Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I 124. Band Jahrgang 124 — Heft 1 bis 10 (Mit 28 Tafeln und 35 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften III Inhalt Seite Doelter C, Über natürliches und künstliches Ultramarin [Preis: 50 h] . 37 — Über die Natur der Mineralfarben [Preis : 60 h] 409 Figdor W., Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Botanische Abteilung, Vorstand Wilhelm Figdor. 13. Über die thigmotropische Empfindlichkeit der Asparagus-Sprosse. (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 90 h] .... 353 Fritsch K., Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse süd- europäischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem öster- reichischen Küstenlande. (Fünfter und letzter Teil.) [Preis: 1 K 20 h] 255 Hamorak N., Beiträge zur Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates. (Mit 3 Tafeln und 2 Textfiguren.) [Preis: 1 K 60 h] 447 Heinricher E., Beiträge zur Biologie der Zvvergmistel, Arcenthobinin Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 2 K 40 h] . ., ■ 181 — Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wacholdermistel, Ai'centhobiiun Oxycedri, auf Grund durchgeführter Kulturen geschildert. (Mit 3 Tafeln und 5 Textfiguren..) [Preis: 2 K 80 h] . 319 — Über Bau und Biologie der Blüten von Arceuthobiiim Oxycedri (DC.) MB. (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur.) [Preis: 1 K 10 h] . . 481 Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie. (XVIi. Mitteilung, Nr. 876 bis 943.) [Preis: 3 K 20 h] 49 Klein G., Zur Chemie der Zellhaut der Cyanophyceen. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 90 h] 529 Leitmeier H., Der Meerschaum von Kraubath in Steiermark. [Preis: 60 h] 163 Molisch H., Über einige Beobachtungen an Miinosa pndica und anderen Pflanzen. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 1 K 20 h] 507 Pesta O., Bemerkungen zu einigen Langusten {Palinuridae) und ihrer geographischen Verbreitung. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 70 h] 3 Schussnig B., Bemerkungen zu einigen adriatischen Planktonbacillarieen. (Mit 14 Textfiguren) [Preis: 1 K 50 h] 377 — Algologische Abhandlungen. Über einige neue und seltene Chlorophyceen der Adria. (Mit 4 Tafeln) [Pieis: 2 K 10 h] . . . 425 A ^sq I\' Siebenrock F., Die Schildkrütcngattung Chelodina Fitz. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1 K 80 h] 1-3 Steindachner F., Ichthyologische Beiträge (XVIIIi. (.Mit 5 Tafeln und 1 Te.xtfigur.) [Preis: 3 K 90 h] •. . 507 Trojan E., Die Leuchtorgane von Cyclothone signata G arm an. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 1 K 20 h] 291 Wagner R., \'erz\veigungsanomalien bei Vernouia rtibricaiilis H. B. (Mit 7 Textfiguren.) [Preis: 90 h] 547 Wiesner J. v., Naturwissenschaftliche Bemerkungen über Entstehung und Entwicklung. [Preis: 80 h] 231 Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliciie Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 1. und 2. Heft Bemerkungen zu einigen Langusten (Palinuridae) und ihrer geographischen Verbreitung von Dr. Otto Pesta (Wien). (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. Februar 1915.) Die Familie der Paliuitridae umfaßt die fünf Genera Palinurcllus Martens, Liuiipanis Gray, Jasus Parker, Pali- ntirus Fabricius und Pauiilinis Gray; die außerdem noch hierhergehörige Gattung Pucndus (= Puer) Ort mann besteht nicht als systematische Einheit, sondern nur als Sammel- begriff unreifer Stadien von unsicher bestimmbaren Pauuliriis- Arten. Der Gruppe der vier zuerst genannten, artenarmen Genera, die durch den Besitz kurzer Geißeln an den ersten Antennen charakterisiert ist, steht die artenreiche Gattung PamiJii'iis, deren Angehörige lange Geißeln an den ersten Antennen zeigen, allein gegenüber. Ihre Jugendformen (Pitcrii- liis) haben statt des bestachelten Antennalsegmentes und des im Querschnitt gerundeten Cephalothorax ein stachelloses Antennalsegment und einen mit zwei seidichen Längskanten und einer medianen Rückenkante versehenen Cephalothorax aufzuweisen. Die Gattungen der ersten Gruppe können nach A. Gruvel bei Beachtung folgender Merkmale unterschieden werden: ■ Augenhörner fehlen Paliniirellus Augenhörner vorhanden, voneinander getrennt 2 Augenhörner vorhanden, median zusammen- stoßend Linupanis .^ ( Stridulationsapparat fehlt Jasus ~ \ Stridulationsapparat vorhanden PaUiiiinis 4 0. Pesta, Über einige Arten der Gattungen Jusiis und Paniilirns nun werden auf Grund der Untersuchungen des alten und neuen Materials, das sich in den Sammlungen des k. k. Natur- historischen Hofmuseums in Wien befindet, mehrere ergänzende Bemerkungen zu geben sein, die sich hauptsächlich auf die Kenntnis der geographischen Verbreitung derselben beziehen, zum Teil aber auch systematische Fragen behandeln. Zwei in den letztvergangenen Jahren erschienene Arbeiten haben dazu als gute Basis dienen können; sie werden oft erwähnt sein und sollen an dieser Stelle ein für allemal mit dem vollen Zitat angegeben werden, um die späteren gekürzten Hinweise verständlich zu machen. Sie lauten: H. Balss, '^Ost- asiatische Decapoden IL Die Natantia und Reptantia«, ent- halten in den Beiträgen zur Naturgeschichte Ostasiens, heraus- gegeben von F. Doflein (IL Suppl.-Band, 10. Abhandlung, IL Klasse der K. Akad. der Wiss. München, 1914), und A. Gruvel, »Contribution ä l'etude generale systematique et economique des Paliunridae«, enthalten in Mission Giuvel sur la cote occidentale d'Afrique 1909 — 1910, resultats scienti- fiques et economiques (III. Band, 4. Fase, der Annales de r Institut oceanographique, Paris 1911).^ 1. Jasus verreauxi (Milne Edwards, 1851) 1= Pal in ums Hiloclii Heller, 1862]. Als sichere Fundorte dieser Form sind bisher Neu- südwales (Australien), Neuseeland und Tasmanien bekannt. Außerdem aber soll sie nach Heller (1862, Sitzungsber. der Akad. der Wiss, Wien, vol. 45, p. 393, und 1865, Crustaceen der »Novara«-Exp., p. 96, Taf 8) »von Baron Hügel im Indischen Ozean gesammelt« worden sein. Es ist a priori nicht \er- ständlich, warum Heller die Spezies in die Liste der »Novara«- Crustaceen aufgenommen hat, da sie nicht aus der Kollektion dieser Expedition, sondern von Baron Hügel (nach den Auf- zeichnungen in den Akquisitionsbüchern des Museums-Wien 1 Balss zitiert wohl aus V^ersehen stets »1912«; diese Jahreszahl trägt zwar der Gesamtband III, aber das Fase. 4 ist bereits 1911 erscliienenl Auch soll der Erscheinungsort nicht Monaco heißen, sondern Paris! Geograpliisclie \'erbiciUiiii; eiiiit;cr Langusten. i^ schon im Jahre 1839 erworben I) stammt; man kann nur ver- muten, daß diese Angabe wegen des V'ergieiches mit der zweiten Art, ./. UiUiiidei, gemacht wurde. Bezüglich der un- wahrscheinlichen Fundortsangabe »Indischer Ozean«, die auch \-on Gruvel (1911) mit einem ? versehen wird, klären leider die vorliegenden Originalexemplare (zwei große, getrocknet aufgespannte 9 der Wiener Schausammlung) nicht sicher auf; auf der ursprünglichen, gemeinsamen Etikette ist »Indischer Ozean«, auf den zwei offenbar später hergestellten Etiketten ist »Australien« zu lesen. Ein drittes Exemplar (großes 9 in Alkohol) stammt aus Australien, Mus. vSidney, ein Geschenk Hufrat Steindachner's. 2. Jasus lalandei (Lamarck) [=: Püliiiiinis Panlcnsis Heller, 1862]. Diese Art kommt vor: Lüderitzbucht (Westafrikaj, Kap der guten Hoffnung, St. Paul- und Amsterdam-Insel, Süd- australien, Tasmanien, Neuseeland, Tristan da Cunha-Insel und Juan Fernandezinsel, bewohnt also eine Zone, die den südlichen Wendekreis als nördlichste Grenze hat. Außer erwachsenen Tieren von mehreren der genannten P\mdorte liegen noch zwei Jux'enes aus Kapstadt (Dr. Capel- mann, 1884) und drei Juvenes aus St. Paul (»Novara«- Expedition 1857/59) vor; die letzteren hat Heller in seinen »Novara«-Crustaceen nicht erwähnt; zwei Exemplare sind 26 mm lang, das dritte 28 mm. Von den Jugendstadien anderer Palinuriden unterscheiden sich alle drei durch die äußerst kurzen Geißeln der ersten Antennen, ferner auch durch die im Verhältnis zur geringen Größe der Tiere ziemlich derben und dicken Pereiopoden. Bei den zwei kleineren Stücken fällt der nur in der vordersten Partie mit wenigen Spitzen be- wehrte, sonst aber vollkommen glatte und oben abgeflachte Cephalothorax auf, während derselbe bei dem 28 mm langen Exemplar seine normale, dicht bestachelte und gleichmäßig gewölbte Oberfläche zeigt; auch sind bei ihm die Querfurchen und die charakteristischen Kerbungen auf den Abdominal- segmenten schon sichtbar, die den kleineren Exemplaren bis auf kaum unter der Lupe wahrnehmbaren Anfängen fehlen. 6 O. Pesta, Da der Größenunterschied zwischen den besprochenen Indivi- duen nur 2 mm beträgt, das Aussehen der Tiere von 26 nun auf 28 ////// Länge aber doch so merklich verändert erscheint, so darf man eine einmahge Häutung als wahrscheinliche Ursache dieser Unterschiede annehmen. Die zwei Vergleichsexemplare aus Kapstadt messen 24 ////// und 42 mm an Länge; das erstere gleicht vollkommen den kleineren Exemplaren von der St. Paul-Insel. 3. Panulirus dasypus (Latreille). Da Balss (1914) das Vorkommen dieser Spezies in Japan selbst anzweifelt, so sei hier erwähnt, daß die Samm- lung des Wiener Museums ein cf aus Yokohama (Dr. Haberer, Juni 1903) enthält; außerdem befinden sich dort: ein o' aus Nordformosa (Dr. Haberer, September 1903) und ein 9 und drei 'O aus Swatow, Südchinesisches Meer (Castro, 1893). Der von Heller in den »Novara< -Crustaceen (1865, p. 100) erwähnte PaJiniii'iis dasypus gehört nicht zu dieser Art, sondern zu P. hnrgcri (de Haan); die Fund- orte Ceylon und Madras sind daher für P. dasypus zu streichen. 4. Panulirus burgeri (de Haan). De Haan, 1849, Paliniinis hnrgcri: Faun. Japon. Crust., p. 159, tat". 43 u. 44, fig. 1 . [!Non Heller, 1865, » » Crust. Novara-Exp., p. 95 (Bc- stimmungstabelle !)] Heller, 1865, Palinurus dasypus: Crust. Novara-Exp., p. 100. Pfeffer, 1881, Senex burgeri: Verhandl. Nat. Ver. Hamburg-. Al- tena (2), vi)l. 5, p. 35. Ortmann, 1891, » > Zool. Jahrb. Syst., vol. 6, p. 32. De Man, 1892, Piiliniinis burgeri: Max Weber, Zool. Erg. Reise n. Niederl.-Ostind., vol. 2, p. 354. De Man, 1896. > >^ Zool. Jahrb. Syst.. vol. 9, p. 512. Ortmann, 1897, Panulirus burgeri: Zool. Jahrb. Syst., vol. 10, p. 268. [! Non Doflein, 1900, P. bürgert: Sitzber. Ak. Wiss. .München, 1900, Heft I, p. 129!. Gruvel, 1911. Panulirus burgeri: Op. cit., p. 32. mit Fig. u. Tafel! Palss, 1914, y > > p. 76. rjeographische Verbreilung einiger Langusten. 7 Als Fundorte dieser Spezies wurden bisher angegeben: Japan (de Haan und die späteren Autoren); Celebes, Makassar (de Man, 1892); Amboina (de Man, 1896); ßorneo (Ortmann, 1897); Port Elisabeth, Algoabai | Fort Dauphin, Madagaskar \ (Gruvel, 1911). Mascate j Dazu kommt noch der Fundort Ceylon, den Heller (1865) für die irrtümlich als P. dasypus bezeichnete Form angibt [aus Madras hingegen befindet sich kein Exemplar in der Wiener Sammlung!], und Padang (Sumatra), von wo ein großes, eiertragendes 9 (Konsul Schild, 1899) und zwei kleine Exemplare (cr + 9; Konsul Schild, 1901) vorliegen. Außerdem enthält die Schausammlung des Wiener Museums ein trocken präpariertes o^, das die Etikettierung »Japan '< trägt; es ist jedoch möglich, daß diese Angabe nicht den Fundort des Exemplars, sondern das Vorkommen der Art über- haupt bezeichnen soll; das Vorkommen von P. burgeri in Japan bleibt daher unsicher. \'gl. Gru\-el (1911) und Balss(1914). 5. Panulirus burgeri (de Haan) nov. var. megasculptus.^ (Siehe Tafel.) Von dieser auf der Oberfläche der Abdominalsegmente auffallend skulpturierten Varietät liegen sieben Exemplare (59 + 2cf) vor, die alle erwachsen sind; die Länge der zwei kleinsten Stücke, vom Vorderrande des Antennalsegmentes bis zum Telsonende gemessen, beträgt zirka lb-5ciii (9) und 17-5 cm (cT), bei einer gleichzeitigen Cephalothorax- breite von 4*2 cm (9) und 4-5 cm. (rf); das größte 9 mißt zirka 21 cm an genannter Länge, bei 5*6 cm Cephalothoraxbreite? und das größere cT mißt zirka 27 cm Länge, bei 6*8 6'/// Breite. Von der typischen Art, wie sie de Haan (1849) und Gruvel (1911) abgebildet haben, unterscheiden sie sich ins- gesamt durch die besonders starke Kerbung und Narbung 1 Sielie: Anzeiger i.\ev Kais. Akiui. der Wiss. Wien, Jalirg. 1915, Xr. (3, p. 58 — 59, wo auf diese neue Varietät bereits hingewiesen wurde, ö 0. Pesla, längs der Querfurchen der Abdominalsegmente, indem die den Vorderrand der Rinne bildenden Lappen durch tiefe Ein- schnitte voneinander getrennt sind und dadurch sehr deutlich hervortreten, ferner sich auch noch größere halbkreisförmige Narben auf beiden Seiten des Verlaufes der Querfurche vor- finden, so daß ein gr(')ßerer Teil der Oberfläche ober dem Vorderrand und auch der Hinterrand selbst skulpturiert er- scheint. Dieses an die Kerbung des Abdomens von Jcisiis lülaudei (Lamarck) erinnernde Aussehen, welches der typi- schen Art vollständig fehlt, ist am stärksten beim zweiten Sternum (9) 2. Maxilliped und dritten Abdominalsegment ausgebildet und wird bei den folgenden Segmenten nach und nach schwächer. Die Kerben sind kurz behaart; sie gehen, allmählich kürzer werdend, in punktförmige Grübchen über, wie sie schon von de Haan für P. burgeri in der Diagnose (»abdomine eroso punctato«) angegeben werden. Außerdem ist bei der \orliegenden X'arietät eine deutliche, läppchenförmig gekerbte Linie auf den Epi- meren zu beobachten, die Jederseits von dem Ende der Quer- furche nach oben abbiegt; sie fehlt auf den Epimeren von P. bnrgeri vollständig. Ein zweites Merkmal dieser \'arietät findet sich im Bau des Sternums, dessen breite Längsfurche Geographische N'crbreituiig einiger Langusten. 9 (hei allen sieben Exemplaren) bedeutend tiefer ist als beim Tvpus, sowie auch die schmalen Quernähte der zu den auf- einanderfolgenden Pereiopodenpaaren gehörigen Sternalteile durchwegs sehr deutlich entwickelt sind. Endlich zeigen alle Exemplare eine intensiv gelbe, an manchen Stellen ins Rötliche gehende Färbung, während der typische P. Ivirgcri als grünlich gefärbt beschrieben wurde; die vorher erwähnten Typusexemplare besitzen ebenfalls die grüne Farbe. P. hiir^iicri no\-. var. uicgdscnlphis wurde im Jahre 1902 von Dr. Wilhelm Hein in Gischin (= Kischin) an der Süd- küste Arabiens gesammelt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß bereits Gruvel (1911) diese Varietät vor sich hatte; denn er sagt über die Model- lierung der Abdominalsegmente von P. btirgeri folgendes;^ »Sillons piliferes des tergites abdominaux ininterrompus et fortement creneles, non seulement slu' le bord du sillon, mais encore un peu en dehors, plus nettement encore, peut-etre, que chez le Jasus lalanäci.-^-^ Jedenfalls aber läßt die vorzügliche, von Gruvel selbst beigegebene Tafelfigur der P. biirgeri die das Abdomen be- treffenden Differenzen gegenüber der vorliegenden Varietät mehr als deutlich genug erkennen; desgleichen weicht in diesem Punkte die Originalabbildung von de Haan ab. 6. Panulirus fasciatus (Fabricius). Diese Spezies war bisher bekannt aus; Pulo-Penang (Malakka), Singapore, Somniani fBelutschistan). Als neuer Fundort kann nun auch Java dazugefügt werden, von wo ein 9 aus der Wiener Museumssammlung (L. van Ende, 1890) vorliegt. Im Text der Arbeit Gruvel's 1 Durch eine freundliche Mitteilung von ür. H. Balss (München) er- hielt der Verfasser schriftliche Auskunft über das angegebene Zitat. Auch ist er ihm für die Vermittlung einer leihweisen Überlassung der Gruvcl'schcn Arbeit zu besonderem Danke verpflichtet. 10 O. Pesta, (1911) wird bei P. fascialus auf Taf. V, Fig. 3 verwiesen; es soll richtig Fig. 2 heißen! 7. Panulirus japonicus v. Siebold. Außer den bekannten Fundstellen des indo-pazifischen Gebietes (siehe Gruvel, 1911, und Balss, 1914) kommt diese Art auch in Honolulu (Hawai-Inseln) vor (Museum Wien). Im Text der Arbeit Gruvel's (1911) wird bei P. japo- nicus auf Taf. V, Fig. 1 und 2, verwiesen; es soll richtig Fig. 1 und 3 heißen! 8. Panulirus ornatus (Fabricius). Neu sind die Fundorte: St. Georg-Insel (Salomo-Inseln), Djibouti (Golf von Aden) und Rotes Meer. Die diesbezüglichen drei Exemplare befinden sich in den Sammlungen des Wiener Museums (2 cT + l^). Die übrigen afrikanischen Fundorte lauten: Mozambique, Zanzibar, Tanga (Deutsch-Ostafrika) und die Inseln Mauritinus und Reunion. 9. Panulirus penicillatus (Olivier) [=z Palinnrns Ehrenhergi Heller, 1861]. Zu den Fundorten Kap der guten Hoffnung", Reunion, Mauritius,. Rotes Meer, Indischer Ozean (Ceylon, Sumatra, Malediven), Formosa, Mariannen, Neuguinea, Neuhebriden, Samoa, .Sandwichinseln, Neucaledonien, Nordaustralien kommen ferner noch Fusan (Korea) und Honolulu (Hawai-Inseln); von Fusan liegt ein 9 (Exp. Frundsberg coli.?), von Honolulu ein c/" (Exp. »Donau« coli?) vor. Im Anschluß an die genannten Palinuriden der Gegen- wart sei auf die früher als Cephalopodenkiefer {Rhyncho- lithes sp.) angesprochenen Fossilien der miocänen Tone und Tegel von Baden bei Wien, Sardinien und Hamburg hin- gewiesen, welche vielleicht als Reste von ausgestorbenen rrengraphische X'cihi-eituni; 'jinii^er Langusten. 1 1 Arten dieser Decapodenfamilie gedeutet werden müssen. Die- selben wurden schon vor einigen Jahren durch H. M. Fuchs (Verhandlungen der k. k. (ieolog. Reichsanstalt, Wien, Jahrg. 11)11, Nr. 2, p. 60 bis 64) beschrieben und abgebildet und daselbst auch über alle die vielfachen Untersuchungen und Beobachtungen von Seite der Paläontologen und Zoologen berichtet, deren Endergebnis dahin zusammengefaßt werden kann, daß die genannten Fossilien weder Cephalopodenkiefer noch Dentin- oder Hornzähne sein können (laut chemischer Prüfung!), so daß es sich hier bloß um die Erörterung der Gründe handelt, welche unter Berücksichtigung der rezenten Decapoden zugunsten unserer Deutung sprechen. Denn in der vor vier Jahren von mir mündlich geäußerten Vermutung, daß die heimartigen Spitzen oder »Häkchen« des Miocäns Pali- nuridendornen wären, bin ich durch die fortgesetzten Arbeiten mit dem großen Decapodenmaterial der Sammlung des Wiener Naturhistorischen Hofmuseums weiter bestärkt worden. Erstens unterscheiden sich die Dornen, wie sie sich am Körper der Langusten vorfinden, von solchen bei anderen Decapoden durch die Eigentümlichkeit, daß nur ihre Basen die normale N'erkalkung des Decapodenpanzers zeigen, die Dornen selbst jedoch große und starke Chitinkorper repräsentieren; ja auch im Innern des verkalkten Basalteiles ist das Chitin in ziem- licher Dicke vorhanden. Bei keiner anderen Gruppe der Zehn- fußkrebse, seien es Macruren oder Brachyuren, treten Zähne, Spitzen oder Höcker gleicher J3ildung in dieser Größe auf (Klauen der Gangbeine und Scherenspitzen kommen beim Vergleich mit den fraglichen Fossilien ihrer anderen Gestalt wegen von vornherein nicht in Betracht). Chemische Be- schaffenheit, Größe und allgemeine Form der Palinuriden- dornen stimmen zweifellos auffallend mit den von Fuchs beschriebenen fossilen Resten überein; aber auch eine ge- nauere Untersuchung der Gestalt führt auf Ähnlichkeiten. Vor allem besitzen die Dornen der Langusten sehr häufig eine seitlich kompresse Form und stets ist ihre Basis ausgehöhlt; ferner gelten für sie die Angaben, welche Fuchs (op. cit.) über die .Art der Begrenzung der Basis als auch über die Obeitlächenbeschaffenheit der »Häkchen« macht. 12 0. Pesta, Cico^rapliischL' N'erhrciUiii^ einiger i.ansuslen. Da Palinuriden aus dem Jura, aus der Kreide imd dem Tertiär bereits bekannt sind, so würden endlich auch die Fundorte selbst nicht gegen unsere Deutung sprechen; die fossilen Reste stammen durchwegs aus marinen Miocän- schichten. Ja sogar die geographische Lage derselben (Sardi- nien, Hamburg und Baden bei Wien) ließe sich gut mit der \'erbreitung der europäischen Languste (Paliniinis vulgaris Latr.) — von den heute lebenden Formen die einzige Art, welche noch im Mediterrangebiet und an den Küsten des Ärmelkanals vorkommt — in Einklang bringen, wie ebenso das Vorkommen der Palinuriden in größeren Tiefen dem Charakter der übrigen fossilen F^aunu der Fundstellen nicht widerspricht. Zimi Schlüsse muß erwähnt werden, daß — wie Fuchs (op. cit.) berichtet — Pfeffer (Hamburg) die »vage Vcr- mutung" aussprach, »daß es sich um Reste von Decapoden- panzern handeln könne, doch sei ihm Ähnliches ebenfalls nicht zu Gesicht gekommen«. Jedenfalls würde die hier unter- nommene Deutung an Wahrscheinlichkeit bedeutend gewinnen, wenn in den betreffenden Schichten der Fundstellen irgend- welche Palinuridenreste (Panzerstücke, Beine, Klauen oder Schwanzfächerteile) vorkämen; die vorstehenden Zeilen wollten den Paläontologen in dieser Richtung nur einen Fingerzeig lieben. Pesta 0.: Geographische Verbreitung einiger Langusten. # -■^ *' \%M fei '^ ° '^^^ •KU J, )"^^. '=':f «--'«^ o ^ «& . "^ =J '^^.' 'z-''i A l/vV K '<^, ,^ ^"-Miiii .^ Druck «US der k k Hof-u Slsatsdruckerel. Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Panuhrus burgeri (de Haan) var. megasculptus Pesta. Sitzungsberichte der Kais. Akad. derWiss., math.-naturw. Klasse, Abu I, 124. Bd., 1915. I 13 Die SehildkrötengaUung Chelodina Fitz. Kustos F. Siebenrock. (Mit :? Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. Februar 1915.) Gelegentlich der Einführung einer neuen Art in das .S3''stem ergab sich die Notwendigkeit einer kritischen Durch- arbeitung der kleinen Gattung Chelodina Fitz. Dabei stellte sich die Tatsache heraus, daß Chelodina siebenrocki Werner keine selbständige Art bildet, sondern als synonym mit Ch. oblonga Gray zu gelten hat, weil sich die für diese Art von Werner angeführten Merkmale mit denen von Ch. ob- longa Gray fast vollkommen decken. Ferner wurde der Versuch gemacht, die beiden Arten Chelodina expansa Gray und Ch. oblonga Gray auf Grund von neu herangezogenen Merkmalen schärfer zu charakteri- sieren, da es nach den bisher gangbaren Beschreibungen nicht leicht war, sie streng wissenschaftlich voneinander zu unterscheiden. Die neue Art Chelodina steindachueri ist von besonderem Interesse, weil sie sich in Habitus und Färbung von allen bisher bekannt gewordenen Arten dieser Gattung unter- scheidet. Obwohl sie nach einigen systematischen Merkmalen einerseits am meisten mit Ch. novae-gnineae Blgr. überein- stimmt, hat sie andrerseits in der allgemeinen Körperform große Ähnlichkeit mit Ch. expansa Gray, wenn auch ihre Rückenschale noch breiter und flacher als diese ist, so daß sie einem runden Teller nicht unähnlich sieht. \'on besonderem Interesse ist ihre auffallend helle l^'ärbun"-. Während alle Arten 14 1". Sieben rock, der Galtung Chcloc/iiui V\tz. ein cnlschieden dunkles Kolorit kennzeichnet, was am meisten bei der Rückenschale zum Aus- druck gelangt, herrscht bei C/i. steiudachncri Siebenr. am ganzen Körper die helle Färbung vor. Die Rückenschale ist lichtoli\"en, die Krallen an den (iliedmaßen sind beinfarben und die Augen gelb anstatt schwarz gefärbt. Dadurch gewinnt die Vermutung an Boden, daß man es bei dieser Art mit einer albinotischen Form zu tun habe. Auf welchen Einfluß dies zurückzuführen sei, muß vorläufig eine offene Frage bleiben. Die Gattung (lu'hiJiiui Fitz, gehört zur Familie Chelvidac aus der Superfamilie Plciirdi/ira, die dadurch scharf charak- terisiert und daher leicht kenntlich gemacht ist, daß der un- gewöhnlich große Intergularschild nicht am Rande des Plastrons, sondern hinter den Gularia, zwischen Humeralia und Pectoralia eingeschlossen liegt. Durch diese Eigentümlichkeit unter- scheidet sich ChcloiUua Fitz, nicht nur von ihren engeren Gattungsgenossen, sondern von allen anderen Schildkröten überhaupt. Nur bei Pseiidemydiira iimbrina .Siebenr. (diese Sitzungsberichte, Vol. 116, 1907, p. 1207, Tab.) liegt das Inter- gijlare mit seinem hinteren Teil auch zwischen den Pectoralia, es reicht aber bis zum X'orderrand des Plastrons, so daß die Gularia weit voneinander getrennt bleiben. Die zu dieser Gattung gehörigen Arten werden wegen ihres langen und leicht beweglichen Halses 'Schlangenhals- schildkröten • genannt. Die Länge ihres Halses wird nur noch von der in Südamerika lebenden Hydromedtisa tectifera Cope übertroffen. Die Gattung Clidodina Fitz, besteht nach den neuesten Ergebnissen aus fünf lebenden Arten, die sich auf Australien, Neu-Guinea und Rotti bei Timor, die östlichste der kleinen Sundainseln, \-erteilen. Fossile Reste wurden von dieser Gat- tung bisher bloß wenige gefunden. Sie stammen aus dem Pleistozän von Australien und werden zwei verschiedenen Arten zugezählt. Die eine Art wurde in Queensland gefunden und von Lydegger, Cat. foss. Rept., Vol. 8, 1889, p. 168, als Ch. longicolUs Shaw, mit der noch jetzt lebenden, gleich- namigen Art identifiziert. Die zweite Art stammt gleichfalls Scliildkrötenj^attung Chc/"(liihi l'itz. lo aus Queensland, und zwar von Darling Downs bei Brisbane. Sie wurde von De Vis, Ann. Queensland Mus. 1897, Nr. 3, p. 5, tab. 5 — 6, als Ch. insculpta beschrieben und mit der zunächst verwandten Art Ch. oblonga Gray verglichen. Chelodiiia Fitz, ist somit eine geologisch noch sehr junge Gattung, da ihre fossilen Funde bloß bis ins Pleistozän zurück- reichen. Die Familie Chclyidae scheint überhaupt sehr arm an fossilen X'ertretern zu sein, da außer den genannten beiden Chelodina-Avten bloß noch drei Emy dura- Arten nherrinta antiqiia und arata von De \'is, 1. c, sowie eine Hydraspis- Art, und zwar H. leithi Carter, Journ. Bombay As, Soc, Vol. ß, 1852, p. 186, aus dem Eozän von Indien bekannt geworden sind. Bevor ich zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, obliegt mir noch die angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. Aug. Brauer, Direktor des zoologischen Museums in Berlin, für die freundliche Zusendung der Type von Clidodina sieben- rocki Werner, sowie eines zweiten Exemplars, angeblich dei' gleichen Art, durch die gütige Vermittlung unseres Intendanten, Herrn Hofrat Dr. F. Steind achner, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Th. W, van Lidth de Jeude im Leidener Museum für die geschenk- weise Überlassung von sechs Photos der drei Chelodina novae- guineae Blgr. von der Insel Rotti. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen lautet die Synopsis der Chelodina- Arien folgendermaßen: I. Intergulare viel länger als die Pectoralschilder und min- destens doppelt so lang als die pectorale Mittelnaht; Kinnbartel fehlen. 1. Vorderlappen des Plas^trons ebenso breit als der Vorderteil der Rückenschale; zweites Vertebrale schmäler als das vierte Costale longicoUis. 2. Vorderlappen des Plastrons viel schmäler als der Vorderteil der Rückenschale; zweites Vertebrale breiter als das vierte Costale; zweites und drittes Costale schmäler als die entsprechenden Verte- hralia uovac-giiiueac. 1(3 F. Sieben rock, 3. Vorderlappen des l^lastrons viel schmäler als der Vorderteil der Rückenschale; zweites Vertebrale breiter als das vierte Costale; zweites und drittes Costale breiter als die entsprechenden Vertebralia steindadmeri. IL hitergulare ki.h-zer als die Pectoralschilder und nicht doppelt so lang als die pectorale Mittelnaht; Kinnbartel vorhanden. 4. Vorderlappen des Plastrons höchstens ebenso lang wie breit cxpausa. 5. Vorderlappen des Plastrons länger als breit. . ohlonoa. 1. Chelodina longicollis Shaw. Chelodina longicollis Bou lenger, Cat. 1889, p. 215. — Sieben rock, Zool. Jahrb., Suppl. Heft 3, 1909, p. 571. — Masi L., Boll. Soc. zool. Italiana (2), Vol. 12, 1911, p. 3G. Chelodina expansa part. Gray, Proc. zool. Soc, 1856, p. 370; Suppl. Cat. Shield Rept., Vol. I, 1870, p. 72, und Proc. zool. Soc, 1870, p. 059, tab. 34. — Boulenger, Cat. 1889, p. 21G. _ Siebenrock, Zool. Jahrb., Suppl. Heft 3, 1909, p. 572. Rückenschale stark deprimiert, oval, hinten bedeutend breiter als vorn; Vertebralgegend bei Jungen flach, bei Er- wachsenen rinnenförmig vertieft; seitliche Marginalia sehr schmal und rinnenförmig aufwärts gebogen. Rückenschilder bei Jungen mit radienförmigen Runzeln besetzt, die sich bei Erwachsenen in unregelmäßige Rauhigkeiten auflösen. Nuchale groß, immer länger als breit und gewöhnlich vorn breiter als hinten. Erstes Vertebrale sehr groß, breiter als die übrigen \'ertebralia, fünftes breiter als das dritte und zweites schmäler als das vierte Costale; zweites und drittes Costale breiter als die entsprechenden Vertebralia, die länger als breit sind; bloß bei ganz jungen Exemplaren ist das Umgekehrte der Fall. Viertes bis sechstes Marginale meistens doppelt so lang als breit; die Supracaudalia stoßen nach oben stumpfwinkelig zusammen. Plastron sehr groß, halb so breit wie die Rückenschale lano- Brücke seitlich schwach gekielt; Vorderlappen ebenso Schildkrötengattung Chehniiiia Fitz. 17 breit als der X'orderteil der Rückenschale, breiter als der mittlere Teil des Plastrons und gewöhnlich breiter als der Hinterlappen, der am freien Ende winkelig ausgeschnitten ist. Intergulare am längsten von den Plastralschildern; länger als breit und mehr wie doppelt so lang als die pectorale Mittel- naht. Anale Mittelnaht meistens länger als die femorale und ebenso lang oder kürzer als die abdominale. Kopf klein, Schnauze kurz, abgestumpft; Interorbitalraum schmal; die Breite der Unterkiefersymphyse gleicht dem halben Ouerdurchmesser der Augenhöhle. Kopf seitlich in kleine Felder geteilt; Hals oben mit konischen Tuberkeln besetzt. Am Vorarm gewöhnlich vier, seltener fünf große Ouerlamellen vorhanden. Schwimmhäute an den Gliedmaßen stark aus- gebildet. Schwanz bei beiden Geschlechtern sehr kurz, er ragt kaum über den Schalenrand hervor. Rückenschale oben von dunkelbraun bis rotbraun gefärbt; Plastron und Marginalia unten gelb, die Nähte der einzelnen Schilder mit dunkelbraunen Rändern versehen, die nach Indi- viduen verschieden breit sein können. Zuweilen bleibt die embrj'onale Färbung des Plastrons auch bei erwachsenen Tieren erhalten, wie das Exemplar unserer Sammlung beweist, das Werner in Brehm's Tierleben, 4. Auflage, Lurche und Kriech- tiere, Band 1, 1912, p. 485, Textfigur links unten, abbilden ließ. Das Plastron ist nämlich bei Embryonen braun gefärbt und jeder Schild besitzt im Verhältnis zu seiner Ausdehnung einen verschieden großen, gelben Fleck. Mit der Wachstums- zunahme des Individuums wird der gelbe Fleck immer größer, bis die braune Pigmentierung schließlich nur an den Schildrändern erhalten bleibt, wenn die Chromatophoren nicht vermehrt werden, wie dies während des Wachstums in der Regel der Fall ist. Augen schwarz mit gelber Iris; Kopf, Hals und Glied- maßen oben grauschwarz, unten gelblich weiß; an den letzteren schwarze Krallen vorhanden. Nach meiner Überzeugung gehört die Rückenschale, die Gray, Proc. zool. Soc, 1856, p. 370, als von einer jungen CheloJiua expansa Gray stammend, beschrieben und eben- daselbst, 1870, tab. 12, abgebildet hat, nicht zu dieser Art, sondern zu C//. InngicoIIis Shaw. Die breite Form dieser Silzb. il. iiiathem.-naliirw. KI., ,Aht. I, 121. l!d. 2 1 ö V. Sieb LMi rock , Rückenschale, der aufwärtsgebogene Seitenrand und die Stellung der Supracaudalia, die nach oben einen stumpfen Winkel bilden, sprechen entschieden für die letztere Art. Am wichtigsten aber für die Beurteilung ist die Färbung der Mar- ginalia unten, die Gray, 1. c, folgendermaßen beschreibt und abbildet: »The under side of the margin yellow, with a tri- angulär black spot on the front edge of each shield.« Schon wegen dieser Tatsache kann die fragliche Rückenschale nicht zu Cliclodina expansa Gray gehören, weil die Marginalia bei dieser Art sowie bei Ch. vblouga Gra}' unten einfach gelb gefärbt sind ohne Spur von schwarzen Flecken oder Rändern. Unsere Sammlung besitzt zwei völlig entwickelte Em- br^'onen \-on Chelodiua oblonga Gray,^ die auf der Unterseite des Plastrons und der Marginalia einfach gelb gefärbt sind. Wenn die Marginalia bei Ch. expansa Gray in der Jugend schwarz gefleckt sein würden, müßte man doch auch an reifen Embryonen bei Ch. oblonga Gray davon etwas sehen, da die beiden so nahe verwandten Arten wie Ch. expansa Gray und Ch. oblonga Gsay sicher den gleichen Entwicklungsgang in der Färbung durchmachen. Die Fleckung tritt bei den .Schild- kröten immer schon in der frühesten Jugend auf, nur wird sie mit dem Fortschreiten des Wachstums bisweilen undeutlich oder sie kann sogar vollständig verschwinden. Niemals aber entsteht die Färbung in späteren .Stadien, wenn sie embryonal noch nicht vorgebildet war. Die von Gray, I. c, dargestellte Rückenschale gehört nach ihrer Form zu Chelodiiia snlcifera Gray, die Boulenger, 1. c, mit Recht für s\^nonym mit Ch. longicollis Shaw hält. Es war von Gray entschieden sehr gewagt, \"on dieser Schale, ohne das Plastron gesehen zu haben, auf die Art des Tieres zu schließen, da das Plastron gerade bei der Gattung Cheloc/ina Fitz, für die systematische Beurteilung der einzelnen Arten nahezu ausschlaggebend ist. Ch. longicollis .Shaw bleibt in der geographischen \'er- breitung auf den Osten Australiens beschränkt, wo sie aber ein sehr ausgedehntes Gebiet beherrscht, denn dieses erstreckt 1 CS. .SiebenrocU, Zool. .Anz., Vul. 28, lyufj, p. 4U4. SchildlVcie-guiiicac ßoulenger, Cat. 1889, p. 'ilf). — Siebenrock, Zool. Jahrb., Suppl., Heft 3, 1909, p. 571. Kückenschale stark deprimiert, o\ al, hinten bedeutend breiter als vorn; Vertebralgegend nicht rinnenförmig vertieft, sondern flach; seitliche Marginalia sehr schmal, flach; Rücken- schilder mit zahlreichen Runzeln bedeckt, die zuweilen radien- förmig angeordnet sind. Nuchale groß, etwas länger als breit; erstes Vertebrale schmäler als das zweite und breiter als das fünfte, dieses schmäler als das dritte; zweites \^ertebrale breiter als das vierte Costale; zweites und drittes Costale schmäler als die entsprechenden Vertebralia, die \iel breiter als lang sind. Viertes bis sechstes Marginale fast doppelt so lang als breit. Die Supracaudalia stoßen nach oben flach zu- sammen; nur beim größten Exemplar des Leidener Museums, das eine Schalenlänge von 180 ;/r/;/ hat, bilden die Supra- caudalia einen kaum nennenswerten, stumpfen Winkel, der aber nicht annähernd so stark ausgebildet ist als bei irgend- einer Che/od iiia lougicollis Shaw. Plaslron mäßig groß, nicht halb so breit wie die Rücken- schale lang; Brücke seitlich schwach gekielt. Vorderlappen schmäler als der Vorderteil der Rückenschale, ebenso breit als der mittlere Teil des Plastrons und breiter als der Hinter- kippen, der am freien Ende winkelig ausgeschnitten ist. Inter- gulare am längsten von den Plastralschildern, fast doppelt so lang als breit und 3V.< bis 4 mal so lang als die pectorale Mittelnaht; anale Mittelnaht ]'., mal so lang als die femorale und diese ebenso lang oder etwas länger als die abdominale, letztere aber stets kürzer als die femorale. Kopf etwas größer und die Schnauze noch stumpfer als bei Chelodina longicollis Shaw; Interorbitalraum schmal; die Breite der Unterkiefersymphyse gleicht fast dem Ouerdurch- messer der Augenhöhle. Kopf seitlich in kleine Felder geteilt; Hals oben mit abgeflachten Tuberkeln besetzt. Am Vorarm Scliildkrütcngatluni; Chchuliiui Vitz. -O 4 bis 5 große Queiiamellen vorhanden. Schwimmhäute an den GHedmaßen stark ausgebildet. Schwanz sehr kurz, er ragt kaum über den Schalenrand hervor. Rückenschale schön rotbraun gefärbt; Plastron und Mar- ginalia unten gelb, die dunklen Schildränder, die für Chelodiua longicollis Shaw so charakteristisch sind, nur teilweise an- deutet. Van Lidth de Jeude, Not. Leyden Mus., Vol. 16, 1895, p. 120, bezeichnet die Farbe des Plastrons bei den drei Exemplaren von der Insel Rotti als rötlichbraun, was insofern richtig sein mag, weil es mit Latent bedeckt sein dürfte und daher die eigentliche Färbung des Plastrons nicht zur Geltung kommen läßt. Das Fehlen der dunklen Schildränder, das auch Van Lidth de Jeude hervorhebt, scheint für Ch. uovac- gnineac Blgr. ein artliches Merkmal zu sein. Die Augen sind so wi'e bei Ch. longicollis Shaw schwarz mit gelber Iris, wie dies am Spiritusexemplar noch deutlich zu konstatieren ist. Kopf, Hals und Gliedmaßen oben braun, unten schmutziggelb gefärbt; an den letzteren schwarze Krallen vorhanden. Von Ch. uovae-guineae Blgr. sind bis jetzt, so weit sich dies aus der Literatur nachweisen läßt, nur wenige Exemplare bekannt. Die zwei Typen stammen aus Katow im südöst- lichen Neu-Guinea. \'an Lidth de Jeude beschreibt diese Art in drei Exemplaren von der Insel Rotti bei Timor, im kleinen Sunda-Archipel und von mir wurde ein Exemplar aus dem Fitzro3^-Fluß bei Rockhamipton in Queensland nach- gewiesen. Endlich führt Schenkel, Verh. naturf. Ges. Basel, Vol. 13, 1901, p. 198, ein Exemplar an, das F. Müller, eben- daselbst. Vol. 6, 1878, p. 642, als Ch. suJcifera Gray aus Neu- holland bestimmt hatte. Es ist höchst interessant, daß die drei zuerst genannten Fundorte von Cli. uovae-gnincae Blgr. so weit voneinandei- entfernt liegen. Diese Tatsache braucht aber durchaus nicht zu überraschen, weil sie ja, wie aus der geographischen Lage zu schließen ist, doch bloß die Grenzpunkte ihres Verbreitungs- gebietes zu sein scheinen. Von der Insel Timor mit der ihr benachbarten kleinen Insel Rotti ist es ja bekannt, daß ihre Fauna viele Anklänge an die von Australien und Neu-Guinea aufzuweisen hat. Noch weniger zu bezweifeln ist aber das 24 F. Sieben rock, Vorkommen dieser Art in Queensland, das durch die Halbinsel York wahrscheinlich am längsten mit Neu-Guinea verbunden war und mit diesem daher noch so viele Formen gemeinsam besitzt. Es befinden sich \'ielleicht noch mehrere Exemplare dieser Art in den verschiedenen Sammlungen, nur wurde ihr spezifischer Wert bisher nicht richtig erkannt, wie das Exem- plar im Baseler Museum beweist. Ebenso vermute ich, daß die zwei Exemplare aus Rockhampton, die Strauch, Mem. Acad. Sc. St. Petersbourg (7), Vol. 38, Nr. 2, 1890, p. 108, unter Nr. 3528 und 3862 als Ch. longicoUis Shaw aufzählt, z\\ Ch. novac-giiincac Blgr. gehören. Dies erscheint mir um so wahrscheinlicher, als auch das Exemplar im Wiener Museum 1874 von Museum Godeffroy, woher die zwei Petersburger Exemplare stammen, erworben wurde. Die Länge der Rück'enschale unseres Exemplars beträgt 120 ww, deren Breite [VA nun, ihre Höhe 38 mm. Das größte Exemplar im Leidener Museum hat eine Schalenlänge von 180 mm und dürfte schon erwachsen sein, weil die Fontanellen an der Rückenschale bereits verschwunden zu sein scheinen, so viel man aus der Photographie dieses Exemplares, das skelettiert ist, zu urteilen vermag. Die beiden Typen haben nach Boulenger's Angabe, Ann. Mus. civ. Genova (2), \'ol. 6, 1888, p. 452, eine Schalenlänge von 137 mm und 140 mm; sie dürften somit noch nicht ausgewachsen sein. 3. Chelodina steindachneri .Sieben r. Chcludina sleindachiwri Siebenrock, Anz. .\kad. W'iss. Wien, 1014, Nr. 18. Rückenschale sehr fiach, tellerförmig, fast kreisrund, vorn ebenso breit als hinten; V'ertebralgegend bei Jungen flach, bei Erwachsenen stark rinnenförmig \ertieft; seitliche Marginalia nicht verschmälert imd fiach, nicht aufwärtsgebogen. Rücken- schilder grob gerunzelt oder radienförmig fein gewulstet. Nuchale sehr variabel in der Breite und immer länger als breit; bloß bei einem Exemplar von 1 12 /»m Schalenlänge ist es stark verkümmert, denn es bildet ein kleines Dreieck zwischen der vorderen Hälfte des ersten Marginalpaares. Erstes \'ertebrale immer breiter als lang; bei Jungen schmäler als Scilildkrölcngattung- ChcloiUna Fitz. 25 das zweite und dritte, aber breiter als das vierte und fünfte X'ertebrale, bei Erwachsenen breiter als die übrigen Vertebralia. Fünftes Vertebrale bei Jungen schmäler, bei Erwachsenen breiter als das dritte; zweites Vertebrale immer breiter als das vierte Costale. Zweites und drittes Costale bei Jungen schmäler, bei Erwachsenen breiter als die entsprechenden Vertebralia, die breiter als lang sind. \'iertes bis sechstes Marginale ungewöhnlich breit, nicht doppelt so lang als breit. Die Supracaudalia. stoßen flach zusammen, ohne die Spur eines Winkels zu bilden. Schalenrand ringsherum abgerundet. Plastron klein, nicht halb so breit wie die Länge der Rückenschale; Brücke seitlich sehr schwach gekielt. Vorder- lappen bedeutend schmäler als der Vorderteil der Rücken- schale, schmäler als der mittlere Teil des Plastrons und viel breiter als der Hinterlappen, der am freien Ende stumpf- winkelig ausgeschnitten ist. Intergulare am längsten von den Plastralschildern, nahezu doppelt so lang als breit und mehr als zweimal so lang als die pectorale Mittelnaht. Analschilder auffallend schmal, seitlich eingebuchtet und am Hinterende stark vorspringend. Ihre Mittelnaht nur wenig länger als die femorale und fast immer doppelt so lang als die abdominale, Kopf lang und schmal, Schnauze etwas vorspringend; Interorbitalraum schmal, ebenso breit wie die Unterkiefer- symph^'se und diese gleicht dem halben Querdurchmesser der Augenhöhle. Kopf seitlich in kleine Felder geteilt; Hals oben und seitlich nicht mit Tuberkeln besetzt wie bei CJi. longi- collis Shaw, sondern die Haut ist so wie an den Schläfen durch Furchen in zahlreiche Felder geteilt. Am Vorarm bloß drei große Querlamellen vorhanden; Tuberkeln auf der Hinter- fläche des Oberschenkels unbedeutend und in sehr geringer Anzahl entwickelt. Schwimmhäute stark ausgebildet, zwischen den Krallen lappenartig verlängert. Schwanz bei beiden Ge- schlechtern sehr kurz; er steht auch bei Männchen kaum über den hinteren Schalenrand hervor, daher bildet er äußerlich kein sekundäres Geschlechtsmerkmal wie bei den meisten übrigen Galtungen. Die Schwanzwirbelsäule besteht bloß aus 17 sehr kurzen Wirbeln, während sie beispielsweise bei PJaty- stcrniini mcuaccphaJinn Grav die Zahl 35 erreicht. 'Iß F. Siebe n IOC k, Rückenschale meistens licht olivengrün gefärbt mit einem vStich ins Gelbliche; bei einem Exemplar ist sie licht rötlich- braun, was von Laterit herrührt, der die Schilder teilweise bedeckt. Plastron gelb in verschiedenen Abtönungen von licht- bis schmutziggelb mit braunen Nahtlinien, die sich bis zu breiten vStreifen verstärken können. Augen gelb, mit einer etwas lichteren Iris, als der Augapfel ist. Diese Färbung des Auges verleiht den Tieren einen starren, schlangenähnlichen Blick, während die Tiere der anderen Arten mit schwarzen Augen viel ruhiger aussehen. Kopf oben lichtoliven, unten lichtocker oder rötlichgelb; Hals und Gliedmaßen oben licht- grau oder hellbraun, unten lichtocker gefärbt. An den letzteren lichte, hornfarbene Krallen vorhanden. Die Form der Rückenschale ist von der bei allen übrigen Arten so verschieden, daß eine Ver^^■echslung mit ihnen ganz ausgeschlossen wäre. Vergleicht man die Maße der Rücken- schale von gleich großen Individuen einer ('helodiiia sfeiii- üaclmeri Siebenr. mit Ch. longicollis Shaw, so ergeben sich folgende Unterschiede: Länge Breite Höhe Differenz zwischen Länge und- Breite in Millimeter Cheludiiia sleiihlachncri Siebenr... » laiigicullis Sil a\v 184 184 1.50 124 41 20 ()(J P'.ine weitere sehr merkwürdige Erscheinung ist bei CIl sfcindacliueri Siebenr. die auffallend helle Färbung des ganzen Tieres, wodurch sie sich wieder von allen übrigen Arten dieser Gattung unterscheidet, die ausnahmslos dunkel, ja sogar schwarz gefärbt sein können. Es liegt daher die Ver- mutung sehr nahe, daß man es bei Ch. steinclachucn' Siebenr. mit einer albinotischen Form zu tun habe. Diese Art ist bisher bloß von einem Fundorte bekannt geworden, und zwar von Marloo Station am Grey River in SchildkrölengaUung Chcloiliiui Filz. ^^ < Nordwestaustralien. Das Museum erhielt durch die Freund- lichkeit des Herrn Dr. P. Krefft in Lokstedt bei Hamburg acht lebende Exemplare zugesendet, die Heir Intendant Hofrat Dr. F. Steindach n er für die herpetologische .Sammlung er- warb und durch dieses Geschenk unseren schönen, reich- haltigen Schildkrötenbestand wieder um einen sehr wertvollen Zuwachs vermehrte. Im nachstehenden folgen die Maße der Rückenschale bei \.\en acht Exemplaren. I.iiui^e lireite 1 [rihe Nr. 1 184 111111 159 mm -11 ////// >. 2 142 124 8(5 » 3 181 113 31 » A-J 129 111 33 >> 5 118 100 29 » Ocf 112 98 28 » 7 100 95 26 » 8 89 80 23 Das Geschlecht konnte bloß bei zwei Individuen aus- gesetzt werden, während die übrigen sechs keine Gelegenheit boten, dasselbe festzustellen und äußerlich ein Geschlechts- dimorphismus nicht zu erkennen ist. Chf/oc/ina stciuüaclineri Siebenr. scheint sich in den Lebensgewohnheiten von ihrer Artgenossin, der Ch. loiigicollis Shaw, kaum zu unterscheiden, wie das von Dr. P. Krefft zuletzt eingesendete junge Exemplar beweist. Es lebt seit 7. Dezember 1914 im Aquarium lustig weiter und frißt die dargereichten Mehlwürmer mit sehr großem Behagen. Dabei fällt mir abei' auf, daß es diese vor dem Verschlucken zu töten scheint, weil es dieselben nach dem Anfassen immer wieder von sich gibt und erst beim zweiten Male verschwinden läßt. Dagegen verschluckt eine in demselben Aquarium sich befindliche Einji/iirci macqiunr// Gray die Mehlwürmter immer schon das erstemal beim Anfassen. So lebhaft ( 'h. stein- i/achneri Siebenr. im Aquarium sich zeigt, ist sie dennoch ein sehi' sanftes Tier, das niemals zu schnappen oder zu heißen versucht, wenn man es in die Hand nimmt. Nicht so 28 1'. Sieben rock, gutmütig ist Emydiira macquarrii Gray, die beim Versuche, sie zu ergreifen, sich sofort zur Wehr setzt und kräftig um sich beißt. Cheloäina steindachneri Siehenr. verträgt ebenso- gut niedrige Wassertemperaturen wie CJi. JongicoUis Shaw nach P. Krefft, obwohl sie unter dem 20. Grade südlicher Breite lebt. Das Brunnenwasser wird beim Wechseln im Aquarium durch Zusatz von warmem Wasser nur sehr mäßig temperiert und bleibt dann unverändert einige Tage bis zum nächsten Wechseln im geheizten Zimmer stehen. Daß sich die beiden Tiere dennoch wohl fühlen, was ihre große Freßlust beweist, gibt Zeugnis von ihrer Widerstandsfähigkeit. 4. Chelodina expansa Gray. Chelodiiia cxpiansa part. Bou lenger, Cat. 1889, p. 21(). — Sieben rock, Zool. Jahrb., Suppl. Heft 3, 19U9, p. 572. Kückenschale deprimiert, ellipsoid, hinten kaum breiter als vorn, in der Mitte mehr als um ein Drittel so breit als lang; Vertebralgegend schwach gewölbt; seitliche Marginalia nicht verschmälert, flach, nicht aufwärtsgebogen. Diskoidalschilder stark gerunzelt, Marginalia glatt. Vorderrand der Schale unten breit; Nuchale groß, etwas länger als breit und vorn breiter als hinten, an der Unterfläche nicht doppelt so breit als lang. Erstes Vertebrale ebenso breit wie lang, viel breiter als die übrigen Vertebralia; fünftes schmäler oder etwas breiter als das dritte und zweites schmäler als das vierte Costale; zweites und drittes Costale bedeutend breiter als die entsprechenden Vertebralia, die etwas länger als breit sind. Vordere der zwei oberen Seiten des zweiten, dreieckigen Marginalpaares be- deutend kürzer als die hintere. Nur das vierte Marginalpaar doppelt so lang als breit, das fünfte und sechste nicht viel länger als breit. Die Supracaudalia stoßen flach zusammen. Plastron klein, seine Breite 27^ mal in der Länge der Rückenschale enthalten; Brücke seitlich stark gekielt; Vorder- lappen ebenso lang wie breit, bedeutend schmäler als der \'orderteil der Rückenschale, breiter als der mittlere Teil des Plastrons und breiter als der Hinterlappen, der am freien Ende haibbogentörmig ausgeschnitten ist. Pectoralschilder am Schildkröten^attuns^ Cheliuiiita Fitz. 29 längsten von den Piastralschiklein, mehi" als dreimal in der Länge des Plastrons enthalten. Inlergulare kürzer als die Pectoralschilder, um ein Drittel länger als bi'eit, um ein Viertel länger als die pectorale Mittelnaht und etwas mehr als vier- mal in der Länge des Plastrons enthalten. Anale Mittelnaht kürzer als die femorale und als die abdominale; die beiden letzteren sind gleich lang. Kopf lang, ziemlich breit und flach, nicht doppelt so lang als breit und hinter den Augen mehr wie halb so breit als lang; Schnauze kurz und abgestumpft, fnterorbitalraum breiter als die Unterkiefersymphyse und diese beträgt die Hälfte des Ouerdurchmessers der Augenhöhle. Kopf oben und seitlich in kleine Felder geteilt, Hals oben und seitlich mit kleinen, flachen Tuberkeln bedeckt. Zwei kurze, aber dicke Kinnbartel vor- handen. Am \'orarm 7 bis 8 große Querlamellen entwickelt. Schwimmhäute sehr stark ausgebildet. Schwanz äußerst kurz. Rückenschale oben braun, Plastron und Marginalia unten gelb gefärbt, ohne Spur von dunklen Rändern. Kopf, Hals und die Gliedmaßen oben olivcn, unten gelb; die Schenkel bei lebenden Tieren oben und vorn schr>n rosa gefärbt. An den Gliedmaßen dunkle Krallen vorhanden. Über die geographische Verbreitung von ClicIoJiua ex- paiisa Gra}^ weiß man noch sehr wenig. Die Typen stammen aus Nordaustralien ohne genaue Fundortsangabe. Erst nach- träglich erhielt das British Museum noch ein Exemplar von Gayndah in Queensland (cf Boul enger, 1. c). Dies ist die einzige, genaue Lokalität, die man bis jetzt kennt. Dr. Schnee, Zool. Garten, Vol. 40, 1899, p. 383, berichtet zwar von einem Exemplar, das er in Adelaide erwarb; ob es aber auch in der dortigen Gegend erbeutet wurde, ist noch fraglich. Vom Exemplar unserer Sammlung konnte bloß in Firfahrimg ge- bracht werden, daß es aus Queensland stamme. Somit dürfte als engere Heimat für diese Art Queensland anzusehen sein. Es ist eigentümlich, daß so wenige Exemplare bisher nach Europa gelangt sind. \'ielleicht liegt der Grund hierfür in der Größe des Tieres und der damit verbundenen Schwierigkeiten beim Konservieren. 'jO f. Sieben i'oc k , ClicloJiiiü expausa Gray ist die größte unter den fünf Arten dieser Gätluni^. Bei unserem Exemplar beträgt die Länge der Rückenscliale 200 //////, die Breite 2\0 umi und ihre Höiie 102 /;////. Noch größer ist das Exemplar von Dr. Schnee, denn er gibt die Länge mit 320 iiiiu an. über die Ethologie dieser Art ist fast nichts bekannt. Dr. Schnee, 1. c, bringt eine kurze Notiz, in der er einiges über sein Exemplar auf dem Schiffe bei der Überfahrt nach Europa berichtet. '-"Es hat rohes Fleisch gegessen. Wenn man in seine Nähe kommt, stößt es ein lautes Zischen aus; zu beißen hat es nicht versucht. Es lief während der Reise frei in der Kabine herum, zog sich aber manchmal wochenlang in die dunkle Ecke unter dem Sofa zurück.« 5. Chelodina oblonga Gray. Clielodina ohlonga B o u 1 e n g e r, ( at. 1 iS89, p. 2 1 (>. — Siebenrock, Zool. Jahrb.. Suppl. Heft 3, 1ÜU9, p. 572. — Werner, Fauna S. W. Australien. \ol. 2, 1909, p. 254. ChclocUiia ohlonga var. ?, Schenkel. \'erh. naturf. des. Basel, \'oI. 18, 1901, p. 198. CJtchhlina siehcnmcki Wernei", \'erh. zool.- bot. Ges. Wien, \'ol. 51, 1901, p. 002, tab. 5. — Douglas Ogilby, Proc. Roy. Soc. Queensland, \'ol. 10, 1905. p. 23, p. 30. — Siebenrock, Zo(,|. .lahrb., Suppl. Heft 3. 1909, p. 572. — Vogt ']"h., Sitz. Her. Oes. naturf. Freunde, Berlin 1911, p. 412. Rückenschale deprimiert, o\'al, hinten bedeutend breiter als vorn, in der Mitte nicht ein Drittel so breit als lang; X'ertebralgegend flach oder schwach gewölbt, seitliche Mar- ginalia sehr schmal und rinnenförmig aufvvärtsgebogen. Dis- koidalschilder stark längsgerunzelt, Marginalia fast glatt; Vorder- rand der Schale unten sehr schmal, Nuchale groß, etwas länger als breit und vorn breiter als hinten, an der Unterfläche mehr als doppelt so breit als lang. Erstes Vertebrale breiter als lang, viel breiter als die übrigen X'ertebralia; fünftes schmäler als das dritte, zweites schmäler oder etwas breiter als das vierte Costale. Zweites und drittes C'ostale etwas breiter als die entsprechenden Vertebralia, die unbedeutend kürzer Schildkrölont^atUini; Chclodiiia Fitz. ol als breit sind. \'oi\iere der zwei oberen Seiten des zweiten, dreieckigen Marginalpaares viel länger als die hintere. Viertes bis sechstes Marginale mindestens doppelt so lang als breit. Die Supracaudalia stoßen flach zusammen. Plastron klein, seine Breite mehr als !3'y^mal in der Länge der Rückenschale enthalten; Brücke seitlich stark gekielt; Vorderlappen länger als breit, bedeutend schmäler als der Vordeiteil der Rückenschale, schmäler als der mittlere Teil des Plastrons und ebenso breit als der Hinterlappen, der am freien Ende halbbogenförmig ausgeschniten ist. Pectoralschilder am längsten von den Plastralschildern, nicht dreimal in der Länge des Plastrons enthalten, hitei'gulare kürzer als die Pectoralschilder, doppelt so lang als breit, um ein Drittel länger als die pectorale Mittelnaht und etwas mehr als drei- mal in der Länge des Plastrons enthalten. Die anale Mittel- naht gleicht der fenK^i'alen und ist etwas länger als die ab- dominale. Kopf lang und schmal, fast doppelt so lang als breit und hinter den Augen nicht halb so breit als lang; Schnauze kurz und abgestumpft. Interorbitalraum breit, viel breiter als die Unterkiefersymph^'se und diese beträgt ein Drittel des Quer- durchmessers der Augenhöhle. Kopf oben und seitlich in kleine Felder geteilt, Hals oben und seitlich fein gekörnt. Zwei deutliche, mäßig lange Kinnbartel vorhanden^ Am \o\-- arm 7 bis 8 große Querlamellen entwickelt. Schwimmhäute stark ausgebildet. Schwanz sehr kurz. Rückenschale oben dunkelbraun oder schwarz gefärbt, Plastron und Marginalia unten gelb, bei den zwei Berliner Exemplaren bräunlichgelb, ohne braune Nahtlinien. Kopf oben rotbraun, unten schmutziggelb mit braunen Flecken, die Kiefer dunkelbraun mit ebensolchen Flecken; Hals und Ciliedmaßen oben dunkelbraun, unten schmutziggelb gefärbt; an den letzteren schwarze Krallen vorhanden. Es imterliegt keinem Zweifel, daß ChehuHua sicbenrocki Werner identisch mit Ch. oblonga Gray ist, wie eine kritische Prüfung der beiden P'ormen an der Hand der Werner'schen Type ergab. Selbstverständlich darf man dabei die Gray'sche Beschreibung mit den dazugehörigen Abbildungen in Cat. 32 F. Sieben rnck, Shield Rept., 1., 1855, p. 58, tab. 24, nicht allein berück- sichtigen, sondern man muß auch diejenigen später bekannt gewordener Exemplare zum Vergleiche dazu heranziehen. Diesbezüglich ist auf Strauch's (Chelon. Stud., 18G2, p. 1(35) genaue Beschreibung zweier Exemplare von Cli. ohlonga Graj^ zu verweisen, die sich nahezu vollkommen mit der Charakte- ristik und Abbildung von Werner's Ch. siebcnrocki deckt. Vergleicht man ferner die Beschreibung und Abbildung der Ch. rugosa Douglas-Ogilby, Rec. Austral. Mus., Vol. 1, 1890, p. 56, tab. 7, die Boulenger, Zool. Rec, Vol. 27, 1890, Rept. and Amph., p. 20, ganz richtig für synonym mit Ch. ohlonga Gray erklärte, mit CJi. siehenvocki Werner, so ergibt sich wohl in unzweifelhafter Weise die Identität der beiden Formen. Speziell das Intergulare ist bei (7/. ohlonga Gray sowie bei den Chelodina-Arten überhaupt nicht unbedeutenden indi- viduellen Formenverschiedenheiten unterworfen. Zuweilen ist es bloß imi ein Drittel länger als breit, wie die Figur in der Untensicht von Gray, 1. c, zeigt. Es kann aber auch doppelt so lang als breit sein, wenn die .Seiten des hinteren Winkels stark verlängert sind, wie es in der Figur von Douglas- Ogilby, 1. c, der F'all ist. Hat man daher nicht eine Anzatil Exemplare derselben Art zum Vergleiche vorliegen, so kann es passieren, daß eine individuelle Variation für ein Artenmerkmal gehalten wird, weil man den Artbegriff zu enge gefaßt hat. Chclodina obUtnga Gray hat eine sehr ausgedehnte geo- graphische Verbreitung, die sich von Südwestaustralien über den Norden dieses Kontinents bis nach Neu-Guinea hin er- streckt. Besonders deutlich ist der Übergang vom australischen Kontinent vermittels der Inseln in der Torresstraße nach Neu- Guinea zu verfolgen. Man kennt bisher Exemplare, und zwar in Südwestaustralien von Alban}'' (Werner), Swan River (Gray) und aus seinem Nebenfluß Avon River (Strauch); in Nord- australien von Port Essington (Gray), Kap York (Gra}' und Douglas-Ogilby), Prince of Wales-Insel (Strauch) und Thursday-Insel (Schenkel); in Neu-Guinea von Sabai-Insel (.Siebenrock) und Kaiser Wilhelmsland (Werner). Schildkirdeni^attung- Chelodiiia Fitz. 33 ('hchnJiuii obUnigci Gvixy erreicht ungefähr die Größe von eil. h>ugic(^Uis Shaw. Das größte Exemplar (vSchale) befindet sich im AustraHan Museum in Sydney (Douglas-Ogilby). Die Länge der Rückenschale beträgt 255 min, dessen Breite \8ö inin und ihre Höhe 96 mm. Diese Zahlen verhalten sich beim Exemplar (trocken) unserer Sammlung wie 24(3 : 137 : (38. X'ergleicht man die Proportionen der beiden Exemplare mit- einander, so ergibt sich, daß letzteres auf seine Länge viel zu schmal ist. Es besitzt somit eine abnormale Form, was auch auf den ersten Blick auffällt; denn keine Chelodina-Ari hat eine so gestreckte, von vorn nach hinten fast gleich breite Rückenschale, wie dieses. Das zweite Exemplar des Berliner Museums, das ebenfalls als Ch. siebenrocki Wevnev bestimmt war und von derselben Lokalität wie die Tj'pe stammt, weist folgende Maße auf: Länge der Rückenschale 188 ///z;/, Breite 131 ////;/ und Höhe 68 mm. Somit hat dieses Exemplar, das nahezu um 60 mm kürzer als das unserer Sammlung ist, die ungefähre Breite des letzteren. Auch daraus folgt die Richtig- keit meiner Annahme, daß unser Exemplar eine abnormale Schalenform haben muß. Über die Lebensweise von Ch. oblonga Gray ist bisher nichts bekannt geworden. Sie dürfte sich darin wohl kaum von den übrigen Arten dieser Gattung unterscheiden. Alle fünf Arten der Gattung Chelodiiia Fitz, leben in Australien, und zwar Ch. longicollis Shaw, Ch. novac-gtiiiieae BIgr. und Ch. cxpaiisa Gray im Osten, Cli. sieiiidachneri Siebenr. und Ch. oblonga Gray im Westen. Ch. rwvae- guincae Blgr. und Ch. oblonga Gray kommt außerdem auch auf Neu-Guinea vor. Die erstere der beiden Arten dringt sogar bis zur Insel Rotti im Sunda-Archipel vor und erreicht somit die östlichste Grenze der austro-malayischen Subregion. Bei den Schildkröten kommen nicht selten überzählige Schilder auf der Rückenschale vor. Diese Tatsache hat Gadow, in Willey, Zool. Res. Nr. 3, 1899, p. 207, tab. 24 bis 25, zu- erst bei Caretta caretta Linne {Thalassochelys caretta L.) genauer untersucht und »Orthogenetic Variation ^< genannt. Spätere Autoren verfolgten dann den Gegenstand noch weiter und fanden, daß manche Arten besonders dazu neigen. Zu Sitzb. d. mathem.-naturvv. Kl., Abt. 1, 124. Bd. 3 34 F. Sieben rock, den letzteren gehören auch die Arten der Gattung Chelodina Fitz. Daher sieht man bei den meisten Abbildungen in der Literatur, die sich auf Exemplare dieser Gattung beziehen, überzählige Schilder auf der Rückenschale dargestellt. Die überzähligen Schilder entstehen durch Quer-, Längs- oder auch durch schräge Teilung des einzelnen Schildes, so daß er in zwei oder mehrere Stücke zerfällt werden kann. Die Eigentümlichkeit wird hauptsächlich bei den Vertebralia, seltener bei den Costalia und vereinzelt auch bei den Mar- ginalia beobachtet (cf Van Lidlh de Jeude, 1. c). Es kann aber auch das Gegenteil, nämlich eine \'erminderimg der Schilder eintreten, wenn zwei benachbarte Schilder miteinander verschmelzen. Gerade bei Chelodina expansa Gray unserer Sammlung ist dies der Fall, denn sie besitzt beispielsweise bloß vier Vertebralia, weil das zweite Vertebrale aus der Ver- einigung des zw^eiten und dritten besteht. Beim größten Exem- plar von Chelodina novae-guineae Blgr. des Leidener Museums sind beiderseits nur drei Costalia vorhanden; somit fehlt das vierte Costalpaar. Dafür ist das dritte übernormal groß und das fünfte Vertebrale besonders breit, was auf Kosten des fehlenden vierten Costale geschah. Merkwürdigerweise zeichnen sich die Exemplare von Chelodina steindachneri Siebenr. durch eine sehr normale Bildung der Rückenschilder aus. Bloß bei einem unter acht Exemplaren liegt zwischen dem vierten und fünften Vertebrale einerseits und dem rechten vierten Costale andrerseits ein winziges Schildchen eingefügt, während die Beschilderung der übrigen sieben Exemplare vollkommen normal ist. SchildkrülengaUung Cliclodina Fitz. 35 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Chelodina steindachneri Siebenr., von oben. -'■^ nat. Große. Tafel II. Chelodina sleinäachiieri Sicbcnr., von unten. --^ nat. Größe. Tafel III. P'ig. 1. Chelodina sleindachneri Siebenr., von der Seite. 2^.. nat. Größe. » 2. Chelodina novae-gnineae Blgr., von der Seite. Nat. Größe. Sämtliche Figuren sind Originalzeiclinungen. Siebenrock F.: Schildkrötengattung Chelodina Fitz Tafel I. Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Druck aus der kk hol u3ii Sitzungsberichte der Kais.Akad. derWiss., math.-naturw. Klasse, Abi. I, 124. Bd., 1915. Siebenrock F.: Schildkrötengattung Chelodina Fitz. Tafel II. Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Druck sus der kk Hof iiSisalsdruckerei Sitzungsberichte der Kais. Akad. derWiss., math.-naturw. Klasse, Abi. I, 124. Bd., 1915. Siebenrock F.: Schildkrötengattung Chelodina Fitz. Tafel III. Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Druck ns der kk Hof L-Siaaisdrackersi. Sitzungsberichte der Kais. Akad. der Wiss., math.-naturw. Klasse, Abi. I, 124. Bd., 1915. 37 Über natürliches und künstliches Ultramarin von C. Doelter. (Vorgelegt in der Sitzung am 4. März 1915.) Zu den natürlichen Ultramarinen zählt man außer dem Lasurstein noch den Hauyn (Nosean). Manche erweitern die Bezeichnung und ziehen auch die Sodalithe hinzu, indessen unterscheiden sich die letzteren chemisch doch genügend, da sie ja Schwefel nur in ganz unwesentlichen Mengen ent- halten. Das Verhalten der natürlichen zu den künstlichen Ultra- marinen wurde erst durch die Arbeit von W. C. Brögger und H. Bäckström^ aufgeklärt. Diesen gelang es, die erste gute Analyse von Lasurstein zu erhalten. Die früheren waren alle an unreinem Material ausgeführt worden, während die genannten Autoren an sorgfältig gereinigtem Material ihre L^ntersuchungen ausführten. Das Resultat dieser Untersuchung war, daß der Lasurstein aus einer (isomorphen) Mischung \'on 70-27„ Hauyn, 22-7V,, Ultramarin und 7-l"/o Sodalith be- stehe. Die Analyse stimmt übrigens auch mit der berechneten Menge von 72 -ö^/o Hauyn und 20- 1«/, Ultramarin mit 7-47,, Sodalith. Für die Ultramarinverbindung wurde von Brögger und P)äckström die Formel einer gemischten Verbindung im Ver- hältnisse 2:1 angegeben: Na^[Al(Na.S.,)]AL(SiOJ3 und Na.,[Al(Na.S3)]AL(Si04)3. 1 W. r. Brögger und II. liiiokslrüm, Z. Kryst., AV, 2'M\ (ISül). 3^ » Weiß 6 (NaAlSiOJ.(Na,S)3 Grün 6(NaAlSiOJ.(Na2S)iv,.Si./, Blau 6(NaAlSiOJ.(Na2S>/,.S2.;, Hohe >^ » Weiß 6 (NaAlSiOJ.CNa^S)^ Grün G(NaAISiOj.(Na,S)2.S, Blau 6(NaAlSiOJ.(Na,S).S3 Demnach würden sich die verschieden gefärbten Ultra- rnarine durch kleineren oder größeren Überschuß an Schwefel unterscheiden, beziehungsweise durch den Dispersitätsgrad des Schwefels. Im weißen Ultramarin ist kein freier Schwefel, sondern .nur das farblose Na., S vorhanden, daher keine Färbung. Im grünen Ultramarin ist der Schwefelüberschuß geringer als im blauen. Eine gelbe Färbung, wie bei Gläsern, welche noch Kalk enthalten, kommt nicht vor. Diese tritt nur beim kiesel- säurereichen Ultramarin ein. Versuche über Verhalten gegen Radiumbestrahlung. Ich möchte daran erinnern, daß bei Bar3.'t (BaSOJ, wie auch bei Coelestin (SrSOJ häufig eine blaue Farbe auftritt. Es gelang mir, aus farblosen \'arietäten dieser Mineralien durch Radiumbestrahlung blaue darzustellen. Die Wahrschein- lichkeit, daß es sich hier um eine Reduktion des Sulfats und Bildung von kolloidem Schwefel handelt, welch letzterer die Blaufärbung bewirkt, ist keine geringe. Natürliches und künstliclies Ultramarin. 45 Bei meinen ersten Versuchen mit Ultramarin gelang mir lS und einem Überschuß von Silikat bei grünem und blauem Ultramarin erklären (siehe die Formeln in C. Doelter, Min.-Chem, II, 1, 305). Man kann die Ultramarinverbindungen auflassen als Nephelinsilikcit plus Na.,S, NaS, NaS.^ oder plus Na._jS,Na2S + S.,j Na., S + S3, also als Beimengung von kolloidem Schwefel zu Na., S (vgl. die Formeln p. 44). Die kieselsäurereichen Ultramarine lassen sich vergleichen mit deni Nephelin und die Schwefelverbindungen ließen sich auf dieselbe Art erklären wie oben. Nur bleibt .ein Überschuß von .Sauerstoff und man muß daher vielleicht annehmen, daß hier entweder Oxysulfurete oder aber möglicherweise Na._, SO^ wie im Hauyn vorhanden ist. Silb erultramarin . G. Steiger^ hat in einer Reihe von Silikaten, namentlich in Zeolithen, das Natrium, oder Kalium durch Silber, auch durch Thallium ersetzt. Man muß damit vergleichen diejenigen Ultramarine, in welchen Natrium durch Silber, Selen, Tellur, Lithium ersetzt ist. Auch F. Singer konnte zeoliihähnliche Silikate her- stellen, in welchen das Natrium durch verschiedene andere Metalle ersetzt wird. Andrerseits haben wir gesehen, daß J. Hoffmann das Silicium durch Bor ersetzte. I G. Steiger, Hüll. U. S. geol. Surv. Nr. 202, 75 (1895). 49 Fragmente zur Mykologie (XVII. Mitteilung, Nr. 87(5 bis 943) Prof. Dr. Franz v. Höhnel, k. M. k. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Februar 1915.) 876. Dacryopsella stilbelloidea n. g. et sp. Fruchtkörper aufsitzend, zerstreut oder zu zwei bis drei gebüschelt, gestielt. Stiel gelblich, aus 2 [jl breiten parallelen, fest verklebten Hyphen bestehend, an der Basis etwas kegelig v^erdickt, 500 bis 700 \x hoch, 20 bis 24 iji dick, oben ein weißes, kugeliges, 140 bis 160 jx großes Köpfchen tragend. Stielhyphen im Köpfchen bündelweise auseinandertretend und sich verzweigend, an der Oberfläche des Köpfchens ein etwa 20 [X dickes Hymenium bildend, aus sterilen Paraphysen und Basidien bestehend, die parallel gelagert sind. Basidien zirka 2 [j, dick, an der -Spitze mit zwei kurzen, kegeligen, diver- gierenden Sterigmen. Sporen eikugelig, hyaUn, einzellig, 5 bis 6^4*5 bis 5 |j. groß. An glatter, faulender Astrinde von Priinns Avium, die mit Dcrmatea Cerasi besetzt war am Sonntagsberg in Nieder- österreich, XII, 1914, leg. P. P. Strasser. Der Pilz gleicht einer kleinen Siilhclla, insbesonders der StilhcUa Candida Fuckel (Symb. myc, II. Nachtr., 1873, p. SOj, die möglicherweise auch, eine Dacryopsella ist. An meinem Originalexemplar aus den Fung. rhcn. (ohne Nummer), bei dem die Köpfchen des Pilzes zerstört waren, konnte ich von Siilbella Candida nur feststellen, daß der gelbliche, 20 jx dicke Stiel aus 2 \i. breiten parallelen Hyphen besteht und Sitzb. d. mathein -n.-iturw. Kl., Abt. I, 124. Rd. 4 50 I'\ V. II filme I, Über 300 [x lang ist, und da(3 die Sporen elliptisch-länglich und 5 bis 7 ;^ 2 bis 3 jx groß sind. Völlige Klarheit erzielte ich bei Dacryopsdla stilbdloidea nicht. Gewiß ist aber, daß es keine Stilbella ist. Dacryopsis Typhae v. H. und Dacryopsis cnlmigciia (Mont. et Fries) V. H. (in diesen Fragmenten, 1900, VI. Mitt., Nr. 194), sowie die obige Art weichen durch ihre Kleinheit und weißliche Färbung sowie durch den Mangel der charakteristischen Conidienbildung von den Typen der Gattung Dacryopsis Massee völlig (Grevillea, 1891, XX. Bd., p. 23) ab. Sie stellen gewiß eine eigene Dacryomycetineengattung dar, deren Arten allerdings noch an ganz frischen Stücken zu überprüfen sind. Die neue Gattung kann vorläufig wie folgt charakterisiert werden: Dacryopsella v. H. n. g. (Dacryomycetineen). Fruchtkörper gestielt, fleischig oder knorpelig, rundlich länglich oder linsenförmig, blaß, klein. Hymenium aus Para- physen und an der Spitze zweiteiligen Basidien bestehend. Sporen einzellig, rundlich oder länglich. Typusart: Dacryopsella Typhae v. H. Weitere Arten: Dacryopsella ctilmigeua (Mont. et Fr.) v. H., Dacryopsella stilbelloidea v. H. 877. Sphaerostilbe flammeola n. sp. Perithecien oberflächlich, in kleinen Häufchen oder auch e'nzeln stehend, schön hell feuerrot, biinförmig, 250 [x hoch, 200 [X breit, zarthäutig, durchscheinend, fleischig, weich, kahl, glatt, an der Basis mit hyalinen, 5 [x breiten Hyphen ver- sehen, um die Mündung mit einigen Reihen von einzelligen, papillenartigen, hyalinen, 6 bis 24 :^ 5 bis 6 |x großen Haaren besetzt. Perithecienmembranzellen dünnwandig, polygonal, 8 bis 12 |x breit. Paraplwsen fehlend oder undeutlich. Asci keulig, oben abgestutzt, dünnwandig, sitzend, 80 bis 100 :=^ 14 jx; Sporen zu acht, IV2- bis zweireihig im Ascus, hyalin, zwei- zeilig, verschieden gestaltet, meist elliptisch oder bikonisch, an den Enden verschmälert abgerundet, an der Querwand deutlich eingeschnürt, die obere Zelle meist etwas länger und Fragmente zur Mykologie. 5 1 breiter als die untere, 20 bis 30-8 bis 10 [x groß. -- Conidicn- pilz: Atractinin flainmcolnm v. H., isoliert und zerstreut, Stiel ockergelb, etwas bauchig, aus ziemlich parallelen farblosen und gelben, 4 bis 5 [x breiten Hyphen bestehend, 250 [a hoch und 180 |x breit, oben eine flache Krone von hyalinen, zylin- drischen, schwach gebogenen, an den Enden abgerundeten» bis 100:^4 bis (> [j, großen, einzelligen Conidien tragend. Im Jugendzustand fehlt der Stiel imd stellt der I^ilz ein Fttsa- riiiui dar. in den Rindenritzen dürrer Stämme von Clemaiis Vit- alba am Sonntagsberg in Niederösterreich, Dezember 1914, leg. P. P. Strasser. Die nächst verwandten Arten sind Sphcierostilbc flammca Tul. und Sp. fnsca Fuckel; beide sind sowohl durch die kleineren Schlauchsporen wie durch den Conidienpilz ver- schieden. Als Nectria erscheint der Pilz, soweit sich dies aus den Beschreibungen ersehen läßt, nicht beschrieben. An dünnen CJeinatis-Zwelgen, \vo noch keine Spur der Sphacro- stilbe und des Atractinin zu finden ist, tritt ein Fusaritmi auf, das zweifellos nur ein Jugendzustand des Atractinm ist, mit ganz gleichen Conidien. 878. Nectria applanata Fuckel var. succinea v. H. nov. var. Die Nectria applanata Fuckel (Symb. mycol, I. Nachtr., 1872, p. 22) ist durch durchscheinend blutrote Perithecien, die am Scheitel einen breiten und hohen Discus aufweisen, aus- gezeichnet. Die Asci sind zylindrisch und enthalten acht einreihig stehende, elliptische, an der Querwand nicht ein- geschnürte Sporen. Sie wächst rasig an abgestorbenen Zweigen auf den vStromaten verschiedener Pyrenomyceten und ist die einzige europäische Nectria-Ari, die Pycniden besitzt. Diese befinden sich vereinzelt in den Rasen der Perithecien, sehen diesen völlig gleich und sind nur etwas kleiner. Sie enthalten zahlreiche hyaline (in Haufen sehr blaß bräunliche), zwei- zeilige Conidien, die den Ascussporen ganz ähnlich und nur wenig größer sind. Auf den Stromaten von Melogramma Biilliardii Tul. auf dürren Zweigen von Corylns Avc/Iaria vom Sonntagsberg in 52 F. V. Höhnel, Niederösterreich fand ich nun eine durchscheinend vvachs- gelbe Nectria^ die, von der Farbe abgesehen, makro- und mikroskopisch vollkommen mit der Nectria applanata Fuck. übereinstimmt und offenbar eine neue interessante Varietät derselben ist. Auch die charakterischen P\^cniden waren vor- handen, wodurch die Richtigkeit der Bestimmung erwiesen wird. Diese Nebenfruchtform stellt eine neue Formgattung dar, die ich Stylonectria nenne: Stylonectria n. g. (Nectrioideae-Ostiolatae). Pycniden oberflächlich mit oder ohne Stroma, wie Nectrla- Perithecien, aber mit auf kurzen einfachen Trägern einzeln stehenden hyalinen oder subhyalinen, zweizeiligen Conidien erfüllt. Nebenfrüchte von Nectria- hvien. Typusart: Stylonectria applanata v. H. zu Nectria appla- nata Fuckel gehörig. Mit den beiden bisher zu den Nectrioideae-Ostiolatae gerechneten Gattungen Pseudodiplodia Karsten imd Diplo- zytkia Bubäk ist Stylonectria nicht näher verwandt. Der Typus der Gattung Psendodiplodia, nämlich Ps. ligniaria Karst., dürfte nach der Beschreibung zu den Nectri- oideae-Astomae gehören. Von der zweiten Art, Psendodiplodia corticis Grove, vermute ich, daß sie identisch ist mit (ystotricha striola B. et Br. ^ Cystotricha compressa (F.) v. H. =i Psendopatella Tulasnei Sacc. (siehe diese Fragmente, 1910, XI. Mitteilung, Nr. 538). Psendodiplodia atrofusca (Schwein.) Starbäck ist nach der genauen Beschreibung von Starbäck (Bihang tili k. Sv. Vet.-Akad. Handl., 1894, Bd. XIX, Afd. III, Nr. 2, p. 94) eine Nebenfruchtform von Nectria atrofusca (Schw.) Ell. et Ev. (s. Mycologia, 1909, I., p. 186) und gehört in die Gattung Stylonectria: St. atrofusca (Schw.) v. H. (Leider vergaß Starbäck die Farbe der Conidien anzugeben.) Psetidodiplodia Umbelliferariini w H. (Ann. myc, 1904, II. Bd., p. 48) hat unter der Epidermis eingewachsene, zarte, fleischfarbige Pycniden, kann nicht bei Psendodiplodia bleiben l''i'agmente zur Mykologie. 5o und stellt eine eigene neue Formgattung dar, die ich Stylo- nedricUa nenne. Diese Gattung stellt gewiß die Nebenfrucht- formen von Nectriella Nitschke dcir (siehe Ann. myco!., 1014, XII. Bd., p. 128). Stylonectriella v. H. n. g. (Nectrioideae-Ostiolatae). Pycniden zarthäutig, blaß, fleischig, eingewachsen, mit typischem Üstiolum. Conidienträger einfach, kurz. Conidien hyalin, länglich, zweizeilig. Nebenfrüchte von Nectriella Nitschke. T^'pusart: Stylonectriella Umbelliferariini x. H. zu Nectri- ella Uinbelliferarnm (v. H.) gehörig. Psendodiplodia Lonicerae v. H. (in diesen Fragmenten, 1902, I. Mitteilung, Nr. 30) hat nach wiederholter Einsicht- nahme der Präparate bräunliche Pycniden und wird besser als Ascochytula Pot. (Ann. mycol., 1903, V. Bd., p. 10) be- trachtet (Ascochytiila Lonicerae v. H.). Psendodiplodia herbarnni Strass. (Verhandl. Zool. Bei' Ges., Wien, 1910, 60. Bd., p. 321) ist nach Untersuchung des Originalexemplars falsch beschrieben. Die Pycniden sind ur- sprünglich eingewachsen, schließlich durch die Epidermis etwas hervorbrechend, kugelig, bis 250 \x breit und haben ein kleines typisches Ostiolum. Membran der Pycniden fleisch- farben-bräunlich. Der Pilz dürfte zu einer Nectriella als Neben- frucht gehören und ist Stylonectriella herharnm (Strass.) v. H. zu nennen. Psendodiplodia Xylariae Ferd. et Wing. (Syll. Fung., XXII, p. 1146) ist nach der anscheinend guten Beschreibung eine typische Stylonectria und hat Styhmectria Xylariae (F. et W.) v. H. zu heißen. Psendodiplodia cyanogena (Speg.) (Syll. Fung., XXII, p. 1145) kann, da sie als Nebenfrucht einer Giberella anzu- sehen ist, nicht zu Stylonectria gerechnet werden. Ich stelle für diese Form die Gattung Cyanochyta auf (siehe diese Fragmente, Nr. 907). Die Gattung Diplozylhia Bub. (Ann. myc, 1904, II. Bd., p. 399, Fig. 5 bis 19) gehört zu den Ncctrioideae-Astomae. 54 F. V. Höh ncl , 879. Über die Hemisphaeriales Theyssen. Theyssen hat in Annal. myc, 1013, XI. Bd., p. 468, einige Ascomycetenfamilien in eine größere Abteilung (Ord- nung) vereinigt, die er Hemisphaeriales nennt. Errechnet zu diesen die Microthyriaceen, Trichopeltaceen, Dictyopelteen und Thrausmatopelteen. Meiner Ansicht nach besteht zwischen diesen vier Familien eine nähere Verwandtschaft nicht und ist die Ordnung der Hemisphaeriales daher eine unnatürliche. Die Microthyriaceen haben, wie ich in diesen Fragmenten nachwies, inverse Perithecien und stehen ganz isoliert da. Sie dürften sich aus gewissen Perisporiaceen entwickelt haben und werden daher vorläufig an diese angereiht werden müssen. Die Trichopeltaceen stehen nach Theyssen's Angaben (Zentralblatt für Bakt. und Parasitenkunde etc., 1913, 39. Bd., p. 625) durch ihren ganz eigenartigen Bau ebenfalls isoliert da. Die Dictyopelteen sind meines Erachtens eigentümlich geformte echte Sphaeriaceen und Hypocreaceen, die an das tropische Regenblatt angepaßt sind. Die Thrausmatopelteen sind meiner Ansicht nach \^on den oberflächlich wachsenden Dothideaceen abzuleiten. Sie stellen ebenfalls Anpassungsformen an das Regenblatt dar. Es handelt sich bei allen diesen Formen um Konvergenz- erscheinungen, die durch gleiche klimatische Verhältnisse hervorgerufen sind. Die genauere Kenntnis der Pilze wird zu ähnlichen Verhältnissen wie bei den Algen führen, die nun in eine große Anzahl von Familien zweifelhafter \'erwandt- schaft zerfallen. 880. Über die Gattung Mycogala Rostafinski. Obwohl es durch die Arbeiten und Angaben von Hoff- mann, Fuckel, Karsten und Schröter völlig klargestellt ist, daß Mycogala parietimuu (Schrader) Rost. 1875, der Typus der Gattung, eine Perisporiacee, also ein Ascomycet ist, wird dieser Pilz doch in den Handbüchern und Pilzfloren, mit Ausnahme von Schröter's Pilzen von Schlesien, als Sphaerioidee angeführt. Ja in den betreffenden Werken er- Fragmente zur IMyUnlogie. "^O scheint derselbe zweimal angeführt, in der Gattung Mytogala als Sphaerioidee und als Aiiixia unter den Ascomyceten (siehe Engle r- Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien; Saccardo, Syll. Fung.; Kabenhorst, Deutschlands Kr^^ptogamenflora, II. Aufl., Kr\'ptogamenflora von Brandenburg). Wie Schröter (Pilze Schlesiens, 1897, II. Bd., p. 249) ganz richtig bemerkt, ist Auixia Fries 1(SI9 ein Gastromycet, was aufs klarste aus Fries' Angaben (System, mycol., 1829, HI. Bd., p. 22(3) hervorgeht. Auixia Moftmann 1862 (Icon. analyt. Fung., p. 70, Taf. 17, Fig. 2) ist daher eine ganz andere Gattung und gleich Mycogala Rostafinski 1875. Die hierher gehörigen Pilze müssen in die Gattung Mycogala gestellt werden, wie dies Schröter (1. c.) tut, und nicht zu Auixia, wie dies Saccardo, Winter, Kirsch st ein und andere machen. Die richtigen Mycogola- Arien sind miteinander sehr nahe verwandt, und werden von Schröter und Karsten alle nur als P\)rmen einer Art, die sich nur wenig in den Sporen unterscheiden, betrachtet. Mycogala fiuwti Diedicke (Kryptogamenflora Branden- burgs, 1912, IX. Bd., p. 209) ist wahrscheinlich nur eine kleine Form von Auixia Wallrothi Fuckel (Symb. myc, 1869, p. 91); die Maßangaben bei Fuckel Sind meist zu groß. Mycogala macrosportiiu Jaap (V^erh. Bot. Ver. Brand., 1909, 51. Bd., p. 17) gehört wegen der stacheligen Sporen gewiß nicht in die Galtung; ist vielleicht eine Auixiopsis Hansen 1897 (Bot. Zeitung, 55. Bd., p. 131). Ähnliche Pilze sind Cephalotheca Francisci Saccardo (Syll. Fung., XIV. Bd., p. 465) und Cephalotheca prolifica (Bainier) S. et T. (Syll. Fung., XXII. Bd., p. 30); letzterer Pilz, der auf faulendem Stroh, also auf demselben Substrat wächst, dürfte von Mycogala maci'osponiui Jaap kaum verschieden sein. 881. Über die Gattung Heydenia Fresenius. Diese Gattung wurde 1852 in Fresenius, Beiträge zur iMykologie, p. 47, Taf V, Fig. 37 bis 45, auf Grund der Art Heydenia alpina aufgestellt. Der Pilz wird neben Sporocybe zu den Stilbeen gestellt und dementsprechend beschrieben. 56 F. V. Höhnel, Im Jahre 1879 (Revue myco!., I. Bd., p. 171, Taf. II, Fig. 1 bis 11) stellten .Spegazzini und Roumeguere die Gattung Riipinia auf, mit der Art Rupinia pyraiaica Sp. et R. (:= Ä^ Bailacii Roumeg. in Rev. myc, 1880, II. Bd., p. 2). Diesen Pilz beschrieben sie als Myxomyceten und stellten für denselben eine eigene Ordnung (Rupiniaceen) der- selben auf. Ferner beschrieb Ca\ara 1903 (Ann. myc, I. Bd., p. 41) die neue Gattung Riccoa mit der Art Riccoa adnciisis Cav. Der Autor meint, daß die Gattung Riccoa den Typus einer neuen Famihe bilden könnte, die zwischen den Stilbaceen und den Hymenomyceten zu stehen käme. Er bemerkte zwar die Ähnlichkeit der Riccoa mit Hcydenia und Riipinia, hielt aber seine. Gattung für verschieden. Im Jahre 1882 (Michelia, II. Bd., p. 581) beschrieben Ellis und Saccardo die Heydcnia aniericana. Da dieser Pilz in Ellis, North-Am. Fungi, Nr. 971, ausgegeben ist, konnte ich ihn näher prüfen, während mir von den beiden anderen Pilzen nur die Originalbeschreibungen und Abbildungen vorlagen, die übrigens vollständig genügen, um sich ein sicheres Urteil zu bilden. Wenn man das, was das gute Exemplar von Heydcnia americana zeigt, mit den Beschreibungen und Bildern der drei anderen Arten vergleicht, so gewinnt man die volle Überzeugung, daß alle vier Arten nahe miteinander verwandt sind, also Heydcnia- Arien sind, trotzdem die erste eine Stil- bacee, die zweite ein Myxomycet sein soll und die dritte geschlossene Perithecien mit zelliger Membran besitzt und meiner Ansicht nach wahrscheinlich ein Ascomj^cet (Peri- sporiacee oder Plectascinee) ist. Die Heydcnia americana hat einen weit hohlen braunen Stiel, auf dem oben ein geschlossenes Perithecium ohne Ostiolum sitzt. Sowohl der Stiel wie auch das Perithecium besitzen eine aus mehreren Lagen von braunen, eckigen Parenchymzellen bestehende Wandung. Das Perithecium zeigt innen unten eine Vorwölbung nach innen, auf der zahlreiche hyaline, einfache oder wenig verzweigte, 3 bis 4 [x breite, lange, gerade Fäden sitzen, die weit in den Peritheciumraiim Fragmente zur Mykologie. 57 hineinragen. Letzterer ist ganz mit einem gelblichen Pulver ausgefüllt, das aus den elliptischen, hyalinen, 10« 7 jx großen, einzelligen Sporen besteht. Diese Sporen gleichen Schlauch- sporen, weil sie keine Spur einer Ansatzstelle zeigen. Asci sind nicht zu sehen, so wie bei einer reifen Mycogala, an die die Perithecien sehr stark erinnern, und wie bei vielen Peri- sporiaceen und Plectascineen, wo die Schläuche bald ver- schwinden. Auch die Perithecienwand springt schließlich auf und fällt ganz ab. In diesem nackten Zustand hat Fresenius die H. ii/piiui beschrieben. Bei der Rnpinia pyrcnaica wird eine persistente, brüchige, ziemlich dicke Peridie angegeben. Rnpinia R. et Sp. 1879 ist daher gleich Heydcnia Fres- 1852 = Riccoa Cavara 1903. Ich halte die Gattung für ein Ascomycetengenus. Der volle Beweis kann erst durch die Untersuchung junger Perithecien geliefert werden. Entsprechend dem Gesagten müssen Charakteristik und Stellung der Gattung geändert werden. Sollte die Untersuchung entsprechend junger Exemplare zeigen, daß diese Pilze keine Ascomyceten sind, so könnten sie keinesfalls als Stilbaceen gelten. Sie gehören dann zu den Sphaerioideae-Astomae, wo sie eine eigene Gruppe bilden würden. 882. Über Saccardia Martini P'Jlis et Saccardo. Der Pilz ist in Michelia, 1881, II. Bd., p. 373, beschrieben und in Ellis, North Americ. Fungi, Nr. 1289«', &, c, in drei verschiedenen Exemplaren ausgegeben. Den Typus der Gattung Saccardia Cooke 1878, nämlich Saccardia qnercina Cooke, habe ich in diesen Fragmenten 1909, VI. Mitt., Nr. 244, p. 94 (368), beschrieben und mit der Gattung DictyoneUa v. H. in eine eigene Discomycetenfamilie (Saccardiaccen) gestellt, die ich an dieMollisieen anreihte, deren Stellung aber eigentlich unsicher ist. Saccardia Martini Ell. et Sacc. hat nun m\i Saccardia qnercina Cooke gar nichts zu tun, es ist ein Pyrenomycet, und zwar eine ganz typische Phaeosaccardimda P. Hennings (31. Jänner 1905) r=: Liniacinnla Saccardo (25, "Mai 1905). Der Pilz hat daher Pliacosaccardinnla Martini (Ell. et Sacc.) ob F. V. Höhncl, V. H. ZU heißen und niüssen auch alle bisherigen echten Li inuciiinla- Arten zu riiaeosaccardiniila gestellt werden, da diese Gattung um fast 4 Monate früher aufgestellt wurde, was bisher übersehen worden ist. Der obige Pilz ist ganz so gebaut wie Phaeosaccard iunla roseospora v. H. (1910, XII. Mitt., p. 37 [914] mit Figuren). Er gehört zu jenen Arten der Gattung, deren Subiculum nur als schmaler Saum um die Perithecien entwickelt ist. Die Perithecien sind etwa 150 (x breit, der subiculäre Saum ist rundlich und 400 [jl breit. Die Asci sind eiförmig, unten spitz, zartwandig, achtsporig, 45 ^ 30 jx. Die h^^alinen Sporen sind sehr zartwandig, länglich, häufig gekrümmt, an den Enden abgerundet und etwa 24 ^ 7 [x groß. Sie haben meist vier Querwände und eine unterbrochene Längswand. Bei den Pliacosaccardi mihi- Arien werden die Sporen im Alter meist sehr blaß bräunlich. Davon ist hier bei den nicht sehr gut entwickelten Exemplaren noch nichts zu sehen. Die Hyphen des Subiculums sind rauchgraubräunlich, sehr zart- wandig und 3 bis 4 [x dick. Der Pilz ist eine ganz typische Naetrocymbee (siehe diese Fragmente, 1909, VIII. Mitt., Nr. 379, und 1910, XII. Mitt, Nr. 611). Zu diesen gehören nun A\e Gsiiiung,en Kaeti'ocymbe Körb er, PJiaeosaccardinnla P. Henn. (:=: Limacinida Sa.cc.), Ziikalia Sacc, Trenbiomyccs v. H., Chactothyriua Thej^ssen und Chaetothyrinui Spegazz. Daß Malineomyces Starbäck eine t^^pische Caloiicclria und kein Chaeiothyriiini ist, daß ferner die Gruppe der Chaetothyrieen Thej/'ssen (Ann. myc, 1913, XI. Bd., p. 496) hinfällig ist, hat J. Weese gezeigt (Zeitschr. für Gärungs- phys., 1914, IV. Bd., p. 224). 883. Clypeosphaeria ambigua v. H. n. sp. Perithecien eingewachsen, zerstreut, unten und seitlich dünn-, blaß- und weichhäutig, oben ein brauner bis schwarzer, etwa 8 ;x dicker Clypeus vorhanden. Üstiolum ganz flach, untypisch, rundlich, 28 bis 35 [x breit, von unregelmäßigen, 3 bis 4 ;x großen, oft gestreckten und etwas mäandrisch ver- bogenen, braunen Zellen umgeben. Asci keulig, 110 bis 125 p- I''rap;nicnte zur iM^'kologie. 59 lang, 20 (i- breit, mit 25 |x langem Stiele. Paraphysen reichlich, lädig, oben länglich bis 3 [j. verdickt, verschleimend. Sporen zweireihig zu acht, schon sattgelbbraun, mit (J bis 7, selten 8 Querwänden; oben halbkugelig abgerundet, unten abgerundet kegelig, die dritte Zelle von oben wenig größer als die an- grenzenden, 25 bis 34^9 bis 1 1 [j, groß, gerade, länglich keulig, an den Querwänden sehr wenig eingeschnürt. iJie Perithecien sind etwas niedergedrückt kugelig, 180 bis 270 [x breit und 130 bis 230 (x hoch. An den Stengeln und W'ickelranken von Clematis Vitalba, am Sonntagsberg in Niederosterreich, Dezember 1914, leg. P. P. Strasser. Eine eigentümliche Form, die ich weder als eine typische Clypeosphaeria noch als gute Lcptosplmeria ansehe. Sie erscheint in keiner der beiden Gattungen beschrieben. Das Gehäuse ist in der unteren Hälfte ganz hyalin. Auffallend ist das große, ganz flache, untypische, an den Rändern etwas zerrissene Ostiolum. Der Clypeus ist eigentlich nur an- gedeutet. 884. Über Bertia parasitica Fahre. Studiert man die Beschreibung dieses Pilzes (Sjdl. fung., I, p. 584), so bemerkt man, daß das Verhältnis der Größe der Asci zu der der Perithecien ein unwahrscheinliches ist. Perithecien von 500 bis 600 »j, Durchmesser werden längere Asci haben als solche von 60 bis 70 [i.. Dies läßt \ermuten, daß bei der Aufstellung dieser Art ein Irrtum im Spiele war. Ein Exemplar eines als Bertia parasitica Fahre be- zeichneten Pilzes aus dem Herbar Flageolet's, das ich Herrn Medizinalrat Dr. H. Rehm verdankte und das äußerlich so gut zur Originalbeschreibung stimmt, daß ich glaube, in demselben die echte B. parasitica Fahre erkennen zu müssen, zeigte mir nun in der Tat, daß die Aufstellung dieser Art eine irrtümliche ist. Der Sachverhalt ist folgender. Auf dem Stroma einer Entypa auf Ahornholz wachsen dicht nebeneinander rund- liche, etwa O-b min breite, schwach gewölbte, schwarze Stromata, die oben mit einem dichten Rasen von etwa 100 |x 60 F. V. Höhnel, breiten und 120 [j- hohen Perithecien besetzt sind. Diese Stromata mit den Perithecien machen den Eindruck von 0-5 mm großen, einfachen Perithecien, die fein granuliert sind, ganz so wie dies P'abre beschreibt. Die kleinen Perithecien sind kahl, aber zum Teil rauh und zeigen manchmal unten einzelne kurze, schwarze, einzellige, stumpfe Borsten. Sie haben ein deutliches Ostiolum. Paraphysen fehlen. Asci keulig- spindelig, oben dickwandig und stumpf, in der Mitte dünn- wandig und bauchig, unten kurz gestielt, achtsporig, 44 bis 50« 12 bis 14 [x. Die Sporen stehen zwei- bis dreireihig im Ascus, sind grünlich-h3^alin, zeigen 5 bis 6 Querwände und 1 bis 2 Längs wände, sind länglich -spindelförmig, an den verschmälerten Enden stumpflich und 14 bis 20^5 bis d'b [). groß. Der Pilz ist eine fast kahle BerlesicUa. Fahre hat die kleinen Stromata mit den darauf sitzenden Perithecien für einfache Fruchtkörper gehalten. Der Standort seines Pilzes ist genau der gleiche: »in crusta Eniypae latae«. Der Pilz hat nun Berlesiella parasitica (Fahre) \^ H. zu heißen. Er weicht von den typischen Berlesiella -Arien nur durch seine fast völlige Kahlheit ab, stimmt aber sonst so vollkommen damit überein, daß die Aufstellung einer neuen Gattung für denselben überflüssig ist. 885. Über Valsa decorticans (Fr.) Nke. v. Circassica Rehm und die Gattung Quaternaria Tulasne. Valsa decorticans (Fr.) Nke. ist jedenfalls ein seltener Pilz, von dem ich kein sicheres Exsiccat kenne. Mein Exemplar in Jaap, Fung. sei. exsicc, Nr. 472, hat 14 bis 16^2-5 bis 3 ;j, große Sporen und ist wahrscheinlich V. pnstulata Aw. V. decorticans (Fr.) Nke. v. Circassica Rehm, Ascomyc. ex- sicc. Nr. 1914, wächst nicht »in ramis Carpiui Betitli*, sondern auf Zweigen von Fagiis orientalis Lipsky und ist in Annal. mycol, 1911, IX. Bd., p. 4, besprochen. Damit ist identisch das Exemplar in Tranzschel et Serebrianikow, Mykoth. rossica, Nr. 77. Dieser Pilz ist aber nur eine kleinersporige Form \'on Onatcniarid qiiatcrnata (P.j und kann (Jii. quaieruata (P.) Fragmente zur Mykologie. 61 V. Circassica (Rehm) v. H. genannt werden, obwohl er kaum den Wert einer Varietät hat. Die besser entwickelten Peri- thecien dieser Form haben fast hyaline, 12 bis 16^2 bis 3 [j. "Toße Sporen. Sie reichen daher kaum merklich von denen der Normalform ab. Diese häufige Art hat sehr variable Sporen. Tulasne sagt, daß sie >^fusco-atra« und 13:r:2-5[j. groß sind. Das »fusco-atra'^< ist aber nur ein Druckfehler, offenbar für »fusco- pallida«, denn schwarzbraune Sporen hat der Pilz nie und auf der zugehörigen Tafel bildet sie Tulasne so ab, vvde er sonst die hyalinen oder blassen Sporen zeichnet. Nach Winter, Nitschke und Schröter sind die Sporen bräun- lich. 14 bis 20 ^ 4 [x groß. Nitschke sagt noch: »Sporen gelblich bis fast farblos-*. Saccardo nennt sie »dilute fuscis-* und gibt sie 16^3 bis A \). groß an. Berlese nennt sie «luteo-viridulae« und schreibt ihnen eine Größe von 22 bis 26 ii 5 bis 7 a zu, was offenbar ein Lapsus ist. Er erwähnt auch eine \'ar. siibeffusa Berl. mit 16 bis 18r;4|j. großen Sporen. Um mir angesichts dieser schwankenden Angaben ein eigenes Urteil zu bilden, habe ich acht Exsiccaten geprüft und folgende Werte gefunden: 12 bis 17 i:^ 2*5 bis 3 [j-; 10 bis 18^2-5 bis 3 jx; 12 bis 18^2-5 bis .3-5 (x; 13 bis 18^ 3 bis 4 jx; 13 bis 18^3 bis 4 [x; 13 bis 21 -3 bis 4[x; 12 bis 21^3 und 12 bis 16 ^^ 3 bis 4 ;x. Meist waren die Sporen subhyalin oder sehr blaß graubräunlich, einmal mit einem Stich ins 01i\'engrüne. Danach schwankt die Sporengröße von 10 bis 21^2*5 bis 4 jx, aber 4 [x sind stets nur einzelne breit. Im Mittel sind die Sporen 14 bis 16^2-5 bis 3 [x groß. Daraus ersieht man, daß die obige Varietät (Jircassica eigentlich gar nicht von der Normalform abweicht. Die Qu. qnaternata (P.) scheint nur auf Fagns-Zw tilgen zu wachsen. Schon Nitschke bezweifelt die Richtigkeit jener Angaben, die sich auf andere Nährpflanzen beziehen. Ich fand den Pilz nur auf Rotbuchenzweigen; wenn er auf andere Bäume übergehen würde, so müßte er vor allem die Hain- buche bewohnen, was er aber nie tut. 62 F. V. Höhncl, In der Tat fand ich, daß V. qitatcruatd (P.) auf Acer rnbniui in Ellis und Everhart, Fungi Columb., Nr. 1049, ein ganz anderer Pilz ist (Valsa sp.). Ellis und Everhart (North American Pyrenomycetes, 1892, p. 480) anerkennen die Gattung Oiiatcnmria nicht, da sie die Qu. qiiaternata (P.) als Valsa aufführen. Offenbar haben sie die im nachfolgenden erwähnten Unterschiede zwischen den zwei Gattungen nicht erkannt. Sie führen die V. qiiaternata (?) Fr. nur als auf Pappel, Aluiis serriilata, Acer ruhnun und Birke vorkommend an. Danach kommt der Pilz in Nordamerika gar nicht vor, denn auf den genannten Bäumen wächst der Pilz nicht. Der Umstand, daß, wie man sieht, Ouaternaria öfter mit Valsa verwechselt wird, legt die Frage nahe, wodurch sich eigentlich diese zwei Gattungen voneinander unterscheiden. Darüber findet man nun merkwürdigerweise in der Literatur keine befriedigende .Auskunft, denn abgesehen davon, daß die beiden Gattungen verschiedene Nebenfrüchte haben, Liber- tella, respektive Cytosporeen, findet man beim Studium der Gattungsdiagnosen bei T u 1 a s n e , N i t s c h k e , W i n t e r, Schröter usw. keine genügenden Unterschiede heraus. Beide Gattungen haben valsoide Perithecienstromata und angeblich mangelnde Paraphysen sowie dieselben Asci und Sporen. Da der Conidienpilz zur Zeit der Reife der Ascus- stromata nicht mehr zu finden ist, letztere aber nach der Gattungsbeschreibung keine sicheren greifbaren Unterschiede aufweisen, so erscheinen Verwechslungen der beiden Gattungen ganz natürlich. Trotzdem hat Tulasne die Gattung Qiiafer- naria mit dem sicheren Instinkt des gewiegten M\'kologen von Valsa mit vollem Recht abgetrennt, obwohl er merkwürdiger- weise gerade die wesentlichen Unterschiede nicht erkannt hat, ebensowenig wie Nitschke, Winter, Schröter u. a. Zunächst ist die Angabe, daß bei Ouaternaria die Para- physen fehlen, falsch. Es sind zahlreiche typische Paraphysen vorhanden, die aber frühzeitig völlig verschleimen und die Asci verkleben. Diese hängen daher bei Quafernaria ziemlich fest zusammen, während sie bei Valsa, wo Paraphysen völlig I'ragmcnte zur .MykiiKigic. Do fehlen, in Wasser sofort aiiseinanJertrctcn. Die bisher über- sehene Hauptsache ist aber, daß bei den V'alseen überhaupt die zartwandigen Perithecien ganz dicht mit den Asci aus- gefüllt sind. Macht man einen beliebig orientierten Schnitt durch ein Perithecium einer Valsee, so findet man keine Spur eines leeren Lumens in demselben. Der ganze Innenraum des Peritheciums ist mit einer grauen Masse ausgefüllt, die nur aus Asci besteht. Im Gegensatze dazu zeigen die reifen, ziemlich derbvvandigen Perithecien von Onaternaria am Querschnitt einen großen Hohlraum, weil die Asci mit den Paraphysen (trocken) nur eine dünne Schichte bilden und der Mittelraum der Perithecien frei bleibt. .Schon mit freiem Auge oder mit der Lupe ist dieser Unterschied zwischen Valseen und Onaternaria leicht konstatierbar. Es ist also zwischen beiden ein typischer Unterschied im Baue des Nucleus vorhanden. Trotz der großen äußeren Ähnlichkeit sind beide wesentlich verschieden und gehören in ganz ver- schiedene Gruppen von Pilzen. Ich habe in diesen Fragmenten schon mehrfach betont, daß die heutigen Systeme der Pyrenomyceten falsch sind, weil sie nicht auf den inneren Bau der Perithecien, sondern auf unwesentliche äußere Merkmale gegründet sind. Die wesentlichen Merkmale, die für die Hauptabteilungen der Pyrenom^^ceten maßgebend sind, ergeben sich aus dem Bau der Perithecien, insbesonaere aber des Nucleus derselben. Da zeigt die genauere Untersuchung eine Reihe von Typen. So den \'on Mycosphaerella, wohin z. B. PJmeosphaerella, Sphacrnlina (LaesiadiaT) gehören. Hier fehlen Paraphysen und sind die Asci rosettig angeordnet. Dann der gewöhnliche Sphaeriaceentypus mit über eine größere Fläche des Peritheciuminnern verteilten, ziemlich parallelen .Asci. Hierher gehören die meisten Sphaeriaceen- gattungen. Ferner der Coronophoreentypus, der sehr eigenartig ist, in diesen Fragmenten, 190(3, IL Mitt., Nr. 74; 1907, IV. Mitt., Nr. 162; 1909, IX. Mitt., Nr. 442. .Sehr wichtig ist der Valseentypus: t^^-pische Paraphysen fehlend; .Asci zartwandig, schließlich zerfließend, in vielen 64 F. V. Höhnel, Lagen übereinanderstehend, das ganze Perithecium aus- füllend. Das Studium der Entwicklung des Nucleus bei den Valseen wäre sehr wichtig und ist noch ausständig. Hierher gehören Diapovthe, Valsa, Gnoinoma, Wmterina iuberadigera und gewiß noch viele andere verwandte Gattungen. Auch Ceratosiomella rostrata wird dazu gehören. Erst wenn die Pyrenomyceten in der angedeuteten Rich- tung genau studiert sein werden, wird es möglich sein, ein richtiges System derselben zu schaffen. 886. Über die Gattung Endoxyla Puckel. Die echten Valseen haben einen ganz charakteristischen Bau des Peritheciennucleus. Der iVIangel von echten Para- physen, der Umstand, daß der äußerst zarte Stiel der Asci verschwindet und die Asci daher bei Wasserzutritt sich leicht verteilen, endlich die Tatsache, daß die Schläuche, in allen möglichen Höhen liegend, das ganze Lumen der Perithecien ausfüllen, sind die Hauptmerkmale eines echten Valseen- peritheciums. Nitschke, Winter und Schröter, welche die Gattung ]'alsa im weitesten Sinne annehmen, sagen ausdrücklich, daß hei ihr Paraphysen fehlen. Indessen habe ich schon 1904 angegeben, daß die Eiity- pella- Arten Paraphysen haben (Annal. myc, II. Bd., p. 46). Sie gehören ebensowenig zu Valsn wie Cryptospliaerella, die eine Coronophoree ist (Fragm. zur Myk., 1906, II. Mitt., Nr. 74; 1907, IV. Mitt., Nr. 162). Ebenso haben nun jene Arten nichts mit \'alsa zu tun, die in dem Subgenus Endoxyla Fuckel stehen. Nitschke führt sie (Pyrenomyc. germ., p. 153) einfach bei Valsa (Fr.), 1. Entypa (Tul.j an. Nachdem Fuckel (Symb. myc, I. Nachtr., 1871, p. 33 [321]) diese Arten in der neuen Gattung Endoxyla vereinigt hat, stellte Winter (Raben hörst, K'rypt. Fl. Deutschi., 1887, Pilze, II. Abt., p. 688) diese Gattung einfach als II. Sub- genus in die Gattung Vaha. Obwohl nun Fuckel die zahl- reichen fadenförmigen Paraphysen bei Endoxyla ausdrücklich hervorhebt, erwähnt Winter dieselben mit keinem Worte. P'ragmente zur Mykologie. DO Auch Nitschke hat bei den zu Endoxyla gehörigen Arten die l^araphysen nicht gesehen. Bei Valsa opercnlata (A. et S.) erwähnt er sogar ausdrücklich den Mangel der Paraphysen. Es ist dies um so unverständlicher, als bei allen Endoxyla- Arten die Paraphysen sogar sehr reichlich vorkommen, wie schon Fuckel wußte. Ich habe E. opercnlata (A. et S.) Fr. (Scler. suec, Nr. 268), E. macrostoma Fuck. (F. rhen., Nr. 2321), E. popiili Romell (Rabhenhorst -Winter, F. europ., Nr. 3358) und E. Fraxini E. et Ev. (F. Columb., Nr. 952) geprüft und überall reich- liche, fadenförmige, schließlich verklebende Paraphysen ge- funden. Was Valsa parallela (Fr.) Nitschke (1. c, p. 154) an- langt, so hat schon letzterer bemerkt, daß die Sporen oft zweizeilig sind. Berlese (Icon. Fung., 1902, III. Bd., p. 105) stellt daher diese Art zu Endoxylina Romell 1892. Er macht aber darauf aufmerksam, daß Karsten (Hedwigia, 1879, 18. Bd., p. 22) für diese Art die Gattung Entypopsis gegründet hat. Karsten sagt, daß sich Entypopsis von Entypa nur durch die zahlreichen Paraphysen unterscheidet, hat daher die Zwei- zeiligkeit der Sporen übersehen. Nichtsdestoweniger muß nach der Typusart Entypopsis parallela (Fr.) Karst, die Gattung Endoxylina Romell 1892 als synonym zu Entypopsis Karst. 1879 erklärt werden. Die E. parallela Aut. non Fries mit einzelligen Sporen (z. B. in Ell. et Ev., Fung. Col., Nr. 951) ist von E. oper- cnlata (A. et S.) Fr. nicht verschieden, wie Berlese sagt und ich auch finde. Was nun die Verwandtschaft von Endoxyla anlangt, so war Nitschke, der sie zu Entypa stellt, über ihre Stellung im Zweifel. Er sagt ferner, daß ihre Arten eine Mittelstellung zwischen Entypa und Äntliostouia einnehmen. Dies ist, was die Sporen anlangt, ganz richtig, und wenn Nitschke nicht die Paraphysen der Endoxyla -Arien übersehen hätte und über das Wesen des Valsa-Ty^pus ganz im klaren gewesen wäre, so hätte er die Endoxyla -Arien gewiß zu Enantliostonia gestellt. Sitzb. d. mathcm.-natiirw. Kl., Abt. I, 124. P.d. 5 66 F. V. Höhnel, In der Tut unterscheiden sich diese zwei Genera nur durch die Form der Sporen. Ei/c/o.xyUi i*'uckel wird am zweckmäßigsten als drittes vSubgenus zu Auihoslonia gebracht: Anf/iostonm, I. EnJoxyhi Fuck., II. Ktuiutliosionni Ntschk., III. Lopadostouia N. Mit Wüsa hat Eiuloxyhi nichts zu tim. Noch sei bemerkt, daß für die echten X'alseen auch der völlige Mangel der Periphysen am Ostiolum charakteristisch ist, der mit dem Paraphysenmangel in Zusammenhang steht. 887. Über Diatn^pella nigroannulata (Grev.i Nitschke Daß diese Art der DiaiiypcIUi vcrntcciifoniüs i'Ehrh.) sehr nahe steht, ist bekannt. Ich fand nun, daß die typische I). vcrnicüt'fdi-niis meist nur an dickeren Zweigen auftriit und sich um so mehr der D. uiiii-oannuUüa in der Beschaffen- heit nähert, je dünner die Zweige werden. An etwa 5 ////// dicken /^c/^i.^V/.s'-Zweigen findet man nur die D. iii^i^z-ojinnilüfci, an den dickeren Ästen desselben Zweigsystems hingegen nur die I). vcn-iicaeforuiis und dazwischen alle Übergänge. Die dünnen Zweige haben ein schwächeres Periderm, durch das dann das Stroma des Pilzes als schwarzer Ring durchscheint. An .4/7///.s--Zweigen kann man genau dasselbe beobachten, nur daß bei diesen das Periderm nicht durchscheinend ist. D. nigroauuiilaia (Grev.) ist daher keine selbständige Art. sondern nur die kleinere Form von D. vcrnicacfonnis an dünneren Zweigen, die dementsprechend auch weniger Perithecien im Stroma aufweist. Die Perithecien beider Formen sind etwa 0'4 bis O-otnm und die Sporen 1"8|a breit. Der in Rehm, Ascomycetes, Nr. 1843, als D. iiig'ra- aiiuulata (Grev.) N. ausgegebene Pilz hat deutlich größere, 0-7 Htm breite Perithecien und nur 1'4 bis l*ö;x breite Sporen. Es ist nicht diese Art, sondern gehört zu D. aspcrii (Fr.), mit der er auch äußerlich stimmt, nur sind die Ostiola meist kurz, was bei dieser Art oft vorkommt. 888. Über Nitschkea Flageoletiana Sacc. Aus der Beschreibung dieser Art (Syll. fung., XV4I. Bd., p. .")(') Fl ist zu ersehen, daß dieselbe kurz länglich-spindel- Fragmente zur Mykologie. 67 förmige, beidendig stiimpfliche, häufig ungleichseitige Sporen mit \"ier Öltropfen und radial- gebaute Perithecien hat. Daraus geht her\'or, da(3 dieselbe keine Xi/schkcii sein kann, sondern eine Microthyriacee sein werde. In der Tat zeigte mir die Untersuchung des von I'^la- geolet gesammelten Originalexcmplars aus dem Herbar Rehm's, daß der Pilz eine ganz typische Microthyriacee ist. Die Originalbeschreibung ist ziemlich gut. Wenn die Sporen tatsächlich einzellig sind, so muß der Pilz als Myiocoprou Flageolett aiumi (Sacc.) w H. bezeichnet werden. Es ist aber wahrscheinlich, daß die Spoi^en nicht ganz reif sind und schließlich zwei- bis vierzellig werden könnten, in welchem Falle dann noch die Microthyrlaceengattungen Microlliyriinii Desm. und Phrd^aiiiof/iyriiiiii v. H. (Fragm. zur Mykol., 1912, XIV. Mitt., Nr. 725) in Betracht kämen, wenn die Sporen hyalin bleiben. 