, Key und Retzius haben dieselben in der Zunge des Papageis und der Ente wahrgenommen; allein eine so zahllose Menge dieser Gebilde auf engbegrenzter Stelle , wie sie in dem vorderen Zungenabschnitt von Picus major auftritt, ist bis jetzt nicht zur Beobachtung gelangt.

Die sagittalen Schnitte durch die Spechtzunge (Picus major, P. minor und P. viridis) lassen nämlich eine grosse Zahl dieser zierlichen Gebilde an den Enden der Nerven- primitivfaseni erkennen, die, wie Fig. 5 zeigt, das ganze Ge- sichtsfeld, ohne grosse Zwischenräume übrig zu lassen, erfüllen.

Was zunächst die äussere Form der Zunge des Bunt- spechtes und die Art ihrer Bewegung anlangt, so bin ich in der Lage bezüglich des letzteren Punktes einige genaue Be- obachtungen, welche gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Rü-

184 Sitzung der matK-phys. Classe vom 9. Fehrtiar 1884.

dinger an einem bis zu einem gewissen Grade zahmen Tliiere gemacht werden konnten, mitzutheilen. Dass die Zunge der Spechte als tastender Apparat eine grosse Rolle bei der Auf- suchung und Aufnahme der Nahrung spielt, ist eine den Zoologen bekannte Thatsache und dieselbe konnte an dem erwähnten Thiere im Käfig leicht kontrolirt werden.

Wir fütterten das Thier, welches uns von Herrn stad. med. Bar low gütigst zur Verfügimg gestellt wurde, häufig mit der Larve von Tenebrio moJitor. Alle Mehlwürmer wurden dem Buntspecht mit der Hand dargereicht. Fasst« man die lebende Larve zwischen Daumen und Zeigefinger und näherte dieselbe dem Gitter des Käfigs, so kam der Specht an der Latte der Käfigwand herangehüpft, berührte meist den einen und dann den anderen Finger blitzschnell mit der Zunge, und nahm entweder die ganze Larve oder, wenn diese fest fixirt wurde , das voY-gehaltene Körjierende mit dem Schnabel weg un<l holte dann mit der Zunge alle Eingeweide aus dem Körper der Larve hervor, wobei nur die Widerhaken derselben zur Wirkung kommen konnten.

Die Zunge stellt bei den Spechten ein ziemlich langes cylindrisches liebilde mit zugespitztem vorderen Ende dar (sieh Fig. 1). Das letztere ist vorwiegend an den lateralen Hündem mit kleinen nach rückwärts gerichteten ej»ithelialen Häkchen bes«?tzt, welche ganz geeignet erscheinen, die Nahrung an- zuhaken. Dass auch mittelst der Zungenspitze eine Anspi es- sung der Nahrungsmittel erfolgt, kann keinem Zweifel unter- liegen; denn «lieselbe ist in Folge eines mächtigen Epithel- beleges sehr fest un<l am äussersttMi Ende tein zugespitzt. Die Zungenwurzt»l bewegt sich in einer ziemlich langen gefalteten Schleimhautscheide, welche die Zunge bei ihrer Ruhelage fine Strecke weit verhüllt. Die Scheidt? verdickt »ich an ihren oberen Iat4»ralen Händern durch Anhäufung von Drüsen, welche mit ihren Ausführungsgängen an der freien Si*hleim- hautflüche nu'inden. Bei Ficus viridis finde ich oben an

Ludicig Ferdinand: lieber Endorgane der sensiblen Nerven etc. 185

der Scheide noch einen besonderen scharf begrenzten Spalt, der sehr eng ist, eine horizontale Stellung über der Zunge einnimmt und von einer mächtigen Faserlage umgeben wird. Möglicherweise gewährt dieser Spalt der Zunge ein freieres Spiel bei ihren stenipelfi>rmigen Bewegungen. An der Aussen- fläche der Zungenscheide befinden sich kleine stumpfspitzige Stacheln, unter welchen stark entwickelte Papillen, gedeckt von einem vielschichtigen Plattenepithel, auftreten. Es zeigt sich demnach nicht nur die Zungenoberfläche am mittleren und vorderen Abschnitt, sondern auch die Aussenseite der Scheide mit grosseu Papillen reich besetzt.

Die topographische Vertheilung der terminalen Endapparate in der Spechtznnge.

Der centrale Theil der Zunge besteht bei Picus major und bei P. viridis vorwiegend aus dem Os entoglossum mit seinen starken Muskeln, von welchen das grössere Paar bis in die Spitze gelangt (s. Fig. 2, 3 und 4). Da-? Basibranchiale ist mit dem Basihyale gelenkig verbunden und während das Basibranchiale bei Picus viridis aus zwei symmetrischen Ab- theilungen besteht, wird das Basihyale, wie beim Buntspecht einfach und läuft in eine dünne Spitze aus. Djis Os ento- glossum bedingt in erster Heihe die Starrheit der Zunge, denn das äussere verdickte Epithel derselben kann nur eine widerstandsföhige Oberfläche zu Stande bringen , besonders an jenen Stellen , wo dasselbe eine bedeutende Mächtigkeit erlangt, wie an der hornartigen Zungenspitze.

Die Vater \schen Körperchen nehmen ihre Lage zwischen den erwähnten centralen Gebilden der Zunge und ihrer Schleimhaut. Die letztere ist durch eine lockere Binde- gewebsschichte mit den unterliegenden Gebilden vereinigt und in derselben sind die terminalen Nervenenda])parate eingebettet. Ihre Stellung ist eine vorwiegend sjigituile d. h; ihre längsten Durchmesser entsprechen dem Längsdurchmesser der Zunge,

•- FUr. 4». Wirr if-r Fi^-:r -> 2ri;2i. we>:iiT «rrf- 2«caae

;•«'>:£ ri-rLr- Viir^VL-r K'-r^^rTci-Ki SIT: iLr»?c L^caiEsachi^n]

•ünr n:-ri:h4nä*^fi-r!i Rrr. irjrkriz^'ec wrl..-}:-* jj: r-eü^biipec ^kelleo drr Z^Z'^*rz,oh^rSl^hrr <^:zzni'tz . *nf -i-rn: direc:«««!!

grlritr: wrrir- ivLn-rc. Trijf: n^r -ich in 'i«- Zi>De *fcs BÄ«i-'ra::»:LiÄ:r ^.^woLI hl drr •.»i-erlÜche . aI^ aQcIi in *\^r Tirfr 'ii-jL" s»r: drc 2T»:»-f^£. X"rrT*rEa«in:a:«r!: Vifc5er*sehe Köq^r. -•> -u: i ■i:es*:rf.*:n i-jh LÄ-ip*Czs4chlioli o>EC»«LtnK in Art* Zl»iw •i«Ä Bfifitjale. w.> ?ie in drr rrwÜLirc Scbtcuö:?» finen dkhtrE Kranz dar-tiellfrn -jsd iie ii:*e*:hani-^ri'rn Einwirkongiffl \*'U aürn Strllri- «irr Z'iiu5rrL'»>-rrfi^hr iT;tt;;i:«*hn:«:*n im.Suivli' •in-i. In d^r hintrrv!: 'Lnr drr termir.a!»rn Kr»r}^*n:h«i tnpti« ditr-*-rr-irn a'i»-h in drr TiriV. v.'W...hl ditht An den X^rreii- -tamnir-::. ii* u: b in r:::-=^r n.:: Bin irri-.:*:cit^:.z rrtullten Furtbf ■i*^ <> »-nt'-if!' •*"-::-: a\:: i>. Fii:. •'• . Hier ii«rtf»r:: >itf demnach •irr«: Kn'j'.Lrn iTüiiz i..ihf?. ^üLivLi di- MrLrtihi d«-r iu der ^ ;oii;:i«.«i^ .iLj-rrinf.htfii «lifr te>t^:. rntt-rliüre erithelirt.

Wii* 'i-i: t »r i L ►• r n: i: B Li :i d i •:- ? f r < V e b i 1 d e lietriffl. -*» '•tiLiiLt i^-r-^lie in nirhrtüijhfr Bni-ziekiiiii mit den Kürper- t-h^n. wr!th«r von Hernie. KMlliker. Gran«irT. Ai<fl Kry. Ketzi 1-. Ka :r...r. Mrrke! «Taf. XV Fig. UJund Kra !!'•►' «Tat". I Fisr. j->*hnet-n und ar-irebildet wurden. 'i)**-r^'iu. Llii[^*j[*i, -iiid di^ IWihiVbrn Kr.qiercher. im Merfn- t*-ri'iiii «inr KuX/.r i^ezuirli. h ihrr-^ Ba^itr* WM>eiitlioh abweichend vt.ii il»r!i teniiii;al^-M FndiTiranen in der >|iei*htzmiire. wo ihr •[•r«::h*fh»-> Wrh alten in Hr'^^s^, L;ure nvA Bau den sfiU M'-rknlV i>e>tätiirt. wrkh»-r allir»-m»*in aa-iri"\l rückt heisrt: hie N e r V »Ml ru d i u M n ^ »Ml > i n d verschieden jr e- baut uarli lier tti|i«j^ raph i>c heu Luge und nicht

Ludwig Ferdifiand: Ueber Endorga*^ der setmhlen Nerven etc, 187

nach der funktionellen Aufgabe, die sie zu er- füllen haben.

Die Vater'schen Körperehen der Spechtzunge zeichnen sich alle aus durch ziemlich starke und coraplicirt angeord- nete Kapseln und können daher nach den Anschauungen Krause's und Rauber's zu den empfindlicheren gerechnet werden. Nach der Beobachtung Merkel's sind alle tieflie- genden Vater'schen Körperchen von mehr und stärkeren Kapseln umhüllt, als die oberflächlich angebrachten und die ersteren sollen daher feiner reagirende Gebilde sein.

Alle Körperchen, welche in der Spechtzunge vorkommen, haben eine längliche cylindrische Form mit einem von der Nervenfaser gebildeten Stiel und einem abgerundeten freien Ende (s. Fig. 6, 7 und 8). Ihre Beziehung zu den Nerven- fasern bringt e^ mit sich, dass der Stiel gegen die Zungen- wurzel, das abgenindete Ende entweder gegen die Oberfläche der Zunge oder nach der Zungenspitze gerichtet ist, so dass, wie oben schon angedeutet wurde, die einwirkenden adäquaten Reize die Nervenendkolben im Innern des Vater'schen Kör- pers direkt treflfen.

Die Hülle der Vater'schen Körper besteht aus einer geschichteten Kapsel , welche von einem perilympha- tiscben Raum umgeben ist. Der Charakter derselben ist in den zwei Figuren (Fig. 7 und 8), welche, was ihre Grösse betrifl^t, die beiden Extreme darstellen, sehr gut zum Aus- druck gekommen. Man erkennt an ihnen ein System von aufeinander folgenden Hüllen , welche von kernehaltigen Fasern in doppelter Richtung durchsetzt sind. Die innersten Lamellen sind dünn , stark lichtbrechend und nur in der Nähe der centralen Zellengränzen von spindelförmigen Kernen, die entsprechend der Längsachse des Körpers angeordnet sind, durchsetzt (s. Fig. 6). Dann folgt nach aussen die von zahlreichen Fasern durchzogene Schichtung, welche den specifischen Charakter des Gebildes bedingt. In derselben

188 Sitzung der mnthrphys Cla^e com 9. Februar 1884,

hefiuden sieh Faserzöge von Kernen besetzt, welche den Vater'schen Körper vorwiegend ringförmig umkreisen. Die letzteren lassen sich an feinen Schnitten gut imbibirter Pra- parate sehr leicht darstellen, (legen die freie Oberfläche tritt abermals eine etwas lichtere Zone auf, welche aosseu durch eine ziemlich scharf begrenzte Lamelle ihren Ab- schluss findet. Der Vater'sche Köri>er steht folglich mit der Umgebung in keiner sehr innigen Verbindung und geht daher an feinen Schnitten sehr leicht verloren. Sehr häutig begegnet man hellen runden Räumen, aus welchen die Vater'- schen Körperchen ausgefallen sind. Diese Beobachtung führte zu einer genaueren Prüfung der Beziehung dieser terminalen Gebilde zu ihrer Umgebung und an gelungenen Schnitten konnte konstatirt werden , da^s der Kaum , welcher aussen das Vater'sche Körperchen umgibt und gegen die Umgebung seine Abgrenzung findet , durch eine auf dem (.juerschnitt linear erscheinende Lamelle, die an ihrer Innenfläche von Kernen besetzt ist, seinen Abschluss findet (s. Fig. 10). Die Kerne der Meml>ran zeigen einen gewissen .Abstand von einander und gestatten w(»hl mit grösster Wahrscheinlichkeit die Annahme, dass sie Entlot helzellen angehören. Fällt die iiusserste rnihüllungsnienibran dem System der Lamellen des Vater'schen Körj>er»< zu , >o wäre der äusserste mit Fln*iig- keit erfüllte Kaum der grösste zwischen den Lamellen; stellt dieselbe aber in Zusammenhang mit der inneren Membran einen mit Endothel l)esetzten Sack <lar. so darf die von ihr umschlossene Lück«» als j> e r i I y m p h a t i s c h e r Kaum ge- d«Mitet wt»rden.

.ledenfall- müssten. um die.se Deutung zu In^ründen. die näheren Beziehungen «lieses Kaumes, der zuweilen mit einem feinen moh»kulären Niederschlag erfiUlt ist, zu dem Stiel und der übrigen rmgehung eingehend geprüft werden. Von Interesse ist es, dass schim Herbst über die Lymphgefässe der Vater'schen Körju'r mehrere Angaben gemacht hat.

Ludwig Ferdinand: lieber Endorgane der senstiblen Kerren etc, 189

Niieh diesem Autor liegt an jedem Körperchen, „wenigstens HD einer, oft aber an beiden Seiten, ein ansehnliches Lymph- gefäss, welches ziemlich genau mit ihm verbimden ist. Eins «lerselben tritt an den Stiel und nimmt einen aus dem Kör- perchen entspringenden kleinen Saugaderzweig auf". In ein Chylusgefiiss sollen nach Herbst diese Saugadern nicht übergehen. Ob diese Lymphgefässe mit den auf dem Durch- schnitt sichtbaren verhältnissmässig grossen perilymphatischen itäumen verwandt sind, muss weiteren Untersuchungen vor- behalten bleiben. Vielleicht kann ilie Beantwortung der Frage über das Verhalten der Lymphbahnen in den Pacini'- schen Körperchen auch Autschluss geben bezüglich der nicht selten an ihnen vorkommenden ödematösen Anschwellungen.

In der Axe des Vater'schen Körpers befindet sich das Ende der zu ihm gelangenden Nervenprimi tivfas er und da dasselbe in jüngster Zeit durch Krause, Merkel, Key, Retzius, Kau vier, Carriere und A. einer speci- ellen Prüfung unterzogen wurde, so will ich nur die wesent- lichsten Punkte an den Vater'schen Körpern der Öpecht- zunge hervorheben. Bezüglich der centralen Gebilde des V^ater'schen Körpers müssen die aus Zellen gebildete Sc h e i d e und der in dieser befindliche Axencylinder unterschieden werden.

Die beiden zu einer Scheide vereinigten Zellenreihen sind durch Key und Retzius bei verschiedenen Thieren richtig erkannt un<l ge<leutet und von Carriere für die Köq)erchen am Schnabel der Ente bestätigt worden. Auch bei I*icus major treten zwei regelmässig angeordnete Zellenreiheii auf, welche in der Längsaxe des Vater'schen K(')rpers so ge- stellt sind, dass eine Scheide zur Aufnahme des Axencylinders zu Stande kömmt. Indem die halbmondförmig gestalteten Zellen an ihren Rändern sich berühren und in der Mitte, wo die Zelle am dicksten ist und ihren Kern trägt, von einander abstehen, bilden sie einen etwas abgeplatteten Hohlraum, in

190 Sitzmiff der mathrphys. Classe rotn 9. Februar 1884.

welchem der Axencylinder der Nerveiiprimitivfaser Aufnahme findet. Was die Zellen anlangt, so wechselt ihre Zahl je nach der Grösse des Vater'schen Körpers zwischen 10—24 lind mehr. Sie zeigen eine regelmäßige Anordnung, scharfe Contcmren und stehen als Halbmonde einander gegenüber (s. Fig. 9), Bei Einstellungen auf ihre Flächen deckt die eine Reihe die andere mehr oder weniger vollständig und erscheinen sie daher einreihig, während hei der zeitlichen Betrachtung die beiden Glieder mit den cubischen Fonnen der Zellen in ziemlich strenger Kegelmässigkeit in die Erscheinung treten. Auch am Stiel des Vater'schen Körpers sind in der l'mgebung der eintretenden Xen-enfaser Kerne angebracht, welche durch grosseren Abstand, durch Kleinheit und ihre plattgedrückt-e Fonn von den Zellen im Innern wesentlich abweichen (s. Fig. «» und 7).

An dem freien Ende <ler aus den Zellen be^hendeo Scheide sind im Innern des Vater'schen Körpers auch Picus major die von Carriere genau l>eschriebenen Deck- oder Sihhisszellen, welche zu den übrigen eine Drehun>{ om W iirad i'rfahren , vorhanden. Sie biltlen die Kuppl über dem koll>ig angt^sih wollenen Ende des Axencvlinders un«l scheinen rl>enso. wie alle ül>rigen Zellen nicht nur nnh au-sen. >oiidern auch nach innen gegen den Hohlraum dunh eine >elbständige Zellenmembran abire>chh»^sen zu >ein uuJ erlangen dahiT zu «lern Axencylinder nur eine to|M»graphi-tlh^ Beziehung.

I >er A X e n c y linder tritt, umgel>en vt »n einer dfinnen Hüllt», weKh»* am Stiel mit Kernen bt-^*tzt i>t, in die zellijP* Scheide ein un«l In^hiilt -eine t-ylintlrisehe Besehaffeuheit bi- zum Ende, wi» er eine kolbige Ansi'hwellung erfährt, i»«-i. Eine histol.igisihe Be/ieliunu «le^ Axeney linders zu drti Zt'llt'n der Srlu»ide lie.vs miIi an den Vater'M-hen Köqvrn liei PirUH nuijur nicht narhwei>en. Alle gelungenen yu«T- M'hnitte der terminalen KöriHT, welche mit guten Immersiun*-

Ludwig Ferdinand: lieber Endorgane der sensiblen Nerven etc. 191

Systemen geprüft wurden , Hessen den Axencylinder als ein scharfbegrenztes Gebilde im Innern der Zellenscheide er- kennen. Ob das an einzelnen Objekten wahrnehmbare punk- tirte Aussehen desselben von seiner fibrillären Beschaffenheit, welche durch Hrn. Prof. Kupffer vor kurzer Zeit festgestellt wurde, abhängig ist, müssen weitere Untersuchungen mit Hilfe der vervollkommneten Imbibitionsmethoden zur Ent- scheidung bringen, wobei auch die weiteren Fragen über die Lymphwege im Innern des Vater\schen Körpers und jene über die Beziehungen der Scheiden des Axencylinders zur übrigen Umgebung zur Erörterung gelangen mögen.

Beschreibang der beiden Tafeln.

Fignr 1. Zunge von Picus major von oben gesehen. Man erkennt an ihr die drei Abtheilungen: a) Der Tntroitus des RespiKitionsweges. b) Die Scheide, in welcher die Zunge ihre stempel- förmigen Bewegungen ausführt, o) Der mittlere grftsste Zungenab- schnitt, d) Vorderer zu beiden Seiten mit Widerhaken besetzter Zungenabschnitt.

Fignr 2. Querschnitt der Zunge von Picus major am hinteren Abschnitt, a) Os entoglossum. b) Die um das Os ento- glossum herumliegende Muskulatur, welche aus mehreren Abtheilungen besteht, c) Lockere Bindesubstanz, welche zwischen den Muskeln und der festen ringförmigen Umhüllung (d) angebracht ist. e) Membrana mucosa mit Drüsen, einem mächtigen Epithel und feinen stachel- förmigen Erhebungen.

Figur 3. Querschnitt der Zunge in der mittleren Region, u) Os entoglossum. b) Die Muskeln im Innern der Zunge, c) Lockere Bindesubstiinz von GefUssen durchsetzt, besonders oben und median- wärts stark entwickelt, d) Schleimhaut mit den stachelförmigen Er- hebungen, e) Dieselben stark ausgebildet am Zungenriicken.

Fignr 4. Querschnitt der Zunge am vorderen Abschnitt, si) ÖS entoglossum b) Nervenstämme von pigmentirter Bindesubstanz umgeben, c) Vater'sche Körperchen dicht an den Nervenstämmen d) und e). Die Mehrzahl der Vat^r'schen Körper ist in der Submukosa

1&2 Sifzuhfi tUi- math.'iJiv-^. Clai^i^ rom 0. Tehrmnr 1SS4.

anjji^KrtK ht und in schiefen oder V^erdureh.*?hnitten dargestellt : die flf-fii Zunj^enrüi'ken ^nt^irechenden «ind gr^j^^T. aU die unteren und lütrntleo.

Figur 5. Horizontal.<«chnitt der Zange von Ficus major. Di»; F>efl»fut»fnde Länge de* Präparates» m«u.-hte trs erforderlich . das* «Jj.- mittlere .Stück au.-ifallt. IVr untere und der olien^ AWhnitt nind einem Zungenachnitt entnomm»*n.

1. Baäibranchiale. i'. Eljeni«o. de>^n vorderer Ali^sehnitt. welcher hreiter wenlend mit «1 d»*m Ba.«ihvale in gelenkige Verhindang tritt. 4. und '*. Dia Längsmu^keln der Zunge in ihren Beziehungen zu deo eiD7.#;ln»-n Ab^ubnitten tles Zungenbein« dargestellt. ♦». IHe beiden Ner\'en.'<täinme . welche in geringer Entfernung ^on einander neigen dein Ha>ibranchiale nach vorn gelangen. 7. Die Theilnng der Nerven in dem vorderen Zungenabschnitt. >^. Vater **che Körper dicht an den Nerven^tämmen anliegend. ^. Vater'sche Köqjer an den Sehnen der .Muskeln. lU und 11. Die dicht gedrängte Gruppe der terminalen F^ndapparate.

Fignr 6. Vater'rfches Körperchen bei 1841 Vergrös^erung darge." teilt, a; Xer>-enpriniitivfa*er. b ) A xency linder, c) HOlle mit Kernen an der in da« Vater'ijche Körperchen eingetretenen Nerven- faser, dl Zellensttheide. e) Kuppel aus den oliersten gedrehten Zellen bestehend, -Aeussere, gl mittlere und innere Schichte des Vater*- -rli»*n Kr»rj>er5.

Figur 7 und 8. Zwei verschieden gr<»sse terminale Kt^q)erchen.

Figur 9. C^iiefM-hnitt eines VaterVrhen Köq»er-* mit seinen Lt- iiirll».'!! und kreistorniig ungeordneten Fasern, hu Centrum zwei hal*-- luondtnriiiig gegen einandergeHtellte Zellen mit dem .Axencylinder im IniuTn.

Figur 10. Vater Wlies Körperchen mit einer membrau- artigen riuliüllnng und einem weiten peril ymphatiscbt-n Üauni.

Sitzungsberichte

der

königl. bayer. Akademie der Wissenschaften.

Mathematisch-physikalische Glasse.

Sitzung vom 1. März 1884.

Herr v. Seiuel hält einen Vortrag:

„üeber das W alirscheinlichkeitsgcsetz der Fehler bei Beobachtungen.*

Herr v. Seidel wird eine Abhandlung über dieses Thema in einer Fachzeitschrift veröffentlichen.

Herr A. Brill legt eine Abhandlung von Herrn Theoflor Kuen in München vor:

^üeber Flächen von constantem Krüm- mungsmaass.*

Wenn man von den ümdrehungs- und Schraubenflächen absieht, so sind von Oberflächen von constantem Krümmungs- mass bis jetzt nur die von Herrn Enneper*) gefundenen mit einem System ebener Krümmungslinien bekannt, sowie die- jenigen Flächen, welche durch einen von Herrn Bianchi*)

1) , Analytisch-jfeometrische Untersuchungen V*, Göttinger Nach- richten 1868, pag. 2:)8--277.

2) ,Ricerche sulle superficie a curvatuni costante e suUe EH- coidi*, Pisa 1879.

[1884. math.-phys. Cl. 2.] 13

104 Süiwmg d^ ■ot&.-jAir«. n^*9e r^m 1. Mir: l^f>i,

TJisPSfi^^^^*^ Pro-jOS enctdi^zi. varoM«^ desgaec a:2& jeder '-•fAnh^Tii Fläche acden? dereelb«! Art abgelehiet weri^ti. Auf 'ize^m Wege hat Bianehi s^^lbtst aas •i'^r R«jCasi**iL<^däclie d<^r Trac-trix eine neae Fliehe hergeltitec. «üe jedtjeh. wie ich an einem and^fin Orte'! gezeigt babi^. eieichtalk «Jer *-rsterwähntec Categ^rie zageh->rt-

In weiterer Verfolgung der Absicht. B^ehungeo zwisicheii den durch beide Methoden erhaltenen Flächen herzustellen, hal^ ich nun da» ron Bianchi anireeebene Verfahren wie- derum auf die von ihm abgeleitete Flache. <«*wie auf die beiden au-^er Her Tractriifläche noch vorhandenen Um«lreh- ung-fachen von con»tantem negativen Krünimnngsmaa.-« an- gewendet: anderer^it« aber die vr.n Enneper aneegebeora Gleichungen einer genaueren Diacu^on xmterworfen. Ich wurde dadurch auf eine neue Gattrinir von Flachen von con.rtanter (sowohl p^c^itiver als neträtiverl Knlmmung mit einem .Svatem e^jener Krümmungsliitien tfefuhrt. welche die bemerkenswerthe Eigenschaft )ie$itzen. dass ihre rechtwinke- livf»-n Ofirdinaten ^^ich bereit- durch cvclumHtriM'htr. nicht, wii* ifii iillireinein*rn Fall, erst durch »'lliptirn ii»* Fnruti«Mien zweier Parameter au>*lrücken lax>en.

Im NacK-tehenden »'rlaube ich mir die Resultate, lu denen ich gelangt bin. mitzutheilen. indem ich die ausfuhr- lich^-re Darstellung an einer anderen Stelle zu gel>en l>eal>- sichtige.

Dat? Verfahren, durch welches Bianchi aib« einer gege- bnen Flächt' von cnn-tanter n**gativer Kriimmung eine andere el>en s/)Icht* abK*itet. }>est**ht b»*kanntlirh darin, da^« man län*r> eines Syst^-ms von j»arall»d»*n ir»*«»däti^lien Linien ili«* Tanjrenten an die?*» Turnen cunstniirt und auf deiwdiien A\w

li HfiMätt'T zn «ItT v!«Tt»-n Folu»» vi»n M«^]«'11pd «1»*s nmtht*- inuti>i*lu'n In.Htitut*»-« «1#t t'^^hni^i-lu-n n(x-h'«i'iiui»* MOmlion. iMrni- itadt. L. Brill.

Th, Kuen: Ueher Flächen von constantem Krümmungsmaass. 195

constante Länge abträgt. Die Endpunkte dieser Strecken bestimmen die abgeleitete Fläche. Ein System paralleler geodätischer Linien und deren Orthogonaltrajectorien auf der Ausgangsfläche muss dabei als bekannt vorausgesetzt werden. Bezogen auf die Krümraungslinien u , v sei die Gleichung dieser Orthogonaltrajectionen:

^1 =(«iv), oder difFerentiirt :

dX^ = m du 4- n dv ,

wo m und n bekannte Funktionen von u und v sind. Die Krüniniungslinien dürfen als bekannt angesehen werden, da sie nach einem Satze von Lie^) auf allen Flächen constanter Krümmung durch Quadratur zu finden sind. Dieses Coor- dinatensystem bietet den Vortheil, dass das entsprechende auf der abgeleiteten Fläche, welches in der Folge mit denselben Buchstaben u , v bezeichnet werden soll, wieder aus Krüm- muiigslinien besteht*). Auf der letzteren kennt man aber nicht bloss die Krümmungslinien, sondern auch ein System von geodätischen Kreisen zu parallelen geodätischen Linien, denn nach einer Bemerkung von Bianchi gehen die geodä- tischen Kreise zu einem System paralleler geodätischer Linien wieder in Curven der nämlichen Eigenschaft auf der abge- leiteten Fläche über. Die Gleichung dieses Curvensystems ist also auf der letzteren ebenfalls:

A, = (u , v).

Auf der abgeleiteten Fläche, für welche die geodätischen Linien gesucht werden, darf man demnach die Krümmungs- linien und die (ileiehung eines Systems von geodätischen Kreisen A^ als l)ekannt vonuissetzen ; es sind also die im

1) Archiv fllr Mathematik Off Naturvidenskab Bd. IV, 3.

2) Vergl. Ribaucour. Comptes Rendus 1872, 1 Sem.

13*

m

196 SüBung der mathrfh^s, Cla$9e wm 1. Man IfiM.

Ausdrucke für das Linieneleinent in Besnig auf die Kzta- mungslinien u,y:

ds» = Edu« + GdT»

vorkommenden Grössen E und 6 bekannt.

Bezogen auf die geodätischen Kreise A^ und die im gehörigen parallelen geodätischen Linien /u^ wird der Anriiwk fQr das .Linienelement dieser Fläche von der Form sein:

WO fr und q (nicht bekannte) Funktionen von il^ bedeniai. | Setzt man j

d^, =pdu + qdv,

so erhält man durch Gleichsetzung beider Ausdrücke filr'ü Linienelement:

^«(Edu«+Gdv«) = 7c>di.«4-d^,«

= du« (m«/r«-f-p«) + (n»fr>4-q>)dT" 4" 2 du dv (mn/r * -|- pq),

und daraus durch Vergleiehung :

G

Die Uifferentialgleicliung des geodätischen LiniensyAfl* /*! wird daher:

d^,=^±jr{X^)l n l/(jdu m|/gdvl=o.

Demnach ist ;/ (AJ der Multiplikator der Dif- ferentialgleichung für ju^. Die Funktion n kua nach bekannten Regeln der Differentialrechnung unmittelbii

Th. Kuen: Ueber Flächen von constantem Krümm angmuiass. 197

durch eine Quadratur gefunden worden, weil A, eine bekannte Funktion von u und v ist.

Hiebei wurde nur vorau.sgesetzt, man kenne das Linien- elenient in Bezug auf die Krümmungslinien und ein System geodätischer Kreise für die vorliegende Fläche. Ist diese aber selbst durch das Bianchi'sche Verfahren aus einer anderen bekannten abgeleitet worden, so kann man durch blosse Qua- dratur das Linienelement (bezogen auf das bekannte geo- dätische Liniensystem und dessen Orthogoualtrajectorien^ auf die Form bringen :

und unter Voraussetzung eines so bestimmten A, kann der Multiplikator der vorigen Differential- gleichung auf folgende Weise der Einheit gleich ge- macht werden.

Das Linienelement der abgeleiteten Fläche, bezogen auf die den geodätischen Kreisen X entsprechenden Kreise A {yi ist eine Funktion von X) und die zugehörigen parallelen geodä- tischen Linien ^|, )>ekommt die Gestalt:

ds2 = -^ (d^2 + d.u,«),

falls man nur die Funktion ^ von X passend wählt. Da die aus der gegebenen, durch die Bianchi'sche Methode ab- geleitete Fläche, mit ihr zusammen eine Krümmungscentra- fläche bildet, lässt sich diese Funktion durch Anwendung eines »Satzes von Herrn Weingarten*) bestimmen, der für die Linienelemente auf den l)eiden Mänteln einer Krümmungs- centrafläche zu einer Fläche von constanter Differenz ihrer Hauptkrümmungsradien r^ r, = a, beziehungsweise die Form ergibt:

1) .Ueber eine Classe auf einander abwickelbarer Flächen." Crelle*8 Journal, Bd. 59.

198 Sitzung der math.-phffs. Classe com 1, März 1884.

wo e die Basis des nsitürlichen Logarithmenävstenis ist, r, = Const. das System der in beiden Flachen einander entspre- chenden geodätischen Kreise zu den dazu gehörigen geo- dätischen Linien u, beziehungsweise v, bedeutet.

Diese Ausdrücke gehen aber in die vorher ftir das Linienelement angegebenen dadurch Ober, dass man setzt:

a e = A, dv = d ^

ae =^, du = d/4^.

Daraas erhellt, dass l und -// durch die Gleichung zu- sammen hangen :

Führt man in der für dw, aufgestellten Gleichung statt Aj das durch die vorstehende Beziehung bestimmte ^f ein. so erhält man statt rr {l^) den Faktor 1 : die link«* Seite der Differentialgleichung für das ge<Mliitische LinieiL^ystem :

d/w^ ^n 1/^ ^, du —ml/ j^r dv

ist dann also ein vollständiges Differential.

Ich hal>e nun diest»s Verfahren auf die erwähnte von Bianchi gefundene Fläche von constanter nogativer Krüm- nuuig angewendet, ausgehend V4>n ilenjenigen Gleichungen, durch welche sich die rechtwinkeligen Coordinaten diesier

Th. Kuen: Ueber Flädien von comtatUem Krümmungsmacms, 199

Fläche vermöge der Parameter u und v ihrer Krümmungs- liiiien ausdrücken:

X =

sm II

2 a -r-r « - (cos v + v sm v) , 1 + V* sm* u ^ ^

y-=2a

sm u

1 -j" v*sin* u

(sinv vcosv) . I.^

{, . u 2cosu I

wo g (wie stets) das Krümmungsmaass dieser Fläche und

log den natürlichen Logarithnnis bedeutet. Für das System der geodätischen Kreise A und die zugehörigen parallelen geodätischen Linien fi^ erhält man die Gleichungen:

1 + V* sin* u ,

A = —. a'

smu

^i = (log tg - + V* cos u).

Zur Ableitung einer neuen Fläche aus der vorliegenden lässt sich dieses geodätische Liniensystem nicht benützen, wenn man nicht wieder zur Tractrixfläche zurückkommen will. Man muss vielmehr zuvor auf der Fläche selbst zu irgend einem anderen System von parallelen geodätischen Linien übergehen, was sich mit Hülfe der Formeln, welche Herr Profe&sor BrilP) für die Transformation von geodäti- schen Coordinatensystemen auf Rotationsflächen angegeben hat, leicht ausführen lässt. Vermöge der willkürlichen Con- stanten, die durch diese Transfonuation eingeführt wird, er- hält man so ein ganzes System von Flächen, deren recht- winkelige Coordinaten sich wie folgt darstellen:

1) pZur Theorie der peodäti«chen Linie und den geodätischen Dreieck8\ Abhandig. der kgl. bayr. Ak. IL CL, XIV. Bd. IL Abth.

200 SiUmmg der surfk-jA^ Gasse com 1. März Itm.

X = K I 4 A (cos V -f- V sin Ti X cos v } IL

y = R I 4 i (sin V T cos V) N cos t }

z = aIogtg ^-rR| 4 Acotg u M | .

wobei zur Abkürzung gesetzt wurde:

, 1 + Y* sin* u

#v —.

sinu

R =

a

X* + p^

M

= (A«-

- i'*)cosu

2 Ay sin u

N

= (**-

- y*) sin u

+ 2 Aycosu

if = logtg-p-f-^*cosu c,

wo c die erwähnte willkürliche Gonstante bedeutet. Aus der Fomi der Gleichung diesier Flächen entnimmt man unschwer den Satz, dass die eine Schaar der Krümmungslinien sphärisch ist, die andere auf algebraischen Flächen liegt. ^)

Ich beschäftigte mich femer mit denjenigen Flächen, welche sich aas den beiden ausser der Tratrixfläche noch existirenden Typen von Umdrehungsflächen von constanter negativer Krümmung ableiten lassen. Je nachdem nämlich ein reeller, imaginärer oder unendlich weiter Pol eines geodäti- schen PolarcoordinatensysteuLs Schnittpunkt der Meridiane einer Rotationsfläche ist, hat man drei verschiedene Tyjien, von denen der letzte die Kotationsfläihe der Tractrix ist, die beiden andern, ich will sie mit K und H bezeichnen, eine dem Kegel beziehungsweise einem Hyperboloid ) ( ähnliche Ge^^talt besitzen. Die parallelen ge<jdätLschen Linien auf diesi*n I{otati(msflächeu, deren Kenntniss zur Auffindung der aus

\) nicH« Kifft'nHchaft erwähnU* Herr Li«» in einem an Herrn Brill gerichteten »Schreiben.

Tk, Kuen: lieber Flächen von comttantem Krümmungsmaass, 201

denselben abgeleiteten nöthig ist, kann man wieder nach der von Herrn Brill angegebenen Methode finden.

Aus der Gruppe K von Umdrehiingsflächen constanter negativer Krümmung ergibt sich mit Hülfe des Bianchi'schen Verfahrens die Flächengruppe:

av , . av .

Uq cos cos V + »sm sm v

X =

sinh cos V + cosh a a

av av

Un sin cos V a cos sin v

,

sinh cos V + cosh a a

u

z = ~ r 1/ - «"„ sinh« ~ du -

0

/ 77 cos V + tgh

1/ y«-u%8inh«~ *

1 + tirh cos V " a

wobei:

y* = a* Uo*,

und aus der Flächengruppe H:

cos - - cosh V + a sm - siuh v

Un U„

X =

y =

cash V cosh sinh

a a

. av , av . ,

Uo sin - - cosh V a cos smh v

cosh V cosh sinh

a a

III)

IV)

202 Süzung d€r math.'ph^f. aoM^ pum 1. März 1884.

= - I l/V*-"u*«»h«-du-

u

/ -~ cosh V cotgh

cosh V cotgh 1

wobei:

y> = a* +

gewetzt wurde, und sinh, tgh, u. s. w. hyjierbolische Fuuk- tioiien f>edeuten, Uq eine willkürliche, die Rotationisfläche be- Htinmiende Constante und u, v Parameter der Krümiuungslinien

sind. Da der Quotient mir eine Funktion von v wird,

HO ist das System v = Const. ein planes.

Km gehören denmach diese zwei Flachengattungen ehewo wie die aus der Tractrixfläche abgeleitete zu denjenigen Flächen constanter negativer Krümmung, welche ein System ebcMier Krüinmungslinien besitzen, Itir welche Eune|)er die allgrnu»ine (ileichuugstorm bestinmit hat. In den von ihni aiig('g<»l)<»nen (ileichungen kommen zwei Constanten A und (.' vor. Liisst man zwischen diesen eine der Uelaticmen bestehen

C = l+A "' C=l-A«).

1) I>ii» rrst*' «Irr HfHÜnj^unR^jjrleii'hungcn («I, welche die FlfuheB* ^ru)>|M' rr^iht. iVw aus iUmu Tvi»un H aljK*'^«'itot wunle, widerspwi* «Irr von Herrn Lenz ITelnT iliv Knneper'Mthen Fläohen constant»-!! nepitiven Krüiiiniunj^'iinasse^ mit einem Sv'^tenH' »'U'ner Krümmuiur^ linien. I>iN'«ertati«>n. (Jöttin^en l*<7s] anjrej^'eheneu HealitätttheiUn^n^

(.' - 1 4- A .

hU /«»i^te siih Um >:enauer rnterniiehun^, dass sowohl ilieso. .i> aui li ilie von Herrn iWkwoMt [his-iertation, itöttinf^*n l**i>] tir

Th. Kuen: Ueber Flächen von constanlein KrümmungsfHaass. 203

so erhält man die aiis dem Kegel-, beziehungsweise Hyperbo- loid-Typus abgeleiteten Flächen. Es ergeben sich also nicht die sänimtlichen Enneper'schen Flächen durch einmalige An- wendung des Bianchi'schen Verfahrens aus den Rotationsflächen, wie man vermuthen könnte, da ja auf jeder unendlich viele Systeme von parallelen geodätischen Linien liegen. Alle diese Systeme lassen sich jedoch (abgesehen von dem den Kehlkreis asymptotisch berührenden, welches in sich übergeht) durch Drehung der Rotationsfläche um ihre Achse in einander überführen.

Die durch die Gleichungen (I) dargestellte Bianchi*sche Fläche ist, obwohl sie ein System von ebenen Krümmungs- linien besitzt, aus den Enneper'schen Schlussgleichungen [p. 275 der oben citirten Arbeit] durch Specialisirung der Constanten nicht zu erhalten ; sie gehört einer Categorie von Flächen an, welche durch Nullsetzen einer im Allgemeinen willkürlich wählbaren Constanten aus den Endgleichungen aa^geschlossen wird. ^)

Indessen lässt sich zeigen, dass man diese Gruppe aus den Enneper'schen Endgleichuugen dadurch ableiten kann, das8 man die Parameter u^ und v, um eine unendlich grosse Constante c vermehrt, beziehungsweise vermindert imd die Constante A = o setzt, so jedoch dass :

Flächen constanter positiver Krümmung angegebene RealitätHheding- ung ungenau int; beide übersahen die ZuliUMigkeit von imaginären Parameterwert hen und Constanten fQr reelle Flächen. 1) In dem Ausdrucke: 1 sin^ a ~ ^ ^^^ 2i\ii i H sin 2 i Uj -[" C

auf p. 274 des citirten Aufsatzes wird die Constante B o gesetzt. Ihiniit ist aber diejenige Ciruppe von Flüchen ausgeschlossen, welche der Annahme A B entspricht, eine Gruppe mit wesentlich ein- facheren Gleichungen als die allgemeine.

204 Sazung der tMtk.-pktß». Clane r<am 1. März 1»4.

wird, wo A' «ine beliebige endliche Gröase bedeatet. Man erhält auf diese Weise für die CjUndercourdinaten der in Kede <ft«henden Flächengruppe die Ausdrücke:

_a_ \'C-r A'e»

' li (u J- v)

CdT V)

* C cosh (u J- v)

=mJv'^

CdT

(Ci-A'e-.)V'C + A' A'e-ä"du V/C— A'e-*"- igh (n -j- t)J

Dabei darf, unbeschadet der Allgemeinheit, A' als poötiT vorausgesetzt werden, C muss positiv gewählt werden, and die Parameter u und v nehmen nicht nur reelle sondern aoch die complexen Werthe : u i--r,T-}-i;r an.

Durch Integration und Eanftihning von neuen Pan- nietem vermittelst der Gleichungen :

1 V'C^ 1 +T e^ l^C - T

V = ; log y-,,, - rrJ ~ - i--^::^

V<-' 1 -t- A e-" -rVC—l

U= ' log-*^ -^ -

2 yC-yC-A'e-" .

«irliiilt man statt d«'r obigen die folgcndi'H Gleichungen:

Q= - 2a| / ^'" ~^ '*'"'• ^ '■*'•"*•' ^ V^ -f-'lC-lTcotph»Y V C (C 1) c<«h' U + C .sinh» V

•^ ^ i/c _ 1 + '"••^t«'^ iV^'-- * '="*«'' ^') ^'* >

^ ii r _ a ((; 1) sinh 2 U

'' l/(' l/C «' - 1) cwh'i; + Csiuh« V '

Th. Kuen: lieber Flächen von constantem Krümmungsmaass. 205

Darin hat man, falls C 1 > o ist, den Parametern U und V, ausser reellen, auch noch die imaginären Werthe:

\ 7t \7t

U ^ , V -| ^ beizulegen ; für C 1 < o hat man den-

TZ

selben die Werthe : ü, i (V q- ) zu ertheilen.

Für die Annahme C 1 = o werden die vorstehenden Gleichungen unbestimmt, und ein Grenzübergang liefert die durch die Gleichungen I dargestellte Fläche.

Eine analog durchgeführte Untersuchung zeigt das Vor- kommen einer ähnlichen Flächencategorie von constanter positiver Krümmung mit ebenen Krümmungslinien. Man ge- langt zu ihr dadurch, dass man in den Enneper'schen Glei- chungen (pag. 272) statt der Parameter u^ und v, die fol- genden einführt: i (v + c), i(u c), wo c eine unendlich grosse Constante bedeutet, und A = o setzt, so jedoch, dass

lim —jr- = Const. = A'

wird.

Durch Einführung von Parametern IT, V lassen sich die Gleichungen für dieselbe auf die Form bringen:

2 ./C £T cos UcosV|/l+(0 + 1) ^' V " K C " "(0 + 1) coshni - C cos* V

V

T= - .; - r 4- arctf? (|/c + 1 tg V) VI)

_iiU _ a(C+l) sinh2JLT

'' ~ 1/ <: V^ ^ "^ ^^ cosh« IT - Ccos» V

Entweder ist C > o, dann können U und V nur reelle Werthe annehmen, (Kh>r C -f 1 < «, und dann sind den

206 Sitzung der mcUh.-phys. Glosse vom 1. März 1884,

Paraiuetem rein imaginäre Werthe beizulegen. Den zwischen o und 1 gelegenen Werthen für die beliebige Constante C entsprechen keine reellen Flächen. Der Grenzfall C + 1 = ^ gibt eine Fläche constanter positiver Krümmung mit einem System ebener Krümmungslinien, welche sich in Bezug auf die Form ihrer Gleichung der Bianchi^schen Fläche (I) an die Seite stellt.

207

Herr W. von Beetz sprach:

^Ueber Normalelemente für elektrometrische Messungen.'*

Um eine Potentialdifferenz nach absolutem Maasse zu messen, bedarf man eines Normalelementes, dessen elektro- motorische Kraft genau definirt ist, und das entweder ein für alle mal zusammengestellt bleibt, oder in immer gleicher und nicht zu umständlicher Weise zusammengestellt werden kann. Nach den Untersuchungen von Kittler^) entsprechen diesen Bedingungen die mit einem Diaphragma versehenen Daniellelemente durchaus nicht, da sich deren elektromoto- rische Kraft fort und fort ändert. Dagegen ist ein aus chemisch reinem Zink und reinem Kupfer, aus verdünnter Schwefelsäure und Kupfervitriollösung von bestimmter Con- centration und einem beide Lösungen verbindenden, mit der- selben Schwefelsäure gefüllten und in feinen Oeffnungen endigenden Heberrohre zusammengesetztes Element stets von gleicher elektromotorischer Kraft und eignet sich, da es leicht zusammengestellt werden kann, als Normalelement. Bei Anwendung concentrirter Kupfervitriollösung und einer verdünnten Schw<»felsäure vom sp. (1. 1,075 fand Kittler die elektromotorische Kraft eines solchen Elementes = 1,195 Volt, während dieselbe auf 1,059 Volt hinabsank , wenn die ver-

1) SitzungHber. 1882, p. 467: Wiedeinann Annalen 17, p. 865.

2i"t^

Siiswm^ dtr ■ufA.-jAy^. C7ii*»e nm 1. Man IsSi.

dünnt«? SchwefeLsinr? durch concentrirte ZinkritriollSsaiig ersetzt wurde.

VcHi den bisber tur Measiuuren Ton PotentimldMfereni« angevandtm Dmniellelementen ent:^pncht den hier gcrtcBten Bedmirangen am meisten das töc Raonlt-i. weniger da» v»>n Lodce'i. welches eine rerdünnte SntmrioUösinii; ent- hält, und n*x'h weniger ceei^^sef f^ Nonnalekmenfte sind >iLJohe O^mbinati^^n^i. welche ein I>iaphragma cnthaltm, wie das Tc*E Buft *i Torgesehlagece Element. Alle aber belialten eicht aiif die Dauer eine cr^^nstacte eleknv^DoConKhe KiafL wie >ie cececwiriisr ßr »iie Zwecke elektrometriscber HfSr ^-zzi^n Teriaut wiri. da Kei allen eine aUmahKche DiffoBon der Fhlsvvgkeiten eintrin. Ich felbsc^i habe mich froher ftr Meigg^irgen . welche nach der 0«:-cif!HPs?atioik>nMthode aiMy* f^lLrc w:iidec. ihnüch eir:gencfa;ecer X*>nDaMeiiKnte bedieBl: ftlr elefctT*.^merrfc<he M^ssk::»« rechten äe aber nicht av -ic*i ich haV nüch deshalb dam emuemen m&Ecn. die N<>rmalelemerte inioer wi«>«ier !>*c rssunmeDziXeUen. Fir 'ii-? Zr»:t. wihr«rC'i welcher r-ar. 'jr.-i:::ert^p.vfeen am Elektro* rj.r?»?r £-: Se» SfcL'h:rE id-ec:. iAE.z -'Ar 'sich 'tan aof die •.'• iKs::,! i-es Elec:-*c:es TrrLi>.-i*rz.

IniniTriiin >: :jl- hii^iiTe Zisizinecaecien :icd Aop- ■»ir.iH'ienirhzir:: irr* Elrz:-*c:t?t^ ri"-f Ar*>*»:. wei.'he man aeni ^■^mi'rii-^n :::•>: hv. IVrihil- wriri-? :j^ ii::en:>i Mammen '^ !-e:'>*C'ie Z:zk-V r^: i-: ^ "•^r-Elrz:»*c : t»:c LAtisier Clark*» zi:: Fr^f'ü'iec bte^rlÄ^. Seme elektr. :::■•:•: rsche Krall ■. 1.4o7 V [-p »---.riT 'r: vrr?*.ii:r*:-e"rz. 'vh irr i:*e^'>r!iec W^rschrift

i V-1 :. •':■-. r^. '■- :":7^ * - :■ -^"^ '-^■^•

i :'^ x*^- " ". : : >*^

+ ^.-r::. i :-.:i-r :. : :.i:r::.w.- "*c. ■;.. 4. K". .

:-.-:-■. : —". ? - <• '' -.'a-- r: J v- 444 3-'.:: i

Wi ••» Beets.* Nnrmahlrmefite für cieHromelnscke Mesmmfen, 209

ftmden , aber es hat zwei nicht angenehme Eigenschaften : die eine ist die groseie Veränderlichkeit seiner elektromoto- rischen Kratt mit der Temperatur, welche man freilich leicht in Reclinung ziehen kann, welche aber beim Daniellelement gar nicht vorhanden ist^), die andere ist die starke Abnahme, welche die elektromotorische Kratib erfährt , wenn das Ele- ment auch nur auf sehr kurze Zeit geschlossen worden ist. Diener Fall kann aber gar leicht eintreten. Ein falscher Griff an den bei den Messungen angewandten Hilfnap paraten, z.B, an dem von mir*) beschriebenen Schlüssel, genügt, um das Element für einen oder mehrere Tage nnbrauchbar zu machen* An einem Latimer-Clark-Elemente erhielt ich 2 "/o Verlust an elektromotorischer Kraft , als das Element nur eine halbe Minute lang geschlossen worden war; ein Daniell- element würde sich unter gleichen Ilntstauden nur .sehr wenig verändert haben«

Aber auch das Latimer-Clark-Element kann man von dieser üblen Eigenschaft fast gänzlich befreien , wenn man ihm einen so gra^^en Widerstand gielit , da«s nur eine nn- l>edeiiti*nde Stromstärke in ihm zu Stande kommen kann. Ich füllte ein zweischenkeliges Rohr von l cm Durchmesser und 75 cm Schenkel länge mit dem aus Qucck.sillx*rsulphat und Zinkvitriüllösung nach Vorschrift bereiteten Brei, kochte demselben aber so stark ein , dass er »ach dem Erkalten steinhart wurde, Das AiLskochen des Breies im Kohre ge- schah mit Hilfe einer Wasserluftpumpe, Dann wurde am einen oberen Ende des Rohres der Zink-, am anderen der Quecksilberpol angebracht ^ und wurden die Oeffnungen mit Paraffin geschlossen. Das Element ist sehr bequem am Experimentirtisch anzubringen^ indem man die beiden Pole durch zwei in die Tischplatte gekdirte U)cher schiebt und

7) Kittliir, 1. c. p. 501. ö) Wiedemiinn Ann. 10, p. S7L 11884. Mftth.-phy». CL 2.]

ItJbO.

14

210 Sitzung der nuUh.-phyit. Glosse nm 1. März 1884.

den ganzen Körper des Rohres unter dem Tische geschützt stehen lässt. Der innere Widerstand des Elementes wmrde = 15700 Ohm gefunden.*) Seine elektromotorische Kraft war etwas kleiner, als sie LatimerClark angiebt Wenn nämlich die Kraft eines Normaldaniells (mit verdQnnter Schwefelsäure) als 1,195 Volt zu Grunde gelegt wurde, so war die meines Qnecksilberelementes 1,442 (statt 1,457) Volt Als nun das Element in sich gesphlocssen wurde, war seine elektromotorische Kraft nach einer Schliessungsdauer von

T) Minuten

= 1,440 Volt.

1 Stunde

= 1.439 .

4 Stunden

= 1,439 ,

« .

= 1,437 ,

12 ,

= 1,434 .

48 .

= 1,408 ,

In der That widerstand also das Element lange Zeit dem Einflüsse der Polarisation. Derselbe konnte auch nur sehr gering sein, denn der Strom, welcher das Element durch- lief, hat nur eine Stärke von 0,000091 Amj)ere. Erst nach- dem der Schluss 48 Stunden lang gedauert hatte, war die elektromotorische Kraft um 2 ^/o gesunken, freilich um eine Grcisse, welche sehr gering ist gegen die Schwächung der sonst gebräuchlichen Latimer-Clark-Elcmente. Man wird wohl einen so lange dauernden Schluss leicht vermeiden können ; ist die Schwächung einmal eingetreten , so erholt sich das Element nur langsam wieder. Nach 24 Stunden fand ich seine Kraft = 1,430 Volt.

Der Gedanke, die Leitungsflüssigkeit des Elementes durch <»inon festen Körper zu ersetzen, lässt sich aber auch am Dauiell-Elemente verwirkliehen. Ich rührte feinen Alabaster-

if) Di»» Widerntandömessun^en wurden von meinem ersten Awi- at«>nten. Horm Dr. Pfeiffer, unter Anwendung von WechHelstrGmen iuisjj« «führt.

W\ r. Btttz: Normahlemeftte für eleMrometrUche MeMungen, 211

\\IJ\^ einmal mit concentrirfcer Kupfervitriollösung, das antlere

[mal mit concentrirter ZinkvitriolIrKsung zu der Ojnsi^tenx an, weicht» zum Herstellen von Gypsabgüasen angewandt wird.

JEine u-fömiig gebogene Glasröhre von 4 ram Durchmesser und 22 cm Schenkellänge wurde zum Theil mit dem einen

1 Brei und nachdem derselbe erstarrt war aura andern Tlieil init dein anderen Brei angefüllt, so daAs der eine Guss den

[anderen unmittelljar berührt. In den Kupferbrei wurde vor

[dem Erstarren ein Kupferdraht, in den Zinkbrei ein Zink- «Iraht gesteckt. Der obere Theil jedes Schenkels wurde vom

|Oyp8gu8s befreit und mit Paraffin angefüllt.

Von 80 hergericht-etem trockenen Daniellelemeuten

[wurden mehrere Exemplare mit einem mit eancentrirteu Lri*8ungen von Kupfer- und Zinkvitrir»! /Jisammenge.setzten nanielleleraeute verglichen , auf die Einwirkung von Tem-

[[leraturveränderungeu und auf die des Stromschlusse« gepröft. Wenn die elektromotori.sche Kraft des mit Flüssigkeiten ge- bildeten Elementes = 1 gt^etzt wird, so erguh sieh die von

[3 verschiedenen trockenen Elementen (1, II und 111) an ver- Hchiedenen Tagen geraessen

I 11 m

0,996 0,093 1,000

0,998 0,996 0,990

1,000 0,999 0,993

0,998 0,998

Tm Mittell 0,998 0,996 0.997.

tDie Temperatur schwankte bei allen diesen Be(dmcht- ungen nur um wenige Grade; die geringen scheinbaren ütitersHibiede in der elektromotori^hen Kraft der trockenen Elemente sind auch wohl xum Theil in kleineren Ahweichurigen in der Krafl der HüÄsigkeitselemente zu suchen, welche jedes- null frisch zusammengej^etzt waren. Durchschnittlich ist aber das trockene Element um «in Geringem schwächer, ak das

14*

212 Siteung der tnaihrphys. Classe vom 1. Märg 18S4.

Flfissigkeitselement ; es enthält kein amalgamirtes Zink, weil solche amalgamirte Drähte sehr brüchig sind.

Eine zweite Versuchsreihe bezog sich auf den Rinflims der Temperatur. Die Elemente II und III wurden bald bei der Temperatur der umgebenden Lufb, bald in verschieden erwärmten Bädern stehend, mit dem FlQssigkeitselemente, das stets nahezu auf der Temperatur 20^ blieb, verglichen. Mit Rücksicht auf die schlechte Wärmeleitungsfähigkeit der trockenen Elemente blieben dieselben jedesmal '/« Stunden lang im Bade stehen, ehe die Messung vorgenommen wurde. Wird die elektromotorische Kraft des Plüssigkeitselementes wieder = 1 gesetzt, so war die der trockenen Elemente

II III

bei 0,990 bei V 1,007

, 20« 0,993 , 21" 1,000

^ 39« 0,983 ^ 32« 0,995

, 55« 0,981

Die Abnahme an elektromotorischer Knift eines jeden der beiden Kleniento betrug demnach l>ei den niederen Tem- peraturen /wichen 0 und 20«, beziehungsweise zwischen l und 21« nur 0,015 «/o für einen Grad Teniperaturzunahme. Dieser Tenii)eraturcoefFieient steigt aber mit zunehmender Teraj)eratur. Beim Elemente II beträgt er zwischen 20 und 39« 0,053, beim Elemente 111 zwischen 21 und 32« 0,045, zwischen 32 und 55" sogar 0,001. Beim Latimer-Clark- Element wurde er von Ilelmholtz und von Kitt 1er*«) übereinstimmend = 0,08 gefunden. Innerhalb der engen Temperaturgrenzen , zwischen denen elektrometrisehe Mes- sungen angestellt zu werden })flegen , ist <ler Einfluss der Temi)eratur auf die elektromotorische Kraft der trockenen Daniellelemente ganz zu vernachlässigen.

10) Kittli»r Sitzunj(8bor. a. a. 0. p. 501.

TT. V. Beetz: NormalelemefUe für elektrometrische Messungen, 213

Die Einwirkung des Stronischlusses ergiebt sich aus fol- genden mit den Elementen I, II und III angestellten Ver- suchen. Das Element wurde in sich auf eine nachstehend angegebene Zeit geschlossen, dann geöffnet imd die Potential- differenz gemessen. Dadurch erhält man freilich nicht den tiefsten Werth, welchen die Potentialdifferenz erreicht hatte, weil dieselbe schon während der wenigen Secunden, welche die Messung beansprucht, wieder zunimmt; aber man erhält denjenigen Werth, um den es sich bei den Messungen eben bandelt.

Die Elemente I und III wurden durch einen Schluss von der Dauer einer halben Minute fast gar nicht beein- flusst; das Element II sank dadurch von 1,000 auf 0,997, erholte sich aber auch schnell wieder vollkommen. Längere Schlüsse brachten folgende Veränderungen hervor:

II

0,998

1,000

nach 10 Minuten

0,991 nach 1 Stunde

0,994

. 35

0,988

1 5 Stunden

0,988

, 14 V2 Stunden

0,975

20

0,988

0,990

0,993

nach 15 Stunden

0,980 nach 15 V2 Stunden

0,987

5 Minuten offen

0,994

24

0,98(5

ji

39

0,987

5 ;

Minuten offen

0,994

III

1,000

nach 15 Minuten

0,99G

50 .

0,994

n

17 Stunden

0,989

5 Minuten offen

0,992

214 Sitzung der matK-phys. Glosse vom 1. März 1884.

Nach Verlauf einer Viertelstunde hatte in allen Fällen das geöffnete Element seine alte elektromotorische Kraft wieder erreicht.

Die trockenen Daniellelemente haben also mit dem Latimer-CIark-Elemente das gemein, dass sie ein für alle mal zusammengestellt sind, sie haben aber den Vorzug vor dem- selben , dass sie dem Einfluss der Temperatur so gut wie gar nicht unterliegen und dass ein zufälliger Stromschlu« auch bei Elementen von kleinen Dimensionen nur eine im- bedeutende Schwächung hervorbringt (ungefähr 1 ®/o), welche aber sehr bald wieder ausgeglichen wird. Wenn die elektro- motorische Kraft des aus Kupfer, Zink, concentrirter Knpfer- und Zinkvitriollosung zusammengesetzten Daniellelementes = 1,059 Volt gesetzt wird, so ist die mittlere elektromoto- rische Kraft eines trockenen Daniellelementes = l,05ü. Dabei darf indess nicht vergessen werden , dass der Werth 1,059 durch die Voraussetzung begründet worden ist, dass die Kraft eines Latimer-Clark-Elementes = 1,457 Volt ist, welche An- gabe auch nur eine vorläufige war.

Der Widerstand des Elementes II wurde = 14600 Ohm, der des Elementes III = 18500 Ohm gefunden. Die Stärke des Stromes , welcher ein geschlossenes Element durchlauft, ist demnach beim Elemente II = 0,000072, bei III = 0,000078 Ampere, d. h. im ersteren werden in der Stunde 0,08, im letzteren 0,09 mgr Kupfer niedergeschlagen.

Die trockenen Daniellelemente empfehlen sich ncxüh für eine andere Anwendung: zum Laden des Quadraiitelektn>- meters. Die Zamb(mische Säule hat sich für diesen Zweck nicht bewährt: eine Zeit lang functionirt sie vortrefflich; dann ändert sich plötzlich, namentlich bei jähen Tempenitur- veränderungen, die Potentialdift'erenz ihrer Pole. Wahrschein- lich bilden sich durch Feuchtigkeiten iinlerschläge auf der

W, r. Beetz: Normalelemente für elektrometrische Messufigen, 215

Innenwand des Glasrohres, welches die Säule enthält, Neben- schliessiingen. Bei der Wasserbatterie kommen so plötzliche Veränderungen nicht vor, aber allmählich, wenn auch sehr langsam, nimmt die PotentialdiflFerenz ihrer Pole ab. Fehler in den Messungen können dadurch nicht entstehen, die Aus- schläge des Elektrometers werden aber nach und nach kleiner und, abgesehen davon, dass man das verdunstete Wasser hin und wieder ergänzen muss, muss auch die ganze Batterie zuweilen auseinander genommen und von Oxyd- und Carbonat- niederschlägen gereinigt werden. Ich fand die elektromoto- rische Kraft eines frischen, mit Brunnenwasser geladenen Zinkkupferelementes = 0,992 Volt, nach 12 Stunden, wäh- rend deren das Element geöifiiet blieb, war dieselbe auf 0,934 Volt gesunken. Von den Elementen, welche meine Wasser batterie bilden, und die nun schon über ein Jahr bei- sammen stehen, wurden drei untersucht. Sie zeigten die Potentialdi£Perenzen

0,838 Volt. 0,678 . 0,724 , also im Mittel: 0,743

Die trockenen Daniellelemente können bequem zu einer Batterie zusammengestellt werden, welche keiner Auffüllung bedarf, und auf welche Temi)eratur und Feuchtigkeit ohne Einflass sind.

Da der Wiederstand der Elemente hier gleichgiltig ist, so können dieselben sehr klein gemacht werden. Ich habe Glasröhren von 8 cm Länge und 5 mm Durchmesser zur Hälfte mit dem mit KupfervitrioHösung , zur anderen mit dem mit Zinkvitriollösung angerührten Gypse gefüllt, und in die betreffenden Mischungen jedesmal einen Kupfer- und einen Zinkdraht gesteckt, welche aneinander gelöthet waren, wie aus umstehender Figur ersichtlich ist. Die Röhrenenden

216 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 1. März 1884,

Kind wieder durch Paraffin geschlossen. Je zwölf solche Elemente bilden eine Reihe, zwölf solche Reihen stehen hintereinander, eine jede mit der vorhergehenden durch eine

isolirt aufgestellte Klemmschraube verbunden, so dass jede Kette von 12 Elementen zwischen zwei Klemmschrauben aufgehängt ist. Man kann dann eine beliebige Anzahl solcher Zwölferreihen zur Ladung benutzen. Die ganze Batterie von 144 Elementen weist eine polare Potentialdifferenz von 152 Volt smf, w()7Ai von den frischen Elementen der Wasserbatterie ir>(), von den geschwächten 200 erforderlich wären. Die ganze trockene Batterie bedeckt eine quadratische Bodeufläche von 10 cm Seite.

217

Herr Baeyer legt eine Abhandlung des correspon- direuden Mitgliedes Herrn Johannes Wislicenus in Wtirz- hurg vor:

«Phtatylnialonsäureester und Phtaloxyl- dimalonsäureester, die Produkte der Um- setzung zwischen Natriuinmalonsäure- ester und Phtaly Ichlorür oder Phtal- säureanhydrid.

Lässt man zu 2 Molekülen in absolutem Aether suspen- dirten Mononatriummalonsäureesters 1 Molekül Phtalylchlorid schnell hinzufliessen, so findet unter bemerkbarer Wärme- entwicklung, welche die Flüssigkeit in gelindes Sieden bringt, von vorübergehender Gelbfärbung begleitete Umsetzung statt. Nach dem Durchschütteln der Masse mit Wasser, theilt sie sich in zwei klare Schichten, welche getrennt werden. Die untere enthält, in Wasser gelöst, Chlornatrium und etwas phtalsaures Natrium, die obere ätherische dagegen die orga- nischen Hauptprodukte der Reaction.

Nach dem Abdestilliren und vollkommenen Abdunsten des Aethers auf dem Dampf bade hinterbleibt ein Oel, welches nach kurzem Verweilen in der Kälte krystallinische Ausschei- dungen abzusetzen beginnt. Dieselben bestehen anfangs aus zu harten Krusten verwachsenen, kurzen Prismen, später da- gegen vorwiegend aus zarten Nadeln. Man thut gut, diese beiden Krystallisationen schon von vorneherein möglichst zu

218 Sitrmmg der maA,fh^. Oagte roa 1. März 1864.

trennen, indem man das C^l in Zwischenränmen anfangs foo je zwei Tagen Ton den Krrstallen abeaugt mid die harten Knieten sowohl wie die weichen Xadelaggregmte behofe wei- terer ReinigTing je mit einander vereinigt. Nach monaielangem Stehen setzt das TJel nichts mehr ab. Wird es dann im VacQum (ca 20 mm Druck) for sich destillirt, so geht bd 120'' ein farbloses leicht bewegliches Oel Qber. dms anter gewohnlichem Drucke bei 195— 19*>* siedet and Malon- säureester irl. Seine Menge beträgt fast genau die Hälfte jener C|uantität. von welcher man bei der Daistdloiig des Natriummalonsaureester« ausgegangen Ist. ZurQck bleibt ein braunliches Oel, welches beim Erkalten wieder KrystaUi- sationen der fiüher abgeschiedenen Körper liefert. Von diesen abg&fogen, erstarrt es nicht mehr. In Folge Ton etwas bei- gemengtem PhtalvlchlorQr ist es chlorhaltig: für sich and mit Wasserdampfen Ter fl richtigt es sich nicht.

Die beiden krystallimschen Körper lassen sich darch öfters wiederholtes Umkrrstallisiren aus warmem Aether in Folge sehr Terschiedener Loslichkeit trennen und ToUkommen rein erhalten. Ich bezeichne sie als PhtalTlmalonsaure- e s t e r und P h t a 1 o x y 1 d i m a 1 o n s ä u r e e s t e r.

PhtalTlmalonsäureester, C^j 11,^0^, der die Haupt- menge der Pnjdukte ausmacht, krrstallisirt aus warm ge- sättigter ätherischer Lösung in farblosen, ausgezeichnet Krhön aiLsgebiHeten, kurzen und dicken triklinen Prismen, welche bei {^^ ihr 14-faches Gewicht .\ether zur Lösung bedOrfen. Dieselben sind vollkommen durchsichtig, brechen und zer- streuen das Licht stark und zeigen daher fa.<t demantartigen (ilanz. Ihr Shmelzpunkt liegt bei 74.5**. In hei?«eeni Al- kohol ist der KöqH»r in je<leni Verhältnisse löslich und scheidet sich dann l)eini Erkalten in ähnlichen Formen wie au- Aether ab. doch sind die Krvstallindividuen wenigw schön ausgebihlet. Von Wasser winl er nur >purweM auf- genommen, hei längerem Kochen vollständig zersetzt. Kalte

Wislicenus: PfUalylmalofisäure' u. PhtaloxyldimdlonsäureesUr etc, 219

Alkalilaugen lösen ihn ohne Färbung, bewirken aber bald Spaltung.

Phtaloxyldimalonsäureester, C,, H^^O^, von welchem man etwa ^/lo des Gewichtes vom Phtalylmalonsäure- ester erhält, krystallisirt aus siedend gesättigter ätherischer Lösung fast vollkommen (1 Theil gebraucht 185 Theile Aether von 9^) in zarten weissen Nadeln, deren Schmelzpunkt nach dem Umschmelzen bei 116,0^ 116,5^ liegt. Aus warmem Alkohol sehiessen zwar noch immer lange, aber dickere, glas- artig glänzende Prismen an. Von Kali- und Natronlauge wird der Körper unter intensiver Gelbfärbung gelöst. Die Alkaliverbindungen rein zu gewinnen, hat seine Schwierig- keit, da sie beim Erhitzen ihrer Lösung schnell zerfallen. Die Kaliumverbindung entspricht der Formel C,,H,^K, Oj0 + H, 0, die Natriumverbindung ist C,, H,^ Na, Ojo + 2 H, 0. Die Färbung der Lösung ist citronengelb und von ähnlicher Intensität wie die der neutralen Alkalichromate.

Während die Bildung des Phtalylmalonsäureesters ohne weiteres verständlich ist, da sie nach der Gleichung

CGI,

c,/No

, yKj + 2 Na CH (CO-OC, II^), V)

C = C(C().OC,IL), / \ = 2NaCl + CH,(CO.OC,H5),+CeH4 ^^

erfolgt, so beruht die des Phtaloxyldinialonsäureesters ohne Zweifel auf einem etwas verwickeiteren Vorgange.

Ueber letzteren gab die Beobachtung Aufschluss, dass 2 Mol. Phtiilsäureanhydrid auf 2 Mol. Natriummalonsäure- ester in ganz ähnlicher Weise wie 1 Mol. Phtalylchlorid wirken.

220 Sitzung der math.-phys. Classe vom 1, März 1884.

Kocht man nämlich den in Aether vertheilten Natrium- malonsäureester mit fein gepulvertem Phtalsaureanhydrid, so wandelt sich die gallertartige Masse der ursprünglichen Natriumverbindung bald in einen dichten Niederschlag um« welcher ein Gemenge von viel neutralem mit etwas saurem Natriumphtalat ist. Die ätherische Lösung hinterlasst beim Verdunsten ein Oel, aus dem sich bei längerem Stehen neben etwas Phtalsäureanhydrid die beiden krystallinischen Producte Phtalylmalonsäureester und Phtaloxjldimalonsäureester ab- scheiden. Da hier bezüglich das ersteren die Umsetzung augenscheinlich nach der Gleichung

CO CO-üNa

2 f'e H4 X> + 2 NhCH(CO ÜC, H^), = H^

CO CO-OXa

C = C (CO . O C, Hj),

+ CH, (CO . OC, H,), + Ce H,^ ^

C«)

vor sich geht, so wird der Phtaloxyldinialonsäureester wabr- scheinlich durch eine Wiederholung des Vorganges unter Austritt eines zweit^^u Sauerstoffatoms entstehen:

rO C=C(C().OC,HeL

/ \ /\

^6 "1 /<> + ^^6 'U >^> + 2XaCH(CO.OC,H5),

\ / \ '^

CO ( ■( )

COONu C=C(a)(K.',H.),

= C,H, -i ('H,(<'()()C,H,),+t'«H,

In der That liUst sich die 8ynthex«' d«?s PhUloxyldi- iii)ili)ii$äiireestcrN ans» ]'httilylinalun8Üure<.<i$ter ini Sinne dieser

Wislicenus: PhtalylnKÜomäure- u, Phtaloxyldimalonsäureester etc, 221

Gleichung leicht ausführen, wenn man zunächst auf letzteren Natriummalonsäureester und dann Phtalsäureanhydrid ein- wirken lässt.

Setzt man zu 2 Mol. Natriummalonsäureester, in ab- solutem Aether suspendirt, 1 Mol. Phtalylmalonsäureester, so tritt augenblicklich Gelbfärbung ein. Die Reaction vollendet sich bei einstündigem Kochen am RückflusskQhler, wobei die anfangs gallertartige Masse beweglich wird, da sich drr Natriimimalonsäureester in das dichtere und pulveriormigc gelbe Salz des Phtaloxyldimalonsäureesters verwandelt. Letz- teres kann leicht auf dem Filter gesammelt und durch Waschen mit Aether vollkommen rein gewonnen werden. Die ätherischen Filtrate hinterlassen beim Verdunsten ein farbloses Oel : den zwischen 194*^ und 196^ siedenden Malon- säureester, deasen Menge genau die Hälfte der zur Darstellung des Natriummalonsäureesters angewendeten Quantität ist:

C,,H,,0e + 2NaCH(C0.0-C,H,), = CH, (CO . OC, H5), + C,, H,, Na, O^o-

Die gelbe Natriumverbindung braucht man nun l)pi Gegenwart sowohl wie bei Abwesenheit von Aether nur mit Phtalsiinreanhydrid, zu erhitzen, um Phtaloxyldimaloi.- säureester zu erhalten: C„H,,Na,0,„ + C,H,0, = CgH,Na,0, + C„H,,(),.

Noch schneller wirkt Phtalyldichlorür, doch entsteht hier neben Phtaloxyldimalonsäureester und Chlomatrium Phtiil- säureanhydrid : C,,H,^Na,Ojo 4 CjH^OjCl, =2NaCl+C,,H,/)9+<^'«H,03

Am vortheilhaftesten aber geschieht die üeberführun«^ der gell)en Natriamverbindung in Phtaloxyldimalonsäureester, wenn man sie mit etwas mehr als 1 Mol. Essigsäureanhydrid kurze Zeit auf dem Wasserbade erwärmt:

C„H,^Na,()jo + OCC.HjO), = 2NaO.C, H3O + Cj.H.^O«

222 Sitzung der math.'phys. Classe vom 1. Märe 1884.

Durch diese mit bestem Erfolge ausgeführten synthe- tischen Versuche war nicht nur die Bildung des Phtaloxyl- dimalonsäureesters neben Phtalylmalonsäureester aufgeklärt, sondern auch ein erfolgreicher Weg zur Bereitung des ersteren in einer einzigen Reaction gegeben. Setzt man nämlich zu 4 Molekülen Natriummalonsäureester zunächst nur 1 Molekül Phtalylchlortir, so erhält man die gelbe Natriumverbindung, welche mit einem weiteren Molekül Phtalylchlorür unter Ent- färbung neben Phtalsäureanhydrid nur Phtaloxyldimaloniiäure- ester liefert.

Mit auffallender Leichtigkeit lässt sich der der Synthese der beschriebenen Körper entgegengesetzte Process ihres Ab- baues zu den Ingredienzien vollziehen.

Die citronengelbe wässerige Lösung der Alkaliderivate des Phtaloxyldimalonsäureesters trübt sich nämlich beim £r- wännen auf 80** unter gleichzeitiger Entfärbung. Kocht man, so geht mit den Wasserdämpfen reiner Malonsaureester (ih(T. Neben geringen Mengen eines bisher nicht näher untersuchten, niit den Wasserdiimpfen nicht flüchtigen Oeles ist jetzt nur noch j)htalsaures Salz, in Wasser gelöst, zu- gej^en. Der Vorgang läuft demnach vorwiegend gemäss der (fleichung

C,,H,^Na,0,o f 2H,0 = CgH,Na,0, + 2CH,(CO-OC,H5),

ab. Ebenso leicht jedoch lässt sich der Phtaloxyldimalon- säureester durch Vermittelung seiner Alkaliderivate in den Phtalylmalonsäureester zurück verwandeln. Man braucht die gelben Verbindungen nur mit einer organischen Säure am besten Eisessigsäure gelinde zu erwärmen, um neben dem Salze der letzteren in glatter Reaction Malonsäure<ster und Phtalylmalonsäureester zu erhalten :

C,, H,4 Na, 0,0 + 2 HO C, H,0 = 2 NaO . C, H, O + CH, (CO O C, H,), + U,^ H,^ 0^.

Widicenus: Phtalylmalonsäure- u. Phtaloxyläimdlofisffureester etc, 223

Beim Kochen mit Alkalilauge wird der Phtalylmalon- säureester glatt in p}i talsaures und malonsaures Salz neben Alkohol gespalten. Uebergiesst man ihn mit kalter ver- dünnter Alkalilauge, so löst sich auf 1 Mol. der Basis fast 1 Mol. Phtalylmalonsäureester auf. Säurezusatz scheidet dann ein farbloses Oel ab, welches schnell von der wassrigen LK)snng getrennt sich bald trübt und in einen Krystallbrei von Phtalsaureanhydrid und Malonsäureester verwandelt:

C„ H„ 0, + Na OH = C,, H„ NaO, C.5H,5NaO,+HCl = NaCl + C.5H,eO, C, j H.e 0, = Cg H, 0, + CH, (CO . OC, H,),.

Noch auffalliger ist die Spaltbarkeit des Phtalylmalon- säureesters durch Ammoniak. Werden alkoholische Lio- sungen beider mit einander vermischt die des Ammoniaks in grossem Ueberschusse angewendet so setzt sich nach kurzem Stehen ein schimmerndes Krystallpulver ab, welches das bisher vergeblich gesuchte Phtalyldiamid ist. Das alkoholische Filtrat hinterlüsst beim Verdunsten Malcmyldiamid:

C = C(C0.0C,H5),

C,H, >) +4NH3=21IO.C,H,

.CO

NH, C-NH, f C,l(^ -f CH,(CO.NH,),

Das Phtalyldiamid ist ein in Alkohol und Wasser sehr schwer löslicher farbloser Körper, welcher beim Er- hitzen für sich, wie mit Wasser und Weingeist genau 1 Mol. Ammoniak entwickelt und dabei in Phtalylimid übergeht:

224 Sitzuno der math.-ph^f. CloMse vom 1. März 1884.

NH,

C NH, C = NH

Ce H^^ = NH, r C,H, ^>0 CO CO

Ich versuche eben, ob ans PhtaloxyldimaloQsäiuneester sich in analoger Keaction ein Phtaloxyltetramin oder wenig- steas ein Phtaloxyldiimid erhalten lässt.

Phtalylnialoa^ureester und Phtaloxyldimalonsaureester nehmen leicht nai^cirenden Wasserstoff auf. Ohne Austritt von Alkohol geschieht die Reduction, wenn man ihre eiseasig- saure Losung einige Zeit mit Zinkstaub auf dem Waaserbode erhitzt.

Aus Phtalylmalonsänreester entsteht dabei eine feste Säure, welche aus heissem Wasser in farblosen zolllangen haarfeinen Nadeln von 80^ Schmelzpunkt krystallisirt. In kaltem Wasser ist dieselbe kaum, in heissem etwas leichter, in Alkohol und Aether sehr leicht löslich. Die Elementar- iinjilyse fuhrt zur Formel C^^H gO^. Sie ist einbasisch und ii«*fert leicht lösliehe Alksilisulze und «»in schwer lösliches, sehr beständiges Sin)er>alz. Analysirt wurden bisher C^-Hj^KO^ und C^jH.^AgOg.

Die nach der Gleichung

r^CiCOOC.Hj), ('H,.CH(CO.O-C,Hii,

CO CO . OH

CeH, ^^

gebild«»te Säure niutr sils Benzy I niahnisä u reester- 0 r t h o c a r b <> n s ä u r e lie/eirhnet worden. Ihr Silbersalz setzt sich mit Jodäthyl sofort zu <lem farblosen zäh öligen AethylesUT, C,.H,7((\H5)Og, um, der bei 45mm Druck un/ersetzt bei 2.')()'* dt»st.illirt.

Wislicenus: Phtdlylmähnsäure' u. Phtäloxyldimalonaäureegter etc. 225

Beim Kochen mit überschüssigem Alkali verseift sich die Estersäure YoUkommen. Aus der Salzlösung scheidet sich beim Uebersättigen mit Salzsäure die

Ben zy Im alonsäure-Orthocar bonsäure: CH, .CH(CO.OH),

CO . OH ,

in Form glasglänzender Prismen ab, welche keinen Schmelz- punkt haben, da sie bei 160^ anfangen Kohlensaure zu änt- wickeln. Von letzterer entweicht zwischen 170*^ und 180" sehr schnell genau 1 Mol. Der Rückstand ist dann die von Gabriel und Michael bereits dargestellte Ortho- Hydro- zimmtcarbonsäure in reinem Zustande:

OH, . CH (CO . OH), CH, CH, CO OH

C,H^ =CO,+CeH;^

V) -OH CO . OH

Phtaloxyldimalonsäureestcr geht beim Erwärmen seiner eisessigsanren Lösung mit Zinkstaub in eine amorphe, äusserst zähflüssige Verbindung über, deren Analyse zur Formel

CH . CH (CO . 0 . C, H,),

^i^ ^9H ^^9 = ^'ß ^4 /^

^;H . CH (CO . 0 . C, H,),

stinmiemle Zahlen liefert. Mit ihrer Untersuchung, sowie mit Feststellung der Orte, an welche bei der Einwirkung von Alkalien auf den Phtalylmalonsäureester und Phtaloxyldimalon- saureester das Metall tritt, bin ich noch beschäftigt, und wenle mir erlauben, von den gewonnenen Ilesultaten weitere Mittheilung zu machen.

118«4. Mttth.-phyH. Cl. 2.]

226

Herr V o i t berichtet die Hauptresnltate einer in seinem Lal)oratorium von Herrn Dr. Nie. Simanowsky

^Ueber den Einflnss künstlich erhöhter Körpertemperatur auf die Eiweisszer- setzung'^

ausgeführten Untersuchung.

Die Ursachen für die Zersetzungen im Thierkörper finden sich bekanntlich vorzüglich an dem Organisirten, an den Zellen und Zellengebilden. Je nach der Masse der letzteren und je nach ihrer Fähigkeit höhere chemische Verbindungen in einfachere zu zerlegen, richtet sich die (JriVsse des Zer- falls. Ks giebt Einwirkungen, welche diese Fähigkeit ver- mindern, und andere, welche sie vergrössem. Zu den ersteren gehört z. B. das Chinin oder der Alkohol, zu letzteren das Fieber und besonders die Muskelarbeit.

Einen bestimmten Einfluss auf die Zersetzungen übt auch die Temperatur der Umgebung aus. Es ist nachgewi«*en worden, dass bei Erhaltung der Körpertempenitur durch einen eigenthümlichen reflektorischen Vorgang in der Kalt*» mehr, in der Wärme weniger Fett zerstört wird, dass dagegen die Ei Weisszersetzung fjist unverändert bleibt. Anders ist <*• wenn die Eigenwärme des Körpers sich ändert: hier wini l)ei Erniedrigung der Körpertemperatur, wie z. B. Iieini sehlafi'uden Murmelthier sowcdil weniger Ei weiss aU am*h w^Miiger Fott /(»rs(»tzt. oflrnbar durch Beeinträchtigung d*»r

j

Voit: üeher den Einflussder Temperatur auf d. Eitoeisszeraetzung, 227

Bedingungen des Zerfalls in den erkälteten Zellen. Dagegen, so ist angegeben worden, bringe die Erhöhung der Körper- temperatur ausser der Zunahme der Kohlensäureproduktion und des SauerstofFcousums eine Vermehrung des Eiweiss- zerfalls hervor.

Bartels bat zflerst mitgetheilt, dass beim Mensehen nach Gebrauch von Dampfbädern eine Steigerung der HarnstofF- tiusscheidung eintrete, später bat Naunyn am Hund bei küast- licher Temperaturerhöhung durch ein 3stündiges Dampfbad das Gleiche gefunden (44®/o). Vor Allem aber hat Gustav Schleich bei künstlicher Steigerung der Körpertemperatur durch einstiindige warme Vollbäder von 38 42.5^ beim Menschen bei genauer Regelung der Nahrungsaufnahme eine deutliche Venuehrung der HanLstofFmenge (bis zu 29^0) er- halten und zwar noch mehrere Tage nach dem Bade an- während.

Man dachte sich, dass durch die vorübergehende Er- höhung der Temperatur der Zellen und Gewebe für längere Zeit mehr Eiweiss von denselben abschmelze und flüasig werde und dann der Zerstörung anheimfalle. Es schien auch diese Angabe in erfreulicher üebereinstimmung zu stehen mit den Erfahrungen bei Fieberkranken, bei welchen ebenfalls mehr Eiweiss zum Zerfall kömmt, und man war vielfach geneigt, die Fielx^rtemperatur als Ursache des grösseren EiweiaszerfalLs anzusehen.

Nun hat in letzter Zeit Dr. C. F. A. Koch in Amster- dam hierüber erneute Untersuchungen angestellt, zunächst an sich selbst und zwar bei gleichbleibender Nahrung. Die künstliche Erwärmung geschah durch einstündige warme Bäder v(m 39— 40^C. Er erhielt keine Zunahme der mittelst (iuK'ksilbernitrat bestimmten Harnstoftausscheidung, eher eine geringe Verminderung dersen)en. Auch bei einem Kanin- chen erhielt er unter glei<:hen Umständen die nämlichen KesuItaU'.

15*

ir.. P*5irT&>>:OT T^rfcnlÄäs:, <3i«9«ft<ic as ciD«o: Htui^ ein«

D^r wrfr-Ji-jr*. zirsilich fetse H-im w.:«^ 2»" Kilo: dw tid^hf- Harn kor.ü';*'- ät* Ed4^ v»»i^ VVrcach^cig«» dvrtli Kath^t^ri^irec lü-i A-is-pritz«! der Blasie mh T«rdüiuiMr Car- UJ-ä^p? TollsjÄii'iig 8rew.:.i:!ieE warfen. Da? Thkr «41te tan- zten:, im arick die genn^Tste STipigenmg der BweiaBafingiuimg erkennen n k*^>ni.en. Im Ham wnnie die Sciekssoffbestuiiininiir mittett Xatronkalk gemacht. Xaeh mehmvfi Hangnt^een and Gleichbleiben der Sdcksto&osi^cheidunir wnide ism Thitx an zvrri aTifeinander f<:>leenden Tairen in einer Badewaime (im hyineniNehen Institut' in Wasiser Ton 40.5* C vikrend ctva 1 ^ t Stnndea eebade: . wobei die Köqiertemperatiir bi» aof 41 -C ansities: darnach wnrde die Ber>bachtnng noch ein oder zwei Tage •:*hne Baden fortg^^^etzt, $o das« die ganae Yer- -nchsTeihe 5 7 Tage nmfaäbte. Es wurden 2 Versockraben iiiit Baiien aTi-irefTihrt : zrir Contrtile wTinle einmal eine ftnf- tfiiriiTe H';nireiT»rihe «thne Baden eemaoht. um den VTani; der r.'-rnial^^n Stickst* «ifaTij^i^htriii'ing festzustellen. Kaum da* der \V\rA in das wami^ Wikvier einir»*taucht war. fing er an k»-'ichei:'l mit heraii''2e>-trifvkter Z^inee zahlreiche Athemzu^ zu machen, zuletzt nl.er 2«m» in der Minute: sobald nur kurw Z*-it w>nii^*fr Ath»rmz'lir»- a;>irelTihrt wunlen. wuple die Znnsp* Jiljtn. ba.< Thi^T z«^iirt#f n«*ch mehrere Snmden nach A^ Herausnahmt^ aTis %\^ii\ Büile t^ine »•rh»"»hte Krirperteraperatur. tlie dann all niah lieh zur normalen ahr<ank.

H- erirati -irh während der beid»-n Rnlereihen k^-iiif Abwf'irhun^ vnn der Intzt^-ru N«»mialreihe. s<> dass al?«i ic *\**T That «lurrh P »stniidiir»* künstliche Erwarmnntf «le- Kör|»^r> bi- auf 41^* di»* Eiw^^i^N'/er^tzunir nicht irest«»i4rrrt wuplf*. VjS wurd»' aurh <li»* tä;rliche Kidil»Mis:uireaiu«soheiduni! b**>tiiiiiiiT . au tl**ii i{ail»*t;i:^»Mi alwr **r>t nach dem litiK

VoU: (Jeher den Einfluss der Temperatur aufd. Eiweisszeraetzung. 229

wobei die Körpertemperatur noch einige Zeit erhöht war; die Menj^e der erzeugt.en Kohlensäure zeigte sich dabei gegen- über den übrigen Hungertagen nicht vermehrt.

Es hat dieses an und für sich wichtige Resultat noch eine weitere Bedeutung, indem es darthut, dass die erhöhte Temperatur beim Fieber nicht die Ursache der rapiden Zer- störung des in den Organen abgelagerten Eiweisses beim Fieber ist. Man hat schon öfter darauf aufmerksam ge- macht, dass die Hamstofßsteigerung beim Fieber nicht immer entsprechend der Temperaturerhöhung ist. Bauer und Künstle waren weiterhin nicht im Stande, durch antipyretische Mittel wie Chinin oder Salicylsäure oder kalte Bäder mit der Tem- peratur auch die Eiweisszersetzung zu vermindern, sie sahen im Gegentheil eine geringe Steigerung derselben; es konnte damals jedoch eingewendet werden, dass die erhöhte Körper- temperatur dennoch die Steigerung des Eiweissumsatzes ein- leitet, da letztere noch längere Zeit nach der künstlichen Temperaturerhöhung nach den Angaben Schleichs anwähren sollte. Nachdem aber dargethan worden ist, dass die künst- lich erhöhte Temperatur keine Wirkung auf die Eiweisszer- setzung hat, so nmss also der erhöhte Eiweisszeriall beim Fieber in der That von einer Veränderung der Zellen und der Bedingungen der Zersetzung in denselben durch den Fieberprocess herrühren.

230

OefFentliche Sitzung der königl. Akademie der Wissenschaften

zur Feier des 125. Stiftungstages jiiu 28. März IHS4,

Der Sekretär der inatheniatisch-physi kalischeu Claase, Herr C. v. Voit, zeigt nachstehende Todesfalle der Mit- glieder an:

Die mathematisch-physikalische Classe der Akademie hat in dem abgelaufenen Jahre drei ihrer auswärtigen Mitglieder (lurcli den Tod verloren, nämlich zwei Schweizer Gelehrte: den Kathsherrn und (leologen Peter Merian in Basel und den hervorragenden Botaniker und Paläontologen C)swaH Heer in Zürich, und ferner den Physiker Peter Hi ess in Berlin.

Peter Merian.

(u*))ori*n cl«»n 2i). l>»*zoiiibiT ITUS. ^rstorhen tl«*n 8. Ft*l»ruar 1S*<:>.

Im Jahre 18r»4 wurde der Basler Ifathslierr und (ie«di>ge Pet«»r Merian als auswärtig*»s Mitglied in die Akademie auf- gtMionnnen.

Kine so eigenartige Wirksamkeit wie die Merian\s ist kaum da möglich, wo man Alles von dem tursorglichen Kin- greifen der Staatsregierung erwartet, sondern nur in einem Gemeinwesen, in dem man von jeher gewöhnt Ist, daatt der gute Bürger dem Wohle des Ganzen dient, seine Ar)>eits-

Voit: Nekrohg auf Feier Merian,

231

[krufl und seine Mittel isur Forderun*^^ der Bildung und Ue- »ittuu^ der Vaterstadt xur Verfü^:uiijjf stellt.

Von solchen Gesinnungen beseelt wie selten ein Anderer, ^ widmete Merian während seines ganxen langen Lebens seine

I Kraft der Entwickhing der Stadt, in welcher «eine Familie Heit Jahrhunderten unter den Ersten genannt wird. Er er- kannte namentlich klar, was eine l^niversität einer freien^ vorzüglich Handel hetreibeudeu Stadt werth ist, und so lieik> IT nicht ab, durch sein leuchtendes Beispiet der Bürgerschaft zu zeigen, wie durch Opferfahigkeit der Einzelnen ein auch die grössten Hilfsmittel erforderndes Werk errichtet und er- halten werden kann. Man darf sagen, das« der Bürger Peter I Merian durch seine Ptiichttreue und seine Grossmuth von [ganz wesentlichem Einfluss auf die heutige Ge^staltung der [' Universität Basel war, aber auch auf die Zustände und (Je- licke der ganzen Stadt, wo er als Kathsherr geraume Zeit hindurch viele schwierige Aemter bekleidete, und für geraein- Lnüt/jge Zwecke stets /u finden war. Er stand mit aller Bi^"**^!?^*^ *^^ Ji^ Erhaltung der Hochschule ein, als ihr bei Ablu8img von Basel landschaft und Theilung des Staatsver- ruingen^^ Gefahr drohte, er deckte den erlittenen Schallen und Mirgte filr ihre Zukunft, indem er die gesammte Bürger- phttfl für die gute Sache zu gewinnen wusste. Die Grün- lung der Sternwarte, de« Bernouiliianunis und des neuen tiuturwiissen^^chaftlicOien Museums verdankt man besonders inner kräftigen Beihilfe, vor Allem aber war er für die 9^aturalien>ammluTtgen und die naturwissenschaftliche Biblio- thek lii^^orgt, welche Institute er mit musterhafter Einsicht >ia in die letzten Tage seines Lebens verwaltete und vermehrte. Wenn auch auf diesen Gebieten der Schwerpunkt der rhätigkeit und Bedeutung MerianV lag, so fand er doch doch die Zeit zu einer erspries!>lichen Wirksamkeit als aka- leuii.Hcher Lelirer in der Geologie und Petrefaktenkimde sowie ku fruchtbringender wissenschaftlicher Arbeit.

282 Oeffeniliche Sitzung vom 28, März 1884,

Schon früh scheint sein Sinn sich auf geologische und paläontologische Studien gerichtet zu haben. Es wird be- richtet, dass diese Neigung in dem am Fusse des an Ver- steinenmgen reichen WariÄubergs gelegenen Pfarrhause zu Muttenz, wo der Knabe vom 8. bis 12. Lel^ensjahre verweilte, geweckt worden sei. Sicher aber geschah dies in dem Privai- institut des in Geognosie und Physik sehr bewanderten Pfarrers Christoph Bernouilli, sowie an der Akademie zu Genf, wo- selbst er sich emsig mit dem Sammeln von Mineralien be- schäftigte, und zuletzt an den Universitäten von Qöttingen und Paris. An letzteren Orten betrieb er, zugleich mit seinem Freunde Bernhard Studer, ausser mineralogischen und geo- gnostischeu Studien auch Astronomie, Physik und Chemie; in Göttingen war es GaiLss, der ihn in hohem Grade fesselte.

Die ersten und zugleich umfassendsten Publikationen Merian's beziehen sich auf die Geognosie der Umgebung von Basel, durch welche er die Grundlage der geologischen Kenut- niss des Schweizer-Jura legte, dann auf die mineralogischen und petrographischen Verhältnisse des südlichen Schwarz- walde*^. In dieser epochemachenden Arbeit stellte Merian zuerst gegen die bis dahin herrschende Ansicht fest, dast» der norddeutsche Muschelkalk sich ununterbrochen bis zum Schwarz wald fortsetzt und hier als grauer Kalk von Fried- richshall mit Steinsalz, den man bis dahin irrig für Zech- stein angesehen hatte, auftrete und dass der unter diesem Kulk liegende Sandstein dem bunten Sandstein entspricht Damit war für ganz Süddeutschland die richtige Aufeinander- folge der Schichten und die Grundlage des Gebirgsbaues ge- wonnen.

Auch an der Erforschung der Alpen nahm Merian mit seinen Freunden B. Studer und Escher von der Linth leb- haft Antheil, indem er meist die Bearbeitung des paläonio- l<)gisch«»n Theils der auf den vielfach gemeinschaftlich unter- Iiommenen Heisen gewonnenen Resultate übernahm. Ins-

VoU: Ni'kntlotj auf Peter Mcrian,

233

ibeHondere inachie er sich durcl» die Beschreibung der Ver- Isteiaerungen aua den rhätisclien Schichten Vorarlbergs ver- Idient. Daran mrhltjssfn sich immer weiter gehende Detail« [der Htnitigniphie Über öletecherbildung und Scblussfolge- [mngen über di«* Mechanik der (Tebirgsbildung an. Kr er- irarb sich auch das Verdienst^ frühzeitig genaue meteoro- [I«*gi.Hcbe Aufzriclinyngen gemacht zu haben, wodurch Bii^el [einen ersten Kang als nieteun dogische Station einnahm. In aen letzten Veröffentlichungen snchte der erfahrene Ge- lehrte zu begründen, das« die Fortbildung der Krdrindc sau ttllen Zeiten eine allniählich fortschreitende, nicht perioden- |A¥ei8e abgel>rochene gewenen iyt und da^s auch diu Organ is- [tuen in diesen verschiedenen Epochen der Erdbildung sich nur alhnählich veninderten , indem einzelne Arten von LPfliUizen und Thieren verschwinden» während andere sich ^nuehr oder weniger lange erhalten*

^1 Alle seine wisseniichaftlichen Arbeiten bezeugen eine

"»charfe Beobachtung.sgahe, eine ungewidinliche Kenntniss der

I Versteinerungen, und eine seltene Grilndlicbkeit und Zuver* hlä^igkeit. Durch die.se Eigenschaften wurde er zu einer Auti>ritat in Fragen, welche sich auf palaontologische Vor- kommnisse in den Alpen bezogen, an welche mau sich aüer- «eitfl um Aufscbluäs wandte. So stand Merion ida ein wahrer Förderer von Bildung und Gesittimg weit und breit in hohem Ansehen : er war wie ein Patriarch von Allen verehrt, die ihn kannten. Das Gute, das t^ine unerreichbare PHichttreue, welche ihn nur für da» Wohl yeiner Mitment«chen thätig hiein Hess, stiftete, wird noch lange Zeit in der \VLs,<en?*idiaft und in seiner [Vaterstadt nachwirken.')

I) Zu obi^^em Nokrolof?e wurden die llcktoratHrtMi«* vun l{iiti- 3t»jrer: »Der HaUiHiit^rr Peter Meriau* beuut^tt sowie Mittbeiluii^eu |too Herrn v. UümUel,

234 (ßeffetttUche Sitzunfß com 5äf. März 1SS4.

Oswald Heer.

G«>>oren dim 'M. Au;^U)«t 18011, ge«toH>eii den 27. .SfiiteDiln.T \>y^y.

Man findet nicht selten, dass der Anblick der grm«- artigen Natur der Schweiz bei den Uewcdinem diei^es Landes die Last zur Erforschung der heimischen Berge, ihrer Glet- scher, Gesteine und Pflanzen, sowie zur Naturwisveuschafl flberhaupt erweckt.

Zu diesen gehört auch der Ix'rühmte I3otaniker, Pilanzen- geograph und Paläontologe Oswald Heer, der in der frü- hesten Jugend das Werk begann, das er mit immer steigender Bedeutung in den letzten Jahren seines langen thätigen Lebens so herrlich zu Ende fähren durfte.

Oswald Heer ward geboren in dein Uorfe Nieder- Utzwyl im Kanton 8t. Gallen, woselbst sein Vater Pfarrer war. Die Familie siedelte bald darauf nach dem herrlich gelegenen Matt im Kanton Glarus über. Der Vater unterrichtete den lernl>egierigen, talentvollen Sohn bis zu dessen Abgiuig an die fniversität und bestimmte ihn zum Theologen; in den Mussestunden gab sich der junge Heer alM?r schon daniald eifrig und mit Erfolg dem »Sammeln von Pflanzen und In- sekten hin. Von dem Chorherrn Blumer in Glarus, der eine naturwisseiischuftliche Sammlung besass, erhielt er da- erste naturwissenschaftliche Buch geliehen, das er abschrieb und abzeichnete; Blumer scheint auf den Knaben einen grossen Einiluss ausgeübt zu halH»n, denn nach ihm wunle spät^»r von Heer eines der merkwürdigsten fossilen Gebilde, ein Vogelrest aus den alttertiären Fischschiefern von Matt. Protornis Blumeri l)enannt.

An der Universität Halle widmet«» Heer sich dem Studium der Theologie, vergass aber die Naturwissenschaft nicht. Nsuh zurückgelegten Stinlienjahren machte er in St. Gallen die philologisch-philosophische und theolt)gische Stiuit^^prüfung : dann aber entM-hied «t sieh ganz für dir NaturwisseUM-hatVu

Vmt: Nekndofj auf Oittcatil Hetr.

235

ii(i iinhiefcti ziniürlust ttie l>edeutentlo Insektensunnnlung de» ierrn Esdier-Zollikofer in Zürich, wodurch er sirh die ftir eine späteren Arbeiten m wichtigen Keyiitnisse der Insekten fnete.

Ak im Jahre 1833 die Züricher öuiversität gegründet [wurde, an welcher anfungj? Oken noch ?^äinintlichc Niitur- i'iasfnschHfteu vertrat, hnhilitirte *^ich Heer al?* IVivat^lMzent tir Botanik und Kntumüldgie. Er wurde bjild /unj Profeascir m der Universitiit enmunt; später tlHf»')) erhielt er hei Er- richtung de*i Polytechinkuni8 auch die Profc^ur für spezielle Botanik .sowie die I>irekti(jn des botanischen Garten«, welche Istellen er bi^ ztnn Jahre 1882 bekleidt^te, wo er sich von allen Aemfceru zurückzog, um seine letzten Kräfte ganz der iVoUendung des Hauptwerkes seines Lel>en«, der Flora arctica (ninhindica zu widmen.

In der ersten Zeit .seiner föntVigiahrigen wia8enm!hiift-

ichen Tlüitigkeit beschäftigte sicli Heer mit systeumtiHcber

>t}inik und Ent-rmiologie, vorzüglich der 8chweizer-Floru

Itnid Fauna, worin er bei seinen \Vau<lerungen dtn*eh die

Aliien zahirtnclie getreue Beobachtungen machte, duiiu iil>er

Hinit Phyiopuliionkdogie , wodurch er einer der Begründer

H^ieser WiÄsennchaft wurde.

^m Mit eisemenj Fleisse und unermüdlicher AuM^lauer, die um so mehr zu bewundern ^ind ab er viele Jahre durch ^■k«*>rperliche Leidt*n unV Zimmer gefesselt war, bewältigte er, ^fcü rück gezogen von dem zenst reuenden GetrielK* de.s üffent^ Hlichen Leben«, tn einem echten, beneidenswerthen öelehrten- ^^dastnn da« en<»nTie, von ihm selKst gc^auuuelte und ihm von -allen Seiten zugetragene Material, namentlich von focssilen l'flanzen und Insekten.

Schon in seiner ersten ak Doktordissertation erst^hienenen

Arbeit: .Beiträge zur Pflanzengeftgrajihie^ wird d**r EinfliLss

Kiima'8 und des Bodens auf die V'ertheilung der Alpen-

D3G0D untersucht. Daran anschliessend prüfte er die geo-

23*3 fMfftmÜidte Siizumg tom ^. Mär: 1664.

^rraphische Verbreitung der jetzt lebenden I^flanzen und In- Rekten, besonder« der Schweiz und Madeiras, und die phj- sischen Bedingungen ihrer Existenz.

Seine sr> erworbenen ausgebreiteten Kenntnisse der le- benden Pflanzen und Insekten rerwerthete er nun zur Unter- suchung der fossilen Formen in den Terschiedensien Stufen der Erde. Dieselben kamen ihm besonders zu Statten, da die Pflanzen und Insekten bekanntlieh innige Beziehangen zu einander halben, indem vielfach die Existenz der einen an die der andern geknfipft ist, ^o dass man aus dem Vor- kommen gewisser Insekten auf gewisse Pflanzen zu schlieaisen vermag. Er lehrte zur Unterscheidung der fossilen Insekten bii» dahin wenig beachtete Momente berfleksichtigen« wie z. B. den Verlauf der Adern der Flügel, welche letztere in den älteren Fonnationen häufig allein erhalten sind. Er besass aber auch das Talent, reiche Fundgruben fosaikf Organismen auf die für die Wissenschaft nützlichste Weise systematisch auszubeuten, z. B. die zu Oeuingen am unteren BfjdeiLsee im Badischeu oder die Li&<in>el des Aargaues, die Scham J)elen. .So war es ihm möglich, die Entwicklungs- geschichte einzelner Gattungen durch zahlreiche Glieder hin- durch zu verfolgen.

Diese seine wahrhaft grossartigen paläontologischen Unter- .sucliungen liessen ihn endlich weittragende Schlüsse ziehen ül)er die lokalen Verschiedenheiten und den Wechsel der Temperatur und des Klima's während der Entwicklung der Enle, ttl)er die Ursachen der geographischen Verbreitung der Pflanzen und ü)xt die Entstehung und Umbildung der Arten.

¥^ sei mir gestattet einige der wichtigsten Resultate seiner Arl>eiten, welche vorzüglich in dem dreibändigen Werke , Flora tertiana Ilelvetiae^, femer in der «Flora fostdlis arc- tica^ in 7 Bänden, in zahlreichen über fossile Floren han- delnden Schriften, und in dem vortrefflichen Werke , Urwelt

Voit : Nekrolog auf Oswald Heer,

237

der Schweiz*, welches sowohl durch die glänzende Schreib- weise« als auch durch die klare, allgemein verständliche und doch wissenschaftliche Darstellung als ein wahres Muster einer gmlogischen Landes beschreibung gelten kann, nieder- geh»gt dnd» hier kurz anzuführen.

hl den earbonisrhen Lagen, auch im Jura und der iiuttTen Kreide, findet sich durch uu.sgedelinte (iij'luete eine grosse iJleichmä&sigkeit der Flora. Heer schlrKSs daraus, dass damak das gleiche Klima Über die ganze Erde geherrscht halx». Erst in der ciberen Kreide kommen die ersten An- zeichen einer niedrigeren Tempenitur im Norrlen, bestimmtere im Miocän vor. Indem nun Heer seine Erfahnuigen über die Beziehungen der lebenden Pflanzen zum Klima auf die Tertiärflora anwendete und für jede fossile Pflanze die nächsten Iet)enden Verwandten aufsuchte, berechnete er als mittlere Tenii>ertttur für die miocäne Schicht für die Schweiz 20,5'* C, für Grönland 12^*, für Spitzbergen 9<*, für Grimmelland 8'*. Damal8 blühte also in Grönland und tlen Polarländern eine Flora, welche der heutigen gemässigten Zone entsprach. In den verschiedenen geologischen Perioden war demnach auch die mittlere Temperatur des gleichen Erdtheils verschif^rlen ; für die Schweiz in der Carlionzeit bis zur mittleren Kreirle 23— 25<>, für Ünter-Miocän 20.5'», für Ober-Miociln 18.:>^ für Obef-Pliociin 9", für die en«te glaziale Perifide 5", für «lie interglaziale 8 9", für die zweite glaziale 4", während sie ftlr die jetzige Zeit 9** beträgt.

Wodurch diese Aenderungen im Klima »auf der Erde bi*ditrgl sind, das erörtert Heer nicht weiter, es liegt di<*8 au^^er dem Hereiche seiner Forsch nng, er crmstatirt die^selben nur als noth wendige Folgerung aus seinen Beobachtimgen. Da«8 es sich dabei ni(*ht lun eine glt*ichmiissige Abnahme

I der TeraiH»ratur auf der Erde handelt, dm wird durch das Auftreten der Eiszeit und noch mehr durch die wärmere

[inii^rghiziale lVri<Kle dargKhan.

23R Oeffentliche Sitzyng com 28. März 1S84.

Trotz jener Gleichmassigkeit der Flora und des Klimans über die ganze Erde schon in den palao- und mesocoischeo Zeitabschnitten beobachtete Heer doch« dass damals manche Arten nur auf* bestimmte Gebiete beschrankt vorkommen, wesshalb er gewisse Entstehungsheerde für dieselben annahm. In den jüngeren Formationen bilden sich aber, mit dem Auftreten verschiedener Temperaturen, bestimmt aa<sgepragte Pflanzenbezirke aus. S> namentlich das grosse Pflanzen- gebiet der Miocänzeit in den arktischen Kronen, welche die Heimath der Typen der gemas^^igten Zone wurde, indem bei der allgemeinen Erkaltung die Organisation von dem Nordpole südwärts, nach Nordamerika. Europa und Nordasien, auswanderte. Durch Heer wurde dadurch im hohen Norden die Brücke aufgefuudeu. welche die Flora und Fauna Kuropa*» mit der von Ni»rdasien und Nordamerika verbindet. Es wurde klar, warum man in der europäischen TertiärformatioD zahlreichen nonlamerikanischen Typen, eben.s> vielen enro- pTiisi-h-asiatischen Tertiär})flanzeu in Grönland. Spitzbergen und Nonlkanada bejregiiet: die Fonu^u sind äusserst ähnlich uuil eiit-preili»*n uns einem Suinini tMit^pn>ssenen Arten. I>ii* IltMniJith der tn>pisihen und suKtnipiM-hen Formen ist iliiiXegHi im :!>ü<ien, von wo aus ihre Ausbreitung in dtr Kiclitung nach Nt»nlen /.u .stattfand. S^» ktminit es, da.^ in iltT niioi-riuen Fluni Europa^s -ich Misihungen dvr in iWr tHn-änen v<»rki>ninien«len >u«ilich in(ii>chen mit der aus ii*-u iirktiM-hen Zon»*n t^iuirt'wanderten tinden.

In lier ^"artärzeit Hiuien in Fi»i;^e der U»trrichtlit hr n-ii und hüuhgi»n.»n Si-hw;4nkun;r**n der Tonijifnitur z;ihlnfic)if WaniltTuniTfU der Ptianzen stiitt. Ks i^ntrab >ich namentlich in FoliTr tler Vt'ri:let<4;herunLj im Nt'rden eine neue Ver- tlriiiiiTMii^ der PflunzfU nach <ri«llichen wärmeren •iebiet«'n. und z\v;ir iler jetzt u*^\\ lel»eniien arkti<**h-alpiiu»n Arten: di«-<«' iiordisilieii (m^ImM** wunlen >pärer mit dem ICuckgan:: d»T «ilft.M-hiT und tU'Ui Wii'drnTM-heineii »Miies \%ürni«*r>'n

Voit: N^krolofj auf Onwnld Heer.

230

Klimans abermak grösstentheils verjagt und nur wenige

konnfc«*n an günstigen Orten weiter bestehen.

Später verfolgte Heer durch ünterHuehung der Flora der Schweizer Pfahlbauten, namentlich der Samen, die Spuren unserer Kulturpflanzen, wodurcli er wichtige Data für die Geschichte des Pflanzenreichs in der historisclieu Zeit gewann.

Wenn man in Grönland in älteren Perio<len eine mittlere Jahrest^nnperatur von über 20^ annehmen mass, weil man in den Kreide^schichten da, wo jetzt Alles in Eis stiirrt, Cy- cadeen und andere Tropenpflanzen vorfindet, und für die Miocliiizeit eine solche von 12" ersclilie.seieu kann, m liegt e.s nahe zw glauben, es wäre dorten auf die urspninglich tro- pische Pflanzenwelt allmählich eine subtropische, dann eine 8olclie eines gemässigten und endlich eine.s urktischen Klinia's gefolgt. Authdleuder Weise vermag man jedoch solche all- tnahliche Ueljergänge nicht nachzuweisen, vielmehr öieht man zwiÄcheu der Kn*ide- und MioeänHc^ra eine breite Kluft, , cberii*«) zwischen der tertiären und der lebenden Flora.

Ueberhaupt gelang es Heer nicht in den auf einander folgenden geologischen Schichten allmähliche IJebergangs- fonnon der zahlh>sen, wenn auch nalie verwandten Arten, aufeutiiiden ; auch konnte er seit der diluvialen Periode keine neuen Arten mehr entdecken, wenn auch seitilem manche Arten aasgestorben -^ind und andere Grnppirnngen dersell)en stattgefunden habi^ti, auch alh^rlei Varietäten durch Anpassung an Klima nml Lokalität mch ausgL'bildet haben.

Durch diese Erfahrungen veranlagst hielt Heer an dem Begrifl^ Spe<^ie^ fest und kam er zu dttr ITpberzeugung, dass fler Tebergang der Arten in andere in einer im Verhaltniss I XU ihrer Lebensdauer kurzen Zeit vor «ich gegangen sein itiflxiif und das:^ denirtrg** ,Umj»riignngen**, wie er soUdie Aenderungen naimte* nur zeitweilig ntattgefnudcn liuben können. Durch welche UrHadien die ,lTinprägung** hcrviU*- I gerufen wird, dan ist nach tli*rr n<ich vrdHg in Dunkel ge-

240 Oeffentliche Süzung vom 28. März 1884.

hflilt. Die Erklärung Darwin*8 über die Ent^hnng der Art^;n erKchien ihm mit seinen Beobachtungen unvereinbar zu »ein.

Kh iHt nicht zu verwundern, dass so weittragende, wenn auch HttfftH auH Beobachtimgen direkt abgeleitete Vorstellungen, welche aber vielfa(;h mit den Rchlfis^en aus anderen Beob- aclitungen und mit herrschenden Anschauungen nicht in üeber- pinstinmiung zu bringen waren, zuweilen heftigen Wider- spruch erweckten. Wer darin schliesslich auch Recht be- lnilt(!n möge, jedenfalls hat Heer durch seine Thätigkeit ein grf»KK4w und sicheres Material geschaffen, welches zur Lösung (liT von ihm angciregten und erörterten wichtigen Fragen «m'iumi Ix^dcMitsamen Theil beitragen wird.

In H4»er ist ein hervorragender Naturforscher dahinge- Hchi(Mien. Nur durch die mühsame und nüchterne Beob- achtung der lleste der Organismen vergangener Zeiten, and durch die Verschmähung jeder Spekulation und unsicheren IIy|M>th<*se gelang es ihm über allgemeine Probleme, welche \vi»it über seine Detnilforschung hinausgingen, über die Pflan- y.iMi- luid Thi«»rgiH>gnn»hie, ül>er die früheren Zustände an di»r KnIoborHäche luul über die Veränderungen k<isniischer VtThiiltiusse, niMu» nn<l In^fruchtende (ledanken zu erwecken. Aus soineui BiMspi«»lo kann man abermals ersehen, dai« e> in fi«»r Xuturtorsi^bmijj zuufw-hst und vor Allem ijilt mit An^t^Mluung aller ireistiijen Kratt durrh Beobachtung «n<i Kx|>iTi]ntM\t Tbat^ju'hen zu sammeln ; dann ergel^en sich auch \o}\ st»lbst «lie Krklunniijen für gewisse Erscheinungen in eintMU tMigiTiMi i>iier \vt»it4»roii (iebiete. Niemals wäre dir nieiiM^hlirht» Vor>tan«l «»bne jene mübsjmien Erfahnmgen ru ilow S'blüssen irohuiirt , wie mo Mint hat ziehen krmnen. Kin Aus^K'ukiMi von Möijlirbkeiton i»nthüllt nicht die Ursachen der nin^r»*. N«»udoni irifbt nur KniiTen fiir die Fi^n^^'ham!. woKbt» dann /u/nM*h«*n hat, ob fs <irh in Wirklichkeit *• xorbalt. \\i«* mau \i>rausi^VM»tyt hat.

Voit: Nekrolog auf Teter Theophü Biess. 241

Nicht das Aufstellen von zumeist rasch wechselnden Theorien, sondern das Auffinden bedeutsamer, unvergäng- licher That«?achen bestimmen den bleibenden Werth eines Forschers für die Wissenschaft.

Die hohe Bedeutung Heer's für die Naturwissenschaft wurde anerkannt durch die Erwählung zum Mitgliede vieler Akademien und gelehrter Gesellschaften, durch die Verleihung der Wollaston-Medaille, der Royal medal durch die Royal Society of London und des Cuvier-Preises von der franzö- sischen Akademie.

Heer wusste als denkender Forscher, dass dem Menschen in der Erkennung der Ursachen der Dinge und in seinem Wissen unübersteigliche Schranken gesetzt sind; indem er sich diese Erkenntniss weiter zu deuten suchte, lebte er der festen Ueber/eugung und des zuversichtlichen Glaubens, dass ein allmächtiger und allweiser Schöpfer Himmel und Erde nach vorbedachtem Plane erschaffen habe. Dieser Ueber- zeugung gemäss war auch sein Leben; er blieb stets ein schlichter bescheidener Mann, voll Milde und Güte ftlr Alle, die ihm nahe traten^).

Peter Theophil Riess,

welcher seit dem Jahre 1872 unserer Akademie als aus- wärtiges Mitglied angehörte , ist im 80. Lebensjahre am 22. Oktober 1883 zu Berlin nach kurzem Krankenlager gestorben.

Selten ist wohl ein an wissenschaftliehen Erfolgen reiches

1) Zu vorstohcnd<»in Nckroloj^e wurden benutzt: ein Nekrolog: von Dr. C. »Schröter in d(»r neuen Züriilier Zeitung vom 16. bis 18. OktoVjer l><8:i; eine liioj^raphie von Kothpletz im botanischen Central- blatt 1^<H4 Bd. 17 Juhrjjf. 5 S. 1^)7; eine GedächtniHsrede in der physikal. Ökonom. Gesidlschaft zu Köni^'sberg von Dr. Alfred Jentzeh, in den Schriften der physik.-ökonom. (lesellschaft zu KönijfHberg 1884 Bd. 2r»; i^ndlich Mittheilungen von Herrn v. G Um bei.

[1884. Math.-phy8. Cl. 2.] 16

242 Oe/fentlkhe Sitzung vom 28. März 1884.

Leben so einfach und so gleichraässig abgelaufen wie das jenige von Riess; man hat seinen äusseren Lebensgang der Hauptsache nach geschildert, wenn man angiebt, er habe, in völlig unabhängiger Lage sich befindend, seine ganze Zeit stiller und fruchtbarer geistiger Arbeit gewidmet.

Riess wurde am 27. Juni 1804 zu Berlin geboren. Sein Vater war ein geachteter Juwelenhändler, der es durch den Betrieb seines Geschäftes zu einem grossen Wohlstande ge- bracht hatte und seinen Sohn studiren liess. Nach Absol- virung des Gymnasiums ,zum grauen Kloster* trat der junge Riess im Jahre 1824 an die Universität Berlin Ober, woselbst er mit Vorliebe physikalischen Studien oblag und im Jahre 1831 durch seine Dissertation: „de telluris magnetismi mn- tjitionibus et diumis et menstruis* den Doktorgrad sich erwarb.

Seine Neigimg blieb auch darnach der Physik zuge- wendet, und unter gewohnlichen Umständen hätte er wohl die akademische Carriere eingeschlagen. Er erhielt auch einige Jahre nach seiner Promotion einen Ruf als ordent- licher Professor der Physik an die Universität Breslau, s^^hlui; d<»nsell>en jedoch aus, um seinem Vater nahe zu bleil)en und den kränklich€*n Mann in seinem Geschäfte unterstQtzen zu kleinen. Auch später nach dem Tode des Vaters erschien es ihm wünscheiiswerther seine volle Unabhängigkeit zu be- wahren als sich durch ein Amt zu binden.

Der verniö^liche Mann gab sich aber nicht einer ge- müchlicheu Uuhe hin; von Jugend auf zur Thätigkeit er- zogen und sie liebend, benutzte er während eines langen Lebens sein Talent, seine Müsse imd seine Mittel zu emsiger wiss(»nschalllicher Forschung. So kam es, diiss Riess nie physikalische Vorlesungen hielt, wohl aber ein Gelehrter wurde, der wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft reiche Anerkennung sich erwarb. Seit dem Jahre 1842 ge- hörte er der berliner Akademie als wirkliches Mitfflied an.

VoU: Nekrolog auf Peter TheopMl Biess. 243

Das Hauptgebiet seiner Forschung war die Lehre von der Reibungselcktricität. Riess hat wohl alle Erscheinungen auf diesem Gebiete selbst beobachtet und kritisch geprüft, und neue Thatsachen durch neue Methoden mit ausserordent- licher Genauigkeit und Zuverlässigkeit festgestellt. Es gelang ihm aber auch die mannigfachen Erfahrungen zu ordnen und durch leitende Ideen in Verbindung zu bringen.

Besonders erwähnenswerth sind seine Messungen des elektrischen Jicitungswiderstandes der Metalle mittelst des Luftthermometers, nach welchen der früher angenommene Unterschied zwischen Reibungselektricität und galvanischen Strömen nicht mehr festgehalten werden konnte; femer die Untersuchungen über den Entladungsstrom der Leidener Batterie, die über elektrische Influenz und die Theorie der Elektrophonnaschinen.

Bei der Erklärung der elektrischen Erscheinungen an Isolatoren vermochte sich Uiess nicht von der alten Ansicht zu trennen, dass es sich hier um eine elektrische Fem- wirkung handele, während Faraday da)>ei eine dielektrische Polarisation, d. h. eine Wirkung von Theilchen zu Theilchen annahm. Es knüpfte sich daran ein längerer interessanter Streit, bei dem jeder der beiden seine theoretische AuflFassung festhielt.

Die Resultate seiner Forschung finden sich in zahl- reichen Abhandlungen theiLs in Poggendorfl^s Annalen theils in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie veröfientlicht ; dieselben sind einheitlich vcrwerthet in der im Jahre 1853 in 2 Bänden erschienenen „Lehre von der Reibungselektricität" und in den 18(37 und 1879 erschienenen „Abhandlungen zu der Lehre von der Reibungselektricität.** Riess hat durch dieselben eine Umgestaltung dieses Theiles der Elektricitäts- lehre herbeigeführt und Gesetze entdeckt, welche rückwärts für bereits ]>ekannte Erscheinungen erst Aufklärung und Ver- ständniss brachten.

16»

244 Oeffentliche Sitzung am 28, März 1884.

Ausser mit seinem Hauptfache, der Elektricitat, hat sich Riess auch mit Fragen des Magnetismus, der Phosphorescenz und Fluorescenz des Lichtes und der Akustik beschäftiget Er hatte aber auch stets ein lebhaftes Interesse für andere Zweige des menschlichen Wissens und Könnens, yorzüglich für Geschichte, Literatur und Musik. Dadurch war sein gastliches Haus für lange Zeit hindurch der Mittelpunkt einer anregenden Geselligkeit, wo fast alle bedeutenderen Gelehrten Berlins gerne verkehrten und Erholung von der Arbeit des Tages fanden.

Der Name Riess wird für immer mit der Entwicklung der Lehre von der Reibungselektricitat verknüpft bleiben.')

1) Mit Benützung der gütigen Mittheilungen des Schwiegfr »olincs von Riess, des Professors G. H. Quincke in Heidelberg, cor rcHpondirenden Mitgliedes der Akademie.

245

Sitzung vom 3. Mai 1884.

Herr v. Jolly legt eine von dem correspondirenden Mitgliede, Herrn A. Wüllner eingesandte Abhandlung vor:

^Ausdehnung der Dispersionstheorie auf die ultrarothen Strahlen.*

Im zweiten Bande der vierten Auflage meiner Experi- mentalphysik habe ich aus der von Herrn v. Helmholtz^) gegebenen Dispersionstheorie eine Gleichung zwischen den Brechungsexponenten und Wellenlängen entwickelt*), welche fiir die farblos durchsichtigen Medien drei Constanten ent- hält, und von der ich später gezeigt habe'), dass sie nur eine andere Form der von Herrn v. Helmholtz selbst ent- wickelten ist. Die Gleichung ist

worin n der Brechungsexponent, X die Wellenlänge des Lichtes im freien Räume, P, Q, kta die durch die Beschaffenheit des brechenden Mittels bedingten Constanten sind. Von diesen ist Am die Wellenlänge, welche im freien Räume den Schwing-

1) von Helmholtz. Toggend. Ann. Bd. CLIV.

2) Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik IL Bd. 4. Aufl. § 23. Leipzig bei Teubner 1883.

3) Wüllner, Wiedemann Annal. Bd. XVII p. 580.

246 Sitzung der tnathrphys. Claase wm 3. Mai 1884.

ungen zukommt, welche die Moleküle vollführen würden, wenn sie ohne jegliche Reibung sich bewegten*).

Ich zeigte weiter, dass die Constanten P und Q stet« sehr nahe gleich sind, und dass man in Folge dessen die Brechungsexponenten der sichtbaren Strahlen in farbloe durch- sichtigen Mitteln durch die Gleichung mit 2 Constanten hin- reichend darstellen könne, welche sich ergibt, wenn man P = Q setzt, und welche in der Form

iL«

- 1 = Q - 1

-fr)'

schon von H. Lommel abgeleitet war.

Die schönen Messungen des Herrn Mouton *) der Wellen- liinge und Brechungsexponenten der ultrarothen Strahlen im Quarz und Flintglas geben Gelegenheit die Anwendbarkeit der obigen Dispersionsgleichung auch für die ultrarothen Strahlen zu prüfen. Von besonderem Interesse sind die Mes- sungen der Brechungsexponenten der ordentlichen Strahlen im (^uurz, weil wir hierdurch die Brecluingsexponenten dieser Striihleii in dem ganzen Umfange des Spectrums kennen, du uns Rsselbach^s') und Mascart's*) Messungen die Brechungs- exponenten bis zum iiussersten Ultraviolett geliefert haben.

Zu den Messungen des Herrn M()ut(m kommen noch die jetzt veröti'entlichten des Herrn Langley^) der Brechung:--

1) Es honiht auf einem MisHvorständniHse, wenn Herr Dr. Uu- (lolphi in Heiner Dissertation (Halle \^>^'h annimmt, Am »olle der am .stärksten absorlürte Strahl sein. Nach dem Krscheim'n meiner Optik ist das Missverständni^'8 wohl nicht mehr möglich, da ich si -■* und J; .*)1 jiustiihrlirh den Werth der ntärkst absorbirt«n Wollen U- sjirocdn'n hab«*.

2) Mouton, Comptes Kendus. T. LXXXVIll p. lOT'^ und HSV

3) Ksselbjich, Po^rffend. Ann. IM. XCVIII.

4i Mascart, C'omi)tes Hindus T. LVII p. 7><lf; LVIIl p. IUI. 5) Langley, American Journal ol Science, Vol. XX VII Mär?. 1*»'>L

A, Wüllner: Ausdehnung der Dispersiomtheorie etc. 247

exponenten in einem Flintglas, welche im ultrarothen noch weiter gehen als die Mouton'schen und noch einen ange- näherten Werth des Brechungsexponenten für X = 0,0028 geben. Herr Langley vergleicht in seiner Abhandlung die gemassenen Brechungsexponenten mit den Dispersionsgleich- ungen von Beriot, Cauchy und Redtenbacher, und zeigt, dass selbst die Briot'sche mit 4 Constanten, wenn auch den Beob- achtungen am nächsten kommend, doch die Beobachtungen im ultrarothen nicht hinreichend wiederzugeben vermag.

In Folge dieser Mittheilung des Herrn Langley möge es mir gestattet sein, die grosse Ueberlegenheit der aus der Helmholtz'schen Dispersionstheorie sich ergebenden Gleichung nachzuweisen, welche mit 3 Constanten die Brechungsexpo- nenten in dem ganzen Umfange der Beobachtungen darzu- stellen im Stande ist.

n. Brechungsexponenten der ordentlichen Strahlen im Quarz.

Berechnet man die Coastanten der Dispersionsgleichuiig aus der Beobachtung Mouton's

X = 14,5 n = 1,5289

wo für l als Einheit der zehntausendste Theil des Millimeters gesetzt ist und aus denen Esselbach's

i = (i,87 n= 1,5414

X = 3,09 u = 1,5737

siy erhalten die drei Constanten der Dispersionsgleichung folgende Werthe

P = 1,782 264 log P = 0,250 791 9 Q = 1 ,782 134 log Q = 0,250 940 4 AL = 0,7()2 993 log XI = 0,882 520 4—1.

In der nachfolgenden Tabelle sind die beobachteten und die mit diesen Constanten ]>erechneten Brechungsexjionenten

248 Sitzung der mcUhrphys. Classe vom 3, Mai 1884.

zusammengestellt. Columne I enthält die Wellenlängen, im ultnirothen nach Mouton, im sichtbaren Theile des Speetnims und im ultravioletten nach Esselbach ; Coluume II die Brech- ungsexponenten, bis zur Wellenlänge 8,8 nach Mouton, von da ab nach Esselbach, Columne III die berechneten Brech- ungsexponenten, Columne IV unter ^ die Differenzen zwischen Beobachtung und Kechnung, Columne V die von Mascart beobachteten Brechungsexi^nenten und Cohimne VI die von Mascart angegebenen Wellenlängen, soweit sie im ultraviolett von den Angaben Esselbach's abweichen.

Wellcn-

Iftngen

X

BrechungH-

ezponenten n

beob. ber.

j

Brechunifs- Wellen- exponenten l&ngen nach Maacart

21.4

1,5191

1,5170

-15

17,7 14.5

1,5247 1,5289

1,5241 1,5289

- 0

10.8

1.5;W8

1.5341

-i. 3

8.8

1..5371

1.5873

-J- 2

»■'.>^7

1.5414

1.5414

-r '>

1.541U

()..">«

1.5424

1.5421

3

1.5419

5.89

1.544»?

1.544«i

-t "

1.5442

5.2i;

1.547i;

1.5475

- 1

1.5472

4.845

1 .551 »0

1.551 Ml

+ <•

1.54i»7

4.2«»

I.55.I1;

1.5544

_ 0

1.554::

:5.«t::

1. ."..".<•;

1.55^1

0

1.55««2

:;.7i'

l.:.i;i>.*,

1.5r.(»2

0

1.5tiu2

3.82

;>.i">t»

1.5. -.21

1.5.;22

1

1.5.; 15

3,73

;'..:.i>

l.5t;4<;

l.5»;4'.>

'A

1.5»)4.>

3.5s

:5,:5r.

l.5.;74

1.5.-.75

- 1

1. .',.;(■.>. 1.5..S4

3,44

:i.29

1 .5l".'.M >

1.5i'.<9

1

:5.2:'.

1.57"2

1.57' »2

11

:'•,'",•

1.57:::

1.57. •.7

-i- II

A, WÜllner: Ätisdehnung der Disperaionstheorie etc. 249

Wie Columne IV der Tabelle zeigt, erreichen die Unter- schiede zwischen Beobachtung und Rechnung nur einmal, und zwar für den an der äussersten Grenze des Spectrums gefundenen Werth die dritte Decimale: die sonstigen Diffe- renzen tiberschreiten nirgendwo die durch die unvermeid- lichen Unsicherheiten bedingten Grenzen. Dass auch die Differenz des ersten Wertlies gegen die Beobachtung die mögliche Unsicherheit nicht tiberschreitet, ergibt sich schon aus der Vergleichung der von Esselbach und der von Mascart gegebenen Werthe. In dem sichtbaren Theile des Spectrums stimmen die Beobachtungen Mascart's mit denen Esselbach's und ebenso mit den berechneten sehr gut überein, die Unterschiede sind höchstens 4 Einheiten der vierten Deci- male. Im ultravioletten dagegen sind die Unterschiede für gleiche Wellenlängen grösser, für X = 3,36 beträgt er eine Einheit der dritten Decimale. Auch die übrigen Werthe Mascart's sind grösser als sie die aus den Mouton-Esselbach' sehen Zahlen abgeleitete Gleichung liefert. Es gibt die Gleichung für

l = 3,73 n = 1,5611 anstatt 1,5615 3,58 1,5634 , 1,5640

3,44 1,5661 , 1,5668

Diese Verschiedenheit zwischen den Zahlen von Essel- Inich und Mascart beweist eben, dass in den unsichtbaren Theilen des Sj)ectrums die Unsicherheit so grass ist, dass die Differenzen zwischen den von Mouton beobachteten und den nach unserer Gleichung l>erechneten Werthen der Brechungs- exponenten in der That innerhalb der Grenzen der Unsicher- heit liegen. Daraus und ebenso aus der un regelmässigen Vertheilung der Differenzen nach der positiven und nega- tiven Seite fr)lgt zweifellos, dass die aus der Helmholtz'schen DisjK»rsionstheorie abgeleitete Gleichung die Brechungsexpo- nenten für die ganze Ausdehimng des Spectrums darstellt,

250 Sitzung der math.'phys, Classe vom 3. Mai 1884,

in einer Ausdehnung, in welcher sich die Wellenlängen von 1 zu 7 ändern.

Auch hier zeigt sich, dass die Constanten P und Q der Gleichung sehr nahe gleich sind. Indess lä&^t sich doch nicht, was für den sichtbaren Theil des Spectrums bei farblos durchsichtigen Körpern meist hinreichend ist, P = Q setzen, somit kann man nicht die vereinfachte Gleichung

A m

n»- 1 = Q

-fr)'

zur Berechung benutzen. Die Esselbach 'sehen Zahlen allein lassen sich durch eine solche Gleichung fast ebenso gut dar- stellen, wie durch unsere Gleichung; diese Gleichung liefert aber für ein unendlich grosses l als Brechungsexponenten etwa 1,526. Die Mouton 'sehen Zahlen allein lassen sich durch die vereinfachte Gleichung nicht darstellen. Berechnet man aus den Werthen für i = 8,8 und i = 21,4 die Con- stanten, so werden die zwischen liegenden Werthe erheblich zu klein. Man bedarf daher zur Darstellung der Di.sj)ersion durch das ganze Spectnim der Gleichung mit 3 Constanten.

III. Brechungsexponenten in einem Flintglas.

Herr Langley hat die Brechungsexponenten im ultm- rothen bis zu einer Wellenlänge 23,5r) direkt gemessen. I>i»' Grenze des Spectnmis schätzt er bei einer Wellenlänge 2^ und den Brechungsexponenten an dieser Stelle 1,5435. Im ultranolett^jn hat Herr Langley den Brechungsexjjonentt'n der Linie 0 gemessen, deren Wellenlänge er mit Herrn Mascart gleich 3,44 setzt, während Esselbach für 0 den Werth 3J^«> setzt, ein Unterschied, der in dieser Itegion des Spectruni> erheblich ist. Es ist daher, da Herr Langley die Wellen- läng«» der als 0 bezeichnet^»n Unw nicht seilet gemessen hat, unsicher, welche Wellenlänge dieser Linie zuzuschreiben ist.

A. WÜHner: Ausdehnung der Dispereionsthearie ete, 251

Zu dem Werthe 3,44 passt der Brechungsexponent nicht; die mit diesem Werthe und irgend zwei andern Paaren Wellenlängen und Brechungsexponenten berechnete Gleichung stellt die Beobachtungen nicht hinreichend dar. Ich habe zur Berechnung der Constanten verwandt die Werthe

1= 3,968 n = 1,6070

X= 7,601 n = 1,5714

X = 18,10 n = 1,5544

Die Gonstanten werden

P = 0,983447 log P = 0,992 7509 1

Q = 0,983364 logQ = 0,992 7141-1

i«„ = 1,46109 log A«„ = 0,164 6773

In folgender Tabelle sind die berechneten und beob- achteten Werthe mit ihren Differenzen zusammengestellt.

ellenlange

Brechungsexponenten n

X

beob.

ber.

J

23,56

1,5478

1,5476

2

20,90

1,5511

1,5511

±0

17,67

1,5549

1,5549

±0

16,58

1,5562

1,5562

±0

12,00

1,5625

1,5620

5

10,10

1,5654

1,5650

-4

7,601

1,5714

1,5714

±0

6,562

1,5757

1,5759

+ 2

5,80

1,5798

1,5801

+ 3

5,l(i7

1,5862

1,5867

+ 5

4,86

1,5899

1,5904

+ 5

3,968

1,6070

1,6070

±0

Für die Linie 0, deren Wellenlänge Herr Langley gleich 3,44 setzt, findet er n = 1,6206. Die Rechnung liefert mit dieser Wellenlänge 1,6242. Nimmt man die Esselbach 'sehe

•2^2

Sitzung der mathrphys. Clasae vom 3, Mai 1S81,

Wellenliinge 3,3(), so wird n = 1,6277. Die zwischen beiden liegende Wellenlänge 3,39 würde 1,6267 liefern.

Als Grenzwellenlänge im Spectrum an der ultrarothen Seite gibt wie erwähnt Herr Langley 28 und den ungefähren Werth des Brechungsexponenten gleich 1,543*5. Die Gleichung würde fiir die Wellenlänge 28 als Werth von n = 1,5412 liefern, also einen kleinem Brechungsexponenten ; zu dem Werthe 1,5435 würde die Gleichung einen Werth X zwischen 2(5 und 27 verlangen, die Wellenlänge 27 gibt 1,5427.

Auch hier sieht man, lässt die Uebereinstimmung zwischen llechnung und Beobachtung wenig zu wünschen übrig, gerade die Werthe im ultrarothen ergeben sich aus der Rechnung in schönster Uebereinstimmung mit der Beobachtung. Herr Langley gibt z. B. bei der Wellenlänge 10,1 die Unsicherheit der Beobachtung gleich ^ 0,053 ; setzen wir hiemach ab Wellenlänge den Werth 10,047, so würde das Berechnete n = 1,5052. Der Unterschied zwischen dem berechneten nni beobachteten Brechungsexponenten selbst an der Grenze, ibo 1,5112 anstatt 1,5435 würde einen Unterschied in der Ab- lenkung \i)U nur W' bedingen, eine Unsicherheit die in den Beoljachtungen nach der ganzen Darlegung des Verfahrens des Herrn Langley hier ohne Zweifel vorhanden ist.

Auch diese Beoi)achtungen liefern einen unzweideutifpi B(nveis dafür, dass die aus der Helmholtz'schen Theorie sicn ergehende Disi)ersionsgleichung die Abhängigkeit der Bwch- ungsoxponenten von den Wellenlängen ganz vortrefflich i^ stt^llt, so dass man dieselbe mit grosser Sicherheit benotieD kunn, mii aus l)e()l)achteten Brechungsexponenten unbekannte Wellen längen abzuleiten.

253

Herr v. Pettenkofer trügt vor:

^Ucber Pneumoniekokken in der Zwischen- deckeufüllung eines Gefängnisses als Ursache einer Pneumonie-Epideraie.* Nach Versuchen von Dr. Rudolf Emmerich.

Die Erkrankungen an Lungenentzündung leitete man bis in die neueste Zeit vorwaltend von Kreislaufstörungen, hauptsächlich durch Erkältungen veranlasst, ab. Das nebenbei schon immer beobachtete zeitweise Auftreten gehäufter Er- krankungen in einzelnen Lokalitäten suchte man auch ein- fach mit der Annahme zu erklären, d&ss eben in diesen Lokalitäten besondere Gelegenheiten zu Erkältungen gegeben seien, oder andere disponirende Einflüsse mitwirken.

Vor Kurzem hat Friedländer nachgewiesen, dass die Pneumonie eine Infektionskrankheit sei, und durch Mikro- organismen verursacht werde, welche sich als Kokken in der pneumonischen Lunge finden, daraus rein gezüchtet und zu Infektionsversuchen an Thieren verwendet werden können.

Das k. Zuchthaus in Amberg hat seit langem auflfallend viele Pneumoniekranke gehabt, zeitweise wahrhafte Haus- epidemien von Lungenentzündung. Im Jahre 1880 erkrank- ten von ca. ()00 Gefangenen 101 und star})en 4(> an Pneu- monie. Obermedicinalrath Dr. v. Kerschensteiner beobachtete, dass die Fälle in den verschiedenen Iläumlichkeiten des Zucht- hauses sehr ungleich vertheilt waren, dass namentlich einige Schlafsäle die Hauptmenge lieferten, djiss mithin ein lokalas Moment hier mitspiele.

254 Sitsung der maihrphys. Classe vom 3. Mai 1884.

Dieses konnte nun in Verschiedenem gesucht werden. Als Nächstes erschien, den Infektionsstoff im sogenannten Fehlboden zu suchen, welchen die Untersuchungen von Herrn Dr. Emmerich als einen sehr gunstigen Nährboden für Mikroorganismen hatten bereits erkennen lassen. & wurden in den beiden am meisten ergriffenen Sälen die Boden bretter aufgerissen, und von der darunter befindlichen Füllung Proben herausgenommen, und dem hygienischen In- stitute dahier zur Untersuchung überwiesen. Dr. Eounerich hat die Untersuchung ausgeführt, und die Identität des an« der pneumonischen Lunge des Menschen und des ans der Zwischendeckenfüllung der siechhaften Schlafsäle des Amberger Zuchthauses gezüchteten Pneumoniepilzes bis zur Eridenz erwiesen.

In den Zwischendecken anderer Häu^^er konnte Emmerich bisher keine den Pneumoniekokken ähnliche Pilze aufKoden.

Die genaue Beschreibung der Pneumoniekokken und die von Emmerich angestellten Untersuchungen und Versoche t»rscheinen im 1. Hf»fte des 2. Bandes des Archivs filr Hvgieni'.

Herr v. Jolly übergibt femer eine von dem C4»rres|xm- direnden Mitgliede, Herrn E. Lonimel, verfasst*? Arlieit:

,Die Beugungserscheinungen einer kreias- r u n d e n C) e f f n u n g und e i n e s k r e i s r u n tl e n Schirme hens, theoretisch und experi- mentell bearbeitet.*

Die Abhandlung winl in den Denkschriflen erscheinen.

255

Sitzung vom 7. Juni 1884.

Ilorr P. Groth legt eine Abhandlung des correspon- direnden Mitgliedes Friedrich Pf äff vor:

«Das Mesoskleroraeter, ein Instrument zur Bestimmung der mittleren Härte der Krystallf lachen**.

In früheren Mittheilungen (Sitzungsber. 1883. S. 55 und 372) habe ich Untersuchungen über die absolute Härte der Krystalle vorgelegt, welche auf einem Verfahren beruhten, das es möglich machte, in jeder beliebigen Richtung die Härte eines Krystalles nach einem bestimmten, für alle gleichmässig verwendbaren Maasse zu ermitteln. Hat man für ein und dieselbe Krystallfläche eine hinreichende Zahl solcher Härte- bestimmungen in verschiedenen Richtungen vorgenommen, so kann man daraus auch die mittlere absolute Härte einer Krystallfläche bestimmen, oder genauer, berechnen. Verbindet man nehmlich die Endpunkte der Linien, welche in beliebi- gem, aber natürlich gleichem Maasse von dem Mittelpunkte einer Krystallfläche aus entsprechend den untersuchten Richt- ungen und dem in ihnen gefundenen Härtegrade aufgezeichnet worden sind, wie es z. B. Tafel I und II meiner letzten Mittheilung für Kalkspath und G3rps geschehen ist, durch Linien, so erhält man eine geschlossene Kurve. (Mfenbar giebt der Halbmesser eines Kreises, welcher gleichen Flüchen-

256 Sitzung der math.'phys. Classe vom 7. Juni 1884,

Inhalt mit einem dieser Kurven hat, das Maass für die mitt- lere Härte dieser Fläche an.

Selbstverständlich kann man aber auf diese Weise nur dann ein genaues Resultat erhalten, wenn man nach mög- lichst viel Richtungen hin die Härte untersucht hat, oder wenn man sich überzeugt hat, dass die Härteunterschiede nur nach wenigen Richtungen hin verschieden, die Kurve eine sehr einfache ist, welche die Härteverschiedenheiten graphisch darstellt. Nun ist aber gerade für die Vergleichung der Härte der verschiedenen Krystallflächen isomorpher Verbind- ungen, und auch für die praktische Verwerthung der Harte- bestimmung gerade die mittlere Härte einer Krystallfläche von ganz besonderer Bedeutung. Unter diesen Umstanden er- schien es mir nun sehr wünschenswerth, ein Verfahren auf- zufinden, welches es möglich machte, ra^ch und genau die mittlere Härte einer Krystallfläche mit einem einzigen Ver- suche zu ermitteln.

Diesem Zwecke entspricht nun, wie ich glaube ganz genügend, ein kleines Instrument, (hvs ich als „Mesosklen>- nieter* bezeichnen möchte, eixMi weil es nur die mittlere Härte einer KrystjiUfläche zu bestimmen geeignet ist. Es be- ruht wie dii< früher von mir beschriel>ene auf dem Principe, die Härte einer Fläche dadurch zu ermitteln, dass man die- selbe als umgekehrt proportional der von einem unter Sün>t gleichen Umständen über sie hinbewegten Diamiantsplitter von einer Kry>talltiäche fortgenommenen Menge der Substanz annimmt. Während aber (la> früher beschriebene Instrument sti»ts nur in einer einzigen Kiclitung wirkte* und daher auch nur die Härte nach «'iner Kiclitung zunächst anzeigt, siJI (bis Meso.-kleronieter während eines Versuches gleichmässig nach allen Richtungen wirken und giebt dann auch nur die mittlen» Härte einer Fläche an. Ofl'enbar wird eine solche in allen Hichtungen eintretende Abtragung einer Fläche dun-h eine kreisförmige Bewegung (h*s Diamanten ül>er die Fläche

Tfaff: Das Mtmsklerometer etc.

257

bngt, und während das erste Instrument wie eia Hobel

iin einer Ih'chtun^ thätig war, arbeitet bei dem Mo^^osklenv

jnietcT der Diamant wie ein Bohrer, und auch bei diesem

^Verfahren werden wir annehmen dürfen, dass bei gleicher

Belastung des Bohrei>j und y^Ieicher Drehungageschwindi^keit

die mittlere Härte umgekehrt pro}>ortional der iu gleicher

(Zeit erzielten Tiefe dfs Bohrlm^he.s, c»der, wenn man das

Loch bei allen Krystallen gleich tief bohrt, direct proportional

[der Zahl der Umdrehungen des Bohrers sei.

Dan Instnnuent nun, wie ich ea bei zahlreichen Ver- |«uchen ali^ wohl brauchbar erprobt habe, ist in folgender [einfacher Weise eingerichtet» Da es den grossen Voi'zug be- [sitzt, ohne alle Wiegungen in sehr kurzer Zeit die mittlere [Härte einer Fläche anzuzeigen und vor dem zuerst be?ich rie- beneu auch noch den weiteren, selbst für ganz kleine auch inor 2 nini lange nnd breite Krystallflächen verwendbar zu (»ein, dürfte es wohl einen Platz unter den Instrumenten des , Mineralogen, wenn auch nur um nuseh die Härteverschieden- heiten verschiedener Krystallflilchen bei Vorlesungen zu de- moDstriren, beanspnichen können. Unter einer starken Mes- I singplatte Ä der Figur S. 2*^8 befindet nich, gestützt durch eine auf der Unterseite angebrachte, der Mitte der Platte parallel lau feil de Messingiritan^ ein Zahnrad B. Dieses Zahnrad I greift in ein kleines, dessen oberes Äclisenende den kleinen ubschraubbaren Tisch C trägt Derselbe ist mit einem kleinen Schlitten D versehen, der durch die Kleujmschraube E fest- gestellt werden kann. Auf die Seh litten platte D werden die Krystalle befestigt, am besten mit Siegellack. Der Träger F hat 2 Arme U und K, durch welche der unten den Diamant- bohrer tragende Stift H himlurchgeht. An diesem Stifte be- findet ^ich ausserdem noch das Mew^icht I, welches durch eine Klemmschraube S in verschiedener Höhe fe^t an dem L Stifte gehalten werden kann. Oben bei 0 hat derselbe noch [eliien Ansatz, auf den w^eitere Gewichte aufgesetzt werden llHl^ Math.*ph7& ül 2J 17

25*^ SdiMng der maik.'jAf*. fl4me vom 7. Jmm 19S4.

k~>nneD. Um die I>rehimg de» Stiftes za Tniimdera ist dcr- ^Ibe bei H nahezu halb eingefeilt und dnrth An^cUehen der Platte G. welche zwei Schlitze hat. dcreh welche nr«i Schnoben hindurchgehen, wird der Diaraantträgcr stete in derselben BichtuDf? feslt^ehalten. kann <ieh aber amkrwht

leicht auf- und abl>e wegen. Vm ein Wackeln des Diamant- Trägers nach längerem Gebrauche verhüten zu können, ist der untere Arm der Stütze halb durchgesagt und mit einer Kleniniachraube P versehen.

Pfaff: Dm MesoMerometn ctv.

250

Um nun diis zeitraubende Wiegen des Krystallcs vor and nach dem Bohren zu vermeiden, habe ich es vorgezf»gen jin der Weise die Hurte zu erniittehi, dasj? ich die sHinnit- lichen Kryst^Ue stetig gleich tief bfdirte ntid die Hlirte direct ^proportional der Zahl der Umdrehungeji des Zahnrades B etsste, welche erforderlich waren, die gleiche Tiefe Am Bohr- loches zu erhalten. Uin dieiie nun genau messen zu können I wurde der Diamantträger fxler richtiger das mit demselben fest verbundene (iewicht I niit einem kleinen Fiih)hel>e! I^ in Verbindung gesetzt, der mit seinem senkrecht stehenden Arme M um Q sich drehen konnte und in eine feine über die Skala N sich hinbewegende Spitze endete* Beim Anlange des Versuches wurde nun, wenn die Diamantspitze auf dem Krysttalle aufnihte, durch die MikronieterHchraube K die Spit/i' ideü Zeigers M auf den Nullpunkt der Skala eingeÄtdlt und [nun mit gleichmässiger Geschwindigkeit das Zahnrad durch |fiie Kurbel R gedreht. Dadurch wird der Krystall unter der ■^pitaZe des Diamanten sehr ra.'^ch in Drehung versetzt und sie enkt «ich so ininier tiefer in den Kry^^tn-Il ein. Da^ hat nun mtUrlich eine Drehung der Zeigerspitze N üb^r die Skala zur jige und da derselbe vielmals länger ist, als der kurze Arm tshen Q und K, so kann man^ wenn man die Zeigerspitze genau um denselben Theil der Skala durch das Btdiren ieh torwiirts l>ewegen lässt, daraus mit hinreichender Sicher- rh auf die gleiche Tiefe Am Lochers schlieasen und ^ bi» auf */i3!o oder ^/i5o mm ermitteln. Auch bei dienen Versuchen kommt en natürlich wesent- lich auf die geeignete Form und sichere Fassung der Diamant- PLpitze und die richtige Belastung denselben an. Namentlich Mineralien von dem Härtegrade 6 der gewöbnlicljeu Härteskala an, überzeugt man sich leicht, dass ein Diamant, ider Wi'ichere Kry»talle noch sehr gut bohrt, bei miissiger elaötung, wie sie eben nur augewendet werden kann, um rine leichte tmd gleichmaäsig geschwinde Drehung des Kry-

17*

2G0 Sitzung der math.-phys. ClaMe tom 7. Juni 1884,

Stalles zu ermöglichen, jene härteren äusserst langsam angraft, wenn er nicht eine gute Schneide besitzt. Bisher habe ich mit zweierlei verschiedenen Belastungen ausgereicht, die aller- dings beträchtlich höher als fär das Abhobeln der Krrstalle gewählt werden mussten. Das Gewicht I wiegt etwa aber 100 Gramm, dazu wurden nun bei den weichen KrrsiaUen stets noch 30 Gramm bei 0 aufgesetzt.

Für die harten Krystalle wurde bei O noch ein Gewicht von 100 Gramm angewendet, also im Ganzen 200 Gramm, bei welcher Belastung sich die Scheibe mit dem Krystalle noch sehr leicht und gleichmässig drehte, während, wenn weiche Krystalle unter gleicher Belastimg gebohrt wurden, die Scheibe sich ungleich bewegte und zuweilen stockte. In allen Fällen wurde die Bohrstelle fortwährend mit Oel be- feuchtet, wodurch auch bei sehr leicht spaltbaren und spröden Krystallen das Bohrloch ganz glatt erhalten wird..

Um nun aber dasselbe Härtemaass für die unter stärkerer Belastung gebohrten Krystalle zu erhalten, wie fQr die bei geringerer gebohrten, wurde ein Krystall von mittlerer Härte. nehmlich Flussspath zuerst mit der geringeren, dann mit der griKsseren Belastung gebohrt. ALs Hürteeinheit wurde wieder die des Specksteins gewählt, wenn derselbe bei der geringeren Belastung gebohrt wurde, die mittlere Härte des Flusssjwtfa? darnach festgesetzt, nachdem derselbe mit der gleichen Be- lastung gebohrt war. Dann wurde derselbe bei der stärkeren Belastung gebohrt und die geringere Zahl der Umdrehungen, welche für ihn dann hinreichten, das Loch gleich tief zu machen, als Grundlage für die Berechnung der mittleren Härte <h»r härteren Krystalle benützt, die alle mit derselben höhereu Beljwtung gebohrt wurden. Für den Speckstein und den Flussspath wurde das Mittel aus je 10 einzelneu Versuchen festgesetzt, bei den übrigen Krystallen gewöhnlich aus 2 oder I^, die einzelnen Versuche stimmen meist sehr gut mit einan<ler überein. Mit Ausnahme der woiclu»ten Krj'^tolle.

Tfaff: Das Mesosklerometer etc.

20 1

bei denen die Zahl der Umdrehungen des Zahnrades auch bei der geringen Belastung unter 100 fällt, um die Zeiger- spitze um 30 Theiistriche der Skala vorrückend zu machen, wurde stets der Stand der Spitze nach je 100 Umdrehungen der Kurbel notirt; man überzeugt sich so leicht von dem gleich- massigen Eindringen der Diamantspitze und nebenbei bemerkt, bei künstlichen Krystallen besonders, von Unregelmässigkeiten im Gefüge des Krystalles, wie es ja häufig bei einzelnen Krystallen vorkommt, dass sie stellenweise einen gitterformi- gen etwas lückenhaften Bau zeigen. Ein auffallend rasches Eindringen der Spitze zeigt dieses auch da an, wo das blosse Auge kaum etwas von einer solchen mangelhafben Krystall- bildung gewahr wird.

Ich theile zunächst eine Reihe auf diese Weise vorge- nommener Bestimmungen der mittleren Härte verschiedener Krj'stalle mit, wobei, wie ich schon erwähnte, Speckstein als Mineral von der Härte 1 zu Grunde gelegt wurde.

Für die Mineralien der Mohs'ischen Härteskala ergaben sich folgende Werthe:

Gyps I. Bruch

5

, n. Bruch . . . ,

7,0

Steinsalz, Würfelfläche .

7

Kalkspath Endfläche

li

Khomboederfläche

8

Säulenfläche

27

Flussspath üetoederfläche

19,5

Würfelfläche .

20

Apatit Endfläche (P)

28

, Säulenfläche (M) .

48

Adular auf Fläche P

100

. . , M . . .

109

Quarz auf Endfläche

133

, , Säulenfläche

180

2^2 HUzwm^ der wuAj-fk^. CT««« wm 7. Jwm 1364.

I(ß\f9m anf der EndfllUrhe fP» . . '2\f} Konind aaf der deutlichiftezi Spalt-

ungiffläche ^0

\tumhT den genannten habe ich noch eine ffrOsBere An- zahl anderer, theik natGrIicher, theik kfinstlicher KiTstaile uuU'jwu'Mi^ von denen ich ebenfalls noch einige hier bei- fti^en will.

AiM der ii(omorf>hen Reihe des Kalkspaths £uid »ich die Härte

anf der Endfläche auf der Khomboederfläche Uri HitUfrnpath 23 33

M Mfin^ttnM(mth 25 43

, KiMennpath 32 53

Aiw d^r Reihe des Ara^onites

Anij^cinit. auf FIIm'Jh* h (b: coa: ooc) 30,5 auf Endfläche 55

Sinuiiiunii , ^ 14,6

Witlinrit , 9

WiMHMbli'iiTy. anf FlärJu» (l): aj a: oo c) 8.4 , , 8/»

Ans (liT Sr h w i»r.s|»aili rei he S(li\vrrs|iuihiinl'l*(l Ic)."),? anl'M 1,7 parallel a^j 5,4 {mrallelb 3,r» (olt'.slin , 10,2 , (»,5 , 5,«»

Anlivdrii

nnl'dtMn 1. lirnrh 2(» anf d<»in II. 17,7 auf dem III. 13,7 A n^ i I iinT (Irr Fläch«' (a : x- h : x c) . . . 77

II n r n 1 1' n d «' unt' der Spul tun jx>Hätlie (a : I) : x c) 8J

LubradtM' anf der Flmhe V .... liitl

i'>a!ii( anf der Flärlu' M ..... 1K2

Zi n k l»l»'nd t* a\if dor Spaltnn^sfliuln» ... 12

M a ^ n l o i > «' n anf der ( Vtarnlorfläidie . 22

Sr li w t»fol k io> anf dt'r Wnrfolfläihe ... 5S

r iMr VoliNtii .1 luiil *• "'.n'i hi»T :;»»w.'ihlt. il.i«»« V c:X.a; l ;:rn.'ur.:u'n i^t. un»! in ;clt;vlnT Wo:>f ist .kiuh Ox-l'^lia vr:*B- tut k:»\i.i.l-.i

Ffafft Das Mesonklerometer ete.

263

Von künstlichen Krystallen erwähne ich A 1 H u n e

Kalialaim Octaederfläche 7. WürfelÖäche 5,7 Eisenalaun , 6,{> , 5

Äjmnoniakalaun ^5 ^ 4

Unterschwefelsaure Salze

Unterschwefels. Kalk (Endfläche) 5,3 , Strontian 4

Blei 3,5

So gering auch die Zahl der hier niitgetheilten Härte- zahlen im Vergleich zu der grossen Anzahl der Mineralien und Krystalle ist, so reicht sie doch immerhin aus, uns einige allgemeine Schlüsse zu gestatten, Sie zeigen unn zu- nächst die Grenzwerthe, innerhalb deren sich die Härte der Mehrzahl der festen Körper bewegt. Der nächst dem Diamant, deinen absolute mittlere Hart« wir auf diesem Wege natflr- lich nicht bestimmen können, härteste Körper, Korund hat, den weichsten als Einheit angenommen, eine Härte von 340, und wenn wir uns vergegenwärtigen, dasa mit Ausnahme der wenigen Edelsteine alle festen Korper höchstens dem Quarz an Härte nahe kommen, so ist die Grenze noch viel enger gezogen, die mittlere Härte der zahllosen festen kry- stallinischen Körper schwankt demnach zwischen 1 und 180, abo weniger, als man wohl der bisherigen Schätzung nach allgemein anzunehmen geneigt war.

Ein Weiteres, was aus den vorliegenden Beobachtungen hn 'if*?^ ist das, dass ebensowenig als andere

plj;r ! v'uschaften der Krystalle, wie z. B, die

optischen und thermischen in einem constanten nachweisbaren Verhältnisse zu der chemischen Zusammen.^ etzung stehen, die oiitUere Härte ein solches erkennen lasse. Wir bemerken die** sehr deutlich, wenn wir verschiedene Reihen isomorjiher Batee mit einander vergleichen.

264 SUiumg der matK'phy9. Hasse ffom 7. Jmni 1S84,

Nehmen wir z. B. die Reihe des Kalkspathes, so sehen wir bei den 4 hierher gehörigen, dass die 2 bei allen hierher gehörigen Errätallen untersuchten Flächen. Endfläche und Rhomboederfläche in gleicher Weise an Härte zonehmen: dass die Ileihenfolge für beide Flächen dieselbe ist« nehmlich Kalkspath. die weichste Endfläche und weichste Khomboeder^ fläche besitzt, dann Bitterspath folgt, auf diesen Mangan- spath und zuletzt Eisenspath. Bei dieser Reihe ist da« spezifisch leichteste Mineral auch das weichste, die Härte nimmt zu mit dem spezifischen Gewichte, wenn auch in einem anderen Verhältnisse. Gerade umgekehrt Terhält ach al)er die Härte in der Aragonitreihe. Dieselbe Fläche ist bei dem spezifisch leichtesten, dem Aragonit die hirteate, be dem schwersten, dem Weissbleierz finden wir dagegen die geringste Härte, bei den 4 aus derselben Reihe untmsoefaten Mineralien nimmt die Härte mit der Zunahme des speziliacheB Gewichtes ab: auch bei den drei Sulfaten Ton Barrt, StnMi- tian und Kalk nimmt die Härte ab mit der Zunahme de s|tezifischen Gewichtes. Bei den Alaunen hin wiederum zeigt >ich kein constauies Verhältniss zwischeu spezifischem <-»e- nnchte und Härte.

Bei den Härtehestimmungen, wie sie auf die aniregebeoe Wei>*^ v<»nrenominen werden, macht -ich >chon etwas bemerk- lich, wa> nach uivitTen Thatsuchen tur Metalle weni:,r^eQS aus der Erfabiur.i; län^^t bekannt war, nehmlich da<^ da», wa- man eiiitach aU Härte Wzeichnet und als Widerstand trevjen einen ein drin iren Jen Körper definirt hat . s^^ wissen MiKliticaii«»i:en durch die übritf^n physikalischen Eii^^^^c haften iinterli»-;rt. >•• i^t es eine iänir-^t Wkannte Thatc-^iche. dastj^ z. B. wt^icho Kupier sehr >chwer -ich auf der Ihvh>iank U^ri leiten lä^^t. dem r>rehmeb4el irrT^r^^ren Widerstand ent- ir»-tjeii-«;tzt, ai> -las enL"<<hicilen hänere, d. h. Ton weichem Kupltrr nicht ritzbare Gux-eisen. E- nia«'i;t Mch ein ««»^^nt- lieber Unter>chitfJ in dit^nr Beziehimg bemtrrklich. je nach-

Pf äff: Das MeaoskUrömeier rU%

265

dem ein Körper spröde oder dehnbar und zäh ist. Die Harte- unterBiichungen uiit Hülfe des Diamant-Bohrers zeigen, dass

[die Grenzen zwischen spröde und zähe nicht so scharf «ind, man gewöhnlich annimmt und dass sich eine Annäherung den ZiLstand der Zähigkeit, in welchem die Moleküle

feinem festen Körpers sich wohl leicht auf die Seite drängen, nicht SD leicht von einander losreissen lassen, auch bei aeralien noch bemerklich macht, die weit entfernt davon

[ sind, Deluiharkeit zn zeigen, ja bei solchen, welche sehr wohl spaltbar sind. Bei solchen giebt offenbar das Bahren die Häiie etwas zu hoch an. eben weil beim Bohren die

I einzelnen Theilcheu dets Koqiers von einander völlig getrennt

I werden mUssen. Bei dem Gyps sowohl wie bei dem Stein-

[ salz .scheint dies entschieden der Fall zn sein und die oben mitgetheilten, allein aus Buhrversuchen abgeleiteten Zahlen

Iclürflen daher etwas zu hoch sein. In noch höherem Grade findet das bei dem Bleiglanze t^tatt, bei dem das Bohren bei gleicher Bela^^tung ent^^chieden etwas langsamer von Statten geht und niehr Uuxlruhungen des Bohrern erfordert, als bei der Zinkblende, die doch entschieden härter als Blei glänz ist. Nach meinen bisherigen Untersuchungen macht sich dieser Factor j ei loch nur bei r^ehr wenigen der weichsten Mineralien bemerklich, so dass die Bestimmung der mittleren Härte bei den etwas härteren Mineralien mit Hülfe des Bohrers keiner

I Correcfcion InidiVrftig sein dürfte.

Ich habe oben erwähnt, dass auch UnregelmiLssigkeiten

[im Geftige der Krystalle ^ich heim Bohren auch dann ver- mthen, wenn das Auge sie nicht erkennt. Es giebt sich dies dadurch zu erkennen, dass das gleich mtissige Eindringen

Idf» Bohrers, wie es bei normal gebauten Krystallen Statt hat, aufliört und sehr unregel massig wird. Wenn man etwa von 100 zu InO Umdrehungen den Stand des Bohrers an der kleinen Skal« notirt, so wird man bei solchen almormen KrjsUülen deutlich wahrnehmen, wie einmal der Bohrer durch

266 Sitzung der matK-phya, Classe vom 7. Juni 1884.

100 Umdrehungen etwa um 1 TheiLstrich der Skala vor- rückt, imd wie das 3 4 mal constant bleibt, dann rückt er plötzlich durch die gleiche Zahl von Umdrehungen um 2, 3 oder selbst 4 Theilstriche vor, darauf geht es wieder lang- samer und es zeigt sich so eine verschiedene Härte in ver- schiedenen Schichten. Sehr stark bemerklich machte sich diese Ungleichheit namentlich bei dem Periklin, so dass ich die Untersuchimgen der Härte verschiedener Feldspäthe auf- schob. Zu 3 verschiedenen Malen erhielt ich immer dieselbe Ungleichheit der Härte, während bei Adular und Labrador dieselbe sich stets gleichmässig zeigte. Eis wird jedoch jeden- falls noch einer grösseren Anzahl von Beobachtungen an verschiedenen Individuen bedürfen, um bestimmen zu können, ob das eine constante Eigenthümlichkeit dieser Feldspath- varietät sei, und ob dieselbe auch bei andern Mischlingsfeld- späthen sich finde. Auch die Frage, wie weit die Härte eines und desselben Minerals auf derselben Fläche Schwank- ungen unterworfen sei, wird sich mit Hülfe des Mesosklero- meters wohl einfach ennitteln lassen und bis zur Auffindung besserer Instrumente wird das })eschriebene immerhin tn einiger Aufhellung mancher bisher ganz dunkler Verhältnisse der Kohäsion gute Dienste leisten.

267

Herr H. Seeliger spricht:

.Ueber die Gestalt des Planeten Uranus*.

Aus der Thatsaehe, dass die Uranussatelliten in zur Ekliptik beinahe senkrecht gelegenen Bahnen sich bewegen, darf mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit geschlossen wer- den, dass die Kotationsaxe des Uranus voraussichtlich nur einen kleinen Winkel mit der Erdbahn bilden wird. Ea wird demnach eine etwaige Abplattung des Uranus durch die Beobachtungen nur dann zu constatiren sein, wenn die genannte Axe senkrecht zur Richtung nach der Sonne steht. Dieses fand im Anfang der vierziger Jahre und findet, worauf von mehreren Seiten aufmerksam gemacht worden ist, gegen- wärtig statt. Ich habe desshalb nicht gezögert, den neu montirten und mit einem Repsold'schen Positionsmikrometer ausgestatteten Münchener Refractor, dessen 10*/« zölliges Ob- jectiv von anerkannter Güte ist, dazu zu benutzen, einen Beitrag zur Lösung der interessanten Frage nach der Ab- plattung des Uranus zu liefern.

Der genannte Planet erscheint im hiesigen Femrohr als matte, aber sehr wohl begrenzte Scheibe. Ihre Aus- messung macht nur bei unruhiger Luft Schwierigkeiten, welcher Fall freilich oft genug vorkam. Für kleinere Femrohre ist indess der Uranus immerhin ein schwieriges Object und dies dürfte die in der weiter unten folgenden Zusammenstellung

208 5a7/Mii^ der math.-ph^. Ciasse rom 7. Juni 1884.

der Ton andern Beobachtern erlangten Resniiate za Tage tretenden Differenzen zur Genüge erklären. Aber auch ab- ges^ehen hiervon hat man bei der Bestimmung kleiner Winkel- grossen, abo z. B. bei Doppelstemmessungen, BestimmnngeD von Planetendurchmessem u. s. f., mit eigenthümlichen ^H^hwierigkeiten zu kämpfen, auf die man erst in der neueren Zeit allgemein aufmerksam geworden ist. Es hat sich näm- lich gezeigt, dass die Messung einer kleinen Distanz und deren Positionswinkel abhängig ist ron der Lage der «rsteren gegen den Horizont und dass sich diese unier Umatinden so z. B. bei einem so ausgezeichneten Beobachter wie O. StniTe in ganz enormen systematischen Measungsfehlem ioasern kann. Man kann nun das Vorkommen solcher Fehler auf verschiedene Weise erklären, d. h. man kann Terschiedene Umstände nachweisen, welche die Me»ungen in der ange- deuteten Richtung beeinflussen können: es wird aber schwer sein in jedem einzelnen Falle die HauptfehlerqueUe mit Be- stinuntheit namhaft zu machen, ohne vorangehende Unler- suchung im Einzelnen. Was speciell die Messung von Pla- netenilurchniessern betritft, so dürfte es nicht befremden, da« man die Berührung der Flanetenseheibe mit einem horiion- taien Faden anders b»*urtheilt als mit einem verticalen (Faden- niikrometer), oder auch mit einer zweiten Scheibe, welche das eine Mal vertieal das andere Mal h«»rizontal neben der erst^'U Siheil»e ern-heint ( Heliometer >. Wenigstens sind ähn- liche Beeiuflnviimt|:^n auch bei andern < Gelegenheiten läng^ erkannt worden.

Wie <ih»»n erwähnt sind diese von der Lage des Be- ulwchters iregeii »leii H«»riziait abhän&rigen Meä^ungsfehlrr namentlich ^Kfi kh-inen Ui^tanz^n sehr tretahrlich. indem sie hier das Me>^unijrsresultat völlig ent>telleu können. Man hat dev^haU* in neuerer Zeit versucht >ich von liieser gefährlichen Fehlenjuelle unabhän^i; zu machen. S. wurien eine Anzahl dem I*«>le nahe stehvude L^o)»|ieUtenie mit Ungsauier Kevola-

Seelifier: Debet die Gentali des Planeten. Uranuä.

2Gd

tionsbewegung herausgesucht und es soll nun dasselbe Stem- paar in mögbehst verschieilenen Stimdenmukeln beobachtet werden. In der That kann durch dieses Verfahren die Ab- hängigkeit des Messiing^restiltates von der Lage des Stern* paarea gegen den Horizont ermittelt werden. Andere Be- obachter wieder snchen die genannte Fehlerquelle durch eine veränderte Stelhing des Kopfes zu beseitigen, was allerdingis an der factischen rnausführbarkeit in vielen Fällen, ganx abgesehen von andern Bedenken, scheitert. Bei Planeten- durchmessern sucht man auch WTihl die Measung in mrigliubst grossen ostlichen uud we^ilirhen stunden winkeln auszuführen. KeineJä lüeser Verfahren ist völlig einwurfi^frei, zum mindesten iat ihre Durchführung mülisam und zeitraubend. Es ist desw- hiilli Hehr merkwürdig, dass man bis jetzt noch nicht das einfachste und bequemste Mittel zur Elimination dieser syste- matischen Mefctfungsfehler in Verwendung gebracht hat und welches, wie ich nachträglich erfahre, bei Apparaten zur Be- stimmung der pemm liehen Gleichung bei Durehgangsbeob- achtuiigen neuerdings zur Verwendung gekommen ist. Dieses Mittel besteht einfach darin, dass man den aus dem Oculare ausfahrenden Strahl, ehe er in's Auge gelangt, an der H>q>o- tenusenfläche einc;^ rechtwinkeligen Prismas t<ital reflectiren läset; durch Drehung des Prisma^s wird die Distanz um den doppelten Winkel gedreht und man ist so in die Lage ver- «^etzt, jede Distanz in jede gewünsehte Position gegen den Horizont zu bringen* Man wird nur bei der Zusammen- setzung eines solchen kleinen Apparates darauf Acht zu nehmen hallet^ dass das vom Prisma rettectirte Bild iu derselben liiehtung gesehen wird wie dan directe und also das Auge in beiden Fällen dieselbe Stellung gegen das Fernrohr eiu- zyjiehmeu hat. Man erreicht Aiea leicht <ladurch, dikis mau die Hy|*otenusentiäche des Prisma*s nahe parallel zur Fern- rt^hraxe legt. Ich habe nun ein Prii^ma^in solcher Lage in einer Messingröhre befestigt, welche an das Ocular des Fern-

270 Sitzung der tnathrphys. Clasae vom 7. Juni 1884.

rohres mit Hülfe eines Zwischenringes angesehraabt wird. In diesem ist nämlich die Elöhre drehbar und ihre Stellung ablesbar an einem kleinen von 2 zu 2 Grad getheilten Kreise. Auf diese Weise kann man den messenden Faden sehr leicht in eine scheinbare verticale oder horizontale Lage bringai. Es wird dabei wohl stets ausreichen, das eine Fadensjstem nach dem Angenmaasse vertical zu stellen, denn dies kann mit grosser Genauigkeit geschehen, wenn man z. B. verticale Marken in dem Beobachtungsraum zur Vergleichung anbringt Im Uebrigen lassen sich auch andere und genauere Orientir- ungsmethoden angeben.

Dieser sich beinahe von selbst darbietende Beobachtungs«- modus wird, wie ich glaube, nicht ohne Nutzen bei Doppel- sternmessungen und Planetendurchmesserbestimmungen sein imd nukhte ich dieselben den Astronomen empfehlen. Ich ha1>o gleich nach der Aufstellung des hiesigen Kefraciors Versuche in beiden Richtungen gemacht und dieselben sind, wie ich glaube, befriedigend ausgefallen. Da dadurch die M(>glichkeit gegeben ist immer horizontal oder vertical ge- legene Distanzen zu messen, so werden in den Resultaten nunmehr nur die weit leichter zu tibersehenden constanten Fehler übrig bleiben. Soweit ich sehe, lässt sich nur ein Einwand gegen das proj)onirte Hülfsmittel erheben: nämlich, dass das Prisma die Bilder schwieriger Objecte shirk ver- st^hlechtern kann. Von einer irgend wie bemerkbaren Licht- schwächung kann selbstverständlich nicht die Rede sein: w&i aber die Verzerrung der Bilder betritft, so wird es allerdings nothwendig sein, divs Prisma vor seiner Anwendung zu unter- suchen. Methoden, welche hiezu geeignet sind, werden wohl in den optischen Werkstätten bekannt sein; jedenfalls wendet Herr Dr. A. Steinbeil sehr strenge und einfache Prfifungt»- mittel an, welche in der Hauptsache in einer Vergleichum? des directen Bildes eines im Brennpunkte eines Ubjective» betindlicheu Spaltes mit dem reflectirten Bilde, beide gesehen

Seeliifer: Uther die GeataH des Planeten Unmui, 271

durch ein nillssig vergrrösserndes Fernrohr, bestehen. Ich habe mit Herrn Dr. A, Steiaheil aus einer Reihe vorhan- dener Prismen das l>este henius^e wühlt niid in der That int :*eH)»t bei .^hwierigen Objecten gar kein unterschied zwischen deu direct gesehenen und reflectirten BÜdeni zu bemerken. Mit dem beschriebenen Hülfemittel habe ich nun den Durch- messer des Tranus ini Februar und März die^e« Jahres ge- mesäen. Ehe ich zu der Mittheihmg dieser Beobachtungen öljcrgehe, werde ich zuerst die mir bekannt gewordenen Re- sultate zusammenstellen, welche von andern Beobachtern Über die Grriöse und Gestalt der Llrauusscheibe erlangt wonlen sind. Ihre Mittheilung ist von nicht geringem Intere&se, weil sie zeigt wie gross die Differenzen der Me^äungsreaultate an schwierigen Objecten werden können.

In dem 3, Bande der Leidener Annalen hat F. Kaiser eine lihnliehe Zusammenstellung gegeben; indessen ist die- mlh^ unvollständig, auch sind «eit jener Zeit eine niclit tmbedeutende Zuhl von Beobachtungsresultat^n publieirt wonlen. Ich habe nur zu bemerk e^i, dass die folgenden Wertho des Uninusdurchme:*äers stets auf die mittlere Entfernung (19, 1820) reiiucirt sind und dass ich stets mittlere Fehler nicht wahrscheinliche angebe.

1) Wenn auch erst die neueren Messungen, seitdem nSmlicfa Fravm hofer *sche Fernrohre in Verwendung gekommen fdnd» Werth haben können, so ist doch die Thatsache inter-

Bint^ ditss W. Her^chel in den Jahren 1792 und 1794 ae starke Abplattung zu bemerken glaubte.

2) Lamont hat in den Jahren 1836^ 38 mit dem 10 */i zölligen Müucheuer Refiractor den Uranusdurchmesser gemessen. Er giebt diesen im Jahrbuche der Münehener Stf'ni warte für 1839 ohne weitere Details zu 3" 15 an. Eine Ansicht der Originalaufzeichnungen hat mir keine nähere Auskunft ertheilen kötmen.

272 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 7. Juni 1884.

3) Merkwürdig sind die von Mädler mit dem Dor- pater Itefractor ausgeführten Beobachtungen. Zur ErmitteloBir der Abplattung wurde der Durchmesser in um 15 zu 15 Gnd fortschreitenden Positions winkeln gemessen. TSs ergaben- so die Beobachtungen

a) im Jahre 1842 aus 5 Abenden (Astr. Nachr. Band 20 p.Ä4)

die grosse Axe a gelegen im Positionswinkel 160" 40' 4''249 die kleine Axe b 3"857

1

also Abplattung a =

lU.oö

I)) im Jjilire 1843 aus 7 Abenden (A. N. Bd. 21 p. 207) a = 4"304 ± 0"00G3 b = 3.870 ± 0.0005

und der Winkel den a mit dem Declinationskreis bildete: 150 2ü'l ±40'8.

(•) im Jahn» 1845 aus (5 Abenden (Dorp. Bcob. Band XIII p. Oll

a = 4"423 b = 3"955 ^ _1_ """ 9.45 Positionswinkel des a = i^58*^ 58/5

(iera<lezu merkwürdig i.st die Uebereinstininiung der «»inzolnen M«»ssungen innerlialb dessen)en Al)ends, was sich auch in d<*n kleinen m. F., die ich bloss beim zweiten K«*- sultiite angeführt habe, zeigt, da diese so al>geleit4?t sin«i, (ht-ss die sehr bedeut^»nden Differenzen zwischen den einzelnen Abenden nicht benicksichtigt sind. Es folgt daraus, da.^ die alpsohiten Beträge der a und b mit bei weitem grossenMi m. F. behaftet >ind, als di»? aufgeführten Zahlen angelien. dji>- sieh abiT <lie Abplattung mit geradezu über rase hend^r

Seeliger: (Jeher die Gestalt des Planeten Uranus. 273

Deutlichkeit ausspricht. Leider ist aber dieses Resultat nicht so sicher, als es auf den ersten Blick scheint. Die Mädler'schen Distanzmessungen sind, wie ich bei früherer Gelegenheit in Bezug auf die Doppelstemmessuugen desselben Astronom ge- zeigt habe, mit sehr grossen systematischen Fehlem behaftet. Sollte sich nun erweisen lassen, dass bei Mädler eine Ab- hängigkeit der Messung von der Lage der zu messenden Distanz gegen den Horizont stattfindet, so würde die gefun- dene Abplattung des Uranus nur aussagen, dass sich diese A))hängigkeit mit sehr grosser Deutlichkeit ausprägt. Gleiches gilt freilich von allen Messungen, bei denen keine Majiss- regeln zur Vermeidung solcher Fehler angewendet worden sind.

4) Lassei hat (A. N. Band 3G p. 127 u. ff.) im Jahre 1852 auf Malta den Uranus beobachtet. Er bemerkt ausdrücklich keine Al)plattung gefunden zu haben. Aus den von ihm angeführten Zahlen finde ich als Mittelwerth aus 4 Abenden für den Uranusdurchmesser a : 4" 126.

5) In der Zeit von November 1864 bis März 1865 wurden am Leipziger 8 zölligen Refractor mehrere Schätz- ungen und Messungen angestellt.

(Zöllner photom. Untersuchungen p. 194.) Das Mittel aus Schätzungen von Bruhns, Dr. Engelmann und Zöllner ergiebt . . . . . a = 3"322

während sich aus den Messungen von Dr. Engelmann findet

a = :^"^m

Die Uranusseheibe erschien vollständig kreisfiinnig.

6) Kaiser (Leidener Annalen Band III p. 270) giebt als Mittel seiner, wie er sagt, w(»nig sicheren in den Jahren 18r)2 - r>6 an 6 Abenden angestellten Messungen den Werth an a = 3"r)8

7) Lasseil und Marth (Memoirs of the Astron. Soc. Band *M\) aus Beobachtungen auf Malta in der Zeit v(mi December 1864 bis März 1865 in 7 Nächten angestellt,

[1884. math.-phyH. Ol. 2.] 18

274 Sitzung der math.-pkys, Classe vom 7. Juni 1884.

nach der Reduction von Winnecke (Viertelj. der astron. Ge- sellschaft VII p. 258) s^bm

8) H. Vogel. Mit dem Leipziger 8 zölligen Refractor an 3 Abenden im Jahre 18()9 (A. N. Band 73) a = 3"tJ2 und mit dem schönen Bothkamper Refractor (Bothkamp. Beoh. Heft I p. 102) an 3 Abenden im Jahre 1871 a = 3"845

9) W. Meyer in Genf erhält mit dem neuen 10 zolli- gen Femrohre (A. N. Band 10(5 p. 03) im Jahre 1883 aus Beobachtungen an 9 Abenden den Durchmesser dw Uranus im Positionswinkel 90« ... . 4"01.=> -^ ifim

00 ... . 3"9893to"02:»

Es ergiebt sich also keine Abplattung; die vorhandene AIh weichung liegt, aussenlem im umgekehrten Sinne als zu er- warten stand.

10) C. A. Young in Princeton. (The ()l>servat4»ry Nr. 79) im Jahre 1883:

Polardurchmesser . . . 3"974 ^ 0*'030 Aequatorealdurchmesser . . 4"280 -J- 0"o22

Wut Me><ungeu .sind, was nicht ganz einwurfsfroi ist, meisten-

mit hellen Fäden angestellt worden.

11) Millosevich in Rom findet (A. N. Hand 1<m; |). 12<)) aus 7 Abenden im Aj)ril und Mai 1S83 den Durch- messer des Lrunus im P<>sitiouswinkel 0^ . a = :i"«»:i:>: an einem Abende wurde auch im Positionswinkel 90^ ge- mesheu und keine Abj)lattuug gefunden.

12) Schiaparelli in Mailand (A. N. Band hu\ p. Sl u. ff.) hat ebenfalls im Jahre 1883 dem Tninus sehr t'ing<»heud seine Aufmerksamkeit zugewandt. Er hat nicht nur die elliptische Gestalt des Uranus sofort ohne Messungen lM»m«»rkt, sondern aucli den Positionswinkeliler grossen Axe d«»r scheinban»n Kllij>si» uach d»T Schätzung der G«»stalt zu 197 ".3 iH'stimmt. Die Messung d^'s grössttMi und klein>ten DunliniessiTs «»rgalH^n :

Seeliger: tieher die Gestalt des Planeten Uranus. 275

a = 3"911 ± 0"030 b = 3"555 ± 0"035

woraus sich eine Abplattung von ergiebt.

Nimmt man auf die Abplattung, die schon aus den an- geführten Resultaten nicht als ganz sicher hervorgeht, keine Rücksicht, also stets aus a und b das Mittel, so ergeben sich fiir diesen mittleren Durchmesser folgende Werthe:

Lamont

3"ir>

Mädler

4" HO

Lassell

3.847

Engelmann, Bruhns etc.

3.541

Kaiser

3.68

Vogel

3"735

W. Meyer

4.002

Young

4"127

Millosevich

3"(>33

Schiaparelli

3"733

Und als Gesammtmitt«»!, wenn man den offenbar zu kleinen

Lamont'schen Werth ausschliesst :

3"823.

Ich halje den Durchmesser des Uranus in 4 verschie- denen Positionswinkeln gemessen, die so gewählt waren, dass sehr nahe die etwaige Abplattung noch in ihrem Maxiuuil- einflusse zeigen musste. In der folgenden Zusammenstellung sind die auf die mittlere Entfernung reducirten und in pro- visorisch ausgeglichenen Schraubenrevolutionen angesetzten Durchmessermessungen gegeben; es ist dabei die Anzahl der geiuiichten Dop}>eleinstellungen, ferner der Luftzustand, wo- l)ei I ausgezeichnete und IV äusserst unruhige Bilder iMjdeutet, bemerkt. Ferner bedeuten dit^ Buchstaben h und v, dass die Messungsrichtung durch das I'risma horizontal resj)ective vertical gestellt wunle. Nur am ersten Abende wurde ohne

18*

276 Sitzung der malh.-phys. Classe vom 7. Juni 1884,

Prifima beobachtet. Die gebrauchte Vergrösserung betrug

durchweg

ungeföhr 400.

Positionswinkel 23»

Positioiuwiukel 113*

&

R

Febr.

21

0.1797

IV

0.1721

n

28

0.155G

l-Il

h

0.1604

Mär/

13 13

0.1552 0.1G09

} ■-"!

h

0.1.537 0.1527

14

0.1573

II

h

0.1577

«

15

0.1572

ii-iii

h

0.1601

»

U5

0.1616

III

V

0.16.36

«

17

0.1629

III-IV

V

0.1775

n

18

0.1670

III-IV

V

0.1625

n

10

0.1655

III— IV

V

0.1693

Pos. 68"

P(B.

158»

März 13

K 0.1461

0.1468 h

, 14

o.\r,->H

o.r

r>21 h

, ir.

0.1. 583

0.1,

573 h

. Hi

0.1668

O.li

1121 V

Im Mitt*?l er^«»l)en sich hi»*nius folgende Diirchiut-sser- w«»rtli«» mit ihren m. Fehlern:

K Anzahl

l'osition.^winkel 2:5« 0.102:^ J^ ().002:^ 1«»

()8 O.IMS 4-0.(M>4:i 4

\\:\ 0.1«);{2±(M)024 10

158 o.ir)4r»-j- O.OO.U 4

Schon diese Zahlen spr«»chen ent«chie<len gegen eine Ahphittung in dem IJetnige wie sie von andern ßeobachU'ni gefunden worden ist. Die vorhandenen Differenzen in den in verschiedenen KiciitungtMi gemessenen Durchnx'ssern halten vielmehr in ganz andern l-mständeii ihren Uruud. Ver-

Seeliger: Ueher die Gestalt des Planeten Uranus. 277

einigt man nämlich nur diejenigen Messungen in Mittelwerthe, wo an demselben Abende in allen 4 Richtungen gemessen worden ist, so findet sich:

Pos.

R

23«

0.158G

G8

0.1508

113

0.1587

158

0.1546

und die Differenzen haben sich sehr verkleinert und lassen keinen ausgesprochenen Gang erkennen; auch die Grösse der Abweichungen ist durchaus nicht auffallend.

Es liegt weiter die Vermuthung nahe, dass die horizontal und vertical gemessenen Durchmesser von einander verschie- den »ein können. Fasst man die Messungen von diesem Ge- sichtspunkte aus in Mittel zusammen, indem jedem Abend dasselbe Gewicht gegeben wird, so findet sich:

11 ohne Prisma 0.1746 1 Abend h 0.1561 4

V 0.1(U)8 4

Eine Abhängigkeit von der Lage des Prisma *s scheint also vorhanden zu sein. Da nun eine Abplattung, wie ge- zeigt, aus meinen Messungen nicht folgt, so bleibt nichts übrig als das Gcsammtmittel aus allen Messungen für den wahrscheinlichsten Werth des Durchmessers zu halten. Es ergiebt sich so:

R 0.1()29 ± 0.0024

hulessen ist die Abhängigkeit der Messungsresultate von der Lage des Prisma's nur scheinbar; in keinem Falle ist sie als constatirt zu betrachten. Vielmehr liegt der Grund für die aufgetretenen Differenzen ganz anderswo. Ordnet man nämlich die Messiuigen nach den Zahlen, welche die Güte der Bilder angeben, so findet sich:

278 Sitzung der math.-phyf. CloAMe rom 7. Juni ts>4.

Liitl

K

I H

o.l r,r,;i

.Alvnd*' :i

il

0.1. V,7

I

II-III

o.l.-,s2

1

III

o.l •;:{.-,

1

III-IV

0.1 ••,71»

:h

IV

0.171»>

1

Es .^[»richt .sich hier die Thatsache »u:>. (ia.N> mit zu- nehineiifler Unruhe der Luft die Messuii^ren iiiiiuer jrnVfcen- Ue:siiltate er<(e}>en: e?f g».»schieht dies mit einer Deutlichkeit, die wohl nur zutulli)^ so aassenirdentlieh jjn"o>s Lst. Im l 'ehrigen i.st diese Erfahrung und zwar in gleichem Sinne s<:hon oftmals und von veDR-hiedenen Be<jhaihtern gemacht wonlen. l'ni nun das sicherste Resultat aas den discutirten B^-^iha^rhiungen zu ziehen, wird eine gewisse Willkühr nicht zu vermniilen si^in. Ich hal>e einfach den zuletzt angefiihrt4*u Werthen der Keihe nach die Gewichte* 4, :^, 2, 2, 1 und «» gegeben, welche Wahl sich allerdings nicht näher l)egrrinden l;Ls.>t. Die (iewi<htsschiit/uug«»n aher nach den m. FVhlern zu iua<-h»Mi diirft.<^ in *lie<eni Falle »'in völlig illiLS4»risih»»- Vt-r- fahn*u sein. Dass dt»r letzte Wrrth ausgeschh»s>en wuni»*. tindft Mthon darin Hechtfertigung, da-^s dieser eine Al>en«i der »»rste war, an wohheiu iU>erhau)>t mit <hMU neu niontirteii IJid'ractor bt'o])arhtet wordni ist. Auf die angegeben»' \V«'iv* geht für d»*n rrauusdurchmesser tolgender Werth hervor, i\i'\\ \i'\\ vorläutig als den plausibelsten halte:

K 0.i:)7') "t o.(M)lK

«nler mit dem provisorischen Werthe eiuor Sc-hraubenrev«»lii- tion {2\"Xi\) re<lucirt:

ryi5 -t o"o45

l)i«*s«*r Werth stinnnt nahe mit dem olien aus d»*n Hcöultaten früherer Messungen gezogenen Mittel ül»erein.

Seeliger: lieber die Gestalt des Planeten Uranus. 279

ALs Hauptresultat meiner Messungen möchte ich also be- zeichnen, dass die Anwendung des PrLsma's keine wahrnehm- bare Abplattung der Urauusscheibe ergeben hat. Persönliche Verhältnisse haben mich leider verhindert den Messungen eine solche Aiusdehnung zu geben, als ich gewünscht hätte. Ich werde sie desshalb im nächsten Jahre fortsetzen und hofle dann in Verbin<lung mit bereits begonnenen Beobacht- ungen an andern Planetenscheiben einen besseren Einblick in die systematischen Messungsfehler zu gewinnen , was namentlich bei der Ableitung der Grösse des Durchmessers von Wichtigkeit sein dürfte. Inzwischen darf ich vielleicht hoflen, dass die hier vorgeschlagene Messimgsmethode, die gewiss die hauptsächlichsten Fehler, durch welche eine Ab- jdattung scheinbar hervorgehen kann, eliminirt, auch von anderer Seite acceptirt und bei der Messung vim Planeten- durrhmessern und Doppelsternen Anwendung finden möchte.

280

Sitzung vom 5. Juli 18><4.

Herr P. Groth hielt (nach einer Untersuchung dos Herrn Dr. H. Beckenkamp in Mühlhau^n im EL«»») einen Vortrag:

nUeber die Bestimnrung der Elasticitäis- coefficienten der Krystalle.*

Die in den Arbeiten von Voigt*) mitgetheiiten , aaf die Ehisticitatstheorie Neu mann 's gegründeten Formeln wr Hestinnnung der Spannungsverhältnisse eines regulären Kry- stiills, welche uils der Symmetrie nach <len drei Hexarnler- fliiclien und der (ileichwerthigkeit der drei Hauptaxen ab- geleitet sin«! , erfordern auch eine Synnnetrie der regulären Kry. stalle nach den Do^lekaederflächen. Diese letztere fehlt nun aber den pentagonal-hemiedrischen und den t^^tart^M'tlri- sihen Krystallen «li« regulären Systems, und diese niüsstt*ii daher nach jener Theorie in Bezug auf die Elasticität eine höh«»re Symmetrie besitzen , als ihre gt^ometrische Ft>nn sif zeigt. Dies ist desshalb unwahrscheinlich, weil die Ungleirh- werthigkeit der zur l><Mleka»Hlerfliiche symmetrisi'hen Hirh- tungen jetlenfalLs in einer ungleichen Molekular^tnlctur na<h iliesen Richtungen begründet i-t, und weil lK*ispielsweise die AetzKgureii , deren Form wolil >icher von den Cohäsioiu«-

li Wiedemanui Auu. d. Phvs. 1>76. K^IhI. 7. u. l^-^'J, 16. JTT.

P. Groth: Bestimmufig der Ehisticiiälsco'efficienten der Krysialle, 28 1

Verhältnissen des Krystalls nach verschiedenen Richtungen abhängt, bei den genannten Abtheilnngen des regulären Krystallsystems jene höhere Symmetrie nicht zeigen.

Nachdem durch Koch und Warburg*) ein Apparat, welcher durch Anwendung der Fizeau'schen Methode die Bestimmung der Biegung auch sehr kurzer Stäbe gestattete, vorgeschlagen und dadurch die Möglichkeit eröffnet worden war, die Elasticität zahlreicherer krystallisirter Substanzen zu bestimmen, setzte ich es mir vor, jene auffallenden Folge- rungen aus der Neumann'schen Theorie durch Unter- suchung hemiedrisch er und tetartoedrischer Krystalle zu prüfen. Bei einem pentagonal-hemiedrischen Krystalle müssten nach der Theorie in einer Hauptsymmetrieebene die Elasticitäts- verhältnisse die folgenden sein: in den beiden zu einander senkrechten Hauptaxen gleiche Maxima, in den Diagonalen (Normalen der Dodekaederflächen) Minima der Elasticität oder umgekehrt und von den Diagonalen ausgehend nach beiden Seiten symmetrische Zu- resp. Abnahme der Elasti- cität bis zur Richtung der Hauptaxen. Alsdann müssten beispielsweise die Elasticitätscoefficienten senkrecht zu einem Pentagondodekaeder genau so gross sein, wie in der Normale zu einer Fläclie des entgegengesetzten l^entagondodekaeders, während diese beiden Richtungen in krystallographischer Be- ziehung ungleichwerthig sind. Es konmit also bei der Prü- fung jener Theorie darauf an , zu bestimmen , ob die Zu- oder Abnahme der Elasticität mit der Neigung gegen die Dodekaedeniormale innerhalb einer Ilexaederfläche beiderseits symmetrisch verläuft oder nicht. Da es sich hierl)ei weniger um genaue Bestinnuung der absoluten Werthe, sondern nur um die allgemeine Festwtellung der Art ihrer Aendenmg mit der Richtung und der Luge ihrer Maxima und Minima han- delt, so schien es mir genügend, eine nach der Hexaeder-

1) Wiedemann'« Ann. d. Phy». 1878, 5, 251.

dirhfr 2**i<hz.irtef:-j ij«rfr:rrr:j& »i^nr PUs«' aal ihre B«*- -:nt«^rv>:keö- E^etc M*l*r*Ä w»:cn «irrec Bi*«Tiiyar nkiil dine^-t

irl6*.-h*=-n feLk?rincec •*^^^^^f:. wecn ü^ PUne 'iTincfa I^reh- antr iE ihr^r Er-e-ce n^urh einan-itr in T^Rvhi^iriitn Rieh* nin^rrc ^rrUi-e^n wi^i. einen S:hlis4i Azi »iie Svniaivtrie drr 4?n vrr>chi^iefirn flicht7;!:iier. •rEts«|»r^hecJen Kia^igititj^Ttf-

loh r^mühte mich tiaher. den Ti.n Koch und W*r- hur:; c**n»triirten Af»|oniC ««> zu n^-iiticirvu. dai^a^ er »neh für die rnter^ich^iEff kreisfr.rmiuer Putten zu Tervend«n wäre, und lie* rin derartiire^* In^tmiuent Tor zwei Jahn« dun-b Herrn Breit haupt in Kas«^! tur das mineraloinärhr Institut iler UniTersität Strafc^hiiru ausftihrvn. Mit di«B»in stelke :^eitdenl H»rrr I^r. Becken kam p eine Keihe too Vorver-uchen an, wr^lche n^ich zu Terschie«Jenen VerhesBif riiiirtrii 'i»> Apieirit*;^ rührt «:r::. Orr-^-ibe rit^irht in j^Muer ylÜM^-ii ife-tah. in welchr-r Hi*rr Br-^ilhn ipt v«»r Kiirzeni »-in zwrite^ Kxr!:i;'l.*r mx «iiv- hir-^iir^ iiiiii»fr.il»»irü<*he Institut li»-tVrte . aTi> rir.eü. f»^id«:'i>^it.'» unt«^rst"itzt#'P. , M*hr >t.krkrii StahNta't-', iiut w./it hviii «lir zum TraiTen dt-r Phm** W- >timmt»fu >«h!:»'i'i»*ii nih^j-n. und drr iiu>-enifm ila.- Mikn^okfi» zur B»-*.«l«aihtiiUir der Interter»'nA?treitVn tniin. Ui»^*a^ Mikr»- >k«»i' kann nun au> «ler h«triz«»ntalen ^tellunjx in die verticak •.r^^hracht und miltel>t zwfit-r Miknunt-ter^rhraulien um 4 cm [»aralN'l und >*'nknvhi zu d»-r IJiiht mir. in welcher die Bie- trunr ertMlirt. veriMhi.U'n Wfni«'n; da'lurch Ut es nir»irlich. di** |{äu«Ier tl^r l*latt»' einzu-t<dlrn und ihre symmetrische Lag^ zu den Srhueiden zu contnJiren.M

1' Au--»-piHni ::tMatt*'t «l»-r Ai i-virat n-vh *in»lriv Vfrwoailuiiirt-B, i.. 1». ilur«.h AiiNniiL'un;: •me* t'm:a*.ü*.'0 »Iri.-hi'aien Ti-H.'ht^ ül^?r drs

Groth: Bestimmuntj der ElasiiciUUscoefficienten der Kryatalle. 283

Mit dem Apparate des Strassburger Institutes hat nun xr Dr. B e c k e n k a m p an dem Alaun, dessen Elasticitäts- jfficienten bisher noch nicht bestimmt waren, eine Anzahl ssuugen mit Hülfe von orientirten Stäbchen ausgeitihrt. Bse ergaben :

E parallel einer Hauptaxe 188(5,

E parallel einer Dodekaedemorraale 2009.

Diese niedrigen Werthe, verglichen mit denen der bis- r untersuchten regulären Krystalle Steinsalz, Sylvin und itriumchlorat, l)eweisen, dass im Alaun relativ kleine span- tide Kräfte schon grosse molekulare Verschiebungen her- rl)ringen, und dieser Umstand ist von Interesse mit Rück- ht auf die optischen Anomalien des Alaun, welche Reusch' rch schwache, ))eim Act der Krystallisation auftretende aimungen erklärt hat. Andererseits ist aber die geringe fferenz der beiden Werthe ungünstig für die Lösung der igangs gestellten Frage durch Messen der Biegimgen einer eisformigen Platte, da diese Messungen sehr genau aus- len müssten , um bei der geringen Verschiedenheit der asticität nach verschiedenen Richtungen noch erkennen zu öen, ob die Vertheilung <ler Elasticitätsverhältnisse eine mmetrische ivst oder nicht. Es handelt sich daher vor jiterer Untersuchung um * eint» theoretische Prüfung der age, in wie weit man aus der beobachteten Biegimg einer

hneiden die Messung der Durdinu'MHer der Senarmon tVhen oder f5n tgen Vhen Wärineleitunjfscurve iiuf Krystallen, Messungen der tHtalt, Dimensionen und Orientirunj^ von Aetztiguren u. s. w. Zu ni letzteren Zwecke ist ein Faden des Mikroskops drehbar und die ehung messbar; die Einstellung desselben auf die Kante einer Aetz- Tir gestattet nun, die Richtung dieser mit derjenigen einer Krystall- nte auch dann zu vergleichen, wenn letztere nicht zugleich im ?8ichtsfeld des Mikroskop sichtbar ist, nämlich durch l'arallelver* hiebung des letzteren mittelst der Mikrometerschrauben.

284 Sitzung der mathrphys, Classt rom 5. Juli 18t^.

solchen Platte aaf den Werth des Elastieitatacoefficienien schliessen kann.

Herr Dr. Beckenkamp hat diese Untersaehimg non unter folgenden Voraussetzungen durchgeführt: die kras- f5rmige Platte ruht mittelst der Schneiden des Apparates auf zwei gleichen und parallelen Sehnen und wird in einem diesen parallelen Durchmesser niitteUt einer dritten Schneide belastet. Die^r Durchmesser werde zur v-Axe, der dazu senkrechte Durchmesser zur x-Axe, die zu beiden .«senkrechte Dicken richtung der Platte zur z-Axe genommen : der Null- punkt sei der Schwerpimkt der Platte. Unter der Annahme, dai&i der Druck in jedem einzelnen (Verschnitt parallel der vz-Ebene sich gleichmässig rertheilt. und daas alle I^mkte, welche vor der Biegung in der xz-Ebene liegen, auch nach- her in derselben liegen, ergiebt sich für die Berechnung de$ Ela>ticitätscoefficienten aus der beoliachteten Biegung die Formel :

WO P Jas ^>elil^t4:•lu^e <if wicht,

n «lie Anziihl der hallvii Welleiilliiiiren.

/ lue Wellenläiiixe des aiiLrewandten (Xa-lLichtes,

h dif Dicke.

r der Kadius der Platte.

1 der halVv Al»-laiul der La^^-r.

Die ir»»macht»'n Aim;ihir.»*n tn-lTt-n nun al»er keinenfall* :zeiuiu /.u, s«»iid«*ni t*5i treten in einer >«>lehen Platte »««ih Hrt-hunirrn a\i!". wt-lcht- «iie IW.it-huiiir z würben der Bie^runL' i'.nd dein Werthe vnu K zu t-iner ^*cit o»mplicirteren machen. Pit^ K*>tritiirt** .-ich durch einiiTe v..n Dr. Becken kam p ;i:. einer krei^f'rmiiren Ala'.;:ij'I:t:te anirestt-llte Versuch«». H»*khe ni»Tklich zu kleine Wr-rthe er>ra^»en \md ausserdem /••ii:t» II . ditv» K'i die^^^T >*.:? -tanz •ii'' <irr»>^* der tdastiM.-hen

P. Groth: Bestimmung der Elasticitätscoefficienten der Kry stalle. 285

Nachwirkung es verhindert, an einer solchen Platte eine grossere Reihe von Beobachtungen nach einander auszuführen. Dr. Beckenkainp gedenkt daher, nach Beschaffung geeig- neten Materials von Alaunkrystallen wieder zu der Methode der Untersuchung dttnner Stäbchen, nach möglichst vielen Richtungen geschnitten, zurückzukehren.

Versuche mit Platten von Eisenkies lieferten bisher kein Resultat, weil es noch nicht gelang, genügend homogene Krystalle dieses Minerals zu finden.

Zu einer weiteren, sehr merkwürdigen Folgerung führt die eingangs erwähnte Theorie betrefls der nicht rhomboe- drischen hexagonalen Krystalle. Nach Voigt (Wiedemann's Ann. d. Phys. 16, 410 427) müssten diese nämlich in allen Richtungen, welche gleichen Winkel mit der Axe bilden, denselben Elasticitätscoefficienten besitzen. Es soll die nächste Aufgabe des Verfassers sein , mit dem im hiesigen Institut vorhandenen Apparat die Elasticität des Beryll und Apatit in verschiedenen zur Hauptaxe nonnalen Richtungen zu unter- suchen.

286

Herr A. Vogel trägt vor: ^Ueber Cyannach weis.*

Vor einiger Zeit habe ich im Tabakrauche Schwefel- wasserstoff und Cyan nachgewiesen , welche Substanzen in denisell)en bis dahin meines Wissens nicht bekannt waren.

Die Auffindung des Schwefelwiisserstoffes im Tabakrauche unttTliegt durchaus keinen Scliwierigkeiten unter Anwenduufj der bekannten beiden ch«irakteristisch«»n Heiigentien auf Schwefelwasserstoff Blei(\ssig und Nitroprussi^lnatrium. Leitet man Tabakrauch <lurch eine alkoholisclie mit Rssigsaure stark angesäuerte Bleizuckerlösung, so schwär/t sich das Ein- strönuuigsrohr nach kurzer Zeit in auffallender Weise, wäh- rend sich alsbald in «ler Flüssigkeit selbst ein schwar/«*r NitMh»rschlag von Schwefelblei absetzt. Die alkoludische I/t- sung des Hl«»izuckers ist der wässrigen Lösung vorzuziehen, um den Absatz von harzartigen Substanzen aus den Ver- bnMinungs|»n)dukten des Tabakes zu verm(»iden, das starke Ansäuern dt»r Bleizuckerlösung mit Kssigsäure i>t desshalh nöthig, um den Absatz des Schwefelbleies unvermengt mit Bleicarbonat zu erhaltt'U , welch' letzt4?res durch den nicht nnlM»<lfut4»ndt»M i ichalt des Tabakrauches an Ammoniumcar-

A, Votjei: Uebtr Cifannacfuteh. 287

^iiat ohne diese Vorsichtsmaassregel unfehlbar gleiclizeitig

iiit dem Schwefolblei herausfallen mü^ste. In diesjer Weise

[aii*^gefiihrt eignet sich der Versuch auch zur quantitativeu

[BeäHiiminng de:* HchwefelwiLs^erstoftes im Tabakrauehe. Man

kann «ich öbrigen» auch auf eine noch einfachere Art vom

SirliwefelwiLsserntoffgehalte des Talwikrauches überzeugen, wenn

Iniun den Rauch einer Cijjfarre auf pin mit Bleies-sig befeuch- teien Papier leitet, wobei sogleich eine Urtiunnng der vom Tabakrauehe betrofttiiien Skelle des BleipapiereK eintritt, (ians; l*i*^on(]crs charakteristisch zei^t sich die bekannte Iteaktion deft SchwefelwaHserstoffes auf Nitroprussidnatriuni, wenn man ein Paar Tropfen einer mit Ammoniak vernetzten Nitro- |iruÄ!iidnatriurn-Lösung in ein Proberohr bringt und nun I Tabakrauch durch ein Kinströmungbrohr, welches nicht gany^ auf den Boden der Prol>eröhre reicht, einleitet» Die durch chntteln mit der Lösiuig von Nitroprnssidnatriiim befeuch- Iteten Wände de?* Glases farlwn sich durch die Einwirkung im ?*chwefelwas>*en>toffhaltigen Tubakrauches tief violettrotli. [Wegen l/cichtigkeit der Ausftihrung de» Versuches ist der i^acliweis des SchAvefelwassei^ifes im Tabakrauehe nach den ron mir angegelw^Tien Methoden schon seit Jahren ein an- L'haulicher Vorlestmg.sversuch geworden. Dieses Auftreten ron Schwefelwanserntoff im Tabakrauche ist nach meinem nufürhaltcn nicht ohne üedeutmig auf die Beurtheilung de« blind u^c^« welchen diLs Kinibcheni schwefelhaltiger Fflanzen- Iheile auf die (tenauigkeit der SchwefelHäurebcstirnmung in ien Aschen auj^üljt. Nach wieilerholten Vei-suchen beträgt Jer Verlust an Schwefelsaure, wie solcher beim Kinilst^hern Jttr Tabakblätter «buch Entweiclien van Schwefel wasser- Liff veranlagest wird, ungefähr 10 Proc, des Sehwefeli*tiure- Kohalte«,

KtwaÄ unmtänd lieber ist es allerdings^, Cyanverlundiin gen 11 T»kl»akrauche aufzufinden. Man lä^nt Tabakranch durch Mne ecmcÄntrirte Lfkung von kaustischem Kali oder Natron

2^8 Sitzung d^ wutth.'phif$, Clnjn« rom 5. /«/i ISSi.

biii<lurcbstromen. leb bediente mich zur Ueistellang der zo meinen neueren Versucben verwendeten Natronlauge des an» Xatrinm gewonnenen Xatnmhydrates , welches ^sich Tor anderen durch ganz Ijesondere Reinheit aa^zeiebnet. Dir kauiitische Lor-ung iarbt sich durch längeres Einleiten it> Taliakraucbes schwach braun und mnss. wenn beim Ver- dQunen mit \Vaft?«er eine Trübung entsteht , tiltrirt werden. Hierauf versetzt man mit einer Eisenoxydhaitigen Lüsung von Eisenvitriol und erwärmt unter Zusatz von SalMiore. l>a^ gefällte Eisenoxydoxydul lo^-t sich hiel>ei unter Zurück- laäftung von Berlinerblau. Xach dem Filtriren und voll- ständigem Auswaschen mit heissem Wasser nnd sjMter mit Alkohol bleibt das Berlinerblau gewöhnlich schon tief- dunkelblau auf dem Filtrum zurück. Ist es aber von brenz- lichen Bestandtheilen des Tabakrauches schmutzig grfin ge- f ärU, so miLss es» durch Behandeln mit Aether und Aikofacd von dieser Veninreinigimg befreit werden, worauf es rMi in seiner charakteristischen Färbung zurückbleibt. Am schoiij^ten wird es injnier erhalten, wenn man dasselbe, nach- d»'iii (fs auf dem Kiltruni so viel wie möglich a abgewaschen mit verdfinnter Natronlauge» zersetzt und in die vom Eisen- oxyde abfiltrirte Lösung ein Kisenoxyd-(.)xyihil>alz liringt. winlurcli «> nacli d«*r Behandlung mit Salz.-äure von freradrti Beimengungen befreit regenerirt. Zu den Quantität^bestim- ninugen der Blausäure im Tabakrauche (Chemische Beitrag S. llO) wurde immer nach der hier angegel>enen \VeL*e ver- fahren. Irli habe Mdbst >chon früher angegel)en , dai« in einigen der von mir nnter>uehten Tabaksorten , nanieuthrh in >elir altem abgelagertem Uauclitabak, der Cyaugehalt ein äusM*rst geringer ist, bisweilen ganz fehlt, iH} dass allerdinp* die Wiederholung de-^ Versuches mitunter kein IU*>ultut er- gel>en konnte. l)ie>.s und der rm>tand , dav* der Niu-hwei?» von Cyanverbindungen im Tal«ikrauche immerhin etwas ami- jdirirter Natur ist, mag wohl ilie Veranlas.Mmg gewe&^n >ein.

A, Vi^gdi U^er C^annackwHa,

289

diLsts der Gehalt des Tabakrauches an Cyan hin und wieder [iittf Orund angestellter Versuche bezweifelt wurde, obgleich derselbe von verschiedenen Seiten Bestätigung gefunden hat. Ich hielt es daher für geei^iet, dem Gegenstande wieder meine ATifnierksanikeit zuzuwenden, um denselben durch weitere Ver* I suche zu ergänzen. Hiezu fand ich ausserdem noch besondere i Veranliißsung durch eiu neue^ charakteristisches für Cyan auf- 1 gefundene« fleagens^ (Zeitschrift für analytische Chemie B. V. iS, 465) wie bekannt die Trinitrophenylsäure , welch« mit Cyankaliundrwiung eine tiefdun kelrothe Lfisung hervorbriugt.. I Schon früher liabe ich durch Versuche dargethan , dass die Reaktion der Trinitrophenylsjiure auf Blausäure bei einer :tO,000 fachen Verdünnung der letzt-eren noch vollkommen I deutlich iü^t und enit Ijei einer die^sen Grad ribenst<*igeu(len VerdfhmAmg anfängt, unsicher zu werden, hi die Verdilu- [nung sehr bedeutend, so tritt <]ie Färbung erst nach länger fort-gesetztem Kochen deutlich bemerkbar ein. \ot der R4— aktion durch Bildung von Berlineibku hat die l*ikrinHäurt*- |reaktiou noch den Vortlieil, dass sie sofort oder doch nach curzer Zeit auftritt, während erstere bei stärkerer Verdün- nung erst nach i'injgen Tagen Aufschlusa gewährt, fch |niu»i hier auf einen Unih-tAnd aufinerksaui machen, welcher iniir bei meiner früheren Arl>eit entgangen ist. Die hell- I gelbliche wäs^rige Lösung von Pikrin^änre wird heim Be- I handeln mit etwas Kali- oder Natronlauge in der Wanne [ün und für sich schon einigerraaissen dunkler gefärbt , was sau Spuren von Cytmverbindungeii zuzuschreiben geneigt Fsein könnte. Es dürfte daher zu empfehlen sein, mit Kali- 'inlfr Natronlösung erwänute Pikriusäurelästuig ab Keagens auf Cyan Verbindungen in Anwendung zu bringen. Durch L Zunahme der dunklen Parlinng im Vergleiche zur Ursprung* [liclien von der Alkaliwirkung allein herriiiirenden gewinnt aan solcher Weise sichere Ueberzeugung vom Vorhandeni*ein (^anverhindimgi'u in drr uutersuchteii Flils^sigkeifc. Die

200 Sitzung der math.-phys. ClaMt vom 5, Juli JSfi4.

PikriiLsaiirereaktion ist besonders geei^^net, um auf einfache Art den Blausauregehalt des Tabakrauches nachzuweisen. Man hat nur nöthig, mittelst eines Aspirators Tabakrauch durch Natronlauge zu leiten , und diese hierauf mit neutrali>irter [Pikrinsäure versetzt zu kochen. Die tief dunkelrc»the Fär- bung tritt sogleich ein, so dass die Reaktion bedeutend weniger umständlich erscheint, als die Bildung von Berliner- blau durch Kochen mit oxjdhaltigem Eisenvitriol und Ver- setzen mit Salzsäure. Ich glaube, dass hiemit, durch einen ohne alle Schwierigkeit ausfuhrbaren Versuch das Vorkommen von Blausäure im Tabakrauche ausser Zweifel gesetzt ist.

In meiner früheren Arbeit (a. a. 0.) habe ich ausdrflck- lich angegeben, dass es mir nicht gelungen war, im Stein- kohlenleuchtgase Cyanverbindungen nachzuweisen und mir vorbehalten habe, durch weiter fortgesetzte NTersuche hier- üVier Aufklärung zu gewinnen. Die Abwesenheit von Cyan- verbindungen im Steinkohlenleuchtgase musste umsomehr den Analytikern auffallen, als bekanntlich in den Ne1>enf»rodukten der Steinkohlenlenchtgas-Fabrikation <.'y an Verbindungen in <rn>sser "Monge angetroffen werden. «Aus 1000 Kilogramm iiaskaik können 1') Kilogramm Berlinerblau erhalten werden* (Kratft, Brevot^ d'inveution t. XVll j>. 159). Die Laming'- sehe Mischung , womit das Steinkoblenleuchtgas gereinigt wordfMi, enthält Cyancalcium und Cyanamnion und wird ^iOgar fabriknilLssig zur Darstellung von Berliiierblau auf gewöhnliche \V«»ise verwendet. In Marseille stellt Menier jährlich liedeii- t4»nd»* (Quantitäten von Schwefelcyanamincmium aus Gaskalk dar. Als arcessorisrluT Bestandtheil «les Annnoniakgas Wassers wird all«x»'in«Mn Sliwi^lMcyanamnion aii^^»*;^el<en. In den Krystallen von Aninionbit'arlNinat ans den Condensationsapparut^^u de» St«Mnkolil<'n|»Mi(litgases lialx» ich sehtm früher geringe Meni^en von Scliwefeii yanainnion grfnntliMi (Müiicbenor Gelehrte An- zeigen H. ^U. S. .'»*»7). Indt'ss könnt«» immerhin durch direkte^ Kiiil*'iten di»> Steinkohlenleurlitgase< in Eisenchloridlosuni;

A, Vogel: üeher Cyannachweis, 291

durchaus kein Röthlichfärben dieser Losung beobachtet werden.

Meinen neuesten Versuchen ist es nun geglückt, Cyan- verbindungen im Steinkohlenleuchtgase wie ich glaube auf das Bestimmteste nachzuweisen. Zunächst ist dieses längst angestrebte Resultat durch die Pikrinsäurereaktion auf Cyan er/ielt worden, eine Reaktion, welche wie schon oben angegeben, etwas empfindlicher ist, als die Cyanreaktion durch Bildung von Berlinerblau. Um im Steinkohlenleucht- gase durch Pikrinsäure sichere Reaktionen auf Cyanverbin- dungen beobachten zu können, ist es nach meinen Versuchen hinreichend , ungefähr G Liter Stein kohlenleuchtgas durch starke Natronlauge hindurch zu leiten. Diese Natronlauge zeigt bei der Behandlung mit neutralisirter Pikrinsäure in der Wärme sofort dunkelblutrothe Färbung. Will man zu weiterer Bestätigung die Reaktion durch Bildung von Ber- linerblau eintreten lassen , so erscheint es geboten , eine grössere Menge von Steinkohlenleuchtgas durch Natronlauge hindurch zu leiten. Der Grund, weshalb diese Reaktion bei früheren Versuchen nicht erhalten wurde, dürfte darin zu suchen sein, dass das Einleiten des Steinkohlenleucht- gases zu früh imterbrochen worden. Nachdem eine ent- sprechende Menge von Stein kohlenleuchtgas eingeleitet, tritt bei Behandbnig der Natronlauge mit oxydhaltigem Eisen- vitriol alsbald grünliche Färbung der Flüssigkeit und nach einigen Stunden Stehen ein Absatz von Berlinerblau ein. Dahin ist meine frühere Angabe (a. a. 0.) zu berichtigen: ,Ich will nocli bemerken, dass eine mit etwas kaustischem Kali versetzte Lösung von Pikrinsäure durch längeres Ein- leiten von Miinchener Leuchtgas sich schwach röthlich-braun färbte. Da indess dieselbe Flüssigkeit auf die bekannte Weise mit oxydhaltigem Eisenvitriol und Salzsäure behan- delt keine von Berliuerblau herrührende grüne Färbung wahrnehmen Hess , so will ich vorläufig nicht entscheiden,

19*

2Ö2 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. Juli 1884,

ob diese Farbenveränderung der Pikriiisanre von einem Oehalte des Leuchtgases an Blausäure, oder von einem anderen zufälligen Besiandtbeile des Gases herrühre.* Nach meinen hier erwähnten neueren Versuchen kann nun fiber den bisher nicht nachgewiesenen Gehalt des Steinkohien- leuchtgases an Cyanverbindungen kein Zweifel mehr be- stehen.

293

Herr W. von Beetz le^te vor und besprach eine Ab- handlung des Herrn Enianuel Pfeiffer:

„Ueber die electrische Leitungsfähigkeit des kohlensauren Wassers und eine Me- thode, F'liissigkeits widerstände unter hohen Drucken zu messen.* (Mit 2 Tafeln.)

Schon Hittorf hat in einer seiner bekannten Arbeiten*) über die Wanderung der Jonen während der Electrolyse den Ausspruch gethan, dass in Zukunft die electrischen Ver- hältnisse bei Beurteilung der chemischen Constitution der Körper in zweifelhallen Fällen von entscheidender Bedeu- tung seien, und seitdem hat sicli dieser Satz in einer Reihe von Fragen chemischen Characters bewahrheitet.

Nachdem die electrischen Erscheinungen auch in der Frage über die Natur der Absorption von Gasen in Flüssig- keiten vor Kurzem von F. Kohlrauscli *) benutzt worden sind, der aiL^ dem Verlaufe der Curve, welche die Beziehung zwi- schen Procentgehalt und electrischer Leitungsfähigkeit bei wässeriger Ammoniaklösung darstellt, den Schluss zog, dass man es bei dieser Verbindung sicher nicht mit einer Lösimg von Ammoniumhydrat in Wasser zu tlmn habe, wie bisher vielfach angenommen wurde, drängte sich mir die Frage auf, wie sich in dieser Beziehung die Lösung von Kohlen- säure in Wasser verhalte, welche nur durch Anwendung höherer Drucke erschöpfend behandelt werden kann.

1) Pogff. Ann. 10:l 1858. p. 17.

2) Wit?d. An». 6. 1879. p. 189,

294 Sitzung der math.-phys. Clause com 5, Juli 1864.

In der Absicht, dieser Frage näher zu treten, unter- stützten mich sehr wesentlich zwei Punkte:

1 . besitzen wir in dem hier als l)ekannt vorauszusetzenden Cailletet'schen Ai)i)arat, in welchem dieser die Verflüssigung der sog. permanenten Gase zeigte, ein Mittel zur verhältnis- mässig leichten Herstellung hoher Drucke und

2. liegen für die Lösung von Kohlensäure in Waswr die nötigen Hilfszahlen vor, indem vor Kurzem durch von Wroblewsky *) die Veränderung der Absorptioiiscoeffi- cienten von Kohlensäure in Wasser unter hohen Drucken einer Untersuchung unterworfen worden ist, auf dessen An- gaben ich mich in vorliegender Abhandlung stützen wenle.

Er gibt in einer Tabelle die unter verschiedenen Drucken von einer bis 30 Atmosphären durch 1 ccm W^ asser alisor- birten Kohlensäuremengen für die Temperaturen 0** und 12*^,4.*^ an. Für diese letzteren entwarf ich mir zwei Curveu, welche mir die Abhängigkeit des Kohlensüuregehaltes vom Drucke angaljen. Die von mir zu lr)sende Aufgabe liesbuid sodann nur darin , für das unter irgend ein«»m Drucke mit Kolilensäure gesättigte? Wasser die Leitungsfähigkeit zu I»e- stinnnen. Denn da \vh zwei Versuclisreihen in der Nähf obiger zw(»i Temperaturen durchführte, so war die IJerech- nung des entsprecluMiden Kolilensäuregehalts durch lineare Interpolation aus den Zahlen v. Wroblewsky \s gestattvt, uuj- somehr, als in der l>ekannten Formel Bunsens-)

(. = « t- /^t -t- /t-,

wo c d«Mi Alworptionscortficienten eines (ijt^es in einer Flüs- sigkeit l)ei »h»r Tempt»ratur t und «, ^i und y (\uistanten l)(»deuten , <h'r Corfficient ;' in allen von ihm unt4»rsucht«»ii Fällen einen sehr kleinen numerischen Wert besitzt.

ll Wii-a. Ann. Ih. I^i^:^ p. JJM). 2) HiuH«'n. (Ja>oni. Mrth.

Pfeiffer: l'Jlectr. Leitumjsff'ihiykeU des koMetmiuren Wassers etc. 295

Apparate.

Die Widerstaiidsbestimmungen geschahen nach der be- kannten Kohlrauscli 'sehen Methode mit Wechselströmen.*)

I. Zur Erzeugung der alternirenden Ströme diente der von Kohlrausch angegel)ene Sinusinductor-), der von dem an citirter Stelle beschriebeneu nur darin abweicht, dase er eine Belastung bis zu 30 Kilogramm zuliess, so da«?s die Tourenzahl des Magneten bis zu ca. 160 in der Secunde gesteigert werden konnte. Ein Bleigewichtssatz gestattete, die Belastung in Intervallen von 3 zu 3 Kilogramm zu variireu.

IT. Als stromniessendes Instrument benützte ich Kohl- rausch's U n i f i 1 a r d y n a m o m e t e r.*)

III. Die Ablesung der Ausschläge dieses Spiegelinstru- nientes geschah mit Fernrohr und Skala, welch' letztere über 3 m vom Spiegel entfernt aufgestellt war.

Fi<;ur 1.

1) l'otrg. Ann. VA. 1875. p. :\.

2) VoiT^f, Ann. .IuIk'II». p. 2U2.

3) Pogg. Ann. 15. 1882. p. 556.

296 SiiJmm^ 4^r math.-fhf*. Clauäf rom 5. Jmli 1484.

IV. Die Widerstandsmesäungen wurden nach der Wheml- «tone'schen BiTickenmetbode mit Hilfe der grtjiaien Siemenj«*- «icben Brücke durchgeführt. Daä .Schema, nach dem die Me^ungen vorgenommen wurden. i:ft aas Figur 1 ersichtlich: J bezeichnet die 4 hintereinander geschalteten Rollen des Sinusindncton» . f den fes^ten Midtiplicator und 1 die aufj^ce- hangte Rolle des DTnamometen* D. ^. r und R sind die Zweigwiders»tande der Siemens'-chen Brücke. W der zu nies^ sende Fl&ssigkeit» widerstand. Der Stn>nL<^'hlrb«el a Mieb fortwährend geskrhloägen. da die Erwärmimg bei den an «ich schwachen Strumen und bei den in meinem Fall Torkom- menden. meist sehr gro^;i<en Widerständen nicht in Betracht kam. Wegen des gmes^en Betrags dieser letzteren mnärte bei allen Widerstand^meätfungen (die Capacitätsimeäsungen \j-. unten] mit Eabigsäure ausgenommen) da» Verhältnis«:

Q _ llM»

7 iwo

genommen und dah».'r anf den Vorteil dtr •tU-iihheit von ^ und r verzichtet wenlen. In dem zur R«.»lle l fuhrendfo Bnlckt^nzwfMi/ iH-taiid >irh der lVniniiutat*»r </ zum hekaunt^-t) Zwecke der IVäci>inin^ «ler Widerstand>niH>^uiiir, indem nicht die der Beziehung

Q H

r " W

entsprechenden Werte K durch die XuU>te|lun:z de^ I>vnani«»- nieters ermittelt, -<»iideni tur ein zu jzn»>-e- und zu kleine* K je die zwei den l»eiden romuiutat<»rbtelluniren enL-preihenden .\blenkungeu aUrelesen wurden.

Vor .\n Wendung der Siemen>*schen BrOeke at Mt^s*-- apparat mnaö^te untersucht werden, 1. nb Me für di»* Wi kw- w»*iidun;: von W»vhM»l>troinfn aul'treteuden Spannungsdiffr- renzen n^nih genügend i.-olirte und 2., i>b «lie Selü^tinduction

Pfetffer: Ef^'^tr, LeiUirtüHfVihffjkeif de^* IMetiMaurfH Waiaerü etc, 207

'der liollen nxvhi &.t4keiid wirkt, wenngleich diescjlbe bekaunt- liclj l>ei den SieniensVcben Uheostaten durch bifilare Wicke* lung der Itolleu möglithst vermieden ist. Dies geschah in der Wei«e, da^J:? ich einen bestimmten, von Helbstinduction Lgewis8 freien Widerstand eiinnul mit tilternirenden Strömen lund Dynainttniet^r, ihm undere Mu! mit constaiitem Strom and (talvanometer Ijeobacht^te und die Kemilüik* verglich. FALh -m hestininjetiden Wider.4und willilte ich Ziukvitriol- [lüsung mit Eleetroden yim amalgaiiiirt4?ni Zink, du hier l>e- jkanntlieli f>ei nicht zu starken Strömen keine Polarisation Äiirtritt'), also die \Videnstand?^niessimg auch mit cunstantem I Strom ausgeführt werdeu kann, Die.He Flflnsigkeit wurde in ^der Weise liergestellt, das« eoncentrirte ZinkvitrioQösuug mit Zinkcarbonat gekocht wurde , um die freie Säure 7Ai ent* fernen , und dass dann nach Entfernung de« Zinkcarbcjnats

(mittelst Filtration die-se concentrirte L<)sung luit Wiuiser 8<* lange Terdönnt wurtle, bis sich mittelst des IVknometers dius 8|it*ciii8che (Sewicht 1,285 ergab, welchem (iehalt bei 18'* d*LS Maximum der Lcitungsfiihigkeit zukoumit.^) Als Wider- »tandHgefäss wählte ich eine über 1,5 m lange, im Innern ca. 11,3 Qmm Querschnitt Ijesilzende OlaÄTohre, welche von 5 zw 5 cm geteilt und mit Quecksilber calibrirt war. Die untere der beiden , die Uhisröhre kuaj*p ausfiilleudeu Zink- electroden war fest eingekittet , die obere mittelst eines an- I gclötheten Drahk^s ver8cbiebbar, Aufdie.se Weise konnten ^Widerntünde bi.s über 3(^000 Öicuienseinheitcn eraelt werden; ich wählte den in untersuchenden Widerstand desühalb so um die Brücke unter ungefähr den nämlichen Beding- tun gen zu prüfen, uuter denen ich sir später zu benlitzeu hattei, ^i der Me^ssung war nun neben deai Dynamometer ein lUHsernt empfindliche« W^iedemanu'scheÄ Spiegelgalvanometer

1) Wiedemano, Oalv. 1883. U, p. lU ff. i) Wied. Ann. t>. 181U» p. 60.

298 SitzHinj der math.-ithtfs. Clause ptnu 5. Juli ItiSi.

tiufge^tellt und wurde unmittelbar nacheinander ftlr die näi liehe Stelhing der obem Klectrode der Widerstand mit cod- stantcMu Strom und Galvanometer, sowie mit Weehsektromen und Dynamometer gemessen. Aus der Reihe von Vergleich- ungen greife ich ein Beispiel heraus, das die befriedigende Uebereinstimnnnig beider Messmethoden »eigt. Bei einem ungefähren Widerstand von 27000 Siemenseinheiten ergab sich die Leitungsfähigkeit obiger Lösung fÖr 18®

a) für eonstanten Strom = 438,9- 10 "^

b) für Wediselströme = 439,5 10"^

Für gleiche Tem})eratur und gleichen Gehalt findet sich

nach Beetz 443 10~® und

nach Kohlrausch 452 10 ~^

Hiermit ist die Anwendbarkeit der Brücke fBi' Wechsebtwnie erwiesen.

V . W i d e r s t a n d s g e f ä s s e. Einmal benützte ich ßr dit? g(?ringeren Kuhleiisäuregehalt<i, die unter gewohiilicheitt Atin()s|)liiinMi(lnu'k <Tzielt werden konnten, zwei Glas^gefä«« nach Kohlniiisc.li's Ang}il)en*), nämlich die an eben citiiteT Sh^lle mit Nr. 2 mn\ li l)ezeichneten. Das Gefäss Kr. 3 liatte eine kleine A})änderung erhalten, indem sein Bodfli einen kugelfiinnigen Glas-Ansatz nach innen trug, so to zwischen dit»seni und der äussern Gefässwand die unteni Uänder der beiden [»latinirten Platinelectroden unveräiidcf' lieh festgelegt waren, was eine Verändenmg der Wideretand?" capaeität uiimciglicli machte. Wegen der Grosse nieinö" Widerstände IxMüUzte ich zuletzt fast ausschliesslich letzter* (lefäss.

Andert»rseits l)edient<j ich mich für Kohlensäuregehate zu deren Herstellung erhöhter Druck erforderlich war, zweK^

1) WiiHJ. Ann. (>, 1.^79. p. ü u. Taf. I.

} Pfeiffer: Klettr, Lfitttrifjufähiffkeü den kohfnimutrn Wa^JserH He. 299

J *

[Olf^röhren, welche in den Oailletet'schen Apparat eiiigesetÄl

1 wurden.

VL Hiemit komine ich zinii 0»illetet'schen Apparat, fde?i8cn tirsp rundliche Einrichtiinj^ ich übersehen kann. Nur [der für uieirie Zwecke jLfctruöenen AbruidermigeM iniifv^ uh [tiilher gedenken. Diese beziehen sich

auf die unter V erwähnten Glas röhren, in denen

[da« kolilensjiure Wiisser unter Druck untersucht wurde. Nach

leiner langen Ileihe von nji^sglilckt^n Eit[H?rinicnten haben

li«flelben folgende, aus Figur 2 ermchtliche Gestalt ange-

fnommen: die Mes^singfiLSsung A, in welche Cailk'ters Druck-

ri'ihren eingekittet und niitteL^t deren sie im Appai*at befe.stigt [würden, behielt äusserlich ilire Ge^^talt bei, nur die innere [Bohrung war bedeutend weiter, so dass die beiden von mir [zur Anwendung gebrachten Gla^mihren, die in der Folge ak [Druck röhre I und II bezeichnet werden, äussere Durchmesser [von 1,7 cm und l,t> cm erhielten. Die Gesammtlänge be- Itnig Ol, »iOcm, diejenige des auti A heraussagenden Teils [etwa 27 cm ; der untere Fortsatz reichte? bis auf den Boden [des Kij^ncylindtTs des Cailletet 'sehen Apparates und endigte luiit einer V'erdickttng b, in welche das gläserne Verschluss- lütflck B eingesfhiiöen war. Ohne die Verdickung wäre das

Eini»ringen der schwimnieTi(!en Electrode (siehe weiter nuten)

licht cwjglieh gewe^^^en« da sich die^e ganz eng an die innere [Riihrenwund anlegte. Djls obere Knde c ist halbkngeUTirnn'g ri*bgeM:luuolzen und trat in der Mitte eine kleine üeff'nung, Idie einen Platindraht durchlässt. Letzterer trägt an seinem [untern Knde ein iuigenietetes, platinirtes Platiuldech a von

liaMikugeltornnger Gesst^dt, «lessen Kand hieb eng an die Ghis- [wund ajischli«?sst bis auf eine Stelle, wo die Klectrode ein- I gedrückt i-^t, um Flüssigkeiten leichter durchzulassen. Djts

idjere Fnde lies IMatindrahtes ist an eine Me^ssingkappc C l-jüigeMthet, die von aiissen auf der Gla.sriJhre aufsitzt luid sie lober 1 ciu mich aliwürtj^ eng umschliesst. Der Verschluss

300

Sitzung der math.-phifs. Clamie rom 5. Juli 1884.

CO,

^F

A^A

dP^-Vj

der Röhre wird dann dadurch bewerk- stelligt, diuss Glas und Kap]>e mit Siegel- lack zusammengekittet werden. Die Kappe endigt nach oben in eine Spitze, auf die eine Klennnsch raube aufgesetzt wird, die als obere Strom Zuleitung dient. In einer Durchbohning der Spitze ist eine zu einem seitlich aufgestellten Stativ führende Kette befestigt, die den Zweck hat, bei etwaigen Zertrümmerungen der Röhre die schwere Metallkappe festzuhalten und unschädlich zu machen.

Die untere Stromzuleitung gewhah durch den Apparat selbst. Der Leitungs- draht wurde am Eisenklotz befestigt, in den das Quecksilber eingefüllt war, wel- ches die Druckröhren nach unten ab- schloss. Auf der Quecksilbero1>erflache befand sich ein Schwimmer d, Iwstehend aus einer der festen Electrode ähnlichen Platinkuppe mit nach abwärts angenie- tetem IMatihdraht. In die untere Höh- hnig <ler Klectrode war ein Glasköqier von i»iner (irösse eingeschmolzen, da* (las (lanze auf dem (Quecksilber schwamm und gerade» die Kuppe sieh auf das i^uei'k- silberiiiveau auflegte. Das untere Ende des Platindnihtes war horizontal umge- bogen und derart zu einem Kreis gef(»nnt. diiss er sich an die innere Röhrenwand möglichst eng ansc^hlcKss. Da sich auch die Electrode selbst so gut an dieHelhe anschmiegte», als die freie Beweginig er- laubte, so war, wenn sich bei der Com-

Figur 2,

[Pfeiffer: Electr, l^tungnftüiifikcit den koMenAfturrn WnnMm Hc. ^01

presj^ion der Schwiraiuer auf dem Quecksilber nach aufwärts ibewejfte, eine Seitenver^liiebung nicht möglich.

Der Gati^ der Versuche wird spater unter der UeJier-

Schrift ,Ver8iichHaiiordruinjTj* genau auseinander gesetzt wlt-

de» , hier mus^ ich nur zur Vollendung der Besclireihnng

bemerken , das« nach Befestigung der liiVhre im Cailletet*-

I »chen Apparat dieselbe unten durch Quecksilber aljg(\s|»errt

f^ar, auf dessen Niveau die unt^^re Electrnde schwanim.

Ueber derselben etand die zu untersuchende Wa^ersäule und

ober dieser Kohk'iiHHuregjus (j^iehe Figur 2), Eine Wider-

«tandsbestinimung konnte abo erst vollzogen werden , wenn

I die Conipresi^ion und Ab8orption der Kohlensäure soweit

vorgeschritten war, dass die obere, feyte Klectrode bereite in

Wasser tauchte. IliillikugeHonuige (icstalt hsitien die Eleo

troden erhalt<*u , um bei dein gegebene»n RiUironquerMcliuitt

leine müglichst grosse Eleetroden(d>erHilche /u erziplt^n, Die-

I 8elbe betrug bei

Dnirkrfilire I ca. 2*9 Qcra,

\m iler für höheren Ünick bestimmten

Üruckrtdire II ca. 2,7 Qcm,

so daas ich schon aus Kohl rausch'»*) Angaben sehlieHsen durfte, das« sich der Einfluss der Polarisjitifni selion l>Hi miM^iger Tourenzahl des Inductors nicht mehr geltend machen würde. In wie weit dies der Fall war, zeigt die nachfol- gende kleine Tabelle. Es wurde Maxinuüessigsrmrelr».sung bei constanter Temperatur und Electrodeneutfermmg in der r)nickri>hre I in Bezug auf ihren Widerstand mit verschie- denen T<uirenziihlen luitersucht, Aas der Abnalnue der beob- achteten WidersUlnde ist der Etnflnss der Polarisation deut- lich ersiehtlichi der weh bei geringen Tourenzahlen als Ver- mehrung des wahren Widerstandes beuierkhar nuuhi, Vdu

1) IVgK' Aan. Julielli. p. mi.

302 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. Juli 1884.

21 Kilo Belastung an werden die Abweichungen unbedeutend und liegen bereits innerhalb der Beobachtungsfehler. Bei den wesentlich grösseren Widerständen , die ich zu unter- suchen hatte, war also )jei einer Belastung von 21 Kilo umsomehr kein Einfluss der Polarisation zu befürchten.

Tabelle 1.

BehiAtnng

Tourenzahl

des

den

. Widerstand

Inductors

Magnetim

12 Kilo

78

j

1 10«I,8

ir» ,

100

' io:>r>,o

18 ,

127

1048J

21 .

143

1044,7

24 .

]:>:{

1041,s

27 ,

160

i(»42,r>

2) Die nächste Abänderung am Caillet^^t'schen Ap{mnit betriftl das Manometer. Das mit der Press«* durch ein Kupt'errohr vorl)und(Mie , bis 300 Atm()sj)hären reichend«» Bourdon'sciie Maiiomeh^r «»rwies sich natürlich als viel /n uiiem[)findlich. Auch Versuche mit zwei «»mpfiiidlichereii Manomet4*rn ders<'lb<.Mi ('onstruction fi«'l<»n zu nu*in«»r rnzu- friinlenheit aus; selbst di«» l)«»st4.Mi lustnnuenh» di«\s«»r Art haben immer «'twjus toten (ian<( und der Kinfluss d«»r Tem- peratur auf ihre Anj^alxMi liusst sich schwer mit CJeuaui^kt'it angeben. Ich eutschloss mich daher zur ( ■«»nstruction eine- LuftmanonK'ters ( Figur. *5)- Mit d(Mii elM*u erwähnt-en kupfer- nen V«»rbindmit(sn)hr war mitt^dst U«'b«Tfangschraul>e dji> Ansatzstück s d«»s mit d<T Bohrung a v«»rseh«*u«»n, kn^isriunleii Kisenklotzj's A v(»rbunden. Durch ein in d«T Mitt«» kn'i*- törmig dunhl)ohrt4*s, einzusehraubcnd(*s M«»ssiugstnck B wini der Kis«Miklotz verschloss«Mi. In die Bohrung von B ist «la> Man<»m«*ter (! mit Si<'gella(k eingekitt«^. Ks be>teht au«>

Pfeiffer: Ehctr. Leitungsfähigkeit des Jcohlensauren Wassers etc. 303

einem Gl&sgef äss mit zwei nach oben und unten angesetzten Capillarröhren, die Millimeterteilungen tragen. Der Durch- messer im Lichten ist ca. 1,5 mm. Das untere Ansatzstück reicht bis nahe auf den Boden des Eisenklotzes, in den ein

Glasgef iü^ D mit sorgfältig gereinigtem und getrock- netem Quecksilber einge- setzt ist. Das untere Ende des Manometers taucht etwa 9 cm tief ins Quecksilber ein, mit dem eingesetzten (jlasgefäss D erzielt man bessere Reinhaltung des Quecksilbers, als wenn letz- teres direct in den Eisen- klotz gegassen wird. Das obere Ansatzstück hat eine Länge von ca. 00 cm, von denen 50 aus <lem Messing- stück B hervorsehen. Die Vohimenbestimmung des (iefässes sowohl, als die Ca- librirung der beiden Capil- larröhren geschah durch Quecksilber wägung. Nach sorgfältiger Trocknung wurde das obere Ende zu- geschmolzen , djw unt«»re oifene in V^erbindung mit

y

FifTur n.

einer vorgelegten Chlorcalciumrijhre über dem Eisenklotz A Hufg<»stellt. Nachdem der Inhalt des Manomet4»rs die Zimmer- tempenitur sich(»r angenommen hatte, wunle es in das Queck- sillwr eingesenkt und festgi»schraubt. GhMchzeitig wurden die Zinmiertemperatur t^, und der Baromet^'i-stfind b^ , in

804 Sitzung der fnath.-phys, Classe vom 5. Juli 1884.

Atmosphären ausgedrückt, abgelesen. Da auch das Gesammtr voluraen v^ durch die erwähnten Bestimmungen genau be- kannt war, so liess sich die im Manometer enthaltene Luft- menge , die manometrische Constante c , berechnen au« der Beziehung

l+«t.o

wo a der Ausdehnungscoefficient der Luft ist. Die Orftsse c schwankte während meiner Versuche zwischen 2,729 und 2,788 ; denn während der sich über ^2 Jahr ausdehnenden Versuche war einige Male eine Reinigung und frische Fül- lung des Manometers notwendig.

Ueber den aus B hervorragenden Teil des Manometem war eine weite Glasröhre gestülpt, die zur Vermeidung rascher Temjieraturschwankungen mit Wasser geflUlt war. Ein Thermometer hieng von oben ins Wasserbad. Tn 1)ekannter Weise ergibt sich der Druck P in Atmasphären, unt4?r dem die Kohlensäure in der Druckröhre steht, aus der Fonnel

j,_c(l+at) -tp fw f e d^ V 7<>

hier ist c die oben näher bezeichnete manometrische Con- stsmte, V und t Volumen und Teni|>eratur der comprimirten Luft,

p die Höhendifferenz der Quecksilberknppen in Dnirk- röhre und Manometer,

w der (iuecksill)erdruck der VV'sussersäule,

e die Sjiaimkraft der Wjusserdäinj)ft?,

d die Capillardepression im Manometer gegenülwr «ier Druck röhre.

Die 4 letzten (i rossen sind in cm ausgedrückt. Höhen- diff«i»renzen wurden mitt«'lst des Kathetometers l)estimnit. Die Kinstellung der Quecksilberkuppe in der Dnickröhre lie«* sich trotz des S<*hwimniers mit genügendtT Schärfe feststellen.

feiffer: fJeetr, Leitungitfähi^kdt des kMensamren Wassers elc. 305

xm die Angabe der 3. Decimale in den spateren Tabellen Igerechtfertigt erscheinen zu lassen. Der Druck konnte erst [v(>n ca. 3 Atint»8p hären au abgelesen werden, mit wachsen- Idefn Druck wurde da*^ Manometer immer nnempfindlidier, da^a sich bei den höchsten zur Anwendung gehuigten

Drucken die Ilnsicherheit auf einige Einheiten der 2. Deoi-

male erstreckt.

3. Eine weitc^ro Abänderung bezieht sich auf djt^ Ver- tbinduiig der hydraulischen Presse mit dem Eisencyliuder, in iden die Druck röhren eingesetzt werden. Es erwies sich pmnüich ak unmöglich, die Ventile für längere Zeit derart idicht zu halten , wie es ftlr meine Zwei-ke notwendig war. [Von den Bleidichtungen Uisen sich insbesondere nach län- [gerem (lebrauch Stücke loa, tlie teilweise in den Ventillagern

hfingeTi Idciben. Es mirde deshalb ein Metall hahn im iVerbiudnngsrohr angebracht, der nach erfolgter Sättigung 'des Wiisners und nach AI>lesimg de.** staüiintleiulen Drucke«

geschlosiien wurde, so tla^s daun während der durautfo Igen den

WiderstandsmeKsung Alles unverändert blieb,

4, Das die Dnicknihre umgebende Wasserbad war ^ontsprf^cliend der Zu nah ine dm Quer^chuittÄ der Köhre er- |wcit4>rt. Die Temperaturen , bei denen ich den Widerst^iiid Ider Losungen zu bestimmen hatte, mussten sich aus den

olwn angegebenen (t runden an die von v. Wroblewsky auge- wandten Temperaturen O'* und 12**,43 möglichst annähern. [Ich verschaffte mir dieselben in ff>lgender Weise:

Um eine um 0* liegende Temperatur zu erhaltmi, waiulte [ich zwei grosse, je l^t Liter Inhalt fas.*^ende Bletdikast^n an, Idie ganz in Filz eingenäht waren. Dieselben waren mit ge- chabti»ni Ei« und der eine von beiden immer mit Wasser [gefüllt. Aus dem hochstehenden Kasb^n floss da^ Eis w asser [von unten in ihm Ba«l ; aus dexsen oberem Uand war ein JiCick ausgesprengt und dadurch dem überfliesseiiden Wasser I der AuÄ»enseit4* des Biules eine bestinnut*? Bahn vorge- imi, MAtk.-phy8. Cl. ä.J

300 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5, Juli 1S84.

schrieben, in der es in den die Schutzglocke tragenden Teller floss. Dadurch zeigte die wegen der tiefen Temperatur sonst dicht mit Thau beschlagene Aussenwand de« Bades an den vom Wasser bespülten Stellen die üruckröhre vollkoninien scharf und wurden von dieser Seite her die Einstellungen und Ablesungen in derselben bewerkstelligt. Das im Teller si(fh ansammelnde Wasser floss von da in den unteren Eis- ka'^tim. War sämmtliches W^ asser durchgelaufen, so wunlen die beiden Kilsten vertauscht.

Zur Erreichung der 2. Temperatur 1 2^^,43 wurde in analoger Weise Wasser aus der Wasserleitung durch «las Bad geschickt.

VII. Apparat zur Erzeugung der Kohlen- säure. Dieses (las wurde hergestellt durch AufgiesHen vtm chemisch reiner, verdünnter Salzsäure auf Marmor mittelst einer langen Trichterröhre. Bei der bekannteu Empfindlich- keit des electrischen Leitungsvermogens des reinen Wassern gegen geringfügige Verunreinigungen*) musste grosse Sorgfalt auf die Keinigung des (rjus(»s verwandt werden. Es gien^ «lurch zwei Vorlagen, die mit wiUseriger Lösung von dop|K*lt- kohlensaurem Natron gefüllt waren, um sicher jede Spur von mitgerissener Salzsäure zurückzuhalten. Schliesslich wurde es nochmals mit demselben ganz reinen Wasser, das zu den Versuchen selbst diente, gewaschen.

VIII. Der l)estillirap[)arat. Das Wasser, dessen \v\\ mich bei meinen Versuchen bediente, wunle aus einem ver/innteu Kupferkessel zweimal destillirt und kam auf seinem Wege nur mit Zinn und Luft in Berührung. Es hatte, naib- dem «»s mit Luft g«\sättigt war, eine Leitungsfähigkeit, die nur sehr wenig um i^ /, 1<^ schwankte, wenn für (^utn-k- sin)er von i)^ die L«*itungsfäliigkeit = 1 gesetzt wird.-) Mit

1) Vo\i)i. Ann. Krj^lMl. VIlI. ISTfl. p. 1 ff.

