^-^^--s SOVXNV^ \^^A1 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOQY GIFT OF 'ij/./iCi^/ SITZUNGS - BERICHTE DER GESELLSCHAFT NATURFORSCHENDER FREUNDE zu BERLIN. JAHRGANG 1880. BERLIN, In Commission bei R. Fiuedländer und Sohn. NW, Carl-Strasse 11. 1880. Stp ■ I n li a 1 1 s - V 0 r z e i c h n i s s aus dem Jahre 1880. AscHERsoN, P. lieber zwei von seiner Reise mitgebrachte Pflanzen, Ceruana pratensis und Ammi Visnaga, welche in ihrem ursprüng- lichen Zustande als Werkzeuge zum häuslichen Gebrauche dienen, p. 69. — lieber Frostbeschädigungen an aegyptischen Culturge- wächsen im Winter 1879/80, p. 92. — lieber die Bestäubung einiger llelianthemum - Arten , p. 97. — Vorlegung einer Inschrift in einem Buchenstamme , p. 108. — lieber die Veränderungen , welche die Blüthenhiillen bei den Arten der Gattung llomaliuin Jacq. nach der Befruchtung erleiden und die für die Verbreitung der Früchte von Bedeutung zu sein scheinen, p. 126. — lieber eine Arbeit von Prof. E. Hacicel über Fcsttica inops Del., eine aegyptische Graminee mit in der Regel spiraliger Anordnung der Spelzen, p. 147. Bartels, M. Ueber eine besondere Art der menschlichen Schwänze, p. 73. BoucHE, C. Vorlegung einer zierlichen, zur Gattung Momonlka gehö- rigen Cucurbitacee, p. 21. — Vorlegung einiger Missbildungen, p. 22. - Vorlegung einer Blüthe der Hydrosme Hüdebrandtü Engler, p. 134. — Vorlegung eines monströsen Exemplars von Ayarkus campestris, p. 134. — lieber eigeuthümliche Wurzel- und Knospen- bildung bei Laportea pustalata Wedd , p. 134. Buchenau. Ueber die Verbreitung der Juncaceen über die Erdober- fläche, p. 76. Eichler, A. W. Ueber Wuchsverhältnisse der Begonien, p. 35. — Ueber einige zygomorphe Blüthen, p. 135. - Ueber die Schlauch- blätter (Ascidieu) von Cepladotus follicukiris Labill., p. 174. Hartmann, R. Ueber die Organisation von Tethys fimhriata^ p. 9. — Ueber einen jungen Dugong (Halkore cetacea Illig) , p. 156. — Ueber den Torus occipitalis transversis am Hinterhauptsbeine des Menschen, p. 159. Hermes. Ueber die verschiedenen Formen der Reproductionsorgane der Aale, p. 27. — Vorlegung einiger lebenden Exemplare von Cydippe hrevicostata, p. 28. IV Inlhilts- Virci'ii-Imiss. HiLGENDORF, F'. UebcF Mecjatciitluix M(i/ieii.sii g. n., sp. n., einen rie- sigen Tinteiifiscli aus Ja|)an , p. Gfi — Bonierkuiigeii über die von ihm in Japan gesammelten Ampliibien nebst Beschreibung zweier neuen Schlangenarten, p. 111. — Uebersicht über die japanischen Se/uinte.s -Avtan, p. 166. Karsch. Ueber zwei neue Scorpionc des Berliner Museums : hoiuetrux vescu-s und Diplocentrus Keyserliiujii ^ p. 56. — Ueber einen neuen europäischen Myriopoden, Crijiitodesmus Getuchmannü, p TS. — Ueber die von Herrn Dr. 0. Finscii während seiner polynesischen Reise gesammelten Myriopoden und Arachniden, p. 77. LossEN , K. A. Vorlegung und Besprechung von Handstücken und Dünnschliffen inetamori)liosirter Eruptiv-, bezw. Tuff'-Ciesteine vom Schmalenberg bei Harzburg, [>. 1. V. Marxens, E Ueber vorspringende Linien an der lniier)tiäche einiger Muschelschalen, welche die Lage der Kiemen markiren, p. 22. — Vorlegung weiterer Beispiele liieifür, p. 59. - Ueben Conchylien- schalen, welche Vikchow in der Ebene von Troas gefunden hat (vergl. Juni 1879 p. 86), p. 63 — Ueber ein abnormes Exemplar der Meerschnecke Valuta Ellioti, p. 67. — Vorzeigung einiger Con- chilien aus den sogenannten Miischelbergen Brasiliens, p. 123. - Ueber einige Landschnecken, welche Dr. 0. Finsch auf den Karo- linen gesammelt iiat, p. 143. Peteks, VV. Ueber die Arten von l'eripatus. p. 28. — Vorlegung von Schädeln zweier Cäcilien , Ihjpoycuphis rostrdtvs und II. Seraphini, p. 53. — Ueber eine neue Art von Flederthieren, Vespemyo aiuju- latus, von der Papua-Insel Duke of York, p. 122. — Ueber die Va- riation der Fusszahl bei Pcrijirttus capen^is Gkuhe. p. 165. PoTONiE, H. Ueber die Blüthenformen von Salcia prateii.sis L. und die Bedeutung der weibliclien Stöcke, pag. 86. Reinhardt, 0. Ueber die zum Subgenus Orcula Held gehörigen Ptipa- Arten und deren geographische Verbreitung, p. 12. - Nachtrag hiezu, p. 44. — Ueber die Jr-wf - Arten des Banats und Sieben- bürgens, p. 45. ScHi.ÜTEK, C. Ueber Zonntliarid rtnjasa aus dem riieinisclien Mittel- und Ober -Devon, p. 50. Studeu. Ueber scheinbare Knospen von Ifi rfx /o/if/id /iiiKu; p. 173. Westekmaiek. Ueber die Wachsthums-Intensität der Scheitelzellen und der Segmente inncihalb der Sclieitelregion, p. 65. Zopr, W. Ueber eine neue Methode zur Untersuchung des Mechanismus der Sporenentleerung bei den Ascomyceten, p. 29. Nr. 1. 1880. Sitzung s - Bericht der Gesellschaft uaturforscheuder Freunde zu Berlin vom 20. Januar 1880. Director: Herr von Marxens. Herr K. A. LOSSEX legte vor und besprach Handstücke und Dünnscliliffe m etamorpliosirter Eruptiv-, bezw. Tuff-G-estelne vom Schmalenberg bei Harz- burg. — Die von älteren Autoren und Kartographen bald als „Grünstein", bald als „Variolit" bezeichneten Gesteine wurden von Hausmann unter dem Namen „ Euphotidporphyr" dem Gabbro (Euphotid) zugesprochen und als ein Ue bergan gs- gestein zwischen Gabbro und Diabas angesehen.') Auch Jasche stellte dieselben als Variolit zu seiner Gabbro- formation. ^) Beide Autoren betonen in ihrer Beschreibung den Gehalt an to mbackb raunem Glimmer in einer fein- schuppigen bis dichten dunklen Grundmasse und die Anwesen- heit von bald scharf prismatisch, bald rundlich fleckig („mandelsteinartig" J.) ausgesondertem weisslichem Feld- spath. Letzteren nennt Hausmann schlechthin Labrador, Jasche dagegen spricht von „Feldspathsubstanz, welche, im Aeusseren, grosse Aehnlichkeit mit Saussurit hat." ^) lieber die Bildung des Harzgebirges, pag. 17 u. 95. 1842. '^) Die Gebirgsformatiouen i. d. Grafsch. Wernigerode, pag. 7. 1857. 1 2 Gesellschaft naturforschender Freunde. Streng hat dann zuerst in seiner classischen Abhandlung über den Gabbro etc. des Harzes ') den räumlich-geologischen und petrographisch - chemischen Nachweis geliefert, dass die nur in der Nähe des Gabbro, aber davon durch zwischenliegende Grauwacken getrennt anstehenden, Glimmer und Orthoklas (nicht Labrador) führenden Ge- steine der Gabbro formation nicht angehören. Wenn er dieselben aber als „ Diabas p or phyr" bezeichnet hat, so erscheint dies, in Anbetracht des von ihm erbrachten chemi- schen Nachweises (2,6 — 7,7 pCt. KgO; 0,6 NajO; 13,35 bis 1,78 CaO) und der nachdrücklichen Betonung der Karlsbader Orthoklas - Zwillinge, schwer verständlich und ist wohl nur so erklärlich, dass der gründliche Forscher dabei auf dem geo- logisch nachweisbaren Zusammenhang mit den Diabasen des Osterode-Harzburger Grünsteinzuges fusste, im Uebrigen aber eine Monographie der bisher im Harz Diabas genannten Ge- steine beabsichtigte, welche erst feststellen sollte, was denn eigentlich die Natur derselben sei. '-) Später hat J. Roth^), lediglich die mineralische und che- mische Seite der Untersuchung Strekg's berücksichtigend, die in Rede stehenden Gesteine bei der Mi nette (Glimmersyenit) untergebracht. Diese Einreihung würde indessen , selbst ab- gesehen von dem geologischen Zusammenhang, nur dann zu- lässig erscheinen, wenn Orthoklas und Glimmer als primäre Gemengtheile vorhanden sind. Nachdem aber seit 1869 durch den Vortragenden mehrfach ^) gezeigt worden ist , dass die Diabase im Harz als antegranitische Eruptivgesteine, gleichwie die sie einschliessenden Sedimente, durchgreifende Umwand- lungen im Gefolge der Granit - Eruptionen (Contactmetamor- phosen) erfahren haben , nmss nunmehr erst der Nachweis ^) Leonh. u. Bronn, Neues Jahrbuch, 1862, pag. 513 — 557 uud pag. 913 — 989. -) Vergl. a. a. 0. pag. 513 u. 989. ^) Bcitriigo zur Pctrographie der |)luton. Gesteine, "in AMiand!. d. kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1869, pag. 138. ^) Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXI. pag. 298; Bd. XXIV. pag. 726, Anni. **) u. pag. 776-777: Bd. XXVI. pag. 898, Anin. *); Bd. XXVIi. pag. 968; Bd. XX iX. piig. 360; fcrucr diese Ber. 1878. pag. 93. Sitzumi vom 20. Janunr 1880. 3 geführt werden, ob ein ursprüngliches oder ein metamorphisches Mineraiaggregat eines Erstarrungsgesteins vorliegt. Umsomehr fühlte sich der Vortragende zu dieser Untersuchung aufgefor- dert, als Streng (a. a. 0. pag. 987) seine Diabasporphyre ausdrücklich als Diabase von .,eigenthünilicher Ausbildungs- weise" bezeichnet, welche fast ausschliesslich am nördlichen Ende der Diabasverbreitung, d. h. auf der dem Gabbro ^) zu- gekehrten Seite, anstehen und als das der Untersuchung unter- worfene vorliegende Material von dem Sammler, E. Kayser, als „veränderter Diabas aus der Coutactzone" etikettirt wor- den war. Die mikroskopische Untersuchung von Dünnschliffen solcher Gesteine, die makroskopisch ganz der von Streng und Jasche gegebenen Beschreibung entsprechen, ergab zunächst, dass nur ein Theil der prismatischen Feldspathkrystall - Einsprengunge einheitliche und den Schnittfiguren entsprechend optisch orien- tirte Krystallsubstanz darstellt, weitaus die meisten da- gegen sind. Pseudomorphosen mit wirrer Aggregatpola- risation ohne Beziehung zur äusseren Krystallform. Sowohl die ersteren, wie die letzteren Krystalle bestehen vorzugs- weise aus Orthoklassubstanz: Die primären Ortho- klase, die Streng bereits ganz richtig ohne Mikroskop an den glänzenden, ungestreiften Spaltflächen und der häufigen Zwil- lingsbildung nach dem Karlsbader Gesetz erkannt hatte, sind meist etwas getrübt (Beginn einer Kaolinisirung) ; die secun- dären körnigen Orthoklas - Aggregate , die, ohne den einheit- lichen Blätterbruch jener ersteren, auch makroskopisch fein- körnig erscheinen, (Jasche's Saussurit) sind wasserhell. Als Orthoklas erweisen sich beiderlei Vorkommnisse nicht nur durch das fast stete Fehlen der den Plagioklasen eigenthüm- 1) Es sei hier daran erinnert, dass der Contactring um das Brocken- uud das Ocker-Granit-Massiv und die dazwischen liegenden Gabbro-Stöcke und kleineren Granit-Massen ein einiger ist, dass also Granit- und Gabbro-Contactmetamorpbose, unbeschadet örtlicher Eigenthümlichkeiten, nicht getrennt werden kann, wie auch die beiden Eruptivgesteine selbst im Harz geologisch nicht so streng geschieden sein dürften, als dies bisher meistens geschehen ist (vergl. darüber Zeitschr. d. d. geol. Ges.. 1880, Bd. XXXII, Heft 1., Protokoll der Jauuar-Sitzuug). 1* 4 Gesellschaft naturforschender Freunde. liehen Zwillingsstreifung — solche wurden nur in seltenen Fällen zuverl.ässig als primäre Substanz constatirt — , sondern durch das häufige Vorkommen von einfachen , parallel zur Kante P/M auslöschenden Individuen , sowie von Karlsbader Zwillingen , deren Zwillingshälften zugleich und parallel zur Zwillingsnaht auslöschen; auch nahezu quadratische Rectan- gulärschnitte aus der Zone P : k mit Auslöschungsrichtungen parallel zu den Seiten des Schnitts fehlen nicht, oder es deu- ten die Spaltwinkel den Orthoklas an. Zahlreiche, nicht ver- zwillingte, unregelmässig polygonale Körnchen des wasserhellen Mosaiks der Pseudomorphosen lassen freilich nur aus der quan- titativen Analyse des Gesteins ihre Zugehörigkeit zum Ortho- klas erkennen , indem der niedrige Kieselerdegehalt (49 pCt. im Maximum) nicht eben einen Quarzgehalt befürwortet. Etwas Quarz mag indessen unter solchen Körnchen vorhanden sein, wie man denn vereinzelte Quarzkörnchen deutlich auch als porphyrische Einsprengunge mit dem blossen Auge oder unter der Loupe wahrnimmt. Ebenso ist die Anwesenheit von einer geringen Menge Plagioklas nicht ausgeschlossen. Eingewachsen in das neugebildete Orthoklas-Aggregat der Pseudomorphosen finden sich sehr häufig ein kaffee- brauner, selten ein farbloser Glimmer, Turmalin, Augit, strahlsteinähnliche Hornblende und Chlorit. Der braune Glimmer ist genau von derselben Be- schaffenheit, wie der gleich zu erwähnende Glinuner-Genieng- theil der Grundmasse. — Der Turmalin findet sich nur spärlich , keineswegs in jeder Pseudomorphose , in Prismen- büschelchen von indigoblaner oder indigoblau und rothbraun- gefleckter Farbe und im Maximum der Absorption, wenn die Schwingungsrichtung des ordentlichen Strahls mit dem Haupt- schnitt des Polarisators zusammenfällt , von hellgelblichgrüner bis hellgelblichbrauner Farbe und im Mininmm der Absorption bei der dazu senkrechten Orientirung. ') ^) Nicht alle Tuniialiiie sclioinou „ausiialmisjos", wio Rosenbusch angiebt, derartige; Absorptionsvcrhältriisse zu bcsitzoii : Die Turnialino aus dem sogoiuuiiitcu ForclicMistciii (Tunualingianulit oder -Granit?) von Gloggnitz an (Um- Soninicring - Bahn zeigen mir das umgokelirto Verliiiltniss, il. li. sie erleiden die stärkste Absorption, so duss sie yauz Sitzung vom 20. Januar 1880. 5 Als Augit deutet der Redner ganz hellgelb gefärbte, nicht oder schwach pleochroitische Körnchen mit rohen, längs- gerichteten oder nahezu rechtwinkligen, prismatischen, seltener pinakoidalen oder basischen Theilrissen, bald parallel, bald diagonal zur Längsrichtung auslöschend. Der helle Glimmer zeigt die lebhaften Polarisationsfarben und die Auslöschungsrichtung der Kaliglimmer. Die sehr spärliche faserige Hornblende und der etwas häufigere Chlorit sind einander ähnlich, unterscheiden sich aber deutlich durch die sehr verschiedene Intensität der Fär- bung im polarisirten Licht und durch die für beide Mineralien charakteristische Auslöschungsart. Die dunkler gefärbten aus diesen, im Verhältniss zu dem Orthoklasaggregat stets untergeordneten oder gänzlich fehlen- den Mineralien lassen sich oft schon mit blossem Auge in den körnigen Pseudomorphosen wahrnehmen, wenn auch meist nicht deutlich unterscheiden. Letzteres gelingt häufig bei dem braunen Glimmer, der nach seinem doppelten Vorkommen, innerhalb der Feldspathpseudomorphosen wie ausserhalb der- selben als Hauptgemengt heil der Grundmasse und des ganzen Gesteins, sich durchaus als Neubildung charakterisirt. So besitzt er denn auch durchweg die Eigen- schaften der braunen Glimmer der metamorphischen Schiefer- Hornfelse aus dem Harz '), von der Cap-Stadt '^) oder aus den Vogesen^) u. s. w. derart, dass deren Beschreibung als die intensiv blauschwarz aussehen, wenn ihre Längsaxe (c) mit dem Haupt- schnitt des Polarisators zusammenfällt; an den scharfwinklig hexagonal ausgebildeten , in Quarz eingewachsenen Turmalinprismeu eines Ge- schiebes aus den Poudingue de Burnot, dessen Düunschliff" ich meinem sehr verehrten Freunde A. Renaed verdanke, nimmt man bald das normale, seltener ein dazu senkrechtes Absorptiousverhältuiss, selbst an verschiedenen Quertheilen eines und desselben Krystalls wahr, sowohl bei der herrschenden blauen, als bei der untergeordneten braunen Farbvarietät; endlich fehlen nicht Krystalle, die in diagonaler Stellung zwischen den Nicoldiagonalen am dunkelsten erscheinen. ^) K. A. LossEN in Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1872, pag. 717. 2) E. Cohen, Geognost.-petrograph. Skizzen aus Süd-Afrika. Leonh. u. Gein. Jahrb. 1874, pag. 460 ff. ^) H. Rosenbusch, Die Steiger Schiefer und ihre Contactzoue u. s. w. in Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Elsass-Lothr. I., 2. k 6 Gesellschaft naturforschender Freunde. seinige gelten kann. Zwischen den vorwaltenden rasenartig dicht zusammengedrängten Anhäufungen der braunen (31inimer- blättchen nimmt man Ansammlungen solcher Mineralien wahr, die z.Th. als Neubildungsmaterial in den (Jrtlioklas-Pseudomorphosen angegeben worden sind. Besonders tritt das wasserhelle feine Orthoklas- Mosaik hervor und oft glaubt das Auge in seiner Anordnung noch die schmal leistenförmige Contur eines pri- mären Feldspathkryställchens zu erkennen. Daneben sieht man die kleinen hellgelben, als Augi t-Neubildung gedeuteten Körn- chen und opake Erzkörner, theils Kies, theils oxydisches Eisenerz, letzteres bald anscheinend von Titanomo rp hit umzogen, bald ganz davon frei. Solchergestalt ist die Beschaffenheit des kalkarmen, durch Streng analysirten Gesteins; nicht so einfach sind die mikroskopischen Bilder der kalkreichen Varietät. Eine eingehendere Beschreibung derselben soll hier nicht gegeben werden. Nur das sei bemerkt, dass sie im Wesentlichen aus dem soeben beschriebenen Gestein, gemengt mit Ausscheidun- gen krystallisirter kalkreicher Silicate, besteht. Makroskopisch sah Streng diese Silicate als „krystallinische Aggregate eines grünen nicht bestimmbaren Minerals'', in anderen Stücken ist an deren Stelle theils Kalkspath mandelst einartig (Jasciie), theils dichte weisse bis grünlichweisse Kalkhornfelsmasse ') in unregelmässig contourirten Flecken breccienähnlich in der roth- braunen Grundmasse mit den porphyrischen Feldspath - Ein- sprengungen vertheilt. Auch hier scheint nach mikrosko- pischem Ausweis ein hellgefärbter Augit sich an der Zusam- mensetzung dieser Kalksilicatmassen zu betheiligen. Sucht man nun nach dem ursprünglichen Gestein, welches hier in so hohem Grade verändert vorliegt, so lassen ^) Solche Masse aus oinoni im Kioteiihaclitlini g('sclilaii,erion llaiul- stück besitzt nach einer im Laboratorium der kihiij^l. Bergakademie ausgeführten Analyse folgende Zusammensetzung: SiÜ., 45,Ü9; TiO.. 2,20; ALO3 n,6G; Fe.,():, 3,59; FeO 6,79; MnO 0,09: Mg() 6,01; CaO 17,78; Na,0 1,09; K26 2,51; ILO 0,62; CO, 1,75: P-A 0,37; Fe.S-, 0,11 ; Organ. Subst. 0,33: = 99,99; sp. G. = 3'o5.5. Veigl auch K. A. Lossen in Zeitschr. d. d. gool. ües., 1872, Bd. XXIV, pag. 732; Kosenbusch, Mikrosk. IMiysiogr. d. Massigen (iesteine, Artikel Kalklionifels. Sitzung vom 20. Januar 1880. 7 die primären porphyrischen Orthoklaskrystalle die Annahme eines Diabasgesteins offenbar nicht zu \), nachdem 0. Schilling's Dis- sertation auch den chemischen Nachweis für die Zugehörigkeit des Feldspaths der Harzdiabase zum Plagioklas (Labrador) er- bracht hat. Neuere Untersuchungen des Vortragenden haben dagegen vom Herzoghchen Weg zwischen Blankenburg und dem Eggeröder Brunnen deckenförmig ausgebreitete antegra- nitische Syenit-Porphyre in inniger Beziehung einestheils zu quarzarmen Felsitporphyren '-') gleichen Alters und gleicher Lagerung (? vergleichbar den Gesteinen von Diez, Katzenelnbogen und Wetzlar etc. in der Lahngegend) , anderentheils zu der devonischen Schalsteinformation kennen gelehrt. Diese oder ähnliche , vielleicht etwas mehr dem Diabas angenäherte Ge- steine dürften das Muttergestein zu den porphyrischen Gestei- nen des Schmalenbergs gebildet haben, während die zugleich reichlich Kalksilcat - führenden Gesteine am ungezwungensten auf Schalstein- (d. h. kalk- und chloritreiche Tuff-) bil- dungen mit un gestreiften Feldspath- Einspreng- ungen zurückgeführt werden, wie sie am Polsterberg bei Altenau im Osterode-Harzburger Grünsteinzug und auch in der Elbingeroder Gegend von dem Vortragenden beobachtet worden sind. Minette ist im Harz noch nie beobachtet worden; sie kann nicht in Betracht kommen, da der braune Glimmer hier die Rolle eines secundären, wahrscheinhch auf Kosten eines chloritischen Zersetzungsproducts des Syenit - Porphyrs, bezw. des Schalsteins, gebildeten Minerals trägt. Die Schmalenberger Gesteine beweisen abermals, dass auch alte feste Erstarrungsgesteine gemeinsam mit den sie um schliess enden Sedimenten jenen ümwand- 1) Es sei indessen bemerkt, dass anderweitig auf dem Schmalenberg und Breitenberg nach ihren primären Bestandtheilen (Plagioklas, Augit, Titaneisen, Apatit), wie nach ihrer unverkennbaren Structur zweifellos echte Diabase mit ausgezeichneter Neubildung von braunem Glimmer etc. anstehen. -) Streng, Ueber die Porphyre des Harzes, pag. 50, 58, 67, stellte diese quarzarraen Gesteine, allerdings mit einiger Reserve, zu der, wie wir jetzt wissen, postgranitischen, nur in Spalten aufsetzenden Syenit- grauit-Porphyr-Formation (Grauen Porphyr-Formation) des Harzes. 8 Gesellschaft naturforschender Freunde. lungsvorgängen unterliegen, die wir als metamorphische bezeichnen , weil sie unabhängig von dem ursprünglichen Bil- dungsact der Gesteine als begleitende oder nachfolgende che- mische Wirkungen dynamisch geologischer Processe auftreten (Dislocationsmetamorphose und als ein specieller Fall derselben Contactmetamorphose). Unter ihren Neubildungsmineralien sind Orthoklas und Turmalin besonders interessant : ersterer, weil er deutlich die Möglichkeit einer Gneissbildung aus mit Trümmer- werk von primärem Orthoklas ausgestatteten Schichtgesteinen lehrt; letzterer, weil er uns die Rolle der Borsäure im Gefolge der Granit - Eruptionen in den peripherischen Innen- und Aussenzonen an der Grenze der Granitstöcke, wo Turmalin bald als Nebengemengtheil des Granits, bald als Contact- mineral im Hornfels erscheint, in Erinnerung bringt. Diabase, als kaikreiche Gesteine, entwickeln in der Annäherung an den Granit hie und da Axinit als Bormineral (Heinrichsburg bei Mägdesprung, Treseburg, St. Andreasberg, Wormke), ein kali- reiches Orthoklas - Gestein , wie der vorliegende Syenitporphyr, zeigt uns den alkalireichen Turmalin als solches. Solche Beobachtungen stellen stets aufs neue die For- derung an die Petrographie, streng zwischen den primären und secundären Gemengtheilen des Mineralaggregats zu unterschei- den, also z. B. den Begrifl' Proterobas nur auf Diabas-Gesteine mit ursprünglicher, nicht mit nachweislich uralitartig aus Augit secundär entstandener Hornblende anzuwenden. Sie weisen ihr darüber hinaus aber die ebenso interessante, als wichtige Aufgabe zu: Die nie tamorphischen Umwandlungs- erscheinungen der Erstarrungsgesteine, nament- lich die ganz ersichtlich bei älteren Eruptivgestei- nen in stark gefalteten oder anderweitig dislocirten Gebirgen vorwiegenden') Pseudomorp hosen, imZu- ^) Man vergleiche z. B. die recht jugendlich tVischen Diabase der schwedischoii Tra[)i)de{'kon (Kiniiekiilie, Iluniicborg oto.) mit doii oft fast bis zur Unkeiiiitlicliiieit umgewaiulcltoii Diabasen aus den (iratiiti'ontacthöftMi des Harz oder aus den regional - nietaniorphischen Zonen von Wippra im Harz und im Taunus oder den Porphyr von Schwärtz bei Halle mit dem der Bruclihäuser Steine. Sitzung vom 20. Januar 1880. 9 s a ni in e n h a n g mit den ni e t a in o r p h i s c h e n Umwand- lungser seh einungen der Sedimente auf gediegener geologischer Grundlage zu studiren. Herr HARTMANN sprach über die Organisation von Tethys fimhriata (s. fimhria): Ich habe dies Thier zweimal bei meinen Besuchen südeuropäischer Küsten lebend angetroffen: einmal im November 1859 am Lido di Pelestrina bei Venedig, ein andermal im September 1869 zu Villafranca bei Nizza. Im Sommer 1879 bildeten zwei lebende Tethys eine Zierde der neueingerichteten kleinen Becken des Berliner Aquariums, dessen unermüdlicher Vorsteher, unser Ehren- mitglied, Herr Dr. Hermes, dieselben hatte aus Triest kommen lassen. Das eine dieser Exemplare, von ganz besonderer Grösse und Schönheit, fiel mir nach seinem Tode zur Dissec- tion anheim. Ich conservirte dasselbe einige Tage lang in WiCKERSHEiMEii's F'lüssigkeit und später in absolutem Alkohol. Dasselbe erhielt sich dadurch in einem für die mikroskopische Untersuchung durchaus brauchbaren Zustande. Ueberdies stan- den mir noch zwei ältere in Liquor conservativus (Pacini's?) aufbewahrte und mehrere in Alkohol eingelegte Exemplare aus Neapel und Messina zur Verfügung. Dies schöne Thier hat bekanntlich ein flaches, einen Drei- viertelkreis beschreibendes, mit feinen Randtentakeln besetztes Kopfsegel, ferner zwei kurz - keulenförmige, sich aber in ge- wissen Contractionszuständen auch mehr blattförmig abplat- tende, mit kurzen Randeirren besetzte Kopflappen. Auf dem Rücken zeigen sich zwei mittlere longitudinale Kiemenstrassen, deren einzelne Organe an länger und kürzer sich ausdehnenden kolbenförmigen Stämmen ein reich verästeltes Fieder - und Lappenwerk entfalten. Lateralwärts von den Kiemen befinden sich am Rücken des Thieres die beiden symmetrischen Reihen der sonderbaren, vorn meist zwei-, hinten meist einzipfligen, bald läppen- bald walzenförmigen Anhänge, Interbranchial- anhänge W. Kefbrstein's , welche bekanntlich von Otto als Parasiten (Vertt/mnus tethjdicola) beschrieben worden sind und deren ich jederseits 8 — 10 gezählt habe. Krohn hat in ihnen zuerst zum Organismus der Tethys gehörige Theile erkannt. 10 Gesellschaft naturforschender Freunde. Recht schön sind diese Anhänge von Grubk in seiner so interessanten Sclirit't: „h^in Ausflug nach Triest und dem Quar- nero", Berlin 1861. Taf. I. PMg. \'l abgebildet worden. Ich beschrieb dieselben kurz in meinem Reisewerk über Afrika (Reise des Freilierrn A. v. Baumm in Nordost- Afrika, Berlin 1863, Anhänge, pag. 5). üiese sehr contractilen, bald rüben-, birn- oder walzenförmigen, bald platten, blattförmigen Theile fallen vom lebenden Thiere leicht ab und vollführen selbst im losgelösten Zustande noch allerlei wurmartige Kriech- oder auch schlängelnde und zuckende Schwimrabewegungen. So sah ich sie im ersten Fall noch 20 Minuten , im Aquarium sogar 36 Stunden lang nach dem Abfallen sich bewegen. Uebrigens schwimmen Tethys unter Hier- und Dorthindrehung des Kopf- segels, unter Hin- und Herdrehung, Krümmung und Streckung des Körpers, Grubk sah das Thier auf dem Rücken liegend sich unablässig und mit einer gewissen Grazie hin- und her- werfen, sich dabei aber so stark einkrümmen, dass das Körper- ende die Seitenränder des Segels berührte. Er sah ferm-r die Seitenanhänge wie Ruder ausspreitzen und auch so bewegen. Ich habe denselben Gebrauch von den in mancher Hinsicht noch räthselhaften Organen machen sehen. Sehr viel Vergnü- gen bereitete mir das Aquarium - Exemplar, als es auf dem Sandgrunde des Beckens die Kiemen reich und prächtig ent- faltend, die Seitenanhänge leicht auf- und nieder-, vor- und rückwärts ziehend, den Fuss nach unten, den gewölbten Rücken nach oben gekehrt, langsam einherkroch. Leichte, unregel- mässig wellenförmige Faltungen und Aufblähungen des Fuss- randes erfolgten bei dieser kriechenden Lokomotion. Die Kopf- lappen wurden dabei, wie die Kiemen, hoch emporgerichtet, seltener aber, ähnlich Ohren, nach hinten oder nach der Seite herumgeklappt, während das Kopfsegel mit eingezogenen Ten- takeln sich vorn wie ein Schleier über den Boden ausbreitete. Schon wegen dieses letzteren Umstandes möchte ich den Na- men Schleierschnecke, welchen irgendjemand dem präch- tigen Geschöpfe verliehen, für gerechtfertigt erklären. (Vergl. O. Schmidt in Bkkum's Thierleben, II. Aufl., X. Bd. pag. 318. Leitfaden für das Aquarium der zoologischen Station in Neapel, Leipzig 1880. pag. 46.) An der Unterseite der schmalen Sitzung vom 20. Januar 1880. H Ansatzstelle des Kopfse^els am Körper der Tethys findet sich, noch im Bereiche des ersteren, die MundofFnung. Dieselbe ist mit einer auf jeder Seite von kurzen, feineu Tentakeln be- säumten Lippe umgeben und zeigt das recht dehnbare Orifi- cium auf dem Gipfel einer Papille, welche sich wie bei Hete- ropoden (Firola, Carinaria) etwas rüsselartig ausstrecken und wieder einziehen lässt. Dies Orificium ist papillenlos. In Nähe jeder der ungemein contractilen Rückenkiemen bemerkte ich im halb oder ganz eingezogenen Zustande eine mediane und etwas hinterwärts gelegene, warzenförmige Erhabenheit, welche aber verschwand, sobald die Kiemen ihre prächtigen, einiger- maassen an Dendroiwtus mahnenden, bei letzterer Nacktschnecke aber doch noch mehr verzweigten Verästelungen ent- wickelten. Ich bin nicht im Klaren darüber, ob diese mir als temporäre Bildungen vorgekommenen Wärzchen mit den älte- ren , auch wieder von A. Pagenstecher bei Tethys leporina beschriebenen ,,ihm als verkümmerte Kiemen erschienenen" Papillen in verwandtschaftlicher Beziehung stehen. (Allgem. Zoologie, Berlin 1878, IlT. Theil, pag. 176. Fig. 334.) Die vielerwähnten Seitenanhänge laufen an ihren bräunlich, braun- roth oder rothbraun gefärbten Enden, mögen diese ein - oder zweizipflig sein, in kegelförmige, quergeringelte Spitzentheile aus wie wir sie in ähnlicher Form so häufig an den Tentakel- enden der Nacktschnecken wahrnehmen (z. B. bei Doris, Äeolis, Dendronotus etc. etc.). Die Afterötfnung, welche man an dem Aquarium-Exemplar öfters weit geötfnet sah, steht lateral. Die allgemeine P'arbe der Tethys ist ein Weiss von kaum zu beschreibender, durchschimmernder, fast wässeriger Zartheit. Diesem Weiss fehlt es aber nicht an den köstlichsten bunt- farbigen Schattentönen. Die Rückseite , namentlich aber die- jenige der Seitenanhänge, zeigt eine Menge kleinerer und grösserer, sehr verschiedengestaltiger Flecke, welche von weis- sen Rändern umsäumt sind, die ihrerseits wieder durch dunk- lere, zartgedüpfelte Felder miteinander verbunden werden. Die Oberseite des Kopfsegels und des Rückens zeigt auch öfters gedüpfelte, manchmal wieder weiss gesäumte Schräg- und Quer- bänder. Dies hat bereits G. Cdvier recht gut abgebildet (Mollusques, tab. VII. fig. 1.). Das Grundcolorit dieser Flecke 12 Gesellschaft naturforschender Freunde. und Bänder oder Felder ist ein individuell sehr wechselndes. Ich fand dasselbe z. B. braun ain venediger, schwarz an un- serem Aquarium- Exemplar. Auch ändert sich dessen Inten- sität. Mein Exemplar von Villafranca war nur äusserst matt (nur mit der Loupe erkennbar) gedüpfelt. Dai^egen finde ich diese Bänderung an alten , aus verschiedenen Meeresgegeudeu, stammenden wohl ausgeprägt. Um die einzelnen Elemente desselben an solchen alten Specimina wiederzuerkennen , be- diente ich mich mit Vortheil der Glimmerblättchen (statt der Deckgläschen) und zwar bei auffallendem Licht. Ich lege hier die lebensgrossen Aquarellzeichnungen des kriechenden Thieres, unmittelbar am Becken des Aquarium- Exemplares entworfen und unter Betrachtung des abgestorbenen Thieres weiter ausgeführt, vor, ferner die Zeichnungen meiner in Venedig und in Nizza beobachteten Exemplare von der Rück- und Bauchseite her, mit und ohne Seitenanhänge, mit entfalteten und ausgebreiteten Kiemen, sowie eine Anzahl mi- kroskopischer Darstellungen von Körpertheilen der Tethi/s. Ich glaube ohne irgendwelche üeberhebung die Naturtreue dieser Abbildungen hervorheben zu dürfen. Wir sehen ausser der GRüBE'schen nicht viel zutreffende Zeichnungen dieses köstlichen Geschöpfes. Die alte CüviEu'sche ohne Seitenanhänge und mit eingeschrumpften Kiemen, gut und unvollkommen, wie sie ist, wird immer wieder von Neuem copirt. (Vergl. z. B. Härtung, Leerboek van de Grondbeginselen der Dierkunde in hären ge- heelen omvang, III. Deel, I. Afd., Tiel 1869. p. 912. Fig. 431. und 0. ScoMiDT, a. a. 0. etc. etc.) Pagestecher liefert von seiner T. leporina eine gänzlich unbrauchbare Skizze. Mit- theilungen über den inneren Bau der Teiht/s, unter Berück- sichtigung der neueren Literatur, behalte ich mir für eine der nächsten Sitzungen vor. Herr RillNHARDT sprach über die zum Subgenus Orcula Held gehörigen Pupa- Arten und deren geographische Verbreitung, unter Vorlegung der be- treffenden Arten und einer Kartenskizze. — Die Schnecken dieser Abtheilung gehören zu den mittelgrossen nnd grösseren l't/pa - Avlan, mit keulenförmigem, cylindrischem oder coni- Sitzung vom 20. Januar 1880. 