889. Über Sphaeria Janus Berkele\^ et C'urtis. Der Pilz wird in der Sylloge fungorum (IL Bd., p. 85) als Leptosplmeria angeführt. Berlese (Icon. fung., 1894, i. Bd., p. 88) fand, daß das Originalexemplar des Pilzes steril ist. Das in Ellis, North Americ. fungi, Nr. 1299, ausgegebene Exemplar gehört nach ihm vielleicht zu Mciasphacria. Bei der höchst charakteristischen Beschaffenheit des Pilzes, der schon makroskopisch leicht zu kennen ist, kann es nicht zweifelhaft sein, daß das Exemplar in Ellis' Exsiccaten- sammlung echt ist. Es stimmt auch äußerlich gut mit den Angaben in Grevillea, I\\ Bd., p. 150, die in der Sylloge fungorum wiedergegeben sind. Die Untersuchung des Exemplars in Ellis' Sammlung zeigte mir, daß der Pilz auf den Blättern von Oncrcits vlreus auf bräunlichen, rundlichen, allmählich xerlaufenden, 4 ////// breiten Flecken auftritt. Im Blattparenchym dieser Flecke findet man braunviolette, 4 bis 9 [x breite Hyphen, die die ganze Blattdicke durchsetzen und auf beiden Seiten unter der Epidermis kleine Stromata bilden, die stark herxorbrechen. Blattoberseits finden sich in jedem F'lecke nur 1 bis 12 Stromata; diese sind unregelmäßig gestaltet, etwa 1(30 [x dick und 200 68 F. V. Höhnel, bis 700 [X breit, oft länglicii. Sie enthalten bis 12 eiförmige, bis 140 [X hohe und 80 bis 120 [x breite Loculi, die sich oben rundlich 30 bis 50 [x weit öffnen. Die Loculi enthalten zahl- reiche keulige, fast sitzende, 60 bis 70 ä 9 jx große Schläuche mit untypischen fädigen Paraphysen. Die Asci enthalten acht hyaline, schief einreihig oder zweireihig liegende, zweizeilige, spindelige oder fast keulige, an den Enden stumpfliche Sporen, deren obere Zelle meist wenig größer als die untere ist. Die Sporen sind zartwandig und enthalten ein feinkörniges Plasma. Der Pilz ist nicht völlig ausgereift, ich sah jedoch die Sporen auch außerhalb der Asci. Sie sind 18 bis 20 c; 4 [x groß. Das Stromagewebe ist violettbraun und offenzellig parenchyma- tisch. Die Zellen sind etwa 5 bis 8 (x groß und in den etwa 12 [X dicken Trennungswänden der Loculi etwas gestreckt. Auf der Blattunterseite treten hingegen auf den Flecken die Stromata in sehr großer Zahl auf, sind oft fast kon- zentrisch angeordnet und werden gegen den Rand der P4ecke immer kleiner. Die größeren in der Mitte sind knollenförmig, 150 bis 250 [X breit und 140 [x dick. Sie enthalten 3 bis 4 Loculi, die sich oben rundlich 30 jx weit öffnen. Die Sporen gleichen denen der Stromata der Blattoberseite, die Asci sind etwas kürzer. Die kleinen Stromata am Rande der Flecken enthalten nur einen Loculus. Nach diesen Angaben ist der Pilz eine t3^pische Doflii- della, die DotliideJIa Janiis (B. et C.) v. H. genannt werden muß. Höchst auffallend ist das Verschiedensein der Stromata auf den beiden Blattseiten. Wie ich schon in diesen Fragmenten, 1911, XIII. Mitt., Nr. 692, angegeben habe, sind Dot/iiJella Speg. und Etuya- chora Fuck. voneinander verschiedene Gattungen. Auf Oiier'cns-^Viiiiexn ist bisher eine Dotlüdella nicht bekannt gewesen, denn die Dothidella Knsanoi P. Henn. ist nach Fragm., Nr. 500 (1910, X. Mitt.) eine Coccochora v. H. 890. Über Leptosphaeria agminalis Sacc. et Morthier. Der Pilz ist beschrieben Ende 1879 in Michelia, I, p. 498. Die V^erfasser bemerken mit Recht, daß derselbe den Habitus Fragmente zur Mykologie. 69 einer Botryosphacria hat, vermuten aber irrtümlich, daß er mit BotryosphaaHa Dnlcainarae (K. et S.), die eine Cuciir- hitaria ist, den Typus einer neuen Gattung bilden könnte. Um dieselbe Zeit (Ende 1879) beschrieb Niessl (in Kunze, P\ingi selecti, Nr. 337 [n. g.]) denselben Pilz als Leptosphaeria rimalis. Nach Winter (Rabenhorst, Krypt. Fl. Deutschi., II. Aufl., Pilze, IL Abt., p. 469) ist der Speziesname »agminalis« etwas älter. Winter sagt, daß der Pilz eine der schönsten Arten der Gattung Leptosphaeria ist. Derselbe scheint selten zu sein. Von Exsiccaten kenne ich nur das in Rabenhorst-Winter, F. europ., Nr. 2758, ausgegebene. Die übrigen meiner Sammlung sind falsch (Sydow, Mycoth. march., Nr. 2422; Roumeguere, F. sei. exs., Nr. 3148 und 5849). Der Pilz wird überall als Leptosphaeria aufgeführt. So namentlich auch von Berlese (Icones fung., 1894, I. Bd., p. 67, Taf. 53, Fig. 5). Derselbe zeichnet dünnwandige, neben- einanderstehende Perithecien. Diese Zeichnungen sind aber ganz falsch. Nach sehr gut entwickelten Exemplaren vom Sonntagsberg in Niederösterreich ist der Pilz eine ganz typische Dothideacee. Das eingewachsene, lange, schmale Streifen bildende Stroma wird bis 700 [x dick und zeigt oben eine 45 bis 55 [i dicke, großzellig parenchymatische Decke, unter der in einer Reihe die ellipsoidischen, 340 [x hohen und 310 [x breiten Loculi liegen. Unter diesen befindet sich eine 270 [j. dicke Stromagewebsschichte, die aus undeutlich senkrecht gereihten, 20 bis 40 [x großen Zellen besteht. P^igene Perithecienwände fehlen völlig. Der Pilz unterscheidet sich generisch sowohl von Rhopo- graphiis Nitschke wie von Honwstegia Fuck. Rliopo- graphus ist dothideoid (offenzeH'ig parenchymatisch) aufgebaut, das Stroma ist aber mit der Epidermisaußenwand verwachsen und entwickelt sich in der Epidermis. Honiostegia Fuck. scheint mir nach Winter's Angaben (1. c, p. 916) und dem, was ich gesehen habe, eher eine stro- matische Sphaeriacee als eine Dothideacee zu sein und kommt auch als Flechtenschmarotzer nicht in Betracht. Am ähnlichsten ist Montagnella Opiiniianiin Speg. gebaut (in diesen Fragm., ^<' F. V. Höhncl, H)0<1. Vli. Mitt., Nr. 319). Indessen ist auch hier das Stroma mit der F.pidei-mis verwachsen und zerfällt oben in peri- thecienähnliche getrennte Loculi, während das Hypostroma nur schwach entwickelt ist. Als Montagnellee kann der in Rede stehende Pilz nicht betrachtet werden. Er stellt in der Tat eine eigene neue, typische Dothi- deaceengattung dar. Dothideopsella n. g. Doiliideaceac. Stroma schmal und lang, dick, tief in der Kinde eingewachsen, wenig hervorbrechend, aus großen, offenen, kohligen Parenchymzellen bestehend. Loculi oben einreihig, eiförmig, ohne Ostiolum, sich unregelmäf3ig öffnend. Para- phj^sen vorhanden. Asci achtsporig. Sporen gefärbt, mit mehreren Querwänden. Typusart: DotlüdcopscUu Ligmiiuilis (Sacc. et Morth.) v. H. Syn.: Leptosphaeria aginiualis .Sacc. et Morth. 1871). Leptosphdcriü riiini/is Niessl 1879. Dieser krasse Fall zeigt, daß die übliche Quetschmethode nicht geeignet ist, die richtige Stellung eines mikroskopischen, aus Geweben bestehenden Pilzes festzustellen. Die Gattung Dotlüdcopsclla steht offenbar dem Genus Phragiiiot/othis Theyss. et S^'d. (Ann. mycol., 1914, XII. Bd., p. 179) nahe, scheint niir aber durch die langgestreckten kaum hervorbrechenden .Stromata und die in einer Längsreihe liegenden Loculi sowie dadurch, daß sich die Stromata oben nicht polsterförmig verbreitern, davon hinlänglich verschieden. Die Phragniodothis conspicna (Griff.) Th. et .S. hätte wohl niemand als Leptosphaeria beschrieben. 891. Über Cheilaria Arbuti Desmazieres. Der Pilz ist in Ann. scienc. nat. Botan., 1846, III. Ser., VI. Bd., p. 68, beschrieben, wird als synonym mit yDothidea Arbuti .Spreng, ex cl. Solei rol-Duby, Bot.« bezeichnet und ist in Desmazieres, PI. cryptog. France, 1846, Nr. 1525, aus- gegeben. Der Pilz ist in der Syll. fung., III. Bd., p. 23, als PliyHosticta Arbuti (Desm.) Sacc. eingereiht, l'"ragmentc zur Mykologie. 71 Derselbe ist nach dem Originalexemplai" eine ganz un- reife Dothideacee (Montagnellee?); das Stroma ist in und unter der Epidermis eingewachsen. Die kleinen zahlreichen Loculi brechen peritheciuniartig etwas hervor. Einzelne Loculi enthalten auf büschelig verzweigten Trägern stäbchenförmige, hyaline, 3 « 1 [x große Conidien. Der Pilz scheint bisher im i'eifen Zustande noch nicht gefunden und beschrieben worden zu sein und ist als unreif x'orläufig zu streichen. 892. Ciboria glumiseda v. H. n. sp. Pilz graubräunlich; Ascomata schalenförmig, bis {-'Imm breit, auf meist \erbogenem, oben kahlem, unten von hyalinen, 2 bis 4 [j, breiten Hyphen wolligem, 2 bis 7 ////// langem, 150 bis 260 |x dickem Stiele. Bau prosenchymatisch. Asci fast zylindrisch, zartwandig, langgestielt, achtsporig, 125 -- 5 bis 8 [j.. -Sporen 'einzellig, hyalin, eiförmig oder länglich, nach beiden stumpflichen Enden etwas verschmälert, 7 bis 10^3 bis 4'5|j,, schief einreihig im Ascus; Paraphysen sehr zahlreich, fädig, l"5;j, breit, nach oben allmählich auf 2 bis 2-5 »x veibreitert. Jod gibt nirgends Blaufärbung. .Auf am Boden liegenden Fruchtährchen V(jn Aira cdcspi^ /(»Sil, meist an den Spelzen, aber auch auf den Caryopsen sitzend, in den Torfmooren von Schrems im niederöster- reichisclien \Vaid\-iertel, leg. V. Nabelek, Juni 1914. Ist eine der kleinsten unter den Ciboria -Arten. Die An- gabe über die Färbung ist nach Spiritusmaterial gemacht, daher verbesserungsbedürftig. Da eine Angabe über die Nähr- pHanze nicht vorlag, mutete die Feststellung derselben durch X'ergleich der Ahi-chen vorgenommen werden. 893. Über Sphaeronaema senecionis Sydow. Der Pilz ist in Annal. myc, 1905, III. Bd., p. 185, be- schrieben und in Sydow, Mycoth. germ., Nr. 518 und 71."-), ausgegeben. Die Untersuchung des Exemplars Nr. 518 zeigte mir, daß der Pilz identisch mit Plunud acuta Fuck. in Saccardo, Syll. fung., III, p. 133, ist. 72 F. V. Hühnel, Was die Benennung dieses Pilzes anlangt, so zitiert Fries in S^^stem. mycol., 1823, II. Bd., p. 507, bei Spliaerla acuta Hoffm. die beiden Exsiccate Sclerom. suec, Nr. 118, und Moug. et Nestl., Nr. 181. Diese sind aber voneinander verschieden; das erstere ist nach Cooke (Brit. Fung., II, p. 901 [n. g.]) ein Spermogonienpilz, das zweite ist, wie ich mich selbst überzeugt habe, die Leptosphaeria acuta (M. et N.). Unter diesen Umständen wird es am besten sein, den Coni- dienpilz als Phoma acuta Fuck. zu bezeichnen und die älteren Autoren, die offenbar mindestens zwei Pilze mitein- ander verwechselt haben, außer Spiel zu lassen. Aber auch Phoma acuta Fuck. ist eine Mischart. Fuckel selbst (Symb. myc, 1869, p. 125) unterscheidet zwei P'ormen derselben; die eine auf Ballota, die andere auf Urtica, die zu zwei ver- schiedenen Opltiolobns-J\rten gehören sollen, also doch ver- schieden sein müssen. Daß dies so ist, weise ich weiter unten nach. Das nähere Studium des Pilzes ergab folgendes. Die rundlichen, 430 [x großen Pycniden, die ursprünglich ein- gewachsen waren, werden durch den Abwurf der Rinde ganz oberflächlich. Medianschnitte zeigen, daß die Pycnidenmembran 50 bis 60 jj- dick ist und aus 5 bis 6 Lagen von 8 bis 15 jx großen, polyedrischen Parenchymzellen besteht, die nicht zusammengepi'eßt sind und eine mehr minder dunkle bis schwarze Mittellamelle besitzen, auf die eine subhyaline, 4 bis 6 [X dicke Verdickungsschichte gelagert ist. Flächenansichten zeigen, daß die Zellen in deutlichen, gegen das ganz kurz bis lang geschnäbelte Ostiolum gerich- teten Längsreihen stehen. Die Basis der Pycniden ist sub- h3'alin und zeigt einen flachkonischen, etwa 100 [x dicken, in den Pycnidenraum ragenden Vorsprung, der aus senkrechten, nach oben schwach divergierenden Reihen von großen hyalinen Zellen besteht. Innen ist die Pycnide überall mit einer sehr dünnen (kaum sichtbaren), hyalinen Zellschichte ausgekleidet, auf der die etwa 6 bis 7 \x langen, einfachen, sehr dünnen Conidienträger dicht parallel nebeneinander sitzen. Sowohl diese Träger wie die hyalinen, stäbchenartigen, etwa 6 ^ 1 [a großen, geraden Conidien, die jedenfalls wiederholt entstehen, Fragmente zur M3'kologie. 73 verschleimen außen stark und zeigen daher eine undeutliche Membran. Der Conidieninhalt erscheint öfter fast perlschnur- förmig, drei- bis sechsmal eingeschnürt. Schließlich tritt im Alter wenigstens an der Basis eine völlige Verschleimung des Hymeniums ein. Man sieht dann den flachkegeligen Vorsprung an der Basis mit einer 50 \i dicken, scharfbegrenzten Schleim- schichte bedeckt, in die einzelne Zellreihen als hyaline, 40« 16 [i große, zartwandige Papillen hineinragen. Jene Phoma -Arten, welche im wesentlichen den geschil- derten Bau haben, also insbesondere kleine, dünne, stäbchen- förmige Conidien und kurze einfache Träger besitzen, müssen gencrisch von den anderen Phoma -Avten ähnlichen Baues, aber mit länglichen bis kugeligen Conidien abgetrennt werden, weil nach meinen Erfahrungen die Pycnidenpilze mit kleinen Stäbchenconidien stets eine andere metagenetische Zugehörig- keit haben und etwas anderes darstellen. Ich nenne die Gattung Leptophoma n. g. Pycniden ursprünglich eingewachsen, schließlich meist durch den Abwurf der Rinde oberflächlich, mit flachem oder kurzgeschnäbeltem Ostiolum. Pycnidenmembran oft derb, häutig-lederartig, braun bis schwarz. Conidienträger kurz, einfach, Conidien klein, dünn, stäbchenartig, gerade. P^^cniden von Leptosphaeria -Arten. Typusart: Leptophoma acuta v. H. Es sind zahlreiche Phoma -Arten mit dünnen, kurzen, stäbchenartigen Conidien beschrieben worden. Die Unter- suchung derselben muß lehren, welche davon zu Leptoplioma gehört. Was die Zugehörigkeit der Phoma acuta der Autoren anbelangt, so sind die Angaben hierüber geteilt. Während Karsten, Cooke, Krieger u. a. Phoma acuta als Nebenfrucht von Leptosphaeria acuta (Moug. et Nestl.) betrachten, nimmt Fuckel an, daß sie zu Ophiobotus- Arten gehört. Von der natürlichen Annahme ausgehend, daß Pycniden, die in der Größe und P'orm den dazugehörigen Perithecicn 74 F. V. Hühnel, ähnlich sind, auch einen ähnHchen Bau der Gehäusewandung haben werden, verglich ich den Bau der Pycnidenmembran der oben beschriebenen Plimnci acuta mit dem der Perithecien \"on Lcptosphaeria acuta und fand, daß beide genau den gleichen Bau und die gleiche (Iröße der Membranzellen be- sitzen, so daß man sie im Baue des Gehäuses nicht \on- einander unterscheiden kann. Es ist daher kein Zweifel, daß die oben beschriebene Pküina aculii eine Pycnide von Leptosp/iacria acuta (Moug. et Nestl.) ist. Davon kann man sich auch leicht an den beiden Exemplaren in Krieger, F. saxon., Nr. 1498 (PJioiiid acuta) und Nr. 1470 (Leptosplnwria acuta), beide vom selben Standorte herrührend und beide auf Urtica J/o/ca gewachsen, überzeugen. Hingegen haben die beiden (J/Tti/otviliis -Avttn, welche Euckel zur I^tu>uia acuta zieht, eine ganz anders gebaute Perithecienmembi'an, welche dünn ist und aus zusammen- gepreßten Zellen besteht. Daher kann zwischen Opliiohotus und Pfionia acuta keine Beziehung bestehen. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich nun aber davon überzeugt, daß die Ptioma acuta der Autoren eine Mischart ist, die wahrscheinlich aus xielen einander sehr nahestehenden Lepiophoma -Arten besteht, die zu x'erschiedenen Lcpto- sphaeria-Avten als P3^cniden gehören. Zwei davon kenne ich_ Die eine ist die oben besprochene, die andere ist die »P/wma acuta« in Allescher und Schnabl, Eungi bavarici, Nr. 570, welche gewiß zur Lcptosphaeria DoJiotuui gehört. Diese ist ganz so gebaut wie die oben beschriebene, nur ist sie etwas kleiner, manchmal rund und mit kurzem Schnabel, häufig aber ganz flach und unregelmäßig gestaltet und mit flachem Ostiolum; die Hauptsache ist aber, daß die FVcnidenmembran nur 40 bis 45 \i dick ist und die Zellen nur 6 bis 8 \i breit. Ganz so ist auch die Perithecienmembran \'on Lcptosphaeria Dolioluin gebaut, die mit dem Pycnidenpilz zusammen auf denselben 6^/'//ra-Stengeln wächst und sicher dazu gehört. Genau dieselbe Pycnidenform ist auf 7?c//A'/c/-Stengeln von Fuckel in P\ rhen., Nr. 578, ausgegeben. Fragmente /Air .Mykolnoic, 7o Ich nenne diese Form Lcpioplioiiui Duliolnni \\ 1 1. Sie isl \'ün P/ioiiui Doliolnui Kai' st. (Medell. Soc. Fauna et Flora Fenn., 1888 bis 1891, p. 9) mit 8 bis l'i - 2 \). großen Conidien völlig verschieden. Es kommen daher auf ^'/V/t-cz-Stengeln mindestens zwei \erschiedene ^Phoiiiu iiciila^< vor. 894. Über Sphaeronaema Paeoniae \ . H. Der in \'erhandl. Zool. Bot. Ges. Wien, 1910, (30. Bd., p :■. I 2 nur namentlich angeführte Pilz ist nach erfolgler Untersuchung eine Lcf/np/ioiini, die der Leptoplioiua aciüa (Fuck.) \". H. äußerlich ähnlich, aber davon verschieden ist. Er wird Lcplo- plionui Pacoiiiüc v. H. zu nennen sein. Es läßt sich aber kaum feststellen, ob er nicht schon beschrieben ist. Die Pycniden sind rundlich, oft unregelmäßig und ohne .Schnabel; letzterer kann jedoch bis 80 jx lang werden bei einer Pycnidengröße von 280 bis 300 \).. Die Pycnidenmembran ist nur 12 \s. dick und besteht aus wenig zusammengepreßten, dunkelbraunen, 4 bis 8 ;x breiten Parenchymzellen, die in 3 bis 4 Lagen stehen. Innen sitzt darauf eine dünne h^^aline .Schichte mit den einfachen, 8 bis 10-- 1 [x großen Conidien- trägern. Die hyalinen stäbchenförm.igen Conidien sind meist gerade und 5 bis ()^0-8|j, groß. Die Pycniden sind außen \'on vorstehenden Zellen etwas rauh und zeigen an der Basis 3 (X breite, braune Hyphen. Nach Abwurf der Epidermis stehen die Pycniden obertlächlich. Gehört zu einer Lcplosphcicria. Auf dünnen Pt?t.v;//m-Stengeln am Sonntagsberg in Nieder- österreich, 1908, leg. P. P. Strasser. 895. Über den Pycnidenpilz vorj Ophiobolus porphyrogonus (Tode). An dürren Stengeln eines 1901 im Wienerwald ge- sammelten, größeren Krautes (Scroplinlaria}) fand ich auf rötlich verfärbten Flecken eine Plciirophoma, von der ich vermutete, daß sie der Pycnidenpilz von Ophiobolus porphyro- goHus (Tode) sein werde. Der mikroskopische Vergleich des Baues und der l-^ärbung der Pycnidenwandung mit denen 76 F. V. Höhncl, • der Perithecienmembran des Ascuspilzes ergab eine so voll- kommene Übereinstimmung beider, daß ich nicht daran zweifle, daß die gefundene Plenropkoma der Pycnidenpilz des 0. porphyrogomis (Tode) ist. \'on Ophiobol HS -Arien sind bisher mit Sicherheit keine Nebenh^uchtformen bekannt geworden. Fuckel (Symb. myc, 1869, p. 125) gibt für drei Opliiobolns- Arten Nebenfruchtformen an, die aber gewiß nicht dazu gehören. Tulasne (Sei. fung. Carpol., 1863, II. Bd., p. 255) gibt für weitere zwei Arten Pycnidenpilze an, deren Zugehörigkeit zum Teil sehr un- wahrscheinlich ist, zum Teil noch der Bestätigung harrt. Der gefundene Pilz, Plcnroplionia porphyrogona v. H., hat eingewachsene, später durch Abwurf der Epidermis frei- gewordene, schwarze, etwa halbkugelige, bis 250 |x breite, 150 [x dicke Pycniden, mit flachem, rundlichem, 6 [j. breitem Ostiolum. Die Pycniden liegen in einer dünnen Filzschichte, die aus 3 bis 4 [x breiten, braunvioletten bis weinroten Hyphen besteht und auf den Pycniden eine bis 28 [i dicke Lage bildet. Die etwa 16 [j, dicke Pycnidenmembran besteht aus 4 bis 5 Lagen von etwas zusammengepreßten, 4 bis 8 [j< großen Parenchymzellen. Die Conidienträger sind an der Basis der P3^cniden bis 40 [jl lang, hingegen oben viel kürzer. Sie sind büschelig- baumartig verzweigt, der Hauptstamm sowie die unteren Seitenzweige sind 3 bis 4 [x dick und bestehen aus 4 bis 6 [i langen Zellen. Die stäbchenförmigen, hyalinen, meist geraden, 5 bis 6'5:=:;0'8 |x großen Conidien sitzen an den Querwänden seitlich, je eine auch an der Spitze der Zweige. Mit Plevirophoma porphyrogona v. H. wäre zu vergleichen Dendrophoma marchica Diedicke (Krypt. Fl. ßrandenb., 1912, IX. Bd., p. 198), die wahrscheinlich auch eine Plcnro- phonia und vielleicht mit meiner Art identisch ist. Jedenfalls aber wird sie auch die Nebenfrucht eines Ophiobolns sein. Die PlenropJwma pleurospora (Sacc.) v. H., der Typus der Gattung (in diesen Fragm., 1914, XVI. Mitt., Nr. 856), wird auch zu einer Ophiobolns -Art gehören. Der Pilz kommt auf den verschiedensten Pflanzen vor, ich fand ihn auch auf dürren Hülsen von Sarothamnns. Damit dürfte identisch sein Dendro- phoma Saroiluunui Diedicke (1. c, p. 199). Fragmente zur Mykologie. t 7 896. Über die Gattung Chaetomella l'uck. Die Gattung ist in P^ickel, Symbol, mycol., 1869, p. 401, auf Grund von zwei Arten aufgestellt worden. Die erste Art, ChaetouicUa oblonga Fuck., hat hyaline Conidien, während die zweite, Ch. atra Fuck., subhyaline Conidien besitzt. Sic sind generisch voneinander verschieden. Daher hat Saccardo in der Syll. fungorum, 1884, III. Bd., p. 321, zwei Subgenera aufgestellt: Endiaetoinclla und Mclo- chaeta. Anstatt nun aber zu Eiichaetomella die Typusart Ch. oblonga zu stellen und zu Melochaeta die zweite Art, machte er es gerade umgekehrt; daher ist Melochaeta Sacc. 1884 =: Chaetomella Fuck. 1869. Zu Chaetomella dürfen nur jene Pilze gestellt werden, welche so wie Ch. oblonga gebaut sind, die in den P\mg. rhen., Nr. 1962, ausgegeben ist. Der Pilz wurde nur von Fuckel ein einziges Mal gefunden. Er ist sehr charakteristisch gebaut und findet sich an überwinterten, am Boden faulen- den Blättern der Rosa, rnbiglnosa. Die Pycniden stehen oberflächlich, zerstreut, meist blatt- unterseits. Sie sind frisch fast kugelig, verschieden groß, meist 360 bis 470 jx breit und etvv'a 310 [x hoch; sie zeigen unten einen breiten flachen Stiel (100 bis 160 5=; 30 bis 60 [x). Seitlich imd oben sitzen auf den Pycniden steife, 180 bis 300 [j. lange, unten braunschwarze, opake, 11 bis 18 [x dicke, nach oben durchscheinend braun werdende, mit meist vier Querwänden versehene Borsten in geringer Zahl (etwa 10 bis 20). Die oberste Zelle der Borsten ist häufig keulenförmig erweitert, dünnwandig, blaß und, wenn gut entwickelt, bis 60^ 12 bis 15 [X groß. Trocken sinken die Pycniden schüssei- förmig ein oder erscheinen seitlich zusammengedrückt. Im letzteren häufigeren Falle werden sie unten etwas konkav und haben dann eine nierenförmige Gestalt (siehe Fuckel, 1. c, Taf. III, Fig. 3). Ein rundliches Ostiolum fehlt völlig; die Pycniden öffnen sich oben mit einem bis über 200 ix langen Längsspalt, der vorgebildet und dunkel berandet ist. Die Pycnidenmembran ist schön kastanienbraun, unten seitlich etwa 30 [x dick und zirka achtzellschichtig, oben 1 2 [x 78 F. V. Höhncl, dick und vierzellschichllg. Die Zellen sind üben parenchyma- tisch, 5 bis (S jj. breit, etwas zusammengepreßt und in undeut- lichen, dem Längsspalt senkrecht zulaufenden Reihen geordnet. Die inneren Zellagen haben eine braune Mittellamelle und eine starke hyaline Verdickungsschichte. Im unteren 'J'eile der Pycniden sind die Zellen etwas gestreckt und größer (20 bis 2.") ^ 0 bis 7 [i) und nach aufwärts gerichtet. Auf der innersten Zellage sitzen die Conidienträger, welche dicho- und trichotomisch verzweigt sind. Das Basalstück derselben ist 16 bis 20^2 bis 3 [x groß und oben abgestutzt; darauf sitzen 2 bis 3 Zweige, die sich ebenso verhalten; die Zweige zweiter Ordnung sind sehr dünn und laufen in sehr feine, lange, gerade Spitzen aus. Einzelne dieser kaimi 1 ;x dicken, geraden Zweige können bis über 200 [i lang werden, sie bilden Plagellen, die das ganze Limien der Pycniden durch- setzen. Diese eigenartigen Conidienträger kleiden die P^^cniden innen ringsum aus, sind aber unten seitlich am längsten. Die einzelligen hyalinen Conidien sind gerade oder kaum gekrümmt, zylindiisch-spindelförmig, an beiden Enden schief zugespitzt und 10=-l-5a groß. Sie sitzen an den unteren dickeren l'eilen der Zweige der Conidienträger seitlich auf, lösen sich aber sofort ab und füllen als eine zusammen- hängende Masse die ganze Pycnide aus. Man sieht, daß (liaeiouieUa oblouga Fuck. höchst charak- teristisch gebaut ist. Entsprechend den gemachten Angaben muß die Gattungsbeschreibung \'on Chacfoinclla \-erbessert werden. 897. Über Sphaeronaema cylindricum (Tode) Fries. Die Untersuchung des Originalexemplars dieses in Fries, Systema mycol., 1823, II. Bd., p. 583, beschriebenen Pilzes, in Sclerom. sueciae, Nr. 273, das die Var. affina enthält, zeigte mir, daß der l^ilz gar keine Sphaeronaema im heutigen Sinne ist, sondern das, was man im Sinne der Sylloge fun- gorum — aber mit Unrecht — eine SpliaerouaenwIIa nennt. Die l^ycniden stehen auf schmutzig blaugrünlich ver- färbten Stellen des morschen Holzes einzeln oder gruppen- weise, ganz oberflächlich. Sie sind unten schwach bauchig, Frai'inenle zur Myki)lo,£;ie. t i' oben abgeiLindet und kurz zylindiisch und sitzen mit etwas \erschmälerter Basis auf, sind 105 bis 170 |x hoch und 00 bis 80 [j- breit. Mit der Lupe erscheinen sie schwarz, unter dem Mikroskop schmutzig olivengrün und an der. Spitze fast bläulich. Das Gewebe ist weich, fleischig und ist ganz un- deutlich länglich-zellig, niu' an der Spitze ist der Bau pros- enchymatisch. Das Gehäuse ist innen weit hinauf mit nur einigen Mikron langen, einfachen Conidienträgern besetzt, die zylindrische, gerade, hyaline, 8-5 3: 0-9 ;x große Conidien bilden, die durch das Ostiolum austreten. Das geringe Material erlaubte keine nähere Untersuchung auf Schnitten. Der Pilz ist eine ausgesprochene Nectrioidee und mül.Ue nach dem usuellen Vorgang als Sphaerouaeuwlla bezeichnet werden; allein diese von Karsten aufgestellte Gattung (Hedwigia, 1884, 23. Bd., p. 1 8j beruht auf SpliaerouacnicUa HelvcUiic (die mit Sphaenuhuiua blepharistoniuiii B. et Br. 1837 und Spli. vilraciiiu Corda 1837 identisch ist), welche von den i^ibrigen in der Gattung später eingereihten Arten so total verschieden ist, daß ihr Beisammenbleiben in derselben unmöglich ist. Sphaeronaemella im Sinne der Syll. fung. ist eine arge Mischgattimg, die erst aufgeklärt werden muß. Fuckel hat als Sph. LyliiiJr/ciiiii Fr. zwei Exsiccate ausgegeben, von denen er selbst sagt, daß sie wesentlich \oneinander abweichen fSymb. mycol., 1. Xachtr., 1871, p. 12 I300J und p. 53 [341]). Die Untersuchung zeigte mir, daß das Exemplar in Fungi rhen., Nr. 771, die echte S/^Ii. cyliiulricinn ist, nur sind die Pycnidenwände viel zarter als bei Fries' Originalexemplar. Ja, bei einzelnen auch mit der Lupe nicht sichtbaren und daher nur zufällig gefundenen Pycniden ist die Wandung fast hyalin, blaß blau. Die Conidien stimmen völlig überein. iJ)araus ersieht man, daß der Pilz, wie oben gesagt, keine Sphacroiiacnui ist. Das zweite Exemplar in der Fungi rhen. (ohne Nummer) ist in der Tat ein ganz anderer Pilz, mit ähnlichen, aber etwas dickeren Conidien und mit einer dunkelbraunen, aus parallel verwachsenen Hyphen bestehenden I^'cnidenmembran. 80 F. V. Höhnel, Fuckel hielt irrtümlicherweise diesen Pilz Rir das echte Sph. cylindrictim. Ich fand denselben Pilz auf dem gleichen Substrat, Rotbuchenholz, auch 1904 im Wienerwald und be- schrieb ihn in Fragm., Nr. 922, als neue Gattung, Contu- copiella. 898. Über Sphaeronaema Fuckelianum Sacc. Der von Fuckel (Symb. mycol., 1869, p. 274) als Pycniden- pilz von Dothiora sphaeroides Fuck. ohne Namen beschrie- bene Pilz ist in der Sylloge fungorum, 1884, III. Bd., p. 189, unter obigem Namen angeführt und von Fuckel in den Fungi rhen., Nr. 1718, ausgegeben worden. Der sehr schwer sichtbare Pilz wächst oberflächlich auf dem Periderm meist in 1 bis l'bmm breiten Raschen zu wenigen dicht neben- einander. Die Pycniden sind kugelig bis birnförmig, oft un- regelmäßig gestaltet, 110 bis 200 [x breit und samt dem 70 bis 1 10 [X langen, 70 jjl breiten, abgestumpft konischen Schnabel bis 280 [x hoch. Sie sind mit einigen kurzen, braunvioletten, septierten, 3 bis 5-5 [j. breiten Hyphen auf der Rinde befestigt und opak-schwarz. Die Pycnidenmembran besteht aus etwa zwei Lagen von schokoladebraunen, 8 bis 10 |j. breiten, eckigen Parenchymzellen. Der stumpfe Schnabel sowie der obere Teil der Pycnide sind von kegelförmigen oder halbkugeligen, warzenartigen Vorsprüngen rauh und uneben. Das Innere der Pycniden ist zum großen Teil mit den etwa 4 bis 5 [j. dicken, aus 4 bis 6 [j, langen Zellen bestehenden Conidienträgern, die stark ver- schleimen, ausgefüllt. Diese Conidienträger sind baumartig oder korallenartig verzweigt, anastomisieren auch miteinander und bilden so ein lockeres Geflecht. Die Conidien entstehen an den Querwänden der Träger und ihrer Zweige seitlich, sind hyalin, stäbchenförmig, gerade und 3 bis 4i^0"5[j- groß. Sie treten in Ranken aus. Der Schnabel scheint nicht seiner ganzen Breite nach oben offen zu sein, sondern nur eine kleine Öffnung in der Mitte zu haben. Der Nucleus des Pilzes ist ganz ähnlich gebaut wie bei Plectophoma v. H. (in diesen Fragmenten, 1907, IV. Mitt., Nr. 106). I'ragmeiite zur Mylcolngie. 81 Der Pilz stellt eine eigene Fornigattung dar: Plectonaemella v. H. n. g. Sphaerioideae-OstioJatac. Pycniden ganz oberflächlich, frei, kohlig, geschnäbelt. Conidienträger dicht septiert, korallen- oder baumartig verzweigt, unten anastomisierend. Conidien hyalin, klein, stäbchenartig, an den Septen der Träger seitlich entstehend. Typusart: Plectonaemella Fuckcliaiia (Sacc.) x. H., in Puckel, Fungi rhenani, Nr. 1718. 899. Über Sphaeria microscopica Fuck, (an Fries?). Der Pilz ist in Fuckel, Symbol, myc, 1869, p. 275, als Pycnidenpilz von Do/liiora luntila (Fries) Fuck. beschrieben und in den Fungi rhenani, Nr. 2373, ausgegeben worden. In Saccardo, Syll. fung., 1884, IIP Bd., kommt der Pilz zweimal vor. Auf p. 446 wird er als Stagoiiospora angeführt und p. 600 als Cormilaria. Er ist aber keines von beiden. Die Untersuchung von Fuckel's Originalexemplar zeigte mir, daß der auch mit der Lupe nur sehr schwer sichtbare r^ilz ganz oberflächlich wächst. Es sind eiförmige, dünn- wandige, deutlich parenchymatische Pycniden, die an das Substrat durch wenige braune, 3 [x breite Hyphen befestigt und 50 bis 70 [x breit sind; oben gehen sie in einen 80 bis 90 [X langen Schnabel über, der an der Basis 20 [x, oben 13[x dick ist und ein Ostiolum hat. Der Schnabel ist aus nui- 1 bis 2 Lagen von parallelen, braunen, 2 [x breiten Hyphen auf- gebaut. Die Wandung des eiförmigen Teiles der Pycnide besteht nur aus einer Lage von 3 bis 5 jx breiten, braunen, eckigen Parenchymzellen. Die Conidien sind einzellig, schmal spindelförmig, gerade, zartwandig, beidendig scharf spitz, hyalin (in Haufen blaß bräunlich) und 20^1-5[x groß. Sie sitzen auffallenderweise nicht an dei' Wandung, sondern nui- in der Mitte der Basis der Pycnide auf einer hyalinen, un- deutlich zelligen Wucherung, von der die sehr dünnen (Conidienträger radiär ausstrahlen. Beim Zerdrücken der Pyc- niden tritt an der Basis ein etwa 60 |x breiter, rundlichei- Sitzb. d. niathein.-naturw. K!., Abi. I, \'1\. BJ., 6 82 F. V. Höhne 1, Körper heraus, der aus den radiär angeordneten Conidien- trägern und Conidien besteht. Der Pilz ist daher ganz eigenartig gebaut. Er sieht äußer- lich dem Mycorkynchns exilis (v. H.) (Fragm. zur Mykol., 1902, I. Mitt., Nr. 31, sub Rhynchomyces) sehr ähnlich, ist aber ganz anders gebaut. Am nächsten wird er mit CoUonema Grove (Syll. fung., X, p. 397) verwandt sein, ist aber schon durch den Schnabel davon verschieden. Ob er mit der Sphaeria microscopica Fries (Systema mycol., 1823, II. Bd., p. 476) identisch ist, läßt sich nach Fries' spärlichen Angaben nicht entscheiden. Der Pilz stellt eine eigene Formgattung dar: Collonaemella v. H. Sphaerioideae-Ostiolatae. Pycniden ganz oberflächlich wachsend, parenchymatisch, dünn, braunhäutig, lang ge- schnäbelt. Conidienträger dünn, einfach, von der Basis der Pycniden radiär ausgehend. Conidien einzellig, schmal spin- delig, spitz, hyalin. Typusart: Collonaemella microscopica (Fuck.) v. H. 900. Über die Gattung Kellermannia Ellis et Everhart. Die Gattung ist in Journ. of Mycology, 1885, I. Bd., p. 153, beschrieben, mit der Typusart Kellermannia yuccaegena E. et Ev. Im II. Bande, p. 111, derselben Zeitschrift wird die Be- schreibung dieser Art verbessert. Die Typusart ist in Ellis et Everhart, Fungi Columb., Nr. 149 und 783, ausgegeben. Die Untersuchung derselben zeigte mir, daß die fast kugeligen, oben mit der Epidermisaußenwand verwachsenen und daher oben flachen, 280 bis 310 [j, breiten Fruchtkörper in und unter der Epidermis entstehen. Über dem Pilze liegt die sehr dicke, durchsichtige Epidermisaußenwand, durch welche der Pilz anfänglich als schwarzer Punkt sichtbar wird; später wird der mitflere Teil des schwarzen runden Fleckes gelblich. Die Fruchtkörper sind etwa 230 [x hoch, stehen einzeln oder verschmelzen zu zwei bis fünf vollständig. Außen Fragmente zur Mykologie. 83 zeigen sie unten und seitlicli eine 80 bis 40 [j. dicke, schlechl abgegrenzte, schwarze, aus vielen Lagen von ziemlich kleinen, kaum zusammengepreßten, dunkelbraunen Parenchymzellen bestehende Schichte, die seitlich bis zur Epidermisaußen- wand hinaufreicht und mit ihr verwachsen ist. Diese schwarze Schichte fehlt daher oben und deckt die Fruchtkörper oben nicht. Innen schließt sich eine hyaline, etwa 6 bis 8 [x dicke Schichte an, auf der die Conidienträger sitzen. Im oberen Drittel der Fruchtkörper sitzt auf der schwarzen Außenschichte eine hellbraune, aus dünnwandigen, 5 bis (5 [i breiten Zellen bestehende Schichte, deren Zellreihen sich nach oben biegen und hier einen mit der Epidermisaußenwand verwachsenen, 180 [a breiten und 50 [a dicken, gelblichbraunen Discus bilden, der aus senkrecht stehenden, parallel ver- wachsenen, dünnwandigen, 10 bis 15^4 bis 5 [j, großen Zellen besteht. In der Mitte des Discus befindet sich das rundliche, 15 bis 25 [X weite Ostiolum, das von einigen Lagen schwarz- brauner Zellreihen des Discus begrenzt wird. Das über dem gelbbraunen Discus befindliche runde Stück der Epidermis- außenwand wird abgesprengt und so das Ostiolum freigelegt. Von oben sieht man dann einen schwarzen, 50 [x dicken, 250 |j, breiten Ring, der die braune Discusscheibe einschließt, in deren Mitte sich das schwarze Ostiolum befindet. Wenn mehrere Fruchtkörper miteinander verschmelzen, ist ein gemeinschaftlicher Discus vorhanden mit mehreren Öffnungen; dieser zusammengesetzte Discus ist von der ge- meinschaftlichen schwarzen Außenschicht begrenzt. Die Conidienträger sind kurz, etwa 8^ 2 [k groß. Die Conidien sind hyalin, unten etwas dicker, keulig, haben eine deutlich doppelkonturierte Wandung, sind stets zweizeilig und meist 42 bis 52 ^^ 10 [x groß. Die obere Zelle ist nach oben etwas verjüngt und trägt hier eine schmal kegelige, steife, 8 bis 30 [i lange, unten 2 bis 3 jx, oben V 5 [x dicke, stumpf- liche Borste. Man ersieht aus dieser Beschreibung, daß der Pilz eigen- artig gebaut ist, was auf seine Anpassung an die derbwan- dige Epidermis der y//rra-Blätter zurückzuführen ist. 84 F. V. Höhncl, In der Gattung Kc/lcrniiiiin/ci stehen heute lauter Arten, die sicher nicht in dieselbe gehören oder von denen mir dies sehr zweifelhaft ist. K. Polygoui Ell. et Ev. (Joun. of Myc, 188(3, II. Bd., p. 1 11) hat zwar zweizeilige, aber gelblich-hyaline, nur 3 bis 4[j. breite Conidien. Gehört kaum in die Gattung. Clements (Genera of fningi, 1909, p. 125), hat offenbar für diese Art die neue Gattung Chaetoconis ohne jede Berechtigung und Begründung aufgestellt. K. sisyrhiuchü Ell. et Ev. (1. c.) gehört wegen der vier- zelligen, gelblich-hj^alinen Conidien nicht in die Gattung. K. Rumicis Fautr. et Lamb. (Revue myc, 1897, XIX. Bd., p. 141) ist nach J. Lind (Rostrup's Danish fungi, 1913, p. 473) gleich Heteropatclla cercospenna (Rostrup), während Diedicke (Krypt. Fl. Brand., 1914, IX. Bd., p. 561) den Pilz noch als Kellennannia beschreibt. Da die beiden in Betracht kommenden Exsiccate meiner Sammlung, nämlich Roume- guere, F, sei. exs., Nr. 7134, und vSydow, Myc. march., Nr. 4866, keine Spur des Pilzes zeigen, bin ich nicht in der Lage, hier zu entscheiden. Doch wird die Synonymie in Lind's Werk richtig sein. K. alpiiia Ell. et Ev. 1900 (Syll. fung., p. 950) ist nach der Beschreibung gewiß eine Heteropatella. K. pritni Mc. Alp. 1902 (Syll. fung., XVIII, p. 362) gehört wegen der vier- bis fünfzelligen Conidien mit 2 bis 3 Cilien nicht in die Gattung. Noch sei bemerkt, daß K. yiiccaegcuu nach Ellis und Everhart schon vorher in der Grevillea als Discclla auoinala Cooke beschrieben wurde. Da kein Grund vorliegt, den älteren Speciesnamen zu verwerfen, muß der Pilz, der mit Discella und Discii/a, in welcher Gattung er in der Syll. fung., 1884, III. Bd., p. 677, steht, nichts zu tun hat, A'. uuniiuihi (Cooke) v. H. heißen. 901. Über Sphaeronaema macrospermum Karsten. Der in Hedwigia, 23. Bd., 1884, p. 17, kurz beschriebene Pilz wird in der Sylloge fung. (1884, III. Bd., p. 73) als Phonia Fiagnicnle zur Mykologie. 85 aufgeführt und später (1892, X. Bd., p. 189) zu Macrophouia gestellt. Die Untersuchung des Originalexemplars, das mir Direktor Elfving aus Helsingfors gütigst sandte, zeigte mir, daß die Conidien meist einzellig und hj^alin sind, aber meist einen gelblichen Schimmer zeigen. Einzelne findet man mit einer Andeutung einer Querwand. Aber schon Karsten notierte im Herbar »unica fusca« und ich fand eine schwarzbraune, deut- lich zweizeilige Spore. Daher ist der Pilz eine nicht ganz ausgereifte Dijiloclia. Die ÜipIoJia -Arien können in dem Zustande \on Phoma (Macrophoina) oder Sphacropsis \'er- bleiben; dies ist bei einer Reihe von Arten sicher nach- gewiesen, z. B. bei Dlploüid Psciu/oilip/ocfiii Fuck. (siehe Bull. soc. m\'col. France, XIX. Bd., 1903, p. 350). Dies ist nun auch hier der Fall. Der vollkommene Zustand ist Diplodia piiica (Desm.) Kickx, dessen Originalexemplar in Desmazieres, PI. crypt. de France, I. Ed., 1843, Nr. 1277, ich vergleichen konnte. Dieses Exemplar zeigt den Pilz nicht bloß auf Föhrennadeln, sondern auch auf Föhrenrinde. Desmazieres sagt, daß die Sporen reif braun, ein- oder zweizeilig sind. Ich fand fast alle Sporen einzellig, ebenso auch bei einem von Jaap gesammelten Exemplar. Der Pilz erscheint daher meist in der Macrophouia- oder Sphaeropsis-Form. Diploi/ia -Conidien treten stets nur \'ereinzelt auf. Indessen hat Karsten die DipluL/ia-Fovm auch in Mnniand gefunden. Bei K a r s t e n's Originalexemplar von Sphacroiiaeiua iiiacrospcnmini sind die Conidien etwas länger und breiter als bei dem von Desmazieres, indessen sind beide Pilze sichtlich eine und dieselbe Art. HeudcrsoiuiUi piiii Diedicke (Kr}'pt. Fl. Brand., 1914, IX. Bd., p. 667) ist gewiß nichts anderes als die rinden- bewohnende Form des Pilzes, der, wie das zitierte Des- mazieres'sche Exemplar zeigt, oft in dichten, scheinbar stroma- tischen Rasen auftritt. 8b F. V. Höhnel, Darnach ergibt sich folgende Synonymic: Diplodia pinea (Desm.) Kickx, Fl. flandre, 18(37, I, p. 397. Syn.: Sphaeria pinea Desm., Notes IX, Ann. sc. nat., XVII, 1842, p. 104. Sporocadtts pinetis Desm., ibid. PItoma macrosperma (Karst.) Sacc, 1884, Syll. fung., III, p. 73. Macrophoma niacrospenna (K.), Berl. et. Vogl., Atti See. Venet.-Trent, 1886, p. 173. Sphaeronaema macrosperma Karst. 1884, Hedwigia, 23. Bd., p. 17. Hendersomila pini Diedicke 1914, Krypt. Fl. Brand., IX, p. 667. 902. Ceratopycnis v. H. n. g. Sphaerioideae-Ostiolatae. Pycniden eingewachsen, schließ- lich frei, kugelig, mit langem Schnabel oder lang kegelig- flaschenfürmig, häutig bis lederartig, parenchymatisch. Coni- dienträger kurz oder lang, einfach, Conidien länglich, braun, phragmospor, einzeln-endständig. Ist eine langgeschnäbelte Hendersonia. Ceratopycnis Clematidis v. H. n. sp. Pycniden kugelig, schwarz, häutig-lederig, 160 bis 280 [j. breit, unter der Epidermis eingewachsen, dann nach Abwurf der Epidermis oberflächlich, frei, zerstreut oder in dichten Gruppen, mit geradem, kegelig-zylindrischem, an der Mündung oft mit bis 60i:;l"5[x großen, blassen Wimpern versehenem, 260 bis 700 [x langem, unten 50 bis 80 [i, oben 30 bis 60 jx dickem Schnabel versehen. Daneben auch dünner-braunhäutige, kegelig-flaschenförmige, unten 80 bis 100 [x breite, im ganzen 210 bis 250(1, hohe Zwergformen. Pycnidenwandung 20 bis 25 {X dick, aus mehreren Lagen von etwas zusammengepreßten Parenchymzellen bestehend, die im Schnabel gestreckt sind. Schnabel und öfter auch der obere Teil der P\'cniden von spärlichen, braunen, ein- bis zweizeiligen, stumpfen, verbogenen. F"ragmentc zur Mykologie. 87 15 bis 30 c: 2 bis 4 jx großen Härciien rauh. Conidienträger meist einzellig, kurz (0 i; 4-5 [i), doch auch länger und septiert. Conidien dunkelbraun, länglich-zylindrisch, vierzcllig, an den Enden abgerundet, 20 bis 28 w 8 bis 9 jx groß, an den Quer- wänden wenig oder nicht eingeschnürt. An faulenden Wickelranken von Clematis Vitalba, am Sonntagsberg in Niederösterreich, Dezember 1914, leg. P. P. S t r a s s e r. Die Zvvergexemplare kommen untermischt vor, sehen wie eine andere Art aus und haben auch blassere Conidien. Die Conidien zeigen vereinzelt Abweichungen in der P'orm und Teilung. 903. Über Sphaerographium lantanae Diedicke. Der Pilz ist beschrieben und abgebildet in der Kryptog. Flora der Mark Brandenburg, 1914, IX. Bd., p. 539, Fig. 30, p. 432. Der Pilz ist kein Sphaerographiimi und ist nicht ganz korrekt beschrieben. Die Untersuchung des Originalexemplars, das ich Herrn H. Diedicke verdankte, zeigte mir, daß die kugeligen, 280 \x breiten, schwarzen, häutigen Pycniden ganz eingewachsen sind. Sie nehmen die ganze Blattdicke zwischen den beiden Epidermen ein und brechen nur mit dem 300 [x langen, unten 70 [x, oben 45 [x dicken, schwarzen, etwas un- regelmäßig verkrümmten Schnabel durch die Epidermis der Blattunterseite. Der Schnabel ist nicht, wie das sonst in der Regel der Fall ist, parallelfaserig aufgebaut, sondei'n besteht merkwürdigerweise ganz aus schwarzbraunen, polyedrischen, 3 bis 4 [X großen Parenchymzellen. Derselbe ist etwa in der Mitte mit einer Anzahl von anscheinend kurzen, verkrüppelten Haaren besetzt. Erwärmt man aber die Pycniden mit Kali- lauge, so sieht man, daß es sich um ganz charakteristische, lange Haare handelt. Dieselben sind bis 140 [x lang, unten 3 bis 4 [X breit, olivenbräunlich und mit 3 bis 4 Septen ver- sehen, oben werden sie geißelartig-dünn (l"5[x) und hyalin, sind stumpflich, ohne deutliche Querwand. Auch um das Ostiolum an der stumpfen Spitze des Schnabels sitzen einige 88 F. V. Plöhnel, (etwa acht) siibhyaline, kürzere (50 jx), sonst ähnliche Haare. Das Ostiolium ist zirka 40 [x weit und entläßt die Conidien in langen, dünnen Ranken. Die Pycnidenmembran ist außen schwarzbraun, innen blaß, L'4 ;j. dick und besteht aus 5 bis 6 Lagen von bis 12 ;j, langen, wenig zusammengepreßten, dünnu'andigen Zellen. Die äußersten dieser Zellagen sind schwarzbraun und kleinzelliger (() bis 8 [).), tlach-polyedrisch. Ganz innen finden sich noch einige Lagen von kleinen, zarten, hyalinen Zellen, auf denen die auffallenderweise locker stehenden, einfachen, etwa <) [j, langen Träger sitzen. Dieselben bekleiden den kugeligen Fycnidenraum allseitig. Die Conidien sind h^'alin einzellig (oder ganz undeutlich vierzellig), schmal spindelförmig, beidendig scharf spitz, fast gerade und 28 bis 34 _ 1 • 5 (bis 2) [i groß. Der Pilz stellt eine neue schöne Formgattung dar. Cryptorhynchella n. g. Sphcwrio/clccic'-Ostiohifiie. Fycniden kugelig, eingewachsen, schwarz, häutig, geschnäbelt, mit dem langen behaarten Schnabel hervorbrechend, samt dem Schnabel parenchyma- tisch aufgebaut. Conidienträger einfach, kiu'z, locker stehend. Conidien schmal-spindelförmig, gerade, beidendig spitz, hyalin, einzellig oder imdeutlich septiert. Typusart: Cryptorhynchella lantaiiae (Die dicke) w H. Syn.: Sphaerographium laniamie Diedicke 1Ü14. 904. Über Placosphaerella silvatica Saccardo. Wird vom Autor in Ann. myc, 1910, \'III. Bd., p. 344, beschrieben und angegeben, daß der Pilz wahrscheinlich eine Nebenfrucht von Phyllachora silvatica Sacc. et Speg. ist. Da mir der Pilz keine Placosphaerella zu sein schien und die Phyllachora- Aneu meines Wissens Liiiochora als Nebenfrucht haben, untersuchte ich den Pilz näher. Sein Originalexemplar ist in Sydow, M^^coth. german., Nr. 924, ausgegeben. Ich fand auf den Grasblättern zum Teil schön aus- gereifte Phyllachora silvatica Sacc. et Speg. Eine dazu- Fragmente zur Mykologie. 89 .gehörige Nebenfruclit war nicht zu finden. Hingegen sitzen auf den Blättern öfter in der Nähe von alten Stromaten der Plivllachora kleine Raschen eines Ftisarinm mit 12 bis 16 ^2*5 bis 8 |j. großen ein- bis zweizeiligen Conidien, das \on Fusarium uiiu in/um Kuckel (S3mibol. myc, 1869, p. 370) nicht zu unterscheiden ist. Saccardo hat diese F//.st//7/////-Conidien ^i^n /'hy/iachoi-ci- Stromaten zugeschrieben und so diese »neue Art« erhalten, die gestrichen werden muß. Er hat infolge ungenauer Unter- suchung (Ouetschmethode!) denselben Fehler gemacht, den All es eher bei Aufstellung seiner Gattung Septovella machte (siehe diese Fragmente, 1912, XIV. Mitt., Nr. 786). Betreffend die Zugehörigkeit von Liuochora v. H. zu Phyllachora siehe diese Fragmente, 1910, XI. Mitt., Nr. 542. 905. Über Dendrophoma Fenestellae v. H. In den Annal. mycol., 1904, II. Bd., p. 45, beschrieb ich auf /)Vr/vr/,v-Zweigen aus dem Ötztal in Tirol eine schöne neue Fencstdla-Avi, in deren Begleitung sich ein Pycnidenpilz befand, den ich damals als dazugehörig hielt und Dendro- phoiiia Fenestellae nannte. Die Überprüfung dieses Pilzes ergab nun das interessante Resultat, daß diese Nebenfrucht generisch ganz genau ebenso gebaut ist wie Dendrophoma pruinosa (Fries) Sacc, von welcher Art ich gezeigt habe (diese Fragmente, 1914, XVI. Mitt., Nr. 863, und Zeitschr. für Gärungsphysiol., 1914, IV. Bd., p. 216), daß es kein einfacher Pycnidenpilz ist, sondern ein stromatischer, für den ich daher die neue Gattung Cyfophonia aufstellte. Cytophonia v. H. gehört in die Reihe der Cyto- sporeen (Cy/ospora, (ytonaema,' Torsellia, Laniyella), welche sämtlich Nebenfrüchte von Valseen sind. Von (y/opJionia pruinosa (Fr.) v. H. ist es durch Tulasne längst bekannt, daß es die Nebenfruchtform der Valsa Cypri Tul. ist. Nachdem Dendrophoma Fenestellae v. H. nun auch eine Cytophonia ist, welche sogar der Cytophonia pruinosa (¥\\) \. H. dem Baue nach sehr nahesteht, so war zu erwarten, 90 F. V. Hühnel, daß auf Berberis-Zweigen eine Valsa vorkommen müsse, die der Valsa Cypri Tul. verwandt ist. Dies ist nun tatsächlich der Fall, da Rehm 1882 (Hed- wigia, 21. Bd., p. 118) die auf Berberis-Zweigen auftretende Valsa conoidea beschrieben hat, von der er ausdrücklich sagt, daß sie der Valsa Cypri nahesteht und die er in den Tiroler Alpen, unter anderem auch im Ötztale, also dem Fundort der Dendrophoma Fenestellae, gesammelt hatte. Es ist daher als gewiß anzunehmen, daß dieser Pilz die Nebenlrucht von Valsa conoidea Rehm ist. Nachdem der Speciesname »Fenestellae« auf einer falschen Annahme be- ruht und irreführend ist, nenne ich den Pilz Cytopkoma conoidea v. H. 906. Über die Gattung Zythia Fries. Die Gattung Zythia wurde ursprünglich 1825 im Systema orbis vegetabilis I, p. 118, für die im Systema mycol. 1823, II. Bd., p. 536, angeführten ersten Sphaeronaeina- Arten und Sphaeria resinae aufgestellt. In Summa Vegetab. scand., 1849, p. 408 hat Fries den Charakter der Gattung Zythia voll- ständig geändert und führt andere Pilze in derselben auf. Als Typus dieser neuen Gattung Zythia muß Zythia elegans Fries (Summa V^egetab. scand., 1849, p. 408) an- genommen werden, die Fries als erste Art anführt. Der Pilz ist zwar in Fries, Scleromyc. suec, Nr. 460, ausgegeben, doch konnte ich ihn nicht untersuchen. Nach Fries' Angaben hat Zythia eingewachsene, häutige Fruchtkörper, die später frei werden und ein Ostiolum haben. Damit stimmen die Angaben in der Sylloge fungorum 1884, III. Bd., p. 615, über Zythia elegans. Die Pycniden sollen anfänglich fleischfarbig» später braun sein. Die Conidien sind klein, zylindrisch, manchmal gekrümmt, grünlich-hyalin und 6 bis 7 ^^^ 1 "4 [x groß. Demnach wären z. B. Zythia fragariae Laibach, Z. Ne- penthes P. Henn., Z. pinastri Karsten gute Arten der Gattung. Hingegen würden die meisten heutigen Zythia- Arien nicht in die Gattung gehören, deren echte Arten wohl meist Nebenfruchtformen von Nectriaceen sein werden. Fragmente zur Alykoluyic. 91 Die von Karsten (Meddelangen Sücicl. Fauna cl l-'lora fennic, 1888, p. 104) zu Zythia gestellte Sphaeria resmae Fries (Syst. myco!., 1833, II. Bd., p. 453) gehört gewiß nicht in die Gattung. Sphaeria resinae P'ries hat oberflächUche Pycniden mit 30 bis 40 \L dicken Pycnidenwänden, welche dicht plectenchy- matisch-faserig, ohne deutliche zellige Struktur gebaut sind. Sie gehört auch nicht zu einer Nectriacee, sondern zu einem Discomyceten {Biatorella resinae Fries) als Nebenfrucht. Ganz ebenso verhält sich die von mir beschriebene Zythia albo-oUvacea (diese Fragmente, 1902, 1. Mitt., Nr. 26). Die Pycnidenmembran ist hier 40 [jl dick, weichfleischig, dicht undeutlich zellig-plectenchymatisch, außen etwas schollig und schmutzig olivenbräunlich, innen blaß. Die die Pycnide innen überall dicht auskleidenden Conidienträger sind einfach oder unten büschelig x'erzweigt und meist 20 bis 40i;0'5!i. groß. Oben entsteht ein rund- liches, bis 60 [JL großes Ostiolum. An der Basis finden sich innen oft lappige Vorsprünge, die mit Conidienträgern dicht besetzt sind. Auch dieser Pilz gehört sicher zu einem Discomyceten, denn er ist gewiß identisch mit dem von Tulasne (Select. Fung. Carpol., 1865, III. Bd., p. 169, Taf. XX, Fig. 5 und 6) als Nebenfrucht von Cenangium ligni DesmsiZ. beschriebenen Pilze. Diese zwei Formen müssen in eine eigene Gattung ge- stellt werden. Pycnidiella n. g. Nedrioideae. Pycniden oberflächlich, fleischig: Pycniden- membran dick, weich, undeutlich zellig-plectenchymatisch- faserig. Ostiolum vorhanden. Innen allseitig mit den einfachen oder büschelig verzweigten Trägern ausgekleidet. Conidien klein, kugelig oder länglich. Nebenfrüchte von Discomyceten. 'Jypusart: Pycnidiella resinae (Ehrenb.) v. H. Syn.: Cytispora resinae Ehrenberg 1818. Sphaeria resinae Fries 1833. 92 F. V. Tlölinel, Tubtrcuhirid rcsiuac Thümen. Zvflihi rt's/imt' (Ehrenb.) Karsten 1S8S. Zweite Art: PvciÜL/iclla albo-olivacca v. H. Syn.: Zythia alho-olivacca v. H. 1902. 907. Über Stagonospora dulcamarae Passeiini. Von dieser Art, die ich nur aus der S^^lloge Fung., X. Bd., p. 333, kenne, wird angegeben, daß die Pycniden oberHächlich stehen und daß die Zellmembran aus schön blauen Zellen besteht. Daraus geht schon hervor, daß der Pilz keine Stagono- spora ist. Die Bemerkung 1. c, daß der Pilz eine Pycnide einer Gihbcrclhi ist, ist zweifellos richtig. Es ist offenbar der Pycnidenpilz \"on GibbcrcUa flacca (Wallr.) Fuck., von der übrigens letzterer (Symb. mycol., 1869, p. 1(58) jedenfalls richtig bemerkt, daß sie von Gibberella piilicaris kaum ver- schieden ist. Da die P\'cniden sowie ja meist auch die Perithecien der Gibberella-Avten auf einem kleinen Stroma sitzen, hat Diedicke (Kryptogamenflora Brandenburgs, 1914, IX. Bd., p. 561) für den Pilz die Gattung Stagonostroiiia geschaffen, was ja tunlich ist, allein er u'urde durch das blaue, groß- zellige Gewebe der Pycnidenmembran nicht an Gibberella er- innei^t, glaubte vielmehr, der Pilz scheine in den Entwicklungs- kreis \'on CiiLiirbihiria ilnlcauiarac i\\. et S.) zu gehören und stellte daher den Pilz zu den Sphaerioideen. Nachdem aber der Pilz zu Gibberella flacca gehört, diese eine Nectriacee ist und die Pycniden dieser Nectrioideen sind, muß die Gattung Stagonostrouia zu den Nectrioideen versetzt werden. Eine verwandte Form ist dieDiploJia cyanogeiia Speg., welche in Syll. Fung., 1913, XXII. Bd., p. 1145, als Psemlo- diplodia cyaiiogcna (Speg.) Sacc. aufgeführt wird und zwei- zeilige Conidien hat. Ist sicher auch eine Nebenfrucht einer Gibberella. Dieselbe stellt ein neues Formgenus dar, das ich Cyanochyia nenne (siehe diese Fragmente, Nr. 878). Cyanochyta n. g. v. H. Pycniden wie r7/7^&t;/'c7/t/-Perithecien, oberflächlich, mit oder ohne Stroma, blau oder \-iolett, parenchymatisch, mit Fragmente zur Mykologie. f)o Ostiolum, (.'onidienträger einlach. Conidien hyalin oder sub- h3'alin, längh'ch, zweizelhg. NebenlVüchte \on CiibbcreUa. Typusart: ( ydunclivfii L-ViiiK^i^'ciici (Speg.) v. II. Es ist fraglicli, ob es z\\-eckmäßig war, bei Sfagoiiostronia auf das Vorhandensein des .Stiomas ein Ciewicht zu legen, da diese Formen auch ohne Stroma vorkommen. Heudcrsouia Arcus Berk. und Br. (Ann. Mag. Nat. Hist., 1S50, II. .Serie, V. Bd., p. 373) hat im durchscheinenden Lichte stahlblaue Pycniden, \ierzellige, spindelförmige, gekrümmte hyaline Conidien und wächst auf Buchsbaumzweigen oft mit (libbcrclhi pitlicaris zusammen. Ist offenbar nahe verwandt oder \-ielIeicht sogar identisch mit Stagonostn>nui dulcamarac (Pass.) D. und hat bis auf weiteres Sfagnnosfronni Arcus (B. et Br.) v. H. zu heifkn. 908. Über Patellina cinnabarina (Saco Speg. Der Pilz wurde zuerst als Hyiiiciiiila ciuuabariua Sacc. (Michelia, 1880, II. Bd., p. 175) beschrieben und in Fungi italici, Taf. 800, abgebildet. Die Gattung Patellina Speg. wurde anfänglich zu den Ncctrioideae-Patelliiicae gestellt (Syil. Fung., 1884, 111. Bd., p. 622), dann aber zu den Tuber- cularieen versetzt (Syll. Fung., 1886, IV. Bd., p. 677). Da ich den Pilz 1903 im südlichen Dalmatien bei Selenica an der Schnittfläche eines Maulbeerbaumstumpfes fand, konnte ich ihn näher untersuchen. Derselbe besitzt weiße, fleischige, 0-5 bis 2 uini breite, ganz hervorbrechende, bald rundliche, bald unregelmäßig- gelappte, etwa 0-5 ////// hohe Stromata, die aus ziemlich parallelen, senkrechten, hyalinen, etwa 3 bis 4 [i breiten Hyphen aufgebaut sind. Ganz oben entstehen, je nach der Größe des Stromas, bald nur ein conidienführender, rundlicher oder unregelmäßiger, oft gestreckter, 200 bis 700 ;j. großer Hohlraum, bald mehrere, die oft zum 4'eil miteinander ver- schmelzen. Diese Hohlräume sind ganz eingesenkte Pycniden, deren Wandung wenig scharf abgegrenzt und innen, be- sonders unten und seitlich, dicht mit den einfachen, etwa 1 bis l'öa breiten und 20a lan.'>en Conidienträuern aus- 94 F. V. Höhnel. gekleidet sind, welche zahlfeiche, hyaline, eiförmige, 2 bis 3^1 bis l-5[x große Conidien bilden, die die Pycniden dicht ausfüllen. Letztere öffnen sich schließlich oben rundlich oder unregelmäßig und breiten sich schalen- oder schüsseiförmig aus. Oben in der Mitte, wo die Öffnung der Pycniden statt- findet, ist die Membran dünner und sind die Conidienträger kürzer und schief gestellt, wodurch die Öffnungsstelle vor- gebildet wird. Der Pilz ist ganz ähnlich gebaut wie Dotliioriua v. H. (in diesen Fragmenten, 1911, XIII. Mitt., Nr. 714), nur öffnen sich bei Dothiovina die Pycniden nicht so weit und sind die Conidien stäbchenförmig. Hingegen ist Catinnla Lev. (in diesen Fragmenten, 1910, XI. Mitt., Nr. 551) von PateJlina Speg. generisch nicht zu trennen. Ein iMedianschnitt durch eine gut entwickelte, ge- öffnete Pycnide von Patellina cinnaharina sieht genau so aus wie ein solcher durch Catinnla anrea Lev. oder Catinula microspora (Bäum 1er) v. H. (siehe diese Fragmente, Nr. 909); auch bei Catinnla ist ein Stroma vorhanden, auf dem die Pycnide sitzt, ja bei C. microspora stehen manchmal zwei bis drei Pycniden auf demselben Stroma. Der äußerliche Unterschied zwischen Patellina cinnaharina und Catinnla anrea beruht nur darauf, daß bei ersterer Art das Stromagewebe viel stärker entwickelt ist. Kleinere Exem- plare jedoch mit nur einer Pycnide verhalten sich aber ganz so wie Catinnla anrea. Daher muß ich Patellina Spegazzini 1881 gleich Cati- nnla Leveiller 1848 erklären. Patellina cinnaharina (Sacc.) Speg. muß Catinnla cinna- harina (Sacc.) V. H. heißen. Der Pilz ist keine Tuberculariee, sondern gehört in meinem System (Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 263) zu den Patelloidaceae-Patellatae. Es ist kein Zweifel, daß die Catinnla- Arten zu Discomy- ceten, wahrscheinlich Helotieen, als Nebenfrüchte gehören 909. Über Hymenula microspora Bäumler. Dieser in Verhandl. der zool. bot. Gesellsch., Wien 1891, 41. Bd., p. 047, beschriebene Pilz wurde von Jaap bei Trigütz Fragmente 7Air Mykologie. 95 m Brandenburg, und zwar auf Zweigen von Popii/iis Iremiila wiedergefunden. Jaap's Exemplar konnte ich untersuchen. Der Pilz weicht von den typischen Arten von Hymeiinla (H. vulgaris, pnnctiformis, rhodella u. s. w.) schon durch die kugeligen Conidien ab. Ich verstehe unter Hyniciiula nur Formen, die ganz oberflächlich wachsen, bis zum dünner werdenden Rande angewachsen sind, eine dünne oder mäPig dicke, blasse, sehr kleinzellige Basalschichte haben, die dicht mit einfachen, dünnen, langen (an der Basis büschelig verbundenen) Conidien- trägern bedeckt ist, welche massenhaft (also wiederholt) kleine, stäbchenförmige Conidien bilden. Alle anders gebauten Pilze entsprechen nicht der HyinenuJa vulgaris Fries, die man als den Typus der Gattung festhalten muß. Die größersporigen Arten sind alle auszuscheiden. Macht man durch Hyntenula inicrospora einen Median- schnitt, so erkennt man, daß ein schüsseiförmiges Gehäuse vorhanden ist, und vergleicht man den Schnitt mit einem ebensolchen von Catiimla anrea Lev., so sieht man, daß sich beide fast völlig gleichen. In diesen Fragmenten, 1910, XI. Mitt., Nr. 551 habe ich gezeigt, daß Catinnla aiirea Lev., der Typus der Gattung, eine Nectrioidee-Patellinee ist oder nach meinem vorläufigen System zu den Patelloidaceae-Patellatae gehört (Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 263). Caiimila inicrospora (Bäuml.) v. H. ist von der Typus- art fast nur durch die Farbe verschieden. Dendrodochinm citrinum Grove (Syll. Fung., IV., p. 652) und Dendrodochinm niicrospornni Sacc. (Syll. Fung., I\^, p. 650) sind wahrscheinlich auch Catinnla- Avien, vielleicht zum Teil nicht verschieden von den andern. 910. Über die Gattung Trullula Cesati. Die Gattung wurde von Cesati 1850 in Klotzsch, Merb. viv. Mycol. Cent., XVII, aufgestellt (siehe Botan. Zeitung, 1S52, X. Bd., p. 287). Er gab in Nr. 1660 und 1661 der 96 F. V. Höhnel, genannten Sammking zwei Arten der Gattung heraus, nämlich Trtillula Orc'oselini Ges. und T. legniiiinum Ges. a) Sparti, h) Rohkiiac. Er hält TriiUiüa für mit BIcuuoria \-er\vandt. Seine Beschreibung der Gattung ist nichtssagend. Saccardo, der in Sylloge Fungorum, 1884, III. Bd., p. 731, die Gattimg TruUuIa aufgenommen hat, stellte die- selbe zu den iMelanconieen, betrachtet aber gerade die zwei Typusarten Gesati's als zweifelhaft, was selbstverständlich irrtümlich ist. Als synonym betrachtet er die Gattung Cesatia Raben- horst, die 1850 in Klotz seh, Herb. viv. Mycol. Cent., XV, aufgestellt wurde, also früher als Triilhün. Indessen wurde der Name Cesatia schon 1838 von Endlicher verbraucht, und wenn derselbe auch heute nur als Synonym der Um- belliferengattung Didiscus DG. gilt, so darf er doch nicht mehr angewendet werden. Rabenhorst gab in der genannten Sammlung Nr. 1443 als Typusart Cesatia Spartii Rbh. heraus und beschrieb sie daselbst ganz kenntlich (siehe Botan. Zeitung, 1851, IX. Bd., p. 180). Als weiteres Synonym führt Saccardo die Gattung Horuiococciis Preuss. (Linnaea, 1852, IX. Bd., p. 738) an. Indessen ist es höchst unwahrscheinlich, daß Honnococeiis hierhergehört. Preuss spricht \'on hornigen Perithecien. Seine Beschreibung der Gattung zeigt, daß er darunter einfache Pycnidenpilze und stromatische versteht, die also sicher in verschiedene Gattungen gehören. Die drei von ihm beschrie- benen Hoj-mococens-Arten sind nicht wieder gefunden worden und muß daher die Gattung völlig gestrichen werden. Die dritte in der Syll. P\mg. angeführte, angeblich synt)- nyme Gattung ist Eudhoruiidiuiu Auerswald (Hedwigia, 1869, VIII. Bd., p. 89). Sie beruht a.uf Eiidliormidiiini tropictiin Awd. et Rbh., welches aber ein Ascomj^cet, Corynelia clavata (L.) ist (Hedwigia, 1897, 36. Bd., p. 230 und 1900, 39. Bd., p. [76]). Als erste Art ist in der Syll. Fung. Tnilhila olivasceiis Sacc. (Michelia, 1877, I., p. 94, sub Hornincneeus Sacc. und II., 1881, p. 285) angeführt. Fragmente zur Mykologie. ö7 Die Untersuchung der Exemplare von Tnilliila olivascens in Saccardo, Mj^coth. Veneta, Nr. 1599, und in Cavara, Fung. longob., Nr. 192 tz, hat mir nun gezeigt, daß der Pilz ein hyalines, anfänglich ganz geschlossenes Gehäuse hat, also keine Melanconiee ist. Derselbe ist völlig identisch mit Epi- t/ocJu'iiiu mdauochJoruui Desmazieres 1848 (in diesen Frag- menten, 1911, XIII. iMitt., Nr. 715). Für diesen Pilz hat Saccardo das Subgenus Horiuodocliinm aufgestellt, das ich 1. c. zur Gattung erhob. Honuoüocliiiuu Sacc. ist daher gleich Trullnla Ges. Auch der von mir (in diesen Fragmenten, 1910, XI. Mitt., Nr. 553) als S/ro-jj'Ui/a oJivacea beschriebene Pilz ist damit identisch. Der Pilz muß nun heißen: TruUuIa luclauoclilora (Desm.) V. 11. und seine Synonymie ist folgende: Epidocliium melanochloruni Desmazieres 1851, Hormococcus olivascens Saccardo 1877, Trullula olivascens Saccardo 1881, Sirozytkia olivacea v. PI. 1910, Hormodocliimn nielauoclüorufu (Desm.) v. H. 1911, Horniodochiiini olivaceuni v. H. 1911. Tnillula olivascens Sacc. var. stipitatn-cdpilaia Cavara in I'^ungi longob., Nr. 192 b, ist keine Varietät, sondern eine eigene Art, die auf derselben Nährpflanze lebt wie die Cesatia Sparta Kabenh. und offenbar diese Art ist, wie Di ed icke (Ann. myc, 1913, XI. Bd., p. 540) durch Vergleich des Pilzes mit dem Original von Cesatia Spartii festgestellt hat. Der Pilz sieht äußerlich ganz anders aus als Trullnla- olivascens, von der er sich schon durch die dickeren (2 [i) Conidienträger und die breiteren (3 |x) Conidien unterscheidet, die übrigens nicht, wie Rabenhorst sagt, hyalin, sondern blaß olivengrün sind. Er gleicht auffallend kleinen Exemplaren von Diacliaea (Myxomycetes), hat scheinbar einen dicken (blassen) Stiel und ein eiförmiges, schwarzes Köpfchen. Letzteres besteht nur aus den ausgetretenen Conidien. Der Stiel ist die Pycnide selbst, die außen unten von der Epidermis Sitzb. d. matheni.-naturu-. Kl., Abi. 1, 124. lij. 7 98 F. V. Ilühnel, bekleidet ist und stark liervurbricht. Die Pycnide ist zylindrisch und höher als bei Tr. olivasccus. Der Pilz könnte in der Gattung TruUiila ganz gut ein eigenes Subgenus darstellen, das aber nicht Cesafni heißen dürfte und nicht, wie dies Saccardo tut, durch die hyalinen Conidien charakterisiert werden könnte, denn diese sind olivengrün. Diedicke, 1. c, hält TniUiiIa olivasccus für eine Stiomacee und schreibt ihr kleinzelliges, rußbraunes Gewebe zu, was alles nur auf ungenügender Untersuchung beruhen kann. Tnilluld piriua Bresadola (Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1901, 51. Bd., p. 424) hat mit TniUiiIa nichts zu tun und ist Siropatella stcnospora ( B. et C.) v. H., in diesen Frag- menten, 1910, XI. Mitt., Nr. 538. Auch Jaap fand diesen i'ilz auf Pirus-VloXz im Brandenburgischen. TntUula n/ficfrila Sacc. (Michelia, 1881, 11. Bd., p. 285, sub Honuococcus uUidiilus Sacc.) ist eine Bloxamici B. et Br. und gehört zu den Tubercularieen (siehe Ann. myc, 1903, I. Bd., p. 405). Es sind bisher drei B/oxauiia-Avten bekannt. BJoxainia tniucata Berk. er. Br. (Ann. Magaz. nat. bist., II. Serie, XIII. Bd., 1854, p. 468, Taf. XVI, Fig. 17); B. niti- chi/a Sacc. und B. leiicoplithalma (Lev.) v. H. in diesen Fragmenten, 1910, XI. Mitt., Nr. 552. Diese drei Arten stehen sich sehr nahe und dürften zusammenfallen. Der älteste Art- name wäre der Leveiller'sche (1848). Die von Cesati ausgegebenen beiden Exsiccata konnte ich nicht untersuchen. In einein Exsiccate aus Reich en- bach's Sammlung im Wiener Hofmuseum, das als Tnilhila Spart ii Ges. bezeichnet war (ad ramos Sarothamiii vulgaris pr. Schwerin, leg. Fiedler), fand ich nur 180 bis 300 [j- große, eingewachsene, etwas flachgedrückte, kugelige Pycniden mit länglichen, 2 bis 3i^ 1*5 jji großen, einzelligen Conidien mit Öltröpfchen an den Enden. Die Conidien bildeten schmutzig- violettrötliche Massen und saßen seitlich an 20 bis 30 :=; 2 bis 3 [i großen septierten Trägern, welche die P3'cniden innen ringsum dicht auskleideten. Die 20 [i dicke Pycnidenmembran bestand aus mehreren Lagen etwas nachgedrückter violett- brauner Zellen. Der Pilz ist eine riciiroplionia ("in diesen Fragmenten, l;il 1, X\'l. Mill., Nr. 850;, die \on PlcinopJmiua l'iiiijmente zur Mykologie. 99 p/eiirospora (Sacc.) v. H. nicht als spezifisch verschieden erachtet werden kann. Vielleicht \s\. Plioma spavliicula P. Brun. derselbe Pilz. Ich glaube nicht, daß Cesati diesen Pilz unter seiner Tnillula Icgumiiiiiin a) Spartii verstand. 911. Über Cheilaria C3'doniae Desmazicres, Der Pilz wurde 1847 in Ann. scienc. nat., 3. Serie, \'lll. Bd., p. 26, beschrieben. Er figuriert heute als I^livllosticia Cydoiiiae (Desm.) Sacc. (Syli. Fung., 1884, 111. Bd., p. .")) und scheint seit Desmazieres nicht wieder gefunden worden zu sein, denn die unter seinem Namen ausgegebenen Exsiccaten sind falsch (Sydow, Mycoth. march., 2259 und 3381; All. et Schnabl, Fungi bavarici, Nr. H54). Nach dem Originalexemplar in Desmazieres, PI. crypt. France, 1853, Nr. 79 ist der Pilz eine neue Gattung, die ich Myrielliiia nenne und zu den PateUoidaceac-PatclIatac rechne (Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 263). Die C)'<:/oM/^7-Blätter zeigen obers.eits rundliche, dunklere Mecke ohne eigene Grenzlinien von etwa 3 bis 5 mm Breite, welche ganz dicht mit kleinen weißen Punkten bedeckt sind, welche vom Pilze herrühren. Dieser entwickelt sich in der oberen Epidermis und der oberen Hälfte des Palisaden- parench^'ms, ist anfänglich unregelmäßig rundlich und 50 bis 100 [J. breit, bricht jedoch, sich weit schalenförmig öffnend, mit der oberen Hälfte durch die Epidermis hervor und bildet weiße halbkugelige oder warzenförmige Höcker, die von den Rändern der äußeren Epidermiswand scharf begrenzt werden, während die untere Hälfte des Pilzes im Palissadengevvebe eingesenkt bleibt. Die Pycnidenmembran ist ganz undeutlich kleinzellig, unten relativ ziemlich dick, seitlich wenig ent- wickelt, blaß bräunlich und fleischig. Der Nucleus bildet eine zähe Masse, die sich durch Druck nicht in ihre Elemente zerlegen läßt; erst durch Kochen mit Kalilauge und darauf- folgendes Quetschen erkennt man, daß er aus bis 80 jx langen septierten, etwa 2 bis 3 \x dicken Conidienträgern be- steht, die unregelmäßig gegen- und wechselständig verzweigt sind. Diese Conidienträger .stehen im allgemeinen aufrecht parallel dicht nebeneinander der fiasis der Pycnide aufsitzend, 100 F. V. Höhnel, sind aber durch ihre Zweige seithch miteinander mehr minder verfilzt. Die Conidien sind hyalin, meist gerade, zylindrisch bis fast spindelförmig, zweizeilig, mit stumpflichen Enden, meist 8 bis 12 ^1-5 bis 2 jx groß, seltener bis IG [i lang. Das Öffnen des Pilzes geschieht nicht durch Zerreißen einer Decke, von der nichts zu sehen ist, sondern regelmäßig durch die Ouellung des Nucleus. Die Conidien sitzen seitlich und an den Enden der Zweige einzeln. Man ersieht daraus, daß der Pilz ganz eigenartig gebaut ist und eine neue Eorm- gattung darstellt. Der Pilz zeigt in der Beschaffenheit der verzweigten Sporenträger und der Conidien eine gewisse Ähnlichkeit mit Diplozytliia scolccospora Bubak (Ann. myc. 1904, 11. Bd., p. aOO, Eig. 5 bis 10), stellt aber eine andere Eormgattung dar. Die Einreihung des Pilzes ist schwierig. Da das Gehäuse wenig deutlich ist, könnte man ihn auch als Mclauconicac- Pseiuhsphacrio/ifede hetrsichten, aWein das schalenförmige Sich- öffnen desselben und das weite Heraustreten des Nucleus sprechen dagegen. Myriellina n. g. (Patelloidaceae-Patellatae). Eruchtkörper klein, in imd unter der Epidermis ein- gewachsen, rundlich, anfänglich geschlossen, sich allmählich rundlich weit schalenförmig öffnend und hervorbrechend, von der Epidermis berandet, weich, fleischig, mit nur unten gut entwickelter Pycnidenmembran. Conidienträger septiert, baum- artig verzweigt; Conidien an den Zweigen derselben end- und seitenständig, hj'alin, zweizeilig, zylindrisch-spindelförmig. Blattschmarotzer. T3''pusart: Myriellina Cytlonicw (Desm.) v. H. Syn.: Cheilaria Cydouiac Desm. Phyllosticta Cydoniac (Desm.) Sacc. 912. Über Sphaerographium Saccardo. Die Gattung Sphaerographium Saccardo wurde 18.S4 in Sylloge fungorum, III. Bd., p. 596, aufgestellt. Als Typus der Gattung Sphacrographiiiin Sacc. gilt un- zweifelhaft Spli. Loiiiccrac (Euckel) Sacc, die, wie schon l'rai;iiienlc zur Myknldnie. 1'*' Jaczewski 1898 ant;ab, mit Sj-'/uicroiuiciiui sqiiiirrosmii Riess (Bot. Zeltung, 17) für \on Tyiiipaiiis Friixiiii (Schw.) Fries \()llig verschieden erklärt, denn Cenaiigiiun Fraxiiii Sacc. (= Ccnaiigella Fraxiiii Sacc.) ist offenbar identisch mit Cenangium Fraxiiii Tu!. Tyiupauis Fraxiiii{Sch\\\)Fries ist keine echte Tyiiipaiiis- Art, denn diese haben, soweit bekannt, Pleiiroplioiiiella v. H. als Nebenfruchtform (siehe diese Fragmente, 1914, XVI.Mitt.,Nr.858, p. 123), während zu Tympaiiis Fraxiiii (Schw.) V\\ Cornn- laria Spina gehört. Conmlaria Spina ist aber ein Clwiidro- podinin V. H. (siehe diese Fragmente, Nr. 958) und die Arten dieser Gattung sind Nebenfruchtformen \"on Godronia-Avien. Daher muß Tympaiiis Fraxini (Schvv.) Fr. eine Godronia sein, als welche sie sich in der Tat herausgestellt hat, da Rehm fand, daß sie langnadelförmige Sporen hat (Bayr. Bot. Gesellsch., 1912, Xlll. Bd., p. 205). Was die Stellung von Cenangintn Fraxini Tul. anlangt, so kann dieser Pilz wegen des dicken Hypotheciums nur als Dermatee betrachtet werden und wird am besten als Derniaiea {Derniatclla) Fraxini (Tul.i \-. FI. bezeichnet. Nach Tulasne ist derselbe in der Tat zunächst mit Derniafca (Derniatella) Frangidac (Fers.) verwandt. Nachdem die echten Fiisicoccnni -Avten Nebenfruchtformen von stromatischen Sphaeriaceen sind, ist es klar, daß Fiisi- coccnni cryptosporioides nicht in diese Gattung gehören kann. Die nähere Untersuchung des Pilzes zeigte mir nun, daß der Pilz eine ganz typische Micropera ist und daher Micro- pcra cryptosporioides (B. R. S.) v. Fl. genannt werden muß. Fragmente zur Mykologie. 10/ Mit dieser Tatsache stimmt nun bestens die überein. daß der dazugehörige Schlauchpilz sich als eine Dcnnatca-Axt heraus- gestellt hat. Bekanntlich gehören die echten Micropcra-Avian als Nebenfrüchte zur Gattung Dcrmatea. Mici-opera cryptosjwrioidcs (R. B. S.) v. H. hat Conidien- stromata, die einzeln oder gebüschelt stehen und rundlich oder aufrecht eiförmig bis kurz keulig sind. Der Loculus ist oben und bildet das dicke Basalgewebe einen kurzen dicken Stiel, der einem eingewachsenen, oft wenig entwickelten llypostroma entspringt. Der Pilz ist dunkelfarbig, derb lederig- tleischig, ohne Ostiolum, schließlich oben aufreißend und schalenförmig geöffnet; Höhlung unten Hach, meist einfach, seltener unvollständig gekammert, seitlich und an der Basis dicht mit den einfachen, mäßig langen Conidienträgern be- setzt, die an der Spitze je eine (größere) hyaline, einzellige, spindelförmige, gerade oder meist gebogene Conidie bilden. Gewebe derbwandig, kleinzellig-parenchymatisch bis plect- enchymatisch. Aus dieser Beschreibung ist zu ersehen, daß der Pilz eine ganz typische Micropera ist. 915. Über die Gattung ExcipuHna vSaccardo. Diese Gattun.g wurde 1884 in der Sylloge fungorum, 111. Bd., p. 688, ohne Kenntnisnahme der betreffenden Arten theoretisch aufgestellt. In derselben sind ursprünglich zwei Arten eingereiht. Als Typusart muß die zweite Art, nämlich ExcipuHna cougliiHucüa E. et Ev., die in Ellis und E ver- hart, North-Americ. Fungi, Nr. 1373, als Originalexemplar aus- gegeben ist, angesehen werden, da Saccardo von der ersten Art, E. rcciirvispora (B. et C.J Sacc, sagt: »in una specie sporulae apice rostratae«, dieselbe also offenbar als vom Typus abweichend betrachtet. Die Untersuchung des zitierten Originalexemplars zeigte mir nun, daß E. couglntiiniia E. et Ev. nichts anderes ist als Heteropatella laccra Fuck.; auch die dazugehörige Haupt- fruchtfo!-m, die Hetcrosphacria PatcUa (Tode) befindet sich (unreit) dabei. 108 1'. V. Il.lhnel, Daher ist KxcipnUiia Sacc. 1884 r= Hctei-opalclla Fuck. 1873 (Symb. myc, II. Nachtr., p. 54). Bei Hetet'opatella laceva Fuclv. sind die Conidien nicht stets einzellig, wie in der Sylloge fungorum angegeben ist, sondern sogar meist vierzellig. Die bisher zu Excipnlina ge- stellten Arten müssen anders benannt werden. In Fragment Nr. 314 (1909, VII. Mitt.) gab ich an, daß das von Lind aufgelegte Exsiccat in Kabät etBubak, F. imperf., Nr. 426, nicht Rhabdospora cercosperma (Rostr.) enthält, sondern nur Rhabdospora pleosporoides Sacc. Trotzdem führt Lind (Rostrup's Danish fungi, p. 473) dieses Exsiccat bei Heteropatella cercosperma (Rostr.) an. Die nochmalige genaue Prüfung der reichlich aufgelegten Nr. 426 ergab mir dasselbe Resultat. Ebenso zeigte eine zweite Aufsammlung von J. Lind aus einem anderen Jahr und von einem anderen Standorte nur Rhabdospora pleosporoides. Daraus geht hervor, daß Lind die beiden Funde mikroskopisch zu prüfen unterlassen hat. 916. Über Exeipulina Patella v. H. \'on diesem in der Österr. bot. Zeitschrift, 1905, 55. Bd., p. 187, beschriebenen Pilze, der in Gesellschaft von Hetero- sphaeria Patella auftrat, habe ich die Vermutung geäußert, daß er neben Heteropatella lacera Fuck. ein zweites Pycniden- stadium von Helerosphaeria Patella sein könnte. Die Über- prüfung des Pilzes lehrte mich nun, daß nach der ganzen Gewebebildung, die von der der Helerosphaeria völlig ver- schieden ist, dies gewiß nicht der Fall ist. Nachdem nach Fragment Nr. 915 die Gattung Excipnlina Sacc. 1884 gleich Heteropatella Fuck. 1873 ist, so muß der obige Pilz anders benannt werden. Die nochmalige Untersuchung des Pilzes zeigte mir, daß er eine jener schwer zu klassifizierenden Formen ist, die man ebensogut als einfache Pycnidenpilze wie als stromatische betrachten kann. Der Pilz ist linsen- oder scheibenförmig, rundHch, etwa 180 ;j- breit und 90 ji dick, mit einem einfachen Conidienraum. Er entwickelt sich in der Rinde und wird nach Abwurf der Fragmente zur Mykologie. 109 Epidermis IVei. Das braune Gehäuse ist ringsum kleinzellig parenchymatisch. Im mittleren Teile der Basis feiiit es, seit- lich wird es 20 bis 25 »j- dick und nach obenhin wieder dünner. Oben reißt es lappig auf und öffnet sich der l^ilz weit scheibenförmig. Die 8 bis 10- 1 bis l"5;x großen Conidien- träger sitzen bloß unten, und zwar auf einer 25 u, dicken, hyalinen, undeutlich kleinzelligen Basalschichte. Die hyalmen, bogig gekrümmten, beidendig spitzen, spindelförmigen, 15 bis 24:^2 bis 8 »j, großen Conidien sind drei- bis vierzellig. Der Pilz dürfte praktisch am besten als Excipulee auf- gefaßt werden, kann aber wegen des ganz anderen Gewebe- baues nicht zu Hcteropittclhi gestellt werden, sondern bildet eine neue Gattung. Excipulella n. g. Excipulaceae. Gehäuse durchaus braunzellig, parenchyma- tisch, eingewachsen, schließlich diu'ch Gewebeabwurf ober- flächlich. Conidienträger einfach, auf der kleinhyalinzelligen dicken Basalschichte sitzend. Conidien spindelförmig gekrümmt, spitzendig, hyalin, septiert. Gehäuse schließlich oben lappig aufreißend und die Scheibe bloßlegend. Typusart: ExcipulcILi I\iU'ILi v. H. J. Lind hat in Kostrup's Danish Fungi, 1913, p. 473, die Exci/ni/liia PatcUci v. H. als Hetcropatclla Bouorücuii fHazsl.) synonym angeführt. Da H. Boiiordeiiii die Neben- frucht von Hctci'osphaeria paiclla ist, so kann Lind's Annahme nicht richtig sein. Vergleicht man in der Tat Bonorden's Angaben und Figuren (Abhandl. a. d. G. d. Mykologie, 1'pusart: SnbnlarieUa macvospora (Berk. et C.) v. H. Syn.: Sphacronaetna niacrosporuin Berk. et C. Conmlaria mact'ospora (B. et C.) Sacc. Pseudographlnin inacrosponim (B. et C.j Jacz. In die Gattung Subulariella könnten noch gehören: Sphacronaema capillare Ell. et Harkn., Sph. Microperac Cooke und Spliaerographium lanianoides Peck. 922. Cornucopiella n. g. v. H. P3''cniden aufrecht zylindrisch, an der Basis flach, anfäng- lich geschlossen, sich schließlich weit (trompetenartig) öffnend, oberflächlich; Wandung braun, aus einigen Lagen von par- allelen Hyphen bestehend, ganz oben einschichtig und fast h\^alin. Conidienträger sehr lang, büschelig-besenartig ver- zweigt, die Wandung fast der ganzen Länge nach besetzend. Conidien an den Zweigen einzeln endständig, h^^alin, länglich, einzellig, klein. Saproph^^t. Cornucopiella mirabilis v. H. Pycniden oberflächlich, herdenweise, zylindrisch- obkonisch, 260 bis 500 [k hoch, über der etwas verbreiterten Basis 60 bis 70, oben (geöffnet) 100 bis 120[x breit, anfänglich ge- schlossen, sich schließlich weit, trompetenartig öffnend: Wandung aus braunen, Löbis 2 |j, breiten, parallel verwach- senen Hyphen bestehend, dazwischen einzelne dunklere, bis 3 ;j. breite Hyphen. Nach oben zu werden die Hyphen dünner und blässer, ganz oben sind sie 1 \i dick und hyalin. Conidien- träger stark büschelig oder besenartig verzweigt, 40 bis 80 [x lang und 1 bis 1-5 ;x dick; Zweige gerade, nach aufwärts gerichtet. Conidienträger die Wandung fast der ganzen Länge FiMgmenle '/aw Mykologie. IIJ nach bekleidend, an der flachen Basis fehlend. Conidicn an den Z\veit;en endständig, einzellig, h^'alin, länglich bis stäb- chenförmig, gerade, [^ ~ 1 bis 1-5 [x groß, sich an der weiten >[ündung in einer kugeligen Masse ansammelnd. Auf am Boden liegenden Rotbuchenholzspänen im W^iener- wald am Vorderen Sattelberg bei Preßbaum, Oktober 1904, leg. \-. Höhnel. Auch von Fuckel im Östricherwald am Rhein 1870 auf Fai(iis-¥[o\z gefunden (Fung. rhen., ohne Nummer, sub Splnicrotiaema cylindriciim). VÄn merkwürdiger Pilz, der sehr an eine Phaeostilbcc erinnert, aber ein geschlossenes Gehäuse besitzt. Er bildet mit Pscitdographiuin Jacz., Snbiilariclla v. H. und Hölnie/icllii Bres. et Sacc. eine natürliche Gruppe. Mit GhiliniüiH Fries, welche Gattung nach der Diagnose scheinbar übereinstimmt, hat Coriiiicopiella gar keine nähere Form- verwandtschaft. 923. Über Höhneliella perplexa Bres. et Sacc. Der Pilz wurde in Verhandl. zool.-bot. Gesellsch. Wien, 1U02, 52. Bd., p. 437, als Phaeostilbee beschrieben. In den Annal. mycol., 1904, II. Bd., p. 53, wies ich darauf hin, daß der Pilz anfänglich so gebaut ist wie eine Excipulee und erst später lang zylindrisch wird, daß mithin der Pilz zu den Excipuleen zu stellen ist. Ich faßte denselben als gestielte Excipulee auf. Schöne, mir vom Sonntagsberg in Niedei-österreich, wo der Pilz bisher allein gefunden wurde, jüngst zugekommene Exemplare ermöglichten mir, die vorhandenen Widersprüche zwischen meinen und den früheren Angaben aufzuklären und die wahre Stellung des Pilzes festzulegen. Der Pilz stellt im gut entwickelten Zustande schwarze, dornenförmige, 0-öiiiin hohe, 90 bis 100 [x dicke Gebilde dar, die an der Basis bis auf 200 [j, verbreitert sind. Quer- schnitte an beliebiger Stelle dieser Dornen zeigen nun, daß diese röhrig-hohl sind. Die Röhrenwandung ist etwa 16 [x dick und be.steht aus 8 bis 9 Lagen von 1-5 bis 2 jx dicken, derbwandigen, hyalinen Hyphen, die parallel, fest miteinander 120 F. V. Hühnel, verwachsen sind. Zwischen diesen dünnen hyalinen Hyphen und öfter auch auf der Außenseite der Röhre sind hie und da einzelnstehende, schwarze, dickwandige, 4 [x breite Hyphen vorhanden. Die äußeren dieser gefärbten Hyphen bilden die Borsten, die der Pilz außen spärlich zeigt. Die Conidienträger finden sich nicht bloß an der Basis, sondern kleiden die Röhre bis gegen das Ende derselben aus, das anfangs geschlossen ist. Die ganze Röhre ist innen mit nach oben gerichteten, einfachen oder wenig verzweigten, langen Conidienträgern besetzt, die Abzweigungen der inner- sten hyalinen Hyphen darstellen. Man sieht, daß Höliiicliella keine Phaeostilbee ist, aber auch nicht als Excipulee betrachtet werden kann. Man bemerkt ferner, daß Höhneliella ähnlich gebaut ist wie Pseiidograplütiui Jacz., Snbnlariella v. H. und Coniii- copiella v. H. Diese vier Gattungen bilden eine eigene Formen- gruppe, deren Unterscheidung ebenso berechtigt ist wie die der Excipuleen, Leptostromaceen und anderer. Ich nenne sie Pseudographieen v. H. Pycniden oberflächlich, mehr minder lang zylindrisch, aus ganz parallel verwachsenen, braunen oder zum Teil hyalinen Hyphen bestehend, nur an der Basalfläche parenchymatisch. Conidienträger an der Basis oder fast der ganzen Länge der zylindrischen Pycniden nach vorhanden, einfach oder ver- zweigt. Hierher gehören die Gattungen: Pscmiogrciphiiim Jacz. 1898, Höhneliella Bres. et Sacc. 1902, Snbnlariella v. H. 1915 und Cornncopiella v. H. 1915. Noch sei bemerkt, daß Stysamis Clematidis Fuck. (Symb. myc, 1869, p. 365) nach dem Originalexemplar ■ in Fung. rhen., Nr. 1922, von Höhneliella perplexa verschieden ist. Die Untersuchung von zwei verschiedenen Exemplaren der Xr. 1922, wovon das eine keine Spur des Pilzes zeigte, das andere nur schwer auffindbare sterile, unreife, sehr spärliche Stücke, zeigte mit Sicherheit, daß Fuckel's Pilz etwas anderes ist. iTayniciilc /Air Myki>li>gic. I'-' 924. Über Leptothyrium Pini Austriacae I\. et F. Der in Revue mycol., 1891, XIII. Bd., p. 7, beschriebene Pilz ist als Originalexemplar in Roumeguere, F. sei. exs., Nr. 5533, ausgegeben und auf Nadeln von Piiius sylvestris in Nr. 6042 derselben Sammlung. Der direkte Vergleich zeigte mir, daß der Pilz mit Siroihyriella pinastri v. H. (in diesen Fragmenten, 1910, X. Mitt., Nr. 518) identisch ist. Mit Diedicke (Krypt. Fl. Brandenb., IX. Bd., p. 733) nehme ich an, daß Leptothyrinin pinastri Karst. (iVIedelangen societ. pro Fauna et Flora Fennica, 1888, p. 96) damit identisch ist. Das Mittelsäulchen, das Diedicke fand und 1. c, p. 718, Fig. 15, abbildet, habe ich nicht gesehen und ist wohl in der Regel nicht entwickelt. Es hat weiter keine Bedeutung, weil es nur solche Stellen darstellt, wo die Fruchtschichte steril geblieben ist. Der Pilz ist die Nebenfrucht von Microfliyriitin piuastyi Fuck., das ich 1. c. genau beschrieben habe. Da dieser Pilz ein braunhyphiges Subiculum ohne Hyphopodien hat, so gehört er in die Gattung Calotliyriiun Theyssen (Mycol. Zentralbl., III. Bd., 1913, p. 282) und muß Calothy Hunt Pinastri (Fuck.) v. H. genannt werden. 925. Über die Gattung Leptothyrium Kunze. Wie der Typus der Gattung gebaut ist, habe ich in diesen Fragmenten, 1910, X. Mitt., Nr. 518, genau geschildert. Trotzdem gibt Diedicke (Krypt. Fl. Brandenb., IX. Bd., p. 710) noch die alte wertlose Diagnose desselben. Seither habe ich gefunden, daß noch mehrere andere Leptostromaceen ebenso wie Leptothyrium Lunariac Kze. gebaut sind. Es sind dies: 1. L. ßlicinuni (Fries) v. Y{.z=. Leptosironia ßticiniiiu Fr. 2. L. Spircae (Fries) v. U.=: Leptostronia Spireae Fr. 3. L. vulgare (Fries) Sacc. :=z Leptosti'onia vulgare Fv. 926. Über Leptothyrium Rubi (Duby) Sacc. Ob der so genannte Pilz wirklich mit Sphacria (Dothiclea) Rubi Duby (Botanicon Gallicum, 1830, II, p. 712) identisch 122 F. V. Hilhnel, ist, vermag ich nicht festzustellen. Da derselbe in Kabät et Bubak, F. imperf. exsicc, Nr. 768, ausgegeben ist, konnte ich ihn genauer untersuchen. Damit identisch ist der in Roumeguere, F. gallici exs., Nr. 2984, unter dem Namen Lepiothyrinm clypeosphaerioides Sacc. forma FoUicola ausgegebene Pilz. Die Stromata sind schwarz, rund, 90 bis 210 jx breit, halbiert linsenförmig, etwa 50 \i. dick, unten flach, unter der Cuticula auf der Epidermis eingewachsen. Ringsum (wie Leptothyrimn) von einer einzellschichtigen, oben dunkler braunen, fast opaken, unten heller braunen Haut umgeben. Oben und unten sind die Zellen dieser radiär angeordnet. Unten sind sie dünnwandig und größer, etwa 4 bis 5 |x breit und 6 bis lOfx lang. Oben sind sie nur 2 bis 3 [x breit und weniger radialgestreckt. Oben ist ein rundliches, scharf be- grenztes, 7 [X breites Ostiolum vorhanden. Innen befindet sich unten eine 10 ja dicke, hyaline, undeutlich kleinzellige Basal- schichte, auf der die lOc::; 1 [j- großen, einfachen, dicht parallel- stehenden Conidienträger stehen. Conidien hyalin, stäbchen- artig, etwa 4«0'6[j.. Der Pilz ist sehr ähiilich der Rhübdosiroiudla Rnhi (Lib.) V. H. (siehe Fragment Nr. 940), unterscheidet sich aber von dieser durch die ringsher umgehende, einzellschichtige Stromahaut, die langen Conidienträger und die nicht in einer Lage stehenden, sehr kleinen Conidien. Von Leptothyrium unterscheidet sich der Pilz durch das deutliche Ostiolum (er reißt daher nicht unregelmäßig auf) und durch den Bau des Basalgewebes. Von Leptostroiua (siehe F'ragment Nr. 928) trennen ihn das Ostiolum und die untere, braune, radiär gebaute Stroma- haut. Es ist sicher, daß sich noch andere Leptostromaceen ebenso verhalten werden. Ich vermute es von Leptothyrinin clypseosphaerioides Sacc. Der Pilz läßt sich in keine der be- stehenden Gattungen ohne Zwang einreihen. Ich stelle daher für ihn die neue Formgattung Lcptothyriua auf. Fragmente zur M^'kulogie. 123 Leptothyrina n. g". (Leptostromaceae). Stromata klein, subcuticulär, halbiert linsenförmit;-, rund oder länglich, mit rundlichem oder länglichem Ostiolum. Braune Außenschichte einzellagig, oben und unten entwickelt und radiär gebaut. Basalschichte blaß, undeutlich kleinzellig, mit den dicht parallel stehenden, einfachen Conidienträgern besetzt. Conidien klein, stäbchenartig. Typusart: Lcplolhyi-iua Riibi (Dub\') x. H. Syn.: Sphaeria {Dothidea) Rtibi Dub3^ Lcptothyriiim Riibi (Duby) Sacc. Der Pilz wurde bisher, wie es scheint, nur auf Riibiis- Blättern gefunden. Er kommt jedoch auch auf den Blülenstielcn von Riibiis vor (Jaap, Triglitz, 1910) und jedenfalls auch auf RiLbiis-Ranken. Auf diesen langgestreckten Organen sind die Stromata zum Teil länglich, auch verschmelzen öfter mehrere miteinander und sind die Ostiola länglich bis fast spalten- förmig. Diese Forma caiilicvla v. H. weicht daher etwas von der Form auf den Blättern ab. Sie ist wahrscheinlich identisch mit Leptotliyriiun clypeosphacrioldes Sacc. (Michelia, 1880, II. Bd., p. 114). 927. Über Sacidium Polygonati El Tis et Marl in. Der Pilz ist in Americ. Natural., Dezember 1884, p. 1*2(34 (n. g.), publiziert und in Ellis, North Americ. Fung., Nr. 1365, ausgegeben. Die Conidien werden (Syll. fung., X. Bd., p. 423) als fast kugelig oder fast eckig beschrieben und sollen 5 bis 7 \i groß sein. Offenbar geschah die Beschreibung nach unreifen P2xemplaren, denn nach Tassi'(Syll. fung., XVIII., p. 428) sind die Conidien gerade-zylindrisch, beidendig stumpf und 10^-2[x groß. Da mein Originalexemplar auch noch unreif ist, konnte ich nur den Bau des Stromas studieren. Dieses ist nun ganz so beschaffen wie das der Gattung Lcplotliyrinm (siehe Fragm. zur Mykol, 1910. X. Mitt., Nr. 518). Ein Unterschied besteht nur in der Conidienbildung. Während 124 F. V. llülincl. die Lcplotliyriiuu-.\vtQ,r\ sichelförmige, beidenciig spitze Coiii- dien in großer Menge bilden, sind die Conidien von Sacidiiim Polygonati E. et M. zylindrisch und gerade. Letzterer Pilz ist nun ganz nahe verwandt mit dem in in der Syll. fung., 1884, III. Bd., p. ö44, als Lepiostrouia Polygonatmu Lasch angeführten und in D. Saccardo, Mycoth. italica, Nr. 764, ausgegebenen Pilze. Dieser Pilz ist aber von Lasch' Pilz, der auf Po/)'^'o;/?;/;?-Stengeln wächst, völlig verschieden, worauf Oudemans (Revue myc, 1902, XXIV. Bd., p. 106) aufmerksam machte. Leptostroma Polygouatiim Sacc. non Lasch ist von Oudemans (Ned. Kruid. Arch., 1902, III, Ser. 11,3, p. 731) als Leptostroma Cotivallariariim Oud. näher beschrieben worden. Die Untersuchung dieses Pilzes zeigte mir, daß er ganz so gebaut ist wie Leptothyriiun und auch das Stroma unter der Cuticula entwickelt, daß aber die Conidien zylindrisch, gerade und etwa Q^\[i groß sind. Ferner liegen die Conidien nur in einer Schichte parallel nebeneinander, sie werden daher nicht wiederholt, sondern nur einmal gebildet. Daraus ist zu ersehen, daß Leptostroma Couvatlariarnin Oud. sich ganz so verhält wie Sacidiiim Polygonati E. et M., beide gehören in dieselbe Gattung. Nach Fragment Nr. 928 ist aber der Pilz keine Leptostroma und nach Fragment Nr. 557 (1910, XI. Mitt.) muß die Gattung Sacidimn gestrichen werden. Am nächsten steht der Pilz der Gattung Lepiotliyriiim, mit der er im Stromabaue vollkommen übereinstimmt, von der er aber durch die Conidien verschieden ist. Da Leptothyriiun eine gut und scharf begrenzte Gattung ist, so wäre es falsch, durch Einbeziehung von Arten, die Abweichungen zeigen, ihren bestimmten Charakter wieder zu verwischen. Ich stelle daher für die beiden in Rede stehenden Pilze die neue Gattung Rliahdothyrium auf. Nach Auffassung F. Tassi's ist S. Polygonati E. et M. nur eine Varietät von Leptostroma Convallariarnni Oud.; er bezeichnet sie als var. americaniim Tassi. Gegen diese Annahme spricht schon die große Verschiedenheit der Coni- dien beider. Vergleicht man nun aber die Stromata beider Fragmente zur Mykologie. 1 2o Arten miteinander, so bemerkt man, daß auch diese vonein- ander verschieden sind. Lcpfostronia Coiiva/larianmi hat, von oben gesehen, ganz scharf begrenzte Stromata, während 5. Polygoiiafi gegen die Ränder allmählich verlaufende und ganz dünn werdende Stromata besitzt. Daher sehen die Stromata beider Pilze, von oben gesehen, ganz verschieden aus, die beiden Pilze sind spezifisch verschieden. Rhabdothyrium v. H. Lepiosivomaceae. Stromata subcuticulär, ganz genau so wie bei Leptothyrinm gebaut. Conidienträger kurz; Conidien zylindrisch, gerade, stumpflich-endig, in einfacher Lage par- allel nebeneinander stehend, einzellig, hyalin, nur einmal (nicht wiederholt) entwickelt. Typusart: Rhabdotliyriiiui CuiivaUarianuu (Oud.) v. H. Syn.: LeptostroiiiaPolygonatiun Aut. (Fuck., Sacc. etc.). Leptostronm ConvaUariarinn Oud. 1902. Zweite Art: Rli. Polygonati (E. et M.) v. H. Syn.: Sacidium Polygonati E. et M. 1884. Leptostronia Convallarianun Oud. var. anicri- cannni Tassi 1904. Rli. Convatlaviaruni (Oud.) v. H. h;i| breit elliptische, unter der Cuticula eingewachsene, 200 bis 300 |j- lange, ISOjx breite, 40 n. dicke Stromata, die noch beim Rande 20 [x dick sind und, von oben gesehen, bis zum scharfen Rande fast gleichmäßig dunkelbraun sind. Die braune Grenzschichte be- steht überall aus einer einfachen Lage von etwa 4 \x breiten l^arenchymzellen, die gegen den Rand radiär angeordnet sind. Im Querschnitt ist die Decke 2 bis 3 [a, die braune Basalschichte 3 bis 4 ja dick. Das Innengewebe ist nur an der Basis entwickelt und besteht aus parallelen senkrechten Reihen von hyalinen, im Querschnitte fast quadratischen, 4 bis 5 i; 4 »x großen Zellen, deren 4 bis 5 in einer Reihe liegen. Der Loculus ist spaltenförmig und so breit wie das Stroma. Conidienträger sind sehr kurz, kaum zu sehen. RJi. Polygonati (E. et M.) v. H. ist ganz ähnlich, nur verlauten die Stromata am Rande ganz dünn, daher sie nicht 12() F. V. Höhnel, scharf begrenzt sind, und die cinzellschichtige braune Decke gegen den Rand sehr dünn und durchsichtig ist. 928. Über die Gattung Leptostroma Fries. Zur Beurteilung der Frage, was unter Leptostroiiia Fr. zu verstehen ist, sind die Angaben in Fries' Werken maß- gebend. In Fries, Syst. myco!., 1823, II. Bd., p. 597, fülirt Fries neun Leptostroiiia -Arten an. Die erste Art, L. scriptmn, wäre eigentHch die Typusart. Aliein diese scheint verschollen zu sein. Die Fruchtkörper sollen hervorbrechen, daher ist sie offenbar keine Lepto- stromacee. Überdies sagt Fries selbst, daß sie durch den Äythonia-Viahxius und das W'achstum auf Holz von den folgenden abweicht. Er hat sie in der Tat 1825 in Systema orbis vegetabilis, p. 121, zum Typus der neuen Gattung Lahrclla gemacht. vSie kommt daher bei Leptosironia nicht mehr in Betracht. Die zweite Art, L. scirpiunni Fr., muß daher als der Typus der Gattung Leptostroiiia angesehen werden. Sie ist häufig und vielfach ausgegeben. Allein alle von mir unter- suchten Exsiccaten derselben erwiesen sich als völlig überreif und unbrauchbar. Doch sah ich soviel, daß der Pilz kein Lcptothvrium sein kann. Er hat nur oben eine schwarze, opake, sehr kleinzellige Decke, die Basis ist blaß, während bei Leptotliyriniii die dunkle Stromaaußenschichte größerzellig, einzellschichtig ist und oben und unten in gleicher Weise entwickelt ist, also ringsherum geht (siehe diese Fragmente, 1910, X. Alitt., Nr. 518). Damit stimmen die Angaben ßubäk's (in Hedwigia, 1905, 44. Bd., p. 356) überein, der gut ent- wickelte Exemplare untersuchen konnte. Nach ihm ist die Basalschichte schwach gelblich. Darauf sitzen 10 bis 20^ 2 bis 2-5 |x große Conidienträger, die stäbchenartige, 2 bis 4 « 1 bis 2 jj. große hj^aline Conidien entwickeln. Der Pilz ist kein Leptotliyriniii, wie Bubak meint, sondern muß, wie aus folgendem hervorgeht, als T3^pus der Gattung Leptostroiiia Fr. betrachtet werden. Von der dritten Art, L. cariciiiiiiu, konnte ich gute Exemplare aus Fuckel, Fungi rhen., Nr. 18G, untersuchen. Fragmente zur .MykoloL;ic. 127 Der V\\z entwickelt sich unter der Cuticula auf der Epidermis und zeigt außen eine völlig opak-schwarze, hrüchige Decke, die am äußersten Rande aus einer, sonst aus mehreren Lagen von sehr kleinen (kaum Tö jx breiten) rundlichen Zellen besteht. Das Basalgewebe ist ebenfalls sehr kleinzellig und blaß. Darauf sitzen, dicht palisadenförmig stehend, die ein- fachen, etwa 8 bis 10 ^ 1 [i großen Conidienträger. Die hyalinen Conidien sind 4 bis 5-0"5jx groß, gerade, stäb- chenförmig. Der Pilz ist also kein Lcptothyriiuu, sondern eine zweite Leptostrojiia -Art. Die vierte Art, L. jintciiniiu, ist in Sclerom. suaec, Nr. 530, und Mougeot et Nestler, Nr. 653, ausgegeben, wie Fries selbst angibt. Saccardo (Syll. fung., III, p. 660) nennt den Pilz LeptostroincUa jtincina (Fr.) Sacc. und schreibt ihm zylindrische, gekrümmte, 25 bis 30 5=; 2 [j. große Conidien zu. Der Typus der Gattung Leptostromella Sacc, nämlich Lepto- stroincUa septorioidcs Sacc. et R., ist aber ganz anders gebaut. Nach der genaueren Beschreibung und Abbildung desselben von Di ed icke (Krypt. Fl. Brandenb., IX. Bd., p. 730, und Fig. 10, p. 718) ist es keine Leptostromacee, sondern eine Pachystromacee (siehe Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 263), welche die ganze Blattdicke durchsetzt. Leptostromella Sacc. ist eine Mischgattung, die mindestens drei verschiedene Genera enthält. Dazu kommt noch der weitere Umstand, daß auf J«7/<://5-Halmen noch eine andere Leptostromacee vorkommt, nämlich L. Juncacearmn Sacc. (Syll. fung., 111, p. 644). Die Untersuchung des von Fries zitierten Exemplars von L. junceiim in Mougeot et Nestler, Crypt. Vosges- rhenanae, Nr. 653, das zwar ganz steril ist, zeigte mir, daß dieser Pilz identisch ist mit L. Jimcacearum Sacc. Die mit Saccardo's Beschreibung ganz übereinstimmenden Exsiccaten: Raben hör st, Fungi europ., Nr. 59; Sydow^, Mycoth. march., Nr. 2198; Roumeguere, Fungi gallici, Nr. 2318, welche sämt- lich ganz richtig als L. Jimcinum Fr. ausgegeben und gut fruchtend sind, stimmen im Baue des Stromas und äußerlich \-ollkommen mit Mougeot's und Nestler's Pilz überein und sind damit identisch. 128 F. V. Iliihnel, Leptostromella jimcina Sacc. ist daher von Leplos/roiua jiuic/iia Fr. völlig verschieden. Die als Leptostromella jtmciua (Fr.) Sacc. ausgegebenen Exsiccaten: Sydow, Myc. march., Nr. 4880, und Roume- guere, Fungi sei. exs., Nr. 7139, sind falsch bestimmt und unreife Phyllachora-Zustände. Leptostroma juiicina Fr. (= Leptostroiini Juncaceiinnii Sacc.) ist ganz so gebaut wie L. scirpiunui Fr. und L. cari- cinuui Fr. und daher eine typische Leptostroma. Die Leptostroma -Arten (5 bis 7) L. ßlieimim Fr., L. Spireac Fr. und L. vulgare Fr. sind, wie ich festgestellt habe, nach dem Baue typische Z(?/?/o//y77///// -Arten. In Fries, Elench. fung., 1828, II. Bd., p. 150, sind nur diese drei Leptostroma- Arten angeführt. Die Gattung Leptothyrium K. et S. ist im Jahre 1823 aufgestellt worden (Kunze und Schmidt, Mykologische Hefte, II, p. 79), während Leptostroma Fries 1815 in Observ. mycol., I, p. 197, aufgestellt wurde. Erstere Gattung wurde daher aus Teilen letzterer geschaffen und ist noch heute gültig. Die achte Leptostroma -Avi bei Fries, L. hysterioides Fr., wird wegen der spindelig-fadenförmigen Sporen heute zu Leptostromella Sacc. gestellt (siehe Diedicke, Krypt. I"l. Brand., IX. Bd., p. 729, und Fig. 9, oben p. 718), allein sie weicht nicht nur vom Typus dieser Gattung (siehe oben), sondern auch von den echten Leptostroma- und Leptothyrinm- Arten dadurch ab, daß die Stromata nicht auf der P.pidermis unter der CuticuUi, sondern in der Epidermis (mit der Außen- wand dieser verwachsen) entstehen. Ist \-ielleicht eine eigene neue Gattung. Die neunte Art bei Fries, L. sphaeroides Fr., scheint ein steriler Pilz zu sein und dürfte außer Betracht kommen. Man ersieht aus diesen Angaben, daß die bei Fries an- geführten neun Leptostroma -Arien wahrscheinlich sechs ver- schiedenen Gattungen angehören. Als typische wirkliche Lepto- stroma-Arien sind davon nur L. scirpiuum Fr., L. cariciuum Fr. und L. juiiceum Fr. zu betrachten. Sichere Leptostroma- Artcn sind noch L. Pteridis V.hr. und L. jv'iu/stri Desm. Fragmente zur Mykologie. 1 29 Die Formgattung Lcptostroma muß wie folgt charak- terisiert werden. Leptostroiiiiiceac. Stromata dünn, subcuticulär und mit der Cuticula verwachsen. Decke schwarz, opak, mehrzellschichtig, aus sehr kleinen (1 bis 2 |x), isodiametrischen Zellen zu- •sammengesetzt, schließlich unregelmäßig aufreißend. Basal- gewebe blaß oder hyalin, unregelmäßig kleinzellig, dünn. Conidienträger einfach, dicht parallelstehend. Conidien klein, Stäbchen- oder fast spindelförmig, gerade oder wenig gebogen. Bei Leptothyriiim stehen die Zellen des Basalgewebes in senkrechten regelmäßigen Reihen und sind größer, deutlich. Bei Leptostroma sind sie undeutlich klein und stehen un- regelmäßig. 929. Über die Gattung Labrella Fries. Diese Gattung wurde in Fries, Systema orbis vegeta- bilis, 1825, Pars I, p. 364, aufgestellt. Auf p. 121 dieses Werkes kündigt er die Gattung an und sagt, daß Leptostroma scriptum Fr. zu ihr gehört. Dieser Pilz ist nicht nur ver- verschollen, sondern wird auch von Fries selbst 1828 im Elenchus fungorum, II, p. 149, in der Gattung Labrella nicht mitangeführt. Er kommt daher für diese Gattung nicht mehr in Betracht. In Systema orbis vegetabilis, 1825, Pars I, p. 364, charak- terisiert Fries die Gattung Labrella und führt Labrella graminea als dazugehörige Art an. Endlich behandelt er im Elenchus, 1. c, die Gattung Labrella ausführlich und stellt in dieselbe folgende drei Arten: 1. L. graminea Fries. Dieser Pilz wäre nun der Typus der Gattung. Allein er ist im Herbar Fries in Upsala nicht zu finden und wurde nirgends ausgegeben (siehe diese Frag- mente, 1910, XI. iMitt., Nr. 541). Er muß als verschollen be- trachtet werden und kann nicht in Frage kommen. 2. L. Pfarmicae Desm. Mier zitiert Fries das Exsiccat Desmazieres, Nr. 189. Dieses Exsiccat, in Plant, cryptog. du Nord de la France, Fase. IV, 1826, nannte Desmaziere ursprünglich L. Ptarmicac und gibt dazu eine wesentlich Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 9 130 F. V. Höhnel, unrichtige Beschreibung. Erst im Jahre 1849 (Ann. scienc. nat. Bot., III. Ser., XL Bd., p. 361) publizierte er eine richtige Diagnose des Pilzes, da er inzwischen erkannt hatte, daß der Pilz ein Ascomycet ist. Er nannte nun diesen Pilz Scliizo- tltyrimn Ptannicae Desm., unter welchem Namen er noch heute bei den Euphacidieen steht. Daraus geht hervor, daß L. Piarmicae Desm. =: Schizothyrium Ptannicae Desm. ist. Ich habe in der Tat bei der Untersuchung des Original- expemplars des Pilzes und von vier weiteren Exsiccaten desselben von verschiedenen Orten stets nur einen Ascomy- ceten gefunden und keine Nebenfruchtform. Nun führt aber Saccardo (Syll. fung., III, p. 635) unter dem Namen Leptothyriiun Ptarmicae (Desm.) Sacc. einen Pilz an, von dem er sagt »Labrella Ptannicae Desm., Exs. Nr. 149 ex parte?« (offenbar meint er das Exsiccat Nr. 189), der ein- bis zweizeilige, eiförmig-längliche, 10 t; 6 bis 7 ja große Stylosporen haben soll und als mögliche Nebenfrucht von Schizothyrium Ptannicae Desm. ausgegeben wird. Diese angebliche Form ist aber weder von mir an fünf guten Exemplaren des Schizothyrium Ptarmicae, noch sonst von jemanden seither gefunden worden; sie existiert offenbar nicht. Auffallend ist, daß die angeblichen Stylosporen den Ascussporen in Gestalt und Größe ganz ähnlich sind und daß Saccardo anscheinend nur das Desmazieres'sche Exsiccat kannte. Wenn er den oben geschilderten Sachverhalt gekannt hätte, hätte er vielleicht diese Labret ta -Art nicht aufgestellt. Ich muß daher annehmen, daß Leptotltyrium Ptarmicae Sacc. nicht existiert. L. Ptarmicae Desm. ist daher eine Phacidiee. 3. Was die dritte Art, L. capsici, ist, habe ich in diesen Fragmenten, 1910, XI. Mitt., Nr. 541, angegeben. Es ist eine eigenartige stromatische Form, die offenbar am nächsten mit Anaphysmene Bubäk (Ann. myc, 1906, IV. Bd., p. 122) ver- wandt ist und auch Beziehungen zu Pseudostegia Bubäk (Journ. of Mycology, 1906, XII. Bd., p. 56 und 183) erkennen läßt. Ich möchte diese Formen eher als Pachystromaceen denn als Melanconieen betrachten. Wollte man die Formgattung Labrella Fries aufrecht erhalten, so müßte man die L. capsici Fr. zum Typus Fragmente zur Mykologie. ' <■' ' derselben erklären. Es ist aber eine wenig ausgesprochene Form, deren Originalexemplar zu einer scharfen Charakteri- sierung kaum ausreicht. Überdies paßt L. capsici Fr. gut in die später abgetrennte Gattung CheiJüria Libert (siehe Frag- ment Nr. 964) und kommt daher kaum mehr in Betracht. Die Gattung LabreUa Fries muß daher gestrichen oder so lange in Schwebe gehalten werden, bis feststeht, was L. graniinea Fr. ist. Die vielen seither in die Gattung ge- stellten Arten gehören verschiedenen Gattungen an und müssen nachgeprüft werden. 930. Über die Gattung Thyriostroma Diedicke. Die von mir (Fragm. zur Mykol., 1910, X. iMitt., Nr. 518) aufgestellte Familie der Pycnothyrieen umfaßt nur die Neben- fruchtformen der echten Alicrothyriaceen, deren Gehäuse ober- flächlich auf der Cuticula sitzen und so wie die dazu- gehörigen Ascusfrüchte invers stehen, d. h. mit der Oberseite angewachsen sind. Welche der von mir 1. c. angeführten (rattungen wirklich dazu gehören, muß noch näher festgestellt werden. Es ist daher falsch, wenn Diedicke (Ann. mycol.. 1913, XI. Bd., p. 175 f.) zu den P3'cnothyrieen. Formen stellt, die unter der Cuticula eingewachsene Fruchtkörper besitzen. Das sind echte Leptostromaceen. Dies gilt zunächst für die Gattung Thyriosfronui, welche gestrichen werden muß. Thyriusiromapteridis (Ehrb.) Died. ist eine ganz typische Leptostroma (siehe Fragment Nr. 928j. Die Decke der Frucht- gehäuse besteht nicht aus undeutlichen, gewundenen, sondern aus sehr kleinen, isodiametrischen Parenchymzellen. Die Conidien sind nicht kugelig, sondern stäbchen-spindelförmig, wenig gekrümmt, 5 bis 6^1 ix. Th. Spircae (Fr.) Died. ist ein ganz typisches Lepto- thyrhim und kein Leptostroma, wie man bisher annahm. Die »Mittelsäule«, auf die Diedicke einen besonderen Wert zu legen scheint, ist irrelevant, sie stellt einfach eine Stelle dar, wo das Basalgewebe, das aus senkrecht gereihten Zellen besteht, bis zur Decke reicht, also steril blieb. Dies kommt 132 F. V. HöhneK bei Lepto/hyri um -Arien oft vor, besonders gegen den Rand der Stromata zu. 931. Über die Gattung Psilospora Rabenhorst und Excipula turgida Fries. Die Gattung Psilospora wurde von Rabenhorst in Hedwigia, 1856, I. Heft, p. 107, mit der Typusart Psilospora faginca (Pers.) Rbh. aufgestellt. Obwohl Rabenhorst die Gattung vollkommen richtig als stromatisch charakterisiert hat, wird dieselbe in der Sylloge fungorum (III. Bd., p. 679) als einfache Pycnidenpilze um- fassend dargestellt und bei den Excipulaceen eingestellt, danach ebenso in den deutschen Handbüchern und von Diedicke in der Kryptogamenflora von Brandenburg. Ps. faginea ist aber eine stromatische Form mit charak- teristischem Baue. Die Untersuchung dieses auf Rotbuchen gemeinen Pilzes zeigt, daß derselbe ein sich zwischen den äußeren Kork- zellagen entwickelndes Hypostroma besitzt, das manchmal ganz klein bleibt und dann nur ein Conidienstroma entwickelt, das pycnidenartig aussieht, meist aber mächtig wird und dann nicht übersehen werden kann. Das Stromagewebe besteht aus senkrecht gereihten, offenen Parenchymzellen, die im unteren und im eingewachsenen Teile des Stromas durch- scheinend hellbraun, dünnwandig und etwa 4 [j. breit und 6 bis 8 [t lang sind. Der obere äußere Teil des Stromas ist ganz unregelmäßig gestaltet, zerrissen und lappig. Hier sind die Zellen schwarzbraun, größer (4 bis 9 |ji) und mehr isodiametrisch. Die Loculi entstehen im oberen Teile des Stromas zerstreut, sind sehr verschieden groß, oft ganz klein oder unregelmäßig gestaltet. Die normal entwickelten sind etwa 120 [x hoch und 100 |Ji breit, ganz ohne eigene Wandung, oben mit dünner Decke, die unregelmäßig zerreißt. Die Coni- dienträger sind von der Basis der Loculi bis fast zum Scheitel der Loculi entwickelt. Psilospora gehört daher mit \'ielen anderen bisher als einfache Pycnidenpilze aufgefaßten Formen zu den Pachy- stromaceen. Fragmente zur Mykologie. 