2) Von nun :in soll Imm :ilh>n auf die Lnitun^^sfahi^keit tx'^uiT li(*li«'n /jihl«'n «It*r Fsutor 10~ tort^ohutscn werdeD, so da«« «lirh ;ülf .\n;^M)»('n auf 1 X lO" als Kinli«*it li»*7.i«*ln'n.

Pfeiffer: Electr. Leüungsfiihiglceit des kohlensauren Wassers etc. 307

Luft wurde es gesättigt, um die Versuchsbedingungen von Wroblewsky's 7m erhalten, dessen Zahlen sich auf lufthaltiges, destillirtes Wasser beziehen. Ich erhielt obiges reine Wa**ser ohne besondere Vorsichtsmassregeln, nur nnisste der Kessel während der Destillation immer ziemlieh gefüllt bleiben; wenn derselbe etwa halb geleert war, machte sich ein Steigen der Tieitungsfähigkeit des Wassers bemerkbar. Grössere Rein- heit des Wassers hätte mir nichts weiter genützt, da dieselbe doch bei den verschiedenen Manipulationen, denen es bis zur Messung im Cailletet'schen Apparat ausgesetzt war, wieder verloren gegangen wäre. Das Nähere über diese Verhält- nisse folgt weiter unten.

Yersuchsanordnung«

1. Für Eohlensäuregehalte, die unter Atmosphärendruck zu erhalten sind, diente das oben erwähnte Widerstandsgefäss Nr. 3. Die Widerstandscapacität desselben wurde mit Essig- säurelosung vom specifischen Gewicht 1,022 und maximaler Leitungsfähigkeit l bestinmit, welch' letztere als Function der Temperatur ausgedrückt wird durch die Gleichung:

10» . X = 15,2 + 0,27 (t 18). >) Diese Läsung stellte ich mir her durch Mischung von käuf- licher, chemisch reiner, concentrirter Rssigsäure mit Wasser. Um zu prüfen, ob ich für meine Lösung die Zahl von Kohl- rausch zu Grunde legen durfte, wurde sie im Kohlrausch'- schen Gefäss Nr. 2 (s. pag. 298) von grösserer Capacität untersucht; es wurde zu diesem Zweck diese Capacität k einmal mit der oben (s. pag. 298) genauer definirten Zink- vitriollösung und dann mit der zu untersuchenden tjssigsäure- lösung bestimmt. Ich erhielt im 1. Fall k-r 0,001123,

im 2. Fall

k= 0,001180.

1) Wied. Ann. «. 187i». p. 51.

20*

308 Sitzung der math.'phys, Glosse vom 5. Juli 1884.

Nachdem ich mich so von der Richtigkeit obiger Formel ffir meine Lösung überzeugt hatte, bestimmte ich mit ihr die Capacität kj des Gefässes Nr. 3 zu

k, = 0,00001375.

Auch bei dieser kleinen Capacität betrug der Widerstand meines reinen Wassers in diesem Gefass immer noch 50 000 Siemenseinheiten.

Sollte nun die Leitungsfähigkeit eines kohlensauren Wassers bestimmt werden, so wurde das mit reinem Wasser gefüllte Widerstandsgefäss in ein grosses Wasserbad gesetzt, das Ende des Gasentwickelungsapparates , welches aus einer langen, spitz ausgezogenen Glasröhre bestand, bis auf den Boden des Gef ässas getiucht und der Durchgang der Kohlen- säure so lange fortgesetzt, bis der Widerstand der Losuni; sich nicht mehr änderte. Dann wurde nach Entfernung der Glasröhre und Einsetzen des Glasstöpsels der WiderBtand definitiv bestimmt. Aus der Temperatur des Bades und dem Barometerstand konnte dann ftSr tiefere Temperaturen narh Bunsen'), filr höhere nach Naccari und Pagliani*) der <ie- halt an Kohlensäure berechnet werden.

2. Für höhere (lehalte an Kohlensäure benutzte ich di«* l)eiden l)ereit« bescliriebenen Dnickröhren I und II. Bei der Füllung wurden dieselben vertikal aufgestellt, mit der (Vff- nung b (Figur 2) nach oben, das Verschlassstück B entfernt, sodann so viel (Quecksilber eingegossen, dass das übrig blei- Ix^nde Volumen der iiir den Versuch in Aussicht genommenen Kohlensäureineiige entsprach. Hierauf wurde mittelst ein»v ftMu iiusg(»zogenen Trichters das Wasser in die Röhre ije- braeht (die Wa^s(TsäuIe hatte meist eine Höhe unt^^r 1 vm\ unil die schwimmende ElectnKle d, mit der Kappe na4*h unten.

ll Hunson. ^'tiHom. M»«tli. 1><T7. |>. 21«.

FiVK/fff: EUetr. JjHiuntfisfäiUgkeit den kohlenxaurcn Wassfr^ rU\ UOl)

iii die» Röhre geworfen, Diis Füllen mit Koijleusüure ge- echieht alsdaan , indeiu die AusfluHsröhre des KaLleui^iitire- apparates so tief in«* Gefass gerenkt wird , bis sein Endt* nnfr^r Wasser ist. Nachdem der durchgehende Gas^troni uUe

ILuft verdrängt, hat und das Anyatzstiick B , dessen engei* Ende niit dem Finger verschlossen wird, in gleicher VV^eiae mit Kohlensäure gefüllt ist, wird letzteres rasch in die Röhre einge.-ietzt und die^e nragf^dreht, natiirlich die untere Oeßnung immer mit dem Finger verschlo&sen. Das (iueck8ill)er öchlieKst Idann die Röhre unten ab, die schwimmende Electrode be- gibt sich an seine Oberfläche und begrenzt die Wa,s8ersäule nach unten. Das überschüssige Quecksilber wird jetzt aus- geladenen und die Köhre im Cailletei'üchen Apparat befejitigt. Nunmehr beginnt die Cbmpression und wird so lange fortgesetzt, bia die obere, feste Electrode ganx in Wasser einUiücht. Die Druckröhre trägt eine Millimeterteilung; die Kuppe der schwimmenden Elektrode wird auf einen passenden Teilstrich derselben eingestellt und am Manometer der Druck abgeles^en. Nim beginnt für diese ausersehene Stellung der untern Electrode die Sättigimg in ähnlicher Weise, wie sie rou Wroblewsky') bei seinen Versuchen ausfiilirte. Es war- ben geringe Druckschwaukungeu in nuscher Folge hervor- l^'bracht, so dass die schwimmende Kuppe von ihrer früheren Einstellung an gerechnet gleich grosse Osciüaiionen nach >biMi und unten vollzog. Dadurch wurde die Flüssigkeit fort.wäbrcnd zwiaclien der Glasröhre und den Kändern der festen Electrode diirchgepresöt und so in »lerselltcn Vibrationen lud 8tn3mungen erzeugt, welche die Sättigmig sehr beschleu- ' «igten. Wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt, so war ^in F(dge der Alisorption der Druck im Manometer gefiunken* lun wurde die Oj>eration so lange wiederholt, bis ehi Siuken im Manometers nicht mehr eintrat. Eine weitere Sicherung,

1) Wied. Ami. 18. 1883, p. 21» 1.

310 Sitzung der mcUh.-phys. Classe vom 5. Juli 1884.

dass die Absorption vollendet ist, gibt die hie und da ange- stellte Bestimmung des Widerstandes, der mit zunehmender Absorption kleiner und kleiner wird und sich einem Grenz- wert nähert. Die Operation der Sättigung währte ca. 1 Stunde. War der stationäre Zustand eingetreten, so wurde die Tem- peratur des Bades der Druckröhre abgelesen und nach noch- maliger scharfer Einstellung der schwimmenden Electrode der Hahn geschlossen; dann folgte die Ablesung des Quecksilber- stands im Manometer und Bestinnnung der Temperatur d«» zugehörigen Wasserbades. Aus diesen Daten lässt sich der Druck und dann der Kohlensäuregehalt der Lösimg ans von Wroblewsky's Zahlen ermitteln. Schliesslich eriolgte die Widerstandsbestimnning und dann nochmalige Beobachtung der Temperatur des Bades der Druckrohre. Das Mittel was dieser und der ersten Temperaturbestimmung galt ab Tem- peratur während der Widerstandsmessung.

Es erübrigt nun noch anzugeben, wie aus dem ermit- telten Widerstand die Leitungsfähigkeit bestimmt werden konnte. Zu diesem Zwecke wurde eine empirische Aichuu^ der l)eiden Druckröhren auf galvanischem Wege vorgenommen, was in folgender Weise geschah: Bevor ich die Röhren zu obigen Zwecken gebrauchte , wurden sie ganz analog , wie früher b<*schrieben, mit der schon öfter erwähnten Maximal- essigsaure, (Quecksilber und etwas Luft gefüllt. Dun*h J^?- ringe C<)ni[»res.sionen der h»tzteren Hessen sich zwischen den beiden Electrcnlen alle gewünschten Flüssigkeitshöhen erzielen. Für eine Zahl von Einstellungen der untern Electrode wurden dann die Widerstände der Essigsäurelösung ennittelt Di»* entsprechenden Capacitäten berechnen sich dann als Produtt dieser Widerstände und der bekannten Leitungsfahigkeiteu. Auf (irund dieser Zahlen entwarf ich dann für jede Druck- riihre eine Curve, deren Abscissen die Entfenmng der Elei- trodeii un<l deren Ordinaten die entsprechenden Ca[)acitttten bezeichnen. Mit Hilfe dieser Curven Hess sich dann später

Vftifftri Eltctr, Ltitunfji^fähifikcä den kohigimmrtm Weuiser/i tic, 'il I

bei den Widerstaudsmesirrungen de8 kohlonsaureii Wassers ftir irgend eine aUgele«eue EiiUbriniMg direct die L'ajiaciUit an- jE^ben* Letztere, durch den beobachteten Widerstand diridirt, ergil^t die LeitimgHfjilngkeit.

Die Eatfemung dar Electroden brauchte natiirlicJi nicht jedeHJual gemessen zu werden , da die obere feststand ; es wurde viehnehr immer uur die Einstellung des obersten Punktes der schwimmenden Electrode auf der Teihmg der Riihre beÄtimmt. Dureh Spiegelung des Auge^ am Queck-

I Silber wurde die Parallaxe vermieden und war die Schätzung der Zehntel mm n<»ch vullkommen sicher. In Tafel I sind die beiden t/urven für die Capacitäten gezeichnet

I Schlie^ölicli will ich , um einen Blick in den Gang der

Beobachtungen und Uochnungen zu geben, ein Zahlenbeispiel durch! ilhren :

Nach vollendeter Sättigung ergeben die Ablesimgen am Manometer einen Druck der einga^chkkssenen Luft ^^ 13,711 Atm«w])hären. Mit Hilfe der bereits pag. 304 angeführten Ik'ductionen ergibt sich als Druck , unter dem die Kohlen- säure steht: 13,598 Atmosphären. Die Sättigung war er- folgt hei der corrigirten Temperatur 0^,80; aua den beiden letzten Zahlen berechnet sich ein Kohlensäuregehalt von llKOr> ccni in einem ccm Wa^s^er. Die WidersUmdsl)e6tim- mung ergab 7<>87 8. B. und die Ablesung au der Druckr5hre

* eine Capacität 0,0fH)n7n2 ; hieraus folgt die Leitungsfähig- I keit i == *Jl),l ; die Tenj|>enitur des Bades der Drueknihre

war vor der Widerstandisliej^timmung 0**,80, nachher 0'',76;

* alsci die Temperatur während der Bestimmung 0^,78. Dir \ Temperaturcoefficienteu waren durch die Vorversuche bereits ^mit gtujügeuder Genauigkeit ermittelt, um bei den geringen

Intervallen die Heduction auf 0** (reep. 12**,5) vornehmen vxx konneu. Die Zimahme der Leitungsfähigkeit beträgt bei jobigem Oehalt U*,05 pro Grad 4,f>, so das» sich die Leitung»- fäÜiigkeit bei U^ ergibt zu Ä^j = 95,5.

312 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5, Juli 1884.

Bevor ich zur Angabe meiner Resultate gehe, habe ich noch einiger VonKichtninassregeln zu gedenken. Die Leitungs- fähigkeit des reinen Wassers wird durch Aufnahme von auf anderem Wege nicht mehr bemerkbaren Quantitäten fremder Stoffe bedeutend erhöht; ich musste mich daher yergewissem, ob die beim kohlensauren Wasser beobachteten Leitungs- fähigkeiten nur von der Kohlensäure herrühren, oder viel- leicht von andern Ursachen. Dies wurde festgestellt, indem ich unter ganz den gleichen Versucbsbedingungen, wie beim kohlensauren Wasser, reines Wasser vornahm. Die Druck- röhre wurde nur mit Quecksilber und Wasser gefüllt und die Leitungsfähigkeit bestimmt. Ich erhielt schliesslich ziemlich constant die Werte 5 bis 0, doch nur mit Anwendung der peinlichsten Sorgfalt und Reinlichkeit. Nachdem die Wider- standscapacitäten der Röhren bestinmit waren, mussteu sie Tage lang mit dem ganz reinen Wasser stehen gelassen und von Zeit zu Zeit ausgespült werden, bis letzteres bei Unter- suchung im Kohlrausch 'sehen Widerstandsgefäss Nr. 3 keine Erhöhung der Leitungsfähigkeit mehr zeigte. Dies dauerte wegen der Anwesenheit der platinirten PlatinelectnMle tJebr lange. Die schwimmende Electrode konnte leicht durch Aus- kochen gereinigt werden.

Das zur Füllung dienende Quecksin)er wurde nach si.ir;^- f ältiger Ueinigung öfters in feinen Strahlen durch da« Wasser gesandt, fortwährend initer letzterem aufbewahrt und mit ihm zu wiederhol t^Mi Malen heftig geschüttelt, um gewiss Alles, was es ans Wjisser abgeben konnte?, schon vor den Versuchen abzugeben. Ueberhauj)t wan»n alle Körper, mit denen djis Wasser beim Versuch in l^»rührung kam , schon lange vorher in das gleiche Wasser eingetaucht.

Auch das (Uas wird bekanntlich schon l>ei gewöhnlicher Tem[)eratur vom Wasser angegriöen , doch geht dieser An- griff viel zu langsam vor sich, als dass er sich während der Dauer eines Versuches gelteud machen könnte. Es folgt ein

IrfeiffVr: Eit*Ctr. Lrilu*itfsfahiffkeii titn kMemnnren Wiisst^ra rh' ^t'^

Bois|iieI uher die A«.»TMli?riitig der Loitungsfiilii^^keit des reiiit-n Walsers iu eiüer der beiden Dnickröhreii mit der Zeit: Gleich nach der FllUung i\,9i),

nach 2 Stunden 7,34,

nach 4 Stunden 9,55,

am andern Murgen 12,70,

am andern Abend 15,0,

War mit einer Rohre erreicht, dass in ihr die Leitung«- [fähigkeit des reinen Wa«serft um jenes Miuimuni 5 bis 0 Bchwiinkt^?, dann begannen die Me.H,snngen mit Ktihlensäure^ wobei natürlich genau dieselben Vorsichtsmassregeln inne- »gehaU-en w^urden.

W'QS die Daner einei; Ven^iidies anlangt, so nahm ich anfange höhere WaHs<?rsaulen, so dass ich mit derselben Fül- hmg mehrere Hättiginigsgrade unl^rsnchen konnt^3, allein die Sättigung ninnnt hiebei .sehr lange Zeit in Anspruch. Schliess- lieh wandte ich jedoch kleine Wjusserniengen von ca, 7 luni Höhe au * i«o das» ich mit jeder Füllung nur eine Zahl er- I initt-elte. Auf diese Weise wird man von den einer Fiilhmg etwa anhaftenden Fehlern unabhängiger und wird ein und [dasi<i4be Wasser nicht viel fiber eine Stunde benützt.

Resultate.

In den nacbftdgenden Tabellen sind die von mir erhal- [tenen Resultate /.usanunengestellt. Die Tabellen II und III enthalt-en die directen Beobachtungsresult4ite in der Nähe von O'^ und 12",ri. Die entiicheidenden lieihen wurden nach zahl- reichen vurbereitenden und orientirenden Versuchen in ra.scher Folge hinter einander gemacht. In den Tabellen bezeichnet P den Atmosjdiärendruck und T die Temperatur im Moment der Sättigimg; Q den hieraus berechneten Kohlensauregehult. Die Zahlen [b*Mleut4*n die von I ccm Wasser aufge^nommenen Volumina in ccm, auf ü** und 1 Atmosphäre reducirt.

314 Sitzung der nuUhrphys, Clause vom 5. Jtdi 1S84,

Ta

belle ü.

p

T

Q

T,

X

Widerntjind«- GefTuM

0,930

0

0,92

0

26,1

Kohlr. Gei. Nr. 3

0,933

0

0,95

0

25,6

m

0,930

0

1,00

0

27,8

r

0,930

0

1,67

0

32,4

m

0,930

0

1,67

0

32,0

9

0,933

0

1,68

0

32,3

9

3,062

0,95

5,10

0,95

52,8

Druckröhre 1

3,436

0,95

5,82

0,98

54,8

4,336

0,90

7,30

0,93

60,5

»

4,858

0,90

8,17

0,90

62,6

5,662

0,95

9,46

0,91

69,4

r

6,374

0,95

10,55

0,94

72,9

m

7,759

0,90

12,55

0,92

77,9

^

7,988

1,00

12,85

0,98

79,0

Druokröhrp 11

8,398

0,85

13,44

0,80

79,3

l>riiokn'>hre I

8,888

0,90

14,09

0,89

83,8

9

9,414

1,05

14,76

1,08

85,1

Unuknlhrt* II

10,24.3

0,85

15,93

0,K4

92,2

10,241

0,75

15,1)8

0,71

89,3

10,713

0,8.^

16,53

0,H1

94,6

11,871

0,80

17,95

0,78

96,1

12,152

0,85

18,21»

0,81

96,2

13,516

0,X5

19,87

0,89

104,8

13,598

0,80

19,95

0,78

99,1

16,895

0,80

23,;i4

0,85

110,7

Pfeiffer: Electr. Leitungsfnhigkeit des koMensauren- Wassers etc, 315

Tabelle III.

0,930

0,93:3

0,930

0,930

0,930

0,933

3,329

4,054

4,297

6,254

6,866

7,371

7,739

8,855

9,484

10,219

10,849

11,048

14,6;32

15,389

15,758

17,593

17,290

17,816

18,502

20,801

23.2(K)

2:>,l>59

14,99 13,88 12,35 14,20 11,58 13,65 12,84 12,58 12,78 12,47 12,60 12,26 12,;^ 12,76 12,68 12,49 12,29 12,50 12,38 12,43 12,29 12,97 12,48 12,28 12,87 12,24 12,10 12,94

0,92

0,95

1,00

1,67

1,67

1,68

3,40

4,15

4,:34

6,35

6,73

7,33

7,64

8,44

9,09

9,79

10,38

10,46

13,36

13,S9

14,25

15,06

15,17

15,70

15,72

17,75

19,45

20,03

T.

14,99 13,88 12,35 14,20 11,58 13,65 12,82 12,62 12,78 12,47 12,59 12,28 12,35 12,76 12,71 12,52 12,33 12,54 12,:38 12,41 12,29 1'2,95 12,48 12,28 12,88 12,23 12,14 12,91

39,3

39,0

39,3

49,3

44,8

48,0

64,8

73,3

77,6

92,7

96,4

97,0

102,8

ia3,2

110,2

115,4

114,3

121,5

128,9

133,8

135,4

140,2

136,5

136,6

140,8

143,5

152,5

158,1

Widerstands- (lefäss

! Kohlr. Gef. Nr. 3

Druckröhre I

Druckröhre II

31h Sitzung der mathrphys. Clasae vom 5, Jidi 2884.

Tabelle IV.

Q

^

Q

\>

0,92

26,1

12,85

74,9

0,95

25,6

13,44

75,9

1,00

27,8

14,09

80,0

1,67

32,4

14,76

80,3

1,67

32,0

15,93

88,4

1,68

32,3

15,98

86,1

5,10

50,4

16,53

91,0

5,82

52,2

17,95

92,5

7,30

57,6

18,29

92,5

8,17

59,6

19,87

100.7

9,46

66,1

19,95

95,5

10,55

69,2

23,.34

106,8

12,55

74,0

Tabelle V.

<2

^12«5

<i

^i...

0,92

36,6

9,09

109,4

0,95

37,5

9,79

115,3

1,00

39,5

10,38

115,0

1,67

46,9 *

10,46

121,3

1,67

46,1

13,36

12«.»,4

1,68

46,4

13,s«)

i:U,2

3,40

64,2

14,25

136,3

4,1^

73,0

15,06

l:iH,t>

4,:j4

77,0

15,17

136,6

6,35

92,8

15,70

137,6

6,73

96.1

l.'»J2 .

139.1

7,33

97,7

17.75

144,7

7,64

103,3

19,45

154,2

8,44

102,3

20.03

156,2

Pfeiffer: Elerir^ LeitungftfäJiigkeit dei kMet^auren Wassers ete, ^M

T^ die Temperatur während der Widerstand^messimg (Mittel aus den Temperaturen vor und nach der Bestimmung),

X «He elektrische Leitungst ahigkeit bei dieser Temperatur.

Die letzte Cülumne enthiilt die Angabe de.s Widerstands- gefriäses, in welchem die betreffende Bestimmung vorgencimmeu wurde.

Aus diesen beiden Zahlenreihen wurden dann die Lei- tungsfähigkeiten für genau 0*^ imd 12'\rj berechnet. Die Reduction wurde mit Hilfe der schon durch V^orversuche hinb'inglich genau bekannten TeniperaturcoeflPicienten vorge- nonimen. Die erhalteneu Zahlen werte sind in den Tabellen W und V 2usammengf»atellt Q bezeichnet wieder den Kolrlen* Bai iregf »halt, l die Leitung«fähigkeit der Lösung. Auf tTnmd der Tal «eilen sind dann die beiden Curven auf Tafel II ent- warfen, welche für 0'^ nnd 12'', 5 die Leitung^fahigkeit ik*r Lüsimgen als Function des Kohlensäuregehaltes darstellen. Die Abscissen sind die von 1 ccni Wasser absorbirten ccm Kohlensäure, wenn die Volumina auf O** und 1 Atuiospliäre reducirt sind. Die eingeklammerten Zahlen bedeuten den Kohlenüäuregehalt in OewichtÄprocenten der Lösung,

Aus den beiden Curven ftir 0" und 12^,5 wurde dann ,die Curve tiir 18" lierechnct und ebenfalls auf Tafel II dar- ellt, nur aiis dem Grund , um einen directen Vergleich mit den spater väi erwähnenden Kohlrausch'schen Leitungs- fahigkeiten au ermöglidien, die sich alle auf IS'^ beziehen. Die Kefluction auf 18** wurde unt^r der Voraussetzung von Pro- portionalitat zwischen Zunahme dea LeiUmgisvermögenH und der Tempi^ratur zwi.schm H^ und 18** auKgeffihrt, welche VorausHsetziing mit der erforderlichen (ienauigkeit zutrifft. (S. auch Tabelle VII.) Auch eine Umrechnung der (Jehalte KolibMi?«aure »|*if Moleknlzahlen in der Vidiimeinheit') ich auf Gnmir einer mit meiner Arbeit gleichzeitigen

1) Wii^l. Atin. Ö. 1870. p. H.

318

Sitzung der math.-pfiys. Clause vom 5. Juli 1884,

Untersuchung des Herrn Blümcke, der in unserm Labora- torium das specifische Gewicht des kohlensauren Wassers bis zu Gehalten von ca. 35 Volumen Kohlensaure feststellte, durchführen können ; allein der Character obiger Curven ändert sich dadurch nicht merklich und ich unterliess des- halb diese Transformation.

Die in der folgenden Tabelle VI berechneten Temperatur- coeiFicienten haben eine etwas andere Be<1eutung als in den öfter citirten Kohlrausch'schen Arbeiten, sie liezeiohnen näm- lich die Zunahme des Leitungsvermögens zwischen und 12** ,5 in Teilen des Leitungsvermögens bei 18^. Doch werden sich die der Kohlrausch 'sehen Definition entsprechenden Tem- peraturcoeßicienten wenig von obigen unterscheiden.

Tabelle VI.

Gehalt an COj

Temp.-Coelt".

0,5

0,0197

1

207

2

2t>7

4

2hi\

6

27G

8

2s:)

10

2K\

14

274

18

2r>«

21

24Ü

Auf Tafel II ist der Verlauf des Teniperaturco«"fficienten graphisch djirg»»st<»llt. Die (3urve wendet ihre coneave Seite der Abscissenaxe zu, zeigt eine sehr sturke Krnmniung und 1km ziemlicher Verdünnung ein Maximum.

Zum Schlnss UKk-hte ich noch motiviren, weshalb ich nur bis zum Gehalt v<m ca. 24 VoluuK^n Kohlensäure ge- langt bin , während Wasser Ihm 0" in «ler Nähe d«»s Liiiu«"-

Pfeiffer: Mectr, J^ütingftffihifjkeit deg kohlemmwen Wtvifier» etc. *M9

factiou^clnickes der Kohlensäure mehr ab 30 Voliuiütja der ^etsct^m »u absiirbireü vermag. Der Orund liegt darin, daas -sicli ini*itipr Absieht» l>is zuni LitjnufactiniiHdrnck vorzugehen, L^ein unvorhergesehene?^ Hiutlernis in den Weg .stellte. Diis ^■rnn v. WrciblewskyM bereits niiher untersuchte Hydrat der ^KK<»hlenxäiire : CO^ -|- 8 H^O ist ein fester Körper, der J^eh ^■nach von Wroblewsky's Angaben unter einem Druck von ^BSr» bis 30 Atmosphären \n*\ plüt/jieher Expansion biblet, ^■Allein die obere, platinirt^e Flatinelectrode i^t dem Enti^t«*hen "des Hydrat^y so günistig , dass ich niicli meist schon ljc»i ^_20 Atmosphriren und ohne da^ss am Manometer eine Ex- ^nansiou beobachtet werden konnte, nicht mehr von demselben ^Biefreien konnte. Sobald die obere Electrode ins Wa^er ^"tancht4>, fiberzog sie sich mit einer Schiebt des festen Hydrats und damit war eine Widerstandsbestimnmng unmöglich. [)ffenbar rühren diese Erscheinungen von <b*r verdichtenden Wirkimg des fein verteil t4'u Platinmoors auf die Kohlen- ßänre her.

Wiewohl ich im Besitz von Zahlen bin, die sich auf be- trachtlich höhere Gehalte , als die angegebenen , beziehen, ^ha^^e ich uiich dfich auf die in den Tabellen angegel>enen ^Zahlen lii'schKinkt, da den erstcren in Folge der eben be- chriebeneu Missstande einige Unmcherheit anhüngt.. Doch äarf ich aas ihnen wohl mit ziemlitdier Sicherbeit den Scbluss riehen, dass der (!baracter der Curve bis /um Liquefactions- Imck keine wesentliche Aenderung erfahrt, und iDj*l>es<mdere, Jass kein Maxinmm mehr einzutreten scheint*

Sollte es mir g#ilingen , durch eine Abänderung meiner lethoile die obigen Miss^tände s^u beseitigen , so werde ich lie letzterwähnten Verhältnisse noch einer genaueren Uuter- biiehung unterwerfen.

1) Wied. An«. 17, 1882. p. löli. fl

320 Sitzung der niath.-phya, Classe vom 5. Juli 1884,

Schlussfolgerungen.

1. Aus obigen Zahlen ist zunächst ersichtlich, dass die Lösung Yon Kohlensäure in Wasser zu den schlechstleitenden Electrolyten gehört, die bis jetzt bekannt sind. Die einzigen über diesen Gegenstand vorliegenden Angaben' sind zwei kurze Notizen in Kohlrausch 's Abhandlungen.') Herr Professor Kohlrausch hatte die QOte, mir mitzuteilen, dass er beim blossen Ueberleiten von Kohlensäure über sein ganz reines Wasser die Leitimgsfähigkeit 20 fand, was mit meinen Zahlen in gutem Einklang steht. Um von den Grös^en- verhältnissen einen B^riff zu geben, will ich bemerken, dafv die höchsten von mir beobachteten Leitungsfähigkeiten etwas über 150 gehen, während unser Brunnenwasser ein Leitungs- vermögen von ca. 400 besitzt.

2. Was die chemische Constitution des kohlensauren Wassers anlangt, so hat man dasselbe häufig als eine Lo- sung der hy]x>thetischen Kohlensäure H, CO3 in Wasser an- gesehen, wohl veranlasst durch manche, dasselbe als Säure clianicterisirende Eigenschaften (es röthet z. B. Lakmaspapier). Aus meinen Zahlen darf jedoch mit Sicherheit geschlossien werden , dass diese Anschauung unrichtig ist. Denn nach dem Satz von der unabhängigen Wanderung der J<men-) lässt sicli der untere (irenzwert, dtMii sich die Leitungnfähi^- keit niu'h obiger Annahme mit wachsender Verdünnini^ nähern niüsste, aj)pn)xinmtiv aus der molekularen I^eitunpi- f ähigkeit der einzelnen Coni|M)nent<jn berechnen. Kür letzt«*iv st4*llt Kohlrausch folgende Zahlen auf:

V«(H,): u. !(»'"= UUUHH) V«((H),): y. lo'"^ :U)000.»)

ll Po^K. Ann. KrK»Ml. VIM. ls7t;. p. 10 n. 11. Wiwl. Ann. ♦'•. \xl\K i>. v.n.

2) W'uh]. Ann. 0. ISTJ). p. UtS.

'M \Vi«M!. Ann. i). ISTi». p. 177.

Pf ri ff et: Ktfrtr, l^itan/ffifiihußrii flfs kohlt nsnurrn Wastterft fic, S21

HierauA ergiM sich iliin;h Additinn die molekulaj*o Leitiings- fahi^keit von:

«Isci ein Wprt, der nidne höchst-en F^iMtinii^HvenDüs/eij um mehr nin dn» 1000 fache Qhertritfl.

3, Eine Aeudf^niiit^ des Leitini j^verino^en« den krdileu- Manren Waa^ern durch Druckäiutenm^ konnk* mvhi F»!stj4<*- i*tt?llt w«*rdi*u. Fjilk eine solelie existiH, fallt, sir innerhrilU nidncr Versnehsfeliler. Dies liesnlUt liefert einen Beitrug lEur BeuntwdHnn^ der Fra^*\ uli die KiihlensJlure in LcVsnn^ ab* giiwlnnnij^ oder Hüssig iinznnfhen i«fc. Wenn man erwä;^, wi« st'hr {mi alle phy>*ikali8chen Eij^enscliaften der GaÄe vom Dnick aldiängT^ &ind, so wird id»i^e ThaLsaelie innen neuen l\e\e^ ftir die schon öller aufj^estellte Behauptnn^^ hildrn. diiJVi die Kohlensaure in Lösung Hüssig iftt,

L Als kritiw he Temperatur der Kohl euKtiure wird 30**,9 anjj^et^rdien. Ueber ilieser T«»iu}><*nvtnr soll Kolilensänre nur iu gaHfönni^ein Zustand mö*^lich sein, nl«o nuR^ti», wenn wir dits kolilensaure Wasser imt^^r der kritischen TenijTeratiir als blofwe Mi8ehun*( von flüi^siger Kohlenmann* mit Wa^^er an- Kehen , beim Durchgang durch 4lie kritische Temperatur die »ich in (iiiü verwandclncle Kohlensäure austreten , oder falls sie »ich aach als «olches noch in Was-ser Itkt, nu"iswte wenig- sten^^ in diescnu Moment ijn Verlaufe de^ Leitnngt^verniögens irgend eine Ijnregelnu'lssigkeit sich zeigen.

Durch verschiedene Versuche tiberzeugte ich mich, dorn weit über der kritischen Temperatur noch KohleuHÜnre in WasHcr gtdöütt wird. Zu die^^em Zweck wurde da» mit Wa&^er genillte Kohlrausch 'sehe Wiflei-staudsgefäss Nr. 3 in ein WaÄPerlmd gesetzt, anf eine bestinimt-e Temperatur gebrac^ht, bei dieger Temperatur dui'ch Einleiten von Kohlensäiu*e mit let/.terer ges^'ittigt, wjls am CouKbintwerden des galvanischen WiderntandeÄ sichtbar w^ar. Dann wurde mit fallender Tem- |)eratur die LeitungÄfiihigktnt von Zeit -/u Zeit b(!stimmt. 11884. Maih.-phy«, Cl, 2.] 21

322 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5, Juli 1SS4.

Zuvor hatte ich mich durch eine Reihe von Versuchen überzeugt, dass Wasser, auf eine noch höhere als obige ät- tigungstemperatur gebracht und ohne Kohlensaureaufhahme wieder abgekühlt, ihre ursprüngliche Leitungsfähigkeit wieder annahm , so dass also durch die Erwärmung keine fremden StoflFe aus den Platinelectroden ins Wasser überg^angen waren, oder Glassubstimz sich aufgelöst hatte.

In folgender Taliclle ist eine solche Versuchsreihe an- gegeben :

Tabelle VII. WasHer, bei l.)l>*\3 mit CO2 ^esättij^.

T

A beobachtet

1

X berechnet

:U,9

40,2

39,7

28,8

35,3

34,3

22,4

j 30,9

30,4

17,2

i 26,9 i

2fi,9

Il,fi

i 23,1 ,

23,2

0

ir,,4

15,4

Hier ist T die Temj)eratur, X die Leitungsfübigkeit. In «Itr )5. Heiho sind die» Leitnngsiähigk(»iten berechnet unt«»r der Voraussetzung von IVojKirtionalitiit zwischen dem Znwarh> der Leitnngsfähigkrit und Temperatur. 8ie ist hier nur an- gefügt, weil irh mich Jiuf ])ag. .S17 darauf Ixvog. Bei Tem- peraturen von 0^ bis IH'^ ist die 1 Proportionalität vollständi;^.

Durch den kritischen Punkt geht die Leituiigsfäliigkeit ohne eine auffallende Krscheinung hindurch. liierau*: darf wohl der Schluss gezog(»n werd(»n, dass man das kohlensaure Walser nicht als eine Mischung von flüssiger Kcdilensann- und Wasser, sondern als (;ine chemische Verbindung anzu- sehen habe.

Obiger bei tVJ",M gesättigk^n Lösung ent.spricht , wenn man nach den (.'urven auf Tafel II aus iler Leituiigsfähigkeit

Pfeiffer: Blectr, LeitungsfähigkeU des kolUensauren Wassers etc, 323

15,4 bei 0^ auf den Kohlensäuregehalt rückwärts schliesst, ein Gehalt von etwa 0,2 com Kohlensäure pro ccm Wasser.

5. Der Verlauf der Leitungsfähigkeit weitaus des grössten Teils der bis jetzt untersuchten Electrolyte ist vom reinen Wa-^er an gerechnet bis zu Procentgehalten, die den höchsten bei mir vorkommenden entsprechen, eine fast lineare Function des letzteren. Für eine Gruppe von Säuren hat Kohlrausch*) bereits auf ihr in dieser Hinsicht abweichendes Verhalten hingewiesen. Es zeigen nämlich Oxal-, Wein- und Essig- säure eine auffallende Krümmimg in den Curven ihrer Lei- timgsfähigkeit bereits bei sehr starken Verdünnungen und Kohlrausch spricht an citirter Stelle die Vermutung aus, dass dieser Umstand mit dem KohlenstoflFgehalt obiger Säuren in Verbindung stehe. Der Verlauf der Curven ftir kohlensaures Wasser bietet ganz die gleichen Erscheinungen dar: das rapide, fast senkrechte Ansteigen bei den grössten Verdün- nungen und die aussergewöhnliche Concavität der Curven nach unten.

Auch das anfängliche Ansteigen der TemperaturcoeflFi- (jienten ist allen diesen Lösungen gemeinschaftlich.

In dieser Uebereinstimmung liegt also eine Bestätigung obiger Vermutung. (Allerdings zeigt auch wässerige Am- moniaklösung einen analogen Verlauf.)

(>. Ein Maximum des Leitungsvermögens vor dem Con- densationsdruck der Kohlensäure scheint bei 0^ für kohlen- !«aures Wasser nicht einzutreten und sonach überhaupt nicht zu existiren, da nach Verflüssigung der Kohlensäure eine weitere Absorption durch das kohlensaure Wasser nicht mehr stattfindet.

7. Die obigen Punkte möchte ich zum Schlüsse in den Satz ziLsammenfaasen : Die Lösung von Kohlensäure in Wasser ist, soweit die Erscheinungen der electrischen Leitungsfähig-

1) Poj^ff. Ann. 159. 187Ü. p. 263.

21-

324 Sitzung der maihrphys. Classe vom 5. Juli 1884.

keit einen Schluss ziihissen, eine clieniische Verbindung von älinlicher Constitution wie die kolilenatoifhalti^en Körper Oxalsäure, Weinsäure und Essigsäure.

Auf allgemeinere Sehlussfolgerungen mich weiter einzii- lüAsen , halte ich zum mindesten für verfrüht , da das auf dem einschlägigen Gebiet bis jetzt vorliegende Material noch zu dürftig ist und weitere experimentelle Untersuchungen abzuwarten sind.

Zum Schlüsse fühle ich mich verpflichtet, dem Chef unseres Laboratoriums, Herrn Professor Dr. von Beetz, für die Liberalität, mit der er das Zustandekommen dieser Arbeil ermöglichte, meinen besten Dan* auszusprechen.

Kirvariue4. j jeifjer.

ffSA4, , I/a/Ji /-W^/ 2.^

r^"

n'"'!-

'r-l.':!;'

i-rT"i'"

F^-

1 ...; _^i.....4^.--i^

*

--1 ' -I-— - -—

ferj^.

"

IK

K

K..1

'h::--:; -lili;'^

ff-;;!^:^

.,

IM

P9:: \_

+-

L J

t:,-! i i I ~ "

-t --■

P 1

'

1 i

l/:'- -::

.lXI'' ^-.

': i '

/"

l^-'t^^' :

" , i , - T . .^

j^-'i !■■: ;.• r"' -::.

p ^

,1^

^ 1 ' S :

! t

;

'

;

P

'■■/

'~

'

■■ 1

"-:i:':: ":T|::V^-f-^

fr-

i.. ■; ;, ,. : :::

*■

1 ■■■

*-

t

J : L L

J : L_

fO** m^4^r«f^<neK<^

I

325

Herr Hes.sler tlieilt eine Stiulie mit:

,Ueber Entwickelun«^ und System der Niitur nach Gangädhara, dem S c h o 1 i a s t e n des T schar ah a^

Zum besseren Verständnisse des Tscharaka und seines Sehoiiasten Ganyädhara^ nanijjjitlich für Aer/te und Natur- forseluT, ist es unerliisslich , die originelle Naturlehre, auf welcher der the^^retische Theil dieses Werkes (Calcuttaer x\usgabe) aufgebaut ist, etwsis naher zu beleuchten. Dabei behalte ich, wie GanyZidhara^ die orthodoxe Brahmanische Lehre im Auge, ohne mich auf die davon abweichenden Systeme der Bauddhen, Dschainen, Nastiker u. s. w. einzulassen.

Nach Gangädhara existirt eine Ui-substanz (Pradhana)*), welche die Welt im Innersten zusammenhält, als die Grund- lage des Universunw, in welcher der Inhalt alles Realen und Idealen von Ewigkeit her vorliegt, die aber keines Beweises fähig, noch auch bedürftig ist. Also auch hier wird das Wunder an die Spitze der Naturforschimg eingesetzt; aber als Triebkraft der ganzen Natur, als das Brahma (nach Haug) aufgefasst, entäussert sich diese Ursubstanz

1) l>ie Sanskritwörter werden hier nach hiteinidchen Lauten luiif^esohriehen. Die Cerebralen werden von den Dentalen durch ein Zeichen (') unterschieden; die Nasalen verstehen sich von selbst vor ihren TonHonunten.

326 Sitzung der math.-phys. Classe com 5. Juli 1884,

ilires gespensterhaften Wesens. Diese Triebknift der ge- sanmiten Niitin* ist weder einseitig materieller, noch einseitig geistiger Natar, denn sie ist materiell-geistig, und geistig- materiell zugleich in wechselseitiger Durchdringung, sie ist höchster Geist (Paramatman) und feinster Leib (sfikschnia- :^rira) zugleich, noch nicht zur Erscheinung gelangter Ur- stofF (avyakta). Sie ist seiend und nicht seiend (sadasat): nämlicli vor der Entwickelung der Dinge war sie real nicht seiend, wenigstens nicht sinnlich wahrnehmbar; nai*hher aber wurde sie durch das Heraustreten in die Erscheinungswelt, nämlich durch das Peripherischsetzen ihrer Ichheit (ahaukara) seiend (prak sargad yad äsit tat sad evasat). Diese Ur- substanz wird auch als aus sich selbst absolute bezeichDet (svayambhü) ; auch als ursachlose (ahetu) Unindunuiche alles Bestehenden im Ilealen und Idealen (karanamakarariam). Der Ui-sprung des Materiellen aus der Ursul>stanz winl be- griffen durch die Umänderung (vikära). Hiel>ei niius man innner festhalten, da<^s die Materie urspriinglich nicht geisU«)^, so wie der Geist nicht stofflos zu fassen ist. Aus dem filier- sinn liehen Leibe entfalten sich bei der weit«»ren lleniusbilduii^ dii' übei*siiinlicli<Mi IJreleniente (sükschniabhüta), nämlich die fünf Njiturprin/ipit'H (taniuatr.iiii), die Atome, in sich imhIi u!ieiits<-hinl«'iu» Klenienti*, 'a\\< welchen dann erst später dun'h weitere Umbildung und allmälige Verdichtung die si-hou unterscliiodrnou, gröberen, fünf Naturelemente (nnihäbhütäiii) sich erscli Hessen , nämlich der Aetlier, die Luft, djis Feuer (Licht), \Vas.st*r und die Erde. Diese grossen Weseu siud an sich noch keine Stoffe, sondern werden es erst dun-h wechs(ds(»itige Vcrl)indungeu. Im weiteren Fortgange der W«»ltiMitfaltun^' ent'-jtanden und entstehen fortwähremi an- den fünf Elementen alle sichtbaren Dinge. Dies ge><-hiehl durch fortge.setzte Vereinigung und Trennung (punali s;in\>»- gavibliäga). So biMen sich die St4)ffe (drawa) dun-Ii stufen- weise Vereinigung und Verdichtung vom Aetlier bis zur KpI«-.

^€ä»Ur: Enlmckelung <*, System der NtUnr ttack Gaufiadhara, 327

Der Acther ak ntjei-ste?*, ilus ji^unze Universum durchdriu- l^&^endeH Kleuieut^ «teilt stille ; die Luft bewegt m-h urnih ulleii ^" liichtniigeii hin; (i;ts Feuer (Lielit) lodert uulwiirts: das

(WiiK«er btjwej^t i^ijeh ubwürts; dio Erde hült die vortiu^geh- isnden lüUeiiieute eine Zeit lang verdichtet in sich. Die iiU8 de« Nuturtdenieriten .*^iidi bi Menden Stuffe .-^ind ihuiu iinverj(Hnglich , über Ürre liiinlitiiten (giinii), d. b. ihre Zu- aaniinenHetzungeu ^ sind veründerlicb , ebt^n wegen ihrer be- sftiindigen Verein igt mg nnd Wieilertrennung (na tu yutra drjivyam nityain, tiitra Hiinmvöyo nityah)* In Beziehung auf die anirualiHcheu VVeMeu entwickelt «ich uns den fünf Klerm*nt«n der tliierische Körper (^urira) und die thierische luder eingeleil>te Seele (.saririn). Schon nnt beginnendeui Kinbryo entwickeln sieh die ffiuf Sinnei^t^rgiine (indriyruiiK IniUnlich diia Organ des Hörens, Befilhleiis, Seilen^, lüeehens [und < leHchmuekes* .ledes dieser Sinnet^organe «teht mit einem lÜileuieut^) in nächster Be/ielnuig; so das Gehör zürn Aether, |dii« Oefilhl zur Luft, das Gesicht zum Licht, der Uesclunack 2iti Wasser, der Geruch zur Erde. Die körperlichen Sinne«- I Werkzeuge, der innere Sinn (mamus), da.^ Uhr und die übrigen [iiujsj^eren Sinnes werk zeuge sind ei*:st durch Klemente-Zuriamnien- betzuiigen zu Ijewirkende Organe (kuryadravyäiii). Nur durch fiiiejir* Organe ist Wahrnehmung möglich; ohne sie giebt es leine Erkenntnlss (sendriyas t^chetano, nirindriyo atsclietana). Die Sinnesubjecte (arthahj sind der Laut, das Gefühl, die [Oestalt, der Geischnubck und der Geruch. Nachdem »ich [die Sinnewjrgune herausgebildet haben, werden die zwanzig [körperlichen ijuulitJiten (vinsati suriraguiiäh) üusi^erlich wuhr- üehmbar, als schwer, leicht, kalt, warm, e^auft, rauh, träge, '?<t4*cbiMid, fest, iiiessend, weich, hart, letichtend, zähe, «charf, finild, dicht, fein, dick, laufend. (S, 97). Alle die-^e Quali- tien euiwickelü ^ich allmälig durch die Zeit, welcher it»bei eine Aktivität zugesprochen wird; denn auf djis Zeit- gi!^kdlt ist tue ganze Welt (kidutvscliakriisifntum lii surr-

328 Sitzung der math.-phys. Classe fom 5, Juli 1884.

vam dschagiit). Nur die sinnliche Wahrnehmung, nicht aber auch (his innere Wesen dieser zwanzig Qualitäten, ist vou den Lehrern erörtert worden, weil dieses ganz unwahniehmbar und den Sinnen entrückt ist (S. 97). Erst wenn die ftiuf Elemente (in ihrer chemischen Verbindung) die Grundstoffe hervorgebracht haben, vermitteln diese den äusseren Sinnen die zwanzig bezeichneten Qualitäten (punah pantschabhütlt- makadravyeschu gurvvädayo guriS abhivyadschyante). Sehr eingehend werden die Qualitäten, Wirkungen und (i estalten der Dinge von Gangädßiara besprochen. Es werden nämlich alle Naturkörper in dreifacher Hinsicht erörtert, nämlich nach ihrer c h e m i s c h e n Eigenschaft und Zusammensetzung, nach ihrer physikalischen Wirkung, und nach ihrer morphologischen Gestaltung (dravyaguiia- karmarü})u). Die Dinge können nur so lange existiren, als ihre chemischen Verbindungen währen, denn aus der Auf- lösung ihrer Verbindungen entsteht der Zerfall der Quali- täten, Wirkungen und Formen der Dinge (samaväyabhitvjtd drjivyagunakarmanlpanam nä^ah). Sind aber Wesen dun-h die Kh.'iiiente und ihn» chemischen (iniilitäten (guiia) hervi»r- gegangi'u , dann l)leiben solche nicht, so lange ihre chemi- schen Hestiindt heile währen, auf der entwickelten Stufe stehen, s(»nd(*rn bihhMi sich allniälig in Form und Wesen um, ent- wickeln sich durch die ewig sich bewegende Z e i t immer zn höheren Da.-einlnrmen (S. SO). Da aber die Zeit ohuf Anfang, Mitte und Ende ist (kälustscha nadimadhyanidhano^ so wiM'den aucli die Wesengrnppen in ihrer Weiterentwicke- lung durch rnibildung i']»arinama) ewig fortschreiten. W»»il nämlich imu Körper durch die T'mbildung (vik.lni) der funt KIcmente entstanden ist (S. ♦ir)), wird er durch die chemi- schen Verbindungen und Lösungen dersellwn hindurch, durch StottVcrIust, Stoff wtH'hsel und Stoffzusatz sich ewig umbilden und lunäutlern. Die Fnibildung der (^ualitättm ist zweifach, e r w o r b e n und v e r r b t , wodurch, wie lK»i D a r w i n . di»*

Hfifdcr: EnUvi^kelnnff n. StfitUm dfir Nntur nnch Ganffädhanh 329

litwtäiidija^e AbUtiderun^ imd Unif)ildut»*a: der organischen Wei>en entsteht (S. 240). der ThÜtigkeit der gerammten Natur (pnikriti) , wo die elu'inijiclieii VerhindtinixeM der Elemente (^luia) und ihre Wlrkiuij^en sieh vereinigen (S. 176), da eii*jjteln*n ulsu die Httiffe (dra vyn). Hier wird der durch rlieses i^tinze System hindurch hiufende Faden aii.<j^e?^p<nnien: , Alles was wird, das ist Stoff (.^arvain yad bhavati tud dravyuiu); was nicht ist^ das ist .^t off los (yannOsti tad ava=stu).* Der Monismus tit im ganzen Tsrhamka und meinem Erklärer Ganrfüdfmrn vorherrschend* ,r)ie Natur istfc nur eine Einheit;, dabei ist s^ie uubrwu!<st und wirkt ao in drei WeltquaHtäten (ekil prakritir atschetanfi tripuifi)/ Sie wirkt, wie weib»r erort«Tt wird ^ meehauisrh-dynamiHch. Die drei W elkj na li täten , vun denen hier ^(i vii-lfaeh ge- .nprochen wird, sind : die entwickelte Vollkommenheit (^atva), die darauf fnl^mle Trübung (radÄcha«), dann die Verfiuste-

'\mg (t4imas), nach welch" letzterer die Welt4iuflösung (jim-

aya) erftdgt, und die Dinge «ich in das Nichts (nirvJTna), Ofler vit*liuehr in die rrsnbstan/ (pradhana) auf lö?!i»n , um von da aU8 sich wieder aufs Neue heranszuentwiekehi , und so den Kreislauf der Welt durch Heranj*bi[dnng (pravritti) &m der rraulwstanz (pradh^na) und FKtekkehr in dieselbe (nivritti) auf ewige Zeiten fortzusetzen.

Am aiwfilhrlichsten werden vtm Ganrfadhara die fünf ElemtuiU^f als dje zweite llerau»luldnng am der Ursuft^tanz, nach den vorausgehenden tiberHinnlichen Elementen (tanmä- jii) hehandelL In der sebon angetubricii Kt*ihenfolge der-

&lli«*n hat immer das nachfolgenile die (Jualitiiten der voraus- gehenden (S, 7D). So igt der Aether in den vier übrigen Kiementen enthalten ; die Luft hat auch die Qualität das Aethers; Aoh Feuer (fjicht) auch die der Lutt und ilejs Aetbers; d&s Wii8ser auch die de« Peuerj*^ der Luft und dctt Aethers; die Erde auch die de« Wasser;?! , des Feuers, der Luft und

les Aetberö.

380 SiUunff der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1884.

Am Schlüsse der Lehre von den Elementen (mahabhü- tani), der StofFbildung (dravya) und der (jualitilten (guiia) der Stoffe wird noch nachdrücklich bemerkt, dj4S8 das Wesen der zwanzig Stoffkiuali täten in den Urelementen (tannifitniiii) sowohl , als in den daraus entwickelten fünf äusseren Ele- menten, gänzlich unwahmehmbar ist, und djiss erst durch allmälige Verdichtung der Elemente zu Stoffen die Wahr- nehmbarkeit derselben erzeugt wird.

Von S. 102 ab wird tief eingehend von den Wirkungen (karma) der Stoffe ge8])rochen : ,Die Erdstoffe sind An- sammhmg. Zusammensetzung, Schwere und Dichtheit be- wirkend. Die Wasserstoffe sind Feuchtigkeit, Milde, Verbindungslösung, Erweichung, Erschlaffung bewirkend. Die Feuerstoffe sind Hitze, Kochung (Keife), Glanz, Erleuch- tung und Farben bewirkend. Die Luftstoffe sind Kauh- heit, Erschlaffung, Klarheit und Leichtigkeit bewirkend. Die Aetherstoffe sind Milde, Trockenheit und Leichtigkeit bewirkend.** Je nachdem aber bei der Verbindung eines Elementes mit anderen der Character des einen ül>er den der anderen ])rädominirt , wird auch sein eigenthümlicher Cha- rakter bei der St^jffbildung vorherrschend. So kann man dann von ätherischen, luft-, teuer-, wjisser- und erdhalti</en Körpern (dravya) sprechen. Wenn deren (t(»staltung eine Art (dschätis) bildet, dann ist diese nicht beständig wegen des ewigen Stoffwechsels, auf dem eben die forts<;hnMt«*nde Umbildung aller Wesen beruht (S. 118).

Tebrigeiis besteht die Ilauptwirkung der Elemente l>ei der St^)if bildung in ihrer allmäligen V e r d i c h t u n g vom Aetiler au bis zur Erde: ,So entstehen cImmi aueh ans der Verdichtung des Aethers und der ü})rigen Elemente nach und nach immer weiter auch deren Wirkungen, nämlich dis Lautes, des G«'fnhles, der (Jestalt, des ({es<hniackes uml d#- (Wurhes (S. DC,).« -

reberliaupt gibt es nicht^s , was als (Mgenthümlich«*

iTcM^fr: EnlwiekctHng u, Stj^Um tler Natter nach Gtintiadhura. •'^31

Lebenskraft juige^ehen werden kumiti% denn d*i8 Leben ist nichts iuidere», Jil.s ittihnt ('»»rtsclireitertde VfrlHndunt^ (der Siotfe und Elemente) in der Zeiten l'niliiuf (»S. 45). Heraus- bildnug Hua der UrHubsttm/., und Kiiekljildun^ in die^elhe |:(e»<chieht nnunterbroelien, Herau.sbildnn^' au.s den*ell>en iat Thätigkeit; Ürickbildung in diej>ellie ist Unthätigkeit. Also zweifucb iöt die Wirkung' in der VVt'lt, Aktivititt und Vas- sivitrit (S, 11»^), nm! Iiierln l>estebt diis Leben. Aii8 dem Mangel im Vereinij^nng ent*ttebt die Verniehtun»^ .sowtdil der (^nubtäten, ali^ uneh der Wirkungen der Stielte (S. 54). 8<> tritt der Tod iil« OegenKiitz de« Lebens ein (S. 40)*

Am Sehbisse der Lehre von den Wirkungen der Ele- mente ujid der clanviift gebildeten Stoffe wird der (ininflstttz iiurge»«tellt: ^l^rsuche ist l»eginnende Wirkung (kanitiani kiiryum ar»bhumaiiuni 8. 170), und die Wirkung ist Niich- gBstaltung der Ur>»acbe (k/iruiininirupani kuryam (S. 251).*

In jener früben Zeit wurden die Naturkürpt^r sebor^ in drei Ulriche eingetVigt, nämlich in Abs Thierreieb, Pttau/en- reieh und Mineralreich (trividliam druvyuia ut^^cliyate 8. *^37) e>5 1^ ilreiftieh zu erkennen, als ein aninialisebes, vegetiibilr^^ and miiiorali>sclieH (trividhani dsehneyani dsebangainaudbbida- parthivani) nach Tscharaka (8. 1342). Aber diet^er dreifachen AMaiTinuntg iler Naturknrper wird nur in Be/ieliUTtg auf die Arzneiniitteiicbre gedacht; wie überhaupt dieser ganze iheoretiache Theil des vur liegenden Werkes mit drr Ikil- wiäsB^enschaft. in Verbindung gebracht ist, und vom ausübenden Antte eine gründliche Kenutniss der Naturwis-senschaft^^n ver- langt wird.

Die$e» gan%e Natursystem , wie es von Tseharakii und ▼or//igHch von Ginußähani entwarfen ist, lässt sieb in uUer KOr^e also fliesen: Aus der Ursubstanz (pradbnna) biblen «ich -'ailinalig heraus die überninn liehen Elemente (Uiumatra I auü diei^en durch j'jtufenweiöe Verdichtung die fünf sinnlich irueUmbareu Elemente (muhubbüta); au^ diesen die St^itfe

332 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1884.

(dravya); aus diesen die zwanzig physischen Qualitäten («^iiia): aus diesen die Wirkungen (karma) ; und endlich aus diesen die Gestaltungen (rüpa).

Dies wäre also die reale Herausbildung der niaterielleu Welt aus der angenommenen Ursubstanz; die ideale, oder geistige Herausbildung ist nicht Gegenstand vorliegender Untersuchung ; doch kann in letzterer Beziehung schliesslich noch so viel constatirt werden , dass alles Ideale hier eine materielle Grundlage hat, weil auch aus dem überfeinen Leibe (sükschmasarira) der Ursubstanz alles Geistige sich entwickelt, und so der Monismus der Welt ausser Zweifel gesetzt ist; denn auch , alles Geistige entwickelt sich im Köri)er'' (tsche- tanädayah liarire utpadyante S. 262).

Das ganze Natursystem des Gantjadhara gipfelt in dem Satze: „Die Ursubstanz (pradhana) ist Stt»ff (dravya); der Stoff ist beständig, aber seine Qualitäten sind veränderlich' (S. 322). -

Ueber das Zeitalter unseres Scholijisten gibt es keine nähere Bestimmung; da aber die Schreibart «lessei ben noch eine ziemlich einfache ist, so wird wohl auch hier ein ver- hältnissmässig hohes Alter aiigenonuuen werden dürfen. -

333

Herr (\ Kupffer legte folgende Abhandlung vor:

^Ueber die Bildungsweise der Ganglien- zellen im U r s p r u n g s g e b i e t e des Nervus acustico-facialis bei Amniocoetes.* Von Ernst Her ms, approb. Arzt. (Mit 2 Tafeln.)

(AuH dem histiol. Laboratorium zn München.)

Die Untersuchungen, denen die vorliegende Mittheilung entnommen ist, verfolgten zunächst einen andern Zweck, als denjenigen, die Entwicklung der Formelemente der MeduUa oblongata zu studiren ; es sollten vielmehr nach Serienschnitten durch die Köpfe von Ammocoeten ungleichen Alters durch Heconstruction Modelle des Hirnes der Ammocoeten aus ver- schiedenen Entwicklungsstufen hergestellt werden.

Eine Durchsicht der Schnitte ergab nun, und zwar be- sonders deutlich im Ursprungsgebiet des Acustico-facialis, Auf- schlHsse über eine Bildungsweise grosser Ganglienzellen, die bisher nicht l)eschrieben worden ist und mir eingehender Be- rücksichtigung werth erscheint.

Dass die Nervenzellen in erster Instanz epithelialen Ur- sprungs sind, dürft«» gegenwärtig wohl keinem Zweifel mehr begegnen, l'eber den Gang der Entwicklung von der Cylinder- epithelzelle des noch durchaus epithelialen Bau zeigenden Nervenrohres an bis zur unzweideutigen Ganglienzelle liegt aber vielleicht ein weiter Weg, und die Zwischenglieder sind unbekannt. Man weiss nicht, ob die Ganglienzelle als eine durch Wachsthum vergriVsserte Epithelzelle anzusehen ist

334 Sitzung der mathrphys, Classe roin 5. Juli 1884,

oder ob ein complicirterer Bildungsmodiis statthat. wäre ja denk})ar, dass eine Epithelzelle, oder eine der kleinen Zellen (Nervenkörperchen— Hensen), die, selbst epithelialer Herkunft, ursprünglich die graue Mjisse des embryonalen Marken bilden, etwa das Centnim bei Entstehung einer Ganglienzelle ab- gebe, und dass sieh äusserlich fibrilläre Substanz dief%ni Köq^er anschliesse. Eine solche Vorstellung wäre Ängei<ichts der Beobachtung statthaft, dass an grossen multipolaren Ganglienzellen der innere, den Kern umgebende Theil des Zell- körpers ein anderes Geftige zeigt , als die Rinde. Während das Innere mitunter recht deutlich concentrische Strichelung aufweist, lässt die Rinde, wie Max Schnitze zuerst darthat^), Fibrillenzöge wahrnehmen, die nicht selten aus einem Fort- satz über den Zellkörper hinweg in andere zu verfolgen sind.

A. Götte's Ansicht über die Entsteh ungs weise der Gang- lienzellen ist mir nicht recht verständlich geworden. Er lästit bekanntlich*) an den Zellen der grauen I{ückenniark.<n]at«se bei Larven der Unke, deren äussere Kiemen bereit* gefraast erscheinen , die Kmbryonalzellen einen Thnbildungsproz^ss erleiden , und schliesslich mit«»inander verschmelzen unter Schwund ihrer Grenzen. Hieraus resultire die Bildung einer (irundsubstanz, in welcher ein Theil der K(»rne eingebettet, die M(»hrzahl derselben aber von einer hellen dotterfreien Prot.<)])lasmaz(>ne umgeben ersclnMue. Diese ^hellen Zell- körper'' bezieht Gött*^ bloss auf die C«»ntniltheile der fruhenm Knibrvonal/elh^n und sagt am Schlüsse des Kapitels, dass die iJjinglienzenen aus Theilen der urs]»ningli<hen Zellen KmIht und den zugehörig(»n Kernen hervorgelHMi.

V. Ileiisen spricht sich in seiner Arbeit .Uel)er die BefruchtuuiT und Entwicklung d»»s Kaninchens und Meer-

1) M. Sihultzr. <)liHi»rvatinn«*s «J»* structura celhilarum ÜKra- ri]in(|Ui' inTVf'jiruiii. AcjuI. Pro^^niiiiin. \Umn l>^r>K.

*Jl A. «Jntt«*. Kntwi«khin^'M;r«'Mhuht.« «I.t Vnkr. S. 27>^ 2^».

r: Biitiufuj.^tictsca, ^tnyttjHttiZellcn im tTn^pruii^ügthiete etc. 335

sctweinchen»'^ üUer dieÄen Punkt nicht aus. Er mij^jt:*) »Die Ganglienzellen entstehen in viel späterer Zeit al« ilie- jenige ist, welche meine Zeichnungen reprtlsentiren. Ich halte m für verkehrt, sich m am^zudriicken , als wenn in früherer Zeit «chnn einit^e Zellen »!e.s Markes als Oanglien- Kellen an 7. usp reellen seien. 8o)»uM nruiilieh eine Her grossen Ganglienzellen entsteht, hebt sie ffich in Folge ihrer eigen- aHigen Lichtbrechnng mit nherraschenrlpr Df*utliehkeit au8 den übrigen Zellen hervor. Eh int tlabei nicht nothig, Atim ihre 0rr>8se von diesen verscliieden sei. Da es dieser eigen- tbüinliche Habitus ist, an dem wir (iberbaiipt die Ganglien- '^ellen erkennen, so scheint es ein richtiger Ausdnick zn sein, wenn wir i^agen: ,Ini Anfang finden sich im Marke nur Nerven köq>erchen, aber noch keine Ganglienzellen."

Krdliker giebt in der Entwicklungsgeschichte des Men- schen nud der höheren Thiere (zweite Auf lugt*) gleichfalls keine AufechlÜsse über diese Frage. In Balfonr*8 Handbuch der vergleichenden Enibry<dogie finde ich nur folgende hier^ her gi^horige Notiz:') ^Die graue SuKstanz und djis eenfnile Epithel gehen aus einer DiÜerenzinuig der Hauptmi^i,<SH des fUlckennmrke« hervor. Die äusseren Zellen dersellwin ver- lieren ihre epitheliale Anordnung, verlängern Mich zu Nerven- fnÄern und bilden m die graue Substanz, während die innersten Zellen ihre «rsprtin gliche Lagerung b«*ibehalteri und das Epithel de« Kanäle« darstellen. Der Ausbildungsprozess der grauen »Substanz selieint von aussen nach innen fortzuschreiten, *>0 dw-s^i ein Theil jener Zellen, welche bei der erst.en Anlage der grauen Substanz epitheliale Anordniuig zeigen, sich j»IKiti*r dcndi noch in eigi*ntliche Nervenzellen um- w ji n d e 1 1*. Seine durchaus schenmtiscb gehaltene Abbildung

1/ V, Hensen. Xeiti«?hriR fflr Anatomie and Ent wickln n^j^p- •ehichtc. Hand L 1877. S. mx

2) ßiilfmir: llundbuchder veri^leifhcöden Erril»ryologie, Dciitache

336 Sitzung der math.-phys. Classe i*om 6. Juli 1884.

eines Querschnittes vom Rückenmark eines 8iel)entagigen Hühnerembryos (Vi^. 24(>) zeiji^t in der Anlage des ventralen Homes der grauen Masse grössere ovale Zellen, die offenbar Nervenzellen darstellen sollen. Dieselben würden sich dar- nach in beträchtlichem Abstände vom Epithel und nur in- direkt aus diesem gebildet haben.

Nach meinen Beobachtungen an der Me<lulla oblongata von Ammoi'oetes bilden sich grosse Nervenzellen innerhalb des Epithels des Ventrikels, indem einzelne Zellen durch be- deutendes Wachsthum vor den Nachbarzellen sich auszu- zeichnen beginnen. Einmal entstanden, senken sich die«e Zellen unt«r das Epithel, und werden von den benachbarten, die den Charakter der Epithelzellen beibehalten haben, suc- cessive überwachsen und so von der Lichtung des Veutrikeli« getrennt. Der Vorgang zeigt viel Analogie mit demjenigen am Eierstocke, wo in der Fläche des Keimepithels durch Wachsthum sich auszeichnende hochpnmiinirende Ureier gleichfalls sich gegen das Stroma des Eierstockes einsenken und ihi]m vom Keimepith(»l überwuchert werden. Dies** IJe- obachtung, die im Folgenden eingeh(»nder dargelegt wenlen soll, lehrt wenigstens einen Modus der Bildung gr<fcvN«*r NervenzeUen in unzweideutiger Weise und darf daher wnhl Beachtung beanspruchen. Diese Erscheinungen zeigen sich im ganzen Bereiche d(*r Medulla oblongata vcmi Urspnmge des Facialis an Ins zu den K^tzt'U Wnrzelbündeln des Vagus, [eh wähle aber zu meiner Darstellung eine Ix^stimmt^* Beginn, die des Trsprungesbezirkes vom Facialis und Acusticus, um an die l)esonderen histologischen Verhältnisse einer begrenzten Gegend die Beschreibung des Verhaltens der Nervenzellen anknüpfen zu können.

Icli schildere nun zunä(.'hst die Contiguration des (^hier- sehnittes aus jener Wegion der Medulla oblongata, die hinr in b'edf» steht. Die (Querschnitte waren durch den Kopf eines Ammocoet4»s IManeri von r»(i nnn (i(*samiutli'inge angefertigt

Herms: Bildungsweise d. Ga^uflienzellen im Ursprungsgehiete etc. B37

worden. Im Ursj)ningsgebiete des Acustico-facialis hat der Ge- saiumtquerschnitt fast kreisförmige Begrenzung. Die dorsale Partie weicht vom Kreiskontour ziemlich ab, ist l)eidei'seits etwas abgeflacht und prominirt in einem stumpfen medianen Kanmie (vergleiche Fig. 1). Das Dach des Ventrikels ist dünn und entsendet in das Lumen hineinragende Zotten, die gleich- fiirmig vom Epithel bekleidet werden. Die Form des Ven- trikehiuerschnittes ist unregel massig rhcmibisch mit einwärts gewölbten Seiten, einem jederseits nach aussen vorspringend<*n hiteralen Winkel, ventral wiirts sidi in einen engern medianen Spalt ausziehend. Die (^ueraxe, die dit» iScheitel der beiden lateralen Winkel der Lichtung miteinander verbindet, trennt die dorsale llegion der Medulhi von der ventralen. Die Sub- stanz der Medulla zeigt deutlich von einander abgesetzt drei Zonen. Die innerste Zone stellt das Ei)ithel dar. Rs ist einzeilig, aus kurzen (lylinderzellen Iwjstehend, die dicht an- eimmder schliessen und sich in feint> Fäden fortsetzen , die radiär in die nächste Zone und darüber hinaus vordringen. Die zweite breitere Zone reprilsentirt die graue Substanz und besteht vorwiegend aus kleinen runden Elementen, die ich als Kömer b(»zeichnen will. , Sie entsprechen den Nerven- kör]>erchen Hensen's.^) Diese Zone fehlt durchaus am Dache des Ventrikels, beginnt schmal unterhalb der Tt^la chorioidea, erreicht ihre grösste Breite ventralwärts vcm den lateralen Winkeln des Ventrikels und vei*schmillert sich wieder be- trächtlich am Grunde d(»s ventralen Spaltes der Lichtung. Die äusserst*;, mächtigste Zone entliält die Längsfasernutsse der Medulla, an der strangweise gesonderte Abschnitte nicht zu sehen sind. Der gesannnte Quri-schnitt zeigt dicht ge- stellte feine Punkte, als Ausdruck der quer durchschnittenen Fibrillen , die noch aller ScheidiMi entl>ehren. In ungleich- massiger Vertheilung sind zwiseh(»n die Fil)rillen Kr)mer ein-

1) A. a. O. I18K4. Math.-phys. Cl. 2.) 22

338 Süeung der maih.-phys. doM» vom f. AM

gestreut. Kapillargef Ssse finden sich im AUg&mmmt lieh innerhalb der Fasermasse«

Vom Grande des Yentralen Spalies Am Ytinbikdi im zur ventralen Medianlinie der Oberflache dee Ibiki» die Raphe. Wenn ich die Elemente der mittleren Zone die zerstreut in der Fasermaase Torhandenen mit jenen 9b«^ einstimmenden Zellen als Körner bezeidmeta, so folge iel der eingebürgerten Terminologie. Es sind Qebilds imi j unbedeutendem Zellkörper, der you dem nmden Ken vollständig eingenommen wird und eigentlich nixr aa du Äbgangsstellen feiner Ausläufer wahigenomman wetdsn Diese feinen Auslaufer halten veradbiedene Bachloiigai A, theils die radiäre, theik eine concentrische«

Eine Membrana prima habe ich nicht mit Stebfirhat aidi-]J tweisen können. Sie ist jedenfalls mit dner dflnnea Vk ii verbunden, welche ihrerseits an den Qo^rsehnitten meU W den locker gelagerten grossen, eigenartigen Zellen vüdaU war, die ich, um denselben überhaupt eine B^eicliitiuv s geben, als Arachnoidealzellen benennen oiöchte, (^g. 1, f^

Den Facialis imd Acusticus vermochte ich im Wund- gebiete bei ausschliesslicher Untersuchung von Qn^achaiia nicht scharf von einander zu sondern. Eine deutliche Twn- nung derselben erfolgte erst nach dem Eintritte der Terbmi- dcnen Faserniasse in die knorplige GehörkapseL Dieee KwpA entbclirt noch einer geschlossenen medialen Wand, xeigt Inff vielmehr eine grosse Oeifnung, die die Hälfte des sagUtalü Durchmessers der ganzen Kapsel übertriffit. Durch £0^ ( )eifnung dringt der Nerv hinein und spaltet sich inm » zwei Aeste. Der eine tritt in ein Ganglion , das tmi^U^ der Gehörkapsel zwischen der ventralen Wand dei^bo] nw dem Labyrinthe gelegen ist Acusticus , der andere Ktf' perforirt die ventrale Wand der knorpligen Kapsel näUi besonderer Oeffnnng und senkt sich in ein Ganglion ausserhalb der Ka]Ksol Hegt, aber derselben engidch

fermß: BilduHffswme d, QanffUefudltnim ürsprufigBgebiete etc. 339

- Facialis. Das GaDgliun des Facialis liegt also, wie sich bsolut sicher konstatiren lie&s, in diesem Entwickluiigsgtadium U-'üiral wärts von der (JehorkapseL Dieses Ganglion ist leileut^n»! kleiner, als da.s des Acusticas*

Den Ursprung des Facialis und Acasticus in der Me- lulla oblongata verfolgte ich mit Sietierheit dnreh sieben inerschiiittet deren jeder eine mittlere Diekc von "/on mm titUe. Der vorderste die^ser Schnitte, der den Beginn des fiBpmngfi der combiuirfcen Nerven enthält, zeigt in der 'rsiuim SniManz ausschliesslich Korner. An dem ge- luimten iineröchuitt*- ist keine einzige Nervenzelle m «eben, ymmetrisch entspringt* beiderseits ein reichliches Fibrillen- findel aus der dorKulen Region der grauen Ma^si^e, alst» doi-sal- rärU vom lateralen Winkel den Ventrikels. Man kann ein- ^Ine Fibrillen deutlich ans Körnern dieser llegifjn hervor- lehen sehen. An der Ui-sprmig.s.s teile weiter von einander jjstehend, eonvergircn diese Fibrilb*n g*'geii die Austritiss teile S!« Nerven m\ der Oberfläche des Marken- Hie sind voll- iltidig kernlos bis zum Snbduralraum. Erst dort vereinigen «ich zu stärkeren Fai?eru, denen längliche Kerne eng an- [if^en- Diese Verbältnisse Ijleiben dieselben an den beiden Icbstfolgenden tSchniiten. Am vierten Schnitte rückt die l^pnnigsstelle etwas weiter ventral wärt» vor, nämlich bis ir Gegend des lateralen Winkels des Ventrikels. I>ie Mehr- thi der Fibrillen ent^tannnt hier der granen Masse, die lesen Winkel undagert. Zugleich ändert sich die Bescbatlen- rit der grauen Masvse. indem inuerball» derselben, hart ventral- rärt» vom lateralen Winkel des Ventrikels zahlreiche Nerven- elleu mittieren Kalibers auftreten (Fig. 0. z), die theils ruml- chc, theils kegel- und spindelfi^^rmige Gestalt haben. Die IffwÄe dersell>en ist eine wi^chselnde^ indem sich alle Ueber- >ui^ zwischen den Körnern und den ansge{jrägt*»sien dieser üemente in derselben It4?gion nachweisen lassen. Das Wa( hs- Iura erfolgt' ztmächst durch Zunahme des Zellkörpers, der

22*

340 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Jtäi 18S4.

rings um den Kern als snccessive sich verbreiternder Saum zu sehen ist. Weiterhin wächst auch der Kern. Zahlreiche aus diesen mittleren Nervenzellen entspringende Fibrillen schliessen sich der Wurzel des Nerven an (Fig. 0) Die drei folgenden Schnitte enthalten auaser den bereits erwähnten Elementen mehrere Paare grosser Ganglienzellen, deren stärk- ster Durchmesser sich dem Werthe von 0,05 mm nähert. Die Zellen liegen paarweise, sämmtlicho ventral wärts vom lat^^ralen Winkel des Ventrikels. 8peciell am fünften Schnitte finden sich zwei Paare derselben (Fig. l, Z, Z'). Das dem Winkel näher gelegene möge als erstes Z, das entferntere aU zweites Z' bezeichnet werden. Alle vier Zellen haben am (Querschnitt Keulenfonn, der Körper liegt hart unter dem Epithel. Ein mächtiger Fortsatz erstreckt sich dorsal- und lateral wäris durch die graue Masse und die Längsfasermanse zur Austrittsstelle des Nerven hin. Diese Fort*<ätze erscheinen deutlich längs gestreift, verzweigen sich im IJereiche der liängsfasermasse und senden ihre Zweige in den Nerven (Fig. 1 und Fig. 4). Zwischen dem orsten Pajire und dem lateralen Wink(»l des Ventrikels lagert, wie am vorhergeh- enden Schnitt', die (inip]>e mittlerer Zellen, deren Hbriliäre Ausläufer denselben Weg einhalten. Fibrillen, die aus den Körnern dorsalwärt^ vom latiTalen Winkel entspringen, wie an den drei <»rst.en der liier in Hede stehenden Schnitt*», sind am vierten Schnitt nur spärlich, am fünften gar nicht mehr zu sehen. Der folgende Schnitt enthält das erst^ Paar gn>sser Nervenzellen nicht mehr, wohl aber noch das zweite und vrMitralwärts davon ein drittes, an welclu?s sich Anschnitte ein(»s vierten l^iares ansch Hessen. Der siebente Si-hnitt ent- hält in seiner Fläche nicht mehr rrsprungsfibrillen des Acustico- facialis. Der Nervenstamm liegt hier auss4*rhalb der Meningen. In der grauen Masse, symm(»trisch zum ven- tralen Spalt, si«»lit man die Durchschnitte des l>ereits im V4)rli»Tg«'hHnden Srimitte wahrnehmbaren vierten Xenvn-

Uerms: liiUUtii'tvu f

UrffprunffiiffelHet ctic. 341

zell<Mipiiai'e.s. Der tbli^eiule Schuitt, tuithiu der uchte tler hier be.HcIiriebenen (iuHrschnitte » liis,st lien^it^ IhsprirngH- tibrillen der Vagusgriippe wahrnehme«.

lieüs .sich mitlmi für den verhiindeneii Acu»tieo-fuoialU eine dreifache Ursprimgswei^e cünstutireii :

1. Em proximales (eraniulwai-t** gelegenes!?), umchtige^ Fibrillenhüijdel ging aussuliliesslieh aus Körnern hervor, tlie düi^sal vom latenilen Winkel des Ventrikeb ihre Lage haben.

2. Zahlreiche Fibrillen nahmen etvvaj* weiter distalwärts (auidHlwarts) ihren Ursprung theils ans Körnern, theiLs ans mittleren Ganglienzellen , welclie letztere sicli ventral wärt« vom lateralen Winke! des Ventrikels gelagert finden.

;3, Das erste Paar grosser tninglienzelleu sendet seinen mäcbtigeD sich noch innerhalb der Fiiseniiasse des Marken verzweigenden» dorsal- and laterulwJiri* gerichteten Fortsatz gleichfalls dem Nerven zu. Für die übrigen grtMsaen Gang- lienzelh*n konnte nicht mit derselben Sicherheit festge^stellt werden, dasä periphere Ausläufer derselben Antheii an der Bihlmig dieses Nerven haben; nur mit Wahrscheinlichkeit schreibe ich diesen dieselbe Bedeutung zu , wie dem ersten FVuire, da von sännntliclien eine Strecke weit durch die , 1 ' ermasse Furti^ätze in der Richtung gegen die Aus-

t:- : le de« Nerven verfolgt werden konuten. Aber dieae Fortj<ätze lagen nicht vollstündig in derQuerebeue des Schnittes* Alle vier Paare grosser NeiTenzellen zeigen multipfilare Form und Ständen feinere Ausläufer einmal in die Längsfasermasse, di^is andere Mal zum Epithel uml endlich im Bogen um den ventralen Spalt des Ventrikels herum durch die ftaphe nach der andeni Seite, wobei Ich aber keineswegs beliaupten will, das« siimmtliche die Haphe durehi^etzenden Bogen Üb rillen nur atLs diesen colossalen (lebilden hervorgehen.

Berücksichtigt man die Aufeinanderfolge der einzelnen

||Jni!pnnigs]jortionen des Nerven » so ist es sicher , daas der

^acialiji aut^ dorsal gelegenen Küruern ent«>teht. Ebenso «sieber

342 Sitzung der matK-phya, Classe vom 5. Juli 1884.

lässt sich behaupten , dass mindestens das erste Paar der grossen Nervenzellen Aeustieusfasem den Ursprung giebt. Fraglieh bliebe, ob die Nervenzellen mittleren Kalibers nur zu einem der Nerven (dem Acustieus) oder zu beiden Be- ziehungen unterhalten; denn der Anschlass der aus diesen drei Quellen stammenden Fibrillen aneinander ist ein ganz continuirlicher. Herr Josef Victor Rohon*) hat eine Arbeit über den Ursprung des Nervus acustieus bei Petromyzonten veröffentlicht und stützt sich dabei wesentlich auf C^uer- schnitte durch das Hirn von Ammocoetes, ohne aber leider die Grösse der benutzten Objecte anzugeben. Er bietet auf Tafel I eine gute Abbildung eines Querschnittes dar, der mit dem meiner Figur 1 soweit übereinstimmt, dass ich annehiue, das Object sei von derselben Entwicklungsstufe gewesen, wie das meinige. Dafür spricht auch die Gestaltung der knorp- ligen Gehörkapsel. Sehr gut zeichnet Herr llohon das dor- sale Fibrillenbündel , das ich aus den Körnern der grauen Substanz dorsalwärts vom lateralen Winkel des Ventrikels hervorgehen sah. Kbcniso finden sicli die vier Paare gro>ser Nervenzellen, deren ich oben ge<laclit(», in diesem Bilde, was sehr wohl den VerliilUnissen entsprechen kann , wenn <1er (^uersühnitt etwas dicker ist, als meine Schnitte waren. Die mittleren Nervenzellen liat Herr llohon übersehen. Die Ver- lauisriclitung des mächtigen j)eriplieren Fortsatz^« des er^iteii Paares grosser Nervenzellen ist gleichfalls ganz richtig wieiler- gegeben , und Herr Pohon rechnet l)erechtigterweise di<»sf grc)ss<»n Zueilen zu ri-sprungsstätten eines Theiles der Acusticu>- fasern. Diesen Fortsatz der ersttMi grossen Nervenzelle, dessen Anschluss an den Acustieus Herr KolKm konstatirte , nennt er einmal „nackter Axencylinderfortsatz'* ^), dann ,eine ein- zige Primitivfibrille**. Wenn Herr Rohon unter ersterer IJe-

1) Sitz!», d. k. Acail. a. W. zu Wien. Hand s5. \><S2. (Sejur.it- aUlrurk.)

2) A. ii. i). 6. 7,

YA^icAmmig e)inen sich nidit tlieilenden Axencvlin(lerlV»rtsiil;z itii Sinne vuri Deiters versteht^ so i^t diese Ik*zeiehniing kaum mehr berechtigt, aU die zweite. Der müchtige Furtsiitz bheilt sich mehrfach noch innerhalb des Verlaufes durch die Längs- faseminsif^e^ welche letztere Herr Rohon übrigens auch nicht anerkennt , indem er die »Markiuiisse** ausschließlich aus Neurogliii be»teben lässt,*) Ich brauche wohl kaum zu be- merken, da88 ich das ^Nervenmark' nicht gei^hen habe, mit dem Herr lltjhun diesen Axencyliuder mich dem Austritte auÄ der MeduUa oblongatu bekleidet.

Ijangerlmns*) schildert eingehend die histologischen Ver- luiltniHäe der Medolla oblongata bei Fetromyzon Planeri im UrKjmmgsgcbiete dej* Vagus, flüchtiger die Ursprungsregion des Acusticiij?» und unterscheidet daselbst zwei Gruppen von Gang- lienzellen, die er ab äussere g r o s s e Z e 1 1 e n (der Unter- horner) und als oberes laterales Ganglion bezeichnet. Zwischen diesen Zellgmppen und dem Epithel bildet Langerljans eine raäditige Lage von Circiilärfasern ab, die aus der Raphe ausgehen (Tuf VHl Fig. i und Taf, IX Fig. 1). Diese Hcluoht fehlt liei Ammocoeti*« von 5G mm Länge noch total Ein anderer circulärer Faserzug, der an der analeren Grenze der Zellengrup)>en von Langerhans gezeichnet i^t, war auf den Qurrsi'hnitten <les Amniocoetes bereits audeirtungsweise vor- handen (Fig. 4 Fig. (i ct\). (iuerscbnitt-e, die Langerhans 7.wischen dem Ursprungsgebiet« des Vagus und Acusticus anfertigt*^!, zeigten ihm, an Stelle der Grup|w der Unterborner, pasir weise auftretende colos^ate Nervenzellen, die mit der Au- luiharung an die Wurzel des Acnsticus noch zunehmen,*)

Eh unterliegt keinem Zweifel, doss es dieselben Zellen sind, dfren vier Pjuire ich im llrsprungHgebiete des Acnsticus augetrotten halw, Langerhans konnte indessen keinen Zu-

l) A. a. U. 8. 4.

M) Ümtemuüiiungt'a über rflniuiyKon Flaaeri* Freiburg i/Br. 1873 3) A. a. 0. 8. DL

344 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. Jtdi 1684,

samnienhang der em'ähnten Zellen mit dem Acusticos kon- »tatiren. Vor dem Acusticus fand er den Facialis aus brei- teren Faseni bestehend und ohne Ganglienzellen: die Zellen des lateralen oberen Ganglions (mittlere Nervenzellen meiner Schnitte) waren in der Gegend noch vorhanden. Es harmonirt das aber mit meiner Beobachtung, dass der Fa- cialis l>ei Ammocoetes im Wesentlichen aus Körnern, viel- leicht auch aus den mittleren Nervenzellen entspringt, zn den grossen Zellen aber keine Beziehung hat. Uelierrasehend sind die Dimeasionen, welche Langerhans für die grüa«en ventral gelegenen Ganglienzellen im Ursprungsgebiete dts Vagus und des Acusticus angiebt; er mass an denselben einen Durchmesser von 0,1 nmi in beiden Richtungen, den Durch- messer des Kernes giebt er auf 0,02 mm an. Die grueste Zelle, die ich angetroffen habe, ülx*rschritt im Durchmesä^r nicht 0,04 mm. Diese Dimension wäre demnach bis zur vollendeten Entwicklung des Thieres um das 25 fache ge- wachsen.

Friedrich Ahlborn*) sagt über diese Region folgende>: „Man kann im Urspruugsgelüete des Acustico-facialis drei mehr oder weniger deutlich getrennte «nler in einander üIkt- gehende Nervenkerne unterscheiden, von denen der oWre am meisten gesondert erscheint, und als F a c i a 1 i s k er n zu l>e- zeichnen ist, während die l)eiden unteren weniger bestimmt abgegrenzt sind und die beiden Wurzeln des Geliornerven aus sich herv(»rg(»hen lassen. Das hintere Ende der In-iden Acusticu-kernt» liegt in den (Querschnitt-ebenen der Kreuzimg dt*r Müllrr>chen Fasern (wjis mit der Darstellung von Lin- gprhaus überein-tininit). Hier sieht man die beiden Kernt» iil)er dem Nervus V. itscendens dicht unter der äasM*ren i Ober- fläche deutlich von einander getrennt** etc. .In tlem si«

4) riiti'rsnrliiin^jfn üImt <la>i <J«*hirn der IVtruiiiyzout«*!!. /.l- i; f. w. Zuul. Han«l 3'J. l^<i, .S. 2G0.

Herms: BUdimgsweise d, Gawjlienzellen im ürsprungstfebiete etc, 345

begrenzten Räume entstehen die beiden übereinanderliegenden Wurzeln des Acusticus aus einer Reihe sehr verschiedener Comi)onenteu. Zunächst treten uns hier in weitester Ver- breitung kleuie durch Osmiurasäure hell gefärbte Ganglien- zellen entgegen, die aus dem dorsalen Bereich des centralen Grau in das Ursprungsgebiet vorgedrungen zu sein scheinen und nach aussen hin an Zalil abnehmen. Es sind diese Zellen zum Theil von derselben Art. wie diejenigen, welche ich im ZiLsammenhang mit den Acusticusvaguswurzeln beob- achtet zu haben glaube, und ich halte es nach der weiten Verbreitung dieser Zellen (im Ursprungsgebiete) nicht für unwahrscheinlich , dass sie in einer nahen Beziehung zum Acusticus stehen, oder sich auch direkt am Aufbau des Nerven betheiligen. Einen unmittelbaren Zusam- menhang dieser Zellen mit den Acusticusfasern habe ich nicht beobachtet.** Ueber die Zusammen- setzung des Facialiskemes heisst es bei Ahlborn'), derselbe liege über den Acusticuskernen am obersten Rande der Him- wand da, wo diese im Begriffe ist, in das Cerebellum über- zugehen. Dieser dunkler gefärbte Kern enthalte kleine spindel- förmige Nervenzellen mit grossen granulirten Kernen. Dabei hat Alilborn die grossen Nervenzellen noch nicht in Betracht gezogen. Es kann sich mithin bei der Entstehung dieser Nervenkerne nur um diejenigen Elemente handeln, die, als dorsal vom lateralen Winkel des Ventrikels gelegene Körner bei Ammocoetes den Fil)rillen des Facialis den Ur- sprung geben, und um die von mir als mittlere Nervenzellen bezeichneten Formen, aus denen ein Theil der Fibrillen des Acusticus hervorgeht. Letztere Zellen würden sich demnach im weiteren Verlaufe der Entwicklung zu den zwei Acusticus- kernen Ahlborn 's gruppiren, die Kömer aber würden sich zu spindelfönnigen Nervenzellen des Facialiskemes gestalten. Auf

1) A. a. 0. ö. 2()i).

346 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1884.

die grossen Nervenzellen stiess Ahlborn in der Nähe der Kreuzung der Müllerschen Fasern und konnte wenigstens bei einem Paar derselben die von Langerhans angegebenen Di- mensionen constatiren. Weiter proximalwärts (cranialwärts) erlitt diese Gruppe eine Unterbrechung.*) Dann traten wieder 4 bis 6 Paar Riesenzellen auf. Das sind dieselben, die ich beschrieben habe. Ahlborn ist nicht geneigt, anzunehmen, dass irgend einer der zahlreichen Fortsatze dieser Zellen als Acusticusfaser das Hirn verliesse. Nur für dasjenige Zellen- paar, das ich als erstes bezeichnet habe (Fig. 1, Z) lättst Ahn)om die Möglichkeit zu, dass ihr dorsal und lateral gerich- teter Forti?atz ,nur zufällig* in die Acusticuswurzel eintauche, ohne einen integrirenden Bestandtheil derselben zu bilden und ohne das Gehirn zu verlassen.*) Ich bin also in der Lage nach zwei Seiten hin die schätzenswerthen Beobach- tungen Ahlbom's ergänzen zu können, indem mir sowohl der Nachweis des Zusammenhanges der mittleren Nerven- zellen mit Acusticusfasern gelang (Fig. 1 und Fig. l»), als ich auch im Staude war, positiv den Anschluss der Zwfigo des mächtigen Fortsatzes der en-ten grossen Nervenzellen an d<»n Acusticus zu beobachten. In letzterer Hinsicht bestätige ich durchaus die Angabe Rohou's, allein Ahnx>ni ist voll- ständig im Rechte,') wenn er der Ansicht Rohon's wider- spricht, dass die (Iruppe grosser Nervenzellen den olleren lateralen Zellen von Langerhans correspondire.

Rohon ist zu dieser Aufstellung wohl nur dadurch ge- führt worden, djuss er die von mir als mittlere Nervenzellen bez(»iclinetvn Kiemen te ganz übersehen hat. Die gn>ssen Nervenzellen gehören zu den äusseren grossen Zellen (Unter- horn) von Langerhans. Wiu< Alilborn über die MrillenH*lien Fas**rn , ihren Zusammenhang mit den grossen Zellen und

1) A. a. (>. s. 'j:»o.

2) A. ii. (K «. 1M4. :«) A. a. (). S. 205.

^ßuftisc d. GanyltcrudtciL im UrsprunffSffdnete tic. 347

[den AcusticüskerneiJ augibt« vermag ich nicht zu coniroliren,

da »tarke FibrilleubÜndel, die als MüUersche Fasern liezeichoet

wenlt^ii kunnU-n, bei der vtm mir benutzten Entwicklungs-

|fitufe Ton Ammocoetes überhaupt noch nicht abgf*grenzt sind,

FuKse ich zusammen , was nach dem Obigen über den

lUfHpning des Facialis und Acustieus bei Petromyzon Planeri

und beim Querder derselben Art ermittelt ist, so sah Langer-

hani« dei» Facialis nicht in Beziehung zu Ganglien- oder Nerven-

xoUen. Ahlborn fand im Kern des Facialis kleine Spindel-

förmige Nervenzellen, und ich i^ab mit voller Sicherheit die

[von mir dem Facialis zugeschriebenen Ursprung^tibrillen au.s

[dorsalen K o r n e r n der grauen Ma^ise hervorgehen , die

[«ich durchaus noch nicht in Grösse von den übrigen Körnern

[der grauen Substanz unterschieden. li<ihon benlcksiclitigt

Iden Facialis gar nicht*

Den AcujsticuÄ anlangend^ so l)ringen sowohl Langerhans I wie Ahllh>rn grosse Nerveuzellcu, die eine m ehr ventrale Lage haben, in Beziehung zu diesem Nerven, ohne indessen [tiber diewe Verbindung beider Tlieile zu einem abschlüKsigen |llrtheile zu gelangen* Er^t Uohon vermochte sicher wenig- Ittiens ein Pmir der grossen Nervenzellen in Verbindung mit dem Nerven nachzuweisen , und ich war in der Läge^ diese Beobachtung zu constatireu. ' l«t mm «Ue Ueihenlcdge des Austritt-es der Ursprungs-

bUndel aus der Metlulla insofern entscheidend, als die mehr proxiujal entspringenden dem Facialis, die weiter dint'il- (caudal-)wärts austretenden dem AcusHctis zuzustdi reiben sind, iso wtlrde sich also ergeben, dass ein Hirnnerv, der jedenfalls liiuch motorische Fasern führt, indem er rdch an der Inner- vation der Kiemenmuskulatur betheiligt (der Facialis), in der M*.^ull» oblongata einen durchaus dorsalen Ursprung hat [and keine Beziehung zu grässeren Nenrenzellen unterhtUt, während ein sensibl**r Uirnnerv (der Acusticus) ein in der Medutia mehr ventral gelegenes Ursprungsgebiet bessitzt und

34 ^f Sitzung der maih.-phy*. Clofui^ rom 5. Juli ISS4.

mit einem Theile seiner Fa.*«m aa- colot^salen Xerrenzdlen »lammt. Das Verhältuiss wäre als4> gerade dari entgegen- geiretzte von demjenigen« was man auf Grund des Bell'^hen Gesetzes und nach histologischen Beobachtungen für die Spinalnenren bisher angenommen hat.

Nach diesen AngaVjen, die nur dazu dienen s4>Uten, über die Kegion im Allgemeinen zu orientiren. s^^wie in Ergän- zung früherer Beobachtimgen dasjenige mitzutheilen. was ich gelegentlich über den Ursprung des Acustico-faciali> beob- achtet ha)>e, wende ich mich zu dem bestjnderen Gegenstände meiner Uiiter>uehung , der Entstehungsweise unzweideutiger Nervenzellen in dieser Abtheilung des centralen Nerren- systemfi. Auffallend ist überhaupt die in Bezug auf da^ Epithel des Ventrikels oberflächliche Lage sämmtlicher, so- wohl der mittleren wie der grossen Nervenzellen. Sie werden Ijei dem Ammocoetes von der angegebeneu Länge der Mehr- zahl nach unmittelbar von dem einzeiligen Epithel bekleidet Liegen nie später in grosserer Entfernung vom Epithel, so ist mithin sicher, dass sie im Verlauf der Entwicklung ein** I>i.-l«>cirniig erfahren haWn , und nicht an der Stelle trnt- >taiiden sind , wo man >ie l>eim ausgebildeten Thiere trifte. Es kam nun darauf an , zu entscheiden . ob Me etwa aii'« w«ilil charakterisirten Epithelzellen selkst hervorgehen , oder ob die Zw i>c heustufe von Kömeni (Nervenkoq»ercheu Hens^^n) stets .-ich einschalte. E- gelang flenn auch l»ald dar/utliui), «la>.s Zellen, die den Charakter vnn Nervenzeilm narh Form und Grösse an sich trugen . nicht allein im Ni- veau des Kpithels dt-s Ventrikels lagen, sondern !«4»gar da- riU>er hinaus in da- Lumen des Hohlraumes hineinra^rtc^n. Von Ziihlreichen Bildern dieser Art, die ich in meinen IVi- paraten aufweisen kann , halic ich eines in Fig. 2 witnifr* gegeben. Man >ieht die Nervenzelle z mit ihrem ganzen Lei hl* ausserhalb des KpitheLs fast frei im Ventrikel liegen. Ein rasch sich verjüngender Fortsatz, der zwischen den be-

Herms: Bildungsweise d. Ganglienzellen im Ursprungsgebiete etc, 349

nachbarten Epithelzellen eingeklemmt ist, iixirt allein dieselbe. Der Vergleich, den ich am Eingange meiner Arbeit mit der Lagerungsweise von prominirenden Ureiern im Verhältniss zum Keimepithel anstellte, triflFt vollständig zu. Der Quer- schnitt, der mir dieses Bild bot, liegt unmittelbar hinter den paarig angeordneten grossen Nervenzellen, die ich noch mit dem Ursprung des Acusticus in Beziehung bringe. Da in- dessen die in Fig. 2 dargestellte Zelle dorsal vom lateralen Winkel des Ventrikels ihre Lage hat, so ist mit Sicherheit anzunehmen, da*« keine der colossalen Zellen, sondern eine mittleren Kalibers aus derselben hervorgehen wird. Die Voraussetzung, dass die so entstandene Zelle sich darnach aus dem Verbände des Epithels ausschalte, gegen die graue Masse hinrücke, und dann secundär vom Epithel tiberwuchert werde, die Epithellöcke mithin wieder ergänzt wird, konnte durch ver- schiedene Präpanite bestätigt werden. Ich weise in dieser Beziehung auf Fig. 3 hin. Das dieser Zeichnung zu Grunde liegende Präparat ist einer Querschnittserie durch das Hirn eines etwas älteren Ammocoetes entnommen, über dessen Gesammtlänge ich leider nichts Bestimmtes mittheilen kann, da der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Nach ungefährer Schätzung dürfte das Thier höchstens eine Länge von 70 mm besessen haben. Man sieht jederseits eine vom Epithel un- bekleidete Nervenzelle zum Theil, aber nicht mehr soweit, wie in Fig. 2, in das Lumen des Ventrikels hineinragen. An der links gelegenen beginnt bereits das Epithel die freie Fläche der Zelle zu überwachsen, indem die nächst benach- ))arten Epithelzellen sich gekrünunt dem Körper der Nerven- zelle anschmiegen und gegen den noch unbedeckten Scheitel derselben hinstreben. Die Zelle der rechten Seite der Fig. 3 ist noch vollständig nackt gegen den Ventrikel zu. Beide Zellen senden, wie die Epithelzellen, radiäre Fortsätze durch die Kömer der grauen Masse. Fig. 5 bietet die Ansicht einer grossen Nervenzelle des zweiten Paares (Z' der Fig. 1).

350 Sitzung der malh.-iihys. Classe vom 5, Juli 18S4,

Der Zellkörper erhebt das Epithel gegen das Lumen und dieses Epithel ist, soweit es die Zelle bekleidet, noch nicht in seiner definitiven , regelmässigen Anordnung hergestellt. Es besteht vielmehr aus kleinen nmdlichen Elementen, denen die radiären Fortsätze noch fehlen. Man darf annehmen, dass diese 7A\r Ergänzung der Lficke bestimmten Zellen vor Kurzem erst entstanden sind und erst später in den regu- lären Verband mit den Nachbarelementen treten werden. Dasselbe gilt von der Zelle Z" der Fig. (5, während ihr Seitenstück links bereits von geschlossenem Epithel l)edeekt ist. In Figur 7 zeigt sich eine grosse Nervenzelle l>ereit'* tiefer gerockt, Z', sie liegt in der Zone der Könier, die Me bedeckenden Epithelzelleu haben radiäre Fortsätze entwickelt, die die grosse Zelle umgreifen. Etwas höher dorsal gewahrt man eine Zelle des ersten Paares Z bereits innerhalb der Längsfiisermasse.

Eine dritte Querschnittserie von einem noiih älteren Exemplar des Ammocoetes Planen enthielt die ril>er das Epithel gegen die Lichtung des Ventrikels vorragenden Zellen gar nicht mehr. Säninitliche fanden sich bcn»it«i unter dem Epithel, thoils zwischen den KiJmern der grauen Miusse, th»Ml> noch weiter Jinsserluilh gelagert.

I c h z i e h e a u s d i o s e n H e o b a c h t u n g e n •! e n Sc hin SS, da SS ein Theil der Nervenzellen jn d^r Mednlla oblongata von Animoco«»tes nicht au* K ö rn e r n oder N e r v e n k ö r p e r c h e n d «» r g r a n e n Masst», sondern n n ni i t i e 1 l)a r ans wc»hl cliarak- terisirten Epithelzellen herv(»rgeht, da-s die-r Zellen durch Wachsthuni sich v ergrösM* r ii, da- durch zunächst gegen den freii'u Kaum do> Ven- trikels sich erhel»en, nnd dass, naciiiieni si»- eine gewisse (i rosse erreicht haben, die I>i*- lo<*ation ders<'llM»n beginnt, durch welcln» >;«• ans tleni Niveau des Epithi»ls in die graue M ;!<»«»•

Herms: Büdungsweise d. Oanglienzellen im Ursprungsgehiete etc, 35 1

weiter lateral versetzt werden. Es gilt dasselbe sowohl für mittlere als für grosse Nervenzellen. Aber ich habe keine Berechtigung zu der Annahme, dass dieser Bil- dungsmodus in dieser Region der ausschliessliche sei. Wahr- scheinlich ist es vielmehr, dass ein anderer Theil mittlerer Nervenzellen sich aus den kleinen runden Kömern der grauen Masse in loco entwickelt. Es deutet hierauf der Umstand hin, dass innerhalb der Gnippe Fig. 1, z, Fig. 4, z, Fig. 0, z und Fig. 7, z alle Uebergangsformen zwischen Köniern und unzweideutigen Nervenzellen sich gedrängt neben einander vorfinden.

Meine Beobachtungen sprechen durchaus der Vorstel- lung das Wort, dass die Bildung der Nervenzellen aus prä- formirten kleineren Elementen, seien es Epithelien, seien es Komer, durch Wachsthum sowohl des Zellkörpers, wie des Kernes dieser letzteren erfolge. Nirgends nahm ich Ver- hältnisse wahr, die die Deutung zugelassen hätten, dass sich von Aussen her Fibrillen an den in Bildung begriffenen grossen Körper anlegten , und etwa die aasgeprägt fibrilläre Ilindenschicht, welche grosse Nervenzellen schliesslich zeigen, herstellten. Im Gegentheil, die nächste Umgebung der in Bildung begriflfenen Nervenzellen ist meistens frei von Fi- l)rillen. Man sieht die fadenf<)miigen Ausläufer bt^nachbarter kleiner Gebilde den grossen Kr)rj)er fast immer im Bogen umgehen. Im hohen Grade auffallend ist die späte Ent- stehung der Nervenzollen. Berücksichtigt mau, dass es sich hier «m ein freilebendes Thier mit ausgebildeter Motilität und Sensibilität handelt, welches a])cr im Ursprungsgebiete des Fa- cialis noch keine Nervenzellen enthält, im Ursprungsgebiete des Acusticus, VagiLs etc. dieselben im Enistehen zeigt, so muss an- genonmien werden, dass das Korn (Nervenkörpercheu, Hensen) resp. die Epithelzelle, aus welcher die Nervenzelle durch Wachsthum hervorgeht, vorher dieselbe functionell vertrete, das Korn oder die Epithelzelle also schon die Bedingungen

352 Sitzung der math.-phys, Classe rom 5, Juli 1884.

in sich vereinige, um die Funktion von Nervenzellen aud- zuü]>en. Wenn nun aus einem Korn oder einer Kpithelzelle durch Wachsthum eine Nervenzelle hervorgeht, so ist min- destens mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen , dass diese secundäre Bildung die durch Fibrillen vermittelten Verbindungen l)eiVK»hiilt, welche das primäre Gebilde bereits f>esass. Allein es ist ferner zuliu^sig anzunehmen, dans mit ileni Wachsthum sich neue Verbindungen zu den bereib« vorher bestellenden hinzubilden, dass der sich vergnissernde Köqier neue Fibrillen aussendet und sich mit Bezirken in Beziehung setzt, mit denen das ])riiuäre Gebilde noch keine LeitUihn austauschte. Vielleicht liegt hierin die Bedeutung des Vor- ganges, der aus der kleinen Epithelzelle die colossale Nerven- zidle hervorgehen macht.

Htrma: Büdungsweised.OanglienzeUenimürsprungsgehieteetc. 353

Erklftrongr der Tafeln*

Fig. 1. Querschnitt durch die MeduIIa ohiongata eines 56 mm langen Aramocoetes von Petromyzon Planen Oc. II. (Periscopisch.) System II von Seihert.

Der Schnitt war nicht genau senkrecht zur Axe der Medulla gefallen, sondern etwas schräg. Die rechte Seite des Schnittes lag mehr nach vom (proximalwärts), die linke weiter nach hinten. Die rechte Seite des Bildes zeigt demnach Ursprungsfibrillen des Facialis aus dorsal gelegenen Körnern, die linke Seite enthält nicht mehr den Ursprung dieser Fibrillen, sondern zeigt dieselben näher der Ober- fläche des Markes.

a Arachnoideal Zellen.

cf circuläre Fasern.

e Epithel.

f Längsfasermasse.

g graue Masse.

1 lateraler Winkel des Ventrikels.

r Raphe. t ch tela chorioidea.

z mittlere Nervenzellen.

Z erstes Paar "| _^

,.. .. -. ( grosser Nervenzellen.

/ zweites Paar )

VII Facialis.

VIII Acusticus.

Fig. 2. Querschnitt unmittelbar hinter dem Ursprünge des Acmsticus.

Hartnack Oc. III. System 7 bei auKgezogenem Tubus.

f Längsfasermasse.

g graue Masse.

1 lateraler Winkel des Ventrikels.

z in Entstehung begriifene Nervenzelle.

Fig. 3. Querschnitt aus dem Ursprungsgebiete des Acusticus. Hartnack Oc. III. Systein 7 bei ausgezogenem Tubus. z im Niveau des Epithels gelegene Nervenzelle. [1884. Math.-phy8. Cl. 2.] 23

354 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5, Juli 1884,

Fig. 4. Querschnitt aus dem Ursprungsgebiete des Acusticoi. Hartnack Oc. III. System 7 bei ausgezogenem Tubus.

cf circulüare Fasern.

e Epithel.

f Längsfasermasse.

g graue Masse.

z mittlere Nervenzellen.

Z lateraler Fortsatz der in Fig. 1 mit Z bezeichneten ersten grossen Nervenzelle.

Z' lateraler Fortsatz der zwei ton grossen Nervenzelle. VII Facialis. VIII Acusticus.

Fig. 5. Demselben Querschnitte entnommen, wie Fig. 4, und mit derselben Vergrösserung gezeichnet.

Z' zweites Paarl ,,

■//' dritte. Paar 1 «™^**' Nervenzellen.

Fig. 6. Querschnitt aus derselben Gegend, wie Fig. 4 und ">, von oinem anderen älteren Exemplar von Ammoooetes, da« l»ereit* mehr grosse Nervenzellen enthielt. Dieselbe Vergrösserung. cf circulilre Fasern, r E[)ithel. f LiingHlascrmaHse. g graue Milsso. z mitticro Nervt^nzellcn. VH FiicialiM.

VIII ACUHÜCUH.

Fig. 7. Kin weiter iiroxiraalwarts golegoner Qurrsohnitt aus d»*r Schnittsorie durch das illtore Kxonijihir von Ammoco»»t«»s. dem auih d<»r Schnitt Fig. t> entstammt. Kbt^niallH mit d<»r8enK?n Vorgn'iKserun;: «^'«"/4'it-hnct.

V. inittlero NcrvoiizcUrn. Z grosHi» N*»rvt'n/.«'lh»n.

■ir/.i*l!»'ii

:^iw^.i.

luv

// -

^.. \n

'/. -

r '/',.

rTi.i 3

*3 >.

<*/■:

//

, \

/'

:»~io^*

X

/■

;//

z

^ ////

> *

l.sXiM"M'ir/.i«]li'ii

■■■.:. %

V *■'■«■

■'/--f-^-

M Iv,^ (.

r

1//

:'iw].i^

iV

1//I

j-:i - > . .

y.

^M.^^ ^ M'M^y Äiufji ff

.-..7. , »V.* » .».;■;:::■.. ^rii^i'.

FiS'i.

Fiil

»/ A fi.ik.ui ifUfffl AW4 ff

355

Herr Wilhelm von Bezold sprach:

^lieber eine neue Art von Cohäsionsfiguren/ (Mit einer Tafel.)

Bei Gelegenheit einer Untersuchung über das Bildungs- gesetz der Lichtenbergischen Figuren*) habe ich darauf hin- gewiesen , dass Figuren , welche denselben ausserordentlich ähnlich sind, durch Bewegung von Flüssigkeiten hervorgerufen werden können.

Ich bediente mich damals einer durch Aufquellen von Traganth gewonnenen dünnen Gallerte, deren Oberfläche durch Bespritzen mit feinen Farbtröpfchen bedeckt wurde. Durch Ansaugen der Traganthmasse vermittelst eines feinen Kr)hrchens ordneten sich die Farbtröpfchen zu Figuren, welche mit den positiven Lichtenberg'schen die grösste Aehn- lichkeit hatten, während durch Ausbreitung eines Tropfens verdünnterer Farblösung stumpf begrenzte Figuren erhalten wurden, welche an die negativen Staubfiguren erinnerten.

Ich zeigte damals, dass die Analogie zwischen den beiden Gruj)pen von Erscheinungen eine ausserordentlich enge sei, und l)aute darauf die Hypothese, dass die Lichtenbergischen Figuren wesentlich ein Resultat der Bewegung der Luft, be- ziehungweise des Gases seien, in welchem man das Experi- ment macht.

Hiebei würden sich die charakteristischen EigenthUm- lichkeiten der positiven und negativen elektrischen Figuren

1) PgKJtt' Ann. Bd. CXLIV S. ;J37-363 u. 526—556.

951»

'5'Vi Sitzung der math.'jjh^. Clox^^ r^/« ö. Jmli Is'M.

'ladfjrf'b erklären, da»» man e> in dem einen Falle mit einem Stronirn na^rh einem Centnim aW» mit einem Aufsaugen, im anderen aljer mit einem AibMtrTimen von einer Spitze zn thun halje.

Auch heut/; halie ich noch keine Ursache Ton meinen damaLn aasgesprochenen Ans^hauim^n abzugehen . da ich die von Einzelnen daj^ejren erh«»henen Hin wände durehaa< nicht al- stichhaltig anerkennen kann.

I)er Verbreitung meiner Ansicht war es jed«x*h offWnliar hinderlich, da-> die Wii-derholiiiig des £xi>erimentes mit dem Tmganth.'^chleim immerhin etwa- uni:^tändlich L-i, !»o dass ?*ie wohl kaum jemals versucht wurde.

I>a «pielte mir kürzlich der Zufall ein Verfahren in die Hand . durch welches sich nicht nur der Versuch mit dem Ausströmen und Aufsaugen ausserordentlich leicht und schon wie^h»rholen läs«t, sondern welches ril>erdies gestattet, nrnh eine Menge vrm Fragen in einfacher WeL^e zu behandeln, deren Untersuchung bisher mit mancherlei >>chwierigkeiten verbunden war.

1)1'* Knt':jtehung.-g*.*s<:hicbte dieses Verfahrens war die folg<»nrb*:

bh ging gerad«* vr)rnber. als Herr S c h u 1 1 h e i s s , .\ssi- st**nt d*'r niet4*oro|r>gischen (/entral>tation , die Spitze einer mit n»th«T Kr»rallintinte gefüllten Keissfe<lfr zum Heinigen in ein (iht^ mit Wjt-vser gf»tan(ht hatte.

Dabei tiel mir auf. dass dir Tinte sirh als ein S4'hart' lH'gren/t«T Fleck auf der OIxTflrK-he ih':^ Wassers verbn.»itet hatte und di*»s rief mir die Krinnening an die negative liicbtenberg'sche Figur wach und veranlasste mich der Saidie .Aufmerksamkeit zu s<-henken.

l)a sich nämlich zeigte, djtss von der Mitte des Fbvkes aus ein Tbeil (b»r Tinte als feiner Faden mit eigenthüm- lich venlickt4»ni Ende durch das Wasser nach dem Bo<len des (lef'ä.ssrs hinalisank , so erwart^'te ich sofort, dass in Foltje

W, V, Bezold: lieber eine neue Art von Cohiisionnfiguren. 357

des Mitreissens von Theilen des Fleckes hier ähnliche radiale Streifen auftreten würden , wie ich sie seinerzeit bei dem Saugversuehe in der Traganthgallerte beobachtet hatte.

Als ich jedoch das gewünschte Resultat nicht augen- blicklich erhielt, veranlasste ich Herrn Schultheiss, seine Feder in die gerade neben stehende hektographische Tinte zu tauchen und zu versuchen , wie diese sich auf der Wasserfläche verhalten werde.

Das Ergebniss war geradezu überraschend. Die mit Anilinviolett intensiv gefärbte Tinte breitete sich mit Blitzes- schnelle auf der Wasserfläche bis zum Rande hin aus und sehr bald machten sich Anfänge einer radialen Streifung merkbar, die sich innerhalb weniger Minuten so vollkommen ausbildete, dass man an ein Rad mit vielen Speichen etwa an das eines Velocipedes erinnert wurde. (Fig. 1.)

Diese Erscheinung war so schön das Glas hatte einen inneren Durchmesser von 9 cm dass ich mich augenblick- lich daran machte, die Bedingungen ihres Zustandekommens genauer zu studiren.

Da1)ei bemerkte ich zunächst, dass es wesentlich ein Bild der Strömimgen im Gefässe ist, welches man auf diese Weise sichtbar macht, so dass z. B. die Strahlenfigur immer dann auftritt, wenn das Wasser kälter ist als die umgebende Luft, da man alsdann am Umfange des Gefässes einen auf- in der Axe desselben einen absteigenden Strom hat.

Gerade dieser Punkt scheint mir von wesentlicher Be- deutung zu sein.

Es sind nämlich sch<m zahlreiche Untersuchungen aus- geführt worden über die Verbreitung von Tropfen auf der Oberflüche und zum Theil auch im Innern anderer Flüssig- keiten. Aber bei all* diesen Versuchen und Studien war die Aufmerksamkeit wesentlich auf die molecularen Vorgänge gerichtet.

Theils waren es die Capillarerscheinungen, welche man

358 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. Jvii 1884,

dabei in erster Linie in Betracht zog, theils waren die Ver- suche darauf berechnet, in der eigenthüinlichen Verbreitungs- weise der verschiedenen Flüssigkeiten Kennzeichen für deren Reinheit und überhaupt für deren chemische Beschaffenheit zu gewinnen.*)

Einen ziemlich vollständigen Nachweis der hierauf be- züglichen Literatur findet man in der Abhandlung von Quincke über Capillaritatserscheinungen an der geraein- schafblichen Oberfläche zweier Flüssigkeiten.')

Seitdem sind über den gleichen Gegenstand noch einige weitere Arbeiten erschienen, so von Marangoni,') F. Cin- tolesi*) und A. Obermayer.*)

In air diesen Untersuchungen wird jedoch mit einziger Ausnahme der zuletzt erwähnten, wie schon bemerkt, das hier von mir betretene Gebiet kaum gestreift. Die Flüssig- keiten, deren Ausbreitung auf anderen insbesondere auf Wa&ser beobachtet wurde, stehen meist dem Wasser so ferne, da«» eine Mischung gar nicht oder nur sehr schwer möglieh ist, während bei den von mir benutzten Farben eine solche sehr wohl eintritt, aber nur so allniälig, dass sich der Vorgang leicht verfolgen lllsst.

Die Farben, deren Ausl)reituug auf der Was^erfliulie und deren allmälige Vermischung ich untersucht habe, dienk»ii wesentlich nur dazu, die Bewegungen der Wassenuasse sicht- bar zu machen und ihr Cohäsionsvermrjgen konnnt vorzugs- weise insofern in Betracht, als dadurch die Stromfätlen in dem Wasser deutlich markirt werden.

1) Tomlinson: l'hil. Mag. (4) XXIII {IH&2) .S. 1><6- 1*.»5. - {\\ XXVII (18G4) S. 425— 4:i2 u. 528-537. - (4) XXVIII {l><6^) S. :J54 -364.

2) r^gdtf. Ann. CXXXIX S. !—«(>. S. insbes. S. 74

3) Nuov. Cim. (2) III (1H70) S. 105-120. (2) V -VI (isTJi 8. 239—27;?.

4) Hendio. Lomb. (2) IX 8. 187—192.

5) i»jrgaff. Ann. ULI (1874) 8. 130-132.

W. V, Buoldi Ueher eine neue AH wn Cvhäsiomfi^uren. J'«*)*)

Ich hatte deshalb der ganzeti AbbundluDg vielleicht auch den Titel gehen dürfen „til)er die Bewegungen in Wjisscrmassen , welche allmäliger Erwärmung uder Abküh-

Ilung unterworfen sind.* Das Uebersehen der Bedeutung, welche die-se Beweg- ungen für das Verhalten solcher Farlihüutchen haben , war auch der Grund, weshalb Herr Oberniayer, der w^ie bereits angegeben den hier zu beschreibenden Versuchen sehr nahe b^tn, dennoch beim ersten Sehritte stehen blieb» " Herr Oberniayer hatte nämlich bemerkt, dass intensiv gefärbte Lösungen von Anilinfarben sich auf Was«erflächen rasch zu Scheiben verbreiten, und dass solche Scheiben später am Hände Risse zeigen und in einzelne Strahlen zer- fallen kimneu.

Die wenigen Versuche, die er beschreibt, sind jedoch wesentlich anderer Art als die von mir angestellten , indem er oflenbar viel dickere Farbhäute bildete er giebt an, dftss tqe Oberääc heu färben zeigten wodurch thatsächlich die Cohäsionsverhältnisse in den Vordergnmd treten , die romungen im Wasser aber nur mehr untergeordnete li^>Ile trieleu, Ko dass er deren Bedeutung gMUz üb^ri^ehen konnte. Dies vorausge^Hchickt sollen nun die oben kurz ange- deuteten Versuche eingehender beschrieben werdeu.

Zur Anst<?llung derselben bedient man üich mit Vor- theii verschiedener Arten von Tinten, am Besten jener aus Anilinviolett unter Beisatz von Glycerin dargestellten, welche num zu der hektogra|diischen VervielfäUigung verwendet.

Bringt man mit Hilfe einer Hei?wfeder uder eine« Pinsels eine kleine Menge solcher Tinte auf eine reine WasserÜäche, so breitet sie sich wie schon bemerkt ausserordentlich rascli zu einer feinen Haut aus. Hiebei ist es wichtig, Ileiss- fedc^r oder Pinsel nicht senkrecht, sondern unter möglichst spitzem Winkel an die Fläche zu liringen , damit die Aus- »itung seitlich erfolge und nicht gleich Anfangs eine

3G0 Sitzung der mathrphys, Classe vom 5. Juli 1884.

^össere Menge zum Niedersinken komme. Aus diesem ünmde ist auch die Benutzung eines Glasstabes, Tropfglases u. s. w. für diese Versuche durchaus ungeeignet.

Ferner muss man, wenn rasche ungehinderte Ausbrei- tung stattfinden soll, daflir Sorge tragen, dass die Feder ganz frisch mit Tinte gefüllt sei. Je besser die Iteissfeder vorher gereinigt war und je rascher sie von dem Tiuten- gef ässe auf die Wassei-fläche gebracht wird , um so rascher erfolgt die Ausbreitimg, um so ausgedehnter wird der Fleek und um so dünner die Haut.

Der Versuch, mit dem Reste der Tinte, die zur Her- stellung der Haut auf einem Gefässe gedient hat, noch in einem zweiten Gefässe einen ausgedehnten kreisförmigen oder bis an die Gefässwand reichenden Fleck herzustellen, schlägt jedesmal fehl. Ebensowenig ist es möglich, einen Fleck, der durch Mangel an Tinte oder durch zu langsames zaghaftes Aufkragen zu klein geworden ist, durch Zugabe einer zweiten Portion nennenswerth zu vergrössem. Die zuletzt aufgetragene Menge wird sich höchstens zu einer ganz kleinen dafür natürlich .sehr intensiv gefärbten S<heil>e ausbreik'u , meist aber nur einen ganz unregel massig Ix- grenzten Flecken liefern, so dass die Durchführung des Ver- suches von vorneherein unmöglich wird.

Al)er auch wenn die Ausbreitung ungehindert erfolgt, wird djis Ergelmiss noch ein sehr verschiedenes, je nachdem die Farl>e den iland der flüssigen Oberfläche erreicht oder niciit.

Weitaus am schönsten gelingt der Versucii , wenn die Farbe den Ifand nicht nur erreicht, sondern sogar n«»ch etwjus an dem (Jlase in die Höhe steigt.

Ist dies der Kall, und ist überdies die aufgegeben«? Mfuire Tinte so Ijemessen , dass die Haut nicht zu dick und damit zu undurchsi(rhtig wird , dann entstehen im I^aufe wenigi»r Minuten auf der Oberfläche Figuren, wie sie in Fig. 1 und Fig. '^ dargestellt sind, immer vorausgesetzt, dass das \Vasf*er kälter sei als die Lull <les umgebenden Raumes.

W, V. Bcctdd'' t/etier elnii weutf Art von CafumminfUjuTcn, ^Hl

Zunächst bemerkt man in «1er Mitte der Oberflät^lie |ich setze hier die Benutzung eines Becherglaaea oder einen cylindrischen Cihi-ses vfiraus dass ein Faden nach abwärts BJnkt, der meist ein verdicktes Knde be^^itzt, und dem be^«»n- äer8 wemi die Schicht etwas mächtiger war, in der Um* mg des Centruma alltüuh'g nuch mehrere nachfulgeu.

Gleichzeitig gewinnt die UberHäche ein eigenthünilich jek^rutea Ansehen, indem man unzählige hellere Fleckchen wahrnimmt. Diese verliingern tdch rasch im Sinne des Ra- ■diuH und bald werden Anfänge eine 8treifung sichtbar. Am Baude tret-en nun auch tropfenartige Verdickungen auf, die rieh nach dem Centrum zu verlängern und bald zu vollkom- [iienen Strahlen ausbilden, 80 dtiS8 man eben da^ Bild erhält» wie es in Fig. 1 dargestellt ist. Die Ausbildung desselben nimmt je nach den Temperaturen, j^owie nach der Menge der auf- jjebracht^eu Flüssigkeit sehr verschiedene Zeit in Anspruch, lie zwischen wenigen Minuten und einer Viertel«tunde eh wanken kann.

Von der Seite gesehen hat inzww.hen das Ganze die Fig. 4 ver^innlichte licsüilt angenommen.

Der centrale Faden bat sich bis zum Bitden herabge- enki, das verdickte Ende deäHelbeu hat sich zuerst wie ein uiopf an dem Boden aasgebreitet imd schiebt aich allmälig aach der wärmsten Öeite der Wandung, um dort umbiegend nieder mich aufwärts zu steigern

War die aufgegebene Tintenmenge einigermasseu grösser, hat es auch nicht bei einem Faden sein Bewenden, son- iern es treten deren mehrere auf, von denen die mittleren jleich von Anfang an den Weg nach abwärts einschlagen, während die begleitenden mehr tteitlich gelegenen sich viel langiiamer in gekrümmten Bahnen bewegen, so zwar, dass le ^k\\ zuerst der Axe nähern, dann aber wieder von der- elben abw*enden. Die gefärbte Masse erhält dadurch unter- 'Imlb der Uberflächt? eino EiimchnUrung, der nach abwärtii

362 Sitzung der maih.-phys, Glosse vom 5, Juli 1884.

eine bedeutende scheibenartige Erweiterung folgt, an welche sicli alsdann noch weiter unten ein mit der Spitze nach ab- wärts gekehrter Kegel anschliesst.

Der letztere ist bei grösseren Farbmengen sehr unregel- mässig aus vielen einzelnen Fäden bestehend, bei kleineren und bei Vermeidung von Erschütterungen und von störenden Temperatureinflüssen sehr regelmässig. (Fig. 4.)

Sowie seine Spitze am Boden des Glases ankommt, bi^ sie um und folgt nun der Bahn des ersten Fadens, der schon früher vorangegangen ist und nie unterbrochen wurde.

