-^z ^ w '? :^ ■?>. 1v -i; " '•.

i^„# '"

j^ ^: 3J' t, # # §

Ifr. s

»^ t %'f

jP: t' r

^:i'i^!!>

't^'^-^lr

#"t

.*.•■

*..*:. fe#.

■**»*»

■^\«,^*,\*-*^*,*«*i*,^

■,*^^^\»,*

m?k\^

.*' «F.

*^*

*A*w^

"jL »je. 'iS Vit m- "

'^WW

y»^

m'ihä

Mf:ii

^tlrrarD of lljc P^uscum

OF

COMPARATIVE ZOÖLOGY,

AT nARVARD COllEfiE, CAMBRIDGE, MASS. jFounHetj Ijn pifbatc SttöscttpHon, fit X861.

The gift of cAc \liMlhjcJk^o^-t:

No. 6j6Jb

09 Q.

Ol

N

CQ

in

Not Remove

3t Archive

■■^ ^- ''■•••.•♦ ^-/^ *

.«:' 4 '>f' ^ '

i

Sitzungs - Berichte

der

Gesellschaft naturforschender Freunde

Berli

zu Deriin

im Jahre 4 865

Nebst Register.

M

Beigefügt ist ein Register fiir die in 8^° gedruckten Mittheilungen der Gesellschaft aus den Jahren 1836 bis 1838.

Berlin

in der Nicolai'schen Buchhandlung;.

g-

1866.

Akademische Bochdruckerei.

■<.<!.«:««>

. xjf. «V«

__ __ _ __. _ » _ »

*"«l^'>. »."f. ■••'■♦"«■# -l»"*"-*'«"'!»"*''!*»'"«

■,^^*,^.«**%*#v

r

•41

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Universitätsetr. 8.

;-'

^^A

J I

I I I 1

&^.

tMmmmnf^

W » '•

MÄ^.*A«k»

(

i i

« Sr a

ßJ^

m^'-

Sitzuiigs - Berichte

der

Gesellschaft naturforsclieiider Freunde

zu Berlin

im Jalire 1869.

'"Berüu, 1870.

Nicolai'sche Verlags -Buchhandlung. (A. Effert & L. Lindtner.)

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt), Universitäts - Strasse 8.

Inhalts -Terzeicliniss

a n s d e m Jahre 186 9.

Ascherson. Über Myriophyllum altentißorum aus der Provinz Brandenburg und über Dr. Seh weinfurth ans Chartum. Jan. Über das Einbohren der Saamen von Stipa- und Aristida-Axteu in die Erde; über die Identität der Zostera nodosa mit Ci/- modocea aequorea und den richtigeren Namen Ci/modocea nodosa;

über Halophila und Diplanthera Du Petit Thouars des Pariser Museums. Febr. Über die Schätze der Dr. Schimper'schen Schenkung an abyssinischen Pflanzen, Holzarten und Sämereien;

über Dr. Schweinfurth's Naturalien-Sendung seiner Reise von Alexandrien bis Chartum und deren vielseitig reiche For- men. April. LPgt Ampläholis zosteri/oUa aus Neu - Holland vor und erläutert dieselbe als Posidonia australis. Nov. Über Dimorphie der Diplackne serotina und über Dr. Seh weinfurth's neueste Sendungen aus dem oberen Sudan. Dec.

August. Über das Einbohren der Saamen von Erudima ciconium

in die Erde. Febr. Bastian. Über einen aztekenartigen Microcephalcn-Kopf aus der

ethnologischen Sammlung des Museums. Oct. Braun. Über Neubildung von Knollen im Innern von Kartoffeln;

über Polyembryonie bei Coffea arahica; über eine Keim- pflanze von Ailanthus glandulosa als merkwürdiges Beispiel eines den ersten Jahrestrieb mit einer Gipfelblüthe abschliefsenden Baumes; über Blatherwachsungcn bei Taxus tardira: über eigenthümliche Blattstellungen bei Parielaria officina/is; über Juglans regia simplicifolia s. monophjlla , Abart mit einfarhen Blättern; über abnorme BIüthen-Entwickelung bei Fi itil.laria imperialis; über Pelorien bei Aconitum; Kelch-Anamorphose bei Mimulus tuteus var. giittatus; Blumenniifsbildung bei Knautia ari'cnsis; Paeonia Lowii Blumenmifsbildung; proliferirende Rosen. Juli. Über verschiedene Zahlen und Stellungen in der Cotylen-Bildung, durch Kunsfgärtner Junger' s Aussaaten reich- haltig ermittelt. Nov. Über .schiefen Verlauf der Holzfasern in vielen verschiedenen Baumstämmen. Dec.

Düuitz. Erläutert das von Herrn Gurlt erwähnte mifsgestaltete Kind aus Schliewen. Febr. Über die Morphologie des Horn- schnabels der Vögel. Mai. Über den feineren Bau der Fibril- len an den Muskelfasern wirbelloser Thiere ; über die Sektion eines Halichoerus foetidus, welcher an Eingeweidewürmern tödt- lich erkrankt gewesen. Jiili. Üler das Siphonium von NitzscL

an der Paukenhöhle der Vögel. Oct. Über unregelmäfsig vermehrte Zahl der Zähne im Kiefer von Cahis mesomelas. Dec.

Ehreuberg. Zeigt und erläutert den seit 1S59 lebenden Hypoch- thon Laurent i. Jan. Über Rob. Brown 's, des Botanikers, AVollaston'sches Mikroskop; ülier Sp/iaerel/a nivalis auf rotheui Schnee vom Kaukasus. Febr. Briefliche Mittheilung des Dr. Hermann Hagen über die in Nord -Amerika vorhandenen einheimischen und fremden Mikroskope. Mai. Übergab seine gedruckten Mittheilungen über Dr. Jenzsch's organische Ein- schlüsse im Quarz angeblich des Melaphyrs von Zwickau und über den von Capitän Koldewey mitgebrachten nordischen Meeresgrund. Juni. Über das Erdbeben von Neu-Seeland am 9. Juni, siehe Haast; Übergabe seines gedruckten Vortrags über die biolithiscben Gebirgsschichten unter der Stadt Mexiko. Oct. Gab unter mehreren Mikroskopen Anschauungen der fossilen mikroskopischen Hauptformen als Gebirgsmassen unter der Stadt Mexiko und dem Tezcoco-See. Nov.

Erdmann, O. Erläuterung der unter dem Namen Bumeraug be- kannten AVaiie rücksiclitlich ihrer Bewegungsbahn. März.

Fritsch. Zeigte Gundlach's neuestes, grofses, ausgezeichnetes Mikroskop und dessen besondere Einrichtungen vor. Febr. Vorlegen der von ihm gemachten photographischen Aufnahmen der Sonne bei deren totaler Verfinsterung in Aden und üljcr deren Details. März. Legt das Prachtwerk, die Crania bri- tannica, von Barnard Davis vor als vollständige Ethnographie der britischen Inseln, den Wunsch zufügend, dafs auch Deutsch- land eine so wichtige ethnologische Übersicht erhalten möge. April. Über die Nützlichkeit und Wichtigkeit photographischer Darstellungen mikroskopischer Objekte. Mai.

Gurlt. Über die Nachricht des Dr. Preufs, ein in Schliewen bei Dirschau gebornes mifsgebildetes Kind betreffend. Febr.

Haast, J. Übersendung seiner Mittheilungen über das Erdbeben in Christchurcli, Cautcrbury, Neu-Seeland am 9. Juni; siehe Ebrenberg. Oct.

Hagen, Hei-mann. Über nordamerikanische Mikroskope; siehe Ehrenberg. Mai.

Hart mann. Über Tubulär ta Dumortieri van Bened. von Borkuni. Jan. Über die Genmien-Eutwickelung der Tuhularia Dumortieri Vau Bened. mit Abliild. März. Über von ihm injicirte Er-

IV

Inhallsverzeiclnriss aus dem Jahre i8G9.

nähningskanäle der Rhizostnmen; über die contractile Sub- stanz der Umbrella bei Aeqiuiriden ; ülier die muskelähnlichen Querstreifiingen der SiihumhreUa der Jlcdusen; über die Vni- brellensubstanz der Aurelia aiirila. Oit.

Hofmann. Über dem Senf-Ul verwandte schwefelhaltige Öle aus der Familie der Cruciferen. Jan.

Ho Imgren. Vorlegen sehr starker OsteocoUen aus den Sandhügeln bei Berlin. Nov.

Koch. Über tief eingeschnittene, scliarf erhaltene Zeichen im In- nern von Baumstämmen ; über Kreuzung der Pflanzenarten durch Pfropfung; das Pfropfen von Kartoffelknollen sei kein Pfropfen: viele Hybriden der Gärtner sind irrige Auffassun- gen. April. Über Doppel-Selieinfrüchte bei Feigen; Ver- suche mit Pfropfung der Kartoffelknollen blieben ohne Resultat. Kov.

Kuhn. XjheT die Farrnkräuter der Schweinfurth'schen letzten Sammlungen. Dec.

Kunth. Über die Entwicklung der Zoantharia ruyosa. März.

V. Martens. Über die charakteristische Bildung der Deekel bei den Schneckengattungen Neritina, Aerita und Navicella. Juni.

Müller, O. Über seine Bemühungen zur genaueren Messung der Objektive bei Mikroskopen. Febr. Über einen von ihm construirten Kondensor, welcher die irrige Vorstellung beseitigt, dafs aberrationsfreie Strahlen feinste Strukturverhältnisse sichtbar machen. März.

Nitzsche. Über Cordylophora albicola aus dem Süfswasser bei Blankenese und über getrocknete, an Flofsholz in der Spree an- geblich vorgekommene gleichartige Xhierstöcke; über Pedi- cellina echinata Sars und deren Verwandtschaft mit ürnatella Leidy und Loxosoma Keferst. als einer neuen, von ihm Endo- procta genannten Familie; erläutert die Zwitterbildung von Buguta ßabeltata, B. plumosa und Biceltaria ciliata und deren Larven. März.

Peters. Über Dr. Schimper's in Abyssinien gemachte zoolo- gische Sammlungen und deren Schenkung an das zoologische

Museum. März. Über das eingesandte schädellose, defekte Fell eines anthropomorphen Affen aus der Sammlung des Dr. S eil wei nfurth; ülier die verschiedene Schädelhildung bei Hijrax und ülier eine neue Art: Ihjrax mossamhicus = H. arhoreus rar. Juli.

Pfeffer. Über Bildung von Corolle und Androeceum der Prlnnilaceen. Dec.

P rings heim. Über die Zeugungsvorgänge bei Pandorina Morum. Oct.

Reichert. Über die embrvDlogischen wichtigen Charaktere der Thier- Arten mit Erläuterung vcm Embryonen einer achtfüfsigen Cephalopode. Mai. I^egt sieben Hxemplare von Hyalonemen vor, die Dr. Reger aus Jeddo mitgebracht, und macht auf noch weiter nüthige Forschungen aufmerksam. .Juli.

Rohrbach. Über die Blüthen-Entwickelung von Tijpha. Nov.

Sadebeck. Über Dr. Schimper's eingesandte mineralogische Sammlungen von Abyssinien und deren wichtige Übersicht. Mai. Über den im Juni beobachteten Meteorsteinfall zwischen Lommatzsih und Meifsen. Juni.

Schimper. Wichtige botanische und zoologische Geschenke aus Abyssinien an die Kgl. Museen, siehe Peters und Ascherson. März u. April. Über seine mineralogischen instruktiven Samm- lungen siehe Sadebeck. Mai.

Schneider, A. Über Entwickelung der Echinodermen an Brachio- taria. Jan.

Schweinfurth. Erste reiche Sendung der Sammlungen aus Afrika, siehe Ascherson. April.

V. Strampff. Zeigt und erläutert Diatomaeeen-Probe-Platten von Möller in Wedel im Holsteinischen. Jan.

Thaer. Über die ersten Entwickelungen von Eehinus saxatilis. Febr.

Virchow. Fossile Knochen von Rennthier, Bär, Elenthier und Edelhirsch aus Mecklenburg und Preufsen. Oct.

Sitzung s-B e r i c h t

der

Gesellschaft natm-forschender Freunde

zu Berlin um 19. Januar 18(j9.

Direktor: Herr Geheimer Medicinal-Rath Gurlt.

Hr. V. Strampff zeigte eine von J. D. Möller in Wedel im Holsteinschen angefertigte „Diatomaceen-Probe- Platte" vor, welche zwanzig, zum Theil sehr schwierige, Probe -Objekte enthält und sich durch Reinheit, Zweck- mäfsigkeit und Zierlichkeit der Anordnung empfiehlt. Auch wurde Möllers Preis-Verzeichnifs mikroskopisclier Prä- parate, der Utensilien und Materialien zur Verfertigung derselben vorgelegt und besprochen.

Hr. A. Schneider sprach über die Entwicklung der Echinodermen. An einer Brachiolaria von Helgoland hatte derselbe zunächst die Entdeckung von AI. Agassiz bestätigen können, dafs die Kappe über dem Magen, aus welcher das Perisom des künftigen Seesternes entsteht, von den wimpernden Schläuchen gebildet wird. Dafs aus diesen Schläuchen auch das Wassergefäfssystem entsteht, hatte bereits Job. Müller entdeckt, allein wie aus den- selben der Ringkanal entsteht, war bis jetzt nicht ermittelt. Dies geschieht dadurch , dafs die Schläuche , nachdem sie sich vor dem Mundende Y förmig verbunden haben, noch eine zweite Anastomose bilden, welche der Ventralseite des Magens dicht aufliegt. Der Vortragende erläuterte diese Bildungsweise durch Vorlegung eines Modelles.

Hr. P. Ascherson legte eine für die Provinz Bran- denburg neu entdeckte, bisher nur an deren Nordgrenze beobachtete Wasserpflanze, Myriophyllum alterniflorwn D. C. vor. Dieselbe wurde von Cand. med. H. Winter, welcher die Flora der Provinz schon durch die Auffindung von Eriophorum alpinum L und Aldrovandia vesiculosa Li um zwei interessante Arten bereichert und das für dieselbe damals noch nicht sichergestellte Laubmoos Orthotrichum (jymnostomum Bruch aufgefunden hat, wie die genannten Pflanzen in der Nähe seines Heimathsortes Menz bei Rheinsberg, und zwar in einen kleinen See, nördlich vom

[1869.]

grofsen Stechlin-See im Herbst 1868 gesammelt und er- kannt. Später erhielt Vortragender dieselbe Art von einem einige Meilen weiter östlich gelegenen Standorte, aus dem Küstriner Bache bei Lychen, wo sie der Lehrer Heiland daselbst sammelte. Derselbe fleifsige Beobachter sammelte auch 1868 eine bisher in der Provinz noch nicht beobachtete, verschleppte Pflanze, S'dene dichotoma Ehrh., zunächst in Ungarn und Nieder-Österreich einheimisch, auf einem Klee- acker bei der Kolbatzer Mühle.

Ferner theilte derselbe mit, dafs Dr. Seh weinfurtli, nach einen an Prof. Braun gerichteten Brief desselben aus Chartum vom 10. Dec. v. J. , nunmehr bereits auf seiner Reise zum Bahr-el-Gasäl begriffen sein werde. Er habe mit einem Koptischen Grofshändler Gattas einen Vertrag abgeschlossen, in Folge dessen dieser ihn nach seinen süd- lich der Meschera-cl-Rek bereits in bergiger Gegend gelege- nen Ansiedlungen zu befördern und ihm Unterhalt und Schutz zu gewähren habe.

Hr. Hartmann legte eine Zeichnung der von ihm auf Borkum beobachteten Tubularia Dumortieri van Bened. vor und sprach über den Bau der contraktilen Substanz dieses Thieres. An den Tentakeln unterscheidet man deut- lich die mit vielen Nesselorganen versehene Rindenschicht, an welcher sich die verschiedenartigsten Contraktionser- scheinungen nach jeder nur denkbaren Richtung und Aus- dehnung beobachten lassen, sowie die aus dicht aneinan- derstofsenden, quer zur Tentakelaxe gelagerten Kammern bestehende Achsenschicht (Reichert). Am Kopfe und am Anfangsstücke des Stengels des Thieres bietet die Rinden- schicht zahlreiche, unter den Augen des Beobachters er- stehende oder sich verlierende, Vorsprünge dar, die einfach Contraktionserscheinungen sind und bei ihrer öfters polyij- drischen Begrenzung an ein Plattenepithel erinnern können.

1

19. Januar 1869.

Die Gröfse dieser in Folge von peripherischen Contniktio- nen der Rindcnschieht sich bildenden Ausbuchtungen ist sehr v.ariirend.

Hr. Ehrenberg stellte den seit dem Monat September 1859 in Berlin lebend erhaltenen Ilypochthon Laurenti, als noch in munterer Lebendigkeit fortdauernd, vor. Die schwarze Färbung hatte noch weiter überhand genommen und die Kienienathnuing war fortdauernd merklich gegen die Lungenathniung zurückgetreten, aber doch nicht ganz erloschen. In diesem Jahre überschreitet nun unzweifelhaft dieses merkwürdige Tliier sein zehntes Lebensjahr in voller Lebenskraft, ohne je seine Haut abgestreift zu haben, wie es die Tritonen thun.

Hr. A. W. Hofmann machte der Gesellschaft die Mittheihing, dafs er sich seit einiger Zeit mit der künst- lichen Darstellung schwefelhaltiger Oele beschäftigt habe, welche in ihren Eigenschaften und chemischem Charakter dem Senfoel entsprechen. Nach seinen Untersuchungen könne man von jedem Kohlenwasserstoff ein solches Oel ableiten und es stehe somit die Ergänzung einer endlosen Reihe derartiger Verbindungen in Aussicht. Einen dieser

von der Theorie angezeigten Körper habe er nun wirklich in der Natur aufgefunden, es sei dies das ätherische Oel der Cochlearia officinalis, welches die Analyse als das Senfoel der Betylreihe habe erkennen lassen. Dieses Ergebnifs lasse es wünschenswerth erscheinen, einige an- dere Cruciferen in derselben Richtung zn untersuchen. Der Redner schlofs mit der Bitte an die anwesenden Botaniker, ihm diejenigen Glieder der Gruppe der Cruciferen namhaft zu machen, welche sich für diese Versuche am besten eignen dürften.

Hr. Ascherson verzeichnet die folgenden Species: Diplotaxis tenui/olia, Lepidiurn sativum und ruderale, Barbarea praecox, Thlaspi arvense, Eruca sativa, auch wurde Tropaeolum majus empfohlen.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Jahrgang 1867. Monatsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Juli bis Oktober 1SG8. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Bran- denburg. Jahrgang 9. 1867.

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt) Berlin, Universitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

Gesellschaft natm-forschender Freunde

zu Berlin

am IG. Februar 1869.

Direktor: Herr Geheimer Medicinal-Kath Gurlt.

Hr. Ehrenberg zeigte ein kleines zierliches Mikroskop mit einfachen Linsen vor, welches der geniale Botaniker und Reisende in Australien Robert Brown testamentarisch dem hochverdienten Reisenden in Brasilien und Botaniker Phil, von Martins hinterlassen und welches Letzterer bei seinem Abscheiden dem Vortragenden als Freundes- gabe in gleicher Art überwiesen hat. Die überaus kleinen sehr starken 4 Objectlinseu mögen erkennen lassen, wie mühsam Rob. Brown seinen Zielen erfolgreich entgegen- gegangen ist. Das Instrument ist nach Wollastons An- gabe von Dollond höchst sauber angefertigt.

Derselbe legte hierauf eine vom Mitgliede d.G.Hr. W. Siemens ihm aus Tiflis mitgebrachte Probe eines rothen Schnee's vom Kaukasus vor, welchen Hr. Baiern daselbst auf dem Passe des Kreutzberges in Osoetin, oberhalb Geedaut beobachtet hat. Die Prüfung dieser Schneefärbung stellte fest, dafs sie aus fast reinen Kügelclien der SjjJiae- rella nivalis gebildet wird, welche in gleiclier Weise von den Crimson Cliflfs der Baffins-Bay zuerst beobachtet wor- den ist. Diese bei den Algen systematisch einzureihenden Körperchen beweisen , dafs jener rothe Schnee kein aus der Atmosphäre gefallener Meteorstaub, sondern eine aus älteren Schneelagen beim Abschmelzen hervortretende, im Kaukasus hiermit zuerst beobachtete, Bildung ist.

Hr. August theilte eine am Storchschnabelsaamen (Erodium ciconium) gemachte Beobachtung mit. Die ge- reiften Saamenkörner schnellen, durch die elastische Span- nung der gewundenen Grannen getrieben, beim Ablösen von der Pflanze 3-4 Fiifs weit und werden darauf durch die mit dem Feuchtigkeitszustande abwechselnde Streckung und Zusamraendrehung der sehr hygroscopischen Grannen in den Erdboden eingebohrt, wobei eine scharfe Spitze unten am Saamenkorn das Eindringen erleichert und nach

[ISGÖ.]

oben gerichtete Härchen an demselben das Zurückschieben erschweren. Wurden mehrere reife Saamen mit ihren i;t'- wundenen Grannen im Freien auf einen mit Erde gefüll- ten Blumentopf gelegt, so waren nach Verlauf zweier bis dreier Tage nicht wenige ganz in die Erde eingedrungen.

Hr. Ascherson erinnerte im Anschlufs an die vor- her gegangene Mittheilung an die mit ganz ähnlichen Vor- richtungen zum Eindringen in den Boden, resp. in fremde Körper, versehenen Früchte der Grasgattungen Stiipa und ArisÜda. Dieselben sind von den Spelzen eingeschlossen, welche, wie die Fruchtschale bei Erodium, mit aufwärts gerichteten steifen Haaren besetzt sind. Am Grund geht die ausgebrochene Aehrchenachse in eine scharfe Spitze aus; ist diese einmal eingedrungen, so bewirken die Haare wie Widerhaken bei jeder Bewegung der langen gewundenen Granne, in welche die Deckspelze ausläuft, ein tieferes Eindringen; in den Steppen Südrufslands werden Stupa-Krtvn (die sogen. Thyrse) der Schafzucht lästig ja gefährlich, da viele Schafe den zahlreichen Ver- wundungen unterliegen. Über ähnliche Belästigung durch Aristida- Arien klagt z. B. der bekannte in Abyssinien ansässige Botaniker S c h i m p e r.

Derselbe legte einige ihm kürzlich zugegangene Beiträge zur Geschichte der Meeres -Phanerogamen vor. Durch gütige Vermittelung des Herrn General-Lieutenant V. Gansauge, welcher gegenwärtig sich in Italien aufhält, erhielt er von Prof. Todaro in Palermo eine Copie von der aufserhalb Siciliens nicht vorhandenen Tafel 191 von Cupani's Pamphyton siculum. Die darauf dargestellte Alga (jramineo folio , triphylla, sarrnentis vitis ist unverkennbar Cijmodocea aequorea Kön., für welche somit Znstera nodosa Ucria (dieser Schriftsteller bezieht sich ausschliefslich auf die Cupanische Tafel) der älteste, nach dem Prioritäts-

•2

m. Februar 18G.9.

gesetz herzustellende Name ist. In der Deutung der Zo- gtera nodosa, welche nunmehr Cymodocea nodosa (Ucria) Aschs. zu benennen ist, sind mithin Steudel (Nomencl. bot. II. ed. II. I. 4(51 auf wessen Autorität?) und Parlatore, welcher in der Flora Italiana III. 059 unverkennbar die echte Pflanze beschreibt, im Recht gegen Gussone, welcher (Florae siculae synops. II, 565) Z. nana Rth. dafür be- schrieben hat.