13 schem Gehäuse, das stets schief gestreift, nicht selten mit häutigen Rippen versehen ist. Die Mündung ist halbeiförmig mit zurückgebogenem, häufig mit einer glänzend weissen Lippe versehenen Mundsaum und ist stets bewehrt mit einer ziemlich hohen , scharf zusammengedrückten Parietal - und mehreren, meist 2, Columellarfalten, die alle weit in's Innere hineingehen und bei einigermassen durchsichtigen Gehäusen auch von aussen zu erkennen sind und sich bis über eine volle Windung nach rückwärts verfolgen lassen. Die Zahl der Spindelfalten scheint nicht sehr constant zu sein , da man bei derselben Art bis- weilen ein Verschwinden einer, ja beider Falten, mitunter jedoch auch das Auftreten einer dritten Columellarfalte beob- achtet (z. B. P. doliolum und dolium). Was diese Gruppe noch besonders von anderen unterscheidet, ist das eigenthümliche Auftreten von Zahnleisten an den jungen Exemplaren, worüber der Vortragende bereits in dem Jahrb. d. deutsch, malak. Ges. IV. 1877. pag. 277. ff. T. 9. F. 1—4. berichtet hat. Als Typus kann die häufigste und am längsten bekannte Art', Pupa doliolum BnuG. gelten, welche bereits Geoffroi (Coq. terr. et fluv. des envir. de Paris, 1767) als Turbo obtusus major, le grand barillet, von Paris beschreibt. Sie ist chara- cterisirt durch ein keulenförmiges Gehäuse, häutige Rippen, die bei frischen, namentlich jungen Stücken mit einem Stachel unten an der Naht versehen sind , durch eine halbeiförmige, weissgelippte Mündung mit 2 schwachen, tief eingesenkten, auf der Columella in der Ecke an der Mündungswand stehenden Spindelfalten, von denen die obere schwächere bisweilen ganz verschwindet (var. critica Zel. ?). Diese Art ist zugleich die verbreitetste, da sie durch ganz Mittel- und Süd-Europa vor- kommt. Ihre Nordgrenze wird von Westen nach Osten etwa durch folgende Punkte bezeichnet: Abbeville (am Canal, Dpt. Somme) — Brüssel — Düsseldorf — Harz — Görlitz — Sudeten — Karpathen bis Siebenbürgen — Dobrudscha — Kaukasus. Aus dem letztgenannten Gebirgszuge ist sie von Moüsson als besondere Species , P. bißlaris , beschrieben worden (vergl. hierüber Böttger im Jahrb. d. deutsch, malak. Ges. VI, 1879, pag. 31, 32). Vergleicht man die eben skizzirte Linie auf der Karte, so zeigt es sich, dass dieselbe ziemlich genau mit der 14 Gesellscftaft nafiir/orsc/iender Freunde. Grenze des europäischen Gebirgslandes gegen die Ebene zu- sammenfällt. Aus der norddeutschen Ebene werden 2 von dieser Grenzlinie ziemlich weit entfernte Fundorte angeführt; der eine (bei Kkeglingeb, Binnenmoll. Deutschlands und bei Clessln, Excursionsfauna) ist Lauenburg. Ich habe die Ori- ginalangabe, auf welche sich die genannten Autoren beziehen, nicht auffinden können, vermuthe jedoch, dass hier vielleicht eine Verwechselung mit „der Lauenburg'" im Harze vorliegt. Der zweite Fundort in der norddeutschen Ebene ist Danzig, von wo V. Sjebold in einer Arbeit über die wirbellosen Thiere Freussens (Freuss. Frovinzialbl., Bd. 19, 1838) die Art anführt. Von neueren Beobachtern, wie Hensche und Schümann, welch' letzterer bei Danzig mit ausgezeichnetem Eifer Mollusken sam- melte, ist diese Schnecke nicht wieder gefunden worden, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass hier eine Verwechselung vorliegt, vielleicht mit der bei Danzig beobachteten Isthmia costulata, welche auch Mot^uiN TAiNüON (Moll, de France, II, pag. 386) mit Unrecht als Varietät zu F. doliolum zieht. Allerdings ist die Möglichkeit ihres Vorkommens am Unterlauf der Weichsel nicht ausgeschlossen, da sich daselbst auch an- dere der norddeutschen Ebene sonst fremde Schnecken tinden, wie z. B. //elix ausirinca und umbrosa bei Bromberg (Krause), letztere Species sogar noch bei Marienwerder (Schümann!). Jeden- falls bleibt das Vorkommen vorläufig noch ein höchst zweifelhaftes. — Die Westgrenze der F. doliolum liegt in Frankreich, in dessen westlichsten (ebenen) Frovinzen sie bisher noch nicht gefunden wurde; die westlichsten Fundorte sind Abbeville, Paris und das Dept. der Gironde (la Reole etc.). Im Süden ist die Art auf der Pyrenäen-Halbinsel noch nicht beobachtet, auch nicht in Algerien; dagegen kommt sie durch ganz Italien vor bis nach Sicilien (Girgenti); ferner in Dalmatien, Bosnien und Serbien. Im Südosten Europas lässt sich ihre Grenze noch meist mit Sicherheit feststellen, tla hier eine andere Spe- cies, P, scyp/nis Fuiv., hinzutritt, welche vielfach mit F. doliolum identificirt wird; was von den betrefl'enden Fundortsangaben auf die eine oder die andere Art zu beziehen ist , wird sich nur durch Untersuchung eines reichen Materials aus dem Orient, das mir leidi-r nicht zu (jebotc steht, feststellen lassen. — F. doliolum tritt auch fossil auf; sie findet sich der lebenden Sitzung vom 20. Januar 1880. 15 Art gleich, mit 2 Spindelfalten, im^ oberpleistocänen Tuff von Weimar und in mittelpleistocänen Schichten bei la Celle (Seine et Marne cf. Locahd, moli. de Lyon 1877. p. 64), dagegen in einer lebend nicht mehr vorkommenden Varietät ohne Spindelfalten, var. unipUcatii Sa.ndb , im mittelpleistocänen Thallöss bei Meissen und Dresden (Saindbeisüer, Conch. d. Vorw., pag. 877, 878). Im Kaukasu.s gesellt sich zu P. dolinlvm die mit ihr nahe verwandte, aber stets kleinere P. tnßlaris Mousson (Coq. ScHLÄFLi II, 1863, pag. 71) mit 3 Falten auf der Spindel, die bis an den Rand der Mündung vortreten. Moüsson hat seine Beschreibung offenbar nach abgeriebenen Exemplaren entworfen und so die eigenthümliche Berippung nicht erwähnt , welche diese Art in die Nähe von P. cloUolum stellt. Diese frischen Stücke, welche durch Leder neuerdings aus dem Kaukasus in den Handel gebracht sind, zeigen häutige, etwas weissliche Rippen , die auf den unteren Umgängen ziemlich entfernt stehen , und in ihrem oberen Theile in einen ziemlich langen, haarartigen Stachel ausgezogen sind, wodurch die Art ein äusserst zierliches Aus- sehen erhält. (Der letzte Umgang hat sogar 2 Stachelreihen.) An solchen Exemplaren lässt sich nun mit Sicherheit die Iden- tität der MoüSSON'schen P. trißUris mit der von Boürguignat beschriebenen P. Rai/mondi aus Syrien feststellen. Boürguignat's Beschreibung (Moll, nouv., litig. ou peu connus in Rev. de Zool. 1863, pag. 259) datirt, wie die MoussoN'sche, aus dem Jahre 1863; da sie, nach frischen Exemplaren entworfen, exacter ist, als die von Mousson, und ausserdem von einer vortrefflichen, charakteristischen Abbildung begleitet ist, so dürfte der Bour- GUiGNAT'sche Name für diese Art vorzuziehen sein. An un- ausgewachsenen Exemplaren von () Windungen erkennt man die scharfe Parietalfalte (in diesem Stadium ohne Knotenpunkte) und 2 starke Columellarfalten; die dritte bildet sich also erst an den ausgewachsenen Exemplaren, bei denen überhaupt eine starke Verdickung des Peristoms und ein sehr deutlicher, die Mundränder verbindender Callus auftritt, wodurch die Mün- dung fast gelöst erscheint. P. Raymondi ist von verschiedenen Punkten Transkaukasiens (Redutkale , nördl. der Rheonmün- dung. Lailasch, Suram, Katerinenfeld), sowie bei Beyrut in Syrien gefunden worden; sie dürfte also im Orient eine wei- tere Verbreitung haben. 16 Gesellschaft nuturforschender Freunde. Den beiden vorstehend besprochenen OrcwZa-. Arten reiht sich durch Gestalt und Berippung die einzige bis jetzt aus Afrika bekannte Species an, P. imbricata Jick. (Moll. Nordost- Afr. p. 115, T. 5, F. 7.). Sie ist hauptsächlich charakterisirt durch die an der unteren Naht über den folgenden Umgang hervorspringenden Windungen, von denen die oberen ziemlich scharf gekielt sind. Die Mündung trägt ausser der Parietal- falte 2 Columellarfalten , von denen die obere sehr klein und noch tiefer stehend ist als die untere (Jickeli giebt nur 1 an). Sie ist bis jetzt nur aus dem nördlichen Abyssinien bekannt (Jickeli, 1. c. und Blanford, ex spec. Mus. Berol.). Der Z'o//oZum-Gruppe sehr nahestehend tritt im Orient eine zweite Gruppe auf, die zum Unterschied von der vorigen ein mehr cylindrisches Gehäuse zeigt, das oben nicht flach abge- rundet oder abgestutzt, sondern in einen kurzen stumpfen Ke- gel verschmälert erscheint; statt häutiger Rippen zeigen sich Streifen, die an den oberen Windungen meist etwas schärfer sculptirt sind als an den unteren , wo das Gehäuse glänzend erscheint; an der Insertionsstelle des rechten (mitunter auch des hnken) Mundrandes tritt ein emailleartiger Höcker auf, der auch bei P. doliolum bisweilen andeutungsweise vorhanden ist. Es gehört zu dieser Gruppe zunächst der Riese unter den Orcula- Arten, die P. orientalis Paur. (Pfr. Mak. Bl. VIII, 1862, p. 168, T. III, F. 6—8).') Sie ist 10—12 Mm. lang, hellhornfarben, hat flache, durch eine kaum vertiefte Naht getrennte Umgänge, eine wenig ansteigende, breite, halbkreisförmige Mündung mit stark verdickten Rändern, deren Insertionsstellen durch eine Schwiele verbunden sind, die sich an beiden Seiten zu starken Höckern verdickt. In der Mündung zeigen sich 1 starke Pa- rietal- und 2 schwächere Columellarfalten. Die Art findet sich nach Parrkvss bei Nazareth, ferner bei Aleppo (Schi-afli, Hausknecht), bei Smyrna (Fritscii, nach v. Martens in diesen Berichten 1877. pag. 197). Nevill (handlist. pag. 191) führt P. Orientalis mit einem ? von Mazenderan (Südküste des Cas- pischen Meeres) an; und wenn Pfeifker's Vernuithung, dass P. orientalis mit P. dolium var. siriaiiocorensis Mouss. identisch ') Die l^lxoiiiplare dos IJoil. Mus. stiimiicn niclit i!;aiiz mit der ritirton Abbildung überciu Sitzung vom 20. Januar 1880. 17 sei, richtig ist, so kommt sie auch auf Cypern vor. (Von P. dolium kann ihrer sonstigen geographischen Verbreitung nach hier nicht die Rede sein.) P. mesopotamica Mouss. (Journ. conch., 1874., pag. 31), die kleiner ist als P. orientalis, zeigt etwas gewölbtere Um- gänge und eine tiefere Naht, der letzte etwas verschmälerte Umgang steigt stärker an , die Mündung ist länger als breit, der Columellarrand fast gerade, das Peristom nicht verdickt und wenig ausgebreitet, die verbindende Schwiele fehlt, die Höcker an den Insertionsstellen sind schwächer, die Columellar- falten treten näher an den Rand, als bei voriger. Sie ist nach MoüssoN 1. c. von Aleppo an bis nach Biredschek am oberen Euphrat und nach Süverek zwischen Orfa und Diarbekr beobachtet worden. Als dritte Art gehört in diese Verwandtschaft die noch kleinere l\ scyphus Fßiv. (Pfr. Zeitschr. f. Mal, V, 1848, p. 7) — P. Lindermeyeri Park., eine Art, die vielfach als Varietät zu P. doliolum gezogen wird, von derselben jedoch bestimmt verschieden ist. Ihre Form ist rein cylindrisch mit kurzer, stumpf kegelförmiger Spitze, die Oberfläche gestreift und glän- zend, die Mündung breit und halbkreisförmig (an die von P. Orientalis erinnernd), der Mundsaum verdickt, die Ränder durch eine wenig hervortretende, am rechten Mündungsrande mit einem deutlichen Höcker versehene Schwiele verbunden. Pfeiffer giebt in der Beschreibung nur 1 Columellarfalte an; bei den Exemplaren, die ich gesehen habe, finde ich deren 2; es scheint demnach die Zahl dieser Falten auch bei dieser Art wenig beständig zu sein. P. scyphus scheint in den östlichen Küstenländern des Mittelmeeres eine weite Verbreitung zu haben. Man kennt sie von Brussa, Smyrna, Athen u. a. Orten Griechenlands (wahrscheinlich auf allen Inseln) , endlich aus Syrien vom Libanon und Antilibanon (Baalbek) und von Na- zareth. Ob die von Mousson (Coq. Bellardi pag. 47) er- wähnten Stücke aus Macedonien und Rumelien zu dieser Art oder zu P. doliolum gehören, wage ich nicht zu entscheiden. Eine dritte Abtheilung umfasst diejenigen Orcula - Arten, bei welchen die Gehäuseform aus dem Cylindrischen mehr oder weniger in's Konische übergeht, indem die Spitze sich mehr 2 18 Gesellschaft naturforschender Freunde. allmählich verschmälert und also mehr in die Länge gezogen erscheint. Die unteren Umgänge sind im Verhältniss zur Länge breiter als bei den früheren Gruppen , wodurch das Gehäuse gedrungener und plumper erscheint; statt des Nabelritzes ist ein Nabelloch vorhanden. Die Mündung ist gross und schief zur Achse gestellt. Die bekannteste der hierher gehörigen Arten ist P. dolium Dkap. Die Zahl der Columellarfalten ist in der Regel 2, jedoch finden sich auch Stücke mit 3 Falten; umgekehrt verschwindet auch bisweilen die eine Spindelfalte (var. Pfeifferi, Moq. Tand. Moll, de France, II, pag. 385) oder auch beide (bei der var. plagiostoma A. Br.). P. dolium tritt nur in den Alpen oder in nächster Nachbarschaft derselben auf. Nach Westen findet sie sich in Frankreich bis Grasse, Lyon und Sombernon (Dept. Cote d'or). Ihr nördlichstes Vor- kommen ist bei Ludwigsburg in Württemberg, sonst in den bairischen, Salzburger und österreichischen Alpen. Auf der Südseite der Alpen findet sie sich bei Brescia, Verona, Vi- cenza und in Friaul und nach Osten in Kärnten, Krain und Steiermark. — Fossil kommt P. dolium in mittelpleistocänen Schichten der Schweiz, des Rheinthaies, Baierns, bei Wien und Ofen vor und zwar an den letztgenannten Orten ganz ohne Spindelfalten (var. p/a^^tos^oma A. Br.). (Vergl. Sandberger 1. c, pag. 877.) P. dolium wird auch aus Siebenbürgen angegeben. Diese Angabe scheint n)ir einer Berichtigung zu bedürfen. Ich habe im Banat an einigen Orten (beim Herkulesbade und bei Steier- dorf) eine Orcula gesammelt, die dolium in Gestalt und Grösse ähnlich ist, und genau mit der Beschreibung übereinstimmt, welche Bielz (Fauna Siebenb., pag. 94, Anm.) von der sieben- bürgischen P. dolium giebt. Es unterscheidet sich jedoch diese Art von, dolium sofort durch das Auftreten häutiger Rippen, welche die ganze Schale bis zum letzten Umgange bedecken, ein Umstand, der bei P. dolium niemals vorkommt. (Drapab- naud's Angabe, dass bei jungen Stücken, ähnlich wie bei P. doliolum, solche Rippen vorhanden seien, auiss auf einem Irr- thuin beruhen; ich habe dies an echter F. dolium niemals beobachtet ; vergl. auch Rossmässlee's Bemerkung in Icon. V. VI. pag. 17.) Ausserdem sind auch in den Mündungsver- Sitzung vom 20. Januar 1880. 19 hältnis.sen einige Unterschiede zu bemerken , so namentlich, dass die Ränder stets scharf und nicht verdickt sind , sowie, dass die Spindelfalten bis dicht an den Rand treten, während sie bei P. dolium zurückbleiben. Die Gestalt wechselt, indem das Gehäuse bald mehr cylindrisch-eiförraig, bald mehr konisch ist. Nun hat Küster im Jahre 1842 bei Cettinje in Monte- negro eine Pupa gesammelt und in Martini u. Chemnitz" Con- chylien - Cabinet, pag. 26, T. 3, F. 20 — 23 als neue Art unter dem Namen P. Schmidtü beschrieben und abgebildet. Die Be- schreibung passt so genau auf meine Banater Exemplare, dass ich keinen Augenblick anstehe , sie auf diese KCsTER'sche Art zu beziehen. Küster giebt an, dass er nur wenige und theil- weise nicht einmal ausgewachsene Exemplare gesammelt habe. Da die Schnecke auch später nie wieder gefunden wurde und daher in den Sammlungen kaum vorhanden ist, so ist es er- klärlich, dasä BiELZ, zumal durch Draparnaud's oben citirte Bemerkung verleitet, die siebenbürger Art eher auf P. dolium, als auf die den meisten Conchyliologen unbekannt gebliebene P. Schmidt ii bezog. Es lebt diese Art an Kalkfelsen unter Laub und Steinen an ziemlich feuchten Stellen und ist ge- wöhnlich mit einer dicken Schmutzkruste überzogen, wodurch das Auffinden sehr erschwert wird. Namenthch haben die Jungen ein sonderbares Aussehen, indem sie den Kiel des letzten Umganges mit einer breiten, scharfen Schmutzleiste versehen, die frei die Schale überragt; sie erinnern dadurch an die Gattung Xenoiihora. Die Parietalleiste der Jungen zeigt deutliche Knotenpunkte; von den beiden Columellarleisten ist die obere die stärkere. Unter den ausgewachsenen Stücken habe ich auch eins mit 3 Spindelfalten beobachtet. Der Ver- breitungsbezirk der P. Schmidtii erstreckt sich danach von Montenegro bis nach dem Banat und dem südwestlichen Sie- benbürgen (bis Vajda Hunyad und Zalathna). Ob das, was aus Dalmatien als P. dolium angeführt wird, wirklich dieser Art oder nicht vielmehr der P. Schmidtii zugehört , muss vor- läufig noch unentschieden bleiben. Zu P. dolium kommen im Alpengebiet noch 2 Species hinzu: zunächst P. conica Rossm. , charakterisirt durch ihre kegelförmige Gestalt, scharfe Mündungsränder ohne Verdickung 20 Gesellschaft naturforsehender Freunde. und ohne Gaumenwulst. Sie ist eine rein ostalpine Species, indem sie sich nur in Steiermark, Kärnten und Krain, in Friaul (bei Mernicco, Pirona) und in Croatien (Podsused und am Wasserfall bei Plitvice, Brusina) findet; ihr Vorkommen im östlichen Tirol, im Drauthale bei Nikolsdorf, ist nach Gredler noch fraglich. Ziemlich die gleiche Verbreitung in den Ostalpen hat die durch schlankere , mehr cylindrische Gestalt und durch das Auftreten einer starken Gaumenleiste charakterisirte P. gularis RossM. Sie findet sich in Sütirol (bei Lienz, Grrdl.), Krain, Kärnten, Steiermark (Admont, Tschapek), im Erzherzogthum Oesterreich (Schneeberg, Ötscher) und bei Hallstadt (Krause). An einigen Stellen findet sich eine Varietät dieser Art ohne Gaumenleiste, var. spoliata Rossm. Diese Varietät, und nur sie, nicht die Stammform, tritt in den Centralkarpathen wieder auf, und zwar wurde sie zuerst von Jachno auf der galizischen Seite der Tatra gefunden, neuerdings von Jetschin an zahl- reichen Stellen des Waagthaies ( bei Rosenberg , Hradek, Osada etc.) gesammelt. Ob die Angabe von Biei.z (1. c. pag. 95), wonach P. gularis „erst einmal" in der Nähe von Hermannstadt gefunden ist, sich auf die Art oder die Abart bezieht, ist aus der betreffenden Stelle nicht ersichtlich. Der Dolium - Gruppe gehört endlich die einzige aus dem Tertiär (Unter- Miocän) bekannte OrcwZa- Art, P. subconica Sandb. , an. Sie erinnert in der Gestalt an P. conica oder noch mehr an P. Schmidtii, zeigt aber auf der Columella 3 Falten und ausserdem eine starke, die Mundränder verbin- dende Schwiele , die an beiden Seiten höckerig verdickt ist, wie dies sonst nur bei der Orientalis -Gruppe vorkommt. Sie ist bei Flörsheim und bei Tuchoric in Böhmen gefunden worden. Stellen wir zum Schluss die Orcula- Art nach ihrer Ver- wandtschaft und ihrem Vorkommen zusammen, so ergiebt sich folgende Tabelle: Sitzuny vom 20. Januar 1880. Gruppe der 21 Orciila doliolum. 0. Orientalis. 0. dolium. Europa. P. doliolum Brug. P.scyp/nisFpdv. P. dolium Drap. P. gular isRossM. c. var. spoliata ROSSM. P. conica Rossm. P. Schmidtii KÜST. "V^order-Afiien. P. doliolum Brug. = l>(/i- laris Mouss. P. Rayinondi BouRG. = tri- filaris Mouss. P. scyphusFRiv. = Linder- meyeri Parr. P. mesopotami- ca Mouss. P. Orientalis Parr. Nord-Ost- -A-lrika. P. imbricata JiCK. I'leistocän. P. doliolum Brug. c. var. uniplicata Sandb. P. dolium Drap. c. var. plagio- stoma A. Br. IMiocän. P. subconica Sandb. Herr BOUCHE legte eine zierliche, zur Gattung Mo- inordica gehörende Cucurbitacee vor, deren Samen er im vorigen Jahre von Mauritius erhielt. Da dieselben erst spät ankamen, so gelang es nicht reife Früchte zu erzielen; dennoch aber hoffe er in diesem Jahre seinen Zweck zu erreichen, da noch importirte Samen vorhanden sind, und die Cucurbitaceen ihre Keimfähigkeit nicht sobald verlieren. Die Blätter sind 3 — 7 lappig, in deren Achseln einzelne kleine gelbe Blüthen er- scheinen. An den sehr dünnen, verhältnissmässig langen Blü- thenstielen habe er eine Eigenthümlichkeit gefunden, die er an den Cucurbitaceen noch nicht beobachtet habe; diese besteht nämlich darin, dass sich in der halben Länge der Blüthen- stiele , sowohl der männlichen wie der weiblichen Blüthen, ein 22 Gesellschaft naturfornchender Freunde. fast kreisrunder, an der Basis herzförmiger Blattansatz, Bractee, befindet. Manche derselben sind nierenfiirniig, und verinuthe er, dass es vielleicht die in unseren Gärten noch nicht vurhandene Momordica renigera Wall. cat. sein möge. Ferner brachte derselbe noch mehrere MissbiUKingen von Pflanzen zur Ansicht.. 1. Ahtroemoeria psittacina Lehm., an deren Blüthentheile sich grüne Laubblätter als Fortsätze be- finden. 2. Blüthen und Blätter der Scilla Hohenackeri Fisch. et Mey., welche auf einem 2 Cm. gemeinsamen Stengel dolden- artig vereinigt sind. Da die Blumen dieser Pflanze normal einzeln aus dem Zwiebelkuchen innerhalb des letzten Laub- blattes um die nächstjährige Gipfelknospe erscheinen, und hier von einer Fasciation nicht die Rede ist, so kann diese Ano- malie nur auf die Hinausschiebung einiger Blüthen aus dem Zwiebelkuchen beruhen. 3. Eine Blume des Erythronium dens canis L. mit 8 Kronenblättern. 4. Eine sehr ausgebildete Pe- lorien-Blüthe der Gesnera nplendens mit 8 Staubfäden und 2 An- lagen von seitlichen Blüthenknospen, die zwischen den Kelch- zipfeln entspringen. 5. Einen Blüthenstand der Ceniaurea ruti- folia Sieb, et Sm., an dessen Blüthenköpfen einfache Laubblätter des Stengels so weit gegen diese hinaufsteigen, dass man sie im ersten Augenblick für einen unteren Kreis von Involucral- Blättern halten könnte , von denen sie aber hinsichtlich der Form bedeutend verschieden sind. Da fast alle Blüthenköpfe des Stengels diese Abnormität zeigen, so macht die Gesamrat- heit einen eigenthümlichen Eindruck. Herr v. MARXENS machte auf vorspringende Linien an der Innenfläche einiger Muschelschalen auf- merksam, welche die Lage der Kiemen markiren. An alten Exemplaren von Astarte arciica Gray {corruyatu Brown, ho- realis au ct.) zieht sich eine solche Linie von unterhalb der Schlossgegend nach unten und etwas nach hinten gegen die Mantel linie, ungefähr in der Mitte zwischen dem vorderen und hinteren Ende der Muschel ; vor derselben ist die Schale dicker, hinter derselben dünner, so dass die Linie hier einen einseitigen Absturz bildet. Vergleicht man damit die (in Spiritus auf- bewahrten) Weichtheile eines Muschelthiers derselben Art, so erkennt man sofort .schon durch den dünnen Mantel hindurch Sitzung vom 20. Januar 1880. 23 durchscheinend und noch deutlicher nach Zurückschlagung des- selben eine entsprechende Linie als die vordere Grenze der äusseren Kieme, welche, wie schon Prof. Möbiüs in seiner Fauna der Kieler Bucht II. S. 96 richtig angiebt, kaum halb so breit, d. h. halb so weit nach vorn reichend, ist als die innere. Auch bei der nordaraerikanischen Astarte castanea Say findet sich dieselbe Linie, nur kürzer. Eine ähnliche Linie, aber etwas weiter nach vorn liegend, von der Gegend des vor- dem Schlosszahns mehr schief nach hinten in spitzem Winkel zur Mantellinie ziehend, findet sich bei der neuholländischen CrassateUa declpiens Reeve (in früherer Zeit als Cr. Kingicola in den Sammlungen verbreitet) und auch hier zeigt eine Ver- gleichung mit der Abbildung der Weichtheile von CrassateUa in Gray figures of molluscnus animals Bd. V. pag. 36 sofort, dass diese Linie wiederum der vorderen Grenze der äusseren Kieme, welche hier nur weiter hinten als die innere beginnt, entspricht; auf der vorhergehenden Seite desselben Werks findet sich eine Abbildung der Weichtheile von Astarte semisulrata , welche in Ermangelung von Exemplaren als Illustration für diese Gattung dienen kann. Es findet sich diese Linie an der Innenseite der Figur 1. Figur 2. Fig. 1. CrassateUa. Fig. 2. Astarte. Die vollen Linien zeigen, was an der Schale von innen zu sehen ist, die punk- tirten stellen die Weichtheile dar: a äussere Kieme, b innere Kieme, c Fuss. Schale nun aber nicht an allen Exemplaren derselben Art gleich stark ausgebildet; sie fehlt bei Astarte oft gänzlich. Da nun 24 Gesellschaft nttturforsch ender Freunde. die «äussere Kieme bei manchen Muscheln, z. B. den Unioniden, als Brutbehälter dient, so liegt der Gedanke nahe, dass das Vorhandensein und die stärkere Ausbildung der beschriebenen Linie davon abhängt, ob das betreffende Muschelthier über- haupt Junge in seiner Kieme beherbergt hat, in welcher An- zahl und wie oft, also ungefähr von Alter und Geschlecht, in- dem eben durch Aufnahme der Brut die Kieme an Volumen zu- nimmt und dadurch den Mantel nach aussen drängt, was auf der Innenseite der Schale als Eindruck sich markirt. Wenn diese Erklärung der verschieden starken Ausprägung unserer Linie richtig ist , so folgt daraus , dass bei den betreffenden Muscheln Brutpflege in der äusseren Kieme stattfindet, wie bei unsern Flussmuscheln; und in der That gehören die beiden Gattungen, bei welchen der Vortragende die Linie bis jetat beobachtet, auch einer und derselben Familie an, die zoologisch nach Mantelölfnungen, Mantellinie und Periostracum den Unio- niden nahe steht, obwohl es Meermuscheln sind. Ferner w'ür- den die Arten, bei denen diese Linie an gleich grossen und sonst gleich gut entwickelten Schalen von gleichem Fundorte gut ausgebildet ist oder ganz fehlt , getrennten Geschlechts, diejenigen, bei denen sie an allen Exemplaren mehr oder weni- ger deutlich erscheint, Zwitter sein. Es scheint, als ob das erstere auf Astarte arctica , das zweite auf Crassatella deripiens anwendbar sei; doch sind die Stücke, welche dem Vortragenden zu Gebote stehen, nicht gross und gleichartig genug, um darüber Sicherheit zu geben. — Einigermaassen ähnliche Leisten an der Innenseite der Schale finden sich bei Eucharis ellipticu Recluz und bei der fossilen Thetis minor Sovv. , wo sie am Steinkern als Furchen erscheinen; es ist aber sowohl nach ihrer Lage, als nach Vergleich mit einem Spiritus-Exemplar der verwandten Poromya granulata Nyst nicht wahrscheinlich, dass sie sich auf die Kiemen beziehen , vielleicht eher auf Ausbreitungen des Ovariums in den Mantel hinein. Die Leiste von CucuJUiea be- zieht sich auf den hinteren Schliessmuskel. Endlich darf noch an die kelchförmigc Faltenbildung an der Innenseite von Car- dita (Thecalia) concamertita erinnert werden, dit^ auch als Eier- behälter dienen soll. Sitzung vom 20. Januar 1880. 25 Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsbericht der Königl. Preuss. Akad. der Wissenschaften, Sept. u. Oct. 1879. Memoirs of the Boston Society of Natural History, vol. IlL, part I., Nr. 1 u. 2. Proceedings of the Boston Society of Natural History, vol. XIX., part IV., März — April 1878. vol. XX., part I. Mai — No- vember 1878. Proceedings of the Canadian Institute, New series, vol. L part I. Toronto, 1879. Bulletin of the Essex Institute, vol. X. No. 1 — 12. Januar — December 1878. Journal of the Royal Microscopical Society, vol. II., No. 7 u. 7a. December 1879. Mineral map and general statistics of New South Wales. Sydney 1876. Bulletin de la Societe Beige de Geographie, III, No. 5; Sep- tember u. October 1879. Bohnensieg u. Bukck, Repertorium annuum literaturae bota- nicae periodicae, V. (1876). 1879. C. V. ü. Decken, Reisen in Ost- Afrika, 3. Bd., 3. Abth. 1879. Kehsten, Uebersicht der Ergebnisse der Reisen C. v. d. Decken's 1880. V. Hanstkin, Das Protoplasma, 1880. Leopoldina, XV., 23 — 24. December 1879. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Nr. 2. 1880. S i t z u n g s - Bericht der Gesellschaft naturforscheüder Freunde zu Berlin vom 17. Februar 1880. Director: Herr von Marxens. Herr HERMES sprach über die verschiedenen For- men der Reproductionsorgane der Aale und erläu- terte seinen Vortrag an vorgelegten Objecten. — Bis vor we- nigen Jahren hielt man den Aal meist für einen Zwitter, welche Ansicht noch besonders unterstützt wurde durch im Jahre 1872 erfolgte Veröffentlichungen der italienischen Pro- fessoren EucoLAxM, Crivelli uud Maggi. Im November 1873 gelang es indessen dem Dr. Syrski, damals Custos am Museo civico'in Triest, jetzt Professor in Lemberg, nachzuweisen, dass bei den Aalen zwei Formen von Reproductionsorganen vorkommen , die auf verschiedene Individuen vertheilt sind. Die von Syrski entdeckten Organe, von ihm Lappenorgane genannt, müssen als die männlichen Geschlechtstheile angesehen werden , obgleich es bisher nicht gelungen sei, sie im ent- wickelten Zustande, mit reifer Sperma versehen, zu erhalten. Der Umstand, dass diese Organe sich stets nur bei Individuen, welche eine Länge von weniger als 44 Centim. vorfinden, macht es erklärlich, dass den Forschern diese Thatsache so lange verborgen bleiben konnte. Alle grösseren Aale, welche von Syrski, Jacoby, Munter, dem Vortragenden u. A. unter- 3 28 Gesellschaft naturforschender Freunde. sucht worden sind, waren weibliche Individuen. Der Vortra- gende erinnerte sodann an die schon bekannten Aalwanderungen, und berichtete über neue Beobachtungen in der Niederelbe. Derselbe legte sodann einige lebende Exemplare der reizenden Kippenqualle, Cydippe brevicostata, vor und theilte mit, dass ausser dieser augenblicklich noch Ehz/zostoma Aldro- vandii und Turris diyitalis im Berliner Aquarium ausgestellt sei. Herr W. PETERS sprach über die Arten von Peri- patus. — Die höchst merkwürdige Gattung Peripatus, welche einigermaassen einer Raupe ähnlich ist, wurde zuerst 18'26 von Lansdown Guilüing nach einem Exemplar von der westindi- schen Insel St. Vincent aufgestellt und mit den Mollusken vereinigt. Später, 1833, untersuchte Auüoüin und H. Milisc Edwakds dieselbe Gattung aus Cayenne und stellten sie zu den Anneliden, während Gervais 1837 die Beschreibung einer Art von dem Cap der guten Hoffnung (P. brevis Blaknvillk), Nach- richt von einer anderen (Blainvillei Gay) aus Chile gab und die Gattung als ein Verbindungsglied zwischen den Myriopoden und Anneliden betrachtete. Zehn Jahre später stellte Herr E. BLANCHAno (Ann. Sc. Nat. 3. ser. VIII. pag. 139) nach den bis dahin bekannten Exemplaren vier Arten auf, welche er in folgender Weise nach der Zahl der Fusspaare unterschied : 1. Peripatus juliformis Guilding, mit 83 Fusspaaren, aus Westindien. 2. Peripatus Edwardsii Blanchard , mit 30 Fuss- paaren, aus Cayenne. 3. Peripatus Blainvillei (Gay), mit 19 Fusspaaren, aus Chile. 4. Peripatus brevis Bi-ainv. et Gerv. , mit 14 Fuss- paaren, von dem Cap der guten Hoffnung. Unsere Sammlung besitzt nur Exemplare aus Westindien (Portorico), Surinam und Venezuela (Caracas, Puerto Cabello, Laguayra) und darunter mehrere von demselben Fundort, welche zeigen , dass die Fusszahl bei den kleineren geringer ist, als bei den grösseren. So haben Exemplare von 19 bis 21 Mm. Län«ie aus Utuado auf Portorico nur 27, ein anderes Sifcuii(j com 17. Februar 1880. 29 33 Mm. lang 30, eins 38 Mm. lang 31 und die grössten von 42 bis 48 Mm. Länge 32 Fusspaare. Ebenso haben wir Exem- plare aus Puerto Cabelio, von denen die einen 30, die anderen 32 Fusspaare haben. Dieses dürfte beweisen, dass P. Ed- wards'd nicht von F. juliformis nach der Zahl der Fusspaare zu trennen und beide alier Wahrscheinlichkeit nach identisch sind. Herr H. N. Moseley fand bei der Cap'schen Art, P. cai^ensis, mehr Fusspaare, als Gervais von P. brevis angab, nämlich con- stant 1 7 statt 14. Höchst merkwürdig ist aber die von ihm an die- ser Art gemachte Entdeckung von tracheenähnlichen Athmungs- organen, deren Oetfnungen unregelraässig über die ganze Haut der Thiere zerstreut sind und die, dass die Geschlechter ge- trennt und die Weibchen lebendig gebärend sind. Die Männ- chen sind merklich kleiner als die Weibchen. Die Gattung Peripatus ist sehr weit verbreitet, da man sie auch in iiustralien gefunden und Captän Hütton eine neue Art, P. Novae Zealandiae, in Neu-Seeland entdeckt hat. Herr W. ZOPF sprach über eine neue Methode zur Untersuchung des Mechanismus der Sporenent- leerung bei den Ascomyceten und über einige Re- sultate, welche mittelst derselben gewonnen wurden. Die Processe , welche sich im Innern der schlauchführen- den As CO m yce ten -Früchte abspielen, sind bereits vielfach zum Gegenstand eingehender Forschungen gemacht worden; indessen fast immer nur mit Rücksicht auf das morpholo- gische Moment. Ihre physiologische Seite hat seither nur erst geringe Berücksichtigung erfahren. Namentlich weist unsere Kenntniss von den mecha- nischen Einrichtungen und Vorgängen, welche sich auf die Sporenentleerung beziehen, noch beträcht- liche Lücken auf. Die Ursache dieser Erscheinung dürfte vorzugsweise in dem bisherigen Mangel geeigneter Untersuchungs- methoden zu suchen sein. Um in die Mechanik der Ejaculationsvorgänge Einsicht zu gewinnen, bediente mau sich bekanntlich bis heute der 3* 30 Gesellschaft naturforschende)- Freunde. Methode , dass man die Früchte zerschnitt oder zerdrückte, sodann die Ascen isolirte und hierauf im Wasser des Objectträgers der Untersuchung unterwarf. Allein es ist a priori einleuchtend, das ein Ascus, den man frei präparirt hat, herausgerissen ist aus seinem n a t ü r 1 i c h e n Z u s a m m e n h a n g e mit der Frucht wand sowohl, als mit den übrigen nuclealen Elementen. Fr kann mithin weder in seinem Verhalten zu diesen, noch zur Mündung stu- dirt werden. Dazu kommt noch, dass das Medium, in wel- chem der Ascus ausserhalb des Peritheciums beobachtet wird, ein Medium ist ganz verschieden von dem , welches den Ascus im Fruchtbehälter umgiebt. Die fast augenblicklichen, auffal- lenden Veränderungen im Schlauchinhalt, die, wie ich beweisen kann, im Perithecium nie eintreten, bekunden dies. Man ist daher nicht einmal im Stande, gewisse Zustände der Schlauchinhalts genau zu studiren, geschweige denn die Entwickeln ngsgeschichte der Entleerungsvorgänge von der Sporenreife bis zur Ejaculation zu verfolgen. Mit einem Worte: die Bedingungen, unter denen bisher die Mechanik der Sporenentleerung untersucht wurde , sind unnatürliche und manche der seither gewonnenen Resultate werden daher noch der Prüfung bedürfen. Die Einsicht in die Mangelhaftigkeit der bisherigen Me- thode musste natürlicherweise den Versuch anregen, eine an- dere, bessere Methode an ihre Stelle zu setzen. Als solche dürfte vielleicht die folgende anzusprechen sein. Man beobachtet die Ejaculationsvorgänge im Perithe- cium selbst in der Weise, dass man erstens das Verhalten eines Ascus vom Moment der Reife bis zum Moment der Ejaculation continuirlich, also ent wickeln ngs - geschichtlich, erfolgt, ferner das Verhalten zur Eja- culation sich vorbereitender Schläuche zu den übrigen nuclealen Elementen (den Ascen und den die Fruchthöhlung auskleidenden Ilyphen), sowie zur Mündung in's Auge fasst und endlich das Verhalten der Spo- ren zu einander und zur Schlau chm embran vor, während u n d n a c h d c m E n 1 1 e e r u n g s p r o c e s s e s t u d i r t. So fintach und natürlicli sich diese Methode in der Sitzung vom 17. Februar 1880. 