1 33 Excipiilü turgida Fries, später Catimila turgUa Desm. genannt, wurde von mir in die Gattung Dothicliiza Sacc. (non Libert) gestellt. Nachdem ich nun aber die Gattung Dxcipulaceen aufgeführt. Diedicke hat sie in Krypt. Flora Brandenb., IX. Bd., nicht aufgenommen und rechnet sie zu den wahrscheinlich ganz zu streichenden Gattungen (siehe auch Ann. mycol., 1913, XI. Bd., p. 533), allein mit Unrecht; denn offenbar versteht Saccardo unter Discula jene Formen, welche so wie Discella gebaut sind, aber einzellige, hyaline, längliche Conidien haben. Da nun der T3'pus der Gattung Discella gut bekannt ist (siehe Fragment Nr. 938), so ist die Gattung Discula gut charakterisiert. In der Tat wurden sämtliche in Syll. fung., III, angeführte Discula -Arten von den betreffenden Autoren ur- sprünglich als Discella -Arten beschrieben. 134 F. V. Höhnel, Als Typus der Gattung Discula kann gleich die erst- angeführte Art Discula Platani (Peck) Sacc. dienen. Diese ist nicht, wie Di ed icke in Ann. mycol., 1. c, sagt, mit Gloeo- spoj-inm nerviscqnufu identisch, sondern aus Klebahn's Unter- suchungen (Jahrb. für wissensch. Bot., 1905, 41. Bd., p. 532 ff.) geht hervor, daß der Conidienpilz von Giiouwnia Veneta (Sacc. et Speg.) Klebh. in zwei deutlich verschiedenen Formen auftritt, als Gloeosporidiiuu und als stromatischer Pilz, der in der Ausbildung einigermaßen variabel ist, aber sich fast stets als ganz tj^pische Discula zeigt. Wenn der Pilz (vielleicht infolge schlechterer Ernährung) schwächer ent- wickelt ist, ist von dem Stromagewebe kaum etwas zu sehen und der conidienführende Hohlraum ist einfach, so in Fig. 42 bei Klebahn, 1. c, p. 541, als D. Platani {Myxosporium vals- oidtum) bezeichnet. Von dieser Form ausgehend, gibt es nun nach Klebahn alle Übergänge bis zu der 1. c, p. 548, abgebildeten (als Sporofiacma Platani [Fnsicoccum vero- neiise] bezeichneten), an der die stromatische Natur des Pilzes deutlich zu erkennen ist und wo eine mehr minder vollkommene Kammerung des Conidienraumes v^orhanden ist. Eine derartige unvollständige Kammerung der Conidien- loculi ist bei stromatischen Pilzen bei üppiger Entwicklung eine häufige Erscheinung. Auch bei Discella carhonacea kommt dies vor. Daraufhin sowie auf die »Säulenbildung«, die ja auch nur eine Art der unvollständigen Kammerung darstellt, darf man kein generisches Gewicht legen. Mit Myxofusicoccnm Die dicke (1912), welche Gattung zu den Sclerophomeen gehört, hat Discula nichts zu tun. Auch die Gattung Scleropycnis Sydow (1911), welche eine dicke kohlige Basaltschichte aufweist, ist sowohl \'on Discula wie von Fnsicoccuiu generisch verschieden. Was ich daher in der Zeitschrift für Gärungsphysiologie 1914, W. Band, p. 217 ff. auf Grund der Angaben Diedicke's über die Identität dieser Gattungen usw. sagte, ist, wie mich die seither vorgenommene Untersuchung der Originalexemplare fast sämtlicher Myxo- /usicoccum-Avten lehrte, unrichtig. Beim Studium der stromatischen Formen ist auf die große Variabilität derselben entsprechende Rücksicht zu nehmen. Fragmente zur Mykologie. I 3o iVlit Bezug auf den Conidienpilz von Gnonioiiia Veneta bemerke ich noch, daß die zwei Formen, in welchen er auf- tritt, zu heißen haben: 1. Gloeosporidium Platani (Lev.) v. H. Syn.: Hymen iila Platani Lew. W Fnsariuui Platani Mont. 1849. Gloeosporiuiu Platani (Mont.) Oud. 1867. Fusarium nervisequuni Fuck. 1869. Gloeosporitim nervisequuin (F u c k.) S a c c. 1 88 1 . 2. Discula Platani (Oud.) v. H. Syn.: Discella Platani Oud. 1876 bis 1877. Discella Platani Peck 1878. Gloeosporiiuu ualsoideum Sacc. 1881. Hyinenula- ramulorum Pass. 1884. Discula Platani (Peck) Sacc. 1884. Sporoiiaema Platani Bäumler 1890. Fnsicoccum veronense Massalengo 1900. Myxosporiinn valsoidenni (Sacc.) Allescher 1902. Die Gattung Discula muß wie folgt charakterisiert werden: Discula Sacc. 1884. Pachyslrontaceae. Stromata in und unter der Epidermis oder dem Periderm entwickelt, meist flach, kleinzellig, par- enchymatisch, mit einem einfachen oder mehr minder ge- kammerten oder von Strängen (Säulen) durchsetzten Loculus, außen braun bis schwarz. Conidienträger einfach, meist pfriem- lich. Conidien einzellig, hyalin, länglich, mittelgroß. Ostiolum fehlend, Loculus oben rundlich oder unregelmäßig aufreißend. 934. Über Scleropycnis abietina Syd. Der in Ann. m^^col., 1911, IX. Bd., p. 277, beschriebene und abgebildete Pilz ist meiner Ansicht nach identisch mit 136 F. V. Hölinel Naeniaspora Pini Preuß (Linnaea, XXVI. Bd., Fungi Hoyers- werda, Nr. 148). Letzterer Pilz wird in der Syli. fung., III. Bd., p. 248, Fusicoccum Pini (Pr.) Sacc. genannt. Die daselbst wiedergegebene Originalbeschreibung stimmt ganz gut zu den Angaben über Scleropycnis abietma. Insbesondere heißt es von den .Sporen: »oblongis, basi attenuato-acuminatis«, womit die sehr charakteristische Gestalt der Conidien gut gekenn- zeichnet wird. Von Fnsicocctitn Pini (Pr.) Sacc. gab Delacroix (Bull, soc. mycol., 1891, VII. Bd., p. 1 12, Taf. VIII, Fig. n) eine kurze Beschreibung und Abbildung. Letztere stimmt ziemlich gut zu unserem Pilze, doch ist die Gestalt der Sporen nicht exakt wiedergegeben. Delacroix gibt an, daß zwischen den Coni- dienträgern ziemlich lange, verzweigte Fäden (Paraphysen) auftreten. .Allein es ist sicher, daß die Hyphenfäden keine normale, sondern eine Alterserscheinung sind. Er selbst führt an, daß bei Cytospora piuastri Fr. im Alter verzweigte »Paraphysen« auftreten, welche oft die ganze Pycnidenhöhlung durchsetzen (Bull. soc. mycol., 1890, VI, p. 177). Delacroix fand sein Fusicoccum pini auf Fichtenzweigen, genau so wie auch iS. abieiina auf solchen auftritt. Bei Preuß heißt es »in cortice Pini leviore«, woraus nicht hervorgeht, ob Fichte oder Föhre gemeint ist. Nach Delacroix bildet der Pilz bis 1 cm lange fädige Sporenranken, nach Preuß hingegen Tropfen. Dies hängt nur von den Feuchtigkeitsverhältnissen ab. Leider macht Delacroix keine Angaben über die .Sporendimensionen. 5. abietina wird 1. c. mit verschiedenen Gattungen ver- glichen; Fusicoccum wird aber nicht zum Vergleiche heran- gezogen, obwohl diese Gattung nach der Beschaffenheit des l^ilzes die allernächstliegende gewesen wäre und daher .Saccardo den Pilz in der Tat als Fusicoccum eingereiht hat. Allein der Pilz hat anfänglich nur ein unechtes, durch Zerbröckelung entstehendes, etwa 50 [i breites, rundliches Ostiolum und daher auch nur eine Conidienhöhlung; diese ist durch Vorsprünge, Balken, halbe Wände etc. unregel- mäßig gekammert; alle Kammern stehen aber miteinander in Verbindung, daher kann der Pilz nicht als Fusicoccum gelten; Fragmente zur Mykologie. 13( er Stellt eine eigene Gattung dar, schon deshalb, weil er ein sehr dickes etwas kohliges Basalgewebe hat. Scleropycnis ist nahe mit Pachydiscnlü \\ H. verwandt, die aber ein blasses fleischiges Gewebe hat. Mit Myxofitsicoccum Diedicke, welche Gattung zu den Sc/erophonieen gehört, da bei ihr Conidienträger vollständig fehlen und die Conidien aus dem Binnengewebe histolysigen entstehen, hat Scleropycnis nichts zu tun. Meine frühere gegen- teilige Ansicht basierte auf den unrichtigen Angaben Diedickes. Diedicke ('I^ parallela (Fr.) Karst 65 Excipula Fries 103 > Empetri Fr 1 03 Riibi Fr 103 Fragmente zur Mykologie. ' 53 Seite Excipula sphaeroides Fr 103 Strobj 103 Jurgicla Fr 103, 132 Excipulella v. H 109 Patellü V. H 109 Excipiiliua Sacc 107, 108, 143 conghitinata Fl 1. et Ev 107 Patella v. H 108, 109 pinea (Karst.) v. H 142 reciirvispora (B. et C.) Sacc 107 Fusariiuu nerviseqimm Fuck 135 » Platani M o n t 135 Ftisella Typhae Lind 1 1 0, 1 1 3 Fnsicoccnm cryptosporioides B. R. S 104 » Pini (Preuß) Sacc 136 » vevouense Mass 134, 135, 139 Gloeosporidinm Platani (Lev.) v. H 135 Gloeosporium nerviseqmmt (Fuck.) Sacc 134, 135, 139 Platani (Mont.) Oud 135 » valsoideum Sacc 135 Godroniella Karst 1 10, 1 1 1, 1 13 Hemisphaeriales Theyssen 54 Hendersonia Arcus Berk. et Br 93 Hendersomila pini D i e d 85, 8() Heteropatella Bonordenii Hazsl 109 » cercosperma (Rostr.) 84, 108, 109 lacera Fuck 107, 108 Heydenia alpina Fres 55 » americana Ell. et Sacc 5ß Höhneliella perplexa Bres. et Sacc 119 Hontoste,^ia Fuck 69 Hovniococctis Preuß 96 » olivascens Sacc 96, 97 Hormodochium Sacc 97 » olivacetim v. H 97 Hymenella Vestergren (non Fries) 113 Hytnenopsis Sacc 110, 112 154 F. V. Höhnet, Seite Hynienopsis Artindinis (Fr.) Sacc 113 » ellipsospora (Fuck.) Sacc 113 media Sacc. et Wint 113 Typhae (Fuck.) Sacc 111 Hymennla niicrospora Bau ml 94, 1 13 » Platani Lev 135 » ramulorum Pass 135 Kellevmannia alpina E. et Ev 84 » anomala (Cke.) v. H 84 » Polygoni Ell. et Ev 84 » pruiii Mc. Alpine 84 » Rufuicis Fautr. et Lamb 84 » sisyrhyiichii Ell. et Ev 84 » yuccaegena Ell. et Ev 82, 84 Labrella Capsici Fr 1 30 graininea Fr 129, 131 » Ptarmicae Desm 129, 130 Leptophonia v. H 73 y acuta V. H 73, 75 * Dolioliun v. H 75 » Paeoniae v. H 75 Leptosphaeria acuta (M. et N. ) 72 » agminaUs Sacc. et M (38, 70 » rimalis Nssl 69, 70 Leptostroma Fries 126 » caricintun Fr 126 » Convallariarmii Oud 124, 125 » > var. americantimTa.ssi\24, 125 » Filicinnui Fr 121, 128 hysterioides Fr 1 28 Juncacearnm vSacc 127, 128 jnnciimm Fr 127 >^ Pinastri Desm 128 » Polygonatnm Lasch 124, 125 » >' Sacc. non Lasch 124 Pteridis Ehrh 1 28, 131 » Riibi (Lib.) Speg. et Rg 143, 145 Fragmente zui' Mykologie. ' 55 Seite Leptostronta sch'pinum Fr 126 scriptum Fr 1 26, 129 » sphaeroides Fr 128 spireae Fr 12 1, 128 vulgare Fr 121, 1 28 Leptostroinella jimcina (Fr.) Sacc 127, 128 septorioides Sacc. et R 127 Leptothyrina Rubi (Duby) v. H 123 Leptothyriiun aceritnnu Cda 145, 147 « " (Kze.) Sacc 145 » clypeosphaerioides Sacc. var. foliicola 122 » filicinnm (Fr.) v. H 121 » Lnnariae Kze 121 » pinastri Karst 121 Pini Austriacae R. et F 121 » Ptaruiicae (Desm.) Sacc 130 Rubi (Duby) Sacc 121, 123 Spireae (Fr.) v. H 121, 131 » vulgare (Fr.) v. H 121 Limacinula Sacc 57 Malmeomyces Starb 58 Melanconiimi Typhae Peck 110, 112, 113 Melochaeta Sacc 77 Microdiscula v. H 132 >> rubicola (Bres.) v. H 132 Micropera cryptosporioides (B. R. S.) v. H 106 stellata (Ell.) Jacz 102 Microthyriuui pinastri Fuck 121 Mycogala finieti D i e d 55 niacrosporuin Jaap . 55 » parietiiium (Schrad.) Rostr 54 Mycosphaerella-Typus 63 Myicopron Flageoletianum (Sacc.) v. H 67 Myriellina Cydoniae (Desm.) v. H 100 Myrothecinm ellipsosporum Fuck 113 » luediuw Sacc. et Wint 113 >^ Typhae Fuck 111, 113 156 F. V. Höhnel, Seite Myxofusicocctim D i e d 1 34, 1 35, 1 36 Myxormia Berk. et Br 1 10, 1 13 » Typhae (Peck) v. H 111 Myxosporiiim valsoideum (Sacc.) Alle seh 134, 135 Naemaspora Pmi Preuß 136 Nectria applanata ?"uck. var. succmea v. H 51 Nitschkea FJageoletiana Sacc 66 Ophiobolns porphyrogomis (Tode.) 75 Patelima cinnabarina (Sacc.) Speg 93 Perlsporhmt Rtibi Lib 143, 145 Peziza Fraxini Schwein 105 Phaeosaccardintila Martini (E. et Ev.) v. H 57 Phoma acuta Fu ck 7 1, 74 y Ruborum West 142 » spartiicola B r u n au d 99 Phragmodothis Theyssen et Sydow 70 Phyllachora silvatica Sacc. et Speg 88 Phyllosticta Cydcmiae (Desm.) Sacc 99 Pilidimn Kze. (non Sacc.) 145 » acerintmi Kze 145, 147 » concaumn (Desm.) v. H 148 » disseminatttm Lib 1 46 Placosphaerella silvatica Sacc 88 Plectonaemella Ftickeliana (Sacc.) v. H 81 Pleiirophoma pleurospora (Sacc.) v. H 76, 99 » porphyrogona v. H 76 Pseudodiplodia atrofnsca (Schw.) Starb 52 » corticis Grove 52 » cyanogena- (Speg.) 53, 92 » diaphana (Fuck.) Sacc. et Syd 139 » herbartim Strass 53 » ligniaria Karst 52 » Lonicerae v. H 53 » Umbelliferartini v. H 52 » Xylariae Ferd. et Winge 53 Pseudographieen v. H 120 Pseudographiiiiii Jacz 115, 117, 119 Fragmente zur Mykologie. lo7 Seite Pseitdognipliitiiii Boiidieri (Rieh.) Jacz 117 flavouiride (Fuck.) Jacz 116 hispidtUum (Ellis) Jacz 117 macrospora (B. et C.) Jacz 1 16, 1 18 Persicae (Sc hw.) Jacz 116 sqimrrosinn (Rieß) Jacz 102, 116 nlniicola (Ellis) Jacz 117 Psilospora Rbh 132 Faginea Rbh 104, 132 » turgida (Desm.) v. H 104 (Fr.) V. H 133 Psilosporina Died .• 133 Pycnidiella alho-oUvacea v. H 92 » resiiiae (Ehrb.) v. H 91 Ouateniavia qitaternata var. Circassica (Rehm) 60 Rhabdospora cercosperma (Rostr.) 108, 109 » pleosporoides S a c c 1 08 Rhabdostroinella v. H 145 Riibi (Lib.) V. H 122, 145 Rhabdothyriuni v. H 125 » Convallariarum (Oud.) v. H 125 Polygonati (E. et M.) v. H 125 Riccoa Cavara 56, 57 Rupinia R. et S p 56, 57 Saccardia Martini Eli. et Sacc 57 Sacidium Polygottati Eil. et Mart ] 23, 125 Schizothy rinnt Ptarmicae Desm 130 Scleropycnis Sy d 1 34, 135 » abietina Syd. . . . .- 135 Septontyxa Spaethiana (All.) v. H 139 Septoria {Rhabdospora) pinea Karst 142 Siropatella stenospora (B. et Br.) v. H 98 Sirothyriella piviastri v. H 121 Sirozythia olivacea \". H 97 Sphaeria Janns Berl<. et Curt 67 » microscopica Fuck. (an Fries?) 81 (Dofhidca) Rubi Diihy 121, 123 158 F. V. Höhnel. Seite Sphaerographium ahditnm Sacc. et Scalia 103 » capillare (E. et Harkn.) Sacc 102 Coiyli Rieh 102 » echinciHtin (B. et C.) Sacc 102 » Fraxmi (Peck) Sacc 102 » hystidcimim (Ell.) Sacc 102 » Lantanae Died 87 » Lantanoides Peck 102, 11.8 » Lonicerae (Fuck.) Sacc 100 » Microperae (C k e.) Sacc 102 » petiolicola Karst 108 » senahiin (B. et C.) Sacc 102 » sqiiarrosnm (Rieß) Sacc 102 stellatiim (Ell.) Sacc 102 Sphaeronaenm blepharistommn B. et Br 79 >■ caespitosiim Fuck 148 » capillare Ell. et Harkn 118 » cyliiidricum (Tde.) Fr 78, 119 » diaphaimm Fuck 139 » FtickeUanum Sacc 86 » Lonicerae Fuck 102 » macrosperutttm Karst 84, 86 » macrosporiim B. et C 1 1 7, 1 1 8 » Microperae Cke 118 » Paeoniae v. H 75 » nibicolnm Bres 141 » senecionis Syd 71 » squarrosiuu Rieü 101 » vitreiim Cda 79 Sphueronaemella Karst 79 » diaphana (Fuck.) Sacc 139 Sphaeropezia Empetri (Fuck.) Rehm '. 103 Sphaerosiilbe ßaniineo/a v. H 50 Sporonaema Castaneae Mass 147 » dtibium Mass 147 Platani Bäuml 135, 139 » qitercicohuu Mass 147 l*'iagmente zui- Mykologie. 159 Seite Sporunacnta strobiliuinu Dcsm 139, 140 Stagonospora dulcdnuii-ac Pass 92 Stagonostroiiia Arcus (B. et Br.) v. H 93 » dulcaiiiarnc (Pass.) Died 93 Styloiiectria üpplanata v. H 52 utrofnscii (Sciiw.) v. H 52 XyJariae (F. et W.) v. H 53 Stylouedriella herhanim (Strass.) \. H 53 » Unihelliferaniui v. H 53 Stysanus (lennühiis Fuck 102, 1 20 Suhulariella v. H 1 02, 1 1 7, 1 1 9 uiacrospora (B. et C.) v. H 118 Thyriostronia pteridis (Ehrb.) Died 131 » spireac (Fr.) Died 131 Thysanopyxis pnlclicUa Ces 112 Trichopeltaceen Theyssen 54 Tnilliila Ces 95, 97 » Legiimifiimi a) Spart ii Ces 9() » mehiiiochlora (Desm.) v. H 97 » nitidiila Sacc 98 » olivasci'us Sacc 96, 97 » » var. slipilafo-capitata Cav 97 pirina Bres 98 Tymp Ullis Fraxini Vv 105 Valsü conoidca Rehm 90 » decorlicans (Fr.) N. var. Circassi ca Rehm ()0 parallela (Fr.) N (55 Valseen-Typus 63 Xenostroma caespitosnm (Fuck.) a*. H 149 Zytliia alho-oliuacea v. H 91 elegaiis Vv 90 " Fragariae Laib 90 Nepentlies P. H e n n 90 » pinasiri Karst 90 » resittae (Ehrb.j K 92 Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 3. und 4. Heft 11 1G3 Der Meerschaum von Kraubath in Steiermark von H. Leitmeier. (Vorgelegt in der Sitzung am 4. März 1915.) Während der Meerschaum bei den Umwandlungsprozessen, denen die Serpentine so häufig unterworfen sind, ziemhch \"erbreitet ist, war in dem Olivinfels-Serpentinvorkommen von Kraubath bisher dieses Mineral nicht gefunden worden; ein auffälliger Umstand, auf den mich noch vor meiner Unter- suchung des Kraubather Gebietes, die mit Hilfe einer Sub- vention der Kaiserl. Akademie nunmehr im Gange ist, Herr Hofrat von Tschermak gesprächsweise aufmerksam machte. Bei meinen ersten Untersuchungen konnte ich nur das ab- solute Fehlen dieses Minerales im Bergrevier von Kraubath feststellen. Im Spätsommer 1913 wurde von den steirischen Magnesitwerken ein unbekanntes Mineral auf der östlichen Seite des Wintergrabens ^ durch einen neuangelegten Stollen angefahren. Die Untersuchung bestätigte die Ver- mutung, daß es sich um Meerschaum handelt. Der Meerschaum von Kraubath bildet bandförmige Ein- lagerungen in den amorphen Magnesit, die in der Mächtigkeit von 1 mm bis zu 20 dm schwanken (wie der damalige Befund ergab). Das Mineral selbst ist teils blendend weiß, teils gelb- lich und grünlich gefärbt. Es bildet erdige Massen, die sehr weich und leicht zerreiblich sind, oder dichte (dem äußeren Auftreten nach) großmuschelige Aggregate; die letzteren sind gewöhnlich weiß oder gelblich. Diese gelbe Farbe rührt von 1 Dies ist die Bezeichnung des Grabens auf der Spezialkarte; orts- üblich wird dieser Graben als Sommergraben bezeichnet und ein Parallel- graben als Wintergraben. 164 H. Leitmeier, geringen Mengen Eisenoxyd her, wie ich analytisch fest- stellen konnte. Nur diese scheinbar dichten, nicht erdigen Massen erwiesen sich zu einer chemischen Untersuchung geeignet, da die erdigen Varietäten mit bedeutenden Mengen Magnesit gemengt waren. Nur auf erstere beziehen sich daher die folgenden Angaben. Die Grube, die unser Mineral enthält, ist sehr reich an Tageswässern und der Meerschaum kann nur in mit Wasser vollgesogenen Stufen gewonnen werden. Die Untersuchung wurde erst vorgenommen, nachdem das Mineral ein halbes Jahr gewöhnlicher Zimmertemperatur aus- gesetzt war. Unter dem Mikroskop erweist er sich als zum größeren Teil aus krystallisierten Fasern bestehend, die aber wiederum in kleine Fäserchen aufgelöst werden können. In der Längs- richtung der Fasern y'. Dichtebestimmungen haben an einem Mineral, das alle möglichen Flüssigkeiten zu adsorbieren vermag, keinen Wert. Analyse. Die quantitative Analyse zeigte, daß dem Mineral etwas Magnesit beigemengt ist. MgO 24-88 CaO 0-14 FeO 0-6.3 CO.. 3-49 SiOo 50-53 HoO 20-00 99-67~ Wenn man in dieser Analyse die Kohlensäure und die dieser als ISIagnesiumcarbonat entsprechende Menge MgO ab- rechnet, so erhält man die im folgenden unter I angeführten Zahlen. Unter II sind die theoretischen, nach der Formel be- rechneten Werte angegeben: I II MgO 23-32 24-17 CaO 0-15 — FeO 0-68 — SiOg 54-34 54-25 H._,0 21-51 21-58 100-00 100-00 Meerschaum von Kraubatli. J 6i) Denkt man sich das CaO und FeO als Vertreter des MgO im Minerale enthalten, so stimmt die AnaU^se in sehr be- friedigender Weise mit der Formel 2MgO, 3SiO,,4H,0, die vielfach für Meerschaum angenommen wird, überein. Und dennoch ist diese Übereinstimmung, so groß sie auch ist, nur eine rein zufällige. Es wurden an diesem Meerschaummaterial, eben weil es so gut mit den theoretischen Werten übereinstimmt, eine Reihe von \^ersuchen über die Art des Wassergehaltes ausgeführt. X'orher muß aber ganz kurz auf die bisherigen Ansichten eingegangen werden (näheres siehe in C. Doelter, Handbuch der Mineralchemie, Bd. II, p. 379 u. ff. und in der im späteren zitierten Arbeit von H. Michel). W. \'ernadsky^ hat eine Trennung in eine a- und ß-Form vorgeschlagen, je nachdem der betreffende Meerschaum mit Salzsäure gelatiniert oder nicht. Auf die Unsicherheit dieser Trennung hat F. Zambonini hingewiesen. A. Fers- mann - hat die Vorkommen, die deutlich krystallin waren, Parasepiolithe genannt; sie geben bei 100° die Hälfte ihres Wassers ab und entsprechen der schon erwähnten Formel HgMg.jSigOj.,. Er hat eine größere Anzahl von Analysen an solchen Parasepiolithen ausgeführt.^ Von großer Bedeutung sind dann die eingehenden Untersuchungen von F. Zambonini.* Er prüfte die Art und Weise, wie das Wasser aus dem Meerschaum entweicht und wie er dieses wieder aufzunehmen imstande ist; dabei fand er auch, daß Meerschaum, der teil- weise entwässert worden ist, imstande ist, an feuchter Luft bedeutend mehr Wasser wieder aufzunehmen, als er ur- sprünglich enthalten hat. Nach ihmi ist die Formel HgMg.^SisOj., durchaus nicht zu \-erallgemeinern; es ist auch nicht möglich 1 W. Vcrnadsky, Zeitschr. Kiystallogr., 34, 4G (1901). - A. Fersmann, Bull, de l'Acad. Imp. Scienc. St. Petersbourg (1008),. 255 und 637 und Cech. Akad. Wiss., 21, 15. •' Siehe C. Doelter, Handbuch d. Min. Chem., 11., 378. A F. Zambonini, Atti R. Acad. Sc. Napoli, 16, 1 (1908); Referat. Zeitschr. Kryst., 49, 95 (1911). 16b H. Leitmeier, ZU entscheiden, wieviel vom Wasser des Meerschaumes Kon- stitutionswasser ist, da die Wasserabgabe eine durchaus kontinuierliche ist. Nach F. Zambonini hat die Art des Wassers im Meerschaum Ähnlichkeit mit dem Wasser der Hydrogele, besonders mit dem Gel der Kieselsäure. Wird der Meerschaum bei nicht zu niedriger Temperatur entwässert, so entstehen leere, wasserfreie Hohlräume, die sich mit Luft füllen, falls man das so entwässerte Material im Exsikkator stehen läßt. Zambonini spricht die Ansicht aus, daß dem Meerschaum eine ähnliche Struktur eigen sei, wie sie van Bemmelen für Hydrogele annimmt, die sogenannte Micellarstruktur. Auf diese Ansichten, die durch meine Unter- suchungen gestützt werden, wird im späteren noch zurück- zukommen sein. H. MicheP hat dann Meerschaumvorkommen zunächst optisch untersucht und gefunden, daß sie teils krystallisiert und doppelbrechend sind, zum Teil aber aus sehr feinkörnigen, unter dem Mikroskop isotropen Partien bestehen. Diese iso- tropen Partien können entweder tatsächlich amorph sein, oder durch fein verteilte, sehr disperse, sich teilweise überlagernde Partien von Körperchen mit sehr geringer Doppelbrechung, — ein solches Mineral ist der kr3'stallisierte Meerschaum — kann Isotropie auch bei sehr starker Vergrößerung vorgetäuscht werden. Um nun die Frage zu entscheiden, ob dieser isotrope Gemengteil ein Gel darstellt oder nicht, hat er ausgedehnte Färbeversuche gemacht und findet dabei deutlich die Trennung in einen basophilen und in einen oxyphilen Gemengteil (im Sinne von F. Hundeshagen). Der basophile Gemengteil entspricht dem amorphen, kolloiden Anteil, der oxyphile dem krystallisierten, wie sich optisch nachweisen ließ. Beim Glühen geht der Meerschaum in einen krystallisierten Körper über, das geglühte Pulver ist oxyphil. Der Meerschaum von Kraubath erwies sich, wie bereits angedeutet, zum größeren Teil krystallisiert. Es wurden nun folgende Versuche ausgeführt. 1 H. Michel, Kolloidzeitschr., 12, 165 (1913). Meerschaum von Kruubath. 167 Entwässerung über konzentrierter Schwefelsäure und Wiederaufnahme des Wassers. Im folgenden ist unter 1 der Gewichtsverlust, beziehungs- weise die Gewichtsabnahme in Prozenten angegeben, unter 2 ist der Verlust, beziehungsweise die Zunahme an Wasser in bezug auf den Gesamtwassergehalt des Meerschaumes (nach der Analyse auf p. 164 mit 20*00% bestimmt) angegeben. Die Entwässerung betrug bei einer Temperatur von 20°C: Nach Vi Stunde • 1'0C% 5-3 "^^ > ^2 » 1-79 8-9 » 1 » 2-48 12-4 » 8 » 7-06 35-3 - 10 » 7-25 36-25 » 12 » ... 7-32 36-6 » IG > 7-80 ■39-95 - 20 - 8-42 42-1 » 24 » 8-70 43-35 » 48 » 9-38 46-9 » 72 » 9-59 47-95 » 96 » 9-GG 48-3 » 144 » 9 -04 48-2 » 192 » 9 -GS 48-25 Diese Versuche ergaben somit, daß ungefähr die Hälfte des Gesamtwassers, über konzentrierte Schwefelsäure ge- bracht, entweicht. Dieses Wasser wurde fast zur Gänze beim Stehenlassen an der Luft im Laboratorium wieder aufgenommen: 168 Nach H. L e i t m e i e r, ^'i stun de. .... 1 -390/0 6-850, i/y » .... 2-92 14-6 3/-1 .... 4-18 20-9 1 Stunc 5-30 26-5 11/4 en 6-02 30-1 ll/o » G-7G 33-8 13/4 » 6-98 34-9 2 » 7-68 38-4 21., » 8-31 41-55 3 » 8-59 42-95 6 » 9-09 45-45 8 » .... 9-16 45-8 10 » 9-25 46-25 18 » .... 9-33 46-65 24 » 9-36 46-8 48 » 9-3G 46-8 Es wird sonach nicht alles Wasser aufgenommen, eine Erklärung dafür kann vielleicht im späteren gefunden werden. Die Geschwindigkeit der Wiederaufnahme ist, wie aus den vorstehenden Tabellen hervorgeht, eine ganz erheblich größere, als die der Abuabe. Wasseraufnahme des Meerschaumes an feuchter Luft. Bei einer Neubestimmung des Glühverlustes (H.,0 + CO.,) an demselben Pulver war aufgefallen, daß nicht derselbe Wert wie bei der Analyse erhalten wurde, wenn auch die Differenz im ganzen geringfügig war. Die Glühverlustbestimmung wurde einige Tage darauf wiederholt und gab nun wieder ein \'on der eben erst ausgeführten um ein geringes abweichendes Resultat. Die Differenz war aber doch so groß, daß ein Wägungsfehler ausgeschlossen erschien. Sie lag in der wechselnden Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Arbeits- raume. Es wurde, um dies auch zahlenmäßig festzustellen, zehnmal in Zwischenräumen von je 3 Tagen der Glühverlust bestimmt und folgende Weite für HoO + CO._, erhalten: 23-60, 23-26, 23-89, 24-01, 23-43, 23-11, 23-65, 23-64, 23-24, 23 -4070. Meerschaum von Kraubatli. 1 69 Dieser Umstand dürfte vielleicht auch bei der Erklärung der Differenz zwischen der Wasserabgabe über Schwefelsäure und der Wiederaufnahme mit zu berücksichtigen sein. Meerschaum vermag Wasser an feuchter Luft in ziem- lich bedeutenden Mengen aufzunehmen; Zambonini fand, daß Meerschaum, dem ein Teil seines Wassers durch Ex- ponieren über Schwefelsäure entzogen worden war, an feuchter Luft mehr Wasser wieder aufnimmt, als er ursprünglich besessen hat. Es wurde nun Meerschaum von Kraubath in einem mit Wasser gefüllten Exsikkator stehen gelassen und die Ge- schwindigkeit der Wasseraufnahme untersucht: 1 2 Nach 1 Stunde betrug die Gewichtszunahme 5'27'^'^j 25"72ü|^ 2 Stunden » » >^ 7-56 27*41 ' 4 » r. » » 10-89 29-73 8 » » » > 14-07 31-82 12 r, > » >. 16-01 — 24 . » » y> 20-68 35-78 48 » > » » 22-83 36-98 72 » >^ » » 23-15 37-07 » 96 «. » ^ > 23-87 - • ^> 108 => » » » 23-90 37-56 » 120 » » » » 24 08 37-64 » 144 » ^ » » 23-90 37-56 Die unter 1 angeführten Zahlen geben die Gewichtszu- nahme an, die Zahlen unter 2 sind die tatsächlichen Wasser- gehalte der Substanz in Prozenten. Der Maximalwassergehalt beträgt somit 37 -64^/^, da er aber nach weiterem Exponieren über feuchter Luft kleiner wird,., so kann man 37'56 als den über feuchter Luft bei normalem Druck und bei Zimmertem- peratur erreichbaren Maximalwassergehalt des Meerschaumes von Kraubath ansehen. Bei höherer Temperatur werden sich andere Zahlen ergeben. Der maximale Wassergehalt bei Zimmer- temperatur entspricht einer um ein geringes größeren Wasser- menge, als der der Formel: 2 MgO, 3 SiO.„ 8 H,0 1 70 H. Leitmeier, entsprechenden. Im nachstehenden ist unter 1 die Zusammen- setzung des bei Zimmertemperatur gesättigten Meerschaumes von Kraubath ausgerechnet, unter 2 sind die Zahlen für die Formel mit 8 Molekülen Wasser angeführt: 1 2 MgO 18-58 19-88 CaO 0-12 - FeO 0-53 — SiO, 43-23 44-59 H.,6 ...37-56 35-53 100-00 100-00 Die Geschwindigkeit der Wasseraufnahme ist besonders in den ersten 24 Stunden eine bedeutende. Die Wägungen und daher auch die Zahlen der vorstehenden Tabelle haben indessen nur einen Annäherungswert, ■ da bei der Entnahme und der wenn auch noch so raschen Wägung ein kleiner Ge- wichtsverlust durch sehr rasche Wiederabgabe aufgenommenen Wassers nicht zu vermeiden war; dadurch sind auch die Angaben der Zeitintervalle nicht ganz genau, da ja immer eine bestimmte Zeit nötig war, damit das bei der Wägung verlorene Wasser wieder aufgenommen wurde. Auch die Geschwindigkeit der Abgabe dieses so auf- genommenen Wasser wurde untersucht: Nach 1 j^ Stunde betrug der Gewichtsverlust 3 1,2 > » » » 6 » 2/4 » » » > 8 1 . =» » . » 10 11/2 Stunden » . » 12 » 2 » » » > 13 > 3 » » » » 16 » 4 » » > » 17 » 5 » » » » 22 » 6 » » » » 23 8 » » » » 24 12 » » » » 24 » 24 » - » » 24 » 36 » » > > 24 03 f>/, 02 87 85 68 97 69 89 69 78 11 18 31 19 lO Meerscliaum von Kraubatli. W 1 \'on allen den hier mitgeteilten Untersuchungen wird das Gleichgewicht bei dieser Reaktion am raschesten erreicht und auch die Geschwindigkeit, mit der die Veränderung des Wassergehaltes hier vor sich geht, ist die größte der bisher gefundenen; das Gleichgewicht dürfte wohl schon nach \2 Stunden erreicht gewesen sein, da die höhere Ziffer nach 24 Stunden wohl auf die schwankende Temperatur und den schwankenden Feuchtigkeitsgrad der Luft im Arbeitsraum zurückzuführen sein dürfte. Aus allen den angeführten Versuchen folgt, daß sich der Wassergehalt des Meerschaumes nach der Dampftension seiner Umgebung richtet und daß bei dem vorliegenden Meerschaum die 4 Moleküle Wasser nur zufällig imserem Klima zu- kommen, daher diese 4H2O durchaus keiner stöchiometrischen Zusammensetzung entsprechen. C. Doelter^ verwarf auch die übliche Meerschaumformel und schrieb uH.^O. Behandlung des Meerschaumes von Kraubath bei erhöhter Temperatur. Die Behandlung bei einigen Temperaturen von 100° auf- wärts ergab die nachstehenden Zahlen: Bei 100° entwichen 9* 72^' (,, davon wieder aufgenommen 9" 68'^'^ > 120 » 9-76 ^ > » 9-53 > 130 » 9-79 » » » 9-71 > 220 » 9-92 » » « 10-03 > 350 => 17-15 » » » 5-17 . 450 » 18-17 » .> » — Nach mehrstündigem Glühen über dem Meckerbrenner wurden nur 2 -4370 Wasser aus der gewöhnlichen Luft des Arbeitsraumes wieder aufgenommen. Auffällig ist nun zunächst, daß die Menge des bei 100° entweichenden Wassers mit der über Schwefelsäure ab- gegebenen vollkommen übereinstimmt; diese Menge entspricht ungefähr der Hälfte des Gesamtwassers, also 2 Molekülen. 1 C. Doelter, Handbuch d. .Min. Chem., II, 382. 172 H. Leitmeier, Ähnliche Resultate sind schon öfters angegeben worden, z. B. von E. Weinschenke und von H. Michel.- Es scheint daher doch ziemlich berechtigt zu sein, wenn man annimmt, daß im Meerschaum 2 Moleküle Wasser lockerer gebunden sind als die anderen beiden. Der größte Teil dieser fester gebundenen 2 Moleküle geht auch schon bei ziemlich niedriger Temperatur (500°) weg, was auch F. Zambonini^ bei seinen Versuchen feststellte. Wie diese beiden Moleküle, die bei 100° im Meerschaum verbleiben, gebunden sind, ob es sich um Konstitutionswasser handelt oder nicht, läßt sich, wie eben- falls Zambonini schon ausführte, nicht sagen, denn es ent- weicht kontinuierlich; die zahlenmäßigen Daten haben aller- dings nur geringen Wert, denn der Meerschaum nimmt beim Erkaltenlassen in trockener Luft (im Exsikkator) ziemlich be- deutende Mengen Luft auf, wie Zambonini festgestellt hat. Konstitution des Meerschaumes. Es scheint mir nach dem \'orstehenden wahrscheinlich, daß dem Meerschaum das Silicat 2MgO, SSiO^, 2H2O zu- grunde liegt. Zambonini fand allerdings am Meerschaum von Kleinasien, daß über Schwefelsäure mehr als 2 Moleküle Wasser weggehen, während andere Untersuchungen mit meinen Resultaten im Einklang stehen. Nun enthalten aber alle Meerschaume nach H. Michel's^ Untersuchungen neben einem krystailinen Anteil auch einen kolloiden, der mehr oder weniger groß sein kann, gewöhnlich aber geringer ist als der krystallisierte. Auch der vorliegende Meerschaum enthält zwar nicht große, doch durchaus nicht unbedeutende Mengen dieses unter dem Mikroskop isotropen Gemengteiles. Es entsteht nun die Frage, welcher Zusammen- setzung der kolloide Gemengteil entspricht. Dem rein krystalli- sierten, den A. Fersmann ^ als Parasepiolith bezeichnete, ent- spricht die Formel 2MgO, 3SiO., 4HoO, wie die Anal^^sen 1 E. Weinschenk, Zeitschr. für Kryst, 27, 574 (1897). 2 H. Michel in Doelter's Handbuch d. Min. Chem , II. "?<', 3 F. Zambonini, I. c. 4 H. Michel, Kolloldzeitschrift. 12. 165 (1913). '•■' A. Fers mann, 1. c. Meerschaum von Kraubatli. 1 ' o Fersmann' s gezeigt haben. Dieser Zusammensetzung ent- spricht auch der Meerschaum von Dorsey mine, den H. MicheP analysierte und der wenig kolloiden Anteil enthält; auch der von Kraubath, der nicht unbeträchtliche Mengen isotroper Partien zeigt, stimmt aufs beste mit dieser Formel (für unsere Klimaten) überein. Es muß demnach kolloider und krystallisierter Anteil chemisch ident sein, in unserem Klima auch der Wassergehalt, denn sonst könnten die drei Analysen nicht übereinstimmen. Leider ist bei den wenigen Analysen, die hier noch in Betracht kämen, gewöhnlich 7ai wenig über die Art der Wasserbestimmung gesagt. Eine weitere Frage wäre nun die, welcher der beiden Gemengteile ist an der Wasseraufnahme beteiligt, welcher der beiden Gemengteile verursacht, daß der Wassergehalt von der Dampftension der Umgebung abhängig ist? Der von Zambonini untersuchte Meerschaum aus der Umgebung von Paris, der nach seinen Angaben vollkommen krystallisiert war, also jedenfalls einen sehr geringen Anteil der kolloiden Komponente besaß, nahm nach teilweiser Entwässerung über Schwefelsäure beim Exponieren über Wasser um 11-49^/^ mehr Wasser auf, als er ursprünglich besessen hatte. Beim dichten Meerschaum von Kleinasien, der jedenfalls größere Mengen dieses kolloiden Anteiles besaß, betrug diese Zu- nahme ll"26'^/o und der Meerschaum von Kraubath nahm 23 '90% mehr Wasser auf. Diese Wasseraufnahmen sind nun so bedeutend, daß man sie wohl kaum als eine Funk- tion des kolloiden Anteiles allein wird auffassen können, um so mehr, da der französische Meerschaum doch nur wenig kolloide Substanz enthalten haben dürfte. Die Fähig- keit, Wasser in bedeutenden Mengen aufzunehmen, ist daher wohl eine allgemeine Eigenschaft des Meerschaumes und nicht nur an den kolloiden Gemengteil gebunden. Danach unterscheiden sich die beiden Gemengteile nur durch ihren Dispersitätsgrad, eine Annahme, die ja P. P. v. Weimarn für alle sogenannten Kolloide oder Dispersoide, wie er sie nennt, macht. 1 H. Michel in Doelter's Handbuch d. Min. Chem., II, 377. 174 H. Leitmeier. Es scheint mir demnach am wahrscheinhchsten anzu- nehmen: Der Meerschaum besteht aus dem Silikat 2MgO, SSiOa, 2H.3O, das wechselnde Mengen von Wasser adsorbiert, die in unseren Klimaten 2 Moleküle H.,0 betragen und eine stöchiometrische Zusammensetzung des Minerales Meerschaum vortäuschen. Der Dispersitätsgrad des Silikates ist ein sehr verschiedener und darauf ist in erster Linie die so verschiedene Geschwindigkeit in der Wasser- abgabe und in der Wasseraufnahme der einzelnen Meer- schaumvorkommen zurückzuführen. Durch diesen Umstand wird auch die verschiedene Struktur der einzelnen \^orkommen bedingt. Es wäre von Interesse, den Sättigungspunkt dieses Silikates zu bestimmen; dieser Punkt des maximalen Wasser- gehaltes wird von Druck, Temperatur und Feuchtigkeitsgrad abhängig sein. Der Realisierung dieses Punktes steht aber dadurch schon eine große Schwierigkeit entgegen, daß diese wasserreichen Produkte durch ihre rasche Wasserabgabe eine auch nur einigermaßen genaue Wägung sehr erschweren. F. Zambonini nimmt für den Meerschaum die Micellar- struktur im Sinne von van Bemmelen an und dieser An- nahme steht nichts entgegen; sie hat dadurch schon ziemliche Wahrscheinlichkeit, als der Meerschaum nach seinen Unter- suchungen andere Stoffe, wie Alkohol, Ammoniak, Aceton etc. zu adsorbieren vermag. Diese Micellarstruktur wird durch die Temperaturerhöhung immer mehr zerstört und der Meer- schaum vermag dann immer weniger Wasser zu adsorbieren, wie die Versuche gezeigt haben. Ein wichtiger Faktor für die Erklärung der Konstitu- tion, die Genesis des Minerales gibt uns geringe Anhalts- punkte, da wir nur wissen, daß sich der Meerschaum aus dem Serpentin bildet. Genesis des Meerschaumes. In Kraubath kommt der Meerschaum als Einlagerung im Magnesit vor und es erscheint demnach nicht un- wahrscheinlich, daß sie gleichzeitig entstanden sind. In Mcersciluum von Kraubatli. I ' •) welchen Beziehungen diese beiden Umwandlungsprozesse stehen könnten, darüber soll i'm folgenden gesprochen werden. Bei der Bildung des Meerschaumes aus Serpentin ist hervorzuheben, daß bei diesem Prozesse eine an Kieselsäure reichere Verbindung entsteht, als es das Ausgangsmineral war. Es mu(3 entweder Kieselsäure zugeführt werden und man kann dann die Meerschaumbildung durch folgende Gleichung darstellen: I-l^Mg^Si., O9 + CO., + Si O., + 2 H2 O = H,Mg.3Si.,0^., + Mg CO3 ( I ) Serpentin Meerschaum Magne.sit Es kann aber auch ein größerer Teil des Magnesiums aus dem Serpentin zur gleichzeitigen Bildung von Magnesit führen : 3 (H4Mg3Si.,09) + 5 CO.3 + 2 H.,0 = = 2 (H8Mg.3Si30,., ) + 5 MgCOg (II) Von diesen beiden Reaktionsgleichungen erscheint mir die zweite die wahrscheinlichere, bei der eine Zufuhr von Kieselsäure nicht nötig ist, sondern nur durch Einwirkung von CO., und Wasser auf den Serpentin sich der Meerschaum bildet. Zur Erklärung dieser Zufuhr von Kieselsäure von außen her könnte man jedoch folgende Annahme machen. Es würde sich zuerst nach der bekannten Reaktionsgleichung: H4Mg3Si.,09 + 3 CO2 =r 3 MgC03 + 2 SiO., + 2 HgO (III) Magnesit bilden. Dieser \'organg ist nur bei niedriger Tem- peratur möglich, da nur bei dieser die Kohlensäure eine stärkere Säure als die Kieselsäure ist. Wenn nun ein Teil der bei dieser Reaktion frei gewordenen Kieselsäure in Lösung bleibt, so kann unter Zuhilfenahme von freier CO., sich weiter aus Serpentin nach der Gleichung (I) Meerschaum bilden. Der Ursprung dieser hiezu notwendigen Menge von CO., ist aber nicht leicht zu erklären, denn bei der Bildung von Magnesit nach der Gleichung (III) ist alle Kohlensäure aus der Lösung entwichen. Auch wenn man einen Überschuß an CO., bei dieser Reaktion annimmt, so kann sich der Magnesit doch erst dann bilden, wenn alle freie Kohlensäure aus der Lösung 1/6 H. Leitmeier, entfernt worden ist. Dies hat allerdings zur Voraussetzung, daß die Magnesitbildung durch Abscheidung des Carbonates infolge von Einengung der Lösung in bezug auf den CO.,- Gehalt, also in der Nähe der Oberfläche erfolgt ist; ein Vor- gang, den man allgemein für die Bildung des amorphen Mag- nesits annimmt. Soll also nach erfolgter Carbonatbildung die Entstehung des Meerschaumes nach Gleichung (I) vor sich gehen, dann müßte man eine neue Anreicherung der Lösung an Kohlensäure annehmen, die sehr unwahrscheinlich ist. Es wäre allerdings auch daran zu denken, daß die Bil- dung von Meerschaum ohne die Einwirkung von Kohlensäure erfolgt sein könnte, etwa nach folgender Gleichung: 2 (H.MggSi^Og) + 8 H,0 + 5 SiO, = 3 (Hg.Mg.SigO,, ) (IV) Hiezu sind allerdings bedeutende Mengen von SiOg notwendig. Wahrscheinlicher erscheint mir der Vorgang nach der Gleichung (II), also die gleichzeitige Bildung von Magnesit und Meerschaum. Da in Kraubath nur sehr wenig Meerschaum neben sehr viel Magnesit vorkommt, so würde sich eine Kom- bination der Gleichungen (III) und (II) ergeben und das Um- bildungsergebnis nach der Gleichung (III) würde quantitativ weit größer sein als das nach der Gleichung (II), Es würde sich also in Kraubath aus Serpentin, Kohlensäure und Wasser bilden: Magnesit, Meerschaum und Opal. Hiezu treten noch eine Reihe anderer sekundärer Umwandlungsprodukte, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden soll. Wenn Meerschaum an anderen Fundorten im Serpentin ohne Magnesitbildung vorkommt, so wird man für einen solchen Fall die Gleichung (IV) annehmen können und an eine Zufuhr von SiO., denken müssen; oder es bildete sich auch das Carbonat nach der Gleichung (I) oder (II), wurde aber (vielleicht später in Lösung gegangen) fortgeführt. Durch Einwirkung von Wasser allein ist aber auch die Bildung von Meerschaum und die eines Magnesiumhydrates möglich und es wird die folgende Gleichung auch an Stelle von (W) treten können: 3 (H4Mg3Si20,) + 7 H,0 = 2 ( H8Mg,Si.30,,) + 5 Mg(0 H\, (V) Brucit Meerschaum von Kraiibath. ' 77 Zu diesem \'organge ist eine Kieselsäurezufuhr nicht nötig und die Einwirkung von Wasser allein auf den Ser- pentin würde die Umwandlung bewirken. Diese Reaktion würde eine ganz beträchtlich längere Zeit in Anspruch nehmen und durch eine eventuelle Temperaturerhöhung ge- fördert werden. Ich habe schon vor mehreren Jahren diesbezügliche Ver- suche gemacht, über die an anderer Stelle im Zusammen- hange mit Untersuchungen an Calcium- und Magnesiumcar- bonaten eingehender berichtet werden wird. Diese Versuche ergaben eine ziemlich bedeutende Löslichkeit des Serpentins in kohlensäureführendem Wasser, die im Verhältnis mit der Kohlensäuremenge ansteigt. Während 100^ H^O, in die durch kurze Zeit Kohlensäure eingeleitet worden war, von 1 ^.Serpentin im zugeschmolzenen Glasrohre bei gewöhnlicher Temperatur 3" 68^0 zu lösen vermochten, von denen 3-0770 ^^^ MgO und 0"237o auf SiO.^ entfielen, vermochte gewöhnliches Quell- wasser (also sehr arm oder fast frei von CO.^) in dergleichen Zeit unter sonst gleichen Bedingungen nur 0-297o ^^^ ^^^' pentins zu lösen. Gewöhnliches Wasser vermag somit den Ser- pentin zwar auch, aber nur um vieles schwächer anzugreifen. Da in Kraubath der Magnesit teilweise auch im Olivinfels, der allerdings bereits in der Richtung auf Serpentin mehr oder weniger in Umwandlung begriffen ist, vorkommt und gerade an der Fundstelle des Meerschaumes kein vollstän- diger Serpentin (Serpentin als Endprodukt) das Muttergestein der Magnesit-Meerschaumbildung ist, so sei darauf hinge- wiesen, daß auch Olivin als Ausgangsmineral für die Meer- schaumbildung in Betracht kommen kann. Löslichkeitsver- suche an Olivin ergaben in gleicher Weise wie mit Ser- pentin ausgeführt, daß 100 g U.,0, das CO., enthielt — die Durchleitung war mit derselben Stärke und gleichlang er- folgt, wie bei dem früheren Versuche, so daß annähernd gleiche Konzentrationen angenommen werden konnten — nur 1 • 107o ""^^ gleichen Zeiträume zu losen imstande seien. Natür- lich wird ein derartiger Zersetzungsvorgang in der Natur in erster Linie zur. Bildung von Magnesit führen, wie sie auch tat- sächlich nach bekannter Gleichung vor sich geht. Die Reaktions- Sitzb. d. mathem.-naturw. KI., Abt. I, 124. Bd. 12 178 H. Leitmeier. gleichung für den Fall, daß sich auch Meerschaum bildet, würde lauten: 3 (Mg,Si04) + 4 C0, + 4 HgO = H8Mg2Si30,, + 4 MgCOg. (VI) Olivin (Forsterit) Meerschaumbildung durch Einwirkung von gewöhnlichem Wasser und unter Zufuhr von Kieselsäure von außen her ließe sich in etwa folgender Weise formulieren: Mg2SiO^+2SiO, + 4H,0 ^zHaMg^SigOi,. (VII) Versuche mit gewöhnlichem Wasser wurden an Olivin mit Erfolg nicht ausgeführt, da bei der verhältnismäßig kurzen Dauer derartiger Laboratoriumsversuche das Ergebnis quan- titativ-zahlenmäßig nicht darstellbar ist. Im Kraubather Olivinfels-Serpentingebiet kommt aber auch das Magnesiummetasilikat, der Bronzit, vor. Während dieses Magnesiumsilikat im allgemeinen den Agentien der Serpentinisierung gegenüber standzuhalten vermochte, scheint dies beim Carbonatisierungsprozesse nicht der Fall gewesen zu sein; denn sehr häufig findet man den Bronzit im Ser- pentin in gleicher Weise, wie er im Olivinfels vorkommt, niemals aber fand ich ihn bisher im Carbonat. Würde aus Bronzit Meerschaum entstehen, so könnte man diese Umwand- lung wie folgt formulieren: 3(MgSi03)-^CO,-^-4 H,0 = HyMg^SigO^o-i-MgCOg (VIII) Bronzit (Enstatit) oder ohne die Carbonatbildung: 2 (MgSiO.,)-f Si 0, +4 H,0 = HsM^^SigO^,. (LV) Versuche über die Angreifbarkeit des Bronzits durch Kohlensäure enthaltendes Wasser ergaben eine Löslichkeit von 0"53Vo- ^^^ Wasser allein wurden auch hier aus demselben Grunde wie früher keine Untersuchungen angestellt. Sowohl bei der Zersetzung des Olivins wie auch des Bronzits war das FeO nicht berücksichtigt worden, also an ihrer Stelle in den Formeln Forsterit und Enstatit angenommen worden. Das Eisen macht sich bei diesen Umwandlungsvor- gängen durch die Bildung von Hydroxyden bemerkbar oder iMeerscliaum von Kraubath. 179 es vertritt FeO das MgO zu geringem Teile in den neu ge- bildeten Produkten. Die durch CO., erhöhte Löslichkeit der Magnesiasilikate machen es wohl am wahrscheinlichsten, daß sich der Meer- schaum gleich wie der Magnesit durch Einwirkung von CO^ enthaltendem Wasser gebildet hat. Die Umschmelzung des Meerschaumes. Wenn man Talk, also das Silikat 3MgO, 4 SiO.,,H.,0 um- schmilzt, so erhält man nach C. Doelter^ Enstatit, Klinoenstatit, Glas und öfters reichlich Olivin. Wenn man Serpentin um- schmilzt, so erhält man, wie G. A. Daubree- fand, nach der Gleichung: H^Mg3Si.,09 - Mg.,SiO^ + MgSi03 + 2 H.,0 Enstatit und Olivin, während ich bei wiederholten Versuchen stets nur Olivin erhalten konnte.^ In gleicher Weise wurde nun der Meerschaum von Krau- bath untersucht. Es wurden zwei Versuche im Ruhstratt-Kohle- kurzschlußofen gemacht; das Material war vorher entwässert worden, so daß also das Silikat 2 MgO, SSiO., vorlag. Die Bildungstemperatur des resultierenden Schmelzproduktes war in beiden Proben bei ca. 1800 — 1900" gelegen. Es hatte sich eine durchaus krystallisierte Schmelze gebildet; in einem der beiden Versuche waren in Hohlräumen ■ spießige Krystalle entstanden, die aber sehr schlecht ausgebildet waren, so daß an eine Messung gar nicht zu denken war. Sie waren auch so spröde, daß kein brauchbares optisches Präparat hergestellt werden konnte. Es konnte nur erkannt werden, daß die Kry- stalle homogen waren. Es wurde daher eine Analyse ausgeführt: 1 2 3 4 5 MgO .... 33 - 32 . . ..33-60.. . . 34-44.. . 30-79.. . . 39-97 CaO 0-25. . . . 0-21. . .. 0-21.. — . . — FeO 0-79.. .. 0-98.. . . 1-00.. — . . — SiO., ....63-24.. ..62-80.. . . 64-35.. . 69-21.. . . 60-03 Substanz. 1 -45. . .. 1-62.. 99-21 — . . — . . — 99-05 100-0 100-0 100-0 1 C. Doelter, Handb. d. Min.-Chem., I/T. 369. 2 G. A. Daubree, Compt. Rendus, l'Acad. d. Sc, Paris, 62, 661 (1866). 3 H. Leitmeier in C. Doelter's Handb. d. Min.-Chem., 11/ 1, 416. 180 H. Leitmeier, Meerschaum von Kraubath. 1. Analyse der zweiten Schmelze, die keine isolierbaren Krystalle lieferte. 2. Analyse der Krystalle. 3. Diese Analyse nach Abzug der fremden durch den verwendeten Graphittiegel in die Substanz gelangten Bei- mengungen auf 100% umgerechnet. 4. Die Zahlen nach 2 MgO, 3SiO.,. 5. Die theoretische Zusammensetzung von Enstatit (MgO, SiO,). Es hatte sich bei der Umschmelzung somit Enstatit gebildet, der aber einen nicht unbedeutenden Überschuß an Kieselsäure enthält. In ihrem Äußeren und der Art des Auf- tretens nach glichen die erhaltenen Krystalle auch denen von künstlichem Enstatit, der, wie C. Doelter und E. Dittler^ ausführen, leicht in Krystallen zu erhalten ist, wenn man dafür sorgt, daß in der Schmelze Hohlräume auftreten. Die eben genannten stellten künstlichen Enstatit aus Schmelzen dar, der einen Überschuß von SiO.^ enthielt. In dem vorliegenden Falle entspricht der erhaltene Enstatit dem Verhältnis 9 SiO.,, 7 MgO. Wahrscheinlich handelt es sich hiebei um feste Lösung, so daß also das Magnesium- metasilikat imstande ist, nicht unbedeutende Mengen von SiO., in fester Lösung aufzunehmen. 1 C. Doelter und E. Dittler, Sitzungsber. d. Akad. der Wiss., Wien, Math.-nal. Klasse, 121, 908 (1912). 181 Beiträge zur Biologie der Zwergmistel, Areeuthobium Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren von E. Heinricher, k. M. K. Akad. (Mit 4 Tafeln.) Aus dem Botanischen Institut der k. k. Universität in Innsbruck'. (Vorgelegt in der Sitzung am 29. April 1915.) Vorwort. Mit dieser Abhandlung eröffne ich eine Folge von Studien über unsere europäische Zwergmistel, Arcenthohiiun Oxycedri. Schon in der ersten kommt eine Anzahl mikrophotographischer Aufnahmen zur Darstellung. In ausgiebigster Weise wird solche aber erst die dritte Abhandlung, welche die Entwick- lungsgeschichte und Wirkungsweise des intramatrikalen Teiles des Parasiten behandeln soll, bringen. Der Kaiserlichen Akademie sage ich den schuldigen Dank, daß sie mir durch Zuweisung einer Subvention aus dem Legate Scholz zur Honorierung der mikrophotographischen Auf- nahmen und so zu einer reichen und schönen Illustrierung dieser Studien verhalf. Einleitung. Arceuthobüim Oxycedri (DC.) M. Bieb ist, wie unsere Mistel, eine zweihäusige Pflanze. Auffallend abweichend sind die Angaben über die Blütezeit. In älteren Florenwerken finden wir August und September genannt. So in der »Flore de 182 E. Hein lieh er, France« von Grenier und Godron^ und in Willkomm et Lange »Prodromus Florae Hispanicae«.'^ In neueren Werken wird sie hingegen an den Winterausgang oder den Frühling verlegt. Bei Marchesetti^ heißt es »Febb. — Mg.«, Pospichal-'' sowie Ascherson und Gräbner'' nennen den April. Durch eigene Beobachtung eines durch mehrere Jahre auf einer Topfpflanze des Jtinipenis communis kultivierten männlichen Arceuthobümi werde ich veranlaßt, die älteren Angaben als eher das Richtige treffend anzusehen. Wenigstens der Höhepunkt des Blühens fällt auf die Zeit des Sep- tember und Oktober. Die schwankenden Angaben kommen aber offenbar daher, daß das Blühen zeit- lich nicht eingeengt ist und einzelne Blüten zu recht wechselnder Zeit gefunden werden können. Zum Be- weise führe ich die Aufzeichnungen über meine Pflanze während der Jahre 1913 und 1914 an. 1913. Die Pflanze beginnt Ende September zu blühen, um den 8. Oktober ist das Blühen im Höhenpunkte. Auch um Weihnachten sind Blüten noch reichlich vorhanden. 1914. Beobachte am 27. Mai eine frisch geöffnete Blüte und reichen Blütenansatz. 4. September: Die Pflanze steht in voller Blüte. 14. Dezember: Die Hauptmasse der Blüten ist abgeworfen, doch finden sich mehrfach Knospen und wird ein Sproß mit offener männlicher Blüte photographiert (vgl. Taf. I, Fig. 3). Das gleiche Verhalten werden nun offenbar auch die weiblichen Pflanzen zeigen, nur wird ihr Blühen viel schwerer zu verfolgen sein. Man kann aber darauf schließen, weil mir stets im Verlaufe des Dezember (zwischen dem 12. bis 22.) die Sprosse mit reifen Beeren eingesandt wurden, zwischen diesen aber mehr oder minder von der Reife zurückstehende reichlich vorhanden waren. Auch wird damit teilweise der ungleiche Eintritt der Keimung zusammenhängen. So wird 1 Tome 11, p. 4, September. - Vol. I, p. 24, August, September (n. v.). 3 Flora di Trieste e de' suoi dintorni; Trieste 1897. '1 Flora des Österreichischen Küstenlandes, I. Bd., 1897, p. 421. » Synopsis der mitteleuropäischen Flora, Bd. IV, p. 668. Biologie von Arcen Ihubi tun. 1S3 auch die Angabe, die sich bei Grenier et Gödron^ findet, daß die Beeren 14 Monate nach der Blüte ihre Reife erlangen, zutreffen. Ich vermutete, daß die Triebe der männlichen Pflanzen nach dem Blühen abgeworfen werden. Im Jahre 1912 durch farbige Bindfäden bezeichnete solche Sprosse waren aber 1913 noch erhalten und blüht-en abermals. 1914 erfolgte der Abwurf einer größeren Zahl von Sprossen, doch ersichtlich durch tierische Parasiten (Blasenfüßer), die sich angesiedelt haben, bewirkt. Nach Peirce- sollen bei uArcentliohintn occidctitale nach der Reife der Beeren die Triebe abgeworfen werden. Es heißt dort: -The branches at first vegetate in the air, and later flower and fruit. After their crop of ,seeds' has been discharged they die and fall away. At this time no part of the para- site may be visible outside the body of the host.^< Und in gleicher Weise soll sich nach D. T. Mac DougaP Razonmofskya {=z Arcetithohiimi) robnsta (Enge Im.) Kuntze verhalten. Er sagt: »The shoots start up from the submerged rhizomes in the latter part of April or early in May, the flowers maturing in June and the seeds in August. After the dispersal of the seeds the aerial portion of the plant dies away, leaving only the haustorial rhi- zomes buried in the tissues ofthe host plant. With the opening of the next season shoots are produced as before.< Ich muß gestehen, daß ich diese Angaben bezweifle und wenigstens für eine regelmäßige Erscheinung möchte ich solchen Abwurf der Triebe nicht halten; vielleicht, daß er zu Zeiten besonderer Trockenheit vorkommt. Nach Mac Dougal blühe die Pflanze im Juni, im August seien die Beeren reif. Die Entwicklung zur reifen Frucht würde darnach in 2 Monaten abgelaufen sein. Wie aber aus dem 1 A. a. 0., p. 5. - G. J. Peirce, The disseniination and gcrmination of Arceuthobium occidentale Eng. (Annais of Botany, Vol. XIX, 1905, p. 110). 3 D. T. Mac Dougal, Seed dissemination and distribution of Razou- mofskya robusta (Enge Im.) Kuntze. (From Minnesota Botanical Studies, 1899, p. 1 des Sonderabdruckes). 184 E. Hein lieber, Voranstehenden erhellt, sind bei Arceutliohium Oxycedri 14 Monate hierzu nötig. Es ist kaum anzunehmen, daß in dieser Hinsicht bei den verschiedenen Arten so bedeutende Unterschiede herrschen. Jedenfalls ist ein solcher Abvvurf der Sprosse nach dem Reifen der Früchte, eine Restriktion der Pflanze auf den im Innern des Wirtes geborgenen Teil, bei Arceiithobhnn Oxycedri nicht vorhanden. Ich kann dies aus der Stärke der basalen Teile einzelner Pflanzen schließen, die mir mit Beeren behangen zukamen. Querschnitte, die ich durch solche Sprosse anfertigen ließ, wiesen auf ein beträchtliches Alter und gewiß auch auf ein wenn auch recht langsam erfolgendes Dickenwachstum hin.^ Die Beeren werden in sehr großer Zahl gebildet. Da gute Bilder über Arceiithobium noch kaum veröffentlicht sind, halte ich es für zweckmäßig, hier einige Aufnahmen v^orzuführen, die Herr Dr. iMarchesetti, Direktor des Museo Civico und des Botanischen Gartens zu Triest, gemacht und mir liebens- würdig zur Verfügung gestellt hat. Ich sage auch an dieser Stelle Herrn Direktor Marchesetti besten Dank. In Fig. 1, Taf. I, liegt eine, reichen Beerenbehang weisende weibliche Pflanze vor. Fig. 2, Taf. I, bringt ein Teilstück einer anderen Pflanze zur Anschauung, einen einzelnen Sproß mit reifen Beeren. In einer kleinen Mitteilung- habe ich einen »Hexenbesen« auf Jtmiperns communis in Abbildung vorgeführt, der durch das von mir kultivierte männliche Arcenthobinm verursacht 1 Solms-Laubach (Über den Bau und die Entwicklung der Er- nährungsorgane parasitischer Phanerogamen, Jahrbücher für wissenschaftUche Botanik, VI. Bd., 1867—1868) sagt p. 616: »...die einzelnen Stämmchen sind, wie gesagt, krautartig und scheinen beschränkte Lebensdauer und kurzes Wachstum zu besitzen; ein jährliches Dickenwachstum konnte auch bei den stärksten derselben nirgends nachgewiesen werden.« Wenn auch keine deutliche Jahrringbildung erfolgt, so sah ich doch, daß ein beträcht- licher Zuwachs des Holzkörpers stattfindet. Genaueres in dieser Richtung soll später die Arbeit eines meiner Schüler bringen. 2 Ein Hexenbesen auf Junipenis coniiiiuiüs L., verursacht durch Arcen Ihobium Oxycedri (DC.) M. Bieb. (Naturwiss. Zeitschr. für Forst- und Landwirtschaft, 1914, p. 36). Biologie von Arcetilhohium. 185 war. Zu solchen Bildungen führt die Vegetation dieses Schma- rotzers nur ausnahmsweise und unter besonderen Bedingungen. Zumeist scheint Zugrundegehen des Gipfels eines Haupttriebes der Nährpflanze dazu Veranlassung zu geben. Der Parasit bewirkt eine \'ermehrung der zum Austriebe kommenden Jiniipcnis-Sprosse, dringt in sie ein und führt zu ihrer Hyper- trophie. Die hN'pertrophierten Basalteile der Sprosse richten sich negativ geotropisch auf und ihre Häufung führt zu einer mehr oder minder ausgeprägten Besenbildung. Eine derartige Bildung hat auch Dr. Marchesetti beobachtet und photo- graphiert. Das mir freundlichst überlassene Bild in Fig. 4, Taf. I, bringe ich um so lieber zur Veröffentlichung, als man auf demselben ungewöhnlich viel vom Parasiten zu sehen bekommt, während meist nur Teilstücke seiner Triebe zwischen solchen des Jimiperus sichtbar werden. Der anatomische Bau der Beere und des » Samens ^<.i Als ich daranging, die dieser Abhandlung folgende über die Keimung und Entwicklung von Arceuthobiimi zu schreiben, hatte ich nicht die Absicht, auf die Anatomie der Beere und des Samens einzugehen, und wollte mich mit dem Hinweis auf den Explosionsmechanismus, den die Beere vorstellt, be- gnügen. Zunächst nur zu eigener Belehrung angestellte Unter- suchungen, begleitet von dem Studium der ziemlich reichen Literatur im Gegenstande, führten aber dazu, daß ich in mancher Hinsicht beträchtliche Abweichungen zwischen meinen Ergebnissen und denen der anderen Forscher fand und daß zwischen den Angaben dieser selbst mehrfach Über- einstimmung fehlte. So entschloß ich mich, auch diese meine Beobachtungen zu veröffentlichen, die dadurch wohl etwas an Wert gewinnen, daß sie von einer Anzahl mikrophoto- graphischer Bilder begleitet sind. Ich verhehle mir aber nicht, daß auch so noch manche Lücke xerbleibt, dadurch ver- 1 Daß die Bezeichnung »Same« hier wie bei der Mistel konventionell verwendet wird und daß keine völlige Homologie zwischen den »Samen« der Loranthaceen und denen anderer Pflanzen besteht, braucht hier wohl nicht weiter ausgeführt zu werden. 186 E. Hei mich er, ursacht, daß mir nur konserviertes Alkoholmaterial reifer Beeren zur Verfügung stand. Manches würde auch Beob- achtung an lebendem Material erfordern, vor allem aber ver- langen einzelne Punkte entwicklungsgeschichtliche Unter- suchung. Da, wie gesagt, ursprünglich meine Absicht, auf diesen Gegenstand einzugehen, nicht bestand, unterblieb auch die Beschaffung des entsprechenden Materials. Immerhin wird das Mitgeteilte eine 'Förderung der bisherigen Kenntnisse bringen. Wenn wir die im Gegenstande vorliegenden Veröffent- lichungen überblicken, so sind zunächst die schon zitierten Arbeiten von Mac Dougal und Peirce zu nennen. Beide betreffen andere Arten von Arceiithohitim} Über den ana- tomischen Bau der Beere von Razoumofskya (Arcetithohinm) robusta berichtet Mac Dougal etwas flüchtig, ohne Hinzu- fügung von Abbildungen. Etwas eingehender bespricht Peirce die Beere von A. occidentale. Er gibt auch zwei »Diagramme « vom Längsschnitt und Querschnitt der Frucht. Es genügt seine Beschreibung, um den Eindruck zu machen, daß im Bau der Beeren der verschiedenen Arcenthobimn-Avten wesent- lich Übereinstimmung herrscht. Differenzen, die sich zwischen den Angaben über diese Arcci it hob i um- Arten und meinen Beobachtungen an A. Oxyccdri ergeben, lassen sich aber nicht sicher als unrichtige Beobachtungen oder Deutungen erklären, da ja doch immer die Möglichkeit verschiedenen Baues bei den verschiedenen Arten vorliegt. Speziell die Beere von Arccnthobium Oxycedri behandeln zwei ziemlich gleichzeitig erschienene Abhandlungen. Die eine von T. Johnson:'-^ •»Arceiiihobkun Oxycedri«, widmet ihr den ganzen vierten Abschnitt und bringt auf einer Tafel auch einige Übersichts- und Detailbilder, die zweite, von W. Sk ro- bisch ewsky,^ ist in russischer Sprache abgefaßt und blieb 1 Schmarotzer auf Piiuis-kvisn. 2 Arcetithobitiin Oxyccdri. By T. Johnson, B. Sc. (London) University Scholar in Botany, Demonstrator of Botany in Normal School of Science, Kensington (Annais of Botany, Vol. II, 1888—1889; With Plate X. A.) 3 Skrobischewsky, W., »Morphologische und embryologische Unter- suchungen der Schmarotzerpflanze Arcenihobium Oxycedri DC. {Razou- Biologie von Arccnthobiniii. 187 mir unzugänglich, was ich besonders deshalb bedaure, da mir so auch die Einsicht in die zwei beigegebenen Tafeln entging. Über den wesentlichen Inhalt der Arbeit wird man aber durch ein eingehendes Referat unterrichtet, das Famintzin in der von ihm herausgegebenen »Übersicht der Leistungen auf dem Gebiete der Botanik in Rußland während des Jahres 18.90><^ gibt. Auch ich will mich bei Besprechung des Baues der Frucht an eine schematische, aber im ganzen recht genau entworfene Abbildung eines medianen Längsschnittes durch die Beere halten, die in Fig. 1, Taf. 111, vorliegt und einer zirka 28 maligen Vergrößerung entspricht. Ein Vergleich dieser Figur mit dem von Peirce, 1. c, in Fig. 3 gegebenen »Diagramm« und mit der Fig. 9 bei Johnson wird unmittelbar einige wesentliche Unterschiede erkennen lassen. Die Epidermis. Die ganze Beere ist von einer Epidermis bekleidet. Sie ist nicht überall von gleicher Beschaffenheit. Auf zwei verschiedene Zonen, die sich unterscheiden lassen, hat Peirce hingewiesen. In der kleineren, oberen Hälfte ist die Epidermis durch beträchtliche cuticulare Verdickungen ausgezeichnet und führt auch nur in dieser Spaltöffnungen, was damit zusammenhängt, daß nur in dieser das unter- liegende Parenchym Chlorophyll führt. Noch immer kräftig ist die Cuticula in der unteren Partie, die über dem mit Co be- zeichneten, in der Skizze weiß gelassenen Gewebe liegt. Hin- gegen wird sie und überhaupt die Außenwand der Epidermis sehr zart an der konvexen Ausbuchtung, an der mit TrM bezeichneten Stelle. Davon finde ich auch bei Peirce nichts erwähnt. Schwer verständlich ist mir die bei Skrobischewsky befindliche Angabe. Er unterscheidet in der Fruchthüllenwand fünf Gewebeschichten, und zwar 1. »Die Epidermis, welche im unteren Fruchtteile zwei bis drei Zellenschichten zeigt.« Die Epidermis ist aber durchaus einschichtig. inowsJiia Hoffm.).« So der Titel in der von Famintzin gegebenen Über- setzung. 1 .St. Petersburg 1892, p. 74—78. 188 E. Heinricher, Die Angabe, daß sie im »unteren Teile -< mehrschichtig sei, scheint mir darauf hinzuweisen, daß Skrobischewsky Zellen des an der früher bezeichneten konvex und respektive ringförmig vorspringenden Region befindlichen Trennungs- meristems für zur Epidermis gehörig angesehen hat. Quer- schnitte in Jener Region gemacht, konnten zu solcher Täuschung führen. Das verkorkte Collenchym. Im unteren Teile der Frucht findet sich unter der Epidermis ein recht interessantes Gewebe von 4 bis 5 Zellagen vor. Die Bezeichnung, die ihm Peirce und Skrobischewsky geben, indem letzterer es >collenchymatisch« nennt, ersterer von »gelatinous^ coUen- chyma« spricht, trifft jedenfalls zu. Bei Skrobischewsky wird auch ganz richtig seine Ausdehnung nach unten >^bis in die Nähe des ringförmigen, an der Grenze der Frucht und des Fruchtstieles gelegenen Wulstes« angegeben, allerdings, wenigstens im Referat, sein Fehlen im oberen Teile nicht erwähnt. In dem »Diagramm« von Peirce reicht es aber zu weit nach innen, bis an die Schleimschicht {Schi Seh unserer Fig. 1, Taf. III). Die Gefäßbündel und die innere, in Fig. 1 grau gehaltene Schichte großzelligen Parenchyms sind bei Peirce nicht angedeutet, sondern die ganze Partie als Coll- enchym bezeichnet. Es ist unwahrscheinlich, daß der Frucht- bau von A. occi Jentale in dieser Weise von dem des A. Oxy- cedri abweicht. Unzutreffend ist die Bezeichnung, die Johnson für dieses Collenchym, das in Fig. 11 seiner Tafel auch ab- gebildet ist, anwendet. In der Tafelerklärung ne'nnt er dieses Gewebe »the sclerotic cells of mesokarp«, auch im Text heißt es »this sclerotic tissue«. Ebenso stimmt nicht die Angabe, daß die Wandungen dieses Gewebes verholzt seien. Die spezifischen Reaktionen mit schwefelsaurem Anilin und mit Phloroglucin + HC sind absolut erfolglos. In der Tat zeigt aber dieses, dem Aussehen nach recht typische Collenchym (an Längsschnitten durch die Frucht er- 1 Diese adjektivische Bezeichnung nicht, wie das Folgende ergibt. Biologie von Afcenlholnmii. 1 89 innert es an Plattencollenchym) ganz besondere Eigenheiten, die nur zum Teil gekannt, Johnson zu seiner Bezeichnung und zur Ansicht, daß es sich um verholzte Wandungen handle, verführt haben mögen. In Chlorzinkjod werden die Wandungen tief holzbraun und bei Behandlung mit basischem Fuchsin und alkoholischer, konzentrierter Pikrinsäurelösung bleibt die Wandung der Collenchymzellen mehr oder minder intensiv rot gefärbt. Diese Reaktionen (obwohl von solchen bei Johnson nicht berichtet wird) könnten dazu verleiten, an Verholzung zu denken. In Wirklichkeit liegt aber der seltene und mir bisher nicht bekannte Fall eines leicht verkorkten Collen chy ms vor. Die Verkorkung ist aber doch so weit- gehend, daß dieses Collenchym, ohne zu quellen, in kon- zentrierter H.,SOj erhalten bleibt, während die umliegenden Gewebe aufgelöst werden. Auch gelingen einige spezifische Tinktionsreaktionen auf Verkorkung. So färben sich die Wan- dungen rot mit Alkannatinktur und schön grün in einer kon- zentrierteren Chlorophyllösung, nach * dem Übertragen in Wasser ein prächtiges Bild gewährend. Sehr gut gelingt die Färbung mit Sudan III. Für einen geringen Grad der Verkorkung spricht das Verhalten des Collenchyms bei Behandlung' mit öOprozentiger Kalilauge. Wird diese kalt angewendet, so tritt Quellung ein, die weiße Farbe mit dem charakteristischen Collench3'mglanz bleibt erhalten. Kocht man aber die Schnitte, so geht der Glanz verloren und die Verdickungen erscheinen an Substanz ärmer geworden. Nach dem Auswaschen gelingt an solchen Schnitten die Reaktion auf Verkorkung nicht mehr. In Chlor- zinkjod gebracht, bleiben die Verdickungen weiß, nur die an das Lumen der Zelle angrenzende Lamelle gibt Cellulose- reaktion. Auf diesem Gehalt von Cellulose wie auch schleimiger Membranstoffe beruht es wohl auch, daß frische Schnitte in wässerige, stark mit Alkohol versetzte Kongorotlösung gelegt, die coUenchymatischen Verdickungen rot gefärbt zeigen.^ 1 Vgl. E. Heinricher, Ist das Kongorot als Reagenz auf Cellulose brauchbar? Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. V, 1888. 190 E. Heinricher, Auf dieser nachgewiesenen Verkork ung des Coll- en c h y m s beruht o f f e n b a r seine große Resistenz. Wenn die Beeren explodieren und der Same als Geschoß^ aus- geschleudert wird, wird auch der Rest der umhüllenden Beerengewebe (die mit Cn, P, Co, Gf B. GP bezeichneten Gewebe in Fig. 1, Taf. III), vergleichbar der Hülse einer ab- geschossenen Patrone, zur .Seite geworfen. Ini Spinngewebe, das die arceuthobiumtragenden .///«/y:'£'n/5-Sträucher durch- zieht, finden sich dann massenhaft diese »Patronenhülsen« verfangen. Sie sind bei 2Y., facher Vergrößerung in Fig. oh, Taf. I, in der Ansicht von der Seite, in F'ig. 5 a von vorn, mit der sichtbaren Mündung, dargestellt. Durchschneidet man solche braune, vielleicht Jahre alte Hülsen, so findet man das Collenchymgewebe vollständig er- halten, wie die mikrophotographische Aufnahme in Fig. 3, Taf. II, zeigt. Bei schwacher Vergrößerung ist dasselbe an dem Längsschnitte in Fig. 2, Taf. III, erkennbar (reife, in Al- kohol konservierte Beere). Diesem Collen chym ist offenbar eine \\'esentliche Rolle im Explosionsmechanismus, den die Beere vor- stellt, zugeteilt. Der in der Beere zur Zeit der Reife ein- tretende Druck wird eine starke Spannung des festen, aber offenbar dehnsamen und elastischen Collenchyms bewirken. Wenn dann der Druck zur Ablösung in der Tren- nungsschichte und somit zur Explosion führt, dürfte die Kraft, mit welcher der .Same ausgeschleudert wird, in erster Linie durch die plötzlich eintretende Kontraktion des Collenchyms bewirkt werden. Auf diese spezielle Rolle des Collenchyms finde ich in keiner der Arbeiten einen Hinweis, wenn auch Peirce ganz allgemein die Mitwirkung des Seitendruckes beim Ausschleudern des Samens erwähnt, indem er sagt: '>the sides compressing and indirectiy propelling it^<. Das übrige Parench3^m. Das beschriebene Collenchym und alles Parenchym samt den in ihm verlaufenden Leit- 1 Der Vergleich des Samens mit einem Geschoß und der Konstruktion der Beere mit der eines Mörsers findet sich bei Mac Dougal, 1. c, p. 171. Biologie von Arcetithohiiim. 191 strängen bis an die Schleimschicht {Sclil Seh) wird zum Meso- karp der Frucht gerechnet. Dieses Parenchym ist in Fig. 1, Taf. III, grau gehalten und man bemerkt, daß die Tönung in der unteren Hälfte intensiver ist. Damit wollte ich den hohen Gerbstoftgehalt andeuten, der selbst am Alkoholmaterial noch hervortritt und der im Parenchym der unteren Beerenhälfte noch bedeutender ist. In Eisenchlorid wird dieses Parenchym grünlichschwarz. Übrigens ist von dem der Schleimschichte angrenzenden Parenchym in der reifen Beere stets ein größerer oder geringerer Teil der Zellen schon aufgelöst. Stellenweise verläuft dieser Prozeß stärker, so daß größere Lücken ent- stehen. So ist in Fig. 2, Taf III, oben links eine solche bei / sichtbar. Auch am Scheitel oberhalb der Schleimkappe ist auf die gleiche Weise oft eine Lücke entstanden. Überhaupt scheint eine solche Auflösung von Parenchym von Fall zu Fall ungleich weit vorzuschreiten. Während in Fig. 2, Taf. III, das dem Collenchym anschließende großzellige Parenchym noch weitgehend erhalten ist (Präparat nach Alkoholmaterial, Beere der Reife jedenfalls sehr nahe), sehe ich es an einem Längsschnitt, der seinerzeit durch irisches Material vom Assistenten Dr. Seeger angefertigt und in Glyceringelatine aufbewahrt wurde, schon nahezu völlig desorganisiert. Im unteren Teil der Beere ist das Parenchj^m großzellig und blasig. Man sieht etwas davon auf dem Querschnitt in Fig. 1, Taf II {gr Z P) und darunter die anhaftende, von aufgelösten Zellen übriggebliebene Masse. Besser orientiert über dieses großzellige Parenchym der Längsschnitt in Fig. 2, Taf. III. Man sieht, daß es von unten nach oben an Mächtigkeit zu- nimmt und endlich 4 bis 5 Zellagen umfaßt. Es erstreckt sich so weit, als außen die CoUenchynrischichten reichen und geht dann allmählich in das kleinzelligere Parenchym der oberen Beerenhälfte über. Die peripheren Parenchymlagen der oberen Beerenhälfte, deren Epidermis starke Cuticularschichten aufweist und Spalt- öffnungen führt, enthalten Chlorophyll. An Längsschnitten^ sieht 1 Auch Mac Dougal erwähnt für Razoumofskya rohttsta das Vor- kommen von chlorophyllhaltigen Zellen, die »slightly palisaded« sind. 192 E. Heinrich er, man, daß gegen den Scheitel der Frucht die Assimilations- zellen palissadenartig gestreckt sind, bald mehr, bald weniger; da sie aber stark schief gestellt sind, erkennt man an Quer- schnitten nicht den wahren Sachverhalt. Diese Teile der Frucht gehen aus den beiden Perianthblättern der Blüte hervor. An Alkoholmaterial findet man in allen Parenchymzellen eine Substanz, die entweder als vakuolig geronnener Belag an der Zellwand, oder in Form von Tropfen, vorragender Zapfen und das Zellinnere durchsetzender Balken erscheint und gummiartiges Aussehen hat (vgl. Fig. 6, Taf. III). Sie ist gegenüber Reagentien außerordentlich widerstandsfähig,- quillt weder in kaltem noch in bis zum Sieden erhitztem Wasser, löst sich weder in kalter noch bis zum Sieden gebrachter öOprozentiger Kalilauge. Ebenso widerstandsfähig erweist sich die Substanz gegenüber Säuren. Weder 40prozentige Salz- säure noch konzentrierte Schwefelsäure, weder konzentrierte Essigsäure noch konzentrierte Salpetersäure, diese kalt imd erhitzt angewendet, schien sie anzugreifen. Ebenso war das Verhalten dem Millon'schen Reagenz gegenüber, nur trat bei Behandlung mit diesem eine starke Schwarzfärbung des Wand- belages ein, ähnlich wie bei Verwendung von Eisenchlorid, wohl als Reaktion auf den im Wandbelag gebundenen Gerb- stoif hinweisend. Auch sind die Zellkerne in diesen Geweben durch Färbemittel, wie durch das sonst so schnell wirkende Hämatoxylin nach Corazzini, oder durch Pikrokarmin (nach Cuccati, Schnitte 48 Stunden behandelt) nicht nachzuweisen, wohl weil sie von der in Rede stehenden Substanz umflossen sind. Eine langsame Lösung erfolgt in Javelle'scher Lauge. Unter Deckglas ist nach einstündiger Wirkung die Substanz anscheinend ziemlich unverändert vorhanden, wenn aber Schnitte 3 bis 4 Stunden in der Lauge im Uhrglas gelegen waren, fand sie sich nicht mehr vor. Ähnlich ist die Wirkung einer lOprozentigen Chromsäure. Nach zweistündigem Liegen der Schnitte in solcher unter Deckglas schien Ouellung der gummösen Massen eingetreten zu sein, weiterer zweistündiger Aufenthalt des gleichen Schnittes in der Säure im Uhrglas hat zu ihrem Verschwinden geführt. Dasselbe Ergebnis erzielt nach längerer Dauer schon S^o Chromsäure. Biologie von Atceiilhobiiiiii. 193 Es ist wohl nahezu sicher, daß diese Massen aus im Zellsafte gelösten Substanzen bei der Konservierung in Al- kohol niedergeschlagen werden. Leider stand zur Zeit der Untersuchung kein lebendes Beerenmaterial zur \'erfügung. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um ein Kohlehydrat und den Reaktionen nach steht die Substanz dem sogenannten VVundgummi nahe,^ weicht aber darin ab, daß mit Phloro- glucin und Salzsäure keine Rotfärbung derselben eintritt. Darin unterscheidet sie sich auch von einer Substanz, die ich in den Haustorien von Lathraea Clandestina und besonders L. Squamaria gefunden, beschrieben und ebenfalls als Kohle- hydrat angesprochen habe, während sie in den übrigen Reaktionen mit derselben übereinstimmt.- Mac Dougal gibt für das innere Parenchym der oberen Beerenhälfte von Razoumofskya robusta nur an »rieh in carbohydrates«, ohne näher darauf einzugehen, was für Kohlehydrate vorhanden sind und auf Grund welcher Reaktionen er zu ihrer Fest- stellung gelangt ist.^ Den in dem Beerenparenchjmi gelöst vor- handenen Kohlehydraten kommt durch ihr Vermögen, Wasser anzuziehen und festzuhalten, wohl einige Bedeutung zu. Die Gefäßbündel. Innerhalb des Parenchyms verlaufen die Gefäßstränge. Zwei solche treten um 180° entfernt durch den Beerenstiel ein und verlaufen in der unteren Beeren - hälfte unverzweigt durch diese (vgl. die schematische Fig. 1, Taf. III, Gf B). Ihre Lage gibt auch Fig. b a, Taf. III, an, die schematisch den Querschnitt an der Basis der Beere skizziert (G B). Diese Bündel haben einen geringen Querschnitt und 1 Vgl. z.B. Molisch, Mikrochemie der Pilanze (Jena 1913, p. 315). - E. Heinricher, Anatomischer Bau und Leistung der Saugorgane der Schuppenwurzarten (Laihraea Clandeslina Lam. und L. Squamaria L.), Breslau 1S95, p. 34 und 40. 3 Mac Dougal, 1. c, p. 171. In den Arbeiten der vorausgegangenen Untersucher der Arceiilhobiiun-Beevun sind Angaben über Inhaltsstoffe außer- ordentlich spärlich, ja fehlen zumeist ganz. Nur Mac Dougal führt einiges an; das unter dem chlorophyllführenden Parench}nn liegende soll »Stärke und Zucker« enthalten. An dem Alkoholmateria! der reifen Beeren von A. Oxycedri konnte ich, vom Samen abgesehen, Stärke nur im Beerenstiel, unterhalb des Trennungsmeristems, nachweisen. Sitzb. d. mathem.-naturw. KI., Abt. I, 124. Bd. 13 194 E. Heinrich er, bestehen aus langgestreckten, engen Gefäßen. Oberhalb der Region, in der die subepidermalen Collenchymplatten endigen, verzweigen sich aber die Bündel reichlicher und nimmt ihr Querschnitt beträchtlich zu. Dies ist die Folge dessen, daß hier die Bündel durch Anlagerung großer Mengen von Speichertracheiden verstärkt werden (vgl. die mikrophotographische Aufnahme in Fig. 3, Taf. III). Die Beere von Arcenthobinni verlangt an sich als eine saftige Schleuderfrucht einer entsprechend ge- sicherten Wasserzufuhr. Der obere Teil der Beere, der aus den beiden Perianthblättern hervorgeht und Assimilationsgewebe führt, muß überdies schon zur Sicherung des Funktionierens der Assimilation die Wasserversorgung sorgfältig ausgestalten, denn die klimatischen Verhältnisse an den Örtlichkeiten, wo Arcetitliohiiim vorkommt, weisen trockenen Standort und hohe Insolation auf; wenn auch zumeist be- deutendere Luftfeuchtigkeit Gefahren übermäßiger Transpiration mindert, zeitweilig stellen sich solche zweifelsohne ein. Die Speichertracheiden und die Verhältnisse, welche die Gefäßbündel in der oberen Beerenhälfte weisen, scheinen bis- her nicht richtig aufgefaßt worden zu sein. Peirce gibt für A. occidentale in der oberen Beerenhälfte eine glockenförmige, aus 2 bis 3 Zellagen bestehende Schichte an, welche die Parenchymmasse in eine äußere und innere scheidet (vgl. seine Fig. 3, Taf. III). Sie soll bestehen aus: »some what elongated cells with lignified walls more ore less spirally thikened. This conical layer is continuous nearly or quite to the top.« Diese Schichte entspricht den Gefäßbündeln und ihren Verzweigungen, die sich ja allerdings in einer ring- förmigen Zone, entsprechend ihrer Lage im Mesophyll der beiden Perianthblätter, die diesen Teil der Beere aufbauen, finden. Aber eine kontinuierliche Schichte bilden die- selben nicht. In einer geschlossenen Kreislinie treten ihre Zellen nie auf, wenn auch an manchen Querschnitten ein beträchtlicher Teil eines Kreises von ihnen eingenommen sein kann, was darauf zurückzuführen ist, daß dann eine Veräste- Biologie von Arcen tliobiu in. 19o lang eines Bündels im horizontalen \'erlauf getrofYen ist. Die Speichertracheiden sind netzförmig verdickt und sehr wenig verholzt. An mit Javelle'scher Lauge behandelten Schnitten, die dann in Chlorzinkjod übertragen wurden, geben die \'er- dickungen Zellulosereaktion, wenn nach der Behandlung mit Lauge Auswaschen der Schnitte in mit HCl angesäuertem Wasser erfolgte. Nach solcher Behandlung in Chlorzinkjod liegend, wurde der in Fig. 3, Taf. III, abgebildete Schnitt auf- genommen. Cal ciumoxalatkry stalle in Cellulosetaschen. Dieses Bild gibt uns Anlaß, kurz noch auf einen in den extramatrikalen Teilen von ArceutJwbium sehr verbreiteten und auffallenden Inhaltsstoff hinzuweisen, nämlich auf Krystalle von Calcium- oxalat. Die Krystalle sind schön ausgebildet und gehören dem monoklinen System an. Sie treten besonders in der Nähe der Leitstränge auf und stehen hier oft in größeren Gruppen bei- sammen. An Schnitten ohne weitere Behandlung war es schwer zu entscheiden, ob mehrere Krystalle in derselben Zelle vor- kommen, oder ob sie als Solitäre einzeln in den Zellen liegen. \'olle Klarheit brachte erst ein mit Javelle'scher Lauge be- handelter, mit salzsäurehaltigem Wasser ausgewaschener und in Chlorzinkjod übertragener Schnitt. Es zeigte sich dabei, daß jeder Krystall einzeln in einer meist kleinen Parenchymzelle liegt, überdies aber in einer eigenen Membranhülle eingeschlossen ist, die dem Krystall so fest anliegt, daß nach dem Auflösen desselben seine Umrisse erhalten bleiben. Die Umhüllung ist eine Cellulosemembran, die nur einseitig, wo die be- treffende Zelle an Tracheiden oder Gefäße anstoßt, teilweise verholzt sein kann. Zwei solche Krystall- kammern (nach einem in der beschriebenen Weise gewonnenen Präparat) sind in Fig. 3, Taf. III, links neben den Tracheiden leicht zu erkennen. Dieselbe Region stärker vergrößert, bringt das Bild Fig. 4, Taf. III, wo man drei der kleinen Zellen, die Krystalle führten, leicht herausfinden wird und in denen man auch die besondere Hülle, die die Form des ausgelösten Krystalles umgrenzt, unterscheiden kann. 196 E. Hei mich er, Das Endokarp. Ich gelange jetzt zu den Schichten, die zum Endokarp gerechnet werden und die in dem Schema eines Längsschnittes (Fig. 1, Taf. III) als Schleimschicht (Schi Seh) und Endokarp (als dickere Linie eingetragen) be- zeichnet sind. Aus Gründen, die später erhellen werden, beginne ich mit der letzteren. Diese vSchichte ist es, die in den Arbeiten von Johnson und Peirce keineswegs eine richtige Darstellung und Deutung erfahren hat, wäh- rend sie Skrobischewsky wenigstens ihrem Inhalte nach gut charakterisiert. In dem Referat Famintzin's heißt es: »Die Zellen dieser Schichte, die sich durch bedeuten- den Gehalt an Gerbstoffen auszeichnet, sind in zwei bis drei dem Endospermgewebe dicht anliegenden Reihen angeordnet." Tatsächlich geben diese Zellagen, die einen am Alkohol- material gelbbraunen Inhalt führen, auf Eisenchlorid eine deut- liche Gerbstoffreaktion, färben sich tintig grünschwarz. Bei stärkerer Vergrößerung findet man sie in Fig. 1, Taf. II (EHäok) abgebildet, bei schwächerer Vergrößerung sind sie als sack- artige Umhüllung in Fig. 2, Taf. III, nur im unteren Teil, ferner in Fig. 4, Taf. II, zu finden. Johnson und Peirce schreiben dieser Schichte unberechtigt mechanische Schutzfunktionen zu. Ersterer sagt: »Owing to the absence of the integument of the ovule, and consequently of the testa of the seed, the protective funktion of the testa is assumed by the endocarp, which forms a complete envelope to the seed when the latter is forcibly ejected from the dehisced fruit. The endocarp con- sists of some five layers of cells. All the layers except one, and this the outermost, consist of simple thick-walled cells without contents,^ parenchymatous at the apex and base, prosenchymatous laterally.« Und Peirce schreibt: »The seed is covered all around with a sclerotic coat from one to three cell-layers thick.« Für Arceiithobiiun rohustum macht Mac Dougal die Angabe: »Immediately coating the seed is a la3'er of globoid cells with thick mucilaginous Con- tents.« 1 Letztere Bemerkung ist mir rein unverständlich. Biologie von Arccuthohiuin. 197 Von einem mechanischen Schutz des Samens durch diese Zellschichten kann keine Rede sein, sie als sklerotisch zu bezeichnen noch weniger. Aller- dings erscheinen sie ziemlich dickwandig, aber diese Wan- dungen verquellen sehr leicht im Wasser, es bleibt dann nur eine dünne Membranlamelle um den geronnenen Plasmabelag zurück und leichter Druck genügt, um den Zerfall der Schichte in einzelne Zellen herbeizuführen. Infolgedessen sieht man auch in den ersten Keimungsstadien, daß diese Schichte durch das anschwellende und ergrünende Endosperm gesprengt wird und jenes da und dort durchschimmert. Als mechanischer Schutz des Samens ist viel wirksamer die äußerste Schichte des Endosperms, die das Aussehen einer Epidermis hat und deren vorgewölbte Außenwandungen stark cuticularisiert sind (vgl. Fig. 1, Taf. II, bei der mit Cii bezeichneten Stelle). Wohl werden aber die Zellen des Endokarps einen Schutz gegen Wasserverlust des Embryos bedeuten, schon infolge des Membranschleims ihrer Wandungen, noch mehr aber als Unterlage der eigentlichen Schleimschicht, von der ihnen geringere Reste allseits, in besonderer Mächtigkeit am radi- kularen Pol, beim Ausschleudern des Samens aus der Beere anhaften bleiben. Die Form der Endokarpzellen wechselt etwas, ent- sprechend den Angaben von Johnson, indem sie an den Polen des Sackes, den die Schichte bildet, mehr isodiametrisch erscheinen, in den längsverlaufenden Partien aber mehr längs- gestreckt sind, ohne aber die Bezeichnung »prosenchymatous« zu verdienen. Im allgemeinen ließen sich die Zellen hier als plattenförmig, bei vorwiegender Längserstreckung bezeichnen. Nicht nur in der Form, sondern auch in der Mem- branbeschaffenheit stellen sich in dieser Schichte Unterschiede ein. Während nämlich der Großteil die be- sprochenen, zur Verschleimung neigenden Zellwandungen besitzt, ist die Partie, welche dem Grund der Beere genähert ist, durch anderes Verhalten der Zellwand ausgezeichnet. Körperlich hat diese Region die Form einer Uhrschale, sie beginnt da, wo in der Skizze Fig. 1, Taf. III, die mit Tr M 198 E. Heinricher, bezeichnete Lamelle an das Endokarp, respektive in der Skizze an die vorgelagerten Gefäßbündel, anstößt. Hier würde die von Mac Dougal angewendete Bezeichnung »globoid cells« stimmen. Die Zellen sind hier isodiametrisch, dick- wandig, netzförmig verdickt und verholzt. Eine Gruppe solcher Zellen, die wir als Speichertracheiden bezeichnen können, ist in Fig. 5 b, Taf. III, nach Zeichnung mit der Camera dargestellt. In Fig. 5 a hingegen ist ein Querschnitt in der Höhe der Bezeichnung Tr M in Skizze Fig. 1, Taf. III, geführt, veranschaulicht. Die aus Speichertracheiden aufgebaute ring- förmige Zone ist grau gehalten (war am Präparat infolge Reaktion auf Verholzung mit basischem Fuchsin und Pikrin- säure rot); in direktem Zusammenhang mit dieser Tracheiden- zone stehen die beiden Gefäßbündel (GB), die durch den Stiel in die Beere eintreten. Mit H ist in der Figur die Höhlung angedeutet, die im Schnitte durch das Ausfallen des ebenfalls angeschnittenen Endosperms entstand. Ich muß noch be- merken, daß diese verholzten Zellen denselben gelbbraunen Inhalt führen wie die übrigen Partien des Endokarps, deren Zellen aus verschleimender Membransubstanz aufgebaute Zell- wände besitzen. Wahrscheinlich rührt dies von Resten des Plasmaschlauches her, in denen Gerbstoff gebunden ist. Zellenkappe über dem Hypokotylende. Anschließend an das Endokarp ist einer Zellbildung zu gedenken, die nur Johnson beachtet hat, bei den übrigen erwähnten Autoren aber weder im Text noch in den Abbildungen angedeutet er- scheint. Der Embryo ragt aus dem Endosperm mit dem ver- dickten radikularen Pol ziemlich weit vor und wird auch hier von den beschriebenen Endokarpzellen mit zur Verschleimung neigenden Wandungen gedeckt. So entsteht eine von den braunen Zellen des Endokarps bekleidete, in die Schleim- schichte vorspringende Papille (vgl. Fig. 1 und besonders Fig. 2, Taf. III). Hier findet sich nun, den braunen Endokarp- zellen untergelagert, noch eine distinkte Zellengruppe vor, die kapuzenartig den vorspringenden Pol des Embryo (den Scheitel des Hypokotyls) deckt. Diese eigentümliche Bildung ist leicht zu übersehen, selbst dann, wenn die Schnitte gut median Biologie von Arcenlhobittin. 199 geführt sind. Johnson gibt in Fig. 10 einen Längsschnitt durch einen ausgeworfenen Samen wieder, an dem diese Zellenkappe sichtbar ist. Selbe zeigt auch Fig. 5 unserer Taf. II; sie wurde aber erst sichtbar, als aus bestimmten Gründen bei dem vorliegenden Schnitt durch die reife Beere die braune Endokarpschichte wegpräpariert worden war. Johnson hält diese Zellenkappe für einen Rest der Placenta, »ovarian papilla«. Er sagt: >In the ripe fruit, the apical part of the papilla forms a sort of calyptra to the radicle« und an späterer Stelle: »The protective function of the root-cap is apparently assumed by the apical part of the ovarian papilla which forms a conical cap of empty cells cowering the radicle much as the calyptra of the Moss covers the tip of the de- veloping sporogonium.« Es handelt sich in der Tat um Zellen, die jeden Inhalts entbehren und mehr oder minder zerknitterte Wandungen be- sitzen. Da diese in konzentrierter Schwefelsäure erhalten bleiben, also verkorkt sein dürften, vermag die Zellenkappe trotz der dünnen Zellwände in der Tat dem Hypokotylende im Samen einigen Schutz zu gewähren. Bei der Keimung wird sie aber mit vorgeschoben und offenbar abgeworfen. Daß die Bezeichnung >Wurzel<, die Johnson für das Hypokotylende gebraucht, obwohl er den Mangel einer Haube hervorhebt, unberechtigt ist, darauf wird an anderem Orte zurückzu- kommen sein. Die in Rede stehende Zellenkappe deutet Johnson als einen Rest des Placentarhöckers, seiner »ovarian papilla«. Es ist ohne einen entwicklungsgeschichtlichen Verfolg nicht mög- lich zu entscheiden, ob diese Deutung richtig oder unrichtig ist. Vergleicht man allerdings die Figur, in der die »ovarian papilla« von Johnson zu der Zeit dargestellt ist, als in ihr die beiden auf die Embryosäcke reduzierten Samenanlagen ihre Eiapparate fertiggebildet haben, so erwächst bei der Klein- heit und Zartheit des Placentarhöckers einiger Zweifel. Man möchte meinen, daß derselbe durch den (oder die) wachsenden Embryosack in ähnlicher Weise bald aufgelöst oder zerstört würde, wie dies bei normalen Samenknospen so häufig mit dem Samenknospenkern, dem Nucellus, erfolgt. Die in Rede 200 E. Heinricher, stehende Zellenkappe könnte wohl auch ein Differenzierungs- produkt gewisser Zellen des Endokarps sein, ein Gegenstück zu den Zellen, die sich am entgegengesetzten Pol zu den geschilderten Speichertracheiden ausgestalten. Allerdings ist im letzteren Falle die Homologie mit den übrigen Endokarp- zellen viel deutlicher hervortretend.^ Die Schleimschichte des Endokarps. Dem Endokarp gehört auch die Schleimschichte an, welche den Samen, ab- gesehen vom unteren Pol, ringsum bekleidet. Sie fehlt in jener Region, wo an Stelle der Zellen mit verschleimender Wandung solche von der Art der vSpeichertracheiden, mit ver- holzten Membranen, stehen. Von hier ausgehend, nimmt die Mächtigkeit der Schleimschichte nach oben zu und erreicht am oberen Pol die massigste Ausbildung (vgl. Fig. 1 und be- sonders Fig. 2, Taf. III). Wenn ich hier von der »Schleim- schichte« spreche, möchte ich aber damit nicht ent- schieden haben, daß die Schichte Seh leim, die in der reifen Beere tatsächlich vorhanden ist, auch einer gesonderten Zellschichte entspricht. Zwar wird diese Auffassung in allen Arbeiten, welche die Anatomie der Arceutliobium-Beeven behandeln, vertreten, doch vermochte ich an den reifen Beeren die volle Über- zeugung von der Richtigkeit dieser Anschauung nicht zu gewinnen. Ich gelangte mit einiger Sicher- heit zu der Auffassung, daß die Schleimfäden der Schleimschichte ein Bildungsprodukt der darunter- gelegenen Zellen des Endokarps sind, also jener Zellen, die Skrobischewsky als »Gerbstoffschichte«, 1 Der schrittweise ent\vici-In A. occidentale we see that it is the Imbibition of water by the material of cell-walls rather then the osmotic activity of the cell-contents which brings in water; that the water is taken up and held by the swelling gelatine of the walls.« Im übrigen sagt er vorausgehend über »the gelatinous ,seeds' coat«, wie er die Schleimschicht nennt, nur: »This coat extends nearly around the ,seed', is absent on the end which is to be forward, when it is thrown out, and is thikest at the top, which will be the bakend in flight.^< Immerhin ist klar, daß sowohl Mac Dougal als Peirce die Schleimschichte als eine besondere Zellschichte auf- fassen. Ehe ich nun darangehe, meine Ansicht zu vertreten, daß nämlich die Schleimschichte nicht aus eigenen Zellen besteht, sondern aus haarartigen, aus dem Endokarp hervortretenden Schleimfäden, ist es nötig, auf die Re- aktionen dieser Fäden und die Veränderungen, die sie unter Anwendung der Reagentien zeigen, einzugehen. Fertigt man durch in Alkohol konservierte reife oder der Reife jedenfalls sehr nahe Beeren dünne Querschnitte an, etwa in der Höhe der Bezeichnung Schi Seh in Fig. 1, Taf. III, und bringt sie unter völliger Entwässerung in Canadabalsam, so erhält man das in Fig. 1 a, Taf. IV, wiedergegebene Bild (Zeiß Oc. II, Obj. E, ohne Camera gezeichnet). Die Querschnitte der Schleimfäden erscheinen fest aneinandergefügt und ebenso den Zellen des Endokarps angeschmiegt. Man sieht ein enges, tangential gestrecktes, strichförmiges Lumen, umgeben von einer einigermaßen dicken Wandung. Betrachtet man einen 204 E. Hein rieh er, solchen Schnitt, den man aus Alkohol in Sprozentige Kali- lauge übertragen und dem langsam Wasser zugeführt wird, so bleiben die Zellen ebenfalls dicht aneinander, die Wandung läßt aber unter geringer Quellung zwei Schichten unter- scheiden. Eine breitere, weniger dichte Außen- und eine stärker lichtbrechende Innenschicht. Fig. 1 b, Taf. IV, gibt das Quer- schnittsbild eines solchen Schleimfadens. Dicht aneinander- liegend erinnern die Querschnitte durch die Schleimfäden sehr an den Querschnitt eines Bastbündels von Nermm Oleander. Bringt man nun solche Schnitte in Wasser, so erhält man das Bild Fig. 1 c, Taf. IV. Die äußere Schichte quillt offenbar besonders stark, löst sich auf und die früheren Grenzen zwischen den einzelnen Schleimfäden verschwinden.^ Auch die innere Schichte quillt, jedoch erfolgt die Quellung nicht in die Dicke, sondern in der Fläche, wodurch das Lumen der Schleimfäderi beträchtlich erweitert wird. An den besonders massig entwickelten Schleimfäden am Scheitelpol des Samens ist das Verhalten etwas anders, hier quillt die Außenschichte stark, ihre Grenze bleibt aber länger erhalten. Die Substanz der Schleimfäden ist hier in einen weniger quellungsfähigen Zustand übergeführt, womit auch zusammenhängt, daß an dem ausgeschleuderten Samen hier eine kompakte Masse erhalten geblieben ist, die wie ein aus dem braunen Samen hervorgetretenes Würzelchen aussieht. Überhaupt ist die Metamorphose der Wandung der Schleim- fäden innerhalb der Frucht nach dem Entwicklungszustand und nach den verschiedenen Regionen verschieden weit ge- diehen, ja sie kann innerhalb des gleichen Schleimfadens lokal Verschiedenheiten aufweisen. Insbesondere kann dies die basale, dem Ursprungsorte des Fadens nahe Partie be- treffen, die oft an Quellungsfähigkeit zurücksteht. Diese Umstände erschweren naturgemäß sehr das Studium der Schleimschichte. Um die Quellungsgröße einigermaßen zu kennzeichnen, führe ich an, daß an einem dünnen Längsschnitte, in 96pro- 1 Dem in Fig. 1 a und b Dargestellten entsprechen Bilder, die Peirce auf Taf. III. Fig. 9 und Fig. 10 brins^t. Biologie von ArcaUhohium. 20o zentigem Alkohol liegend, die braunen Zellen des Endokarps und der Schleimschichte eine kaum verschiedene Breite be- saßen (5:5); nach Zufuhr von Wasser stieg die Breite der Schleimschichte auf das Sechsfache, die des Endokarps hin- gegen wenig (5*5: 30). In Wasser quillt die Außenschichte oder löst sich völlig auf; die Innenschichte bleibt, außer wo sie verletzt wurde, noch wenig gequollen und stark licht- brechend. Diese Innenschichte gibt, so wie die verschleimenden Wandungen der Endokarpzellen, Cellulosereaktion. Ersetzt man nun an dem gleichen Schnitte das Wasser durch Chlorzinkjod, so tritt eine neuerliche Ausbreitung des Schnittes ein. Diese trifft auch die Endokarpschichte und weiters die Schleim- schichte; ihre Breiten verhalten sich nun wie 8 : 40. Die Er- weiterung der Schleimschichte beruht auf der Quellung der stark lichtbrechenden Innenschichte. Dieser im Wasser noch scharf begrenzte Teil des Schleimfadens nimmt nach Chlor- zinkjodbehandlung das Doppelte bis Vierfache an Breite ein. Die früheren Fäden erscheinen nun mehr bandartig^ und besonders infolge der Cellulosereaktion scharf begrenzt. Von den gelösten Außenschichten ist nichts zu unterscheiden.- Doch ist die Substanz der Innenschichte nicht überall auf gleicher Stufe. Die basalen Partien mancher Fäden quellen nicht oder kaum merklich, auch ist die Cellulosereaktion dieser Teile schwach. Auf einem dünneren Stiel befindet sich dann aufsitzend der bandartig verbreiterte Teil. Die Veränderungen in den Schleimfäden spielen sich nun offenbar während des Reifens der Beeren allmählich ab, spe- ziell die Steigerung des Quellungsvermögens der Außenschichte bis zu ihrer völligen Lösung. Auch sprechen Anzeichen dafür, daß diese Prozesse von unten nach oben fortschreiten. Man findet z. B. in Längsschnitten unten die Schleimfäden schon 1 Tatsächlich sind es zylindrische Schläuche von erweitertem Radius. - An Schnitten, die aus Alkohol unmittelbar in Chlorzinkjod übertragen wsrden, verquillt die Außenschicht der Schleimfäden zwar auch so, daß die Grenzen der einzelnen Fäden sich verlieren, aber nach außen hin ist an dem Schnitte eine Abgrenzung der durch die Lösung entstandenen Schleimmasse, in der die blauen Fäden der ebenfalls gequollenen Innenmembranen liegen, durch eine leichte Abtönung unterscheidbar. 206 E. Heinlicher, isoliert, etwa wie die in Fig. 2, Taf. IV, dargestellten, während sie nach oben noch dicht gedrängt dem Endokarp anliegen. Die Fäden in Fig. 2 sind nach einem aus Alkohol in kon- zentrierte Kalilauge übertragenen Schnitt gezeichnet. Auf das Bild wird in anderer Beziehung noch später zurückzukommen sein. Ich hege die Auffassung, daß die Außenschichten dieser Fäden schon in der Frucht verquollen, respektive in Lösung gegangen waren und daß durch diese die Isolierung der Fäden bewirkt w^urde. Die stark lichtbrechenden, aus Cellulose be- stehenden Innenschichten quellen in konzentrierter Kalilauge wenig und behalten ihre scharfe Umgrenzung. Auch in Kali- lauge von 37o quellen sie nicht übermäßig, doch wechselt das Verhalten einigermaßen, was wieder von einem jeweils bestimmten Entwicklungsgrad der Substanz abhängig sein wird. Dort, wo die Innenschichte beim Schneiden verletzt wurde, tritt Quellung ein. Die Fig. 3, Taf. IV, ist nach einem Präparat gezeichnet, dem nach Absaugen des Alkohols, in dem es zunächst lag, 3^0 Kalilauge zugesetzt wurde und dem endlich seitlich Gl3''cerin zufloß. Der oberste Faden zeigt plötzlich eine Verbreiterung und in dieser Region tritt jene zarte Spiralstrukt'jr auf, die an den Schleimfäden nach Anwendung verschiedener Reagentien sichtbar wird. Ähnlich wie einer 3% Kalilauge gegenüber verhält sich die innere Schichte der Schleimfäden in Javelle'scher Lauge. Sie quillt wenig und zunächst nur an Stellen stärker, wo Ver- letzung des Schleimfadens eingetreten war. So skizziert Fig. 4, Taf. IV, einen durchschnittenen Faden aus einem Schnitte, der zunächst in Alkohol lag, dann nach Absaugen dieses mit Javelle'scher Lauge behandelt wurde und endlich in ein nicht ganz konzentriertes Glycerin kam. An der Abbruchsteile trat Ouellung ein und dieser Teil zeigte zart angedeutet Spiral- struktur. An Präparaten, die ursprünglich mit Javelle'scher Lauge behandelt wurden, werden, nach längerem Liegen in Glycerin ohne Abschluß, durch die Wasseraufnahme auch die früher ungequollenen Schleimfäden in den gequollenen Zustand über- geführt. Fig. 5 und 6, Taf. IV, zeigen zwei solche kürzere Biologie von Arcen thohiii in. 207 Fäden, wie derartige am untersten Ende der Schleimschichte sich finden, dort, wo sich der Übergang zu den tracheiden- artigen Endokarpzellen vollzieht. Die Bilder sind einem Präparat entnommen, das durch einen tangentalen Anschnitt der Endokarpschicht gewonnen war. Der Schnitt wurde mit Javelle'scher Lauge behandelt, der braune Inhalt der Endokarpzellen zerstört; darauf wurde die Lauge durch Glycerin ersetzt. Scharf treten nur die Innenhäutchen der Endokarpzellen hervor. Anscheinend aus der Zvvischensubstanz entspringen die Schleimfäden, die in dem größten Teil ihres \'erlaufes gequollen sind. Stellenweise ist aber diese Quellung unterblieben, was auf lokale Ver- schiedenheiten des Zustandes der Substanz hinweist. Die Quellung betrifft, wie nochmals hervorgehoben sei, nur die Innenschichte, die Außenschichte muß schon vorher in Lösung gegangen sein. An dem Schleimfaden in Fig. 6 fällt die Bildung seitlicher Aussackungen auf; eine rechts neben der Ansatzstelle, eine am Ende des ersten Viertels seiner Länge, Ausnahmsweise sah ich gabelartige Teilung auch an der Spitze eines Schleim- fadens, ähnlich etwa einer heterozerken Schwanzflosse eines Fisches. An den gequollenen Strecken tritt die zarte Spiralstruktur hervor, die nur als Ausdruck der mycellaren Struktur aufgefaßt werden darf, vergleichbar der Streifung, keineswegs als Verdickung, wie Johnson^ schreibt. Noch viel weniger ist die diesen Spiralen von Peirce- zugeschriebene mechanische Bedeutung gerecht- fertigt. Interessant war mir die Beobachtung, daß an einem 1 >The wall presents thickening in the form of a spiral«. 2 Peirce sagt p. 103 von den ausgeschleuderten Samen: »With the slow loss of water which takes place as the air dries, these long cells (die Schleimfaden), attached at their tips to whatever the »seed« has Struck, and at their bases to the firm sclerotic coat, contract, shorten. Owing to the Spiral thickening of the inner ceüulose wall, the shortening of these cells pulls the »seed« closer and closer, and attaches it more and more firmly. to whatever it has Struck.« 208 E. Heinricher, Oaerschnitt durch die reife Beere, der zunächst (wegen Prü- fung der CoUenchymschichte) mit öO^^ Kalilauge gekocht worden war und nach dem Auswaschen in Chlorzinkjod über- tragen wurde, die ebenfalls durchschnittenen Schleimfäden in zarte, ringartige Scheibchen zerfielen. Es handelte sich um kurze Fadenstücke von der Dicke des gemachten Querschnittes. Erhalten war natürlich nur die aus Cellulose bestehende Innen- schichte. Diese zerfiel nun in Ringelchen, die geldrollenartig aneinandergereiht waren, beim Lüften des Deckglases aber auch isoliert werden konnten. Auch kurze, spiralige Streifchen wurden gesehen.^ Nunmehr will ich zu den Beobachtungen übergehen, die mir dafür zu sprechen scheinen, daß die Schleimfäden keine selbständigen Zellen sind, sondern nur Ausstülpungen der äußersten Lage von Endokarpzellen. Zunächst sei erwähnt, daß es mir nie gelang, in den Schläuchen auch nur die geringste Spur eines Plasma- restes nachzuweisen, was besonders an den mit Chlor- zinkjod behandelten Präparaten zu erwarten gewesen wäre. Ich kann also die vorliegende Angabe Johnson's nicht be- stätigen, der sagt: »When fully developed the cavities of the cells have each a very thin layer of parietal protoplasm en- closing a large quantity of cell-sap.« Was den Zellsaft be- trifft, habe ich schon früher festgestellt, daß Johnson nur mit Herbar- und Alkoholmaterial gearbeitet hat, sich also von der »large quantity of cell-sap« kaum überzeugen konnte. An guten Schnitten, die allerdings schwer zu erhalten sind, glaube ich ferner wiederholt und sicher das Aus- gehen der Seh leim fäden von den Endokarpzellen gesehen zu haben. Der photographischen Reproduktion solcher Präparate stellten sich allerdings große Schwierigkeiten entgegen. Sie liegen einmal in dem Gewirre, das die Schläuche bilden und ferner in ihrer großen Labilität, die schon bei einer schwachen Verschiebung des Deckglases zur Zerstörung 1 Man vergleiclie das p. 201 gegebene Zitat Skrobischewsky's; die Angaben über die Spiralstruktur sind bei diesem viel besser mit dem Tat- säclilichen im Einklansr. Biologie von Arccii/hobiiun. 209 des Bildes führen kann. Ein Übertragen in ein festeres Medium vertragen die Präparate schon gar nicht. Eine photographische Aufnahme von bescheidenem Wert ist nur die in Fig. 6, Taf. II, vorliegende. Das Präparat, ein in Chlorzinkjod liegender Schnitt, war aber besser als das Bild, insofern letzteres die einzelnen Endokarpzellen nicht differenziert. Die Zellen der äußersten Lage des Endokarps (an den Längsseiten des Sackes, den das Endokarp bildet) schieben ihre Enden etwas schnabelartig vor, wie es an den Fig. 2, 3 und 7, Taf. IV, besser ersichtlich wird. Inmitten der Fig. 6, Taf. II, ist nun hakenartig die direkte Fortsetzung einer Endokarpzelle zu sehen, die offenbar einem Schleimfaden ent- spricht. Aus irgendeinem Grunde ist seine normale Entwick- lung unterblieben, die allen Schleimfäden in seiner Nachbar- schaft beschieden war. Diese erschienen durch Quellung der Innenschichte als breite, blaue Bänder. Auch Fig. 7, Taf. II, ist nach einem in Chlorzinkjod liegenden Schnitte aufgenommen. Es handelt sich um eine Gruppe von Endokarpzellen, die am oberen Pol des Samens, wo die mächtige, schopfartige Häufung der Schleimfäden auftritt, lag. Die in der Mitte befindlichen Endokarpzellen schienen sich nun unmittelbar in die Schleimfäden fortzu- setzen. Leider erscheinen im Bilde die Endokarpzellen zu wenig differenziert. Das Ausgehen der Schleimfäden von den Endokarpzellen ist noch an einer Reihe guter Schnitte beobachtet worden; von einigen solchen wurden Skizzen angefertigt. So war in dem Präparat, dem Fig. 3, Taf. IV, entstammt, für die links liegende Zelle die Sache wohl sicher. Der betreffende Schnitt war aus Alkohol in 3% Kalilauge übertragen und wurde später seitlich Glycerin zugeführt. Der fragliche Faden blieb im basalen Teil ungequollen, erst in einiger Entfernung davon erscheint er verbreitert imd zeigt die zarte Spiralstreifung (die Fäden entsprechen nur der resistenteren Innenschichte, die Außenschichten sind ohne sichtbare Grenze verquollen). Sehr wahrscheinlich ist der Ursprung auch der beiden anderen gezeichneten Fäden ein gleicher. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 124. BJ. 14 210 E. Hein rieh er, Ein ähnliches Bild ist in Fig. 2, Taf. IV", gegeben, von einem Schnitte, der aus Alkohol in konzentrierte Kalilauge übertragen war und wo wieder seitlich Glycerin beigefügt wurde. Hier ist bei der obersten Zelle der Übergang der Endokarpzelle in den Schleimfaden deutlich. Der Austritt der Schleimfäden erfolgt stets am akralen Ende der Endokarp- zellen, das nach dem den Embryo enthaltenden Pol des Samens gewendet ist. Doch ist es wahrscheinlich, daß aus der gleichen Zelle auch mehrere Schleimfäden den Ursprung nehmen können, und zwar dürfte dies bei den den oberen Samenpol deckenden Endokarpzellen vorkommen. Dort sind die Zellen mehr isodiametrisch und unregelmäßig in mehrere buckelartige Vorsprünge ausgezogen. Von diesen dürften die Schleimfäden ausgehen. Wenigstens in einem Falle glaube ich sicher zwei solche, von derselben Zelle abgehend, gesehen zu haben. Noch sei auf Fig. 7, Taf. IV, hingewiesen. Von dem schnabelartig vorspringenden Ende einer Endokarpzelle geht ein Fadenstück ab, das in einen zarteren, cilienartigen Teil ausläuft. Offenbar handelt es sich um einen durch den Schnitt abgetrennten Teil eines Schleimfadens. Noch ein Punkt scheint mir im Sinne meiner Deutung zu sprechen. Während nämlich die peripheren Enden der Schleimfäden mit Leichtigkeit freiliegend und isoliert zu finden sind, so ist das nicht der Fall mit den basalen Enden. Und doch möchte man erwarten, daß dies öfter vorkommen müßte, wenn die Schleimfäden wirklich eigenen Zellen entsprächen; dies umsomehr, als die Zellen des Endokarps, wie ich zeigte, sich durch Druck leicht isolieren lassen. Schon Skrobi- schevvsky betont (vgl. das früher Zitierte) den festen Zu- sammenhang der basalen Teile der Schleimfäden (nach ihm Zellen) mit dem Endokarp. Dieser feste Zusammenhang wird verständlich, wenn die Schleimfäden nur Ausstülpungen der Endokarpzellen sind. Wie schon früher gesagt, bedarf die hier vorgetragene Ansicht über das Zustandekommen der Schleimschichte noch der Stütze durch eine entwicklungsgeschichtliche Unter- suchung. Es ist ja kein Zweifel, daß die anatomische und entwicklungsgeschichtliche Klarlegung des Zustandekommens Biologie von Arccnthohiiiin. - 1 1 der Schleimschichte ungewöhnliche Schwierigkeiten bietet und ein besonders kritisches Arbeiten fordert. Eine in gewisser Beziehung der meinen verwandte Auf- fassung scheint Baillon in einer Schrift vertreten zu haben, die mir leider nicht zugänglich war. Sie findet sich bei John- son zitiert^ und eine Anzahl Sätze scheint dieser wörtlich übersetzt zu haben, da er sie unter Anführungszeichen bringt. So: »The most external cells of the ovule grow rapidly an produce projecting papillae on the originally naked sur- face of the nucellus. These cells soon become long viscid hairs which fill the cavity of the pericarp and have a double Spiral on their walls.