Ferner legte derselbe Proben der Typen von Jlalo- phila und Diplanthera Du Petit Thouars, welche ihm Prof. II. Baillon aus dem Pariser Museum iibersandt hatte, vor. Ualophila Du Petit Tliouar.s stellt, obwolil sich in den Sammlungen dieses Forschers auch //. ovalis (R. Br.) Hook., aber ohne Bezeichung vorfand, die H. stipnlacea (F.) Aschs. dar, deren Blüthen mithin früher beobachtet wurden als die der anderen Art. In wieweit sich die Ab- weichungen der Du Petit Thouarsschen Beschreibung auf diese specitische Differenz zurückführen lassen , ist durch Untersuchung von (bisher noch niclit zu Gebote stehendem) Material an Blüthen der IL stipnlacea zu constatiren; die bedeutendsten Unterschiede, wenn nicht alle, werden wohl auf Irrthümern in der Untersuchung beruhen. Ualophila ma- dagascariensis Steud. ist also Synonym der letzteren Art, nicht der//, ovalis. Der Vergleich der männlichen Blüthe von Diplanthera Du Petit Thouars (Ilalodule australis Miq.) mit der von Ilalodule Wrightii Aschs. bestätigt vollkom- men die Verschiedenheit beider Arten. Die einzelnen An- theren der ersten Art sind 0,002 m. lang und der Höhen- unterschied ihrer Insertion beträgt noch nicht 0,00025 m.; die viel schlankeren Antheren der Ilalodule Wrightii smd 0,004m. lang und ihr Höhenunterschied beträgt 0,001m., so dafs der Gattungscharaktcr bei der atlantischen Art viel deutlicher ausgesprochen ist als bei der indisch-pacifischen.

Hr. G. F ritsch stellte ein grofses Mikroskop vor von E. Gundlach Berlin (Verlängerte Ritterstrasse 26.) und erläuterte die originellen, den Anforderungen der neue- ren Zeit sehr vollkommen entsprechenden Einrichtungen desselben, wovon manches auch eigene Erfindung des ge- nannten Optikus ist. Hierher gehört die Art der feineren Einstellung mittelst einer Parallelogrammverschiebung des Tubus, wodurch der todte Gang der Schraube, sowie ein Rücken des Bildes vollständig vermieden wird; ob diese Einrichtung sich auch durch Dauerhaftigkeit auszeichnet muas indessen die Zukunft lehren. In Bezug auf die anderweitige Ausstattung ist noch erwähnenswerth der schöne, nach Hartnack'schem Muster construirte, Polarisa- tionsapparat, trefflich gearbeiteter Oberhäuserscher Zeichen- apparat, Revolver zum schnellen Wechseln der Objective etc.

An den starken Objectiven (nr. 6 trocken und 7. 8. 9. mit Immersion) ist als Correction, um den Einflufs des Deckgläschens zu eliminiren, die sehr zweckmäfsige, soge- nannte innere, Correction angebracht, indem sich die obere Linse des Objectivsystems durch eine Schraube ver- schieben läfst, ohne dafs die untere ihre Stellung zum Object ändert.

Die Leistungen der Sj'Steme können sich getrost denen der von Hartnack gelieferten an die Seite stellen, wie durch Zahlen bewiesen wurde, welche der Herr Buch- händler Müller durch eingehende Vergleichung verschie- dener Systeme gewonnen hatte. Eine nr. 8. (Gundlach) wurde verglichen mit nr. 14. (Hartnack) und es stellten sich sowohl für Focalabstand , Öffnungswinkel, Objectiv- vergröfserung und auflösende Kraft günstigere Zahlen für die erstere heraus, während der Preis sich verhält wie 25 Thlr. zu llOThlr. Ähnliche bedeutende Unterschiede ergeben sich auch für den Gesammtbetrag. Der Vortra- gende glaubte daher in der Lage zu sein, die Instrumente des Herrn Gundlach auf das Dringendste empfclilen zu können, welchen Empfehlungen sich auch Dr. Kny, der schon längere Zeit mit derartigen Mikroskopen arbeitet, unbedingt anschlofs.

Hr. Gurlt sprach über die von dem Sanitäts-Rath Dr. Preufs gegebene Nachricht über ein in Schliewen bei Dirschau gebornes mifsgebildetes Kind. Er bemerkte, dafs der vorliegende Fall in sofern von andern ähnlichen früher beobachteten verschieden ist, dafs der Parasit deut- liche Bewegungen zeigt, während in den meisten anderen Fällen der Parasit sehr mangelhaft gebildet war.

Hr. Dönitz bemerkte im Anschlufs hieran, dafs Ge- schwülste in der Kreuzbeingegend entweder aus krankhaften Neubildungen bestehen, oder ein zweites Individuum dar- stellen, welches sich aus demselben Keime entwickelt hat. wie das andere Kind, in seiner Ausbildung aber hinter diesem zurückgeblieben ist. Im ersten Fall hat man es mit einer Krankheit eines einzigen Individuums, im zweiten mit einer Doppelmifsgeburt zu thun. Die Grenze zwischen beiden Arten von Sacralgeschwülsten kann in gegebenen Fällen nicht immer scharf gezogen werden, da in krank- haften Neubildungen sehr wohl Knochen, Zähne, Haare und dergleichen vorkommen können, so dafs, wenn sich solche Dinge in einer Sacralgeschwulst finden, man es nicht immer mit den Spuren eines zweiten Individuums zu thun hat. Verwechselungen nach dieser Richtung hin sind vielfach vorgekommen. Einzig in seiner Art würde der besprochene Fall sein, wenn in der That, wie der Bericht lautet, Kopf und Steifs und wohl auch ausgebildete Glied-

vom 16. Februar 186.9.

maafsen eines zweiten Kindes sich in der Geschwulst vor- finden sollten. Es würde dann der Parasit einen Grad der Ausbildung erreicht haben, wie er nur an freien, nicht in eine mit Haut bedeckte Geschwulstmasse eingeschlossenen Parasiten bisher beobachtet wurde. Die in Sacralgeschwül- sten enthaltenen Parasiten, welche in der Litteratur bekannt geworden sind, waren alle so mangelhaft gebildet, dafs sie nicht im Stande gewesen wären, eine selbständige Bewe- gung auszuführen, wie das von dem Dirschauer Fall berichtet wird. Aus diesem Grunde liegt es im Interesse der Wissenschaft, den Fall im Auge zu behalten, ohne indessen die Hoffnung zu hegen, dafs das in der Geschwulst vermuthete Kind sich weiter entwickeln und schliefslich zur Selbständigkeit gelangen werde. Ein solcher Ausgang dürfte als wissenschaftliche Unmöglichkeit zu bezeichnen sein.

Hr. Thaer sprach mit Rücksicht auf die Mittheilungen des Hrn. Schneider in der Sitzung vom 19. Janaar eben- falls über die Entwicklung der Echinodermen. Im Sommer 1850 hatte er im Auftrage von Johannes Müller und mit demselben zusammen in Triest Untersuchungen hier- über gemacht, besonders auch in Bezug auf die ersten Entwickelungsstadien von Echinus saxatilis. Nach dem damals geführten Tagebuch begann der Durchfurchungs- procefs durchschnittlich zwei Stunden nach der Einwirkung der Spermatozoen auf die Eier, und war beendet innerhalb dreier bis vier Stunden. Nach achtzehn Stunden waren die Eihäute abgefallen und der Embryo befand sich in lebhafter rotirender Bewegung. Nach vierundzwanzig Stun- den begannen die organischen Veränderungen desselben, Einstülpungen, Abtheilungen; nach siebenundzwanzig Stun- den traten die ersten Bildungen des Kalkscelettes auf, und nach achtundvierzig Stunden war in der Regel die Larve in ihrer eigenthümlichen Gestalt („Staffelei") entwickelt. Die fernere Fortbildung derselben geschah sehr langsam und war nicht mehr an den künstlich erzielten Exemplaren zu beobachten, da diese beiden vorhandenenen Einrichtun- gen nicht in genügender Zahl lebend im Zimmer erhalten werden konnten, sondern mufste an neuen Exemplaren aus dem Meere studirt werden, daher auch die Schwierig- keit der ferneren Beobachtung jener Entwickelung.

Hr. Otto Müller wird aufgefordert die Mittheilungen des Hrn. Dr. F ritsch, bezüglich mehrerer Objectivbe- stimmungen, zu ergänzen. Derselbe bedauert auf den Ge- genstand augenblicklich nicht näher eingehen zu können, da die betreffenden Messungen noch nicht zum Abschlufs gelangt seien; er verspricht indefs einen vollständigen Be- richt, sobald eine genügende Sicherheit der Resultate er- |

reicht sein würde. Vorläufig bemerkt er, dafs die Brenn- weiten nach der Formel f=p -i- berechnet seien, worin p die hintere Vereinigungsweite, d. h. den Abstand der Bildebene vom Objektiv oder genauer, von dessen zweiter Hauptebene, bezeichne, d dem linearen Durchmesser des Objectes, D demjenigen des Bildes gleich zu setzen sei. Der resultirende Werth von / entspreche sodann der Brenn- weite der aequivalenten Linse. Unter Fokalabstand wünsche er den Abstand des Hauptbrennpunktes von der untersten brechenden Fläche des Objectivs verstanden; derselbe käme mithin bei stärkeren Objektiven der Objekt- distanz nahezu gleich; bei schwächeren seien hingegen der letzteren relativ höhere Werthe zu substituiren. Die Ob- j ektivvergröfserungen seien anzunehmen als bezogen auf einen Abstand von 250 Mm.; die Gesammtver- gröfserung, welche stets mit demselben Okular erzielt wäre, müsse auf eine Entfernung der Projektionsebene von ebenfalls 250 Mm. und zwar vom Augenpunkt des Mikros- kops an gerechnet, bezogen werden; der Augenpunkt pflege in der Regel 4 6 Mm. über der letzten Fläche des Okulars zu liegen. Zur Bestimmung der Öffnungs winkel sei die Wenham'sche Methode in Anwendung gebracht, welche allerdings sehr hohe Werthe ergäbe, dagegen den Vor- theil gewähre, die Gröfse des wirklich nutzbaren Theiles der Öffnung zur Wahrnehmung zu bringen. Hinsichtlich des Unterscheidungsvermögens benutzte er die von Harting vorgeschlagene, von Naegeli weiter ausgeführte Methode, welche auf dem Satze beruhe, dafs das Unter- scheidungsvermögen in umgekehrtem Verhältnifs stehe zu dem Abstand paralleler, durch das Mikroskop beobachteter Linien , an der äufsersten Grenze der Sichtbarkeit. Die Bestimmung dieses Abstandes durch eine der mikrometri- schen Methoden, sei sodann der arithmetische Ausdruck für das Unterscheidungsvermögen. Auf dieses etwas complicirte Verfahren und dessen besondere Vorzüge gegenüber der Prüfung mittelst organischer Probeobjekte, solle in einer der nächsten Sitzungen näher eingegangen werden. Hr. Otto Müller schliefst mit der Bemerkung, dafs er sich bezüglich der Okularvergröfserung des Mikroskopes eben- falls eine Mittheilung vorbehalten, welche möglicherweise die gewöhnliche Berechnung der Gesammtvergröfserung des Mikroskopes beeinflussen dürfte.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Jahrbuch des naturhistorischen Landes-Museums von Kärn-

then. Heft 8. Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften.

November u. December 1868.

6

rom PI. Februar ih69.

Scharrath, gesunder Au/entlialt in geschlossenen Räumen durch Anwendung der Poren- Ventilation, nebst Anhang 1869.

A new form of permanent Magnet by Ferd. Paget.

Dr. Ilcrni. Schacht. Madeira und Teneriffa. 1864. Dieses und ;ille folgenden Bücher sind ein Geschenk des Ehren- Mitgliedes der Gesellscliiift Hr. Otto Müller.

, Le Microscope et son application speciale a l'etude de V Anatomie regetah. ISßö.

, das Mikroskop und seine Anwendung insbesondere für Pflanzen- Anatomie. 1864.

, Beiträge zur Anatomie u. Physiologie d. Gewächse. 1864.

, Grundrifs d. Anatomie u. Physiologie d. Gewächse. 1865.

, Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Gewächse. Bd. 1. 2. 1864.

, Die Prüfung der im Handel vorkommenden Gewebe durch das Mikroskop. 1864.

Dr. Joii. Hanstein, Untersuchungen über den Bau und die Entwiekelung der Baumrinde. 1864.

Dr. W. Schuhmacher, die Ernährung der lyianze 1864. , Erschöpfung und Ersatz bei dem Ackerbau. 1866. Dr. H. Schacht, der Baum, Studien über Bau und Leben

der höheren Gewächse. 1 864. Friedr. Gube, die Ergebnisse der Verdunstung und des

Niederscidages. 1864. n. W. Dove, Darstellung der Farbenlehre und optische

Studien. 1864. , Anwendung des Stereoskops, utn falsches von achtem

Papiergeld zu unterscheiden. 1 864. T. Schünemann, das Horizontal- Dyanometer und seine

Amcendung auf die Mechanik. 1864. A. de Bary, Untersuchungen über die Brandpilze und die

durch sie verursachten Krankheiten der /glänzen. 1864. R. Hoppe, Lehrbuch der Differentialrechnung und Eeihen-

theorie. 1865. Dr. F. Köhler, Lehrbuch der Chemie. 1864. Dr. Schulz-Fleeth, der rationelle Ackerbau. 1864.

Buchdnickerei der Königl. Akademie der Wi.ssenschaften (G. Vogt). Berlin, Uiiiversitätsstr. 8.

Si tzii n üs-B eri c li t

(li»r

Gesellschaft natiirforscliender Freunde

zu Berlin am l(i. März 18(i9.

Direktor: Herr Geheimer Mediciiwil-Rath Gurlt.

Hr. W. Peters theilte der Gesellschaft mit, dafs die naturwissenschaftlichen Sammlungen, welche Hr. Dr. Schimper in Abyssinien nach seiner Befreiung aus der Gefangenschaft geschenkt hat, in 22 LedercoUis vortrefflich erhalten, angelangt seien und berichtete über den zoologi- schen Theil, welcher aus folgenden Arten besteht.

1. Cercopitliecns griseorirldis Fr. Cur.

Tigre; Einh. Name: Woag CWak), lebt in kleinen Familien von 2 bis 12 Individuen auf Bäumen, geht aber auch als Dieb auf die Felder.

2. Cynocephalus hamadri/as L.

Tigre; Name: Hurwey, lebt in allen etwas beholz- ten Gebirgsgegenden von circa 1000 bis gegen 10,000 Ful's über dem Meere, in sehr grofser Gesellschaft , nie isolirt. Seine Nahrung bilden Baum-, Gras-u. Getreidefrüchte, Zwie- beln und Bollen; auch ein Rebhuhn oder eine gestohlene Ziege wird nicht von ihm verachtet. An sehr hohen Berg- gegenden trifft er zuweilen mit Macaciis dschellada (Thero- pithecus gelada Rüpp.) zusammen und liefert eine Schlacht, wobei er jedoch gewöhnlich den Kürzeren zieht, denn Dschellada ist behender und zahlreicher. 9000 Fufs ab- solute Höhe ist der Punkt, wo sich beide treffen.

Hurwey greift auch ungeachtet seiner gewöhnlichen Feigheit zuweilen isolirte Menschen an, zumal solche die er wehrlos sieht, wie Kinder und Weiber. Er ist als ein Dieb den Getreidefeldern gefährlich. Seine Truppe besteht aus 100 bis 400 Individuen, welche enggedrängt in Hohlen oder ähnlichen Felslocalitäten schläft. .S. Cynocephalus bahuin Desm. 4. Theropithecus gelada Rüpp eil.

Tigre. Name: Dschellada. Lebt auf den höchsten Bergen von 0000 bis 14000 Fufs über dem Meere in grofsen Truppen von einigen 100 bis 1000 Individuen. [1869.]

Nährt sich hauptsächlich von Bollen, Wurzeln und Gras- früchten, lebt nicht im Gehölz, schläft auf Felsen in kalter Region. Da er in Jemin in grofsen Horden haust, ist er dort für die Gerstenfelder ein gefährlicher Gast, stiehlt in wenigen Minuten ein unbewachtes Feld rein aus und schleppt seine Beute in Eile mit sich fort. In Tigre ist er selten, kommt nur in Urrhut und Nachbarschaft vor, auf Bergen, die alle höher als 9000 Fufs sich erbeben, Urahut ist 10,800 Fufs hoch. Von da an macht er flüch- tige Excursionen noch tieferen Orten, kommt aber Abends jedenfalls wieder auf einer Höhe von 8000 bis 9000 Fufs zurück.

5. Herpestes gracilis Rüpp eil.

Aus Hamfido, unter dem verschiedenen kleinen Thie- ren gemeinschaftlichen Namen Mutschutschiila.

6. Sciurus midlicolor Rüppell.

Lebt auf Bäumen im Morebb-Thal und dem unter- sten Theil der Ebene Hamedo. Daselbst erlegt.

7. Sciurus (Xeros) leucoumbrinus Rüppell.

Aus der Ebene Ham^do; heifst Mutschutsch illo.

8. Isomys abi/ssinicus Rüppell.

Feldratte von Hamedo. Ist ein sehr gefräfsiges Thier. Eine dieser Ratten frifst die andere auf. Aus einer Falle haben sie meine gefangene Rattenbeute abgefressen.

9. Lepus habessinus Ehrbg.

Tigre. Name Miädcb. Überall, aber nirgends häufig, von 4000 bis 8000 Fufs über dem Meere. Ge- sammelt bei Adon. Bei den Abyssiniern ist das Hasen- essen äufserst verpönt. Unter diesem Zigeunervolk sich befindend darf man öfl^entlich keine Hasen essen. 9. Antilope madoqva Rüppell.

Einh. Name Medons. Lebt einzeln und paarweise auf Bergen und in Thälern.

3

8

mm IC. März 180.9.

10. Antilope ITemprichii Ehrbg.

V'oii Ilamedo. Eiiili. Name An sc hu. Lebt gewöhn- lich paarweise von lUO bis 4000 Fufs über dem Meere.

11. Antilope montana Küppell.

Von Ilanirdo. Name: Gelbetu. Lebt in kleinen Truppen von 2 bis 10 Individuen in Ebenen und auf Berg- plateaus. Über 7000 Fufs absolute Höhe nicht bemerkt.

12. Oreotragus saltatricoides Rüppell.

Tigre. Name Sesslia. Lebt paarweise und in kUinen Familien auf Bergen von 2000 bis 10,000 Fufs Höhe, am häufigsten auf der Höhe von GOOO bis 8000 Fufs.

Das Fk'iseii ist sehr beliebt und wird roh als Brunto sehr gesucht. Auch wird es auf eigene Art gebraten. Man schneidet es in ganz kleine Stückchen, vermischt diese mit Butter, Salz und Pfeifer und bringt diese Masse auf eine gut erhitzte irdene Platte. Nach Verlauf einer Minute ist dann diese wirklich gute, zarte Speise bereit.

13. Phacochoerus aethiopicus Pall.

14. llijrar. Brucei Gray.

Tigre; Name Gähä. Anihara; Name Aschgogo.

Lebt zwischen Felsblöcken nahe an Bächen in gröf- serer Gesellschaft; nährt sich von Vegetabilien. Auf allen entsprechenden Bergen Abyssiniens. Über 8000 Fufs Höhe nicht bekannt.

Hr. O. Erdmann (heilte der Gesellschaft eine Er- klärung der paradoxen Bahnen der unter dem Namen Bumerang oder Keili bekannten Waffe mit, welche bisher ein mechanisches Problem geblieben waren. Die Erklä- rung gründet sich auf den Umstand, dafs die Bumerangs uufser iiirer hy[)erbolischen Krümmung noch eine andere besitzen, in Folge deren eine für eben gehaltene Fläche in Wirklichkeit eine windscliiefe, nahezu eine Schrauben- fläche ist. Der Widerstand der Luft gegen diese Fläche des rotirend fortschreitenden Instruments bewerkstelligt einen Druck auf die Rotationsaxe, mit welchem nach den Praecessionsgesetzen eine Nutation derselben verbunden ist. Hierdurch ergeben sich alle Bahnen, mögen sie auch nach der Art des Wurfs (d. h. der Gröfse der ertheilten Geschwindigkeiten, der Elevation und der Orientirung der Rotationsaxe) und der Eigenartigkeit des Instruments (Ge- wicht, Neigung und Breite der windschiefen Sckenkel) noch 80 verschieden sein, als nothwcndige Folge der An- ziehungskraft der Erde und der Wurfkraft.

Hr. Gustav Fritsch legte der Gesellschaft vergrös- eerte Papiercopien und Glaspositive nach den Originalne- gativeu der in Aden während der totalen Sonnenünsternifs gemachten Aufnahmen vor und machte auf die interessan- ten feineren Details aufmerksam. Nachdom die mittelst der Spectralanalyse ausgeführte wichtige Entdeckung mit

Recht die allgemeinste Anerkennung gefunden , sind die anderweitigen freilich nicht so in die Augen springenden Resultate wohl vielfach zu gering angeschlagen worden. Die Vergleichung der verschiedenen an demselben Orte gemachten Aufnahmen, sowie der an entfernteren Punkten gefertigten, ergiebt so interessante Abweichungen, dafs man dreist behaupten kann die Photographie wird für solche Beobachtungen immer ihren Platz behalten. In Überein- stinnnung mit der Theorie, dafs die Protuberanzen leuch- tende Gaskorper sind, gewissermafsen aufwirbelnde Flam- men, zeigen die Photographien Phasen derselben, welche selbst bereits in kürzeren Perioden deutliche Unterschiede ergeben. Abgesehen davon , dafs die grofse Protuberanz in Indien schon etwas in sich zusammengesunken beobachtet wurde, zeigen sich auch an den in Aden aufgenommenen Bildern merkwürdige Unterschiede, indem z. B. bei der zweiten Aufnahme in der grofsen Gruppe von Protube- ranzen drei deutlich sichtbare hellleuchtende Flecke auf- getaucht sind, die auf der ersten nicht erschienen. Aber auch andere Fragen drängen sich beim genauen Studium dieser Photographien auf, welche zu beantworten Saclie der Astronomen sein wird. Hierher gehört die Erklärung gewisser dunkler radiär gestellter Streifen, welche theils den Mondrand erreichen, theils nur bis in seine Nähe gehen, eines dunklen parallel mit dem Mondrande laufen- den Bogens, welcher durch die Protuberanzen unterbrochen wird, endlich warum die ganze bedeutende Gruppe von Protuberanzeu, welche im rechten unteren Quadranten (astronomisch gedacht) in Indien zur Erscheinung kam, in Aden nicht beobachtet wurde, während daselbst der linke untere Quadrant eine Kette von solchen zeigte die wiederum an ersterem Orte fehlte. So dürfte sich noch mancher interessante Punkt ergeben, auf welchen die Auf- merksamkeit gerichtet zu haben die Photographie sich als Verdienst anrechnen darf, während zugleich die Betrach- tung der mannigfachen thörichten Skizzen, welche über die Totalität erschienen sind, zeigt, dafs sie allein im Stande gewesen ist in den flüchtigen Augenblicken ein correctes Bild der Phaenomene zu fixiren.