Dabei wird die Einschnürung unterhalb der Oberflache immer stärker imd stärker, während die Scheibe, welche die nach oben gekehrte Grundfläche des genannten Kegels bildete, kaum merklich gesunken ist, so dass letztere schliesslich nur durch einen ganz dünnen Faden mit der nun vollkommen farblos gewordenen Oberfläche verbunden ist.

Während der Kegel tiefer und tiefer sinkt, steigt nun die Farbe an den Wänden in kaum sichtbaren Bändern empor, verbreitet sich allmälig an und unter der Oberfläche in wolkenartigen (stratus-artigen) Schichten, aus welchen sich mit der Zeit wieder ein conisches sackartiges Gebilde nach abwärts senkt, um in der Bahn oder neben der Bahn de> ersten Kegels ebenfalls langsam herabzusteigen.

Weini die Temperaturditt'erenzen keine l>edeutenilen >iiid, so kann dieser Vorgang mehrere Stunden in Anspruch nehmen.

Für die Untt»rsuchung der Vorgänge im Innern der Wassermasse ist es vortheilhaft, ni*r sehr kleine Farbnieugeii in Anwendung zu bringen und schadet es keineswegs, wenn diese so gering sind, dass der auf der Flüssigkeit ausgebreitete Tro])fen den itand der Oberfläche nicht mehr erreicht.

Anders wenn man die Strahlenfigur auf der Oberfläche rein und schön erhalten will, dann ist ein Adhäriren der Farbe am Glase unerlässlich.

Man erhält zwar auch in dem ersteren Falle einen

W. tK Besold: (fehtsr eine neue Art ihjm CfpKäitiowtfUjurcn, S^t^

ihligen Stern , aber die Sinihlün on^icheiiiefi alädutm nur le Schattejwtreifen in tnüem nach der Peripherie za ver- rttschenen Felde und nicht entfernt so scharf und deutlich wenn sde durch die am Glase eni porgezogenen und dann ilnüÜig wieder herahrinkenden und dem Mittelpunkte der VttJwserflüehe zmströnienden f'arbmengeT» gebildet werden, Soll dieses Adhäriren am Glase erfulgen , so hat man durch passende lieinigung des Glases ^ehon vorher dafür jrge au tragen , dasa die Adhäsion zwischen Wiusser «nd filas eine sehr vollkunmione sei, wovon man sich schon durch lie blosse Betrachtung der Grenzlinie von Glan und Wasser rieht überzeugen kann.

Nach dieser Einschaltung wollen wir nun zu der Be-

rat^htiuig der Versuche zurückkehren , und vor Allem jene

kennen lernen, welche deu Beweis lietern , da^s wir in den

zu l>esprechenden Eracheinuugen wirklich nur ein Bild der

knvegungen zu erblicken haben , welche in dem Wasser

^urch Teniperaturdiffereuzen erzeugt werden.

Dies geht aus den Ibigenden Versuchen herTor: !• Ist die Temperatur des Wassern hoher als jene der hngebung, so gibt es im Inneni keinen absteigenden Strom, ["hatisilchlicli bildet sich in einem solchen Falle auch der te Stamm im Innern nicht und ebensowenig die Sfcnthlen- an der OI)ertläche, Die Farbe liegibt sich alsdann von er Mitte dieser FUiche nach der Peripherie und steigt an BU Wandungen als dümier Mantel herab,

2* Ist das Wasser kühlfr als die umgebende Luft^ die

Wärmezufuhr aber eiui^eitig, sc» rückt der Sttimru nach der

kühleren Seite hin. Die Htrahlentigur wird defurmirt, jinloch

daas sie eine Syrametralaxe besitzt, welche in der Ebene

&r grössten und der geringsten Erwärmung liegt.

3- Die allerkleinste Einseitigkeit in der Wänuezufuhr üacht nich in dieser Himiicht bereits geltend. Die Aaa- inler Einstrahlung durch ein mehrere Meter entferntes Fenster

364 Sitzung der mathrphys. CAasse com 5, Juli 1884.

genügt, um die Figur zu orientiren und den absteigenden 3tamm aus der geometrischen Axe des Glases zu venlrangen.

Ein Glas voll Eiswasser macht die durch Strahlung be- dingte Abkühlung auf mehrere Decimeter hin geltend.

Eine Gasflamme endlich wirkt noch in beträchtlicher Ent- fernung stark genug, um den absteigenden Strom ganz nach der abgewendeten Seite des Glases hinzudrängen. In diesem Falle zeigen sich auf der Oberfläche nun parallele Streifen, während die farbige Flüssigkeit an der kühlen Seite in Ge- stalt eines mit Fransen behangeneu Tuches herabsinkt.

4. Hat das Gefäss keinen kreisförmigen Querschnitt^ so findet die Erwärmung an stärker gekr{immten Stellen rascher statt, als an den minder gekrümmten und muss an solchen Stellen der aufsteigende Strom lebhafter werden.

Dass dies thatsächlich der Fall ist, übersieht man sehr gut bei Anwendung eines Gefässes mit quadratischem Quer^ schnitte und abgerundeten Kanten.

In einem solchen Gefässe zeigen die Strahlen (Fig. 3) keinen so einfachen Verlauf als man wohl erwarten sollte, sondern sie haben \Veiidej)unkte , die wie man leicht sieht einfach davon herrühren , dass an den KanU»n starker auf- steigende Ströme vorhanden sind , welche die Strahlen dort auseinander drängen.

5. Den Einfluss solcher stärker aufsteigenden Strome sieht man sehr deutlich , wenn man die Erwännun^ l>e- schleunigt. Stellt man z. B. ein Becherglas voll Wjiü^er wie es aus dem Brunnen konnnt d. h. von der Tem]»eratur dts j^ewöhnlichen Trinkwassers in ein niedriges Gefäss, das mit liiuwarniem Wasser von etwa 1^0" gefüllt ist, so wird der au der Wand aufsteigende Strom viel zu lebhaft , als dass die Ausbildung einer Stralilenligur wie Fig. 1 noch möglich wäre. Es theilt sich vielmehr alsdann dius ganze Gefä.ss in etwa i\ bis S Fächer, deren jedes für sich seinen eigenen Krei-^ laut' hat und die nun eine gemeinschatUiche Axe U'>il/«'n.

W. V. Bezahl: lieber eine neue Art von CoMsionsfiguren. 305

6. Besonders hübsch ist der Versuch, wenn man zuerst eine gleichseitige Erwärmung einleitet, wie sie sich einfach durch den Einfluss der wärmeren Zimmerluft auf kälteres Wasser bildet und wenn man alsdann plötzlich eine einseitige Erwärmung eintreten lässt. Gesetzt es habe sich der Fig. 4 versinnlichte Zustand ausgebildet, so genügt eine kurze Be- rührung mit der warmen Hand, um diesen Zustand zu stören, den starken Stamm zur Seite zu biegen und jenes Bild zu erhalten, wie es in Fig. 5 wiedergegeben ist.

Diese Versuche mögen hinreichen, um die Ueberzeugung zu erwecken, dtiss man es hier thatsächlich mit Strömungen zu thun hat, die durch die Erwärmung und Abkühlung hervorgerufen werden und dass die BeschaflFenheit der Farbe, welche gewissermassen als Reagens für diese Ströme gilt, nur in zweiter Linie in Betracht kommt.

Ganz gleichgiltig ist sie jedoch durchaus nicht, nimmt man z. B. an Stelle der hektographischen Tinte sogenannte Alizarincopirtinte , so erhält man anstatt der aus gröberen, radspeichenartigen Strahlen zusammengesetzten Figur eine andere, die aus vielen ganz feinen Strahlen besteht, die unter sich wieder gruppenweise zu Blättern vereinigt sind, wie es in Fig. 2 versinnlicht ist.

Auch die Fäden im Innern zeigen einen etwas anderen Charakter insbesondere eigenartig gestaltete Köpfe, je nach der Art der in Anwendung gebrachten Flüssigkeit.

Im Grossen und Ganzen aber bleiben die Erscheinungen doch dieselben , vor Allem zeigen sie immer jene enorme Empfindlichkeit gegen thermische Einflüsse, so dass sie sich zu Versuchen über Wärmestrahlung als empfindliches Thermoskop benutzen lassen, und besonders bei Vorlesungen in vielenFällen nnit Vortheil an die Stelle der Thermosäule treten können.

366

Herr Voit legt eine in seinem Laboratorium von Herrn Privatdozenteu Dr. M. Rubner au^igeführte Abhandlung vor:

^üeber calorimetrische Untersuchungen/

Die Kenntniss der Verbrennungswärme jener Stoffe, welche für die Physiologie der thierischen Wärme von grosser Bedeutung sind, hatte erst eine ausgedehnte Berei- cherung erfahren, als Frankland mit einem von ThompsoD angegebenen Calorimeter Bestimmungen des Kraftvorraths der Nahningsstoffe und einiger im Körper vorkommender Zorsetzungsprodukte des Ei weisses (Harnstoff, Hsimsaure)') ausgeführt hatte. Das Vorfahren besteht kurz in folgond^'Ui:

Die Sii])stanz wird mit einer entsprechenden Meng«» von (/lOjK und Braunstein gemischt und sozusagen mit fost^^ni <^ verbrannt.

Diese Versuche Franklands haben die Anschauung riWr die Kr.'l'tvorriithe ehizehier Nahrungsstoffe entschieden tf»- lordert und namentlic^h die Frage, ob EiweisskörjMfr in «1«=^ Kegel die ausschliessliche (iuelle der Muskelkraft sein können, mit entscheiden helfen.

Doch sind nah(»zu 20 Jahre vergangen, ehe von anderer Seitt» mit der nämlichen Methode gearbeitet wonlen ist.

ll Irrthüinlicher WiMHe wird /.uiiuM.st die ^.inze llippur'^ruirv ;fca*ii als ein Stott", w»*lthe mit dein Harnstoff und der llaru<iiirv irl»*i- h- zeitig (also als Al»fallspro<Inikt des KiweisAex) zu nennt*n i»t, an

Bubtier: Caiorwiffn^rh, ( 'utrrsurhKftitftt.

S67

Endlich hat daüii Stohmanu die.selhe wieder aufgegriifeji und berechtigte Einwände gegen die iirsprfnigliche Aujsfdh- nmg von Frankland gemacht. Einen Hauptfehler wollte er in dem Mangel einer Kontrole für die völlige Zersetzung der Substanzen sehen und er schlug vor, bei jeder Verbrennung unmitt(dl>ar zu be^tininten, wie viel Chlorkalium in Lösung gangen sei, und nach einigen Stunden dureh eine zweite Pitrirung zu erweisen, dass wirklich allt's ClOj K in CIK Öhergegangen ^4ei, d. h. die Verbrennung eine völlige wäre. Ein weit4?rer Einwand Stohmanns war dann der, dass die Wandungen de« Cu-Cylinders theilweise mit (zu CuO) ver- brannten und dass namentlich N-haltige Stoffe ohne beson- dere Vorsicht.sniaa*<8 regeln nicht völlig in die Endprodukte OH,, CO^ und N zn verbrennen seien, sondern das8 auch O-haltige N-V»*rbindungen aufträten.

Dien sind Fehler, welche in jedem einzelnen Ver- buche Ton verschiedener GrÖ8se waren und deren Eiufluss auf da.s Endresultat sich nicht einmal nachträglich schätzen lies». Sie fallen nicht alle in die^ielbe Richtung. Die Resultate w^irden zu hoch:

1. durch die Verbrennung des Cu der Patrone,

2. durch die nicht völlige Lösung des C'hlorkalinms, welches ja die Endteniperutur hätte erniedrigen müssen, wenn es sich gelöst hätte,

3. bei N-haltigen Stoffen durch gewisse OxydationMufen des N und die Bildung von Cu-Salz.

Zu niedrig wurden die Resultate :

1. durch die Un Vollständigkeit der Verbrennungen,

2. durch die als Gas entweichende UntersaIpet-<_^r.Häure. Diesen hier gemachten Einwänden begegnete Stohmann

durch bt«timmte Mmlifikationen der Methode: In jedem ein- 2«lnen Verbuche wurde das in Lösung gegangene CIK be.siimmt, und einige Stimden nach der Verbrennung geschah durch emeut4? Titration der Nachweis der völligen Zersetzung

308 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1684.

des ClOgK und somit der Nachweis der kompleten Zersetzung der Substanz; ausserdem ist an Stelle einer Kupferpatrone eine solche von Platin zur Anwendung gekommen. Die Bildung von Oxydationsstufen des N aber soll durch Zusatz von N-freien Stoffen hoher Verbrennungswärme und Ver- langsamung der Verbrennung durch Bimstein vermieden werden können.

Stohmanns Schüler Rechenberg hat mit dieser modi- fizirten Methode Franklands viele Bestimmungen an N-freien Körpern ausgeführt, wobei sich höhere Zahlen als bei Frank- land ergaben; so fand z. B. Frankland für 1 gr Starke 4010 cjil, Itechenberg 4470, also + ll,<5'*/n; noch gnl^wer ist die Differenz bei Rohrzucker, niimlich 3348 nach Frank- land, 4173 nach Rechenberg, also + 20 ^/o.

Danilewsky hat bald nach Rechenberg Versuche mitge- theilt, welche anscheinend nach denselben Regeln wie die Rechenberg'schen ausgeführt sind. Er hat für Fett, für einige Eiweisskörper und den Harnstoff Werthe angegeben, welche ebenso wie die Rechenbergs für die N-freien Sul>- stanzen lii*)her waren, als die ursprünglichen FrankIatHrsch»Mi. OchsiMifett lieferte nach Fninkland OOtiO cal, na<th Dani- lewsky 0r»8<), = -f <),7<>/o, Hamst^»ff 220<i nach Fninkland, 2537 nach Danilewsky, also -j~ 1»">,0^/«.

Es konnk* nach diesen Versuchen also als entschie<len U^ . trachtet werden, ditss die Fehler in der Meth<Hlik Franklands s<» fi«»len, diLss seine Wiirthe im Allgemeinen zu niedrig wurden.

Ich hatte nun an Thieren die Vertretungswerthe der einzelnen organischen Nahrungsstoffe untersucht und es stellt»* sich, wit» früher in diesen Berichten mitgetheilt worden ist, heraus, dass die direkt am 1'hier gewonnenen Zahlen und diejenigen, welche man erhält, wenn man Nahningsst^iffe gleichen Sj)annkratlinhalt^ vergleicht, nahezu idimtisch sind, d. h. dass sich eben die Nahrungsstoffe nach ihren Ver- brennungswiirmen V(»rtret<»n.

Btdbner: Cnlorimetrische Unternnchunffen,

3Cfi

Eine ganz völlige üebereinsfeimmung bestand allerdingj^ nicht, allriu dw Differenzen lietrugen nur 5 ^ja, m dm>^ man aUo bei der Schwierigkeit der Untersuchimg mit diesem He^mltate im höchsten Grad befnedigt sein konate.

Während für Stärke, Rohrzucker, Traubenzucker, sowie ftlr das Fett direkte Bestimmungen der Verbrennungswärme vorlagen, konnte leider die Verbren nungs wärme des Fleisches, das als hauptsächlichüter Reprä.sentant der Eiweisskorper ge- füttert worden war, nur unvollkommen berechnet werden, weil keine Bestimmungen der Verbrennungswärme de8 Pleisch- eiweiiäes vorlagen ; es schien almr die Berechtigung nach den vorliegenden Zahlen Danilewsky« zu rechnen tun so zu- läsgiger, als die Werthe der von ihm untersuchten thieiischen Eiweisskörper nur wenig unter einander abweichen.

Bei genauer Durchsicht der ealorimetrischen Literatur und der Versuche Danilewßkys, dessen Zahlen ich für das Fett, filr Harnstoff untl die EiweisskÖrper benfitzt habe , musste ich mich überzeugen, dans eine erneute calorimetrische Unter- suchung der von Danilewsky angegebenen Werthe nicht zu umgehen war* Die Zahlen Danilewskys zeigen nämlich bei vielen Stoffen so bedeutende Differenzen in den Einzel besHm- mnngen, dass man zur Annahme gezwungen war, es handle sich dabei zum Theil imi unvollständige Verbrennungen.

So «. B* finden sich in den Einzelbestinunungen bei 'Eiwei!«kör|>ern 5"/o, bei Peptou 8'^/o, bei Fett <»^'/^, bei Harn- «t^iff aber 17 ^jf^ Differenzen, Die Differenzen sind so gross, dusB selbst die alten Frankland 'sehen Werthe viel überein- stimmender waren, denn dieser fand bei ( >chsenmu8kel 1 **/n, Ol Harnsäure 2**/'*, bei Harnstoff 8 ^/r, Unterschied zwischen mm and Maximum.

Ich halie mich daher veranlasst gesehen, direkte Ver- suche Ober die Verbrenn ungswänne der in Frage kommenden Stoffe anzustellen, namentlich aber auch die Verbrenuungs- wärrae der Pleischeiweiösikörper in Tntersuchung xn nehmen. (18»4. Math,-phj». CK SJ U

370 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5, Juli 1884,

Wenn nun auch angenommen werden muss, dass die Zahlen Danilewskys nicht exakt sind, so ändern sich die Werthe doch nicht dergestalt, dass an meiner früher gezogenen Schluss- folgerung etwas zu ändern wäre.

Allein die Thierversuche sind so genau und exakt an- zustellen, dass eine grössere Genauigkeit auf Seite der calori- metrischen Methode gefordert werden muss, als Danilewskys Zahlen darstellen.

Bei meinen calorinietrischen Versuchen bin ich nun im Wesentlichen so verfahren , wie Stohmann und Rechenberg angegeben haben. Es sei daher in Folgendem nur die Ver- schiedenheit in ihrem und meinem Verfahren hervorgehoben, nicht aber das Gemeinsame angegeben. Die ursprünglich von Franklaud empfohlene kupferne Taucherglocke ist bei- behalten worden. Die von Stohmann empfohlene Platin- patrone, die ich herstellen Hess, habe ich nur bei meinen ersten Bestimmungen angewendet.

Die Platinhtilse hat nämlich verachieclene rnbequem- lichkeiten. Die Oeffnuiigen müssen bei jedem Verssuche mit Papierblättcheii verklebt werden, wjis eine Correctur des End- resultates bedingt, die Schichtung in der Hülse ist unki»ntn>- lirbar, diis Einführen des Zündfadens, besonders bei kleinen Mengen von Su])stanz, ist erschwert, das Anzünden unbe- quem , da.s Verfolgen des Funkens der glimmenden Zünd- schnur schwierig; es ist ferner unvermei<llich , dass v<m der glimmenden Zündschnur Wärme an die Platinhülse abge- gel)en wird , dass sich namentlich lx»i ZiLsatz von Biiiist^in sehlackenartige Massen während der Verbrennung biMeu, welche den Gasen den Austritt nicht gestatten, winlunh daini hohe Gitöspamiung und endlich ein krätliger St^iss erfolgt, lx?i welchem in der Kegel etwas unzersetzte Substanz mit herausgeschleudert wird.

Alle diese rnannehmlichkeiteii umgeht mau, wenn an

lit^ner: Ciüanmetrhche Unter)tHchuti{fen.

Stelle des Plfttincy linders diloiiwaiidige Glascylinder y.ur Aul- iijihine der Substanz; verwendet werden.

Ich lasse sie in verschiedenen Weiten herstellen (je nach »der Menge des zuzusetzenden Bimsteins). Die GlascyÜnder chneidet mmi sieh nach vor Verblendung mit einem Dia- manten (von der inneren Wandung aus) gehörig zu. Die Olascylinder werden durch eine am Boden des Mis<:.hers an- gebrachte höchst einfache Vorrichtung gehalten. Ein Messing- blechcylinder wird aufgeschnitten und dann mit Erhaltung eines 1 cm hoheu Randes drei nicht zu hohe Zinken ausge- schnitten. In dem reiffijrniigen Ansatz des Mischers bekömmt dann dieser seinen Halt. Der reifformige Ansatz ist durch- bohrt und besitzt eine Schraube, welche auf den Rand des die Zinken tragendeu Messingcylinders drückt und diese be- liebig verstellen lässt. Von den Zinken wird die Glasröhre mit der Verbrennungsmischung gehalten, damit sie aber nicht «wischen denselben bis zum Boden de* Mischera hinabgleite denn gar zu fest dfirlen die Zinken das Ghis nicht fassen »teilt man einen kleinen Messingcylinder von 1 cm Höhe in den von den Zinken begrenzten Raum. Auf eraterem ruht alsdann die Kuppe des (ilascyliuders.

Ich habe niemals beobachtet, da^s, wie man etwa denken kömiie, ein Glasstück des Cylinders abspringt und dadurch der VersiJch missüngt, vielmehr schreitet das ^^chmelzen des Glaae»i gerade so fort, wie die \^erbrenuung der Substanz; ergeben sieh irgendwie Widerstände für das Entweichen der GojKe, m bildet sicli in dem schmelzenden Ola^e eine Blase, welche platzt, und so ohne einen Stoss zu erzeugen den Gasen den Austritt gestattet. Bei dem Zutretenlassen von Wasser zcriallt das Glas meistens in ganz kleine Stücke, so daaft der Lösnmg des Chlorkaliums ni<!ht!? im Wege steht.

8tf»hmj*nn Init munentlich darauf aufmerksam gemacht,

N-haltige Körper nur schwierig vollständig in CO,, OH, und N verbrennen, immer entsteht auch Geruch viin

372 Sitzung der mathrphys. Classfi vom 5. Juli 1h84.

Untersalpetersäure. Er meinte, wenn man den N-haltigen Stoffen N-freie StoflFe hohen Wärmewerthes zusetze, z. B. Anthrachinon oder Naphtalin, und wenn man namentlich nur geringe Substanzmengen verbrenne, Bimstein zusetze und die Verbrennung sehr verlangsame, so Hesse sich dieser üebelstand vermeiden.

Ich habe mich nun durch Versuche überzeugt, daas man thatsächlich durch Stohmanns Verfahren die Verbren- nung so leiten kann, dass kein Geruch nach NO, mehr auf- tritt. Dagegen ist aber der Schluss Stohmanns, dass man dann, wenn die entweichenden Gase nicht mehr nach Unter- salpetersäure riechen, auch überhaupt die Bildung von Oxy- dationsstufen des N vermieden habe, ganz streng genommen nicht richtig.

Wie ich nachzuweisen in der Lage war, wird jederzeit auch bei Verbrennung N-freier Körper etwas salpetrige Säure und Salpetersäure gebildet. Diese Anfangs paradox erschein- ende Thatsache findet ihre Erklärung darin, dass der in der Taucherglocke und zwischen den Theilchen der Verbren- nungsniirfchung befindliche atniospb arische N zum Theil oxy- dirt wird, Untersalpetersäure bildet, die dann im Wa^^ser in NOjH und NOjH zerfällt. Auch bei Verbrennung von N-freien Stoffen finden sich Spuren von Cu im Calorimeter- wasser gelöst.

Die Bildung von Oxydationsstnfen des N bei Verbren- nung N-freier Stoffe ist ganz gering, und kommt für die Berechnung des Verbrennungswerthes der Sulwtanz nicht in Betracht, aber es ist von theoretischem Interesse, dass sie doch einmal besteht.

Es ist demgemäss also auch begreiflich, warum uieniat bei N-lialtigen Stofi'en eine glatte Zersetzung v<m CO,, OH, und N getroffen winl. Unter den v(»n Stohmann angege- benen Verhältnissen ist die Bildung von Oxydationsstufen des N äusserst gering.

Hühner: Calorimetrische Untenuchumjeu. «573

In meinen Versuchen ist bei jeder einzelnen Substimz untersucht worden, wie viel von Oxydationsprodukten des N auftritt.

Während der Verbrennung bildet sich bei der hohen Temperatur und dem O-Ueberschuss zuerst Untersalpetersäure, welche wie bekannt von Wasser leicht absorbirt wird. Im Wasser selbst zerfällt sie in NO^H und NO3H. Letzteres greift dann die Kupferwand der Taucherglocke*) an. Die Resultate der Verbrennung N-haltiger Körper werden durch diese Processe modifizirt. Die Oxydation des Cu zu (NO,), Cu erzeugt eine positive Wärmetönung, dessgleichen die Bildung gelöster NO3H; die Bildung gelöster NO jH erfolgt dagegen unter schwacher Wärmeabsorption. Da man nun im All- gemeinen die Verbrennung so leitet, dass kein Geruch nach Untersalpetersäure auftritt, kann man durch Bestimmung des gelösten Cu, der NO^H und NO3H den Correctionswerth herstellen.

Ich habe mich durch Controlversuche überzeugt, dass dann, wenn durch den Genich keine Untersalpetersäure nach- zuweisen ist, wirklich die Menge der gebildeten Oxydations- stufen des N sich durch die alleinige Untersuchung des Calorimeterwa&sers ausführen lässt.

Zur Ermittlung dieser Thatsache wurde von dem Calori- meterwasser ein Theil sofort nach der Verbrennung mit Barytwasser bis zur deutlich alkalischen Reaktion versetzt, dann CO, eingeleitet, abfiltrirt, dtus Filtrat eingedampft und in einen kleinen Kolben gebracht. Zum weiteren Nachweis der NO3H + NOjH wurde das Schlösing'sche Verfahren ein- geschlagen. Die wie gesagt schon stark eingedampfte Flüs- sigkeit wurde noch weiter bis auf 8 10 cc. eingedickt. Die damit verknü])fte kräftige Dampfentwicklung reinigte den Ap- parat von dem 0 der Luft; sodann wurde die Flamme wegge-

1) Erst nach einigem Stehen wird Mangan gelöst.

376 Sitzung der math.-jfhys, Classe com 5. Juli 1884,

Eine richtige Bestimmung der Verbrennungswämie der Eiweisskörper im Thierorganismus setzt also voraus die Kennt- niss der Verbrennungswänne des Eiweisses, sowie die von Koth und Harn also die der Abfallprodukte, wie man die beiden letzteren nennen könnte.

Schwierigkeiten setzte der Untersuchung die leichte Zer- setzbarkeit des Harnes l)eim Trocknen entgegen. Jeder Harn je nach dem Salzgehalt mehr oder weniger zersetzt sich bekanntlich unter Abgabe von CO^ und NH,. Das Trocknen unter der Luftpumpe ist bei gr()Siiieren Hammengen undurchführbar. Ich habe daher stets eine grössere Menge Harns einfach auf Bimstein getrocknet, eine kleine dagegen im wasserfreien Luftstrom mit vorgelegter SO^H, zur Ab- sorption von NHj.

Was die grössere Portion zu wenig an Gewicht gab, konnte nur als zersetzter Harnstoff gerechnet werden. ,

Rs niusste also auch die Verbrennungswärrae des Cr bestimmt werden. Dieselbe wurde auf zwei Wegen ausge- führt. Zunächst geschah sie mit der Frankland'schen Me- thode, Wobei ich gleich bemerken kann, das« derartige Tn- regelniässigkeiten, wie bei den Zahlen Danilewskys, nicht auf- getreten sind, Minimum und Maximum differiren mir um 2,7**/«.

Dann schien es mir nothwendig, die erhaltenen Werthe auf einem völh'g von diesem verschiedenen Wege zu kon- troliren.

Der Harnstoff zersetzt sich bekanntlich mit Br<)K nach der Gleichung

CON,H^ + :^Br()K =('(), -r 2HjO t-2N; es ist diess also, wenn man h) sag(»n will, eine Verbrennunir auf nassem We^e. Jeder einfache Vorversuch ül>erzeugt, dass die Ueaktion in der That unt<»r l»edeutender Wänue- ent Wicklung verläuft.

Ich hai>e mir daher ein pivssendtvs Cah)rimet4*r herge- stellt, welelies mit Bromlauge gefüllt wurde. Die .*<|Hrzitische

Rubner: Calorimetrische Untersuchungen, 377

Wärme meiner Bromlauge ist durch eigene Versuche be- stimmt. Nicht aller Harnstoff wird bei dieser Reaktion zer- setzt. Man muss also aus der Gasentwicklung berechnen, wie viel Harnstoff zerlegt worden ist.

Der Ablauf des Processes ist nothweudig ein ganz anderer als im Frankland'schen Calorimeter. Die direkt gefundene Wärmemenge gibt nicht unmittelbar die Verbrennungswärme des Harnstoffe, sondern eine viel höhere Zahl.

Bei der Zersetzung von BrOK zu BrK wird ebenso wie bei Zersetzung von ClOjK zu CIK + 30 Wärme frei, welche «iVh aus folgenden Gleichungen ergibt.

3Br, + 3K,0 = 3BrOK + 3BrK = 57600 cal und 3Br, + 3K,0 = 30 + 6BrK = 74400 caJ demnach + 30 = 16800 cal.

Dieser Wärmewerth muss demnach nach Maassgabe des bei der Reaktion verbrauchten 0 berücksichtigt werden.

Bei der Zerlegung mit BrOK tritt aber ferner dadurch, dass sämmtliche CO, von der Kalilauge absorbirt wird, gleich- falls zu viel Wärme auf. Ausserdem bleibt sonach zu berück- sichtigen, dass die Verbrennungs wärme mit BrOK mit ge- löstem Harnstoff ausgeführt wurde , demnach um die bei der Lösung erfolgte Wärmebindung zu hoch erscheinen musste.

Berücksichtigt mau aber

1. die Zersetzungswärme des BrOK,

2. die Neutralisationswärme der CO,,

3. die Lösungswärme der Ür,

so erhält man Resultate, die mit den im Frankland'schen Calorimeter gefundenen sehr wohl übereinstimmen.

Die Verbrennungswärme des Harns, der auf Bimstein getrocknet war, machte in den meisten Fällen keine beson- deren Schwierigkeiten, dessgleichen bietet der Koth zu wei- tereu Bemerkungen keinen Anlass.

378 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5. Jtdi 1884.

Die Verbrennungswärme des Eiweisses im Thierkörper ergibt sich sonach

1. aus der direkten Beobachtung der Verbrennungs- wärme des trocknen Eiweisses (auch hier muss in eigenen Versuchen die Wärmetönung durch das Quellen im Wasser bestimmt werden),

2. aus den Abfallprodukten

a) dem auf Bimstein getrockneten Harn,

b) dem bei der Trocknung zersetzten Harnstoff,

c) der Verbrennungswärme des Kothes.

Ebenso wie die Verbrennungswärme des Fleischeiweisses ist auch der effektive Werth des unveränderten Fleisches, sowie der bei Hunger auftretenden Abfallprodukte bestimmt worden.

Im Verlauf der experimentellen Arbeit habe ich immer Gelegenheit gehabt, mich aufs Allerbestimmteste davon zu überzeugen, dass die Zahlen Danilewsky's sich auf unvoll- kommene Versuche beziehen.

379

Yerzeichnlss der eingelaufenen Druckschriften.

(Januar bis Juni 1884.)

Van der K. Akademie der Wissenschaflen in Amsterdam:

Verbandelingen. Afd. Natuurkunde. Deel 23.

Yerslagen en Mededeelingen. Afd. Natuurkunde. Deel 18.

Von der Socieie d^etudes seientifiques in Angers: Bulletin XIP u. XIU* annees 1882—1883. 1884. 8^

Vom naturhistorischen Verein in Augsburg: 27. Bericht 1883. 1883. 8^

Von der Johns Ilopkins UnivcrsUy in Baltimore:

American Chemical Journal. Vol. 6. 1884. 8^. American Journal of Mathematics. Vol. VI. 1883. 4®.

Von der deutschen cfiemischen Gesdlscfurfl %n Berlin: Berichte. 17. Jahrgang. 1884. S».

Vofi der medicinischen Gesellschafl in Berlin: Verhandlungen. Bd. XIV. 1884. 8».

380 Einsendungen vofi Druckschriften.

Von der physikalischen Gesellschaft in Berlin:

Die Portschritte der Physik im Jahre 1880. XXX VI. Jahrg. 1883. 8^

Von der Redaktion der Zeitschrift für Instrumenicnkuniic in Berlin:

Zeitschrift für Instramentenkunde 1884. 1884. S^.

Vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin:

Garten-Zeitung. Jahrgang 1883. 1883. 8«. Verzeichniss der Mitglieder. 1884. 8®.

Von der naturforschenden Gesellschaft in Bern: Mittheilungen 1883. 1883. 8^

Von der Phüosophical Society in Birmingham: Proceedings. Vol. III. 1882—83. 8^

Von der Socittc de glographic conimcrciaU in Bordeatw : Bulletin 1884. 1884. 8^

Von der Socictr Linneennc in Bordeaux: Actes. Vol. 36. 1882. 8».

Von der Boston Society of Natural llistory in Boston : Proceedings. Vol. XXII. 1883. 8».

Vom natiO' forschenden Verein in Brunn: Verhandlungen. Bd. XXI. 1883. H\

Von der Academie de medecine in Brüssel: Bulletin. Annee 1884. Tom. 18. 1884. 80.

Einsendungen van Druckschriften, 381

Von der Sociäe entomologique in Brüssel: Annale«. Tom. 27. 1883. 8«.

Vom Geological Survey Office in Cäleuän:

Memoirs. Vol. XXII. 1883. 4».

Records. Vol. XVI. 1882—83. 4«.

Palaeontologia Indica. Serie X, XII, XIII. 1882—83. Fol.

Records. Vol. XVII. 1884. 8».

Vom Mäeorological Department of the Government of India in CälcuUa:

Report on the Meteorology of India in 1881, by Henry P. Blan-

ford. VIP year. 1883. Fol. Report of the Administration 1882—83. 1883. Fol.

Vom Musetim of Comparative Zoology in Cambridge, Mass.:

Annual Report of the Curator for 1882 83. 1883. 8«. Memoirs. Vol. X. 1883. 40.

Von der American Medical Association in Chicago: Journal. Vol. II. 1883—84. 8».

Vofi der Kgl, Norwegischen Universität in Christiania:

Etudes sur les mouvements de Tatmosph^re par C. M. Guld- berg et H. Mohn. Partie II. 1880. 4«.

Krystallographisk - chemiske Undersögelser af Th. Hioridahl. 1881. 40.

Silurfossiler af Hans H. Reusch. 1882. 4^.

Die silurischen Etagen 2 und 3 von W. C. Brögger. 1882. 8<>.

Die Anämie von L. Laache. 1883. 8^.

Archiv for Mathematik og Naturvidenskab. Bd. 6, 7, 8. 1881 bis 1883. 80.

382 Einsendungen von Druckschriften,

Von der Norske Gradmaalings-Kommission in Christian in: Vandstands observationer. 2 Hefte. 1883. 4®.

Vom Ohservatory in Cincinnaii: Publications. 7. Observations of Comets 1880-82. 1883. 8^

Von der Äcademia narional de ciencias in Cardoba (Rep. Ärgeni.):

Actas. Vol. V. Buenos-Aires. 1884. 4*.

Boletin. Vol. II. Cördoba & Buenos-Aires. 1875 82. 8*».

Boletin. Vol. VI. Buenos-Aires. 1884. 8«.

Von der Union geographique du Nord de la Frnnrr in Douni:

Bulletin 5* annee 1884. 8^.

Vom Verein für Erdkunde in Dresden: 18.— 20. Jahresbericbt. 1883. S^,

Von der Gesellschaft PoUichia in Dürkheim n, d. IL: XL.- XLII Jahresbericht. 1884. 8«.

Von der Botnnical Society in Kdinburgh : Transactions and Proceedings. Vol. XV. 1884. 8«.

Von der naturforschenden Oesellschafl in Emden: 68. Jahresbericht 1882/83. 1884. 8«.

Von der physikalisch-medicinischen Soeieiat in Erlangen: Sit/ungbbcrichte. 15. Heft. 1883. 8«.

Einsendungen von Druckschriften. 383

Voii der Senckevhergisclhen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a,\M.:

Bericht 1882—83. 1883. 8^.

Von der Thurgauischen naturforsch, GesellscJiaft in Frauenfeld: MittheiluDgeo. Heft 5, 6. 1882—84. 8«.

Von der SociH^ de physigue et d'histoire naturelle in Genf: Mömoires. Tom. 28. 1882—1883. 4«.

Von der Sternwarte in Genf:

Resume mötöorologique de TanDÖe 1882 pour Oendve et 1e Grand Baint-Beroard par A. KammermanD. 1883. 8^.

Von der Natuurwetenschappelijh Genootschap in Gent: Natura. Maandschrift. Jahrgang II. 1884. 8^.

Vom Universüy Ohservatory in Glasgow:

Catalogue of 6415 Stars for de Epoch 1870 by Robert Grant. 1883. 40.

Vom naturwissenschaftlichen Verein für Steiermark in Graz: Mittheilungen. Heft XX. Jahrgang 1883. 1884. 8".

Von der Redaktion des Archivs der Mathemaiik und Physik in CrreifswcUd:

Archiv der Mathematik und Physik. II. Reihe. Theil I. Leipzig 1884. 8^

Vom naturwissenschaftlichen Verein von Neu- Vorpommern und Rügen in Greifswald:

Mittheilungen. 15. Jahrgang. Berlin 1884. 8^.

y ^

384 Einsendungen von Druckschriften,

Voti der K, Niederländ. Regierung im Haag (durch die Gesandtschaft in Berlin) :

Description geologique et topographique d^ane partie de la c6t« d*ouest de Sumatra par ring^niear auz Indes Nöer-Iao- daises R. D. M. Verbeek. Amsterdam 1883. Fol. Atlas.

Topograph, en geologische Beschrijving van Sumatra*8 Westkust door R. D. M. Verbeek. Batavia 1883. 8".

Von der Kaiserlich Leopoldino-CaroUnischen D. Akademie der Naturforscher in Halle:

Leopoldina Heft XX. 1884. 4«.

Vom naturwi3sensc9iafüichen Verein für Sachsen und nwringen in^ Halle a./Ä:

Zeitschrift fttr Naturwissenschaften. Bd. LVII. 1884. 8^.

Von der Gesellschaft der WissenscMften in Helsingfors: Observntions meteorologiques. •Vol. VIII. Annee 1880. 1883. 8**.

Vom naiurwisscnsrhnfth mcdicin. Verein in Innshrurk : Berichte. XIII. Jahrgang 1882/83. 1883. 8«.

Vcmi naturhistorisrhen Ltmdcsmuseum Klage n f urt :

Jahrimch. Heft XVI. 1884. 8^

Bericht über die Wirksamkeit des Landesmuseums 1883. \

1884. 8^ Diaj^ramino der mahnet, und meteoioloj^'ischen I?coba<htun;:eii /u

Kliigf.'nfurt von F. Seeland. Dezember 1882 bis November

1883. Fol.

Von der K. K. Akademie der Wissenschaften in Krakan :

PamiQtnik przyrod. Tom. 8. 1883. 4". Rozprawy przyrod. Tom. 10. 1883. 8^.

Einsendungen von Druckschriften, 385

Fizyjografija. Tom. 17. 1883. 8«. Pomniki prawne. Tom. 7^ 1882. 4«. KorzoD. Tom. 2. 1883. Zebrawski, Stownik technolog. 1883. 8^. Antropol. Tom. 7. 1883. 8^^.

Von der Sociäe Vaudoise des sciences naturelles in Lausanne: Bulletin. 2. Sörie. Vol. XIX, Nr. 89. 1883. S^.

Van der k. SäcJ^s. Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig: Berichte: Mathematisch-physische Glasse 1882. 1883. 8®.

Vom Verein für Erdkunde in Leipzig: MittheiluDgen 1883. 1884. 8^.

Von der Ästronomischeti Gesellschaft in Leipzig:

Publicationen. Nr. XVH. 1883. 4». Vierteljahresschrift. 19. Jahrgang. 1884. 8'.

Von der naturforschenden Gesellschaft in Leipzig: Sitzungsberichte. 10. Jahrgang 1883. 1884. 8^.

Von der JB. Astronomicdt Society in London:

Monthly Notices. Vol. 44. 1883. 8". Memoirs. Vol. 47. 1882-83. 4«.

Von der Chemical Society in London: Journal 1884. 1884. 8«.

Von der Geological Society in London:

The quarterly Journal. Vol. XXXIX. 1883. 8«. List of the Fellows Nov. l^ 1883. 8«. 11884. Math.-phys. Gl. 2.] 25

3^0 EiM^ndmngen von DntclMkriftem.

V(fn der MedicaJ and chimrgkal SociHy im Lomdem : Transaction« II. Serie. Vol. 48. 1883. 8*.

Von der Zcdoffical Society im London: Catalo^e of the Library of the zoological Societr. 1384. $\

Von der Linnean Societif in London:

Journal. Zoology Vol. 17. Botany Vol. 20. 1882—8:^. S*. Proceediögs- Nov. 1880 lo June 1882. 1883. 8*. Lürt of the Members 1881, 1882. 1881—82. 8«.

Von der B. Microscopical Society in London :

Journal Ser. IL Vol. IV. 1884. 8«. List of FeUowü. 1884. 8<>.

Von der Socieie geologigue in Lüttich: Annales. Tom. IX. 1881—82. 8«.

Von der SociÜr dagriculturc in Lyon : Aonalcs, V. Serie tom. 5. 1882. 1883. S^.

Vom Meteorfßiof/ical Re})ortcr of the Government of Madras in Madras:

Administration Report for the yearb 1881 82 and 1882 to 83. 8«.

Vom llrale Istituio Lombardo di Seienze in Mailand: Atti dclla fondazione scientitica Cagnola. Vol. VII. 1882. J?'^

Vom 1{, Osscrratorio di Brera in Mailand: Pul.blicazioni No. XVH. 1884. 4^'.

Einsendungen von Druckschriften. 387

Vom Verein für NcUurkunde in Mannheim: Jahresbericht für die Jahre 1878—82. 1883. 8^.

Von der Boyal Society of Victoria in Melbourne (Äustr.): Transactions Vol. XIX. 1883. 8.

Vom Geologicai and Natural Uistory Survey of Canada in Montreal :

Report of Progress 1880—81-82. 1883. 8«.

Catalogue of Canadian Plant«, by J. Macoun. Part. I. 1883. 8".

Maps to accompany Report of Progress 1880—81—82. 1883. 8o.

Von der zoologischen Station in Neapel:

MittheiluDgen Band IV, Heft 4 und Band V. Leipzig 1883 bis 84. 8*^.

Vom North of England InstittUe of Engineers in Netccastle-

upon-Tyne:

Transactions Vol. 32 und 33. 1882—83. 8".

Von der Redaction des Ämeric. Journal of Science in New-Haven :

The American Journal of Science. Vol. XXVI. No. 153 160. 1883 84. 8"-

Von der Äcademy of Sciences in New- York: Transactions Vol. II. 1882—83. 8».

Von der Äfnerican chemical Society in New- York: Journal Vol. VI. 1884. 8«.

Von der American Geographical Society iu New- York: Bulletin. 1884. 8^.

388 Einsendungen con Drucksdiriflen.

Von der Societä Vendo-Trentina di scienze naturali in Padua: Bailetino. Tom. 3. 1884. 8«.

Von der Äcademie des sciences in Paris: Comptes rendus tom. 98. 1883—84. 8^

Von der tkole poltftechnique in Paris: Journal. 53* cahier. 1883. 4«.

Von der Äcademie de medednt in Paris: Bulletin 1884. 1884. 80.

Vom Museum d'histoire naturelle in Paris: Nouvelles Archives II. Serie Tom. 6. 1883. 4«.

Von der Societe d'anthropologie in Paris: Bulletins. Tom. VII. 1884. 8».

Von (kr Societe botauiqw: de France in Paris: Bulletin. Tom. 29 (1882) «fc 30 (1883). 8«.

Von der licdaction des Monitenr scientifiquc in Paria: Moniteur s<^^ientifique. 1884. 8".

Vom Bureau international des imds et mesures in I^irii*:

Travaux et Mumoires. Toni. 2. 1883. 4^^. Proces-verbaux des seanci'S de 1883. 1884. 8*».

Von der phtfuikalisck-chemischen (ieactlschaft an der kaiserlicMKn Universität in Petersburg:

Schurnal. Tom. 16. 1884. 8».

Einsendungen von Druckschriften, 389

Vom Botanischen Garten in St. Petersburg: Acta horti Petropolitani. Tom. Vm. 1883. 8».

Vom Comite gMogique in St. Petersburg:

Iswestija 1883. 1883. 8». Mömoires. Vol. I. 1883. 4'\

Vom physikalischen Centräl-ObservatofHum in St. Petersburg:

Annalen. Jahrgang 1882. 1883. 4^.

Repertorium für Meteorologie. Bd. VIII. 1883. 4^,

Von der American Philosophical Society in Philadelphia:

Transactions. New Series. Vol. XVI. 1882. 4^. Proceedings. Vol. XX k XXL No. 113 & 114. 1883. 8».

Von der R. Scuola normale superiore in Pisa: Annali. Della Serie Vol. VI (Scienze fisiche Vol. III). 1883. 8".

Von der Societä Toscana di sdenzc naturali in Pisa: Atti. Memoire Vol. VI. 1884. 8».

Von der k. ungarisclhcn Akademie der Wissenschaften in Pest

(Budapest) :

Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn von J. Fröhlich. Bd. I. Berlin 1883. 80.

Von der K. ungarischen geologischen Anstalt in Pest (Budapest)

Jahresbericht für 1882. 1883. 8®. Evkönyve. Bd. VII. 1884. 8». Földtani Közlöny. Bd. XIV. 1884. 8». Mittheilungen aus dem Jahrbuche. Bd. VII. 1884. 8^.

390 Einsendungen ran Dmckmkriften.

Vom Xaturforscher-Vertin in Riga: Korrespoodenzblatt. 1883. 8<>.

Vom Museu nacional in Rio dt Janeiro:

Guia da exposi^äo anthropologica Brazüeira. 1882. tt'\

Von der Accademia Poniificia dtf Xuovi Lincei in Rom: Atti. Anno XXXV. 1882. 4«.

Vom R, Comitato geologico in Rom: Bollettioo. Addo 1884. 8^.

Vofn Essex Institide in Salem, Mass:

Bulletin. Vol. 14. 1882. 8^.

Tbe North Shore of Massachusetts Bay, an illnstrated Guide by Benj. D. Hill and Wienfield S. Nevins. 1883. 8^

Von dir American Association for fhe advanccmtnt of scieno

in Sfdem:

Proceedings, 31'* Meeting at Montreal. Canada. August 1mS2.

1883. 8^

Von der naturicisscnschafü. GtscUscfuifl in Samt Galltn: Bericht über ihre Thätigkeit 1881/82. 188:}. S'».

Von der Academiß of Sciences in San Francisco (CaiifornuNf: Bulletin. 1881. Ö^

Vom Manischen Verein Irmischia in Sondershausen :

Ahhundlun^TfD. Heft III. 1883. 8*^. Irmischia. IV. Jahrg. 1884. 8«.

Ehniendungen ron Dmcl-ftchriftrit, 391

Von der Entomologkh Förening in Stockhohn: Entomologisk Tidskrift. Ärgang 4. 1883. 8«.

Von der Sociäe des Scietwes in Strasshurg: BulletiD mensuel 1884. 1884. 8».

Vom physikalischen Observatorium in Tiflis:

Meteorologische Beobachtungen im Jahre 1882. 1883. 8^. Magnetische Beobachtungen in den Jahren 1881 82. 1883. 8^.

Von der UniversHy of Tokio (Japan):

Appendix to Memoir No. 5 of the Science Department. Mea- surement of the Force of Gravity at Sapporo (Yesso) by A. Tanakadate and others 1882. %^,

Meraoirs No. 9. Earthquake Measurement by A. Ewing. 1883. 4«.

Von der Sodetä Adriatica di scieme naturali in Triest: Bollettino. Vol. VIII. 1883—84. 8«.

Vom United Stetes Naval Observatory in Washington:

Astronomical and Meteorological Observations made during the year 1879. 1883. 4«.

Vom U. S, Army Chief Signal Officer in Washington:

Professional Papers of the Signal Service No. VIII XII. 1882. 4^

Vom United States Geohgi/^al Survey in Washington:

Second annual Report 1880—81 by J. W. Powell. 1882. 4^ Monographs. Vol. II. 1882. 8^, mit einem Atlas in Folio. 12"* annual Report of the U. S. geological and geographical

Survey of the Territories. Wysming and Idaho in 1878.

2 Volö. and Atlas. 1883. 8^ Bulletin of the ü. S. Geological Survey No. 1. 1883. 8«,

3ft2 EiMendungen ron Druci^hriften.

Von der Philosophical Socidy in Washin^am: BulletiD. VoL VI. 1884. S».

Fow der K, K, geologischen Reichsanstali in Wien:

Jahrbuch. Jahrgang 1884. Bd. 24. 4«. VerhandluDgen. 1884. 4<>.

Von der CenträlanstaU für Meteorologie und Erdmagnetismus

in Wien:

Jahrbücher. Jahrgang 1881 und 1882. 1884. 4«.

Von der Änthropologisdien Gesellschaft in Wien: Mittheilungen. Bd. XIV. * 1884. 4«.

Von der K. K. geographisclien Gesellschafl in Wien: Mittheilungen. 26. Bd. (N. F. Bd. 16). 1883. 8«.

Von der zooloyisch-hotanischen Gesellschaft in Wien:

V^TbandluDKen. Jahrgang 1883. Bd. XXXIII. 1881. 8^ Brasilische Säugetbiere von A. von Pelzeln, Beiheft zu Band XXXIII der Verhandlungen. 1883. 8o.

Vom tidssauischcn Verein für Naturkt4nde in Wiesbaden: Jahrbücher. Jahrgang 36. 1883. 8^.

Von der phifsikalisch-medicin, Gesellschafl in Würzburg : Sitzungsberichte. Jahrgang 1S83. S^.

Vofi der dntisrhen Ge.selhrhaft für Xatur- uptd Vt'HkfTkHHdf (htnsiens in Yokohama:

Milthcilungen. 30. Heft. Febr. 18S1. 8".

Einsendungen von Druckschriften. 395

Von der Sternwarte des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich

Schweizerische meteorologische Beobachtungen. 19. Jahrgang 1882. 1883. 40.

Von Herrn Paul Alhrecht in Brüssel: Note sur le pelvistemom des edentäs. 1883. 8^.

Von Herrn H Burmeister in Buenos Aires:

Atlas de la description physique de la R^publique Argentine. n. Section. Mammiföres Livr. 2. 1883. Pol.

Von Herrn B. Clausius in Bonn:

Zur Theorie der djnamo - elektrischen Maschinen. Leipzig

1883. 8^

Von Frau Marquise de Colhert in Paris: Oeuvres compl^tes de Laplace. Tom. IV, V. 1880—82. 4<'.

Von Herrn Ä. Hüger in Erlangen: Die Pflanzenstoflfe. 2. Aufl. Bd. 1, 2. Berlin 1882—84. 8«.

Von Herrn A, Kölliker in Würzburg:

Zur Entwicklung des Auges menschlicher Embryonen. Mit 4

lith. Tafeln. 1883. 4«. Die Entwicklung der Keimblätter des Kaninchens. Leipzig

1882. 40. Die embryonalen Keimblätter und die Gewebe. Sep.-Abdruck

(1884). 80.

Von Herrn Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg:

Materialien zur Mineralogie Russlands. Bd. IX. p. 1 80.

1884. 80.

394 Einsendungen von Dmcksduiften,

Van Herrn Hermann Kolbe in Leipzig: Journal ftlr praktische Chemie. N. F. Bd. XXTX. 1884. 8«.

Von Herrn L. G. de Koninck in Brüssel:

Notice sar la distribation geologiqae des fossiles carbonif^res de la Belgiqae. 1883. 8^.

Von Herrn Joseph von Lenhossek in Budapest: Die Ausgrabungen zu Szeged-Oethalom in Ungarn. 1884. 4^.

Von S. K. H Ludwig Ferdinand, KönigL Prinz von Ba^ßtm:

Zur Anatomie der Zunge. Eine vergleichend anatomische Studie. München 1884. 4<>.

Von Herrn Ferdinand von Müller in Melbourne:

Obseryations on new vegetable fossils of the auriferous drifts.

Decade IL 1883. 8«. The Plauts indigenous around Sharks Bay and its vicinitj.

Perth 1883. Fol.

Von Herrn Alfred Nehring in Berlin: Fossile Pferde aus deutschen Diluvial- Ablagerungen. 1884. 8®.

Von Herrn John A. Ä. Netclands in London : The Discovery of the Periodic Law. 1884. 8**.

Von Herrn W. Pfeffer in Tübingen:

Locomotorische Rieh tungsbewegun gen durch chemische Reize. Leipzig 1881. 8^

Von Herrn Ph. Plantamour in Genf: Des mouvements periodiques du sol. (5** annee). 1883. 8^

Einsendungen von Druckschriften, 395

Van Herrn K. PranU in Aschaffenburg : Exkursionsfiora für das Königreich Bayern. Stuttgart 1884. 8^.

Van Herrn F. Prym in Würzburg:

Ein neuer Beweis für die Biemann*sche Thetaformel. Stock- holm 1883. 4«.

Von Herrn Eduard Regel in St. Petersburg: Gartenflora 1884. Stuttgart 1884. S'\

Von Herrn Severin Bobinski in Berlin: Zur Kenntniss der Augenlinse. 1883. 8®.

Von Herrn L. Rütimeyer in Basel:

Beiträge zu der Geschichte der Hirschfamilie. II. Gebiss.

1883. 8». Beiträge zu einer natürlichen Geschichte der Hirsche. Theil II.

Zürich. 1883—84. 4o.

Von Herrn Friedrich Bitter von Stein in Prag: Der Organismus der Infusionsthiere. III. Abth. 1883. Fol.

Von Herrn August Tischner in Leipzig:

Sta, sol, ne movoare. 1882. 8^. The Sun. 1883. 8«.

Von Herrn G. Tschertnak in Wien: Die Skapolithreihe. 1883. S^.

Von Herrn Dr. Valentiner in Wiesbaden: Die Kronenquelle zu Ober-Salzbrunn. 1884. 8^.

396 Einsendungen van Drucksdniften.

Von Herrn Buddf Wolf in Zürich:

Astronomische Mittheilongen Nr. 60 und 61. 1883 und

84. 8«.

Von Herrn Jacob J, Weyrauch in Stuttgart: Theorie elastischer Körper. Leipzig 1884. 8*.

Sitzungsberichte

der

königl. bayer. Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-physikalische Classe.

Sitzung vom 5. Juli 1884.

Herr L. Radlkofer sprach:

^üeber einige Sapotaceen/

Seit der Mittheilung meiner Untersuchungen über Om- phalocarpum und eine Reihe anderer Sapotaceen in der Sitzung vom 3. December 1881 (sieh diese Sitzungs- berichte, Bd. XII, 1882, Heft 3, p. 265—344) sind mir von verschiedenen Seiten Materialien zugekommen, welche eine Wiederaufnahme des Studiums bestimmter Sapo- taceen-Gattungen nach der anatomischen Me- thode veranlassten.

Da sich dabei nicht bloss willkommene Bestätigungen der früher dargelegten Anschauungen ergaben, sondern nicht unerhebliche weitere Aufklärungen über den Bestand und die Verwandtschaftsverhältnisse der betreffenden Gattungen, so erscheint es angemessen, auch diese Ergebnisse hier zur all- gemeinen Kenntniss zu bringen.

Sie betreffen die Gattungen Omphalocarpum, La- batia, Pouteria und Bumelia.

I. Omphalocarpum.

Ueber diese Gattung ist nur Weniges zur Bestätigung und Bekräftigung der früher von mir (a. a. 0.) hinsichtlich ihrer Stellung im Systeme vertretenen Auffassung anzuführen. L1884. Math.-phy8. Cl. 3.] 26

398 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1884.

Es kam mir durch die Güte des durch seine Bestre- bungen für die Förderung unserer Kenntnisse über exotische Nutzpflanzen eine hervorragende Stellung einnehmenden Hand- lungshauses Thom. Christy & Cie. in London eine junge lebende Pflanze von Omphalocarpum zu, welche aus dem Samen einer ebensolchen Frucht, wie die früher von mir näherer Untersuchung unterworfene, in England ge- zogen worden war.

Dieselbe hat sich zwar nicht lange am Leben erhalten. Sie hat aber wenigstens Gelegenheit gegeben, das Vorhanden- sein der für die Sapotaceen so charakteristischen zwei- armigen Haare, deren Auffindung an der Frucht von Omphalocarpum früher (s. a. a. 0. p. 280) nicht gelungen war, an der Spitze der Axe und an den jungen Blattanlagen nachzuweisen. Ebenso das übrigens auch an der Frucht schon (a. a. 0. p. 280) beobachtete Vorkommen der gleich- falls für die Sapotaceen charakteristischen milch saft- führenden Gewebselemente.

Da.s erstere Verhältniss bildet einen neuen Bel(»g für die unzweifelhafte Zugehörigkeit der (iiittung Oniphal«»- c a r p u ni zu den Sapotaceen, rücksichtlich deren ich mich, wie ich erst nachträglich erfahren habe, auch auf die freilich nicht in allen Punkten annehmbaren und des^hall» auch in ihren annehmbaren Theilen noch nicht zur ^feltumr gelangt gewesenen Untersuchungen von Miers (TraiL-art. Linn. Soc, s. 2, I, 1, 1875, p. 1:^ 17) hätte stützen köunen. und rücksichtlich deren nun gemilss brieflich erhaltener Mit- theiluug auch in K e w eine abweichende Meinung nirht mehr besteht.

II. Labatia.

Die Gattung Labatia ist seit ihrer Aufst<dlunjr d'irch Swartz (Prodr., 17H8, p. Wl), welcher selbst im UnklareL üIxT sie war, im Unklaren gebliel>en und hat bis auf dtrii

L. BadJkofer: Ueher einifße Sapotaceett. B90

hentagen Tag ein nahezu volles Jahrhundert hindurch eine Crux botanicorum und einen fortwährenden Stein des Anstosses in der Familie der Sapotaceen gebildet.

Dass Swartz nicht zu einer klaren Auffassung seiner auf eine einzelne Art aus Westindien, Labatia ses- siliflora, gegründeten Gattung gelangte, ist nicht zu vcTwundeni.

Dieselbe zeigt eigenthümliche Verhältnisse, welche auch nach mehr als 70 Jahren noch, im Jahre 1861, von Martins, der in einer von ihm gefundenen brasilianischen Pflanze schon im Jahre 1820 in seinen Nov. Gen. et Spec. II, p. 71, tab. 161, 162 (nicht tab. 160, 161, wie es im Texte heisst) eine neue Art unter dem Namen Labatia macrocarpa der Gattung zugewiesen hatte, irrthümlich gedeutet wurden (s. Martins über Labatia Sw. und Pouteria Aubl. in den Sitzungsber. der Münchener Akademie, I, Hoft ;"), 1861, p. 571—577). Erst Eich 1er legte bei der Fertig- stellung der von Miquel übernommenen Bearbeitung der brasilianischen Sapotaceen und der dadurch be- dingten Betrachtung der Labatia macrocarpa Mart. in der Flora Brasiliensis VII, Fase. 32, 1863, p. 61, tab. 24, flg. 2 die betreffenden Verhältnisse richtig dar,\) leider aber ohne entsprechend hervorzuheben, ob er, ^vie aus dem später

1) In Benth. Hook. Gen. 1. c. wird für die Bearbeitung der Sapotaceen in der Flora Bras. nur Miquel als Autor citirt, was nach der Notiz am Einj^ange derselben dem Sachverhalte nicht ent- spricht.

Grisehach weiter bezeichnet im Catal. PI. CMh., lS(i6, p. UJf) Labatia als ^Genus a cl. Miq. et Eichl. (Mart. Fl. Bras. '^2, nicht 23, wie es dortselbst heisst p. 61) reformatuiii." Miquel hat al)er wohl kaum (»inen wirklichen Antheil an dieser Ueformirung. Denn da Martins i. .T. 1801 die richtige Deutung noch nicht kannte», so dürfte davon in dem nach der Fl. Bras. 1. c. p. 37, Anmerk. be- reits im Jahre 18o6 abgeschlossenen Manuscripte MiquePs kaum schon etwas enthalten gewesen sein.

26»

400 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5. Jtdi 1S84.

Folgenden sich als wahrscheinlich ergeben wird, diese Ver- hältnisse auf Grund autoptischer Untersuchung auch der Pflanze von Swartz für diese und die Pflanze von Martins als übereinstimmend erkannt habe. So konnte in Benth. Hook. Gen. II, 1876, p. 655 und 657 eine ge- nerische Unterscheidung von Labati a 8w. und Labatia Mart., zu der A. De Candolle seiner Zeit (Prodr. VIII, 1844, p. 164) aus sehr triftigen Gründen sich veranlasst ge- sehen hatte, aufs Neue Raum gewinnen und die Deutung von Labatia Sw. damit aufs Neue in Ungewissheit ver- fallen. Dabei wurden auch für Labatia Mart. die richtigen Angaben Eichler's theilweise wieder mit den unrichtigen älteren verquickt.

Ich hoffe, dass es mir im Folgenden gelingen werde, im Anschluss an die früher in der Abhandlung über Om- phjilocarpum p. 299 4iud p. 326 335 versuchte Bereinigung der mit Labatia zunächst verwandten und mit ihrer Ge- schichte, wie sich gleich zeigen wird, aufs Innigste ver- florhtenen Gattung Pouteria auch die Gattung Labatia dnrch die Anwendung der anatomischen Methode für tille Zukunft in klares Lieht zu setzen und nach Aus- scheidung des Fremdartigen sie unter Erweiterung ihres In- haltes auf fünf Arten an den richtigen Platz in der Familie der Sapotaceen zu stellen.

Das ei gen thüm liehe Verhalten, weleh»»:s die richtii^e Auffassung der Gattung Labatia von ihrer ersten H(»obaehtung an erschwerte, besteht hauptsiehlich darin, das- di<* krustöse Sehale der einzeln in den vier Fächern dt»r wenig Heischigen Frucht enthaltenen Samen in ungewohn- liclu.T Weise bis auf einen schmalen Hüekeustreifen mit dt*n \V a n (I u n g e n des Faches v e r w ä c h s t.

l)a> liinderte für Swartz die Auffassung der Frucht

L. Radlkofer: Ueber einige Sapotaceen, 401

als einer beerenartigen, wie sie sonst den Sapotaceen eigen ist und führte zu einer Verwechselung des Embryo mit dem Samen selbst.

Martins seinerseits wurde dadurch zu der irrigen An- nahme einer parietalen Insertion der Samen ver- anlasst.

S w a r t z bezeichnete die Fracht bei der Aufstellung der Gattung im Prodr., 1788, p. 32 als eine Kapsel und wies der Gattung ihren Platz zwischen den mit vierklappigen Früchten versehenen Gattungen Blaeria (aus der Familie der Ericaceen) und Buddleia (jetzt den Loganiaceen, früher den Scrophularineen beigezählt) an. Bald da- rauf brachte femer Swartz bei der näheren Charakteri- sirung der Gattung in Schreber Gen. PI. II, 1791, p. 790, n. 1724 (an welcher Stelle Schreber in Uebereinstimmung mit dem eingangs der Vorrede zu diesem Bande, p. 3, Ge- sagten Swartz ausdrücklich als Autor der betreffenden Charak- teristik nennt) und in der Flora Ind. occ. I, 1797, p. 203 eine verschiedene, wenn 'auch nahe stehende Gattung, P o u - teria Aubl., als gleichwerthig damit in Verbindung, eine Gattung, in welcher selbst wieder Un zusammen- gehöriges mit einander vermengt war: die vierklappige Kapselfrucht nämlich einer Tiliacee aus der Gattung SloaneaL. (Dasynema Schott, nach deren mit borsten- förmigen Fortsätzen besetztem Pericarpe Schreber für Pouteria Aubl. den Namen Chaetocarpus in Vorschlag gebracht hatte^;) und der blühende Zweig einer Sapo- tacee, der Pouteria guianensis Aubl. emend., welche

1) Nach demselben Organisationsverhältnisae, auf welches die Namen Dasynema und Chaetocarpua basirt waren, hat be- kanntlich De C and olle tiir eine »Section von Sloanea die Bezeich- nung Myriochaete, und Schreber für die ebenfalls nun zu Sloanea gezogene Gattung Ablania Aubl. den Namen Tricho- carpus gebildet.

402 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Juli 1884,

ich in meiner Abhandlung über Omphalocarpum (1. c. p. 299 und Zusatz 3, p. 320 335) unter Abtrennung von der Gattung Lucuma Mol. (1782) emend., der sie zuletzt in der Synonymie von Lucuma psammophila,var. fi. xesto- phylla (in Flor. Bras. VII, 18()3, p. 77) zugezählt worden war, (sowie unter gleichzeitiger Ausscheidung einer Gattung Vitellaria Gärtn. fil., 1807, reform, aus Lucuma) als die Grundlage einer selbständigen Gattung ^Pouteria Aubl. (1775) emend." dargelegt und als besondere Gattung nach Stellung und Inhalt, unter Einreihung von 22 sudameri- canischen, zum Theile neuen Arten (1. c. p. 833) näher be- leuchtet habe.

Ob es mehr die Darstellung der Frucht, ob es mehr die der Blüthe durch Aublet (PI. Guian. I, 1775, p. 85, tab. 33) war, welche Swartz veranlasste, seine Pflanze mit Pouteria Aubl. in generischen Zusammenhang zu brint^en, mag dahingestellt sein. Martins nimmt in seiner schon angeführten Abhandlung über Labatia und Pouteria (j). 573) das Erstere an und glaubt, dass Swartz durch die Ahl)ildung Aublet's zu der Bezeichnung der Frucht s»*in«T PH.'inze als , Kapsel' geführt worden sei, obschon er, wit* aiuli Martins hervorhei)t, von einer Dehiscenz derstdln^n nicht iiusilrücklich sj)richt. Da ül)rigens Swartz diese Bezeichnunir iiucli sclion im Prodr. gebraucht (p. 32: .cap>ula 4-loculari-'K in welcluMH auf Pouteria noch keine Beziehung ixenoninie:i i>t, so scheint die in Benth. Hook. («en. II, p. ♦).'>'» au*- ^e>prochen<.* Meinung mehr für sich zu hal»en, di«» Meinung' nämlich, dass Swiirtz nur mit Hinsicht auf ilie Saft iMirk«Mt xuul Melirnicherigkeit der Frucht die^ellie als «Kapsep lit- /eidmet habe ( ,Swartzins fnictum capsulam vocat, si*«l <i»- (h'hisceutia >ilet et hoc nomine designavit ({uia in l«N'ulir» ♦»pulposo> dividitur"), wozu n<>ch kommt, dass die Fnirii:- tlicher nicht bloss saftlos, s^nidern gerarlezu mit >klen*n- chyniatiscliem (lewebe, mit der ang»»wachsenen Sauien<ichüie

L. Radlkofer: lieber einige Sapotaceen. 403

nämlich, ausgekleidet sind. fJebrigens scheint bei Swartz die Vorstelhmg von einem schliesslichen Aufspringen der Frucht seiner Pflanze doch von Anfang an vorhanden ge- wesen zu sein, da ^r wohl sonst kaum gerade zwischen Blaeria und Buddleia der Pflanze ihre Stellung ange- wiesen hätte (Prodr., 1788, p. 32) und da er wohl später (11. cc.) sonst kaum auch die Darstellung von Pouteria Aubl. so rückhaltlos auf seine Gattung bezogen hätte. Dass aber nicht etwa bloss, wie Martins anzunehmen geneigt ist, die von Aublet unter Pouteria dargestellte Frucht diese Be- zugnahme veranlasste, sondern dass auch die Darstellung der Bltithe ihr gutes Theil daran hat, ist wohl nicht zu be- zweifeln. Hat ja doch Martins selbst auch für die Blüthe (abgasehen von dem Blüthenzweige, den er ausser der Frucht auch noch, aber mit Unrecht, als zu Dasynema gehörig betrachtete s. üb. Omphaloc. p. 327) eine Zusammen- gehörigkeit mit Labatia, imd zwar eine speci fische Zu- sammengehörigkeit mit seiner Labatia macro- carpa in der mehr erwähnten Abhandlung (p. 572) für wahrscheinlich angesehen.

Die Vereinigung von Pouteria mit Labatia durch Swartz gewann in der Bezeichnung der Aublet'- schen Pflanze bei Willdenow als Labatia pedun- culata (gegenüber Labatia sessiliflora Sw.) und bei Kaeuschel als Labatia Pouteria (sphalmate ^Panteria**) weiteren Ausdruck. Ja Poiret betrachtete anfangs sogar die Pflanze von Swartz als specifisch übereinstimmend mit Pouteria guiunensis (in Lamarck Encycl. V, 1804, p. 609); .«später als eine zweite Art dieser Gattung unter dem Namen Pouteria sessiliflora (ebenda SuppL III, 1813, p. 228 und Suppl. IV, 181(), p. 54<;).

Diese Vereinigung zu lösen war auch das Vor- gehen von Martins nicht im Stjmde, als derselbe bei Auf- stellung seiner Labatia macrocarpa nach einer von

404 Sitzung der mathrphya, Glosse vom 6, Juli 189i.

ihm im Jahre 1819 in Brasilien gefundenen/) als Sapo- tacce erkannten^) Pflanze den Charakter der Gattimg Labatia imter Ausschliessung von Poateria AnU. zu reformiren unternahm, besonders durch Herrorhebong des Beerencharakters der Frucht, wobei aber snigleidi der oben schon erwähnte, auch i. J. 1861 noch festgehaltene Irrthuin über eine parietale Insertion derSamen auftauchte.

Sowohl diese Ausschliessung von Ponteria, als die Eilh fügung der neuen, der Schilderung nach so eigenthümlkhen Pflanze in die Gattung Labatia und die daraus sich ergebende Veränderung des Gattungscharakters erschien zu wenig begründet und zu leichthin bewerkstelliget, um Anklang iiudeu zu können. Und in der That kann es auch in diesen Tagen, in welchen die generische Zasammengehorigkeit der Pflanze von Martins mit der von Swartz sich aosBer

1) So ziemlich um die gleiche Zeit hat auch Pohl am Maiuhio cinif riliinzt' frosaminelt. die er als eine Art der Gattung Labatia iMittiiNst»* un«l iM'zeii.hnete, und zwar, wie sich jetzt herausi^teUt, mit UiM-lit. Ks ist das die später näher zu betrachtende Labatia ;,'lonn*rata l*olil Jlerl». Da sie von Pohl nicht veröffentlicht wurde, l)li«0» sie ohne Kiiifluss auf die Geschichte der Gattung Labatia.

2) 1{is dahin war Lai)atia bald den Kbenaceen, bald den .S t \ r a r e n zugezählt worden (s. darüber Pf e i ff e r Nomenclator II. 1>=74, ]». 1). Schon Swartz nämlich hatte in der Flora Ind. occ^ otlenl>ar nadi dem Vorgange von Jussieu für Pouteria (in öen. riant., 17>*.», p. 15(3) seiner Pflanze eine Stellung zwischen Dios- l>yr(>s und Halesia angewiesen. Rob. Brown deutete wohl aU drv Kr>t«' gelegentli<'li der näheren Charakterisirung der Familie der KlM'uaooen (im l'rodr. Flor. Nov. Holland. I, 1810, p. 525) auf die '/ui:r''li«">iigkoit von Labatia sowohl, als Pouteria zur Familie der Sapota <■»••» n hin (^Labatia Sw. et Pouteria Aubl. ulteriore examine e«rrnt, l^rsan a<l Sajiotiiceas adjiciendae** ). Für Labatia wunle dann von Martins (a. a. 0., 182()), tiir Pouteria erst von Don im (Jenm-al Syst. TV, 1838, p. 37) die Ucberführung in. die Fanulie (l.T S.i pot ai'»«en iiewerkst^lliget.

L, Badlkofer: lieber einige Sapotaceen. 405

allen Zweifel stellen lässt, nur als ein Zufall erscheinen, dass sich die so schwach, nur durch gewisse m der Darstellung von Swartz erkennbare allgemeine Aehnlichkeiten der Frucht und der Blüthe fundirte, gerade für das Wesentliche aber

für die Verwachsung der Samen mit den Fruchtfächem

weder durch richtige 'Auffassung, noch durch irgend eine vergleichende Beobachtung unterstützte Annahme von Martius schliesslich als eine zutreffende darstellt.

So kam es, dass A. De CandoUe, welcher dem Vor- gehen von Martius nicht folgen mochte, Pouteria Aubl. und Labatia Sw. wieder als ein Genus auffasste (Prodr. VIII, 1844, p. 104), den älteren Namen Pouteria dafür aufrecht erhaltend und demgemäss, wie früher schon Poiret, neben Pouteria guianensis Aubl. die Pflanze von Swartz als Pouteria sessiliflora aufführend. La- batia niacrocarpa Mart. dagegen, welche (um 1839) Dietrich der Aublet'schen Gattung als Pouteria macro- carpa eingereiht hatte (nach Steudel Nomenclat.), wurde von A. De Candolle ak mit der Pflanze von Swartz dem Genus nach nicht vereinbar angesehen und als die Grund- lage einer neuen Gattung , Labatia Mart." betrachtet, und zwar nur sie allein, während Martius inzwischen, i. J. 181^8, in seinem Herb. Flor. Bras. (Beiblatt der Regena;- burger bot. Zeit. „Flora**) noch eine Reihe anderer Pflanzen ebenfalls als Arten von Labatia aufgestellt hatte, für die er später die von De Candolle ihnen gegebene Stellung gut hiess.*)

1) Sieh Martiu8 in der mehr erwähnten Abhandlung über Labatia und Pouteria p. 576, Anmerk. De Candolle hat diese Arten, welche in SteudeTs Nomenciator (1841) noch als Arten von Labatia aufgetuhrt sind, sämmtlich in die Section Guapeba der Gattung Lucuma veibnicht. 8ie sind in meiner Abhandlung über Omphalocarpum (p. 33o) neben anderen als Arten der wieder her- gestellten Gattung Pouteria aufgeführt, mit Aufnahme der von

4*>> Sitzunp d^r math.-phy«. C7/MAf ry>» .5. J^i lS>i.

Der einen, wie der anderen der ä»~» finupestaiti?tec «iat- tun^en fugte De Candolle Hberaa* treffende, kritische

De Cand.. wie ron Martin^ nnr fraffw.»i«e 4:-»Sf*ii Arti^n ^n^j»:- schlcM^enen L. laeTisrata. welche anter •i'*n S a j. •• t a •. e e n in «i«*r Flora Bra.-?. Vif. l&>\ tränzlith übergansren Ut, und aoi wekh- ich in dem ITI. AWhnitte di^^er AVuandInnff. cnt^r •Pöuterii*. zurückkommen werde.

B*»i dieser < J eieeenheit ma^ in Erinnennur ffebra*:ht <*in. -ii*- Stendel iXomen^lat. Ed. 2.. II, IMl. p». li mi; L;ibaria maor^v carpa Mürt. eine Lc&batia eonica Vellozo »Fior. Flumin. üb. i. 1825. reimpr. l*bl. p. 4"; Icon. I. 1827. lab. 12-'" fra^wei^ie in Ver- bindung bringt, wekhe damit, obwohl auch in die Tet rand ria Mono^ynia eingereiht, sicher nichts zu thun hat.

Lf*t da.« vielmehr zweifello« eine .\rt der tiattanij li^-x. Hex eonica m.. wie mir dünkt, «ehr nah** verwandt mit d^-r v-'O Maximowicz in den Me'm. Acad. St.-Pt-tmib.. *. 7, t. 2'-«. n. •>. 18^1. p. 26 veroif'ent lichten, von Riedel i. J. 1821 in der Provinz Bahia um Ilheo.« ge-ammelten Ilex floribundn R^-i-i. m*:^.. w»»ich»* ihrerseits wi^-der der au« der Provinz Matto Uro-iso und auA^eriiem ebenfall« an$ Bahia Viekannten Hex c u j a b e n ^ i « Hei«.«, t Flor. Bra«. XI. 1. Fa-<-. 28. i*"«l. p. 71 1 nah** *-t«^ht. Vr.n di»*«**n i^-tzt^^ren beiden liefen mir th»'il* tnihnr dur«'h d.i- lVt«T<>»ur::»*r ll-r^iaru'.:. theil« er>t in der ji'inL'-tvn Z'^it «iun h Maxiiii'-wirz irntit:-: mit ^''-tii»--.:. Frajrniente vor. II fX c«»rii'rt «•• ii^'int ^'uh v«»n t-t.-idvn n.joh i:- r Zeirlinuiii^ und B»-ihr»'i^nnL' von Velloz'» il. c.> «iun h di»* i:>*i*T in dem oberen I>rittt:i»'il»' »^twa- verbreitert«'!!, t'a-t v»Tk»*hrt-»it.~r!iiiir-r. Blätter, di»* l'M-k»*nTPn. an I/'lnuc ili«* I^latt-Jtielf üb»^rtrf:it'n»l-n Ii.*i-rr*- renzen und di«* na«-h \V<.rt un<i Bild kaum nU vt»rw.ii ii-vri ,tD/:; schfndt'n Blunicnl»lätt»T zu untt'r'(}i«*i«i«*n.

K- i<t auit'allend. <l.i'- Vt-llo/o w«'«li*r in ilit^-fr .\r* n-h in der als <'hr.meli;i auiara (!<-. 1, tan. l'j»;. b.-z.'ielin»-t« n l:»i pa ra ;:ua rit-n *i «i St. HiL die ^i.ittiin«; 1 i •• x «'rkannt ii.it. u ♦•]«!:• aN snKlie. und abL'»'-»'ii«'n \nn *Ut nunni«'ijr mit ihr v.-r'-in» j*« llattun^' PrinoH L. .Ve|l. 1.-. 111. tab. V'^y. UU\, lr.7. in der Kl--. Flumincn^i-i überhau[it nieht erwiüint i^-t.

l>i<' llex enniea. n'-|». Labatia eoniea V»-1I. -ihnint <'h der Aulinerk<anikeit der llutaniker. v^»n Steudel ab;;e-eheu. bi-h-r Lfiiii/lii'h entzoi:»'n zu haben. Wrui^'^tt-n'* i*-! ili«"»«*!!»!* m il»»n <«»n i'lant. vt»n Endlich er. von Mci-ner und von Benth. u. Iii><.>ki-r

L. Badlkofer: lieber einige Sapotaceen. 407

Bemerkungen bei, welche den Anstoss zur allmäligen Klärung derselben gegeben haben.

Bei der ersteren, Pouteria Aubl. incl. Labatia Sw., hob er das für Pflanzen aus der Familie der Sapotaceen ganz ausnahmsweise Verhalten der Frucht als einer Kapsel- frucht, wie sie bei Aublet so gut, als bei Swartz genannt wird, hervor.

Bei der zweiten, Labatia Mart., bezweifelte er die für eine Sapotacee ebenfalls kaum glaubbare parietale Insertion der Samen, obwohl er nach autoptischer Untersuchung an einer im Pariser Museum befindlichen Frucht die Angaben von Martins über die Beschaffenheit der Samen als zutreffende bezeichnete. Zugleich wies er auf die nahe Verwandtschaft der Pflanze mit den Lucuma- Arten

iin Prodr. von De C and., im Nomenclator von Pfeiffer und in der Flor. Bi-as. (sowohl bei den Sapotaceen Vol. VII, als bei den Ilicineen Vol. XI, 1) übergangen.

Es ist aus dem was Vellozo über den Namen der Pflanze (1790) niedergeschrieben hat (s. Fl. Flumin. 1. c. : ,In memoriam ad- modum R. Patris Labat Ordinis S. Dominici Galli . . . dixi*) er- sichtlich, dass er bei der Wahl desselben nur zufällig an den Namen desselben Mannes anknüpfte, dessen Andenken auch Swartz seine Gattung (1788) gewidmet hat, und dass er von der Existenz dieser Gattung wohl keine Kenntnis« gehabt habe.

Als ein eigenthümlicher Zufall erscheint es ferner, dass derselbe Gattungsname Labatia von Scopoli schon früher (Introduct., 1777, p. 197, n. Öf)>) anstatt des Namens Macoucoua Aubl. (PL Guian. I, 1775, p. 88, tab. ''A) für eine Pflanze in Vorschlag gebracht worden ist; welche ebenfalls zur Gattung Hex gehört (Hex Macoucoua Pers.l, und dass der dem Aublet*schen Namen zu Grunde liegende Eingebornenname Maeoucou bei einer Sapotacee wiederkehrt, bei Chrysophy Uum Maeoucou Aubl. (1. c. 1, p. 233, tab. 92). Labatia Seopoli hat in den Gen. Plant, von Endlicher und von Meisner, in der Flor. Bras. XI, 1, p. *i9, sowie in Pfeiffer Nomen- clator, nicht aber in Steudel Nomenclator Aufnahme gefunden. Vellozo scheint von ihr ebenso wenig, wie von Labatia Sw., Kennt- niss gehabt zu haben.

^^3» ie: »röjc •>-I*I-*'^*. i- _ 3irs isa, »»:^i aifr n Kokräiiiir::? fir •iJe Fr:«% Brkr-. %s, i^ ßs^ nnynHff. =z her

W>^ icfe ütlwc hl unKsofT AbLftz:ri^:E^ ^wr »Är-ftÄl-*- carpfüz: fp. 327p ^iArvekst kb^. bas Michel «sanc ■*f*^r^

X&rt:^9 för Po-teria g-ianes*:? 2«fia£tisf>!> P&ue

d«r an A. Cacdolir fr^i^r sici^K: id^x^h Marirs» jj^- lazisr^Ki- 121 Pr.ir. VIII. 1^44. r«. I'-l ir^c- P -Tif^.A 2-=*-

2rh"r^* '•r^r^hn-rtr-. MaT::.!? 'r*^t:r.:r.> -in -. >*^-«-i Ar-i. ■-':•. "Li '.«»:: i mi F :i:«rriÄ, 1^' 1. r. ■"•T-- iir;?^ PiAnic ai« rinr Ar: irrr «T^atrinir .'^ 1 - i i: r ^^ L. « L> ä > v - r- m * >:n <: . T.'..L wr-*- iirr TätT~*n^ ri-r Är.'i«=-rv Ar: •'*'l"A-r* :n»-"- s p r r n: Ä V^... :n:: irn >vn -r-TTn L* a - t n ^ z: ^ ü : r - - : » Srb'ti» i.*ch -^iner An^a'!>er il. c. r-.h/C fr'hrr t .n ira. braaiiÄr.>-:hei. & -tÄniker F r «e t L r ä l i r i -^ a .. r * z: e z: : •:• für einr F'.-'itrrii anÄriSÄ-heii. -m-i t. .n wrlvi-r, wi^ y-b a-> mt-iner Abhi»i:i:ng "it^rr « »zirL»!' arj-'iin ir*. SJ^^i h>-r irii^i-rh"!r. «i-inr -i ritt«? Ar: <>l »An^-i p^rTirl^rA Plan^L »r*i. Benth.» «t-^* h T.-r. Mi«, ;rl -^inrr Zri: -im 1^*4 ^»r: d»rr B<>tin,n;;Lif -i^-r PÖai:i#:-:: v...r H->l:Lji:n ^md KappUr ID. 4 1- tir einr :^ a p •• : a « r e e^b^t^n wi»ni<rn war.

L. Eadikofer: üeher eini^ Sapotaeeen,

409

Ich habe (in der Abhandl. ttb. Omphalocarpum, Dec. 1881, p. 329) die in Rede stehenJe^ i^n Martius selbst ^^esammelt-e Pflanze des Herb. Mouac. als Sloanea puWeruIenta den übrigen Arten der GaHimj? Sloanea angereiht und Tersucht, auf dem von De C a n d o 1 1 e , M i q u e l und M a r- tins durch die Unterscheidung dieser Pflanze von Pmiteiia ^bahnten und von Eich 1er (in Plor» Bras, VII, IHO:!) weiter verfolgten Wege für die Klärung von Pouteria guia- ni^nsis Aubl. zu einem endgiltigen Resultate zu gelangen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ißt, die von Au biet unter Pouteria guiauensis verstandene Sapotacee wieder zuerkennen und auf Grund dessen die Gattung Pouteria, unter £infQgung einer beträchtlichen Zahl von Arten in dieselbe, wie schon erwähnt, wieder herzustellen und an dem ihr gebtihrenrlen Platze in das System ei ti/Ai fügen.

Für die Gattung Labatia gewann Martius aus der erneuten Prüfung zwar auch ein erhebliches Resultat durch den Nachweis übereinstimmender Verhältniase bei der wcijt- indischen und der braüiliuuischeu Pflanze; die^ier Gewinn ging aber durch das Beharren bei früheren, jeder Wahr- »cheinlichkeit entbehrenden Auffassungen, wodurch das Ver- trauen in die Zuverlä^ssigkeit seiner Beobachtungen überhaupt erschüttert werden musate, wieder gänzlich verloren»

Martius hatte sich, um die gegenseitigen Beziehungen der westindiÄchen Labatia iiet^si liflora Sw. (1788) und seiner (1826) von ihm so leichthin damit in generische Ver- bindung gebrachten Labatta macrocarpa aus Brasi lien durch directe Vergleich ung festzustellen, durch Professor Anders o n in Stcjckholm Theile der O r i g i n a 1 p fl a n z e von Swartz verschaÖl und iirgirte nun auf Grund der vor- nommeueu Vergleich ung, welche sich be^jonders auf die acht erstrei^kte, dauelien aber auch die eigeuthüni liehe Nervatur und das Indnment der Blätter betraf, jedenfalLn mit mehr Berechtigung als früher eine namentlich in der

410 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 16&4.

Uebereinstimmung eigenthrimlichen Verhaltens der FVücht** sich documentirende C o n g e n e r i t ä t der antillanisehen un«J der brasilianischen Pflanze. Dabei hielt er al>er in Entjreg- nung anf die oben erwähnten Bedenken von A. De Can- dolle an der Annahme einer parietalen Insertion der Samen fe»t, die er auch, für Labatia se.ssi li floni nun direct beobachtet zu haben angab und deren Auftreten bei einer Sapotaceen -Gattimg er durch den Hinweis auf die bald dorsale, bald ventrale Lage der Rhaphe W so nah«^ verwandten Gewächsen, wie den Lonicereen und .Sani- buceen des Auffalligen zu entkleiden suchte (I e. p. o7^).

Damit waren jedoch die vt»n De Candolle geäusserten Bedenken nocli keineswegs entkräftet, und das* sie sehr triftig waren erwies sich schon in den nächsten Jahren« aU nämlich Eichler i. J. 1803 bei Betrachtung der Labati» macrocarpa in der Flor. Bras. an die Stelle der stet- unwahrscheinlich gebliel>enen Auffassung von Martius eine von diesem auch schon (1. c. p. 575) in Erwägung gezogene. al)er verworfent^ Deutung des eigonthümlichen Verhalt#?n> der Samen setzte, welche sieh mit dem Chanikter «ier SiijH.i- taeeen in befriedigendem Einklänge zeigte, dahin ^elu-n-i, da«s der normal an der Fruchtaxe inserirte SaiLf in ausgedehntem M a s s e mit d e m E n d o c a r p e v »f r- wachse, und dass gerade die allein nicht in die Ven% a«.h- sung einbezogene Stelle ein Läng>-treifen de^ Samen- rückeiLs es sei. welche Miirtiu> für die Anheftunir>-tellr des Sameas angesehen habe.

Leider versäumte i*s Kichler. wie <«;h«»ii einiran^r-i er- wähnt, hervorzuhel)en. ob seine Deutung (d>eu>o aut -iir Untersuchung der Materialien von Swartz. wa- >irh später als wahrscheinlieh herauv-tellen winl. al> auf ilie in der Flor. Bra.>. al»gel)ildeten Theile iler Pflanze v«»!; Martins sich stütze. Nicht»«* gibt in der Darstellung d»T Flor. Bras. darüber einen AufsehliLss.

L. Radll'ofer: Ueher einige Sapotaceen. 411

Die Folge war, dass es in hohem Masse fraglich er- scheinen musste, ob dem Gattungsnamen Labatia, unter welchem die brasilianische Pflanze des näheren betrachtet wurde, mit wirklichem Rechte wieder, und nicht etwa bloss, wie das so häutig geschieht, in Folge eines Zurückgreifens auf eine ältere Literaturangabe (hier die von Martius aus den Jahren 1820 und 1801) die Autorität „Swartz*, statt wie bei De Candolle die Autorität »Martius" beigefügt worden sei, und ob für die Ausdehnung des in dem Gat- tungscharakter als Veränderung und Erweiterung Erscheinen- den auch auf die Pflanze von Swartz ein sicherer Boden gewonnen worden sei, oder ob dafür nur mehr oder minder wahrscheinliche Vermuthungen vorhanden gewesen seien.

Die Annahme, dass Eich 1er wohl Gelegenheit gehabt haben werde, auch die durch Anderson an Martius ge- langte Frucht vergleichend zu untersuchen, konnte er- gänzend hier nicht wohl eintreten. Denn es war nach der Sorgfalt, welche auf die Erhaltung solcher Originalieu, wie jener von Swartz, in den betreffenden Sammlungen verwendet zu werden pflegt, die Voraus.setzung die wahrscheinlichere, dass Martius werde veranlasst gewesen sein, die betreffenden Materialien nach ihrer Untersuchung Avieder nach Stockholm zurückzusenden.

So wurde durch die Mittheilung von Eich 1er die An- gabe von Martius über die generische Uebereinstimmung seiner Pflanze mit der von Swartz nicht eigentlich ge- stützt, sondern dadurch, dass auf die brasilianische Pflanze allein l)ei der veränderten Deutung der Samentheile in Wort und Bild Beziehung genommen war, aufs Neue erschüttert und das V^erhältniss von Labatia Sw. zu den übrigen Sapotaceen-Gattungen abermals in Frage gestellt, zumal weder l)ei Eichler, noch bei Martius über die von Swartz gemachten Angaben bezüglich nur zweier als Stami-

412 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5. Juli 1884.

nodien zu deutender Läppchen zwischen den vier Kronen- theilen („lacinulae duae lanceolatae, minimae, oppositae in divisura coroUa**) und der nach den Worten und nach der Zeichnung von Swartz nicht einmal sicher als auf die Krone aufgewachsen erscheinenden Staubgefässe («fila- menta 4 subulata, lougitudine coroUae, stylo approximata*) etwas Näheres zu finden war. Darnach niusöte auch hin- sichtlich der Aeusserung von Martins (Sitzungsber. p. 574), dass die beiderlei Pflanzen „in ihren Blüthen vollkommen übereinstimmen^, die Frage entstehen, ob sie auf directer Vergleichung, oder ob sie vielmehr ebenso bloss auf einer Interpretation der Angaben von Swartz beruhe, wie es im Jahre 1826 für die ganze Auffassung von Labatia Sw. über^ haupt der Fall gewesen war.

Beut harn und Hook er mussten so wohl (187<)) auf die von A. De Candolle schon für noth wendig erachtete» Trennung von L a 1> a t i a Sw. und Labatia Mart. zurück- kommen, wie schon eingangs angegeben. Labatia Sw., für welche sie die Stnictnr der Samen als noch unh(*kannt bezeichneten und bei den unklaren und unwahrseheinlieheii Angaben von Martins darüber füglich so bezeichnen konnten, suchten sie samnit den i. .1. 18ü(3 von (frisebach dem „reforniirten Genus" zugefübrten zwei Arten, Labatia dictyoneura und Labatia c h r ysop hy 1 1 i fol i a, bei L u c u ni a unterzubringen. Labatia Mart. aber fassten sie als eine besondere, durch , zweireihige Kelchabschnitt«^" von Lucunia unterschiedene (Jattung auf, in deren Darstel- lung sie übrigens <lie reformirenden Beobachtungen v«»n Eichler nicht mit verwertheten. Sie erwähnen n<K*h die angeblich parietale Insertion der Samen, bezeichnen jetlix^h die Samenknospen dem gegenüWr als sicherlich an der Aie befestiget. Sie schreilxm der (iattung drei Arten zu. Ob auf (irund nicht veröffentlichter Materialien des Herbarium zu K e w , i>t nicht gesagt, es muss djus aber wohl ange-

X. Radlkofer: üeher einige Sapotaceen. 41.'^

nommen werden, da die beiden von Grisebach als Arten von Labatia bezeichneten Pflanzen , Labatia dictyoneura und chrysophyllifolia mit Labatia sessiliflora Sw. zwei Seiten vor- her ausdrücklich als zu Lucunia gehörig bezeichnet werden. Eis war bei diesem Stande der Dinge natürlich, dass ich selbst auch in meiner Abhandlung über Oraphalocarpum, Dec. 1881, Labatia S w. und Labatia Mart. auseinander- zuhalten mich veranlasst sah (p. 296) und für Labatia Sw. die Möglichkeit in's Auge fassen musste, dass sie vielleicht den Artenkreis von V i t e 1 1 a r i a in sich aufzunehmen aLs ge- eignet sich erweisen könnte (p. 298, Anmerk. 20), in welchem Falle dann für Labatia Mart. ein neuer Name sich noth- wendig gemacht haben würde.

Ich habe es mir angelegen sein lassen, über diese Punkte weitere Klarheit zu gewinnen und yor allem die dazu nöthigen Materialien mir zu verschaffen.

Durch das gütige Entgegenkonmien der Herbarverwal- tung in Stockholm erhielt ich zunächst das Original der Pflanze von Swartz, an welchem sich glücklicher Weise noch eine einzelne Blüthe, eine Frucht aber leider nicht mehr vorfand.

Es mochte wohl die an Martins gelangte die letzte der überhaupt wahrscheinlich nur in ein paar Exemplaren vor- handen gewesenen Früchte gewesen sein, und die Hoflhung, dass dieselbe vielleicht in dem Herb. Martins noch zu finden sein möchte, veranlasste mich, in Brüssel darum anzu- fragen. Ich war hoch erfreut, bei dem Eintrefl^en dessen, was das Herb. Martins unter Labatia enthält es sind das lediglich die von Anderson mitgetheilten Frag- mente, ein Stückchen eines beblätterten Zweiges ohne Blüthe und Reste einer Frucht , meine Vermuthung be- stätiget zu sehen. [1884 Math.-phy8. Cl. 3.] 27

414 Sitzung der maihrphys. Classe vom 5. J\di 1884.

Die von Martins selbst in Brasilien gesammelte La- batia macrocarpa lag mir im Münchener Herbare vor. Aber auch hier fehlte leider die Frucht. Die:$elbe war auch im Herb. Martins nicht zu finden. Sie scheint verloren gegangen zu sein. Zum Glücke Hess hier die genaue Dar- stellung Eichler's als Ersatz , sich betrachten. Auf die wünschenswerthe vergleichende Untersuchung in anatomischer Hinsicht freilich musste verzichtet werden.

So war ich in den Stand gesetzt, über das Verhältnis« von Labati a Sw. und Labatia Mart. in's Reine zu kommen.

Dabei zeigte sich, dass auch noch eine andere von Martins gesammelte, aber weit ab von der Familie der Sapotaceen untergebrachte Pflanze des Herb. Monacense zur Erweiterung des gewonnenen Resultates verwerthbar sei, gleichwie auch eine von Pohl herrührende als Lueuma glomerata Miq. veröfiFentlichte Pflanze.

Das machte es, um nach allen Seiten hin zu einem Abschlüsse über Labatia zu gelangen, wünsclienswerth. \\\\v\\ die von G r i s e b a c h aufgestellten ArtcMi, L a h a t i ;i dictyoneura und chry sophy 1 li fol i a, in die rnt«*r- suchung mit einzusehliessen. Sie wurden mir aus Göttingen, wie z. Th. (L. dictyoneura) auch aus dem Herl). De Can- dolle mit dankenswerthester Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt.

Das Resultat mm aus der rntersuchung all dit-s^'r Mati^rialien, das ich der Kinzen)etrachtung derselln^n in Kur/r vorausschicken will, ist djus folgende.

1) Ks ergab sich sch(m bei oberflächlicher Resichtigung dessen, was von der Frucht der Labatia sessilifjora Sw. im Herb. Martins vorhanden war, da-^s dieselbe, al^tfe- sehen von der viel geringeren Grösse, vollkoumieu und nament-

L, Radlkofer: üeher einige Sapotaceen, 415

lieh hinsichtlich der Verwachsung der Samen mit dem Peri- carpe bis auf eine kleine Stelle des Samenrückens ebenso sich verhalte, wie die Frucht von Labatia macrocarpa gemäss der Beschreibung und Abbildung Eich 1er 's, welche das Fehlen dieser Frucht für die Vergleichung der morpho- logischen Verhältnisse kaum fühlbar werden liess. * Es war darnach wohl als zweifellos anzusehen, dass Eich 1er selbst auch die im Herb. Martins verbliebene Frucht der Labatia sessiliflora Sw. bei seinen Studien über die Sapotaceen unter- sucht und mit der von Labatia macrocarpa Mart., die ihm (der nicht bloss als Copie aus Mart. Nov. Gen. erscheinenden Darstellung wenigstens des einen, von der Seite gesehenen Samens gemäss) ohne Zweifel ebenfalls zur Verftigimg ge- standen, verglichen habe, und dass er erst aufGrund des übereinstimmenden Befundes, ohne aber das dem Leser zu erkennen zu geben, die schon von Martins in wider Erwarten sich nun bestätigender Weise vorgenommene Ver- einigung der brasilianischen mit derwestindi- schen Pflanze in eine Gattung wiederhergestellt habe. Eine Hinweisung auf die Autopsie der Swartz'schen Pflanze wäre hier um so mehr am Platze gewesen, als die trotz autoptischer Untersuchung in Irrthtimem sich bewegende Darstellung von Martins so kurz erst vorhergegangen war und von Eichler citirt wird.*)

2) Auch eine der beiden von Grisebach aufgestellten Arten, nämlich Labatia chrysophyllifolia, erwies sich als in der That der Gattung Labatia zugehörig. Die andere dagegen, Labatia dictyoneura, hat in die

1) Ich habe es nicht unterlassen, bei Herrn Professor Eichler brieflich anzufragen, ob sich hinsichtlich der hier berührten Verhält- nisse eine bestimmte Erinnerung bei ihm erhalten habe. Die Ant- wort war jedoch bezüglich des Hauptpunktes eine verneinende, und was die Nebendinge betrifft, ho möchte eine Mittheilung der Erin- nerungen über sie nicht von irgend welchem Nutzen sein.

27» .

416 Sitzung der math.-phffft. Clause vom 5. JuJi 1884.

Gattung Pouteria überzutreten, wie im III. Theile dieser Mittheilungen des Näheren dargelegt werden soll.

3) Mit Rücksicht auf die eigenthümliche Be- haarung, welche den eben aufgeilührten drei unzweifel- haften — weil im Fruchtzustande bekannten Arten der Gattung Lab atia zukommt, und mit Rücksicht auf eine ihnen eigenthümliche Nervatur des Blattes, Momente auf welche schon Swartz und Martins, gleichwie Grisebach und die Bearbeiter der Sapotaceen in der Flora Bras. aufmerksam waren, lassen sich mit grosser AVuhrscheinlichkeit auch noch zwei andere Pflanzen als zu derselben (lattung gehörig bezeichnen, welche beide, wie Labatia macrocarpa Mart., der brasilianischen Flora angehören und unter den Materialien des Herb. Monacense vorhin kurz erwähnt wurden.

Für die eine derselben wird die in Rede stehende Deutung auch durch bestimmte Charaktere der BiGthe unterstützt. Sie ist von Pohl gesammelt und ab Sapo- taceo in der Flor. Bras. VII, p. 81 bereu'« aufgeführt uut*»r den gleichzeitig veröffentlichten Namen ,Luounia «r lome- rat a Miq." und ,Labatia glomerata Pohl in Herb.", von welchen fortan der letztere ak der in Gebrauch zu nehmende erscheint.

Die andere liegt nur in sterilem Materiale vor und war nach Bemerkungen von Martins, der sie in der Provinz Bahia gesammelt hat, im Herb. Monacense bisher l)ei einer weit entfernten Familie untergebracht, der sie den ana- tomischen Charakteren nach nicht zugehuren kann. Diese letzteren wei.sen auf die P^miilie der Sapotaceen, und zwar auf die Gattung Labatia hin. Mit dieser Auf- fiissung lassen sich die namentlich auf die leider nicht er- haltene Frucht der Pflanze Wzüglichen liands^-hrift liehen Be- merkungen von Martins sehr gut in Einklang bringen, w».»- ranf ich zurückkommen werde. Es mag die Pflanze, um auf

L. RadU'ofer: Ueher einige Sapotaceen. 417

die Stellung hinzudeuten, welche ihr Martins in seinen Auf- zeichnungen und im Herbare gegeben hatte, als Labatia parinarioides bezeichnet sein.

Nach diesem summarischen Berichte über die gewon- nenen Untersuchungsre-sultate gehe ich zur Darlegung dessen über, was über die in Rede stehenden Arten im einzelnen und über die aus ihrer Zusammenfassung zu entnehmende Kennzeichnung der Gattung im allgemeinen sowie über die Verwandtschaftsverhältnisse beider zu bemerken ist, und fasse das schliesslich in üblicher Weise in einer kurzen Charakteristik der Gattung und ihrer einzelnen Arten zusammen.

Was zunächst L a b a t i a sessiliflora Sw. betrifft, so ist in den Angaben vonSwartz, obwohl sie so mannig- fachen Anstoss erregt haben, doch eigentlich nicht etwas direct Falsches enthalten , wenn wir von der Zahl der Staminodien (zwei, statt vier) .und von der Darstellung des Embryo als Samens absehen. Und selbst diese Angaben lassen sich entschuldigen. Die Staminodien werden nämlich bei den damit versehenen Sapotaceen bekanntlich nicht immer gleichmässig und vollzählig ausgebildet, und so kann das auch bei einer einzelnen, von Swartz gerade untersuchten Blüthe der Fall gewesen sein. Und was von den Samen gesagt ist, dass sie einzeln stehen, länglich und zusammen- gedrückt seien, ist für die wirklichen Samen wohl ebenso zutreffend, wie für den die Samenschale ausfüllenden Embryo, den Swartz offenbar für den Samen selbst genommen hat.

Unrichtig ist also nur, dass Swartz durch die Bezeich- nung der Figur i (Taf. VI) als Samen (in der Figurener- klärung ist statt i der Buchstabe h gesetzt, wie auch statt h und g die Buchstaben g und f, was durch ein Uebergehen der auf der Tafel in entsprechender Reihenfolge mit f be-

418 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. JtUi 1884,

zeichneten Figur, des Staubgefässes nämlich, in der Figuren- erklärung herbeigeführt worden ist) die Meinung erweckt, dass der Same, wie gewöhnlich, lose in dem Fruchtfache sitze und als Oanzes leicht herausgenommen werden könne, während letzteres nur für den Embryo gilt, und der Same, was eben die Gattuugseigenthtimlichkeit von La- batia bedingt, bis auf einen Läugsstreifen seines Rücken^ mit der Fruchtwandung verwachsen erscheint.

Es ist das wohl nichts anderes, als eine sehr betracht- liche Verbreiterung der Area umbilicalis unter stärkerem Unebenwerden ihrer Oberfläche, während bei ver- wandten Sapotaceengattungen dieselbe auf einen Längsstreifen der Bauchseite des Samens beschränkt erscheint, welcher Streifen zwar an Breite bald mehr, bald weniger gewinnen kann, wie das auch innerhalb einer und derselben Gattung, z. B. bei Pouteria, an verschiedenen Arten sich findet, so aber dass derselbe an seiner breitesten Stelle doch kaum je, z. B. bei Pouteria ochrosperma, mehr als den sechsten Theil der (^uerschnittscircumferenz eines Samens einnimmt. Würde bei Arten von Pouteria eine noch l)eträchtlich stärkere Ver- breiterung dieses Nabelfeldes zur Beobjichtung gelangen, m) würde damit der Unterschied zwischen Pouteria und Labatia allerdings vielleicht derart abgemindert werden, dass Iwide <iattungen in der That als ein zusaniniengeh()rige8 <.ian7.e> unter dem Namen Pouteria, wie bei A. De Candolle, auf- gefcusst werden könnten, wie es ja früher schon auf (irumi ganz anderer, aber falscher Vorstellungen über Aeluilichkeiteu in der Fruchtbeschaffenheit (nach der gar nicht hieher ge- hörigen Abbildung bei Aiiblet) durch Swartz und andeiv geschehen ist. Doc^h stünden dem inuner noch die Eigen- thünilichkeiten der vegetativen Organe (Nervatur und Be- haarung der Blätter) entgegen.

Was Swartz ü})er die Natur der Frucht anfuhrt .cap-iila subrotunda, scssilis, magnitudine nucis nioM^haU»*,

L. Radlkofer: lieber einige Sapotciceen, 419

scabrosa, ferniginea, quadrilocularis ; dissepimentis luteis** hat wohl am meisten, und zuntichst ihn selbst auf Abwege geführt.

Diese Bezeichnung ist wahrscheinlich aus der Unter- suchung der getrockneten Frucht hervorgegangen, und es mag wohl, wie schon oben bemerkt wurde, die Vorstellung von einem schliesslichen Aufspringen der Frucht, wie es den Kapselfrüchten gewöhnlich zukonmit, bei Swartz vorhanden gewesen sein. Uebrigens wurden und werden ja nicht selten trockenschalige Früchte, auch wenn eine eigentliche Dehis- cenz derselben nicht beobachtet ist oder in der That fehlt und höchstens durch eine aus äusseren Einflüssen abzuleitende, späte Desintegration des Fruchtgehäuses vor dem Keimen der Samen ersetzt wird, als kapselartige Früchte bezeichnet*), und bei den mancherlei Abstufungen zwischen einer spät und unregelmässig sich öffnenden häutigen, oder etwas fleischigen, oder drupösen Kapsel und einer mehr oder minder saftlosen Beere kann man in der That mitunter in Zweifel sein, welche Bezeichnung die angemessenere sei.

Für Labatia sessiliflora lassen die vorliegenden Reste der Frucht jene Bezeichnung derselben als die zutreffende er- scheinen, welche 6 riseb ach für seine Labatia chrysophylli- folia, zum Theil mit den nach dem Verhalten der frischen Frucht gewählten Wort-en von W r i g h t , gegeben hat : „Bacca fragilis, scabra, sarcocarpio tenui.**

An den Resten der im Herb. Martins befindlichen Frucht von Labatia sessiliflora, welche nach ihren Grössen Verhältnissen ganz der Abbildung von Swartz ent- spricht, aber nur 3 Fächer, 2 kleinere und 1 grösseres be- sitzt (nach Swartz Fl. Ind. occ. p. 205, observ. kommen auch zweifacherige Früchte vor), ist sehr deutlich die Ver-

1) Man vergleiche nur die betreffenden DeHnitionen z. B. von Gärtner und von Binchoff,

420 Sitzung der muth.-phys. Glosse vom 5. Juli 1864.

wachsung der Samenschale mit der Fruchtwand bis auf einen oben schmäleren, unten breiteren Streifen des Samenrückens wahrzunehmen, ähnlich wie sie Eichler für Labatia macrocarpa in der Flora Bras. VII, tab. 24 dar- gestellt hat.

Der freie Streifen nimmt an seiner breitesten Stelle nahe der Basis der Frucht ungefähr die Hälfte der peri- pherischen Wandung des Faches ein, über der Mitte nur mehr ein Drittel.

Nur seiner Ausdehnung entsprechend ist die Innenseite des Pericarpes von einem glatten, glänzenden, wie ge- fimisst aussehenden, gelbbraimen Endocarpe überzogen* sowie seinerseits der Same von einer matt glänzenden Epidermis.

Das Pericarp der noch« nicht ganz ausgereiften Frucht ist dünn, knapp 0,5 mm stark, in seinem äusseren Theile mit zahlreichen, bis hirsekomgrosseu Nestern gelblicher, massig dickwandiger Sklerenchymzellen durchlagert, welche auf der äusseren und inneren Pericarpfläche, ja selbst auf der Innen- seite der Samenschale, soweit diese mit dem Pericarpe ver- wuchsen ist, als knötchenartige Tnebenheiten sich })enierkliar machen, wie das für die Aussenfläche auch Swartz in Wort und Bild angedeutet hat („Capsula . . . scabrosa*' I. c. p. 2<m). Schon daraus erhellt, dass die ^^aniensc h a 1 e sehr dünn ist. Sie hjit nur Paj)ierdicke, so dass die selbst auch dünnen Scheidewände, ()))W()hl sie beiderseits von der Samen- schale überzogen werden, nur 0,2.") mm t^ierdurchnies-er l>e- sitzen. Bei der vollen Reife nia^ sich das einigem lassen ändern.

Das Periearj» l)esteht der Hauj)tsache nach aus zahl- reichen Schichten zusammengedrückter Parenchymzellen. zwi- schen welchen besonders im inneren Theile weite EltMn«*nt«' mit farblosem , kaut.^chukführendem Milch>afte t*ingfl»ett<t»t >'\ud. Der Milchsaft besitzt brik-kelig-köniiges Aussehen: tr

L. Radikof'ei': Uebei' eintfff Sapf*taceen,

421

wird durch Wasser und Alkohol kaum verändert; Aether scheint etwas davon zu lösen ; ilie körnigen Theile sind dci[»|*dtbrechend (KaTitschuk) ; sie farhen ^ich durch Jod- tösung wenigei' stark gelb als die Öruniiniaj?se, der sie ein- gebettet sind. Die Zellscliichten bilden zu mehreren Lagen, in denen wechselweise gelbbrauner und farbloser Zellinhalt vorherige ht.

Da>H Endociirp wird von ebenfalls parenchymatösen^ flachen Zellen gebildet mit polygonalem Umrisse und braun- gelbem Inhalte.

Auch die noch nicht vollkommen ausgebildete Samen- schale stellt »ich ala aus zahlreichen Lagen flacher Zellen bestehend dar. Die am freien Theile der äusseren Oberfläche sind mit einer feinköniigen Cuticula überzogen, desshalb matt glänzend und schwer benetzbar. Die der wachsg längenden inneren Oberfläche «ind den Zellen des Endocarpes ähnlich, aber kleiner. Nahe der inneren Oberfläche verlaufen y,ahl- reiche, netzförmig anaÄtomosirende und einander überquerende Gefas3bGn<lel, die stärkeren etwas tiefer liegend ond von gelbbrauner, die feineren oberflächlicher gelegen und von weisi*gell)er Farbe, eine ebenso gefärbte, mehrere Zel Schichten starke I^ago der Samenschale, welche als mit der Testa ver- wachsene Endopleura („Integumentum interius* Martins über Labatia etf^, p. ^7i), wie auch sonst bei den Sapotaceen (Hadlk, über Omphaloc, p. 275) aufgefa:^st werden kann, von der beiderseits dunkelbraunen, dazwischen aber für den grösHt^'U Tljeil ihres Querschnittes selbst auch heller ge* (arbten, eigentliclien Testa stellenweise deutlicher trennend. Die Gefäs^bündel treten an dem ober:?ten Ende des txuieren Pachwinkels von der Axe der Frucht aus in die Lien?*chale ein, hier die Nabel grübe (Omphalodium) dem Scheitel des Sauiens markirend, durdisetzen aber ilie Samensi^hale nicht auf dem kürzesten Wege, nondern in stark schiefer Itichtung und treten nun auf der Iimenfläche nicht

422 Sitzung der mathrphys, Glosse vom 6. Juli 1884,

direct der Eintrittsstelle gegenüber, sondern in beträchtliche Kntfurnung nach abwärts von dieser an dem der Peripherie der Frucht zugewendeten Theile des Samens hervor. Nament- lich ist (las sehr deutlich der Fall för 3 oder 4 stärkere 6e- fässsträiige, welche zu einem Complexe vereinigt die Samen- schale durchziehen und nach ihrem Hervortreten auf der Innenfläche schwach divergirend bis zum unteren Ende des Samens herablaufen, so dass die beiden zumeist nach rechts und links auseinander tretenden ungefähr den Grenzlinien des freien Rückenstreifens des Samens folgen oder doch nur wenig über diese hinausgreifen.

Dieses Verhalten der Gefassbündel erklärt die un- richtige Auffassung der Sameninsertion durch Martins.

Indem derselbe den schiefen Verlauf der Gefassbündel in der Samenschale selbst von der äusseren zu der inneren 01)erfläche nicht in Rechnung zog und die Eintrittsstdle derselben, die Nabelgrube, an dem äusseren Endpunkte einer radiär die Samenschale durchsetzenden Linie sich dachte, an denMi innerem Kndpunkte die Gefiissbündel deutlich in die Ersclicinunj^ treten, gelangte er dazu, die Anhefbmgsstelle der Samen an die ])eri ph eri sc he Fruchtwand zu Te^

setzen. Er hat die Sache nur nach der Ansicht des Samens

vim innen ])eurtheilt, und eine solche Beurtheilung kann leicht wenn niclit djus vergleichende Studium anderer Sapotaeeen zu Tülle giMiommen wird, zu dem von ihm begangenen In^ thume führen. Olfonbar hat Martins ferner nur die bisher allein erwähnten stärkeren Gefassbündel, die Rtickenbündel, wi(^ ich sie nennen will, in's Auge gefasst. Sie .sind aber nicht die einzigen stärkeren Gefiissbündel, welche von der Nabt'l<rrnbe aus die Samenschale durchsetzen und znr Inneu- iläche des Samens gelangen. Ein fast ebenso starker Com- plex tritt auch an der Bauchseite des SameiLS nach innen hervor, sich rasch in 3 oder -i sehr stark divergirende und

L. Radlkofer: lieber einige Sapotaceen. 42o

alsbald weiter verzweigte Aeste mit stark geschlängeltem Verlaufe spaltend und den grössten Theil des schon er- wähnten Netzwerkes bildend. Zieht man auch diese Stränge bei der Beurtheilung der Sanieninsertion nach der Innen- ansicht des Samens mit in Betracht und denkt man sich eine Ebene durch all die Punkte gelegt, in welchen die stärkeren Gefassbündel auf der Innenfläche des Samens deutlich hervor- treten, so weist eine in der Mitte dieser Ebene errichtete Senkrechte ziemlich genau nach der höchsten Stelle des inneren Fach winkeis, d. i. nach dem Scheitel des Samens, an welchem die von der Fruchtaxe kommenden Gefassbündel den Samen erreichen. Ob auch an anderen Stellen von dem Fruchtgehäuse aus in die damit verwachsene Samenschale Gefassbündel übertreten, wie das z. B. für die Cocoineen unter den Palmen der Fall ist, dieser Frage nachzugehen erlaubte die gebotene Schonung des spärlichen Materiales nicht. Hinzugefügt mag, ehe ich von der Betrachtung der Frucht zu der der Blut he übergehe, noch sein, dass die kömig unebene Aussenfläche des Pericarpes mit kurz zwei- armigen, von der Seite her zusammengedrückten, ziemlich hochrückigen, von der Seite gesehen umgekehrt kahnlorniig gestalteten, rostbraunen Haaren bedeckt ist. An der Basis der Fnicht finden sich noch zwei eng anliegende Kelch- blätter, die ihrer dichten Behaarung nach als die äusseren sich darstellen. Der noch unversehrt erhaltene, kaum halb reife, herausgefallene Embryo, von elliptischer Gestalt, wie ihn Swartz unter unrichtiger Bezeichnung als „Samen** be- schreibt (p. 265 „semina solitaria, oblonga, compressa**) und zeichnet (tab. VI, fig. i), von t) mm Länge, mit 4mm breiten, auf einander liegenden, durch das Trocknen abge- flachten, seitlich um nahezu 1 mm verschobenen Cotyledonen und kurzem, breitem, zusammengedrücktem Würzelchen be- sitzt eine dem Samenrücken entsprechende Krümmung, so dass wohl der eine der Cotyledonen mit diesem in uuniittel-

424 SitZM9Mi der math.'ptk^. Cloß« vom 5. Jmli 1NI>4.

barer Berührung gestanden hat. Die Lage de» Keimhnir» wünle dann der entsprechen, welche De C and olle lPr»jdr. Vm. p. 165) im Gegensatze zq der in Mart. Not. «jen. dargestellten und in der Flora Brai«. I anter GelHuaeh der- selben Worte wie bei De CandoUe. aber offenbar in anderem ^^innej wiedergegebenen beobachtet hat. die Berühnmgsdäeh« der Cotrledonen nämlich in einer tangentialen, nicht in ein^r radialen Ebene mit Beziehung aof die Axe der Frucht gelegen. Uebrigens ist die Lage vielleicht, wie sch«« De Candolle tragweise hervorhebt, nicht immer die srieich«. In den Zellen de^ Embryo liess sich trotz seiner onv^ zu- ständigen Ausbildung beträchtlicher Gehalt von feinkomig^iAi Amvlum nachweisen.

Indem ich nun zur Betrachtung derBIüthe über^ gehe, bemerke ich. da^^» diesielbe sich lo«e anhängend ocd zwischen Zweig und Blattstiel eins^eklemmt an denselben toq Swartz gei?anmielten Zwei^ fiand. welcher auch die Anaaa- steilen abgefallener Früchte erkennen liess und durvb lac£ und scharf zuire>pitzte Blätter von einem imderen. an^^cheineni st«eril i;ewe-<T*en «.^rikriniklzwHiir^ mit orHir Lkiicetif*'m:i;:-i:. einfach >pitzen und «iHiirn -ier Myrt*» im rniris*^ lhni:th-!: BLütt'i'm ^ich unter-^:h^idet. D;* an -irrm ietztereL au..h 'i:r F'jnr. der EpiderrnUzelleii «ui der BLtto'* «erteile rice ahj-.v ist, al- Uli dem ersteren, worauf ich zir'Iokk':»mmec w-rir. >♦.» dilrtte dnrrseU^?- w..hl vi:»n ein*^ni anderen Stni:«:he r.rr- rühreii und a!- eine ^>e<* »ndere F- «mi. r » r m a ni y r t : t ! : a. v^n ,iem al* t «• rm a ü e n u i n a z'i bezeich neni-^n Maten^i- z'i ';ntei>^hei ien sein, wxi wekhe> iiai;hw,:»i-lich nach d-^i: e^'eI. ViesaiTteii die Bes«:hreir>Mng von Blllthr- ur.d Fr:vht >: Swart/. sich '^»ezieht. gleich wi.:r d^e-^^en Bezeich cuhit der BüHi-r aU ,t"Mliii ac'iniinata."

Di^ Blüthe i-t d-irrh.*::- TieriTÜe» Iri:^. wie ?<h«*n SwaT-i danreltrirt hat. und «»hntr 'ieur liehen Stiel.

l>rr K «tri eil iie>teii: u'*- li iiia«rrer.. eitT»miiir-unte*:-

L, Radlkofer: üeber einige Sapotaceen, 425

liehen, spitzen und 2 inneren, länglichen, stumpfen Blättern. Die äusseren, knapp 2 mm lang, berühren sich mit ihren Rändern an der Basis (in der Knospe wohl auf ihre ganze Länge) und umfassen so die inneren. Sie sind auf der Aussen- seite mit zweiarmigen Haaren, welche einen seidenglänzenden Filz bilden, bedeckt; die inneren nur längs der Mittellinie.

Die Krone, etwas unter 2 mm lang, ist vierlappig ; die Lappen sind stumpf, aber weniger breit als in der Zeich- nung von Swartz, an Länge ein Drittel der Krone betragend.

An den Buchten zwischen den Lappen der Krone finden sich innen die Staminodien, vier an der Zahl nicht, wie Swartz angab, zwei , von länglicher Gestalt, stumpf und kürzer als die Lappen selbst.

Von dem untersten Rande der Kronenröhre aus erheben sich die der Röhre an Länge gleichkommenden vier Staub- fäden. Antheren waren an denselben nicht vorhanden, sei es, dass sie durch Insecten zerstört, sei es, dass sie, wie das auch f[ir Labatia macrocarpa in der Flora Bras. VII, p. 02 und tab. 24 hervorgehoben ist, nicht zur Ausbildung gelangt waren, die Blüthe also eigentlich als eine weib- liche anzusehen ist.

Alle di^se Theile, Kronenlappen, Staminodien und Fila- mente sind kahl, an der Spitze aber (unter dem Mikroskope) papillös.

Das Pistill ist etwas unter 2 mm lang; der Frucht- knoten niedergedrückt kugelig und tief vierfurchig, 0,5 nun hoch, vierfacherig, dicht mit langen, sehr ungleich zwei- armigen Borstenhaaren und kleinen, umgekehrt kahnförmigen Härchen bedeckt, von welchen die ersteren mit ihrem längeren Arme nach oben gekehrt sind und während der Ausbildung der Frucht abfallen; der Griffel, welcher erst nach Hin- wegnahme der Borstenhaare auf seine ganze Länge sichtbar wird, ist gerade, nicht ganz 1,5 mm lang, seicht vierfurchig.

?«Tne rtwai* T^rückr»* ??pme «ein-? scanpf«?, is.*ieacIäeiL tot- Uppure X^rbe biliiemi.

Di* Samenknospen *iz«i •»inietn in j*e«itfXE F*Ap- etwa* »eittieh am K&'jcfpengmiifle •iem ober« Ec«ie 'k$ inner«! FachwmkeU ein^efo^t. iler fireie Tneil lueh aövüiv geriehteC zienüich geraifie. am ci:t«»rw Ea«i^ »üe Micr>pTi«> tragend, gegen den änsger^ Ipirztrn Xabi^lrfcrana; ^omit £a<4 rechtwinklig omgelHjgen.

Die B I ä c c e r nnd wechselstandig. «jder geleseotiieii ao der spitze der jungen Trie^ nahem gegen;:5tac*iig « mit kurzem. 3— 4nmi langem Sriele. die der <ch<>n «^{»n anter- dchieder.en torma genaina länglieh-Iancettlioh. die gnSüWPPn 6 7 cm lang, 2 cm breit, in eine scharte Spitze AllTw^Kg verjüngt, in den Blattstiel allmälig verschmälert, am Rän*k etwa^ wellig und »chwach umgep>Ilt (si> dase^ auf ^e Tonuf^ wei-ie die Angaben von Swartz p&räen: ,Foüa . . oblong»>- lanceiilaca. acnminata. integra. margine convexa^l. lederig- starr, lieiders^eit- mit 8—10 schief abc^tehenden. hart vor dem Hände o'-^jr aDa^t««ni«»^irrnil«fn .Seitenn^rven und mit im all- ifriii^-if:»*!! in r.ach a'iasen c^nv^ien R^ir-rLiinien schief v«^c inn»'ij uiA '>i^ii iiaiih aiL-s-^:; un-i 'int«ri: v-rl;iutVn»ien urM netz^irtitr ana>t«»ni«/>ireiiden. aiiten^it-* wir die Nerven v-ir- -prin;reiui»?n Wn»-!!. dunkel l»rannirn"n. obei>*^it& nur in 'i-r J?ijreiid mit treib» »raunrn zweiarmigen H:uiren k»oker be-leckt, sj.äter kahl, vrlatt und glänzend, unier^-Mt^? nur ilie jänsfr-reii, halb aufgewachsenen, leicht ru:rtbraun aniretl«»gen vnu Ijuurer gestielten, zweiarmigen, von ul>en nach unten bandartig rc- -amniengedrückten un^i rinnig vertieften, gefärbten Haaren. nach deren Verschwinden ein die untere Blattfläche dauernd bedeckeu'ler. -eideiiartig glänzender, ^ilberwei^sie^ IVlienTiir von dicht angedrürkten. kurz ge-tiehen t^ler unge:>tieUeD. dünnwandigen. tarMo-en. zweiarmigen Haaren zum Voriich»*iB knmmt. Die !!]i»idermi>zellen der ol>eren Blatt»eite <ind ziem- lich klein, nach den beiden Flächendimeiu>itineu gleichmä»>i;:

L. Hndtkafer: üeher nniife SapotfU^een,

427

I entwickelt, am Rande wellig gebogen und in den Ans- biegungöstellen mit je einem mich müssen gericliteten TüjiI'pI versehen. Die allein mit kleinen, vertieft Hegenden und von einem welligrandij^en CciticularwaUe umzogenen Spult*jt1- nunj^en versehene, aus versehiedengei^taltigen, polvgtmjilcn Zellen bestehende, untere Epidermis ist uusgezeichnet durch /jililreiche, hell glänzende, erhabene Punkte oder eigentlicli Hinge, welche die zwischen rosettentormig sie umgebenden j Zellen gelegenen An^iitzstellen der vorhin betrachteten Hjiar*- I darstellen. Aehnliche Stellen finden sich spärlich auch auf ' der idieren Bhittseite. Djis Blatttieisch ii*t näher der unteren I hJä der oberen Flache dtirchsetzt von einer zwei- bis drei- schichtigen Lage verhältnissmässig grosser, chlorophyllarmer» zahlreiche Luftlücken zwischen öich fassender Zellen» von denen viele oxalsauren Kalk in Einzel krystallen oder in kömigen Massen enthalten, imd Über welchen da und dort (auf Flächenschnitten schwerer wahrzunehmende) Mileh.saft- [Bchläuche mit grumösem Inhalte zu bemerken sind. !n [diesem chlorophyllariuen Zwischengewel>e verlaufen die Ge- [fiissbnndel, die zarteren ober- und unterseits an lias gefärbte BlattHeiBch sich anlehnend, die derberen mit ihren skleren* Ichymatischen Ver->tärkungen mehr oder minder weit in da^^- [«elbe vorspringend. Letztere sind ober- und nnten^eits von [Zellen mit Einzelkrystallen oxabauren Kalkes, sowie von ver- einzelten MilehsafUchläuchen begleitet.