31 Theorie ausnimmt, so schwierig ist sie in der Praxis durch- zuführen. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, Objecte aufzu- finden , die so weit durchsichtig sind , dass sie die Nucleus- Elemente vollkommen klar erkennen lassen , sondern diese Objecte müssen auch einen ganz bestimmten Reifegrad besitzen. Die Früchtchen dürfen weder zu gross noch zu klein sein und müssen durchaus intact zur Verwendung kommen. Jeder Mycologe weiss, wie selten schon Perithecien mit jener ersten Eigenschaft zu erlangen sind. Nach langem Suchen glückte es jedoch, dreier Formen der Gattung Sordaria habhaft zu werden {S. minuta Fkl. var. , 4-spora, S. minuta var. , 8-spora und S. curcula De Bary) , welche jene Anfor- derungen erfüllen. Die directe Beobachtung der Schläuche führte zunächst zur Erlangung einfacher Thatsachen , welche die Basis für eine weitere Fragestellung abgeben. An der Hand der letzteren wurden dann auch aligemeinere Resultate gewonnen: Die Schläuche der Sordarien treten infolge bedeutender Streckung durch den Mündungskanal der Perithecien hindurch und öffnen sich vor der Mündung. Die bisherige Annahme, dass sich die Ascen der Sordarien im Innern des Peritheciums öffnen, ist unrichtig. Eine grosse Anzahl von mir untersuchter Pyrenomyceten zeigt dieselbe Erscheinung. Sie dürfte ganz allgemein bei den ejaculirenden Pyrenomyceten zu finden sein. — Die bisherige Ansicht, dass die Sporen erst zur Zeit der Ejaculation in die Ascusspitze wandern, hat weder für die Sordarien, noch für alle anderen Ascomyceten Gültigkeit. Die Sporen entstehen vielmehr gleich anfangs im terminalen Theile des Ascus und nur durch Streckung des letzteren für den Zweck der Ejacu- lation gewinnt es den Anschein, als ob sie in die Spitze ein- wanderten. Die Sporen der Sordarien, wie aller ejaculiren- den Ascomyceten, werden durch eigenthüraliche mecha- nische Einrichtungen zu einem individualisirten Ganzen ver- kettet. Diese mechanischen Einrichtungen bestehen bei der Gattung 32 Geselhchafl iintiirforM-hender Freunde. E nsord aria m schwanzartigen, frestreiften An- hängseln. Die bisherige Annahme, dass diese Anhangsei M e m b ran V erdi ck un g e n seien, ist unhaltbar, da sie sich bereits an jungen, noch m embra n los en Sporen vorfinden. Ihre morphologische Bedeutung bestellt vielmehr darin, dass sie bei der S p o r e n b i I d u n 2 nicht zur Verwendung kommende Pias m a m a s s e n darstellen. Innerhalb der Gattungen Co'prolep a und U i/pocopra , bei vielen Pyrenomyceten und den meisten Discomyceten, wird die Verkettung der Sporen durch Ci al I er t Ini II e n bewirkt, welche morphologisch den Werth von gecjuollenen M em- bra nsch ic h te n der Sporen besitzen. Bei gewissen Pyrenomyceten versehen der Spore anhan- gende, leer werden de und ihre Membran vergaller- tende Zellen die Function der Verkettung. Eine der we:» e n 1 1 i c li s t e n Bedingungen t' ü r das Gelingen der Ejaculatiun liegt in dem Unistande, dass der S p o r e n c o m p 1 e x im Scheitel (\i^. s A s c u s festgehalten wird. Dies wird wieilerum durch besondei'e mechanische E in r ic htu ngen bewirkt. Bald sind es (wie bei den Eusordarien) schwanz- artige Anhängsel der Terminalspore, welche die Festhet'tung des Sporenkörpers in der Spitze des Ascus bewerkstelligen; bald ist es (wie bei Hi/pocopra etc.) eine terminale, ver- änderte P 1 a s m a m a s s e von anderer F' o r m. In manchen Familien (z. B. Sordarien, Nectrieen) wird zugleich auch der Ascus in seinem terminalen oder sub- terminalen Theile oder in beiden zugleich als Tragapparat für den Sporen comp] ex eingerichtet. Diese bisher unbe- kannten mechanischen Vorrichtungen erscheinen bei gewissen Sordarien, namentlich , n_i die drei successiven Niederblättcr der Blattknospen , das übrige wie bei Fic;. 1. die Pflanze dadurch, dass sie von vornherein die ganze Blatt- disposition umkehrt: sie entwickelt die beiden Blatt- zeilen auf der Oberseite des Stengels — dieser wird also hyponastisch — , richtet die Blätter mit der Oberseite nach unten — was bei der Entfaltung durch Horizontalstellen oder Ueberkippen der Spreiten auf ihrem Stiele unschwer wie- der corrigirt wird — und stellt auf diese Weise alles in die- jenige Disposition, welche für die durch die Wachstluimsart Sitzung vom 17. Februar 1880. 39 gegebenen Verhältnisse am zweckdienstlichsten erscheint (cfr. Fig. 2). Ganz besonders aber tritt letzteres noch hervor in Bezug auf die Achselproducte der Blätter: Blattzweige und Inflores- cenzen. Für erstere wäre die Stellung in der Blattachsel selbst unvortheilhaft; sie würden, wie Fig. 2 verständlich machen kann, bei einer solchen Stellung ihre morphologische Unterseite schräg nach oben , die Oberseite mit den beiden Blattzeilen schräg nach unten gerichtet haben, mithin genöthigt sein, um in die richtige Lage zu kommen, beim Austrieb eine Drehung zu machen. Es wird dem dadurch begegnet, dass die Knospe nach der Unterseite des Muttersprosses herabrückt, so dass sie in die Achsel der zweiten (bedeckten) Stipula ihres Trag- blattes zu stehen kommt (cfr. Fig. 2); treibt sie jetzt aus, so ist sie ohne Weiteres mit der Bauchseite nach unten, mit den Blattzeilen nach oben gekehrt. — Für die Inflorescenzen hin- gegen hätte eine solche Verschiebung keinen Nutzen; diese sollen sich ja nicht auf den Boden strecken, sondern mit den Blättern in die Luft sich erheben; sie behalten daher ihre Stel- lung in der Blattachsel bei, wobei sie oft infolge Verkümmerung der Endknospe pseudoterminal werden (cfr. Fig. 2 bei J). ') Wenn der Stamm nicht eigentlich niederliegt, sondern nur in schiefem Winkel vom Boden emporwächst, so wird er seine Blattzeilen zwar ebenfalls am vortheilhaftesten auf der Ober- seite haben; für die Knospen aber, die sich ja hier nicht nieder- legen , sondern wiederum schräg nach oben wachsen sollen, fällt jener Grund zum Herabrücken fort und sie werden am besten im Blattwinkel selbst auf der Stengeloberseite ver- ^) Zuweilen verkümmert auch das Tragblatt, nur die Stipeln (uud von der Spreite ein Rudiment, wie solches auch von der verkümmern- den Endknospe noch zu sehen ist, s. Fig. 2 bei LJ bleiben erhalten: die Inflorescenz erscheint dann an der Basis wie von einem besonderen zwei blättrigen Involucrum behüllt. Dass im Uebrigen die Inflorescenz nicht doch etwa in der Achsel des zweiten Nebenblattes steht, wie man nach dem Grundrisse Fig. 2 allenfalls annehmen könnte , ergiebt sich daraus, dass die Vorblätter der Primanblüthe nach gemeiner Regel mit dem Tragblatt gekreuzt und also den Stipeln superponirt sind (cfr. Fig. 3A bei a und ß). 40 Geselhchdft luifiir/orsr/ientler Freunde. bleiben. So finden wir es in der That bei Begojivi caroliniana, crassicauiis und anderen Arten, welche sich durch jenen Wuchs auszeichnen; das wäre denn der dritte der oben erwähnten Typen. Wir sehen aus alledem, wie die Abänderungen, welche die Begonien in ihrer Blatt- und Zweigstellung darbieten, mit Ver- schiedenheiten in der Wachsthunisweise Hand in Hand gelien, man kann sagen, von denselben abhängig und den jeweiligen Verhältnissen angepasst sind. Es lohnte der Mühe, auch an- dere Gattungen mit ähnlich variirenden Wachsthumsverhält- nissen in dieser Richtung zu untersuchen ; einstweilen ist mir keine bekannt, die in solchem Grade, wie Begonia, je nach den Bedürfnissen gewissermassen ihre Natur veränderte. Für die Abänderungen im Einzelnen betrachtet, sind allerdings Analoga bekannt, wie z. B. die aufrechten Arten mit den nach der Zweigunterseite convergirenden Blattzeilen bei Cori/lus, Carpinus, Ulmus etc., die niederliegenden Formen aber mit den Blattzeilen auf der Oberseite und den Knospen nach unten gerückt in .-'corus, Butomus, MnrsiUa u. a. ihre Gegenstücke haben. Ueber die Knospen der niederliegenden Begonien ist noch nachzutragen, dass dieselben nicht, wie bei den aufrechten Arten, mit blos einem Niederblatt, sondern mit dreien an- fangen. Die Disposition derselben ist aus Fig. 2 ersichtlich; das erste (n,) ist mit dem Rücken der Stipel zugekehrt, in deren Winkel die Knospe steht, die beiden anderen stehen mitsammt den anschliessenden Laubblättern quer dazu. Indem hierbei das zweite Niederblatt (uj) nach oben, das dritte {y\^) nach unten in Bezug auf die Mutteraxe gestellt ist (n3 dabei ganz umfassend und mit dem hinteren Rand noch den vor- deren überdeckend, cfr. Fig. 2), so kommt das erste Laub- blatt der Knospe (1,) nach oben oder wenn die Knospe aus- treibt, auf deren Aussenseite zu stehen, wo abermals der beste Platz für dasselbe ist. — Wie man sieht, hat das erste Nieder- blatt (n,) die nämliche Stellung zum Tragblatt der Knospe, wie das einzige Niederblatt der unter Fig. 1 fallenden Arten, es liegt unter R Winkel auf der Seite der breiteren Blatthälfte; um nun aber die bei der stattgehabten Verschiebung der Knospe Sitcu/Kj vom 17. Februar 1880. 41 nothwendig werdende Querstellung der folgenden Blätter zu Stande zu bringen, kann hier nicht die sonst allgemein herr- schende Distichie in der Blattordnung beibehalten , sondern es niuss eben eine Kreuzung vorgenommen werden, wobei dann noch die zwei ersten Blätter der neuen Stellung den Charakter als Niederblätter beibehalten (cfr. Fig. 2). — Ob sich im Uebrigen alle niederliegenden Arten in dieser Hinsicht gleich verhalten, bleibt noch zu untersuchen; ich kann es zunächst nur für liegonia Bex und quadricolor versichern. Bei den schräg aufsteigenden Arten (B. caroUniana und crassicaulis) fand ich öfter auch nur 2 Niederblätter, entsprechend den beiden ersten in Fig. 2; das dritte war dann laubig. — Die Infi orescenzen ') , die überall, wie wir sahen, bei den aufrechten sowohl, als niederliegenden und schrägen Be- gonien, die gewöhnliche axillare Stellung haben, zeigen auch in ihrem sonstigen Verhalten grosse Uebereinstimmung. Sie stellen allerwärts Dichasien dar, die nach mehr oder weniger zahlreichen Gabelungen — immer mit Mittelblüthe im Gabel- winkel — in kurze Wickel ausgehen oder auch bis zu den letzten Verzweigungen gabelig bleiben. Enthalten sie, wie es der gewöhnliche Fall ist, männliche und weibliche Blüthen zugleich, so werden sämmtliche Axen, aus denen noch Ver- zweigung stattfindet, mit männlichen Blüthen beschlossen, die weiblichen erscheinen ausnahmslos erst an der letzten, sich nicht weiter verzweigenden Generation. Dieser fehlen dann auch nicht selten die Vorblätter, welche bei allen vorhergehen- den Auszweigungen vorhanden sind und als Deckblätter für die nächstfolgenden Auszweigungen fungiren ; aber auch, wenn die weibliche Blüthe noch Vorblätter besitzt — sie kann deren 2 oder auch nur 1 haben — , so sind dieselben stets steril. Dasselbe Gesetz nun, welches bei den aufrecht wachsenden Begonien in den vegetativen Verzweigungen regiert, herrscht auch in den ja gleichfalls aufrecht wachsenden Inflorescenzen: die successiven Generationen sind unter mehr oder weniger an- trorser Convergenz mit einander gekreuzt und das erste Blatt jedes Zweiges fällt nach der Divergenzseite der vorausgehenden ^) Vergl. hierüber meine „Blüthendiagramme", 11. Bd. pag. 453 f. 42 Gesellschaft nnturfoist-hender Freunde. Generation hin, bei allen rechtsen Zweigen also nach rechts, bei allen linksen nach links, bei der Primanaxe der ganzen Figur 3A. Grundriss einer 5blüthigen IiiHoresconz von ßcijonia Rc.v nebst Tragblatt L und dessen Stipelu st: bei k die verkümmerte End- knospe; a das erste, ß das zweite Vorblatt der Prinianbliithe, ri^ ß^ und «1 ß] die analogen Vorblätter der beiden socundanon , die weiMichon Tertianblütlien haben keine (entwickelten) Vorblätter mehr. Figur 3B. Grundriss der roohten Hälfte des Bliithenstandes von /ic(/oitia fitrhsitiidrs Hooic. Hcdeutuiig dor Hnchstabon wie in Fig. 3A; die weiblichen Hiüthoii (ebonfalls tertian , aber zu zweien unter der socundanon niäiinliclien Hliithc entwickelt), besitzen hier noch beide Vorblätter; die Hreieeke bezeicimeii, wie ;niili in Fig. A, Stellung und relative Grösse der drei OvarÜügel. Sitzung vom 17. Februar 1880. 43 Inflorescenz auf der breiteren Seite ihres Tragblattes (cfr. Fig. 3A). ') Während aber die vegetativen Zweige unbegrenzt sind , schliesst in den Blüthenständen jeder Zweig nach den beiden ersten , dabei einander opponirten Blättern mit Blüthe ab, wodurch eben jene Blätter zu Vorblättern der Blüthen und die Inflorescenzen dichasisch werden. Ueber die Blüthen selbst nur wenige Worte, Die männ- lichen haben am öftesten ein 2- oder 4 blättriges Perigon, während dasselbe bei den weiblichen Blüthen meist 5 zählig ist. Bei 2 Perigonblättern kreuzen sich dieselben mit den Vorblättern ; kommen noch 2 dazu , so sind diese mit den ersten gekreuzt , alles wie es der gemeinen Regel entspricht (cfr. Fig. 3). Sind 5 Perigonblätter vorhanden, so finden Ver- schiedenheiten statt. Zeigen nämlich die Vorblätter solcher Blüthen deutlich antrorse Convergenz, so stellt sich das erste Perigonblatt, indem es sich da bildet, wo die grössere Lücke ist, nach hinten; das zweite fällt dann schräg nach vorn gegen das erste (a) Vorblatt hin und die übrigen folgen in der so angefangenen -/^ Spirale weiter , es entsteht also eine nach ScHiMPER-BRAU.N'scher Terminologie vornumläufige Blüthe (cfr. Fig. SB). Bei mehr seitlicher Stellung der Vorblätter kann hiergegen der beste Platz für das erste Perigonblatt auch auf der Vorderseite der Blüthe liegen und wir erhalten dann das „hintumläufige" Perigon , wie es in meinen „Blüthendiagram- men" dargestellt ist. Letzterer Fall ist, wenn auch sonst der gewöhnliche, doch in der Gattung Begonia der minder häufige; die abweichende Angabe in den „Blüthendiagrammen", die sich auf zu wenig zahlreiche Untersuchungen stützte, muss danach berichtigt werden. Im Uebrigen möge noch erwähnt sein, dass diese Stellungen auch bei solchen Arten beobachtet wer- den , denen die Vorblätter an den weiblichen Blüthen fehlen (cfr. Fig. SA), wie auch im Falle von 2 blättrigen weiblichen Perigonen (Section Gireoudia u. a.) diese immer die nämliche 1) Dies ecste Blatt, also das a- Vorblatt jeder Blüthe, wird, wenn zwischen den Vorblättern Deckung stattfindet, was nicht immer der Fall, zuweilen und wohl nur zufällig von dem |^ - Vorblatt am einen Rande gedeckt, der Norm nach deckt es das zweite mit beiden Rändern. 44 Gesellschaft naturforschender Freunde. zum Tragblatt mediane Stellung zeigen, mögen Vorblätter vor- handen seiu oder nicht; es ist daraus zu schliessen, dass das Fehlen hier auf Unterdrückung, nicht aber auf typischer x\b- wesenheit beruht. Herr REINHARDT gab folgenden Naclltrag ZU seinem in der vorigen Sitzung gehaltenen Vortrage über die OrcwZa- Arten: Der Güte des Herrn Dr. H. Dohrn in Stettin verdanke ich die Mittheilung des PFEiFFER'schen Original - Exemplars von Pupa Orientalis und habe durch die Prüfung desselben meine aus Pfeiffek's Abbildung gewonnene Vermuthung be- stätigt gefunden, dass unter obigem Namen zwei ganz ver- schiedene Species verbreitet sind. Die echte P. orientalis Pfr. hat, wie dies auch die sehr gute Abbildung (in den malak. Bl. Vni., t. 3. f. 6 — 8) zeigt, ein keulenförmiges Gehäuse und reiht sich dadurch entschieden der DoHolum - Gruppe an. Sie hat ihre nächste Verwandte in P. mesopotamira Moüss. , die nur bedeutend kleiner ist und gewölbtere Umgänge hat. Die von mir in der vorigen Sitzung als P. orientalis beschriebene Art (nach Exemplaren des Berliner Museums aus der Hand Mousson's) ist von der PFEiFFEu'schen Art durchaus ab- weichend; ich nenne sie dem ausgezeichneten Erforscher der orientalischen Mulluskenfauna, Herrn Professor A. Mousson in Zürich, zu Ehren Papa Moussoui und charakterisire sie fol- gendermasseu : Testa cylindrica s. ovato-cylindrica, cono brevi obtuso acuminata, solida, pallide c(»rnea, flexuoso -rimata; anfr 9'/., — 10, primi 5 celeriter in latitudincm, parum in altitudinem aucti, convexi, costulati, sutura profunda separati; ceteri lente accrescentes, fere aequales, planiusculi, nitidi, oblique striati, sutura albida parum impressa juncti ; uitimus -/s lo"o- aequans, non attenuatus, ad aperturam paullum ascendens. Apertura se- micircularis, basi rotundata, perisomate expanso , intus fortiter albo-labiatü, marginibus distantibus et callo valido ad inser- tiones tuberculato junctis; margiiie dextro medio incrassato, columollari late patente. Paries apeituralis lamina valida, al- Sit2utu/ vom 17. Februar 1880. 4.5 bida, profunde intrante, callura non attingente, columella plicis 2 profundis divergentibus miinita. Alt. 10-10,5 Mm., lat. 4,5 Min. xVpert. 3 Mm. long, et lat. Hab. Aleppo. Von P. o/ientalis Pfu. unterscheidet sich die eben be- schriebene Art durch etwas geringere Grösse, das cylindrische Gehäuse mit stumpf kegelförmiger Spitze, durch die halbkreis- förmige Mündung mit der breiten Lippe und durch die an den Enden stark höckerig verdickte Schwiele, welche die Mund- ränder verbindet, Eigenlhümlich ist dieser Art noch ein Merk- mal, welches allen anderen OrcuZa- Arten, mit Ausnahme von O. sci/phiis, fehlt, nämlich eine innere leistenartige, etwa 2 Mm. lange Verdickung im letzten Umgänge, die der Naht parallel läuft und nach aussen unmittelbar über dem Nabelritz links vom Columellarrande als weisse Linie sichtbar wird. Derselbe sprach ferner über die .4cme -Arten des Banats und Siebenbürgens. — Aus dem Banat ist schon seit längerer Zeit Acme banatica bekannt , welche von Ross- massleu (Icon. XL, pag. 12, f. 736) als Varietät zu A. polua gezogen wurde, jedoch bestimmt von dieser Species verschieden ist, wie dies namentlich Schacko's Untersuchungen der Radula (Jahrb. d. d. mal. Ges., IL, 1875, pag. 141 &.) dargethan haben. Der Verbreitungsbezirk dieser Art ist ein verhältniss- mässig kleiner, indem sie bisher nur aus dem Banat (ich sam- melte sie beim Herkulesbade und an einigen Punkten bei Steier- dorf) und aus dem südwestlichen Siebenbürgen (cfr. Biklz, pag. 185; ich selbst sammelte sie bei Ponor Ohaba im Streil- thale) bekannt ist. Neben dieser Art kommt in Siebenbürgen eine zweite kleinere Acme vor, welche von Bielz (1. c. p. 185} als ^. polüa bezeichnet ist. Die von Jetschin und mir bei Ponor Ohaba und bei Cetate boli (gerade von letzterem Orte führt Bielz A. polita an) gesammelten Stücke unterscheiden sich indess von der deutschen A. polita ganz wesentlich; sie haben ge- wölbtere, durch eine tief eingeschnittene Naht getrennte Um- gänge, ein kleineres Embryonalende, eine mehr viereckige 46 Gesellschaft naturforschender Freunde. Mündung mit gebogenem , an der Insertionsstelle etwas win- keligem Aussenrande, und einem randständigeu Mundwulst. Durch diese Charaktere scheint die siebenbürgensche Art sich der von Paladilhe (Mon. du genre Acme pag. 77) beschrie- benen A. oedogyra von Kiew (so ist wohl der von Paladilhe angeführte Fundort „Kieco" zu lesen) zu nähern, mit der ich sie vorläufig identificiren möchte. Es scheint diese Art der östliche Vertreter der J. polita zu sein. Ausser diesen beiden .^c?ne-Arten sammelte ich noch zwei andere bisher unbeschriebene Formen, beide schon durch ihre auffallende Kleinheit von allen bisher bekannten abweichend. Die erste derselben ist Acme perpusilla sp. nov. Testa minuta, cylindrica, gracillima, obtusa, imperforata, vitrea, nitidissima, laevis; anfr. ö'/a planiusculi, sutura sub- marginata parum inipressa sejuncti ; ultimus ad aperturam pauUulum ascendens, vix '/i long, attingens, ad basin sub- angulatus ; apertura verticalis, semiovalis, anfr. penultimo oblique truncata, peristomate subtilissime albo-limbato, marginibus callo tenuissimo junctis; marg. dextro medio producto, ad insertio- nem sinulum minutum formante; callo externo nullo. Oper- culum ignotum. Alt. 1,8 Mm., lat. 0,5—0,6 Mm. Ich sammelte die kleinste aller bekannten ^cme- Arten beim Herkulesbade auf dem Wege nach dem Domogled zwischen abgefallenem Buchenlaub in mehreren durchaus übereinstim- menden Exemplaren. Eine zweite sehr nahe stehende, nur etwas grössere Art mit mehr thurmförmigem Gehäuse und schneller zunehmenden Windungen, grösserem letzten Umgang und tieferem Sinus am Aussenrande fand ich in Siebenbürgen bei der Höhle Cetate boli; ich nenne sie Acme similis sp. nov. Testa minuta, turrita, apice obtuso, imperforata, nitida, albida, laevis. Anfr. 5 regulariter accrescentes, convexiusculi, sutura simplici impressa sejuncti; ultimus non ascendens, magnus, fere '/a '^ng. aequans. Apert. verticalis, elliptica, supra piri- SitziuHj vom 17. Februar 1880. 47 formis, peristoniate incrassatulo, marginibus parallelis, callo tenui junctis; margine dextro ad insertionem sinulum satis profundum formante; callo externo nullo. Operculum ignotum. Alt. 2 Mm., lat. 0,6 Mm., apert. 0,5 Mm. long. 0,3 — 0,4 Mm. lata. Im Anschluss an diese Acme-KxiQw legte der Vortragende endlich noch A. veneia Pirona (cfr. de Betta Malac. veneta pag. 89 u. pag. 130) von Salurn vor und sprach die Vermu- thung aus , dass diese Art mit der von Düpdy aufgestellten A. Moutonn aus dem südlichen Frankreich (Grasse) identisch sei; wenigstens passen die von Dupüy und Paladilhe gege- benen Diagnosen vollständig auf die tirolischen Exemplare. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Leopoldina, XVI, 1 — 2. Januar 1880. Verhandlungen des botan. Vereins d. Provinz Brandenburg, XXI, 1879. Sitzungsbericht der physik. - medicin. Societät in Erlangen, 11. Heft, 1878/9. Bericht der wetterauischen Gesellschaft für die ges. Natur- kunde, 1873—1879. Proceedings of the Boston Society of natural History, Vol. XIX, part. III. 1877/78. Memoires de TAcademie imper. de St. Petersbourg, XXVI, 12—14 und XXVII, 1. F. V. Müller, Elucalyptographia, a descriptive atlas of the Eucalypts of Australia. Third decade. Melbourne, 1879. Bartels, Ueber abnorme Behaarung beim Menschen, 1 u. 2. — Ueber die Bauchblasengenitalspalte. — Ueberzahl der Brustwarzen, 1 u. 2. — Ueber intrauterin vernarbte Hasenscharten. Druck von J. V. Starcke iii Berlin. Nr. 3. 1880. Sitzungs- Bericht der Gesellschaft naturforscheuder Freunde zu Berlin vom 16. März 1880. Director: Herr von Marxens. Herr CLEMENS SCHLÜTER aus Bonn (als Gast anwesend) sprach über Zoantharia rugosa aus dem rheinischeii Mittel- und Ober-Devon und erörterte den Bau derselben an vorgelegten Dünnschliffen. Spong 0 phy llum Kunthi sp. n. Ci/athophijllinn quadriyeminum Goldf. zum Theil; t. 18. f. 6a. Die Septen, auf den centralen Theil des Kelches be- schränkt, erreichen nicht die Aussenwand. Der peripherische Theil des Visceralraumes mit Blasen, zunächst der Wand grössere, nach innen zu kleinere; im centralen Theile ziemlich gedrängt stehende, nach unten convexe Böden. Es liegen mehrere Exemplare aus dem Kalk der Eifel vor. Ueber die typischen Stücke des CyathoplujUum quadrigeminum Goldf. ist zu bemerken, dass die Septen freilich von der Aussenwand ausgehen, aber das Centrum nicht erreichend, etwa das mittlere Drittel der von Böden erfüllten Zelle frei lassen und daher ebenfalls nach der heutigen Umgrenzung der Gattung Cyaihophijlluvi nicht mehr in dieselbe fallen. 5 50 Gesellschaft naturfoffclie/idtr Freunde. Heiiophyllum G oldfuss i und Helioj) hi/llum Tr OS diel i. GoLüFUSS (I. pag. 60. t. 19. f. 4a, 4 b) bildete au^ dem Devon von Namur zwei Korallenstöcke ab, den einen mit ca. 2 Mm., den anderen mit ca. 4 — b Mm. weiten Kelchen und benannte sie mit der nicht zutreffenden Bezeichnung Ci/ntlio- phijlluvi a7ina7ias {Madreponi annanas LiN.), eine abweichend gebaute Koralle aus dem Ober-Silur der Insel Gothland. MiLNK Edwards und IIaime bezeichneten die mit kleinerem Durchmesser versehene Koralle als Acervularia Gold/nssi , die mit grösserem, als Acervularia Troscheli und heben in der Be- schreibung das Vorhandensein einer inneren Wand hervor, welche jedoch in der Abbildung vermisst wird. Fküd. Rcemkr fügt in der Lethaea die Bemerkung bei, dass der Oberrand der Sternlamellen bei guter Erhaltung fein gekerbt sei. Dünnschliffe zeigen nun, dass eine Innenwand nicht vor- handen ist und dass die Kerbung der Septenränder mit der inneren Structur in Verbindung stehe. Die Septen sind näm- lich von Querstäbchen durchsetzt, welche als leicht nach innen gebeugte, zarte Verticalleisten auf der Ebene der Septen vor- treten. Dieselben zeigt der Horizontalschliff in der Nähe der Aussenwand etwas entfernter und zugleich kürzer, gegen den centralen Theil des Visceralraumes hin, wo sich die Innenwand befinden soll , als ein wenig gedrängter stehend und etwas grösser und zugleich die Septen hier etwas angeschwollen, wie auch die bildliche Darstellung von Milkr Edwards u. IIaijie angiebt. Die Stücke gehören hiernach in die durch Dybowski auf- gestellte Gruppe der Craspidophyllidae und zwar, da eine Innenwand fehlt, nicht zu Craspidophylhim selbst, sondern zu der alten (jiattung lleliopliyllum, von der Mii,nk Edwards u. Haimk nur ciiH' Art kannten, wozu inzwischen über ein Dutzend Arten hinzukamen. Es liegen zehn Exemplare thcils aus der (iegend von Aachen, theils von Namur vor. Sonach bleibt von den älteren der Gattung .-.cervularia Sit^KiKj vom 16. jMärz 1880. 51 angehöri^en Arten des rheinischen Devon, resp. des angren- zenden Belgiens nur .-Icervutaria "pentagona Goldf. übrig. Vielleicht tritt zu der Gattung noch eine Art, welche in der Lethaea geognostica als Smithia micrommata durch Fkrd. Rcemku von Ferques beschrieben wurde. Ein horizon- taler Dünnschliff zeigt nämlich, dass ausser einer ungewöhnlich dicken Innenwand auch eine dünne Aussenwand vorhanden ist, welche die meist alternirend stehenden Septen der benach- barten Zellen trennt. Bedenken gegen die Zugehörigkeit zur Gattung Acervularia erregt nur der Umstand, dass der einzige bisher angefertigte Querschliff nicht erkennen lässt, dass die Septen auch über die Innenwand gegen das Centrum hin sich forterstrecken. Zur Gattung Smithia ist noch zu bemerken, dass Smithia Hennahi von Ebersdorf in Schlesien, welche der Vortragende dem Herrn Geheimrath Beyhich verdankt, der iVngabe und Zeichnung von Kukth entgegen, keine innere Wand besitzt, dass der Schein einer solchen dadurch veranlasst wird, dass sich die den centralen Theil des Kelches begrenzenden Blasen sehr steil aufrichten. D arioinia rhenana sp, n. Im Museum des naturhistorischen Vereins zu Bonn liegt eine zur Gattung Smithia oder Phillip astraea (beide wurden be- kanntlich durch KüNTH vereint) gestellte Koralle vom Brei- ninger Berg, zwischen Stolberg und Aachen, als Phillipastraea Verneuilli, welche von Milne Edwards u. Haime für ein nord- amerikanisches Vorkommen aufgestellt wurde. Demselben Na- men begegnen wir auch bei Herrn Dr. Kayser in seinem Auf- satze über das Devon von Aachen. Eine äussere Aehnlichkeit der Aachener Koralle mit der nordamerikanischen ist vorhanden , doch stehen die Kelche weiter entfernt, haben einen etwas grösseren Durchmesser und erheben sich als niedrige Kegel auf der Oberfläche des Stockes. Eine Prüfung des inneren Baues ergiebt , dass nicht die Gattung Phillipastraea vorliege, sondern die sehr abweichende, durch Dybowski für eine silurische Koralle aufgestellte Gat- 5* 52 Gesellschnft natiirforschender Freunde. tung Daricinia. Der Stock baut sich aus einzelnen dicken Querlamniellen auf, deren Zwischenräume durch Blasengebilde erfüllt sind. Die Septen sind auf die Zellen beschränkt, cor- respondiren jedoch- mit den durch Furchen getrennten kleinen Wällen auf der Oberfläche der Lamellen. Der Verticalschliff zeigt in den Kelchen glockenförmige Böden. Micr oj) lasmu ra die ans Goldf. sp. Als Ci/athophyllnm radicans hat Goldfüss (t. 16. f. 2.) einen Korallenstock von Bensberg dargestellt, mit der Angabe, die Septen seien nicht deutlich zu sehen. Mii.se Eüwauds u. Haime haben sodann die GoLDFUss'sche Abbildung als eine schlechte getadelt und bringen eine in der Weise des Auf- baues verwandte, aber durch starke Entwickelung der Septen abweichende Koralle zur Darstellung. Diese Koralle der französischen Autoren ist neu zu be- nennen, da sie in den wesentlichen Momenten der Structur abweicht. Cyathophyllum radicans Goldf. ist im Innern ganz ausge- füllt mit Blasengebilden; grosse steil aufgerichtete Blasen nach auswärts, kleinere und flacher gelagerte gegen das Innere hin; sie gehört also in die Gruppe der Cystiphyllidae. An den Stellen, wo das Exemplar angewittert ist, bemerkt man feine Längsrinnen. Diese führen auf rudimentäre Septen, wonach also die Gattung Microplasma vorliegt. Caloph y llum paucitahulatum sp. n. Der Stock bildet mehr als fussgrosse Massen. Die ein- zelnen konischen Zellen haben eine Länge von 4 bis 5 Zoll, oben einen Durchmesser von einem Zoll und mehr. Das Wachsen des Stockes geschieht durch einfache Kolchknospung, indem sich aus der Kelchwand 3 bis 5 Kelche erheben, welche anfangs die eine Hälfte der Wand mit dem Mutterkelclio ge- mein haben. Die Zollen sind unter sich durch wurzelartige Epitliokalgebilde , ähnlich wie bei Microplasma radicans, mit einander verbunden. Das Innere der Kelche zeigt nur rudi- mentäre Septen, primäre und secundäro, von denen selbst die ersteren kaum ein Millimeter weit in das Innere des Kelches Sitzung vom 16 März 1880. 53 sich hinein erstrecken; und zweitens, indem Blasengebilde gänz- lich fehlt, nur noch kräftige horizontale Böden, Dieselben sind ganz ungewöhnlich weit von einander gestellt, so dass die Ent- fernung von einander häufig mehr beträgt, als der Kelch- durchmesser. Es liegen mehrere Exemplare aus dem Strigocephalen- kalk von Bergisch -Gladbach vor. Zuletzt wies Redner darauf hin, dass die kleine als M/cro- cyclus Eifeliensin von Gerolstein beschriebene Koralle be- reits von GoLDFUss als Fungia chjpeaia abgebildet wurde und bemerkte sodann , dass eine eingehende , durch Abbildungen erläuterte Beschreibung der vorgelegten Korallen an anderer Stelle folgen werde. Herr W. PETERS legte vor: Schädel von zwei Cä- cilien, Hypogeophis rostratus und H. Seraphini. ]ch erlaube mir, die von Herrn Dr. Hilgendorf präpa- rirten Schädel von zwei Cäcilien- Arten vorzulegen, welche ich (Monatsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1879. pag. 936) in der Gattung Hypogeophis zusammengestellt habe. Die eine der- selben, H. rostraUts (Cüv.), welche den Seychellen angehört, ist dadurch ausgezeichnet, dass, wie bei Caecüia grarüis Shaw, der Oberkiefer einen geschlossenen Canal für die Aufnahme der Tentakelscheide bildet ^), die zweite Reihe der ünterkiefer- ^) Die vou Herrn Robert Wiedersheim iu seinem frülier (Sitzuugs- ber. d. Ges. uaturf. Freunde, Berlin 1879. pag. 150) angeführten Opus auf Taf. II. gegebeneu Fig. 17. 18. 21 sollen sich auf CaeciUa rostrata beziehen, die aber keine Aehulichkeit mit den vor uns liegenden, aus derselben Quelle (von Hrn. Prof. K. Möbius) stammenden Exemplaren haben. In jenen trägt der Vomer 3, das Palatinum 4 Zähne, während sich an unseren Exemplaren iu jedem Vomer 6 bis 7, in jedem Pala- tinum 13 bis 14 Zähne befinden. Die citirte Figur 21 zeigt einen Halbcanal, bei unseren, wie erwähnt, einen geschlossenen Canal für die Tentakelscbeide. Ferner zeigen diese Figuren den Gelenkkopf des Quadratbeins vor dem letzten Drittel des Schädels, was bei keiner mir bisher bekannten Caecilien-A.rt vorkommt. Es ist dieses entweder ein neuer Beweis für die grenzenlose Ungenauigkeit, mit der die erwähnten Abbildungen ausgeführt sind oder sie müssteu sich auf eine bis dahin noch ganz unbekannte Art beziehen. Hr. W. hat sich nicht mit der verdienten Zurückweisung seiner aus 54 Gei diiiuK' Haut des Mantels durchscheinend. Dcippelt vergriissci t. Figur 3. lüicharis ellljitica Rixi.iJZ, Innenseite der linken Schale, mit dem hinteren Muskeleindruck und den zwei besprochenen Leisten. Doppelt vergrössert. Figur 4. Theüs minor Sow. Steinkern, rechte Seite. Nat. Grüsse. SiL'iuHj vom 16. Märe 1880. 63 Derselbe zeigte ferner im Anschluss an eine frühere Mittheilung (Juni 1879. pag. 86) eine Anzahl Conchy- lienschalen, welche Geh. Rath Prof. Viitcnow bei seiner Ausgrabung des Hanai-Tepe, nahe dem Austritt des Ska- niander (Mendereh) aus dem Gebirge in die Ebene von Troas, gefunden hat. Es sind folgende Arten : 1. HelLr fi(julina Parh. , von ganz frischem Aussehen, wahrscheinlich zufällig durch Spalten oder dergl. in den Boden gekommen. 