Es wurde darauf noch eine Reihe landschaftlicher und anthropologischer Aufnahmen vorgezeigt, um der Gesell- schaft einen Einblick in die örtlichen Verhältnisse von Aden sowie das Aussehen seiner Bewohner zu geben.

Hr. Kunth sprach über die Entwickelung der Zoan- tharia rit/josa. Er wiefs zunächst nach, dafs das Wachs- thumsgesetz der lebenden Korallen nicht auf diese Ab- theilung anwendbar sei, dafs vielmehr die Z. rugosa einen sehr vollkommen bilateral-symmetrischen Bau habe. Derselbe ist zuweilen schon im Inneren des Kelches er- kennbar {AulacophjUum, Hallia); sehr deutlich wird er

vom 16. März 1869.

aber bei einer Reihe von kreiselförmigen Rugosen auf der Oberfläche des Stockes. Wir haben es hier ir.it 4 primären Septen und 4 primären Kammern zu thun. In jeder Kammer entsteht ein secundäres Septum, welches, dieselbe anfänglich ungefähr halbirend, sich sehr bald nach dem einen primären hinbiegt und parallel neben demselben hinläuft. Dadurch wird jede Kammer in 2 sehr ungleiche Theile getheilt; der kleinere Theil bleibt dann für immer ungetheilt; der grofsere dagegen entwickelt zahlreiche neue Septe nach demselben Gesetze wie die primäre Kammer: ein tertiäres Septum theilt nämlich den Raum anfangs wieder in 2 Hälften, biegt sich dann nach dem secundären um und läuft parallel neben ihm hin u. s. w. Daher sind in jeder Kammer die jüngeren Septe gegen das eine primäre fieder- förmig gestellt, während sie dem andern parallel laufen. Die Bilaleralität kommt nun dadurch zum Vorschein, dafs sich an einem primären Septum (Hauptseptum) auf beiden Seiten neue Septe fiederstellig entwickeln, während sie in den beiden andern Kammern mit dem gegenüberliegen- den Primär -Septum (Gegenseptum) parallel laufen. Sie stehen also an den beiden übrigen Primärsepten (Seiten- septen) auf einer Seite fiederstellig. Die früher zu den Funqiden gerechnete Gattung Palaeocijclus zeigt denselben Bau, gehört mithin zu den Rugosen. Ebenso zeigt Cal- ceola sandalina, dies bekannte immer zu den Brachtopoden gestellte Fossil, so bedeutende Analogie mit den Rugosen, dafs Redner in Übereinstimmung mit Lindström und anderen zu der Ansicht gekommen ist, sie trotz des Deckels anhangsweise zu den Rugosen zu stellen. Bei der vor- gerückten Zeit erwähnt Redner nur die Namen derer, die sich vor ihm mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, ohne speciell angeben zu können, was sie zur Auffindung des Gesetzes beigetragen; es sind: Steenstrup, Thoreil, Edwards und Haime, Ludwig, F.Römer und Lind- ström.

Hr. Hartmann legte der Gesellschaft einige die Gemmenentwicklung der Tuhularia Dumortieri van Ben. betreffende Zeichnungen vor und sprach über den Modus der Generation bei diesem interessanten Hijdroxoon. Der Vortragende machte auch auf den Bau der contraktilen Substanz bei den Geschlechtsknospen jenes Thieres auf- merksam, anknüpfend an einen von ihm in der Februar- sitzung gehaltenen ausführlicheren Vortrag.

Hr. Nitsche, als Gast anwesend, legte der Gesell- schaft Original -Exemplare von Cordtjlophora albicola vor, welche er der Güte des Herrn Senator Kirchenpauer verdankt und theilte mit, dafs dieser interessante Hydroid- polyp von diesem Herren nun auch an den Eibtonnen bei Blankenese, also in vollkommen süfsem Wasser, gefunden worden sei. Er zeigte ferner einige getrocknete. Thier-

stöcke vor, welche Hr. Magnus an Flolsholz in der Spree bei Berlin gefunden haben will und welche der Cordylo- phora sehr äimlich sehen. Da aber die Polypen an diesen Stöcken nicht mehr beobachtet werden können, läfst sich über ihre Zugehörigkeit zu dem Genus Cordylophora vor- läufig nichts Sicheres sagen.

Derselbe berichtete ferner über seine Untersuchungen des Baues von Pedicellina echinaia Sars. Er wies nach, dafs bei diesem bilateral -symmetrisch gebauten Thiere der After wirklich innerhalb des Tentakelkranzes liege, dafs das hufeisenförmige Gebilde, welches All man für einen Lophophor gehalten hat, nur eine Rinne mit Wimper-Epi- thel sei, von welcher zwar das Wimper -Epithel für die Innenfläche der Tentakeln ausgeht, dagegen nicht die Ten- takeln selbst, welche nicht zurückgezogen, sondern nur nach innen eingeschlagen und eingerollt werden können. Er zeigte ferner dafs die Tenlakelscheide und Retractoren fehlen; dafs die Leibeshöhle mit einer Art parenchymati- schen Gewebes ausgefüllt ist; dafs das Thier ein Zwitter, mit paarigen Hoden und Eierstöcken mit Ausführungsgang ist und eine Bruttasche besitzt, dafs es also von dem gewöhn- lichen Bryozoen- Typus bedeutend abweicht; er hält dasselbe nahe verwandt mit UrnateUa Leidy und Loxosoma Ke/erst. und schlug vor die von diesen drei Gattungen gebildete natürliche Gruppe mit dem Namen „Endoprocta" zu be- legen.

Derselbe zeigte ferner, dafs auch Biigula ftabellata, B. plumosa und Biceltaria ciliata Zwitter wären, dafs die Eier, aus welchen sich in den Ovicellen die Larven ent- wickeln, nicht in der Ovicelle, sondern innerhalb des Zo- oecium des Mutterthieres entständen und erst nach der Befruchtung in die Ovicellen übertreten. Er legte ferner Abbildungen der Larven der genannten drei Species vor.

Hr. Otto Müller wandte sich gegen die vielfach verbreitete Ansicht: es seien durch die Beleuchtung mi- kroskopischer Objekte mit möglichst aberrationsfreien Strahlen oft feinste Strukturverhältnisse sichtbar zu machen, welche in anderer Weise gar nicht oder doch minder deut- lich wahrgenommen werden können. Der Vortragende glaubt diese Ansicht als eine irrige bezeichnen zu dürfen und demonstrirt einen zum Beweise eigens konstruirten Kondensor. Derselbe besteht aus einer einfachen bicon- ve.xen Kronglaslinse, welcher zur Verkleinerung des Fo- kalabstandes in bestimmter Entfernung eine zweite, von schwächerer Krümmung zugefügt wurde. Der Fokalab- stand dieses .Systemes beträgt 1.5 2 Mm. Damit die durchtretenden Strahlen mit einem möglichst hohen Grad von Aberration behaftet seien, wurden die centralen Zonen vollständig abgeblendet, so dafs nur Randstrahlen zur Wirkung gelangten. Nach Einfügung dieses Kondensors

3*

10

vom IC. Mär: 1S69.

in den Gang der Beleuclitungsstrahlen und der richtigen Stellung zur Einstellungsebene, konnten die bekannten Sechs- ecke von Pleurosigma angvlatum bei centraler Spiegel- stellung, mit einem Objektiv-Systeme wahrgenommen wer- den, welches bei derselben Spiegelstellung vorher nicht die geringste Andeutung einer Streifung gezeigt hatte. Das Bild war dabei ein so vollkommenes, wie es nur durch gute Immersionssysterae zu entstehen pflegt, trotzdem das Stärkste Okular benutzt wurde. Die Ursachen dieser Er- scheinung sollen, der vorgerückten Zeit wegen, in einer anderen Sitzung besprochen werden. Der Vortragende schliefst, dafs Aplanatismus der Kondensatoren kein Er- fordernifs 2U ihrer Wirkung sei , dafs vielmehr einfache Linsea völlig genügen.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenonimen :

Knoblaucli, über den Durchgang der strahlenden Wtiriiie durch Si/lvin.

Weitenweber, Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften.

Zweiter Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft :u Chemnitz.

Annales del Museo ■publica de Buenos Aires. Entrega quinta.

Bulletin de V Academie imperiale des Sciences de St. Beters- burg. Tome XIII. 1. 2. 3.

Mimoires de V Academie imperiale des Sciences de St. Peters- burg. Tome XII. No. I. 2. 3.

Bui hdruckerei der KöiukI. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Universitütsstr. S.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft naturforschender Freunde

zu Berlin am 20. April 1869.

Direktor: Herr Präsident v. Strampff.

Hr. Gustav Fritsch legte der Gesellschaft ein Pracbtwerk, die „Crania britannica" von Barnard Davis vor und gab eine kurze Übersicht des Inhaltes.

Diese ergiebt, dafs der Titel sich nur auf das bezieht, was der Verfasser an die Spitze seiner ganzen Arbeit ge- stellt hat, und dafs das Buch in der That eine vollständige Ethnographie der britischen Inseln, sowohl vom historischen als vom anthropologischen Standpunkt betrachtet, in sich schliefst. Durch die Masse von litterarischen Notizen, welche die ersten Abschnitte begleiten, durch die ein- gehende Besprechung vieler allgemeiner Fragen wie Cra- niometrie, Difformitäten des Schädels bei Lebzeiten , Ge- staltsveränderungen desselben nach dem Tode, Divergens oder Constans der Charaktere einzelner Racen etc. , wird das Werk für jeden Anthropologen zu einer inhaltreichen und wichtigen Quelle.

Den zweiten Theil bildet die ausführliche sehr de- taillirte Beschreibung sämmtlicher bedeutender Gräberfunde der vereinigten Königreiche, soweit der Verfasser im Stande gewesen ist sich das betreffende Material zu ver- schaffen. Die Schädel , deren Masse in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt sind, wurden in der Weise abgebildet, dafs die Seitenansicht stets in Lebensgröfse als Lithographie eingefügt ist, die anderen Ansichten aber als Holzschnitte in ^ natürlich. Gr. dem Text eingedruckt sind. Aufserdera aber sind fast überall Skizzen der Grä- ber, Situationspläne der Gegend, sowie sauber ausgeführte Abbildungen der gefundenen Waffen, Gefäfse, Schmuck- sachen etc. beigegeben.

Der Vortragende schlofs mit der Bemerkung, wie sehr bedauerlich es wäre, dafs die reichen Funde unseres eige- nen Vaterlandes bisher so verstreut und vielfach verwüstet worden sind, wodurch viel unschätzbares und unersetzliches

[1869.]

Material verloren gegangen ist, und wie dringend man wünschen möchte, dafs auch bei uns Jemandem die Möglich- keit geboten würde, die betreffenden Gegenstände in ähn- licher Weise zu bearbeiten, wie es Davis für England ausgeführt hat.

Hr. Ascherson theilte im Anschlufs an die von Hrn. Prof. Peters in der vorhergehenden Sitzung gegebene Über- sicht des zoologischen Theiles der von dem seit 30 Jahren in Abessinien ansässigen Naturforscher W. Seh im per hierher gesandten Sammlungen mit, dafs der gröfste Theil derselben botanische Gegenstände umfasse, nämlich acht grofse Packete getrockneter Pflanzen, theilweise aus noch nicht in den früheren Sammlungen vertretenen Gebieten, aus der Provinz Begemder im südlichen Abe.ssinien stam- mend, alle ausgezeichnet präpariert und mit interessanten Bemerkungen über einheimische Namen, Benutzung etc. begleitet, und zehn Packete welche eine 118 Nummern umfassende Sammlung abessinischer Holzarten enthalten. Aufserdem befinden sich dabei einige Sämereien, die dem botanischen Garten übergeben worden sind.

Ferner berichtete derselbe , dafs heute die erste Na- turaliensendung von Dr. Schweinfurth, enthaltend dessen wissenschaftliche Ausbeute bei Alexandrien und auf der Reise von dort bis Chartum (letztere im Nov. 1S68 von dort abgegangen), aus fünf gröfseren und kleineren Kisten bestehend, eingegangen sei. Auch diese Sammlung enthält gröfstentheils getrocknete Pflanzen, aufserdem verschiedene Hölzer, Früchte, Sämereien, Fabrikate aus Pflanzenstoffen, osteologische Präparate sudanischer Hausthiere, ein sehr beschädigtes ausgestopftes Exemplar des 3Ibän -Affen aus dem Njamnjamlande, das erste welches von dieser anthro- pomorphen Art. deren von Dr. Schweinfurth auf seiner ersten Reise in Kairo angefertigte Zeichnung hier seiner

4

12

vom 20. April 1869.

Zeit vorgelegt wurde, nacli Europa gelangt ist, endlich einige Mineralien. Der genannte Afl'e, sowie Blätter der Draraeiia Ombet Kotschy et Pejr. aus dem Gebirge über Siiakin wurden vorgelegt.

Hr. Koch legte interessante llolzstüeke einer Eiche vor, wo auf dem Einen ein acht Zoll iiohes Z ziemlich tief eingeschnitten und mit Zinnober ausgestrichen war. Dieser Einschnitt war wahrsdieinlich zu Anfang dieses Jahrhunderts, vielleiclit noch früher, in einem einzeln stellenden starken Haume als Zeichen für die Theilnehmer der damals beliebten Parforce-. Jagden eingeschnitten wor- den. Man hatte dabei zu gleicher Zeit ohngefähr |- Fufs Fläclu^ninlialt Rinde weggenommen. Mit der Zeit wurde die Wimdfläche überwallt, ohne dal's jedoch die Überwallung mit dieser verwuchs. Das einen Zoll im Durchmesser ent- haltende Überwallungsstiick besafs ein g<'gen die äufsere Seite alliuälilig in regelrechte Jahresringe übergehendes, nach innen zu hingegen maseriges Ciefüge, während die Innenseite ein erhabenes Z, das genau in das vertiefte des ersten Stückes pafste, zeigte. Nach aufsen zu liefs das Überwallnngsstück aufserdem noch gegen 40 Jahresringe, wehhe sich darüber gelegt hatten, deutlich erkennen. Die Hälfte dieser Ringe war bereits Kernholz geworden. In- teressant erschien Ref. noch besonders, dafs an dem Innern Holzstücke mit dem eingeschnittenen Z |- Zoll Holz, Splint- holz geblieben war und sich wesentlich von dem übrigen Kernholz unterschied.

Weiter sprach Herr Koch über den Einflufs des Pfropfreises auf die Unterlage und umgekehrt, speciell über die .MTiglichkeit einer Kreuzung durch eine Propfung (also ungeschlechtlich), welche letztere Herr Professor Caspary in Königsberg während des Amsterdamer Kongresses im Jahre ISfi.i behauptet hatte, sich hauptsächlich auf den Cytisus .\dami berufend. Die Entstehung des letztern ist so dunkel, dafs sich jetzt gar nichts mehr sagen läfst. Der (iärtner Adam in Vitry bei Paris, wo er entstanden sein soll, hat nämlich verschiedene Aussagen gemacht, wenn auch die gegen Poiteau die wahrscheinlichere, aber keineswegs ganz sichere ist. Dennoch hat Adam Cytisus purpureus keineswegs auf Citisus Laburnum gepropft, son- dern er hat von ersterem nur ein Auge genommen und es in die Rinde von Cytisus Laburnum gesetzt. Er hat also geäugelt oder okulirt. Nach Adam ruhte das Auge eine Zeit lang; plötzlich bildeten sich aber auf dem Schildchen mehre Augen (eine Referenteni bei Leguminosen völlig un- bekannte Erscheinung), von denen eins austrieb und im Ausstlieu eine ganz andere Gestalt hatte. Das getriebene Reis (v(ui dem man übrigens keineswegs bestimmt wcifs, ob es wirklich auf der Rinde des Auges oder nicht viel- mehr auf der Rinde von Cytisus Laburnum entstanden ist).

wurde wegen seiner abweichenden Form abgeschnitten und als Propfreis auf eine Unterlage gebracht. In Blüthe hat Adam die Pflanze, welche seinen Namen führt, selbst nicht gesehen, auch waren die Mutterpflanzen bereits verkauft, als Poiteau den Garten besuchte, man weifs also gar nicht mit Sicherheit, ob die Adam'sche Pflanze und der Cytisus Adami dieselbe Pflanze ist. Nicht weniger dunkel ist die Geschichte der bekannten Orangen, wo Früchte zweierlei Arten resp. Formen zu einer Frucht vereinigt waren und von Prof. Nati in Florenz 1674 beschrieben sind. Die Origi- nalbildung, welche Ref. vorlegte ist nach Ref. zu schlecht, um ein Urtheil darüber zu geben. Nati behauptet, tiafs es ein durch Propfung entstandener Blendling sei. Was der Gärtner sagt, der den Orangenbaum erzogen, wider- spricht jedoch jeder Möglichkeit einer Kreuzung durch Propfung. Nach Ref. nmfs man übrigens Arten von For- men unterscheiden. 15ei unseren Flurblumen und Blüthen- sträuchern sind sogenannte Rückschläge gar keine Selten- heit und konnuen weilse und rothe Rosen, noch häutiger weifse und rothe Azaleen vor, ebenso wo beide Farben neben einander an einer und derselben Blüthe vorhanden sind. Auch bei den Früchten hat man dergleichen mehr- fach beobachtet z. B. bei der Weinrebe. Ref. legte die Abbildung eines sogenannten Janus-Apfels, den er ISüJl aus Würtemberg erhalten, vor, wo die eine Seite roth, die andere gelb war. In Süd -Frankreich hat man vor zwei Jahren Kalvillen beobachtet, auf der einen Seite weilser Winter-Kalvill, auf der anderen Ilimbeer- Apfel. Wahr- scheinlich entstehen dergleichen nahe verwandte Früchte, durch gegenseitige Befruchtung, wo zweierlei Bäume neben einander gestanden haben.- Herr Koch behauptet, dal's fremde Pollenschläuche auch einen Einflufs nicht allein auf den Embryo, auch auf Theile der Mutterpflanze aus- üben, und legte zu diesem Zwecke sogenannten bunten Mais. d. h. rothe und weifse Körner auf einem und dem- selben Kolben, oder weifse und rothgestriclielte Körner vor. Dieser bunte Mais entsteht, wenn man rothen und weifsen Mais neben einander säet, sehr häufig. Ref. hattt^ bereits vor mehreren Jahren auf diese Erscheinung in seiner Wochenschrift aufmerksam gemacht, ohne dafs man jedoch Rücksicht darauf nahm. Nun zweifelt auf einmal Niemand mehr daran.

Durch Professor Ilildebrandt in Freiburg hat die Lehre von der Möglichkeit einer Kreuzung durch Unterlage und Edelreis neue Nahrung erhalten. Er schnitt nändieh von zwei verschieden gefärbten Kartoffeln von der einen Knolle ein Auge (mit Fleisch) aus und setzte es in die künstlich gemachte und entsprechende Vertiefung einer anderen Knolle ein, wobei er dieser alle andern .\ugen vernichtete. Hier wuchs es rasch an und brachte Pflanzen

vom 20. April 1869.

13

zum Tlieil hervor, au denen verschieden gefärbte Kurtoffeln eiitstaudeu. Diftses sogenannte Pfropfen der Kartoffeln ist keineswegs neu und wurde, wie es scheint, zuerst von einem Schuhmacher bei Edinburg in Anwendung gebracht. Man verdankt auf diese Weise diesem Schuhmacher zwei ansgezeiehnete Kartoffel-Sorten, die noch in Schottland und England sehr beliebt sind.

Nach Referent ist diese Manipulation gar kein Pfropfen. Er bezweifelt, dafs (aufser Wasser) aus dem Knollen, wo man das mit Fleisch versehene Auge eingesetzt hatte, wirk- lich assimilirte Stoffe in diese junge Pflanze übergegangen sind. Das Fleisch des Auges selbst fault zeitig und aus der Basis des getriebenen Stengels kommen für die weitere P>nälirung Wurzeln hervor. Das Auge hätte, in die Erde gebracht, unter Umständen ohne jede Unterlage ebenfalls austreiben können. Es kann hier von einem Pfropfen demnach eben so wenig die Rede sein, als beim soge-

nannten Pfropfen (der Gärtner) der holzigen Paeonia MuntuH auf die Knollen der /'. albißora (japonica).

Schliefslich machte Herr Koch darauf aufmerksam, dafs gewaltsame Eingriffe auf das Innere einer Pflanze, dahin gehört auch das Eindringen eines durchaus fremden Pollenschlauches in die Eihöhle und Innern Raum auf die Entwickelung des Embryo's oft Veranlassungen zu Formen -Veränderungen geben. Eigene Praxis, so wie Beobachtungen intelligenter Gärtner haben dieses wenig- stens gezeigt. Eine grofse Menge der sogenannten Hybri- den der Gärtner scheinen dem Ref. nichts weiter als For- men, welche auf die ebengezeigte Weise entstanden sind.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen : Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften. Januar 1869.

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (6. Vogt). Berlin, Universitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft natiirforsehender Freunde

zu Berlin

am 18. Mai 1869.

Direktor: Herr Präsident v. Strampff.

Hr. Sadebeck theilte mit, dafs aucli für das Königl. mineralogische Museum der Universität circa 84 Gestein- stücke als Geschenk des Hrn. W. Schimper eingegangen sind. Begleitet sind dieselben von geognostischen Profilen und einer sehr speciellen Karte. Letztere umfafst ein Gebiet von 9 Gehstunden im Quadrat und zeigt die Um- gebungen von Axum und Adoa mit Einschlufs des Berges Semayota. Redner beabsichtigt eine spätere Veröifentlichung der gewonnenen Resultate und gab del'shalb nur die allge- meinsten Daten. Das vorliegende Gebiet des südlichen Tigre hat als Grundlage Granit (Granitit G. Rose), über welchem sich die crystallinischen Schiefer ausbreiten, Gneufs, Glim- merschiefer, Talkschiefer, Chloritschiefer, Hornblendeschiefer etc. Durchstrichen sind dieselben vielfach durch Eruptivge- steine, Granit, Porphyr, Grünsteine. Aus diesen Gesteinen bestehen daher immer die höchsten Kuppen. Der Porphyr hat sich auch Deckenartig ausgebreitet und grofse Plateaus gebildet. Dieselben haben den Namen „rothe Plateaus" und wurden von Steudner für vulkanisch gehalten. Petrogra- phisch sind es feste Thonsteine und Thoneisenstein-Breccien, die Redner für verwitterten Porphyr und Porphyrbreccien hält. Mit vulkanischen Produkten haben dieselben durchaus keine Ähnlichkeit.

Hr. G. Fritsch sprach über mikroskopische Photographie unter Vorlage selbstgefertigter Proben. Er wies mittelst der- selben nach, dafs die photographische Darstellung in manchen Punkten bedeutende Vortheile vor der noch so geschickt aus- geführten Zeichnung besitzt, wenn auch die letztere, wegen der Möglichkeit nach Bedürfnifs zu schematisiren, reinere und klarere Bilder geben mag; man darf dabei aber nicht vergessen, dafs man es dann eben mit schematischen Dar- stellungen zu thun hat, wobei die gröfsere oder geringere Einsicht des Zeichners die Richtigkeit bedingt.