Die Blätter der forma m y r t i f o 1 i a zeigen dem gegen- dber in Gestalt, Behaanmg und Bau nicht unerhebliche , Unterschiede.

Sie sind elliptisch-lancettlich, nur 5,5 cm lang, bei 2,3 cm [grosät^fm Querdurchmesiäer, welcher genau in die MlUe des JBlattves fällt, an beiden Enden einfach spitz (nicht zugej^pitzt), Kunde wellig, aber kaum umgerollt, etwa* dicker und er ab die der anderen Form und beiderseits mit unge- lir Ö fa**t wagrecht abstehenden, derberen und etwa:=; entfernt

428 Sitzung der math.-phys. (lasse tom 5. Jttli 1SS4.

vom Rande bogig anastomosirenden Seitennerven, gleichwie mit nnterseits starker vorspringenden Venen versehen. Die Farbe der (trockenen) Blatter i^t dunkelbraun. Die Ober- seite der älteren, bereits kabl gewordenen Blätter besitzt nur matten Glanz. Die Unterseite der jungen Blätter ist. wie das offenbar nach dieser Form schon Swartz hervorgehoben hat («folia juniora infeme aureo-femi^nea nitentia« adnltioii argenteo-sericea'') mit einem goldig-rostfarbenen, glanzenden I7eberzuge aas gestielten, zweiarmigen Haaren dicht bedeckt, welcher auch an den älteren Blättern nicht vollständig dem darunter befindlichen, silberweissen Ueberzuge aus unges^tielteo Haaren Platz macht. Die Epidermiszellen der oberen Blatt- seite sind kleiner als bei der anderen Form, gewöhnlidi sechseckig, mit geraden, nur innerhalb der Cnticola etwas wellig gebogenen Seiten und nur undeutlichen Tüpfeln. Die Haarnarbeu sind an der oberen Blattseite hier verhältnidf»- mässig zahlreich. Die Beschaffenheit der unteren Epidermis und des Blattfleisches ist dieselbe, wie bei der anderen Form. Die juntTen Zweige beider Formen sind etwas kantis! und von ilems»fll»en jxlünzenden Haarulverzuire In^livkr, wi** ^t sieh lils r»berfläohlicbere Lage an der Unterseite der juniren Blätter rindet. Die älteren Zweige >ind kahl. nm«l un«i mit weissirniuer Kinde ver>ehen.

Wa.s L a b a t i a m a c r «» o a r p a Mart. betrifll, s«i kann ich hin>ichtlioh der Venrifichunir ihrer F r ii o h t b t* s c h a f f ♦• n- heit mit der tur LaWatia >e>>iliri«»ra Sw. im Vi»raus>rfhfij«ifD dariTfleirtfU le*Jiirlieh auf die DarstHllunir v«in Kichl'T (in Flor. Bra.<. VIL l^t»:», |». »'»1, tal». 24 1 vrrWf-iM*n. äu- der übrigens eine >»^hr volktändige l el»ereinstiuHuunir auf* .\llvrentallilr^te hervurtritt. Die Fnicht seÜM dt»r von Murtiu« ht-rrühreuden Ptlanze dns Muni.ht-ner Herl»ar«*> ist, wi».» ^fc»n erwähnt. wahrjAheinlich verloren ^eg:iugen.

L, Radlkofcr: Ueher einige Sapotaceen. 429

Der an einem der betreffenden Zweige vorhandene kurze Fruchtstiel, unter welchem der Zweig selbst knotig an- geschwollen ist, besitzt kaum 6 mm Länge, aber 18 mm Dicke und ist an seinem oberen Ende zu einer 28 mm im Durchmesser haltenden Aasatzstelle der Frucht verbreitert.

Ein solcher an Labatia sessiliflora Sw. sich findender Fruchtstiel besitzt kaum mehr als 0,5 mm Länge, so dass die Frudit mit Recht als „sitzend** von Swartz bezeichnet wurde, dabei nur 1,5 mm Breite und eine Ansatzstelle für die Frucht von 2 mm Durchmesser.

In ähnlicher Weise, wie für diese, sind für alle Theile der Labatia macrocarpa für die Frucht, die Blttthe, die Blätter, die Zweige die Massverhaltnisse be- trächtlich erhöhte gegenüber Labatia sessiliflora; es ist das aus den Darstellungen von Martins in den Nov. Gen. et Spec. und von Eichler in der Flor. Bras. im Vergleiche mit den vorausgehenden Angaben flir Labatia sessiliflora ebenso, wie das Weitere über diese Theile, zur Genüge er- sichtlich.

Nm' das mag bemerkt sein, dass dieAntheren nicht, wie in der Flor. Bras. angegeben wird, intrors, sondern ebenso, wie bei Labatia sessiliflora, extrors sind. In Benth. Hook. Gen. ist das richtig angegeben.*)

1) Auch in Benth. Hook. Gen. dürfte übrigens, wenn in dem Familiencharakter die Antheren als ^extrorsum, lateraliter v. intror- 8um dehiscentes* bezeichnet werden, mit dem letzteren Ausdrucke zu viel gesagt sein. Derselbe findet sich überdiess in den Gattungs- charakteristiken nur unter Lucuma wiederholt und annäherungs- weise unt^r Chrysophyllum („loculis extrorsum v. lateraliter, rarius subintronjum dehiscentibus"*). Gerade bei Lucuma aber, resp. dem, was Benth. und Hook, unter Lucuma zusammenfassen, habe ich nur extrorse Antheren beobachtet, in Uebereinstimmung mit der Flor. Bras., welche auch unter Chrysophyllum, und ebenso unter Sideroxylon, in deren Gattungadiagnosen auf das Vorkommen in- trorser Antheren hingewiesen wird, nur je eine Art, Chrysophyllum L1884. math.-phys, Cl. 3.] 28

430 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Ju!i 1884.

Bezüglich der Nervatur hat Martius (Sitzungsb. 1. e. p. 574) schon hervorgehoben, dass die Seitennenren des Blattes nicht so deutliche bogige Anastomosen bilden, als wie bei Labatia sessiliflora, und dass die Venen von mehr parallelem Verlaufe sind als dort. Sie sind zugleich von grösserer Zartheit.

Auf die Aehnlichkeit der Behaarung tod Labatia macrocarpa und sessiliflora hat ebenfalls schon Martins und Eich 1er hingewiesen (,folia . . praesertim juniora . . pilis malpighiaceis splendentia*' Mart. Nov. Gen. II, p. 71: ,auch im Habitus kommen beide Pflanzen überein: in den an den Zweigen sitzenden, sehr kurz gestielten Blüthen, in dem parallelen Verlaufe der stark hervortretenden Seciindir- nerven und in dem Indumeute feiner Haare, welche der Unterseite einen eigenthümlichen Schiller verleihen* Mart. Sitzungsb. 1. c. p. 574; «folia subtus pellicula sericante e pilis arcte complicatis obducta*" Eichl. in Fl. Bras.). Es :<ind. um über dieses Moment noch naher zu berichten, an den jniif^en Bliittern von L. macrocarpa uiiterseits diesellH^n zwei Lagen verschiedenartiger Haare vorhanden, wie bei L. se»ili- flora, an den älteren Blättern, wie es Martius indirect dun-h Hervorhebung des hierauf beruhenden Schillers ** ausj^edrückt hat, gi'rVsstentheils nur mehr die unmittelbar der Hlattflache

rufum Mart. und Sitleroxylon ele^ans A. Dt', autttihrt. h«M wel< h-r sich diese Angabe spociell wiederholt tindet. Von di»*M»n h«*idrt Arten fehh^n mir h'ider Hlüthen zur Xa<;huntersuehun^. Für Si«i»-n« xylon flej^ans aber sb*ht mit dieser Anj(;ihe die urhprQnirlirht* w Poepiiij; und Kndl. Nov. (Jen. 111. j». 71, tab. 2^2 .antherao 1«> uli- latere dehiseentibus* nicht im Kinklanj^e, und so winl es wohl im allgemeinen wahrsrheinlich, da.ss a us <jeM proeh en intror^e An- theren bei den Sapotaceen kaum vorkommen. Dio dem fiil- gegenstehenden vereinzelten Angaben mögen vielleicht ihre ErkUruiU darin finden, dass die Antheren häufig versatil sind, und »»o U'i l'nwr suchung voll geöffneter Blüthen mit schon entleerten Anthen^n leicbt Täuschungen Platz greifen können.

L, Radlkofer: lieber einige Sapotaceen, 431

aufliegende, je nach dem Alter des Blattes selbst auch mehr oder weniger im Verschwinden begriffene Lage. An der Oberseite des Blattes finden sich ebensolche Haarnarben, wie bei L. sessüiflora.

Auch der innere Bau des Blattes ist ganz ähnlich dem von L. sessiliflora. Nur tritt das chlorophyllärmere Zwischen- gewebe weniger deutlich hervor. Die Epidermiszellen der oberen Blattseite sind regelmässig sechsseitig, mit geraden, nur innerhalb der Cuticula deutlich wellig gebogenen Seiten und mit ziemlich deutlichen Tüpfeln daneben. Die Epidermis- zellen der unteren Blattseite sind mit winkelig gebogenen Guticularleisten versehen, welche von den Ansatzstellen der Haare rings ausstrahlen.

Die üebereinstimmimg in einer wesentlichen Eigen- thümlichkeit des Fruchtbaues, welcher gemein- schaftliche Eigenthümlichkeiten der vegetativen Organe, Nervatur und Behaanmg der Blätter, zur Seite stehen, rechtfertiget bei der gleichartigen Organisation der Blüthe unbedingt die Zusammenfassung von L. sessiliflora und L. macrocarpa in eine Gattung, trotz der ver- schiedenen Grössenverhältnisse aller Theile.

Die eben erwähnten Eigenthümlichkeiten rechtfertigen zugleich die Unterscheidung der Gattung Labatia von der zunächst verwandten Gattung Pouteria Aubl. emend. Man könnte, wie schon erwähnt, zweifelhaft darüber sein, ob die weit gehende Verwachsung der Samen, da bei Pouteria selbst auch Analoges in verschiedenem, wenn auch immer in geringerem Grade vorkommt, und da so doch nur ein quanti- tativer Unterschied sich darin ausspricht, ausreichend er- scheine für die Aufrechterhaltung der Gattung Labatia neben Pouteria ; die qualitativen Eigenthümlichkeiten der vege- tativen Organe (der Blätter) beseitigen sicherlich diesen Zweifel.

Es sind also wesentlich andere Momente, auf welchen

28*

432 Sitsmng der m/rth.-fkw*. Clnttte rom 5. Jmli 1SS4.

die generiäche Ueberem^niniDOD^ too Labatia sessiliflora Sw. und Lal>atia macrocarpa Mart. beruht, und aaf welchen die Gattung Labatia Oberhaupt beruht, als die, welche Martins zur generischen Vereinigung der genannten beiden Arten Veranlassung gegeben zu haben scheinen.

Es war das wohl haupte-äehlich die Viergliedrigkeit der Bluthe ' und Frucht, welche ihn später noch in Gber- grosser Erweiterung der Gattung dazu führte, dae^ er alle viei^liedrigen Lucuma-Arten. resp. Pouteria- Arten, zn Labatii rechnete (s. Mart. Hb. FI. Bras.. p. 170: «Lucomae gena* mihi quidem a Labatia non nisi numero quinario« in ilU quaternario, differre videtur*). Weiter mag die Ton ihm auch ^hr wohl bemerkte tiefe Insertion der StanH- jrefasse («>tamina 4 e fnndo eoroUae* Mart. Xot. Gen. IL p. 70} dabei im Spiele gewesen sein, welcher Analoges in den Darstellungen von Swartz und iu der Beschreibung von Pouteria Aubl. enthalten ist. Und nun vor die Wahl zwischen La])atia Sw. nnd die von Swartz selbst damit in Verhiinluiiir gebrachte «Tattiui^ Pouteria Aubl. ir«*stellt. nin t'incn Anknupfuncrspunkt für seine Pflanze zu gewiiiiifn. ist es \v«»hl natürlich, dass er nach Labatia Sw. griti*, da «iif Darr^tollung ihrer Frucht je<lenfalls eher mit dem, wa> ihn: vor Aiijxen lag, sich vereinigen liess, aU die Darstollimu d»T fn»nulartigen, übrigens als Tiliaceen - Frucht damals r..»n Martins noch nicht erkannten vierklappigen Frucht bei Aublrf.

Es i>t ein Zufall, dass Martins durch die Darstelluiii: AubletV auf Labatia Sw. hingewiesen wurde und ein R'^h weiterer Zufall, dass die später auf Grund einer iranz un- richtigen Auffassung dieser und seiner Pflanze erneute B^ hauptung von der generischen Zusimmiengehöngkeit l»ei'ifr sich gerade durch die Kiehtigstellung dieser Auffassung wirk- lich bewahrheitet hat.

Kine Bemerkung mag noch, ehe ich Labatia niacnx*arp verhisse, hier mitget heilt sein, welche in den hand^rliriftlichec

L, Radlkoftr: lieber einige Sapotaceen, 433

Reisenotizen von Martins enthalten ist, bisher aber noch nicht, auch nicht in dem Kapitel De Usu Sapotacearum der Flora Bras. veröffentlicht wurde, dahin gehend, das« die Fruclit der an den feuchten Ufern das Japura als grosser Baum wachsenden Pflanze den Fischen angenehm sei (,fructus piscibus gratus**).

Es erinnert mich das an eine Stelle, wenn ich nicht irre von Schomburgk (oder von Spruce?) in Hook. Journ. Bot. (oder in Schomburgk's Heise?), welche ich im Augenblicke leider nicht wieder zu finden weiss, des Inhaltes, dass im äquatorialen America gewisse Fische (wahrscheinlich an überschwemmten, schlammigen Ufern) an*s Land zu kommen trachten, um die abgefallenen Früchte eines Baumes aufzusuchen, welche sie besonders gerne verzehren, und dass sie dabei leicht gefangen werden können.

Vielleicht ist dieser Baum, welchen der Autor jener Stelle meiner Erinnerung nach nicht näher bezeichnet, in Labatia macrocarpa Mart., oder wenn nicht gerade in dieser, so doch wohl in einer nahe verwandten Sapotacee zu suchen, da ja die Früchte vieler Sapotaceen hinsichtlich ihres Geschmackes Aehnlichkeit besitzen.

Ich komme nun zu Labatia chrysophy llifolia Griseb.

Von ihr liegen mit Blättern und Blüthenknospen ver- sehene Zweige und Fragmente reifer Früchte mit voll aus- gebildeten Samen und Embryonen (aus dem Herb. Grise- bach) vor.

Die Früchte um mit der Betrachtung dieser, wie bei Labatia sessiliflora zu beginnen sind von Grisebach, resp. Wright, wie schon oben (p. 419) erwähnt, richtig als „baccae fragiles, scabrae, sarcocarpio tenui' bezeichnet worden.

434 Sitzvng der wuEth.'fkf». Onme vom 5. Jwii Isis4.

Mit Unrecht aber schreibe Gri>ebaeh denselben die gleiche ^ftnictor. wie den F'rüchten seiner zu Pr«ateria zu verbringenden Labatia dictronenra za^ bei welch« die Samen.Tchale nor eng an da» Elndocarp acgepreast und ihm .adhärirend* erscheint, woraof ich anter Ponteria zurOckkommen werde, wahrend sie bei Labatia chrjjo- jihTllifolia ganz ebenso bis aaf einen miäsig breiten Streifen de« Samenrfickens mit dem Endocarpe rer- wachsen Ist. wie bei Labatia sei^iliflora.

Die anatomischen Verhältnisse der Früchte sind in allen Einzelheiten nahezu Qberein.stinmiend mit den fQr Labatia sesäilitlora angeführten. Die Torhandenen Unter- schiede erscheinen als Folgen der vollständigeren Atisreifbng.

An der grosseren der Früchte von ungefähr l.Scm Lange und l.ocm grosster Breite, mit in radiärer Richtung (von Rücken- und Bauchseite her) etwa- zusammengedrücktem .Samen und Fruchtfache, misst der freie Theil des Samen- rOckens an seiner breitesten Stelle 9mm: an der kleineren Frucht, von ungefähr L.jcm Länge und 1,1cm iinerdurch- uu'>''f.'r, 8 mm. Er endet oben unter entsprechender Ver- -chmälrrung spitz, unten mit einer Ahrundung. DerseUw i< zi»*iiili<}i glatt. al/fT nicht glänzend, ^raugelh von FarU».

Diis Pericarp unterscheidet -ich von dem der L. st^ili- ilora nur nn<*rheUh'(h dun.h eine niindnr reichlirhe Einlaire- riiii^ von Skh'renrhymzelhfnnesteni und mag de^^halb t-twa^ th'iM-liitr*T .-ein al- d»)rt. Die (»»ertläche ist in Folge di^^^r Einlaj^erungeii autli lii^T unel)en. gekürnelt : weiter auch hier mit kurz zwiMarmigen, MMtlich zusamniengetlrückten Haaivi; Ix'sftzt. Das Innen» enthält ancli liier MilrlisatWliläuchH.

Das Kndrjcarp üher d«T freien Stelle des Samenracken* ist glatt und glänzend, branngrll», und wini v<^n Hachni. parencliymatr^sfii Z<*lli'n gebildet, welche meist drei- un«i nn.*lirt'ach länger als breit und mit ilinMu längfttfu Durch-

L. EacÜhffer: IJcher ciniffn Sajtötateen, 435

imesaer buld nach dieser, bald nach jener Richtung in der Endocarpfläche gekehrt sind.

Die S tt ui e ü ii c h u I e von 0,5 mm Dicke besteht aus zahlreichen Laj^en gelblicher, stark verdickter nnd reiehUch |getupfelter, ziemlich Lsodiametrischer Sklerenchymzelleu. Au [dem freien Tht'ik% dessen matte, nicht glänzende Oberfliiche [an die der Samenschale von Pouteria ochrusiierma m. er- innert, bilden kleinere und weniger stark verdickte, nicht treng in einer Eigene gelegene, annähernd sechseckige Zellen ^niit rundlicher Höhlung die äussere Begrenzung. Nahe der j iuneren Oberfläche verlauten ganz ebemso, wie bei L. sessili- Hflora, zahlreiche Gefassbündel, welche, wie dort, von der am ^■innerfin, oberen Ende des Samens gelegenen Nabelgrube aus |Hdie SametLSchale schief durcloüetzen und von einer Art Endo- pleura überdeckt werden. Diese ist hellbraun und besteht

Ians tiachen, zum Theile dünnwandigen, zum Theile mä^ssig dickwandigen Parenchymzelleu von un regelmässiger Gestalt. Der voll ausgebildete Embryo, der nicht von Samen- ei weiss, auch nicht von einer dünnen Lage eines solchen, wie mehrt*ach der angeblich eiweisslose Keimling gewi>«er Sapotriceen (s. üb, Omphalocarpum p. 298 und JV25 betreffs Vitellaria und p* 298 und 302 betreffs Bumelia) umgeben t, besitzt zwei dicke, halb ellipsnidische Cotyledonen und kleines, punktförmigem Würzelchen. Die Cotyledonen, en gelbbraun, innen weissHch, enthalten viel Aniylum flieben wenig Oel und nahe der Überfläche grosse MUchsaft- Ißehläuche, in deren Inhalt dopjjeltbrechende Kaut^chnkpar- Itikelehen eingebettet sind, ferner ebenfalls mehr in den &u«sereii Fartieeu Zellgruppen niit braunem, in Wasser sich [nicht lösendem Inhalte, welcher bei Anwendung von Eisen- |«alzen sich als gerbstoffartige Masse zu erkennen gibt. Die [Berührungsfiäche der CVityledonen entspricht hier, soviel sich [lach Wiedereinpassung de^ herausgefallenen Embryo in die aale beurtheilen lässt, weder vollkommen einer radi-

430 SitzutKj der mathrphys. Glosse vom 5. Juli 1884,

ären, noch einer tangentialen Ebene in Beziehung auf die Fruchtaxe, sondern einer zwischen beiden gelegenen, mit An- näherung an die erstere.

Die Blüthenknospen, welche ich keinesw^s fo unausgebildet fand, dass, wie Grisebach zu verstehen gibt, ihre Untersuchung unausführbar gewesen wäre, zeigten in allen Theilen vollständige Uebereinstimmung mit L. sessiliflom.

»Sie sind äusserst kurz gestielt, wie die BiGthen von Labatia überhaupt.

Die zwei äusseren, mit ihren Rändern sich klappig be- rührenden Kelchblätter sind dicht mit goldgelben, seiden- glänzenden, zweiarmigen Haaren bedeckt. Die zwei inneren nur an der Mittellinie ihrer Aussenseite.

Die Blumenkrone ist kahl, vierlappig, mit breiten. aber nicht abgestutzten, sondern in eine breite Spitze endenden Lappen und länglich zungenförmigen Staminodien vor den Buchten.

Die Staubgefässe sind dem untersten Rande der Blumenkrone eingefügt, die Staubfäden kahl, die Antheren fa«t pfeiifomiig, extrors, an dem innen verbreiterten Count^.- tive etwas über dem Grunde auf der Staubfadeiispit/.e l)r- festiget.

Das Pistill ist ganz von derseU>en Bt^chatfpnheit, wir es für li. sessiliflora oben beschneiden wurde, auch hinsicht- lich der Behaarung.

Die Blätter sind, wie schon Grisebach hervorgeh' »l>r:i: hat, clureh eine grössere Flächenentwicklung, namentlich dt-r Breitt» iijich, von denen der L. sessiliflom unterschieilen: >itf sind verkehrt-eitorniig mit aufgesetztem, breit dreieckitr^'i« Sj»itzclien, an Länge die Blätter von L. sessiliflom nur weni;!. an Breite aber (im oberen Dritttlieile) nahezu um das IK lis- pelte illKTtreflend. Die jungen Blätter sind zugleich dünii»r. die älteren aber nahezu el>enso dick und .starr aU d»»rt. Nervatur und Beb a a r u n g entsj)rechen der d(»rtig»Mi vll-

L. Radlkofer: Ueber einif/e Saixjtaceen, 437

kommen. Auf das verschiedene Aussehen der Unterseite jüngerer und älterer Blätter hat schon Grisebach hingewiesen : ,subtus nitore metallico aureo-sericeis vel demum glauco- argenteis.** Die sil her weisse Farbe tritt nach dem Abfallen der gestielten, hier mehr gold- als rostfarbigen Haare hervor und rührt von den dicht der Blattfläche angepressten, unge- stielten und farblosen Haaren her. Die beiderlei Haare sind zweiarmig. Die jungen Blätter sind durch das Trocknen braun, die älteren braungrün geworden.

Die obere Epidermis der Blätter besteht aus Zellen mit welligen Rändern und mit Tüpfeln, wie bei L. sessiliflora forma genuina. Das chlorophyllarme, lückenreiche Z wisch en- gewebe des Blattfleisches mit zahlreichen krystall- föhrenden Zellen ist in derselben Weise entwickelt, wie dort. Die untere Epidermis zeigt die eigenthümlichen hell glän- zenden Haarnarben, wie die schon vorausgehend betrachteten Arten.

Die jungen Zweige sind rostbraun behaart, die älteren von weisser Rinde bedeckt, wie bei L. sessiliflora.

Aus der Zusammenfassung dessen, was den bisher be- trachteten drei Arten von Labatia gemeinschaft- lich, und namentlich dessen, was ihnen anderen Sapotaceen gegenüber insgemein eigenthtimlich ist, ergeben sich Fingerzeige, welche auch minder vollständige Materialien der in diesen drei Arten zu einem sicheren Bestände gelangten Gattung Labatia zuzuweisen erlauben.

Es stellen sich nämlich ausser der ganz eigenthümlichen Verwachsung des Samens mit dem Endocarpe auch die durchgehende Viergliedrigkeit der Blüthe, die zweireihige Anordnung der Kelchblätter und die tiefe Insertion der Staubge fasse, sowie die hängen- den Samenknospen als wichtige Momente dar, deren

•z'ZZrt-Z'i. Trieir-rkrhr: iz«: ü-rZiiL-* V^r^iz :••:!*:: £:r?-r

L'-ir: £ 1 i:-r 2-*:-::r--^ :*r 3^1-'- -m-?::-*!-?

^=«£ ii-r •ei*:-::':-! *:-.::••* XrrTii-r irr BliiT-tr. j: ir-n

ÄrlTcf-c •.Tirrizz-rc "rir E * : 1 : ~ :i ? -k * r* a* a t ^ r : i . :i Als rig^ri.ii: ": ^ '«: her, ■ziri ieseiiL" Trieier Ais :•??!• £i»;rr»

-k*r.i— rc-i-rz. ^T-Lkn i^T^ tz : az. ir'vr^ii? fiÄ ^"r-^r— "-i^

:zrr.':rn . -rer

rir-?ia7ii:-,Z«-c tu^kT!

-•-- *■ -• *

L, Badlkofer: Ueber einige Sapotaceen, 439

Etwas dieser Behaarung einigermassen Entsprechendes habe ich unter den Sapotaceen nur bei C hrysophyllura micro- carpum Sw. aufzufinden vermocht, aber auch hier macht sich noch ein beträchtlicher Unterschied geltend, indem die beiderlei Haare weniger ungleich sind, lockerer gestellt er- scheinen und ziemlich gleichzeitig abfallen, so dass jener auf- fallende Wechsel in dem Aussehen des Blattes hier nicht zu Stande kommt, welcher die Labatia- Arten so sehr auszeichnet, dass fast jeder Beobachter irgend einer dieser Arten ihn her- vorgehoben hat.

Gestützt auf diese Charaktere glaube ich nicht fehl zu greifen, wenn ich, wie schon oben (p. 416) gesagt, der Gat- tung Labatia noch zwei Arten zuweise, von deren einer, Labatia glomerata Pohl Herb., bis jetzt die Frucht nicht bekannt geworden ist, wohl aber die Blüthe, von deren anderer, Labatia parinarioides m., umgekehrt die Blüthe fehlt, die Frucht aber wenigstens in einer hand- schriftlichen Notiz von Martins eine verwerthbare Schilderung erfahren hat.

Labatia glomerata Pohl Herb., unter Beifögung eben dieser Bezeichnung in der Flora Bras. VH, Fase. 32, 1863, p. 81 als Lucuma glomerata Miq. veröffentlicht und bei der Ausscheidung der Gattung Pouteria Aubl. emend. aus Lucuma in meiner Abhandlung über Omphalocarpum, p. 333, als Pouteria glomerata aufgeführt, ist schon Miquel und E i c h 1 e r durch die eigenthümliche Behaarung und die tiefe Insertion der Staubgefässe aufge- fallen, wie in der Diagnose und noch besonders in einer Be- merkung hervorgehoben ist: „Species insignis foliis subtus (,,pilis minimis arctissime complicatis" in diagn.) argenteo- nitentibus, stamiuibus („insolito generis et ordinis more* in diagn.) subhypogynis**.

440 Sitzung der maihrphys. Glosse vom 5, Juli 1884.

Zunächst diese hier schon als eigenthOmlich betonten Ver- hültiiisKedcr Staubgefässinsertion und der Behaaraog «irnl en, weiche in der Pflanze eine Art der Gattung La- hfitia vernmthen lassen. Dazu kommen noch hängende »Samon knospen, wie in der Flor. Bras. 1. c. tab. ;3<i dur(<0Nti*]lt ist. sowie eine gleiche Beschaffenheit des tief ge- furchten und borstig behaarten Fruchtknotens und (i riffeis, wie sie fdr Labatia sessiliflora und chrysophylK- folia im Vorausgehenden angegeben ist; femer durchgehende Viergliedrigkeit der Blüthe, und zweireihige Anordnun:: der Kelchblätter; endlich sitzende El üthen knospen luid derselbe Verlauf der die Seitennerven verbindenden. Mtärki»n>n, hier aber in ähnlicher Weise, wie bei Labatia iniiorooar|m verhältnissmässig zarten Venen, wie er für Liiltatia oKmi als charakteristisch bezeichnet wurde. Die Si'hiohto sill>erig glänzender Haa r e ist femer an den jQngeren Hlättern des mir vorliegenden Exemplares stellenweise noch \o\\ gestielten goldglänzenden Haaren überdeckt, welche noch frillu^r wt>hl einen continuirlichen Ueberzug gebildet haba ilürften, hier aber, ähnlich wie bei Labatia macnxaqia uni \Mt» dif» hvkeror stehenden der Blattoberseite, rasch vt-rlvivL y\i geluMi Si^heinon. Kine weitere Uel>ereinstinmiung sjiefifil n\it I.. marnvarpa zeigt die Pflanze in einer stürkfrvn Ver- l^n'itonniir und Vortlachung der Oberseite des unten ci-niri \ »»iNpnuiT'Midon Mittel n e r v e n der Blfittt-r un«l in irr M Inx iioluMNMi Au>bildung der chlon»i»hyllanuen Z w i > c h i -- Nobi« hto dr> H la 1 1 f 1 ei sc hes , in welcher die •i-fl'«?- l»üiulrl >»M'laulVu. Hie Ht»sohaflenheit der oberi-n \\rA -ir: init<M*f<i KpidiMini- schlies>t sich en^e an da> l*ei L. ma<r- »ari»:» \iiir«*irrl>»'iif an. nur sind die T u t ir n I a rl ei ^t r l äT der iniliM'en Ulattfliiihe schwacher al> dort. I^if i-r^-: 7,\\ r 1 iT e ^ind n»stbr;mn Ivhiuirt : die alt<*ren vi»n einer irr»--

L, Radlkofer: lieber einige Sapotaceen, 441

Ich stehe nicht an, die Pflanze nach diesem Befunde für eine Art der Gattung Labatia zu erklären.*)

1) Ob ausser ihr noch eine oder die andere der früher zu Lu- cuma und in meiner Abhandlung über Omphalocarpum, p. S^»), zu Pouteria gerechneten Arten zu Labatia gehöre, wird nur durch er- neute Untersuchung der betreffenden Materialien sich feststellen lassen.

Zunächst wäre in dieser Hinsicht Pouteria gomphiaefolia in*s Auge zu fassen, für welche auf Tafel 37 der Flor. Bras. 1. c. eine ebenso tiefe Insertion der StaubgefUsse dargestellt ist, wie für Labatia glomerata. Doch scheinen die Blüthen hier deutlicher gestielt zu sein, und die Blätter sind, abgesehen von den Blattstielen, als kahl beschrieben. Mir liegt die Pflanze nicht vor. Sie mag desshalb An- deren zu näherer Beachtung empfohlen sein.

Da sie als sehr nahe übereinstimmend mit Pouteria lucensm. (Lucuma lucens Mart. u. Miq. in Fl. Bras. 1. c. p. 78) bezeichnet wird, für welche in der Diagnose ebenfalls tief inserirte Staubgefilsse an- gegeben werden, so mag auch auf diese, da sie mir gleichfalls fehlt, die Aufmerksamkeit Anderer gelenkt sein.

Der Beschreibung nach besitzt dieselbe übrigens, wie Pouteria gomphiaefolia, kahle Blätter und gestielte Blüthen.

Ausserdem wird sie an der erwähnten Stelle mit Pouteria psammophila (Lucuma p. A. DC.) verglichen, in welcher die Autoren der Flora Bras. auch die Pouteria guianensis Aubl. erkannt zu haben glaubten (s. darüber die Abh. üb. Omphalocarpum, p. 329-832).

Demgemäss mag sie, und mit ihr auch Pouteria gomphiaefolia, der eben genannten Pouteria guianensis Aubl. emend. nahe stehen, fiir welche ja Aublet auch ,filamenta tubo corollae ad basim inserta"* angibt, für welche aber eine generische Uebereinstimmung mit Labatia schon durch die verlängerten Blüthenstiele unwahr- Kcheinlich gemacht ist und, wenn ich die Pflanze anders in den mir vorliegenden Si eher 'sehen Fragmenten richtig erkannt habe (s. üb. Omphalocarpum, p. 331) auch durch die Beschaffenheit der Frucht und des Blattes ausgeschlossen ist, da eine Verwachsung der peri- pherischen Fruchtwand mit den Samen durch nichts angeileutet ist, und dem Blatte die charakteristische Doppelbehaarung fehlt.

Ausser bei den genannten Arten ist auch noch bei Pouteria Caimito m. (Lucuma C. Rom. u. Seh.) eine tiefere Insertion der Staubgefüsse als gewöhnlich, nämlich unter der Mitte der Blumen-

442 SUiung der maih.'phys, Glosse vom 5, Juli 1884,

Sie steht ihrem Habitus nach gleichsam in der Mitte zwischen L. chrysophyllifolia und L. macrocarpa. Die Blatter sind länglich verkehrt-eiförmig, mit ganz kurzem, ausge- setztem Spitzchen und nach der Basis zu keilförmig rer- schmälert (was in der Fl. Bras., tab. 36, nicht gut zum Ausdrucke gebracht ist, indem die Blätter, abgesehen etwa von dem obersten links, zu gestreckt und namentlich in ihrem oberen Theile zu schmächtig gerathen sind), fast dop- pelt so gross als die der L. chrysophyllifolia, kaum halb so gross als die der L. macrocarpa, in Nervatur und Behaarung, wie schon gesagt, mehr mit dieser als mit jener Gberein- stimmend. Die Blüthen sind durch ihre geringe Grösse denen der L. chrysophyllifolia und sessiliflora ähnlicher als denen der L. macrocarpa. Was an der Blüthe eigenthQmlich er- scheint, das ist die schon in der Fl. Bras. I. c. hervorge- hobene Verbreiterung der Staminodien bei Verschnialemng der Kronenlappen, so dass die ersteren mehr direct in die verbreiterten Buchten zwischen den letzteren als vor diese Buchten zu stehen kommen.

Dem mag, ehe ich die Pflanze verlasse, noch eine Be- obachtung beigefügt sein, welche für die Familie der Sap«»- tiiceen überhaupt von Interesse ist.

Bei Labatia giomerata ist an den obersten, venirmtfu. zum Theile nur zweiblüthigen und gelegentlieh in den Xieder-

krom», zu beo>)iicht»'n (s. Fl. Hras. 1. c. i». Tt*. tal». 3ii«. Von x\\**^t Art sin«! Frucht uinl .Saiiif (mit ♦•iin'in ilor AiiiraKe n.u h (•.k.**i]rir''0 Oniphalo«liuni) bekannt, un«l nach «l«*ri»n IV-ichartt'nhtMt i-st ein^ Z'J- ;;»'l)üri^k<*it zu Labatia aus«;»»schlosst'n.

Vi»»llfirht «TWi'ist «^ich di»* tiftV»n.* In-^^^rtion d»*r St-iubirofl^*»' a^« ^«'«.'iLjTK't zur <i r u |i penlii idu nir inn**rhalb *l»?r »»attun:» Poat**rii.

Hal'I liorh, biiM t i e t' in-iorirto Staubir^^rä^-t* vr»'nlfn au* h ">. a n «1 »• r I' n < i a 1 1 u n j?»* n d*'r .Sa]M->ta<.e«*n an>r«*ir'-*'*«'n. •U> t>r!tt«»r^ / K b«'i Chry ^ojihyl lum sericeum A. IK'., ila> K'tzt«»rt» W\ K'\xT}^^r |.ljylluin fh'xnosum Marl. (*. Fl. Bra*'. !. c. ub. 41. ":♦..

L. Eadlkofer: Ueber einige Sapotaceen, 443

blattachseln des letzten Triebes stehenden Knäueln deutlich zu sehen, dass der Blüthe zwei kleine Vorblättchen vorausgehen, und dass die äusseren Kelchblätter, damit alter- nirend, nach vorn und rückwärts gestellt sind, das hintere das vordere wenigstens an der Basis der einen Seite etwas deckend. Mit dieser Beobachtung wäre die Lücke ausgefüllt, welche Eich 1er hinsichtlich der diagrammatischen Verhält- nisse der Sapotaceen-Blüthen noch gelassen hat (s. Blüthen- diagramme I, 1875, p. 332), und zwar in dem Sinne, in welchem er selbst die Blüthendiagramme mit Beziehung auf den Leser orientirt hat, unter Voraussetzung nämlich zweier, nach links und rechts fallender Vorblätter.

Was nun die Pflanze betriflft, welche ich hier als La- batia parinarioides der in Betrachtung stehenden Gat- tung noch einreihe, so ist von derselben nur ein steriler Zweig vorhanden, den ich gelegentlich im Münchener Her- bare unter den Chrysobalaneen fand, wohin Martins die von ihm gesammelte Pflanze rechnen zu sollen ge- glaubt hat.

Martins ist ohne Zweifel schon auf die eigenthümliche Behaarung der Pflanze die Labatien-Behaarung, wie ich sie schlechthin nennen will aufmerksam gewesen, und da sich bei gewissen Chrysobalaneen (Couepia subcor- data Benth., Parinarium brachystachyum Benth. etc.) etwas Aehnliches findet, nämlich ein Hervortreten eines der unteren Blattfläche anliegenden weissen Haarüberzuges nach dem Ver- schwinden der dem jüngeren Blatte eigenen gelben Haar- bekleidung — nur dass es sich hiebei um Haare von ganz anderer Beschafi*enheit als bei Labatia handelt, um Haare, welche wegen grosser Zartheit und starker Kräuselung einen fast unentwirrbaren, fein wolligen Filz bilden , so mag gerade durch die nur nicht genau genug durchgeführte Beob-

444 Sidung der maih.-phi/ii. dasise rom 5. JuU JSS4.

achtnug über das Labatien-Indument die Zuweisung der Pflanze zur Familie der Chrysobalaneen Teranladst worden sein.

Dem >tand auch nicht geradezu entgegen, was Maitio^ über die Frucht beobachtet und notirt hat : «Drupa globu^a. 1-, rarius 2 3-pyrena. Nucleus in came acidula «odore Crdoniae) flavescente ellipticus vel ovatus crosta ossea extu« scrobiculata. Corculum 1 OTatum album^.

Es ist bei der Beziehung dieser Angaben auf eine La- bati e n - Pr u c h t , wie ich sie hier urgire, zu berücksich- tigen, dass die Bezeichnung .Drupa*, welche Martius auf die Beerenfrüchte auch anderer Sapotaceen Arten Ton Pouteria (Labatia Mart. in Hb. Fl. Bras., 1S3?, p. 170—172» und Chrys<.»phyllum (eljenda p. 174 175» angewendet hat. gleichwie <ie A. De Candolle gelegentlich promiscue mit d**r Bezeichnung ,Bacca" oder statt die>er gehraucht is. PrJr. VIII. 1844, p. 107 unter .Lucunia torta* und «Lncoma Sellowii* k ihm um so mehr geeignet erscheinen mus^«». wenn, wie da- bei der Zuweisiuiir dt^r Pflunz^i- zur «iArt*:nir Luri;itLi als st-llistTHr-tandlich vurau-^esetzt i>t, liit- kru-tr».«?- Sar.ivi:- M-hale mit dem Pericarpe vt- r wach - en war: ^;:*'i da?s> >ie ilie-e> war. daraut deutet n'.»ih U^"»nder< dir Herv^r- hebunjj: «Kt uneV»fiien. irrur.iijen < >^»erriä<.he der harten S^tilr trii>ta i.»s»ea hin. [>ie BezeiLhiriiii: -ies Ii:hall»-> •ü'^*-r Schale al> .curoulum all.«um". Ja- i>t aL- Emi»ry.». r»"inr hiuwieticium datTir. da>.- in der-en>eu el.»en liie ^an^en-chAi- und nicht etwa ein Putanien mit er-t darin eüthiiitriiea:. T-r. Seiner eiirenen Siliale ;;!n>ehl«is>e:ie!n Samei; zu -r-'.rrr. >t,

Wa> nl.er die Pflanze weiter i»eizr.tuir»'r: i-t. Li*-: *; ; in weniu'e Worte zu-ammenl";i.»».'n.

Sie ist der Lali.itia irli^merata »ierart ahr.li'.h. »i.v^- *:-. Wfiin man nur die «ir.eren Blatter im A^iiTe h."ih, r--« :.: g;t aui-h al- 1»1« •*»-»* Varietät d-i^elf^-r. '»»-inu-h:^: W'-ri»-:- konnte, welcher nur die keilförmiiTe Vers^hmilrrir^^r irr

i. Badlkofer: üeher einige Sapotaceen. 445

Blätter an der Basis fehlt. Die oberen Blätter nämlich sind länglich verkehrt-eiförmig, im unteren Theile also wohl schmäler, aber nicht unter geradliniger Begrenzung, mit anderen Worten nicht keilförmig verschmälert, wie bei L. glomerata. Die unterenBlätter sind rein länglich oder elliptisch mit breiter, abgenindeter oder fast abgestutzter Basis, und dieser Umstand lässt es doch angemessener er- scheinen, die Pflanze, welche zugleich aus einer anderen Gegend, aus der Provinz Bahia, nicht aus dem Amazonas- gebiete ist, als besondere Art aufzufassen. Die unteren Blätter sind sehr kurz gestielt, die oberen länger. In der Grösse, Farbe, Nervatur, Behaarung und StruC'- tur sind die Blätter denen der L. glomerata so ähnlich, dass jedes Wort weiter darüber fast tiberflüssig Lst. Die Verbreiterung des Mittelnerven findet sich wie dort. Die unteren S ei tennerven sind an den Blättern mit breiter Basis enger zusammengerückt und mehr wagrecht ausge- breitet als die oberen, ähnlich ^-ie bei manchen Chryso- balaneen (Couepia subcordata Benth., Parinarium obtusifolium Hook. f. etc.). Die äussere, goldgelbe Lage von Haaren an der Blattunterseite der jüngeren Blätter stellt sich hier als continuirlicher Ueberzug dar und ist auch an den älteren Blättern stellenweise noch viel deutlicher erhalten als bei L. glomerata. Die Epidermisz eilen der Blattoberseite sind weniger deutlich wellig als bei L. glomerata, jedoch getüpfelt. Die C u t i c u 1 a der Blattunterseite ist mit leisten- fi)rmigen Vorsprüngen versehen, wie dort. Die Spaltöff- nungen sind, wie bei allen Labatien, klein und etwas ein- gesenkt. Die Zweigoberfläche ist wie bei L. glomerata.

Bemerkt mag noch sein, da&s die Seitenknospen etwas über die Blattachseln am Zweige emporgertickt sind.

Zu allem Ueberflusse endlich füge ich noch bei, dass im Blatte sowohl, wie in der Rinde der Zweige die charak- teristischen Milchsaftschläuche der Sapotaceen vor- [1884. math.-phy». Cl. 3.1 29

446 Sitzung der inath.'iihyH, Glosse vom 5, Juli 1884.

handen sind, welche im Blatte am leichtesten auf Quer- schnitten in der Nähe der Nerven, in der Kinde besondere nach Auflösung des reichlich vorhandenen Oxalsäuren Kalkes durch Salpetersaure deutlich sich nachweisen lassen.

Vergleicht man die hier der Gattung Labatia zuifp- wiesenen fOnfArten hinsichtlich ihrer Verwandtschaft»- verhältnisse unter einander, so tritt deutlieh hervor, da** die beiden westindischen Arten, L. sessiliflora und chr}*s«v phyllifolia, einander näher stehen als den brasilianischen Arten, welche wieder eine engere Gruppe für sich darstellen. ausgezeichnet namentlich durch die grössere Flächenentwick- lung des Blattes, bei geringerer Derbheit desselben, und dun'h die dem entsprechende zartere Venation nebst Verflachuii«r des Mittelnerven und minder starker Entwicklung des chlon>- phyllannen Zwischengewebes im Blattfleische. Von den brasi- lianischen Arten reiht sich an die antillanischen, und zwir an die mit grösseren Blättern als L. sessiliflora vers<?hene L. chrysophyllifolia, zunächst wohl die kleinblfithige L. glom«*- rata und weiter die ihr sehr ähnliche L. parinarioidt^ an. L. macroearpa mit griVsserer Blüthe und Frucht und aiii stärksten entwickeltem Blatte scheint geeignet, das and^r»- Knde der Reihe zu bilden.

Ich fasse schliesslich die Charakt<»ristik der (iattung und ihrer 5 Arten in der eben gedachten Heihenfolge wie uWirh zusammen.

Labatia Swartz (Prodr., 1788, p. 2 et a2 ! : Swürti in Srhrcb. Gon. II, 1701, p. 71M) et in Flor. Ind. «nr. I. 171^7, p. 2(J3 excl. syn. J'outeria Aubl.^ : Willd. Sp^H*. IM. I. 2, 17l»7, ]). "»00, C}2.\ excl. L. pedunculata W., i. «\ l\»ut«^na giiiaiiens. Aubl. ; Kui'uschel Nomencl. Kd. III, I7l»7, p. •>

I

i

L. Radlkofer: Ueber einige Sapotaceen. 447

excl. L. Pouteria ßaeusch., sphalmate L. Panteria, i. e. Pou- teria guianens. Aubl. ; Romer & Schult. Syst. Veg. III, 1818, p. 8, 163 excl. L. peduncul. W., ut supra; Spreng. Syst. Veg. I, 1825, p. 369 „Styraeeae% 428 excl. L. peduncul. W., ut supra; Mart. Nov. Gen. & Spec. II, 1826, p. 70, tab. 161, 162, nee 160, 161 uti in textu refertur, sp. n. bras. : L. macrocarpa ! ; Don General Syst. IV, 1838, p. 36, planta Swartziana et Martiana; Steudel Nomencl. Ed. II, II, 1841, p. 1 excl. spec. plurim. e Mart. Hb. Fl. Bras. infra cit. huc allatis nee non syn. Velloz., cf. infra et L. macrocarp. ; Mart. in Sitzungsber. Mttnch. Acad. I, 5, 1861, p. 571 ; Eichler in Flor. Bras. VII, Fase. 32, 1863, p. 61, tab. 24, cf. supra p. 399, in annot.; Griseb. Cat. PI. Cub., 1866, p. 166 excl. L. dictyon., Pouteriae spec., cf. infra, incl. vero L. chryso- phyllif. ! Pouteria spec. Poiret in Lam. Encycl. V, 1804, p. 609, planta Swartziana e. Pouteria guianensi Aubl. confusa; id. ibid. Sappl. III, 1813, p. 228, pl. Swartziana a P. guian. Aubl. distineta, in Suppl. IV, 1816, p. 546 Pou- teria sessiliflora nuncupata; Radlk. in Sitzungsber. Müneh. Acad. XII, 3, 1882, p. 333, cfr. L. glomerata!. Labatia et Pouteria Dietrich Dav. Synops. I, 1839, p. 498, 499, t. Steudel, excl. L. pedunc. ut supra, cfr. L. sessilifl. et macroc. Pouteria sp. et Labatia A. De Cand., Prodr. VIII, 1844, p. 164, cfr. L. sessilifl. et macroc. Lueuma sp. Miq. et Eichler in Flor. Bras. VII, 1863, p. 81, cfr. Lab. glomerata!. Lueuma sp. et Labatia Benth. Hook. Gen. II, 1876, p. 655, 657, cfr. Lab. sessilifl., chryso- phyllif. et macroc. Non Labatia Seopoli Introd., 1777, p. 197, Ilicis sp., cf. supra p. 407, annot.; Vellozo, Flor. Flumin. 1825, reimpr. 1881, p. 48, Icon. I, 1827, tab. 125, Ilicis sp., cf. supra p. 406, annot. Non Labatia sp. Mart. Herb. Flor. Bras. in Flora 1838, seors. impr. p. 170 174, Pouteriae sp. m. in Sitzungsb. Münch. Acad., Dee. 1881, p. 333) : Flores polygarai (hermaphroditi et feminei), quadri-

29*

448 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Juli 1884.

meri. Calyx 4-sectus; segmenta biseriata, duo exteriora mediana, aestivatione valvata, pilis dibrachiatis sericeo-tomen- tosa, duo interiora lateralia, subimbricata, praeter lineam in latere exteriore inedianam glabra. Corolla 4-loba, glabra rel ad marginem villasula; tnbiis urceolaio-cylindricus : lobi im- bricati, ovati, subacuti. Staminodia 4, parva, oblonga. su>> siiiubns vel in sinubus corollae inserta, glabra vel nianrice villosula. Stamina 4. iniae corollae basi ante lo))«)s aftixa. oorollani ae(|nantia; filamenta filiforniia; antherae (in fl^'n« tVniineo alM)rtivae) s^ubsagittato-ovatae, extrorsae, intus -upra connectivi dilatati basin affixae. Germen dej^resse gloU^nm, 4-sukatuni. sotis inaeqnaliter dibrachiatis, brachin lonjri"^ sursnni versis, pilisque par\'is breviter dibrachiatis v^^ituin. 4-l(HMilare; geninuilae in loculis solitariae, ex sunimo angiil» centrali descendentes , micropyle infera; Stylus tiliformi^. 4-sulcatus, genuine longior, basi jrilasus ; stigma parvum, oh- tnsuni, obscure 4-lobnm. Bacca siibglobosa, 4-loculari!i vel abortu i\— 1-loonlaris, nifo-tomentella, granulati)-scabra, sait'«»- ojirpio tt'niii oellulis sclerenchymaticis eoacorvah's ^r.inul«--. i'iulot :n pio unditiu»^ cum senn'nuni testa cunnato nee ulla :.:•' loiuloriini dor.si part«' mediana lilxTa relicta. S<'nnna Mv.iii*-^ t«'st;i eni-tar»';K prnpo apicem ad latus interius uniphül«"!: iiistriicta, extiis pra«»t»'r aream dorsalem liberani la«»vt»m '=^ili- serobiciiÜMpi»' exarata (tjuasi area, ut in Sa]>otacei'< inv»n::rr. unibilicali maxima in<tnirta). intus sui) iMidopleura t«Ma»* ^i- nata tasoiciilis vasorum ab omphahMlio perforatione •»)»li'j.j tlt'srt'nd»'ntil>n< rn*i>ris. alii- majoribus sul)fiisci>. aliis min'*n- }>ns alMdis voniistt» rotiiulata. Emi)rv() exalbuniin«»Mw: ctT- liMlniit's h»»mit»llips«)iileae. carnosae, (juoad situm, ut vj.i-t :r. variabilt^s. modn ]>lano radiali. nirnlo tangentiali. iuikIo ji;:*:- mtMJio paralh'lae. vix nl»»»), prae^crtim aniylo u«^- nrui latiir-r^ in t t'llnli- en;uervati< siilxtantia quadam t^mniia i<iH»tae: rr.:- rnla niiiiima. piiiutitonnis. Frntiees vid arbor*^ lartr^- ecnto- t"oli»»nim >par>onnii bn'viter pi*tiolati»runi exstipulat«'r/:

L, Radlkofer: lieber einige Sapotaceen, 449

venatione eleganti, venis inter nervös laterales parallelis ex- trorsum oblique arcuatira descendentibus, nee non pilorum di- brachiatorum adpressorum subtus Stratum duplieem effici- entium nitore metallico, priinum ferrugineo-chryseo, dein, stratu exteriore evanido, argenteo insignes, stomatibus parvis plus minus immersis in foliorum pagina inferiore tantum in- structae. Flores ad nodos defoliatos glomerulati, subsessiles.

Specie^ 5, Anierieae tropieae incolae.

Obs. Genus Pouteriae Aubl. emend. proximum, seniinis cum endocarpio eoalitione nee non pubescentia peculiari prae- cipue distinguendum.

A. Folia minora (species antillanae).

1. L. sessiliflora Sw. (Prodr., 1788, p. 32!; Flor. Ind. occ. I, 1797, p. 204; Willd. Sp. PL I, 2, 1797, p. 023 ; Raeuschel Nomencl. Ed. III, 1797, p. 38 ; Rom. et Schult. Syst. Veg. III, 1818, p. 163; Spreng. Syst. Veg. I, 1825, p' 428; Dietrich Synops. I, 1839, p. 498, t. Steud.; Steudel Nomencl. Kd. II, II, 1841, p. 1. Pouteria guianensis „Aubl.** Poiret in Lam. Encycl. V, 1804, p. 609, (pioad syn. „Lab. sessilifl. Sw.** Pouteria sp. altera Poiret in Lam. Encycl. SuppL III, 1813, p. 228. - Pouteria ses- siliflora Poiret in Lam. Encycl. Suppl. IV, 1816, p. 54(5; A. De Cand. Prodr. VIII, 1844, p. 164. Lucuma sp. Benth. Hook. Gen. II, 1876, p. 055): Frutex orgyalis et ultra ; folia minora, circ. 7 cm longa, 2 cm lata, lanceolata, coriacea, venis validis, supra glabrata, subtus pube adpressa nitida induta; flores parvi, subsessiles; bacca subglobosa, 4- vel al)ortu 3— 2-locularis, magnitudine nueis moschatae, ferruginea.

Forma 1 : g e n u i n a : Folia oblongo-lanceolata, lon- giu^cule acute aeuminata, basi attenuata, nervis lateralibus obli([ue adscendentibus margine arcnatim aujistomosantibus, fuscescenti-viridia, maxime juvenilia tantum subtus pubis

450 Sitzung der mathrphys, Claase vom 5. Juli 1884,

stratu exteriore mox evanido suiferuginea, reliqua omnia pilis epiderniidi coiitiguiä solis relictis argentea ; epidermidis sope- rioris cellulae margine undulatae, punctatae (de reliquis cliarjicteribus anatomicis cf. supra p. 427).

In insula S. Domingo legitSwartz! (m. Majo et Jon. flor., m. Dec. et Jan. fruct. ; senratur in Hb. Holmiensi, nee non fragnienta fructiis in Hb. Mart.).

Forma 2: myrtifolia m. : Folia eHiptico-lanceobita, utrinquc acuta, nervis lateralibus patulis ante marginem u^ cuatim anastoniosantibus, subfosca, jnniora pubis strata ex- teriore aureo-sufferuginea, adultiora pilis epidennidi contigois solis relictis argentea ; epidermidis superioris cellulae margine vix undulatae (de reliquis cbaracteribus anatomicis cf. sopn p. 428).

In insula S. Domingo legit Swartz! (sine flor. et fmct; servatur in Hl). Ilolmiensi, nee non ramniua in Hb. Mart).

2) L. cbrysophyllifolia Griseb. (Catal. PI. Cub^

18(i6, p. KU)! Lucuraa chrysophylloides, non A. DC, Wr. ed. Griseh. 1. e. Lucuma sp. Benth. Hot)k. (Jen. II, 187(), p. Or),")): Frutex 0 15 pedes altus; folia nünora, circ. 7 7, 5 cm longa, 3,5 4,5 cm lata, obovata, iipi(^e breviter apiculata, subcoriacea, venis sat validis, supra j^liibrata, subtus jnniora pubis stratu exteriore pulcherrimc jiureii, adultiora pilis epidormidi contiguis s<jlis relictis argen- toji: epidorniidis superioris cellulae margine undulatae, piinc- üitae (de reliquis characteribus anatomicis cf. supra p. 437); tiores parvi, subsessiles; bacca subglobosa (, lutea*), abortu 1-spernia, magnitndine nucis avellauae.

In Cuba (^ccidentali prope Toscano legit AYrighll (ni. Oet. fruct. et alabastr. ; coli. Wright ai». 18«»0-i»4. 11. 29211; .serviitur in Hb. (Jriseb.).

L. BadlJcofer: üeber einige Sapotaceen, 451

B. Folia majora v. maxiina (species brasilieiises).

3. L. glomerata Pohl (Herb.) ed. Miq. et Eichl. (in Flor. Bras. VII, Fase. 32, 1863, p. 81! in synon. - Lu- cuma glomerata Miq. 1. c. p. 81, tab. 36, fig. 2. Pouteria glomerata Radlk. in Sitzungsb. Münch. A.cad., Dec. 1881, p. 333): Arbor?; folia majora, circ. 12 cm longa, 5 cm lata, ex obovato cuneata, chartaceo-niembranacea, nervo mediano supra dilatato, venis temiioribus, snpra glabrata, subtus pubis stratu exteriore aureo mox evanido argentea, epidermidis superioris cellulis margine undulatis punctatis (de reliquis characteribus anatomicis cf . supra p. 440) ; flores parvi, subsessiles; fructus .

In Brasilia aequatoriali ad Rio Maranhäo legit Pohl! (circ. ann. 1820; communicata ao. 1839 a Mus. Caes. Vindob. c. Zuccarini servatur in Herb. Monac.).

4. L. parinarioides m. : Arbor (t. Mart. in Obs. rass. n. 2379); folia majora, circ. 12 cm longa, 5 cm lata, supe- riora obovato-oblonga, basi angustata, inferiora elliptico-ob- louga basi lata rotundata vel subtruncata, apice subapiculata, chartaceo-membranacea, nervo mediano supra dilatato, venis teuuioribus, supra glabrata, subtus pubis stratu exteriore aurea, dein pilis epidermidi contiguis solis relictis argentea, epidermidis cellulis margine subundulatis punctatis (de reli- quis characteribus anatomicis cf. supra p. 445) ; flores ; fructus globosus, (si Martii descriptionem supra p. 444 red- ditam recte interpreto) baccatus, 1 3-spermus, carne acidula flavescente odore Cydoniae.

In B r a s i 1 i a e provincia B a h i a in ripa fluminis Fran- cisci prope Joazeiro legit Martins! (m. April. 1818; servatur in Hb. Monac).

Obs. Ma<j*am (an legendum MayaoV) incolis, teste Martio in Obs. mss. n. 2379.

5. L. macrocarpa Mart. (Nov. Gen. et Sp. II, 182<>,

452 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Juli 1S84,

p. 71, tab. 161, 162!, nee. 160, 161 ut in textu refertur: Steudel Nomencl. Ed. II, II, 1841, p. 1, excl. syn. ,Labatia conica Arrab. ?*, quae Hex conica m., cf. supra p. 406 in annot.; A. De Cand. Prodr. VIII, 1844, p. 165; Miq. €t Eichler in Flor. Bras. VII, Fase. 32, 1863, p. 61, tab. 24. fig. 2. Pouteria macrocarpa Dietrich Dav., Synop?. I, 1839, p. 499, t. Steudel. Labatia sp. Benth. H«>»k. Gen. II, 1876, p. 657): Arbor vaiftissinia ; folia magna, ininio maxima, 14— 33 cm longa, 4 10 cm lata, obovato-oblont^iu subacuta, basi subcuneato-angustata, chartaceo-coriaeea, nervo mediano supra dilatato, venis teimioribus, supra glabnita, subtus pubis stratu exteriore colore aeneo, dein pilis epider- midi contiguis solis relictis subargent^o inducta, epidermiJi> suj»erioris cellulis extus margine undulatLs punctatis (de reli- quis characteribus anatomicis cf. supra p. 431) ; flores majores^, IKjdicellati, pedicellis (juam flores ipsi brevioribus, corullüt? lobLs villosulLs; bacca subgloljosa, 4-loculari3, 4-sperma, major, magnitudine anrantii.

InBrasiliae provincia do AI to A niazonas in ri{»a lunbro^ii liumida fluvii Japuni intor Maribi ot S. J<t,4<> -i» Principe le^nt Martins! (m. Dec. 1S19 et Jan. H2n. ri,,r. -t truct.; servutur in 111). Monar.l.

()bs. Fructus piscibus gratiis t. Mart. in Ob^. in-, n. 2998.

III. Pouteria.

Drr aus diT tVühonMi (Jattuii^ Lueunia n».*bt.Mi Lue imu im i.»n;^t*nMi und ri^futlicluMi Sinn«' und n»»Uin V i 1 1* I I :i r i (liirtii. rt'torni. von mir \vi(Ml»T ab«^»*tn*nnten «iattunt; P" .- trr ia Aubl. t'meiid. halx? icli hirr zwtfi Artfu )M*i/iit':"i::''::. währtMid «.»ine der ^m ihrer Wiederh«'rst4*llun*^ /u ifjr -i" nM'hht'tiMi Art<Mi in der vinMM>i^eh«»nd«n n«*triirlit:i!i.i "-r rijUtun^ Labatia al> L. ^lomerata nunmehr ihr»-n l*l.i*: gefunden hat.

L. BacUkofer: Ueber einige Sapotaceen, 453

Die beiden zu Pouteria zu verbringenden Arten, P. laevigatam. und P. dicty on eura m., waren ihrerseits, die eine ursprünglich, die andere schliesslich, als Arten der Gattung Labatia aufgefasst worden: die letztere unter der Bezeichnung Labatia dictyoneura Griseb. im Catal. PL Cub. 1866, p. 166, nachdem sie ursprünglich als Sidero- xylon dicty oneur um Griseb. in den PL Wright., 1860, p. 517 aufgestellt worden war; die erstere unter der Bezeich- nung Labatia? laevigata Mart. im Herb. Flor. Bras., Flora 1838, seors. impr. p. 172, an deren Stelle später die Bezeichnung Lucuma? laevigata A. De Cand., Prodr. VIII, 1844, p. 167 getreten war.

Pouteria dictyoneura ist, wie schon aus diesen Angaben zu ersehen, eine westindische Art, von Wright gesammelt, und die erste Pouteria- Art, welche Oberhaupt aus diesem Gebiete bekannt wird.

Pouteria laevigata ist eine brasilianische Pflanze, von Martius gesammelt, aber in der Flora Iin\s. unter den Sapotaceen nicht aufgeführt, weil dieselbe bei der Bearbeitung dieser Familie, wie die handschriftlichen Be- merkungen bei dem betreffenden, mir vorliegenden Exem- plare des Münchener Herbares darthun, als zu den Myr- sineen gehörig betrachtet worden war.

Um zunächst bei dieser Pflanze, bei Pouteria laevi- gata zu verweilen, so ist die eben erwähnte Auffassimg der- selben als einer Myrsinee unter Zuhilfenahme der ana- tomischen Methode leicht als ein Irrthum zu erweisen, und ebenso leicht ist es, obwohl die Pflanze keine Blüthen besitzt, und die von Martius beschriebenen Früchte derselben nicht mehr vorhanden sind, nach derselben Methode die Zu- gehörigkeit zur Familie der Sapotaceen, der sie Ursprung-

454 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5. Juli 1884.

lieh als fragliches Glied der Gattung Labatia zugewiesen war, ausser Zweifel zu stellen.

Der Pflanze fehlen nämlich einerseits die Harzbe- hälter, welche den Myrsineen, abgesehen von der Tribiu der Theophrasteeu, fast ausnahmslos zukommen und welche die durchsichtigen Punkte der Blätter der- selben bedingen (s. darüber Bokorny in Flora 1882, p. 373 etc.). Andererseits besitzt die Pflanze die den Sapi)- taceen eigenen Milchsaftschläuche in Kinde imd Blatt und zugleich die das Indument der Sapotaceen regelniäsM^ bildenden zweiarmigen Haare. Ein Zusammentreffen dieser beiden Momente mit habituellen Charakteren, wie sie der Familie der Sapotaceen zukommen, findet sich anderwärts nicht leicht wieder, wenn nicht bei gewissen Euphor- biaceen. Aber einer Beziehung auf diese Familie steht schon die Beschreibung der Frucht durch Martins hindernd im Wege, der sie in seinen handschriftlichen Aufzeichnungen n. 3013 etwas abweichend von dem Wortlaute des Herb. Fl. Bnus. p. 172 als „bacca 2 ?-locularis, an potius 4-h)CularisV bezeichnet hat. Die letztgenannte Zahl der Fächer ist, «la zugleich 4 Samen angegeben werden, ohne Zweifel dir- richtige.

Tnter den Sapotaceen nun erweist sich die Pflanze dem Habitus nach als den Arten der (lattung Pouteriü zunächst stehend, und die Deutung derselben als Art «lie?^r Gattung wird noch weiter durch die Vierglie<lrigkeit d^r Frucht, welche auf Vierglieilrigkeit auch der Kluthf zurückschliessen liLsst, und dadurch unterstutzt, dass «li»^' (lattung vorzugsweise brasilianische, und zwar U*-<»u- ders wieder dem A m a z o n a s g e b i e t e angehorige .Vrten in -ich t'asst, in welchem (iebiete auch Pouteria laevigata .in dt»n Wäldern am Japurä' zu Hause ist.

Der Habitus nähert die Pflanze l>es<mder> d»»r P«ni- t e ria Cai m i tu m., und es scheint das auch von d«T Frucht

L. Hadlkofer: Ueher eifUge SapotMeen, 455

zu gelten, welche Martius mit der der P. Caimito in Ver- gleich bringt. Was die aus dem Verkehrt-eiförmigen keil- ^ förmige Gestalt und die hellbraune Farbe der Blätter betriflft, so ist auch ein Vergleich mit Vitellaria pauciflora m. zulässig. Doch ist bei dieser das Venennetz weitmaschiger; ferner steht sie durch ihren sechsfächerigen Fruchtknoten und durch die Zugehörigkeit zur westindischen Flora weiter ab.

Die anatomischen Verhältnisse des Blattes, und zwar besonders die der Epidermis und des Blattfleisches, sind zunächst ähnlich denen von Pouteriaamazonicam.; ausserdem auch denen von Sarcaulus macrophyllus m. (üb. Omphalocarpum p. 310), welche Gattung ja selbst auch wieder der Gattung Pouteria sehr nahe steht.

Die Epidermiszellen der Blattoberseite sind ziemlich klein, polygonal, annähernd sechsseitig, die Seiten häufig gekrünmit, aber nicht deutlich wellig gebogen. Aehn- lich so auch die von P. amazonica und Sarcaulus, während die vieler Pouteria- Äxten (P. guianensis, Caimito, torta etc.) mehr oder weniger wellig gebogen und dann häufig auch mit Tüpfeln versehen sind. Die Pallisadenzellen sind von kleinerem Querdurchmesser als die Epidermiszellen, aber ziemlich lang, die Hälfte der Blattdicke für sich in Anspruch nehmend. Ebenso bei Sarcaulus ; bei P. amazonica kommen auf die gleiche Dicke zwei Zellschichten. Das Blattfleiseh an der unteren Blattseite ist zu deutlich schwammför- migem Gewebe ausgebildet mit ziemlich grossen und regelmässig vertheilten Maschenräumen, welchen annähernd nach Zahl und Anordnung die ziemlich grossen elliptischen Spaltöffnungen entsprechen. Die Epidermiszellen zwischen den Spaltöffnungen, welche in gleicher Höhe damit liegen, sind von unregelniässigerer Gestalt als die der oberen Blattseitc und besitzen massig wellig gebogene Seitenwan- dungen. Die Cuticula ist glatt. P. amazonica verhält sich ganz ähnlich, nur sind die Lücken im Schwammgewebe

456 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5. Juli 1684.

und die Spaltöfl&iungeii kleiner. Sarcaulus nimmt zwischen beiden eine mittlere Stellung ein. Auch bei Pouteria ama- zonica und Sarcaulus ist die untere Epidermis glatt und liegen die Spaltöffnungen in gleicher Ebene mit ihr, während bei manchen Pouteria-Arten (P. parviflora, ramiflora, crassi- folia^) etc.), wie auch bei Vitellaria-Arten (V. Rivicoa) die untere Epidermis mit Cuticularleisten versehen ist, und die Spaltöffnungen dann etwas vertieft und von einem Cuticular- walle umzogen erscheinen.

Ausgezeichnet ist Pouteria laevigata vor allen Pouteria-Arten, welche ich damit zu vergleichen Gelegenheit gehabt habe (ausser den schon genannten noch P. chrysi)- phylloides, lasiocarpa und lateriflora) durch das Vorkommen von Krystallzellen, welche je zu dritt oder viert unter der oberen Epidermis in ziemlich zahlreiche Grupi>eii geordnet Oxalsäuren Kalk (meist in Einzelkrystallen) enthalten und nach dem Wegschneiden der Epidermis schon unter der Lupt* (im auffallenden Lichte) in Form kleiner weisser Punkte sich benierklich machen. Etwas Aebnlicht»s findet sith l>ei einzehien Arten verwjindti»r Gattungen, so bei (.'lirys(»]»h}l- lum Cainito L. (Sieb. Fl. Trinit. u. :30)*) und TMirv-^-

1) Für IN)utt»riii crussi folia mii«^ liitT erwähnt srin, •In« sit* durch ilas Vorkoiunicn von Sk lertMie h y ni t'ase rn im Blat* HtMsche, hesontlers unter der oberen Eiiiderniis, aus^^ezeiehnet i*t ul i darin sich der Luc um a Va Iparadiyaea Mol. emen«l. f«.üJ1. 15t- tero n. 1115) nähert.

2) Aul* diese Art iat, nebenbei b»'merkt, sicherlirh aurh di»* :: !>•' Cand. I'nxlr. übergan^'ene »Stelle von L'lukenet AIuki;:. p, L', phinta 2 zu l»ezi».'hen: ,Arl)or jamairi'nsis lauritoliu", i»r«in.i p. :*• <'yi»rii »'xpoliti colore ful^«'ntibuH et qua^i Sandyei' timli^: « •ir\- dfudros Ameri«ana. l*hyto^'r. tab. 2(53, tiij. 4 (s|dialinat<' rii: - llujus fnutu-^ Star-Aj)ple nostratibuH ;iudit." Von .Sloan»* i^ •:.— seil)»' an dt-r von De Cand oll»' anj^'eliHirten J^ttdle, Hi^t. J.iiu I . p. 170 \mt<'r -Star Apple-Tm»' }»erü(ksirhtiu'«'t. ab«'r idnif Anluliru:..- der Tat*»' I. I><'r letzt»'n' l'mstand hat wahrs(.h»'inli»h »li»^ r»d«»ri:»l;'irij der .Stell»? b»'i .späteren Autoren veranhijsst.

i. Radlkofer: lieber einige Sapotaceen. 457

phyllura flexuosum Mart. (Hb. FL Bras. n. 102), ferner bei Arten von Bumelia, worauf ich in den Bemerkungen über diese Gattung zurückkommen werde.

Die Charakteristik der in Bede stehenden Pflanze, welche ihre Stelle neben Pouteria amazonica finden dürfte, gestaltet sich folgendermassen :

Pouteria laevigata m. (Labatia? laevigata Mart. in obs. rass. n. 3013 et in Hb. Flor. Bras., Flora 1838, Soors, impr. p. 172!; Steudel Nomencl. Ed. H, II, 1841, p. 1. Lucuma? laevigata A. De Cand. Prodr. VIII, 1844, p. 167. Omraissa in Monographia Sapotacearum Brasiliensium, Flor. Bras. VII, 1863): ,Arbor 15—20 pe- dalis** (Mart. in obs. cit.) ; rami patentes, plumbeo-fusces- centes, apice (foliaque primordialia) pilis dibrachiatis sericeo- tonientosi, mox glabrati, cortice utriculis laticiferis foeto; folia sparsa versus summitates ramulorum ex obovato-oblongo subcuiieata, apice rotundata vel retusa, majora petiolo 1 1,5 cm longo adjecto circ. 12 cm longa, 4 cm lata, penni- nervia, nervis lateralibus utrinque 8 10 gracilibus arcuatim adscendentibus, subtus prominulis, teuere reticulato-venosa, glabrata, chartaceo-coriacea, subfusca, supra opaca, subtus subnitidula, cellulis crystallophoris sub epidermide superiore t«?rnis (juatemis coacervatis insignia (de reliquis characteribus anatoniicis cf. supra p. 455); flores laterales, aggregati, verosiniiliter sessiles (cicatrices tantum florum delapsorum ob- viae); „bacca (Mart. in obs.) ovata, obtusa, cortice fusco lcpid()h)-sca]>ro, 2 pollices longa, P/« lata et major, vertice unibilicato, 4-locularis (?) ; semina 4, uti in Labatia Caimito* i. e. Pouteria Caimito liadlk.

In Brasiliae provincia do Alto Amazonas, in sylvi's ad fluvinm Japura, ad S. Joao do Principe legit Mar- tins! (m. Dec. 1819; servatur in Herb. Monac.).

458 Sitzung der nwthrjihya, Classe vom 5, Juli 1884.

Was die westindische Art, Pouteria dictyoneur» betrifft, so hat Grisebach, der dieselbe früher (in den PL Wright., 1800, p. 517, coli. Wright ao. 1859, n. 13291, 1830) der Gattung Sideroxylon zugewiesen hatte, nach dem Bekanntwerden der Frucht (coli. Wright ao. 18G0 r»4, n. 2923!) durch die an derselben, wie auch bei anderen Pouteria-Arten, z. B. P. amazonica, P. lasiocarpa, zu lie- obsichtende innige Anschmiegung der hier sehr dünnen Samen- schale an das Endocarp und alle an demselben durch die Sklerenchymzellennester des Sarcocarps hervorgerufenen I'n- ebenheiten dazu verleiten lassen, diese Adhäsion, wie er sie selbst nennt, mit der Verwachsung der Samenschale und de^ Endocarpes an der gleichzeitig von ihm veröffentlichten Li- batia chr}'sophyllifolia ah» gleich werthig anzusehen und dem- gemäss die Pflanze (im Catal. PI. Cub., 18G6, p. IW) afc Labatia dictyoneura zu bezeichnen, ohne dass er die Vergleichung bis auf das Aufsuchen des den Labatia- Arten zukommenden freien Rückenstreifens des Samens anägedehnt hatte. Dabei hatte ihm klar werden müss^^n, dass el»en?^\ wie an der diesem Streifen entsprechend»Mi Stelle, die Sam»-n- schale sich auch seitwürt-s verhalt bis hin zu dt*ni innt-rn Winkel des Faches, waselbst allein eine wirkliche W-rwa*^-]]- sung an dem hier immerhin sehr breiten Nabel iulrr X a b e 1 f e 1 d e ( area umbiliculis ) sich findet.

Dieses Nabell'elil l)etnigt der Quere nach 7 nmi )••: einer Circumferenz des Samen(|uerschnittes von 3."» mm.') t

li Si»> i>t wohl v»»rhaltni>>niru!:^i;T «lie ^reit»?»te Na'«.- f lacht», weloho ^i-her l-vi -lmitt Poii t eria - Art zur lU^..>..i. t tui-: ;r»^k«»iniii»'ii i<t.

Wfiiii irh. -owtMt «li»* mano'lh^tVn An;r.*li»^n un-i ilie ^»>-nu. mantr»^lhatt»^n M;\t.'ri.ili»-ii *"'s ::»it.itt**n. •ii»* l* o u i ►* r i a - A r t •» n . t = ii-nt-n mit *\*'r <*t.hiii:i 1 -t »*n N .i J»»* 1 1 IT» «;h »* hi'i zu -i-n-n rr.i* i-' >«r»*i t»'^t »'ii in »in»* K«-:ii»* ••r«iii«^ un«l «I-i*— i -i:»* mit zi*»m;i'*:i »:'-■ - l'r»-it#^r XaU'itl.l« h»* nur »inr" h Kommata tr» nn-.*, :••:• vrik::'!.: »i- l :

L. RcuUkofer: üeher einige Sapotaceen. 459

ist, wie gewöhnlich, an dem oberen Ende mit der Nabel- grube (omphalodium), der Eintrittsstelle der Ge fasse in die Samenschale, versehen. Die Gefasse laufen an der inneren Fläche der Samenschale, überdeckt von einer Art ihr ange- wachsener Endopleura, ähnlich wie es aus den Abbil- dungen Gärtner's für Vitellaria bekannt ist (Gärtn. fil. Carpolog. ni, tab. 205), über den Samenrücken ziemlich gestreckt in mehreren Aesten nach abwärts, seitlich davon in den verschiedensten Richtungen sich schlängelnd und ein un regelmässiges Netzwerk bildend.

Die Samenschale um die Betrachtung des Samens gleich zu vervollständigen ist papierartig dünn, brüchig, abgesehen von den Eindrücken der Endocarp-Unebenheiten glatt und glänzend, braun, aus vielen Lagen flacher, dünn- wandiger Zellen bestehend, von denen die äussersten nur wenig mehr verdickte Wandungen besitzen als die übrigen. Durch diasen Bau ist die Samenschale von der fast gleich dünnen, aber aus massig dickwandigen Sklerenchymzellen be- stehenden von Pouteria crassifolia erheblich verschieden und scheint, wenn sie nicht etwa als noch nicht vollständig aus- gereift zu betrachten ist, etwas die Art Auszeichnendes zu bilden. Sie ist der des unreifen Samens von Labatia sessili- flora ähnlich. Von den zunächst verwandten Arten, Pou- teria chrysophylloides Mart. und Pouteria rami- flora ist leider Material zur Vergleichung nicht vorhanden. Der so beschaffene Same ist einzeln in der Frucht enthalten,

^ende Ucbersicht: P. lactescens; lafliocari)a, Caimito; crassifolia, psam- inophila; ochrospermaf amazonica; salicifolia, dictyoneura.

Bei keiner dieser Arten erreicht übrigens die Nabelfläche auch nur .annähernd den Umfang der Verwachsungsstelle von Same und Endocarp bei den Arten von Labatia. Bei Labatia erscheinen <lie Verhältnisse zwischen der freien und der in Verwachsung mit dem Fruchtfache stehenden Partie der Samenoberfläche gegenüber Pouteria geradezu als vertauscht.

400 Sitrimg der mnth.'phys. Clasfte vom 5, JuU 1884.

du ein zweites, dem Fnichtknoten zAikommendes Fach fehl- schliipt.

Die Frucht ist annähernd kugelig, kurz bespitzt, von ungefillir 1 ,8 cm Durchmesser, an ihrer Oberfläche niifc roe4- hraunen, kurz zweiarmigen Haaren besetzt.

Das Pericarp ist gegen 3mm dick, gelblich, trocken fleischig und kr)rnig von Nestern massig dickwandiger Skleren- chymzellen, welche, soweit sie dem Endocarpe nahe liegen. als Unebenheiten auf dessen Innenfläche vorspringen. Es outlüilt Milclisafccliliiuche von ungleicher Weite, welche sich besonders unter dem Endocarpe, schon unter der Lupe sicht- bar, als dunkleres Netzwerk hinziehen.

Das Endocarp besteht aus kurz bandartigen, in rer- scliiodonon Kichtungen liegenden, dünnwandigen Zellen und ist au zahlreichen Punkten durch die Sklerenchymzelleunester des Fruchtfleisches in die Samenschale eingedrückt.

Der E m 1) r y o ist frei von Endosperm. Die Cotjle- donen liegen, soviel sich an dem durch das Austrocknen zn- s;nninou^(»schruni|)ft.on imd lose gewordenen Embrj'O erkennen lif'ss. (lou Seiteiillilchoii des Samens an. Sie sind braun \mi liornarti*^ liart in K()l<^o dos Trocknens und enthalten Aniy- liniK sowin oiuf» in Wasser mit gelber Farl)e sich losende ^(M-l>stotVarti^o Masso und Kautschukpartikelcheu bergenden Milchsaft.

Alle di(\so Verhältnisse stimmen vollständig ül)erein mit den die (Jattung IN^ uteri a charakterisirenden, innerhalb welcher vieHeicht die verschiedene Dicke der Samen- schale und die verschiedene Breite der Nabel- fläclie sich znr Bildung engerer Gruppen seiner Zeit wirf verwcTideu lassen.

Auch die Bliithen weisen auf die Gattung Pouteria hin und sthliessen sich durch ihre Anordnung in reicli- gliiMlrigen, axillären Büscheln und ihre längeren Stiele zn- nächst an Pouteria c h r y s o p h y 1 1 o i d e s an, mit welcher

'eher einigt Safotaeeen.

461

I

rie auch den nur zweifaeherigen Fruchtknoten (gleichwie mit Pouteria ramiflora) gemein haheu,

Sie besitzen 4 Kel cht heile (nicht 5, welche irr- thüniliche Angabe Grisebach*s schon Asa Gray in den PL Wright- jK 517 berichtiget hat), von denen 2 einander gegenüberstehende mit ihren Rändern die anderen beiden decken, ohne aber, wie bei Labatia, sich selbst mit ihren lliindern zu berühren. Es sind das, wie ans ihrer Lage in der KrÜmmungj^ebene der au der Spitze des Blüthenstiele^ etwas gegen die Abstammnngsaxe iibergebogenen Blüthe zu erkennen ist, die in der Medianlinie der BlÜthe stehenden Kelchblätter, in ihrer Stellung i?ornit ganz entsprechend den äusseren Kelchtheilen bei Labati«! denen, wie oben für La- baÜa gloraerata dargelegt wurde, zwei VorblaUer voraus- g€hen.

Die Krone ist tief ^-ierlappig.

Die vier Stuminodien, vor den Buchten der Krone end, sind pfriemlich»

Die vier S taub ge fasse, vor den Lappen der Krone stehend, sind am oberen Rande der Kronenrühre eingefügt. Di© eiförinigen Antheren besitzen ein innen etwas verbrei- tertes Connectiv und dem entsprechend aus seitlicher liage ^was nach aussen »wendete Fächer.

Der Fruchtknoten ist zweifäcberig ; die beiden Piicber stehen über den äusseren Kelchblättern, wie das auch för Pouteria ehry sophy lloides und ramiflora in der Flor. Bras, VII, tab, ^rj und 32 in den Diagrammen mi.'tgedriickt iart* Die Oberfläche des Fruchtknotens ist kaum gefurcht, von kur^ zweiarmigen, etwas krausen Haaren rauh- hsiarig. Der üriifel ist fädlieh, kurz, die Narbe stumpf.

Die Samenknospen sind einzeln in den beiden

Fächern^ anfeteigend, denen von Pouteria chrysophyl-

loides und ramiflora nach der Darstellung der FW.

Bros* tab. HO und 32 entspreeheud* Da das ümphalodium

[18Ä4. mathrpliye. Cl 3.1 m

462 Sitzung der mathrfhys. Classe vom 5. Juli 1884,

am reifen Samen sich oben findet, so scheint hier, ähnlich wie bei Achras Sapota (s. üb. Omphalocarpnm p. 272), die Streckung des Samens während der Samenreife wesentlich in der Anheftungsregion vor sich zu gehen.*)

Die Blätter an den blühenden Zweigen sind klein, in Grosse, Form und Nervatur denen von Pouteria chryso- phylloides entsprechend, nur dtiss das Venennetz noch deutlicher als dort hervortritt. Die Blätter an den frucht- tragenden Zweigen sind mehr als doppelt so gross.

Die Epidermis der Blattoberseite mit glatter Cuti- cula besteht aus massig grossen Zellen mit meist schwach welligen (wie bei P. Gaimito, torta und anderen), aber ziem- lich dicken Rändern, ohne Tüpfel daneben, mit braunem, gerbstofl*haItigem Inhalte. Das Pallisadengewebe izt kleinzellig, der Inhalt der Zellen oben braun, gerbstoffbaltig. unten grün. Das Schwammgewebe mit grünem Inhalte umschliesst viele Lufllücken. Die Epidermis der onteren Blattseite besteht im Vergleiche mit der der Oberseite am kleineren Zellen mit bogigen, aber nicht welligen Rändern. Die Spaltöffnungen sind gross und dadurch ausge- zeichnet, dass die Schliesszellen meist in zwei Reihen liegende, rundliche, stumpfeckige, auf den ersten Blick als Amjlum- körner erscheinende Körperchen enthalten, welche die Licht doppelt brechen, aber gegen Jod wie gegen die ge- wöhnlichen Lösungsmittel (Wasser, Alkohol, Aether, Chlortv forni, Essigsäure, verdünnte und coucentrirte Schwefelsaure, concentrirte Salzsäure, Salpetersäure und Kalilauge) sich «sehr indifferent verhalten oder von den stärkeren Säuren \md den

1) Wie weit sich aus der Stellung der Samenknospee Finj^erzeige zur genaueren Unterscheidung von Gattungen oder i»aX- tungstiectionen entnehmen husen mögen« wird erst eiDt^ künftiir«. speciell darauf gerichtete, vergleichende Untersuchung zeigen kuniH«- Die bisherigen Angaben erscheinen nicht in ausreichendem Mam« zuverlässig.

J

L, Eadlkofrr: Ucber fmufc

463

Kaustischen Alkalien doch nur nach längerer Zeit angegriffen 3CU werden scheinen, immerhin aber uns einem organisclien Körper bestehen dürften, da «sie heJni Glühen sich seh würzen. Die Cuticula i^ mit vorspnD^endeu Leisten versehen, welche Über jeder Epidermiszelle gleichsam einen verästelten Kamm bilden (ühnlich wie bei P* c r a 8 s i f o 1 i a und r a ra i- flora). In der Umgebung der GetH^sbündel linden &ich zahlreiche Krystallxellen mit Einzelkry^st^iUeu*

Ihre nächste Verwandte scheint die Pflanze, wie schon mehrfach angedeutet, in Pouteria chrysophyl- loides (lucuma chrysophylloides A. DC, Lahatia chryso- phylloides Mart. , non VVright ed. Uriseb. in Synon. La- bfttiue chr}\^ophyllifüliae Grbeb.) zu besitzen, von welcher leider die Früchte nicht bekaant sind.

Ob es richtig ist» wenn Grisebach im Gat. VI. CuIj. L c. mit Wright die Bumelia nigra Eich* FL Cub. II, p. 84 (excl. s}Tion.) der Beschreibung gemäss für die gleiche Pflanze hält, muss ich dahin gestellt sein lassen, da mir die betretfende Stelle von Hichard, welche nur die spanische AüJ!^gabe enthält (s* Griseb. in der Vorrede zum Cat. FL Cub., Anmerk. 4), nicht zugänglich ist. Nach den Worten, welche ich daraus von Grisebach auf einer der PHanze beiliegenden Etiquette verzeichnet fand (,»fructu globoso l^sperrao api- oulato magnitudine Pruni dome^ticae ferrugineo-tomentoso, semine nitido exalbnniinaso'*), erscheint das allerdings als möglich. Wenn aber die beiden Pflanzen identisch sind, so ist es sicher unrichtig, w^enn Grisebach, nachdem er die Be- schreibung von Richard als vollkommen zutreffend bezeichnet hat, bemerkt: ^qund vero semen aitidum dicit embryonemque nudum, respicit superliciem cotyledouum a testa sulutam/ Es ist ja wirklich eine aus der Frucht herausnehmbare (nicht wie bei Labatia, wohin Grisebach die Pflanze rechnete, mit der Frucht verwachÄCue), glatte Samenschale und ein nackter, d* nach dem oben augeführten Ausdrucke Riehard's, ein

30»

464 Süeung der mathrphys. Gasse vom 5. Jmli 1884.

eiweissloser Embryo vorhanden. Nicht bei Ricbaid ist hiff ein Fehler zu suchen, analog dem von Swartz bei Lafaitii sessiliflora durch die Auffassung des Embryo als Samens be- gangenen, sondern der Fehler liegt hier bei dent. der ib Richard's ^semen nitidum exalbuminosnm'' den Elmbiyo slSB des Samens finden will.

Die Charakteristik der Pflanze in Qblicher Fora ist folgende:

Pouteria dictyoneura m. (Bumelia nigra, dod Sw., A. Rieh. Flor. Cub. II, 1853?, p. 84, excl. spu t Griseb. in Cat PI. Cub., p. 166. Sideroxvlon dicij- oneurum Griseb. in Plant. Wright., 1860, p. 517. cofl. Wright ao. 1859, n. 1329! et 1330, flor. Labatia dictToneura Griseb. Cat PL Cub. 1866, p. 166. eoO. Wright ut supra nee non coli. ao. 1860 64, n. 2923!, fniet.. Lucuma sp. Benth. Hook. Gen. IL 1876. p. 6o9\: Arbor roediocris: ramuli juveniles angulosi, solcati. pil» dibraohiatis pubenili. mox glabrati, subfusci, lenticellie bie- ;iril»us ni»uti, a<]ultiure> teretiusculi, cortice cinereo-subfnsvo ntriinli> laticiferis foeto: fulia elliptica. utrin4ue acuta. Tel >ulH»vüta, jmiiom jvtiolo supra sulcato 1 -centimetrali adj«<u> ein*. Ti iin loniTa. l.>cm lata, adultiura plus duplo majiCft. ]»ftiMl.i ft-n- 2-cvi.timetrali. lamina 10 cm longa. 4.5 cm Uta. niiir^iiu- MjlireToluta. }>enuinervia. nenri> lateralibu> <.*bb4U2> Tici 11' »11 njtniiaiio >upra vix. ^ubtus vaide pnimiuentibu.«. lu- ^iiTiiiUT reiiculaU»-veiHisa, reti venarum |kallidii*re praeäerdiE >ul»tu> }»nniiinuli», rigide eoriaeea, supra subfu^ca. glabra. iiiti«iiil.i. >ul»tu> jmllidiora. ad nrrv<»s pili> crisjiatia; dibrachiat^ ai-jN-r^.i. i'pat-a, CfUnlis st^imatum granulis hyalinis fa.'-.tfc irl^it^lia <'K' reli^ui.- rharacttribn- auat^miieis cf. supra p. 4«f»2 : ÜnTf^ in nimii]i> iat4*nili)>u> ad nr»(ill^ ^quamarum fulionunuv axillar»^, fasoirulati vel >u}>erii»re> suhsioguli. p^dicelli» circ. 7mm Iiniiris jnik-ruli- suffulti, ijtÄi :t mm longri: alabasin >ii.»gli»lNi>a ; calvx 4-HLX:tus. hirsutu>. intus glaber; ^efmetJM

h. Sadikofer: Üeber einige Sapüttteeen,

4Ö5

late Dvata, rotimrJata, crassiuscula, subcarinata, imhricafca, mediana exteriora; eorolla glabra, subcampaniilata, calyce paullo lon^or, ultra medium 4-partita, lobiti; ovatis imbri- catis, tubo brevi; stamiiiüdia ante sinus corollae iDsert4i» jiu- balata; stÄniina in summo corollae tnbo ante lobos affixa, lobis breviora; antherae ovatae, localis extrorsuni coatignis latera- liter dehisceütibus ; germen subglobosuiu, lürsutum, biioculare, localis mediaois; gemoiulae in loculis solitariaef ex an^iilo centrali ascendentes; bacca (sicca) stibcorticosa^ subglobosa, aetro circ. 18 mm, minutim apicukta, rufo-tomentella, ortu 1-locularis, 1-sperma, pericarpio e. flayido subfusc«! 2,5 3 mm crassa, came duriuscula concretionibiis scleren- chymatieis granulosa utriciilis laticiferis foeta, endocarpio glabro nitido Bemini arctissime adhaerente (mininie adiiato); semen sabglobcsam, spadiceum, nitidum^ hilo latiore, ad medium 7 mm lato, pallidiore, testa tenui fnigili endocarpio arctissime applicita granulorumque pericarpii intiLs promineu- tiimi pressione pliis miiias scrobiculato-rugulosa, fasciculL? vasorum sub endopleura adnata reticulatis; embryo exal- buminoöus; cotyledcm(\s {ut videtur) lateniles, crassiusculae, extus atrn-fnscae* intus pailidiores, carnosae (t. Griseb.), sicca« subcomeae, amyligerae nee non substantia quadam in aqua colore luteo solubili tannino affini laticeque foetae; radieuia Ltifera, brevissima.

In Cuba orientali, in sy Ivis prope villam Monte Verde dictam legit Wrigbt m, Jan. Jul. flor*, coli. ao. 1859 ti* 13201, 1330, nee non in Cuba occidentali fruct., üüU. ao. 18ü0— ti4, n. 2923! (Hb. Griseb., Hb. De Cand.j.

IV. Bumelia.

Bezüglich Bumelia Sw. habe ich in meiner Abband- llung über Omphalocurpum (p. 302 und Zusatz 4, p. 335 nm 341) naclige wiesen, dasB dieselbe entgegen den gewolm-

466 Sitzung der mathrphys, Cla88t vom 5. Juli 1884.

liehen Angaben, und wie seiner Zeit schon Gärtner fil. richtig hervorgehoben hat, ein spärliches Eiweiss bei^itzt. Sie ist somit von Dipholis A. DC, deren an Ei- weiss reiche Arten, 3 an der Zahl: D. salicifolia A. DC., montana Griseb. und nigra Griseb., Swartz als Arten von Bumelia neben noch anderen 5 Arten aufgestellt hatte, eigentlich nur quantitativ unterschieden, aber immerhin doch erheblich genug, um nicht etwa eine Wiedervereinigmig von Dipholis mit Bumelia als nothwendig erscheinen zo lassen.

Ich habe mich weiter bemüht, die 3 Arten von Dipholis» und die noch übrigen 5 Arten, welche Swartz seiner Gat- tung Bumelia, und zwar 4 davon bereits in seinem Pro- dromus, 1788, die fünfte, Bumelia cuneata aber in der FlOra Ind. occ, I, 1797 zugewiesen hatte, nach den Originalien von Swartz, welche das Münchener Herbar besitzt, imd soweit es eben solche besitzt, näher zu beleuchten and für die Wiedererkennung derselben durch die auf unmittel- bare Vergleichung gestützte Beziehung anderer Materialien auf sie eine breitere und sicherere Basis zu schaffen.

Das war, ausser für die 3 schon genannten Arten von Dipholis, möglich für Bumelia retusa Sw., welche der (lattung Bumelia verbleibt, und für Bumelia p a 1- 1 i d ji Sw., weiche schon früher zu S i d e r o x y 1 o n über- tragen worden ist.

Für die 3 weiteren Arten, Bumelia rotun di folia. p e n t ti g u n a und c u n e a t a waren mir Originalien nicht zur Hand.

Doch Hess sich für Bumelia rotundi folia auä dtrn Angaben vcm Swartz über das Vorkommen von zwei Öchüpixhen an der Basis <ler lilumenkronenlap|>en, we bfi Bumelia retusa und bei den ^ nun die Gattung Dipholi- bil(lend<Mi Arten, mit Sicherheit (»rschliessen, dass sie mit B. retusji als eine die eigentliche (Jrundhige vcm Bumelia bililfMule Art anzusehen sei.

£. Mndlköftf: TTeher einige Sapotaceen,

Für Bumelia pentagona und Bumelia cuneata Ijesseu sich vollkoninieii '/ufrieJeii stelleude und eineii Ab- schluss für die schon versinthten Deutungen diesor beiden Arten bildende Anschauungen nicht gewinnen.

Für Bumelia pentagona bin ich auch jetzt nüuh nicht im Stande Sicheres beizubringen. Die Pflanze ist nicht von Swartz selbst, sondern nach dessen Angabe von Du Pontbieu gesammelt ("»in jugis montis Josephi inHulae Dominicae* Flor. Ind. oee. I, 1797, p. 494, während im Prodr., 1788, p. 50 die südlichere Insel St. Vincent als Vaterland derBelben angegeben ist)- Ohne Zweifel hat sie Swartz im Herb. Banks kennen gelernt» wie er für eine andere Pflanze desselben Sammlers, für Quettarda rugosa Sw. in der Flor. Ind. occ. I, p. 632 ausdrücklich hervorhebt. Wahrscheinlich ist sie dort noch vorhanden, ohschon Grise- ^bach, der sie daselbst wohl wird gesucht haben, bei der Be- eich nung dei*selben als einer Form von Dipholis salicifolia A. DC. (in Flor. Brii West. Ind. Ish p. 401) sich nur auf die Beschreibung von Swartz, und nicht auf Autopsie, beruft. Vielleicht ist sie eben nur rait dem Namen von Swartz noch nicht versehen. Da die Pflanzen des Herb. Banks nicht aus- geliehen werden, m mag sie denen zu erneuter Untersuchung empfohlen sein, welchen sie erreichbar ist.

Für B u ni e 1 i a c u n e a t a dagegen bin ich nunmehr durch gütige Mittheilung der 0 r i g i n a 1 i e n aus dem Herb. Iwartz von »Seite des Stockholmer botanischen Museums in den Stand gesetzt, die Angaben von Swartz, welche für diese Art nicht bloss an UnvollstÄudigkeit, sun- dern, wie ich schon an anderer Stelle (in die-sen Sitzungsb. 1884, p, 159) bemerkt habe, nuvh. an Ungenauigkeit leiden, ÄU l)erichtigen und zu vervulL^tUndigen. Die gütige Zu wen- dtmg von Materialien aus dem Herb. De Candolle ge- stattet mir weiter unter Anwendung der anatomischen Methode über das, was zu dieser Art mit Recht oder Un-

468 Sitzung der mathrphys. Classe wm 5. Jtdi 1884,

recht gezogen worden ist, oder zu ihr zu ziehen sein mochte, nähere Aufschlüsse zu geben und dieselbe so zu beleuchtoi, dass sie, wie ich hoffe, für alle Zukunft als eine YoUstandig geklärte und leicht wieder zu erkennende Art erscheinen wirl

Aber auch von Bumelia rotundifolia habe ich nunmehr. Dank der Güte des schon genannten Stockholmer botanischen Museums, Autopsie erlangt, welche mich in den Stand setzt, endgiltig über die Art zu urtheilen und das aus anderen Sammlungen ihr Zuzuweisende derselben anso- gliedcrn.

Ueber das diese beiden Arten von Swartz Be- treffende will ich im Folgenden des Näheren berichten, und zwar beginne ich, um die einfachere und kürzere Erörterung vorausgehen zu hissen, mit der schon früher als eine echte Bumelia erkannten B. r o t u n d i f o 1 i a. Der Betrachtung der anderen Art, B. cuneata, welche sich nun als die dritte echte iirsprüngliehc Art von Bumelia darstellt, mag sich dann unschliessen, was über näher und femer verwandte Arten der gleichen Gattung sich gelegentlich der ver- gleiclieiiden Untersuchung Mittheilenswerthes, namentlich hin- siclitlicli anatomischer Charaktere, ergeben hat.

Bunu^lia rotundifolia, für welche schon Swartz, wie für B. retusa, die für Bumelia und Dipholis charakteri- sti>i(*lH*n, iiacli innen gerückten Seitenläi)pchen der Blumen- kronentheile erwähnt hat. steht sehr nahe der B. rctusa, hat aber kleinere Blüthen und ist ebenso durch die Gestalt der Blätter, weiche iiieht in den Blattstiel verschmälert, son- dern mit al>gernn(leter Basis scharf gegen denselben abgesetzt sind, wie durch das Fehlen des rastbraunen Haarüberzu^i^ ausg(?zeichnet, welcher bei B. retusa die jüngeren Blätter, die Zweige und die Blüthenstiele bedeckt. Nur an den Blatt- stielen und Nerven der jungen Blätter, an den äussersten

L, ^ädJhtfer: Uiher einige Snpoiaceen.

im

5weigspit«en und an den Blüthenstielen sind mehr oder minder trerei 11 zelte, zweiarmige, rostbraune Haare wahrzunehmen.

Weiter sind die Bliithen bei B. retnsa kürzer gestielti,

iie Stiele kaum länger als die Blattstiele und ab die Blnthe

selbst. Die Seitennerven des Blattes springen bei B* retusa,

wie »chou A. De Candolle richtig hervorgehoben hat^ auf der

^■liut^rseite etwas vor. Die 8paltoffnungen sind vertieft und

^■ron einem gekerbten Cuticular walle umgeben; die Epidermiis-

" Zellen der nuteren Blattseite mit ziemlich dicken Seitenw^an-

dungen besitzen nn regelmässige Gestalt mit gelx»genen Rändern,

und die in der Umgebung der SpaltiiVffnungen radiär auf

letztere zulaufende Streifung der Cuticula. An der Blatt-

^Bpberseite« welche am jungen Blatte aucli behaart ist, sind die

^lEpidermiszellen ungleichmässig polygonal. Unter denselben

und über dem meist zweisehichtigeu Pallisadengewebe liegt

l^Belne Schichte flacher Hypodermzellen, welche mit den Palli-

l^iiadenzellen den gleichen ^ braun gefärbten Inhalt theilen.

Beiderseits finden sich der Epidermis nahe liegende, zerstreute

i"llen mit Einzel krystallen oder Krjsbilldrusen im Inneren ;

leraert wie auch in den tieferen Schichten des Blatifleisches,

lirereinzelte, massig weitluinige Sklerencbyiufasern. Milch-

cUäucbe sind besonders in unmittelbarer Nähe der Ge-

fässüibCindel vorhanden.

Bei B. rotundifolia sind die Blüthenstiele fast doppelt lang als die Blattstiele. Die Blattnerven treten nnterseits :}ium merklich hervor und sind an den ält*^ren Blättern ober- eits etwas eingesenkt Unter den gro^vsen, ziemlieh regel- aiässig sechseckigen, flachen Kpidermiszellen der oberen Blatt- ßite und den ebenso gestalteten, nur etwas kleineren der t^nterseite, zwischen welchen hier in gleicher Flucht und L^hne Streifijng der Cuticula in ihrer Uragebimg die fast kreis- runden Spaltöffriungen sich befinden, liegen da und dort eilen mit Krj'staUdrusen und weite, kurze Maschen bildende mit massig weitem Lumen. ^^^^^ oberen

470 Sitzung der mathrphys. Classt vom 5. Juli 1884.

Blattseite sind die Sklerenchymfasern gewöhnlich noch hedecU von der Schichte flacher Hypodermzellen, welche zwischen Epidermis und Pallisadengewebe sich auch hier einschieben, nur vereinzelt aber den braunen, gerbstoffreichen Inhalt des letzteren führen. Auch unterseits liegen die Sklerenchym- fasern grösstentheils nicht direct den Epidermiszellen an.

Nach all diesen Beziehungen kommt mit den OriginaUm der B. rotundifolia von Swartz aus Jamaica^) die yod Wright aufCuba gesammelte Pflanze n. 2928 (coli. 1860 64) überein, welche Grisebach unrichtiger Weise als »Bumelia retusa Sw." im Cat. PI. Cub., 1866, p. 166 aufgeführt hat.

Sie liegt mir aus dem Herb. De Candolle vor.

Nur in unerheblichen Punkten weicht dieselbe etwas ab. So namentlich darin, dass die Blätter nicht Tollstandig kreis* rund, wie an den Originalien von Swartz (mit ungefihr 4 cm Durchmesser), oder sogar breiter als lang (3,7 cm brrit, 3,3 cm lang), sondern länger als breit, abgesehen von dem 0,5 cm langen Blattstiele 4 4,5 cm lang, 2,8 cm breit sind. An der Spitze sind sie leicht ausgerandet, was aber auch bei manchen Blättern der Originalien der Fall ist. Die Be- haarung ist etwas weniger spärlich, namentlich an den Zwei^- enden. Die Sklerenchymfasern des Blattfleisches sind in ge- ringerer Zahl entwickelt und treten namentHch an der oberen Blattseite fast nie so nahe an die Epidermis heran, dat« sir an Flächenschnitten von dieser Seite bemerkbar wären.

Die Pflanze von Wright besitzt junge und nahezu reife Früchte. Die ersteren sind verkehrt-eifiirmig, die letzteren ellipsoidisch, 9 mm lang, 4 mm breit, mit dem etwa?

1) Ks Hind (hiH zwei kleine blüthentrugende Zweige, aaf ein BUt: Papier (nach englischer Manier) aufgeleimt, mit eigt^nhändig auf ^^- somlerer Ktiquctte mittelst Bleistift von Swartz vermerkter S|iev-iiv l>ezeichnung : ^rotundifolia".

L, Eadlkofer: lieber eini^^t Sapotaceen,

471

ober 3mm langen Griffel versehen. Die^ser Wechsel in der Pruchtgestalt ist bemerkenswerth , und werde ich damui' unter B, cnneata zurflckkommen.

Der Griffel entspricht* der Beschreibung von Swartz; ^Stylus sabulatua, coroUa longior*'.

Wie weit das, was Grisebach in der Flora Brit, West Ind. IsK, 1859 04, p. 401 unter B. retnsa anführt, die Exemplare nämlich von Mac fad 7 en, Furdie, March und Imray, wirklich dahin gehöre, iniiss ich dahin gestellt sein lassen, da ich die betreffenden Materialien nicht ge-

, sehen habe.

Bezüglich der B. retusa mag hier nebenbei bemerkt sein, dasä die Angaben über die Griffel länge bei Swartz und bei A. De Candolle, welcher die Pflanze im Herb. Delessert gesehen zu haben anführt, anscheinend erheblich abweichen. Swartz sagt: ^Stylus corolla longior persistens". A, De CandoUe dagegen: , Stylus corolla brevior*". Beide Angaben haben übrigens ihre Berechtigung, und scheint ihre Abweichung von einander nur auf der Beobachtung ver- ftchiedenaltriger Blüthen zu beruhen. Die Blütheu sind nämlich p rotogynisch. Der Griffel tritt bei der Ent- faltung der Blüthe zuerst hervor, an seiner Basis noch enge umschlossen von den um diese Zeit nur wenig über die Kelch bÜitter sich vorschiebenden Kronenlappeu. Später, nach voller Ausbreitung der Krone und Erhebung der Antheren bis über die Kronenlappen, und noch mehr, wenn die Krone an ihrer Basis sieh ablöst, aber von den sich wieder zu- sammen neigenden Kelch blättern noch eingeklemmt und zurückgehalten wird, ragt der Griffel nicht mehr über mt- hervor, wohl aber wird er wieder, wie früher, über der Spitze

j der um den Fruchtknoten sich enge anlegenden Kelchblätter sichtbar, wenn die Krone mit den Staubgefäs^en abgefullüii

\wL Swartz nun scheint das jüngere Stadium, De CandoUe dar voUen Entfaltung der Krone vor sdch gehabt zu haben.

472 8UMung der ma^-phfi. OUm$ vom 6. JM 18M.

Zweckmässiger wäre es woU, die Lfaige des GrifBob mifc dar des Kelches zn vergleicheii, welober sich niokt^emla wio Sb. Krone, während der Entfaltnng der mttfae TwBndaEt Dtf GrifiFel erscheint vor der Befroehtung 'ongelUir Ton i^wchr Länge wie der Kelch; an der jungen Froeht um en 8t-\ ringes länger.

Für seine Bumelia cnneaia, wekdie er ent biitt^ Flora Ind. occ. I, 1797, p. 496 den llbzigen hat Swartz den Griffel im (JegeuBafaBe sa erwähnten Angaben fttr die unmittelbar inotiiengehndi B. ! rotundifolia und fttr B. retuea als «breTia cratsii^i '\ bezeichnet

Ich habe in meiner Abhandlnng Aber (p. 840) darauf hingewiesen, dass nach dioBer aaffalleaft Terschiedenen Angabe die betreflBmde TOn A. De Candolle der Gattong Sideroxjloii wiesen worden ist, ,pkaum als eine Art'yon Bamelii angesehen werden kann', und dass in deryonWnll- schlaegel unter n. 326 als B. cuneata Sw. edirtoo vai unter wohl richtiger Hinzuziehung von Bumelia myrsini- folia A. DC. von Grisebach ebenso bezeichneten Pflai» aus Antigua mit langem, dünnem Gbriffel ,die Swartz^sehe B. cuneata wohl nicht zu erblicken sei.*

Für sicher verschieden von der Wnllschlaeger- scheu erklärte ich femer die von Asa Gray als B. cnneati- bezeichnete, wohl zu B. angustifolia Nutt. za xecbnmk Pflanze aus Florida und die damit von A. Gray Itagwa» in Verbindung gebrachte, aber Yollsiändig eigenartige B. parvifolia A. DC.

Nach den nunmehr aus dem Stockholmer ISisAm mir zugekommenen Materialien der Bumelia cuneaiftt einschliesslich der Originalezemplare von Swarti,

Z. Badlkoferi Ueher einige öapotaüeeiu

478

srTch ffir B u ni e I i a c u n e a t a selbst die Sache anders ' dar : Die Pflan/.e von W n 1 1 s c h 1 a e g e 1 mit einem 3,5 bis

14 mm langen, fadenförmigen Griffel ist in der T hat nichts Anderes als Bumelia cuneata Sw., und diese Art ge- hört in der That keiner anderen als der Gattung Bumelia an ; dagegen iüt die Angabe von S w a r t ä ober die Beechaffetiheit des Griffels eine fehlerhaftei der Fehler aber, wie «ieh alsbald zeigen wird, ein entschuld- barer. Rücksichtlich der übrigen Punkte bestätigen die I inzwischen, und besonders ans dem Herb. De Candalle in meine Hände gelangten imd der Prüfung nach der ana- tomischen Methode unterworleuen Materialien vollauf in eine früher geäusserten Anschauungen. Es mögen die dreierlei in Rede stehenden Arten, Bumelia e u n e a t a Sw., Bumelia a n g u s t i f u 1 i a Nutt., Bumelia parvifoHa A. DO,, im Folgenden gesondert in Betrachtung genommen sein.

öm zuerst Bumelia cuneata Sw., und zwar zuuilchst ititöichtlich ihrer GattungsangehÖrigkeit zu erledigen, ist Tor allem zu ergänzen, was in den Angaben von Jwartz unvollständig geblieben ist, nämlich dass sie, tie die übrigen Arten dieser Gattung, was Swartz vielleicht ^bachtet, aber nicht angegeben hat, d r e i t h e i 1 i g e B 1 u m e n- :ronen läppen besitzt, und da^sN ihr, was Swartz wegen Fehlens der Früchte nicht angeben konnte, ein spärliches iumen ei weiss zukommt.

Auf das erstere Moment, hinsichtlich dessen ich an len Originalien von Swartz seliist, wie an damit fiberein- timmenden anderen Materialien Gewissheit gewonnen habe, verde ich nach Betrachtung der Frucht zurückkommen.

Das zweite Moment nachzuweisen gestattete mir (einest der aus Stockholm mir zugekonuuenen Exemplare,

474 Sitzung der nuUhrj^ys, Glosse vom 5, Juli 18S4.

welches zwar nicht von Swartz selbst herrührt, aber mh dessen Originalien vollständig übereinstimmt, der Etiquett» nach von V a h 1 mitgetheilt. Dasselbe besitzt neben einander Blüthen und reife Früchte.

Diese Früchte sind aus dem Verkehrt-eifSrmigen knn ellipsoidisch, 7 8 mm lang, 5,5->6nmi breit und zeigen im Vergleiche mit der kurz verkehrt-eifönnigen Gestalt jonger Früchte (z. B. derer von Wullschlaegel n. 326), da» ancii hier, wenngleich nicht so stark, wie das vorhin für B. rotundi- folia bemerkt wurde, die Gestalt der Frucht während der Ueife sich ändert, und dass aus der verschiedenen Gestalt jüngerer und älterer Früchte allein somit ein Speciesonter^ schied nicht abgeleitet werden darf.

Der Same ist von hellbrauner Farbe mit weiaslichco Flecken und Linien, besonders auf der Rückenseite, 5,3 mm lang, 3,5 mm breit (von einer Seitenfläche zur anderen) und 4,5 mm dick (von der Rücken- zur Bauchfläche). Die Röcken- fläche läuft nach unten in einen stum})fen Kiel aus, an de^^n Basis die Micropvle gelegen ist. Die Bauchfläche ist in ihrrit unteren Theile bis fast zur halben Höhe hinauf und unuiitt*'!- bar über dem concaven Kaude des halbmondförmigen. hi»T vollständig basilären Nabels beginnend mit jenen eigenthilm- lit'lien , wie aufgewachsen aussehenden längliehen Ver- dickungen versehen, welche von Gärtner fil. für B. retusa, Carpolog. 111, tab. 202, flg. c al)gebildet und p. 127 als »glabella bipartita* bezeichnet wurden sind ulJ welche in ähnlicher Weise, aber noch stärker, zu zweit t Jrf dritt auch l)ei Arten von Dipholis, Sideroxylon urA V h r y s () p h y 1 1 u m , stets über dem Nabid, ausgebibiet weri-c (s. die Abbildungen von Gärtner a. a. O. für Diphuli^ silrt- folia, Sideroxylon Martichodenilruni und Arten von ChrT!«> phylluni. ferner die Abliildungen der Flora Bras. VII, tab. 4"' für ('hrys<»]»hylluni rufum, woselbst diese Venlickungen p. '.M als ,areae t u berculatae* bezeichnet werden). Dieselbep

L, Jiadlkofcr: Ueber einige 8aj>otaceen.

475

rühren von einem Vordringen der jungen Samenschale in die durch Auseiujxjiderweichen der Fachw.uidungen während der Entwicklung der liegünstigten Samenknospe sich öifnenden, gegenüberstehenden Fächer her, stellen aber nicht etwa die Rudimente der abortirenden 4 Fächer selbst dar, wie dm [artius im Herb. Flur. Bras., p. 175, unter ChrysophyÜum ifnm angenommen hat (,,ln naueo, qui testaceus est et laevi- i^atus nitidusque saepe conspiciuntur rudimenta loculorum 4

labortivoruru*'). Man üudet dem Gesagten entsprechend die

Itinentwickelt gebliebenen Samenknospen, bei Bumelia 4 an fier Zahl, unbedeckt von Fachscheidewänden an der Basis der Fnichtliöhlung* Etwas diesem Vorgange Aehuliche^s dürfte wohl auch der Verwach.Hung der Samen bei Argania vor- jiusgehen. Die etwas über einen Viertelmillimeter dicke,

[•lcrustr»se, aas kleinen Steinzellen bestehende Sa m en «e h a 1 e^) st innen von einer weissen Endopleura überzogen und mit lern bekannten Qefassbündel netze der Sapotaceen versehen. Der K m b r y 0 ist von einem dünnen Endosperm uni-

^gel>en, welchem an der mittleren QuerschnittÄfläclie des Samens lUH nur zwei oder stellenweise drei ZelLichichten beisteht. Die ptwas \mgleichen Cotyledonen habe ich nicht, wie Gärtner il. a. a. O, für B. retusa imd lycioideB sie zeichnet, und wie

Hch selbst auch bei B. lyrioides sie annäherungsweise getroffen habe, der Rücken- und BauchHäche des Samens, sondern den eitenflächen de.sselben anliegend, ihre Berührungsflüche also liiir stehend gefunden. Es ist die Lage der Cotyledonen lit, wie dajs dem früher Berichteten nach auch für La-

ll A, De Candolle bezeichnet im GattTingscIianikter von fBomeüa TlVodr. VIII, p. 18*J} dm Pericarp als .eittis aunosaluin, cruitaceum*. Ein« Verwecbseluii^ mit der Samenschale scheint 3ein letzteren Anndruekö» weither in Benth. Hook, Gen, auf die«e ügc wendet wird, wohl nicht zn (t runde xu Hegen, doch sagt er laicher lieh zu viel und pa^st unnähcrnd nur auf sehr alte, Hturk aus- trocknete Fruchte, deren rerieai"p zerbrechlich und lerreihüch iat»

476 Sitzung der matkrphys, Classe vom 5, Jttli 1S84,

batia der Fall zu sein scheint, keine constante. Bei & tenax habe ich auch eine gerade zwischen der radialen and der tangentialen liegende schiefe Richtung der Berühnuifs»- fläche beobachtet, daneben aber auch die gleiche, wie hier bei B. cuneata. Die Cotyledonen sind fleischig und enthakai kein Amylum, sondern Oel und Aleuron und in besonderen Zellen eine braune, gerbstoffartige Masse.

Die Früchte sind noch von der Griffelbasis gekrönt welche auf einen 3— 4mm langen Oriffel schliess^a IIkL

Ebenso lang und zugleich dem Blüthenstiele an Länge gleichkommend ragt der Griffel an anderen Exemplaren'» über den kaum 1,5 2 mm langen Kelch solcher Blfitheo hervor, welche eben ihre Krone verloren haben, während er bei den noch nicht befruchteten Blüthen kaum Qber 1 nun lang hervortritt, an seiner Basis enge von der etwas fiber den Kelch hervorragenden, aber noch nicht entfalteten Blmnen- kröne umschlossen, wie das vorausgehend schon für B. retm erwähnt wurde.

Noch jüngere Blüthen, an denen der G r i f f* 1 noch nicht einmal über die Spitze der noch ganz im Ku^fc-pen- zustande betindliclien Krone hervorgetreten ist, scheint Swani untersucht zu haben, und daraus erklärt sich wohl >eine ui- richtige Angabe, unrichtig desshalb, weil er es uut«*rli»^ hervorzuheben, dass sie auf andere als voll entfaltete Blüthn: sich beziehe. Dass das Letztere der Fall iät, geht au.s d^tL Zustande der vonSwartz eigenhändig als B. cuneatA bezeichneten Exemplare des Stockholmer Herbareä') hrT-

1) Kh Hin<l das Exemplare den S tockliolni<»r Hor>»ai>s, w-1 -^ zwar mit d(>r Bezeichnung „Jamaica, 8wartz*, iil><*r wohl irr- th um lieh veräehcu sind. Ich werde darauf in der nächsten A£- merkun^ zurückkommen.

2) Es sind das drei dürftige Zweige mit kaum über dvu KncM^vr zustand hinaus entwickeltt'n Hlüthen, alle auf «'in Blutt l'apinr \njv: englischer Manier) aufgeleimt, mit eigenhändig von Swarti sr

J

L. BadJkofer: Ueher einige Sapotaceen. 477

vor, sowie im Zusammenhalte damit aus seinen Angaben über die Blumenkrone „CoroUa 5-partita: Laciniis foliolis calycis vix longioribus acuminatis", aus denen nunmehr wohl

schriebener Etiquette: «.Bumel ia cuneata S.; Sideroxy Ion Herb. Banks**. Der letztere Beisatz im Znsammenhalte damit, dass diese Art erst in der Flor. Ind. occ. zur Aufstellung gelangte (s. ob. p. 472), könnte es fast fraglich erscheinen lassen, ob diese Exemplare von Swartz selbst gesammelt, oder ob sie ihm aus dem Herb. Banks mit- getheilt worden seien. Doch erscheint das hier gleichgiltig, ebenso wie die Beantwortung der Frage, welcher Theil der Vaterlandsangabe »Habitat in frutetis montium Jamaicae alibique in India occidentali** gerade auf diese Exemplare zu beziehen sei.

Als wichtiger erscheint es, von diesen authentischen Exem- plaren diejenigen zu unterscheiden, welche im Stockholmer Herbare wohl nur irr thüm lieh mit der Bezeichnung ^Jamaica, Swartz* (von mir fremder Hand) versehen sind.

Es sind das 1) die schon oben und in der vorausgehenden An- merkung erwähnten Zweige mit vorgerückteren Bläthen, angesichts derer Swartz unmöglich den Griifel als „brevis, crassus* bezeichnen hatte können. Es sehen diese Exemplare, zwei einzeln auf je ein Blatt Papier aufgeleimte Zweige, so ausserordentlich ähnlich anderen, welche das Stockholmer Herbar aus der Sammlung von Fors- strom aus St, Bartheiemi enthält, dass man sie als aus der gleichen Quelle stammend betrachten könnte, wenn die letzteren nicht durch eine andere Handschrift und durch eine andere Behand- lungsweise sie sind nur mit Papierst reifchen auf der Unterlage befestiget ausgezeichnet wären. So bleibt wohl nur die Annahme übrig, dass die ersteren wohl aus dem Herbare von Swartz herrühren mögen, ihm aber erst später, nach der VeröiFentlichung der B. cuneata, zugekommen sein können.

Ausserdem gehört 2) ein ebenso mit der Bezeichnung ,Jamaica, Swartz** bezeichnetes Exemplar mit ziemlich weit entwickelter Frucht hieher, welches seinerseits wieder einem Exemplare von Fors- strom aus Guadeloupe im Stockholmer Herbare sehr ähnlich» aber auch wieder anders behandelt ist. Da Swartz ausdrücklich her- vorhebt, dass er die Frucht der Pflanze nicht gesehen habe, so kann atich dieses Exemplar, wenn es wirklich aus dem Besitze von Swartz herrührt, demselben erst in späterer Zeit zugegangen sein. [1884. ,Math.-phy8. Cl. 3.] 31

478 Sitzung der mathrphys. Clcutse vom 6, Juli 1S84,

sich erkennen lässt, dass er es mit eben erst in der Enttal- tunj? Ixj^riffenen Blüthen, bei welchen die Blnnienkmoeu- hippen noch kaum über den liand der Kelchblsltt^r herv^>^ nigen, zu thun gehabt habe.

Dieser jugendliche Zustand der Blüthen bildete natQ^ lieh auch ein Hinderniss für die deutliche Wahrnehninnp der seitlichen Läppchen an der Basis der einzelnen Blumen- kronen t heile und entschuldiget somit auch die TiiVr- lassung ihrer Erwähnung. Ich habe eine der betreAfendt-n BKithen auf dieses Verhältniss hin untersucht und die in Rede stehenden Läppchen zwar deutlich wahrgenommen. jA^ nur unter Anwendung grösserer Sorgfalt, als das bei voll entfalteter Blüthe noth wendig ist. Der Griffel war nwh nicht gestreckt, knapp 1 mm laug'), saline Spitze eben unirr der punktförmig kleinen Oeiihung der zur Entfultimg sirL ansi'hickenden Blumenkrone sichtbar.

Damit ist der Irrthum vonSwartz nicht nur nac b- gewiesen, sondern auch seine Entstehung erklärt, uni di'rsi»ll)e somit definitiv beseitiget.

Was die Blätter der ( ) r i g i n a 1 e x e ni I a r r v ■: Swart/. betritt^. s<» si'i dem. wa< Swartz darülH^r antrfi'i'r.r hat, hinzugefüixt, dass dieselben gelegentlich einander nah".' g«»genüher stehen, und dass die gn>s>eren •iersenH»n :^~:i..'i,T Länge, einsihliesslioh des kaum mehr aN -^ mm l>etru;r^n-:-"

1 N.n-h «l»M]] Fr»-iU*i:»-ii lU^ot-lr».«!! v^in -Ir-r In^rrtii'ü**!»;." .-' .li'in Kru. htkiii»t»'H ''i-* zur äu>';fr'«t*'n Sjiit;»' ::•» r.i ■•*->*» n.