2. UnioKoiscIiiji IvüsT. und 3. U. tumidus Rktz, von beiden ziemlich zahlreiche Schalen, alle mehr oder weniger be- schädigt und ihres Periostracums vollständig beraubt, daher beiderseits perlmutterartig. Die erstere Art ist, so viel wir bis jetzt wissen, der Nordküste Kleinasiens (Umgegend von ßrussa) eigenthümlich, die zweite, in Europa weit verbreitet, war bis jetzt noch nicht von Kleinasien bekannt; über ihre Bestimmung kann etwas Zweifel bestehen , da bei keinem Stück das hintere Ende erhalten ist, und die lunula - artige (an frischen Stücken mit fasrigem Periostracum bedeckte) Fläche vor und zwischen den Wirbeln über dem vorderen Zahn stark ausgebildet ist; ab^r bei unmittelbarem Vergleich mit grossen Exemplaren aus der Havel und dem Rhin bei Rheinsberg zeigt sich kein haltbarer Unterschied, und dem Vortragenden ist keine kleinasiatische Art bekannt, auf welche diese Stücke mit einiger Wahrscheinlichkeit bezogen werden könnten. Z7?n'o tumidus ist übrigens noch von Südrussland und der unteren Donau bekannt, daher sein Vorkommen in Kleinasien nicht so ganz unwahrscheinlich, doch immerhin unerwartet. 4. Ostrea cristata Poi-i (non Boün), zahlreich; ange- heftete Schale mit 15 oder mehr, ziemlich starken, dichtgestell- ten , radialen Falten , freie Schale flach. Eine ähnliche Form hat der Vater des Vortragenden früher in Venedig gesammelt. 5. Fecten glaber LiNNfi und dessen Varietät sulcatus BOKN. 6. Pectunculus pi/osus LiNKi;, nur ein gebogenes, längliches, etwa 3 Centim. langes Stück aus dem Schloss. 7. Mytilus edulis Likäe va,v. gallopr ovi7i Cialis Lam. 64 Gesellschaft naturforsdicnder Freunde. 8. Cardium edule hi^fii: var. Lamarcki Keeve (rusti- cum Lam.). 9. Cijtherea Chione LiNNi, noch glänzend und gefärbt, ein anderes Exemplar schwarz, wahrscheinlich aus schwarzem Schlamm. 10. Solen mar ginatus Pulteiney. 1 1 . Mu r ex tru n culus Lixne, ein scharfkantiges Fragment. Von diesen sind die Unionen, die faltige Auster und Cij- therea Chione nicht unter \len bei Hissarlik ausgegrabenen. Die Meerconchylien No. 4 — 10 haben wohl zur Speise gedient, sie werden jetzt noch alle an verschiedenen Mittelmeerküsten gerne von den Anwohnern verspeist. Nur das Stück von Pectimculus, No. 6, ist vielleicht Schmuck oder Spielzeug ge- wesen, es scheint absichtlich geschnitten, denn die dicke Schale zerbricht nicht leicht in dieser Weise. Betreffs Mu/ex trun- culus vergl. Jahrg. 1879. pag. 89. Wie die Anwesenheit der Unionen zu betrachten sei, bleibt zweifelhaft, vielleicht als natürliches Vorkommen durch Anschwemmung, vielleicht als Geräth (Lötfei?), Schmuck oder Spielzeug?, vielleicht auch als Esswaare , da heutzutage noch in einigen ärmeren Gegenden des südlichen Europas solche Süsswassernmscheln den Men- schen als Speise dienen. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsbericht der Königl. preuss. Akad. der Wissenschaften. November 1879. Tijdschrift der nederlandsche dierkundige Vereeniging, deel IV. 1879. •Journal of the royal microscopical Society, vol. III., No. 1. Februar 1880. The Science Observer, a Journal for scientists, vol. I., No. 1 bis 12. Juni 1877 bis Juni 1878, vol. II., No. 1 — 12. Juli 1878 bis Novbr. 1879, vol. III., No. 1. Jan. 1880. Lcopoldina, XVI., 8—4. Fcluuar 1880. WiEDEiisiiEiM, lOrwiderung. Driiok von .). F. Slaroke in Berlin. Nr. 4. 1880. S i t z u n g s - ß e r i c h t der Gesellschaft naturforscheiicler Freunde zu Berlin vom 20. April 1880. Direotor: Herr P. Ascherson. Herr M. WeSTERMAIER sprach über das Ergebniss seiner demnächst erscheinenden Untersuchung, betreffend: „Die Wachsthumsintensität der Scheitelzellen und der Segmente innerhalb der Scheitelregion." Herr F. HiLGENDORF sprach über einen riesigen Dintenfisch aus Japan, Merjateuthus MaiHensii g. n. , sp. n. — Im ersten Hefte der Mittheilungen der deut- schen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 1873 pag. 21 wurde von mir ein riesiges Exemplar eines Dinten- fisches beschrieben , das als Merkwürdigkeit in Yedo für Geld öffentlich ausgestellt war: „Die Kiementasche war auf der Bauchseite aufgeschlitzt, der Eingeweidesack entfernt, der Kopf ebenfalls ausgenommen und dessen Haut aufgeschnitten und von der Körperhaut getrennt, die Arme mehr oder we- niger geschädigt, die beiden Fangarme in der Mitte abge- schnitten, die sämmtlichen knorplichen Theile endlich heraus- gelöst; den so präparirten oder besser gesagt verstümmelten Körper hatte man mit Salz eingerieben, halb getrocknet und auf einem Gestell flach ausgebreitet. 6 66 Gesellschaft iiattirforschender Freunde. „Das systematische Verhalten anlangend, so gehört das Geschöpf wahrscheinlich zur Gattung Ommastrephes d'üub. Dafür sprechen wenigstens: die Zehnzahl der Arme, die (nach Angabe des Besitzers) knorplige Beschaffenheit der Rücken- schale, die Unverletztheit des Augenrandes, die nur bei offener Hornhaut, also bei den Oigopsiden, statthaben kann, verhält- nissniässig kleine, mit einander verwachsene Flossen am Hinter- leib, das Vorhandensein von einem Schliessapparat mit Nacken- platte und Nackenknorpeln, die cylindrische Körperform, die Anordnung der (langgestielten mit einem gezähnten Hornringe versehenen) Saugnäpfe in zwei Reihen, der Mangel der Buccal- saugnäpfe, die Befestiger am und die Klappe im Trichter. „Von der hinteren Spitze bis zum vorderen Mantelrand wurde (auf der Rückseite) gemessen 186 Cm. Die Entfernung von letzterem bis zum Munde wird noch weitere 41 Cm. be- tragen haben (wegen Ablösung des Kopfes vom Körper nicht genau zu vermessen). Der längste der 8 Arme mass 197 Cm.; da die Arme etwa 10 Cm. hinter dem Munde ihren Ursprung nehmen, so berechnet sich die grösste Längsausdehnung des Thieres von seiner hintersten Spitze bis zum Vorderende des ausgestreckten Armes auf 414 Cm.; wären die beiden Fang- arme vollständig gewesen, so dürfte diese Zahl auf 600 Cm. gestiegen sein. Breite des aufgeschnittenen Mantels (d. h. Umfang des Thieres) 130 Cm., Länge der (seitlich abgerun- deten) Flossen 60 Cm., grösste Breite beider zusammen (gerade in der Mitte) 45 Cm., Breite am Vorderende 28 Cm., Durch- messer der hinteren Spitze 1 Cm. Die Klappe des Trichters war 10 Cm. breit bei 6 Cm. Länge. Die Augenspalten, längsoval, ohne deutlichen Sinus lacrymalis (Verzerrung?), hatten eine Länge von 19 Cm., der Abstand beider von einan- der betrug 26 Cm., der Durchmesser der (ovalgedrückten) Lippenhaut 12 Cm. und 8 Cm., die Breite der gewöhnlichen Arme bis 11 Cm., die der Fangarme 2 — 3 Cm., der Durch- messer eines Ilornrings in den Saugnäpfen (an der Basis ge- messen) 1,5 Cm., die Zahl seiner Zähne 37, deren Höhe 0,7 Mm." Es ist mir s|iäter gelungen, von einem Exemplar, das offenbar derselben Art angehört , auf tlem l'ischmarkt eben- Sitzung vom 20. April 1880. 67 dort einige Stücke zu erlangen; dies sind Theile eines Armes, die Hüllen des Auges, und ein Bruchstück des Schulpes. Noch immer fehlt von systematisch wichtigeren Theilen das verdickte Endstück der beiden längsten Arme. Jedoch ergiebt sich bereits, dass die beschriebene Art zu der Gattung Omma- strephes, zu der ich sie früher provisorisch stellte, nicht ge- hören kann. Dagegen sprechen nämlich die bedeutendere Länge der 8 kürzeren Arme, welche die des Mantels über- trifft (197 Cm. : 186 Cm.), die Dünnheit der längsten Arme (2 — 3 Cm. Durchmesser gegen 11 Cm. bei den kürzeren), endlich die Breite ') des Schulpes (verhältnissmässig doppelt so breit als bei Ommastrephes) , der überdies ohne Längsrippen und ziemlich schlaff ist. Auch dürfte die Endflosse erheblich kleiner sein als bei Ommastrephes. Ich halte es demnach für angezeigt, dieser Form einen neuen Namen, Me ga teuthus, beizulegen. Die durch die Maasse hinlänglich charakterisirte Species erlaube ich mir zu Ehren meines als Mollusken -For- scher und Kenner der japanischen Thierwelt gleich hervor- ragenden Freundes, des Herrn Professor von Marxens, als M M ar tensii zu bezeichnen. Neuerdings wurde nach den früher von mir ausgeführten Messungen ein Modell in natürlicher Grösse angefertigt, das in der augenblicklich in Berlin eröffneten internationalen Fischerei- Ausstellung zur Schau steht. Herr v. MARTENS zeigte ein Exemplar der neuliollän- dischen Meerschnecke Voluta Ellioti vor, an wel- chem die Farbenzeiclmiiiig durch eine frühere Verletzung auffällig gestört ist. — Diese Art zeigt normal auf weissem Grunde in gleichen Entfernungen schmale dunkelbraune Linien , welche ziemlich parallel den Wachsthumslinien laufen, und so ist es auch bei dem vorlie- genden Exemplar bis zur Hälfte des letzten Umgangs; hier findet sich die Narbe einer früheren Verletzung, und von da an zeigen die folgenden Farbenlinien eine winklige Biegung 1) Die absolute Breite des Schulpstückes ist 15 Cm., der vollstän- dige Schulp scheint aber noch breiter gewesen zu sein. 6* 68 Gesellschaft natiirforsc/tetK/cr Freunde. nach vorn, welche übrif^ens bei jeder folgenden schwächer wird und endlich fast verschwindet. Ganz kurz vor dem jetzigen Mündungsrand zeigt die Schale die Spur einer ausgedehnteren Verletzung, welche nahezu die ganze Länge zwischen Naht und Kanal einnimmt und als unregelmässig zackiger Bruch- rand über das weitere erst später gebildete Schalenstück etwas erhoben ist; dieses letztere nun zeigt nicht mehr gerade parallele, sondern unregelmässig zackig- wellige Farbenlinien bei regelmässig geraden Wachsthumslinien. Farbenlinien, welche in bestimmten Abständen den Wachsthumslinien pa- rallel gehen, entstehen durch periodische P'arbstoft'absonderung des ganzen Mantelrandes, Spiralbänder durch continuirliche Absonderung einzelner Stellen des Mantelrandes, wie man an unseren einheimischen Landschnecken leicht sehen kann, schiefe, wellige und zackige Farbenlinien durch ungleichzeitige Absonderung am ganzen Mantelrand , indem immer ein Punkt etwas später oder früher Farbstofl" absondert, als der nächst- obere oder nächstuntere. An dem vorliegenden Stücke ist vermuthlich der Mantelrand in gleicher Ausdehnung wie die Schale von der Verletzung betroffen worden und hat sich in Folge davon die Farbstoffabsonderung an den stärker betrof- fenen Stellen gegen die anderen verspätet; daraus erklärt sich der einzelne Zacken, der auf die kleine Narbe an allen Farben- linien folgt, und die ausgedehnte Wellen- und Zackenbildung nach der ausgedehnten Verletzung. Dass nicht etwa der Mantelrand nur unregelmässig zackig verheilt ist und doch die Farbstoffabsonderung eine gleichzeitig periodische geblieben sei, erhellt daraus, dass die Wachsthumslinien nicht dieselbe Störung zeigen, wie die Farbenlinien, sondern gleich nach den verletzten Stellen wieder regelmässig werden. Eine Verletzung des Mantels erhellt auch daraus, dass im Innern der sonst braun gefärbten Mündung ein weisses Band, welches sonst dieser Art nicht zukommt, erscheint, also hit-r elie Mantelfläche ihre Farbstoffabsonderung continuirlich unterlassen hat. Bei weiterem Wachsthum würde sich wohl nach einiger Zeit die gleichzeitig periodische Absonderung und damit der gerad- linige Verlauf der Farbenlinien auch nach der grösseren Ver- letzung wieder hergestellt haben, wie es nach der kleineren Sifziing vom 20. April 1880. 69 schon geschehen war; denn sie zeigen schon an dem kleinen, später gebauten Stücke wieder gleiche Abstände und Abnahme der Unregelmässigkeit in den Biegungen; somit würde das Exemplar wieder zu der für die Art normalen Zeichnung zurückkehren, während es nahe verwandte Arten giebt, welche normal wellige oder zackige Farbenlinien zeigen. Einen ana- logen, aber einfacheren Fall, Auftreten eines hellen Bandes an einer einfarbigen Schnecke, LanisteH ovum, in Folge einer um- schriebenen Verletzung, und allmäliges Wiederverschwinden desselben , hat der Vortragende in dem Nachrichtsblatt der malakologischen Gesellschaft 1875. pag. 25 beschrieben. Herr P. ASCHERSON legte zwei von seiner letzten Reise mitgebrachte Pflanzen vor, welche in ihrem ur- sprünglichen Zustande, ohne weitere Zubereitung, als Werkzeuge zu häuslichem Gebrauche dienen. Diese Verwendung wird dadurch ermöglicht, dass beide, ob- wohl nicht ausdauernde Krautgewächse, bei der Fruchtreife eine völlig holzige Textur besitzen. 1. C eruana 2^ratensis Fürsk. Diese im aegyptischen Nilthale häufige Composite (Gruppe Buphthalmeae) wird zu Besen benutzt, die allgemein zur Reinigung der aus Stein- fliesen bestehenden Fussböden, namentlich auch der Abtritte dienen. Diese Verwendung der arabisch Schedld genannten Pflanze ist uralt, da Dr. Schw^eikfühth im British Museum einen derartigen, aus einem altaegyptischen Grabe stammenden Besen gesehen hat. 2. Ammi Visnaga (L.) Lmk. Die Fruchtdolden dieser im Mittelmeergebiet allgemein verbreiteten Umbellifere findet man in Griechenland allgemein als Zahnstocher benutzt, indem man einen der zahlreichen Doldenstrahlen nach dem andern abreisst und verwendet. Im Neugriechischen heissen diese Dolden Kapqava. (Vergl. v. Heldreich , Die Nutzpflanzen Griechenlands, Athen 1862, pag. 39.) Der arabische Name Chille, den diese Art in Unteraegypten und in Fajum führt, wo sie ebenfalls sehr häufig ist, deutet darauf hin, dass eine 70 Gesellschnfl naturforschender Freunde. ähnlicho Verwendung in Ländern arabisclier Zunge nicht un- bekannt ist. Dies Wort bedeutet nänilicli nach Mittheihing des Herrn Spitta in Cairo „das aus den Zälinen Ausge- stocherte'". Vortragender hat indess in Aegypten die Pflanze nicht in der erwähnten Weise verwenden selien. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsbericht der Königi. Preuss. Akademie der Wissen- schaften, December 1879. Leopoldina, XVI, 5—6. März 1880. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meckk>n- burg, 33. Jahrg., 1879. Systematisches Inhaltsverzeichniss z. d. Jahrg. XXI — XXX. und alphabetisches Register z. d. Jahrg. XI — XXX. dieses Archivs. Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brunn, XVII, 1878. Schriften des Vereins f. Geschichte und Naturgeschichte in Donaueschingen, III. 1880. Mittheilungen aus dem Jahrbuche der Königi. Ungar, geolog. Anstalt, III, 4. 1879. Bulletin de rAcademie imper. d. sciences de St. Petersbourg, XXVI, 1. Journal of the Royal Microscopical Society, III, '2. April 1880. Tijdschrift der Nederlandsche Dierkundige Vereeniging, deel V, 1—2. Afl., 1880. Bulletin of the Museum of comparative Zoology, V, IG und VI, 3. Annual report of the Curator of the Museum of comi)arative zoology for 1878—1879. P. Maonus, Ueber das Auftreten metaschematischer lilüthen bei />i(/it(ilis jiiirpiirm L. (Sepanitabib'iK'k.) SifzttiKj vom 20. April 1880. 71 Fritsch , Neue Uebersicht der in der Gaskohle Böhmens gefundenen Thierreste, 1879. Die künstliche Fischzucht in Böhmen. Prag, 1874. Fischzucht in den Gewässern der Forste Böhmens (Vor- trag). 1874. Bericht über die Lachs - und Forellenzucht in Böhmen, 1874—1875. Bericht über die Lachszucht in Böhmen, 1876 — 1879. Die Vögel Europa's (Probe-Heft). Liste seiner Publicationen. Druck von J. F. Starcke in Berlin, i Nr. 5. 1880. S i t z u n g s - Bericht der Gesellschaft iiaturforscheuder Freunde zu Berlin vom 18. Mai 1880. Director: Herr P. Aschekson. Herr MAX BARTELS «prach über eine besondere Art der jneuscliliclien Schwänze. — Das erhöhte Interesse, welches sich in neuester Zeit an die bereits im Alterthum und Mittelalter vielfach ventilirte Frage nach dem Vorkommen ge- schwänzter Menschen geknüpft hat, bewog den Vortragenden, sich mit diesem anthropologischen Gegenstande genauer zu beschäftigen. Die Resultate dieser Untersuchungen hat er in einer kleinen Arbeit niedergelegt, welche in einiger Zeit im Archiv für Anthropologie erscheinen wird. Er will hier keiu Referat über diese Arbeit geben, doch soll kurz erwähnt wer- den, dass unbestreitbare Fälle von geschwänzten Menschen beobachtet worden sind. Dabei hat sich das interessante Factum ergeben, dass diese Menschen- schwänze nicht immer gl eichartig waren, sondern dass wir mehrere wohl ch arakterisirte und von einander deutlich zu unterscheidende Arten zu statu iren gezwungen sind. Nach dem bis jetzt vorlie- genden Materiale müssen wir fünf verschiedene Arten von Menschenschwänzen anerkennen. Nur eine der- selben wollte Vortragender hier zur Besprechung bringen, weil 7 74 Gesellschaft imturforschciHkr Freunde. sich ihm die Gelegenheit geboten hatte, selbst einen solchen Fall zu beobachten. Vor einigen Jahren wurde er zu einem drei Tage alten, kräftig gebauten Knaben gerufen, welcher seit seiner Geburt noch keinen Stuhlgang gehabt hatte. Als Grund hierfür fand sich eine ganz ausserordentliche Kleinheit des Afters. Ausser- dem markirte sich in der Kreuz - Steissbeingegend ein erha- benes, dreieckiges Hautfeld von bilateral -symmetrischem Bau mit nach oben gekehrter Basis und nach unten dem After zugerichteter Spitze. Die Basis ging ohne merkliclie Grenze in die Haut des Rückens über; die Seiten waren durch deut- lich markirte Furchen von der Nachbarhaut abgegrenzt und das Dreieck überragte die letztere um mehrere Linien; die Spitze liegt scheinbar auf dem After, denselben in zwei un- gleiche Theile theilend. Hier endet sie aber nicht frei, son- dern sie geht in die stark entwickelte Raphe des Mittelfleisches und Hodensackes über. Das Gebilde bietet einen Anblick dar ^) , als wenn ein kurzer, an der Wurzel breiter Schwanz dem Körper dicht aufliegt. Da aber die Unterfläche des schwanzartigen Gebildes mit der Körperoberfiäche fest ver- wachsen ist, so hat Vortragender diese Schwanzform als ., an- gewachsene Schwänze" (gegenüber den „freien Schwän- zen") bezeichnet. Der After wurde nur scheinbar durch die Schwanzspitze in zwei Theile getheilt. Nur die rechtseitige Abtheilung war der eigentliche After, während die linke Hälfte sich als blinde Grube erwies. Der After war so klein, dass eine gewöhnliche Knopfsonde nicht einzudringen vermochte, sondern dass nur die Spitze einer ganz feinen Bruchsonde passiren konnte. Vortragender trennte, unter gütiger Assistenz des Herrn Dr. AüEKiNG, die Schwanzspitze ein wenig, dilatirte den After durch Incision nach hinten und zog die Mastdarmschleimhaut herunter und heftete sie entsprechend an die äussere Haut. Während der Operation wurde eine sehr grosse Menge Meco- niiim rntkn-rt. In wenigen Tagen war die Heilung vollendet. In der Liti'ratur linilet sich nur noch ein 'ähnlicher Fall, ') Durcli riiii' vtir^clcfitc Al»l>il(liiiii< crlüiitcit. Sitzung vom 18. iVni 1880. 75 der im Jahre 1808 von Labourdette ') veröffentlicht wurde. Es handelte sich um ein fünf Wochen altes Kind, mit einer erheblichen Spaltbildung an der unteren Körperhälfte, welche der Vortragende an einem anderen Orte -) als Bauchblasen- genitalspalte bezeichnet hat. Ausserdem fand sich aber auch hier in der Kreuz - Steissbeingegend ein erhabenes dreiseitiges Hautfeld von bilateral -symmetrischem Bau mit nach oben ge- richteter Basis und nach unten gekehrter Spitze, durch deut- liche Furchen von der Nachbarhaut abgegrenzt. Die Spitze liegt dem After an; die Unterfläche des Gebildes ist mit der Körperoberfläche verwachsen. Es lag also auch hier wieder ein angewachsener Schwanz vor. Es erübrigt noch, die Erklärung dieser Zustände zu geben. Dazu ist es nothwendig, daran zu erinnern, dass auch der menschliche Embryo zu einer gewissen Zeit seines intrauterinen Lebens einen Schwanz besitzt. Während der Embryo sich weiter ausbildet, unterliegt der Schwanz einem Rückbildungs- processe, so dass letzterer ungefähr um das Ende des dritten embryonalen Monats herum nicht mehr das hintere Körperende frei überragt, sondern diesem in Form eines bilateral-symme- trischen Dreiecks aufliegt. Die Basis dieses Dreiecks, das Alexander Ecker als Steisshöcker bezeichnet hat, ist nach oben gekehrt und geht fast unmerklich in die Rückenhaut über; die Seiten sind durch deutliche Furchen von den be- nachbarten Theilen der Hinterbacken abgegrenzt; die Spitze liegt dem hinteren Rande des Afters an, während von dessen vorderem Rande die Raphe des Dammes und des Hodensackes ihren Ursprung nimmt. ^) Man sieht , dass die Uebereinstim- mung mit den angewachsenen Schwänzen so in die Augen springend ist, dass man die angewachsenen Schwänze als eine Hemmungsbildung auffassen muss, welche ^) In Skdillot: Journ geu. de med. etc. 12 anuee , tome 32. Paris 1808. ■-) Max Bartels: Ueber die ßauchblasengeuitalspalte , einen be- stimmten Grad der sogenannten Inversion der Harnblase. Inaug.-Disser- tation. Berlin 1867. und Reichert und Du Bois-Reymond's Archiv für Anat. und Physiol., Jahrg. 1868. pag. 165-2(i6 (Taf. V.). ") Durch vorgelegte Abbildungen nach A. Ecker erläutert. 76 Geseihehaft naturforRchender Freunde. in der Steisshöckerperiode, also ungefähr am Ende des dritten embryonalen Monats, auf das hintere Körperende einwirkt. Ueberraschen kann es dann nicht, in dieser Körperregion auch noch andere lieinmungsbildunifen vorzufinden: in dem Falle des Vortragenden eine embryonale Kleinheit des Afters und in dem anderen Falle eine Bauch- blasengenitalspalte, Herr BUCHENAU aus Bremen (als Gast anwesend) theilte die wichtigsten Ergebnisse seiner vergleichenden Unter- suclinngen über die Verbreitung- der Juncaceeu über die Erdober fläclie mit. — Die Paläontologie leistet für diese Frage nur geringe Hülfe, obwohl sie allerdings con- statirt hat, dass mehrere der Hauptgruppen bereits zur iMiocän- zeit existirten; es wurde daher versucht, aus genauer Ver- gleichung der jetzigen Verbreitung Schlüsse auf Entstehung und Wanderung der Haupttypen , sowie auf die Erwerbung einzelner Eigenthümlichkeiten zu gründen. Dabei wurde die systematische Gliederung zu Grunde gelegt , wie der Vortra- gende sie in seiner kürzlich erschienenen „kritischen Zusam- menstellung aller bis jetzt beschriebenen Juncaceen" aufgestellt hat. — Die Juncaceen sind nahezu über die ganze Erde ver- breitet. Durch weite Verbreitung zeichnen sich namentlich die küstenbewohnenden Jujici Ihalassici und eine Reihe von Typen europäischen Charakters aus , denen sich wenige aus Amerika stammende (J. tenuis, balticusj anschliessen. Ausge- prägten Endemismus zeigen besonders das Capland und die arktische Ebene, wenn man mit ihr die Hochgebirge der nörd- lichen Halbinsel als natürliches Vegetationsgobiet zusannuen- zieht. In diesen P^'ällen sind es zugleich fast völlig abge- schlossene natürliche Gruppen, welche den Endomisnms zeigen. Deutlich ist der letztere auch noch in Australien (NeuhoUand und der inneren australischen Inselreihe), sowie in Nord-Ame- rika. Neuholland, Tasmania und Neuseeland haben mit Chile, Feuerland und den Falklands - Inseln eine Reihe entweder direet identischer oder vicarirender Arten gemein. — Für manche Arten oder Artgruj)pen (z. B. Juncua tenuis, effusns, glaucus, balticus, castanciis) lässt sich, obwohl sie jetzt weit Sitzung vom 18. Mai 1880. 77 verbreitet sind , doch aus ihrer Verbreitung und ihrer mehr oder weniger reichen Gliederung in Arten das Land der Ent- stehung mit ziemlicher Sicherheit ermitteln. — Der Vortra- gende hat sich dann mit der Frage beschäftigt, ob aus den vorliegenden Daten auf die Erwerbung einiger Eigenthümlich- keiten im Baue (z. B. eiförmige oder feinspanförmige Samen, flache, cylindrische oder fächerig-gegliederte Lamina, ein- oder dreifächerige Fruchtknoten, Drei- oder Sechsmännigkeit) ge- schlossen werden kann und kommt zu dem Resultate, dass alle diese Eigenthümlichkeiten von verschiedenen Arten zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten erworben wurden. Die hierher gehörigen Gewächse haben eine innere Neigung in den angegebenen Richtungen zu variiren, und so kann z. B. der ähnliche Bau der Blattfläche von einzelnen Arten ganz verschiedener Gruppen erworben werden. Diese Ergebnisse vertragen sich nicht mit der Annahme der mono- phyle tischen Entwickelung. Herr F. KARSCH machte Mittheilung über die von Herrn Dr. 0. Finsch während seiner polynesisclien Reise gesammelten Myriopoden und Arachniden. — Von den polynesischen Inseln, vornehmlich den Sandwich- inseln, hat das Berliner zoologische Museum neuerdings''' durch die Pacific -Expedition eine kleine Collection Myriopoden und Arachniden erhalten, welche Herr Dr. 0. Fiinsch daselbst sam- melte. Unter den 4 Species Myriopoden befindet sich eine, unter den 19 Species Arachniden 10 noch unbenannte Arten, von denen 2 eine eigene neue Gattung repräsentiren. Die Myriopoden betreffend, liegen von Waichu und Hono- lulu 3 Exemplare der Scolopendra septemspinosa Brandt mit der Bemerkung vor: „„Centiped" kanakische Aussprache „Kanape". Soll von Manilla eingeführt sein. ^) Ziemlich häu- fig, unter Steinen, an faulenden Orten, selbst in Häusern, wird als sehr giftig betrachtet und mehr als Scorpione gefürchtet.'' Von Olinda Stammen : 1 Mecistocephalus punctifrons ^) Vielleicht gehört Scolopendra Sandwk-hiana Gervais (Apt., IV., 1847, ])ag. 276, No. 59) als SyDonym hierher (?). 78 Gesellsc/iafl nnUirforscltender Freunde. Newport, zahlreiche Exemplare des Polydesmus (Paradpumita) graciiis (C. L. Koch), darunter auch ein cf ') und 2 P eines neuen Jf/lus mit der auf alle 3 Arten bezüglichen Angabe: „Leben mit Käfern, Nacktschnecken und Regenwiirmern zu- sammen und sind in unzählbarer Menge in verfaulenden Baum- stämmen und unter Rinde zu finden." Juhiti anguinus nov. sp., virgatus, pedibus paUidis, an- tennis subalbis, nigro annulatis, capite nigro, antice late Havo, raedio raaculis parvis 8, in series duas subparallelas trans- versas dispositis flavis, exterioribus superioribus dilatatis or- nato , margine posteriore incano, minutissime longitudinaliter nigro-strigilato , segmentis sequentibus glabris, lateralibus sub- tiliter striatis, postice circum nigro cinctutis, lateribus dorsoque pallidis, minutissime longitudinaliter nigro-strigilatis, lateribus dorsi macula nigra rotundata subtriangulari ornatis, segmento ultimo postice pauUo rotundato - prodiicto, non unguiculato, segmento anali pallido, lateribus convexis, piloso; segmentis in altero exemplo 39, in altero vero 55. Die Arachniden weisen nur den einen, fast cosmopoli- tischen Scorpion, Jsomefrns maculatus (De Gker), ein cT, auf mit der Notiz: „Honolulu (im Bette gefangen) häufig sollen von Panama eingeführt sein." Alle übrigen 18 Arten gehören den echten Spinnen an: Sarotes venatorius (Linne), cT und J^ von Waichu, „leben in fast allen, auch den vor- nehmsten Häusern, und kommen Abends hervor, um Fliegen etc. zu fangen , weshalb man sie als nützlich betrachtet und nicht stört; laufen ungemein schnell"; Misumena albiceris L, Koch, 1 p, von Waichu „im Leben zartgrün, Leib grün- lichweiss" ; .-irgiope ö^mu/a (Walckenaeu), zahlreiche p und 2 entwickelte Exemplare des noch unbeschriebenen Zwerg- männchens-) von ülinda, Grove Rauche, llaleakala (und ') Koch beschrieb nur das p, das (M- für ein o" '''i'h Dieses ist schlanker, als das p, seine Beine vcrluiltnissniüssig viol länger. Die Cdpulationsorgane sind bleicligell) , gerade nach vorn goriclitof: das Grundglied jedes Griffels zeigt an der S[)itze zwei kurze lläkclion und läuft vorn in zwei fadenftirniige Haken von der Länge des Grniid- gliedcs aus, deren innerer stärker bogcnfönnig gekrümmt ist. ■-') Das Manuellen der An/iiij,,' (wiiiiila (\\\i.iK.), mit dci- irli .lr/<(' Sitzung vom 18. .Vai 1880. 79 ? Honolulu) „häufig, zieht starke, seidenähnliche Fäden, oft bis 15 Fuss weit, zwischen Bäumen, Cactus, Häusern und hier hängen die grünen, coconartigen Nester, oft 5 — 6 zusammen"; ferner Epe'ira (Cyclosa) strangulata L. Koch in zahlreichen weiblichen Exemplaren von Oliuda mit den Angaben: „bauen 3 — 4" lange, raupenförmige Nester, an Bäumen; .... bauen eigenthümliche 3 — 4' lange röhrenförmige, braune, raupen- artig aussehende Nester, die unter geschützten Felsvorsprüngen colonienweise angeklebt sind und perpendiculär herabhängen. Die 15 — 20 Nester einer Colonie sind durch einzelne unregel- mässige Fäden verbunden. Am unteren Eingange der Nest- röhre lauert die Felsenspinne und zieht sich bei Gefahr in dieselbe zurück'" .... Indessen möchten diese biologischen Be- merkungen nicht auf vorstehend genannte Art , sondern auf Theridium tepidariorum C. L. Koch, in zahlreichen Exemplaren beiderlei Geschlechts von Olinda .,an Baumstämmen, unter fau- lem Holze, im Hause" sich vorliegend specifisch beziehen, eine Art, welche mit jener als .,vielleicht" identisch irrthümlich bezeichnet wird. Von benannten Arten liegen noch vor: The- ridium coeli/erum L. Koch von Olinda „an Baumstämmen und unter faulem Holze" in 2 noch unentwickelten Exemplaren, Scytodes mannorata L. Koch von Waichu, 1 p, und endlich Lycosa vulpecti/a L. Koch, 1 c/*, von Honolulu, dieses allein in getrocknetem Zustande, alle übrigen in Alkohol. Neu sind die folgenden Arten: 1. Pedinopisth a^) p etulcum , corpore piano, pallido, sparse nigro-punctulato, sterno lato, subcordiformi, antice late pkta L. Koch (p) für identisch ansehe, ist vom Weibchen auffallend verschieden, wie aus folgender Diagnose ersiebtüch : Cephalothorace subcordiformi , depresso, testaceo, parte thoracica vittis duabus latis longitudinalibus perfectis (in exemplo in spir. vin. condito) fuscis, abdomiue subovali, depresso, flavo, lateribus infuscatis, dorso area media lata bruunea longitudinali , medio maculis parvis in series duas iongitudinales dispositis tiavis interrupta, ventre subnigro, vittis duabus flavis ordinariis, pedibus sat longis, aculeatis, fusco-testa- ceis , bulbo genital! subgloboso, fusco-testaceo , hämo exteriore nigro. valde curvato, apice, extus directo, acuto. Long. corp. ca. 7 Mm. 1) Pedinopistha (-sotvo;, planus, o-ic&o:, postice), novum genus Phi- lodromidarum , inter genera Opith et Fwidcrcetes L. Koch locaudum. 80 Gesellschaft tiafur/orsc/iender Freunde. subeinarginato, postice subacuto, abdoniine basi niacula laterali nigra, inedio dorsi maculis 2 albis |)roxiniatis ornato, pedum feinoribus dorso, tibiis inetatarsis subtus aculei.s iiigris crassis niunitis, pcdibus sparsc pilosis, tarsis metatarsisque apice sub- tus scopula sat augusta pilosis, oculis niediis posticis a latera- libus posticis et anticis aequa longitudine sejunctis. Vulva papillis duabus rotundis, testaceis, corporibus valde elongatis perrectis tenuibus iiiedio attingentibus pallidis sat late sejunctis formata. Long. corp. 9 Mm. 1 p adulta, habitatione non indicata. 2. Pe d i n op i st ha Fi ns ch i i , testaceuni , fusco-macula- tuin , cephalothorace striis brunneis et macula media furcata, antice aperta, brunnea, niandibulis et pcdibus brunneo-macu- latis, abdomine fusco-testaceo , dorso maculis nigris sat dense vestito, quibus ligurae pallidiores majores et minores subinor- dinatae i'ormantur, ventre sparse brunneo-maculato. Palporum maris pars tibialis apice extus dente curvato, crasso, apice (a latere viso) bitido instructa. Long. corp. 8,2 Mm. 1 cT „Olinda, im Hause" signatum. Exemplum alterum non adultum foemineum, pallidius et minus dense maculatum „Olinda, unter faulem Holze" signa- tum, ejusdem speciei esse videtur. In his speciminibus oculi medii postici a lateralibus anticis spatio pauUo breviore quam a lateralibus posticis remoti sunt. 3. Diaea Kanakana, cephalothorace cum pedibus viri- dibus, area oculorum subrosacea, abdomine ovali, longiore quam latiore, tlavo, vitta longitudinali lata perfecta fusco- brunnea, media, antice et postice paullo attenuata dorso or- nato. Vulva testacea, subrotunda. Long. corp. 6, 5 — 7 Mm. ab altero tarsis inetatarsis(|ue podum apice scopula sat dciisipila iii- structis, ab lioc pcdiun propoitionc 2. 1. 3. -i praccipue distiiii-iuMuhmi, cephalothorace paullo longiore (|iiaiii latioro, piano, huniili, dypco do- clivi, subdirecto, alto , oculis modus anticis a uiargine dypci paullo brcvius quam a niediis posticis remotis, liisinic a lateralibus anticis non longius quam a lateralibus posticis distantibus, maxillis poncctis, labio antice rotunduto, pcdibus robustis, aculoatis oxcclsum. Sitzung vom 18. Mai 1880. 81 Exeraplum hujus pulcherrimae speciei singulura {P ad.) .,Haleakala, ca. 7000'. Im Leben: Thorax grasgrün, Abdomen zartgrüngelb" signatum. 4. Tetragnatha Olindana , Tetragnathae jiayiojjea L. Koch finitima, oculorum serie prima secunda pauUo latiore, oculis mediis subcontingentibus cum mediis posticis trapezium postice multo latius formantibus, mandibularum margine supe- riore apice denticulis binis, juxta unguem intus sitis et versus basin dentibus 5 — 6, margine inferiore dentibus fortibus 8 et sub apicali singulo , spatio sat longo sejuncto, munito , ungue quasi bifracto, basi tuberculo carente, pedum 1. paris raetatarso et tibia cum patella aequa fere longitudine (= 9 Mm.), pa- tella cum tibia 2. par. 6 Mm., metatarso paullo longior, cepha- lothorace cum pedibus testaceo - flavo , parte cephalica linea media longitudinali farcata infuscata et parte thoracica vitta infuscata curvata laterali, labio nigro, sterno brunneo, abdomine subviridi - aureo ; ventre area trapeziformi longa nigra ornato, dorso maculis majoribus nigris basi lateralibus binis et maculis 4 lateralibus supra mamillas et minoribus plus minus obso- letis lineam lateralem longitudinalem interruptam formantibus. Long. corp. 11,6 Mm. 1 ^ ad. „Olinda, im Grase" signata. L2/cosa Latr. A. Oculorum series prima serie secunda evi- denter latior: 5. Lycosa (^-1 r et osa) v er sicula , oculis lateralibus seriei primae ab oculis seriei secundae diametro, ab oculis mediis spatio multo majore sejnnctis, oculis mediis seriei pri- mae subcontingentibus, colore fusco, mandibulis nigris, dense et longe, nigro pilosa, pedibus pallidioribus, fusco-annulatis, nigro-aculeatis, cephalothorace subnigro, vitta lata media lon- gitudinali testacea, abdomine brunneo, punctis albidis dense sparso et maculis nigris. antice 2 subcontingentibus, posteriora versus tribus in lineas 3 subparallelas longitudinales dispositis, ventre brunneo, albide sparse puntulato, maraillis circulo flavo 7* 82 Gesellschfi/t iiatiir/urtic/ieiider Freunde. circumdatis, sterno convexo brunneo. Long. corp. ca 9 Min. Vulva aeque fere lata ac longa, lateribus fusco-bipunctata. 