« Es ist ja kein Zweifel, daß Baillon irrt, wenn er diese Bildungen dem Ovulum zuschreibt, denn die beiden Ovula sind ja bei Arcciitliohiiini auf die Embryo- säcke reduziert, lassen keinen Nucellus unterscheiden. Doch macht es den Eindruck, als ob seiner Mitteilung gesehene, entwicklungsgeschichtliche Stadien zugrunde lägen. Wenn dem so ist, so möchte man schließen, daß das Endokarp samt der Schleimschichte- aus dem Placentarhöcker hervorgeht, den ja Baillon als einziges Ovulum der weiblichen Blüte ansah. Es bleibt ja eben, worauf schon hingewiesen wurde, die entwicklungsgeschichtliche Herkunft des Endokarps noch klar- zulegen. Auf Grund des Gesehenen möchte ich wenigstens soweit schließen, daß dieses sicher ein Produkt der Frucht- ■blätter ist, während das übrige Perikarp in der Hauptsache aus der Achse und den beiden Perianthblättern aufgebaut wird. Ich komme darauf noch bei Besprechung der Partheno- karpie zurück. Das Trennungsmeristem.' Ausgenommen Skrobi- schewsky, der auf die mechanischen Einrichtungen im Auf- bau der Beere, die zum Ausschleudern des Samens führen, überhaupt nicht eingeht, findet sich bei allen übrigen Autoren das Vorhandensein einer Trennungsschichte am Grunde der Beere erwähnt. Es sind aber einige Differenzen in den An- 1 Baillon, Fleur femelle de l'Arceuthobium, in Assoc. Franc. Clerm., 1876, p. 495, t. G. 212 E. Heinrich er, gaben vorhanden und bedürfen diese wie die gegebenen Bilder besonders in einer Hinsicht der Richtigstellung. Sehr kurz gefaßt sind die Angaben Mac Dougal's:^ »The base of the berry is joined to the stall-: by a scission layer several cells in thickness.« Und etwas später sagt er: »The scission layer appears to cut into the mucilaginous layer or at least very nearly so in the mature berry.« Kaum mehr sagt über die Trennungschichte Peirce."-' In Beziehung auf sein in Fig. 3 gegebenes Schema eines Längsschnittes durch die Beere heißt es: »At the line c — d is the so called abscission layer, a Single row of very thin- walled cells (Fig. 6) lajnng between masses, above and below, of thick gelatinous-walled cells.« Etwas eingehender behandelt Johnson den Gegenstand. Nach diesem besteht die Trennungsschichte aus einer hori- zontalen Platte von sehr dünnwandigen Zellen, 8 bis 10 Reihen der Höhe nach umfassend. Seine Vermutung, daß sie »very probably by the meristematic activity of a Single layer of cells« hervorgeht, wird w'ohl zutreffen und dürfte die Angabe bei Peirce, die Trennungsschichte bestehe nur aus einer Zellage, darauf zurückzuführen sein, daß er eben ein von der Reife noch ferner liegendes Objekt untersucht hat. Klar äußert sich Johnson auch dahin, daß das Gewebe oberhalb des Trennungsmeristems stark verschieden ist von dem unterhalb, was richtig ist und von Peirce abweicht, der ober- und unterhalb »thick gelatinous-walled cells« als vorhanden an- gibt. So nennt Peirce das eigenartige Collenchymgewebe (vgl. unsere Fig. 1, Taf. III), das aber nach oben und unten in der Beere scharf begrenzt auftritt. In dieser Hinsicht und in bezug auf den meristematischen Charakter des Trennungsgewebes stimme ich mit Johnson überein. Als Meristem ist es durch die Kleinheit und Zart- wandigkeit seiner Zellen und durch die auffallend großen Zellkerne gekennzeichnet, die, nach einem Tinktionspräparate (Hämatoxylin nach Corazzini), in Fig. 2, Taf. II, in der mit r 1 A. a. 0., p. 171. 2 A. a. 0., p. 102. Biologie von Arceuthohiutn. 213 bezeichneten Region sichtbar werden. Zellagen sind hier etwas weniger vorhanden als Johnson angibt, sie hätten sich bis zur vollen Reife der Beere aber noch vermehren können. In einer anderen Hinsicht sind aber die Angaben Johnson's irrig und ebenso seine beigegebenen Bilder. Er sagt nämlich, daß die Gliederung zwischen Stiel und Beere an der Ober- fläche der Frucht durch eine Rinne (by a circular horizontal groove) angezeigt werde, in die er auch das Trennungs- meristem verlaufen läßt. Nicht nur in seiner schematischen Fig. 9 eines Beerenlängsschnittes, sondern auch im Detailbilde Fig. 11, in dem an einem Längsschnitte das Meristem und die nach oben (Collenchym) und unten (gewöhnliches Par- enchjmi) anschließenden Gewebe gezeichnet sind, ist das so dargestellt. Den gleichen Fehler zeigt auch die schematische Fig. 3 bei Peirce. Tatsächlich ist das \'erhalt.en gerade gegensätzlich. Die Lage der Meristemzone ist nach außen durch einen konvex vortretenden Ring gekennzeichnet, der auch an Alkoholmaterial deutlich erkennbar ist und der in den Bildern Fig. 2, Taf. III, Fig. 4 und Fig. 2, Taf. II, als hervor- gewölbter Bogen deutlich erkennbar ist.^ Die irrigen Angaben Johnson's beruhen wohl darauf, daß er die Sache an Herbar- material untersucht hat; beim Trocknen \\'erden die zarten Zellen des Meristems und die ebenso zarte, dasselbe deckende Epidermis schrumpfen und wird an Stelle des Ringes eine einspringende Rinne zustande kommen. Nicht nur in der Dünnheit der Membranen, die relativ auch die Außenwandung und ihre Cuticula zeigt, schließen sich die Epidermiszellen an der Ringoberfläche dem meriste- matischen Charakter der Gewebelamelle, welche sie decken, an, sondern auch durch ihre ebenfalls großen Zell- kerne. In radialer Richtung erscheinen sie gestreckt und fällt ihnen so der wesentlich e Anteil an der Bil- dung des Rinsrwulstes zu. Entfernt erinnert derselbe an 1 Das Trennungsgewebe erwähnt Sivrobischewsky zwar nicht, aber bei Besprechung des collenchymatischen Gewebes sagt er. richtig: »welches bis zum unteren Teile der Fruchthülle, in der Nähe des ringförmigen, an der Grenze der Frucht und des Fruchtstieles gelegenen Wulstes reicht.« 214 E. Hein rieh er, den Annulus der Kapseln mancher Laubmoose, bei denen dieser auch etwas vorspringt, wie bei Grimmia und Pothia} Eine Schleimbildung scheint aber in den Epidermiszellen des Ringwulstes nicht zu erfolgen. Noch in anderer Hinsicht scheint Johnson über das Trennungsmeristem im Unklaren geblieben zu sein. Seiner Beschreibung nach möchte man vermuten, daß die »horizontal plate of extremly thin-walled cells« durch den ganzen Quer- schnitt des Beerengrundes hindurchgeht. In Wirklichkeit hat aber dieses Meristem die Form eines Hohlringes, es zieht sich nur durch das Mesokarp unter der Collenchym- schichte und trifft dann auf die meist schon desorganisierten Parenchymlagen des Mesokarps. Dieser Verlauf ist besonders gut in Fig. 4, Taf. II, zu verfolgen. Man sieht die Meristem- platte rechts und links gewissermaßen den Grund der Schleim- schichte erreichen, was auch Mac Dougal offenbar meint, wenn er sagt: »The scission layer appears to cut into the mucilaginous layer or at least very nearly so in the mature berry.« Die durch das Meristem gebildete Trennungs- schichte erhält aber dadurch gewissermaßen eine Fortsetzung, daß sie an zerknitterte Zellen an- schließt, die, in der Form einer flachen Uhrglas- schale, dem hier unten aus Speichertracheiden auf- gebauten Endokarp unterlagert sind. Sie erscheinen als eine zartfaserige Schichte und kommen als an die Meristem- schichte anschließende Zone auch in dem relativ schwach vergrößerten Längsschnitte, Fig. 2, Taf. III, zur Geltung. Die Mechanik der explosiven Beeren. Mit den mechanischen Einrichtungen der Beere von Arcetithobnmt befassen sich außer Skrobischewsky alle im Vorher- gehenden genannten Autoren. In groben Zügen ist ja der Mechanismus sofort verständlich. Man erkennt ohneweiters die Bedeutung der am Grunde der Beere befindlichen Tren- 1 Dihm, Untersuchungen über den Annulus der Laubmoose. Flora, 1894, 79. Bd., p. 286; vgl. die Fig. 20 und 22, Taf. VIII. Biologie von Arceuihobinui. 215 nungsschichte und wird sich klar, daß in ihrem Innern eine kräftige Spannung erreicht werden muß, die endhch zum Zerreißen der Trennungsschichte und im selben Moment zur Ausschleuderung des Samens aus der so entstandenen Öffnung führt. Sowohl aus den Ausführungen Mac Dougal's über die Beobachtungen an ArceutJiobinin rohustnni als aus jenen Peirce's an A. occidentale geht es ferner hervor, daß die Explosion ohne äußeren Anstoß erfolgen, aber durch Er- schütterung beschleunigt und außerordentlich gefördert werden kann. Nach Mac Dougal ist die Explosion von einem gut hörbaren, scharfen Knacken (sharp click) begleitet und beide Autoren, und besonders Peirce schildern anschaulich, wie auf Erschütterung eines Astes, der mit reifen Beeren be- hangene Arceutliobium-Füanzen trägt, eine förmliche Fusillade momentan einsetzt, da nahezu alle Beeren sofort platzen und ihre Geschosse, die Samen, nach allen Richtungen verschießen. Über die Art des Zustandekommens der Span- nung in den Beeren gehen jedoch die Ansichten aus- einander; Mac Dougal und Peirce stimmen nur darin überein, daß sie von der Schleimschichte ihren Ausgang nimmt und daß diese eine besondere Zellschichte ist. Aber Mac Dougal ist, wie die schon p. 202 zitierte, maßgebende Stelle erweist, der Ansicht, daß die Turgeszenz in den Zellen der Schleimschichte die spannende Kraft darstellt, während Peirce sie in die Quellung ihrer Wandungen verlegt (vgl. das Zitat P. 203). Abweichend wieder sucht Johnson das Zustande- kommen der Spannung zu erklären. In erster Linie sieht er eine solche durch das rasche Wachsen des Samens und ein nicht ebenbürtiges des Perikarps gegeben. >■• . . .the developing seed, which is also causing cönsiderable pressure on the pericarp<^< und weiter: »The seed comes to have a relation to the pericarp similar to that of the protoplasraa to a cell- wall in a turgid cell.« Diese Spannung werde dann wesent- lich erhöht durch die mächtige Schichte der Schleimzellen, führe endlich zum Durchbruch an der schwächsten Stelle, in der Trennungsschichte (the meristematic zone) und zum Aus- 216 E. Heinrich er, schleudern des Samens. Dabei sollen die Schleimzellen am peripherischen Ende durchrissen werden und: »The cell-sap of these cells escapes and gives to the viscid walls a more sticky consistency, by which the seed is enabled to adhere to the host-branche on which it may fall.« Man wird aus dieser Darstellung nicht recht klar, ob sich Johnson die Verstärkung der Spannung durch die Ouellung der Wandungen oder durch Turgeszenz^ der Schleimzellen entstehend denkt. Übrigens ist daran zu erinnern, daß John- son kein lebendes Material benützt und gesehen hat und er nur bemüht ist, auf Grund seiner Untersuchung sich eine Vorstellung über den Mechanismus der Beere zu bilden. Da ist nun die Ansicht, daß die Schleimfäden durchrissen werden und ihr Zellsaft den Schleim verdicke, jedenfalls irrig. Mir stehen Präparate spontan ausgeschleuderter Samen zur \'er- fügung. An diesen sieht man in der den Samen umgebenden Schleimhülle neben durchrissenen Schläuchen zahlreiche in- takte, die so wie der in Fig. 6, Taf. IV, abgebildete aussehen. Das scheinbar weite Lumen solcher Schläuche kommt, wie wir im Vorausgehenden gesehen haben, nur durch Quellung der Membranen zustande, von denen übrigens nur die innerste Lamelle erhalten blieb. Daß die sehr labilen Schleimfäden beim Auswerfen teilweise durchrissen werden und besonders dann zerreißen, wenn man die Samen von einem Objekte, dem sie anhaften, ablösen will, ist verständlich. Meine eigenen Untersuchungen führen zu dem Ergebnis, daß die Quellung der Wandungen der Schlei mfä den der maßgebende, die hohe Spannung in der Beere erzielende Faktor ist, wobei es zunächst belanglos ist, ob die Schleimfäden eine besondere Zellschichte sind oder ob sie, was ich bis zu einem gewissen Grad der Wahrscheinlichkeit vielleicht dargelegt habe, nur Auswüchse der äußersten Zellage des Endokarps sind. Ich stimme also 1 Auf letztere scheint deutlicher wohl der Satz (1. c, p. 158) der Zu- sammenfassung hinzuweisen, der lautet: »The seed is covered by the endo- carp, the most external layer of which consists of viscid cells, which are severed at their peripheral (distal) ends at ejection of the seed.« Biologie von Avcenihohitim. 217 im wesentlichsten mit Peirce überein und kann zudem diese Auffassung experimentell stützen. Es gelingt nämlich auch an Alküholmaterial von reifen Beeren die Ausstoßung der Samen zu erzielen, wobei natür- lich von einer Mitwirkung turgeszierender Zellen keine Rede sein kann und die wirkende Kraft nur in der Quellung der Schleimschichte liegt. Nimmt man reife, in Alkohol gelegene Beeren und macht einen Querschnitt in der Höhe des Wulstes, der die Lage des Trennungsmeristems anzeigt, legt dann die nun stiellose Beere in eine Schale mit Wasser, so wird man nach Verlauf einer Viertelstunde etwa den Samen aus der Beere aus- gestoßen finden. Der Schnitt hat dem Wasser den Zutritt zur Schleimschichte und so ihre Quellung ermöglicht. Auch ich war anfänglich der Ansicht, daß außer der Quellung der Schleimfäden auch Turgeszenz von Zellen an der Spannung in der Beere Anteil hat. Verdächtig war mir in dieser Hinsicht das großzellige Parenchym unter der eigen- artigen CoUenchymschichte. Seine voluminösen Zellen sind gewissermaßen papillös nach innen vorgewölbt und man hat selbst bei Alkoholmaterial noch den Eindruck, daß sie unter starker Turgorspannung standen (vgl. Fig. 2, Taf. III). Daß ihr Turgor aber für den Endeffekt nicht maßgebend ist, erhellt daraus, daß sie in manchen Beeren, und zwar meist, schon ehe der Same ausgeworfen w^urde, weitgehend desorganisiert und zusammengefallen erscheinen. Dies kann auf scheinbar gleichen Stadien recht verschieden weit gediehen sein. In der Beere, von der Fig. 2, Taf. III, einen Längsschnitt wiedergibt, war das großzellige Parenchym noch ungewöhnlich vollständig erhalten, während in jener, von der Fig. 8, Taf. IV, gewonnen \\-urde, nur die dem Collenchym unmittelbar ' anliegende Schichte einiger- maßen erhalten war. In einer dritten Beere war in der unteren Beerenhälfte schon gar nichts mehr von diesem Parenchym zu sehen. ^ 1 In solchem Falle, insbesondere wenn der Schnitt in Wasser liegend oder nach längerem Liegen in Glycerin betrachtet wird und die Schleim- schichte quellen konnte, scheint diese allerdings unmittelbar bis an das Coli- 218 E. Heinricher, Und doch scheint es m ir nicht unwahrscheinlich, daß dem in Rede stehenden Parenchym eine nicht unwichtige Rolle zugewiesen ist. Ich vermute, daß ihm die Rolle der Wasserspeicherung zufällt; das hier gespeicherte Wasser reißen die quellenden Schleimfäden an sich, sei es, daß sie durch ihre beginnende Quellung die Parenchymzellen erdrücken, oder daß ihre verschleimte Außen- membran osmotisch den Zellsaft der Parenchymzellen, zunächst dieselben gewissermaßen plasmolysierend, an sich zieht und die fortschreitende Quellung endlich die Zellen zusammen- preßt. In der Tat findet sich nicht nur unterhalb des Samens eine schon früher erwähnte (vgl. p. 214), fädig-filzig aussehende Lage, die aus zusammengefallenen Zellen hervorgegangen ist, sondern auch seitlich, dem Collenchym anlagernd, sind ähnliche Zellenreste häufig zu sehen. Es ist auch verständlich, daß in der Beere, deren Mechanismus genügenden Wasservorrat fordert, Ein- richtungen getroffen sind, die einen solchen zu ge- eigneter Zeit sichern. Dies um so mehr, als durch die zwei zarten Gefäßbündel, welche in die Beere eintreten (vgl. Fig. 1 und 5 a, Taf. III), die Zufuhr von Wasser nur all- mählich erfolgen kann. Wir haben ja auch schon andere Ein- richtungen, die mit der Wasserspeicherung im Zusammenhang stehen, kennen gelernt. Ich erinnere an die große Menge von Speichertracheiden, welche die Bündelendigungen und Aus- zweigungen in der oberen Beerenhälfte begleiten (Fig. 3, Taf. III) und an jenen Teil des Endokarps, der aus Speicher- tracheiden aufgebaut wird (Fig. 5, Taf. III). Die Schleimschichte stellt also gewissermaßen das Pulver unseres Explosionsmechanismus dar.^ Sie liefert aber nicht nur die zu erzielende nötige Span- enchym zu reichen. So erklärt sich vielleicht die Angabe Peirce's für A. occidentale, daß die Collenchymschichte unmittelbar an die Schleimschichte grenzt (1. c, p. 102); das großzellige Parenchym wird von ihm gar nicht erwähnt. 1 Der Vergleich mit dem Pulver einer Patrone stimmt nur zum Teil; in einer Hinsicht ist eine Beschränkung nötig, auf die später zurückzukommen sein wird. Biologie von Arccidhobinin. 219 nung, sondern ist gleichzeitig aucli ein geeignetes Schmiermittel, damit das Geschoß, der auszu- werfende Same, ohne Reibungswiderstand entlassen wird. Auf die einem Geschoß ähnliche Form des Samens hat insbesondere Mac Dougal hingewiesen: »The seed has the form of a modern rifle bullet, conical at the basal end and truncate at the apical end, with a general cylindrical outline.« Das stimmt, nur ist zu bemerken, daß dieses Geschoß umgekehrt gelagert die Beere verläßt, im Gegensatz zu einer Kugel, die aus einer Bi'ichse verschossen wird. Der Vergleich des Beerenmechanismus mit einer Patrone liegt nahe. Wir haben insbesondere die zurückbleibende Beeren- wandung mit einer ausgeschossenen Patronenhülse verglichen (vgl. p. 190 und Fig. 5 a und h, Taf. I). Mac Dougal sagt: »The entire arrangement is that of a mortar cannon«, zieht also den Vergleich mit einem Geschütz. Diese Vergleiche sind bildlich zulässig, dem V/esen des Mechanismus werden sie aber nicht gerecht. Ein Geschützrohr, eine Patrone, haben eine starre Wandung, eine Deformation der- selben darf nicht stattfinden. Die Beere von Arcenthobium hat eine elastische V/andung und ihre Form und ihre Dirnen-' sionen werden vor dem Schuss und während desselben ge- ändert. Und gerade diese Dehnbarkeit und Elastizität der Wandung stellt einen wesentlichen und wichtigen Konstruktionsteil des Mechanismus vor. Als solcher funktioniert offenbar das eigenartige, schwach ver- korkte Collenchym. Es erfährt und verträgt, wie der Augen- schein lehrt, eine beträchtliche Dehnung; eine solche erfolgt sowohl in der Längs- als in der Querrichtung. Das Bestreben, letztere zu überwinden, führt zur Sprengung der Trennungs- schichte,^ löst aber gleichzeitig den plötzlich ermöglichten Ausgleich der Längsdehnung aus; dieser Ausgleich der 1 Die zwei zarten Leitbündelchen, welche dieselbe durchsetzen, werden wohl mit Leichtigkeit durchreißen. Dafür, daß sie atrophieren, wie Johnson sagt, ist kein Anhaltspunkt gegeben. 220 E. Heinricher, Spannungen stellt auch das eigentliche Treibmittel dar, das die Ausschleuderung des Samens besorgt. Der Schleim wird dabei keinen oder verschwin- denden Anteil haben, hauptsächlich nur als Schmier- mittel von Bedeutung sein; seine Aufgabe war in erster Linie die, den nötigen Spannungszustand herzustellen. Die Rolle des Collen chy ms kann mit der der ela- stischen Zugbänder einer Schleuder verglichen wer- den und der ganze Mechanismus ist als eine eigen- artig konstruierte Schleuder zu bezeichnen. Hier wird die Beschränkung ersichtlich, die nötig ist, wenn man die Schleimschichte der Beere mit dem Pulver (Ex- plosivstoff) eines Geschützes oder einer Patrone vergleicht. Das Pulver erzeugt durch die Vergasung sowohl die nötige Spannung als den Trieb für das Geschoß. In der ArceiitJiobinm-Beere sind Spannung und Treib kraft verschiedenen Elementen zugewiesen; für die Her- stellung der ersteren dient die Schleimschichte, das Treibmittel liefert das elastische, gespannte Coll- en chy m. Die wichtige Aufgabe, die dem Collench3''m zufällt, ist in den früheren Arbeiten kaum gestreift^ und in keiner das Collenchym speziell hervorgehoben. Das Vorkommen von Parthenokarpie bei Arceuthobium Oxycedri. Unter den zur Untersuchung gelangten Beeren meines Materials fand sich eine, die äußerlich normal aussah, die sich aber bei Zerlegung in Längsschnitte als keinen Samen führend erwies. Die Gewebe, die sonst am Aufbau der Beere teilhaben, waren normal vorhanden, nur fehlte alles, was bei Arceittlio- biuni den Samen darstellt; außer dem Embryo und dem Endo- sperm, somit das Endokarp, differenziert in die Zellen mit 1 Am deutliclisten ist dies bei Johnson der Fall, wo es heißt »This Zone (Trennungsschichte) is torn in two horizontall}^ the elasticit}'^ of the stretched pericarp comes in to play, the »seed« is forcib!}- ejected.« Biologie von Arccnihohiuin. 221 ziemlich dicker, schleimiger Wandung und die eigentliche Schleimschichte. Beim Schneiden löste sich der Stiel in der Trennungsschichte ab, in der Mediane klaffte eine Längsspalte, die sich nach oben zu, wo etwa in Fig. 8, Taf. IV, der massige Schopf der Schleimfäden liegt, zu einer größeren Lücke er- weiterte. Sehr stark entwickelt zeigte sich das großzellige, dem CoUenchym unterlagerte Parenchym (mächtiger noch als in Fig. 2, Taf. III) und ihm anschließend fanden sich zarte Parenchymmassen, teilweise desorganisiert, ihrem Charakter nach jenen gleichend, die in Fig. 8, Taf IV, unter dem Narben- teil sichtbar sind und auch in der parthenokarpen Beere in diesen übergingen. Hier lagen offenbar Reste der Karpelle vor, die in der reifen Beere im unteren Teile bereits des- organisiert zu sein pflegen. Auch Johnson beschreibt einige Beeren, die partheno- karp zu nennen wären, verwendet aber erklärlicherweise diesen Ausdruck nicht.^ Ihn interessiert die Sache auch aus einem ganz anderen Grund und er benützt sie, um gegen die von Bai Hon vertretene Anschauung, daß das Endokarp samt der Schleimschichte ein Bildungsprodukt des Nucellus sei (als solchen faßte er den Placentarhöcker, Johnson's »ova- rian papilla« auf), zu polemisieren. Die von Johnson beschriebenen Beeren zeichneten sich durch auffallende Schmalheit aus, es fehlte Embryo und Endosperm, das Endokarp samt der Schleimschichte (the viscid cells were comparatively well-developed) war aber entwickelt. »It was of interest to find all the spezialised accessory modifications in the fruit, while the essential parts, embryo and endosperm, were quite absent.« In diesem Falle wären also parthenokarpe Beeren mit taubem Samen vorgelegen und es könnten also partheno- karpe Beeren von zweierlei Art bei Arceiithohitmi unter- schieden werden: samenlose und tauben Samen ent- haltende. 1 Der Terminus »Parthenokarpie« ist von Noll erst 1902 eingeführt u-orden, Johnson's Abhandlung erschien aber 1888,89. 222 E. He in rieh er. Tatsächlich kommen auch parthenokarpe Früchte beiderlei Art vor, freilich oh bei einer und derselben Pflanzenart in häufigem Wechsel, ist mir nicht bekannt. NolP hat bei seinen parthenokarp gezogenen Gurken nur in einer >^eine völlig taube und leere Samenhülle^', die aber >^ wohlgestaltet« war, gefunden, alle übrigen enthielten keinen einzigen Kern. Daraus würde man schließen, daß innerhalb der Art doch große Neigung besteht, nur einerlei parthenokarpe Früchte zu erzeugen.- Ich hege aber etwas Zweifel, ob in den von Johnson beschriebenen Beeren tatsächlich Parthenokarpie vorlag. Ich selbst fand nämlich eine ähnliche Beere mit etwas schwäch- lich entwickeltem Endokarp samt Schleimschichte, aber auch einem leicht übersehbaren Rest des Endosperms, der aus einem der Längsschnitte herausfiel. Solches könnte nun auch Johnson geschehen und ihm dieser Rest entgangen sein. In derartigen Phallen wäre es aber möglich, daß die Samen- anlage Resultat einer Befruchtung ist und erst nachträglich Verkümmerung des Embryos und Endosperms erfolgte.^ Kurz, als sicherer Fall einer Parthenokarpie erscheint vor- läufig nur die von mir beschriebene samenlose Beere.* Ob es sich dabei um vegetative oder stimulative Partheno- karpie handelt, ist natürlich vorläufig nicht zu entscheiden.^ 1 Über Fruchtbildung ohne vorausgegangene Bestäubung (Partheno- karpie) bei der Gurke (Sitzungsber. der Niederrhein. Ges. für Natur- und Heil- kunde zu Bonn, 1902, p. 9). 2 Auch die Ergebnisse, die G. Tischler's Abhandlung: »Über die Entwicklung der Samenanlagen in parthenokarpen Angiospermenfrüchten« (Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik, Bd. LH) bringt, scheinen im gleichen Sinne zu sprechen : bei Fiats Carica, Ananassa sativa (bestimmte Rassen) Bildung tauber Samen, bei Musa sapientum, Miihlenbeckia platyclados De- generation der Samenanlagen, ohne zur Bildung einer Samenschale zu schreiten. 3 Allerdings kann trotz vorhandener Endospermbildung auch Partheno- karpie gegeben sein, wie das aus der zitierten Abhandlung Tischler's für FicHS Carica und Ananassa sativa hervorgeht. 4 Auf das Vorkommen von Parthenogenese bei Arceuthohiiiin zu schließen, liegt zur Zeit kein Anlaß vor. ö Vgl. Hans Winkler, Über Parthenogenesis und Apogamie im Pflanzen- reiche (Progressus rei botanicae, Bd. II, Jena 1908, p. 393). Biologie von Arcculliobiiiiii. 223 Zusammenfassung der Ergebnisse. Die widersprechenden Angaben über die Blütezeit des Arcenthohhun Oxyccdri (einerseits August, September, andrer- seits Februar bis April) erklären sich durch den Mangel einer streng eingeengten Blüteperiode. Einzelne Blüten können zu recht wechselnder Zeit auftreten, der Höhepunkt des Blühens fällt aber entschieden in den September und Oktober. Ein Abwurf der Sprosse nach dem Blühen und Fruchten ■ erfolgt bei Arcciitliobinin Oxyccdri weder bei den männlichen noch bei den weiblichen Büschen; sicherlich ist es wenigstens keine normale Erscheinung. Die Sprosse können offenbar lange leben und zeigen ein deutliches, wenn auch langsam erfolgendes Dickenwachstum des Holzkörpers. Es wird eine eingehende Darstellung des histologischen Aufbaues der explosiven Beeren gegeben, da die bisherigen Untersuchungen sich nur als beiläufige Darlegung der ana- tomischen Verhältnisse erwiesen und manche Gewebe verkannt worden sind. Von Interesse ist der Nachweis einer leichten, aber durch alle spezifischen Reaktionen bestätigten Verkorkung eines Collenchyms, dem im Mechanismus der Beere größere Be-' deutung zukommt. Mehrfach ist in der Beere Vorsorge zur Wasserspeiche- rung getroften. In ihrem oberen Teil verzweigen sich die beiden in dieselbe eintretenden Gefäßbündel und zeigen reich- lich Speichertracheiden angelagert. Auch die Zellen des Endo- karps sind im untersten Teil als Speichertracheiden aus- gestaltet. In den Parenchymen der Beere scheint ein gummi- artiger Stoff gelöst zu sein, der wasserhaltend wirken dürfte und das großzellige Parenchym innerhalb der Collenchym- schichte ist wohl spezifisch als Wassergewebe zu betrachten, das zur Zeit der Reife das Ouellwasser für die Schleimschichte abgibt. Die Parenchymgewebe von Avccuiliobiiun sind in der Beere, wie überhaupt, reichlich Oxalsäuren Kalk führend. Die schönen Krystalle gehören dem monoklinen System an, treten 224 E. Heinricher, einzeln in Icleineren Parenchymzellen, diese häufig in Gruppen auf. Jeder Krystall ist von einer aus Cellulose bestehenden Wandung taschenartig umhüllt. Das Endokarp besteht aus einer mehrschichtigen Lage von Zellen mit dickeren, zur Verschleimung neigenden Wandungen, die sich auf Druck leicht voneinander trennen, und der auf- gelagerten eigentlichen Schleimschichte. Mechanische Schutz- funktion und Sklerotisierung der Wandung sind ersteren Zellen fälschlich zugeschrieben worden. Die Schleimschichte wird von allen Autoren, die sich bis- her mit der Anatomie der Beere befaßten, als eine besondere Zellschichte angesehen. Hier wird die abweichende Ansicht vertreten, daß die Schleimfäden nur haarartige Auswüchse der untergelagerten Endokarpzellen seien. Diese Auffassung wird durch Anführung von Beobachtungen weitgehend gestützt, aber immerhin zugegeben, daß zur vollen Sicherstellung noch ein entwicklungsgeschichtlicher Nachweis wünschenswert bleibt. Es wird gezeigt, daß das Trennungsmeristem zwischen Beere und Stiel, seiner Lage nach mit einem nach außen kon- vex vorspringenden Ringwulst zusammenfällt. Es entspricht einer Ringschichte und reicht unter dem Collenchym bis an die Schleimschichte, erhält dann gewissermaßen eine Fort- setzung in zerknitterten Zellen, die dem Endokarp unter- gelagert sind. So durchzieht eine Platte wenig widerstands- fähiger Elemente den Querschnitt am Grunde der Beere. Die Spannung in der Beere wird durch das Quellen der Wandungen der Schleimfäden bewirkt; daß Turgor dabei nicht in Betracht kommt, wird dadurch bewiesen, daß auch in Alkohol aufbewahrte Beeren ihren Samen auswerfen, wenn sie, nach Anfertigung eines Querschnittes in der Höhe des Trennungsmeristems, in Wasser gelegt werden. Die Mechanik der explosiven Beere ist folgende: Die Schleimschichte liefert die Spannung und zugleich ein ge- eignetes Schmiermittel, damit das Geschoß (der Same) ohne Reibungsvviderstand austritt. Ein anderer, wichtiger Konstruk- tionsteil liegt in der Dehnbarkeit und Elastizität der Wandung und ist offenbar in dem eigenartigen CoUenchjmi gegeben. Biologie von Arccuthobiuin. 225 Die beträchtliche Dehnung, die dieses in der Längs- und Querrichtung erfährt, führt zunächst zur Sprengung der Tren- nungsschichte, löst aber gleichzeitig den plötzlich ermög- lichten Ausgleich der Spannung aus. Dieser Ausgleich stellt auch das eigentliche Treibmittel dar, das die Ausschleuderung des Samens besorgt. Wie man sieht, klappt der gezogene Vergleich des Beeren- mechanismus mit einem zur Entladung kommenden Geschütz oder einer Patrone nicht. In diesen Fällen erzeugt der Explosiv- stoff durch die \'ergasung sowohl die nötige Spannung, als auch den Trieb für das Geschoß; in der Arcettthobmm-Beere sind Spannung und Treibkraft verschiedenen Elementen zu- gewiesen. Die Rolle des Collenchyms kann mit der der elastischen Zugbänder einer Schleuder verglichen werden und der ganze Mechanismus ist als eine eigenartig konstruierte Schleuder zu bezeichnen. Zur Beobachtung gelangte auch eine samenlose, partheno- karpe Beere von Arceuthohium. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 15 226 E. Hein rieh er, Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. 1. Eine weibliclie Pflanze mit reifen Beeren auf einem Zweigstück des Jttiiiperns communis. Basal ist die Hypertrophie des tragenden Astes erkennbar. Vergr. l^/^. Fig. 2. Einige beerentragende Sprosse, aufsitzend einem Aststücke von Juni- penis communis. Nat. Gr. Fig. 3. Trieb einer männlichen Pflanze mit oftener Blüte (/) auf dem Stamme von Juniperus communis. Etwas vergr. Fig. 4. Hexenbesenartige Bildung, hervorgerufen durch das auf dem Juni- perns schmarotzende Arceuihobium. In der Mitte unten ist der Parasit gut sichtbar. Fig. 5. Eingetrocknete Reste von Beeren, aus denen der Same zur Zeit der Reife ausgeschleudert worden war. Solche finden sich massenhaft im. Spinnengewebe, das die von Arceuihobium befallenen Juniperus- Sträucher durchzieht, a von vorn gesehen, b von der Seite. Ver- gr. 21,2. Tafel II. Fig. 1. Partie aus einem Querschnitte durch die reife Beere, etwa in der Höhe von Schi Seh in dem Übersichtsbilde Fig. 1, Taf. III. Ep = Epidermis, gr z P = großzelliges Parenchym, Schi = Schleim- schichte, Endok = Endokarp. Cu = Äußerste Zellage des Endo- sperms, von Epidermis Charakter, mit stark cuticularisierten Außen- wänden. E = Endosperm. Vergr. 180 (Schnitt aus Alkohol in Gl}'- ceringelatine). Fig. 2. Teil eines Längsschnittes durch die reife Beere, die nach außen bei r ringförmig vorspringende Trennungsschichte zeigend, in der die mit Hämatoxylin gefärbten Zellkerne hervortreten.- Oberhalb der- selben das eigenartige Collenchym (Co), unterhalb Gewebe des Beerenstieles. Die klecksigen schwarzen Partien entsprechen teils dem Endokarp. teils zerfallenem, großzelligen Parenchym (links). Vergr. 180. Fig. 3. Teil eines Querschnittes durch einen alten Beerenrest; solche Reste sind in Fig. 5, Taf. I, abgebildet. Man sieht die Epidermis und das gut erhaltene Collenchj''m. Vergr. 180. Biologie von Arceulhobiitin. "2/2,1 Fig. 4. Längsschnitt durch die untere Partie der Heere, das ringföraiige Vorspringen der Zone, in der das Trennungsmeristem sich ent- wickelt, zeigend, und die Lage dieses gegenüber dorn in U-förmiger Umgrenzung erscheinenden Endokarp. Die .Schleimschichte kommt auf dem Bilde nicht zur Geltung, Vergr. 60. Fig. 5. Aus einem Längsschnitte durch die reite Beere herauspräpariert; der obere Teil des Endosperms mit dem Embryo. Dieser zeigt die reduzierten Keimblätter und das aus dem Endosperm hervorragende Ende seines Hypokotyls. Letzteres ist von einer eigentümlichen Zellenkappe bedeckt, die in der Regel unter dem Endokarp versteckt bleibt. N'ergr. 84. Fig. 6. Teil eines Längsschnittes durch das Endokarp, der in Chlorzinkjod lag, mit anhaftender Schleimschichte. Das Endokarp läßt die ein- zelnen Zellen nicht erkennen, tritt als dunkelgraue Masse unten hervor. Die Innenschichten der Schleimfäden, die in Chlorzinkjod blau werden, sind erhalten geblieben, die Außenschichten waren schon früher verquollen. Aufgenommen wurde das Präparat wegen des gewissermaßen unentwickelt gebliebenen Schleimfadens, der in der Mitte des Bildes liegt und ersichtlich von einer Endokarpzelle ausgeht. Es stützt dieses Bild die in der Abhandlung vertretene Auffassung, daß die Schleimfäden dem Endokarp entspringen und nicht besondere Zellen sind. Vergr. 320. Fig. 7. Partie eines Längsschnittes durch das Endokarp in der Region, wo es das Hypokotyl des Embrj^os deckt (vgl. Fig. 1 und Fig. 2, Taf. III). Aufgenommen in Chlorzinkjod liegend. Das Präparat macht stark den Eindruck, als. ob die Schleimfäden die unmittelbare Fort- setzung von Endokarpzellen wären (in der Mitte), allerdings ohne' absolut entscheidend zu sein. Vergr. 230. Tafel in. Fig. 1. Schematische Darstellung eines Längsschnittes durch die reife Beere. Oben ist der Rest der Narbenpapille angedeutet. Cu = die stark cuticularisierte Epidermis jenes Beerenteiles, der aus den Perianth- blättern hervorgeht. P :^ Parenchym, Co ^ Collenchym, Gf B = Gefäßbündel, Schi Seh = Schleimschichte, gr P = großzelliges Par- enchym, Tr iV/= Trennungsmeristem. Vergr. zirka 20. Fig. 2. Ein der Fig. 1 entsprechender Längsschnitt durch die Beere, nur der oberste Teil fehlend. Man wird leicht die in Fig. 1 bezeichneten Gewebe unterscheiden, nur fehlen die zwei Gefäßbündel, da der Schnitt nicht in der Ebene derselben geführt war. Das Endosperm hat sich links vom Endokarp zurückgezogen. Bei l eine Lücke zwischen dem Komplex der Schleimfäden und dem Parenchym, durch Auflösung von solchem entstanden. Präparat aus Alkohol in Glycerin- gelatine übertragen. Vergr. 37. 228 E. Heinricher, Fig. 3. Ein Tangentalschnitt durch die obere Partie der Beere, nach Zer- störung des ZeUinhaltes durch Javelle'sche Lauge, Auswaschen des Schnittes im Wasser mit HCl-Zusatz, in Chlorzinkjod liegend, auf- genommen. Er zeigt die Speichertracheiden, die als reicher Belag die Gefäßbündel begleiten und in seitlich abzweigenden Gruppen stehen. Links wird man auch die Umrisse ausgelöster Calcium- oxalatkrystalle erkennen, die von besonderen Zellulosetaschen um- scheidet werden. Vergr. 105. Fig. 4. Eine Partie des gleichen Schnittes stärker vergrößert, Speicher- tracheiden und die >Krystalltaschen« zeigend. Vergr. 210. Fig. 5. a Schematische Darstellung eines Querschnittes durch die Beere in der Zone des Trennungsmeristems (Tr M in Fig. 1). H = Höhlung entstanden durch Wegfall des angeschnittenen Endosperms ; Sp Tr = die in einer Ringschichte getroffenen Speichertracheiden, zu welchen sich die Zellen des Endokarps in dieser Region aus- gestalten; G B = Gefäßbündel. Die beiden in die Beere tretenden Gefäßbündel legen sich den Speichertracheiden unmittelbar an. — b Einige Speichertracheiden aus a. Vergr. 220. Fig. 6. Eine Zellengruppe aus dem Parenchym im oberen Kapselteil. Schnitt durch Alkoholmaterial in Glyceringelatine. Der eigentümliche gummi- artige in Tropfen- und ßalkenform oder als vakuoliger Wandbelag erscheinende Inhalt. Vergr. 164. Tafel IV. Fig. 1. a Stück eines Querschnittes durch das Endokarp und die Schleim - schichte eines reifen Samens. Alkoholmaterial, Schnitt in Canada- balsam liegend. Auf die Darstellung der Endokarpzellen wurde weniger geachtet als auf genaue Darstellung der durchschnittenen Schleimfäden. Man sieht sie dicht aneinanderschließend; die ent- wässerten Membranen nicht übermäßig dick, strichförmig ein Lumen angedeutet (Z^iß Oc. II, S. E., ohne Camera gezeichnet). b Ein Schleimfaden im Querschnitte. Schnitt aus Alkohol in 3 o/q KHO übertragen, dann langsam Wasser zugeführt. Die Wandung des Schleimfadens läßt zwei Schichten unterscheiden, eine mächtigere äußere, eine innere, stärker lichtbrechende (Zeiß Oc. II, S. D.). c Bild der Schleimfäden eines Schnittes wie in Fig. 1 entstehen-' bildet der Begriff, welcher durch das Wort »entwickeln' gedeckt wird. Dieses schon in der vorklassischen lateinischen Literatur vor- kommende Wort (evolvere, explicare) wird seit alter Zeit so- wohl im realen als im bildlichen oder figürlichen Sinne ge- braucht.^ Nie bedeutet es ein plötzliches Geschehen, vielmehr stets etwas — begrenzt oder unbegrenzt — Fortlaufendes. Im realen Sinne bedeutet »entwickeln« die Auseinanderwicke- lung eines Gegenstandes, der zusammengewickelt war (Ade- lung) oder die Lösung eines Knäuels (Brüder Grimm). Figür- lich oder bildlich wird es sowohl für Körperliches als für Geistiges in Anspruch genommen. Auf das Körperliche be- zogen bedeutet es ein begrenztes oder unbegrenztes, stets aber ein gesetzmäßiges Fortschreiten eines Geschehens, ge- wöhnlich einer Gestaltbildung. Auf das Geistige bezogen heißt »entwickeln« die fortschreitende Klärung einer dunkeln Sache und vieles andere Ähnliche, worauf hier nicht weiter einzu- gehen ist. Für die Zwecke naturwissenschaftlicher Erkenntnis wird man diese beiden Begriffe nutzbar machen können. Man wird den Begriff »entstehen'< auf plötzliches Geschehen, den Begriff »entwickeln« auf ein sukzessives Geschehen anwenden dürfen, sofern sich diese Formen des Geschehens in gesetzmäßiger Weise vollziehen. Aber bei allen Worten, die aus dem gewöhnlichen Sprach- gebrauche in die wissenschaftliche Terminologie aufgenommen werden, hat man, um sie sicher, eindeutig anzuwenden, einen schwereren Stand, als wenn man zu wissenschaftlichen Zwecken besondere Worte erfindet, die, absichtlich gewählt und weil sie im sonstigen Sprachgebrauch keine Verwendung 1 Nach gefälliger Mitteilung des Herrn Hofrates Prof. E. Bormann. Entstehung und Entwicklung. 235 finden, zu keiner Mißdeutung Veranlassung geben können. Bei den gewissermaßen aus dem Volksmunde genommenen, zu wissenschaftlichen Zwecken gehrauchten Worten, die für die Schaffung eines nötigen Terminus oft sehr wertvolle An- regung geben, ist es zumeist notwendig, den gewählten Aus- druck näher zu definieren. Ich erinnere an die in der Botanik mit Vorteil angewendeten, direkt aus dem Volksmunde stam- menden Worte Blatt oder Wurzel, die doch erst auf Grund bestimmter, wissenschaftlich erhobener Merkmale dem ange- strebten Zweck dienstbar gemacht werden konnten. So wird es bei Anwendung der Worte »Entstehung« und »Entwicklung^< auch erforderlich sein, über die sprachliche Umgrenzung dieser Worte hinauszugehen, um ihnen einen wissenschaftlichen Wert zu sichern. hl den folgenden Paragraphen wird rücksichtlich der Begriffe Entstehung und Entwicklung nachgewiesen werden: 1. daß es ein reines Entstehen gibt, dem keine Entwick- lung folgt, 2. daß es Erscheinungen gibt, welche mit Entstehen be- ginnen und in Entwicklung übergehen, 3. daß es Erscheinungen gibt, in welchen Entstehung und Entwicklung stets innig miteinander verbunden sind. Die nachfolgenden Auseinandersetzungen werden diese Formen der Erscheinungen näher begründen und werden noch andere prinzipiell von den genannten verschiedene Er- scheinungsformen kennen lehren, die aus dem Wortsinn der beiden genannten Ausdrücke nicht ableitbar sind. 2. Die Stoffbildung erfolgt auf dem Wege der Entstehung. Die chemische Verbindung eines Körpers mit einem anderen erfolgt stets plötzlich, womit ein wichtiges Kenn- zeichen eines »Entstehens« gegeben und zugleich ausge- schlossen ist, daß es sich hier um eine »Entwicklung« handelt. Am deutlichsten erscheint die Plötzlichkeit der Bildung einer chemischen Verbindung, wenn die betreffende Verbindung, aus gelösten Körpern entstanden, in fester Form (als Nieder- schlag) ausgeschieden wird. Wird z. B. eine klare Lösung von 236 J. V. Wiesner, Kalk mit Schwefelsäure, die ja auch eine klare Flüssigkeit ist, zusammengebracht, so entsteht sofort ein weißer Nieder- schlag von schwefelsaurem Kalk. Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß auch in dem Falle, wenn das Bindungsprodukt nicht direkt in Erscheinung tritt (z. B. wenn eine wässerige Lösung von Kalih3^drat mit Schwefelsäure zusammengebracht wird, wo schwefelsaures Kali entsteht, ein in Wasser löslicher, also direkt nicht erkennbarer Körper), auch hier die Bindung plötzlich erfolgt, wie überhaupt bei allen chemischen Bindungs- prozessen. Nach allen unseren Erfahrungen erfolgt nicht nur die chemische Bindung, sondern auch die chemische Spaltung plötzlich. Selbstverständlich soll mit dem Worte >- plötzlich« nicht gesagt sein, daß der Prozeß zeitlos sich vollziehe, son- dern nur, daß er im Vergleich mit allen Entwicklungsprozessen mit außerordentlich großer Geschwindigkeit vor sich geht.^ Indem man die Bildung der chemischen Individuen, mögen sie durch Bindung oder durch Spaltung entstanden sein, näher verfolgt, findet man, daß an die Erscheinung der plötz- lichen Bildung sich unmittelbar ein Beharren anschließt, welches so lange anwährt, bis neue chemische oder physi- kalische Kräfte dahinwirken, den gebildeten Körper in einen anderen überzuführen, was ja wieder nur auf dem Wege des Entstehens geschehen kann. Man kann somit den Satz aussprechen, daß jedes chemische Individuum, ob es durch Spaltung aus einem höher zusammengesetzten Körper gebildet wird oder als Produkt einer \^erbindung niedriger zusammengesetzter Körper sich darstellt, durch die Plötzlichkeit seiner Bildung sich als Folge eines Entstehens und nicht als Folge einer Entwicklung darstellt. Wir haben bisher nur eine Form natürlicher Entstehung im Auge gehabt, die allerdings, auf alle chemischen Prozesse 1 Landolt hat zuerst mit Erfolg den Versuch gemacht, chemische Reaivtionsgeschwindigkeit durch Feststellung von Zeitwerten zahlenmäßig zu bestimmen (Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft, 1886). In seinem Sinne sind später zahlreiche andere Versuche durchgeführt worden. Entstehung und Entwicklung. 237 der Stoft'bildung ausgedehnt, eine große X'erbreitung in der Natur aufweist. Ich werde aber weiter unten noch auf eine andere Form der Entstehung (im realen Sinne) aufmerksam zu machen haben, die sich von der bis jetzt betrachteten auf das auffälligste unterscheidet. Es erscheint somit not- wendig, diese beiden Eormen der Entstehung durch besondere Namen zu bezeichnen. Für die bisher erörterte Form der Entstehung wähle ich den Namen »gewöhnliche Entstehung«. Das ^^gewöhnliche Entstehen«^ ist dadurch aus- gezeichnet, daß der Plötzlichkeit der Bildung der be- treffenden Körper ein Zustand des Beharrens folgt. Es sei gleich bemerkt, daß die bereits angedeutete, später zu betrachtende Form der Entstehung dadurch ausgezeichnet ist, daß sie innerhalb eines Entwicklungsprozesses sich ein- stellt, dieser Art der Entstehung also eine Entwicklung voran- geht und folgt. Die eben mitgeteilten Auseinandersetzungen über »ge- wöhnliches Entstehen ■< scheinen mir deshalb von einiger Wichtigkeit, weil sie zeigen, daß der naturwissenschaftliche Teil der Spencer'schen Evolutionsphilosophie einer starken Korrektur bedürftig ist. Spencer kennt in seinem System der Philosophie des »Erkennbaren* kein Entstehen, sondern nur eine Entwicklung, zu der von ihm als Ergänzung (complement). noch die Auflösung (Jissoliition) gezählt wird. Als Grund- eigenschaft der Evolution s. st. bezeichnet er die Integration, als Grundeigenschaft der Dissolution die Disintegration. Was in diesem Paragraphen über die Entstehung der chemischen Individuen gesagt wird, wird an keiner Stelle seines Werkes (First pvinciples) erörtert, ja wird gar nicht berührt. Wohl steigt er, um die Allherrschaft der Evolution im »Erkennbaren« zu beweisen, bis zu den einfachsten Er- scheinungen hinab. Selbst die Zusammenziehung der Körper infolge niederer Temperatur wird von ihm als Integration, mithin als Kennzeichen der Evolution und die Ausdehnung der Körper infolge von erhöhter Temperatur als Disintegration, mithin als Auflösung betrachtet.^ Aber die so häufigen, wich- 1 First Principles. Deutsche Übersetzung unter dem Titel: Grundlagen der Philosophie. Stuttgart 1875, p. 300 ff.). 238 J. v. Wiesner. tigen, in das Weltgeschehen eingreifenden Prozesse der che- mischen Bindung und Spaltung, welche uns im »Erkennbaren« in so anschaulichen Formen entgegentreten, finden in seinem System keine Erwähnung. Es liegen aber den von mir auf »gewöhnliche Entstehung- zurückgeführten Erscheinungen ebenso klare Tatsachen zugrunde, wie in allen jenen Fällen, wo Spencer, streng naturwissenschaftlich erwägend, von Ent- wicklung spricht. Das Übergehen dieser Tatsachen weist aber eine sehr empfindliche Lücke seines philosophischen Systems auf. Denn man muß, wie ich auseinandersetzte, im »Erkenn- baren« neben der Entwicklung auch das Entstehen als ein Prinzip des Geschehens anerkennen. 3. Andere Formen des »gewöhnlichen Entstehens«. Im vorigen Paragraphen ist gezeigt worden, daß die chemischen Individuen auf dem Wege der »gewöhnlichen Entstehung« zustande kommen. Diese Art der Entstehung ist, wie gezeigt wurde, dadurch charakterisiert, daß die plötzlich erfolgende Bildung des betreffenden Körpers sofort durch einen Zustand des Beharrens abgeschlossen wird. Es ist ferner selbstverständlich, daß man nur dann von »gewöhnlichem Entstehen« sprechen könne, wenn das Produkt dieses Pro- zesses ein Körper ist, welcher in seinem chemischen und physikalischen Verhalten sich streng unterscheidet von jenem Körper oder von jenen Körpern, aus dem oder aus denen er hervorgegangen ist. Es entsteht nun die Frage, ob es noch andere Fälle des »gewöhnlichen Entstehens« gebe. Im nachfolgenden will ich einige dieser Fälle anführen, ohne aber behaupten zu wollen, diesen Gegenstand damit erschöpft zu haben. Ich rechne hierzu die Fällung eines gelösten Körpers, z. B. die Fällung eines in Alkohol gelösten Körpers durch Wasser. Auch hier erfolgt die Bildung des Niederschlages plötzlich und auch hier folgt der Ausfällung das Beharren. Auch der Übergang eines Aggregatzustandes in einen anderen ist in diese Kategorie zu stellen, denn auch dieser Vorgang erfolgt plötzlich und endigt mit Beharren. Entstellung und Entwicklung. 239 Ich rechne hierher auch die Entstehung der Krystalle, welche ich \-on dem Wachstum der Krystalle trenne. Wie ich in einem folgenden Paragraphen zeigen werde, liegt dem Wachstum der Krystalle ein Entwicklungsprozeß einfachster Art zugrunde. Daß die Krj'stallisation mit einer -gewöhnlichen Ent- stehung' anhebt, an welche sich später erst ein Entwicklungs- prozeß schließt, erschließe ich aus folgenden Tatsachen. Bei der Auflösung eines krystallisierbaren Körpers in einem Lösungsmittel erfolgt nach der lonentheorie eine Dissoziation, welche bei der Ausscheidung der krystallisierenden Substanz aufgehoben werden muß. Durch die neue Anordnung der Moleküle zu festen Partikeln, welche zv\'eifellos plötzlich er- folgt, ist die Möglichkeit der Krystallisation gegeben. Die entstandenen Partikel ordnen sich sukzessiv^e in gesetz- mäßiger Weise. Auf diese Art wächst der Krystall weiter. Dieses Weiterwachsen, welches faktisch lange Zeiträume hin- durch stattfinden kann, ist ein Entwicklungsprozeß, auf den ich später noch zurückkomme. In bezug auf die Entstehung der Kr3''stalle möchte ich noch auf das in neuerer Zeit oft betonte Auftreten von »Keimen« in krystallisationsfähigen Lösungen oder Schmelzen hinweisen, die, sovveit sie in den betreffenden Flüssigkeiten spontan entstehen, mir als Produkte einer Entstehung er- scheinen. Da mir das Gebiet der Krystallographie fern liegt, bat ich meinen hochverehrten Kollegen, Herrn Prof. Becke, um Aufklärung über das, was man unter Krystall keim zu ver- stehen habe. Er hatte die Güte, mir folgende Auskünfte zu erteilen: *Der Ausdruck ,Keim' wird nicht nur von Mineralogen und Krystallographen, sondern auch von physikalischen Che- mikern für die erste Entstehung von Krystallen in neuerer Zeit oft gebraucht. Eine übersättigte Lösung oder eine unter- kühlte Schmelze läßt nicht sofort Krj^stalle entstehen, doch erreicht man bei fortschreitender Verdunstung des Lösungs- mittels (oder bei fortschreitender Abkühlung der Schmelze) immer einen Zustand, in welchem die Krystalle plötzlich in 240 J. V. Wiesner, i^roßer Menge entstehen. Ihre Zahl in der Volumeinheit ist für verschiedene Substanzen verschieden. Man spricht dann von einer größeren oder kleineren ,Keimzahl'«. Auf welche Weise diese Anfänge der spontanen Krystallbildung Zustande- kommen, ist noch ungeklärt. Tatsache ist aber, wie Herr Prof. Becke mir gleichfalls mitteilte, daß in dem Stadium, welches der spontanen Krystallbildung vorangeht, eine Kry- stallisation herbeigeführt werden kann, wenn Krystallbruch- stücke — es genügen die winzigsten Krj'stallstäubchen — in die Flüssigkeit eingesät werden. Von diesen Splittern geht dann sofort die Krj'stallbildung aus. Auch diese die Krystall- bildung befördernden Krystallsplitter hat man als »Krystall- keime« bezeichnet. Da die »Keime«, soweit es sich um eine spontane Kry- stallisation handelt, plötzlich gebildet werden, so scheint da- durch eine weitere Stütze für die Anschauung gewonnen zu sein, daß der sukzessive fortschreitenden Entwicklung der Krystalle ein Entstehen vorangehe, was wohl in jenen Fällen als sicher angenommen werden kann, in welchen die in der Losung erfolgte Dissoziation der krystallisierbaren Substanz bei der Bildung der Krystalle aufgehoben werden muß, was zweifellos plötzlich, wenngleich selbstverständlich nicht zeit- los erfolgt. 4. Das Wachstum der Krj^stalle und über Entstehung und Entwicklung. Im vorigen Paragraphen wurde dargelegt, daß die Krystall- bildung mit einer plötzlichen Entstehung anhebe und durch Wachstum fortschreite. Dieses Wachstum gibt sich durch seinen fortschreitenden und gesetzmäßigen Verlauf als Ent- wicklung zu erkennen. Die Gesetzmäßigkeit des Wachstums spricht sich in der Tatsache aus, daß die entstandenen Par- tikel sich stets so anlagern, daß ihre krystallographischen Achsen parallel bleiben. Dies ist aber ein von äußeren Richt- kräften (z. B. von der Schwerkraft) unabhängiges Verhalten, das vielmehr auf der Wirksamkeit von inneren, der krystalli- sierbaren Substanz selbst innewohnenden Kräften beruht. Entstehung und Entwicklung. 241 Diese Beherrschung der Formbildung durch eigene, von der Außenwelt unabhängige Richtkräfte gehört, wie später bei Behandlung der organischen Entwicklung noch näher aus- einandergesetzt werden wird, zu den wichtigsten Wesenheiten der Entwicklung. Da die Krystallbüdung auf einem Entwicklungsprozeß beruht, so liegt die Frage nahe, ob nicht alle anderen Gestalt- bildungen im anorganischen Reiche auf Entwicklungen zurück- zuführen sind. Spencer hat diese Frage auf das bestimmteste bejaht. Nach ihm sind beispielsweise all die Gestaltänderungen, welche sich in der Erdrinde seit ihrer Erstarrung vollzogen, wie alle \'erände;ungen, welche nach der Kant-Laplace'schen Hypothese die Erde und alle anderen Himmelskörper erlitten haben, Entwicklungen. Ich gehe auf diese Frage nicht ein, sondern bemerke nur, daß eine so weite Ausdehnung des Entwicklungsbegriffes, welche schließlich Entwicklung und Veränderung gleichsetzt, keinen Nutzen gewährt, nämlich keine Aufklärung bietet.^ Hat doch in Erkenntnis dessen Arrhenius seinem berühmten Werk über die Wandlungen der Himmelskörper nicht, dem heutigen überall Entwicklungen findenden Sprachgebrauch folgend, den Titel die Entwicklung, sondern das Werden der Welten gegeben.- Ich möchte nur mit Rücksicht auf die bis jetzt im Obigen versuchte Begriffs- bestimmung von Entstehung und Entwicklung bemerken, daß alle im Weltgeschehen vor sich gehenden chemischen Ände- rungen und Änderungen der Aggregatzustände nicht auf Ent- wicklung, sondern auf Entstehung im Sinne des »gewöhn- lichen Entstehens« hinweisen. 5. Die organische Entwicklung. Der wissenschaftliche Begriff der Entwicklung ist von den organischen Naturwissenschaften ausgegangen. Nach mancherlei Unterbrechungen, welche den gewiß bedeutungs- vollen Arbeiten von Swammerdam und K. F. Wolff folgten, kam die Entwicklungsgeschichte in der nachlinne'schen 1 Über scheinbare Ent\vicl gleichsam durch einen Sprung« erfolge. Wenn es Kant auch nicht direkt aus- gesprochen hat, so hat der Sprung zweierlei Bedeutung: Er bedeutet nämlich nicht nur die unvermittelte Eigenschafts- änderung eines Körpers, sondern auch, daß dieselbe mit Plötz- lichkeit erfolge. Es liegt aber das Sprunghafte einerseits in der Veränderung, andrerseits in der Geschwindigkeit, mit welcher die Änderung zustande kommt. Ich halte es für eine logische Folge, daß, wenn ein Körper ohne Zwischenstufe in einen anderen übergeht, die Umwandlung eine plötzliche. 1 >Über Darwin's Lehre«, in K. E. v. Baer's Studien aus dem Gebiete der Naturwissenschaft, 2. Ausgabe, p. 436 ff. ■- Kritik der Urteilskraft. Kirchmann'sche Ausgabe, p. 219. 248 J. V. Wiesner, nämlich eine ungemein rasche, wenn auch selbstverständlich keine absolut zeitlose sein müsse. Ich halte ferner dafür, daß die Plötzlichkeit zum Charakter des Entstehens gehöre und für alles reale Geschehen Geltung habe, sowohl für das »gewöhnliche Entstehen« als für die im vorigen Paragraphen besprochene »Neuentstehung«. Der Sprung ist, wie ich oben zeigte, charakteristisch für alle bis jetzt bekannten Formen des »gewöhnlichen Ent- stehens«.' Und nach meiner Auffassung muß auch not- wendigerweise mit dem >>Neuentstehen« die Plötzlichkeit ver- bunden sein. Indem eine neue bleibende Form (Art) eines Organismus aus einem anderen, also auf dem Wege der »Neu- entstehung« gebildet wird, kann dies nur durch Abänderung des normalen Bildungsgesetzes geschehen, welche, wenn Übergänge der alten Form zur neuen nicht vorhanden sind, nur plötzlich erfolgen kann. So stellen sich alle bekannten Formen des realen Entstehens als plötzlich erfolgende Ereignisse dar, w eiche sich wieder dadurch \' o n e i n a n d e r unter- scheiden, daß das »gewöhnliche Entstehen« in der Regel mit Beharren endet, das »Neuentstehen« in den Gang der Entwicklung" eingeschoben erscheint. Die Vorgänge der Krystallisation scheinen, wie oben bereits angedeutet, eine Ausnahme zu machen, indem dem Entstehen der Krystallpartikelchen die Ent- wicklung des Krystalls folgt. So scheint der Krv- stallisationsprozeß mit der organischen Ent\\'ick- lung eine gewisse Übereinstimmung zu zeigen. Es ist aber zwischen beiden ein unüberbrückbarer Unter- schied- zu finden: die »Neuentstehung« steht mitten 1 Ich habe dies zuerst in einem Essay ausgesprochen, welches unter dem Titel: »Gedanken über den Sprung in der Entwicklung« in der Deutschen Rundschau, herausgegeben von Julius Rodenberg, Februar 1914, er- schienen ist. - Manche Eigenschaften, insbesondere das Wachstum des Krystalls, hat einige, selbst sehr hervorragende Naturforscher bestimmt, die Zelle auf sden Krystall zurückzuführen. So hat Schwan die Zelle einen organisierten Entstehung und Entwicklung. 249 in der organischen Entwicklung, die Kr\'stal Ibildung beginnt in der Form der >ge\vöhnlichen Entstehung«, an welche sich die Entwicklung des Kry Stalls an- schließt. Die Krystallbildung beginnt also mit einer Entstehung, aber die organische Entwicklung ist, wie wir gesehen haben, potentiell unbegrenzt,^ ihr \'erlauf also ein unendlicher und infolgedessen ein anfangsloser. 8. Vererbung und Entwicklung. Die Eigenart der organischen Entwicklung wurde durch die epochemachenden Entdeckungen Mendel's über Vererbung und durch die sich daranschließenden Forschungen von de Vries, Johannsen u. a. grell beleuchtet. Während Dar- win glaubte, die Bastardierung führe zu einer Mischung der Eigenschaften der sich kreuzenden Formen, hat Mendel nachgewiesen, daß die schon in den Anlagen vorhandenen Erbeinheiten (Gene nach Johannsen's Terminologie) die er- zielten Bastarde in dem Sinne beherrschen, daß nur solche Formen zur faktischen Ausbildung gelangen, welche durch die Gene gegeben sind. Wenn beispielsweise eine rotblühende Erbse mit einer weißblühenden Erbse gekreuzt wird, so ent- steht nicht etwa ein rosenrotblühender Bastard, sondern, wie Krystall genannt. Später ist Alt mann (Die Elementarorganismen, Leipzig 1890) wieder auf den Schwan'schen Standpunkt zurückgekehrt. Desgleichen noch andere. Über die Frage des Verhältnisses des Krystalls zur Zelle siehe Wiesner, Elementarstruktur, p. 22, 29, 73, 203 und 237. 1 In Übereinstimmung mit der potentiell unbegrenzten Entwicklung der Organismen befindet sich die Unsterblichkeit des Keimplasma (Weis mann) und die Kontinuität aller Organisation, nämlich der Tatsache, daß jede Organisation sich von einer anderen gibleite, indem im Organismus keine genxratio spontanca besteht, vielmehr jedes, selbst das kleinste organisierte Gebilde aus einem organisierten Gebilde hervorgeht. Ich glaube der Erste gewesen zu sein, welcher diese »Kontinuität aller Organisation« mit aller Bestimmtheit aussprach. Als ich dies tat (Elementarstruktur, p. 83), wurde noch von Alt mann, ja selbst von einem so hervorragenden Forscher wie Flemming, die Möglichkeit eingeräumt, daß lebende, organisierte Bestand- teile der Pflanze oder des Tieres im Organismus aus toter Substanz ent- stehen könnten. 250 J. V. Wiesner, Mendel nachwies, erscheinen in gesetzmäßiger Folge nur weiß- und rotblühende Formen. Es kommen also die Gene der weiß- und der rotblühenden Formen in den durch Kreu- zung entstandenen Individuen unverändert zur Geltung. Hier- aus ergibt sich, daß die Individualentwicklung unter der Herrschaft der Gene stehen müsse, mithin ein inneres Gesetz die Entwicklung beherrsche. So ergibt sich von einer neuen Seite her der spezifische Charakter der organischen Entwick- lung. Es erscheint somit nicht erlaubt, die Veränderungen, w'elche in der anorganischen Welt vor sich gehen, mit der organischen Entwicklung dem gleichen Griuidprinzip unter- zuordnen. 9. Entwicklungsmechanik. In das Wesen der Entwicklung einzudringen, gibt es kein besseres Mittel, als eine Mechanik der Entwicklung an- zustreben. Im Sinne Kant's könnte das Problem der Ent- wicklung naturwissenschaftlich keine vollständigere Lösung finden, als durch Zurückführung der Entwicklungsprozesse auf mechanische Prozesse. Gelänge es, dieses Ziel zu erreichen, so wäre das Entwicklungsproblem naturwissenschaftlich voll- kommen gelöst, wobei der naturphilosophischen Erörterung aber noch immer Raum bleiben würde. Der Gedanke zur Schaffung einer Entwicklurigsmechanik geht bekanntlich von W. Roux aus, welcher zum Zwecke der Ausführung dieses Gedankens das Archiv für Entwick- lungsmechanik der Organismen^ ins Leben gerufen hat. Roux ist sich der großen Schwierigkeiten seines Unter- nehmens vollauf bewußt und hat sehr richtig darauf hin- gewiesen, daß die Arbeiten auf diesem neuen Gebiet zwischen den Hindernissen zu einfacher mechanischer Erklärungen und metaphysischer Vorstellungen sich mühsam hindurcharbeiten müssen,- um zu brauchbaren Ergebnissen der Untersuchungen zu gelangen. In richtiger Erkenntnis der Sachlage versuchen Roux und seine Mitarbeiter auf dem Wege des Experiments 1 Leipzig 1895 ff. 2 L. c, Einleitung, p. 2.3. Entstehung und Entwicklung. i-Ol ihrem Ziele sich zu nähern, so daß zunächst die Entwick- lungsmechanik die Form einer experimentellen Entwick- lungsgeschichte angenommen hat. In dieser Richtung sind von Roux und seinen zahlreichen Mitarbeitern schon viele wichtige Resultate erzielt worden. Es ist aber bis jetzt fast gar nicht gelungen, bis zum Kern der Frage, nämlich zur mechanischen Erklärung der Entwicklungsprozesse vorzu- dringen. Wie Roux in der Einleitung zu seinem Werke unter Hinweis auf die Untersuchungen von Pfeffer, Wiesner u.a. mit Recht hervorhebt, liegen in der Pflanze die Verhältnisse einfacher, und hier ist es gelungen, einige verhältnismäßig einfache, aber doch untergeordnete Probleme der (ontogene- tischen) Entwicklung, vornehmlich betreffend den mechanischen Einfluß des Turgors, z. B. die Entstehung der luftführenden Intercellularen mechanisch auf die Wirkung der Turgor- kraft zurückzuführen. Aber man ist noch weit vom Ziel ent- fernt, das darin bestehen müßte, unter Zugrundelegung eines bestimmten Entvvicklungszustandes eine Differentialgleichung aufzustellen, aus welcher sich fernere Entwicklungsstadien auf dem Wege der mathematischen Behandlung ergeben müßten. Immerhin ist durch die angebahnte Entwicklungs- mechanik ein Weg eröffnet, auf dem es vielleicht möglich sein wird, dem Wesen der Entwicklung näherzukommen. Zur Klärung der Begriffe »Entstehung'^< und »Entwick- lung« dürfte es sich empfehlen, die Frage der Beharrung und Veränderung im Geschehen insoweit in Betracht zu ziehen, um zu erkennen, in welchem Zusammenhange die beiden zuletzt genannten Begriffe mit den beiden erstgenannten stehen. Für Spencer gibt es im »Erkennbaren« nur Ver- änderung, welche nach seiner Beweisführung nur als Ent- wicklung zu deuten sei. Ich sehe hier davon ab, daß eine Gleichsetzung von Veränderung und Entwicklung nicht be- rechtigt ist und ziehe bloß die von ihm stets behauptete fort- laufende Veränderung in Betracht. Damit identifiziert er seine Grundauffassung, ohne sich ausdrücklich dazu zu bekennen, mit dem Heraklit'schen Standpunkte des rAvia. psl. Das Be- harren wird von Spencer gewöhnlich nicht beachtet, oder 252 J. V. Wiesner, als etwas Nebensächliches beiseite geschoben. Eine solche BeiseitesetzLing des Beharrens konnte nur durch eine zu weit getriebene Ausdehnung des Entwicklungsbegriffes zuwege gebracht werden. Ich habe hierfür schon oben ein Beispiel angeführt, nämlich die Auffassung einer durch Abkühlung hervorgerufenen Volumsverringerung als hitegration der Materie und infolgedessen als eine elementare Art der Entwicklung. Man hat die Naturkörper in beharrliche und lebende (also nichtbeharrliche) eingeteilt, was aber insoferne nicht als voll- kommen zutreffend angesehen werden kann, als ein absolutes unaufhörliches Beharren auch den sogenannten beharrlichen Naturkörpern nicht fortwährend eignet, und weil in gewissem Sinne auch den lebenden Naturkörpern ein gewisses Be- harrungsvermögen zugeschrieben wird. Aber man hat die beiden genannten Ausdrücke doch richtig ge\\'ählt, soferne die Veränderungen, \\'elchen die be- harrlichen (anorganischen) Naturkörper ausgesetzt sind, nur unwesentliche sind, und weil dasjenige, was man das Be- harrungsvermögen der Organismen nennt, gerade eine Grund- eigentümlichkeit des Lebenden ist. Beide dieser Punkte er- fordern eine Erläuterung. Die Veränderungen, welchen ein beharrlicher Naturkörper ausgesetzt ist, sind entweder unwesentliche, d. h. solche, welche das spezifische Vk^esen, den naturhistorischen Charakter, nicht zu verändern vermögen, oder wesentliche, welche den naturhistorischen Charakter verändern. Zu den unwesent- lichen Veränderungen gehört die Volumänderung, welche ein Körper durch Temperaturänderungen erfährt, oder die Aufnahme oder Abgabe von dampfförmigem Wasser, je nach der Hygroskopizität der betreffenden Substanz und in Ab- hängigkeit von dem Wassergehalt der Atmosphäre und ähn- liches. Alle wesentlichen Veränderungen eines sogenannten beharrlichen Naturkörpers, die man nach Spencer auch zu den Entwicklungen rechnen müßte, sind alle auf das oben genau erörterte >'gewöhnliche Entstehen« zurückzuführen. Wenn z. B. Kalkspat, also kohlensaurer Kalk, erwärmt wird, so verliert er durch Erwärmen das etwa absorbiert gewesene Entstehung und Entwicklung. 253 Wasser und verringert sein \^olumen. Wird der Körper aber geglüht, so ändern sich seine Eigenschaften wesentUch, er wird durch die Hitze in Kohlensäure, welche sich verflüchtigt, und in Kalk, welcher zurückbleibt, gespalten. Diese auf »ge- wöhnlichem Entstehen- beruhende Umwandlung von Calcit in Kalk ist eins wesentliche. Auf ähnliche Weise werden alle wesentlichen Änderungen sogenannter beharrlicher Natur- körper durch den Prozeß des »gewöhnlichen Entstehens« voll- zogen. Im Weltgeschehen spielen diese Änderungen eine große Rolle. Man hat sie durch Heranziehung äußerer Ähn- lichkeiten mit den bei Organismen stattfindenden Entwick- lungsvorgängen dem Begriffe der Entwicklung untergeordnet. Es hat aber schon K. E. v. Baer darauf aufmerksam gemacht, daß die in der anorganischen Welt sich vollziehenden Ver- änderungen nicht mit den Lebensvorgängen identifiziert werden dürfen, da erstere durch äußere Kräfte hervorgerufen werden, letztere aber durch innere, im Wesen der Organi- sation begründete Ursachen zustande kommen, wenngleich auch äußere Einwirkungen zum normalen \'erlauf des Lebens notwendig sind.^ Was das Beharrungsvermögen der Organismen an- langt, so ist dasselbe gleich dem Veränderungsvermögen ein Grundzug des Lebens. Wohl schreitet das Leben unter fort- währender Veränderung vorvvärts, so daß es im statischen Sinne während des Lebens kein Beharren gibt. Aber die Ent- wicklung jedes organischen Individuums verläuft entweder in den aufeinanderfolgenden Generationen fortwährend in den gleichen gesetzlichen Bahnen, so daß durch dieses dynamische Beharren die Art erhalten bleibt; oder das Entwicklungsgesetz ändert sich mit einem Male, also sprunghaft, und von da an tritt ein neues Biidungsgesetz an die Stelle des alten; durch dieses Veränderungsvermögen entstehen neue organische Formen: Varietäten, Arten usw. Durch das gemeine (oder statische) Beharren bleiben die Mineralspezies erhalten und gehen durch »gewöhnliches Ent- stehen« in andere Körper, in andere Mineralspezies über. 1 Vgl. K. E. V. Baer, Reden, Bd. II, zweite Ausgabe, p. 49 ff. 2o4 J. V. Wiesner, Entstehung und Entwicklung. Durch das Beharrungsvermögen der Organismen (dyna- misches Beharren) bleiben die organischen Spezies erhalten. Durch vNeuentstehen<^ gehen die organischen Spezies in andere über. Aus den Darlegungen dieser Abhandlung geht der zwi- schen (realer) »Entstehung« und »Entwicklung« bestehende Unterschied hervor. Die naturvvissenschafthch bisher kaum beachtete »Ent- stehung« wird als »gewöhnliches Entstehen« und als >^Neu- entstehen« charakterisiert und, wie ich glaube, nutzbringend unterschieden. Es wird endlich der spezifische Charakter der »organi- schen Entwicklung« dargelegt und dadurch, wenigstens in- direkt, gezeigt, daß die organische Entwicklung nur geringe Anhaltspunkte bietet, um die \'eränderungen, welche im Un- organischen und im Superorganischen sich vollziehen, mit der »organischen Entwicklung« in die gleiche Kategorie zu bringen.^ 1 Die vorliegende Schrift ist nur als vorläufige Alitteilung zu betrachten. Der Verfasser bereitet eine eingehende Studie über »Erschaffung, Entstehung und Entwicklung« vor, in welcher manches hier nur angedeutete ausgeführt sein wird und auch manches zur Sprache kommt, was außerhalb des Rahmens der vorliegenden Abhandlung gelegen ist. Unter anderem wird der Unterschied, welcher zwischen wahrer, aus inneren Ursachen erfolgender, und scheinbarer Entwicklung, welche aus äußeren, häufig zufälligen Ur- sachen erfolgt, noch eingehender als hier behandelt werden. Schon in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich in meinen Vorlesungen über Biologie, im Anschluß an die Ideen K. E. v. Baer's, die scheinbare oder falsche Entwicklung als Pseudoevolution von der echten Entwick- lung geschieden. Später hat auch Driesch (1. c.) das Bedürfnis gefühlt, die scheinbare Entwicklung durch einen bestimmten Terminus von der wahren Entwicklung zu trennen. Er nennt die erstere Kumulation (s. oben An- merkung 1 auf p. 244). Im großen Ganzen ist Kumulation gleichbedeutend mit Pseudoevolution, doch ist letztere der weitere Begriff. 255 Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichischen Küstenlande (Fünfter und letzter Teil) Von Dr. Karl Fritsch (Vorgelegt in der Sitzung am 20. Mai 1915) Vorbemerkung, Wie ich schon im Vorwort zum ersten Teil der vor- liegenden Publikation^ mitgeteilt habe, weilte ich im Jahre 1906 dreimal (im Frühling, Sommer und Herbst) im öster- reichischen Küstenlande zum Zwecke blütenbiologischer Unter- suchungen und Beobachtungen. Die Resultate der damals sowie auch schon vorher und nachher in Graz vorgenommenen Untersuchungen des ßlütenbaues mediterraner Pflanzenarten habe ich in den ersten vier Teilen dieser Abhandlung ver- öffentlicht. Der vorliegende letzte Teil bringt die im Küsten- lande 1906 von mir gemachten Beobachtungen über den Insektenbesuch solcher Pflanzen, deren Blütenbau ich nicht näher untersuchte, und am Schlüsse ein Pflanzenverzeichnis zu allen fünf Teilen. Die Insektenbeobachtungen wurden an folgenden Orten, Tagen und Stunden gemacht (durchwegs im Jahre 1906): Am 24. April, 10 bis 12'^ a. bei Servola nächst Triest. » 24. » 3'' p. bei Barcola und 5'' p. bei Miramare. » 25. » 2 bis 4'^ p. wieder bei Barcola. 1 In diesen Sitzungsberichten, Bd. 121 (1912), p. 975 — 978. 256 K. Fritseh, Am 26. April, 3 bis 4'^ p. bei Pola. » 27. » 3 bis 5'' p. im Kaiserwald bei Pola. » 28. » 9 bis 12'^ a. bei Pola. » 28. » 3 bis 6'' p. bei Stignano nächst Pola. » 29. » 8 bis 9" und 11 bis 12'^ a. bei Pola. » 29. » 9 bis 11^ a. bei Veruda. » 27. Juni, 8 bis 12'^ a. bei Opcina nächst Triest. » 27. » 6 bis 7'' p. bei Servola nächst Triest. » 28. » 8'^a.^bis 1'' p. bei Opcina. » 29. » 11*" a. bis 1'^ p. und 2 bis 4'' p. bei Duino. » 29. » 4 bis 6'' p. bei Sistiana. » 30. » 4 bis 6'' p. im Boschetto bei Triest. » 1. Juli, 4 bis 6'' p. im botanischen Garten zu Triest. » 2. »- 8 bis 11'' a. in der Rosandraschlucht bei Borst. » 26. September, 9'' a. bis 1'' p. bei Barcola nächst Triest. » 27. » 10 bis 12*^ a. bei Opcina nächst Triest. » 28. »- 9 bis 11'' a. bei Grignano nächst Triest. » 28. » 1 bis 4^ p. bei Servola nächst Triest. » 29. » 4 bis 5^^ p. im botanischen Garten zu Triest. » 30. » 12'^ mittags bis 1'' p. und 2 bis 4^ p. am Monte Santo bei Görz. In bezug auf die Bestimmung und Nomenklatur der In- sekten verweise ich auf das schon oben zitierte Vorwort des ersten Teiles. Insbesondere mache ich darauf aufmerksam, daß in allen jenen Fällen, wo dem Namen eines Insektes kein Autorname beigefügt ist, die Nomenklatur sich genau nach den a. a. O. verzeichneten Werken richtet. Beobachtungen über blütenbesnchende Insekten im österreichischen Küstenlande, 1906. Monocotyledoneae. Gramineae. Trotz der ausgesprochenen Anemophilie der Gramineen werden ihre blühenden Ährchen nicht selten von Insekten aufgesucht, unter welchen besonders pollenfressende Fliegen Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pllanzcn. 257 ZU finden sind. So hcit z. B. Mdaiiostoiiia uidlina eine be- sondere Vorliebe für Gramineenpollen, wie schon H. Müller^ beobachtet hat und ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. An blühenden Roggenfeldern ist die Zahl der Insekten- besucher oft ziemlich bedeutend, wobei allerdings auch das Sphaceliastadium von Claviceps purpurea Tul. als anlockend in Betracht kommt.- Außerdem gib es rein zufällige Besucher, nämlich solche, die sich auf verschiedene Pflanzenteile wahl- los zu setzen pflegen, wie die beiden hier unten verzeichneten. Ich notiere aber prinzipiell alle Insekten, welche ich auf Blüten beobachte, denn gar mancher uns ganz zufällig und bedeutungslos erscheinende Besuch kann sich später einmal als interessant herausstellen. Chrysopogon gryllus (L.) Trin. Opcina, 27. VI. Asiliis spmiger ^ . Agropyron iitoraie (Host) Dum. Duino, 29. VI. Libellula fiilva Müll. Liliaceae. Allium sphaerocephalum L. Duino, 29. VI. Odytierus daniici (Rossi) Spin. (/'9. Borst, 2. VII. Zygacna Punctum; Colletcs canescens Sm. cf; Oedemera sp.; Phthiria canescens <^ . Obwohl der Besucherkreis ein gemischter ist, wie auch bei anderen Allium-Arten, so möchte ich doch auf die be- sondere Eignung der Allium-Blüten für den Besuch von Vespiden aufmerksam machen, die bekanntlich bauchige Blüten- formen mit verborgenem Honig lieben. Schon Kohl beob- achtete eine Vespide auf Allium sphaerocephalum.-'^ 1 Die Befruchtung der Bkimen durch Insekten, p. 87. 2 Man vgl. auch Knuth, Handbuch der Blütenbiologic, II., 2, p. 535 bis 536. 3 Nach Knuth, Handbuch, IL, 2, p. 497. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 124. Bd. 17 258 K. Fritscli, Amaryllidaceae. Sternbergia lutea (L.) Ker. Triest, botan. Garten (kult.), 29. IX. Winzige Dipteren und kleine Cicaden. Kern er ^ hat den Blütenbau dieser Pflanze ausführlich geschildert und ihn mit dem von Colchicum autumnale L. verglichen. Die letztere Art hat einen gemischten Besucher- kreis;^ jedoch kommen mit Rücksicht auf die Dimensionen der Blüte als Bestäuber wohl in erster Linie die schon von H. Müller^ beobachteten Hummeln in Betracht. Ahnlich dürfte es sich bei Sternbergia lutea verhalten, für welche die von mir beobachteten kleinen Insekten kaum Bedeutung haben dürften. Dicotyledoneae. Caryophyllaceae. Tunica saxifraga (L.) Scop. Opcina, 28. VI. Pieris Rapae c^, Coenonynipha Painphiliis. Spergularia marginata (DC.) Kittel. Servola, 28. IX. EristaUs tcnax cT. An diesen beiden vereinzelten Beobachtungen zeigt sich zufälligerweise doch wieder die schon längst bekannte Tat- sache, daß die Bestäuber der Silenoideen vorwiegend Le- pidopteren und die der Alsinoideen in erster Linie Dipteren sind. Die Honigbergung der ersteren am Grunde der Kelch- röhre und andrerseits der fast freiliegende Honig der letzteren stehen damit im besten Einklang. Ranunculaceae. Clematis flammula L. Duino, 29. VI. Syritta pipiens 9, Lucilia sp. und andere Museiden. Sistiana, 29. VI. Papilio Podalirius. 1 PHanzenleben, I.Auflage, II., p. 3G8 bis 369; 2. Auflage, II., p. 334 bis 335. - Vgl. Knuth, Handbuch, IL, 2, p. 513 bis 514. 3 Befruchtung, p. 62. Bestiiubungsveiiiältnisse südeuropaisclier rflunzen. '-o9 Das Auftreten des Segelfalters als Besucher dieser Pflanze ist auffallend. Ich habe zwar eine nähere Untersuchung nicht vorgenommen, da die Ähnlichkeit der Blüten mit jenen der Clematis vitalba L. auch einen übereinstimmenden Bau er- warten läßt, glaube aber doch annehmen zu können, daß die Art gleichfalls honiglos sein wird. Sollten wiederholt Schmetterlinge als Besucher beobachtet werden, so müßten wohl die Blüten auf das \'orhandensein eines Saftes unter- sucht werden. Cruciferae. Lepidium draba L.^ Servola, 24. IV. Hymenoptera: Aiührciui iJioracica 9. HaUctus alhipes vsiV. affinis 9. Coleo- ptera: *Malacliii!s spinipcnnis cf. Diptera: Stratiouiys lougi- coniis 9, Syritta pipicus 9, Eristalis nemorum c/', Parexorista flavicans Rud. Lepidium graminifolium L. Opcina, 27. IX. Museiden. Servola, 28. IX. Kleine Hymenopteren und zahlreiche Dipteren, darunter Paragns hicolor cf, Syrphiis coroUac 9, * MelithrepUis dispar 0^9, * Eristalis arhiistoruni cf 9, ** Syritta pipiens und Hyleiuyia antiana Mg. 9 ; endlich *EiiryLieiiia fcstiva L. Das bedeutende Überwiegen der Syrphiden gegenüber allen anderen Besuchern ist auch für andere Cruciferen be- kannt, namentlich für solche, die kleine Blüten haben, wie z. B. Cardaminum nasturtium (L.) Mnch.;'- bei Lepidium graminifolium war es aber ganz besonders auffrJ.Iend. Übrigens hat Schletterer bei Pola drei Arten von Hymenopteren als Besucher beobachtet.^ Mit dem Blütenbau des Lepidium graminifolium beschäftigte sich Pandiani.* Diplotaxis tenuifolia (L.) DC,^ Barcola, 26. IX. Lepido- ptera: Pieris Brassicac cT, Picris Rapae, Satynis Scmele, 1 Über andere Besucher dieser Art vgl. Knuth, Handbucli, IL, /, p. 121. 2 Vgl. Knuth, Handbuch, II., 1, p. 80 und 83. 3 Nach Knuth, a. a. 0., p. 122. 'i I fiori e gli insetti, p. 13. 5 Vgl. Knuth, a. a. 0., p. 105 bis 106; Scotti in Annali di botanica, XI., p. 75 bis 76. 260 K. Fiitsch, Pararge Megcra, Lycaena Astrarche, Hespcria sp. und Noctuiden. Hymenoptera: Apis mellifera §. Diptera: Chry- sotoximi intermediuin 9, Syrplnis scJeuiticiis 9, Eristalis arbustoriim, *Eristalis teiiax u. a. Opcina, 27. IX. Lepidoptera: Colias Hyalc cf, Satynis Semele, Lycaena Astrarche. Hymenoptera: Apis in cllifera ^ . Diptera: Melithreptns clispar 9, * Eristalis tenax. Grignano, 28. IX. Hespcria Alveus var. Onopordi-A Eri- stalis arbustoriim cT 9 , Eristalis tenax. Servola, 28. IX. Colias Ediisa (an mehreren Blüten). Die Blüten dieser Art sind von erheblicher Größe und reich an Honig. Dadurch erklärt sich namentlich das Auftreten zahkeicher Schmetterlinge als Besucher, welche das an den- selben Standorten vorkommende Lepidium graminifolium gar nicht beachten. Hingegen ziehen die kleineren Syrphiden- Arten, besonders Syritta pipiens, die letztere Art vor, wahr- scheinlich deshalb, weil deren Blüten ihrer Körpergröße besser angepaßt sind oder auch, weil sie dort in ihrer Tätigkeit nicht durch Schmetterlinge gestört werden. Erysimum cheiri (L.) Cr. Barcola, 24. W. Formiciden; Eiirydema festiua L. Die normalen Bestäuber dieser Pflanze sind wohl Apiden.'- Resedaceae. Reseda lutea L. Opcina, 28. VI. Lepidoptera: Papilio Machaon. Hymenoptera: * Colletes hylaeiforin is c? 9 , ^Pro - sopis pratensis Fourcr. 9, Ammophila Heydcnii Dahlbom, Polistes associa Kohl 9, Formiciden, Gasterhyption pater- unin S c h 1 e 1 1. 9 , Gasterhyption rngulosmn A b e i 1 1 e 6''. Hemiptera: Phyuiata crassipes Fabr., Enrydeiua festiva L. Andere Besucher findet man bei Knuth (Handbuch, IL, 1, p. 132) verzeichnet. 1 So die ursprüngliche Bestimmung nach Dr. Rebel; nach dessen neuester Publikation (Verhandi. d. zooiog.-botan. Ges., LXIV, p. 197) gehört aber das Stück zu Hespcria Fritillum Hb. 2 Vgl. Knuth, a. a. 0., p. 82; Scotti in Annali di botanica, XI, p. 140. Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pflanzen. 261 Crassulaceae. Sedum boloniense Lois. Opcina, 27. VI. Lycaciia Argyro- gnonion cT. Knuth (Handbuch, IL, 1, p. 430) führt keine Besucher an. Rosaceae. Crataegus monogyna Jacq. Pola, 29. IV". Hymenoptera: Apis incUifcra y, Eiicera longicornis 9, Halictus sp. 9. Coleoptera: *Canihüris livida var. riißpes, Cetonia atirafa. Diptera: Syrplms sp., Helopliilns floreiis, Calliphora sp., Lncilia sp. und andere Museiden, Bibio sicnlns cf. Über die von mir in Steiermark beobachteten Blüten- besucher habe ich an anderer .Stelle' Mitteilung gemacht und werde noch später weiteres darüber veröffentlichen. Die um- fangreichen Besucherlisten, welche Knuth'' für . Crataegus oxyacantha L. verzeichnet, beziehen sich zum Teil wohl auch auf Crataegus monogyna, dessen Blüten ja in biologischer Hinsicht ganz ähnlich gebaut sind. Auffallend ist in diesen Listen das gänzliche Fehlen von Lepidopteren. Die meist weit offenen Blüten der Rosaceen sind zwar bei den Lepidopteren überhaupt nicht beliebt, wie die Durchsicht der von Knuth angegebenen Besucherlisten zeigt. Da aber z. B. die Blüten des Rubus ulmifolius Schott (siehe unten!) sehr reichlich von Schmetterlingen besucht werden und auch auf den Blüten mehrerer Prunus-Arten Lepidopteren beobachtet worden sind.'^ so dürfte vielleicht der Trimethylaminduft der Crataegus-Blüten die Schmetterlinge fernhalten.-^ Rubus ulmifolius Schott.^ Opcina, 27. VI. Lepidoptera: Argyimis Niobe var. Eris, Melanargia Galathca (saugend). 1 \'erhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrgang 1906, p. 141. 2 Handbuch. IL, /, p. 387 bis 388. 3 So bei Prunus persica (L.) Stokes (Knuth, a. a. 0., p. 347), Prunus domestica L. (Knuth, p. 348) und Prunus spinosa L. (Knuth, p. 351). 4 Dasselbe dürfte für andere Blüten mit »aminoiden'< Düften gelten. '^ Über die blütenbiologischen Verhältnisse des sehr nahe verwandten Rubus dalmaticus Guss. hat Ponzo in »Bulletino della societä botanica italiana«, 190G. p. 106 bis 107, interessante .Mitteilungen gemacht. 262 K. Fiitsch, ^^'Epinepliclc Juvthia o^ (saugend), *Coetionyiiiplia Pain- philus, *ThecIa lUcis cf, Lycaena Icariis cf, Cyaniris Argio- liis 9, Aiigiades Sylvanus cf, Euclidia Glyphica (saugend), Syntomis Phegea, *Zygaena Transalpitia. Hymenoptera: Apis mellifera g (mit var. lignstica), Bombiis agrornin y (Pollen sammelnd), Boiiibiis terrester y (saugend), Megacliile centuncnlaris 9, Halictns patellatiis 9, *Prosopls hyalUiata. Coleoptera: Anthoiiomtis riihi, Tropinota liirta. Diptera: Syritfa pipiens 9, Eristalis teiiax cf, Museiden. Hemi- pteren. SerV'Ola, 27. VI. Hymenoptera: *Apis inellifera y, Ceratina aicnrbiiina 9, Formiciden. Coleoptera: Laclinaea sexpiinctata. Diptera: Syritta pipiens, Museiden. Opcina, 28. VI. Lepidoptera: Epinephele Jiirtina 0^9, Coenoitympha Pamphiliis. Hymenoptera: Apis mellifera y , Megacliile inai^itirna cr9, Clirysis sp. Coleoptera: Oedeniera ßavipes 9 , Leptura hifasciata cf 9 (mehrere), Urodon riifipes. Duino, 29. VI. Lepidoptera: Polygonia Egea, Melitaea Athalia, Epinephele Jnrtina 9, Coenonyiiipha Pantphihis, Thecla Ilicis 9^ Chrysophanus Phlaeas, *Lycae7Ui Icarns (f ^ , Cyaniris Argiolns 9, Carcliarodns Alceae, Hesperia Alveiis, Thanaos Tages, Zygaena Ephialtes ab. Trigonellae, Zygaena Carniolica (mehrere), Sesia Affinis, Pyraiista Cingnlata. Hymenoptera: Apis inellifera "^ , *Bonthiis terrester y, Megacliile argentata 9, Crocisa major cT, Ceratina cucnrhi- tina 9, Anthre na ßavipes cf,^ Halictns ceplialiciis 9 (2 Stücke), Halictns granulosus Alik. 9 (2 Stücke),- Halictns patellatiis d^, Halictns scahiosae 9, Halictns tetrazonins cf9, PoUstes Semenowi Er. 9,^ Scolia liirta Schrk. cf, Scolia. qnadri- punctata Fabr. cf. Coleoptera: Trichodes apiarins, Oede- niera ßavipes 9, Leptnra hifasciata cf9, Spennophagns sericens, Trichins fasciatns, *Oxytliyrea fnnesta ^legitimen« Wege erlangen können, da sie ja in die Blüte hineinkriechen, was wegen des weiten Abstehens der Fahne auch sehr dicken Arten, wie Xylocopa violacea, leicht möglich ist. Hippocrepis comosa L. Ser\'ola, 24. IV. Apis mellifera y . Barcüla, 25. IV. Cocnonympha Pauiphilns (dasselbe Indi- viduum vorher auf Polj'-gala nicaeensis Risso), Hesperiiden; Apis mellifera y ; Museiden. Apis mellifera hat schon Delpino als Besucherin der Blüten dieser Pflanze beobachtet.^ Zahlreiche andere Besucher verzeichnen H. Müller- und Knuth.-^ Onobrychis arenaria (Kit.) DC. Opcina, 28. VI. Lycaena sp. (f. Geraniaceae. Geranium rotundifolium L.-^ Servola, 24. I\'. Enipis siil- cipes 9 . Linaceae. Linum tenuifolium L.^* Opcina, 28. VI. Pieris sp., Cocno- nympha Pamphilus. Rutaceae. Ruta divaricata Te n. Monte Santo, 30. IX. Tenthrediniden; Museiden. Polygalaceae. Polygala nicaeensis Risso, flor. coerul. Barcola, 25. I\'. Cocnonympha Paniphihis (dasselbe Individuum auch an Hippo- crepis comosa L.). 1 L. c. (Fußnote 5 auf p. 267). 2 H. Müller, Alpenblumen, p. 253 bis 254. s Knuth. Handbuch, II., /, p. 319 bis 320. — Vgl. auch Pandiani. 1. c, p. 32. 4 Vgl. Knuth. a. a. 0., p. 235. 5 Vgl. Knuth. a. a. 0., p. 226. Bestäubungsverliältnisse südeuropäischer Pflanzen, 269 AquifoHaceae. Hex aquifolium L. Pola (kult.), 26. IV. Museiden. Auch bei amerikanischen Ilex-Arten wurden Dipteren als hauptsächliche Bestäuber beobachtet,^ während als Besucherin der Blüten von Hex aquifolium bisher hauptsächlich die Honig- biene bemerkt wurde. ^ Rhamnaceae. Paliurus australis Gärtn. Duino, 29. VI. Hymenoptera: Kleine Apiden, Sccliphron oiiimissuui Kohl 9, Scciiphron destillatoriiun WWgev (^, *Polistes associa Kohl 9, Odynerns minutiis^ cT, Chrysis ciiprafa Dahlb. 9, MutiUa ciiropaea L. 9, *Camponotus lateralis ^', Chalcis sp., Hylotoma nielanocJivoa (L.) 9. Coleoptera: Rhagoiiycha fiilva, *AIordeIlistena sp., Lcptnra hifasciata 9, *Piirpuricenus hiidensis mit a. hnnga- ricits (Honig leckend), ^Spctnnopltagiis sericens. *Diptera: Odontomyia hydropota cf, Syritta pipiens, Gyrtwosoma niteiis cf, Cortophila einer eil a Fall cf. Das Insektenleben auf den Paliurus-BRiten ist ein sehr reiches. Die Blüten sind reich an Honig, der auch Insekten- ohne verlängerte Mundteile leicht zugängHch ist. Schletterer-* beobachtete bei Pola nicht weniger als 161 Arten von Hymenopteren auf den Paliurus-Blüten, und zwar: 22 Arten Apiden, 8 Arten Braconiden, 3 Arten Chaicididen, 14 Arten Chrysididen, 9 Arten Evaniden, 36 (!) Arten Ichneumoniden, 16 Arten Pompiliden, 3 Arten Scoliiden, 27 Arten Sphegiden, 13 Arten Tenthrediniden und 10 Arten Vespiden. Das starke Zurücktreten der Apiden zeigt sofort, daß es sich um »Blüten mit freiliegendem Honig- handelt. 1 Trelease nach Knuth, Handbuch, III., J, p. 457. 2 De Vries nacli Knuth, Handbuch, II., 2, p. 56. 3 Die Bestimmung des Herrn F. Kohl lautet: »Odynerns (Leionotus) dcntisquaniuia Thoms. (^«. Nach dem »Catalogus Hymenopterorum« von Dalla Torre, Vol. IX, p. 79, .Synonym zu Odynerns mintilus (Fabr.) Lep. -1 Nach Knuth, Handbuch, IL, 1, p. 258 bis 259. 270 K. Fi-itsch, In meiner oben vviedergegebenen Besucherliste, die sich bei länger fortgesetzter Beobachtung jedenfalls leicht hätte vervollständigen lassen, fällt namentlich die starke Beteiligung der Coleopteren auf. Insbesondere die Gattung Purpiiriccnus scheint große Vorliebe für die Paliurus-Blüten zu haben, da nach Josef Müller' auch in Dalmatien riirpiiricenus budensis und mit diesem Piirpuriccnus Koclilcri häufig auf ihnen zu finden ist. Malvaceae. Malva silvestris L.- Duino, 29. VI. Halictus i^ranulosus Alfken 9 ^ (2 Stücke); Apion luaJvae. Cistaceae. Cistus monspeliensis L. Veruda, 29. IV. Halictus sca- biosae 9 ; Tropinota hirta. Cistus salvifolius L. Pola, 28. IV. Syrphiis sp., Eristalis sp. Über Cistus salvifolius liegt eine ausführliche Mitteilung von Pandiani-^ vor, welcher auch zahlreiche pollenfressende Dipteren und Coleopteren sowie pollensammelnde Apiden be- obachtet hat. Die sonstige Literatur habe ich schon im zweiten Teile dieser Arbeit^ bei Besprechung des Blütenbaues von Cistus creticus L. zitiert. Helianthemum obscurum Pers. Stignano, 28. IV. Meli- gethes acncus (außen auf einer Blüte sitzend). Opcina, 28. VI. MeJitaea Didyma. Araliaceae. Hedera helix L. Servola, 28. IX. Lepidoptera: Satyrns Semele. Hymen optera: Apis meUifeva ^, Prosopis hyali- nata 9, Vespa crabro, Polistcs gaJlica, Formiciden. Diptera: 1 Verhandl. der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien, 1906, p. 660, 675, 677. '■i Eine auffallend kleinblütige Form. 3 Vom Autor selbst bestimmt! 4 I fiori e gli insetti, p. 14 bis 15. 5 In diesen Sitzungsberichten, Band 122 (1913), p. 535 bis 536. BestäubungsverhUltnisse südeuropiiischer Pflanzen. '~ ' 1 Syrphns coroJlae 9, *EristaIis arbiistornni cf 9, *Eristalis tenax 0^9, Helophilns ßorens, Syritta pipiens, Graphomyia macnlata 9, CaJIiphora voinitoria d', *Lucilia coruicina 9, Pyrellia sp., Miisca covvina 6^9. Coleoptera: Cetonia atirafa. Monte Santo, 30. IX. Apis uicUifcra ■^ ; **Eristalis tcnax, CaUiphora sp.; * Cetonia aurata. Zum Teil dieselben, zum Teil andere Besucher sind bei Knuth^ und bei Pandiani- \'erzeichnet. Daß in erster Linie Dipteren die Bestäuber sind, wird durch meine Beobachtungen bestätigt.^ Umbelliferae. Eryngium amethystinum L. Opcina, 27. IX. Satynis Seine] e; Carpocoris nigricornis Fabr. Servola, 28. IX. Eristalis tenax. Monte Santo, 30. IX, Graphosoma lineatuui. Nach Knuth'^ wurden von anderen Forschern Vespiden als Besucher der Blüten von Eryngium amethystinum beob- achtet. G raffe ^ fand auf den Blüten dieser Art Coelioxys conoidea, Halicttis quadricinctiis (=: qiiadristrigatus Latr.) und zwei Ca//t'/d5- Arten, J. Müll er ^ Clytanthns varius. Scandix pecten Veneris L.~' Servola, 24. IV. Camponotiis lateralis Oliv. var. y ; Dipteren. Orlaya grandiflora (L.) Hoffm.^ Opcina, 28. \'I. Lepido- ptera: Lycacua sp. cT. Hymenoptera: Anthrena parvnJa 9, Prosopis clypcaris d. Coleoptera: Rhagonycha fiilua, Anthaxia granniiica, Oedcuiera flavipes 9, MordelJisteua sp.. 1 Handbuch, IL, 1, p. 517. '-' L. c, p. 39 bis 40. 3 Vgl. auch Tobler, Die Gattung Hedera (Jena 1912), p. 29. •1 L. c, p. 472. » G raffe, La Api dei dintorni di Trieste (Atti del Museo fiv. di Storia natur. di Trieste, VIII.), p. 11 und 12. Aggiunla alle Api dei dintorni di Trieste (1. c, IX.), p. 6 und 9. G Verhandl. der zoolog.-botan. Gesellschaft, 1906, p. G60 und 078. " Vgl. Knuth, Handbuch, IL, 1, p. 5U8. 8 Vgl. Knuth, I. c, p. 505 bis 506. 272 K. F ritsch, *Leptiira hifasciata o^Q, Leptnra livida, Clytiis rhamni. Diptera: Syritta pipiens cT, Macronyckia agrcstis cf, Sepsis cynipsea . Orthopteren. Bupleurum aristatum Bartl. Borst, 2. VII. Halictus fasciatcUns 9; Anthrax Ixion Vgl. Knuth, a. a. O., p. 635. ■1 Vgl. Knuth, a. a. 0., p. 632 bis 634. 284 K. F ritsch, Duino, 29. \'I. Lepidoptera: Papilio PodaUrins, Mcla- nargia Galathea, Satyrus Statilinus, Pararge Megera, Augiades Sylvanus 9, Carcharodus AIceae, Zygaena Achillcae, *Zygacna FiJipendiilac v. Ochsenheimevi. Hymen optera: Halictns quadricitictiis^ 9, *Halictus scabiosae 9. Coleoptera: Oxy- thyvea funesta. Sistiana, 29. VI. Mclanargia Galathea; Bouibus argiUa- cens (saugend), Halidns scabiosae 9 (saugend). Borst, 2. VII. Lepidoptera: Colias Hyale cf. Hymeno- ptera: Bombiis agroruin y, Boinbiis hortonun cf, Boinbns lapidarins ^, Megacliile marUima, Halictns scabiosae. Coleo- ptera: Oedemera flavipes cT. Das Vorherrschen der Hymenopteren an dem zuletzt an- geführten Standort erklärt sich durch das an jenem Tage kühle, windige Wetter, gegen welches Lepidopteren am empfindlichsten sind. Zum Teil dieselben Besucher, welche ich eben mitteilte, zum Teil andere, aber zumeist aus den- selben Familien, verzeichnet Knuth- nach den Beobachtungen mehrerer Blütenbiologen und Entomologen. Onopordum acanthium L.^ Duino, 29. VI. Halictns sca- biosae 9 . Onopordum illyricum L. Triest (botan. Garten, kult.), L VII. Bonibns terrester y (bohrt sich tief in das Köpfchen hinein, um zum Honig zu gelangen); *Dasytes tardns. J. Müller^ hat in Dalmatien zwei Arten der Ceramby- cidengattung Purpuricemis häufig auf den Blüten von Ono- pordum illyricum beobachtet. Andere Beobachtungen über die Blütenbesucher dieser Art sind mir nicht bekannt. Centaurea calcitrapa L. Duino, 29. VI. Lepidoptera: Colias Hyale cf, Pararge Megera, Zygaena Pnrictnni. H3^menoptera: Anthidinm Mocsaryi Friese 9, Megacliile pilicrus 9, Osmia bidentata cf, Halictns scabiosae 9. 1 = Halictns qnadristrigatus Latr. 2 Handbuch, IL, 1, p. 651. 3 Vgl. Knuth, Handbuch, IL, /, p. 652. 4 Verhandlungen der zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien, 1906, p. 66''. 675 und 677. Bestäubungsveihältnisse südeuropäischer Pflanzen. 285 Den Bau der Köpfchen dieser Art hat vom blütenbio- logischen Standpunkte aus Pandiani^ untersucht. Derselbe gibt auch einige ihre Blüten besuchende Apiden an, welche zumeist bei Knuth- noch nicht verzeichnet sind. Centaurea alpina L. Triest (botan. Garten, kult.), 1. VII. ^Ddsyics tardiis. Selbstverständlich kommt dieser Käfer nicht als Bestäuber, sondern eher als schädlicher Blütenbesucher in Betracht. Die eigentlichen Bestäuber dieser Art sind nicht bekannt. Wett- stein-' hat den Bau der zuckerausscheidenden Hüllschuppen beschrieben und auf ihnen auch Ameisen beobachtet. Jedoch fehlen noch Beobachtungen darüber, ob diese Ameisen tat- sächlich schädliche Besucher abhalten, wie es Wettstein für Jurinea mollis (L.) Rchb. experimentell erwiesen hat. Im botanischen Garten zu Triest fielen mir keine Ameisen an den Hüllschuppen auf. Centaurea Weldeniana Reh b.^ Opcina, 27. VI. Mdanargia Galathea. Opcina, 28. VI. Leptidia Sinapis, Paravge Megera cf. Barcola, 26. IX. Lepidoptera: Pieris Brassicae 0^9, Colias Ediisa o', CoJias Hyale cf , Satyriis Briseis cf 9 , Satyrns Semele, Pararge Megera, Epinephele Jiirtina 9. Hymeno- ptera: Apis mellifera y und andere Apiden. Diptera: Eristalis tenax. Grignano, 28. IX. Lepidoptera: Pieris Brassicae c^, Py rameis Cardtii, Satyrns Briseis 9, Lycaena sp. cf, Hesperia Alveiis V. Onopordi, Macroglossa SteJlatariim (an mehreren Köpfchen saugend). Hymen optera: Apis mellifera ^, Halicttis tetrazonius 9 . 1 I fiori e gli insetti, p. 49 bis 50. 2 Handbuch, II., 1, p. 663. 3 Über die Compositen der österreichisch-ungarischen Flora mit zucker- abscheidenden Hüllschuppen; in diesen Sitzungsberichten, 97. Band (1888), p. 570 bis 589. •1 Die Pflanzen von Opcina waren Übergangsfornien zu Centaurea jacea L. 286 K. F ritsch, Der Besuchelkreis ist naturgemäß ungefähr derselbe wie bei der nahe verwandten Centaurea jacea L.^ Über das auf- fallende Vorwiegen der Tagfalter habe ich mich schon oben bei Besprechung von Kubus ulmifolius und von Scabiosa agrestis geäußert. Scorzonera villosa Scop. Barcola, 25. IV. Plagiolepis pygmaca Latr. y. Die Art ist in blütenbiologischer Hinsicht meines Wissens noch nicht untersucht worden. Ebenso sind die eigentlichen Bestäuber erst festzustellen. Taraxacum obliquum (Fr.) D ah Ist.'- Ser\ola, 24. I\'. Eristalis tcnax. Reichardia picroides (L.) Roth. Veruda, 29. IV. Nomada fernigiiiata cf, Antlircna ßavipes cf, HaUctns scabiosae 9, Hal/ctns villosuhts 9 . Die blütenbiologische Untersuchung steht auch bei dieser Art noch aus. Übrigens herrscht unter den Ligulifloren große Gleichförmigkeit. Die beobachteten Apiden sind jedenfalls als Bestäuber in Betracht zu ziehen. Crepis bulbosa (L.) Cass. Stignano, 28. IV. Meligethes rotundicoUis. Veruda, 29. IV. Hal/ctns fetrazoiiins 9, Anthaxia fnnenila, Tr opino ta hirta. Den Köpfchenbau dieser Art hat Ponzo^ untersucht. Er stellte fest, daß auch ohne Insekten eine Bestäubung durch Geitonogamie stattfindet. Crepis neglecta L. Borst, 2. VII. HaUctns calceatns 9, Odynerns nngdnncnsis 9; Syritta pipicns. Dem Namen Crepis neglecta bin ich in der blütenbio- logischen Literatur nirgends begegnet. Ich zog aber die Unter- suchung anderer interessanterer Pflanzen vor. 1 Vgl. Knuth, Handbuch, II., /, p. 058 bis 600. - In einer nicht ganz typischen Form. 3 Xuovo Gioniale botanico italiano, Nuova Serie, XII., p. 598 bis 599 (1905). Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pflanzen. 28/ Hieracium pilosella L.^ ßarcola, 25. 1\'. Hymenopterci: Antlirena taraxaci 9. Coleoptera: MaJachius spinipennis d^, Meligethes rotiiudicollis, MordeUisteua hrevicanda. Diptera: Eiupis histortac o, Acyglossa atramentavia Mg. 9. Hieracium porrifolium L. Monte .Santo, 30. IX. Musciden. Hieracium saxatile Jacq.- Monte Santo, 80. IX. Aiit/10- inyia rculicuiu 9. 1 Vgl. Knuth, Handbuch, IL, /, p. 691 bis 693. 2 Ich habe in meiner »Exkursionsflora für Österreich« diesen Namen als den ältesten für jenen Formenkreis verwendet, den Nägel i und Peter (Die Hieracien .Mitteleuropas, II., p. 52 ff.) als Hieracium illyricum Fr. be- zeichnen. 288 K. P" ]■ i t s c h , Verzeichnis der in den fünf Teilen dieser Abhandlung behandelten Pflanzenarten. Die ersten vier Teile sind veröffentlicht: I. Teil im 121. Band dieser Sitzungsberichte (1912), IL » » 122. » » » (1913), III. und IV. » » 123. » » » (1914). Die der römischen Ziffer beigefügte Seitenzahl bezieht sich immer auf die Originalpaginierung des betreffenden Bandes, welche in den Sonderabdrücken in eckigen Klammern steht, z. B. »Althaea cannabina L. II, 533« bedeutet, daß diese Pflanzenart im II. Teil der vorliegenden Abhandlung auf p. 533 des 122. Bandes der Sitzungsberichte besprochen ist. Pflanzenarten, die nur gelegentlich im Text erwähnt sind, wurden in dieses Verzeichnis nicht aufgenommen, son- dern nur jene, deren Blütenbau von mir untersucht oder auf deren Blüten von mir Insekten beobachtet wurden. Acanthus longifolius Host. — mollis L. .A^chillea collina Becker — pannonica Scheele Agropyron litorale (Host) Dum. Ajuga genevensis L. Allium sphaerocephalum L. Althaea cannabina L. Anchusa italica Retz. Anemone hortensis L. Anthyllis barba Jovis L. — rubicunda Wender. Arabis verna (L.) R. Br. Arbutus andrachne L. X unedo L. — unedo L. Artemisia Biasolettiana Vis. — coerulescens L. Aster linosyris (L.) Bernh. — tripolium L. Astragalus illyricus Bernh. V, 279 V, 279 v, 283 V, 283 V, 257 V, 275 \-, 257 n, 533 III, 18 II, 504 II, 514 V, 265 II, 506 III, 5 III. 4 IV, 951 IV, 952 V, 282 V, 282 II, 519 Ballota nigra L. V, 276 ßrunella laciniata L. V, 276 Buphthalmum salicifolium L. V, 283 Bupleurum arista^um Ba'-tl. V, 272 Campanula pyramidalis L. Caragana arborescens Lam. Carduus nutans L. — pycnocephalus Jacq. Carlina corymbosa L. Carthamus lanatus L. Centaurea alpina L. — calcitrapa L. — cristata Barth — rup'^stris L. — Weldeniana Rchb. Chrysopogon gryllus (L.) Trin. Cistus creticus L. — monspeliensis L. — salvifolius L. Clematis flammula L. V, 282 V, 266 V, 283 IV, 954 IV, 953 IV, 959 V, 285 V, 284 IV, 955 IV, 957 v, 285 V, 257 II, 535 V, 270 V, 270 V, 258 Bestäubungsverhältiiisse südeuropäischer Pllanzen. 289 Cnidium silaifolium (Jticq.) Simlc. Convolvulus car.tabrica L. — cneorum L. Coronilla emeroides Boiss. et Sprun. Crataegus monogyna Jacq. Crepis bulbosa (L.) Cass. — neglecta L. Crithmuni maritimum L. Cytinus hypocistis L. Dianthus tergestinus Rchb Digitalis ferruginea L. — laevigata W. K. Diplotaxis tenuifolia (L.) DC. V Dorycnium germanicum (Gremli) Rouy — herbaceum Vi 11. Drypis Jacquiniana Murb et Wettst. Echium vulgare L. Erica arborea L. — scoparia L. Eiyngium amethystinum L. Erysimum cheiri (L.) Cr. Euphorbia nicaeensis All. — paralias L. — Wulfenii Hoppe Filago spatulata Presl Foeniculum vulgare Mi 11. Geranium nodosum L. — purpureum Vi 11. — rotundifolium L. — stipulare Kze. Hedera helix L. Helianthemum obscurum Pers. Hieracium pilosella L. — porrifolium L. — saxatile Jacq. \' 272 \- 273 II 16 \^ 266 y 261 V 286 y 286 y 272 I 987 11 502 \' 278 \' 278 \' 259 \' 265 V 265 II 501 TT 274 11 II 7 10 \^ 271 \^ 260 II 530 II 531 II 529 V 944 V 272 II 527 II 525 V 268 11 522 V 270 y 270 y 287 V 287 V 287 Hippocrepis comosa L V, 268 Hex aquifolium L. V 269 Inula crithmoides L. IV 945 — ensifolia L. V 282 — spiraeifolia L. IV 946 — viscosa (L.) Ait. IV 947 Jurinea mollis (L.) Rchb. \' 283 Knautia drymeia Heu ff. V 280 Lamium maculatum L. V 276 Lepidium draba L. y 259 — graminifolium L. V 259 Linaria vulgaris Mill. V 278 Linum tenuifolium L. y 268 Lobularia maritima (L.) D e s r. II 507 Lonicera caprifolium L. V 279 Lotus corniculatus L. V 265 Malva silvestris L. V 270 Medicago Pironae Vis. II 511 Melampyrum versicolor (Posp.) Fritsch V 279 Alelilotus officinalis (L.) Lam. V 264 Onobrychis arenaria (Kit.) DC V 268 Onopordum acanthium L. V 284 — illyricum L. V 284 Onosnia Javorkae Simk. V 274 Orlaj^a grandiflora (L.) Hoffm V 271 Paliurus australis Gärtn. V 269 Peucedanum cervaria (L.) C u s s. V 273 — venetum (Spr.) Koch V 273 Phillyrea latifolia L. III 14 Phlomis fruticosa L. III 19 Picris spinulosa Bert. IV 963 Pistacia lentiscus L. II 533 — terebinthus L. II 532 Plantago carinata Sehr ad. V 279 — media L. V 279 Plumbago europaea L. III 12 Polygala nicaeensis Risso V 208 Si;zb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 19 290 K. Fritsch, Bestäubungsverhältnisse südeurop. Pflanzen. Pulicaria uliginosa Stev. IV, 949 Ranunculus chius DC. — velutinus Ten. Reichardia picroides (L.) Roth Reseda lutea L. Rubus tomentosus Bcrkh. — tomentosus Borkh.X ulmifolius Schott — uhnifolius Schott Ruscus aculeatus L. Ruta divaricata Ten. Salvia verticillata L. Satureja acinos (L.) Scheele — montana L. • — subspicata Vis. Scabiosa agrestis W. K. — atropurpurea L, Scandix pecten Veneris L, Scolj'mus hispanicus L. Scorzonera villosa Scop. Scrophularia canina L. Securigera securidaca (L.) D e g. et Dörfl. Sedum boloniense Lois. — rupestre L. Senecio erucifolius L. — jacobaea L. Serapias cordigera L. II, 505 II, 506 V, 286 V, 260 V, 263 V, 264 V, 261 I, 979 V, 268 V, 276 V, 277 V, 276 III, 26 V. 280 V, 281 V, 271 IV, 960 V, 286 V, 278 11, 517 V, 261 n, 510 V, 283 V, 283 I, 983 Seseli elatum L. Sonchus glaucescens Jord. Spartium junceum L. Spergularia marginata (DC.) Kittel Stachys fragilis Vis. ' — lanata Jacq. Sternbergia lutea (L.) Ker Succisa inflexa (Kluk) J u n d z i 1 1 Taraxacum obliquum (Fr.) D ah Ist. Teucrium Arduini L. — chamaedr3''s L. — flavum L. — montanum L. Thymus longicaulis Presl Tordj^lium apulum L. Tragopogon Tommasinii Schltz. Trifolium elegans Sa vi — nigrescens Viv. — pratense L. — repens L. — stellatum L. Tunica saxifraga (L.) Scop. Veronica spicata L. Viburnum tinus L. 11, 536 IV, 965 V, 264 V, 258 III, 24 V, 276 V, 258 V, 280 V, 286 V, 275 V, 275 V, 275 V, 275 V, 277 II, 538 IV, 964 II, 513 II, 512 V, 264 V, 265 11, 512 V, 258 V, 278 in, 29 291 Die Leuchtorgane von Cyclothone signata Garman Von Dr. Emanuel Trojan Privatdozent der Züoloi^ie Aus dem Zoologischen Institut der k. k. Deutschen Universität in Prag (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 29. April !915) In der Literatur über leuchtende Tiere begegnen wir bisher den Tiefseefischchen der Gattung Cyclothone viermal. An die Studien ihrer Leuchtorgane sind die Namen Gatti (1903), V. Lendenfeld (1905), Brauer (1908) und Nus- baum (1912) geknüpft. Zur Untersuchung gelangten insgesamt folgende Arten: Cyclothone signata, acclinidens, microdon, livida und obscnra. Das reichhaltigste Material stand Brauer zu Gebote, der Gelegenheit hatte, nicht nur alle obengenannten Arten, sondern auch noch zwei neue Varietäten, C. signata alba und C. microdon pallida, zu untersuchen. So konnte er auch den Bau der Leuchtorgane dieser Fischgattung eingehend studieren und hat Ausführliches darüber in seinem großen Valdiviawerke (1908, p. 1 1 bis 18) berichtet. Nichtsdestoweniger gesteht er dort zu, daß er eine Frage ungelöst lassen müsse, und zwar die Deutung der Struktur des sogenannten Re- flektors. Um diese Lücke auszufüllen, befaßte sich Nusbaum eingehend mit den Leuchtorganen von C. signata; er schildert in einer vorläufigen Mitteilung (1912, p. 4) neben anderem den Bau des »Reflektors« besonders ausführlich. Wieweit er hierbei das Richtige getroffen hat, soll später gezeigt werden. 