[1S69.]

Die Photographie dagegen liefert die positive Grund- lage, das Thatsächliche des Bildes und würde also auch neben der schematischen Zeichnung immer ihre Bedeutung behalten. Aufserdem aber sind viele Details so fein und zierlich, dafs selbst der geschickteste Zeichner nur schwer damit zu Stande kommt, wie die vielfach existirenden schlechten Abbildungen schwieriger Objekte (Diatomeen etc.) beweisen; oder die Details sind wohl darstellbar, aber so reich und mannigfaltig, dafs auch die gröfste Aus- dauer daran verzweifeln möchte, und doch ist das Ensemble nöthig um den Habitus zu erhalten (Krystallgruppen ver- schiedener Art etc.); ferner ist es unmöglich was die Photographie mit äufserster Trgue leitet durch Hand- zeichnung eine bestimmte Lichlwirkung im Objekt correct zu fixiren, da sich dieselbe sowohl durch das Bewegen der Mikronieterschraube vne durch die während des Zeich- nens vor sich gehende allgemeine Veränderung des Lichtes für das Auge nicht gleich bleibt. Endlicli ist man durch die photographische Darstellung in den Stand gesetzt einer gröfseren Anzahl von Personen in kürzester Zeit manche Feinheiten schwieriger Präparate zu demonstriren, die wegen Mangel an Vertrautheit mit dem Mikroskop oder wegen Ungunst der Verhältnisse dem Betreffenden im Instrument selbst zu sehen unmöglich ist; auch können so beweisende Darstellungen von vergänglichen Präparaten ge- wonnen werden, wie sie die Zeichnung selbstverständlich nicht geben kann.

Durch das in neuster Zeit erfundene Abdrucken photographischer Negative lassen sich jetzt unvergäng- liche Copien von beliebiger Anzahl in sehr kurzer Zeit anfertigen, worüber einige in der Staatsdruckerei nach Photographien des Vortragenden ausgeführte Proben vor- gelegt wurden.

5

16

vom 10. Mai 1869.

Ein besonderes Gebiet der mikroskopischen Photo- graphie ist die Herstellung von Stereoskopen nach dem Mikroskop. Dieser Zweig der Technik ist wenig ausge- bildet und dif rjcwonnenen Resultate befriedigen noch nicht, obgleich der Vortragende sich für überzeugt hält, dafs gerade in dieser Richtung bedeutende Resultate zu er- warten sind. Er zeigt der Geseliscliaft einen kleinen Apparat zur Anfertigung solclier Stereoskopen voi-, der nach eigenen Angaben von 0 und lach ausgeführt ist, dessen Grundgedanke sich aber als nicht neu herausge- stellt hat, da etwas Ähnliches gleichzeitig unter dem Namen: stereoskopische Wippe, von Benecke '") einem französischen Erfinder naclibeschricben worden ist, wenn auch die Construction dieser wesentlich unvollkommener als der vorgelegte Apparat genannt werden mufs.

Durch mehrere mittelst desselben gewonnene Bilder wurde seine Brauchbarkeit, sowie die Lösbarkeit des Problemes überhaupt dargethan, zugleich aber auch ein Einblick gewährt in die vorliegenden, sehr bedeutenden Schwierigkeiten.

Hr. Reichert legte Embryonen einer achtfüfsigen Cephalopode aus dem adriatischen Meere zur Ansicht vor und knüpfte daran Bemerkungen über die Verwendung fötaler Zustände und embryologischer Erscheinungen zu Unterscheidungsmerkmalen von Arten, sowie von kleineren oder gröfseren Thier- Abtheilungen. Obgleich bei Fest- stellung der systematischen Unterscheidungsmerkmale in erster Linie die ausgebildete Form des Thieres zu be- achten sei, so mache sich das individuelle (Gepräge selbst der Arten auch in den eijibryologischen Zuständen und in der Eiform geltend, so dafs die Verwerthung der letzteren bei der Systematik wohl gerechtfertigt sei, wenn sie sich nicht in den Vordergrund dränge und vornehmlich zur Er- läuterung reifer Zustände diene. Diesen Anforderungen entsprechen die bisherigen Versuche in den seltenern Fällen. Zur Erläuterung wurde auf die Eintheilung der Säugethiere in „piacentare" und aplacentare" hingewiesen. Sodann ging der Vortragende auf die Eintheilung der Thiere nach der sogenannten Entwickelung des Geschöpfes .,w una parte" von einem Urtheile aus. und „ex omnibus partibus" d. h. im ganzen Umfange des künftigen Leibes ein; jenes solle bei niederen Thieren, dieses bei höheren wirbellosen undWirbelthieren stattfinden. Bei Aristoteles undHarvey ist diese Auffassung aus Unkenntnifs von Eiern mit und ohne Nahrungsdotter entstanden. In neuerer Zeit wurden für diese Vorstellung in nicht richtiger Weise Entwickelungserschei- nungen ausgelegt, die sich auf die Bildung von Hohlkör-

') Benecke: Die Fhotograpliie als Hülfsuiittel mikroskopi- scher Forschung p. 82.

perfornien des thierischen Leibes und seiner Hauptorgano aus dem befruchteten Ei beziehen. Bei den niedrigsten wir- bellosen Thieren konnte der betreffende Vorgang noch nicht genau verfolgt werden. Aber man kennt ganz genau die Entstehung des einfachsten thierischen Hohlkörpers bei der Bildung der sogenannten Keimblase, des bläschenförmigen Enibryonalzustandes höherer Thiere. Derselbe entsteht be- kanutlicli unter \'erniittelung der epithelialen Umhüllungs- haut von einer scheibenförmigen Anlage aus, die durch Wucherung der Zellen an den Rändern weiter wächst und beim Übergang in die Bläschenform den Rest des Bildungs- dotters, den etwa vorhandenen Nahrungsdotter und Abson- derungsprodukte in ihren Hohlraum aufninnnt. Die Bildung dieser einfachsten thierischen Hohlkörperform erfolgt hier- nach, so zu sagen, ex una parte. Bei allen Thieren mit bilateral- symmetrischer Construction des Leibeswandor- ganes (Articulata Cuv., Mollusken, Wirbelthiere) wird die Hohlform gleichfalls durch das Auswachsen der Aufsen- ränder einer ersten Anlage gebildet, nur mit dem Unter- schiede, dafs die ursprüngliche Anlage durch bilaterale Keimspaltung zweihälftig wird, und dafs nunmehr eine primäre Commissurlinie in der Richtung der Keimspaltung und secundäre Commissurlinien an den Vereinigungsstellen der beiden auswachsenden Ränder aufzunehmen sind. Bei den Articulaten und Mollusken liegt die primäre Commis- surlinie am Bauche, die secundäre am Rücken, bei den Cephalopoden in der Scheitelregion des Mantels. Bei Wirbelthieren zieht die primäre Commissurlinie in der Gegend der Wirbelsäule. Aufserdem giebt es hier zwei secundäre Commissurlinien, von welchen die eine am Bauche, die zweite am Rücken ihre Lage hat.

Hr. Dönitz sprach über die Morphologie des Horn- schnabels der Vögel und legte darauf bezügliche makros- kopische und mikroskopische Präparate vor. Als Epithelial- bildung ist der aus Hörn bestehende Antheil des Vogel- schnabels eine Function der Matrix desselben. Es fragt sich aber, in welcher Weise die Matrix sich am Aufbau des Schnabels betheiligt, ob sie selbst theilweise mit ab- stirbt, wie dies beim Haar und den Federn der Fall ist, oder ob sie, wie beim Nagel, das Hörn nur von ihrer Oberfläche absondert, ohne dabei abzusterben. Da beides am Vogelschnabel in verschiedener Ausdehnung vorkommt, so entsteht dadurch die grofse Manchfaltigkeit in der Form dieses Gebildes. Ein lehrreiches Beispiel liefert der Papagei. Hier ist der scharfe Rand des Ober- und Unter- sehnabels mit Papillen besetzt, welche, an Gröfse zuneh- mend, bis zur Spitze reichen. Ihre relative Länge unter einander bedingt das Vorhandensein eines Hakens oder Einschnittes. Eine andere Reihe von meist ziemlich grolsen Papillen zieht quer über die Mundfläche des Oberschnabels.

vom 19. Mai IRGO.

17

Alle diese Papillen sterben an ihrer Fläche ab und liefern somit direkt Material zum Aufbau des Hernes. Bei Sittace- Arten (Araras) ist es die Spitze selbst, welche diese Funktion übernimmt, da hier keine Randpapillen vorhanden sind. * Man überzeugt sich leicht von diesem Verhalten durch Quer- und Längsschnitte. Ein Transver- salschnitt zeigt ganz das Bild eines Querschnittes von Fischbein: concentrisch angeordnete Epithelzellen rings um die Papillen. Die quer über die Kaufläche herüberlau- fenden Papillen des Oberschnabels können in einfacher Reihe stehen, wie bei Pionias melanocephalus. Bei Pionias cijanogaster liegen noch einzelne Papillen aufserhalb der Reihe und vermitteln dadurch den Übergang zu derjenigen Anordnung, bei welcher ein Querband unregelmäfsig zer- streuter Papillen auftritt, wie bei Flatycercus Barrabandi und Chrysotis farinosus. Noch breiter wird das Band bei Pionias senegalus und Eclectus grandis. Bei Domiceila atricapilla tritt es unter der Form eines breiten dreieckigen Fleckes auf, und bei Microglossus aterimus ziehen die Pa- pillen, kleiner werdend, bis an die Schnabelspitze über das mit Feilkerben besetzte Feld hinweg. Ob diese Un- terschiede für die Diagnose verwendbar sind, müssen aus- gedehntere Untersuchungen lehren. Andere Papillen, welche nicht absterben, besetzen den Schnabel von Sumpf- vögeln, z. B. Gallinago scolopacina, Gallinago gallinula und Liinosa melanura. Solche Papillen bildet Leydig unter der Form von Cylinderzellen bei Scolopax rusticola ab, wobei zu bemerken, dafs nach der Ansicht des Vortragenden bis jetzt noch kein verhornendes Epithel bekannt geworden ist, dessen unterste Schicht aus Cylinderzellen bestände. Wo am Vogelschnabel keine Papillen vorhanden sind, da wird das Hörn einfach von der Fläche abgesondert, wie an dem vor der Lunula gelegenen Theil des menschlichen Nagels. Hin und wieder ziehen über die glatte Fläche der Matri.x schwache Leisten, welche dann Veranlassung zu solchen Oberflächenbildungen geben, wie sie am Papagei- schnabel als Feilkerben bekannt sind. Diese Feilkerben kommen häufiger vor, als man bisher angenommen hat; so fand sie der Vortragende bei Domicella atricapilla, ob- gleich von diesem, zu den Trichoglossen gehörigen Genus ausdrücklich angegeben wird, dafs es keine Feilkerben be- sitzt. — Das Wachsthum der Hornbekleidung des Papageien- schnabels ist sonach ein ziemlich complicirtes. In den hinte- ren Partieen findet sich Absonderung von glatten Flächen, welche an der Mundseite mit Leisten besetzt sind; in der vorderen Absonderung des Hornes von absterbenden Pa- pillen. — Diese wie anderweitige zootomische Untersuchun- gen hat Herr Dr. A. E. Brehm durch unentgeldliche Über- lassung von Thieren, die im hiesigen Aquarium zu Grunde gegangen waren, in liberalster Weise unterstützt.

Derselbe legte die Schlundzähnc von Leucaspius delinea- tus vor, einem Fisch, welcher neuerdings in den Teichen von Wilmersdorf bei Berlin in grofser Menge aufgefunden wurde.

Hr. Ehrenberg sprach über die von Dr. H. Hagen, welcher von Königsberg nach Cambridge. Vereinigte Staaten, in feste Stellung übergesiedelt ist, ihm zur Publikation mit- getheilten Nachrichten, die von demselben verglichenen mi- kroskopischen Instrumente von Nord -Amerika betreffend. Die. hierauf bezügliche, von H. zum Vortrag bestimmte Stelle lautet: „Die Haupt-Mikroskop Verfertiger sind Tolles in Boston, Wales in New-Yersey und Zehntmeier in Philadelphia. Tolles, früher mit Spencer vereint (der nicht mehr producirt) und seine rechte Hand, ist von einer Gesellschaft Boston Optica! Association " engagirt und nach Boston übergesiedelt.

„Für ein grofses Instrument ist der Preis 500 Doli, und mehr (jedes Stück dazu wird wie in England beson- ders bezahlt). Jetzt liefert er sogenannte Students-Instru- mente für 65 Dollar. Über Wales Produktivität habe ich kein Urtheil, da ich nur ein Objectiv gesehen habe; von Zehntmeier habe ich nur ein Instrument mit einem Ob- jectiv von Tolles gesehen. Herr Clark in Cambridge, \ ein Optiker von Bedeutung, der die grofsen astronomischen Instrumente für die Sternwarte von Cambridge und Chicago geliefert hat man behauptet mit den gröfsten Linsen der Welt 18" Diam. hat auch Mikroskope geliefert. Ich habe nur ein älteres gesehen, von untergeordnetem Werthe.

Von Tolles habe ich sogenannte Firstclass- Instru- mente gesehen: Ein 7 Jahr altes, ein etwa 2 Jahr altes (sogenanntes umgekehrtes Mikroskop) zu enibryologischen Studien (ähnlich wie das bei Harting abgebildete), ferner zwei grofse im letzten Jahre gefertigte, eines für die Coast Survey und eines dem Direktor der optischen Gesellschaft gehörig, der mir mit zuvorkommender Freundlichkeit eine LTntersuchung gestattete, ferner ein etwas älteres Instru- ment und zwei oder drei Student-Instrumente. Ich schicke voraus, dafs die Mehrzahl der Arbeiter sich mit Diatomeen beschäftigen und dazu auch bestimmte Eigenthümlich- keiten der Instrumente verlangen. Ich mag dabei nicht unerwähnt lassen, dafs die von Hrn. Bicknell angefer- tigten Präparate musterhaft sind. Überdies ist die Mehr- zahl der Mitglieder der mikroskopischen .Sektion aus Ge- schäftsleuten bestehend, die nur Abends arbeiten können und defshalb Gaslicht in trefflich construirten Lampen be- nutzen. Der Präses der Sektion, ein Ophthalmolog von vorragender Bedeutung, Dr. Jeffries hat eine Verbesse- rung in der Construktion des Brenners getroffen, die aus- gezeichnet genannt werden kann.

5*

18

vum IS. Mai IHGO.

Dip nieolianische Metallaibeit der Iiistniiiieiitf ist gut, die Form der grofsen Instrumente ganz aligcnu'in die der Instrumente von Smith u. Beck (Harling IMS'J p. 754). Ich gestelie offen, dal's mir dieser fberlluls an Metall stets lästig und störend bei Kofs und allen englischen Instru- menten gewesen ist. Die kleinen Hartnacks stehen genau so fest, und die mechanischen Unbequendiciikpiten der grofsen Instrumente werden hier beim Gebrauch durch Drehstühle ausgeglichen. Die Mikrometerschraube (wie bei Smith u. Beck) auf einen Hebel wirkend, der das Objectiv in eigener Röhre vorschiebt, hat bei starken Ver- grösserungen entschieden die Nachtheile, die sich eben von der Hebel Wirkung nicht trennen lassen, ein ungleiches schiefes Vorgehen. Die Stelltische werden theils um ihre Achse, theils durch zwei auf denselben befindliche Schrau- ben vor und seitwärts bewegt, entschieden mit zu schwerer Bewegung. Blenden und Diaphragmen habe ich merkwür- diger Weise noch bei keinem Instrumente von Tolles getroffen. Das Loch im Tische ist über Zoll Diameter und auch zur Einfügung von Blenden nicht eingerichtet. Natürlich leidet die Stärke der Instrumente bei solcher Anwendung augenfällig, und ich habe bei einem starken Objectiv (^ Zoll Distanz) die äufseren Linien der Nobert- schen Platte bogenförmig nach aufsen gekrümmt gesehen, was bei einem engen Diaphragma gewifs fort gefallen .^Yäre. Unter dem Tische wird in besonderem Apparat ein sogenannter Amplifier eingefügt und sollen auch im selben Apparat Diaphragmen eingesetzt werden. Bisher habe ich aber stets gesehen, dafs man diesen Apparat sorgsam entfernt hat, um durch den Spiegel und besonders auf Füfsen stehenden, anderen Spiegeln so viel Licht als möo-lich in das grofse Loch des Tisches zu fördern.

Was nun die optischen Mittel betrifft, so werden zu- vörderst starke Oculare benutzt. Gewöhnlich wird Tolles Ocular B. mit 10 mal. Vergr. angewendet, die Stärke des schwächern A. kenne ich nicht, jedenfalls wird sie Hart- nack Nr. 2 oder 3 gleichkommen. An Objectiven verfer- tigt Tolles solche mit 2 Zoll Distanz, 1^, 1, ■^, ^, \, \, ^^ ^. Von stärkeren habe ich nicht gehört, doch besitzt Agassiz Sohn ein ^g- von Spencer (aber wohl auch von Tolles gearbeitet). Das Licht ist rein, weifs und angenelun, durchaus in der Art wie die besten Schiecks. Wozu man Objective mit 2 Zoll Distanz braucht, ist mir unklar, da in solchem Falle ein guter Simplex bequemer ist. Sie werden vorzugsweise angewendet, um lebende Sachen in sehr gut gearbeiteten Glastroegen zu unter- suchen. Die Objective mit 1", J", J" habe ich genau un- tersucht (bei einem älteren Instrumente). Sie sind gut, aber durchaus nicht mehr leistend als die europäischen. ^" stand etwa mit Ilartnack Nr. 7 ,!" auf gleicher Stufe

und zeigt in Pleurosigma signatnni nichts von den schrä- gen Systemen.

Herr Stiuldcr, der Agent der Gesellschaft, hat im vorigen Jahre eine Mittiieilung gemacht (die Sie in den Boston. I'roceed. und in den Lond. microsc. Journ. abge- druckt finden) dafs er, Herr Tolles und Greenleaf, der Direktor der Gesellschaft, mit Tolles \" die Nobertschen 19 Gruppen sämmtlich aufgelöst habe. Herr Greenleaf war so freundlich mir die Untersuchung derselben Instru- mente zu gestatten. Ich konnte beim besten Willen damit nur die 12te Gruppe auflösen, sah Lienien in den folgen- den mehr oder minder undeutlich; die 18te Gruppe sah ich gar nicht mehr. Ein Objectiv Hartnack Nr. 12 ^", das ich hier sah, liefs decidirt alle mir gezeigten amerik. Objective weit hinter sich. Herr Woodward in Washington beim Surgeon General Office (Curtis ist sein Assistent) hatte denn auch gleich die Beobachtung Stod- ders angezweifelt. Sie finden seinen Bericht gleichfalls Lond. niicrosc. Journ. 1868. Wo od ward war es bis dahin nur gelungen, die löte Gruppe von Nobert aufzu- lösen und photographisch darzustellen

Es ist ihm erst jetzt gelungen, die 4 letzten Gruppen mit einem Objectiv von Bowel und Lealand -^" auf- zulösen und photographisch darzustellen. Er hat sie An- fangs April bei der Sitzung der Akademie in Washington vorgelegt und Prof. Gibbes und Agassiz Sohn ver- sicheren, die Photographien gesehen zu haben und lie- haupten, die Auflösung sei so gelungen, wie früher für die 15 ersten Gruppen. Meines Wissens ist bis jetzt in Europa die Auflösung der drei letzten Gruppen noch nicht gelungen, und ich beeile mich daher Ihnen diesen wissen- schaftlichen Fortschritt mitzutheilen.

Alle amerikanischen Instrumente haben die in England eingeführte Schraube und sind daher bequem mit den Ob- jectiven der verschiedenen Künstler zu benutzen. Bei einigen Instrumenten können die Objective mit einer Art Bajonet-Verschlufs eingesetzt werden, was mir bequem schien. Das Instrument von Zehnt meier hatte einen mir neuen Stelltisch mit bequemer sicherer Bewegung. Es war auf den Stelltisch eine Glasplatte einfach mit einer Klemm- feder befestigt, und erlaubte eine sehr sichere und sanfte Einstellung.

Soll ich mein Urtheil über amerikanische Instrumente resumiren, so geht es dahin: dafs sie in keiner Weise mehr leisten als europäische. Ganz abgesehen von meinem per- sönlichen Urtheil. geht dies schon daraus hervor, dafs nichts publicirt ist bis zu diesem Augenblicke, was nicht auch Europäische Instrumente geleistet hätten. Der neueste Fortschritt Woodward s ist auch mit einem englischen Objective gemacht. Irgend eine besondere Eigenthümlichkeit

vom 18. Mai JMGff.

19

oder einen Vorzug der Construktion kenne ich nicht, mit Ausnahme der Gröl'se des ÖtFnungswinkels, in welchem Tolles und Spencer weiter gegangen sind als die Euro- päer. Tolles soll ^V" mit 175^" Öffnungswinkel gefertigt haben. Dafs dabei aber die Correktion der sphärischen Aberration leidet, beweist meine angeführte Beobachtung der Krümmung der Aufsen-Grupperi auf Noberts Platte. Alle starken Objective sind Iraniersions- Linsen. Es sind die hie- sigen Instrumente zweifellos gut gearbeitet und namentlich ist Herr Tolles ein vorragender Künstler, aber er wie alle Optiker stehen gegenwärtig nahe vor der Wand, die die Wissenschaft noch nicht zu überspringen erlaubt hat. Die guten Instrumente aller Länder, die ich gesehen, stehen in bestimmter Hinsicht sich in ihrer Leistungsfähigkeit für penetrirende Kraft fast gleich. Es ist aber zweifellos dieses Streben, die penetrirende Kraft weiter und weiter zu treiben, nicht oder noch nicht vereinbar mit einer gleichen Stufe der begränzenden Kraft und letztere ist für den Arbeiter, der das Mikroskop eben zu andern Zwecken braucht als Nobertsche Gruppen zu lösen, oft ebenso wichtig, oft sogar wichtiger. Letztere Kraft ist ja die, durch welche Schieck sich stets ausgezeichnet hat, und ich habe mich gefreut mein altes Instrument mit Hartnacks Nr. 7 Strich halten zu sehen. Die Anwendung der grofsen schweren Instru- mente, die im Sitzen nur bei Schieflegung des Instruments zu arbeiten erlauben, ist für jeden der nicht blos trockene Präparate untersucht, ein Hemmschuh. Die Anwendung zu starker Oculare und vorzugsweise die Nichtanwendung der Blenden ist gewifs ein Fehler.