1 P ad. „Olinda, unter faulem Holze" signata, B. Oculorum series prima serie secunda aequa latitudine, ventre sub u nico lore, tibia pedum III. et IV. dorso aculeis 1. 1 arm ata: a. Corpus cum p e d i b u s s u b n u d u m , p i 1 i s b r e - V i s s i m i s v e s t i t u m. 6. Lycosa calvata, sterno glabro , non piloso, pe- dibus aculeatis, colore fusco, sterno, ventre, pedibus subtesta- ceis, vel infuscatis, testaceo-punctulatis, cephalothorace vittis tribus ordinariis plus minus bene expressis, abdominis dorso raacula hastiformi media basali, punctisque lateralibus plus minus bene expressis signato. Long. corp. 11 — 13 Mm. Vulva papillas format duas parvas rubrotundatas , diametro ipso sejunctas. 3 J^ „Olinda, unter Karren." b. Corpus cum pedibus pilis longis dense ves tit um. ba. Vulva p a p i 1 1 i s d u a b u s b r e v i b u s , latitudine paullo longioribus, medio subcontin gen t ibus for- ma t a : 7. Lycosa cinjata, fusca, cephalothorace vittis tribus longitudinalibus ordinariis testaceis, sterno convexo, fusco, ab- domine fusco, vittis 2 longitudinalibus versus medium plus minus in unam conHuentibus perfectis, lineis nigris transversis interruptis dorso ornato, ventre fusco-testaceo, area media pal- lidiore lateribus dense brunno ])unctulata, medio anticc infus- cata, pedibus brunneis, dense et longe pilosis, aculeatis. Long. corp. 10—11 Mm. 2 Specimina „Olinda" signata, cT et p. bb. Vulva sub 1 yr ifo rinis, magna: 8. Lycosa caduca, nigr£i, cephalothorace vittis ordi- nariis tribus subtestaceis, media parte anteriore dihitata, ab- Sitzung vom 18. Mai 1880. 83 doinine supra densissime nigro piloso, basi maculis 2 subflavis obliquis et pone eas puncto albo-piloso, postice maculis tribus lateralibus albo-pilosis, lineas sublongitudinales, postice paullo convergentes formantibus, ventre subincano, vitta laterali sat lata, pilis nigris formata et maculis nigris area media sparso, pedibus fusco-testaceis unicoloribus, femoribus brunneo-macu- latis, aculeatis, nigro-pilosis. Long. corp. ca. 15 Mm. Vulva partes duas laterales, basi transversas, tum longitudinales, elon- gatas, tenues, extus convexo-curvatas, late sejunctas format. 1 p „Olinda, an der Erde" signata. 9. Lycosa aliusmodi, subnigra, cephalothorace vittis tribus ordinariis incanis ornato, abdomine fusco-brunneo, ma- culis nigris in series 2 ordinatas dorso signato, supra mamillas maculis 4 albidis, ventre area media lata testacea-fusca, late- ribus dense nigro et sparse testaceo-maculata , pedibus sub- nigris, tarsis pallidioribus, nigro dense et longe pilosis, acu- leatis. Long. corp. 10,8 Mm. 3 p ad. ..Olinda" signatae. 10. Lycosa bruta, fusca, dense nigro-pilosa, vittis ce- phalothoracis ordinariis testaceis , abdominis dorso brunneo, macula lata nigro- et albido-limbata anteriore et maculis nigris inordinatis postice, ventre fusco-testaceo, area media trapezi- formi postice angustata , medio infuscata , lateribus brunneo punctulatis , sterno vel fusco-brunneo , vel subnigro , pedibus fusco-testaceis, aculeatis. Long. ^ 18, c/* ca. 12. Mm. Vul- vae partes laterales directae, tenues, subparallelae. Specimina plura „Olinda, sehr häufig an der Erde, laufen sehr schnell, .... unter Farren" signata. Specimina duo ^, multo minora, 15 Mm. longa, ceterum similia, vulva tantum inaequalia (partes vulvae laterales latio- res, antice paullo divergentes) propriam varietatem, quam Lycosam filicum var. denominamus, formare videntur. 84 Gesellschaft nattirfurscliender Freunde. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsber. der Konigl. preuss. Akademie der Wissenschaften, Januar 1880. Jahresber. des Vereins für vaterhind. Naturkunde in Württem- berg, 36. Jahrg., 1880. 26. u. 27. Ber. des Vereins für Naturkunde in Cassel, 1880. Proceedings of the Zoological Society of London, 1879, part IV. List of the vertebrated animals in the gardens of the Zoolo- gical Society of London, first suppl., 1879. Haast, Geology of the Provinces cf Canterbury and Westland, New-Zealand, 1879. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology, VI, 4. Bulletin de la Societe imper. des naturalistes de Moscou, 1879, No. 2. Boletin de la Academia nacional de ciencias de la Republ. Argentina, Tom. III, entr. I, 1879. Warnstokf, Zwei Tage in Havelberg. (Separ.-Abdr.). KöHNE, Ueber die Entwickelung von Lythrum und Peplis. (Sep.- Abdr.). — Ueber das Genusrecht von Peplis. (Sep.-Abdr.). — Ueber Blüthen von Linaria. (Sep.-Abdr.). Leopoldina, XV, 19—20 und XVI, 7—8 (1879 u. 1880). Druck von J. F. Starrke in Horlin. Nr. 6. 1880. S i t z 11 n g s - Bericht der Gresell Schaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 15. Juni 1880. Director: Herr P. Ascherson. Herr HENRY POTONIE (als Gast anwesend) sprach über die Blütlienformen von Salvia 2^ratensis L. und die Bedeutung der weiblichen Stöcke. — Als dieser Tage Herr Prof. P. Ascherson seinen Zuhörern in der Uni- versität bei Gelegenheit der Erläuterung der Gattung Salvia den bekannten Mechanismus der beim Eindringen der Hum- meln in die Blüthen stattfindenden Bewegung der Staubblätter demonstriren wollte, gelang der Versuch an den dazu be- nutzten Exemplaren nicht. Es stellte sich heraus, dass die meisten vorhegenden Pflanzen einer weiblichen Form von Salvia pratensis mit rudimentären Staubblättern angehörten. Die Durchsicht der Literatur ergab , dass Gynodiüecie — wie C. Darwin das Vorkommen weiblicher Stöcke neben her- maphroditischen nennt — an Salvia bereits von H. von Mohl (Botanische Zeitung von 1 863 , pag. 326) beobachtet worden ist. Darwin citirt ihn in seinem Buche: „Die verschiedenen Blüthenformen an Pflanzen der nämlichen Art" (übersetzt von J. V. Carüs, 1877, pag. 266). 0 Seit Mohl hat erst wieder 1) Darwin giebt hier an , dass nach Mohl die Blumeakronen der weiblichen Bliitheu grosser seien als die der hermaphrodltischeu. Mohl 8 86 Geselhchaft natiirfor.^oliender Freunde. der besondors durch sein wcrthvolles Werk: „Die Befruchtung der Blumen durch Insekten etc/' (1873) bekannt gewordene Forscher H. Müller im Jahre 1877 das Vorkommen von Gynodioecie bei Salvia 2^rateims hervorgehoben, als er in der Schweiz weibliche Stöcke dieser Pflanze autiand („Nature, a weekly illustrated Journal of science", Vol. XVI, pag. 507 bis 509). Man sollte nun meinen, dass Gynodioecie bei Salvia selten ist, da dieselbe ungeachtet der Grösse und Augenfälligkeit der Organe in den Blüthen in der Literatur so wenig beachtet worden ist. Jedoch sind mir selbst weibliche Pflanzen von Grasplätzen in der königl. Thierarzneischule in Berlin, aus Rüdersdorf und Thüringen bekannt; im Herbarium des hie- sigen königl. botanischen Museums befinden sich Exemplare von weiblichen Stöcken aus den verschiedensten Gegenden, und in Gärten habe ich, wo die Pflanze einigermaassen reichlich cultivirt wurde , ebenfalls immer weibliche Stöcke gefunden. Am häufigsten ist allerdings meist die hermaphroditische Form. Die weiblichen Pflanzen treten vorzugsweise in zwei For- men auf: eine mit mittellangen und eine mit noch kleineren Staubblättern. Bei der letzterwähnten Form pflegt der Staub- faden mitsammt dem Connectiv an Umfang der sonst fertilen Antherenhälfte, die an Grösse meist nicht abnimmt, gleichzu- kommen. Die sonst verwachsenen , resp. verklebten Platten am anderen Connectivende sind hier unverbunden. Die An- therenhälften bleiben geschlossen und enthalten verkümmerte Pollenkörner; selten sind sie ohne Pollen, und nur ganz ver- einzelt finden sich in den Fächern einige normale Pollen- sagt jedoch : „Wo .... neben den ausgebildeten lierniapliroditen Hlü- „tlicn andere vorkomnien, wolclie wegen mehr oder wenigor vollstän- „diger Verkümmerung der ötaubgefässc den Character von weibliclion „Iilüthen erhalten , nelimcn die Blütlienliüllen und vorzugsweise die „Dlunienkrone oft genau im Verhältnisse zum Grade dieser Verkiinune- „rung der Staubget'ässc an Grösse ab, z. B. bei .... Sulria .... u. s. w." Da nun Darwin an allen anderen Stellen von kleineren Blnmenkronen der weibliehen Hlütlien und sogar (1. e. pag. 26(5 -2(57) von der Ursache der geringeren Grösse derselben spricht, ist es unzweit'ellialt, dass er sich an dieser Stelle verschrieben li;it. Sitzung vom 15. Juni 1880. 87 körner. — Die Carpiden sind wie bei der lierraaphroditischen Forin gebildet und fruchtbar. — Am besten gewinnt man, eine Vorstellung von dem Baue durch Vergleichung der Figur 1 ') (siehe umstehend) , die eine Blüthe von vorn der Länge nach aufgeschnitten und ausgebreitet veranschaulichen soll, mit Figur 3, welche eine ebenso behandelte hermaphroditische Blüthe darstellt. Die Staubblätter der zweiten weiblichen Form, von welcher Figur 2 ein Bild giebt, sind ungefähr halb so lang als die Oberlippe. Die die Kronenröhre verschliessenden Platten der beiden Connectivenden sind entweder wie die der hermaphro- ditischen Blüthen miteinander verbunden oder, wie es Figur 2 darstellt , frei. Zuweilen enthalten die Antherenhälften am anderen Ende des Connectivs normalen Pollen; sonst sind sie wie die Antherenhälften der ersten Form gebildet. — Auch hier sind die Carpiden fruchtbar. Die Blumenkronen der weiblichen Formen sind etwas kleiner als die der hermaphroditischen. An den wilden, resp. verwilderten Exemplaren aus der Thierarzneischule hierselbst betrug die Durchschnittslänge der Blüthen der ersten weib- lichen Form 11 — 12 Mm., die der zweiten Form 13 Mm. und die der hermaphroditischen Form 18 — 20 Mm. Bei den culti- virten Exemplaren des Universitätsgartens zeigte Form 1 circa 18 Mm. , Form 2 circa 20 Mm. und die hermaphroditischen Pflanzen 22 Mm. Blumenkronenlänge. Es bliebe zu untersuchen, ob Salvia dumetorum Andrzj. verschieden ist von der weiblichen Form. In Rüdersdorf fand ich die zweite Form häufiger als die erste vertreten und umgekehrt auf den Grasplätzen der Thier- arzneischule, wo sogar Form 1 die häufigste war. Man würde irren, wenn man meinte, einen jeden Stock einer bestimmten der 3 Formen unterordnen zu können; es kommen vielmehr zwischen diesen häufigsten Formen nicht gerade selten alle nur denkbaren Uebergänge vor. Auch gehören keineswegs immer alle Blüthen eines Stockes zu einer und derselben Form, sondern es sind alle nur möglichen Combinationen vertreten: 1) Für freundliche Unterstützung bei der Anfertigung der Abbil- dungen bin ich Herrn C. Sieveks zu Danke verpflichtet. 88 Gesellschnft iiattirfoiscfiender Freunde. I Entweder ist eine einzelne Blüthe oder ein ganzer Spross an einem hermaphroditischen Stock weiblich, oder es verhält sich umgekehrt; und gelegentlich findet man sogar in einer ein- zelnen Blüthe das eine Staubblatt gross und fertil, wie in den herniaphroditischen Blüthen, das andere klein und steril; und Si/ciin;/ vom 15. Juni 1880. 89 in einem Falle beobachtete ich in Rüdersdorf einen weiblichen Stock , dessen Blüthen als Rudimente der Staubblätter nur noch ganz kleine Spitzchen übrig behalten hatten. Gynodioecie kommt bei anderen Salma-Arten ebenfalls vor. Im königl. botanischen Garten habe ich eine der zweiten F'orm von Salvia pratensis entsprechende Form von Salvia silvesiris L. beobachtet. Auch bei anderen im königl. Herbarium befind- lichen Arten der Gruppe Plethiosphace Benth. habe ich Gi/no- dioecie constatirt; jedoch konnte ich das reichliche Material nicht durcharbeiten, weshalb ich keine Namen angebe. Es ge- nügte mir festzustellen, dass Gynodioecie bei anderen Salvia- Arten ebenfalls vorkommt. Es liegt nahe zu fragen , welche biologische Bedeutung eine so häufig auftretende Erscheinung, wie das Verkümmern der männlichen Geschlechtsorgane bei Salvia pratensis und den Verwandten haben konnte. MoML , der nur bei Gelegenheit einer Besprechung di- morpher Blüthen Salvia nebenbei als polygamisch erwähnt, hat sich nicht hierüber geäussert. Zuerst hat meines Wissens F. Hildebrand (.,Die Geschlechter-Vertheilung bei den Pflan- zen etc.", 1867, pag. 26) eine Erklärung zu geben versucht. Er meint: „Eigenthümlich ist es, dass bei den polygamischen „Thymusarten die eingeschlechtigen Blüthen weiblich sind, was „damit im Zusammenhange zu stehen scheint, dass bei den „zwittrigen derselben Arten die Antheren sich etwas vor der „Narbe entwickeln. Nach diesem letzteren Umstände nämlich „scheinen die Staubgefässe in den Blüthen der weiblichen „Büsche deshalb zu fehlen, weil sie bei ihrer vorzeitigen Ent- „wickelung in den Zwitterblüthen hier unnöthig sein würden — „ganz analog würde es sein, wenn Avir bei einer protandrischen „Dichogame die ersten Blüthen nur weiblich fänden." — Ob es jedoch überhaupt Fälle giebt, in denen die weiblichen Formen gynodioecischer Pflanzen zuerst blühen, ist mindestens zweifelhaft. Auch für Thymus passt die Theorie nicht, da auch hier, wie bereits Müller bemerkt (1. c. pag. 326), die herma- phroditische und die weibliche Form gleichzeitig blühen; aus demselben Grunde ist sie auch auf Salvia nicht anwendbar. 90 Gesellschaft luiturforsvhender Freunde. Müller giebt eine andere Theorie. Dieser sagt (1. c. pag. 319 — 320): „Von verschiedenen an demselben Standorte „wachsenden Bliithen derselben Pflanzenart werden von an- .,fliegenden Insekten diejenigen , welche die augenfälligsten „Bliithen haben , zuerst besucht. Sind daher die Bliithen „einiger Stöcke, vielleicht wegen mangelhafter Ernährung der- „selben , kleiner als die der anderen , so werden sie durch- „schnittlich zuletzt besucht. Wenn daher die Pflanze so reich- „lichen Insekteubesuch an sich lockt , dass Fremdbestäubung „durch proterandrische Dichogamie völlig gesichert, Sichselbst- „bestäubung dagegen völlig nutzlos geworden ist, so sind die „Staubgefässe der zuletzt besuchten , kleinblumigen Stöcke für „die Befruchtung der Pflanzen völlig nutzlos, und da die Erspa- „rung nutzloser Organe für jedes organische Wesen von Vor- „theil ist, so kann natürliche Auslese das völlige Verkümmern „der Staubgefässe der kleinblumigeren Stöcke bewirken." Diese Theorie ist jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn die weiblichen Stöcke wirklich, wie Müller voraussetzt, die zuletzt besuchten Pflanzen sind. Es dürfen daher im Allgemeinen nach dem Besuch derselben durch Insekten keine unbefruch- teten hermaphroditischen Pflanzen mehr vorhanden sein. Diese Forderung ist aber nur dann erfüllt, wenn die weiblichen Stöcke zuletzt blühen. Aber weder bei Salvia noch bei Gle- choma hederacea findet dies statt; auch bei allen anderen gyno- dioecischen Labiaten blühen, wie es scheint, immer die weib- lichen Stöcke gleichzeitig mit den hermaphroditischen. Man kann bei Salvia pratensis an der w'eiblichen Form fast reife Früchte finden , während die hermaphroditische Form noch blüht. Dass die geringe Grössenverschiedenheit der Blumen- kronen nicht genügt, um einen Unterschied in der Zeit des Besuches zu bedingen , haben mir directe Beobachtungen an Salvia gezeigt. (Siehe aucli Darwin: Blüthenformen, pag. 26G bis 267.) Eine dritte Vermuthung giebt Darwin (Blüthenformen, pag. 263). Er argumentirt wie folgt: „Da die Production „einer grossen Menge von Samenkörnern offenbar für viele „Pflanzen von hoher Bedeutung ist, und da wir .... gesehen „haben, dass die weiblichen Formen viel mehr Samenkörner Sitzimg vom 15. Juni 1880. 91 „produciren, als die herniaphroditisclien, so scheint mir ver- „melirte Fruchtbarkeit die Avahrscheinlichere Ursache der Bil- „dung und Trennung der zwei B'ormen zu sein." ') Es scheint mir nun die Sache noch etwas anders dar- gestellt werden zu müssen: Aus den Untersuchungen Darwin's geht hervor („Die Wirkungen der Kreuz- und Selbst -Befruchtung im Pflanzen- reich", Uebersetzt von Carus, 1877, pag. 294), dass, wie es scheint, im Allgemeinen „die Wirkung einer Kreuzung zwi- „schen Blüthen an einer und derselben Pflanze (selbst an „Schösslingen der nämlichen Pflanze, die auf verschiedenen „Wurzeln wachsen , ) von der einer Selbstbefruchtung im „strengsten Sinne nicht verschieden ist." Nun ist zwar Sich- selbstbefruchtung — wie Hildebrand die Befruchtung einer Blüthe durch ihren eigenen Pollen nennt — wenn auch nicht ganz, so doch fast unmöglich gemacht, während die Befruch- tung zwischen Blüthen desselben Stockes im Gegentheil in den meisten Fällen stattfinden muss. Denn da eine Hummel ge- wöhnlich von einer Blüthe nach einer sich ihr zunächst dar- bietenden hinüberfliegen wird, so ist die natürliche Folge, dass die Blüthen eines Stockes untereinander befruchtet werden. — Man muss hierbei beachten, dass in der Natur die Stöcke nie so dicht gedrängt stehen, wie sie gewöhnlich in der Kultur gezogen werden. — Sollte nun auch das Insekt die erste Blüthe mit dem Pollen eines anderen Stockes befruchten, so wird dieser doch gar zu leicht von dem Pollen aus einer Blüthe des gerade besuchten Stockes überdeckt, und dadurch ist die Wahrscheinlichkeit der Befruchtung zwischen Blüthen desselben Stockes erhöht. Dies wird nun vermieden, wenn es neben den hermaphroditischen Pflanzen rein weibliche giebt, die in jedem Falle mit dem Pollen fremder Pflanzen be- fruchtet werden müssen und den fremden Pollen durch Ueber- deckung mit dem eigenen nicht für die Pflanze unzugänglich ^) Vergl. auch die Ansicht F. Ludwig's über „die Ursachen der Gynoclioecie" auf pag. 448-449 seiner Abhandlung: „Ueber die Blütheu- formen von Plantago lanceolata L. und die Erscheinung der Gynodioecie"' in der Zeitschrift für die gesamiuten Naturwissenschaften, heausgegeben von Giebel, 1879 (Bd. LH.). 92 Gesellschaft nntiirforsehender Freunde. zu machen vennügen , da überhaupt die weiblichen Stücke keinen Pollen besitzen. Die weiblichen Pflanzen hätten hiernach insofern eine Bedeutung, als durch ihr Vorhandensein Kreuzbefruchtung zwischen Blü- then verschiedener Pflanzen gesichert wird.') Und es erklärt sich nun auch die Thatsache, dass weibliche Stöcke besser entwickelte Samen produciren als die herma|;ihrodi- tischen. Herr P. ASCHERSON berichtete über von ihm constatirte Frostbeschädigungen an aegyptischen Cultur- gewäclisen im Winter 1879/80. — Der diesjährige Winter zeichnete sich, wie in Süd- und Westeuropa, so auch im nordöstlichen Afrika durch ungewöhnlich anhaltende nie- drige Temperatur aus. In Cairo stieg die Zimmer-Temperatur vom 20. December bis Ende Januar nie über 12' R., und betrug meist nur 10". In den letzten Tagen des December, sowie Ende Januar wurden mehrfach Nachtfröste mit reich- licher Reifbildung beobachtet, welche Erscheinung zwar in der angrenzenden Wüste nicht allzu selten, auch von der Rohlfs'- schen Expedition im Winter 1873/74 constatirt, im Culturlande Aegyptens indess nacli den Mittheilungen mehrerer in Cairo an- gesessener Europäer als exceptionell zu betrachten ist. Selbst- verständlich konnte ein so erhebliches Sinken der Temperatur nicht ohne scliädliche Folge für die auf Feldern und in (J arten cultivirten Gewächse bleiben, welche, theilweise tropischen Klimaten entstammend, sich in dieser Jahreszeit in voller Ve- getation betinden, wogegen die grosse Mehrzahl der wildwach- senden Pflanzen, die während der Monate November bis Januar nur sehr langsame Fortschritte in ihrer Entwickelung machen, fast unbeschädigt blieb. Beträchtliche Zerstörungen bemerkte ich nur an drei wildwachsenden Arten: Cuscuta araöica Fues., welche durch das Absterben ihrer Nährpflanze , des Trifolium alexandrimim L., begreiflicher Weise mit betrott'en wurde; Sida *) Vergleiche übrigens Müi.i.kk: ^Das Varüreii der Grösse gefärbter BiüthoiihülItMi und seine Wirkung auf (he Natiirzüolitung der Bluuu'n." lu der Zeitschrift ^Kosmos", licrausgegt'bon von Casi-ahi , Jvgkk und Kkause, 1877 1878 ilJd. II.), pag. 24. Sitzung vom 15. Juni 1880. 93 spinosa L. und Crozophora jAicata Adr. Juss., letztere beide Arten von tropischer Verbreitung, welche in Aegypten ihre Nord- grenze erreichen. Von Culturpflanzen des freien Feldes litt vor Allen das Zuckerrohr, und sollen die Verwüstungen an dieser für die Volkswirthschaft des heutigen Aegyptens so bedeutungs- vollen Culturpflanze in Ober -Aegypten noch grosser gewesen sein als in der Gegend von Cairo. Wir sahen von dort einem Fachmanne in Cairo eingesandte Proben , an denen die Axillarknospen der unteren Stengelglieder, welche bekanntlich zur Fortpflanzung dieses selten zur Blüthe kommenden Cultur- gewächses dienen, durch den Frost sämmtlich getödtet waren. Auch der oben erwähnte , in Aegypten allgemein cultivirte Klee zeigte erheblichen Frostschaden. Desgleichen sollen auch die Lablab-Felder im nördlichen Nubien arg durch Frost ge- litten haben. Von Feldbäumen und Sträuchern war besonders die Zerstörung sämmtlicher junger Triebe und vieler älterer Blätter an Salix Safsaf Forsk. und Sesbania aegyptiaca Pers. auffällig. Bei ersterer Art hat schon Forskal die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Frost beobachtet. Ebenso waren auch die trocknen, saftarmen Blätter des Santbaumes (.-icada nilotica Del.) vielfach durch Frost getödtet, wogegen ähnliche Beschädigungen an der hier ebenso allgemein angepflanzten Lebbek-Akacie {Albizzia LefeieA; Benth.) nicht bemerkt wur- den. Von den Schlinggewächsen, die hier so vielfach zur Beklei- dung von Lauben und Zäunen gezogen werden, war die auch bei uns so empfindliche Weinrebe überall erfroren; nicht minder hatte die saftstrotzende Ipomoea ca'irica Webb gelitten , deren purpurne Trichterblüthen sonst in dieser Jahreszeit die Zäune schmücken; auch Dolichos Lablab L., dieselbe Art, die als Feldgewächs innerhalb des Wendekreises so sehr gelitten, war vielfach beschädigt, zeigte indess am 10. Februar schon mehr- fach wieder frische Blüthen. Die herrliche Bougainvillea spectabilis WiLLD. entfaltete indess, anscheinend völlig unversehrt, seit Ende Januar die Pracht ihrer schön gefärbten Deckblätter. Von sonstigen Gartenpflanzen litten besonders die Bananen; auff"ällig waren auch die Beschädigungen zahlreicher Blätter an dem in den Gärten Cairos häufig angebauten Jasminum Sambac L, Die strahlende Poinsettia pulcherrima Grah. , unstreitig die 94 Gesellschaft naturforschender Freunde. schönste Zierde der aegyptischen Gärten während der Winter- monate , war an ungeschützten Stellen ebenfalls vielfach er- froren. Wenn wir diese Verlustliste, die auf Vollständigkeit na- türlich keinen Anspruch macht, durchgehen, so ergiebt sich, wie von vorn herein zu erwarten war, eine besondere Bethei- ligung der aus wärmeren Klimaten in Aegypten eingeführten Culturpflanzen , die dort vielfach die Nordgrenze ihres Ge- deihens unter freiem Himmel erreichen. Doch zeigen sich auch einige Arten der gemässigten Zone nicht minder empfind- lich , wie Trifolium alexandrimim L. , welches ungeachtet seines Namens aus Kleinasien und Rumelien stammt , dort aber freilich ein Sommer- und nicht, wie in Aegypten ein Winter- gewächs ist; ferner Viüs vinifera L., die in ihrer Heimath, wie auch in Mitteleuropa , erst sehr spät aus dem Winterschlafe erwacht. Besondere Erwähnung verdienen auch Acacia nilotica, Sesbania aegyptiaca und Iiiomoea cairica, welche, wie Schwein- PDRTH nachgewiesen hat ') , obwohl im heutigen Aegypten fast nur cultivirt oder verwildert, als Ueberblcibsel der spontanen Vegetation des unteren Nilthals zu betrachten sind, da sie in den oberen Nilgebieteu allgemein verbreitete Uferbewohner sind. Schliesslich erwähne ich noch, dass ich auch bei meiner Durchreise durch Griechenland, Ende Februar 1880, viel- fache Klagen über die Verluste zu hören hatte, welche die Strenge des Winters in den dortigen Gärten veranlasst hatte. Namentlich hatten im Hofgarten zu Athen die sonst den Winter unter leichter Decke überstehenden i/? der Citadelle von Cairo entdeckten //. kahiricum wahrgenom- men, obwohl derselbe diese Erscheinung, die Link£, abgesehen von den erst von v. Mohl aufgefundenen anatomischen Einzel- heiten, bereits richtig erkannt hatte, nicht klar zu deuten wusste. Delile's Worte in der Diagnose ^) „Capsula .... co- rollam marcidam extinctoriiformem expellente'" und in der Beschreibung: „La corolle, que je n'ai point vu parfaite, m'a paru etre blanchätre; eile se detäche en capuchon a cinq branches courtes pendantes sur l'ovaire", sowie seine Abbil- dung (tab. 31. fig. 2) lassen keinen Zweifel, dass dieser sorg- fältige und gewissenhafte Beobachter nur kleistogamische Blüthen gesehen hat. Auch an dem einzigen Exemplar, welches ich selbst am Original - Fundort, dem Moqattam bei Cairo, am 15. Januar 1880 blühend antraf, befanden sich nur zwei kleisto- gamische Blüthen ; ebenso fand ich nur kleistogamische Blüthen an einem Exemplar von üadi Turrah bei Cairo, 2. Februar 1879, leg. E. SicKENBEKGEit; vorwiegend kleisto- neben ein- zelnen chasmogamen Blüthen an Exemplaren von Uadi el Uaräg, arab. Wüste, 28. März 1877, ScmvEiNFUiiTn No. 69. Dagegen bemerke ich nur chasmogame Blüthen an Sciiwein- FUUTH'schen Exemplaren von folgenden zwei Fundorten: Uadi el Hof bei Heluän, 24. April 1875 und Uadi liamata bei Sues, 12. April 1880, No. 128. Die kleistogamen Blüthen von U. kaltiricum (Fig. 1 a) -') sind, ungleich jenen amerikanischen Arten, von den chasmo- gamen, welche von WiLi.Ko.Mai (Icones et descript. plant, nov. crit. et rarior. Europ. austr. occ. IJ. tab. 127 A.) mit gewohnter 1) Dcscr. de l'Egyptc, Bist. Nat. II. pag. 237. -') Die AbbilduiigcMi der llelinnlluinuni -\\\\\\\w\\ sind von Herrn F. KuKTZ imcli der Niiliir gczi'iclinct. Sitzung vom 20. Juli 99 Figur 1. ^/i. Helianthtmum kahiricum Del. Genauigkeit und Eleganz abgebildet wurden, nicht erheblich in der Grösse verschieden; doch lässt sich eine kleistoganie Knospe und Blüthe von den chasmogamen Knospen schon durch ihre mehr zugespitzte P'orm unterscheiden. Bei ge- nauerer Untersuchung ergeben sich folgende Unterschiede: Kleistogame Blüthen : Petala durchscheinend, glasglän- zend, oberwärts fest ver- wachsen , zusammen ein spitzes Mützchen bildend. Staubblätter 5 — 6. Griffel sehr kurz. Chasmogame Blüthen; gelb, glanzlos, frei, beträchtlich grösser. 10—12. mindestens so lang als der Fruchtknoten. Am autialligsten erscheint die Kleistogamie an der halb- reifen Frucht (Fig. 1 b). Dieselbe ist noch, wenn sie schon ihre definitive Grosse erreicht hat, von den mützenförmig zu- sammenhängenden Blumenblättern , deren gedrehte Knospen- lage auch dann noch sehr schön zu erkennen ist, bedeckt. Dies spitze Mützchen wird öfter erst beim Aufspringen der Kapsel abgeworfen oder zerrissen. Entfernt man die Corolla von der halbreifen Frucht , so bemerkt man (Fig. 1 c) noch die Staubblätter sämratlich oder theilweise an die Narbe ver- mittelst der aus den Antheren hervorgewachsenen Pollen- schläuche angeheftet, durch das Längenwachsthum des Kapsel 9* 100 Gesellschaft vaUirforschender Freunde. aber von ihrer Insertion losgerissen und am oberen Theile der- selben herabhängend. Doch ist diese den kleistoganien Blii- then eigenthümliche Art der Bestäubung nicht die einzige, die bei dieser Art vorkommt. Mitunter findet man aucli, wenn man die mützenförmige Corolla abhebt, den oberen Theil der Kapsel mit Pollen bestäubt, der natürlich aus einer aufge- sprungenen Anthere ausgefallen sein nmss. In einem solchen Falle findet man die Staubblätter mitunter auch nicht der Narbe, sondern der Innenfläche der Corolla anhaftend. Dies Ver- halten erinnert an das von Mohl (a. a. 0. pag. 324) bei Viola beschriebene , wo ebenfalls Ausfallen der PoUenkörner und Durchwachsen der Schläuche durch die Antherenwandungen nebeneinander vorkommen. Ebenso wie H. kahiricurn verhält sich auch das gleichfalls in den Wüsten Aegyptens verbreitete H. Lippü (L.) Pens. \a.i: micranthan Boiss. '), die einzige Form der Gattung, die mir auf der RoHLrs'schen Expedition in die Libysche Wüste, aller- dings ohne Blüthen, begegnet ist. Von dieser Pflanze habe ich chasmogame Blüthen am 8. März 1876 im versteinerten Walde bei Cairo selbst gesammelt (No. 37); kleistogame Blüthen finden sich an ScnwEiiSFDRTH'schen Exemplaren von Uadi Mor in der arabischen Wüste, 21. April 1877, No. 239 und von Uadi Chafurah bei Sues, 18. April 1880, No. 26 a., sowie von Daleki in Südpersien (März 1842, Kotschy, No. 178); wogegen von Hauss- knecht in derselben Gegend gesammelte Exemplare (zwischen Kumaredj und Daleki, April 1868) chasmogame Blüthen zei- gen. Ensprechend der in Vergleich mit //. kahiricurn kürzeren Form der Kelchblätter ist das von der Corolla der kleistoga- nien Blüthen gebildete Mützchen von mehr flach gewölbter Form mit aufgesetztem Spitzchen; es zeigt einen besonders starken Glasglanz. Die Blumenblätter sind übrigens hier nicht so fest mit einander verbunden als bei der erstgenannten Art ; ^) Eine gcuauerc Erortcniug der Artbcgroiizuiig dieser und vor- wandter Fonucu behalte ich mir für ciue audere Gelegenheit vor. liier will ich nur bewirken , dass nach dem mir vürliegenden Material //. Lippü a) aiiyii.stifo/iiiw Willk. a. a. U tab. 13l) mir diese Form ntii'mal ausgebildet darzustellen scheint, b) l(itij\>liiiiii Wii.i.k. (a. a. ü. tab. 12!U{) aber einen unentwickelten Zustand derselben. Site II in/ vom 20. Juli. 1880. 101 ssie trennen sich beim Aufspringen der Frucht spontan theil- weise. An ihrem Nagel bemerkt man einen gelblichen F^leck. Da Spach diese F"'orm mit unter seinem H. sessi/ißorum ver- steht, so bezieht sich die von Willkomm a. a. 0. pag. 103 citirte eingäbe dieses Schriftstellers „ petala apice coalita", die jedenfalls das Verhalten kleistogamer Blüthen bezeichnet, möglicherweise auf diese Form; die mir vorliegenden Exem- plare des typischen H. sessiliflorum (Desf.) Pers. von Oran (BoissiEii et Reuter) und Comiso auf Sicilien (Citarda in Todaro , Fl. Sic. exs. No. 839) zeigen chasmogame Blüthen, obwohl ich natürlich die Möglichkeit nicht in Abrede stelle, dass auch bei dieser Form kleistogame vorkommen. Die angeführten Zeiten der Einsammlung lassen einen directen Zusammenhang des Erscheinens der chasmo - und kleistogamen Blüthen mit der Jahreszeit, also mit den Tem- peraturverhältnissen nicht nachw^eisen. Während bei H. kahi- ricum und dem persischen H. Llppn die kleistogamen Exem- plare in früherer Jahreszeit gesammelt wurden als die chasmo- gamen , so verhalten sich die aegyptischen Exemplare der letzteren Art gerade umgekehrt. Es liegt auf der Hand, dass das Vorkommen kleistogamer Blüthen für eine wüstenbewohnende Pflanze eine besonders vortheilhafte Eigenschaft darstellt, da unter den in der Wüste vorkommenden Insecten die blumenbesuchenden nur spärlich vertreten sind. Es ist daher auffällig, dass unter den Wüsten- pflanzen bisher so wenige Fälle von Kleistogamie constatirt worden sind. Aus Aegypten wüsste ich ausser den beiden He- lianthemum- Arten nur Salvia lanigera PoiR. zu nennen, welche von Schtveisfürth in der arabischen Wüste vorwiegend mit kleistogamischen Blüthen angetrofl'en wurde, obwohl die chas- mogamen auch dort nicht fehlen; während alle von mir ge- sehenen Exemplare dieser Art von Alexandrien nur chasmo- game Blüthen besitzen. Ausserdem finden sich in Aegypten folgende 4 Arten, welche kleistogame Blüthen haben: Campa- nula dimorphantha Schwf., Laniiiim amplexicaiile L., Ajuga Iva (L.) ScHREB. und Juncus bufonius L. ; die aber alle in der Wüste nicht vorkommen. An der im Mittelmeergebiete w'eit verbreiteten Ajuga Iva sind die kleistogamen Blüthen in ]02 Gesellschaft »atirrforsc/ieiidcr Freunde. Aegypten, wo sie auf den Kalkhiigelii der (Jejjend von Alexan- drien vorkommt, ziioi\st entdeckt worden, da Fohskal (Fl. Aeg. arab. pag. 158) dieselben unter dem Namen Moscharia jjuina- tijida unverkennbar beschreibt : „CoroUae loco niembrana hya- lina velut saccus totam fructiücationem vestieus antherae Stigmatis apici circumpositae atque connatae .... Die übrigen 3 gehören dem Cuiturboden des Nilthais an und zwar ist Campa7iula dimorphantha Aegypten und Nubien eigenthiimlich, wogegen die Kosmopoliten Juncus bufonius und Lamium am- plexicffule auch in den Oasen vorkommen. Bei letzterer Art sah ich sowohl in den Gärten Cairos , als auch in denen der Oase Dachel wie bei uns das Auftreten der kleistogamen dem der chasmogamen Blüthen vorangehen, obwohl die Temperatur- verhältnisse zur Zeit ihres Erscheinens denen unseres Früh- sommers nicht nachstanden. Die oben erwähnte Beobachtung Linnk's an UeUanthemum juttatum und H. salicifolium ist neuerdings nicht wieder- holt worden. Eine Täuschung durch die kurz andauernde und auf die Morgenstunden beschränkte Zeit des Ofl'en- seins ihrer Blüthen ist wohl bei einem so sorgfältigen Beobachter ausgeschlossen. Ebensowenig dürfte eine durch mangelhafte Cultur hervorgerufene künstliche Kleistogamie vor- gelegen haben, wie ich sie selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, als ich im Juni d. J. bei Potsdam gesammelte Exem- plare von //. (jutlalum in einem Wasserglase weiter zu culti- viren versuchte. Die l'flanzen blieben noch gegen 14 Tage frisch, doch öffnete sich, auch im Sonnenlichte, keine der reich- lich vorhandenen Knospen mehr vollständig; die Blumenblätter blieben entweder vollständig zusammengerollt oder entfernten sich nur an den Spitzen ein wenig von einander, ohne sich auszubreiten , so dass jedenfalls keinem Insect der Zutritt zu den Geschlechtsorganen gestattet war. Dagegen zeigten sich bei so beschaffenen Blüthen die Antheren geöfl^net und die Narbe bestäubt; auch schwollen die Fruchtknoten etwas an, ob,wohl freilich bei dem schliesslich doch eintretenden Ver- trocknen der PHanzeu keine Früchte mehr zur Reife kamen. .Man konnte also liier wohl von eiiu-r künstlichen Kleistogamie sprechen. Doch dürfte ein ähnlicher Vorgang, wie er hier Sitctoig vom 20. Juli 1880. 