K?'i'n^ » :;tMu»'^^»n t.iinl i«!i «Ir-n »i ri f!- '. . in •i»-**»«n l/inj- ". "- ^i-n^ lifi vrr^v*!:i»'it'nt*ii Kxt-inj.l.in.»ii .moh k'>ir.»* V»t^ ir.— i-r»- ' - vtirk-»i:n::tn, '■••i t..'irii» htun::'ir.'il"f.'i Ulfith^^R iv.iz r.-Vn c:- ?.t riiTj v:-: Kr.'iir ;>.*• nun l.in_: \\n\\ l»fi fin»T U-mi« ht»-!«a IV. ";:•..• :•.,;: a"r«c- ?*..• t- Kr-T.'- .it> -i-Mii i;.i. i>: •.int»r-ii H^": :':>•!'. ?•■":* ::.-! 4."'» ::t; \^n^ I»*» "^

i..Tv..rr.ii:- nil'- S: ; k. \ «n •) ii I.-ir.*:»- in -i'-r.: V -r^u* j^-h" s-i- n •* ?■

•i:." K. i w.ir. >: n.ü'ir!:-. «i :iii •■r^t»r»*n VaV,'^ "r.: i-n r.-.a !-r Kr r '.v.\ :.:j':.r-n ;:.. i- i. v i\ .ümh K-I. r.»- -«-i- kt»-r. Ttv.. k'ir::».-

L. Itaillkofrr: Ifrhrr uni^e Snpoiaceen,

479

Blattstieles^ bei 2 cm Breite }>esitxeD. Sie sind von lederiger Beschatttüibeit, braun, die jvnigereii derselben auf der Unt4?r- seite locker mit kurz* 7*w€iarniiß;en Haaren besetzt. Die Epi- dermis der oberen Blattseite liestebt aus verhältniasnilLssig ^roasen, flachen, geradlini«^ begrenzten, 4^ 6-seitigen Zellen mit glatter Cuticula, nnt^*r welchen gruppenweise Zellen mit gnxssen E i n z e 1 k r y 8 1 a 1 1 e n (ähnlich denen von P o n- teria laevigaia, s. ob* p. 456) und zahlreiche Sk leren- chym fasern auftreten. Die letzteren bilden längere nud kürzere Mfischeu und sind schon unter der Lupe als feines, an der OberHfiehe liervortretendes Netzwerk zn erkennen. Sie Kndeu sich auch an der unteren Blattfliiehe, deren Epifier- tiits aui^ kleineren^ uuregelniässiger gestalteten Zellen besteht mit massig grossen, etwas vortretiHiden, elliptischen Spalt- öffnungen und nur in der Umgebting dieser gelegentlich gestreifter C u t i c u 1 a. Der Querschnitt des Blattes» zeigt ein l-schichtige^ Hjpoderra an df*r Oberseite mit braunem, gerbifitofTlialtigeni Inhalte, Chlorophyll führende^ ziemlich weite P a 1 1 i s a d e n z e 1 1 e n 1 1 nd ein k lei nl ückiges 8 e h w a m ni - gewebe. Die Sklerenchyiufaflern liegen oberseits bald dem HypfMlerni, bald unmittelbar der E|ddermis an. Milch- !* a f t HC h I ä u c b e finden «ich beiüonders in der näc.hÄt4:'n Um- gebung der grosseren und kh^ineren GefiLssbiindeb

Die Zweige sind dornenlos, rund, mit fein faltig-ge- rillter liinde, saramt den wenig bervoi*tretenden Leuticellen admmtbniun.

Mit den Originalexemplaren vim Swartz als vollkommen übereinstimmend, sowohl in den reproductiven Organen, so- ßit die>4ell»en in «ler Vergleichung günstiger Weise ent- rkelt waren, als namentlich in den vegetativen Organen, Vi in welchen vvenigj<t^ns die Blatter überall zur Vergleichung vorlagen, erwiesen sich nun ruclit nur die schf)n namhaft. gemachten Materialien dt« S t o c k h o 1 m e r Herlmres, nament- lich die Exemplare von Für ssirörn ans St Bartl»elemi mjd

480 Sitzung der mutK-phys. Classe wm 5. Juli 18S4.

Guadeloupe, sondern auch die mehrfech schon erwähnten von Wullsch laegel n. 32(> aus Antigua, femer Exemplare von Crudy, wahrscheinlich aus St. Thomas, im Monchener Herbare und. was von besonderem Belange, weil dadnivh die schon von Grisebach behauptete Zusamnienire- horigkeit von B. myrsinifolia A. DC. mit der ak Sideroxylon cuneatuni von A. DeCandolle (Pnpdr. VlII, p. 181) aufgeführten B. cuneata Sw. ror Evideoz gebracht wird, Fragmente der unter B. myrsinifolia in Prodr. VlII, p. 192 aufgeführten Materialien aus dem Herb. Prodronii und dem Herb. Delessert , för welch' letzten? auch des Auftretens von Domen an der angegebenen Stell»» gedacht ist*): endlich ein gleichfalls mit zahlreichen 1 2rin langen Domen besetztes Exemplar von Bertero aus VotU^ rico, welches der Etiquette nach ursprünglich ivon Berter<» oder Balbis) als Sideroxylon obovatnm Lam. \^ stimmt worden ir^t, und vielleicht nicht mit Unrecht, in welchem Falle sich auch eine Zusammengehörigkeit der von A. DeCandolle als Bunielia i»bovatsi il'n»-lr. VIll. p. 101) anfjLifeführten Pflanze vnn Laniarok mit B. cuneata Sw. herau>w'<tell».Mi wünle.*) Diese> Exemplar »-r-

1 «i ri -fliar h hat «la.«? in sein»^r B«?iii»»rkTinir zu «Ir-o in c-z Flor. Hrit. W. \n*\. \>\. auf^'ft'fihrtpn .'> Arten .no "pim**. »»x« ■»■!.: r H. Joixit'«'lia* an-sfT Arht i:Hla-"«fn.

2 ri»ir»*t hat in Lam. Km-vi 1. .Suiii'l. I. l^lO. |i. -M'- \\*^ Zii'iainiii''nir»*hi~ri:Tk»'it K»?rfits al-; au-ir»-nia« ht an»j»'n«»iiiii;»u. Lam.kr< i -flli-t hat ^'-i A;it-t»'lluni: !««Mnfr -\rt in «Ifr Illu^tr. «i-n.. Taf'-*- iiK-tihnl. II, 17'*:>, p. 4:?. n. '1\*'A »-in»' Zn'.arani»"*nii^'h"'rii:k»»:T •'.. r-.-" mir \\. r«'tunilitii]ia :Sw. vt-rimitli»*!. Wt>ün -i« h 'ii*' r«"*i r»-t **'.h»- Ae n.ihnit'. wii« i-livii an;r»titMit»'t. aN '•ioh»T fn*»'i*»*n •'•"»Utf?. >•» wir' n.K-h «!• n Nniin'nt laturrnfj^ln vi.m A. l'»* Can«l«'ll»' d^r V"n •i>-'.*. ^r,^^,».1..n,. N.tiMr» Hnni»*lia i"l'.«vata rnnir. VIII. j«. \'*\ s\^ r i »i-'-r.m« ii zu n»':ii:i-nili' ••r«irh»-in»*n. wähn-ml H. « un»'at.i Sw. ;d :• >,vnMnvnii.- /'ir:- k/ntr.-t'-n h-ltt**. Warum A. I»»- «'an«!"!!-^ Tr t: l«r Kliuj-.nininir *\*-t L a m a rv k "*chen Pt^an/e .lU-* ijfr ♦iairnr..*

X. Eadlkofer: lieber einige Sapotaceen. 481

scheint dadurch eigentliümlich, dass die ausgewachsenen Blätter im Hypoderm nur stellenweise GerbstofiF führen und sich desshalb beim Trocknen grün erhalten haben.

Was die in Grisebach Flor. Brit. W. Ind. Isl., 1859 64, p. 401 den Angaben St. Thomas und Guadeloupe zu Grunde liegenden Materialien betriffib, so besteht kein Grund, an deren richtiger Bestimmung zu zweifeln, da die genannten Inseln dem Verbreitungsbezirke der B. cuneata Sw. nach dem schon Angeführten sicher angehören.

Dagegen ist das, was Grisebach im Catal. Plant. Cub., 1806, p. 164 aus der Sammlung von Wright unter n. 2920 als Bumelia cuneata Sw. aufführt, nach den aus dem Herb. De Candolle mir vorliegenden Exemplaren eine Pflanze aus einer weit abstehenden Familie, aus der Familie der Daphnoideen nämlich. Ich werde sie (als Daph- nopsis cuneata m.) in einer besonderen, der gegenwär- tigen sich anreihenden Mittheilung des Näheren in's Auge fassen.

Was die von Asa Gray unter , Bumelia cuneata Sw.* verstandene, wahrscheinlich, wie schon früher (s. über Omphalocarpum p. 341) angegeben, als Bumelia angust i- folia Nuttall zu bezeichnende Pflanze aus Florida betriffl (mit Einschluss der von Hemsley in der Biolog. Centr.- Amer. II, 1881—82, p. 297 unter Berufung auf Asa Gray aufgeführten „B. cuneata Sw.** aus Florida, Texas und Mexico), welche mir ausser in den früher erwähnten, theils mit Blüthen, theils mit Früchten versehenen Exemplaren von Cabanis aus Key West (aus dem Herb. Berolin.) nun auch

Sideroxylon den Namen des dort belassenen Sideroxylon ob- cvatum Uilrtn. fil. (Carpol. III, 1805, p. 125) in Sideroxylon Acouma umänderte, ist mir nicht ersichtlich.

482 Sitzung der maihrphys. Classe vom 5, Juli 1884.

in den von Curtiss unter n. 1765 als „B. cuneata Sw.* herausgegebenen BlOthen- und Fruchtexemplaren (im Herb. Monac.) vorliegt die Blüthenexemplare, wie bei A. Gray mit dem Synonyme B. parvifolia Ghapm. Flora (1860), die Fruehtexemplare statt dessen mit dem hier schon in be- stimmter Form auftretenden, bei A. Gray unter B. parvi- folia Ghapm. nur als fraglich hingestellten Synonyme B. parvifolia A. DC. , so mag, um ihre Verschieden- heit von B. cuneata Sw. darzuthun, der früheren Hin- weisung auf die rein oblonge (10 12mm lange, 6— 8mm breite) Frucht, die gestrecktere Gestalt der Blätter und da? gröbere, weitmaschige Venennetz derselben noch hinzugefii^ sein, dass auch die anatomischen Charaktere bei ihr erheblich andere sind.

So fehlen namentlich die bei B. cuneata unter den Epi- dermisplatten und durch das Blattfleisch sich hinziehenden, isolirten Skleren chym fasern hier vollständig; wo man sie auf den ersten Blick an Schnitten von der unteren Blatt- tlilfhe zu sehen glaubt, zeigt sich bei näherer Betraohtunir. dass OS sich um kleine (lefilssbündel handelt, welche st*'t> von Sklereiu'hynifiusern begleitet sind. Auffallend erscheiiifi: ferner durch ihre Grösse die M i 1 c h s a f t s c h 1 ä u c h e , welch*' meist an der Ober- und Unterseite der Gefilssbündel, p- le»^entlich auch für sich im Blattgewebe auftreten. D** llyj)()derni an der oberen Blattseite besteht aus Zellt-n, welche man auf den ersten Blick für eine obere Schicht*^ verhältnissuiässig weiter Pallisadenzellen nehmen nuVhte. -*► sehr sind sie, wenigstens stel hinweise, verlängert, namentlich l)ei den Fruclitexeniplaren von Curtiss mit fjist gerb>t'-:f- fnMeu Blättern, welche desshalb auch mit mehr gelblJLh'T Farbe trocknen, so diuss sich die Frage aufdrängt, oh in dfi.- sellien nicht etwa wenigstens eine besondere Form «.der Varietät zu sehen sei. Auch bei den Exemplaren von Ca(»ani> macht sich dieselbe Eigenthümlichkeit l>emerkbar, nur ml!

L. EarUkofcr: Ucher einige Sapciaceen.

483

hier die Blütben-Exeiiiplare, welche die gelblichen, gerb- ^tofprreieu Blätter hejäitzen. Eis häiij^ das Fehle» des Gerb- Ilt<>fft*i4 als<3 otfeubar nicht v*in dem Kntwicklüii*^s/Aistattde der pflanze ab; ob von StandortÄverhältTiis.seii, wird nur au Ort id Stelle zu eruiren sein. Da, wo sie Kry^stalldnisen ent- lialten, sind die^e HypoderinzeHen der Quere nach getheilt. >ie Spaltöffnungen endlich sind viel gWteer als bei cuneatfi, und die Cuticula der oberen und der unteren Blattseite ist mehr oder minder wellig gestreift.

De^ Weiteren mag, um die Unterscheidung der Pflanze ton B. cuneata zu erleichtern und zu t^ichern, bemerkt sein, insu die Zweige und ihre sparrig abstehenden, gewuhnlich eine Dornspitze endenden oder lediglich als kurzer Dorn insgebildeten Seitenzweige eine der Länge nach grob faltige md tler Länge und Quere nach rissige, ersst dunkel graue, lann schwärzliche Rinde besitzen, welche stark absticht von Kener der B. cuneata Sw, Die Lenticellen treten, weil nicht Iwe^entlieh anders gefärbt, nur wenig hervor.

Ausser Bumelia an gustifolia Nuttall (Sylv., 1842 -54, III p. 38, tab. 03, t. Gray), welcher Name für diese '^Pflanze, wie ich schon früher augenouimen habe'), in Ge- brauch zu nehmen sein dürfte, wird von Ä. Gray in tier Synonynne noch ^B u m e I i a r e c 1 i n a t a Torrey Mexic. Bound. 'p. 109* angeführt und letztere damit von einer ,B. recli- ,11 ata Chapui. FL 275*, welche fragweise zu B. tenax Wilid. I|^ebraelit wird, sowie von B. reclinata Vent., welche bei B. lycioides Pera.*) als Varietät ihren Platz zugewiesen er- mlt, unterschieden.

S) Sieh üb. Omplialocarpum p* 34L Ea g€«clifth das, obwohl leb die betreffende Stolle bei Nuttall nicht hatte einsehen können, rif ikULh beule aocli nicht, in der VoraitHsetJiung, dms der Nuttair^che De von A. U riiy mit luehr Recht auf die in Rede stehende l^ftanw? worden sei als der von Swartz. 3} Warum A* De CandoUcs und A. Gray statt Ü, lycioidea

484 Sitzung der math,-}iJkys, Classe rem 5. Juli 1SS4,

Ueber die ersteren beiden Pflanzen bin ich nicht in der Lage, etwiis Näheres beibringen zu konneu. Die Zu^hörife- keit aber der B. reclinata Vent. zu B. lycioides I*ers. kann ich be:$tatigen, wenigstens was das Ton A. De Can- dolle als .s|>eciuien nostrum* unter B. reclinata VeoL (Prodr. VIIK p. 190, n. «5) erwähnte Exemplar betrifft, tüq welchem mir aus dem Herb. Prodrom i Material zur anatomischen Untersuchung zugekommen ist.')

Um nun schliesslich noch die Eigenartigkeit von Hu- uielia parvifolia A. DC, von welcher die wahnirheiii- lich mit Keiht bei A. Gray zu B. angu>titolia Xutt. jje- rechuete B. parvifolia Chapm. Fl. wohl zu untenn^heidt^n l^t, mit ein paar Worten hervorzuheben« so 5teht dieä<rllv viel näher, als der eben betrachteten IMIanze aas Flori^la. B. angust ifolia Xutt., der B. euneata Sw. Sie unter- scheidet sich von letzterer aber (nach der in jüngster Zeit ?h»w«'L! von C a s. De 0 a n d o 1 1 e als von m i r ^ e 1 b s t an «»»j-jrr.- M.»itiir zuirt»sen'leton Frairnienten als mit d»*m n r in in .i !- di^ Her b. P r •» «1 r ^' m i durchaus übereinstimmeud "'--t .n-

p. 1-7 ".vn N.'.i.:'.-u in:: -i-. i:i Hin**-r-ij- ..-ü i'-r-..- n >;.n-i' :. l^-'^. I-. --IT v.r-v'.-L .:, :-: :::ir n:- L* vr*-L-:li- 1.. !»• r " l.«'-l1 .!..-- l*-r-- !: .i.i' !:: Liiin. H . r: y'.'A. x-. 4>'* tmt I^-r- „n .-.• : t**ii!i-».- r"^:r «;i.:i v.. r-.v-n L-.t -in i n.:ri il- '*'-• .—-K! ■:•■:-•...& j-*-.: .' W r: c ■' :. rii.t ^t.'^- :.. Ar.* lT.j- ; 'l-^t.:' -r. *.:-r*:''t. »..^n« :•-» -

V -n A. !»•• «." .t li •: . 1 1 ■; . :. . i- I^'. i-^-- i-r !I !;. c: ■: :r- .: t»-r..i\ .i.i>-'r .iC 'i-r l:in- r: '■'■;*»' i-r Kr ::-n.»:;-n :m*-. « .-.. :•

M-i*.."ir»' ^•.:i":M". ^>-r. vir. .ir. -i-r Au t:«-: t- •:- r **: .* -_, r. -

.:\ ':::<"'•. '■ ^•♦■ •• :: ri- i:t '—t. ■:'-:»'• ^Mn :-r A. »i r ij .■■-' -^

L. Radlkofer: Ueher einige Sapotacecn. 485

(ItMien Pflanze von Bertero aus S. Domingo im Mün- chen e r rierbaro) durcli die noch kleineren B 1 ü t h en und die verhiiltnissmilssi^ sehr langen 8 10 mm messenden, zarten Bl lit he n stiele, welche mehr als der halben, ja mitunter fast dor vollen Länge der Blätter gleichkommen, und durch die kleinen, nur 12— 18 mm langen, 5— 8 mm breiten, oben schwärzlichen, unten graugrünen Blätter, welche kleinere S p a 1 1 ö f f n u n g e n mit radiär gestreifter Cuticula in deren Umgebung und Sklerenchym fasern fast nur an der unteren Blattseite, sowie im Blattfleiscbe unter den ganz mit dunkelbraunem Inhalte erfüllten, ge- streckten Pallisaden Zellen besitzen, während über diesen, zwischen den hyalinen Hypodermzellen und in unmittel- barer Berühnmg mit der oberen Epidermis verlaufend, nur einzelne solche Fasern zu sehen sind. Femer ist sie aus- gezeichnet durch die auch von A. De Candolle schon hervorgehobenen, zahlreichen, punktförmigen, weissen Lenti- c eilen der zuerst mit grauer, dann mit dunkelbrauner Rinde versehenen Zweige, während bei B. cuneata Sw. die Kinde der jungen, die der älteren Zweige und die Lenticellen ziem- lich gleichmässig zimmtbraun gefärbt sind.

A. DeCandolle hat nur der Blumenkrone entkleidete Blüthen vor sich gehabt. An dem mir vorliegenden Exem- plare ist die Krone an einigen Blüthen noch vorhanden, die Basis des Griifels noch umschliessend. Der Kelch ist an diesen Blüthen 1mm lang, die Krone überragt ihn um 0,5 mm, der (iriffel seinerseits überragt die Krone imi 0,75 mm und den Kelch, wie A. De Candolle angibt, um (reichlich) das Doppelte. Nach Hinwegnahme der Krone ge- messen beträgt die Länge des Griffels von der Spitze bis zum Fruchtknoten 2 mm. Die Krone ist bis zum unteren Drittel gespalten; ihre Lappen sind breit eiförmig, die basi- lären Anhängsel derselben klein, nur bis zur halben Höhe der Lappen reichend, pfriemlich; die Staminodien aus

486 Sitzung der matK-phyx. Classe rom 5. Juli 1SS4.

eiförmiger Basis laDcettlich, über der Mitte nach innen der Lange nach zii^immengeschlagen, an der Spitze mit ein pasif Zahnchen versehen; die Staubge fasse fadlich. an der Basis verbreitert, vor der vollen Entfaltung der Bluthe an der Spitze nach aussen umgebogen, die Staubbeutel aW wieder mit ihrer Spitze nach oben gerichtet, pfeilformig, extrors. Alle diese Theile, wie auch das Pistill« sind kahl. Ob die von A. Richard hieher gerechnet« Pflanze au? Cuba, deren Grisebach im Catal. PI. Cub.. IStkj, p. Iti'i Erwähnung thut, wirklich hieher gehöre, muss ich dahin gestellt sein lassen, da mir nicht einmal die betreffende St^l^ zuganglich ist.

Auf den Inhalt der Gattung Bumelia hier noch weiter einzugehen, lag nicht in meiner Absicht. Dieselbe gini;. wie in meiner Abhandlung über Omphalocarpum, nur dahin, die bis auf den heutigen Tag erhaltenen Unklarheiten und Irrthümer ül>er diese von Swartz aufgestellte Gattung. >«>- wie über die von ihm derselben zugewiesenen 8 Arten diirih Zurückgreifen auf authentisches Material und mit Hilfe der anatomischen Methode zu l>e9ieitigen und ül>er die Gcittung^zugehörigkeit der S w a r t z 'scheu Arten ein endgiitiges Urtheil zu gewinnen.

Es ist das uun für 7 von diesen Arten durchireführt.

Für die achte hoffe ich wenigstens den \W^ da/u gezeigt zu haben.

Ueber diese Art, Bumelia pentagona Sw., vml welcher mir die wahrschein lieh im b r i t i s c h e u Muse u m noch vorhandenen authentischen Materialien wenig!>ten?> iiu Augenblicke nicht erreichbar sind, die wünsohenswerthe Ki;ir- heit zu verbreiten, bleibt der Zukunft vorbehalten.

487

Herr L. Radlkofer sprach ferner:

„Ueber eine von Grisebach unter den Sapotaceen aufgeführte Daphnoidee.*

Die in der vorausgehenden Abhandlung „Ueber einige Sapotaceen **, p. 481, erwähnte Pflanze aus Cuba in der Sammlung von Wright, n. 2920, welche von Grisebach im Catal. PI. Cub., 1866, p. 164 als Bumelia cuneata Sw. aufgeführt worden ist und welche mir in Exemplaren aus dem Herb. De Candolle vorliegt, erwies sich auf den ersten Blick als etwas weit von Bumelia cuj;ieata Sw. Verschiedenes.

Zu eruiren, wohin sie gehöre, stellte sich anfänglich als ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen dar, da Fructifi- cationsorgane, abgesehen von einer lose beiliegenden, halb zerfressenen Frucht, von der erst die weitere Untersuchung ergeben musste, ob sie wirklich zu der Pflanze gehöre, oder ob sie nur zufällig dahin gerathen sei, nicht vorhanden zu sein schienen.

Es hatte sich demgemäss das Augenmerk darauf zu richten, ob nicht mit Hilfe der anatomischen Methode Merkmale aufzufinden seien, aus denen wenigstens irgend ein Fingerzeig über die Familien zugehörigkeit der Pflanze zu entnehmen wäre, um dann durch Vergleichung betreffenden Herbarmateriales vielleicht weitere Anknüpfungspunkte zu gewinnen.

488 Sitzung der mathrphi/s. Ciasse vom 5, Juli 1884,

Dieses Verfahren war von rascherem Erfolge, als sich erwarten Hess, gekrönt.

Es machte sieh schon ohne weitere Pfäparation bei näherer Besichtigung der Bruchfläche eines Zweige« das Hervorragen zahlreicher, weicher und glänzender, seiden- artiger Bastfasern bemerkbar. Damit war im Zu- sammenhalte mit dem Habitus der Pflanze, zumal der Spiralstellung ihrer Blätter und dem Fehlen von Neben- blättchen sofort auf die Familie der Daphnoideen hin- gewiesen, mit welcher in der zartfaserigen Beschaifeuheit des Bastes wohl kaum eine andere zu wetteifern vennu^. wenn nicht die Familien der Asclepiadeen und Apo- cyneen, der Tiliaceen und Malvaceen und alleufalb noch der L i n e e n und U r t i c e e n , zu deren keiner aber die Pflanze nach ihrem Habitus nähere Beziehungen verrietb.

Ein Querschnitt des Zweiges zeigte weiter, da^s die Pflanze markständigen Weichbast, mit EinuiengiuifT sogar von spärlichen Hartbastfasem, besitzt, und darnach hätten ausser den D a ]) h n o i d e e n nur mehr die schon nach der Stillung der Blätter mit grösster \Vahrscheinlichk»*it ausser Betracht zu lassenden Asclepiadeen und A p « » - cyneen*) noch in Frage kommen können.

Der Deutung als D a p h n o i d e e war auch die Ile- schatfenheit der beiliegenden Frucht günstig, imd als eii'i- lich bei genauerer Betrachtung der Blattinsertionen uiil

1) Im Ansc-hluHS un «las ()l»i^e maj^ iiu<h aus «Kt »-h^n naniit«*n Familie der Apoi yneen t-iii Fall soim* Mitthoiluntr nn«i»'i. in welchem nur durch die anatomische Method«* ilio iJe-itiri.- luun^ eine» sehr tVa«jfmcntarisclH*ii, nur au» S t «»n «;«'l > t ücke n •-■ stehen<lcn AIat«Tiales frmö^licht wurde, wii* .-olches auf den Pliii:}- pinen zur Ben'iUin^ ein«'s dort »i'hr h<M'h ;;t'schiitzten \VuudliaU.iiii'- des ^Halsamo de Ta^ulauay**, verwendet wird. l«.h w-nli- iV»: di«"s«'n Fall narh Krle<li^run;^ der in l>etra<.iitiin^' -stehenden iKudin«:*:- in einem hesnuderen Anhan;^e liericht«'n

L. liadlkofrr: Uehcr eifif. Daphnnidite Hr., 489

Röck«cht »Ulf etwa vorhandene oder vorhanrlen gewesene

IStipulargehilfle, wie sieden mnieren vorhin genannten Familien

[gr^ftsfcpntheilH zukommen, in den Achsöln der jüngeren Blüttör

[an der Spitze der Zweige neben den Anftatzstellen abge-

I fallener Btüthen noch ein |mar B l ü t h e n k n os p e n nnd

[halli zerfresstene BlOthen sich der Beobachtung darboten,

war ei* leicht, fnr die /Aierst aufgetauchte Meinung die

unÄweifeliiufteste Bei^tatignng zn gewinnen nnd die F*flanze

Itnit Sicherheit nicht nur als eine Daphnoidee, sandern

Inoch weiter als eine Art dei' neben Linodendron Griseb.

und Lagetta Ju.ss. allein noch aus der genannten Familie

auf (J u b a nnd in dem w^ e h t i n d i a c h e n F 1 o r e n g e h i e t e

fiberhanpt^) vertretenen Gattung Daphnopsis Mart. & Zucc.

v7M hestinunen.

Sie stellte sieh als eine neue Art der Gattung Daph- nopsis dar, in welcher »ie sich zwischen zwei ändert? cnha- nische^ ebenfalls durch Wright bekannt gewordene Ai*ten, I), < f u a c a c o a Wr. ed. Griseb. und D. a n g u s t i f o l i a Wr- [ed. Griseb. (in CafcaL PL Cub., 18«il>, p. 110), einschiebt.

Ich gelj^ im Folgemlen zunächst ihre genauere Charak- tteri^tik, um daran anzuschhesÄcn, was über sie und ver- wandte PHanzen weiter zu bemerken ist. Wenn ich in die Charakteristik zum Theile auch die Gatbnigsmerkmale herein- iebe, m gesclueht da«, um die Gattnngszugehörigkeit der TPflanze ausser allen Zweifel zu streuen.

D a p h n ü p .s i s c u n e a t a m, (B u ni e 1 i a c n u e a t a ,

non Swh Gri^b. in Cat. PL Cub., Um, i»- l«>4, ,colL

[Wright n* 292t)*!): Frutejc (?) glaber; raujuli angulosi, sul-

Icati, füliigeri dianrctro 1,5 mm, corti(*e plumbet>-fuisco plicato-

l) Abg#»j*«brn also von dem »einer Flora niich mit dem ci«- quat/»ria!on MÜdam^^riraniaehen (»obiete 7a\ verljind*^nd<m Trinidad |(fi. (InHebich. Vi*getation d^r Krde 11, I^^"^« P- •*''^4^ "f^d Avt \\*wi ver- rti^mm Itiittting Öcbocnobibln»* MarL Ä Zurr,

490 Sitzung der math.-phys, Classe vom 5, Juli 1884.

nigi>so, lenticellis rarioribus parum conspicuis pallidioribos notati, libro Daphnoideanim more tenerrime fibroso circa iiieduUam quoque obvio insignes; folia ex oyali vel oboTato cuneata, petiolo cum denticulo ramuli articulato circ 3 mm longo adjecto 2,5 4,5 cra longa, 1 2 cm lata, margiM revoluta, penuinervia, nervis lateralibus utrinqne 3— 5 ant« marginem arcuatim anastomosantibus, crassiuscule coriarea. supra reticulato-rugosa, attamen nitidula, ^labra, fmhtns 8ul>opiica, pilis vix ullis 1-cellularibus simplicibus ad nem»* vonasque reticulatas parum prominulas adspersa, livesceotia. punctis maculisque ramificatis fuscis praesertim subtiis notata. epiderniidis utrius({ue cellulis magnis altis Mib8exangularibu>. Kuperioris paucis, inferioris pluribus substantia fusca (macQla?> efficicnte) foetis, subtus stomatophora , strmiatibiis ma^rnb ollipticis usque ad mediam epidermidis altitudinem imnoerd* Mcrobiculo et ipso elliptico, sed angustiore, a cellulanim rici- nuriini parietibus incrassatis circumvallato sciperatis, ^urm- chyniato depreaso cellulas crystallis conglomenitis repMai« Invpntt», pneumatenchymate crasso tenero lacunosi) celluli« librosis Hexuosis obtusis percurso instrueta; flonini gIom»»ri-: |uiiirifl(»ri axillares vel in ranmlorum apicibus sessiles, p^Urr nilis siihnullis, vix unquam 1 nmi longis, exinvolucrati, tlnr- biiN HiibscHsilihus circ. 5; flores feminei tantuni germi:;- ab iiisoctis conieso alabastra(|ue supj)etebant tubuki^:. *J,r> nun longi, 0,75 mm crassi, pedicello 0,5 mm lonir<>. *•' tidrni c riLsso, stipitati; perianthii tubus 1,5 mm longits api**'* |iunnn (lonstrictns, bjisi subventricoöiis, fuscus, iit et |H^lii-^il li)l>i<)ii(* (»n»cti extns pilis niinutis setula^is intordum <"t- liilirailiiiitis adpres.sis parnni crebris sordide caiio-pul)enil'i>. intus pjillidns, ^laherrimus, striis nitenti-albidis S, i. e. va*- rnni iksciculis nitHÜanis snturalibns(|ue fibrosts notatus, tii>n* rn|)t(n*}i longitndinali facta in latere interiore eiiier^enLi*:* )iiliKh nicntirntilms; limbus l-lobus, 1mm vix su|>enin^, i":> (in tlorihu-i visis) erectis imbricatis margine apicttpie mi>

L, Radlkofüf: Heber eine Daphnoidee etc. 491

involuti*'^ duobiis exU^rioribiis oppos^itis quam interiores nub- truDCati panllulo longioribiis siibcncullatis obtusis, intus |j[labrk fiisco-purpureig, fauc« intus niida; staminodia niilla; discun incnuspicmiü, ai\iuibiiTi albidum (Tenulatum exbibens ; geriiien iivoideum, gbibruni, albidum, l-loeulare; Stylus terminaHs, brevis, craäsus, subfuacus; stignm magnum, capitatum, papil- Ujsiini, supra periantliii stricfcuratn collocatum, fusco-purpu- reum ; geniiniila ^ditaria prope lr>cub apicem .suspeur^a, ana- triipa^ epitrnpa; fructus pedii*t»llü 1 mm Icmgo^ tntidem cras,so, pitatos, periauthii basi cireumscissa roargine hbri fibris ^romineutibus piloruiu fascicülos 8 meiitieiitibas uroata suf- tultus, ovoidcMis, 8 mm longu8, 5 mm latus, stylo stjgiuato- phoro persistente apiculatuw, baccatus, carne tenui, Eiono- s}>ermus; semen prope loculi apicem suspeusum, löculo coii- forme, inde obovoideum, part^ uempc hilo uot4ita, i. e. basi- lari (in fruetu surijum versa) acuta, parte e diametro oppo- dta, i. e. apicnb' (fructus basin sptfctante) rotundato-dilatata, te§ta teuuiter crui^tacea subfasca opaca, mh lente minutianime »croluculatii-puDctata, rhaphe pallidiore liueari in latere pla- ce ri tarn Hpectante ad ehalazam decn freute notata, endnpleura membranacea albida; albumeu niillum; embryo semini coti- formis, ubovoideu«; cotytedones crassae, caniasae, amylo farctae^ dor^ et ventri seminis applicitae; radicula brevis, acuta, ^upera.

In Cuba legit Wrigbt, cnlL aö. 1800—64, n. 292u! (Herli. De Candolle).

Die Pfian/e kommt iui H a b i t u s d*^r D a p b n*i p s i s ÜuacacoaWr. od, Gri^eb. iu Cat PI. Cub., I84>ii, p, HO, welche mir aus deuj Herb. Grinebach vorlii^gt, sebr nabe. Doch scbeiut diese n»buster zu i*ein, mit um's Doppelte j^fussereii Blättern'), welche Übenlieiis frei von bniunen Flecken,

1) Ee mag hier bemerkt nein, ämn von Orisebach an der dtirtro &ipU(^ bei der Angabti über die lireite der UUltt^^r fehler-

492 Sitzung der mathrphys. Classe vorn 5, J\di 1S84.

bhiHH gelbgrün und unterseits mit zerstreut stehenden, zwei- ftrmigen, borstlichen Haaren besetzt sind. Die Structur der Blätter ist der in der obigen Charakteristik dar- gelegten von D. cuneata sehr ähnlich, nur sind die Spalt- öffnungen mehr in die Venenmaschen zusammengediüngt dabei nicht eingesenkt, und die Epidenniszellen zwischen den- s(»lben, wie in geringerem Grade auch an den Übrigen Stellen der unteren Blattfläche, viel niederer. Die Sklerenchjrafai^rn der Oefilssbündel sind feiner und zahlreicher, die das Blatt- fleisch isolirt durchziehenden nur in spärlichem Mil«;.^ v<»r- luuulen. Auch die Krystilldrusen führenden Zellen im Palli- sjMlengewebe sind weniger zahlreich entwickelt, »ihlreicher dagegen an der unteren Blattseite. Ferner sind l>ei I). Giia- ciicoa die Blüthen und die Früchte mit viel längeren, den Blüthen selbst an Länge gleichkommenden, und dünneren. fit'^t iiidlichen Stielen versehen, und ebenso die Blüthen- büschel innuer deutlich und meist noch länger als dit* Blüthen selbst gestielt. Aussenlem sind alle Theile der In- flt»res(eu/en mit lungeren, etwjis abstehenden, unirleiih zw»*i- arniigen, borstlichen und gelblichen Haaren b»H|t*i»kt.

l>urrh die Besrhattenheit der Blütht» näh»Tt ^i^lj unst»re Pflan/e nu'hr der 0 a p h n o p s i s a n ir u s t i f •» 1 i a Wr. isi. iiristO». I. c. ]». 110, v«ui der sie al>er im II a b i t ii <> !•- triu'htliih ahwoioht.

Ks kommt ihr s<», wie si-hon oIhmi i»emerkt. An** Mitt»*i- siellung /.wiM'hen «litten beiden Arten zu.

Mit P, an gu <t it*o 1 ia scheinen ihr allein »inttT •!•:: bisher bekannt gewonlenen Arten sitzend»* B 1 u t h •• r. - knäuel eigen zu sein. IV'i l>ei»len ist auch «lie Zahi •:-'

iMtt.r \V,'i<,' ,Li> Zr'ivlu'ii «i'-r I.ini- iin-tar ••n-* :• - . . ■-

:j'-»- - '•■ w .;«;- «i"- .in:;»i:»-'en' n »i'-Mir ■•.-'^ H! .:•• - •:---. . r. -" M ••■■i«!' \w Ü". ttVT v-Mi I* *iuu.i «VI i' r i5«^i hr*-: ':r»^ r..i r. i^.

L. Radlkofer: Ueher eine Daphnoidee etc. 493

in einem Knäuel vereinigten Blüthen eine sehr geringe. Auch in Farbe und Behaarung sehen sich die Blüthen beider Arten sehr ähnlich. Dagegen sind bei D. angustifolia die (männlichen) Blüthen wieder länger und schmächtiger ge- stielt als bei D. cuneata, und zugleich ist die Form eine ver- schiedene, wie bei den meisten Arten nämlich mehr dem Kreiselformigen als dem Cylindrischen sich nähernd. Die röhrenförmige Gestalt der Blüthen scheint etwas die D. cuneata vor allen übrigen Arten Auszeichnendes zu sein.

Die Blätter sind bei D. angustifolia durchaus braun- roth gefärbt, oben dunkler, unten heller. Es rührt das von dem gerbstoffartigen Inhalte der Epidermiszellen her. Dieser findet sich hier in der oberen Epidermis noch reichlicher, als in der unteren, nämlich in allen Zellen ohne Ausnahme, während unterseits die in der nächsten Umgebung der Spalt- öffnungen gelegenen Zellen frei davon sind. Auch rück- sichtlich der Farbe der Blätter nimmt somit D. cuneata eine Mittelstellung zwischen D. angustifolia und der nicht einmal mit braunen Flecken oder Punkten versehenen D. Gua- cäcoa ein.

Die Structur der Blätter von D. angustifolia ist auch darin der bei D. cuneata sehr ähnlich, dass die Spalt- öffnungen etwas eingesenkt sind und von einem elliptischen Walle umzogen erscheinen, wie dort. Die Krystallzellen, das Blatfetltiisch und die Bastfasern nähern sich dagegen in ihrem Verhalten mehr dem bei D. Guacacoa. Die Htfire, welche nur an den ganz jungen Blättern in geringer Zahl sich finden, sind einfach, wie bei D. cuneata, und nur die der Blüthen- stiele zeigen, wie dort, Anfänge zur Bildung eines zweiten Armes.

Viel femer als D. angustifolia und Guacacoa steht unter den überhaupt vergleichlmren Arten mit ziemlich derb lede- rigen Blättern schon D. caracasana Meisn. gemäss den von [IHM. math.-phys. Cl. 3.) 32

494 Sitzung der math^-phys, Glosse vom 5, Juli 1884.

Grisebach in seinem Herbare, wie mir scheint mit Kecht hieherbezogenen, früher von ihm im Cat. PI. Cub. p. 110 unter dem Namen D. Fendleri als neue Art bezeichneten Exemplaren von Fendler aus Venezuela, coli. n. ^% (nicht 30r>, wie es an der angeführten Stelle heisst), mit gelbgrünen Blättern, sehr lang gestielten, reich^liedrij^n Blüthenbüscheln und sehr ungleich zweiarmigen, dünn^^n Haaren an den Blättern und Inflorescenzstielen.

Die als zweifelhafte Art von Meisner (DC Pnidr. XIV, 1857, p. 524) aufgeführte D.? crassifolia (I)aphm- c. Poiret) aus S. Domingo ist durch «zolllange, fadenförmige Blüthenstiele** (Inflorescenzstiele , nach Meisner's Annahm**) sicherlich weit abstehend.

Wie ich schon in der Charakteristik an den l)etretfendwi Stellen angedeutet habe, ist der zart faserige Bast h^-i der vorliegenden Pflanze, D. cuneata, an allen Theilen in augenfälligster Weise entwickelt. Bei der Zerreissnng irgend eines Organes tritt derselbe sofort hervor. So an den Bruoh- flilchen der Zweige, was, wie gleich anfangs bemerkt, iW* ersten Fingerzeig zur Richtigstellung der Pflanze g«*g»*l»^: hjit. Niclit minder heim Zerreissen der Blätter an allen dal»^: g<»troffenen (iefilssbündeln. KIk'Uso ferner bei der Spaltuiiir il(»r IVrigouröhre, wie sie zur l ntersuchung der Blüthe n"»thii: ist, und, wjis das Auffallendste ist, auch l>ei dtT natiirliihtT. Trennnug des Perigones von einem klein<»n, unter d«T Fru« !.t st*?lu'n bleibenden Theile seiner Basis. Felwr «len Itanii ditw-* Bjusalstiickes ragen Büschel v(»n Bjistfasern hervor, nach Z.iM und Stellung den zur Mitte der Perigonlappen wie zu «Irn Buchten zwischen ihnen ziehenden vier Me<lian- und eU'ii?-' vielen Suturaluerven entsprechend , so djiss dadurch fir •• tänschen<le Aehnlichkeit mit dein v<m Haarbüscheln lK?>et/t«'r Drüsenkrau/e unt^^r dem Fruchtknoten v<m L in od e ndmr. (Jriseb. und Lasiadenia Benth. ent.steht. Die niikn»- sko]»i>che Fut^Tsuchung von Längsschnitt4Mi durch dit» lVriir»«ri-

L. RmUkoffr: reft

49;*

ams und den Fruchtstiel lässt übrigens deuilich erkennen, diiss die betreuenden Fasern ans dem Intieren des (lewebes hervorragen, und zeigt bei ihrer voUstiindigen Heranslö«ung ans dem Gewebe, dass dieselben an ihrem unt*»ren Knde gerade so angespitzt sind, wie an dem oberen, wie es Mmt- fasern elien eigen ist. Die j^>rgfiiltige Unt-ersnchung iler Pe r ig on röhre zeigt weiter, daas ihre Innenfläche, nicht wie bei L i n o d e n d r o n mit seidenartigen Haaren besetzt, »Indern wie l>ei L a s i a d e n i a vollständig kahl und von ©iner Epidermis tiberkleidet ist, welche, wie an den Perigon- läppen, aus ziemlich regelmiLnsig in Längsreihen geordneten, imhezt] tpuwlrati"=?<'hpn, nur fiber den Gefassbimdeln in die Länge gestreckten Zellen gebihlet wird. Auch hier lassen gich die bei Zerreissung dieser Epidermis und der darunter lif^enden Gewebesehirhten hervortretenden und den Anschein einer Behaarung bewirkenden Faserzellen leicht vollstiunlig i»oliren und erweisen sich dann ebenfalls als oben und unten gleichmlUsig zugespitzte Bastfasern.

Das (fleiche gilt, wie hier bemerkt sein mag, um einem auch in Benth, Hook. Gen. 11 hergegangenen Irrthnme zu steuern, Hlr die fälschlich als innen behaart he- «ehr i ebene P er igon röhre der wiederholt eben ge- nannten Gattung Lasiadenia.

Da dieses Verhältnii^ in naher Beziehung steht zu der rrschiedenen Auffassung von Lasiadenia und L i n od en d r o n als selbständiger Gattungen, oder als Theiien einer Gattung, so erscheint es angemessen, hier einschaltungs- weise iltvA Näheren darauf einzugehen.

In Benth. Hook. Gm, HI, p, ll»2 (1880) wird Lasiadenia Benth, (1845) durch Kinl^eziehung von Lino- len dron Griseb» (18<iO) erweitert, und der so umgest^alteten (taitung im allgemeinen eine innen behaarte Pe r i g o n- rTrlire ztigfschrieben. Das ist aber nach dem scfion vorans-

;i2*

496 Sitzung der m(Uh,'phy8. Clcisse vom 5, Juli 1884.

gehend Erwähnten nicht richtig, und um der in diesem Punkte, wie in zahlreichen anderen, gleich anzuführenden Dingen zwischen Lasiadenia und Linodendron be- stehenden Verschiedenheit halber möchte ich es för zweck- mässiger erachten, Lasiadenia Benth. mit der einzigen in 6 u i a |i a und dem ä(|uatoriaIen Brasilien einheimischen Art L. rupestris Benth. von den bisher nur aus Cuba bekannt gewordenen Arten von Linodendron GrLseb. L. Lagetta Gr., L. venosum Wr. ed. Gr., L. aroni- f o 1 i u m Gr. und L . c u b e n s e Gr. mit dem Synonym** Daphnopsis c. Meisn. (s. Griseb. Cat. PI. Cub. p. 101>, ll<h generisch gesondert zu halten. Bei Lasiadenia rupestris Benth., welche mir in den durch die Hände von Meisner l)ei der Bearbeitanj; der Thymeleen gegangenen und in der Flora Bras. V, 1, Fase. 14, 1855, p. (39, 70, sowie in DC. Prodr. XIV, ls:,7, p. 528 von ihm erwähnten, im Münchener Herliare ent- haltenen Fruchtexeniplaren von Martins aus den Wäldern Jim Japuni und von Sprue e aus der Umgegend von Barri, coli. n. 12:V2, Dec. Mart. 1850—51, vorliegt, iem»*r in <*in(»ni Bliithenex(»m])lare von Sprue e aus der gh»irli«'i; (iegcnd, coli. n. 1198, Nov. 1851, aus dem Ilerharium (iri-r- hach, ist nirgends auf dtT Innenseite der Perigonrohre amh mir «»ine Spur von Haaren wahr/uiiehmen, und so hat »- auch Hentham ursprünglich dargestellt. Meisner dage*j»*ii gibt in der Flor. Hras. unter Berufung auf , Martins in S4'h»>il.* an: , Intus tubus fere glal)er est, pilis rarioribus* und hat das auch auf Taf(»l 29 so abgebildet. Martins, und mi: ihm Meisner, ist aber hier lediglich einer Täu.^'huni: vrr- fallen, zu welcher, wie für I) a p h n o p si s c n n e <i t a im Vorausgehenden hervorgehoben wurde, das HervortretfC d r Bastfasern aus Längsrissen an der inn»*rvr. Obertläch(» der Perigonröhre Veranhi-ssung gel><»n kann iiC'i hier wirklich gegeben hat.

L, BmUkoftr: Ueber etne Vajthnoidec eie, 4U7

Bei Laniadeiiia findet während der R^ifimg der Früchte, wtdciie Vfiu der bauchig aufgetriebenen, nach unten auch i*chon in der Bliithe wieder vergeh niäterteu, aussen rnti lihif in die stehen bleibenden Periguu läppen verlaufenden Median- und ebenso vielen Suturalriefen versehenen Perigonrölire um- achloa^eu bleiben, regehniiüsig eine Z e r s e h 1 i t z u n g an der inneren Oborflilche der IWhre iU>er den hier mit den Riefen verbiufenden und eigentlich das Auftreten dieser «lurcli die «tark entwickelten, faserreiehen Ba^ttheile bedingenden, sowie innerseits die Fihiment« markireuden iienisj^bflndel ^tatt, 00 diiKS die Rühre iiim, indem aus den Sehlitzen die Biustfaöern hervortreten, zehn scheinbar behaarte Streifen, mit »ehn anderen, von i^iolchen Schein haaren freien alternirend, dem Beschauer darbietet.

Bei L i n o d e n d r o n , von welcher Gattung mir ausser L. cubense alle Arten aus dem Herbarium von Grisebach vor- liegen, findet ein Sülehen Hervortreten der Bjistfasern auf der loneiiBeite der Ferigonröhre nieht statt» Dieselbe öß'net sieh, ttm für die Kntwieklung der in ihr ursprünglich eiuge- öchlo&senen Theile nach dem Verbliihen Raum zu gewähren, einneitig mit einer ganz durchgehenden Spalte, aus welcher die Haare der Innenseite und der umschhjsseneu Theile bauschig nach »uasen hervortreten, nicht ater Bastfasern, an welchen die liiihre hier s(» arm ist, duss an der Auisseu- seit4f der zehn «ie in der Mitte ihrer Gewebemadse durch- laufenden und weder an der inneren, noch an der äusseren Oberfläche bemerkbar werdenden GeftlssblhideJ nicht einmal immer auch nur ein einreihiger Fa^erbeleg (an ijut*rdurcli- «»chnitti^n) wahrgenoinuien wird. Die Kölire lost sich duiin flchlioi^tich, nachdem schon vorher die Lappen an ihrem oberen Ende verloren gegangen wind, nahe dem Grunde alluiälig, wie ^ Hchdnt, vollständig ab. tletleufalLs entwickelt «ich die ünaM^dieinend siehr klein bleibende Frucht nicht von der Perigon- rÖlire uaiHchlc;**»en, »oudem indem sie zwischen den Rändern

498 SUzuHtj tUr math.'iihtßs. Cla^€ com 5. Jttli l*s>4.

der ?>pulte <ich luit ihrem dichteu Be&atze langer. ntiniL-rkr »trahlig s>ich ausbreitender Haare henrordräniirt. Ueber di«?^«s Stadiuiu der Entwicklung vorgeschrittene, vollkommen reiir Frfichte fehlen leider und sind auch von M e i s n e r . und eljenso wohl auch von Richard, deren Auf&-telluugen >ich nach ijrisebach auf die gleiche Pflanze. Linden n. 2 1«>'A l)eziehen, ftir die hiehergehürige Art Linodeudron ca- liense Griseb. (Cat. PI. Cub.. 186ri, p. llu; Daphnoi^i^r cul>en:^is MeLsn. in DC. Prodr. XIV, 1?>57. p. 522: Harga?- seria cul^ana Rieh., 1853 V, t. Gri=?eb. I. c.) nicht gesefaec worden.

Die Perigon röhre iat, wie zur Hervorhebung der l'nier- .schiede zwlsi-hen Linodendron und La>iudenia an- grlTihrt sein mag, l>ei den L i n o d e n d r o u - A r t e n nicht gerieft. iM)ndem glatt, an der Basis nicht venich malert. h.»u- dern etwas zwiebelig erweitert und an der Spitze mit viel breiteren und breiter sich deckenden Lap^ien versehen. Di** Staul>gefasäe ?ind am Schhmde der Perigonröhre inserirt. alle frei hervorstehend, aber ungleich lang. IHe Filanieut*- «it-r längeren, vur den PerigonIa|»|»en >tehend«*u >ind \*r\ -Ifi; Blüthen mit vorwiegend entwickeltem nirmnlicheii lie>^hl»i-hTr viermal, die der kürzeren dreimal so lani; als die ihnen aüt- iTt^^^'tzten. dem Virrttheile der Perig<inlapj>en an Lauire i;l»*ich- kommeiiden Antheren, und >elb-t an «len übn\ren Hlülht-:. >ind die Filamente iler er-teren n«K:h langer, die der letzt»-rv-i. w«'niLMen> noch fiL-t hall» lanir als die Aiitiu-reii. IVr <IriHel. weKher sicli anf der gegen da» hinten* f/w-it»-» Kelchblatt liranz entsprechend der Darstellung vun Ki« li!^-r in den Bluthendiagrammen 11. 1>^7S. p. \\^\\ gi-wt-iidvln. Naht-eite und zugleich Plac»'ntarseite de> r'ar|iell»*5» etwii? unter der Spitze de> Fruchtknoten- (wie es <iri^ba«h liü Gattungsiharakter. Plant. Wriirht.. 1^»*»»», p. 1^7. ricliti;: .ir- g«»g»d»en hat) erhebt, ist l»ei den uberwiiHgend niannlich-r. Blüthen mit Fiiirchlus-» der Narlx' s<j lang als die Perig»'L-

L. Radlkofer: lieber eine Daphfmdee etc. 499

röhre, bei den überwiegend weiblichen*) beträchtlich länger als dieselbe, stets der ganzen Länge nach kurz behaart. Die

1) Von Grisebach sind die Blüthen im Gattungscharakter, Plant Wright, 1860, p. 187, nach den Materialien von Linoden- dron Lagetta Gr., coli. Wright n. 1397, 1397a als .Flores poly- gam i, fcrtiles et steriles mixti*^ bezeichnet und dann als „männ- liche* und »weibliche* beschrieben worden, für welch' letztere am Schlünde sitzende, abortive Antheren angegeben werden.

Das scheint mir dem Siichverhalte nicht vollkommen zu ent- sprechen. Die Blüthen sind weder polygam und gemischt, noch ein- geschlechtig, sondern nur dimorph, die der einen Form aber von denen der anderen getrennt.

Ich finde nämlich an den eben erwähnten Materialien des Herb. Grisebach nicht nur innerhalb derselben Inflorescenz, son- dern überhaupt an demselben Zweige, resp. Exemplare, immer nur Blüthen von einerlei A/t, entweder (coli. Wright ao. 1859, n. 1397) mit langem, über die Perigonröhre schon in der Knospe hervomvgen- dem Griffel und kurzen Staubgeftlssen lang griffelige oder kurzfädige, d. i. überwiegend weibliche Form —, oder mit kurzem, in der Perigonröhre sammt der Narbe eingeschlossen bleiben- dem Griffel und längeren Staubgefassen, welche sich bis zur Höhe der Narbensi>itze bei der anderen Form erheben kurzgriffelige oder langfädige, d. i. überwiegend männliche Form (coli. Wright ao. 1859, n. 1397 a, femer etwas vorgeschrittenere Exemplare aus dem Jahre 1856—57, welche mit den Nummern 591 = 1397 bezeichnet sind). An den beiderlei Blüthen springen die An- theren auf und enthalten wohl ausgebildeten Pollen, nur sind clie ziemlich grossen, mit einer wabig-zelligen Cuticula und mehreren Poren versehenen Pollenkömer bei der langgriffeligen Form in <ler Grösse und hinsichtlich der Weite der Wabenzellen etwas zurück- geblieben. Doch können ihre Antheren um desswillen nicht ab- ortiv genannt werden, wie es von Griseliach geschehen ist. An den beiderlei Blüthen spaltet sich ferner nach dem Verstäuben die Perigonröhre, was wohl für beide durch die beginnende Vergrösserung des Fruchtknotens bedingt wird, und genule bei den kurzgriffeligen Exemplaren, für welche man wohl am ehesten Sterilität vermuthen möchte, fand ich die Ausbildung der zu dem Spalte hervorragenden Frucht am weitesten vorgeschritten. Die beiderlei Blüthen erscheinen demnach als fruchtbar. Unfruchtbare Blüthen würden wohl, wie ge» wohnlich^ nach dem Verstäuben im Ganzen abfallen.

500 Sitzung der wath.-jfhys. Clause com 5. Jtiii JbS4.

Narbe ist dünn conisch, auf der einen, der Naht des Oar- pelles gej^enüber liegenden Seite tiefer herab mit Narben- ])apillen bedeckt. Der verhältniääuiassig kleine Fruchtknoten ist aut*"» dichteste mit langen, schlichten Haaren faist von dt^r Länge des Griffels bedeckt, welche, wie die der Innenfläche der Perigonröhre und die viel kürzeren der DisciLsdrÜM^. glatt und lueistentbeils ziemlich weitlumig sind. Die Blätt«T sind ziemlich derb, pergamentartig, aiLsgezeichnet durch einen fast transversalen Verlauf der Venen zwischen den liogiis aufwärts steigenden Seitennerven und durch eine gruefi>e StnifT- heit der an Bruchstellen dersellwn her\'ortretenden Bastfatiern. unter denen sich sehr dickwandige, spiessige, gla^tig aus- sehende von sehr bedeutenden Dimensionen betindeu.

D(?m gegenüber sind, um die noch nicht Iwrührt^n Theik von Lasiadenia kurz in Vergleich 'zu ziehen, die Staul>- getasse einschliesslich der Antheren bei dieser als henua- plinKÜt bezeichneten (xattung in der Perigonröhre eingr- schlössen, die sutural stehenden dersellien etwas üljer der

* Ks siiul also die lM;i<l«Tlci Hlütln'ii von Linoil <■ n«l r-r Lametta (Ir. Ix'i «Ifii arnlrn-n Arton ist «lio Sacho wahr-»«-!!»-;!!!:- i di»* ^loii-lu*, lioss >ioh alMT w»'j^<"n cUt Spärlirhkt-it di*^ Mat»ri.i.'- niflit fliriix» sieht*!* l»«*urtlHMl«*n «;»'tr»Mint und nii ht uirk;:' «Mn;,n's«ld«Mliti;^, snndern nur dimorph zufoljr»' Ht'irün^tit^unir )•■ •■•* »•in«'n <lfst'hI»Mhtes in seiner Kntwirkluii;»^. l>i«' »»inrn ?«intL uif i. «'< ^'rnannt hahe, ülMTwir^end niänidich und schwa« h «••i^di-li li y jM' ra nd ri s eil und niio^^ryn, <Iurch wrkdii' l^'/-«'i« hnuiij t.r l»hysiolo;,'is(h«T W«»rth dinrt und h»'stinimt«'r h«'rv«»r;;»'li.ilMii « -.; .ils dunh einen nur v(»n (h.Mii hiinj^rnverhältnis^so di's <iri!!*»'U h«rj'- nnuiUH'nen Ausdruck ; die anderen >ind Iiyper;^yn un<l iuian<Iri«' ^ ührrwie^'end wei!)lirh und xhwarli uiännlicli. Ks i-«! wi»hl in nehmen, «iass <lie hyp«*rj;yne Komi dureh die liypenindri-iih»'. lü»- r:.: i»^yne dun-li die miandn«<ehe !>etVu«htet winl. \Vahrsrhi*inli« K - r:i zu;rhM«h dir liyperantlrisrhen Hlüthen protandrisrh, die hy]i.T:.'\rtr pn>to^ryn. Kh hal>e zwar <lie Antheren »»(.deh^T hereit*' in dfr Ko'-f- ir»'üt!'n<'t «;»'tunden; auf tlic>en Zustand maj^ ah»'r »lau Tn>« kn»n -i'.* Hlütiien von wesentliehrm Kinllusse ^ewe^en sein.

L. limUkofer: Uchar dne Dniihmndcc rtc, -^»^'l

Mitte oinn^efügt, die medianen über diesen, nlle mit so kurxBO [freien Theileu der Fikmtinie, dasa die Antherea fiust als

sitzend erscIidneTu Der HrifM ist s^t^hr kurz, kjuiiii lanjxer als die Narbe selbst» mit dieser von den untfren Aiitheren

I noch ebenso weit üh diase von den oberen abstebeud, nur IUI der Bagis behaart und, soviel ich sehen kann, ans der Hpit'Ae des bVucbtknotens sich erhebend, während Meisner ihn .seitlicli stehend nennt, nicht al>er auch zeichnet. Die

[Narbe ist dick kupffömiig, ähnlich der von Daphnr^ji^sis, in den tiriffel kenli^ verHcbniälert. Der Fniehtknoten ist ver- baltnissiuiLssig <j;rorss und dicht zottig von kurzen, die der DiJicusdrüsen an Länge nicht viel über das Doppelt** flber- tfeftenden und wie diese (und die Haare auf den Blättern) dick wand ijjferi nnd von kleinen Knötchen muhen Htwiren. !>ie Blätter ^iud menibranös, netzaderig; die an BrurJi8U*lleu ber-

I vortretenden BasttVi«ern sehr dünn und geschlängelt.

Ein«* dei-artige gtinze Reihe von ljntenüclLie<len in der B^chattenheit der ü 1 ü t h e n und der v e g e t a t i v e n T h e i 1 e ,

' zu welchen Unterschieden sicherlieh nach dem Bekanntwerden der nullen Früchte von Linodendron noch weitere in dem Verhalten dieser hinzutreten werden , dtirfte in Verbin- dung mit dem vereJcbieilpnen V e r b r e i t u n gs b e z i r k e ejj, wie schon ausgesprochen, als angemessen erscheinen lassen, Ij a s i a <1 e n i a Ben th. und L i n o d e n d r o n (iriseh. als s e l h * ständige G a 1 1 u n g e n zu I Ketrac liten, zuma 1 kei ii e dei' Arten von Linodeudnui in irgend eiuer Weise aus dem ilahmon diei<er Gatttnig heraustritt, um eine Annäherung an Lasia- denia zu verratheu.

Erwäbut mag noch sein, dass bei Linodendron die Gerässbündel im Blatte von gestreckt prismatischen Krj^stalhju begleitiH sind, welche an die bei der Linde den Ba^^t be- gleitenilen erinnern, niid dass, ausser bei L. venosum, die Spaltottnungen (an der Unterseite des Blattes) tief eingesenkt,

lUnd die Grübchen über ihren von kleijien, papiJloa ver-

502 Sitzung der mathrphys. Clause vom 5. Juii Ji>ö4.

lungerten Zellen mit annähernd kreistorniigem Querschnitt« uinsäunit sind, welche sich auffallend von den übrigen Epi- deruiiszellen unterscheiden und der Unterseite des Blattes ein eigenthümlich mattes, etwas schwammiges Aussehen verleihen. Die Epidermiszellen der Blattoberseite springen, besonders in der Mitte der Venenmaschen, sehr tief in das luuere T<»r. Dieselben besitzen sehr stark verschleimte innere Membranen. Das Letztere ist auch bei Lasiadenia der Fall. Vw Krystallzellen, welche hier die Gefassbündel b^Ieiten, ^ind kurz und enthalten kleine Drusen.

Um nun zu Daphnopsis cuneata zurOckzukehivn. so sind noch über die anatomischen Verhaltni>se vonTrucht und Same einige Angaben beizufügen.

Das Pericarp ist ganz aus dünnwandigen, gros>«m. saflfiihrenden Zellen aufgebaut, von denen die der fiuäseren Oberfläche den Epidermiszellen der Blätter ähnlich sind, Spalt- öffnungen aber nicht zwischen sich fassen.

Die Samenschale besteht in ihrem festeren, knL-^to-^n Theile aus einer Schichte schief prismatischer, von auv^n nach innen abwärts geneigter, abgesehen von ihrer Aus-»*ii- Häihe iM'trächtlich verdickter, reichlich von tViiieu TfipW- caiiältMi (liirclisetzter, rothbranner Sklerenchymzellen mit ntris>i:; grossrni Lumen. Die Schiefstellung dieser Zellen U-^linin. diuss sie an (Querschnitten des Samens in *\ bis 4 Schichten hinter einander liegend erscheinen. Dieser Tlieil i>t aiK-**:. überlagert von einem zusammengesunkenen. mehrsi'hirhtiL'rii (lewebe aus grösseren, zitMulich dünnwandigen. Iudll>niun*r: Zt'llen, welche durch das Kinsinken ihrer der i HuTtlrM h- parallelen Membranen das fein grubig-punktirte An>>«-li»!" der Samennberfläche btMlingen. Nach innen schlit-s-t sich u: die krustöse Parti«» eine au> bhtsig erweiterten, dünnwandlixtf:. farblosen, da und dort etwjLs Amyluni führenden Z»»llfii !•- stehende Endoplenra an, welche mit kleineren, netzfönmi: verdickten Zellen al>schliesst. Nur die gegen da- Sani-r.-

L. liadlkoßr: Ueber dne Dajthntiidee etc.

503

innere gekehrte Seite dieser Zellen ist glatt, zugleich ist sie (dicker, und in diu VenliekungHnjii^se scheinen hier bis zur

[llnkeuiiilichk»^it zu^am tuen gedrückte und mit einatider ver- Ißchmolzeue Zellen einbezogen zu nein.

Die Uuupttheile des Embryo, die C o t y 1 e d o n e ti , wer<len vun einem gleich massigen , zienilith kleinzelligen I*arenehyme gebihlet, das reichlich Amylnni ntlien wenig lUu^rnu entbiilt.

Di4ss die isolirt bei der Pflanze getroffene Frucht, auf [welche sich alle diese Angaben beziehen, wirklich zu 1). leuneiitH gehiire, lii^ sich mit Sicherheit aus der BeschaHen- hieit des Fruchtstieles erkennen, namentlich aus seiner vall- I ständig mit jener der Blütliensfcielchen überein^tinuuenJen I Bekleidung mit kurz borstlicheu, sehr dickwandigen, ge- [ krümmten Haaren, jui welchen die Neigung, zweiarmig zu I werden, ibircli Bildung einer kürzeren oder längeren Aus- f«iekung unter der mitunter zu einem kurzen Stielcheu aus- jebildeten Anheftung»stelle deutlich hervurtrat.

Von Früchten andere r 1 > u p h n o p ö i s - A r t «» u

FHtanden mir vorzugsweise die von 1). tinifolia in aiiü-

reichender Menge zur durchgreifenden Vergleichung der

Lanat<unischen Verhältniöi*<3 zu Gebote. Sie erwiesen sich in

(den meisten Stücken als aussenjrdentlich ähnlich denen der

f Ü. euncata, Dm.^h besitzen sie ein s k 1 e r e n c h y ui a t i s c !i e s

I E n d o c a r p aus gestreckten, in verschiedenen Uichiungen

Igeli^erten Zellen, was ihnen einen etwas druposen Cha-

rukter verleiliL Aehnlich verhält sich das auch bei D,

b r a Ä i 1 i e n s] s Mart. (Exemplar von M a r t i u s) und I>ei 1>,

li u n (1 1 a n d i Meisn. (Exemplar von S c h i e d e aus Mexico),

[fenitir auch bei der mnd so nahe stehenden D. Guacacoa

t Wr. (Originalexemplar des Herb, (iriseb.), bei welcher *dic

tSklerenchyuizellen des Endocarpe^ zierlich enguuiHrliig-netz-

IfQrniig verdickt sind. Für die Frucht dieser lutzteren Art

[liiil Wrijjht in der That uucb auf der Etitjuette de^^ Herb,

504 Sitsuwj der math.-pliys. Clansf com 5. Juli JSü4.

Griseb. unter Durchstreichung der zuerst för sie iu Anw*^ii- dung gebrachten Benennung ,Berrj'' die Bezeichnuiu! ,Drupe* gebraucht, welche aber Grisebach im Cat. 1*1. Oub. wieder mit ,Bacca* vertauscht hat.

Die Samenschale ist bei D. tinifolia viel derber als l>ei D. cuneata, übrigens aus denselben Gewel^eschichteD ziLsammengesetzt , wie bei dieser. Die grossere Derbbrtt kommt zumeist auf Rechnung einer stärkeren Streckung und geringeren Neigimg der hier zugleich starker Terdickten und engeren, dunkel braun gefärbten, prismatischen Zellen der kru- st^ksen Schichte. Bei D. Guacacoa sind die Zellen ditser Schichte im Gegentheile derart verkQr/t, dass sie nahezu cubU-fa erscheinen, und dem entsprechend ist auch die Samensch^ik' noch viel dünner als bei D. cuneata, fast hautartig und biegen).

Der Embryo zeigt bei 1). tinifolia wieder eine auf- fallende Verschiedenheit gegenüber D. cuneata. Die Cotj- ledonen, welche auch hier der Rücken- und Hauchäriche d*s Samens anliegen, enthalten nämlich nur sehr wenig Anijluni; statt dessen Oel und zahlreiche kleine Aleunmkonier. Dsi* in flie>tMn Punkte Verschie<lenheiten aurh U»i den bi>h»T schon bekannt gewesiMien Arten von l>aphnop>i^ vork«»iiini»'fi. zeigte nur 1>. BiMij>landi, deren Knil»ryo reirh an Aniyluin i>t. Hei D. Guacac(»a fand ich in dem nicht «ranz n-itw, Kni)>ryo viel (.)el, neben Aleuron und w^nig Aniyluni. IV: d«»r Narliwt»isung de> letzteren dunh wiUserig»* .bMikaliuni- Jinllösung biiflete sich um die durch Aether t-ntfetutet Srhnitte ein Saum l>laaer FhTssigk»Mt, au> welcher alOuli >icl5 eine wi»lkig trül>e. blau gi»tarbte Mas>e abs^lii»*«!. Ar-hn- lich»*s war auch lK»i 1). tinifolia zu U*<»l>arhten,

An<'h unter den FriU-hten von I>. tinif(»lia i-t i*in li»-< tler% PtTiironba^is mit am Rande v(»rstehenden. haar.irtiir-: FjLM*rn erhalten, «hnh ist derlei l>e dünner, und die F^-r sind wenJLrer ilfiitlirli zu BüM-Ji^dn jznipj»irt aU l»ei I>. i :in»'ut4

50r

Anhang.

er in ihr Anrin^rkiuig auf Seite 488 erwülmte Füll laiu* der FamiliG der Apoejneeii, in welchem uur tliireli t die a n a t o nii sc h e M i^ t h rnl e die Restioiniung eines äusserst

fm^meiiljirischen Materiales ermöglicht wurde, ist folgender. Eri Vie^s sich nach den ohen, p. 488, als charakti^ristiseh

ffir die A s c 1 e p i a «1 e e ii und A p o c ynet n bezeiehnet-tnv ana- I tnmiHchen Verhältnissen seidenartige Bastfasern

und lu a r k s t iL n d i g e r Bast unter Kücksichtnahrne zn-

gleirh auf das Ynrhandensein von Milchsaft, Howie anf I die oppiinirte oder gelegentlich gedreit-wirtelige Sti^lluug I der Seitenzweige und der von den abgefallenen l^Iilttern

hinterli bleuen Narben eine Pflanze aus den I* h i 1 i p-

Ipineu aU höchst wahrscheinlich zur Familie der Apocyneen geh(5rig erkennen, von welcher nur entblätterte 8 t e n g e I s t ü c k e bis zur Dicke eines kleinr^u Fingei*s vorlagen, wie sie in dem Vab^rlande der l'Han/e zur Bereitung des dort sehr hoch geschätzten, ^Balsamo de Tagu- lauaj* genannten Wundbabames, durch Ausziehen der Kinde mit Oel Iwnfltzt werden. Als sich dann bei der Auseinandernähme eines grösseren Bündels solcher Zweige, welches aus Cebii durch Herrn A|M>HM*ker H th dausc h er nach München gekommen war, noch ein paar Blätter an einem jungen Seitenzweige auf- linden Hessen, wurde unter Vergleich ung der aus den Philip- pinen im Münchener Herbare, vorhandenen Gewächse die ^m weitere Bestimmung der Pflanze erningücbt, und dabei die ^^■Zugehörigkeit derselljen zur Familie der Apoeyöt*en vull* IHauf beNtatiget.

~ Es ist eine Art der von Bentham erst in den Hen.

Plant II, 187<s p. 715 von Ecdysanthera Hook. & Arn. labgegliederten Gattung Parameria, wie aus der OeMalt, lilcr Nf*rvatur und drr ßehaarimg divs Blattei sich wahr-

506 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 1S84.

scheinUch machte und wie durch die sehr weit gehende UebereinstimmuTig in der anatomischen Beschaffen- heit des Blattes und der Zweige mit einer Pflanze aus den Philippinen sich zur Gewissheit erheben li«^, welche die Sammlung von Cnming unter n. 1126 enthalt und welche seiner Zeit von A. De CandoIIe (im Pn>Hr. VIII, 1844, p. 443) zu der nunmehr als Parameria glandulifera Benth. bezeichneten Ecdysnnthera glan- dulifera A. DC, ursprünglich Echites glandulifera Wallich coli. n. 1659 ausMartaban, gerechnet und tn*tz mannigfacher Unterschiede bis jetzt dabei belassen worden ist. In der That ist auch, wie nun leicht zu finden war, in der neuen, von den Herren P. Andrea Naves und P. Cele- stino Fernande z-Villar besorgten Folioausgabe von Blanco Flor, de Filipp,, Vol. IV, Appendix (1880), p. \M Parameria glandulifera Benth. (mit dem Synonyme Echites torosa, non Jaccj., LIanos Fragmentos etc. und mit Einschluss der von Bentham in den Oen. PI. 1. c, wnselM die Zahl der Arten auf ,2 oder 8* angegel>en winl, als nn»* durch länger gestielte Bliitt-er ein Wenig abweichende Fömi l>etrachteten, von GrifHth auf Malacca g«»sanimelt»»n l*>d\>»- anthiTJi GrifHthii Wight nicht (iriftith, wie irrthunilirl: dii» Heniusgeber von Blanco schreil^en Icon. IV, l*^."i«*, in textu ad tal>. 1307, E. glandulifera in tab.\ ?iowie ein»* zweite, aus der sum atranischen Ecdysanthera ]»e<lun- culosji Mi(i. Fl. Ind. Bat. Suppl., 18<»0, p o.'w hervor- gegangene, durch die Länge der dünnen Blattstiel«^ untl u«»r Inttoresceu'Astielt» ausgezeichnete Art, Parameria p •• «1 u n- culosa Benth., als diu< Material bezeichnet, aus welrh^-n der erwähnte, nach einem der zahlreichen, dort aufgefTihrt^'n Kingeborenennamen dit»s»*r Pflanzen genannte Tagulaua}- Haisam , durch KiK'heu der Kinde, der Wnr/^hi und Blütt'-r in Oliven- «mUt (\h*<ksi»|, oder in bhusMMU \Vjv>s»*r*, wie »*. hier hei?vst, l>ereitet wini.

L, RtiiUkoßr: Ueb*ii' eine Daphnoidee etc.

S07

Die^e Allgaben scheinen jedoch, obwohl sie dem bisher von der GwUting ParuMiena bekannt Gewordenen anfs Un- miitelburste sich ansch Hessen, nicht ^hlechthiu ak giltig an- gesehen werden xu dürfen.

Die Uebereiiistiinniiing der von dem zweiten der vorhin genannten Heraiis*^el)er und Interpreten Blancos, dem an tier betreffenden Stelle nnterzeicbneteu P. F.-Villar, aU Paru- m e r i a p e d u n c u 1 a t a bezeichneten Pflanze der Philip- pinen mit der von M i <[ n e 1 nach einer PHanze ans S n - tnatra aufgastellten Art bedarf er^^t noch der Bestätigung durch directe Verglf*ichnng der entsprechen rlen Materialipn.

Und was P a r a ni e r i a gl a n d u 1 i f e r a betrilR, so habe ich schon bei ihrer ersten Erwähnung in dem V^orauagehen- don darauf hingCHleutet, dtuss die l)i.sher zu dieser Art ge- rechnete Pflanze aus den Philippinen von 0 u m i n g mannigfa<'he Abwei(^hnngen zeigt von der zunsichst unter diesem Artnamen zu verstehenden Pflanze Wallich's aus Martaban (colb n. ITj^fl, welcher nach Don, Genenil Syfifc. IV, 183R, p. 75, nntl Anderen die weitere nun Singapore, coli. Waliich n, 1G60, dann die schon erwähnte ans Malacca von Griffith, ferner die von Kurz in der Forest. Fl. Brif. Knrma 11^ 1877, p. 189 aufgeführten Pflanzen aus Tenas- jseriui und von den Andaman- Inseln^ sowie nach Benth. Kr- dy«vnthera barbaU Miq. Fl. Ind. Bat. II, ISfid, p. 451 - ParÄOUHia b. Bl. Bijdr. XVI, 182(5, p. 1042 aus Ja%a beizuzählen sein mögen ). Die philippinische Pflanze ist meiner Meinung nach als eine besondere Art zu l»e* trachten« wie gleich näher dargelegt werden solh

Das mir vorliegende, sterile Material endlich^ vrelches der Kürze der Blattstieh* gemäss jalenfalLs nicht auf Porameria pednncnlosa liezogen werden kann, zeigt selbst auch wieder gegenüber der zunächst ähnlichen Cunn'ngWhen Pflanze erhebliche Kigenthihulichkeittui, welche kaum bbjwje inilividnellH ^kdiwankungen sein dürften, sc» das*» ich e^ auch

508 Sitzung der mathrphys. Classe vom 5. Juli 1884.

für die darin vertretene Pflanze als angemessen erachtoi nmss, ihr den Werth einer besonderen Art zuzuerkennen.

Nur von diesem sterilen Materiale ferner ist mit Sicherheit die Verwendung zur Bereitung des Tagulanaj- Balsam es bekannt. Ob auch andere Arten, ob yielleicht alle Arten von Parameria die gleiche Verwendbarkeit be- sitzen, ist erst weiter zu eniiren. Wahrscheinlich ist da* wenigstens für die der philippinischen Flora fremden ArtHi nicht, da sonst wohl auch anderwärts, wo diese Arten vor- kommen, ähnlicher Gebrauch von denselben schon wurde gemacht worden sein. Nach Mittheilung des Herrn Ajk^ theker llothdauscher deutet zwar eine auch von F.-Villar angeführte Bezeichnung jenes Baisames als „Aceite de moros" (maurisches Oel) darauf hin, dass derselbe auch auf den Sulu-Inseln, deren mohamedanische Bewohner auf den Philippinen « moros ** genannt werden, bekannt und vielleicht schon seit längerer Zeit als auf den Philippinen bekannt iA. Die Sulu-Inseln sind aber wohl zu demselben engeren, T<>n dem eigentlichen malayisclien zu unterscheidenden Fl«»n*n- gehiete zu rechnen, wie die Philij)pinen (s. Mitj. FL Iml. Bat. 1, 1855, p. XIII; (iriseb. Veget. d. Enle U, 1^72. p. ()7), und darnach ist auch auf eine rebereinstininiung drr verwendeten Pflanzen zu schliessen.

Ich will die in Ke<le stehende Pflanze, ihn»r Verwen- dung halber, als Parameria v u 1 n e r a r i a Ix^zfiehnt- n, iVw ihr nahe stehende Cuming'sche als Paranie ri a phiiij'- piiionsis und gehe nun dazu über, zunächst die InV-r- srhiede dieser letzt<.*ren von der eigentlichen Parameria glandulifera (Echites glandulifera Wallich coli. n. i •>'•'»» darzulegen, sowie ihr gegenüber dann die Eigenthunili« h- keiten der P. v u 1 n e r a r i a , soweit das die linvolUtändigknt dt^ MattTialt's gestiittt»t, h«Tvor/uhelH»n.

Wjus di(» Cuniing'sche Pflanze, Parameria phili]»- piiKMisis 111., als iM'sondrn' Art anszeirlnift, sind Ki«^'*- -

X. Hadlkoftr: Uehtr eine Dapknoidee etc.

509

Ibümlklikeitj^n der Zweigoberfläche, des Blattes^ der I n f I n r e s c e n z e n und der B 1 ü t h e ( Früchte liegen

Imir weder von ihr, noch von der Wallich*«chen Pflanze vor). Die Oberttiiche der jungen Zweige ist bei P. phih*p- |)inenHis von kleinen, häckelien artigen, dickwan<Hgen» mit ihrer 8]iit«e nach abwärts gerichteten, an ihrer Äussenfläfihe gestreuten, resp. mit Knötchenreihea besetzten Härchen diclit, mit einem stau bartigen Ueherzuge, bedeckt. Bei P. ^landnlifera ist die Oberfläche vollständig kahl, glatt und fhinzend.

Die Blätter, in deren Achseln bei beiden Arten, wie Mich bei anderen Apcjcjneen (s* d. Farailiencharakieriatik in )C. Prodr. VIII, 1844, p. 318 etc.), ähnliche Drüsen anf- reten, wie über den Kelchblättern, sind bei P. philippinensi.s m oberen Drittel stiirker verbreitert und mit einer stumpferen ^ii8pitzung versehen, ferner gegen den Blattstiel schärfer ab- gesetzt als bei P. glandulifera. Die wenig zahlreichen, bogig iuf«teigenden, in ihren Achseln meist mit bebärteten (iriib- t»ben versehenen Seitennerven bilden bei P* glandulifera von ihrem Ursprnnge an einen nach aussen convexen Bogen ; bei pbilippinensis geschieht die Abzweigung allmäliger, in einer ge^nchwungenen Linie, mit erst nach innen, dann nach Missen convexem Bogen. Die von den Seitennerven sich ab- iweigenden Venen treten bei P. glandulifera untersei ts kaum Bichtliar, bei philippinensis deutlich her\M3r. Zugleich ist lie Farbe des Blattes unter&eits eine verschiedene: bei P. I^landulifera hell gelbbraun, bei P* philippinensis grünlich iiraun.

Das Geftige.des Blattes iat bei beiden A rten im llgemeinen ein sehr ähnlichem, doch finden »ich Verschieden- heiten in der Beschaffenheit der Sj^alUiffnungen und in dem milref^Mi von Krystatlzellen. Die obere Epidennia besteht itM kleinen, flachen, 4 0-eckigen Zellen und ist stellen- reii^e zweischichtig. Das Pallisadengewebe zeigt eine oljere f!^^^ math.-phya. VI 3,] ^3

510 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. Juli 16S4.

Lage kürzerer Zellen mit braunem, gerbstoffreichem Inbütr und eine oder' stellenweise auch zwei Ijagen längerer ZeUen mit grünem Inhalte. Den grössten Theil der Blattdieke nimmt ein vielschichtiges, grosslückiges Schwaramgewebe für sich in Anspruch. Die untere Epidermis wird von drw- oder mehreckigen, dann häufig rhombischen oder trapezoidi- schen Zellen von kaum beträchtlicherer (irösse aLs die il« oberen Epidermis gebildet, so dass durch das Auftreten zahl- reicher spitzer Winkel das Ganze ein eigenthüiiiKches Aus- sehen erhält. Die Spaltöffnungen, in Zahl und Anordnunir annähernd den Lücken der untersten Schwanimgewek-Wr entsprechend, besitzen verhältuissmässig breite, nach der von der Spalte abgewendeten Seite hin verschmälerte, mehr «»der minder trapezartige, oder \m P. philippinen-sis mehr haW*- mondförmig gestaltete Schliesszeilen. Die letzteren sind \^ P. glandulifera breiter und nur hier rechtwinklig in <W zwischen ihnen gelegenen Spalte mit Cuticularstreifen v^r- sehen. Ein weiterer erheblicher Unterschie«! I>esteht darin, dass das Pal lisadenge wein» l>ei P. philippinensis iu -t^iiiw ()l)en»n und untort^n Lage zahlnMche ZhIIou mit /.{»-niii« \ gros>en Krvstalldrusen enthält. Bei P. glandnlitV*ni MM die Krystiilldrusen zwar nicht vollständig, aber si»» <'\ut\ ^■ sjuirlirh ini<l so klein, das< man nicht bloss für <Jn»Tsi iinii:*-. somlern auch für Flächenschnitte das jMilarisirt«* Li* ht n Hilfe nehin«»n nniss, um sich von ihrem Vorhand»-n-.»-iii /■■ nl>erzeng«»n. An den <2nerschnitt»*n d»»r it^'lilvNliüinii'l, wrlih- dii» Seit«»nnerv«»ii bilden, zeigtMi sich U*i lR*id»Mi Art»*fi ti .r spärlich«» Fa-erz«41en im B.ist«*, ein«» «nler zw»»i auf d»'r ••U'n-f . drei (Mh»r vier auf d«»r unteren Seite in weit«MM Al>^t;in«l*' ^ einander, dagegen zahlreiche i i erbst off -M-hläucli»» mit u-* braunem Inhalte, s<?lbst zwischen die Holzzt*llrt*ihtMi >ich »-ii> drilngend. Im WtMchbaste tinden sich ZJihlrf*ichH kl-in- Krvsialle und namentlich nlM»rs#»its Mih'h>aftnihr»*u niir t-^r- lo««t»in, nicht dt»pp«'lt l»re«-hendeni Inhalt«*.

L, ItaiUkifftf: tleber vin€ l}ayhno\4tt Hc.

511

liie I n f 1 o r e s c e ü z e u sind bei l*. gbudulifem dmlu n-li liusgejseieliiiet, dfüss die Bliltheiistieleheii tax 10 und mehreren jti Folge einer VerknrÄung aller den letzten Auszweigungeii iiinet'ltiin} einer .solelien Gni[ipe vorlier^eht^nden Axenglieder ÄU doldenartigen Büscheln an der Spitze der Indoreseenz- ästchen zusammengedi'ängt erscheinen, vrie es auch die Ab- bildung von Wight iinniiherungiiweise darstellt, nn*t ansf^en und innen am Unnide der Büschel gehäuften Bracteea und Bracteolen. Bei 1*. philippinensis dagegen sind die den Blnthenstielchen vorausgehenden (llieder der gleichen und der Abstanimnngsaehöen deutlich entwickelt und grossentheib bi« zur Länge der Bluthenstielcheu .selbst gestreckt, die BlTtthen i^omit innerhalb der cyni(>s-rispigen Infloresceuz in riruppen von mehr corynibösem als doldenartig-bibcheligem Aussehen geordnet. Die BItithenstiekhen sind ferner hier ebens*! minutiös behaart, wie die ZweigoberHäche selbst ; bei P. ginndulifera dagegen treten überhau[>t erst an den Blüthen- ^<tielchen Huare auf, aber längere und hxiker stehende Haare, wie es Üe ('andolle richtig in der Bezeichnung .pedicelli pilcisiu^nli* hervorgehoben hat.

Der Kelch ist bei P. philipjnnensi.s kaum halb so laug ak bei P, glandulifera. Die Kelchblätter sind schärfer spitz, and die drei äusseren, in welche so zw sagen die Kauten der Blüthenstielchen sich hiueinziehen, sind dicklich gekielt. Die Kelchblätter von P. glandulifera »ind alle über der Mitt4? haubirtig dünn, in eine breit+^re Spitze endend oder fa^it stumpf und zugleich länger l>ehaart als die von P. philip- pinensid.

Die Krone ist bei l*. pliilippinensis grusser als bei P. p^landulifera; die Röhre Über viermal so lang als der kleine I Kelch, bei P. glandulifera kaum zweimal m lang ab der hier grossere Kelch ; dort mit fünf stumpfen Kanten ver- gehen, welclie nach unten stärker hervortreten imd an der Mm^ fiist sackartig »wischen den Kelchblättern sieb hervor-

512 Sitzung der math.-phya. Classe vom 5, Juli 1884.

drängen, bei P. glandulifera dagegen kaum merklich kanti); und ein Hervortreten der Kanten zwischen den Kelchblättern nicht wahrnehmbar; dafür ist hier die Kronenrohre Jbi Ganzes nach unten erweitert, so dass sie kegelförmige GesUtt gewinnt. Die links (von aussen gesehen) deckenden und rechts gedrehten Lappen der Krone sind bei P. philip- pinensis grösser und an ihrer schiefen Basis breiter als bei P. glandulifera.

Die fünf Lappen des D i s c u s sind bei P. philippinenäi:« spitzer kegelförmig als bei P. glandulifera.

Die Staubgefässe zeigen keine erheblichen Unter- schiede.

Ebenso das Pistill, an welchem nur die Spitze der beiden Fruchtknoten bei P. philippinensis etwas dichter be- haart ist als bei P. glandulifera.

Was nun P. vulneraria betrifft, so stimmt dieiselhe in der Beschaffenheit der Zweigoberfläche vollHtändii; mit P. philippinensis überein.

Die Blätter, in deren Achseln sich hier sfiärlichenf Drüsen als bei den anderen beiden Art^-n Knden, sind länir- lich lancettlich, über der Mitte nicht ver}»n»itert, mit fjnr-r vorgezogenen, stumpf endenden, längeren oder kürzeren Spitz»- versehen, gegen den Blattstiel, wie bei P. philippinen>i>. deutlich abgesetzt. Von den Seitennerven besitzen die olH*n-c und mittleren einfach bogigen V^erlauf, wie die von P. tclais- dulifera, die unteren bilden einen doppelten B<>gen, wie A^ Ixji P. philippinensis auch für die höher st^^'henden der Kai! ist. Die Venen treten auf der blass grünlichen «nler Kniuc- liehen Unterseite kaum hervor.

Die anatomischen Verhältnisse des Klattt*« sind im grossen Ganzen den für P. glandulifera und philij*- pinensis angegebenen sehr ähnlich, zeigten al>er in niehnTfL Punkten Kigentliümlichkeitt»n, welche, wenn ich reiht iir- theile, nicht schlechthin als individuelle Abweichungen \^

X, Radikofer: Ucher eine iJaphrwiäee i*tc.

513

xmchnet werden können» snntleni speciüi^chen Wertli besitzen dürften und welche denn auch bei der Auffassung der I^Üanze ftlH einer bes^i^ndereu Art den Au.s8chlag gegeben haben. Volle Gewqssheit filier ihren Werth und über die SelbsUindig- keit der Art wird freilich ei-st von der vergleich ejiden Unter- suchnng eines reicheren, vollständigeren und gleichaltHgen Matjoriales der hier in Betrachtung stehenden, nahe ver- wandten Pflanzen zu erwarten sein. Eine dieser Eigen- thündicbkeiten betrilft die obere Epidermis: dieselbe ist dtirch- aus einschichtig. Eine weitere die untere Epidermiö: ihre Zellen sind erheblich gnisser ab die der oberen und bemtzen annähernd wellig gebogene, d. h* in griVssereu und des«halb weniger zahlreichen Bogen verlaufende Ränder. Von der eigenthfhnlichen , winkclrtMchen Beschaffenheit der unteren EjiiderniKs von P. gbindidifera und |^hili]if)iiiensis ist hier nichts mehr zu bemerken. Die Spaltöffnungen dagegen sind wieder gamfi iihnlieh denen von P. phiüppinensis. Eine sehr wesentliche Kigeuthfiniticbkeit bestf^ht weiter darin , dius« nicht hloivs das Paüisadengew^ebe in seiner oberen und unteren Zellschichte, wie bei I*. philippinensii?, zahlreiche grosse Krj'stalld rasen beherbergt, sondern dass hier an der Grenze von Palli^aden- und Schwnnnngevvebe luid in die oberen Lücken des letzteren sich hereindrUngend noch liesondere Krystallzelleu mit sehr grossen hendyoedrischen Einzel kry- stalleti auftreten, welche an Grojise die Krystalldrunen Uber- tretlen und gewöhnlieh ähnlich, wie die bekannten Krystalte IUI Blatte von Citnigf 80 gestellt »ind, dass eine scharfe Ecke nach oben, eine andere nach unten gekehrt ist. Sie treten ebenso an Quei'schnitten» wie an Fläclieuj^hnitten in aul- fallender Weise hervor. Eine weitere, sehr wesentliche Eigen- thtirnlichkeit betrifft die Gefassbündel, welche die Seiten- nerven der Blätter bilden. An Querschnitten derselWn zeigt uich, dffcKs }?ie an ihrer unteren Seite vollständig bedeckt sind fan Hartbastfasern, welche sogar in doppelter Reihe lüeken-

v:4

514 Sitzung der math^'i/hys, Clasiie com 5. Juli 1884,

los aueiuander geffi^ sind. Duf&r sind die Gerbstoffschlioelie hier weniger zahlreich entwickelt. Der Weichbart ist ud hier reich an kleinen Kry^tallen. Milchsaftröhren finden äeh auch hier besonders an der Dorsalseite.

Namentlich der eben ermhnte, Tolbtändige Bsstbeleg der Gefassb(indel im Blatte und die eigenthümliehen Kry- stallzellen an der Grenze von Pallisaden- und Sehwaomh gewebe gaben Veranlassung dazu, in der Torliegenden Pllia» eine besondere Art zu yermuthen.

Sie ist, wie mir mitgetheilt wird, besonders in den Boj^ Wäldern im Inneren der Insel Cebd zu finden, aof wdcher auch vorzugsweise der erwähnte Wondbalsam bereitet wiri, so dass derselbe auch den Namen Balsame de Cebu er- halten hat.

Es bleibt noch die Structur der Zweige der ib Itede stehenden drei Arten zu betrachten.

Von P. glandulifera und philippinensis lieget nur junge, blühende Zweige vor. Von P. vulnertrii ältere, bis zur Dicke eines kleinen Fingers, mit jungen, aber nicht blühenden Seitenzweigen.

Nur diese Seitenzweige lassen sich mit den jungen Zweigen der anderen beiden Arten vergleichen. Dabei zeigt sich als wesentlichster Unterschied, dass der Bast bei diesen beiden Arten, wie in den Blattnerven, sehr reich aa tief braun gefärbtem Gerbstoffe ist, während der von P. vulneraria nur gelblich oder rothlich gefärbte üerb- .stoffsehläuche in geringerer Menge enthält. Vielleicht hängt dieser Unterschied mit der Verwendbarkeit der in Betrachtung stehenden Arten zusammen. Am reichlichsten ist der braun ge- färbte Gerbstoff bei P. glandulifera vorhanden. Hier sind anch die Markstrahlen des Holzes bis tief in dieses hinein daTon erfüllt.

Von den älteren Zweigen der P. vulneraria mit 4— 20 cm laugen Internodien und gel^entlich mitten

j

h. RatUkofer^ Ueher einfi Dftjiiinmdtt eic.

51 :

1 Int-eniodieu hervorbrechenden, verzweijyct^en Neben- urzeln haben Aie einen eine ziemlich glatte lünde, resp, f»rkbefh.Tkiint(^ die anciereu eine von zahireiehen liinden- pokern rauhe Uherflüche, beide mit bald mehr, bald weniger ichlieh noch anhängenden Theilen der von den oben, nnti>r philjppiuensis, schon näher betrachteten Härchen lie-

Rn Kpidernn's. Sie sind gegenüber den J fi n g e r e n gen eininul dadiireli ansgezeiehnet, das« dits später l d e t e Holz sehr g e f ä s 0 r e i c h und die Weite der ^Ri<se im Verhältnisse zn den früher gebildeten eine sehr ^rächtliche i^t, wie gewöhnlich bei Siddingge wachsen, zn Ichen anch die Arten von Paranieria gehören; die Clefllsse mit Hoftüpfeln und ein fach durehbroehenen (.]nerw^änden ersehen nnd da nnd Ami, wie aneh die benachbarten Zellen, it einer Ilar/,iuasse erfrdlt. Weiter sind die älteren Zweige hdurch ausgezeichnet, djtss sie in dem später g e l> i 1 d e t imi ^■e^ in welchem Ftiserzt.db'n nicbt mehr auftreten, reich ^Hft n t s c h u k f fi I1 r e n d e n M i 1 e li k a f t r ö h r e n sind, so ^^ie Rinde beim Ihjrchbrechen der Zweige so zn sagen aant*), indem die KantscIinkmasÄe, welche das Licht dopjjclt ^cht, zu feinen, elastischen, etwa-; klebngf»n Faden aU8* izogen wird* Reim KMclien in Walser oder in Oel geht ^ Eigenschaft doppelt zn In^eclien verlrn*en. Im Zustjinde ir Spannung in Wasser gekoelit werden die Kiiden unei^en, fe mit Knoteheu be>iei'/.t und die dabid durchrcissend*^n ruid fh znsamuienziehenden erscheinen trül^e^ wie geronneiH's la.Htna. Ebenso in Olivenöl gekocht zerfallen die Käden \r Quere nacli in Stücke von betnkditlii^h erhcditt^m Durch- e?<sf*r, wrrden schwach tnili imd vucucdig nnd seiminen sicii bei lederholtem Kochen zu losen. Theile der Zweige oder diu'

1) Ar'hn liebes Wk^si sich aurh lioi jiTidr-rPii knut^rlnikfiilTrenden pMi bi'ohftchtPD, HO 7. H. \mu\ I*nrr)il>rw'li*ni tln- HliittsLirlt' von UrÄflilienHi« J. Moll. (coli. Spniii« ao. 18lv>, n. l')7k

516 Sitzung der mathrphya, Glosse vorn 5. Juli 18S4.

Rinde, deren Zusammenhang man mit entsprechender Vor- sicht bis auf die Kautschukfäden unterbrochen hat, lassen sich an diesen oft auf Zollweite auseinanderziehen, um, sich selbst überla&sen, wieder zurückzuschnellen. Auch der markständige Bast liefert solche Fäden. Gleichzeitig treten an den Bruchstellen der Zweige, resp. der Rinde, die bald mehr bald -.weniger seidenartigen Fasern der äusseren, fast kautschukfreien Partie des Bastes hervor, und die zahlreichen Kry stalle, welche sich zwischen denselben und nach aassen von ihnen in der primären Rinde, wie auch im inneren, faserlosen Theile des Bastes finden, werden dabei in einer kleinen Staubwolke fortgeschleudert und bleilien. soweit sie mit den Kautschukfäden nun in Berfihnin^ kommen, an diesen hängen. In der primären Rinde hat sich an den meisten der bis zur Dicke eines starken Federkieles herangewachsenen Zweige ein stellenweise einschichtiger, stellenweise mehrschichtiger, meist wiederholt unterbrochener Steinzellenring nahe an der Korkmasse, welche durch stark verdickte Wände in mehrschichtige Lagen gesondert ist, gebildet. Die Unterschiede, welche sich hierin, wie in der Häufigkeit der Lenticellen und der kautschuktiihrendrti Elemente, ferner in der gleich weiter zu erwähnenden B«^ schiitfenlieit des Hartbfistes bei verschiedenen Zweigen finden, scheinen individueller Natur zu sein und grassentheils von dem Alti»r der Zweige a])zuhängen, wie \m der Vergleirhnnir jung<»r Seit^Mizweige mit den sie tragenden Hauptzwi*igen zu sehen ist. An den jungen Seitenzweigen fehlt rin Sklerenchyuiring. Die kautsehukluhrenden Mi Ichsaft röhren entwickeln sich erst iillniälig reichlicher, von dem Zeitpunkte ab, in welchem HartbfistfjLsern nicht mehr gebildet wenU-n. In dem faserreichen, äusseren Theile des Ba.sttv M-heinfO zwar auch MilchsafU^leniente v<»rzukonimen, alier mit anderfui Inhjilte, wcIcIhmu die Kigenschuft der l)op|M*ll)rtH'hung abgeht, wii» aurli für die <iffjLssbünd<'l dt»s Blat.t<»s schon an^t»* »••!•• n

X. Jtadlkofer: Ueber eine JJnphnaidce etc.

517

wurde. Das erschwert ihren sicheren Nachweis. Die Bast- fasern, welche au jungen Zweigen gruppenweise zu Blintleln vereinigt sind, erweheinen i^päter mehr zerstreut in dem mitt- leren Theile der Rinde und bedingen so ein feinfaserigeres Au^ehen des an Bruchstellen hervortretenden Hartbastes.

?ntheils besitzen diese Fasern eine eigen thümlic he, zarte, die der rothen Mui?kelfaseru erinnernde Querstreifuiig, welche bei Einstellung auf ihre tieferen Schichten nicht ver- schwindet. Ändere sind in schiefer oder in der Längsrich- tung fein gestreift. Viele sind bandartig platt, gleichsam von aiiSÄeu nach innen zusammengedrückt.

Die wesentlichsten dieser Angaben lassen sich kurz in folgende Diflerentialdiagnosen zusammenfassen, in welchen ich alles den *\ in Kedt* stehenden Arten Gemeinschaftliche ihre Schlingstrauchnatur, das gelegentliche Auftreten gedreit- wirteliger statt gegenüberstehender Blätter, wie es auch an der PHanze von Wallich zu beobachten ist, die Kürze der Blattstiele (gegenüber der vierten und letzten der zur Zeit bekannteil Ai'ten der Gattung l*arameria, der suiuatninischen P. pedunculosa, s, Miq. FL Ind. Bat, 8uppl. 18^0, p. ö»)?), die ober^eits rinnige BesL-hutfenheit der Haupt- imd Seiten- nerven des Blattes, die geringe Zahl der letzteren, das Auf- treten bebärteter Grübchen in ihren Achseln u. s* w. bei Seite lasse.

1. Parameria glandulifera Benth. (in Benth. Hook. Gen. II, 1876, p. 715, excl. stirpe philipp, ut in syn. Candoll, cf. infra; Kurz, c, aut. ,DC/, Forest FL Brit. Bunna IL 1877, p, 189, e Tenasserim et ex ins. Anda- manicis; F,-Villar, c. aut, ,DC.*, in Blauco Fl. de Filipp, Ed. III, Vol. IV, Appendix 188Q, p. 131, salummodo (pioud sjn, in seq. enuni., vix quoad stirpem philippinenseui ad sequentem verosimiliter vel ad tertiam speciem recensen- dam. Parsonsia barbata BI. Bijdr. XVI, 182tj, p, 1042, e Java, cf, infra sub Ecdys. b. Krhites

518 Sitzung der math.-phys. Classe vom 5. J\di 1884,

glandiilifera Wallich Cat. ao. 1828—32, n. 1659! e Martaban. Echites monilifera Wall. Cat. n. 1660, e Singapore, t. Don in General Syst. IV, 1838, p. 75 id anteced. recensend. Ecdysanthera glandulifera A. DC. Prodr. VIII, 1844, p. 443, excl. Curaing pl. philipp. n. 1126, cf. spec. sequ.; Miq. Fl. Ind. Bat. II, 1856, p. 4M, excl. exclnd. ut in antec. Ecdysanthera Grifl'ithii Wight Icon. IV, 1850, in textu ad tab. 1307, E. glan- dulifera in tab., e Malacca, forma foliis longiuä petiolati:! paullulum difFerens t. Benth. 1. c. ; Miq. Fl. Ind. Bat. II. 185(). p. 452. Ecdysanthera barbata Miq. 1. c. ]). 451, c. syn. Parsonsia b. BL, t. Benth. 1. c): Ramnli glaberrimi, laeves, nitidi, cortice snbstantia fusea tannino afiini scatente; folia cuneato-lanceolata, in petiolos sen$im angnstata, supra niedinm ])anim dilatata, lungiiis brevia^re aciiminata, acumine acntinsenlo, nervi? lateralibus arcii ex- trorsuni convexo adscendentibus libro panim fibnxso instnictis. staurenohyniate ervstallis vix ullis foeto, epidermide sn|»eri«HT hie illic dnj>licahi, inferiore e cellnlis saepius acutanpili^ t*x- striicta prope stoniata striata: panicula hixior ol>tiis;i ^ t'iw :- culis (cymnlis) nnibellifornul)n< conii)Osita, |>edioeIlis pilMM-.i*- ciilis; oalyx major; sepala ovata, subacuta, supra nir»liur.. membranacea, ])il()siuscula: corollae tubus calyce sulMl'ijii- longior, ooincu<, ol>solete 5-angnlaris, pilosiusi-ulu>. loKi .•i>- li«iue ovati. angustiores. (Fructus non vidi.)

In Indiao orientalis peninsula orientali n^i' non in Java: Wallich coli. n. 1«>59I (reli(|ua in littTuturj ot synonyniia iudicata sj)ecimina non vidi).

2. Parameria }»hili j)pinensis ni. t Ecdysan- thera glandulifera A. D(.\ Prodr. VIII, 1S44, p. 44- quoad Cuming pl. philipp. n. 112i>!: Miq. Fl. Ind. Kat. 11. 1S5(>. p. 452 quoad eandeni stir|>eni. ? Echites toro**. non Jacq., Llanos Fragment4is etc., 1851, 1858, e pn>vinr:* Balacan et e prov. de Pampanga, cf. F.-Villar in BUnc^^

L, EcuUkofer: Ueher eine Daphnoidee eic, 519

Fl. de Filipp. Ed. III, Vol. IV, Appendix 1880, p. 131 c. indic. ^Cuming n. 1126* certe huc referenda. Para- meria glandulifera Benth. 1. supra c, quoad stirp. Cumingianam ; F.-Villar 1. c. quoad stirp. Cuming. et? quoad yivam in ins. philipp. Luzon et Pan-ay visam, ad hanc vel ad spec. sequentem recensendam, reliquis exclus. ad P. glan- dulif. spectantibus) : Ramuli pulverulento-puberuli, cortice substantia fusca tannino affini foeto ; folia elliptico- vel sub- obovato-lanceolata , basi obtusa petiolis insidentia, longius breviusve acurainata, acumine obtuso, nervis lateralibus arcu basi introrsum supra basin extrorsum convexo adscendentibus libro parum fibroso instructis, staurenchymate crystallis ag- glomeratis crebris foeto, epidermide superiore hie illic dupli- cata, inferiore e cellulis saepius acutangulis exstructa circa stomata quoque laevi; panicula corymbiformis e cymulis et ipsis corymbiformibus composita, pedicellis pulverulento-pube- rulis ; calyr parvus ; sepala triangulari-ovata, acutissima, ex- teriora crassiuscule carinata, puberula; corollae tubus calyce quadruplo longior, obtuse 5-angularis, angulis basi inter sepala saccato-protrusis, inter angulos tantuni basi puberulus, lobi oblique ovati, latiores. (Fructus non vidi.)

In insulis philippinensibus: Cuming n. 1126!

3) Parameriavulnerariam. (?Echites torosa, non Jacq., Llanos 1. supra c, cf. spec. anteced. ?Para- meria glandulifera, non Bentb., F.-Villar 1. supra c, quoad stirp. philippinens. partim, reliquis excl., cf. spec. anteced.): Ramuli pulverulento-puberuli, aduitiorum cortice interiore latice (sicco) gummi elastico simili scatente; folia oblongo-lanceolata, longius breviusve acuminata, acumine ob- tuso, nervis lateralibus inferioribus arcu basi introrsum supra basin extrorsum convexo, superioribus arcu simplici extrorsum convexo adscendentibus subtus libro biseriatim fibroso in- structis, staurenchymate crystallis agglomeratis crebris foeto, insuper cellulis majoribus crystallis singulis hendyoedricis

520 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 5, Juli 1884.

expletis inter staureiichyma et pneumatenchyma interject» onusta, epidermide superiore nusquam duplicata, inferiore e cellulis majoribus grossiuscule subundulatis exstructa circa stomata quoque laevi. (Flores fructusque non vidi.)

In insulis Philippinen sibus, praesertim in Cebu, in sylvis montanis: Misit Rothdaoscher !

Sitzungsberichte

der

kOnigL bayer. Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-physikalische Classe.

Sitzung vom 8. November 18H4.

Herr H. Seeliger spricht über:

^DieVertheiliing der Sterne auf der nörd- lichen Halbkugel nach der Bonner Durch- musterung.*

In den Sitzungsberichten der Wiener Akademie (Jahr- gang 18G9) hat Littrow die Resultate einer Abzahlung der in jedem Declinationsgrad der Bonner Durchmusterung ent- haltenen Sterne gegeben und dabei die Abzahlung für jede Zehntelgrössenklasse durchführen lassen. So werthvoll diase Arbeit für die Statistik des Sternhimmels ist, so kann sie doch über die Vertheilung der Fixsterne nur sehr wenig aus- sagen, weil bei ihr eine Rücksicht auf die Rectascension nicht stattgefunden hat. Es ist deshalb sehr zu bedauern, dass Littrow seine Arbeit so angelegt hat ; denn sie hätte ein viel grosseres Interesse darbieten können, wenn auch die Rectas- censionen partienweise abgetheilt worden wären und dies hätte damals mit verhältnissmässig wenig Mühe bewerkstelligt werde;n können. Jetzt muss die ganze Arbeit von Neuem 11884. math.-phys. Cl. 4.] 34

622 Sitzung der math.-phys. Ctasse tom 8, Nocemher 1884,

ausgeführt werden und die Littrow'sche Abzahlung kann hierbei nur als Controlmittel dienen.

Eine solche Abzahlung ist aber von geradezu erdrücken- der Langweiligkeit und Langwierigkeit und dies ist wohl auch der Grund, warum sie noch nicht ausgeftihrt worden ist, denn über. ihren Nutzen dürften wohl keine Meinung>- difFerenzen herrschen. Ich hatte nun vor mehreren Jahren Veranlassung einen zuverlässigen Menschen, der sich zu solch mechanischen Arbeiten sehr eignet, zu beschäftigeu und da habe ich nicht gezaudert ihm die genannte höchst rnükuun«' und langwierige Abzahlung zu übergeben. Kr hat den grössten Theil der directen Abzahlungen ausgeführt. Im letzten Jahre habe ich nun Herrn List, Assistenten der hiesigen Sternwarte, veranlasst, die damals erhaltenen Kesiil- tate fertig zu stellen und die umfangreichen Revisionen, di** sich als nöthig herausstellten, auszuführen. Auch hat der- selbe bei den meisten, weiter unten zu erwähnenden Rech- nungen mitgewirkt. Diese letzteren sind übrigens st«<- durch passend herausgesuchte Prüfungen controlirt uml w»*r<lHj sich hoffentlich als völlig fehlerfrei erweisen.

Im Allgemeinen ist eine Arbeit von der Art der vor- liegenden, ziemli(!h undankbar. Resultate allgeFneiiif^riMi i'ha- racters kann man aus ihr nicht eher ziehen, bis anrli für «Ix südliche Halbkugel ein ähnliches Werk, wie es di** ühihk Durchmusterung (D. M.) fflr die nördliehe ist, viirli^j^t. ist dies al)er einmal der Fall, dann wird freilich die Statistik des Sternhimmels, wie ich glaube und im Folgenden anzu- deuten versuchen werde, wohl gwignet sein, Resultat** vit allgemeinerem Wertlie aus Licht zu tordern und es wenl»^ dann auch die hier zu erwähnenden Zahlen an Keiieiitn?!!! und Inte^resse gewinnen.

Von Vornherein wollte ich niieh nicht auf die Ab/ilhliniL' der telesco])ischen Sterne allein lM*s4-h ranken. Da aU*r «li»* Vertheiinng der mit freiem .\uge sichtbaren Sterne, aU*

iL stetiger: Die Vtrtheüuttff rf. Sfeme anfä. »6rdi Hathkugel etc. 52S

biÄ etwa zur Grosse i\Jy, mehrfach behandelt worden ist und hierbei die ganze Hirüujelskugel in Betnieht gezogen werden konnte, (es sei hier nur an tue sehr gediegenen üntei*8uch«ngen von Honzeau [Annale^ de rOht^ervatoire de BnixellPÄ, nonvelle serie Tome 1, 187H] erinnert) so hal>e ich diese nicht, wie ej« l)ei den telenc« »fischen Sternen ge- schehen ist, in Untergruppen get heilt. Femer wäre es ziem- lich zwecklos nach Zehntelsgiwsenklassen^ welche die D* M. ttgiebt, vorwärts zu gehen, ilenr» es iist bekannt, das^s diese im Allgemeinen nnr Rechmmgsgi-össen »ind, während die ganzen nnd halben <_t rossen k lassen wirklichen Sehatzungen ihre Entstehung verdanken* Eine Bestätigung dieser That- sache ergibt ein ganz Süchtiger Blick auf die Littrcnv'sche Abzahlung. Nur die Anzahl der Sterne von ganzer «xler halber 4irti.ssenklas.se ist continnirlich zunehmend, währf^nd die Zahl der dazwischen liegenden Sterngn'issen ziemlich nnr*»gehuassig hin und her schwankt,

Kh entsttmd nun aber die Frage^ welche (»rckssenk lassen man zUHauimenfji&sen soll und e^^ ist zuzugeben, da^s man in diesem Punkte verschiedener Meinung sein kann. Ztmächs^t wollte ich, um ein genügend detailiirtes Material zn schauen in keinem grö8!*eren Intervalle, als von halber zu hullifr (irnsüienk lasse vfirwärt« gehen. Naeh dem fähigen muss wi*it>er verlangt werden, das« jede Gnuipe eine ganze oder eine haUie (froütsenk lasse enthalt<:^ Nun bilden Ijekanntlich dir Durch- mnsterungsgn'issen IM bis 9.5 nicht mehr Abstufungen der- «elben Scahi, welche sich in den Schätzungen tier helleren Htertie ausspricht. Um nun noch die Sterne 9.0"\ welche,s die schwächsten Sterne der D, M* sind, die l>einahe noch voll- »tändig beolniehtet sin<l, vidlig verwerthen zu können, liabc ich ftie an das Ende der vorletzten ilruppe setzen stu mUs^n gieglaidit und die Sterne 9.1"* bi« 9..^'" in einer letzten Uruppt» vt*reinigt. Ich licxs daher Au* Abzahlungen nmh folgeuden K ln>ssf »n ixuHi\\ h ren ;

.H4'

524 Sitzung der math.-phyt. ülaste tom 8. Nottwher 1884.

1. Klasse 1.0 bis 6.5

2. , 6.6 , 7.0

3. , 7.1 , 7.5

4. , 7.6 . 8.0

Om jf 0*1 n O.O

6. , 8.6 ^ 9.0

7. , 9.1 , 9.5.

Die Anzahl der Sterne jeder dieser Klasse mit Aus- nahme der ersten wurde in Intervallen von 20 zu 20 Zeit- minuten in Rectaseension und von Grad zu Grad in Decli- nation aufgesucht. Die Publication dieser sehr weitläufigen Tabellen wäre aber ziemlieh unnütz, keinesfalls wäre sie hier am Platze. Ich habe die Resultate nun in der Weise zu- sammengezogen, dass ich Tabellen anlegte, welche die Anzahl der Sterne angab, die in einem Areal vereinigt sind, welches 20 Zeitminuten in Rectaseension und 5 Grad in Declination umfasste. Diese Abzahlungen, die übrigenti einem Tbeile der mitzutheilenden Rechnungen unterlegt worden sind, kann ich des Raummangels wegen ebenfalls hier nicht mittheilen. Ich habe die Absicht diesell)en später in einem Bande d**r Annalen der hiesigen Sternwarte abdrucken zu lassen. Kur die vorliegende Mittheilung habe ich vielmehr die erwähnt*»n Tabellen auf die Hälfte ihres Tnifanges rediicirt, was ribrig»*n> für die meisten Zwecke auch ausreichen dilrfke. Die nun folgenden Tafeln geben demnach die Anzahl der Stenif* in Intervallen vcm 40 zu 40 Zeitminuten in Rectaseension un»l vcm zu r> (irad in Declination. Was die Sterne der 1. Klasse betriftl, so wurden sie direct in Intervallen von 40 zu 40 Zeitminuten in Rectaseension und von Grad t\i Grad in Declination abgr/ühlt.

Aus diesen Tafeln*) ergiebt sich für die Gesammtzahl der Sterne in der

1) I)«»H lK?(jueiii«*ren Sätzen wej^en tan^on die Tal»ell«»n fr»t ac* St'it«* ii2Vt an, während der Text, tlun*h diem?nK»ii unU^rbrctchtoi. hierauf weiU^r f'ort^eHetzt wird.

H, Sediger: Die Vertheilung d, Sterne aufd, nördl. Halbkugel etc. 525

T et

1.

Klasse

f/Xit rK?

. . 4120

2.

1t

. . 3887

3.

m

. . 6054

4.

11168

5.

«

22898

6.

. 52852

7.

. 213973

jusanimen 314952

Dazu konmien noch 126 Objecte, welche in der D. M. entweder als Nebel oder Variable a^geitlhrt werden.

Daraus crgiebt sich als Gesanimtzahl aller Objecte nach der vorliegenden Abzahlung:

315078.

Eine SSuuiiuatioii aller Nunmiern der D. M., nachdem sänimtliche in den Bänden III VI der Bonner Beobachtungen angegebene Gorrecturen Berücksichtigung gefunden haben, hat für dieselbe Zahl den Werth

315089

ergeben. Ich habe davon abgesehen, diese völlig belanglose Differenz durch weiteres Naclisuchen fortzuschaffen. Zum Theil liegt sie wahrscheinlich darin, dass die von Argelander gegebenen Verbesserungen in ein paar Fällen unrichtig oder nur einseitig angebracht worden sind.

Die Vergleichung mit Littrow hat mich einigermassen überrascht. Die Sicherheit der letzteren Abzählmig ist näm- lich durchaus nicht so gross, als Littrow geglaubt hat und als die von ihm angeführten Controlen vermuthen lassen. In einigen Fällen hat es den Anschein, als ob eine der ab- gezählten Grössenklassen nicht direct abgezählt, vielmehr die Differenz mit der in der D. M. ftir den betreffenden Decli- nationsgrad angegebenen Summe gebildet wurde.

. 526 Süzung der math.-pt^ys, Glosse vom 8. November 1884.

1. Klasse:

i ü-4« 5-U« lü-UO; 15-19« 20-240. 25-29« 30-34«. 35-3»»

h m h m ' i

0.0 - 0.40 . 1 5 9 7 11 ' 7 10 7

0.40— 1.20 8 5 6 9 11 ' 9 7 s

1.20— 2.0 I 6 j 2 : 5 j 9 10 I 8 5 9

2.0 2.40 . 4 ! s 6 ' 6 8 12 12 M

2.40— 3.20 '43 5-9 10 11 13 s

3.20- 4.0 I 3 ; 8 5 9 17 4 U lu

4.0 4.40 i 4 I 13 17 , 30 17 10 12 s

4.40— 5.20 ! 14 I 10 « : 17 10 | 11 11 12

5.20- 6.0 ; 12 I 11 14 11 9 8 ö 9

6.0 6.40 1 8 I 7 " 14 ! 15 6 ' 9 6 b

6.40— 7.20 3 I 8 7 ' 8 9 10 8 9

7.20— 8.0 8 j r> 10 9 10 ' 9 6 7

8.0 8.40 13 16 9 I 8 9 7 4 6

8.40- 9.20 2,6 3 6 6 1 9 10 7

9.20—10.0 I 5 ' 8 8 ' 3 6:59 7

10.0 —10.40 '4'6 73 8'4 11 fr

10.40—11.20 ; 10 I 4 6,3 5 5 6 5

11.20—12.0 I 5 7 18 5 4 4 ^

12.0 —12.40 6 5 6 8 10 20 3 4

12.40—13.20 2 2 10 8 S 6 3 7

13.20— U.O 5 :> 3 :> 9 4 6 1'2

14.0 —14.40 6 4 7 9 6 6 6 <i

14.40—15.20 M4486 9 6-

15.20—16.0 r> 3 S 14 6 i> (> lu

16.0 —16.40 6 7 « 8 6 1*2 7 »i

16.40—17.20 5 7 12 15 12 i< 1 b

17.20—18.0 15 2 11 14 13 y 12 'J

18.0 —18.40 7 10 l) 14 13 s lo 14

18.40—19.20 12 7 17 17 17 \t U 1-

19.20 -20.0 2 8 15 18 13 U IH

20.0 -20.40 3 5 19 13 16 12 11 1.'.

m40— 2 .20 8 13 5 8 10 8 7 i:

2120*^22,0 5 10 10 11 10 4 i*

22.0 —22 40 r, 3 s « s 7 9 17

22.40—23.20 8 6*4 6 9 5 9

23.20-24.0 5 10 3 H 9 7 11

J<uiiinic 217 233 295 362 348 300 2l#6 :i:ji:

H. Seeliger: Die VertheUung d, Sterne auf d. nördl. Halbkugel etc. 527

Grösse 1.0-6.6

40-440 f 45-490 50-o4®i .V)-5y'>i 00-640 65-690. 70.740 75-790 ^0.^^41) 05.^90

10

10 '

10

7

4

5

4

3

1

0

17

10

7

9

9

3

3

7 .

1

2

6

Ö !

4

8

10

5

7

5 1

1

0

6

10

11

8

1

5

3

0

1

0

8

16

8

7

7

3

3

2

2 '■

1

6

1:^

10

7

ö

5

8

1

3

1

10

7

5

6

5

1

2

2

2 !

0

9

7

6

7

li

2 '

6

1

0 '

2

2

10

7

8

3

3

1

1

0

0

5

6

:^

9

4

3

4

4

0

1

7

11

3

5

1

2

3

1 1

2

0

•2

5

4

7

3

3

'^ \

1 '

4

0

4

6

4

2

4

6

3

4

0

0

6

7

5

5

4

4

4

1

2

0

5

}

6

5

4

3

5

1

1

0

6

5

5

5

3

8

2

1

* i

0

7

2

8

5

4

5

3 !

2

0 1

0

9

6

2

6

6

2

3

2

2 1

1

6

3

5

7

4

2

6

2 ,

0

3

8

6

4

4

6

5 ;

1

1

4

0

9

4

9

5

4

5 .

2

4

1 ;

0

7

5

7

6

4

2

1

2

1

0

6

10

4

a

4

6

3 .

1

1

0

S

4

10

9

7

3 ;

1 ''

3 :

0

0

7

8

5

3

7

5 '

3 .

5

0

0

9

9

5

4

5

4

2 i

5

1 '

0

7

Vi

7

7

4

5

4

2

1

0

9

10

7

5

4

5

3

4

0

2

10

11

12

7

4

4 .

4

5

3 ,

0

9

12

16

6

5

1

2

1

0

15

16

11

9

9

4 .

2 ,

3

2 '■

1

15

17

Vi

12

7

4

1

3

5

0

10

16

12

6

13

5

5 !

4

0

0

10

8

9

10

11

4

5

3

0

2

17

1:^

5

12

11

4 i

3

0

3

0

11

10

6

9

12

6 :

5

1

1

1

315 ! 251 250 203 146 118

89

50

17

528 SUsung der maihrfk^. daam vom 8. üToMMtor iSSI.

0-40

5-90

10-140

15-19>

80-24*

85-89»

ao-ai*

S5W

hm hm

0.0 0.40

5

5

2

9

5

6

9

It

0.40— 1.20

6

6

6

2

10

4

11

8

1.20— 2.0

2

9

5

4

4

6

4

IS

2.0 2.40

1

3

3

7

5

5

7

14 1

2.40— 3.20

3

4

6

9

9

4

7

18 j

3.20— 4.0

5

8

6

6

9

10

15

4.0 - 4.40

1

9

9

8

7

4

6

li

4.40- 5^

8

6

6

9

4

6

16

8

5.20— 6.0

3

1

7

5

8

16

16

18

6.0 - 6.40

9

8

13

10

12

8

9

19

6.40- IM

8

9

8

9

6

8

10

9

7.20- 8.0

3

5

3

8

12

4

6

13

8.0 - 8.40

4

4

8

4

9

10

5

8.40- 9.20

3

4

4

15

4

9

6

10

9.20- -10.0

1

4

6

4

7

5

6

»

10.0 —10.40

7

2

2

5

7

8

3

4

10.40—11.20

2

2

8

6

7

6

9

8

11.20—12.0

2

1

6

4

9

8

6

8

12.0 —12.40

1

2

1

7

4

7

5

7

12.40—13.20

5

3

2

8

9

5

7

12

13.20-14.0

2

6

11

7

3

8

2

7

14.0 -14.40

9

1

6

5

2

7

3

8

14.40-15.20

2

2

8

4

8

6

7

4

15.20—16.0

3

4

9

6

6

1

3

7.

16.0 —16.40

8

7

6

9

6

3

5

7

16.40—17.20

8

8

7

11

3

7

8

5

17.20-18.0

9

15

6

12

1

5

12

11

18.0 —18.40

12

7 .

18

5

7

9

4

10

18.40-19.20

9

10

16

21

10

12

15

17

19.20-20.0

11

11

17

20

14

16

20

90

20.0 —20.40

5

8

10

18

13

5

11

18

20.40—21.20

7

7

6

13

6

11

14

10

21.20-22.0

4

2

9

8

18

4

20

3

22.0 - 22.40

3

3

9

6

8

11

8

8

22.40—23.20

7

2

4

10

10

9

11

10

23.20—24.0

L 2

4

5

5

13

6

10

7_

Summe

180

192

253

298

278

253

315

30

U. Seeliger: Die VertheUumj d. Sterne aufd. nardi. Halbkugel etc, 529

OrOsse 6.6—7.0.