Vergleicht man nun überdies die Preise, so stellt sich, selbst wenn man die jetzige Theuerung und die hohen Preise hier in Betracht zieht, dafs Verhäitnifs für Amerika sehr ungünstig. Mein Hartnack für 104 Thlr. (390 Francs) leistet genau so viel als alle hiesigen Instrumente für 500 Dollar und mehr. Da anerkannt die Wohifeilheit der In- strumente der mächtigste Hebel für ihren Gebrauch und ihre Verbreitung ist, so ist dies Hindernifs hier unüber- windlich. Die Students Mikroskope für 65 Dollar leisten entschieden nicht mehr als diejenigen, die in Europa für die Hälfte dieses Preises zu haben sind, doch sind sie ein unleugbarer Fortschritt. Der Arzt und Anatom, der zu seinen Zwecken das Mikroskop braucht, wird sicher die bequemen Europäischen vorziehen, und ich war deshalb auch nicht verwundert in den Händen des Prof. der pa- tholog. Anatomie einen Oberhäuser zu sehen.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen : Verhandlungen des naturfor. Vereins in Brunn. Bd. VI. 1867. Bulletins de VAcademie royale de Belgique. Bruxelles 1868. 37"'« annee, 2"» Serie. Tome XXV. XXVI. Annuaire de VAcademie royale de Belgique. Bruxelles 1869. Jahreshefte des naturwissensch. Vereins für das Fürstenth.

Lüneburg III. 1867. Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Februar 1869. Recherches sur les figures d'Equilibre d\me masse liquide

Sans pesanteur par I. Plateau. 9. 10. 11 et demiere Serie.

Bruxelles 1868. (T. XXXVII. d. Mem. d. VAcad. Roy.

d. Belg.)

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (6. \'ogt). Berlin, Universitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft natm-forschender Freunde

zu Berlin am 15. Juni 1869.

Direktor: Herr Präsident v. Strampff.

Hr. Ehrenberg übergab seinen in den Monatsberich- ten der Akademie vom März d. J. gedruckten Vortrag über die organischen Einflüsse in Melaphyr von Dr. Jenzsch und die von der ersten deutschen Nordfahrt des Kapitain Koldewey mitgebrachten Materialien des mächtigen klein- sten Lebens in den höchsten erreichten nordischen Breiten und erläuterte dieselben.

Hr. von Märten s sprach über die Deckel der Schneckengattungen Neritina, Nerita und Navicella, ins- besondere deren Werth für die Systematik, unter Vor- zeigung ostasiatischer Exemplare. Die Gattung Neritina wurde durch La mark von iVerito L. abgetrennt, zunächst um sie als Süfswasserthiere von den Meerthieren getrennt zu halten, aber wesentliche Abweichungen in den Weich- theilen, die er voraussetzen zu dürfen glaubte, haben sich bei Untersuchungen der lebenden Thiere nicht gefunden*) und die Unterschiede in den Schalen, welche er hervor- gehoben, sind nach beiden Seiten hin einzelnen Ausnahmen unterworfen. Deshayes und Recluz haben daher beide Gattungen wieder vereinigt. Rofsmäfsler glaubte einen scharfen Unterschied zwischen beiden Gattungen darin zu finden, dafs bei den wirklichen Süfswasser-Neritinen nur Ein Fortsatz (Apophjse) am Deckel vorhanden, da- gegen zwei bei den marinen Neriten und bei einigen von Lamarck zu Neritina gestellten Arten, welche seitdem als Bewohner des Meeres oder doch des Brackwassers sich herausgestellt hatten und demnach zu Nerita zurückge- bracht werden müfsten, so namentlich N. viridis L. und pupa L. (Zeitschrift für Malakozoologie 1850 und Ikono- graphie Band HI). Dem Vortragenden war schon wäh- rend seines Aufenthaltes in Niederländisch -Indien aufge- fallen, dafs von den Artengruppen, welche zuerst Menke {synops. moth. 1830), später und ausführlicher namentlich

*) Vgl. übrigens Clapar'ede in MüUer's Archiv 1857 S. 243. [1869.]

Recluz (Journal de Conehyliologie I. 1850) innerhalb der Neritinen aufgestellt, die einen ausschliefslich in süfsem fliefsenden Wasser leben, andere hauptsächlich in Brack- wasser, wie Flufsmündungen und Strandseen. Die Ver- gleichung der Deckel hat ihm nun ergeben, dafs diese Artengruppen, zunächst nach dem Schalenhabitus aufge- stellt, auch in der Bildung der Fortsätze am Deckel Eigenthümlichkeiten zeigen, welche dazu dienen können, sie bestimmter zu charakterisiren und einzelne Arten, über deren Stellung man nur nach der Schale zweifelhaft blei- ben konnte, entschieden einer oder der andern Gruppe zuzuweisen. Aber kein Merkmal am Deckel verbindet alle Süfswasserarten im Gegensatz zu sämmtlichen Brack- wasserarten.

Im Allgemeinen trägt bei Neritina ebenso wie bei Nerita der Deckel zwei Fortsätze (Apophysen), welche sich aus dem untern ältesten Theil seiner Innenfläche er- heben und in die Fleischmasse des den Deckel tragenden Theils des Fufses eindringen; sie sind von ungleicher Form und divergiren von einander, der unterste mit kurzer doch auch etwas zusammengedrückter Basis und kolbigem, meist ungetheilten Ende neigt sich gegen das untere Ende des Deckels, man kann ihn als Zapfen, apophysis cardinalis, bezeichnen. Der zweite, Rippe, apophysis costalis, be- schreibt einen Bogen nach oben um die Basis des ersten, steigt gegen den geraden der Innenlippe entsprechenden Rand des Deckels immer mehr an und endigt über diesem in einen lappenartigen Vorsprung. In weiteren etwas di- vergirenden Bogen zieht eine leichte Anschwellung durch die Mitte des Deckels und veranlafst in der Mitte des ge- raden Randes eine mehr oder minder auffällige Protube- ranz. Eine dritte noch weitere und ebenfalls divergirende Bogenlinie bildet der convexe der Aufsenlippe entsprechende Rand des Deckels, er ist meist biegsam und durch lebhaft rothe oder dunkle Färbung ausgezeichnet und kann kurz-

6

22

vom i'j. Juni ISßn.

weg Saum, Umhtis, genannt werden. All diese Bogen- linien verlängern sich mit dem Wachsthum des Deckels und werden von dessen Anwachslinien durchschnitten.

Bei den europäischen Flufsneritinen (Tlieodoxus Montf., Neritinae ovales Menke, edentulae Recluz, Vitta Mörch und Adams, Typus N. fluviatilk L.) ist der Zapfen auf ein Minimum reducirt, die Rippe aber scharf ausgeprägt und insofern hatte Rofsniäfsler, der von den europä- ischen Arten ausging, Recht nur Einen Fortsatz für Neri- t'ma zu behaupten. Dagegen sind Zapfen und Rippe wohl ausgebildet, beide einfach und bis zur Basis von einander getrennt (Neritaea J.Roth 1855, Pw/^ento Gray 1857) bei drei von Afrika bis Polynesien verbreiteten Gruppen.

1) Mitrulae Menke, Crepidiformes Recluz, Dostia Gray (N. crepidularia Lam.), sowie bei den damit nächstverwand- ten Nerijiteron Less., Typus N. auriculata Lam., beide vor- herrschend Brackwasserbewohner, doch namentlich letztere nicht ausschliefslich so.

2) llemisphaericae Menke, Chjpeolum Recluz, Nerite.lla bei Mörch und Adams, Typus N. imlligera L.; hierher aber auch pennata Born = piperina Chemn. von Borneo und aciäeata Chemn. von Sumatra und Borneo, alle Süfs- wasserbewohner.

3) Picfae Menke = Serratae Recluz 1845 = ClMion Recluz 1850 = Neritaea J.Roth 1855, Puperita Gray 1857, Neritina s. sirict. Mörch und Adams, hierher gehören die ostasiatischen iV. (jagates und zigzag Lam., mit Coroman- deliana Sew. = transversalis Mörch, turrita Chemn. mit semiconica Lam. und Cumingiana Recl. , ferner communis Q. G. und sodann die westindischen und mittelamerikani- schen zehra Lam., reclivata Say und virginea L. nebst Listeri Pfr. und meleagris Lam., ferner pui)a L. und die vorderasiatischen Jordani Butl. und Michoni Bourg. , vor- herrschend Brackwasserbewohner.

Bei all diesen drei Gruppen ist die Innenlippe der Mündung mit ziemlich zahlreichen , in der Gröfse nicht viel verschiedenen Zähnchen besetzt.

Eine weitere in Ostasien und Polynesien reich ver- tretene Gruppe (Spinosae Menke, Corona Recluz, Clitlion Montf. part. , Leach, Mörch u. Adams) zeichnet sich da- durch aus, dafs der Zapfen bis zur Hälfte seiner Höhe mit der Rippe durch eine Art Zwischenwand verbunden ist; die Rippe ist meist etwas plattgedrückt und seicht gefurcht; zugleich ist die Protuberanz in der Mitte des Innencanales stärker und auf der Aufsenseite des Deckels von einer bogenförmigen Furche, dem Gegenbild der An- schwellung an der Innenseite, begleitet, und die Farbe des Deckels, namentlich der Aufsenseite, blafs, oft weifslich, bei den vorhergehenden lebhafter roth oder schwarz. Für die Schale dieser Gruppe ist charakteristisch, dafs im

obern Drittel der Innenlippe Ein auffällig grofser und stumpfer Zahn auftritt, unterhalb dessen jene Protuberanz eingi-eift, und dafs die Schale meist matt, runzelig und nicht selten mit Stacheln gekrönt ist, welche übrigens bei derselben Art vorkommen und fehlen können. Hieher Rumph's „Flufsdornchen", N. hrevispina Lam., von Am- boina und Timor, von der sich die N. Corona L. im Sinn von Recluz und Hanley schwer getrennt halten läfst, N. olivaria Guill., ruida Mouss., rugosa Busch, diese und andere in rasch fliefsendem Wasser, aber auch eine kleine Art, N. Oualanensis Less., welche im Gesammthabitus an die westindische meleagris erinnert und wie diese in Strand- seen lebt.

Eine eigene Abtheilung, Neritodryas, müssen zwei Arten der Molukken und Philippinen bilden, N. Cornea L. = ampMhia Less. und N. dubia Chemn. = Philippinavum Sow. = hella Busch, welche durch die zahnlose Innenlippe den europäischen Arten gleichen, aber sonst in Gröfse, Gestalt und Färbung der Schale der schon erwähnten Gruppe der ficiae näher kommen; im Gaumen, von der Innenlippe halb verdeckt, sitzt jederseits ein zahnartiger Wulst; am Deckel ist Zapfen und Rippe auch verbunden, letztere aber tief gefurcht und am Ende wie gefingert, zu- gleich an ihrer Unterseite tief ausgehöhlt. Eigenthümlich ist das Vorkommen dieser Arten an frischem Laub über Wasser; ich fand sie so auf niedern Sträuchern mehrere Fufs hoch über dem Morastboden, andere Berichterstatter sprechen von hohen Bäumen und ^ engl. Meile Entfernung von jedem Bache. Die Schale der einen Art zeigt leichte Spiralfurchen , worin , wie in der partiellen Körnelung an der Aufsenseite des Deckels eine Annäherung an die meer- bewohnenden Neriten liegt.

Eigenthümlich ist ferner der Deckel der gröfsten un- ter den bekannten lebenden Neritinen, N. labiosa Sow., die der Vortragende im nördlichen Celebes wiedergefunden, indem hier der Zapfen platt gedrückt ist und an seinem Ende in mehrere Läppchen auseinander geht. Sie lebt in süfsem fliefsendem Wasser und mag als eigene Gruppe Neritona heifsen.

Noch mehr platt und niedergedrückt, fast auf dem untern Ende des Deckels aufliegend und meist etwas runzlig ist der Zapfen bei den ächten, meerbewohnenden Neriten, zugleich ist die Aufsenseite des Deckels meist gekörnt, und oft mit einer bandförmigen Anschwellung längs des Saumes versehen; auf diese Skulptur hat Gray noch Unterabtheilungen innerhalb der Neriten gegründet (Proc. Zool. Soc. 1858); zusammengenommen mit den Apo- physen ermöglicht sie eine ziemlich lialtbare Gränze zwi- schen den Neriten im Sinne Lamarck's und dessen Ne- ritinen auch am Deckel allein zu finden.

vom 15. Juni 1869.

23

Die Navicellen (^CatiUus der neueren englischen Autoren) sind neritinenartige ächte Süfswasserschnecken, deren Schale keine Windungen macht, sondern einfach mützenförmig erscheint, daher eine oberflächliche Ähnlich- keit mit Patella und mehr noch mit Crepidula erhält, welche durch den Bau der Weichtheile und der Zunge sofort widerlegt wird; in Habitus und Farbenzeichnung wie Vorkommen schliefsen sie sich zunächst an die Grup- pen der N. pulligera und auch unserer fluviatilis an. Der Deckel ist viel zu klein um die weite Mündung zu schlie- fsen und gröfstentheils in der Masse des Fufses verborgen, so dafs nur der Saum hervorsieht; er funktionirt also nicht als solcher, wie an Spiritus -Exemplaren zu sehen und der Vortragende an lebenden selbst beobachtete. Den- noch zeigt er nicht nur in seinen Riefen und Randvor- sprüngen, die aber in derselben Ebene bleiben, kennbare Analoga mit Zapfen, Rippe und Protuberanz des Ne- ritinendeckels, namentlich desjenigen von labiosa, sondern auch an seinem einen Rande einen ähnlichen Saum. Der Saum ermöglicht nun offenbar bei den Neritinen das dichte Anschmiegen des Deckels an den Rand der Mündung und einen gewissen Spielranm im Einwärtsdrängen desselben, steht also mit seiner Funktion im engen Zusammenhang, und ebenso dienen die Fortsätze, Zapfen und Rippe, als Angriffspunkte der Muskeln beim Schliefsen, daher die Rippe auch bei der an der Luft lebenden, somit der Trockenheit mehr ausgesetzten Gruppe Neritodryas beson- ders detaillirt ausgebildet sein dürfte (leider wurde nicht beobachtet, ob sie sich schliefsen können ohne ihren Halt am Blatte zu verlieren, wie es z. B. Ceritlnum obtusum an den Manglebäumen mittelst einiger Schleimfäden vermag). Der dünne nicht funktionirende, aber morphologisch gleich gebildete Deckel der Navicellen scheint daher ein altes Erbstück derselben zu sein, Navicella demnach nicht die einfachste Form , aus welcher Neritina zu erklären , son- dern umgekehrt aus Neritina reducirt zu sein. Ebenso scheint auch der massige aber wenig vortretende, wie eine Schwiele erscheinende Zapfen und die platte Rippe des Neritendeckels als erste Anlage, aus der sich die schärfer geformten gleichnamigen Fortsätze der Neritinen heraus- gebildet haben; der eine davon ist freilich wieder bei N. fluviatilis, neben voller Entwicklung des andern, sehr zu- rückgetreten. So erhalten wir in der Familie der Neri- taceen eine Reihenfolge von den dickschaligen mit Sculptur reicher versehenen Neriten des Meeres zu den dünneren glatten Neritinen des süfsen Wassers und den in der Schale noch mehr reducirten Navicellen, welche als auf- steigende genommen mit den allgemeinen Forderungen

Rütimeyers über Entwicklung der Süfswasserthiere aus Meerthieren sowohl als mit den Ansichten Gegenbaurs über Zurücktreten der Schalenbildung bei den höheren Mollusken zusammenstimmt.

Herr Sadebeck machte im Auftrage seines Vaters folgende Mittheilung:

Wurzener Wochenblatt vom 9. Juni. 1869. „Würzen 6. Juni. Heute früh 6 Uhr wurde sowohl in der Stadt als in mehreren Dörfern ein starker kanonen- schufsähnlicher, doch dumpf verhallender Knall in der Luft gehört, von welchem in Nemt einzelne Gebäude erschüttert worden sein sollen. Mit Futterholen beschäftigte Leute wollen gleich darauf einen dunklen, bald wieder ver- schwundenen Streifen am Himmel in der Richtung nach Osten zu gesehen haben. Auch in der Gegend von Riesa und Grofsenhain hat man diesen Knall gehört. Die Ge- rüchte, nach denen derselbe durch eine Pulverexplosion in Torgau, oder durch die Explosion eines Dampfschiffkessels verursacht worden sei, sollen sich bereits als unbegründet erwiesen haben. In den Morgenstunden am Sonntag soll zwischen Lommatzsch und Meifsen ein circa 15 Pfund schwerer Meteorstein niedergefallen sein. (Sollte dies Er- eignifs mit obigem vielleicht in Verbindung stehen?)"

Ich habe den Knall auch gehört. Er hatte keine Ähnlichkeit mit dem eines Schusses, sondern machte den Eindruck, als ob ein Gegenstand zerplatzt wäre. Bald darauf erfolgte ein donnerähnliches Getöse, welches aber sehr lange, mindestens eine Minute, anhielt. Einige Leute wollen einen Lichtstreifen, wie von einer Rakete, in der Richtung von Westen nach Osten hin gesehen haben. Mir kam es so vor, als ob der Knall östlich von Hohburg erfolgt sein müsse, was mit den vorigen Angaben übereinstimmt. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen : Verzeichiifs der Käfer Deutschlands von Dr. Kraatz (En-

tomol. Zeitschr. 1869). Berliner Entomologische Zeitschriß. Jahrgang 12. 1868.

Jahrg. 13. 1869. Walpers Annales botanices systematicae. Tom. VIT. Fase. III

1869. Auct. Dr. C. Müller. La Sumergida Isla de Atlantis por G.A.Ernst. Caracas 1867. Observationes meteorologicas en Caracas 1868 p. Ag. Aveledo. El läge de Asfalto en la Isla de Trinidad por Aristides

Rojas. Caracas. Erklärung der Bahnen des Bumerangs von Dr. 0. Erd-

mann. Berlin 1869. Üb. Dr. Jenzsch's Melaphyr und Kap. Koldeivey^s erste Polar- reise von Ehrenberg (Auszug aus dem Monatsber. d. Akad. März 1869).

Buchdruckerei der Künigl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Uuiversitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft natiu'forschender Freunde

zu Berlin am 20. Juli 1869.

Direktor: Herr Professor Braun.

Hr. Reichert legte 7 Exemplare von Hyalonemen vor, die der Marinearzt Dr. Reger aus Jeddo mitgebracht hatte. Hr. Dr. Reger hatte auf Veranlassung des Vor- tragenden sich bemüht, den Ort aufzufinden, wo die Hya- lonemen gefischt werden. Es wurde ihm die heilige Insel Ino Siraa in der Simuda-Bucht bezeichnet. Es zeigte sich, dafs auf dieser Insel Hyalonemen in grofser Menge von Fischweibern an die Pilger verkauft werden, aber als Gegend, wo dieselben gefischt werden, wurde hier ein 25 Meilen entfernter Ort genannt, der unter den obwal- tenden Umständen nicht mehr aufgesucht werden konnte. Die von Hr. Dr. Reger mitgebrachten Hyalonemen sind getrocknete Exemplare, an denen Zeichen einer künstlichen Bearbeitung des Naturproducts nicht vorhanden sind. An 5 Exemplaren steckt das eine Ende des Büschels der Kieselnadeln in dem ihm zugehörigen Schwammkörper, und unmittelbar über dem letzteren wird das freie Stück der Kieselnadeln von dem epizootischen Polypenrohr um- fafst; an zwei Exemplaren fehlt der Schwanimkorper, und das darin ursprünglich befestigte Ende der Nadeln ist gleichfalls von der Polypenröhre vollständig eingeschlos- sen. Aus dem Vergleich der verschiedenen Exemplare geht hervor, dafs der Schwanimkorper unter der Ausbrei- tung der epizootischen Polypenröhre allmälig an Länge abnimmt und schliefslich vollständig von seinem Nadel- büschel verdrängt wird. Aufserdem ist es im hohen Grade wahrscheinlich, dafs die gegen den Schwammkörper vor- dringende Polypenröhre ein abnormes längeres, freies Aus- wachsen der Nadeln herbeiführt. Bei denjenigen Exem- plaren, bei welchen der Polyp sich eben angesiedelt hat, beträgt die Länge des Schwammkörpers nahezu ^ der Länge der Nadeln. Dies Verhältnifs ist bei anderen Ex- emplaren nicht festzuhalten; die Länge des freien Stückes des Büschels der Nadeln kann zur Länge des Schwamm- körpers wie 1 : 8 sich verhalten. Zu den Kunstproducten,

[1869.]

vi^elche die Japanesen mit Hilfe der Hyalonemen anfertigen, gesellen sich daher auch noch pathologische Exemplare. Die normale äufsere Form der Hyalonemen, namentlich auch ihres Schwammkörpers, wird sich erst an polypen- freien, mit allen "Weichtheilen in Weingeist wohl erhalte- nen Exemplaren feststellen lassen.

Hr. W. Peters legte vor ein von Hrn. Dr. Schwein- furth eingesandtes, sehr defectes, schädelloses Fell eines anthrogomorphen Affen aus Chartuni und sprach sich da- hin aus, dafs es nach den Proportionen der Gliedmafsen, der Gröfse der Ohren und der Beschaffenheit und Farbe der Behaarung zu urtheilen keiner von dem Chimpanse der Westküste Afrikas verschiedenen Art anzugehören scheine.

Derselbe sprach, unter Bezugnahme auf die neuer- dings erschienene Synopsis von Gray (Ann. and Mag. Nat. Eist. 4. Ser. I. p. 35) über die verschiedene Schädelbil- dung bei Ili/rax, insbesondere über das Vorkommen und Fehlen des Interparietale und das Vorkommen eines ein- zelnen und doppelten Parietale und gab eine Notiz über eine neue Art dieser Gattung aus Mocambique, welche früher von ihm nur für eine Varietät von H. urhoreus ge- halten worden war.

Hyra.T mossambicus n. sp.

Nach der vom lebenden Thiere gemachten Aufzeich- nung: Schwarz und grau gesprenkelt, nach dem Steifs hin mehr rostfarbig; auf der Mitte des Rückens ein rost- gelber Fleck; über dem Auge und am untern Rande des Ohrs rostgelb. Unterseite schmutzig weifs. Die einzel- nen Haare des Rückens schwarzbraun, mit einem subapi- calen gelbweifsen Ringe und schwarzer Endspitze. Bart- haare schwarz. Oberseite der Zehen von der Körperfarbe, aber mehr silberglänzend. Ober- und Unterlippe, so wie die nackten Fufssohlen und die nackte Analgegend schwarz.

Der Schädel hat ein einfaches Scheitelbein und kein Interparietale, wodurch es am meisten mit dem von //.

7

26

vom 20. Mi 1869.

Blainvillei Gray (II. riificeps Blainville, non Ehren- berg, H. abyssinicus Jäger, non Ehrenberg) überein- stimmt. Er unterscheidet sich aber von ihm durch die Form des obern Theils der Hinterhauptschnppe, welche vorn nicht in zwei parallele sondern in zwei divergirende Spitzen ausgeht, durch das über dem 2. und nicht über dem 3. Backzahn gelegene Foramen infraorbitale, durch das gröfsere und aufsen mehr vortretende üs lacrymale, durch die längeren und weiter nach vorn (bis zum 3. und nicht bis zum 4. Backzahn) vordringenden Gaumenbeine, durcii die schmälere Schnauze, mehr abgeplattete Inter- orbitalgegend und endlich durch das Verhältnifs der Zähne. Die ersten drei oberen Backzähne sind zusammen eben so lang, wie die Entfernung zwischen ihnen und den Schneide- zähnen und ungefähr so lang wie 2-^ der folgenden Back- zähne, während bei H. Blainvillei die drei vorderen Back- zähne zusammen viel kürzer als das Diastema und nicht ganz so lang wie die beiden folgenden Backzähne zu- sammen sind.