103 offenbar während des langsamen Absterbens der Pflanzen statt- fand, kaum bei Limne's Exen)plaren anzunehmen sein, da dieser ilire normale Entwickelang von der Keimung bis zur Frucht- reife verfolgt haben dürfte. Muss mithin das Vorkommen kleistogaraer Blüthen bei normalen Exemplaren der erwähnten einjährigen Helianthemum- Arten als noch nicht zweifellos constatirt gelten , so führte doch die Untersuchung der erwähnten Potsdamer Exemplare zum Nachweis von biologischen Eigenthümlichkeiten dieser Art, die sich später als weiter verbreitet herausstellten und wohl Beachtung verdienen. Untersucht man mit Früchten versehene Exemplare von H. fjuttatum, so findet man stets innerhalb der der Kapsel dicht anlie- genden 3 inneren Kelchblätter die (aufgesprungenen) Staubbeutel dicht zusammengedrängt auf der Spitze der Frucht, und ihre Fi- lamente von ihrer Basis losgetrennt, den oberen Theil der Kapsel umgebend (Fig. 2b von der Seite, c. von oben ge- Figur 2. Vi- Helianthemum guttntum (L.) Mill. sehen. Die Staubbeutel werden hierbei durch die grosse, scheibenförmige, sitzende Narbe zusammengehalten, der sie so fest anhaften, dass es leicht gelingt, die Narbe in Verbindung mit den Antheren von der halbreifen Frucht abzulösen. Diese Erscheinung, welche so auffällig an das Verhalten der halb- reifen Früchte kleistogamer Blüthen erinnert, rief natürlich die ]()4 Gesc//sc/ia/'t iiati/r/orsc/wiider Freunde. Verinuthuiiii; hervor, dass hier Kleistügamic vorliejze. Aller- dings war es auflallend, dass sich an meinen 11 erbar- Exem- plaren nie eine Spur der Blumenblätter vorfand. Die Unter- suchung der aufeinander folgenden Stadien an der lebenden Pdanze gew.ährte nun folgenden Aufschluss über die Vorgänge, welche diese Erscheinung hervorrufen : Während des Offenseins der Blüthe, welche sich bekannt- lich in den frühen Morgenstunden öffnet, und schon vor Mittag schliesst, stehen die Staubbeutel beträchtlich höher als die grosse, weisse Narbe , seitlich etwas von ihr entfernt. (Fig. 2 a.) Die Antheren , welche ich in den dem Aufbrechen nahen Knospen noch geschlossen fand, springen vermuthlich beim Entfalten der Blumenblätter auf. Da die Blume eine nach der Sonne, also im Ganzen nach oben gewendete Fläche darstellt, so kann der Pollen leicht auf die Narbe fallen; die Möglichkeit ist allerdings nicht ausgeschlossen , dass ein auf der Blüthe an- fliegendes kleines Inscct zuerst die Narbe berührt, mithin Fremdbestäubung bewirken kann , wahrscheinlicher ist indcss, dass dasselbe zuerst eine oder einige Antheren berührt, zumal die Blüthen der Cistaceen, die keinen Honig enthalten, nur des Pollens wegen von Insecten besucht werden. Die Chancen der Fremdbestäubung sind hier also noch geringer als bei II. Chamaecistus Mill. , bei dem , wie bei den meisten übrigen Arten, die von einem langen Griffel getragene Narbe in der offenen Blüthe in gleicher Höhe mit den Antheren steht. ') Im Laufe des Vormittags fallen nun die Blumenblätter, eins nach dem andern , ab und die inneren Kelchblätter schliessen so rasch und mit so starkem Drucke wieder zusammen , dass mitunter noch das letzte Blumenblatt an seiner Basis fest- gehalten wird, welches man dann an der halbreifen Frucht vertrocknet findet. Hierbei werden die Staubbeutel selbst- verständlich an die Narbe angedrückt, und da sie an ihren Suturen noch reichlich mit Pollen behaftet sind, so tindet nun- mehr , wenn die Narbe auch unbestäubt geblieben oder mit fremden Pollen belegt sein sollte, Sichselbstbestäubung mit 1) Vergl. iib(u- dir 15ostäiibuii^ dieser Art 11. Mi'i.i,i:n , lUiiiiicii ihk! Insectcii pag. 147. Sitcii»!/ vom 20. Juli 1880. 105 Nothwendigkeit statt; die Staubbeutel haften dabei so fest an der klebrigen Oberfläche der Narbe , dass sie bei der Ver- grösserung der Frucht dort kleben blieben, wogegen die Fila- mente von ihrer Insertion abgetrennt werden. Wir haben mithin bei den chasmogamen Bliitlien des H elianthemum giittatum Bestäubungsverhältnisse, welche sich denen kleistogamer ßlüthen möglichst annähern. Es ist fast, als ob die Pflanze nur pro forma das Gesetz der Dichogainie anerkennend , eben noch die Möglichkeit der Fremdbestäubung während der wenigen Stunden des Off'enseins der Blüthen zuliesse, obwohl auch in diesem Stadium die Chancen der Selbstbestäubung weit grösser sind. Nach der Schliessung des Kelches befindet sich die Blüthe unter Bedingungen , die mit denen einer kleistogamen fast völlig identisch sind. Es lag die Vermuthung nahe, dass noch bei manchen an- deren Arten dieser Gattung ein ähnlicher Vorgang sich finden werde, obwohl dies bei der bei uns häufigsten Art, H. Cha- maecistus, nicht der Fall ist, bei der die Filamente auch nach dem Schluss des Fruchtkelches am Grunde der Blüthe sitzen bleiben. Ebenso ist es auch , nach Betrachtung von Herbar- Exemplaren , in der Regel bei H. Tuherarxa (L.) Mill. , der nächsten Verwandten von H. gnttatum , wo ich höchstens ein- zelne Staubblätter an halbreifen Früchten, dem Rande der ebenfalls sitzenden Narbe anhängend , in der Regel aber alle am Grunde sitzend fand. Dagegen gelang es Herrn H. Potonie, unter den im hiesigen botan. Garten cultivirten Cistaceen einige weitere Beispiele aufzufinden. Hierher gehören zunächst meh- rere einjährige, aber nicht der Section Tuberaria angehörige Arten von Helianthenmm, nämlich H. villosum Thib. und H. ledi- folium (L.) WiLLD. (~ H. niloticum Pbrs.). Die ßlüthen dieser Arten scheinen fast noch kürzere Zeit offen zu sein als die des ff. guttatum; man findet sie schon bald nach 10 Uhr ge- schlossen. Hier sind indess die Chancen der Fremdbestäubung etwas grösser als bei der genannten Art, da die nicht sehr zahlreichen Antheren (an den hier cultivirten Exemplaren etwa 8 — 16) in gleicher Höhe mit der auf kurzem Griff'el stehenden, grüngelblichen, ziemlich tief getheilten Narbe sich befinden. Die Narbe war stets in der geöfl'neten Blüthe schon mit Pollen 106 Geselhchdft Jidtiirforstht^nder FrcniKh'. belegt, der sicher ziiin Tlieil aus anderen Blütbeii stammte, da wir verhältnissmässiij; reiolilichon Insectenbesueh constatireii konnten. ') iJeim Schluss des Kelches werden die Blumen- blätter, welche bei //. rillosum viel kürzer, bei H. ledi/ol'ium höchstens so lang sind als die Kelchblätter, in der Regel mit eingeschlossen und tinden sich mit den der Narbe angehefteten Staubblättern der Kapsel , die später weit aus dem Kelche hervortritt, angeklebt. Bei //. saUcifoUum (L.) Pehs. , welches ebenfalls im botanischen Garten lebend vorhanden ist, werden die Blumenblätter öfter mit eingeschlossen, die Staubblätter bleiben aber am Grunde der Blüthe sitzen; dasselbe findet nach der Untersuchung von Herbar-Exemplaren bei H. aegypüamm (L.) MiLL. statt, dessen blasig aufgetriebener Fruchtkelch aller- dings auf die Staubblätter keinen Druck ausüben kann. Aehnlich wie bei genannten Arten mag sich der Vorgang bei //. inconsjncuum Thib. gestalten, einer (in Boissikr's Flora Orientalis nicht einmal als Varietät erwähnten) Form des IL guttatum (Willk. 1. c. Taf, 116B), bei der die Blumenblätter kürzer als der Kelch sind. Das einzige im königl. botanischen ■ Museum befindliche, von Willkomm selbst bestimmte Exemplar (Caramania [Kl. -Asien] leg. Lefevre 1826) lässt wenigstens erkennen , dass die Blüthen nicht kleistogamisch sind. Bei dieser Gelegenheit verdient eine bemerkenswerthe Abänderung des H. guttatum Erwähnung, welches einer meiner Zuhörer am 27. Juni 1880 im Wildpark bei Potsdam unter zahlreichen Exemplaren der Normalform in einem Exemplare auftand. Bei dieser Form sind die Blumenblätter zwar von der gewöhnlichen Länge, aber viel schmäler, lanzettlich und spitz (nicht, wie bei der Normalform, vorn abgerundet), ausserdem lebhafter gelb gefärbt als bei der gewöhnlichen Pflanze. Diese Form, von der ich dahingestellt sein lasse , ob sie mit der von Kocn (Meuten u. Koon, Deutschlands Florn IV. pag. 42) erwähnten H. praecox Salzm. zusammenfällt, entspricht vollkommen einer analogen Abänderung des H. Chamaecistus, dem H. üurrejanum \) Herr Poionik üiig auf dioseu Hlütlieu, sowie auf denen der r/.s/w.s- Alton eine Fliege, die Herr Di;\vnv. als Sijrp/iKs lialtaitus L. be- stimmte. II. Müi.LKK (a. a. 0.) bcobaciitcto auf den Blunieii von //. ClKtiiiaeciduti Mn,L. Si/r/i/uts fiijrds/ri L. und iS'. rihenii L. Sitzung vom 20. Juli 1880. 107 (L. ) Mit.L. , welche schon von Dillkmus (Hort. Elthani. Taf. 145 f.) abgebildet, heut nicht mehr an seinem wilden Fundort in der englischen Grafschaft Surrey, wohl aber noch in Gärten zu existiren scheint'), in denen es sich mithin fast zwei Jahrhunderte erhalten hat. Nach Koch (a. a. 0.) wurde diese Pflanze auch in Tirol beobachtet. Der von mir an Helianthemum guttatum ausführlich ge- schilderte Vorgang findet sich ferner, auffälliger als bei irgend einer Art dieser Gattung, bei mehreren Cistus- AxiQW wieder, worauf mich ebenfalls Herr Potome aufmerksam machte. Es standen C. hirsutus Lmk., eine weissblühende Art mit sitzender Narbe, und C. cillosus L. , die verbreitetste rothblühende Art des Mittelmeergebietes, mit deutlichem Griflel, lebend zur Verfügung. Bei beiden findet man , wenn man den dicht an- schliessenden Kelch öffnet, die halbreife Frucht von den zahl- reichen, dicht gedrängten Antheren gekrönt, welche bei 6. hir^ sutus ein rundliches, bei C. villosus (Fig. 3, nach einer Zeich- Figur 3. Vi- Cistus vilkmix L. nung von H. Potonie) ein längliches Köpfchen darstellen, dessen Achse der Grift'el bildet. Die nach dem Abfallen der Blumen- blätter zusammenschliessenden inneren Kelchblätter üben auf ^) Watson, A Compendium of tlie Cybele ßritaauica pag. 485. 108 Gexelhchdj't n(itiirfi>rsclit;nder Freunde. die eingeschlossenen Geschlechtsorgane einen so starken Druck aus, dass die weichen, saftigen Filamente zu einer zusammen- hängenden, den Fruchtknoten mantell'önnig umgebenden Masse zusaniniengequetscht werden, in der nur hie und da, wie die Figur zeigt, zufällige Spalten und Lücken bleiben. Der Zu- sammenhang dieser so zu sagen künstlichen Staminalrohre ist so fest , dass sie auch vertrocknet als Ganzes von dem sich vergrössernden Fruchtknoten emporgehoben wird , und von dem Antherenköpfchen gekrönt, den Scheitel der reifenden Frucht bedeckt. Herr P. ASCHERSON legte ferner im Namen des Herrn F. KuRTz ein Herrn Ai)otheker Dr. Bkunauü hierselbst gehö- riges Präparat von einem Buchenstannne vor, in welchen ca. 30 Jahre vor seiner Fällung ein E eingeschnitten worden war. Der Stammabschnitt ist in tangentialer Richtung in mehrere Stücke zersägt und lässt daher die neuerdings besonders von H, R. GöPPERT geschilderten Vorgänge mit grosser Deut- lichkeit erkennen; die zunächst auf das Jahr der Verletzung folgenden Jahresringe zeigen die Inschrift noch in völliger Schärfe und ist ihre Umgebung durch den von der Wunde aus- gehenden Zersetzungsprocess geschwärzt. Nachdem indess der Substanzverlust von den Wundrändern aus geschlossen, wird die Inschrift in den äusseren llolzlagen, je weiter nach aussen lim so undeutlicher, während sie in der Rinde mit aller Deut- lichkeit erhalten ist. Sitzung vom 20. Juli 1880. 109 Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsber. der Königk preuss. Akademie der Wissenschaften, März 1880. Leopoldina, XVI, 11—12, Juni 1880. Proceedings of the Zoological Society of London, 1880, part L Januar — Februar. Catalogue of the library of the zoological Society of London 1880. Journal of the Royal Microscopical Society, IIL , No. 3. Juni 1880. Annales de la Societe d'Agriculture de Lyon, 4. X. 1877, 5. L 1878. Bulletin de la Societe imper. des naturalistes de Moscou, 1879, No. 3. Falban & Chantrk , Monographie geologique des anciens gla- ciers du terrain erratique. Atlas. Lyon, 1875. Druck von J. F. Starcke in Berlin. I Nr. 8. 1880. 8 i t z u n g s - ß e r i c li t der Gresellscliaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 19. October 1880. Director: Herr A. W. Eichler. Herr HiLGENDORF theilte durch Herrn Peters mit: Be- merkungen über die von ihm in Japan gesam- melten Amphibien nebst Beschreibung zweier neuer Schlangenarten. Falls nicht ein anderer Fundort namhaft gemacht wird, ist in der nachstehenden Aufzählung stets Yedo (oder Tokio) und dessen nächste Umgebung als solcher zu betrachten. 1. Clemmys jap onica Gray. 2. Clemmys uriicolor Gray. Bisher nur von China bekannt. Mein Exemplar, dessen Rückenschild 142 mm Länge maass , wurde mir lebend in Yedo zum Kauf gebracht, das eigentliche Herkommen desselben festzustellen, war ich aber ausser Stande. Die Art stimmt in mehreren Kennzeichen mit der Emys vulgaris incta Schlegel (Neue Amphibien Taf. 42) überein, aber Hals und Kopf waren an meinem Exemplar, wie ich mir seiner Zeit eigens angemerkt, einfach dunkel ohne jede Zeichnung. 10 \\2 Gesellschaft nnturforsckendtr Freunde. 3. Tr iony X j aponicus ScHL. Der japanische Trionyx wird oft als 7\ sinensis Wikgm. bezeichnet. Junge Thiere dieser Art besitzen aber, mit japa- nischen desselben Alters verglichen, einen viel stärkeren me- dianen Rückenkiel und ein anderes Längenverhältniss zwischen dem breiteren (basalen) und dem schmaleren (apikalen) Theil der Rippen. Der basale ist bei sinejisis kürzer als der apikale, bei japonicus aber länger. — An erwachsenen japanischen Exemplaren lässt sich eine bedeutende Variation in der Grosse der letzten Rippenplatte erkennen. — Alle in Yedo käuflichen Trionyx sollen aus dem südlichen Japan herstammen. 4. Th alassochely s cor ticata Ilo:sj), Ein Weibchen mit 767.2 ^'^i- langem und 68 Cm. breitem Schild, dessen Wölbung von den Seitenkanten an gerechnet 18 Cm. beträgt. An der Stelle, wo die Hinterbeine sich an- legen, ist der Umriss schwach concav. Der Rand ist an den Seiten weit stumpfer gekantet als bei Individuen aus dem at- lantischen Meere. Das Internasale ist gross, ebenso gross wie die Nasalschilder , und durch eine mediane Naht in zwei Dreiecke getheilt; es berührt das Frontalschild nicht. Thei- lungen der Costal- und Vertebralplatten, welche bei TA. oliva- cea häufig sind, kommen nicht vor. Die zweiten Nägel der Füsse (durch Abnutzung?) nicht mehr sichtbar. — Farbe hellbraun. Im Magen wurden Crustaceenreste aufgefunden. Obgleich diese Art an Japans Küsten nicht ganz selten sein dürfte, so ist ihr Vorkommen in jenen Gegenden doch bisher noch nicht mit Sicherheit constatirt worden. In dem japanischen Museum zu Yedo sah ich auch ein Exemplar von Yeso. 5. Tachy dromus j aj) o n i c u s D. 13. Die Zahl der dorsalen Schuppenreihen beträgt gewöhnlich sechs, wobei die beiden mittleren durch geringere Ausbildung sich kennzeicliiieii ; bei einem Exemplare von der Insel Yeso (dicht bei llakoilate erbeutet) sind diese letzteren aber gleich Sitzuiuj vom 19. ( Mober 1880. 113 entwickelt wie die andern, und eine rudinientäre siebente Reihe schiebt sich noch zwischen sie. Aehnliches findet sich auch an Individuen von der Insel Honto. ') Eines (aus der Nähe von Yedo) ist im Gegensatz dazu durch die geringe Zahl von 5 Reihen henierkenswerth, nähert sich also dem T. sexlineatus, weicher deren vier zählt. — Andere Varietäten betreuen die Beschilderung des Hinterhaupts. An dem Exemplar von Ha- kodate stossen das Interparietal - und das Occipitalschild in einer sehr ausgedehnten Quernaht zusammen , während ge- wöhnlich die Vereinigungslinie fast auf einen Punkt redu- cirt erscheint. Das andere Extrem ist durch ein Individuum von Yedo vertreten, bei welchem beide Schilder weit von einander getrennt sind , indem die Parietalia mit einer langen medianen Naht zusammentreften. — Endlich wurde an einem Exemplar eine Theilung des vergrösserten Occipitale durch eine Mittelnaht beobachtet. 6. Eumeces quinquelineatris L. 7. G ecko japonicus D. B. 8. Elajyhis virgatus Schl. ") Unter 16 Exemplaren hatten 13 die normale Zahl der Präocularscbilder, nämlich zwei solcher; ein Exemplar hatte jederseits , eines einerseits nur ein solches; bei einem dritten fand sich linkerseits ein zweites Lorealschild , w^elches durch Abtrennung eines Stücks vom oberen Präoculare hervorgegan- gen erscheint. Die Zahl der Postocularia war bei 9 Exem- ^) Houto ist das Nippon der europäischen Autoren; bisher war die Insel bei den Japanern namenlos, ist aber neuerdings mit obigem Na- men belegt worden. Nippon ist bei den Japanern das ganze Reich des Mikado. -) Die japanischen Schlangen habe ich in einem eigenen Artikel (Mittheihmgen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Yokohama. 1876, lOtes Heft p. 29) behandelt und dabei be- sonders die einheimische Literatur berücksichtigt. Der dort gegebenen Liste japanischer Arten wäre noch hinzuzufügen : Achalirniti spinnliii Ptrs. (Monatsb. d. preuss. Akad. d. Wiss. 186S. pag. 436), eine Cala- maride, oben braun gefärbt mit schwarzem Mittelstreif, von der ich übrigens in Japan nie etwas gesehen habe. 10* 114 Gesellschaft naturfor sehender Freunde. plaren normal, d.h. zwei; abnorm waren deren drei vorhanden : zweimal doppelseitig, einmal einseitig; eine abnorme Verrin- gerung, also ein Schild, fand sich einmal doppelseitig, zweimal einseitig. 9. Elaj)his quadrivirgatus Schl. Die nicht seltenen Variationen an den Präocularen be- stehen in dem Fehlen des unteren kleineren der beiden normal vorhandenen Schilder und andererseits in einer Theilung des- selben durch eine senkrechte Naht. Bezüglich der Schilder hinter dem Auge sind hier 2 Postorbitalia und 2 Tempo- ralia Regel; die ersteren fanden sich einmal, die letzteren zweimal einseitig auf 3 vermehrt; niemals fand sich nur ein Temporale auf der linken Seite. Nach Angaben der Fauna japonica "sollen die jungen Thiere der Längsstreifen entbehren. Eins meiner Stücke, das noch unter 50 Cm. misst, also noch recht wohl die Jugendfärbuiig zeigen könnte, hat diese Streifen, aber recht gut ausgebildet, und doch waren die Querbinden noch zwischen ihnen, so dass es mir fraglich erscheint , ob wirklich die Längsstreifen in der Jugend überhaupt mangeln. Bei E. virgatus ist auch an er- heblich grösseren Exemplaren der Jugendcharakter der Zeich- nung noch deutlich erhalten. Ein f^xemplar einer schwarzen Varietät erhielt ich in der Nähe von Hakodate. In Yedo nicht selten. Auch von Xambu (nordöstliches Honto) besitze ich ein Stück. 10. Elaphis conspicillatus BoiE. Die Kiele der Schuppen sind oft nur schwer zu sehen, aber an einigen Exemplaren doch deutlich genug, um die Ein- reihung der Art in die Gattung Elaphis zu rechtfertigen; die Fauna japonica nennt die Schuppen glatt. An einigen Individuen, auch solchen von ziemlicher Grösse, sind die Flecken zu deutlichen Querbändern zusammengestellt, der Schwanz zeigt dann gleichzeitig einen schwarzen dorsalen Medianstreif. Sitzung vom 19. Octoher 1880. 115 11. Tropidonoti/s tigrimis BoiE. Unter den (etwa 40) untersuchten Exemplaren fand sich eines mit verschmolzenen Präocularen. Die Zahl der Post- ocularia betrug 23 Mal jederseits 3, 28 Mal jederseits 4, 7 Mal unsymmetrisch 3 und 4. Günther in den Reptiles of British India giebt dagegen 4 als Normalzahl an. Ganz junge Exemplare erhielt ich zu Ende August. 12. Tropidonotus Mar tensii HiLGD. 1. c. (Tr. Vibakari Boie). Die Jugendfärbung besteht aus zwei Reihen kurzer weiss- licher Querbinden , die durch 7 Schuppenreihen des Rückens von einander getrennt werden. Jeder dieser Flecken wird über die Oberseite des Thieres fort mit dem nächst vorhergehenden und dem nächstfolgenden Fleck der Gegenseite durch je eine schwarze Linie verbunden. Die hellen Flecke stehen zwei Schuppen weit von einander. Ein heller Medianstreif im Nacken ist auch bei älteren Exemplaren öfter noch deutlich. Die Zahl der Postocularia betrug häufiger drei als zwei. Die Aenderung des Namens habe ich seiner Zeit des- wegen vorgeschlagen , weil in Japan selbst für diese kleine Tropidonotus- Art nicht der Name Vibakari (besser Hibakari), sondern die Bezeichnung Dzimoguri gebräuchlich ist, und ein- heimische Gelehrte unter Hibakari vielmehr den Elaphis con- spiciUatus verstehen. Ausserdem liegt im Namen Hibakari, wörtlich „Tag nur", d. h. nur einen Tag gestattend, in einem Tage tödtend, eine Characterisirung, die sehr schlecht auf den unschuldigen Dzimoguri passen würde. 13. Ophites Orientalis sp. n. (Vergl. Figur 1—5 der Tafel.) Kopf niedergedrückt, gestreckt, vom Rumpf massig stark abgesetzt. Das Rostralschild nur mit einem kleinen Theil auf die Oberseite des Kopfes hinaufsteigend. Die hinteren Fron- talia mehr als doppelt so gross wie die vorderen, bis zum Auge reichend; beide breiter als lang. Verticale an dem Vorderrande am breitesten , nämlich so breit wie lang. Die 116 GcRcUficIiaft naturforschender Freunde. Occipitalia so lang wie Verticale und hinteres Frontale zusani- niengenonmien, und wenig ^schmäler als das Verticale, hinten abgerundet. Nasenschild einfach ; hinter dem Nasenloch zieht vom unteren Rande her fast durch das ganze Schild eint> Furche; der hinter dem Nasenloch liegende Theil ist doj^pelt so breit wie dieses selbst. Das Zügelschild ist dem Nasen- schild an Länge gleich, es reicht bis an das Auge. Auch das obere Präorbitale fehlt, es ist wohl als mit dem hinteren Fron- tale verwachsen zu betrachten. Zwei Postocularia, an welche sich je ein gestrecktes Temporale anschliesst. Das Supra- orbitale fast doppelt so lang wie breit. 8 obere Labialia, von denen das 3. , 4. und 5. an das Auge stossen. — Die Schup- pen nur theilweise und nur schwach gekielt, in 17 Reihen; Bauch und Schwanz jederseits mit einer unteren Kante. Anal- schikl getheilt, Subcaudalia in doppelter Reihe. Ventralia 200—208, Subcaudalia 74. — Im Maxillare jederseits 8 Zähne; von dem ersten bis zum dritten nehmen sie an Länge zu, hinter diesem eine Lücke, auf welche zwei Zähne, etwa eben so gross wie der dritte, folgen, darauf 2 kleinere und endlich ein letzter, der etwas grösser ist als alle vorhergehenden. (Bei der Gattung Ojjhites soll der letzte Zahn eigentlich eine solche Ausbildung nicht besitzen.) Gaumenzähne sind zahl- reicher, etwa 12 jederseits, sie sind sämmtlich klein. Von den Unterkieferzähnen sind die zwei ersten jederseits vergrossert. Oberseite in frischem Zustande sclunutzig braunroth, ziemlich hell (in Spiritus bräunlichgrau) mit 53 dunkelbraunen oder schwarzen Querbinden , welche sich bis zu den Bauchschildern erstrecken, und in der Höhe von vier Schup[)i'nreihen oberhalb derselben durch eine helle Längslinie unterbrochen sind. Auf dem Schwänze erstrecken sich die Ringe auch auf die Unter- seite. Die Zwischenräume zwischen den Ringen sind von glei- cher Breite wie diese selbst. Die Oberseite des Kopfes ist dunkel, nur die Nähte der Schilder durch sehr feine helle Linien gezeichnet, der liinterthcil des Kopfes ist mit Aus- nahme der dorsalen Mittellinie hell. Durch Nase und Auge eine schwarze Binde, die in einem Fleck auf dem 7 Labiale endigt. Die Länge des Fxemplars (Mus. Ber. 0419) beträgt 30 Cm., Sitzung vom 19. Octoher 1880. 117 wovon fast 6 Cm. auf den Schwanz kommen. Es wurde mir Mitte Mai des Jahres 1874: todt, aber noch frisch gebracht; leider war der Kopf verletzt. Ein gleich grosses Exemplar fand ich später in dem Raiserl. Museum (Haku butsu kan) zu Tokio vor. Nach Skizzen, die ich von diesem entnahm, wurden die Zeichnungen der Tafel ergänzt. Von den in einiger Nähe vorkommenden ähnlichen Arten Li/codon rufozonatus Cant. und Ophites subcincius ist die neue Art leicht unterscheidbar, Erstere hat nämlich zahlreichere dunkle Ringe, welche überdies an der Seite geknickt sind, und besitzt ein Präoculare. Letztere hat nur halb so viel Ringe und nur ein die Postocularia berührendes Temporale. Wie mir Herr Matsdbaua mittheilt, sind seit meiner Ab- reise von Japan in Yedo noch etwa 5 Stücke dieser Schlangen- art aufgefunden worden, meist im dortigen botanischen Garten, üieser Fundort in Verbindung mit der geringen Grösse des Thieres ruft die Vermuthung einer Einschleppung wach, wobei als Heimath zunächst vielleicht an die Riukiu - Inseln oder Korea zu denken wäre, zwei Districte, deren Fauna noch am meisten neue Arten erwarten lässt. 14. Halys B l o m h off ii 'Bom. Die bei Trimeresurus im Gegensatz zu Halys bestehende Auflösung der Kopfschilder in kleine Schüppchen findet sich andeutungsweise in einer bei H. Blomhoffü vorkommenden Va- rietät ausgedrückt. An dem Frontalschild trennen sich näm- lich gelegentlich die beiden Vorderecken ab , und auch die Temporalia zerfallen ab und zu in kleinere Bruchstücke. An dem Parietale giebt sich ein, wie es scheint, ganz typischer Anfang der Zertrümmerung darin kund, dass in der Mitte des lateralen Randes sich ein Stück herauslöst; das eine Mal ist der vordere Einschnitt, das andere Mal der hintere Einschnitt vorhanden, das dritte Mal ist das ganze Viereck vollständig abgegliedert, und von den beiden medianen Ecken gehen be- reits neue Furchen in das Innere des Schildes hinein. — Schuppenreihen wurden einmal 23, sonst stets 21 gezählt. 11g Gesellschaft natiirforfuhender Freunde. 15. Trimeresurus Riukiti anus sp. n. (Vergl. Figur 6—10 der Tafel). Die grosse Zahl der Bauchschilder und besonders die der Schuppenreilien (35 — 37) zeichnet diese Art vor allen bekann- ten aus. Dem Tr. mucrosquamalus von Formosa (Swinhoe, Proceed. Zool. Soc. 1870) mit 218 Bauchschildern und 25 Schuppenreihen steht sie hierin wie in dem geographischen Vorkommen nahe , doch erweist sich die Beschildung des Kopfes schon genügend abweichend, um beide unterscheiden zu lassen. Die vordere Begrenzung der Grube wird von dem 2. La- biale gebildet; das Supraoculare ist ungetheilt, etwa einen Augendurchmesser breit; die Supranasalia der beiden Seiten werden durch die bis zum Rostrale reichenden kleineren Schup- pen von einander getrennt; ein grösseres Schild, zwischen den beiden genannten gelegen , wird von dem Supraciliare gewöhn- lich durch eine Schuppe geschieden. 2 Präocularia, von denen das obere noch einmal so lang ist wie das Loreale vor ihm; das untere ist etwas länger, aber nur halb so hoch wie das obere. Ein einziges schmales Schild nimmt den Unterrand der Orbita ein. Die in zwei bis drei Reihen angeordneten Tem- poralschilder sind höher als die Labialschilder unter ihnen. 8 obere und 5 untere Labialia. Die vordersten Kinnschilder sind viel länger als der Augendurchmesser. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 226 bis 228, wozu 84 bis 86 Subcau- dalia kommen. Das Analschild ist ebenso wie die vor ihm liegenden Ventralia ungetheilt. Die Schuppen, in 35 bis 37 Reihen stehend, sind stark gekielt; die Kiele beginnen dicht hinter dem Kopfe und erstrecken sich fast bis zu den Bauch- schildern nach abwärts. Der Schwanz ist kaum prehensil zu nennen. Die Färbung (bei Alkohol-Exemplaren) ist bräunlichweiss mit dunkelbraunen Streifen. Ein solcher zieht von dem Auge nach hinten, der Kante des Kopfes folgend, ein zweiter zieht an der medianen Seite des Supraciliarschildes vorbei nach hinten in parallelem Verlauf mit dem ersten; auf der MiUe des Kopfes ein syiiinu'trischcs Mcckcniiaar; auf (Iciu Nackfii Sitzwmj vom 19. October 1880. 119 ein kurzer medianer Streif. Auf dem Squamosum ein Streifen, der, am Kopfende medianwärtsbiegend, oben auf dem Körper, nur durch etwa 3 Schuppen von dem der anderen Seite ge- trennt, weiter rückwärts stellenweis mit ihm verschmelzend, sich weit nach hinten verfolgen lässt. Wenn beide vor einer solchen Verschmelzung und hinter der nächstfolgenden unter- brochen werden, so entstehen grosse dunkle Ringe. Schon die einzelnen Streifen besitzen oft eine helle Mittelpartie, wodurch dann kleinere, secundäre Ringzeichnungen sich bilden können. Nach unten zu werden diese Streifen von 2 bis 3 unregel- mässigen Längsbinden begleitet, von denen die unterste, meist nur durch Flecken dargestellte, schon die Bauchschilder er- reicht. Auf dem Schwänze geht die Zeichnung in Querbinden über, die schliesslich auch die ganze Unterseite umziehen und nur einschuppige helle Zwischenräume zwischen sich lassen. Die beiden Exemplare (Mus. Ber. Nr. 9767 u. 9768) sind 138, bezüglich 155 Cm. lang, wovon 22V21 bez. 24 Cm. auf den Schwanz kommen. Die Abbildung giebt das grössere der beiden Exemplare in natürlichem Maassstabe wieder. Ich er- hielt sie durch Vermittelung eines hohen japanischen Beamten, Oyama und meines Freundes Dr. Wagnek, jetzt in Kiyoto, von den Riukiu-Inseln (und zwar von Nasegata, 0-sima), wo sie den Namen Habu (oder Hafu), auch wohl Habu no mushi führt und sehr gefürchtet wird. A n m. Von einem japanischen Gelehrten , dessen Vater für Siebold gesammelt hatte, erhielt ich mit mehreren japa- pischen Schlaugenarten zusammen auch drei südasiatische Ar- ten, die offenbar nur durch Tausch oder dergl. in dessen Besitz gekommen sein konnten: Ptyas mucosus L, Amphiesma stolatum D. B., Dendro2)his caudolineatus Grat. 16. Edna esculent a L. 17. Rana tem}) or aria L. juv. 18. Rana rugosa Schl. Bei dem grössten meiner Exemplare (Rumpflänge 46 Mm., Mus. Ber. Nr. 4312) vermisse ich die Gaumenzähne. Die bei- den Gruppen derselben stehen, wenn vorhanden, einander 120 Geaelhchoft rtaturforKcliender Freunde. näher als jede dem Nasenloch ihrer Seite, während bei Bana esrulenia das umgekehrte Verhältniss beobachtet wird. — Der erste Finger liann bis zu einem gewissen Grade o])ponirt werden; er lässt sich in der Ebene der Hand unter einem rechten Win- kel vom zweiten Finger abbiegen und kann dann so weit nach dem fünften Finger hinübergebogen werden, dass er senkrecht zur HandHäche unter dieser hinabhängt. Die Fingerspitzen sind weniger konisch und mehr walzig gerundet, als dies bei R. esculetiia der Fall ist. An der Basis der Handfläche finden sich drei längliche Schwielen von fast gleicher (Jrösse. Di(> Schwiele an der Basis der ersten Zehe ist verhältnissmässig nur halb so gross als bei R.eseulenta. Bei Yokohama und im Hakone- Gebirge gefangen. J9. Bufo vulgaris Laüfi., var. ])rnelext(t tus Boik. 20. Hyla arborea L. Exemplare mit dunklen Flecken auf dem Kücken kommen sowohl auf Honto als auf Yeso vor. Im Magen eiiu's erwach- senen Weibchens fanden sich eine Zahl Ameisen. 21. Polyp edates Schleg elii Günth. Diese Art scheint auch ohne Untersuchung der Zunge und des Sakralwirbels schon durch den Mangel des dunklen Zügel- streifs von der Hyla arborea immer unterschieden zu sein. — Ein ziemlich grosses Exemplar von fast 5 Cm. Kumpflänge besass noch keine Gaumenzähne. Im Magen wurden Reste grosser Cetonien angetroti'en. Yedo, Tsukuba-Berg (nordöstlich von Yedo). 22. Cyno2)spyrrh()onicus v. D. HoEV. Ich erwarb ein so eben gestorbenes männliches Exemplar von 102 Cm. Länge, das in Yedo lebend als Ama-rio (Regen- drache) öttentlich gezeigt worden war. Es stammte, wie wohl alle Thiere dieser x\rt, aus dem südlichen Honto. Erkläruug der Tafel. Fig. 1-5. UpJnteii orientalis Hilgendorf; vergrössert. Fig. 6—10. Trimeresurus Riukiuanus Rilgendorf: in uatürl. Grösse. 