4(M40

45-490

50-540

55-590 60-640; 65-690

1

70-740 75.790

80-840 85-890

11

14

7

9

7

6

6

3

0 0

9

15

14

8

5

8

7

2

2 0

13

12

12

7

5

4

2

3

4 ' 0

5

11

10

24

12

4

2

2

0 0

8

9

11

6

9

5

5

3

0

0

8

8

7

10

6

2

4

2

1

0

15

9

9

4

7

3

0

3

0

0

9

9

1

2

10

8

3

4

0

1

13

8

8

6

5

5

6

0

0

1

16

7

3

11

3

3

0

1

1

0

7

8

6

2

4

4

1

7

1

1

10

5

4

5

4

4

3

1

0

0

3

6

5

4

4

3

6

4

3

ü

5

1

6

6

0

2

3

3

1

0

7

7

7

3

6

3

2

3

0

0

7

5

8

3

3

1

2

3

1

0

3

5

2

5

2

4

2

2

1

ü

8

7

2

2

7

10

2

0

0

1

8

5

2

2

4

3

3

4

4 0

5

2

1

4

1

4

3

2

1

1

6

4

5

4

4

3

2

4

1

2

7

6

10

8

2

5

0

2

1 0

5

6

4

5

6

3

4

1

2

1

7

11

7

4

2

6

2

0

3

1

6

7

7

2

6

2

2

1

0 1 0

H

8

5

7

4

2

4

7

1

0

8

8

6

3

7

5

5

4

1

0

19

9

10

2

6

5

3

1

0

0

19

12

0

9

5

4

2

1

1

1

15

13

3

7

7

2

3

2

0

0

19

7

11

7

6

5

4

1

4

0

18

17

14

10

5

10

2

5

2 0

14

11

7

8

11

11

4

3

0 ' 1

14

13

5

9

8

4

3

3

3 0

8

9

6

12

19

3

3

1

0 0

18

17

9

6

12

7

5

3

1 0

361

311

234

221

214

163

110

91

40

11

532 Sitzung der mathrphys. Claase vom 8. November 188L

0-4«

5-9Ö

10-14«

16-19^

n-w

25-890

90^4^

hm bm

0.0 0.40

21

16

13

15

21

18

80

0.40— 1.30

19

16

8

21

15

18

89

1.20- 2.0

17

11

12

10

14

80

88

2.0 2.40

12

17

21

13

22

88

88

2.40— 8.20

24

24

20

W

16

18

81

3.20- 4.0

16

21

17

19

38

80

17

4.0 4.40

16

10

14

28

12

18

17

4.40- 5.20

28

28

24

21

17

17

85

5.20— 6.0

27

20

19

32

88

40

tf

6.0 - 6.40

40

30

33

36

80

88

40

6.40— 7.20

24

34

39

80

81

84

83

7.20— 8.0

29

22

30

26

24

18

21

8.0 8.40

32

21

27-

18

16

18

18

8.40— 9.20

30

17

14

19

22

18

15

9.20—10.0

15

12

19

25

17

25

14

10.0 —10.40

15

15

21

9

15

17

18

10.40—11,20

17

18

11

17

81

11

16

11.20-12.0

15

10

8

10

16

18

18

12.0 —12.40

18

22

16

16

19

17

15

12.40-13.20

21

8

9

12

9

16

9

18.20—14.0

12

10

9

17

22

15

12 '

14.0 —14.40

14

19

16

13

17

19

13

14.40—15.20

12

11

18

19

11

20

15

15.20-16.Ü

18

8

15

10

22

16

9

16.0 —16.40

10

13

15

29

17

18

14 '

16.40-17.20

10

17

15

24

19

21

20 '

17.20—18.0

27

32

28

36

28

26

27

18.0 -18.40

27

34

33

43

36

27

34

18.40-19.20

25

31

41

36

36

89

38

19.20—20.0

21

38

40

35

42

43

45

20.0 —20.40

16

27

34

34

35

89

40

20.40—21.20

30

27

18

23

40

89

42

21.20—22.0

18

22

21

20

30

24

84

22.0 —22.40

14

28

15

14

16

25

87

22.40-28.20

18

15

18

21

20

28

28

23.20-24.0

16

14

15

25

19

18

24

Summe

714

713

721

791

818

818

865

84

n

»

as

19

m as

9 18 M 81 84 » It 11 14 IS 18 14

n

17

»

16 » S7 43

43

38

H. Seeliger : Die Vertheüung d, Sterne auf d, nördl. Halbkugel etc, 531

Grösse 7.1 -7.5.

50-54«, 5.5-590 60-64« 65-690! 70-74«, 75-79« 80-84«: 85-89«

40-44«!

10 I 23 I

14 18 i

11 ' 19 14

15 , 26 I 17 I 13 . 17 14

8

13 , 14

9 ;

8 19 9 «

« 1

8

7

13 16 11 17 15 22 14

:^b

24 26 23 18 15

41-4')« 18

12 14 21 12 13

6

20 10 12 16 13

8

8

9 12

7 10

4

7

6 11

5 11 14 12 26 10 18 19 22 20 12 22 19

20 16 11 11

8 8 9 I 9 I

13

8 I 11

6

8 15

5 14

7

6 10 13 12 17

4

6

9 13 10 14 14 21 21 26 24 11 15

20

15

19

19

9

8

8

9

8

4

5

12

6

7

8

4

9

6

6

2

2

7

6

5

6

4

6

18

10

9

15

18

13

11

10

19

12 5 9 18 7 9 3 4 4 8 7 3 2 7 6 7 5 6 11 6 7

10

11

5

6

9

8

3

8

14

5

9

16

16

15

13

6 4 7 4 6 6 6 6 5 3 7 6 4 5 7 4 3 6 4 5 6

10 8 2 3 4 5 9 4

10 4 5

10

13 6 5

2

6 8 8 9 4 3 5 2 3 8 5 5 3 8 2 2 6 1 2 6 3 4 4 7 4 7 4 4 4 3 7 7 6 5 5

5 4 5 4 2 2 5 8 2 2 2 4 5 2 4 2 3 1 4 2 2 2 4 2 7 4 5 4 3 3 4 4 10 2

0 2 3 0 2 3 3 1 0 2 2 1 1 2 2 0 1 1 2 3 4 0 1 4 1 2 1 3 2 1 4 1 3 2 1 1

0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1 1

0 0

1

2 1 0 0

1 1

0

1 1

0 0

1

0 0

1

0 0

1

0

1

561 489

428

343 I 294

208 172 , 128

62

16

534 SitMumf der math.-pkjfs. CUm$i «0» 6. Iftwfifcir tBBL

hm hm

0.0 0.40

0.40— 1.30

1.20— 2.0

2.0 2.40

2.40— 3.20

3.20— 4.0

4.0 4.40

4.40- 5.20

5.20— 6.0

6.0 6.40

6.40— 7.20

7.20— 8.0

8.0 8.40

8^- 9.20

0.20—10.0

10.0 —10.40

1040—11.20

11.20—12.0

1-^.0 —12.40

12.40—13.20

1:120—14.0

U.O —14.40

14.40 15.20

15.20—16.0

10.0 —16.40

16.40—17.20

17.20—18.0

18.0 1S.40

1H.40— 19.20

19.20—20.0

20.0 —20.40

20.40—21.20

21.20-22.0

2S.0 —22.40

22,40— 23/iO

2:{.20-24.0

0^0 5-9« 10-140 15.190 iQ.84»! 25.290 aO^MSfr«

43 40 42 46 50 48 54 59 49 71 84 69 78 61 47 ; 38 j 88 ! 85 35 30 33 30 24 28 :J7 55 64 54 56 59 49 32 ' 39 :;9 I 38

22 44

38 88

34 33

43 j 35

56 j 29

34

35

61

86

95

99

93

58

43

31

37

46

34

41

27

25

25

22

•^

39

42

49

66

61

81

62

47

58 j

45

42 I

45 i

36 32 55

82 77 66 62 :i3 42 34 83 29 48 39 36 ;U5 20 44 33 50 50 52 57 72 77 87 68 49 40 28 40

S8 32 84 96 88 46 29 26 65 «7 67 39 46 45 37 40 84 i5 26

37

\ 32 I 50

' 5:^ 74

! 82 97

i 74

: 48 39

I 39

60 25

54 35 31 40 88 60 20 40 79 66 60 58 50

Öuinmp I 16«8 ! 1763 | 1674

32 48 51 43 70 60 78 87 79 50 69 43 50 49

52 46 58 89 81 67 91 88 74

I «6 I 66 I 47 I 59 ! 49

' 84

81

86

87

87

ao

97

, 24

45

32

26

: 33

84

* 81

, 50

' 35

' 48

! 56

! 63

75

104

I 95

I 68

; 68

61

i ^1 40

41B 56 45 58 66 89 47

71 58 58 55 88 86 61 91 19 31 23 30 26 29 31 34 46 44 64 73 114 101

»

m m »

17 47 80

«

46

16 90 41

»

82 18 31

.t7 :tt

*? 27

a

iA 77 90 9k «7

1589 1697 1775

70

67 j

68

1 51

MI

40

50

44_

1835

m

,

H, Seeliger: Die Verteilung d, Sterne auf d, ndrdl. Halbkugel etc. 535

OrOBSe 8.1—8.5

40-440 i 4.5.4901 5Q.540' 55.590 60^640 6B-690i 70-740 75-790; 80-840| 85-890

53

67

62

54

32

32

: 12

5

4

1

49

59

^^ 1

54

43

26

13

14

5

0

57

62

61 '

63

49

20

; 15

9

2

1

63

59

62

82

40

20

1 22

11

5

1

52

62

32

40

33

10

20

13

4

0

49

52

31

36

33

16

i 12

14

^

2

46

89

40

33

15

22

19

8

7

2

64

37

38

12

21

22

1 16

13

2

1

75

;38

51

23

16

19

11

14

3

0

55

28

39

as

17

17

1 12

10

6

3

49

31

37

36

23

19

1 ^

8

2

3

36

37

31

26

14

14

: ^

10

3

0

:W

42

33

20

20

25

1 15

6

7

3

43

27

31

11

19

13

14

«

8

4

37

29

24

14

16

20

' 6

9

6

3

31

27

18

17

15

13

1 11

7

5

4

34

23

18

15

18

15

12

8

10

1

33

20

22

22

10

14

4

3

6

2

32

17

18

26

15

16

10

8

8

5

39

19

26

26

18

9

12

8

»

3

29

27

24

20

20

H

6

7

4

4

30

24

29

23

25

10

8

5

7

3

34

39

28

14

22

15

' 10

6

7

2

40

35

32

18

13

12

; 17

13

8

0

37

35

21

29

20

16

13

8

10

0

34

47

28

17

17

22

16

15

7

0

59

63

28

44

23

22

20

10

7

2

64

41

52

15

22

18

, ^2

15

11

0

6.3

67

48

38

30

18

> 14

4

6

1

89

51

64

52

55

27

15

13

6

1

92

73

65

58

41

18

24

11

9

1

89

73

49

36

32

19

i ^^

10

4

1

90

82

66

43

49

36

1 10

6

6

5

6.3

82

89

60

38

28

16

8

4

2

63

94

52

59

44

33

' 10

15

8

1

61

84

69

52

42

32

i 11

12

12

1

1857

1695

1455

1221

960

699

471

344

222

60

7L't».-Tr,0

536 Sü9ung der math.-ph^i. Claaae wm 8. jrMraAer IflML

hm

0.0

hm

0.40 0.40— 1.20 1.20— 2.0 2.0 2.40 2.40— 3.20 8.20— 4.0 4.0 4.40 4.40- 5.20 5.20— 6.0 6.0 6.40 6.40— 7.20 7.20— 8.0 8.0 8.40 8.40— 9.20 9.20—10,0 lO.O —10.40 10.40—11.20 11.20-12.0 12.0 —12.40 12.40—13.20 13.'20— 14.0 14.0 —14.40 14.40—15.20 15.20—16.0 16.0 —16.40 16.40-17.20 17.20—18.0 18.0 —18.40 18.40— 11).20 19.20—20.0 20.0 —20.40 20.40-21.20 21.20-22.0 22.0 —22.40 22.40-23.20 23.20—24.0

(Hfi 5-90 10.140 15.19M flO-MI 86-8W &M¥\ Um

108

131

122

111

124

121

188

176

160

218

278

245

217

156

95

84

87

82

91

72

84

97

83

69

97

110

148

136

151

157

161

130

122

113

100

102

,7 I

94

94

112

96

90

95

95

178

173

220

252

210

164

129

97

97

80

79

80

84

91

81

75

102

122

99

168

212

165

208

203

147

146

106

99

93

65

90

99

86

91

87

68 108 172 280 196 169 123

94

85

65

79

94

98

72

68

72

75

82 107 ^

97 i 137 I 155 I 161 212 177 167 107

98

81

86

d5

94

89

67

75

66

76

94 175 196 190 137 107

82

75

et

58 61 61

65

61

88

65

96

98

97

186 ; 171 j 184 I 202 160 161 121 I 113 i

ia5

81 :

105

106

90

81

86

114

87

111

19S

204

167

126

100

82

80

66

67

74

62

65

76

75

69

83

77

105

149

157

140

206

228

142

125

98

103

97

IIB 97 86 91 58 77 45 99

les

174

148

ISO

84

84

90

69

67

51

64

75

53

77

55

84

66

107

140

131

198

223

215

144

160

156

113

104

88 116

9i

81

95 119

87 187 161 154 196 104 101

85

78

71

59

58

57

51

60

77

75

71

76 106

98

134^ 220 I 284 I 217 187 146 138 105 138

Siminip ; 4()7& 4636 4043 ! 3862 3997 8891 imb

m

m m m

71

in

»

71 lOft

61

:i

41

60

öl 73

do

80

91

\&

w

Iti!

Itf

IWi

9li

«nt

H, Seelufer: Die Verfheilmiff <?. Sterne auf d. nÖrriJ. Halbl'ugel etc. 537

Grösse 8.6—9.0

40-440 45-49« 50-540. 55-590 60-640 65-69© 70-740 75-790 80-840 85-89©

130 111 127 12:^ 109 120 124 179 144 124 98

84

81

80

52

47

69

67

52

62

78 ;

66

60

68

91 114 158 ' 171 192 218 185 IIK) 16« 129 114

152 151 128 122 108

98

72 108

94

70

80

81

65 *

73

59 i

öl i 55 1

57 !

54

44

56

62

86 ,

85 ,

»9 102 100 136 159 170 193 203 178 170 198

130 119 i 136 j 100 I

82 j

84

91]

83

86

85

87 !

62

46 '

51

48

33 i

45

4:31 40 i

49 1 48 .

53 ;

56 '

48

52 ,

61

77

94 120 140 150 112 136 170 139 167 .

122 118 143 133

82

66

88

45

68

76

71

46

36

42

40

40

46

36

44

51

37

44

34

39

53

49

47

75

94 128

91

97 1:10 106 114 104 I

88 81 94 66 74 68 42 49 47 60 57 41 37 39 44 42

*s

32 I 25 I 27 I

42;

32 36 I 36 I 38 36 1 42 i 55 I

86 I

67!

81

Hl

6:t

H7

1'8

56 57 45 51 43 31 40 40 25 25 23 36 28 34 27 27 27 33 26 27 44 24 43 42 47 35 44 45 55 46 38 50 77 55 54 55

25 29 38 29 21 32 45 25 25 22 36 32 23 17 20 15 24 24 16 23 18 17 29 I 41 i 32 23 26 33 31 87 21 17 22 38 32 37

, : 15

i 21

20 ' 32 40 13 i '^7 . 21 ! 15 22 ! 28

! 20 j 23 14 I 15 I 19 < 24 . 23 7

12 17 16 28 19 22 26 12 20 25 20 14 2:^ 25 25

16 18 16 16 14 11 14 16 17 13 7 8 8 15 14 17 12 21 8 14 13 15 14 10 13 13 15 17 11 10 11 9 11 9 14 15

8 5 7

10 3 3 3 4 4 9 2 4 4 3 5 4 6 6 3 10 11 5 5 5 4 2 2 4

8 6 I 4 3 5 1 6

4075 I 3773

2323 2635 2025 1455 975

735 ! 475 I 179

[1884. Math.-phyn. Cl. 4.|

538 Sünmg der nuUkrpl^. CUutt vom 8. Xotambtr 28M.

7.

hm hm

0.0 0.40

04P

5-90

10-14*

15-W

20-24«

85-W>

8M4«

85«

399

360

360

856

844

488

409

411

0.40— 1.20

364

340

337

818

815

886

889

511

1.20— 2.0

348

336

388

802

800

876

488

m

2.0 - 2.40

320

313

372

365

Sil

8i5

488

m

2.40- 3.20

830

284

284

413

825

896

418

m

3.20-4.0

303

327

800

414

488

889

864

4.0 4.40

399

450

301

878

876

889

886

8tt

4.40— 5.20

748

648

590

516

588

858

670

m

5,20— 6.0

741

793

832

906

1106

906

758

m

6.0 6.40

1090

1091

986

95S

1084

947

690

m

6.40— 7.20

1076

964

981

887

859

674

640

m

7.20- 8.0

673

667

616

727

658

604

446

m

8.0 - 8.40

500

512

518

660

580

486

480

m

8.40- 9.20

437

386

443

540

860

818

886

m

9.20—10.0

316

366

409

866

850

806

884

m

10.0 —10.40

263

358

868

289

808

897

888

an

10.40-11.20

268

321

298

810

296

870

278

m

11.20-12.0

325

273

257

261

823

887

-886

IM

12.0 —12.40

276

259

240

828

220

8?6

844

ni

12.40—13.20

268

252

249

260

248

845

272

2S1;

13.20-14.0

269

344

245

306

271

255

274

214:

14.0 —14.40

289

338

327

308

288

266

260

255

14.40-15.20

364

396

332

326

295

866

276

2Sll

15.20-16.0

339

436

398

300

304

388

809

256

16.0 —16.40

515

482

446

377

334

871

372

300

16.40—17.20

520

463

512

543

472

443

411

99»

17.20-18.0

597

664

584

683

517

554

492

491'

18.0 -18.40

769

1151

931

908

817

597

615

TM

18.40-19.20

800

836

972

892

781

848

838

998

19.20—20.0

832

1040

1024

960

907

898

.1104

UU

20.0 -20.40

590'

.694

820

749

943

867

948

m

20.40-^21 20

409

569

632

619

681

720

887

1009

21.20-22.0

348

453

503

466

'477

613

607

m

22.0 —22.40

282

420

491

479

514

505

568

619

22,40-23.20

267

369

454

835

398

489

470

58»

23,20-24.0

274

319

312

423

387

450

489

JA

Summe

16908

18264

18112

18162

17555

16784

17004

iSl

H. Seeliger: Die Vertheilung d. Sterne auf d. nördü. Halbkugel etc. 539

OrOsse 9.1—9.5.

40-440 45496; 50-540 55.590; 60-64^ 65-690'. 70-740 75-790 80-840 a5-890

550 469 427 537 516 486 584 776 627 53.S 877 839 309 265 241 199 215 210 178 205 171 198 207 223 244 270 464 571 624 910 872 800 727 667 597 541

: 718

646

614

! 487

, 453

387

! 379

386

I 290

I 322

. 269

I 278

227

i 241

232

I 210

I 187

171

175

170

178

177

178

215

221

244

324

378

422

523

624

722

903

812

704

685

ro I

501 564 624 467 311 332 355

1 295 256

' 254 235 211

: 189 176 180 160 148

! 172 169 166 162

' 159 135

, 181

. 191

! 186 286

I 397 429

I 556 545

' 4;^ I 601 j 715 591 I 505

422 ' 517 : 588 58:3 286 246 225 177 ' 177 ! 185 201 ; 159 ' 163 137 126 131 ' 124, 117 121 ' 127 ; 161 I 132 154 i 164 I 190 1 209 I 236 189 I 282 419 , 418 ' 272 Üb I 406 ' 488 ' 408 i

446 ;

360 ' 466 ' 316

279 I 233

178 .

158 171 I

142 ;

151

157

138

119 !

113 ,

123 ,

111

112 I

119

120

124

128 I

141

151

145

159

167

139

205

2S1

201

227

267 '

300 I

340 '

426

206 194 176 156 135 134 127 117 114 103

98 I 97 '

105 118

96 104

75

84

84

81

89 109

98

97

99 I 133 i 151 139 ! 183 205 165 225 , 246 232 200 232

143

144

143

112

96

99

110

99

103

94

93

99

108

81

82

70

73

72

79

87

81

83

82

86

113

103

113

132

104

121

95

105

111

144

149

119

96 77 73 72 76 74 88 69 77 69 93 73 73 76 69 66 71 78 67 69 55 71 76 68 76 76 91 72

101 99

111 92 84

102 99 97

64 67 69 67 80 80 72 69 76 75 63 71 78 77 78 81 58 48 61 70 73 69 71 67 75 77 83 64 83 82 87 81 86 81 88 96

31

26

23

21

15

19

22

16

22

25

26.

31

24

28

i 16 I 21 27 19 20 15 22 27 20 28

I ^^ ' 27

' 21

I 34

29

■■ 22 28 ' 23 25 ! 22 ' 28 I 23

16129

14152 1 11838 ' 9285 | 7413 1 5007 j 3728 1 2876 1 2667 1 844

I I I i

35*

540 Sitiumg der m4Mik.'pkw9, Gaste wm S. yarember ISSi.

Auch ächeiiien die im VI. Bande der Bonner Beolnrht- untren angegebenen Correcturen nicht benutzt worden zn !^n. So sind die Abzahlungen für den DeelinationT^nd -r 50^ bei Littn^w TolL^ändig Terfehlt, wie folgende Zahlen nachweisen :

1. Kl&sse

43. beil

.ittrow: 50 Ster

2.

50 .

57 ,

3. .

95 .

107 .

4.

14Ö .

134 .

ö. ,

*>4 .

321

6. .

099 .

715 .

' - 9

2901 .

2*03

Summa 4237. U-i Littrow: 4237 >terRe.

Dasi Material, welches die mitt^etheihen Tabellen »t- halten« mochte ich gegenwärtig nur zur B«*<pret:hang zwd^ Punkte Terwerthen:

Zunächst §<:ill «s sich um die Frage handeln, ob sck

der Verlüuf der Milchstra-.H? in A^n Zahlen der obiif« Titl-r-l !•:-!: a';ss}.r!oh:. Srh«-:. ^:ir. eir.ziirer Bliok auf »iiffsr :■- jiiht a}.»er «iie Fniirr. Eil- irrnauer»^ B^ini<:hti:rLi: b^r^iiruT •iir-*> Kif>;:l:ai nicht r.v.r. >"r.'ierc zeiirt -iea Eind >.* ■i'»: MiIchstniyvM? in Lrr-T-S'^rvr DfUtli.-hk-it. al- ich :;i>jTll::i:i!'.h vrnn'Jthrt hätt»r. Uüj r-ri «iieser rnter^-ioh \t^ "HAhhlrj"*: L\ ^in v-n i.-:a;rn St#:-rr.:»n ha*: i untren '-ier •^^inzr-i-r-n <-r:- arir.er. Partir-n. hd\*^ i«.h »rin iihnii.htrs Wrlährec finirr^- h'^j-ri. wir- .^^ H :zra': a. it. V*. ün^rew^nart h^tt. Uh h^r.*. nl :...:• : •ien nör-ilich^-n Himnirl ir. •* Z-nrn irKhrilt. Ih-- rr*> Z i- Liir '.n: 'i-r-n X'-rij-»! «i^-r M:l«;h<ri»r -:ni w.ir :-?un^:..-: « : li-m 111. 2'» tira-i v.-:: -ii^-iru: P-ltr .if'-t»fk'-L'i-:: l';*n»lirA» Di'- zwfit" Z- ntr i.ii: zw.-, h^:: 2" ::ii 4" «ir»».! iTÄiiÄ^t:*- r-" PMlii-ta::/ .. >. !. I»:- •*. Z ■:> ►•:.:hiir ii- St^^rr.-^. w-?v !ini !iT*hr .*^ 14'» «iriii v-.::: l*";-^ i'-r Mil« L^trasN»- ir->r-.

H, Seeliger: Die Vertlieüung d, Sterne aufd. nördl. Halbkugel etc, 541

enthält. Die Rectascension A uud Declination D des Poles der als grösster Kreis anzusehenden Milchstrasse habe ich nach Houzeau zu

A = 12»^49~; D = + 27^30'

angenommen. Ein graphisches Hülfsmittel erleichterte nun die Auffindung der Anzahl der in jeder Zone enthaltenen Sterne. Die einzelnen Parallelkreise wurden nämlich in die Blätter eingezeichnet, welche die Abzahlungen in Intervallen von 20 zu 20 Zeitminuten in Rectascension und 5 zu 5 Grad Declination enthielten. Indessen wurden diese Parallelkreise, um nicht die einzelnen Trapeze auseinanderreissen zu müssen, als gebrochene Linien angenommen. Sie verlaufen also inner- halb 20 Minuten Electascension immer constant längs der Declination 0®, etc. und umgekehrt bei constanter Decli- nation längs der Rectascensionen 0** 0", 0** 20" etc. Es kommt selbstredend bei der Ermittelung dieser Gurven nicht auf grosse (Genauigkeit an. Ich habe den Verlauf dieser Curven in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Diese ist so zu ver- stehen: Zone 1 wird von den beiden unter I stehenden Curven begrenzt. Zone 2 umfasst das Areal zwischen den genannten und den zwei gebrochenen Linien, deren Verlauf unter II dargestellt ist u. s. f. Die Declinationsintervalle 00 40^ 50 90 e^^ bilden unter der Bezeichnung 1,2 etc. bis 18 den Kopf der Tabelle. Die allererste Curve verläuft demnach so:

AR 12** 0" von 5-10 Grad Declination , , 11 40 , 10-15 , . etc. etc.

542 Sütwtg der ma(ft.-pky«. CUute vom 8.

IBM.

tS ee

52 ^

CO

00 «4

Cn p

S

^

."*

to

g

g

i

to

I--

h-fc

i^

ig

g

•O

s

CO Od

00 -4

8 8

SS'

•9 00

S o

HL

00

eS ce S 'S

OD »3

•4 OD

|i

iS 09

'S ^

k'si

00 -^

.1.

•a 00

is

ÜL

«D

8 8

sg;

CO (O

fe '*

2 *.

CO

ö

.^

^ ig

8_8.

5-:'

8 $■_.

'8 ^

gg

l&

§:

CO Od

I <c

•^ 00 ^ OD

«o

00 •J

o

5.20 20.20

7.40 18.0

10.40 15.0

i 8 »^

7.40 18.0

11.20 14.20

4k. O

to CO

iu Ö

O

00 ^

OD •J ö g

CO BO

IM 8.0

«J OD

Od CO

s I

H. Seeliger: Die Vertheilung d. Sterne aufd. nördl. Haibfctigel etc. 548

Als Einheit, in welcher die Flächenstücke anzugeben sind, habe ich den Quadratgrad genommen; also eine vier- eckige Fläche, deren Mitte im Aequator liegt und welche in Rectascension 4 Zeitminuten umfasst und von + 30' bis 30' Declination reicht. Die Halbkugel enthält dann 20626.6 Quadratgrade und für die Flächen der einzelnen 2k>nen ergiebt eine sehr einfache Rechnung:

)n€

1

. 1398.7

Quadratgrade

»

2

2749.8

tt

»

3

. . 3654.1

«

»

4

3548.1

n

ff

5

. 3539.3

m

n

6

. 2990.9

ff

n

7

. 207Ö.1

»

8

609.6

»

Sun

ima 20626.6

Quadratficrade

Die directe Abzahlung ergab femer für die Klasse

Summe

10

2

3

4 5

6

7

2—7 Kl.

Zone 1 208.5

177

308

475 992

2116

7831

11899

2 425.5

359

580

980 ' 2050

4403

16235

24607

3 I 632.0

581

929

1565 8163

7004

27035

40277

4 759.0

718

1152

2180 ! 4316

10230

40893' 59489

5 1 958.0

1039

1503

2977 5983

14017

61556 87075

6 738.0

691

1070

1942 4042

9:i48

39509; 56602

7 321.5

260

412

839 1 1829 4336

16384 24060

8 ' 77.5

62

100

210 ; 523 1398

4530 6823

Summe

4120

3887

6054

11168 '22898

1

52852

213973

310832

Hieraus findet sich die Anzahl A der Sterne im Areale eines Quadratgrades für jede Klasse und für die Summe:

1) Die Decimalen sind dadurch zu erklären, das.s bei der ersten Klasse halbe Trapeze vorkommen und jeder Hälfte die gleiche An- zahl Sterne zugetheilt wurde.

544 Sitzung der mathrphya. Clasne vom 8. November 18H4.

für

Klasse 1

Zonel

0.1491

2

0.1M7

3

0.1730

4

0.2139

5

0.2707

6

0.2468

7

0.1549

8

0.1157

3

I

0.1266. 0.2202; 0.1306 0.21091 0.1590! 0.2542; 0.2024! 0.3247 0.2936J 0.4247| 0.2310| 0.3578; 0.1252' 0.1985' 0.0926 0.1493

0.3396 0.3564 0.4283 0.6144 0.8411 0.6493 0.4041 0.3131

0.7092 0.7455 0.8656 1.2164 1.6904 1.3514 0.8810 0.7810

6

1.5128' 1.6012 1.9168 2.8833 3.9603; 3.1255 2.0888 2.0878

5.5988

5.9041

7^987

11.5255

17.3920

13.2100

7.8917

6.7652

Samme 2-7

8.5070

11.0J25 16.76C5 24.6(»{ 18.&24»* ll..V?>2 10.1ä^

Die hier zu Tage tretende Abhängigkeit der Stemf&Ue von der Milchstrasse wird noch aufialliger, wenn mau die Stenidichtigkeit D so berechnet, dass dieselbe in der Milch- strasse, also in Zone 5 gleich Eins wird.

Es folgt so für die Grössen D

Zonel 2 3 4 h 6 7 8

Klasse 1

0.5507 0.5716 0.6389 0.7901 1.0000 0.9116 0.5720 0.4276

0 4311 0.4447

0.5185! 0.4037; 0.4195 0.4967 U.42:i7i 0.4410

6

0.382O 0..S219 0.4043 0.3:^^5

: 0.5416' 0.5987 0.5092' 0,51211 0.4840 0.42.54

0.6893 0.7646 0.7305. 0.7106' 0.72S0 0.6627

1.0000 1.0000 l.OOOOi l.OOOO 1.0000 l.UOOO

0.7870J 0.8424 0.7720: 0.7995 0.7892' U.759.S

0.4266' 0.4673 0.48051 0.5211' 0.5274 0.453'^

0.3154| 0.3517 O.:i72o' 0.46t?O 0.5272 0.38W

Samnie 2-7

0.:Uöt o.;^6;^

a44ö"

l.mM» 0.7«ir.' 0.4711 0.414J

Bildet man für jede Klasse die Werthe 1 D und divi- dirt ihre Summe durch 7, so wird die so erhalt^'ue <iiiVö*^ ein sehr gutes Mass sein für die Deutlichkeit, mit der dif Zunahme der Sternfülle mit der Annäherung an die Milch- strasse auftritt. Es möchte nicht unzweckmä^sig sein, di«< (irösse deshalb den Gradienten ftir die l>etreffende KU*«^ zu nennen. Für ihn ergiebt sich:

H. Seeliger: Die Vertheiluntj d. Sterne aufd, nördl. HMkitgel etc. 545

1.

Klasse

0.3625

2.

0.4806

3.

0.4229

4.

0.4725

5.

0.4465

t).

0.4511

7.

0.5211

Gesamintheit aller Stern

und für die Gesamintheit aller Sterne 2. bis 7. Klasse: 0.5009.

Im Allgemeinen sind die Verschiedenheiten der Gradienten der einzelnen Klassen 2 7 nur sehr gering; nur scheint nicht ganz unwahrscheinlich, dass derselbe fUr die schwächsten Sterne der D. M. grösser ist, als für die helleren telescopi- schen. Indessen ist diese Zunahme weit geringer, als man nach andern früheren Untersuchungen anzunehmen geneigt sein konnte. Die Zimahme der StemfüUe mit Annäherung an die Milchstrasse ist demnach ttlr die genannten G Stern- klassen sehr nahe dieselbe, während sie für die 1. Klasse merklich kleiner sich gestaltet. Es ist nicht uninteressant, dieses Resultat mit dem von üouzeau für die mit freiem Auge sichtbaren Sterne gefundenen zu vergleichen. Ich linde die Grössen D aus den a. a. O. p. 52 angeführten Zahlen für die Grössen

1 + 2 +

3 4+5+6

Zone

1

0.4497

0.7218

^

2

0.8436

0.7615

*i

3

. 0.5308

0.7947

m

4

0.7475

0.8160

n

5

1.0000

1.0000

^

6

0.7998

0.9734

^

7

0.7360

0.8080

«

8

0.5303

0.7880

Und bieraus die beiden Gradienten

0.3375 reüp.

0.1909.

|P»!^^-

544;^ . ^^^ . II ^r^ ^ tom a. November ISSL

mL woBoitlich kkiiier als die ftr & giAuidenen und stdmnit das Bmdtat (ttmnein und es achemi demnadi m ^«^■l w—nHicher üntenchied zwisehen beidm W&re es aber gestatteti ans f&r die Steme von der GiOaae 6.6—9^ dasB ancb-die noeh eehwächenn Steno aeigen werden, so hitte man mk im ■km nosere Sonne angehört, nicht et«» ab denken, sondern als . mehr oder weniger l^aBfBQcdnet, so aber, dass die Steme in der Nike nimlich derjenigen der MQchetanse, diekter ^^ im jeder anderen. JIb» AMÜel sind wir bei dem gegenwlrtigen Stande berechtigt anionehmen, daas im Diuch- helle Steme aach gleiche ESntfiamnngen tob and dass zweitens alle Steme durchaohnitttdi besitzen. Eigentlich wird achon die neck «4ft*«ff«6«iere Annahme ausreichen, dass ein Zusammenhaog t;iwtt der Masse eines Sternes und seiner Position am nicht besteht. Unter diesen Voraussetzungen kann liie Lage des Schwerpunktes der Gesammtheit aller ^^srae der D. M. bestimmen. An sich hat diese Frage ^«ut]C Interesse ; sie wird aber von grosser Bedeutung, wenn wäXi die Untersuchung erst auf den ganzen Himmel ans- lodehnen in der Lage sein wird und es scheint nicht un- rttOicIich, dass man auf diesem Wege zu sehr interessanten Ktf«iultateu über die räumliche Vertheilung der Dichtigkeit in unserem Stemsystem gelangen kann. Jedenfalls ist man bei diesem Verfahren unabhängig von jenen willkührlichen HviH>thesen, die bei ähnlichen Untersuchungen, welche die Kigenbewegung der Steme als Grundlage der Betrachtung auftassen, öfters gemacht worden sind.

loh habe also, um auch einer späteren auf den ganien

H, Seeliger: Die Vertheüung d, Sterne auf d. nördl. Halbkugel etc. 547

Himmel sich erstreckenden Untersuch ang in dieser Richtung vorzuarbeiten , die mitgetheilte Abzahlung dazu benutzt die Coordinaten des Schwerpunktes einer jeden der (5 Stem- klassen 2 7 aufzusuchen. Die 1. Klasse habe ich aus nahe- liegenden Gründen vorläufig fortgelassen.

Bezeichnet R, , A, und D, , Entfernung, Rectascension und Declination des Schwerpunktes aller Sterne der Klasse s, M, ihre Gesammtzahl und r., a,, d, dieselben Coordinaten für irgend einen Stern derselben Klasse, so ist:*

M. -■ cos A, cos D. = I = ^ cos a, cos d,

M, sin A. COS D. = 11 -= ^ sin a. cos d. r,

M. ^ sin D. = III = V gin d.

Die Summen 3 wurden nun direct aus den mitgetheilten Tafeln berechnet und dabei, was völlig hinreichend ist, an- genommen, dass siimratliche in einem Trapeze stehenden Sterne als in der Mitte dieses Trapezes vereinigt gedacht werden dürfen.

Es wurde also der Reihe nach

d. = 2^ 30', 7^ 30' etc. a. = 0*^ 20-, P 0- etc. gesetzt.

Auf diese Weise wurden die folgenden Werthe für I , II und III gefunden , die übrigens durch Bildung der Summengleichungen strenge geprüft sind: Klasse 2 3 4 5 6 7

I. + m>M + 470.37 + 1090.25 + 2216.22 + 5403.93 + 23528.87

IL 153.93 189.8i* 243.10 521.0:{ 975.92 4832.13

III. + 2220.18 +;i413.18 -p 6125.77 +12004.15 +26609.70 +106210.62

548 Sitzung der mathrphys. Clasae vom 8. November 1884.

und hieraus ergiebt sich mit Hülfe der im Vorstehenden angeführten Zahlen:

lasse

A.

D.

r.

2

23" 30-

+ 79« 30'

0.581

3

22 32

8133

0.583

4

23 10

79 40

0.558

5

23 7

791(5

0.534

«)

23 9

78 20

0.514

7

24 U

77 15

0.509

Diese Zahlen, deren Verlauf eine merkwürdige Ge^etz- inässigkeit zeigt zur Ableitung der Coordinaten des Schwer- punktes der gesammten Sterne der D. M. zu benutzen, i^.-- .will ich unterlassen. Dazu wäre nöthig, eine genaue Kenntniss des Helligkeitsverhältnisses der einzelnen Durch* niusterungsgrössen zu haben , die bekanntlich immer noch fehlt, welche aber bald zu erhalten wir hoffen dürfen. Ut dieses Verhältniss gegeben, so wird man daran denkea können, die räumliche Vertheilung der Sterne zu besprechen und schon hier stehen interessante und wichtige Resnlut^ in Aussicht. Ist noch weiter der südliche Himmel in gleich<*r Weise wie der nördliche durchforscht, so werden sich dair.; im Anschluss an das Vorige noch wichtigere Betrachtungt-L anknüpfen lassen. Denn offenbare Gesetzmässigkeiten treten schon in den obigen Zahlen auf; ihre völlige InterpretatiuD ist aber leider jetzt noch nicht möglich.

549

Herr v. G um bei legt eine Abhandlung des corresjK>n- direnden Mitgliedes Fr. Pf äff vor über:

^ «Beobachtungen und Bemerkungen über Schichten Störungen/ (Mit 2 Tafeln,) Werfen wir auch nur einen flöchtigen Blick auf eine ^, etwas grossere geologische Karte der Alpen, äo fallt uns H sofort die ausserordentlich starke Ausbreitung der triassischen ^Gebilde und vor Allem unter die.^eu wieder des Keupers auf,

I Namentlich Östlich vom Bodeui^ee in den bayerischen und Tyroler Alpen nehmen sie den gn^steu Haum auf einer solchen Karte ein , einen bis zu 7 Meilen breiten Streifen 2U Seiten der krystall inisehen Achse des Gebirges bildeud. Dnter den verschiedenen Gliedern de« Keupers ist es wieder der von v. Gümbel mit vollem Recht*? als ^ Hauptdolomit* be- zeichnete Dolomit, welcher in dein bezeichneten Gebiete den wesentlichsten Antheil an dem Aufbaue des Gebirges hat und vorzugsweise den Character desselben l>edingt, indem er an vielen Punkten von der Thalsohle bis xura Gipfel hinauf ganze Gebirgsstöcke zusammeni^etzt^ in der Mädeler* gabel über 8000 Fuss Höhe aufsteigt. Dieser langgestreckte Wall , der unzweifelhaft früher eine zusammenhängende mächtige Ablagerung bildete, ist jedoch durch eine grosse Anzahl von mehr oder weniger tief einschneidenden Liings- und Querthfilem , die in den Alpen ja häufig in einander übergeben , in eine grosse Menge mehr oder weniger tief von einander gesonderter Bergstöcke gethcilt, wie dies eben- falls ein Blick auf eine grössere Karte deutlich erkennen lä^t.

550 Sitzung der mathrph^s, Ckuse vom 8. November IBM.

Die Physiognomie unseres Alpengebirges ist daher such in grosser Ausdehnung von der Beschaflfenheit oder den Eigenschaften dieses Gesteines und .von aeine Verhältnissen abhängig. Gerade die letzteren aind ja aber überhaupt in dem ganzen Alpengebirge ao aooDorordenUieb verwickelte und zum Theil unklare, dass trotadem der Auf- bau deaselben im Grossen und Ganzen Dank den nnennSl- liehen Forschungen der Geologen aller , die Alpen miH nad bewohnenden Völkerstämme festgestellt ist , doch noeh nhr viel unsicher und dunkel ist, namentlich in Benehimg auf die Frage, wie wir uns die verschiedenen Bntwiokfamgi- phasen des Gebirges zu denken haben, welcher Axt xaA welchen Ursprungs die Bewegungen der Gteateinamawen wana, die wir jetzt so ganz anders gelag^ finden , ab aie es nr* sprünglich waren. Eben diese LagerongaverhlltnisM es, die mich bei wiederholtem etwas Iftngeiem an verschiedenen Punkten der bayerischen und Tyroler A^ vielfach beschäftigten und mich zu den folgenden BenaeilB- ungen und Erörterungen veranlassten. Einer Beschreibung des Hauptgesteines dieses Gebirgstheiles , des Dolomites wie auch der übrigen hier auftretenden, fast ausschliesslich nur noch Kalksteine, kann ich hier füglich unterlassen and vw- weise ich auf die völlig erschöpfende Schilderung derselbes von V. Gümbel in seiner geognostischen Beschreibung (kf bayerischen Alpengebirges, und begnüge mich hier, nur die für das Folgende nöthigen Angaben zu wiederholen, da» der Dolomit meist als feinkörnig kryst-allinisches , deatiidi dünn geschichteta^, vielfach von Bissen durchzogenes Gestein auftritt, das bei seiner Auflockerung in verhältniasmasng sehr kleine , scharfeckige Stückchen zerfallt , wodurch sidi massenhafte Schutthalden auf und vor den DolomitbeigeB ansammeln. Die mikroskopische Untersuchung von Dfiim- schlifien bietet nichts dar, was die Betrachtung mit bkMMm Auge wesentlich ergänzte.

\Pfaffi Beolmchiutifjen n. Brmnrkuntjfefi über Schichiemtiärun^en. 551

Die ganze Masse b^teht nehmlich aus eckigen , häufig ' geradlinig hegrenzieu krystalliuischiin Kornchen , welche in ein und derselben Probe nieiat wenig an Grösse verschieden |sind. Die feinkörnigsten Varieiätea besitzen Körnchen von r0,02 ^0^0,5 Ulm» die grobkörnigen weisen eine Korngrösse bis zu 0,2 mm auf, Eine Zwillingsstreifung in den Körnern I beobachtete ich nicht , wie da.s ja als sehr charakteristisch ^ für vieln Di»lomite schon länger bekannt ist. Die Körnchen [liegen vollkommen regelloö durcheinander, ihre optischen [Aclisen sind nach allen denkbaren IJichttingen gelegen. Zwischen ihnen liegen die unlöslichen Bestem iltheile in feinen Körnchen, ebenfalls ganz regellos zerstreut, äo dass ein [Sehliif senkrecht zu der Hchichtungsfläche durchaus nichts Ton einem parallel zu derselben gemachten Schliffe ab- weichendes darbietet. Die schon mit blo^^rjem Auge erkennt- [liehen feineu weissen Adern zeigen unter dem Mikroskope ebenfalls nur eine Anhäufung gewöhnlich etwas grösserer fKrys^tallkörner und eine gi-ös^ere Durchsichtigkeit, die durch IdaÄ Fehlen des in Salzsäure unlöslichen Materiales bedingt lifit. An vielen Orten zeigt sich auch oft in nächster Nähe fvoa deutlich dünn geschichteten Dolomiten ein in plumpen sen auftretendes, selir undeutliche Abscmderung in einzelne BiUele Lager zeigendes Gesjtein derselben Art, und ebenso f oft sieht man ausser den Schichtflächen noch eine oder »wei andere Spaltungsrichtungen in gronser Anzahl und weithin parallel verlaufend die Dolomite durchsetzen, so dass es in I solchen Fällen^ namentlich bei nur in geringer Ausdehnujig entbiössten Felsnuissen genauerer Untersuchung bedarf, um die Richtung der Schichtung zu erkennen. Wenn nur eine [solche Spaltungsrichtung deutlich ausgebildet ist, steht sie gewöhnlich senkrecht zu den Schichtflächen, wenn es zwei Ifdnd, bilden nicht selten beide schiefe Winkel mit diesen Itiiid es entsteht so eine Absondertiug des Gesteins in rhom- boedrisKihe Stücke und Stückchen oft nur von wenigen Centi-

552 Sitzung der maihrphys. Clagne vom 8. Xarewher 18&4.

meiern Ausdehnung. Manchmal aber ist auch die Schichtonf und die 2^rklQftung so unvollkommen und anregdmiHif. dass es nicht möglich ist, mit Sicherheit die Schichlenlage zu bestimmen, doch kommt dieses im Ganzen nar ^elteo und nur an einzelnen Theilen eines Berges ror. Je nach der Neigung der Schichten gegen den Horizont and der Stellung eines Bergabhanges gegen die Schichten ist die Möglichkeit für eine ausgedehnte Entwicklung der Vegetatioo in sehr verschiedenem Grade gegeben. Daher findet min fast in jedem Gebirgsstocke neben weithin sieh fortaetzendeo nackten Felswänden und schartigen, mauerartig sich er- hebenden Kämmen, ebenso ausgedehnte völlig von Wald oder Rasen bedeckte Gehänge und Gipfelflächen, doch stehen auch in diesem Falle hie und da vereinzelte Felsmaasen her- vor, welche es so möglich machen, einen Einblick in die Lagerungsverhältnisse der Gesteine zu gewinnen, wenn auch oft nicht so befriedigend, als man es wQnscht.

Wenden wir unsem Blick nun nach diesen einleitenden Bemerkungen eben auf diese Lageningsverhältnisse, so könn»-r wir als eine bekannte Thatsaohe das Grundgesetz, welche* den Bau des ganzen Alpen^ehir<^es beherrscht, in KOrze >• ausdrücken : Parallel der centralen grösstentheils aus Gnt-:^ bestehenden und vr»n krv.stallinisehen Schiefem umhülltrü Achse lieji:en die j untreren sedimentären Formationen bi? heninf zu dem l/ntertertiär in verhälhiissmässig schmalen Faltenzüjj^en , s<> dass das Streichen derselben parallel dieser centralen Achse ^eht, die Falllinien bald südlich bald n«"ri- lieh der Achse zu (xler ab«^e wendet erscheinen.

Dieses allgemeine Gesetz ist zu verschiedenen Zeit**iJ ;' verschiedener Weise erklärt worden, d<Hh wollen wir hirr nicht auf diese verschicMlenen Krkliirunp^versnclie einir»'^'!*-- sondern lieber an der Hand dieses Gesetze^ etwa> näher -i:" Ausnahmen von demselben betrachten . da e:s ja eben R:'* demsciber l»'icht ist. durch einfache Vergleichunj^j der iart-mi»

[■/yg/f; BrobnchtHngcn «, J^emrrkufiß^n üher SchirktenAt^runffen,

btetea Lagenmgsverhältnisse niit den nach diesem Ge- I setze zu erwartendeu die üiltigkeifc oder Ungiltigkeit desselben

för einen bestimmten Punkt 7M constatiren oder eine Ans- I nähme von ihm festzusetzen. Dass stdche Ausnahmen viel- ifach Torkommen, ist ebenfalls eine lange bekannt« Tliut- Isacbe, die v. Günibel ebenfalls bestimmt wiederholt au8- I. gesprochen hat, und es ki5nnte daher scheinen, ah ob e^

eine ül>erflüssige Unternehmung wäre, durch genauere Be- [obachtungen an einzelnen Loealitäten noch mehr aolcher

Ausnahmen nachzuweisen. Dennoch glaube ich, sind der- [urtige Beobachtungen nicht ganz olme Interei^8e und möchte [«8 iiich innnerhin verlohnen, die^selbeii noch weither anzustellen, inamentlich mit Rücksicht auf die Frage: wie verhalten dch liliitäe Ausnahmen zu dem Gesetze in Beziehung auf die diesem

Oesetze zu Gnmde liegende Ursache? Sind sie gleichzeitig

mit jener gesetzmässigen Lageveränderung durch einen jene> l4iesetz local modificirenden Fact4:*r entstanden oder haben si«^ L^ich erst spater herausgebildet ? Welche Ursache hat dieselben I erzeugt? LiiÄst mdi eine gewisise Regel auch für diese Au.s-

nidimen aufzuteilen oder nicht? Mögen diei*e Fragen immer- t hin von untergeordneter Bedeutung erscheinen , ho wollen [Sit; doch atich beantwortet sein unil erfordern zu ihrer Be- ntworttmg einer etwas genaueren Beobachtung an ver- fi«chiei1enen Punkten mu\ eine etwas eingehendere DiscasNion [fler m gewonnenen Ergeliriisse , die immerhin auch ftir die [Theorie der Gebirgsbildung ini Grossen nicht ganz ohne [Wichtigkeit sein dürfte, wie aus dem Folgenden klar werden

dürfte* wenn auch zunäclist nur fiir den Theil dos Al]»«^n-

gebirges, den wir hier im Auge haben.

Die Frage, die wir hier zuniiehst ins Auge tWsen wollen, Ejfitdie: Sind die Auf^nahmcn von der ge^etzmil^igen fiagenmg Ireiii loc^ile, keinem lje?»timmten Geai^tze unterworfene, umJ

siud sie auf rein local wirkende Uniachen zurückzu führen, 1er nicht?

554 Sitzung der math.-phys. Classe vom 8, November 1884.

Wer an irgend einem Gebirge genauere Beobachtungen über die Lagerungsverhältnisse der Schichten anfi^tellt hat. wird überall auch mehr oder weniger bedeutende Abweich- ungen von der allgemeinen im Gebirge herrschenden Re^el bemerkt haben, die jedoch stets nur auf kleine Strecken beschränkt erscheinen und ihren localen Charakter und iw local wirkende Ursache wie z. B. benachbarte Quellen deutlich zur Schau tragen, dass es nicht der Mühe werth ist, dieselben zu erwähnen. Auch in den Alpen »nd selbst- verständlich solche oft nur auf wenige Meter hin bemerk- bare Störungen nicht so selten. Neben diesen finden sich aber vielfach auch solche, welche sich durch einen groswn Theil eines ganzen Gebirgsstockes , ja durch ganze BerR«* hindurch erstrecken und diese sind es, welche wir hier im Auge haben.

Um nun unsere eben gestellte Frage beantworten zu können, müssen wir für irgend ein etwas ausgedehnterp!^ Stück unseres Gebietes etwas genauer diese Ausnahmen be- trachten. Ich wähle hiezu einen Theil der um den Plan.'^rfv herum gelegenen Dolomitberge, deren Lage das kleii»»- Kärtchen Taf. II veranschaulichen mag. rnniitteU^ar in« den See liegen vier vcm einander scharf gesondert*» Beiv»*- nehmlich nördlich der Zwieselberg, südlich die Seewaml. östlich der Zwergberg, westlich der Tauernl)erg und <r»ii- westlich von dem mit dem Piansee in Verbindung N^heiiiifn Heiterwanger - See erhebt sich die Pyramide des Thanell»*r.

Wenn man nun versuchen wollte, in kurzen Zügen <l»»n Schichten bau dieser Berggrupjie zu entwerfen , s<> wunir man in die gnVsste Verlegenheit konunen und könnte höih- stens als gemeinsames Merkmal für dieselben das angebfU. dass sie alle sehr deutlich und mehr oder weniger dun-bwr^: nicht dem allgemeinen Gesetze folgen , dass aber aurh ii':r vereinzelt sich ein durchgreifende« sj>ezielles (iesetz in ilie^r. MasstMi nachweisen lilsst. Wir wollen daher etwas näb<*r auf di«'s«* eigenthümlichen Lagerungsverhältnisse eingt^h'^o

Pfnjfi BfAihtichtHfifitn u. Hnnerkutu/cn ührr SthidUen^törungen. 555

Begehen wir uns von Reutte her aui? dem Lechthal aufcteigeud nach dem Plaimee^ 8o haben wir den durch den Ahflu8.s des Flansees von dem Zwieselberg gesonderten Tauem- berg zur Hechten, der iin8 gleich ein Beispiel flir Schichten- biegiingen und Schichten.ntljrungen nach allen HinnuelHricht- nngen hin dtirbietet, wie umn es wohl selten so scliön sieht. Die beiden Fig. 2 und 8, Tnf, I, stellen :^olche unniitt-elbar von der Strasse durchschnittene , genau nach der Natur ge- zeichnete Profile dar, die weiter keiner Erklärung bedürtVn. Nur soviel sei hier erwähnt, dass kaum auf 100 Schritte weit ein gleichmäÄsiges Fallen oder Streichen beobachtet werden kann , sondern ein uimuf hörlieher Wechsel wahrgenommen wird. An dem dem Heiterwanger-See zu geneigten stidti^^t* liehen Knde desselben fallen die Schichten diesem äu nahezu unter 40** gegen Südwesten, dagegen auf der weltlichen dem Lechthale zugekehrten Seite beohachtet man an den weuigpu von Vegetation freien Felswänden ein gleich starkes Fallen gegen Nordosten, während auf derselben Seit^ am Fus^si* daast^lbe 37" gegen Süden ist. Die beiden auf dem Kanunc» tier ebenfalU vielfach ganz überwachsen ist, hervorrageuflen vom westlichen Ende des Planseei« deutlich sichtbaren grosseren Fekpartieen zeigen ebenfalls wieder ein ganz verschiedenes VerhaltfHi, indem die Schicht^^u der weiter nördlich gelegenen nach Nordosten, die weiter südlich gelegenen nach Südwesten 7M fallen, ebenfalls mit 40 bis 4ri** Neigung. Daneben fimlen sich namentlich an der Ost^seite grässere Partien , an denen dnÄ Fallen und Streichen wegen der ausseronlentliehen Zer- kUlf^.ung schwer mit Sicherheit zu bestimmen ist, doch scheint vom änssersten West* Ende des Plan«ees aus eine grcksere Miiftete sehr steil nach Nordosten zu fallen. Bemerken will

[ich nur noch, dass ein Theil der kleinen, förmliche üe- w5ll>e bildenden Faltungen sich in den hier wie au<'h s<uisf im Hau^itdolomite untergeordnet auftretenden , sehr dünn

I jfesichichtettm Asphalt^chiefern tindet. Da nur auf bu-zc

556 Sitzung der mathrphys. Classe tsom 8. November 1884,

Strecken hin die Schichten dieser Gewölbe in der Richtuni; ihres Streichens entblösst sind , so ist die Form derselben nicht mit Sicherheit zu bestimmen, doch lässt sich an ein- zelnen etwas weiter entblössten Schichtflächen deutlich er- kennen, dass dieselben nicht etwa wie die Mantelfläche e\m> Cylinders, sondern nach allen Richtungen gekrümmt sein müssen, also ein Ellipsoid ähnlich einem liegenden Eli bilden. Da einzelne dieser Schichten, die übrigens nicht alle schwan erscheinen, sondern auch nur etwas bräunlich, nur etwa 2 3 cm dick sind, so kann man sehr gut HandstQcke k^ schlagen , welche 200 300 qcm gross diese schalenförmige Krümmung sehr gut erkennen lassen. Auch die Dolomite an solchen kleinen Gewölben, wenn auch meist stark senk- recht zu den Schichtflächen von Rissen durchsetzt, la^w^n hie und da an Handstücken die Krümmung sehr wohl beobachten. So habe ich von der linken Seite des Fig. 3 dargestellten Gewölbes ein Stück mitgenommen, d** ohne Zusammenhangstrennung sich zeigt, 7 cm dick und •*» gekrümmt ist, dass die Sehne des Bogens auf der cnneavi^r Seite 23 cm lang ist, während die auf ihrer Mitte errichtHr senkrechte Linie bis zu der höchsten Steile des B*>)ren- 2() mm misst. Trotz dieser gewiss nicht unerheblichen Knni;- mung zeigt ein Dünnschlifl^ von einem Stücke di^^!se^ St*»ine* senkrecht zur Schichtfläche durchaus keine Abweichniiir ir. der Structur gegenüber einem von vollkommen eVjenfläthiir'-r Stücken entnommenen Schliff*en, von einer b^>gc»ntoriniir»*ii Anordnung der Kömchen, oder einer Fält^lung i.st nirli: die geringste Spur zu bemerken.

In sehr schroffem Gegensätze zu den Lagc^rnngsverhrdt- nissen des Tauemberges stehen diejenigen des s{idwe>tlich V'-r ihm sich erhebenden Thanellers. Vom Plansee aus l>etraiht''t «^scheint dersell>e als eine stattlich«» spitz zulaufende l*vri- niich», deren Südseite im Profil 34^ mit dc»r horiz<»ntal-r. Linie macht, während die N(»rdseite einen Winkel v^m 4"*

Pfttff^ 7imhatthti*itg€n u. BetnetkuHgcH über Scf^khtenMlor untren, 557

luit derhelbeii bildet. Nur der vielfach mit Schutt bedeckte Fuss hat eine geringere Neigim^. Die ganze Pyramide zeigt nun eine htkhst rej^el massige und vollkommen gleich bleibende nur wenig von Ost nach West fallende Schichtenlage. Ein und dieselbe Si-hichte lasst sicli über den ganzen Berg hin verfolgen, dickere wechseln mit dtoneren, auch «le sind von

' j^nkrechten Spalten nach zwei Richtungen vielfach durch- zogen , 90 dass iicharf kantige pfeilerartig hervorstehende Massen den Schichten von ferne ein kanelirtes, ge^streiftes Anstihen verleihen. In Verbindung mit den fajst hririzontiilen Schichtflächen zeigt, der Berg einen stufenförmigen Bau, der i*ehr auffallend hervortritt, wenn leichter Schnee auf ihm liegt, der die Flachen dieser Stufen allein bedeckt and die dazu senkrechten durch die Spaltung entstandenen frei liis*tt. Wiederum ein anderes Bild bietet dann der da> nörd- liche Ufer dei* See^j einnehmende Zwienelberg. In seiner westlichen Hälfte, tlie Taf. I Fig* 1 zeigt, lässt «ich der St!hichtenbau n(»ch gut übersehen und erkennen. Er stellt hier eine ziemlich gut ausgebildete Mulde dar» die vom Westraude sanft nach Osten und zugleich nach Norden zu einfallt^ gegen die Mitte de« Berge« zu sich dann hebt mid nahe der Mitte in eine senkrechte Stellung der Schichten nbergeht. Hier findet sich eine nach unten hin in eine breite, bis zum See reichende Schutthalde sich öffnende ^hnuile Schlucht, in der man ohne grosse Schwierigkeit den Berg besteigen kann. Das Streichen ist auf der West-

j äieite dieser Schlucht ziemlich con^^tant zwischen 8*/t und 9*/i *)i während dm Fallen von 55** nach N bis zur senk- rechten Stellung wecliselt. Am Fasse des Berges, am West-

I eisde deaselben streichen die Schichten in h. 7 und fallen

1) Alö Abwfk'huiig der Magnetnadel in dieatm Gegenden luvbi* lüiau eine Stunde angenommen* Damach sind die obigen und [ folgenden Augnben redncirl«

558 Sitzung der nuUh.'phy8. Classe vom 8. November 1884,

mit unr 20 ^ nach Nord. Kleinere Unregelmässigkeiten eiii- xelner Schiehteuzüge sind übrigens auch hier nicht selten. Weniger klar ist dagegen die Schichtenlage der östlichen Hälfte des Berges zu erkennen, da dieselbe grösstentheib von Wald bedeckt ist und auch da, wo in grosserer Au&- dehnuug Felswände erscheinen, wie auf der zum Graswang- thale abfallenden Ost- und Nordostseite, die Schichtung wieder grosstentheils unklar ist. Jedenfalls sprechen diejenigen Stellen, wo man besser beobachten kann, dafür, dass auch vom Ostrande her theilweise ein nach innen gerichtete» Fallen Statt habe, aber bei weitem weniger regelmät»ig und muldenförmig, wie auf der westlichen Seite. Durchgängiiu: ist das Streichen mehr der Richtung des Meridiaues genähert, zwischen 12*/« und 3 schwankend, auch das Fallen ein !$ehr verschiedenes, bald wenig geneigtes bald nahezu senkrecht«», bald niach Westen bald nach Osten gekehrt. Schon auf der Strasse am Seeufer hin, die manche Felswand bloß- gelegt hat, ist diese grössere Unregelmässigkeit der östlichen Abtheilung des Berges leicht zu erkennen.

Wenden wir nun von der Ostseite des Zwie^elber^*? weg unsern Blick auf den ihr gegenüberliegenden RQik^n des Zwergberges, so zeigt auch dieser wietler gnied^} l ii- regelniässigkeiten. Gehen wir zunächst im Animerwaldt^ ai: seinem Fusse hin , so konuuen wir bald zu einer eniren. wenige Meter breiten Spalte, durch welche Bach und Strap«* hindurchzieht, den sogenannten Thorsäulen. Hier stehen Aw Schichten senkrecht und streichen h. 5, einzelne neigen sich hie und da etwas nach Nord, andere auch nach tyVul uii«! diese senkrechte Stellung ist namentlich auf der linken S'iW des Bachet», eben an den Abhängen des Zwergberges über einen Kilometer weit sehr deutlich zu erkennen, das StreicheL etwas wechselnd bis zu h. (). Hie und da sieht man kleine Schluchten sich in den Berg hineinziehen, gleichsam ein Cannon im Kleinen darstellend. Es sind nehmlich hie und

Ida onr wenige Schichten heramgewitt4?H, während die neben I ihnen stehenden unversehrt blieben , ao entstsrnden dann [jst'hmule, mit senkrechten Seiten wänden abfallende Schluchten, [die sich hoch den Berg hinaufziehen.

Unterhalb der Thorsäulen weicht der Abhang des? Zwerg- ["bejrges nach Süd-Osten hin vom Bache zurück, er bildet eine I muldenförmige Einbiegung, deren südlicher Theil wieder alr* lein ziemlich steiler Ausläufer gegen das Seeende sich bin lerstreckt. An diesem Ausläufer nun fallen die Schichten [unten steil, oben sanfter geneigt gegen Nortlost zwischen |h, 10 und 11 streichend. In der muldenförmigen Eiubiegimg, [die vielfach mit Wald und Schutthalden bedeckt ist, tindet aan ^ie weiter nach Norden zu wieder senkrecht stehend, [aber sde streichen nun nahezu in der Richtimg des Meridianen, liil.st» steht ihre Streiehrichtong fa^t senkrecht zu der Jenas jvou den Thorsäulen an sich hinziehenden Schichtensyeteme«. [Hehr als irgend einer der bisher besprochenen Bergstöcke l^chliedst sich noch der südlich am See sich hinziehende als l8eewand, auf seinem üipt<el als Plattberg bezeichnete Berg- rücken an, insoferne als bei ihm überwiegend ostwestliches Streichen und südliches Fallen beobachtet wird, wodurch er

Iim auffallenden tiegensatze zu dem ihm am See auf dessen Nordi«eite gegenüberliegenden Zwieselberge steht, doch finden sich auch bei ihm so vielfache Abweichungen von die*5em Ueaetze, dn^ es schwer ist, sich ein klares Bild v<m den Structurverhältnissen desselben zu verschaffen* Auch an ihm ka&eigen sich Abweichungen im Streichen und Fallen, welche leine Faltung in der Ilichtung von Ost nach West anzeigen* Iva auf ganz kurze Strecken w^echselt beides ausserordentlich und stark, so daaa Neigungswinkel von nur 5** in der nXchsien Nähe von fast senkrechter Schichtenstellung nament- iJich am östlichen Theile der Seewaud sich Kndeu imd auch Streichen so wechselt, dms es den Anschein gewinnt, ak väre hier eine trichterförmige Einsenkung der Schichten ein*

••"■1

500 SUzuHij der mnihrphyB. CUuse vom 8, November t88L

getreten. Uebrigens ist auch bei ibm durch Wald und Rmbi, Schutthalden und jähe Wände, an denen oft die SducUng sehr unklar erscheint, die Beobachtung ziemlich endhmt

Ueberblicken wir die hier kons geschilderten Yeriiilt- uisse, 80 wird aus denselben sofort das Jedem klar geworto sein, ditös diese immerhin nicht unbeträchtlichen Mi dem allgemeinen Gesetze der AlpenfiJtung folgen, noch \ unter sich ein ihnen gemeinschaftlich zu Ghrunde secundäres Gesetz erkennen lassen.

Wir können es daher als eine Thatsache der Beoba^ tung hinstellen, dass sich in dem hier besprochenen GeUeb sehr bedeutende Schichtenstörungen finden, die wir ak loede oder besser jeder Bergmasse individuell zukommende boMieliiwi müssen. Die Lagerveränderuugen sind genau ron demlbei Art und treten auch in demselben Betrage auf, wie sie is dem übrigen Theile der Alpen die triassischen oder jflngvns Schichtenreihen erkennen lassen, Hebungen bis 'sor senk- rechten Stellung zahlreicher Schichten, Faltungei^ bis nr Bildung von (Tewr)lben mit ausserordentlich kleinem Kröm- niungsradius tinden wir auch hier auf das Klarste entwickeli

Selbstverstilndlich ist es ja auch, dass alle diese Schichten- störungen erst nach der Bildung der Schichten eingetreten »ind, also eine nachträgliche Beweg^ung derselben anzeigen. Nehmen wir an, wie das ja wohl von allen Geologen gegen* wärtig geschehen dürfte, dass die Schichten Anfangs h«i- zuntal oder wenigstens nahezu horizontal gelagert waren, so lässt sich aus ihrer jetzigen Lagerung die Art ihrer Bewqpmg bestinuuen ganz unal)hängig von imd ohne alle Berfldk- sichtigung der Frage, welche Bewegungs u r s a c h e wir etwi annehmen wollen. Die Art der Bewegung ist daher auch kein Gegenstand des Streites, man kann darQber nicht vst* schiedener Ansicht sein.

Allein ganz anders verhält es sich, wenn wir vsm QM

\pfaff: Beahachtnnfffin u. Bemerkun^ftn über SvhichtffiJtUirHHfft^p. »''»61

[lUe Prag« stellen: wodiireb int. diese Bewegung der Schichten

I erzeugt worden?

Auch bei der Beantwortung dieser »o vielfach discutirten [Frage können ^ich die Vertreter der verschiedensten An- liichauungen noch in einem Grundsätze einigen, nehnilich dem, Idass eine einheitliche Bewegung auch nur die Annahnte 1 e i n e r Bewegungsursjiche und einer ßewegungsrichtuiig Izuläs^g macht. das8 aber im Falle ungleicher Bewegungen jjedenfallß verschiedene Bewegiingsrichtimgen angenommen I werden müssen, und dass dann möglicherweise auch ver- [tichiedene Ursachen der Bewegung vorhanden gewesen seien. Hidten wir ims nun an uni^eren vorliegenden Fall, so [ist ganz klar, das8 wir es in diesem nicht mit einer einheit- t liehen Bew^egung zu thun haben, dass jedenfalls aho Be- [ wegungen in sehr verschiedener Hichtung eingewirkt haben. I Fraglich bleibt en dann immer noch, ob wir eine nur in ver- Ischiedenen Richtungen wirkende Ursache annehmen können [oder nicht

Man hat bekanntlich für die Entstehung des Alpen- [gehirges, wie auch fiir die ähnlicher Kettengebirge einen

.neitlich, senkrecht zur Längsachse des Gebirges wirkenden

Druck oder Schub angenommen, welcher dLis ganze Gebirge [in parallele Falten legte. Die näher im Vorhergehenden [ be^sprochenen Erscheinungen, welche uns fast alle von dieser

Richtung ^^iinA abweichende Schichten bewegungen erkennen I lassen. verl)ieten es uiij:*, diesen Schub als Ur-^ache jener ab- I normen Bewegungen anzusehen. Immerhin aber wäre

möglich, dass nachher oder vorher etwa eintretende und in I anderer Hichtung erfolgte ähnliche Pressungen diese Lag€*- l Veränderung erzeugt hätten. Bei vorurtheilsfreier Prüfung ' werden wir jedoch ganz entÄchiedeu diese Meinung aufgeben

und uns nach ganz andern Bewegung« Ursachen unx- I tsehen mtissen.. Es ist vor Allem der so klar ausgeprägte ' lokale und individuelle Character dieser Bewegungen, welcher

5<)2 Sitzupig der mathrphys. Glosse vom 8, November ld84.

11118 iiöthigt den Gedanken aufzugeben, dass ähnliche Be- w^ungen der Erdrinde, wie die fQr die Entstehung dw ganzen Alpengebirges angenommenen, hier gewirkt hätten. Wir können ja unmöglich annehmen, dass gleichzeitig am Thaneller von Ost nach West, in den kleinen Gewölben des Tauemberges vorwiegend von Nordwest nach SOduet in der Mulde des Zwieselberges von Südwest nach Nordost eine solche Bewegung der Erdrinde stattgefunden habe. Wollten wir nun annehmen, dass diese Faltungen der Erdrinde zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben, wofär Qbrigens gar kein Anzeichen vorliegt, so begreift man nicht, wie eine derartige Richtungsänderung in der Bewegung der Erdrinde eingetreten sein soll, und wie sie auf so ganz kleine Partien sich erstreckt haben könne. Die Beobachtung femer, daes am Tauemberge die Kichtung der Bewegung in den kleinen Gewölben am Fusse des Berges eine ganz andere war, ab die oben auf dem Rücken des Berges, da beide nahezu tfenk- recht zu einander wirkten, macht diese Annahme Tollig un- möglich. Sie nöthigen uns nach einer Bewegungsursaohf umzusehen, welche gleichzeitig an verschiedenen Puneten \u verschietlenen Richtungen wirken konnte und an jetler ^>teile j(Mle beliebige Bewegung hervorzubringen im Stande ist, eine Ursache, weiche ebensowohl ganz kleine und beächräukte Steilen, wie ausgedehntere Schichtensysteme in der venjihiedeu- sten Weise bewegen kann.

Als diese gemeinsame Bewegungsursache können wir wohl am einfachsten die Schwere oder richtiger den aus der- selben hervorgehenden Oruck der Gebirgsschichten betrdk-htHii. welche wirklich Bewegung erzeugt, wenn durch die Thätiir- keit des Wassers die Möglichkeit zu derselben gegel>en winl. Wo unter einer Schichte durch die ausnagende c>der aus- zehrende Wirkung des Wassers eine Stelle frei wird, kleinen* (wler grössere Hohlräume entstt>hen, da wirkt stets «lie Sihwerr dahin, diesen Raum mit höher gelegenen Massen auszufÜlleu.

rya/f: BrAthachtunt/fn u. Bemerkumjen rt/w?r Sckwhlemtfiruitffen, «^Ö3

In den durch ziihllose Kinski noch weiter getheilten Gesteins-

Dhicht^n haben wir bewegliche Massen vor um, die um so

leichter und stärker »ich bewegen werden, je slÄrker der

)ruck ist, dem sie au-^gesetzt nind; ihre Beweglichkeit wird

noch erhöht durch d-dn sie fiberall durchziehende Wasaer. Es

nicht nöthig grössere Hohlräume, entstanden durch das

[vülHge Verschwinden ganzer Schichtenreihen, anzunehmen^

im z* B. eine muldenförmige Einbiegung von Schichten zu

erhalten, es genügt dazu sclion das Dünnerwerden einer

grosseren Zahl von Schichten in einer Richtung. Denken

^wir uns z. B* eine Reihe Schichten alle in der Wei^e, wie

es unsere Fig. 2 Taf. It andeutet, in der die senkrechten

Striche die Verdünnung d. h. den durch die Wegnahme ent-

i<itandenen Substanz verlust anzeigen, dünner geworden und

[durch den Druck der ober ihnen liegenden wieder gegen

Bnander gepresst, »o wird der Betrag der Einbiegung der

böheren Schicht,en gleich der Summe der kleinen die Dicke-

rerminderung der einzelnen Schichten anzeigenden Linien

Ly 2, 3, 4 also gleich ab sein, imd man begreift so, da^

renn eine grössere Anzahl von Schichten an einer Stelle

»uch nur um 1 bii^ 2 cm dünner werden, der Effect an den

LibenÜegenden immerhin ein sehr grosser werden kann, üebri-

jens kann man bei genauerer Beiibachtung oft erkennen,

die Schichten in der That ziemlich stark an Dicke ab-

Imen, ja sich vollkommen iiusk eilen, was von Baltzer als

;ici Beweis ITir das Ausgequetschtwerden und Plastisch werden

wurde*

Es wird wohl nicht nöthig sein, näher auseinander zu

t^tzen, wie auf diese Weise alle möglichen Arten von

:3chichteni>t5rungen entstehen können. Denn das ist ja ganz

klar, döÄs wenn man beweglit^he, der Schwere unt-erwort'ene

.Mai!$sen hat, man in diesen alle möglichen Arten von Be-

fwegungen und Neigungen erzeugen kann, wenn man ihre

Unterlage in grösserer oder kleinerer Ausdehnung, au ein-

5ß*i iSitzung der maihrphys. Classe vom 8. November 1684.

'/einen l)e8chriinkten Stellen, in Linien oder grosseren Flächen mehr und mehr entfernt. Ich möchte hier nur an ein Bei- spiel erinnern, welches, wenn auch in kleinerem Maassstabe, diese Wirkung? des Wassers ganz unzweifelhaft klar lep, auf das ich schon in meinen , Beiträge zur mechanischen 6e<jl()gie aus dem fränkischen Jura^^) gezeigt habe.

In diesem überall horizontale Schichtung zeigenden Ue- birge zeigen sich zum Theil sehr steile Schichtensiellungen in dem Thale der Wisent, stets in der Umgegend der wasser- reichen Quellen in der Thalsohle. Ihre Entstehung durch die auflösende Wirkung des Wassers ist hier ganz unzweifei- hatt. In den Ali>en sind die Wirkungen des Wassers nur stärker, aber die Art ist dieselbe, vor Allem auch der Cha- mcter dieser Störungen als localer ganz derselbe. Da*» dif Wirkung des Wassers im Boden eine local aasserordentlich verschiedene ist, dass sie gleichzeitig in den verschiedensten Kichtungen die Gesteine angreift, das bedarf wohl keiner näheren Auseinandersetzung, und die so ganz verschiedent* Itichtung der Bewegung, die wir selbst an ein und demselhrii IWgrücken den Schichten niitget heilt sehen, hat gar nicLi* Befremdliches, wenn wir sie auf diese Weise von der Wirk um: des Wassers abhängig niaclien. Selbstverstand lirli iM^ann diese Wirkung von dem Augenblicke an, in welcher dii-^- Schichtensystenie in> Trockene gelangten und geht fort, :*•• lange sie Festland sind. So stehen uns i\\r dies** W irkuiiL' Zeiträume zu (lebot^», welche nach und nach die Folm^n »i»T- sell)en zu «»inem beträchtlichen (irade anwachsend niachtri. nuissten, wenn auch die Beträge eines Jahres verschwind»*!!-: klein simi, obwohl bei näherer Betrachtung doch auch ilirv nicht so ganz unerheblich erscheinen dürtten, wie die^ aii» folgender Rechnung klar hervorgeht, üas Wasser des IMjOi- .siM.»s enthält in 10,000 Theilen Wassers ;^,3 aufgehet.' H-

l) Zcitmhr. df> doutnch. ffeol. Goj*. -\X, W.«.

indtheile* Dasselbe kommt, wie das Kärtchen zeigt, tuir von einem Theil der ihn umgebenden Berge, während der andere Theil der auf die^^^elben niedergehenden atniosphärisehen Niederschlage theib in die Loisach, theils direct in den Lech [geht. Die Menge des aus dem See austretenden Wa&sers I beträgt uach einer allerdings nicht sehr genauen Bestimmung pro Secnnde 10 Kubikmeter, das gibt im Jahr 315 Miliinnen Kubikmeter. Nehmen wir da« spezifische Gewicht der auf- [gelösten Bestandtheile zu 2,6 an, m sind dem Volumen nach [in einem Kubikmeter Wassers 0,000127 Kubikmeter fester Bestandtheile, folglich in 31oVs Million 40005 Kubikmeter, welche jährlich dem Theile de.«^ iTebirges allein entzogen wer- den, der sein Wasser dem Plansee zusendet. Das i^t immer- hin keine so ganz verschwindende Miü^sp und jedenfull.s zeigen uns diese Zahlen, da&s wenn wir 1000 oder 10000 Juhr*^ I die&elbe Menge festen Materials und aus dem Schicht<*n- I Systeme um den See nngleichmässig weggenommen dächt.en, dadurch sehr beträchtliche Bewegungen in denselben ent- stehen müssten. In meiner Schritt ,Der Mechanisnujs der IGobirgsbildung* habe ich S. 99 und 123 näher nachgewiesen, wie auch in Beziehung auf die zum allmählichen Zustande- kommen dieser Schichten bewegung nüthigen Zeiträume viel geringer ausfallen, wenn wir sie in der angegebenen Weine I auf die Wirkung des Wassers zurackfuhren, als wenn wir eine Faltung der Erdrinde in Folge der durch die fnrt- *^c breitende Abkühlung erzeugten Kontraction des Erdkörpei-s für sie als Ursache annehmen, die übrigens für derartige locrtle in ihren Richtungen wechsehide ^^tiirungen, wie wir i»chon oben erwähnten, nicht zur Erklärung herl>eigezogen wenlen kann.

Als das KcÄultat der vorstehenden Betrachtungen mtxdiie ich den Satz hinst4^1len: Alle local auftretenden regellos iu ihrem V^erlaufe erÄcheirienden Srhichti^nsti»nmgpn «ind l'olg*» t]e\* ungleichmäKMigen auÄnagenden Einwirkung de« Wassers unter dfui KintluKsie der Schwere.

566 Sitzung der math.-phys. Classe vom 8, Navewiber 18SL

Wenn unter den dadurch erzeugten Bew^pingen vnt- zugsweise die in verticaler Richtung erfolgenden ach bemerk- bar machen, wie es ja in der Natur der Schwerkraft liegt, MO sind de.'^wegen doch auch latente Vernchiebungen nicht ausgeschlossen, die wie es im Grossen die Ränder vieler Ge- birge zeigen, als Ueberschiebungen über gesunkene, d. h. hier durch die Wirkung des Wassers gesenkte Theile, sich be- merkbar machen.

Wie weit nun diese unregelmassigen Bewegungen reicheii, und wie weit sie den Aufbau des ganzen Gebirges benn- flussen, kann erst an der Hand eingehenderer and um- fassenderer Untersuchungen beantwortet werden; dass solche Unregelmilssigkeiten vielfach auch in andern Gregenden tot- kommen, wie z. B. in der Umgebung des AchenseeB, dei Kochelsees, davon habe ich mich öfters überzeugt, wenn ich auch nicht so ausgedehnte Untersuchungen anstellte, um m genaueres Bild der dort sich findenden Abweichungen ton dem regelmässigen Aufbau des Gebirges geben zu können.

Ich habe ol^en erwähnt, dass die Annahme, dieselbe Hewo^uiigsnrsiiche, welche das ganze Alpengebirge faltete. Iijibc» auoli di(\s<» localeii un regelmässigen Schichtenstömngen ♦»r/ou^t, unstatthaft sei. Ich glaube auf diese allgemeine liow«»gungsursaclie noch einmal zum Schlüsse eingehen ai infissen, weil ich mich mit der eben von mir ausgesprochenen Thf»()rip im Widerspruche mit einer Reihe der he^TO^ rasendsten (iloologen weiss, und doch ebensowenig wie fÖr die zunächst ])espr()chenen localen Erscheinungen, för das \T\i\v/M Alpeuf^^ebirge die von jenen vertretene Faltuugstheorie. soweit sie die Ursachen der Bewegung betriflft, als eine physi- kalisch haltbare ansehen kann. In seinem neuesten Werke J)as Antlitz der Erde** fasst Suess (S. 143) dieselbe k«n in folgenden Worten zusammen: »Die sichtbaren DhW cationen in dem Felsgerüste der Erde sind das Ergebnis: v(»n Bewegungen, welche aus der Verringenmg d«s Volum?

Pfaff: Beobachiutiffcn u. Bemerkumjtn ührr Schicht enstörurufttK 5(^7

unseres Plaiieten hervorgehen. Die durch diesen Vorgang erzeugten Spiuinungen zeigen dii8 Bestreben, >^ieh in tangen- tiale und in radiale Spannungen und dabei in horizonhü** (d. i. schiebende und faltende) und in vertikale (d. .senkende) Bewegungen zu zerlegen." Die Vokimsverminderung des Planeten ist eine Folge der fortschreitenden Abkühlung, in Folge dieser Schrumpfung mus8 dii- in früherer Zeit bei einem grösseren Erdnidius entstiindene feste Erstarm ngsrinde, welche wegen ihre^ tiewichtes dem tlilssigen Erdkerne zu folgen bestrebt ist, sich knicken und falten. Ohne anf die lenken einzugehen, welche sich gegen die Vorauasetzungf^n er Theorie erheben lassen und wegen denen ich auf die oben schon citirte Schrift „Der Mechanismus der Gebirge- bildung* (Cap. III und V) verweise, möchte ich hier nur auf einige, zum Theil dort nicht hervorgehobene Schwierigkeiten hinweisen, deren Beseitigung durch irgend einen Vertreter

[jener Theorie gewiss sehr erwliascht wäre, da ja gewiss Jeder im engten Augenblicke dieselbe fär eine sehr gute und ilen Schlflssel zur Flrklärung des Baues unserer Erdrii)*Ie dur- bietende halten wird, aber nicht länger halten kann, wenn diet*e Schwierigkeit-t»n nicht gehoben werden.

Nach dieser Theorie bildet die Erdrinde eine den Hüs- Higen Erdkern umgebende feste Schale. Die einzelnen Tb eile

I lyder Stücke derselben ^itützen sich nun genide so, wie die Ht^ine eines richtig construirten Gewölbe«, Ein Durch whnitt durch die Erde wird daher ilhnlich Fig. *i Taf. II sich dar-

[«iellen. Es i«t nun ohne Weifceres klar, dass wenn sich der Errlinhalt zusammen- und von der Kinde zurfickzieht, die einzelnen Stücke, durch die Schwere ebenfalls nach dem Miiti^lpunkte der Erde hingezogen, sich, eben wie die ein-

1 3is«»lnen Steine eines Gewölbes stützen können, dies ist aber nur unter folgenden zwei Voraussetzungen möglich :

1) es nuiHs^ da wir die erst^irrte Kinrle nicht als eine, durch keine Bisse getrennte Masse anaehen können, die Form

oß^ Sitzung der math.-phys. Clause vom Ä. Xorewiher JSS4.

der einzelnen Stücke wie die von Gewolbesteinen keilformifl: unten schmäler, als ol)en sein, wie a b— c d ;

2) die Widerstandskraft der Masse muss so grosE^ sein, dass sie unter dem Drucke nicht zersprengt wird, der anf die einzelnen Stücke wirkt.

Wären diese beiden Bedingungen erfüllt, so würde weder eine vertikale, noch eine tangentiale Bewegung in der Uindf eintreten.

i^ lässt sich nun auf experimentellem Wege leicht nachweisen , dass jedenfalls die zweite dieser Bedingung«*» nicht erfüllt ist und verweise ich in dieser Beziehung jaui die bekannten Untersuchungen Mallet's in seiner Arbeit ^nber vulkanische Kraft". Nach ihm ist der Druck auf »lif Seitenwand eines solchen Stückes der Erdrinde 480 nuJ gr<>sser als derjenige, welcher hinreicht, die am schwerst^^r. zersprengbaren Gesteine wie Porphyr imd Granit zu ler- nialnien , und ungefähr 2000 mal grcisser , als der zum Zer- uuilniPii von Dolomiten und Kalksteinen nöthigp. Mall»-: behauptet mm. dass ein solcht^s Zermalmt werden der iit^i^-iir in iU*r Erdrinde stets eintreten muss. DcmiIi lässt sirh Wuh /ei*r**n , dass djis nicht unter allen rmsUinden der ViM ^ir muss mid diiss noch eine andere Möglichkeit gegnlH-n i*^?. nehmlich di*^ , dass die i »esteine, ehe der Druck di»*se H^'^ij-- erreicht, nach obenhin ausweichen, die Schichten -ich inii- rirhteii. Dadurch können die übrigen Theile der Kinde >vh wieder soweit nähern, oder richtiger, es wird soviel Kauit' ^reschatieii , dass die Unterliäche der Kinde einen kleiu»Tei:. dem verkür/ten Kadius an^epa.ssten Krei> bilden und au' dem Kerne aufruhen kann . wodurch dann der Seitf-ndnick aufgeholien ist. Hs tragt sich nur, ob dieser lat4>rale Dnnk im Stande ist . die Schichten leichter /u biegen , d. h. ;4nt- /urichtrii. o<ler zu bn^dien. H«* lilsst >ich nun leicht nach- weisen , <lass allerdings in j^ewisseii F^üllen eine S«"hithter -

fnff: Beobachtufiffen m. Bemerkungen über Sehichtemtörunffen, 569

laufrichtung durch einen Druck erreicht werden kann^ welcher E?ringer ist, als der zum Zermalraeii erforderliche.

Wir können dies am einfiutht^ten erkennen, indem wir

fragen, welchen Druck übt eine Schichte wie ca oder cb

[Taf» II Fig. 4 auf die Seitenflächen bei a und b aus. Oüen-

[har \i^Hrd eine solche Schichte, 8o^4e der Druck bei a und b

er wird, als der, den sie vermöge ihres Gewichte« in

lieser Richtung ausübt, bei c in die Höhe gedrückt, so

lange der zu dieser Bewegimg nöthige Druck nicht Jen für

iie Zermalmung hinreichenden Überi^teigt. Drücken wir

Idenselben der bequemeren Berechnung wegen in Atmosphären

|BU8, so finden wir nach den von Mallet gefundenen Zahlen,

ler als Maximuni für das Zersprengtwerden des Dolomites*)

[7409 e. ff auf den Q,ZoU fand, was einem Dnickp von

S84 Atmosphären entspricht, folgenden Grenzwerth:

584 = P X sin a,

vo P das Gewicht der fraglichen Schichte a den Neigungs- Iwinkel derselben gegen den Horizont bezeichnet. Nehmen rir des sp. Gewicht des Dulomitei^ zu 2,8 an , so würde laruach eine senkrecht stehende, überall gleicli dicke Dolo- itsäiile von 3,0 Meter einen Druck von einer Atmospäre %ui ilire Unterlage ausüben, demnach zu einem 584 .Atmo- sphären betragenden Drucke eine D(di»mifcsäüle von 2102 m lohe nöthig sein. Mit der Neigung ändert sich natürlich ier Druck; bei 10*' Neigung würde eine Schichte von '12100 m Lange erst diesen Druck bei a ausüben, bei 30 ** Neigung dagegen schon l>ei einer Länge von 4200 ni.

Wir sehen daraus ganz klar, dass eine Zermalmung licht unter allen ömständeo eintreten muss, aber ebenso jeht auch aus diesen Zahleu hervor, dass wir Faltungen

Knickuugeu ih*r c»berflächliclien Schichten der Erdrinde

1) Für Kalksteine fand er 2400 bb m>0 e. % aut' deu g.ZolL [imi. math.-phy8. CU 4-1 S7

570 Sitzung der mathrphya, Claaae vom 8, November 2884.

durch den Lateraldruck doch nur in sehr geringer Aus- dehnung, d. h. auf sehr geringe Längen wirkend annehmen können, eben deswegen, weil die Schichtenenden a^rmahnt werden, wenn der zu tiberwindende Widerstand bei Dolomit- und Ealkmassen höher wird, als einem Drucke von 584 At- mosphären entspricht. Die Faltungen Ton Schichtenmai^sen, deren Länge in der Richtung des Druckes mehr als 10000(> ja 200000 m beträgt, durch diesen Lateraldruck sind mit den Resultaten Maliers nicht in Einklang zu bringen. Noch misslicher aber sieht es mit dieser Faltungstheorie aus, wemi auch die erste jener Voraussetzungen nicht stichhaltig ist. Wenn auch nur ein Stück eine Form hat wie ef— gh unserer Figur 3, so kann dieses Stück nach unten aus- weichen und die Stücke zu beiden Seiten desselben komm sich nun einander nähern , einen kleineren Kreis bilden, weder eine Faltung noch eine' Zermalmung wird dann eio- treten. Nun sin<J ja, wie dies Suess in seinem oben citirt«o Werke an vielen Beispielen nachgewiesen hat, gerade Senk* ungen einzelner Stücke der Erdrinde sehr häufige Ers«chein- uugen, ja er führt in der oben wörtlich citirten Stelle ger*!? die Senkungen als nothwendige Folgen der Volumsverändenirn: der Erde an. Vielleicht giebt derselbe in einem spattfw: Theile seines Werkes eine Erklärung, wie neben ausgedehnte Senkungen auch noch Faltungen durch die Kontraktion d^r Erde entstehen können; in dem vorliegenden Theile finA- ich nichts, was diese grosse Schwierigkeit beseitigen kunnw Ich will nur noch eines der Hindemisse hier l>espret:h«c. welches mir als ein nicht wohl zu beseitigendes fiir jtf& Theorie erscheint. Tritt nehnilich eine Volumsverminderunj: ein, und wird diese durch eine Faltenbildung, wie es jesf Theorie behauptet, beseitigt, so geschieht dies dadurch, d*» ein Theil der Rinde zusannnengepresst und nach i>ben tfp- drückt wird, wobei wir in manchen Fällen au- der Läiu^ der Falten den Betrag des Zusam mensch ube^« l>en?chn<:

Pfaff: Beabachtumfen u. Bemi^rkufujen übet' Schicht enstörunffeH. 571

können, wie ihn z. B, Heim tiir die Central -Alpen zu 120000 ra berechnet hat. Nun ist zweierlei selbstverständ- lich, wie ein Blick auf uns^ere Figur Keigt, nehmlich , dass der Zuaammenachnh nur so lanj^e dauert, bi» der Umfang der Rinde der verkleinerten Kuj^el wieder anliegt und ebenso, dasH dies nur dadurch erreicht wird, wenn die Verringerung des Umfangen ebensowohl an der Ober- wie an der Unter- fläche eingetreten, d. 1l die Auspressung oder Auftreibung ein ganzes Stück aus der Erdrinde beseitigt hat. Nelimen wir z. B* an, die Volumsveränderung durch die Kontraktion sei gleich einem S*>tilcke von dem Durchschnitte ab cd unserer Figur, so wird durch den Druck die Hiiide zwischen 1 und 2 80 in Falten gelegt und »o viel Matjerial nach oben hin gedrängt werden müssen, diuss 8owr»hl 1, 2 oben» wie unten 3 und 4 um die Strecke ac oben, bd unten einander näher gerückt sind. Das Volumen der dann zwischen 1 2 und 3 4 gelegenen Massen muss jedoch nach der Faltung elbe sein, wie vorher.

Welchen Effect das haben muss, wollen wir an einem Beispiele zeigen , für das wir numerische Angaben machen können, nehmlich eben für unsere Alpen,

Wir können, da uns hier eine Reihe von Durchschnitten vorliegt, den Betrag der Zusammenschiebung aus der Länge und der Neigung der gefalteten oder zusammengebogenen Schichten berechnen. Heim hat dies in seinem Werke ,der Mechanismas der Gebirgribildung' getban und für den Zn- amenschub der Centralalpcn 12000fl m juigegel)en. Es "entspricht dies etwas melir als */5 der ursprünglichen Länge des von ihnen eingenommenen Meridian bogens. Wir wollen aber nur ^/a als Mittel zu Grunde legen, alao annehmen, dius wo die Breite des Gebirges jetzt 20 Meilen beträgt, Hin vor der Faltung 30 Meilen gemessen habe, wo sie jetzt 30 m ist, demnach früher 45 gewesen sei» Den Elfect einer Bolchen Zusammeoschiebung können wir dann leicht be-

8T*

572 Sitzung der matK-phys. Classe wm Ä. November 1684.

rechnen, es ist aber auch gut, denselben sich zu Teranschau- liehen, wie dies unsere Fig. 5 Taf. II zu thun geeignet iA. Es stelle M M' die Höhe des Meeresspiegels vor, der zwischen beiden liegende 20 g. M. messende Durchschnitt giebt nun ein richtiges Bild von der Höhe des Gebirges, wobei die höchste Spitze zu 11400 Fuss (^/s Meile) angenommen ist. Die Dicke der Erdrinde ist nur zu 10 g. M. angenommen. Unter dieser Voraussetzung ist das Volumen resp. der Flächen* inhalt des Querschnittes der verdrängten Masse gleich 10 /. 10. d. i. 100 g. Meilen. Dächten wir uns nun die aus ihrer ursprünglichen Lagerung verdrängte Masse als ein gleich- schenkliges dreiseitiges Prisma über der Linie M M' sich erhebend, so müsste die Höhe desselben genau 10 g. M. hoch sein; der Durchschnitt dieses dem Volumen nach der zusammengeschobenen Masse gleichen Prismas würde genau dem Dreieck MHM' entsprechen. Während wir also durch einen derartigen Zusammenschub die oberflächlichen Schichten- Systeme zu einer ungeheueren Höhe aufgebauscht tindeo sollten , zeigen sich diesel})en in Wirklichkeit nur zu einer dieser borechneten H(')he gegenüber verschwindenden Er- h<»bung eni porgedrängt. Ich glaube, ein Blick auf dies«* Figur, so wie auf jede, welche nur im richtigen Verhältuü^ zu dem genaueren Durchschnitte der Oberfläche auch d:" Erdrinde in ihrer ganzen Dicke mit hinzunimmt, ^nnl i?v- nügen, um sofort zu zeigen, wie wenig die wahren Verhilt- nisse der Oberfläche denjenigen entsprechen, welche wir nach jener Theorie Hnden möchten , welche die Eninnoe ihrer ganzen Dicke nach auch nur in dem von uiL*i an- genonnnenen Verhältnisse /Air Erklärung der Faltung n- saniinengepresst annimmt.

Man könnte nun, soviel mir .scheint, in xweifjuber Weise dieser S<'.hwierigkeit zu entgehen suchen. EinmiL indem man annähme, die ganze über dem jetzigen Itehifge fehlende Masse sei bereits durch die Atnioqphärilien foct*

I

fafft Biobachiungfn u, Bemtrkungen ^her Sühkhtemi/imai^^fL 57S

ft. Bei kurzer üeberlegung möchte wohl aber Nie* nand diesen Weg zu betreten Lust haben. Alle Geologen timmen darin Uberein, daas gerade die letzte stärkste Fultung bach Ablagerung des Eocens eingetreten sei. Nun ist e^ ganz klar, dass die Schichten dieser Abtheiluug und die imittelbar unter ihnen liegenden der Kreide tind des Jura ^nch nach dera Zusamraenschub noch an der Oberfläche «ich Snden mussten. Eine Abtragung dieser ungeheueren Er- hebung MHM' bis zu dem kleinen Ke^t, den das jetzige Jebirge ihr gegenCiber bildet, hätte df>ch vor Allem diese Ängsten Gebilde spurlos wegnehmen müssen , das int aber icht der Fall, So gross ^ir auch den Betrag der Denu- Bition annehmen mögen » ftir so bedeutend wird sie doch lieniand halten, dass sie seit dem Eocen eine das jetxige %me Alpengebirge um etwa das» 20 fache an Volumen über- effende Masse weggenommen und dabei noch bedeutende leste von allen jtlngeren Formationen zurtickgelastien hatte. Ein weiterer Ausweg wäre der, anzunehmen, dajs8 die BnÄammenziehung der Erdrinde die Miissen nur zum kleinsten Theil© nach oben, sondern vielmehr nach unten hin 3Eum ^uüweicheu gebracht habe. Sehen wir zu , ob dies unter m Voraussetzungen, welche die Faltungstheorie macht und len mnss, möglich ist. Wir können auch hierbei wieder Dn zwei verschiedenen Annahmen ausgehen , indem wir it weder die machen : die nach unten ausweichenden Massen linden einen Hohlraum unter sich, in dem sie sich aa^breiten ^nnen, t>der: sie finden keinen vor und miissen sich erst ch V^erdrängung eines Theiles des flüssigen Erdinhaltcft» iium schaffen.

Wir w^erdeu bei näherer Erwägung beide Annahmen gleich unzulässig erkennen. Die Faltungstheorie setzt voraus, daas alle Theile der Erdrinde sich gegenseitig drücken mid zwar mit einer solchen Intensität, daj^ sofort Biegung oder Zermalmung eintreten mues, wenn irgend

574 Sitzung der math.-phys, Classe vom 8. November 1884.

ein Theil seiner Unterstützung dureh den Erdinhalt in Folge der Kontraktion desselben beraubt würde. Wir können daher nicht annehmen, dass irgendwo ein Hohlraum sich bilden könne, sobald einmal an irgend einer Stelle ein Stück der Erdrinde zersprengt war , denn dadurch war und ist ja die Möglichkeit und die Nothwendigkeit gegeljen, dass die Rinde sich stets dem Kerne anschliesse, weil auch nicht einen Augenblick der Druck, den die Erdrinde factisch aushobt, von einem ununterstützten Stücke ertragen werden könnte. Das Vorhandensein von Hohlräumen unter der Rinde raüsvn wir daher als eine unstatthafte Annahme bezeichnen. Wenn daher die zermalmten Massen nach unten ausweichen m\\^. müssen sie sich erst durch Verdrängung des flüssigen Erd- inhaltes Platz schaffen. Dies wäre nur dann möglich, wenn der Widerstand, den dieser leistet, geringer wäre, als der Widerstand, der sich dem Ausweichen der Massen nach oben entgegensetzt. Das ist aber durchaus nicht der Fall, .lern» nach unten ausweichenden Ma^en müssten den Widerstand des flüssigen Erdinhaltes beseitigen, welcher unter ileni Drucke der ganzen Erflscliaie stA,'ht , d.h. unter deinselben l>ruckr. dem das fragliche Kindenstück sich als nicht gewaohMrc gezeigt hat, der es zum Ausweichen gebrat'ht hat. Da nur ein Theil dieser Ma.<se ja (»hnedies nachweislich na«-h i»l*»n gedrängt wird, so müsse man tleni wenn auch gn'is-i»Tt-n Theile zuschreiben, wjis schon das (lanze nicht leist»»n konnte, d. h. eine leberwindung desselben Widerstand«*, dem es nicht widerstehen konnte und der es zum Au-weKh»»n veraiihisste. Und wie wun<lerbar, diLss in allen }>is jetzt t»e- kannten Fällen trotz der verschiedensten Verhältnisse d^ Zusanmienschubes immer die zu erwartende Auilreibung sick nur auf die oljersten Schichten beschränkt haben soll, mit anderen Worten die Massen immer fast ausschliesslich naeh unten ausgewichen sein sollen. Denn das kann man ja ai allen Durchschnitten durch unsere Gebirge sehr deutlich o^

Pfaff: BeobaiMungen u. Bemerkunffeh über Schichtenstöriuigen. 57»>

kennen , dass sie nicht dem Bilde gleichen , das wir sehen müssten, wenn auch nur ein Theil der tieferen Massen nach der einzig freien Seite, nach oben hin gedrängt worden wären. Denn auch die keilförmige Form, welche die Stücke der Erdrinde haben müssen, wenn sie sich gegenseitig stützen und pressen sollen , gestattet ja nur ein Aasweichen nach oben, nicht nach unten.

Und hier möchten wir nochmals daran erinnern, dass eben dieses Fundament dieser ganzen Theorie nichts weniger als sicher ist, ja mit einer Reihe von Erscheinungen nicht zu vereinbaren ist. Zunächst, wie dies schon oben ange- deutet wurde, sind es die Senkungen einzelner Theile der Erdrinde. Ein einfaches vertikales Hinabsinken eines Stückes ist ja nur dann möglich , wenn dasselbe nicht keilförmig von oben nach unten schmäler wird, sondern eine Form hat, die ein Hinabsinken gestattet, etwa wie das Stück ef gh Taf. n Fig. 3. Damit ist aber die ganze Gewölbetheorie sofort hinföllig. Die nächste Folge eines solchen Sinkens muss die sein, dass die Spannung, welche die Oewölbe- theorie annimmt und annehmen muss, in doppelter Weise beseitigt wird, einmal indem, wenn ein solches Stück sinkt, die benachbarten sofort mehr Kaum bekommen, dann aber auch dadurch, dass wenn dieses Stück durch seine Schwere in den flüssigen Erdinhalt etwas einsinkt, das Niveau des- selben steigen muss, der Radius desselben also ein grösserer wird. Ist das Gewicht des sinkenden Stückes ein sehr grosses, bei gleicher Basis grösser als das irgend eiue^ anderen Rindenstückes, so wird dieses den hydrostatische]. Gesetzen gemäss aufisteigen. Diurch die Senkungen unr Hebungen werden so am einfachsten die UngleichheiiiP' wieder aasgeglichen, welche durch die Abkühlung in. W- hältniiwe zwischen dem Radius des flüssigen Erdken»" m. dem der Rinde erzeugt werden. Wir kunneL ac ^aan- Weise die nin vertikalen als Senkungen und Henmus ..iz.—

578 Sitzung der mathrphys. Classe vom 8. November 1884,

nannte dieselben aber, unbekannt mit den Barrande*8chen Funden, Turrilepas Wrightii. Die Gattung Plumulites (Turri- lepas) ist seitdem auch in untersilurischen und devonischen Ablagerungen Nord-Amerika's nachgewiesen worden.^) Leider ist jedoch der Erhaltungszustand dieser Reste nicht derart, dass sie einen genauen Vergleich mit jüngeren Lepaditen ge- statteten, namentlich herrscht über die zum Capitulum ge- hörigen Schalen Ungewissheit. Während Woodward wohl mit Recht nur die dreieckigen Klappen der obersten Reihe zum Capitulum rechnet und die übrigen als Stieltafelchen ansieht, glaubt Barrande in dem ganzen getafelten Körper das Homologon eines Lepaditeu-Capitulums erkennen zu dürfen. Von Barrande*) wurde später noch eine zweite unter- silurische Lepaditen-Gattung (Anatifopsis) von allerdings höchst problematischer Natur beschrieben. Die jüngeren paläozoischen Ablagerungen haben bis jetzt keine Reste geliefert, die sich mit Sicherheit auf Cirripeden zurückführen Hessen; wohl aber hat sich die spärliche Zahl der jurassischen Formen neuerdings um einige vermehrt. So Hess 0 p p e 1 ^) die voll- ständige Schale eines P(>llicij)es Itedtenbacheri aus dem lith«>- graphischen Schiefer von Solenhofen abbilden ; L o r i o 1 •) be- schrieb 18r)(> das Scutuni und später^) die Carina eine* PoUicipes^ welcher den Namen P. suprajurensis erhielt. Von

5) Clarke J. M. Cirriped Cnistac^an from the IWonian. Am»r Journ. of Sciences and art-<. 3**» Ser. vol. XXIV. iJ^X'i.

6) SyHtiuiH' Silurien du Centre de la Boheme, vol. I. ^fuJ>|»l^.•Iu p. 577.

7) Palaeontolo^. Mitthoilunfj^en aus dem Museum des k, U4y.-r Staat»*H. München 1862. Bd. I. S. 116. taf. :i^ fig. 6.

^) Loriol et Pellat, Monop^niphie de Tetapre Portlandien -i' Boulo^ne-sur-nier. 1866. p. ."». pl. 11. fij?. 2.

*.M Loriol et Pellat, Monoj^raphie j)aleont. et ^eolojj^. des et^i^^ Huj»er. de la fonnation juraHsique des environs de Boulofnie 1^T4 p. \i pl. I. Hff. 1.

Zittel: Bemerkungen ftber einige fmaüe Lepadüen eie. 579

einer anderen oberjii russischen Art aas weissem Kalkstein von Eben wies bei Regensl)urg bildete Quenstedt '^) zwei Fktten I des Capitulums (carina und tergiiui) ab nnd weitere Reste derselben Art, für wekhe v. Anitnon**) den Namen P. Quenstedti vorgeschlagen, finden sich in Schlosser*» Mono- graphie des Kelheimer Diceratikalk **) darge^üt. Schliesslich wäre noch Polli**ipes Royeri LorioP*) zu erwähnen, wovon eine ganze Gruppe prachtvoll erhaltener Exemplare im Portland Mergel von Oirej (Haute Marne) durch Herrn Royer ent- deckt wurde.

Wie man sieht, wurden bisher sämmtliehe jurassisch*^ Lepaditen zu PoliicipeÄ gerechnet. Die eni-ischeideiiden Merk- male dieser Gattung beruhen nach Darwin in der grossen Anzahl der Platten des Capitutuni, das stets an seiner Bai^id mit einem oder zwei Kränzen von Lateraltafeln umgeben ist» ferner in der subtrigonaleu Ga4alt der Scuta, deren Tergal- rand zwar mehr oder weniger convex vorspringt, jedoch nie- mals, wie bei Seal pell um einen Winkel bildet. Minder con- etanfce Form zeigt die Carina, welche iibrigens nach unten viel rascher an Breite zunimmt, als bei Scalpelluiü und nie- mals eine von den Seiten durch Kanten geschiedene R ticken- fläche (tectuni) besitzt. Die Terga stimmen bei beiden Gat- tungen ziemlich überein. Prüft man die jurassischen Lepa- diten auf die entscheidenden Merkmale, so erweist sich I*. concinnus, von dem eine Anzahl completer Exemplare bekannt

10) Handbuch der Peirefaklenkundo. 1. Aufl. Tübingen 1852. S. 304. tttf. 2L fig. U. 15,

11) Die Jura- Ablagerungen zwischen Regenubnrg und Piistan. MOnchon 1875, 8. *U,

12) Pahieontogniphica von Dunker und Zittel, Bd, XXVUI. laf. VIII. fig. 8-1 L

Vi) Loriol, Rojer et Tom heck, Dencription g^logique et dniologiqne dea tHagen jurosa. sup^r. de la Haute Marne. Mem. Linn^nne de Nonmindie 1H72, vol. XVI. pl. IIL fig. 1.

580 Sitzmmg der math.-pk^M. Clattt ron S. Nti^tmber 19ßi,

sind, als ein achter Pollicipes. Von P. pUnolatos Darwin liegt nur ein indifierentes Tergum vor. ron P. ooliticus Bock, und P. suprajurends Lor. kennt mau Tei^m and Carina. Letztere stimmt be&ser mit Pollicipes als mit Scjilpellom.

Von den 3 noch übrigen Arten : P. Redtenbacheri Opp^ P. Rojeri Loriol und P. Queustedti ron Ammon sind die drei wichtigsten Schalen des Capitulum (Scutum. Carina and Tergum). Ton den beiden enteren auch das Rostrom and der Stiel bekannt. Obwohl die tou Oppel Teroffentlichte Ab- bildung Ton P. Redtenbacheri Missdeutungen herrorrafn kann, indem zufällige Bmchlinien den Anschein erwecken, ab sei das Capitulum aus einer grossen Anzahl Ton Tafein zusanmiengesetzt, so zeigt dieselbe doch die charakteristiscke Form des Scutum. welches sich sofort durch den geraden, in keiner Weise Tor^pringenden Tergalrand Ton der ent- sprechenden Schale bei Pollicipes unterscheidet. Noch deut- licher tritt diese Eigenthümlichkeit in der schönen Abbildunit LorioFs Ton P. Roveri zu Tage, welche an Klarheit nicktr zu wünschen lässt. Auch von F. (^en-tedti besitzt da* Münchener Mu.-^um ein Wühlerhaltenes Sputum mit t-ü- standig geradlinigem Tergalrand.

Erweckt schon die eijrenthümliche Be^chaä'enbeit dr- Scutunw, dieser sy?tematiich wichtigsten Pbtte bei den z^ j*ti*^lten Cirriperlen. Bedenken an der Zu^ehririirkeit -ier div: genannten Arten zu Pollieif>es, winl die Verniuthunir. \a^ ^ .sich hier um eine h»^i*>ndere Uattiim» handelt, zur ^i^-w:^:-- heit. s(»bald man die Abbildungen von Oppel und L'-ri !. denen ich weiter unten einige andere Wituge. einer irenau-r. Prüfung unt*fr/ieht. Schon ein flüchtiger Blick zeiirr. «i*^ die charakteri-tLschen Lateraltäfelchen, welche bei INillicir-^ die Basis des Capitulum- umkränzen. ToU.^ändi^ fehlen -ici das-i auch der Stiel mit ungewöhnlich ^ri^s^en Kalk>*hupf»-r belegt ist. da^^ Luriol geneigt war, die oberste Siitt»!- >c hu j»pen reihe \*n\ I*. Kaveri ab* Lateralia zu deuten. Br;

Ziüd: Bemerkungen üht^r Hnige foBgüe Lepaditen etc. 581

Redten bacheri ist die Trennong des Capitiiliim vom Stiel ' klar, dass ein Zweifel fiber die Abgrenzung der Stieltäfelchen nicht aufkommen kann.

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass im oberen Jara neben Pollicipes eine zweite Gattimg derselben Familie Hexi.4irte, ivelehe sich dnrch geringe Zahl der Capitulum- Hschalen, und insbesondere durch das Fehlen der Lateralia, ^ durch eigenthümliche Gestalt der Scuta, sowie durch den n mit grossen Kalkschuppen besetzten Stiel auszeichnete. Es Bliegt hier ofi'enbar ein einfacherer, minder specialisirter Typus Vvor, den man als Vorläufer von Pollicipes an.^ehen müsste, m wenn nicht eine ächte Pollicipes- Art im Jura durch Morris und Darwin constatirt wäre. Ich bezeichne diesen ein- facheren TypU8 als A r c h a e o 1 e p a s. Mit den Gattiin gen Lepas ^und Poecilasma «timmt derselbe zwar in der geringen Anzahl Bund in der Anordnung der rapitulom-Schalen überein, allein an eine nähere Verwandtschaft mit denselben ist darum doch nicht zu denken, da flie Wachsthuinslinien der Schalen bei ^ Archaeolepas ganz mit Pnllici|»es ribereiustiiumcu, nicht aber ■mit Lepas und Poecilasma, die Oberhaupt einem anderen Zweig der Lepaditen angehören.

Die neue Gattung lässt sich folgen dermassen charak- Brisiren:

Archaeolepas gen* nov.

Capitulum aus B Platten zusammengesetzt.

Seuta dreieckig, etwas gewölbt, Scbliessrand

ilben schwach gebogen» Tergalrand ge-

'üder sogar etwas concav^ niemals winkelig

Firorsp ringend. Terga trapezoidisch, die Zuwach s-

Ilinien nach unten gerichtet Carina aussen ge-

[rundet, quer gestreift, das freie obere Ende

fatugespi tzt. llostrum nur halb so lang aU die

Carina. Lateralia fehlen.

582 Sitzung der mcUhrphy8, Clasae rom 8. November 1884.

Stiel auf beiden Hauptseiten mit 4 6 rerti- calen Reihen Kalkschuppen von quer verlange f- ter Gestalt und ausserdem auf den schmalen Seiten mit je 2 Schuppenreihen besetzt. Die Stieltäfelchen sind gleichzeitig in Querreihen angeordnet.

Vorkommen. Im oberen Jura. 3 Arten.

1. Archaeolepas Redtenbacheri. Opp. sp.

1862 Pollicipes Redtenbacheri Opp. Palaeontolog. Mittheil- ungen aus dem Museum des k. b. Staates. S. 11 H. taf. 38. fig. 6.

18(57 Pollicipes Redtenbacheri Opp. in Quenst. Handb. d^r Petrefaktenk. II. Aufl. S. 363.

G a p i t u 1 u m subtrigonal, sammt- liehe Schalen mit sehr feinen Za- wachsstreifen verziert. Carina und Rostrum von abereinstimmender Fig. la, b. Form, letzteres beträchtlich kleiner

Archaeolepiw Redtenbacheri als die carina. Stiel seitlich mit Opj) 81) Ob Jura (litho- 4 Verticalreihen von quer ver- f^aphischer Schiefer) von Kel- m /. , 1

heim, Bayern. 2 Exemplare längerten Täfelchen, nach untrn in nat. GrÖHHc. C Carina, verschmälert. T Ter^iim, P Stiel, S Scutum, R RoHtnim.

Dimensionen: Höhe des Capituluni 9 -14 mm

Breite , , 0 15 mm

Länge des Stieles 7 10 mm

Grösst^» Breite des Stieles 9—14 mm

Die beiden Hauptplatten des Capituluni sind Scutut und Tergiun; dieselben grenzen fast geradlinig aneinander indem ihre Commissur in schräger Richtung vom Ventralraui nach dem Oberrand des Stieles verläuft.

584 Sitzung der math.-phys, Classe vom 8, November 1864.

Schliessrand kurz, fast gerade; Carinalrand durch ein abge- stumpftes Eck in zwei nahezu gleich lange Seiten getheilt, wovon die untere der Carina entlang läuft; Scutalrand hA gerade, Basalrand kurz. Eine eigentliche Kante oder ein Kiel fehlt, wohl aber bezeichnen zwei vom Apex nach den Basalecken verlaufende divergirende Linien die Umbiegungs- stellen der Zuwachslinien.

Garina klein, nicht ganz bis zur halben Hohe de» Tergums reichend, zugespitzt, gekrümmt, gegen unten massig erweitert, aussen gerundet, mit gerader Basis.

Rostrum der Carina ähnlich, jedoch nur halb so lang.

Stiel am oberen Ende von gleicher Breite, wie i^ Capitulum; gegen unten sich verschmälemd. Die Kalk- schuppen stehen in Längs- und Querreihen und liegen dach- ziegelartig übereinander; sie sind etwas querverläugert und quergestreift; ihr oberer freier Rand ist convex gebogen: die Täfelchen der obersten Reihe sind schmäler als die übrigen.

Von den 3 vorliegenden isolirten EIxemplaren stammt das <^rösste, bereits von 0 p p e 1 abgebildete, aus Solenhofen : die zwei anderen ans Kelheim. Letzterer Fundort hat amh die prächtige Gru[)pe (Fig. 2) geliefert, welche aas mehr aK 30 nicht ganz ausgewachsenen Individuen von sehr ver- schiedener Grösse zusammengesetzt ist. NachOppel kommt diese Art auch im oberen Juraschiefer von Nusplingen in Württemberg vor.

2) Arehaeolepas Royeri Lor. s]).

1878. Pollicipes Royeri Lor. 1. c. S. 23.

r)iese vcm Loriol al)gebildete kleine Art au.^ dem P^rt- hmdien <ler Haute Marne unterscheidet sich, abgesehen vmI; der l>t»trüchtlichen (irössendifferenz, durch das mit leicht«*r Kante versehene Scutum, durch diis an der Basis erheblich breitere Tergum und durch die gnxssen, in geringerer Zahl vorhandenen, weniger regelmässig angeordneten Schuppen ie»

ZHiel: Bcmerkuu^fn üher einuft fossile Lepaditen etc. 585

r Stieles. P. de Loriol liat die oberste Reihe der Stiel- whiippen als Lateralplntteri zum Capitiihiiii gerechnet; die

I Bchön erhalteneu Exemplare aus dem lithographischen Schiefer zeigen jedoch deutlieh, dass es im oberen Jura Lepaditen

[ ohne Lateralia gab uufl diesen glaube ich anefj !*. Uoyeri zuzählen zu dürfen.

3. Archaeolepas Quenstedti Aramon sp. 18a2. Pollicipes Quenst, Handb, der Petrefakten künde 1. Aufl.

S. 304, taf, 2L fig. 14. 15.

1875. Pollicipes Quens-tedti v, Ammon. Die Jura- Ablager- ungen jcwischen Kegensburg und Pa^^^u, 8. 24,

Pollicipes S. tJO. taf.

1882.

^P Fig.

^^ V. Amnion aiiy deniobt>rpn.bira- külk von Ebenwies bei Regfiis- burg (niit. Urj. 8 Soutuiu, T Terjfunj. i Letjtt*?re8 ist am Ori^mü nur im Abdruck vor-

(^iienstedti Schlosser. Palaeontographica. VIII. tig. 8- IK

Isolirte Carinae und Terga die^r Art finden sich nicht selten bei Kbenwies unfern Kelheini und sind auch bereits von ij u e n s t e d t be- schrieben. Die Carina ist ziemlich gross, dickschalig, gewölbt und «quer- gestreift.; das Tergum trapezoidisch mit einer scharfen Diagonal kante

vom Apex zum Basaleck und auf der Oberfläche kräftig gestreift. Die erhabenen Streifen sind an der banden, wiit-ÜM .lalPM- nach ^^j^^^ umgeknickt. Vom Scutum einem iLnderen hxemplar , ^ , . » ».

ergiinit liegt mir nur das emzige bereits

von Schlosser (l. c. fig. 10) abgebildete Exemplar vor; das- welbe zeichnet sich durch seine dreieckige (lestalt, durch den geraden Tergalrand und durch die starken horizontalen Quer* streifen auf der Oberfläche aus. Es Hegt neben dem Ab- druck des zugehörigen Tergums, das in der Schi nasser 'sehen Abbildung unrichtig darge^^tellt ist.

[1884. mttth.-phj^«. Ol. 4.J

aa

586 Sitzung der matK-phys, Classe vom 8. Norember 1884.

Loricula Sowerby.

Von dieser seltenen Cirripeden-Gattung war bis zam Jahre 1878 nur ein einziges von G. B. Sowerby") und später Yon Darw in^^) abgebildetes Exemplar aus dem «Lower Chalk* von Cuxton bei Rochester bekannt. Dasselbe iei0 vom Capitulum nur 3 Schalen, welche Darwin als Scatiim und 1. und 2. Laterale deutete, dagegen int der getäfeh« Stiel vollständig erhalten. Darwin hat nach diesem StQck eine Restauration des Capitulum versucht und in der idealen Figur (1. c. taf. V. fig. 4) den vorhandenen Schalen noch ein dreieckiges tergum, eine Carina und ein rostrum fadgeftigt.

Dass Darwins Deutung der drei beobachteten Schaks vollkommen richtig war, wurde durch den Fond eine^ zweiten Exemplars derselben Gattung aus den Kreide-Ab- lagerungen des Libanon, welches W. Dames'*) unter dem Namen L. Syriaca beschrieb, bestätigt. Auch die Restan- ration erwies sich in den wesentlichsten Punkten als richtig. Es gelang Dames eine schmale, aber fast bis zum Apex reichende Carina, sowie ein hochgewölbt^^s zwischen die l>t*iil<*n Lateralia eingeschaltetes Tergum nachzuweisen. Teller «ia.* Kostruin gab das vortrefflich erhaltene, jedoch nur 7.."» nini lange Exemplar aus dem Libanon keinen Aufschi uss.

Ein drittes Exemplar der Gattung Loricula befindet sirl. im hiesigen paläontologischen M\isenm. Es war ursprünglii h, wie die beiden anderen, mit dem Stiel auf einem Ammonitci: aufgewachsen und stanmit aus dem ol>eren Kreidemer^^l (Senonien) von Dülmen in Westfalen. Das Capitulum i*^ fast vollständig, indem nur die Carina fehlt luid elien?-» i*t

14) Annjils and Muj^Azinf of natural history 1M3. vol. XII :>-» 15i Mono^raph of tho fosHÜ L»»j>adi(la«» or pi>dunciilat*Ni rirri|«xi-^

of (iHMt Britain. Palaoontoj^raphiral Srn-iety ISM. p. -M. taf. V 1^)1 »Sitzun^rrtlM»r. der (lo.-*olUohaft naturfornch. Freund»* zu IVrlö

187X. S. 70.

Ztitel: Bentcrkuntfen über ritn^c fm»ih L^^paditen etc. «*>87

der Stiel mit Aufnahme des Carinalrandes überliefei"t. Das Stück miÄst vom Apex bis zur Biwi?* lies Stieles 20 ram und Wsasfl offenbar eine grösste Breite von 13 14 mm. Be- merkenswertli ist die schiefe Linie, welche die Basis des Capitulunis durch dus Herubrücken des Scutums und der ersten Seitenplatte bildet. Sänimtliche Schalen des Capituhinis und Stieles sind glatt und glänzend.

Das Scütum ist schief dreieckig, schürf zu* pitzt, wenig gewölbt, die Spitze dem Tergum zugewendet. Der sehr schwach gebogene Sc hl iess* rand zeigt gegen unten einen verdickten ausser- liehen Sanni, w^elcher durch eine Furche be- grenzt wird und stiJsst in spitzem Winkel mit dem Basal rand zusammen. Der sog, Tergo- Fig. 4, lateralrand, welcher jedoch nur an das Late- ^'^^^*^"l^, 'l''*'y.Jf" rale angrenzt uml daü Tergum gar nicht be- Kreid*?, Dühnen rührt, ist gerade. We^tfulen (nat.

Das flache glatte Tergum hat rhomhoidische Form; sein unteres Ende wird vom 1. Laterale verdeckt. Der Apex ist »tnmpf; der Schliessrand fast geradlinig und dem unteren Schenkel des (Jarino-Iateral-Kande.-^ [»arallel, welcher dem zweiten Laterale eutlaug läuft. Ein Kiel und eine deutliche Diagonallinie sind nicht vorhanden.

Die beiden Lateralia sind ghitt, dreieckig, flach; ihre Spitzen divergiren. Die des ersten liegt an der Berührungs- «telle von Seutum und Tergum, jene des zweiten vermuthlich an der Berührungsstelle von Tergum und Oarina,

)m erste Laterale bildet ein ungleichseitiges Dreieck, längste Seite an das Sctitum grenzt; der Tergti-lateral- Rand scheint etwiis gebogen zu sein uml ii^t kürzer, als die l>eideu anderen*

Vom zweiten Laterale fehlt der an die Carina ans tos- sende Theil; es hatte höchst wahrncheinlich die Form eines

588 Sitzung der mathrphya. Classe vom 8. November 1884.

rechtwinkeligen Dreiecks mit langer, dem Tergum folgender Hypothenuse.

Das Capitulum, wie überhaupt der ganze Körper ist seitlich stark zusammengedrückt, so dass die beiderseitigeD Scuta und Terga nur durch einen schmalen Spalt von einan- der geschieden sind.

Obwohl der Rostralrand vollständig erhalten ist, zei0 sich doch keine Spur eines Rostrums. Dasselbe dürfte dem- nach der Gattung Loricula gefehlt haben.

Der Stiel ist etwas breiter als das Capitulum und ver- jüngt sich nur langsam gegen die Basis. Es sind die drei Täfeichenreihen der einen Haupt&eite und eine Schuppenreihe der schmalen Rostralseite erhalten. Die 3 Verticalreihen be- stehen aiLs je 11 Täfelchen, die wieder in Querreihen au- geordnet sind. Das untere Ende des Stieles ist etwas be- schädigt, doch dürften höchstens 2-3 Querreihen fehlen: die 3 obersten unter dem Capitulum gelegenen Querreihen })estehen aus den niedrigsten Täfelchen. Sämmtliche Täfelchen sind glatt, (j\ior verlän<(ert, die der Mittelreihe, welche da* erste Lat^^rale stützt, etwas länger, als die beiden seitlichen, wovon eine unter dem Scutinn, die andere unter dem zweit#*n Lati*rale liegt. In Folge der schrägen Ba.sis des Capitiihiui ist die Scutalreihe des Stieles erlieblioh kürz#?r, als die nl>n^f!:: ihre Täfelchen sind stärker über einander geschol>en ni.'i niedriger, als die der beiden anderen Reihen. .S)Wi»hl «irr Oberrand als auch die schmalen Seitenränder der Stieltäfelchri; sind gerade: nur die Ecken zeigen eine .\brundung. V'»ii den Schupj)en der Rostralseite sind einige von dreietkiir**r Form erhalten. Ihre Spitze richtet sich nach oWn.

Die soeben beschriebene Form aus Dülmen stimmt wt^l-r mit Ij. pulehella Sow. noch mit L. Syriaca Dame> ül>ereiri. Sie gehört einer neuen Art an, welcher ich den Namen

Zittel: Bemerkungen über einige fossile Lepaditen etc. 589

Loricula laevissima beilege. Dieselbe steht L. pulchella nahe, unterscheidet sich jedoch durch etwas geringere Grösse, durch die schiefe Basis des Gapitulum, durch die weit schiefere Gestalt des Scutum und der beiden Lateralia, sowie durch die abweichende Täfe- lung des Stieles. Bei L. laevissima sind die Täfelchen der Scutalreihe niedriger und schmäler als jene der beiden anderen Reihen; die oberen Ränder sämmtlicher Schuppen sind geradlinig, nicht gebogen und die Seibenränder nicht zugespitzt. Auch die Zahl der die Verticalreihen zusammen- setzender Schuppen ist bei L. laevissima erheblich kleiner als bei L. pulchella.