Länge der Handsohle 0™058; Fufssohle 0!''034.

Ich erhielt ein einziges Exemplar, ein noch nicht ganz ausgewachsenes Weibclien, dieser Art am 8. Septbr. 1843 auf der der Insel Mocambique gegenüber liegenden Halb- insel Caba(;eira im 15° Südl. Br.

Herr Dönitz sprach über den feineren Bau der Muskelfasern wirbelloser Thiere. An den Fibrillen, die man schon isolirt im Thorax von Fliegen vorfindet, zeigt sich eine doppelte Art der Querstreifung. Die eine ist neuerdings sehr genau von W. Krause (die motorischen Eiidplatten etc.) beschrieben worden. Sie besteht darin, dafs scharfe, dunkle Linien, jederseits von einem hellen Streifen begrenzt, die Fibrille in gleich lange Abschnitte theilen, deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser um X i übertrifft. Das von den Liniensystemen eingeschlos- sene matte Querband wird aber seinerseits wieder durch ein eben solches, nur sehr viel zarteres Liniensystem halbirt, so dafs dadurch Abschnitte zu Stande kommen, welche breiter sind als lang. Öfter wird im Verlaufe der- selben Fibrille diese zartere Querstreifung in allmählichem Übergange eben so deutlich wie die erst erwähnte. Wenn, wie es häufig vorkommt, die Fibrillen im Zickzack ver- laufen , so entsprechen die Einknickungssfellen entweder den stärkeren , oder den schwächeren dunklen Querlinien, oder beiden zugleicli. Die hellen Streifen zu beiden Seiten je einer dunklen Querlinie scheinen, wie Heppner be- hauptet, nichts als Liclitreflexe zu sein. Die dunklen Linien aber entspreclieu keinenfalls Scheidewänden, wie Krause annimmt, da es beim Zerfasern der Scheren- muskeln lebender Krebse gelingt, Fibrillen auf ganze Strecken hin ihres Inhalts zu berauben oder diesen der-

artig zu verschieben, dafs Stellen mit quergestreiftem In- halt und leere Strecken abwechseln. Daraus ergiebt sich: 1) dafs die Fibrille ein röhriges, mit Inhalt gefülltes Ge- bilde ist; 2) dafs die Querstreifung nicht durch membra- nöse Scheidewände dieses Rohres hervorgerufen sein kann; 3) dafs die Fibrille das letzte Formelement der Muskel- faser ist. Der neuerdings vielfach angenommene Aufbau der Muskelfaser aus Bowman's discs ist mit der oben erwiesenen Selbständigkeit der Fibrillen eben so unver- träglich wie mit der Entwickelung der Muskelfasern, da so viel fest steht, dafs die in Muskel sich umwandelnde Zelle zuvörderst in die Länge wächst, bevor die Quer-, streifung sich einstellt. Über den Grund der Querstrei- fung läfst sich bis jetzt kein endgültiges Urtheil fällen. Die von Brücke empfohlene Untersuchung im polarisirten Liebte führt zu keinem entscheidenden Resultate, denn einerseits ist die doppelt brechende Eigenschaft des Mus- kels so schwach, dafs man sie an einer isolirten Fibrille überhaupt nicht nachweisen kann, sondern eine gröfsere Anzahl übereinander liegender Fibrillen, z. B. ein Primi- tivmuskelbündel, nöthig hat, um die Erscheinungen der Doppelbrechung zu sehen ; andrerseits gelingt es nicht, am frischen Präparate, z. B. am Schwänze curarisirter Frosch- larven oder an frischen Schenkelrauskeln von Insecten den Nachweis zu führen, dafs sie aus abwechselnden Schichten einfach und doppelt brechender Substanz be- stehen. Nimmt man allerdings Praeparate zur Untersu- chung, welche schon durch eine eingreifende Behandlungs- metliode in discs zu zerfallen beginnen, dann kann m^n Bilder erhalten, welche den von Brücke publicirten ent- sprechen, die aber doch nicht hinreichen, um mit Brücke den Schlufs zu ziehen, dafs an der Stelle, wo man die Querlinien sieht, eine einfach brechende Substanz sich findet. Hiermit verliert die so sehr beliebte Disdiaklasten- theorie den wesentlichsten Theil ihres Haltes.

Derselbe berichtet über die Section eines im Ber- liner Aquarium gestorbenen Seehundes (Halichoerus foeti- dus). Das Thier war öfters in Krämpfen liegend auf dem Lande angetroffen worden und hatte häufig eine Art kla- gendes Geheul hören lassen. Die Section gab genügende Anhaltspunkte für diese Erscheinungen und den schliefs- lichen Tod. Es fand sich nenilich nicht allein intensiver Katarrh der Gallengänge, veranlafst durch massenhafte Anwesenheit eines parasitischen Wurmes, des Distoma Conus; sondern auch in der Bauchhöhle, im Blut der Kör- pervenen und des Herzens (linker Vorhof) und in der Lunge fanden sich Eingeweidewürmer (Nematoden) von 13 15 Cm. Länge, welche bisher noch nicht beschrieben worden sind. Das Kopfende ist breiter als das Schwanz- ende, welches beim Männclien korkzieherartig gewunden

vom 20. Juli 1869.

27

ist. Das hintere Körperende des Männchens ist mit un- symmetrisch angeordneten Papillen besetzt, von denen vier Paar praeanal gelegen sind. Unmittelbar hinter dem Anus stehen in einer Querreihe 4 Papillen, deren mittlere sehr klein sind. Die Schwanzspitze trägt 4 Papillen. Der Raum zwischen Anus und Schwanzspitze ist entweder papillenlos , oder er trägt deren 1 2. Spicula sehr un- gleich, das kleinere 0,215 Mm., das gröfsere 0,67 Mm. lang. Schwanzende des Weibchens frei von Papillen. Die Vulva liegt 1,33 Mm. hinter der Mundötfnung, ein wenig vor dem hinteren Ende des Oesophagus. Die we- der durch Lippen noch Papillen ausgezeichnete Mund- öffnung führt in ein ziemlich langes Vestibulum. Die beiden kleinen postanalen Papillen trennen diesen Wurm vom Genus Filaria. Um aber auf eine Species hin nicht ein neues Genus zu gründen, mag er vorläufig bei diesem Genus bleiben und Filaria Reicherti heifsen.

Hr. Braun legte eine Reihe neuerlich beobachteter Pflanzenmit'sbildungen vor. Mehrere von Hrn. Universitäts- gärtner Sauer mitgetheilte, im Keller zur Keimung ge- kommene Kartoffeln waren stellenweise aufgeplatzt und zeigten im Inneren kleinere neugebildete Knollen von Ha- selnufs- bis zu Wallnufsgröfse, welche aus dem Rifs mehr oder weniger hervordrangen. Bei einer derselben traten 5 junge Knollen zu 2 und 3 aus zwei Rissen hervor. Die genauere Untersuchung zeigte, dafs die jungen, im Inneren der alten erzeugten Knollen seitlich an dünnen, walzenförmigen Sprossen safsen, welche ihren Ursprung dicht unter der Oberfläche des alten Knollens und zwar an der Stelle eines Auges nahmen, somit wohl als nach innen entwickelte Augen betrachtet werden müssen. Es erinnert dieser Fall an eine mehrmals bei Mammillaria beobachtete Bildung einer neuen Pflanze im Innern der unverletzten alten, doch ist die Entstehung in diesem letzteren Falle wohl in anderer Weise, nämlich durch in- nere Adventivknospenbildung, zu erklären.

Der Vortragende theilte ferner einen neuen Fall von Poly embryonie mit. Im botanischen Garten zeigten sich bei einer Aussaat von Coffea arabica im Sommer 1867 unter etwa 40 keimenden Samen 4 , welche je 2 gleich- srofse, gleich vollkommene und unter sich nicht verwach- sene Keimpflänzchen hervorbrachten. Eine von Herrn Garteninspector Bouche im Sommer 1866 gefundene Keimpflanze von Ailantkus glandulosa bietet ein merkwür- diges Beispiel eines den ersten Jahrestrieb mit einer Gipfelblüthe abschliefsenden Baumes. Das zur Zeit der Blüthe getrocknete Exemplar zeigt zunächst 2 noch grü- nende Cotyledonen, mit welchen sich die 2 ersten (drei- theiligen) Laubblätter kreuzen. Diesen folgen in spiraliger Ordnung 3 weitere Laubblätter, das erste vollkommen

dreitheilig, das zweite mit nur einseitig abgelöstem Seiten- blättchen, dem auf der anderen Seite ein wenig entwickel- ter Lappen entspricht, das dritte nur schwach und un- gleichseitig dreilappig. Nach diesen 5 Laubblättern wird die Hauptachse plötzlich dünner, indem sie in einen 3 Mm. langen Blüthenstiel übergeht und mit einer männlichen Blüthe schliefst, von deren 5 Kelchblättern das erste, dem letzten Laubblatt schief gegenüberstehende, zu einem fast sitzenden 9 Mm. langen eiförmigen Laubblatt ausgebildet ist. Die Blüthe zeigt aufserdem 5 Blumenblätter und

5 Staubblätter. In den Achseln aller Laubblätter zeigen sich ruhende Knospen, von denen die des obersten der Blüthe zunächst vorausgehenden Laubblattes die anderen an Gröfse bedeutend übertrifft und wohl zur Fortbildung des Hauptstammes bestimmt war. Der vorliegende Fall schliefst sich an einen ähnlichen von Benda bei Quercus Robur (pedupculata'i) beobachteten und durch eine litho- graphirte Abbildung der Vergessenheit entrissenen Fall an. Das betreffende einjährige Eichbäumchen wurde im März 1854 auf dem K. Forstrevier Altenplatow in einer nach der Alemann'schen Culturmethode zu Ende November 1852 angelegten Eichen -Rillensaat im entblätterten Zustande gefunden, doch zeigen sich daran aufser den Stielresten der Cotyledonen die Ansatzpunkte von einigen Niederblät- tern und von 5 Laubblättern, worauf das Ende der Haupt- achse mit einem langgestreckten weiblichen Blüthenstande schliefst, an welchem in Entfernungen von 8 10 Mm.

6 weibliche Blüthen stehen, die 2 obersten unentwickelt vertrocknet, die 3 unteren mit entwickelten, aber unge- wöhnlich kleinen Schüsseln, aus welchen die verkümmerte Eichel nur wenig hervorragt, die vierte von unten dagegen zeigt eine fast bis zur normalen Gröfse entwickelte weit- geöffnete Schüssel, aus welcher die ohne Zweifel normal entwickelte Eichel ausgefallen ist. Hier trug also die Eiche im ersten Lebensjahre Frucht, während sie im ge- wöhnlichen Lauf der Dinge ein Alter von 50-60 Jahren erreichen mufs um zu diesem Ziele zu gelangen!

Es wurden ferner frische Zweige vorgelegt von Taxuii tardiva (T. adpressa, brevifolia, parvifolia etc. der Gärten). An den kleineren Seitenzweigen der im botanischen Garten cultivirten Exemplare zeigen sich sehr häufig reihenweise Verwachsungen der Blätter (Nadeln), deren 2 5, ja zuweilen selbst bis 10 und 11 der ganzen Länge nach fest vereinigt sind und sonderbare, schief aufsteigende, meist nach aufsen etwas gewölbte Platten darstellen. Die Verwachsung folgt dabei nicht der Grundspirale, sondern meistens den Ternar-, seltener den Quinar-Parastichen und ist gewöhnlich mit Krümmung oder Drehung des Zweigs verbunden. Es wird aufserdem als bemerkenswerther Umstand angeführt, dafs T. tardiva, von dem im botanischen Garten nur weibliche

7*

28

vom 20. Juli 1869.

Exemplare vorhanden sind, mit Keimlingen versehene Sa- men zur Reife bringt; ob vielleicht durch Befruchtung von Seiten der gewöhnlichen Eibe (Taxus baccata) ist noch zu ermitteln.

Ferner werden vorgelegt getrocknete Exemplare von Parietaria of/icinalis mit ^ und {^^ (durch schwache Drehung scheinbar auch :|-) Stellung, statt der gewöhn- lichen f oder -f^ St. Im hiesigen Universitätsgarten zei- gen ungefähr der dritte Theil der Exemplare diese sonst seltene Ausnahmsstellung und ein vor langen Jahren von C. Schimper wahrscheinlich bei München aufgenomme- nes Exemplar mit f Stellung scheint anzuzeigen, dafs Parietaria o/ficinalis auch anderwärts häufig in dieser Weise abändert.

Eine Abart der Wallnufs mit einfachen Blättern (luglans regia simplicifolia s. monophylla) ist in den Gürten zwar selten, aber doch seit längerer Zeit be- kannt; die vorgelegten von Hrn. Apotheker Büttgenbach in Weiden bei Aachen eingesandten Exemplare stammen von 18 20jährigen, jedoch nur strauchartigen und bisher unfruchtbaren Bäumchen, welche von dem Gutsbesitzer Adenau in Weiden aus selbstgezogenen Früchten des gewöhnlichen Nufsbaums erzogen wurden, und zwar sollen nach den mitgethcilten Berichten bei einer bestimmten Aussaat aus der Mehrzahl der verwendeten Nüsse Exem- plare mit einfachen Blättern erwachsen sein. Der vor- liegende Fall zeigt ein merkwürdiges Beispiel der plötz- lichen, nicht durch allmählige Übergänge vermittelten Ent- stehung einer auffallenden Abart. Zum Vergleich wurde auch die in den Gärten häufiger cultivirte, das entgegen- gesetzte Extrem darstellende luglans regia laciniata vor- gezeigt.

Die Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) zeigte im Frühling dieses Jahres (Mitte April) sowohl im Universitäts- garten als auch in Privatgärten bald an allen, bald nur an einem Theil der Blüthen der betreffenden Exemplare, eine eigenthümliche Verkümmerung, indem die Perigonblätter kaum ^ bis ^ der gewöhnlichen Länge hatten und sich nur sehr schwach färbten, wogegen die Staubblätter fast die normale Gröfse erreichten und daher weit aus der Blüthe hervorragten. Die Staubbeutel streuten einen reichlichen, anscheinend normalen Blüthenstaub aus, wogegen das Pistill sich klein und kümmerlich zeigte und keine weitere Ausbildung erlangte. Die Blüthenstiele blieben an sol- chen Blüthen sehr kurz, die Blüthe selbst aufrecht, nicht wie gewöhnlich nickend. An manchen Exemplaren fanden sich zwischen den abnormen Blüthen normal entwickelte oder auch gemischte, an denen nur ein Theil der Perigon- blätter (und zwar die inneren) die normale Entwicklung erlangt hatten. Der hier beschriebene Fall scheint einige

Analogie mit der von Maximowicz auf der Naturfor- scherversammlung in Dresden von Deutzia beschriebenen abnormen Blüthenentwicklung zu besitzen.

Pelorien von Aconitum. Es wurden zunächst zwei abnorm gebildete, annähernd pelorisclie oberste Blüthen von verschiedenen Blüthenständen desselben Stockes eines A. Lycoctonum des hiesigen Universitätsgartens vorgelegt, beide mit je 3 horizontal abstehenden Helmen (Spornen) versehen, völlig aufrecht und auf längeren Blüthenstielen über die schon entblätterten vorausgehenden Blüthen er- hoben. Die drei Helme gehören dem ersten, zweiten und dritten Kelchblatt an, der des dritten ist etwas kürzer als die beiden anderen ; das vierte und fünfte Kelchblatt sind ungehelmt wie bei der normalen Blüthe. Beide Blüthen haben sechs ausgebildete Blumenblätter (Nectarien), paar- weise von den Helmen umschlossen, und aufserdem zwei rudimentäre, als kleine Spitzchen erscheinende; die eine Blüthe besitzt 20, die andere 23 Staubblätter, beide je drei Fruchtblätter. Dafs diese Blüthen, die ganz den Eindruck von Gipfelblüthen machen, dennoch nur oberste Seitenblüthen sind, wird durch den Umstand bewiesen, dafs in dem einen Falle die Blattstellung der Blüthe der | Stellung an der Achse des Blüthenstandes entgegenläuft; auch hat jede ihr Tragblatt und ihre zwei Vorblätter und das wirkliche Ende der Hauptachse ist als ein kleines, dem Tragblatt entgegengesetztes und zur Seite gebogenes Spitzchen sichtbar. Eine wirkliche Gipfelblüthe eines anderen Exemplars war dagegen ohne jede Spornbildung und vollkommen actinomorph, mit 4 Kelchblättern, keinen Blu- menblättern, 26 Staubblättern und 4 mit den Kelchblättern abwechselnden Fruchtblättern. Ein kümmerliches Exem- plar von Aconitum Anthora aus dem botanischen Garten zeigt keine gar Seitenblüthen, sondern nur eine regelmäfsige Gipfelblüthe mit acht Kelchblättern und sehr zahlreichen Staubblättern; Blumenblätter und Fruchtblätter fehlen. Aus der Familie der Labiaten wurden 2 Exemplare \onGaleobdolon luteum mit pelorischen Gipfelblüthen vorgezeigt, welche Hr. Apotheker Winter im Juni v.J. bei Saarbrücken gefunden hat. Die eine derselben ist 4 zählig, die andere Gzäiilig mit gleicher Anzahl weit vorragenderStaubblätter. Zum Vergleich wurde ein vor längerer Zeit von C. Schimper gesammel- tes Exemplar von Stachys silvatica vorgelegt, welches am Grunde der Ähre zwei entgegengesetzte Blüthenzweig- chen besitzt, die beide durch 5 zählige pelorische Blüthen beschlossen sind. Es wurde daran erinnert, dafs einige Labiaten normal oder doch sehr häufig pelorische Gipfel- blüthen besitzen, so namentlich Teucrium campanulatum, Mentha aquatica (nach C. Schimper) und Salvia Cande- labrvm im hiesigen botanischen Garten.

Aus dem botanischen Garten wurde ein Exemplar

vom 20. Juli 1869.

29

von Mimulus Intens var. guttatus gezeigt, bei welchem der Kelch sich durch Anamorphose zur äufseren Blumen- krone umgestaltet hat, ähnlich wie bei den bekannten Gartenformen von Primula, Campamda persici/olia und Azalea amoena. In der hiesigen Blumenausstellung vom Juni 1867 war diese schöne Monstrosität von Metz und Co. ausgestellt, von wo die Samen bezogen wurden. Bei der Aussaat verhält sie sich ziemlich constant, während die Aussaat der Campanula persici/olia mit doppelter Blu- menkrone im hiesigen bot. Garten nur Exemplare geliefert hat, die zur Nornialform zurückgekehrt sind.

Knautia arvensis mit 4 Blumenblättern an Stelle der Staubblätter wurde von Dr. Thomas bei Ohrtrupp unweit Gotha im Juli vorigen Jahres aufgefunden. Die Theile der so gebildeten inneren Blumenkrone sind von der Breite der Lappen der (äufseren) Krone, aber ge- trennt, nach unten in schmale Nägel zulaufend und der Röhre der Blumenkrone nahe an ihrem Grunde inserirt.

Eine gefüllte Paeonie, die im hiesigen botanischen Garten unter dem Namen Paeonia Lowii cultivirt wird, bietet ein seltenes Beispiel der Umwandlung der Frucht- blätter in offene Blätter ohne Samenknospen, welche mit den Kelchblättern grofse Ähnlichkeit haben. Rückschläge der Fruchtblätter in laubartige Blattgebilde sind bekannt- lich weit häufiger, wie z. B. bei gefüllten Kirschen und Mandeln und bei allen Anthochlorosen („Chloranthien"), bei welchen Kelchblätter und Fruchtbläiter am ersten und stärksten laubartig umgestaltet werden. Endlich wurde

noch eine Reihe proliferirender Rosen vorgelegt, theils solcher mit centraler Durchwachsung, theils solcher mit seitlichen Aussprossungen oder mit Vereinigung von Beidem. Seitliche Aussprossungen sind schon von Engelmann (de antholysi) beschrieben und abgebildet worden; sie zei- gen sich in reichlicher Menge die erweiterte Kelchschüssel erfüllend, bei mehreren von Hrn. P. Magnus gesammel- ten Exemplaren von Rosa pimpinelUfolia. Unter den Exemplaren, welche eine Verbindung seitlicher Blüthen- sprosse mit centraler Durchwachsung zeigen, zeichnet sich eine aus dem Garten der Herrn Warmbrunn, Quilitz und Co. mitgetheilte kleinere Centifolie aus. Sie besitzt laubartig ausgebreitete Kelchblätter und sechs seitliche Sprossungen, welche der durchwachsenden Hauptachse auf \ ^ Zoll Höhe angewachsen sind, von denen aber vier nach oben verkümmert und nur zwei zu kleineren seitlichen Rosen entwickelt sind. Jeder dieser Seiten- sprosse zeigt ein ihm bis zur Lösungsstelle von der Haupt- achse oder noch etwas weiter hinauf angewachsenes schup- penförmiges Tragblatt. Die mittlere, die durchgewachsene Achse beschliefsende Rose erhebt sich etwas über einen halben Zoll über die angewachsene Seitensprosse, hat einen normalgebildeten fünfblättrigen Kelch und ist in gewöhn- licher Weise gefüllt.

Als Geschenk wurde mit Dank entgegengenommen: Dr. L. Kny, Über den Bau und die Entwicklung der Farrn- Antheriden. Berlin 1868.

Burhdruokerci der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Universitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft natiu'forschender Freunde

zu Berlin am 19. Oktober 1869.

Direktor: Herr Geh. Ilegierungsratli Magnus.

Hr. Ehrenberg legte die Zeitung aus Littleton in Neu-Seeland (Littleton tinies) vom 9. Juni d. J. vor, wel- che das Ehrenmitglied der Gesellschaft, Hr. Dr. Julius Haast, von dort eingesandt hat. Dies Blatt enthält Dr. Haast's Beobachtungen des neuesten grofsen Erdbe- bens daselbst, welches besonders in der Hauptstadt Christ- shurch starke aber doch nicht sehr zerstörende Wirkungen hervorgebracht hat, deren Details bezeichnet werden. Die Richtung zeigte sich über Banks Peninsula nach den Erebus- und Terror- Vulkanen des Südpols hin, die mög- licherweise daher in Beziehung damit gestanden haben.

Derselbe übergab alsdann seinen im Juni gedruckten akademischen Vortrag über die unter der Stadt Mexico liegenden meist durch artesische Brunnen aufgeschlofsenen mächtigen Gebirgsschichten aus mikroskopischen Bacillarien und hoffte die Belege dazu in einer der nächsten Sitzun- gen anschaulich zu machen.

Hr. Virchow zeigte eine Reihe von Knochen, ins- sondere Geweihstücken von vaterländischen Thieren der Vorzeit, insbesondere vom Rennthier, Bär, Elenthier und Edelhirsch. Sämmtliche vorgelegte Stücke zeichnen sich durch die ungewöhnliche Gröfse aus, zeigen jedoch sonst keine erkennbaren Verschiedenheiten von den noch jetzt lebenden Arten.