292 E. Trojan, Mir blieb auch nach seiner Darstellung der »Reflektor« in den Leuchtorganen der Cyclothonen unverständlich und deshalb war ich froh, in den Besitz von geeignetem Material gekommen zu sein, um der Sache auf Grund eigener Studien nachgehen zu können. Gegen 50 Cyclothonen neben anderem Material hat unsere österreichische »Najade« von ihrer Terminfahrt im Frühjahr 1913 aus der Straße von Otranto und der südlichen Adria heimgebracht. Daß meine Untersuchungen an jenen Tieren von Erfolg begleitet waren, verdanke ich der gelungenen Konservierung in etwas stärkerem als sonst gebräuchlichem Formol. Die Methode hat sich bisher bei den meisten leuch- tenden Tieren und diesmal auch recht gut bewährt. Es blieb, wie alles andere an den Leuchtorganen, auch ihr »Reflektor« ausgezeichnet erhalten, während Brauer und Nusbaum sicher zum großen Teile nur Reste von ihm zu sehen bekamen und ihn daher nicht endgültig zu deuten ver- mochten. Das Material war aber auch in anderer Hinsicht wertvoll, als es mir gestattete, einen Beitrag zur Kenntnis der orbitalen Leuchtorgane, die in das Innere der Augen ihres Besitzers hineinleuchten sollen, zu liefern. Die Bestimmung des Materials wurde nach Brauer (1906, p. 77 bis 89) vorgenommen und ergab, daß sämtliche Exemplare der Art C. signata Gar man angehörten. Die typische Bezahnung der Kiefer ist in der Textfig. 1 veran- schaulicht. Ich habe der Vollständigkeit halber ein solches Fischchen in natürlicher Größe photographiert auf meiner Tafel wiedergegeben (Taf. I, Fig. 1). Die Verteilung der Leucht- organe ist wie folgt (Textfig. 2): Jederseits 1 orbitales, 9 branchiostegale (diese Gruppe ist, weil innen zwischen den Kiemenstrahlen gelegen, in der Textfigur nicht sichtbar), 2 operculare, 3 thorakale, 10 ventrale, 7 laterale, 1 präanales, 14 postanale (hiervon 3 vor der Analflosse und 11 zur Seite derselben) und 2 caudale. Brauer räumt den orbitalen Leucht- organen ihres Baues wegen einen besonderen Platz ein, was ganz berechtigt ist. Die übrigen Leuchtorgane am Körper unterscheiden sich in einigen Stücken von ihnen. Ein jedes erscheint bei Lupenbetrac'ntung als schwarzes Näpfchen, das Leuchtorgane von Cyclothoue sigiiata G arm an. 293 seine Öffnung immer nach unten, und zwar vertikal oder schief vom Körper weg richtet. Der Durchmesser dieser kreis- runden Öffnung schwankt zwischen \'e und ^'^ Millimeter. Ein weißlicher Körper wölbt sich ungefähr halbkugelig aus ihr hervor; er schillert bei mikroskopischer Betrachtung ins Fig. 1. 0 Oberkiefer, ;:; Zwischenkiefer, u Unterkiefer. Bläuliche und ist regelmäßig hexagonal gefeldert. Mikrotom- schnitte zeigen, daß jedes Leuchtorgan in den obersten Haut- schichten, nahezu unter der äußerst zarten Epidermis liegt (Taf. I, Fig. 3, e) und aus zwei verschiedenen Teilen besteht, Fig. 2. von denen der eine innerhalb, der andere außerhalb des schwarzen Näpfchens liegt. Dieses letztere wird von dichtem Pigment gebildet (Taf. 1, Fig. "6, p). Wenn dem äußeren Teile Pigment angelagert ist, tritt es nur auf der medianen Seite und nicht so dicht auf, wie an dem inneren Teile des Leucht- organs. Solches hat bereits Brauer an den branchiostegalen Organen richtig beobachtet. Der Innenkörper läßt auf den 294 E. Trojan, ersten Blick den Bau einer nahezu kugeligen, zusammen- gesetzten Drüse erkennen. An dem Außenkörper hat Brauer als wesentlichen Bestandteil die Linse entdeckt (Taf. I, Fig. 3, /s); nach außen erscheint ihr mehr oder weniger Gallerte (Taf. I, Fig. 3, g) vorgelagert. Der Drüsenkörper (Taf. I, Fig. 3) besteht aus einigen Tubuli, die konisch nach dem Innern zu sich verjüngend dem apikalen Pol des Leuchtorgans zustreben, ohne ihn jedoch zu erreichen, denn sie enden im obersten Drittel des Drüsen- körpers. Je weiter nach oben, desto kürzer werden die Drüsen- schläuche und an dem bezeichneten Pole kommen überhaupt keine zur Ausbildung. Hier sieht man eine große Anzahl von birnförmigen Drüsenzellen (Taf. 1, Fig. 3, d'); ihr schlanker Hals ist gegen das Innere des Organs, das breite Basalfende nach außen gerichtet. Dieses enthält homogenes Plasma, das Neigung zur Vakuolisierung zeigt (Taf. I, Fig. 3, v') und sich bei van Gieson- Färbung intensiv braunrot färbt. Hier liegt auch ein großer, zumeist kugeliger Kern (Taf. I, Fig. 3, dk'), mit reichlichen Chromatinkörnchen, die sich besonders an der Peripherie verdichten, so daß*das Innere des Kernes licht und von einem dunklen Ring umgeben in den Schnitten erscheint. Der übrige Teil der Zelle färbt sich bei obiger Methode licht- gelb, sehr schwach; sein Inhalt ist feinkörnig. Identische Zellen (Taf. I, Fig. 3, d), nur in Gestalt von jenen abweichend, insofern nicht Birn-, sondern Prismenform vorherrscht, kleiden die Tubuli aus. Diese letzteren haben zarte Wände, welche als Fortsetzung der bindegewebigen Hülle (Taf. I, Fig. 3, b) den ganzen Drüsenkörper umgibt, ins Innere streichen. Das basale Ende der Drüsenzellen mit seinem homogenen, auch mitunter vakuolisierten Plasma und großen Kern (Taf. I, Fig. 3, dk) ist den Wänden, das andere mit feinkörnigem In- halt der Längsachse des Tubulus zugekehrt. Die Zellen stoßen daselbst nicht ganz zusammen, sondern lassen einen feinen Kanal übrig. In diesem trifft man hin und wieder eine struktur- lose Substanz an; sie färbt sich nach van Gieson nicht und hat das Aussehen lebenden Hyaloplasmas. Bedeutend mehr von dieser Masse pflegt man im Innern der apikalen Hälfte des Drüsenkörpers vorzufinden. Hier gibt es nämlich Leuchtorgane von Cycloihonc signata G arm an. 29o einen Sammelraum (Taf. I, Fig. 3, s), in den alle Drüsenzellen, beziehungsweise Drüsenschläuche ihr Sekret ablagern. In der Umgebung dieses Sammeh'aumes liegen viele Kerne, die nach Brauer (1908, p. 13) zwei Arten von Zellen, und zwar den Wandzellen des Sammelraumes und den sogenannten Bildungs- oder Ersatzzellen der Schläuche angehören sollen. Es ist äußerst schwer, in den Präparaten die einen von den anderen zu unterscheiden, weil alle einander täuschend ähnlich sehen. Überdies besitzt der Sammelraum nicht überall eine glatte Wandung, sondern bloß an der apikalen Seite; sonst geht er in die einzelnen Drüsenschläuche über. Der Übergang seiner Epithelzellen in die Drüsenzellen der Tubuli ist ganz all- mählich. Von dem Sammelraum geht ein Kanal ab, der rudi- mentär geworden ist und als ein Strang (Taf. I, Fig. 3, ka) zwischen den Drüsenschläuchen nach außen zieht; dieser setzt sich, solange er durch den Drüsen- und Linsenkörper geht, aus langen Faserzellen mit gestreckten Kernen zu- sammen. Im Gallertkörper angelangt, schwillt er keulig an (Taf. I, Fig. 3, en); hier gibt es Zellen mit kugeligen Kernen. Brauer betonte bereits treffend, daß der Verlauf des Stranges nicht bei allen Leuchtorganen derselbe sei; meine Unter- suchungen stimmen hierin mit den seinen überein, nur möchte ich noch einer besonderen Beobachtung hier Raum geben, daß ich nämlich das Strangende bei den branchiostegalen ' Organen bis knapp unter der zarten Epidermis antraf, während es jener Autor bloß mitten in der Gallerte eingebettet sah. Ein Lumen war weder im Verlaufe des Stranges, noch inner- halb der Endanschwellung zu finden. Immerhin kann man mit Sicherheit annehmen, daß der Strang ursprünglich hohl war und sich nach außen öffnete; aus dem Umstände aber, daß sein Ende hie und da unmittelbar unter der Epidermis steckt, kann man folgern, daß der Verschluß jüngeren Datums ist. Der ganze Drüsenkörper ist, wie schon oben erwähnt, zunächst von einer zarten Bindegewebshülle umgeben (Taf. I, Fig. 3, h). Außer dieser Hülle aber soll es nach Brauers und Nusbaum's Darstellungen noch eine zweite geben, den »Reflektor«. »Über seinen Bau-, schreibt der erstere Autor 296 E.Trojan, (1908, p. 14), »habe ich nicht volle Klarheit gewinnen können. Nach dem Bilde, das Querschnitte (Fig. 10, r) bieten, scheint er aus leeren, rundlichen Kästchen oder Röhren zu bestehen, in deren schmalen Wänden der Kern liegt. Aber auf Grund des Studiums vieler nach den verschiedenen Richtungen ge- führter Schnitte möchte ich annehmen, daß es sich um sehr dünne, stark abgeplattete Fasern (Fig. 11) handelt, die zu einem Maschenvverk verflochten sind. An der Bildung eines jeden Kästchens würden mithin immer mehrere Zellen beteiligt sein. Ich komme deshalb zu dieser Ansicht, weil der Reflektor sehr verschieden sich darstellt, manchmal jenes Bild regel- mäßiger ovaler Kästchen darbietet, wie es besonders an der Öffnung des Bechers der Fall ist, manchmal aber diese Maschen sehr schmal ausgezogen sind und dann das Bild ein ähnliches ist, wie es der Reflektor, der sicher nur aus Fasern besteht, bietet. Die Fasern erscheinen glänzend und homogen. Der eigentümliche Bau des Reflektors über der Öffnung des Bechers ist es, der die silberglänzende hexagonale Felderung bedingt, die bei mikroskopischer Betrachtung einem auffällt.« Die Vermutung Braue r's, es könnten Fasern das auf- bauende Element des »Reflektors« sein, erhärtet bei Nus- baum (1912, p. 4) zur Tatsache. Der »Reflektor« ist nach seiner Überzeugung nur aus Fasern zusammengesetzt. Diese lassen zwei verschiedene Arten unterscheiden: 1. An der Oberfläche, unmittelbar unter dem Pigmentmantel, starke und ein wenig dorsoventral abgeplattete Fasern, eine jede mit einem sehr langen Kern, der die Form eines Stäbchens hat; diese Fasern laufen parallel und sind gleich weit voneinander entfernt; bogenförmig passen sie sich der zylindrischen Form des Pigmentbechers an. Man sehe sie am besten an den ersten Tangentialschnitten durch das Näpfchen. Oft zeigen sich auch starke Fasern an der basalen Oberfläche des Re- flektors, angrenzend an die Linse. Der Kern liegt entweder endständig oder in der Mitte der Faser. — 2. Außer diesen groben Fasern bemerke man noch äußerst feine, die weiter einwärts von den ersteren an der Oberfläche liegen. Sie seien faserförmige Ausläufer plasmaarmer Zellen, die sich an die Oberfläche unterhalb des Pigmentmantels erstrecken. Diese Leuchtorgane von Cyclolhone signaia G arm an. 297 fadenförmigen Fasern ziehen nach verschiedenen Richtungen; in der Mehrzahl laufen sie horizontal, d. i. parallel zur Basis des Näpfchens, zugleich also parallel zu den groben Fasern; andere aber biegen unter rechtem Winkel ab und kreuzen sich mit den ersteren. Auf diese Weise komme die polygonale Felderung zustande. Jede Seite eines Polygons werde von mehreren, zu einer einzigen Zelle gehörenden P'asern gebildet. Diese sind homogen, glänzend und reflektieren das Licht. Im allgemeinen liegen die Fasern des Reflektors zwischen dem Pigmentmantel und dem Bindegewebshäutchen, das den Drüsenkörper einschließt; sie seien an das letztere fixiert. Mir kam die Bezeichnung »Reflektor« für ein Gebilde, das den Drüsenkörper auch auf der pigmentfreien Seite um- geben sollte, etwas merkwürdig vor, denn sonst pflegt man ihn an der vom Lichtaustritt abgekehrten Seite vorzufinden. \'on dem Vorhandensein eines Reflektors an Leuchtorganen von Tiefseefischen habe ich mich stets in der einfachen Weise überzeugt, daß ich den Spiegel des Mikroskops während der Betrachtung eines Schnittes verdeckte und so statt bei durch- fallendem Lichte dann mit auffallendem beobachtete; war ein Reflektor vorhanden, so glänzte er sofort silbern auf. Hier aber war von einem solchen Glänze nicht die Spur vorhanden. Und selbst wenn ich dieses Verhalten auf eine allzu schwache Ausbildung jenes Gebildes zurückführen würde, dann wäre mir noch immer nicht die Entstehung der regelmäßigen hexa- gonalen Felderung verständlich; eine unregelmäßige poly- gonale, wie sie Nusbaum anzunehmen scheint, wäre vielleicht möglich, doch eine solche kommt hier sicher nicht vor, son- dern die Form regelmäßiger Sechsecke ist, wie Brauer richtig beobachtet hatte, deutlich ausgeprägt. Der erste Verdacht, daß es mit dem -Reflektor« eine andere Bewandtnis haben dürfte, wurde in mir rege, als ich meine Tangentialschnitte, die Nusbaum zum Studium der Fasern besonders empfiehlt, durchmusterte. An solchen (Taf. I, Fig. 5, iii) konnte ich ein System von Fasern konstatieren, die nach Art von Parallel- kreisen den Drüsenkörper umziehen. Sie sind äußerst fein und färben sich nicht. Ihre Anwesenheit kann man des öfteren nur bei stark abgeblendetem Licht oder aus ihren langen 298 E. Trojan, Stabkernen (Taf. I, Fig. 5, st) feststellen; manchmal werden sie auch an Pigmentkörnchen, die an ihnen haften und vom Pigmentmantel stammen, erkannt. Es erschwert ihre Beob- achtung weiter der Umstand, daß ihr Verlauf kreisförmig ist und man daher von ihnen an sehr dünnen Schnitten oft nur ganz kurze Stückchen zu sehen bekommt. Fällt der Schnitt aber dicker aus, dann verschwinden sie entweder ganz in der Pigmenthülle oder bleiben in dem angeschnittenen, intensiv sich färbenden Teil des Drüsenkörpers unsichtbar. Immerhin konnte ich feststellen, daß Brauer dort, wo er seiner Ver- mutung über den Aufbau dieses Teiles eine Darstellung im Bilde (1908, Taf. XX, Fig. 11) verlieh, der Wahrheit sehr nahe gekommen ist. Die Fasern sind in der Tat sehr fein und ihre Distanz nicht, wie Nusbaum schreibt, immer die gleiche; sie nimmt vielmehr gegen die Öffnung des Pigmentmantels ab, so daß die Fasern dortselbst recht eng beisammen laufen. Auch dies kommt in Brauer's Bildern deutlich zum Ausdruck. Ich glaube auch den Grund gefunden zu haben, warum dieser Autor von seiner ursprünglichen richtigen _Vorstellung von Fasern zu der irrigen von »leeren, rundlichen Kästchen und Röhren« gekommen ist. Bei der geringsten Schrumpfung des Drüsenkörpers nämlich entsteht eine Lücke zwischen diesem und dem Pigmentmantel, in der regelmäßig jene Fasern schweben. In ihrem zirkulären Verlauf ist es gelegen, daß man an Vertikalschnitten eine Strecke von ihnen zu sehen bekommt, die so lang sein kann, daß sie sich als Querscheide- wand präsentiert. So kommen übereinanderliegende leere Kästchen unter dem Pigmentmantel zum Vorschein. Jene Tangentialschnitte aber zeigten noch mehr. Nahe der basalen, pigmentfreien Fläche des Drüsenkörpers bemerkte ich hie und da eine Zelle, mitunter auch zwei bis drei im Zusammenhang, die unzweifelhaft platte Zellen von poly- gonalem Umrisse waren. Der große kugelige Kern enthielt einen homogenen Inhalt und färbte sich intensiv. Das Plasma der Zellen aber zeigte sehr schwache Neigung zur Tinktion und machte eher den Eindruck von Degeneration. Waren drei Zellen beisammen, dann zeigte ihr Verband Falten. Öffnete ich die Irisblende ganz, so schwand das Bild des Zellbestandes Leuchtorgane von Cycloihoite signala G arm an. 299 und ich hatte den Eindruck von Fasern, dickeren und feineren, je nachdem die Falten größer oder kleiner waren. Sogleich stieg in mir die Vermutung auf, ob nicht das, was als »Re- flektor« vor dem Drüsenkörper bisher beschrieben wurde, sich nicht auf solche platte Zellen zurückführen lasse. Diese Annahme wurde im Verlaufe der Untersuchungen vollauf be- stätigt. Zunächst ergab die genaue Durchsicht der zur Längs- achse des Leuchtorgans parallel geführten Schnitte, daß die Fasern vor dem Drüsenkörper miteinander durch einen zarten Plasmaschleier stellenweise zusammenhängen. Dieser hatte sogar manchmal vom Hämatoxylin einen deutlichen Stich ins Blaue angenommen. Die scheinbaren dickeren Fasern zeigten an Schnitten nahe der Medianebene und in dieser (Taf. I, Fig. 3, pl) auffallend regelmäßige Buckel nach außen und mitten innerhalb derselben einen plattgedrückten Kern (Taf. I, Fig. 3,/?^); dieser schien mir manchmal eher in einer Plasma- mulde als in einer Faser eingebettet zu sein. Endlich erhielt ich Bilder, die große Ähnlichkeit mit den dem Drüsenkörper vorgelagerten Kästchen des -Reflektors« bei Cydothone iiiicro- don pallida (Brauer, 1908, Taf. XX, Fig. 10) besaßen. Diese Erscheinung erwies sich aber alsbald als Trugbild. Zufälliger- weise passen nämlich mitunter auf die obenerwähnten regel- mäßigen Buckel höher oder tiefer im Schnitt gelegene Falten;, kommen Wellenberg mit W'ellental übereinander zu liegen, dann täuschen sie nebeneinanderliegende Kästchen vor. In- dessen bedarf jedes Faltensystem eine besondere Einstellung des Tubus. An solchen Präparaten war schon gar zu oft eine feine Substanz zwischen den scheinbaren Fasern zu beob- achten, doch eine klare Vorstellung konnte auf diese Weise nicht gewonnen werden, sondern nur auf Grund von senk- recht zur Längsachse des Leuchtorgans gelegten Schnitten. Aber auch da war die Aussicht auf Erfolg gering, wenn man die kleinen Dimensionen, die gewölbte Form und Hinfällig- keit des fraglichen Gebildes in Erwägung zieht. Ich wählte zu jenen Schnitten die Gruppen der thorakalen und ventralen Leuchtorgane, weii diese sehr dicht beisammen stehen und ziemlich streng ventral gerichtet sind. Nach einigen vergeb- lichen Versuchen gelang eine Schnittserie, die mir die ge- 300 E. Trojan, suchten überzeugenden Bilder brachte. Es folgen in ihr x'on außen gegen das Innere des Leuchtorgans auf die Quer- schnitte durch die Linse solche durch den »Reflektor<' (Taf. I, Fig. 6, 7) und nach diesen solche durch den basalen Teil des Drüsenkörpers. Der > Reflektor« zeigt das Bild eines typischen Platten- epithels, seine Zellen sind ausgesprochen hexagonal, ihr Plasma schwer tingierbar und hinfällig (man beobachte nur in Fig. 7, wie es sich in einer Zelle mit dem Kern gegen die Wand zurückgezogen hat). Der Durchmesser der Zellen beträgt etwa 20 ij, im Durchschnitte. Der Kern (Taf. I, Fig. 3, 6, 7, pk) ist plattgedrückt, von kreisrundem Umriß, ohne Chromatinkörnchen, doch gut tingierbar. Es breitet sich also, unter dem Rande des Pigmentmantels hervortretend, eine zarte Membran über den Drüsenkörper aus. Ich stelle mir vor, daß sich an Brauer's und Nusbaum's Material der Plasmakörper in jeder Zelle jenes Plattenepithels bis an die Zellmembran zurückgezogen hat oder ganz geschwunden sei, dabei den Kern mit verlagernd, so daß beide Autoren der Ansicht waren, er gehöre zu einer Faser. Wäre es vielleicht nicht möglich, daß Ähnliches auch bei den obengenannten Horizontalfasern eingetreten wäre? Das halte ich für aus- geschlossen, denn die Größe, Gestalt und Beschaffenheit der Kerne hier und dort ist zu verschieden, als daß man an- nehmen könnte, sie gehörten identischen Zellelementen an. Und so bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß das, was im Leuchtorgan von C\^clothonen als »Reflektor« beschrieben worden ist, aus zwei verschiedenen Gebilden besteht, und zwar aus zirkulären Horizontalfasern um den Diüsenkörper innerhalb des Pigmentmantels und ferner aus einem zarten, hexagonalen Plattenepithel über seiner pigment- freien Seite. Vom letzteren rührt die obenerwähnte Felderung des Leuchtorgans; ihr Eindruck wird überdies noch verstärkt durch den ebenso gefelderten Grundriß des Drüsenkörpers. Eine Verwechslung von Drüsenkörper und Plattenepithel ist ausgeschlossen, weil sich die Zellen der oeiden in Plasma und Kernen deutlich voneinander unterscheiden; an diesem sind die Sechsecke \'on Zellmembranen, an jenem von leeren Leuchtorgane von Cyclothone signaia Gar man. 301 Spalträumen begrenzt (vgl. hierzu die Fig. 5 und 0 oder 7 der Tafel). Unmöglich können jene Horizontalfasern und das Plattenepithel den Zweck eines Reflektors erfüllen. Der Glanz des Leuchtorgans, auf den sich beide Autoren berufen, läßt sich ebensogut an anderen Stellen des F'ischchens beob- achten, sobald diese nur eine hinreichend dunkle Unterlage haben. So schillert der Bauch dort, wo der pigmentierte Teil des Vorderdarmes durchscheint, prächtig ins Bläuliche. Man wird diese Erscheinung auf das Irisieren feinster, glasheller Hautschichten zurückführen, ohne einen besonders gebauten, faserigen Reflektor konstruieren zu müssen. Ich glaube aber, daß der biologische Wert hier ein anderer war, beziehungs- weise noch ist. Für das Horizontalfasersystem scheint mir die Längsmuskulatur der pigmentierten Teile des Vorder- darmes zum Vergleiche dienlich zu sein. Merkwürdigerweise findet sich in Nusbaum's (1912, p. 7 bis 13) vorläufiger Mitteilung über den Verdauungstrakt von Cyclothone signata bei der Aufzählung der histologischen Details keine Erwähnung von Längsmuskelfasern vor. Und doch zeigt sich in der Schnittserie unter dem äußeren Pigment- mantel eine ziemlich dichte Längsstreifung; sie rührt von glatten Muskelfasern. Ein Veigleich derselben mit jenen Zir- kulärfasern ergibt eine Übereinstimmung der beiden, nament- lich auch ihrer Kerne. Ich vermute daher, daß die Horizontal- fasern des Leuchtorgans nichts anderes als glatte Muskel- fasern sind; heutzutage dürften sie wohl zwecklos sein, da das Leuchtorgan eine geschlossene Drüse ist. Früher, als die Drüse noch offen war, mag ein Muskelsystem von faßreifen- artiger Ausbildung seinen Zweck gut erfüllt haben; wenn es sich kontrahierte, dann wurde das Sekret der Drüse heraus- gepreßt und leuchtete. So eine Funktion setzt allerdings eine Innervation voraus. Eine solche aber konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden. Doch könnte immerhin eine äußerst feine Nervenfaser hier, wo \'italfärbung und spezifische Tink- tionsmethoden kaum durchführbar sind, verborgen bleiben. Was nun das Plattenepithel betrifft, so erinnert es lebhaft an die facettierte Cornea der Komplexaugen. Wahrscheinlich erfüllt es die gleiche Aufgabe wie jene, denn es fällt auf, daß 302 E. Trojan, jede seiner Zellen etwas vorgewölbt ist und in Gestalt und Größe mit der unter ihr liegenden Zelle des Drüsenkörpers übereinstimmt; sie würde also für alle über ihr im Innern eines Drüsenschlauches liegenden leuchtenden Zellen eine Sammellinse abgeben. Wenn auch noch ein besonderer Linsen- apparat im Leuchtorgan ausgebildet ist, dürften derartige Speziallinsen durchaus nicht überflüssig sein. Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Bezeichnung >»Reflektor" unzutreffend ist. Brauer hat sie auch weniger aus Überzeugung, wie vielmehr wegen der manchmal zu- treffenden Ähnlichkeit mit dem Bilde, «wie es ein Reflektor, der sicher nur aus Fasern besteht, bietet«, hier angewendet. Für diesen Fall des Vergleiches aber kämen nach seinen Darstellungen nur die Leuchlorgane von Gouosioma elongatuui (1908, p. 4 bis 9, Taf. XIX, Fig. 5, 6, 7, 12, 13) in Betracht. Aber gerade diese sprechen für meine Auffassung der Fasern als Muskel- elementen, denn es sind offene Drüsen, deren Leuchtsekret offenbar unter Druckwirkung nach außen befördert wird. Re- flektoren aus Leuchtorganen anderer Tiefseefische können hier zum Vergleich nicht herangezogen werden, weil sie stets typische Gebilde von dichten, konzentrisch geschichteten Fasern vorstellen und stets hinter der Lichtquelle gelegen sind. Der Drüsenkörper wird auch mit Blut versorgt. An dem Blutgefäß eines jeden Leuchtorgans läßt sich ein lateraler und ein medialer Teil unterscheiden; beide steigen vom Rand des Pigmentmantels zwischen den Drüsenschläuchen gegen das Innere des Drüsenkörpers empor. Der eine ist der zuführende, der andere der abführende Ast. Aus dem Umstände, daß in diesen Gefäßen zwei und auch drei Blutkörperchen neben- einander liegen, während um den Sammelraum herum ge- schlängelte Züge von nur einzeln hintereinander gereihten Blutkörperchen beobachtet werden (Taf. I, Fig. 3, hg), kann man schließen, daß es hier zu Verzweigungen bis in die feinsten Kapillaren mit unendlich dünnen Wandungen kommt, die einen innigen Kontakt zwischen Blut und Leuchtsekret gestatten. Jenseits des hexagonalen Plattenepithels liegt die Linse (Taf. I, Fig. 3, Is) vor dem Drüsenkörper. Brauer gebührt das Leuchtorgane von Cyclothone si^ua/a Gurman. 303 Verdienst, sie entdeci-:! zu haben. Sie besteht aus einer größeren Anzahl von schlanken, nach außen sich verjüngenden Zellen (Taf. I, Fig. 3, /), deren Kern (kl) stets ganz basal ge- legen ist. Ich habe beobachtet, wie die Zellen, je mehr von der Längsachse des Leuchtorgans entfernt, sich um so enger zwiebelschalenartig aneinander legen; auf diese Weise kommt eine gut entwickelte, flache, querliegende Linse zustande. Sie ist von einer zarten Bindegewebskapsel umhüllt (Taf. I, Fig. 3, bl). Den vor der Linse gelegenen Raum bis zur Epidermis füllt der bereits oben erwähnte Gallertkörper (Taf. I, Fig. 3, g) aus. Die orbitalen Leuchtorgane (Taf. I, Fig. 2, o L, und Fig. 4). Brauer hat diesen beiden Gebilden wegen ihrer Be- ziehungen zu den Augen seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er schildert sie mit folgenden einleitenden Worten (1908, p. 14): >Die makroskopische Betrachtung des Fisches zeigt vorn, am ventralen Rande des Auges nur einen recht- eckigen schwarzen Fleck, der ventral in einen etwas caudad gerichteten Fortsatz ausläuft (Fig. 21). Der dorsale Rand er- streckt sich noch etwas über die Cornea. Bei schärferem Zusehen erkennt man, daß hier ein schmaler Streifen des Pigments von ihm abgesondert ist. Vom eigentlichen Organ- ist nichts zu sehen. Am besten orientieren über die Besonder- heiten des Organs schräge Querschnitte, die das Organ und Auge zugleich treffen (Fig. 16, 17). . . Bei der Untersuchung der Schnitte wird als erster Unterschied auffallen, daß das Organ scheinbar umgekehrt liegt wie alle anderen. Auf der dorsalen Seite ist der Pigmentmantel geöffnet, auf der ven- tralen dagegen ist die Öffnung, so bei C. liviJa und micro- don verengt oder fehlt ganz.« Nusbaum (1912, p. 5) stimmt diesen Ausführungen hin- sichtlich C. signata vollends bei; es habe das orbitale Leucht- organ seine ventrale Öffnung verloren und sekundär eine dorsale erworben. Alle diese Angaben wirkten auf mich bei der Betrachtung meines Materials höchst befremdend, da ich an keinem einzigen Fischchen völlig ventral geschlossene orbitale Organe beobachten konnte. Überall schien das Weiß 304 E. Trojan, des Drüsenkörpers aus dem Pigmentmantel lateroventral heraus, wie bei den anderen Organen des Körpers, einmal mehr, das andere Mal weniger; den auffälligsten aller Fälle habe ich photographiert (Taf. I, Fig. 2, o L). Da jeder Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmung der Spezies ausgeschlossen war, dachte ich zunächst daran, ob nicht mein Material Läsionen erlitten habe und Teile der Kopfhaut samt Pigment abgeschunden worden seien; allerdings schien solches höchst unwahrscheinlich, da die Begrenzung des Pigmentmantels eine allzu regelmäßige war. Meine Befürchtung wurde auch durch die Schnittpräparate grundlos. Es zeigte sich, daß die Hautschichten über dem Pigmentmantel vollkommen intakt waren, ja man konnte sogar die Fortsetzung der lateralen pigmentführenden Schichten, wie sie ventrad pigmentärmer und schließlich pigmentlos werden, verfolgen. Die medianen Pigmentschichten reichen weiter herab als die lateralen. Totalen Pigmentverschluß habe ich auch an keinem der Schnitte feststellen können. Dafür trat aber die dorsale gegen den Augenbulbus gerichtete Öffnung des Pigmentmantels deut- lich zum Vorschein; der letztere hat somit Röhrenform. Diese erleidet nur insofern eine Modifikation, als sich von oben außen deckelartig eine Pigmentanhäufung über ihn wölbt, als wollte sie seine dorsale Öffnung verschließen, d. i. die akzes- sorische Pigmentplatte (Taf. I, Fig. 4, a). Ihr Pigment ver- schmilzt aber nicht mit dem des Pigmentrohres. Der Drüsen- körper bietet nichts wesentlich Neues gegenüber dem der anderen Leuchtorgane. Der rudimentäre Kanal (Taf. I, Fig. 4, T^a) ist auch hier ventrad gerichtet, aber kürzer. Die Linse fehlt. Das System der zirkulären Horizontalfasern und das Platten- epithel sind in analoger Lage w'ie bei den anderen Leucht- organen auch hier nachgewiesen worden; die für das letztere tj^pischen abgeplatteten Kerne fehlen auch hier nicht (Taf. I, ¥\g. A, pk). Brauer hat diese beiden Gebilde nicht feststellen können. Nusbaum (1912, p. 12) gelangte hierin zu einer anderen Anschauung. Die Zirkulärfasern hat er richtig er- kannt, den anderen Teil aber vermißt und will einen Ersatz für ihn dorsal von dem Drüsenkörper gefunden haben (siehe unten). Leuchtofgane von Cyclolhoite signata Garman. 30o Die dorsale unpigmentierte Öffnung des orbitalen Organs (Taf. I, Fig. 4) ist von einem Gewebepfropf ausgefüllt, der aus dem Innern des Organs förmlich herauswuchert. Auf den ersten Blick lassen sich zwei Teile an ihm unterscheiden, ein proximaler und ein distaler. Der erstere ist schwer tingierbar und bietet das Bild eines straffen Bindegewebes mit konzen- trisch geschichteten Fasern (Taf. I, Fig. 4, /); die Zellkörper- reste (;:;) zwischen ihnen weisen die mannigfachste P'orm auf, mitunter mit recht zahlreichen Fortsätzen. Der distale Teil ist leichter tingierbar, enthält viel mehr Zellen und deutliche Zellkerne (Taf. I, Fig. 4, bk), ist aber nichts anderes als eben- falls Bindegewebe, nur in anderer Modifikation. Man könnte ihn für den jüngeren Teil des Pfropfes halten, der noch nicht so viel Fasersubstanz gebildet hat. Indessen besteht eine der- artige Beziehung zwischen den beiden Teilen nicht, sonst müßte sich eine Übergangszone finden lassen; gerade das Gegenteil ist der Fall, eine scharfe Grenze zeigt, bis wohin der Anteil des einen und des anderen reicht. Zwei Faserzüge gehen von der distalen Partie diametral nach dem Augen- bulbus ab (Taf. I, Fig. 4, //), einer vorn, der andere hinten; sie werden zu Ligamenten, von denen das erstere an der Sklera, noch bevor sie in die Cornea übergeht, inseriert, während das letztere viel weiter hinten an ihr seinen An- heftungspunkt hat. Brauer (1908, p. 16) hat auch schon zweierlei differenzierte Partien an diesem Teil des Leucht- organs unterschieden, allerdings ohne sie weiter zu prä- zisieren. Wenn er aber meint, es handle sich der Hauptsache nach um Gallertkörper, so hat er nicht recht. Das Gebilde zeigt einen viel solideren Bau als man ihm sonst bei Gallert- geweben begegnet. Nusbaum's (1912, p. 6) Verdienst ist es, auf die beiden Liganiente zuerst hingewiesen zu haben, wenn er auch den Anheftungspunkt des vorderen etwas zu weit nach vorn, nämlich auf die Cornea verlegt hat. Darin aber hat er nicht das Richtige getroffen, daß er noch eine dritte Partie zwischen dem proximalen und distalen Teil unterschieden habe will. Er schreibt hierzu (1. c): «Entre les deux parties nommees distale et mediane nous trouvons encore une partie inter- Sitzb. d. mathem.-naturw. KI., Abt. I, 124. Bd. 20 306 E. Trojan. mcdiaire, qiii se colore plus fortement que les autres et qui est formee principalement par des fibres tres longues, avec des noyaux tres allonges; ces fibres sont en formes d'arcs. Au centre de la partie distale (ventrale) on trouve des cellules a\'ec prolongements ramifies, semblables ä Celles de la partie mediane (dorsale). Je pense que la partie distale correspond au tissu du reflecteur dans les autres organes photodotiques, parce qu'elle est formee seulement de cellules fibriformes. La partie mediane correspond au corp gele.« Ich kann diesen Ausführungen des Autors nicht beipflichten, am allerwenigsten denen betreffs des »Reflektors«, da ich an meinen Präparaten keinerlei derartige Differenzierungen feststellen konnte. Soll man aber bei den orbitalen Organen von einem Re- flektor überhaupt sprechen, so wäre die proximale Partie des Pfropfes als solcher zu bezeichnen. Das ist ein Gebilde, an dessen dicht gelagerten konzentrischen Fasern man sich eine Reflexion des Lichtes leicht vorstellen kann. Allerdings, v^-enn man mit Brauer annehmen würde, daß diese Organe ihr Licht in die Augen des Fischchens ausstrahlen, dann stünde auch dieser Reflektor dem Lichte im Wege. Erwägt man die Achsenverhältnisse von Leuchtorgan und Auge nach der Dar- stellung jenes Autors (Taf. XX, Fig. 17), so müßten viele Lichtstrahlen die Retina direkt treffen. Dies scheint aber bereits Nusbaum mit seinen Präparaten unvereinbar gefunden zu haben, denn er erklärt (1912, p. 5) mit voller Bestimmtheit, »que la lumiere de l'organe orbitaire ne penetre pas directe- ment au fond de l'oeil, oü se trouve la retine, mais dans une direction tres oblique. II est donc tres probable, d'apres nous, que la plupart des rayons, qui penetrent dans l'oeil, se reflechissent sur la surface externe du bulbe oculaire et peut- etre aussi sur la lamelle osseuse concave accessoire, situee ä la face dorsale et en arriere de l'oeil.« Aus diesem Zitat geht hervor, daß Nusbaum das orbitale Organ in einer anderen Lage zum Auge gesehen hat als Brauer; und das- selbe trifft auch bei mir zu. Die meisten meiner Schnitte stimmen mit der erwähnten Darstellung des letzteren Autors annähernd überein, befriedigen aber wegen Rupturen zwischen Auge und Leuchtorgan oder Knickung der Ligamente nicht. Leuchtoigane von Cyclo/hone sigiiala Garrnan. 307 Solche Übelstände sind bei der gewöhnlichen Art der Kon- servierung unausbleiblich, weil die Augen regelmäßig ein- sinken. Nach solchen Präparaten aber läßt sich der Zusammen- hang zwischen Auge und Leuchtorgan nicht recht beurteilen und man muß daher zur Rekonstruktion schreiten; diese führte mich nun zu einer anderen Ansicht als Brauer und Nusbaum. Ist schon der letztere von einer direkten Be- strahlung der Retina abgekommen und meint, sie könne nur indirekt, durch Brechung der Lichtstrahlen an der äußeren Oberfläche des Augenbuibus oder an der akzessorischen Knochenlamelle Zustandekommen, so möchte ich den Eintritt des Lichtes ins Auge nahezu ganz in Abrede stellen. Die Lage des Leuchtorgans dürfte am lebenden Tier eine solche sein, daß, wenn schon Licht von demselben gegen den Bulbus ausgestrahlt werden sollte, solches von dem dichten Pigment des Auges abgehalten wird; so ist auch das Organ selbst auf dieser Seite unpigmentiert, denn ein doppelter Pigment- schutz wäre hier überflüssig. Es wird auch in Wirklichkeit nur wenig Licht dort herauskommen, weil der Reflektor das meiste nach unten außen werfen dürfte. Jenes wenige Licht, das die Cornea streifen müßte, wird durch die akzessorische Pigmentplatte (Taf. I, Fig. 4, a) abgeblendet. Meine Auffassung des letzteren Gebildes ist der der beiden Autoren gerade ent- gegengesetzt, denn jene meinen, es wäre nur dazu da, um nichts vom Licht nach außen verloren gehen zu lassen, son- dern alles womöglich dem Auge zuzuführen. Diese Betrachtung eröffnet aber zugleich eine neue Per- spektive auf die ganze Gruppe der orbitalen, gegen das Auge gerichteten Leuchtorgane bei Tiefseefischen. Brauer hat uns nicht sagen können, welchen biologischen Zweck diese von ihm entdeckte sonderbare Einrichtung, die das Beleuchten des Augeninnern zur Folge haben soll, erfülle; sie blieb uns unerklärlich, bis Pütter (1912, p. 285) ihren biologischen Wert erkannt haben will. Er sieht in ihr einen Kontrast- apparat und setzt sie dem Tapetum lucidum und den apha- kischen Räumen gleich. Diese Einrichtungen alle sollen den Zweck verfolgen, eine Nebenbelichtung der Retina herbeizu- führen, die »diffus, durch zerstreutes Licht das ganze Seh- 308 E. Trojan, epithel, ja das ganze Innere der Augen mit mattem Licht er- hellt.« Bei Tieren, die unter deuart ungenügende Lichtverhält- nisse kommen, daß ein Sehen kaum möglich ist, sei solches von höchster Bedeutung, weil das Sehen erleichtert werde. Dabei leiten den Physiologen die Fundamentalsätze der Hering'schen Lehre vom Kontrast: Die Erregungszustände der einzelnen Netzhautbezirke beeinflussen sich beim Sehen gegenseitig; der Erregungszustand eines Netzhautstückchens hängt immer davon ab, wie die ganze übrige Netzhaut gereizt wird. Man kann für das Auge des Menschen einen lichtgrauen Fleck (das reagierende Feld) auf einer großen, weißen Fläche nicht bloß dadurch auffallender machen, daß man ihn noch mit Grau überstreicht, sondern auch dadurch, daß man die weiße Fläche intensiver belichtet. Dies letztere merkt das Auge fast oder überhaupt nicht, dafür erscheint ihm der graue Fleck um so dunkler. Die weiße Fläche hat eine Neben- belichtung der Retina rings um den Bezirk, wo das Bild des grauen Fleckes entstand, herbeigeführt; die minimale Steige- rung dieses diffusen Lichtes erleichtert die Wahrnehmung des reagierenden Feldes. Diese so im Experiment verursachte Nebenbelichtung komme in der freien Natur durch das schwache Dämmerlicht zustande und ihre Steigerung dadurch, daß anderes Licht außer demjenigen, welches das Bild des Gegenstandes verursacht, also Nebenlicht in das Auge ein- dringe. Solches geschehe bei den einen Dämmerungstieren durch den stark reflektierenden Augenhintergrund (Tapetum lucidum), bei anderen dadurch, daß der Pigmentring der Iris nicht dicht an die Linse anschließt, so daß außer dem. Licht, das sie passiert, auch vieles andere an ihrem Äquator vorbei in das Augeninnere gelangt, oder daß Licht bei manchen Augen durch eigentümliche Pigmentunterbrechungen am Bul- bus hinter der Linse, sogenannte »Fenster«, Einlaß in das Auge findet — so entstehen die aphakischen Räume — oder endlich bei einigen Tiefseefischen durch orbitale, gegen die Augen gerichtete Leuchtorgane. Nun ist aber bereits die »Nebenbelichtung als Kontrast- apparat« durch Karl v. Hess (1911) gründlich widerlegt worden. Wir lesen bei diesem Autor (p. 6): »Pütt er geht bei Leuchtorgane von Cyclothoiic sigiiaUi G arm an. 309 seiner Erörterung von der bekannten Erscheinung aus, daß ein dunkles Feld auf weißem Grunde bei zunehmender Licht- stärke des letzteren dunkler, bei abnehmender weniger dunkel erscheint usw. Er meint nun irrigerweise, wenn nicht die Lichtstärke des hellen Grundes vermehrt, sondern die Netz- haut durch Nebenlicht erhellt werde, müsse »der Erfolg ja der gleiche sein-. Dies ist indes nicht der Fall: durch Erhöhung der Lichtstärke des hellen Grundes bei dem ersten Versuche wird der Lichtstärkeunterschied zwischen diesem und dem von ihm umschlossenen dunklen Felde vergrößert; dagegen wird durch eine ^ Nebenbelichtung-, die ja alle Teile des Netz- hautbildes angenähert gleichmäßig trifft, der relative Licht- stärkenunterschied zwischen Feld und Grund kleiner als er ohne Nebenbelichtung wäre.. . . Es entspricht dies der bekannten Tatsache, daß der Helligkeitsunterschied zweier aneinandergrenzender, ver- schieden heller Felder durch Nebenbelichlung kleiner, be- ziehungsweise unmerklich, das Sehen durch Nebenbelichtung also verschlechtert wird.« Im einzelnen werden dann die Tapeta lucida und die aphakischen Räume als Kontrastappa- rate einer Kritik unterzogen; zu den ersteren heißt es dort (p. 8): »Auch hinsichtlich des Zustandekommens der ange- nommenen Nebenbelichtung geht Pütt er von einer irrigen physikalischen Voraussetzung aus: Er sieht »die Bedeutung der Tapeta lucida darin, daß sie Licht, das bereits die per- zipierenden Elemente passiert hat, diffus im Auge zerstreuen«. »Helmholtz hat schon in der ersten Auflage seiner physiologischen Optik (p. 167) eingehend dargetan, daß und warum eine derartige Lichtzerstreuung im Auge nicht im wesentlichen Umfange zustande kommen kann. Bei Erörterung des Ganges der Strahlen durch die Netzhautstäbchen zeigt er, daß der von der Aderhaut zurückgeworfene Teil des Lichtes »wieder hauptsächlich durch dasselbe Körperchen wird zurückkehren müssen«. Im Flinblick auf die Augen mit Tapetum fügt er hinzu: »Diese Funktion der Körperchen scheint namentlich bei denjenigen Tieren, welche statt der Schicht schwarzer Pigmentzellen auf der Aderhaut eine stark reflektierende Fläche (Tapetum) haben, von Wichtigkeit zu 310 E.Trojan, sein. Einmal wird dadurch bewirkt, daß das Licht die empfindenden Netzhautelemente, welche es beim Einfallen getroffen hatte, bei seiner Rückkehr noch einmal trifft und erregt. Zweitens kann es zurückkehrend nur dieselben oder höchstens teilweise die nächsten Netzhautelemente treffen und sich nur zu einem kleinen Teil im Auge diffus zerstreuen, was die Genauigkeit des Sehens erheblich beeinträchtigen würde.« Und über die aphaki sehen Räume bei Fischen heißt es dort weiter: »Beer hat darauf aufmerksam gemacht, daß bei der großen Mehrzahl der Teleostier schon bei gewöhn- licher Pupillenweite der circumlentalen Raum in größerer oder geringerer Ausdehnung von der Iris unbedeckt bleibt. Selten ist nur der nasale Linsenrand, sehr häufig auch der tempo- rale sichtbar, nach Erweiterung der Pupille bei herabgesetzter Belichtung kann manchmal der ganze Linsenrand sichtbar werden. Regelmäßig erreicht der aphakische Raum auf der nasalen Seite seinen größten Durchmesser. Pütt er meint, auch durch diesen aphakischen Raum werde Nebenbelichtung herbeigeführt, ,durch die das Innere des Bulbus diffus er- leuchtet wird'. Die Irrigkeit einer solchen Annahme ergibt sich aus folgendem: Durch den schmalen Raum zwischen Iris und Linse gelangen die Strahlen (da unter Wasser der Einfluß der Hornhaut im wesentlichen wegfällt) fast unge- brochen zur Netzhaut. Durch Konstruktion, wie insbesond.ere auch durch Beobachtung lebender Fische mit dem Augen- spiegel überzeugt man sich leicht, daß selbst durch den größeren, vorderen aphakischen Raum nur zu einem verhält- nismäßig kleinen, wesentlich nach vorn vom hinteren Augen- pole gelegenen Netzhautteile Licht gelangen kann, das nicht durch die Linse gegangen ist, und diese Lichtmengen sind verschwindend klein gegenüber jenen, die durch die Linse gesammelt die Netzhaut treffen. Bei der Spiegeluntersuchung erscheinen die durch die Linse gesehenen Hintergrundteile hellrot, die durch den aphakischen Raum gesehenen daneben dunkel. Das durch die Linse tretende Licht wird zu einem Teile an den einzelnen Linsenelementen diffus zerstreut und dadurch über den ganzen Hintergrund ausgebreitet, die durch Leuchtorgane von Cyclolhonc signala G arm an. 311 den aphakischen Raum tretenden Strahlen erfahren keine solche Zerstreuung. Das durch die Linse auf der Netzhaut gesammelte Licht kann die betreffenden Fundusstellen ge- nügend stark bestrahlen, um von hier aus durch Reflexion im Auge zerstreut zu werden; auch eine solche Zerstreuung kann für die relativ kleinen Mengen des durch den aphaki- schen Raum tretenden Lichtes nicht in Betracht kommen.« »Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Zerstreuung des Lichtes, das an der Linse vorbei zur Netzhaut gelangt, verschwindend gering ist gegenüber jener des durch die Linse tretenden Lichtes. Damit erledigt sich die Hypothese von der Rolle der aphakischen Räume im Fischauge als einer Ein- richtung zur Nebenbelichtung. Hätte die angenommene Licht- zerstreuung im Auge überhaupt optische Vorteile, so wären aphakische Räume die ungeeignetste Einrichtung, eine solche herbeizuführen.« Gegen aphakische Räume, die Pütter an den Augen gewisser Wassersäuger beobachtet haben will, spricht v. Hess schwere Bedenken aus, erörtert die Fälle nicht des weiteren, nachdem sich obige Auffassung überhaupt als unhaltbar er- wiesen hat. Somit würden von den Pütter'schen Kontrastapparaten noch die orbitalen Leuchtorgane gewisser Tiefseefische un- widerlegt bleiben, wenn uns der Fall von Cyclothone nicht eines Besseren belehren sollte. Hier gilt es, sich zwei Fragen vorzulegen : 1. Gibt es in der Tat orbitale Leuchtorgane, die ihr Licht in die Augen senden? 2. Ist eine solche Einrichtung, wenn sie existiert, zweck- mäßig? Das von Brauer vorgeführte Material ist zu überwältigend, als daß es eine Negierung der ersten Frage zuließe. Handelt es sich doch da um keine seltene Erscheinung. Sie betrifft in viel auffälligerer Form als bei Ci'c/o///o«t' die Tiefseefische Gonostoiua, Triplophos, Folyipniis, Sicrnoptyx, Avgyropelecns, Chaiiliodiis, Stomias, Dactylostoniias und Idiacanthus. Nach dem aber, was ich bei Cyclothone beobachtet habe, trage ich nur Bedenken über den Grad der Neigung des Leuchtorgans 312 E. Trojan, zum Auge; vielleicht sind doch hie und da postmortale Ver- hältnisse von Brauer nicht ganz in Rechnung gezogen worden. Bei der diesbezüglichen Durchsicht der Figuren fielen mir die besonders tiefen Falten um die Augen von Sternoptjx (Taf. XXIII, Fig. 1), Polyipmis (Taf. XXIV, Fig. 13), Chauliodns (Taf. XXV, Fig. 15, 17), IJiacaiitlins (Taf. XXVII, Fig. 3) und Stomias (Taf. XXIX, Fig. 9, 1 1) auf. Man stelle sich nur vor, was eine kleine Verzerrung infolge Konservierung für die Beurteilung des Strahlenganges solcher Organe, die meist hait an der Grenze der Augenpigmenthülle gelegen sind, bedeutet. Es wird Sache weiterer Untersuchungen sein, die einzelnen Fälle daraufhin zu prüfen. Immerhin wird man um diese spezifischen orbitalen Leuchtorgane nicht herumkommen können. Anders steht es mit der Frage, ob solche Gebilde zweckentsprechend sind? Organe, welche den Tieren nützen, pflegen von der Natur in ihrer Entstehung und Entwicklung gefördert zu werden; wo solches nicht beobachtet wird, sondern im Gegenteil Rück- bildung und sogar Rudimentärwerden Platz greifen, kann man mit größter Wahrscheinlichkeit auf Unzweckmäßigkeit, Zweck- losigkeit schließen. Und das letztere trifft im vollen Umfange die orbitalen Leuchtorgane der Cyclothonen. Vielleicht sind sie, wie es Brauer bereits im allgemeinen ausgesprochen hat, im Larvenleben normal gelagert und nehmen erst am entwickelten Fisch ihre rätselhafte Stellung ein. Sodann aber wendet die Natur, wie es mir scheint, alsbald alle Mittel an, um sie für das Auge unschädlich zu machen. Oben und unten sollen sie zugedeckt werden, oben durch die akzessorische Pigmentplatte, unten durch einen Pigmentverschluß, der bei meinen Exemplaren hier und dort angebahnt, bei denen von Brauer total durchgeführt erscheint. Das Rudimentärwerden greift auf innere Teile des Leuchtorgans über und läßt die Linse unentwickelt. Bei der Art C. obsciira hat die Rück- bildung, wie ich Brauer's Werk entnehme, ihr Ziel erreicht. Es heißt dort (p. 1 7), daß auch der Drüsenkörper so stark reduziert sei, daß er kaum noch den Namen eines solchen verdient. »Zwar war manchmal die dem Auge zugewandte Seite pigmentfrei, in anderen Fällen war aber auch hier wie Leuchtorgane von Cyclolhune signala G arm an. 31o auf der lateralen Seite eine Absperrung durch Pigment ein- getreten, außerdem liegt das Organ so weit rostrad vom Auge, daß kaum mehr das Licht, wenn solches überhaupt noch ent- wickelt wird, das Auge erreichen dürfte. Von einem Reflektor und Gallertkörper habe ich nichts gesehen.« Damit glaube ich die Leuchtorgane von Cyclotlionc sigiiata überliaupt in ihrem Bau, die orbitalen speziell auch in ihrer biologischen Bedeutung richtig beurteilt zu haben. Zugleich würde hiermit auch der letzte Rest von Kontrast- apparaten als zweckmäßigen iLinrichtungen schwinden. Zusammenfassung. Die Leuchtorgane von Cyclotiione siguata sind nahezu kugelige Drüsen; sie sind geschlossen. Immerhin läßt sich ein Kanalrudiment von einem im Innern der Drüse exzentrisch gelegenen Sammelraum aus deutlich verfolgen und aus dem Umstände, daß dieses mitunter bis hart unter die Epidermis streicht, folgern, daß die Umwandlung der offenen Drüse in eine geschlossene ziemlich jung sein dürfte. Was Brauer und Nusbaum an den Leuchtorganen des Fischchens als »Reflektor« gedeutet haben, ist kein solcher, sondern besteht aus zwei grundverschiedenen Gebilden, aus einem Zirkulär- fasersystem um den Drüsenkörper innerhalb des Pigment- mantels und einem hexagonalen Plattenepithel über ihm an der pigmentfreien Seite. Das erstere dürfte der Rest einer Ringmuskulatur sein, mit Hilfe derer seinerzeit das Leucht- sekret aus der offenen Drüse herausgepreßt wurde, das letztere wirkt höchstwahrscheinlich wie eine fazettierte Cornea. Die orbitalen Leuchtorgane zeigen Rückbildung; es fehlt ihnen die Linse, ferner das Pigment an der dem Auge zu- gekehrten Seite; dafür scheinen sie hier einen echten Reflektor zu besitzen. Jedes dieser Organe ist an den Augenblilbus so lixiert, daß unmöglich sein Licht in das Innere des Auges gelangen, sondern höchstens nur die Cornea und Linse streifen kann. Und selbst dieses Licht, das der Entstehung eines Bildes im Dämmerlicht ungünstig ist, wird durch eine Hilfs- einrichtung, die akzessorische Pigmentplatte, soviel als mög- Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 2 1 314 E. Troj an , lieh abgehalten. Im übrigen scheinen die orbitalen Leucht- organe der Cylothonen ihrer Unzvveckmäßigkeit wegen auf dem besten Wege zu sein, vollständig rückgebildet zu werden. Literatur. 1904 Brauer A., Über die Leuchtorgane der Knochenfische. Verh. D. Zool. Ges., Leipzig. 1906 — Die Tiefseefische. I. Systematischer Teil. Wissen- schaftl. Ergebn. Deutsch. Tiefsee-Exp. >'Valdivia«. Bd. XV, 1. Lfg. 1008 — Die Tiefseefische. II. Anatomischer Teil. Eben- dort, Bd. XV, 2. Lfg. 1903 Gatti M., Ricerche sugli organi luminosi dei pesci. Annali di Agricoltura. Roma 1902. 1911 V. Hess C., Beiträge zur Kenntnis des Tapetum lucidum im Säugerauge. Arch. f. vergl. Ophthalmologie, Bd. II, H. 1. 1905 V. Lendenfeid R., The Radialing Organs of the Deep- Sea-Fishes. Mem. Mus. Compar. Zool. Harv. Coli., Vol. V, 30. Cambridge. 1912 Nu s bäum J., Notes preliminaires sur Tanatomie com- paree des Poissons (etc.). 1^''^ Note. Fragments sur l'anatomie de Cyclothone signata Gar'm. (Les organes photodotiques, le canal digestif). Bull. Inst. Ocean. Monaco, No 246. 1912 Putte r A., Organologie des Auges. Handbuch der ges. Augenheilkunde von Graefe-Saemisch, 2. Aufl. Leipzig. Leuchtorgane von Cyclothoiic signata G arm an. 3U) Abkürzungen. a Akzessorische Pigmentplatte. A Auge. b Bindegewebshülle. ia- Blutgefäße. bl ßindegewebskapsel der Linse. bk Bind egewebskerne. d, d' Drüsenzellen. dk, dk' Kerne derselben. e Epidermis. en Endanschwellung des Kanalrudimentes f Fasergewebe (Reflektor).' g Gallerte, k Knorpelring. ka Kanalrudiment. kl Kerne der Linsenzellen. l Linsenzelle. li Ligament. Is Linse. in Muskelfaser. oL Orbitales Leuchtorgan. P Pigment. pk Kerne im Plattenepithel. pl Plattenepithel. s Sammelraum. st Stabkerne. V, v' Vacuolen. z Zellkörper. 316 E. Trojan, Leuchtorgane von Cycloihone siguata Garman. Tafelerklärung. Fig. 1. Cycloihone signata Garman. Natürliche Größe. » 2. Die Augen derselben mit orbitalen Leuchtorganen von vorne unten gesehen. 15 mal vergr. » 3. Branchiostegales Leuchtorgan. Medianschnitt. 250 mal vergr. » 4. Orbitales Leuchtorgan. Medianschnitt. 200 mal vergr. » 5. Branchiostegales Leuchtorgan. Tangentialschnitt. 250 mal vergr. >' 6. Plattenepithel vom thorakalen Leuchtorgan. 300 mal vergr. » 7. Dasselbe. Trojan, E. : Leuchtorgane v. Cyclothone signata Garman. -^? * Trojan gez. U. phOt. G ' I.icht Irnck v. Max .laffi, Wien Sitzungsberichte d. kais. Akad.d. VViss., inath.-naturw. Klasse, Bd. 124, Abt I. 1915. ^ -pk Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien iMathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 5. Heft 22 :-5i9 Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wacholdermistel, Arceuthobium Oxycedri^ auf Grund durchgeführter Kulturen geschildert E. Heinricher k. M. K. Akad. (Mit 3 Tafeln und 5 Tcxtfiguren) Aus dem botanischen Institut der Universität Innsbruck (Vorgelegt in der Sitzung am 29. April 1915) Vorwort. In dieser Abhandlung beschränke ich mich darauf, den Entwicklungsgang des Schmarotzers, so wie er außerhalb der Nährpflanze verläuft und schon mit freiem Auge, zumeist aber nur mit der Lupe verfolgt werden kann, zu schildern. In einer folgenden Arbeit sollen dann die parallelgehenden Vorgänge im Innern der Nährpflanze, die Entwicklung und Tätigkeit des intramatrikalen Teiles, behandelt werden. Die schönen Erfolge dieser Untersuchungen verdanke ich aber mehrfach geübter, treuer Beihilfe, für die ich auch hier herzlichen Dank sagen möchte. Zunächst entrichte ich solchen meinem gewesenen Schüler, Dr. Karl Hofeneder, Professor am Gymnasium zu Kalksburg, dessen Vermittlung ich es verdanke, daß mir durch Jahre im Laufe des Dezembers Triebe des Arccuthobiniu mit Beeren aus Puzzole in Istrien übersandt wurden, die also das nötige Material zu den Kulturen und Versuchen lieferten. Rühmend muß ich aber auch unseres \"erläßlichen und pflichttreuen Gehilfen am Botanischen Garten, Joh. Riegl, 320 E. Heinricher, gedenken, der, wenn die Beerensendung eingelangt war, durch Tage der mühevollen Aufgabe oblag, eingetopfte Junipenis- Pflanzen mit den winzigen Samen zu belegen, deren er oft über hundert pro Pflanze anbaute. Endlich wurden meine Untersuchungen in sehr wirk- samer Weise durch Fräulein Paula Würfele, wissenschaft- liche Hilfsarbeiterin am Botanischen Institut, unterstützt. Das Fräulein führte die Signierung der Keimlinge durch, besorgte das Protokoll über jeden einzelnen Jiiniperns-Stock und hat die anschaulichen Bilder verfertigt, die vorliegen. Sie boten um so größere Schwierigkeit, als sie bei der Kleinheit des Objektes unter Benutzung der Lupe entworfen werden mußten; auch war es notwendig, behufs Schonung der Keimlinge diese zumeist am Jniiipenis-Stocke zu belassen, was das Arbeiten wesentlich erschwerte. Nach Vollendung meiner Untersuchungen und im Be- griffe, sie niederzuschreiben, ist mir im Verfolg der Literatur eine Arbeit von G. J. Peirce bekannt geworden: »The dis- semination and germination of ArceiitJiobiuni occidentale Eng. (Annais of Botany, Vol. XIX, 1905), in der die Keimung einer anderen Arceiithohiiun sp. nach Funden im Freilande, ;im natürlichen Standorte, beschrieben ist. In künstlicher Kultur gelang dem genannten Forscher die Keimung nicht: »But I have not been able to grow the plants at Stanfort Uni- versity.«^ Infolgedessen entfällt auch jede Schätzung über das Alter der dargestellten Keimlinge. Auch scheinen zwischen beiden Arten in mehrfacher Beziehung bemerkenswerte Unter- schiede vorhanden zu sein, besonders im Verhalten des intra- matrikalen Parasiten, den ich erst in einer folgenden Ab- handlung darstellen werde. So erscheint die Veröffentlichung meiner Studien trotz Peirce's Abhandlung vollends gerecht- fertigt. Die Keimung und die Keimungsbedingungen. Über »besondere Keimungsbedingungen«, welche die Samen von ArcetUhohium Oxycedri beanspruchen, habe ich 1 p. 5 heißt es: »As all attempts at experimental germinations have hitherto failed«. Keimung und Entwicklung von Anculhohiiiut. Wli in einer eigenen Mitteilung^ schon berichtet. Kurz sei hier auf das Wesentliche hingewiesen. Es ergab sich, daß die Samen, so wie die der Mistel, des Lichtes zur Keimung bedürfen, daß sie aber nicht wie Mistelsamen auf Glasplatten zur Keimung zu bringen sind, wohl aber auf totem organi- schen Material, wie Brettchen aus Fichtenholz oder schwedi- schem Filterpapier. Auf letzterem erfolgt die Keimung h?i- sonders gut und es ist wahrscheinlich, daß von dem Substrat ein chemischer Anreiz zur Keimung ausgeht, daß Cellulose einen solchen Reizstoff darstellt.- Die allgemeinen Keimungs- bedingungen sind: eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80^ (I, eine Temperatur um 20° C. Genauer wurde die nötige Temperatur nicht ermittelt. Der in meinem Versuchsraum vorgekommene nächtliche Temperaturabfall bis zum Minimum von L'-5° C. brachte jedenfalls keinen Schaden. Die Kulturen ergaben, daß die Bedingungen, wie sie ein Kalthaus bietet, zur Aufzucht von Pflanzen geeignet sind. Die Keimung tritt zu recht wechselnder Zeit ein, was sich ja aus der ungleichen Reifung der Beeren erklärt.-' Die früheste fiel auf den 20. Jänner, im Februar und besonders im März erfolgten die meisten; doch wurden auch im Mai noch welche beobachtet und wahrscheinlich sind einzelne noch später aufgetreten. Temperatur- und Feuchtigkeitsverhält- nisse werden hier neben inneren Faktoren einen maßgebenden Eintluß üben. 1 E. Heinrich er. Über besondere Keimungsbedingungen, welche die Samen der Zwergmistel, Arccnthohiuin Oxyccdii (DC) M. Bieb., bean- spruchen (Zenlralblatl lür Bakteriologie und Parasitenkunde, II. Abt., Jahrg. 1914, p. 705). -' Peirce sagt zwar p. 104, 1. c: »The .seeds' of Arceulhobiuiii orci- deiitiilc will germinate on anything, if they will germinate at all«, doch kann daraus nicht auf die Unrichtigkeit meiner oben wiedergegebenen Anschauung geschlossen werden. Alle Substrate, auf denen Peirce Keimlinge in freier Natur beobachtete, waren organischer Natur; so Kiefernnadeln, lebende und abgestorbene Zweige von Bäumen und Sträuchern, endlich Bretter eines Zaunes. ■' Vgl. dai'über meine vorangehende Abhandlung in diesen Be- richten. 322 E. Heinricher, Die Aufzucht des Arceuthobium Oxjxedri aus Samen; Verfolg der Entwicklung. Der erste 1910 eingeleitete Versuch mißlang, woran wohl das in nicht guter Verfassung eingelangte Material (Beeren nicht genügend reif) und seine Spärlichkeit Schuld tragen dürften. Ein zweiter wurde im Dezember 1911 vorgenommen. Am 15. langten abgeschnittene Triebe mit Beeren aus Puzzole in Istrien ein. zwischen dem IG. und 20. Dezember wurde die mühsame Arbeit des Übertragens der kleinen Samen an das Sproßwerk eingetopfter J/n//'/?^7'//5- Pflanzen vollzogen. Belegt wurden sechs Stöcke, je mit zirka 100 Samen. Beab- sichtigt war, hierzu Jiiuipcnis Oxyccdnis und /. couiiuiinis heranzuziehen, denn es ist ja schon lange bekannt, daß der Parasit auch auf dieser und noch anderen Junipcrits-Avten gedeiht.^ In unseren Kalthäusern befanden sich einige als J. Oxyccdnis bezeichnete Pflanzen; nachträglich konnte ich aber feststellen, daß die Benennung falsch war und daß die- selben nur einer Form des ./. vulgaris angehörten, vermudich jener, die Ascherson und Gräbner als »intermedia-^ und als Unterabart »compressa«- bezeichnen. Die Aussaat erfolgte also auf die Pflanzen I, II und III, gewöhnlichen J. cominnuis, und IV, V und VI, Pflanzeii der F'orm iutcnnedia, coiuprcssa. Diese Kultur gab einigen Erfolg, aber einen recht un- gleichmäßigen. Auf einzelnen Pflanzen wurden keine Kei- mungen beobachtet (H, V), auf anderen nur eine oder zwei (I, III), während auf zweien solche reichlicher, 13 auf VI, ^^18 auf IV, auftraten. Die Erklärung dafür mag darin zu suchen sein, daß das Saatmaterial nur teilweise gut war. Einzelne Triebe enthielten reichlicher gut gereifte Beeren und wo diese zur Verwendung kamen, führten sie auch zu besserem Erfolg. 1 Das \'orl Flore de France« von Grenier und Gordon erwähnt. Ascherson und Gräbner »Synopsis der mitteleuropäischen Flora« (Bd. IV, p. 68) erwähnen als aus- nahmsweise Träger des Parasiten auch Jtiuipeni-i phocnicea, J. Sabin.} und J. dnivacca. Keimung und Entwicklung von Arcciithuhiitiii. oi.j Die ersten Keimungen gelangten auf V^I am 20. März zur Beobachtung. Ein erstes Keimungsstadium ist in Fig. 1, Tat'. 1, auf dem Jtiiiipenis-Zweige in natürliciier Größe (mit / bezeichnet), in Fig. 2 bei zehnfacher Vergrößerung dargestellt. Der Same ist mit Schleimfäden an der Borke befestigt, das Hypokot}^ ist ausgetreten, die braunen Zellen des Endokarps sind gelockert und es schimmert das ergrünte Endosperm durch. Es ist, wie ich betonen will, \"öllig unberechtigt, dorn Keime von Arceuthobium und aller Loranthaceen eine Wurzel zuzuschreiben. Die Embryonen aller sind w^urzel- los. Johnson,^ der den Embryo im reifen Samen beschreibt, sagt: »Its radicie has no root-cap« und weiter »the endo- sperm-cells extend no further upwards than to the point at which the hypocotyledonary stem passes into the radicie«. Vergleicht man aber seine Abbildung (Fig. 10, Taf. X) oder die Figuren 5 auf Taf. II und 8 auf Taf. IV meiner voran- stehenden Abhandlung, so ist in keiner Weise eine Grenze angedeutet, die Hypokotyl und Wurzel schiede und könnte eine solche nur völlig willkürlich angenommen werden. Das Ganze ist eben ein einheitliches Gebilde, eine Wurzel ist nicht angelegt und auch in keiner Weise an- gedeutet. Fig. 3, Taf. I, zeigt einen ebenfalls am 20. xMärz 1912 beobachteten und bei zehnfacher Vergrößerung gezeichneten Keimling. Er ist etwas älter als der in Fig. 2 und durch eine seitliche lappige Verbreiterung des Hypokotyls ausgezeichnet. Im allgemeinen sind in der Gestaltung der Keimlinge viele Verschiedenheiten zu finden. Wir wollen auf einiges erst bei Besprechung der zweiten Kulturreihe eingehen. Vorerst verweilen wir bei den Ergebnissen der ersten. Zur Zeit der Räumung der Kalthäuser wurden auch die Jtimpertts-Stöcke mit den Arceiithobiiim-KelmVmgen ins Frei- land gebracht und dort wiederholt untersucht. Auf Jiiniperiis IV z. B. war am 11. Juli die Höchstzahl vorhandener Keime, 18 Stück, festgestellt. Später erfolgte ein Rückgang; am J »Arccii/hobiiiin Oxycedri-^, Annais of Botany, II, 1888/89. 324 E. Hein rieh er, 19. September wurden nur mehr neun vorgefunden und darunter einer mit mißfarbigem H^^pokotyl. Anfangs Oktober erfolgte wieder die Übersiedlung in das Kalthaus und bei der Untersuchung am 12. Dezember 1912 wurde nur noch ein lebender Keim vorgefunden. Er wurde am gleichen Tage gezeichnet (vgl. Fig. 4, Taf. I). Wie man sieht, war das Hypokotyl mit seinem Scheitel der Achsel einer Blattnadel angepreßt und verlief dann im Bogen zum Samen hin, in dem das plumulare Ende noch geborgen war. Ich vermutete, daß dieser Keim intramatrikal eingedrungen sei und war daher unangenehm überrascht, bei der Revision im Jänner 1913 auch diesen Keim verschrumpft und eingetrocknet zu finden. Die Kultur schien also einen Mißerfolg gehabt zu haben. Wir wollen nun allerdings gleich feststellen, daß dies nicht der Fall war. Zu meiner Überraschung entdeckte ich am 4. Dezember 1913^ auf Jimipcrus IV und auch auf VI je eine Arceiithohiiint-P^i&.nze und in der Folge erwuchsen auf ersterem 14, auf letzterem 11. Es wird eben der Embryo von Arceiithohium nur mehr zu Infektionszwecken ge- bildet. Die Infektion der Nährpflanze besorgt das Hypokotyl, welches ja auch die Hauptmasse des Embryos darstellt; das plumulare Ende mit den reduzierten Kotyledonen, überhaupt die ganze pri- märe Achse, erfährt niemals eine Weiterentwicklung zur Pflanze, alle Sprosse des Parasiten werden intra- matrikal, als adventive Bildungen am Thallus des Parasiten, angelegt. Dies ließ mich aber zunächst die folgende, sehr erfolg- reiche Kulturreihe erkennen, die im Dezember 1912 angesetzt wurde. 1 Die Pflanzen standen vom Ende des Frühlings bis zu dem Tag im Freien (Versuchsgarten), da die Kultur für mißglückt gehalten wurde. Die inzwischen erzielten Erfolge und Erfahrungen mit der im Dezember 1912 angelegten Versuchsreihe gaben Anlaß, auch die 1911er Kultur einer neuen Untersuchung zu unterziehen. Von da ab wurden die Jniiiperus-Stöcke IV und VI im Nordhause des Instituts gehalten, wie die der folgenden Ver- suchsreihe. Keimung und Entwicklung von Arcculhobiiiiii. AId Am 12. Dezember 1912 war aus Istrien eine reiche Sendung sehr guten Beerenmaterials von Arcen fJiobiiuu ein- gelangt. In den Tagen vom 12. bis lü. Dezember wurden damit sieben eingetopfte JiiniperiisStöcke besiedelt, pro Stock an 300 Samen ausgelegt. Die Jitnipenis-Vü'dnzen gehörten wieder zum Teil der Form Jnniperus communis, intermedia, Abart conipressa an (I, II und III), die übrigen waren ge- wöhnlicher Jnuipcrns communis (IV, V, VI und VII). Die Stöcke waren zunächst im Kalthaus untergebracht. Am 20. Februar 1913 wurde ein beträchtlicher Prozentsatz der fe Fig. 1. Skizze von Arcett{hubiiiiii-KQ\m.\wj,e\\, an denen der negative Piiototropismus des Hypokotyls hervortritt (vierfach vergrößert). Samen keimend vorgefunden, während anfangs Februar keine solchen gesehen wurden. Das Entwicklungsstadium mancher Keimlinge ließ aber schließen, daß Keimungen mindestens schon vor 8 Tagen eingetreten waren. Der Jnuipcrns V, auf dem besonders reichlich Keime vorhanden waren, verdorrte. An diesen Keimlingen konnte besonders gut die negativ phototrope Reaktion der Hypo- kotyle verfolgt werden. Die Texthg. 1 gibt bei vierfacher Vergrößerung einige Skizzen dafür; der Lichteinfall ist durch Pfeile angedeutet. Je nach der Lage der Samen auf den Wirtszweigen kam bald mehr das im Gewächshaus herr- schende Oberlicht, bald mehr das Vorderlicht bei der Re- aktion zur Wirkung; vielfach konnte man den Einfluß beider 826 E. Heinlicher, beobachten.^ Auch bei den auf Taf. I dargestellten Keim- lingen sind die Abweichungen, die das Hj^pokotyl von der beim Austritt innegehabten Richtung vollzogen hat, ohne Zweifel fast durchgehends nur Folge seines negativen Photo- tropismus. Es sei insbesondere auf die Figuren 5 und 6 ver- wiesen. In Fig. 5 liegen zwei Keimlinge vor, die bei neun- facher \'ergrößerung am 21. Oktober dargestellt wurden. Bei beiden ist das Hypokotyl lang ausgewachsen. Der eine Keim ist schon abgestorben, der zweite verfiel, wie aus dem Bilde verständlich wird, später dem gleichen Schicksal. Die negativ phototrope Reaktion lenkte das H3^pokotyl von dem dünnen Sprosse in den Luftraum ab; es wuchs nicht gerade, sondern in schraubig-welligen Krümmungen. Von größerem Interesse ist Fig. 6, erstens wegen der gleichsinnigen, offenbar negativ phototropischen Krümmung der Hypokotyle beider Embryonen, zweitens aber besonders wegen der zwei aus einem Samen hervorgegangenen Keime. Johnson hat in verdienstlicher Weise nachgewiesen, daß der placentare Höcker (»ovarian papilla«) von Arcciitho- hiiun stets zwei auf den Embryosack reduzierte Samenanlagen bildet. In der Regel findet sich im Samen aber nur ein Em- bryo. Johnson sagt p. 151: >'I have never found more than . one embryo.« Peirce fand bei .4. occidentale einen Samen mit zwei Embryonen und bildet den betreffenden Längs- schnitt in Fig. 14, Taf. IV, 1. c. ab. Die Abbildung zeigt die beiden Embryonen sehr ungleich entwickelt, den einen sogar sichtlich zurückgeblieben. Peirce hebt dies auch im Texte, p. 105, hervor und sagt -and only one could possibly have developed into a new plant«. Unsere Fig. 6 erweist nun, daß tatsächlich auch beide Embr\''Osäcke ent- wicklungsfähige E m b r \' o n e n auszubilden \" e r- mögen: jedenfalls ist dies aber selten, denn bei den vielen Hunderten von Keimlingen, die in meinen Kulturen beob- 1 Auf Grund eines im Ali■'! festgestellt ist und die Haftscheibe, die den Einbruch in den Nährast vorbereitet, ausnahmslos apikal am Ilypokotyl entsteht. Wie schon vorgreifend gesagt wurde (p. 324), kommt die Pliimula des Keimlings nie zur Weiterentwick- lung. Erkannt wurde diese Tatsache erst bei der zweiten Kulturreihe, die relativ früh junge ArceulhohiinU'VViinrAchan ergab. Die Keimung war an den im Kalthaus stehenden Wirts- pflanzen reichlich erfolgt (vgl. p. 325); dies spricht dafür, daß die Keimungsbedingungen recht günstige gewesen sein müssen. Als mit Beginn Juni die Kalthäuser ausgeräumt wurden, ließ Fig. 3. N Xährast, S Same. H Hypokotyl, zirka neunfache Vergrößerun.c ich zwei Jiinipcnis-?\\Q.nzQn (I und IV) im Freilande, schatten- ^~eitig hinter dem Gewächshause, zwischen anderen Kalthaus- pflanzen aufstellen, die vier übrigen (II, III, VI und VII) aber in das Nordhaus des Botanischen Instituts übertragen. Die Erfahrungen der ersten Kulturreihe ließen mich annehmen, daß teils die Trockenheit der Luft im Freilande schädigenden Einfluß auf die Keimlinge nehmen kann, teils aber heftige Regen zu ihrer Abschwemmung führen. Jedenfalls waren die Kulturergebnisse im Nordhaus sehr befriedigende^ und im allgemeinen die erfolgreicheren. 1 Im September 1914 waren auf den im Jalire 1913 im Freiiand auf- gestellt gewesenen Juniperns: auf I 5, auf IV 15 Pflanzen von Arcen f/iobiiiiii vorhanden. Zu gleicher Zeit auf den im Nordhaus kultivierten Wacholdern: auf II 11, auf HI 12, auf VI 34 und auf VII 38 Pflanzen. Im allgemeinen war der Erfolg an den im Nordhaus aufgestellten Jtmipenis besser als an denjenigen, die im Sommer 1913 im Freilande gestanden waren. Andrerseits 332 E. Hein rieh er, Am 29. September 1913, also etwa 7 Monate nach der Keimung, wurde auf dem Jituipcrns III der in Fig. 1, Taf. III, zehnfach vergrößert wiedergegebene Keim beobachtet. Neben einem ungekeimt verbliebenen Samen sehen wir den verschrumpften Rest des gekeimten, dessen Hypokot^d unter einer Borkenschuppe hindurchgewachsen war, dann, wieder hervortretend, verbreitert erscheint. Von ihm aus war die intramatrikale Infektion vor sich gegangen. Unterhalb des Hypokotyls brach aus dem Innern der erste, am Thallus adventiv entstandene Afceiithobiuiu-SpvoQ her- vor. Diesem folgten bald weitere und auch der erste wuchs relativ schnell, wie die ungefähr einen Monat später an- gefertigte Fig. 2, Taf. III (Vergrößerung siebenfach) zeigt. Das ist eine Schnelligkeit der Entwicklung, welche die der Mistel weit übertrifft.^ Allerdings kann sie auch, wie noch darzulegen sein wird, eine viel geringere sein. Daß die Sprosse von Arceiitliobium nur adventiv gebildet werden und aus dem Innern des Wirtes hervorbrechen, geht allerdings schon aus den am natürlichen Standorte gemachten Beobachtungen Peirce's bei A. occidentale (vgl. seine weniger klare Fig. 20, Taf. IV, 1. c.) hervor. Es scheint mir aber, daß Peirce zu wenig betont hat, daß der Embryo bei Arceiitliobium ge- wissermaßen nur als Infektionsorgan dient. Bei der Mistel entwickelt er sich normalerweise zur Pflanze. Häufig stirbt wohl ihr plumulares Ende ab und brechen Adventiv- sprosse aus der Haftscheibe des Keimlings hervor. Ganz ausnahmsweise tritt aber auch bei der Mistel das ein, was bei Arceiitliobium nahezu Regel ist, daß der ganze extra- matrikale Keim abgestorben ist, aber von einem Rest lebend trict auch hervor, daß der gewöhnliche Jmiipcnis coinminiis der Form i)itcr- media, Abart compressa vorgezogen oder wenigstens leichter befallen wrd. Auf ersterem (IV, VI, VII) wurden zusammen 87, auf letzterem (I, II, Illj 34 Pflanzen erzielt. 1 Auch bei A. occidentale scheint nach Peirce die Entwicklung eine schnelle zu sein; p. 107 sagt er: »After the parasite has once formed a foot or holdfast on a pine brauch the succeeding stages above described are passed through very rapidly. The vegetative branches emerge much sooner than one would naturally e.xpect.« Keimung und Entwicklung von Arcctithobiiim. 3o3 gebliebenen, intramatrikalen Gewebes adventiv ein Sproß nach außen tritt. Ich habe diesen Fall an einer Legföhre, die am 10. März 1900 mit Kiefernmistelsamen belegt worden war, beobachtet. 10 Jahre später, als von dem an der betreffenden Stelle ausgelegten Samen äußerlich keine Spur mehr vor- handen war, konnte das Hervorbrechen mehrerer Adventiv- sprosse festgestellt werden.* Infolge des Mitgeteilten ist es erklärlich, daß der Embr3''o von Arceuthobium späterhin verschrumpft und vertrocknet, vielfach auch samt dem Samen, dem er entsprossen war, abgeworfen oder abgeschwemmt werden kann, trotzdem aber an den betreffenden Zweigen der Jiniiperiis -Pflanzen Arceuihobmm -Bus che hervorwachsen. Es sei an das schon mitgeteilte Ergebnis meiner zunächst für erfolglos gehaltenen ersten Kulturreihe erinnert. Der Embryo kann jedoch auch lange am Leben erhalten bleiben, ohne aber nach stattgefun- denem Eindringen merklich zu wachsen oder gar zur Ausbildung extramatrikaler Sprosse Verwendung zu finden. Meist schrumpft er mehr oder minder, erfährt wellige Verbiegungen, verfärbt sich gelblich, allenfalls auch rötlich. Das plumulare Ende bleibt in der Regel in dem schrumpfenden Samenrest, dessen braune Hülle von den innersten Zellagen des Endokarps herrührt (vgl. Fig. Ib, 3 und 5 ^, Taf. II; Fig. 1, Taf. III); seltener wird diese Hülle abgestreift, die Plumula bleibt aber von einem Häutchen, der kutikularen Verdickung der äußersten Endospermzellage umgeben (Fig. 2, Taf. II, achtfach vergrößert). In einigen ganz vereinzelten Fällen wurde eine vollkommene Freilegung der Stammknospe des Embrj'os beobachtet, wo dann die kleinen Kotyledonen deutlich er- kennbar sind (Fig. 4, Taf. II, siebenfach vergrößert). Hier hätten wir wieder auf ein verschiedenes Verhalten des Keimlings von .4. Oxycedri gegenüber jenem von .4. occi- dentale nach Peirce hinzuweisen. Während ersterer in seiner 1 Vgl. Hein rieh er, Experimenteile Beiträge zur Frage nacii den Rassen und der Rassenbildung der Mistel (Zentralblatt für Bakteriologie und Para- sitenkunde, II. Abt., 31. Bd. [1911], p. 282: ^.Spätes Sichtbarwerden eines Keimerl'olges«]. Silzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 124. Bd. 23 334 E. Hei mich er, Gänze lebend bleiben kann, und zwar lange, wie später noch mitgeteilt wird, soll bei letzterem nach Bildung der apikalen Haftscheibe (foot) der übrige Embr3''o vertrocknen; p. lOG, 1. c, heißt es: »Into this growing foot the material in the Upper (cotylcdonar}^) end of the embr^'O or seedling is trans- fered. In consequence this upper end strinks as the lower grovvs. In this foot differentiation begins, vascular tissues form, and then the central part of the foot grows out into the bark.« Auch hier erhebt sich die Frage, ob das von Peirce geschilderte Verhalten des Keimlings nur einen Spezialfall unter den möglichen darstellt oder der Regel entspricht. Da es sich bei Peirce nur um Beobachtungen im Freilande handelt, erscheint ersteres wohl nicht unwahrscheinlich. Auch das späte Einsetzen der Gewebedifterenzierung im Keimling und seine Beschränkung auf den apikalen fuß- oder haftscheibenartigen Teil würde ein von A. Oxycedri verschie- denes Verhalten sein. Wie sowohl Johnson für den Embr\^o des reifen Samens von .4. Oxycedri als auch Peirce für jenen von A. occidentale angeben, ist an demselben in histologischer Beziehung nur die äußerste Zellage als Epidermis differenziert (vgl. Fig. 8, Taf. IV, meiner vorangehenden Abhandlung). Alsbald nach dem Einsetzen der Keimung tritt jedoch in der Achse des Embryos ein Procambiumstrang auf. In Keimlingen, deren Hypokotyl etwa 1 mni lang geworden, die also etwa auf der Stufe stehen, welche die in Textfig. 1 skizzierten erreicht haben, ist ein solcher Strang schon stets nachzuweisen. Dieser Strang differenziert sich zu Tracheiden oder Tracheen und reicht bis unterhalb der reduzierten Plumula. Für den etwa 4 Monate alten Keimling, der p. 329 besprochen wurde und dessen Hypokotjd in Textfig. 2 (a, b, c) abgebildet ist, zeigt d derselben Figur das plumulare Ende und ist auch die Endigung des axilen Stranges in demselben eingezeichnet. Der \'erfolg der Entwicklungsvorgänge von Arcetithohiuui weist ferner deutlich darauf hin, daß der Parasit alsbald nach dem vollzogenen Einbruch des Keimes in den W i r t zunächst eine i n t e n s i \' e Ausbreitung und Keimung und Kntwickliing von Arcciilhobitnit. .>oO Ausgestaltung des intramatrikalen Teiles vornimmt. Schon aus den makroskopisch erkennbaren Verhältnissen ist das zu entnehmen, schlagender allerdings werden dies die in einer späteren Abhandlung zu beschreibenden mikro- skopischen Studien über den intramatrikalen Teil erweisen. Sehr bemerkenswert ist die wiederholt beob- achtete Erscheinung, daß, wo ein Keim in unmittel- barer Nähe einer jungen ,7/n///'t'n/.s^- Knospe einge- drungen war, sich dies zunächst in einer auffälligen chio rotischen Verfärbung dieser Knospe äußert. Das Parasitengewebe entzieht dem V/irte offenbar Stoffe, die sonst der Knospe zugute gekommen wären, wobei es dahingestellt bleibt, ob die chlorotischen Erscheinungen auf Eisen- oder Stickstoffmangel oder Mangel beider beruhen. Regelmäßig tritt aber nach e i n i g e r Z e i t R ü c k g a n g' d e r Chlorose ein und die betreffende Knospe kann sich weiterhin ganz kräftig entwickeln. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, daß bei hinreichender Erstarkung des intramatrikalen Teiles des Para- siten ein reicherer Zustrom von Baustoffen einsetzt; der Parasit wird gewissermaßen zu einem Attraktionszentrum für diese, und auch für die Jmüpcnis-Knospe fällt nun eine ge- nügende Menge solcher ab. Dieses Verhalten ist zunächst durch die Bilder 1 c? und 1 ^, Taf. II, veranschaulicht, die den gleichen Keim und die gleiche Jiinipenis-Knospe darstellen. Fig. 1^7 wurde am 22. Oktober 1913 (zehnfach vergrößert) gezeichnet. Die Lage des Keimes und die auffällige Chlorose der Jmiipenis-Knospe ließen annehmen, daß der Keim intra- matrikal eingedrungen sei. Fig. 1 b wurde ungefähr 3 Monate später entworfen (17. Jänner 1914, achtfach vergrößert). Die Chlorose der Juniperns-Knospe ist deutlich zurückgegangen. Der Samenrest erscheint geschrumpft; neben der Einbruchs- stelle, unter der Hypokotylspitze und unterhalb der Jiiniperns- Knospe brechen von innen heraus die zwei ersten Arccn- ihobiitm-Knospen hervor. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigen die Bilder P'ig. öa und 5/7, Taf. II. In Fig. öa (gezeichnet den 21. Oktober 1913, achtfach vergrößert) liegt eine stärkere Jiinipcrns-Knospe vor, deren Herz auffallend chlorotisch verfärbt \\-ar. Am Grunde 336 E. Heinrich er, der Knospen haftet das etwas verbreiterte Hypokotylende eines Arceuthobiiim-Keimlings. Fig. 5 b zeigt uns die Verhält- nisse 6V2 Monate später (gezeichnet 6. Mai 1914, siebenfach vergrößert). Die Jnriipenis-Knozpe hat die Chlorose \'öllig verloren, sie ist zu einem Sproß ausgewachsen (die Zeichnung gibt nur seinen Basalteil). Der ausgesogene Samenrest wurde durch das zuni Teil geschrumpfte und stark gekrümmte Hypokot}^ in eine wesentlich verschiedene Lage gebracht. An der Eintrittsstelle des Hypokotyls ist eine starke Arccn- thobiimt-Knospe hervorgebrochen, um sie herum eine Anzahl schwächerer; etwas weiter entfernt ist der Durchbruch noch einer wahrnehmbar. Der Zeitpunkt, wann bei Keimlingen einer und derselben Kultur der Durchbruch des ersten (oder der) Adventivsprosses erfolgt, ist außerordentlich verschieden. Abgesehen davon, daß das Eindringen dem Keim oft rusch, oft aber erst recht spät gelungen ist, spielen hier die lokalen Verhältnisse im Wirte, sowohl Stärke des Nährastes, Reichtum oder Mangel an Nährstoffen, als auch individuelle Verschiedenheit der Wirtpflanzen, üppiges Ge- deihen oder geringe Wüchsigkeit, eine Rolle. Belegen wir das durch einige- Beispiele. Die Jum'pertis-Püanze Nr. VII des Versuches ex Dezember 1912 erwies sich gewiß günstig für den Parasiten, denn bis September 1914 wurden auf ihr 38 ArceutJtobiuin-FÜ'cinzen nachgewiesen. Daß eine Keimung vollen Erfolg gehabt hat, erweist erst das Erscheinen der ersten durchbrechenden Arceuthobmm-Knospe. Von dem Moment an spreche ich von einer Ai-centhobiniii'Püanze. Ich gebe nun eine Übersicht, wie bei den Revisionen von Jnniperns VII nach und nach die Arccnthobiiiin-FÜRnzen festgestellt werden konnten. ^ 1 Die Pflanzen, die in den Kultuneihen gefunden wurden, erhielten eine mit Bastband befestigte, fortlaufende Nummer; über jeden Jiiuipenis wurde eine eiarene Tabelle geführt. Keinuiii" und Entwickluni' von Arcen Ihohinin. 337 Jtiiiipcrus \\\, ex 1912. Au-^saat der Samen nezember 1012. Keimun" Februar, .März 1913. Tau' der Revision Anzahl der Pflanzen und ihre Nummer 1 ...Nr 2 5 . ..Nr 8. 9. 10. 11. 12 1 . ..Nr 21 •> 3 . . . Nr . ..Nr 25. 27 30, 31, 32 5 . . . Nr 38, 39. 40, 41, 42 15 . . . Nr 57, 58. 59, 60. 61 64, 65. 66, 67, 68, ( 2 . . . Nr 72, 73 4 . ..Nr 95, 96, 97, 98 Summe . .38 8. Oktober 1913 10. November 1913 20. November 1913 8. Jänner 1914 3. Februar 1914 27. April 1914 3. Juli 1914 6. August 1914 IS September 1914 Mein sieht, daß zwischen der ersten festgestellten Pflanze und den letzten ein Zeitraum von 11 Monaten liegt. Ebenso ist die Zahl der Triebe einer Pflanze nicht nur von ihrem Alter, sondern auch von der Gunst der lokalen Verhältnisse und ihrer dadurch bedingten Kräftigkeit stark abhängig. Nehmen wir wieder die Verhältnisse auf Juniperus VII und einige Daten von der Revision am 3. Juli 1914. Die erste (8. Oktober 1913) nachgewiesene Pflanze, Nr. 2 (vgl. die Tabelle), hatte an diesem Tage schon 32 durchgebrochene Knospen; die am 10. November 1913 nachgewiesenen fünf Pflanzen hatten (am 3. Juli 1914): Nr. 8 3 Knospen, Nr. 10 24 Knospen, Nr. 11 17 Knospen, Nr. 12 29 Knospen. Ebenso verschieden ist bei den Pflanzen auch ilie Zeitdauer, durch welche der Keimling, von dem die Pflanze stammt, erhalten bleibt. Vielfach fehlt \' o m Samen und Keimling schon jede Spur, bei mancher Pflanze ist letzterer abgestorben und noch vertrocknet vorhanden, sehr oft und offenbar bei Keimlingen, die rasch eindrangen und gute Ernäh- 338 E. Heinrich er, rungsverhältnisse trafen, bleibt das Hypokotyl (d. i. ja sozusagen der Keimling) sehr lange lebend er- halten. Auch hiefür einige Beispiele von Jnnipcnis \'1I. Bei der Revision am 3. Juli 1914 wurden 15 Pflanzen neu nach- gewiesen. Davon war bei Nr. 57, 58, 59, 63 kein Keimling mehr vorhanden, bei Nr. 60, 62, 65, 66, 67, 68, 69, 71 aber noch das Hypokotyl lebend nachweisbar. (Für Nr. 61, 04, 70 mangeln die Vermerke.) Beispiele langen Erhaltens, d.h. Lebend- bleibens des Hypokotyls, geben Fig. 3 und Fig. 5, Taf. III, die Pflanzen in natürlicher Größe vorführen; Fig. 3 am 14., Fig. 5 am 17. September 1914 gezeichnet. Die Pflanzen haben sich schon über eine größere Strecke im Wirte ausgebreitet, neben älteren Trieben sind in großer Zahl jüngere vorhanden. An der Basis des stärksten Triebes ist in beiden Fällen das lebende Hypokotyl des Keimlings vorhanden. Diese Hypo- kotyle sind noch Ende März 1915, also bei einem Alter der Pflanzen von gut 2 Jahren, lebend und eines hat das plumu- lare Ende aus dem Samenrest befreit, so daß die Kotyledonen mit der Lupe erkennbar sind. Es ist verständlich, daß die ersten Sprosse der jungen Pflanze meist knapp an der Stelle erscheinen, wo seitens des H^'pokotyls die Infektion der Nährpflanze stattgefunden hat, doch kommt, wenn auch mehr ausnahmsweise, das Hervor- brechen der Knospen auch etwas entfernt von der Einbruchs- stelle vor. Das zeigt z. B. Fig. 2, Taf. II. Für das gewöhn- liche Verhalten aber geben die Figuren 1 Z7, 3, 4 und 5 b, Taf. II, Belege. Fig. 4 zeigt die erste, stärkste Knospe ober- halb des Ortes, wo offenbar die erste Infektion erfolgte, die weiteren, zum Teil erst hervorbrechenden Knospen sind aber räumlich davon ziemlich weit entfernt. Einen deutlichen Beleg für den Einfluß, welchen die Qualitäten der Nährpflanze auf die Entwicklung d e 8 P a r a s i t e n n e h m e n , g i b t d e r Ve r f o 1 g v o n Jnnipents IV ex 1912. Im Gegensatze zu MI war dieser ebenfalls gewöhn- liche J. communis durch geringe Wüchsigkeit ausgezeichnet, was im Tagebuche frühzeitig vermerkt wurde. Daß auf ihm gegenüber VII, wo im September 1914 38 Pflanzen bestanden. Keimung und Entwicklung von Avccnihubiuin. 339 gleichzeitig nur 15 nachgewiesen waren, kann weniger sicher auf qualitative Eigenschaften der Ptlanze zurückgeführt werden. Die eine Pflanze wurde eben über Sommer 1913 im Nordhaus, die andere im Freiland gehalten, und letzteres mochte bei IV ein Vertrocknen oder Abschwemmen, kurz ein Zugrundegehen vieler Keime bewirkt haben. Aber die Art des Auftretens der Parasitenpflanzen und ihr Entwicklungsgang weisen deutlich auf die qualitativen Eigenschaften des Wirtes, respektive auf ihren Einfluß hin. Während auf Jnnipcnis VII vom 8. Oktober 1913 ab schon Pflanzen auftraten, und zwar sieben noch im Laufe von 1913, bis 27. April 1914 schon 17 vorhanden waren, wurde auf Jituipenis IV erst am 2. Mai 1914 die erste Pflanze (Nr. 4(3) mit drei Knospen festgestellt. Am 9. Juli kam die zweite (Nr. 86) mit zwei Knospen hinzu und erst von da weiter war der Zuwachs ein reicherer: bei der Revision am 19. September 1914 waren 15 Pflanzen vorhanden.^ Lehrreich ist es, an diesem Juniperiis zu verfolgen, wie sehr sich der Parasit den Verhältnissen der Wirtspflanze anzubequemen vermag. Dieser Wacholder ist, wie gesagt, wenig wüchsig, hat, wie es scheint, unter Milbenbefall gelitten und ist relativ schwach benadelt. Nun haben wir ja überhaupt schon festgestellt, daß das Avceutho- hium offenbar für die Ausgestaltung und Ausbreitung des intramatrikalen Teiles zunächst sorgt. Auf diesem Jnnipcnis zeigt sich das ganz auffällig. An den H3^pertrophien ist erkennbar, daß die einzelnen Pflanzen schon weite Bezirke ihrer Tragäste durchwuchert haben, mit Knospen tritt der Parasit aber nur sehr wenig hervor; ihre Zahl ist gering, vor allem aber sind — abgesehen von den besser situierten. Pflanzen auf den Haupt- trieben— die Knospen zumeist nicht über 1 ww hoch vorgeschoben. Die Pflanze hält ihre Triebe zurück, denn tatsächlich vermöchte der Wirt ihre Transpira- tion kaum zu decken und das würde für V/irt und Parasit den Untergang bedeuten. Als besonders augcn- 1 Bis 22. .März 1915 sind drei weitere Pllanzen nachgewiesen. 340 E. H e i n r i c h e r, fälliges Beispiel führe ich die \'erhällnisse an, wie sie heute (3. Jänner 1915) bei Pflanze 103 auf Jinüperns IV vorliegen. Diese Pflanze ist äußerlich fast nur durch die Hypertrophie am Tragast, dadurch aber sehr merklich, erkennbar. Diese Hypertrophie erstreckt sich auf eine Strecke v^on Fig. 4. gut Q cm, Knospen sind aber durch die Rinde nur sechs hervorgebrochen und die stärkste nur erreicht 1 mm Höhe. Alle Knospen liegen an der Oberseite des Sprosses und noch zahlreiche Hervorwülbungen entsprechen sicher angelegten, unter der Rinde verharrenden Knospen, die sich gewissermaßen nicht hervorzutreten getrauen. Textfig. 4 gibt den Jnuipents -Ast mit dieser Pllanze in natürlicher Größe Keimung und Entwicklung von Arcctilhohittui. -^41 wieder; zwischen ci und /' liegt das Areal, das der Parasit intramatrikal schon durchwuchert hat, was die recht merk- liche, wenn auch nicht sehr starke Verdickung des Astes x'errät. Auch treten an der oberen Seite die bereits durch- gebrochenen oder noch von der Rinde gedeckten Knospen als Hervorwölbungen her\-or. Die geringe Zahl von hervorgebrochenen Knospen, bei der großen Ausdehnung, die der Parasit gewiß intramatrikal schon gewonnen hat, ist um so mehr bemerkenswert, als häufig ganz junge Pflanzen, die noch kaum zu einer merk- baren Hypertrophie geführt und im Wirte noch einen recht geringen Bezirk in Ausnutzung genommen haben, schon eine beträchtliche Zahl von Knospen hervorgeschoben haben (\'gl. z. B. die Pflanzen Fig. 4 und Fig. 5 b, Taf. II). Ganz ähnliche Verhältnisse, wie sie für Pflanze Nr. 103 geschildert wurden, wenn auch weniger extrem, sind auch bei den anderen Pflanzen auf Juiüpcnis IV vorhanden. Das relativ rasche Weitergreifen des Parasiten in der Wirtspflanze habe ich auch bei der durch einige Jahre kulti- vierten cf Arceiifliobiimi -Püanze auf Jiiniperits couiiuuuis beobachtet. Nachdem der aus Istrien bezogene, mit Arcen- thobinni behaftete Jiiniperns nach Monaten sein Wurzelsystem wieder gekräftigt hatte, war ein rasches Erobern neuen Wirtsgewebes durch das Arcenthobinui festzustellen. Die neu hervorbrechenden Triebe erschienen sowohl abwärts auf dem Hauptstamm als oberhalb der ursprünglichen Besiedlungs- stelle an den hier gehäuft vorhandenen Seitentrieben. Diese alle wurden vom Parasiten infiziert. Die relativ rasche Ausbreitung des Parasiten zeigen auch die Skizzen der in Fig. 2, 3 und 5 auf Taf. III in natür- licher Größe wiedergegebenen Pflanzen. An diesen Bildern tritt sowohl die reiche Knospenbildung als auch, besonders in Fig. 2, das Hypertrophischwerden des Tragastes hervor. Aus Fig. 3 und 5 kann man, weil die Hypokotyle der Keim- linge noch lebend vorhanden sind, entnehmen, daß das \''()r- schreiten von der primären Infektionsstelle sowohl basi- als akropetal erfolgt. Bei der Pfianze Fig. 5 war feststellbar, daß der Parasit \-on dem unteren Aste, auf dem die Keimung '"54 2 E. He in rieh er, erfolgte, in der Gabelung schon auf den oberen übergegangen war. Die Figuren 3 und 5 zeigen gleichzeitig die stärksten Sprosse, die im September 1914 an den Pflanzen meiner Kulturen vorhanden waren. Ich muß nun hervorheben, daß sich der Darstellung Peirce's zufolge .4. occidentalc von .4. Oxycedri insofern recht verschieden zu verhalten scheint, als wir für letzteres ein rasches intramatrikales Fortschreiten des Para- siten schon makroskopisch, durch die zunehmende Strecke der hypertrophierten Tragzweige und die weite Strecke, über welche die ausbrechenden Knospen verteilt sind, feststellen können, während bei A. occidentale die dem Sitze einer Pflanze ent- sprechende Hypertrophie lokalisiert bleiben soll und weder aufwärts, noch abwärts ein \'orsch reiten des Parasiten stattfindet. Im ganzen ein \'erhalten, ähnlich dem von Visciim, wenigstens so lange die aus dem Keime hervorgegangene Pflanze intakt geblieben ist. Peirce sagt p. 110: »At a point where there is a bunch of Arceiithobium of considerable size, the diameter of the branch may be three or even four times greater than just below. The infecting Strands of the parasite do not grow for any distance upward and downward through the cortex of the host.« Zum Beleg führt er einen Schnitt durch das Holz des Wirtes 1 cm unterhalb eines Parasiten- busches vor, wo die iMarkstrahlen normal sind und kein Parasitenge webe vorhanden ist. Bei .4. Oxycedri ist der Parasit intramatrikal selbstverständlich durch die ganze hypertrophierte Partie im Nähraste zu ver- folgen, mikroskopisch aber noch weit über jene Stellen hinaus. Unterschiede sind aber zwischen beiden Arceiithobium -Arten, wie es scheint, mehrere vorhanden, worauf jedoch erst in der Abhandlung, die den Bau des intra- matrikalen Teiles des Parasiten behandeln wird, einzugehen ist. Hingegen ist das Verhalten von .4. rohusfiim, wie aus Mac Dougal's Abhandlung hervorgeht, dem von A. Oxycedri offenbar recht ähnlich; p. 169 sagt er: »The submerged por- tion of the parasite penetrates the branches of the host long Keimung uud Entwicklung von Arcciilliubiiiiii. o4o distances longitudinally, and whcre aerial shoots are given off the tissLies of the host shovv abnormal structures, the branches undergoing enlargement, while the develop- ment of the nearest buds is variously checked and altered. < Das zeigen auch deutlich die auf Taf. XVI wiedergegebenen, mit Arceutliobmin besetzten Zweige der Piiitis ponderosa. Die Entwicklung des Keimes von A. Oxycedri zur Pflanze mit hervorbrechenden Sprossen kann sich, wie wir sahen, verhältnismäßig rasch vollziehen. Im günstigsten Pralle war dies in 9'/.^ Monaten nach der Aussaat, 7V., nach der Keimung erreicht, eine Ent- wicklungsschnelligkeit, welche die der Mistel weit übertrifft. Aber bei gleichzeitiger Aussaat und Kei- mung kann der Verlauf auch viel langsamer sein, sich um ein ganzes Jahr und mehr verzögern (die im September 1914 und am 22. März 1915 ^ erst nachgewiesenen Pflanzen der Kultur vom Dezember 1912). Ja, die Verzögerung kann noch bedeutender sein, wie die Ergebnisse der Kultur vom Dezember 1911 zeigen. Überblicken wir die Verhältnisse, wie sie Jtiniperus IV dieser Kulturreihe, eine der beiden Pflanzen, die Erfolg gaben, zeigt. Die ersten vier Pflanzen wurden am 4. Dezember 1918 festgestellt.- Am 8. Jänner 1914 waren fünf weitere zu- gewachsen, am 29. April 1914 eine, am 6. Juli 1914 wieder drei und die letzte am 25. September 1914. Bis diese letzte Pflanze erschien, also ein positiver Erfolg des Keim- lings erwiesen w a r, verstrichen, von der Aussaat an gerechnet, 2-74 Jahre. Für diese verzögerte Entwicklung ist Ungunst der Verhältnisse verantwortlich zu machen. Die be- siedelten .//////y;c'r//.s-- Pflanzen standen in den Sommern 1912 1 Bei der Durchsicht am 22. Miirz 1015 wurden in dieser KuUurreihe sechs Pflanzen als neu hinzngel'Some young trees in the thickets were dead, from no other apparent cause than the great number of Arceiithohitim plants which the}' had borne.« Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Keimung der ArceufJiobhiin -Samen ist an das \'orhandensein von Licht und, wie es scheint, eines organischen Substrates gebunden, erfordert eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80% und eine Temperatur von ungefähr 20° C. Sie tritt zu ver- schiedener Zeit ein, was zum Teil mit der ungleich- zeitigen Reifung der Beeren zusammenhängen wird. Die im Laufe des Dezember vorgenommenen Aus- saaten ergaben Keimlinge zwischen dem 20. Jänner bis in den Mai. .•\m natürlichen Standorte dürfte die Keimung hauptsächlich im März erfolgen. Die künstliche Aufzucht von Pflanzen gelang sowohl auf gewöhnlichem Jniiipenis coiunnniis, als auf 1 p. 78, 1. c, heißt es: »Der Ansicht Reincke's zuwider übt A. Oxy- cedri auf die ihm als Substrat dienende Ptlanze eine schädliche Wirtcung aus. Nach den Beobachtungen des Verfassers werden die vom Schmarotzer befallenen Zweige gelb und vertrocknen.« Keimung und Entwicklung von Arcetilhoiiiiin. 34/ der diesem zugehörigen P'orm intennedia, Abart coiu- prcssa. Auf ersterem waren die Erfolge reicher; auf letzterem dürfte der Einbruch des Parasite n größerem Widerstand begegnen. Wie alle Loranthaceen hat auch ArcetitJiohium einen wurzellosen Embryo, dessen Hypokotyl stark entwickelt ist, während Plumula und Kotyledonen sehr rückgebildet sind. Der Embryo dient nur der Infektion des Wirtes, die vom Hypokotyl aus erfolgt. Die ganze primäre Achse des Keimlings erfährt niemals eine Weiterentwicklung zur Pflanze, alle Sprosse des Parasiten werden intramatrikal, als ad- ventive Bildungen am Thallus des Parasiten, an- gelegt. Das H3^pokotyl ist ausgesprochen negativ photo- tropisch. In seltenen Fällen sind im Samen zwei entwick- lungsfähige und zur Keimung gelangende Embryonen vorband en. Das Aussehen der Keimlinge wechselt, je nach- dem, ob die Infektion des Wirtes früh oder spät gelingt. Im ersteren Falle bleibt das Hypokotyl kurz und sieht gedrungen aus, im letzteren erfährt es eine beträchtliche Verlängerung. Manche Keimlinge erschöpfen ihre Kraft in diesem Längenwachstum und gelangen überhaupt nicht zum Einbruch in den Wirt. Das Hypokotyl kann mit seiner Spitze, wie bei der Mistel, aber auch an der dem Substrat zuge- kehrten Flanke zum Einbruch in den Wirt schreiten. Letzterer Vorgang, der am Mistelhypokot}^ nie beob- achtet wurde, scheint der ' häufigere zu sein. In beiden Fällen kann es zur Bildung einer haftsch ei- benartigen Verbreiterung kommen. Der Keimling, der im Samen außer einer Epi- dermis keine G e w e b e d i f f e r e n z i e r u n g a u f w eist, bildet gleich nach Keimbeginn ein axiles Procambium- bündel aus, das von unterhalb der Plumula bis gegen 348 E. He in rieh er, das Hypokotylende reicht und zu einem Tracheiden- strang wird. Der erste Sprof3, der seitens eines Keimlings nach stattgefundener Infektion aus dem Nähraste hervorgeschoben wurde, gelangte 7 Monate nach der Keimung zur Beobachtung. Das ist eine Entwick- lungsschnelligkeit, die jene der Mistel weit über- trifft. Allerdings kann die Entwicklung aber auch viel langsamer vor sich gehen und können 18 Monate, ja auch 2'^l^ Jahre und vielleicht mehr verlaufen, bis der erste Sproß nach außen vorbricht. Darauf haben sehr ver- schiedene Umstände Einfluß. Früheres oder späteres Gelingen des Einbruches in den Wirt, äußere Verhältnisse, lokale im Wirte (Nährstoffreichtum oder -mangel, Alter des Zweiges», individuelle Verschiedenheiten der Nährpflanzen (größere oder geringere Wüchsigkeit usw.). Von den gleichen Umständen ist auch die Anzahl der Sprosse in hohem Maße abhängig, die an Pflanzen gleichen Alters vorhanden sind. Der extramatrikal an der Nährpflanze befind- liche Keimling kann relativ früh absterben, er kann samt den Resten des Samens, dem er entstammt, ab- fallen oder abgeschwemmt werden, es entsteht, wenn eine intramatrikale Infektion erfolgt war, doch eine Arceuthobinin -Pflanze. Der Keimling kann aber auch lange lebend bleiben; an zweijährigen Pflanzen mit zahlreichen Sprossen, deren stärkste 2 an hoch sind, ist er noch lebend und gut erhalten nachzuweisen. Auch befreit er hie und da die Plu- mula aus dem Samenrest, so daß die Keimblätter sichtbar werden. Solche Langlebigkeit des Embryos scheint dann vor- zukommen, wenn rasch eine kräftige Ernährung seitens des Wirtes erzielt wurde. Schon makroskopisch ist feststellbar, daß der Parasit nach dem Eindringen zunächst an der Aus- gestaltung und Ausbreitung seines intramatrikalen Teiles, seines Absorptionssystems, tätig ist. A. Oxycedvi zeigt in hohem Maße das Vermögen, sich den Verhältnissen der Nährpflanze anzupassen. Keimung und Entwicklung vun Anciilhobiiiin. 349 An nicht wüchsigen Pflanzen breitet er sich vorwiegend intra- matrikal aus, was aus der Hypertrophie der Zweige eriöl Fig. Ih. Dieselbe Pflanze achtfach vergri^Lieit, gezeichnet am 17. Jänner 1914. Same und Hj'pokotyl erscheinen mehr minder verschrumpft, das Hypokotylende etwas haftscheibenartig verbreitert; seitlich davon brechen die ersten Sproßknospen hervor. Die Chlorose der Junipeni's- k'nospe ist stark zurückgegangen. Fig. 2. Keimling mit mehr minder faltigem Hypokotyl. Das plumulare Ende des Keimlings ist von einer häutigen Membran umhüllt (die stark cuticularisierte Außenwandung der äußersten Endospermschicht), da- hinter der erste Sproß; die Samenschale ist verschwunden. Zwei .[j-ccuthobiiiinSpvosse sind einigermaßen entfernt vom Einbruchsort hervorgetreten. Vergrößerung achtfach, gezeichnet am 7. Mai 1914. Fig. 3. Keimling mit kurzem gedrungenen Hypokotj-l, noch im Zusammen- hang mit dem verschrumpften Samen. Nahe der Einbruchsstelle tritt der erste Sproß hervor. Vergrößerung zehnfach, gezeichnet am S. Oktober 1913. Fig. 4. Keimling, der das plumulare Ende mit den Kotyledonen freiliegend zeigt. Samenhülle verschwunden. Hypokotyl faltig, zum Teil ge- schrumpft. Unmittelbar neben der Einbruchsstelle eine starke Knospe des Parasiten, drei weitere, zum Teil noch im Hervorbrechen, in größerer Entfernung. Vergrößerung siebenfach, gezeichnet am 2. Mai 1914. Fig. öii. Keimling mit dem Hypokotylscheitel untei'halb einer Jiinipenis- Knospe eingedrungen. Das Herz der Knospe auffallend chlorotisch. Vergrößerung achtfach, gezeichnet den 21. Oktober 1913. Fig. öJ\ Dieselbe Pflanze, siebenfach vergrößert, gezeichnet den 6. Mai 1914. Die /«;/;/'c;'»\-Knospe ist zu einem normalen Trieb ausgewachsen (gezeichnet ist nur seine basale Partie), die Chlorose ist vollständig gewichen. Das Hypokotyl hat unter Schrumpfung stärkere Lage- veränderung erfahren. An der Einbruchsstelle ist eine starke Arccit- Ihobiuin-Knospe ausgetreten, seitHch sind schwächere vorhanden; eine solche steht weiter entfernt. Taf;I III. Fig. li?. ,/«(»//'t'r«s-Zweigstück mit einer jungen Arceiilhobittin-Pnixnze. Der zugehörige Samenrest sieht verschrumpft aus (daneben rechts ein zweiter, noch praller Same); das ausgetretene Hypokotyl wuchs zunächst unter eine Borkenschuppe und trat dann wieder hervor. Wo es endet, brach aus dem Innern eine Arcenthobittm-Knospe hervor. Beispiel einer sehr raschen Entwicklung; 7 Monate nach der Keimung bricht der erste Sproß hervor. Gezeichnet am G. Oktober 1913. zehnfach vergrößert. Fig. 1/'. Dieselbe Pflanze, gezeichnet am 4. November 1913, siebenfach ver- größert. Der erste Sproß ist beträchtlich gewachsen, ober und unter ihm ist je ein neuer Sproß hervorgekommen; ein weilerer beginnt durchzubrechen. 352 E. Pleinricher, Keimung und Entwicklung von Arcciiihohiuin. Fig. 2. Habitusbiid einer Ptlanze in natürlicher Größe, gezeichnet am 9. Mai 1914. Dem Junipenis-Zweige entspringen Arceulhobiuiii- sprosse in großer Zahl; auch die Hypertrophie des Nährastes wird erkennbar. Fig. 'A. Jimipcnis-Asisiück mit ArceutJiubiniii-PÜa.nze in natürlicher Grüße, gezeichnet am 14. .September 1914. Zahlreiche .Sprosse des Parasiten sind hervorgebrochen oder befinden sich im Durchbruche. Am Grunde des ältesten Sprosses ist das noch lebende Hypokot3'l des KeimHngs vorhanden; der mit H bezeichnete Pfeil weist nach der Stelle hin. Fig. 4. Stück eines Jiiniperus-Spvosses mit Seitenzweigen. In der Achsel der rechten Auszweigung befindet sich eine junge Arct'iitkobiuin-VÜany.e, deren Trieb zu den größten damals in den Kulturen vorhandenen gehörte. Gezeichnet am 4. Mai 1914 in natürlicher Größe. Im Bilde ist noch ein zweiter, kleinerer Sproß des Arcenthobittin sichtbar. Der Fall ist insofern vom gewöhnlichen Verhalten abweichend, als der erste Trieb ungewöhnlich rasch gefördert erscheint, während die Zahl gebildeter .Sprosse beschränkt blieb. Fig. 5. Sproßstück des Juniperus mit }unger Arceulhobiu in-PtleLnze in natür- licher Größe, gezeichnet am 17. September 1914. Die Pflanze hat schon zahlreiche Triebe entwickelt und die erst entstandenen sind schon verzweigt. Am Grunde des ersten, stärksten Triebes ist der noch lebende Embrj'O vorhanden; seine Plumula steckt im Samenrest. Sehr deutlich ist erkennbar, daß von der Infektionsstelle aus die Ausbreitung des Parasiten sowohl nach der Spitze als nach dem Grunde erfolgt. Heinrieher E.: Keimung und Entwicklung von Arceuthohnim. Tafel I. P. Wflrtele pinx. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. Heinrieher E. : Keimung und Entwicklung von Arceuthobium. Tafel II. P. Würtele pinx. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. Heinrieher E.: Keimung und Entwicklung von ArcetUhobium. Tafel III. -iSiS*^--.'^^-' P. Würtele pinx. Aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei-. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. 353 Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften Botanische Abteilung, Vorstand Wilhelm Figdor 13. Über die thigmotropische Empfindlichkeit der Asparagus-Sprosse Von Wilhelm Figdor (Mit 1 Te.xtHgur) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Juni 1915, Ein Empfindungsvermögen gegenüber Tast- und Be- rührungsreizen, das den Tieren ganz allgemein zukommt, ist bei Pflanzen verhältnismäßig selten ausgebildet. Letztere reagieren ausnahmslos — von den niedrigsten Lebewesen abgesehen, bei denen eine weitergehende Differenzierung noch nicht eingetreten ist — niemals als Ganzes auf Reize eben- erwähnter Art, wie der äußere Anblick lehrt. Stets erweisen sich nur einzelne Teile, Organe der Pflanzen, ihrer morpho- logischen Wertigkeit nach Stämme oder auch Blätter (unter Umständen metamorphosierte, die dann Ranken heißen) sowie Wurzeln als kontaktempfindlich. Daß die Kontaktreizbarkeit in mannigfacher Weise (ent- weder richtend oder gestaltend oder auch gleichzeitig richtend und gestaltend) die eben erwähnten Organe beeinflussen kann, ist durch zahlreiche Beobachtungen erwiesen. Es ist hier nicht die Stelle, alle diese ^ anzuführen, sondern es soll 1 Zusammenstellungen liieKiber sind bei Pfeffer, Ptlanzenphysiologie, Bd. II (1904), p. :S79 u. f. u. .lost: Vorlesungen über Pllanzenphysiologie (bei G. Fischer in Jena 1913j, p. 647 u. f. zu finden. 3Ö4 W. Figd(:.r. nur das Bekannte, insoweit sich eine richtende Wirkung in- folge einer Berührung, also die Erscheinung des Thigmo- tropismus (Haptotropismus), bemerkbar macht, betreffs ober- irdischer Achsen allein erwähnt werden, da sich die nach- folgenden Ausführungen nur auf solche und zwar des Genus Asparagiis (Liliacee) beziehen. Diese Art der Reizbarkeit beziehungsweise Reaktion wurde bei demselben bisher über- haupt nicht beobachtet und ist bei Monocotyledonen, soweit ich die einschlägige Literatur überblicke, zuerst für die Hj^po- cotyle (und zwar bloß für diese) von Avciia sativü ^ von van derWolk nachgewiesen worden. Später hat A. Wilschke- gezeigt, daß eben dieselben Organe von Phalaris caiiaricnsis, Lolinm perenue, PhJciun pratcusc und Paiiicnm mUiacenm durch die gleiche Eigentümlichkeit ausgezeichnet sind. Jedoch hat sich die Reizbarkeit nur bei letztgenannter Pflanze als einigermaßen bedeutend gezeigt; eine besondere biologische Bedeutung kommt dieser wohl überhaupt nicht zu. Bei den Dicotyledonen sind thigmotropische Reaktionen unvergleichlich weiter verbreitet als bei den Monocotyledonen. Die einzelnen Vertreter ersterer, deren Sprosse thigmotropiscH reizbar sind, zeichnen sich auffälligerweise sämtlich dadurch aus, daß sie die gleiche Lebensweise führen; sie sind nämlich Kletterpflanzen (Lianenj.^ So besitzen die verschiedenen ( jisciita- Arien "^ Achsen, die abwechselnd der Länge nach mit Kontaktreizbarkeit und einem Windevermögen ausgestattet sind, die Vertreter der Gattung Lophospermum,-' deren Sprosse 1 van der Wölk, 1'. l"., Investigation of the transmissiun nf light Stimuli in the seedlings of Avena. Kon. Akad. van Wetenschappen te Amsterdam. Proceedings of the Meeting Octob. 