Loricula Syriaca*') erreicht nur ^s der Länge von L. laevis- sima und unterscheidet sich sofort durch ihre höckerige, in der Mitte hochgewölbte Form von den 2 anderen Arten. Das Tergum ist massiv, stark gewölbt, das 2. Laterale pj^ 5 '

verhältnissmässig kleiner, Scutum und L Loricula Syriaca Laterale viel weniger schief. Die Schuppen Lfbanon^'^aPn^^^^ des Stieles sind zahlreicher, an den Seiten- Grösse, b) dasselbe rändern zugespitzt und am Oberrand ge- JJ^jJ'P^^ s'fe^el bogen. gezeichnet) in dop-

Darwin vermuthete, dass sich Lori- ??J^'",,'^?^- 9^ö««^^- ' . (Das Ong.-Lxem-

cula einseitig mit dem unteren Theile des plar im geolog. Uni- Stieles befestigte. Diese Annahme wird ^"""^f^'^UnT" durch L. Syriaca und laevissima bestätigt, indem beide mit der gleichen Seite auf Ammonitenschalen sitzen und sich offenbar schwimmende Cephalopoden mit Vorliebe als Wohn- ort aufsuchten.

17) Durch die Zuvorkommenheit des Herrn Prof. W. Damen bin ich in der Lage, das Original-Exemplar der L. Syriaca mit unserer neuen Art zu vergleichen und abbilden zu lassen.

590

Sitzung voDi 0. Dezember 1884.

Herr K. Haushofe r hielt einen Vortrag über: ^Mikroskopische Reactionen^.

Im Verlauf der Untersuchungen über die mikroskopischen Formen kystallinischer Niederschläge und schwerlöslicher Salze habe ich einige Verbindungen studirt, die wegen der Stetig- keit ihrer Krystallformen und wegen der Einfachheit, mit welcher sie herzustellen sind, sich ftir niikrosk<)pi:>che Reac- tionen besonders empfehlen lassen.

1. Baryum.

Bekanntlich gründet sich eine vortreffliche niikru^knpiM^^h" Keaction für Baryum auf den Umstand, dass das Barvuni-ul- fat, welches als Niederschlag selbst aus sehr weit verdünut»:*!! Lösungen nicht in Krystallen zu erhalten ist, sich in siedend^^r concentrirter Schwefelsäure löst und bei der Abkühlung »'ine* Tropfens dieser Lösung auf dem Objectghise in deutlich., sehr charakteristischen Krystallen und KrystalUkel»*tten a-»- geschieden wird. Vollkommen entwickelte Krystalle ersi hein«?!: als rectanguliire Tafeln, die »Skelette lassen sich auf K<»nii-i: zurückführen, die durch ein nach der Richtung der I>iae^ iialen monströs beschleunigtes Wachsthum aus der rei^^tan;^.;- lären Tafel hervorgehen und vorzugsweise» andrea>kreiizfor- mige Gebilde darstellen. Durch Verkümmerung einzeli:-r (.»Heiler können sich drei- und zweianuige Zerrfonnen di»^<r

K. H(msfu}ftr: Mikm^kopische Reaclianen.

rm

Art bilden. Die AuHlöschungsrichtiingen derselben hulbiren die Winkel zwischen den Armen des Kreuzes.

Dumit unterscheidet sich das BarynmHtilfat ^ehr gut you dem auf gleiche Weise zu erhaltenden Stnuitiiiinsultat^ dessen Formen auch in den Krystalbkeletten stets anf eine rhombische Tafel zurückzuführen sind,

I^t jedoch Baryniu neben Strontium nachzuweisen, so lingt diesA nicht nach der angegebenen Methode. Uemenge, die aus gleichen Gewichtstheiten Barjum- und Strontiimisul- fat bestehen , liefern dabei nur Krystalle von den Formen des StrontiumsulfateB,

Um in solchen Fällen Baryum neben Strontium mikro- skopisch nachzuweisen bleibt nichts übrig als die Gemenge mit Alkalicarbonat zu schmelzen , das Schmelzproduct so lange mit VVas*ter auszulaugen , bi.s das Wa^chwasser nicht mehr auf Schwefelsäure reagirt, den Rückstand mit Salzsäure oder Salpetersäure aufzunehmen und die sehr verdünnte Lösung der beiden Erden durch Kaliiuuchmmat zu fallen. Bei allmähligem Zutritt des letzteren erhält man leicht das Barjnimchromat in sehr charakteristischen Krystallfornien, welche mit jenen des Sulfates grosse Aehnlichkeit besitzen, sich jetloch durch ihre blaasgelbe Farbe auszeichnen. Dm Strontium wird dabei nicht gefallt.

Ich ziehe die^t^ Reaction der anf der Bildung von kiesel- fluorbaryum beruhenden vor , weil dabei weder die Gegen- wart anderer alkalisclien Erden noch die der Alkalien stören kann.

2, Beryllium.

0er Nachweis von Beryllium ist bekanntlich neben Alumininm immer etwas misslich zu filhren, bescmders wenn man mit geringen SuljHtanzuiengen zu thun hat.

Eine Verbindung, welche für eine tnikroskopisehe Re- laon liuf Beryllium geeignet ist , bildet das zuerst von

592 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 6, Dezember 1864.

J. Thomsen^) beschriebene Berylliumplatinchlorid BeCl,* PtCl^ + SHjO. Dasselbe krystallisirt tetragonal und er- scheint stets in scharf entwickelten quadratischen und acht- seitigen Tafeln, wenn man einen Tropfen einer BeiyUiam- salzlösung am besten Chlorberyllium mit etwas Platin- chlorid versetzt und auf einem Objectglase verdunstet. Da das Salz zerfliesslich ist, muss die Verdunstung Ober Schwefel- saure vorgenommen werden.

Die natürlichen Berylliumverbindungen sind fast aus- nahmslos sehr schwer zersetzbar und ich habe gefunden, dass das feine Pulver von Beryll selbst bei wiederholtem Abrauchen mit Fliisswasserstoffsäure oder Fluorammonium und Salzsäure nur theilweise zerlegt wird. Ich ziehe es daher vor, das Pulver mit Natriumcarbonat zu schmelzen, das Schmelzproduct zuerst mit heissem Wasser, dann mit Salzsäure auszulaugen und die zuletzt gewonnene Losung mit Platinchlorid zu verdunsten.

3. Chlor.

Die bekannte sehr enii)findliche Ueiiction imf Thlor durch die Bildung von Chlorsilber ist in ihrer unmittolbarfn An- wendung für die mikroskopische Analyse von geringem \V»Tlli. weil dius ('hlorsill)er als Niederschlag nur am(»q)h erscheiiii und in verdünnten Lösungen als flockige Mas>e autlriti. welche in gefärbten , durch suspendirte Kieselsäure , Ei^eii- hydroxyd , Thonerdehydrat getrül)ten Flü>.sigkeit4*n leicht übersehen werden kann. IK»hrens. dem num die vi»rzQ>{- liche M(»thodedes niikrosko[>ischen Nachweises von Alumiuinn. als Caesiunialann venlankt , hat desshalb für den Nurh^i»-> von Chlor das Thalli\inisulfat empfohlen*), welche> in chi'»r-

1) H^T. tl. I). rhem. (ifs. 7, 7-'».

2) VtTrtJiiirt'ii t'n M«dod«'(?lin>f«»n d. k. Akiul. v. Weten^cli. Am- dam. \>^^\ II. h*«M'k-<. Naluurkundi- 17. Derl.

K. Hau^fer: Mikrngkopinche Reactionen, 59m

balügeu Lösungen einen durch seine Formen charakterisirteu

^ Niederschlag von Chlorthallium gibt.

Als ein eiuliw^boreM Verfahren kann ich fuigemles em- pfehleu. Man fällt auf dem Objectglase durch Silbern itrat, fügt zu dem Tropfen starke Ammoniakflüssigkeit und lÜÄst TerduBstcn. Dahei bilden sich sehr bald kleine aber in der Regel gut entwickelte tesserale Krystalle von Chlorsilber, durch ihr starkes Liehtbrechungsverniögen ausgezeichnet,

[ vorherrechend das Hexaeder imd Oktaeder, oft beide in Com- bination, seltener die Flächen des Rhombendodekaedenä.

4. Chrom, Gewöhnlich reicht die empfindliche Lothrohrreaction der

^ Chrom Verbindungen aus um auch sehr geringe Mengen von Chrom ufKjh zu erkennen. Charakteristische Mikrokrystalle bildet das Silberchromat, welches beim Zusatz von Silbernitrat zu neutralen oder seh wach .-sauren Läsnngen von chronisauren Salden entsteht. Selbstverständlich ist die Gegenwart von anderen Steiften, welche mit Silber unlösliche Salze bilden, wie Chlor, Phosphorsänre, Arsensäure etc. aui?geschlos.sen»

Die in der Natur vorkommenden Chroniverbindnngen, welche dfis Chrom meist al» Oxyd enthalten, müssen %V3rhcr in Itissliche Alkalichromate übergeflihrt werden. Die dafür gewöhnlich vorge,schriebene Operation des Schraelzens mit Salpet^^r und Soda ffibrt sehr oft. nicht zu brauchbaren Re- Holtaien. Leichter und vollständiger erfolgt die Aufschlie&s- ung durch Schmelzen mit einem Gemenge aus gleichen Theilen Caiciumoxyd, Kaliumsulfat und Kaliunicarbonat Am l^equeiUMten und schnellnteu wird das Chrom im Chromit und in chromhaltigen Silicaten durch Schmelzen mit Flnorkaliura in Kaliumchromat übergeführt. Man führt die Schmelzung am Flatindraht in der Oxydationsflamme d&i Lothrohrs aus, löst dat« Schmelzproduct in einem Tropfen Wasser, säuert «ehr wenig mit Salfietersäure an und fügt Silbemitrat zu.

596 Sitzufig der mathrphys. Classe vom 6. Dezember 1884,

die Krystalle sogar grösser auszufallen. Man erwärmt da>-

selbe bis der Flüssigkeitstropfen zu rauchen beginnt. Die

Krystalle erscheinen gewöhnlich zuerst am Itande <le« Tropfens

und sind im allgemeinen sehr klein ; man hat in den meisten

500 Fällen Vergrösserungen von ^ anzuwenden, um die Formen

deutlich unterscheiden zu können.

Die besten Krystalle erhält man aus Lösungen, welche auf 100 ccm Wasser 1 2 g krystallisirtes Lithiumsulfat enthaliezL

6. Magnesium.

In der Bildung des krysbillisirten Magnesiumammonium- phospates besitzt man eine Reaction, welche allen Anforder- ungen an eine mikroskopische Methode entspricht und eheu^* als Nachweis für Magnesium, wie für Ammonium und Phosphor- säure brauchbar ist. Für das Magnesium können jedoch auch die verschiedenen Sulfate desselben als mikroskopische Re- actionen verwerthet werden, da man es bei der Zersetzung von Silicaten durch Fluorwasserstoffsäure und Schwefelsäuiv zunächst mit Salzen der letzten Säure zu thun hat. Ich hal»»- dieselben bezüglich ihrer Krysta 11 formen eingehender rnt»?r- suchung unterzogen und folgendes gefunden.

Wenn mau zersetzbare Magnesiumverbindungen z. IV Serpentin, Biotit, Chlorit, Meerschaum et<-. mit toncentrirur Schwefelsäure bis fast zur Trockniss abraucht, den n«»ih feuchten Rückstand mit einigen Tropfen Wjlss^t au-zieht und die Lösung auf dem Objei-tglas im Exsiccat«>r venluiL^*»!: lässt, bilden sich zuletzt kleine sechsseitige Tafeln von gleichfi: Bci>is\vinkeln, welche, wenn sie einzeln ausgebildet >inil mA flach auf dem Objectglase liegen, zwischen gekreuzt*»n Nio«U bei jeder Drehung dunkel bleiben, in anderen Stellun;:'?r jedoch lebhaft polarisiren. An den Rändern grösserer Kry- stalle lassen sich in d(»r Kegel die alternirenden Flacher. eine> Hhoniboeders beobachti^n. Die Krvstalle sind sehr zcr-

K. Hntishofer: MiJcroskopUche Ileactiönen,

597

liesslich und losen sich wenige Minuten nachdem sie am

ienj ExKiccator genommen ^ind^ wieder auf. Bei Zusat^ft von

IV^aaser, Ammoniak und Natriumaninioniumphoif^phat liefern

"sie die bekannten Fonneu des Magne-siumamraoninm-Phos-

„pbates.

Die Reaction ist, obwohl sie des Verdunsten» wegen einige Zeit in Ansprach nimmt, nicht . unbequem und als controlirender VerRUch , während man einen Tropfen der jööung nach dem gewöhnlichen Verfahren prüft, leicht aas- Euführen, Die Zerfüesslichkeit der Krystalle schliesst Ver* vechslungen mit anderen Verbindungen von ähnlichen For- cen aus.

Die Krystalle gehüren nicht der hexagonalen Moditi-

cation des Magnesiumsulfate^ mit 7 Mol. Wasser s^mdem dem

[Äuernt von Schifft) untei*suehten sauren 8alze Mg H^ (i^O^)^

fiin. Nach Schiff 's Angabe krystallisirt letztere^s iu vei'scho-

benen sechsseitigen Blättchen.

Wenn man zei*setzbare Magne.siiimverbindiingen mit con- centrirter SchwefelHäure bis zum Kochen derseü>en erhitzt 1 1 ohne weiter abzurauchen , einen Tropfen der Lösung lauf dem Objectghis im Exr^icc^tor erkalten liisst, findet man Inach einigen Minuten in der Flil<.sigkeit eine grosse Anzalil [von glänzenden prismatischen Krystallen mit schiefliegenden |EndflE<?hen, welche dem übersauren Salz MgSO^'SH^SO^ |Ängeböreiu Dasselbe wurde ohne genauere Angaben über Beine Formen zuerst von Schultz beschrieben*). Der spitze lebene Winkel der Prismenflächen beträgt beiläufig SO*' ; eine 1 AufilÖschnngsrichtung auf dieser Fläche schneidet die Prismen- ^kante unter c. liy^.

Auch diese Krystalle besitzen viel charakteristisches und sich für den Nachweis des Magnesiums verwerthen.

1) Ann. Pharm. ICKJ, 115.

2) Jahr. Her, 1868, IhS,

^ <iA *<ßaihSh Kräjesbeh. jedoch nicht in dem Gnde vie dft^ aiore Siiz.

E>^ iäc r^ f>£Ti>Eirk«ii . dms anoh luükerde. CalcioBMiI- £tf ^«c. Toc fäi^AttA^T o>nc«ctnrter SchwefeLäore in betnchi- lic-htf Menge a::£8reir*?t wird. Lässt man einen Tropfen der Ujffsng &sf dem «>bje^^tgiaBe bei Loftzatritt erkalten, «o ^Aä- det ach bald eine grotäse Menge Ungprianatidcher . «ft zs garbenfonnigen Aggregaten rerbondener Krr^talle ab. wekhe parallel der Prisnienäxe aoslö^chen and deshalb mit d«n übersaoren Magnesamsalz nicht zn verwechsein <ind. Sir gehören dem Salzi> Ca rf(>^ lAnhjdritl an.

E? ^heüit übrigens noch ein andere», zwischen den bei'iffn ersten stehendes^ ?aDre> MagnesinnMulial zn fethm. Wenn man enrwädpertes Bittersalz bi» zur ^^atti|^mg in kochender ooncentrirter SchwefeLsiare anflO^ und Tropfen der I>V*ung auf dem Objectglaae Ober Schwefelääüinr erkalten läwt. so zeigen sieh zuerst die Krrstalle de» fiber- sauren Salzen: nach einiger Zeit bilden ^ch neben ihxy« kl^fice aber ^ijharf aa-jrel'i!dete Kr}'-talle v«»n rh-»mr»i-'hrTi HabitU". welche ^i'.h ab die O»ii)l»ination P. «iP.m Px ar^uvi la--^n : il^rr >tuiiij«lVf Ba>i>wirA-*-l der Kry^talle nii<-t Vvill :i: *>/'. di»r Au-lr«?oh'iiiir>richtuniren liesren den Symmetri»*eJ^n-r. jtarallel : diineWii einfa«."here Täfelchen \v»n rhombischen l r.- ri-.^n. Auch die>e Krr-talle lr.^n sich allmähliir viedrr ä::. dal»ei kommen <*:hlies-lich einzelne -ei^h'i-^itiife Tafeln 'i— r^nren ^>alze^ zur Erscheinung, welche aber trbenfalU in d»^ M:iN«-^. aN der Tn»pfKn Wasser an- d»*r Lnft anzieht, wi-vr ver-4;h winden.

7. Moljbdin.

Ein miKroskoplscher Nachweis für M«dylvlan irrüD»ir< <k\\ auf die BiMnng de?? schwerluslichen phit-.phonn«»lvblLv -aurrn Kaliunw. welcli»fs stets in abgenindeteu Okt;ieiir.fT:. nexae«l»*rn und Khoniljendotlekaedem. oft auch in einf^ii-

K, Hamhofer: Mikroskopische Reactiontn, 599

bendeii kugligen Formen von gelber Farbe auftritt. Man

^»chmilzt zu dem Zweck ein Körnchen der zu untersuchenden

Verbindung mit dem 10 fachen Vokunen eine^ Gemenges aus

gleichen Theilen Kaliumnitrat und Kaliumcarbouat (Schwefel-

Fiolybdän blos mit Kalium ni trat), liM dius Schmelzpruduct in

nem Tropfen Wasser auf dem Objectglase. säuert mit Sal-

Btersäure an und fügt eine sehr kleine Menge Natriumpho«-

bat hinzu. War nur wenig der Molybdänverbindung an-

Bwendet, so ist es am besten, die Flüssigkeit mich Zusatz

des Natriumphosphates auf dem Objecfcglase ganz eintrocknen

/AI lanaen und hierauf die Krystallkrnste wieder mit einem

Trui)fen Wasser zu befeuchten. Die seh wer losliehen Kry-

Htalle des phosphormolybdänsauren Kaliums bleiben dann

rück. Man hat sich zum Gelingen der Keaction wesent-

ch vor einem Ueberschuss von Xatriumphosphat zu hüten^

reil das pbosphonnolybdänsaure Kalium in Phosphaten etwas

löslich ist.

Titan.

Für solche Fälle, in welchen die gewöhnlichen Löth- )hrreactionen auf Titan in Folge der Gegenwart anderer Irbender Metalloxyde unsicher werden, glaube ich die Bild- fcng von Ti tanfluorkalium TiK, Fg 4" ^^ 0 ab* mikro- kopischen Nachweis empfehlen zu können. Dieses in kaltem Tasser schwerlonliche Doppelsalz (bei 14*^ lost sich beiläufig Theil in lOO Wuüser)» welche.s monoklin krystaIHdirt und ermoge seiner optischen Eigenschaften mit dem unter ähn- then Verhältnissen sich bildenden Kiesel fluorkal in m nicht erwechselt werden kann, lässt sich aus ganz geringeji Mengen Intil, Sphen etc. in folgender Weise darstellen. Man schmilzt Pulver der Probe mit der etwa 10— 15 fachen Menge Pluorkalium am Platindraht und erhält dabei eine in der lit^e ganat klare Perle, die beim Erkalten gelblich email- ^eum wird. Das Schmelzproduct lässt mau in einem Platin-

600 Sitzung der mathrphys, Classe vom 6, Dezember 1884.

schälchen mit einigen Tropfen Wasser zerfallen, entfernt die Lösung durch Decantiren und Absaugen vermittelst Filtrir- papier, löst den weissen Rückstand in einer eben xoläng- lichen Menge Fluorwasserstoffsäure, verdünnt mit Wasser und setzt in ganz kleinen Parthien wässriges Kali so Un^e hinzu, bis sich ein bleibender Niederschlag bildet ohne dal^ die Flüssigkeit alkalisch reagirt. Meistens besteht der Nieder- schlag schon aus gut erkennbaren Krystallen von Titanfloor- kaliuni; sollte das nicht der Fall sein, so fügt man noch ein wenig Wasser hinzu, und erwärmt bis sich der NiedenM^hia^ ganz oder grösstentheils wieder gelöst hat '). In einem anf ein Objectglas gebrachten Tropfen der Lösung zeigen sich bei fortschreitender Verdunstung allmählig die äusserst dünnen und desshalb nur schwach polarisirenden Täfelchen de» Titan- fluorkaliunLs. Sie repnlsentiren vorherrschend die Combination oP« 3cP und erscheinen, da der Prismen winkel 9Pi»\ «1er ebene Basiswinkel 90^ 2()' misst, als annähernd quadratisch«» und rectanguläre Blättchen, deren Eicken aber meistens durch diel)oiden verticalen FIücheii])}iJire aPx ninl y:f./. ab«r^tum|»fr sind. Man könnte sie desshail) tiir te.ssoral oder t**tniir4>ri:il halten ; aliein an einzelnen dickeren Lamellen läsest s\v\i ihiv. wenn auch sehwache I)oi)i)elbriH^'hung erkennen , l»esi»nil»T^ wenn die Blättchen aufrecht auf ilem Objectglase stehen.

Wendet man Sphen oder IVrowskit zu dem Versisrh- an, so erhält man nel)en den Krvstallen des Titantluorkali .i:.« auch eine grössere Menge gekrümmter haartormiger KrvM^l- liten v<m starker Polarisation, welche vielleicht dein <'al«i'i!::- doppelsalz angehören.

Vanadium.

Das sparsame Vorkommen der Vanadinverbinilungfii ka: : eine mikroskopische Iteaction auf Vanadinsäure wünsi'heiiswt-ri.

1) Hfi Anwi'mliin«: von Sjihon iiml Perowskit bleii»t iiuni'r •• Hockij^er HückMtand von Fluorcaloiuni.

K, Haushof er: Mikroskopische Reactionen. 601

erscheinen lassen. Für diesen Zweck lässt sich die Herstellung krystallLsirter Ammonium-, Kalium- und Thalliumsalze der Vanadinsäure nach folgendem Verfahren empfehlen.

a) Metavanadinsaures Ammonium. Zur Dar- stellung dieses in kaltem Wasser schwer löslichen Salzes aus den natürlichen Vanadinverbindmigen schmilzt man die zu prüfende Substanz in der Flatinschlinge oder auf einem Por- zellanscherben mit der 10 15 fachen Menge Kaliumnitrat, dem etwas Soda zugesetzt werden kann, vor dem Löthrohre in guter Hitze rasch zusammen, laugt das Schmelzproduct mit einigen Tropfen Wasser aus, bringt einen Tropfen der Lösung auf das Objectglas und legt in die Mitte desselben ein Kryställchen von Salmiak. Während sich letzteres auf- löst, setzen sich viele kleine Krystalle von Ammoniummeta- vanadinat besonders an den Rändern des Tropfens ab. Die kleinsten sind gewöhnlich wetzsteinförmig mit zwei gewölbten und zwei parallelen ebenen Flächen. Grössere Krystalle erscheinen in ellyptischen Umrissen oder in der Form eines breiten' Beiles. Die Auslöschungsrichtungen liegen den Symmetriebenen der Formen parallel; die Polarisations- erscheinungen sind lebhaft. Löst man die Krystalle auf, indem man einen Tropfen Wasser zugibt und das Objectglas erwärmt, so krystallisirt beim Verdunsten ein Theil des Salzes in Krystallen von gelber Farbe und anderen Formen ans. ^)

Fig. H, Ammoniummetavanadinat.

1) Der Unterschied in der Constitution der beiden Ammonium- vanadinate int noch nicht mit »Sicherheit fentj^estellt. [t.^84. Math.-phys. Ol. 4.] 39

002 Sitzung der mathrphys. Clause vom 6. Dezember 1884.

b) Kaliumdivanadinat. Wenn man die, wie vorher aiigegel)eii , dureh Schmelzen von Vanadinverbindungen mit Salpeter gewonnene Masse mit Wasser auslaugt, erhält man eine alkalisch reagirende Lö^^ung, da beim Schmelzen vor dem Löthrohr ein Theil de» Salpeters in Kaliumcarbonat sich umwandelt. Bei vorsichtiger Neutralisation derselben mit Salpetersäure nimmt sie eine selbst auf dem Objectglas deutlich zu erkennende gelbe Farbe an. Dabei bildet ach Kaliumdivanadinat K, 0 (VgOj),. Lässt man den Tropfen auf dem Objectglase verdunsten, so erscheinen bald vor- nehmlich in der Kandzone neben den farblosen Krystallen von Kaliumnitrnt die dünnen aber scharf begranzten Täfelchoi des Vanadinats, welches mit 4 Mol. Wasser krystallisirt Sie sind durchsichtig, von gelber Farbe und lassen sich auf eine rhombische Basis mit einem spitzen ebenen Winkel von beiläufig 77" })eziehen. Die stumpfen Ecken des Rhombas sind gew(")hnlich a))gestumpft, nicht selten auch die spitzen; manchmal walten die abstumpfenden Flächenpaare so sehr vor, dtiss ((iiadratischo oder rectanguläre Tafeln entstehen. Die Krystalle polaris! ren lebhaft und löschen parallel den Diagonalen aus.

r ) T li a 1 1 i n ni V a n a d i n a i. Kin schwerlösliches , in seiner Zusamniensetzung noch nicht näher untersuchtes') aber durch seine Farbe und Krystallform gut charakterisirteä Tlialliunivanadiiiat erhält man, wenn man zu einem Tropfen der wie vorher erhaltenen Lösung von Kaliumdivanadinat allniähli*^ eine geringe Menge Thalliumsulfatlösung treten lässt. Der gelbe Niederschlag, welcher sich dabei bildet. besteht th(Mls aus sehr feinem Krystallpulver, theils aus kleinen und gnV^seren Täfelchen von rhombischen Umrissen, weh he im IIal)itns den Krystallen des Kaliumdivanadinateäi

1 ) I)t>r Farbe und den EnistehungHbedingunj^en na<:*h ist das Salz viollricht Carnelly'fl Thalliumpyrovanadinat Tl^VgO;. \gl. Ann. IMiariii. 16ij, lör,.

K. HatMhofer: Mikroskopiscüie Reactionen. 608

ähnlich sind; der spitze ebene Winkel der Rhombenfläche von 68^ unterscheidet sie genügend sicher vom Kaliumsalz. Sie polarisiren lebhaft imd löschen nach den Diagonalen aas. Verwachsungen mehrerer Krystalle nach dem Brachy- pinakoid , unregelmässige Gruppirungen und Verzerrungen derselben nach der Makrodiagonale sind häufig.

Splitterchen Vanadinit von 2 3 mg Gewicht reichen aus um alle vorherbeschriebenen Reactionen mit sicherstem Erfolg durchführen zu lassen.

Ich habe auch die Vanadinate des Silbers bezüglich ihrer Brauchbarkeit zur mikroskopischen Analyse geprüft; sie stehen jedoch in Bezug auf die Stetigkeit ihrer Formen den vorherbeschriebenen Salzen weit nach.

Wolfram.

Unter den zahlreichen gut krystallisirenden Verbindungen des Wolframs ist das wolframsaure Calcium verhältnissmässig am leichtesten zu erhalten und desshalb für eine mikrosko- pische Reaction auf Wolfram zu empfehlen. Dieses in Wasser nnlösliche Salz bildet sich stets als weisser Niederschlag, wenn man zu einer Auflösung von normalem wolframsaurem Kalium eine Lösung von Chlorcalcium hinzufügt. Der Nieder- schlag ist bei genügender Verdünnung des Wolframsalzes krystallisirt und besteht aus sehr kleinen, würfelähnlichen, meist etwas gerundeten Körperchen, quadratischen Tiifeln und beiderseits zugespitzten Prismen des tetragonalen Systems. Die Krystalle bleiben selbst bei Anwendung starker Verdün- nungen sehr klein und erst bei mindestens SOOfacher Ver- grösserung gut zu erkennen.

Aus sehr geringen Mengen der gewöhnlichsten Wolfram- verbindung, des Wolframits, lässt sich das Salz auf zweierlei Weise gewinnen. Beim Schmelzen des Pulvers mit Kalium- uitrat (auf einem Porcellanscherben oder in der Platinschlinge) erhält man ein durch mangansaures Kalium grüngefärbtes

39*

604 Sitzung der math.-phys, Clasne vom 6. Dezemlttr 18S4,

Email, welches sich in einem Tropfen Wasser leicht unt^r Abscheidung flockiger Hydroxyde von Eisen und Mani^ löst. Dabei wird die anfangs grünliche Lösung roth und endlich farblos. Man verdünnt sie ausreichend und fiiirt dann eine geringe Menge Chlorcalciumlösung hinzu.

Noch einfacher, aber in den Resultaten weniger Wfrieili- gend, gelangt man durch Schmelzen von Wolframit mit d«»r 15 20 fachen Menge Chlorcalcium in der Platinsohlinge zn dem Salze. Man laugt das Schmelzproduct mit heissem Wasser aus, dem eine geringe Menge R^igsäure zugesetzt ist und findet die tetragonalen Krystalle des Wolframate« im ungelösten Rückstande.

Wolframsaure Salze behandelt man nach der ersten Methode mit Kaliumcarbonat , dem die Hälfte Kaliumnitnx zugesetzt wird.

Herr L. v. Seidel legt eine ihm v<»n ileni rtirrH^i**:- «lirendon Mitgliode der (.'Iiisse, Herrn .1. Liirrith in Kp-- bnrg. iibersjindt^ Al)handhing vor:

,1 eber die k an oniscli en l'er i <ide n ilf r A '"■ - .sehen Integrale" welche in den Denkschriften Aufnahme Hnd»Mi wird.

605

Herr v. Jolly bespricht eine von dem correspondirenden Mitgliede Herrn E. Lomniel in Erlangen eingeschickte Abhandlung:

„Beobachtungen über Fluorescenz**.

L Didymglas.

Dass Didymgla« roth fluorescirt, ist zwar im allgemeinen bekannt, doch finden sich nirgends genauere Angaben über diese Erscheinung. Da zudem die Frage von Interesse ist, ob diese Fluorescenz mit der charakteristischen Absorption des Didjrms in Zusammenhang steht, so mag die Mittheilung folgender Beobachtungen gerechtfertigt erscheinen.

Dieselben wurden angestellt an einem Würfel von Di- dymglas, welcher im durchscheinenden Licht schwach grün- Kche Färbung zeigt.

Im Absorptionsspectrum des Didymglas würfeis lassen sich folgende dunkle Linien und Streifen erkennen:

sehr schwache Linie;

sehr schwache Linie;

schwache schmale Linie;

dickere graue Linie;

dicke ganz schwarze Linie;

schmale graue Linie;

dicke ganz schwarze Linie;

graue Linie;

graue Linie;

1)

29,5

2)

44

3)

47

4)

48—49

5)

50-51,5

ti)

53,5

7)

54-55,3

8)

67—68

9)

69,5

f>(K> Sitzung der math.'phifg. Clcutse com 6, Dezember /M>4.

10) 71,5 pniue Lioie:

11) 75,5 79 graues Band:

12) 91—94 graues Band;

13) 9t>— 97 graues Band:

14) 115 123 schwaches graues Band.

Die Zahlen, welche die Lage der Streifen im SpeL-trum angeben, beziehen sich auf die gewöhnliche Buosen Vbe Spectroskopskala (D = 50). Die Zwischenräume zwischen den Linien (4) bis (7) und zwischen den Linien (S) bis (1<») er^heinen verdimkelt, so dass die Gruppen 4 7 und 8 1" für deu überschauenden Blick zu breiten Ah^rptionsbänderc verschmelzen. Auch der Zwischenraum zwischen dem Itftz- teren Band und dem Baiid (11) zeigt sich etwas Terdimkrh. ebenso das ganze brechbarere Ende des Spectrums Tom Tbcil- strich 90 an.

Durch weisses Sonnenlicht oder elektrisches^ Licht enn**^ strahlt das Didymglas hellrothes nicht sehr starkes Fluores<n!Ci- licht aus. Ln Spectrum desselben nimmt man vier helle durrh dimkle Zwischenräume tretrennte Streifen wahr, einen n»tfcÄ {l\ von 42— 4S der Bun-en'schen Skala, und drei irrln-. luiinlich llll von '»5— »»7, iIII) vun 71 75. iW) von '^«»- '*•. welche hinsichtlich ihrer Lichtstarke die Reihenfolge I. IV. 11, III einhalten.

Es fällt s«>f«»rt auf, da?* die dunklen Zwi-chenri .:..• zwischen den hellen Streifen mit den dn^i Abtiorpti«»nshär.'i-r: l "^ - - .%5.^ » ; »»7 7 1 ,.'> : 7.'»,5 - 79 übereinstimmen. Da?^ *ir :i «ler That dun.h die Ab>iiq»tion entstanden >ind. w«rlchr i* lUdyniirlA.- auf sein eisrenes Fluorescenzlicht ausübt. WwrK kIk't rni?tand . dass man bei hinreichender Starke dt^ tt- regenden Lichts in dem ersten dunklen Zwischtrnraun; :> l»ei'len dunkelsten Linien des Didyms ."lO— ;>1..", und 54— V',. deutlich erkennt. Die dunklen Bänder des Flu«»re!H.-ei:t*{*^- tmms zeigen alleHing- ein mehr uebeliijes Ause^hen äI* i:- ent-|»rechtrnden Streiten de^ A bborptionAc-pectnuii» , w»? >:.:

E, Ltiffimel: BeobadUumjen kber Jttwn'Meefis,

im

abwr leiclit cUiraiKs erklärt, daas die von dem Lichtkegel im Inueru des Wflrfek ausgehenden Strahlen des Fluorei^cenz- lichts verschieden dicke Schichten Didymglas zu durchlaufen hahen. In Uebereinstiminung hiemit nimmt das nebelige Aussehen zu, d. h, über die dunklen Zwischenräume breitet sich immer deutlicher ein Schleier von Fluorescenzlicht, wenn der Lichtkegel der Würtelflache, dorch welche man *spektro- ^kopisch W>bachtet^ näher rückt.

um die erregende Wirksamkeit der verschiedenen Strah- tenguttuiigen zu ermitteln^ genügt es nicht, das Spectruni auf der Oberfläche des Glaswürfek zu entwerfen; denn die Fliinres- cenz ist zu lichtechwach um ein deutliches fliinrescirendes Spectmm zu entwickeln. Man musijü vielmehr die einzelnen Strahlenpartieen eines liehlstarken Speetrums, nachdem sie durch den Spalt einen Schirmes gedrungen sind, auf welchem man das Spectruni aufgefangen hat, durch eine Linse iu dem Würiel concentriren, während man den fluorescirenden Licht- kegel von seitwärts spectroskopisch beobachtet.

Das Roth erwei^^i t^ich völlig unwirksam* Dagegen findet ein Maximum der Wirkung statt im Gelb in der Nähe von D. Der Lichtkegel erscheint hier rein roth^ und das Spectrum de^* Fluorescenzlichta besteht nur »US dem rothen Theil 42—48,

Dieses rothe Fluoresceuzlicht ist, nach meiner Auffassung, als die zu dem Hauptabsorptionsgebiet des Didymglases (48 bis 55, H) gehörige Lichtemission an/Aisehen.

Das vordere Grün ist ganz unwirksam: Die erregende Wirkung beginnt erst wieder in der Mitte zwischen h und F, erreicht ein Maxinmm im Blau hinter und erstreckt .sich I mit abnehmender Stärke bis ins Ultraviolett.

Die Absorjitionsgebiete 67 71,5 und 75,5—79 tragen [lach zur Erregmig der Fluorescenz nicht merklich bei.

Der von den brechbareren Strahlen erregte ttuörescireude Lichtkegel üjt heller als der von den gelben Strahlen hervor-

608 Sitzung der math.-phys. Glosse vom 6. Dezember 16S4.

gebrachte; seine Farbe ist nicht reines Roth, sondern zieht mehr ins Fleischfarbene, wa:* sich leicht aus der Zusammen- setzung seines Lichtes erklärt: das Fluorescenzspeetmm be- steht nämlich hier aus <lem rothen und den drei ^'men Streifen.

Die brechbareren Strahlen von b */« F an, welche neben dem rothen auch noch den grünen Theil des Fluorescenz- s}>ectrums hervorrufen, sind die nämlichen, welche das hell- grüne Fluorescenzlicht des gewohnlichen Glases erreiren. dessen Spectnmi von 37 90 (Roth bis Blaugrün > reicht, stark aber nur im Grün («>0 80) enscheint.

Lässt man das Fluorescenzlicht gewöhnlichen i}la/^ durch Didymglas scheinen, so erhält man ein durch die Ab- soq)tion des Didvmglases in vier helle Streifen, einen n»theD und drei grüne, zerschnittenes Spectrum, welches dem Fluorw- cenzspectrum des Did\Tnglase< .selbst ganz ähnlich i>t. nur dass der rothe Theil weit lichtrch wacher auftritt.

Wir schliessen daraus, dass die grüne Partie im Fluores^ cenzspectnini des Didyniirla-es dem irewöhnlichen iWa^r aL- irehort, aus welchem ja -ler Würfel >*^iner Haupt iuüsch;* v,^':. i»e>teht, und dem da.- I)i«lyni>iliiat nur in ^eriiiirer M^tj- bt'iiremisi'ht ist. Durch die AViS4»r]»tinu, welche letztere^ a:' diesi'> Fhh»res<.*enzIioht a';-riht. wir«l de-a^n an und Vit >}•"! lontinuirliche- Sp»vtrui:i in »*iiiv IJciht» lit>llt-r .>tr»-il"f:i /.-r!-j*

l>as tre-ammte Fhn»r»^s^vnzspt.i»tnun tle> Didym;zl:v''*- X demnach anzuziehen aN ili».» Ueliereinanderhiireniric dt'^ i. .: au- Kotli l>e>tehcniK'n Spt-t.tnHii- -ii-s l>i'iyni-iiicau- »k i •>- au** M*hwacheni K»»th r.p.i -tark»-ni iir'm l»e>tehenden S^w.,. tr.:. «les i^ewriliiilirhen *f!a>»*-. ni-MÜricirt «lurcL «iir v:.iii I>i-iv;. au>ir<'übte Ai»s<^n>ti»tn.

I>ie Flii«»ri*Si;»?nz de< nidyniirlaM's oatiert anoh i*a<h \ .:- hören -ler Be>trahlimir n^nh kur/.e Zeit lort: denn izv. I*h phon»-k'»p lo' '.ehret -in >tn.\. !iov. IHdyimrla^ mit p:f-" Lieh:. vit^M^n Sin-n^trum die uämlicheu vier hellen Mrri>L

E, Lcmmeli BeobaMung^n über Fluoresctns,

ao9

eigt. Nur erscheinen die Streifen jetzt ungefähr gleich hell, v'ogegen während der Be^fci'iihluiig der rothe Streifen be- trächtlicii heller ist als die andern. scheint hienach, duss nach Aufhören der Belichtung die rothe Khiorescenz des ^IHdynisilicut« rascher abklingt alr* die grüne de« gewöhn- lichen Glas^.

in. A«se.orein, Unter die&era Namen erhielt ich von Hrn. Dr. Schuchardt in Görlitz eine aus dunkelrothhraunen Blatte lien liestebende 8ul>stanz , welche nach dessen Angabe durch Einleiten von arnmoniakalischer Lutt in eine Verbindung von Panwiesculetin niit doppeltschwefligsaureni Natrium erhalten wurde. Die feste .Substanz zeigt keine Fl uore-sceuz; die prachtvoll purpurrothe wiisserige Lösung dagegen rtuoresciri sehr stark orangeroth* Eine sehr verdünnte Lösung, welche, obgleich im durch- J«cheinenden Licht*? fast farblos, noch stark fluorescirt, laast Feinen Absorpticanistreifen 48—50 erkennen, de&sen dunkelste [stelle bei 41» (k = 592) liegt- Bei etwas stärkerer Con- atration sehliea^^t sich an den schwarzen Streifen, der nun [von 47,5— ri2 sich erstreckt, ein Halbschatten an bis 50,5, •woselbst ihn eine schmale etwas dunklere Linie be|p"enzt. lAnwerdem zeigt sich ein schwacher Streifen von 61,5—67. Eine noch concentrirtere Lösung gibt ein breites dunkles 'Band, welchem, bei 44 schwach beginnend, von 45—70 ganz ^ Hchwarz erscheint und sodann von 70 73 allmühlig abfällt, wiihrend da» übrige Grün, das Blau und Violett nur s<'hwach verdunkelt sind. Eine dicke Schicht der letzteren Lösung [tthsorbirt alles Licht von 42 90 (Orange. *ielb und Grün), I läM Blau and Violett schwach durchschinunern , wogegen dik* Roth vor 42 unversehrt durchgeht.

Daß Fluoreficenzlicht ist sehr einfach ; sein Spectruiu be-

[l^ht nur aus Roth und Omnge, reicht von 30 50, und er-

^it am hellsten etwa bei 45 (X ^^ 606). Ka i^t der

610 Sitzung der wathrphys, Classe vom 6". Dezember laifyi.

Stokes^schen Regel uicht unterworfeu, wie aus foigemkc Beobachtungen erhellt:

Erregendes Licht: Fluoresceiizlicht:

37—43 43—49

40—46 43—49

44—50 41—50

51—57 41—50.

Das Aescorcin gehört demnach zur ersten KIabw der fliiorescirenden Körper, welchen lediglich Fluorescenz erster Art eigen ist. Demgemäss erscheint auch das auf die Ober- fläche der Flüssigkeit projicirte fluorescirende Spectnim durch- aus einfarbig orangeroth, nur dass die schwächer flm^»- cirenden Stellen mehr ins Röthliche ziehen. Seine heüsXt Stelle entspricht, wie zu erwarten war, der dunkelsten Stelle im Absorptionsspectnim (A = 592) ; die nicht absorbirin rothen Strahlen sind wirkungslos, Blau^ Violett und Ultn- violett wirken nur schwach.

611

Herr Wilhelm v. Bezold spricht:

„Ueber Strömuiigsfigureii in Flüssig- keiten/

(Mit einer Tafel.)

Vor Kurzem *) habe ich eine Methode beschrieben, durch welche man Strömungen an der Oberfläche und im Inneren von Wassermassen oder stark verdünnten Lösungen sehr schön anschaulich machen kann.

Diese Methode besteht darin, dass man verschiedene Arten von Tinten, am besten die zum Hektographiren die- nende, vorsichtig auf die Oberfläche der Flüssigkeit bringt. Durch die Strömungen in der Flüssigkeit wird die Tinte mitgerissen, so dass bei der Neigung zur Fadenbildung, welche insbesondere die hektographische Tinte (eine concentrirte wässerige Lösung von Methylviolett mit einem kleinen Bei- satze von Glycerin) in so auffallendem Maasse besitzt, die Stromfäden sichtbar werden und man ein deutliches ja oftmals geradezu überraschendes Bild der Strömungsverhältnisse in der Flüssigkeit erhält.

In der oben citirten ersten Mittheilung habe ich dem Vorgange von T o m 1 i n s o n folgend die so erhaltenen Figuren als Cohäsionsfiguren bezeichnet.

1) S. diese Berichte S. 855—865.

612 Sitzung der mathrphys. Classe tom 6. Dezember 1884,

Diese Bezeichnung ist anter dem von Tomlinson ie4- ^ehalteuen Gesichtspunkte auch eine ToUkommen zntreffende. Da ich jedoch bei den nachstehend zu beschreibenden Ver- suchen wesentlich die Strömungserscheinungen im Auge bitte und da die Figuren, mit denen ich mich beschäftigt habe, thatsächlich in erster Linie ein Bild der Strömungen gebou so möchte ich för diese besondere Art von Figuren den Namen ^ Strömungsfiguren* in Vorschlag bringen.

Im Folgenden soll nun von solchen Strömungen die Rede sein, wie sie durch kleine Temperatnrdifferenzen he^ro^ gebracht werden.

Dass die Untersuchung solcher Strömungen mit Rfick- sicht auf die Analogieschlüsse, welche sich in anderen Ge- l>ieten der Physik daran knüpfen lassen, hohes Interesse dar- bietet, braucht wohl kaum besonders betont zu werden.

Bevor ich jedoch auf diesen Punkt näher eingehe, mögen hier noch einige Benierkimgen Platz finden, welche sich anf lue Ausbreitung der Probeflüssigkeit, so will ich die benutzte Tinte nennen, anf dem Wasser oder auf anderen Flüssigkeiten beziehen.

Schon in der ersttni Mittheilung wurde darauf hinge- wies(»n, dass <lie Aiisi^roitung der Tinte nur bei Beobachtiim,' bestininitor Vorsieh tsimissregeln rasch und in grosser Ans- d(*hnun^ von statten pilit. Die Keissfeder, die ich immer als bestes Hiltsniittel zum Aufbringen der Tinte befunden. niiiss rasch aus dem Tintengefasse auf die Oberfläche der Flüssigkeit gebracht und die Bildung irgend welcher Haut sorgfältig verniieden werden. Dass die Tinte nicht zu dick und nicht zu flüssig sein darf, ist wohl ohnehin selbstver- ständlich, und wird man wenn nöthig durch passende Ver- dünnung mit Wasser gerade den geeignetsten Concentration<- grad schon Anfangs durch einige Vorversuche zu erhalten suchen.

Aber auch bei Anwendung ganz gleicher Probeflüssigkeit

erfolgt die Aasbreitmig auf den OberflSichen verschitnlener Flässi^keiten in sehr unjif leicher Weise und zwar können hÖelii<t. geringfügige Umsüinde hierauf von entscheidendem Einflrisse sein.

Nicht nur die unbedeutendsten Beimischungen ver- schiedener Korper können die Ausbreitung der Probeflüssig- keit erschweren oder ganz verhindern, nicht nur die Teni- jmraturen sind von Bedeutung, .sondern sogar Spiu\»n \^on Staub auf der freien Oberflüclie sind hinreichend, nin den Erscli einungen an dieser Fläche selbst ein wesentlich anderes Ansehen zu verleihen.

Auf Brunnenwasser, wenigstens auf dem sehr kalkhaltigen Mtinchener Waaser erfolgt die Ausbreitung iler hektographi- Hchen Tinte xie] leicht^^r als auf destillirteni Wasser. Kin Tropfen Schwefelsäure, ein Tropfen concentrirter Kali- oiler Natronlauge auf ein Liter Wasser, einigermiLssen neanenjs- werthe Mengen Kochsalz und verschiedene andere Beimisch- ungen genügen um die Ausbreitung vollkommen zu hindern, dagegen zeigen ganz kleine Mengen reiner Salzsäure keinen nachtheiligen Einfluss.

Aehnliche Erscheinungen haben auch die Gebriider

Weber hei der Ausbreitung von Oel auf Wasser beijb-

achtet*) und mögf»n dieselben al8 dem eigentlichen Zwecke

dieser Abhandlung ferne liegend nur im Vorlieigehen Er-

ähnung finden.

Sehr aufi'allend ist atich der Einfluss einer dünnen, .sonst gar nicht bemerk V>aren Staub decke auf der flüssigen Oberdäche.

Stellt man zwei gleiche Gläser mit Wasser gefüllt neben einander und l>e<leckt man das eine mit einer Ght^platte, während das andere offen bleibt, m verhalten sich beide Oberflächen nach einigen Stimden ganz vei^*hieden. Auf

1) Wellenlehre 8. 84.

614 Sitzung der mathrphys. Glosse mm 6, Dezember 1884.

der geschützten Fläche verbreitet sich die Tinte rasch und ungehindert, auf der anderen, die unbedeckt war, hingegen findet die Ausbreitung nicht so rasch, vor Allem aber nicht so regelmässig statt. Der Rand der &rbigen Scheibe, iet im ersten Falle scharf begrenzt, bei cylindrisehem Gefase nahezu kreisrund war, erscheint im zweiten Falle viel&ch eingeschnitten und zerrissen (Fig. 1), so dass die zwischen Fig. 1. diesen Einschnitten liegenden Endstücke

an die Blätter mancher Blüthen erinnern. Diess Zerreissen deutet anf das Vor- handensein einer Haut an der Oberfläche der Flüssigkeit, wie man am besten sieht wenn man mit verdünnter hektographischer Tinte zuerst eine solche herstellt. Bringt man alsdann einen zweiten Tropfen auf die Mitte der Obcr^ fläche, so verbreitet sich dieser nicht mehr kreisförmig, sondern in Gestalt eines Sternes mit 5, 6 oder auch mehr Strahlen. Erfolgt jedoch das Autbringen solcher Tropfen dünnerer Tinte sehr nisch nacheinander, so daas die Haut noch nicht Zeit fjind zu erstarren , dann geht auch die Ausbreitung der Troj)t'en in Kreistorm von statten und man erliält ein System concentrischer Kreise.

Dabei sind diese Kreise im Augenblicke ilires Entstehen? immer grösser als nachher, so dass man den Eindruck ge- winnt, als werde ein elastischer Ring durch die nachfolgende innere Scheibe Anfangs ausgedehnt um nachher wieder in eine gegen die alte etwas verschobene GleichgewichtslMfe zurückzukehren. Eine der letzteren analoge Erscheinung findet man übrigens auch schon in der oben citirten , Wellen- lehre "* beschrieben^), nur bietet der Versuch in der eben erwähnten Weise deshall) besonderes Interesse, da man bei einer Anzahl von solchen concentrischen Ringen recht deutUch

1) A. a. O. S. i^ 66 und § 77.

ieht, dass sich die Fülssif^rkeitshatit wie eine elastif^he Mem- irane verhält

Ein noch schönerer Versuch nach dieser Hiehtnng lässt «ich mache«, wenn nmn znernt. die in der früheren Abhand-

Ilung be>iehriehene Kadtignr herstellt. Hat man diese Figur In einer recht vollkommenen Weise hervorgebracht, m dass [rings am Rande der Flüssigkeit die Farl>e am Glase adhiirirt lind dreht man nun das l.iias um seine verticale Axe, je tauchdem um *M) oder 40 oder noch mehr (trade im Sinne l^ines Uhrzeigers, m nehmen ^^ämmttiche ursprünglich diunie^ inile Linien eine Krümmung an im Sinne einej^ lateinischen 8 l^und strecken sich erst langsam wieder. Man sieht auf diene ^■Weii^e ganz vortrefllicb, wie ein Ring nach dem andern all* ^■triälig in die Bewegung hineingezogen wird. Wenn aber ^■nun die gerade Linie wieder hergestellt ist, so bewegen meh

Idie inneren Ringe nf>ch weiter im Sinne de^ ursprünglich begebenen Anstosse^?», und nun zeigt i^ich eine wenn auch Schwache Krümnnnig der Kadien im entgegengesetzten Sinne. Plan sieht demnach ganz deutlich wie nach einer solchen Drehung in der Flüissigkeit Schwingungen eintreten, die frei- lich «ehr rasch zur Ruhe kommen. Zugleich bemerkt man auch in einer recht anschaulicben iWeii?e, dass die Eiasticität in der Oberfliiche ungleich grösser ist alä im Inneren der Flüssigkeit. Die einzelnen Farblinien, irelche bei der besprochenen Figur die Speichen des Rades bilden, «ind nilmlich nicht cjlindrisch sondern vielmehr Körper, die auf hoher Kante «tehend sich mehr oder minder tief in das VVassser ein.senken. Sowie nun die Drehung vor- genommen wird, bleiben die unteren Theile zurück und die einzelnen Flüchen legen .sich scliief übereinander, wie Jalou- sien oder wie die Blätter eines geöffneten Fächers.

Haben sich bereits Fäden von der Oberfläche mw^h der Tiefe hinabgesenkt, .ho kann man au ihnen die gleiche Eigen- thümlichkeit der Flüssigkeit sichtbar machen, indem eine

616 Sitzung der math.'phya. Glosse vom 6. Dezember 1884.

^

förmliche Drillung eintritt, die bei fortgesetzter Drehung de« Glases auf viele Umgänge steigen kann.^)

Es war oben von dem Einflüsse gesprochen worden, den Staub auf die Ausbreitung des Tropfens ausübt, aber auch wenn man Gläser frisch mit Wasser gefüllt hat, kann di^ Ausbreitung des Tropfens in sehr verschiedener Wei«e er- folgen, je nachdem das Wasser am Glase adhärirt oder nicht. Dass es wesentlich hievon abhängt, ob auch die Tinte am Rande der Wasserfläche in die Höhe gezogen wird oder nicht, dies wurde schon in der ersten Mittheilung bemerkt und i< auch leicht verständlich. Viel auflallender aber ist es. dai«s dieser Einfluss der Adhäsion des Wassers am Glase sich bereits merkbar macht, wenn der Tropfen erst in der Ail^ dehnung begrifl'en und mit seinem äusseren Rande noch w^t von dem Rande der Oberfläche überhaupt, d. h. von Berührungöstellen zwischen Glas und Wasser entfernt ist.

In einem Glase, in welchem das Wasser schleicht ail- härirt, breitet sich der Tropfen überhaupt nicht bis zu d«n Rande hin aus, sondern es macht gerade den Kindnuk. als ob der Rand eine Abstossung auf die IVtibeflüxiirk":: äussere, während er itn entgegengesetzbMi Falle fli«*sfU»^ .i:.- zuziehen scheint, Erscheinungen, die natürlich nur in «i»- Oberflächenspannung ihren Grund haben.

Da nun die Adhäsion zwischen Wjusser und ^üas iii- :.• selten bei einem scheinbar ganz reinen (üas«» nur ^«TiiiiT ■^' während sie ein andernuil bei einem ziemlich unrein»*ii - beträchtlich sein kann imd da auch scheinbar sorj^liitu»- Reinigen sich oft als fruclitlos erweist, so vertiel ich »M-hli«-'- lich auf ein Mitttd, welches ich als sehr zwei^kenL-^pr»-« l;«^r : erkannt habe.

Dieses Mittel best<»ht darin, dass ich die <UiU«T. in <l-

h Vifi. Hoiti. ('im. ili) III. S. -49.

W. V. Bezold: üeher StrömungsfiqHren in Flüssigkeiten, 617

ich eine sehr yoUkommene Adhäsion zwischen Wasser und Glas zu erzielen wünsche, stets mit Wasser gefüllt stehen lasse. Will ich alsdann einen Versuch ausführen, so fülle ich frisch aber nicht ganz so hoch ein als das Wasser vorher stund und dann kann ich mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, dass der Tropfen sich bis zum Glase verbreitet und noch an diesem etwas in die Höhe gezogen wird.

Alsdann gelingt aber auch die Erzeugung der in der frühem Abhandlung beschriebenen Radfigur vortrefflich. Uebrigens ist auch die Beschaffenheit des Glases von Einfluss und erweist sich oft das eine dauernd geeigneter als ein anderes.

Dass diese Wirkung der Adhäsionsverhältnisse auf die Ausbreitung des Tropfens nur in der Oberflächenspannung der Fhissigkeit zu suchen ist, geht aus dem folgenden Ver- suche hervor:

Stellt man in ein cylindrisclies mit Wasser gefülltes Glas einen rechteckigen Streifen ebenen Glases so, dass die eine Längsseite dieses Streifens an der Wandung anliegt, während die andere nur so wenig von derselben absteht, dass ein capillarer Raum frei bleibt, dann wird der Tropfen in diesen Raum hineingezogen und gewährt alsdann von oben den in Fig. 2 versinn lichten Anblick.

Bei diesem Versuche sieht man _ ' ' vortrefflich, wie der scheibenförmig

sich ausbreitende Tropfen, noch bevor er die capillare Oeffnung erreicht, nach dieser Seite sich verlängert, um schliesslich mit einer rasch vorgescho- benen Spitze in den capillaren Raum einzudringen.

Ich habe diäten Versuch in einer eigenthümlichen Weise aligeändert, bei welcher die Empfindlichkeit gegen minimale 11884. Math.-phy8. Cl. 4.1 40

618 Sitzung der matK-phyR, Classe vom 6. Dezember 1SS4.

chemische Beimischungen in einer recht auffallenden Wei<^

zu Tage trat.

Da an einem Stiick Fliesspapier das Wasser so stark in die Höhe gezogen wird, so setzte ich nämlich Toraas. da« ein an der einen Seite in da< Gefi'iss eingetauchter Streifen solchen Papieres die Wirkung äussern müsse, da.»v der FarU- tropfen sich gerade nach jener Seite* hin hesonders ra-ifh ausbreiten würde. Zur Ausführung des Versuches beilient«* ich mich eines sehr schönen weissen Filtrirpapieres und war nicht wenig erstaunt, als der gewünschte Erfolg nicht nur ausblieb, sondern die Ausbreitung auf der Wasserfläche Ober- haupt nicht erfolgte, sondern der Tropfen schwer zu Bodt'n sank, gerade als ob man etWas Schwefelsäure, Natnmlaii;:'' oder sonst einen der oben erwähnten Körper in da- Wa.-^'-f^r gebracht hätte. Offenbar rührte dieses auffallende Verhalt«T. auch wirklich nur daher, dass djis benutzte Filtriqnipi»*r lösliche Bestandtheile enthielt, welche die Ausbreitung A^ Tropfens hinderten , denn nachdem es mit viel Wasser au-^ gewaschen worden war. trat die Erscheinung wirkli«li ir. der ursprünglich vernuitheten Weise ein. Nun -rho-- -i.- Tropfen bei der An^^breitung thabjächlicli nach *U*r Sfit. des Streifens hin, und wurde die Farln» daran in «lie H«»:- gezogen noch bevor er sicli im Uebri^en bis zum Ikar.-v- hin ausgebreitet hattt», und selbst in PYillen. in wrlrheu !> Ausbreitung an den andt»ren St4»llen nl>erhanpt iiirhr - weit erfolgte.

Bei Gelegenheit dieser Versuche, welche -irh anl *v- Spannung der Flüssigk(»ihshaut })eziehen. mag nin-h erwälir: wtTdtMi, dass die hekt4)graphische Tinte sich auch -»-br *\.\/ iMgnet ein Experiment anzu>tellen, «las zwar im Gnindf !:•- noninien nicht neu ist. sondern dem Wesen narh ^•^l••r,?.^ii- sehon in der Weber' sehen Wellenlehre be^chrie)»>n i-t .

DA. a. <). S. HO §; «;«;.

TT. V. Bezold: Ueher Strömungsfiguren in Flüssigkeiten. 619

das jedoch auf diese Weise noch auffallender und besonders för ein Auditorium leichter sichtbar wird. Lässt man näm- lich die Ausbreitung auf der Oberfläche eines grösseren 6e- fässes erfolgen und bringt man an verschiedenen Stellen desselben Schwimmer an, z. B. kleine Scheiben aus Paraffin- papier oder Korkplättchen , die sogar ziemlich schwer sein können, so sieht man vortrefflich, wie diese Körper im Sinne der Ausbreitung fortgeschleudert werden noch lange bevor der Rand der farbigen Scheibe denselben nahe gekommen ist. Gerade durch die intensive Färbung wird der Versuch sehr auffallend.

I. Strömungen in Wasser unter dem Einflüsse kleiner Temperaturunterschiede.

Die«« vorausgeschickt, sollen nun einige Versuche be- schrieben werden, welche sich auf Strömungen im Innern von Wassermassen beziehen, die kleinen TemperaturdifFerenzen unterworfen sind.

Der einfachste Fall, in welchem Wasser, dessen Tem- peratur niedriger ist als jene des Zinmiers, der allmählichen Erwärmung durch die umgebende Luft ausgesetzt wird, ist schon in der früheren Mittheilung behandelt worden.

Hiebei wurden jedoch vorzugsweise nur die Figuren an der Oberfläche berücksichtigt, während die Vorgänge im Innern weniger Beachtung fanden, so dass hier noch eine Ergänzung nöthig ist.

Zimächst verweise ich auf einige Abbildungen (S. d. Tafel Fig. 2 a bis Fig. 2e), welche die Erscheinung in verschiedenen Phasen der Entwickelung darstellen.

Hiebei ist vorausgesetzt, dass die Farbmenge eine sehr geringe sei, da sich alsdann die Vorgänge im Innern der Flüssigkeit klarer und übersichtlicher abspielen als wenn grössere Mengen aufgegeben wurden.

40*

ß20 Sitzung der matK-phys. Clasae vom fi. Dezember 1684.

Kurz nach dem Aufbringen der Farbe, etwa nach 5 Minuten, entwickelt sich unter der Mitte des Fleckes ein quastenartiges Gebilde (Fig. 2 a) mit herabhängenden Fäilefi. deren jeder einen verdickten Kopf hat.

Diese Fäden sind dünner und dabei intensiver jfefirU. wenn das Wasser sehr kalt ist. dicker und starker auf- gequollen, wenn das Wasser wärmer ist. In gleichem Sinn«» wie tiefe Temperaturen wirken kleine Beimischungen von Kochsalz und überhaupt von solchen Körpern , welche di«* rasche Ausbreitung des Tropfens auf der Olierfläche beein- trächtigen.

Zwischen der auf der Oberfläche ruhenden ^?cheil>e udJ der Quaste wird die Verbindung durch ein scharf einge- schnürtes Sttick hergestellt.

Diese Einschnürung erklärt sich leicht, wenn man d-r. Vorgang in einer späteren Phase, also in dem hier ab^hildet^r Falle, etwa fünf Viertelstunden nach Beginn de> Versuch*^ in 's Auge fasst.

Die oben l)es€hriel)ene (Quaste hatte >ich näniliili i:;- zwischen zu einem in der Mitte de> (ila^es alisteigeriJ*': Stamme ausge})iM«»t, der >ich l)ei ungleichs«»itigfr KrwännuLi:- wie sie im Allgemeinen immer vorhanden i-t, etwa- n;»«:. der kälteren Seite hinzieht. Dalnn -inkt der oIht«:» }{.»r.-: tlesselben immer tiefer herab und steht flerselU' M-hlir^-lirh nur noch durch einen ganz dünnen Faden mit der iiizwiN^ l.ru stark zusammengeschmolzenen ScheiW in Verbimlun^ { Für/Ji*

Diese Scheibe >r)wie ihre Verbindung mil dem Stamin»- verliertMi >icli sj»äter gänzlit-h. -o da>- e^ einen Z#-it|»MijA: giebt. zu welehem «lie Obertläclie aller FarU» UTa^ibt i-t.

Inzwi-clien >teigt die herabge-unkeuf FliK>ii5k»*it. nach- dem >ie in Fäden mit scheÜKMiartig verdickten Knd»-ii rirr B<Mlen ilt»> (ilaM*> ülM'r-chritt<»n hat , an der Waniiuni! -i— (fla-e- wieder emp(»r um! zwar als dünne cylindri-Mh»- H.i .' wruu «lie Krwärmung>v«»rhältni>-e ringsum sehr gleirhiir:^-

W. r. Beiold: lieber StrömungAfiffuren tu Flüssigkeiten. ^2\

miA, in einseitige gelagerten Filclen, wenn dies niclit dej Fall ist, und schlie.sslioh erhtilt num nun das Bild Fi^. 2i'. Dabei ist in der hier wie<lergej^eV»€nen Figur ^ehr syninie- trisehe Erw^lrniung, wenigyt^n.n von den beiden einander gegenlil>erliegendeü Seiten voniusü^esetzt. Wenn dier^ nicht der Fall ist, so fehlt da8 eine der scheinbar hakentormigen Gebilde, die übrigens bei ringsum gleich starker Erwämuing nichts andere,s sind als die von der Seite gesehenen Stücke eines hyperbdoid lachen Mantels. In ihnen findet mau dit- firklürung der oben erwähnten Einschnürung, Mau sieht nändich, wie sich <lie Köpfe dieser GeVjilde mehr und mehr nähern , d. h* wie das Hyperlxjloid der Kotationsaxe immer näher rückt, so da^ nun eine auf der Oberfläche ruhende und eine etwtvs unterhalb st."hwelK*iide Sehicht entsteht, die abermals durch eine Einschniirung verl)U«den sind, welche der anfänglich vorhandenen sehr ähnlich ist. Dabei liegt m auf der Hand, dass diese Einschnvirung ihren Grund darin hat. diiss der Strom etwaj-^ imterhalb der Oberfläche hei flen Üiniensiouen , mit welchen ich gewöhnlich arbeitete Bechergläser von 17 cm Höhe und 10 cm Durchme>iser imgefähr H mm unterhalb derselben ein Maximum der Ge- s€h\^nndigkeit besitzt und dadurch in fliesem Niveau zuerst die Begegnung der von beiden Seiben herkommenden Ströme iftatttinden muss.

Nachdem nun diene Einschnürung erfolgt, ist. beginnt daa oben beschriebene Spiel gewissermassen von Neuem, Die untere Schicht verdickt sich, indem sie von oben immer Zufuhr erhalt. Zugleich schwindet die Einschnünmg aber- mals zu einem diinnen Faden zusammen und man hat nun wieder ein quastenartiges Gebilde freilich von viel geringerer Gonsistenz und mit sackartig aufgeschwollenen Endigungen nach unten (Fig. 2 d). Der hier abgebildete Zustand war bei der Versuchsreihe, welche den hier mitgetheilten Figuren XU Grunde liegt, nach 3 Stunden erreicht*

<)22 Sitzung der math.-phys. Classe vom 6. Dezember 1881,

Von da an wird die ganze Erscheinung jedoch nicht leicht mehr symmetrisch bleiben. Je mehr sich die Tempe- ratur des Wassers im Allgemeinen jener des Zimmers nähert, um so mehr gewinnen die kleinen Ungleichheiten in der Aus- und Einstralilung auf verschiedenen Seiten an EinflnsB und schliesslich hat man in einem Glase, das seit Tagen im Zimmer steht, nur mehr Strömungen, wie sie durch diese Ungleichheiten bedingt werden.

Diese Assynmietrie trat auch bei der Versuchsreihe auf. von welcher ich eben gesprochen habe; nach 5 Stunden nämlich hatte man die Figur, wie sie in Fig. 2e abgebildet ist, es war dies offenbar die Wiederholung des in Fig. 2d abgebildeten Zustande», nur dass jetzt die Stelle deis Stamm- restes, welcher in Fig. 2d noch klar ausgebildet vorhanden war, von dem inzwischen herabgesunkenen diffusen Gebilde eingenommen wird, welches in Fig. 2d noch die Stelle der in Fig. 2 a vorhandenen C^aste vertreten hat.

Der neue Stamm aber, der nun nachrQckt, zeigt schon ganz deutlich den Einfluss der einseitigen Erwärmung, die diesmal von der linken Seite her eriblgt^?, auch hat er mehr die trestalt eines vorkrümniton Bandes, dem einige Parallel- hilnder beigeordnet sind , die sämmtlich auf d«r El>eue der gr(*)ssten Erwärmung und grössten Abkühlung senkrecht stehen , vorausgesetzt . dass die letztere durch die Axe ile> (Jlases geht.

Verfolgt man nun die Erscheinung noch weiter, äi werden die Ötronilinieu immer complicirter, zugleich immer diffuser und schwerer kenntlich. Auch ist es charakteristisch, dass mit der Zeit die Querschnitte, die sich aus den Köpfen der Fiulen gebildet haben, mehr hervortreten als die Strom- linien, was zu Schichtenbildung Veranlassung giebt.

Dabei beansprucht die vollständige DiflFiision der Farbe im Wasser stets viel Zeit und ist nach 8 oder 10 Stimden noch nicht beendigt.

W, i\ liezuld: Ucber Sirfknuf^iffiguren in Flüsaißkeii€fh *>2»3

Bei der Beiirtheilutig rler VoIlHtändigkeii der Diffusion man jedoch grossen Täuschungen ua^gesetzt. Es kommt lümlich nicht selten vor, djuss iinin eine vollstündig homogen yefttrl»^i? Flüssigkeit vor sich zu IniWn glaubt, wührend nur je un der Wandung emporsteigende oder wenn das VVsLsser räniier war als die Umgebung , hertibsinkende gefärbti^' l^lüssigkeit das Ganze wie mit einem Mantel umgiebt^ gera^le iU ob nijia inn tarl>iges Ghu* angewendet habe.

Man kann sich «lavon überzeugen , werm man da^ Glas auf einen hellen Grund gestellt hat und nun von oben hinein- blickt, wobei dann der Manttd als Ring erseheint. Am besten _s»ieht man die^s^, wij'un man das (4 las auf eine auf kleinen Stützen ruhende ebene farblose Glasplatte gestellt und weisse« Pujjier untergelegt liatte.

Auf die hier möglichen Täuschungen wurde ich zuerst

dadurch aufmerksam, dass ich mehreremale die Diffusion be-

pits für fjeendigt hielt, wahrend naehher wieder Figuren

fers«'hienen^ wa.** nun darin begründet war, dia^^i der Mantel,

reicher zuerst die Täuschung hervorgebracht, sich bei der

Fortbewegung nach tler Axe begeben hatte und dort wieder*

wenn auch sehr diffuse» so doch erkennbare Stromtäden

gebildet hatte.

Nach diesen Versuchen ist man nun im Stande, ein ehema der Strömung zu entwerfen und zwar für den Anfangsi^ rorbandenen Fall einer grösseren Temperaturdifferenz. d. h. twa ♦>", zwischen der Wasser- und liufttemyeratur,

Dienes Schema zeigt Fig. 2 f und aus ihr lässt sich ent- nehmen , inwiefeme die Gebüde , welche oljen beschrieben rurden, Strom fa<!en oder Querschnitte repräsentiren.

Hieliei giebt die Entfernung der einzelnen Linien einen Anhaltspunkt für die Geschwindigkeit, mit welcher die Jtrnnmng an einer bestinnnten Stelle vor sich geht, indem i?r QuerH(^hnitt jeiles einzelnen ♦Str<jmfadens der Geschwindig- keit umgekehrt proiwjrtional sein mutjis, <la man die Dichtig-

624 Sitzung der matK-phys. Classe vom 6. Dezember 1864.

keitsänderungen bei den kleinen Temperaturdifferenssen , *>- weit es sich um die hier aufgeworfene Frage bandelt, an>!^ Betracht lassen kann. Freilich gilt dies nur von den im Schema enthaltenen Stromtaden, d. h. von den Strom faden im mathematischen Sinne, die Fäden der Farbniasse ver- mehren ihr Volumen und mithin auch ihren Durchm«sH^ schon in Folge der Diflusion.

Die obige Beschreibung bezieht sich, wie schon bemerkt. auf Versuche , bei welchen die Temperatur des Zimmers etwa 18 bis 19® C, jene des Wassers wenigstens Anfau«^ 10 bis 12« beträgt.

Unterscheidet sich die Wassertemperatur von der Zimmer- temperatur nur um Bnichtheile eines Grades, so zeigen di^ Versuche schon bald nach Beginn jene Eigenthümlichkeit^u. wie sie bei der oben gegebenen Beschreibung als cbanlkt«^- ristisch für den Schluss angefahrt wurden.

Die Vorgänge sind gleich von Anfang an einseitig «it- wiekelt, die einzelnen farbigen Fäden sc'hwellen riL'^th ;*! und alle Bewegungen gehen mit verhältnissniiUsig gn«>— ' (ieschwindigkeit von sbitten , so dass die Diffusion in «>:• kürzerer Zeit beendigt ist als wenn man kälteres Wa-.-^: anwendet.

Dies nuiss auf den ersten Blick sehr auffallen. <la iü«:. bei grösseren Teiuperaturdifferenzen stärker besehleuniir*-i.-i* Wirkung und, demnach auch lebhaftere Bewegungen in «t-r Flüssigkeit erwarten möchte.

Thatsächlich findet, wie eben bemerkt, das niiiirfkel:r' statt und wirken offenbar eine Reihe v(»n riustäDilfi« : - sanunen , um dies Anfangs so auffallende Kesultat lit-n- - zurufen.

Hieher gehört zunäolist das absolut höhere Tenn>enir r- niveau und di«' dadurch bedingten weit höheren Au>dehr.ii:.j- coi'fticienten des .Wju^sers.

TT* in Btiold: Ueher Siramungnfiguren in Flüi^d^hciien. 625

Wahrem] nämlich bei 9*^ eine Temperaturerhöhung von 1" eine Dichtigkeitsiinderuug*H . 10"^ zur Folge hat, beträgt diese Aenderung bei 19** mehr als doppelt so viel, iiamlich 20*10"^. P^emer Ist bei h*Uieren Temperaturen die Zähig- kdt de« Wasisers riel geringer und endlieh kann auch noch der Unmtand in Beiraehi kommen, dass bei Wassermassen, welche lauge Zeit den nämlichen Einflüs^sen ausge.setzt waren, die steb« in demselben Sinne wirkenden Beschleunigungen Kich beträchtlich suramiren und dadurch grössere Geschwindig- keiten hervorrufen können.

Von einer Beschreibung der Erscheinungen bei ganz, kleinen Temperaturditierenzen muss abgesehen werden , da sie öo manchfaltig und so sehr von Kleinigkeiten beeintlusöt Hind , dass die Erörterung unverhältniäsmäasig viel Raum beanspruchen wünle.

Dagegen ist es der Mühe weiib, eines Falles zu er- wähnen, bei welchem die einseitige Erwärnumg sieh recht uuft'allend geltend macht :

Schwärzt man, wie dies Herr v. Beetz iu der Voi- lesung bei den Versuchen über strahlende Wärme zu thun pflegt, den Cylinder eines Argaiidbreuner zur Hälfte mit Knss, während man die andere Hälfte mit ganz düunem blanken Platinblech überzieht tmd stellt mau diesen Breutier gerade in die Mitte zwischen zwei mit Wasser gefüllte (iltiser, so tritt nach Aufbringen der Probeflüssigkeit die ungleiche Ausstralibmg der beiden Cylinderhalft^n ausser- ordentlich scharf hervor. Während in dem Glase auf Seite der mit Blecli bedeckten Hälfte der absteigende Stumm nur unbedeutend znr Seite gerlkkt wird, so kommt in dem atideren ein solcher Stamm gar nicht mehr zu Stande, «ondem die Farbe sinkt auf der dem Brenner abgewendeten Seit/p dieses Glases in Gestalt eines mit Fransen besetzten Tuchejs herab, gerade wie in Fig. 1 der Tafel versinnlicht ist.

Weit mehr Interesse aber bieten die Strömungen, wenn

626 Sitzung der mathrphys. Glosse vom 6, Dezember lttS4.

bei Bewahrung der Symmetrie um die Axe dennoch gleich- seitig Erwärmung und Abkühl9ng vorhanden ist, oder wenn es sich um Temperaturen handelt, welche dem Dichtigkeit»- maximum des Wassers nahe liegen. Versuche, bei welchen man sich um dies TemperatumiTeau bewegt, zeigen näinUch die ähnlichen Erscheinungen wie andere, bei welchen man in einem höheren Temperatumiveau theils Erwärmung, theik Abkflhlung einwirken lasst, da ja in der Umgebung «ks- Dichtigkeitsmaximums eine weitere Abkühlung ebenso wirkt als bei höheren Temperaturen eine Erwärmung.

Man kann demnach zu jedem Versuche, bei welchen innerhalb des Glases gleichzeitig Temperaturen vorkommen. welche zu beiden Seiten der Temperatur des Dichtigkeit»- maximums liegen , einen analogen Versuch machen . hei welchem man höhere Temperaturen Y)enützt, aber dafür an jenen Stellen, wo man bei dem ersten Versuche Temperatunrn unter A ^ hatte , Erwärmung und Abkühlung mit einander vertauscht.

Hiebei treten jedoch der Ausfnhnnig der Analo^rie- Versuche Schwierigkeiten dadurch entgegen. da.ss die l*n»br- flu&^igkeit bei den vei*schie<lenen Temperaturen , wif» schoi oben bemerkt, sehr versohiedenes Verhalten zeigt uuil du.v* sie in der Nälie des (fefrier])unktes ausserordentlich ^äh» wird, eigenthüniliche Schalen bildunj»en zeigt und üUTha>i|»: viel weniger difFundirt, so da.ss die Anzahl der auttn-tend'-! Fäden viel geringer und dadurch der Gesamniteindnick min«i-r voll kommen wird.

Ich werde deshalb von den Versuchen, bei w»»Ichen lia» Dichtigkeiti^niaximum dt»s Witssers eine Rolle spielt , u'.r einen einzigen genauer beschreiben, bei wekheni die Teiiii»»- ratur nur wenig unter 4" herabsinkt und dadurch die At>- führung leirhter wird , im Tebrigen wenle ich niioh .i'".t blosse» Andeutung der Analogien beschränken.

Zunächst >oll die Figur l>eschrielien werden, weKL»'

W. f. Bt^id: Ueber StrmimfiHlffmm in FlüsäigkeUen. (>27

'entsteht wenn bei Was«er von tlber 4^^ im oberen Theile den Cylindertüuntels Abkühlung, im unteren Erwärniong wirkt. Diese Berlingnngen lassen sich leicht erfüllen ^ wenn huan in ein mit Bnuiiienwjisser von gewöhnlicher Temperatur Ipefüllt'es Cylinderglas tiben einen heiasen Körper einige Centi* Itneter tief ekii^enkt, also etwa «las untere Ende eines mit [kochendem Wasser gefüllten ReagenzglÜÄchens.

In die«em Falle erhtilt man Strömungen nach dem I Schema Fig. 3 a der Tafel und eine Ström ungstigur , wie sie [in Figur 3b abgebildet ist.

An dem heissen Röhrchen stc?igt das VVfvsser in die Höhe, strömt üljer die rtberHiuhe nach dem Rande hin, kühlt «ich dort al» und sinkt nun an der Peripherie herab. Di«*8es Sinken mntss aber bald sein Ende erreichen , du die fallende Ma«.se in geringer Entfernung unterhalb der Ober- fläche einem atifsteigenden Strome begegnet , der durch die Erwärmimg hervorgerufen wird , welche das kältere Wa&ser in dem wärmeren Zimmer an der Wandung des Glase« er- fährt. So hat man an der Peripherie der Wa^serma^se im oberen Theile einen absteigenden, im unteren einen aufstei- genden Strom , welche dtuxdi eine neutrale Kreislinie von einander getrennt hind.

In Folge dessen entziehen zweierlei Kreix^läufe, der obere im Sinne einer FliLsi<igkeit , die wärmer ist ak die Umgeb- img, der untere im entgegensetzten.

Diej^ lieas sich von vorneherein voraussehen, dagegen bietet der Versuch besonderes Interesse dadurch, das» man nun gleichzeitig das Bild einer vom Centrum nach Peripherie und einer von Peripherie nach Centrum gehenden Stronmng ?or sich hat, und dass die charakteri.stischen Eigen thümlich- kdU^n dies*er beiden Fälle hier durch die farbige Flüsssigkeit recht schlagend anHchaulich gemacht werden*

An der Oberfläche nämlich wird die Farbhaut von dem beiHBCQ Proberöhrchen fortge«chobeUt dnen Bcharf kreisnmd

628 Sitzung der math.'phy8. Clcisse com 6, Dezember 1S64.

l)egreDzieD freien King zurückl&^send ; in dem unteren Ni- veau dieses Kreislaufes hingegen bildet sdch ein schwebender Stern mit scharf radialer Streif ung, der bei TollkommeD«*r Ausbildung einen reizenden Anblick gewährt. Man sieht hier die Analoga der beiden Lichtenberg's^chen Figunm gleichzeitig nebeneinander entstehen.

Den Analogieversuch im tieferen Temperatumiveau er- hält man , wenn man Wasser mit einer Temperutur t^« etwa anwendet und in das Proberöhrchen anstatt de^ heissen Wassers eine Kältemischung bringt.

Ene sehr schöne Erscheinung bietet auch der um>;e- kehrte Versuch: Erwärmung im oberen Theile des Gltse> und Abkühlung im unteren, in Wa«8er. dessen Temf^kenitur höher als 4^ und niedriger als jene der Zimmerluft ist.

Man erreicht diesen ZiLstand sehr leicht, indem mao das mit frischem Bnumenwasser geffillte Becherglas in ric weites niedriges Gefäss stellt, das noch kälteres Walser ent- hält, wie man es durch Zugabe von Schnee cnler EiN-tüik- chen in Walser leicht erhalten kann.

Alsdann hat man das Stromlaufschema Fi^. 4 a «i-: Tafel und eine Strömungstigiir . wie >ie in Fig. 4 h dunr*- stellt ist.

Es ist sehr anziehen«! , die Entwiokelun^ dit^«^ Fik' .r genau zu verfolgen, .\nfangs bildet sich dies^ll»*» c^iii-t- wie sie schon bei dem allerersten Ver>uoh in Fi;:. - a 'i^r- gestellt wurde, nur mit dem Unterschieile , dass die hrr.ir- sinkenden Fäden keine Neigung zur Converirenz zeiirT.. S4m<lern zuerst senkrecht, sehr bald aber schwach divervrir^-iii herabsinken. Zugleich fällt die äusserst ^'eringe Gesi^-hwiu.iii:- keit auf, mit welcher dieses Sinken statt hat, eine Erxh-i::- ung, die mit der Divergenz der Fäden im engsten Zu-ani!L*'r.- hauge steht, da eine Venninderung der ^Tesi^hwitidiirkeit -:".' Vergrüss4*rung de^ Strnm4uerschnitt> zur Folgt* babtrL il >^

1^ Diese Verminderung der (leÄchwindigkeit. wird aber schon lurch den Strom bedingt, der im unteren Theile des Ge-

liasiieg in der Axe des^^elben emporsteigt und diis Herabsinken

|ini oberen Stücke derselben hemniL

Diese Hemmung hat nun ein eigenthümb'ches Aufblähen

hles iiuauteoartigen Gebildes zur Folge, wcMlurcb ilieses schliess- lich die (iesbilt einer Glocke anniramt, deren Kranz sich bis

-zu dem neutralen Ringe erstreckt, der auch hier vorhanden

list. Von diesem Kranze senken sich nun einzelne Fäden

Iherab, die an der Wandung des Glasei* geradlinig abwärts

f steigen, am unteren Rande scharf rechtwinklig umbiegen und

Nler Mitte des Bodens zustreben. Dort angelangt, biegen sie noch einmal ftust rechtwinklig um und steigen nun wieder ein ßttick senkrecht in die Höhe nm noch eine Biegung nach auswärtä zu erfahren. Üieüc zuletzt umgebogenen Stücke erweitern sich später zu Platten^ welche 8ich mit den übrigen

I gleichartigen Platten schliesslich zu einem hutartigen Ge- }»ilde vereinigen. Jeder der eben beschriebenen erst senk- recht herabsinkenden, dann horizontal weiter schreitenden

[und dann noch einmal senkrecht aussteigenden Fäden bleibt

[Htreng in einer verticalen Kbeue, sio dass sie vollkommen

[den Anblick umgebogener Drähte darbieten.

Hiebei ist es ftlr die Klarheit «'es Bilde« von Vortheil,

I dass die Probetliissigkeit bei niedrigeren Temperaturen weniger diffundirt, da in Folge dessen die Fäden im unteren Tbeile de** Gelasses weit compacter werden abj im oberen.

Bei der Venauchsreihe, nach welcher die Zeichnung ent-

^ worfen wurde . war der in Fig. 4 b <largestellte Zustand in einer Stunde erreicht. Als ich inzwischen fortgegangen war und das Ganze sich sellist, also auch die FUlssigkeit im un- teren Gefäsöe der Erwärmung durch die Ziiumerluft über-

I liLS^en hatte, fand ich, dass sich nach drei weiteren Stunden die ganze Farbmenge wesentlich in zwei Theile getrennt

[hatte. Die Enscheinung bot den in Fig. 4 c versiiinlicbten

630 Sitzung der maihrpkyn. Clattse vom 6. Dezember 1884.

Anblick dar. Offenbar hatte sich die Flfissigkeit, wekhe drei Stunden früher die Glocke gebildet hatte, an der Wind- ung des Gl&^es in die Höhe gezogen, wie man schon nach den beiden Gebilden vermuthen konnte, welche in Fig. 4b auf Seiten der Einsciinürung angedeutet sind. Diese Mat^ hat abjdann wieder den Weg nach abwärts angetreten. während im unteren Theile des Glasen ein eigener Kreislauf die Diffusion bereits zu ziemlich vollständigem Ahcfchla««* gebracht hat.

Der eben beschriebene Versuch erfährt eine <ehr inter- essante Modification , wenn man die Abkühlung im uniem Theile des Glases soweit treibt, da*^<? die Temperatur unter 4* herabsinkt.

Man erreicht dies, indem man das Gefäss, welches den Fuss des Becherglases umgiebt, anstatt mit W&sser mit Ent- fallt.

In diesem Falle hat man an dem Umfange des Glaaes ebensrj wie bei dem vorigen Versuche oben eine Zone der Erwärmung unten eine solche der Abkühlung, da dies^ Al>- kühlnng al)er in dem untersten Theile so weit geht , d;i*- die Wässertem peratur unter 4^^ heralxsiukt, s<» wirkt >ie iinrt ebenso wie im ol>eren Theile des Glases eine Krwärni'ini: (1. h. sie hat Autsteigen des Wa^ssers zur Fcdge.

Man hat denmach unter diesen Bedingungen an «irr Gefässwandnng oben und unten einen aufsteigenden, zwiM-h**!: firin einen al)steigenden Strom un<i die Grenzlinie von \^v\*'i: wird el>en in der Gegend des Dichtigkeit>niaxiniuni> «i'^ Wassers liegen.

Den hiel>ei zu Stande konimen<ien Stromlanf tind»'t nu: in Fig. .") a scheniatiseh dargestellt. Fig. 5 b dagegen zeijrt <iie Figur, wie sie etwa nach einer Stunde erhalten wüni»* Sie erinnert im ol>eren Theile lebhaft an Fig 4 b und llu:- sächlich spielen sich die ersten Phasen des Versucht^ el»-!;-« al>. wie Iw'i dem vorigen und erst wenn da-* gliKkeuArU;:''

lOebilfle nahesm fertig ist» machon sich rnterHchiede geltend.

'Während nilmlich \m dem vurigeii Versuche der Rand der Glocke nach aussen nur wenig coiinex war, so ist er es mm

I viel mehr nnd wahrend im vorigen Vernnehe von diesem Itande

ran» einzelne Fäden senkrecht abwärts fielen^ ho ziehen sie sich nun in l»einahe horizontaler Richtung vom Rande nach innen

^um bei Annäherung an die Axe allniillig in anscheinend

I |mral)o]i{^chen Bahnen herabzusinken.

Fuhrt man die beiden zuletzt beschriebenen Versuche nebeneinander aus, so hat man in ihnen ein vortreflFliche^ Mittel , das Vorhandensein eines DiehtigkeiUnmxiniums des

'Was!<er8 auch einem grossen Auditorium in recht augen- fälliger Weise anschaulich zu machen.

Ich habe diese Versuche noch in der nmnnigialtigsten

I Weise abgeändert, will jedoch von der weiteren Beschreibung

Labsehen , da hiebei kein principiell neues Ryesultat erzielt

[worden ist. Nur einige wenige luugen noch ganz kurze Erwähnung finden.

Zunächst hat es schon ein gewisses Interesse die Strom- tixigen zu verfolgen, welche man erhält, wenn man Wasser von weniger als 4*^ einlach der Erwärmung durch die Zimnier- lufk überhUst, Akdann tritt eine Umkehr in der Ströniungs- richtung ein sowie an einzelnen Stellen das Dichtigkeit^-

imaximum nberschritten wird, ein Umschlag, der sich auch beim Gefrieren unserer Gewässer in grossem Maassstabe gel- tend machen muss.

Eine hübsche Erscheinung erhält man auch, wenn man

[ein hohes Cylinderglas ungefähr in der Mitt^ mit einer durch Kautschukringe gedichteten Blechrinne umgiebt und di«5ae mit Eis füllt. Die Farbmengen, welche fnilier die

I Quasten bildeten, gestalten sicli alsdann zu Hach gedrückten

|8cliifht43n um, wie sie z. B, in Fig. i\ der Tafel dargest«*llt sind. Auch ein anderer Versuch darf nicht unerwähnt blribrn,

[da er nach verschiedenen Kiclitungen liin weit^^re Verfolgung

032 Siteung der math.'phys. Clause vom 6. Dezember 1S84.

gestattet. Er entsprang aus dem Bestreben auf der Ober- fläche Cohäsionsfiguren mit mehreren Centren hervorzubringen.

Dies kann man dadurch erreichen, dass man in ein- zelnen senkrechten Linien eine länger andauernde Abkfih- lung unterhält und hiezu bietet die Wärmeleitunf? ein h^ quemes Hülfsmittel.

Biegt man dicke Kupferdrähte U-förmig Fig. 3 um unil stellt man jeweils den einen Schenkel eines solchen U in ein mit Eis gefülltes (iefäss, während man den anderen Schenkel in das Becherglas mit Wasser eintauchen lässt, wobei man natür- lich f(ir einen Schirm Sorge tragen muss, der einen Wärme- Austausch durch Strahlung zwischen den lieiden üefasssen verhindert, dann sieht man alsbald nach Aufbringen der Probeflüssigkeit einen farbigen Strom an jedem der beiden Drähte niedersteigen, auf der Oberfläche aber entisteht die t'ig. '^ KiK 4.

hier nebenan in Fig. 4 dargpstellh» Figur, rfbrigt-n** hüt njan gar nicht nöthig, abgekühlte Kr)r}»er in die Flü--ii:k»Mr einzutauchen, es genügt vielmehr zwei mit »Si'hn»-^* >5ftTi!t:. Proberöhrchen von oben her bis auf wenige Milliiiit-ttr «i.' Olierfläche zu nähern um in Folge von Strahlung: und Ib'ra'- sink«»n kalter Luft sofort unterhalb j<Hle^ K«"»hrih»-ii^ riii*: alwteigenden Strom und damit die nämliche Figur wi»- ..r.-: beschrieben zu erhalten.

Wie l)e<leuten<l solche Strahlungseinflüsse von idi^^r; :•: einwirken, kann man auch sichtlmr machen. ind»-ni ! .a

W, V. Besold: Ufhcr Stithnunffsfißunn in Fiümffkeiteth 033

i erhitzten Glasstab nahe über der Plüssigkeitsoberfläche iin- bringt. Hie<lurch wird nnterhalb ein au füiteigender Strom hervor- emfen. der in dem Falle, wo man zuerst die Radfigur erzeugt lutte, zu hoc'h&t interessantt«ii Detunimtionen Veranlassung gibt. Die in Fig, 4 verzeichneten ytromlinien tragen das tiarakteristbche Gepräge der stationären Stromnng an sich id erinnern in.soferne an die Stromlinien, welche man erhält, renn in eine unendliche leitende Platte an zwei Punkten gleichstarke galvanische Ströme eintreten oder auch an die [rafthnien zwischen zwei gleichstarken gleichnamigen Magnet^ »den, voraasge^etzt, dass diese Pole in einer auf beiden Mag- neten senkrechten Ebene liegen.

Dagegen unterscheiden sich diese Linien IB ihrem Verlaufe ganz wesentlich von den strahlen, welche zwei gleichzeitig erzeugte »üÄiitive Lieh ten berg'sche Figuren zeigen. Die Btzteren stossen zum Theile an der Synimetralaxe unter iumpfen Winkeln zusammen und liissen da<hircli sofort er- liemien. da&i sie weder Stromlinien einer statiunäreu Ström- ag noch Kraftlinien im gewöhnlichen Sinne des WuHes Diese Eigenthümlichkeit wel^t vielmehr darauf hin, bei ihrer Ent&tehung die Zeit in Frage bmiuit, welche er?itreieht bi« sich die GleichgewichtÄstiVrung von den Ein- trömungspunkten aus fortpflanzt und spricht dadurch ausser- rdentlich zu Gunsten der schon friiher vr»n mir gegebenen Brklärnng dieser Erscheinungen.*)

Ich behalte mir vor, bei einer anderen Gelegenheit auf lie^n Punkt zurückzukommen.

Dtiss man in der eben geschilderten Anordnung ein 3rtreffUches Mittel bejsitzt, um den bekannten Ingen- hou8s*8chen Versuch über Wärmeleitung in eine neue Form bringen« l>edarf wohl nur der Erwähnung*

1) Pggdtf. Ann. Bd. CXLIV 8. 532. [1884. Matbrphys, Ct. 4.|

41

634 Sitzung der math.-phyft, Ciasse vom 6. Dezember 1884.

IT. Strömungen in geschichteten Flüssigkeiten.

Bei Ausführung der eben geschilderten Versuche la£ die Frage nahe, ob man in der benutzten farbigen FlQssfr- keit nicht auch für das Studium der Diffusionserscheinun^o ein passendes Hülfsmittel besitze.

Ich füllte deshalb das benutzte Becherglas einige r«iti- meter hoch mit concentrirter Kochsalzlösung, legte auf die- selbe ein leichtes rundes Brettchen und gab nun in der be- kannten Weise mit einer Pipette Wasser auf und schließ- lich die Probeflüssigkeit.

Das Resultat war äusserst überraschend.

Während ich erwartet hatte, dass erst in der Nähe der durch die totale Reflexion erkennbaren Trennungsfläche Ton Salzlösung und Wasser eine Aenderung der bei Wasser allein beobachteten Erscheinungen eintreten würde, zeigte sich, dass die Verhältnisse schon in geringer Entfernung unter der Oberfläche ganz andere waren als bei den oben beschrie- benen Versuchen.

Von der oft erwähnten Quaste kam nur da> iiU-r-tr Stück zu Stande, die einzelnen Fä<len lx)gen nach der Ein- schnürung rasch um und erweiterten sich etwa 2 Centimft<»r unter der Oberfläche zu einer horizontalen Schicht, die i»-: Annäherung an den Rand sich auflwg, dass man :•: diesem obersten Theile des (xlases einen in sich ges^.-hlnsji*':.'-!. Kreislauf hatte, aus dem kaum Sjmren in die unteren Si-hicht*-' übertraten.

l'm nun die Vorgänge unterhall) der genannten Shiiht zu i)e()bachten , blieb nichts andere> übrig, al> die pni»*-.> Aufgabe einer kleinen Menge l*rol>eflüssigkeit.

Wenn nänüich die Ol^erfläche schon einmal mit i-r Tinte überzogen war, so breitet >ich ein neu aufceirei**::*^ Tropfen der Pmbeflüssigkeit niclit mehr aus, ijuillt ai«: nicht mehr viel auf. sr)ndern sinkt einfiuh in die Tit^fn, Hr-:

TT. V. Bezold: Ueber Strömungsfiguren in Flüssigkeiten. 685

violetten Faden hinter sich nachziehend. Dieser Faden rauss nun allmälig von den im Inneren vor sieh gehenden Beweg- ungen ergriffen werden und dadurch ein Bild derselben geben.

Dieser Faden erfuhr in dem vorliegenden Falle eine Menge Knickungen und eine genauere Untersuchung ergab, dass die Anzahl dieser Knickungen von der Zahl der Fülhmgen ab- hing, welche man mit der Pipette vorgenommen hatte. Mit der Zeit aber wurden von dem Probeladen Anhängsel abge- trennt, die deutlich zeigten, dass die Knickungen einzelnen Schichten der Flüssigkeit entsprachen , in deren jeder ein eigener Kreislauf' vor sich ging.

In die concentrirte Lösung konnten auch diese Probe- fädeu nicht mehr eindringen und wurde die Grenze zwischen Wasser und Salzlösung nur von einzelnen kleinen Farbpar- tikelchen, die den Anblick von Stäubchen boten, durchsetzt.

Die eigenthümliche Schichtenbildung hatte ihren Grund offenbar darin, dass der Schwimmer, auf welchen ich das Wasser aus der Pipette fliessen Hess, jedesmal eine Erschütter- ung erfuhr, wenn von neuem mit der Aufgabe von Wasser begonnen wurde.

Dadurch wurde die jeweils oberste Schichte jedesmal in Unruhe versetzt, was eine ähnliche Wirkung haben musste wie ein leichtes Umrühren und den Transport von etwas Salz aus der darunter liegenden Schichte in die eben ent- stehende zur Folge hatte.

Durch das absatzweise Aufgeben von Wasser wurden demnach Schichten verschiedener Concentration erzeugt, wo- bei je<loch die Unterschiede im Concentrationsgra<le nur sehr geringfügige sein konnten.

Um dies nachzuweisen stellte ich nun absichtlich solche Schichten verschieden ccmcentrirter Kochsalzlösung her und bemühte mich anderseits Beunruhigungen des Schwinmiers l)ei

41*

(>3ß Sitzung der mathrphy». ClnHüf mm d, Dezember 1884.

Aufgabe neuer Wassermengen so viel als irgend möglich zu vermeiden.

Dass es sich hiebei nur um Minimaldifferenzen handelt geht schon aus dem eben Gesagten hervor, noch mehr aber aus den folgenden Versuchen.

1. Bringt man in ein etwa 800 cbcm fassendes mit Wasser gefülltes Becherglas einen einzigen Tropfen concen- trirter Kochsalzlösung, so entsteht am Boden des Glases eine etwa 1 cm hohe Schicht Salzlösung, in welche die Probe- flüssigkeit nicht mehr eindringt, sondern über welche die Köpfe der Fäden nach dem Umbiegen hinweggleiten wie ül)er eine feste Unterlage. Nach einer rohen SchätznDf( enthält diese Schicht nicht einmal V^oo Proceut Kochsalz und trotzdem ist dieser kleine Unterschied hinreichend die Betlieiligung dieser Schicht an dem allgemeinen Kreislaufe zu hindern. Im s}>eciiischen Gewichte würde dies einen Ihiterschied von weniger als 0,0001 bezeichnen.

2. Das Glas wurde mit Brunnenwasser gefüllt, aber niclit *(aiiz . so dass ikkU eine Schicht destillirten Wassers anfti;e<^el)en werden konnte. Der freili('h gnissere rnterscliie«! zwisclieii (lern specitisclien (jewichte des Miinchener Bnmneu- wassers ((Quellen cle> Mangfall thales) von 0,001 war eben- falls liinreichend , ufii ein Eindringen der hektographiscben Tinte. >()t'erne sie nicht ein zweitesnial als sogenannter Prol>e- tropfen aufgel)racht wurde, aus der oberen Wa-^serschicht in die untere zu verhindern.

Zum Zwecke der genaueren Untersuchung wurden iniu Schichten von ganz bestiunuteni Salzgehalte hergestellt und /war fol<j;enderniassen :

Zu lO i'hiim i)ei Zinnuertemperatur (etwa 18^ C.) ge- sättigter Kochsalzl(')sung fügte ich 100 cbcni Brunnenwasser und goss von der so erhaltenen Lösung 100 cbcm in das zur lint(»rsuchung bestimmte Becherglas.

Die n))rigi)Ieiben(len 10 ebcni der Lösung verdünnte irh

W. f. Besold: Ueher Ström ttnfjfifigurefi in Ftü/tMßknten, ^^^7

wieder mit 100 chcm Weisser und brachte mit Hülfe einer Pipette and unter Anwendtnig des Srhwiiiiiner« hievou wieder 100 cbcm vursiehtig in das Beehergltts* DieÄS wiederholte ich QOüh 5 mal imd fugte ganz zum Sehlusse norh ino cheni Brunnenwasser als oberste Sehieht hinzu.

Auf diese Weise warden 8 Schichten erhalten, von denen die oberste, ubgCx-^eheu von dem dem Müiichoner Brunnen- wasser eigenen Salzgehalte gar kein Koclisalz enthielt, die übrigen aber von unten her der Reihe nach folgende Mengen in Procenten der Lösung: l 2,84; 11 0,2H; 111 0,02; I\^ 0,002; V 0,0002; VI 0,00002; VII 0.000002.

Die obei^st*? Schichte (VIII) und die ihr benachbarte (VII) unterscheiden «^ich demnach nur um einen Salzgehalt von ^/sortooo Procent, was einer Differenz des speeifischen Ge- wichtes von etwa 0,000 öOUOl enfcöprechen wurde.

Hiebei kann ich freilich nicht verschweigen , dass ich diese Angabe nur für eine sehr rohe Annäherung halte, da es mir nicht nnwahrschehdfch dünkt, dass der Holz.<chwimmer bei dem alhuäiigen Uebergauge von den tieferen Schichten zu der höheren concentrirten Lösung von unten mitnimmt.

Eine nachträgliche nnteranchung des Couceutrations- gradei^ der oberen Schichten seheint mir .^chon deshalb un- mdgiich . weil man zu diesem Zwecke den betreffenden Schichten bpüstimmt-e Mengen entnehmen raüsste, womit jeder- zeit die Gefahr verbunden wäre, durch Aufr(ihreri der Lös- ung die O^ncentratiou zu verändern.

Aber sselbet wenn man den oben angegebenen Zahlen- werthen keinen hohen Grad von (ienauigkeit beimi*!jt, so sind sie doch jedenfalls genügend um die Ueberzeugung zu begründen , dass ganz minimale Differenzen im specifi>ichen üewnchte hinreichen, um eine fi<:)lche Schichtung hervorzu- nifen und getrennte Kreisläufe in den einzelnen Schichten 3511 beilingen.

Denn thatsächlich bot sich etwa eine Stunde nach dem

<>B8 Sitzung der vxath.-phys, Classe vom 6, Dezember 1884.

Aufgeben der Anblick wie in Fig. 7 der Tafel versinnlichi nach Hinzufügung eines Probetropfens aber bald darauf das Bild, das Fig. 8 wiedergiebt.

Alles zusanimengefasst kommt mau zu dem Ergebnisse, dass man mit Hülfe der hektographischen Tinte in Wasser- massen eine Menge Vorgänge sichtbar machen kann, deren Studium sonst grosse Schwierigkeiten bietet.

„Zunächst eignet sich diese Substanz vortreflFlich zur Anstellung verschiedener Versuche über die Spannung der Flüssigkeitshaut beziehungsweise über Oberflächenelasticiüt und elastische Nachwirkung in Wasser*.

, Femer kann man durch dieses Hülfsmittel, stationäre oder nahezu stationäre Strömungen in der Oberfläche und im inneren von Wassermassen sichtbar machen, deren Ver- folgung wegen der Analogieschlüsse, die man in anderen Gebieten der Physik daran knüpfen kann, erhöhtes Interesse darbietet" .

„Endlich kann man auf diesem Wege nachweisen, wie leicht in Lösuui^en, selbst l>ei Minimaldifterenzen im Coneen- trationsgrjidt*. Schicht^nbildung eintritt, und wie alsdann die kleinsten Uiitorsohiodo in der Temperatur hinreichen, um in jeder solchen Sciiiciite einen besonderen Kreislauf hervor- zurufen, ein l instand, der bei Untersuchungen über Diifusiou nicht unberüeksieliti<xt bleiben darf".

Herr W. v. Beetz überreicht eine in dem physikalischen Institute der \V'ürz})uro*er Universität ausgeführte Arbeit de? Herrn Dr. Kur! Stretker:

«Ueher eine K* e p rod u k tion der Siemeu.>*- seilen (j u e e k s i 1 b e r e i n h e i f , welche in den Denkschriften veröffentlicht werden wird.

639

Verzeichniss der eingelaufenen Drackschriften.

(Juli bis Dezember 1884.)

Von folgenden GesellBohaften nnd Institnten:

Sociite cdmiäation in Abbevüle: Mämoires. 3«. S^r. Vol. 3. 1884. 8«.

Observatory in Adelaide: Meteorological Obseryations 1881. 1884. Fol.

Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes in Altenburg:

Mittheilungen aus dem Osterlande. N. F. Bd. IL 1884. 8^. Catalog der Bibliothek der Gesellschaft. 1884. 8«.

Societe Royale de Zoologie in Amsterdam:

Nederlandsch Tijdschrifb voor de Dierkunde. Jaargang V. 1884. 8^. Bijdragen tot de Dierkunde. Aflev. X. 1884. Fol.

Johns Hopkins University in Baltimore:

The Development and Protection of the Oyster by W. K. Brooks.

1884. 40. American Journal of Mathematic«. Vol. VII. 1884. 8».

Niederländisch-Indische Regierung in Batavia: Regenwamemingen in Nederlandach-Indie. 5. .laarg. 1884. 8<*.

Kgl. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie in Batavia: Natuurkundig Tijdschrift. Deel 42 & 43. 1883 & 1884. 8».

K. Preussische Akademie der Wissenschaften in Berlin: 0. G. J. Jacobi's gesammelte Werke. Suppl.-Bd. 1884. 4^.

Deutsche geologische Gesellschaft in Berlin: Zeitschrift. Bd. 36. 1884. 4».

Centralbureau der europäischen Gradmessung in Berlin:

Verhandlungen der Vü. allgemeinen Conferenz der europäischen Grad- measung. 1884. 4®,

642 Verzeichniss der eingelaufenen Drueksehriften,

Museo civico di Staria n<Uurä!e in Genua:

Annali. Vol. 18-20. 1883—84.

Oherhessische OeseUschaft für Natur- und Heilkunde in Giessen:

23. Bericht. 1884. 8».

Naturforschende Gesellschaft in Görlitz: Abhandlungen. XVIII. Bd. 1884. 8».

Verein der Äerzte in Steiermark zu Graz: Mittheilungen. XX. Vereinsjahr 1883. 1884. 80.

Redaction des Archivs in Greifswald:

Archiv für Mathematik und Physik. Inhaltsverzeichniss zu Theil 55 70. Leipzig 1884. ö^.

Leopcldinisch-Carölinische Deutsche Akademie der Naturforsdm in Halle alS,:

Nova Acta. Vol. 45. 46. 1884. 4».

Naturtcissenschaftlicher Verein in Hamburg:

Abhandlungen. Bd. VIII. 1884. 40.

Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde in Hanau:

Katalog der Bibliothek. 1883. 8«.

Societc HoUnnilaise des sciences in Harlem :

Archivert Neerlandaises den sciences exactes et naturellen. Tom. XIX. 1.^83 -b4. 8«.

Mmi'c Teyler in Harlem : Archives du Mu.sp'e Teyler. Ser. IL Vol. II. 1884. 8«.

Societas pro Fauna et Flora Fennica in Hei sing fors : Meddelanden. Höft 9. 10. 1883. 8«.

Verein für siehenhürgisclie Landeskunde in Herrnrnnstadt: Jahr('.s))oricht f. d. .1. 1888/84. 1884. 80.

Siehenbürffisdier Verein für Naturuisso^schaften in Herrmanstadt Vorhaiidlimo:(Mi und Mittheilungeii. 34. .Jahrgang. 1884. 8'\

Rof/al Society of Tasmania in Holfart Toten : [»apcrs aud Procpp<lincrs 1882. 1888. 1883. 1884. 8«.

OrotüiherzofjlicUe Sternwarte in Karlsruiic: Verörteutlichungen , herausg. von W. Valentiner. Heft I. 18^<4. ^^^

Verzeidhniait der eingelaufenen Druekschriften. . 643

Verein für Naturkunde in Kassel:

XXXI. Bericht 1888—84. 1884. 8».

Statuten des Vereins. 1884. S^.

Bibliotheca Hassiaca. Repertorium der Landeskundlichen Litteratur för den preuss. Reg.-Bez. Kassel. Bearbeitet von Karl Acker- mann. 1884. 8».

Bestimmung der erdmagnetischen Inklination von Kassel von Karl Ackermann. 1884. 8^.

Ministeriäl'Commission zur Untersuchung der Deutschen Meere in Kiel : Ergebnisse. Jahrg. 1883. Berlin 1884. 40.

PhysikOrlisch-ökonomische Gesellschaft in Königsberg : Schriften. 24. Jahrg. 1883. 1883—84. 8».

Socitte Vaudoise des sciences naturelles in Lausanne: Bulletin. 2*. S(5r. Vol. XX. 1884. 80.

K, sächsische Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig:

Berichte. Mathem.-phys. Classe 1888. 1884. 8». Abhandlungen. Math.-phys. Classe. Bd. XIII.

B. Ästranomical Society in London:

Memoirs. Vol. 48. 1884. 40. Monthly Notices. Vol 45. 1884. 8«.

Her Majesttfs Stationerg Office in London:

Report on the Scientific Kesults of the Voyage of the Challenger.

Narrative. Vol. 2. Zoology. Vol. 1-10. (Text u. Atla.s.) 1884. 4». Physics and Chemistry. Vol. 1. 1880—83. 4».

Zoological Society in London: Proceedings. 1884. 8».

Royal Institution of GrecU Britain in Lotidofi: Proceedings. Vol. X. 1883. 8«.

Linnean Society in London:

Transactions. 2. Serie«. Zoology. Vol. III. 1888—84. 8«. Journal. Zoology. Vol. XVII. Nr. 101. 102.

Botany. XX. XXI. Nr. 130. 131. 132. 1888—84. J^^o. Proceedings. (From Nov. 1882 to Octob. 1883.) 1888. 8». List of FeUows. October 1888. 8».

Societe geologique de Belgique in Lüttich: Catalogue des ouvrages de geologie par G. Dewalque. 1884. S^.

<»44 Verzeichnis^ der eingdnnfenen IMruekwdmften.

Academie de» Sciences in Lyon: Memoires. ClasiM? den sciences. tom. 26. PariB. 1883 84. gr.

WaHhhurn Obserratory of the ünirersity of Wisconsin in Madisti

Publicatioiw. Vol. II. 1884. 80.

Meteorological Rejforter of the Oocernment in Madras:

Ailiuinwtration Rei)ort for the year 1883—84.* 8«.

B. Osserratorio di Brera in Maüand: Pubblicazioni. Nr. XXIV u, XXVI. 1883 u. 1884.

Societä itcdiana di scieme naturali in Maäand:

Atti. Vol. XXVI. 1883—84. 8».

Ohserratorio astronömico su Tacubaya in Mexico:

Anuario. ARo 5. 1884. 8».

Sociedad de historia natural in Mexico:

La Naturalcza. Tomo VII. 1883-84. 4«.

Boyal Society of Canada in Montreal:

Procee<ling8 and Transactions. Vol. I. 1882—83. 8«.

Societe Imperiale des Naturälistes in Moskau:

Nonvpsuix AhMnoiroH. Tom. XV. 18«4. 4«. liulh'tin. 1HS4. X«.

Connecticut Academit of Arts and Sciences in Netr- Haren:

'l'nin.sartioiis. Vol. VI. 1^84. S^.

Academy of Sciences in New- York:

Annais. Vol. lll. L^SS. sO.

Jicflaction des American Journal of Science in New-Havcn :

TIh* AnnM-ican .Tonrnal of Science. Vol. XXVII. Nr. 161 untl lt> Vol. XX VIII. Nr. 168. 1884. so.

Radeliffv Observatory iw Oxford:

llcsnlts of astronomical Ohsorvations in the vear 1881. Vol. XXXL^ 1^x4. x^\

Academie des sciences in Paris:

Oouiptes riMidus. Toni. Ul«. 1^S4. 4".

Ministire de l^ Instruction jmblique in Paris: Oeuvres d'Anguntin Cauchy. 1. Serie. Tom. 4. 1884. 4*.

Vereeichnisft der eingelaufenen Druckschriften. <>45

SociHe de gSographie in Paris: Bulletin. 1884. 8».

Bureau international des poids et mesures in Paris: Travaux et Mdmoires. Tom. UI. 1884. 40.

Museum d^histoire ncUurelle in Paris: Noiivelles archives. 2«. Serie. Tom. 6. 1884. 4P.

SociHe zoologif/ue de France in Paris: Bulletin. 1884. 8».

K. ungarische geologische Anstalt in Pest (Budapest):

Jahresbericht für 1883. 1884. 8».

Katalog der Bibliothek und Kartensammlung der k. ungarischen geo- logischen Anstalt von Robert Farkass. 1884. 8^.

Geologisches Comite in Petersburg: iHwestija. Tom. III. 1884. 80.

Academy of natural Sciences in Philadelphia:

Proceedings. 1884. 8«.

Journal. Second Series. Vol. EX. 1884. 4P.

American Pharm aceuiicai AssodcUion in Philadelphia:

Proceedings at the 31**. annual Meeting held at Washington, September 1883. 1884. 80.

American philosophical Society in Philadelphia: Proceedings. Vol. XXI. Nr. 115. 1884. 80.

K. K. Sternwarte in Prag: Astronomische Beobachtungen im Jahre 1883. 44. .Jahrg. 1884. 4®.

Verein böhmischer Matl^ematiker in Prag: CaHopis. Bd. XIII. 1884. 8».

Naturwissenschaftlicher Verein in Begensburg: Correspondenz-Blatt. 87. Jahrgang. 1883. 8«.

Accademia Pontificia Nuovi Lincei in Rom: Atti. Anno XXXVI. 1883. 4».

Canadian Itistitute in Tomnto: Proceedings. 1884. 8«.

Museo civico di storia naturale in Triest: Atti. Vol. Vn. 1884. 80.

646 Verzeichniss der eingelaufenen DrueksehrifUn,

Universität in Upsata:

Bulletin mensuel de rObservatoire m^teoroiogiqae de rUniTenü^ d'üpsaL Vol. XV. Annee 1888. 1888—84. 4P.

Institut Boyal Meteordogique des Pays-Bas in UtredU:

Nederlandsch Meteorologisch Jaarboek voor 1883. Deel L 1884. 4* Nederlandsch Met^^orologiach Jaarboek Toor 1877. Deel 11. 188i 4».

Department of Agriculture in Washington: Report of the Cominidsioner of Agriculture for the jear 1883. S*.

U, S. Coast Survey Office in Washington:

Report of the Superintendent for the year ending with Jone 1882. 1883. 40.

Bureau of Nacigation, Navg Department in Waskingion:

AHtrononiical Papers. Vol. 11. III. 1888—84. 40.

Surgeon General, U, S, Army in WaMngton:

Index Catalogue of the Library. Vol. V. 1884. 8®.

ü. S. geolofficaJ Siircey Office in Washington: Mineral ReMOunis of the United States by Albert Williamn. 1883. 9,

War DepartmetU, U. 8, of Am. in Washington :

Professional Pai)ers of the Signal Service. Nr. XIV. 1884. 4*.

iMtuhrirthschaftUche Centrahchule in Weihenstephaii:

.Fahrosboriclit pro ISS'-^ßi. Freising 1884. 8^.

K. K. Akademie der Wi^isenschaften in irtVii:

DoiikHchriften. MathoinatiHch-naturw. Klasse. Bd. 47. 1883— 'vi. 4". 8itzun^s>)eri eilte. Matheniatisch-naturw. KlaHse. L Abt. Bd. 88. Si* IL Al)t. Bd. S8. X\). III. Abt. Bd. 88. 89. 18*^3-84. 8«.

Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in W'Us-

Schriften. Bd. 24. .lahr^^. 1883/84. 1884. 8'>.

K. K. Gesellschaft der Aerzte in Wien: Modi/inisclif .lalirbiu-lier. .Tahrprang 1884. 1884. 8«.

Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde O^asiens in Yokohama :

Mitth.Mlungen. JU. Hott. 1884. 4».

Verzeichniss der eirufelaufenen Druckschriften. 647

Von folgenden Privaten:

Herr Paul Älbrecht in Brüssel:

Sar les spondylocentres ^pipituitaires du cräne. 1884. 8^. Sur la valeur morphologique de la troinpe d'Eiistache. 1884. 8*^ Ueber die morphologische Bedeutung der Kiefer-, Lippen- und Ge- sichtsspalten. 8. 1. 1884. 80.

Herr Paul Brunbauer in München: Der Einflusfl der Temperatur auf das Leben der Tagfalter. 1884. S».

Herr Maximiano Marques de Cervalho in Rio de Janeiro: Pathogenia e prophilaxia do cholera-morbu8. 1884. 8^.

Madame la Marquute de CcHhert Chabanais in Paris: Oeuvres compl^tes de Ijaplace. Tom. 6. 1884. 4^.

Herr Ed, Hebert in Paris:

Notes sur la geologie du d^partement de TAriege. 1882. 8^. Sur la Position des calcaires de TEchaillon. Ififel. 8^.

Herr Albert Kölliker in Würzburg:

Gmndriss der Entwicklungsgeschichte des Menschen. 2. Aufl. Leipzig 1884. 80.

Herr Hermann Kolbe in Leipzig: Journal für praktische Chemie. N. F. Bd. 30. 18S4. 8».

Herr H, CarvUl Leids in Germantown, Pennsylvania: On supposed glaciation in Pennsylvania. New-Haven 1884. 8^.

Herr Bafael Mallen in Me.ricn: Nuevofl m^todoH astronömicos. 18X4. 8*^

Herr Ferdinaml con Müller in MellMurnei Eucalyptographia. IX*»« Decade. 1883. 4«.

Herr R, T, Muhoz de Luna in Madrid:

El Cölera - morbo asi&tico. Importancia del 4cido hiponftrico con- siderado como desinfectante agente profiliictico y curativo. 1884. 80.

Herr Ph, Plantamour in Genf:

De« Monvements periodiques du hoI (Sixii'ni«» annee). 1884. 8".

Herr Ernst Bethwisch in Neckar st ei nach: Der Irrthum dor Srhw(»rkrafthyi>oth< *>»<'. 2. Aufl. Freiburg 1884. 80.

648 Verteiekmss der eingelaufenen DntekMkrifien^

Herr Gustav Betziws in Stockholm z Da« Gehörorgan der Wirbeltiiiere. Abth. IL 1884. FoL

Herr Emil JRosenberg in Dorpat:

Untersuchungen über die Occipitalregion des Cranimn f?inig<?r >i«^ lachier. 1884. 4».

Herr Ärcangelo Scacchi in Neapel:

Nuove ricerche aulle forme criatalline dei parataKrati acidi di ae- monio e di potassio. 1884. 4®.

JJerr Sudolf Wolf in Zürieh: Astronomische Mittheilnngen. Nr. XLU. 1884. ^.

649

Oeflfentliche Sitzung

ztir Vorfeier des Geburts- und Namensfestes

Seiner Majestät des Königs Ludwig IL

am 25. Juli 1884.

Wahlen.

Die in der allgemeinen Sitzung vom 2L Juni vorge- nommene Wahl neuer Mitglieder hatte die allerhöchste Be- stätigung erhalten, und zwar:

A. Als ausserordentliches Mitglied: Dr. Otto Fischer, Privatdozent der Chemie an der k. Uni- versität München.

B. Als auswärtiges Mitglied: Dr. August Weis mann, grossherzogl. badischer geheimer Hofrath und ordentlicher Professor der Zoologie an der Universität Freiburg i. B.

C. Als correspondirende Mitglieder: Dr. Jakob Lüroth, ordentl. Professor der Mathematik an

der Universität Freiburg i. B. Dr. August Wilhelm Eich 1er, ordentl. Professor der Bo- tanik an der Universität Berlin. Dr. Agostino Todaro, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Palermo.

[1884. Math.-phy8. Cl. 4.] 42

651

Namen -Register.

Baeyer 217.

Beetz W. v. 207. 293. 638. Bezold W. V. 14. 38. 355. 611. Brill A. 193.

Eichler A. W. (Wahl) 649.

Fischer 0. (Wahl) 649.

Groth P. 1. 280.

Gümbel C. W. v. 256. 549.

Haushofer K. 590.

Heer Oswald (Nekrolog) 284.

Henna E. 338.

Hessler Franz 325.

Jolly Ph. V. 245. 254. 605.

KupfFer C. 39. 333.

Kolenko 1.

Kuen Theodor 194.

Lommel E. 254. 605.

Ludwig Ferdinand, Kgl. Hoheit 183

LOroth J. (Wahl) 649.

Merian Peter (Nekrolog) 230.

Ogata 11.

652 Namten-BegisUr.

Pettenkofer M. v. 11. 2.j3. Pfaff Fr. 255. 549. PfeifBer E. 21^3.

Radlkofer L. 58. 101. 397. 487. RiefM Peter (Nekrolog) 241. Rohon V. 39. Rubner M. 366. Rüdinger Nie. 183.

Seeliger H. 267. 521. Seidel L. Ph. v. 194. Strecker K. 638.

Tödaro Ag. (Wahl) 649.

Vogel Aug. 5.

Voit C. V. 226. 230. :i66.

Weidmann Aug. (Wahl) 64». WiBlicenuB J. 217. Wüllner A. 245.

G53

Sacli-Register,

Beugun^erscheinungen einer kreisrunden Oetfhung und eines kreis- runden Schirmchens, theoretisch u. experimentell bearbeitet 254.

Calorimetrische Untersuchungen 366. Capparisarten, über einige derselben 101. Cyannachweis 286.

Daphnoidee, über eine von Grise))ach unter den Sapotaceen aufge- führte 487.

Dielectrische Ladung und Leitung, Untersuchungen über dieselbe 14.

Dispersionstheorie, Ausdehnung dei-selben auf die ultrarothen Strahlen 245.

Einsendungen von Druckschriften «no. 639.

Ei Weisszersetzung bei künstlich erhöhter Körpertemperatur 226.

Elasticitätscoöfticienten der Krystalle, über die Bestimmung der- selben 280.

Electrische Leitungsfähigkeit des kohlensauren Wassers und eine Methode, Flüssigkeitswiderstände unter hohen Drucken zu messen 293.

Endorgane der sensiblen Nerven in der Zunge der Spechte 183.

Flächen von constantem Krümmungsmaass 194. Fluorescenz, Beobachtungen über dieselbe 605.

Forchhammeria Liebm., über die ZurückfUhrung derselben zur Familie der Capparideen 58.

Gangadhara, der Scholiant des Tscharaka, Entwicklung und System

der Natur 325. Ganglienzellen, über die Bildungsweise derselben im Ursprungsgebiete

des Nervus acustico-facialis bei Ammocoetes 833.

U54 Sach'Begister,

Jodkalium, Ul)er die Zersetzbarkeit desselben 5.

Lepaditen, foHsilc, Bemerkungen über einige dernelben au« dem litfao- graphischen Schiefer und der oberen Kreide 577.

Mcsoaklerometer, ein Instrument zur Bestimmung der mittleren Hlitp

der Krystallflächon 255. Microscopische U<?actionen auf Mineralien 590.

Necrologe 230.

Normalelemente für olektrometrische Mensungen 207.

PlitalylmalonHUurepHter und IMitaloxyldimalonsäureester, die Produktr

der Umsetzung zwischen Natriummalonsaureester und PhtiU^

chlor ür oder Phtalsilureanhydrit lil7. Pneumoniekokkon in der Zwischendeckenfüllung eines GefängniM»

als Ursache einer Pneumonie-Epidemie 258. Pyroelectricit^t den Quarzes in Bezug auf sein kiystallographiacbtt

System 1.

* (Juecksilboreinheit, Siemens'sche, über eine Reproduction derselben 6S8.

Rückenmark der Forelle, Histiogenese desselben 39.

Sapotiicccn, über oinif^e derselben 897.

Schichtonströniun^'on, Beobiichtun«,n*n und Bemerkungen Über die-

st*ll)en hW). Schwelligt' Siinn', Vprhiilt»Mi derselben zu Blut 11. StrömungHfifirnron in Flüssi^rkeiten (511.

Uranus. ü}>er die (iestalt diosos Planeten 267.

Vertheilung der Sterne auf der nördlichen Halbkugel nach der Bonner Durchmus b.Tun«,' -^1 1 .

Wahlen 649.

Wahrscht'inliclikeitsgesctz der Fehler bei Beobachtungen 194.

Zündende Blitze im Königreich Bayern während des Zeitniumer« is:^3— 1882 38.

c>>

'.^J JJ

^ *

k

- *