Was zunächst die Rennthiere betrifft, so ist die Aufmerksamkeit auf ihr Vorkommen in Norddeutschland hauptsächlich erregt worden durch die verhältnifsmäfsige Häufigkeit des Aufiindens von Rennthier -Geweihen in Mecklenburg. Lisch (Mecklb. Jahrb. 1864 Bd. 29 S.282) führt 20 verschiedene Fundorte der Art auf. Um so auf- fallender war das Fehlen ähnlicher Nachrichten aus Preus- sen. Allerdings sprach im Jahre 1851 der Graf v. Bü- low zu Schwerin seine „persönliche Überzeugung" aus, dafs gewifse, auf seinem Gute Cummerow in Hinterpom- niern gefundene Geweihe Rennthieren angehört hätten

[1869.]

(Meckl. Jahrb. Bd. 17 S. 409), und Schreber (Säugethiere V. 1. S. 1041) sagt, dafs bei Barutli in Sunipfeisenerz Geweihe vorkommen, welche Rennthieren von mächtiser Gröfse angehört zu haben schienen. Indefs sind dies sehr unsichere Angaben, und in der That finden sich in keiner der offiziellen preufsischen Sammlungen recht be- weisende Stücke von inländischem Rennthier. Nur für Schlesien hat R. Hensel (Denkschr. zur Feier des öOjähr. Bestehens der Schles. Gesellschaft. Breslau 185.3. S. 245) es als wahrscheinlich bezeichnet, dafs dort gefundene Ge- weihfragmente dem Rennthier angehören, und Hr. Göp- pert ist nach brieflicher Mittheilung der Ansicht, dafs in einer Mergelgrube bei Wittgendorf in der Nähe von Sprot- tau aufser einem Löwenzahn vor Jahren auch Rennthierreste ausgegraben seien. Das gegenwärtig vorgelegte, nur we- nig verletzte, jedoch bis dahin nicht erkannte Geweih traf der Vortragende im Besitze des Hrn. Mercker zu Wol- tersdorf. Nach weiteren Erkundigungen ist es bei Mellenau in der Nähe von Boitzenburg in der Uckermark in einem Bruche ausgegraben; es hatte dort 4 Fufs tief in schwar- zem humosem „Moder" (nicht Torf) über einer schwachen KaLkschicht gelegen, welche wohl den alten Seeboden dar- stellt. In dem „Moder" waren aufserdem Birken und El- sen, auch einzelne Eichen enthalten. Es mifst 1,25 Meter in der Länge, die Stange hat durchschnittlich 14 15 Cent, im Umfange, die Schaufel 9 10 Cent. Breite. Die Schau- fel hat noch zwei Zacken, von denen die eine, gut erhal- tene 10 Cent, lang ist. Die Augensprosse und der sog. Eisspriefsel sind abgebrochen, auch das Ende der Schaufel verletzt, gleichwie die Stange selbst beim Ausgraben durch den Spaten zerstofsen ist. Auf alle Fälle mufs das Ge- weih einem ungewöhnlich kräftigen und alten Thiere an- gehört haben; die in unsern Museen enthaltenen Rennthier- geweihe sind durchweg um mindestens ^ kleiner. Da Boitzenburg nalie an der mecklenburgischen Grenze liegt,

9

32

rom Id. October 186f).

so kann man diesen Fund zunächst auch den mecklenbur- gischen anschliefsen , welclie überdies fast sämmtlich in Torfmooren und Brüchen gemacht worden sind. Gerade diese Lagerstätte aber ist insofern von besonderem Inter- esse, als sie bestimmt zu beweisen scheint, dafs die Renn- thiere auch in unserem Lande gelebt haben, ein Punkt, der für die Frage von der Eiszeit eine grofse Bedeutung hat. Es wird nun darauf ankommen, die Beobachtung zu verschärfen und besonders auch die Flora der tiefsten Torfschichten in solchen Lagerstätten genauer zu studiren, da in Schwaben arktische Moose darin gefunden sind.

Vom Bären wurden 2 Eckzähne vorgelegt, welche nebst anderen Skelettheilen vor .3 oder 4 Jahren 8 10 Fufs tief in einem Torfmoor bei Milmersdorf in der Ucker- mark ausgegraben und dem Vortragenden durch Hrn. v. Ar- nim übergeben waren. Das betreffende Moor soll mit den Havel- Seen in Zusammenhang stehen. Auch diese Zähne übertreflen an Gröfse die der im zoologischen Mu- seum befindlichen Bärenschädel. Der als solcher deutlich zu erkennende linke obere Eckzahn mifst vom Schmelz- rande bis zur Wurzelspitze 5,5, 'bis zur freien Spitze bei- nahe 4 Cent. Die Wurzel hat in der Mitte einen Umfang von 8 Cent. Unzweifelhaft ist dieser Torfbär von beträcht- lichem Alter und starker Entwickelung gewesen, so dafs er in mancher Beziehung dem Höhlenbären nahe steht, von dem Lisch (Meckl. Jahrb. Bd. 29 S. 284) von zwei Ar- ten in Mecklenburg, und zwar, wie es scheint, nicht im Torf Zähne gesammelt haben will. (Das eine Mal bei Grabung eines Brunnens unter dem Burgberge bei Par- chim.) Es ist dabei zu erwähnen, dafs in Pommern noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts (1741 in der Ueker- münder Haide und 1750 bei GoUnow) Bären gesehen, bez. erlegt worden sind.

Vom Elenthier (Cervus alces) kommen in unseren Torfmooren sehr zahlreiche und ausgezeichnete Überreste vor, obwohl die alten Geschichtsschreiber aus Pommern und der Mark nichts mehr von dem Vorkommen dieses Thieres erwähnen. Von um so gröfserem Interesse ist es, dafs sich bearbeitete Geweihstücke vom Elen in dem Wall- berge von Garz bei Cammin finden, von denen ein Beispiel vorgelegt wurde. Auch aus den Pfahlbauten des Soldiner Sees hat der Vortragende Knochen des Elens erhalten. Ein bearbeitetes Geweihstück von da mifst dicht über der Rose 18 Cent, im Umfang.

Endlich wurden zahlreiche und zum Theil colossale Geweihe vom Hirsch vorgelegt, die jedoch sämmtlich dem Edelhirsch (Cervus Elaphus) angehörten. Das stärkste dieser Geweihe, gleichfalls aus dem Wallberge von Garz bei Cammin in Pommern, mifst dicht über der Rose 24 Ct. im Umfange; ein anderes von Soldin hatte an derselben

Stelle 23 Cent., besafs eine Augensprosse von 42 Cent. Länge. Von ähnlicher Stärke war ein gleichfalls vorge- legtes Geweihstück, welches nebst mehreren Wirbeln beim Senken der Fundamente eines Hauses der Alsenstrafse in Berlin selbst gefunden wurde. Es lag 14 Fufs tief unter Sand, Moor und blauem Schlick auf dem festen Unter- grunde, der wahrscheinlich dem Boden des alten Spree- Sees entpricht. In den pommerschen und märkischen Pfahl- bauten tragen diese Geweihe vielfache Zeichen der Bear- beitung durch scharfe Werkzeuge.

Hr. Bastian als Gast der Gesellschaft legte ein Schädelpräparat vor, das dem Königl. Museum (ethnolo- gische Abtheilung) unter der Bezeichnung „aus einem In- dianer-Grabe" von Panama eingeschickt war, und das durch seine microcephalische Bildung an die vor einigen Jahren in Europa gezeigten Azteken erinnert, Mulatten- kinder aus dem Bezirk San Miguel im Dorfe La Puerta bei der Stadt Mulutan (nach der Gazeta del Gobierno de San Salvador), aber angeblich aus der Indianerstadt Ixi- maya geraubt. Sagen von einer solchen Indianerstadt ähnlich den jetzt in Ruinen liegenden Prachtbauten von Copan, Uxmal Palenque, -nnederholen sich mehrfach in Central-Amerika, wie auch Stephens von den Cura zu Quiche von einer solchen hörte im nordöstlichen Veraguas, wo sich nach der Bekehrung der Tierra de guerra durch Las Casas am alten Glauben festhaltende Candones erhal- ten hätten, die keine Spanier zuliefsen (sowenig, wie die Mandenga bei St. Blas) in einer von Chajul aus sichtba- ren Stadt. Traditionen, die sich an die Casa del Enano in Uxmal knüpfen, erzählen von einer künstlich erzeugten Zwergen -Rasse, die den Priestern zu ihrem Schlangen- Cultus dienten, ähnlich wie in Afrika die Albino bei hei- ligen Handlungen verwendet wurden. Der Name des in San Salvador, San Miguel und Sonsonate verbreiteten Volksstammes der Pipiles (toltekisch-aztekischer Verwand- schaft) wird (von Juarros) als Kinder erklärt. Die so vielfach in Amerika geübten Schädelentstellungen zeigen sich auch auf den alten Sculpturen Yucatan; und auch Herrera spricht davon, sowie von langer Haartracht. Das Tättowiren und Bemalen wird gleichfalls erwähnt, und die gewöhnliche Farbe war roth , wie auf dem vorgelegten Schädel. Die Lippendurchbohrung deutet auf Tragen von Schmuck, wie es (nach Oviedo) in Nicaragua und (nach Wafer) in Darien üblich war.

Hr. Hart mann sprach über das von ihm mit ver- dünnter Milch und Karmin injicirte Nahrungsgefäfssystem der Rhizostomen, dessen Anordnung er meist in Überein- stimmung mit der von Milne Edwards in der Prachtaus- gabe von Cuvier's Regne animal gegebenen, iconographi- schen Darstellung beschrieb. Ferner bemerkte Derselbe,

vom 19. Oetoher 1869.

33

dafs die contraktile Substanz der ümbrella bei Aequori- den (von ihm 1860 zu Valetta, Malta beobachtet) von zahl- reichen einfach und getheilt verlaufenden, an den Enden knäuelförmig aufgerollten, häufig auch zu zweien und dreien umeinander sich wickelnden, dem elastischen Gewebe an- gehörenden Stützfasern durchzogen werde, welche letzte- ren an der Subumbrella sowohl, wie auch am Rande der Ümbrella, bogenförmig die eine zur anderen sich hinüber- biegen, um dann, mit einander verschlungen, wieder nach dem Mittelpunkte der Ümbrella zurückzulaufen. Alsdann sprach Derselbe noch, an einen im Winter des vorigen Jahres gehaltenen Vortrag anknüpfend, über die an der Subumbrella der Medusen befindlichen, zu circulären Bän- dern sich sondernden Parthien der contractilen Substanz, deren Wulstungen etwa den Anschein von Querstreifen willkürlicher Muskeln gewähren können, mit letzteren aber nicht verwechselt werden dürfen. Endlich bemerkte der Vortragende, dafs er auch dieUmbrellensubstanz der Aurelia aurita von zahlreichen elastischen vielfach miteinander ana- stomosirenden Fasern durchzogen finde, in deren Maschen sich sternförmige Bindesubstanzkörperchen zeigten. Vor- gelegt wurden auf Papier pele und Pastellgrundirung mit Honigfarben und mit der Stahlfeder ausgeführte Zeichnun- gen des Ehizostoma Cuvieri mit injicirten Nahrungsgefäfsen, er Clirysaora hyoscella mit der individuell sehr wechselnden Pigmentirung der Ümbrella, sowie mikroskopische Zeich- nungen der oben erwähnten Strukturverhältnisse.

Hr. Dönitz sprach unter Vorzeigung von Präparaten über das von Nitzsch entdeckte Siplionium, eine kleine, knöcherne Röhre, welche die Paukenhöhle mit dem Luft- räume des Unterkiefers verbindet und Luft in denselben lei- tet. Nitzsch's Vermuthung, dafs dasselbe den Schwimm- vögeln wahrscheinlich fehle, ist zwar neuerdings mehrfach wiederholt worden, hat sich aber nicht bestätigt. Es fand sich dieses Knöchelchen bei Halieus brasilianus L. Gmel. (Anat. Mus. No. 22460 u. 22461) und bei Halieus longi- caudus Swains. (No. 14395). Die Schwimmvögel bilden somit keine Ausnahme mehr und müfsen denjenigen Vö- geln beigezählt werden, welchen das Siphonium zukommen kann.

Hr. Prof. Pringsheim legte einige Tafeln über die Zeugungsvorgänge bei Pandorina Morum vor und wies zur Erläuterung derselben auf die allgemeinen Resultate hin, die sich aus seinen Untersuchungen ergeben. Hiernach ist die Existens beweglicher Eianlagen in der Abtheilung der Zoosporeen constatirt und die Zeugung tritt unter diesen in ihrer einfachsten Form als Paarung von 2 Schwärmsporen auf. Weiter ergiebt sich, dafs die ruhenden Eianlagen nur nähere oder entferntere, cilien-

lose Formenabweichungen der Schwärmspore sind, und dafs diese gleichfalls die Grundform der Spermatozoiden bildet. Hieraus finden dann der Bau der ruhenden Eianlagen und die Richtung der Embryonen in der natürlichsten Weise ihre einfache Erklärung und die Erscheinungen, die bei der Embryobildung in den verschiedenen Abtheilungen des Pflanzenreiches eintreten, geben sich zugleich als die ana- logen Vorgänge derjenigen Erscheinungen zu erkennen, welche bei der Embryobildung der Thiere als totale und partielle Furchung hervortreten. In diesen Vorgängen und Vorstellungen endlich wird die embryologische Einheit des Gewächsreiches und seine Verwandtschaft mit dem Thier- reiche in einer Reihe durchgreifender Eigenthümlichkeiten mit überraschender Schärfe sichtbar.

Als Geschenke wurden mit Dank empfangen: Abhandl. d. Akad. d. Wissenscli. z. Berlin. 1868. Monatsberichte derselben. April bis Juni 1869. Florae Columbiae, Specimina selecta ed. Karsten. Tom II.

Fase. 4. 5. Geschenk des geistl. Ministeriums. Memoires de VAkad. Imp, de St. Petersbourg. Tom. XII.

4. 5. T. XIII. 1—7. Bulletm de VAkad, Imp. de St. Petersbourg. T. XIII. 4 5. Berichte über europäische Gradmessung. 1868. Proceedings of the Zoolog, Soc. London 1867. Parti 3.

1868. Part. 1—3. V. d. Decken' $ Eeisen in Ost- Afrika von Kersten. B. 3.

Abth. 1. Schmarda, Kultur des Meeres in Frankreich. Wien 1869. Gore. On hijdroßiioric Acid.

Smithsonian miscell. Collect. P. 1. Washington 1869. Smithsonian Report. 1867. The American Naturaliste Peabodij Acad. Sc. Salem. Vol.

H. 1—12. Memoirs of the Peab. Acad. Vol. 1. Nr. 1. Proceed. of the Essex Institute. Vol. V. 7. 8. Salem. Eeport of the Comissioner of Agriculture. 1867. Washington. Monthly Eeport of the Departement of Agriculture. 1868. Occasional Papers of the Boston Soc. Nat. Ilist. Nr. 1.

Boston 1869. Memoirs of the Boston Soc. A^at, Hist. Vol. 1. Part IV. Proceed. of the Boston Soc, Nat. Hist. Vol. XII. Letter of the Presideiü and Vice-President of the National

Acad. of Sc. Washington 1867, 1868. Annual Eeport of the Trustees of Museum of Comp. Zool. 1868. Contribuiions to the Fauna of the Gulf Stream at great depths.

Pourtales. Ehrenberg, Über mächt. Gebirgsschichten unier und bei

Mexico. 1869.

Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Unirersitätsstr. 8.

Sitzuugs-Bericht

der

Gesellschaft natiu'forschender Freunde

zu Berlin

am IG. November 1SG9.

Direktor: Herr Geh. Res!;ieniii2;srath Macfnu^!.

Hr. Ehrenberg gab die in der vorigen Sitzung an- gezeigten Anschauungen der aus Mexiko vom Professor der Mineralogie Del Castillo erhaltenen Materialien von den tufi'artigen Bacillarien-Bänkcn unter der Stadt Mexiko und den dortigen Hochlanden. Es wurden drei der Haupt- verhältnisse unter dem Mikroskop zur Ansicht gestellt: 1) Die weifse Bacillarien-Bank Nr. 4 von Istlahuaca mit wohlerhaltenen Charakterformen der AmpMcampa Lermana, n. sp. 2) Die grau und weifs gemischte Probe Nr. .3 von der Bacillarien-Bank des artesischen Brunnens in der Stadt Mexiko aus 84 varas = 210 Fufs Tiefe, bestehend aus sehr wohl erhaltenen Formen mit Einschlufs von Coc- conema mexicanum. 3) Ansicht der Probe Nr. 7 aus dem artesischen Brunnen der Hacienda Escalera bei Mexiko in 16 varas ^= 40 Fufs Tiefe mit Campylodiscus Humboldtii, n. sp.

Die sämmtlichen Anschauungen waren 300 Mal im Durchmesser vergröfsert, entsprechend den im akademischen Vortrage gegebenen Abbildungen.

Hr. Baumeister Holmgren legte als Gast Proben mehr als einen Zoll starker Exemplare von langen Osteo- coUen vor, welche sich in der Nähe von Berlin in den sogenannten Spiefsbergen bei Moabit beim Bau der Lehrter Eisenbahn in grofser Anzahl gefunden haben und erläuterte dieses Vorkommen, was von verschiedenen Mitgliedern dankbar anerkannt und mit früheren ähnlichen, aber nicht so umfangreichen Vorkommnissen besonders in den Reh- bergen verglichen wurde, wo ebenfalls überall wie dort Pflanzenwurzeln in der Mitte der Osteocollen verliefen.

Hr. Rohrbach sprach über die Blüthen-Entwickelung von Typha. Die gestreckte, sich oben zum Blüthenstand umwandelnde Axe entwickelt, bevor irgend eine Spur einer Blüthen-Anlage sichtbar ist, sämmtliche die Inflorescenzen später unterbrechende Blätter. Etwa im- Mai erfolgt die Anlage der Blüthen, und zwar innerhalb der beiden In-

[1869.]

florescenzen in entgegengesetzter Richtung : die männlichen Blüthen entstehen nämlich an der Axe in akropetaler Folge, die weiblichen dagegen in basipetaler. Die erste Anlage geschieht in auf einander folgenden Ringzonen gleichzeitig im ganzen Umkreis der Axe; männliche und weibliche Blüthen -Anlagen sind bis zu dem Moment etwa, wo ihre Höhe dem Durchmesser gleichkommt, nicht verschieden. Die weiblichen Anlagen werden entweder zu Einzelblüthen oder zu Blüthenzweigen : beide stehen völlig regellos durcheinander. Die zu Zweigen werdenden ent- wickeln erst in akropetaler Folge zweizeilig gestellte Seiten- höcker, die dann selbst denselben Entwickelungsgang wie die Einzelblüthen verfolgen. Dieselben bilden zuerst an ihrer Basis eine unbestimmte Anzahl Haare : die Stellver- treter des Perigon's; gleichzeitig erhebt sich auf dem Scheitel ein Ringwall, dessen ursprünglich nach oben ge- richtete Oeffnung in Folge des auf der einen Seite stark überwiegenden Wachsthuras endlich vortical zu liegen kommt und durch Schliefsung der Ränder im untern Theil die Fruchtknotenhöhle und den Griffel von der Narbe trennt. Bei denjenigen Blüthen, welche ein durch ein Haargebilde ersetztes Tragblatt haben wie bei T. an- gusti/olia entsteht dies sehr früh und eilt in der Entwickelung der Blütbe selbst voraus.

In der männlichen Abtheilung des Blfithenstandes bil- den sich frühzeitig direct aus der Hauptaxe ebenfalls Haare, die ihrer Stellung nach jedoch als Perigon gedeutet wer- den müssen. Die ursprüngliche Anlage selbst wächst ent- weder direct zur Anthere aus oder sie theilt sich analog dem Vorgang bei Biciyius in zwei, drei oder mehr Zweige, deren jeder zur Anthere wird. Hiernach besteht die männliche Blüthe von Typha nicht aus einer Anzahl verwachsener Staubgefäfse, sondern aus einem, in Bezug auf die relative Blüthenaxe terminalen, einfachen oder verzweigten Staubgefäfs. Wirklich verzweigte Staub-

10

o(!

vom IC. November 1869.

bh'ittcr sind unter Jen Monocotyledonen seitlier nicht be- kannt.

Sodann wurde eine Deutung des eigenthümlichen 151üthenstandes der Gattung versucht.

Hr. Koch legte einige Feigenzweige mit überein- anderstehenden sogenannten Doppel-Scheinfrüchten vor und sprach sich anschliefsend an einen früiieren Vortrag über dergleichen Vorkommnisse bei unächten und ächten unteren Fruchtknoten darüber aus. Interessant sei, dafs die zweite obere Frucht nicht, wie bei dem Rosenkönig oder der doppelten oder mehrfachen Birn, aus der Basis der Fruclit- knotenhöhle sich erliebt, sondern dem oberen Rande der unteren Frucht aufsitzt, so dafs nur eine Höhlung für l)eide Scheinfrüchte vorhanden ist. Die Blüthen an der inneren Wand linden sich gleichmäfsig an beiden Schein- früchten.

Ferner berichtete derselbe über seine Versuche, die Pfropfung der Kartoifelknollen betreffend, weder er noch Herr Inspector Bouclie hätten Resultate erhalten. Das, was er darüber sclion frülier ausgesprochen, hätte sich jetzt bestätigt. Von einer Kreuzung durch Pfropfen könne demnach weder hier noch bei anderen angeführten Fällen die Rede sein. Das Beispiel, was Herr Dr. Pfister in Bonn bei einem Vortrage aufführt, wonach rothe und weifse Rosen imd selbst auch Exemplare, wo das Moos an der Blüthe fehlt, an einer und derselben Pflanze vor- kommen, pafst nicht, da man es hier mit einer Form, nicht einmal mit einer Abart, am allerwenigsten mit einer Art zu thun hat. Dergleichen Rückschläge kommen bei Rosen sehr häufig vor, auch bei den Moosrosen. Man kultivirte früher sogar eine Rose (York- und Lancaster- Rose), wo regelmäfsig rothe und weifse Rosen vorkommen oder die Blume halb roth, halb weifs ist. Solche in der F'arbe verschiedene Blumen an einer und derselben Pflanze kommen am häufigsten bei Azaleen und Kamellien vor.

Hr. Asclierson legte das von Dr. F. v. Müller im St. Vincent- Golf Südaustraliens gefundene, von dem- selben in den Fragm. Phjtogr. Austral. IV p. 113 als Ampliibolis zosteri/olia beschriebene Fruchtexemplar einer Meerphanerogame vor, welches ihm derselbe kürzlich zur Ansicht zu übersenden die Güte hatte. Dasselbe ergab sich als mit dem der Gesellschaft in der Februar -Sitzung 1867 vorgelegten Fruchtexemplare der Posidonia australis Hook. fil. identisch. Die weibliche Blütlie und Frucht der Atiipliibolis (welchv, nunmehr, da die von Gaudschaud beschriebene und abgebildete männliche Blüthe keine Ver- anlassung bietet, die betreffende Art von Cymodocea zu trennen, bis auf Weiteres wieder als Cymodocea antarctica (Labille) Endl. zu bezeichnen ist), sind mithin noch aufzufinden.