1911, p. 327. - Wilschke A., tlber die V'erteilung der phototropischen Sensibilität in (jramineenkeimlingen und deren Empfindlichkeit für K<)ntaktrei;ie. Diese Sitzungsberichte, Bd. 122, Abt. I (1913^. •j Vgl. H. Schenk. Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen etc. in Schimper's Bot. Mitteilungen aus den Tropen, Heft IV (1892). ' Vgl. diesbezüglich auch Spisar, Beiträge zur Ph\'siologie der 0/5n'' Ch. Darwin, Die Bewegungen und Lebensweise der kletternden Pflanzen. Aus dem Englischen übersetzt von V. farus (Stuttgart 1870~), p. 55. \'gl. ferner Derschau, Einfluß von Kontakt und Zug auf lenkende Thigmotropische Empfindlichkeit. 35o nur wenig empfindlich sind, hingegen klettern mit Hilfe ihrer Blattstiele und bei zwei Varietäten von Aiitirvhniinn majtis var. ^-angtistifolinm und var. '{-ramosissimuni Willk. u. L., .4. tortnosinn Bosc. (."hav., A. siciilntn Ucr. und A. nufalli- cinuiii Bcnth.^ ranken allein die Seitenäste, während die Hauptachsen in normaler Richtung orthotrop aufwärts wachsen. Aber nicht nur krautartige Gewächse, wie die bisher genannten, sondern auch Sträucher, manchmal sogar baumartige, deren junge Zweige sich rankenartig zu krümmen vermögen, müssen als hierher gehörig genannt werden.- Eine Zusammenstellung dieser, die teilweise sicherlich nicht nahe verwandten Familien (Polygalaceen, Hippocrateaceen, Connaraceen, Papilionaceen, Mimosaceen, Anonaceen, Rhamnaceen und Thymelaeaceen) angehören, findet sich bei Schenk'^ und kann auf Einzelheiten der interessanten morphologischen Verhältnisse hier nicht eingegangen werden. Es möge nur darauf aufmerksam gemacht werden, daß selbst ein und dieselbe Pflanze {Machaerinm spec.) an bestimmten Stellen der Achse neben gewöhnlichen Zweigen solche trägt, die in reizbare, rankenähnliche, blattlose Gebilde umge\vandelt sind und unter Umständen wieder in typische Zweige übergehen können. Die Rankenzweige sind dünn, schmächtig, blattlos und bestehen aus zahlreichen Internodien. Die Nebenblätter erscheinen als scharfe rückwärts gekrümmte Haken (Stipulardornen) ausgebildet, mitteis der die jungen Zweige sich an Stützen anheften. Gelegentlich findet auch eine eigentümliche Arbeitsteilung statt, z. B. bei einer Hippo- cratea-Art; zweierlei Arten von Zweigen, für Kontakt emp- findliche und nicht empfindliche kommen daselbst vor, die Blattstiele. Leipziger Inauguraldissertation. Auch die Blütenstiele de- nahe- verwandten Maurandia ^empcrßorens sind für Kontakt reizbar. Siehe Darwin, ]. c, p. 55 und 64. 1 Siehe Scheute, 1. c, p. 177 u.'t'. - Dieselben sind durch F. .Müller als Zweigklimmer (Zvveigkletlerer) bekannt geworden. Vgl. Fritz Müller, Zweigklimmer. Kosmos, Jahrg. VI (1883), p. 821 bis 329. Ref. bot. Zentralbl., ßd. XIV (1893), p. 13 und 55. Vgl. auch F. Müller, Notes on some of the climbing plants near Desterro in South Brazil, in a letter to Ch. Darwin, Journal of the Linnean sociel}-. Botany Bd. IX (1867), p. 344. 3 Schenk, 1. c, p. 201. 356 \V. Figdor, sich ihrem Aussehen nach gar nicht voneinander unter- scheiden und, außer durch ihr physiologisches Verhalten, nur ihrer gesetzmäßigen Stellung zufolge an der Achse als solche erkannt werden können. Die Empfindlichkeit von wirklichen vStammgebilden, also nicht irgendwie umgewandelten, äußert sich infolge eines Berührungsreizes, der eine gewisse Zeit hindurch hinreichend stark eingewirkt haben muß, anscheinend in ganz ähnlicher Weise, wie es bei den Ranken der F'all ist, wenn wir eventuell auftretende sekundäre Dickenwachstumserscheinungen außer acht lassen. Die betreffenden Sprosse führen Krümmungen, manchmal sogar Umschlingungen aus. Auch treten schnecken- förmige Bildungen an solchen Zweigen auf, die keine Ge- legenheit hatten, eine Stütze zu ergreifen, welches Vorkommnis zuerst bei Macliacrimn violaceum ^ beobachtet wurde. Schließ- lich sei der Vollständigkeit halber erwähnt, daß es auch Achsenbildungen (Zweige, Dornen und Blütenstiele) gibt, die schon von vorneherein gekrümmt sind und deren Sensibilität, Druck oder Reibung gegenüber, sich allein durch eine \'er- dickung kenntlich macht. Diese \'erhältnisse wurden erst durch Treub- aufgedeckt und dann durch Ewart^ nach der physiologischen Seite hin studiert. Gelegentlich des Versetzens \on Keimpflanzen von As- paragus pliimosiis Baker var. naiiiis fiel mir auf, daß ein Keimsproß nach einer Berührung, die von einer Seite her erfolgte, sich ganz auffällig dorthin krümmte. Diese Beob- achtung bildete den Ausgangspunkt zu der nachfolgenden Studie. Es hat sich ergeben, daß nicht allein die Keimachsen der ebenerwähnten \'arietät, sondern auch die späterhin ge- bildeten oberirdischen Sprosse in einem gewissen Alters- 1 F. Müller (siehe Fußnote 'i auf p. 355) sah dies bei einer Diilberj^ ia- Avt mit hal gut als ».Sucher-« oder »Suchsprosse« bezeichnen. •"' A. pliimostis \&y. namis soll nach Reinke nicht klimmen, welche Be- hauptung wohl darauf zurückzuführen ist, daß er nur Sämlinge beobachtet hat. Vgl. Reinke, Die Assimilationsorgane der Asparageen. Pringsheim's .lahrb. für wiss. Bot., Bd. 31 (1898), p. 221 bis 223. Schenk, I. c, p. 124, bezeichnet die Asparaons-ArXen als I.inkswinder. Einmal beobachtete ich jedocli bei ,1. vciiicillatiis, und zwar an ein und demselben Sprosse, daß dieser zuerst nach links und dann nach rechts wand. Newcombe macht ganz die gleiche Angabe betreffs des ,1. pltiinosns Baker var. naniis und erwähnt auch, daß die Sprosse sich selbst umwinden können. Vgl. Newcombe C. F., Sensitive life of Asparagtts plumosus. A morpho-physiological study. Beihefte zum bot. Zentralblatt, Bd. 31 (1913), p. 13 ff. Ein Verzeichnis der Pflanzen, die bald nach dieser, bald nach jener Richtung winden, ist bei Schenk, 1. c, p. 125, zu finden. Hei manchen /L<;;<7;-(r;'».s-Arten ist die ganze Thigmoti'opische EinpHndlichkeit. M57 hin wendet, an welcher er berührt wurde. Welche Seite gereizt wird, ist ganz gleichgültig; es ließ sich diesbezüglich kein Unterschied erkennen und sind die Sprosse wenigstens in den untersuchten Altersstadien, wo sie radiär sind, auf allen Seiten gleichmäßig als kontaktempfindlich zu be- zeichnen. Der Beginn der Krümmung, die sich zuerst etwas unter- halb der Vegetationsspitze einstellt und dann nach abwärts schreitet, ist verschieden (im Durchschnitt 35 Minuten nach der Reizung» und das Maximum der Krümmung wird dann rasch erreicht. Wenn dies geschehen ist, beginnt die rückläufige Bewegung der Sprosse; nachdem die ur- sprüngliche vertikale Lage wieder erreicht ist,- sieht man die Achse nach der entgegengesetzten Seite hin sich krümmen, jedoch in nicht so ausgiebigem Maße, als dies nach der gereizten Seite hin geschehen ist; schließlich pendelt der Sproß in seine Ruhelage zurück. Manchmal geschieht es aber auch, daß der Sproß sich noch einmal etwas gegen die ursprünglich gereizte Seite hinwendet und erst dann wieder in die ursprüngliche vertikale Ruhelage zurück- geht. Des Raumes halber können hier nicht alle \'ersuchs- protokoUe veröffentlicht werden und möchte ich zur Er- gänzung des oben Gesagten nur einen Versuch näher beschreiben. Ein 7 •4 c/;/ hoher Sproß (der neunte) eines Asparagns pliunosti.s-Kxempla.rs wurde um 10'' 15'" fünfmal mittels eines abgerundeten Holzstabes (von der Dicke eines Bleistiftes) von unten nach oben gestrichen. Temperatur 22*5°. von Zeliuloidplatten, in welche Kreise von belianntem Halbmesser ein- geritzt waren, an die gekrümmte Achsenpartie). Die von Artur Tröndle verüi'fentlichte Methode der Bestimmung des Ablenkungswinkels erschien mir für meine Zwecke zu umständlich. Vgl. A. Tröndle, Der zeitliche Verlauf der geotropischen Reaktion und die Verteilung der geotropischen Sensibilität in der Koleoptile. Jahrb. für wiss. Bot.. Bd. 02 (1913), p. 187 u. f. - Eine Gesetzmäßigkeit betreffs der Zeit, die hierzu nötig war, ergab sich nicht im Vergleich zu der Geschwindigkeit, mit welcher die Krümmung gegen die Seite hin erfolgte, von welcher der Reizanlaß wirksam war. 568 W. Figdor, Um 10'' 45'" Ablenkung 20° gegen die Konttiktseite. » ll** 06™ Ablenkung 30° gegen die Kontaktseite. » 11'^ 22™ wird die rückläufige Bewegung angetreten. » 11" 27'" Sproß gerade! » 11'' 42"' Sproß um 10° von der Vertikalen weg nach der der Kontaktseite entgegengesetzten Richtung gewendet. » 12" 20"' Sproß wieder gerade. Die Reizung der Sprosse vollführte ich mit den ver- schiedenartigsten Medien, Glas- und Holzstäben (letztere waren aus Koniferenholz gefertigt und kantig oder rund zu- geschnitten worden), feinen Haarpinseln, steifen Federchen von Vögeln, länglich geformten Stücken aus weißem, reinstem W^achs,^ der reinen Fingerbeere usw. und zwar in der Weise, daß ich die Achsen der ganzen Länge nach gewöhnlich mehreremale von unten nach oben oder auch in umgekehrter Richtung so strich, daß sie möglichst wenig aus der ihr eigentümlichen Wachstumsrichtung abgelenkt wurden. Am wenigsten eignen sich für obige Zwecke die eben erwähnten Pinsel, da die einzelnen Haare derselben beim Hinauf- oder Hinunterstreichen längs der Achse sich leicht in den Räumen fangen, die zwischen den Niederblättern und der Achse auftreten und auf diese Weise ein Verbiegen der zarten Sprosse unter Umständen auf i-ein mechanischem Wege herbeigeführt wird. Ich vermutete ursprünglich, daß die Empfindlichkeit gegen- über.einer Berührung auf bestimmte Teile der Achse oder auf die Niederblätter, beziehungsweise jene Partien derselben be- schränkt erscheint, die in Dornen umgewandelt werden und der Befestigung dei Achsen an irgendwelchen Gegenständen dienen. Versuche lehrten jedoch, daß dem nicht so ist; eine Lokalisation des P^mpfindungsvermögens ließ sich nirgends nachweisen, ebensowenig irgendwelche Reizleitungsvorgänge; die thigmo- tropischen Krümmungen werden seitens der entsprechend gereizten Internodien/- soviel ich bis jetzt gesehen, ausgeführt. 1 Von der Härte, die demselben bei Zimmertemperatur eigen ist. - Ob besondere Bildungen der Epidermis, eventuell Fühlpapillen auf ein Emptindungsvennögen der Achsen hinweisen, habe ich noch nicht untersucht. Thigmolropisclic Empfindliclikcil. 369 Was die Größe der Empllndlichkeit anbetrifft, so ist zu erwähnen, daß ich gewöhnlich die einzehien Sprosse sechs- bis achtmal in der früher angegebenen Weise strich, damit nicht der Reaktionsverlauf infolge einer zu geringen Sensibilität der Sprosse eventuell ganz ausbleibe. Daß es aber auch Achsen gibt, die einem Kontakt gegenüber sehr empfindlich sind, erhellt am besten daraus, daß selbst ein einmaliges Streichen — in welcher Richtung und mit welchem der früher erwähnten Gegenstände dies geschieht, ist belanglos — oftmals genügte, um eine thigmotropische Reaktion auszulösen. So wurde, um nur ein Beispiel zu erwähnen, der siebente Sproß einer Asparagiis pliunosus var. 7'oZ^//5///5 ^-Pflanze, der in früher angegebener Weise bei einer Temperatur von 21° rotieren gelassen wurde, nur einmal mittels eines Holzstabes gestrichen; nach Verlauf von 51 Minuten konnte bereits eine Ablenkung von 12 bis 15° von der Vertikalen konstatiert werden. Eine halbe Stunde später war der Sproß wieder gerade und nach weiteren 35 Minuten 10° nach der der Reizung entgegengesetzt gelegenen Seite gekrümmt. Leider gelang es mir bisher nicht, den Grad der thigmotropischen Empfindlichkeit in Zahlen auszudrücken und zwar einesteils infolge des Umstandes, daß mir zu wenig Untersuchungs- material zur Verfügung stand, andrerseits wegen der Schwierig- keit der Versuchsanstellung. Ich hoffe aber, daß eine Methode, die ich jetzt auszuarbeiten im Begriffe bin, nach vielen ver- geblichen Versuchen doch zum Ziele führen wird; ich gedenke darüber noch später zu berichten. Übereinstimmung im Verhalten der kontaktempfindlichen Asparagus-Sprosse mit dem der Ranken. Als Beweise dafür, daß die Kontaktreizbarkeit der AspavagusS'^vosse dem Wesen nach der der Ranken zum ^ mindesten sehr ähnlich ist, können folgende Beobachtungen dienen. 1 Versuche diesbezüglich wurden außer mit dieser X'iirietiit noch mit A. verlicilhilus ausgeführt. 370 W. Figdor, Pfeffer^ hat bekanntlich den Nachweis erbracht, daß »zur Erzielung einer Reizung in der sensiblen Zone einer Ranke diskrete Punkte beschränkter Ausdehnung gleichzeitig oder in genügend schneller Aufeinanderfolge von Stoß oder Zug hinreichender Intensität betroffen werden müssen. Da- gegen reagiert die Ranke nicht, sobald der Stoß alle Punkte eines größeren Flächenstückes mit ungefähr gleicher Intensität trift\ so daß also die Kompression benachbarter Punkte er- hebliche Differenzen nicht erreicht«, welche Verhältnisse dann realisiert erscheinen, wenn die Reizung mittels 5- bis 14- prozentiger und zwar genügend feucht gehaltener Gelatine versucht wird. Wenn man nun Asparügiis-Spvo'~Najade«. angestellt. Ursprünglich war dieser Arbeit ein größerer Umfang zugedacht, dessen Ausführung aber infolge anderweitiger Unter- suchungen sowie wegen Mangels an genügendem Material \'er- hindert wurde. Um jedoch die Veröffentlichung einiger immer- hin wissenswerten Resultate nicht länger hinauszuschieben, habe ich mich entschlossen, das Wissenswertere, welches vor längerer Zeit schon bearbeitet war, herauszugreifen, um es der Öffentlichkeit zu übergeben. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, daß die Adria "sowohl biologisch als phyto- geographisch ein äußerst interessantes Gebiet ist, welches noch so manches ungelöste Problem verbirgt. Die diesbezüg- lichen neueren Untersuchungen dürften diese Erkenntnis immer mehr bekräftigen, denn schon die wenigen \-orhandenen Bei- träge lassen auf die Fülle der noch aufzudeckenden Tatsachen der marinen Biologie schließen. Die vorliegende Publikation soll also nur einige wichtigere Typen der pelagischen Bacil- larieenflora behandeln mit besonderer Berücksichtigung jener Formen, die in unser Untersuchungsgebiet eingesprengt oder als neu zu bezeichnen sind. o/(S B. Sc hu SS n ig, Es soll der Übersichtlichkeit halber im folgenden die systematische Reihenfolge beibehalten werden, wobei auch jene Arten aufgezählt werden mögen, bei denen, soweit die Beobachtungen reichten, keine nennenswerte Bemerkung an- zuführen ist. Außerdem sei hier ausdrücklich bemerkt, daß die vorliegende Aufzählung keineswegs den Anspruch auf X'ollständigkeit erhebt; es lag in der Natur der mir zu Gebote stehenden Mittel, nur die häufigeren und wohlumgrenzteren Typen zu behandeln, ohne mich auf die Bearbeitung jener Formen einzulassen, welche entweder durch ihr weites Varia- tionsvermögen oder durch ihre mehr oder weniger aus- geprägten endemischen Charaktere eine gründlichere Bearbei- tung erheischen. Zur Einführung sei hier noch bemerkt, daß die genaueren Standortsangaben mit den von der Kommission eingebürgerten Zeichen angegeben sind. A bedeutet eine große Station, bei welcher auch Stufenfänge mit dem Nansen'schen Schließnetz gemacht worden sind, während O sich auf die stündlichen Obertlächenfänge bezieht. Die Zahlen in der Klammer geben die Tiefe der durchgefischten Stufe an. Es bedeutet also A„^(0'-20): Hauptstation Nr. 30, gefischt von 20 bis Oiii.^ Es kann somit zum .systematischen Teile übergegangen werden. Klasse Bacillarieae. A. Centrieae. Familie Cascinodiscaceae. Gattung Leptocylindrus Cleve. L. adi'iaticns Schröder (1908, p. 615, Fig. 1 i. Ich konnte mich ebenfalls überzeugen, daß die in der Adria vertretene Art dieser Gattung von L. danicus Cleve 1 Zur besseren Orientierung vgl. man die Berichte der Feimanenten internationalen Kommission für die Erforschung der Adria sowie Steuer .A.. Einige Ergebnisse der VII. Terminlahrt S. M. Schiff »Najade« im Sommer 1912 in der Adria (Intern. Revue der gesamten Hydrobiol. u. Hydrographie, 1913). Adriatische Planktonbacillarieen. o79 verschieden ist und stimme daher Schröder in der Neu- bezeichnung bei. Fast im ganzen Adriatischen Meere (spärlich) verbreitet. Scheint tiefere Schichten zu bevorzugen. Gattung Guinardia H. Perag. G.flaccida (Castrac.) Perag. (1892, p.l2, tab. I, fig. 3—5); Karsten (1906, b, p. 161, tab. XXLX, flg. 4). Sehr spärlich vertreten, stellenweise häufiger, an anderen Orten gänzlich fehlend. Gattung Dactyliosolen Castr. D. iiieifitcrrciiiciis Perag. (1892, p. 9, tab. I, fig. 8-9). Im ganzen Gebiete verbreitet, nicht sehr häufig. Familie Rhizosoleniaceae. Gattung Rhizosolenia Brightwell. .Sectio Eurhizosoleniae annulatae Perag. Subsectio Lauderioideae Gran. Rh. delicatnla Cleve (1900, h, p. 28, fig. 11); Bergen (1903, p. 51, fig. 1 c, d). Nur in der südlichen Schelfsee gefunden, selten. Neu für die Adria. Rh. fragillima Bergen {Rh. fvagilissinia, 1903, p. 49, tab. 1, fig. 9, 10); Schutt (Leptocylindrus daniciis, 1900, p. 504, tab. 12, fig. 13 — 24, 33 nee Cleve); Ostenfeld (Rh. delicatiila, 1903, p. 560, fig. 123, nee Cleve); Gran (1905, p. 49, fig. 54). In der nördlichen Adria, nahe der istrianischen West- küste gefunden. Sehr selten. Rh. Stolterfothii Perag. (1892, p. 13, tab. I, fig. 17, 18i; Gran (1905, p. 49, fig. 55); Karsten (1906, h, p. 163, tab. 29, fig. 9). In der ganzen Adria, stellenweise häufig. 380 B. Schussnig, Subsectio Robustae Gran. Rh.robnsla Norman (1861, bei Pritchard, tab. 8, fig. 42); Peragallo (1892, p. 14, tab. 2, fig. 1, \ a, tab. 3, fig. 1, 2); Gran (1905, p. 50, fig. 57). Ich habe diese Art nur in der nördlichen Adria, im Ge- biete der Flachsee, einigermaßen häufig gefunden. Das Auf- treten an anderen Stellen dürfte zu den Seltenheiten gehören.^ Sectio Rhizosoleniae genuinae Perag. Subsectio Imbricatae Perag. Rli. Shriibsokl Cleve (1881, p. 26); van Heurck (Syn- opsis, tab. 79, fig. 11 — 13); Peragallo (1892, p. 114, tab. 5, fig. 8, 9); derselbe (1892, Rh. ailantica, p. 114, tab. 5, fig. 4, 5); Gran (1905, p. 52, fig. 63). Sehr weit verbreitet, am häufigsten, geradezu massenhaft, in der nördlichen Adria gefunden. Die Dimensionen in der Dicke und Länge variieren stark. Subsectio Styliformes Perag. Rh. styliformis Brightw. (1858, tab. 5, fig. ^ a—d); van Heurck (S^mopsis, tab. 78, fig. 1 — 5, tab. 79, fig. 1, 2, 4); Peragallo (1892, p. 111, tab. 4, fig. 1 — 5); Gran (1902, p. 173, tab. 1, fig. 1 — 9); Gran (1905, p. 54, fig. 65). Kommt mit der zuletzt erwähnten Art gemischt vor, doch nicht so häufig. Am reichlichsten in der nördlichen Adria ver- treten, sonst aber auch im ganzen Gebiete mehr oder weniger häufig. Rh. calcar avis Schnitze (1858, p. 339, tab. 13, fig. 5—10); Peragallo (1892, p. 113, tab. 4, fig. 9), Gran (1905, p. 54, fig. 66). Die häufigste Art dieser Gattung und über die ganze Adria hin verbreitet. Es tritt bei derselben eine außerordent- lich starke Variationsfähigkeit in den Dimensionen sowohl als auch in der Gestaltung des Stachels auf. Diese Erscheinung, 1 Siehe auch Schussnig (,1914). Adriatische Planktonbacillarieen. 381 welche übrigens auch bei anderen Vertretern dieser Gattung und, wie wir weiter unten erwähnen werden, auch bei vielen anderen Diatomeen des Planktons zu beobachten ist, dürfte \vohl mit den inneren Ursachen des ontogenetischen Ent- wicklungslaufes in Zusammenhang zu bringen sein, da die äußeren Faktoren in einem relativ so eng begrenzten Gebiete von durchschnittlich gleichmäßig physikalischem Charakter kaum auf die Ausgestaltung dieser habituellen Abweichungen von Einfluß sein können. Subsectio Alatae Perag. Rh. aJata Brightw. (1858, p. 95, tab. 5, fig. 8); Gran (1905, p. 56, fig. 68). Diese Art ist ein relativ seltener Gast. Sie findet sich aber fast überall im Adriatischen Meere vor, bald mehr, bald weniger häufig, immer jedoch sporadisch. Verhältnismäßig häufig ist die /. gennina, während die / corptilenta und / gracillima gegenüber der ersteren weit in den Hintergrund rückt. Inwieweit diese Unterscheidung berechtigt erscheint haben noch weitere Untersuchungen zu zeigen. Bei der be- kannten Vorliebe zum Variieren vieler Planktonbacillarieen müßte eine Trennung in Formen oder Varietäten erst auf Grund genauer ökologischer Beobachtungen vorgenommen werden. Solange ein solches Vorgehen ausbleibt, haben diese Bezeichnungen einen sehr relativen Wert und können nur als künstliche Notbehelfe aufgefaßt werden. Familie Chaetoceraceae. Gattung Bacteriastrum Shadbolt. B. varians Lauder (1864, a, p. 8, tab. 3, fig. 1—6). Häufig im ganzen Gebiete. Gattung Chaetoceras Ehrenberg. I. Subgenus Phaeoceras Gran. Sectio Ätlanticae Osten feld. Ch. Janischianum Castrac. (1886, p. 77, fig. ibid.); Gran (1905, Ol. äichaeta Ehr., p. 66). Silzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. BJ. 26 382 B. Schussnig, Diese Art habe ich ein einziges Mal bei der Station A^^^ während der achten Terminfahrt gefunden. Der Fund scheint mir sehr interessant, da diese Chactoceras-Species eine typische antarktische Form ist; die Auffindung derselben gehört jeden- falls zu den zufälligen Vorkommnissen und man muß diese Art als Einsprengung ansehen. "%, \ \ Fig. 1. Chaetoceras Janischianum Castrac. Je zwei Seitcnhornpaare sind infolge iiires stark gekrümmten Verlaufes in der Zeichnung weg- gelassen. Die feinere Struktur der Apicalhörner konnte nicht dar- gestellt werden. Von Cleve ist Cli. Janischianum mit CJi. dichaeta Ehrb. identifiziert worden und seinem Beispiele folgten mehrere andere Diatomeenforscher. Doch schon Karsten (1906, a) bezweifelt die Richtigkeit dieses Vorgehens, worin ich ihm durchaus beipflichten muß. Es ist allgemein angenommen worden, daß Castracane (1886) den medianen Stachel auf den Schalen übersehen hätte und, von dieser Voraussetzung Adri.itische l'lanktonbacillarieen. 383 ausgehend, sind die beiden Arten miteinander vervvecliselt worden. Ich konnte bei dem mir vorHegenden Material keine Stachehi, trotz fleißigen Suchens, aufUnden; dagegen konstatierte ich auf den welHg konturierten Ter- minalhörnern ^ ganz feine, kaum sichtbare Dörnchen.- Das in un- serer Abbildung wiedergegebene Exemplar zeigt ein Bruchstück einer längeren Kette, bei welcher die Zellen gerade nach einer Tei- lung stehen. Die vorderste Zelle trägt noch die Hälfte des Mutter- schalenmantels. Der Verlauf der seitlichen Hörner konnte infolge ihres unregelmäßig gebogenen Ver- laufes in der Zeichnung nicht voll- ständig fixiert werden. Zu derselben Art zähle ich auch die Form, welche ich beim Oberflächenfang O3,, ebenfalls bei der achten Terminfahrt gefunden und in der Fig. 2 dargestellt habe. Bei diesem Exemplar sind die End- hörner anders gebogen und auch die Anheftungsstelle der seitlichen Hörn er ist etwas weitspuriger als . ' Hier wie im folgenden ist der Aus- druck "Hörn« für die charakteristisclien Foitsätze dieser Gattung angewendet wor- den. Dies scheint mir um so zweckmäßiger, als man bei den verscliiedenen Autoren die verschiedensten Bezeichnungen (Stachel, Dorn u. a. m.) findet, was leicht zu Miß- verständnissen führen kann. - Diese morphologischen Eigentüm- lichkeiten konnten infolge ihrer Zartheit in letzteren ist die wellige Membran- der beigegebenen Abbildung nicht genügend kontur sowie die feinen Stacheln zum Ausdruck gebracht werden. sichtbar. Fig. 2. Chaetoceras Janisch ian 11 in Castrac. Eine Form mit weniger stark gebogenen Endhornern. An 384 B. Schussnig, bei der typischen Form. Von einer besonderen Bezeichnung nehme ich jedoch Abstand, unter Berücksichtigung der mög- hchen Variationsweite. Aus dem eben Erwähnten geht hervor, daß die Art Ch. Janischianmn von Ch. dichaeta zu trennen ist. Um Miß- verständnissen in der Benutzung der Literatur vorzubeugen, sei hier eine kurze kritische Übersicht der in Betracht kom- menden V/erke wiedergegeben. - Ch. Janiscliianum Castracane (1886), Originaldiagnose. Gran (1906) führt unter deni Namen Cli. dichaeta Ehrb. die- selbe Art an und gibt auch die Castracane'sche Abbildung bei. Die Diagnose stimmt für Ch. Janischianimi ziemlich gut, doch scheint dieser Autor an der Identifizierung beider Arten festzuhalten. Karsten (1906, a) sagt auf p. 116, daß er an die Zu- sammenziehung von Ch. Janischiauiun und Ch. dichaeta nicht recht glauben kann. Er führt jedoch unter dem Namen eil. Janiscliianum Abbildungen an, die keineswegs zu dieser Art, sondern zu Ch. dichaeta passen. Van Heurck (1909, p. 29, tab. 6, fig. 78, 79, 80 und 81?) zeichnet mehrere Individuen von C. dichaeta ab unter Hin- weis auf die große Variationsfähigkeit dieser Art. Er bemerkt auch, anschließend an das Vorgehen Gran"s, daß diese Art mit Ch. Janischianiiin identisch ist. Abgesehen davon, daß die van Heurck'schen Abbildungen gar nicht zu Ch. Jani- scliianum passen, möchte ich hier bemerken, daß dieser Autor eine besondere Form von Ch. dichaeta vor Augen gehabt hat, die sich vor allem durch den Stachelkranz am Rande der Schalen von der typischen dichaeta unterscheidet. Es ist sehr leicht möglich, daß es sich mindestens um eine Varietät handelt. Aus dem Dargelegten geht es also hervor, daß der Name Chaetoceras Janiscliianum Castracane erhalten bleiben muß und diese Art \"on Ch. dichaeta Ehrb. zu trennen ist. Sectio Borealia Osten fei d. Ch. criophilnm Castrac. (1886, p. 78); Gran (1904, p. 532, fig. 3, und 1905, p. 71, fig. 85). Selten und sporadisch auftretend. Adriatische I'Ianktonbacillarieen. 385 Ch. periiviiuunii Brightw. (185G, p. 107, tab. 7, fig. 16 — 18); Grnn (1905, p. 70, fig. 84). Häufiger als die früheie Form. Erscheint in \'ielen, sehr stark N'oneinander abweichenden V'ariationstypen. 11. Subi^enus Hyalochaete Gran. Sectio Dicladia (Eh ib.) Gran. Ch. decipieus Cleve (1873, p. 11, tab. 1, fig. 5); Gran (1904, p. 535, tab. 17, fig. 1-6, und 1905, p. 74, fig. 88); Fig. 3. Chacloceias decipieus Clcve /. divaricata n. f. Meunier (1910, p. 219, tab. 25, fig. 12 — 16, tab. 27, fig. 45, tab. 28, fig. 1). Gefunden wurde diese Art während der achten Kreuzungs- tahrl im Oberfiächenfange 0.,3 und bei der Station A^. Unsere Abbildung zeigt bei schwacher Vergrößerung eine schmale Form dieser äußerst stark variierenden Species. Bei 0._,ß, 0.,j, .43„(0— 20) und A,9(20— 50) fand ich eine Form, die ich in der Fig. 3 wiedergebe. Der Zellenbau sowie der Inhalt stimmen mit C/i. decipieus überein. Nur die End- hörner sind zu stark gespreizt und zeigen einen undulierenden 386 B. Schussnig, Verlauf der Konturen. Es liegt aber außer jedem Zweifel, daß diese Form zu der obigen Art gehört, weshalb ich sie dazu- rechne, mit der Bezeichnung (li. decipiens f. divaricata nov. form. Zellen wie bei Ch. decipiens. Endhörner stark divergierend, mit undulierter Membran, spitz zulaufend. Nach den zahlreichen Fundorten zu schließen, scheint diese Art nicht gar selten zu sein. Ch. Lorenziainnn Grün. (1863, p. 157, tab. 14, fig. 13); van Heurck (Synopsis, tab. 82, fig. 2); Gran (1905, -p. 76, fig. 90). Die verbreitetste und häufigste Cliaeioceras- Art, welche über die ganze Adria so ziemlich gleichmäßig häufig ver- breitet ist. Auch ■ bei dieser Art dürften eingehendere Unter- suchungen über die Variation höchst interessante Ergebnisse liefern. Die Unterschiede in der äußeren Morphologie sind bisweilen überraschend groß und mannigfaltig und dürften kaum auf äußere Einfiüsse allein zurückzuführen sein. Es scheinen vielmehr die Entwicklungsvorgänge von maßgebender Bedeutung für das Zustandekommen solcher morphologischer Abweichungen zu sein. Sectio Compressa Osten f. C/i. contorttmi Schutt (1888, tab. 3, fig. 4); Gran (1897, p. 14, tab. 2, fig. 32, und 1905, p. 78, fig. 93). Keine seltene Form in der Adria; am häufigsten und reichlichsten habe ich sie im Quarnero angetroffen. .Sectio Protuberantia Osten f. (^h. didymnm Ehrb. /. geniiia Gran (1905, p. 80). Ziemlich weit verbreitet, nicht sehr häufig. Ch. didymnm Ehrb. /. iiiig'lica (Grün.) Gran (1905, p. 80). Diese Form trat im Gebiete des südadriatischen Tief- beckens sehr reichlich auf, so daß sie zu jener Zeit dem dortigen Plankton ein charakteristisches Gepräge verlieh. Adriatische Planktonbacillarieen. 38; Ol. didymiun Ehrb. /. adriatica nov. form. Ich reihe diese Form den oben erwähnten an, finde es jedoch für notwendig, sie von diesen zu trennen. Von Ch. didymiun f. auglica weicht sie durch die schlanken, zu- gespitzten Schalenecken ab, welche sich in die sehr langen Seitenhörner fortsetzen, nachdem sie sich außerhalb der Ver- längerung der Schalenkontur gekreuzt haben. Die Schalen- Ckaelocems äiäyinutn Ehrb. /. adrinlica n. f. Einzelne Zelle mit Terminalhornern. höcker sind sehr stark ausgeprägt, der Chromatophor ist rundlich gelappt. Die Terminalhörner divergieren in einem Winkel von ungefähr 90° und sind sanft und elegant ge- bogen. Die Membran derselben ist wellig und die Hörner selber laufen in eine sehr feine Spitze aus (vgl. die Figuren 4 und 5). Diagnose; Zellen schlanker als bei C/i. didymiun f. an- glica, mit zugespitzten deutlich abgesetzten Schalenecken, 388 B. Schussnii die sich in die langen, unregelmäßig gebogenen Seiten- und Endhörner fortsetzen. Die Schalenhöcker sind sehr deutlich und hoch gewölbt, in der Nähe derselben findet sich je ein rundlicher, etwas gelappter Chromatophor. Die Terminalhörner Fig. 5. Chaetoceras didyimim Ehrb. /. adriatica n. f. Bruchstück aus der mittleren Partie einer Kette. schließen einen Winkel von ungefähr 90° ein, sind leicht ge- bogen, in der Mitte am dicksten, gegen die Spitze zu fein~ ausgezogen. Die Kontur ist leicht wellig. Gefunden bei A^^ und 0.jg. Selten. Sectio Stenocincta Ostenf. Ch. Schilt ti Cleve (1894, p. 14, tab. 1, fig. 1); Gran (1905, p. 81, flg. 97). Eine sehr stark im Adriatischen Meere verbreitete Art, die mitunter lokal massenhaft auftreten kann, so z. B. süd- westlich von Sebenico, am Ausgang des Kanals von Pas- man, wo ich sie als Charakterform eines dort entfalteten Planktongebietes fand. Auch im Süden der Adria war sie sehr reichlich zu treffen. Adriatische Planktonbacillarieen. 389 Ch. Najadiaunin n. sp. Mit Ch. Sdliitti nahe verwandt ist diese Form zu betrachten, die ich zu Ehren des österrei- chischen Forschungs- schiffes S. M. Schiff »Najade« benennen will (vgl.Fig.6). Die Schalen sind in der Gürtelband- ansicht viereckig mit scharfen Ecken, welche, sich eng berührend, in feine, wenig divergie- rende und schwach gebogene Seitenhörner auslaufen. Die apikalen Hörner zeigen einen deutlichen Dimorphis- mus; die vorderen sind denen \-on Ch. Scliiitti nicht unähnlich, mit welligen Konturen, in der Mitte am dicksten, gegen die Spitze zu sehr fein und lang ausgezogen ; außerdem schwach S-förmig ge- bogen. Die hinteren Endhörner sind dünner, nur um weniges dicker als die seitlichen, sie sind am Grunde auf einer kurzen Strecke / senkrecht zur Längs- achse der Kette ge- chadocems Najadiamim n. sp. Cbersichtsbild richtet, dann in spitzer einer vollständigen Kette. 390 B. Schussnig, Divergenz gerade gestreckt. Die Fensterchen sind länglich, in der Mitte etwas eingeengt. Chromatophoren in jeder Zelle in Einzahl vorhanden und vvandständig. Diagnose: Bildet kurze, gerade Ketten, deren Glieder ungefähr drei Viertel so lang als breit sind und lassen zwischen sich einen engen Spalt. Die Zellen schließen mit ihren Pocken dicht an, aus welchen die haardünnen Seitenhörner ent- springen. Letztere sind an ihrer Basis ganz kurz miteinander verwachsen und gegen die beiden Enden der Kette leicht gebogen. Die Terminalhörner sind ungleich gestaltet. Die zwei vorderen sind schwach S-förmig gebogen, wenig divergierend, im unteren Drittel ungefähr am dicksten und in eine sehr feine Spitze ausgezogen. Die hinteren Endhörner entspringen an der Terminalzelle, verlaufen auf einer kurzen Strecke hin senkrecht zur Kettenachse, um dann scharf umzubiegen; die beiden Schenkel sind gleichmäßig dick, sch\\'ach divergierend und ungefähr so lang wie die vorderen Endhörner. In jeder Zelle ein wandständiger, rundlicher Chromatophor enthalten. Gefunden bei O.^^. Ol. Willei. Gran (1897, p. 16, tab. 4, fig. 47, und 1905, p. 81, fig. 18). Diese Form traf ich nur im Quarnerolo und im Kanal von Zara, woselbst sie äußerst selten war. Neu für die Adria. Sectio Laciniosa Ostenf. Ch. lacmiosum Schutt (1895, a, p. 38, fig. 5a,b,c); Gran (1905, p. 82, fig. 99). Dürfte in der Adria sehr selten sein. Das von mir unter- suchte Exemplar stammt vom Kanal von Zara her (O.,,^). In der beigegebenen Abbildung sind wegen Raummangel die Hörner viel kürzer gezeichnet worden. Die Apikalhörner sind noch doppelt, die Lateralhörner noch halb so lang als in der Zeichnung zu denken. Außerdem zeigt unsere Abbildung eine Mißbildung, bestehend aus einem stachelförmigen Fortsatz an der seitlichen Schalenwand (vgl. Fig. 7). Adiiatische Planktonbacillaiieen. 391 Ol. breve Schutt (1895, a, p. 38, tab. 4—5, tig. A a, b); Gran (1905, p. 83, fig. 100). Diese für die Adria ebenfalls recht seltene Art fand ich im Quarnero, und zwar bei der Station A^ in einer Tiefe von 25 bis 50 in. Neu für die Adria. Fig. 7. Chaelocei-as laciniosnin Schult. .Apikalhörner noch doppelt so lang, die Seitenhörner ungefähr noch halb so lang als in der Zeichnung. Rechts unten eine Mißbildung in Form eines geradegestreckten, zu- gespitzten Dornes. Ch. pelagicum Cleve (1873, /', p. 11, tab. 1, lig. 4); Gran (1905, p. 83, flg. 101). Bei dieser für die Adria neu konstatierten Art ist e.s mir geglückt, die Dauersporenbildung zu beobachten, welche in der Fig, 8 wiedergegeben ist. Die morphologische Gestalt 892 B. S c h u s s n i ! derselben paßt sehr gut zu den übrigen Dauersporen der Laciniosa-Gvuppe, wodurch die natürliche Umgrenzung dieser Sektion nunmehr bewiesen ist. Im Gebiete nicht selten; ganz besonders reichlich fand ich sie im Bereiche des Pemobeckens, wo sie, zusammen mit Fig. 8. Chacloccras pclagicuui Cleve. Dauerspurenbildung. Ol. Sdiütti und Nitzschia siibtilissima, zu den Charakter- formen jenes Planktons gehörte. Sectio Diversa Ostenf. Ch. diversuiii Cleve (1873, a, p. 9, tab. 2, tig. 12); Gran (1905, p. 87, fig. 107). In der ganzen Adria ein häufiger Planktont. Ch. fnrca Cleve (1897, p. 21, tab. 1, fig. 10); Schröder (1900, p. 28, tab. 1, fig. 2); Gran (1905, p. 87, fig. 108). Weit und allgemein verbreitet; war besonders längs der italienischen Küste, nordöstlich vom Gargano-Vorsprung, sehr reichlich im Plankton enthalten. (Ji. adriaticum n. sp. Diese Art bildet ziemlich lange, steife, nicht gedrehte Ketten. Die Zellen sind kürzer als die Breite, die Fenstei' Adriatische Planktonbacillarieen. 393 engspaltig. Die Schalenecken berühren sich und entsenden kurze, äußerst zarte Seitenhörner. Zwei Paar von diesen sind \on den übrigen durch ihre bedeutendere Länge und Dicke sowie durch die starke, wellige Wand ausgezeichnet. Sie sind alle vier nach derselben Richtung gebogen, die vorderen mehr als die rückwärtigen. Chromatophoren in jeder Zelle in Ein- zahl vorhanden, wandständig (vgl. Fig. 9). Chaeioceras adyiaticnin n. sp. Diagnose: Die Art erzeugt ziemlich lange, gerade Ketten von niedrigen, halb so langen als breiten Gliedern. Die Fenster- chen sind linsenförmig. Aus den scharf zugespitzten Schalen- ecken entspringen kurze, ungleich entwickelte, leicht gebogene Seitenhörner, welche am Grunde miteinander verwachsen sind. Ausgeprägte Endhörner fehlen, dagegen sind zwei Paare der seitlichen Hörner immer bedeutend größer und dicker als alle anderen, mit welliger Kontur und dicker Membran. Ein Chro- matophor von rundlicher Gestalt in jeder Zelle, vvandständig. Gefunden bei O,,. Sectio Brevicatenata Gian. Ch.WigJiamii Brightw. (1856, p. 108, tab. 7, flg. 19—36); Schröder (1911, p. 9, tig. 3); Gran (1905, p. 88, fig. 11). Eine sehr häufige Form, welche ziemlich gleichmäßig in der ganzen Adria verbreitet ist. 394 li. S c h u s s n i Ich trenne die in der Fig. 10 wiedergegebene Form als Ch. Wigliainii Brightw. / esile nov. form, ab infolge des mehr schlanken, gestreckten Baues der Zellen und der kleineren Fig. 10. Chaetoccvas Wigliainii Brightw. /. esile mihi. Chromatophoren, die nicht die ganze innere Gürtelbandfläche decken. Bemerken möchte ich jedoch, daß Ch. Wighaniii, wie alle schon früher erwähnten häufigen Formen, starken Varia- tionen unterworfen ist. Adriatische Planktonbacillarieen. 395 Ch. perpusUlnm Cleve (1897, p. 22, tab. 1, fig. 12); Gran (1905, p. 89, fig. 112). Eine äußerst selten vorkommende Art. Neu für die Adria. Fig. 11. Chadoceras anastomosans Grün. Zellen teilweise in Teilung begriffen. Die Verbindungsbrücken zwischen den Seitenhörnern lang und weit nach außen verschoben. Ch. pseiidocvinitum Ostenf, (1901, p. 300); Gran (1905, p. 90, fig. 114). Nur im Quarneroio gefunden. Äußerst selten. 396 B. Schussnig, Sectio Curviseta (Osten f.) Gran. Ol. debile Cleve (1894, p. 13, tab. 1, fig. 2); Gran (19U5, p. 92, fig. 117). Eine seltene Art; bei 0.,-^ beobachtet. Neu für die Adria. Sectio Anastomosantia Osten f. Ol. anastouiosans Grün. (1883, in van Heurck, Syn- opsis, tab. 82, fig. 6-8); Gran (1905, p. 93, fig. 118). Diese Art fand ich im Quarnerogebiet, woselbst sie ziem- lich reichlich von der Oberfläche bis in eine Tiefe von zirka 50 m vorhanden war. Außerdem traf ich sie noch, aber weit spärlicher, in der Nähe der italienischen Küste, nordwestlich vom Pomobecken. Unsere Fig. 1 1 zeigt, daß die Brücken zwischen den Seitenhörnern länger und viel weiter von der Schale entfernt sind als bei den nordischen Formen. Familie Eucampiaceae. Gattung Hemiaulus Ehrenb. H. Haiickii Grün, (in van Heurck, Synopsis, tab. 103, fig. 10); Gran (1905, p. 100, fig. 128). Eine sehr häufige und stark variierende Art. Gattung Cerataulina Perag. C. Bergonii Perag. (1892, p. 7, tab. 1, fig. 15); Gran (1905, p. 101, fig. 132). In der ganzen Adria häufig. Gattung Biddulphia Gray. B. Schröder iana (Schröder) mihi. Zu dieser Art ziehe ich auch die von Schröder (1908, p. 618, Fig. 3) beschriebene Form ein, die er mit einem ge- wissen Vorbehalt mit B. pellitcida Cd.stvac. identifizierte. Ein Vergleich mit der Castracane'schen Abbildung zeigt jedoch, daß es sich bei unserer Form um etwas anderes handelt. Die Adriatisclie Plunktonbacülaneen. 397 Zellen haben in der Gürtelbandansicht eine ziemlich gerade Kontur, die Schalen besitzen zwei kaum angedeutete Fort- sätze und eine Vorwölbung der Schalen, wie sie bei B. pcllu- cic/a vorkommt, ist nie vorhanden. Die Kieselmembran sowie die Strukturzeichnung ist äußerst zart. Die ("hromatophoren dürften in größerer Anzahl vorhanden und \'on rundlicher Gestalt sein. Ich konnte dies nicht mit Sicherheit konstatieren, weil am fixierten Material das Plasma geschrumpft war. Bei einem Exemplar, welches fast völlig von Plasma frei war, fand ich viei' rundliche Zellen, die ich für noch nicht aus- getretene Mikrosporen halte. Leider konnte ich an dem wenigen Jiic/Jiilphia Schröderiana mihi. Ein Stadium der Mikrosporenbildung. Fig. 13. Biddiilphia Schrödcrinna mihi. Material diesen Vorgang nicht näher beobachten (vgl. Fig. l'i und 13). Diagnose: Zellen im Umrisse ungefähr rechteckig, mit abgerundeten Ecken und eingebuchteten Schmalseiten. Die Gürtelzone ist sehr hoch, mehr als die Hälfte der ganzen Zellhöhe einnehmend und zeigt verschiedenartigst gewundene Konturen von Zwischenbändern. Die Schalen sind ganz wenig gegen oben zu verschmälert, in der Mitte eingebuchtet und mit ganz leicht angedeuteten Höckern. Die .Skulptur ist äußerst zart und besteht aus drei Systemen von Lineamenten, die sich untereinander kreuzen und so winzig kleine Sechsecke umgrenzen. Chromatophoren wahrscheinlich klein, rundlich und in Mehrzahl vorhanden. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. ßj. 27 HDS B. S c h u s s n i : 7). caicnafa n. sp. Diese Art steht B. pclu^i^ica Schröder sehr nahe, unter- scheidet sich jedoch von ihr in vielen Punkten. Das nicht ganz in der Mitte der Konnektivfläche liegende Gürtelband ist, bezüglich der Frustelhöhe, breitei- als bei der Schröder'schen Art. Der Ver- lauf der Zwischenbandkommissuren ist ebenfalls verschieden und die Höcker, welche Schröder für seine Art mit flachem Ende zeichnet, sind bei der vor- liegenden Species abgerundet, manch- mal sogar etwas \'orgewölbt. Die Chro- matophoren konnte ich ebenfalls nicht sehen; doch, nach dem Knäuel zu ur- teilen, welcher sich in der fixierten Zelle angesammelt hatte, dürften sie rundliche Gestalt haben und in grofier Zahl vor- handen sein. B. cafcnata kommt in Ketten vor; die \'erbindung der ein- zelnen Zellen wird durch Gallerte, welche an den aneinanderstoßenden Höckern ausgeschieden wird, bewerkstelligt (vgl. Fig. 14). Diagnose: Zellen langgestreckt mit unsymmetrisch gebauten Schalen, zu Ketten verbunden. Die Gürtelzone mit den entsprechenden Zwischenbän- dern reicht bis hoch hinauf, so daß die Schalen sehr niedrig erscheinen. Letztere sind nicht beide gleich hoch und aucli die Zw'ischenbänder sind an jenei' Seite, an welcher sich die höhere Schale be- befindet, breiter als auf der gegenüber- liegenden. Die Konturen der Zwischenbänder verlaufen in dL-r Nähe des Gürtelbandes ziemlich geradUnig, dagegen weiter von ihm entfernt nehmen sie einen gebogen-zackigen \'er- lauf an. An jeder Schale befinden sich zwei ungleich hoch \ "^ Yvr. 14. Biddiilphia calenala n. sp. Kin Glied einer längeren Kette. Adriati^che l'lanktonbacilluiieen. 'A{){) gestellte Höcker mit kaum x'urgewölbtem Ende. Sie dienen, mittels Galleitausscheidung-, zu Ansatzstellen der Kettenbildung. Chromatophoren nicht sicher nachgewiesen; wahrschein- lich mehrere, kleine, rundliche vorhanden. Selten; bei O.,- beobachtet. « B. Pennatae. Familie Fragilariaceae. Gattung Thalassiothrix Cleve et Grün. Tli. loii^i^'issiiiui Cleve et Grün. (Gran, 1905, p. IKJ, t^u^ 157). Häufig in der südlichen Adria gewesen, woselbst sie einen u'esentlichen Bestandteil des Phytoplanktons ausmachte. Th. Frauciifeldü (Grün.) Cleve et Grün. (1880, p. 100). Im ganzen Gebiete häufig. Familie Nitzschiaceae.. Gattung Nitzschia Hassal. X.seriata Cleve (1883, p. 478, tab. 38, tig. 75). War in der südlichen Adria, im Gebiete des Tiefsee- beckens und auch etwas nördlicher davon, eine Charakter- form des Planktons; sonst auch nicht selten. \\\Q schon anfangs bemerkt, sehe ich von einer weiteren Aufzählung der Planktondiatomeen, die ich bei den zwei er- wähnten Terminfahrten beobachtet habe, ab und beschränke mich nur auf die kritischeren und neuen Arten. Über die \'erbreitung, die diese Organismen im Frühling des Jahres 1913 hatten, habe ich schon a. a. O. berichtet, weshalb ich hier eine Wiederholung, unter Hinweis auf meine frühere Arbeit,^ für unnötig halte. Der Zweck dieser Publikation ist 1 L. c. (1914). ■K)0 B. Schussnig, erreicht, wenn sie zur Kenntnis unserer Algenflora etwas bei- getragen haben wird; der fragmentarische Charakter vor- Hegender Zeilen ist teilweise durch den Mangel an xMaterial und teilweise infolge der engbemessenen Zeit verursacht. Jedenfalls mögen sie künftigen Forschern von Nutzen sein. Zum Schlüsse, erachte ich es als meine Pflicht, allen jenen Herren meinen innigsten Dank auszudrücken, welche mir bei der Ausführung dieser Untersuchungen irgendwie behilflich gewesen sind. Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Hofrat v. W'ettstein, in dessen Institut ich diese Arbeit begonnen habe, danke ich hiermit bestens. Herrn Dr. Zahl- bruckner, Herrn Prof. Cori und Herrn A. \'alle, welche mir in bereitwilligster Weise die fehlende und oft schwer zugäng- liche Literatur verschafften, drücke ich hier ebenfalls meine Dankbarkeit aus. Literaturverzeichnis. 1895. Aurivillius C. \V. S. Das Plankton des Baltischen Meeres. (Bihang tili k. Svenska Vet.-Akad. 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Da bei Ausbruch des Krieges das Mikroskop, welches ich zu diesen Untersuchungen benutzt hatte, in der Biologi- schen Station in Bergen zurückbleiben mußte, so war es mir nicht möglich, die genauen Vergrößerungen anzugeben. Es dürfte aber die Durchschnittsvergrößerung 300- bis 400mal betragen. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystaliographie, Botaniic, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 6. und 7. Heft 409 Über die Natur der Mineralfarben Von C. Doelter (Vorgelegt in der Sitzung am 17. Juni 1915) Einige weitere Beobachtungen über Radiumverfärbung, welche ich dantc der Freundlichkeit des Herrn Prof. Dr. Stephan Meyer im Radiuminstitut der Ivaiserl. Akademie aus- führen konnte, veranlaßten mich, bezüglich der Natur der Mineralpigmente eine neue Einteilung zu treffen und die Theorien bezüglich der Mineralpigmente neuerdings zu prüfen. Die älteren Ansichten gingen meistens dahin aus, in den Mineralien organische Färbemittel anzunehmen, einerseits weil diese Färbungen bei Erhitzung verschwinden, andrerseits weil man in manchen Fällen, wie im Rauchquarz, im Fluß- spat und anderen Mineralien wirklich Kohlenwasserstoffe auf- gefunden hatte. Durch die Beobachtung, daß die durch Hitze entfärbten Mineralien durch Radiumbestrahlung wieder ihre frühere Farbe erhalten können, dann durch die von mir untersuchte Einwirkung der durch Radiumstrahlen veränderten !\hneralfarben, ist diese Hypothese hinfällig geworden. Eine zweite Hypothese, welche auch die durch Radium- strahlen erzeugten Färbungen erklären wollte, war die der Beimengung gewisser Substanzen, als welche man be- sonders Manganoxyde und Chromoxyde vermutete. Wenn nun auch in manchen Fällen diese Oxyde die Färbungen, was immerhin wahrscheinlich ist, hervorbringen, so ist doch eine Verallgem.einerung nicht am Platz und man kann behaupten, daß \'iele Färbungen nicht durch solche 410 C. Doelter, Beimengungen, welche meistens ihrer chemischen Zusammen- setzung nach der hetreftenden Mineralfärbung fremd sind, hervorgebracht sind. Überhaupt ist eine früher sehr beliebte Verallgemeinerung, nur wenige bestimmte Färbemittel anzunehmen, schädlich. So glaubt K. Redlich,^ daß die Talke stets durch Chromoxyd gefärbt seien, obwohl dieser Stoff, der der Färbung des Tall^es ja ganz fremd ist, wohl nur dann als Pigment vorkommen kann, wo durch das Vorkommen die Vergesellschaftung des Talkes mit Chrommineralien, also namentlich mit chromhaltigem Serpentin nachgewiesen ist. Ebenso wie durch Chromoxyd kann die grüne Farbe auch durch Nickeloxydul, Eisenoxydul, bisweilen vielleicht auch durch Kupferoxydulcarbonat zustande kommen; jedenfalls darf man nicht, wie früher oft geschah, aus dem Farbenton die Natur des Pigmentes erschließen, dazu sind in jedem einzelnen Falle Untersuchungen nötig. Luminiscenz und Färbemittel. Es ist, namentlich was die Luminiscenz mit ultravioletten Strahlen betrifft, hingewiesen worden, daß diese Erscheinung durch Beimengungen sehr kleiner Mengen hervorgerufen ist, da ganz reine Stoffe keine Luminiscenz zeigen. Dies scheint für viele Fälle gültig zu sein, darf aber wohl auch nicht ganz verallgemeinert werden. Auch für Kathodenstrahlen haben die Untersuchungen von A. Pochettino- für manche Mineralien, z. B. für Kalkspat, gezeigt, daß die Krystalle verschiedener Fundorte sich ver- schieden verhalten, was darauf hinw^eisen würde, daß es Beimengungen sind, welche die Luminiscenz erzeugen. Immerhin dürften auch reine Stoffe Luminiscenz mit ultravioletten, Kathoden- und Radiumstrahlen zeigen. Jedenfalls darf man nicht aus der beobachteten Lumi- niscenz schließen, daß bei gefärbten Mineralien derselbe Stoff, welcher die Luminiscenz erregt, auch den Farbstoff hervor- bringt. Es zeigen ja auch viele Mineralien Luminiscenz, welche farblos sind und die auch durch Radiumstrahlen nicht gefärbt werden, wie Kalkspat, VVoUastonit, Apophyllit u. a. 1 Zeitschr. für prakt. Geol., J9, 126 (1911). 2 Zeitsclir. für Krystall., 51, 113 {\^\?,). Natur der ?^lineralfarben. 411 Farbe und Paragenesis, Manche sonst farblose Mineralien erscheinen gefärbt, und es ist wohl wahrscheinlich und nicht zu gewagt, die Färbung mit dem Einwandern (sei es bei Bildung des Krystalls, sei es später) des Farbstoffes aus den benachbarten Mineralien in Verbindung zu bringen. Auf der Lagerstätte eines Elementes werden die anderen Mineralien, welche dieses Element nicht ihrer Konstitution nach ent- halten, in kleinen Mengen das betreffende Element enthalten können. Dafür ließen sich (wie vorhin für Talk bemerkt) zahl- reiche Beispiele anführen und möchte ich hier nur das Titan hervorheben, welches wahrscheinlich als Färbemittel mancher violetter Diamanten und zum Teil auch einiger dunkler Saphire dort \'orkommt, wo Titanmineralien als Begleiter dieser Mineralien erscheinen. Auch das Vorkommen von Radiumfärbungen wird in \-ielen Fällen durch das Zusammenvorkommen mit radio- aktixen Mineralien verursacht. Die pleochrotischen Höfe, welche namentlich durch J. Joly,^ O. Mügge- u. a. erklärt wurden, verdanken ihre Entstehung Einschlüssen radioaktiver Mineralien. Daher wird man bei der Erklärung der Farben stets auf das Zusammenvorkommen mit den begleitenden Mineralien Bedacht nehmen müssen. Neue Versuche mit Radiumstrahlen. Eine sehr wichtige Frage ist die, ob die Färbungen, welche durch diese Strahlen verursacht sind, von begleitenden Mineralien, von radioaktiven Quellen, V(mi der Radioaktivität der Gesteine herrühren oder ob sie auch von der eigenen Radioaktivität herrühren können. Ferner ist zu betrachten, welche der Strahlen, die Radium aussendet, bei der Färbung die wichtigsten sind und ob dann auch solche künstliche Ver- bindungen durch Strahlung gefärbt werden, die jenen der Natur entsprechen, aber keine nachweisbaren Beimengungen 1 Radioactivit\' and Geology (London 1909). ^ O. Mügge, N. Jahrb. für Min. etc., (1907), 113. 412 C. Doelter, enthalten. Es ist dies namentlich im Hinblick auf die An- schauung, daß die Farben durch Beimengungen verursacht sind, wichtig. Daher ist auch die Bestrahlung künstlicher Edelsteine und anderer künstlicher Mineralien wichtig. Von ganz reinen StofTen, soweit überhaupt von Reinheit gesprochen werden kann, wurden insbesondere Tonerde, Zirkonerde, Chlornatrium untersucht, ferner auch noch eine Anzahl von künstlich hergestellten Verbindungen. Bei Pulvern ist zu berücksichtigen, daß sie nicht die Farbe zeigen können wie die Krystalle oder Bruchstücke, da eine leichte Färbung bei Pulvern viel schwerer zu beobachten ist als bei Bruchstücken. Deutliche Färbung nach der Be- strahlung mit Radiumchlorid zeigten Chlornatrium und Zirkon- ox3^d, während Tonerde keine zeigte. Zirkon. Bei Zirkon ist von Wichtigkeit das \'erhalten weißer (farbloser) Krystalle. Ganz braunroter Zirkon oder H^-azinth von tiefer Farbe nimmt durch Bestrahlung keine andere Farbe mehr an. Er hat bereits die Sättigungsfarbe. Ich habe nun eine größere Anzahl von Zirkonen, welche zum Teil durchsichtig, wasserhell, zum Teil einen leichten grüngelben Stich hatten, mit Radiumchlorid bestrahlt und alle diese Zirkone zeigten nach kurzer Zeit die tiefe Hyazinth- farbe, wie sie gleichzeitig mit diesen bestrahlte Hyazinthe von tiefbraunroter Farbe hatten, welche sich nicht weiter verändert hatten. Frühere Versuche mit einem weißen Zirkon von Pfitsch hatten eine viel weniger intensive Farbe gezefgt. R. Brauns hatte bei einem Bestrahlungsversuch, bei welchem nur 1 mg Radiumbromid angewandt worden war, ein negati\"es Resultat erhalten. Aus den neueren Versuchen von mir geht hervor, daß sich weiße (farblose) Zirkone oder auch solche, welche durch scharfes Glühen farblos geworden waren, ganz gleich bei der Be.strahlung verhalten; sie erhalten durch Radiumbestrahlung die Farbe, welche die tief gefärbten Hyazinthe zeigen. Daraus Natur der Mineralfarben. 413 geht hervor, daß in den farblosen Zirkonen (von den grün- gelben und grünen sehen wir hierbei ab) schon der Farbstoff enthalten ist, welcher bei den gefärbten sichtbar ist. Es kann sich daher nur um ein Färbemittel handeln, welches je nach der Teilchengröße oder dem Molekularzustand verschiedene Farben- töne zeigt. Wenn auch Eisen in Hyazinthen nachgewiesen ist, so dürfte dies nicht beweisen, daß es sich um dieses Färbemittel handelt, wenn dies auch nicht mit Gewißheit aus- geschlossen werden kann. Die chemische Natur des Färbe- mittels läßt sich gegenwärtig nicht feststellen. Meine Versuche stimmen nur teilweise mit jenen über- ein, welche R. Strutt vor kurzem veröffentlicht hat (siehe unten). Vor allem verhalten sich die verschiedenen Hyazinthe, auch solche von gleichem Fundorte, darin verschieden, daß sie beim Erhitzen nicht, durchwegs farblos werden, sondern es wird nur ein Teil farblos, währe'nd andere heller werden, es gibt aber auch solche, welche hoch erhitzt werden können, ohne ein merkliches Verblassen zu zeigen. Man muß an- nehmen, daß in den letzteren vielleicht noch ein zweites stabiles Färbemittel vorhanden ist, neben jenem, welches bei der Erhitzung verschwindet. R. Strutt nahm dagegen an, daß jeder Zirkoh bei 300° farblos wird, was nur zum Teil zutrifft. R. Strutt machte mit Hyazinthen von Espailly seine \'ersuche. Merkwürdig war bei meinen X'ersuchen das V^er- halten eines Hyazinths von Ceylon. Dieser wurde beim Glühen in Luft sogar rotbraun. Im Wasserstoffstrom wurde er orange und heller, im Sauerstoffstrom würde er mehr rot. Die Er- hitzungstemperatur betrug 550 bis 600°. Ultraviolette Strahlen, mit einer Ouecksilberlampe erzeugt, stellten stets die ursprüngliche Farbe, welche das Mineral vor dem Glühen besaß, wieder her. Daraus geht hervor, daß sich verschiedene Hyazinthe sehr verschieden verhalten. Die vulkanischen Hyazinthe, zu welchen der von Espailly gehört, scheinen eine Mittelstellung in dieser Hinsicht zwischen dem ceylonschen, welcher granitischen Gesteinen entstammt, und den künstlichen farblosen, durch Radiumbestrahlung gefärbten einzunehmen. 414 C. Doelter. Um die Hypothese R. Strutt's, nach welcher die Hyazinth- farbe durch die eigene Radioaktivität des Minerals, durch Strahlen erzeugt ist, zu prüfen, hat Prof. St. Meyer auf mein Ersuchen einen farblosen Zirkon mit Polonium bestrahlt, wobei keine rötliche Färbung entstand, sondern ein ganz leiser rötlicher Stich. Dabei ist noch zu erwähnen, daß chemisch reine, thorium- freie Zirkonerde kaum eine Färbung zeigte. Diese war auch nach Untersuchung Dr. H. Sirk's nicht radioaktiv. Weitere \'ersuche betrafen: Cordierit, blauen Spinell, rosa Spinell, Chrysoberyll, Phenakit, Euklas (letztere waren fast farblos). Cordierit wird mehr blaß, dabei grau. Spinell. Ich habe einige \'ersuche mit rotem und blauem Spinell ausgeführt. Der erstere wird durch Radiumbestrahlung nicht verändert. Auch der blaue oder blaßblaue zeigte nur eine geringe X'eränderung von 18/^ zu 17 p der Radde'schen Farbenskala. Auch die Erhitzungsversuche ergaben keine merkliche Veränderung. Es scheint demnach ein stabiles Färbemittel, welches vielleicht isomorph beigemengt ist, vorzuliegen. . Phenakit. Neue \'ersuche mit diesem Mineral ergaben bei farblosem Phenakit, welcher nur einen kaum merklichen Stich ins Gelbliche zeigte, nach der Bestrahlung mit Radiumchlorid eine sehr schöne Orangefärbung. Diese wird durch darauffolgende Bestrahlung mit der Ouecksilberbogenlampe wieder aufgehoben. Euklas. Bekanntlich ist dieses Mineral schön blau gefärbt. Diese Farbe wird durch Erhitzung nicht zerstört. Radiumbestrahlung hat wenig Einfluß; von violett 21^ wurde es 19', also mehr bläulich. Natur der Mineralfarben. 415 Chrysoberyll. Auch bei diesem Mineral hat die Bestrahlung mit Radium- chlorid keinen Einfluß. Apatit. Apatit von Auburn, welcher eine violette Färbung zeigte, wird durch Erhitzen farblos; der Radiumbestrahlung aus- gesetzt, nimmt er die frühere Farbe, jedoch mit stärkerer Intensität, an. Aus diesem Versuch erhellt, daß auch dieser Apatit in der Natur durch Radiumstrahlen gefärbt ist. Ähnlich wie der Apatit von diesem Fundort, verhielt sich den Radiumstrahlen gegenüber ein farbloser Apatit von der Knappenwand; er nahm eine grauviolette Farbe an. Die Entstehung der IVIineralpigmente in der Natur. Die Farben der allochromatischen Ahneralien lassen sich in primäre und sekundäre einteilen. Erstere sind solchen Farbstoffen zu danken, welche bereits bei der Entstehung der betreffenden Mineralien vorhanden waren. Dazu gehören die Farbstoffe, welche als isomorphe Vertreter eines Bestandteiles vorkommen. So kann Tonerde durch Eisenoxyd oder Chromoxyd ersetzt werden, Magnesia durch Eisenoxydul, Manganoxydul oder Nickeloxydul. Kalium kann in Silicaten ebenso wie Natrium durch Lithium ersetzt ^\■erden. Diese Bestandteile waren bereits bei der Entstehung des betreffenden Minerats in der Lösung oder der Schmelze vorhanden. Dies trifft bei vielen Mineralien zu, so bei Granat, Epidot, Augit, Hornblende, Turmalin, Axinit, bei manchen Carbonaten, die an und für sich farbfe« sind, jedoch durch Metalloxyde, welche die konstituierenden Oxyde vertreten, gefärbt erscheinen. Künstlich hat man ja bei vielen Sulfaten, insbesondere bei Alaun, durch kleine Zusätze isomorpher Ver- bindungen solche Färbungen erhalten, wie am besten das Beispiel des Kalialauns zeigt, bei welchem durch Zusätze von Chromalaun in der Lösung die verschiedensten Farbentöne bis zum Dunkelviolett erhalteii werden können. 416 C. Doelter, Diese isomorph beigemengten Farbstoffe zeichnen sich durch große Stabilität aus und die Farbe ändert sich meistens erst mit der chemischen \'eränderung des betreffenden Minerals. Auch nichtisomorphe \'erbindungen können, wenn sie in kleiner Menge in fester Lösung enthalten sind, als Farbstoffe auftreten, da ja der Begriff der festen Lösung ein weiterer ist als der der isomorphen Bestandteile. Primäre Färbungen können auch durch Pigmente ent- stehen, die nicht in fester Lösung sich befinden, sondern als Absorptionen angesehen werden können. Als solche betrachten wir z. B. Krystalle, welche durch organische Farbstoffe, die der Lösung zugesetzt w^irden, gefällt sind. Versuche in dieser Richtung wurden von 0. Lehmann und in neuerer Zeit von P. Gaubert ausgeführt. Letzterer zeigte, daß sehr kleine Mengen von Methylviolett genügten, um Bleinitrat zu färben. In der Natur sind solche Fälle, in welchen organische Pigmente die Färbung hervorbringen, wie es scheint, selten, denn die .frühere Ansicht, daß organische Pigmente in Flußspat, Quarz, Zirkon, Korund vorhanden sind, hat sich, wie früher aus- geführt wurde, als eine irrige erwiesen. Manchmal mag in- dessen auch eine derartige Färbung vorkommen, so kann Steinsalz durch Naphta gelbbraun gefärbt erscheinen. Sekundäre Färbungen. Vielleicht häufiger als die primären Färbungen sind wohl die sekundären, unter welchen ich die verstehe, welche nach der Bildung des betreffenden Krystalls entstanden sind. Davon abgesehen, können als sekundäre jene in Betracht kommen, welche durch X'eränderung des betreffenden Minerals selbst zustande kommen, also durch Verwitterung. Von diesen rein chemischen Veränderungen, die sich ja nicht auf das Pigment, sondern auf die ganze Mineralverbindung beziehen, wollen wir absehen und nur die betrachten, welche als \'er- änderungen des Pigmentes zu bezeichnen sind. Die Veränderungen des Pigmentes können chemische sein oder molekulare. Chemische Veränderungen können durch Oxydationen oder Reduktionen entstehen, namentlich. Xatur der Mineralfarben. 417 WO es sich um ein Metall handelt, welches mehrere Oxyde bilden kann. Solche Veränderungen können auch bei festen Lösungen entstehen. \'on größerer Wichtigkeit sind die Veränderungen, bei welchen es sich um Umwandlung einer krystallinen Phase in eine kolloide (oder auch umgekehrt) handelt oder wo nur die Teilchengröße, der Dispersitätsgrad der kolloiden Lösung sich verändert. Veränderungen können in der Natur auch durch Tem- peraturveränderung, also durch Erhitzung vor sich gehen, und daß dies möglich ist, wurde bereits früher erwähnt (vgl. auch unten). Die wichtigsten X^eränderungen sind neben den oben erwähnten die durch Radiumstrahlen. Diese können ihren Ursprung verdanken: radioaktiver Luft, radioaktiven Quellen, dann der Nachbarschaft der in der Natur weit verbreiteten radioaktiven Mineralien, endlich der Einwirkung von Ein- schlüssen solcher Mineralien. Durch zahlreiche Untersuchungen hat es sich heraus- gestellt, daß viele Gesteine radioaktiv sind und zahlreiche Mineralquellen diese Eigenschaft besitzen, so daß wir, was die Quellen der Radiumstrahlung anlangt, nicht verlegen sind. Daß diese Radiumstrahlen Färbungen hervorbringen können, ist andrerseits wieder durch den Versuch erwiesen. Viele Mineralien, welche in reinem Zustande farblos sind, kommen in der Natur als farblose nur selten vor und sind meistens gefärbt. Andrerseits v\'issen wir, daß die durch Strahlungen erzeugten Färbungen unter dem Einfluß des Lichtes, speziell der ultravioletten Strahlen wieder verschwinden können. Es ist daher auch in der Natur möglich, daß ein gefärbtes }*hneral auf diese Weise wieder farbl()s wird. Wenn wir die Farben und ihre Entstehung in der Natur erklären wollen, treten uns folgende Gesichtspunkte entgegen. Sind diese Farben durch die benachbarten radioaktiven Stoffe erzeugt oder in den Mineralien selbst entstandene? Worin besteht die Veränderung durch Strahlung und wie werden die Farben erzeugt? Handelt es sich um chemische 418 C. Doelter, Wirkungen, um O-Xj^iationen, Reduktionen von \'erbindungen oder um molekulare Umlagerung des Pigmentes? Diese drei Fragen wollen wir hier behandeln. Was die erste anbelangt, so kommt dabei in Betracht, welche \-on den durch Radium ausgesandten Strahlen die Verfärbung bewirken. Hj^'pothese von R. Strutt.^ R. Strutt hat neuerdings \'ersuche mit Zirkon ausgeführt, von welchen er zwei ver- schiedene \'arietäten unterscheidet; nämlich die undurch- sichtige braune und die durchsichtige rotbraune (Hyazinth). Erstere kommt seiner Ansicht nach in plutonischen Gesteinen vor, letztere in Basalten und Laven. Die bei letzteren beob- achteten stumpfen Kanten schreibt er einer Korrosion durch die schmelzende Lava zu. Dies dürfte manchmal zutreffen, so für die H3^azinthe von Espaill3\ Was die Flyazinthe von Ceylon anbelangt, welche als Edelsteine benutzt werden, so möchte ich bemerken, daß wir über ihr Muttergestein nichts wissen, da diese in Seifen und Flußgeröllen vorkommen. Die abgeschliffenen Kanten rühren hier wohl von der Bearbeitung durch fließendes Wasser her. R. Strutt stellt nun die Frage auf, warum die Hyazinthe, welche bei 300° ihre Farbe verlieren, nicht durch die Schmelz- temperatur der Gesteine entfcärbt sind, beziehungsweise, wie sie die bei 300° verlorene Farbe wieder erhielten. Er beantwortet diese Frage dahin, daß diese Farbe durch die Einwirkung der Radioaktivität des Zirkons wieder er- halten hat. Nach dieser Anschauung wäre die Farbe der Zirkone und wohl anderer, ähnlich sich verhaltender Mineralien durch die eigene Aktivität hervorgebracht. Nach meinen Untersuchungen ist Zirkon in reinem Zu- stande nicht radioaktiv, sondern seine Aktivität wird (mit Aus- nahme des grünen Zirkons) durch Einschlüsse hervorgebracht. Daß Mineralien durch Einschlüsse radioaktiver Stoffe gefärbt sein können, hatte ich bereits im Jahre 1911 bemerkt. - 1 R. .Strutt, Proc. Roy. .Soc, S9, A. 405 (1914). - .Mineralogisches Taschenbuch, Wien 1911, 125. N.itiir der Mineralfarben. 419 Radioaktivität und Farbe. Wenn die Hj^potheseR.Strutt's richtig ist, so müssen besonders die radioaktiven Minerale eine intensive Farbe zeigen. Dies ist zum Teil der Fall. Ein- zelne Fälle wurden bereits autgezählt. Untersucht man jedoch näher, so findet man, daß es sich in vielen Fällen imi eine Eigenfarbe handelt. Läge eine durch Strahlung erzeugte vor, so müßte bei Erhitzung die Farbe schwinden, was jedoch in den untersuchten Fällen nicht zutrifft. So hat der am stärksten unter den Zirkonvarietäten radioaktive grüne keine Radium- farbe. Der Rutil, welcher als Einschluß pleochroitische Höfe verursacht, hat eine Eigenfärbung, welche beim Glühen nicht verschwindet. Ebenso hat Monazit keine Radiumfärbung. Quarz ist nach R. Strutt allerdings schwach radioaktiv, aber es scheint, daß es sich um solche Quarze handelt, welche unrein sind. Reiner Quarz ist nicht radioaktiv. Was die reine Zir konerde anbelangt, so ist dieselbe nach Bestimmung des Herrn Dr. H. Sirk nicht radioaktiv. Korund zeigt keine Radioaktivität. So ließen sich noch weitere Beispiele anführen, aus denen hervorgeht, daß viele radioaktive Mineralien nicht die Färbung zeigen, welche durch den Einfluß von Strahlungen erzeugt wird, wie auch andrerseits gerade solche Färbungen zeigende Mineralien keine Radioaktivität aufweisen. Die Ansicht Strutt's müßte also, falls sie überhaupt richtig ist, in ihrer Anwendung auf ganz vereinzelte Fälle beschränkt werden. Demnach entstehen die hier in Betracht kommenden Färbungen meistens nicht durch- die eigene Radioaktivität, sondern durch die benachbarter Mineralien oder durch die radioaktiven Gesteine, in welchen sie vorkommen, oder endlich durch radioaktive Quellen. Zur Entscheidung können radioaktive Mineralien heran- gezogen werden, welche derartige verschiedene Farbentöne zeigen. Leider sind gerade die am stärksten radioaktiven Mineralien undurchsichtig und überdies idiochromatisch. Es eignen sich daher solche nicht. Versuche mit Monazit. Geeignet zur Lösung der Frage ist der Monazit, welcher helle und dunkle gelbe und braune Farben zeigt. Ganz reiner Monazit dürfte vielleicht farblos 420 C. Doelter, sein. X'erschiedene Monazite sind verschieden radioaktiv.^ Nach J. Schetelig^ ist der nur schwach radioaktive Monazit von Moll and gelb. Entfärbungsversuche mit Monazit durch Erhitzen ergaben keine Veränderung, weder mit Sauerstoff noch mit Wasser- stoff. Die Höchsttemperatur betrug 550°.- Hellgelber Monazit wurde mit Radiumchlorid bestrahlt. Es ergab sich keine \'eränderung. Im allgemeinen läßt sich die Möglichkeit, daß manche radioaktive Mineralien durch ihre eigene Radioaktivität, be- sonders durch a-Strahlen sich färben, nicht von der Hand weisen. Es ist jedoch die zweite Hypothese, daß es die ß- und 7-Strahlen sind, welche durch benachbarte radioaktive Mineralien oder Gesteine ausgesandt werden, die die Färbung bewirken, wohl die wahrscheinlichere. Falls Färbungen durch die a-Strahlen vorkommen, dürfte dies immerhin der seltenere Fall sein. Durch Versuche mit Röntgenstrahlen,^ dann durch andere von mir und H. Sirk durchgeführte \'ersuche ist nachgewiesen, daß sowohl durch ß-Strahlen, als auch durch 7-Strahlen die Färbungen möglich sind.-'= Veränderungen der Pigmente durch Bestrahlung. Farb- lose Mineralien können durch Röntgen-, Kathoden- und Radiumstrahlen gefärbt \verden. Auch ultraviolette Strahlen sollen bei Gläsern Färbungen hervorbringen können. Alle die genannten Strahlungen können auch Verfärbungen hervorrufen. Es handelt sich nun uni die Frage, ob hier chemische oder andere Veränderungen vorliegen. Die chemi- sche Wirkung, falls eine solche auftritt, dürfte darin bestehen, daß Verbindungen ionisiert werden. Es dürfte dabei zur Elektrolyse kommen. Früher nahm man wohl an, daß es sich um Oxydationen oder Reduktionen handelt, was derzeit wenig wahrscheinlich sein dürfte. Weiter handelt es sich 1 J. Schetelig, Jahrbuch. 1913, II. 2 C. Doelter. Mineral. Cham., 111, 558. 3 C. Doelter, Diese Sitzungsberichte. 117, 819 a908>. ■1 C. Doelter und H. Sirk. Diese Sitzungsberichte, 119, 1091 (,1910). Natur der Mineialfiirben. 421 darum, ob fremde, der Substanz des Minerals chemisch fern- stehende Substanzen die Färbung bewirken. Diese letztere Frage ist schwer zu entscheiden, da beide Fälle möglich sind. Es kann sowohl die Substanz des Minerals oder auch eine kleine Beimengung elektrolysiert sein. Bei Quarz ist durch Untersuchungen von E. Warburg und F. Tegetmeyer nachgewiesen, daß im Quarz parallel der Achse feinverteiltes Natriumsilicat (wahrscheinlich auch Lithium- silicat) vorhanden ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieses die Färbungen verursacht, indem diese Salze elektro- Ij'siert werden. Die verschiedenen Färbungen der Quarz- varietäten können wohl einem und demselben Pigment zu- geschrieben werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit läßt sich behaupten, daß das Pigment, welches entsteht, ein kolloides ist und daß die verschiedenen Färbungen, wie allgemein bei kolloiden, dem verschiedenen Dispersitätsgrad, derTeilchengröße zuzuschreiben sind. Wir hätten eine Analogie mit den Goldlösungen, die R. Zsigmondy studiert hat.^ Ähnliches dürfte bei den verschiedenen Saphirvarietäten zutreffen; auch hier dürfte es sich vielleicht um eine Bei- mengung handeln, was dadurch unterstützt wird, daß reine Tonerde durch Radiumstrahlen nicht gefärbt wird. Weißer künstlicher Saphir wird weniger verändert wie natürlicher. Bei Flußspat und Steinsalz, welche auch im reinsten Zustand durch Radiumstrahlen gefärbt werden, dürfte Elektro- lyse und Bildung von kolloiden Metallen vorliegen. Bei Steinsalz färben Kathodenstrahlen blau, Radiumstrahlen gelb. Vielleicht handelt es sich auch hier nur um verschiedene Teilchengrößen. Bei Flußspat dürfte derselbe Fall vorliegen. Hier braucht man daher keine Beimengung anzunehmen. Andere Fälle lassen keine Entscheidung zu. Was den Zirkon anbelangt, so verweise ich auf das früher Gesagte. Es lassen sich die durch Strahlungen hervorgebrachten Wirkungen mit der Bildung kolloider Metalle durch elektrische Zerstäubung vergleichen. Solche sind durch Arbeiten von 1 R. Zsigmondy, Zur Kenntnis der Kolloide, Jena 1905, Absch. VIII. 422 C. Doelter, G. BredigundF. Haber, Ehrenhaft, J. Billitzer, E.Müller und R. Nowakowski und andere nachgewiesen.^ Demgemäß haben wir heute nicht mehr bei den so verschiedenen Farben eines und desselben Minerals \"er- schiedene Beimengungen, wie man früher annahm, uns vor- zustellen, sondern eher ein und dasselbe F'ärbemittel in verschiedener Teilchengröße. Veränderungen der Farbe durch Temperaturerhöhung". Wir wissen, daß eine Anzahl von Mineralien durch Temperaturerhöhung die Farbe \erliert und heller, oft sogar farblos werden. Zuerst schrieb man dieses Verhalten der An- wesenheit von organischen Pigmenten zu; diese Ansicht ist jedoch unhaltbar geworden, seitdem wir erfahren haben, daß derartig entfärbte Mineralien durch neuerliche Bestrahlung ihre ursprüngliche Farbe nicht nur wieder erhalten können, sondern sogar, wie das Beispiel des Amethystes, Flußspates, Hyazinthes und anderer Mineralien lehrt, ihre Farbe verstärken können. Man kann daher allgemein behaupten, daß Mineralien, welche ein derartiges Verhalten zeigen, ihre Färbung der Ein- wirkung von Strahlungen verdanken. Dabei läßt sich noch ein Unterschied zwischen den künstlich durch Radium- bestrahlung gefärbten Mineralien und den in der Natur die- selbe Farbe zeigenden erkennen. Der Unterschied besteht in der Labilität der künstlich auf die genannte Art gefärbten. Diese Farbe schwindet bei niedrigerer Temperatur als die natürliche Färbung, oft schon bei 80°. Ferner schwindet sie schon bei Bestrahlung mit ultra- violetten Strahlen oder schon im Sonnenlicht, und zwar meistens sehr rasch. Die Ursache dieses verschiedenen Ver- haltens, namentlich die Labilität der Farbe im Sonnenlicht, welche sehr auffällig ist, kann gegenwärtig nicht angegeben werden. Es läßt sich nur behaupten, daß die offenbar sehr langsam acquirierte F'ärbung, welche wahrscheinlich durch minimale Mengen von Radiumstrahlung zustande gekommen 1 Siehe die Literatur bei .\rthur Müller. Allg. Chein. der Kolloide (1907), 10. Natur der Mineralfarben. 423 ist, viel Stabiler gegenüber den genannten Einflüssen ist, als die mit großen Mengen erzielte rasch eintretende Färbung. Rasch erworbene Färbungen werden wieder rasch zer- stört, während langsam erworbene langsamer schwinden. Weitere Erhitzung'SYersuehe. Zur Klarstellung habe ich noch einige Erhitzungs- versuche unternommen. Versuche mit Sauerstoff. Saphir, gelb, wird im Sauer- stoffstrom bei 300 bis 350° farblos. Chrj'soberyll, gelb, wird bei dieser Temperatur hell rötlich. Blauer Spinell bleibt bis 500° unverändert. Dasselbe ist bei rosa vSpinell der Fall. Grüner Zirkon wird bei 500° mehr gelb. Versuche mit Wasserstoff. Gelber Saphir wird bei zirka 350° farblos. Blauer Spinell verändert sich nicht. Chrysoberyll wird heller. Grüngrauer Zirkon wird mehr gelbgrau. Versuche mit Wasserstoff an den mit Sauerstoff be- handelten Mineralien führten zu keiner Änderung. Nift" rosa Spinell wurde zumeist braunrot. Der rötlich gewordene Chrysoberyll wurde bei 550° ganz blaßgrau. Grüner Zirkon wurde wieder mehr gelbgrau. Bei den durch Radiumstrahlen gefärbten Mineralien ist ein Unterschied beim Erhitzen, ob dies in Sauerstoff oder in Wasserstoff geschieht, im allgemeinen nicht erkennbar. Die allochromatischen Mineralfarben sind daher ent- weder durch Strahlungen erzeugte, sekundäre, oder isomorph beigemengte oder allgemein in fester Lösung befindliche, selten durch organische Stoffe bewirkte. Herrn Prof. St. Meyer bin ich für seine Mitwirkung bei den Bestrahlungsversuchen dankbar, ebenso Herrn Dr. H. Sirk, welcher die Güte hatte, die Radioaktivität der Zirkonerde zu untersuchen. Ferner danke ich Herrn Prof. Dr. F. Berwerth, welcher die Freundlichkeit hatte, mir bei der Beschaffung des Materials behilflich zu sein. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 30 425 Algologische Abhandlungen Über einige neue und seltene Chlorophyceen der Adria Von B. Schussnig Aus der k. k. Zoologischen Station in Triest (Abteilung für Botanik) (Mit 4 Tafeini (Vorgelegt in der Sitzung am 17. Juni 1915) Seit mehreren Jahren habe ich Gelegenheit, die Algen- flora des Adriatischen Meeres zu studieren, doch geschah dies meistens nur gelegentlich wiederholter Aufenthalte in Triest und Rovigno, während die weiteren Untersuchungen, meistens an konserviertem Material, in Wien vorgenommen \\-erden mußten. Trotzdem erkannte ich alsbald, daß unsere Kenntnisse über die Adriatische Vegetation noch manche Lücken aufweisen und daß es mit der Umgrenzung und Fest- stellung vieler Gattimgen und Arten sein Be\\'enden hat. Doch, da man im Binnenlande schwer marine Botanik ernstlich betreiben kann, so mußte ich meinen Plan, die Algen\"egeta- tion der Adria systematisch und biologisch zu durchforschen, auf einen späteren Zeitpunkt hinausschieben. Diese ersehnte Gelegenheit wurde mir nun auch geboten, als ich im Oktober vorigen Jahres als Assistent an die k. k. Zoologische Station in Triest kam, und da zeigte es sich, daß meine Vermutung nicht trügerisch gewesen ist, denn eine Fülle von geahnten und neuen Problemen eröffnete sich meinen J^licken. Ich konnte somit gleich mit der Arbeit beginnen, um den vor- genommenen Plan zu verwirklichen. 426 B. Schussnig, Die vorliegende Arbeit ist ein erster Beitrag im oben- gedachten Sinne, dem nach und nach andere folgen sollen. Vor allem ist es mir darum zu tun, in die obskure SN'ste- matik einiger Algentypen, welche sich noch nie einer gründ- licheren Bearbeitung erfreuen durften, etwas mehr Licht zu bringen und ich beginne mit der Beschreibung einiger Arten der Gattung Ulothrix, an welcher Gattung sehr viel gesündigt worden ist. Andere Bearbeitungen größerer Gruppen stehen in Vorbereitung und werden a. a. O. erscheinen. Die außer- gewöhnlichen Verhältnisse des Kriegsjahres machen sich auch in den wissenschaftlichen Arbeiten fühlbar und vor allem die Beschaffung von Material wird sehr stark beeinflußt, so daß die Ausführung der Untersuchungen eine nicht unbedeutende \"erzögerung erleidet. Bei Eintritt normaler Zeiten aber sollen die Arbeiten in weitem Umfange aufgenommen und das Unter- suchungsgebiet, als welches jetzt gezwungenerweise mehr oder weniger nur der Triester Golf in Betracht kommen kann, auch auf den übrigen Teil unseres Meeres erstreckt werden. Hauck (1885) hat in seinen »Meeresalgen« auf p. 44Ö eine einzige Ulothrix-Avt für die Adria beschrieben, die er als Ulothrix implexa Kütz. bezeichnete. Vorher hatte er, in den Beiträgen 1877 auf p. 293, dieselbe gemeine Pflanze für U. flacca iP'xWw.) Thur. gehalten. Immerhin scheint Hauck keine klare Vorstellung darüber gehabt zu haben, denn während er 1877 U. flacca nach Le Jolis (.Algues marines de Cherbourg, p. 56) bestimmt, trennt er in seinem Algen- buche diese als besondere Art ab und führt die von ihm in den Beiträgen als U. flacca bezeichnete Art als S3mon\'m unter U. implexa an. Aus den Synonymenverzeichnissen Le Jolis' und Hauck's geht es weiter hervor, daß sie, soweit es sich überhaupt feststellen läßt, die heterogensten Dinge enthalten und wollte man nach jenen Angaben Ulo- Ütrix-Arten bestimmen, so käme man hart ins Gedränge. Eine Form, wie z. B. gerade Ulothrix, welche augenscheinlich so einfache habitLielle Merkmale aufweist, ist nach der alten Methode schwer in ihren einzelnen Arten zu analysieren; Algologische Abhandlungen. 427 dies mögen auch die älteren Algologen bei ihren mangel- haften Kenntnissen und Instrumenten geahnt haben, weshalb sie in den Fehler der möglichst u'eiten Zusammenziehung verfielen, wodurch aber die Konfusion nur noch größer wurde. Wesentlich nicht anders ist es de Toni (1889) ergangen, dessen Darstellung der (lotlrri.v- Arten so gut wie unbrauch- bar ist. Als ich die Bestimmung der hier zu erwähnenden Arten \-ornehmen wollte, habe ich mich lange Zeit durch den ganzen Wust von antiquarischen Diagnosen und geradezu kindischen Abbildungen durchplagen müssen, bis ich schließlich zur Überzeugung gelangte, daß dieses Vorgehen eine vollständig unnütze Mühe ist, mit der man unmöglich dem Ziele nahe- kommen kann. Die Abbildungen in den Tabulae ph^^co- logicae von Kützing z. B. oder die in der Phycologia Britannica von Harve}' sind so furchtbar lakonisch ge- halten, daß man daran die unglaublichsten Vorstellungen knüpfen kann, ohne jedoch dabei zum Schluß irgendeinen Gewinn gehabt zu haben. Ich bemerke hier dies ausdrücklich deshalb, weil es heutzutage noch Leute gibt, die das Tafel- werk Kützing's als das alleinseligmachende Nachschlage- buch betrachten und keinen Schritt weiter wagen, bevor sie nicht im Kützing Tab. so und soviel nachgeschaut haben. Damit soll natürlich die Nützlichkeit dieses Werkes nicht in Abrede gestellt werden, denn für sehr viele Formen ist das- selbe geradezu unentbehrlich. Doch für andere wieder und im speziellen Falle für die Gattung Ulothrix sind die Kützing- schen Abbildungen gänzlich wertlos, um nicht sogar ver- wirrend zu sagen. Um aber zur Hauck'schen Art, Ulotlirix inipkxa, wieder- zukehren, so möchte ich bemerken, daß sie schwer wieder zu erkennen sein wird, denn vergleicht man z. B. die in den »Meeresalgen« auf p. 441 nach Dodel-Port wiedergegebene Abbildung und die in Kützing's Tab. phj^c, II, tab. 94, ent- haltene Figur von U. iniplexa Kütz., so wird kein Mensch in der Lage sein, auf die Identität beider zu schwören. Wille, der der erste war, welcher auf diese verworrenen \'erhält- nisse aufmerksam machte, sagt (1900) auf p. 22 folgendes: 428 B. Schussnig, -Dodel-Port hat sehr ausführlich die Entwicklung einer marinen Ulothr ix- Art beschrieben, die er für U.ßacca (Dilhv.) Thur. hält. Diese Bestimmung ist indessen offenbar unrichtig, denn es handelt sich um eine ganz andere Art. Hauck stellt dieselbe zu T". siibtnarina Kg., wie später de Toni zu U. implexa Kg. Das ist aber ebenfalls unrichtig, denn, wenn man sich Kützing's Abbildung von U. implexa Kg. ansieht (Tab. phyc, B. II, taf. 94, fig. IL), so findet man, daß es sich um ganz verschiedene Arten handeln muß; außerdem gibt Kützing (a. a. O., p. 30) auch ausdrücklich von seiner. U. implexa an, daß sie „in Gräben" vorkommt. Er rechnete sie übrigens auch gar nicht zur Gattung Honnntriclnuu, die sonst die marinen Formen umfaßt. Es ist nun zwar nicht unmöglich, daß man durch eine Untersuchung der Originalexemplare näher feststellen kann, was mit Ulothrix implexa Kg. und V. snbiuariua Kg. ge- meint ist, aber eigentlich doch nicht wahrscheinlich. Denn nach dem, was ich bei Dröbak gefunden habe, gibt es mehrere verschiedene U/ot/irix-Avten, welche in Salz- und Brackwasser vorkommen, voneinander aber nur in \'er- schiedenheiten in der Struktur des Zellinhaltes wesentlich abweichen.«^ Dies habe ich vorausgesetzt, um einerseits zu zeigen, daß U. implexa eigentlich keine Existenzberechtigung mehr hat und andrerseits mein V'orgehen zu rechtfertigen, welches ich, dem Beispiele Wille's folgend, eingeschlagen habe. Ich habe die hier näher beschriebenen Formen mit neuen Namen belegt, nachdem ich mich überzeugt hatte, daß sie mit keiner der von Wille beschriebenen Arten etwas gemein haben und die Diagnosen mit verwendbaren Abbildungen versehen. Dies geht in unserem Meere, für welches nur eine Art angegeben ist und diese noch fällig wird, um so leichter, da eine \'er- wechslung a priori ausgeschlossen ist, und ich halte diese Methode für die zweckmäßigste, besonders wenn es sich, wie in unserem Falle, um Formen handelt, die einen relativ ein- fachen Bau mit starker \'eränderlichkeit des Habitus paaren. 1 Von mir gesperrt gedruckt. Algologische Abhandlungen. 429 Die alten Synon^-me sollte man tunlichst aus der Welt schaffen, denn sonst werden sie lange noch das Gewissen vieler Algen- bestimmer bedrängen. Somit kann zur Beschreibung der drei aufgestellten Arten übergegangen werden. Ulothrix longicauda nov. spec. In einem Kulturglas, in welches ich einige kleinere Algen aus der Bucht von S. Bartolomeo gelegt hatte, entwickelte sich Ende Jänner in schönster Reinheit eine Uloihrix, die ich sofort in Augenschein nahm. Da dieselbe zu bestimmen nach dem Obengesagten ein logischer Widerspruch gewesen wäre, so entschloß ich mich, sie einige Zeit lang zu beobachten und alle wichtigeren Stadien zu verfolgen. U. longicauda bildet kleine, zierliche Büschelchen von 0*5 bis 1 cm Höhe, ist von schöner saftgrüner Farbe mit einem Stich ins Gelbliche. Die Fäden sind immer vom Sub- strat abstehend, gegen das Licht gerichtet. FJic Makrozoo- sporen, die einzigen Fortpflanzungszellen, die ich beobachtete, sind eiförmig, relativ breit, besitzen einen großen grünen Chromatophor, der die ganze hintere Hälfte bekleidet, und einen hellen Augenfleck. Die Zahl der Cilien konnte ich nicht mit Sicherheit eruieren, doch dürften sie normal vier an der Zahl sein. Sie setzen sich am Substrat fest, wobei sie am vorderen (Cilien-) Ende einen langen Fortsatz treiben. Relativ sehr früh und fast gleichzeitig mit dem Austreiben dieses Fortsatzes geht die erste Teilung vor sich, die anfangs nur an der Teilung des Chromatophors zu erkennen ist (Taf. I, Fig. \\a). Bald folgt aber eine Scheidewand und die beiden so entstandenen Zellen strecken sich allmählich in die Länge. Auf diesem zweizeiligen Stadium verharren die Keimlinge längere Zeit, während welcher die untere Zelle, welche sich zum Rhizoid umbildet, im Wachstum gegenüber der ersten Fadenzelle deutlich bevorzugt ist (Taf. I, Fig. \\ b—e). Die nächste Teilungswand tritt denn nun auch in der ursprüng- lichen Rhizoidzelle auf, während ihr erst später in der ersten Fadenzelle eine ebensolche Teilung folgt (Taf. I, Fig. \\e). 430 B. Schussnig, Unterdessen hat sich die zweitentstandene Rhizoidzelle be- deutend verlängert und sie nimmt nach und nach die für diese Art so eigentümliche spitze, langgestreckte und konische Gestalt an. Der Faden ist ebenfalls in der Zwischenzeit ge- wachsen und die Teilungen in den Gliederzellen gehen iso- chronisch vor sich. Letzteres geht auch daraus hervor, weil alle intakten Fäden eine Anzahl von Gliedern besitzen, die immer ein Vielfaches von 2 ist. Je länger die Fäden werden, desto mehr nehmen sie an Dicke zu. Die Ausgestaltung der erwachsenen Fäden ist in ihrem ganzen Verlaufe durchaus nicht gleichförmig. Vor allem bemerkt man eine Dickenzunahme der Membran, je mehr man sich der Basis nähert. Die Membran ist bei dieser Art relativ dick, ani dünnsten an der Spitze und am mächtigsten in der Nähe der Anheftungsstelle entwickelt (Taf. I, Fig. 1, 6, 8 und 14). Auch die Dimensionen der Gliederzellen sind im Verlaufe des Fadens deutlich auffallenden Abweichungen unterworfen. Die untersten Zellen sind meistens doppelt so lang als breit, während sie gegen die Spitze zu etwas niedriger werden. Da aber die Teilung an keiner bestimmten Stelle des Fadens lokalisiert ist, so treffen wir überall neben längeren und isodiametrischen Zeilen die jungen, niedrigeren, welche eben aus der Zweiteilung hervorgegangen sind. Sogar die ganz alten Basalzellen teilen sich nicht selten (Taf. I, Fig. G). Ein Hauptcharakteristikon dieser Art ist die Gestalt der Rhizoide. Es wurde schon eingangs gesagt, daß, bevor noch die erste Teilung von statten geht, die Anlage der Anheftungs- zelle sichtbar wird. Die festgewordene Zoospore teilt sich in vier Tochterzellen, wovon die unterste zum Rhizoid wird. Dieses nimmt immer mehr an Länge zu und erreicht bei manchen alten hidividuen verhältnismäßig eine außergewöhn- liche Länge (vgl. Taf. I, Fig. 14). Dieses »primäre Rhizoid«, so wollen wir es zum Unterschied der weiter unten zu be- sprechenden Bildungen nennen, ist also einer Fadenzelle gleichwertig und diesen Charakter besitzt es von seiner Bildung angefangen und behält ihn sehr lange Zeit. Es ist auch lange Zeit grün, da der sich ebenfalls streckende Chromatophor das ganze Lumen ausfüllt. In der Regel findet Algologisclie Abliandlungeii. 431 sich nur das primäre Rhizoid ausgebildet; bei älteren Indivi- duen findet sich jedoch eine weitere Befestigung des Fadens mittels »sekundärer Rhizoiden« vor, welche ihre Ent- stehung aus den untersten Fadenzellen nehmen. Dabei kann die Zelle seitlich, die Membran durchbrechend, durchwachsen oder aber diese letztere folgt dem Wachstum der Zelle nach und es entsteht somit eine nach unten gerichtete Ausstülpung (Taf. I, Fig. 6). An solchen älteren Fäden sieht man auch nicht selten, daß das primäre Rhizoid kurze Auszweigungen entsendet (Taf. I, Fig. 6 und 14). Die besprochenen morphologischen Eigentümlichkeiten des primären Rhizoides sind nun für diese Art äußerst kon- stant und bieten ein bequemes Merkmal, um die Art sicher wiederzuerkennen. Mögen die Fäden an der Glaswand, an größeren Algen oder, wie es sehr oft vorkommt, in der Ober- flächenhaut des Wassers auskeimen, i-mmer treffen wir trotz des verschiedenen Substrates derselben Rhizoidgestalt. Auch in den Sporangienmutterzellen, worin die nicht ausgetretenen Schwärmsporen manchmal keimen, tritt uns derselbe Rhizoid- typus entgegen (Taf. I, Fig. 10, 15). Allerdings kann hier das Wachstum der Rhizoidzelle einerseits durch den Widerstand der Sporangienmembran, andrerseits durch die Entbehrlich- keit einer Festheftung zeitweise gehemmt werden (Taf. I, Fig. 3, 5). Hat aber die junge Pflanze die Kraft, das Rhizoid durch die Mutterfadenmembran durchzustoßen, so erscheint es uns sofort wieder in der typischen Gestalt (Taf. I, Fig. 4». Zwei abnorme Fälle sind in den-Figuren 3 und 5 auf Taf. I abgebildet. Der Chromatophor bildet einen nicht ganz geschlossenen Zylindermantel, der die ganze Höhe des Zellumens einnimmt. Die Substanz des Farbstoffträgers erscheint grobkörnig und die beiden freien Ränder verlaufen ganz unregelmäßig, mit starken gezähnten Ausbuchtungen und feinzackiger Kontur. Ein Pyrenoid wurde nicht beobachtet (Taf. I, Fig. 1, 8). Kern in Einzahl vorhanden, klein. Die Abbildung 1 auf Taf. I zeigt ferner eine bikonkave Unterbrechung im Zellfaden. Es ist dies eine häufige Erscheinung, die in unregelmäßigen Abständen fast bei allen Fäden zu beobachten ist. Meines Erachtens ist 4o2 B. Schussnig, das nur eine zugrunde gegangene Zelle, die infolge ihres ver- minderten Turgordruckes von den benachbarten, im Wachs- tum begriffenen Zellen zusammengedrückt wurde. Tatsächlich sieht man • auch immer, daß die zwei Nachbarzellen einer solchen Bikonkavzelle etwas länger als die übrigen sind. Diese Erklärung findet eine Stütze auch darin, daß die Nachbarzellen von entleerten Sporangien immer kon\"exe Scheidewände besitzen (Taf. I, Fig. 8). Die Makrosporangien entstehen durch einfache Umbildung gewöhnlicher Gliederzellen. Die Reifung beginnt apikal und schreitet basahvärts weiter, erreicht jedoch die Basalpartie niemals, sondern läßt eine vegetative Zone im Faden übrig. Die obersten Sporangien erzeugen gewöhnlich nur zwei Makrozoosporen, welche durch eine zur Fadenachse senk- recht gerichtete Teilungsebene entstehen. Ein Augenfleck ist schon zeitlich sichtbar, bevor noch die Austrittsöffnung ge- bildet wurde (Taf I, Fig. 8). Gegen die Basis zuschreitend, treffen wir Sporangien, welche meistens vier Zoosporen ent- wickeln. Dabei findet eine tetraedrische Teilung statt, wie wir sie von den Tetrasporen der Rhodophyten her kennen. Unter dem Deckgiase kommen die Schwärmer sehr bald zur Ruhe, dagegen scheinen sie im Wasser sich lebhaft zu bewegen und auch lange Strecken zurückzulegen. Die Austrittsöffnung ist ein länglicher, unbestimmt gerichteter Schlitz in der Mem- bran (Taf. I, Fig. 12). IJlofhrix Idugicauda nov. spec. Diagnose: Fäden in kleinen, 0-i3 bis \cui hohen Büscheln vorkommend, \-on hellgrüner Farbe und sehr schlaffer Kon- sistenz. Fäden mittels eines langen, zugespitzten Rhizoides am Substrat angeheftet. Zellen an der Basis der Fäden doppelt so lang als breit, in der Mitte bis zur Spitze isodiametrisch bis halb solang als breit (3-6 bis 7 • 2 »j. X ~ |J-). Chromatophor von körnigem Gefüge, die volle innere Zellhöhe einnehmend, bandförmig mit unregelmäßig verlaufenden, zackigen Rändern. Kern in Einzahl vorhanden, klein. Makrozoosporen werden in Zwei- oder Vierzahl entwickelt, im ersteren F'alle durch eine zur Fadenachse senkrechte Teilungsebene, im letzteren durch .Mgologische Abliandlungen. 433 tetraedrische Teilung. Schwärmer breit eiförmig (3 aXö |j,), mit breitem Chromatophor und abgestumpftem helleren Vorder- ende. Roter Augenfleck vorhanden, Cilien vier? Im Freien noch nicht gefunden. Ulothrix flexuo-sa nov. spec. Diese Art habe ich im Hafenkanal \'on Monfalcone ge- funden, woselbst sie nahe der Wassergrenze Pfähle, Schlamm und Schiffe in wenigen zentimeterdicken Streifen oder Flecken bedeckt. Sie ist somit eine Alge des Brackwassers, welche aber auch sehr stark ausgesüßtes Wasser verträgt. Die Fäden sind schlaff und schlüpfrig, liegen dem Substrat an und er- reichen im besten Falle 2 cm Länge; ihr Verlauf ist nicht gerade wie bei U. lougiccmda, sondern mehr oder weniger gebogen. Auch sind die Zellfäden nicht alle gleichartig aus- gebildet; es kamen Abweichungen sowohl in der Dicke als auch im Aussehen des Zellinhaltes häufig vor. Doch alle diese verschiedenen Habitusvarianten sind erstens gering- fügig und weiter untereinander durch Übergänge verbunden, so daß eine eventuelle Trennung in Varietäten nur lästig erschiene. Auf Taf. II, Fig. 1, 2, 4, 19 und 23 sind einige häufigere Typen der angetroffenen Fäden dargestellt. Die Formen der Figuren 19, 23 und wohl auch 4 sind die häufigeren, ich möchte sagen die normalen, währenddem die der Figuren 1 und 2 seltener zur Beobachtung gelangten. Man sieht also, daß die Länge der Zellen bedeutenden Schwan- kungen unterworfen ist, was aus dem \'ergleich der bei- gegebenen Abbildungen ohne viel Kommentar ersichtlich ist. Die Chromatophoren schwanken in ihren Dimensionen ebenso wie die Zellen. Sie sind band- bis zylinderförmig, bedecken jedoch nie die ganze innere Höhe der Zellen, so daß an den Scheidewänden immer ein kleiner heller Zwischenraum frei- bleibt (Taf. II, F"ig. 19, 20). Sie können aber auch im Wachs- tum der Zelle weit zurückstehen; dann erscheinen sie als Bänder im Äquator der Zelle liegend und einen breiten Raum an beiden Seiten freilassend (Taf. II, Fig. 1, 2). Die Farbe der Chloroplasten ist hellgrün, mit starkem gelblichen Einschlag, 434 B. Schussnig, ihre Struktur fein- und dichtkörnig gefügt, der Saum mit gezackten Rändern. Sie sind ungefähr halb so breit als die innere Zylinderfläche des Zellumens, weshalb der eine Rand- lappen gegenüber dem anderen stärker sichtbar ist. Ein Pyre- noid ist immer vorhanden, und zwar meistens am Rande des Chromatophors, seltener in dessen Mitte. Die Membran ist dünn, überall gleichmäßig entwickelt. Das Rhizoid steht in der Mächtigkeit der Entfaltung dem- jenigen der zuerst beschriebenen Art bedeutend zurück. Hier erreicht der Keimling eine ziemliche Länge schon, bevor das Rhizoid angelegt wird. Fig. 8 auf Taf II zeigt ein solches Stadium, während die Figuren 3 und 6 zwei in der Spor- angiumhülle zur Entwicklung gelangte Keimlinge wiedergeben, bei denen keine Spur einer Rhizoidbildung noch zu bemerken ist. Die unterste Zelle eines solchen Keimlings behält lange ihre dickere, abgerundete Gestalt, während die übrigen Faden- zellen schon einige Teilungen vornehmen. Erst dann teilt sich die erstere und scheidet eine kleine Zelle ab, die zum Rhizoid wird. Dabei tritt der Zellinhalt dieser neugebildeten Zelle zum Unterschied von Ulotlirix lon^i^iicanda weit in den Hintergrund und die wichtigste Rolle spielt fast ausschließlich die Membran. Denn während der Zellinhalt auf einen kleinen zugespitzten Kegel beschränkt bleibt, nimmt die Wand nach und nach immer bedeutendere Dimensionen an (Taf. II, Fig. 8, 9). Dieser mächtige Zellulosefortsatz übernimmt offenbar durch Ver- schleimung der inneren Schichten, die Befestigung der Pflanze am Substrat. Bei losgerissenen Fäden kann eine sekundäre Rhizoidbildung dadurch zustande kommen, daß die Membran eines Endgliedes durchbrochen wird und die Zelle einen stumpfen Fortsatz treibt, wie dies aus der Fig. 20 auf Taf. II zu entnehmen ist. Die Zoosporen kommen in Zwei-, Vier- oder Mehrzahl innerhalb der Sporangialzelle zur Entwicklung. Die ersteren Fälle bieten keine Besonderheiten, dagegen ist der letztere Fall in den Figuren 7 und 10 auf Taf II abgebildet. Die Sporen sind in größerer Anzahl entwickelt, die Sporangien infolgedessen aufgedunsen. In dem vorliegenden Falle scheinen die Schwärmer ihre Beweglichkeit \-erloren zu haben, weshalb Algologisclie Abhandlungen. 435 ich geneigt bin, diese Bildungen für Aplanosporen zu halten. Einen normalen Fall der Zoosporenbildung finden wir auf Taf. II, Fig. 17, wiedergegeben. Die Zoosporen sind eiförmig länglich, von gelbgrüner Farbe und die Chromatophoren lassen nur einen ganz kleinen hellen Vorderteil frei. Augenfleck bei den beweglichen Schwärmern vorhanden. Es sei hier noch auf einige besondere Stadien hin- gewiesen, welche die Figuren 13, 14 und 18 auf Taf. II vor- zeigen. In Fig. 13 ist ein Faden abgebildet, bei dem der Zellinhiilt sehr dicht war, ohne die Gestalt der Chromato- phoren mehr erkennen zu lassen. Eine Erscheinung, die ich besonders in der Kultur oft wahrgenommen habe. Wir sehen dort ebenfalls eine Bikonkavzelle mit außergewöhnlich lang- gestreckten Nachbarzellen. Fig. 14 und 18 stellen Akineten- stadien dar, die ganz zuletzt, nachdem die Kultur nahe dem Eingehen war, auftraten. Der Zellinhalt ist dicht mit Reser\'e- stoffen erfüllt gewesen, die Membran stark verdickt. In Fig. 18 scheint diesem Vorgange noch eine rege Zellteilung voran- gegangen zu sein. Ulothrix ßexiiosa nov. spec. Diagnose: Bildet am Wasserrande, an Pfählen, Schiffen und mit Schlamm bedeckten Steinen wenige Zentimeter breite Polster oder Streifen von hell gelbgrüner Farbe. Fäden dem Substrat anliegend, leicht wellig gebogen (6 bis 7 \^. breit). Die Zellen variieren sehr stark; lY2mäl so lang als breit bis halb >o lang (6 bis 10-8 |x lang, 6 bis 7"0 [x breit). Chromatophoren bandförmig, hellgrün, feinkörnig, nicht die ganze innere Zell- höhe bekleidend, mit zackigen Rändern und ungefähr halb so lang als die innere Peripherie des Zellumens. Ein großes Pyrenoid vorhanden. Rhizoid stumpf, etwas gebogen, mit sehr kleinem grünlichen Lumen und sehr dicker Membran. Schwärm- sporen zu zwei, vier oder mehreren entstehend, lang eiförmig mit zugespitztem Ende (5*5 bis 6 \i lang, 3 |x breit). Chromato- phoren groß, Augenfleck vorhanden. Außerdem Aplanosporen und Akineten beobachtet. Kommt im Brack- und Süßwasser vor (bisher nur im Kanal von Monfalcone gefunden). 436 B. Schussnig, Ulothrix Brunnthaleri nov. spec. Diese Alge trat Mitte Februar d. J. in einem Kulturglas spontan auf, in welches ich einige größere Algen aus dem alten Wellenbrecher im Hafen von Triest hineingegeben halte. Zuerst ein feiner grüner Anflug, entwickelten sich bald zier- liche Büschelchen, die im erwachsenen Zustand 1 cm nicht sehr überschritten. Die Farbe war saftgrün, glänzend, die Fadenbüschel etwas hin- und hergebogen. Die F'äden bestehen aus niedrigen, saftgrünen Zellen, deren Chromatophor die Höhe derselben lückenlos auskleidet. Dagegen läßt er an der inneren Peripherie einen breiten Raum offen, umgrenzt von den beiden unregelmäßig verlaufenden zackigen Rändern der Chromatophorlappen iTaf. II, Fig. 13). Das P^'renoid ist groß, rundlich oder länglich und nimmt seinen Platz gewöhnlich am Rande eines freien Lappens ein: seltener ist es median gestellt. Ein winzig kleiner Kern nimmt nicht ganz die Mitte der Zelle ein. Das Rhizoid weist bei dieser Art ein mannigfaltiges Aus- sehen auf. Seine Entstehung wollen wir als extracutan be- zeichnen. Ein frühes Stadium der Entwicklung sehen wir in der Abbildung 5 auf Taf. II. Die Zoospore hat sich in zwei Tochterzellen geteilt und die erste Anlage des Rhizoides ist an dem hervorstülpenden Fortsatz zu erkennen. Es wächst aber aus der Muttermembran hervor, um sich dann späterhin selbständig auszubilden. Den Ursprung nimmt es immer von der ältesten Zelle des Fadens, welche sich nach unten hin verlängert; doch die Membran des Zellfadens folgt nicht dem Wachstum der Rhizoidzelle nach und diese letztere steckt dann schließlich mit einem kurzen Teile in der Fadenhaut drinnen, zum übrigen Teile aber frei mit einer eigenen feineren Membran ausgerüstet (Taf. III, Fig. 1, 8). Die rhizoidogene Fadenzelle kann scheinbar diesen Vorgang wiederholen, so daß wir, wie in Fig. 8 auf Taf. III, 3 Rhizoide nebeneinander finden. Der Inhalt des Rhizoides ist hell und vom Chromato- phor findet man an älteren Stadien nur noch Spuren. Aber auch ältere Fäden, ihres Haltes verlustig geworden, können nachträglich Rhizoide bilden, die, wie in Fig. 5 auf Taf. II Algologische Abhandlungen. . 43/ gezeigt wird, mitunter eine abnorme Länge erreichen können. Dies kommt dadurch zustande, daß solche Rhizoide durch mehrere Scheidewände hindurchwachsen, bis sie ins Freie gelangen, um sich dann am Substrat festzumachen. Die Zoosporen entstehen meistens zu zweit, aber auch zu viert in jedem Sporangium. Die Teilungsebenen sind nicht so regelmäßig gelagert wie bei U. lougicatida. Die Schwärmer sind schlank länglich mit einem hellgrünen Chromatophor, der die hintere Hälfte auskleidet und ein Pyrenoid und einen roten Augenfleck führt (Taf. II, Fig. 22). Die Keimung ge- schieht nach dem üblichen Schema, doch tritt das Rhizoid nicht so spät auf wie bei U.ßexiiosa, ausgenommen die Fälle, wo die Schwärmer im Sporangium auskeimen (Taf. III, Fig. 6). Ulotlirix Bnnnühalcri no\'. spec. Diagnose: Dunkelsaftgrüne Büschel von leichtlockigem Aussehen. Fäden aus niedrigen Zellen bestehend (4 bis 8 \). lang, 9 bis 10 |x breit), die von einem dunkelgrünen Chromato- phor eingenommen werden. Dieser nimmt ungefähr die halbe Peripherie des Innenzylinders der Zelle ein. Ein großes Pyre- noid seitlich oder zentral gelagert. Rhizoide in Ein- oder Mehr- zahl vorhanden, in der Länge sehr variierend, extracutan ent- stehend, im Alter farblos. Sekundäre Rhizoide von älteren Fäden entwickelt, welche durch mehrere Scheidewände hin- durchwachsen. Zoosporen zwei oder vier in jedem Sporangium, unregelmäßig geteilt, von länglich-zugespitzter Gestalt, mit kleinem Chromatophor am hinteren Ende, welcher ein Pyrenoid und einen Augenfleck führt. Cilien vier? (3 \i breit, 6 -5 a lang). Bisher noch nicht im Freien gefunden. Sphaerosiphon solitarius now gen. nov. spec. Als ich irri Oktober vorigen Jahres bei einem Ectocarpiis die Gametenkopulation verfolgte, fand ich unter dem Material eine kleine Siphonee, der ich sofort meine Aufmerksamkeit zuwendete. Es gelang mir auch, auf zwei aufeinanderfolgenden Tagen an ein und demselben Beobachtungsmaterial in den aufgestellten feuchten Kammern den vollständigen Entwick- lungskreis in seinen Hauptzügen festzustellen; dann ging es 438 B. Schussnig, mir aber zugrunde unJ trotz eifrigen Suchens war es mir nicht mehr geglückt, einen Ersatz zu nnden. Da mir jedocli die festgestellten Beobachtungen zur Kenntnis dieses Organis- mus vorderhand ausreichend vorkommen, so will ich mit deren \'eröffentlichung nicht länger zögern und behalte es mir vor, bei der nächsten Gelegenheit die erforderlichen Er- gänzungen nachzutragen. Der Thallus dieser äußerst einfachen Alge besteht im erwachsenen Zustand aus einem rundlichen, mehr oder weniger in die Länge gezogenen .Schlauche, der an größeren Algen, in unserem Falle an einem Ectocarpns, festsitzt. Die Innenfläche dieses Schlauches ist mit einem Belag von Protoplasma aus- gekleidet, welches die großen, dichtgestellten Chromatophoren führt. Letztere sind polygonale Platten, welche dicht aneinander schließen und an den Berührungskanten nur ganz enge Spalten zwischen sich lassen. In der Alitte eines jeden Chromato- phors ist ein wohlentwickeltes P\'renoid gelagert, w^elches stark lichtbrechend ist. Nachdem ich diesen Organismus über eine Nacht in der feuchten Kammer gelassen hatte, nahm ich am folgenden Morgen die Untersuchung wieder auf und da fand ich genau an derselben Stelle anstatt des eben beschriebenen Schlauches eine rundlich-verlängerte Gallertmasse vor, mit resistenter, ge- schrumpfter Hülle, in welcher eine große Anzahl von Aplano- sporen enthalten war. Offenbar hatte sich während der Nacht der Schlauchinhalt geteilt und eine größere Menge von Ver- m'ehrungszellen geliefert. Dieselben waren noch, wie unsere Figuren 2 und 7 auf Taf. III zeigen, in reger Teilung be- griffen, was aus den Zweier- und Viererstadien an mehreren Stellen hervorgeht. Die weitere Entwicklung erfolgt in sehr einfacher Weise. Die Aplanosporen geraten ins Freie, setzen sich auf dem nächsten Substrat fest (Taf. III, Fig. 5) und nehmen allmählich an Volumen zu. Noch ist der Inhalt dicht und körnig wie bei den noch nicht ausgetretenen Sporen und von Chromatophoren ist zu diesem Zeitpunkte noch keine Spur zu sehen. Mit zu- nehmender Große rundet sich der junge Schlauch immer mehr ab und alsbald werden die einzelnen Chloroplasten, in der Algologisclie Abhandlungen. 