122 Geselhchnft vntiirforscfiender Freunde. Herr W. PETERS machte eine Mittheilung über eine neue Art von Fledertliieren, Veftjjcniffo .an^v- latus, von der Papiia-Insel Duke of York. Ves per ugo ang^ilal u s n. sp. V. dente incisivo 1. superioro bicuspidato, praeniolari 1. inter 2. et caninum posito; auriculis niodicis, postice excisis, trago margine anteriore recto, posteriore convexo, basi den- tato; patagiis basi digitorum aftlxis; apice caudae libero. Supra ferrugineofuscus, subtus pallidior. Long, antibr. 34 mm. Habitatio: Insula Papuana „Duke of York". Erster oberer Schneidezahn zweispitzig, die hintere Spitze kaum höher als der zweite, welcher an der Basis grösser ist als jener. Erster oberer Prämolar zwischen dem zweiten und dem Eckzahn, deutlich sichtbar und etwa ebenso gross, wie der zweite Schneidezahn. Die dreilappigen unteren Schneide- zähne stehen in der Richtung des Kiefers; der erstere untere Prämolar ist niedriger, sonst aber kaum kleiner als der zweite. Die Ohren sind in der oberen Hälfte des äusseren Ran- des, wie bei V. maurus, sehr deutlich eingebuchtet, an der Spitze abgerundet, mit vier Querfalten; der Basallappen des äusseren Randes ist flach. Der Tragus ist am vorderen Rande grade, am äusseren convex und an der Basis dieses letzteren mit einem abgerundeten Vorsprunge versehen; die grösste Breite liegt in der Mitte. Die Flughäute gehen an die Basis der Zehen; die äusserste Spitze des Schwanzes ist frei, der Spornlappen flach, der Sporn fast so lang wie die Tibia. Länge bis zur Schwanzbasis 40 mm; Kopf 15 mm; Ohr 13 mm; vord. Ohrrand 8V2 "i^n» Ohrbreite 8V2 iHm; Schwanz 36 mm; Oberarm 20 mm; Vorderarm 34 mm; 1. Finger 6 mm; 3. Finger G2 mm; Oberschenkel 13 mm; Unter- schenkel 14 mm; Fuss 7 mm; Sporn 12 mm. Die Farbe ist rostbraun, am Bauche heller. Die einzelnen Haare sind an dem Basalthcile schieferschwarz, an der Spitze rostfarbig. Flughäute schwarz. Ein, nach der Entwickelung der Zitzen und der BeschatVon- heit der Fingerglieder zu urtheilen , ausgewachsenes Weibchen von der Insel Duke of York. (No. 5402 Mus Berol.) Sif:ii»ischen den sternförmig ausgebreiteten Blumenblättern sich nacli innen biegen und über der Frucht zusammenneigen. Bei anderen Arten - Gruppen der Gattung Homalhnn ver- halten sich die Blüthenhüllen während der Fruchtreife we- sentlich anders, wie dies schon Bentham a. a. 0., der fast alle in dieser Mittheilung besprochenen Thatsachen wenigstens an- deutet , bereits hervorgehoben hat. II. Bei einer Anzahl Arten Süd-Afrikas (Hoinalium /u/esceiiH [F. Mey.] Benth.), der ostafrikanischen Inseln ( H . panniculatum [Lam.] Benth., H. axillare [Lam.] Benth.), Ostindiens {H.nepalense [D. C] Benth. und H. Zeylanicum [Gardn.] Bekth., Chinas (//. fagifoUum [Lindl.] Benth.), der Sunda- Inseln {H. tomentosum [Vent.] Benth.) und Polynesiens {Blackwellia rubiginosaN i^ihh.) vergrössern sich Kelch- und Blumenblätter, welche nahezu von derselben Form und Grösse sind, nach der Befruchtung nicht wesentlich. Dagegen sind dieselben, sowie auch die Fila- mente mit steifen, abstehenden Haaren bedeckt, vergl. Fig. 2, Figur 2. Vi IfoiiKi/iinii fxiiuiini/dtinii Bkntu. rnn-ifc Frucht mit (i(Mi Hlütlionhüllon. b. Kin BliimciiMatt von innon gesehen. c. Ein Staubblatt. . Sitziüuj vom 19. October 1880. 129 und bilden so über der Frucht einen aufrecht abstehenden Schopf, welcher einigermaassen an die vom Pappus gekrönte Frucht einer Coniposite oder noch mehr einer Valeriana erinnert. LiNDLEY (Botanical Register, tab. 1308) und Bektham (a.a.O. pag. 32) vergleichen die Frucht mit ihrem Schöpfe behaarter Blättchen nicht unpassend mit einem Federball, ein Vergleich, der es wohl nahe legt, auch diese Bildung der Blüthentheile mit ihrer Bestimmung als Flugapparat in Beziehung zu bringen. Bei völliger Fruchtreife scheinen auch hier der Kelch und die CoroUe sich sternförmig auszubreiten, wenigstens ist dies bei Hom. tomentosum der Fall, der einzigen Art dieser Gruppe, von der im königl. botanischen Museum ziemlich reife Früchte vorhanden sind. III. Bei Homalium grandifloram Be.nth. aus Malacca und Sumatra (nach Bentham a. a. 0. pag. 37 auch bei Homal. parcifolium Hook. fil. von Borneoj finden wir gerade das um- gekehrte Verhalten wie das, welches wir von der zuerst er- wähnten Arten-Gruppe, namentlich von Hom. bracteatum Benth. angeführt haben. Es sind hier die Kelchblätter, welche, nach der Befruchtung sich vergrössernd, den Flugapparat bilden, wogegen die Blumenblätter kaum verändert über der Frucht zusammenneigen, vergl. Fig. 3. Figur 3. 2,5/^ Homalium yrandiflorum Benth. Fast reife Frucht mit den Blüthenhüllen. 11 130 Gescllxr/i(iß naturforfic/ieiKler Freunde. IV. Bei den tropisch -amerikanischen Arten der Gat- tung, wie bei der zuerst beschriebenen Species Ilomalium raceinosxim jAcq. aus West -Indien, ferner Hom. Racoubea Sw. und Hom. pedicellatum Spruce (Be>th.) sind die Blumenblätter schon bei der Entfaltung der Blüthen von verhältnissmässig [ansehnlicher Grösse (bei erstgenannter Art 0,004 bis 0,005 M.), und können daher, auch ohne sich zu vergrössern, die Verbrei- tung der reifen Früchte durch ihre Tragfähigkeit wesentlich erleichtern. V. An das biologische Verhalten dieser letzten Gruppe schliesst sich endlich das einer noch unbeschriebenen central- afrikanischen Art ^) an, bei welcher von einem Flugapparat ^) Jlomaliuin {Racoubea) Abdessuininadil Aschs. et Schwf. u. sp. (in honorem Mohammedis Abd-es-Ssammadi, Kenusii, itineris Schweinfur- thiani in regioues Niamniam et Mombuttu socii fidelissimi et liberalis- simi). Folia ovata , basi subtruncata, immo subcordata, apice obtiisa vel obtusiuscula vel breviter cuspidata (ca. 0,07 m. longa, 0,05 m. lata, petiolo 0,01 m.) serrato-crenata , subcoriacea , supra ex- cepto nervo mediane pulverulento-puberulo glaberrima lucida, subtus opaca, in nervis pubescentia; stipulae caducissimae ; inttorescentiae pube- rulae, terminales et ex axillis folioriim suprcinornm prodeuntes, parum ra- mosae, ramificationibus spicas laxiusculas sistentibus folia parum exceden- tibus ; bracteae ovatae - lanceolatae, deciduae; floressessiles (0,007 m. diam.) 6 meri; cupula de presse -campanu lata; petala oblongo- ovata, extiis tomentella, sepalis tomentellis duplo longiora et latiora, demuni rcflexa submarcescentia ; stamina 15, 3 -na cuitjue petalo oppo- sita; ovarii pars libera more generis breviter hirsuta, conica, in stylum gracilicoiiicum glabrnm apice breviter pro carpelloruni numero partitum desinens; fructus lignosus indehisceus, semen in oxcmplis inspectis unicum peifoctiim fovens. liabitat ad fluvium Ibba territorii Niamniam 24. Januar. 1870. SCHWEINEURTH 39.54 ! Species fructu lignoso iudoliiscente ab //. aiajuxti/o/iu S.m. , unica sectionis Racuuheae specie africana hucuscpie descripta, omniuo alieua, multo magis affinis specicbus brasiliensibus inprimis II. denxißoru Spruce (BicNTH.), quod (ex descript. Cl. Bentham i.e. pag. 36 et CI. Eichler, Fl. Brasil. XIII. I. pag. 506) praeter foliorum ellipticorum vcl oblongo- rum basi eta|)ice aciitatornm forniani ditt'ert ovarii parte libera cum adnata aeh'itbeii der Compositeu, auf loealeui Stillstand des Wachstbums. Sitzumj vom 10. Octoher 1880. 139 Bestimmung der Symme^ralc nicht vorhanden sind. Jedenfalls aber ist das Verhalten in etwas von dem bei Wachendorfia verschieden, da die Symmetrale hier (bei Anigosanthus) durch die Commissur zweier Perigontheile, nicht aber wie dort durch die Mitte derselben hindurcht'ührt (vergl. Fig. Bl u, AI). Die Wickel von Anigosanthus gleichen in allen Stücken den Inflorescenzeu der Borragineen und ich zweifle nicht, nach dem was ich an jüngeren Stadien gesehen habe (ganz jugend- liche konnte ich allerdings nicht untersuchen) , dass sie auch in ähnlicher Art wie bei jenen entstehen, wozu man denn Gcebel's bekannte Abhandlung „über die Verzweigung dorsi- ventraler Sprosse" in Band IL Heft 3 der „Arbeiten der bo- tanischen Instituts zu Würzburg", nebst Zusätzen in „Flora" 1880 No. 27 vergleichen wolle. Gesetzt nun, es wäre so, sollte man diese Inflorescenz deswegen, wie es Ggebel bei den Borragineen thut , als dorsiventrale Aehre betrachten? Es würde dem zunächst die Analogie der doch nächstverwandten Wachendorfia nicht günstig sein , wo wir die Wickel ganz un- zweifelhaft vor Augen haben. Sodann wäre hervorzuheben, dass bei Wachendorfia die anfangs, wie gesagt, evidente Wik- kel sich bei und nach der Entfaltung derart verändert, dass sie der von Anigosanthus sehr ähnhch wird: mit fast geradem Sympodium, die Blüthen, resp. Früchte, in 2 Zeilen auf der Oberseite, die Brakteen rechts und links an den Flanken des- selben (Fig. A3); und endlich finden sich auch bei Anigo- santhus selbst dann und wann Vorkommnisse, in Gestalt zick- zackartiger Knickung der untersten Axenglieder und dergleichen, welche einen Uebergang zur unzweifelhaften Wickel vor Augen stellen. Aus diesen Gründen möchte ich einestheils die In- florescenz von Anigosanthus, selbst wenn sie sich in der oben angedeuteten Weise bilden sollte, für eine Wickel ansehen; anderentheils aber bestimmen mich diese , sowie ähnliche Er- scheinungen, die Frage nach der morphologischen Natur der Borragineen - Inflorescenzeu, sowie der anderen, welche von GcEBEL unter die gleiche Kategorie gebracht worden sind, noch nicht für abgeschlossen zu halten. Auf eine weitere Discus- sion des Gegenstandes kann ich jedoch heute nicht eingehen. — Als ein drittes Beispiel von Monocotylenblüthen , deren 140 Gesellfivli(ift iiatnrj'ursc/ieiD/cr Freunde. Symmetrale nicht mit der Mediane zusammenfällt, nenne ich (ausser den Commelinaceen, derentwegen man meine Bliithen- Diagramme I. pag, 140 ft". vergleichen wolle) noch die Gattung Pontederia. Nach fast allen früheren Angaben, auf welche hin es auch in meinen ,,Blüthendiagranimen'' zu lesen ist *), sollen die Blüthen von Pontederia median -zygomorph sein; die ur- sprüngliche Disposition (Fig. C 2) zeigt jedoch eine Abweichung Figur C. l'iiiilrdcrid <T()MK mit gcwolmtor Beivitwilligkeit oiitworteu. Sitzuiuj vom 16. November 1880. 149 rA Fig. 1. Aufriss des Mittelährchens einer Trias von Festuca inops var. spiralis. ^/i rh Axe des Gesammtblüthenstandes. r Seitenzweig. p Aehrchenstiele. gi, gs Untere und obere Gluma. pi Deckblatt der Blüthe (Palea inferior). ps. Vorblatt derselben (Palea superior). pst Sterile Spelzen. Stellung sämmtlicher Spelzen bei der ungeheuren Mehrzahl der Grasährchen zu beobachtenden zweizeiligen Anordnung ab; die Gluniae stehen sich nicht diametral gegenüber, sondern sind nach einer Seite und zwar nach der von den beiden anderen Aehrchen der Trias abgewendeten, also nach aussen zusammengeschoben. Die Deckspelze der einzigen ausgebil- deten Blüthe (pi) statt in die Richtung der unteren Gluma (gi) zu fallen, ist nach dem Innern der Trias gewendet, so dass sie mit den beiden Glumis einen Cyclus nach Vs Stel- lung bildet. Auch die sterilen Spelzen (p st), an Zahl etwa 150 Gesellschaft naturforschender Freunde. Fig. 2. Diagramm einer Aehrchcn-Trias (nach E. Hackel). Bedeutung der Buchstaben wie in Fig. 1. — f 1 Blüthe. Die sterilen Spelzen sind nach der Höhe ihrer Insertion mit 1 — 12 bezeichnet. 10 — 12, welche gewissermaassen einen langgestielten Pinsel bilden, sind in der Weise spiralig angeordnet, dass sie paar- weise genähert sich annähernd diametral gegenüber stehen (wobei jedoch stets eine der beiden Spelzen jedes Paares deut- lich höher inserirt ist) , diese Paare aber gegeneinander stets nach derselben Seite und ungefähr unter gleichem Winkel verschoben sind; eine Anordnung, welche an die der Trag- blätter (und Blüthen) im Kopfe von Dipsacus, oder noch ge- nauer an die Blattstellung von Najas erinnert, da auch bei dieser Pflanze in jedem Paare ein oberes und ein unteres Blatt sofort unterschieden werden kann. Das geschilderte, von Herrn IIackel constatirte Verhalten findet sich nun nicht bei allen Exemplaren unseres Grases; bei einer Anzahl der von Eurenueiig gesammelten Exemplare (der Befund seiner Sammlung lässt es wahrscheinlich erschei- Sitzung vom Iß Novemher 1880. 151 nen, dass diese abweichende Form stellenweise in grösserer Menge vorkommt) ist die Stellung der Spelzen (vergl. Fig. 3 Aufriss, Fig. 4 Diagramm) mehr oder minder vollständig die Fig. 3. Aufriss eines Aehrchens von Festitca inops var. mhdisücha. (^i) Bezeichnung wie in Fig. 1. Fig. 4. Diagramm eines Aehrchens von Festiica inops var. subdisticha. Bezeichnung wie in Fig. 2. 1 52 Gesellschcift iKiturfurscItender Freunde. bei der Mehrzahl der Gramineen vorkommende : Die Ghi- mae sind diametral gegenübergestellt, die Falea inferior fällt in die Richtung der unteren Gliima und auch die sterilen Spelzen, deren Zahl selten mehr als 5—6 beträgt, sind mehr oder minder vollkommen zweizeilig gestellt. Es scheint, als ob Delile nur Exemplare dieser Form bekannt waren; we- nigstens zeigt das einzige Aehrchen, welches Vortragender von dem spärlichen Material des Herbariums zu Montpellier für das königl. botanische Museum zu Berlin erlangen konnte '), die zweizeilige Anordnung der Spelzen. Herr Hackel consta- tirte die wichtige Thatsache, dass diese zweizeiligen Aehrchen an solchen Exemplaren vorkommen, deren Rispe auf eine ein- fach Traube reducirt ist, deren Seitenäste nur ein einziges Aehrchen , niemals aber eine Trias tragen. Es ist noch zu constatiren , dass die Endährchen der Rispe , welches durch ein ziemlich verlängertes Internodium von der Abgangsstelle des obersten Seitenzweiges getrennt ist, in der Regel nur aus einigen rudimentären Spelzen besteht; in einigen Fällen bemerkte Vortr. indessen sowohl an den Exemplaren mit zwei- zeiligen Spelzen, welche wir der Kürze halber als Varietas subdisticha AscHEns. et Hackel bezeichnen wollen, als auch an denen mit spiraliger Anordnung, var. spiralis Ascueks. et Hackel, eine beträchtlichere Entwickelung, indem die Glumae und die sterilen Spelzen mehr oder minder vollkommen zwei- zeilig angeordnet, letztere wie gewöhnlich durch ein verlänger- tes Internodium über die Glumae emporgehoben, vorhanden sind. In einem Falle (var. sjnralis) ist sogar auch eine Blüthe ausgebildet, deren Deckspelze mit den Glumis einen '/g Cyclus bildet, wogegen die sterilen Spelzen zweizeilig angeordnet sind. Herr H. Potonk; fand an einem Exemplare der var. spiralis auch Rispenäste, welche statt 3 nur 2 Aehrchen tragen, ohne ^) Vortr. kann bei dieser (jelogonlieit nicht dankbar genug die Cio- fälligkeit anerkeinion , mit der Herr Conservator Barkandon ihm bei seiner Durchsicht des Dr.Lii.E'schen Herbarium Aogyptiacum bohülHich war, sowie die Liberalität!, mit welcher er dem Vortr. Probon zulii- reichor wichtiger Original-Kxeinplarc für das hiesige konigl. Hotanisclic Museum übcrlicss. SitzuiKj vom 10. Xuccmber 1880. 153 dass die Anordnung der Spelzen von denen der Triaden verschieden war. Diese so bemerkenswerthe Abweichung in der Stellung der das Aehrchen zusammensetzenden Hochblätter von der in der Familie überwiegend beobachteten zweizeiligen Anordnung, gewinnt ein besonderes Interesse , weil sich diese Abweichung mit grosser Wahrscheinlichkeit auf mechanische Ursachen zurückführen hässt. Ein Blick auf das Diagramm (Fig. 2) wird dies deutlich machen. Obwohl entwickelungsgeschichtllche Beobachtungen über diese bisher noch nicht in Cultur befind- liche Species nicht vorliegen, so lässt sich aus den fertigen Zu- ständen doch mit grosser Wahrscheinlichkeit schliessen , dass sich die 3 Aehrchen einer Triade annähernd gleichzeitig und zwar aus dicht aneinander gedrängten Primordien entwickeln. Ferner ist es in hohem Grade wahrscheinlich, dass die Anlage der Deckspelze der einzigen Blüthe nahezu gleichzeitig mit der der beiden Glumae erfolgt. Wäre nun die Anordnung der Spelzen die gewöhnliche, so würde in der Mitte der 3 Pri- mordien ein leerer Raum entstehen müssen, wogegen nur die in dem Diagramm dargestellte Anordnung eine vollständige Ausnutzung des vorhandenen Raums gestattet. Was die spi- ralige Anordnung der oberen sterilen Spelzen betrifft, so ist bei ihrer verhältnissmässig grossen Anzahl und dem Kurzbleiben der sie trennenden Internodien das Ausweichen der Spelzenpaare ebenfalls durch die Beschränktheit des Raumes erklärlich, da eine zweizeilige Anordnung weit mehr Raum beanspruchen würde. Ein analoger Fall wurde, worauf Herr Hackel aufmerksam macht, von Maxwell Masters beobachtet, welcher in See- mann's Journal of Botany I. pag. 8 ein Lolium peremie var. sphaerostachyinn beschreibt, eine monströse Form, bei der sich eine grosse Anzahl steriler Spelzen entwickelt, die dicht zu- sammengedrängt und von der zweizeiligen Anordnung abwei- chend, dem Aehrchen eine rundliche Gestalt verleihen. Die Anordnung dieser Spelzen bezeichnet der Verfasser zwar als „ in circles or whorls", doch vermuthet Hackel wohl mit Recht eine der oben beschriebene ähnliche Anordnung. Bei der var. subdisticha, wie auch bei den einzeln stehenden Gipfel- ährchen fällt bei dem Mangel der Raumbeschränkung die Noth- 1 54 Gceflsc/iaß iKititrforsfliciuler Freunde. wendigkeit der abweiclienden Blattstellung innerhalb des Aehr- chens fort. Wenn trotzdem die normale Zweizeiligkeit nicht immer vollständig wieder in die Erscheinung tritt, so erklärt Hackei. dies wohl mit Recht durch die angeerbte Tendenz zur spiraligen Spelzenstellung, Dass die Zweizeiligkeit bei den sterilen Spelzen häufiger und vollkommener eintritt, erklärt sich wohl auch durch ihre bei der Var. subdisticha geringere Zahl. Die dürftigere Entwickelung der Rispe und das ver- muthlich doch seltenere Auftreten dieser Varietät sprechen für Hackel's Ansicht, dass dieselbe eine verkümmerte, atavistisch zurückschlagende Form und nicht etwa die erhaltene Stamm- form dieser Art darstellt. Vielmehr hat die Ansicht des österreichischen Agrostographen viel für sich, welcher die Ab- stammung der Festuca inops von einer F«//«"a-Form ableitet, welche ebenfalls dreiährige Rispenäste besass, bei denen aber 2 seitliche Aehrchen in verschiedener Höhe unterhalb eines (Tipfelährchens angeordnet waren , wie dies z. B. bei Festuca uniglumis SoL. der Fall ist. Die Zusammenschiebung der 3 Aehrchen auf einen Punkt würde somit durch die dadurch ent- standene Raumbeschränkung die abweichende Anordnung der Spelzen hervorgerufen haben, welche auch bei Abkömmlingen, bei denen die Raumbeschränkung wieder fortfällt , var. sub- disticha, nicht immer ganz aufgegeben wird. So auffällig die besprochenen Thatsachen auch sein mögen, so sind doch bei manchen anderen Gräsern ähnliche Fälle bekannt, bei denen eine analoge Erklärung jetzt vielleicht nicht mehr zu gewagt erscheinen dürfte. Hierher gehört vor Allem die vielbesprochene Anordnung der Spelzen bei Hordeum, welche Hochstetter (Flora 1848. pag. 123 ff.) zu der schwer- lich begründeten Annahme veranlasste, dass die beiden Glu- mae nur die Hälften einer gespaltenen gluma inferior darstellen, die gluma superior aber fehlgeschlagen sei. Bei den echten Arten dieser Gattung ist meist nur eine fruchtbare Blütlie aus- gebildet, deren verhältnissmässig zu den seitlich stehenden, nach vorn genäherten Glumis sehr voluminöse Deckspelze nach vorn gewendet ist. Auch bei Hordeum entwickeln sich in der Regel 3 Aehrchen in unmittelbarer Berührung, bilden indess keine dreiseitige Gruppe wie bei Festuca inojjs, sondern sind Sitzung vom 16. November 1880. 155 neben einander der sehr voluminösen Axe des Gesammt- blüthenstandes angedrückt. Hier ist oflenbar die Stellung nach vorn diejenige, welche der Deckspelze am meisten Raum zur Entwicklung gewährt , da auf der Hinterseite des Aehrchens der Raum durch die Rhachis beschränkt wird; die Verschie- bung des Glumae nach vorn erklärt sich durch dieselben Gründe. Bei einer in einem demnächst erscheinenden Hefte der Flora Brasiliensis von Döll unter dem Namen H. ambiguum beschriebenen Form findet sich übrigens, wie Herr Eichleu im Anschluss an diesen Vortrag erwähnte, eine ähnliche Anord- nung der Aehrchen wie bei Festuca ino^js var. spira/is. Diese Form steht jedenfalls dem H. murinum L. sehr nahe. Bei dieser Art treten die seitlichen Aehrchen beträchtlich hinter das mittlere zurück und sind bereits etwas nach innen (nach der Mediane) zu genähert; bei H. ambiguum Döll aber be- rühren sie sich in der Mediane, so dass der Raum durch die drei Aehrchen völlig ausgefüllt wird. Allerdings ist hier, da die Stellung der Spelzen dieselbe bleibt, wie sie in dieser Gattung normal ist, mithin sowohl die Paleae inferiores als die Glumae nach aussen fallen, die Raumausnutzung nicht so voll- ständig, wie bei Festuca mops; da indess die breite Palea inferior den grössten Theil der Aehrchenaxe umgibt, so bleibt bei der Anlage desselben nur ein kleiner Theil am inneren Umfange der letzteren leer. Eine Erwähnung verdient auch das Verhalten der Spelzen bei Lepturus incurvatus (L. fil.) Trln., da hier, obwohl auf an- dere Weise, eine Stellung zu Stande kommt, welche mit der bei Festuca inops beobachteten sehr nahe übereinstimmt. Bei den Seitenährchen dieser Art wird die Raumbeschränkung da- durch veranlasst, dass das Aehrchen in eine tiefe Grube der Rhachis eingesenkt ist; die Glumae finden innerhalb derselben keinen Platz, sondern stehen unmittelbar neben einander und schliessen die Grube nach aussen, wogegen die Deckspelze der einzigen bei dieser Art entwickelten Blüthe etwas schief nach innen (der Vorspelze natürlich nach aussen) fällt, mithin mit den Glumis annähernd ebenfalls einen '/g Cyclus bildet. Das F'ehlschlagen der der Rhachis zugewendeten unteren 156 Ge-^el/<(linft naturforsichender Freuink. Gluma an den Seitenährchen von Lolium und Lepturus cylin- dricus (Wii.i.i).) Trin. ist auch von älteren Morphologen bereits durch die Raumbeschränkung erklärt worden. Nachschrift. Nachdem diese Mittheilung bereits in Druck gegeben , fand Vortr. in einer so eben von Herrn WiFiLiAJi Haubicy erhaltenen Sammlung auf einer ürientreise im Frühjahr 1880 gesammelter Pflanzen Festuca inops von einem neuen Fundorte, Abu Mersük zwischen Qatieh und Ei- Arisch im nordöstlichsten Winkel von Unteraegypten. Da dies Gras somit nahe dem westlichen und östlichen Endpunkte der aegyptischen Mittelmeerküste constatirt worden ist, dürfte es sich als weiter verbreitet herausstellen. Die von dem Schweizer Reisenden eingesandten Exemplare gehören (ob zu- fällig?) sämmtlich der var. subdisticha an. Herr HARTMANN sprach über einen jungen Dugong (Halicore cetacea Ilmg). — Dies Specimen befindet sich z. Z. in Weingeist aufbewahrt im hiesigen anatomischen Museum, dessen Direction dasThier von dem bekannten Naturalienhändler H. Schilling in Hamburg erworben hat. Die sämmtlichen Bauch-Eingeweide fehlen. Der gerundete Kopf ist durch eine den sehr kurzen Hals darstellende, namentlich dorsalwärts entwickelte Einbiegung gegen den walzenförmigen, nach der Schwanzfinne hin allmählich, aber doch ziemlich stark sich ver- jüngenden Leib abgesetzt. Die IJrustfinncn besitzen eine breite Basis, sind von aussen nach innen comprimirt und endigen stumpfspitzig. Obwohl die knöcherne Grundlage dieser letz- teren Theile noch eine derjenigen der Robben wenigstens sich nähernde Gliederung zeigt, so fehlt ihnen doch die Beweglich- keit, wie eine solche selbst noch die Brustfinnen der Manati's darbieten. Die Brustfinnen des Dugong besitzen vielmehr etwas von der äusseren rudimentären Form und der UnbehidHichkoit dieser Theile bei den echten Cetaceen. Ilumcrus, Radius und Ulna sind kürzer, der Carpus ist weniger complicirt, als bei Manatus. Das Schwanzende ist oberhalb mit einer kielartigen Längs wulstung versehen. Diese verläuft sich nach vorn in die allgemeine Körperbedeckung, endet aber hinten erst im Grunde des die Lap|)on der Schwanzfinne von einander tren- Sitztinff vorn IG. November 1880. 157 nendeii Einschnittes. Diese Lappen sind an ihrem Grunde breit, krümmen sich halbmondförmig lateral- und liinterwärts und haben deutliche Spitzen. Der Kopf nimmt unser Haupt- interesse in Anspruch. Die Augen sind klein, ihr Schlitz ver- läuft parallel mit der Korperaxe. Lider fehlen. Die Nickhaut fand ich an unserem Specimen als breite, dünne Plicae semi- lunares im vorderen Augenwinkel. Die OhröfFnung, klein und geschlossen, befindet sich hinter- und etwas oberhalb der Augen. Die Schnauze besitzt mächtige falten- und wulstreiche, durch eine deutliche, unregelmässig - sinuöse Ringfurche gegen den übrigen Theil des Kopfes abgesonderte, eine Art Flotzmaul bildende labiale Polster. Diese Bildung ist namentlich am oberen Schnauzentheil sehr entwickelt. Hier überragt dieselbe als eine halbringförmige , nach oben und lateralwärts convexe Masse die Wulstung iles Unterkiefers. Im obersten Abschnitt der oberen Wulstung befinden sich die beiden runden , durch ein 1 1 Mm. breites Septum von einander getrennten Naslöcher. Diese sind durch zwei fleischige, Stempel- oder pflockartige Wulstungen im Boden jeder Nasenhöhlenkammer verschliessbar. Vom unteren Umfange der oberen labialen Polster aus ragt ein vorn abgerundetes, zungenförmiges Gebilde nach unten in die Maulöflfnung hinein. Es ist dies der die oberen hauer- artigen Schneidezähne tragende, massig entwickelte Zwischen- kiefer. Aus je einer lateralen, wulstig umrandeten Oeffhung des zahnfleischartigen Ueberzuges des letzteren ragt eins der an diesem Specimen nur 30 Mm. langen noch kegelförmigen Zähnchen hervor. Die untere etwas concave gaumenartige Fläche des Zwischenkiefers ist ebenfalls mit einer straffen, zahnfleischähnlichen Schicht bekleidet, an welcher sich vorn eine parabolisch - gekrümmte , nach vorn und unten geöffnete Reihe von 8 Hauptpapillen zeigt, wogegen nach hinten und oben fünf übereinander angeordnete, ebenfalls parabolisch ge- krümmte Reihen kleiner Papillen sich sehen lassen. Alle diese Papillen sind kreisförmig begrenzt, hornig und ragen nur wenig über das Niveau ihrer Umgebung hervor. Am wulstigen Lippensaum des Unterkiefers befinden sich vorn jederseits eine ovale, hornige, plaqueartige Schwiele. Sperrt man an dtm Thiere das Maul auf, so weichen die 158 Gesellschaft natnrforscliender Freunde. Ober- und der Unterkiefer weit von einander, die Falten und Wulstungen der labialen Polster gleichen sich z. Th. aus, die unteren Lippenränder glätten sich mehr und mehr. Man sieht alsdann im Boden der Mundhöhle die ovale, abgeflachte pa- pillenreiche Zunge und zwei hornige, warzige, schildartige Stellen an den Kieferbasen, welche letztere mit den Horn- platten der Rhytina verglichen worden sind. Mit welchem Recht lasse ich dahingestellt sein. Im Grunde dieser Höhle öffnet sich der birnförmig nach oben sich erweiternde Schlund. Von den Mahlzähnen sind erst die vorderen im Durchbruch begriffen. Die innere Wangenhaut ist mit kegelförmigen, spitzen , harschen Papillen und mit längeren , harten , borsten- förmigen Gebilden besetzt. An unserem Dugong ist die dunkel graubräunliche, dem Brun de Vandyck unserer Malerateliers entsprechende Ober- haut z. Th. abgerieben. Uebrigens ist das allgemeine Integu- ment faltig und runzlig wie Schweineschwarte, voll grosser, im Boden der Runzeln befindlicher Poren und ist spärlich mit kurzen, steifen, gelbbräunlichen Borsten bewachsen. Ich habe an dem Specimen mit einem grossen stählernen Stangencirkel , mit VmcHOw'schem Tastercirkel und mit dem Stahlbande folgende Maasse genommen : Gesammtlänge — 1023 Mm. Kopflänge zwischen Schnauzenspitze und Hals- einbuchtung = 260 Mm. Abstand zwischen Schnauzenspitze und vorderem Augenwinkel ^ 110 Mm. Länge, des Augen- schlitzes — 8 Mm. Abstand des hinteren Augenwinkels von der Basis der Brustfinne = 120 Mm. Abstand zwischen Maulwinkel und Basis der Brustflosse = 150 Mm. Abstand zwischen Schnauzenspitze und Maulwinkel im Bereich des Oberkiefers — 75 Mm., des Unterkiefers = 70 Mm. Länge des Vorderrandes der Brustfinne - 210 Mm., des Hinterrandes 230 Mm., gerade senkrechte Länge derselben == 230 Mm., Breite derselben in ihrer Mitte - 110 Mm. Ganze Breite der Schwanzfinne — 480 Mm. Tiefe eines Lappens derselben an seiner Basis -- 190 Mm. Umfang des Kopfes in seiner Mitte — 530 Mm., des Rumpfes in seiner Mitte - 720 Mm. Die begleitenden von mir nach der Natur und in natür- licher Grösse angefertigten Aquarellzeichnungen stellen den Sitzung vom IG. November 1880. 159 Kopf des Thieres von der Seite und von vorn dar, in letzte- rem Falle mit lialbaufgerissenem Maule. Ich habe auch die im Ganzen genügende Gesammtabbildung des Thieres nach Q,üoy et Bevalet aus dem zoologischen Atlas der Voyage de l'Astrolabe Mammiferes pl. 27 beigefügt. Diese Tafel enthält auch anato- mische Details. Noch schönere Abbildungen begleiten Rapp's Ce- taceen und den zoologischen Atlas der Voyage de l'Astrolabe et de la Zelee, Mammiferes, pl. 20, 21 etc. Die auf der letzteren dieser Tafeln dargestellten Papillenreihen der Unterfiäche des Zwischen- kiefers entsprechen in ihrer Anordnung übrigens meiner eigenen Aufnahme nicht. Auch ist die Schwanzfinne unseres Exem- plares hinten etwas tiefer eingeschnitten als es auf pl. 20 1. s. c. dargestellt worden ist. Endlich gebe ich meinen Be- merkungen die farbigen Schädelzeichnungen von Halicore und Maiiatus americanus nach Exemplaren des hiesigen anato- mischen Museums bei. Diese Bilder lassen bei beiden Formen der Sirenia die mächtige charakteristische Entwickelung der Zwischenkieferbeine erkennen. Herr HARTMANN sprach ferner über den Torus OCCi- pitalis transversis am Hinterliauptsbeiiie des Menschen. — In meinem binnen kurzer Zeit im Verlage von Veit & Comp, zu Leipzig erscheinenden Werke „Der Gorilla'-, zoologisch-zootomische Untersuchungen, 4", findet sich S. 120 folgender Passus: „Dagegen habe ich die Ueberzeugung ge- wonnen , dass beim Menschen nicht selten etwas einer Crista larabdoidea Aehnliches vorkomme. Wir sehen nämlich nicht bloss bei sogenannten niederen Stämmen , sondern auch an ganz gewöhnlichen Schädeln unserer Anatomien , z. B. der Berliner, über die Wölbung des Hinterhauptsbeines eine knö- cherne Querwulstung hinwegziehen. Dieselbe fällt häufig mit den Lineae nuchae superiores (supremae) zusammen und findet ihren Mittelpunkt in der Protuberantia occipitalis externa, oder sie bildet unterhalb der ersteren eine besondere Erhabenheit. Sie kann mit den Lineae nuchae supremae et mediae zusam- mengehen oder es sind diese beiden letzteren ausgeschlossen" etc. Diese Beobachtungen rühren aus dem Jahre 1876 her. Ecker's Arbeit über den von ihm sogenannten, die oben er- wähnte Wulstung charakterisirenden Torus occipitalis trans- 13 160 Gesellschaft naturforscheiuhr Freunde. versus kam mir erst zu Gesicht, als jener Passus in meinem citirten Werke bereits abgesetzt war. Dies Buch konnte we- gen des in unregehnässigen Pausen eintretl'enden neuen Mate- rials nur langsam fortschreiten und wurde es mir aus rein redactionellen Gründen unmöglich , damals Eckkr"s Arbeit noch an Ort und Stelle zu verwerthen. Ich wollte dies in einer ausführlichen Anhaugsbemerkung thun, allein es Hess mir hierzu die beträchtliche Ueberschreitung der von mir ursprüng- lich ausbedungenen Bogenzahl meinem Herrn Verleger gegen- über keinen Spielraum mehr. Indessen konnte ich um so eher auf eine nachträgliche Auseinandersetzung in meinem eigenen Werke verzichten , als mit diesem , wie auch in der Vorrede zu demselben des Breiteren erwähnt wird, meine Untersu- chungen über die Osteologie der Anthropoiden noch bei Weitem nicht abgeschlossen werden. In diesen Fragen bringt ja fast jeder Tag etwas Neues und ist es nur gut, wenn die Behand- lung dieser allgemein interessanten Dinge gehörig im Flusse bleibt. Ich werde Ihre Aufmerksamkeit, meine Herren, noch öfter für Mittheilungen in Anspruch nehmen müssen, welche, im Anschluss an jenes Opus , meine eigenen fortlaufenden Untersuchungen über die menschenähnlichen Affen betreffen. Nun ist vor Kurzem ein sehr gediegener Aufsatz des Prof, Waldeyer über die Squama ossis occipitis mit besonderer Be- rücksichtigung des „Torus occipitalis'' erschienen (Archiv für Anthropologie, XII. Bd., 4, Heft, pag, 453 ff,). Walueyek wird in dieser Arbeit zunächst früheren Beobachtern gerecht, die, wie Schaaffhausen , Meukel, Joseph, Viucuow, das in Rede stehende Vorhältniss bereits vor Ecker discutirt haben. Ich selbst schilderte das Vorkonuneu der Linea nuchae su- perior oder wie man consequenter Weise stets sagen sollte, der Linea nuchae sujtrema, bei Chimpanses bereits 1872 im Archiv für Anatomie etc. von Keiciiert und Du Bois Reymomu. Man wird nun in meinem citirten Werke über den Gorilla öfters dieser Lineae nuchae Erwähnung ünden und daselbst meine eigenen Ansichten über das Auftreten einer Lin. nuchae supreraa selbst beim Gorilla entwickelt sehen. Waldeyeu be- bemerkt a. a, 0. pag. 460: „Es folgt aus diesen Befunden, dass der Torus bei den Europäern doch wohl häutiger vor- Sifciin;/ fODi 16. November 1880. ]61 kommt , als nach den vorliegenden Publicationen anzunehmen war, dass er ferner nicht als eine ausnahmslos vorkommende Raceneigenthümlichkeit zu bezeichnen ist, da er z. B, , wie Joseph und Krause übereinstimmend angeben, auch bei einer grossen Anzahl von Pajo«a-Schädeln fehlt, und dass man ihn endlich nicht als ein an uns für sich charakteristisches Merkmal niederer Menschenracen ansehen darf, da er einmal an den Negerschädeln sehr selten zu sein scheint (Merkel, Ecker — auch an den Negerschädeln der hiesigen Sammlung fehlt er) und ferner an den Europäerschädeln der heutigen Zeit in bemerkenswerther Häufigkeit gefunden wird. Damit soll nun selbstverständlich dem Torus occipitalis nicht der anthropologische Werth abgesprochen werden. Als pithekoide Bildung muss er schon an uns für sich einen solchen bean- spruchen, und da er, wie sicherlich zugegeben werden muss, an prähistorischen Schädeln und Schädeln niederer Racen doch ungleich häufiger ist, so bleibt er immerhin ein wichtiges Hülfsmerkmal, welches im Verein mit anderen den Rückschluss auf einen Schädel niederer Form wohl gestattet." Waldeyer macht uns in einem Schlusswort mit Arbeiten des Dr. B. Ha- gen: lieber einige Bildungen an der Hinterhauptsschuppe, Inauguraldissertation, München 1880 etc., bekannt. Hagen nimmt hiernach als typische Form des Torus diejenige an, welche auch Ecker als solche beschrieben hat, d. h. einen queren Wulst mit abgerundeten oberen und unteren Grenzen, der in der Mitte weder durch eine Protuberanz, noch durch eine Einkerbung unterbrochen ist. Diese Form fand er nur bei Australiern und Amerikanern; die Europäerschädel zeigten mehr die in der Mitte unterbrochene Uebergangsform etc." Obwohl ich eine statistische Uebersicht des Vorkommens eines Torus nach dem mir zugänglichen Material im II. Bande meiner „Nigritier" zu geben gedenke, so will ich doch hier vorläufig noch folgende Punkte berühren. Ich gebe Waldeyer Recht, indem er am Schlüsse seines Aufsatzes betont, dass auch den Europäern die reinen Torusformen zugestanden wer- den müssen. Ich finde aber, dass hierauf das Wort „seltener" kaum angewendet werden darf. Häufig begegnet man dem Torus an aegyptischen Mumienschädeln, er ist jedoch an an- 1 (j2 Gesellschaft naturforschendtr Freunde. deren Schädeln afrikanischer, auch echt nigritischer Racen, an mongolischen, nialayischen etc. Schädeln keineswegs so selten. Dass ich dem Torus , abgesehen von menschlichen Racen , im Allgemeinen einen pithekoiden Charakter zuzuschreiben geneigt bin, geht aus meiner Ausführung auf S. 120 meines Gorilla- Werkes hervor. Der Torus zeigt sich beim erwachsenen Menschen nach meinen Untersuchungen entweder im Bereiche der Lineae nuchae supremae oder auch der Lineae nuchae me- diae oder er erscheint — und das ist das häufigste Vorkommen bei Menschen ganz verschiedener Racen — als ununterbroche- ner Querwulst mit und ohne Höcker in den zwischen Lin. nuchae supremae und mediae gelegenen Knochenfelde. Am er- wachsenen Chimpanse weiblichen Geschlechts bihiet sich der Torus an den obersten Nackenlinien oder in dem zwischen den obersten und den mittleren dieser Linien befindlichen Felde aus. Schliesslich legte der Vortragende die von ihm nach dem Leben augefertigte Aquarellabbildung einer im hiesigen Aquarium während des vorigen Jahres längere Zeit hindurch lebend gehal- tenen Wurzelqualle (Rhizostoma Aldrovandii) vor. Das Thier erschien mit einem zarten , in Chamois spielenden fleischfarbenen Gesammtkolorit und zeigte blau-, auch bräun- lich violette Striche am Rande der Umbrella, an den Lappen und an den Enden der Tentakeln. Das schöne Geschöpf hielt sich meist ruhig schwebend an einer dem Lichte zugewen- deten Stelle des für seine Unterkunft hergerichteten, geräu- migen Bassins. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Verhandlungen der Commission der europäischen Gradmessung, 1880. Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen den Stern- warten von Güttingen und Altona. Kiel, 1880. A. Fritsch, Vogel Europas, Text und Atlas. RoBiNSKi , De rinfiuencc des eaux malsaines sur le typhus exanthcmatiquc, Paris, 1880. Sitzuiuj vom 16. Nuccmhcr 1880. 163 Schriften der physikal. - Ökonom. Gesellschaft zu Königsberg, \^. Jahrg., 2. Abth., 1877; 19. Jahr., 1. u. 2. Abth., 1878; 20. Jahrg., l.u. 2. Abth., 1879; 21. Jahrg., 1. Abth., 1880. Memoires de l'Academie iinper. des sciences de St. Petersbourg, XXVII., 5—12. Videnskabelige Meddelelser fra naturist. Forening i Kjöben- havn, 1874—1880. Leopoldina, XVI, 19—20. Deutsche entomologische Zeitschrift, 24. Jahrg., 2, 1880. Jahresbericht der akademischen Lesehalle in Wien, 1879/80. Bulletin de la Societe imper. des naturalistes de Moscou, 1880, No. 1. Journal of the Royal Microscopical Society, III., 5., 1880. Science Observer, III, 3, Boston, 1880. Bibliotheca Carpatica von Hugo Pater, Jglo, 1880. ScHüBELEK , Die Pflanzenwelt Norwegens, Christiania 1875 (mit Karte). Kjbrülf, Om skuringsmärker glacialformationen og terrasser, 1 u. 2. Christiania, 1871 — 1873. — Om stratifikationens Spor, 1877. Sparke — Schneider , Enumeratio insectorum Norvegicorum, Fas. IV. 1877. CoLLET, Om slaegterne Latrunculus og Crystallogobius, 1876. — Bemärkninger om Norges Reptilier og Batrachier, 1878. NöTLiNG, Die Entwickelung der Trias in Niederschlesien, 1880. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Nr. 10. 1880. Sitzungs- Bericht der Gesellschaft iiaturforscheiider Freunde zu Berlin vom 21. December 1880. Director: Herr A. W. Eichler. Herr W. PetEKS machte eine Mittheilung über die Va- riation der Fusszahl hei Peripatus capensis Guiübe. Schon früher (Sitzung v. 17. Februar d. J. pag. 28) hatte ich die Ehre, über die Variation der Fusszahl bei einer ame- rikanischen Art der höchst merkwürdigen Gattung Peripatus zu berichten, was um so mehr von Interesse war, als man vorzugsweise diese Zahl zur Unterscheidung der Arten ver- wandt hatte. Ich hatte damals noch keine Gelegenheit gehabt, Exemplare vom Cap der guten Hoffnung zu untersuchen , was mir jetzt durch die besondere Güte des Herrn A. Wichüra möglich geworden ist. Blainvillb hatte bekanntlich nach einem Exemplar vom Cap der guten Hoffnung, welches nur 14 Fusspaare besitzt, zuerst einen Feripatus brevis aufgestellt. Grübe beschrieb nun neuerdings in der „Reise der Novara, Zoologie II., Anneliden pag. 4" einen P. rapensis mit 17 bis 18 Fusspaaren, welchen Fraüenpeld bei Constantia gefunden hatte. Er bemerkte da- bei, dass die reifen Embryonen von P. EdwardsU schon die Fusszahl der ausgewachsenen zeigten und dieselbe unter einem Dutzend von Exemplaren nur um eines schwankte, er müsse daher die Identität von P. brevis und P. capensis bezweifeln. 14 16G Gesellschaft naturforschender Freunde. Auch Herr Moseley fand bei vielen von ihm am Cap unter- suchten Exemplaren constant nur 17 Fusspaare. Unter den von meinem Freunde Wiucuka aus der Cap- stadt gesandten Exemplaren haben dagegen drei 22, acht 21, acht 20, eins 19, eins 18 und zwei 17 Fusspaare. Dieses zeigt eine so grosse Verschiedenheit bei derselben Art von der- selben Localität, dass es gar nicht mehr so unwahrscheinlich ist, dass dieselbe auch mit nur vierzehn P^usspaaren vorkom- men kann. Bei P. juli/ormis Guii.ding von Utuado auf Forto- rico variirt die Zahl der Fusspaare von 27 bis 32 , wie ich früher gezeigt habe. Es dürfte hiernach wohl nicht zu be- zweifeln sein, dass die Zahl der Fusspaare bei derselben Art von Peripntus viel mehr variirt, als man angenommen hat, und eine geringe Verschiedenheit in dieser Beziehung bei Exem- plaren aus derselben Weltgegend nicht zureichend ist, um ver- schiedene Arten zu unterscheiden. Herr v. MARXENS übergab im Namen des Herrn F. HlL- (ifENDORF eine Uebersicht über die japanischen Sebastes- Arten. Von der Gattung Sebastes (im älteren Sinne) führt die Fauna japonica 4 Arten auf: S. marmoratus, pachycephalus, inermis, ventricosus', dieser Zahl scheint die Perry- Expedition eine weitere hinzugefügt zu haben, welche von Bkevooust aber zu S. marmoratus gezogen wurde und die vielleicht dem S. Mat- subarae entspricht; auch Bleekek hat wahrscheinlich eine vor- her nicht erwähnte Art vor sich gehabt, dieselbe aber für den S. inermis Schleg«l's gehalten. Günther ') vermehrte in neuester Zeit den Bestand um 3 japanische Arten, die er auch mit eignen Namen versah, S. oblongus, macrochir, Joyneri, von denen aber die erste dem S. inermis Bleeker, die letzte dem ventricosus ScHL. synonym zu sein scheint, und eine vierte Art fügte endlich Steindauhner in diesem Jahre der Liste hinzu: den S. Taczanowskii, Inzwischen erklärte ich selber nach Unter- *) Die Notizen Günthek's wurden reproduoiit und auch Abbildun- gen der Arten beigefügt in Voyage of H. M. S. Challkngkk, Zoology Vol. 1. 1880, ein Werk, das ieli erst im letzten Augenblick erliielt. Sitzung vom 21. December 1880. 167 suchung der Original -Exemplare den S. ventricosus Sohl, für identisch mit dem S. inermis C. V, und den inermis Schl. für eine besondere Art S. Schlegeln Hf. Die diesjährige Fischerei-Ausstellung •) brachte eine über- raschende Fülle von japanischen S eb aste s - Ar i^n , hauptsäch- lich von der Insel Yeso; 5 davon dürften gänzlich neu und eine weitere, einer von Pallas aus dem hohen Norden unter dem Namen 'S', variahilis beschriebenen zugehörig, wenigstens von Japan noch unbekannt sein. So zählen wir denn jetzt bereits nicht weniger als 13 Species dieses Genus, eine Zahl, die kein anderes Land auch nur annähernd aufweist , die aber wahr- scheinlich noch immer nicht der endgültigen entspricht. Leider ist die Beschaffenheit des zur Untersuchung ver- fügbaren Materials nicht sehr günstig. Die meisten der für die Ausstellung gesammelten Fische waren als ausgestopfte Häute präparirt und hatten während der Ausstellungszeit er- heblich gelitten, so dass mehrere Kennzeichen an ihnen gar nicht oder doch nur mangelhaft erkannt werden können , so die ßezahnung des Gaumendachs, Wirbelzahl'), Formverhält- nisse des Körpers, Gestalt der Flossen, Auch war jede Art meist nur durch ein Exemplar vertreten. Es bedarf demnach die hier gegebene Zusammenstellung sicherlich einer weiteren Prüfung an reicherem und besserem Material ; doch würde andererseits ohne eine derartige Vorarbeit, wie sie hier bereits geboten werden kann, ein Studium an Ort und Stelle, wo die beste Gelegenheit zur Lösung vorhanden ist, unmöglich sein. Alle 13 Arten besitzen, so viel sich feststellen lässt, Zähne am Palatinum und haben (falls erwachsen) die unteren Pec- toralstrahlen ungetheilt , gehören demnach nicht in die von LüTKEiS und anderen anerkannten Gattungen Sebastopsis, bezüg- lich Neosebastes. Eine Discussion über die Untergattungen und, deren Namen wird wohl besser bis zu einer Zeit vertagt wer- den, wo wir deren Werth an zahlreicheren Kennzeichen zu ^) Vergl. S. Matsubara, Specialkatalog der japanischen Abtheilung. Berlin, STUHR'sche Buchhandlung 1880. 2) Bei der Gattung Sebastes wie es scheint nicht unwichtig; die Angaben für die verschiedenen Species schwanken zwischen ^7i9 und 10/14. 14» 168 Gesellschaft naturforschemhr Freunde. messen vermögen. Ich behalte deswegen für sämmtliche Arten den alten Namen Sehastes bei. ') Glücklicherweise scheinen die Charaktere nach Geschlecht und Alter wenig zu schwanken; bei ,S. Schlegeln, S. Taczu- nowskii und anderen konnte ich mich an einer grösseren Indi- viduenzahl von der Leichtigkeit der Identificirung überzeugen. Dagegen scheinen allerdings einzelne Kennzeichen individuell abzuändern. Zum Verständniss meiner Tabelle mag Folgendes dienen. Wichtig ist vor allem die Kopfbewaffnung. In der Tabelle habe ich ihr die erste Stelle eingeräumt und die Arten darnach geordnet. Das Maximum von Dornen am Oberkopf kommt hei *S'. mamwratus vor, nämlich einer in der Nasen- gegend, der Nasaldorn n, drei auf dem Augenrand, Orbital- dornen o' o" o"\ von denen der mittlere bei den anderen Arten zuerst verschwindet; etwas dahinter und nach innen zu folgt ein Postorbitaldorn po; zwischen beiden Augen treten zwei Leisten auf, Interorbital -Leisten, Int-L, und dazwischen eine tiefe Rinne, Int-R; jede dieser Leisten, die selbst ohne Dornen bleiben, hat in ihrer Verlängerung nach hinten einen Dorn, den ersten Occipitaldorn oc', dem eine ausgedehntere Leiste' mit zwei Occipitaldornen, oc" oc"', folgt. Das Prä orbitale hat am Unterrande hinter jedem Drittel einen Absatz, der erste I jedoch ist selten in einen Zahn entwickelt, dagegen der letzte III öfter in zwei Zähne gespalten; nach der Winkelgrösse bezeichne ich diese Zähne als spitz-, recht- und stumpfwinklig, Sp, R, St, nach Ausbil- dung des Scheitels als rund oder eckig, r oder e. — Ausser- dem kommt noch zuweilen am unteren Augenrande ein kleiner Dorn vor (bei den ersten drei Arten), oder gar mehrere Dor- nen auf dem „bony stay". Die Flossenformel habe ich in gewöhnlicher Weise gebraucht, bei der Pectoralis steht die Zahl der ungetheilten Strahlen im Nenner. Die Linea lateralis wurde nach den röhng durchbohrten Schuppen selbst gezählt, was bei Sebastes der GüNTHERschen Methode vorzuziehen sein dürfte. Um für ^ 0 Nach Bleekkr's Liste von 1877 lieissen die damals bekauuteu 6 Arteu süuimtiich ISebu.stktdtiys. Sifciaifj vom 21. December 1880. 169 die Grösse der Schuppen einen Anhalt zu gewinnen, habe ich 5 derselben, die in einer nach vorn zu aufsteigenden schrägen Linie liegen, in situ zusammen der Höhe nach gemessen ; dieses Maass geht in die Kopflänge 2^/^ bis öVa mal je nach der Art, wobei vorausgesetzt ist, dass man die grössten Schuppen, welche in der Nähe der Brustflossenspitze liegen, auswählt. Der Grad, bis zu welchem der Vordertheil des Kopfes von Schuppen frei ist', scheint charakteristisch zu sein; nackt können sein die Mandibel (Md), die Maxille (Mx), das Pi'äorbitale (Praeorb), der Interorbitalraum (Intorb), das Inter- operculum (Intop) ; die Schnauzengegend ist es fast stets, das Intermaxillare immer. — Die Brustflosse erscheint entweder kahl (k), oder einfach beschuppt (seh); in vielen Fällen aber besitzen diese Schüppchen am Hinterrande eine Zahl (etwa 5) langer, aufgerichteter Stacheln, wodurch dann die Oberfläche der Flosse (besonders an den untersten getheilten Strahlen) eine kurz borstige Beschaffenheit erhält (st). Sehr auffällig sind die Unterschiede in der Länge der Ki e- men dornen (Gillraker); am ersten Bogen ermittelte ich für die längeren Dornen (den gerade vor der Biegung stehenden, oft stärker verlängerten wählte ich nicht, sondern etwa den 2. bis 4.) ein Maass, das bei S. Taczanowskii die Länge der Kiemenblättchen dahinter übertraf, während es bei pachyce- phalus kaum ein Drittheil derselben Länge erreicht. DieMaasse: Kopflänge in Körperlänge (ohne Caudalis), Augenhöhlen - Durchmesser (horizontal) in Kopflänge und in Schnauzenlänge, Interorbitalbreite in Augenhöhlen-Durchmesser (vertical) und in Kopflänge, bedürfen keiner Erläuterung. Die Länge des Oberkiefers, der entweder bis unter den Hinterrand des Auges (Hr), bis hinter die Augenmitte (h), oder zur Augen- mitte (M) zurückreichen kann oder vor derselben endet (v), ist an trocknen Exemplaren nicht leicht festzustellen. Von der Dorsalis wurde die Länge der höchsten Stacheln (gewöhn- lich ist es der 5. oder 6.) , und die des vorletzten und letzten danach bestimmt, wie oft sie in der Kopflänge enthalten sind, ebenso bei der Analis. An der Schwanzflosse ist der Hinter- rand, wenig convex (w. conv), grade (gr) oder gabiig (g). — Die Rubrik für auffallende oder ausschliessliche Kenn- l^Ö Geselhdiaß natur/ornc/i ender Freunde. ots'w«.;!""''''."'' '""" ^'^l'"»"« B-"""n""K eines Exem- plars Weith sondern s,e zeigt auch, das., ,asl nie solche ".angeln und schon daru.n BasUrdbildungen bei den au "e- zahlten Formen nicht vorliegen IvBnnen. ° Schon oben habe ich angedeutet, dass veischiedonc Cba raktere wohl brauchbar sein mögen, aber von mir „n, t uch werden konnten. Wirbelzahl, liezahnuug; andere de etchter zugänglich sind, geben wenig greifbaf oder «hw ausdruckbare Resultate. Das Vorkon.men von Secundlr schuppen welches schon T„..s,„s in Erstaunen setzte da aber auch be, anderen Gattungen, Serranus, MugU, sj^ beobachtet w,rd, gehört dahin, ebenso die Sculptur der eh einen Schuppen. Ich habe daran gedacht, die abwechselnde .S el „g welche D- und auch A-Stacheln haben, zu verwer.hen n klar dass beispielsweise der erste A- Stachel entweder nach rechts oder nach links gerichtet sein tnuss; ich fand aL • z men,en, Bedauern, dass bei S. Tac^an.,u.Mi unter 6 Exen plaren i das e,ne, 2 das andere Verhältniss zeigten ,i in dieser Charakter werthlos wird. ' Alle Angaben in der Liste sind nach meinen eioenen Bbachtungen eingetragen, die einzige mir nicht vorließ Alt, S.macrochr, ausgenommen; die hierbei indirect geschlos- senen Zahlen etc. sind in eckige Klammern gesetzt. Bezüglich der einzelnen Arten möchten noch folgende Notizen am Platze sein: "i„<."ue \. SebasUsviarn,oraU.,C.\. Soll zuweilen giftig sein. Bisher nicht von Yeso bekannt. ^ feil l' *'"'.''""'l^'""*'"-«-sp.n. Es war mir früher zwei- felhaft, ob nicht die unter 2 n. Sa aufgeführten Exemplare, das erstere kleinere von der Hauptinsel Honto (Mus. Her. 1 1280) das etztere von Yeso (M. B. ,1279), zwei verschiedenen Arten o wenigstens Localvarietäten angehören können. Unter den von Pali..,s an das zoologische .Museum zu Berlin überkommenen Exemplaren hndet sich aber ein Sebas„> (Gen.-Cat. No 81451 dessen L ossenformel D. ■»/,., A. 7„ P. ■% wenigstens' für die L'dHtteP "'V'"'''V' ™" ™" ''^"^'«"•e" ».a len. De, diitte l'raopcrcularstachel weist bei dem südlichen E.om- plar und dem F.,Li,As'schen stark „ach unten, bei dein' von Sitzung vom 21. December 1880. 171 Yeso dagegen eher nach hinten. — Ein stumpfer Dorn ist am hinteren, dem Auge zugewandten Rande des Praeorbitale vor- handen , ein kleiner schärferer am unteren Augenrande am Suhorbitalringe. Die Occipitaldornen stehen beide dicht an- einandergedrängt am Ende einer scharfkantigen Leiste. 4 Sebastes nivosus sp. n. Das einzige Exemplar von der Insel Yeso misst 30 Ctm Länge. Die Stütze des Prae- operculum scheint nicht ganz bis zu letzterem zurückzureichen. _ Die sehr charakteristischen weissen Fleckchen sind etwa halb so gross als die Schuppen und um 2 Schuppendurch- messer von einander entfernt. Mus. Ber. 11273. 5 Sebastes trivittatus sp. n. 1 Exemplar m Alkohol, 23 Ctm. lang, 1 Exemplar trocken, 57 Ctm. lang, beide von Yeso. M. B. 11274. 11275. 7 Sebastes Schlegelti Hlgdf. (S. inermis Schlegel). Diese Art die ich selbst in Yedo und Hakodate sammelte, ist in zahlreichen Exemplaren von Yeso auf die Ausstellung ge- bracht worden. Die Alkohol - Exemplare maassen von 4 bis 12 Ctm das grösste trockene Exemplar hatte 38 Ctm. Ein ebenfalls dieser Art angehöriges Stück war als Mura-soi ViP7PicnnGt« Fast stets ist der dritte Praeopercular-Dorn nach abwärts aerichtet, nur bei dem grössten Exemplar zeigt er ausnahms- weise nach hinten. Der Occipitalstachel ist zweimal (emseitig) doppelt gespitzt. Bei den jüngsten Exemplaren smd alle Pektoralstrahlen noch einfach, erst bei einer Körperlänge von 8 Ctm. wurden gespaltene Strahlen beobachtet. 8. Sebastes oblongus Günther. Dieser Fisch ist zuerst von Bleeker unter dem Namen 5. inermis C. V. be- schrieben worden, und ich erkannte ihn in einem von E. von Marxens aus Japan mitgebrachten Exemplare wieder. Die früheren Angaben Günthers , wonach der Augendurchmess_^er V der Kopflänge ausmachen sollte und wo für die Analflosse /, angegeben wurde, hatten mich veranlasst, den oblongus iixv dilerent zu halten. Die Abbildung in der neuen Publicat.on beweist aber, dass die obigen Daten entweder irrig oder doch wenigstens nicht beständig sind; denn bei ihr ist der Augen- 172 Gesellschaft naturforschcuhi- Freunde. dur^chmesser in der Kopflänge 4% n,al enthalten und die A. Auffallend ist die grosse Aehnlichkeit der eigentlich dorh so unregehnässigen Zeichnung „nt der von .S'. /^ Its nur er von. Auge zum Operkulardorn laufende dunklf St ft.; bleibt für den oblonyas charakteristisch. 9. Sebastes inermis C. V. (Ä ventricosus Schl. S Joynen Günther). Das Original - Exemplar von C.viek und (Ao. 1ÜQ03). Es stimmt durchaus mit den uns von Schlegel selbst gesandten Exemplaren von dessen 9 „.«/ ^'^^^': 1 . , . ^ ^" *u" uessen »5. ventricosus. Bei der v,el geringeren Kopfbewaffnung dieser Art, erweist sich wuide er we, weniger geeignet sein. Ohne Zweifel gehört auch Gu»T„B„s S. Joyneri hierher. In der Zeichnung d ese' :ntrmh-te"'de':D'°'"d'^'"-^' "'^^-«=»-''» ' ""^ ^-t X Fkc en ™s h h.-H ""fV™"'' abwärtsgehen 5 du„l beschrieb, es raisst nur 8 Zoll- diesem daruber lässt, weicht d^^^de^ g^-^r 11 '"er^™::; aus uhrlic en Ma,assen gar ein drittes Exemplar zu G legte, geht ganz sicher schon einfach aus der Angabe d Korperlänge hervor. ^'ufcaue aei Sitzumi vom 21. Dcvemher 1880. 173 Herr V. MARXENS legte die folgende Mittheilung von Prof. Th. StuüER in Bern über sclieinbare Knospen an Herpetolitha limax unter Vorzeigung des betreffenden Exemplars aus dem zoologischen Museum vor. In einem kleinen Aufsatze über Knospung und Theilung bei Madreporariern (Mittheilungen der Berner naturf. Gesell- schaft 1880) suchte ich nachzuweisen, dass die meisten bei Madreporariern als Knospung gedeuteten Fortpflanzungsvor- gänge eigentlich als Theilungserscheinungen aufzufassen sind. Ich hatte in jener Arbeit hauptsächlich die Astraeacea und Oculinacea in den Kreis der Beobachtung gezogen, die Fun- giacea mit ihren ziemlich eigenthümlichen Verhältnissen waren weniger berücksichtigt worden. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung scheint bei Fungiden hauptsächlich auf Theilungsvorgängen zu beruhen. Bei den einzellebenden Fungien der Gattungen Fungia Lam. und Ha- liglossa Ehbg. entsteht aus dem Ei, wie Stutchbuky 1830 zuerst nachgewiesen hat , zuerst ein auf einer Unterlage fest- gewachsener gestielter, becherförmiger Polyp, dessen flach aus- gebreiteter, tentakeltragender Theil sich vom Stiele loslöst, um als freie Fungie geschlechtsreif zu werden. Die freie Fungie kann sich noch durch Quertheilung vermehren , wie Stücke, welche ich von Mauritius erhielt, beweisen. Zusammengesetzte Fungiacea, wie Herpolüha, /'odabacia, Siderastraea , Mycedium u. a. vermehren sich dadurch, dass auf der Innenfläche eines Einzelkelchs, welcher sich rasch verbreitert, neue Kelche sich diff'erenziren. iVusser dieser Erscheinung sieht man aber hin und wieder an Fungien auf der Unterseite, resp. dem Mauerblatt des Kelches kleine trochoide Kelche aufsitzen , welche ganz das Bild kleiner Knospen bieten. Bei genauer Untersuchung sieht man bald, dass dieselben entweder aus Embryonen ent- standen sind , welche sich auf abgestorbenen Theilen alter Fungien festgesetzt haben oder dass sie durch Abschnürung von Randfalten des Kelches hervorgegangen sind. Letzteren Vorgang illustrirt ein hier im Holzschnitt dargestelltes Exem- plar von Herpotitha Umax aus Singapore, in der Sammlung des königl. Museums in Berlin, auf welches mich Herr v. Martens aufmerksam machte. 174 Gesellschaft naturforschender Freunde. Dieselbe zeigt auf der Unterseite, vom Mauerblatt ent spn„ge„d, eine trochoide Knospe, deren Form ganz m t L öietei ßasKs, sein Rand ist wenig ausgebreitet; Septen sind dLsertelcl "'r'; '" "^""^ 'ängsgerFchtet. Von Ser BaTi A w L , , "^' ""' ^'^^^ ^"'-^^^^ bis zum Rande der Mutterkolon,e, der hier stark eingezogen erscheint, üeb r de Entstehung d.eser scheinbaren Knospe giebt eine andere Stel hfe die A r '; ^"""^ ^'-'^^'^^'"^ ^- «^--^ -«ge- buchtet, die Ausbuchtung nach unten gekehrt und an ihrem Begmn emgeschnürt, die Falte setzt sich in einen Wu s for " r ctr: -h bKs nach der Mitte des Bodens der Kolonil er- t eckt auf diesem ist eine kleine Narbe zu erkennen. Dürfen wir nach Analogie von beobachteten Fällen bei Astraeiden n Ocu niden schliessen, so schnürt Her.olUha vom R aus Theile ab, welche sich zuerst als Einzelfungien reprä- sentiren, dann wie die Narben zu beweisen scheinen, sich ablosen und dann wohl die Grundlage einer neuen Kolonie werden^ Aehnliche Bildung von knospenartigen Theilstü len beobachtete ich an F.„^/a-Arten von Mauritius. bl^tVrw^V^^^^"'"^'''' '^'^'^' ^^'^ die Schlauch- Matter (Ascidien) von Gephalotus follicularis 1.AB1 LL. Dieselben sind bekanntlich habituelldenen von Aepen- thes sehr ähnlich, haben eine K anne mit berandeter Mündung und Sitzung vom 21. December 1880. 175 darauf einen einseitig befestigten Deckel; nur ist ihr Stiel ganz kurz, ohne basale Verbreiterung, und nicht, wie bei jener Gattung, an der Basis des Schlauchs inserirt, sondern etwas unterhalb des Deckelscharniers, so dass der Schlauch einem Deckelglase vergleichbar wird, das statt des Henkels mit einem stielförmigen Griff versehen wäre. Bei Nepenthes entwickelt sich nun der Schlauch, wie aus der Darstellung J. D. Hooker's >) bekannt ist und vom Vortragenden nach eigener Untersuchung bestätigt werden kann, in der Art, dass an der jungen Blatt- anlage,' die ein längliches Zäpfchen darstellt, auf der Innenseite dicht unter dem Gipfel zunächst eine kleine Vertiefung entsteht; diese wird sodann durch Erhebung des oberen und unteren Randes zu einer zweilippigen Tasche, deren Lippen (welche anfangs dicht zusammenschliessen) in der Folge sich verschieden ausbilden, indem die obere zum Deckel, die untere zur Kanne, das Ganze also zum Schlauche sich gestaltet. Zuletzt, nachdem das Blatt schon aus der Knospe hervorgetreten, wird dieser, zuerst noch kleine, sich aber allmälich bedeutend vergrössernde Schlauch durch einen Rankenstiel von der zur Lamina verbreiterten Basalpartie des Blattes entfernt und in die bekannte, vom herabgebogenen Rankenstiel wieder auf- steigende Stellung gebracht. — Anders bei Cephalotus, dessen Entwickelung bisher, vielleicht der habituellen Aehnlichkeit mit JSepenthes halber, noch nicht untersucht zu sein scheint. Zwar sind die ersten Stadien dieselben, wie bei jener Gattung; auch bei Cephalotus bildet sich unter dem Gipfel der jungen Blatt- anlage auf deren Innenseite eine Vertiefung und um dieselbe, durch Emporwachsen des oberen und unteren Randes, eine zweilippige Tasche; dann aber tritt eine Differenz ein, es wird , umgekehrt wie bei Nepenthes , die Oberlippe zur Kanne und die Unterlippe zum Deckel. Der Schlauch von Cephalotus steht hiernach anfangs mit der Mündung nach unten, wie ein Aconitumhelm; erst nahe vor völliger Ausbildung biegt er sich auf seinem, kurz und stielförmig bleibenden Fussstück nach aussen über und zeigt nun die Kanne unten, den Deckel oben. Im Ganzen betrachtet, ist somit der Schlauch von Cephalotus 1) Transact of the Liunean Society Vol. XXli. pag. 137 ff. (1859). ^'^^ Oesellschaft naturforschender Freunde. die gleiche Bildung, wie bei mpenihe.; nur stehen die beiden Ihe.e, Kanne und Deckel, bei beiden Gattungen im umge- kehrten Verhaltn,s.s. - Eine etwas ausgeführtere Darstellung, m. t.guren begleitet, wird Vortragender an einem anderen Uite bringen. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsber der Königl. preuss. Akademie der Wissenschaften, zu Berlin, Juli, August 1880. Leopoldina, XVI, 21-22. November 1880. ^"'vI"..^t' ''^'^'^^""^ ™P^r- des sciences de St. Petersbourg, XXVI., 3. 1880. ^ 57. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. tultur. Breslau, 1879. Verhandlungen des naturhistor. Vereins der preuss. Rheinlande und AVestfalens, 3G. Jahrg, 2. Hälfte, 1879; 37. Jahr^., 1. Hälfte, 1880. " 19 Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, 1880. Verhandlungen des naturhist.-medicinischen Vereins in Heidel- berg, 1880. 38. Bericht des Museum Francisco-Carolinum. Linz, 1880 Jahresbericht der naturf. Gesellschaft Graubündens. '22. Jahrg. Proceedings of the Zoological Society of London, 1880, partHI Mai, Juni. Proceedings of the Boston Society of nat. bist Vol XX part IL, November 1878 - April 1879.; part. III., April 1879 — Januar IP"^ Occasional papers of the Boston Society of nat bist HI 1880 (mit Karte). Bulletin of the Museum of comp. Zoology, VL , 8-11. 1880 Cambridge. Annual report of the Museum of compar. Zoology, 1879 — 80. Sitzung vom 21. December 1880. \11 Science Observer, III., 28. Boston. Mittheilungen der zoolog. Station zu Neapel. II, 2, 1880. Memoires of the Boston Society of nat. bist. vol. IlL, part. I., No. 3. Smithsonian Report, 1878. A. Todaro. Hortus botanicus Panomitanus, T. I., fasc. IX. M. Bartels, lieber Menschenschwänze. (Aus dem Archiv ' für Anthropologie, Bd. XIII., Heft 1, 1880.) Danzig in naturwissensch. und medicinischer Beziehung, 1880. Exposition univer. de 1878, catalogue du ministere de Tinstruc- tion publique, Tom. I, T. IL, fasc. 1 u. 2, T. III., fasc. 1. Journal of the Royal Microscopical Society, III., 6 u. 6a, December 1880. Proceedings of the Academy of natural Sciences of Philadelphia, 1879, part. I - III. Druck von J. F. Starcke in Berlin. Sebastes. Kopfstachelu. Praeorbi- talc. D. A p. L. 1. tub. liahl sind : 1 II 0 1 §''1 H F Augendurchm. in Kopflänge. Augendurchm. in Schnauzenlänae. II |J 0 D. So 1 1 l ^ CO ■s 2. Stachel. 3. Stachel. C. B c Färbung und Zeichnung. Auflällige Kenn- zeichen. Japanischer Name. 1. iiinnnoratc-^ 0. V. ei-haben n o' o" o'" Int-L, Int-R oc' oc" oc'" 111 Sp e '7ii % 17 8-9 9-8 52 5V: Mx Md Intop Piaeorb lutorb k 7ö 2%' 373; Vs 2 6',.. h 1 1 2','. 4 1 4 273 274 w conv. 5 helle Flecken längs der D-Basis. kleine Schuppen, schmaler Interoi-- bitalraum. Kasago. 2. MiKsiihnrne H. 00 erhaben n o' o" o'" po Int-L schw. oc' oo" oc'" I St r II R e III Sp e "fl: 20 ca. 36 4'A 0 seh ? j 2'/s' 2=/3' 73 17. 4 h 1 273 4 3'/4 274 27, ? roth. grossäugig, stark geschuppt. Akö. 2 a. idem var. oc zieml. erb. D o' o" o'" po Int-L schw. oc' oc" oc'" " St} « III dpp R e "/» % 18 32-36 3=', 0 st ? 3 3''3 74 174' 4 M 273 573 373 3 3 w g roth. stark geschuppt. Aka uwo. 3. jmvhycephalus SCHL. 0 erb., oczml. erh. n o' o"' iDt-L, iDt-R oc'" 111 R c "/u 17 32 2V, Mx Md Intop. Praeorb. lutorb. w seh V3 2=/3 4 1 173; 6 1 1 M 274' 373 3 2 2V6 conv. braun, dunkel mar- morirt, Unterkopf gedeckt. grossschuppig. 9. D-Stach. lang. 4. nii'osm II. 0 u. oc zml. erb. n o' o'" po oc 111 St e "/. 19 38 4 Mx Md Intop. ■/, Praeorb. k V3 3 4 1 175 5 i h 273 374 374 2 2V4 g schwarzbraun, un- ten heller: überall weiss punktii-t. weiss punktirt. Goraa soi. 5. trirltlahis H. erhaben n o' o'" po Int-L, Int-R oc'" II St r III R e "/l3 Ve 18 10-9 "8-9 36 4 3V» Mx Md Intop. Vi Praeorb. seh- st 1 2V5 3 374 7» [ 17« 5 1 4-V4 M 178 278 4 47» 378 278 274 274 3 w conv. hellbraun ; 3 dunkle Läugs- bindcn. 3 dunkle Längs- binden. Shima soi. 6. marrocliir G. zml. erb. n o' o" o'" po oc y "/s 3. 22 [ca. 45] ? [weit] Intorb. Occ. theihv. ? ? 27= 3 viel üb. 1 272 [6i] h 2'/2 [7] [273] [272] [275] gr roth schwarzer Fleck auf DI und zwisch. Ä -Stach. Infraorbitalleiste mit starken Dor- nen. 7. SMegelli 11. zml. erhaben D o' o"' po Int-L oc'" II Sp e III dpp Sp e "n % 17-18 8 44 5 Mx fast Md Praeorb. k 1 273 274 373 374 7s 1 174 4 h 274 27» 472 3 272 274 gr grünl. braun, dunkl. Streif auf Mx 11. 2 über die Wange. 3 Praeorbital- Stacheln. Kuro soi. 9-lü 8. o/tloti(j(ts G. wenig vorspriDg. o'" 111 St e po oc" oc"' "/l3 % 16-17 7 42 4V. Mx Md w V2 273 474 7» 78 5 Hr. 273 473 374 275 272 w conv. hellbraun , Kopf mit radiär, dunkl. Binden, Untkopf. fleckig. kleines Auge. 9-10 Intop. '/■, """' 9. inermis 0. V. nicht erhaben D 11 Sp e 0' 0'" III Sp e oc'" 15 44 3 0 k 1 ? 3' 3 3 73 174 272 V 2 372 1 272 273 27, w conv. braun [5 dunkle Rückenbinden], lange D-Stacheln. 10. Taczanowskii St. nicht erhaben I n III St r o' o'" 1 13, L\ 16 45 1 Ol, (49) |3/' Mx fast 1 Md st Praeorb. 1V4 3V8 37^1 V» 178 4 M 27« 472! 372 2 21/3 gr dunkelbraun -, Mx, Kehle u. alle Flossen schwärzl. 'nel' ''''"'""''''" 1 Gaya-gaya. 11. Sk-indnhneri H. nicht erhaben n zieml. stark 11 R e o' o" rudimentär 111 R e po riid. 1 1 18 "/J'/j y^ 30 3Vs Md Praeorb. ^^ ? 1 374 37, V, 1 ! 174 4 h 373I 3 ^'''« 273 27, 272 2^'^ 274 ? roth ; dunkler Fleck oben am Op. 'T^^-^' ^- 12. 3/ai«-»s li. nicht erhaben n rud. oc-L ohne Zahn II St r III St. r 1 19 1 "/isVs 10-9 49 4V, 1 9-10 Mx 1 Wd 'sch- Intop. V3 1 st Praeorb. 1 ? 3'. 1 474 17. 73 374 h 273 4 373 i 373 3 w.g. braun. hohe Flossenzah- | len, schwache Ao soi. Kopfbewafl'nung. 13. variabUis G. V. nicht erhaben n rud. oc-L rud. 0 "/» Vi 19 62 4[i] 0 st ? 374 4 178 1 37= h 273 6 4 472 372 g hellbraun, Op. u. D. dunkel gesäumt. schwache Kopfbe- j waffn., hohe Zahl d.L.l., kurze2.A- u. 12. D-Stachel. Ma soi. Gesellsch. naturf. Freunde, Berlin, Dec. 1880. Hilgendoef, japanische Sebasks-Arten. ^ y 7'^ lllllllillllllllllllllllllllllllill 3 2044 106 259 740 Date Due