Hr. Braun legte eine von Ilrn. Kunstgärtner J unger in Breslau eingesandte Sammlung getrockneter Keimpflänz- chen vor, durch welche in instructiver Weise verschiedene Abweichungen in der Zahl und Anordnung der Cotyle- donen dicotyler Gewächse erläutert werden. Darunter befinden sich Pflänzchen mit drei Cotyledonen von Solanum nigrum (bei einer anderen Art derselben Gattung schon von DeCandolle beobachtet), Phlox Drummondü und Pld. acuminata Pursh (in mehrfachen Exemplaren, theils mit nachfolgender Stellung der Laubblätter in drcizähligen Quirlen, theils mit nachfolgenden zweizähligen Quirlen.) Primula praenitens, Pr. officinalis (mehrfach), Vaccinium Vitis Idaea (ebenso), Sambncus nigra (ebenso), Mijosoti.'i silvatica, Lamium purpureum und amplexicaule (beide mit nachfolgenden drcizähligen Quirlen), Campanula rapun- culoides, C. Medium (häufig), LoheJia Erinus (häufig), CalUstephus chinensis (mehrfach), Iberis umbellata (nielir- mals und stets mit einem nachfolgenden drcizähligen Quirl, welchem dann spiralige Anordnung der Blätter folgt), Reseda Luteola var. virescens, Chelidonium majus (mehrfach), Linum vsitatissimum, Oxalis stricia, Tilia parri/oUa (mehr- facli), Ranunculus repens, Delphinium Ajacis, Poli/gonum dumeiorum, Chenopodium liybridum, Clienopodium album (mehrfach mit nachfolgendem, meist nicht genau geschlos- senem dreigliederigem Quirl), Dianthus CaryopJn/Ilus, Stel- laria media (mehrfach mit nachfolgenden dreigliederigen Quirlen entweder bis zur Gipfelblüthe oder vor derselben zur Zweizahl zurückkehrend; an einem Exemplar mit vierblättrigen Quirlen läfst sich die Zahl der Cotyledonen nicht mehr erkennen), Anethum graveolens , Petroselinum sativum, Daucus Carola (die beiden letzteren mehrfach), Robinia Pseudacacia (ebenso) , Trifolium repens. Bei Lo- belia Erinus findet sich die Bemerkung, dafs die aus zwei Samenkapseln einer Pflanze mit drei Cotyledonen entnom- menen Samen ungefähr ebensoviele Pflänzchen mit drei als mit zwei Cotyledonen geliefert haben. Nicht selten sind von drei Cotyledonen zwei unter sich verwachsen, bald nur ganz am Grunde, bald bis zur Hälfte und weiter, was durch Exemplare von Phlox acuminata, Primula chinensis, Verbena teucriifolia, CalUstephus chinensis, Pul- monaria officinalis, Polygonum dumeiorum, Chenopodium album, Petroselinum sativum, Daucus Carola belegt wird; auch wenn nur zwei Cotyledonen vorhanden sind, kommt eine abnorme einseitige Verwachsung derselben vor, so nach den vorgelegten Exemplaren bei Cirsium canum und acaule (häufig), Senecio vulgaris (öfters). Besonders merk- würdig ist eine Reihenfolge von jungen Pflänzchen von Solanum nigrum, deren zwei Cotyledonen nicht auf gleicher Höhe stehen, sondern bis auf eine Linie Entfernung aus- einandergerückt erscheinen, welcher Fall auch durch ein

vom 16. November 1869.

37

Exeiiiplai- einer Gossi/pium- Art vertreten ist. Von Del- 2)hinium Ajacis wurde eine grofse Reihe von Pifänzehen vorgelegt, welche den Übergang von ungetheilten Cotyle- donen zu zwei- und dreilappigen nachweisen, die letzteren ähnlich wie die von LejMium saiivum gestaltet. Ein vor- gelegtes noch nicht halbwüchsiges Exemplar von Daucus Carola mit zwei Blattrosetten und zwei VVurzelspitzen, während der obere Theil der beiden "Wurzeln in eine ge- meinsame Masse verwachsen ist, welches Exemplar beim Keimen vier Cotyledonen gezeigt liatte, wird als „ZMilling" bczt'iclHii'f und zwar mit Recht, denn es ist unzweifel-

haft das Resultat zweier in demselben Samen gebildeter Keimlinge.

Als Geschenke wurden mit Dank empfangen: Monatsberichte d. Bert. Äkad. d. Wissensc/i. vom Juli und

August 1869. Proceedings of t/ie Zooloij. Soc. of London. 1869. Part 1. Dell 'Acido paratartarico anidro di A.Scacclil. Napoli 1869. Sulla e/ßcacia dello Soluzione dei Tartratl di A. Scacctii.

Napoli 1866. Delle Comhinazioni della Litina con l'acidu nolforicn di A.

Scacclii. Napoli 1868.

Buihdruckerei der Köiiigl. Akademie der Wissenschaften (G. Vogt). Berlin, Universitätsstr. 8.

Sitzungs-Bericht

der

Gesellschaft natiu'forschender Freunde

zu Berlin

am 21. December 18G9.

Direktor: Herr Geh. Regierungsrath Magnus.

In Abwesenheit des Direktors eröffnete die Sitzung Hr. Gustav Rose.

Hr. Ascherson legte ein in Süd- und Südost-Europa verbreitetes, auch noch innerhalb der Grenzen Deutsch- Österreichs in Südtirol und Nieder -Österreich beobach- tetes Gras, Diplacline serotina (L.) Lk. vor, an ■welchem der jetzige Custos am Ungarischen-National-Museura, der um die Flora Ungarns und Siebenbürgens hochverdiente V. V. Janka, seitliche, stets in den Blattscheiden verbor- gen bleibende Blüthenstände entdeckt hat, ein Verhalten, in welchem dies Gras unter den einheimischen Arten nur mit Oryza clandesiina (Web.) A. Br. (Leersia oryzoides Sw.) übereinstimmt. Diese eingeschlossenen Blüthenstände Stellen im Gegensatz zu der endständigen Rispe, deren Ahrchen mehrblüthig sind, ziemlich lockere, aus einblü- thigen Ährchen bestehende Ähren dar. Die die Blüthen- theile einhüllenden Hochblätter sind an den verborgenen Blüthenständen etwas gröfser, als an den endständigen, ebenso die Frucht; aufserdem unterscheidet sich das Blüthendeckblatt (palea inferior) der beiderlei Blüthen- stände etwas in der Form, indem es bei den einge- schlossenen allmählich zugespitzt ist, während bei den endständigen die gestutzte Spitze sich plötzlich in eine Stachelspitze zusammenzieht.

Derselbe theilte ferner aus den kürzlich eingegangenen Briefen des abwesenden Mitgliedes Dr. G. Schweinfurth an Prof. A. Braun, d. d. grofse Seriba Gattas am Diur- Flusse (7° N. Br.), welche das erfreulichste Wohlsein des Reisenden melden und von dessen rastloser Thäthig- keit und reicher Ausbeute Nachricht geben, einen die Vegetationsverhältnisse des erforschten Gebietes zwischen den Flüssen Diur und Tondj betreffenden Abschnitt mit. Ungeachtet der einförmigen Terrainbildung fand sich dort eine aufserordentlich mannichfaltige Vegetation , so dafs der Reisende von Ende März bis Ende August, also

[1869.]

nicht einmal in der günstigsten Jahreszeit, schon über 600 Pflanzen- Arten gesammelt hatte. Der Vegetations- charakter zeigte grofse Übereinstimmung mit westafrika- nischen Florengebieten, bis auf die geringe Anzahl von Farrn. Die Grenze des festen Gesteins (rothen Thon- eisensteins), welche sich zugleich durch eine allmählich ansteigende Terrainstufe markirt, bezeichnet einen schroffen Wechsel im Vegetationscharakter wie er kaum beim Über- schreiten der europäischen Alpenkette greller hervortritt; für den Thoneisenstein ist besonders der Butterbaum (Bu- tyrospermum Parkii Kotschy) charakteristisch.

Der als Gast anwesende Dr. W. Pfeffer aus Cassel machte folgende Mittheilung: Die Angaben von Duchartre, Wigand, Payer und Gramer über Bildung von CoroUe und Androeceum der Primulaceen enthalten so auffallende Widersprüclie, dafs die Sache einer neuen Untersuchung werth schien; es wurde bei dieser besonders auch auf die Zelltheilungen, welche der Hervorwölbung der Blüthentheile vorausgehen, Rücksicht genommen. Mit den Kelchzipfeln alternirend erheben sich fünf halbkugelige Höcker, welch in dem nächsten Stadium ihrer Entwicklung bis auf den Kelch herab von derselben Wachsthumsrichtung beherrscht werden, wie dieses nicht nur aus der Gestalt der Höcker folgt, sondern auch aus der strahligen Grup- pirung der Zellen und der Stellung neu auftretender Thei- lungswände, welche fast alle senkrecht gegen die Wachs- thumsrichtung orientirt sind. Wenn die Höcker bereits ansehnliche Grofse erreicht haben, beginnt auf deren Aus- senseite, in unmittelbar unter der Epidermis gelegenen Zellen, eine allseitige Theilung in Zellen, welche um ein schmales Gewebestück von dem Kelche erfernt und ober- halb dessen Insertion liegen. Auf dem Längsschnitt sind es meist zwei Zellen, welche diese unregelmäfsige Thei- lung trifft, die gleichzeitig zu einem entsprechenden, mit der Insertion des Kelches' parallelen Gewebestreifen längs

11

40

•21. Decemhcr IHGU.

der ganzen Aufsencontour des Höckers stattfindet. Unter JJethiMligung der zunächst angrenzenden Zellen des Hücker- gewebes erhebt sich gleich darauf nach Aufsen hin ein tangential gestreckter "Wulst, der sich weiterhin zum Blu- menblatt ausbildet, während der bei Weiten gröfsre Theil des Höckers mit Beibehaltung des primären Vegetations- punktes weiter wächst und endlich zum Staubgei'äfse wird. Es ist diese Entwicklung der Blumenblätter ganz die eines Blattstrahles; wenn man jedoch die Hypericineen in Betracht zieht, bei welchen wohl zweifellos ein gleicher Entwicklungsmodus waltet (wenigstens den pentastamina- len), so würde man die Petala als Analoga der Stipular- bildungen auffassen müssen. Sieht man von Zahl und Stellung ab, so ginge die Bildung von Corolle und Androe- ceum bei den Primulaceen wie die eines ungetheilten Blattes mit sogenannten y^stipuUs adnatin'^, bei den Hypericineen wie die eines getheilten Blattes mit freien Nebenblättern vor sich.

Bei der blumenblattlosen Glaiuv findet eine Anlage der Corolle in keiner Weise statt; die Staminodien ein- zelner Primulaceen sind als ein mit dem Androeceum alter- nirender Blattwirtel aufzufassen.

Genauest wurden noch die Ampelideen untersucht; hier entstehen Blumenblätter und Staubgefäfse in acrope- taler Folge und als zwei selbstständige Blattwirtel, nie aber ist von einem mit diesen alternirenden Blattcyclus etwas zu finden.

Hr. Kuhn bepsrach die von Hrn. Dr. Schwein- furth seinem Briefe beigelegten Farrnproben. Dieselben ergaben sich als Opliioglossum reticulatum L., eine tropisch- kosmopolitische Art; Polyboti-7ja acrosiichoüles Mett., bis- her nur in West- Afrika gefunden, eine, weil steril, nicht näher zu bestimmende Acrostichaceae, zunächst der Gattung Emjenolfia verwandt; das tropisch -afrikanisclie und indo- oceanische, in Amerika saXtane. Adiantum, lunulatum Burm. und eine neue, dem den Tropen der alten Welt eigen- Ihümlichen A. caudatum L. nahestehende Adiantum- Art, A. Schweinfurthii Kuhn, welches sich von A. caudatum durch völlige Kahlheit und fast kreisrunde Schleier unter- scheidet.

Hr. Braun theilte einige neuere Beobachtungen über sogenannte Drehungen von P>aumstämnien, richtiger schie- fen Verlauf der Holzfaser, mit, anknüpfend an frühere Mittheilungen in den Monatsberichten der Akademie der Wissenschaften vom August 1854 und in der Sitzung dir Gesellschaft vom 18. Juni 18ü7. Pinus montana MiU. (P. Pumilio Haenke), die Krummholzkiefer oder Legföhre, in Oberbayern Latsche genannt, zeigt einen ähnlichen Wechsel der Drehung wie die gemeine Kiefer. Ich konnte mich davon im vorigen Spätsommer in der Gegend von Rcichenhall überzeugen, woselbst die Kalkgebirge, beson-

ders in einer Höhe von 4000 6000 Fufs, meist mit Krummholz bedeckt sind. Aeufserlich, d. i. an berindeten Stämme'n, ist die Drehung nicht bemerkbar, aber in be- deutenderen Höhen, wie z. B. am Zwiesel, trifft man un- zählige, längst abgestorbene, entrindete und gebleichte Stämme, niedergestreckt und selbst herabhängend an den Bergwänden , welche an den durch Austrocknen entstan- denen Sprüngen des Holzkörpers die Drehung schon von Weitem erkennen lassen. Dünne Stämmchen und Zweige erscheinen schwach rechts gedreht, 5 10° von der Senk- rechten abweichend, selten findet sich die Rechtsdrehimg auch noch bei stärkeren, ^ bis \ Fufs dicken Stämmen. Die meisten dickeren Stämme erscheinen links gedreht und zwar in den verschiedensten Graden, manche sehr stark, 25 30° von der Senkrechten abweichend. Schabt man an jungen Trieben die äufsere Rinde ab, so zeigt sich sowohl Bast als Holz deutlich rechtswendig schief gestellt und dasselbe Resultat liefert die Längsspaltung. Zerlegt man ältere Stämme, so kann man das allniählige Eintreten der Linksdrehung in der Aufeinanderfolge der Jahresringe verfolgen. Bemerkenswerth für diese Art, zumal im Vergleich mit der gemeinen Kiefer, ist noch die Langsamkeit des Dickenwachsthums. Es wurde ein ent- rindetes Stammstück von im Querschnitt ovaler Form vor- gelegt, dessen gröfserer Durchmesser 53^, der kleinere 43| Millim. beträgt. Dieses Stück läfst 150— IGO Jahres- ringe unterscheiden, von denen die äufsersten kaum zähl- bar sind. Die Dicke eines Jahresrings beträgt somit durch- schnittlich ungefähr f Mm., oder, wenn man die innersten 22, welche kräftiger sind und zusammen einen Raum von 10 Mm. einnehmen, abrechnet, kommt auf die übrigen durch- schnittlich kaum if Mm. Die Drehung an der Oberfläche dieses Stücks ist sehr bedeutend, indem die Holzfaser um 30* von der Senkrechten abweicht; in der Dicke von 100 Jahres- ringen beträgt sie in derselben Richtung kaum über 5°; in der Dicke von 10 Jahresringen zeigt sich umgekehrt eine unmerkliche Rechtsdrehung.

Picea exceha. Die Geländer zur Einzäunung der Wie- sen und Scheidung der Waidegebiete sind in der Gegend von Reichenhall meist aus dünnen Fichtenstangen gefer- tigt, so dafs man Gelegenheit hat, die Rechtsdrehung des Holzes hundertfältig zu sehen. Geschälte alle Stämme sah ich meist links gedreht. Cryptomeria japonica. Ein älterer Stamm in der Gegend von Neuenburg in der Schweiz links, wie Taxodium distichum. Ebenso mehrere alte Stämme von Sequoia gigantea nach in ihrem Vaterlande aufgenom- menen Photographien. Fitzroya patagonica. Friedrich Philip pi spricht in einem Reiseberichte nach der Cor- dillera pelada in der Provinz Valdiviu (Peterm. geogr. Mitth. löGG, Heft 5) von einem korkzieherartig gedrehten

vom 21. December ISGO.

41

Stamino Jieser Art, welcher defslialb „palo del husillo" genannt werde. Die Richtung der Drehung ist nicht be- merkt. Betula dacurica. Ein iui Göttinger bot. Garten befindlicher Stamm deutlich links. Corylus Avellana. Ur- alte, theihveise abgestorbene und entrindete, bis 1' dicke Stämme am Obersee bei Berchtesgaden zeigten (und zwar an 10 Exemplaren gleichmäfsig) ziemlich starke Rechts- drehung. Da die jungen Schofse beim Spalten meist eine scinvaclie Linksdrehung verrathen, so findet also hier eine Umsetzung der Richtung Statt, aber in einer der Umsetzung bei den Kiefern entgegengesetzten "Weise. Fopulus nigra. Unter zahlreichen alten und dicken Stämmen bei Salzburg und Reichenhall zeigten mehrere schon an der Borke erkennbar deutliche Linksdrehungen (also wie bei P. Cana- densis und das Gegentheil von P. pi/ramidalis). Salix gran- difolia und riparia. Einige alte Stämme in der Ramsau bei Berchtesgaden links. Elaeagnus angustifolia. Ein älterer Baum bei Magdeburg rechts. Nijssa aquatica. Nach Mit- iheilung von Prof. Demcker in Cincinnati meist sehr stark links gedreht, dabei buckelig und schwielig, wie der Granatbaum, daher das Holz nicht zu verarbeiten. Mit dem Alter nimmt die Drehung zu. Ligustrum japonicum. Ein 4" dicker Stamm im Berl. bot. Garten stark links. Syringa vulgaris. Namentlich die dicht und dunkel blühende Abart (var. Marijana) zeigt starke Linksdrehung bis 30° und mehr. Im Schwetzinger Schlofsgarten befinden sich gegen 100 ältere, auf gewöhnliche Syr. vulgaris gepfropfte Stämme dieser Abart; der dünnere Wildstamm ist durch- gehends fast ungedreht, der dickere aufgesetzte Stamm allenthalben sehr stark gedreht. Sambucus nigra. Mehrere alte Stämme bei Heringsdorf (1868) und bei Salzburg (1869) zeigten Linksdrehung, ein Stamm bei Reichenhall Rechts- drehung. Liriodendron tulipiferum. Ein absterbender, theil- weise entrindeter Stamm im Dresdener bot. Garten links. Hibiscus Sijriacus. An mehreren alten unförmigen Bäum- chen des Schwetzinger Schlofsgartens zeigte der stellen- weise von Rinde entblöfste Holzkörper Linksdrehung. Acer platanoides und Pseudoplatanus. Die herrlichen alten Bäume beider, besonders der letzteren Art, welche eine Zierde der Gegend von Berchtesgaden bilden, bestätigten der Mehrzahl nach die schon früher beobachtete Linksdrehung der Abornbäume; doch sah ich auch einige ausnahmsweise

rechts gedrehte und viele andere ohne bemerkbare Drehung. Melaleuca thymifolia und alba. Ältere Bäumchen im Berl. bot. Garten links. Sorbus Aucuparia. Viele ältere Stämme bei Reichenhall links, übereinstimmend mit den früheren Beobachtungen, wogegen einige Bäume von S. Aria und lati/olia im Göttinger bot. Garten Rechtsdrehung zeigten. Crataegus tanacetifolia ebendaselbst gleichfalls rechts, wie es auch Cohn für Cr. Oxyacantha angiebt, übereinstim- mend mit eigenen früheren Beobachtungen. Mespilus ger- manica. Ein älteres Exemplar im Berl. Univ. -Garten links. Cydonia vulgaris zu Schwetzingen schwach rechts. Acacia meUifera Benth. aus Nubien nach von Dr. Schwein- furth gesammelten Stammstücken links.

Hr. Dönitz zeigte einen Schakalschädel mit einem überzähligen Lückenzahn vor. Das Präparat stammt von einem in Abyssinien geschossenen Canis mesomelas. In der linken Hälfte des Unterkiefers ist die Lücke zwischen den beiden ersten falschen Backenzähnen durch einen Zahn ausgefüllt, welcher in allen Stücken eine Wiederholung des ersten Lückenzahnes darstellt, nur dafs er um ein Unbedeutendes kleiner ist als dieser. Dieser Befund be- weist, dafs die von Owen aufgestellte Regel, nach welcher die dem Zahnwechsel unterworfenen placentalen Säugethiere nie mehr als vier Lückenzähne besitzen sollen, nicht für alle Fälle zutreffend ist, denn hier finden sich deren fünf. Es läfst sich ferner daraus entnehmen, dafs die Vermehrung oder Verminderung der Anzahl der Zähne nicht nothwen- digerweise am Anfang oder Ende einer Zahnreihe statt- finden mufs, wie man lange Zeit angenommen hat.

Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Abhandl. der Scliles. Gesellsch. f. Vaterland. Kult. Ahth.

f. Naturw. 1868 1869. Philos.-hist. Ahth. 1868. IL II.

1869 u. Jaliresber. 1868. Breslau. Walpers Annales botanices Systematicae. T. VII. Fase. IV.

Carolo Müller. Lipsiae. 1869. Monatsber. d. Berl. Akad. der Wissensch. September vnd

October. 1869. Vargasia Boletin y. l. Soc. d. ciencias fis. y nat. d. Ca- racas 1869. (A la Memoria de Alejandro de Humboldt.) Filiees Novarum Ilehridarum elab. Kuhn (Aus den Verh.

d. k. k. zool. bot. Gesellseh. Wien. Jahrgang. 1869.)

Buflidruckerei der Künigl. Akademie der Wissenschaften (6. Vogt). Berlin, Universitätsstr. 8.

Harvard MCZ Library

3 2044 066 304 866

Date Due

..y.-:

\i

•^ 3 >

un

'-,K-. AL

^■^^

.^^^'<^

r^

T^k

.f ,f .€ f .f .f .f f

,.f jf :^:

f .-t.,f ,.€.f -f

,f;f ,f ^

, . . . ^ «:i f f '«r I # f ^ ßß 4 t

"% ■# -?*- -rr^

■f'^:^ t

1 M M ;

* '^4i

# f :*

%■ .4, . ^

'I t ■'«"*! 'i"^^

A' ^ ^

^^f^f ;f ''i*f:f ;j

.«■^

'^'m 4

0 ä

I «1 I

f't'i

.t;i:^i ■«

v' .■*•<■

WW't:

^f*#'

.*^^t.

^ J f ■# 4 4^ ##!>#«

ML,'

f Ä.

,^%,'^^^^^*#*:i^f%^A

.'^ V%Vi?^#^t%*ÄV.* :

:%*^V^S^^-*

.^^«JI.€j€,

'# #^'#-'^;:#--ft

^^^.

?•■ ^ -l- I' i^ >*• '^' •^

'■ '■'. t "t H^

'^ '"5ii!.> ^>'

t "»/*■■«!

^

■■ :

■■■

>*■■■

>: ^,

»-*L

?^ t

',v-f^"f-

*^-*

%"'^"

f""S>'-

*^%v

m w -f»-

,^

»'m. ra» lAi- i..KT M*» J^H> i

$ M

^ fi

^ :t 3 ■:

;i.t j;i""i:i:tTf

f .#;€

,f .f .f f

*■ i?»:

■4 .f:

I L,,

■•■ •- -^ f iJ-.r ^

Ll.f.l.:! C.i

;^ ;f t 'f ^ t

. .^«^-d /t t 5^

M m «f -*

■^.MSJA

'SU*i't

•***iV*i*i«

■t ,4

».«.«.«,.

■«..'«

■'«, i.f

■'f^.^^'^^^^.j^,^^.

'4 ■*

^^^^■^^*^^^f.

.^^^^^V'^^^^^^A^^s^V^^

i"M

%^^%^r^^^:^^A*Ä%^^*

Jf'v

.t.#^«..*..J^.^

^.Mj^:

.M.. rf

.'i«£ ,tM: iim.