439 für diese Form charakteristischen Gestalt, herausdifferenziert (Taf. III, Fig. 4). Aller Wahrscheinlichkeit nach nimmt die Zelle weiterhin immer mehr an \'olumen zu, bis die ursprüngliche Größe erreicht ist und das vSpiel dürfte sich abermals wiederholen. Ob neben dieser Fortpflanzungsweise noch andere Modali- tiiten interpoliert sind, ist eine Frage, die noch zu beant\vorten bleibt. Immerhin scheint mir der Zyklus dadurch, wenigstens in dieser Form, vollkommen geschlossen. Was die Stellung im System anbelangt, so muß diese Gattung am Anfange der Siphoneenreihe ihren angemessensten Platz finden. Ich stelle sie daher vorderhand zu den Proto- siphonaceen. Der Fund scheint mir deshalb interessant, weil bekanntlich aus dem Meere noch keine so ursprüngliche Siphonee bekannt wurde, mit Ausnahme vielleicht von Blasfo- pliysa und Halosphaera, die jedoch schon mehr einen abge- leiteten Eindruck machen. Es ist nun für die Systematik der Siphonales von höchster Bedeutung, gerade nach solchen ursprünglichen marinen Siphoneen zu fahnden, da mir die bisher aufgestellten phylogenetischen Ableitungen auf Grund unserer Kenntnisse über Süßwasserformen dieser Gruppe ge- rade an dem mehr oder weniger abgeleiteten Charakter der- selben zu hinken scheinen. Hoffentlich bringt uns die Zukunft neues Licht in diese Frage und der Zufall einige neue, für die Lösung dieser interessanten Frage in Betracht kommende Formen. Sphaerosiplioii svUtarins nov. gen. nov. spec. Diagnose: Thallus eine rundliche, mit zunehmendem Alter etwas länglich werdende Blase, welche auf größeren Algen festsitzt (60 bis 100 (jl lang, 30 bis 50 \k breit). Das Plasma ist wandständig und führt eine Schichte \on platten- förmigen, polygonalen Chloroplasten, welche je ein stark licht- brechendes Pyrenoid enthalten. Aplanosporenbildung aus dem Zerfall des Inhaltes und dessen wiederholter Teilung ent- stehend. Die frei gewordenen Sporen setzen sich an dem Substrat fest und wachsen wieder zu einer anfangs kleinen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., .Abt. I, 1-M. Bd. ^1 440 B. Schussnig, runden Blase aus, die nach und nach die urspilhigliche Gestalt des erwachsenen Individuums annimmt. Aus dem Freien her noch nicht bekannt. Phaeophila floridearum Haucl^:. Ich lasse den eben besprochenen Formen einige Zeilen über diese schon bekannte Alge folgen und dies aus dem Grunde, weil wir aus dem Adriatischen Meere, dem klassischen Fundort dieser Gattung, noch keine genaue Beschreibung und Abbildung besitzen. Die Hauck'sche Originalbeschreibung (1877) ist zwar, einige Ungenauigkeiten ausgenommen, bis ins Detail sehr ausführlich gehalten, dagegen lassen seine Abbildungen nichts weniger als alles zu wünschen übrig. Aber auch aus einem anderen Grunde scheint mir die Er- wähnung dieser Art an dieser Stelle nützlich, denn während Hauck sowie alle übrigen Autoren, die sich mit dieser Form beschäftigt haben, sie immer epi- oder endophytisch an, beziehungsweise in größeren Algen fanden, traf ich sie an totem Substrat, an der Glaswand eines Kulturglases, zwischen anderen Algen, und zwar mit Vorliebe in der schmalen, feuchten Zone über dem Benetzungsrande des Wasserspiegels. Ich will hier von einer auch nur flüchtigen Betrachtung über diese ökologische Eigentümlichkeit Abstand nehmen, doch sei hier nur bemerkt, daß der Epiphytismus bei Algen nicht immer etwas Fixiertes zu sein braucht, sondern wir können Über- gänge oder Etappen in der Anpassung an diese Lebensweise feststellen. Daß das Vorkommen auf totem Substrat einer als epiphy tisch bekannten Art im Freien leicht infolge ihrer Klein- heit zu übersehen ist, gebe ich gern zu; doch andrerseits kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß man in vielen Fällen eine Alge nur deshalb als epiphytisch bezeichnet hat, weil man sie zum ersten Male auf einer größeren Alge, die sich ja immer einer häufigeren Beobachtung erfreut, zu- fällig gefunden hat. Ich gebe hier eine Diagnose von Phaeopliila florideanun wieder, die durch die neueren Untersuchungen von Hub er und von mir die vorhandenen Lücken ergänzen soll. Algologische Abliandlungen. 441 Thallus epi-, endophj'tisch oder auch auf totem Sub- strat vorkommend, ungefähr 1 ////// im Durchmesser. Von lebenden Substraten sind zu nennen: Cliaetoniorpha, Clado- pJiora, Zostera (epiph.), Gracilaria, Chondriopsis u. a. Flori- deen (endoph.) (Hauck); in der Gallerte von Berkeley a (Falke nberg), in Latirencia ohliisa (Kirchner); in der Kol- lode von Rhodymenia palmata, in Clwndria tenuissima, im Thallus von Melobesia farinosa und Litliotliammon cristaUirn (Hub er). Die Gestalt der Zellen ist je nach dem Substrat starken Abweichungen unterworfen; bald langgestreckt, ge- reiht, bald mehr oder weniger aufgeblasen, nebst schmäleren, gestreckteren Gliedern. Die Verzweigung ist ebenfalls unregel- mäßig und in hohem Grade von der Beschaffenheit des Sub- strates abhängig. Wächst die Pflanze epiphytisch, so richten sich die Äste nach verschiedenen Richtungen in meist ge- spreiztem Verlaufe. Kommt sie aber zwischen den äußeren Rindenzellen von größeren Algen (Florideen) vor, so dringen die Ästchen zwischen diesen Zellen durch und nehmen einen, gänzlich unregelmäßigen Verlauf an. Der Chromatophor bekleidet die Innenwand der Zelle ganz oder fast ganz in Form einer unregelmäßig gelappten und den Ausbuchtungen der Zelle angepaßten Manschette. Charakteristisch sind die Verdichtungen im Farbstoffkörper, welche kleine Plättchen vortäuschen können, zwischen welchen öfter, aber nicht immer, hellere Stellen sichtbar sind. Netzartig durchbrochen ist jedoch der Chromatophor nie. Pyrenoide sind in jeder Zelle in Mehrzahl vorhanden. Die Borsten {seia im Sinne Huber's) sind Astzellen homolog, welche in Ein- oder Zweizahl (selten mehr) auf jeder Zelle aufsitzen. Sie sind lang, korkzieherartig gewunden und außerdem verschiedenartigst gebogen. Die Membran der- selben ist doppelt konturiert und der Inhalt bleibt lange Zeit mit demjenigen der Mutterzelle in Verbindung; erst später trennt sich das Lumen der Borste von der sie tragenden Zelle mittels einer Querwand ab. Chromatophoren sind in den Borsten nicht enthalten und ihr Inhalt erscheint hyalin. Nicht nur eine einzige Astzelle kann sich in eine Borste umwandeln, sondern auch mehrzellisfe Ästchen nehmen die Form einer i42 B. Schussnig, solchen an, wie unsere Fig. 1 auf Taf. IV zeigt. Sie sind dann entsprechend dicker und nicht so stark, mit Ausnahme der Spitze, korkzieherartig gedreht. Die Borsten, welche über den Sporangien stehen, sind ebenfalls dicker als die gewöhnlichen und dienen zur Entleerung der Schwärmer. Die Zoosporen schwanken in ihrer Gestalt nicht un- bedeutend und man könnte geneigt sein, diese Abweichungen für Artdifferenzen zu halten, was schließlich Geschmackssache ist. Im typischen Falle sind sie länglich, mit abgeplattetem Vorderende, mit einem die hintere Hälfte einnehmenden Chromatophoren, w^elcher einen Augenfleck führt, und mit vier Cilien, Daneben kommen solche mit zugespitztem \'order- ende sowie mehr rundlicher Gestalt vor, welche ebenfalls vier Geißeln tragen. Diese Zoosporen entstehen in Sporangien zu vielen (Anzahl unbestimmt), welche aus der Umwandlung gewöhnlicher vegetativer Zellen hervorgehen und eine un- gefähr prismatische Gestalt besitzen. Der Austritt der Zoo- sporen erfolgt durch die schon oben erwähnten Borsten, wobei ein Pfropf an der Spitze derselben ausgestoßen wird. Ob Gameten nebenbei auch vorkommen, ist noch unbekannt; die Angabe Hauck's über die Kopulation der von ihm beob- achteten Schwärmer ist nicht stichhältig. Für weitere Angaben vergleiche man Hub er (1. c), welcher auch einige nahverwandte Arten beschreibt, sowie die zitierte Literatur in unserem Verzeichnis. Literaturverzeichnis. 1886. Ardissone F. Phycologia Mediterranea. P. II. 1850. Areschoug J. E. Phyceae Scandinavicae marinae. Up- sala. 1878. Berthold G. Untersuchungen über die Verzweigung einiger Süßwasseralgen. (Nova Acta Leopold. Tom. XL.j 1897. Engler A. und Prantl K. Die natürlichen Pflanzen- familien. I. Teil, 2. Abt. Algologische Abhandlungen. 443 1879. Falkenberg. Meeresalgen des Golfes von Neapel. (Mit- teilungen der Zoologischen Station zu Neapel. I. Bd., 1S79.) 1890. Hansgirg A. Über neue Süßwasser- und Meeresalgen etc. (Sitzungsber. der königl. böhm. Ges. d. Wiss.) 1851. Harvey W. H. Phycologia Britannica. Vol. IV. 1877. Hauck F. Beiträge zur Kenntnis der adriatischen Algen. I. und V. (Österr. botan. Zeitschrift, XX\'II. Jahrg.) 1885. — Die Meeresalgen Deutschlands und Österreichs. Leipzig. 1892. a) Hub er J. Observations sur la valeur morphologique et histologique des poils et des soies dans las Chaetophorees. (Journ. de botan., VI.) 1892. h) — Contributions ä la connaissance des Chaeto- phorees epiph\'tes et endophytes et de leurs affini- tees. (Ann. d. scienc. natur., 7 ser. Botanique, T. 16.) 1881. Kirchner. Über die Entwicklungsgeschichte einiger Chaetophoreen. (Tageblatt der 54. \'ersamml. deutsch, Naturforscher u. Ärzte. Salzburg.; 1849. Kützing F. T. Species Algarum. 1851. — Tabulae Phycologicae. 1880. Le Jolis A. Liste des algues marines de Cherbourg. Paris. 1907. Lots}'' J. P. \'orträge über botanische Stammesgeschichte, Bd. I. 1904. Otmanns F. Morphologie und Biologie der Algen. I. und II. Bd. 1864. Rabenhorst L. Flora europaea algarum. Lipsiae. 1901. Wille N. Studien über Chloroph3-'ceen. I. bis VII. (Skrifter udgivne af Videnskabsselskabet i Chri- st iania 1900.) 1912. — Om udviklingen af Ulothrix flaccida Kütz. (Svensk Botanisk Tidskrift, Bd. 6, H. 3.) 1888. De Toni J. B. et Levi D. Flora algologica della X'enezia. 1889. De Toni J. B. Svlloge Algarum. Vol. I. 444 B. Schussnis:, Tafelerklärung. (Vergrößerungen überall imgefähr 15001.) Tafel I. Uloihrix longicauda nov. spec. Fig. 1. Teil eines Fadens mit Zellinhalt und einer Bikonkavzelle. > 2. Zweizeiliger Keimling mit schon wohlentwickeltem Rhizoid. > 3. Abnormer Keimling ohne Rhizoid in der Sporangialhülle. » 4. Vierzelliger Keimling, dessen Rhizoid die Membran der Sporangium- hülle durchwachsen hat. » 5. Zwei Keimlinge in frühem Stadium innerhalb des leeren Sporangiums. » 6. Basalteile dreier Fäden, welche die interkalare Zellteilung sowie die primären und sekundären Rhizoide zeigen. Bei a ist das primäre Rhizoid gegabelt. » 7. Reife Sporangien. > 8. Endstück eines Fadens mit teils reifen, teils entleerten Zoosporangien und drei soeben ausgeschlüpften Zoosporen. » 9. Ein Zoosporangium, welches die tetraedrische Teilung des Inhaltes zeigt. > 10. Zwei junge Keimhnge, deren Rhizoide in ihrer Entwicklung durch den Widerstand der Sporangienmembran gehemmt ist. » 11. Keimende Zoosporen von verschiedenem Alter. » 12. Entleerte .Sporangien mit Austrittsöffnung. (Nach einem gefärbten Prä- parat.) » 13. Ein junger Keimling. 3> 14. Basalteil eines alten Zellfadens mit ganz besonders langem Rhizoid. Letzteres an zwei Stellen kurze Auszweigungen treibend. » 15. Ein Keimling, dessen Spitze gegen das Innere des Sporangiums ge- krümmt ist. Tafel II. Uloihrix longicauda. Fig. 15. .Außerhalb des Sporangiums zur Ruhe gekommene Zoosporen. Uloihrix ßcxiiosa nov. spec. Fig. 1, 2, 4, 19 und 23. Verschiedene Bilder der Fäden, welche die Veränder- lichkeit des Habitus zeigen. Algologische Abhandlungen. 445 Fig. 3 und 6. Zwei Keimlinge, welche im Sporangium gekeimt haben. » 7. Aplanosporen mit zum Teil ausgeschlüpften Aplanosporen. » 8. Ein junger Keimling mit kurzem Rhizoidansatz. » 9. Rhizoid mit starker Membran. » 10. Aplanosporangium. » 12. Ein Faden von abnormem Aussehen und mit einer Bikonkavzelle a. » 14 und 18. Akineten. » 15. Ein Faden, dessen Zellen in Aplanosporangien umgewandelt sind. » 20, Rhizoidbildung bei einem älteren Faden. Uloihrix Bi iinnthalcrii nov. spec. Fig. 5. Keimende Zoospore. » 11 und 21. Entleerte Sporangien mit Austrittsüffnungen. > 13. Ein Zellfaden im lebenden Zustand. » 16. Teil eines Zellfadens mit reifen Zoosporangien. » 22. Zoosporen. Tafel III. Uloihrix Bnitmihalerii. Fig. 1. Keimhng an einem Faden von Vanchcria sp. aufsitzend. » 3. Sekundäre Rhizoidbildung bei einem älteren Faden. » 6. Keimlinge in den Zoosporangien. > 8. Basalteil eines älteren Fadens mit drei Rhizoiden. Spliacrosiphon solitarius nov. gen. nov. spec. Fig. 2. Aplanosporenbildung. » 4. Junge Blase. > 5. Festsitzende Aplanospore. » 7. Aplanosporangium. ■> 0 und 10. Zwei erwachsene Schläuche. Tafel IV. Phaeophila ßon'dearnm. Fig. 1. Vegetatives E.xemplar. 2. Teil eines fruktifizierenden Thallus. » 3 und 4. Verzweiffunff. Schussnig, B,: Algologisdie Ahlinndlungen. Taf. I. Autor del. Lith.Ansl.Th.Bannwarth.Wien. Sit/Amg\sl)eri(li{e (lJ«üs.AI. ' 1 i ^ Vr .-.iT:' kl 1 .;;•; ;5 ^^%iÄ'^ N U 22 ^ \^/ P I i'. S ==^1 24 Ib ^^ Lilh.Ansl.Th.BannwarthWien. vSilzimü\sben(htoclkms.Alat(l.(lMlss,iTmlJi.iKiliinv.]\^»ss(\!kl.rXXlV.Abt.ni.ir)l5. Schussnig, B.: Algologische Abhandlungen. Taf.Ill. E vr ^ Wi (MI Autor de!. Lith.Ansl.ThBaniwnrtfi.Wien. Silziiiig^sbericlite dkais. AkaxLcLW.s.s.,iuaÜi. nalurwMasse,BdXIXXIV. Abt .IK Schussnig, ß.: Algoloijisdie Ahlinndlungen. Taf. IV. .Sitzinx^sbcrithtp il.kus .Ui ui X''ien Nr. 80 der zweiten Folge (Mit 3 Tafeln und 2 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 14. Oktober 1915) I. Einleitung". Gelegentlich einer Untersuchung des Blattes von Philo- dendrou aispidatnui fielen mir im mikroskopischen Bilde in den Nebenzellen des Spaltöffnungsapparates schwach rosen- rote Kügelchen auf, welche man bei flüchtiger Beobachtung für Öl hätte halten können. Der Durchmesser dieser Kugeln ist ±2 bis ;^mal größer als der Durchmesser der in den Schließzellen enthaltenen Chlorophyllkörner. Um erstere Gebilde näher zu untersuchen, ließ ich auf sie Osmiumsäure, OsO^, einwirken;^ es wurde der ganze Inhalt der Nebenzellen schön blau. Das war bei allen Nebenzellen der Fall. Manchmal zeigten die Reaktion auch jene Zellen, welche an der Polseite der Schließzellen liegen, während andere F'.pidcrmiszellen voll- ständig ungefärbt blieben. Diese und andere Reaktionen, von welchen später die Rede sein wird, haben erwiesen, daß es sich hier um die Lokalisation von Gerbstoff handelt, welcher in den Nebenzellen und manchmal auch in den an 1 H. Molisch, Miki-ochemie der Pflanze. Jena 1913. p. lUi 448 N. Plamorak, der Polscite der Spaltöffnung liegenden Zellen ent- halten ist, dagegen weder in anderen Epidermiszellen noch in den Schließzellen vorkommt. Nun ist dieses Vorkommen von gewissen Stoffen nur in den Nebenzellen so überraschend, daß eine eingehende Unter- suchung mannigfache und interessante Resultate versprechen konnte. Vor allem ist es naheliegend, daß diese Aufstapelung der Gerbstoffe in Nebenzellen im Dienste des Spaltöffnungs- apparates stehen könnte, was aus ihrer auffälligen Verteilung hervorzugehen scheint. Eine solche Untersuchung versprach auch, Beziehungen zwischen Nebenzellen und Spaltöffnungen zu finden, und zwar nicht nur wegen ihrer topographischen Lage, sondern auch wegen ihrer chemischen und physio- logischen Eigenschaften. Dazu kommt, daß die Fragen von der Bedeutung der Nebenzellen bisher in der Literatur beinahe unerörtert blieben, ihr enger Zusammenhang mit den Schließzellen nie gehörig hervorgehoben wurde, ihre Individualität den anderen Epi- dermiszellen gegenüber nie genug berücksichtigt wurde. Es finden sich zwar in der Literatur Andeutungen auf manche spezielle Rolle der Nebenzellen. Die viel diskutierte Frage,^ ob nur die Schließzellen oder auch die angrenzenden Epi- dermiszellen — also hauptsächlich die Nebenzellen — im Spiel des Öffnens und Schließens der Spaltöffnungen wirksam sind, berührte auch die Frage nach der Bedeutung der Neben- zellen. Es befaßte sich Ben ecke- mit den Nebenzellen, und zwar hauptsächlich mit ihrer topographischen Lage, dann auch mit ihrer physiologischen Bedeutung. Die Ergebnisse seiner Arbeit faßt Benecke"^ in folgenden Sätzen zusammen: »Wir glauben zu der Annahme berechtigt zu sein, daß die Nebenzellen als Schutzorgane für die .Spaltöffnung dienen, bestimmt, die Wirkungen der Gestaltsveränderung der Blattzellen auf die Schließzellen abzuschwächen. Einen näheren Einblick in ihre Funktion gelang es uns nicht zu gewinnen...« 1 H. Leitgeb, Beiträge zur Physiologie des Spaltüffnungsapparates. Mitteilungen des Botanischen Institutes zu Graz. Jena 1888, Bd. I, p. 11^1, und die hier zitierte Literatur. - W. Be necke, Die Nebenzeilen der Spaltüffnungen. Botanische Zei- tung 1892, 50. Bd., Nr. 32 u. If. 3 W. Benecke, 1. c, p. 602. Mikrochemie des Spaltöft'niingsapparates. 449 Wie oben erwähnt, sind wir genötigt, die Nebenzellen als einen Teil des Spaltöffnungskomplexes aufzufassen. Diese Tatsache nun, daß die zu diesem Komplex gehörenden Zellen einen spezifischen Chemismus aufweisen, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den Chemismus des ganzen Spaltöffnungs- komplexes hin, das ist der Schließzellen, der Xebenzellen und der Mesoph^ilzellen, welche die Atemhöhle umgrenzen. Über den Chemismus dieses Spaltöffnungskomplexes findet sich in der Literatur sehr wenig und es sind nur einige Ergebnisse, die ich in sinngemäßen Zusammenhang mit meiner Arbeit bringen kann. Seit langem ist bekannt, daß in den Schließzellen Chloro- ph^'likörner vorkommen, während in den anderen Epidermis- zellen phanerogamer Pflanzen das Chlorophyll gar nicht oder nur in Ausnahmsfällen zu finden ist.^ Das allein verursacht schon einen differenten Chemismus der Schließzellen gegen- über anderen Epidermiszellen. Infolge der Tätigkeit des Chloro- phylls bildet sich in den Schließzellen Stärke, welcher nach den neuen Untersuchungen von Lloyd- und Iljin^ eine wichtige Rolle beim Spiel des Öftnens und Schließens der Spaltöffnungen zukommt. Nach der Auffassung des letzt- genannten Autors be'finden sich nämlich in den Schließzellen diastatische Enzyme, welche je nach den äußeren EinHüssen iLicht, Feuchtigkeit der Luft, Temperatur) entweder die Stärke in Zucker verwandeln oder umgekehrt. Mit diesen Umwand- lungen verändert sich auch der osmotische Druck in den Schließzellen, und zwar vergrößert er sich nach der Bildung von Zucker und verkleinert sich nach der Bildung von Stärke. Die Veränderung des osmotischen Druckes beeinflußt wieder den Zustand der .Spaltöffnungen; bei hohem Druck werden sie geöffnet, bei kleinem geschlossen. Wenn die Unter- suchungen Iljin's durch eine größere Anzahl von Beweisen I 1 A. Stöhr, Über Vorkommen von Chlorophjil in der P^pidermii? der Phanerogamen. Laubblätter. 1879. Diese .Sitzungsberichte, 79. Bd. 2 lAoyd, Physiologie of Stomata. Washington 1908; zitiert nach Iljin. •' W. .S. Iljin, Die Regulierung der Spaltöffnungen im Zusammenhang nüt der \'eränderung des osmotischen Druckes. 1915. Beihefte zum Botan. Zeniralbl., Bd. XXXIi, Heft 2. 450 N. Hamorak, gestützt wären, dann hätten wir es hier mit einer plausiblen Er- klärung der Lokalisation der Stärke in den Schließzellen zu tun. Außer diesen direkten Beweisen eines spezifischen Chemismus der Schließzellen sind einige Ergebnisse bekannt, welche das indirekt bewiesen. Die auffallende Widerstands- fähigkeit der Schließzellen gegen schädliche Einflüsse ist es, die uns zu dieser Schlußfolgerung führt. So beobachtete Leitgeb^ eine größere Widerstandsfähigkeit der Schließzellen gegenüber höheren Wärmegraden. Ein Epidermisstreifen von einer verwelkenden Blüte von Galtonia candicans, durch eine Minute im Wasser von 53° C. gehalten, zeigte noch zahlreiche Schließzellen lebend. In der Luft wurden noch höhere Tem- peraturen — bis 59° C. — ertragen. Auch gegen Fäulnis er- wiesen sich die Schließzellen sehr widerstandskräftig: in ab- gezogenen, im Wasser liegenden Epidermisstreifen waren sie noch nach 8 Tagen lebend. Weiter beobachtete Leitgeb, daß an abgeschnittenen und feucht gehaltenen Blüten einzelne Schließzellen turgeszent und lebend waren, während das übrige Gewebe ganz verfault und von Pilzfäden durch- wuchert war. \on Moli seh- wurde beobachtet, daß die Schließzellen gegen niedere Temperatur \iel resistenter sind als andere Epidermiszellen. So hat er gefunden, daß die Schließzellen Temperaturen von — 6° bis — 7°, in einem Falle {Nicoiiana iahaciini) sogar bis — 12° auszuhalten vermögen, ohne dabei getötet zu werden. Kindermann^ hatte auf Anregung von Molisch in seiner Arbeit diese Frage etwas eingehender erörtert und die Widerstandskraft der Schließzellen gegen xerdünnte Säuren (0-057,, Salzsäure, 0-05" „ Schwefelsäure, 0-057(, Salpeter- säure, 0*05% Essigsäure, 1% Oxalsäure), Ammoniak, schäd- liche Dämpfe (Alkohol, Chloroform. Äther», Leuchtgas, Aus- • 1 Leitgeb, 1. c, p. 131. - H. Mo lisch, Untersuchungen über das Erfrieren der Pflanzen. Jena 1879, p. 30. '■'> V. Kindermann, Über auffallende Widerstandskraft der Scliließ- zellen gegen schädliche Einflüsse. Wien 1902. Diese Sitzungsberichte, 111. Bd., Abt. I. Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates. 4Ö1 trocknung sowie gegen Sauerstoffentzug studiert. Es wurde von ihm in allen Fällen festgestellt, daß im Gegensatz zu anderen Blattzellen die Schließzeilen größtenteils beim Leben blieben. \'ielfach zeigten auch die Nebenzellen der Spaltöffnungsapparate eine größere Widerstands- kraft. Kindermann versucht diese Widerstandsfähigkeit der Sohließzellen und der Nebenzellen zu erklären und äußert sich folgendermaßen über diese Frage : • Zur Krklärung dieser Tatsache kann man zwei Annahmen machen. Entweder liegt die Ursache der größeren Widerstandskraft der Schließzellen in der Membran oder es ist die Beschaffenheit des Plasmas eine andere als bei den übrigen Zellen.^ Indem der Verfasser ganz richtig die erste Ursache ver- wirft, kommt er zu der Folgerung, daß die Widerstandskraft der Schließzellen ihren Grund in der eigentümlichen Beschaffen- heit des Plasmas hat. Ein analoger Fall, wo die Nebenzellen eine größere Widerstandskraft wie die anderen Epidermiszellen aufweisen, wurde \on Kluyver^ an den Blättern von Aiicnha japonica beobachtet. Während andere Epidermiszellen durch das ultra- violette Licht getötet werden, bleiben die Schließzellen sowie die Nebenzellen unversehrt. Das wären die Literaturangaben, welche wenigstens in- direkt im Zusammenhang mit meinem Thema stehen. Andere Arbeiten, insofern sie mein Thema berühren, werden weiter unten zitiert. Es erübrigt mir noch die angenehme Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Hans Molisch für die Zuweisung des Themas sowie für die mannigfache Unter- stützung bei der Arbeit meinen aufrichtigsten Dank auszu- sprechen. Herrn Prof. Dr. Richter, Herrn Assistenten Gickl- horn muß ich für das rege Interesse gleichfalls danken. 1 V. Kindermann, 1. c, p. 18. - A. J. Kluyver. Beobachtungen über die Einwirkung von ultravioletten Strahlen auf höhere Pflanzen. Wien 1911. Diese Sitzungsberichte, 120. Bd., Abt. I. 452 N. Hainorak, II. Eigene Untersuchungen. Was den Plan der Untersuchungen anbelangt, so gliedern bie sich den Befunden gemäß in vier Abschnitte, nämlich die Verbreitung, das Vorkommen und die physiologische Be- deutung 1. der Gerbstoffe, 2. des Anthokyans, 3. des Öles, 4. der anderen Substanzen in ihren Beziehungen zum Spalt- öffnungsapparat. Die Arbeit ist als eine mikrochemisch-ana- tomische gedacht, \'on zu \\'eitgehenden physiologischen Erwägungen habe ich mich möglichst ferngehalten. Die physio- logische Seite der Frage ist wichtig genug und, meiner Meinung nach, genug schwer zu lösen, so daß in dieser Richtung neue Untersuchungen eingreifen müssen. 1. Das Vorkommen und die Verteilung von Gerbstoffen. Philodendron cuspidatuut. Wiv beginnen mit der Pflanze, welche schon früher er- wähnt wurde. Außer der genannten Reaktion mit Osmium- säure, bei welcher die Nebenzellen schön blau werden, ließ ich auf die Oberflächenschnitte von der Unterseite des Blattes folgende Reagenzien einwirken: Eisenchlorid. Die Sclinitte wurden in FeCi; übertragen und dann erwärmt. Es bildete sich in den Xebenzellen sowie in manchen Polzellen ein gelber bis brauner Niederschlag. Auf andere Zellen sowie Epidermis-, wie auch Mesophyllzellen war gar keine Einwirkung zu sehen. Eisensulfat. Die Schnitte wurden längere Zeit in frisch bereiteter Lösung von Eisensulfat belassen. In den Nebenzellen bildete sich ein schmutzigblauer Niederschlag. Kaliumbi Chromat. In den Nebenzellen ein kastanienbrauner Nieder- schlag. Die Reaktion kommt nur an den dünneren Stellen des Schnittes in kürzester Zeit zustande. Wenn man aber den Schnitt bis zum Kochen er- wärmt, bekommt man momentan einen sehr schönen, in den Nebenzellen aller Spaltöffnungen auftretenden, kastanienbraunen Niederschlag (Taf. I. Abb. 2). In manchen Nebenzellen fällt ein sehr starker Niederschlag aus und dann erscheinen sie beinahe vollständig dunkel. Auch wenn man zum Prä- parat einige Tropfen Essigsäure zusetzt, bekommt man gleich eine schöne Reaktion. Milciocliemie des Spaltü/t'nungsupparates. 453 Salzsiiui-e. Nach Zusatz von HCl lösen sich die leicht rosa gefiirbten Kugeln auf, der Inhalt der N'ebenzellen kontrahiert sich momentan, in der Zelle tritt ein gerüstartiger, gelb gefärbter Niederschlag auf. Dasselbe in manchen Polzellen. Keine auffallende Einwirkung auf andere Epidermis- zellen. Salpetersäure. Der Inhalt der Nebenzellen nimmt eine körnchen- artige Struktur an und färbt sich dabei gelb bis orange. Dasselbe in manchen Polzellen. Keine auffallende Einwirkung auf andere Epidermiszellen. Schwefelsäure. In den Nebenzellen ein gerüstartiger, schwach gelber Niederschlag. 1% Chromsäure. Nach einer kurzen Einwirkung ein dichter, kastanien- brauner Niederschlag in den Nebenzellen. Pikrinsäure. Keine Einwirktmg auf die Nebenzellen. Eisessig. Ebenfalls keine Einwirkung auf die Nebenzellen. Kalilauge. In den Nebenzellen bildet sich ein sehr feinkörniger, blaß- rosenroter Niederschlag. Dasselbe in beinahe allen Polzellen sowie in den an die Nebenzellen anschließenden Epidermiszellen. Die Reaktion ist in den Nebenzellen am stärksten, in den anderen Zellen tritt sie erst später ein. nachdem nämlich durch Tötung und starke Quellung der Nebenzellen der Gerbstoff aus diesen Zellen in andere übertritt. In anderen Epidermiszellen keine Spur von der Reaktion, so daß die Spaltöffnungen mit sechs herum- liegenden Zellen als schöne, rosenrote Inseln zwischen den anderen farb- losen Zellen erscheinen. Natronlauge. Die Nebenzellen werden anfangs schwach rosenrot, später, nach längerer Einwirkung, sehr schön pfirsichrot. Silbe rnitrat. Die Nebenzellen werden nach längerer Einwirkung ziegelrot. Diese Reaktion tritt auch (ähnlich wie bei der Einwirkung von Fig. 1. Kalilauge) in den herumliegenden Epidermiszellen auf, und zwar in den Pol- zellen und in den an die Nebenzeilen anschließenden Epidermiszellen = [i-Nebenzellen.'^ Die Reaktion ist aber in den anderen Zellen viel schwächer 1 Um eine einheitliche Terminologie einzuführen, werde ich mich bei allen Spaltüffnungsapparaten, die ähnlich wie bei Pliilodendron gebaut sind, folgender Ausdrücke bedienen: Diese Zellen, welche bis jetzt in der Literatur 454 X. Hamorak, als in den Nebenzellen, wo sie in schönen, orange bis ziegelroten Farben- tünen zum Vorschein kommt. Millon'sches Reagens. Nach dem Zusetzen von Reagens werden die rosa Kugeln zerstört, der Inhalt der Nebenzellen wird von einem körnchen- und stäbclienartigen Niederschlage ausgefüllt, der zuerst eine gelbe Färbung aufweist, später sich aber mehr und mehr verdichtet und braun wird. Methylgrünessigsäure. Von den Nebenzellen wird der Farbstoff so stark gespeichert, daß sie vollständig grün werden, während andere Epi- dermiszellen ganz oder fast ganz farblos bleiben. Aus allen oben angeführten \'ersuchen geht unzweideutig hervor, daß wir es hier mit der Lokalisation von Gerbstoff zu tun haben. Eisensulfat, Eisenchlorid, Kaliumbichromat, Chromsäure, Osmiumsäure sind ja bekanntlich beste Reagen- zien auf Gerbstoffe.^ Auch die schöne, pfirsichrote Reaktion, welche ich mit der Kalilauge und Natronlauge erzielt habe, deutet auf Begleitstoffe des Gerbstoffes hin und wurde zum ersten Male \"on Molisch- in dem Alilchsaft der Gattungen Mnsa, Scorzoncra, Alocasia gefunden. Über die Körper, welche diese Reaktion geben, äußert sich Molisch folgender- maßen: »Welcher Art der oder die Körper sind, welche diese auffallende Farbenreaktion hervorrufen, läßt sich vorläufig nicht sagen. Der Umstand, daß sie mit den Gerbstoffen sowohl in den Milchröhren als außerhalb derselben, und zwar auch bei nicht milchenden Pflanzen, wie ich mich überzeugt habe, mit Gerbstoffen so häufig vermengt vorkommen, legt den Gedanken nahe, daß sie zu den Gerbstoffen in irgend einer Beziehung stehen könnten und ihr eigentümliches Verhalten zur Kalilauge erinnert einigermaßen an Chinone.« Die Gruppe der Gerbstofi'e ist noch bis jetzt nicht genau chemisch präzisiert und erforscht, um so weniger mikro- »Nebenzellen'< genannt wurden, bezeichne ich als ct-Nebenzellen oder kurzweg auch Nebenzellen. Die Zellen, welche mit ihrer Längsseite an die a-Nebenzellen grenzen =^ ß-Nebenzcllen, und die Zellen, welche an der Polseite der Schließzellen liegen = Pol z eilen (Fig. 1). 1 H. Moli seh, -Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 155 bis 159. Über den Begriff > Gerbstoff« vgl. auch dieses Buch, p. 154. - H. Molisch, Studien über den Milchsaft und Schleimsaft der Pflanzen. Jena 1901, p. 69. Mikrocliemie des Spaltöffnungsapparates. 4oo chemisch, und darum können wir zu keinen genaueren An- gaben über die chemische Identität mit den schon bekannten Gerbstoffen gelangen. Pli Hoden dron asperafiiin. Der Spaltöffnungsapparat ist im Prinzip ebenso wie bei Ph. cuspidatiun gebaut. Wenn wir einen Schnitt von der Unterseite des Blattes mit Kai i um bi Chromat behandeln und nachher erwärmen, bekommen wir ein höchst merkwürdiges Bild. Auf a-Nebenzellen ist in keinem einzigen Fall eine Einwirkung des Reagens zu sehen, dagegen zeigen ß-Nebenzellen sowie die Polzellen eine schöne kastanienbraune Färbung (Taf. 1, Abb. 1). Dadurch, daß der Spaltöffnungsapparat etwas unregelmäßiger (wäe bei Ph. cnspidainm) gebaut ist, ferner dadurch, daß die Verteilung der Gerbstoffe nicht so regelmäßig vor sich geht, ergeben sich verschiedene, mögliche Kombinationen der Lokalisation des Gerbstoffes. Eine Erscheinung, welche speziell bei regel- mäßiger gebauten Spaltöffnungsapparaten vorkommt, ist, daß beide ß-Nebenzellen Gerbstoffe enthalten. Es können aber die Zellen eine Reaktion auch in folgenden Kombinationen auf- weisen: beide ß-Nebenzellen und eine Polzelle, beide Polzellen, eine ß -Nebenzelle und eine Polzelle, eine Polzelle allein, eine ß-Nebenzelle allein. Wenn die Polzelle oder die ß-Nebenzelle geteilt sind, dann tritt die Braunfärbung nur in der einen der geteilten Zellen auf. Aus der unten angeführten Tabelle ergibt sich eine Übersicht über das Auftreten der einzelnen Kombinationen. \'on 65 Spaltöffnungen zeigten die Reaktion: Spaltöffnungs- apparaten Beide ß-Nebenzellen bei 5 beide Polzellen : . . . '> 10 eine ganze Polzelle und Y»^ ^^i" anderen Polzelle. . > 1 eine Polzelle und eine ß-Nebenzelle » 5 eine ß-Nebenzelle und ^2^ Polzelle » 2 1 Die Zelle, welche aus der Teilung der Polzelle entsteht. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I. lU^. Bd. 32 456 • N. Hamorak, Spaltöffnungs- apparaten nur eine li-Nebenzelle bei 10 nur eine Polzelle » 21 1/, 1 Polzelle » 8 keine Reaktion wiesen auf 3 Aus der Tcibelle geht hervor, daß die Gerbstoffe gewöhn- lich in den Polzellen lokalisiert sind. Auch die Mesophyllzellen, welche unmittelbar unter der Epidermis liegen und die Atem- höhle umgrenzen, enthalten den Gerbstoff. Andere Epidermis- zellen zeigen in der Regel keine Reaktion. Um beiläufig zu eruieren, ob dieser Gerbstoff mit dem des Pli. cnspidaiiuii identisch, verwandt oder verschieden ist, ließ ich auf die Schnitte folgende Reagenzien einwirken: Eisensulfat: schmutzig blauer Niederschlag. Eisenchlorid: gelber bis brauner Niederschlag. Salzsäure: ein sehr feinkörniger, schmutzig gelber bis schwach brauner Niederschlag. Salpetersäure: gelber, feinkörniger Niederschlag. Besonders prompt tritt die Reaktion in den Mesophyllzellen ein, welche vollständig kastanien- braun werden. Schwefelsäure: bei stärkerer Vergrößerung fast farbloser, bei schwacher grauer, gerüstartiger, körniger Niederschlag. Chromsäure: kastanienbrauner Niederschlag, in den Pol- sowie ß-Nebenzellen mehr körnig, in den Mesoph\ilzel!en mehr kompakt und dunkler gefärbt. Aus dieser sowie aus zwei anderen Reaktionen (KOH, HNOo) geht hervor, daß die Gerbstoffe in den Mesophyllzellen in größerer Menge lokalisiert sind als in den ß-Neben- und Tolzellen. Natronlauge: gelber bis schwach orangeroter Niederschlag. In den Mesophyllzellen fallt die Reaktion stärker aus. Kalilauge: Reaktion wie bei Na OH. Ammoniak: Reaktion wie bei Na OH. Aus allen oben angeführten Reaktionen geht unzwei- deutig her\or, daß wir bei PJi. asperatnni demselben Gerb- stoff begegnen wie bei Ph. cuspidatnui. Philodeudrou sp. Die Verteilung der Gerbstoffe im SpaltöffnungsJMiTit Kalium- bichromat einen gelben Niederschlag geben«. (Es können z. B. ganz gut dieselben Stoffe sein, welche in den Nebenzellen' von Maratita spectahilis \'orkommen, mit Kaliumbichromat gelb werden und doch keine Gerbstoffe sind!) Über das Vor- kommen dieser Substanz äußert sich der Verfasser unter anderem: »In den Schließzellen der Spaltöffnungen findet sich meist mehr Gerbstoff (!) als in den angrenzenden Zellen, be- sonders deutlich tritt das bei den Objekten hervor, die sonst keinen Gerbstoff in der Epidermis haben, z. B. Vicia Gerardi, Halimodciidron argciitcnm.« In den Schließzellen der er- wachsenen Blätter von CannicJiacUa flagelliformis und C. EiiysU kommt auch eine Substanz, welche mit K.jCr.^O^ reagiert, lokalisiert vor. StahP beobachtete, daß beim Begießen der Pfianzen mit Natriumchloridlösung das Natriumchlorid in den Zellen in der 1 A. Kolbe, Über das Verhalten des Gerbstoffes in den A?simiiations- organen der Leguminosen während der Entwicklung. Inauguraldissertation. Göfdngen 1914. - E. Stahl, Einige Versuche über Transpiration und Assimilation. B.itan. Zeit. 1894, 52. Jahrg., p. 135. 476 X. Hamorak, Nähe der Spaltöffnungen abgelagert wird, so z. B. in den Nebenzellen bei Alisuia Plantago. Nach Wisselingh^ ist manchmal die Konzentration der Carotinoiden in der Nähe der Spaltöffnungen größer wie in anderen Zellen. III. Zusammenfassung. Vorliegende Arbeit liefert Beiträge zur Frage über die chemische Verschiedenheit der zum Komplex der Spaltöffnung gehörigen Zellen, das sind die Schließzellen, Nebenzellen, an- grenzenden Epidermiszellen und Parenchymzellen, die die Atemhöhle umschließen. Besonderes Gewicht wurde gelegt auf den Nachweis der Gerbstoffe, des Anthokj^ans, des Öles und einiger anderer Substanzen bezüglich ihres Vorkommens, ihrer Verbreitung und ihrer auffälligen Lokalisation in den oben genannten Zellen. Es hat sich gezeigt, daß die speziellen Aufgaben des Spaltöffnungsapparates mit einem besonderen Chemismus dieses Apparates verknüpft sind. Die wesentlichsten Ergebnisse der Arbeit lassen sich folgendermaßen zusammenfassen : 1. Auf Grund der üblichen Gerbstoffreaktionen wurde das Vorkommen von Gerbstoffen in der Nähe der Spaltöffnungen bei einer Reihe von Araceen festgestellt, und zwar bei Pliilo- dcndron cnspldatum, Ph. asperatuui, Ph. sp., Ph. Ghies- hrechtii und Anthtirinm imperiale. Bei Ph. ciispidatiun ist der Gerbstoff gewöhnlich in den Nebenzellen lokalisiert, bei aspe- raünn in ß-Nebenzellen und in Polzellen.- Wenn die Polzelle oder die ß-Nebenzelle geteilt sind, dann tritt die Gerbstoff- reaktion nur in einer der geteilten Zellen ein. PJiilodendron sp. zeigt das gleiche Verhalten wie PJi. cuspidatiun, nur eine schwächere Reaktion auf Grund der kleineren Menge des Gerb- stoffes. Bei Pli. Ghiesbrcchtii ist der Gerbstoff' lokalisiert in 1 C. van Wisselingli , Über die Nachweisiing und das Vorkommen von Carotinoiden in der Pflanze. Flora, Jena 1915. - Wegen der hier gebraucliten Terminologie vgl. p. 453. Mikrocliemie des Spaltöffnungsapparates. 477 den Mesophyllzellen, welche die Atemhöhle begrenzen, Epi- dermis führt keinen Gerbstoff. Anthtiriimi imperiale zeigt eine ähnliche Verteilung wie Ph. asperatnin. Diesen Fällen einer auffälligen Lokalisation des Gerbstoffes stehen gegenüber andere Arten der Gattung Philodciidron sowie einige andere Aroideae, welche die angeführten Verhältnisse nicht zeigen. 2. Bei Sc inperuivHin- Arten ist die Verteilung des Gerb- stoffes gleichfalls sehr auffällig, und zwar sind bei 5. Fiiukii in der Regel die Epidermiszellen gerbstoffhaltig, die im Text p. 458 mit ABC bezeichneten Zellen gerbstofffrei und die a-Nehenzellen gerbstoffhaltig. Ähnliche \'erhältnisse zeigen S. Tatari, S. Zelebori, S. PouieJii, S. styriaciiui, S. murale, S. tectorum und 5. Verloti. 3. Die auffällige Lokalisation und das Vorkommen \'on Gerbstoffen in der Nähe der Spaltöffnungen ist sehr gut in der Familie der Polygonaceen nachzuweisen, vornehmlich bei Polygomiui sachalinense und P. Sieboldii. Gerbstofführend sind hier 1, 2, 3 Zellen in unmittelbarer Nähe der Spaltöffnung. Bei Polygonuni salignnni ist das Vorkommen von zwei diffe- renten Stoffen in der Epidermis nachgewiesen worden. Bei Rhenm ofßcinalc, Polygonuni divaricatunt, P. amplexicaule, P. bistortoidcs, Rnniex ticrainicns, Oxyria digyna tritt der »Zu- sammenhang z^^ischen den Spaltöffnungen und der Lokalisa- tion der Gerbstoffe mehr oder weniger klar hervor. Bei Rhcuni officinalc, Polygonuni virginianuni, Oxyria digynci, Rnnicx rupestris befinden sich Gerbstoffe in den Schließzellen. Aus der Familie der Saxifragaceen wurde Tolmiea Menziesii unter- sucht, die \'erhältnisse ähnlich wie bei P. sachalinense ge- funden. 4. Außer den Gerbstoffen wurde auf das Vorkommen von Anthokyan in der Nähe des Spaltöffnungsapparates geachtet. Der FarbstolT kommt in drei Grundtypen vor, als Anthokj^an- idioblasten, Anthokyanüecke und Anthokyanringe. Bei Scdum acre führt gewöhnlich nur die A-Ze\\e Anthokyan, bei S. albtun befindet sich das Anthokyan in 1 bis 3 ^i^C-Zellen und bei S. boloniense und Sieboldii in mehreren Zellen in der Nähe der Spaltöffnungen. Bei Polygonum sachalinense, Sieboldii, Rheuni officinale, Fraxinus sp. ist das Anthokyan in Flecken 478 N. Hamorak, um die Spaltöffnungen \'erteilt, wobei in älteren Stadien die Flecke in Anthokyanringe übergehen. Solche Anthokyanringe zeigt in typischer Form Hydrangca hortensis. Ausnahmsweise wurde bei Polygounni sachalinense das Anthokyan auch in den Schließzellen gefunden. 5. Anthokyan und Gerbstoffe können sich gegenseitig ver- treten sowohl in ihrem Vorkommen als auch durch Bildung von Anthokyan aus Gerbstoffen. 6. In den Nebenzellen von Carcx Pseiidocypenis, C. Grayii, C. vesicaria, C. miiricata, C. conglobata und C. vuJpiua wurden Ölkugeln konstant gefunden, die auf Grund der Re- aktionen als ein ätherisches Öl erkannt wurden. Ähnliche Öl- kugeln zeigten Lignsti- Ulli ovalifoliiiiu und Forsyiliiaviridissiiua in den Schließzellen. 7. Bei Maranta spectabilis und sauguinca wurde eine mit k'aliumbichromat sich färbende Substanz in den Nebenzellen beobachtet, die den Gerbstoffen nahestehen dürfte. Maranta Kerchoviana zeigt dieses X'erhalten nicht; ein neuer Fall, wie nahe verwandte Arten sich im Chemismus bestimmter Zellen auffallend unterscheiden. 8. Bei Mnsa Caveudislüi tritt in den Schließ- und Neben- zelfen postmortal ein brauner Farbstoff auf, welcher mit Alkalien und Säuren eine rote Reaktion zeigt. Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates. 479 Figurenerklärung. Tafel I. Fig. 1. Blattepiderinis von Pliilodcudron aspcraltiin nach Einwirkung von K\,Cr._,0;. Vergr. 335. Fig. 2. Blattepidennis von Pli. ciispidatuin nach Einwirkung von K.)Cr.,0;. Vergr. 335. Fig. 3. Blattepidermis von Sciiipcrvivunt Fiinlüi nach Einwirkung von K.Xr.iO;. X'ergr. 540. Fig. 4. Blattepidermis von Polygoiium SiiUgmuit nach Einwirkung von KoCr.^O^. Vergr. zirka 100. Tafel II. Fig. 1. Blattepidermis von Polygoiiiiiii sachaliucnse nach Einwirkung von KXr-.O;. Vergr, 290. Fig. 2. Blattepidermis von Rlieuin ofßcinalc nach Einwirkung von KoCr.iO;. Vergr. 390. Fig. 3. Blattepidermis von Tohnica Mcnzicsii nach Einwirkung von KoCr.,0;. Vergr. 290. Fig. 4. Blattepidermis von Sedtim allniin. X'ergr. 1 1.O. Tafel III. Fig. 1. Blattstielepidermis von Rheiiin officiimle, junge Anthokyanllecke. Vergr. 95. Fig. 2. Blattstielepidermis von derselben Pllanze, alte Anthokyanllecke. Vergr. 260. Fig. 3. Stengelepidermis von Fraxinus sp., ein Anthokj'anlleck. Vergr. 335. Fig. 4. Blattepidermis von Carcx viilpina nach Behandlung n^it Sudan- glyzerin. Vergr. 200. Fig. 5. Blattepidermis von Musa Cavendishii nach Einwirkung von KOH. Vergr. 540. Hamorak, N.: Miktochcmie des Spaltöffnungsappnrntes. Taf. Litli AnstTh Bsimwarth.VVii .Sil/.unu.sboi-iclitP tLlcai.s.Al{a(l.d.W.ss,]ualli.ii;Uunv.Klas.so,l>d.i:.'4. Abt.I.lOl.x I ttainorak, N.: Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates. Taf. II. Sitzungsbei'icliledk!u.s.i\kafLfl.\Vi.ss,maJjLnatui-w.Klassc,J)d.il24. Abi. 1. 101.') Hamorak, N.: Mikrochemie des Spaltöffnungsnpparates. Taf. Hl. Sil/amüsl)d.l24. Abl.I.l!)ir). 481 Über Bau und Biologie der Blüten von Arceathobium Oxycedri (DC.) MB. Von E. Heinricher, k. S\. k. Akad. Aus dem botanischen Institut der Universität Innsbruck (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur) (Vorgelegt in der Sitzung am 14. Oktober 1915) In der Zusammenfassung der Ergebnisse meiner Ab- handlung »Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wachholdermistel, Arceiithobium Oxycedri, auf Grund durch- geführter Kulturen geschildert«/ konnte ich gelegentlich der Druckkorrektur noch die Feststellung hiiizufügen: "Die Blütenreife tritt im dritten Jahre nach der Keimung ein.« Anfangs August 1915 waren auf den von mir aufgezogenen Pflanzen die ersten Blüten vorhanden. Das Blühen hält aber lange an, denn die erste, stärkste Pflanze steht noch heute {ß. September; in Blüte, ja ist vielleicht erst jetzt im Höhe- punkt des Blühens. Diese männliche Pflanze hat zwar viele Blüten schon abgeworfen, doch erscheinen immer noch neue. Ebenso langlebig scheinen die weiblichen Blüten zu sein. Schwache Pflanzen treten spät in Blüte und bilden nur wenig" Blüten. Im ganzen bestätigen die Beobachtungen meinen in der ersten Abhandlung über Arceuihohiuin- getanen Ausspruch, 1 Diese Berichte, 124. Band (1915). '- Ebenda, in der Abhandlung »Beiträge zur Biologie der Zwergmistel, Arceiithobium Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren«. 482 E. Heinlicher, »daß das Blühen zeitlich nicht eingeengt ist, einzelne Blüten zu recht wechselnder Zeit erscheinen, immerhin aber der Höhepunkt des Blühens in den September und Oktober fällt«. ^ Es zeigt sich ferner, daß das frühere oder spätere Blühen in hohem Maße vom Alter und mehr noch \on der Stärke der Pflanzen abhängt. Das Blühen meiner Pflanzen in den Kulturen bot nun Gelegenheit zu einer eingehenderen Beobachtung der Blüten und zur Aufdeckung \"on ganz eigenartigen Verhältnissen, die, besonders was die weiblichen Blüten betrifft, im Freiland und an den natürlichen Standorten kaum hätten erzielt werden können. So ergaben sich die Grundzüge für die Bestäubungseinrichtungen von Arcenthohinui, die allerdings durch Beobachtungen am natürlichen Standort noch einer Ergänzung bedürfen. Das Zur-Blüte-Gelangen meiner Kulturen ermöglichte weiter den Gewinn einer Reihe bildlicher Dar- stellungen, die die zu schildernden \''erhältnisse klar zur An- schauung bringen; bisher lagen Abbildungen nur von der männlichen Blüte, und zwar in recht schematischer Aus- führung \'or. Alle Blüten sitzen einzeln an kleinen Zweiglein. Die weiblichen Infloreszenzen haben den Anschein, als ob ihr Abschluß durch ein Dichasium mit Gipfelblüte stattfände (vgl. Fig. 3, Taf. I), während diese tatsächlich stets von einem sterilen Schuppenpaar umhüllt wird. Die Besonderheiten der männlichen und weiblichen Blüten sollen nun zunächst getrennt behandelt werden. Die männliche Blüte. Eine starke, junge männliche Pflanze führt uns Fig. 1, Taf. I, in natürlicher Größe vor. Es ist die oberhalb der Lindenbastschlinge, während darunter eine noch nicht ganz blüh- reife \\-eibliche Pflanze steht. Der Kurzsichtige wird rechts oben zahlreiche Blüten in Aufsicht finden, während links Blüten 1 Es ist erklärlich, daß hei Gewiiclishauskultur der Eintritt des Blühens etwas beschleunigt wird. Blüten von Airciilliobinin Oxycedri. 483 'in Seitenansicht erscheinen. Deutlicher wird das Bild bei \'er\vendung einer Lupe. Die männliche Blüte ist mehrfach abgebildet worden. So erwähnt Johnson^ als erste Abbildung eine durch W. J. Hooker,- die ich jedoch nicht kenne. Eine stark vergrößerte, aber ebenso schematisierte Darstellung bringen Maont und Decaisne;^ sie wird selbst den Fachmann nicht zum rich- tigen Verständnis führen. In Aufsicht zeigt unsere Fig. 2, Taf. II, ungefähr 19 mal vergrößert, eine Blüte. Das ^Vesentlichste, die in der Mitte der Perianthblätter aufsitzenden Antheren, die eines eigenen Gefäßbündels ent- behren und durch einen Ouerriß aufspringen, war frühzeitig erkannt worden. Johnson hat an Anlagen festgestellt, daß die Staubblätter als gesonderte Höcker an der Achse ent- stehen und erst nachträglich durch intercallares Wachstum der Basalteile der Perianthblätter mit diesen verwachsen. Am häufigsten sind die Blüten dreizählig; Eichler er- wähnt auch zweizählige, die in der Tat nicht selten sind, doch häufiger kommen vierzäh lige vor (vgl. Fig. 3, Taf. II). Eichler^ schreibt den männlichen Blüten Rudimente von Fruchtblättern zu. Er sagt: »die rudimentären Pistille jedoch, die hier in den männlichen Blüten häufig sind, haben ihre, zuweilen in distinkte Zipfel vorgezogenen Ecken mit Perigon und Staubblättern in Alternanz (Fig. 236 C),^ was vielleicht auf eine analoge Stellung der Fruchtblätter auch in den weiblichen Blüten hinweist, vielleicht indes auch bloß von den Raum- und Druckverhältnissen in der Knospe her- rührt.« Ich meine, diese letzte Äußerung trifft das Richtige. Das etwas diskusartig aussehende, dunkelgrün ge- färbte Achsenende Inder Blüte hat mit einem Pistill- rudiment nichts zu schaffen; eine Teilung in Zipfel wurde nie beobachtet. Seine Formverhältnisse wechseln und stehen in engstem Zusammenhang mit der Zähligkeit 1 -Arceuihohiiim 0.xycedri'< (Annais of Botany. 2. Bd., 1888-1889). - \V. J. Hooker, Fl. Bor. Amer. (1840), t. 99 (zitiert nach Johnson). i' »Traite General de Botanique«, Paris 1868, p. 471. 't Blütendiagramme, Bd. II, Leipzig 1878, p. 555. '•> Er nimmt diese Rudimente auch in das Diagramm auf. 484 E. Heinricher, der Blüte und dem Druck, den die Antheren in der Knospe auf das Achsenende üben. In der dreizähligen Blüte wird dieses zu einer sehr flachen, mehr oder minder regelmäßigen, dreiseitigen Pyramide (Fig. 2, Taf. II), in der vierzähligen Blüte zu einer ebensolchen vierseitigen (Fig. 3, Taf. II). Wie in letzterer Abbildung kann eine Einbuchtung der Grundlinien vorliegen oder diese auch fehlen. In der zweizähligen Blüte erhält der wenig vorstehende zentrale Höcker einen mehr weniger ellipsoiden Umriß mit der langen Achse senkrecht auf die Stellung der Perianthblätter. Die anatomische Untersuchung läßt keinen Hinweis auf Carpellrudimente erkennen, ebensowenig aber auch auf eine Nektarausscheidung durch das Achsenende. Ich hebe dies besonders hervor, weil vorher des etwas diskus- artigen Aussehens Erwähnung geschah. Das Gewebe erweist sich als ziemlich großzellig und inhaltsarm. Gedeckt wird der Höcker von der mehr oder niinder papillösen Epidermis, mit stark cuticularisierter Außenwand, wie sie allen vegetativen Organen von Arcent/iobium, aber auch den Perianthblättern der männlichen und der weiblichen Blüte besonders unterseits eigen ist. Dieses Achsenende wird im Grunde der in einem Längsschnitte dargestellten Blüte Fig. 1, Taf. II, ersichtlich. Das Bild wechselt je nach der Ausgestaltung der Blüte und der Schnittrichtung. Öfters kommen zwei durch eine Bucht getrennte Erhebungen zur Ansicht. Die Erhebungen ent- sprechen dem Durchschnitt der früher erwähnten Kanten der flachen Pyramiden (vgl. die Fig. 2 und 3 der Taf. II). Wichtigeres erbringen meine Untersuchungen über die Antheren von Arceiitholninn. Die vorliegenden Angaben früherer Forscher erschöpfen den Gegenstand keineswegs und stimmen auch untereinander nicht. Eichler ^ gibt für Arcentliohinui und PhoraJcndrou etc. an: »die Staubbeutel sind vielmehr (im Gegensatz zu Visciiin H.) bei ihnen allen \'on der ge- wöhnlichen dithecischen Beschaffenheit, intrors und mit zwei Längsritzen aufspringend, oder, wie bei Arcenthobiuin und einigen anderen, mit einem gemeinsamen Ouerspalt.« 1 L. c. Blüten von Arcctithohiuui Oxyccdri. 485 Maout et Decaisne hingegen sagen in der Charakteristik der Loranthaceen über die Antheren von Arceuthohiitni »uni- locLilaires, ä dehiscence transversale«. Johnson wieder schreibt: »Examination after greater magnification of a flower just before expansion shows that the stamen consists of a sessile anther, bilocular at first, becoming unilocular hy the breaking down of the separating trabecula in the usual way.« Es liegen also drei verschiedene Angaben vor, von denen aber keine durch entscheidende Abbildungen gestützt ist. Eichler kommt zu seiner Auffassung wohl durch die Verhältnisse, wie sie bei der Hauptmasse der Loranthaceen vorliegen,^ Maout und Decaisne, sowie Johnson aber durch das \'erhalten der reifen Anthere, die durch einen einzigen Ouerriß eröffnet wird. Johnson bringt in Fig. 13 seiner Tafel einen Längsschnitt durch die männliche Blüte in schematisierter Zeichnung, der ganz unserer mikrophotographi- schen Aufnahme in Fig. 1, Taf. II, entspricht. Die auf- gesprungenen Antheren erinnern hier in der Tat ganz an die monothecischen, biloculären Antheren einer Malvacee, wenn sich die beiden Loculi durch einen gemeinsamen Riß geöffnet haben. Auch ein Längsschnitt durch die Anthere einer dem Öffnen nahen Knospe verleitete mich noch zu der gleichen Auffassung. Dieser Schnitt ist in Fig. 3, Taf. I, dar- gestellt. Er war durch die frische Knospe quer geführt und wurde ohne weitere Behandlung in zunächst verdünntes Glyzerin, dann in Glyzeringelatine übertragen. Man sieht das Perianthblatt im Querschnitt, die aufsitzende Anthere im Längsschnitt. Scheinbar sind zwei Fächer vorhanden, die 1 In Martii Flora Brasiliensis, Vol. V, Pars II, sagt Eichler in seiner Bearbeitung der Loranthaceen in der Diagnose von ArceuÜiohium »Stamina Deiidrophthorae'^, In jener von DcnJrophlhorct heißt es: »Stamina petalis adnala; Antherae in medio petalorum sessiles, loculis confluentibus subuni- loculares, rima unica transversa dehiscentes.« Ks liegt aber weder irgendwo eine .Abbildung einer der Reife nahen Anthere vor, wie sie unsere Taf. II, Fig. 4, bringt, noch eine solche eines entwicklungsgeschichtlich jüngeren Stadiums, das zur Stütze seiner Angabe »loculis confluentibus< dienen könnte. 486 E. Heinrich er, durch eine sterile Gewebeplatte getrennt sind. Tatsächlich liegen aber die \'erhiiltnisse ganz anders und hat die An- there von Ärcentliohitun einen Bau, wie er mir von keiner andern Blütenpflanze bekannt ist. Die Sache klärt sich auf, wenn man einen Querschnitt durch die Anthere einer dem Öffnen nahen Blüte macht. Zu mikrophotographischer Aufnahme genügte ein gewonnener Handschnitt nicht, doch vermag die in Fig. 4, Taf. II, nach einem mit Kalilauge aufgehellten Präparat gezeichnete Skizze die Verhältnisse zu erläutern. Sie zeigt uns in Aufsicht die Anthere und das Perianthblatt, dem sie aufsitzt. Von diesem entfernte ein Schnitt ein Stück der kielartig vorspringenden Unterseite, was die Aufhellung begünstigte. Am Grunde des Blattes erscheint ein Stück der Achsenendigung der Blüte. Die Anthere zeigt sich aber als von einer zentralen, sterilen Gewebemasse durchsetzt (ähnlich der Colu- niella einer Laubmooskapsel), die ringsum von Pollen umschlossen wird. Diese lagert also in einer Zylinder- mantelfläche, die in der Skizze grau gehalten ist. Die schwarze Punktierung deutet kugelige, nach der Kalilaugebehandlung braunrot gefärbte Massen an, die vielleicht noch in Zellen eingeschlossen sind, die das sterile Achsengewebe umkleiden und auch unter der Antherenwandung gehäuft auftreten. Es scheint sich um eine schleimige Substanz zu handeln, die von Gerbstoff durchtränkt ist; daher die Braunfärbung mit Kalilauge. Diese rundlichen Massen findet man später frei zwischen den Pollenkörnern; sie färben sich stark bei An- wendung von Hämatoxylin. (Ein großer Teil des Inhaltes der beiden scheinbaren Pollen fächer in Fig. 3, Taf. I, sind nicht Pollenkörner, sondern solche Schleimballen.) Nun wird auch verständlich, daß die Längsschnitte durch die Antheren ein recht verschiedenes Bild bieten können. Der nächste Querschnitt durch die Blütenknospe, welche das in Fig. 3, Taf. I, dargestellte Präparat geliefert hatte, war dicker geraten und lieferte ein vollständiges Diagramm der Blüte. Eine der drei Antheren war darin zu sehen wie in der eben angegebenen P'igur; die Längsschnitte durch die anderen er- gaben aber das in Fig. ö, Taf. II, skizzierte Bild. Das heißt, Blüten von Arcettthobitiiii. Oxyccdri. 487 diese Längsschnitte gingen nicht median durch die Anthere, die sterile Columella wurde daher nicht getroffen. Natürlich ist der geschilderte Bau der Anthere mit einer einheitlichen Pollenmasse um eine zentrale Achse vorläufig nur für das der Reife nahe Stadium sichergestellt. Eine ent- wicklungsgeschichtliche Untersuchung wird erst nachzuweisen haben, ob auch ein in einer Ringschicht die sterile Achse umgebendes Archespor angelegt wird. Ausgeschlossen ist es nicht, daß die Entwicklungsgeschichte der Eichler'schen Benennung der Anthere als dithecisch Berechtigung verleihen könnte, ohne daß, wie schon in der Fußnote erwähnt. Eichler 'dafür Belege gebracht hätte. Es wäre nämlich denkbar, daß in der Anthere ursprünglich vier gesonderte Archespore zur Anlage kämen, die unter Verdrängung trennender steriler Lamellen nachträglich zur Vereinigung kämen. " Eine solche Erwägung wird durch die Ergebnisse gestützt, die Engler' in seinen »Beiträgen zur Kenntnis der Antherenbildung der Metaspermen« mitteilt. Er hat die nachträgliche Verwachsung eines vorderen und hinteren Antherenfaches imd so in der dithecischen Anthere die Reduktion der ursprünglichen Zahl der Antherenfächer auf zwei festgestellt. Dieser Vorgang müßte sich bei Avcenthobinm nun erweitert abspielen und sämtliche ursprünglichen vier Loculi zur Vereinigung bringen. Wie gesagt, müßte dies erst entwicklungsgeschichtlich ge- prüft werden; der fertige Zustand enthält keine Spur eines Hinweises darauf, wie aus Fig. 4, Taf. II, ersichtlich ist.- Eine andere Besonderheit der Anthere, daß näm- lich die äußerste Zellschicht als Faserschicht ent- wickelt ist, hat schon Johnson beachtet. Er saijt 1 Jahrbücher für wiss. Botanik, Bd. X (1876). - Aber gerade für die Loranthaceen gibt Engler in den »Natürlichen Pflanzenfamilien« (111. T., 1. Hälfte, Abt. 1, p. 169) einen Hinweis auf das wahrscheinliche Vorkommen ähnlicher Vorgänge. Er sagt: »Bei vielen Loranthaceen der alten Welt sind die Antheren sehr dünn, so daß wahr- scheinlich schon frühzeitig die beiden Archespore oder Reihen von Sexual- zellen einer Theca zusammentreffen und so einfächrige Thecae entstehen; doch fehlen hierüber noch entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen.« Das gäbe aber immerhin noch nicht die Z\-lindermantelschicht, in der der Pollen bei Arcenthobituii in der Reife nahen Antheren lagert. Sitzb. d, mathem -naturw. Kl , Abt. I, 124. Bd. 34 488 E. Heinricher, darüber: »The wall of the anther consists of one layer of ccUs only, and it is curious that this, though it is the epi- dermis, has the fibrous markings typical of the subepidermal layer of cells of an ordinary anther.« In der Tat ist mir kein zweites solches Vorkommen bei Angiospermen bekannt. Dies wird auch durch die folgende Äußerung Göbel's^ bestätigt: »Wo bei Pteridophyten und Gjannospermen besonders ver- dickte (»aktive«) Wandzellen dem Öffnungs- (resp. Zer- streuungs-) Mechanismus dienen, gehören sie stets der äußersten Zellschicht der Sporangienwand an, die in vielen Fällen die einzige bei dem reifen Sporangium noch vorhandene ist. Bei den Angiospermen ist dies nie der Fall, auch wo scheinbar die aktiven Zellen (wie sie genannt sein mögen) der äußersten Schicht angehören, ist dies eben nur scheinbar der Fall.« Die letzte Bemerkung bezieht Göbel offenbar auf die früher zitierte Studie Engler's, in der er nachweist, daß, wo bei Angiospermen die »aktive« Schicht scheinbar zu äußerst liegt, dies erst sekundär durch Ablösung der Epidermis (spät bei Antheren der Mimoseen, bei anderen: Tradescantia, Peperomia, Antlmritun sehr frühzeitig) zustande kommt. Ein Anzeichen für ein gleiches Verhalten ist bei den reifen Antheren von ArcetUJiobitim nicht vorhanden; ob eine solche Ablösung einer äußersten Schicht auf früher Entwicklungsstufe vorkommt, bliebe noch zu untersuchen. Der Sache kommt einige Be- deutung zu. Wie das früher gebrachte Zitat aus Johnson's Ab- handlung zeigt, nimmt er an, daß die Wandung der Anthere nur aus einer Zellschicht bestehe. In der reifen Anthere ist allerdings zumeist nur die fibröse Schicht vorhanden. In einem Pralle fand ich aber auch noch Zellen einer zweiten Schicht vor, teils mehr minder verfallen, teils noch gut er- halten. Es kommt also während der Entwicklung der Anthere sicher mindestens eine Lage von Schicht- zellen zur Bildung. Vom Tapetum scheinen die früher erwähnten Schleim- kugeln abzustammen, die man frei zwischen den Pollenkörnern, 1 Organographie der Pllanzen, Jena 1898, p. 751. Blüten von Arceuthohiitni Oxycedri. 489 an Durchschnitten durch geö'ffnete Antheren tindet und die in ungeöffneten Staubsäcken die Pollenmassen umgeben (\"gl. F^ig. 4 und 5, Taf. II). Bei Johnson heißt es: »The tapetum is represented by j^ellowish brovvn spheroidal bodies averaging ^/^fiQ,, inch in diameter.« Über den Pollen von Arcenthohinm liegt nur die Be- merkung Johnson's vor, er sei normal. In F'ig. 14 seiner Tafel bildet er ein einzelnes Korn bei 120facher Vergröße- rung ab. Zunächst sei festgestellt, daß der Pollen nicht stäubt. Beim Schütteln fällt er in Ballen aus, die aus 20 bis 40 Körnern bestehen. Solche Ballen teilen sich nicht zu leicht in kleinere Gruppen. Was die Verbindung bewirkt, ist ott nicht ersichtlich (Fig. 5, Taf. I); in anderen Fällen findet sich noch ein größerer oder kleinerer Schleimballen zwischen- gelagert (Fig. 4, Taf. I) oder sind isolierte Körner durch zarte Fäden (siehe die gleiche Figur oben) verknüpft. Bei Betrachtung männlicher Blüten unter dem Präpariermikroskop sah man oft das Blüteninnere von feinen Fäden durchzogen, die in Intervallen Pollenkörner anhaften hatten. Wie diese Zerteilung des Schleims in Fäden zustande kommt, • ist nicht beobachtet worden; vielleicht sind kleine Insekten dabei beteiligt. Der geöffnete Antherenbecher enthält aber selbst dann, wenn sich die Blüte selbsttätig ablöst, noch immer reichlich Pollen. Zu dieser Zeit hat sich die Antheren- wandung, die ursprünglich gelblich gefärbt war, wie das Perianth, braun verfärbt und hebt sich so gut ab. Unsere Pollenbilder, die bei SOOfacher Vergrößerung gemacht sind, zeigen, daß der Pollen klein und nicht glatt ist. Seine Beschaffenheit scheint einem bei den Loranthaceen verbreiteten Tj'pus zu entsprechen.^ Die Exine 1 Bei Engler (Natürl. Pflanzenfam., 1. c.) heißt es: »Der Pollen der Loranthaceen ist bei den meisten zusammengedrückt, dreilappig, mit drei auf den Lappen verlaufenden und an den Polen zusammentreffenden Furchen, mit glatter Exine, selten etc.« Die glatte Exine stimmt allerdings für Arccu- ihohium nicht; aber nicht ganz frischer Pollen oder solcher nach Anwendung wasserentziehender Mittel untersucht, hat auch eine dreilappige Gestalt. Sie kommt durch Schrumpfung jener drei Partien der Exine zustande, die des 490 E. Heinricher, ist mit zarten Zäpfchen^ bekleidet, welche an drei um 120° etwa entfernten Stellen fehlen. Diese kommen bei Einstellung auf den optischen Durchschnitt mehr minder zur Geltung (beim rechten Korn in Fig: 5, Taf. I), besser noch bei Aufsicht auf ein Korn, im Falle richtiger Lage (Fig. 6, Taf. 1 [dieses ist nur 250 fach vergrößert]). In den frischen Körnern sind die zwei Zellkerne ungewöhnlich leicht zu unterscheiden, ebenso nach Anwendung von Chlorzinkjod. Mit Hämatoxylin wird, der eine, wohl der generative, durch stärkere Färbung her\'orgehoben. Die weibliche Blüte. An frischem Material scheint noch kein Forscher die weiblichen Blüten studiert zu haben. Die Abbildungen, die solche darstellen sollen, sind zumeist schon mehr oder minder vorgeschrittene Fruchtanlagen. So in der Infloreszenz, die Maout und Decaisne 1. c. darstellen; vermutlich auch in dem von Eichler- abgebildeten Blütenstande von Arcenthobiniu cauipyllopodiiim. Sehr weit vorgeschrittene Fruchtstadien von Arceuthohnim Oxycedri bildet Baillon ^ in den Fig. 14 und 15 als »fleur femelle adulte« ab, während allerdings in Fig. 10 unter der Bezeichnung »bouton plus äge« eine weibliche Blüte vorliegt. An meinen zur Blüte kommenden, aufgezogenen Pflanzen konnte ich frühzeitig die männlichen erkennen und mehr minder sicher hinter andern weibliche vermuten. Volle Sicherheit über ihre Blühreife brachte mir aber erst eine Beobachtung am 13. August. Ich sah da, daß die weibliche Pflanze Zäpfchenbelages entbehrt; diese Stellen Hegen IVeiHch nicht auf den Lappen, sondern zwischen denselben, wie die obige, weitere Beschreibung darlegt. Es ist zu vermuten, daß die allgemeine, den Pollen der Loranthaceen zu- geschriebene, dreilappige Form auf ähnliche Ursachen zurückzuführen ist und für den frischen Pollen nicht zutreffen dürfte. 1 Diese Zäpfchen sind gegenüber der 120 fachen Vergrößerung bei dem v.in Johnson abgebildeten Korn viel zu groß dargestellt. 2 In »Martii Flora BrasiHensis«, Tab. 31. 3 Recherches organogeniques sur la fleur femelle de V Arcenthohiuiii Oxycedri. (Assoc. Francaise pour l'avancement des sciences, Compte-Rendu, Clermont-Ferrand, 1876, p. 495 bis 504, Tab. V). Blüten von AvccuihobUini OxyccJii. 491 an allen () r t e n , w o an i h i' e n Trieben weibliche Blüten zu vermuten waren, je einen glitzernden Tropfen sitzen hatte. Fig. 2, Taf. I, zeigt links unten einen solchen blühenden, weiblichen Busch. Die Tropfen (respektive der Sitz weiblicher Blüten) sind durch die weißen Punkte an der Spitze der Triebe gegeben. Darüber befindet sich der männliche Busch, auf den bei Gewinnung der F'ig. 1 eingestellt wurde; in Fig. 2 kommt er zumeist nur unscharf zum Vorschein. Fig. 3 der Taf. I bringt einen weiblichen Sproß vierfach vergrößert; die Tropfen sind nun gut zu er- kennen, von den weiblichen Blüten aber ist nichts zu sehen. Sie sitzen noch völlig geborgen in den Achseln der zu- sammengewachsenen Schuppenpaare, welche die Blätter von Arceuthohinui darstellen. (So die seitlichen Blüten; die terminale Blüte ist für sich von einem Schuppenpaar umgeben.) Begreiflicherweise wurde in den Tropfen zunächst eine Nektarausscheidung vermutet; ein süßlicher Geschmack konnte jedoch nicht wahrgenommen werden. Bei i\nwendung der verschiedensten Reagentien fiel es zunächst auf, daß die Tropfen andauernd ihre Grenze gegenüber der umgebenden Flüssigkeit bewahrten und endlich führten eine Reihe von Reaktionen mit Sicherheit zu dem Schlüsse, daß in den Tropfen ein ausgeschiedenes fettes Öl vorliege. Es ist aber unnötig, diese Reaktionen im einzelnen zu beschreiben; am klarsten geht ihr Ergebnis durch folgende Tatsachen als bestätigt hervor: 1. Jeder Tropfen, an den Seidenpapier heran- gebracht wird, erzeugt einen deutlichen Fettfleck, der durch Tage erhalten bleibt. 2. Ein Tropfen, den ich am 20. August von einer Blüte auf einen Objektträger aufnahm, der dann un- bedeckt in meinem trockenen Arbeitszimmer liegen blieb, ist heute (25. September) noch vollkommen un- verändert erhalten. Ja selbst kleinste, von andern berührten Tropfen stammende Flüssigkeitsteilstücke sind uneingetrocknet vorhanden. Das Sekret der weiblichen Blüten ist also sicher ein nicht trocknendes, fettes Öl. Seine Funktion ist 492 E. Heinriche!-, wohl unzweifelhaft die, das Auffangen des Pollens zu übernehmen. Sowohl eine solche Sekretion von fettem Öl seitens des Gynaeceums, als auch Öl als Fangapparat für den Blütenstaub sind mir von keiner anderen Pflanze bekannt. Damit ist der wichtigste meiner Befunde mitgeteilt. Immerhin sind einige Einzelheiten noch erwähnenswert und Punkte zu erörtern, über die Übereinstimmung in den voraus- gegangenen Veröffentlichungen fehlt. Auch dürfte eine weitere Beigabe von Abbildungen nicht unerwünscht sein. Die Fig. 6 und 7 der Taf. II bringen freipräparierte, weibliche Blüten bei zirka 28- und 23facher Vergrößerung zur Anschauung. Letztere offenbar im etwas vorgeschrittenen Stadium, erstere dem erwähnten, als »bouton plus äge« bezeichneten, bei Baillon in Fig. 10 abgebildeten, entsprechend. Bai Hon zeichnet am Grunde einen vorspringenden Ringwulst, wie er unter der reifenden Beere auftritt und in dem schließlich das Trennungsmeristem entsteht; an der Blüte finde ich denselben noch nicht angedeutet. Wie man sieht, ist die Blüte sehr stark abgeplattet, während die aus ihr hervorgehende, lang- gestreckte Beere einen kreisrunden Querschnitt hat. Es voll- zieht sich also während der Reifung eine beträchtliche Form- wandlung. Die Blüte besteht nach allgemeiner Auffassung aus zw^ei Perianthblättern und zwei mit diesen eng und weitgehend verwachsenden Fruchtblättern. Das Perianth scheint konstant zweizählig zu sein. Es ist tiefgrün gefärbt und seiner ganzen Ausbildung nach vollkommen gleichwertig den vegetati\-en Schuppenpaaren. Die Perianthschuppen als solche zu be- zeichnen, dazu bestimmt wohl nur die enge Verwachsung, die sie mit den Fruchtblättern eingehen, und die Analogie mit der männlichen Blüte. Es ließe sich die Blüte aber auch als auf die Fruchtblätter beschränkt auffassen. Im Perianth \er- läuft ein nach oben zu sich verbreiternder, derber Tracheen- strang, vielfach von Zellen mit Oxalatkrystallen begleitet. Die Epidermis der Unterseite ist mit dicken, cuticularisierten Wandungen versehen. Blüten von Arcenihobitiiii Oxycedri. 493 Auseinandergehende Angaben liegen über die Stellung der Fruchtblätter vor. Nach Bai Hon stünden sie mit den Carpellen in Alternation. Eich 1er äußert sich, wie man aus dem p. 483 gebrachten Zitat ersieht, nur unbestimmt in gleichem vSinne,^ Johnson hingegen stellt fest: »Shat the carpels were opposite the tvvo segments of the perianth.« Letzteres ist meiner Ansicht nach zutreffend. Mit der den Perianth- blättern opponierten Stellung der Carpelle erscheinen dann auch männliche und weibliche Blüten in ihrem Aufbau ü b e r e i n s t i m m e n d. Baillon kommt zu seiner Deutung kuf Grund des ent- wicklungsgeschichtlichen Verfolges. Allein seine Bilder sind nicht besonders überzeugend; aus manchen (9, 12, 13) scheint hervorzugehen, daß sich die Carpelle als ein ringsum ziemlich gleichmäßig hoher Ringwall erheben und so allmählich in den Stylus übergehen. Seine Arbeit weist jedoch so grobe Irrtümer auf (Verwechslung des schon ziemlich großen Embrj^os mit einem Embryosack!) und verrät, daß er, von einer Ansicht gefangengenommen, Dinge, die sehr schwer zu enträtseln sind, als klar vorliegend nicht nur im Texte sondern auch im Bilde wiedergibt."^ Man kann Baillon's Abhandlung daher wenig Vertrauen schenken. 1 Johnson stellt das so dar, als ob Eichler eine gekreuzte Stellung der Carpelle mit den Perianthblättern als feststehend ausgesprochen hätte. 2 In auffälligster Weise geht dies aus seiner Fig. 23 hervor. Diese zeigt die Schleimfäden des Samens in klarster Weise aus der äußersten Schicht hervorgehend. Diese Meinung suchte auch ich zu vertreten (bin aber an der reifen Frucht nur zu einem Wahrscheinlichkeitsbeweis gelangt), sprach sie mit Vorbehalt aus und forderte entwicklungsgsschichtliches Studium. (»Beiträge zur Biologie der Zwergmistel, Arceuthobiiim Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren.« Diese Berichte, 124. Band [1915], p. 28 des Sonderabdruckes.) In die Originalarbeit Baillon's vermochte ich damals nicht Einblick zu nehmen; ich sprach daher die Vermutring aus, er habe die Sache entwicklungsgeschichtlich verfolgt. Die nunmehr eingesehene Abhandlung Baillon's hat mich nun sehr enttäuscht; es zeigte sich, daß Baillon seine Ansicht und Fig. 23 nur auf Grund untersuchter reifer Beeren gewonnen hat. Die Fig. 23 steht nun in grellem Kontrast mit dem, was man an Schnitten durch reife Beeren wirklich sehen kann. Der Leser meiner Abhandlung wird ermessen können, welche Schwierigkeiten da vorliegen. Aber die gefaßte Vonstellung wird von Baillon 494 E. Heinlicher, Besser begründet Johnson seine Auffassung. Den erst- angeführten Punkt halte ich zwar nicht für beweisend. Er sagt nämlich: »I had noticed that the apex of the style was grooved, that the Stigma was bilobed, and that the lobes were elongated parallel to the upper (ventral) faces of the perianth segments.« Eine zwei lappige Narbe ist nämlich in der Regel nicht zu unterscheiden, wenn schon sie in Aus- nahmsfällen vorgetäuscht werden kann. Im allgemeinen trifft nämlich zu, was Eichler in der »Flora Brasiliensis« bei der Diagnose von Arceiithohiimt sagt: »Stylus conicus, Stigma obtusum«. Das zeigen auch unsere Abbildungen weiblicher Blüten (Fig. 6 und 7, Taf. II). Dieses obtuse Narbenende hat nun an der Spitze eine unregelmäßig umrandete Trichter- öffnung, in der offenbar der ausgeschiedene Öltropfen haftet. Wir sehen \"on oben in sie in Fig. 9, Taf. II, welche den durch einen Querschnitt abgetrennten obersten Teil einer weiblichen Blüte, etwa entsprechend Fig. 6, Taf. II, von oben gesehen darstellt. Im Trichter des Stigmas waren auch zwei Pollenkörner unterscheidbar; rechts und links liegen die ab- geschnittenen Zipfel des Perianths. Ausnahmsweise kann nun auch eine leichte Lappung des Stylusendes, entsprechend der Lage der Carpelle vor- kommen, wie dies der stark vergrößerte, in Aufsicht dar- gestellte Gipfelteil einer weiblichen Blüte Fig. 8, Taf. II, zeigt. Zur Annahme, daß der Stylus in zwei Narbenlappen ausgeht, können auch Längsschnitte durch die weibliche Blüte verleiten. Johnson führt in Fig. 1 einen solchen vor, der so geführt ist, daß er zugleich durch die Mediane der beiden Carpelle ging. Es scheinen die beiden- Carpelle in zwei Narbenlappen zu endigen, die dann anteponiert den Perianthblättern stehen. Aber auch, wenn der Schnitt senkrecht auf die Schmalseite der Blüte (in der Richtung des Pfeils in Fig. 6, Taf II) gemacht wurde, ergeben sich anscheinend zwei Narbenlappen, die dann aber gekreuzt mit den Perianth- blättern stehen. wunderbar nett und klar im Bilde illustriert; leider aber weit verschieden von dem, was man wirklich sehen kann. Blüten von Arcexithohinin Oxyccdri. 495 Einen solchen Längsschnitt durch die weibliche Blüte stellt Fig. 8, Taf. I, vor.^ Die Sache ist ja unmittelbar ver- ständlich, wenn man das Bild Fig. 9, Taf. II, das Griftelende in Aufsicht auf den Scheitel ansieht. Besser begründen die zwei anderen von Johnson an- geführten Punkte die den Perianthblättern vorgelagerte Stellung der Carpelle. Wie man aus unserer Fig. 8, Taf. I, sieht und ebenso der erwähnte Längsschnitt bei Johnson zeigt, setzt sich nämlich die am Scheitel der Narbe befindliche Höhlung in einen Spalt zwischen den Carpellen fort. In den angezogenen Bildern reicht er bis zum Placentarhöcker herab und ist in diesen Fällen relativ weit. Oft ist er aber bedeutend enger und findet schon höher oben eine Verwachsung beider Carpelle statt. An Querschnitten der weiblichen Blüte von oben nach unten geführt, zeigt nun Johnson: »that this stylar canal, was elongated parallel to the ventral faces of the carpels". Das fand ich nun an solchen Schnitten bestätigt und spricht, glaube ich, im Sinne der Auffassung Johns on's. Als letzten Punkt zur Begründung seiner Auffassung . führt er endlich an, daß in der Placenta (»ovarian papilla*) sich zwei Embryosäcke, ihrer Lage nach der Mediane der den Perianthblättern anteponierten Carpelle entsprechend, ent- wickeln. Wenn sich das als zutreffend erweist,'' kann es in der Tat mit zur Stütze von Johnson's Auffassung gelten, aber größere Bedeutung messe ich der Form und Lage des Spaltes im Stylus bei. 1 An ihm erkennt man am Grunde auch den Placentarhöcker, John- son's »ovarian papilla«. - Die beiden Embryosäcke liegen nach Johnson um 180° voneinander entfernt. Ob dies Regel ist und ob stets nur zwei Embrj'osäcke zur Ent- wicklung kommen, macht mir ein erhaltenes Präparat zweifelhaft. Auch dieses war. wie das in Fig. 8 abgebildete, ein Längsschnitt durch die weibliche Blüte in der Richtung des Pfeils in Fig. 6, Taf. II. Der mit Javelle'scher Lauge aufgehellte und mit Ilämatoxylin gefärbte Schnitt ließ zwei Embryo- säcke erkennen. Der eine konnte seiner Lage nach der Johnson'schen Angabe entsprechen, der zweite aber nicht; der mußte in seiner Stellung, auf die Achse des Placentarhöckers bezogen, vom ersteren um 90° entfernt ent- standen sein. 496 E. Hein li eil e r, Nicht ganz ohne Interesse ist es, daß der Griffel- teil der weiblichen Blüte eine Region aufweist, die zahlreiche Spaltöffnungen führt. Johnson's Bilder und Text enthalten nichts davon. Ich führe in einer Textfigur die mikrophotographische Wiedergabe eines Querschnittes durch den oberen Teil der weiblichen Blüte vor, der dies zeigt. Der Schnitt war mit Javelle'scher Lauge aufgehellt und mit Hämatoxylin gefärbt. Wir sehen die beiden Perianthblätter bereits verwachsen, jedes von dem starken, als schwarze Masse erscheinenden Tracheidenstrang in der Mediane durch- zogen. In kreisförmigem Umriß erscheint der Griffelquerschnitt, an dessen Umfang als dunklere Punkte sieben bis acht Spalt- Öffnungen ihrer Lage nach angedeutet erscheinen. Dasselbe Präparat ließ bei anderer Einstellung auch den engen Griffel- kanal erkennen; angedeutet erscheint seine Lage im Bilde durch eine in der Mitte erscheinende, nach rechts konvexe, derbere, wellig verlaufende Linie. Die vielen Spaltöffnungen in dem chlorophyllfreien, kurzen Griffelteil der kleinen weiblichen Blüte sind etwas auffällig. Zur Unterstützung der Assimilationstätigkeit haben sie bei dem Mangel von Chlorophyll in den Carpellen keinen Sinn und zur Atmung dienen sie kaum. Bei chlorophyllosen Para- siten sehen wir eine außerordentliche Reduktion der Spalten- apparate eintreten, was zeigt, daß sie zur Unterhaltung der Atmung nicht benötigt werden. Die großen Fruchtknoten von Lathraea Sqnauiaria z. B. sind nur mit rückgebildeten. Blüten v haften, der in der trichterartigen Höhlung der NaiiDc wohl einigen Halt ge- winnt. Mit der Aufsaugung des Öles kommen die Blüten- staubkörner selbst in die Narbenhöhlung und werden dann früher oder später zur Keimung schreiten. - Zusammenfassung der wichtigeren Ergebnisse. An den zur Blüte gelangten, in Kultur aufgezogenen Pflanzen ließ sich folgendes feststellen: A. Männliche Blüte. 1. Das etwas diskusartig aussehende, dunkel- grüne Achsenende bietet keinen Hinweis auf einen Pistillrest (Eichler); gesonderte Zipfel wurden nie beobachtet, auch Nektarabscheidung erfolgt nicht. 2. Der Bau der den Perianthblättern aufsitzenden Antheren ist sehr eigenartig. Der Reife nahe sind sie zentral \' o n einer s ä u 1 e n a r t i g durchgehenden, sterilen Gewebe masse durchzogen, die in einer 1 Der am 20. August von einer weiblichen Blüte auf einen Objekt- träger, der in trockener Zimmerlutt frei liegt, aufgenommene Tropfen ist noch immer (26. September) unverändert erhalten; das zeigt, daß die Tropfen an den weiblichen Blüten nicht etwa eintrocknen, sondern resorbiert werden. 2 Einige obernächliche Versuche, den Pollen zur Keimung zu bringen, gelangen nicht. Als die ausgeschiedenen Tropfen ihrer stofflichen Natur nacii noch nicht erkannt waren und Nektar in ihnen vermutet wurde, setzte ich Pollen in einen solchen Tropfen aus. Er war nach zwei Tagen ungekeimt, so wie solcher, der in Wasser ausgelegt worden war. Nach Engler (»Natür- liche Pflanzenfamilien«, 1. c.) soll bei Arcen thobiuin die Befruchtung erst im nächsten Frühjahr erfolgen. Ob dies talsächlich so ist, bleibt erst nach- zuweisen. \''orläufig kf.nn als Stütze dafür nur das angeführt werden, daß die Beeren sich sehr langsam entwickeln und erst 14 Monate nach der Blüte die Reife erlangen. Blüten von Arccutholnnm Oxycedri. 501 Zylindermantclfläche vom Pollen umgeben ist. Ob dieser aus einer einheitlichen A r c h e s p o r s c h i c h t her- vorgeht oder erst durch sekundäre Verschmelzung ursprünglich getrennter Archespore, ist' erst ent- wicklungsgeschichtlich nachzuweisen. Ebenso, ob die Faserschicht schon ursprünglich die äußerste Schicht der Anthere ist. Das wäre eine unter den Angiospermen sonst nirgends vorhandene Eigen- tümlichkeit. 3. Der kleinkörnige Blütenstaub hai eine mit zarten Zäpfchen bekleidete Exine, stäubt nicht, sondern fällt in Ballen aus. Die Verbindung der Körner bewirken Schleimtropfen, die manchmal zu F'äden ausgezogen erscheinen, an denen Pollenkörner vereinzelt haften. B. Weibliche Blüte. 1. Die kleinen weiblichen Blüten sind ganz unter schuppenartigen, paarweise verwachsenen Blättern verborgen und verraten sich nur durch die Aus- scheidung eines Flüssigkeitstropfens. Zur Blütezeit sind die weiblichen Pflanzen daher an ihrer Be- deckung mit glitzernden Tropfen gekennzeichnet. 2. Die Tropfen erweisen sich als ein fettes, nicht trocknendes Öl und dienen als Fangapparat für den Blütenstaub, eine kaum anderswo bei Blüte n- pflanzen vorkommende Einrichtung. Die Tropfen können, falls man sie absaugt, er- neuert werden; schließlich werden sie von den Blüten selbst wieder ein gezogen. 3. Die beiden Fruchtblätter sind den Perianth- blättern, mit denen sie weitgehend verwachsen, vor- gelagert. Der Aufbau der weiblichen Blüte stimmt also mit der männlichen überein, in der die Staub-" blätter die gleiche Stellung zum Perianth haben. 4. Der Griffel endet stumpf, besitzt eine un- regelmäßig umrandete Höhlung, die sich nach unten 502 E. Hei nri eher, in einen manchmal deutlichen, oft jedoch s e h r engen Kanal fortsetzt. In dieser Höhlung fußt der ausgeschiedene Öltropfen. In einer bestimmten Kegion führt er zahlreiche Spaltöffnungen, durch welche wohl das Öl aus dem Inneren zur Ab- scheidung gelangt. Eine andersartige Funktion dieser Spaltöffnungen erscheint unwahrscheinlich. Bei der Aufsaugung des Tropfens wird der in ihn geratene Pollen in die Narbenhöhlung gebracht und schreitet dann wohl zur Keimung. C. B e s t ä u b u n g s V e r h ä 1 1 n i s s e. 1. Die Beschaffenheit der Blüten spricht eher für Insekten- als für Windblütigkeit, ja die tj^pi- schen Kennzeichen für letztere fehlen sozusagen gänzlich. Die allenfallsigen Bestäuber, die in den m^änn liehen Blüten dem Pollen, in den weiblichen dem fetten Öl nachgehen könnten, wären erst an den natürlichen Standorten zu ermitteln. 2. Es ist sicher, daß auch Erschütterung und Luftbewegung die Bestäubung vermitteln. Der Typus, den uns Arcetdhobiuin als zum mindesten teilweiser Windblütler vorführt, ist nun allerdings ein ganz eigenartiger, insbesonders dadurch, daß bei ihm zweifellos der ausgeschiedene Öltropfen als Fang- apparat für den Pollen dient. 3. ArcetUhohiiini ist nicht als einseitig auf In- sekten- oder Windbestäubung eingerichtet anzu- sehen; beiderlei Bestäubungsarten können vor- kommen. Blüten vnn Arcentliohiiiin Oxvccdri. . 'ö{)6 Erklärung der Abbildungen. Die photographischen Aufnahmen hat Prof. Wagner, die Zeichnungen Fräulein Paula AVürtele gemacht. Beiden danke ich bestens für ihre wert- volle Unterstützung. Tafel I. Fig. 1. Hauptstamm eines Junipenis coiiiiniinis mit in Blüte stehender männhcher Pflanze (ober der Lindenbastschlinge). Aufgenommen 5. August 1915. Fig. 2. Am gleichen Stamm, rechts unten, eine weibliche Pllanze in Blüte. Die Orte, wo die Blüten sitzen, treten als weiße Punkte hervor; es sind die ausgeschiedenen Öltropfen. Oberhalb befindet sich eine männliche Pflanze. Aufgenommen 13. August 1915. Fig. 3. Querschnitt durch ein Perianthblatt und Längsschnitt durch die ihm aufsitzende, der Reife nahe Anthere. In der Mitte der scheinbar zweifächerigen Anthere steriles Gewebe. In den HoTilräumen Pollen- körner und Schleimtropfen (vor allem die größeren Körner). ''•''/|. Fig. 4. Piillenkörner. Zwischen der Dreiergruppe ein Schleimtropfen. Die oberen zwei Körner sind durch einen Schleimfaden verbunden. -J*^" ,. Fig. 5. Wieder eine Dreiergruppe von Pollenkörnern. In Fig. 4 und 5 ist die Einstellung auf den optischen Durchschnitt genommen. Man er- kennt an einzelnen die Stellen, wo die Exine des Besatzes mit den zarten Zäpfchen entbehrt, '"^^^[i- Fig. 6. Ein Pollenkoin in .Aufsicht; zeigt die alternierend zäpfchenfreien und wieder zäpfchentragenden Rippen. -■^'^\. Fig. 7. Sproß einer blühenden weiblichen Pflanze. J;j. Die von den Blüten ausgeschiedenen Tropfen sind deutlich erkennbar. Fig. 8. Längsschnitt durch eine weibliche Blüte, in der Richtung des Pfeiles in Fig. 6, Taf. II, geführt. Rechts und links die beiden Perianthblätter, mit denen die Carpelle weitgehend verwachsen sind; nur der Griffel- teil unterliegt nicht der Verwachsung. Zwischen den Fruchtblättern wird ein Kanal kenntlich, der in diesem Falle bis zum im Grunde befindlichen Placentarhöckei-, dei- andeutungsweise wohl untei'scheid- bar ist, führt, -''''j. Tafel II. Fig. 1. Längsschnitt durch eine männliche Blüte. Die den Perianthblättern aufsitzenden Antheren geöffnet, t',^^. Fig. 2. Männliche Blüte von oben gesehen. Im Zentrum das in der frischen Blüte etwas diskusartig aussehende Achsenende. ^9 j. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 121. Bd. 35 504 E. II ei nri eil er, Blüten von Aircnlhohiinn Oxycedri. Fig. 3. Zentraler Teil einer tetrameren männlichen Blüte, den Formvvechsel des Achsenendes, der mit der Vierzähligkeit zusammenhängt, zeigend, i^/j. Fig. 4. Aufsicht auf ein Perianthblatt und die ihm aufsitzende, aufgehellte Anthere aus einer dem Aufblühen nahen Knospe. Im Zentrum, quer- gestreckt, das säulenartig die Anthere durchziehende sterile Gewebe. In einer Zylindermantelschicht — grau gehalten — ist diese Säule allseits vom Pollen umgeben. Die dunklen Kügelchen, die innerhalb und außerhalb der Pollenschicht eingetragen sind, deuten Schleim- hallen an. Am Grunde Gewebe des Achsenendes, lij. Fig. 5. Querschnitt durch ein Perianthblatt und Längsschnitt durch die Anthere. Letzterer ist nicht wie in Fig. 3, Taf. I, durch die Mitte des Staubblattes gegangen, sondern hat dasselbe ober- oder unterhalb des sterilen Gewebes (vgl. Fig. 4. Taf. II) durchschnitten. Gewebe schematisch eingezeichnet. In der Anthere, unterhalb der fibrösen Schicht, Schleimkugeln, innerhalb Pollen, ca. iJü^\. Fig. 6. Weibliche Blüte, -^j^. Der Pfeil deutet die Richtung an, in der der Längsschnitt geführt wurde, der in Fig. 8, Taf. I, abgebildet ist. Fig. 7. Weibliche Blüte, etwas vorgeschritten gegen Fig. 6. Der Stylus mit der abgestumpften Narbenendigung stärker vorgeschoben. 23/^. Fig. 8. Aufsicht auf den Gipfelteil einer weiblichen Blüte von der Seite. Der Narbenteil zeigt ausnahmsweise eine Andeutung einer Teilung, ent- sprechend der Lage der Carpelle vor den Perianthblättern. ca. -^^ y. Fig. 9. Das oberste Stück einer weiblichen Blüte quer abgeschnitten. Seitlich sind die gekappten Spitzen der beiden Perianthblätter angedeutet. Narbenendigung von oben gesehen. In derselben erscheint eine un- regelmäßig umrandete Hiihlung, in der auch Pollenkörner sichtbar wurden, ca. 35' Heinricher, E.: Blüten von Arceuthobium üxycedri. Tat. 1. Liclitdriiok v. Max JaffÄ, Wien. Prof. A. Wagner phot. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss , math.-naturw. Klasse, Bd. 124 .\bt. I. 1915. Keinricher, E., Blüten von Arceuthobiiim Oxycedri. Taf. 11. 1% 1 '*>i > i^i> \^ 7 Paula WUrtele gez. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. AiMir ist es nie geglückt, diesen Farbenwechsel zu beobachten. Von einer Injektion der besprochenen , kleinen Interzellularen' kann hierbei um so weniger die Rede sein, als dieselben der Regel nach ja immer ,injiziert' erscheinen. Und was die größeren, in der Umgebung des Collenchymringes vor- kommenden Zwischenzellräume betrifft, so ist eine Aus- scheidung von Saft in dieselben zwar möglich, aber bis dahin nicht nachgewiesen.« Dagegen bemerkt Pfeffer:- »Daß diese von Lindsay (1827) beobachtete Farbenänderung nicht bei allen Individuen deutlich eintritt, beruht vielleicht darauf, daß die Luft aus den Interzellularräumen zwar stets nur partiell, unter Um- ständen aber vielleicht kaum verdrängt wird. Es ist also wohl möglich, daß Schwendener mit Pflanzen arbeitete, die keine Farbenänderung erkennen ließen. Neuerdings wurde die Farbenänderung von Macfarlane (Biological lectures, 1894, p. 205) an verschiedenen Arten von Mimosa, besonders bei Mimosa sensitiva, beobachtet.« Macfarlane's Werk war mir leider nicht zugänglich. Ich muß aber gestehen, daß ich selbst jahrelang im Zweifel über die erwähnte Farbenänderung im Hauptgelenke blieb; im heurigen Jahre aber gelang es mir, mich davon zu über- zeugen, daß man tatsächlich den Farbenwechsel, und zwar ganz besonders schön an den tertiären Gelenkender Mimosa piidica, d. h. also an den Fiederblättchen beobachten kann. Diese Gelenke haben bei Glashauspflanzen eine gelblich- grüne P'arbe und heben sich dadurch von der grünen Farbe der Biättchenspreite scharf ab. Bei Freilandpflanzen oder stark 1 Schwendener G., Die Gelenkpolster von Miiiiosn ptidica. Sitzungs- ber. der Königl. preuß. Akad. der Wissensch. zu Berlin (1897), p. 230. 2 Pfeffer, W., Pflanzenphysiologie. II. Aufl., 2. Bd., p. 452. Beobachtungen an Miinosa pttdica. 509 beleuchteten Fensterpflanzen nehmen die Gelenke eine rote Farbe an. Hier besitzen die tertiären Gelenke zahlreiche Spalt- öffnungen, deren Nebenzellen ebenso wie die gewöhnlichen Epidermiszellen reichlich Anthokyan führen. Bei den Glashaus- pflanzen ist der Anthokyangehalt viel geringer, weshalb das Gelenk makroskopisch von der Anthokyanfarbe nichts oder fast nichts erkennen läßt. Will man die Farben Wandlung des tertiären Gelenkes beobachten, so stelle man sich im Warmhaus vor eine am besten in direktem Sonnenlicht befindliche Pflanze, weil man dann die Gelenke in guter Beleuchtung sieht. Packt man nun mit Zeigefinger und Daumen jeder Hand je zwei bis vier horizontal aus- gebreitete Fiederblättchen und hält sie in dieser Stellung fest, so sieht man deutlich, wie im Augen- blicke der Reizung die Farbe des tertiären Gelenkes rasch von der gelblichen in eine mehr grünliche umschlägt. Man bemerkt ein plötzlich auftretendes Dunklerwerden. Die Erscheinung ist so leicht und sicher zu beobachten, daß ich sie meinen Hörern im Gewächshause jederzeit im letzten Sommer demonstrieren konnte. Haf man sich die nötige Übung angeeignet, dann gelingt es auch, den Farbenumschlag beim Hauptgelenk zu sehen, am besten an der Stelle, wo es oberseits in den Blattstiel über- geht und wo es etwas heller gefärbt ist. Die Erscheinung ist aber beim Hauptgelenk niemals so deutlich und so leicht zu beobachten wie bei den Fiederblättchen. Dieselben Erscheinungen, wie ich sie soeben für Mimosa pudica be- schrieben habe, lassen sich auch sehr schön an Mimosa Spegazzinii nachweisen. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß tatsächlich im Momente der Reizung, beziehungsweise unmittelbar darauf eine Farbenänderung in den Gelenken eintritt. Bei dieser Gelegenheit will ich auf eine scheinbare Farbenwandlung aufmerksam machen, die ich an den ge- reizten Fiederblättchenspreiten von Biophytimi sensiiiviun bemerkt habe. Wird das Endpaar eines Blattes dieser Pflanze gereizt, sei es daß es mit dem Zeigefinger und Daumen gedrückt oder mit der Schere verletzt wird, so senken sich 510 H. Molisch, die Blättchenpaare in der bekannten Weise ^ eines nach dem anderen, wobei die ganze Spreite jedes sich senkenden Fiederblättchens gleichzeitig eine tiefgrüne Farbe annimmt, die von der mattgrünen des ungereizten Blattes deutlich absticht. Sobald das Blatt in die Ruhelage wieder zurückgekehrt ist,. hat es auch wieder den früheren mattgrünen Farbenton an- genommen. Als ich das erstemal diese Farbenwandlung beobachtete,, war ich aufs höchste überrascht; aber eine genauere Be- schäftigung mit diesem Phänomen zeigte mir klar und- deutlich, daß es sich hier nur um eine scheinbare Vertiefung der Farbe handelt, die bloß durch den geänderten Lichtreflex des ge- senkten Blättchens hervorgerufen wird. Man kann sich davon leicht überzeugen; denn wenn man das geneigte und gesenkte Blatt wieder in seine ursprüngliche Lage bringt, die es vor der Reizung eingenommen hatte, so kehrt der mattgrüne F'arbenton wieder sofort zurück. Man kann also durch rasche, abwechselnde Neigung der Fiederblättchen aus der horizon- talen in die vertikale oder schiefe Lage und umgekehrt beliebig oft die Farbenwandlung hervorrufen. Diese hat aber mit der Reizreaktion und der Reizbewegung gar nichts zu tun, sondern beruht auf einem durch die Lage des Blattes bedingten un- gleichen Reflex der Lichtstrahlen. Kehren wir nun nach dieser Einschaltung zur Mimosa zurück und fragen wir uns, worauf die beschriebene, in den Gelenken der Blätter beobachtete Farbenwandlung eigentlich beruht. Es wurde bereits früher darauf hingewiesen, daß nach den bekannten Untersuchungen von Brücke,- nament- lich aber von Pfeffer,^ der Farbenumschlag auf einen Wasser- austritt aus den Parenchymzellen des Gelenkpolsters in die Interzellularen, also auf eine Injektion derselben zurück- zuführen ist. Schon Pfeffer hat auch noch auf eine andere 1 Habeiiandt G., Über die Keizbewcgungen und die Reizfortpflanzung bei Biophytiim sensitivuiii DC. Annaies du jardin botanique de Buitenzorg. 2. Suppl., p. 33 (1898). - Brücke E. v., Über die Bewegungen der Mimosa pudica. Ostwald' s Klassiker d. exakten Wissenschaften, Nr. 95, p. 35. 3 Pfeffer W., Phj-siolog. Untersuchungen, Leipzig 1873, p. 36. Beobachtungen an Mimosa pitdica. 511 Möglichkeit, die für die Farbenwandlung verantwortlich ge- macht werden kann, nämlich auf eine plötzliche Verlagerung der Chlorophyllkörner im Momente der Reizung, hingewiesen, diese Möglichkeit aber mit Recht abgelehnt. In den Gelenken der Mimosa pudica kommen bekanntlich eigenartige, etwas stärker lichtbrechende Kugeln (Vakuolen) vor, deren Hauptinhalt aus Gerbstoff besteht. Da diese Kugeln nicht nur bei Mimosa, sondern auch bei anderen »sensitiven« Pflanzen, ja sogar solchen auftreten, die mit den Leguminosen gar nicht verwandt sind, z. B. bei Oxalideen; da diese Kugeln, wie ich beobachtet habe, an frischen Schnitten, die im Wasser liegen, ihre Form und Größe zu ändern vermögen, so war es nicht ganz ausgeschlossen, daß vielleicht diese Gerbstoffvakuolen bei der Reizreaktion oder bei dem Farbenumschlag etwas zu tun haben. Aus diesem Grunde habe ich diese Kugeln einer erneuten Untersuchung unterworfen, um über die angedeutete Eventualität ins klare zu kommen. IL Die Gerbstoffvakuolen. 1. Mimosa pudica. Eine der auffallendsten Erscheinungen ini Gelenke der Mimosa sind die hier in Menge vorkommenden großen, farb- losen Kugeln, die schon ältere Beobachter gefesselt haben, später aber, obwohl doch Mimosa Gegenstand so vieler Untersuchungen war, wenig beachtet wurden und ganz in den Hintergrund traten. Dutrochet^ hatte als einer der ersten ihnen Aufmerk- samkeit geschenkt, ihre Natur aber vollends verkannt, denn er hielt sie für Zellen. Meyen"' beschreibt die erwähnten Kügelchen als Öl- tröpfchen: »In jeder Zelle ist ein einzelnes Tröpfchen zu 1 Dutrochet H., Physiologische Untersuchungen über die Beweglichkeit der Pflanzen und der Tiere. Ostwald's Klassiker der exakten Wissen- schaften, Nr. 154, p. 28. 2 Meyen F. J. F., Neues System der Pflanzenphysiologie, III. Bd. (1839), p. 535. 512 H. iMolisch, finden, welches fast die Hälfte bis zwei Drittel der Zellen- hühe füllt und etwas gelbgrün gefärbt ist; einige V^ersuche schienen zu zeigen, daß diese Tröpfchen aus einem fetten Öl bestehen.* Derselben Meinung sind auch Mohl und Millardet. Auch Brücke kommt in seiner berühmten Arbeit ^ »Über die Bewegungen der Mimosa piidica« auf .die sonderbaren Miino$a-Kuge\n zu sprechen, bildet sie ab, kritisiert Dutroch et's einschlägige Angaben, spricht sich aber über ihre chemische Natur nicht näher aus, sondern hebt nur hervor, daß sie Tropfen einer mit Wasser nicht mischbaren Flüssigkeit sind. Nägeli und Schwendener- fanden ähnliche Gebilde in der Rinde der Eiche, Pappel, Birke und zeigten, daß sie auf Gerbstoff reagieren. Die genauesten Daten über die Mimosa-K\\gQ\n ver- danken wir Pfeffer.'^ Aus seinen Untersuchungen geht her- vor, daß sie Vakuolen, also von einer Plasmahaut umgeben sind und jedenfalls eine große Menge von »Gerbsäure« ent- halten. Meine Beobachtungen bestätigen die Richtigkeit der An- gaben Pfeffer's, denn es handelt sich hier tatsächlich um Gerbstoffvakuolen. Demzufolge werden sie mit Kalium- bichromat sogleich braunorange und mit Eisensulfat schwarz- blau. Vor dem Zusatz des Eisensalzes pflege ich die Vakuolen zuenst mit Joddämpfen zu fixieren. Die Vakuolen bleiben dann scharf begrenzt erhalten, während sie ohne vorher- gehende F'ixierung unter dem Einfluß der Eisenvitriollösung zerfließen und sich im Zellinhalt verteilen. Die Fig. 1 zeigt eine Partie des Gelenkparenchyms mit den Gerbstoffvakuolen g in natürlichem Zustande. Die Fig. 2 zeigt drei solcher Zellen nach Fixierung mit Joddämpfen. Innerhalb der Zelle sieht man den zurück- gezogenen Plasmaschlauch p mit den darin eingebetteten 1 Brücke E. v., Pflanzen pliysiologische Abhandlungen. Ostwald'. s Klassiker der e.xakten Naturwissenschaften, Nr. 95, p. 36. 2 Nägeli C. und Schwendener G., Das Mikroskop eta., p. 492. 3 Pfeffer W., Physiologische Untersuchungen. Leipzig 1873, p. 12 u. f. Beobachtungen an Miinosa ptidica. 5 1 3 Chlorophyllkörnern c, dem Zellkern k und der Gerbstoff- vakuole g. Bezüglich ihres chemischen \'erhaltens kann ich noch folgendes hinzufügen: Der Vakuoleninhalt hat ein ungemein stark reduzierendes \'ermögen. Läßt man Millon's Reagens auf die Vakuolen einwirken, so färben sie sich nach wenigen Augenblicken zunächst ziegelrot und gleich darauf fast schwarz. Mit ein- prozentiger Goldchloridlösung werden sie nach kurzer Zeit (wenigen Minuten) prachtvoll violett; man glaubt Anthokyan- vakuolen zu sehen. Offenbar wird das Goldsalz zu kolloidalem, rot erscheinendem Gold reduziert. Nach einiger Zeit geht die rotviolette Farbe in eine beinahe schwarzviolette über. In Schiffs Reagens färben sich die Gerbstoffvakuolen nach längerer Zeit schwach rot. Einprozentige Coffein- oder Antipyrinlösung erzeugt in ihnen einen feinkörnigen Niederschlag, wie das bei Gerb- stoffbehältern von vornherein zu erwarten war. Interessant ist auch das Verhalten gegenüber den üblichen Eiweißreagenzien. Zucker und Schwefelsäure färbt sie nach einiger Zeit rotbraun. Salpetersäure (1 Vol. käuflicher Salpetersäure + 2 Vol. H.,0) ruft zunächst eine rötlichgelbbraune Farbe hervor, die aber nach einiger Zeit in eine gelborange Farbe übergeht, welche der Xanthoproteinreaktion eigentümlich ist. Wie sich die Kugeln zu Millon's Reagens verhalten, wurde bereits vorhin bemerkt. Bei Anwendung der Biuretreäktion werden sie schmutzig- braun. Nach diesen Beobachtungen wäre es nicht unmöglich, daß die Gerbstoffvakuolen von Miinosa neben dem zweifellos reichlich vorhandenen Gerbstoff vielleicht auch etwas Eiweiß enthalten; doch wage ich dies, da die genannten Eiweiß- reaktionen nicht immer in dem spezifischen Farbenton er- scheinen, nicht bestimmt auszusprechen. Bei längerer Beschäftigung mit den Gerbstoffvakuolen, namentlich aber, als ich die von Leiicaeiia, Acacia lophaiitlia 514 H. Molisch, und anderen Leguminosen sah, kam ich auf den Gedanken, daß die Gerbstoffvakuolen mit den sogenannten Inklusen ^ anderer Pflanzen verwandt oder sogar identisch sein dürften. Am längsten bekannt sind die Inklusen von Ceratonia Siliqua, wo sie große, rötlichbraune, eigentümlich gerunzelte Klumpen in vielen Zellen des Fruchtfleisches bilden. Diese sonderbaren Einschlüsse, die Tichomirovv Inklusen ge- nannt hat und die sich bei sehr verschiedenen Pflanzen- familien, z. B. auch in den Früchten von Rhauinns cathartica, Phoenix dactylifera, Sorbus- Arten, Mespihis germanica, Dios- pyros-, Amiona-, Glycyrrhiza- und Tamarindiis- Arten und anderen, finden, sind als Phloroglykotannoide aufgefaßt worden.^ Ihre Reaktionen stimmen zwar nicht in allem überein, denn schon je nach dem Alter oder nach den Beimengungen kann die Reaktion bereits verändert werden; doch ist für alle das Verhalten zu Kalilauge und zu Vanillinsalzsäure charak- teristisch. Sie färben sich m.it Kalilauge grünblau bis violett und mit dem Lindt'schen Reagens (Vanillinsalzsäure) rot. Es ist nun sehr bemerkenswert, daß die Gerbstoff- vakuolen der Miniosa pndica sich mit Kalilauge rot- violett und mit Vanillinsalzsäure prachtvoll rot färben. Analog verhalten sich die Gerbstoffvakuolen der anderen von mir untersuchten Leguminosen. Das Eintreten der Rotfärbung mit dem Lindt'schen Reagens spricht dafür, daß die Gerbstoffvakuolen auch Phloro- gluzin oder ein Phlorogluzinderivat enthalten, mit anderen Worten, daß sie nach all dem Gesagten in die Kate- gorie jener Inhaltskörper gehören, die die Pharmako- gnosten und Mikrochemiker als Inklusen bezeich- nen und die ihrer Zusammensetzung nach als Phloro- glykotannoide anzusprechen sind. Die Gerbstoff- vakuolen sind daher nicht etwa ein auf Mimosa pndica und einige wenige Leguminosen beschränktes Vor- kommen, sondern, wie die Aufdeckung ihres Zu- sammenhanges mit den recht verbreiteten Inklusen 1 Molisch H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913. p. 135; Tun- mann 0., Pflanzenmikrochemie, Berlin 1913, p. 381. Beobachtungen an Miiiiosa pudica. 515 anderer Pflanzen und die folgenden Untersuchungen über Biophjiinn, Oxalis und andere zeigen, ein ziem- lich häufiges. Mimosa ptuiica bildet, wenn sie im Freien im intensiven direkten Sonnenlicht kultiviert wird, in der Epidermis der Gelenke reichlich Anthokyan. Bei Exemplaren mit stark ge- röteten Gelenken wurden die der Oberhaut zunächst liegenden Gerbstoffvakuolen durch Anthokyan gleichfalls schwach rot und dasselbe habe ich, jedoch in viel höherem Grade, bei Cercis siliqnastrnm bemerkt. Bei den nahen Beziehungen, die in letzter Zeit zwischen Gerbstoffen und Anthokyan auf- gedeckt worden sind,^ erscheint dieser Befund gar nicht überraschend. Eine auffallende physiologische Eigentümlichkeit der Gerbstoffvakuofen besteht darin, daß sie ihre Form innerhalb relativ kurzer Zeit (V^ bis 1 Stunde) ändern können; sie er- innern in diesem Punkte an die gleichen Eigenschaften mancher Kerne. Die beste Methode, die Gerbstoffvakuolen recht deutlich zu machen, ohne sie zu töten, besteht darin, sie vital zu färben. Ausgezeichnet gelingt dies mit Neutralrot. Legt man frische Gelenkschnitte in eine sehr verdünnte Lösung des genannten Stoffes in Leitungswasser, so färben sich die Gerbstoffvakuolen ziemlich rasch wunderschön rot, so daß sie wie Anthokyankugeln aussehen. Die Rotfärbung ist gleich- zeitig ein Beweis, daß sie sauer reagieren. Ihrem Vakuolencharakter entsprechend, schrumpfen sie in plasmolytisch wirkenden Medien (Glyzerin-, Zucker- oder Kalisalpeterlösung) infolge von ■ Wasserentzug zu kleineren Kugeln oder unregelmäßigen Formen zusammen, lassen sich also plasmolysieren. Nach neuerlicher Wasserzufuhr nehmen sie ihre ursprüngliche Kugelform wieder an. Nachher platzen sie häufis- und ergießen ihren hihalt in die Zelle. 1 Czapek F"., Biochemie der JPflanzen. II. Aufl. Jena 1913, p. 587u. f.; Gräfe V., Einführung in die Biochemie. (1913), p. 286; Peche K., Über eine neue Gcrbstoffreaid.l24. Abt .1.1015. \ 529 Zur Chemie der Zellhaut der Cyanophyceen Von Gustav Klein Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien Nr. 75 der zweiten Folge. (Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 14. Oktober 1915) Die chemische Beschaffenheit der Zellhaut bei den Algen, zumal den Q^anophyceen, ist zum großen Teil noch un- bekannt. Es existieren verhältnismäßig wenige Angaben und diese widersprechen einander, was wohl mit der Kleinheit der Objekte und der dadurch bedingten Schwierigkeit der chemischen Untersuchung in Zusammenhang stehen dürfte. Auf Grund der ziemlich großen Widerstandsfähigkeit der Membranen und Scheiden der Cyanophyceen glaubten Gommont, Macchiati und Borzi annehmen zu dürfen, daß die Substanz der Scheiden und Membranen der Cuticular- substanz höherer Pflanzen ähnlich oder gleich sei. Dagegen konnte später eindeutig gezeigt werden, daß dies nicht der Fall ist. Die Frage nach der chemischen Beschaffenheit der Cyanophyceenmembran streifte dann v. Wisselingh in seiner Arbeit über die Zellwand der Pilze [1898] (1). Er untersuchte hierbei auch Flechten und fand, daß diejenigen Flechten- gonidien, die zu den Cyanophyceen gehörten, in ihrer Membran weder Chitin, wie die Hyphen des sie umschlingenden Pilzes, noch auch Zellulose besitzen. 1901 bearbeitete R. Hegler (2) die Blaualgen monographisch und kam zu dem FJesultat, daß 530 G. Klein, Membran und Scheide neben etwas Zellulose zum größten Teil aus Chitin bestünden. Zwei Jahre später behauptete Kohl (3) ungefähr das gleiche. Dagegen konnte Wester (4) trotz eingehender Untersuchungen weder Chitin noch Zellulose finden. Dadurch war der einzige positiv angegebene Stoff wieder zweifelhaft geworden und es galt also in erster Linie, die Frage nach dem Vorhandensein des Chitins wieder auf- zunehmen. Die früher genannten Forscher benutzten zum Chitinnachweis zwei Methoden. Die zuerst verwendete war eine makrochemische und beruht darauf, das Chitin durch Behandehi mit konzentrierter HCl in salzsaures Glukosamin überzuführen, welches unschwer in Krystallform gewonnen und so auf seine chemische Beschaffenheit geprüft werden kann. Diese Methode wurde hauptsächlich von Hegler und Kohl verwendet, van Wisselingh hat, wie bekannt, für die Fiingi eine sehr feine und sichere Methode ausgearbeitet, welche gestattet, mikrochemisch im einzelnen Faden das Chitin aufzufinden. Das Prinzip dabei ist, das Chitin durch starke Einwirkung von Lauge in das lösliche Chitosan um- zuwandeln, welches auf Zusatz von verdünnter Jodlösung und Schwefelsäure eine prachtvoll rotviolette Färbung gibt. Nach diesem Verfahren hat West er gearbeitet und überall, wo er es anwandte, sehr genaue und eindeutige Resultate er- halten. Kohl gebrauchte nur in einem einzigen Falle, nämlich bei Tolypothrix, die van Wisselingh'sche Reaktion, zog aber aus dem Resultat falsche Schlüsse. Hegler und Kohl stützten sich noch auf Beobachtungen im Polarisationsmikroskop, zufolge deren die Membran und Scheide vieler Cyanophyceen in größerem oder geringerem Grade doppelbrechend ist und jedenfalls nicht mit dem entsprechenden Verhalten der Cuti- cula übereinstimmt. Ich arbeitete mit beiden obgenannten chemischen Me- thoden;^ da ich diese nicht als allgemein bekannt annehmen kann, muß ich sie kurz skizzieren. 1 Beide Methoden wurden zuerst an PcnicilUnm- und Mucor-Yormen, deren Hyphen ja nur aus Chitin bestehen, eingeübt. Zellhaut der Cyanophyceen. 531 Die Darstellung von Glukosamin setzt voraus, daß man das Chitin in möglichst reiner Form vorliegen hat. Man muß daher das Material vorerst so reinigen, daß nur die reinen Chitinmembranen übrig bleiben. Hierfür wurden verschiedene Methoden ausgearbeitet, die aber meist das Material schon angreifen. Ich hielt mich im wesentlichen an die von Scholl (5) im hiesigen Institut für Boletus cdulis ausgearbeitete Methodik, die ja auch mit der Hegler's im großen und ganzen übereinstimmt. Man geht dabei so vor, daß man das lufttrockene, fein zerriebene Material abwechselnd mit sehr viel Wasser und zehnprozentiger Lauge kocht, so lange bis das Filtrat ftirblos durchs Filter läuft, was ziemlich lange dauert. Das schon ziemlich reine Material wird dann mit einer einprozentigen Kaliumpermanganatlösung ver- setzt und das gebildete Mangansuperoxyd mit sehr verdünnter HCl gelöst. Dann wird noch mehrmals mit. Alkohol und Äther gewaschen und die fast weiße Masse getrocknet. Wird dieses reine Chitin mit konzentrierter HCl hydroh'-siert, die braune Lösung filtriert und das Filtrat eingedampft oder etwas davon auf einen Objektträger gebracht, so erhält man Krystalle von salzsaurem Glukosamin, das man leicht identifizieren kann. Verwendet wurde möglichst reine Wasserblüte oder Kulturen, die in großen Standgläsern oder Kolben aus kleinen Proben gezogen worden waren. Nun erhielt ich zwar gleich beim ersten Versuch mit Oscillaria die Glukosaminkrystalle, freilich im Verhältnis zur Menge der Oscillaria nach den ScboH'schen Bestimmungen viel zu wenig. Dann aber zeigte sich, daß das Chitin wohl nicht den Blaualgen zuzuschreiben war, sondern Verunreinigungen; bei der Wasserblüte den Krebschen (Copepoden etc.), die trotz Auslese zwischen den Rasen versteckt waren, und vielen Fnngi imperfecli, die besonders das Standglasmaterial ganz durchsetzten, infolge ihrer Farblosigkeit aber erst durch Färben sichtbar gemacht werden konnten. Am reinsten zeigte sich Nostoc, da diese Form nur außen in der Gallerthülle von Pilzhyphen durch- zogen war und auch tatsächlich das wenigste Glukosamin ergab. Reinkulturen konnten nicht verwendet werden, da solche Mengen, wie man sie hierzu brauchte, nicht aufgebracht werden konnten. Jedenfalls aber bot diese Methode keine einwandfreien Ergebnisse und ich arbeitete von nun an nur mehr nach der einfacheren v. Wisselingh'schen Methode, die ja ganz ein- deutige Resultate gibt. 532 G. Klein, Man geht dabei so vor, daß man eine Probe mit starker (50 bis 60",,) Natronlauge in kleinen, beiderseits zugeschmolzenen Röhrchen im Ölbad erhitzt und 15 bis 20 Minuten bei dieser Temperatur beläßt. Das Material wird nach dem Abkühlen der Röhrchen diesen entnommen und erst mit Alkohol oder Gh'zerin, dann mit Wasser gewaschen. Setzt man dann auf den Objektträger unter Deckglas nacheinander 1 ^^'y Jodjodkali und 1 % HoSO^ zu, so bekommt man, falls Chitin vorhanden war, jeden Faden charakteristisch gefärbt. Ich erhitzte die Röhrchen der Einfachheit halber nicht im Ölbad. sondern im Trockenschrank auf 140 bis 150° durch eine halbe Stunde, eine Zeit, die bei Penicillium als die günstigste erkannt worden war. Untersucht wurden folgende Formen:^ Von den Oscillato- riaceen Oscillaria sancta, liinosa, tentiis, Frölilichil und mehrere andere Arten, Lyiigbia, Scliizothvix und Hydrocoleiuu, von den Scytonemataceen Scytonenia- und Tolypothrix-Arten, von den Rivulariaceen Dichothrix und Rivularia-Formen und von den Nostocaceen Nostoc und Anabaena. Bei keiner von den vielen Proben, die ich machte, konnte ich je die Chitosanreaktion einwandfrei bekommen. Freilich störten zuerst auch hierbei oft Pilze, doch konnten, falls das Material nicht zu lange gekocht war, nach längerem Suchen immer die charakteristischen Pilzverzweigungen gefunden werden. Überdies stehen ja auch bei Pilzen die Querwände in viel weiteren Abständen als bei den Blaualgen. Vorsichtig mußte man auch bei den Formen sein, die Scheiden und Verzweigungen haben. In den Scheiden sieht man meist keine Fäden mehr; denn diese sind entweder zersetzt oder doch herausgepreßt. Diese Formen sind aber oft von Pilz- hyphen direkt umstrickt, welche, wenn nicht die typischen \'er- zweigungen sichtbar sind, den Fäden der Blaualgen sehr ähneln, so daß man sie leicht dafür halten könnte. Von den genannten Forschern bekam nur Kohl, und zwar nur bei Tolypothrix eine Färbung, die er für die Chitosanreaktion hielt. Nun enthält aber Tolypothrix, wie ich später ausführen werde, in den Scheiden Zellulose. Es ist daher nicht zu 1 Speziesnamen habe ich nur bei den Formen angegeben, die ich genau kannte oder als gut bestimmte Herbarexemplare bekommen konnte; bei allen anderen Formen ist nur die Gattung angegeben, da die Speziesangabe gerade bei den Blaualgen für jeden nicht sehr erfahrenen Bestimmer ohnedies fraglich ist und für meine Zwecke oft auch nicht notwendig war. Zellhaut der Cyanophyceen. 533 \yundern, wenn man bei Zusatz von J und H.,SO^ in ver- dünnter Lösung bei der Scheide wie bei jedem Zellulosefaden eine Färbung von Rosa bis Rotviolett bekommt, was bei Kohl um so mehr der Fall war, als er statt der für die Chitosanreaktion \'orgeschriebenen eiriprozentigen eine IGprozentige, also schon ziemlich konzentrierte HgSOj ver- wendete. Setzt man aber konzentrierte Lösungen zu, so zeigt sich der wahre Sachverhalt, indem die Rotviolettfärbung, welche Chitosanreaktion vorgetäuscht hat, in das für Zellu- lose typische Tiefblau übergeht, während ja die Chicosan- färbung bei Zusatz von konzentrierteren Lösungen verschwindet und sich in ein Braungelb umwandelt. Überhaupt machte ich die meisten Proben so, daß ich in dasselbe Röhrchen neben den Cyanophyceen noch Zellu- losefäden oder Oedogonitim und einen Pilz {Pemcillmm oder Mncor) gab, von deren X'erhalten bei der van W'isselingh'schen Probe ich mich vorbei- durch einen Kontrollversuch über- zeugt hatte. Dabei erhielt ich nach Zusatz von J + H.jSO^ (IVo) ^'^ Pilze herrlich rotviolett, Oedogonmm rosa, die Cyanophyceen farblos oder wenigstens nur die Scheiden rosa gefärbt. Saugte ich konzentrierte Lösungen nach, so trat sofort Entfärbung der Pilze, Blaufärbung der Scheiden und von Oedogoniiini ein; alle anderen Formen der Blaualgen, die nicht den be- scheideten Scytonemataceen und Rivulariaceen angehörten, verschwanden unter Braunfärbung. Sehr instruktiv war auch ehe Färbung mit einer schwach ammoniakalischen Kongorotlösung. Gemischte Proben, wie vorher beschrieben, zeigten nach, der Behandlung im Röhrchen mit dem Farbstoff folgendes Verhalten: Das Chitosan der Pilzhyphen speichert den Farbstoff intensiv mit schwer zu entfernender Farbe; die Zellulose dev Oedogoniuin-FMQW färbt sich scharlachrot, läßt aber den Farbstoff vv'ieder auswaschen, desgleichen die Scheiden; alle Blaualgen, besonders die Oscillatoriaceen, zeigen nicht eine Spur von Färbung. Die von Viehöver (6) bei Bakterien gebrauchte Vorsicht, die Beobachtung mit 2000facher Vergrößerung, ist hier natür- lich unnötig, da ja alle Formen so dick waren wie die ver- 534 G. Klein, wendeten Pilzhyphen, die doch irnnrier die Färbung schon bei einer 60 fachen Vergrößerung sehr gut zeigten. Charakteristisch ist auch, daß die Cyanophyceenmembranen, besonders schön zu sehen an Oscillaria, nach der Behandlung mit der kon- zentrierten Lauge nicht mehr ihre deutlichen Konturen zeigten, sondern immer mehr minder Iwalin verquollen aus- sahen oder bei längerer Einwirkung überhaupt schon ver- schwunden waren, während Chitinmembranen immer scharfe Umrisse aufwiesen. Mit einigen Worten möchte ich auf das schon erwähnte optische Verhalten, auf das sich Hegler und Kohl besonders stützten, noch einmal zurückkommen. Die beiden Forscher zeigten, daß die Zellhaut der Blaualgen in vielen Fällen doppelbrechend ist, jedoch in allen Abstufungen von starker Doppelbrechung bis zur völligen Isotropie. Aus dieser Doppel- brechung schlössen sie nun merkwürdigerweise auf Chitin, während ich Chitinfäden nie doppelbrechend fand. Es ist daher wohl nicht notwendig, hier auf diese Befunde näher einzugehen. In diesem Zusammenhange möchte ich auch noch er- wähnen, daß die von Hegler und Kohl angegebenen Lös- lichkeitsverhältnisse, beziehungsweise die große Resistenz nicht ganz der Wirklichkeit entsprechen, da die Hautgebilde schon sehr bald in gewöhnUcher konzentrierter H.^SO^, in HCl und HNO3 nach einiger Zeit gelöst werden, überdies in Kau de Javelle binnen 2 Stunden und auch in 33prozentiger Chromsäure, mit Ausnahme • der Zellulosebestandteile, die ebenso wie die Chitinfäden in den beiden letzten Reagentien erst nach ungefähr einem Tage gelöst sind. Nach all dem muß ich also sagen, daß ich ent- gegen den Angaben von Kohl und Hegler niemals in den Cyanophyceen Chitin gefunden habe, was mit Wester's Befunden übereinstimmt. Nachdem diese Frage erledigt war, mußte es mich nur um so mehr interessieren, welche Stoffe die Zellhautbestand- teile zusammensetzen. Da war es zuerst von Wichtigkeit, das Vorkommen und die Verbreitung der Zellulose bei den Blau- algen zu studieren, da hierüber noch nichts Sicheres bekannt war. Zellhaut der Cyanoph3'ceen. OoO Ich benutzte zum Nachweis die gewöhnlichen Reagentien J + H.jSOj^ und Chlorzinkjod, von Farbstoffen nur Kongorot im ammoniakalischen Bade. Alle anderen Farbstoffe, die für Zellulose charakteristisch sein sollen, fand ich wenig brauch- bar. Endlich wurde auch die Löslichkeit in Kupferoxyd- ammoniak geprüft. Dabei zeigte sich, daß bei allen Formen, die überhaupt HeteroCysten haben, die Heterocystenmembran stets die Zellulosereaktion mit Chlorzinkjod sehr prompt und gut gaben, wie für viele Formen schon Kohl gefunden hatte. Besonders gut zeigte sich die Färbung nach Vorbehandlung des Materials mit verdünntem Kau de Javelle oder Chloral- hydrat, da dann nur die Heterocysten schön rotviolett in dem sonst ziemlich entfärbten Präparat zu sehen waren. Dies gelang ebensowohl bei den Scytonemataceen Scytonema und Tolypothrix und den Rivulariaceen DiclwtluHx, Calothrix und Rivularia als auch bei den Nostocaceen Nostoc,'Cylmdro- spermnm und Anabaena; speziell bei Nostoc, wo man die Reaktion bisher noch nicht bekommen konnte, hoben sich in der entfärbten Gallerte an den sonst farblosen Zellfäden die leuchtend violetten Heterocysten, zu Hundert in einer Gallerte, sehr stark ab. Freilich hatte ich nur mit .Chlorzinkjod Glück; mit J-l-H.,S04 trat wohl auch die Färbung ein, aber nur bis zur Rotviolettfärbung, die dann in ein Braun überging. Mit Kupferoxydammoniak behandelt, lösten sich die Heterocysten wohl schwer, aber doch nach genügend langer Behandlung (8 bis 14 Tagen) auf. (Die Lösung wurde wiederholt ge- wechselt). Viel schneller trat Lösung ein, wenn die Objekte erst längere Zeit mit kalter oder eine halbe Stunde mit kochender fünfprozentiger HCl behandelt wurden, worauf ich später noch zurückkomme. Von dem Verhalten der Scheide war schon unter Chitin die Rede. Das dort Gesagte gilt nicht nur für Tolypothrix, sondern für alle Scytonemataceen und Rivulariaceen. Doch liegen hier die Verhältnisse ziemlich kompliziert. Vor allem ist zu betonen, daß die ziemlich starken, kompakten Scheiden der großen Formen immer durch einen Membranstoff braun gefärbt sind, den zuerst Nägeli (7), dann Correns (8) 536 G. Klein, beschrieben und Sc_\ioiieinin nannten. Der Farbstoff gibt ähn- liche Reaktionen mit J + HgSO^ und Chlorzinkjod wie Zellu- lose, unterscheidet sich von dieser aber dadurch, daß zum Auftreten der Reaktion nicht gerade H.^SO^ notwendig ist, sondern eine Vorbehandlung mit einer verdünnten Säure (HCl) genügt. (Aber diese scheint doch notwendig zu sein, da mit Jod allein keine Färbung eintritt!) Die Farbe ist kein reines Blau, sondern ein Grauviolett, Violettschwarz und Rauchgrau. Mit verdünnter HCl oder H.3SO4 färbt sich der Farbstoff grün, mit Lauge rotbraun, wird aber hierdurch verändert, indem dann keine Violettfärbung mit Jod eintritt.^ Will man nun die Scheiden auf Zellulose prüfen, so muß jedenfalls der Farbstoff vorher entfernt werden, was durch verschiedene Mazerationsmittel, wie Schulze's Gemisch, Chloralhydrat oder am besten mit Eau de Javelle geschehen kann. Die schon erwähnten großen Formen von Scytonema (Sc. Myochrous), Dichothrix (D. gypsophila) und RiviUaria {R. Sprengeliaiia) mit ihren mächtigen, kompakten Scheiden zeigen nun auch nach dem Entfärben keine Zellulosereaktion. Wohl aber bekommt man die Reaktion sehr schön nach \'or- behandlung, z. B. mit Lauge, wie es bei der Chitosanprobe ge- schieht, sowohl mit J + H.^SO^ wie auch mit Chlorzinkjod. Dagegen zeigen die dünnen Formen mit schwächeren, röhrenförmigen Scheiden, wie Scytonema thermale, viele Riviilaria-Arien und Tolypotkrix (T. hicolor) auch ohne Vor- behandlung schon die typischen Zellulosereaktionen. (Viele von diesen Formen sind auch nicht oder doch schwächer braun fingiert. Doch gilt das nicht allgemein.) Dasselbe fand ich auch bei einer scheidentragenden Oscillatoriaceengattung, nämlich SchizotJirix. Bei Lyiigbia und Microcolcns konnte ich in den Scheiden keine Zellulose finden; deren Scheiden sind auch mikroskopisch nur gallertige Gebilde. Niemals konnte ich in den Membranen der Fadenzellen Zellulose nachweisen. Bei Zusatz der Zellulosereagentien trat immer nur Braunfärbung ein. 1 Es ist mir leider nicht gelungen, den Farbstoff zu extrahieren, da er sich im Extraktionsmittel immer schon zersetzt. Zellhaut der Cj'anopliyceen. 5o7 Bei allen Zellulose enthaltenden Scheiden bekam ich auch mit Kongorot schöne scharlachrote Tinktion. Doch war bei all den genannten F'ormen das Bild der Zellulosereaktion nicht das gleiche. Immer war die innerste Schicht, die direkt dem Zellfaden anliegt, am intensivsten gefärbt, manchmal nur sie; z. B. bei einer Rivitlaria- Art (Fig. I). Oder es zeigten sich mehrere Schichten, von denen die äußere immer nur gelb gefärbt blieb. Die Formen mit großen Scheiden zeigten schon intakt vier bis fünf Schichten, die durch die Laugenbehandlung und die Ouellung mit H^SO^ noch deutlicher wurden und wieder verschiedene Färbung zeigten, so zwar, daß die innersten am stärksten, tief dunkel- blau, die äußerste am schwächsten, lichtblau gefärbt waren. Aus dem oben Gesagten geht hervor, daß die Scheiden nicht nur aus Zellulose bestehen können, sondern daß die Zellulose mit anderen Stoffe-n lose nebeneinander vorkommt oder gebunden ist, in welch letzterem Falle sie erst aus der Verbindung freigemacht werden muß. In dieser Ansicht wird man noch durch ihr Verhalten gegenüber Kupferoxydammoniak bestärkt. In keinem Falle lösten sich nämlich die Scheiden gänzlich darin, wohl aber sah man in manchen Fällen Substanz aus den Scheiden herausgelöst, diese selbst lockerer, und zwar in den Fällen, wo die Zellulose nicht gebunden war. Kochte man dagegen vorher eine Stunde mit fünfprozentiger HCl (nach dieser Behandlung sahen die Scheiden unverändert aus) und legte dann in Kupferox^'dammoniak, so fand man nach 2 Tagen von den Scheiden nichts mehr. Sehr schön zeigte sich dies bei Scytoiiema und Tolypothrix. Dasselbe wurde ja auch bei den Heterocysten betont, wo die Verhältnisse ähnlich liegen dürften. Um mir darüber Gewißheit zu verschaffen, versuchte ich endlich noch die Methode, die v. Wisselingh zur Reinigung von Zellulose empfahl, nämlich Erhitzen in Glyzerin im zugeschmolzenen Röhrchen im Glyzerinbad auf 300°, wobei nur Chitin und Zellulose ungelöst bleiben, während alle Hemizellulosen gelöst werden. Da Chitin ausgeschaltet war, konnte ich mit einiger Zuversicht erwarten, die Zellulose rein zu bekommen. Die Prüfung ergab, daß nur die Scheiden der F'ormen, bei denen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, !24. Bd. 38 538 G. Klein, Zellulose nachgewiesen war, sehr schön erhalten waren. Freilich waren sie gelockert, schlaff geworden, zeigten aber manchmal noch die Schichten. Daß das Übriggebliebene tat- sächlich Zellulose war, zeigte die folgende Prüfung: Chlor- zinkjod und besonders J + H._>SO^ zeigten viel schönere, stärkere Reaktion als vor der Behandlung. Auch die gereinigten Scheiden lösten sich in Kupferox^-^dammoniak nur langsam? nicht nur auf dem Objektträger, sondern in Schälchen binnen einer Viertelstunde in ganz starker Lösung. Abgesehen von diesen Scheiden wurde alles andere im Glyzerinbad gelöst, die nicht Zellulose führenden Scheiden (Lyngbia, Microcoleus), soweit ich beobachten konnte, alle Membranen, die Gallertmassen, in denen die A'ostoc-Fäden liegen, und merkwürdigerweise alle Heterocysten, in denen doch Zellulose nachgewiesen war. Wahrscheinlich liegt hier die Zellulose nicht in kompakter Schicht, sondern vielleicht in lockerer Form vor, so daß beim Herauslösen der anderen Stoffe das lockere Zellulosegerüst zerfällt. Bei den Nostoc- Arten blieb also durch das Kochen von der Zellhaut nichts mehr übrig, sondern nur mehr kleine Kügelchen in großen Mengen, die sich als Reste des Zellinhalts der einzelnen Zellen entpuppten. Beigegebene Elodea-'&iäXiQY zeigten in all den Fällen noch gut erhaltene Zellen mit scharf konturierten Wänden. Da aber die Mittellamelle herausgelöst \\'ar, hingen die Zellen nur lose zusammen. Betreffs der Zellulosereaktion möchte ich noch einige Erscheinungen erwähnen, die sehr oft und charakteristisch auftraten Die Scheiden quollen immer durch die Schwefel- säure- oder Chlorzinkeinwirkung sehr stark und zeigten dann merkwürdige Bildungen. Im Moment der Einwirkung sprangen in dem äußersten Schichten der Scheide ringförmige Bildungen von verschiedener Gestalt ins Auge, die gegenüber der Um- gebung ungleich stark tingiert waren (Fig. II). Ein besonders schöner Anblick bot sich bei den Scytoiiema-F'SidQn nach der Glyzerinbehandlung. Man sah die Fäden vor- und zurück- schießen, sich verbreitern und dabei eine ziehharmonikaförmige Faltung mit Querlamellen zeigen, ähnlich wie sie Wiesner (9) bei Baumwollfäden angibt. Zellhaut der Cyanophj'ceen. 539 Hiermit war das Vorkommen von Zellulose in bestimmten Organen der Blaualgen, nämlich in vielen Scheiden und allen HeteroCysten erwiesen, zugleich aber gezeigt, daß diese Zellulose immer mit anderen Stoffen mehr oder minder innig verbunden vorkommt und alle anderen Zellhautgebilde, besonders Mem- branen und Gallerthüllen, ebenfalls aus anderen Sub- stanzen bestehen müssen. Dadurch war die weitere Arbeit vorgezeichnet. Zufolge der gallertigen Beschaffenheit der Zellhautgebilde vieler Formen oder wenigstens der durchführbaren Verquellung derselben und auch sonst lag der Gedanke nahe, nach dem zu suchen, w'as man Pektinstoffe nennt. Unsere Kenntnis der Pektinstoffe und der Reaktionen auf dieselben ist freilich noch sehr mangelhaft, zumal man sich meist mit Färbungen be- gnügte. Als charakteristischer Farbstoff auf Pektin ist seit Mangin (10) Rutheniumrot (Rutheniumsesquichlorid) in am- moniakalischer Lösung (1 : 5000) in Verwendung. Alle anderen Farbstoffe, die ich prüfte, erwiesen sich als nicht spezifisch, da schließlich alles mehr minder damit gefärbt wurde. Bei Anwendung von Rutheniumrot zeigte sich, daß fast alle Cyanophyceen gefärbt werden, sowohl intakt als auch nach Vorbehandlung mit Eau de Javelle oder Chloralhydrat, nur in sehr verschiedenem Maße. Am besten färbten sich die stark gallertigen Bestandteile, also in erster Linie die Gallerthüllen der Nostocaceen und Chroococcaceen, wie schon Kohl ge- funden hatte. Sie färbten sich so stark, daß sie schwarz- purpurn erschienen und die eigentlichen Zellfäden, welche verhältnismäßig sehr wenig gefärbt wurden, im Mikroskop kaum zu sehen waren. Bei allen Formen färbten sich auch sehr schön die äußersten, ohne Färbung nur mit Tusche wahrnehmbaren Schleimhüllen und auf diese mag in vielen Fällen ausschließlich die Färbung mit Rutheniumrot zurück- zuführen sein. Sehr gut färbten auch die mehr gallertigen Scheiden der Scliizothrix- und vieler Rivtilaria-Arten, bei letzteren vornehmlich die äußeren Partien, da ja die inneren mehr Zellulose enthalten. Die Membranen färbten schwach rosa bis rosenrot, aber auch bei derselben Form in ver- 540 G. Klein, schiedenen Proben verschieden stark. Die stark braun ge- färbten Scheiden nahmen den Farbstoff manchmal gar nicht, manchmal, besonders nach kurzer \'orbehandlung mit Eau de Javelle, intensiv auf. Starke Färbung fand ich an den jungen Spitzen und an Stellen, die in chemischer Umwandlung ,begriffen waren, sich gallertig verquollen zeigten, z. B. an manchen Stellen im Inneren der Scheide. Besonders lebhaft gefärbt zeigten sich in allen Fällen die Konkavzellen, die ja das Produkt einer chemischen \'eränderung sind, welche sich in einer Ver- quellung aller Teile der Zelle zu erkennen gibt. Endlich war auch das Glykogen intensiv gefärbt, wenn bei der Eau de Javelle-Behandlung nicht alles entfernt worden war. Daß alle diese Färbungen für die Diagnose der »Pektin- stoffe« nicht viel besagen, geht schon daraus hervor, daß nur die native Substanz der Pektine, eine Etappe in der Reihe der Umwandlungsprodukte der sich entwickelnden Zell- membran, die Beyerinck (11) Pektose, Tschirch (12) Proto- pektin nennt, Rutheniumrot speichert, während die daraus entstehenden Pektine, speziell der Früchte, neben anderen Änderungen auch keine Farbstoffspeicherung mehr zeigen. Um mich über die Menge der vorhandenen »Pektinstoffe« zu orientieren, suchte ich sie aus den Fäden herauszulösen. Das Material wurde mit zweiprozentiger HCl eine Stunde und dann einige Zeit mit zweiprozentiger Na OH oder Na^COg, das schwächer wirkt, gekocht. Zum Übertragen wurde teils immer die Lösung abgegossen, teils die Fäden abzentrifugiert. Nach dem Auswaschen zeigten die Präparate, auch wenn sie lange in Rutheniumrot gelegen waren, nur mehr schwache, meist überhaupt keine Färbung mehr. War die Reaktion zu lange ausgedehnt oder zu starke Lösung verwendet worden, so waren die Objekte sehr an- gegriffen oder überhaupt nicht mehr zu finden, desgleichen bei zu langer Einwirkung von alkoholischer, konzentrierter HCl. Wurde das Filtrat von der obgenannten Laugenbehandlung neutralisiert und mit Alkohol versetzt, so trat sofort eine milchige Trübung ein und nach einiger Zeit setzte sich eine feine Gallerte zu Boden. Waren die Objekte statt mit HCl Zellhaiit der Cyanophj^ceen. 541 mit Kupferoxydammoniak vorbehandelt und dann längere Zeit in der Lauge belassen, so lösten sie sich teilweise und zerfielen direkt zu einer flockigen Gallerte, die durch Aus- fällen mit Alkohol vermehrt werden konnte. Wieviel von diesen gelösten Stoften wirklich Pektin war, entzieht sich natürlich ganz der Beurteilung. Ich prüfte endlich noch auf jenen bisher hypothetischen Stoff, die Callose, die Mirande (13) in letzter Zeit als Haupt- bestandteil der Caulerpaceenmembran fand, konnte aber keine positiven Resultate bekommen. Seit man bei Hydrolyse von Pektinstoffen dieselben Zuckerarten, Galaktose und Arabinose gefunden hat, die man schon von der Hydrol\'se der Hemizellulosen her kannte, sind die >^Pektinstoffe« in ein anderes Licht gerückt, und es ist fraglich, ob die Pektinstoffe überhaupt eine besondere chemi- sche Gruppe von Membranstoffen vorstellen oder ob man sie nicht unter den Begriff der Hemizellulosen einreihen könnte, ob sie nicht auch eine von den vielen Formen bilden, in denen die Hexosane und Pentosane untereinander und in Übergangsform miteinander verquickt in der Zellvvand sich finden. Das van Wisselingh'sche Glyzerin\'erfahren hatte nun gezeigt, daß eben die Hemizellulosen und pektinartigen Stoffe einen Hauptbestandteil der Zellhautgebilde der Blaualgen aus- machen und dadurch war die Frage in ein Gebiet gerückt, auf dem nur mehr makrochemisch über die Art der in Betracht kommenden Stoffe Aufschluß zu erhalten war. Diese Bestimmung der Hemizellulosen nun konnte ich leider nicht durchführen. Einmal machte das Material Schwierigkeiten, da für eine Bestimmung verhältnismäßig viel, einige Gramm Trockensubstanz, und diese vollständig frei von Verunreinigung gefordert werden mußte. Die Objekte durften auch nicht, wie das ja gewöhnlich der Fall ist, untereinander oder gar mit anderen Algengattungen vergesellschaftet sein. Dann nahm auch der Krieg die Zeit zur weiteren Arbeit auf diesem schwierigen Gebiet. Doch hatte ich einige Vorversuche gemacht, die ein positives Resultat ergaben. Untersucht wurde Ao5/or-Ga11erte, 542 G. Klein, weil eben Xostoc leicht in größeren Mengen und relativ rein zu bekommen ist. Ich machte mehrere Pentosanbestimmungen nach der ToUens'schen Methode.^ Die Pentosane werden durch Kochen mit Salzsäure in Furfurol übergeführt, dieses wird abdestilliert und als Furfurol- phloroglucid gefällt. In allen Fällen bekam ich einen reich- lichen Niederschlag von Furfurolphloroglucid. Schließlich möchte ich noch auf eine merkwürdige Er- scheinung hinweisen, die ich erhielt, wenn ich Nostoc mit Eau de Javelle behandelte. Dabei schrumpfen die Plasmata und heben sich von der Wand ab. Übrig bleibt eine stark lichtbrechende Kugel, die in der Mitte der Zelle oder an der Querwand liegt, dies immer, wenn zwei Zellen im letzten Teilungsstadium waren. Bei weiterer Einwirkung, etwa nach einer Stunde, bietet sich ein sonderbares Bild. Die Gallert- massen haben sich teilweise gelöst und einzelne Zellfäden liegen frei. An diesen sind die Heterocysten ganz intakt, ebenso nach 6 Stunden. Dagegen finden wir die Fadenzellen verändert; sie hängen nicht mehr nur seitlich zusammen, sondern die Querw^ände sind meist bloß schattenhaft zu sehen, später überhaupt nicht mehr, dagegen zeigen sich die Längs- wände nicht mehr tonnenförmig voneinander abgeschnürt wie früher, sondern zwischen den einzelnen Fäden ineinander übergehend, so daß wir nicht mehr eine Reihe von selb- ständigen Zellen, sondern einen wellenförmigen Schlauch vor uns haben, wobei die einzelnen Wellen noch die Wölbung der einzelnen Zelle anzeigen. Diese Wellen verschwinden später auch und an der Heterocyste hängt ein schlapper Schlauch, der aber noch ebensoviele Kügelchen enthält als ursprünglich Zellen vorhanden waren. Am klarsten zeigen sich diese Verhältnisse, die erst durch Färbung sichtbar gemacht werden müssen, aus dem beiliegenden Bilde (Fig. III). Aus all dem bekommt man den Eindruck, daß diese Zellfäden doch nicht so sehr aus einzelnen Zellen bestehen, die lose aneinandergereiht sind, sondern entweder eine alle Zellen 1 Die Methode nahm ich aus Abderhalden's »Biochemischen Arbeits- methoden« (14). Zellhaut der Cyanophyceen. 543 zusammenhaltende äußere Schlauchschichte vorhanden ist oder die Ouermembranen aus einem leichter löslichen Stoff bestehen als die Längsmembranen, die auch nach der Zell- teilunsr in Zusammenhang bleiben. Zusammenfassung. 1. Bei den Blaualgen konnte Chitin entgegen den An- gaben von Hegler und Kohl weder mikro- noch makro- chemisch nachgewiesen werden. Die van Wisselingh'sche Chitinprobe erwies sich allein als verläßlich. 2. In allen Heterocysten sou'ie in den Scheiden aller Scytonemataceen (Scytonema und Tolypothrix) und Rivularia- ceen {Rivularia und Dichothrix), ferner der Oscillatoriacee Schizothrix konnte Zellulose durch die Jod-Schwefelsäure- Probe oder, wenn die Zellulose mit anderen Stoffen zusammen war, nach der van Wisselingh'schen Glyzerinbehandlung mit Jod und Schwefelsäure konstatiert werden. 3. Von den anderen Stoffen, die sich, wie das Glyzerin- verfahren zeigte, reichlich in der Zellhaut finden, wurden Pektin Stoffe durch Färbung und Fällung, und zwar haupt- sächlich in den Gallerthüllen gefunden. 4. Makrochemisch wurden in der Nostocgallerte Pento- sane durch die Furfurolphloroglucidbestimmung nachge- wiesen. 5. Außerdem enthält die Arbeit Beobachtungen über histologische Eigentümlichkeiten der Blaualgenmembranen nach Behandlung mit bestimmten Reagentien. Zum Schlüsse fühle ich mit gedrängt, meinem hoch- verehrten Lehrer Herrn Prof. Moli seh für das stete Interesse das er meiner Arbeit entgegenbrachte, zu danken; desgleichen den Herren Prof. Richter und Gräfe. 544 G. Klein, Literaturverzeichnis. 1. V. Wisselingh C, Mikroskopische Untersuchungen über die Zellhaut der Fiingi. Jahrb. für wiss. Bot. (1897), XXXI. Bd., p. 619 bis 685. 2. Hegler R., Untersuchungen über die Organisation der Phycochromaceenzelle. Jahrb. für wiss. Bot. (1901), XXXVI. Bd., p. 229 bis 353. 3. Kohl, Über die Organisation und Physiologie der Phyco- chromaceenzelle. Jena 1903. 4. Wester D. H., Studien über das Chitin. Archiv der Pharmacie (1909), CCXLVII. Bd., p. 282 u. f. 5. Scholl E., Die Reindarstellung des Chitins aus Boletus edulis. Diese Sitzungsberichte, Wien 1908, CXVII. Bd. 6. Viehoever, Über den Nachweis von Chitin bei Bakterien. Ben d. Deutschen bot. Ges. (1912), XXX. Bd., p. 443 bis 451. 7. Nägeli und Schwendener, Das Mikroskop. 2. Aufl. (1877), p. 505. 8. Correns C, Über Dickenwachstum durch Intussus- zeption bei einigen Algenmembranen. Flora 1889, p. 327. 9. v. Wiesner J., Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. Leipzig, 2. Bd., 2. Aufl. (1903), p. 247. 10. Mangln, Sur l'emploi du rouge de Ruthenium en ana- tomie vegetale. Compt. rend. (1895). 10a. Mangin, Reacüfs colorants des substancesfondamentales de la membran. Compt. rend., CXI, Bd. (1890). 11. Beijerinck und A. v. Delden, cit. nach Czapek Fr., Biochemie der Pflanzen, 2. Aufl. (1913), I. Bd. 12. Tschirch, Über Pektin und Protopektin. Ber. der Deutschen pharm. Ges. (1907), XVII. Bd., p. 237. 13. Mi ran de R., Recherches sur la composition chimique de la membran et le morcellement du thalle chez les siphonales. Annales d. sciences nat., IX'^"^^ ser., XIII. Bd- (1913), p. 147 bis 264. 14. Abderhalden, Biochemische Arbeitsmethoden, 2. Bd. Zellhaut der Cyanopbyceen. 545 Figurenerklärung. Fig. I. Rivnlaria sp., Zellulosereaktion. Die Fäden wurden mit verdünnter Kau de Javelle entfärbt und dann mit J-j-HoSO,^ auf dem Objekt- träger behandelt. Die Membranen der Fadenzellen / wurden braun, die innersten Schichten der Scheide 5 blau, die äußeren, gallertigen Schichten g blieben ungefärbt. Vergr. Obj. 8, Ok. 2 (Leitz). Fig. IL Scytouema thermale, Zellulosereaktion. Die Fäden wurden mit Eau de Javelle gereinigt, im zugeschmolzenen Röhrchen in konzentriertem Glyzerin auf 300° erhitzt, hierauf ausgewaschen und mit J-f-HoSO^ auf Zellulose geprüft. Der ganze Faden färbt sich blau, in den äußeren Schichten entstehen ringförmige Gebilde, die stärker blau fingiert sind. Vergr. Obj. 8, Ok. 4 (Leitz). Fig. IIL Nostoc sp. wurde eine Stunde in Eau de Javelle eingelegt; darauf zeigten sich die einzelnen Zellfäden freiliegend, da die Gallertmassen gelöst waren. Die Heterocysten waren intakt, in jeder Fadenzelle blieb ein kleines Kügelchen als Rest des Zellinhaltes übrig. Die Querwände verschwanden, der ganze Zellfaden bildete einen Schlauch. Vergr. Obj 8, Ok. 4 (Leitz). Klein, G.: Zellhaut der CYanophyceen. ^53 mOm V. Gickihorn del. Lith.AnsT.Th BannwarTh.Wien. Sil ziuigsbei'iihte cLlaii.s.iVlcad.(l.\\1.ss., malli. iia Ui rw. Klasse, ]>d. 124. Abt .T. If) 15. 547 Verzweigungsanomalien bei Vernonia rubricaulis H. B. Von Dr. Rudolf Wagner (Wien) (Mit 7 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 28. Oktober 1915) Die zweitgrößte Gattung der Kompositen ist die 1791 von dem Erlanger Professor Johann Daniel Christian Sehr eher aufgestellte Gattung Vernonia, benannt nach einem weiter nicht hervorgetretenen Vernon, der Kanada bereist hatte. In dies^ neue Gattung wurden alsbald von Karl Ludwig Will- denow einige Stauden einbezogen, die Linne in seine Gattung Serratttla aufgenommen hatte, die. in der ersten Auf- lage der Species plantarum (1753) mit 14 Arten vertreten, mit dem fortschreitenden Ausbau der systematischen Botanik sich als sehr wenig homogen erwies, so daß von den erwähnten 14 Spezies heute nur mehr unsere weit verbreitete 5. tinctoria L. und die sibirische 5. centaiiroides L. verbleiben;^ die anderen wurden unter unsere Gattung, dann unter Sattssiirea DC., Liati'is Schreb., Jiirinea Cass. und Cirsitmi Scop. auf- geteilt, eine, die S. hipatifolia L., wird vom Kew Index nicht erwähnt; ob ihre Zugehörigkeit geklärt ist, weiß ich nicht. Die wohl am häufigsten in botanischen Gärten gezogene Vernonia ist die V. noveboracensis (L.) W., eine Staude von über 2 m Höhe, somit eine der größten Freilandstauden, die allerdings von Helianthns tuberosus L. beträchtlich übertroffen 1 Serrattila L. ist nach der heutigen Auffassung auf 68 Arten ange- wachsen (bis 1910). 548 R.Wagner, wird; eine gute Abbildung, etwa ein Habitusbild, ist nnir nicht bekannt, wenn man von der sehr primitiven Skizze absieht, die Britton und Brown gegeben haben^ und die lediglich dem Zwecke dient, die Bestimmung der sieben im Gebiete der nördlichen Vereinigten Staaten und Kanadas vorkommenden Arten zu erleichtern. Außer der einen oder anderq^i ähnlichen nordamerikanischen Art sind nur einige wenige in der Garten- literatur abgebildet, wie z. B. in Curtis' Botanical Magazine nur deren fünf, im Botanical Register' nur die kurz vor 1830 importierte^ brasilianische V. axiUißora Mart., die, wie bei- läufig bemerkt, einen durchaus irreführenden Artnamen hat. \'on der Kenntnis einiger weniger Arten auf das Aus- sehen der anderen zu schließen, wäre sehr verfehlt, sind doch die Varianten im Habitus, in der Anordnung der Capitula ge- rade hier außerordentlich große; bald liegen Rispen vor, die hundert und weit mehr Köpfchen umfassen, in anderen Fällen, wie z. B. der von Theodor Kotschy und Johann Peyritsch abgebildeten* V. pimiila Ky. & Peyr. haben wir Blütenstände mit einigen wenigen Capitulis, bei wieder anderen beschränken sich die Jahrestriebe auf die Produktion eines einzigen termi- nalen Capitulums, doch sind das wenigstens im artenreichsten Lande, in Brasilien, seltene Ausnahmen: »...capitulis saepis- sime scorpioideo-paniculatis, ad axillas ramorum foliis majus- culis vel reductis bracteiformibus fultis, interdum regulariter thyrsoideo- vel corymboso-paniculatis, rarissime solitariis« sagt John Gilbert Baker in der Flora br^siliensis,'' wo nicht weniger als 178 Arten beschrieben sind und 24 Tafeln einen ungefähren Begriff von der Vielgestaltigkeit geben. Dazu kommt noch die Verschiedenheit in der Blattstellung, die indessen eine weit geringere Rolle spielt; nur zwei Arten erwähnt Baker, die V. oppositifolia Less. und die V. cupatoriifolia DC., deren 1 An Illustrated Flora of the Northern United States and Canada, Vol. III. p. 302, 1898. 2 Botanical Register, Vol. XVII, tab. 1690 (1831). 3 Nach Loddiges in Bot. Cab., Vol. XVII, tab. 1690 (1830). wo sich die erste Abbildung der Art findet. ^ Plantae Tinneanae, tab. XVII (1867). Von Pritzel nicht zitiert. 5 Vol. VI, 2, col. 19 (1873). Verzweigungsanomalien bei Vcrnonia nihricaitlis H. B. 549 Blattstellung dekussiert ist; ob in anderen Gebieten sich auch dergleichen findet, ist mir nicht bekannt. Außer niedrigen Kräutern von wenig über zwei Zoll Höhe — wie bei der zitierten zentralafrikanischen Art — kommen auch Sträucher von beträchtlicher Größe vor. So beschreibt Aug. Pyr. Decandolle^ wohl auf Grund der An- gaben Christian Friedrich Lessing's'^ eine V. Arbuscula Less., die einen »caulis subarboreus« hat und auf Mauritius vor- kommen soll, doch kennt John Gilb. Baker aus diesem Floren- gebiete nur drei Arten und diese befindet sich nicht darunter; eine andere, die schon Linne als Conyza beschrieben, wächst auf Portorico und anderen westindischen Inseln, die l". arbo- rescens (L.) Sw., der ein »caulis fruticosus« zugeschrieben wird. Aus der Literatur sich ein einigermaßen zutreffendes Bild der bis 1910 auf über tausend Arten angewachsenen Gattung zu machen, ist schwer, ja unmöglich, da in den Ikonographien die Gattung recht stiefmütterlich wegkommt; kennt doch 1872 Britz ei in seinem Index Iconum nur 24 Arten, wozu noch die eine oder andere unter anderem Genusnamen abge- bildete Art kommen dürfte; im Zusammenhange mit der Viel- gestaltigkeit ist nämlich die Synonymie etwas kompliziert und einige vierzig Gattungen werden vom Kew Index in die Gattung einbezogen. Allein auch die vorhandenen Abbildungen, von denen die der Flora brasiliensis die besten, die der Flora Uruguaya gewiß die wenigst geglückten sind, trotz ihrer Reproduktion auf photographischem Wege, sind nur teilweise ohne weiteres verständlich, vielfach bedürfen sie eines Kommentars und das um so mehr, als namentlich Brakteen häufig vom Zeichner vernachlässigt werden und die eigentümlichen Verwachsungs- verhältnisse ebensowenig wie die zum mindesten in gewissen Gruppen sehr häufige Apotropie des a-Vorblattes nicht zum Ausdrucke gelangen. Da schien es mir nun wünschenswert, 1 Prodromus, Vol. V, p. 48. Decandolle beschreibt schon 290 Arten (,1836). 2 Linnaea, Vol. VI, p. 664 (1831). 3 Flora of Mauritius and the .Seychelles, p. 161 — 162 (1877). 4 Decandolle, Prodromus, 1. c. 550 R. Wagner. einige Beobachtungen zu veröffentlichen, die sich auf eine von Kolumbien bis Uruguay verbreitete Art beziehen, die V. riibricanUs H. B. Der in Frage stehende Zweig ist von Sellow in Süd- brasilien an nicht näher bezeichnetem Orte gesammelt und von Diedrich Franz Leonhard v. Schlechtendal bestimmt, und zwar wohl auf Grund des in Berlin liegenden Original- materials, das der Abbildung und Beschreibung^ in den »Plantes equinoxiales« als Basis diente. Im übrigen scheint die Art ziemlich variabel zu sein, vielleicht auch Standorts- einflüssen unterworfen. So wird eine vorläufig hierher zu ziehende Form von J. Arechavaleta- in der angedeuteten Weise abgebildet, leider so verkleinert, daß von Einzelheiten nichts zum Ausdrucke gelangt. Unter dem ziemlich reichlich vertretenen Material des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien habe ich nur diesen einzigen Zweig gefunden, der seiner Anomalien wegen zur Besprechung gelangen soll. Baker'"' sagt über die Ver- zweigung der etwa meterhohen oder höheren Staude; »Capi- tula interdum 3 — 6 simpliciter cymosa, interdum 40 — 50 in paniculam corymbosam ramis multis elongatis erecto-patenti- bus disposita, semper sessilia distantia solitaria, bracteis omnium involucra multo superantibus.« Wir werden sehen, daß sich hinter diesen Angaben recht merkwürdige Verhält- nisse verbergen und auch verstehen lernen, daß diese Baker entgehen mußten; ohne eingehende Beschäftigung mit morpho- logischen Studien werden solche Dinge wohl fast immer über- sehen. Ich verweise in dieser Hinsicht nur auf die so merk- würdigen Verwachsungsverhältnisse und Metatopien bei dem so häufig gezogenen Bastardindigo, der Auiorplia fniticosa L., dessen Eigentümlichkeiten den Dendrologen entgingen und erst vor wenigen Jahren beschrieben wurden-^ oder an die 1 Vol. II, t. 99 (1809). 2 Anales del Museo Nacional de Montevideo, Vol. VI, p. 114 (1907). 3 Flor. Bras., VI, 2, col. 80 (1873). 4 R. Wagner, Beiträge zur Kenntnis einiger Amorpha-kviGn. Diese Sitzungsber., Bd. CXVI, Abt. I, p. 541 — 553 (1907). Verzweigungsanomalien bei Vcrnonia nibricaulis H. B. 551 Fig. 1. 552 R.Wagner, gänzlich verfehlten Beschreibungen in der Gattung Octolepis Oüv., die bisher den Autoren entgangen sind.^ In Fig. 1 ist das obere Ende einer blühenden Achse abgebildet. Die Laubblätter m bis o folgen in Abständen von 28, beziehungsweise 42 mm, von hier bis zum Abgange von ^■-^ und ^f> sind es 35 mm. Die drei untersten Seitenachsen zeigen zunächst keinerlei Verwachsung, wenigstens nicht mit der Hauptachse. Dagegen verwächst '^^f> bereits auf einige Millimeter mit seinem Tragblatt und noch mehr geschieht das bei 0*^-', wo die \'ervvachsung sich auf 28 mm erstreckt. Es liegt also augenscheinlich progressive Rekauleszenz vor, die nach unseren Erfahrungen auch bei den höheren Sproß- generationen zu suchen ist. Das Achselprodukt SSR^As^ verwächst schon auf über Millimeterlänge mit seinem Tragblatt; dtis weitere Verhalten von SJJ^ylso wird an der Hand von Fig. 2 unten besprochen v/erden."- 9*?! zeigt ein differentes Verhalten seiner Xebenachsen; während das Achselprodukt des ersten Vorblattes einfache Axillarität aufweist, verwächst dasjenige von ^^'{jj ganz be- trächtlich. Ol ^[|.^ weist schon eine stärkere Verwachsung auf, ebenso ^^j Ad2, das infolge einer frühen Ouerteilung des axillären Meristems aus zwei Sprossen zusammengesetzt, mit anderen Worten serial bereichert ist. Hier wäre nun vielleicht zu erwarten, daß der Bereicherungssproß weiterhin mit dem Trag- blatte verwächst, so daß also die Rekauleszenz auch in diesem Sinne progressiv wäre. Wie man schon am Verhalten von ^■-' sieht, ebenso bei Ü!{\ ist das nicht der Fall. Hier, wie überall bei dieser Art, soweit beobachtet, ist in dieser Be- ziehung das Verhalten des Beisprosses dasjenige, das wir als das ursprünglichere betrachten müssen, vorausgesetzt nämlich, 1 R. Wagner, Zur Morphologie der Octolepis Dinklagei Gilg. Österr. bot. Zeitschr., Bd. 66 (1916), im Druck. 1 Um die Abbildung nicht mit Formeln zu überladen, sind nur einige wenige eingetragen ; das ist um so zulässiger, als für das Verständnis dieser Studie die völlige \'ertrautheit mit Verzweigungsformeln vorausgesetzt ist. Verzweisfungsanomalien bei Ventonia ruhn'canlis H. B. OOo Fig. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 124. Bd. 39 554 R.Wagner, daß die \'erschiebungen der Meristemtätigkeit, die zu Re- kauleszenz und Konkauleszenz führen, als sekundäre Vor- gänge gewertet werden, worüber wohl kaum ein Zweifel besteht. Wir sehen also einen atavistischen Zug im Ver- halten der Beisprosse und es mag gleich bemerkt sein, daß an den Beisprossen einer anderen, noch nicht beschriebenen, aber unter falscher Bestimmung von Genf aus verbreiteten Art sich Analogien finden, die indessen einer besonderen Erörterung anläßlich der Beschreibung zugeführt werden sollen. Auch sonst scheinen mir die Beisprosse in verschiedenen Fällen ältere Charaktere zu wahren. Das serial bereicherte Achselprodukt £i[ zeigt ein merk- würdiges \'erhalten. In den Achseln der beiden X^orblätter sehen wir anscheinend je ein Capitulum; in der des ersten ein winziges, das wohl kaum mehr zur Entwicklung gelangt wäre, in der von ßsi ein weit größeres. Das letztere stellt indessen einen Bei sproß dar und das Hauptachselprodukt zeigt Konkauleszenz. Das weitere Schicksal der Sprosse SIR — Q werden wir aus den Diagrammen kennen lernen. Beginnen wir aus praktischen Gründen mit dem Sprosse ^c^. Sein Diagramm finden wir in Fig. 3 dargestellt. Auffällig ist die verschiedene Orientierung der Sekundanvorblätter. Während nämlich iJJ^/lsoa^ die gewöhnliche Stellung hat, d. h. der Abstammungsachse zweiter Ordnung zugewandt ist, finden wir beim ß^- Achselprodukt jene Apotropie, auf deren große Seltenheit ich in der oben zitierten kleinen Arbeit über Octo- lepis DmMagei Gilg hingewiesen habe. Die F'olge genannter Orientierung ist die, daß in den konsekutiven Sproß- gen erationen die Richtungsindices alternieren, daß somit ein Wickelsympodium aus a zustande kommt. Der- gleichen \'orkommnisse waren auch Eichler schon bekannt und in seinen Blütendiagrammen hat er bei den Lasiopeta- leen darauf hingewiesen, doch kommen sie auch in einer anderen Gruppe der Slerculiaceen vor, nämlich bei den Frc- moniodenäreae, wie nach den Regeln der Priorität die Gruppe zu heißen hat; die Blütenzweige des merkwürdigen Cliir- atithodendron apetalum Larr. stellen auch derartige Sym- podien dar. Verzweigungsanomalien bei Vernonia rubricaulis H. B. ÖOO In folgendem Diagramm Fig. 3 deuten die ausgezogenen Geraden die Verwachsung, somit hier also die Rekauleszenz an, deren progressiver Charakter allerdings so nicht zur Geltung gelangt; die gestrichelten Linien bilden die Projektion des Sympodiums, die konzentrischen Kreise stellen die Capi- tula dar; durch ihre Größe soll der Wachstumszustand zum Fis. 3. Ausdrucke gelangen. Sind solche Capitula einmal beträchtlich übergipfelt, so sind sie zur Seite gedrängt, nicht nur buch- stäblich, auch bildlich und gelangen nicht mehr zur weiteren 1 Blütendiagramme, Bd. 2, p. 276 (1878), für Thomasia solanacea J. Gay und Th. purpurea h Gay. 2 Der Gattungsname Freinoniia Torr, muß durch FremontoJendrou Coult. ersetzt werden, falls man nicht Baillon folgen will, der nur die Gattung Chiranlhodendron Larr. anerkennt, die er übrigens als eine eigene Tribus der Malvaceen betrachtet. Vgl. Coulter in Contrib. U. S. Nat. Herb., IV, p. 74 (1893), und Baillon, Hist. pl., IV, p. 127 (1873). 556 R. Wagne r, Entwicklung, eine Erfahrung, die ich auch an anderen Arien der Gattung machen konnte. In untenstehender Tabelle ist die Aufblühfolge dargestellt; das fettgedruckte Sekundancapitulum ist dasjenige, das die gewöhnliche epitrope Vorblattorientierung zeigt. I. IL 1. _ % Bd-2 3. 4. - - _ _ 5. - 'n\As2 6. % — III. IV. %Bd-2As- %Bd-2AszAd^ 'i}l[Bd2 AsaAdi Adi Nach einem etwas anderen \'erfahren ist das Diagramm von 0[ gezeichnet; durch Verzicht auf die ihrer Stellung nach O- Fig. 4. ohne weiteres ersichtlichen Tragblätter, beziehungsweise Vor- blätter konnte selbst das Oktancapitulum noch eingezeichnet werden. Mit einer verhältnismäßig großen Regelmäßigkeit voll- zieht sich hier das Aufblühen, die nur durch das Verhalten Verzweigungsanoinalien bei Vcrttonia ntbn'caulis H. B. oo^ der Beisprosse gestört wird, wie besonders deutlich aus der Tabelle ersichtlich ist (p. 558 und 559, oben). Hier finden wir also ganz konstant die Apotropie des a -Vorblattes, wie auch bei dem nächst höher inserierten Sproß- system, bei ')ß[. Dieses System zeigt diagrammatisch die nämliche Regel- mäßigkeit des Aufbaues, ebenso die nämliche Anzahl der Sproßgenerationen, dagegen ist die Aufblühfolge stark gestört. Fig. 5. und' zwar im Sympodium wie in den konsekutiven Sproß- generationen angehörigen Beisprossen, wie aus der Tabelle wohl noch deutlicher hervorgeht (p. 558 und 559, unten). Die beiden Primancapitula sowie ^^^[^3^53 dürften kaum mehr zu weiterer Entwicklung gelangt sein. Es erübrigt noch, die beiden Systeme 9JJi und O^-^ zu besprechen. Der Habitus eines solchen Zweiges ist aus Fig. 2 ersichtlich, die vorangestellt wurde, um- eine diesbezügliche Orientierung zu ermöglichen; mutatis mutandis können danach ohne w^eitere Schwierigkeiten die anderen Zweige im wesent- 558 R. Waener, I. II. III. IV. V. 1. ^1 — — — — o - £,Aä.2 - - - 3. - - £{A'd2 A'ss - - 4. - - - OiA'do A's3 A'di - 5. 6. 7. — — — — 'yiA'd2AszAdiAsö — — €{Aj2As3 _ . 8. 9. — D[Ad2 — — — 10. 11. - - - £{ A'd2 As 5 A'di - liehen richtig gezeichnet werden. Die Projektion des Systems 9)?^, das, soweit hier gezeichnet, 17 cm lang ist, finden wir in Fig. 6, die Aufblühfolge in Tabelle p. 560. In letzterer ist wieder, wie im früheren Falle ^l^, p. 556, die sonst gewöhnliche Orientierung, also die Epitropie des 7. -Vorblattes, durch Fettdruck hervorgehoben. Auffallend ist I. 1. _ o — 3. — 4. - 5. — 6. - 7. — 8. — 9. — 10. ^^i' 11. - 12. % 13. — IL III. IV. V. WiAd: ^^A^o % A'd 2 As 3 % Ad 2 As 3 % -4:^2 -4^3 A'di Wi '4^2^-3 A'di -4; 5 '^'lA'do A's3 A'di Wi A'd 2 A's3 A'di As';, Verzweigungsanomalien bei Vcntonia rubricaiilis H. B. 559 VI. VII. vm. Z'^A'd-2 A's-s A'di,Asb Ad& €){A'd2 A'szA'd^Asb AdQAsi £i{A'd2 AsiA'di AsbAdüAsi Ad^ hier die Tatsache, daß auf ein apotropes a -Vorblatt epitrope Tertianvorblätter folgen, um von hier an wieder ungestörter Apotropie Platz zu machen. Noch merkwürdiger ist das Verhalten von O^, das im Gegensatze zu StR^, Qi und ^[ zwei Primanvorblätter auf- weist. Da doch sonst immer das a-Achselprodukt gefördert VI. VII. VIII. WiA'd-2A'szA'd4.A'sr>A'd^ %\ A'd2 A'sz A'di /ls5 Ad Q As 7 ^j Ad2 A'sä Ad4, A'sh Ad6 A'si A'd» 560 R. Wagner, coco^a5cn*-ooto^ I I I I I i I 1 a '.£, I I Verz\vei2:un2;sanoma!ien bei Veniouia ruhricaulis H. B. 561 ist, und zwar im höchsten Maße, weil das |i-\'orblatt in das Involucrum einzutreten pflegt und die Fähigkeit, ein Achsel- produkt zu produzieren, im Laufe der phjiogenetischen Ent- wicklung überhaupt verloren zu haben scheint, so ist es um so sonderbarer, daß hier das Capitulum Cj^4j._, überhaupt nicht zu weiterer Entwicklung gelangt, sondern die Sympodien- bildung aus £:,[ ß. erfolgt. Das letztere hat wiederum zwei \'or- blätter, und zwar von der sonst gewöhnlichen Orientierung und deren Achselprodukte zeigen ein differentes Verhalten. Gefördert ist ^[Bs-iAf-l\ sein Beisproß hat ein einziges epitropes Vorblatt, zeigt also einen Rückschlag in dem oben erörterten Sinne; das Haupt- achselprodukt ^[B's-iA'ss hat ein apotropes \'orb!att, aus dessen bereicherter Achsel sich ein Wickelsj'mpodium in der uns bekannten Art entwickelt. Das andere Tertiancapitu- lum, Zl[B's2B,is, zeigt wieder Epitropie, über das Ouartan- capitulum hinaus ist das Sym- podium nicht zur Entwicklung © gelangt. Über die Aufblühfolge Fig. 6. orientiert die Tabelle (p. 563); aus dem diagonalen Verlaufe des Hauptsympodiums ist die große Regelmäßigkeit der Aufblühfolge ersichtlich. Wir sehen also die Sympodien bis zu Oktancapitulis verfolgbar, ohne daß indessen je ein Abschluß beobachtet worden wäre, in dem Sinne etwa, daß schließlich auch das a-Vorblatt an der Bildung des Involucrums teilnimmt oder gar, was bei dem fast stets mehr oder weniger progressiven Charakter der Rekauleszenz wahrscheinlicher, daß ein Trag- blatt, in diesem Falle also das a-\'orblatt der nächst niedrigeren 562 R. Wagner, Sproßgeneration, den Charakter eines Involucralblattes an- nimmt, wofür in unserer mitteleuropäischen Vegetation der Fall von Achillea MiUefolimn L. geradezu ein Schulbeispiel liefert. Ob dergleichen bei unserer brasilianischen Pflanze \'orkommt, ob es sich bei verwandten Arten findet — bisher kenne ich keinen Fall aus der Gattung — , das müssen erst weitere, womöglich an lebendem Material vorgenommene Unter- suchungen ergeben. Hier hat auch das Experiment in seine Rechte zu treten und Beobachtungen an einer größeren Anzahl Verzweiffuntrsanomalien bei Vcrnonia riibricaulis H. B. 563 I I I Q ._5 I I I I n I I 1 .^ ! 1 I I I 1 I I Ö5 ~f^ 1 I I I I I a Q Q a ■* -* *4< '^ ■> "^ CO CO ß5 tM Ol •M q; ^=q I i I I - i ^ g ü 1-4-1 i I I- i >^- («? I I 1 1 I 1 r_ I I 1 "^^ 1 I I I I I I I '^^ ö I I 1 Q I : 1 1 i 1 1 ■ : ' — ?i cc -# uo ^6 c^ X c! ö — c^i TZ -t- uo 564 R. Wagner, von Exemplaren können uns allein in den Stand setzen, einer- seits über die Artabgrenzung, andrerseits über den phylo- genetischen Zusammenhang, mit anderen Worten über das natürliche System dieser Gruppe Daten zu liefern, die eine auch auf längere Zeit hinaus brauchbare Basis für syste- matisch-deskriptive Arbeiten bilden. X'orerst hat aber einer- seits die rein analytische Behandlung das Wort, die sich darauf zu beschränken hat, dem Systematiker Material zwecks Artunterscheidung zu liefern. Da die seit vielen Dezennien allzu konservativ gebliebene Artunterscheidung sich mit den hier ausgeführten Dingen bisher sehr wenig, um nicht zu sagen gar nicht beschäftigt hat, so wäre eine, wenn schon etwas zeitraubende bessere Schulung so vieler Autoren, die neue Spezies aufstellen, wünschenswert; soll die Systematik mehr sein als eine bloße Registriertechnik, kann von diesem Postulat nicht abgesehen werden. Die Bewertung der ana- lytischen Ergebnisse im Verein mit den gewohnteren Gesichts- punkten entsprungenen Urteilen wird vielleicht zu einem an- nehmbaren Stammbaum führen. Sollten wir z. B. Formen finden, bei denen die Sympodien abgeschlossen sind, so ist es — meinem Empfinden nach — gewiß überaus unwahr- scheinlich, daß diese die Stammformen von anderen Arten sind, bei denen ein Vorblatt oder gar beide durch sämtliche Sproßgenerationen fertil sind. Solcher Fragen werden sich eine ganze Reihe einstellen und nun kommt eine weitere Begründung des obigen »vielleicht«; es fragt sich nämlich sehr, ob trotz der so großen Artenzahl genügend Formen vorhanden sind, um die rückwärtigen \'erbindungen mit einiger Wahrscheinlichkeit rekonstruieren zu können. Aus wie vielerlei cj-mösen und selbst botrytischen Systemen kann das Capi; tulum solitarium hervorgehen! Da wird es die Blütenmorpho- logie vielleicht weniger als die des Involucrums, Blattgestalt und Anatomie sein, bis zu erheblichem Grade auch das geo- graphische Moment, das den Anschluß ermöglicht. Bei der weiten geographischen \'erbreitung der Gattung über die Tropen der alten und vor allem neuen Welt müssen wir ein hohes Alter annehmen, sofern von einem solchen bei einer so jungen Familie, wie es die Kompositen sind, gesprochen Verzweigungsanomalien bei Vcniotiia nibiicaulis H. B. 565 werden kann. Daraus resultiert aber die große Wahrschein- lichkeit isolierter Gruppen, deren Anschlüsse nicht mehr zu eruieren sind. Aus diesen Ausführungen geht wohl zur Genüge hervor, weshalb ich auf eine Erörterung der Frage, ob die beob- achteten Anomalien teratologischen Charakters sind, verzichte. Die Frage scheint mir noch nicht spruchreif, vielleicht handelt es sich um eine Art, die im Begriffe steht, die Epitropie mit der Apotropie zu vertauschen, wo gewissermaßen noch ein Ringen dieser Antagonisten stattfindet. 567 Ichthyologische Beiträge (XVIII) Von Dr. Franz Steindachner w. M. k. Akad. /Mit 5 Tafeln und 1 Textfigur) (Vorgelegt in der Sitzung am 16. Dezember 1915) Crenicichla (Batrachops) multiderivS n. sp. Taf. I, Fig. 1. Char.: Schuppen am Kopfe, Nacken, an der Kehle und am Bauche ganzrandig, an den Seiten des Rumpfes fein gezähnt. Unterkiefer vorspringend. Narinen näher zum vorderen Augen- rand als zum vorderen Schnauzenende gelegen. Maxillare in vertikaler Richtung nur wenig über den vorderen Augenrand zurückreichend. Zahnbinde im Zwischenkiefer breit, im mittleren breitesten Teile derselben bilden die Zähne 5 bis 6 Reihen. 64 bis 65 Schuppen liegen in einer .Längsreihe an den Seiten des Rumpfes bis zur Basis der Schwanzflosse längs unter und zirka 72 längs über der oberen Seitenlinie. 9 bis 10 Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsalstachels und der oberen Seitenlinie und zirka 17 zwischen letzterer und der Basis der Ventralen in einer Querreihe. Interorbital- breite etwas mehr als Sy.,ma.\, Augendurchmesser 67., mal in der Kopflänge enthalten. Ein dunkelbrauner Längsstreif zwischen je zwei an- einanderstoßenden Längsschuppenreihen der Rumpfseiten in den 3 oberen Höhenvierteln derselben. Ein silberfarben um- randeter dunkelbrauner, großer Fleck im oberen basalen Teile der Schwanzflosse, nach unten bis zur unteren Seitenlinie reichend. Ein schräg gestellter, von 3 einzelnen Flecken ge- bildeter dunkler Streif unter dem Auge. Grauviolette Fleckchen 568 F. S t e i n d a c h n e r, in 3 bis 4 Längsreihen im stacheligen Teile und in 5 bis 6 Reihen zwischen den Gliederstrahlen der Dorsale. P. 17. V. 1, 5. D. 23/9. A. 3 9. L. 1. 24—26/13 + 2 (auf d. C). Beschreibung. Die Kopflänge ist 3 mal, die Rumpf höhe über den Ven- tralen nahezu 3% mal in der Körperlänge (mit Ausschluß der Schwanzflosse), die größte Kopf breite nahezu 2 mal, die Mund- länge, von der vorspringenden Spitze des Unterkiefers bis zum hinteren freiliegenden Ende des Oberkiefers gemessen, 2^/gmal, die Schnauzenlänge zirka 2^4 mal, die Länge des Auges ß^/gma.], die Höhe des Schwanzstieles zirka 27.3 mal, die Länge desselben zirka 2 mal in der Kopflänge enthalten. Vordeckelwinkel gerundet, einem rechten gleich. Aufsteigender Rand des X^ordeckels sehr zart, dicht gezähnt, 5 Längs- schuppenreihen auf den Wangen unter dem Auge. Die Höhe der Präorbitale steht der Länge des Auges ganz unbedeutend nach. 5 Längsreihen von Schuppen unter dem Auge. Die Narinen liegen näher zum vorderen Augenrande als zum vorderen Schnauzenrande. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt in vertikaler Richtung nur wenig hinter den vorderen Augenrand. Die Zähne liegen vorne im Unterkiefer in mindestens 4, im Zwischenkiefer in 5 bis 6 Reihen. Die Zähne der Außen- reihe sind länger, stärker und viel weniger dicht aneinander- gereiht als die der folgenden Reihen, die sämtlich nicht be- weglich sind. 10 an 11 Rechenzähne am unteren Aste des ersten Kiemenbogens. Die Dorsalstacheln nehmen vom 10. ab bis zum letzten nicht mehr an Höhe zu, die zirka 3 mal in der Kopflänge enthalten ist. Die Höhe des 1. Dorsalstachels gleicht zirka Vs' die des 5. Stachels zirka V4 der Kopflänge. Der drittletzte höchste Gliederstrahl der Dorsale reicht, zurückgelegt, bei dem mir vorliegenden Exemplare bis zum Beginn der Schwanzflosse zurück und ist ebenso lang wie die Schnauze. Die Höhe des 3. Analstachels ist zirka 474mal, die Länge der Brustflossen l^,j,mal, die der Bauchflossen zirka 2 mal in der Kopflänge enthalten. Ichthj'ologische Beiträge. 569 Die Spitze der zurüctcgelegten Brustflossen fällt ein wenig vor die der Ventralen. Kaudale am hinteren Rande gerundet, ebenso lang wie der Kopf mit Ausschluß des Kiemendeckels oder -/s d^'" Kopflänge gleich. Schwanzstiel zirka l-/., mal höher als lang. Die (kleinen) Schuppen an der Oberseite des Kopfes reichen nach vorne nahezu bis zur halben Länge des Inter- orbitalraumes. Die Schuppen an den Seiten des Rumpfes nehmen bis zur 2. oder 3. Längsreihe unterhalb dem oberen vorderen Aste der Seitenlinie an Größe zu. Der obere vordere Teil der Seitenlinie durchbohrt 24 bis 26, der untere hintere Teil derselben 13 Schuppen am Rumpfe und 2 auf der Kaudale. Beschuppter Teil des Kopfes ockerfarben, unbeschuppter Teil des Kopfes, Kehle und Bauchfläche mattgrau. Rumpf- seiten bis zur Höhe der oberen Seitenlinie ockerfarben, nach unten allmählich in ein helleres Braun übergehend. Ein dunkel- brauner Längsstreif zwischen je zwei aneinanderstoßenden Längsschuppenreihen des Rumpfes. Diese dunklen Längs- streifen treten im größeren mittleren Höhendrittel der Rumpf- seiten am schärfsten hervor, da daselbst die sie trennenden Zwischenräume metallisch, silberfarben glänzen. Unter dem Auge liegen drei dunkelbraune Flecken in einer schrägen Reihe übereinander. Ein schwarzbrauner, silberig umrandeter' Fleck in der oberen Hälfte der Schwanzflosse nächst deren Basis, der nach unten bis zur unteren Seitenlinie reicht. 1 Exemplar, 200 tum lang, aus dem La Plata. In der Rumpfzeichnung zeigt die hier beschriebene Art eine große Ähnlichkeit mit Batracliops ocellatns (Perugia) Blgr. =r Crenichla simoiii Hasm. (Maseman: Annotated Catalog of the Cichlid Fishes collected by the Expedition of the Carnegie Museum, Vol. VII, No 3-4, 1911, p. 345, tal. LIX), in der Schuppenformel und Kürze des Oberkiefers aber steht sie dem Batrachops rcticulatns am nächsten. Sie unterscheidet sich von letztgenannter Art, abgesehen von dem vielleicht zufälligen Mangel von dunklen Querbinden am Rumpfe (die im höheren Alter häufig erlöschen) und einer dunklen Binde zwischen dem Auge und dem hinteren Ende des Kiemen- deckels hauptsächlich durch die Breite der Zahnbindc im Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, Vl-i Bd. 40 570 F. S t e i n d a c h n e r, Zwischenkiefer und durch die weiter nach hinten gerückte Lage der Narine (näher zum vorderen Augenrand als zum Vorderrand der Schnauze gerückt), sowie auch durch die merklich geringere Länge des Augendurchmessers und größere Schnauzenlänge. 1 Exemplar, 200 min lang, aus dem La Plata. Maße in M i 1 1 i in e t e ]• n Totallänge Kürperlänge (ohne C.) Kopflänge Kopfbreite Rumpf höhe über den Ventralen Schwanzhöhe Schwanzlänge , Länge der Mundspalte , Breite » ■» Schnauzenlänge (bis zur Kinnspitze gemessen) Länge des Auges Abstand der Xarine vom vorderen Augenrande » » » » » Ende des Zwischen- kiefers Höhe der Präorbitale Breite des Interorbitalraumes Höhe des 1. Dorsalstachels 5. » » 10. > » » letzten Dorsalstachels Abstand des Beginnes der Dorsale vom vorderen Kopf- ende Länge der Pektorale » » Ventrale Abstand der Ventrale vom vorderen Kopfende Länge des 3. Analstachels Höchster viertletzter Gliederstrahl der Dorsale » » » » Anale 200 166 55 29 43 22 21 20 9 7 10 16 7 14- 17 18 52 34 28 61 13 21 21 Ichthyologische Beiträge. 571 Crenicichla saxatilis (Lin.) Heck. Tiif. 1, Fig. 2. :Syn.: add. Crenicichla alla. Eig. : The Freshw. Fish, of Brit. Guiana, Mem. of the Carneg. Mus.. Vol. V, 1912, p. 316, pl. 68, fig. 3. \'on dieser weitverbreiteten und nicht nur in der Körper- zeichnung, sondern auch in der Zahl der Rumpfschuppen sehr \-ariablen Art besitzt das Hofmuseum ein Exemplar aus dem Maronifluß in Holländisch-Guiana mit besonders schöner, lebhafter Zeichnung in der Dorsale, von dem hier eine Ab- bildung gegeben ist. Der obere Rand der Dorsale ist zwischen den 12 ersten Stacheln etwas breiter, hierauf bis zur Spitze des höchsten, fünft- letzten Gliederstrahles derselben Flossen allmählich schmäler braun gesäumt, zuletzt linienförmig schwarz gesäumt. Auf diesen Randsaum folgt nach unten vom 4. bis zum 10. Stachel eine schmale, glashelle, bläulichlichweiße, schmale Längsbinde und auf diese nach unten eine intensiv schwärzlichviolette Längsbinde, die nach hinten allmählich sich mehr dem oberen Flossenrande nähert und zugleich bis zum 12. Dorsalstachel breiter wird. Vom 14. Dorsalstachel ab löst sich diese dunkle Längsbinde in 7 Flecken auf, die gegen den hintersten Fleck (nächst vor dem höchsten Gliederstrahle) sehr rasch an Höhe abnehmen. Der letzte Fleck gleicht nur mehr einem Längs- strichelchen. Die Flossenhaut zwischen den Flecken ist milchig- weiß mit einem schwachen Stich ins Rosenrote. Der obere und untere Randstrahl der Kaudale ist in seiner hinteren Längshälfte dunkelviolett gesäumt, undeutlicher die Anale am unteren Rande. Humeralfleck sehr groß, intensiv schwärzlichviolett, 2mal eingeschnitten, zwischen den Einschnitten silberweiß und ringsum weiß umrandet; der obere Teil der Umrandung fällt ganz auf die Schuppenreihe der oberen .Seitenlinie. Der matt dunkelbraune Kaudalfleck (ohne helle Umrandung) tritt aus der bräunlichen Grundfärbung nicht stark hervor. Ein dunkleres, schräg gestelltes Fleckchen am unteren Augen- rande. Eine dunkelbraune Längsbinde zieht vom vorderen seitlichen Schnauzenrande zum Humeralfleck. ö,-l F. S t e i n d a c h n e r, In der Fleckung der Dorsale nähert sich das hier be- schriebene Exemplar der Var. argynnis Cope aus dem Am- byiacu, der in den Amazonenstrom bei Pebas mündet. Kopflänge 23/^mal, größte Rumpf höhe "i^/^^nraX in der Körperlänge (mit Ausschluß der Schwanzflosse), Kopfbreite zirka 2,'^l^m^\, Mundlänge 2.^ .^vnoX, Mundbreite zirka ?^;^meA, Schnauzenlänge zirka 3 ^4 mal, Augendurchmesser 5\4mal^ Breite des Interorbitalraumes 4V5mal, Schwanzhöhe 3 mal, Schwanzlänge zirka ^''j^moX, Länge der Pektorale nahezu, die der Ventrale genau 2 mal, Höhe des letzten Dorsalstachels 2Y5nial, Höhe des letzten Analstachels zirka 4-/3 mal in der Kopflänge enthalten. Das hintere Ende des Oberkiefers fällt hinter den vorderen Augenrand; zirka 7 nicht ganz regelmäßig gelagerte Längs- schuppenreihen liegen unter den Augen auf den Wangen. Der Schwanzstiel ist ein wenig länger als hoch. Die Schuppen am Kiemendeckel sind gleich den Schuppen an den Seiten des Rumpfes gezähnt. Der obere Ast der Seitenlinie durchbohrt 24, der untere 11 ( + 3j Schuppen. Längs über der oberen Seitenlinie liegen zirka 59 bis 60, längs unter der unteren Seitenlinie zirka 55 Schuppen am Rumpfe bis zur Basis der Kaudale in einer Längsreihe, ferner 3 Längsschuppenreihen zwischen dem hinteren Ende des oberen und dem Beginne des unteren^ hinteren Astes der Seitenlinie. D. 17/15. A. 3 10. V. 1/5. P. 1/14. L. tr. 7/1/13 (z.V.). -Maße in Millimetern Totallänge Körperlänge (ohne C.) . . Kopflänge Kopfbreite Größte Rumpf höhe Höhe des Schwanzstieles Länge » >■> 144 115 42 17 291 14 16 IchthvoloGfische Beiträge. 573 Maße in Millimetern Länge der Mundspalte Breite •> » Schnauzenlängc Augendurchmesser Breite des Interorbitalraumes Höhe des letzten Dorsalstachels - längsten 9. oder 10. Gliederstrahles der Dorsale 3. Analstachels Abstand der Dorsale vom vorderen Kopfende ■■ » \'entrale » » » Lange der Ventrale ■> Pektorale 15 13 121., 8 10 15 24 9 39 47 21 00 Der Humeralfleck liegt bei Exemplaren gleichen Fund- ortes fast ebenso häufig vollständig über als unter der oberen Seitenlinie; zwischen beiden Extremen finden alle nur möglichen Übergänge in der Höhenlagerung dieses Fleckes statt, so daß bei Mangel anderer konstanter wichtiger Unterscheidungs- merkmale Cr. aUa Eig. unbedingt aus dem System zu streichen ist. Achirus affinis n. sp. Tat". II und III. Brustflossen vollständig fehlend. Dorsale mit 54, Anale mit 39 bis 41 Strahlen. Rechte Unterlippe am freien Rande mit verhältnismäßig langer), gefiederten, aufrechtstehenden, halb- steifen Fransen besetzt. Vertikaler Abstand der Augen von- einander mindestens ebenso groß oder größer als eine Augen- länge, die nahezu 9 bis etwas mehr als lOmal in der Kopf- länge enthalten ist. Die Strahlen der Dorsale nehmen in dem hintersten Teile der Flossenlänge gegen den letzten Strahl rasch an Höhe ab, wie bei dem nächstverwandten nord- amerikanischen AcJünis fasciatus Lac. 574 F. Steindachner, Schuppen stark gezähnt, haarförmige Anhänge zwischen denselben fehlend. Augenseite des Körpers bleifarben, mit großen, dunkelgrauen, verschwommenen, wolkenartigen Flecken und 6 bis 7 undeutlich hervortretenden, dunklen Ouerlinien am Rumpfe. Dorsale, Kaudale und Anale an der Augenseite des Körpers matt hellgelblichgrau mit sehr stark verschwom- menen, dunkler grauen Flecken in ziemlich regelmäßigen Längsreihen. Die Flecken auf der Kaudale sind zuweilen nur äußerst schwach angedeutet. V^entrale der rechten Körperseite 5 strahlig, mit der Anale häutig verbunden. Seitenlinie gerad- linig verlaufend. D. 54. A. 39—41. L. 1. zirka 70—76. L. tr. zirka 36—38/1/ zirka 37—42. Die Kopflänge ist genau oder nahezu 4mal, die größte Rumpf höhe IV4 bis T'/vmal in der Körperlänge (mit Aus- schluß der Schwanzflosse), die Höhe des Schwanzstieles P/^ bis IVönial, der Augendurchmesser 9 bis etwas mehr als 10 mal, die Höhe des Interorbitalraumes je nach dem geringeren oder höheren Alter 9 bis 8 mal, die Schnauzenlänge 3 mal, die größte Höhe der Dorsale (am Beginne des letzten Drittels der Basislänge der Flosse) sowie die der Anale zirka 1-/. bis 1-/3 mal in der Kopflänge enthalten. Die Länge der Schwanz- flosse übertrifft ein wenig die des Kopfes. Das obere Auge ist ein wenig weiter nach vorne gerückt als das untere und nicht größer als letzteres. Der den Ober- kiefer überdeckende Hautlappen der Schnauze ist am freien Rande gefranst. Die Narinen münden in eine weite häutige Röhre. Ziemlich große, häutige, in der Form schuppenähnliche Lappen, deren Rand tief ausgefranst ist, liegen dicht anein- andergedrängt an der augenlosen Kopfseite an und nächst dem freien Kopfrande sowie auch am aufsteigenden Rande des X'ordeckels. Die größten Schuppen des Körpers liegen an der Augenseite desselben nächst unter, respektive vor der Basis der vorderen 15 bis 16 Dorsalstrahlen, vornehmlich in der Schnauzengegend bis zur Höhe des oberen Auges. Die Dor- sale beginnt an der Schnauzenspitze. Ichthyologische Beiträge. O/'O 3 Exemplare aus dem Rio Itacupim, 99 bis lö3 nun lang, und 2 Exemplare aus der Umgebung von Rio Janeiro. Maße in Millimetern Totallänge Körperlänge (ohne C.) Kopflänge Größte Rumpf höhe Höhe des Schwanzstieles Länge der Schnauze (vom vorderen Rande des oberen Auges abgemessen)... Länge der Mundspalte » des Auges Breite (Höhe) des Interorbitalraumes Größte Höhe der Dorsale ■■■> » » Anale Länge der Schwanzflosse 163 12G 32 72 20 11 9 3 4 19 19 34 132 lOG 27 50 18 81 o 8 21., 3 18 19 99 77 18 44 121' 6 6 13 13 23 Die hier beschriebene Art sehr nahe verwandt mit Acliiriis fasciatiis Lac, Jordan et Evermann. Nach der auf die Untersuchung einer großen Anzahl von Exemplaren basierten Beschreibung letztgenannter Art von Jordan und Evermann in »The fishes of North and Middle America«, pt. III, 1890, p. 2700 — 2702, unterscheidet sich Achims affinis von A. fas- ciatiis hauptsächlich nur durch die minder rasche Höhen- abnahme der letzten Anal- und Dorsalstrahlen, dem größeren Abstand der Augen voneinander und durch das Vorkommen von 5 Strahlen in der rechten Ventrale. Auch ist die Kaudale bei den von mir untersuchten Exemplaren von A. affinis mindestens ebenso lang wie der Kopf, bei A. fasciatiis nach Jordan und Evermann U/^mal in der Kopflänge enthalten. In der Kopflänge, Rumpfhöhe sowie in der Zahl der Dorsal- und Analstrahlen und der Schuppen längs der Seitenlinie stimmen beide Arten miteinander überein. 576 F. Stein da ebner, Achirus hasemani n. sp. Taf. IV und \'. Char.: Pektorale nur an der Aiigenseile des Körpers ent- wickelt, rudimentär, mit 2 kurzen, unter sich gleich langen, faserigen Strahlen von zirka -/a einer Augenlänge, welch' letztere etwas mehr als QY^mal in der Kopflänge enthalten ist. Unterer Kopfrand dicht gewimpert. Randteil der linken Kopfseite mit einem Maschennetz ausgefranster Hautlappen, die mit ihrem erhöhten Rande seitlich vollständig geschlossene, wabenartige \'ertiefungen umgeben. Zarte, haarförmige Anhänge auf der rechten Rumpfseite zerstreut liegend. Kopflänge zirka 3^/4mal, größte Rumpfhöhe lY4mal in der Körperlänge enthalten. Schwanzflosse gerundet. Unterkiefer ein wenig vorspringend. Rechte Körperseite dunkel braungrau an Kopf und Rumpf; Flossen hell gelblichbraun und mit kleinen, braunvioletten Flecken, zwischen denen einzelne größere Flecken zerstreut liegen, dicht gesprenkelt. 6 bis 7 äußerst zarte, dunkelbraune Querlinien, von einzelnen punktartigen Flecken gebildet, am Rumpfe und 3 stellenweise unterbrochene Querreihen etwas größerer Fleckchen am Kopfe. Ventrale der rechten Körperseite mit 5 Strahlen. D. 52. A. 41. P. 2. V. dext. 5, sinist. 3. L. 1. zirka 87. L. tr. zirka 45/1/50. Beschreibung. In der Körperform, Zahl der Dorsal- und Analstrahlen sowie durch die Körperzeichnung nähert sich diese Art dem A. lineahis, von dem sie sich jedoch durch die Kürze der nur 2 strahligen Pektorale leicht unterscheidet. Rechte Oberlippe am freien Rande ohne erhöhte Fasern. Kopfschuppen unter sich von gleicher, geringer Größe. Die größte Rumpf höhe ist zirka 1^/^mal, die Kopflänge 3V/^mal in der Körperlänge mit Ausschluß der Schwanzflosse, die Schwanzhöhe l^nial, die Länge der Schnauze ^'^l^vaa.\, die Augenlänge Q'/nmal, die Breite des Interorbitalraumes llmal, die Mundlänge 4mal, die Länge der rechten Pektorale zirka 14 mal, die größte Höhe der Dorsale sowie der der Anale zirka lY^nial in der Kopflänge enthalten. Ichthyoloffische Beiträge. 0/ i Das obere Auge ist nur unbedeutend weiter nach vorn gerückt als das untere. Die Narine beider Kopfseiten mündet in eine häutige Röhre von mäßiger Weite nächst über dem oberen Mundrande. Eine lange, bei dem vorliegenden Exemplar 2 mal unter- brochene Reihe zarter Fasern zieht sich bartförmig längs dem unteren Kopfrande hin. Die Höhe der Kiemenspalte übertrifft ein wenig die doppelte Länge der Schnauze (d. i. die Entfernung des Vorder- randes des unteren Auges von der Kinnspitze). Die Kaudale ist unbedeutend kürzer als der Kopf. Sämtliche Körperschuppen ktenoid, klein; die am Kopfe gelegenen Schuppen sind ein wenig kleiner als die Schuppen im mittleren Längendrittel des Rumpfes, Unterseite des Körpers orangegelb, ungefleckt. 1 Exemplar aus dem Rio branco bei Concei9äo, am 22. De- zember 1912 von Dr. Hase man gefan.sren. Maße in Millimetern Totallänge Körperlänge (ohne C.) Kopflänge Größte Rumpf höhe Schwanzhöhe : '. Länge der Mundspalte » » Schnauze des Auges Breite des Interorbitalraumes Höhe der Kiemenspalte ^ Größte Höhe der Dorsale (am 29. und 30. Strahle) . . . » » » Anale •• Länge der rechten Pektorale 1S2 142 44 82 28 11 12 41 4 30 26 26 3 Achirus lineatus (L.) D'Orbigny. {Achims macnlipinnis sp. .Agass. Spix, Gthr.) Zu dieser Art glaube ich ein junges, 85 mm langes Exemplar aus dem Rio Tapajos beziehen zu dürfen. Es ent- 578 F. Steindach ner, hält nur 3 Strahlen in der Pektorale der rechten Körperseite, von denen der oberste wie bei älteren Exemplaren von Achims Imeatiis am längsten und kaum länger als der Augen- durchmesser, der V7 der Kopflänge gleicht. Letztere ist 37^ mal, die Rumpfhöhe l^/^mal in der Körperlänge (ohne C.) enthalten. D. 53. A. 40. L. 1. c. 70. Otocinclus hasemani n. sp. Sehr nahe verwandt mit 0. vittatns. Obere Profillinie des Kopfes und Nackenlinie gleichmäßig zum Beginn der Dorsale ansteigend. Supraoccipitale ohne mediane Leiste. Bauchschilder in 3 Reihen. Rumpfschilder nicht gekielt. Größte Rumpf höhe zirka 5 mal, Kopflänge etwas mehr als 2\'., mal in der Körperlänge mit Ausschluß der Schwanzflosse, Schnauzenlänge und Breite des Interorbitalraumes je 2 mal, Durchmesser des sehr kleinen Auges 6-/3 mal, Kopfbreite 1-/3 mal, Höhe des Schwanzstieles SV'gmal, Länge desselben P/^mal, Höhe der Dorsale 1^7 mal, Länge der Pektorale etwas weniger als 1 7.3 mal, Länge der Ventrale zirka P^mal in der Kopflänge enthalten. Der Schwanzstiel ist etwas mehr als 2 mal höher als lang. Der Beginn der Ventralen fällt in vertikaler Richtung unter den Beginn der Dorsale. Die Spitze der zurückgelegten Pektoralen überragt stets die Einlenkungsstelle der Ventralen, während die Spitze der letzteren den Beginn der Anale genau oder nur nahezu erreicht. Kaudallappen stark zugespitzt. Fettflosse fehlend. Der Körper fühlt sich sehr rauh an, da sämtliche Schilder dicht mit sehr kleinen Zähnchen besetzt sind, die in Längsreihen geordnet liegen. Ebenso dicht gezähnelt sind der \^orderrand des Dorsal- und Analstachels, der Außenrand des Pektoral- stachels und der freie Rand des oberen und unteren Rand- strahles der Kaudale. Eine gesättigt schwarzbraune Längsbinde beginnt am seitlichen Vorderrande der Schnauze, ist vom Auge unter- brochen und endigt als schmaler Streif am hinteren Rande der mittleren Kaudalstrahlen. Sie erreicht ihre größte Höhe am IclUhyoIogische Beiträge. 579 Beginne des Rumpfes, nimmt hierauf bis zur Basis der Kaudale nur wenig an Höhe ab und ist während ihres ganzen Ver- laufes am Rumpfe höher als bei O. vUtatns (siehe Regan, A Monogr. of the Fish, of the Fam. Loricariidae, Transact. of the Zool. Soc. of Lond. Vol. XVII, pt. 3, 1904, PI. XV, Fig. 3). Kaudale mit 3 bis 4 schräge gestellten schmalen Binden oder Fleckenreihen auf jedem Lappen der Kaudale, die gegen den oberen und unteren Rand der Flosse etwas breiter werden und von schwärzlichbrauner Färbung sind. Zuweilen ist der ganze obere und untere Rand der Kaudale schwärzlichbraun. Minder intensiv gefärbt sind die 2 bis 3 reihigen kleinen Fleckchen auf der Dorsale. D. 1/7. A. 1/5. P. 1/6. V. 1/5. Sc. lat. 23 (+1 auf d. C). Zahlreiche Exemplare von Engenho da Agua im Fluß- gebiete des Paranahyba im Staate Maranhao, von Dr. Hase- man (am 7. Juli 1913) gesammelt. Maße in Millimetern Totallänge Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Rumpfhühe Schwanzhühe Scinvanziänge Länge des Auges » der Schnauze Breite des Interorbitalraumes Hohe der Dorsale Abstand der Dorsale vom vorderen .Kopfende . Länge » Pektorale » » Ventrale Abstand » » vom vorderen Kopfende Höhe der Anale Abstand der Anale vom vorderen Kopfende . . 34 26 zirka 10 6 5 3 11 ., 5 5 11 51-2 11 5 17 580 F. Stein dachn er, Von 0. vittaiiis unterscheidet sich die hier beschriebene Art, namenthch durch die auffallend geringere Größe der Augen und längere Schnauze, sowie auch durch die bedeutendere Höhe der Längsbinde während ihres Verlaufes an den Seiten des Rumpfes. Gattung: Paragomates Steind. (Ichth. Beitr., V, Sitzungsber. d. Kaiserl. Akad. d. Wiss., Bd. 74, 1876. p. 69.) Syn.: Coelurichihys, Mir. Ribeiro. Prioitobrama, Fowler, Fish, from the Madeira Riv.. Proc. of the Ac. of N. Sc. of Pbilad., Vol. 65, Pt. 3, 1913, p. 534. Paragoniates mülleri Steind. (1. c, p. 72). Syn.; Prionobraina madcirac, Fowler, 1. c, p. 535. fig. 9. Von dieser Art, die ich bereits im Jahre 1876 nach einem kleinen Exemplare aus dem Amazonenstrome bei Obidos be- schrieb, erhielt das Wiener Hofmuseum weitere 19 Exemplare, welche Dr. Hase man im Oktober 1912 im Rio Negro an dessen Mündung sammelte. Das größte derselben ist bis zur Spitze des oberen Kaudallappens gemessen, 50 inin lang. Die größte Rumpfhöhe zwischen dem Beginn der Dorsale und dem der Anale ist ziemlich variabel und 2^8 bis 37,5^^1, die Kopflänge nahezu 4 bis 47- mal in der Körperlänge mit Ausschluß der Schwanzflosse enthalten. Der Beginn der Dorsale ist durchschnittlich ebenso weit von der Basis der mittleren Kaudalstrahlen wie vom hinteren Augenrand entfernt. Der letzte der einfachen und der erste der gespaltenen Analstrahlen sind stets mehr minder bedeutend fadenförmig verlängert; die zurückgelegte Spitze derselben reicht zuweilen selbst bis zur Basis der Schwanzflosse zurück. Die Seitenlinie ist bei sämtlichen Exemplaren unserer Sammlung unterbrochen und durchbohrt in der Regel 10 bis 1 1, selten 8 bis 9 oder 12 bis 14 Schuppen. Zwischen dem hinteren Ende des Kiemendeckels und der Basis der mittleren Kaudal- Ichthyologische Beiträge. 581 Strahlen liegen 37 bis 38 Schuppen in einer horizontalen Reihe am Rumpfe und zirka 3 Schuppen auf der Kaudale, IIV2 Schuppen zwischen der Basis des ersten Dorsal- und Anal- strahles, 31 '2 Schuppen zwischen der B.asis der Ventrale und der Seitenlinie in einer Querreihe, endlich zirka 16 Schuppen an der Nackenlinie zwischen der Spitze des Occipitalfortsatzes und dem Beginn der Dorsalen. Die größte Höhe der letzteren ist 3V4i'nal in der Körperlänge (ohne C.) enthalten. Rumpfschuppen mit sehr zarter, konzentrischer vStreifung und wenigen (2 bis 3) schcärfer ausgeprägten Radien. Nur bei wenigen der mir vorliegenden Exemplare ist ein grauer Humeralfleck angedeutet. Moenkhausia jamesii Eigen m. Moenldiansia jaincsii Eigenm., Prelim. Descr. of n. gen. and spec. of Tetrag. Characins, Bull, of Mus. Compar. at Harv. Coli. Vol. 52, No 6. 1908, p. 102. Char.: Rumpf stark komprimiert, Höhe desselben unbe- deutend mehr als 2 mal, Kopflänge zirka 4 mal in der Körper- länge (ohne C), Augenlänge 27. bis 2"75nial, Schnauzenlänge 3 73 bis nahezu 4 mal in der Kopflänge enthalten. Die Breite des Interorbitalraumes gleich der Augenlänge. Nackenlinie und ßauchlinie zwischen den V^entralen und dem Beginn der Anale schneidig. Bauch nächst vor den Ventralen querüber flach. Humeralfleck mehr minder matt graubraun, vertikal gestellt, höher als lang. Querbinde an der Basis der Schwanzflosse in der Regel scharf ausgeprägt und etwas dunkler als der Humeral- fleck. D. 2/9. V. 1/7. A. 4/29-31. L. 1. 35-36. L. tr. 7 — 7\/.,/l/5-6. Zu dieser \'on Eigen man als ? neu beschriebenen Art glaube ich zahlreiche Exemplare aus dem Rio branco und von der Mündung des Rio negro beziehen zu dürfen, welche von Dr. Hase man gesammelt wurden. Das größte derselben ist mit Ausschluß der Schwanzflosse bAmm lang. Bei voll- ständig und gut erhaltenen Exemplaren reicht die vollständige Beschuppung der Schwanzflosse noch über die Längenhälfte 582 F. S t e i n d a c h n e r. der Flosse zurück. Die Lappen der Kaudale endigen nach hinten zugespitzt und der untere, ein wenig längere Lappen ist zirka um eine halbe Augenlänge länger als der Kopf. Mund- spalte klein, zirka ebenso lang wie breit. Das sehr stark ge- neigte Maxillare gleicht an Länge zirka ^/^ eines Augen- durchmessers. Zwischen und unter dem 2. und 3. Suboculare bleibt ein niedriger, stumpfdreieckiger Raum der Wangen (-^) nackt- häutig. Aufsteigender, nach hinten und unten geneigter Rand des Vordeckels geradlinig; hinterer Winkel derselben gerundet. etwas kleiner als ein rechter. Unterer Vordeckelrand schwach konvex. Unter der Lupe ist am vorderen freien Randende des Maxillare ein Zahn deut- lich bemerkbar. Interorbitalraum querüber gerundet. Die obere Kopflinie ist in der Hinterhauptgegend schwach konkav. Die Nackenlinie steigt bis zum Beginn der Dorsale ein wenig rascher und minder gleichförmig an als die Bauch- linie sich von der Kinnspitze zur Basis der Ventrale senkt. Kopflänge zirka 4 mal, größte Rumpf höhe ein wenig mehr als 2 mal in der Körperlänge mit Ausschluß der Schwanz- flosse, größte Kopfbreite etwas weniger als 2 mal, Augenlänge und Interorbitalbreite je 27.5 bis 2-/-, mal, Schnauzenlänge 3-/3 bis nahezu 4mal, Länge der Pektorale zirka 1 mal, die der \'entrale zirka U/., mal, Höhe des Schwanzstieles zirka 2 mal in der Kopflänge enthalten. Die Pektorale reicht nahezu bis zur Basis der Ventrale und die Spitze der letzteren bis zum Beginn der Anale zurück. Der Beginn der Dorsale fällt nahezu uni eine Augenlänge Ichthyologische Beiträge. 583 näher zum vorderen Kopfende als zur Basis der Kaudale; die Höhe der Dorsale übertrifft stets die Länge des Kopfes um nahezu die Hälfte einer Augenlänge; der Abstand der Basis des letzten Dorsalstrahles von der Fettflosse gleicht der Kopf- länge. Der letzte ungespaltene und der erste gespaltene Strahl sind die höchsten Strahlen der langen Anale, längs deren Basis eine Reihe kleiner Schuppen liegt. 9 bis 10 Schuppen längs der Nackenlinie zwischen dem Beginne der Dorsale und der Spitze des schlanken, stachel- artigen Occipitalfortsatzes in einer Längsreihe. .Maße in Millimeter n Totallänge Körperlänge Kopflänge Kopfbreite Größte Rumpfhühe Höhe des Schwanzstieles Länge » » » » Auges » der Schnauze Breite des Interorbitalraumes Höhe der Dorsale Basislänge der Dorsale Abstand der Dorsale vom vorderen Kopf- ende Abstand der Dorsale von der Fettflosse.. Länge der Pektorale » , » Ventrale Abstand der Ventrale vom vorderen Kopf- ende Höhe der Anale Basislänge der Anale Die silbergraue Längsbinde an den Seiten des Rumpfes geht gegen den oberen Rand in ein mehr minder dunkles 63 55 54 50 43 14 121 ,^ 11 — 7 6 263;, 23 20 6^o 6 5^ 2 5 5 5 51 o 5 5 — 31 3 3 51 ._, 5 5 18 15 14 • 10 91., 9 — 24 23 — 12 11 121 0 11 11 11 8 8 — 23 '^2 11 10 9? 19 17 151;., 584 F. Stein dacliner, Grau über, namentlich bei Exemplaren, die in Formalin kon- serviert sind. Kopf rein silberweiß; Rumpfseiten bei in Weingeist kon- servierten Exemplaren äußerst hellbräunlich, metallisch silber- farben schimmernd. Moenkhausia affinis n. sp.? 3 von Dr. Hase man nächst der Mündung des Rio negro gesammelte Exemplare stimmen in der Körperform sowie in der Zahl der Schuppen längs der Seitenlinie mit M. jamesii überein, unterscheiden sich aber \'on letzterer Art durch die geringere Zahl der Längsschuppenreihen zwischen der Seiten- linie und dem Beginn der Dorsale (5 bis ö^g gegen 7) sowie auch durch die scharf hervortretende schwärzliche P'ärbung des vordersten, dreieckig erhöhten Teiles der Anale. Humeral- fleck verschwommen; Kaudalfleck spurlos fehlend. Die größte Rumpfhöhe ist wie bei M. jaiuesi ein wenig mehr als 2 bis 2^/3 mal, die Kopflänge zirka 4 bis 4Ygmal in der Körperlänge (ohne C), der Augendurchmesser 2Y- bis 3 mal, die Schnauzenlänge 3 mal, die Breite des Interorbital- raumes 3V5 bis 2V.>mal, die Höhe des Schwanzstieles zirka 2'75 bis 2V5mal in der Kopflänge enthalten. Obere Kopflinie schwach konkav. Nackenlinie ein wenig schwächer konvex als die Bauchlinie zwischen der Pektorale und der Basis der \'entrale. Mundspalte klein,' das hintere Ende des Oberkiefers fällt hinter den vorderen Augenrand. Die Sub- und Postorbitalia decken die Wangen vollständig bis zu den Vorleisten des \'ordeckels, dessen hinterer, abgerundeter Winkel kleiner als ein rechter ist. Der Beginn der Dorsale liegt nur wenig näher zum vorderen Kopfende als zur Basis der mittleren Kaudalstrahlen. Die Dorsale endigt nach oben zugespitzt und übertrifft an Hohe ein wenig die Länge des Kopfes. Der hintere Rand der Dorsale ist nahezu vertikal gestellt und geradlinig. Der Ab- stand der Dorsale von der Fettflosse gleicht zirka der Kopf- länge und übertrifft ein wenig die Länge der Pektorale. Die Icbthyologische Beiträge. 585 Länge der Anale erreicht zirka ^'.. der Körperlänge. Die Spitze des Pektoralen reicht knapp bis zur Basis der Ventralen und die der letzteren bis zum Beginn der Anale zurück. Nackenlinie und Bauchlinie zwischen der Basis der Ven- tralen und dem Beginn der Anale schneidig. 8 bis 9 Schuppen liegen zwischen dem Beginn der Dorsale und der Spitze des Occipitalfortsatzes und 3 längs den Seiten des letzteren. Rumpfschuppen mit zahlreichen Radien und konzentri- schen Streifen. Eine Reihe von Schuppen auf der Basis der Anale. Maße in M i 1 1 im e t e r n Kürperlänge (ohne C.) Kopflänge Kopfbreite Größte Rumpf höhe Höhe des Schwanzstieles Länge » » » der Mundspalte » des Auges » der Schnauze Breite des Interorbitalraumes Höhe der Dorsale Basislänge der Dorsale Abstand der Dorsale vom vorderen Kopfende » >' » von der Fettflosse Länge der Pektorale » » \^entrale Abstand der Ventrale vom vorderen Kopfende Höhe der Anale Basislänge der Anale Die dunkle, fast schwärzliche Färbung des vordersten Teiles der Anale (auf den 8 bis 9 ersten Strahlen) wird durch die dichte Anhäufung von Pigmentpunkten veranlaßt, die in viel geringerer Anzahl auch auf dem übrigen Teile der Flosse 64 51 151/.2 13 8 8 30 22 7 6 4 6 7 6 5 5 5 4 6 5 20 16 10 8 32 251 16 14 141 'o 12 13 9 31 24 13 12 22 17 Sitzb. d. matiiem.-naturw. Kl., Abt. I, 12-i. Bd. 41 586 F. Steindachner, zerstreut liegen, doch nur unter der Lupe deutlich unter- scheidbar sind. Die silbergraue Längsbinde an den Seiten des Rumpfes tritt erst in der 2., etwas längeren Hälfte desselben scharf hervor und wird gegen den oberen Rand zu bleifarben. Humeralfleck höher als lang, mattgrau. Ein Kaudalfleck fehlt bei den mir vorliegenden Exemplaren vollständig. Die Kaudale ist am hinteren Rande tief dreieckig eingebuchtet, der untere Kaudallappen ein wenig länger und schlanker als der obere und ein wenig länger als der Kopf. D. 2/8. A. 3/30- 3L L. 1. 36 ( + 2 auf d. C). L. tr. 5 bis öVa/l/ö. Gattung Charax Scopoli. Scopoli, Intr. ad Hist. Natur, sist. genera Lapid. Plant, et Anim., Pragae 1777, p. 455. Charax gibbosus (Lin.). Syn.: »Charax sp., Gronow, Mus. Ichth. I, p. 19, No 53, tab. 1, fig. 4. Zoophyl., 1763, p. 124, No 380. Salmo gibbosus L., Syst. Nat., ed. X, I, 1758, p. 311, No 19. » ed. XII, I, 1766, p. 513. Bl. Seh., Syst. Ichth., 1801, p. 419. Characinns gibbosus Lacepede, Hist. Nat. Poiss., T. V, 1802, p. 269 et p. 273. Epicyrtus gibbosus Müll, et Tr., Horae Ichthyol., I, 1845, p. 17, Taf. II, Fig. 1. Cynopotamus gibbosus C. V., Hist. Nat. Poiss., Vol. XXII, 1848, p. 321, pl. 645. » » Castelnau, Anim. Amcrique du Sud, Poiss. 1855, p. 75. Garman, Bull. Essex Inst., Vol. XXII, 1890, p. 11. Epicyrtus macrolepis Kner, Zur Farn. d. Charac, II. Abt., Bd. X\TII d. Denkschr. d. mathem.-naturw. Kl. d. Kaiserl. Akad. d. Wiss., 1859, p. 47, Taf. 6, Fig. 14. Anacyrtus gibbosus Gthr., Cat. Brit. Mus., V, 1864, p. 346. E ig. Big., Proc. U. St. N. Mus., Vol. XIV, 1891, p. 57. » » Perugia, Ann. Mus. Genova (2), 1897, p. 26. Ichtliyologische Beiträge. 587 Anacyiius macrolcpis Blgr., Bull. Mus. Zool. ed Anat. Comp. Torino 1900, p. 948. » » Blgr., Fish, from the Rio Paraguay, Transact. Z. Soc. Lond., Vol. XIV, pt. II, 1896, p. 36. Characimts gibhosus Eig. Kenn., Proc. Ac. Nat. Sc. Pliilad. 1903, p. 525. Charax gibbosus Fowler, Proc. Ac. Nat. Sc, Philad., 1906, p. 453. Eig. Ogle, Proc. U. St. N. Mus., Vol. XXXIII, 1907, p. 32. » » Eig., Repts. Princeton Univ. Exp., Patagonia, Vol. III, 1910, p. 444. » » Eig., The Freshw. Fish, of Brit. Guiana, Mem. Car- negie Mus., Vol. V, 1913, p. 400, pl. LX, Fig. 3. Anacyrlns pauciradiaiiis Gthr. Cat. Fish. Brit. Mus., Vol, V, 1864, p. 346. Cynopotamiis pauciradiaiiis Garm., On spec. of Cynopotamus. Bull. Essex Instit., Vol. XXII, 1890, p. IL Charax gibhosus wurde von Dr. Günther nach einigen größeren, C. paiiciradiattis Gthr. nach 2 kleineren Exem- plaren 1. c. beschrieben. Beide Arten unterscheiden sich nach. Günther nur in der Zahl der Analstrahlen, erstere Art hat 57 bis 58, letztere 45 bis 49 Strahlen in der Anale (sec. Gthr.). Die Untersuchung größerer Reihen von Exemplaren von gleichem Fundorte zeigt eine viel größere Variabilität in der Zahl der Analstrahlen, als Dr. Günther angibt. So fand Eigenman bei Untersuchung von mehr als 800 Exemplaren von Ch. gihhosus aus den Flüssen von Britisch-Guiana in der Anale 48 bis 56 Strahlen, ich selbst 'bei 7 jungen Individuen aus dem Rio Surumü und von Santarem von zirka 80 bis 100 mm in der Totallänge (inklusive C.) 47 bis 50, bei 27 jungen Exemplaren von der Mündung des Rio negro 49 bis 55, bei 10 Exemplaren von 50 bis 77 mm Länge aus den Gewässern bei Caxias 50 bis 57 Strahlen in der Anale. In der Zahl der Schuppen längs der Seitenlinie sowie in dem Verhältnis der Kopflänge wie der Rumpfhöhe zur Körper- länge unterscheiden sich, wie Günther selbst bemerkt, beide Arten nicht voneinander. '^öö F. Steindachner, Ich bin daher der Ansicht, daß .4. panciradiahis Gthr. aus dem S3'stem zu streichen sei. In der Regel zeigen junge Exemplare eine etwas geringere Zahl von Strahlen in der Anale sowie eine relativ etwas schwächere Krümung und Er- hebung der Nackenlinie zum Beginn der Dorsale als erwachsene Individuen. Eines der typischen Exemplare von Epicyrhis ■uiacrolepis Kn. trägt 62 Strahlen in der Anale. Die Rumpfschuppen nächst unterhalb der Nackenlinie sowie nächst unterhalb der Basis der Dorsale sind so klein, daß die Zahl ihrer Längsreihen, namentlich bei jungen Exem- plaren sich nicht ganz genau ermitteln läßt; je nach dem Alter liegen 13 bis 18, bei Exemplaren mittlerer Größe durchschnitt- lich 16 Schuppen zwischen der Seitenlinie und dem Beginne der Dorsale in einer vertikalen Reihe. Die von Dr. Haseman während seiner letzten süd- amerikanischen Reise (1912 bis 1913) gesammelten Exemplare dieser Art wurden im Rio branco bei Boa Vista, Conceicäo, in einem Sumpfe desselben Flusses bei Serra da Lua, an der Mündung des Rio negro sowie im Rio Surumü gefangen; bei einem derselben ist interessanterweise die Seitenlinie im ganzen mittleren Längendrittel des Rumpfes unterbrochen. Maße in Millimetern Zahl der Schuppen längs der Seitenlinie, über und unter derselben in einer vertikalen Reihe zwischen dem Beginne der Dorsale und der Basis der Ventralen und Zahl der Analstrahlen Totallänge Kürperlänge (ohne C.) . . . Kopflänge Größte Rumpf höhe Höhe des Schwanzstieles Kopfbreite Länge der Mundspalte . . . Länge der Schnauze . . . . » des Auges 1. o 3. 4. — 104 — 101 120 So HO 81 31 23 28 24 53 38 45 38 11 7 10 7^2 13 13 13 - 20 16 18 Iß 9 Gl.. 8 - S 6 8 — 43 33 9 13 61 o IchthvoloiTische Beiträcre. 589 Maße in Millimetern Zahl der Schuppen längs der Seitenlinie, i.iber und unter derselben in einer vertikalen Reihe zwischen dem Beginne der Dorsale und der Basis der Ventralen und Zahl der Analstrahlen Breite des Interorbitalraumes Höhe der Dorsale Basislänge der Dorsale Abstand der Dorsale vom vorderen Kopfende Abstand der Dorsale von der Fett- flosse Länge der Pektorale » » Ventrale Abstand der Ventrale vom vorderen Kopfende Höhe der Anale am vordersten ge- spaltenen Strahle Basislänge der Anale Zahl der Schuppen längs der Seiten- linie Zahl der Schuppen zwischen dem \ Beginn der Dorsale und der Basis ( der Ventrale in einer vertikalen ( Reihe j Zahl der Analstrahlen 1. o 3. 4. 9 61-2 8 — 28? 25 29 - 17 11 - 63 42 52 - 34 oo 29 — 221 ,, lo' , 211 o - 221 ., 17 22io — 431 o 31 39 - 19 — _ — G3 39 52 - 59 59 58 — 181 2 16 16 1 1 1 - 12 11 9 4 4 . 3 an 4 56 48 53 i4io 40 21 161 o 321^ 13 41 56 14 1 lö 3 46 1. aus dem Rio Guapore, 2. aus dem Suriname, 3. aus dem Rio Rupununi, 4. aus dem Amazonenstrom bei Santarem, 5. aus dem Itapicurü bei Caxias (im brasilianischen Staate Maranhäo.) Charax hasemani n. sp. Unterer Rand der Clavicula vor dem unteren Ende scharf- kantig nach außen hervortretend und am vorderen wie am hinteren Ende in einen spitzen Stachel auslaufend. Körperform wie bei Ch. gihbosus. Rumpfschuppen sehr klein. Die Seitenlinie durchbohrt zirka 86 bis mehr als 90 Schuppen bis zur Basis der mittleren Kaudalstrahlen. 590 F. S t e i n d a c h n e r, Zwischen dem Beginn der Dorsale und der Seitenlinie liegen zirka 24, unterhalb der letzteren und der Basis der Ventralen 14 bis 15 Schuppen in einer vertikalen Reihe. Humeral- und Kaudalfleck intensiv schwarzbraun und scharf abgegrenzt, ersterer viel kleiner als letzterer. Die Spitze der zurückgelegten Pektorale überragt bedeutend die Basis der Ventralen, ebenso die Spitze der letzteren den Beginn der Anale. Die Anale enthält zirka 55 Strahlen. Bei einer Körperlänge von 32 bis 40 mm (mit Ausschluß der Schwanzflosse) ist die größte Rumpfhöhe zirka 2^'., mal, die Kopflänge nahezu 3 mal in der Körperlänge, der Augen- durchmesser 2^/^ bis 2^5 mal, die Schnauzenlänge 3-/3 bis 4^ '3 mal, die Breite des Interorbitalraumes unbedeutend mehr als 3 bis 3^7 mal, die Höhe des Schwanzstieles zirka 3-/3 bis 3Y-mal in der Kopflänge enthalten. Untere Höhenhälfte der Wangengegend nackthäutig. Hin- terer Winkel des Vordeckels einem rechten gleich. Das hintere Ende des Maxillare fällt in vertikaler Richtung unter die Augen- mitte. Kieferbezahnung w^esentlich wie bei Cliarax gibbosus. Der Beginn der Dorsale fällt nur wenig näher zum vor- deren Kopfende als zur Basis der mittleren Kaudalstrahlen. Zahlreiche Exemplare von 32 bis 40 mm Länge von der Mündung des Rio negro, gesammelt von Dr. Hase man. Maße in M i 1 1 i m e t e.r Körperlänge (ohne C.) Kopflänge Größte Rumpfhühe Höhe des Schwanzstieles Augendurchmesser Länge der Schnauze Breite des Interorbitalraumes Abstand der Dorsale vom vorderen Kopfende » » » von der Fettflosse D. 11. A. zirka 55. L. 1. zirka 86 bis 92. L. tr. zirka 24/1/14 bis 15. Die Spitzen der Dorsal- und Kaudalstrahlen sind bei den mir vorliegenden jungen Exemplaren abgebrochen. 4U 32 13 11 16 13 31 ., 31 2 5 4 3 3 3i._, 31/2 191 o 161/2 11 9 Ichthj'ok'gische Beiträge. 591 Erkläruno: der Tafeln. Tafel I. Fig. 1. Crenicichla (Batrachops) iniillidcns n. sp. (^ § nat. Größe). Fig. 2. Crenicichla saxatilis (L.) Heck., var. (nat. Größe). Tafel IL Achims affinis n. sp.* (nat. Größe). Tafel III. Achims af/mis n. sp. Fig. 1. Ansicht der rechten Kopfseite (Vergr. P .3 : 1). Fig. 2. Ansicht der linken Kopfseite (Vergr. U 0 : 1). Tafel IV. Achims hascniaiii n. sp. (nat. Grüße). Tafel V. Achims haseinani n. sp. Fig. 1. Ansicht der Augenseite des Kopfes (Vergr. l^'o: 1). Fig. 2. Ansicht der augenlosen Kopfseite (Vergr. U .2 : 1). Steindaehner F.: Ichthyologische Beiträge (XVIII). Tafel I. Druck aus derk k Hofu Slsalsdruckcrei Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Sitzungsberichte der Kais. Akad. der Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. Steindachner F.: Ichthyologische Beiträge (XVIII). Tafel IL Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. [iruck sus der k k Hof u Slaalsdruckerei Sitzungsberichte der Kais. Atcad. der VViss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. vV: Steindachner F.: Ichthyologische Beiträge (XVIII). Tafel III. N r -?pc .^!:^^:,^^S:ev^x>r Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. irirkrjt- wrk kHofüSisaisdnickerei Sitz-ungsb dichte der Kais. Akad. der Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. Steindachner F.: Ichthyologische Beiträge (XVIII). Tafel IV. ' mm ■ **• fi ?:x ^ rws%^' ^■ Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Sruckausderk kHofnSlnaNmokorei Sitzungsberichte der Kais. Akad. der Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. Steindaehner F.: Ichthyologische Beiträge (XVIII). Tafel V. Jos. Fleischmann, n. d. Natur gez. Druck aus derk k Hofu Siaalsdruckerei Sitzungsberichte der Kais. Akad. der Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 124. Bd., 1915. or - L1927 emie- dcrWfssenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 1. und 2. Heft (Mit 4 Tafeln und 2 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 1. und 2. Heftes des 124. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch - naturwissenschafdichen Klasse: Seite Pesta O., Bemerkungen zu einigen Langusten {Palinuridae) und ihrer geographischen Verbreitung. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 70 h] 3 Siebenrock F., Die Schildkrötengattung CÄ^/orfma Fitz. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1 K 80 h] 13 Doelter C, Über natürliches und künstliches Ultramarin. [Preis : 50 h] . 37 Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie. (XVII. Mitteilung, Nr. 876 bis 943.) [Preis: 3 K 20 h] 49 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung 11 a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte fürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titej der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11: März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-natur^v^ssenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. \'orträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergetjnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, für weiche der Verfasser kein Honorar beansprucht,, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rüclvsicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu-" lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröfl'entlichvingen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; * 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; II Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. 1 Kaiserliche Akademie der '^issehschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 3. und 4. Heft (Mit 5 Tafeln und 2 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universiiätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 3. und 4. Heftes des 124. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch -naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Leitmeier H., Der Meerschaum von Kraubath in Steiermark. [Preis : 60 h] 163 Heinricher E., Beiträge zur Biologie der Zwergmistel, Arcetithohinm Oxycedri, besonders zur Kenntnis des anatomischen Baues und der Mechanik ihrer explosiven Beeren. (Mit 4 Tafeln.) [Preis : 2 K 40 h] .' 181 Wiesner J. v., Naturwissenschaftliche Bemerkungen über Entstehung und Entwicklung. [Preis: 80 h] 231 Fritsch K., Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse süd- europäischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem öster- reichischen Küstenlande. (Fünfter und letzter Teil.) [Preis: 1 K 20 h] 255 Trojan E., Die Leuchtorgane von Cyclothone sigiiala Garman. (Mit 1 Tafel und 2 Te.xtfiguren.) [Preis : 1 K 20 h] 29 1 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturvv. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder^ k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13),'zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titef der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veroffentHchte Beobachtungen und Unter-* suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftHchen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. 9? /'^Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 5. Heft (Mit 3 Tafeln und 20 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 5. Heftes des 124. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch -naturwissenschaftlichen Klasse: Seite (Heinricher E., Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wacholder- mistel, Arceiithobium Oxycedri, auf Grund durchgeführter Kulturen geschildert. (Mit 3 Tafeln und 5 Textfiguren.) [Preis: 2 K 80 h] . 319 Figdor W., Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Botanische Abteilung, Vorstand Wilhelm Figdor. 13. Über die thigmotropische Empfindlichkeit der Asparagus-Sprosse. (Mit I Textfigur.) [Preis : 90 h] .... 353 Schussnig B., Bemerkungen zu einigen adriatischen Planktonbacillarieen. (Mit 14 Textfiguren) [Preis: 1 K 50 h] 377 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen Vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I, Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. , Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem. Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat" in ihrer Sitzung vom ll.Miirz 1015 tnlgendcs besclilossen : Bestimmungen, betretlend die Veröftentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen X'ersammlungen werden nicht als yorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes ßelegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorlaufige .Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als \"orverüffentlichungen. Die X'erfasser haben bei Einreichung einer .'\bhandlung von etwaigen derartigen Vorverüffentlichungen -Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. .Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, t.uch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- i'eichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner .Arbeit von der .Akademie erhalten hat. .Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im .Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der X'eröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die .Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. .Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteiU, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt v,'urde und datj die Abhandlung als ».Auszug aus einer der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgeleg'en .A'Bhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die X'erständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der .Akademie angenommen wurde. \'on solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der N'erfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-natuiwissenschaitlichen Klasse der Kaiserl. .Aka- demie einzusenden. Für die N'ei'öffentlichung einer von der Klasse angenommenen .Abhand- lung an anderer Siehe gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. -Ai btiten. die in die -Monatshefte für Chemie aulgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch niclit auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der -Akademie sub\en'.ioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse andei-weitig verölfentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natui'- wissenschafliichc Klasse zum unveränderten .Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 6. und 7. Heft (Mit 9 Tafeln und 3 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 6. und 7. Heftes des 124. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenscliaftlichen Klasse: Seite Doelter C, Über die Natur der Mineralfarben. [Preis: 60 h] .... 409 Schussnig B., Algologische Abhandlungen. Über einige neue und seltene Chlorophyceen der Adria. (Mit 4 Tafeln) [Preis: 2K 10 h] 425 Hamorak N., Beiträge zur Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates. (Mit 3 Tafeln und 2 Texttiguren.) [Preis: 1 K 60 h] 447 Heinricher E., Über Bau und Biologie der Blüten von Arceuihobitun Oxyccdii (DC.) MB. (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur, i [Preis : . 1 K 10 h] 481 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie., Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu -deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder^ k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffenthchungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffenthchungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von SoTiderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden.'' Bei der VeröffentUchung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Eini-eichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwssenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die \'eröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. .; r Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien ^ Matliematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 124. Band. 8. bis 10. Heft (Mit 7 Tafeln und 8 Textfiguren) Wien, 1915 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 8. bis 10. Heftes des 124. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Molisch H., Über einige Beobachtungen an Miniosa pudica und anderen Pflanzen. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 1 K 20 h] 507 Klein G., Zur Chemie der Zellhaut der Cyanophyceen. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 90 h] • 529 Wagner R., Verzweigungsanomalien bei Venionia rtibricattlis H. B. (Mit 7 Textfiguren). [Preis: 90 h] 547 Steindachner F., Ichthyologische Beiträge (XVIII). (Mit 5 Tafeln und 1 Textfigur.) [Preis: 3 K 90 h] ■ . . 567 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder^ k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und s*e beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenhbzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in diei periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiser!. Akademie stammt. Die Eini^eichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gplten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffenthcht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unvöranderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. -Sffn'iin^Hr^-- 5 WHSE 00657